STEUERLICHE ASPEKTE DES REVIDIERTEN ... - PwC
STEUERLICHE ASPEKTE DES REVIDIERTEN ... - PwC
STEUERLICHE ASPEKTE DES REVIDIERTEN ... - PwC
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
MARKUS R. NEUHAUS<br />
LAURENZ SCHNEIDER<br />
<strong>STEUERLICHE</strong> <strong>ASPEKTE</strong> <strong>DES</strong> <strong>REVIDIERTEN</strong><br />
RECHNUNGSLEGUNGSRECHTS<br />
Schweizerisch-selbstständiges Regelwerk mit<br />
eigenständigen Begriffsinhalten<br />
Im Vordergrund stehen Fragen der Auslegung des neuen Wortlauts mit teilweiser<br />
Anlehnung an IFRS-Terminologle, Aspekte der Bewertung (welche die Thematik<br />
der Rückstellung mit einschliesst) sowie die buchhalterische und gewinn- und verrechnungssteuerliche<br />
Behandlung eigener Aktien.<br />
DR.IUR., DIPL. STEUER-<br />
1. EINLEITUNG<br />
Das revidierte Rechnungslegungsrecht ist transparenter<br />
und rechtsformneutral. Die anzuwendenden Vorschriften<br />
hängen von der wirtschaftlichen Bedeutung eines Unternehmens<br />
ab. Die Umstellung auf das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />
soll steuerneutral sein. Was an sich einfach<br />
klingt, erweist sich im Detail als komplex. So sind auch<br />
ii Monate nach Inkrafttreten nicht alle offenen Fragen geklärt.<br />
Es zeichnet sich jedoch ein weitgehender Konsens ab,<br />
wie die unklaren oder offenen Punkte dieses Erlasses auszulegen<br />
sind.<br />
Ende November 2012 hat der Bundesrat das neue Rechnungslegungsrecht<br />
(d.h. die entsprechenden Änderungen<br />
des Schweizerischen Obligationenrechts und die erforderlichen<br />
Ausführungsbestimmungen) auf den 1. Januar 2o13 in<br />
Kraft gesetzt [1]. Gestützt auf Art. 2 Abs. 1 Übergangsbestimmungen<br />
(UeB) sind die revidierten Bestimmungen für<br />
den handelsrechtlichen Einzelabschluss zwingend erstdem<br />
Inkrafttreten beginnen, also für Geschäftsjahre, die<br />
mals für Geschäftsjahre anwendbar, welche zwei Jahre nach<br />
am 1. Januar 2015 oder später beginnen [2].Auf freiwilliger<br />
Basis ist eine frühere Anwendung ab Inkrafttreten möglich,<br />
d.h. bereits für am 1. Januar 2013 oder später beginnende<br />
Geschäftsjahre, nicht jedoch für Geschäftsjahre, die vor dem<br />
1.Januar 2013 begannen.<br />
In Anbetracht der zeitlichen Inkraftsetzung sowie der<br />
zurzeit noch offenen technischen Fragen und der damit<br />
einhergehenden Unsicherheiten zum Teil auch über die<br />
allfälligen steuerlichen Konsequenzen liegen im jetzigen<br />
Zeitpunkt erwartungsgemäss noch keine gesicherten praktischen<br />
Erfahrungen mit dem neuen Recht vor. Mehr Klarheit<br />
wird diesbezüglich von der Publikation des auf die re-<br />
MARKUS R. NEUHAUS,<br />
EXPERTE, VERWALTUNGS-<br />
RATSPRÄSIDENT, PRÄSIDENT<br />
DER FACHGRUPPE<br />
STEUERN DER TREUHAND-<br />
KAMMER, PWC, ZÜRICH,<br />
MARKUS.NEUHAUS@<br />
CH.PWC.COM<br />
LAURENZ SCHNEIDER,<br />
DR.IUR., DIPL.<br />
STEUEREXPERTE,<br />
DIRECTOR,<br />
TAX &LEGAL SERVICES,<br />
PWC , ZÜRICH,<br />
11 CH.PWC.COM<br />
LAURENZ.SCHNEIDERQ<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 1/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
vidierten Rechnungslegungsnormen angepassten Handbuchs<br />
der Wirtschaftsprüfung (HWP) erwartet, welche für die<br />
erste Jahreshälfte 2014 vorgesehen ist. Der in der vollständig<br />
überarbeiteten Fassung des HWP niedergeschriebenen<br />
Interpretation der revidierten Rechnungslegungsnormen<br />
dürfte in der Praxis insofern auch für steuerliche Belange<br />
Gewicht zukommen, als Vertreter von Steuerbehörden verschiedentlich<br />
durchblicken liessen, dass zunächst die Ergebnisse<br />
und Erkenntnisse der rein handelsrechtlichen Interpretation<br />
der neuen Normen abgewartet werden sollten,<br />
bevor deren allfällige steuerlichen Auswirkungen beurteilt<br />
werden. Auch vor diesem Hintergrund kann die im Februar<br />
2013 publizierte steuerliche Analyse des Vorstands der<br />
Schweizerischen Steuerkonferenz (SSK) zum neuen Rechnungslegungsrecht<br />
nicht als abschliessende steuerliche Würdigung<br />
der revidierten Rechnungslegungsnormen durch die<br />
Behörden verstanden werden [3]. Denn sie erweist sich als zu<br />
lückenhaft und mindestens in einigen Punkten als zu wenig<br />
fundiert [4]. Sie wird auch von der SSK als bloss provisorische<br />
erste Verlautbarung betrachtet.<br />
Der Artikel fasst den gegenwärtigen Stand der Ergebnisse<br />
zusammen und bildet den Konsens ab, der sich zu den<br />
folgenden drei aus steuerlicher Sicht zentralen Fragestellungen<br />
abzeichnet: grundsätzliche Auslegung des revidierten<br />
Rechnungslegungsrechts, Aspekte der Bewertung einschliesslich<br />
Rückstellungen sowie die buchhalterische Behandlung<br />
eigener Aktien und die sich daraus ergebenden<br />
Steuerfolgen in den Bereichen Gewinn-, Einkommens- und<br />
Verrechnungssteuer. Den Fragestellungen im Zusammenhang<br />
mit den Bestimmungen zur fremden funktionalen<br />
Währung ist in dieser Sonderausgabe ein eigener Aufsatz<br />
gewidmet.<br />
2. <strong>STEUERLICHE</strong> MASSGEBLICHKEIT UND<br />
STEUERNEUTRALITÄT <strong>DES</strong> <strong>REVIDIERTEN</strong><br />
RECHNUNGSLEGUNGSRECHTS<br />
Eine Steuerbilanz muss auf handelsrechtskonformen Buchführungs-<br />
und Rechnungslegungsgrundsätzen, etwa in<br />
Bezug auf Bewertung und Gliederung basieren. Grundlage<br />
für die steuerliche Gewinnermittlung kann demnach stets<br />
nur eine handelsrechtskonforme Jahresrechnung sein (Konformitätsprinzip)<br />
[5]. Aufgrund des Massgeblichkeitsprinzips<br />
ist der handelsrechtliche Gewinnausweis die Basis für<br />
die steuerrechtliche Gewinnermittlung. Das Steuerrecht<br />
sieht überdies eigene Regeln vor, welche zu steuerlichen Korrekturen<br />
führen können, auch wenn die handelsrechtlichen<br />
Normen eingehalten sind [6]. Aufgrund des Verbuchungsprinzips<br />
schliesslich werden steuerlich zulässige Wertansätze<br />
in der Steuerbilanz grundsätzlich nur dann anerkannt,<br />
wenn sie im handelsrechtlichen Abschluss tatsächlich verbucht<br />
worden sind [7]. Dies gilt namentlich für Abschreibungen,<br />
Rückstellungen oder Wertberichtigungen. Unter Umständen<br />
kann es für die steuerliche Geltendmachung erforderlich<br />
sein, gewisse Buchungen oder Gliederungen<br />
handelsrechtlich vorzunehmen, welche im Handelsrecht<br />
nicht explizit vorgesehen oder erforderlich sind (sog. «umgekehrte<br />
Massgeblichkeit»). Diese für das Zusammenspiel<br />
von Buchführungs- und Rechnungslegungsrecht einerseits<br />
und Steuerrecht andererseits fundamentalen Prinzipien<br />
gelten auch unter dem revidierten Rechnungslegungsrecht.<br />
Und dies verdeutlicht die Tragweite, welche den Ergebnissen<br />
der Auslegung von unbestimmten Begriffen oder sich<br />
teilweise widersprechenden Bestimmungen des revidierten<br />
Buchführungs- und Rechnungslegungsrechts zukommt.<br />
Bezüglich der Umsetzung des neuen Rechnungslegungsrechts<br />
hat der Bundesrat stets betont, dass die Neuordnung<br />
steuerneutral sei und in der Botschaft 2007 explizit festgehalten:<br />
«... Die Steuerneutralität bleibt somit gewährleistet...»<br />
[8]. Dieser Grundsatz blieb denn auch während der<br />
parlamentarischen Beratung unbestritten und unangetastet.<br />
Er war sogar Voraussetzung, dass viele Parlamentarier dem<br />
Entwurf letztlich zustimmten und damit ganz expliziter<br />
Wille des Gesetzgebers. Ohne dass der Begriff der «Steuerneutralität»<br />
näher ausgeführt wurde, ist klar, was damit<br />
gemeint war: Die Revision der bisher geltenden Rechnungslegungsnormen<br />
soll nicht zu einer höheren Steuerbelastung<br />
der Unternehmen führen.<br />
3. AUSLEGUNG <strong>DES</strong> <strong>REVIDIERTEN</strong><br />
RECHNUNGSLEGUNGSRECHTS<br />
3.1 Ausgangslage. Das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />
hat «eine Gemengelage aus Elementen der International Financial<br />
Reporting Standards (IFRS) und den methodischen<br />
Traditionen der herkömmlichen Rechnungslegung» [9] geschaffen.<br />
Durch die Integration einiger IFRS-Begriffe in<br />
den Wortlaut von Bestimmungen des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />
(als ein Beispiel sei hier Art. 960 e Abs. z<br />
Obligationenrecht, OR, genannt), stellt sich die Frage, ob diese<br />
Begriffe konsequent nach den von IFRS entwickelten Standards<br />
und Präzisierungen ausgelegt werden sollten oder<br />
ob sie einen eigenständigen Begriffsinhalt bekommen sollten,<br />
d.h. nach OK-Lesart auszulegen sind. Weil selbst nach<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 2/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
dieser Revision das Rechnungslegungsrecht nach OR in gewissen<br />
Belangen unvollständig, unklar oder gar (teilweise)<br />
widersprüchlich geblieben ist, kann sich die Frage nach der<br />
korrekten Auslegung auch bei anderen Normen stellen,<br />
deren Wortlaut «IFRS-frei» geblieben ist.<br />
Für die Beantwortung der Frage nach der richtigen Auslegung<br />
der Normen des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />
sind u.E. zwei Aspekte von zentraler Bedeutung:<br />
einerseits Inhalt und Stossrichtung der gescheiterten Vorläufer<br />
der nun in Kraft gesetzten Revision und die Entstehungsgeschichte<br />
