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STEUERLICHE ASPEKTE DES REVIDIERTEN ... - PwC

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Datum: 07.11.2013<br />

Der Schweizer Treuhänder<br />

8021 Zürich<br />

044/ 267 75 75<br />

www.treuhaender.ch<br />

Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />

Medientyp: Fachpresse<br />

Abo-Nr.: 660003<br />

Auflage: 11'345<br />

Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />

Seite: 808<br />

Fläche: 420'774 mm²<br />

MARKUS R. NEUHAUS<br />

LAURENZ SCHNEIDER<br />

<strong>STEUERLICHE</strong> <strong>ASPEKTE</strong> <strong>DES</strong> <strong>REVIDIERTEN</strong><br />

RECHNUNGSLEGUNGSRECHTS<br />

Schweizerisch-selbstständiges Regelwerk mit<br />

eigenständigen Begriffsinhalten<br />

Im Vordergrund stehen Fragen der Auslegung des neuen Wortlauts mit teilweiser<br />

Anlehnung an IFRS-Terminologle, Aspekte der Bewertung (welche die Thematik<br />

der Rückstellung mit einschliesst) sowie die buchhalterische und gewinn- und verrechnungssteuerliche<br />

Behandlung eigener Aktien.<br />

DR.IUR., DIPL. STEUER-<br />

1. EINLEITUNG<br />

Das revidierte Rechnungslegungsrecht ist transparenter<br />

und rechtsformneutral. Die anzuwendenden Vorschriften<br />

hängen von der wirtschaftlichen Bedeutung eines Unternehmens<br />

ab. Die Umstellung auf das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />

soll steuerneutral sein. Was an sich einfach<br />

klingt, erweist sich im Detail als komplex. So sind auch<br />

ii Monate nach Inkrafttreten nicht alle offenen Fragen geklärt.<br />

Es zeichnet sich jedoch ein weitgehender Konsens ab,<br />

wie die unklaren oder offenen Punkte dieses Erlasses auszulegen<br />

sind.<br />

Ende November 2012 hat der Bundesrat das neue Rechnungslegungsrecht<br />

(d.h. die entsprechenden Änderungen<br />

des Schweizerischen Obligationenrechts und die erforderlichen<br />

Ausführungsbestimmungen) auf den 1. Januar 2o13 in<br />

Kraft gesetzt [1]. Gestützt auf Art. 2 Abs. 1 Übergangsbestimmungen<br />

(UeB) sind die revidierten Bestimmungen für<br />

den handelsrechtlichen Einzelabschluss zwingend erstdem<br />

Inkrafttreten beginnen, also für Geschäftsjahre, die<br />

mals für Geschäftsjahre anwendbar, welche zwei Jahre nach<br />

am 1. Januar 2015 oder später beginnen [2].Auf freiwilliger<br />

Basis ist eine frühere Anwendung ab Inkrafttreten möglich,<br />

d.h. bereits für am 1. Januar 2013 oder später beginnende<br />

Geschäftsjahre, nicht jedoch für Geschäftsjahre, die vor dem<br />

1.Januar 2013 begannen.<br />

In Anbetracht der zeitlichen Inkraftsetzung sowie der<br />

zurzeit noch offenen technischen Fragen und der damit<br />

einhergehenden Unsicherheiten zum Teil auch über die<br />

allfälligen steuerlichen Konsequenzen liegen im jetzigen<br />

Zeitpunkt erwartungsgemäss noch keine gesicherten praktischen<br />

Erfahrungen mit dem neuen Recht vor. Mehr Klarheit<br />

wird diesbezüglich von der Publikation des auf die re-<br />

MARKUS R. NEUHAUS,<br />

EXPERTE, VERWALTUNGS-<br />

RATSPRÄSIDENT, PRÄSIDENT<br />

DER FACHGRUPPE<br />

STEUERN DER TREUHAND-<br />

KAMMER, PWC, ZÜRICH,<br />

MARKUS.NEUHAUS@<br />

CH.PWC.COM<br />

LAURENZ SCHNEIDER,<br />

DR.IUR., DIPL.<br />

STEUEREXPERTE,<br />

DIRECTOR,<br />

TAX &LEGAL SERVICES,<br />

PWC , ZÜRICH,<br />

11 CH.PWC.COM<br />

LAURENZ.SCHNEIDERQ<br />

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vidierten Rechnungslegungsnormen angepassten Handbuchs<br />

der Wirtschaftsprüfung (HWP) erwartet, welche für die<br />

erste Jahreshälfte 2014 vorgesehen ist. Der in der vollständig<br />

überarbeiteten Fassung des HWP niedergeschriebenen<br />

Interpretation der revidierten Rechnungslegungsnormen<br />

dürfte in der Praxis insofern auch für steuerliche Belange<br />

Gewicht zukommen, als Vertreter von Steuerbehörden verschiedentlich<br />

durchblicken liessen, dass zunächst die Ergebnisse<br />

und Erkenntnisse der rein handelsrechtlichen Interpretation<br />

der neuen Normen abgewartet werden sollten,<br />

bevor deren allfällige steuerlichen Auswirkungen beurteilt<br />

werden. Auch vor diesem Hintergrund kann die im Februar<br />

2013 publizierte steuerliche Analyse des Vorstands der<br />

Schweizerischen Steuerkonferenz (SSK) zum neuen Rechnungslegungsrecht<br />

nicht als abschliessende steuerliche Würdigung<br />

der revidierten Rechnungslegungsnormen durch die<br />

Behörden verstanden werden [3]. Denn sie erweist sich als zu<br />

lückenhaft und mindestens in einigen Punkten als zu wenig<br />

fundiert [4]. Sie wird auch von der SSK als bloss provisorische<br />

erste Verlautbarung betrachtet.<br />

Der Artikel fasst den gegenwärtigen Stand der Ergebnisse<br />

zusammen und bildet den Konsens ab, der sich zu den<br />

folgenden drei aus steuerlicher Sicht zentralen Fragestellungen<br />

abzeichnet: grundsätzliche Auslegung des revidierten<br />

Rechnungslegungsrechts, Aspekte der Bewertung einschliesslich<br />

Rückstellungen sowie die buchhalterische Behandlung<br />

eigener Aktien und die sich daraus ergebenden<br />

Steuerfolgen in den Bereichen Gewinn-, Einkommens- und<br />

Verrechnungssteuer. Den Fragestellungen im Zusammenhang<br />

mit den Bestimmungen zur fremden funktionalen<br />

Währung ist in dieser Sonderausgabe ein eigener Aufsatz<br />

gewidmet.<br />

2. <strong>STEUERLICHE</strong> MASSGEBLICHKEIT UND<br />

STEUERNEUTRALITÄT <strong>DES</strong> <strong>REVIDIERTEN</strong><br />

RECHNUNGSLEGUNGSRECHTS<br />

Eine Steuerbilanz muss auf handelsrechtskonformen Buchführungs-<br />

und Rechnungslegungsgrundsätzen, etwa in<br />

Bezug auf Bewertung und Gliederung basieren. Grundlage<br />

für die steuerliche Gewinnermittlung kann demnach stets<br />

nur eine handelsrechtskonforme Jahresrechnung sein (Konformitätsprinzip)<br />

[5]. Aufgrund des Massgeblichkeitsprinzips<br />

ist der handelsrechtliche Gewinnausweis die Basis für<br />

die steuerrechtliche Gewinnermittlung. Das Steuerrecht<br />

sieht überdies eigene Regeln vor, welche zu steuerlichen Korrekturen<br />

führen können, auch wenn die handelsrechtlichen<br />

Normen eingehalten sind [6]. Aufgrund des Verbuchungsprinzips<br />

schliesslich werden steuerlich zulässige Wertansätze<br />

in der Steuerbilanz grundsätzlich nur dann anerkannt,<br />

wenn sie im handelsrechtlichen Abschluss tatsächlich verbucht<br />

worden sind [7]. Dies gilt namentlich für Abschreibungen,<br />

Rückstellungen oder Wertberichtigungen. Unter Umständen<br />

kann es für die steuerliche Geltendmachung erforderlich<br />

sein, gewisse Buchungen oder Gliederungen<br />

handelsrechtlich vorzunehmen, welche im Handelsrecht<br />

nicht explizit vorgesehen oder erforderlich sind (sog. «umgekehrte<br />

Massgeblichkeit»). Diese für das Zusammenspiel<br />

von Buchführungs- und Rechnungslegungsrecht einerseits<br />

und Steuerrecht andererseits fundamentalen Prinzipien<br />

gelten auch unter dem revidierten Rechnungslegungsrecht.<br />

Und dies verdeutlicht die Tragweite, welche den Ergebnissen<br />

der Auslegung von unbestimmten Begriffen oder sich<br />

teilweise widersprechenden Bestimmungen des revidierten<br />

Buchführungs- und Rechnungslegungsrechts zukommt.<br />

Bezüglich der Umsetzung des neuen Rechnungslegungsrechts<br />

hat der Bundesrat stets betont, dass die Neuordnung<br />

steuerneutral sei und in der Botschaft 2007 explizit festgehalten:<br />

«... Die Steuerneutralität bleibt somit gewährleistet...»<br />

[8]. Dieser Grundsatz blieb denn auch während der<br />

parlamentarischen Beratung unbestritten und unangetastet.<br />

Er war sogar Voraussetzung, dass viele Parlamentarier dem<br />

Entwurf letztlich zustimmten und damit ganz expliziter<br />

Wille des Gesetzgebers. Ohne dass der Begriff der «Steuerneutralität»<br />

näher ausgeführt wurde, ist klar, was damit<br />

gemeint war: Die Revision der bisher geltenden Rechnungslegungsnormen<br />

soll nicht zu einer höheren Steuerbelastung<br />

der Unternehmen führen.<br />

3. AUSLEGUNG <strong>DES</strong> <strong>REVIDIERTEN</strong><br />

RECHNUNGSLEGUNGSRECHTS<br />

3.1 Ausgangslage. Das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />

hat «eine Gemengelage aus Elementen der International Financial<br />

Reporting Standards (IFRS) und den methodischen<br />

Traditionen der herkömmlichen Rechnungslegung» [9] geschaffen.<br />

Durch die Integration einiger IFRS-Begriffe in<br />

den Wortlaut von Bestimmungen des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />

(als ein Beispiel sei hier Art. 960 e Abs. z<br />

Obligationenrecht, OR, genannt), stellt sich die Frage, ob diese<br />

Begriffe konsequent nach den von IFRS entwickelten Standards<br />

und Präzisierungen ausgelegt werden sollten oder<br />

ob sie einen eigenständigen Begriffsinhalt bekommen sollten,<br />

d.h. nach OK-Lesart auszulegen sind. Weil selbst nach<br />

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dieser Revision das Rechnungslegungsrecht nach OR in gewissen<br />

