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F1-Zeitreise<br />
Früher und heute: So hat sich die<br />
Formel 1 verändert<br />
Yamaha ohne Rossi<br />
Rossi ist weg, der Erfolg soll bleiben:<br />
Geht es Yamaha sogar besser?<br />
Formel 1 + Motogp + Motorrad + Tourenwagen + Rallye + Us-Racing + mehr Nr.18<br />
Das <strong>Honda</strong><br />
<strong>Geheimnis</strong><br />
Aufgedeckt: Das<br />
<strong>Honda</strong>-Mysterium<br />
– der Trick mit<br />
dem Getriebe. Das<br />
macht Stoner & Co<br />
2011 so schnell<br />
crash,<br />
boom, bang<br />
Spektakuläre<br />
Unfälle: die fünf<br />
härtesten Crashes<br />
und Überschläge<br />
der letzten Jahre<br />
Vettel<br />
exklusiv<br />
Formel 1:<br />
Kampf gegen Hollywood<br />
und PlayStation<br />
Ausblick:<br />
Die Formel 1<br />
der Zukunft<br />
HEIDFELD<br />
»in der Formel1<br />
gibt es keine<br />
Gerechtigkeit«<br />
Crutchlow:<br />
Alleine gegen<br />
den SBK-Fluch
INHALTsverzeichnis<br />
formel 1<br />
vs. hollywood<br />
34<br />
78<br />
neue welt:<br />
yamaha ohne rossi<br />
88<br />
Enthüllt: Das<br />
<strong>Honda</strong>-<strong>Geheimnis</strong><br />
exklusivinterview<br />
nick heidfeld<br />
26<br />
30<br />
Crash, boom, bang:<br />
spektakuläre unfälle<br />
2 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
IN DIESER AUSGABE<br />
formel 1<br />
Editorial<br />
interview - nick heidfeld: Keine Gerechtigkeit 26<br />
flop-5: Die spektakulärsten Unfälle 30<br />
interview - alex wurz: Kampf gegen Hollywood 34<br />
story: Das Formel-1-Lenkrad erklärt 38<br />
story: F1-Zeitreise: Früher und heute 40<br />
Story: Die Formel 1 der Zukunft 46<br />
interview - sebastian vettel 50<br />
history: Die italienische Tragödie 52<br />
story: Neue Finanzierungswege 56<br />
automobil<br />
DTM: Spektakuläre Auftaktrennen 60<br />
dtm: Das Comeback von Spielberg 62<br />
gp2: Interview - Romain Grosjean 66<br />
wrc: Eine Art Schachspiel 68<br />
interview - Stefan Mücke 70<br />
wtcc: Good old times 72<br />
motorrad<br />
story: Das <strong>Honda</strong>-<strong>Geheimnis</strong> 78<br />
interview - cal crutchlow: Der SBK-Fluch 84<br />
story: Yamaha ohne Rossi 88<br />
flop-5: Wetterlügen 92<br />
story: Was macht eigentlich, Alex Hofmann? 96<br />
interview - stefan kiefer: Zukunftsmusik 98<br />
story: Sandro Cortese zwischen den Welten 102<br />
story: Carlos Checa - El Toro 106<br />
interview - ken roczen: Der Überflieger 108<br />
service<br />
Boxenstopp 4<br />
Stephan Heublein, Chefredakteur<br />
Zeitmaschine - Die Formel 1 steht nie still. Vor wenigen<br />
Monaten hätte niemand an einen nach vorne gerichteten<br />
Auspuff geglaubt, vor einem Jahr kannte niemand den<br />
F-Kanal und vor zwei Jahren war der Doppeldiffusor noch<br />
Illusion. Wie sehr sich die Formel 1 in 61 Jahren weiterentwickelt<br />
hat, zeigt der Ausflug in unser reichhaltiges Bildarchiv<br />
mit Vergleichen zwischen früher und heute. Doch die<br />
Entwicklung hört nicht auf. Wie könnte es weitergehen? Was<br />
ist der nächste Schritt nach verstellbaren Heckflügeln und<br />
KERS? Meine Kollegin Kerstin Hasenbichler bat Alex Wurz<br />
zum Gespräch. Der Österreicher spricht offen über die<br />
tatsächlichen Gegner der Formel 1 und verrät, wie sie sich<br />
gegen Hollywoodfilme und Playstation durchsetzen kann.<br />
Killermaschine - Schon bei den <strong>MotoGP</strong>-Testfahrten im<br />
Winter machten wir ein mögliches Titelthema für diese<br />
Ausgabe aus: Was ist <strong>das</strong> <strong>Geheimnis</strong> der schnellen <strong>Honda</strong>?<br />
Falko Schoklitsch begab sich auf Spurensuche und wurde tief<br />
im Inneren der RC212V fündig - im Getriebe. Was der Trick<br />
daran ist, verrät er Ihnen ab S. 78. Angesichts des dominanten<br />
Saisonstarts könnte es jetzt doch noch zu einem <strong>Honda</strong>-<br />
Titel in der 800er Ära reichen. Viel erfolgreicher in dieser Zeit<br />
war Yamha - vor allem dank Valentino Rossi. Aber wie geht es<br />
ohne ihn weiter? Wir haben nachgeforscht...<br />
Kolumnen 18<br />
ZIELGERADE 112<br />
Impressum 114<br />
Fotos: adrivo/Sutton, Milagro<br />
Titelfotos: adrivo/Sutton, Red Bull, milagro<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 3
Boxenstopp<br />
<strong>MotoGP</strong> Stars<br />
unterstützen Japan<br />
Nach den anhaltenden Folgekatastrophen in Japan schlossen sich die<br />
<strong>MotoGP</strong>-Fahrer aller Klassen zusammen, um die Aktion ‚We X Japan‘ zu<br />
starten. Dafür wurde ein T-Shirt entworfen, auf dem die <strong>MotoGP</strong>-Stars<br />
unterschrieben. Der Erlös soll beim Grand Prix von Japan einer humanitären<br />
Organisation übergeben werden. “Unsere Herzen und Gedanken sind bei<br />
jedem Menschen in Japan. Ich hoffe, <strong>das</strong>s sie die nötige Kraft zum Kämpfen<br />
haben, um diese Zeit zu überstehen“, sagte Casey Stoner.
Text: Toni Börner, Jule Krause, Maria Pohlmann<br />
Nächster <strong>MotoGP</strong>-Star bei der TT<br />
Backflip-Aerobatics<br />
in München<br />
Hannes Ackermann durfte im März die ersten Tricks<br />
in München springen, denn die Night of the Jumps hat es<br />
nach elf Jahren endlich in die bayrische Landeshauptstadt<br />
geschafft. Der Veranstalter verspricht am 28. Mai ganze<br />
drei Stunden Freestyle-Action mit ausgedehntem<br />
Race & Style Contest, Highest Air Wettbewerb und der<br />
kompletten FMX-Elite.<br />
Er war fünf Mal Weltmeister der Klasse bis 500ccm. Er nahm schon<br />
am Race of Champions teil und besuchte den Saisonauftakt der<br />
Formel 1 in Melbourne. »Ich bin ein Fan aller Motorradsportarten«,<br />
sagt Mick Doohan, »und die TT ist weltberühmt, darum will ich da<br />
hin.« Doohan wird an der Seite von Ian Hutchinson auf einer <strong>Honda</strong><br />
auch an der Parade-Runde teilnehmen.<br />
Fotos: milagro, ISLE of MAN TT, NIGHT of THE jumps<br />
Leidende Spanier<br />
Dani Pedrosa und Alvaro Bautista erwischten zum Saisonstart<br />
<strong>das</strong> Verletzungspech. Doch während Pedrosa trotz<br />
Muskelschwäche fahren konnte, muss Bautista einen<br />
Oberschenkelbruch auskurieren. Nach zwei komplizierten<br />
Operationen ist der Suzuki-Fahrer äußerst optimistisch<br />
und will trotz Bruch, innerer Blutungen im Oberschenkel<br />
und einem verkürzten Quadrizeps keine sechs Monate<br />
Genesungszeit in Anspruch nehmen.<br />
Rossis Pizza-PARTy<br />
Fan-Club einmal ganz anders, sagte sich Valentino Rossi und kombinierte<br />
die neuen Räumlichkeiten seiner offiziellen Fan-Organisation mit<br />
einer Pizzeria im Herzen von Tavullia. Eigentlich sollen in der Basis der<br />
Rossi-Fans verrückte Aktionen ausgedacht werden, doch mit der<br />
“Bar Pizzeria da Rossi” ist nun auch der ‚normale VR46‘ Fan eingeladen,<br />
Pizza zu essen und die <strong>MotoGP</strong>-Liveübertragung zu genießen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 5
Boxenstopp<br />
Neues Trio bei Audi<br />
Drei Teams für BMW<br />
Schnitzer, RBM und Reinhold <strong>Motorsport</strong> - <strong>das</strong> sind die drei Mannschaften,<br />
mit denen BMW <strong>das</strong> DTM-Comeback 2012 in Angriff nimmt. Die beiden<br />
erstgenannten Teams sind aus der WTCC ein Begriff. Neu formiert ist die<br />
Truppe Reinhold <strong>Motorsport</strong>, hinter der Stefan Reinhold steht. Der Teamchef<br />
war zuletzt für Phoenix Racing tätig und kennt Jens Marquardt, den neuen<br />
BMW-<strong>Motorsport</strong>direktor, noch aus der gemeinsamen Zeit bei Toyota.<br />
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Für die DTM-Saison 2011 hat Audi gleich drei neue Gesichter<br />
verpflichtet. Rahel Frey, Filipe Albuquerque und Edoardo Mortara lösen<br />
Katherine Legge, Markus Winkelhock und Alexandre Prémat ab. Bereits<br />
im winterlichen Fitnesscamp zeigten sich die drei Neuzugänge auf<br />
Augenhöhe mit den arrivierten Piloten - können sie dieses Niveau auch<br />
beim Saisonauftakt in Hockenheim halten?<br />
Rennfeeling<br />
für zu Hause<br />
In der neuen Saison fahren Vettel, Alonso & Co<br />
nicht nur auf der echten Strecke gegeneinander,<br />
sondern auch auf der Carrera DIGITAL 132<br />
Rennbahn. Das »Formula 1 Champions« Set bietet<br />