der revidierten Normen, andererseits<br />
das Bekenntnis von Bundesrat und Parlament zur Steuerneutralität<br />
der Neuordnung des Rechnungslegungsrechts.<br />
3.2 BGE vom 1. Oktober 2009 betr. fremde funktionale<br />
Währung. Obwohl der viel kritisierte Entscheid des Bundesgerichts<br />
vom 1. Oktober mo9 betreffend fremde funktionale<br />
Währung noch unter «altem» Rechnungslegungsrecht ergangen<br />
ist, sollte er als Ausgangspunkt für die Beurteilung<br />
der Auslegungsfrage des revidierten Rechts dienen. Denn<br />
das Bundesgericht hat mit seinem Entscheid (dass der Anwendung<br />
und Interpretation einer besonderen Norm aus den<br />
URS nichts entgegenstehe, solange es sich um eine Frage<br />
handle, für deren Beantwortung im Schweizer Recht keine<br />
Lösung gefunden werden könne [m]) zumindest in diesen<br />
Fallkonstellationen den URS-Regelungen grundsätzlich<br />
den Vorrang unter den Auslegungshilfen eingeräumt, was<br />
klarerweise falsch ist. Wegen der offensichtlichen punktuellen<br />
Vermischung von OR- und IFRS-Terminologie/Methodik<br />
könnte sich das Bundesgericht für die Auslegung der revidierten<br />
Rechnungslegungsnormen künftig in seiner bisherigen<br />
Sichtweise geradezu bestätigt sehen und die IFRS-<br />
Terminologie in den neuen Rechnungslegungsnormen konsequent<br />
nach IFRS-Interpretation auslegen.<br />
Im Sinne einer knappen Zusammenfassung und Begründung<br />
der Kritik an einer der IFRS-Interpretation den generellen<br />
Vorrang einräumenden Auslegung sei an dieser<br />
Stelle nochmals auf die auch aus rechtsstaatlicher Sicht relevanten<br />
grundlegenden Unterschiede zwischen IFRS und<br />
OR hingewiesen [4:<br />
Die URS folgen einer grundlegend anderen Konzeption,<br />
richten sich an andere Adressaten (primär Investoren) und<br />
verfolgen eine andere Zwecksetzung als die Rechnungslegungsbestimmungen<br />
des OR insbesondere sind sie nicht<br />
darauf ausgerichtet, als Bemessungsgrundlage für Gewinnsteuern<br />
zu dienen. Gemäss einem von den IFRS selbst<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 3/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
vorgegebenen Grundsatz ist es nicht erlaubt, einzelne IFRS-<br />
Regel n zu isolieren und diese losgelöst vom gesamten Regelwerk<br />
anzuwenden [12]. In Anbetracht des Umfangs und der<br />
Komplexität des Regelwerks ist dieser Aspekt zentral, um<br />
Widersprüche und Systembrüche bei der Anwendung dieser<br />
Rechnungslegungsstandards zu vermeiden. Nach IFRS<br />
werden nicht alle Gewinne über die Erfolgsrechnung erfasst,<br />
vielmehr ist zwischen dem Gewinn gemäss Erfolgsrechnung<br />
und «other comprehensive income» zu unterscheiden<br />
resp. es sind beide Positionen zu addieren, um zum Gewinn<br />
nach OR-Lesart zu kommen. Die IFRS werden vom International<br />
Accounting Standards Board, einer privatrechtlichen<br />
Institution mit Sitz in London geschaffen und laufend angepasst<br />
ohne dass dabei ein besonderes Augenmerk auf steuerliche<br />
Auswirkungen dieser Normen gerichtet wird [13]. Es<br />
wurde in der Literatur bereits mehrfach daraufhingewiesen,<br />
dass es rechtsstaatlich höchst bedenklich ist, wenn die Besteuerung<br />
indirekt auf der Basis eines Regelwerks erfolgt,<br />
welches von einem privaten und somit nicht zur Rechtsetzung<br />
resp. -anwendung legitimierten Gremium geschaffen wird.<br />
3.3 Auslegungselemente. Die Praxis des Bundesgerichts<br />
zur Rechtsauslegung beruht auf Methodenpluralismus [14].<br />
Es gibt keine Hierarchie der Auslegungsmethoden, vielmehr<br />
sind verschiedene Auslegungsmethoden zu kombinieren,<br />
d.h. nebeneinander zu berücksichtigen, und es ist im<br />
Einzelfall abzuwägen, welche Methode/Methodenkombination<br />
am besten geeignet ist, den wahren Sinn einer auszulegenden<br />
Norm zu ermitteln [15]. Im Rahmen der sog. subjektiv-historischen<br />
Auslegung kommt den Gesetzesmaterialien<br />
entscheidende Bedeutung zu, denn sie reflektieren den subjektiven<br />
Willen des konkreten historischen Gesetzgebers [16].<br />
Vor diesem Hintergrund rechtfertigt es sich auch, nicht nur<br />
aus einer erfolgten, sondern auch aus einer versuchten Gesetzesänderung<br />
Rückschlüsse auf das zu ändernde oder das<br />
geänderte Recht zu ziehen [17].<br />
Das auf den 1. Januar 2013 in Kraft gesetzte revidierte<br />
Rechnungslegungsrecht hat eine längere Geschichte hinter<br />
sich, die nicht erst im Jahre 2005 mit der Eröffnung des Vernehmlassungsverfahrens<br />
durch das Eidg. Justiz- und Polizeidepartement<br />
(EJPD) zu einem neuen Aktien- und Rechnungslegungsrecht<br />
beginnt. Vielmehr gab es schon zuvor<br />
letztlich gescheiterte Bemühungen, das schweizerische<br />
Rechnungslegungsrecht zu revidieren. Dieser «Vorgänger»<br />
ist für die Beantwortung der Frage, inwiefern sich die Auslegung<br />
des revidierten Rechts an IFRS orientieren soll, des-<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 4/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
halb von Bedeutung, weil er Aufschluss über die generelle<br />
Akzeptanz einer sich am Prinzip der «true-and-fair-view»<br />
orientierenden Rechnungslegung/Steuerbasis liefert. Bereits<br />
im Jahre 1998 hat der Bundesrat einen ersten Entwurf<br />
zu einem neuen Bundesgesetz über die Rechnungslegung<br />
und Revision in die Vernehmlassung geschickt, der eine<br />
Rechnungslegung nach dem Grundsatz der «fair presentation»<br />
vorsah. Die starke Kritik an jener Vorlage war unter<br />
anderem auch gegen die offensichtlich ungenügende Berücksichtigung<br />
der steuerlichen Konsequenzen einer «fair<br />
presentation» gerichtet und führte dazu, dass diese Revisionsbemühungen<br />
sistiert wurden [18].<br />
Gleichwohl tauchte in der ursprünglichen Version der<br />
nun Gesetz gewordenen Vorlage der Vorschlag auf, Unternehmen,<br />
die einen (Einzel-)Abschluss nach einem anerkannten<br />
Rechnungslegungsstandard erstellen, sollten auf die<br />
Erstellung einer Jahresrechnung nach den Vorschriften des<br />
OR verzichten können [19]. Böckli hat zu Recht moniert, dass<br />
es sich hier «... sowohl aktien- wie auch steuerrechtlich um<br />
eine Ungeheuerlichkeit» handle [zo]. Diese Einschätzung ist<br />
umso zutreffender, als es der Bundesrat in der Botschaft<br />
2007 mit Ausnahme des Hinweises auf Einmaleffekte anlässlich<br />
der Umstellung z. B. auf IFRS unterlassen hatte, die<br />
steuerlichen Konsequenzen des Verzichts auf eine Jahresrechnung<br />
und damit auch auf eine Steuerbasis nach OR zu<br />
erwähnen [2.1]. Im Rahmen der Differenzbereinigung wurde<br />
dieser mit wohl unabsehbaren Folgen verbundene Vorschlag<br />
des Verzichts auf einen OR-Abschluss aber letztlich wieder<br />
aus der finalen Gesetzesvorlage gestrichen. Der Werdegang<br />
des nun in Kraft gesetzten Erlasses verdeutlicht, wie sich der<br />
Gesetzgeber klar von einer grundsätzlichen Adaption von<br />
IFRS ins schweizerische Rechnungslegungsrecht distanziert<br />
hat.<br />
Der zweite grundlegende Einwand gegen den pauschalen<br />
Vorrang von IFRS als Auslegungshilfe ist in dem vom Bundesrat<br />
in der Botschaft postulierten und vom Parlament<br />
ebenfalls stets hochgehaltenen Bekenntnis zur Steuerneutralität<br />
der Vorlage zu sehen. Das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />
bezweckt folglich die Kontinuität der bisherigen<br />
Bemessungs- und Besteuerungspraxis. Die auf einem<br />
IFRS-Abschluss basierende Besteuerung würde dieses Postulat<br />
aber nie zu erfüllen vermögen und zwar nicht nur<br />
wegen allfälliger Einmaleffekte bei der Umstellung, sondern<br />
auch wegen der sich anders gestaltenden laufenden Besteuerung.<br />
Denn aufgrund ihrer grundlegend andersartigen<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 5/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
Konzeption führen sich an der «true-and-fair-view» orientierende<br />
Rechnungslegungsstandards zu einer erhöhten<br />
Volatilität des Gewinnausweises, d. h. tendenziell zu einer<br />
Aufblähung von Gewinn und Eigenkapital in guten Zeiten<br />
und einer raschen Abnahme von Gewinn und Eigenkapital<br />
in schlechteren Zeiten [22]. Dies ist auch eine Folge der strikten<br />
Abkehr der IFRS von stillen Reserven [23]. Ohne die Akzeptanz<br />
von stillen Reserven, die in der Fortführung des<br />
Vorsichtsprinzips begründet ist, wäre aber wiederum die<br />
Steuerneutralität der Revision des Rechnungslegungsrechts<br />
nicht zu bewerkstelligen und somit könnte eine der Zweckbestimmungen<br />
dieses Erlasses nicht erfüllt werden.<br />
3.4 Fazit. Die nicht geradlinig verlaufene Entstehungsgeschichte<br />
des revidierten Rechnungslegungsrechts hat zwar<br />
zu der eingangs erwähnten «Gemengelage» von Normen mit<br />
verschiedenem methodologischen Hintergrund geführt.<br />
Immerhin vermag sie aber im Rahmen der historischen und<br />
teleologischen Auslegung das eindeutige Bekenntnis des<br />
Gesetzgebers zur Abkehr von der Idee einer sich an «trueand-fair»<br />
orientierenden Rechnungslegung zu begründen.<br />
Das revidierte Rechnungslegungsrecht ist ein eigenes und<br />
selbstständiges Regelwerk, das sich zwar in einzelnen Normen<br />
begrifflich an IFRS anlehnt, das dadurch aber nicht<br />
