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Haus und Freizeit - bfu

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Ergänzende Ausführungen zur Prävention von<br />

Stürzen im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter<br />

Wie bereits eingangs des Kapitels beschrieben,<br />

verlagert sich das Sturzrisiko mit zunehmendem<br />

Alter aus dem <strong>Haus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>bereich in die<br />

beiden Unfallbereiche Sport <strong>und</strong> Strassenverkehr.<br />

Dies bedeutet jedoch nicht, dass ab dem<br />

5. Lebensjahr keine Sturzverletzungen im <strong>Haus</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>bereich geschehen. Die Übergänge<br />

zwischen den einzelnen Unfallsegmenten sind<br />

fliessend <strong>und</strong> verlaufen von Kind zu Kind individuell<br />

unterschiedlich. Während der gesamten Wachstumsphase<br />

kommt es zu Anpassungen der koordinativen,<br />

konditionellen <strong>und</strong> sensorischen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten <strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Defiziten im Vergleich zu physiologischen<br />

Normwerten, die wiederum als Ursache für<br />

Stürze bzw. Sturzverletzungen angesehen werden.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> erscheint es sinnvoll, dass im<br />

Schulalter durch entsprechendes Gleichgewichts<strong>und</strong><br />

Krafttraining bzw. ganzheitliches Training der<br />

motorischen Hauptbeanspruchungsformen die<br />

Möglichkeit besteht, diese Defizite zu kompensieren.<br />

Die Forschergruppe um Granacher<br />

[61,62,109,110] beschreibt in ihren Arbeiten Möglichkeiten<br />

zur Umsetzung <strong>und</strong> Berücksichtigung im<br />

Schulsport. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass<br />

der Übungseffekt im Vergleich zum Effekt bei den<br />

Senioren aufgr<strong>und</strong> der Wachstumsschübe bzw. des<br />

unterschiedlich periodisch abhängigen Reifegrades<br />

geringer ausfällt. Kambas et al. [97] sowie Lehmann<br />

[111] sehen die Notwendigkeit <strong>und</strong> das Potenzial<br />

zur Schulung der Bewegungskoordination<br />

bereits im Kindergarten. Aufgr<strong>und</strong> der vielfältigen<br />

Sturzmechanismen (z. B. Unterschiedlichkeit der<br />

Unfallbereiche, Sportarten, beteiligte Produkte<br />

bzw. Geräte, Setting) erscheint das generelle Training<br />

zur Verbesserung der koordinativen <strong>und</strong> konditionellen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten in diesem<br />

Altersabschnitt effektiver zu sein als ein Training<br />

der Sturztechnik [112]. Hinzu kommt, dass ein<br />

generelles Training der koordinativen <strong>und</strong> konditionellen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten im Vergleich<br />

zum Training der Sturztechnik darauf abzielt, einen<br />

Sturz vorzubeugen. Hingegen besteht der primäre<br />

Inhalt des Sturztechniktrainings in der Optimierung<br />

der Falltechnik während des Sturzes <strong>und</strong> hat somit<br />

eher einen sek<strong>und</strong>ärpräventiven Charakter. Als<br />

flankierender Trainingsinhalt <strong>und</strong> hier insbesondere<br />

in Bezug auf eine Motivationsverbesserung <strong>und</strong> die<br />

«Anwendung» der Trainingsinhalte stellt das Training<br />

der Sturztechnik sicherlich eine hilfreiche <strong>und</strong><br />

nutzbringende Ergänzung dar. Gr<strong>und</strong>sätzlich besteht<br />

auf diesem Gebiet noch grosser Forschungsbedarf,<br />

der sich sowohl auf die Gr<strong>und</strong>lagen als<br />

auch auf die direkte Umsetzung <strong>und</strong> die Integration<br />

in das jeweilige «gesellschaftlich Setting» bezieht.<br />

Die Installation von Fenster- <strong>und</strong> Balkontürenarretierungen<br />

wird in der Literatur immer wieder als<br />

erfolgreiche Präventionsmassnahme angegeben<br />

[104–106,113]. Innerhalb der in dieser Arbeit<br />

durchgeführten Risikoanalyse wurde für die<br />

Schweiz die diesbezügliche Unfallrelevanz als «mittel»<br />

eingeschätzt <strong>und</strong> daher nicht in der Erarbeitung<br />

der Präventionsmöglichkeiten berücksichtigt.<br />

Generell kann die Installation von Fenster- <strong>und</strong><br />

Balkontürenarretierungen aber als wirksame Präventionsmöglichkeit<br />

gegen Stürze aus der Höhe<br />

angesehen werden.<br />

Eine Meta-Analyse zur Prävention von Stürzen in<br />

der häuslichen Umgebung kommt zu der Schlussfolgerung,<br />

dass <strong>Haus</strong>sicherheits-Schulungen<br />

(home-safety education) sowie zur Verfügung gestellte<br />

Sicherheitsprodukte zwar die Anwendung<br />

144 Unfallsegmente <strong>bfu</strong>-Sicherheitsdossier Nr. 09

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