die originalgetreuen Boliden von Ferrari, Red<br />
Bull und McLaren. Neben den F1-Autos sind im<br />
diesjährigen Carrera-Sortiment auch aktuelle<br />
DTM-Boliden von Audi und Mercedes sowie<br />
Klassiker wie der Auto Union Typ C und der<br />
Mercedes W 125 erhältlich. Erleben Sie <strong>Motorsport</strong><br />
für zu Hause: www.carrera-toys.com<br />
feuriger seitenwecHSEL<br />
Nach einer verkorksten DTM-Saison und dem Abschied von Audi<br />
musste sich Markus Winkelhock nach einer Alternative umsehen.<br />
Fündig geworden ist er in der GT1-WM: Winkelhock wird 2011 mit<br />
einem Lamborghini Murcielago für Münnich <strong>Motorsport</strong> an den<br />
Start gehen. Beim ersten Renneinsatz in Abu Dhabi landete er mit<br />
seinem Teamkollegen Marc Basseng auf dem Podium.<br />
Fotos: adrivo/SUTTon, MÜNNICH motorsport, CARRERA, AUDI, ADAC gt MASTERS
Text: Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />
Frentzen koMMT<br />
zurück<br />
Heinz-Harald Frentzen hatte den Helm schon an den Nagel<br />
gehängt, will es in der kommenden Saison aber noch einmal<br />
wissen. Gemeinsam mit Sven Hannawald geht der mehrfache<br />
GP-Sieger auf einer Corvette im ADAC GT Masters an den Start.<br />
»Mein Abgang 2006 aus der DTM war für mich sehr unbefriedigend.<br />
Das war nicht <strong>das</strong> Bild von mir, <strong>das</strong> ich den <strong>Motorsport</strong>fans<br />
hinterlassen wollte. Bei meinem Comeback will ich<br />
mich noch einmal richtig präsentieren«, so Frentzen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 7
Boxenstopp<br />
Generalprobe verpasst<br />
Die 12 Stunden von Sebring eignen sich perfekt als Generalprobe für Le Mans, schließlich ist die Belastung ähnlich hoch.<br />
Doch es kam, wie es kommen musste: Der neue Bolide von Audi wurde nicht rechtzeitig fertig, man ging mit dem alten R15 an den<br />
Start. Aston Martin und Stefan Mücke verzichteten gleich komplett auf den Amerika-Trip und der neue Peugeot lief noch nicht<br />
rund. Den Sieg schnappten sich Nicolas Lapierre, Loic Duval und Olivier Panis in einem alten Peugeot 908 HDi.<br />
Einmal rund<br />
um die WELT<br />
Die Verbindung aus Fußball und <strong>Motorsport</strong> wird in<br />
der kommenden Saison noch internationaler. In<br />
der Superleague Formula stehen 2011 Rennen in<br />
Eu ropa, Asien, Südamerika und sogar Neuseeland<br />
auf dem Plan. Der Auftakt findet am 29. Mai in Estoril<br />
statt, einen Lauf in Deutschland gibt es in dieser<br />
Saison nicht. Das Finale steht am 27. November<br />
in Neuseeland an, zuvor gibt es Abstecher nach<br />
Brasilien und in den Mittleren Osten.<br />
Fotos: adrivo/SUTTon, pEUGEot, supERLEAGUE foRMULA, oHNE LIMIT<br />
8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />
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Der Preis ist heiSS<br />
Wenn <strong>das</strong> mal kein Anreiz ist: Beim Saisonfinale der IndyCar<br />
Serie auf dem Homestead-Miami Speedway können Gaststarter<br />
fünf Millionen US-Dollar gewinnen, dafür ist »lediglich«<br />
der Rennsieg notwendig. Juan Pablo Montoya schloss<br />
einen Start schon aus, aber vielleicht kommt es ja zu einem<br />
Generationenduell, wenn Marco Andretti im Oval plötzlich<br />
auf Vater Michael und Großvater Mario treffen sollte?<br />
Ohne Limit<br />
Rennfahrer sind es gewohnt, ans Limit und notfalls darüber hinaus<br />
zu gehen. Der Autor Eddie Morra kämpft hingegen mit einer<br />
Schreibblockade - erst als ihm ein Freund die streng geheime<br />
Designerdroge NZT zuspielt, lernt er sein Potenzial voll auszuschöpfen.<br />
Das bleibt nicht ohne gefährliche Folgen für ihn. Der<br />
Actionthriller »Ohne Limit« mit Bradley Cooper sowie Oscar-Preisträger<br />
Robert De Niro in den Hauptrollen läuft seit 7. April bundesweit<br />
in den Kinos. Mehr unter: www.facebook.com/OhneLimit<br />
Aufs Dach gelegt<br />
Extrem-<strong>Motorsport</strong>ler Ken Block ist eine<br />
raue Gangart gewohnt, doch beim Shakedown<br />
zur Rallye Portugal übertrieb er es:<br />
Der Amerikaner überschlug sich mit<br />
seinem Ford Fiesta und landete auf dem<br />
Dach. Block und sein Co-Pilot Alex<br />
Gelsomino wurden für Checks ins Krankenhaus<br />
gebracht, blieben jedoch unverletzt.<br />
Das Auto war jedoch zu stark beschädigt,<br />
um an der Rallye teilzunehmen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9
Boxenstopp<br />
Mark Webber durfte schon<br />
die echte Kylie treffen,<br />
von Sebs Kylie bekommt er noch<br />
nicht mal den Frontflügel...<br />
Imola gehört zu Asien<br />
Das Finale der GP2 Asia ausgerechnet im italienischen Imola auszutragen,<br />
ist schon etwas kurios - die Absagen der beiden Bahrain-Wochenenden<br />
ließen aber kaum eine andere Wahl. Meister nach nur vier Läufen an zwei<br />
Rennwochenenden wurde Romain Grosjean. Christian Vietoris, der deutsche<br />
GP2-Starter, verzichtete vorab auf den kompletten Asia-Ausflug.<br />
Monaco: Nervenkitzel<br />
par excellence<br />
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Kinky Kylie<br />
Sebastian Vettel hat eine neue Herzdame – zumindest an der<br />
Rennstrecke. Sein RB7 mit der Startnummer 1 hört in diesem<br />
Jahr auf den Namen »Kinky Kylie«. Die sexy Kylie ist damit<br />
die Nachfolgerin von »Randy Mandy«, mit der Vettel im Vorjahr<br />
immerhin den WM-Titel gewann. Weniger erfolgreich waren<br />
»Kate«, »Kate‘s Dirty Sister« und »Luscious Liz«. Und warum<br />
ausgerechnet Kylie? Seb erklärt: »Sie hat einen knackigen<br />
Hintern, sie ist geschmeidig und schön anzusehen.«<br />
Monaco ist <strong>das</strong> Kronjuwel im F1-Rennkalender - kein Rennen ist berühmter,<br />
kein Rennen ist glamouröser. Erleben Sie den 60. Monaco GP vom 26. bis<br />
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entsprechende Rundum-Service mit VIP-Charakter inklusive, dazu gehören<br />
unter anderem Shuttle-Service, offene Bar und Kangaroo TV.<br />
10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Kerstin Hasenbichler, Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />
Vettel als<br />
Schafscherer<br />
Sebastian Vettel ist zwar weltmeisterlich, wenn es ums<br />
Rennfahren geht, aber nicht wenn es um Schafe geht.<br />
"Jeder kennt und weiß, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Scheren gemacht wird,<br />
aber es selber zu machen, ist doch etwas anderes. Wenn<br />
man beim Rasieren zehn Mal ansetzen muss, dann ist<br />
<strong>das</strong> Stress für <strong>das</strong> Schaf und die Wolle ist nicht in einem<br />
Stück. Aber Übung macht den Meister", gab sich Vettel<br />
hoffnungsvoll. Bei seinem nächsten Besuch in Australien<br />
will er sich als "Bauer" besser anstellen.<br />
Fotos: adrivo/SUTTon, RED BULL, gp2 SERIES<br />
Cockpittausch<br />
Jenson Button tauschte in Melbourne<br />
<strong>das</strong> Cockpit mit dem regierenden<br />
V8-Supercar-Champion Jamie Whincup.<br />
Wincup nahm im Cockpit des<br />
McLaren MP4-23 Platz, während<br />
Button ein paar Runden in dessen<br />
V8 Supercar abspulte. Dabei bewies<br />
Button, <strong>das</strong>s er nicht zufällig F1-<br />
Weltmeister geworden ist: Mit seiner<br />
Performance hinterließ er einen<br />
bleibenden Eindruck bei Teamchef<br />
Roland Dane, der ihn liebend gern in<br />
seiner Rennserie hätte: "Er ist immer<br />
herzlich willkommen."<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11
Boxenstopp<br />
PRO & CONTRA<br />
Strecken<br />
PRO<br />
CONTRA<br />
Langweilig, immer <strong>das</strong>selbe und irgendwie überhaupt nicht<br />
überholfreundlich seien sie, stöhnen viele Fans. Gemeint<br />
sind die neuen Strecken aus der Feder von Hermann Tilke.<br />
Selbst manche Team- und Technikchefs fordern seit Jahren:<br />
ändert die Strecken und nicht immer die Autos!<br />
Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn für andere Strecken<br />
im Stile der altehrwürdigen Kurse sind zwei Faktoren unerlässlich:<br />
<strong>das</strong> passende Gelände und geringere Sicherheitsansprüche.<br />
Die meisten neuen Rennstrecken, abgesehen<br />
von Stadtkursen wie Singapur, entstehen auf Grundstücken,<br />
die sonst niemand für seine Bauvorhaben nutzen möchte<br />
