Haus und Freizeit - bfu

5.7 Weiterführende Überlegungen
Die gegenwärtige Zusammenfassung von Verbrennungs-
und Verätzungsunfällen zu einem Unfallsegment
erscheint im Hinblick auf eine effiziente
und zielgruppenorientierte Präventionsarbeit problematisch.
Der zugrundeliegende Verletzungsmechanismus
fordert eine differenzierte Analyseform
in Bezug auf die Erarbeitung und Umsetzung von
Präventionsaktivitäten. Zudem erschwert die gemeinsame
Betrachtung von Verbrennungs- und
Verätzungsunfällen den Vergleich mit andern Statistiken.
Deshalb sollte die derzeitige Systematik
geprüft werden.
6. Vergiftung
6.1 Einleitung und Begriffsbestimmung
Der Bericht «Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern»
der Beratungsstelle für Risikobewertung
[257] enthält eine umfassende Definition des
Begriffs «Vergiftung»:
«Eine Vergiftung (wissenschaftlich: Intoxikation) ist
eine gesundheitsschädigende Einwirkung von
chemischen, tierischen, pflanzlichen, bakteriellen
oder sonstigen Stoffen auf den Körper. Die Aufnahme
kann über den Verdauungskanal, die Atmungsorgane,
die unverletzte Haut, durch Wunden
oder durch Injektionen erfolgen. Der Schweregrad
der Gesundheitsschädigung wird von der
aufgenommenen Menge (Dosis) bestimmt, die Art
der Schädigung von der Besonderheit der Stoffwirkungen.»
[257, S. 6]
Im vorliegenden Bericht sind Rauchvergiftungen
(entsprechend der UVG-Datenstruktur) nicht dem
Unfallsegment «Vergiftung», sondern dem Unfallsegment
«Verbrennung, Verätzung» zugeordnet.
Das Gleiche gilt für Vergiftungen durch Tiere, die
im Unfallsegment «Tiere» berücksichtigt sind.
Demgegenüber werden Informationen zum nicht
beabsichtigten Konsum von Medikamenten, Alkohol
und Drogen (einschliesslich Appetitzüglern) im
Unfallsegment «Vergiftung» einbezogen.
Da Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten
für das Verletzungsmuster «Verätzung» in der
Literatur im Zusammenhang mit dem Unfallsegment
«Vergiftung» stehen, sind diesbezügliche
Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten in
diesem Kapitel enthalten (Kap. VI.5.1, S. 182). Es
bestehen jedoch Schnittstellen zu den Unfallsegmenten
«Verbrennung» (z. B. Rauchvergiftung)
und «Tiere» (z. B. giftige Insektenstiche).
6.2 Epidemiologie und Unfallgeschehen
In der Todesursachenstatistik des BFS wurden im
Jahr 2007 24 Getötete infolge einer Vergiftung
registriert.
Mit einem Anteil von weniger als 1 % (ø 2004–
2008) am Gesamtunfallgeschehen im Haus- und
Freizeitbereich gehört das Unfallsegment «Vergiftung»
zu den deutlich verletzungsärmeren Unfallsegmenten.
Mit 97 % Männeranteil zeigt der geschlechtsspezifische
Vergleich ein deutliches Verteilungsmuster.
Bei der altersspezifischen Datenanalyse wird deutlich,
dass sowohl basierend auf den Absolutzahlen
als auch hinsichtlich der bevölkerungsbezogenen
Inzidenz nahezu ausschliesslich Kinder und Jugendliche
Vergiftungsunfälle erleiden.
192 Unfallsegmente bfu-Sicherheitsdossier Nr. 09