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Motorsport Magazin MotoGP, das Honda Geheimnis (Vorschau)

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F1-Zeitreise<br />

Früher und heute: So hat sich die<br />

Formel 1 verändert<br />

Yamaha ohne Rossi<br />

Rossi ist weg, der Erfolg soll bleiben:<br />

Geht es Yamaha sogar besser?<br />

Formel 1 + Motogp + Motorrad + Tourenwagen + Rallye + Us-Racing + mehr Nr.18<br />

Das <strong>Honda</strong><br />

<strong>Geheimnis</strong><br />

Aufgedeckt: Das<br />

<strong>Honda</strong>-Mysterium<br />

– der Trick mit<br />

dem Getriebe. Das<br />

macht Stoner & Co<br />

2011 so schnell<br />

crash,<br />

boom, bang<br />

Spektakuläre<br />

Unfälle: die fünf<br />

härtesten Crashes<br />

und Überschläge<br />

der letzten Jahre<br />

Vettel<br />

exklusiv<br />

Formel 1:<br />

Kampf gegen Hollywood<br />

und PlayStation<br />

Ausblick:<br />

Die Formel 1<br />

der Zukunft<br />

HEIDFELD<br />

»in der Formel1<br />

gibt es keine<br />

Gerechtigkeit«<br />

Crutchlow:<br />

Alleine gegen<br />

den SBK-Fluch


INHALTsverzeichnis<br />

formel 1<br />

vs. hollywood<br />

34<br />

78<br />

neue welt:<br />

yamaha ohne rossi<br />

88<br />

Enthüllt: Das<br />

<strong>Honda</strong>-<strong>Geheimnis</strong><br />

exklusivinterview<br />

nick heidfeld<br />

26<br />

30<br />

Crash, boom, bang:<br />

spektakuläre unfälle<br />

2 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


IN DIESER AUSGABE<br />

formel 1<br />

Editorial<br />

interview - nick heidfeld: Keine Gerechtigkeit 26<br />

flop-5: Die spektakulärsten Unfälle 30<br />

interview - alex wurz: Kampf gegen Hollywood 34<br />

story: Das Formel-1-Lenkrad erklärt 38<br />

story: F1-Zeitreise: Früher und heute 40<br />

Story: Die Formel 1 der Zukunft 46<br />

interview - sebastian vettel 50<br />

history: Die italienische Tragödie 52<br />

story: Neue Finanzierungswege 56<br />

automobil<br />

DTM: Spektakuläre Auftaktrennen 60<br />

dtm: Das Comeback von Spielberg 62<br />

gp2: Interview - Romain Grosjean 66<br />

wrc: Eine Art Schachspiel 68<br />

interview - Stefan Mücke 70<br />

wtcc: Good old times 72<br />

motorrad<br />

story: Das <strong>Honda</strong>-<strong>Geheimnis</strong> 78<br />

interview - cal crutchlow: Der SBK-Fluch 84<br />

story: Yamaha ohne Rossi 88<br />

flop-5: Wetterlügen 92<br />

story: Was macht eigentlich, Alex Hofmann? 96<br />

interview - stefan kiefer: Zukunftsmusik 98<br />

story: Sandro Cortese zwischen den Welten 102<br />

story: Carlos Checa - El Toro 106<br />

interview - ken roczen: Der Überflieger 108<br />

service<br />

Boxenstopp 4<br />

Stephan Heublein, Chefredakteur<br />

Zeitmaschine - Die Formel 1 steht nie still. Vor wenigen<br />

Monaten hätte niemand an einen nach vorne gerichteten<br />

Auspuff geglaubt, vor einem Jahr kannte niemand den<br />

F-Kanal und vor zwei Jahren war der Doppeldiffusor noch<br />

Illusion. Wie sehr sich die Formel 1 in 61 Jahren weiterentwickelt<br />

hat, zeigt der Ausflug in unser reichhaltiges Bildarchiv<br />

mit Vergleichen zwischen früher und heute. Doch die<br />

Entwicklung hört nicht auf. Wie könnte es weitergehen? Was<br />

ist der nächste Schritt nach verstellbaren Heckflügeln und<br />

KERS? Meine Kollegin Kerstin Hasenbichler bat Alex Wurz<br />

zum Gespräch. Der Österreicher spricht offen über die<br />

tatsächlichen Gegner der Formel 1 und verrät, wie sie sich<br />

gegen Hollywoodfilme und Playstation durchsetzen kann.<br />

Killermaschine - Schon bei den <strong>MotoGP</strong>-Testfahrten im<br />

Winter machten wir ein mögliches Titelthema für diese<br />

Ausgabe aus: Was ist <strong>das</strong> <strong>Geheimnis</strong> der schnellen <strong>Honda</strong>?<br />

Falko Schoklitsch begab sich auf Spurensuche und wurde tief<br />

im Inneren der RC212V fündig - im Getriebe. Was der Trick<br />

daran ist, verrät er Ihnen ab S. 78. Angesichts des dominanten<br />

Saisonstarts könnte es jetzt doch noch zu einem <strong>Honda</strong>-<br />

Titel in der 800er Ära reichen. Viel erfolgreicher in dieser Zeit<br />

war Yamha - vor allem dank Valentino Rossi. Aber wie geht es<br />

ohne ihn weiter? Wir haben nachgeforscht...<br />

Kolumnen 18<br />

ZIELGERADE 112<br />

Impressum 114<br />

Fotos: adrivo/Sutton, Milagro<br />

Titelfotos: adrivo/Sutton, Red Bull, milagro<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 3


Boxenstopp<br />

<strong>MotoGP</strong> Stars<br />

unterstützen Japan<br />

Nach den anhaltenden Folgekatastrophen in Japan schlossen sich die<br />

<strong>MotoGP</strong>-Fahrer aller Klassen zusammen, um die Aktion ‚We X Japan‘ zu<br />

starten. Dafür wurde ein T-Shirt entworfen, auf dem die <strong>MotoGP</strong>-Stars<br />

unterschrieben. Der Erlös soll beim Grand Prix von Japan einer humanitären<br />

Organisation übergeben werden. “Unsere Herzen und Gedanken sind bei<br />

jedem Menschen in Japan. Ich hoffe, <strong>das</strong>s sie die nötige Kraft zum Kämpfen<br />

haben, um diese Zeit zu überstehen“, sagte Casey Stoner.


Text: Toni Börner, Jule Krause, Maria Pohlmann<br />

Nächster <strong>MotoGP</strong>-Star bei der TT<br />

Backflip-Aerobatics<br />

in München<br />

Hannes Ackermann durfte im März die ersten Tricks<br />

in München springen, denn die Night of the Jumps hat es<br />

nach elf Jahren endlich in die bayrische Landeshauptstadt<br />

geschafft. Der Veranstalter verspricht am 28. Mai ganze<br />

drei Stunden Freestyle-Action mit ausgedehntem<br />

Race & Style Contest, Highest Air Wettbewerb und der<br />

kompletten FMX-Elite.<br />

Er war fünf Mal Weltmeister der Klasse bis 500ccm. Er nahm schon<br />

am Race of Champions teil und besuchte den Saisonauftakt der<br />

Formel 1 in Melbourne. »Ich bin ein Fan aller Motorradsportarten«,<br />

sagt Mick Doohan, »und die TT ist weltberühmt, darum will ich da<br />

hin.« Doohan wird an der Seite von Ian Hutchinson auf einer <strong>Honda</strong><br />

auch an der Parade-Runde teilnehmen.<br />

Fotos: milagro, ISLE of MAN TT, NIGHT of THE jumps<br />

Leidende Spanier<br />

Dani Pedrosa und Alvaro Bautista erwischten zum Saisonstart<br />

<strong>das</strong> Verletzungspech. Doch während Pedrosa trotz<br />

Muskelschwäche fahren konnte, muss Bautista einen<br />

Oberschenkelbruch auskurieren. Nach zwei komplizierten<br />

Operationen ist der Suzuki-Fahrer äußerst optimistisch<br />

und will trotz Bruch, innerer Blutungen im Oberschenkel<br />

und einem verkürzten Quadrizeps keine sechs Monate<br />

Genesungszeit in Anspruch nehmen.<br />

Rossis Pizza-PARTy<br />

Fan-Club einmal ganz anders, sagte sich Valentino Rossi und kombinierte<br />

die neuen Räumlichkeiten seiner offiziellen Fan-Organisation mit<br />

einer Pizzeria im Herzen von Tavullia. Eigentlich sollen in der Basis der<br />

Rossi-Fans verrückte Aktionen ausgedacht werden, doch mit der<br />

“Bar Pizzeria da Rossi” ist nun auch der ‚normale VR46‘ Fan eingeladen,<br />

Pizza zu essen und die <strong>MotoGP</strong>-Liveübertragung zu genießen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 5


Boxenstopp<br />

Neues Trio bei Audi<br />

Drei Teams für BMW<br />

Schnitzer, RBM und Reinhold <strong>Motorsport</strong> - <strong>das</strong> sind die drei Mannschaften,<br />

mit denen BMW <strong>das</strong> DTM-Comeback 2012 in Angriff nimmt. Die beiden<br />

erstgenannten Teams sind aus der WTCC ein Begriff. Neu formiert ist die<br />

Truppe Reinhold <strong>Motorsport</strong>, hinter der Stefan Reinhold steht. Der Teamchef<br />

war zuletzt für Phoenix Racing tätig und kennt Jens Marquardt, den neuen<br />

BMW-<strong>Motorsport</strong>direktor, noch aus der gemeinsamen Zeit bei Toyota.<br />

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Für die DTM-Saison 2011 hat Audi gleich drei neue Gesichter<br />

verpflichtet. Rahel Frey, Filipe Albuquerque und Edoardo Mortara lösen<br />

Katherine Legge, Markus Winkelhock und Alexandre Prémat ab. Bereits<br />

im winterlichen Fitnesscamp zeigten sich die drei Neuzugänge auf<br />

Augenhöhe mit den arrivierten Piloten - können sie dieses Niveau auch<br />

beim Saisonauftakt in Hockenheim halten?<br />

Rennfeeling<br />

für zu Hause<br />

In der neuen Saison fahren Vettel, Alonso & Co<br />

nicht nur auf der echten Strecke gegeneinander,<br />

sondern auch auf der Carrera DIGITAL 132<br />

Rennbahn. Das »Formula 1 Champions« Set bietet<br />

die originalgetreuen Boliden von Ferrari, Red<br />

Bull und McLaren. Neben den F1-Autos sind im<br />

diesjährigen Carrera-Sortiment auch aktuelle<br />

DTM-Boliden von Audi und Mercedes sowie<br />

Klassiker wie der Auto Union Typ C und der<br />

Mercedes W 125 erhältlich. Erleben Sie <strong>Motorsport</strong><br />

für zu Hause: www.carrera-toys.com<br />

feuriger seitenwecHSEL<br />

Nach einer verkorksten DTM-Saison und dem Abschied von Audi<br />

musste sich Markus Winkelhock nach einer Alternative umsehen.<br />

Fündig geworden ist er in der GT1-WM: Winkelhock wird 2011 mit<br />

einem Lamborghini Murcielago für Münnich <strong>Motorsport</strong> an den<br />

Start gehen. Beim ersten Renneinsatz in Abu Dhabi landete er mit<br />

seinem Teamkollegen Marc Basseng auf dem Podium.<br />

Fotos: adrivo/SUTTon, MÜNNICH motorsport, CARRERA, AUDI, ADAC gt MASTERS


Text: Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />

Frentzen koMMT<br />

zurück<br />

Heinz-Harald Frentzen hatte den Helm schon an den Nagel<br />

gehängt, will es in der kommenden Saison aber noch einmal<br />

wissen. Gemeinsam mit Sven Hannawald geht der mehrfache<br />

GP-Sieger auf einer Corvette im ADAC GT Masters an den Start.<br />

»Mein Abgang 2006 aus der DTM war für mich sehr unbefriedigend.<br />

Das war nicht <strong>das</strong> Bild von mir, <strong>das</strong> ich den <strong>Motorsport</strong>fans<br />

hinterlassen wollte. Bei meinem Comeback will ich<br />

mich noch einmal richtig präsentieren«, so Frentzen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 7


Boxenstopp<br />

Generalprobe verpasst<br />

Die 12 Stunden von Sebring eignen sich perfekt als Generalprobe für Le Mans, schließlich ist die Belastung ähnlich hoch.<br />

Doch es kam, wie es kommen musste: Der neue Bolide von Audi wurde nicht rechtzeitig fertig, man ging mit dem alten R15 an den<br />

Start. Aston Martin und Stefan Mücke verzichteten gleich komplett auf den Amerika-Trip und der neue Peugeot lief noch nicht<br />

rund. Den Sieg schnappten sich Nicolas Lapierre, Loic Duval und Olivier Panis in einem alten Peugeot 908 HDi.<br />

Einmal rund<br />

um die WELT<br />

Die Verbindung aus Fußball und <strong>Motorsport</strong> wird in<br />

der kommenden Saison noch internationaler. In<br />

der Superleague Formula stehen 2011 Rennen in<br />

Eu ropa, Asien, Südamerika und sogar Neuseeland<br />

auf dem Plan. Der Auftakt findet am 29. Mai in Estoril<br />

statt, einen Lauf in Deutschland gibt es in dieser<br />

Saison nicht. Das Finale steht am 27. November<br />

in Neuseeland an, zuvor gibt es Abstecher nach<br />

Brasilien und in den Mittleren Osten.<br />

Fotos: adrivo/SUTTon, pEUGEot, supERLEAGUE foRMULA, oHNE LIMIT<br />

8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />

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Der Preis ist heiSS<br />

Wenn <strong>das</strong> mal kein Anreiz ist: Beim Saisonfinale der IndyCar<br />

Serie auf dem Homestead-Miami Speedway können Gaststarter<br />

fünf Millionen US-Dollar gewinnen, dafür ist »lediglich«<br />

der Rennsieg notwendig. Juan Pablo Montoya schloss<br />

einen Start schon aus, aber vielleicht kommt es ja zu einem<br />

Generationenduell, wenn Marco Andretti im Oval plötzlich<br />

auf Vater Michael und Großvater Mario treffen sollte?<br />

Ohne Limit<br />

Rennfahrer sind es gewohnt, ans Limit und notfalls darüber hinaus<br />

zu gehen. Der Autor Eddie Morra kämpft hingegen mit einer<br />

Schreibblockade - erst als ihm ein Freund die streng geheime<br />

Designerdroge NZT zuspielt, lernt er sein Potenzial voll auszuschöpfen.<br />

Das bleibt nicht ohne gefährliche Folgen für ihn. Der<br />

Actionthriller »Ohne Limit« mit Bradley Cooper sowie Oscar-Preisträger<br />

Robert De Niro in den Hauptrollen läuft seit 7. April bundesweit<br />

in den Kinos. Mehr unter: www.facebook.com/OhneLimit<br />

Aufs Dach gelegt<br />

Extrem-<strong>Motorsport</strong>ler Ken Block ist eine<br />

raue Gangart gewohnt, doch beim Shakedown<br />

zur Rallye Portugal übertrieb er es:<br />

Der Amerikaner überschlug sich mit<br />

seinem Ford Fiesta und landete auf dem<br />

Dach. Block und sein Co-Pilot Alex<br />

Gelsomino wurden für Checks ins Krankenhaus<br />

gebracht, blieben jedoch unverletzt.<br />

Das Auto war jedoch zu stark beschädigt,<br />

um an der Rallye teilzunehmen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9


Boxenstopp<br />

Mark Webber durfte schon<br />

die echte Kylie treffen,<br />

von Sebs Kylie bekommt er noch<br />

nicht mal den Frontflügel...<br />

Imola gehört zu Asien<br />

Das Finale der GP2 Asia ausgerechnet im italienischen Imola auszutragen,<br />

ist schon etwas kurios - die Absagen der beiden Bahrain-Wochenenden<br />

ließen aber kaum eine andere Wahl. Meister nach nur vier Läufen an zwei<br />

Rennwochenenden wurde Romain Grosjean. Christian Vietoris, der deutsche<br />

GP2-Starter, verzichtete vorab auf den kompletten Asia-Ausflug.<br />

Monaco: Nervenkitzel<br />

par excellence<br />

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Kinky Kylie<br />

Sebastian Vettel hat eine neue Herzdame – zumindest an der<br />

Rennstrecke. Sein RB7 mit der Startnummer 1 hört in diesem<br />

Jahr auf den Namen »Kinky Kylie«. Die sexy Kylie ist damit<br />

die Nachfolgerin von »Randy Mandy«, mit der Vettel im Vorjahr<br />

immerhin den WM-Titel gewann. Weniger erfolgreich waren<br />

»Kate«, »Kate‘s Dirty Sister« und »Luscious Liz«. Und warum<br />

ausgerechnet Kylie? Seb erklärt: »Sie hat einen knackigen<br />

Hintern, sie ist geschmeidig und schön anzusehen.«<br />

Monaco ist <strong>das</strong> Kronjuwel im F1-Rennkalender - kein Rennen ist berühmter,<br />

kein Rennen ist glamouröser. Erleben Sie den 60. Monaco GP vom 26. bis<br />

29. Mai 2011 live auf Augenhöhe mit der Prominenz - und <strong>das</strong> aus einem<br />

unvergesslichen und einzigartigen Blickwinkel! Mit www.monacoevent.com<br />

erhalten Sie Zugang zu privaten Wohnungen mit Balkons und<br />

Terrassen direkt an der Rennstrecke (z.B. im Beau Rivage-Gebäude oder<br />

Miramar-Hotel) oder auf einer Luxus-Yacht im Hafen von Monaco! Der<br />

entsprechende Rundum-Service mit VIP-Charakter inklusive, dazu gehören<br />

unter anderem Shuttle-Service, offene Bar und Kangaroo TV.<br />

10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Kerstin Hasenbichler, Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />

Vettel als<br />

Schafscherer<br />

Sebastian Vettel ist zwar weltmeisterlich, wenn es ums<br />

Rennfahren geht, aber nicht wenn es um Schafe geht.<br />

"Jeder kennt und weiß, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Scheren gemacht wird,<br />

aber es selber zu machen, ist doch etwas anderes. Wenn<br />

man beim Rasieren zehn Mal ansetzen muss, dann ist<br />

<strong>das</strong> Stress für <strong>das</strong> Schaf und die Wolle ist nicht in einem<br />

Stück. Aber Übung macht den Meister", gab sich Vettel<br />

hoffnungsvoll. Bei seinem nächsten Besuch in Australien<br />

will er sich als "Bauer" besser anstellen.<br />

Fotos: adrivo/SUTTon, RED BULL, gp2 SERIES<br />

Cockpittausch<br />

Jenson Button tauschte in Melbourne<br />

<strong>das</strong> Cockpit mit dem regierenden<br />

V8-Supercar-Champion Jamie Whincup.<br />

Wincup nahm im Cockpit des<br />

McLaren MP4-23 Platz, während<br />

Button ein paar Runden in dessen<br />

V8 Supercar abspulte. Dabei bewies<br />

Button, <strong>das</strong>s er nicht zufällig F1-<br />

Weltmeister geworden ist: Mit seiner<br />

Performance hinterließ er einen<br />

bleibenden Eindruck bei Teamchef<br />

Roland Dane, der ihn liebend gern in<br />

seiner Rennserie hätte: "Er ist immer<br />

herzlich willkommen."<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11


Boxenstopp<br />

PRO & CONTRA<br />

Strecken<br />

PRO<br />

CONTRA<br />

Langweilig, immer <strong>das</strong>selbe und irgendwie überhaupt nicht<br />

überholfreundlich seien sie, stöhnen viele Fans. Gemeint<br />

sind die neuen Strecken aus der Feder von Hermann Tilke.<br />

Selbst manche Team- und Technikchefs fordern seit Jahren:<br />

ändert die Strecken und nicht immer die Autos!<br />

Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn für andere Strecken<br />

im Stile der altehrwürdigen Kurse sind zwei Faktoren unerlässlich:<br />

<strong>das</strong> passende Gelände und geringere Sicherheitsansprüche.<br />

Die meisten neuen Rennstrecken, abgesehen<br />

von Stadtkursen wie Singapur, entstehen auf Grundstücken,<br />

die sonst niemand für seine Bauvorhaben nutzen möchte<br />

- etwa Sumpfgebieten oder platten Gegenden ohne abwechslungsreiche<br />

Höhenunterschiede.<br />

Ein neues Spa-Francorchamps lässt sich also nur selten<br />

umsetzen, aber selbst wenn <strong>das</strong> Gelände eine extreme Bergund<br />

Talbahn wäre, ließen sich viele Kurven gar nicht mehr<br />

durchsetzen, weil die Sicherheitsvorschriften zwingend<br />

breite Auslaufzonen vorschreiben. Schließlich steht stets<br />

die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern an erster Stelle.<br />

Gleichzeitig wollen die Veranstalter ihre teuren Strecken<br />

für so viele Rennklassen wie möglich nutzen, demnach<br />

müssen auch Auslaufzonen und Sicherheitsmaßnahmen<br />

für Motorradrennen berücksichtigt werden, die für<br />

Formel-1- oder Autorennen nicht notwendig wären. Der<br />

Wunsch nach den guten, alten Strecken hat also einen<br />

Haken: Wenn man sie denn bauen dürfte, dürfte heute niemand<br />

darauf Rennen austragen.<br />

Text: Stephan Heublein<br />

Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s und Sumpfgebiete? Das<br />

passt irgendwie nicht zusammen. Klar, die Zeiten sind<br />

hart und auch die Formel 1 muss sparen. Aber sich deshalb<br />

mit Grundstücken zufrieden zu geben, die sonst<br />

keiner haben will bzw. gebrauchen kann, entspricht nicht<br />

gerade der Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s.<br />

Auch wegen des Geldes fiel in der Vergangenheit so manche<br />

Traditionsrennstrecke den Retortenkursen wie Bahrain<br />

oder Abu Dhabi zum Opfer. Viele Fans verfluchen <strong>das</strong><br />

Streckeneinerlei von Hermann Tilke: »Damit hat die Formel<br />

1 ein gutes Stück der Tradition kaputt gemacht.«<br />

Dennoch müssen Kurse wie Spa-Francorchamps, die von<br />

den Fahrern und Fans geliebt werden, weiterhin um ihre<br />

Zukunft im Formel-1-Rennkalender bangen.<br />

Anderen Strecken wie Monza oder Hockenheim wird<br />

durch »Entschärfungsmaßnahmen« gerade <strong>das</strong> genommen,<br />

was sie eigentlich ausmacht. Sicherlich muss der<br />

Sicherheitsstandard an jeder Strecke gegeben sein, aber<br />

die Verantwortlichen machen es sich zu einfach, wenn<br />

sie denken, sie können Kurven einfach durch Schikanen<br />

ersetzen und <strong>das</strong> war‘s. Sam Michael fordert sogar eine<br />

Verbannung der ungeliebten Schikanen.<br />

Immerhin hat die FIA endlich eingesehen, <strong>das</strong>s man die<br />

Autos mit noch so vielen technischen Hilfsmitteln ausrüsten<br />

kann, es aber nichts bringt, wenn die Strecken<br />

keine Überholstellen bieten. Deshalb soll eine Design-<br />

Gruppe die Kurse genau unter die Lupe nehmen.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Foto: adrivo/Sutton<br />

12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Dunlop bringt <strong>Motorsport</strong>-Technologie auf die Straße.<br />

Grip und Bremspower für noch mehr Fahrspaß.<br />

Starke Partnerschaften sind die beste Voraussetzung für Top-<br />

Produkte. Dunlop ist seit Jahren einer der bedeutendsten<br />

Partner für zahlreiche Fahrzeughersteller im <strong>Motorsport</strong> und<br />

der Serienausrüstung. Auch BMW setzt auf unser Know-how.<br />

Gemeinsam entwickeln wir konsequent Erfolgsmodelle, die<br />

mit spezieller Grip-Technologie und starker Bremspower in<br />

den härtesten Testlabors der Welt bestehen: dem 24-Stundenrennen<br />

am Nürburgring genauso wie in Le Mans.<br />

Ein Stück dieser <strong>Motorsport</strong>-Technologie steckt in<br />

jedem Dunlop Serienreifen. Profitieren Sie von unserer<br />

Erfahrung. Erleben Sie Fahrspaß pur – auf allen Strecken!<br />

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Wovon bist Du Fan?<br />

<strong>Motorsport</strong>-Fans aufgepasst: Drückt eurem Liebling die Daumen und räumt dabei tolle Preise ab!<br />

Egal ob Hörner an der Mütze, Dosen und<br />

Rennautos auf dem Kopf oder die Teamfarben<br />

als Bodypainting am ganzen Körper:<br />

<strong>Motorsport</strong>-Fans kennen keine Grenzen,<br />

wenn es darum geht, ihren Fahrer oder ihr<br />

Team zu unterstützen. Genau <strong>das</strong> zahlt sich<br />

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für euch. Unter dem Motto »Wir<br />

sind Fan von Castrol EDGE, zeig uns wovon<br />

du ein echter Fan bist!« werden Menschen<br />

in ganz Deutschland aufgerufen, per Foto<br />

oder Video zu zeigen, wen sie als Fan unterstützen.<br />

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halte es als Foto oder kurzes Video fest<br />

und lade es dann auf www.edgeandfans.de hoch.<br />

Das geht kinderleicht, gibt dir die Chance dich<br />

als Fan deines Fahrers, Teams oder Sports zu<br />

präsentieren und macht auch noch Spaß - denn<br />

auf der Website www.edgefans.de könnt ihr euch<br />

auch durch die Bilder und Videos aller Teilnehmer<br />

klicken. So seht ihr schnell, wer Fan vom<br />

gleichen Fahrer oder Team ist wie ihr und wie er<br />

sich dort als Fan präsentiert und vorstellt.<br />

So wird abgestimmt: Per »gefällt mir«-<br />

Button können alle User abstimmen, welches<br />

Fan-Foto oder Video sie am besten finden.<br />

Nach Ablauf der Aktion ziehen die Fotos und<br />

Videos mit den meisten User-Stimmen in die<br />

Finalrunde ein, in der eine Experten-Jury die<br />

Gewinner in der Foto- und Video-Rubrik<br />

kürt. Zu den prominenten Juroren gehört<br />

unter anderem der Rallye Dakar-Sieger von<br />

2011 Timo Gottschalk.<br />

Das gibt es zu gewinnen: In der ersten<br />

Gewinnphase locken ein sportliches Auto, 20<br />

Tickets für ein Fahrertraining auf dem Nürburgring<br />

und zwei Mal 50 Eintrittskarten für<br />

die Fußball-Europameisterschaft 2012 in<br />

Polen und der Ukraine. Auch in der zweiten<br />

und dritten Phase warten tolle Preise auf die<br />

Gewinner. Mitmachen lohnt sich!<br />

Mehr Informationen findet ihr unter:<br />

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Fotos: adrivo/Sutton, dtm, castrol<br />

14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


10 Fragen an…<br />

Timo Scheider<br />

Audi-Pilot Timo Scheider<br />

mit seiner Freundin Jessica<br />

Hinterseer<br />

Sport verbindet, Sport zeigt soziale Verantwortung, Sport hilft!<br />

SportMeetsCharity ist <strong>das</strong> größte Netzwerk zur Vorstellung von sozialem<br />

und gesellschaftlichem Engagement im Sport. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

stellt <strong>Motorsport</strong>ler als Mensch und ihr soziales Engagement vor.<br />

Diesmal: DTM-Pilot Timo Scheider.<br />

1<br />

Auf der Strecke und in deinem Sport zeigst<br />

du großen Ehrgeiz, hat dich <strong>das</strong> geprägt?<br />

Ganz sicher hat der Erfolg aus mir sportlich<br />

und privat einen anderen Menschen gemacht.<br />

Ich bin durch jeden Erfolg und Misserfolg gereift.<br />

Ich bin hier, um meinen Traum zu leben.<br />

2<br />

Welche Werte wurden dir in deiner Kindheit<br />

vermittelt?<br />

Ehrlichkeit und Offenheit. Gerade im<br />

Sport habe ich Situationen erlebt, in denen ich<br />

egoistischer hätte sein müssen, um vielleicht<br />

einen Vorteil zu erlangen, aber heute kann ich<br />

sagen, <strong>das</strong>s mein Weg sich ausgezahlt hat. Jetzt<br />

versuche ich, meinem Sohn diese Werte zu<br />

vermitteln.<br />

3<br />

Wie gehen die Menschen heutzutage miteinander<br />

um?<br />

Ich bin oftmals schockiert, wie oberflächlich<br />

wir in unserer Gesellschaft miteinander<br />

umgehen. Damit habe ich manchmal zu kämpfen.<br />

Manchmal muss man <strong>das</strong> Kleine schätzen<br />

können, obwohl man Großes erreicht hat. Diesbezüglich<br />

fehlt unserer Gesellschaft die richtige<br />

Balance.<br />

4<br />

Du selbst engagierst dich ebenfalls, welche<br />

Themen und Projekte liegen dir am<br />

Herzen?<br />

Die Initiative »Stunde des Herzens« in Vorarlberg<br />

ist für mich wichtig. Sie war einer meiner ersten<br />

Berührungspunkte mit benachteiligten Kindern<br />

und Familien. Aber auch die Stiftung »Wings for<br />

Life« unterstütze ich als Botschafter. Für meinen<br />

Einsatz soll ich in Österreich <strong>das</strong> Bundesverdienstkreuz<br />

verliehen bekommen - einerseits ehrt<br />

mich <strong>das</strong>, andererseits bin ich überrascht, denn<br />

ich benötige keine Auszeichnungen, um im<br />

Leben Gutes zu tun.<br />

5<br />

Warum setzt du dich gerade für diese<br />

Projekte ein?<br />

Durch mein Engagement habe ich Leid in<br />

Familien und bei Kindern gesehen - <strong>das</strong> hat mich<br />

geprägt und dazu gebracht, mich anders zu verhalten<br />

und mich weiter zu engagieren.<br />

6<br />

Was kannst du durch dein Engagement<br />

bewegen?<br />

Es gibt den schlauen Spruch: »Tue Gutes<br />

und rede nicht darüber«. Von dieser Meinung<br />

bin ich schon lange abgekommen, weil der, der<br />

so kleingeistig denkt, eh auf dem falschen Weg<br />

ist. Ich kann nur sagen: »Tue Gutes und rede<br />

darüber.« Es geht nicht darum, im Rampenlicht<br />

zu stehen, sondern darum, so viel Gutes wie<br />

möglich zu tun. Dafür muss man nicht in ferne<br />

Länder reisen, es beginnt schon zuhause in der<br />

eigenen Nachbarschaft!<br />

7<br />

Welches war dein emotionalstes Erlebnis,<br />

<strong>das</strong> du durch dein privates Engagement<br />

erfahren durftest?<br />

Das war ein dreieinhalbjähriges Kind, <strong>das</strong> zum<br />

vierten Mal operiert wurde und eigentlich keine<br />

Heilungschancen mehr hatte. Ich werde nie vergessen,<br />

wie sie vor mir steht, den Kopf an meinen<br />

Kopf legt, mich mit ihren kleinen Händen packt<br />

und mir mit dem Spruch »Ich hab dich lieb« einen<br />

Kuss auf die Wange drückt! Da sind mir die Tränen<br />

gekommen. In so einem Moment merkst du,<br />

was für ein kleines Licht du im Universum bist<br />

und wie wenig du ausrichten kannst, egal wie<br />

erfolgreich du bist. Das lässt dich mit Niederlagen<br />

im Sport viel besser umgehen, weil du weißt, es<br />

ist ärgerlich, aber kein Weltuntergang.<br />

8<br />

Als Sportler erlebt man Höhen und Tiefen.<br />

Was war dein sportlichtes Highlight?<br />

Ganz klar mein erster Titelgewinn 2008.<br />

Das war ein unfassbares Gefühl und es gibt heute<br />

noch Momente, in denen ich mir die DVD als<br />

Motivation ansehe.<br />

9<br />

Was war dein sportlich bislang<br />

bitterster Moment?<br />

In der Formel 3 bin ich gegen Nick Heidfeld<br />

um den Titel gefahren. Ich wusste, wer den<br />

Titel gewinnt, erhält eine Chance in der Formel<br />

1. Ich machte einen Fehler, flog ab und verlor die<br />

Meisterschaft. Das tut mir im Nachhinein auch<br />

heute noch weh, obwohl ich heute weiß: Das<br />

musste so kommen.<br />

10<br />

Gibt es einen Spruch, der für dein<br />

Lebensmotto steht?<br />

Heute ist ein Neustart und morgen ist<br />

ein Neustart. Ich nutze diesen Spruch »jeden<br />

Tag, als wenn es der letzte wäre«. Man muss aus<br />

jedem Tag <strong>das</strong> Beste machen. Dafür arbeite und<br />

lebe ich!<br />

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www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 15


Boxenstopp<br />

Boxenspion<br />

An jedem RENNWOCHENENDE STRÖMEN UNSERE REDAKTEURE<br />

in DEN FAHRERLAGERN VON FORMEL 1, MOTOGP, DTM & Co AUS.<br />

DABEI SCHNAPPEN SIE JEDE MENGE WITZIGE ANEKDOTEN AUF.<br />

McLaren hatte bei den Tests<br />

eine dicke Nase - aber nur<br />

zum Datensammeln<br />

Was haben wir bei F1-Tests nicht<br />

schon für seltsame Gebilde gesehen?<br />

Aufgesprühte Farbe an Front<br />

und Heck, massive Funkantennen<br />

auf der Airbox und Rechen hinter<br />

dem Auto. Doch was McLaren in<br />

Barcelona auffuhr, übertraf alles<br />

bis dahin Dagewesene: Ein riesiger<br />

Buckel an der Nase des MP4-26.<br />

Es scheint gewirkt zu haben, aus<br />

dem hässlichen Näslein wurde in<br />

Australien ein schneller Chrompfeil.<br />

Auf dem Weg nach Australien traf<br />

Christian Danner HRT-Chef Colin<br />

Kolles am Münchner Flughafen. Das<br />

Problem: Kolles‘ Handkoffer war mit<br />

54 kg zu schwer, denn darin waren<br />

die Ballast-Gewichte für <strong>das</strong> Auto!<br />

Am Ende musste der Teammanager<br />

etwas Gepäck übernehmen und<br />

Kolles sogar ein Teil in die Jackentasche<br />

stecken... Danner: »Das war<br />

wie in alten Zeiten. Wie oft bin ich<br />

mit Autoteilen unter dem Arm zu<br />

Rennen geflogen!«<br />

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Verpassen Sie nichts<br />

mehr aus der <strong>Motorsport</strong>welt:<br />

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Traditionen soll man nicht brechen:<br />

Auch in der Saison 2011 können Sie bei<br />

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für die Formel 1, <strong>MotoGP</strong> und DTM groß<br />

abräumen. Geben Sie bis eine Stunde vor<br />

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Ron Dennis scheint sich zu viel<br />

von Lewis Hamilton abgeschaut zu<br />

haben: Dem ehemaligen McLaren-<br />

Teamchef wurde kurz vor Saisonbeginn<br />

der Führerschein entzogen<br />

– er hatte zu viele Strafpunkte angesammelt.<br />

Das letzte Vergehen war<br />

<strong>das</strong> Überfahren einer roten Ampel.<br />

Das probierte Lewis auch einmal<br />

bei Kimi Räikkönen in Kanada...<br />

14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />

Egal ob <strong>MotoGP</strong>, WRC, DTM oder Formel 1: Mit unserer Website <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com sind<br />

Sie immer über die neuesten Ereignisse und Ergebnisse aus der <strong>Motorsport</strong>welt informiert -<br />

in Wort, Bild und Ton. Am besten gleich ansurfen: www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Von der Polizei in Melbourne gestoppt, die<br />

Rennstewards angeschwindelt - Lewis Hamilton<br />

hat schon einige Dummheiten angestellt.<br />

Aber am meisten bereut er etwas Anderes:<br />

»Meine Frisur aus dem Jahr 2006, als meine<br />

Haare noch sehr lang waren. Meine Mum hat<br />

mir damals gesagt: Das ist süß.« Mittlerweile<br />

weiß er: »Es sah absolut schrecklich aus!«<br />

Alex Wurz hat twitter für sich entdeckt.<br />

Beim Rennen in Sebring schrieb er nach<br />

einer Kollision zwischen seinem Auto und<br />

dem von Allan McNish: »Allan fragte gerade,<br />

ob wir zusammen in den Pub gehen sollen!<br />

Da er kleiner ist als ich, glaube ich, er will<br />

was trinken und keine Schlägerei.« Follow<br />

Alex: twitter.com/alexwurz<br />

Fotos: adrivo/SUTTon<br />

Mehr lustige Geschichten aus den Fahrerlagern der<br />

<strong>Motorsport</strong>welt lesen Sie auf unserer Facebookseite:<br />

www.facebook.com/motorsportmagazin/<br />

Auch bei McLaren wird getwittert. Testfahrer<br />

Gary Paffett gefiel vor allem <strong>das</strong> neue Foto<br />

von Jenson Buttons Freundin Jessica. »Wow,<br />

Jessy. Dein neues Profilbild ist heiß!« Jenson<br />

sah <strong>das</strong> genauso: »Unglaublich heiß, sogar!<br />

Und jetzt zurück in den Simulator mit dir.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 16