- etwa Sumpfgebieten oder platten Gegenden ohne abwechslungsreiche<br />
Höhenunterschiede.<br />
Ein neues Spa-Francorchamps lässt sich also nur selten<br />
umsetzen, aber selbst wenn <strong>das</strong> Gelände eine extreme Bergund<br />
Talbahn wäre, ließen sich viele Kurven gar nicht mehr<br />
durchsetzen, weil die Sicherheitsvorschriften zwingend<br />
breite Auslaufzonen vorschreiben. Schließlich steht stets<br />
die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern an erster Stelle.<br />
Gleichzeitig wollen die Veranstalter ihre teuren Strecken<br />
für so viele Rennklassen wie möglich nutzen, demnach<br />
müssen auch Auslaufzonen und Sicherheitsmaßnahmen<br />
für Motorradrennen berücksichtigt werden, die für<br />
Formel-1- oder Autorennen nicht notwendig wären. Der<br />
Wunsch nach den guten, alten Strecken hat also einen<br />
Haken: Wenn man sie denn bauen dürfte, dürfte heute niemand<br />
darauf Rennen austragen.<br />
Text: Stephan Heublein<br />
Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s und Sumpfgebiete? Das<br />
passt irgendwie nicht zusammen. Klar, die Zeiten sind<br />
hart und auch die Formel 1 muss sparen. Aber sich deshalb<br />
mit Grundstücken zufrieden zu geben, die sonst<br />
keiner haben will bzw. gebrauchen kann, entspricht nicht<br />
gerade der Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s.<br />
Auch wegen des Geldes fiel in der Vergangenheit so manche<br />
Traditionsrennstrecke den Retortenkursen wie Bahrain<br />
oder Abu Dhabi zum Opfer. Viele Fans verfluchen <strong>das</strong><br />
Streckeneinerlei von Hermann Tilke: »Damit hat die Formel<br />
1 ein gutes Stück der Tradition kaputt gemacht.«<br />
Dennoch müssen Kurse wie Spa-Francorchamps, die von<br />
den Fahrern und Fans geliebt werden, weiterhin um ihre<br />
Zukunft im Formel-1-Rennkalender bangen.<br />
Anderen Strecken wie Monza oder Hockenheim wird<br />
durch »Entschärfungsmaßnahmen« gerade <strong>das</strong> genommen,<br />
was sie eigentlich ausmacht. Sicherlich muss der<br />
Sicherheitsstandard an jeder Strecke gegeben sein, aber<br />
die Verantwortlichen machen es sich zu einfach, wenn<br />
sie denken, sie können Kurven einfach durch Schikanen<br />
ersetzen und <strong>das</strong> war‘s. Sam Michael fordert sogar eine<br />
Verbannung der ungeliebten Schikanen.<br />
Immerhin hat die FIA endlich eingesehen, <strong>das</strong>s man die<br />
Autos mit noch so vielen technischen Hilfsmitteln ausrüsten<br />
kann, es aber nichts bringt, wenn die Strecken<br />
keine Überholstellen bieten. Deshalb soll eine Design-<br />
Gruppe die Kurse genau unter die Lupe nehmen.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Foto: adrivo/Sutton<br />
12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Dunlop bringt <strong>Motorsport</strong>-Technologie auf die Straße.<br />
Grip und Bremspower für noch mehr Fahrspaß.<br />
Starke Partnerschaften sind die beste Voraussetzung für Top-<br />
Produkte. Dunlop ist seit Jahren einer der bedeutendsten<br />
Partner für zahlreiche Fahrzeughersteller im <strong>Motorsport</strong> und<br />
der Serienausrüstung. Auch BMW setzt auf unser Know-how.<br />
Gemeinsam entwickeln wir konsequent Erfolgsmodelle, die<br />
mit spezieller Grip-Technologie und starker Bremspower in<br />
den härtesten Testlabors der Welt bestehen: dem 24-Stundenrennen<br />
am Nürburgring genauso wie in Le Mans.<br />
Ein Stück dieser <strong>Motorsport</strong>-Technologie steckt in<br />
jedem Dunlop Serienreifen. Profitieren Sie von unserer<br />
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auch durch die Bilder und Videos aller Teilnehmer<br />
klicken. So seht ihr schnell, wer Fan vom<br />
gleichen Fahrer oder Team ist wie ihr und wie er<br />
sich dort als Fan präsentiert und vorstellt.<br />
So wird abgestimmt: Per »gefällt mir«-<br />
Button können alle User abstimmen, welches<br />
Fan-Foto oder Video sie am besten finden.<br />
Nach Ablauf der Aktion ziehen die Fotos und<br />
Videos mit den meisten User-Stimmen in die<br />
Finalrunde ein, in der eine Experten-Jury die<br />
Gewinner in der Foto- und Video-Rubrik<br />
kürt. Zu den prominenten Juroren gehört<br />
unter anderem der Rallye Dakar-Sieger von<br />
2011 Timo Gottschalk.<br />
Das gibt es zu gewinnen: In der ersten<br />
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Tickets für ein Fahrertraining auf dem Nürburgring<br />
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die Fußball-Europameisterschaft 2012 in<br />
Polen und der Ukraine. Auch in der zweiten<br />
und dritten Phase warten tolle Preise auf die<br />
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www.edgeandfans.de<br />
Fotos: adrivo/Sutton, dtm, castrol<br />
14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
10 Fragen an…<br />
Timo Scheider<br />
Audi-Pilot Timo Scheider<br />
mit seiner Freundin Jessica<br />
Hinterseer<br />
Sport verbindet, Sport zeigt soziale Verantwortung, Sport hilft!<br />
SportMeetsCharity ist <strong>das</strong> größte Netzwerk zur Vorstellung von sozialem<br />
und gesellschaftlichem Engagement im Sport. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
stellt <strong>Motorsport</strong>ler als Mensch und ihr soziales Engagement vor.<br />
Diesmal: DTM-Pilot Timo Scheider.<br />
1<br />
Auf der Strecke und in deinem Sport zeigst<br />
du großen Ehrgeiz, hat dich <strong>das</strong> geprägt?<br />
Ganz sicher hat der Erfolg aus mir sportlich<br />
und privat einen anderen Menschen gemacht.<br />
Ich bin durch jeden Erfolg und Misserfolg gereift.<br />
Ich bin hier, um meinen Traum zu leben.<br />
2<br />
Welche Werte wurden dir in deiner Kindheit<br />
vermittelt?<br />
Ehrlichkeit und Offenheit. Gerade im<br />
Sport habe ich Situationen erlebt, in denen ich<br />
egoistischer hätte sein müssen, um vielleicht<br />
einen Vorteil zu erlangen, aber heute kann ich<br />
sagen, <strong>das</strong>s mein Weg sich ausgezahlt hat. Jetzt<br />
versuche ich, meinem Sohn diese Werte zu<br />
vermitteln.<br />
3<br />
Wie gehen die Menschen heutzutage miteinander<br />
um?<br />
Ich bin oftmals schockiert, wie oberflächlich<br />
wir in unserer Gesellschaft miteinander<br />
umgehen. Damit habe ich manchmal zu kämpfen.<br />
Manchmal muss man <strong>das</strong> Kleine schätzen<br />
können, obwohl man Großes erreicht hat. Diesbezüglich<br />
fehlt unserer Gesellschaft die richtige<br />
Balance.<br />
4<br />
Du selbst engagierst dich ebenfalls, welche<br />
Themen und Projekte liegen dir am<br />
Herzen?<br />
Die Initiative »Stunde des Herzens« in Vorarlberg<br />
ist für mich wichtig. Sie war einer meiner ersten<br />
Berührungspunkte mit benachteiligten Kindern<br />
und Familien. Aber auch die Stiftung »Wings for<br />
Life« unterstütze ich als Botschafter. Für meinen<br />
Einsatz soll ich in Österreich <strong>das</strong> Bundesverdienstkreuz<br />
verliehen bekommen - einerseits ehrt<br />
mich <strong>das</strong>, andererseits bin ich überrascht, denn<br />
ich benötige keine Auszeichnungen, um im<br />
Leben Gutes zu tun.<br />
5<br />
Warum setzt du dich gerade für diese<br />
Projekte ein?<br />
Durch mein Engagement habe ich Leid in<br />
Familien und bei Kindern gesehen - <strong>das</strong> hat mich<br />
geprägt und dazu gebracht, mich anders zu verhalten<br />
und mich weiter zu engagieren.<br />
6<br />
Was kannst du durch dein Engagement<br />
bewegen?<br />
Es gibt den schlauen Spruch: »Tue Gutes<br />
und rede nicht darüber«. Von dieser Meinung<br />
bin ich schon lange abgekommen, weil der, der<br />
so kleingeistig denkt, eh auf dem falschen Weg<br />
ist. Ich kann nur sagen: »Tue Gutes und rede<br />
darüber.« Es geht nicht darum, im Rampenlicht<br />
zu stehen, sondern darum, so viel Gutes wie<br />
möglich zu tun. Dafür muss man nicht in ferne<br />
Länder reisen, es beginnt schon zuhause in der<br />
eigenen Nachbarschaft!<br />
7<br />
Welches war dein emotionalstes Erlebnis,<br />
<strong>das</strong> du durch dein privates Engagement<br />
erfahren durftest?<br />
Das war ein dreieinhalbjähriges Kind, <strong>das</strong> zum<br />
vierten Mal operiert wurde und eigentlich keine<br />
Heilungschancen mehr hatte. Ich werde nie vergessen,<br />