zu einem «schweizerischen IFRS» wird [24]. Eine sich pauschal<br />
an den IFRS orientierende Auslegung der schweizerischen<br />
Rechnungslegungsnormen steht im Widerspruch zu<br />
Sinn und Zweck dieser revidierten Bestimmungen. In Anbetracht<br />
dessen wäre es stossend, den IFRS auf dem Wege der<br />
Auslegung quasi durch die Hintertür den Zugang ins revidierte<br />
Rechnungslegungsrecht gleichwohl zu ermöglichen.<br />
In diesem Sinne ist auch klar, dass eine Begründung, wie sie<br />
vom Bundesgericht in seinem Entscheid vom i. Oktober 2009<br />
betreffend fremde funktionale Währung verwendet wurde<br />
(siehe dazu vorne Ziff. 3.2), in Zukunft explizit falsch wäre.<br />
Vielmehr müssen die von den IFRS ins revidierte Rechnungslegungsrecht<br />
übernommenen Kriterien einen eigenständigen,<br />
sich in das OR und im Sinne der Steuerneutralität<br />
auch in das schweizerische Steuerecht widerspruchsfrei<br />
einfügenden Begriffsinhalt bekommen. Daraus kann<br />
sich eine eigenartige Konstellation ergeben: Zwar wurden<br />
Begriffe aus der IFRS-Terminologie ins revidierte Rechnungslegungsrecht<br />
eingebaut. Um die Steuerneutralität sicherzustellen,<br />
müssen diese Begriffe aber nach bisheriger<br />
OR-Interpretation im Sinne des Vorsichtsprinzips ausgelegt<br />
werden. Dies führt zum Ergebnis, dass vom Wortlaut her<br />
gleiche Begriffe unter Umständen nach IFRS und nach OR<br />
unterschiedlich auszulegen sind.<br />
4. BEWERTUNG<br />
4.1 Bewertung nach bisher geltendem Recht<br />
4.1.1 Bilanzierung. Das bisher geltende Handelsrecht normiert<br />
den Aktivenbegriff nicht und somit fehlen auch gesetzliche<br />
Kriterien für die Aktivierungsfähigkeit resp. Aktivierungspflicht.<br />
Die handelsrechtlichen Bestimmungen überlassen den Entscheid<br />
über die Aktivierung der kaufmännischen Übung [25].<br />
Aufgrund herrschender Meinung ist Aktivierungsfähigkeit<br />
aus handelsrechtlicher Sicht dann gegeben, wenn aus «Aufwendungen<br />
des Unternehmens ein Wirtschaftsgut hervorgeht,<br />
das in der Verfügungsmacht des Unternehmens steht,<br />
das dem Unternehmen einen künftigen Nutzen oder künftigen<br />
Ertrag einbringt und bewertbar ist» [26].<br />
Handelsrechtlich hat ein Unternehmen die Pflicht zur<br />
Passivierung von Verbindlichkeiten. Wenn in der Bilanz mehr<br />
Fremdkapital aufgeführt wird als nur die Schulden (z. B.<br />
eigentliche Rücklagen), ist aus handelsrechtlicher Sicht<br />
grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden [27]. Weil dadurch<br />
die Vermögenslage schlechter dargestellt wird, werden<br />
keine Gläubigerinteressen verletzt.<br />
4.1.2 Bewertungsgrundsätze. Der Zweck der Rechnungslegung besteht<br />
unter dem bisher geltenden Recht gemäss Art. 959 aOR<br />
darin, den Beteiligten einen möglichst sicheren Einblick in<br />
die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu vermitteln.<br />
Das schweizerische Rechnungslegungsrecht baut folglich<br />
auch für die Bewertung auf dem Grundpfeiler des Vorsichtsprinzips<br />
und dem daraus abgeleiteten Imparitäts- und<br />
Realisationsprinzip auf [28]. Ausdruck davon sind zudem<br />
die allgemeinen Buchführungsvorschriften von Art. 960<br />
aOR in Verbindung mit der Anwendung allgemein anerkannter<br />
kaufmännischer Grundsätze [29]. Das OR legt lediglich<br />
die Wertobergrenze fest, in der Richtung nach unten<br />
besteht bei der Bewertung aus handelsrechtlicher Sicht<br />
grundsätzlich völlige Bewegungsfreiheit [3o]. Dieser Grundsatz<br />
ist auf die Beurteilung der Handelsrechtskonformität<br />
von Abschreibungen, Wertberichtigungen und Rückstellungen<br />
gleichermassen anzuwenden.<br />
4.1.3 Einzelbewertung oder Gruppenbewertung von Aktiven? Einer<br />
der wichtigsten Aspekte im Zusammenhang mit Bewertungen<br />
ist die Frage der Einzel- oder Gruppenbewertung [31]. In<br />
der Praxis gestellt ist diese Frage vor allem immer wieder im<br />
Zusammenhang mit der Bewertung von Liegenschaften und<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 6/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
Beteiligungen; hingegen stellen sich diesbezüglich kaum<br />
Fragen im Zusammenhang mit der Bewertung von Debitoren<br />
und Warenlager. Unter geltendem Recht hat der Gesetzgeber<br />
diese Frage offengelassen und sich zu den Methodenalternativen<br />
nicht geäussert. In der Praxis hat sich in<br />
jahrelanger Praxis ein Methodenwahlrecht etabliert.<br />
Einzelbewertung bedeutet, dass die Aktiven (und Passiven)<br />
einzeln zu bewerten sind und somit Wertberichtigungen<br />
oder Abschreibungen für jeden Vermögensgegenstand einzeln<br />
zu bestimmen und vorzunehmen sind. Die Methode der<br />
Einzelbewertung ist die Folge eines konsequent verstandenen<br />
Vorsichtsprinzips. Bei der Gruppenbewertung wird hingegen<br />
der Grundsatz der Vorsicht weniger streng ausgelegt,<br />
und es wird lediglich verlangt, dass der ausgewiesene Bilanzposten<br />
als Ganzes korrekt bewertet ist. Minderwerte können<br />
innerhalb des Bilanzpostens durch Verrechnung mit Wertsteigerungen<br />
kompensiert werden. Nach überwiegendem<br />
Praxisverständnis wird bei der Gesamtbewertung die Verrechnung<br />
von Mehr- und Minderwerten nur zwischen gleichartigen<br />
Aktiven und Passiven zugelassen.<br />
Welche der beiden Methoden zu bevorzugen ist, muss im<br />
Einzelfall unter Berücksichtigung aller Umstände entschieden<br />
werden. Allerdings hält das heutige HWP in Band I im<br />
Zusammenhang mit der Bewertung von Beteiligungen Folgendes<br />
fest:<br />
«Gerade bei den Beteiligungen, wo Wertsteigerungen (z. B. wegen<br />
Gewinnthesaurierungen) ganz erheblich sein können, gibt es<br />
zahlreiche praktische Beispiele dafür, wie die Befolgung des<br />
Grundsatzes der Einzelbewertung eine Bilanzierung im Einzelabschluss<br />
ad absurdum führen kann.» [321<br />
4.1.4 Bewertung aus steuerlicher Sicht. Bilanzierung: Sind Vermögenswerte<br />
nach herrschender handelsrechtlicher Praxis<br />
aktivierbar, so müssen sie aus steuerlicher Sicht in der<br />
Regel aktiviert werden. Vorbehalten bleiben lediglich ausdrückliche<br />
handelsrechtliche Aktivierungswahlrechte wie<br />
z. B. für Organisationskosten, Kosten für Forschung und<br />
Entwicklung, käuflich erworbenen Goodwill oder selbstgeschaffene<br />
Immaterialgüterrechte [33]. Ist aufgrund der<br />
handelsrechtlichen Passivierungspflicht die Verbuchung<br />
einer Schuld oder Rückstellung geboten, ist diese auch bei<br />
der steuerrechtlichen Gewinnermittlung zu berücksichtigen<br />
(Eventualverbindlichkeiten sind hingegen im Anhang auszuweisen,<br />
vgl. Art. 663 b Zif£ 1 OR) [34].<br />
Bewertungsgrundsätze: Aus der Massgeblichkeit einer gesetzeskonformen<br />
handelsrechtlichen Bilanz für Steuer-<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 7/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
zwecke folgt zunächst, dass die steuerlich massgebende<br />
Bewertung den obligationenrechtlichen Höchstwert nicht<br />
übersteigen darf [35]. Mit Art. 58 Abs. i lit. b i. V. m. Art. 62<br />
des Bundesgesetzes über die direkte B undessteuer (DBG) und Art. 63<br />
DBG kennt das Gewinnsteuerrecht jedoch ein Korrektiv,<br />
welches nur handelsrechtskonforme Abschreibungen und<br />
Rückstellungen steuerlich akzeptiert, die zudem auch geschäftsmässig<br />
begründet sind [36]. Dasselbe Korrektiv gilt<br />
auch für Wertberichtigungen, die im Gegensatz zu den<br />
definitiven Abschreibungen das Ergebnis bloss vorübergehender<br />
Bewertungshandlungen sind (und im schweizerischen<br />
Steuerrecht in unzutreffender Weise als Rückstellung<br />
bezeichnet werden [37]). Mit dem Begriff der geschäftsmässigen<br />
Begründetheit schränkt das Gesetz die steuerliche Anerkennung<br />
von Rückstellungen durch das Periodizitätsprinzip<br />
ein [38]. Von besonderem Interesse ist die steuerliche<br />
Akzeptanz der von Böckli treffend als die «drei helvetischen<br />
steuerlichen Landesbräuche» [39] bezeichneten Warendrittel, Pauschaldelkredere<br />
und die Einmalabschreibung. Vor dem Hintergrund<br />
des Vorsichtsprinzips als anerkanntem Grundsatz<br />
ordnungsmässiger Rechnungslegung wird die Verbuchung<br />
von Warendrittel, Pauschaldelkredere und Einmalabschreibung<br />
als handelsrechtskonform erachtet, und es werden<br />
derartige Buchungen als geschäftsmässig begründeter und<br />
somit steuerlich abzugsfähiger Aufwand anerkannt [40].<br />
Einzelbewertung oder Gruppenbewertung von Aktiven: Aus<br />
steuerlicher Sicht wird das Prinzip der Einzelbewertung<br />
bevorzugt, d.h., es ist die Wertverminderung für jedes einzelne<br />
Wirtschaftsgut auszuweisen [41]. Liegt eine Wertverminderung<br />
auf einem Aktivum vor, so muss sie zwingend<br />
verbucht werden und kann nicht mit einer Wertsteigerung<br />
eines anderen Aktivums kompensiert werden. Dies hat<br />
auch zur Folge, dass die auf einem Aktivum verbuchte, aus<br />
steuerlicher Sicht aber als übersetzt betrachtete Abschreibung<br />
nicht mit der tatsächlich eingetretenen (aber nicht verbuchten)<br />
Wertminderung eines anderen Aktivums legitimiert<br />
werden kann [42]. Solange die Nachprüfbarkeit der<br />
Wertentwicklung gewährleistet bleibt, wird von den Steuerbehörden<br />
