Nachweis von Plastizität im cerebro-cerebellären Netzwerk zur ...
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Middleton und Strick, 1994, 2001; Schmahmann und Pandya, 1997). Studien an Patienten<br />
mit <strong>cerebellären</strong> Läsionen zeigten, dass diese neben den klassischen motorischen<br />
Auffälligkeiten oftmals auch psychopathologische Symptome sowie kognitive und<br />
emotionale Defizite aufweisen (Chafetz et al., 1996; Scott et al., 2001; Kalashnikova et al.,<br />
2005). Von Schmahmann (2004) wurde diesbezüglich die Hypothese der „Dysmetrie des<br />
Denkens“ („dysmetria of thought“) aufgestellt und der Begriff des <strong>cerebellären</strong> kognitivaffektiven<br />
Syndroms (cerebellar cognitive affective syndrome = CCAS) geprägt. Letztlich<br />
konnte auch eine große Anzahl bildgebender Studien Kleinhirnbeteiligung an assoziativen<br />
und prozeduralen Lernvorgängen (Molinari et al., 1997; Drepper et al., 1999), Erinnerung<br />
(Andreasen et al., 1999), Aufmerksamkeit (Allen et al., 1997), Sprache (Desmond et al.,<br />
1998) und der Wahrnehmung und Verarbeitung zeitlicher Informationen <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
Art „T<strong>im</strong>ing-Funktion“ (Jueptner et al., 1995) darstellen.<br />
1.4 Spinocerebelläre Ataxien (SCA)<br />
Die spino<strong>cerebellären</strong> Ataxien (SCA) sind autosomal dominant vererbte degenerative<br />
Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die <strong>zur</strong> Gruppe der Ataxie-Erkrankungen<br />
gehören. Unter diesem Begriff wird eine Vielzahl genetisch und nicht-genetisch bedingter<br />
Erkrankungen zusammengefasst, deren wichtigstes Symptom die Ataxie ist. Ataxie<br />
bedeutet wörtlich „fehlende Ordnung“ und bezeichnet Irregularität und mangelnde<br />
Koordination bei der Ausführung <strong>von</strong> Bewegungen. Dabei liegt zumeist ein<br />
fortschreitender Untergang <strong>von</strong> Nervenzellen <strong>im</strong> Cerebellum und Rückenmark zu Grunde,<br />
es können sich jedoch auch zusätzliche Neurodegenerationen in den Stammganglien, <strong>im</strong><br />
Hirnstamm und anderen Teilen des Gehirns finden. Im Endeffekt führen diese<br />
Nervenzelluntergänge <strong>zur</strong> Atrophie der betroffenen Hirnstrukturen (Klockgether, 1998).<br />
Als metabolisches Korrelat dazu konnten einige PET-Studien bei Patienten mit<br />
verschiedenen Formen cerebellärer Degenerationen signifikanten Hypometabolismus vor<br />
allem in den <strong>cerebellären</strong> Hemisphären und <strong>im</strong> Vermis nachweisen (Gilman et al., 1988 ;<br />
Sakai et al., 1989; Kondo et al., 1993; Otsuka et al., 1994; Mishina et al., 1999).<br />
Die Einteilung der Ataxie-Erkrankungen erfolgt zunächst in genetisch bedingte<br />
(hereditäre) und nicht-genetisch bedingte (idiopathische) Ataxien. Innerhalb der genetisch<br />
bedingten Ataxien werden solche mit autosomal rezessivem (z.B. Friedreichsche Ataxie;<br />
FA, FRDA) und autosomal dominantem Erbgang unterschieden. Zu den Letzteren gehört<br />
hauptsächlich die große Gruppe der spino<strong>cerebellären</strong> Ataxien (SCA), <strong>von</strong> denen<br />
inzwischen eine Reihe <strong>von</strong> verschiedenen genetischen Unterformen identifiziert werden<br />
konnte (Poeck und Hacke, 1998b).<br />
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