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Arbeiter und Baron<br />

Walter Brunner (1911-2010) verbrachte sein Leben in<br />

Leuk-Stadt und arbeitete als Elektromonteur in der<br />

Alusuisse in Chippis. Zeitlebens interessierte er sich für<br />

Politik und als Arbeiter war er engagiertes Mitglied der SP<br />

Leuk, Susten, Leukergrund. Drei Jahre nach dem Tod<br />

seiner Bruders heiratete er 1960 dessen Gattin und zog<br />

mit ihr zusammen deren drei Kinder auf.<br />

Baron Leo von Werra (1864-1945) entstammte der<br />

reichen Leuker Baronenfamilie. Um 1900 herum und mit<br />

dem Beginn des Industriezeitalters neigte sich sein<br />

Vermögen zu Ende, der Baron musste sich immer mehr<br />

verschulden. Er verlor seine Liegenschaften und<br />

Ländereien – sein Hauptsitz in Susten wurde 1912<br />

versteigert und wurde zum Betagten- und Pflegeheim.<br />

Zwei seiner Kinder – Franz und Emma – gab er 1915 zur<br />

Adoption frei und verkaufte sie an eine deutsche<br />

Adelsfamilie.<br />

Der Baron im Niedergang, der Arbeiter im Aufstieg – Leo<br />

und Walti machen in ihrem Gespräch diesen Zeitwandel<br />

zwischen Feudalismus und Industriezeitalter sichtbar und<br />

bringen auch ihre Rolle als Vater zur Sprache.<br />

Walter Brunner und Baron Leo von Werra kommen vor<br />

dem von Werra-Schloss, der Winter-Residenz der<br />

Baronenfamilie, ins Gespräch; dieses Gebäude gilt als<br />

bedeutendster klassizistischer Herrensitz im Wallis. Um<br />

1800/1810 liess Baron Ferdinand von Werra das<br />

Hauptgebäude der Schlossanlage errichten und verband<br />

es durch einen Saalbau mit dem alten Westflügel, den er<br />

erweiterte und umbaute.<br />

Politik – Macht und Ohnmacht<br />

Regina Mathieu (1933-2001) lebte in Leuk-Stadt, wo sie<br />

als Lehrerin arbeitete. Einen bekannten Namen schuf sie<br />

sich in der Politik: 1988 wählte das Leuker Stimmvolk<br />

Regina Mathieu zu seiner Präsidentin, womit sie erste<br />

Gemeindepräsidentin im Kanton Wallis wurde. Sie leitete<br />

die Geschichte Leuks bis 1996 und war von 1977 bis 1981<br />

Suppleantin und dann bis 1993 Walliser Grossrätin.<br />

Anna, eine erfundene Figur, verkörpert eine Magd von<br />

Michael Mageran (um 1570-1638), der als bedeutendste<br />

Leuker Persönlichkeit seiner Zeit galt. Zwischen 1631 und<br />

1638 bekleidete er das Amt des Landshauptmanns und<br />

war der reichste Walliser. Zur Zeit der Reformation (um<br />

1620) stellte er sich an die Spitze der Reformatoren. Der<br />

politische Aufstieg gelang ihm erst, als er sich 1624 zum<br />

katholischen Glauben bekannte.<br />

Das Gespräch zwischen Regina und Anna dreht sich um<br />

Politik. Zur Sprache kommen Macht und Ohnmacht, die<br />

das politische Wirken mit sich bringt.<br />

Die Frauen treffen sich bei der Schützenlaube. Der<br />

Holzturm des Gebäudes stammt aus dem 16. Jahrhundert,<br />

der angeschlossene Wohnbau wurde im 19. Jahrhundert<br />