auch Gruppenbewertung als zulässig erachtet [43].<br />
In der Praxis wird Gruppenbewertung insbesondere bei<br />
Beteiligungen regelmässig auch steuerlich akzeptiert, d. h.,<br />
die Beteiligungen werden auch für Steuerzwecke als Gruppe<br />
bewertet.<br />
4.2 Bewertungsgrundsätze nach revidiertem<br />
Rechnungslegungsrecht<br />
4.2.1 Bilanzierung. Eine von mehreren Neuerungen des revidierten<br />
Rechnungslegungsrechts im Zusammenhang mit<br />
Bewertungsvorschriften bringt Art. 959 Abs. 2 OR, welcher<br />
eine Aktivierungspflicht statuiert und gleichzeitig auch festhält,<br />
dass andere (d. h. die Aktivierungsvoraussetzung nicht<br />
erfüllende) Vermögenswerte nicht bilanziert werden dürfen<br />
[44]. Demgemäss müssen Vermögenswerte bilanziert<br />
werden, wenn aufgrund vergangener Ereignisse über sie verfügt<br />
werden kann, ein Mittelzufluss wahrscheinlich ist<br />
und ihr Wert verlässlich geschätzt werden kann. Andere Vermögenswerte,<br />
welche die vorgenannten Kriterien nicht erfüllen,<br />
dürfen demgegenüber nicht bilanziert werden [45].<br />
Unter bisher geltendem Recht sind aktivierungspflichtig alle<br />
aktivierungsfähigen Vermögenswerte (Vermögenswerte, deren<br />
Aktivierung nicht aufgrund eines Aktivierungsverbots<br />
ausgeschlossen ist, wie dies z. B. bei selbsterarbeitetem<br />
Goodwill der Fall ist), für welche gemäss Gesetz und Praxis<br />
kein Aktivierungswahlrecht besteht [46]. Auf den ersten<br />
Blick könnte man den neuen Wortlaut dahingehend verstehen,<br />
dass die bis anhin anerkannten Aktivierungswahlrechte<br />
wegen der in Art. 959 Abs. 2 OR scheinbar absoluten normierten<br />
Aktivierungspflicht nicht mehr handelsrechtskonform<br />
seien.<br />
Art. 959 Abs. 5 OR definiert in Analogie zu den Kriterien<br />
für die Aktivierung die Voraussetzungen für die Passivierung<br />
[47]: «Verbindlichkeiten müssen als Fremdkapital bilanziert<br />
werden, wenn sie durch vergangene Ereignisse bewirkt<br />
wurden, ein Mittelabfluss wahrscheinlich ist und ihre Höhe<br />
verlässlich geschätzt werden kann.» Unter bisher geltendem<br />
Recht sind Verbindlichkeiten (Rückstellungen) nach Massgabe<br />
von Art. 669 Abs. 1 aOR zu bilanzieren, um ungewisse<br />
Verpflichtungen und drohende Verluste aus schwebenden<br />
Geschäften zu decken [48]. Der geänderte Wortlaut scheint<br />
allenfalls zu Abweichungen von der bis anhin geltenden Regelung<br />
zu führen, indem künftig von der Bilanzierung einer<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 8/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
Verbindlichkeit z. B. dann abgesehen werden müsste, wenn<br />
die Höhe des Mittelabflusses nicht verlässlich geschätzt<br />
werden kann.<br />
Mit den beiden Kriterien der «Wahrscheinlichkeit von<br />
Mittelzuflüssen resp. Mittelabflüssen» und der «verlässlichen<br />
Schätzung» von deren Höhe wird die Bilanzierung<br />
gleich von zwei unbestimmten Begriffen abhängig gemacht.<br />
Dadurch gestehen Art. 959 Abs. 2 und 5 OR den Unternehmen<br />
viel Ermessensspielraum zu. Im Zusammenhang mit<br />
der Auslegung dieser Begriffe ist insbesondere von Bedeutung,<br />
wie die Wahrscheinlichkeit von künftigen Mittelzuflüssen<br />
resp. -abflüssen beurteilt werden soll und wie die<br />
Höhe dieser Mittelzuflüsse resp. Mittelabflüsse verlässlich<br />
zu schätzen ist. Auch hier scheint sich auf den ersten Blick<br />
eine Anlehnung an IFRS anzubieten, welche den Wahrscheinlichkeitstest<br />
mit dem «more likely than not»-Prinzip ebenfalls<br />
kennen. Wie Böckli überzeugend dargelegt hat, würde<br />
auch in diesem Fall die Übertragung eines unter IFRS entwickelten<br />
Konzepts auf das Schweizer Recht zu den Prinzipien<br />
schweizerischer Rechnungslegung zuwiderlaufenden<br />
Ergebnissen führen: Ein mit 4o%iger Wahrscheinlichkeit<br />
eintretendes Ereignis, das unter IFRS als nicht «more likely»<br />
gilt, wird nach schweizerischem Verständnis aber längst nicht<br />
als unwahrscheinlich eingeschätzt [49].<br />
Mit Blick auf die auch für die handelsrechtliche Auslegung<br />
der neuen Rechnungslegungsnormen zu berücksichtigende<br />
Steuerneutralität des revidierten Rechts und in Anbetracht<br />
des für die Bewertung nach wie vor geltenden Vorsichtsprinzips<br />
(dazu sogleich Ziff. 4.2.2 hiernach) sind diese<br />
Begriffe folglich so auszulegen, dass künftig nicht mehr<br />
oder weniger resp. andere Vermögenswerte aktiviert und<br />
nicht mehr oder weniger resp. andere Verbindlichkeiten passiviert<br />
werden müssen, als dies unter dem bisher geltenden<br />
Rechnungslegungsrecht der Fall war. Daher wird sich unter<br />
anderem z. B. auch künftig die Aktivierung von derivativem<br />
Goodwill nach OR (Aktivierungswahlrecht 150]) von derjenigen<br />
nach IFRS unterscheiden (Aktivierungspflicht, falls<br />
die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind [51]). Gleiches<br />
gilt auch für die unter OR nach wie vor zulässige sofortige<br />
Einmalabschreibung von Sachanlagen, die nach IFRS<br />
jedoch ausgeschlossen ist, da Sachanlagen aktivierungspflichtig<br />
sind [52].<br />
4.2.2 Bewertungsgrundsätze. Ausgangspunkt für die Beurteilung,<br />
wie Aktiven zu bewerten sind, bildet wiederum der<br />
Zweckartikel des Rechnungslegungsrechts: Gem. Art. 958<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 9/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
OR soll das Rechnungslegungsrecht die Lage eines Unternehmens<br />
so darstellen, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil<br />
bilden können. Die revidierte Norm weicht von der<br />
Zweckbestimmung nach bisher geltendem Recht in zweierlei<br />
Hinsicht ab: Adressat der Rechnungslegung sind nicht mehr<br />
die am Unternehmen Beteiligten, sondern Dritte. Und es soll<br />
nicht ein möglichst sicherer Einblick in die wirtschaftliche<br />
Lage des Unternehmens, sondern die Bildung eines zuverlässigen<br />
Urteils ermöglicht werden. Dazu wurde in der Botschaft<br />
2007 Folgendes ausgeführt:<br />
«... Nach dem Entwurf bedeutet , dass die Rechnungslegung<br />
die wirtschaftliche Lage des Unternehmens so darstellen<br />
soll, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil bilden können<br />
(Art. 958 Abs. 1) ...» [53].<br />
Dieses Ziel wird mit Art. 958c Abs. 1 Ziff. 3 OR nochmals betont,<br />
welche die Verlässlichkeit als einen der Grundsätze<br />
ordnungsmässiger Rechnungslegung nennt. Zudem normiert<br />
Art. 9572 Abs. 2 Ziff. 1 OR das Prinzip der vollständigen,<br />
wahrheitsgetreuen und systematischen Erfassung von<br />
Geschäftsvorfällen und Sachverhalten als einen der Grundsätze,<br />
die von der ordnungsmässigen Buchführung zu beachten<br />
sind.<br />
Daraus ein Bekenntnis des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />
zu «true-and-fair-view» abzuleiten oder darin eine<br />
Aufweichung des Vorsichtsprinzips zu erblicken, geht aber<br />
fehl. Denn die Bestimmungen zur Bewertung sprechen klar<br />
für den Fortbestand des Vorsichtsprinzips. Zunächst sei<br />
auf Art. 958c Abs. i Zif£ 5 OR hingewiesen, welcher die Vorsicht<br />
explizit als einen der Grundsätze ordnungsmässiger<br />
Rechnungslegung statuiert. Zentral ist sodann Art. 960<br />
Abs. 2 OR, welcher im ersten Halbsatz den Grundsatz der Bewertung<br />
normiert und besagt, dass die Bewertung vorsichtig<br />
erfolgen müsse. Zwar wird der Grundsatz der vorsichtigen<br />
Bewertung mit dem zweiten Halbsatz wieder relativiert<br />
durch die Forderung, dass die (vorsichtige) Bewertung die<br />
zuverlässige Beurteilung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens<br />
nicht verhindern dürfe. Vollends umgestossen<br />
wird die vermeintliche Abkehr vom Vorsichtigsprinzip dann<br />
mit Art. 960 a Abs. 4 OR. Gemäss dieser Bestimmung dürfen<br />
unter anderem auch zur «Sicherung des dauernden<br />
Gedeihens des Unternehmens» zusätzliche Abschreibungen<br />
und Wertberichtigungen vorgenommen werden resp. es<br />
kann davon abgesehen werden, nicht mehr benötigte Abschreibungen<br />
und Wertberichtigungen aufzulösen. In die<br />
gleiche Richtung zielt Art. 960 e Abs. 4 OR, der es den Unternehmen<br />
gestattet, von der Auflösung nicht mehr benötigter<br />
Rückstellungen abzusehen, und der somit im Ergebnis<br />
auch zu einer sich am Vorsichtsprinzip orientierenden Bewertung<br />
führt.<br />
Folglich deckt sich der in Art. 958 OR normierte Zweck<br />
der Rechnungslegung (Dritten die Bildung eines zuverlässigen<br />
Urteils über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens<br />
zu ermöglichen) inhaltlich mit dem gemäss Art. 959 aOR bis<br />
anhin geltenden Zweck (Beteiligten einen möglichst sicheren<br />
Einblick in die wirtschaftliche Lage des Geschäfts zu vermitteln).<br />
Zusammenfassend kann demnach festgehalten werden,<br />
dass es im Ergebnis unstrittig ist, dass das revidierte Rechnungslegungsrecht<br />
nicht dem Grundsatz von «true-andfair-view»,<br />
sondern weiterhin dem Vorsichtsprinzip folgt [54].<br />
4.2.3 Rückstellungen. Art. 96o e Abs. 2 OR enthält eine Definition<br />
von «Rückstellungen für drohende Verluste» [55]. Dieser<br />
Definition zur Folge muss zulasten der Erfolgsrechnung<br />
eine Rückstellung gebildet werden, wenn vergangene<br />
