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Haus und Freizeit - bfu

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Auch Hubacher [29] beschreibt nicht explizit Risikofaktoren,<br />

sondern spricht ebenfalls von Unfallschwerpunkten.<br />

Bei 0- bis 4-jährigen Kindern ist<br />

das höchste Unfallrisiko infolge von Bewegungsspielen<br />

unspezifischer Art zu beobachten (z. B.<br />

herumtollen, herumalbern usw.). Häufig werden<br />

Stürze aus Kinder(hoch)stühlen (beim Essen) sowie<br />

Stürze auf Treppen mit Lauflernhilfen (Babywalker)<br />

dokumentiert. Spielplatzunfälle bei ca. 3-Jährigen,<br />

die insbesondere Rutschbahn <strong>und</strong> Kletterturm<br />

betreffen, sind zahlreich <strong>und</strong> können auch relativ<br />

schwere Folgen haben. Dagegen sind Stürze vom<br />

Wickeltisch weder zahlreich noch schwerwiegend.<br />

Ähnlich wie bei den Spielplatzunfällen von ca. 3-<br />

Jährigen sind auch 5- <strong>und</strong> 6-jährige Kinder, insbesondere<br />

in Bezug auf Rutschbahn <strong>und</strong> Kletterturm,<br />

stark gefährdet. Stürze auf Treppen gehören<br />

nicht mehr zu den Sturzschwerpunkten. Jedoch<br />

kommt es zu einer starken Gefährdung von<br />

schulpflichtigen Kindern beim Geräteturnen<br />

(z. B. Reck, Barren), die dem Sturz aus der Höhe<br />

zuzuordnen sind. Dies gilt auch für 10– bis 14-<br />

Jährige. Bei den 10-Jährigen stellen Eislaufen<br />

<strong>und</strong> Snowboarden (z. B. Handgelenksverletzungen)<br />

alterstypische Schwerpunkte dar. Für Mädchen<br />

zählt auch das Reiten dazu.<br />

Die Erkenntnisse beider Arbeiten verdeutlichen,<br />

dass sich mit zunehmendem Alter die Dominanz<br />

der einzelnen Unfallbereiche ändert. Dieses Muster<br />

ist analog der epidemiologischen Situation<br />

(Kap. VI.1.2.2, S. 115). Während sich im Alter von<br />

0 bis 4 Jahren die meisten Unfallschwerpunkte<br />

bzw. Risikofaktoren auf den Bereich <strong>Haus</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong> beschränken, gewinnen in den Folgejahren<br />

die Unfallschwerpunkte bzw. Risikofaktoren<br />

der Unfallbereiche Sport <strong>und</strong> Strassenverkehr<br />

an Bedeutung.<br />

Dedoukou et al. [59] beschäftigten sich speziell mit<br />

dem Risikofaktorenprofil von Säuglingen. Sie kommen<br />

zum Schluss, dass sich die Sturzinzidenz mit<br />

zunehmendem Säuglingsalter erhöht. Die Forschergruppe<br />

führt an, dass bei mehr als 36 % der Sturzverletzungen<br />

sogenanntes «nursery equipment»<br />

(Produkte bzw. Ausrüstungsgegenstände, die zur<br />

Betreuung von Säuglingen <strong>und</strong> Kleinkindern erforderlich<br />

sind) beteiligt ist. Hierbei wird registriert,<br />

dass Lauflernhilfen (Babywalker) vermehrt Stürze<br />

verursachen. Diese Art von Stürzen wird häufig im<br />

Zusammenhang mit Treppen beobachtet <strong>und</strong> verursacht<br />

schwere Verletzungen. Zudem weisen die<br />

Autoren explizit auf das Risiko hin, das vom<br />

Gebrauch von Bouncern (Babywippen, Babyschaukeln),<br />

Kinderwagen sowie Wickeltischen ausgeht.<br />

Dieses ist jedoch im Vergleich zum Risiko von Lauflernhilfen<br />

um etwa die Hälfte geringer.<br />

Khambalia et al. [60] analysierten in einem systematischen<br />

Übersichtsartikel das Risikofaktorenprofil<br />

von 0- bis 6-jährigen Kindern. Die Autoren konnten<br />

wesentliche Risikofaktoren basierend auf 14 analysierten<br />

Studien im Hinblick auf die Verletzungshäufigkeit<br />

oder Verletzungsschwere eruieren. Dazu<br />

zählen das Alter (junges Alter), das Geschlecht<br />

(männlich), die Sturzhöhe (kurze Fallhöhen als Indikator<br />

für schwere Verletzungen), der Untergr<strong>und</strong>/Bodenbeschaffenheit<br />

(harte Böden), das<br />

Setting (im häuslichen Bereich ist das Sturzrisiko<br />

höher als in Kindertagesstätten [Kita]) sowie der<br />

sozioökonomische Status (geringer Sozialstatus).<br />

Darüber hinaus werden Treppen, Lauflernhilfen<br />

<strong>und</strong> das Herumspringen als Risikofaktoren angeführt.<br />

Abschliessend betont die Arbeitsgruppe von<br />

Khambalia [60], dass – obwohl eine hohe Bürde<br />

durch Sturzunfälle im Kindesalter existiert – bisher<br />

nur einige wenige kontrollierte Studien Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren untersucht haben.<br />

126 Unfallsegmente <strong>bfu</strong>-Sicherheitsdossier Nr. 09

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