Nachweis von Plastizität im cerebro-cerebellären Netzwerk zur ...
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Die frühere klinische Einteilung der autosomal dominanten <strong>cerebellären</strong> Ataxien (ADCA)<br />
nach Harding (1982) in ADCA I (cerebelläre und nicht-cerebelläre Symptomatik), ADCA<br />
II (cerebelläre Symptomatik und Retinadegeneration) und ADCA III (rein cerebelläre<br />
Symptomatik) wurde mittlerweile durch die genetische Einteilung (SCA 1, SCA 2, SCA 3,<br />
usw.) abgelöst. Dieses ist sinnvoll, da sich die phänotypischen Merkmale der<br />
verschiedenen SCA-Subtypen zum Teil sehr stark überlappen. Daneben zeigen die<br />
Symptome und Krankheitsverläufe auch innerhalb eines jeden Subtyps, sogar innerhalb<br />
derselben Familie, oft eine erhebliche Variationsbreite, so dass eine klinische<br />
Unterscheidung kaum möglich ist (Schöls et al., 2004).<br />
Leitsymptom und zumeist auch erstes Symptom der SCA ist eine progrediente<br />
Gangunsicherheit (Gangataxie), zu der meist weitere typische cerebelläre Symptome wie<br />
Dysarthrie und Okulomotorikstörungen (sakkadierte Blickfolge, dysmetrische<br />
Blicksakkaden, Blickrichtungsnystagmus und mangelhafte Suppression des<br />
vestibulookulären Reflexes) hinzukommen. Weitere häufige cerebelläre Symptome sind<br />
Rumpf- und Extremitätenataxie, muskuläre Hypotonie, Dysmetrie, Dysdiadochokinese und<br />
Intentionstremor. Sind neben dem Kleinhirn noch andere Neuronensysteme <strong>von</strong> der<br />
Degeneration betroffen, können weitere Symptome hinzukommen. Häufig sind<br />
Beteiligungen extrapyramidalmotorischer Systeme mit Hypom<strong>im</strong>ie, Rigor, Brady- und<br />
Akinese und der Pyramidenbahn mit Symptomen wie Spastik, Hyperreflexie, spinale<br />
Automatismen und positivem Babinski-Zeichen. Auch können das periphere<br />
Nervensystem in Form <strong>von</strong> atrophischen Paresen, Reflexabschwächung und Dysästhesien<br />
sowie autonome Systeme mit Symptomen wie Inkontinenz, Impotenz und orthostatischer<br />
Dysregulation in verschiedenem Ausmaß mitbetroffen sein. Die meisten Patienten<br />
entwickeln erste Symptome zwischen dem 30. und 40. Lebensjahrzehnt, wobei hier zum<br />
Teil große Unterschiede zwischen den einzelnen SCA-Subtypen bestehen. Der<br />
neurodegenerative Prozess ist dabei progredient und führt oft zum vorzeitigen Tod. Eine<br />
effektive Therapie der SCA gibt es momentan noch nicht, die möglichen therapeutischen<br />
Optionen wie Medikamente oder Physiotherapie sind rein symptomatischer Art (Schöls et<br />
al., 2001).<br />
Die SCA 1 und SCA 3, auch als Machado-Joseph-Krankheit (MJD) bezeichnet, sind<br />
klinisch nicht zu unterscheiden, denn Manifestationsalter, Krankheitsbild und –verlauf sind<br />
äußerst variabel. Neben den typischen Hauptsymptomen aller SCA wie Gang-, Stand- und<br />
Extremitätenataxie, Augenbewegungs- und Sprechstörungen können so in<br />
unterschiedlichem Ausmaß verschiedene weitere Symptome wie beispielsweise<br />
Pyramidenbahnzeichen, periphere Polyneuropathie, Dysphagie und insbesondere bei der<br />
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