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Tauziehen beim Firmenverkauf - PwC

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Datum: 09.01.2014<br />

Neue Zürcher Zeitung<br />

8021 Zürich<br />

044/ 258 11 11<br />

www.nzz.ch<br />

Medienart: Print Themen-Nr.: 660.3<br />

Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />

Abo-Nr.: 660003<br />

Auflage: 119'537<br />

Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />

Seite: 28<br />

Fläche: 58'329 mm²<br />

<strong>Tauziehen</strong> <strong>beim</strong> <strong>Firmenverkauf</strong><br />

Fehlende Finanzzahlen sowie die Vermischung von Privat- und<br />

Geschäftsvermögen behindern die Bestimmung des Unternehmenstyerts<br />

Wenn die Eigentümer von KMU<br />

ihren Betrieb verkaufen, kommt<br />

es oft zu unangenehmen Überraschungen:<br />

Die Firma ist längst<br />

nicht so viel wert wie erhofft.<br />

Käufer schätzen die Risiken<br />

höher ein als die langjährigen<br />

Firmenbesitzer.<br />

Bei der Übernahmeschlacht um die Victoria<br />

Jungfrau Collection divergieren<br />

derzeit die Meinungen, wie hoch der<br />

Unternehmenswert der Hotelgruppe<br />

ist. In der Familie eines 70-jährigen<br />

Patrons, der seine Firma auf eines seiner<br />

drei Kinder übertragen will, gibt es<br />

Streit darüber, was der veraltete Maschinenpark<br />

wert ist und wie viel Geld<br />

der eine Sohn seinen beiden Geschwistern<br />

geben muss. Ein selbständiger Grafikdesigner<br />

rätselt, welchen Betrag er<br />

<strong>beim</strong> Verkauf des Kundenstamms, der<br />

drei Bürotische und seiner Computer<br />

erzielen könnte. Diese Beispiele zeigen,<br />

dass Unternehmensbewertungen eine<br />

knifflige Angelegenheit sind.<br />

In Konzernen ist vieles anders<br />

Die Leiter von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen (KMU) müssen ebenso<br />