Belangen unvollständig, unklar oder gar (teilweise)<br />

widersprüchlich geblieben ist, kann sich die Frage nach der<br />

korrekten Auslegung auch bei anderen Normen stellen,<br />

deren Wortlaut «IFRS-frei» geblieben ist.<br />

Für die Beantwortung der Frage nach der richtigen Auslegung<br />

der Normen des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />

sind u.E. zwei Aspekte von zentraler Bedeutung:<br />

einerseits Inhalt und Stossrichtung der gescheiterten Vorläufer<br />

der nun in Kraft gesetzten Revision und die Entstehungsgeschichte<br />

der revidierten Normen, andererseits<br />

das Bekenntnis von Bundesrat und Parlament zur Steuerneutralität<br />

der Neuordnung des Rechnungslegungsrechts.<br />

3.2 BGE vom 1. Oktober 2009 betr. fremde funktionale<br />

Währung. Obwohl der viel kritisierte Entscheid des Bundesgerichts<br />

vom 1. Oktober mo9 betreffend fremde funktionale<br />

Währung noch unter «altem» Rechnungslegungsrecht ergangen<br />

ist, sollte er als Ausgangspunkt für die Beurteilung<br />

der Auslegungsfrage des revidierten Rechts dienen. Denn<br />

das Bundesgericht hat mit seinem Entscheid (dass der Anwendung<br />

und Interpretation einer besonderen Norm aus den<br />

URS nichts entgegenstehe, solange es sich um eine Frage<br />

handle, für deren Beantwortung im Schweizer Recht keine<br />

Lösung gefunden werden könne [m]) zumindest in diesen<br />

Fallkonstellationen den URS-Regelungen grundsätzlich<br />

den Vorrang unter den Auslegungshilfen eingeräumt, was<br />

klarerweise falsch ist. Wegen der offensichtlichen punktuellen<br />

Vermischung von OR- und IFRS-Terminologie/Methodik<br />

könnte sich das Bundesgericht für die Auslegung der revidierten<br />

Rechnungslegungsnormen künftig in seiner bisherigen<br />

Sichtweise geradezu bestätigt sehen und die IFRS-<br />

Terminologie in den neuen Rechnungslegungsnormen konsequent<br />

nach IFRS-Interpretation auslegen.<br />

Im Sinne einer knappen Zusammenfassung und Begründung<br />

der Kritik an einer der IFRS-Interpretation den generellen<br />

Vorrang einräumenden Auslegung sei an dieser<br />

Stelle nochmals auf die auch aus rechtsstaatlicher Sicht relevanten<br />

grundlegenden Unterschiede zwischen IFRS und<br />

OR hingewiesen [4:<br />

Die URS folgen einer grundlegend anderen Konzeption,<br />

richten sich an andere Adressaten (primär Investoren) und<br />

verfolgen eine andere Zwecksetzung als die Rechnungslegungsbestimmungen<br />

des OR insbesondere sind sie nicht<br />

darauf ausgerichtet, als Bemessungsgrundlage für Gewinnsteuern<br />

zu dienen. Gemäss einem von den IFRS selbst<br />

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vorgegebenen Grundsatz ist es nicht erlaubt, einzelne IFRS-<br />

Regel n zu isolieren und diese losgelöst vom gesamten Regelwerk<br />

anzuwenden [12]. In Anbetracht des Umfangs und der<br />

Komplexität des Regelwerks ist dieser Aspekt zentral, um<br />

Widersprüche und Systembrüche bei der Anwendung dieser<br />

Rechnungslegungsstandards zu vermeiden. Nach IFRS<br />

werden nicht alle Gewinne über die Erfolgsrechnung erfasst,<br />

vielmehr ist zwischen dem Gewinn gemäss Erfolgsrechnung<br />

und «other comprehensive income» zu unterscheiden<br />

resp. es sind beide Positionen zu addieren, um zum Gewinn<br />

nach OR-Lesart zu kommen. Die IFRS werden vom International<br />

Accounting Standards Board, einer privatrechtlichen<br />

Institution mit Sitz in London geschaffen und laufend angepasst<br />

ohne dass dabei ein besonderes Augenmerk auf steuerliche<br />

Auswirkungen dieser Normen gerichtet wird [13]. Es<br />

wurde in der Literatur bereits mehrfach daraufhingewiesen,<br />

dass es rechtsstaatlich höchst bedenklich ist, wenn die Besteuerung<br />

indirekt auf der Basis eines Regelwerks erfolgt,<br />

welches von einem privaten und somit nicht zur Rechtsetzung<br />

resp. -anwendung legitimierten Gremium geschaffen wird.<br />

3.3 Auslegungselemente. Die Praxis des Bundesgerichts<br />

zur Rechtsauslegung beruht auf Methodenpluralismus [14].<br />

Es gibt keine Hierarchie der Auslegungsmethoden, vielmehr<br />

sind verschiedene Auslegungsmethoden zu kombinieren,<br />

d.h. nebeneinander zu berücksichtigen, und es ist im<br />

Einzelfall abzuwägen, welche Methode/Methodenkombination<br />

am besten geeignet ist, den wahren Sinn einer auszulegenden<br />

Norm zu ermitteln [15]. Im Rahmen der sog. subjektiv-historischen<br />

Auslegung kommt den Gesetzesmaterialien<br />

entscheidende Bedeutung zu, denn sie reflektieren den subjektiven<br />

Willen des konkreten historischen Gesetzgebers [16].<br />

Vor diesem Hintergrund rechtfertigt es sich auch, nicht nur<br />

aus einer erfolgten, sondern auch aus einer versuchten Gesetzesänderung<br />

Rückschlüsse auf das zu ändernde oder das<br />

geänderte Recht zu ziehen [17].<br />

Das auf den 1. Januar 2013 in Kraft gesetzte revidierte<br />

Rechnungslegungsrecht hat eine längere Geschichte hinter<br />

sich, die nicht erst im Jahre 2005 mit der Eröffnung des Vernehmlassungsverfahrens<br />

durch das Eidg. Justiz- und Polizeidepartement<br />

(EJPD) zu einem neuen Aktien- und Rechnungslegungsrecht<br />

beginnt. Vielmehr gab es schon zuvor<br />

letztlich gescheiterte Bemühungen, das schweizerische<br />

Rechnungslegungsrecht zu revidieren. Dieser «Vorgänger»<br />

ist für die Beantwortung der Frage, inwiefern sich die Auslegung<br />

des revidierten Rechts an IFRS orientieren soll, des-<br />

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halb von Bedeutung, weil er Aufschluss über die generelle<br />

Akzeptanz einer sich am Prinzip der «true-and-fair-view»<br />

orientierenden Rechnungslegung/Steuerbasis liefert. Bereits<br />

im Jahre 1998 hat der Bundesrat einen ersten Entwurf<br />

zu einem neuen Bundesgesetz über die Rechnungslegung<br />

und Revision in die Vernehmlassung geschickt, der eine<br />

Rechnungslegung nach dem Grundsatz der «fair presentation»<br />

vorsah. Die starke Kritik an jener Vorlage war unter<br />

anderem auch gegen die offensichtlich ungenügende Berücksichtigung<br />

der steuerlichen Konsequenzen einer «fair<br />

presentation» gerichtet und führte dazu, dass diese Revisionsbemühungen<br />

sistiert wurden [18].<br />

Gleichwohl tauchte in der ursprünglichen Version der<br />

nun Gesetz gewordenen Vorlage der Vorschlag auf, Unternehmen,<br />

die einen (Einzel-)Abschluss nach einem anerkannten<br />

Rechnungslegungsstandard erstellen, sollten auf die<br />

Erstellung einer Jahresrechnung nach den Vorschriften des<br />

OR verzichten können [19]. Böckli hat zu Recht moniert, dass<br />

es sich hier «... sowohl aktien- wie auch steuerrechtlich um<br />

eine Ungeheuerlichkeit» handle [zo]. Diese Einschätzung ist<br />

umso zutreffender, als es der Bundesrat in der Botschaft<br />

2007 mit Ausnahme des Hinweises auf Einmaleffekte anlässlich<br />

der Umstellung z. B. auf IFRS unterlassen hatte, die<br />

steuerlichen Konsequenzen des Verzichts auf eine Jahresrechnung<br />

und damit auch auf eine Steuerbasis nach OR zu<br />

erwähnen [2.1]. Im Rahmen der Differenzbereinigung wurde<br />

dieser mit wohl unabsehbaren Folgen verbundene Vorschlag<br />

des Verzichts auf einen OR-Abschluss aber letztlich wieder<br />

aus der finalen Gesetzesvorlage gestrichen. Der Werdegang<br />

des nun in Kraft gesetzten Erlasses verdeutlicht, wie sich der<br />

Gesetzgeber klar von einer grundsätzlichen Adaption von<br />

IFRS ins schweizerische Rechnungslegungsrecht distanziert<br />

hat.<br />

Der zweite grundlegende Einwand gegen den pauschalen<br />

Vorrang von IFRS als Auslegungshilfe ist in dem vom Bundesrat<br />

in der Botschaft postulierten und vom Parlament<br />

ebenfalls stets hochgehaltenen Bekenntnis zur Steuerneutralität<br />

der Vorlage zu sehen. Das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />

bezweckt folglich die Kontinuität der bisherigen<br />

Bemessungs- und Besteuerungspraxis. Die auf einem<br />

IFRS-Abschluss basierende Besteuerung würde dieses Postulat<br />

aber nie zu erfüllen vermögen und zwar nicht nur<br />

wegen allfälliger Einmaleffekte bei der Umstellung, sondern<br />

auch wegen der sich anders gestaltenden laufenden Besteuerung.<br />

Denn aufgrund ihrer grundlegend andersartigen<br />

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Konzeption führen sich an der «true-and-fair-view» orientierende<br />

