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Agent LIZenZ ZUM - Robert Kropf

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Mark Brownstein, ich bin Foodhunter. Und<br />

ich komme vom CIA“. Mag sein, dass viele<br />

Menschen in Asien, seinem „Arbeitsplatz“,<br />

von der Begrüßung des Essensjägers beeindruckt<br />

sind. Aber Brownstein führt weder eine Waffe<br />

mit sich, noch arbeitet er für den Geheimdienst; er hat<br />

„nur“ am „Culinary Institute of America (CIA) studiert .<br />

Was tut der Kalifornier mit russisch-ungarischen Wurzeln<br />

also in den Urwäldern und Bergen Asiens? Er ist auf<br />

der Suche nach der ultimativen Zutat, dem noch unbekannten<br />

Lebensmittel, und das viele Tage im Jahr. Etliche<br />

seiner Expeditionen startet er von Luang Prabang, der alten<br />

laotischen Königsstadt, aus – immer mit einem Übersetzer,<br />

einem Fahrer und einem schlitzohrigen Regierungsbeamten.<br />

„Den brauch ich als Geleitschutz, denn<br />

gelegentlich machen in den Bergdörfern Banden die Gegend<br />

unsicher.“ Wenn das kulinarische „Trüffelschwein“<br />

Köche wollen Aussergewöhnliches.<br />

Etwa Eiscreme mit indischem Essig.<br />

fündig wird, liefert er seine Preziosen an die Topgastronomie,<br />

unter anderem in Hongkong und New York.<br />

Brownsteins Funde alter, vergessener oder nur regional<br />

bekannter Köstlichkeiten sind legendär: Er kostete Kalamansi<br />

(Zwerglimetten) und Ker, eine wild wachsende Kapernart.<br />

Den Elefantenapfel – einen Apfel, dessen harte<br />

lizenz <strong>Agent</strong><br />

zum<br />

Kosten<br />

Dieser Mann hat gute Magennerven:<br />

Marc Brownstein durchforstet<br />

Asiens Urwälder nach unbekannten<br />

Speisen und Zutaten, die er dann in den<br />

Westen exportiert. Anfang Arpil<br />

kommt der FoodHunter nach<br />

Österreich. text: <strong>Robert</strong> <strong>Kropf</strong><br />

Schale nur Elefanten öffnen können – hat er auf einem<br />

Straßenmarkt in Udaipur in Indien gefunden. Spitzenköche<br />

in Hongkong verwenden ihn nun als Basis für ein<br />

ausgezeichnetes Chutney. Oder Ruou Thom, eine alkoholbasierte<br />

Gewürzmarinade: Die fand Brownstein in der<br />

Kaiserstadt Hué in Zentralvietnam. 1802 bis 1945 regierten<br />

(und dinierten) dort die Kaiser der Nguyen-Dynastie.<br />

Der Foodhunter interessierte sich vor allem für den „traurigen“<br />

Kaiser Tu Duc, der die schönen Künste, besonders<br />

die Kochkunst liebte. Kein Mahl unter 50 Gängen, für gelungene<br />

Gerichte schrieb er Gedichte. Brownstein hörte<br />

von „Ruou Thom“, „Perfume Wine,“ einer alkoholbasierten<br />

Gewürzmarinade für Geflügel, die der Kaiser ertüftelt<br />

hat – sechs geröstete Gewürze in Reiswein – und machte<br />

sich auf die Suche.<br />

Zu kaufen war die kaiserliche Marinade in ganz Hué<br />

nicht, fündig wurde er schließlich in der Küche von Madame<br />

Huy, deren Großtante einst im Palast kochte. Die<br />

Vietnamesin erlag Brownsteins Charme, gab ihm das<br />

Rezept, und er nahm die Gewürzmarinade mit zu einigen<br />

Chefs in Kalifornien. Deren Kommentar: It‘s magic!<br />

„Ein guter Restaurantkoch wünscht sich immer Neues,<br />

Fotos: BRWONSTEIN 3<br />

30 schaufenster