wie die Chefs von Grosskonzernen fast<br />

täglich aus verschiedenen Gründen den<br />

Wert ihrer Gesellschaften kennen (vgl.<br />

Zusatztext). Allerdings weisen KMU<br />

Besonderheiten auf, so dass eine Bewertung<br />

oftmals nicht so einfach möglich<br />

ist. Thomas Schneller, Direktor im<br />

Bereich Corporate Finance und Valuation<br />

bei der Wirtschaftsprüfungs- und<br />

Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers<br />

(<strong>PwC</strong>), nennt drei<br />

Knackpunkte, wenn es um die Bewertung<br />

von KMU geht.<br />

Als Erstes fänden sich in Familienunternehmen<br />

anders als bei Grosskonzernen<br />

häufig nicht direkt die geeigneten<br />

Daten, um den Firmenwert zu bestimmen.<br />

Das mag zum einen daran liegen,<br />

dass die Unternehmer zwar den<br />

Zweck einer Bewertung kennen, aber<br />

nicht wissen, welches Handwerkszeug<br />

dafür benötigt wird. Zum anderen sind<br />

die notwendigen Finanzzahlen häufig<br />

schlichtweg nicht vorhanden. Infolge<br />

der erleichterten Revisionspflicht für<br />

ganz kleine Unternehmen gibt es beispielsweise<br />

vielerorts gar keine testierten<br />

Jahresabschlüsse. Der <strong>PwC</strong>-Experte<br />

Schneller braucht aber Jahresrechnungen<br />

für die vergangenen Geschäftsjahre<br />

und einen Geschäftsplan, der über das<br />

Budget für das laufende Jahr hinausgehen<br />

muss. An Letzterem fehle es vielfach,<br />

erklärt der Experte.<br />

Das zweite Phänomen, das die Bewertungen<br />

von KMU schwierig macht,<br />

ist der Umstand, dass die Chefs in den<br />

Unternehmen oftmals Privates mit Geschäftlichem<br />

vermischen. Hier und dort<br />

wird auch nicht genau zwischen Unternehmerlohn.<br />

Barbezügen und Dividenden<br />

unterschieden. Solche Missstände<br />

müssten in den Geschäftszahlen zuerst<br />

angepasst werden, bevor die eigentliche<br />

Bewertungsarbeit beginnen könne, sagt<br />

Schneller. So hat der Experte bei einem<br />

Beratungsmandat einmal ein Cabriolet<br />

als Firmenauto gefunden, was sicher<br />

nicht betriebsnotwendig war. Auch eine<br />

Gemäldesammlung verbarg sich im Unternehmen<br />

eines Klienten, dabei hatten<br />

Bilder im Firmenvermögen eigentlich<br />

nichts zu suchen. Selbst Wohnliegenschaften<br />

und zusätzliches Bauland finden<br />

sich oft als Vermögensgegenstände<br />

bei KMU, obwohl sie nicht mit dem<br />

eigentlichen Geschäftszweck der Gesellschaft<br />

in Zusammenhang stehen.<br />

Vor einer Valuation muss deshalb<br />

entschieden werden, wie mit solchen<br />

Gegenständen künftig im Unternehmen<br />

umgegangen werden soll oder ob sie<br />

nicht besser verkauft werden. Grosskonzerne<br />

sind laut den Erfahrungen<br />

von Schneller in dieser Hinsicht deutlich<br />

schlanker aufgestellt.<br />

Falsche Wertvorstellungen<br />

Der dritte Punkt, den der <strong>PwC</strong>-Experte<br />

häufig in Familienfirmen antrifft, ist,<br />

dass Unternehmensbesitzer fixe Vorstellungen<br />

haben, wie viel ihr Betrieb<br />

angeblich wert sei. Die Beträge stammen<br />

teils von nicht öffentlich bekannten<br />

Transaktionen, teils von Bekannten, die<br />

den Eigentümern einen Floh ins Ohr<br />

setzen. Solche vorgefertigten Meinungen<br />

über den Wert einer Gesellschaft<br />

erschwerten die Arbeit eines Gutachters<br />

oder führten zu langen Diskussionen,<br />

sagt der Berater.<br />

Weitere Eigenheiten bei der Bewertung<br />

von KMU beschreibt Rolf Langenegger,<br />

Leiter des Bereiches Valuation<br />

und Finanz-Modellierung bei der Wirtschaftsprüfungs-<br />

und Beratungsgesellschaft<br />

KPMG. Bei Beratungsaufträgen<br />

in kleinen Firmen komme es im Gegensatz<br />

zu Konzernen häufiger vor, dass der<br />

für eine Bewertung notwendige Businessplan<br />

für die nächsten Jahre zu optimistisch<br />

ausgestaltet sei. In einem solchen<br />

Fall sprechen Experten gerne von<br />

der Hockey-Stick-Planung. Die Umsätze<br />

und Gewinne sinken in den Planungen<br />

zunächst etwas, während in den späteren<br />

Jahren die Einnahmen und Gewinne<br />

angeblich regelrecht explodieren<br />

sollen. Dass dies keine Grundlage für<br />

eine solide Unternehmensbewertung<br />

ist, sollte selbstverständlich sein, erklärt<br />

der Fachmann.<br />

Zu den Geschäftszahlen der Zukunft<br />

muss aber auch ein realistischer Investitionsplan<br />

hinzugefügt werden. Nicht<br />

selten hat Langenegger im Geschäftsalltag<br />

erlebt, dass ein Familienunternehmen<br />

zwar noch hohe Gewinne erwirt-<br />

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Argus Ref.: 52427173<br />

Ausschnitt Seite: 1/2


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schaftet, aber beispielsweise der Maschinenpark<br />