Rechnungslegungsstandards zu einer erhöhten<br />

Volatilität des Gewinnausweises, d. h. tendenziell zu einer<br />

Aufblähung von Gewinn und Eigenkapital in guten Zeiten<br />

und einer raschen Abnahme von Gewinn und Eigenkapital<br />

in schlechteren Zeiten [22]. Dies ist auch eine Folge der strikten<br />

Abkehr der IFRS von stillen Reserven [23]. Ohne die Akzeptanz<br />

von stillen Reserven, die in der Fortführung des<br />

Vorsichtsprinzips begründet ist, wäre aber wiederum die<br />

Steuerneutralität der Revision des Rechnungslegungsrechts<br />

nicht zu bewerkstelligen und somit könnte eine der Zweckbestimmungen<br />

dieses Erlasses nicht erfüllt werden.<br />

3.4 Fazit. Die nicht geradlinig verlaufene Entstehungsgeschichte<br />

des revidierten Rechnungslegungsrechts hat zwar<br />

zu der eingangs erwähnten «Gemengelage» von Normen mit<br />

verschiedenem methodologischen Hintergrund geführt.<br />

Immerhin vermag sie aber im Rahmen der historischen und<br />

teleologischen Auslegung das eindeutige Bekenntnis des<br />

Gesetzgebers zur Abkehr von der Idee einer sich an «trueand-fair»<br />

orientierenden Rechnungslegung zu begründen.<br />

Das revidierte Rechnungslegungsrecht ist ein eigenes und<br />

selbstständiges Regelwerk, das sich zwar in einzelnen Normen<br />

begrifflich an IFRS anlehnt, das dadurch aber nicht<br />

zu einem «schweizerischen IFRS» wird [24]. Eine sich pauschal<br />

an den IFRS orientierende Auslegung der schweizerischen<br />

Rechnungslegungsnormen steht im Widerspruch zu<br />

Sinn und Zweck dieser revidierten Bestimmungen. In Anbetracht<br />

dessen wäre es stossend, den IFRS auf dem Wege der<br />

Auslegung quasi durch die Hintertür den Zugang ins revidierte<br />

Rechnungslegungsrecht gleichwohl zu ermöglichen.<br />

In diesem Sinne ist auch klar, dass eine Begründung, wie sie<br />

vom Bundesgericht in seinem Entscheid vom i. Oktober 2009<br />

betreffend fremde funktionale Währung verwendet wurde<br />

(siehe dazu vorne Ziff. 3.2), in Zukunft explizit falsch wäre.<br />

Vielmehr müssen die von den IFRS ins revidierte Rechnungslegungsrecht<br />

übernommenen Kriterien einen eigenständigen,<br />

sich in das OR und im Sinne der Steuerneutralität<br />

auch in das schweizerische Steuerecht widerspruchsfrei<br />

einfügenden Begriffsinhalt bekommen. Daraus kann<br />

sich eine eigenartige Konstellation ergeben: Zwar wurden<br />

Begriffe aus der IFRS-Terminologie ins revidierte Rechnungslegungsrecht<br />

eingebaut. Um die Steuerneutralität sicherzustellen,<br />

müssen diese Begriffe aber nach bisheriger<br />

OR-Interpretation im Sinne des Vorsichtsprinzips ausgelegt<br />

werden. Dies führt zum Ergebnis, dass vom Wortlaut her<br />

gleiche Begriffe unter Umständen nach IFRS und nach OR<br />

unterschiedlich auszulegen sind.<br />

4. BEWERTUNG<br />

4.1 Bewertung nach bisher geltendem Recht<br />

4.1.1 Bilanzierung. Das bisher geltende Handelsrecht normiert<br />

den Aktivenbegriff nicht und somit fehlen auch gesetzliche<br />

Kriterien für die Aktivierungsfähigkeit resp. Aktivierungspflicht.<br />

Die handelsrechtlichen Bestimmungen überlassen den Entscheid<br />

über die Aktivierung der kaufmännischen Übung [25].<br />

Aufgrund herrschender Meinung ist Aktivierungsfähigkeit<br />

aus handelsrechtlicher Sicht dann gegeben, wenn aus «Aufwendungen<br />

des Unternehmens ein Wirtschaftsgut hervorgeht,<br />

das in der Verfügungsmacht des Unternehmens steht,<br />

das dem Unternehmen einen künftigen Nutzen oder künftigen<br />

Ertrag einbringt und bewertbar ist» [26].<br />

Handelsrechtlich hat ein Unternehmen die Pflicht zur<br />

Passivierung von Verbindlichkeiten. Wenn in der Bilanz mehr<br />

Fremdkapital aufgeführt wird als nur die Schulden (z. B.<br />

eigentliche Rücklagen), ist aus handelsrechtlicher Sicht<br />

grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden [27]. Weil dadurch<br />

die Vermögenslage schlechter dargestellt wird, werden<br />

keine Gläubigerinteressen verletzt.<br />

4.1.2 Bewertungsgrundsätze. Der Zweck der Rechnungslegung besteht<br />

unter dem bisher geltenden Recht gemäss Art. 959 aOR<br />

darin, den Beteiligten einen möglichst sicheren Einblick in<br />

die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu vermitteln.<br />

Das schweizerische Rechnungslegungsrecht baut folglich<br />

auch für die Bewertung auf dem Grundpfeiler des Vorsichtsprinzips<br />

und dem daraus abgeleiteten Imparitäts- und<br />

Realisationsprinzip auf [28]. Ausdruck davon sind zudem<br />

die allgemeinen Buchführungsvorschriften von Art. 960<br />

aOR in Verbindung mit der Anwendung allgemein anerkannter<br />

kaufmännischer Grundsätze [29]. Das OR legt lediglich<br />

die Wertobergrenze fest, in der Richtung nach unten<br />

besteht bei der Bewertung aus handelsrechtlicher Sicht<br />

grundsätzlich völlige Bewegungsfreiheit [3o]. Dieser Grundsatz<br />

ist auf die Beurteilung der Handelsrechtskonformität<br />

von Abschreibungen, Wertberichtigungen und Rückstellungen<br />

gleichermassen anzuwenden.<br />

4.1.3 Einzelbewertung oder Gruppenbewertung von Aktiven? Einer<br />

der wichtigsten Aspekte im Zusammenhang mit Bewertungen<br />

ist die Frage der Einzel- oder Gruppenbewertung [31]. In<br />

der Praxis gestellt ist diese Frage vor allem immer wieder im<br />

Zusammenhang mit der Bewertung von Liegenschaften und<br />

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Beteiligungen; hingegen stellen sich diesbezüglich kaum<br />

Fragen im Zusammenhang mit der Bewertung von Debitoren<br />

und Warenlager. Unter geltendem Recht hat der Gesetzgeber<br />

diese Frage offengelassen und sich zu den Methodenalternativen<br />

nicht geäussert. In der Praxis hat sich in<br />

jahrelanger Praxis ein Methodenwahlrecht etabliert.<br />

Einzelbewertung bedeutet, dass die Aktiven (und Passiven)<br />

einzeln zu bewerten sind und somit Wertberichtigungen<br />

oder Abschreibungen für jeden Vermögensgegenstand einzeln<br />

zu bestimmen und vorzunehmen sind. Die Methode der<br />

Einzelbewertung ist die Folge eines konsequent verstandenen<br />

Vorsichtsprinzips. Bei der Gruppenbewertung wird hingegen<br />

der Grundsatz der Vorsicht weniger streng ausgelegt,<br />

und es wird lediglich verlangt, dass der ausgewiesene Bilanzposten<br />

als Ganzes korrekt bewertet ist. Minderwerte können<br />

innerhalb des Bilanzpostens durch Verrechnung mit Wertsteigerungen<br />

kompensiert werden. Nach überwiegendem<br />

Praxisverständnis wird bei der Gesamtbewertung die Verrechnung<br />

von Mehr- und Minderwerten nur zwischen gleichartigen<br />

Aktiven und Passiven zugelassen.<br />

Welche der beiden Methoden zu bevorzugen ist, muss im<br />

Einzelfall unter Berücksichtigung aller Umstände entschieden<br />

werden. Allerdings hält das heutige HWP in Band I im<br />

Zusammenhang mit der Bewertung von Beteiligungen Folgendes<br />

fest:<br />

«Gerade bei den Beteiligungen, wo Wertsteigerungen (z. B. wegen<br />

Gewinnthesaurierungen) ganz erheblich sein können, gibt es<br />

zahlreiche praktische Beispiele dafür, wie die Befolgung des<br />

Grundsatzes der Einzelbewertung eine Bilanzierung im Einzelabschluss<br />

ad absurdum führen kann.» [321<br />

4.1.4 Bewertung aus steuerlicher Sicht. Bilanzierung: Sind Vermögenswerte<br />

nach herrschender handelsrechtlicher Praxis<br />

aktivierbar, so müssen sie aus steuerlicher Sicht in der<br />

Regel aktiviert werden. Vorbehalten bleiben lediglich ausdrückliche<br />

handelsrechtliche Aktivierungswahlrechte wie<br />

z. B. für Organisationskosten, Kosten für Forschung und<br />

Entwicklung, käuflich erworbenen Goodwill oder selbstgeschaffene<br />

Immaterialgüterrechte [33]. Ist aufgrund der<br />

handelsrechtlichen Passivierungspflicht die Verbuchung<br />

einer Schuld oder Rückstellung geboten, ist diese auch bei<br />

der steuerrechtlichen Gewinnermittlung zu berücksichtigen<br />

(Eventualverbindlichkeiten sind hingegen im Anhang auszuweisen,<br />

vgl. Art. 663 b Zif£ 1 OR) [34].<br />

Bewertungsgrundsätze: Aus der Massgeblichkeit einer gesetzeskonformen<br />

handelsrechtlichen Bilanz für Steuer-<br />

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zwecke folgt zunächst, dass die steuerlich massgebende<br />

Bewertung den obligationenrechtlichen Höchstwert nicht<br />

übersteigen darf [35]. Mit Art. 58 Abs. i lit. b i. V. m. Art. 62<br />

des Bundesgesetzes über die direkte B undessteuer (DBG) und Art. 63<br />

DBG kennt das Gewinnsteuerrecht jedoch ein Korrektiv,<br />

welches nur handelsrechtskonforme Abschreibungen und<br />

Rückstellungen steuerlich akzeptiert, die zudem auch geschäftsmässig<br />

begründet sind [36]. Dasselbe Korrektiv gilt<br />

auch für Wertberichtigungen, die im Gegensatz zu den<br />

definitiven Abschreibungen das Ergebnis bloss vorübergehender<br />

Bewertungshandlungen sind (und im schweizerischen<br />

Steuerrecht in unzutreffender Weise als Rückstellung<br />

bezeichnet werden [37]). Mit dem Begriff der geschäftsmässigen<br />

Begründetheit schränkt das Gesetz die steuerliche Anerkennung<br />

von Rückstellungen durch das Periodizitätsprinzip<br />

ein [38]. Von besonderem Interesse ist die steuerliche<br />

Akzeptanz der von Böckli treffend als die «drei helvetischen<br />

steuerlichen Landesbräuche» [39] bezeichneten Warendrittel, Pauschaldelkredere<br />

