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Nachweis von Plastizität im cerebro-cerebellären Netzwerk zur ...

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1.3.3 Funktion des Kleinhirns und cerebelläre Symptomatik<br />

Der englische Neurologe Holmes (1939) beschrieb erstmals motorische Defizite bei<br />

Patienten mit <strong>cerebellären</strong> Erkrankungen, was erste Anhaltspunkte für die Funktion des<br />

Kleinhirns gab. Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass das Kleinhirn vor allem an der<br />

Koordination <strong>von</strong> Willkürmotorik beteiligt ist, worin man seine Hauptfunktion sieht<br />

(Übersicht beispielsweise bei Delgado-García, 2001; Habas, 2001). Demnach kann man<br />

sich den Ablauf einer Bewegung, wie beispielsweise einer langsamen Zielbewegung, stark<br />

vereinfacht folgendermaßen vorstellen (Trepel et al., 2004): Im Rahmen einer<br />

Bewegungsplanung erhält das Kleinhirn über die kortikopontinen Bahnen vor Ausführung<br />

der Zielmotorik den Bewegungsentwurf aus der kontralateralen Großhirnrinde. Es hat dann<br />

die Aufgabe diesen Bewegungsablauf zu modulieren, fein abzust<strong>im</strong>men und die<br />

Aktivitäten der daran beteiligten Muskeln zu koordinieren. Dabei helfen ihm zahlreiche<br />

Regelkreise und Rückkopplungssysteme, die es mit allen motorischen Zentren des<br />

zentralen Nervensystems verbinden. Der vom Kleinhirn modulierte Bewegungsentwurf<br />

gelangt über den Thalamus in den motorischen Kortex, <strong>von</strong> wo aus die Bewegung<br />

veranlasst, also über die Pyramidenbahn ins Rückenmark geleitet wird. Das Cerebellum<br />

erhält während der Bewegungsausführung neben den internen auch sensorische Feedback-<br />

Informationen über das motorische Handlungsergebnis, beispielsweise aus dem<br />

Vestibularorgan oder den propriozeptiven Rezeptoren. Der Vergleich <strong>von</strong> Motorentwurf<br />

und sensorischem Feedback ermöglicht dem Kleinhirn den Vergleich der geplanten<br />

Zielbewegung mit der aktuellen motorischen Antwort. Zumindest bei langsamer<br />

Zielmotorik kann es dann gegebenenfalls korrigierend eingreifen.<br />

Die <strong>im</strong> Großhirn entworfene und <strong>im</strong> Kleinhirn koordinierte Zielmotorik betrifft sowohl<br />

präzise Bewegungen der Extremitäten als auch die an der Sprache beteiligten muskulären<br />

Vorgänge. Weitere motorische Funktionen des Kleinhirns sind die Regulation und<br />

Korrektur der Stütz- und Haltemotorik sowie des Muskeltonus und die Stabilisierung der<br />

Blickmotorik, beispielsweise durch Unterdrückung des vestibulo-okulären Reflexes (Poeck<br />

und Hacke, 1998a). Stütz- und Blickmotorik lassen sich dabei eher den medialen,<br />

Zielmotorik einschließlich Sprachmotorik vor allem den lateralen Kleinhirnanteilen<br />

zuordnen (Trepel, 2004).<br />

Behält man die oben beschriebenen motorischen Kleinhirnfunktionen <strong>im</strong> Hinterkopf, so ist<br />

die typische cerebelläre Symptomatik wie sie bei Patienten mit Kleinhirnläsionen auftritt,<br />

gut nachzuvollziehen. Als Hauptsymptom tritt die sog. Ataxie (a-taxis (gr.) = Unordnung)<br />

auf, die sich als Gang-, Stand-, Rumpf-, und Extremitätenataxie äußern kann. Weitere<br />

klassische Symptome einer Kleinhirnerkrankung sind dysmetrische Bewegungen, d.h.<br />

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