wie sie vor mir steht, den Kopf an meinen<br />
Kopf legt, mich mit ihren kleinen Händen packt<br />
und mir mit dem Spruch »Ich hab dich lieb« einen<br />
Kuss auf die Wange drückt! Da sind mir die Tränen<br />
gekommen. In so einem Moment merkst du,<br />
was für ein kleines Licht du im Universum bist<br />
und wie wenig du ausrichten kannst, egal wie<br />
erfolgreich du bist. Das lässt dich mit Niederlagen<br />
im Sport viel besser umgehen, weil du weißt, es<br />
ist ärgerlich, aber kein Weltuntergang.<br />
8<br />
Als Sportler erlebt man Höhen und Tiefen.<br />
Was war dein sportlichtes Highlight?<br />
Ganz klar mein erster Titelgewinn 2008.<br />
Das war ein unfassbares Gefühl und es gibt heute<br />
noch Momente, in denen ich mir die DVD als<br />
Motivation ansehe.<br />
9<br />
Was war dein sportlich bislang<br />
bitterster Moment?<br />
In der Formel 3 bin ich gegen Nick Heidfeld<br />
um den Titel gefahren. Ich wusste, wer den<br />
Titel gewinnt, erhält eine Chance in der Formel<br />
1. Ich machte einen Fehler, flog ab und verlor die<br />
Meisterschaft. Das tut mir im Nachhinein auch<br />
heute noch weh, obwohl ich heute weiß: Das<br />
musste so kommen.<br />
10<br />
Gibt es einen Spruch, der für dein<br />
Lebensmotto steht?<br />
Heute ist ein Neustart und morgen ist<br />
ein Neustart. Ich nutze diesen Spruch »jeden<br />
Tag, als wenn es der letzte wäre«. Man muss aus<br />
jedem Tag <strong>das</strong> Beste machen. Dafür arbeite und<br />
lebe ich!<br />
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www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 15
Boxenstopp<br />
Boxenspion<br />
An jedem RENNWOCHENENDE STRÖMEN UNSERE REDAKTEURE<br />
in DEN FAHRERLAGERN VON FORMEL 1, MOTOGP, DTM & Co AUS.<br />
DABEI SCHNAPPEN SIE JEDE MENGE WITZIGE ANEKDOTEN AUF.<br />
McLaren hatte bei den Tests<br />
eine dicke Nase - aber nur<br />
zum Datensammeln<br />
Was haben wir bei F1-Tests nicht<br />
schon für seltsame Gebilde gesehen?<br />
Aufgesprühte Farbe an Front<br />
und Heck, massive Funkantennen<br />
auf der Airbox und Rechen hinter<br />
dem Auto. Doch was McLaren in<br />
Barcelona auffuhr, übertraf alles<br />
bis dahin Dagewesene: Ein riesiger<br />
Buckel an der Nase des MP4-26.<br />
Es scheint gewirkt zu haben, aus<br />
dem hässlichen Näslein wurde in<br />
Australien ein schneller Chrompfeil.<br />
Auf dem Weg nach Australien traf<br />
Christian Danner HRT-Chef Colin<br />
Kolles am Münchner Flughafen. Das<br />
Problem: Kolles‘ Handkoffer war mit<br />
54 kg zu schwer, denn darin waren<br />
die Ballast-Gewichte für <strong>das</strong> Auto!<br />
Am Ende musste der Teammanager<br />
etwas Gepäck übernehmen und<br />
Kolles sogar ein Teil in die Jackentasche<br />
stecken... Danner: »Das war<br />
wie in alten Zeiten. Wie oft bin ich<br />
mit Autoteilen unter dem Arm zu<br />
Rennen geflogen!«<br />
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Traditionen soll man nicht brechen:<br />
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für die Formel 1, <strong>MotoGP</strong> und DTM groß<br />
abräumen. Geben Sie bis eine Stunde vor<br />
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Ron Dennis scheint sich zu viel<br />
von Lewis Hamilton abgeschaut zu<br />
haben: Dem ehemaligen McLaren-<br />
Teamchef wurde kurz vor Saisonbeginn<br />
der Führerschein entzogen<br />
– er hatte zu viele Strafpunkte angesammelt.<br />
Das letzte Vergehen war<br />
<strong>das</strong> Überfahren einer roten Ampel.<br />
Das probierte Lewis auch einmal<br />
bei Kimi Räikkönen in Kanada...<br />
14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Manuel Sperl, Mike Wiedel<br />
Egal ob <strong>MotoGP</strong>, WRC, DTM oder Formel 1: Mit unserer Website <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com sind<br />
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in Wort, Bild und Ton. Am besten gleich ansurfen: www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Von der Polizei in Melbourne gestoppt, die<br />
Rennstewards angeschwindelt - Lewis Hamilton<br />
hat schon einige Dummheiten angestellt.<br />
Aber am meisten bereut er etwas Anderes:<br />
»Meine Frisur aus dem Jahr 2006, als meine<br />
Haare noch sehr lang waren. Meine Mum hat<br />
mir damals gesagt: Das ist süß.« Mittlerweile<br />
weiß er: »Es sah absolut schrecklich aus!«<br />
Alex Wurz hat twitter für sich entdeckt.<br />
Beim Rennen in Sebring schrieb er nach<br />
einer Kollision zwischen seinem Auto und<br />
dem von Allan McNish: »Allan fragte gerade,<br />
ob wir zusammen in den Pub gehen sollen!<br />
Da er kleiner ist als ich, glaube ich, er will<br />
was trinken und keine Schlägerei.« Follow<br />
Alex: twitter.com/alexwurz<br />
Fotos: adrivo/SUTTon<br />
Mehr lustige Geschichten aus den Fahrerlagern der<br />
<strong>Motorsport</strong>welt lesen Sie auf unserer Facebookseite:<br />
www.facebook.com/motorsportmagazin/<br />
Auch bei McLaren wird getwittert. Testfahrer<br />
Gary Paffett gefiel vor allem <strong>das</strong> neue Foto<br />
von Jenson Buttons Freundin Jessica. »Wow,<br />
Jessy. Dein neues Profilbild ist heiß!« Jenson<br />
sah <strong>das</strong> genauso: »Unglaublich heiß, sogar!<br />
Und jetzt zurück in den Simulator mit dir.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 16
Kolumne.schoklitsch<br />
Falko Schoklitsch<br />
Außer Kontrolle<br />
Die <strong>MotoGP</strong>-Fahrer unterstützen die Opfer<br />
der Katastrophe in Japan<br />
Es gibt Zeiten, in denen ist der <strong>Motorsport</strong><br />
wirklich nur Nebensache. Die<br />
Erdbeben-Katastrophe in Japan hat <strong>das</strong><br />
mehr als deutlich unterstrichen.<br />
Menschen haben gerne <strong>das</strong> Gefühl,<br />
alles unter Kontrolle zu haben. Die selbsternannte<br />
Krone der Schöpfung ist einfach so<br />
gestrickt, immer und überall den Eindruck haben<br />
zu wollen, selbst <strong>das</strong> eigene Schicksal bestimmen<br />
zu können. Immer wieder werden ihr bei diesem<br />
Vorhaben aber ihre Grenzen aufgezeigt. Spielt<br />
die Natur nicht mit, ist der Mensch hilflos, egal<br />
ob es ihm nun gefällt oder nicht. Am 11. März<br />
2011 bekam die Menschheit in Japan wieder einmal<br />
klar ihre Grenzen aufgezeigt. Die Erde bebte<br />
so stark, wie sie im Land der aufgehenden Sonne<br />
seit Beginn der Messungen noch nie gebebt hatte.<br />
Auf <strong>das</strong> Beben folgten ein Tsunami, unvorstellbare<br />
Verwüstung und eine atomare Katastrophe,<br />
deren Ausmaße nach wie vor nur schwer abzuschätzen<br />
sind. Der Mensch hatte nicht mehr alles<br />
unter Kontrolle, auch die von ihm geschaffenen<br />
Atommeiler nicht, die nach Meinung ihrer Befürworter<br />
doch sicher Strom liefern sollten. In dieser<br />
Mischung aus Leid, Hilflosigkeit und Ratlosigkeit<br />
wirkte die Frage, ob denn der Japan GP wie geplant<br />
am 24. April ausgetragen wird, nur allzu banal.<br />
Schließlich hatte <strong>das</strong> ganze Land Besseres zu tun,<br />
als sich um die Ausrichtung eines Zweirad-Events<br />
zu kümmern. Dementsprechend dauerte es auch<br />
nicht lange, bis die Entscheidung kam, <strong>das</strong> Rennen<br />
vorerst für den 2. Oktober anzusetzen. "Das ist<br />
eine schreckliche Geschichte. Für die ganzen Menschen<br />
vor Ort ist es ganz, ganz schlimm, was da<br />
passiert ist. In so einer Situation macht es auch<br />
keinen Spaß, anzutreten und so einen Sport zu<br />
betreiben. Dort hat man ganz andere Sorgen",<br />
sagte Kiefer Racing Teamchef Stefan Kiefer dem<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Gerade im <strong>Motorsport</strong>, wo<br />
die technischen Grenzen immer weiter ausgedehnt<br />
werden, wo es um Hundertstel und Tausendstel<br />
geht, wo nichts dem Zufall überlassen wird, haben<br />
die Verantwortlichen gerne alles unter Kontrolle.<br />
Die Katastrophe in Japan hat aber nur zu deutlich<br />
vor Augen geführt, wie wenig man tun kann, wenn<br />
die Natur etwas dagegen hat. Gleichzeitig ist es<br />
völlig unwichtig, ob die WM jetzt Rennen verschieben<br />
musste oder nicht. Im Vordergrund muss<br />
die Hilfe für Japan stehen und gleichzeitig gilt es<br />