und die Einmalabschreibung. Vor dem Hintergrund<br />

des Vorsichtsprinzips als anerkanntem Grundsatz<br />

ordnungsmässiger Rechnungslegung wird die Verbuchung<br />

von Warendrittel, Pauschaldelkredere und Einmalabschreibung<br />

als handelsrechtskonform erachtet, und es werden<br />

derartige Buchungen als geschäftsmässig begründeter und<br />

somit steuerlich abzugsfähiger Aufwand anerkannt [40].<br />

Einzelbewertung oder Gruppenbewertung von Aktiven: Aus<br />

steuerlicher Sicht wird das Prinzip der Einzelbewertung<br />

bevorzugt, d.h., es ist die Wertverminderung für jedes einzelne<br />

Wirtschaftsgut auszuweisen [41]. Liegt eine Wertverminderung<br />

auf einem Aktivum vor, so muss sie zwingend<br />

verbucht werden und kann nicht mit einer Wertsteigerung<br />

eines anderen Aktivums kompensiert werden. Dies hat<br />

auch zur Folge, dass die auf einem Aktivum verbuchte, aus<br />

steuerlicher Sicht aber als übersetzt betrachtete Abschreibung<br />

nicht mit der tatsächlich eingetretenen (aber nicht verbuchten)<br />

Wertminderung eines anderen Aktivums legitimiert<br />

werden kann [42]. Solange die Nachprüfbarkeit der<br />

Wertentwicklung gewährleistet bleibt, wird von den Steuerbehörden<br />

auch Gruppenbewertung als zulässig erachtet [43].<br />

In der Praxis wird Gruppenbewertung insbesondere bei<br />

Beteiligungen regelmässig auch steuerlich akzeptiert, d. h.,<br />

die Beteiligungen werden auch für Steuerzwecke als Gruppe<br />

bewertet.<br />

4.2 Bewertungsgrundsätze nach revidiertem<br />

Rechnungslegungsrecht<br />

4.2.1 Bilanzierung. Eine von mehreren Neuerungen des revidierten<br />

Rechnungslegungsrechts im Zusammenhang mit<br />

Bewertungsvorschriften bringt Art. 959 Abs. 2 OR, welcher<br />

eine Aktivierungspflicht statuiert und gleichzeitig auch festhält,<br />

dass andere (d. h. die Aktivierungsvoraussetzung nicht<br />

erfüllende) Vermögenswerte nicht bilanziert werden dürfen<br />

[44]. Demgemäss müssen Vermögenswerte bilanziert<br />

werden, wenn aufgrund vergangener Ereignisse über sie verfügt<br />

werden kann, ein Mittelzufluss wahrscheinlich ist<br />

und ihr Wert verlässlich geschätzt werden kann. Andere Vermögenswerte,<br />

welche die vorgenannten Kriterien nicht erfüllen,<br />

dürfen demgegenüber nicht bilanziert werden [45].<br />

Unter bisher geltendem Recht sind aktivierungspflichtig alle<br />

aktivierungsfähigen Vermögenswerte (Vermögenswerte, deren<br />

Aktivierung nicht aufgrund eines Aktivierungsverbots<br />

ausgeschlossen ist, wie dies z. B. bei selbsterarbeitetem<br />

Goodwill der Fall ist), für welche gemäss Gesetz und Praxis<br />

kein Aktivierungswahlrecht besteht [46]. Auf den ersten<br />

Blick könnte man den neuen Wortlaut dahingehend verstehen,<br />

dass die bis anhin anerkannten Aktivierungswahlrechte<br />

wegen der in Art. 959 Abs. 2 OR scheinbar absoluten normierten<br />

Aktivierungspflicht nicht mehr handelsrechtskonform<br />

seien.<br />

Art. 959 Abs. 5 OR definiert in Analogie zu den Kriterien<br />

für die Aktivierung die Voraussetzungen für die Passivierung<br />

[47]: «Verbindlichkeiten müssen als Fremdkapital bilanziert<br />

werden, wenn sie durch vergangene Ereignisse bewirkt<br />

wurden, ein Mittelabfluss wahrscheinlich ist und ihre Höhe<br />

verlässlich geschätzt werden kann.» Unter bisher geltendem<br />

Recht sind Verbindlichkeiten (Rückstellungen) nach Massgabe<br />

von Art. 669 Abs. 1 aOR zu bilanzieren, um ungewisse<br />

Verpflichtungen und drohende Verluste aus schwebenden<br />

Geschäften zu decken [48]. Der geänderte Wortlaut scheint<br />

allenfalls zu Abweichungen von der bis anhin geltenden Regelung<br />

zu führen, indem künftig von der Bilanzierung einer<br />

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Verbindlichkeit z. B. dann abgesehen werden müsste, wenn<br />

die Höhe des Mittelabflusses nicht verlässlich geschätzt<br />

werden kann.<br />

Mit den beiden Kriterien der «Wahrscheinlichkeit von<br />

Mittelzuflüssen resp. Mittelabflüssen» und der «verlässlichen<br />

Schätzung» von deren Höhe wird die Bilanzierung<br />

gleich von zwei unbestimmten Begriffen abhängig gemacht.<br />

Dadurch gestehen Art. 959 Abs. 2 und 5 OR den Unternehmen<br />

viel Ermessensspielraum zu. Im Zusammenhang mit<br />

der Auslegung dieser Begriffe ist insbesondere von Bedeutung,<br />

wie die Wahrscheinlichkeit von künftigen Mittelzuflüssen<br />

resp. -abflüssen beurteilt werden soll und wie die<br />

Höhe dieser Mittelzuflüsse resp. Mittelabflüsse verlässlich<br />

zu schätzen ist. Auch hier scheint sich auf den ersten Blick<br />

eine Anlehnung an IFRS anzubieten, welche den Wahrscheinlichkeitstest<br />

mit dem «more likely than not»-Prinzip ebenfalls<br />

kennen. Wie Böckli überzeugend dargelegt hat, würde<br />

auch in diesem Fall die Übertragung eines unter IFRS entwickelten<br />

Konzepts auf das Schweizer Recht zu den Prinzipien<br />

schweizerischer Rechnungslegung zuwiderlaufenden<br />

Ergebnissen führen: Ein mit 4o%iger Wahrscheinlichkeit<br />

eintretendes Ereignis, das unter IFRS als nicht «more likely»<br />

gilt, wird nach schweizerischem Verständnis aber längst nicht<br />

als unwahrscheinlich eingeschätzt [49].<br />

Mit Blick auf die auch für die handelsrechtliche Auslegung<br />

der neuen Rechnungslegungsnormen zu berücksichtigende<br />

Steuerneutralität des revidierten Rechts und in Anbetracht<br />

des für die Bewertung nach wie vor geltenden Vorsichtsprinzips<br />

(dazu sogleich Ziff. 4.2.2 hiernach) sind diese<br />

Begriffe folglich so auszulegen, dass künftig nicht mehr<br />

oder weniger resp. andere Vermögenswerte aktiviert und<br />

nicht mehr oder weniger resp. andere Verbindlichkeiten passiviert<br />

werden müssen, als dies unter dem bisher geltenden<br />

Rechnungslegungsrecht der Fall war. Daher wird sich unter<br />

anderem z. B. auch künftig die Aktivierung von derivativem<br />

Goodwill nach OR (Aktivierungswahlrecht 150]) von derjenigen<br />

nach IFRS unterscheiden (Aktivierungspflicht, falls<br />

die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind [51]). Gleiches<br />

gilt auch für die unter OR nach wie vor zulässige sofortige<br />

Einmalabschreibung von Sachanlagen, die nach IFRS<br />

jedoch ausgeschlossen ist, da Sachanlagen aktivierungspflichtig<br />

sind [52].<br />

4.2.2 Bewertungsgrundsätze. Ausgangspunkt für die Beurteilung,<br />

wie Aktiven zu bewerten sind, bildet wiederum der<br />

Zweckartikel des Rechnungslegungsrechts: Gem. Art. 958<br />

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OR soll das Rechnungslegungsrecht die Lage eines Unternehmens<br />

so darstellen, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil<br />

bilden können. Die revidierte Norm weicht von der<br />

Zweckbestimmung nach bisher geltendem Recht in zweierlei<br />

Hinsicht ab: Adressat der Rechnungslegung sind nicht mehr<br />

die am Unternehmen Beteiligten, sondern Dritte. Und es soll<br />

nicht ein möglichst sicherer Einblick in die wirtschaftliche<br />

Lage des Unternehmens, sondern die Bildung eines zuverlässigen<br />

Urteils ermöglicht werden. Dazu wurde in der Botschaft<br />

2007 Folgendes ausgeführt:<br />

«... Nach dem Entwurf bedeutet , dass die Rechnungslegung<br />

die wirtschaftliche Lage des Unternehmens so darstellen<br />

soll, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil bilden können<br />

(Art. 958 Abs. 1) ...» [53].<br />

Dieses Ziel wird mit Art. 958c Abs. 1 Ziff. 3 OR nochmals betont,<br />

welche die Verlässlichkeit als einen der Grundsätze<br />

ordnungsmässiger Rechnungslegung nennt. Zudem normiert<br />

Art. 9572 Abs. 2 Ziff. 1 OR das Prinzip der vollständigen,<br />

wahrheitsgetreuen und systematischen Erfassung von<br />

Geschäftsvorfällen und Sachverhalten als einen der Grundsätze,<br />

die von der ordnungsmässigen Buchführung zu beachten<br />

sind.<br />

Daraus ein Bekenntnis des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />

zu «true-and-fair-view» abzuleiten oder darin eine<br />

Aufweichung des Vorsichtsprinzips zu erblicken, geht aber<br />

fehl. Denn die Bestimmungen zur Bewertung sprechen klar<br />

für den Fortbestand des Vorsichtsprinzips. Zunächst sei<br />

auf Art. 958c Abs. i Zif£ 5 OR hingewiesen, welcher die Vorsicht<br />

explizit als einen der Grundsätze ordnungsmässiger<br />

Rechnungslegung statuiert. Zentral ist sodann Art. 960<br />

Abs. 2 OR, welcher im ersten Halbsatz den Grundsatz der Bewertung<br />

normiert und besagt, dass die Bewertung vorsichtig<br />

erfolgen müsse. Zwar wird der Grundsatz der vorsichtigen<br />

Bewertung mit dem zweiten Halbsatz wieder relativiert<br />

durch die Forderung, dass die (vorsichtige) Bewertung die<br />

zuverlässige Beurteilung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens<br />

nicht verhindern dürfe. Vollends umgestossen<br />

wird die vermeintliche Abkehr vom Vorsichtigsprinzip dann<br />

mit Art. 960 a Abs. 4 OR. Gemäss dieser Bestimmung dürfen<br />

unter anderem auch zur «Sicherung des dauernden<br />

Gedeihens des Unternehmens» zusätzliche Abschreibungen<br />

und Wertberichtigungen vorgenommen werden resp. es<br />

kann davon abgesehen werden, nicht mehr benötigte Abschreibungen<br />

und Wertberichtigungen aufzulösen. In die<br />

gleiche Richtung zielt Art. 960 e Abs. 4 OR, der es den Unternehmen<br />

gestattet, von der Auflösung nicht mehr benötigter<br />

Rückstellungen abzusehen, und der somit im Ergebnis<br />

auch zu einer sich am Vorsichtsprinzip orientierenden Bewertung<br />

führt.<br />

Folglich deckt sich der in Art. 958 OR normierte Zweck<br />

der Rechnungslegung (Dritten die Bildung eines zuverlässigen<br />

Urteils über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens<br />

zu ermöglichen) inhaltlich mit dem gemäss Art. 959 aOR bis<br />

anhin geltenden Zweck (Beteiligten einen möglichst sicheren<br />

Einblick in die wirtschaftliche Lage des Geschäfts zu vermitteln).<br />

Zusammenfassend kann demnach festgehalten werden,<br />

dass es im Ergebnis unstrittig ist, dass das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />

nicht dem Grundsatz von «true-andfair-view»,<br />

sondern weiterhin dem Vorsichtsprinzip folgt [54].<br />

4.2.3 Rückstellungen. Art. 96o e Abs. 2 OR enthält eine Definition<br />

von «Rückstellungen für drohende Verluste» [55]. Dieser<br />

Definition zur Folge muss zulasten der Erfolgsrechnung<br />

eine Rückstellung gebildet werden, wenn vergangene<br />

Ereignisse in künftigen Geschäftsjahren einen Mittelabfluss<br />

erwarten lassen. Diese Definition ist eng, und mindestens<br />

aufden ersten Blick scheint sie unvollständig zu sein und von<br />

dem bis anhin geltenden handelsrechtlichen Rückstellungsbegriff<br />

in Art. 669 Abs. 1 aOR abzuweichen (der im weitesten<br />

Sinn nach Bestand und Höhe ungewisse rechtliche Verpflichtungen<br />

gegenüber Dritten, ungewisse Verpflichtungen<br />

gegenüber Dritten ohne rechtliche Grundlage sowie<br />

ungewisse Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber<br />

sich selbst umfasst [56]). Insbesondere Verluste aus schwebenden<br />

Geschäften zeigen sich jedoch nicht immer als Mittelabfluss,<br />

sondern können sich auch als künftiger Minderzugang<br />

von wirtschaftlichen Werten manifestieren [57]. Der<br />

Ansicht Böcklis ist zuzustimmen, dass auch unter der revidierten<br />

Norm der aus einem «schwebenden Geschäft» drohende<br />

Minderzufluss ebenfalls handelsrechtskonform als<br />

Rückstellung verbucht werden muss [58]. Unter Berücksichtigung<br />

der weiter oben gemachten Ausführungen zur Passivierung<br />

im Allgemeinen (vgl. Ziff. 4.2.1 hiervor) und den<br />

Bewertungsgrundsätzen (vgl. Ziff. 4.2.2 hiervor) kann festgehalten<br />

werden, dass der Rückstellungsbegriff unter revidiertem<br />

Rechnungslegungsrecht inhaltlich mit dem bisherigen<br />

Begriff letztlich deckungsgleich ist, trotz neu formuliertem,<br />

an IFRS angelehntem Rückstellungsbegriff.<br />

Art. 96o e Abs. 3 Ziff. 4 OR sieht vor, dass Rückstellungen<br />

zudem auch für die «Sicherung des dauernden Gedeihens<br />

des Unternehmens» gebildet werden dürfen. Derartige<br />

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Rückstellungen sind aber aus handelsrechtlicher Optik keine<br />

