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Haus und Freizeit - bfu

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jedoch könnte sie einen Beitrag zu einer zielorientierteren<br />

<strong>und</strong> somit effektiveren Präventionsarbeit<br />

leisten. Eine Zuordnung von Unfall- bzw. Verletzungsereignissen<br />

basierend auf einer hierarchischen<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> somit Zuordnungsstruktur<br />

könnte einen zusätzlichen Schritt zum Lösen<br />

des Schnittstellenproblems darstellen.<br />

5. Berücksichtigung der sozial ungleich<br />

verteilten Unfallbelastung<br />

Viele Studien belegen, dass auch in Europa hinsichtlich<br />

Mortalität <strong>und</strong> Morbidität ein sozialer<br />

Gradient besteht. Dies gilt nicht nur bezüglich<br />

Krankheitsbelastungen, sondern ebenso bezüglich<br />

Unfallbelastung. Während für Kinder viele Daten<br />

existieren, liegen für Erwachsene weniger Daten<br />

vor <strong>und</strong> kaum solche aus der Schweiz. Der «Europäische<br />

Bericht zur Verletzungsprävention für Kinder»<br />

dokumentiert den sozialen Gradienten für<br />

Kinder eindrücklich [72]. 5 von 6 getöteten Kindern<br />

leben in Ländern mit tiefem oder mittlerem Einkommen.<br />

Kinder aus <strong>Haus</strong>halten oder Quartieren<br />

mit geringem sozioökonomischem Kapital sind<br />

aber auch innerhalb der reichen Länder weit<br />

mehr von Unfällen betroffen. Dies gilt für alle<br />

3 Unfallbereiche (Strassenverkehr, Sport, <strong>Haus</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>) [72]. Einige Beispiele sollen diese Situation<br />

illustrieren:<br />

• Kinder (0–15 Jahre) aus Grossbritannien, deren<br />

Eltern nie arbeiteten oder lange arbeitslos waren,<br />

haben eine 13-mal höhere Unfallmortalitätsrate<br />

als Kinder, deren Eltern der<br />

höchsten Sozialschicht angehören [316].<br />

• In Deutschland haben immigrierte Knaben<br />

(1–4 Jahre) eine höhere Ertrinkungsrate als in<br />

Deutschland geborene Knaben [317].<br />

• In Grossbritannien werden Kinder (0–4 Jahre)<br />

aus deprivierten Familien 2- bis 3-mal häufiger<br />

aufgr<strong>und</strong> von Vergiftungen (gilt für Medikamente<br />

<strong>und</strong> andere Stoffe) in Krankenhäuser<br />

eingewiesen als Kinder aus wohlhabenden Familien<br />

[318].<br />

• Das relative Risiko aufgr<strong>und</strong> einer Verbrennung/Verbrühung<br />

in Schweden in ein Spital<br />

eingewiesen zu werden, ist für Kinder der tiefsten<br />

sozioökonomischen Schicht 2,3-mal höher<br />

als jenes für Kinder der höchsten sozioökonomischen<br />

Schicht [319].<br />

Die bestehenden Kenntnisse sind ausreichend, um<br />

in der schweizerischen Unfallprävention die vermehrte<br />

Berücksichtigung der sozial ungleichen<br />

Unfallbelastung zu fordern. Differenzierte Forschung<br />

für die Schweiz wäre wünschenswert,<br />

insbesondere um der Frage nach dem sozialen<br />

Gradienten spezifisch für die Bereiche Strassenverkehr,<br />

<strong>Haus</strong> <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong> sowie Sport nachzugehen.<br />

Zudem sind die Wirkmechanismen des sozialen<br />

Gradienten (d. h., warum sind Angehörige tiefer<br />

sozialer Schichten in der Schweiz unfallbelasteter)<br />

weitgehend unklar.<br />

Bei der Erarbeitung <strong>und</strong> Implementierung von<br />

Massnahmen im Bereich <strong>Haus</strong> <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong> ist an<br />

die speziellen Bedürfnisse von Personen mit geringem<br />

sozioökonomischem Status <strong>und</strong>/oder mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> zu denken. Als Gr<strong>und</strong>lage für<br />

ein mögliches Engagement auf diesem Gebiet sollten<br />

die Empfehlungen zu transkultureller Prävention<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung bzw. zur Reduzierung<br />

sozialer Ungleichheit, berücksichtigt werden<br />

[320,321].<br />

224 Besondere Aspekte zur Präventionsarbeit im Bereich <strong>Haus</strong> <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong> <strong>bfu</strong>-Sicherheitsdossier Nr. 09

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