Kolumne.schoklitsch<br />

Falko Schoklitsch<br />

Außer Kontrolle<br />

Die <strong>MotoGP</strong>-Fahrer unterstützen die Opfer<br />

der Katastrophe in Japan<br />

Es gibt Zeiten, in denen ist der <strong>Motorsport</strong><br />

wirklich nur Nebensache. Die<br />

Erdbeben-Katastrophe in Japan hat <strong>das</strong><br />

mehr als deutlich unterstrichen.<br />

Menschen haben gerne <strong>das</strong> Gefühl,<br />

alles unter Kontrolle zu haben. Die selbsternannte<br />

Krone der Schöpfung ist einfach so<br />

gestrickt, immer und überall den Eindruck haben<br />

zu wollen, selbst <strong>das</strong> eigene Schicksal bestimmen<br />

zu können. Immer wieder werden ihr bei diesem<br />

Vorhaben aber ihre Grenzen aufgezeigt. Spielt<br />

die Natur nicht mit, ist der Mensch hilflos, egal<br />

ob es ihm nun gefällt oder nicht. Am 11. März<br />

2011 bekam die Menschheit in Japan wieder einmal<br />

klar ihre Grenzen aufgezeigt. Die Erde bebte<br />

so stark, wie sie im Land der aufgehenden Sonne<br />

seit Beginn der Messungen noch nie gebebt hatte.<br />

Auf <strong>das</strong> Beben folgten ein Tsunami, unvorstellbare<br />

Verwüstung und eine atomare Katastrophe,<br />

deren Ausmaße nach wie vor nur schwer abzuschätzen<br />

sind. Der Mensch hatte nicht mehr alles<br />

unter Kontrolle, auch die von ihm geschaffenen<br />

Atommeiler nicht, die nach Meinung ihrer Befürworter<br />

doch sicher Strom liefern sollten. In dieser<br />

Mischung aus Leid, Hilflosigkeit und Ratlosigkeit<br />

wirkte die Frage, ob denn der Japan GP wie geplant<br />

am 24. April ausgetragen wird, nur allzu banal.<br />

Schließlich hatte <strong>das</strong> ganze Land Besseres zu tun,<br />

als sich um die Ausrichtung eines Zweirad-Events<br />

zu kümmern. Dementsprechend dauerte es auch<br />

nicht lange, bis die Entscheidung kam, <strong>das</strong> Rennen<br />

vorerst für den 2. Oktober anzusetzen. "Das ist<br />

eine schreckliche Geschichte. Für die ganzen Menschen<br />

vor Ort ist es ganz, ganz schlimm, was da<br />

passiert ist. In so einer Situation macht es auch<br />

keinen Spaß, anzutreten und so einen Sport zu<br />

betreiben. Dort hat man ganz andere Sorgen",<br />

sagte Kiefer Racing Teamchef Stefan Kiefer dem<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Gerade im <strong>Motorsport</strong>, wo<br />

die technischen Grenzen immer weiter ausgedehnt<br />

werden, wo es um Hundertstel und Tausendstel<br />

geht, wo nichts dem Zufall überlassen wird, haben<br />

die Verantwortlichen gerne alles unter Kontrolle.<br />

Die Katastrophe in Japan hat aber nur zu deutlich<br />

vor Augen geführt, wie wenig man tun kann, wenn<br />

die Natur etwas dagegen hat. Gleichzeitig ist es<br />

völlig unwichtig, ob die WM jetzt Rennen verschieben<br />

musste oder nicht. Im Vordergrund muss<br />

die Hilfe für Japan stehen und gleichzeitig gilt es<br />

für den ganzen Erdball, die richtigen Konse-<br />

quenzen daraus zu ziehen. Denn was hilft es, wenn<br />

viele Länder atomfrei werden, solange doch noch<br />

ein paar daran festhalten. So mag der US-Bundesstaat<br />

Hawaii so weit weg vom Festland liegen wie<br />

keine andere Inselgruppe der Welt, bei ungünstigem<br />

Wind wäre er in die Bahn der Atomwolke<br />

gekommen und hätte gar nichts dagegen tun können.<br />

Hier mag <strong>das</strong> falsche Forum für politische<br />

Plädoyers sein, immerhin dreht sich <strong>das</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>,<br />

wie der Name schon sagt, um<br />

<strong>Motorsport</strong>. Dennoch wäre es falsch, die Augen<br />

vor so einer Katastrophe zu verschließen, nur weil<br />

sie in andere Ressorts gehört. Denn wenn Japan<br />

uns neben der Hilflosigkeit gegenüber den Kräften<br />

der Natur etwas gezeigt hat, dann <strong>das</strong>s es für<br />

gewisse Dinge keine Grenzen gibt - egal ob thematisch<br />

oder geografisch. Dann ist es an der Zeit,<br />

<strong>das</strong>s die ganze Menschheit nachdenkt, handelt und<br />

hilft. Oder wie F1-Teamchef Peter Sauber meinte:<br />

"Es ist schwer, Gefühle und Eindrücke in Worte<br />

zu fassen, aber Schweigen bedeutet, es nicht einmal<br />

zu versuchen. Wir können nicht glauben, was<br />

wir sehen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen<br />

in Japan. Wir wünschen ihnen viel Kraft in<br />

dieser unendlich schweren Zeit."<br />

Fotos: milagro<br />

18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Paddock-Zitate<br />

Moderne Rennfahrer sind wie Kassettenrekorder - wer die nicht mehr kennt: <strong>das</strong> sind altmodische<br />

mp3-Player. Zum Glück antworten nicht alle Piloten ausschließlich mit vorgefertigten Phrasen...<br />

»Ich saSS MIT MEINER FRAU<br />

BEIM ABENDESSEN UND ERFUHR,<br />

DASS UNSER SOHN UNSERE<br />

KATZE MIT KLEBEBAND ANS<br />

SOFA GEKLEBT HAT, wäHREND<br />

ICH BEIM TESTEN WAR.«<br />

Shane Byrne über die Zustände in seinem Haushalt<br />

»Das Auto ist nicht<br />

scheiße, aber mehr kann<br />

man nicht sagen.«<br />

Nick Heidfelds klare Ansage nach seinem ersten<br />

Test mit dem neuen Renault<br />

»Bislang bin ich noch nicht im<br />

Schnee mit der Maschine gefahren,<br />

aber ich schätze beim zweiten<br />

Saisonrennen erhalte ich die Gelegenheit.<br />

Was für eine brillante Idee,<br />

Donington auf März zu legen.«<br />

Eugene Laverty zum WSBK-Rennkalender<br />

»Jedes Mal wenn Pirelli einen Test -<br />

fahrer anstellt, wird er für die Teams<br />

interessanter - vielleicht sollten<br />

wir eine Provision von ihren zukünftigen<br />

F1-Gehältern verlangen!"«<br />

Paul Hembery nimmt es mit Humor, <strong>das</strong>s ihn Nick Heidfeld<br />

und pedro de la Rosa verlassen haben<br />

»Er denkt vermutlich, <strong>das</strong>s<br />

er nun ein leichtes Leben<br />

hat und er könnte in der<br />

Mitte eines Rennens anhalten,<br />

und eine Rauchpause<br />

ein legen, wenn er <strong>das</strong> will.«<br />

Colin Edwards über den Auftaktsieger Casey Stoner<br />

»Ich bin wenigstens etwas<br />

Rad gefahren, aber jede Oma hat<br />

mich überholt.«<br />

Timo Glock war nach seiner Blinddarm-OP nicht sofort in Topform<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19


Kolumne.Hasenbichler<br />

Kerstin Hasenbichler<br />

Ist der Status<br />

der Formel 1<br />

in Gefahr?<br />

In der guten, alten Zeit gab es auch ohne Knöpfe, Flügel<br />

und Sprinkleranlagen spannende Rennen<br />

Die Formel 1 gilt als Königsklasse des<br />

<strong>Motorsport</strong>s. In der Vergangenheit<br />

rasten Piloten mit 300 km/h in drei<br />

Metern Abstand zu den Bäumen die<br />

Strecke entlang, in dem Bewusstsein,<br />

<strong>das</strong>s nur die kleinste Unaufmerksamkeit ihr<br />

Leben kosten könnte. Es ging um <strong>das</strong> Beherrschen<br />

eines Fahrzeuges im Grenzbereich und um<br />

Piloten, die versuchten, bis an die Grenzen des<br />

Möglichen zu gehen. Das machte in der Vergangenheit<br />

den Mythos der Formel 1 aus - doch was<br />

ist heute davon übrig? Sicherlich wünscht sich<br />

keiner den niedrigen Sicherheitsstandard der<br />

vergangenen Tage zurück, doch die Formel 1 ist<br />

mit den Jahren immer steriler geworden - und<br />

ja, auch zum Teil langweiliger. Der eine oder<br />

andere F1-Anhänger mag mich jetzt für verrückt<br />

erklären und einwerfen, <strong>das</strong>s 2010 doch eine<br />

spektakuläre Saison gewesen ist, mit vier Piloten,<br />

die am Ende noch Chancen auf den Titel hatten.<br />

Das trifft durchaus zu, doch alles in allem ist der<br />

Adrenalinkick bei weitem nicht mehr so hoch<br />

wie bei früheren Rennen. Eine Tatsache, die auch<br />

Bernie Ecclestone, Jean Todt & Co. bewusst ist.<br />

Alljährlich werden die Regeln geändert, in der<br />

Hoffnung, der Rennserie mehr Spannung, mehr<br />

Action, mehr Leben einzuhauchen. Dabei kommen<br />

die verrücktesten Ideen ans Tageslicht, so<br />

wollte Ecclestone ein Medaillensystem einführen,<br />

weil laut seinen Aussagen <strong>das</strong> neue Punktesystem,<br />

<strong>das</strong> man eingeführt hatte, nichts brachte.<br />

Dabei hatte man <strong>das</strong> Punktesystem innerhalb<br />

von zwei Monaten bereits zwei Mal geändert, was<br />

die Frage aufkommen lässt, ob die Verantwortlichen<br />

eigentlich wissen, was sie tun? Am Ende<br />

wurde <strong>das</strong> Medaillensystem nicht eingeführt,<br />

sorgte aber wochenlang für Gesprächsstoff -<br />

genauso wie die Regentanz-Idee von Ecclestone.<br />

Mit Sprinkleranlangen an den Rennstrecken will<br />

er für künstliche Regenrennen und damit mehr<br />

Action sorgen. Hinter der Sinnhaftigkeit dieser<br />

Idee steht genauso ein Fragezeichen wie hinter<br />

den Neuerungen der aktuellen Saison. 2011 sollen<br />

Reifen, die rasant abbauen und technische<br />

Hilfsmittel wie der verstellbare Heckflügel und<br />

KERS endlose Prozessionsfahrten verhindern<br />

und dafür sorgen, <strong>das</strong>s die Zuseher vor den TV-<br />

Schirmen nicht mehr mit ihren immer schwerer<br />

werdenden Lidern kämpfen müssen. Auf solche<br />

Verrücktheiten war man in Zeiten von Niki<br />

Lauda, Alain Prost oder Ayrton Senna nicht<br />

angewiesen - vielleicht weil die Fahrer schon<br />

verrückt genug waren. Die wilden Kerle von<br />

damals brauchten keine Sprinkleranlagen, um<br />

den Atem der Fans ins Stocken zu bringen. Sie<br />

mussten auch nicht auf einen Piep-Ton warten,<br />

um danach einen Heckflügel zu verstellen und<br />

zu versuchen, einen Gegner zu überholen. Bei<br />

der Abstimmung des Autos verließen sie sich auf<br />

ihren Hintern, Simulatoren gab es nur in Science<br />

Fiction Filmen. »Das Fehlen der G-Kräfte in den<br />

Simulatoren ist der wesentlichste Unterschied<br />

zum richtigen Leben - und <strong>das</strong> ist auch gut so,<br />

sonst könnten wir gleich auf Simulatoren gegeneinander<br />

fahren«, meinte Sebastian Vettel vor<br />

kurzem scherzend. Doch hinter dem Scherz<br />

steckt ein Körnchen Wahrheit. So stellte Niki<br />

Lauda vor Jahren fest, <strong>das</strong>s »selbst ein Affe, was<br />

die Bedienung des Autos angeht, in der Formel<br />

1 fahren könnte«. Okay, vielleicht täte sich ein<br />

Affe angesichts der zahlreichen Knöpfe an den<br />

Lenkrädern etwas schwer, doch Spaß beiseite -<br />

die Formel 1 muss aufpassen, <strong>das</strong>s die aktuellen<br />

und zukünftigen Modifikationen den Status der<br />

Rennserie nicht in Gefahr bringen.<br />

Fotos: aadrivo/Sutton, Ford<br />

20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


IM VERGLEICH<br />

Schade für US-Fans:<br />

diesen Ferrari gibt es nicht<br />

beim Händler um die Ecke<br />

Namens-hickhack<br />

Es ist rot, es ist schnell und es hat vier Räder - es muss ein F150 sein! Genau <strong>das</strong> dachten sich auch die Marketingstrategen<br />

von Ford, die Ferrari wegen der Namensgebung des neuen Formel-1-Boliden verklagten. Immerhin heißt auch ein<br />

Pick-Up-Truck der Amerikaner F150. Die Italiener benannten <strong>das</strong> F1-Auto deshalb zweimal um: Erst in F150th Italia, dann<br />

in 150° Italia. Damit sollte <strong>das</strong> letzte Restrisiko beseitigt werden, <strong>das</strong>s riesige Horden verwirrter Amerikaner ihren Fordhändler<br />

stürmten, um versehentlich einen F1-Boliden statt eines Pick-Ups zu kaufen - und die Konkurrenz braucht sich<br />

keine Sorgen über einen versteckten Allradantrieb im neuen Renner aus Maranello zu machen.<br />

Zum Verwechseln ähnlich:<br />

Der Ford Pick-up könnte<br />

glatt ein F1-Ferrari sein


Kolumne.Heublein<br />

Stephan Heublein<br />

Szybkiego<br />

powrotu do zdrowia<br />

Robert<br />

Vitaly Petrov auf dem Podium - was hätte Renault<br />

mit Robert Kubica erreichen können?<br />

Möchtest Du etwas trinken?«, fragt<br />

Robert Kubica, ohne lange nachzudenken.<br />

Keine Pressesprecherin<br />

und keine Bedienung in Sicht. Als<br />

ob es eine Selbstverständlichkeit<br />

wäre, übernimmt der Pole, selbst nach einem<br />

langen und harten Testtag, bei unserem Interview<br />

gerne noch die Rolle des Gastgebers. Kubica ist<br />

ein höflicher, ehrlicher und sympathischer Zeitgenosse,<br />

aber alles andere als extrovertiert; Interviews<br />

zählen sicher nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.<br />

Trotzdem denkt er an diesem<br />

Testtag für BMW Sauber im Februar 2007 an<br />

alles. Ein echter Perfektionist eben. Klar, seine<br />

monotonen Aussagen bei Presserunden an den<br />

Rennwochenenden erinnern fast ein wenig an<br />

die legendären Antworten von Kimi Räikkönen<br />

und lassen schnell den Verdacht aufkommen,<br />

<strong>das</strong>s er jetzt lieber woanders wäre, am liebsten<br />

wahrscheinlich im Rennauto, als an einem Tisch<br />

in der Team-Hospitality zu sitzen und mal wieder<br />

die Fragen der Journalisten zu beantworten. Die<br />

PR-Welt und der Glamour des Paddock interessieren<br />

Kubica nicht, er ist einzig und allein zum Rennfahren<br />

da, und zwar nicht nur in der Formel1,<br />

sondern auch im Rallye-Auto oder jedem anderen<br />

Gefährt, mit dem man ihn auf einer Rennstrecke<br />

loslässt. Spricht man mit ihm über <strong>das</strong><br />

Thema Rallye, weicht der gleichgültige Tonfall<br />

echter Begeisterung. Mit leuchtenden Augen<br />

zückt er schon mal <strong>das</strong> Armbändchen von der<br />

letzten WRC-Rallye, die er besucht hat, <strong>das</strong> noch<br />

um sein Handgelenk baumelt - immerhin waren<br />

seine Jugendhelden nicht Ayrton Senna und<br />

Michael Schumacher, es waren Colin McRae und<br />

Carlos Sainz. Vielleicht liegt es ja daran, <strong>das</strong>s<br />

Kimi und Robert die gleichen Vorlieben teilen,<br />

vor allem jene für Rallyes, nicht nur die für wenig<br />

mitreißende Reden.<br />

Viele Experten waren sich im Winter einig: In<br />

dieser Saison hätte es anders kommen können<br />

- denn angesichts des verbesserten Lotus Renault<br />

galt Kubica nach dem ersten Test in Valencia als<br />

Geheimfavorit, zumindest auf Siege, wenn nicht<br />

sogar auf mehr. Das hätte auch ihn bei Interviews<br />

aufblühen lassen. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war ich noch etwas skeptisch, was die Leistungsfähigkeit<br />

des R31 anging, nicht umsonst gab es<br />

bei den folgenden Tests auch einige Probleme,<br />

doch wenn selbst der, um es positiv zu formu-<br />

lieren, weniger hoch angesehene Vitaly Petrov<br />

in Melbourne aufs Podium fahren konnte, wollte<br />

man sich am Abend der Feierlichkeiten in Australien<br />

bei Lotus Renault besser nicht die - ohnehin<br />

rein hypothetische - Frage stellen, was der<br />

einmalige GP-Sieger aus Krakau mit dem<br />

schwarz-goldenen Renner beim Auftaktrennen<br />

hätte erreichen können. Ich gebe zu, ich war nie<br />

ein besonderer Kubica-Fan. Stattdessen empfand<br />

ich die Lobeshymnen und Ferrari-Gerüchte in<br />

den vergangenen Jahren eher als übertrieben<br />

und stufte ihn als überschätzt ein. Immerhin sah<br />

seine Bilanz gegen Teamkollege Nick Heidfeld<br />

alles andere als überlegen aus. Tatsache bleibt<br />

jedoch - Überflieger hin oder her, ein Spitzenrennfahrer<br />

ist er allemal. Ob er auch vom Schlage<br />

eines Sebastian Vettel, Fernando Alonso oder<br />

Lewis Hamilton ist, steht auf einem anderen<br />

Blatt. Jackie Stewart zählt ihn zum Beispiel dazu.<br />

Gerne würden wir es herausfinden, doch nach<br />

seiner schweren Verletzung ist seine Zukunft<br />

ungewiss. Wenn er sich erholt und wieder Rennen<br />

fahren kann, darf er uns gerne eines Besseren<br />

belehren. Diesmal kümmern wir uns auch<br />

um die Getränke.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


formel 1<br />

Happy Birthday, DC!<br />

Als Geschenk zum 40.<br />

rieb ihm Seb eine Torte<br />

unter die Nase...<br />

Fotos: red bull<br />

Umfrage<br />

Sind die Fahrer mit den neuen Knöpfen<br />

am Lenkrad überfordert?<br />

Nein, die besten Fahrer der Welt müssen 47%<br />

damit klarkommen<br />

Nein, aber die künstlichen Überholmanöver 35%<br />

gehören abgeschafft<br />

Ja, es wird den Fahrern zu viel zugemutet 18%<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Ohne Blinddarm bin ich<br />

bestimmt schneller – ich meine,<br />

<strong>das</strong> Ding muss mindestens ein<br />

paar Gramm gewogen haben.«<br />

Timo Glock sieht <strong>das</strong> Positive in seiner Operation kurz vor Saisonbeginn<br />

Kommentar: HRT ist der KöniGSKLASSe niCHT geWACHSen<br />

Dämpfer beim Zoll, Balance-Gewichte im Handgepäck und ein Auto, <strong>das</strong> abermals während des ersten Rennwochenendes<br />

zusammengeschustert wurde: HRT bescherte uns zum Saisonbeginn allerlei Kuriositäten. Nur auf der<br />

Strecke blieb es ruhig, denn der neue Bolide vom Typ F111 packte beim Debüt in Melbourne die 107-Prozent-Hürde<br />

nicht und musste beim Saisonauftakt zuschauen. Braucht die Formel 1 Teams, die den hohen Ansprüchen der<br />

Königsklasse schlichtweg nicht gewachsen sind? Vielleicht hat Bernie Ecclestone doch Recht mit seiner Ansicht, <strong>das</strong>s<br />

zehn Teams völlig ausreichen... Robert Seiwert<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23


slideshow.formel1


formel 1<br />

ENTWICKLUNGSSPRUNG<br />

Das war man von McLaren nicht gewöhnt: Bei den Testfahrten fuhr <strong>das</strong><br />

erfolgsverwöhnte Team gnadenlos hinterher. Kaum jemand setzte einen<br />

Pfifferling auf die Chrompfeile - doch in Melbourne waren sie auf einmal<br />

der einzige ernsthafte Verfolger von Red Bull.<br />

Foto: mclaren


interview.Heidfeld<br />

Kein Glaube<br />

an echte<br />

GerechtigkEIT<br />

26 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/SUTTon, RENAULT<br />

Die Tragik ist kaum zu<br />

überbieten: Eben saSS Nick<br />

Heidfeld noch arbeitslos<br />

zuhause, spielte mit dem<br />

Gedanken an die DTM, plötzlich<br />

verletzte sich sein<br />

ehemaliger BMW-Teamkollege<br />

Robert Kubica schwer und<br />

Heidfeld stieg zum Heils -<br />

bringer für Lotus Renault auf.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

traf sich mit ihm…<br />

Text: Karin Sturm<br />

MSM: Nach den ersten Wintertests gab es so<br />

große Hoffnungen, doch dann kam beim<br />

Auftakt die riesige Enttäuschung - was war<br />

da los?<br />

NICK HEIDFELD: Wenn der Wurm drin ist,<br />

dann ist er halt manchmal wirklich drin. Das<br />

gesamte Wochenende lief nicht besonders,<br />

ich habe mich von Anfang an nicht so richtig<br />

auf dem Level gefühlt, auf dem ich mit dem<br />

Auto bei den Tests in Barcelona war. Bereits<br />

im Qualifying ist alles schiefgegangen, was<br />

schiefgehen konnte; Probleme mit dem KERS,<br />

aber vor allem immer Verkehr, in dem ich<br />

hängengeblieben bin. Im Rennen hatte ich<br />

gleich wieder Pech. Mein Start war sehr gut,<br />

ich hatte eine Menge Plätze gut gemacht, aber<br />

dann ist mir Ende der ersten Runde irgendjemand<br />

ins Auto gefahren, <strong>das</strong> danach ziemlich<br />

beschädigt war. An der ganzen rechten<br />

Seite war <strong>das</strong> Bodywork beschädigt - da ging<br />

nicht mehr viel, ich bin ja nur noch herumgerutscht<br />

mit dem Auto.<br />

An vielen Stellen hört und liest man seit<br />

Wochen: Letzte Chance für Nick Heidfeld!<br />

Stört Dich <strong>das</strong>?<br />

Das habe ich noch gar nicht so gelesen, es<br />

würde mich aber auch nicht stören. Ob es die<br />

letzte Chance ist, weiß man nicht. Ich hoffe,<br />

<strong>das</strong>s ich in dieser Saison eine gute Leistung<br />

zeigen kann und <strong>das</strong>s es deshalb nicht meine<br />

letzte Chance ist.<br />

Wie hast Du Dich vor diesem Saisonstart<br />

gefühlt - wie vor jeder anderen zuvor auch?<br />

Nein, es ist schon ganz anders. Denn die<br />

Wahrscheinlichkeit, diese Saison in der Formel<br />

1 zu sein, und dann noch mit einem guten<br />

Team, war sehr gering, damit hatte ich nicht<br />

mehr gerechnet. Deshalb ist es schon sehr<br />

ungewohnt.<br />

Ist es dadurch besonders schön oder<br />

aufregend?<br />

Zunächst muss ich sagen, <strong>das</strong>s es natürlich<br />

alles andere als schön ist, <strong>das</strong>s Robert [Kubica<br />

diesen Unfall hatte und ich nur dadurch zu<br />

dieser Chance gekommen bin. Auf der anderen<br />

Seite ist es natürlich umso prickelnder<br />

und aufregender, weil man es eben nicht<br />

erwartet hat.<br />

Kann man in so einer Situation noch ein oder<br />

zwei Prozent mehr Motivation mitbringen<br />

- oder ist man als Formel-1-Fahrer da immer<br />

auf dem allerhöchsten Level?<br />

Ich habe bis jetzt immer gesagt, ich sei stets<br />

gleich motiviert. Aber ich muss jetzt in dieser<br />

Situation sagen, <strong>das</strong>s ich doch noch ein bisschen<br />

motivierter bin als früher. Ich weiß, <strong>das</strong><br />

klingt ein bisschen blöd, weil <strong>das</strong> jeder immer<br />

wieder sagt, aber wenn etwas so unverhofft<br />

kommt und ich ja, obwohl ich seit 2000 in der<br />

Formel 1 bin, wirklich fast weggewesen wäre,<br />

ist es wirklich so.<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27


interview.heidfeld<br />

»Wenn man Welt meister werden<br />

will, und <strong>das</strong> will ich langfristig<br />

immer noch werden, dann<br />

darf man nicht nur auf seinen<br />

Team kollegen schauen.«<br />

Nick Heidfeld glaubt nicht,<br />

<strong>das</strong>s er bei Lotus Renault<br />

seine letzte Chance in der<br />

Formel 1 erhält - ergreifen<br />

will er sie so oder so<br />

Du warst Ende 2009 ganz nahe an einem Top-<br />

Platz, bei McLaren oder bei Mercedes, bist dann<br />

aber durch den Rost gefallen. Empfindest Du<br />

Deine Situation jetzt als gerechten Ausgleich?<br />

Roberts Unfall hat natürlich überhaupt nichts<br />

mit Gerechtigkeit zu tun. Aber ich fühle mich<br />

schon so gut, <strong>das</strong>s ich in die Formel 1 gehöre und<br />

auch in ein gutes Auto. Vielleicht ist es gerecht<br />

- aber ich glaube andererseits nicht mehr daran,<br />

<strong>das</strong>s alles irgendwie gerecht ist, <strong>das</strong>s sich alles<br />

ausgleicht und <strong>das</strong>s jeder irgendwie <strong>das</strong><br />

bekommt, was er verdient. Ich möchte mich<br />

wirklich nicht über mein Leben beschweren, aber<br />

wenn man zum Beispiel sieht, was manche Menschen<br />

für Krankheiten haben oder was Robert<br />

passiert ist: da kann mir keiner sagen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

irgendwie berechtigt oder gerecht ist.<br />

Wie ist <strong>das</strong> für Dich, von seinem Pech zu<br />

profitieren?<br />

Als ich an jenem Sonntag von Roberts Unfall<br />

hörte und dann die ganze Zeit im Internet hing,<br />

um nähere Informationen zu bekommen, war<br />

<strong>das</strong> schon ein sehr beklemmendes Gefühl. Ich<br />

wusste ja im Prinzip: Je schwerer Roberts Verletzungen<br />

sind, desto größer ist meine Chance,<br />

<strong>das</strong>s man mich holt. Das ist nicht einfach. Aber<br />

letztlich ist es so, wie es ist, ich kann nichts<br />

daran ändern - und wenn sich mir die Chance<br />

bietet, dann muss ich sie auch ergreifen.<br />

Wie hast du Dich bei Renault ins Team<br />

hineingefunden?<br />

Es ging unheimlich schnell, viel schneller, als<br />

ich <strong>das</strong> selbst erwartet oder sogar erhofft hatte.<br />

Alle waren sehr offen, extrem positiv, die Zu -<br />

sam menarbeit war von Anfang an sehr gut. Für<br />

mich ist Renault unter all den Teams, die ich<br />

kenne, gegenüber neuen Ideen am offensten.<br />

Das war speziell bei BMW-Sauber anders. Sie<br />

waren extrem gut organisiert, extrem gut strukturiert,<br />

aber auch ein bisschen fixiert auf<br />

bestimmte Wege. Da war dann, wenn man mit<br />

neuen Ideen kam, oft schon vorher entschieden.<br />

Da wurde nicht so viel nach links und rechts<br />

geschaut, wenn man eine neue Idee hatte, wurde<br />

<strong>das</strong> oft nicht so wirklich beachtet, oder es hieß,<br />

man hätte auch schon darüber nachgedacht, es<br />

aber verworfen. Hier herrscht eine viel größere<br />

Offenheit, und <strong>das</strong> hat mir den Einstieg mit<br />

Sicherheit etwas erleichtert. Außerdem macht<br />

es im Moment sehr viel Spaß, sich so einbringen<br />

Fotos: adrivo/SUTTon. RENAULT<br />

28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


zu können. Wenn man woanders merkt, da<br />

kommt nicht viel Resonanz, lässt man es irgendwann<br />

sein... Aber hier ist nach meinem Gefühl<br />

schon ziemlich viel angekommen, obwohl vieles<br />

noch in der Phase des Überlegens, Aussortierens<br />

und Umsetzens ist.<br />

Wie viel hilft in diesem notgedrungen sehr<br />

schnellen Anpassungsprozess Deine langjährige<br />

Erfahrung?<br />

Ich glaube sehr stark, mit einer gewissen Gelassenheit<br />

und einem gewissen Selbstvertrauen da<br />

reinzugehen. Das ist schon etwas ganz anderes,<br />

als wenn ich jetzt neu wäre in der Formel 1.<br />

Dann wäre ich selbst nervös, <strong>das</strong> Team wüsste<br />

nicht genau, was es von mir zu erwarten hat.<br />

Das macht schon einen Unterschied, ganz<br />

bestimmt.<br />

Die neuen Reifen, die nicht sehr lange halten,<br />

sind <strong>das</strong> ganz große Thema in diesem Jahr.<br />

Könnte <strong>das</strong> ein spezieller Vorteil für Dich werden<br />

- schließlich giltst Du als der große »Reifenflüsterer«<br />

der Formel 1?<br />

Es könnte schon ein gewisser Vorteil werden, ja.<br />

Aber man muss andererseits sehen, <strong>das</strong>s die Reifen<br />

grundsätzlich ziemlich schnell hinüber sind,<br />

und zwar nicht nur so, <strong>das</strong>s sie langsamer werden,<br />

sondern <strong>das</strong>s der ganze Gummi weg ist. Und<br />

da kann man als Fahrer auch keinen so großen<br />

Unterschied mehr machen. Da muss man abwarten,<br />

wie sich <strong>das</strong> in den Rennen entwickelt.<br />

Wieweit entspricht <strong>das</strong> Auto schon genau Deinen<br />

Wünschen?<br />

Das kann man nie in Prozenten ausdrücken.<br />

Was uns noch fehlt, sind ein paar Kilometer,<br />

weil wir doch durch gewisse Zuverlässigkeitsprobleme<br />

immer wieder Zeit verloren haben.<br />

Dadurch konnten wir auch noch nicht alles aussortieren,<br />

was wir im Bereich der Abstimmung<br />

gern getan hätten.<br />

Wie wichtig ist es, immer und überall deutlich<br />

vor Deinem Teamkollegen zu liegen?<br />

Nicht so besonders - denn <strong>das</strong> ist nicht <strong>das</strong><br />

eigentliche Ziel. Das ist etwas, worum ich mich<br />

nie so besonders gekümmert habe, was in der<br />

Vergangenheit in der Öffentlichkeitswirksamkeit<br />

vielleicht manchmal ein Fehler war. Im<br />

Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht manchmal<br />

besser gewesen, wenn ich mehr Wert darauf<br />

gelegt hätte, immer vor meinem Teamkollegen<br />

zu sein. Aber da habe ich oft gedacht, <strong>das</strong> ist ja<br />

nicht <strong>das</strong> Endziel, ich will ja noch weiter vorne<br />

sein. Dann habe ich lieber noch mal etwas probiert,<br />

was sich dann halt auch manchmal als<br />

Schuss in den Ofen erwiesen hat. Aber wenn<br />

man Weltmeister werden will, und <strong>das</strong> will ich<br />

langfristig immer noch werden, dann darf man<br />

nicht nur auf seinen Teamkollegen schauen.<br />

Der Weltmeistertitel ist also immer noch Dein<br />

Ziel?<br />

Ja. Ich weiß um die Gedanken und Kommentare<br />

vieler, die <strong>das</strong> lesen werden, aber <strong>das</strong> ist mir<br />

ehrlich gesagt ziemlich egal.<br />

Ist <strong>das</strong> in diesem Jahr möglich?<br />

Keine Ahnung, es ist unwahrscheinlich, denn normalerweise<br />

steigert sich ein Team von einem Jahr<br />

aufs andere nicht so extrem. Aber wir versuchen<br />

auf jeden Fall, <strong>das</strong> Maximum herauszuholen, möglichst<br />

nicht nur in diesem Jahr, sondern ich hoffe<br />

ja auch, in der Zukunft noch dabei zu sein. Da<br />

gehört immer ein bisschen Glück dazu, zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort zu sein.<br />

»Ich hoffe, <strong>das</strong>s<br />

ich in dieser<br />

Saison eine gute<br />

Leistung zeigen<br />

kann und <strong>das</strong>s<br />

es deshalb nicht<br />

meine letzte<br />

Chance ist.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 29


flop5.Spektakuläre.Unfälle<br />

flop5<br />

Spektakuläre<br />

Unfälle<br />

30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Spektakulär<br />

spektakulärer<br />

Momentan erholt sich Robert Kubica<br />

von seinem Rallye-Unfall. Bei seinem<br />

F1-Horrorcrash 2007 in Montreal<br />

hatte der Pole mehr Glück. Nicht der<br />

einzige Horrorunfall, der glimpflich<br />

ausging, wie diese Flop-5 beweisen.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Formel1<br />

4<br />

Belgien-GP 1998<br />

Der Alptraum eines jeden Formel-1-Mechanikers<br />

wurde 1998 in Spa-Francorchamps Realität: die<br />

Startampel schaltete auf grün, die Piloten fuhren los und nach<br />

wenigen Metern sprangen plötzlich herrenlose Reifen wie bei<br />

einem Slapstick-Unfall die Gerade in Richtung Eau Rouge hinab.<br />

13 von 20 Formel-1-Autos hatten sich bei dem Massencrash<br />

nach der Spitzkehre in ihre Einzelteile zerlegt. Erst nach zwei<br />

Stunden waren alle Teile von der Strecke entfernt. Die Piloten<br />

zeigten sich unbeeindruckt, stiegen in ihre Ersatzboliden und<br />

nahmen <strong>das</strong> Rennen wieder auf.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

5<br />

Türkei-GP 2008<br />

Als es in der ersten Runde in Istanbul krachte, war Kazuki<br />

Nakajima mittendrin im Geschehen. Doch er wusste gar nicht,<br />

wie ihm geschah. Plötzlich flog der Force India von Giancarlo Fisichella<br />

nur wenige Zentimeter über seinen Kopf hinweg. Beide Autos kamen<br />

erst in der Auslaufzone zum Stehen. Die Unfallursache machte<br />

Fisichella in einem doppelten Spurwechsel von Sebastien Bourdais aus:<br />

»Ich hatte einen guten Start, aber dann hat er beim Anbremsen<br />

zweimal die Linie gewechselt und ich konnte nicht mehr rechtzeitig<br />

bremsen und fuhr dem Williams ins Heck.«<br />

Der teuerste Schrottplatz der<br />

Formel 1: 1998 knallte es gewaltig<br />

beim Start in Spa-Francorchamps<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31


flop5.Spektakuläre.Unfälle<br />

3<br />

Mexiko-GP 1988<br />

Den Zuschauern auf der Haupttribüne blieb der Atem stehen,<br />

als Philippe Alliot beim Einbiegen auf die Start-Ziel-Gerade<br />

leicht auf den Kerb kam, die Kontrolle über seinen Boliden verlor und<br />

in die Boxenmauer krachte. Die Aufprallgeschwindigkeit war derart<br />

hoch, <strong>das</strong>s der Larrouse Lola LC88 Ford in die Luft abhob und Alliot nur<br />

mehr ein blinder Passagier in seinem eigenen Wagen war. Der Bolide<br />

überschlug sich mehrmals, kam kopfüber auf der Strecke wieder auf<br />

und rutschte bis ins Gras hinaus. Wie durch ein Wunder blieb der<br />

Franzose bei diesem spektakulären Abflug unverletzt, allerdings wurde<br />

der Wagen schwer beschädigt. Den Ingenieuren gelang es nicht, ihn bis<br />

zum Rennen zu reparieren.<br />

Nick Heidfeld überschlug sich in seinem<br />

BMW Sauber im Kiesbett von Indianapolis<br />

2<br />

US-GP 2006<br />

»Wenn man einmal in der Luft ist, dann kann man nicht mehr reagieren. Es gibt nichts mehr, was man dann tun kann - außer vielleicht<br />

einer Sache: Ich hätte meine Hände nicht über meinen Kopf nehmen sollen, denn ich hätte mich schwer verletzen können. Aber <strong>das</strong><br />

wurde mir erst beim letzten Überschlag klar«, erinnert sich Nick Heidfeld an seinen Unfall in Indianapolis. Kurz zuvor war McLaren-Mercedes-<br />

Pilot Juan Pablo Montoya im Gewühl in seinen Boliden gekracht. Heidfeld kam von der Strecke ab und sein BMW Sauber-Bolide überschlug sich<br />

mehrere Male ehe ihn die Reifenstapel stoppten.<br />

32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


1<br />

Deutschland-GP 2001<br />

Der Schreck steckte nicht nur Luciano Burti nach seinem<br />

spektakulären Überschlag in den Knochen, sondern auch<br />

Michael Schumacher. Während <strong>das</strong> ganze Feld losfuhr, kam<br />

Schumacher am Start schlecht weg. Die Konkurrenz raste am<br />

Deutschen vorbei - mit Ausnahme von Burti. Der Prost-Pilot<br />

konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und knallte mit voller<br />

Geschwindigkeit ins Heck von Schumacher. Was danach folgte,<br />

hätte ein Hollywood-Drehbuchautor nicht besser schreiben können:<br />

Burtis Bolide hob ab, überschlug sich und rutschte quer die<br />

Start-Ziel-Gerade entlang bis in die Reifenstapel. Wie bei einem<br />

Hollywood-Happy End blieben alle Beteiligten unverletzt.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Luciano Burti nutzte<br />