echten Verbindlichkeiten.<br />

4.2.4 Einzelbewertung oder Gruppenbewertung von Aktiven? Aktiven<br />

und Verbindlichkeiten werden nach Art. 960 Abs. 1 OR<br />

in der Regel einzeln bewertet, sofern sie wesentlich sind und<br />

aufgrund ihrer Gleichartigkeit für die Bewertung nicht üblicherweise<br />

als Gruppe zusammengefasst werden.<br />

In diesem Wortlaut wird von vielen die klare Grundlage<br />

für die Einführung der Einzelbewertung als Regel, mit<br />

Gruppenbewertung als Ausnahme erblickt. Somit stellt sich<br />

die Frage, ob die Weiterführung der bisherigen Praxis der<br />

Methodenalternativität und eines grundsätzlichen Methodenwahlrechts<br />

auch unter dem revidierten Recht beibehalten<br />

werden kann.<br />

Die grammatikalische Auslegung einer Norm ist dann mit<br />

anderen Auslegungselementen zu kombinieren, wenn berechtigterweise<br />

Zweifel daran bestehen, dass der Wortlaut<br />

den wahren Sinn einer Norm auch tatsächlich korrekt und<br />

unmissverständlich zum Ausdruck bringt [59]. Der Blick in<br />

die Materialien, insbesondere in die parlamentarische Beratung<br />

liefert Argumente für derartige Zweifel.<br />

Im Rahmen der Beratung des Gesetzesentwurfes anlässlich<br />

der Wintersession 2009 im Ständerat wurde der Antrag<br />

Niederberger (CVP/NW) auf Anpassung des Wortlauts von<br />

Art. 960 Abs. i OR mit 19 zu 9 Stimmen angenommen [60].<br />

Der Entwurf des Bundesrats lautete wie folgt:<br />

«Aktiven und Verbindlichkeiten müssen einzeln bewertet werden,<br />

sofern sie wesentlich sind und aufgrund ihrer Gleichartigkeit für<br />

die Bewertung nicht üblicherweise als Gruppe zusammengefasst<br />

werden». [61]<br />

Ständerat Niederberger beantragte, dass im ersten Absatz<br />

das «müssen» durch «sollen in der Regel» zu ersetzen sei.<br />

Begründet hat er seinen Antrag wie folgt:<br />

«Dies beantrage ich aus dem Grund, da die Formulierung <br />

ein pragmatisches Vorgehen ermöglicht. Es geht ja insbesondere<br />

um die Bewertung von Liegenschaften oder Beteiligungen. Die Situation<br />

in der Praxis ist so, dass vor allem bei grossen Unternehmen<br />

zum Teil sehr viele Liegenschaften und auch Beteiligungen vorhanden<br />

sind, die dann zu bewerten sind. Einzelbewertungen erfordern<br />

dann Expertisen oder Gutachten. Weil dies zeit- und kostenaufwendig<br />

ist, stellt sich schon die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis.<br />

Bei den Beteiligungen kommt dazu, dass hierzu ja oft kein Markt<br />

vorhanden ist. Bisher hat man das so gemacht, dass man verschiedene<br />

Unternehmensschätzungen vorgenommen hat und dann aufgrund<br />

dieser Schätzungen einen Wert bestimmt hat. Dieser Wert<br />

wurde dann auch entsprechend bilanziert. Mein Antrag erlaubt, zusammenfassend<br />

gesagt, ein pragmatisches Vorgehen. Ich möchte<br />

Sie deshalb bitten, dieser Fassung von Absatz i zuzustimmen.»<br />

Darauf hat Bundesrätin Widmer-Schlumpf entgegnet:<br />

«Wenn man ein solches Tatbestandselement einführt<br />

wird der Grundsatz der Einzelbewertung, von dem wir ja ausgehen,<br />

relativiert; das ist aber wahrscheinlich auch so gewollt...»<br />

Weiter führte sie aus, dass man es mit dieser vorgeschlagenen<br />

Anpassung des Wortlauts faktisch der Unternehmung überlasse,<br />

zu entscheiden, ob eine Einzel- oder Gruppenbewertung angewendet<br />

werden soll. Dies sei aus rechtsstaatlichen Gründen und auch<br />

aus Gründen der Rechtssicherheit problematisch, weil ein<br />

relativ grosser Ermessensspielraum geöffnet werde. Letztlich<br />

war sie aber dann doch der Ansicht, dass man mit diesem<br />

Antrag leben könne. Der Ständerat ist dem Antrag Niederberger<br />

gefolgt und hat sich somit de facto zur Beibehaltung der<br />

Methodenalternativität bekannt.<br />

Wie Nationalrat Vischer (G/ZH) im Rahmen der parlamentarischen<br />

Beratung dieser Vorlage im Nationalrat anlässlich<br />

der Herbstsession 2010 richtig festgestellt hat, wurde mit der<br />

oben dargelegten vom Ständerat angenommenen Änderung<br />

die Abschwächung gewissermassen verdoppelt [62]:<br />

«Er ersetzt das Wort durch das Wort und verdoppelt<br />

gewissermassen die Abschwächung noch einmal, indem er<br />

schreibt ... Sie höhlen den Normgehalt dieser Bestimmungen<br />

aus...»<br />

Bundesrätin Widmer-Schlumpf hat in ihrer Antwort festgehalten:<br />

«Wie die Version der Kommissionsmehrheit (Anmerkung der Autoren:<br />

und ) ermöglicht der bundesrätliche<br />

Entwurf (Anmerkung der Autoren: ) ein Abweichen von<br />

der Einzelbewertung, wenn aufgrund der Gleichartigkeit eine<br />

Gruppe gebildet werden kann. Die bundesrätliche Version ist aber entschieden<br />

präziser formuliert und vorzuziehen, da der Grundsatz der<br />

Einzelbewertung stärker betont ist» (kursive Hervorhebungen durch<br />

die Autoren).<br />

Nationalrat Roux (CVP/VS) hat dann nochmals die Kommissionsmeinung<br />

vertreten, welche der Übernahme des vom<br />

Ständerat angepassten Wortlauts zugestimmt hat, und hat<br />

unter anderem auf folgendes hingewiesen:<br />

«La majorite de la commission accepte le projet du Conseil des Etats,<br />

qui permet plus de pragmatisme dans la maniere de proceder.»<br />

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Auch der Nationalrat hat sich dann in der Schlussabstimmung<br />

gegen die bundesrätlichen Version und für die bereits<br />

vom Ständerat abgesegnete Version von Art. 960 Abs. i OR<br />

entschieden.<br />

Aus diesen Voten wird ersichtlich, dass derjenige Wortlaut<br />

von Art. 960 Abs. i OR bevorzugt wurde, der den Unternehmen<br />

eine grössere Entscheidungsfreiheit einräumt und den<br />

Grundsatz der Einzelbewertung weniger stark betont als<br />

ursprünglich vom Bundesrat gefordert. In Kombination mit<br />

dem Hinweis auf den von der WAK-N (Kommission für Wirtschaft<br />

und Abgaben Nationalrat) mit diesem Wortlaut angestrebten<br />

Pragmatismus wird die Methodenalternativität<br />

nicht eingeschränkt, und das in jahrelanger Praxis etablierte<br />

Methodenwahlrecht kann auch unter der Ägide des revidierten<br />

Rechnungslegungsrechts beibehalten werden [63].<br />

4.2.5 Bewertung aus steuerlicher Sicht. Bilanzierung: Die handelsrechtskonforme<br />

Jahresrechnung ist für Steuerzwecke massgeblich.<br />

Damit erübrigen sich weitergehende eigenständige<br />

steuerrechtliche Aktivierungsregeln. Gleiches gilt im Sinne<br />

der Steuerneutralität resp. Fortführung der bisherigen<br />

Steuerpraxis auch für Verbindlichkeiten [64].<br />

Bewertungsgrundsätze: Aufgrund des Massgeblichkeitsprinzips<br />

bildet die konforme handelsrechtliche Jahresrechnung<br />

auch für die steuerliche Beurteilung von Abschreibungen<br />

und Wertberichtigungen den Ausgangspunkt. Im Sinne<br />

der Steuerneutralität des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />

ist das Vorsichtsprinzip weiterhin das für die Bewertung tragende<br />

Konzept, wobei die expliziten steuerlichen Korrekturvorschriften<br />

und damit die etablierte Steuerpraxis ebenfalls<br />

weiterhin anwendbar bleiben. Somit ist auch unter dem revidierten<br />

Recht die steuerliche Akzeptanz der «drei helvetischen<br />

steuerlichen Landesbräuche» [65] gesichert. Der Bundesrat<br />

hat bereits in der Botschaft nm zugesichert, dass das<br />

Warendrittel, Pauschaldelkredere und die Einmalabschreibung<br />

auf Investitionen weiterhin zulässig sein sollen [66].<br />

Anders zu beurteilen, ist demgegenüber Art. 96o a Abs. 4<br />

OR: Zur dauernden Sicherung des Gedeihens des Unternehmens<br />

verbuchte Abschreibungen oder Wertberichtigungen<br />

resp. nicht mehr begründete Abschreibungen oder Wertberichtigungen<br />

sind nicht geschäftsmässig begründet und somit<br />

wie bisher steuerlich zu korrigieren [67].<br />

Rückstellungen: Wird der Rückstellungsbegriff von Art. 96o e<br />

Abs. 2 OR wie oben unter Ziff. 4.2.3 postuliert eher weit ausgelegt,<br />

wird in materieller Hinsicht Deckungsgleichheit mit<br />

dem bis anhin geltenden handelsrechtlichen Rückstellungs-<br />

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begriff erzielt. Damit bleibt die Basis für den in Art. 63 DBG<br />