für den ganzen Erdball, die richtigen Konse-<br />
quenzen daraus zu ziehen. Denn was hilft es, wenn<br />
viele Länder atomfrei werden, solange doch noch<br />
ein paar daran festhalten. So mag der US-Bundesstaat<br />
Hawaii so weit weg vom Festland liegen wie<br />
keine andere Inselgruppe der Welt, bei ungünstigem<br />
Wind wäre er in die Bahn der Atomwolke<br />
gekommen und hätte gar nichts dagegen tun können.<br />
Hier mag <strong>das</strong> falsche Forum für politische<br />
Plädoyers sein, immerhin dreht sich <strong>das</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>,<br />
wie der Name schon sagt, um<br />
<strong>Motorsport</strong>. Dennoch wäre es falsch, die Augen<br />
vor so einer Katastrophe zu verschließen, nur weil<br />
sie in andere Ressorts gehört. Denn wenn Japan<br />
uns neben der Hilflosigkeit gegenüber den Kräften<br />
der Natur etwas gezeigt hat, dann <strong>das</strong>s es für<br />
gewisse Dinge keine Grenzen gibt - egal ob thematisch<br />
oder geografisch. Dann ist es an der Zeit,<br />
<strong>das</strong>s die ganze Menschheit nachdenkt, handelt und<br />
hilft. Oder wie F1-Teamchef Peter Sauber meinte:<br />
"Es ist schwer, Gefühle und Eindrücke in Worte<br />
zu fassen, aber Schweigen bedeutet, es nicht einmal<br />
zu versuchen. Wir können nicht glauben, was<br />
wir sehen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen<br />
in Japan. Wir wünschen ihnen viel Kraft in<br />
dieser unendlich schweren Zeit."<br />
Fotos: milagro<br />
18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Paddock-Zitate<br />
Moderne Rennfahrer sind wie Kassettenrekorder - wer die nicht mehr kennt: <strong>das</strong> sind altmodische<br />
mp3-Player. Zum Glück antworten nicht alle Piloten ausschließlich mit vorgefertigten Phrasen...<br />
»Ich saSS MIT MEINER FRAU<br />
BEIM ABENDESSEN UND ERFUHR,<br />
DASS UNSER SOHN UNSERE<br />
KATZE MIT KLEBEBAND ANS<br />
SOFA GEKLEBT HAT, wäHREND<br />
ICH BEIM TESTEN WAR.«<br />
Shane Byrne über die Zustände in seinem Haushalt<br />
»Das Auto ist nicht<br />
scheiße, aber mehr kann<br />
man nicht sagen.«<br />
Nick Heidfelds klare Ansage nach seinem ersten<br />
Test mit dem neuen Renault<br />
»Bislang bin ich noch nicht im<br />
Schnee mit der Maschine gefahren,<br />
aber ich schätze beim zweiten<br />
Saisonrennen erhalte ich die Gelegenheit.<br />
Was für eine brillante Idee,<br />
Donington auf März zu legen.«<br />
Eugene Laverty zum WSBK-Rennkalender<br />
»Jedes Mal wenn Pirelli einen Test -<br />
fahrer anstellt, wird er für die Teams<br />
interessanter - vielleicht sollten<br />
wir eine Provision von ihren zukünftigen<br />
F1-Gehältern verlangen!"«<br />
Paul Hembery nimmt es mit Humor, <strong>das</strong>s ihn Nick Heidfeld<br />
und pedro de la Rosa verlassen haben<br />
»Er denkt vermutlich, <strong>das</strong>s<br />
er nun ein leichtes Leben<br />
hat und er könnte in der<br />
Mitte eines Rennens anhalten,<br />
und eine Rauchpause<br />
ein legen, wenn er <strong>das</strong> will.«<br />
Colin Edwards über den Auftaktsieger Casey Stoner<br />
»Ich bin wenigstens etwas<br />
Rad gefahren, aber jede Oma hat<br />
mich überholt.«<br />
Timo Glock war nach seiner Blinddarm-OP nicht sofort in Topform<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19
Kolumne.Hasenbichler<br />
Kerstin Hasenbichler<br />
Ist der Status<br />
der Formel 1<br />
in Gefahr?<br />
In der guten, alten Zeit gab es auch ohne Knöpfe, Flügel<br />
und Sprinkleranlagen spannende Rennen<br />
Die Formel 1 gilt als Königsklasse des<br />
<strong>Motorsport</strong>s. In der Vergangenheit<br />
rasten Piloten mit 300 km/h in drei<br />
Metern Abstand zu den Bäumen die<br />
Strecke entlang, in dem Bewusstsein,<br />
<strong>das</strong>s nur die kleinste Unaufmerksamkeit ihr<br />
Leben kosten könnte. Es ging um <strong>das</strong> Beherrschen<br />
eines Fahrzeuges im Grenzbereich und um<br />
Piloten, die versuchten, bis an die Grenzen des<br />
Möglichen zu gehen. Das machte in der Vergangenheit<br />
den Mythos der Formel 1 aus - doch was<br />
ist heute davon übrig? Sicherlich wünscht sich<br />
keiner den niedrigen Sicherheitsstandard der<br />
vergangenen Tage zurück, doch die Formel 1 ist<br />
mit den Jahren immer steriler geworden - und<br />
ja, auch zum Teil langweiliger. Der eine oder<br />
andere F1-Anhänger mag mich jetzt für verrückt<br />
erklären und einwerfen, <strong>das</strong>s 2010 doch eine<br />
spektakuläre Saison gewesen ist, mit vier Piloten,<br />
die am Ende noch Chancen auf den Titel hatten.<br />
Das trifft durchaus zu, doch alles in allem ist der<br />
Adrenalinkick bei weitem nicht mehr so hoch<br />
wie bei früheren Rennen. Eine Tatsache, die auch<br />
Bernie Ecclestone, Jean Todt & Co. bewusst ist.<br />
Alljährlich werden die Regeln geändert, in der<br />
Hoffnung, der Rennserie mehr Spannung, mehr<br />
Action, mehr Leben einzuhauchen. Dabei kommen<br />
die verrücktesten Ideen ans Tageslicht, so<br />
wollte Ecclestone ein Medaillensystem einführen,<br />
weil laut seinen Aussagen <strong>das</strong> neue Punktesystem,<br />
<strong>das</strong> man eingeführt hatte, nichts brachte.<br />
Dabei hatte man <strong>das</strong> Punktesystem innerhalb<br />
von zwei Monaten bereits zwei Mal geändert, was<br />
die Frage aufkommen lässt, ob die Verantwortlichen<br />
eigentlich wissen, was sie tun? Am Ende<br />
wurde <strong>das</strong> Medaillensystem nicht eingeführt,<br />
sorgte aber wochenlang für Gesprächsstoff -<br />
genauso wie die Regentanz-Idee von Ecclestone.<br />
Mit Sprinkleranlangen an den Rennstrecken will<br />
er für künstliche Regenrennen und damit mehr<br />
Action sorgen. Hinter der Sinnhaftigkeit dieser<br />
Idee steht genauso ein Fragezeichen wie hinter<br />
den Neuerungen der aktuellen Saison. 2011 sollen<br />
Reifen, die rasant abbauen und technische<br />
Hilfsmittel wie der verstellbare Heckflügel und<br />
KERS endlose Prozessionsfahrten verhindern<br />
und dafür sorgen, <strong>das</strong>s die Zuseher vor den TV-<br />
Schirmen nicht mehr mit ihren immer schwerer<br />
werdenden Lidern kämpfen müssen. Auf solche<br />
Verrücktheiten war man in Zeiten von Niki<br />
Lauda, Alain Prost oder Ayrton Senna nicht<br />
angewiesen - vielleicht weil die Fahrer schon<br />
verrückt genug waren. Die wilden Kerle von<br />
damals brauchten keine Sprinkleranlagen, um<br />
den Atem der Fans ins Stocken zu bringen. Sie<br />
mussten auch nicht auf einen Piep-Ton warten,<br />
um danach einen Heckflügel zu verstellen und<br />
zu versuchen, einen Gegner zu überholen. Bei<br />
der Abstimmung des Autos verließen sie sich auf<br />
ihren Hintern, Simulatoren gab es nur in Science<br />
Fiction Filmen. »Das Fehlen der G-Kräfte in den<br />
Simulatoren ist der wesentlichste Unterschied<br />
zum richtigen Leben - und <strong>das</strong> ist auch gut so,<br />
sonst könnten wir gleich auf Simulatoren gegeneinander<br />
fahren«, meinte Sebastian Vettel vor<br />
kurzem scherzend. Doch hinter dem Scherz<br />
steckt ein Körnchen Wahrheit. So stellte Niki<br />
Lauda vor Jahren fest, <strong>das</strong>s »selbst ein Affe, was<br />
die Bedienung des Autos angeht, in der Formel<br />
1 fahren könnte«. Okay, vielleicht täte sich ein<br />
Affe angesichts der zahlreichen Knöpfe an den<br />
Lenkrädern etwas schwer, doch Spaß beiseite -<br />
die Formel 1 muss aufpassen, <strong>das</strong>s die aktuellen<br />
und zukünftigen Modifikationen den Status der<br />
Rennserie nicht in Gefahr bringen.<br />
Fotos: aadrivo/Sutton, Ford<br />
20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
IM VERGLEICH<br />
Schade für US-Fans:<br />
diesen Ferrari gibt es nicht<br />
beim Händler um die Ecke<br />
Namens-hickhack<br />
Es ist rot, es ist schnell und es hat vier Räder - es muss ein F150 sein! Genau <strong>das</strong> dachten sich auch die Marketingstrategen<br />
von Ford, die Ferrari wegen der Namensgebung des neuen Formel-1-Boliden verklagten. Immerhin heißt auch ein<br />
Pick-Up-Truck der Amerikaner F150. Die Italiener benannten <strong>das</strong> F1-Auto deshalb zweimal um: Erst in F150th Italia, dann<br />