Michael Schumachers Ferrari<br />

als Sprungschanze<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33


Story.xxxxxxxxxxxxx<br />

interview.Wurz<br />

ormel 1 gegen<br />

Hollywood und<br />

PlayStation<br />

Mehr Show, mehr Spektakel – um dieses Ziel zu<br />

erreichen, schreckt die Formel 1 nicht vor neuen,<br />

radikalen Wegen zurück. Alexander Wurz sieht<br />

die Entwicklung im Interview mit dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> positiv – wenn auch nur bis zu einem<br />

gewissen Grad. Text: Kerstin Hasenbichler<br />

34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: red bull<br />

MSM: 2011 gibt es viele Neuerungen - unter anderem<br />

die neuen Reifen von Pirelli. Die Fahrer<br />

kritisierten im Vorfeld, <strong>das</strong>s die Reifen zu schnell<br />

und zu stark abbauen. Pirelli konterte, indem<br />

man betonte, dadurch die Show zu verbessern.<br />

Wie sehen Sie die Situation?<br />

ALEXANDER WURZ: Da die Pirelli-Reifen Einheitsreifen<br />

sind und somit für jeden die Reifen<br />

mitsamt ihrer Stärken und Schwächen gleich sind,<br />

ist diese Diskussion eigentlich gleichgültig. Bei<br />

den Piloten handelt es sich eben um Perfektionisten,<br />

die immer alles bis ins letzte Detail optimieren<br />

wollen. Dass sie sich aufregen, ist normal.<br />

Persönlich finde ich es cool, wenn der Reifen<br />

abbaut, denn damit kommen auch andere Qualitäten<br />

der Piloten zum Ausdruck, die man sonst<br />

nicht immer sehen kann wie die Renntaktik, bessere<br />

Setup-Arbeiten oder ein cleverer Fahrstil, um<br />

den Reifen zu schonen. Ein gutes Beispiel ist Alain<br />

Prost. Er hat sich zu seiner Zeit als Reifenprofessor<br />

etabliert und wurde bekannt durch seine clevere<br />

und reifenschonende Fahrweise.<br />

Dank KERS und verstellbarem Heckflügel sollen<br />

die Fans mehr Überholmanöver zu sehen bekom-<br />

»Wenn ich ein Überholmanöver<br />

schaffe, will ich als ‚Hero‘ gelten.<br />

Ein Über holmanöver soll eine<br />

Heldentat sein und als diese auch<br />

begeistern.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35


interview.Wurz<br />

men. Wird die Rechnung aufgehen oder werden<br />

die Kritiker Recht behalten, die davon ausgehen,<br />

<strong>das</strong>s sich die Vorteile beider Systeme gegenseitig<br />

aufheben werden?<br />

KERS ist eher ein Hilfsmittel, um schneller zu<br />

beschleunigen. Nur durch KERS alleine erhöht<br />

sich der Top-Speed nicht oder nur minimal. KERS<br />

kann helfen, sich näher zum Vordermann zu bringen,<br />

aber nicht wirklich um zu überholen. Deshalb<br />

könnte der Heckflügel, wenn er abgesenkt wird,<br />

echten Top-Speed bringen und somit <strong>das</strong> Überholen<br />

erleichtern. Also reden wir hier von zwei<br />

fast verschiedenen Themen, die sich nicht gegenseitig<br />

aufheben. Was sie auf jeden Fall tun, beide<br />

Dinge erschweren <strong>das</strong> Leben des Piloten, denn der<br />

muss nicht nur 1000 Prozent am Limit fahren,<br />

sondern auch noch die mentale Kapazität aufbringen,<br />

um alle technischen Produkte, die er zur<br />

Verfügung hat, fehlerfrei zu nutzen.<br />

Sie haben es angesprochen, die Fahrer sind angesichts<br />

der neuen Techniken und der zahlreichen<br />

Knöpfe am Lenkrad ziemlich gefordert und vielleicht<br />

sogar überfordert. Könnten die vielen<br />

Knöpfe zum Problem werden, wenn es auf Strecken<br />

geht wie Monaco, wo es keine Geraden und<br />

»In Zeiten, in denen wir als Unterhaltungsindustrie<br />

gelten, sind<br />

wir in Konkurrenz mit Hollywood<br />

und der Playstation.«<br />

36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


damit keine Zeit zum Nachdenken gibt?<br />

Mit Sicherheit ist <strong>das</strong> eine extreme Belastung der<br />

menschlichen Aufnahmefähigkeit. Nicht nur, <strong>das</strong>s<br />

es ohnehin schon nur wenige Menschen auf der<br />

Welt schaffen, die F1-Renner im Sinne des Erfinders<br />

zu bewegen, jetzt werden ihnen auch noch<br />

Denksportaufgaben gegeben. Mit Sicherheit wird<br />

es einige Male geben, wo die Fahrer überlastet sein<br />

werden. Ein weiterer Punkt ist, wenn ein junger<br />

Fahrer aufrückt, denn der hat dann ein ziemlich<br />

hartes Lernpensum vor sich.<br />

Was sagen Sie zur Kritik, <strong>das</strong>s durch technische<br />

Hilfsmittel wie KERS oder den Heckflügel <strong>das</strong><br />

fahrerische Können des Piloten nicht mehr im<br />

Vordergrund steht und dadurch die Überholmanöver<br />

zu künstlich werden?<br />

Ich glaube, ich war einer der Ersten, der <strong>das</strong><br />

neue Reglement kritisch betrachtet hat. Mein<br />

Standpunkt als Fahrer war immer, <strong>das</strong>s wenn<br />

ich ein Überholmanöver schaffe, will ich als der<br />

‚Hero‘ gelten. Ein Überholmanöver soll eine<br />

Heldentat sein und als diese auch begeistern.<br />

Sollte <strong>das</strong> Überholen zu leicht werden, dann<br />

fehlt dieser Reiz. Hier ist am besten der Vergleich<br />

zum Fußball. Es gibt Spiele, die keines<br />

oder nur wenige Tore haben und dann gibt es<br />

Spiele, die viele Tore haben. Es gibt Spieler, die<br />

mehr Tore schießen können als Andere, genauso<br />

wie es Piloten gibt, die besser überholen als<br />

andere. Aber die Faszination der Formel 1 liegt<br />

nicht nur im Überholen, es zählt <strong>das</strong> ganze<br />

Spektrum, <strong>das</strong> die Formel 1 darstellt - und<br />

dieses gesamte Bild zieht Jahr für Jahr mehr<br />

Fans vor die TV-Schirme.<br />

Die Idee mit den akustischen Signalen kam schon<br />

vor mehr als 10 Jahren auf, und zwar von mir. Ich<br />

habe <strong>das</strong> quasi damals in die Formel 1 eingeführt.<br />

Seither haben viele mein System übernommen,<br />

sich mit akustischen Signalen <strong>das</strong> Leben einfacher<br />

zu machen. Der Grund ist ganz einfach, die Augen<br />

sind im Rennsport ein absolut überfordertes Sinnesorgan.<br />

Warum soll ich beim Hochschalten auch<br />

noch meinen Fokus auf die Drehzahlanzeigen<br />

lenken, wenn mir der Gehörsinn ebenso zur Verfügung<br />

steht? Ich habe damals bei Benetton Renault<br />

den Auftrag gegeben, ein Piepsen im Ohr zu<br />

haben, wenn die optimale Drehzahl erreicht ist<br />

und <strong>das</strong> funktioniert perfekt. Das hat gar nichts<br />

mit ferngesteuert zu tun, sondern ist lediglich ein<br />

cleveres Herangehen, um die menschlichen Sinnesorgane<br />

effizient zu nutzen.<br />

Bernie Ecclestone will zukünftig mit künstlichen<br />

Regenrennen indirekt in <strong>das</strong> Renngeschehen eingreifen<br />

und damit <strong>das</strong> Spektakel erhöhen. Ihre<br />

Meinung zu dieser Idee?<br />

Warum nicht? Von außerhalb des Cockpits<br />

betrachtet, ist es eine geile Idee. Jedoch wer schon<br />

einmal ein F1-Auto im Regen, egal ob künstlich<br />

oder natürlich, gefahren hat und mit Aquaplaning<br />

und so gut wie null Sicht zu kämpfen hatte - sprich<br />

die Piloten - die wollen davon nicht wirklich was<br />

hören. Solange man alleine auf der Strecke ist, ist<br />

<strong>das</strong> Fahren im Regen eigentlich echt lässig. Jedoch<br />

im Pulk zu fahren, kann aufgrund der eingeschränkten<br />

Sichtverhältnisse extrem gefährlich<br />

und unberechenbar werden. Das ist mit Sicherheit<br />

die innere Einstellung jedes Piloten, obgleich manche<br />

mehr als Macho in den Medien auftreten.<br />

Es wird immer mehr investiert, damit die Show<br />

besser wird. Aber ist <strong>das</strong> wirklich notwendig oder<br />

könnte der Schuss nach hinten losgehen?<br />

Ich glaube, wir sind nicht die einzige Industrie, die<br />

Geld in ihr Produkt investiert. Es ist eigentlich ganz<br />

simpel - wir leben in einer selbstregulierenden Welt.<br />

Je mehr Medien und Fans sich für die Formel 1<br />

interessieren, desto höher ist der Gegenwert für die<br />

Hersteller und Sponsoren. Und desto mehr Geld<br />

ist im Umlauf und desto mehr wird verdient und<br />

wieder investiert. Ich sehe <strong>das</strong> total positiv!<br />

Sebastian Vettel befürchtet, <strong>das</strong>s die Zuseher zur<br />

»Raupe Nimmersatt« werden und nach immer<br />

mehr Unterhaltung fragen könnten. Sehen Sie<br />

diese Problematik auch?<br />

Im Winter gab es eine Gesprächsrunde mit Sebastian,<br />

zwei anderen Piloten, Charlie Whiting und<br />

mir, in der es um dieses Thema ging. In Zeiten, in<br />

denen wir nicht nur als Sport, sondern auch als<br />

Unterhaltungsindustrie gelten, in diesen Zeiten<br />

sind wir sozusagen in Konkurrenz mit Hollywood<br />

und der Playstation. Wir müssen dem Kunden,<br />

sprich dem Fan etwas bieten, was ihn schlichtweg<br />

bewegt. Wenn wir hier als Formel 1 nicht mitziehen,<br />

dann graben wir uns unsere eigene Existenz<br />

ab. Auch wenn es als Sportler nicht <strong>das</strong> ist, was<br />

man will, ist nun einmal der Unterhaltungswert<br />

der Sportart in unserer Gesellschaft extrem wichtig<br />

und als Hauptsportart ist es somit Teil deines<br />

Lebens. Deshalb brauchen wir nicht die Leben der<br />

Piloten gefährden, aber <strong>das</strong> ganze Produkt Formel<br />

1 - von TV-Produktion bis zum Live-Erlebnis für<br />

die Zuseher vor Ort - muss mit der Entwicklung<br />

der Medien und Freizeitwelten mithalten. <br />

Fotos: red bull, adrivo/Sutton<br />

Sollte durch Heckflügel & Co. die Unfallgefahr<br />

2011 steigen, wollen sich die Fahrer zusammensetzen<br />

und über eine Änderung des Reglements<br />

beratschlagen. Wie viel Einfluss haben die Fahrer<br />

in der Foormel 1 tatsächlich?<br />

Ich bin zwar kein Mitglied mehr, aber immer<br />

noch ein Vertreter der GPDA gegenüber der FIA.<br />

Da wir alle im selben Boot sitzen, was die Sicherheit<br />

betrifft, gibt es hier grundsätzlich keine wirkliche<br />

Gefahr, <strong>das</strong>s die FIA was ganz anderes will<br />

als die Piloten. Beim Thema Sicherheit ist ein<br />

Miteinander der einzige Weg und dieser wird<br />

von allen Parteien seit Jahren schon sehr gut<br />

beschritten. Bei politischen und wirtschaftlichen<br />

Aspekten sieht <strong>das</strong> Ganze schon wieder anders<br />

aus, aber <strong>das</strong> ist ein anderes Thema, <strong>das</strong> die<br />

GPDA nicht als Gruppe betrifft. Die GPDA ist<br />

für die Sicherheit und nicht für die kommerziellen<br />

Interessen der Fahrer da.<br />

Die Piloten bekommen ein akustisches Signal,<br />

wenn sie den Heckflügel verstellen dürfen. Zudem<br />

gibt es bei manchen Teams Soundhinweise beim<br />

Hochschalten. Würden Sie sagen, <strong>das</strong>s man sich<br />

damit schon in Richtung einer ferngesteuerten<br />

Formel 1 bewegt?<br />

»Solange man alleine auf der<br />

Strecke ist, ist <strong>das</strong> Fahren im Regen<br />

eigentlich echt lässig.«<br />

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Story.xxxxxxxxxxxxx<br />

story.Setup<br />

story.Lenkrad<br />

Generation<br />

1995 hatte ein F1-Lenkrad drei<br />

Knöpfe: einen Knopf für den<br />

Funk, einen für den Rückwärtsgang<br />

und einen für <strong>das</strong> Limit<br />

in der Boxengasse.<br />

REV Rückwärtsgang »Das ist immer noch<br />

so kompliziert wie früher. Man muss zuerst<br />

den N-Knopf drücken, um in den Leerlauf zu<br />

schalten und dann den REV-Knopf für den<br />

Rückwärtsgang. Wobei man immer hoffen<br />

muss, <strong>das</strong>s es auch wirklich funktioniert«,<br />

erzählt Sebastian Vettel.<br />

N Auto springt sofort in den Leerlauf<br />

PIT Limiter in der Boxengasse<br />

PIT CONFIRM damit gehen alle<br />

Lichter an und die Jungs in der Box wissen,<br />

<strong>das</strong>s ein Fahrer reinkommt (bei Red Bull)<br />

TALK Der Fahrer kann mit dem Knopf<br />

<strong>das</strong> Teamradio ein- oder ausschalten<br />

On/Off Sensor Menü: »Wenn du<br />

irgendein Problem am Auto hast und ein Sensor<br />

spinnt, dann kannst du ihn mit diesem<br />

Knopf manuell ausschalten. Es werden zwar<br />

dadurch keine Telemetriedaten mehr gesendet,<br />

aber <strong>das</strong> ist besser, als wenn <strong>das</strong> ganze<br />

Auto zu spinnen anfangen würde«, erklärt Nico<br />

Rosberg.<br />

38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


PlayStation<br />

2011, in der Generation Play station,<br />

sind es weit mehr Knöpfe. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> gibt einen<br />

Überblick über ein aktuelles<br />

f1-lenkrad. Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Drehknopf Differential<br />

Eingang Kurve<br />

und Drehknopf<br />

Differential Ausgang<br />

Kurve<br />

Das Differential reguliert individuell den<br />

Antrieb der Hinterräder. Die Einstellung optimiert<br />

<strong>das</strong> Fahrverhalten in den Kurven.<br />

»Beide lassen sich separat einstellen und<br />

zwar von einer Kurve zur anderen«, erklärt<br />

Nico Rosberg und gesteht: »Man braucht<br />

schon eine gewisse Zeit, bis man sich an alle<br />

Knöpfe gewöhnt hat. Es hat etwas von einer<br />

Raketenwissenschaft.«<br />

SC Wenn <strong>das</strong> Safety Car auf die Strecke<br />

kommt, gibt die FIA eine Geschwindigkeit vor,<br />

die man einhalten muss. Mit dem SC-Knopf<br />

kann der Pilot, wenn er sich eingereiht hat, die<br />

Referenzzeit ausstellen.<br />

Drink Zugriff zum Getränk<br />

Mix Spriteinstellung, Einstellungsmöglichkeiten<br />

sind »fett« oder »mager«<br />

Foto: adrivo/Sutton<br />

Bitepoint Einstellung der Kupplung<br />

»Die Informationen kriegen wir von den Ingenieuren,<br />

die können wir selber nicht wissen«,<br />

verrät Nico Rosberg.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39


Story.xxxxxxxxxxxxx<br />

story.Fotoalbum<br />

Mit dem Schraubenzieher in<br />

der Hand erwarteten die<br />

Mechaniker früher ihre<br />

Fahrer an der Box. An<br />

moderne Helme und feuerfeste<br />

Schutzkleidung war<br />

nicht zu denken. Ganz anders<br />

heute: Eine ganze Crew<br />

vermummter Mechaniker<br />

erwartet den Fahrer, jeder<br />

Handgriff ist einstudiert.<br />

Der Boxenstopp ist nicht nur<br />

Reparaturzeit, sondern auch<br />

strategisch entscheidend -<br />

die Computer berechnen<br />

über 100.000 Varianten.<br />

Jim Clark stoppt in Zandvoort 1966,<br />

um Wasser nachfüllen zu lassen<br />

Jarno Trulli<br />

stoppt in<br />

Malaysia 2001<br />

Zeitreise<br />

durch die<br />

Formel 1<br />

Jeder Science-Fiction-Film<br />

und jedes Computerspiel<br />

könnten sich von der Königsklasse<br />

noch etwas abschauen.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

holt seine Zeit maschine<br />

heraus und zeigt die Formel 1<br />

im Wandel der Zeit...<br />

Text: Stephan Heublein<br />

40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Hübsche Frauen<br />

gehörten schon immer zum <strong>Motorsport</strong>.<br />

Die Entwicklung bei den Grid Girls ist<br />

eindeutig: Im Laufe der Jahre nahmen<br />

die Größe der Nummernschilder und die<br />

Länge der Kleidchen stark ab.<br />

grid girls gehörten<br />

in der formel 1 schon<br />

immer zum guten ton<br />

John Surtees und<br />

fernando alonso bei<br />

der lenkradarbeit<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Die Aufgabe eines Rennfahrers<br />

sah 1961 genauso wie heute<br />

aus: Lenken, Gas geben, bremsen<br />

und am Ende des Rennens als<br />

Erster über die Ziellinie zu<br />

fahren. Von Telemetrie, KERS und<br />

verstellbarem Differenzial konnte<br />

John Surtees in seinem Cooper T53<br />

allerdings nur träumen.<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41


story.Fotoalbum<br />

Heutzutage dominieren<br />

farben und sponsorenlogos<br />

die helmdesigns<br />

Heute sind F1-Helme kugelsicher, aerodynamisch<br />

geformt und mit beheizbaren Visieren ausgestattet.<br />

Davon konnte Sicherheitsverfechter Jackie Stewart<br />

1973 nur träumen. In der guten alten Zeit mussten<br />

oft ein Schalenhelm und eine Fliegerbrille ausreichen.<br />

Gentleman Mike Hawthorn stieg sogar mit<br />

Fliege, weißem Hemd und Hose ins Cockpit.<br />

überblick behalten: zig<br />

monitore helfen ferrari<br />

bei der strategie<br />

Frankreich GP<br />

Dijon 1974<br />

sieger:<br />

niki lauda<br />

Die Kommandostände an der Boxenmauer<br />

glichen nicht immer der<br />

Brücke eines Raumschiffs: Früher<br />

mussten Stoppuhr, Stift und Papier<br />

herhalten - oftmals übernahmen<br />

sogar die Fahrerfrauen die Zeitnahme.<br />

Beim Frankreich GP 1974<br />

führte Ferrari noch manuell Buch,<br />

2003 standen Ross Brawn & Co in<br />

Brasilien unzählige Datenmonitore<br />

und Computer zur Verfügung.<br />

42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Die Brabham-Fabrik in der Nähe von Woking<br />

Anfang der 70er; eine große Werkstatthalle,<br />

kleine, abgegrenzte Büros im Hintergrund<br />

und ein BT33. Noch keine Spur von der klinischen<br />

Reinheit, die heute die Race Bays<br />

der Red Bull Fabrik in Milton Keynes prägt.<br />

Das Sinnbild<br />

der britischen<br />

garagisten<br />

Der McLaren-Glaspalast misst<br />

18 mal 16 Meter, wird auf<br />

12 LastWAgen transportiert und<br />

von 20 arbeitern in weniger als<br />

48 Stunden aufgebaut. durch die<br />

glasfassade kann man nur nach<br />

draussen schauen, nicht hinein. →<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Fotos: adrivo/Sutton, Frits van Eldik, formula1UNITEDSTATESCom<br />

Zwischen der<br />

Campingplatz- und<br />

Gartenparty-Atmosphäre<br />

des Lotus Motorhomes von<br />

1980 und dem futuristisch<br />

anmutenden McLaren Brand Centre<br />

liegt gut ein Vierteljahrhundert Weiterentwicklung.<br />

Heute bezieht selbst<br />

Force India ein riesiges Motorhome<br />

in den Fahrerlagern<br />

der F1-Welt.<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 43


story.Fotoalbum<br />

Motoren<br />

Der Motor »M 196« des ersten F1-Silberpfeils<br />

»W 196« wog 650 kg und leistete bei einer<br />

maximalen Drehzahl von 8.250/8700 Umdrehungen<br />

pro Minute 257/280 PS (1954/1955).<br />

Der Ferrari-Motor 056 von 2011 ist ebenfalls<br />

ein Achtzylinder, doch er liegt nah am Mindestgewicht<br />

von 95 kg und leistet bei vorgeschriebenen<br />

18.000 Umdrehungen über 750 PS.<br />

Der Ferrari-Motor<br />

wurde wie alle<br />

V8 eingefroren<br />

So komfortabel<br />

kamen die alten<br />

silberpfeile<br />

an die strecke<br />

Nicht nur die Rennautos<br />

haben sich verändert,<br />

auch deren Transporter:<br />

1955 ließ Mercedes-Rennleiter<br />

Alfred Neubauer<br />

<strong>das</strong> Blaue Wunder bauen.<br />

Die einzige Vorgabe: Es<br />

sollte ein Rennauto blitzschnell<br />

an die Rennstrecke<br />

bringen. Heute dienen die<br />

Trucks auch als mobile Basis<br />

mit Briefing-Räumen, Computer-Equipment<br />

und Datenübertragung<br />

an die Fabrik.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, mercedes-benz<br />

44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


ReduzieRt auf <strong>das</strong><br />

ausseRgewöhnlichste.<br />

Die neUe DR VOn ABT.<br />

ABT Sportsline ist der weltweit größte Anbieter für die Veredelung von Audi- und VW-Fahr zeugen<br />

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Story.xxxxxxxxxxxxx<br />

story.Zukunft<br />

Die Formel1<br />

Die Formel 1 hat in 61 Jahren viele verrückte<br />

Dinge und durchgeknallte Typen erlebt.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wagt einen Blick<br />

in seine berüchtigte Kristallkugel.<br />

Wie sieht die Formel 1 der Zukunft aus?<br />

Text: Stephan Heublein<br />

46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


der Zukunft<br />

→<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47


story.Zukunft<br />

Das F1-Auto der Zukunft<br />

Eigentlich gibt es <strong>das</strong> Formel-1-Auto der Zukunft<br />

bereits. Sein Debüt feierte es in der Saison 2010<br />

unter dem Namen Virgin Racing VR-01. Das<br />

jedenfalls glaubt ein englischer Computerfreak<br />

mit dem Namen Nick Wirth. Da wir uns allerdings<br />

nur schwer vorstellen können, <strong>das</strong>s die Zukunft<br />

der Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s - oder in diesem<br />

Zusammenhang irgendeines anderen fahrbaren<br />

Untersatzes auf Rennstrecken oder im Straßenverkehr<br />

- darin besteht, einen zu kleinen Tank zu<br />

besitzen und bei voller Fahrt in seine Einzelteile<br />

zu zerfallen, haben wir noch etwas tiefer gegraben<br />

und erstaunliche Entwicklungen aufgedeckt. So<br />

ist anders als Wirth behauptet, nicht CFD (<strong>das</strong><br />

sich allein schon durch die Bezeichnung »Computational<br />

Fluid Dynamics« disqualifiziert) die<br />

Zukunft des Rennwagenbaus, sondern SCD (nein,<br />

nicht »Safety Car deployed«). Erfinden wird es<br />

Virgin-Rivale Mike Gascoyne, der mit Team Lotus<br />

(oder wie auch immer <strong>das</strong> Team in Zukunft heißen<br />

Regengott Bernie reaktiviert Michelin für seine Zwecke: Nur so gibt es spannende Rennen!<br />

die formel-1-zukunft<br />

– aber vorsicht: nicht<br />

ganz ernst gemeint!<br />

mag) mal wieder neue Wege beschreitet. Im letzten<br />

Jahr brachte Lotus die Formel 1 den Fans<br />

näher, indem der Technikchef selbst vom Kommandostand<br />

twitter-Nachrichten versendete. In<br />

diesem Sinne lässt Gascoyne zukünftige Autos nur<br />

noch über Facebook und twitter entwerfen. Der<br />

Gegenentwurf zu CFD nennt sich »Social Community<br />

Design« (SCD).<br />

Etwas mehr am Erfindergeist früherer F1-Epochen<br />

orientiert sich Colin Kolles. Da die Diskussion<br />

über breitere Reifen und größere Felgen<br />

nicht mehr besonders originell ist, entsinnt er<br />

sich des sechsrädrigen Tyrrell P34. Allerdings<br />

sind sechs Räder seitdem in der F1 verboten, also<br />

sagt sich HRT: Wozu überhaupt Räder, die kosten<br />

doch nur unnötig Geld! Da die Pirelli-Reifen<br />

ohnehin nichts taugen, nach zweieinhalb Kurven<br />

ruiniert sind und bis zu sechs Sekunden verlieren,<br />

tritt HRT komplett ohne Gummis an - dann<br />

spielt es auch keine Rolle mehr, <strong>das</strong>s die Dämpfer<br />

noch zwischen dem amerikanischen und spanischen<br />

Zoll hin- und herpendeln.<br />

Obwohl Lotus und HRT damit die Entwicklungsrichtung<br />

der zukünftigen F1-Boliden maßgeblich<br />

vorgeben, gibt es noch einen dritten<br />

entscheidenden Schlüsselfaktor - nennen wir ihn<br />

den »USF1-Approach«: Toaster. Die cleversten<br />

F1-Designer haben sich schon immer von Werken<br />

ihrer genialen Kollegen inspirieren lassen.<br />

Wenn also der Brabham-Staubsauger aus der<br />

Feder von Gordon Murray Niki Lauda 1978 zum<br />

Sieg beim Schweden GP in Anderstorp verhalf<br />

Wir wollen Kühe: Überholmanöver hin oder her, in Zukunft muss wieder in Magny Cours und Spielberg gefahren werden<br />

(und so überlegen war, <strong>das</strong>s er daraufhin von der<br />

FIA verboten wurde) sowie der USF1-Toaster die<br />

F1-Welt revolutioniert hätte, wenn sich nicht der<br />

ganze Erdball gegen Peter Windsor und Ken<br />

Anderson verschworen hätte, warum sollten die<br />

Chefdesigner und Aerodynamiker nicht auch die<br />

Funktionsweisen weiterer Haushaltsgeräte<br />

genauer unter die Lupe nehmen und diese in<br />

Betracht ziehen? »Blown diffuser« und »blown<br />

rear wing« waren gestern, man bedenke, was man<br />

mit einem kräftigen Fön nicht noch alles gehörig<br />

anblasen könnte... Dann wäre da noch ein handelsüblicher<br />

Quirl. Damit lassen sich wunderbar<br />

Luftverwirbelungen erzeugen, um nachfolgende<br />

Autos zu verlangsamen; quasi der Nachfolger der<br />

»Dirty Air« - die »Quirly Air«. Oder ein Blueray-<br />

Player. Anstelle eines Flywheels dreht sich eine<br />

Disc munter im Kreis und erzeugt so genügend<br />

Energie, um KERS und die neue Weihnachtslichterkette<br />

anzutreiben, die um den Frontflügel verläuft<br />

- so sind endlich auch in Korea, Australien<br />

und Malaysia Rennen nach Einbruch der Dunkelheit<br />

ohne Flutlicht möglich. Auch die FIA<br />

bedient sich im Haushaltswarensortiment ihres<br />

Vertrauens und erweitert Jo Bauers Prüfgeräte-<br />

Arsenal beim Scrutineering um ein Bügeleisen.<br />

Damit werden die flexiblen Frontflügel von Red<br />

Bull bei jedem Boxenstopp gerade gebügelt.<br />

48 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Aus dem äußerst beliebten Grund der Kostenlimitierung<br />

wird der Einsatz von Flow-Viz-Farbe<br />

verboten - also bunt angesprühten Hecks der<br />

Autos, um den Luftfluss zu überprüfen. Umso<br />

beliebter ist dafür Lebensmittelfarbe (ja, mit der<br />

zum Beispiel Ostereier gefärbt werden), um die<br />

fünfzehn verschiedenen Farbmarkierungen für<br />

die zukünftigen Pirelli-Reifenmischungen anzubringen.<br />

Um dem Sprühverbot entgegen zu wirken,<br />

erinnern sich die klugen Köpfe der Teams<br />

an ein anderes, vor einigen Jahren in F1-Kreisen<br />

regelmäßig eingesetztes Equipment: Peitschen.<br />

Zwei, drei am Heckflügel montierte Peitschen<br />

erfüllen denselben Zweck wie die Farbe, zeigen<br />

die Strömung auf und sehen nicht ganz so dämlich<br />

aus wie die mittlerweile übliche Buckelnase<br />

am McLaren. Wer diesen Trend in welchem Keller<br />

ins Rollen brachte, dürfen wir leider auch in<br />

der Zukunft nicht erwähnen...<br />

Die F1-Gimmicks der Zukunft<br />

KERS-Boost, verstellbare Heckflügel, Piepssignale<br />

beim Schalten und Flügelverstellen - sind die heutigen<br />

F1-Fahrer nur ferngesteuerte Statisten? Nicht<br />

umsonst sagte Niki Lauda vor einigen Jahren, <strong>das</strong>s<br />

selbst ein Affe die modernen F1-Autos fahren<br />

könne - bevor er sich bei einem Jaguar-Test<br />

Anfang 2002 auf seinen ersten drei Runden zwei<br />

Mal drehte. Um die vollkommene Überlastung<br />

der bedauernswerten »besten Piloten der Welt«<br />

zu verhindern, führt die FIA zukünftig ein Einheitslenkrad<br />

ein, <strong>das</strong> nur noch maximal zwei<br />

Knöpfe pro Hand erlaubt, die zudem mit den<br />

dicken Handschuhen leicht bedienbar sein müssen.<br />

Die Ausschreibung gewinnt Fisher-Price im<br />

Handumdrehen, da sie in der Produktsparte Baby-<br />

Spielzeug bereits genau <strong>das</strong> richtige Lenkraddesign<br />

auf Lager haben. Mit der Einführung der Plastik-<br />

Lenkräder mit ebenso großen wie bunten Knöpfen<br />

geht <strong>das</strong> Verbot von WLAN-Routern im Cockpit<br />

einher - damit konnten die Fahrer während des<br />

Rennens noch einmal schnell im Internet die<br />

Funktionen der 142 Knöpfe nachschlagen.<br />

Das tatsächlich<br />

geplante Motorenreglement<br />

2013<br />

Genug geflachst, <strong>das</strong> ist der bittere Ernst<br />

des Lebens: Diese Reglementänderungen<br />

plant die FIA tatsächlich für die neue<br />

Motorenformel ab der Saison 2013.<br />

1,6 Liter Vierzylinder-Motoren mit Benzin-<br />

Hochdruckeinspritzung bis zu 500 Bar und<br />

maximal 12.000 Umdrehungen/Minute.<br />

Motoren mit 35% weniger Benzinverbrauch<br />

und weitreichenden Energiemanagementund<br />

Energierückgewinnungs-Systemen -<br />

die aktuelle Leistungsstärke soll beibehalten<br />

werden.<br />

Ab 2013 sind nur noch fünf Motoren pro<br />

Fahrer und Saison erlaubt. Danach sinkt<br />

die Anzahl der verfügbaren Motoren auf<br />

nur noch vier.<br />

über an der Decke entlang fahren. Der neue Kurs<br />

in Russland wird mit einer Engstelle sowie einem<br />

erzwungenen Spurwechsel versehen, der nur in<br />

zuvor festgelegten Zonen der Strecke erlaubt ist,<br />

die per Blinksignal auf dem digitalen Visierdisplay<br />

des Fahrers eingeblendet werden. Auch ein<br />

Kreisverkehr in der Boxenein- und Ausfahrt<br />

gehört auf den neuen Kursen zum guten Ton.<br />

Nach einer groß angelegten Kampagne der<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Chefredaktion kehrt die<br />

Formel 1 auch nach Magny Cours und Spielberg<br />

zurück, um den Kuhfaktor in der Königsklasse<br />

zu steigern. In Österreich droht jedoch Ungemach:<br />

Um den Doppel-Looping mit Pyro-Effekten<br />

bei der Ein- und Ausfahrt umzusetzen, müssen<br />

zwei Erdwälle aufgeschüttet werden, was bei<br />

einem Anrainer zu erbitterten Protesten führt.<br />

Die F1-Motoren der Zukunft<br />

Vier Zylinder, Turbo und Biosprit, ja sogar Diesel<br />

schlossen die Regelhüter für <strong>das</strong> zukünftige<br />

F1-Motorenreglement nicht aus. Tatsächlich geht<br />

es aber noch viel weiter: Die Formel 1 erfüllt Max<br />

Mosley seinen lang ersehnten Traum und wird<br />

grün - in Zukunft müssen alle Motoren grün angemalt<br />

werden. Dafür dürfen dann aber nicht nur<br />

Turbomotoren, sondern richtige Flugzeugturbinen<br />

wie in Dragstern eingesetz werden - so lange<br />

sie eine Bedingung erfüllen: nach der experimentellen<br />

Erprobung auf den spanischen Autobahnen<br />

dürfen nun auch die F1-Motoren die Höchstgeschwindigkeit<br />

von 110 km/h nicht überschreiten.<br />

»Da wird es schwierig, wach zu bleiben«, kritisiert<br />

Fernando Alonso. Für eine Übergangsfrist müssen<br />

die Motoren zwei Jahre lang eingesetzt werden.<br />

Danach müssen sich Teamkollegen jeweils einen<br />

Motor teilen und mit je einer Hälfte starten, wenn<br />

sie denn anspringt. Die beiden Hälften werden<br />

zwischen den 35 Saisonrennen (aus Bernies Sicht<br />

leider immer noch knapp unter der Zielzahl des<br />

NASCAR-Vorbilds) in portablen Minikühlschränken<br />

eingefroren. Um Manipulationen und Gefrierbrand<br />

vorzubeugen, werden die Kühlschränke<br />

nach den Rennen verplombt und rund um die<br />

Uhr von Webcams überwacht, die live ins Internet<br />

gestreamt werden. Fans können für die Ice-Cams<br />

24/7 Online-Video-Pässe im Gegenwert eines<br />

richtigen Kühlschranks erwerben.<br />

MSM<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Die F1-Strecken der zukunft<br />

Aber nicht nur die Autos werden verändert, auch<br />

die Rufe der Fans sowie F1-Experten nach neuen<br />

Strecken werden erhört. Die erste Idee stammt<br />

direkt von Bernie Ecclestone: »Warum soll man<br />

es nicht zur Mitte eines Rennens ‚regnen‘ lassen<br />

- 20 Minuten lang, oder für die letzten zehn Runden.<br />

Vielleicht mit einer zweiminütigen Vorwarnung.«<br />

Auf Anweisung des Regenmanns werden<br />

auf allen Strecken Sprinkleranlagen installiert,<br />

aber nicht nur <strong>das</strong>: Hermann Tilke erinnert sich<br />

an seine erste Carrera-Rennbahn zurück und<br />

entwirft für die neuen Kurse einige Zusatzfeatures.<br />

Die Strecke in Austin, Texas erhält eine<br />

Steilkurve mit einem Neigungswinkel von 92<br />

Grad sowie einen Looping - immerhin könnten<br />

F1-Autos theoretisch ja ab einer Geschwindigkeit<br />

von 180 km/h in bestem Men-In-Black-Stil kopf-<br />

Wie wird die Formel-1-Zukunft wohl wirklich aussehen? Eins steht fest: Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> erfahren Sie es zuerst<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49


Interview.Vettel<br />

Das Kind im Weltmeister<br />

Der jüngste Pole-Mann, der jüngste GP-Sieger, der jüngste Weltmeister aller Zeiten -<br />

Sebastian Vettel hat die Formel 1 im Sturm erobert. Doch auch am Gipfel angekommen hat er sein<br />

Erfolgsrezept nicht vergessen: er hat <strong>das</strong> Kind im Manne bewahrt. Text: Karin Sturm<br />