normierten steuerrechtlichen Rückstellungsbegriff unverändert,<br />

und die dazu entwickelte Steuerpraxis kann (im Sinne<br />

der Steuerneutralität des revidierten Rechnungslegungsrechts)<br />

fortgeführt werden [68]. Unvereinbar mit den geltenden<br />

steuerlichen Korrekturvorschriften sind hingegen Art. 960 e<br />

Abs. 3 Ziff. 4 OR (zusätzliche Rückstellungen zur Sicherung<br />

des dauernden Gedeihens des Unternehmens) und Art. 960 e<br />

Abs. 4 OR (kein Zwang zur Auflösung nicht mehr begründeter<br />

Rückstellungen) [69]. Derartige Rückstellungen sind eben<br />

nicht (mehr) geschäftsmässig begründet und werden dementsprechend<br />

wie bisher auch in Zukunft steuerlich korrigiert.<br />

Einzelbewertung oder Gruppenbewertung: Wie oben ausgeführt<br />

bleibt u. E. den Unternehmen auch unter dem revidierten<br />

Recht das grundsätzliche Wahlrecht zwischen Einzel-<br />

und Gruppenbewertung erhalten. Dies steht unter der<br />

Prämisse, dass die Voraussetzung für die Gruppenbewertung<br />

erfüllt ist, d.h. es sich um aufgrund ihrer Gleichartigkeit<br />

üblicherweise zu einer Gruppe zusammengefasste Aktiven<br />

handelt, wobei der Begriff «üblicherweise» eben im<br />

bisherigen Sinn auch weiterhin anzuwenden ist. Wegen des<br />

Prinzips der Steuerneutralität des revidierten Rechts muss<br />

der in Übereinstimmung mit den handelsrechtlich hierfür<br />

definierten Kriterien von Art. 960 Abs. i OR gefällte Entscheid<br />

für Gruppenbewertung auch steuerlich massgeblich<br />

sein. Die Conclusio der SSK, dass gestützt auf Art. 960 Abs.<br />

OR neu für Beteiligungen und Liegenschaften Einzelbewertung<br />

gelte, ist daher u.E. nicht richtig, es besteht ein<br />

Wahlrecht [7o].<br />

5. EIGENE AKTIEN<br />

5.1 Problemstellung. Eigene Aktien erfahren unter dem<br />

revidierten Rechnungslegungsrecht eine von der bisher im<br />

Handelsrecht geltenden Behandlung fundamental abweichende<br />

Darstellung. Das revidierte Rechnungslegungsrecht übernimmt<br />

die Behandlung, wie sie in IFRS geregelt ist [71]: Künftig<br />

werden erworbene eigene Aktien nicht mehr als Aktivum<br />

erfasst, und diesem Erwerb wird auf der Passivseite<br />

nicht mehr mit einer entsprechenden gesetzlichen Reserve<br />

für eigene Aktien Rechnung getragen [72]. Vielmehr fallen<br />

eigene Aktien buchungstechnisch ins Leere. Weil sich die<br />

Bilanz aber aktivseitig im Umfang des Kaufpreises der eigenen<br />

Aktien verringert hat (als Folge einer Reduktion z. B.<br />

der Bilanzposition «Flüssige Mittel») muss zwecks Ausgleich<br />

der Bilanz im frei verwendbaren Eigenkapital ein<br />

Minusposten in derselben Höhe ausgewiesen werden. Dies<br />

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normiert Art. 959 a Abs. 2 Ziff. 3 lit. e OR explizit.<br />

Beim Erwerb eigener Beteiligungsrechte stellt sich jeweils<br />

die Frage nach der Qualifikation als Teilliquidation im steuerrechtlichen<br />

Sinn [73]. Diese Frage ist bekanntlich nach Massgabe<br />

des Erwerbszwecks und der Haltedauer der eigenen<br />

Aktien zu beantworten (vgl. Ziff. 5.2 hiernach) [74]. Aufgrund<br />

von Wertveränderungen während der Haltedauer resp. bei<br />

einer Wiederveräusserung können sich allenfalls auch Steuerfolgen<br />

ergeben (vgl. Ziff. 5.3).<br />

5.2 Erwerb unter revidiertem Rechnungslegungsrecht<br />

5.2.1 Handelsrechtliche Verbuchung. Aufgrund von Art. 959 a<br />

Abs. 2 Ziff. 3 lit. e OR ist die Verbuchung klar, und der Buchungssatz<br />

lautet: «Eigenkapital-Minuspostens/flüssige<br />

Mittel». Durch den Ausweis dieses Minusposten in der Höhe<br />

des Anschaffungswerts dieser eigenen Anteile wird das<br />

Eigenkapital entsprechend reduziert.<br />

5.2.2 Steuerliche Auswirkungen. Für über dem Nennwert erfolgende<br />

Käufe von eigenen Beteiligungsrechten stellt sich<br />

zunächst die Frage, in welcher Reservenposition der erforderliche<br />

Minusposten zu verbuchen ist. Das revidierte Recht<br />

definiert dies nicht explizit [75]. Aufgrund des Kapitaleinlageprinzips<br />

ist für steuerliche Belange auch in Fällen der<br />

Teilliquidation bekanntlich die Unterscheidung zentral,<br />

ob Ausschüttungen resp. Liquidationserlöse zulasten der<br />

gesetzlichen Kapitalreserve (Art. 959 a Abs. 2 Ziff. 3 lit. b OR)<br />

oder zulasten von Gewinnreserven erfolgen. Gemäss Praxis<br />

der Eidg. Steuerverwaltung (ESTV) ist es schon heute zulässig,<br />

die Reserve für eigene Aktien aus den sog. Kapitaleinlagereserven<br />

zu äufnen. In der handelsrechtlichen Bilanz ist<br />

dann die Reserve für eigene Aktien als gesonderte Position<br />

unter den Reserven aus Kapitaleinlagen auszuweisen. Dies<br />

sollte in Zukunft auch unter dem revidierten Recht möglich<br />

sein, d. h., es sollte u. E. ohne Weiteres zulässig sein, diese<br />

«Minusreserve» für eigene Beteiligungsrechte als Minusposten<br />

der gesetzlichen Kapitalreserve auszuweisen [76].<br />

Erfolgt der Erwerb gestützt auf einen Beschluss der Gesellschaft<br />

über die Herabsetzung ihres Kapitals oder im Hinblick auf<br />

die Herabsetzung ihres Kapitals, qualifiziert der Erwerb steuerlich<br />

als Teilliquidation; gleiches gilt bei Überschreiten der in<br />

Art. 659 OR definierten Schwellenwerte (Art. 4 a Abs. i Verrechnungssteuergesetz,<br />

VStG). In diesen drei Konstellationen führt<br />

die unter dem revidierten Rechnungslegungsrecht erforderliche<br />

Verbuchung aus steuerlicher Sicht zu keinerlei Schwierigkeiten:<br />

Denn die handelsrechtlich vernichteten Reserven<br />

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gelten auch aus steuerlicher Sicht im Zeitpunkt derartiger<br />

Rückkäufe als vernichtet, und somit ist der steuerbegründende<br />

Tatbestand verwirklicht.<br />

Erfolgt der Erwerb eigener Beteiligungsrechte hingegen<br />

nicht im Zusammenhang mit einer resp. im Hinblick auf<br />

eine Kapitalherabsetzung, so liegt aufgrund des für die<br />

Zwecke der Verrechnungssteuer eigenständig normierten<br />

Tatbestands der Teilliquidation eine solche erst dann vor,<br />

wenn diese Beteiligungsrechte in derRegel länger als sechsJahre<br />

gehalten werden (Art. 4a Abs. 2 VStG). Es sei daraufhingewiesen,<br />

dass die handelsrechtliche Verbuchung im Zeitpunkt<br />

des Erwerbs (d.h. Ausweis der Minusposition unter den gesetzlichen<br />

Kapitalreserven oder unter Gewinnreserven) über<br />

die Steuerfolgen im Zeitpunkt der Teilliquidation entscheidet.<br />

Insofern geht Art. 4a VStG als lex specialis gegenüber<br />

Art. 4 Abs. 1 lit. b VStG vor. Dass handelsrechtlich bereits im<br />

Zeitpunkt des Erwerbs in den Reserven ein Minusposten eingebucht<br />

wird, vermag daran nichts zu ändern. Diese Auffassung<br />

kommt schon in der Botschaft 2007 zum Ausdruck [77]<br />

und wird auch von der SSK geteilt [78]. Die handelsrechtliche<br />

Neuregelung des Erwerbs eigener Beteiligungsrechte unter<br />

dem revidierten OR ändert am steuerrechtlichen Begriff der<br />

Teilliquidation gemäss Art. 4a VStG nichts [79].<br />

Bekanntlich ist es Sache des Unternehmens, sicherzustellen,<br />

dass Erwerbszweck, Erwerbszeitpunkt und Haltedauer<br />

von eigenen Beteiligungsrechten jederzeit korrekt und vollständig<br />

nachgewiesen werden können. Es stellt sich die<br />

Frage, wie das unter revidiertem Rechnungslegungsrecht<br />

zu bewerkstelligen sei, denn bilanziell sind die eigenen Beteiligungsrechte<br />

im Zeitpunkt des Erwerbs ja eigentlich<br />

«vernichtet». Die Antwort liegt darin, dass der Anhang mit<br />

den detaillierten Angaben gemäss Art. 959C Abs. 2 Ziff. 4<br />

und 5 OR die für das


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doch nur sofern diese handelsrechtlich verbucht werden [88].<br />

Die Frage stellt sich, ob mit «handelsrechtlich verbucht» gemeint<br />

ist «handelsrechtlich erfolgswirksam». Davon ist wohl<br />

auszugehen, gilt doch das Verbuchungsprinzip, also grundsätzlich<br />

keine steuerliche Anerkennung ohne Verbuchung.<br />

U. E. gibt es jedoch keine Wertanpassung während der Haltedauer<br />

eigener Aktien, also dürfen Wertschwankungen gerade<br />

nicht gebucht werden.<br />

6. FAZIT<br />

Das revidierte Rechnungslegungsrecht ist ein eigenes und<br />

selbstständiges Regelwerk, das sich zwar in einzelnen Normen<br />

begrifflich an IFRS anlehnt, das dadurch aber nicht zu<br />

einem «schweizerischen IFRS» wird [89].<br />

Die von den IFRS ins revidierte Rechnungslegungsrecht<br />

übernommenen Begriffe müssen auf dem Wege der Auslegung<br />

einen eigenständigen Begriffsinhalt bekommen, der<br />

sich widerspruchsfrei in das OR und im Sinne der Steuerneutralität<br />

auch in das schweizerische Steuerrecht einfügt.<br />

Auch unter dem revidierten Buchführungs- und Rechnungslegungsrecht<br />

folgt die Bewertung weiterhin dem Vorsichtsprinzip.<br />

Die gemäss Art. 4 a VStG, Art. zo Abs. 1 lit. c DBG und Art. 7<br />

Abs. Ibis Steuerharmonisierungsgesetz (StHG) geltende verrechnungssteuerliche<br />

und einkommenssteuerliche Behandlung<br />

des Erwerbs eigenerBeteiligungs rechte wird unter dem revidierten<br />

Rechnungslegungsrecht fortgeführt. Aufgrund der<br />

Neukonzeption des Erwerbs eigener Beteiligungsrechte werden<br />

jedoch künftig Wertveränderungen während der Haltedauer<br />

sowie Gewinne und Verluste im Zusammenhang mit<br />

der Veräusserung eigener Kapitalanteile für die Zwecke der<br />

Gewinnsteuern erfolgsunwirksam sein. Wertveränderungen<br />

während der Haltedauer werden nicht gebucht, Gewinne<br />

beim Verkauf qualifizieren als Kapitaleinlagen, Verluste als<br />

Kapitalentnahmen.<br />

Anmerkungen: 1) Vgl. Medienmitteilung, Der<br />

Bundesrat, 22.11.2012. In diesem Aufsatz seht die<br />

Abkürzung «OR» für den Stand des Obligationenrechts<br />

am 1. Januar 2013 (SR zoo). Die Abkürzung<br />

«a0R» wird verwendet im Zusammenhang mit den<br />

Rechnungslegungsnormen in derjenigen Fassung<br />

des OR, die vor Inkrafttreten des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />

Gültigkeit hatte. 2) Die neuen<br />

Bestimmungen zur Konzernrechnung sind erstmals<br />

drei Jahre nach Inkrafttreten anzuwenden<br />

(vgl. Art. 2 Abs. 3 UeB). 3) «Analyse des Vorstandes<br />

SSK zum neuen Rechnungslegungsrecht Beschluss<br />

des Vorstandes vom 12.2.2013» (fortan Analyse<br />

SSK 2013). 4) Dies trifft etwa auf den Kommentar<br />

zur Verwendung einer fremden Währung als<br />

funktionale Währung zu, wird doch überhaupt<br />

nicht ausgeführt, weshalb Art. 958d Abs. 3 OR die<br />

gesetzliche Grundlage für die Anwendung des<br />

Bundesgerichtsentscheids BGE 136 II 88 ff. zur<br />

steuerunwirksamen Behandlung von sog. Umrechnungsdifferenzen<br />

darstellen soll. 5) Art. 58 Abs.l.<br />

lit. a DBG. 6) Art. 58 Abs.i lit. b und c DBG. 7) Dies<br />

ergibt sich aus der Generalverweisung in Art. 58<br />

Abs. i lit. a DBG auf den Saldo der Erfolgsrechnung<br />

als Basis für die Gewinnsteuerbemessung. 8) Vgl.<br />

Botschaft 2007, 1626. 9) Vgl. Böckli, 2012, S. 823.<br />

10) BGE 13611 88 ff., Erwägung 4.5. Diese Begründung<br />

muss als klar falsch bezeichnet werden; vgl.<br />

dazu auch Böckli, 2012, S. 823. 11) Vgl. Böckli, 2011,<br />

S. 243f. 12) IAS 1.16 (revised 2007). 13) Vgl. Böckli,<br />

2011, S. 243.14) Vgl. Imboden/Rhinow, Verwaltungsrechtssprechung,<br />

5. 130. 15) Vgl. Häfelin/Haller,<br />

Schweizerisches Bundesstaatsrecht, N 131 ff. 16) Vgl.<br />

Häfelin/Haller, Schweizerisches Bundesstaatsrecht,<br />

N 102 ff. 17) Vgl. Imboden/Rhinow, Verwaltungsrechtssprechung,<br />

S. 133. 18) Vgl. Neuhaus, 2000,<br />

S. uff: 19) Art. 962 Abs.l. Entwurf-OR 2009, vgl.<br />

dazu auch Botschaft 2007, 1719 ff. 20) Vgl. Böckli,<br />

2011, S. 242ff. 21) Vgl. Botschaft 2007, 1740. 22) Vgl.<br />

Böckli, 2o11, S. 243.23) Vgl. IF RS (zon) Conceptual<br />

Framework, Basis for Conclusions 3.27/28. 24) Vgl.<br />

Böckli, 2012, S. 822. 25) Vgl. Studer, 1968, S. 81.<br />

26) Vgl. Studer, 1968, S. 81f. 27) Vgl. Studer, 1968,<br />

S. 82 f. 28) Das Imparitäts- und Realisationsprinzip<br />

bestimmt den Zeitpunkt der Berücksichtigung<br />

bzw. Realisierung von Gewinnen/Erträgen und<br />

Verlusten/Aufwendungen (vgl. BSK-OR II-Neuhaus/Binz,<br />

Art. 960 N zi und 24; BGE los I b 410<br />

E. 4 a = Pra 1989, 788). 29) Vgl. Brülisauer/Poltera,<br />

Art. 58 N 19 ff: und 25 ff. 30) Obwohl eigentlich<br />

nicht in beliebigem Umfang stille Willkürreserven<br />

gebildet werden können (vgl. BSK-OR II-Neuhaus/<br />

Ilg, Art. 662a N io-12.), lässt das heutige Recht<br />

stille Reserven in einem erheblichen Umfang zu.<br />

Das Gesetz (Art. 669 Abs. 3 OR) sieht ausdrücklich<br />

die Möglichkeit der Bildung von Verwaltungs- und<br />

Willkürreserven vor. Der Verwaltungsrat kann<br />

zudem davon absehen, überflüssig gewordene<br />

Rückstellungen aufzulösen (vgl. BSK-OR 11-Neuhaus/lig,<br />

Art. 662 a N 12). 31) Hierzu und auch für<br />

die nachfolgenden Ausführungen vgl. Schweizer<br />

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Handbuch der Wirtschaftsprüfung Band i [HWP I],<br />