Ereignisse in künftigen Geschäftsjahren einen Mittelabfluss<br />
erwarten lassen. Diese Definition ist eng, und mindestens<br />
aufden ersten Blick scheint sie unvollständig zu sein und von<br />
dem bis anhin geltenden handelsrechtlichen Rückstellungsbegriff<br />
in Art. 669 Abs. 1 aOR abzuweichen (der im weitesten<br />
Sinn nach Bestand und Höhe ungewisse rechtliche Verpflichtungen<br />
gegenüber Dritten, ungewisse Verpflichtungen<br />
gegenüber Dritten ohne rechtliche Grundlage sowie<br />
ungewisse Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber<br />
sich selbst umfasst [56]). Insbesondere Verluste aus schwebenden<br />
Geschäften zeigen sich jedoch nicht immer als Mittelabfluss,<br />
sondern können sich auch als künftiger Minderzugang<br />
von wirtschaftlichen Werten manifestieren [57]. Der<br />
Ansicht Böcklis ist zuzustimmen, dass auch unter der revidierten<br />
Norm der aus einem «schwebenden Geschäft» drohende<br />
Minderzufluss ebenfalls handelsrechtskonform als<br />
Rückstellung verbucht werden muss [58]. Unter Berücksichtigung<br />
der weiter oben gemachten Ausführungen zur Passivierung<br />
im Allgemeinen (vgl. Ziff. 4.2.1 hiervor) und den<br />
Bewertungsgrundsätzen (vgl. Ziff. 4.2.2 hiervor) kann festgehalten<br />
werden, dass der Rückstellungsbegriff unter revidiertem<br />
Rechnungslegungsrecht inhaltlich mit dem bisherigen<br />
Begriff letztlich deckungsgleich ist, trotz neu formuliertem,<br />
an IFRS angelehntem Rückstellungsbegriff.<br />
Art. 96o e Abs. 3 Ziff. 4 OR sieht vor, dass Rückstellungen<br />
zudem auch für die «Sicherung des dauernden Gedeihens<br />
des Unternehmens» gebildet werden dürfen. Derartige<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 10/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
Rückstellungen sind aber aus handelsrechtlicher Optik keine<br />
echten Verbindlichkeiten.<br />
4.2.4 Einzelbewertung oder Gruppenbewertung von Aktiven? Aktiven<br />
und Verbindlichkeiten werden nach Art. 960 Abs. 1 OR<br />
in der Regel einzeln bewertet, sofern sie wesentlich sind und<br />
aufgrund ihrer Gleichartigkeit für die Bewertung nicht üblicherweise<br />
als Gruppe zusammengefasst werden.<br />
In diesem Wortlaut wird von vielen die klare Grundlage<br />
für die Einführung der Einzelbewertung als Regel, mit<br />
Gruppenbewertung als Ausnahme erblickt. Somit stellt sich<br />
die Frage, ob die Weiterführung der bisherigen Praxis der<br />
Methodenalternativität und eines grundsätzlichen Methodenwahlrechts<br />
auch unter dem revidierten Recht beibehalten<br />
werden kann.<br />
Die grammatikalische Auslegung einer Norm ist dann mit<br />
anderen Auslegungselementen zu kombinieren, wenn berechtigterweise<br />
Zweifel daran bestehen, dass der Wortlaut<br />
den wahren Sinn einer Norm auch tatsächlich korrekt und<br />
unmissverständlich zum Ausdruck bringt [59]. Der Blick in<br />
die Materialien, insbesondere in die parlamentarische Beratung<br />
liefert Argumente für derartige Zweifel.<br />
Im Rahmen der Beratung des Gesetzesentwurfes anlässlich<br />
der Wintersession 2009 im Ständerat wurde der Antrag<br />
Niederberger (CVP/NW) auf Anpassung des Wortlauts von<br />
Art. 960 Abs. i OR mit 19 zu 9 Stimmen angenommen [60].<br />
Der Entwurf des Bundesrats lautete wie folgt:<br />
«Aktiven und Verbindlichkeiten müssen einzeln bewertet werden,<br />
sofern sie wesentlich sind und aufgrund ihrer Gleichartigkeit für<br />
die Bewertung nicht üblicherweise als Gruppe zusammengefasst<br />
werden». [61]<br />
Ständerat Niederberger beantragte, dass im ersten Absatz<br />
das «müssen» durch «sollen in der Regel» zu ersetzen sei.<br />
Begründet hat er seinen Antrag wie folgt:<br />
«Dies beantrage ich aus dem Grund, da die Formulierung <br />
ein pragmatisches Vorgehen ermöglicht. Es geht ja insbesondere<br />
um die Bewertung von Liegenschaften oder Beteiligungen. Die Situation<br />
in der Praxis ist so, dass vor allem bei grossen Unternehmen<br />
zum Teil sehr viele Liegenschaften und auch Beteiligungen vorhanden<br />
sind, die dann zu bewerten sind. Einzelbewertungen erfordern<br />
dann Expertisen oder Gutachten. Weil dies zeit- und kostenaufwendig<br />
ist, stellt sich schon die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis.<br />
Bei den Beteiligungen kommt dazu, dass hierzu ja oft kein Markt<br />
vorhanden ist. Bisher hat man das so gemacht, dass man verschiedene<br />
Unternehmensschätzungen vorgenommen hat und dann aufgrund<br />
dieser Schätzungen einen Wert bestimmt hat. Dieser Wert<br />
wurde dann auch entsprechend bilanziert. Mein Antrag erlaubt, zusammenfassend<br />
gesagt, ein pragmatisches Vorgehen. Ich möchte<br />
Sie deshalb bitten, dieser Fassung von Absatz i zuzustimmen.»<br />
Darauf hat Bundesrätin Widmer-Schlumpf entgegnet:<br />
«Wenn man ein solches Tatbestandselement einführt<br />
wird der Grundsatz der Einzelbewertung, von dem wir ja ausgehen,<br />
relativiert; das ist aber wahrscheinlich auch so gewollt...»<br />
Weiter führte sie aus, dass man es mit dieser vorgeschlagenen<br />
Anpassung des Wortlauts faktisch der Unternehmung überlasse,<br />
zu entscheiden, ob eine Einzel- oder Gruppenbewertung angewendet<br />
werden soll. Dies sei aus rechtsstaatlichen Gründen und auch<br />
aus Gründen der Rechtssicherheit problematisch, weil ein<br />
relativ grosser Ermessensspielraum geöffnet werde. Letztlich<br />
war sie aber dann doch der Ansicht, dass man mit diesem<br />
Antrag leben könne. Der Ständerat ist dem Antrag Niederberger<br />
gefolgt und hat sich somit de facto zur Beibehaltung der<br />
Methodenalternativität bekannt.<br />
Wie Nationalrat Vischer (G/ZH) im Rahmen der parlamentarischen<br />
Beratung dieser Vorlage im Nationalrat anlässlich<br />
der Herbstsession 2010 richtig festgestellt hat, wurde mit der<br />
oben dargelegten vom Ständerat angenommenen Änderung<br />
die Abschwächung gewissermassen verdoppelt [62]:<br />
«Er ersetzt das Wort durch das Wort und verdoppelt<br />
gewissermassen die Abschwächung noch einmal, indem er<br />
schreibt ... Sie höhlen den Normgehalt dieser Bestimmungen<br />
aus...»<br />
Bundesrätin Widmer-Schlumpf hat in ihrer Antwort festgehalten:<br />
«Wie die Version der Kommissionsmehrheit (Anmerkung der Autoren:<br />
und ) ermöglicht der bundesrätliche<br />
Entwurf (Anmerkung der Autoren: ) ein Abweichen von<br />
der Einzelbewertung, wenn aufgrund der Gleichartigkeit eine<br />
Gruppe gebildet werden kann. Die bundesrätliche Version ist aber entschieden<br />
präziser formuliert und vorzuziehen, da der Grundsatz der<br />
Einzelbewertung stärker betont ist» (kursive Hervorhebungen durch<br />
die Autoren).<br />
Nationalrat Roux (CVP/VS) hat dann nochmals die Kommissionsmeinung<br />
vertreten, welche der Übernahme des vom<br />
Ständerat angepassten Wortlauts zugestimmt hat, und hat<br />
unter anderem auf folgendes hingewiesen:<br />
«La majorite de la commission accepte le projet du Conseil des Etats,<br />
qui permet plus de pragmatisme dans la maniere de proceder.»<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 11/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
Auch der Nationalrat hat sich dann in der Schlussabstimmung<br />
gegen die bundesrätlichen Version und für die bereits<br />
vom Ständerat abgesegnete Version von Art. 960 Abs. i OR<br />
entschieden.<br />
Aus diesen Voten wird ersichtlich, dass derjenige Wortlaut<br />
von Art. 960 Abs. i OR bevorzugt wurde, der den Unternehmen<br />
eine grössere Entscheidungsfreiheit einräumt und den<br />
Grundsatz der Einzelbewertung weniger stark betont als<br />
ursprünglich vom Bundesrat gefordert. In Kombination mit<br />
dem Hinweis auf den von der WAK-N (Kommission für Wirtschaft<br />
und Abgaben Nationalrat) mit diesem Wortlaut angestrebten<br />
Pragmatismus wird die Methodenalternativität<br />
nicht eingeschränkt, und das in jahrelanger Praxis etablierte<br />
Methodenwahlrecht kann auch unter der Ägide des revidierten<br />
Rechnungslegungsrechts beibehalten werden [63].<br />
4.2.5 Bewertung aus steuerlicher Sicht. Bilanzierung: Die handelsrechtskonforme<br />
Jahresrechnung ist für Steuerzwecke massgeblich.<br />
Damit erübrigen sich weitergehende eigenständige<br />
steuerrechtliche Aktivierungsregeln. Gleiches gilt im Sinne<br />
der Steuerneutralität resp. Fortführung der bisherigen<br />
Steuerpraxis auch für Verbindlichkeiten [64].<br />
Bewertungsgrundsätze: Aufgrund des Massgeblichkeitsprinzips<br />
bildet die konforme handelsrechtliche Jahresrechnung<br />
auch für die steuerliche Beurteilung von Abschreibungen<br />
und Wertberichtigungen den Ausgangspunkt. Im Sinne<br />
der Steuerneutralität des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />
ist das Vorsichtsprinzip weiterhin das für die Bewertung tragende<br />
Konzept, wobei die expliziten steuerlichen Korrekturvorschriften<br />
und damit die etablierte Steuerpraxis ebenfalls<br />
weiterhin anwendbar bleiben. Somit ist auch unter dem revidierten<br />
Recht die steuerliche Akzeptanz der «drei helvetischen<br />
steuerlichen Landesbräuche» [65] gesichert. Der Bundesrat<br />
hat bereits in der Botschaft nm zugesichert, dass das<br />
Warendrittel, Pauschaldelkredere und die Einmalabschreibung<br />
auf Investitionen weiterhin zulässig sein sollen [66].<br />
