Stabwechsel - SAQ
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QUALITÄT SICHERN<br />
«Swiss Made»<br />
Qualitätseigenschaften<br />
bei Luxusuhren – ein Überblick<br />
Von Michael Merz<br />
Schweizer Uhren zeigen unterschiedliche Qualitätskriterien<br />
auf. Ein Chronometer ist beispielsweise<br />
ein zertifiziertes Präzisionswerk wie auch<br />
eine Sonderheit zwischen diversen Zeugnissen<br />
und Erfindungen der Uhrmacherei.<br />
Überragender als die Kriterien, die<br />
zum Qualitätssiegel eines «Swiss<br />
Made» Zeitmessers führen, sind<br />
Image und die Reputation eines Uhrenherstellers.<br />
Irritierenderweise kursieren<br />
zu viele Qualitätsversprechen<br />
in der Uhrenindustrie. Immerhin<br />
existiert seit 1886 ein Gesetz, wonach<br />
eine Uhr eine so genannte «Poinçon<br />
de Genève», ein Siegel oder eine Punze<br />
auf oder im Gehäuse verzeichnen<br />
darf. Hierbei werden ausschliesslich<br />
mechanische Werke und Module berücksichtigt,<br />
wenn Montage, Regulierung,<br />
Einschalen des Uhrwerks im<br />
Kanton Genf ausgeführt wird.<br />
Michael Merz, Journalist, ist seit 1998<br />
auf Schweizer Produkte- und Branchenthemen<br />
fokussiert.<br />
Die «Swissness» -<br />
Vorlage seit 2013<br />
Mindestens 80 Prozent der Produktionskosten<br />
bei mechanischen und<br />
mindestens 60 Prozent bei elektronischen<br />
Uhren sollten in der Schweiz<br />
subsumiert werden, um das Gütesiegel<br />
«Swiss Made» oder «Fabriqué en<br />
Suisse» anführen zu dürfen. Uneins<br />
ist man aber über ausländische Materialien<br />
wie Edelsteine und viele weitere<br />
Module, die speziell auch Luxusuhren<br />
prägen. Da gibt es führende<br />
Börsenakteure wie Richemont oder<br />
LVMH, die international aufgestellt<br />
sind. Da gibt es die Swatch Group, die<br />
ihre patentierten ETA-Uhrwerke aus<br />
Grenchen nur einigen Häusern ausserhalb<br />
der Gruppe ausliefert, dabei<br />
viele Schweizer Konkurrenten ausschliesst.<br />
Eine sogenannte «Swissness»-Vorlage<br />
(siehe Box) wurde zwar<br />
im Juni 2013 vom Bund gutgeheissen,<br />
allerdings sehen sich kleinere<br />
Uhrenmacher von weltweit agierenden<br />
Konzernen übergangen.<br />
Fakt ist: Ein nicht unbedeutender Teil<br />
der Uhrenkomponenten kommt aus<br />
dem Ausland. Insgesamt importierte<br />
die Schweizer Uhrenindustrie 2012<br />
Bestandteile im Wert von CHF 2,1<br />
Mrd., was rund einem Zehntel der<br />
Uhrenexporte entspricht (Quelle:<br />
Credit Suisse, «Schweizer Uhrenindustrie<br />
Perspektiven und Herausforderungen»).<br />
Das Import-Export-Verhältnis<br />
dürfte aber für Uhren in tieferen<br />
Preissegmenten deutlich höher<br />
liegen. Auf politischer Ebene setzt<br />
sich der Verband der Schweizerischen<br />
Uhrenindustrie FH bisher vergebens<br />
für eine Regelimplementierung<br />
ein, indem er vom Schweizer<br />
Bundesrat eine umfangreiche Gesetzeinführung<br />
fordert, den schöpferischen<br />
Wert «Swiss Made» vor nicht<br />
eingetragenen, ausländischen Kopierern<br />
zu schützen, wenn nicht den<br />
Schweizer Qualitätsgaranten zu steigern.<br />