MSM: Du hast immer gesagt, Dein Ziel sei es,<br />

Dich auch als Weltmeister nicht zu verändern.<br />

Hast Du <strong>das</strong> geschafft?<br />

SEBASTIAN VETTEL: Ich denke, bis jetzt<br />

schon... Sicher, man will sich weiter entwickeln<br />

und deshalb wird man sich als Mensch in gewissen<br />

Dingen auch verändern, aber der Kern sollte<br />

der gleiche bleiben. Ich glaube, <strong>das</strong> ist mir bis<br />

jetzt ganz gut gelungen.<br />

Was macht diesen Prozess besonders schwierig<br />

- und was hilft dabei?<br />

Das mag vielleicht etwas pauschal klingen, aber<br />

wenn man weiß, worauf es im Leben ankommt,<br />

was die wichtigen Dinge im Leben sind, dann<br />

fällt einem <strong>das</strong> nicht allzu schwer. Man darf vor<br />

allem nicht immer alles so ernst nehmen, was<br />

gesagt und geschrieben wird. Das sollte man<br />

sich als Leitsatz nehmen. Man ist nicht immer<br />

so gut, wie die Leute schreiben und sagen, aber<br />

auch nicht so schlecht. Mit dieser Maxime<br />

50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


kommt man ganz gut durch. Als Weltmeister<br />

hat man die Ehre, vorne zu stehen, die Nummer<br />

1 auf dem Auto zu haben, aber <strong>das</strong> hilft nicht<br />

dabei, schneller zu fahren. Man muss weiter<br />

alles aus dem Auto rausquetschen und sein<br />

Bestes geben.<br />

Crocodile Seb hatte beim<br />

Besuch einer australischen<br />

Farm viel Spaß<br />

Du selbst hast Dich nicht verändert - hat sich<br />

der Umgang anderer mit Dir verändert?<br />

Vielleicht, teilweise, aber nicht so, <strong>das</strong>s sich<br />

dadurch meine Welt verändert hätte. Vor allem<br />

deshalb, weil sich auch mein engeres Umfeld<br />

nicht verändert hat.<br />

Hat der Titelgewinn Dir noch mehr Sicherheit,<br />

noch mehr Selbstvertrauen gebracht - auch im<br />

Auftreten teamintern zum Beispiel?<br />

Es ist ja nicht so, <strong>das</strong>s ich mich vorher nichts<br />

getraut habe. Ich glaube, es ist wichtig, <strong>das</strong>s man<br />

teamintern auch mal den Mund aufmachen<br />

kann, ohne <strong>das</strong>s einem bange wird. In dieser<br />

Situation war ich auch schon vorher, bin es aber<br />

jetzt vielleicht noch einen Tick mehr, obwohl<br />

es nicht so deutlich ist, <strong>das</strong>s ich jetzt bewusst<br />

spüre, <strong>das</strong>s die Leute mir anders gegenüber treten.<br />

Ich fühle mich im Team sehr wohl, die<br />

Leute wissen, <strong>das</strong>s man mit mir viel Spaß haben<br />

kann. Aber wenn etwas Ernstes anliegt, dann<br />

kann es sein, <strong>das</strong>s es nichts zu lachen gibt.<br />

Du hast Deinen Vertrag bei Red Bull bis 2014<br />

verlängert. Auch, um Ruhe in eventuelle Wechselgerüchte<br />

und Diskussionen reinzubringen?<br />

Wenn, dann eher unbewusst. Es war sicher nicht<br />

Es gibt so viele ernste Dinge im Leben.<br />

Da muss man <strong>das</strong> Kind in sich ein<br />

bisschen bewahren .<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

so, <strong>das</strong>s es mir zu turbulent wurde, ich überlegt<br />

habe, was kann ich dagegen tun und ich deshalb<br />

einen neuen Vertrag unterschrieben hätte. Ich<br />

fühle mich im Team sehr wohl, dazu kommt,<br />

<strong>das</strong>s jeder Rennfahrer immer <strong>das</strong> beste Auto<br />

haben möchte - <strong>das</strong> habe ich derzeit bei Red<br />

Bull. Deshalb habe ich keine anderen Pläne. Für<br />

mich kam <strong>das</strong> nicht überraschend, es war etwas,<br />

was sich schon abgezeichnet hat.<br />

Spürst Du als amtierender Weltmeister eine<br />

besondere Verantwortung, dem Team, dem<br />

Sport, den Fans gegenüber?<br />

Eigentlich nicht. Ich glaube, man darf <strong>das</strong> nicht<br />

zu verkrampft oder ernst sehen. Unterm Strich<br />

darf man den Spaß an der Sache nicht verlieren.<br />

Es gibt so viele ernste Dinge im Leben. Da muss<br />

man schauen, <strong>das</strong>s man <strong>das</strong> Kind in sich ein<br />

bisschen bewahren kann und diesen Spaßfaktor<br />

nicht zu kurz kommen lässt.<br />

Was ist denn für Dich als Rennfahrer der<br />

größte Spaß?<br />

Immer noch <strong>das</strong> reine Fahren. Aber auch, hierher<br />

zu kommen, an die Strecke. Man hat ja auch<br />

Freundschaften mit Leuten im Team. Sie alle<br />

wieder zu sehen nach ein, zwei Wochen Pause,<br />

oder beim ersten Rennen, da freut man sich<br />

wirklich drauf. Es ist vielleicht ähnlich wie in<br />

einer Band. Wenn man sich mit den Leuten<br />

nicht versteht, dann ist es sicher schwer, jeden<br />

Tag zusammen im Bus zu sitzen, zu reisen, jeden<br />

Abend woanders zu schlafen. Da ist es <strong>das</strong> Entscheidende,<br />

<strong>das</strong>s man sich wohl fühlt.<br />

Du wirkst, bei allem Spaß und bei aller Lockerheit,<br />

inzwischen sehr reif und erwachsen.<br />

Fühlst Du Dich manchmal älter, als Du mit<br />

Deinen 23 Jahren eigentlich bist?<br />

Das kommt sicher daher, <strong>das</strong>s man ganz anders<br />

reif wird, wenn man von klein auf viel unterwegs<br />

ist, viel sieht und extrem viel mit Erwachsenen<br />

zu tun hat. Das lässt einen schneller reifen.<br />

Daher ist es wichtig, <strong>das</strong>s man die ganz<br />

normalen Dinge nicht vergisst... Es ist bei mir<br />

nicht so, <strong>das</strong>s ich nach Hause komme und bei<br />

einem Glas Rotwein am Tisch sitze und eine<br />

Zigarre rauche, wie <strong>das</strong> vielleicht bei einem<br />

älteren Herrn der Fall wäre, der <strong>das</strong> genießen<br />

würde. Es geht darum, <strong>das</strong>s man auch mal ganz<br />

normale Sachen macht, die andere in meinem<br />

Alter auch machen. MSM<br />

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History.Italien<br />

Text: Frederik Hackbarth<br />

Verlorene Talente<br />

Eine italienische Tragödie<br />

52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Die Scuderia Ferrari ist der ganze Stolz der<br />

<strong>Motorsport</strong>-nation Italien. Dabei gab es im<br />

Laufe der Jahrzehnte durchaus auch<br />

vielversprechende fAHrertalente – deren<br />

Geschichten endeten jedoch meist tragisch.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Italien wird im kollektiven Gedächtnis der Formel<br />

1 vornehmlich mit den Wörtern Ferrari,<br />

Monza und Tifosi assoziiert. Berühmte Fahrer<br />

aus der Mittelmeer-Republik gab es jedoch<br />

wenige. Obwohl über all die Jahre eine große<br />

Anzahl vielversprechender Piloten angetreten ist,<br />

hat es in jüngerer Vergangenheit nie zu besonderen<br />

Erfolgen gereicht. Zum 25. Todestag von<br />

Elio de Angelis und zehnten Todestag<br />

von Michele Alboreto kommen<br />

die Gedanken an eine verlorene<br />

Generation der Formel 1 wieder<br />

hoch. Doch auch abseits der beiden<br />

Ausnahmetalente hatte die <strong>Motorsport</strong>nation<br />

Italien viele gute Rennfahrer<br />

in ihren Reihen. Die meisten<br />

Schicksale endeten entweder<br />

abrupt und tragisch, oder ganz einfach<br />

in der Bedeutungslosigkeit des<br />

Haifischbeckens Formel 1. Seit<br />

1950 haben sich in der Formel 1<br />

beinahe 100 italienische Piloten<br />

versucht. Von Erfolg gekrönt waren<br />

die meisten dieser Bemühungen<br />

nicht. Lediglich in den Urzeiten<br />

gaben die Italiener den Ton an.<br />

Nino Farina wurde im Premierenjahr<br />

erster Formel-1-Weltmeister.<br />

1952 und 1953 tat es ihm Alberto<br />

Ascari gleich. Bei nur 32 GP-Starts<br />

in seiner Karriere, holte der Italiener<br />

13 Siege. Bedingt war der<br />

anfängliche Höhenflug zweifelsfrei<br />

durch die damals führenden Autohersteller<br />

Alfa Romeo, Ferrari, Lancia<br />

und Maserati. Glück brachte der<br />

Titel aber beiden Piloten nicht: Ascari verunglückte<br />

1955 bei Testfahrten in Monza tödlich.<br />

Farina ereilte elf Jahre später bei einem Verkehrsunfall<br />

<strong>das</strong> gleiche Schicksal.<br />

Bis heute, seit mittlerweile 58 Jahren, warten<br />

die Fans auf einen weiteren Titelträger aus Italien.<br />

Lediglich Mitte der 80er Jahre gelang es<br />

ein einziges Mal, <strong>das</strong>s wieder ein Italiener ernsthaft<br />

in einen Titelkampf eingreifen konnte. Zu<br />

Saisonbeginn 1985 wechselten sich Elio de<br />

Italienische SiEGE<br />

in der Formel 1<br />

Alberto Ascari 13<br />

Ricardo Patrese 6<br />

Nino Farina 5<br />

Michele Alboreto 5<br />

Giancarlo Fisichella 3<br />

Elio de Angelis 2<br />

Luigi Fagioli 1<br />

Pietro Taruffi 1<br />

Luigi Musso 1<br />

Giancarlo Baghetti 1<br />

Lorenzo Bandini 1<br />

Ludovico Scarfiotti 1<br />

Vittorio Brambilla 1<br />

Alessandro Nannini 1<br />

Jarno Trulli 1<br />

Angelis und Michele Alboreto sogar mit der<br />

WM-Führung ab. Letzterer konnte mit seinem<br />

Ferrari bis weit in die zweite Saisonhälfte die<br />

Spitzenposition verteidigen. Mit dem späteren<br />

Weltmeister Alain Prost vermochte er aufgrund<br />

platzender Motoren jedoch nicht mitzuhalten<br />

und musste sich mit Rang 2 begnügen. So richtig<br />

erholte sich seine Karriere nach dieser Niederlage<br />

nie mehr. Als der Titel mit<br />

vier Ausfällen in den letzten vier<br />

Rennen verloren ging, schwand<br />

scheinbar auch Alboretos Motivation.<br />

Hinterher unterlag er klar in<br />

den teaminternen Duellen gegen<br />

Stefan Johansson und Gerhard<br />

Berger. Die einzige Chance <strong>das</strong><br />

Steuer nochmals herumzureißen,<br />

verpasste er in Monza 1988 ganz<br />

knapp: Als der führende Ayrton<br />

Senna beim Überrunden über<br />

Jean-Louis Schlesser stolperte und<br />

Berger im ersten Rennen nach<br />

dem Tod des legendären Enzo<br />

Ferrari den Heimsieg für die Scuderia<br />

erbte, stand »Michele Nationale«<br />

als Zweiter abermals im<br />

Schatten. Damit war <strong>das</strong> Kapitel<br />

Ferrari für ihn geschlossen. Mit<br />

Tyrrell, Larrousse, Footwork, Scuderia<br />

Italia und Minardi folgte bis<br />

einschließlich 1994 eine lange Leidenszeit<br />

in den niederen Regionen<br />

des PS-Zirkus. Doch die <strong>Motorsport</strong>-Laufbahn<br />

des Mailänders<br />

ging abseits der Formel 1 weiter.<br />

Nach Auftritten in Amerika kam<br />

Alboreto zurück nach Europa und zeigte seine<br />

fahrerische Qualität auf der Langstrecke: 1997<br />

gewann er die 24 Stunden von Le Mans. Das<br />

traurige Ende folgte vier Jahre später. Am frühen<br />

Abend des 25. April 2001 verunglückte<br />

Alboreto bei Testfahrten für Audi auf dem Test-<br />

Oval neben dem EuroSpeedway tödlich. Nach<br />

einem Reifenschaden an der Hinterachse des<br />

R8, hob der Bolide bei Tempo 300 ab und landete<br />

jenseits der Leitplanken neben dem →<br />

Seit 1950 haben<br />

sich beinahe<br />

100 italiener<br />

versucht. Von<br />

Erfolg gekrönt<br />

waren die<br />

bemühungen nicht.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53


History.Italien<br />

Michele Alboreto konnte sich bei der<br />

Scuderia nicht durchsetzen – ein verpasster<br />

Titel stürzte ihn in ein Loch<br />

Die italienischen<br />

Formel-1-Piloten<br />

lassen sich in<br />

drei Kategorien<br />

einteilen: An der<br />

Spitze stehen die<br />

zwei Weltmeister,<br />

sowie die Toppiloten<br />

mit mehr<br />

als einem gp-Sieg<br />

auf dem Konto.<br />

Kurs - Alboreto blieb ohne Chance. Exakt 15<br />

Jahre zuvor war Alboretos Freund und Landsmann<br />

Elio de Angelis im südfranzösischen Le<br />

Castellet bei einem ähnlichen Unfall gestorben.<br />

Die zwei Piloten waren die beiden größten italienischen<br />

Talente ihrer Generation. Der große<br />

Wurf blieb jedoch beiden verwehrt und sie<br />

bezahlten ihre Leidenschaft mit dem Leben.<br />

Der Unfall von De Angelis in Le Castellet lief<br />

vergleichbar zum Alboreto-Unglück ab. Auch<br />

der Römer hob ab, überschlug sich und prallte<br />

mit 290 km/h auf die Leitplanken - die Ursache<br />

war ein Bruch des Heckflügels. Der Brabham<br />

ging nach dem Crash in Flammen auf. An der<br />

menschenleeren Teststrecke waren keine Rettungskräfte<br />

vor Ort, die dem damals 28-Jährigen<br />

hätten helfen können. De Angelis konnte sich<br />

nicht alleine aus dem brennenden Wrack<br />

befreien, erlitt eine Rauchvergiftung, sowie<br />

einen Herzinfarkt und verstarb am folgenden<br />

Tag im Krankenhaus. De Angelis war erst vor<br />

der Saison 1986 zu Brabham gewechselt, nachdem<br />

er zuvor sechs Jahre für Lotus gefahren<br />

war. Trotz seines großen Talents konnte »der<br />

schwarze Prinz« über die Jahre nur zwei Grand<br />

Prix gewinnen. 1984 wurde er immerhin WM-<br />

Dritter und war zudem lange Zeit der jüngste<br />

Pilot, der jemals auf dem Podium gestanden<br />

war. Der Sohn eines wohlhabenden Power-<br />

Boot-Champions und begnadete Konzertpianist,<br />

der einst auch im ZDF-Sportstudio vor<br />

verzückten Zuschauern Klavier spielte, galt als<br />

einer der letzten Gentlemen der Formel 1. Vom<br />

Wechsel zu Brabham und dem gewagten Design<br />

des BT55 erhoffte er sich einen Karrieresprung<br />

- dieser endete in einer Tragödie.<br />

Fortuna war den italienischen Piloten ohnehin<br />

nie hold. Ganz gleich wie erfolgreich -<br />

tragische Ereignisse ziehen sich wie ein roter<br />

Faden durch die italienische Rennsport-Historie.<br />

Insgesamt ließen sieben Italiener bei Rennen<br />

oder Testfahrten in der Königsklasse ihr Leben.<br />

Zwei besondere Fälle waren die Talente Giunti<br />

und Paletti, die ihr wahres Potential ob ihres<br />

frühen Todes nie zeigen konnten. Ignazio Giunti<br />

wurde bei seinem ersten Rennen in Spa 1970<br />

auf Anhieb Vierter und hatte in der Folge bereits<br />

einen Ferrari-Vertrag für 1971 in der Tasche.<br />

Er nahm überdies am Sportwagenprogramm<br />

der Italiener teil - noch vor der Saison verunglückte<br />

er im Winter in Buenos Aires tödlich.<br />

Nie beweisen konnte sich auch Ricardo Paletti,<br />

der bei seinem zweiten Start 1982 in Kanada in<br />

<strong>das</strong> Heck von Didier Pironi rauschte und<br />

anschließend seinen Verletzungen erlag.<br />

Die italienischen F1-Piloten lassen sich in drei<br />

Kategorien einteilen: An der Spitze stehen die<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Dass der »italienische<br />

Fluch«<br />

übertragbar<br />

ist, zeigt <strong>das</strong><br />

Beispiel Jean<br />

Alesi. Der Franzose<br />

wurde ob<br />

seiner langen<br />

Tätigkeit für<br />

Ferrari von den<br />

tifosi mehr geliebt,<br />

als die einheimischen<br />

f1-Piloten<br />

Alex Zanardi ist ein<br />

weiteres Beispiel<br />

für einen erfolglosen<br />

italienischen<br />

F1-Fahrer, der<br />

aber in anderen<br />

Rennklassen einige<br />

Erfolge sammelte<br />

zwei Weltmeister, sowie die Top-Fahrer mit mehr<br />

als einem Sieg auf dem Konto. Zu diesen gehören<br />

neben De Angelis und Alboreto der ehemalige<br />

GP-Rekordstarter Ricardo Patrese und Giancarlo<br />

Fisichella. Dahinter folgen neun italienische<br />

Piloten mit nur einem einzigen Sieg. Hervorzuheben<br />

sind unter diesen Lorenzo Bandini, der<br />

lediglich 1964 in Österreich gewann und drei<br />

Jahre später bei einem Unfall in Monaco verbrannte<br />

- seiner Beerdigung in Italien wohnten<br />

100.000 Menschen bei - sowie Alessandro Nannini,<br />

der 1989 durch Ayrton Sennas Disqualifikation<br />

in Japan zum Sieger erklärt wurde. Nur<br />

ein halbes Jahr später wurde dem Bruder der<br />

Sängerin Gianna Nannini bei einem Hubschrauberabsturz<br />

jedoch die rechte Hand abgetrennt.<br />

Obwohl die Hand wieder angenäht werden<br />

konnte, war die F1-Karriere des Unternehmer-<br />

Sohns aus Siena in der Folge beendet.<br />

Die letzte Gruppe bildet eine breite Masse aus<br />

glücklosen Talenten, unter der sich besonders<br />

in den späten 80er Jahren einige klangvolle<br />

Namen aus dem Mittelfeld wiederfinden. Insbesondere<br />

Pechvogel Andrea de Cesaris, der bei<br />

208 Rennstarts nie gewinnen konnte, und der<br />

talentierte Ivan Capelli, der bei March zwei Mal<br />

knapp einen Sieg verpasste, bleiben in Erinnerung.<br />

Pierluigi Martini schaffte es in über zehn<br />

Jahren nicht einmal aufs Podest und mit Stefano<br />

Modena, Teo Fabi, Nicola Larini, Gianni Morbidelli,<br />

Tourenwagen-Weltmeister Gabriele<br />

Tarquini und Le-Mans-Veteran Emanuele Pirro<br />

scheint die Liste der Gescheiterten unendlich<br />

lang. Ein besonderer Fall ist Alex Zanardi. Der<br />

Italiener versuchte sich gleich zwei Mal in der<br />

Formel 1, blieb jedoch farblos, obwohl er in<br />

Amerika große Erfolge erzielen konnte. Die<br />

weitere Tragik mit Zanardis schwerem Unfall<br />

auf dem Lausitzring - ausgerechnet im gleichen<br />

Jahr und auf der gleichen Strecke, auf der Alboreto<br />

sein Leben ließ - bei dem er beide Beine<br />

verlor, ist bekannt. Beispiele aus der Neuzeit<br />

bilden Langzeittester Luca Badoer, der bei 50<br />

Starts keine Punkte holen konnte, und GP2-<br />

Champion Giorgio Pantano, der sich in der<br />

Formel 1 nie durchsetzte, obwohl er zu Kartzeiten<br />

noch als Jahrhunderttalent gefeiert<br />

wurde. Dass der »italienische Fluch« auch übertragbar<br />

ist, zeigt <strong>das</strong> Beispiel Jean Alesi. Der<br />

Franzose wurde ob seiner langen Tätigkeit für<br />

Ferrari von den italienischen Fans mehr geliebt,<br />

als die einheimischen Piloten und gefühlt zum<br />

Landsmann erklärt. Was somit am Ende zu<br />

Buche stand, war genau ein einziger Sieg in<br />

Kanada 1995. Die Ironie des Schicksals will es,<br />

<strong>das</strong>s Alesi als Tribut seit jeher mit dem Helmdesign<br />

von Elio de Angelis antrat.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55


story.Finanzierung


Money, Money, Money<br />

»In der Formel 1 geht es nur ums Geld«, sagt HRT-Teamchef<br />

Colin Kolles offen. Während seinem Team aber <strong>das</strong> Geld hinten und<br />

vorne fehlt, haben andere Rennställe neue Geldquellen<br />

erschlossen - die einen an der Börse, die anderen bei reichen<br />

Männern in der Wirtschaft und Politik.<br />

Text: Karin STURM<br />

Fotos:adrivo/Sutton, williams, sauber<br />

Ein Formel-1-Rennfahrer, der auf Kundgebungen<br />

seines Staatschefs Parolen von Vaterland und<br />

Sozialismus skandiert, ein russischer Ministerpräsident,<br />

der ein paar Runden in einem Formel-<br />

1-Auto drehen darf: Keine abwegige Fantasie<br />

mehr, sondern <strong>das</strong> reale Ergebnis eines neuen<br />

Geschäftsmodells. Die Formel 1 hat die Politik<br />

entdeckt, oder die Politik die Formel 1, wie auch<br />

immer, <strong>das</strong> Interesse ist jedenfalls beidseitig.<br />

Für die Formel-1-Teams sind nach dem Rückzug<br />

vieler Automobilhersteller und dem immer<br />

stärkeren Versiegen der Geldquellen »normaler«<br />

Sponsoren von Banken bis zu Großkonzernen<br />

die, vorsichtig ausgedrückt, macht- und publicity-bewussten<br />

Politiker vom Schlage eines Hugo<br />

Chavez oder Wladimir Putin begehrte neue<br />

Finanziers. Und die Politiker sehen die Formel 1<br />

als ideale Spielwiese zur eigenen Imageaufbesserung<br />

- nicht umsonst fuhr Putin letztes Jahr in<br />

St. Petersburg bei einem Renault-PR-Event ein<br />

Formel-1-Auto. Die Politiker können sich<br />

dadurch an ihre Fahnen heften, <strong>das</strong>s durch sie<br />

junge Fahrer aus ihren Ländern den Sprung in<br />

die Königsklasse schaffen. Was dabei gerne verschwiegen<br />

wird: bei diesen Fahrern hätte <strong>das</strong><br />

reine Talent vielleicht nicht dazu gereicht, zu so<br />

hohen <strong>Motorsport</strong>ehren zu gelangen. Dafür müssen<br />

dann andere Nachwuchspiloten, solche mit<br />

weniger Geld, aber durchaus mehr Talent, die<br />

Peter Sauber suchte nach neuen Finanzierungswegen<br />

für sein Formel-1-Team. Er wurde bei Carlos Slim und mit<br />

dem neuen Sauber Club One fündig<br />

Rolle des Ersatzfahrers antreten oder ihre Laufbahn<br />

gar ganz in andere Bahnen lenken.<br />

Schon in der vergangenen Saison fuhr der<br />

Russe Vitaly Petrov bei Renault - nachdem sich<br />

der französische Automobilhersteller als Finanzier<br />

sehr weit zurückgezogen hatte, setzte der<br />

neue Teambesitzer Gerard Lopez aus Luxemburg<br />

auf Petrov und seine Verbindungen. Denn es geht<br />

nicht nur um direkte russische Sponsorengelder<br />

- obwohl zeitweise kolportiert wurde, Petrov habe<br />

sich mit 15 Millionen Euro Mitgift angeboten.<br />

Dass die wirklich komplett geflossen sind, wird<br />

in der Szene bezweifelt. Aber was für den Finanz-<br />

Investor Lopez viel wichtiger ist: Petrov hat ihm<br />

den riesigen russischen Markt für sein Business<br />

geöffnet - und gerade mit Blick auf den ersten<br />

russischen Grand Prix, der für 2013 in Sotschi<br />

geplant ist, erwartet er sich für die Zukunft noch<br />

größere Gewinne. Renault-Teamchef Eric Boullier<br />

wäre Petrov, der leistungsmäßig in seiner<br />

ganzen Rookie-Saison kaum überzeugen konnte,<br />

außer vielleicht im letzten Rennen, als er<br />

Fernando Alonso in Schach hielt und damit<br />

Sebastian Vettel den WM-Titel sicherte, gern<br />

losgeworden, musste den Russen dann aber doch<br />

behalten... Immerhin schaffte er es in Melborne<br />

zum Auftakt im Qualifying auf Platz sechs und<br />

im Rennen sensationell auf <strong>das</strong> Podium - aber<br />

seine Fehlerquote gilt allgemein immer noch als<br />

sehr hoch.<br />

Bei Williams, einem Traditionsteam, <strong>das</strong> aber<br />

durch den Rückzug von vier großen Sponsoren<br />

mindestens 20 Millionen Euro verlor, wurde der<br />

Deutsche Nico Hülkenberg ein Opfer der Venezuela-Connection.<br />

Pastor Maldonado, 2010 zwar<br />

Meister in der Nachwuchsserie GP2, aber nach<br />

Expertenansicht nicht gerade ein Supertalent,<br />

rühmt sich direkter Beziehungen zu Venezuelas<br />

Staatschef Hugo Chavez. Der finanziert ihm <strong>das</strong><br />

Abenteuer Formel 1, auf dem Umweg über die<br />

staatliche venezolanische Ölgesellschaft →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57


story.Finanzierung<br />

Williams sucht sein<br />

Glück an der Frankfurter<br />

Börse. Doch der<br />

Börsengang brachte<br />

bislang nur fallende<br />

Kurse und weniger<br />

Geld als erwartet<br />

PDVSA. 24 Millionen pro Jahr, und <strong>das</strong> über drei<br />

Jahre, sollen Maldonado und sein Manager Nicolas<br />

Todt, der Sohn des amtierenden FIA-Präsidenten<br />

Jean Todt, geboten haben.<br />

Williams-Geschäftsführer Adam Parr, der bei<br />

entsprechenden Events in Venezuela dann auch<br />

schon mal <strong>das</strong> große Loblied auf die Politik des<br />

nicht gerade immer sehr demokratisch agierenden<br />

Chavez singt, griff zu. Ein anderer, bei<br />

dem sich Maldonado ebenfalls angeboten hatte,<br />

lehnte ab: dem Schweizer Peter Sauber war die<br />

ganze Geschichte nicht geheuer, erstens ist er<br />

nicht völlig überzeugt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> versprochene<br />

Geld auch wirklich kommt, zweitens macht er<br />

sich auch Gedanken über die politische Abhängigkeit.<br />

Wobei er sich auch Sorgen um Williams<br />

macht, denn wenn <strong>das</strong> Ganze nicht funktioniert,<br />

»dann erwischt es eines der alten, wirklich traditionellen<br />

Teams, eines derjenigen, die die Formel<br />

1 doch eigentlich ausmachen sollten.«<br />

Freilich hatte Sauber auch eine der heute seltenen<br />

»konventionellen« Alternativen: Bei ihm<br />

finanziert der reichste Mann der Welt, der mexikanische<br />

Telmex-Chef Carlos Slim, dem jungen<br />

mexikanischen Nachwuchsfahrer Sergio Perez<br />

einen Platz in der Formel 1 - und Sauber damit<br />

einen Teil des Teambudgets, »wobei die größten<br />

Anteile immer noch aus den FOM-Geldern kommen«.<br />

Manche Zahlen über <strong>das</strong> Mexiko-Engagement<br />

sollen auch maßlos übertrieben gewesen, da<br />

schwirrten Summen von 30 Millionen durch die<br />

Gegend - die Hälfte etwa dürfte realistischer sein....<br />

Bei William scheint aber selbst <strong>das</strong> Finanzierungsmodell<br />

Venezuela nicht ausreichend zu<br />

In London hätte man beim Börsengang viel mehr<br />

interne Finanzdaten offenlegen müssen - was <strong>das</strong><br />

Team offensichtlich nicht wollte. Die Skepsis bei<br />

Finanzexperten über die Seriösität der ganzen<br />

Aktion war dann auch überall deutlich zu spüren.<br />

sein. Oder wollte man sich absichern, falls die<br />

Geldquelle doch nicht so sprudeln sollte wie die<br />

Ölquellen im fernen Südamerika? Jedenfalls ging<br />

man mit dem Team auch an die Börse, um an<br />

weitere Millionen zu kommen. An die Frankfurter<br />

allerdings, nicht an die Londoner - was für<br />

ein englisches Team ja eigentlich naheliegender<br />

gewesen wäre. Hintergrund: In London hätte<br />

man beim Börsengang viel mehr interne Finanzdaten<br />

offenlegen müssen - was <strong>das</strong> Team offensichtlich<br />

nicht wollte. Die Skepsis bei Finanzexperten<br />

über die Seriösität der ganzen Aktion war<br />

dann auch überall deutlich zu spüren.<br />

Und selbst in Formel-1-Kreisen - oder vielleicht<br />

gerade dort - schüttelten die meisten auf<br />

die Frage, ob sie denn diese Aktie kaufen würden,<br />

nur grinsend den Kopf. Der Erlös blieb dann<br />

auch um ein Viertel hinter den Erwartungen<br />

zurück: 60 statt der erhofften 80 Millionen Euro<br />

kamen in die Kasse. Und die sollen auch nicht<br />

wirklich in <strong>das</strong> Team fließen - sondern in erster<br />

Linie in die Taschen des bisherigen Williams-<br />

Mitbesitzers Patrick Head, der seine Anteil verkaufen<br />

und aussteigen möchte.<br />

Dass es auch neue Ideen zur Geldvermehrung<br />

gibt, zeigt der Sauber Club One. Normalerweise geht<br />

es in der Formel 1 um Pomp, um den großen Auftritt<br />

und um <strong>das</strong> Sehen und Gesehen werden. Dementsprechend<br />

ist es schwer vorstellbar, <strong>das</strong>s sich Investoren<br />

bemühen könnten, denen ein großer öffentlicher<br />

Auftritt nicht zusagt. Doch davon soll es laut<br />

Sauber einige geben. Mit dem Sauber Club One<br />

haben Unternehmen die Möglichkeit, Netzwerkarbeit<br />

zu betreiben, ohne gleichzeitig befürchten zu<br />

müssen, durch einen öffentlichen Auftritt irgendwelche<br />

Image-Fragen beantworten zu müssen, sollte<br />

es in der Königsklasse wieder zu Skandalen kommen<br />

oder in wirtschaftlich klammen Zeiten bekrittelt<br />

werden, <strong>das</strong>s man in der Formel 1 sein Geld ausgibt.<br />

»Wir haben bei vielen Gesprächen gemerkt, <strong>das</strong>s es<br />

dieser Tage ein Problem ist, <strong>das</strong>s viele große Marken<br />

vielleicht nicht so offen mit der Formel 1 in Verbindung<br />

stehen wollen«, erklärt Sauber-Geschäftsführerin<br />

Monisha Kaltenborn. Das Team schweigt sich<br />

allerdings darüber aus, wie viele Mitglieder der Sauber<br />

Club One hat - die Idee soll jedoch funktionieren.<br />

Aber <strong>das</strong> behauptet Williams ja auch von seinem<br />

Börsengang.<br />

Fotos:williams<br />

58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


motorsport<br />

Foto: adrivo/Sutton<br />

Überschlag in St. Petersburg:<br />

Marco Andretti überschlug sich über<br />

<strong>das</strong> Indycar von Scott Dixon<br />

Umfrage<br />

Hätte David Coulthard 2011 einen<br />

Neuwagen verdient?<br />

Nein, ihm fehlt die nötige Erfahrung 57%<br />

Ja, er konnte in seiner Debütsaison überzeugen 22%<br />

Er verdient Neuwagen mehr als Ralf Schumacher 21%<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Immer wenn ich ohne<br />

Pokal nach Hause komme,<br />

fragt mich meine Tochter,<br />

ob ich einen Unfall<br />

gebaut hätte.«<br />

WTCC-Pilot Tom Coronel muss sich zu Hause rechtfertigen<br />

Kommentar: Die leTZTe CHANCe<br />

Nach über 100 Rennen und nur vier Siegen wurde Martin Tomczyk bei Audi in einen Jahreswagen verfrachtet. Dort<br />

soll es für ihn die Chance auf einen Neuanfang geben, doch viel mehr ist es die letzte Chance. Bringt der Rosenheimer<br />

keine Leistung und setzt sich nicht gegen die drei Neueinsteiger durch, droht ihm <strong>das</strong> DTM-Aus. Ein fünfter Rennsieg<br />

muss her, doch dafür braucht er ein perfektes Wochenende. Die DTM-Zukunft von Tomczyk könnte letztlich<br />

vom Gewicht der Jahreswagen in dieser Saison abhängen. Für den Routinier zählt jedes Kilo und jeder Punkt –<br />

sonst sucht er 2012 einen neuen Job. Fabian Schneider<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59


Story.Hockenheim<br />

Denkwürdige Momente<br />

Jedes Jahr startet die DTM in Hockenheim mit spektakulären Rennen in die Saison.<br />

Ob Siege, packende Duelle zwischen Audi und Mercedes oder atemberaubende Unfälle – der Saisonauftakt<br />

in Hockenheim ist ein Ereignis, <strong>das</strong> eine Reise wert ist. Text: Marion Rott<br />

Dreher mit Folgen<br />

Der wohl spektakulärste Auftakt in eine DTM-<br />

Saison ereignete sich 2007. Audi-Pilot Tom Kristensen<br />

drehte sich nach einer leichten Berührung<br />

eingangs der Parabolika und stand quer zur Fahrbahn.<br />

Mit 200 km/h rammte anschließend Teamkollege<br />

Alexandre Prémat den Dänen. Die Teile<br />

flogen und die rote Flagge wurde geschwenkt.<br />

Während sich der Franzose, trotz eines später<br />

diagnostizierten Lendenwirbelrisses, selbst aus<br />

seinem Auto befreien konnte, musste Kristensen<br />

aus seinem völlig zerstörten Wrack geschnitten<br />

werden. Nach ersten Untersuchungen erlitt der<br />

Däne zwar nur Prellungen, musste allerdings in<br />

der Folge drei Rennen pausieren.<br />

DTM-Saisonauftakt in Hockenheim - live dabei:<br />

Das günstigste Wochenendticket gibt es bereits<br />

ab 20 € im Vorverkauf, für 15 € sind Sie am<br />

Rennsonntag dabei. Fahrerlagertickets kosten<br />

für <strong>das</strong> Wochenende im Vorverkauf 20 Euro.<br />

Das spezielle Family-Ticket (nur im Vorverkauf)<br />

für zwei Erwachsene und zwei Kinder bis einschließlich<br />

14 Jahren ist ab 85 € für <strong>das</strong><br />

Wochenende (inklusive Fahrerlager) erhältlich.<br />

Mehr unter: Ticket-Hotline 06205 - 950222 oder<br />

www.hockenheimring.de<br />

Haube ab<br />

Nach einer turbulenten Anfangsphase trafen sich<br />

die Piloten in der Spitzkehre des Hockenheimrings,<br />

die für heiße Fights bekannt ist. Mit<br />

Geschwindigkeitsüberschuss aus der Parabolika<br />

übertrieb es Gary Paffett 2009, schoss in die Kurve<br />

und in Audi-Pilot Alexandre Prémat. Doch wirklich<br />

spektakulär wurde es, als der Brite auf die<br />

Gerade einbog und seine Motorhaube wild durch<br />

die Luft flog. Unglücklicherweise war ausgerechnet<br />

sein Teamkollege Ralf Schumacher <strong>das</strong> Opfer<br />

der Hauben-Attacke. Sein Mercedes wurde an der<br />

Frontscheibe eingedrückt und Schumacher musste<br />

<strong>das</strong> Rennen kurz darauf beenden.<br />

Wand geküsst<br />

Auch Jean Alesi machte Bekanntschaft mit der<br />

Umgebung der Spitzkehre. Im Jahr 2002 verschätzte<br />

sich der Franzose und nahm am Kurvenausgang<br />

den Umweg über die asphaltierte<br />

Auslaufzone, um kurze Zeit später wieder auf die<br />

Strecke zurückzukehren. Doch hier wurde er<br />

nicht mit offenen Armen empfangen. Alesi wurde<br />

abgedrängt und prallte mit hoher Geschwindigkeit<br />

in eine Mauer. Sein Mercedes schoss in die<br />

Luft und die Einzelteile flogen. Doch Alesi, der<br />

auf der Strecke stehen blieb, konnte seinen<br />

Wagen unverletzt verlassen.<br />

Erster Sieg als Auftakt<br />

Gary Paffett, mittlerweile DTM-Champion und<br />

Formel-1-Testfahrer, begann seine grandiose<br />

DTM-Laufbahn auf dem Hockenheimring. 2004<br />

gewann der Brite hier <strong>das</strong> erste DTM-Rennen<br />

seiner Karriere. Und <strong>das</strong> bei seinem ersten Auftritt<br />

in einem neuen Auto. Zwar war sein Sieg<br />

durch eine Reihe von Ausfällen und Unfällen<br />

begünstigt, doch die Tribünen jubelten dem<br />

gerade einmal 23-Jährigen frenetisch zu.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, dtm<br />

60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


HOCKENHEIM<br />

29.4. – 1.5.<br />

www.dtm.com<br />

www.hockenheimring.de<br />

+49 6205 950222


Story.Spielberg<br />

D a s g r o S S e<br />

Comeback<br />

Nach siebenjähriger Abstinenz kehrt die DTM nach<br />

österreich zurück. Austragungsort ist wieder spielberg,<br />

vielen besser als Österreichring oder A1-Ring bekannt.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Mit dem DTM-Rennen am 5. Juni feiert eine<br />