S. 141 ff. 32) Vgl. HWP I, S.143. 33) Vgl. Brülisauer/<br />

Poltera, Art. 58 N 62 (I: mit weiteren Beispielen von<br />

Aktivierungswahlrechten. 34) Vgl. Reich/Züger,<br />

Art. 29 N 20.35) Vgl. Studer, 1968, S. 102. 36) Art. 62<br />

Abs. i und z DBG sind im Wesentlichen identisch<br />

mit Art. 28 Abs. i und 2 DBG, vgl. Kuhn/Klinger,<br />

Art. 62 N 6 ff. Dasselbe gilt für das Verhältnis von<br />

Art. 63 DBG zu Art. 29 DBG. 37) Vgl. Reich/Züger,<br />

Art. 29 N 4. 38) Nur der in der Berechnungsperiode<br />

entstandene Aufwand soll den steuerrechtlichen<br />

Gewinn belasten. Vgl. Kuhn/Klingler, Art. 63 N 5.<br />

39) Vgl. Böckli, 2011, S. 235f. 40) Vgl. Reich/Züger,<br />

Art. 29 N 26 f£ und Reich/Züger, Art. 28 N 33f. resp.<br />

Kuhn/Klinger, Art. 63 N 4 mit Verweis auf Art. 29<br />

DBG und Kuhn/Klinger, Art. 62 N 6 mit Verweis<br />

auf Art. 28 DBG. 41) Vgl. Reich/Züger, Art. 28 N 10.<br />

42) Damit kann verhindert werden, dass für ein bestimmtes<br />

Aktivum steuerlich nicht anerkannte<br />

Abschreibungen de facto auf ein anderes Aktivum<br />

«verschoben» werden, vgl. BGer 25.1.2000 = ASA<br />

69 (2000/01) 876. 43) Explizit wird diese Veranlagungspraxis,<br />

d.h. die steuerliche Akzeptanz von<br />

Gruppenbewertung im Zusammenhang mit der<br />

Bewertung von Gütern von geringem Wert genannt.<br />

Vgl. Reich/Züger, Art. 28 N lo. Die von diesen<br />

Autoren an derselben Stelle geäusserte Ansicht,<br />

dass Gruppenbewertung bei hochwertigen Wirtschaftsgütern<br />

wie z.B. Immobilien nur ausnahmsweise<br />

steuerlich zulässig sei, teilen wir nicht.<br />

44) In Art. 959 Abs. 3 OR wird dann bestimmt, welche<br />

Aktiven als Umlaufvermögen und welche als<br />

Anlagevermögen zu bilanzieren sind. Auf Fragen<br />

im Zusammenhang mit Erst- und Folgebewertung<br />

(vgl. Art. 960 a Abs. i und 2 OR) und der Folgebewertung<br />

von Aktiven mit beobachtbarem Marktpreis<br />

(Art. 96o b Abs.i und z OR) wird in diesem<br />

Artikel nicht näher eingegangen. 45) Gestützt auf<br />

Art. 664 OR können bekanntlich Gründungs-, Kapitalerhöhungs-<br />

und Organisationskosten unter<br />

gewissen Voraussetzungen aktiviert werden. Dies<br />

soll nach Meinung des Bundesrates wegen Art. 959<br />

Abs. 2 OR künftig nicht mehr möglich sein. «Gründungs-,<br />

Kapitalerhöhungs- und Organisationskosten<br />

können daher nach dem Entwurf und in Einklang<br />

mit der internationalen Entwicklung nicht<br />

mehr aktiviert werden.» Vgl. Botschaft 2007, 1705.<br />

46) Für die Definition des Begriffs der Aktivierungsfähigkeit<br />

vgl. vorne Zif£ 4.1.1. 47) In diesem<br />

Zusammenhang sei auf das mit dem revidierten<br />

Rechnungslegungsrecht eingeführte Vier-Stufen-<br />

System für Verbindlichkeiten mit unterschiedlichem<br />

Grad der Ungewissheit hingewiesen. Vgl.<br />

dazu Böckli, 2012, S. 824 48) Vgl. BSK-OR II-Neuhaus/Balkanyi,<br />

Art. 669 N 18 f£ 49) Vgl. Böckli, 2012,<br />

S.824. 50) Vgl. HWP I, S. 327 £ 51) Vgl. IFRS 3.<br />

52) Vgl. IAS 16.53) Vgl. Botschaft 2007,1626. 54) Vgl.<br />

Böcldi, 2012, S. 821. Obschon die Botschaft diesbezüglich<br />

nicht widerspruchsfrei war, enthielt bereits<br />

sie ein letztlich mindestens im Bereich der<br />

Bewertung klares Bekenntnis zum Vorsichtsprinzip:<br />

«...Das Vorsichtsprinzip bildet somit Teil der<br />

Konzeption der Bewertung...» vgl. Botschaft 2007,<br />

171o. 55) Der Wortlaut von Art. 96o e Abs. z OR entspricht<br />

dem Wortlaut nach IFRS (vgl. IAS 37.14).<br />

56) Vgl. Stoll, 1992, S. 59 ff. 57) Vgl. Böckli, 2011,<br />

S. 240.58) Vgl. Böckli, 2012, S. 823 Mit Verweis auf<br />

Art. 669 Abs. i Satz 2 OR. 59) Vgl. Häfelin/Haller,<br />

Schweizerisches Bundesstaatsrecht, N 91ff. 60) Dazu<br />

und für die folgenden Ausführungen vgl. Protokoll<br />

Abstimmung SR im amtl. Bulletin 2009, 1196/97.<br />

61) Vgl. Entwurf des Obligationenrechts [E-OR],<br />

2007 (BBI 2008,1795). 62) Dazu und für die folgenden<br />

Ausführungen vgl. Protokoll Abstimmung NR<br />

im amtl. Bulletin 2010, 1397. 63) Ebenfalls zustimmend<br />

Böckli. Vgl. Böckli, zoll, S. 236. 64) Die handelsrechtlich<br />

notwendige ausserordentliche Abschreibung<br />

der wegen des Wortlauts von Art. 959<br />

Abs. 2. Satz z OR nicht mehr bilanzierfähigen Gründungs-,<br />

Kapitalerhöhungs- und Organisationskosten<br />

wird steuerlich als geschäftsmässig begründeter<br />

Aufwand anerkannt. Vgl. Analyse SSK 2013, S. 3.<br />

65) Vgl. vorne Anm. 39.66) Vgl. Botschaft 2007, 1711.<br />

67) Vgl. Analyse SSK 2013, S. 3.68) Würde Art. 960 e<br />

Abs. z OR hingegen eng ausgelegt, wäre z.B. die<br />

Verbuchung einer mit künftigem Minderzugang<br />

von wirtschaftlichen Werten begründeten Rückstellung<br />

nicht handelsrechtskonform und müsste<br />

für Steuerzwecke wegen des Prinzips der Handelsrechtskonformität<br />

zwingend korrigiert werden.<br />

69) Vgl. Analyse SSK 2013, S.3. 70) Vgl. Analyse SSK<br />

2013, S. 3. 71) Vgl. IFRS-Standard IAS 32 bzw.<br />

IFRS 9. 72) Die Ausführungen in diesem Aufsatz<br />

werden beschränkt auf den «direkten» Erwerb eigener<br />

Aktien durch eine Gesellschaft. Die Fragestellungen<br />

beim Erwerb von Aktien der Muttergesellschaft<br />

durch eine von ihr gehaltene Tochtergesellschaft<br />

werden nicht abgehandelt. 73) Vgl.<br />

Reich, Art. zo N 87 ff.; Kreisschreiben Nr. 5. 74) Die<br />

im Zusammenhang mit dem Erwerb eigener Beteiligungsrechte<br />

massgeblichen steuerrechtlichen<br />

Bestimmungen sind insbesondere Art. 4a VStG,<br />

Art. zo Abs. i lit. c DBG und Art. 7 Abs. 1', StHG;<br />

vgl. dazu auch Kreisschreiben Nr. 5. 75) Allerdings<br />

ist der Vorschlag in der Botschaft, wie Art. 659 a OR<br />

an das revidierte Rechnungslegungsrecht anzupassen<br />

sei, irritierend. Diesem zur Folge hat die Gesellschaft<br />

für die eigenen Aktien einen dem Anschaffungswert<br />

entsprechenden Betrag von den<br />

Gewinnreserven abzuziehen. Vgl. Botschaft 2007,<br />

1767, siehe dazu aber sogleich unten Anm. 76.<br />

76) «...Dabei ist zu beachten, dass diese Rückkäufe<br />

unter der Bilanzposition «eigene Kapitalanteile»<br />

als Minusposten aufzuführen sind ... Bei einer Verrechnung<br />

mit anderen Positionen des Eigenkapitals<br />

müsste mit steuerlichen Folgen gerechnet werden.»<br />

Vgl. Botschaft 2007, 1706. 77) Vgl. Botschaft<br />

2007, 1706. 78) «Es handelt sich dabei ausschliesslich<br />

um eine Änderung der Darstellung, welche die<br />

steuerliche Praxis nicht ändert.» Vgl. Analyse SSK<br />

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2013, S. 3. 79) Für den Erwerb eigener Beteiligungsrechte<br />

im Zusammenhang mit Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen<br />

und Optionsanleihen gelten<br />

gern. 4 a Abs. 2 VStG Sonderregelungen. Hinsichtlich<br />

Stillstand der sechsjährigen Frist vgl. Art. 4a<br />

Abs. 3 VStG. 79) An den Steuerfolgen im Zusammenhang<br />

mit der sog. Wiederbegebung von steuerlich<br />

abgerechneten Beteiligungsrechten sollte sich<br />

nichts ändern. 80) Art. 959C Abs. 2 Ziff. 4 OR bestimmt,<br />

dass im Anhang die Anzahl eigener Anteile<br />

offenzulegen sei, die das Unternehmen selbst<br />

und die Unternehmen, an denen es beteiligt ist,<br />

halten. In Art. 959 c Abs. 2. Ziff. 5 OR wird dann zusätzlich<br />

vorgeschrieben, dass der Erwerb und die<br />

Veräusserung eigener Anteile, sowie die Bedingungen,<br />

zu denen sie erworben worden sind, ebenfalls<br />

im Anhang aufzuführen seien. 81) Vgl. Botschaft<br />

2007, 1660. 82) Vgl. Botschaft 2007, 166o. 83) Vgl.<br />

IAS 32.33. 84) Vgl. IAS 32.33: «... Considerations<br />

received shall be recognised directly in equity.»<br />

85) Eine andere Meinung besagt, dass in Fortführung<br />

der bisherigen Praxis auch unter dem revidierten<br />

Rechnungslegungsrecht Gewinne und Verluste<br />

aus der Veräusserung eigener Anteile erfolgswirksam<br />

zu verbuchen seien resp. dass die Gesellschaft<br />

ein Wahlrecht haben soll, ob sie derartige Gewinne<br />

und Verluste erfolgswirksam oder direkt gegen Eigenkapital<br />

verbucht. 86) Vgl. Riedweg/Rem und,<br />

2013. 87) Die Wiederveräusserung eigener Aktien<br />

unterliegt trotz der vorgängigen Verbuchung als<br />

Minusposten des Eigenkapitals nicht der Emissionsabgabe.<br />

Dies lässt sich mit dem Charakter der<br />

Emissionsabgabe als Rechtsverkehrssteuer und<br />

damit begründen, dass keine emissionsabgaberechtliche<br />

Transaktion (Nennwertbegründung/-<br />

erhöhung oder Zuschuss), sondern eben ein Verkauf<br />

vorliegt. Konsequenterweise unterliegen<br />

Erwerb und Veräusserung eigener Anteile der<br />

Umsatzabgabe (sofern auch die anderen hierfür<br />

relevanten Voraussetzungen erfüllt sind). Vgl.<br />

Riedweg/Remund, 2013. 88) Vgl. Analyse SSK 2013,<br />

S. 3. 89) Vgl. BÖCkli, 2012, S. 822.<br />

Literatur: a0R, Obligationenrecht (mit altem<br />

Rechnungslegungsrecht) (Fassung in Kraft vor<br />

1. Januar 2013). Archiv für schweizerisches Abgaberecht<br />

[ASA], Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts<br />

vom 25. Januar 2000 i. S. Steuerverwaltung<br />

des Kantons Bern gegen X. und Steuerrekurskommission<br />

des Kantons Bern, 2000, 69, S. 876. BGE<br />

136 II 88. Böckli Peter, Auswirkungen der neuen<br />

Rechnungslegung auf die Gewinnsteuer - Ungereimtheiten,<br />

Widersprüche und ungelöste Fragen?<br />

In: Der Schweizer Treuhänder, 2011/4, 4, S. 234.<br />

Böckli Peter, Neue OR-Rechnungslegung: Herausgegriffene<br />

Probleme? In: Der Schweizer Treuhänder,<br />

2012/14 S. 82o. Botschaft zur Änderung<br />

des Obligationenrechts (Aktienrecht und Rechnungslegungsrecht<br />

sowie Anpassungen im Recht<br />

der Kollektiv-, und der Kommanditgesellschaft,<br />

GmbH-Recht, Genossenschafts-, Handelsregistersowie<br />

Firmenrecht) (VOM 21.12. 2007), BB1 2008,<br />

1589. Brülisauer Peter, Poltera Flurin, in: Martin<br />

Zweifel/Peter Athanas, Kommentar zum Schweizerischen<br />

Steuerrecht I/za, 2. Auflage, Basel 2008.<br />

I> Bundesrat, Neues Rechnungslegungsrecht tritt<br />

am 1. Januar 2013 in Kraft (Medienmitteilung),<br />

22. November 2012. DBG, BG über die direkte<br />

Bundessteuer (VOM 14.12.1990), SR 642.11. E-OR,<br />

Obligationenrecht (Entwurf vom 21. Dezember<br />

2007), BBI 2008,1751. Häfelin Ulrich, Haller Walter,<br />

Keller Helen, Schweizerisches Bundesstaatsrecht,<br />

8. Auflage, Zürich 2012. IAS/IFRS, International<br />

Financial Reporting Standards, Stand<br />

1.1.2013. IFRS, International Financial Reporting<br />

Standards, Basis for Conclusions, 2011. Imboden<br />

Max, Rhinow Rene A., Schweizerische Verwaltungsrechtsprechung,<br />

5. neubearbeitete und erweiterte<br />

Auflage. Band I, Basel, 1976. Kreisschreiben<br />

Nr. 29 der Eidg. Steuerverwaltung «Kapitaleinlageprinzip»<br />

vom 9. Dezember 2ino. Kreisschreiben<br />

Nr. 5 der Eidg. Steuerverwaltung «Unternehmenssteuerreform<br />

1997 - Neuregelung des Erwerbs eigener<br />

Beteiligungsrechte» vom 19. April 1999.<br />

Kuhn Stefan, Klinger Michel, in: Martin Zweifel/<br />

Peter Athanas, Kommentar zum Schweizerischen<br />

Steuerrecht 1/2a, 2. Auflage, Basel 2008. Neuhaus<br />

Markus, Rechnungslegungs- und Revisionsgesetz:<br />

Steuerliche Berührungspunkte, in: Archiv für<br />

Schweizerisches Abgabenrecht [ASAI, 2000, 69,<br />

S. ii. Neuhaus Markus, Balkanyi Patrick, in:<br />

Heinrich Honsell/Nedim Peter Vogt/Rolf Watter<br />

(Hrsg.), Basler Kommentar zum Schweizerischen<br />

Privatrecht, Obligationenrecht II, 2. Auflage, Basel<br />

2002. Neuhaus Markus, Binz Peter, in: Heinrich<br />

Honsell/Nedim Peter Vogt/Rolf Watter (Hrsg.), Basler<br />

Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht,<br />

Obligationenrecht II, 2. Auflage, Basel 2002.<br />

Neuhaus Markus, Ilg Peter, in: Heinrich Honsell/<br />

Nedim Peter Vogt/Rolf Watter (Hrsg.), Basler Kommentar<br />

zum Schweizerischen Privatrecht, Obligationenrecht<br />

II, 2. Auflage, Basel 2002. OR, BG<br />

betreffend die Ergänzung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches<br />

(Fünfter Teil: Obligationenrecht)<br />

(VOM 30.3.1911, Stand 1.1. 2013), SR zzo. Protokoll<br />

der Sitzung des Ständerats, VIII. Sitzung vom<br />

3. Dezember 2009, AB 2009 S 1196/97. I> Protokoll<br />

der Sitzung des Nationalrats, VI. Sitzung vom<br />

20. September 2010, AB 2010 N 1379. Reich Markus,<br />

in: Martin Zweifel/Peter Athanas, Kommentar<br />

zum Schweizerischen Steuerrecht 1/2a, 2. Auflage,<br />

Basel 2008. Reich Markus, Züger Manns, in:<br />

Martin Zweifel/Peter Athanas, Kommentar zum<br />

Schweizerischen Steuerrecht I/za, 2. Auflage, Basel<br />

2008. Riedweg Peter, Remund Andreas, Umstrukturierung<br />

von Unternehmen, IFF St. Galler<br />

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Seminar zur Unternehmensbesteuerung 2013 (unveröffentlichte<br />

Präsentation), 20./21. August 2013.<br />

Schweizer Handbuch der Wirtschaftsprüfung<br />

[HWP], Band i Buchführung und Rechnungslegung,<br />

Zürich 2009: Treuhand-Kammer. Schweizerische<br />

Steuerkonferenz [SSK], Analyse des Vorstandes<br />

SSK zum neuen Rechnungslegungsrecht.<br />

Beschluss des Vorstandes vom 12.2.2013. StHG,<br />

BG über die Harmonisierung der direkten Steuern<br />

der Kantone und Gemeinden (vom 14.12.1990),<br />

SR 642.14. Stoll Jürg, Die Rückstellung im Handels-<br />

und Steuerrecht, Zürich 1992. Studer Walter,<br />

Bilanzsteuerrecht, Basel, 1968. VStG, BG<br />

über die Verrechnungssteuer (vom 13.10.1965),<br />

SR 642.21.<br />

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