Anders zu beurteilen, ist demgegenüber Art. 96o a Abs. 4<br />
OR: Zur dauernden Sicherung des Gedeihens des Unternehmens<br />
verbuchte Abschreibungen oder Wertberichtigungen<br />
resp. nicht mehr begründete Abschreibungen oder Wertberichtigungen<br />
sind nicht geschäftsmässig begründet und somit<br />
wie bisher steuerlich zu korrigieren [67].<br />
Rückstellungen: Wird der Rückstellungsbegriff von Art. 96o e<br />
Abs. 2 OR wie oben unter Ziff. 4.2.3 postuliert eher weit ausgelegt,<br />
wird in materieller Hinsicht Deckungsgleichheit mit<br />
dem bis anhin geltenden handelsrechtlichen Rückstellungs-<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 12/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
begriff erzielt. Damit bleibt die Basis für den in Art. 63 DBG<br />
normierten steuerrechtlichen Rückstellungsbegriff unverändert,<br />
und die dazu entwickelte Steuerpraxis kann (im Sinne<br />
der Steuerneutralität des revidierten Rechnungslegungsrechts)<br />
fortgeführt werden [68]. Unvereinbar mit den geltenden<br />
steuerlichen Korrekturvorschriften sind hingegen Art. 960 e<br />
Abs. 3 Ziff. 4 OR (zusätzliche Rückstellungen zur Sicherung<br />
des dauernden Gedeihens des Unternehmens) und Art. 960 e<br />
Abs. 4 OR (kein Zwang zur Auflösung nicht mehr begründeter<br />
Rückstellungen) [69]. Derartige Rückstellungen sind eben<br />
nicht (mehr) geschäftsmässig begründet und werden dementsprechend<br />
wie bisher auch in Zukunft steuerlich korrigiert.<br />
Einzelbewertung oder Gruppenbewertung: Wie oben ausgeführt<br />
bleibt u. E. den Unternehmen auch unter dem revidierten<br />
Recht das grundsätzliche Wahlrecht zwischen Einzel-<br />
und Gruppenbewertung erhalten. Dies steht unter der<br />
Prämisse, dass die Voraussetzung für die Gruppenbewertung<br />
erfüllt ist, d.h. es sich um aufgrund ihrer Gleichartigkeit<br />
üblicherweise zu einer Gruppe zusammengefasste Aktiven<br />
handelt, wobei der Begriff «üblicherweise» eben im<br />
bisherigen Sinn auch weiterhin anzuwenden ist. Wegen des<br />
Prinzips der Steuerneutralität des revidierten Rechts muss<br />
der in Übereinstimmung mit den handelsrechtlich hierfür<br />
definierten Kriterien von Art. 960 Abs. i OR gefällte Entscheid<br />
für Gruppenbewertung auch steuerlich massgeblich<br />
sein. Die Conclusio der SSK, dass gestützt auf Art. 960 Abs.<br />
OR neu für Beteiligungen und Liegenschaften Einzelbewertung<br />
gelte, ist daher u.E. nicht richtig, es besteht ein<br />
Wahlrecht [7o].<br />
5. EIGENE AKTIEN<br />
5.1 Problemstellung. Eigene Aktien erfahren unter dem<br />
revidierten Rechnungslegungsrecht eine von der bisher im<br />
Handelsrecht geltenden Behandlung fundamental abweichende<br />
Darstellung. Das revidierte Rechnungslegungsrecht übernimmt<br />
die Behandlung, wie sie in IFRS geregelt ist [71]: Künftig<br />
werden erworbene eigene Aktien nicht mehr als Aktivum<br />
erfasst, und diesem Erwerb wird auf der Passivseite<br />
nicht mehr mit einer entsprechenden gesetzlichen Reserve<br />
für eigene Aktien Rechnung getragen [72]. Vielmehr fallen<br />
eigene Aktien buchungstechnisch ins Leere. Weil sich die<br />
Bilanz aber aktivseitig im Umfang des Kaufpreises der eigenen<br />
Aktien verringert hat (als Folge einer Reduktion z. B.<br />
der Bilanzposition «Flüssige Mittel») muss zwecks Ausgleich<br />
der Bilanz im frei verwendbaren Eigenkapital ein<br />
Minusposten in derselben Höhe ausgewiesen werden. Dies<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 13/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
normiert Art. 959 a Abs. 2 Ziff. 3 lit. e OR explizit.<br />
Beim Erwerb eigener Beteiligungsrechte stellt sich jeweils<br />
die Frage nach der Qualifikation als Teilliquidation im steuerrechtlichen<br />
Sinn [73]. Diese Frage ist bekanntlich nach Massgabe<br />
des Erwerbszwecks und der Haltedauer der eigenen<br />
Aktien zu beantworten (vgl. Ziff. 5.2 hiernach) [74]. Aufgrund<br />
von Wertveränderungen während der Haltedauer resp. bei<br />
einer Wiederveräusserung können sich allenfalls auch Steuerfolgen<br />
ergeben (vgl. Ziff. 5.3).<br />
5.2 Erwerb unter revidiertem Rechnungslegungsrecht<br />
5.2.1 Handelsrechtliche Verbuchung. Aufgrund von Art. 959 a<br />
Abs. 2 Ziff. 3 lit. e OR ist die Verbuchung klar, und der Buchungssatz<br />
lautet: «Eigenkapital-Minuspostens/flüssige<br />
Mittel». Durch den Ausweis dieses Minusposten in der Höhe<br />
des Anschaffungswerts dieser eigenen Anteile wird das<br />
Eigenkapital entsprechend reduziert.<br />
5.2.2 Steuerliche Auswirkungen. Für über dem Nennwert erfolgende<br />
Käufe von eigenen Beteiligungsrechten stellt sich<br />
zunächst die Frage, in welcher Reservenposition der erforderliche<br />
Minusposten zu verbuchen ist. Das revidierte Recht<br />
definiert dies nicht explizit [75]. Aufgrund des Kapitaleinlageprinzips<br />
ist für steuerliche Belange auch in Fällen der<br />
Teilliquidation bekanntlich die Unterscheidung zentral,<br />
ob Ausschüttungen resp. Liquidationserlöse zulasten der<br />
gesetzlichen Kapitalreserve (Art. 959 a Abs. 2 Ziff. 3 lit. b OR)<br />
oder zulasten von Gewinnreserven erfolgen. Gemäss Praxis<br />
der Eidg. Steuerverwaltung (ESTV) ist es schon heute zulässig,<br />
die Reserve für eigene Aktien aus den sog. Kapitaleinlagereserven<br />
zu äufnen. In der handelsrechtlichen Bilanz ist<br />
dann die Reserve für eigene Aktien als gesonderte Position<br />
unter den Reserven aus Kapitaleinlagen auszuweisen. Dies<br />
sollte in Zukunft auch unter dem revidierten Recht möglich<br />
sein, d. h., es sollte u. E. ohne Weiteres zulässig sein, diese<br />
«Minusreserve» für eigene Beteiligungsrechte als Minusposten<br />
der gesetzlichen Kapitalreserve auszuweisen [76].<br />
Erfolgt der Erwerb gestützt auf einen Beschluss der Gesellschaft<br />
über die Herabsetzung ihres Kapitals oder im Hinblick auf<br />
die Herabsetzung ihres Kapitals, qualifiziert der Erwerb steuerlich<br />
als Teilliquidation; gleiches gilt bei Überschreiten der in<br />
Art. 659 OR definierten Schwellenwerte (Art. 4 a Abs. i Verrechnungssteuergesetz,<br />
VStG). In diesen drei Konstellationen führt<br />
die unter dem revidierten Rechnungslegungsrecht erforderliche<br />
Verbuchung aus steuerlicher Sicht zu keinerlei Schwierigkeiten:<br />
Denn die handelsrechtlich vernichteten Reserven<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 14/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
gelten auch aus steuerlicher Sicht im Zeitpunkt derartiger<br />
Rückkäufe als vernichtet, und somit ist der steuerbegründende<br />
Tatbestand verwirklicht.<br />
Erfolgt der Erwerb eigener Beteiligungsrechte hingegen<br />
nicht im Zusammenhang mit einer resp. im Hinblick auf<br />
eine Kapitalherabsetzung, so liegt aufgrund des für die<br />
Zwecke der Verrechnungssteuer eigenständig normierten<br />
Tatbestands der Teilliquidation eine solche erst dann vor,<br />
wenn diese Beteiligungsrechte in derRegel länger als sechsJahre<br />
gehalten werden (Art. 4a Abs. 2 VStG). Es sei daraufhingewiesen,<br />
dass die handelsrechtliche Verbuchung im Zeitpunkt<br />
des Erwerbs (d.h. Ausweis der Minusposition unter den gesetzlichen<br />
Kapitalreserven oder unter Gewinnreserven) über<br />
die Steuerfolgen im Zeitpunkt der Teilliquidation entscheidet.<br />
Insofern geht Art. 4a VStG als lex specialis gegenüber<br />
Art. 4 Abs. 1 lit. b VStG vor. Dass handelsrechtlich bereits im<br />
Zeitpunkt des Erwerbs in den Reserven ein Minusposten eingebucht<br />
wird, vermag daran nichts zu ändern. Diese Auffassung<br />
kommt schon in der Botschaft 2007 zum Ausdruck [77]<br />
und wird auch von der SSK geteilt [78]. Die handelsrechtliche<br />
Neuregelung des Erwerbs eigener Beteiligungsrechte unter<br />
dem revidierten OR ändert am steuerrechtlichen Begriff der<br />
Teilliquidation gemäss Art. 4a VStG nichts [79].<br />
Bekanntlich ist es Sache des Unternehmens, sicherzustellen,<br />
dass Erwerbszweck, Erwerbszeitpunkt und Haltedauer<br />
von eigenen Beteiligungsrechten jederzeit korrekt und vollständig<br />
nachgewiesen werden können. Es stellt sich die<br />
Frage, wie das unter revidiertem Rechnungslegungsrecht<br />
zu bewerkstelligen sei, denn bilanziell sind die eigenen Beteiligungsrechte<br />
im Zeitpunkt des Erwerbs ja eigentlich<br />
«vernichtet». Die Antwort liegt darin, dass der Anhang mit<br />
den detaillierten Angaben gemäss Art. 959C Abs. 2 Ziff. 4<br />
und 5 OR die für das
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
doch nur sofern diese handelsrechtlich verbucht werden [88].<br />
Die Frage stellt sich, ob mit «handelsrechtlich verbucht» gemeint<br />
ist «handelsrechtlich erfolgswirksam». Davon ist wohl<br />
auszugehen, gilt doch das Verbuchungsprinzip, also grundsätzlich<br />
keine steuerliche Anerkennung ohne Verbuchung.<br />
U. E. gibt es jedoch keine Wertanpassung während der Haltedauer<br />
eigener Aktien, also dürfen Wertschwankungen gerade<br />
nicht gebucht werden.<br />
6. FAZIT<br />
Das revidierte Rechnungslegungsrecht ist ein eigenes und<br />
selbstständiges Regelwerk, das sich zwar in einzelnen Normen<br />
begrifflich an IFRS anlehnt, das dadurch aber nicht zu<br />
einem «schweizerischen IFRS» wird [89].<br />