Die grösste Rolle im ganzen<br />
marktwirtschaftlichen Triebwerk<br />
spielen allerdings die geschützte Entwicklung<br />
und die Herstellung von<br />
Prototypen in der Schweiz.<br />
Eine Kontrollinstitution<br />
Es gibt amtliche Prüfstellen in Nachbarländern<br />
wie in Thüringen und es<br />
gibt Mess- und Eichverfahren, die<br />
Uhrenhersteller selber anwenden.<br />
Die «Contrôle Officiel Suisse de<br />
Chronomètres» (C.O.S.C.) ist jedoch<br />
das angesehenste Institut der Uhrenindustrie.<br />
Es wurde 1973 von<br />
fünf Uhrmacherkantonen sowie<br />
dem Verband der Schweizer Uhrenindustrie<br />
in La Chaux-de-Fonds gegründet.<br />
Unter dem Dach der amtlichen<br />
Zertifikationsorganisation arbeiten<br />
unabhängige Kontrolllaboratorien,<br />
die «Bureaux Officiels de<br />
Contrôle», in Biel, Genf und Le Locle.<br />
Diese Büros sind dem Bundesamt<br />
für Metrologie und Akkreditierung,<br />
dem METAS, unterstellt. Das<br />
C.O.S.C. kontrolliert notabene nur<br />
Schweizer Uhrwerke vor dem Einschalen<br />
in die eigentlichen Gehäuse.<br />
In Frankreich oder in Deutschland<br />
prüft man fertige Uhren.<br />
Gleichwohl werden in der Schweiz<br />
nur Werke mit Sekundenanzeige<br />
akzeptiert, die Werke haben durch<br />
und durch schweizerisch zu sein:<br />
Alle Einzelteile müssen aus der<br />
Schweiz stammen, deren Zusammenbau<br />
und Regulierung dürfen<br />
ebenfalls nur in der Schweiz stattfinden.<br />
Eine mechanische Uhr<br />
heisst hierzulande erst Chronometer<br />
(Gr.: «Chronos», die Zeit;<br />
Swiss Made: Aktuelle Gesetzgebung vs. «Swissness»- Vorlage<br />
Die aktuelle «Verordnung über die Benützung des Schweizer Namens für Uhren» von<br />
1971 definiert eine Schweizer Uhr, die sich für das Prädikat «Swiss Made» qualifiziert,<br />
folgendermassen:<br />
«Eine Uhr ist als Schweizer Uhr anzusehen, wenn<br />
•ihr Werk schweizerisch ist, d.h.,<br />
•das Uhrwerk in der Schweiz zusammengesetzt wird,<br />
•es durch den Hersteller in der Schweiz kontrolliert wird und<br />
•die Bestandteile aus schweizerischer Fabrikation ohne Berücksichtigung der Kosten<br />
für das Zusammensetzen mindestens 50% des Wertes ausmachen;<br />
•ihr Werk in der Schweiz eingeschalt wird<br />
•der Hersteller ihre Endkontrolle in der Schweiz durchführt.»<br />
Die «Swissness»-Vorlage verlangt neu für die Vergabe des «Swiss Made»-Labels, dass bei<br />
Industrieprodukten (z.B. Uhren) mindestens 60 % der Herstellungskosten in der Schweiz<br />
anfallen, wobei die Kosten für Zusammensetzung, Forschung und Entwicklung und gesetzlich<br />
oder branchenweit geregelte Qualitätssicherung und Zertifizierung bei der Berechnung<br />
berücksichtigt werden können. Ausserdem muss ein wesentlicher Herstellungsschritt in<br />
der Schweiz erfolgt sein.<br />
Im Gegensatz zur aktuellen Verordnung bezieht sich die «Swissness»-Vorlage also nicht<br />
nur auf das Uhrwerk und die Endkontrolle, sondern auch auf sämtliche Bestandteile der<br />
Uhr (z.B. auch auf Armbänder und Gehäuse-Herstellung).<br />
MQ Management und Qualität 1–2/2014<br />
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