Legende ihre motorsportliche Auferstehung.<br />

Trotz eines neuen Namens erinnert der ehemalige<br />

A1-Ring an die Glanzzeiten vergangener<br />

Tage. Der frühere Österreichring galt in der Vergangenheit<br />

als Hochgeschwindigkeitsstrecke und<br />

als schnellster Kurs im F1-Rennkalender. Um die<br />

geschichtsträchtige Charakteristik beizubehalten,<br />

wurde <strong>das</strong> Streckenlayout nicht verändert. »Die<br />

Strecke liegt in unmittelbarer Nähe zu den Bergen<br />

und hat deshalb viele Steigungen. Das macht<br />

die Strecke sehr interessant. Außerdem hat sie<br />

einige lange Geraden und enge Haarnadelkurven,<br />

die sich gut zum Überholen eignen. Es gibt auch<br />

Faktbox:<br />

Streckenlänge: 5,9 Kilometer<br />

(4,326 Kilometer verkürzte F1-Variante)<br />

Kurven: 10<br />

Zuschauerkapazität: 25.000<br />

Formel 1: 1969-1987 & 1997-2003<br />

DTM: 2001-2003<br />

einige schnelle Kurven - Spielberg ist eine<br />

Strecke, auf der ich wirklich gerne fahre«, verrät<br />

Mercedes-Pilot Gary Paffett, der schon mit der<br />

DTM und der Formel 3 auf dem alten A1-Ring<br />

gefahren ist.<br />

Dieses Jahr werden Paffett & Co. den dritten<br />

Lauf der Deutschen Tourenwagen Masters auf<br />

der rund sechs Kilometer langen Grand-Prix-<br />

Strecke austragen. Bereits von 2001 bis 2003 war<br />

die DTM auf dem damaligen A1-Ring in der<br />

Steiermark zu Gast. In diesen drei Jahren durften<br />

sich die Mercedes-Fahrer Bernd Schneider und<br />

Marcel Fässler (zwei Mal) in die Siegerliste eintragen.<br />

Auch Paffett ist die Strecke in guter Erinnerung<br />

geblieben: »Die Strecke hat mir wirklich<br />

Spaß gemacht! 2003 hatte ich dort sogar mein<br />

bestes Rennen der Saison. Ich bin dort mit einem<br />

Jahreswagen auf den sechsten Platz gefahren. Das<br />

war ein tolles Ergebnis«, erzählt der Brite. Nach<br />

2003 verstummten die Motoren in Spielberg und<br />

eine wahre Odyssee begann.<br />

→<br />

Fotos: adrivo / sutton<br />

62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Story.Spielberg<br />

Die Steiermark war ein gutes Pflaster für<br />

Mercedes: Bei drei Rennen auf dem<br />

A1-Ring gewann drei Mal ein Mercedes-<br />

Fahrer: Neben Bernd Schneider war zwei<br />

Mal Marcel Fässler erfolgreich<br />

2004 kaufte Red Bull <strong>das</strong> Gelände und nur<br />

wenig später rollten die ersten Bagger an. Der<br />

A1-Ring wurde abgerissen, an dessen Stelle sollte<br />

ein gigantisches <strong>Motorsport</strong>zentrum entstehen.<br />

Doch die Anwohner und <strong>das</strong> Umweltamt stellten<br />

sich quer, was zur Folge hatte, <strong>das</strong>s die Strecke<br />

jahrelang brach lag. Erst im März 2008 kramte<br />

der Besitzer seine Pläne wieder hervor und stellte<br />

einen Antrag zur Reaktivierung des Kurses als<br />

Rennstrecke mit Publikumscharakter. Am 3.<br />

April 2008 folgte die offizielle Bekanntmachung,<br />

<strong>das</strong>s der Kurs in der Form des alten A1-Rings<br />

aufgebaut und saniert werden soll. Bereits im<br />

Herbst wurde fleißig an der Strecke gearbeitet.<br />

Es wurde ein neuer Verbindungstunnel zwischen<br />

Zugangsstraße und Paddock gebaut, die Boxengebäude<br />

neu errichtet.<br />

An der Stelle der alten Haupttribüne wurde ein<br />

Erdwall aufgeschüttet, auf dem drei Tribünenblöcke<br />

entstanden. Im September 2010 wurde die erste<br />

Die Strecke liegt in den<br />

Bergen und hat viele Steigungen.<br />

Das macht sie sehr<br />

interessant. AussErdem<br />

hat sie lange Geraden und<br />

enge Haarnadelkurven, die<br />

sich gut zum Überholen eignen.<br />

Asphaltschicht aufgetragen, zwei Monate später<br />

waren die Arbeiten am Asphalt und den Auslaufzonen<br />

abgeschlossen. Die Kerbs wurden bemalt<br />

und auf der Naturtribüne die Sitzreihen verankert.<br />

»Die Rennstrecke ist fertig. Die Strecke wurde von<br />

der FIA homologiert, die Abnahme erfolgte durch<br />

Charlie Whiting. Der neue Kurs erhielt den ersten<br />

Grad der FIA, was bedeutet, <strong>das</strong>s der Kurs auch<br />

für F1-Rennen zugelassen ist. Allerdings planen<br />

wir im Moment nicht mit der Formel 1«, sagt<br />

Geschäftsführer Thomas Tebbich. Das Comeback<br />

des Österreichrings ist auch so gelungen.<br />

Chronologie<br />

Die Geschichte der Rennstrecke in Spielberg<br />

beginnt 1957 mit dem Flugplatzrennen von Zeltweg,<br />

<strong>das</strong> bis 1964 stattfindet. Der Österreichring in<br />

Spielberg wird 1969 eröffnet. Am 16. August 1970<br />

geht der erste Formel 1-GP in Spielberg über die<br />

Bühne. Nach zwei Startkollisionen mit Schäden<br />

in Millionenhöhe legt die F1 zwischen 1987 und<br />

1997 eine Pause in Spielberg ein.<br />

1997 kehrt die Königsklasse zurück. Die Strecke<br />

wurde im Vorfeld für 29,1 Millionen Euro umgebaut<br />

und in A1-Ring umbenannt. Immer wieder<br />

ist der Kurs Gegenstand politischer Auseinander -<br />

setzungen.<br />

2001 fährt die DTM in Spielberg<br />

18. Mai 2003: Nach 25 Grand Prix ist Schluss mit<br />

der Formel 1, auch die DTM gastiert zum<br />

letzten Mal auf dem alten A1-Ring. Nach dem<br />

F1-Aus plant Dietrich Mateschitz ein 700-Millionen-Euro-Projekt<br />

»<strong>Motorsport</strong> & Aviation<br />

Academy«<br />

Juni 2004: Die erste Instanz genehmigt <strong>das</strong> Projekt<br />

auf dem Areal des A1-Rings, Projekt »Spielberg<br />

neu« entsteht, doch der Umweltsenat durchkreuzt<br />

im Dezember die Pläne von Mateschitz.<br />

September 2005: Red Bull, KTM, Magna und VW<br />

unterzeichnen eine Absichtserklärung für Finanzierung,<br />

Durchführung und Inbetriebnahme,<br />

doch 2007 steigt VW aus und den Anderen kommen<br />

Zweifel an der Realisierbarkeit.<br />

Januar 2008: Der Umweltsenat bestätigt den positiven<br />

UVP-Bescheid. Zuvor ist es zu einer überraschenden<br />

Einigung mit Initiativbürgern und<br />

der Umweltanwältin gekommen. Obwohl »Spielberg<br />

neu« genehmigt ist, wird <strong>das</strong> Projekt einen<br />

Monat später abgeblasen.<br />

2008 greift <strong>das</strong> Land Steiermark für ein kleineres<br />

Projekt nochmals in die Tasche und beschließt<br />

mit Mateschitz als Privatinvestor die Errichtung<br />

einer Test- und Rennstrecke. Im September wird<br />

der Vertrag unterzeichnet, im Oktober beginnen<br />

die Arbeiten.<br />

Juni 2011: Die DTM startet in Spielberg. MSM<br />

Fotos: adrivo / sutton<br />

64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Zähm die Strecke<br />

Ein exzellentes Ergebnis mit Hankook<br />

High-Performance-Reifen<br />

2. Platz beim 24h Rennen Le Mans<br />

und Nürburgring 2010<br />

Zähm die Straße<br />

Rennreifenvertrieb Deutschland : C&R <strong>Motorsport</strong>, hankook-racingservice.de


Interview.Grosjean<br />

2012<br />

wieder Formel 1<br />

Nach dem Titelgewinn in der GP2 Asia will Romain Grosjean auch in Europa hoch<br />

hinaus und es im kommenden Jahr zurück in die Formel 1 schaffen.<br />

Von: Fabian Schneider<br />

MSM: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn<br />

der GP2 Asia - aber bedeutet dieser Titel einem<br />

Fahrer überhaupt etwas?<br />

ROMAIN GROSJEAN: Mir bedeutet dieser Titel<br />

auf jeden Fall etwas, schließlich sind bis auf Christian<br />

Vietoris alle Favoriten aus der GP2 mit am<br />

Start gewesen. Außerdem sind wir erstmals mit<br />

dem neuen Auto und den neuen Reifen gefahren,<br />

es war nicht leicht, diese neuen Gegebenheiten<br />

richtig umzusetzen. Mit Abu Dhabi und Imola<br />

hatten wir zwei komplett unterschiedliche Kurse<br />

im Rennkalender, es hat sich gelohnt dort zu<br />

fahren und Daten zu sammeln.<br />

Wie wichtig waren die vier Rennen im Vergleich<br />

zu einfachen Testfahrten vor dem Saisonstart?<br />

Bei Testfahrten kann man Pech mit dem Wetter<br />

oder der Technik haben und man verliert wertvolle<br />

Streckenzeit. Außerdem kann man keine<br />

richtige Rennsimulation absolvieren, <strong>das</strong> geht an<br />

einem richtigen Rennwochenende immer noch<br />

am besten. Jetzt wissen wir genau, wie sich die<br />

Reifen verhalten und <strong>das</strong> neue Auto funktioniert<br />

- die Asia-Rennen waren sehr wertvoll für uns.<br />

Dieses Jahr gibt es <strong>das</strong> GP2-Auto der dritten<br />

Generation. Du kennst auch die alten Modelle<br />

- wie würdest du sie miteinander vergleichen?<br />

Den größten Schritt gab es zwischen der ersten<br />

und zweiten Generation, <strong>das</strong> war ein komplett<br />

neues Auto, es hat sich viel am mechanischen<br />

Grip und der Aerodynamik getan. Nun fahren<br />

wir mit dem gleichen Chassis wie in den Jahren<br />

zuvor, es gibt nur eine neue Aerodynamik-Ausbaustufe<br />

und eben die Reifen, die vermutlich den<br />

größten Unterschied im Vergleich zum Vorjahr<br />

ausmachen.<br />

66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Romain Grosjean will<br />

sich über die GP2 ein<br />

zweites Mal in die<br />

Formel 1 vorarbeiten<br />

Fotos: gp2 series<br />

Und wie viel hat sich seit deinem ersten GP2-<br />

Start 2008 generell verändert?<br />

Es gibt immer wieder neue Fahrer, aber <strong>das</strong> ist<br />

ja überall so. Sonst hat sich eigentlich nicht sehr<br />

viel getan. Die Teams, die vor drei Jahren gut<br />

waren, sind jetzt immer noch vorne dabei. Es ist<br />

nur alles sehr viel enger.<br />

2009 bist du schon ein paar Rennen in der Formel<br />

1 gefahren, 2010 ging es in die AutoGP und GT1-<br />

WM, danach wieder GP2 - ist es positiv für dich,<br />

<strong>das</strong>s du nun wieder ein stabiles Umfeld hast?<br />

Gemeinsam mit Dams ist die GP2 eine tolle<br />

Herausforderung für mich. Und egal wo ich<br />

starte, ich will immer den Titel holen. Momentan<br />

läuft es sehr gut für uns, ich hoffe <strong>das</strong> Team wie-<br />

der zurück an die Spitze bringen zu können. Wir<br />

konzentrieren uns in diesem Jahr voll auf die<br />

GP2, auf der anderen Seite suche ich in Frankreich<br />

aber auch schon Unterstützung für ein<br />

Formel-1-Cockpit 2012.<br />

Wie ist es für dich an den Rennwochenenden...<br />

du kommt an die Strecke, musst dann aber ins<br />

kleine GP2-Fahrerlager abbiegen?<br />

Wenn ich ein Projekt angehe, dann mit 100 Prozent<br />

Einsatz. Ich fahre in diesem Jahr GP2, also liegt dort<br />

mein Fokus. Und ins Formel-1-Fahrerlager komme<br />

ich ja auch, schließlich bin ich Testfahrer bei Lotus<br />

Renault. 2012 will ich es wieder in die Formel 1<br />

schaffen, der GP2-Titel könnte mir dabei natürlich<br />

helfen, ist aber nicht unbedingt notwendig. Wichtig<br />

sind Sponsoren, denn abgesehen von Ferrari und<br />

Mercedes sind alle derzeitigen Teams in privater<br />

Hand und man braucht <strong>das</strong> Geld.<br />

Wer sind die härtesten Konkurrenten im Kampf<br />

um den GP2-Titel?<br />

Es werden viele Fahrer um die Meisterschaft<br />

kämpfen. Teams wie ART, iSport und Barwa<br />

Addax haben einen guten Eindruck hinterlassen,<br />

aber auch starke Piloten wie Dani Clos habe ich<br />

auf meiner Favoritenliste. Das Niveau wird sehr<br />

hoch sein, es wird hart und sehr interessant. Vielleicht<br />

dominieren die Saison auch wieder ein<br />

oder zwei Fahrer, <strong>das</strong> wird man aber erst nach<br />

ein paar Rennen sehen können. Momentan ist<br />

alles sehr offen. MSM<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67


Story.xxxxxxxxxxxxx<br />

story.WRC<br />

Eine Art<br />

Schachspiel<br />

In der Vergangenheit scheuten Citroen und Ford vor keinen taktischen<br />

Spielchen zurück. Doch ist TATSächlich ein Krieg zwischen den beiden Herstellern<br />

in der wrc ausgebrochen? Text: Kerstin Hasenbichler<br />

68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Kleine Anschiebe-Hilfe für<br />

Dani Sordo (rechts). In der WRC<br />

wird in dieser Saison mit allen<br />

Mitteln gekämpft<br />

Fotos: ford, adrivo/Sutton<br />

Sebastien Loeb merkte wie sich eine<br />

innere Nervosität in seinem Körper<br />

breit machte. Sein Puls stieg an,<br />

obwohl er sich keinen Kampf mit der<br />

Stoppuhr lieferte. Stattdessen stand<br />

er mitten auf der Strecke und blockierte den<br />

anderen Piloten die Ausfahrt zur nächsten Prüfung.<br />

Der Motor seines DS3 war verstummt und<br />

wollte einfach nicht mehr anspringen. Es musste<br />

etwas passieren - beherzt griff Sebastien Ogier<br />

ein. Er lieh sich den Boliden von Petter Solberg,<br />

setzte <strong>das</strong> Auto ans Heck von Loebs Wagen und<br />

schob diesen einige Meter nach vorne. Plötzlich<br />

sprang der Motor wieder an und Loeb konnte<br />

weiterfahren. Von außen gesehen, ein normaler<br />

Vorfall bei der Rallye Schweden. In die Kategorie<br />

»kurios« fiel da schon eher der Vorfall in Mexiko<br />

- dieses Mal spielte Ogier die Hauptrolle. Der<br />

Citroen-Pilot schlug auf dem Weg zum Service<br />

den falschen Weg ein. Statt nach der Medienzone<br />

rechts zum 20-minütigen Regrouping abzubiegen,<br />

fuhr er direkt zum Servicebereich.<br />

Schande über den, der Citroen angesichts solcher<br />

Aktion eine List unterstellt. Von außen<br />

betrachtet, war die Aktion in Schweden völlig<br />

nachvollziehbar und auch Ogier hat in Mexiko<br />

sofort umgedreht, als er seinen Fehler bemerkt<br />

hat. Doch ganz lässt sich nicht sagen, ob Ogier<br />

wirklich nur ein dummer Fehler unterlaufen ist<br />

oder ein Versuch, sich einen Vorteil zu verschaffen,<br />

kläglich gescheitert ist. Auch in Schweden<br />

wurden durchaus Stimmen laut, die einen Regelverstoß<br />

seitens Citroen sahen. Citroen mimte <strong>das</strong><br />

Unschuldslamm: »Ich habe <strong>das</strong> Reglement gelesen<br />

und wir haben nichts falsch gemacht. Wir<br />

würden alles gleich machen«, erklärte Citroen-<br />

Teamchef Olivier Quesnel.<br />

Bei Ford war man sich, was den möglichen<br />

Regelverstoß anging, nicht so sicher. »Wir werden<br />

<strong>das</strong> Reglement im Auge behalten«, verriet Ford-<br />

Teamchef Malcolm Wilson. Eine gute Idee angesichts<br />

der Vergangenheit beider Hersteller. Weder<br />

Citroen noch Ford scheuten in der Vergangenheit<br />

vor taktischen Spielchen zurück, wenn es darum<br />

ging, sich einen Vorteil gegenüber dem Gegner zu<br />

verschaffen. Citroen und Ford nahmen fast nach<br />

Belieben Zeitstrafen in Kauf, um die Ausgangssituation<br />

ihrer WM-Kandidaten zu verbessern.<br />

Mit einem halbherzigen Versuch probierte die<br />

FIA, die Spielchen zu stoppen. In einem Schreiben<br />

warnte man die Hersteller davor, den Sport<br />

in Verruf zu bringen. Mit einem Gentleman‘s<br />

Agreement zeigten sich Citroen und Ford geläutert<br />

- zumindest nach außen hin. Denn schon bei<br />

der nächsten Rallye in der Türkei gingen die Taktikspielchen<br />

weiter - dieses Mal ausgehend von<br />

Ford. Nach der vorletzten Etappe des Tages lagen<br />

drei Ford-Piloten in Führung, allerdings wollte<br />

keiner von ihnen als Führender in den Samstag<br />

»Ich habe gehört,<br />

<strong>das</strong>s wir einen Krieg<br />

mit Ford führen«,<br />

erzählte Quesnel.<br />

»Ich hatte am<br />

Donnerstag ein<br />

Meeting mit Malcolm<br />

und wir beide konnten<br />

über die Gerüchte<br />

nur lachen.«<br />

gehen. Das hätte zur Folge gehabt, <strong>das</strong>s er den<br />

Staubsauger für die Gegner hätte spielen müssen.<br />

Somit kam es auf der letzten Etappe zum kollektiven<br />

Langsamfahren.<br />

»Bei manchen Events verbringen wir zwei<br />

Tage damit, im Grunde gar nichts zu tun, außer<br />

Taktik zu spielen - und erst am Sonntag startet<br />

dann die echte Rallye«, kritisierte Loeb. »Diese<br />

Taktikspielchen gehören nicht zum Sport. Wilson<br />

und Quesnel spielen eine Art Schachspiel<br />

- wir fahren nur. Das ist nicht so schön.« Wenn<br />

es um seinen eigenen Vorteil im WM-Kampf<br />

ging, hatte der siebenfache Champion allerdings<br />

selten Skrupel, selbst auf taktische Spielchen<br />

zurück zu greifen. So musste Ogier 2010 in Jordanien<br />

von Platz zwei statt von Platz sechs aus<br />

ins Rennen gehen, um vor Loeb auf der Strecke<br />

zu sein und ihm damit bessere Siegchancen zu<br />

verschaffen. Doch bei diesen Spielchen soll es<br />

nicht geblieben sein. Zuletzt wurden Gerüchte<br />

laut, <strong>das</strong>s zwischen Citroen und Ford ein regelrechter<br />

Krieg ausgebrochen sei.<br />

Nach außen hin zeigen sich die Teamchefs<br />

angesichts der Spekulationen amüsiert. »Ich<br />

habe gehört, <strong>das</strong>s wir einen Krieg mit Ford führen«,<br />

erzählte Quesnel. »Ich hatte am Donnerstag<br />

ein Meeting mit Malcolm und wir beide<br />

konnten über die Gerüchte nur lachen. Wir<br />

haben kein Problem miteinander.« Wilson fügte<br />

hinzu: »Olivier und ich arbeiten zusammen. Es<br />

tut dem Sport gut, Citroen und Ford an Bord<br />

zu haben - und <strong>das</strong> ist <strong>das</strong> Einzige, was zählt.«<br />

Doch schon bald sind Citroen und Ford nicht<br />

mehr die einzigen Schachfiguren im Spiel. Mit<br />

dem Einstieg von Mini kommt ein neuer Mitspieler<br />

hinzu und damit neue Bewegung auf <strong>das</strong><br />

Schachbrett. <br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 69


interview.Mücke<br />

Text: Fabian Schneider<br />

Stefan Mücke hat in diesem Jahr wieder<br />

ein volles Programm vor der Brust.<br />

Fokus Le MANS<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat mit dem<br />

Berliner über die Entwicklung und<br />

seine Ziele gesprochen.<br />

70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: LMS/DPPI<br />

MSM: Wie sehr schmerzt es, <strong>das</strong>s ihr die<br />

Le Mans-Generalprobe in Sebring in diesem<br />

Jahr verpasst habt?<br />

STEFAN MÜCKE: Natürlich wären wir gerne<br />

in Sebring gewesen, denn es ist immer eine gute<br />

Erfahrung, dort zu fahren. Die 12 Stunden kann<br />

man in Sachen Belastung schon fast mit Le<br />

Mans gleichsetzen. In den letzten Jahren haben<br />

uns Starts dort sehr viel gebracht, daher ist es<br />

schon ein bisschen schade. Im Vordergrund<br />

muss allerdings stehen, <strong>das</strong>s unser Auto vernünftig<br />

läuft; es macht keinen Sinn, mit einem<br />

unfertigen Auto an den Start zu gehen. Zu diesem<br />

Zeitpunkt hatten wir in Europa einfach<br />

mehr Möglichkeiten, <strong>das</strong> Auto weiter zu entwickeln.<br />

Von der Basis her macht es einen guten<br />

Eindruck, wir müssen es aber noch richtig<br />

abstimmen, <strong>das</strong> bedarf seiner Zeit.<br />

Wurde bei der Entwicklung des Autos auf<br />

bestimmte Eigenschaften ein besonderer Wert<br />

gelegt?<br />

Es ist der erste Sportwagen, den Aston Martin<br />

und Prodrive von der ersten Schraube an selbst<br />

gebaut haben. Man hat darauf geachtet, die<br />

gesammelten Erfahrungen der vergangenen<br />

Jahre von der Basis aus ein- und umzusetzen.<br />

Die Details sind schon sehr viel versprechend,<br />

auf dieser Basis kann man aufbauen. Bei der<br />

Entwicklung achtet man selbstverständlich auf<br />

die Voraussetzungen für Le Mans, wo man eine<br />

gute Höchstgeschwindigkeit braucht. Mit dem<br />

offenen Auto gehen wir ein anderes Konzept als<br />

Audi und Peugeot und sowieso ist in diesem<br />

Jahr vieles anders. Wir verwenden den neuen<br />

2-Liter-Turbo, <strong>das</strong> ist ein großer Unterschied<br />

zum bisherigen 6-Liter-V12.<br />

Welche Unterschiede bringt der neue Motor für<br />

die Fahrer?<br />

Der alte Motor hatte sehr viel Leistung und auch<br />

Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. Aufgrund<br />

der Regeln haben dieses Jahr alle ein<br />

bisschen weniger Leistung, aber der kleinere<br />

Motor ist dafür bei der Gewichtsverteilung besser.<br />

Für uns war <strong>das</strong> immer ein Nachteil, wir<br />

hatten mit unserem schweren Motor zu kämpfen.<br />

Gerade in den engen Ecken haben wir <strong>das</strong><br />

Auto kaum gedreht bekommen, es war immer<br />

eine große Herausforderung. Mit dem kleineren<br />

Motor erwarte ich, <strong>das</strong>s es deutlich einfacher<br />

für uns Fahrer wird. Mit dem offenen Cockpit<br />

fühlt sich <strong>das</strong> Fahren zudem eher ein wenig<br />

mehr wie mit einem Formel-Boliden an, der<br />

Fahrspaß wird wohl deutlich höher sein.<br />

Welche Chancen rechnest du dir gegen die<br />

Diesel-Favoriten aus?<br />

Die Diesel werden vielleicht nicht mehr eine<br />

Klasse für sich sein, aber die Pace werden sie<br />

schon noch vorgeben. Das hat auch immer<br />

etwas mit der Größe der Werke zu tun. Wir<br />

werden wohl etwas näher dran sein und auch<br />

Chancen bekommen, in <strong>das</strong> Diesel-Feld reinzufahren.<br />

Im Laufe der Saison werden wir auf<br />

<strong>das</strong> Podium fahren können und mit etwas Glück<br />

auch mal ganz oben stehen. Momentan sind <strong>das</strong><br />

aber alles noch Spekulationen, erst nach Spa<br />

und Le Mans wird man Klarheit bekommen.<br />

Darren Turner wird im Sportwagen und in der<br />

GT1-Weltmeisterschaft dein Teamkollege sein.<br />

Ist <strong>das</strong> ein positiver Faktor?<br />

Wir fahren beide die komplette Saison miteinander,<br />

<strong>das</strong> ist durchaus eine gute Basis, denn<br />

man muss sich nicht immer umstellen. Wir<br />

fahren zum ersten Mal auf einem Auto, ich<br />

kenne ihn natürlich schon etwas länger. Es sollte<br />

eine gute Fahrerpaarung sein, wir sind beide<br />

auf einem guten Niveau.<br />

In der GT1-WM gehen nur noch 20 Autos an<br />

den Start. Ist dieser Rückgang nach nur einer<br />

Saison etwas enttäuschend?<br />

Es ist schon schade, <strong>das</strong>s manche Teams und<br />

Hersteller <strong>das</strong> Programm für 2011 nicht stemmen<br />

konnten. Aber <strong>das</strong> Fahrerfeld liegt noch<br />

einmal enger zusammen als im letzten Jahr, in<br />

dem wir viele spannende Rennen gesehen<br />

haben. Dieses Jahr sind zwar weniger Autos<br />

unterwegs, der Spannung sollte <strong>das</strong><br />

aber keinen Abbruch tun. Wir werden<br />

viele verschiedene Fahrzeuge und<br />

Mannschaften auf dem Podium sehen,<br />

niemand wird die Saison dominieren.<br />

Jeder wird seine Chancen erhalten, je<br />

nachdem wie die Leistung am<br />

Wochenende passt. Es wird wichtig<br />

sein, jedes Rennen zu beenden und<br />

viele Punkte zu sammeln.<br />

2010 wart ihr in Sachen Geschwindigkeit<br />

fast immer gut dabei, hattet<br />

aber oft Probleme und Pech. Was<br />

erwartest du von der aktuellen<br />

Saison?<br />

In der vergangenen Saison hat man<br />

gesehen, <strong>das</strong>s man mit dem Aston<br />

Martin um die Meisterschaft fahren<br />

kann. Für uns war es ein Lehrjahr, wir<br />

haben Erfahrung gesammelt. Nun<br />

sind wir mit einer guten Basis in die<br />

Saison gegangen und ich habe einen<br />

schnellen Teamkollegen. Es gibt einige Strecken,<br />

auf denen wir kleine Nachteile haben, aber wir<br />

wollen permanent auf <strong>das</strong> Podium fahren. Bei uns<br />

kommt erschwerend hinzu, <strong>das</strong>s wir wohl <strong>das</strong> eine<br />

oder andere Rennen auslassen müssen. Gerade<br />

vor Le Mans wollen wir uns auf <strong>das</strong> Sportwagen-<br />

Projekt konzentrieren, daher werden wir nicht mit<br />

der GT1 in Portugal sein. Ob wir auch Imola auslassen,<br />

wird Aston Martin entscheiden.<br />

Im Mai geht es zum Sachsenring, der weniger<br />

als 300 km von deiner Heimat Berlin entfernt<br />

liegt - ein richtiges Heimspiel für dich?<br />

Ja, es ist klasse, ein Rennen so nah an Berlin<br />

fahren zu dürfen. Familie und Freunde werden<br />

da sein, für mich ist es ein Saisonhighlight, auf<br />

<strong>das</strong> ich mich schon jetzt freue. Auf dem Sachsenring<br />

bin ich schon lange nicht mehr gefahren,<br />

früher war ich mit der Formel 3 und der DTM<br />

dort. Fahrerisch ist es also kein Heimvorteil für<br />

mich, dafür müsste ich schon zwei, drei Mal im<br />

Jahr dort fahren. Da kenne ich den Nürburgring<br />

schon besser...<br />

Mit welchen Resultaten würdest du am Ende<br />

der Saison zufrieden sein?<br />

Im Sportwagen zählen nur einzelne Rennen,<br />

nicht die ganze Saison. Am Anfang werden wir<br />

es noch sehr schwer haben, weil wir noch mitten<br />

in der Entwicklung stecken. In Le Mans wollen<br />

wir aber schon gut dabei sein und ohne Probleme<br />

durchfahren. Hoffentlich können wir uns<br />

danach noch steigern und Highlights setzen,<br />

hier und da wäre ein Podestergebnis schon toll.<br />

In der GT1 wollen wir so oft wie möglich auf<br />

dem Podium stehen und am Ende der Saison<br />

unter den Top-3 sein. Um die Meisterschaft zu<br />

fahren wird kaum möglich sein, da wir ja Rennen<br />

auslassen werden.<br />

In der GT1 WELTMEISTERSCHAFT<br />

WOLLEN 2011 WIR so OFT WIE<br />

MÖGLICH AUF DEM PODIUM<br />

STEHEN UND am ENDE DER Sai-<br />

SON UNTER DEN Top-3 SEIN.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71


story.WTCC<br />

Good<br />

Old<br />

Times<br />

In der WTCC sind viele<br />

erfahrene und routinierte<br />

Piloten unterwegs. In ihrer<br />

langjährigen Karriere<br />

haben sie viel erlebt.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

hat herausgefunden,<br />

welche Momente die<br />

alten Hasen am meisten<br />

bewegt haben.<br />

Text: Fabian Schneider<br />

→<br />

72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/Sutton<br />

Alain Menu<br />

Wenn es läuft,<br />

dann läuft es<br />

In den letzten sechs WTCC-Saisons konnte sich<br />

Alain Menu nicht gegen seine Teamkollegen bei<br />

Chevrolet durchsetzen. Große Erfolge hat der<br />

Schweizer in der Vergangenheit allerdings schon<br />

erzielt, unter anderem zwei Titel in der BTCC,<br />

der britischen Meisterschaft. Gerne erinnert er<br />

sich an die Saison 1997 zurück, als er nach drei<br />

Vize-Titeln endlich die erste Meisterschaft unter<br />

Dach und Fach brachte. »Gemeinsam mit dem<br />

Williams-Team und Renault haben wir 1997<br />

einen großen Schritt nach vorne gemacht, vor<br />

allem in Sachen Zuverlässigkeit. Das hat uns am<br />

Ende den Titel gebracht.«<br />

Zuvor musste sich Menu drei Mal knapp<br />

geschlagen geben. »Die Leute haben schon<br />

gesagt, <strong>das</strong>s ich nie eine Meisterschaft gewinnen<br />

würde. Trotzdem habe ich es geschafft in der<br />

BTCC, die für mich in den 90er Jahren die weltbeste<br />

Tourenwagen-Serie war, erfolgreich zu<br />

sein.« Alles begann mit einem perfekten Start<br />

in die Saison. Zwar holte sein Teamkollege Jason<br />

Plato beim Auftakt die Pole Position, die Rennsiege<br />

gingen jedoch an den Schweizer. »Wenn<br />

ich mich richtig erinnere, stand ich bei 25 Rennen<br />

über 20 Mal auf dem Podium. Am Ende<br />

habe ich den Titel deutlich gewonnen, weil einfach<br />

alles geklappt hat.« Bestes Beispiel: Das<br />

Wochenende in Croft. »Es hat samstags so stark<br />

geregnet, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Training und Qualifying<br />

abgesagt werden mussten. Keiner wusste, wie<br />

die Startaufstellung auszusehen hatte und so<br />

sind wir nach dem Stand in der Gesamtwertung<br />

gestartet. Ich lag vorne, habe ein Rennen<br />

gewonnen und stand beim zweiten auf dem<br />

Podium. Wenn es läuft, dann läuft es.«<br />

Im Team Williams-Renault, <strong>das</strong> nur 500<br />

Meter von der F1-Truppe einquartiert war, zog<br />

schon damals Patrick Head die Fäden. »Man<br />

hat sehr viel Geld investiert, <strong>das</strong> hat sich 1997<br />

ausgezahlt. Auf den ersten Gewinn einer Meisterschaft<br />

ist man natürlich sehr stolz und<br />

vergisst ihn nie!«<br />

Wie <strong>Motorsport</strong>-verrückt die Familie Coronel<br />

ist, zeigt ein Blick in <strong>das</strong> Familienbuch: Vater<br />

Tom Senior verpasste den beiden Zwillingen Tim<br />

und Tom die Zweitnamen - Alfa und Romeo.<br />

Das Formel 3 Masters 1997 wird Tom Romeo<br />

Coronel nie vergessen: Eigentlich ging Coronel<br />

mit TOMS-Toyota in Japan an den Start, kam<br />

für <strong>das</strong> Masters aber gerne in die Heimat zurück.<br />

Das hat sich gelohnt: »Ich kann mich noch gut<br />

daran erinnern, wie alle Holländer nach meinem<br />

Sieg ‚Tomi, Tomi‘ gerufen haben und ich mich<br />

ärgerte, <strong>das</strong>s die Leute nicht bei meinen anderen<br />

Rennen dabei waren.«<br />

Als Lokalmatador lastete viel Druck auf<br />

Coronel, der damit aber sehr gut umgehen<br />

Tom Coronel gewann <strong>das</strong> Formel 3<br />

Masters in Zandvoort<br />

Tom Coronel<br />

Gefeiert von den Landsleuten<br />

konnte. »Ich hatte sehr viel Selbstvertrauen<br />

und ließ mich nicht vom Druck beeinflussen.<br />

Das ist eine meiner Stärken. Ich mache einfach<br />

<strong>das</strong>, was ich immer mache - und meistens geht<br />

<strong>das</strong> gut.«<br />

»Mir war absolut klar: Wenn ich irgendwo<br />

gewinnen muss, dann in Zandvoort. Das hat mich<br />

noch stärker gemacht«, berichtet der jetzige<br />

BMW-Pilot, der damals vor Sébastien Philippe<br />

und Mark Webber gewann. Über 115.000 Menschen<br />

verfolgten <strong>das</strong> Rennwochende auf dem<br />

noch stark verkürzten Circuit Park Zandvoort.<br />

»Als ich abends im Dorf war, musste ich gar nicht<br />

laufen - ich wurde getragen. Das war so verrückt,<br />

<strong>das</strong>s ich es nie vergessen werde...«<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 73


Story.xxxxxxxxxxxxx<br />

story.WTCC<br />

Tiago Monteiro<br />

Im Overall von Jenson Button<br />

Der Portugiese Tiago Monteiro zählt zu den<br />

wenigen WTCC-Piloten, die in der Formel 1<br />

gefahren sind. Zwei Jahre lang fuhr er für Jordan<br />

und Midland, stand sogar auf dem Podest -<br />

wenn auch nur beim Skandalrennen in Indy<br />

2005. Seine erste F1-Erfahrung sammelte er drei<br />

Jahre zuvor bei einem Test für Renault. »Für<br />

einen Rennfahrer ist der Tag des ersten F1-Tests<br />

wohl der wichtigste Tag überhaupt«, verrät<br />

Monteiro. »Wenn man <strong>das</strong> erste Mal in einem<br />

Formel 1 sitzt... <strong>das</strong> ist einfach eine unglaubliche<br />

Chance für einen Rennfahrer.«<br />

2002 war Monteiro gerade aus der Formel 3<br />

in die Formel 3000 gewechselt, die Fahrt mit<br />

einem über 700 PS starken Boliden legte die<br />

Messlatte aber noch etwas höher. »Es war ein<br />

großer Schritt und ein riesiger Unterschied. Ich<br />

war bestimmt zehn Sekunden pro Runde schneller.<br />

Der Formel 3000 war zu dieser Zeit ein wirklich<br />

schlecht abgestimmtes Fahrzeug, der Unterschied<br />

zur Formel 1 war enorm.«<br />

Pikant: Bei Renault traf Monteiro auf Jenson<br />

Button, der es schon fest in die Formel 1 geschafft<br />

hatte. »Ich kannte Jenson sehr gut, wir sind<br />

zusammen in der Formel 3 gefahren. Für mich<br />

war es sehr wichtig, Informationen von einem<br />

erfahrenen Piloten zu erhalten. Ich habe sogar<br />

seinen Rennanzug benutzt!«<br />

Schon bei seinem ersten richtigen Auftritt im<br />

F1-Fahrerlager musste Monteiro feststellen, wie<br />

unterschiedlich die einzelnen Piloten sind. »Nicht<br />

sehr viele Fahrer begrüßen die jungen Talente<br />

vor ihrer ersten F1-Erfahrung. Nur ein paar sind<br />

zu mir gekommen und haben mich begrüßt. So<br />

hat man die unterschiedlichen Persönlichkeiten<br />

schnell kennengelernt - oder auch nicht...«<br />

Gabriele Tarquini<br />

17 Sekunden<br />

hinter Senna<br />

Gabriele Tarquini zählt im WTCC-Fahrerfeld zu<br />

den alten Hasen. An den 3. Mai 1987 erinnert sich<br />

Tarquini noch immer gerne - obwohl der Rennsonntag<br />

der Abschluss eines grauenvollen Wochenendes<br />

war. Tarquini ging in der Formel 3000 an den<br />

Start, hatte Jahre zuvor allerdings eine Talentsichtung<br />

gewonnen und bekam als Preis ein F1-Rennen<br />

geschenkt. Mit dem kleinen Osella Team durfte er<br />

in Imola starten. »Für mich war es eine absolute<br />

Überraschung, ich wusste erst zwei Wochen vorher<br />

davon. Mein Auto war jedoch schon sehr alt, es<br />

wurde aus dem Museum geholt. Man hat mir aber<br />

versprochen, <strong>das</strong>s alles funktionieren würde«, erinnert<br />

sich Tarquini, der dem Feld in Imola hoffnungslos<br />

hinterher fuhr. Im Qualifying landete er<br />

sage und schreibe 17 Sekunden hinter Pole-Mann<br />

Ayrton Senna. Wenige Wochen später gastierte die<br />

F3000 in Imola und Tarquini fuhr im Qualifying<br />

über sechs Sekunden schneller als mit seiner veralteten<br />

F1-Gurke. »Ich hätte mich nie im Leben für<br />

<strong>das</strong> Rennen qualifiziert. Es war ein Albtraum. Zur<br />

Überraschung aller Beteiligen durfte ich trotzdem<br />

starten, weil Nelson Piquet vor dem Rennen einen<br />

schweren Unfall in der Tamburello-Kurve hatte<br />

und nicht teilnehmen konnte.« Vor dem Start<br />

sagten ihm seine Mechaniker, <strong>das</strong>s er ja nicht zu<br />

brutal starten solle, sondern eher wie in der Boxengasse.<br />

Während <strong>das</strong> Feld auf die erste Kurve zuraste,<br />

folgte Tarquini mit einem Abstand von 200m.<br />

»Schon nach fünf Runden sind die ersten Gänge<br />

ausgefallen, ich war teilweise 25 Sekunden langsamer.<br />

Kein Wunder, wenn in einem F1-Boliden<br />

mit Turbomotor ein Getriebe verwendet wird, <strong>das</strong><br />

eigentlich einem aus der Formel 3 entspricht.« Nach<br />

etwas mehr als 20 Runden musste Tarquini aufgeben.<br />

»Dabei wollte ich <strong>das</strong> Rennen unbedingt beenden,<br />

leider hat es nicht geklappt. Trotzdem kann<br />

ich mich sehr gut an mein erstes F1-Rennen erinnern,<br />

in dem ich eigentlich nicht in einem F1-Auto<br />

gesessen habe...«<br />

MSM<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


motorrad<br />

Der hat ein Rad ab:<br />

Maxime Berger versucht<br />

sich bei der Superbike WM<br />

mit einem Ein-Rad<br />

Foto: milagro<br />

Umfrage<br />

Ist <strong>Honda</strong> in diesem Jahr zu stoppen?<br />

Ja, Ducati und/oder Rossi erholen sich 34%<br />

Für Prognosen ist es zu früh 28%<br />

Nein, sie sind zu stark 23%<br />

Ja, Yamaha wird zurückschlagen 15%<br />

Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»War er vorsichtig und wollte<br />

nicht auf seine Schulter stürzen?<br />

Definitiv! Aber er furzt auch<br />

nicht aus freien Stücken so langsam<br />

in der Gegend herum«<br />

Colin Edwards über Valentino Rossi<br />

Kommentar: Stänkerer BiAGGi<br />

Er wird sich wohl nie mehr ändern. Max Biaggi hat sich den Beinamen eines Stänkerers gemacht. Das war schon zu<br />