hinzugefügt. Von diesem Platz aus eröffnet sich ein<br />

herrlicher Blick westwärts auf den Pfynwald.<br />

Theater – Welt- und Dorfbühne<br />

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der<br />

weltbekannte Dichter, weilte 1779 auch in Leuk-Stadt. Für<br />

dieses Städtchen fand er jedoch nicht gerade<br />

anerkennende Worte.<br />

Victor Matter (1915-2006) lebte in Leuk-Stadt, wo er<br />

zuerst einen Coiffeursalon, später einen<br />

Gemischtwarenladen betrieb. Eine seiner grossen<br />

Leidenschaften war die Geschichte, er war so etwas wie<br />

das „wandelnde Leuker Geschichtsbuch“.<br />

Sein grösstes Interesse galt dem Theater. So schrieb er<br />

verschiedene Theaterstücke, die sich mit der Leuker- und<br />

Walliser Geschichte auseinandersetzte. Für sein<br />

kulturelles Schaffen wurde er von der Gemeinde mit dem<br />

Kulturpreis ausgezeichnet.<br />

Hier der weltbekannte Dichter, dort der Leuker<br />

Theatermacher – die beiden unterhalten sich über das<br />

Theaterschaffen auf der Welt- und Dorfbühne – mit<br />

Leidenschaft und Humor.<br />

Treffpunkt der beiden Männer ist der Hauptplatz, der von<br />

der Kirche St. Stefan überragt wird. Die erste Kirche geht<br />

auf das 6./7. Jahrhundert zurück; der Glockenturm wurde<br />

im 13. Jahrhundert gebaut, die Kirche entstand in<br />

mehreren Etappen und wurde 1514 fertig gestellt. Im<br />

Untergeschoss des Baus befindet sich das Beinhaus: An<br />

die 20‘000 Schädel bilden hier eine imposante<br />

Schädelwand.<br />

Hexe – verhöhnt und verbrannt<br />

Christina Jungsto (1649-1674) aus Törbel war ältestes<br />

von zwölf Kindern einer Bergbauernfamilie. Sie arbeitete<br />

als Magd in Brig und Sitten, bevor sie 1672 in Leuk-Stadt<br />

Magd von Herrn Aymon wurde. Zwei Jahre später wurde<br />

sie verhaftet und vom Richter und Meyer des Zehndens<br />

Leuk, Johann Michael Mageran, verurteilt. Am 8.<br />

September 1674 wurde sie während der Amtszeit von<br />

Bischof Adrian von Riedmatten auf der Turmmatte in<br />

Leuk-Stadt als Hexe geköpft und verbrannt.<br />

Iris von Roten (1917-1990) entstammte einer<br />

gutbürgerlichen Basler Familie und wurde Juristin,<br />

Journalistin und Frauenrechtlerin. In ihrem Buch „Frauen<br />

im Laufgitter“ (1958) forderte sie die Gleichstellung der<br />

Frau in allen Bereichen und entmythologisierte die so<br />

genannten traditionell-weiblichen Werte. Dieses Buches<br />

wegen wurde sie zur meistkritisierten Schweizer Person<br />

ihrer Zeit. Im Jahr 1946 heiratete sie den Oberwalliser<br />

Aristokraten und Juristen Peter von Roten (1916-1991),<br />

mit welchem sie zwischen Herbst 1947 und Herbst 1950 in<br />

Leuk-Stadt lebte.<br />

Christina und Iris unterhalten sich über ihre Leben:<br />

Während die eine als Hexe ihr tragisches Ende fand,<br />

entging die anderem diesem Schicksal wohl nur deshalb,<br />

weil es im 20. Jahrhundert keine Hexenprozesse mehr<br />

gab.