Die von den IFRS ins revidierte Rechnungslegungsrecht<br />
übernommenen Begriffe müssen auf dem Wege der Auslegung<br />
einen eigenständigen Begriffsinhalt bekommen, der<br />
sich widerspruchsfrei in das OR und im Sinne der Steuerneutralität<br />
auch in das schweizerische Steuerrecht einfügt.<br />
Auch unter dem revidierten Buchführungs- und Rechnungslegungsrecht<br />
folgt die Bewertung weiterhin dem Vorsichtsprinzip.<br />
Die gemäss Art. 4 a VStG, Art. zo Abs. 1 lit. c DBG und Art. 7<br />
Abs. Ibis Steuerharmonisierungsgesetz (StHG) geltende verrechnungssteuerliche<br />
und einkommenssteuerliche Behandlung<br />
des Erwerbs eigenerBeteiligungs rechte wird unter dem revidierten<br />
Rechnungslegungsrecht fortgeführt. Aufgrund der<br />
Neukonzeption des Erwerbs eigener Beteiligungsrechte werden<br />
jedoch künftig Wertveränderungen während der Haltedauer<br />
sowie Gewinne und Verluste im Zusammenhang mit<br />
der Veräusserung eigener Kapitalanteile für die Zwecke der<br />
Gewinnsteuern erfolgsunwirksam sein. Wertveränderungen<br />
während der Haltedauer werden nicht gebucht, Gewinne<br />
beim Verkauf qualifizieren als Kapitaleinlagen, Verluste als<br />
Kapitalentnahmen.<br />
Anmerkungen: 1) Vgl. Medienmitteilung, Der<br />
Bundesrat, 22.11.2012. In diesem Aufsatz seht die<br />
Abkürzung «OR» für den Stand des Obligationenrechts<br />
am 1. Januar 2013 (SR zoo). Die Abkürzung<br />
«a0R» wird verwendet im Zusammenhang mit den<br />
Rechnungslegungsnormen in derjenigen Fassung<br />
des OR, die vor Inkrafttreten des revidierten Rechnungslegungsrechts<br />
Gültigkeit hatte. 2) Die neuen<br />
Bestimmungen zur Konzernrechnung sind erstmals<br />
drei Jahre nach Inkrafttreten anzuwenden<br />
(vgl. Art. 2 Abs. 3 UeB). 3) «Analyse des Vorstandes<br />
SSK zum neuen Rechnungslegungsrecht Beschluss<br />
des Vorstandes vom 12.2.2013» (fortan Analyse<br />
SSK 2013). 4) Dies trifft etwa auf den Kommentar<br />
zur Verwendung einer fremden Währung als<br />
funktionale Währung zu, wird doch überhaupt<br />
nicht ausgeführt, weshalb Art. 958d Abs. 3 OR die<br />
gesetzliche Grundlage für die Anwendung des<br />
Bundesgerichtsentscheids BGE 136 II 88 ff. zur<br />
steuerunwirksamen Behandlung von sog. Umrechnungsdifferenzen<br />
darstellen soll. 5) Art. 58 Abs.l.<br />
lit. a DBG. 6) Art. 58 Abs.i lit. b und c DBG. 7) Dies<br />
ergibt sich aus der Generalverweisung in Art. 58<br />
Abs. i lit. a DBG auf den Saldo der Erfolgsrechnung<br />
als Basis für die Gewinnsteuerbemessung. 8) Vgl.<br />
Botschaft 2007, 1626. 9) Vgl. Böckli, 2012, S. 823.<br />
10) BGE 13611 88 ff., Erwägung 4.5. Diese Begründung<br />
muss als klar falsch bezeichnet werden; vgl.<br />
dazu auch Böckli, 2012, S. 823. 11) Vgl. Böckli, 2011,<br />
S. 243f. 12) IAS 1.16 (revised 2007). 13) Vgl. Böckli,<br />
2011, S. 243.14) Vgl. Imboden/Rhinow, Verwaltungsrechtssprechung,<br />
5. 130. 15) Vgl. Häfelin/Haller,<br />
Schweizerisches Bundesstaatsrecht, N 131 ff. 16) Vgl.<br />
Häfelin/Haller, Schweizerisches Bundesstaatsrecht,<br />
N 102 ff. 17) Vgl. Imboden/Rhinow, Verwaltungsrechtssprechung,<br />
S. 133. 18) Vgl. Neuhaus, 2000,<br />
S. uff: 19) Art. 962 Abs.l. Entwurf-OR 2009, vgl.<br />
dazu auch Botschaft 2007, 1719 ff. 20) Vgl. Böckli,<br />
2011, S. 242ff. 21) Vgl. Botschaft 2007, 1740. 22) Vgl.<br />
Böckli, 2o11, S. 243.23) Vgl. IF RS (zon) Conceptual<br />
Framework, Basis for Conclusions 3.27/28. 24) Vgl.<br />
Böckli, 2012, S. 822. 25) Vgl. Studer, 1968, S. 81.<br />
26) Vgl. Studer, 1968, S. 81f. 27) Vgl. Studer, 1968,<br />
S. 82 f. 28) Das Imparitäts- und Realisationsprinzip<br />
bestimmt den Zeitpunkt der Berücksichtigung<br />
bzw. Realisierung von Gewinnen/Erträgen und<br />
Verlusten/Aufwendungen (vgl. BSK-OR II-Neuhaus/Binz,<br />
Art. 960 N zi und 24; BGE los I b 410<br />
E. 4 a = Pra 1989, 788). 29) Vgl. Brülisauer/Poltera,<br />
Art. 58 N 19 ff: und 25 ff. 30) Obwohl eigentlich<br />
nicht in beliebigem Umfang stille Willkürreserven<br />
gebildet werden können (vgl. BSK-OR II-Neuhaus/<br />
Ilg, Art. 662a N io-12.), lässt das heutige Recht<br />
stille Reserven in einem erheblichen Umfang zu.<br />
Das Gesetz (Art. 669 Abs. 3 OR) sieht ausdrücklich<br />
die Möglichkeit der Bildung von Verwaltungs- und<br />
Willkürreserven vor. Der Verwaltungsrat kann<br />
zudem davon absehen, überflüssig gewordene<br />
Rückstellungen aufzulösen (vgl. BSK-OR 11-Neuhaus/lig,<br />
Art. 662 a N 12). 31) Hierzu und auch für<br />
die nachfolgenden Ausführungen vgl. Schweizer<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 16/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
Handbuch der Wirtschaftsprüfung Band i [HWP I],<br />
S. 141 ff. 32) Vgl. HWP I, S.143. 33) Vgl. Brülisauer/<br />
Poltera, Art. 58 N 62 (I: mit weiteren Beispielen von<br />
Aktivierungswahlrechten. 34) Vgl. Reich/Züger,<br />
Art. 29 N 20.35) Vgl. Studer, 1968, S. 102. 36) Art. 62<br />
Abs. i und z DBG sind im Wesentlichen identisch<br />
mit Art. 28 Abs. i und 2 DBG, vgl. Kuhn/Klinger,<br />
Art. 62 N 6 ff. Dasselbe gilt für das Verhältnis von<br />
Art. 63 DBG zu Art. 29 DBG. 37) Vgl. Reich/Züger,<br />
Art. 29 N 4. 38) Nur der in der Berechnungsperiode<br />
entstandene Aufwand soll den steuerrechtlichen<br />
Gewinn belasten. Vgl. Kuhn/Klingler, Art. 63 N 5.<br />
39) Vgl. Böckli, 2011, S. 235f. 40) Vgl. Reich/Züger,<br />
Art. 29 N 26 f£ und Reich/Züger, Art. 28 N 33f. resp.<br />
Kuhn/Klinger, Art. 63 N 4 mit Verweis auf Art. 29<br />
DBG und Kuhn/Klinger, Art. 62 N 6 mit Verweis<br />
auf Art. 28 DBG. 41) Vgl. Reich/Züger, Art. 28 N 10.<br />
42) Damit kann verhindert werden, dass für ein bestimmtes<br />
Aktivum steuerlich nicht anerkannte<br />
Abschreibungen de facto auf ein anderes Aktivum<br />
«verschoben» werden, vgl. BGer 25.1.2000 = ASA<br />
69 (2000/01) 876. 43) Explizit wird diese Veranlagungspraxis,<br />
d.h. die steuerliche Akzeptanz von<br />
Gruppenbewertung im Zusammenhang mit der<br />
Bewertung von Gütern von geringem Wert genannt.<br />
Vgl. Reich/Züger, Art. 28 N lo. Die von diesen<br />
Autoren an derselben Stelle geäusserte Ansicht,<br />
dass Gruppenbewertung bei hochwertigen Wirtschaftsgütern<br />
wie z.B. Immobilien nur ausnahmsweise<br />
steuerlich zulässig sei, teilen wir nicht.<br />
44) In Art. 959 Abs. 3 OR wird dann bestimmt, welche<br />
Aktiven als Umlaufvermögen und welche als<br />
Anlagevermögen zu bilanzieren sind. Auf Fragen<br />
im Zusammenhang mit Erst- und Folgebewertung<br />
(vgl. Art. 960 a Abs. i und 2 OR) und der Folgebewertung<br />
von Aktiven mit beobachtbarem Marktpreis<br />
(Art. 96o b Abs.i und z OR) wird in diesem<br />
Artikel nicht näher eingegangen. 45) Gestützt auf<br />
Art. 664 OR können bekanntlich Gründungs-, Kapitalerhöhungs-<br />
und Organisationskosten unter<br />
gewissen Voraussetzungen aktiviert werden. Dies<br />
soll nach Meinung des Bundesrates wegen Art. 959<br />
Abs. 2 OR künftig nicht mehr möglich sein. «Gründungs-,<br />
Kapitalerhöhungs- und Organisationskosten<br />
können daher nach dem Entwurf und in Einklang<br />
mit der internationalen Entwicklung nicht<br />
mehr aktiviert werden.» Vgl. Botschaft 2007, 1705.<br />
46) Für die Definition des Begriffs der Aktivierungsfähigkeit<br />
vgl. vorne Zif£ 4.1.1. 47) In diesem<br />
Zusammenhang sei auf das mit dem revidierten<br />
Rechnungslegungsrecht eingeführte Vier-Stufen-<br />
System für Verbindlichkeiten mit unterschiedlichem<br />
Grad der Ungewissheit hingewiesen. Vgl.<br />
dazu Böckli, 2012, S. 824 48) Vgl. BSK-OR II-Neuhaus/Balkanyi,<br />
Art. 669 N 18 f£ 49) Vgl. Böckli, 2012,<br />
S.824. 50) Vgl. HWP I, S. 327 £ 51) Vgl. IFRS 3.<br />
52) Vgl. IAS 16.53) Vgl. Botschaft 2007,1626. 54) Vgl.<br />
Böcldi, 2012, S. 821. Obschon die Botschaft diesbezüglich<br />
nicht widerspruchsfrei war, enthielt bereits<br />
sie ein letztlich mindestens im Bereich der<br />
Bewertung klares Bekenntnis zum Vorsichtsprinzip:<br />
«...Das Vorsichtsprinzip bildet somit Teil der<br />
Konzeption der Bewertung...» vgl. Botschaft 2007,<br />
171o. 55) Der Wortlaut von Art. 96o e Abs. z OR entspricht<br />
dem Wortlaut nach IFRS (vgl. IAS 37.14).<br />
56) Vgl. Stoll, 1992, S. 59 ff. 57) Vgl. Böckli, 2011,<br />
S. 240.58) Vgl. Böckli, 2012, S. 823 Mit Verweis auf<br />
Art. 669 Abs. i Satz 2 OR. 59) Vgl. Häfelin/Haller,<br />
Schweizerisches Bundesstaatsrecht, N 91ff. 60) Dazu<br />
und für die folgenden Ausführungen vgl. Protokoll<br />
Abstimmung SR im amtl. Bulletin 2009, 1196/97.<br />
61) Vgl. Entwurf des Obligationenrechts [E-OR],<br />
2007 (BBI 2008,1795). 62) Dazu und für die folgenden<br />
Ausführungen vgl. Protokoll Abstimmung NR<br />
im amtl. Bulletin 2010, 1397. 63) Ebenfalls zustimmend<br />
Böckli. Vgl. Böckli, zoll, S. 236. 64) Die handelsrechtlich<br />
notwendige ausserordentliche Abschreibung<br />
der wegen des Wortlauts von Art. 959<br />
Abs. 2. Satz z OR nicht mehr bilanzierfähigen Gründungs-,<br />
Kapitalerhöhungs- und Organisationskosten<br />
wird steuerlich als geschäftsmässig begründeter<br />
Aufwand anerkannt. Vgl. Analyse SSK 2013, S. 3.<br />
65) Vgl. vorne Anm. 39.66) Vgl. Botschaft 2007, 1711.<br />
67) Vgl. Analyse SSK 2013, S. 3.68) Würde Art. 960 e<br />
Abs. z OR hingegen eng ausgelegt, wäre z.B. die<br />
Verbuchung einer mit künftigem Minderzugang<br />