<strong>MotoGP</strong>-Zeiten so, als es auf dem Podest zu einem Handgemenge mit Valentino Rossi kam und <strong>das</strong> führt der<br />

Römer auch in der Superbike-Weltmeisterschaft fort. Letztes Jahr sprang er in Magny Cours Cal Crutchlow wie beim<br />

Hahnen kampf an, dieses Jahr geriet er beim Qualifying in Donington Park mit Marco Melandri aneinander - kurz<br />

nachdem er ihm die Superpole-Runde kaputt gemacht hatte. Wenigstens gab es dieses Mal 3.000 Euro Strafe für<br />

den talentierten Störenfried. Toni Börner<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75


slideshow.motogp<br />

motogp<br />

TEAMPECH<br />

Randy de Puniet flog beim Katar Grand Prix kurz nach dem Start spektakulär<br />

ab. Der hinter ihm fahrende Loris Capirossi war zuerst Zuseher,<br />

dann Beteiligter. Er traf die Maschine seines Teamkollegen und verletzte<br />

sich dabei die Kupplungshand. Dadurch kam <strong>das</strong> Doppelaus für Pramac.<br />

Foto: milagro


story.<strong>Honda</strong><br />

<strong>das</strong> i<strong>Honda</strong><br />

<strong>Geheimnis</strong><br />

Die GP-Welt ist sich einig,<br />

<strong>Honda</strong> hat im Winter eine<br />

Killer-Applikation gefunden,<br />

mit der die RC212V zum stärksten<br />

Motorrad der <strong>MotoGP</strong><br />

geworden ist. Der Haupt -<br />

verdächtige ist <strong>das</strong> Getriebe,<br />

<strong>das</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

begab sich auf Spurensuche.<br />

Text: Falko Schoklitsch


<strong>Honda</strong> dominierte den Winter und den Saisonauftakt<br />

in Katar – was ist <strong>das</strong> <strong>Geheimnis</strong>?<br />

Fotos: milagro<br />

»Wenn du es baust, wird er kommen«, besagte<br />

ein Zitat im Film »Feld der Träume«. In<br />

besagtem Film ging es zwar nicht um Motorrad-<br />

Weltmeisterschaften, sondern um Baseball, aber<br />

die primäre Prämisse war, <strong>das</strong>s sich Träume und<br />

Sehnsüchte erfüllen, wenn man seinem inneren<br />

Antrieb folgt. Deswegen entschied sich auch<br />

<strong>Honda</strong> zu bauen und anscheinend hat der japanische<br />

Hersteller gut gebaut. Denn die RC212V<br />

des Jahres 2011 ist eine echte Siegmaschine<br />

geworden und dadurch könnte der Titel wieder<br />

ins HRC-Hauptquartier nach Saitama kommen<br />

- und <strong>das</strong> nachdem die 800cc-Ära ohne <strong>Honda</strong>-<br />

Titel zu Ende zu gehen drohte.<br />

Schon während der Wintertests hatte sich abgezeichnet,<br />

<strong>das</strong>s <strong>Honda</strong> für die letzte Saison der<br />

800er in der <strong>MotoGP</strong> einen echten Sieger gebaut<br />

haben könnte. Bei den Testfahrten in Sepang und<br />

Katar dominierten die Maschinen des Herstellers<br />

die Zeitenlisten und brachten die Fachwelt ins<br />

Grübeln. Was hatte die HRC gefunden, wodurch<br />

ihre Motorräder auf einmal so schnell waren? Die<br />

Spurensuche ging los und bald schien der Grund<br />

gefunden: <strong>das</strong> neue Getriebe.<br />

Im ersten Moment trieben die Spekulationen<br />

gleich die wildesten Blüten. So hat <strong>Honda</strong> in<br />

seinem Straßenmodell VFR 1200 bereits 2009<br />

ein Doppelkupplungsgetriebe vorgestellt, <strong>das</strong><br />

die Schaltzeiten drastisch reduziert. Daher war<br />

vielerorts der erste Gedanke, die Technologie<br />

sei einfach für die <strong>MotoGP</strong> portiert worden.<br />

Derlei Annahmen verwies der Hersteller aber<br />

schnell ins Reich der Träume, denn diese Technologie<br />

wäre in der Königsklasse verboten, weil<br />

der Weltverband FIM <strong>das</strong> Reglement so gestrickt<br />

hat, <strong>das</strong>s derlei Entwicklungen gar nicht erst →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79


story.<strong>Honda</strong><br />

Die <strong>Honda</strong> Königsklassen-<br />

Weltmeister<br />

Freddie Spencer: 500cc,<br />

2 Titel (1983, 1985)<br />

Eddie Lawson: 500cc, 1 Titel (1989)<br />

Mick Doohan: 500cc, 5 Titel (1994-1998)<br />

Àlex Crivillé: 500cc, 1 Titel (1999)<br />

Valentino Rossi: 500cc, 1 Titel (2001);<br />

990cc, 2 Titel (2002, 2003)<br />

Nicky Hayden: 990cc, 1 Titel (2006)<br />

angedacht werden können, um die Kosten<br />

niedrig zu halten.<br />

Durch <strong>das</strong> Reglement ließ sich <strong>Honda</strong> aber<br />

nicht aufhalten und die Ingenieure fanden einen<br />

anderen Weg, um schnellere Schaltzeiten im<br />

Rahmen des Reglements zu entwickeln. Kluge<br />

Köpfe gibt es bei der HRC genug, immerhin war<br />

<strong>Honda</strong> lange genug in der Formel 1 und ist nach<br />

wie vor in der IndyCar-Serie engagiert. Dort<br />

besteht eine interessante Verbindung zum britischen<br />

Unternehmen Xtrac, <strong>das</strong> für die Indy-<br />

Cars die Getriebe fertigt. Die Firma hat <strong>das</strong> so<br />

genannte »Instantaneous Gearchange System«<br />

entwickelt, <strong>das</strong> Ähnliches wie <strong>das</strong> Doppelkupplungsgetriebe<br />

zu leisten vermag, dabei aber nur<br />

eine Kupplung braucht. So ermöglicht ein<br />

System aus Schalträdern und -Klinken, <strong>das</strong>s<br />

zwei Gänge gleichzeitig eingelegt sind, während<br />

nur einer in Verwendung ist.<br />

Andere Spekulationen tendierten dazu, <strong>das</strong>s<br />

möglicherweise <strong>das</strong> Unternehmen Zeroshift ein<br />

stufenloses Getriebe für die Zweiräder aus dem<br />

Hause HRC gebaut hat. Vielleicht haben die<br />

Ingenieure bei <strong>Honda</strong> aber auch selbst ihre<br />

grauen Zellen angestrengt. So oder so, <strong>das</strong>s<br />

etwas am Getriebe neu und besser ist, wollten<br />

nicht einmal die Verantwortlichen verneinen.<br />

»Die HRC verwendet natürlich nichts Illegales,<br />

aber es stimmt, <strong>das</strong>s wir etwas Neues beim<br />

Getriebe haben, <strong>das</strong> momentan schnellere<br />

Gangwechsel erlaubt. Wir sprechen hier nicht<br />

von einem Doppelkupplungs-Getriebe, aber ich<br />

kann nicht sagen, wie es funktioniert... weil ich<br />

es nicht weiß«, sagte HRC-Vizepräsident Shuhei<br />

Nakamoto.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> fragte daraufhin bei<br />

HRC Kommunikations- und Marketing-Direktor<br />

Livio Suppo nach, der allerdings ebenfalls<br />

nichts preisgeben wollte. »Die Maschine ist ein<br />

Paket aus vielen Dingen und man muss einen<br />

Weg finden, um aus allem <strong>das</strong> Beste herauszuholen.<br />

Das neue Getriebe hilft natürlich, aber<br />

Aoyama hat <strong>das</strong> nicht und ist trotzdem recht<br />

schnell. Der Einzige, der momentan Probleme<br />

hat, ist Toni [Elias], aber <strong>das</strong> liegt an seinem<br />

besonderen Fahrstil. Er hat <strong>das</strong> Problem, den<br />

Hinterreifen richtig aufzuwärmen. Mit mehr<br />

Zeit auf der Maschine und einem besseren Verständnis<br />

für <strong>das</strong> Setup wird er die Sache hoffentlich<br />

in den Griff bekommen.<br />

Die HRC verwendet naturlich nichts<br />

ILLEGALES im getriebe«<br />

80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Stufenloses Schalten ist kein<br />

Ingenieurs-Wunder <strong>das</strong> ist keine<br />

Raketenwissenschaft.<br />

,<br />

Fotos: milagro<br />

Wenn er sieht, <strong>das</strong>s die anderen Hon<strong>das</strong> so<br />

schnell sind, wird ihn <strong>das</strong> sicher motivieren,<br />

gute Ergebnisse zu holen.«<br />

Fest steht bislang nur, <strong>das</strong>s die <strong>Honda</strong> bereits<br />

in der zweiten Hälfte der Saison 2010 ein gutes<br />

Motorrad war, mit dem sich Siege herausfahren<br />

ließen. Das zeigte Dani Pedrosa deutlich, bis er<br />

in Motegi stürzte und sich einen komplizierten<br />

Bruch des Schlüsselbeins zuzog, der ihn auch<br />

jetzt noch zu verfolgen scheint. Fest steht<br />

zudem, <strong>das</strong>s mit der Ankunft von Casey Stoner<br />

ein neues Alphatier bei <strong>Honda</strong> mitmischt und<br />

<strong>das</strong> hat vor allem Pedrosa angetrieben. »Seitdem<br />

die Wintertests begonnen haben, haben sich<br />

Dani und Casey ans Limit gepusht. Sie sind<br />

wirklich sehr gut unterwegs«, sagte Suppo.<br />

So einfach kann sich <strong>Honda</strong> aber natürlich<br />

nicht aus der Affäre ziehen, denn obwohl den<br />

Fahrern damit vielleicht ein wenig Unrecht<br />

getan wird, die Maschine hat <strong>das</strong> gewisse Extra,<br />

<strong>das</strong> ihr in den vergangenen Jahren gefehlt hat.<br />

So liegen die großen <strong>Honda</strong>-Zeiten mittlerweile<br />

weiter in der Vergangenheit und der Rückblick<br />

auf <strong>das</strong> Ende der 90er und den Beginn des<br />

neuen Jahrtausends dürfte eher melancholischer<br />

Natur sein. Wie viel bringt <strong>das</strong> neue Getriebe<br />

aber wirklich? Die Analysen gehen in sehr viele<br />

Richtungen.<br />

So meinen die Einen unter der Annahme,<br />

<strong>das</strong>s Zeroshift für <strong>das</strong> neue Wunderteil verantwortlich<br />

ist, es gebe bei durchschnittlich 30<br />

Schaltvorgängen pro Runde einen Zeitgewinn<br />

von 0,9 Sekunden im Vergleich zu einem normalen<br />

Getriebe. Dann wiederum wird der<br />

Unterschied mit dem gleichen System auf lediglich<br />

0,3 Sekunden geschätzt. Eine Vor-Ort-<br />

Analyse anhand der Geräusche während des<br />

Schaltvorgangs wollte wieder zwei bis vier Hundertstelsekunden<br />

Unterschied pro Gangwechsel<br />

ausmachen. Das Problem bei diesen Analysen<br />

ist, sie basieren auf Annahmen, die sich nur<br />

schwer durch harte Fakten stützen lassen.<br />

Die Verantwortlichen bei der Konkurrenz<br />

scheinen ebenfalls noch im Dunkeln zu tappen.<br />

Ducati-Technikguru Filippo Preziosi schätzte<br />

den Vorteil des <strong>Honda</strong>-Getriebes auf 0,2 Sekunden<br />

pro Runde und Valentino Rossis Crewchief<br />

Jeremy Burgess, der mit dem Italiener zu Ducati<br />

gegangen ist, sah die Sache sowieso ganz anders.<br />

»All <strong>das</strong> Gerede über ein stufenloses Getriebe<br />

trifft nicht den Punkt, warum <strong>Honda</strong> Rennen<br />

gewinnt. Ich kann euch sagen, man wäre ein<br />

Idiot, wenn man glaubte, <strong>das</strong> Getriebe bei der<br />

Yamaha M1 wäre nichts Besonderes. Wenn jetzt<br />

jemand denkt, <strong>Honda</strong> hätte die neueste Technologie,<br />

dann mag <strong>das</strong> daran liegen, <strong>das</strong>s sie<br />

einen Rückstand aufzuholen hatten. Yamaha hat<br />

ein sehr geschmeidiges, fortschrittliches System.<br />

Ich weiß, wie es funktioniert und ich wurde<br />

auch in die <strong>Geheimnis</strong>se einiger Formel-1-<br />

Getriebe der Top-Teams eingeweiht. Stufenloses<br />

Schalten ist kein Ingenieurs-Wunder, <strong>das</strong> ist<br />

keine Raketenwissenschaft. Man mag eine Hundertstelsekunde<br />

sparen und <strong>das</strong> aber nur beim<br />

Hochschalten. Sicher ist es für den Fahrer ein<br />

tolles Gefühl, wenn er diese Schaltvorgänge hat,<br />

aber <strong>das</strong> ist nicht der Unterschied, über den<br />

jeder spricht«, sagte der ehemalige Yamaha-<br />

Mitarbeiter Burgess.<br />

Anscheinend ist es auch nicht nur der einfache<br />

Schaltvorgang, der die großen Vorteile<br />

bietet, vielmehr ist es die Stabilität, die durch<br />

<strong>das</strong> stufenlose Schalten geschaffen wird, die den<br />

Fahrern ein Plus bringt. So meinte Casey Stoner:<br />

»Die Gänge werden ein wenig schneller gewechselt,<br />

es ist einfach geschmeidiger. Statt eines<br />

Klackens wechselt es etwas schneller von einem<br />

Gang in den nächsten. Für mich ist es nicht<br />

schneller, sondern einfach angenehmer und<br />

macht die Maschine nicht so instabil. Wie es<br />

funktioniert, ist gut, aber <strong>das</strong> ist sicher keine<br />

Sieg-Lösung. Wenn man einen Gang runtergeht,<br />

ist es manchmal etwas schwierig, aber beim<br />

Raufschalten ist es angenehm ruhig.«<br />

Also haben irgendwie doch alle ein wenig<br />

recht. So ein Motorrad ist ein Paket aus vielen<br />

Dingen, aus denen man <strong>das</strong> Beste herausholen<br />

muss, <strong>das</strong> Getriebe bringt einen Vorteil und<br />

Illegal ist es auf keinen Fall, sonst wäre die FIM<br />

eingeschritten. Wie toll <strong>das</strong> von Burgess<br />

beschriebene Yamaha-Getriebe aber ist, darf<br />

angezweifelt werden, denn beim Team des regierenden<br />

Weltmeisters Jorge Lorenzo hat man<br />

bereits angekündigt, selbst ein neues Getriebe<br />

zu entwickeln. Denn auch dort weiß man:<br />

»Wenn du es baust, wird er kommen.« MSM<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81


story.<strong>Honda</strong><br />

<strong>Honda</strong> greift wieder nach dem WM-Titel.<br />

In der vergangenheit gewannen die Japaner<br />

mit drei motorrädern und deren auspräg<br />

ungen titel in der königsklasse.<br />

wir stellen sie vor. Text: Falko Schoklitsch<br />

Hon<strong>das</strong><br />

Erfolgsmotorrader<br />

Angesichts der langen Erfolgsliste von <strong>Honda</strong><br />

in der Motorrad-Königsklasse - also 500cc und<br />

<strong>MotoGP</strong> - wirkt es fast eigenartig, <strong>das</strong>s nur drei<br />

Motorradmodelle für die insgesamt 13 Weltmeisterschafts-Titel<br />

verantwortlich waren, die<br />

der Hersteller mit seinen Fahrern feiern durfte.<br />

Das liegt aber einfach daran, <strong>das</strong>s die Grundbasis<br />

eines Motorrades immer ihren Namen<br />

beibehält und daher die WM-Maschine von<br />

Freddie Spencer aus dem Jahr 1985 gleich hieß<br />

wie jene von Valentino Rossi im Jahr 2001: die<br />

NSR 500. Zu diesem Titel-Motorrad kommen<br />

noch die NS500 und die RC211V hinzu.<br />

Die NS500<br />

Nach Hon<strong>das</strong> Wiedereinstieg in die Weltmeisterschaft Ende der 1970er<br />

musste der Hersteller schnell einsehen, <strong>das</strong>s sein damaliges 500cc-<br />

Viertakt-Experiment mit der NR500 ein Fehlschlag war. Also kam <strong>das</strong><br />

Unternehmen 1982 mit der NS500 mit zwei Takten und drei Zylindern<br />

an die Rennstrecken, die in ihrer ersten Saison in die Hände von Freddie<br />

Spencer, Marco Lucchinelli und Takazumi Katayami gelegt wurde.<br />

Bereits im ersten Rennen holte Spencer einen Podestplatz, im siebten<br />

Rennen folgte in Belgien der erste Sieg. 1983 kämpfte Spencer die<br />

gesamte Saison gegen Yamaha-Pilot Kenny Roberts und eroberte den<br />

Titel schließlich mit lediglich zwei Punkten Vorsprung - die Rennsiege<br />

und Pole Positions in diesem Jahr gingen alle entweder an Spencer<br />

oder Roberts.<br />

Freddie Spencer auf seiner<br />

<strong>Honda</strong> NS500 beim Buenos Aires<br />

Grand Prix 1982<br />

Fotos: honda<br />

82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Auch Valentino Rossi steuerte einen<br />

WM-Titel zu Hon<strong>das</strong> Titelsammlung bei<br />

Die NSR500<br />

Aufgrund von Fortschritten in der Reifentechnologie und des immer weiter fortschreitenden Kampfes um immer mehr PS<br />

folgte bereits 1984 ein neues <strong>Honda</strong>-Modell, die NSR500. Diese Maschine wurde von einem Vierzylinder-Motor angetrieben<br />

und verhalf Freddie Spencer 1985 zu seinem zweiten WM-Titel in der 500er-Klasse. Über die Jahre entwickelte sich<br />

die NSR500 zwar immer weiter, ihr Name blieb aber - auch als 1992 ein Big-Bang-Motor für sie entwickelt worden war.<br />

Mick Doohan gewann damit von 1994 bis 1998 fünf Titel, Àlex Crivillé wurde 1999 damit Weltmeister und Valentino Rossi<br />

eroberte 2001 mit ihr seinen ersten Königsklassen-Titel. Insgesamt 11 Fahrer- und 14 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften<br />

holte <strong>Honda</strong> mit dieser Maschine.<br />

Die RC211V<br />

Als sich zu Beginn des neuen Jahrtausends die<br />

Motorrad-Weltmeisterschaft nach Ansicht der<br />

Herstellervereinigung GPMA (heute MSMA) zu sehr<br />

von der Serie entfernte und nicht mehr einzusehen<br />

war, welchen Nutzen 500cc-Maschinen bringen<br />

konnten, läuteten die Hersteller die Viertakt-Ära in<br />

der Königsklasse ein. So waren zwar 2002 noch<br />

500er und 990er gleichzeitig erlaubt, die 990er<br />

setzten sich aber rasch durch. <strong>Honda</strong> brachte die<br />

RC211V an den Start, die einen revolutionären<br />

V5-Motor in sich trug. Mit Valentino Rossi wurden<br />

so 2002 und 2003 zwei Titel geholt, im letzten Jahr<br />

der 990cc-Ära konnte dann Nicky Hayden 2006 mit<br />

einer Spezialanfertigung mit modifiziertem Motor,<br />

Rahmen und Verkleidung den bislang letzten<br />

Weltmeister-Titel für <strong>Honda</strong> einfahren.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83


interview.Crutchlow<br />

Der Wechsel aus der<br />

Superbike-WM in die<br />

<strong>MotoGP</strong>-Weltmeisterschaft<br />

ist bislang nicht vielen<br />

Fahrern erfolgreich<br />

gelungen. Cal Crutchlow<br />

möchte schon bald <strong>das</strong><br />

Gegenteil beweisen<br />

Fotos: milagro, tech 3 yamaha<br />

84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Der<br />

nächste<br />

Britte<br />

Cal<br />

Crutchlow<br />

Unter den Superbike-<br />

Stars herrschte in den<br />

vergangenen Jahren<br />

mit sehr wenigen<br />

Ausnahmen ein<br />

munteres Kommen und<br />

Gehen in der <strong>MotoGP</strong>.<br />

dAs <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> sprach mit<br />

Cal Crutchlow über<br />

die Schwierigkeiten<br />

des Umstiegs und<br />

die eigenen Zukunftsaussichten.<br />

Text: Falko Schoklitsch<br />

Großbritannien ist ein gequältes Königreich,<br />

es leidet, beinahe könnte die Annahme entstehen,<br />

es windet sich vor Schmerzen. Zumindest<br />

trifft <strong>das</strong> zu, wenn der Blick auf die <strong>MotoGP</strong><br />

fällt. Denn die Fahrer aus dem großen Rennstall<br />

von Queen Elizabeth leiden in der Prototypen-Weltmeisterschaft<br />

seit langer Zeit unter<br />

einer gewissen Erfolglosigkeit. Barry Sheene<br />

war 1977 der letzte Brite, der einen WM-Titel<br />

erringen konnte, womit die Wartezeit sich in<br />

dieser Saison auf 34 Jahre ausdehnen könnte.<br />

Anders sieht es in der Superbike-Weltmeisterschaft<br />

aus, dort waren und sind die Briten<br />

eine treibende Kraft. Zuletzt gewann dort mit<br />

James Toseland im Jahr 2007 ein Brite den<br />

Weltmeisterschafts-Titel. Großbritannien ist<br />

ein Superbike-Land und wenn man Cal Crutchlow<br />

glauben darf, ist genau <strong>das</strong> der Fluch,<br />

der die Piloten ihrer Majestät davon abhält,<br />

auch bei den Prototypen erfolgreich zu werden<br />

- wahrscheinlich versuchen Fahrer wie Bradley<br />

Smith oder Scott Redding daher ihr Glück<br />

auch über die kleineren GP-Klassen.<br />

Crutchlow wird die Titel-Dürre der Briten<br />

in der Motorrad-Königsklasse im Jahr 2011<br />

nicht beenden, <strong>das</strong> stand schon vor Beginn der<br />

Saison fest. Doch der Supersport-Weltmeister<br />

des Jahres 2009 hat <strong>das</strong> klare Ziel, sich erfolgreich<br />

in der <strong>MotoGP</strong> zu etablieren, um vielleicht<br />

irgendwann aus dem Satelliten-Team<br />

Tech 3 Yamaha auf ein Werksmotorrad zu<br />

kommen, mit dem er dann doch an alte Glanzzeiten<br />

anschließen kann.<br />

Davor steht allerdings die harte Umgewöhnung<br />

von den seriennahen Superbikes hin zu<br />

den Geschossen der <strong>MotoGP</strong>. Er wäre nicht<br />

der Erste, der daran scheitert und er selbst<br />

durfte schon feststellen, wie schwierig es ist,<br />

sich an die völlig neue Fahrweise zu gewöhnen,<br />

die so ein Prototypen-Motorrad verlangt. Dass<br />

ein Fahrer wie Ben Spies im Vorjahr den Wechsel<br />

mit Bravour vollzogen hat, will er nicht als<br />

Sicherheit dafür nehmen, <strong>das</strong>s es ihm ebenso<br />

gelingen könnte, denn Crutchlow ist in →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85


interview.Crutchlow<br />

Ben Spies ist<br />

eine Ausnahme -<br />

Erscheinung.<br />

Nicht viele<br />

können <strong>das</strong><br />

schaffen,<br />

was er in der<br />

vorigen Saison<br />

geschafft hat.<br />

diesem Punkt Pragmatiker und weiß, <strong>das</strong>s<br />

Spies eine gewisse Ausnahme-Erscheinung<br />

darstellt.<br />

Und genau <strong>das</strong> könnte Crutchlows Stärke<br />

sein. Sein Teamchef Hervé Poncharal war bislang<br />

voll des Lobes für die Herangehensweise<br />

des Briten. Er sei nicht angekommen und habe<br />

geglaubt, er könne die Welt zerreißen, sondern<br />

habe zugehört, gelernt und versucht, sich an<br />

die Maschine anzupassen und nicht die<br />

Maschine an sich, erklärte der Franzose. Genau<br />

so hatte es auch Spies im vergangenen Jahr<br />

gemacht und sich dabei nie von Rückschlägen<br />

aus dem Konzept bringen lassen.<br />

Und es wird Rückschläge geben. Karbonbremsen<br />

sind etwas Anderes als Stahlbremsen,<br />

die Elektronik in der Königsklasse ist so ausgereift,<br />

<strong>das</strong>s ein Universitätsabschluss in Telematik<br />

oder Ähnlichem durchaus hilfreich<br />

wäre, die Reifen führen ihr Eigenleben und die<br />

Konkurrenz ist <strong>das</strong> Beste, was die Zweirad-<br />

Welt zu bieten hat. Das bedeutet, es wird Stürze<br />

geben, es wird Niederlagen geben und mehr<br />

als einmal wird es einfach nicht so funktionieren,<br />

wie Crutchlow sich <strong>das</strong> vorgestellt hat. Das<br />

werden die Momente sein, an denen sich entscheidet,<br />

ob er an seiner Aufgabe wächst oder<br />

an ihr scheitert, vor allem werden <strong>das</strong> aber die<br />

Momente sein, in denen er sich dem öffentlichen<br />

Druck der stets kritischen britischen<br />

Öffentlichkeit wird stellen müssen.<br />

James Toseland ist vor rund zwei Jahren an<br />

den Anforderungen der <strong>MotoGP</strong> gescheitert und<br />

der war immerhin zweifacher Superbike-Weltmeister,<br />

bevor er in die GPs wechselte. Crutchlow<br />

kam ohne Titel in der WSBK, aber dennoch glauben<br />

viele, er kann es schaffen - und bauen damit<br />

gleich wieder Druck auf. Vorerst lautet seine Aufgabe<br />

aber: lernen, lernen, lernen.<br />

MSM: Nachdem er <strong>das</strong> Yamaha Superbike<br />

von 2010 gefahren war hat Eugene Laverty<br />

die Entwicklungsarbeit von dir und James<br />

Toseland sehr gelobt. Bist du ein wenig traurig,<br />

<strong>das</strong>s die R1 des Jahres 2011 so eine gute<br />

Maschine geworden ist und du damit um den<br />

Superbike-Titel hättest fahren können?<br />

CAL CRUTCHLOW: Nein. Ich weiß, ich hätte<br />

um den Titel mitfahren können, aber ich<br />

wollte in die <strong>MotoGP</strong> kommen, um meine<br />

eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ich<br />

wollte nicht bleiben und eine Maschine für<br />

die SBK entwickeln.<br />

Spürst du zusätzlichen Druck nach der<br />

starken Debütsaison von Ben Spies, in der er<br />

gezeigt hat, was mit einer Satelliten-<br />

Maschine möglich ist?<br />

Nein, denn Ben Spies ist eine Ausnahme-<br />

Erscheinung. Nicht viele können <strong>das</strong> schaffen,<br />

was er vorige Saison geschafft hat. Ich fühle<br />

deswegen keinen Druck.<br />

Wie groß ist die Hilfe, die Colin Edwards dir<br />

geben kann?<br />

Er ist eine große Hilfe. Er hat einen anderen<br />

Fahrstil, also brauche ich nicht auf seine<br />

facts & Stories<br />

1Mit Lance Armstrong, Valentino Rossi und<br />

Muhammad Ali hat Cal Crutchlow in vielen sportlichen<br />

Bereichen Vorbilder. Fahrrad fährt er selbst<br />

gern, Motorrad erklärt sich von selbst und Ali ist seiner<br />

Meinung nach »nicht nur der großartigste Boxer, sondern<br />

auch ein unglaublicher Mensch«.<br />

2Crutchlow hört gern Pop-Musik, von Oasis bis<br />

zu den Kings of Leon. Auf seiner Liste der absoluten<br />

Lieblingssongs steht ‚Insomnia‘ von Faithless<br />

auf der Pole, direkt gefolgt von Journeys ‚Don‘t Stop<br />

Believing‘ und ‚You Got The Love‘.<br />

3Das Rennsportgen wurde Crutchlow früh in die<br />

Wiege gelegt, denn sein Vater Derek war selbst<br />

im Rennsport engagiert und förderte <strong>das</strong> Talent<br />

seines Sohnes konsequent, auch wenn der erst in<br />

eine andere Richtung wollte.<br />

4Eigentlich wollte der Brite gar kein Motorradrennfahrer<br />

werden, stattdessen spielte der<br />

junge Crutchlow viel lieber Fußball bei Coventry<br />

City und Aston Villa.<br />

5Obwohl Crutchlow erst mit elf Jahren <strong>das</strong><br />

Motorradfahren für sich entdeckte, ist er einer<br />

der wenigen <strong>MotoGP</strong>-Piloten, die auch einen gültigen<br />

Motorradführerschein im öffentlichen Straßenverkehr<br />

besitzen.<br />

6Nachdem sich Crutchlow 1999 zum ersten Mal<br />

auf ein Motorrad gesetzt hatte, war er<br />

begeistert. Sein Vater kaufte ihm eine 125er Aprilia<br />

und ab ging‘s zur britischen Junior Challenge, in<br />

der er beim ersten Anlauf Erster und Zweiter wurde<br />

und am Ende auf Anhieb die Meisterschaft mit neun<br />

Siegen abräumte.<br />

86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Daten zu sehen, aber er gibt mir Ratschläge<br />

und sein Wissen ist mir in meiner ersten<br />

<strong>MotoGP</strong>-Saison eine große Hilfe.<br />

2012 wird die <strong>MotoGP</strong> auf 1000cc wechseln.<br />

Ortest du dich in einer schwierigen Situation<br />

deswegen? Schließlich musst du dich jetzt an<br />

die 800er gewöhnen und am Ende der Saison<br />

dann wieder umstellen.<br />

Nein, <strong>das</strong> wird mir eher liegen und alle werden<br />

sich dann wieder an die neuen Maschinen<br />

und die Strecken anpassen müssen.<br />

Wie schwierig ist es eigentlich, von einem<br />

Superbike auf eine <strong>MotoGP</strong>-Maschine zu<br />

wechseln?<br />

Es ist unbeschreiblich, wie schwierig <strong>das</strong> ist.<br />

Es ist so viel schwieriger, da die Maschinen,<br />

die Reifen und die Fahrer anders sind. Das ist<br />

ein großer Sprung.<br />

Es ist wohlbekannt, <strong>das</strong>s es eine lange Liste<br />

an Fahrern gibt, die aus der Superbike<br />

kamen und in der <strong>MotoGP</strong> gescheitert sind.<br />

Wo siehst du die Gründe dafür?<br />

Es liegt am großen Unterschied zwischen den<br />

Maschinen. Das Fahren in der Superbike ist<br />

viel einfacher.<br />

Cal Crutchlow möchte sich in<br />

der <strong>MotoGP</strong> etablieren -<br />

an Ben Spies misst er sich nicht<br />

Die Briten lieben den Motorradsport und du<br />

bist nun in der Königsklasse des Motorradsports.<br />

Bist du stolz darauf oder spürst du,<br />

wie die Öffentlichkeit dich nun noch genauer<br />

beobachtet?<br />

Beides. Die Öffentlichkeit hat einen im Auge, wenn<br />

man der Einzige ist, aber es ist besser, der Einzige<br />

zu sein als gar keinen Landsmann hier zu haben.<br />

Fotos: milagro, tech 3 yamaha<br />

Dies ist die stärkste Weltmeisterschaft im<br />

Motorradsport. Wo setzt du deine Ziele für<br />

die erste Saison an?<br />

Ich will lernen und mich die ganze Saison<br />

über verbessern.<br />

Wie würdest du deine Konkurrenten<br />

ein schätzen?<br />

Hart! Das sind die besten Fahrer der Welt. So<br />

einfach ist <strong>das</strong>.<br />

Hast du irgendwelche Vorbilder?<br />

Nicht wirklich. Es gibt niemanden, dem ich<br />

folge. Man könnte alle im Auge behalten, ich<br />

versuche aber, mich auf mich selbst zu<br />

konzentrieren.<br />

Wie läuft die Arbeit mit dem Team?<br />

Es wird jedes Mal besser, wenn ich aus der<br />

Garage fahre - auf und neben der Strecke.<br />

Es liegt am<br />

groSSen Unter -<br />

schied zwischen<br />

den Maschinen.<br />

Das Fahren in<br />

der Superbike ist<br />

viel einfacher.<br />

Die Superbike-WM fährt dieses Jahr auch in<br />

Donington, die <strong>MotoGP</strong> wird nur in Silverstone<br />

sein. Wie lassen sich die Strecken vergleichen<br />

und welche magst du mehr?<br />

Ich mag Silverstone mehr. Die Strecke ist fantastisch<br />

und dieses Jahr sind auch die Boxen<br />

und der Paddock neu.<br />

Es wird vier Rennen in Spanien und zwei in<br />

Italien geben. Denkst du, die <strong>MotoGP</strong> legt zu<br />

viel Augenmerk auf diese zwei Länder?<br />

Nicht wirklich. Es ist schwierig, Strecken zum<br />

Mitmachen zu bewegen, es ist also gut, <strong>das</strong>s<br />

wir sie haben.<br />

Was würdest du nach dem letzten Saisonrennen<br />

Deiner <strong>MotoGP</strong>-Debütsaison gerne<br />

sagen können?<br />

Dass ich im ersten Jahr den bestmöglichen<br />

Job abgeliefert habe.<br />

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Story.Yamaha<br />

15:22<br />

Geht es<br />

Yamaha ohne<br />

Rossi besser?<br />

Valentino Rossi ist weg, Yamaha muss ohne den Doktor zurechtkommen. Nachdem sich<br />

alles etwas eingelebt hat, stellt sich die Frage, ist Yamaha nun ohne den Superstar aus<br />