bereits völlig veraltet war.<br />

Dann reduzieren die Aufwendungen,<br />

um die Anlagen zu erneuern, die künftigen<br />

Erträge im Geschäftsplan. Verwendet<br />

ein Gutachter zur Ermittlung des<br />

Firmenwerts die Discounted-Cashflow-<br />

Methode (DCF-Methode), bei der die<br />

freien Cashflows der Zukunft auf den<br />

Bewertungszeitpunkt diskontiert werden,<br />

reduziert dieser Investitionsaufwand<br />

die künftigen Geldflüsse. Dadurch<br />

sinkt auch der Wert einer Firma.<br />

Das gebe häufig Anlass zur Diskussion,<br />

berichtet der Berater, weil das Investitionsvolumen<br />

je nach Grösse die<br />

Resultate der Unternehmensbewertung<br />

deutlich verringern könne.<br />

Auch hohe Bargeldbestände, die<br />

nicht betriebsnotwendig sind, stellen<br />

regelmässig ein Problem dar, da sie im<br />

Falle eines <strong>Firmenverkauf</strong>s nur den<br />

Transaktionspreis unnötigerweise erhöhten.<br />

Das ist vergleichbar mit dem<br />

Verkauf einer Sparbüchse, bei dem Geld<br />

zum Kauf aus der Dose selbst stammt.<br />

Höhere Diskontierungssätze<br />

Der KPMG-Experte Langenegger weist<br />

darüber hinaus auf das Thema Zinssatz<br />

hin, das es besonders bei KMU-Bewertungen<br />

zu beachten gilt. Investoren in<br />

kleine und mittelgrosse Firmen forderkut.<br />

Der Anlass für die Ermittlung des<br />

Unternehmenswertes ist vielfach die<br />

Änderung des Eigentumsverhältnisses.<br />

Es gibt jedoch noch weitere Gründe,<br />

warum eine Firmenbewertung durchgeführt<br />

wird.<br />

> Der Kauf sowie der Verkauf von<br />

Unternehmen beziehungsweise eines<br />

Teils der Gesellschaft.<br />

> Die Einführung der Gesellschaft an<br />

einer Börse über ein IPO.<br />

> Das Ausscheiden oder der Ausschluss<br />

(z. B. Squeeze-out) von Gesellschaftern<br />

bei Unternehmen.<br />

ten häufig für ihre Engagements höhere<br />

Risikoprämien und damit einen höheren<br />

Zins im Bewertungsmodell, weil<br />

einerseits aufgrund der Unternehmensgrösse<br />

Risiken innerhalb der Gesellschaften<br />

nicht kompensiert würden und<br />

andererseits die Beteiligungen beispielsweise<br />

im Vergleich mit einer kotierten<br />

Aktie viel weniger liquide<br />

seien. Deshalb kommen grosse Transaktionen<br />

(vgl. Grafik) nur selten als<br />

Vergleichsmassstab eines KMU-Verkaufs<br />

in Betracht.<br />

Die wesentlichen Stellschrauben bei<br />

einer Firmenbewertung sind der Optimismus<br />

im Geschäftsplan und der Diskontierungssatz<br />

im Modell. Ein Unternehmenswert<br />

dürfe aber nicht nur aus<br />

M&A-Aktivitäten gehen zurück<br />

Transaktionen mit Schweiz-Bezug und ihre Werte je Quartal<br />

100 70<br />

80<br />

Hoffnung bestehen, also aus hohen geplanten<br />

Gewinnen und der Annahme<br />

geringer Zinse, mahnen beide Experten<br />

ausdrücklich. Dass aber nicht alle Firmenbesitzer<br />

die Bewertungsspielräume<br />

ausreizen wollen, ist Langenegger bei<br />

einem Fall besonders in Erinnerung geblieben.<br />

Ein Eigentümer habe ihn während<br />

eines Verkaufsprozesses gebeten,<br />

nicht alle Möglichkeiten für einen höheren<br />

Unternehmenswert auszuschöpfen.<br />

Schliesslich sollte der Käufer der Firma<br />

mit der Transaktion ebenfalls ein gutes<br />

Geschäft machen: Nur so konnte sich<br />

der alte Eigentümer im Dorf noch unbeschwert<br />

blicken lassen.<br />

Rico Kutscher<br />

Unternehmensbewertungen kommen im Geschäftsalltag häufig vor<br />

_ 60<br />

_ 50<br />

60 40<br />

''''''''''<br />

40 30<br />

_ 20<br />

20<br />

10<br />

0 0<br />

2010 2011 2012 2013<br />

Anzahl Transaktionen<br />

QUELLE KPMG<br />

Volumen (Mrd. 8), rechte Skala<br />

NZZ-INFOGRAFIK/cke.<br />

Fusionen bzw. die Bestimmung von<br />

Umtauschverhältnissen bei Mergers.<br />

Nachfolgeregelungen oder Erbschaften<br />

bzw. Erbauseinandersetzungen.<br />

Enteignungen, Entschädigungen für<br />

Firmenwerte bzw. Scheidungen oder gerichtliche<br />

Auseinandersetzungen.<br />

Die Bewertung im Rahmen einer<br />

wertorientierten Unternehmensführung<br />

(«Shareholder Value»-Methode).<br />

Finanzierungsfragen, Investitionen<br />

sowie die Prüfung der Kreditwürdigkeit<br />

führen häufig dazu, dass ein Unternehmenswert<br />

ermittelt wird.<br />

> Bewertungen im Zusammenhang mit<br />

der Rechnungslegung (z. B. die Prüfung<br />

der Werthaltigkeit von Goodwill).<br />

> Umstrukturierungen oder die Verlagerung<br />

von Assets in ein anderes Land<br />

erfordern oft die Aufstellung der betroffenen<br />

Firmenwerte.<br />

> Situationen mit Garantieansprüchen<br />

oder Anpassungsklauseln bei Kaufpreisen<br />

nach Firmenübernahmen.<br />

> Steuerliche Belange: Die Firmen benötigen<br />

die Werte einerseits selbst, andererseits<br />

dienen sie den Eigentümern für<br />

ihre Steuerdeklaration.<br />

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