weil er etwas Einzigartiges, Zauberhaftes schaffen will. Er<br />

braucht etwas, das ihn in den Augen von Feinschmeckern<br />

außergewöhnlich erscheinen lässt, etwa eine Eiscreme<br />

mit einem speziellen indischen Essig ,“ erklärt Brownstein<br />

seinen Jagdinstinkt.<br />

Essensjäger.<br />

Asien ist für den<br />

Foodhunter das<br />

Paradies. Seine<br />

letzte Entdeckung<br />

– getrocknetes<br />

Wassergras aus<br />

dem Mekong,<br />

das er auf einem<br />

Markt in Muang<br />

Kam fand.<br />

dem, was der Wald biete, sagt er. Über<br />

den Verkauf lasse sich viel Reis erlösen.<br />

„Ich bin froh, wenn ich den Einwohnern<br />

helfen kann, Geld zu verdienen.“<br />

Brownstein will Menschen dazu bringen,<br />

sich mehr Zeit zu nehmen, auch<br />

beim Essen. Man solle darüber nachdenken,<br />

warum ein Gericht schmeckt<br />

wie es schmeckt. „Ich möchte besonders<br />

Restaurantbesitzer dazu motivieren<br />

zu reisen, um die Speisen, die<br />

sie servieren, auch einmal vor Ort zu<br />

essen. Das verstehe ich unter respektvollem<br />

Verhalten und das hat nichts<br />

mit Profit zu tun. Kochen und essen –<br />

Geld für Reis. Kritiker werfen dem Foodhunter vor, dass<br />

er den armen Berg- und Waldbewohnern Asiens etwas<br />

wegnehme, um es den Reichen in New York und Hongkong<br />

zu bringen. Brownstein: „Diese Kritik ist zu simpel.<br />

Mir geht es darum, etwas zugänglich zu machen. Das gelingt<br />

mir, in dem ich eine Zutat selbst erforsche, daraus<br />

etwas lerne.“ Ja, er kaufe Portionen seiner Entdeckungen,<br />

koche mit ihnen und verkaufe Köchen etwas davon, sagt<br />

er, „aber weder kann noch will ich fünf Container davon<br />

kaufen oder verkaufen.“ Oft sei es auch so, dass die Einwohner<br />

der entlegenen Regionen nicht satt werden von das ist mein eigentliches Leben.“ u<br />

da08010_appetit_198x88.qxd:da08010_appetit_198x88 25.02.2008 12:28 Uhr Seite 1<br />

Hungriger Jäger<br />

Foodhunter statt Arbeitsloser<br />

Marc Brownstein, 1957 in Kalifornien<br />

geboren, ging 1986 nach Hongkong.<br />

Dort fand der studierte Landschaftsarchitekt<br />

viel Glas und Stahl,<br />

aber keine Arbeit. Also eröffnete er<br />

einen asiatisch-kalifornischen Lebensmittelhandel.<br />

Geschmacksideen für Köche<br />

Der Essenjäger reist heute als<br />

professioneller Geschmackssucher<br />

durch Asien. Seine Zusammenarbeit<br />

mit den größten Küchenchefs bringt<br />

ihm Honorar und noch viel mehr<br />

Renommée. Mittlerweile vermittelte<br />

der Amerikaner seine Geschmacksideen<br />

schon an Sterneköche wie<br />

Alain Ducasse und Norbert Kostner.<br />

Sogar eine eigene TV-Dokumentationsreihe<br />

wurde mit ihm gedreht.<br />

Foodhunter in Österreich<br />

Der Kalifornier reist anlässlich des<br />

BÖG-Kongresses (Beste Österreichische<br />

Gastlichkeit) für den Vortrag<br />

„Die Zukunft der Küche“ nach Zell<br />

am See. 6. bis 8. April, www.boeg.at<br />

Für den gesunden Appetit.<br />

Die neuen Fruchtschnitten von Darbo in den köstlichen Sorten Morgenduft Apfel, Rosenmarille, Waldbeeren und Wildpreiselbeeren –<br />

mit besonders hohem Fruchtanteil. So viel Frucht muss sein.

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