Italien besser dran? Text: Falko Schoklitsch<br />

Fotos: milagro<br />

88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Sie wollen gemeinsam Valentino Rossi vergessen<br />

machen – kann die Mission gelingen?<br />

Zwei Yamahas, aber kein Doktor: 2011 ist die<br />

erste Saison der Japaner ohne ihr langjähriges Zugpferd<br />

→<br />

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Story.Yamaha<br />

Treffen »alter Freunde«: Valentino Rossi trägt jetzt rot,<br />

Jorge Lorenzo soll ihn bei Yamaha beerben<br />

Jein ist eigentlich ein unschönes Wort. Viel zu<br />

oft durfte es schon von viel zu vielen Menschen<br />

vernommen werden. Kommt eine Steuersenkung?<br />

Jein. Sind unsere Pensionen sicher? Jein.<br />

Können Sie eine klare Antwort geben? Jein.<br />

Irgendwie dürfte jeder schon dieses halbwarmen<br />

Wortes überdrüssig sein und dennoch<br />

wird es immer und immer wieder, wenn auch<br />

meist anders verpackt, vorgebracht.<br />

Manchmal lässt es sich aber leider nicht vermeiden,<br />

auf dieses rhetorische Ungetüm<br />

zurückzugreifen, beispielsweise, wenn man der<br />

Frage nachgeht, ob es Yamaha ohne Valentino<br />

Rossi nun eigentlich besser geht als davor?<br />

Denn es gibt viele Faktoren, die für ein Ja sprechen,<br />

aber auch einige, die für ein Nein sprechen.<br />

Fangen wir beim Ja an und lassen dabei<br />

einfach einmal Ben Spies zu Wort kommen.<br />

»Ich denke, <strong>das</strong> Team wird definitiv anders<br />

sein als voriges Jahr und es wird bei der Entwicklung<br />

viel mehr Teamwork geben, <strong>das</strong> ist<br />

wichtig. Ich habe <strong>das</strong> zu Lorenzo gesagt und<br />

ich bin mir ziemlich sicher, er ist offen dafür.<br />

Auf der Strecke ist er der Erste, den ich schlagen<br />

will, aber wenn wir die Maschine gemeinsam<br />

besser machen, wird es <strong>das</strong> Fahren an der<br />

Spitze stark vereinfachen. Wir müssen die<br />

Balance zwischen Zusammenarbeit zur Verbesserung<br />

der Maschine und hartem Racing<br />

gegeneinander finden. Wenn es ans Rennen<br />

geht, werde ich nicht anders gegen ihn fahren<br />

als voriges Jahr und ich bin mir sicher, er denkt<br />

genauso«, erklärte Spies.<br />

Ein Blick auf die gemeinsame Zeit von<br />

Rossi und Jorge Lorenzo bei Yamaha zeigt,<br />

die Beiden wollten sich in jedem Aspekt<br />

schlagen, nicht nur auf der Strecke und <strong>das</strong><br />

hinderte auch die teaminterne Zusammenarbeit.<br />

Natürlich ließe sich sagen, jemand mit<br />

der fahrerischen Klasse eines Valentino Rossi<br />

muss doch fehlen, auf der anderen Seite hat<br />

mittlerweile aber auch Jorge Lorenzo eine<br />

hohe fahrerische Klasse erreicht und sein<br />

Crewchief Ramon Forcada ist in technischen<br />

Belangen auch kein Nasenbohrer, um es<br />

volkstümlich auszudrücken.<br />

Rossi ohne Yamaha<br />

Die Erfolgsgeschichte von Valentino Rossi<br />

bei Yamaha ist lang: der Italiener holte <strong>das</strong><br />

Team aus einem Tief, bescherte ihm nicht<br />

nur 46 Siege, sondern auch vier WM-Titel und<br />

gab sein Bestes für die fünf Herstellertitel,<br />

die Yamaha in seiner Zeit bejubeln konnte.<br />

Mit den Japanern stand der Italiener<br />

83 Mal auf dem Podest.<br />

Den Speed der M1 bewies er in 29<br />

schnells ten Rennrunden in seinen sieben<br />

‚blauen‘ Jahren.<br />

Rossi stand 116 Mal für Yamaha am Start<br />

und obwohl er nur 29 Pole Positions<br />

ergat tern konnte, schaffte er fast doppelt<br />

so viele Siege. Die Bilanz kann sich sehen<br />

lassen.<br />

Besonders sein Baby, die M1 wird Rossi<br />

wohl sehr vermissen. »Ich habe viele<br />

wunderschöne Erinnerungen, zum Beispiel<br />

als ich meine M1 im Gras von Welkom zum<br />

ersten Mal küsste, schaute sie mir direkt in<br />

die Augen und sagte mir ‚Ich liebe dich!‘«<br />

90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: milagro<br />

Allerdings stimmt es natürlich, <strong>das</strong>s die<br />

gemeinsame Erfahrung und <strong>das</strong> Entwicklungs-<br />

Können eines Rossi und seines Crewchiefs<br />

Jeremy Burgess Yamaha abgehen könnten, vor<br />

allem in Zeiten, in denen <strong>Honda</strong> allem Anschein<br />

nach ein wahres Biest von Motorrad auf die Strecke<br />

gestellt hat. Allzu oft haben Rossi und Burgess<br />

in der Vergangenheit noch Wunder in letzter<br />

Minute vollbracht und aus der Maschine noch<br />

ein wenig mehr herausgeholt, um am Rennsonntag<br />

plötzlich wieder vorne aufzutauchen. Diese<br />

gewisse Magie hat <strong>das</strong> Duo Lorenzo-Forcada<br />

noch etwas vermissen lassen und Spies ist mit<br />

seinem Crewchief Tom Houseworth ohnehin<br />

noch nicht sehr reich an Erfahrung.<br />

Aber vom Nein wieder zurück zum Ja. Und <strong>das</strong><br />

dreht sich um die finanzielle Situation bei Yamaha.<br />

So hat der dominante Hersteller der vergangenen<br />

Jahre in dieser Saison zwar keinen Hauptsponsor<br />

gefunden - zumindest keinen, der genug gezahlt<br />

hätte -, aber <strong>das</strong> muss <strong>das</strong> Team nicht notwendigerweise<br />

viel Geld kosten. Denn mit Rossi ist der<br />

größte Gehaltsbezieher weg. Zwar ist auch Lorenzo<br />

nicht billig, aber er und Spies gemeinsam sollen<br />

laut inoffiziellen Angaben nicht so viel verdienen<br />

wie Rossi alleine. Dementsprechend lässt sich der<br />

Ausfall verschmerzen. Yamaha Motor Racing<br />

Managing Direktor Lin Jarvis sagte dazu: »Es gibt<br />

keine negative Konsequenz aus dieser Situation,<br />

tatsächlich haben wir dadurch die Freiheit, ein<br />

paar besondere Dinge in unserem 50. Jahr zu<br />

machen. In Zukunft würden wir jeden neuen Partner<br />

willkommen heißen, der mit uns arbeiten will<br />

und wir sind offen für Änderungen«, sagte er.<br />

Zudem konnte Yamaha zu Beginn seiner 50. Saison<br />

im Grand-Prix-Sport zwei neue Sponsoren<br />

vorstellen, nur eben keinen Titelsponsor - wobei<br />

aber alleine der bereits existierende Deal mit<br />

Petronas angeblich acht Millionen Euro pro Jahr<br />

in die Kassen spült.<br />

Gleichzeitig dürfte die Persönlichkeit Rossi<br />

dem Hersteller aber durchaus fehlen, immerhin<br />

ist der Italiener auf der ganzen Welt beliebt wie<br />

kein zweiter Motorrad-Pilot. Lorenzo hat zwar<br />

immer versucht, sich so extrovertiert zu zeigen<br />

wie sein ehemaliger Teamkollege, damit machte<br />

er sich aber nicht überall Freunde. Was <strong>das</strong> Marketing<br />

betrifft, so war Rossi einfach die große<br />

Zugnummer und die ist nun nicht mehr da, sondern<br />

bei der Konkurrenz. Jetzt kann Yamaha<br />

zwar aufgrund des fehlenden Hauptsponsors und<br />

aufgrund des 50-Jährigen Jubiläums voll mit dem<br />

noch vorhandenen Fahrertitel Werbung machen.<br />

Aber irgendwie ist die große Aufmerksamkeit zu<br />

Ducati abgewandert, weil die Nummer 46 eben<br />

einfach nach wie vor <strong>das</strong> Aushängeschild des<br />

Motorradsports weltweit ist.<br />

Wie lässt <strong>das</strong> alles zusammengenommen<br />

Yamaha jetzt <strong>das</strong>teht? Es stehen sich teaminterne<br />

Zusammenarbeit, Geldersparnis sowie Marketing<br />

mit dem WM-Titel und technische Erfahrung, ein<br />

wahrer Marketing-Magnet sowie ein Sponsoren-<br />

Traum gegenüber. All <strong>das</strong> zusammengenommen<br />

ließe die Antwort auf die Frage zu einem klaren<br />

Jein zusammenlaufen. Da dieses Wort aber schon<br />

eingangs ziemlich heruntergemacht worden ist,<br />

betreiben wir noch ein wenig mehr Forschung auf<br />

der Suche nach einem Ja oder einem Nein.<br />

Dabei gilt es, den Blick in die Zukunft zu richten.<br />

Jorge Lorenzo ist 23 Jahre, Ben Spies ist 26<br />

Jahre und Valentino Rossi ist 32 Jahre alt. Zwar<br />

hat der Italiener schon mehrfach bekräftigt, er<br />

könnte durchaus noch ein paar Jahre fahren, aber<br />

<strong>das</strong> wird er eben nicht mehr ewig tun. Dementsprechend<br />

hatte Yamaha die Wahl, Rossi zu<br />

behalten und damit entweder Lorenzo oder Spies<br />

oder sogar beide zu vertreiben oder eben Rossi<br />

durchaus schweren Herzens gehen zu lassen und<br />

dafür zwei Fahrer an sich zu binden, die beide<br />

für die kommenden Jahre als WM-Anwärter<br />

angesehen werden.<br />

Yamahas letztendliche Entscheidung mag zwar<br />

aufgrund von Rossis Verdiensten als ein wenig<br />

hartherzig angesehen werden, doch es war sicher<br />

nicht so, <strong>das</strong>s der Hersteller seinen Star mit aller<br />

Gewalt in Richtung Ducati drängen musste. Vor<br />

allem musste Yamaha aber bedenken, <strong>das</strong>s Spies<br />

in der Vergangenheit auch seinen langjährigen<br />

Partner Suzuki hängen ließ, weil der ihn nicht<br />

schnell genug in die <strong>MotoGP</strong> brachte. Ähnliches<br />

hätte bei einer zu langen Wartezeit auf <strong>das</strong> Werks-<br />

Motorrad auch passieren können. Und Lorenzo<br />

hätte es vielleicht auch nicht immer an Rossis<br />

Seite ausgehalten, Lockangebote von <strong>Honda</strong> und<br />

Ducati hatte er bereits im Jahr 2009.<br />

Dementsprechend muss <strong>das</strong> Abschluss-Urteil<br />

lauten, ja, Yamaha steht besser da, vor allem wenn<br />

Lorenzo und Spies auf lange Sicht gehalten werden<br />

können. Sollte dem so sein, dann wird sich<br />

die Frage nach der richtigen Entscheidung in fünf<br />

Jahren wahrscheinlich gar nicht mehr stellen. Da<br />

hast du‘s, Jein. <br />

MSM<br />

Dementsprechend muss <strong>das</strong><br />

Abschluss-Urteil lauten, ja, Yamaha<br />

steht besser da, vor allem wenn<br />

Lorenzo und Spies gehalten werden.<br />

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Story.Wetterlügerei<br />

Flop 5<br />

Wetterlügerei<br />

Wir bitten zur Revue der Wetterunklarheiten, denn wo<br />

der zWeiradsport auch sei, <strong>das</strong> Schlechtwetter ist entgegen<br />

aller Gesetze fast immer dabei.<br />

Text: Jule krause<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier befassen wir uns ganz<br />

und gar mit der Wetterlügerei und ‚Murpheys Law‘. Denn Zweiradsport<br />

liebt es gerne bunt, variiert und nicht zentriert, global von A nach B, zu<br />

Luft und auch zur See. Ma reist weit, von Grenzen ganz befreit, doch<br />

stellt sich oft die Frage, wieso man fliegt fern und nah, oder in die Wüste<br />

von Katar, wenn Regen, Wind und Schnee auch zu Haus‘ verfügbar war.


Lausitz<br />

5<br />

Regentropfen, die auf den Asphalt klopfen, die gab es jedes Jahr,<br />

wenn Zweiradsport am Eurospeedway zu Gaste war. Dabei, man<br />

höre und staune sehr, zieht man die Niederschlagswerte her, regnet<br />

es in der Lausitz gar nicht sehr. Doch ist es fast wie Hohn, nicht<br />

selten eine Qualifikation - Trainings und die Testfahrt auch -<br />

verbleibet ohne jeglichen Gebrauch, weil Regen herunter prasselt,<br />

stetig auf den Dächern rasselt, die Fahrbahn ruiniert, der Fahrer<br />

stürzt und sich geniert. Die IDM kann ein Liedchen davon singen,<br />

selbst in Trockenzeiten Regengüsse niedergingen, ‚drum merke Dir<br />

im Hirn, bring den Regenschirm.<br />

In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Statistisch gesehen ist die<br />

Lausitz eine der trockendsten Gegenden Deutschlands, außer wenn<br />

Rennen angesetzt sind, dann regnet es mindestens an einem Tag. →<br />

Brands<br />

Hatch<br />

4<br />

Fotos: milagro, ADRIvo/SUTTon, ADRIvo/böRNER<br />

Winterwahn, wer weiß wo die Winter vorher war‘n, bevor sie nach<br />

England kam. Sie sollten mal die Briten seh‘n, wenn die plötzlich im<br />

Schnee steh‘n. Was wollte der Wintereinbruch nur, der so plötzlich<br />

über die Strecke fuhr, in Brands Hatch Anfang April, alle Räder<br />

standen still, doch es weiter keiner zugeben will, <strong>das</strong> auch in England<br />

es schneit, fast zu jeder Jahreszeit, vor allem wenn Rennen sind<br />

geplant, sich stets ein Kälteeinbruch anbahnt. Selbst für die British<br />

Superbike ist es zu viel, kommt Schnee ins Spiel. Die BSB verschob,<br />

sich <strong>das</strong> Rennen bis Mai aufhob, denn auf Schnee zu fahren geht<br />

bedenklich schlecht, sich die mangelnde Ausrüstung rächt. ‚Drum<br />

lass die Engländer erzähl‘n, sich in Flipflops durch den Winter<br />

quäl‘n. Merke Dir, Schnee gibt‘s auch hier.<br />

In der Sprache des 21. Jahrhunderts: In England schneit es nie,<br />

da können Sie jeden Briten fragen und dennoch ‚überrascht‘ der<br />

Schnee Mittelengland nicht nur von November bis März, sondern<br />

auch bis Mai und sorgt für Rennverschiebungen der nationalen<br />

Meisterschaften.<br />

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Story.Wetterlügerei<br />

3<br />

Oschersleben<br />

Ach wie herrlich ist es in Misano, die Sonne strahlt oft froh, doch <strong>das</strong> zu wenig Show. Erst wenn Kälte, Wind<br />

und Dauerregen über eine Strecke fegen, fühlt sich die IDM mit Gottes Segen. So ein Wind macht schon was<br />

her, Oschersleben geht daher ohne gar nicht mehr und um die Attraktion zu steigern, wollte <strong>das</strong> Klima auch<br />

im Wonnemonat Mai die Winterdürre nicht verweigern. Eine Strecke muss sich einen Namen machen, um<br />

Neid bei der Konkurrenz zu entfachen, doch der Osten hat kein Geld, daher wird kein Vergnügungspark hingestellt.<br />

Wir bleiben bei Naturgewalten, um Rennen interessant zu gestalten, so fragt der Fahrer nach 2010,<br />

was wird wohl dieses Jahr gescheh‘n, werden es weniger als 8 Grad, brauchen wir Spikes am Rad, oder bleibt<br />

es nur beim Wind, der über die Börde fegt geschwind?<br />

In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Während Teams, Fahrer, Journalisten, Fotografen und Fans über Jahre<br />

nur mit dem vielen Wind in Oschersleben zu kämpfen hatten, kam 2010 mitten im Mai noch bittere Kälte und<br />

2<br />

viel Regen dazu.<br />

Phillip<br />

Island<br />

Heller Sonnenschein, kann nicht immer sein,<br />

Wolken zieh‘n, Fahrer flieh‘n schnell dahin. Ob es<br />

Frühjahr ist, ob der Herbst die Flaggen hisst, Phillip<br />

Island bietet jedes Jahr, Regen und Wind so<br />

wunderbar. Streit bricht ständig aus, wann bleibt<br />

wer zu Haus‘? Im Sommer ist‘s zu heiß, im Winter<br />

läg‘ <strong>das</strong> Eis, drum bastelt man weiter herum, um<br />

zu finden <strong>das</strong> perfekte Datum. Superbikes setzten<br />

auf Februar, da ist <strong>das</strong> Wetter selten klar, weshalb<br />

sich die <strong>MotoGP</strong> sicher war, der Oktober allein<br />

ist zum Fahr‘n da. Kommen sie dann an, sind<br />

beide jeweils dran, Regen plätschert, Trainings<br />

weichen, bis die Sonne gibt ein Zeichen. Was<br />

sonst immer so klar, in Australien ist‘s nicht wahr,<br />

die Jahreszeiten sind bunt gemischt, da nützt die<br />

ganze Planung nüscht. Wer im März partout nicht<br />

fahren will, der bleibe besser still.<br />

In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Bessere<br />

Renn-Termine für <strong>MotoGP</strong> und Superbike zu<br />

finden, welche die Kälte- und Regenwahrscheinlichkeit<br />

minimieren, ist unwahrscheinlich, solange<br />

man nicht im Sommer fahren will, denn der März<br />

ist bereits an die Formel 1 vergeben.<br />

Fotos: milagro, ADRIvo/BöRNER<br />

94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Katar1<br />

Unter einem Regenschirm am Abend, hängt man sich zum<br />

ersten Male ein, doch muss es in der Wüste sein? So ein Wüstenflair<br />

macht an sich was her, doch wenn's regnet, nicht ganz so<br />

sehr. Solche Nächte in der Wüste werden oft verachtet, Losail als<br />

leicht betrachtet, Fahrern gesagt 'du machst'det, doch ist es nicht<br />

nur kalt und rutschig der Asphalt, man fällt auch schneller hin<br />

und dann sind Brüche drin. Abends aufzusteh'n, um mal was<br />

anderes zu seh'n, weil es sonst langweilig wird (so sich die Dorna<br />

nicht irrt). Doch diese Verschieberei'n müssten eigentlich nicht<br />

sein, nach hinten und nach vorn, <strong>das</strong> steigert nur des Fahrers<br />

Zorn, 2009 um einen Tag sogar, na wunderbar, um zu entgehen<br />

dem Regenbann, fangt einfach etwas früher an.<br />

In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Regen in der Wüste<br />

während <strong>MotoGP</strong>-Tests & <strong>MotoGP</strong>-Rennen bei normalerweise<br />

durchschnittlich 2,7 Regentagen im April.<br />

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story.GP-Helden<br />

Was macht eigentlich...<br />

Alex Hofmann?<br />

Jeder kennt ihre Namen, aber was machen sie eigentlich heute? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

stellt die Grand-Prix-Helden vergangener Tage vor. Den Anfang macht der bislang letzte deutsche <strong>MotoGP</strong>-Pilot:<br />

Alex Hofmann. Text: Clemens Schreiter<br />

FOTOS: milagro<br />

96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Estoril 2007. Die Ducati Desmosedici mit der<br />

Startnummer 66 rollt an die Box, der Fahrer<br />

steigt ab und nie wieder auf. Es waren die letzten<br />

Meter des Alex Hofmann als aktiver <strong>MotoGP</strong>-<br />

Pilot. Wegen eines Problems am Motorrad musste<br />

der D‘Antin Ducati-Pilot <strong>das</strong> Rennen aus der<br />

Box in Angriff nehmen. Doch schon nach wenigen<br />

Runden war es wieder vorbei, weil ihm seine<br />

Verletzung aus dem Rennen in Laguna Seca zu<br />

schwer zu schaffen machte und seine beiden<br />

Ducatis einfach nicht richtig funktionierten.<br />

»Das Team und Luis D‘Antin warfen mir mangelnde<br />

Motivation vor, um einen Grund für eine<br />

Kündigung zu finden«, klärt Hofmann heute die<br />

schmerzen und langem Überlegen gesagt, <strong>das</strong>s<br />

es vielleicht doch besser ist, lieber früher als später<br />

die Reißleine zu ziehen. Ich wollte auch nicht<br />

mehr in schlechten Teams mit schlechten Motorrädern<br />

fahren, oder in Klassen, von denen ich<br />

nicht überzeugt war.«<br />

Mit Motorradrennen hat er abgeschlossen.<br />

Seine Zweiradkarriere ist offiziell beendet. »Ich<br />

werde definitiv nicht danach jagen, wieder Rennen<br />

zu fahren. Mit dem Thema bin ich durch.«<br />

Doch <strong>das</strong> Motorrad ganz zur Seite stellen kann er<br />

auch nicht. Da passt ihm seine Arbeit als Testfahrer<br />

im Aprilia-Superbike-Team sehr gut. 2008<br />

startete die italienische Marke ihr Projekt in der<br />

Das Team warf mir mangelnde Motivation vor.<br />

Vor Gericht haben sie allerdings verloren und<br />

Luis D‘Antin hat auf Lebzeiten Fahrerlager-Verbot.<br />

Situation auf. »Vor Gericht haben sie allerdings<br />

verloren und Luis D‘Antin hat auf Lebzeiten<br />

Fahrerlager-Verbot von der Dorna.«<br />

Die Karriere des Alex Hofmann startete so<br />

richtig 2002 mit dem Einstieg in die <strong>MotoGP</strong>.<br />

Vorher wurde er spielend deutscher Meister,<br />

gewann 10 von 10 Rennen und startete von 1999<br />

bis 2001 in der 250er WM. Durch seine Größe<br />

war aber auch schnell klar, <strong>das</strong>s er ein stärkeres<br />

Motorrad unter sich brauchte. Als Ersatzfahrer<br />

von Gary McCoy im Yamaha-WCM-Team<br />

machte er den ersten Schritt nach oben. Bei zwei<br />

Renneinsätzen für Loris Capirossi bewies er, was<br />

der lange Kerl drauf hat. Prompt klopfte<br />

Kawasaki an und machte ihn von 2003 bis 2005<br />

zum Stammfahrer. Doch 2007 nahm der deutsche<br />

Traum dann <strong>das</strong> jähe Ende von Estoril.<br />

Die meisten Fans wissen, <strong>das</strong>s der Wahl-<br />

Schweizer heute seine Brötchen als TV-Experte<br />

verdient. »2008, als es sich herausgestellt hat,<br />

<strong>das</strong>s meine <strong>MotoGP</strong>-Karriere zu Ende war, zeichnete<br />

sich ab, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> DSF die <strong>MotoGP</strong>-Rechte<br />

bekommen und die Rennen übertragen würde.<br />

Wir haben uns dann gegenseitig kontaktiert,<br />

geschaut inwiefern Interesse und auch Talent<br />

vorhanden waren, und danach ging es 2009 los«,<br />

beschreibt Hofmann, wie er zum Job neben<br />

Kommentator Edgar Mielke gekommen ist.<br />

Hofmanns Entscheidung aus dem aktiven<br />

Renngeschehen auszusteigen, hatte nichts mit<br />

dem Familienzuwachs im Jahr 2010 zu tun. »Die<br />

Entscheidung ist ja mehr oder weniger schon<br />

2008 gefallen, nach dem vermasselten Jahr in der<br />

<strong>MotoGP</strong> und den vielen Verletzungen«, erklärt<br />

Hofmann. »Für mich war dann ein Punkt<br />

erreicht, an dem mir bewusst wurde, <strong>das</strong>s ich<br />

nicht näher an die Weltspitze der <strong>MotoGP</strong> herankommen<br />

würde, denn <strong>das</strong> war immer mein<br />

großes Ziel. Ich habe mir nach vielen Bauch-<br />

Superbike-WM. Ein Jahr später gaben sie ihr<br />

Debüt. Hofmann entschied sich allerdings weiter<br />

als Testfahrer unterwegs zu sein, da er sich kurz<br />

zuvor beim Supermoto verletzte. Doch ein Rennfahrer<br />

bleibt immer Rennfahrer. So möchte er<br />

2011 wenigstens ein Rennen fahren - dazu wechselt<br />

er jedoch auf vier Räder: »Ich werde dieses<br />

Jahr die 24 Stunden auf dem Nürburgring mit<br />

einem BMW M3 in der GT4-Klasse bestreiten.«<br />

Was aber macht Hofmann in der Offseason,<br />

wenn keine <strong>MotoGP</strong> im Fernsehen zu erklären<br />

ist? »Dann ist hauptsächlich Aprilia angesagt, weil<br />

im Winter die Hauptarbeit für die Saison stattfindet.<br />

Das sind dann so zwei Mal drei Testtage im<br />

Monat«, klärt er auf. »Das bedeutet aber auch<br />

immer körperliche Vorbereitung, denn ganz ohne<br />

geht es auch nicht. Ich muss schon fit bleiben, weil<br />

sonst die ganze Testerei, bei der man den ganzen<br />

Tag Vollgas geben muss, einfach nicht funktioniert.«<br />

Der letzte Winter war ein ganz besonderer<br />

für den 30-Jährigen. »Ich kam vom letzten Test<br />

und wurde direkt drei Tage später Vater. Da war<br />

natürlich die ganze Zeit Alarm, aber es war ein<br />

Erlebnis, <strong>das</strong> ich nicht missen möchte.«<br />

In seiner Rolle als TV-Experte kommt er nicht<br />

umhin, sich permanent mit den aktuellen deutschen<br />

GP-Stars auseinanderzusetzen. Besonders<br />

in seinem Fokus steht Stefan Bradl, der auf einem<br />

guten Weg ist, ihn in der <strong>MotoGP</strong> zu beerben.<br />

Seine Chancen stehen laut Hofmann gut, aber<br />

der Sohn von Helmut Bradl sollte nicht um jeden<br />

Preis in die Königsklasse aufsteigen. »Er sollte<br />

erst einmal versuchen, die Moto2 zu erobern und<br />

dann den Schritt in die <strong>MotoGP</strong> wagen«, schätzt<br />

Hofmann die Situation ein. »Dafür muss <strong>das</strong><br />

gesamte Umfeld stimmen und er sollte es nicht<br />

um jeden Preis machen. Er sollte auf keinen Fall<br />

in irgendein x-beliebiges Team gehen, nur weil<br />

es eben dabei ist.«<br />

Alex Hofmann<br />

Geboren am 25. Mai 1980 in Mindelheim<br />

sportliche Karriere<br />

1998: Deutscher Meister (10 Rennen,<br />

10 Siege) / Europameister 250ccm<br />

1999-2001: 250ccm-Weltmeisterschaft<br />

(Beste Platzierung: 12. Rang )<br />

2002: Ersatzfahrer Yamaha-WCM<br />

2003-2005: Kawasaki-Werksteam <strong>MotoGP</strong><br />

2006-2007: D‘Antin Ducati <strong>MotoGP</strong><br />

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Interview.Kiefer<br />

Fotos: kiefer racing/Friedrich Weisse<br />

98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Falko Schoklitsch<br />

Zukunftsmusik<br />

<br />

<strong>MotoGP</strong><br />

Angesichts des starken Saisonstarts könnte Kiefer Racing mit Stefan Bradl eine gute<br />

Moto2-Saison bevorstehen. Das MOTORSPORT-<strong>Magazin</strong> sprach mit Teamchef STEFAN Kiefer über<br />

die Ziele für 2011, den SPARDRANG in der WM und einen möglichen Aufstieg in die <strong>MotoGP</strong>.<br />

Überzogene Erwartungen sind eine Schwäche,<br />

der die Menschheit oft zum Opfer fällt. Dementsprechend<br />

gewöhnt ist der Homo Sapiens auch<br />

an <strong>das</strong> Gefühl der Enttäuschung, denn wie der<br />

Ausdruck schon vermuten lässt, sind überzogene<br />

Erwartungen nur schwer zu erfüllen. Ob nun<br />

überzogen oder nicht, Stefan Bradl hat mit seinen<br />

Moto2-Testauftritten im Winter und seinem Auftaktsieg<br />

in Katar für ein ordentliches Maß an<br />

Zuversicht bei Kiefer Racing gesorgt. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sprach mit Teamchef Stefan Kiefer<br />

darüber, wie die Ziele für die Saison nun wirklich<br />

aussehen und was die Zukunft so bringen könnte.<br />

MSM: Nach dem vielversprechenden Saisonstart<br />

stellt sich natürlich die Frage, wie sehen eure<br />

und Stefans Ziele für 2011 aus?<br />

STEFAN KIEFER: Die Ziele sind einfach die, <strong>das</strong>s<br />

wir uns im Vergleich zum Vorjahr verbessern<br />

wollen, was die Endplatzierung angeht. Das<br />

heißt, besser als Platz neun. Das sind unsere<br />

Ziele. Wir haben uns gut vorbereitet. Wir haben<br />

ein Fahrzeug, <strong>das</strong> gut funktioniert. Bei den Tests<br />

und in Katar hat man auch gesehen, <strong>das</strong>s wir ein<br />

Wörtchen mitreden können.<br />

Hat sich der Wechsel zu Kalex bezahlt gemacht?<br />

Für uns ist es auf jeden Fall die richtige Entscheidung<br />

gewesen. Ob sich <strong>das</strong> für uns letztlich<br />

bezahlt machen wird oder ob es sich bezahlt<br />

gemacht hat, kann man erst sagen, wenn die<br />

halbe Saison vorbei ist. Wir haben aber definitiv<br />

unsere Ziele FÜR DIE SAISON<br />

2011 SIND EINFACH DIE, DASS WIR<br />

UNS im VERGLEICH ZUM VORJAHR<br />

VERBESSERN WOLLEN, WAS DIE<br />

ENDPLATZIERUNG in DER WELT-<br />

MEISTERSCHAFT ANGEHT. Das<br />

HEISSt, BESSER ALS PLATZ NEUN.<br />

ein Fahrzeug, <strong>das</strong> gut funktioniert. Stefan kommt<br />

gut damit zurecht und auch die Zusammenarbeit<br />

mit den Leuten von Kalex läuft hervorragend.<br />

Wie läuft die Arbeit mit Kalex? Ist sie anders als<br />

noch mit Suter?<br />

Es werden keine Unterschiede zwischen uns und<br />

dem Pons-Team gemacht. Da gibt es keine Unterschiede.<br />

Aufgrund der sprachlichen Seite - wobei<br />

<strong>das</strong> mit der Schweiz auch gegeben war - und der<br />

räumlichen Seite ist es so, <strong>das</strong>s wir sehr eng mit<br />

Kalex zusammenarbeiten können. Wir können<br />

schnell vorbeifahren, wir können teilweise zwei,<br />

drei Ideen einfließen lassen, die wir verändert<br />

haben wollen und die auch umgesetzt werden.<br />

Das sind Dinge, die in diesem engen Feld, in dem<br />

es um Hundertstel und Zehntel geht, schon entscheidend<br />

sein können.<br />

Stefan hatte im vorigen Jahr durchaus einen<br />

Durchhänger, wie wichtig war es psychologisch<br />

für ihn, <strong>das</strong>s er den noch vor Saisonende so richtig<br />

beseitigen konnte?<br />

Ich würde jetzt nicht wirklich sagen, <strong>das</strong>s er<br />

einen Durchhänger hatte. Wenn man sich an die<br />

vorige Saison erinnert, da war Stefan im Training<br />

beim ersten Lauf in Katar dominierend und ist<br />

dann leider von Alex de Angelis im Rennen<br />

abgeschossen worden. Da war er schon supergut<br />

drauf, aber er hat die Moto2 sicher noch nicht<br />

so gut fahren können, wie er sie zu Ende der<br />

Saison fahren konnte oder jetzt fahren kann. →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99


Interview.Kiefer<br />

Dann kam noch ein bisschen Pech dazu und<br />

irgendwann hast du dann in der Mitte der Saison<br />

unter Anführungsstrichen schon einen Hänger<br />

gehabt. Aber <strong>das</strong> ist nicht nur so gewesen, <strong>das</strong>s<br />

Stefan einen Hänger gehabt hat, da kamen verschiedene<br />

Dinge zusammen: ein bisschen Pech,<br />

vielleicht beim Stefan auch eine mentale<br />

Geschichte und deswegen war es extrem wichtig,<br />

<strong>das</strong>s wir zum Ende der vorjährigen Saison noch<br />

ein paar konstante Ergebnisse und in Estoril<br />

sogar einen Sieg einfahren konnten. Das war<br />

natürlich perfekt. Das hat Stefan mit Sicherheit<br />

noch Auftrieb gegeben, den er in diesem Jahr<br />

auch wieder umsetzen konnte.<br />

Einmal angenommen, Stefan geht die Saison<br />

auf. Dann müsste der nächste Schritt die<br />

<strong>MotoGP</strong> sein. Denkst du schon daran?<br />

Erst einmal ist es ein bisschen früh dafür. Sicher,<br />

wenn Stefan kurz nach der Hälfte der Saison so<br />

aussichtsreich in der Moto2-Gesamtwertung liegen<br />

würde, <strong>das</strong>s man über <strong>MotoGP</strong> nachdenken<br />

kann, dann würden wir mit Sicherheit als Team<br />

Kiefer damit beginnen, uns Gedanken darüber<br />

zu machen. Wir werden dann rechtzeitig<br />

Gespräche führen, um mit Stefan vielleicht den<br />

Sprung in die nächsthöhere Klasse zu machen.<br />

Im Moment ist <strong>das</strong> aber noch Zukunftsmusik.<br />

Zuerst sind einmal Erfolge notwendig.<br />

Wäre die <strong>MotoGP</strong>, in der Form wie sie 2012<br />

funktioniert, für dich interessant?<br />

Sie ist für uns dann auf jeden Fall interessanter.<br />

Wie gesagt, ich will noch gar nicht so viel über<br />

die <strong>MotoGP</strong> reden, aber wenn es wirklich dazu<br />

käme, wird es sich zeigen, ob für uns ein CR-<br />

Team infrage käme oder doch die Zusammenarbeit<br />

mit einem Werksteam. Auf jeden Fall ist die<br />

<strong>MotoGP</strong> ab 2012 für alle, auch für die, die <strong>das</strong><br />

bestreiten und alle anderen drum herum, wesentlich<br />

interessanter, ausgewogener und ich glaube,<br />

es wird dann auch ein tolles Feld geben.<br />

Wie eng läuft die Zusammenarbeit mit dem<br />

Grand Prix Team Switzerland wirklich?<br />

Absolut eng. Wir arbeiten sehr eng zusammen.<br />

Die finalen Chassis-Einstellungen und womit<br />

Randy [Krummenacher] dann letztlich fährt, <strong>das</strong><br />

wird von den Technikern gemacht, die vom<br />

Grand Prix Team Switzerland mitgenommen<br />

Auf jeden FALL IST DIE MOTOGP<br />

ab 2012 FÜR ALLE, AUCH FÜR DIE,<br />

DIE DAS BESTREITEN UND ALLE<br />

ANDEREN DRUM HERUM, WESENT-<br />

LICH INTERESSANTER UND AUSGE-<br />

WOGENER. ICH GLAUBE, es WIRD<br />

DANN AUCH EIN TOLLES FELD in<br />

DER KÖNIGSKLASSE GEBEN.<br />

wurden. Aber ansonsten lief die Vorbereitung<br />

wie ein Team und <strong>das</strong> gilt auch für die<br />

Übersee-Rennen.<br />

Kannst du irgendein Urteil über Randy Krummenachers<br />

Eingewöhnung an die Moto2<br />

abgeben?<br />

Die neue Kalex-Maschine kommt Stefan Bradl sehr entgegen. Das bewies der Deutsche<br />

mit starken Testergebnissen und seinem Auftaktsieg in Katar<br />

Fotos: kiefer racing/Friedrich Weisse<br />

100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Das Team Kiefer ist mit der Zusammenarbeit mit<br />

dem neuen Partner Kalex sehr zufrieden<br />

Stefan Bradl hat den Durchhänger aus der Saison 2010 bestens weggesteckt und geht<br />

gestärkt durch einen starken Saisonbeginn in sein zweites Moto2-Jahr<br />

Das lief recht gut. Er ist viele Runden gefahren,<br />

hat leider Gottes in Almeria bei privaten Tests<br />

einen dummen Sturz gehabt, aber auf der anderen<br />

Seite ist er viel gefahren und dafür wenig gestürzt.<br />

Wie man bei den Tests in Jerez sah, war er dort<br />

15. in der Gesamtwertung, <strong>das</strong> war nicht schlecht.<br />

Man kann also sagen, er hat den Schritt von der<br />

125er in die Moto2 doch recht gut vollzogen. Und<br />

auch er kommt mit der Kalex recht gut zurecht.<br />

Ein Blick auf <strong>das</strong> restliche Feld, <strong>das</strong> ja wieder<br />

sehr umfangreich ist. Wer hat dich bislang am<br />

meisten beeindruckt?<br />

Das ist eine recht einfache Frage. Am meisten beeindruckt<br />

hat mich Marc Marquez. Er ist genauso wie<br />

Randy in die Moto2 umgestiegen und zählt mittlerweile<br />

ganz klar zu den Titelfavoriten. Er hat mich<br />

am allermeisten beeindruckt. Dann sind da Leute<br />

wie Takahashi, Lüthi und Simon. Das sind Fahrer,<br />

die sehr ernst zu nehmen sind. Und dann gibt es mit<br />

Sicherheit noch sechs, sieben Weitere, die auch in<br />

der Lage sind, Grands Prix zu gewinnen.<br />

Thema Marc Marquez: viele feiern ihn schon als<br />

den nächsten ganz großen Überflieger. Würdest<br />

du dem jetzt schon zustimmen oder findest du<br />

es noch zu früh dafür?<br />

Ich glaube, der Sache würde ich jetzt schon<br />

zustimmen. Ich kenne ihn zwar nicht wirklich<br />

persönlich, aber ich habe ihn schon neben der<br />

Rennstrecke, etwa im Hotel, erlebt. Im Endeffekt<br />

ist man ja doch nahe dran an den Leuten und<br />

auf, sowie neben der Strecke, verhält er sich dermaßen<br />

professionell in seinem Alter, <strong>das</strong>s ich<br />

sagen muss, <strong>das</strong> könnte aus spanischer Sicht ein<br />

weiterer Pedrosa oder Lorenzo werden.<br />

Allgemein betrachtet: In allen drei Klassen wird<br />

ab 2012 versucht, möglichst kostengünstig zu<br />

operieren. Dir als Teamchef muss <strong>das</strong> doch zusagen,<br />

geht die Prototypen-WM aber auch technologisch<br />

den richtigen Weg?<br />

Ich glaube, man geht in die richtige Richtung.<br />

Wir betreiben hier höchsten <strong>Motorsport</strong>, so<strong>das</strong>s<br />

man hier durchaus von der Serie weggehen kann<br />

und obwohl es eine Prototypen-WM ist, werden<br />

durch viele Dinge die Kosten im Vergleich zu den<br />

Jahren zuvor drastisch eingeschränkt. Vor allem<br />

wenn man <strong>das</strong> etwa im Vergleich zur 250er sieht,<br />

wo viel finanzieller Aufwand notwendig war, um<br />

Rennen zu gewinnen. Daher denke ich, es ist<br />

richtig, wie es im Moment läuft.<br />

Kannst du dir mit den kostengünstigeren Klassen<br />

vorstellen, dein Team in mehr als einer<br />

Klasse an den Start zu bringen?<br />

Es ist alles denkbar. Das ist für uns sicher vorstellbar,<br />

auch wenn wir im Moment <strong>das</strong> Augenmerk<br />

ganz klar auf die Moto2 legen. Ich glaube, wir sind<br />

in alle Richtungen offen. Je nachdem, wie sich die<br />

Konstellation und wie sich die Resultate in diesem<br />

Jahr entwickeln, kann es durchaus sein, <strong>das</strong>s wir<br />

im nächsten Jahr wieder in der Moto2 an den Start<br />

gehen, es kann auch sein, <strong>das</strong>s wir einen Moto3-<br />

Fahrer dabei haben. Mit ganz, ganz, ganz viel<br />

Glück, aber da denken wir wie gesagt noch nicht<br />

drüber nach, wird man vielleicht auch den Schritt<br />

in die <strong>MotoGP</strong> vollziehen.<br />

Zum Abschluss: Wer sind deine WM-Tipps?<br />

Lass mich überlegen. In der 125er würde ich im<br />

Moment sagen, Terol. In der Moto2 ist es wirklich<br />

schwierig. Da gibt es so viele, aber ich sage Takahashi.<br />

In der <strong>MotoGP</strong> Stoner. Die <strong>Honda</strong> ist im<br />

Moment sehr beeindruckend.<br />

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Story.Cortese<br />

sANDRo<br />

Cortese<br />

Zwischen<br />

d Den Welten<br />

102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Steckbrief<br />

Name: Sandro Cortese<br />

Geboren: 06.01.1990 in Ochsenhausen<br />

Nationalität: Deutsch<br />

Wohnsitz: Berkheim<br />

Familienstand: Ledig<br />

Größe: 1,69 m<br />

Gewicht: 61 kg<br />

Motorrad: Aprilia RSA 125<br />

Vorbild: Valentino Rossi<br />

Hobbys: Fußball, Schwimmen, Tennis<br />

Lieblingsessen: Rino Eis, Tiramisu<br />

Sandro Cortese fährt Motorrad auf Weltniveau und<br />

will nächstes Jahr in die Moto2 aufsteigen.<br />

Doch jetzt versucht er sich nebenbei erst einmal in<br />

einem ganz anderen Bereich - <strong>das</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

blickt hinter die Kulissen seiner Welt.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Fotos: milagro<br />