Im Zen-Ruffinen-Landsitz, wo sich die beiden Figuren<br />

unterhalten, in den Galdinen hatten Peter und Iris von<br />

Roten zwischen 1946 und 1948 ihren Wohnsitz und ihre<br />

Kanzlei. Hauptgebäude und Treppenturm entstanden<br />

1612, später kamen Anbauten im Westen und Norden<br />

hinzu. Wappen am Eingangstor verweisen auf die<br />

einstigen Besitzer Niklaus Brunner und Maria Albertini.<br />

Architektur – einst und heute<br />

Ulrich Ruffiner (ungefähr 1480 bis 1549) galt als grosser<br />

Baumeister im Wallis der ersten Hälfte des 16.<br />

Jahrhunderts. Der Baumeister aus dem Prismell kam dank<br />

des Auftrags zum Kirchenbau nach Raron, wo er lebte;<br />

später verlegte er seinen Wohnsitz nach Glis, wo er durch<br />

einen Sturz vom Kirchendach oder-gerüst 1549 ums<br />

Leben kam. In Leuk-Stadt baute er das Rathaus und<br />

beendete den Bau der Stefanskirche.<br />

Mario Botta (1943) gilt als einer der grössten<br />

zeitgenössischen Architekten mit Weltruf. Zahlreiche<br />

Bauten in aller Welt bezeugen dies. In Leuk-Stadt nahm er<br />

die Renovation des Bischofsschlosses vor. Die Glaskuppel<br />

auf dem Schlossturm macht Bottas Leuker Schaffen<br />

weitherum sichtbar.<br />

Wie lebte es sich als Baumeister im 16. Jahrhundert, wie<br />

heute – die beiden Baumeister unterhalten sich über ihr<br />

Wirken. Und weisen auf jene Spuren hin, die sie mit ihren<br />

Werken in Leuk-Stadt hinterliessen.<br />

Zwischen Rathaus und Schloss kommen die beiden<br />

Baumeister ins Gespräch. Im 13. Jahrhundert entstanden,<br />

diente das heutige Rathaus dem lokalen Vertreter des<br />

Bischofs von Sitten als Amtssitz. 1541 erwarb die<br />

Burgerschaft von Leuk das Gebäude und liess es von<br />

Ulrich Ruffiner restaurieren.<br />

Das Schloss fand 1254 erstmals eine urkundliche<br />

Erwähnung. Das Gebäude diente vorerst als Wohnung<br />

des Meiers und dann als Sommerresidenz des Bischofs<br />

von Sitten. Später tagte hier der Walliser Landtag. Seit<br />

1934 ist es im Besitz der Gemeinde Leuk, die es für 50<br />

Jahre der Stiftung Schloss Leuk übergab, welche für eine<br />

fachgerechte Renovierung und eine kulturelle Nutzung<br />

verantwortlich zeichnet. Für die Renovation liess sich der<br />

weltbekannte Architekt Mario Botta gewinnen, der dem<br />

Turm eine weit herum sichtbare Glaskuppel verpassen<br />

liess.<br />

Für Konzept und Zustandekommen der bespielten<br />

Führungen „Bigägnigä z Leigg“ zeichnet sich das<br />

„kulturbüro brulo“ in Leuk-Stadt verantwortlich, welches<br />

dieses Projekt im Auftrag von Leuk Tourismus realisierte.<br />

Die Projektleitung hat Brunhilde Matter inne, während<br />

Regula Imboden für die szenische Umsetzung und Lothar<br />

Berchtold für die Texte verantwortlich sind. An der<br />

Premiere werden die Begegnungen von folgenden<br />

Mitgliedern des Theatervereins Leuk-Susten gespielt:<br />

Beatrice Elsig, Brunhilde Matter, Andrea Steiner, Susanne<br />

Zen–Ruffinen, Andreas Mathieu, Hans Meichtry, Leander<br />

Meichtry, Reinhold Schnyder, Ferdinand Lötscher und<br />

Christian Zen-Ruffinen.<br />

Musik: Eugen Meier, nach einem Text von Hannes<br />

Taugwalder. Komposition und Arrangement: Christian<br />

Schlumpf, Martin Skalsky, Michael Duss<br />

Kostüme: Neuanfertigungen Ecole de Couture, Sierre.<br />

Die „Bigägnigä z Leigg“ finden im Jahr 2013 an<br />

folgenden Samstagen statt:<br />

11. Mai, 22. Juni, 31. August und 5. Oktober.<br />

Beginn ist jeweils um 17.00 Uhr.<br />

Selbstverständlich können Sie bei Leuk Tourismus die<br />

Führung mit den speziellen Begegnungen auch für Ihre<br />

Firma oder Ihren Verein, für einen Jahrgangsausflug oder<br />

für ein Familienfest buchen.<br />

Weitere Informationen unter: www.leuk.ch<br />

027/ 473 10 94<br />

Auf einem rund 90-minütigem Rundgang durch<br />

Leuk-Stadt treffen Sie auf Menschen, die in<br />

diesem Städtchen lebten, es prägten oder es<br />

besuchten. Die szenische Führung „Bigägnigä z<br />

Leigg“ lässt Sie mit zehn solchen Menschen<br />

Bekanntschaft schliessen.<br />

„Paare“ lautet das Thema von fünf<br />

Begegnungen, welche die Leuker<br />

Vergangenheit zum Leben erwecken und<br />

Gesellschaft, Politik, Literatur,<br />

Frauenschicksale und Baukunst zur Sprache<br />

bringen.

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