in 150° Italia. Damit sollte <strong>das</strong> letzte Restrisiko beseitigt werden, <strong>das</strong>s riesige Horden verwirrter Amerikaner ihren Fordhändler<br />
stürmten, um versehentlich einen F1-Boliden statt eines Pick-Ups zu kaufen - und die Konkurrenz braucht sich<br />
keine Sorgen über einen versteckten Allradantrieb im neuen Renner aus Maranello zu machen.<br />
Zum Verwechseln ähnlich:<br />
Der Ford Pick-up könnte<br />
glatt ein F1-Ferrari sein
Kolumne.Heublein<br />
Stephan Heublein<br />
Szybkiego<br />
powrotu do zdrowia<br />
Robert<br />
Vitaly Petrov auf dem Podium - was hätte Renault<br />
mit Robert Kubica erreichen können?<br />
Möchtest Du etwas trinken?«, fragt<br />
Robert Kubica, ohne lange nachzudenken.<br />
Keine Pressesprecherin<br />
und keine Bedienung in Sicht. Als<br />
ob es eine Selbstverständlichkeit<br />
wäre, übernimmt der Pole, selbst nach einem<br />
langen und harten Testtag, bei unserem Interview<br />
gerne noch die Rolle des Gastgebers. Kubica ist<br />
ein höflicher, ehrlicher und sympathischer Zeitgenosse,<br />
aber alles andere als extrovertiert; Interviews<br />
zählen sicher nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.<br />
Trotzdem denkt er an diesem<br />
Testtag für BMW Sauber im Februar 2007 an<br />
alles. Ein echter Perfektionist eben. Klar, seine<br />
monotonen Aussagen bei Presserunden an den<br />
Rennwochenenden erinnern fast ein wenig an<br />
die legendären Antworten von Kimi Räikkönen<br />
und lassen schnell den Verdacht aufkommen,<br />
<strong>das</strong>s er jetzt lieber woanders wäre, am liebsten<br />
wahrscheinlich im Rennauto, als an einem Tisch<br />
in der Team-Hospitality zu sitzen und mal wieder<br />
die Fragen der Journalisten zu beantworten. Die<br />
PR-Welt und der Glamour des Paddock interessieren<br />
Kubica nicht, er ist einzig und allein zum Rennfahren<br />
da, und zwar nicht nur in der Formel1,<br />
sondern auch im Rallye-Auto oder jedem anderen<br />
Gefährt, mit dem man ihn auf einer Rennstrecke<br />
loslässt. Spricht man mit ihm über <strong>das</strong><br />
Thema Rallye, weicht der gleichgültige Tonfall<br />
echter Begeisterung. Mit leuchtenden Augen<br />
zückt er schon mal <strong>das</strong> Armbändchen von der<br />
letzten WRC-Rallye, die er besucht hat, <strong>das</strong> noch<br />
um sein Handgelenk baumelt - immerhin waren<br />
seine Jugendhelden nicht Ayrton Senna und<br />
Michael Schumacher, es waren Colin McRae und<br />
Carlos Sainz. Vielleicht liegt es ja daran, <strong>das</strong>s<br />
Kimi und Robert die gleichen Vorlieben teilen,<br />
vor allem jene für Rallyes, nicht nur die für wenig<br />
mitreißende Reden.<br />
Viele Experten waren sich im Winter einig: In<br />
dieser Saison hätte es anders kommen können<br />
- denn angesichts des verbesserten Lotus Renault<br />
galt Kubica nach dem ersten Test in Valencia als<br />
Geheimfavorit, zumindest auf Siege, wenn nicht<br />
sogar auf mehr. Das hätte auch ihn bei Interviews<br />
aufblühen lassen. Zu diesem Zeitpunkt<br />
war ich noch etwas skeptisch, was die Leistungsfähigkeit<br />
des R31 anging, nicht umsonst gab es<br />
bei den folgenden Tests auch einige Probleme,<br />
doch wenn selbst der, um es positiv zu formu-<br />
lieren, weniger hoch angesehene Vitaly Petrov<br />
in Melbourne aufs Podium fahren konnte, wollte<br />
man sich am Abend der Feierlichkeiten in Australien<br />
bei Lotus Renault besser nicht die - ohnehin<br />
rein hypothetische - Frage stellen, was der<br />
einmalige GP-Sieger aus Krakau mit dem<br />
schwarz-goldenen Renner beim Auftaktrennen<br />
hätte erreichen können. Ich gebe zu, ich war nie<br />
ein besonderer Kubica-Fan. Stattdessen empfand<br />
ich die Lobeshymnen und Ferrari-Gerüchte in<br />
den vergangenen Jahren eher als übertrieben<br />
und stufte ihn als überschätzt ein. Immerhin sah<br />
seine Bilanz gegen Teamkollege Nick Heidfeld<br />
alles andere als überlegen aus. Tatsache bleibt<br />
jedoch - Überflieger hin oder her, ein Spitzenrennfahrer<br />
ist er allemal. Ob er auch vom Schlage<br />
eines Sebastian Vettel, Fernando Alonso oder<br />
Lewis Hamilton ist, steht auf einem anderen<br />
Blatt. Jackie Stewart zählt ihn zum Beispiel dazu.<br />
Gerne würden wir es herausfinden, doch nach<br />
seiner schweren Verletzung ist seine Zukunft<br />
ungewiss. Wenn er sich erholt und wieder Rennen<br />
fahren kann, darf er uns gerne eines Besseren<br />
belehren. Diesmal kümmern wir uns auch<br />
um die Getränke.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
formel 1<br />
Happy Birthday, DC!<br />
Als Geschenk zum 40.<br />
rieb ihm Seb eine Torte<br />
unter die Nase...<br />
Fotos: red bull<br />
Umfrage<br />
Sind die Fahrer mit den neuen Knöpfen<br />
am Lenkrad überfordert?<br />
Nein, die besten Fahrer der Welt müssen 47%<br />
damit klarkommen<br />
Nein, aber die künstlichen Überholmanöver 35%<br />
gehören abgeschafft<br />
Ja, es wird den Fahrern zu viel zugemutet 18%<br />
Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»Ohne Blinddarm bin ich<br />
bestimmt schneller – ich meine,<br />
<strong>das</strong> Ding muss mindestens ein<br />
paar Gramm gewogen haben.«<br />
Timo Glock sieht <strong>das</strong> Positive in seiner Operation kurz vor Saisonbeginn<br />
Kommentar: HRT ist der KöniGSKLASSe niCHT geWACHSen<br />
Dämpfer beim Zoll, Balance-Gewichte im Handgepäck und ein Auto, <strong>das</strong> abermals während des ersten Rennwochenendes<br />
zusammengeschustert wurde: HRT bescherte uns zum Saisonbeginn allerlei Kuriositäten. Nur auf der<br />
Strecke blieb es ruhig, denn der neue Bolide vom Typ F111 packte beim Debüt in Melbourne die 107-Prozent-Hürde<br />
nicht und musste beim Saisonauftakt zuschauen. Braucht die Formel 1 Teams, die den hohen Ansprüchen der<br />
Königsklasse schlichtweg nicht gewachsen sind? Vielleicht hat Bernie Ecclestone doch Recht mit seiner Ansicht, <strong>das</strong>s<br />
zehn Teams völlig ausreichen... Robert Seiwert<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23
slideshow.formel1
formel 1<br />
ENTWICKLUNGSSPRUNG<br />
Das war man von McLaren nicht gewöhnt: Bei den Testfahrten fuhr <strong>das</strong><br />
erfolgsverwöhnte Team gnadenlos hinterher. Kaum jemand setzte einen<br />
Pfifferling auf die Chrompfeile - doch in Melbourne waren sie auf einmal<br />
der einzige ernsthafte Verfolger von Red Bull.<br />
Foto: mclaren
interview.Heidfeld<br />
Kein Glaube<br />
an echte<br />
GerechtigkEIT<br />
26 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/SUTTon, RENAULT<br />
Die Tragik ist kaum zu<br />
überbieten: Eben saSS Nick<br />
Heidfeld noch arbeitslos<br />
zuhause, spielte mit dem<br />
Gedanken an die DTM, plötzlich<br />
verletzte sich sein<br />
ehemaliger BMW-Teamkollege<br />
Robert Kubica schwer und<br />
Heidfeld stieg zum Heils -<br />
bringer für Lotus Renault auf.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
traf sich mit ihm…<br />
Text: Karin Sturm<br />
MSM: Nach den ersten Wintertests gab es so<br />
große Hoffnungen, doch dann kam beim<br />
Auftakt die riesige Enttäuschung - was war<br />
da los?<br />
NICK HEIDFELD: Wenn der Wurm drin ist,<br />
dann ist er halt manchmal wirklich drin. Das<br />
gesamte Wochenende lief nicht besonders,<br />
ich habe mich von Anfang an nicht so richtig<br />
auf dem Level gefühlt, auf dem ich mit dem<br />
Auto bei den Tests in Barcelona war. Bereits<br />
im Qualifying ist alles schiefgegangen, was<br />
schiefgehen konnte; Probleme mit dem KERS,<br />
aber vor allem immer Verkehr, in dem ich<br />
hängengeblieben bin. Im Rennen hatte ich<br />
gleich wieder Pech. Mein Start war sehr gut,<br />
ich hatte eine Menge Plätze gut gemacht, aber<br />
dann ist mir Ende der ersten Runde irgendjemand<br />
ins Auto gefahren, <strong>das</strong> danach ziemlich<br />
beschädigt war. An der ganzen rechten<br />
Seite war <strong>das</strong> Bodywork beschädigt - da ging<br />
nicht mehr viel, ich bin ja nur noch herumgerutscht<br />
mit dem Auto.<br />
An vielen Stellen hört und liest man seit<br />
Wochen: Letzte Chance für Nick Heidfeld!<br />
Stört Dich <strong>das</strong>?<br />
Das habe ich noch gar nicht so gelesen, es<br />
würde mich aber auch nicht stören. Ob es die<br />