von wirtschaftlichen Werten begründeten Rückstellung<br />
nicht handelsrechtskonform und müsste<br />
für Steuerzwecke wegen des Prinzips der Handelsrechtskonformität<br />
zwingend korrigiert werden.<br />
69) Vgl. Analyse SSK 2013, S.3. 70) Vgl. Analyse SSK<br />
2013, S. 3. 71) Vgl. IFRS-Standard IAS 32 bzw.<br />
IFRS 9. 72) Die Ausführungen in diesem Aufsatz<br />
werden beschränkt auf den «direkten» Erwerb eigener<br />
Aktien durch eine Gesellschaft. Die Fragestellungen<br />
beim Erwerb von Aktien der Muttergesellschaft<br />
durch eine von ihr gehaltene Tochtergesellschaft<br />
werden nicht abgehandelt. 73) Vgl.<br />
Reich, Art. zo N 87 ff.; Kreisschreiben Nr. 5. 74) Die<br />
im Zusammenhang mit dem Erwerb eigener Beteiligungsrechte<br />
massgeblichen steuerrechtlichen<br />
Bestimmungen sind insbesondere Art. 4a VStG,<br />
Art. zo Abs. i lit. c DBG und Art. 7 Abs. 1', StHG;<br />
vgl. dazu auch Kreisschreiben Nr. 5. 75) Allerdings<br />
ist der Vorschlag in der Botschaft, wie Art. 659 a OR<br />
an das revidierte Rechnungslegungsrecht anzupassen<br />
sei, irritierend. Diesem zur Folge hat die Gesellschaft<br />
für die eigenen Aktien einen dem Anschaffungswert<br />
entsprechenden Betrag von den<br />
Gewinnreserven abzuziehen. Vgl. Botschaft 2007,<br />
1767, siehe dazu aber sogleich unten Anm. 76.<br />
76) «...Dabei ist zu beachten, dass diese Rückkäufe<br />
unter der Bilanzposition «eigene Kapitalanteile»<br />
als Minusposten aufzuführen sind ... Bei einer Verrechnung<br />
mit anderen Positionen des Eigenkapitals<br />
müsste mit steuerlichen Folgen gerechnet werden.»<br />
Vgl. Botschaft 2007, 1706. 77) Vgl. Botschaft<br />
2007, 1706. 78) «Es handelt sich dabei ausschliesslich<br />
um eine Änderung der Darstellung, welche die<br />
steuerliche Praxis nicht ändert.» Vgl. Analyse SSK<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 17/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
2013, S. 3. 79) Für den Erwerb eigener Beteiligungsrechte<br />
im Zusammenhang mit Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen<br />
und Optionsanleihen gelten<br />
gern. 4 a Abs. 2 VStG Sonderregelungen. Hinsichtlich<br />
Stillstand der sechsjährigen Frist vgl. Art. 4a<br />
Abs. 3 VStG. 79) An den Steuerfolgen im Zusammenhang<br />
mit der sog. Wiederbegebung von steuerlich<br />
abgerechneten Beteiligungsrechten sollte sich<br />
nichts ändern. 80) Art. 959C Abs. 2 Ziff. 4 OR bestimmt,<br />
dass im Anhang die Anzahl eigener Anteile<br />
offenzulegen sei, die das Unternehmen selbst<br />
und die Unternehmen, an denen es beteiligt ist,<br />
halten. In Art. 959 c Abs. 2. Ziff. 5 OR wird dann zusätzlich<br />
vorgeschrieben, dass der Erwerb und die<br />
Veräusserung eigener Anteile, sowie die Bedingungen,<br />
zu denen sie erworben worden sind, ebenfalls<br />
im Anhang aufzuführen seien. 81) Vgl. Botschaft<br />
2007, 1660. 82) Vgl. Botschaft 2007, 166o. 83) Vgl.<br />
IAS 32.33. 84) Vgl. IAS 32.33: «... Considerations<br />
received shall be recognised directly in equity.»<br />
85) Eine andere Meinung besagt, dass in Fortführung<br />
der bisherigen Praxis auch unter dem revidierten<br />
Rechnungslegungsrecht Gewinne und Verluste<br />
aus der Veräusserung eigener Anteile erfolgswirksam<br />
zu verbuchen seien resp. dass die Gesellschaft<br />
ein Wahlrecht haben soll, ob sie derartige Gewinne<br />
und Verluste erfolgswirksam oder direkt gegen Eigenkapital<br />
verbucht. 86) Vgl. Riedweg/Rem und,<br />
2013. 87) Die Wiederveräusserung eigener Aktien<br />
unterliegt trotz der vorgängigen Verbuchung als<br />
Minusposten des Eigenkapitals nicht der Emissionsabgabe.<br />
Dies lässt sich mit dem Charakter der<br />
Emissionsabgabe als Rechtsverkehrssteuer und<br />
damit begründen, dass keine emissionsabgaberechtliche<br />
Transaktion (Nennwertbegründung/-<br />
erhöhung oder Zuschuss), sondern eben ein Verkauf<br />
vorliegt. Konsequenterweise unterliegen<br />
Erwerb und Veräusserung eigener Anteile der<br />
Umsatzabgabe (sofern auch die anderen hierfür<br />
relevanten Voraussetzungen erfüllt sind). Vgl.<br />
Riedweg/Remund, 2013. 88) Vgl. Analyse SSK 2013,<br />
S. 3. 89) Vgl. BÖCkli, 2012, S. 822.<br />
Literatur: a0R, Obligationenrecht (mit altem<br />
Rechnungslegungsrecht) (Fassung in Kraft vor<br />
1. Januar 2013). Archiv für schweizerisches Abgaberecht<br />
[ASA], Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts<br />
vom 25. Januar 2000 i. S. Steuerverwaltung<br />
des Kantons Bern gegen X. und Steuerrekurskommission<br />
des Kantons Bern, 2000, 69, S. 876. BGE<br />
136 II 88. Böckli Peter, Auswirkungen der neuen<br />
Rechnungslegung auf die Gewinnsteuer - Ungereimtheiten,<br />
Widersprüche und ungelöste Fragen?<br />
In: Der Schweizer Treuhänder, 2011/4, 4, S. 234.<br />
Böckli Peter, Neue OR-Rechnungslegung: Herausgegriffene<br />
Probleme? In: Der Schweizer Treuhänder,<br />
2012/14 S. 82o. Botschaft zur Änderung<br />
des Obligationenrechts (Aktienrecht und Rechnungslegungsrecht<br />
sowie Anpassungen im Recht<br />
der Kollektiv-, und der Kommanditgesellschaft,<br />
GmbH-Recht, Genossenschafts-, Handelsregistersowie<br />
Firmenrecht) (VOM 21.12. 2007), BB1 2008,<br />
1589. Brülisauer Peter, Poltera Flurin, in: Martin<br />
Zweifel/Peter Athanas, Kommentar zum Schweizerischen<br />
Steuerrecht I/za, 2. Auflage, Basel 2008.<br />
I> Bundesrat, Neues Rechnungslegungsrecht tritt<br />
am 1. Januar 2013 in Kraft (Medienmitteilung),<br />
22. November 2012. DBG, BG über die direkte<br />
Bundessteuer (VOM 14.12.1990), SR 642.11. E-OR,<br />
Obligationenrecht (Entwurf vom 21. Dezember<br />
2007), BBI 2008,1751. Häfelin Ulrich, Haller Walter,<br />
Keller Helen, Schweizerisches Bundesstaatsrecht,<br />
8. Auflage, Zürich 2012. IAS/IFRS, International<br />
Financial Reporting Standards, Stand<br />
1.1.2013. IFRS, International Financial Reporting<br />
Standards, Basis for Conclusions, 2011. Imboden<br />
Max, Rhinow Rene A., Schweizerische Verwaltungsrechtsprechung,<br />
5. neubearbeitete und erweiterte<br />
Auflage. Band I, Basel, 1976. Kreisschreiben<br />
Nr. 29 der Eidg. Steuerverwaltung «Kapitaleinlageprinzip»<br />
vom 9. Dezember 2ino. Kreisschreiben<br />
Nr. 5 der Eidg. Steuerverwaltung «Unternehmenssteuerreform<br />
1997 - Neuregelung des Erwerbs eigener<br />
Beteiligungsrechte» vom 19. April 1999.<br />
Kuhn Stefan, Klinger Michel, in: Martin Zweifel/<br />
Peter Athanas, Kommentar zum Schweizerischen<br />
Steuerrecht 1/2a, 2. Auflage, Basel 2008. Neuhaus<br />
Markus, Rechnungslegungs- und Revisionsgesetz:<br />
Steuerliche Berührungspunkte, in: Archiv für<br />
Schweizerisches Abgabenrecht [ASAI, 2000, 69,<br />
S. ii. Neuhaus Markus, Balkanyi Patrick, in:<br />
Heinrich Honsell/Nedim Peter Vogt/Rolf Watter<br />
(Hrsg.), Basler Kommentar zum Schweizerischen<br />
Privatrecht, Obligationenrecht II, 2. Auflage, Basel<br />
2002. Neuhaus Markus, Binz Peter, in: Heinrich<br />
Honsell/Nedim Peter Vogt/Rolf Watter (Hrsg.), Basler<br />
Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht,<br />
Obligationenrecht II, 2. Auflage, Basel 2002.<br />
Neuhaus Markus, Ilg Peter, in: Heinrich Honsell/<br />
Nedim Peter Vogt/Rolf Watter (Hrsg.), Basler Kommentar<br />
zum Schweizerischen Privatrecht, Obligationenrecht<br />
II, 2. Auflage, Basel 2002. OR, BG<br />
betreffend die Ergänzung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches<br />
(Fünfter Teil: Obligationenrecht)<br />
(VOM 30.3.1911, Stand 1.1. 2013), SR zzo. Protokoll<br />
der Sitzung des Ständerats, VIII. Sitzung vom<br />
3. Dezember 2009, AB 2009 S 1196/97. I> Protokoll<br />
der Sitzung des Nationalrats, VI. Sitzung vom<br />
20. September 2010, AB 2010 N 1379. Reich Markus,<br />
in: Martin Zweifel/Peter Athanas, Kommentar<br />
zum Schweizerischen Steuerrecht 1/2a, 2. Auflage,<br />
Basel 2008. Reich Markus, Züger Manns, in:<br />
Martin Zweifel/Peter Athanas, Kommentar zum<br />
Schweizerischen Steuerrecht I/za, 2. Auflage, Basel<br />
2008. Riedweg Peter, Remund Andreas, Umstrukturierung<br />
von Unternehmen, IFF St. Galler<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 18/19
Datum: 07.11.2013<br />
Der Schweizer Treuhänder<br />
8021 Zürich<br />
044/ 267 75 75<br />
www.treuhaender.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />
Medientyp: Fachpresse<br />
Abo-Nr.: 660003<br />
Auflage: 11'345<br />
Erscheinungsweise: 10x jährlich<br />
Seite: 808<br />
Fläche: 420'774 mm²<br />
Seminar zur Unternehmensbesteuerung 2013 (unveröffentlichte<br />
Präsentation), 20./21. August 2013.<br />
Schweizer Handbuch der Wirtschaftsprüfung<br />
[HWP], Band i Buchführung und Rechnungslegung,<br />
Zürich 2009: Treuhand-Kammer. Schweizerische<br />
Steuerkonferenz [SSK], Analyse des Vorstandes<br />
SSK zum neuen Rechnungslegungsrecht.<br />
Beschluss des Vorstandes vom 12.2.2013. StHG,<br />
BG über die Harmonisierung der direkten Steuern<br />
der Kantone und Gemeinden (vom 14.12.1990),<br />
SR 642.14. Stoll Jürg, Die Rückstellung im Handels-<br />
und Steuerrecht, Zürich 1992. Studer Walter,<br />
Bilanzsteuerrecht, Basel, 1968. VStG, BG<br />
über die Verrechnungssteuer (vom 13.10.1965),<br />
SR 642.21.<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51793156<br />
Ausschnitt Seite: 19/19