Er reist um die ganze Welt, besucht in neun<br />

Monaten fünfzehn verschiedene Länder, muss<br />

hart trainieren und fährt auf höchstem Niveau<br />

gegen die besten Motorradfahrer der Welt und<br />

dennoch gehört er zur ganz normalen jungen<br />

Generation. Er trifft sich mit Freunden, liebt<br />

und pflegt sein Auto, mag Facebook, hört<br />

Musik von Michael Jackson, Rihanna und<br />

Lena Meyer-Landrut und macht eine Ausbildung<br />

zum Groß- und Außenhandelskaufmann.<br />

Aber keine Angst, Sandro Cortese<br />

bleibt hauptberuflich Motorradfahrer. Trotzdem<br />

wollte der Berkheimer mal etwas<br />

Anderes ausprobieren.<br />

»Jeder muss etwas arbeiten, warum sollte<br />

ich dann zu Hause rumsitzen?«, fragt er rhetorisch.<br />

Na klar, regelmäßiges Training und<br />

durch die ganze Welt jetten reichen ja nicht.<br />

Besonders nicht im 21. Jahrhundert, wo überall<br />

von einem zweiten Standbein gesprochen<br />

wird. Seit Januar sitzt der Motorradprofi regelmäßig<br />

im Büro, kümmert sich um den Warenverkehr<br />

bei Intact und drückt ab September<br />

auch wieder die Schulbank. Die nächsten<br />

zweieinhalb Jahre werden also eine Doppelbelastung,<br />

doch Cortese sieht <strong>das</strong> anders: »Für<br />

mich ist die Ausbildung eine richtig gute<br />

Ablenkung, dadurch denke ich nicht den<br />

ganzen Tag ans Motorradfahren und <strong>das</strong><br />

macht mich locker.«<br />

Locker macht den 21-Jährigen wohl auch<br />

<strong>das</strong> Konditions- und Aufbautraining am<br />

Nachmittag nach der Arbeit. Wozu hat der<br />

Tag schließlich 24 Stunden und <strong>das</strong> Jahr 365<br />

Tage? Von denen verbringt er übrigens fast<br />

die Hälfte in fremden Ländern. Dabei ist es<br />

daheim doch am schönsten. Das beweist seine<br />

Freude darüber, <strong>das</strong>s er in diesem Jahr in<br />

einem deutschen Team unterwegs ist und von<br />

einer einheimischen Crew betreut wird, die<br />

ihre Augen ausschließlich auf ihn als alleinigen<br />

Fahrer richtet. »Das Team ist noch →<br />

»Für mich ist die<br />

Ausbildung eine<br />

richtig gute Ablen -<br />

kung, dadurch denke<br />

ich nicht den ganzen<br />

Tag ans Motorrad -<br />

fahren und <strong>das</strong><br />

macht mich locker.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103


Story.Cortese<br />

Statistik<br />

Sandro Cortese begann seine Karriere im<br />

ADAC Mini Bike Cup. Er holte 1999 den<br />

Titel im Europa Pocket Bike Cup und wurde<br />

2002 Deutscher Mini Bike Meister.<br />

Nach den Minis stieg er in die 125ccm-<br />

Klasse der IDM auf und wurde dort Zehnter.<br />

2005 ging es für den Berkheimer in die<br />

WM. Seitdem startet er permanent in der<br />

125er-Klasse und hat bisher noch kein<br />

einziges Rennen ausgelassen.<br />

Seine Debüt-Saison schloss Cortese beim<br />

Kiefer-Bos-Castrol Racing Team auf Gesamt -<br />

rang 26 ab. Ein steter Aufstieg sollte folgen.<br />

Im Jahr darauf wurde er mit Tom Lüthi als<br />

Teamkollegen an seiner Seite schon 17.<br />

2007 ging es bis auf Gesamtrang 14 nach vorn.<br />

In den darauffolgenden beiden Jahren beendete<br />

er die Saison jeweils als Achter und Sechster.<br />

2010 wurde sein Aufwärtstrend gestoppt,<br />

denn Cortese beendete die letzte Saison<br />

als Gesamtsiebter und war damit wieder<br />

einen Rang schlechter als im Vorjahr. Dafür<br />

soll es in diesem Jahr wieder vorwärts gehen.<br />

Sandro Corteses letzte 125er Saison ließ sich gut an:<br />

Beim Auftaktrennen in Katar durfte er mit seinem Team<br />

einen Podestplatz bejubeln<br />

jung und es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber<br />

die Basis und der Grundspeed sind schon gut«,<br />

urteilte Cortese. Das bewies <strong>das</strong> Racing Team<br />

Germany bereits mit guten Tests vor der Saison<br />

und einem überaus gelungenen Auftaktrennen.<br />

»Wir müssen hart am Ball bleiben und können<br />

uns nicht zurücklehnen. Mit diesem Arbeitsstil<br />

und ein bisschen Glück können wir in diesem<br />

Jahr gute Ergebnisse einfahren«, weiß der Aprilia-Pilot,<br />

der von Jürgen Lingg auf technischer<br />

Seite bestens betreut wird. Diese Saison wird für<br />

Cortese die sechste und definitiv die allerletzte<br />

in der 125ccm-Klasse sein. Nicht weil die Zweitakt-Kategorie<br />

im nächsten Jahr abgeschafft wird,<br />

denn die Moto3 steht auch nicht auf seiner To-<br />

Do-Liste, sondern: »Ich will hoch in die Moto2!«<br />

Aber als Topfahrer, weil dann stehen die Karten<br />

für ein gutes Team und ein paar Sponsoren nicht<br />

allzu schlecht.<br />

Das erklärte Ziel für 2011 ist also »so weit<br />

vorne wie möglich zu landen und dafür werde<br />

ich mein Bestes geben«. Doch <strong>das</strong> wird kein<br />

Zuckerschlecken, denn nach den ersten Einblicken<br />

ist schon fast klar, <strong>das</strong>s Nico Terol <strong>das</strong> letzte<br />

Jahr der kleinen Klasse wohl dominieren wird,<br />

sollte nichts Schlimmes dazwischenkommen.<br />

»Auch Hector Faubel wird bestimmt von Rennen<br />

zu Rennen besser, Jonas Folger und Efren Vazquez<br />

könnten ebenso gefährlich werden«, vermutet<br />

Cortese, der aber noch keine genauen<br />

Prognosen abgeben will.<br />

Er selbst ist für einen starken Kampf um die<br />

besten Plätze in dieser Saison auf jeden Fall<br />

bestens gerüstet. »Ich habe im letzten Jahr so viel<br />

gelernt wie noch nie und durch die Ausbildung<br />

bin ich mit mir selbst konsequenter geworden.<br />

Mein Tag ist ausgefüllter und ich schätzte <strong>das</strong><br />

Motorradfahren jetzt viel mehr. Erst so erkennst<br />

du, wie privilegiert du als Motorradfahrer eigentlich<br />

bist.« So bleibt für Cortese also der Rennsport<br />

Fokus Nummer 1.<br />

Doch wenn er gerade mal nicht auf einer der<br />

Rennstrecken dieser Welt unterwegs ist oder der<br />

Bürostuhlakrobatik nachgeht, fährt der stets gut<br />

gelaunte Schwabe besonders im Sommer gern<br />

einmal Motocross - aber noch ein weiteres motorisiertes<br />

Gefährt liegt ihm sehr am Herzen: »Mein<br />

BMW, <strong>das</strong> ist mein Baby!« Doch wird da nicht<br />

jemand eifersüchtig? Genau, Mischlingshündin<br />

Birba. Der Name kommt übrigens aus dem Italienischen<br />

und bedeutet ‚schlau‘. Birba wohnt<br />

allerdings noch bei den Eltern und auch die<br />

Pokalsammlung hat er in Papa Corteses Büro<br />

zurückgelassen. Sandro Cortese selbst ist mitt-<br />

lerweile ausgeflogen und genießt die Ruhe in der<br />

eigenen Wohnung, dabei unternimmt er so viel<br />

es geht mit seinen Freunden und ist ansonsten<br />

des Öfteren in Facebook anzutreffen.<br />

Doch bekanntlich ist er nicht nur virtuell unterwegs<br />

und obwohl er in den letzten Jahren viele<br />

schöne Ecken dieser Welt gesehen hat, gefällt es<br />

Cortese im Moment zu Hause am besten. Mit Ausbildung,<br />

Freunden, Birba und ehrgeizigen Zielen<br />

in der Motorradelite bleibt nur Eines: »Ich habe<br />

gar keine Zeit über so etwas nachzudenken. Aber<br />

mal schauen, was die Zukunft bringt.«<br />

»Mein Tag ist ausge -<br />

füllter und ich<br />

schätzte <strong>das</strong> Motorradfahren<br />

jetzt viel<br />

mehr. Erst so erkennst<br />

du, wie privilegiert<br />

du als Motorradfahrer<br />

eigentlich bist.«<br />

Fotos: Racing Team Germany/Glaenzel<br />

104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Racing Team Germany<br />

Wer ist Racing Team Germany<br />

Teamchef Dirk Heidolf?<br />

Er sagt über sich selbst, er sei der beste<br />

deutsche 250ccm-Grand-Prix-Pilot der<br />

letzten Jahre. Mehr als zwei Vize-Titel in<br />

der deutschen Meisterschaft waren aber<br />

bei ihm nicht drin. Seine besten Ergebnisse<br />

in der GP-Endabrechnung waren zwei 20.<br />

Plätze. Die Rede ist von Racing Team Germany<br />

Teamchef Dirk Heidolf. Dabei hatte<br />

Heidolf genügend Zeit, in der Weltmeisterschaft<br />

gute Ergebnisse zu sammeln.<br />

Immerhin war er von 2002 bis 2007 im<br />

Grand Prix unterwegs. Er probierte auch<br />

eine Aprilia und eine <strong>Honda</strong>, aber beides<br />

half nichts. Wenn er nicht den Start verpatzte,<br />

dann war es <strong>das</strong> Motorrad, <strong>das</strong> ihm<br />

ein gutes Rennen vermasselte. Das Talent<br />

hatte er aber…<br />

Text: Clemens Schreiter<br />

Dirk Heidolf. Ein ehemaliger GP-Pilot, der<br />

jetzt mit dem Racing Team Germany ein<br />

eigenes Team leitet, hat vielleicht 2011<br />

endlich den richtigen Fahrer im Team.<br />

Sandro Cortese ist im Alleingang für <strong>das</strong><br />

deutsche Team unterwegs und macht seine<br />

Sache nicht schlecht: Platz zwei zum Saisonauftakt<br />

in Katar.<br />

Damit hat es Heidolf endlich geschafft, sein<br />

Team nach vorne zu bugsieren. Eine Wohltat<br />

für ihn, nachdem es 2010 so schlecht lief,<br />

besonders in der Moto2. Drei Fahrer verschliss<br />

<strong>das</strong> Team und am Ende wäre es doch<br />

nicht so schlecht gewesen, hätte man den<br />

Sachsen Arne Tode behalten. Keiner der beiden<br />

anderen Piloten schaffte es aus der ersten<br />

Reihe zu starten oder mehr Punkte zu holen.<br />

Drei Fahrer fuhren im letzten Jahr auch in<br />

der Klasse bis 125ccm. Lediglich der älteste<br />

Pilot im Team brachte die besten Ergebnisse:<br />

Tomoyoshi Koyama. Auf dem Sachsenring<br />

schaffte der Japaner mit dem zweiten Platz<br />

<strong>das</strong>, was Heidolf immer wollte, aber nie<br />

schaffte. Mit Position neun als sein bestes<br />

Resultat war er als aktiver Pilot auch eher<br />

weit weg von der Weltelite. Aber zurück in<br />

die Gegenwart. Mit Sandro Cortese scheint<br />

sich etwas geändert zu haben. Vielleicht ist seitdem<br />

die Professionalität auch ins Racing Team<br />

Germany eingezogen. »Wir haben auch jetzt<br />

wirklich den ganzen Winter sehr hart gearbeitet,<br />

die ganze Truppe, einfach alle. Ich kann<br />

mich an keine Saisonvorbereitung erinnern,<br />

die so umfangreich war, denn wir haben<br />

nichts dem Zufall überlassen«, sagte der<br />

technische Leiter Jürgen Lingg und bestätigte<br />

damit die Vermutung. Es kann aber<br />

auch an Sandro Cortese liegen, der es 2011<br />

endlich wissen will. Das Team konzentriert<br />

sich auf einen Fahrer und bündelt<br />

die Kompetenzen. Genau <strong>das</strong> wollte Cortese<br />

immer. Mit diesem Wissen im Hinterkopf<br />

möchte er dieses Jahr die<br />

Leistungen abrufen, die sich nicht nur<br />

seine Fans wünschen, sondern auch der<br />

Fahrer selbst.<br />

Racing Team Germany<br />

Teammanager/Teamchef: Dirk Heidolf<br />

Fahrer: Sandro Cortese (125ccm GP)<br />

Max Kappler (ADAC Junior Cup)<br />

Didier Grams (IDM Superbike)<br />

Motorrad: Aprilia RSA 125 (125ccm GP)<br />

Aprilia RS 125 (ADAC Junior Cup)<br />

Suzuki GSX-R 1000 (IDM Superbike)<br />

Technische Leitung 125ccm:<br />

Jürgen Lingg<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105


story.Checa<br />

Seit 21 Jahren fährt der Spanier Carlos Checa auf<br />

WM-Ebene Motorradrennen, aber erst bei den World Superbike<br />

konnte »El Toro« richtig aufblühen. 2011 startete<br />

er mit einem Doppelsieg auf Phillip Island in die Saison und zählt<br />

zum engeren Favoritenkreis.<br />

Zwar könnte Carlos Checa mit seinen 38 Jahren<br />

bereits der Vater so manches anderen Piloten<br />

in der Weltmeisterschaft sein, doch zählt er<br />

noch lange nicht zum alten Eisen. Seit geraumer<br />

Zeit mischt der Spanier die Superbike-Szene<br />

gewaltig auf und hat <strong>das</strong> nicht nur mit seinem<br />

Doppelsieg beim Saisonauftakt auf Phillip<br />

Island in diesem Jahr bewiesen. Erstmals in<br />

seiner Karriere reiste Checa als Gesamtführender<br />

von einem Rennwochenende ab - obwohl<br />

es nur <strong>das</strong> erste des Jahres war.<br />

Checa hat in seiner WM-Karriere seit 1993<br />

so ziemlich alles gefahren, was es gab: zunächst<br />

je neun Rennen bei den 125ern und 250ern,<br />

dann ab 1995 in der 500ccm-Klasse, in welcher<br />

er fortan bleiben sollte. Doch so richtig in Fahrt<br />

kam der jetzige Ducati-Pilot erst in der Superbike<br />

WM. Seine besten GP-Jahre erlebte er 1998<br />

auf <strong>Honda</strong> und 2002 auf Yamaha, als er mit drei<br />

respektive vier Podesten recht stark unterwegs<br />

war. Für einen Großteil seiner Karriere blieb er<br />

zwei Marken treu: <strong>Honda</strong> und Yamaha und <strong>das</strong><br />

jeweils über lange Zeiträume. Erst als er 2005<br />

von Yamaha zu Ducati wechselte, ein Jahr später<br />

zurückkehrte und es wiederum 2007 auf <strong>Honda</strong><br />

noch einmal probierte, verrannte sich Checa.<br />

Nach zwei Jahren ohne Podeste, den enttäuschenden<br />

Endrängen 15 und 14 und mageren<br />

75 beziehungsweise 65 Punkten, zog Checa den<br />

<strong>MotoGP</strong>-Stecker. Für 2008 wechselte er in die<br />

Superbike WM und fuhr dort für Ten Kate<br />

<strong>Honda</strong>, die als Werksteam der HRC gelten. Und<br />

mit sieben Podesten, darunter zwei Siegen, zog<br />

sich der Spanier mit Gesamtrang vier gleich auf<br />

Anhieb prächtig aus der Affäre. Nachdem er so<br />

gut gezeigt hatte, was mit der CBR1000RR ging,<br />

sollte er ein Jahr später auf den Titel losgehen.<br />

Doch daraus wurde nichts. Checa erntete nur<br />

noch vier Podeste, ging kein einziges Mal siegreich<br />

hervor. Die Entlassung bei Ten Kate<br />

erfolgte, kaum einer wollte ihn noch haben.<br />

Doch dann fand er im Althea Racing Team die<br />

Truppe, die er scheinbar seine Karriere lang<br />

gesucht hatte. »Es gibt keinen Druck«, nannte<br />

er den größten Unterschied zu vorherigen<br />

Teams. Prompt konnte Checa befreit auffahren.<br />

»Wenn wir gewinnen, ist <strong>das</strong> super und wenn<br />

nicht, dann gewinnen wir eben nicht, aber die<br />

Welt geht davon nicht unter.«<br />

Aber es lief. Checa gewann drei Mal, stand<br />

fünf weitere Male auf dem Podium und beendete<br />

<strong>das</strong> Jahr 2010 als Dritter. Den krönenden<br />

Abschluss gab es beim vorletzten Saisonlauf in<br />

Imola, als er gleich zwei Mal <strong>das</strong> oberste Treppchen<br />

bestieg. »Heute war der beste Tag meiner<br />

Karriere«, sagte er damals. »Alles lief perfekt<br />

und ich weiß, <strong>das</strong>s ich zwei der besten Rennen<br />

meines Lebens gefahren bin.« Es war der zweite<br />

Carlos Checa ist bei den Superbikes endlich<br />

an der Spitze angekommen. In diesem Jahr könnte<br />

er im Titelkampf ein gehöriges Wort mitreden<br />

Doppelsieg seiner Karriere bis dahin, den ersten<br />

hatte er 2008 im Miller <strong>Motorsport</strong>-Park in den<br />

USA geholt. Auch in der letzten Saison hätte<br />

<strong>das</strong> an gleicher Stelle ein weiteres Mal klappen<br />

können, aber die Technik ließ Checa im Stich.<br />

Dieses Jahr avanciert der Spanier unweigerlich<br />

zum Titelfavoriten und <strong>das</strong> nicht nur, weil er<br />

auf Phillip Island wahrlich dominant in die<br />

Saison gestartet ist. Doch was ist anders? Ganz<br />

klar: Das Material. Für Checa ist es eine Art<br />

Glücksfall, <strong>das</strong>s die Marke Ducati derzeit personelle<br />

und finanzielle Ressourcen auf die<br />

<strong>MotoGP</strong> bündelt, um dort mit Megastar Valentino<br />

Rossi erfolgreich zu sein. Daher zog sich<br />

die Truppe aus Bologna werksseitig aus der<br />

Superbike WM zurück. Allerdings bestimmte<br />

man ein Nachfolger-Team, welches fortan<br />

Werksmaterial erhält: Checas Althea-Truppe.<br />

Entscheidend dabei ist, <strong>das</strong>s sich für den Spanier<br />

nichts großartig geändert hat. Er erhält nur<br />

besseres Material, aber weiterhin keinen Druck,<br />

denn der Favoriten-Joker steckt bei einem anderen<br />

Fahrer in der Kombi - bei Max Biaggi. Alle<br />

Welt erwartet, <strong>das</strong>s der Italiener dominant auftreten<br />

wird, <strong>das</strong>s er der Fahrer ist, den es zu<br />

schlagen gilt. Phillip Island galt schon immer<br />

als eine Strecke, die der Ducati entgegen kam<br />

und auf welcher die Aprilia nicht richtig lief.<br />

Da ist es schon beängstigend, wenn Biaggi<br />

gleich zwei Mal Zweiter wurde. Das spielt wieder<br />

in die Hände von Checa. Er kann befreit<br />

auffahren und zeigen, was er kann. Er muss<br />

keine Ziele erfüllen oder sich selbst etwas<br />

beweisen. Er fährt weiter nach dem Motto:<br />

»Wenn ich gewinne, gewinne ich und wenn<br />

nicht, dann auch gut.« Andere müssen krampfhaft<br />

versuchen, den hohen Ansprüchen und<br />

Anforderungen gerecht zu werden - etwa Jonathan<br />

Rea, Marco Melandri und nicht zuletzt<br />

Weltmeister Max Biaggi.<br />

FOTOS: WSBK, ALTHEA RACING<br />

106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


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ken<br />

interview.Ken.Roczen<br />

ocz<br />

bodenständiger überflieger<br />

Ken Roczen gilt als <strong>das</strong> derzeit gröSSte deutsche Talent<br />

im MotoCross-Sport. Doch der Thüringer ist mehr als<br />

auf dem Boden geblieben – wenngleich er die Weltelite<br />

schon einige Male geärgert hat. In der MX2-Weltmeisterschaft<br />

strebt er dieses Jahr den Titelgewinn an.<br />

Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät er sein <strong>Geheimnis</strong>.<br />

Text: Toni Börner<br />

108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: ktmen


interview.Ken.Roczen<br />

KEN ROCZEN<br />

Geburtstag: 29.04.1994<br />

Grösse: 180cm<br />

Wohnort: Mattstedt, Thüringen<br />

Team: KTM Rad Bull Factory<br />

Serien 2011: AMA Supercross Lites West<br />

Coast, FIM Supercross World Championship,<br />

FIM MX2 World Championship<br />

Motorrad: KTM 250 SX-F US<br />

Motto: Warum Zweiter werden?<br />

Statistiken, Roczens erster...<br />

GP-Sieg: Teutschenthal 2009<br />

WM-Podium: Teutschenthal 2009 Platz 1<br />

WM-Laufsieg: Uddevalla (SWE) 2009<br />

WM-Pole Position: Sevlievo (BUL) 2010<br />

Ken Roczen hat sich in den USA einen Traum erfüllt und sich in der ungewohnten US-Welt eingelebt,<br />

dennoch strebt er aber auch in Europa weiter nach Erfolgen.<br />

MSM: Ken, du giltst als <strong>das</strong> größte Nachwuchstalent,<br />

<strong>das</strong> der MotoCross-Sport jemals gesehen<br />

hat. Ist Dir dieser Status bewusst und wie gehst<br />

Du damit um?<br />

KEN ROCZEN: In meinem Kopf bin ich einfach<br />

wie jeder Andere und nicht besser als jeder<br />

andere Fahrer auch. Ich denke niemals, <strong>das</strong>s ich<br />

besser als die Anderen bin. Ich will auch gar nicht<br />

so eine Art Mensch sein. Jeder, der auf diesem<br />

Level Rennen fährt, ist großartig darin, was er<br />

tut, darum fühle ich, <strong>das</strong>s wir alle gleich sind.<br />

Scheinbar alles, was du anpackst, scheint Dir<br />

spielerisch von der Hand zu gehen. Du kamst<br />

als 15-Jähriger in die WM und konntest GP-<br />

Sieger werden. Jetzt warst Du in den USA und<br />

schlugst im SuperCross Größen wie James Stewart<br />

& Co. Warum geht <strong>das</strong> bei Dir alles so<br />

leicht?<br />

Danke, <strong>das</strong>s ihr meint, ich lasse es einfach aussehen,<br />

aber es ist definitiv nicht einfach. Das ist etwas,<br />

woran ich sehr hart gearbeitet habe und was ich<br />

ohne die Hilfe meines Teams und meiner Familie<br />

nicht tun könnte. Ich habe großartige Motorräder<br />

und eine tolle Crew an Leuten um mich herum, die<br />

mir konstant hilfreiche Ratschläge geben, so<strong>das</strong>s<br />

ich jedes Mal, wenn ich fahre, besser werden kann.<br />

Ich denke niemals, <strong>das</strong>s ich besser als die <br />

Anderen bin. Ich will auch gar nicht so eine Art <br />

Mensch sein. Jeder, der auf diesem Level Rennen <br />

fährt, ist groSSartig darin, was er tut, darum <br />

fühle ich, <strong>das</strong>s wir alle gleich sind. <br />

Du bist, wie schon erwähnt, in den USA Deinem<br />

großen Traum vom SX gefolgt. Erzähl uns in<br />

Deinen Worten: Wie ist es gelaufen?<br />

Es war definitiv wie ein Fahren in einer anderen<br />

Welt. Dieses Jahr war ein enormes Lehrjahr für<br />

mich. Ich bin mit einem neuen Motorrad gefahren,<br />

für ein neues Team und mit einem neuen Lebensstil.<br />

Am Anfang war es schwer, mich anzupassen,<br />

aber ich habe so viel gelernt. Ich bin für die Möglichkeit<br />

in den Staaten zu fahren wirklich dankbar<br />

und obwohl ich zu Beginn nicht gleich Rennen<br />

gewonnen habe, fühle ich, <strong>das</strong>s ich gezeigt habe,<br />

<strong>das</strong>s ich den Speed dazu besitze, an der Spitze zu<br />

fahren. Es war auch prima, so viele amerikanische<br />

Fans zu treffen - sie haben jedes einzelne Rennen<br />

spannend gemacht.<br />

Du fährst seit geraumer Zeit immer mal wieder<br />

mit den »kleinen« und den »großen« Bikes.<br />

Welches Konzept aus 250cc, 350cc und 450cc<br />

gefällt Dir am besten und wann planst Du den<br />

Aufstieg?<br />

Mein Lieblingsmotorrad beim Fahren ist die 350<br />

SX-F. Ich mag sie, denn sie fühlt sich so an, als<br />

würdest du eine mega-leistungsstarke 250er<br />

fahren. Sie ist wie eine 250er zu bewegen, aber hat<br />

einen stärkeren Motor. Ich bin bis jetzt noch nie<br />

die 450 SX-F gefahren, darum kann ich zu diesem<br />

FOTOS: ktm<br />

110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Motorrad keinen Kommentar abgeben. Aber ich<br />

liebe die 350 SX-F und meine 250 SX-F ist auch<br />

ein prima Motorrad. Ich plane aber in den nächsten<br />

paar Jahren auf der 250er zu bleiben.<br />

Es ist ja kein <strong>Geheimnis</strong>, <strong>das</strong>s Du gern permanent<br />

in den USA fahren willst. Aber ist es nicht<br />

auch ein Anreiz für Dich, zum Beispiel den<br />

Rekord von 10 WM-Titeln von Stefan Everts in<br />

Angriff zu nehmen? Oder denkst Du darüber<br />

gar nicht nach und willst erst einmal den ersten<br />

Triumph einfahren?<br />

Ich würde definitiv gerne einen GP-Titel einfahren<br />

und <strong>das</strong> ist mein Ziel, wenn ich zurück nach<br />

Europa zur Weltmeisterschaft komme. Dennoch<br />

war es schon als ich ein Kind war mein Traum,<br />

in den USA auch Titel zu gewinnen. Ich wäre<br />

wirklich überglücklich, wenn ich beide, einen<br />

GP- und einen US-Titel, einheimsen könnte.<br />

Wenn Du die Szene in den Staaten mit jener in<br />

Europa vergleichst: Wo liegen die größten Unterschiede<br />

und warum ist <strong>das</strong> so?<br />

Der größte Unterschied in den Vereinigten<br />

Staaten ist <strong>das</strong> Wetter. In Süd-Kalifornien, wo ich<br />

am Trainieren war, ist <strong>das</strong> Wetter die ganze Zeit<br />

schön. Ich kann an einem Ort bleiben und<br />

sowohl SuperCross als auch MotoCross trainieren.<br />

In Europa war ich immer unterwegs, um<br />

einen wärmeren Ort zum Fahren zu finden. Es<br />

war schön an einem Ort bleiben zu können und<br />

mein gesamtes Training abzuspulen - <strong>das</strong> bedeutet<br />

weniger Stress für den Körper. Der andere<br />

Ken Roczen fühlt sich in den USA wohl. Seine<br />

Freunde fehlen ihm, aber die Trainingsbedingungen sind<br />

viel besser als im kühlen Europa<br />

große Unterschied beim Rennsport in Amerika<br />

und Europa ist, <strong>das</strong>s die Fahrer in den Staaten<br />

sehr viel aggressiver sind. Das Tempo ist während<br />

des Rennens auch viel schneller, denn es sind,<br />

verglichen zu den längeren Läufen, die wir in<br />

Europa fahren, kurze Sprintrennen.<br />

Als Du in den USA warst, hat Dir da die Heimat<br />

gefehlt?<br />

Ich habe Europa (Deutschland) eigentlich überhaupt<br />

nicht vermisst, denn ich wusste, wie<br />

schlecht <strong>das</strong> Wetter da war und ich wollte nicht<br />

zurückkommen. Aber ich habe meine Freunde<br />

und meine Familie zu Hause in Deutschland<br />

vermisst und ich freue mich schon sehr darauf,<br />

sie wieder zu sehen, wenn ich zurückkomme. Ich<br />

habe in den USA viele neue Freunde gefunden<br />

und <strong>das</strong> hat mir geholfen, nicht dem Heimweh<br />

zu verfallen.<br />

Die MX2-WM steht in den Startlöchern und Du<br />

fährst für <strong>das</strong> wohl renommierteste Team der<br />

Serie, <strong>das</strong> KTM-Werksteam. Was hast du Dir<br />

vorgenommen?<br />

Ich fühle definitiv etwas Druck, gut zu sein, wenn<br />

ich zurück nach Europa komme. Das Red Bull/<br />

KTM-Team ist für seine Titelgewinne bekannt<br />

und ich will für diese Mannschaft auch einen<br />

holen. Mein Ziel am Start der Saison wird es sein,<br />

so oft wie möglich auf <strong>das</strong> Podium zu fahren.<br />

Wenn ich konstant bin, dann bringe ich mich<br />

selbst in eine gute Position, um die Meisterschaft<br />

zu gewinnen.<br />

Marvin Musquin, der in den letzten beiden Jahren<br />

die WM in dieser Klasse gewinnen konnte,<br />

ist nicht mehr mit dabei. Wird es für Dich damit<br />

einfacher? Wer sind in diesem Jahr Deine größten<br />

Konkurrenten?<br />

Ich denke, <strong>das</strong>s es ohne Marvin auch nur ansatzweise<br />

einfacher wird. Es gibt in dieser Klasse so<br />

viele schnelle Fahrer und jedes Jahr gibt es immer<br />

einen Überraschungsfahrer, der es gut machen<br />

kann und potenziell eine Bedrohung sein wird.<br />

Ich versuche, nicht über die anderen Fahrer<br />

nachzudenken und mich auf mein eigenes Rennen<br />

zu konzentrieren. Ich werde bei jedem Rennen<br />

einfach mein Bestes geben. Es ist eine lange<br />

Saison, darum wird sich Konstanz auszahlen.<br />

Blicken wir auf die anderen Klassen. Wer meinst<br />

Du, wird es in der MX1 dieses Jahr machen?<br />

Mit Sicherheit wird Tony Cairoli wie immer stark<br />

sein. Ich denke, <strong>das</strong>s er gut sein wird.<br />

Wenn Du drei Wünsche frei hättest, die nichts<br />

mit dem Rennsport zu tun haben dürfen, wie<br />

würden die aussehen?<br />

Den Ersten würde ich nutzen, um mir einen Flaschengeist<br />

zu wünschen, der mir weitere Wünsche<br />

erfüllt. Da müsste ich mir keine Sorgen über<br />

eine Drei-Wunsch-Liste machen! <br />

Mit zweieinhalb Jahren saß<br />

Ken Roczen <strong>das</strong> erste Mal auf<br />

einem Crossmotorrad, mit drei<br />

Jahren fuhr er die ersten Rennen.<br />

Sein Spitzname lautet<br />

»Evil«, weil er so teuflisch<br />

schnell fährt.<br />

85-ccm<br />

2007 die Sensation: Ken Roczen<br />

gewinnt im Alter von 13 Jahren<br />

im bulgarischen Sevlievo den<br />

WM-Titel in der 85-ccm-Klasse<br />

und ist damit der jüngste Motocross-Weltmeister<br />

aller Zeiten.<br />

Am liebsten isst <strong>das</strong> 16-jährige<br />

Ausnahmetalent Nudeln<br />

mit Tomatensoße oder auch<br />

Klöße mit Rotkraut und<br />

Hähnchenkeulen.<br />

Nachdem Ken Roczen 2006<br />

adac Junior <strong>Motorsport</strong>ler des<br />

Jahres wurde, passte ihn der<br />

KI.KA ab und drehte eine<br />

Dokumentation mit dem Titel<br />

»Schlamm, Speed und PS –<br />

Ken will Profi werden«.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111


Zielgerade<br />

zielgerade<br />

Stars on Tour<br />

Aussie Rules: Quick<br />

Nick und Teamkollege<br />

Vitaly Petrov geben alles<br />

gegen die hünenhaften<br />

Australian Football Profis<br />

Australier unter sich: Daniel Ricciardo und<br />

Mark Webber beim Barbecue in Melbourne<br />

Auch beim Golf muss sich Andrea Dovizioso<br />

hinter Casey Stoner anstellen...<br />

112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Den Känguru-Pokal bekam<br />

Sebastian nicht, dafür traf er<br />

echte Beuteltiere<br />

fotos/titel: adrivo/Sutton, red bull, milagro, renault<br />

V-Day im<br />

italienischen<br />

Fernsehen:<br />

Valentino Rossi<br />

antwortet, schaut<br />

und darf sich<br />

dabei fast wie ein<br />

Ministerpräsident<br />

fühlen...<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113


Impressum<br />

foto: red bull racing<br />

die nächste ausgabe rauscht an:<br />

<strong>das</strong> motorsport-magazin nr. 19 erscheint am 01.06.2011<br />

Verlag<br />

Objektleitung<br />

Mike Wiedel<br />

Telefon: +49 (0) 89 500 94 880<br />

Redaktion<br />

Chefredaktion (V.i.S.d.P.)<br />

adrivo Sportpresse GmbH<br />

Landsberger Strasse 183<br />

D-80687 München<br />

Tel: +49 (0) 89 500 94 880<br />

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email: info@adrivo.com<br />

www.adrivo-media.com<br />

uid: DE815069751<br />

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Liebenauer HauptstraSSe 106/6<br />

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Fax: +43 (0) 316 915 253<br />

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Stephan Heublein (verantwortlich für redaktionellen Inhalt)<br />

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MOTORSPORT-MAGAZIN F1: ROSBERG EXKLUSIV • F1: MYTHOS FERRARI • MOTOGP: STREIT UM ROSSI-ERBE • CECCHINELLO: FRAGEN ZUM WEINEN 8/10 JULI/AUGUST<br />

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