letzte Chance ist, weiß man nicht. Ich hoffe,<br />
<strong>das</strong>s ich in dieser Saison eine gute Leistung<br />
zeigen kann und <strong>das</strong>s es deshalb nicht meine<br />
letzte Chance ist.<br />
Wie hast Du Dich vor diesem Saisonstart<br />
gefühlt - wie vor jeder anderen zuvor auch?<br />
Nein, es ist schon ganz anders. Denn die<br />
Wahrscheinlichkeit, diese Saison in der Formel<br />
1 zu sein, und dann noch mit einem guten<br />
Team, war sehr gering, damit hatte ich nicht<br />
mehr gerechnet. Deshalb ist es schon sehr<br />
ungewohnt.<br />
Ist es dadurch besonders schön oder<br />
aufregend?<br />
Zunächst muss ich sagen, <strong>das</strong>s es natürlich<br />
alles andere als schön ist, <strong>das</strong>s Robert [Kubica<br />
diesen Unfall hatte und ich nur dadurch zu<br />
dieser Chance gekommen bin. Auf der anderen<br />
Seite ist es natürlich umso prickelnder<br />
und aufregender, weil man es eben nicht<br />
erwartet hat.<br />
Kann man in so einer Situation noch ein oder<br />
zwei Prozent mehr Motivation mitbringen<br />
- oder ist man als Formel-1-Fahrer da immer<br />
auf dem allerhöchsten Level?<br />
Ich habe bis jetzt immer gesagt, ich sei stets<br />
gleich motiviert. Aber ich muss jetzt in dieser<br />
Situation sagen, <strong>das</strong>s ich doch noch ein bisschen<br />
motivierter bin als früher. Ich weiß, <strong>das</strong><br />
klingt ein bisschen blöd, weil <strong>das</strong> jeder immer<br />
wieder sagt, aber wenn etwas so unverhofft<br />
kommt und ich ja, obwohl ich seit 2000 in der<br />
Formel 1 bin, wirklich fast weggewesen wäre,<br />
ist es wirklich so.<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27
interview.heidfeld<br />
»Wenn man Welt meister werden<br />
will, und <strong>das</strong> will ich langfristig<br />
immer noch werden, dann<br />
darf man nicht nur auf seinen<br />
Team kollegen schauen.«<br />
Nick Heidfeld glaubt nicht,<br />
<strong>das</strong>s er bei Lotus Renault<br />
seine letzte Chance in der<br />
Formel 1 erhält - ergreifen<br />
will er sie so oder so<br />
Du warst Ende 2009 ganz nahe an einem Top-<br />
Platz, bei McLaren oder bei Mercedes, bist dann<br />
aber durch den Rost gefallen. Empfindest Du<br />
Deine Situation jetzt als gerechten Ausgleich?<br />
Roberts Unfall hat natürlich überhaupt nichts<br />
mit Gerechtigkeit zu tun. Aber ich fühle mich<br />
schon so gut, <strong>das</strong>s ich in die Formel 1 gehöre und<br />
auch in ein gutes Auto. Vielleicht ist es gerecht<br />
- aber ich glaube andererseits nicht mehr daran,<br />
<strong>das</strong>s alles irgendwie gerecht ist, <strong>das</strong>s sich alles<br />
ausgleicht und <strong>das</strong>s jeder irgendwie <strong>das</strong><br />
bekommt, was er verdient. Ich möchte mich<br />
wirklich nicht über mein Leben beschweren, aber<br />
wenn man zum Beispiel sieht, was manche Menschen<br />
für Krankheiten haben oder was Robert<br />
passiert ist: da kann mir keiner sagen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
irgendwie berechtigt oder gerecht ist.<br />
Wie ist <strong>das</strong> für Dich, von seinem Pech zu<br />
profitieren?<br />
Als ich an jenem Sonntag von Roberts Unfall<br />
hörte und dann die ganze Zeit im Internet hing,<br />
um nähere Informationen zu bekommen, war<br />
<strong>das</strong> schon ein sehr beklemmendes Gefühl. Ich<br />
wusste ja im Prinzip: Je schwerer Roberts Verletzungen<br />
sind, desto größer ist meine Chance,<br />
<strong>das</strong>s man mich holt. Das ist nicht einfach. Aber<br />
letztlich ist es so, wie es ist, ich kann nichts<br />
daran ändern - und wenn sich mir die Chance<br />
bietet, dann muss ich sie auch ergreifen.<br />
Wie hast du Dich bei Renault ins Team<br />
hineingefunden?<br />
Es ging unheimlich schnell, viel schneller, als<br />
ich <strong>das</strong> selbst erwartet oder sogar erhofft hatte.<br />
Alle waren sehr offen, extrem positiv, die Zu -<br />
sam menarbeit war von Anfang an sehr gut. Für<br />
mich ist Renault unter all den Teams, die ich<br />
kenne, gegenüber neuen Ideen am offensten.<br />
Das war speziell bei BMW-Sauber anders. Sie<br />
waren extrem gut organisiert, extrem gut strukturiert,<br />
aber auch ein bisschen fixiert auf<br />
bestimmte Wege. Da war dann, wenn man mit<br />
neuen Ideen kam, oft schon vorher entschieden.<br />
Da wurde nicht so viel nach links und rechts<br />
geschaut, wenn man eine neue Idee hatte, wurde<br />
<strong>das</strong> oft nicht so wirklich beachtet, oder es hieß,<br />
man hätte auch schon darüber nachgedacht, es<br />
aber verworfen. Hier herrscht eine viel größere<br />
Offenheit, und <strong>das</strong> hat mir den Einstieg mit<br />
Sicherheit etwas erleichtert. Außerdem macht<br />
es im Moment sehr viel Spaß, sich so einbringen<br />
Fotos: adrivo/SUTTon. RENAULT<br />
28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
zu können. Wenn man woanders merkt, da<br />
kommt nicht viel Resonanz, lässt man es irgendwann<br />
sein... Aber hier ist nach meinem Gefühl<br />
schon ziemlich viel angekommen, obwohl vieles<br />
noch in der Phase des Überlegens, Aussortierens<br />
und Umsetzens ist.<br />
Wie viel hilft in diesem notgedrungen sehr<br />
schnellen Anpassungsprozess Deine langjährige<br />
Erfahrung?<br />
Ich glaube sehr stark, mit einer gewissen Gelassenheit<br />
und einem gewissen Selbstvertrauen da<br />
reinzugehen. Das ist schon etwas ganz anderes,<br />
als wenn ich jetzt neu wäre in der Formel 1.<br />
Dann wäre ich selbst nervös, <strong>das</strong> Team wüsste<br />
nicht genau, was es von mir zu erwarten hat.<br />
Das macht schon einen Unterschied, ganz<br />
bestimmt.<br />
Die neuen Reifen, die nicht sehr lange halten,<br />
sind <strong>das</strong> ganz große Thema in diesem Jahr.<br />
Könnte <strong>das</strong> ein spezieller Vorteil für Dich werden<br />
- schließlich giltst Du als der große »Reifenflüsterer«<br />
der Formel 1?<br />
Es könnte schon ein gewisser Vorteil werden, ja.<br />
Aber man muss andererseits sehen, <strong>das</strong>s die Reifen<br />
grundsätzlich ziemlich schnell hinüber sind,<br />
und zwar nicht nur so, <strong>das</strong>s sie langsamer werden,<br />
sondern <strong>das</strong>s der ganze Gummi weg ist. Und<br />
da kann man als Fahrer auch keinen so großen<br />
Unterschied mehr machen. Da muss man abwarten,<br />
wie sich <strong>das</strong> in den Rennen entwickelt.<br />
Wieweit entspricht <strong>das</strong> Auto schon genau Deinen<br />
Wünschen?<br />
Das kann man nie in Prozenten ausdrücken.<br />
Was uns noch fehlt, sind ein paar Kilometer,<br />
weil wir doch durch gewisse Zuverlässigkeitsprobleme<br />
immer wieder Zeit verloren haben.<br />
Dadurch konnten wir auch noch nicht alles aussortieren,<br />
was wir im Bereich der Abstimmung<br />
gern getan hätten.<br />
Wie wichtig ist es, immer und überall deutlich<br />
vor Deinem Teamkollegen zu liegen?<br />
Nicht so besonders - denn <strong>das</strong> ist nicht <strong>das</strong><br />
eigentliche Ziel. Das ist etwas, worum ich mich<br />
nie so besonders gekümmert habe, was in der<br />
Vergangenheit in der Öffentlichkeitswirksamkeit<br />
vielleicht manchmal ein Fehler war. Im<br />
Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht manchmal<br />
besser gewesen, wenn ich mehr Wert darauf<br />
gelegt hätte, immer vor meinem Teamkollegen<br />
zu sein. Aber da habe ich oft gedacht, <strong>das</strong> ist ja<br />
nicht <strong>das</strong> Endziel, ich will ja noch weiter vorne<br />
sein. Dann habe ich lieber noch mal etwas probiert,<br />
was sich dann halt auch manchmal als<br />
Schuss in den Ofen erwiesen hat. Aber wenn<br />
man Weltmeister werden will, und <strong>das</strong> will ich<br />
langfristig immer noch werden, dann darf man<br />
nicht nur auf seinen Teamkollegen schauen.<br />
Der Weltmeistertitel ist also immer noch Dein<br />
Ziel?<br />
Ja. Ich weiß um die Gedanken und Kommentare<br />
vieler, die <strong>das</strong> lesen werden, aber <strong>das</strong> ist mir<br />
ehrlich gesagt ziemlich egal.<br />
Ist <strong>das</strong> in diesem Jahr möglich?<br />
Keine Ahnung, es ist unwahrscheinlich, denn normalerweise<br />
