Nachweis von Plastizität im cerebro-cerebellären Netzwerk zur ...
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4. Diskussion<br />
4.1 Aktivierungsmuster der Kontrollpersonen<br />
Schon lange vor Einführung der funktionellen Bildgebungstechniken war durch<br />
elektrophysiologische Studien bekannt, dass Motorik das Resultat der Zusammenarbeit<br />
verschiedener miteinander kooperierender motorischer Subsysteme ist (Kornhuber, 1978).<br />
Diese <strong>cerebro</strong>-<strong>cerebellären</strong> <strong>Netzwerk</strong>e <strong>zur</strong> Steuerung <strong>von</strong> Motorik darzustellen wurde<br />
jedoch erst mit Entwicklung der funktionellen Bildgebung möglich.<br />
Verschiedene Studien konnten schon vor mehreren Jahren drei wesentliche kortikale<br />
Areale <strong>zur</strong> Steuerung <strong>von</strong> Sakkaden identifizieren, die sich auch bei unseren Probanden<br />
signifikant aktiviert zeigten: das frontale Augenfeld (frontal eye field, FEF; Bruce und<br />
Goldberg, 1985), das supplementäre Augenfeld (supplementary eye field, SEF; Schlag und<br />
Schlag-Rey, 1987) und verschiedene parietale Areale als parietales Augenfeld (parietal eye<br />
field, PEF; Andersen et al., 1992). Später konnten diese und ähnliche Aktivierungsmuster<br />
auch mittels funktioneller Bildgebung in verschiedenen PET- (Anderson et al., 1994;<br />
Sweeney et al., 1996) und fMRT-Studien (Petit und Haxby, 1999; Heide et al., 2001;<br />
Hayakawa et al., 2002; Nitschke et al., 2004) bestätigt werden.<br />
Das Kleinhirn spielt bei der Ausführung <strong>von</strong> Augenbewegungen ebenfalls eine wichtige<br />
Rolle, so resultieren Kleinhirnläsionen auf Augenbewegungsebene typischerweise in<br />
Nystagmus, Dysmetrie und sakkadierter Blickfolge. Wie sich auch bei unseren Probanden<br />
zeigt, aktivieren sakkadische Augenbewegungen auf cerebellärer Ebene vor allem den<br />
posterioren Vermis, insbesondere die Lobuli VI-VII (Hayakawa et al., 2002; Stephan et al.,<br />
2002; Nitschke et al., 2004) die auch als sog. „okulomotorischer Vermis“ bezeichnet<br />
werden und alle Hauptaspekte wie Initiierung und Beendigung, dynamische Eigenschaften<br />
und Genauigkeit der sakkadischen Augenbewegung steuern (Takagi et al., 1998). Neben<br />
dem okulomotorischen Vermis zeigten bei unseren Probanden auch die Lobuli V-VII der<br />
Hemisphären beidseitige Aktivierungen. Bilaterale Aktivierungen in den <strong>cerebellären</strong><br />
Hemisphären, v.a. Crus I (Hayakawa et al., 2002) mit Ausdehnung bis in die Lobuli IV-<br />
Crus II (Dieterich et al., 2000) sind ebenfalls mit Sakkaden assoziiert. Sie spiegeln<br />
insbesondere die Rolle des Kleinhirns bei der Ausführung <strong>von</strong> erinnerten Sakkaden<br />
(Nitschke et al., 2004) oder auch das Maß der Aufmerksamkeit bei Durchführung der<br />
Augenbewegung wieder (Dieterich et al., 2000). So führen beispielsweise bereits bekannte<br />
okulomotorische Aufgaben durch Abnahme der Aufmerksamkeit und Effekte des<br />
motorischen Lernens <strong>zur</strong> Aktivierungsabnahme in den <strong>cerebellären</strong> Hemisphären (Stephan<br />
et al., 2002).<br />
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