steigert sich ein Team von einem Jahr<br />
aufs andere nicht so extrem. Aber wir versuchen<br />
auf jeden Fall, <strong>das</strong> Maximum herauszuholen, möglichst<br />
nicht nur in diesem Jahr, sondern ich hoffe<br />
ja auch, in der Zukunft noch dabei zu sein. Da<br />
gehört immer ein bisschen Glück dazu, zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort zu sein.<br />
»Ich hoffe, <strong>das</strong>s<br />
ich in dieser<br />
Saison eine gute<br />
Leistung zeigen<br />
kann und <strong>das</strong>s<br />
es deshalb nicht<br />
meine letzte<br />
Chance ist.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 29
flop5.Spektakuläre.Unfälle<br />
flop5<br />
Spektakuläre<br />
Unfälle<br />
30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Spektakulär<br />
spektakulärer<br />
Momentan erholt sich Robert Kubica<br />
von seinem Rallye-Unfall. Bei seinem<br />
F1-Horrorcrash 2007 in Montreal<br />
hatte der Pole mehr Glück. Nicht der<br />
einzige Horrorunfall, der glimpflich<br />
ausging, wie diese Flop-5 beweisen.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Formel1<br />
4<br />
Belgien-GP 1998<br />
Der Alptraum eines jeden Formel-1-Mechanikers<br />
wurde 1998 in Spa-Francorchamps Realität: die<br />
Startampel schaltete auf grün, die Piloten fuhren los und nach<br />
wenigen Metern sprangen plötzlich herrenlose Reifen wie bei<br />
einem Slapstick-Unfall die Gerade in Richtung Eau Rouge hinab.<br />
13 von 20 Formel-1-Autos hatten sich bei dem Massencrash<br />
nach der Spitzkehre in ihre Einzelteile zerlegt. Erst nach zwei<br />
Stunden waren alle Teile von der Strecke entfernt. Die Piloten<br />
zeigten sich unbeeindruckt, stiegen in ihre Ersatzboliden und<br />
nahmen <strong>das</strong> Rennen wieder auf.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
5<br />
Türkei-GP 2008<br />
Als es in der ersten Runde in Istanbul krachte, war Kazuki<br />
Nakajima mittendrin im Geschehen. Doch er wusste gar nicht,<br />
wie ihm geschah. Plötzlich flog der Force India von Giancarlo Fisichella<br />
nur wenige Zentimeter über seinen Kopf hinweg. Beide Autos kamen<br />
erst in der Auslaufzone zum Stehen. Die Unfallursache machte<br />
Fisichella in einem doppelten Spurwechsel von Sebastien Bourdais aus:<br />
»Ich hatte einen guten Start, aber dann hat er beim Anbremsen<br />
zweimal die Linie gewechselt und ich konnte nicht mehr rechtzeitig<br />
bremsen und fuhr dem Williams ins Heck.«<br />
Der teuerste Schrottplatz der<br />
Formel 1: 1998 knallte es gewaltig<br />
beim Start in Spa-Francorchamps<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31
flop5.Spektakuläre.Unfälle<br />
3<br />
Mexiko-GP 1988<br />
Den Zuschauern auf der Haupttribüne blieb der Atem stehen,<br />
als Philippe Alliot beim Einbiegen auf die Start-Ziel-Gerade<br />
leicht auf den Kerb kam, die Kontrolle über seinen Boliden verlor und<br />
in die Boxenmauer krachte. Die Aufprallgeschwindigkeit war derart<br />
hoch, <strong>das</strong>s der Larrouse Lola LC88 Ford in die Luft abhob und Alliot nur<br />
mehr ein blinder Passagier in seinem eigenen Wagen war. Der Bolide<br />
überschlug sich mehrmals, kam kopfüber auf der Strecke wieder auf<br />
und rutschte bis ins Gras hinaus. Wie durch ein Wunder blieb der<br />
Franzose bei diesem spektakulären Abflug unverletzt, allerdings wurde<br />
der Wagen schwer beschädigt. Den Ingenieuren gelang es nicht, ihn bis<br />
zum Rennen zu reparieren.<br />
Nick Heidfeld überschlug sich in seinem<br />
BMW Sauber im Kiesbett von Indianapolis<br />
2<br />
US-GP 2006<br />
»Wenn man einmal in der Luft ist, dann kann man nicht mehr reagieren. Es gibt nichts mehr, was man dann tun kann - außer vielleicht<br />
einer Sache: Ich hätte meine Hände nicht über meinen Kopf nehmen sollen, denn ich hätte mich schwer verletzen können. Aber <strong>das</strong><br />
wurde mir erst beim letzten Überschlag klar«, erinnert sich Nick Heidfeld an seinen Unfall in Indianapolis. Kurz zuvor war McLaren-Mercedes-<br />
Pilot Juan Pablo Montoya im Gewühl in seinen Boliden gekracht. Heidfeld kam von der Strecke ab und sein BMW Sauber-Bolide überschlug sich<br />
mehrere Male ehe ihn die Reifenstapel stoppten.<br />
32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
1<br />
Deutschland-GP 2001<br />
Der Schreck steckte nicht nur Luciano Burti nach seinem<br />
spektakulären Überschlag in den Knochen, sondern auch<br />
Michael Schumacher. Während <strong>das</strong> ganze Feld losfuhr, kam<br />
Schumacher am Start schlecht weg. Die Konkurrenz raste am<br />
Deutschen vorbei - mit Ausnahme von Burti. Der Prost-Pilot<br />
konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und knallte mit voller<br />
Geschwindigkeit ins Heck von Schumacher. Was danach folgte,<br />
hätte ein Hollywood-Drehbuchautor nicht besser schreiben können:<br />
Burtis Bolide hob ab, überschlug sich und rutschte quer die<br />
Start-Ziel-Gerade entlang bis in die Reifenstapel. Wie bei einem<br />
Hollywood-Happy End blieben alle Beteiligten unverletzt.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Luciano Burti nutzte<br />
Michael Schumachers Ferrari<br />
als Sprungschanze<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33
Story.xxxxxxxxxxxxx<br />
interview.Wurz<br />
ormel 1 gegen<br />
Hollywood und<br />
PlayStation<br />
Mehr Show, mehr Spektakel – um dieses Ziel zu<br />
erreichen, schreckt die Formel 1 nicht vor neuen,<br />
radikalen Wegen zurück. Alexander Wurz sieht<br />
die Entwicklung im Interview mit dem <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> positiv – wenn auch nur bis zu einem<br />
gewissen Grad. Text: Kerstin Hasenbichler<br />
34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: red bull<br />
MSM: 2011 gibt es viele Neuerungen - unter anderem<br />
die neuen Reifen von Pirelli. Die Fahrer<br />
kritisierten im Vorfeld, <strong>das</strong>s die Reifen zu schnell<br />
und zu stark abbauen. Pirelli konterte, indem<br />
man betonte, dadurch die Show zu verbessern.<br />
Wie sehen Sie die Situation?<br />
ALEXANDER WURZ: Da die Pirelli-Reifen Einheitsreifen<br />
sind und somit für jeden die Reifen<br />
mitsamt ihrer Stärken und Schwächen gleich sind,<br />
ist diese Diskussion eigentlich gleichgültig. Bei<br />
den Piloten handelt es sich eben um Perfektionisten,<br />
die immer alles bis ins letzte Detail optimieren<br />
wollen. Dass sie sich aufregen, ist normal.<br />
Persönlich finde ich es cool, wenn der Reifen<br />
abbaut, denn damit kommen auch andere Qualitäten<br />
der Piloten zum Ausdruck, die man sonst<br />
nicht immer sehen kann wie die Renntaktik, bessere<br />
Setup-Arbeiten oder ein cleverer Fahrstil, um<br />
den Reifen zu schonen. Ein gutes Beispiel ist Alain<br />
Prost. Er hat sich zu seiner Zeit als Reifenprofessor<br />
etabliert und wurde bekannt durch seine clevere<br />
und reifenschonende Fahrweise.<br />
Dank KERS und verstellbarem Heckflügel sollen<br />
die Fans mehr Überholmanöver zu sehen bekom-<br />
»Wenn ich ein Überholmanöver<br />
schaffe, will ich als ‚Hero‘ gelten.<br />
Ein Über holmanöver soll eine<br />
Heldentat sein und als diese auch<br />
begeistern.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35
interview.Wurz<br />
men. Wird die Rechnung aufgehen oder werden<br />
die Kritiker Recht behalten, die davon ausgehen,<br />
<strong>das</strong>s sich die Vorteile beider Systeme gegenseitig<br />
aufheben werden?<br />
KERS ist eher ein Hilfsmittel, um schneller zu<br />
beschleunigen. Nur durch KERS alleine erhöht<br />
sich der Top-Speed nicht oder nur minimal. KERS<br />
kann helfen, sich näher zum Vordermann zu bringen,<br />
aber nicht wirklich um zu überholen. Deshalb<br />
könnte der Heckflügel, wenn er abgesenkt wird,<br />
echten Top-Speed bringen und somit <strong>das</strong> Überholen<br />
erleichtern. Also reden wir hier von zwei<br />
fast verschiedenen Themen, die sich nicht gegenseitig<br />
aufheben. Was sie auf jeden Fall tun, beide<br />
Dinge erschweren <strong>das</strong> Leben des Piloten, denn der<br />
muss nicht nur 1000 Prozent am Limit fahren,<br />
sondern auch noch die mentale Kapazität aufbringen,<br />
um alle technischen Produkte, die er zur<br />
Verfügung hat, fehlerfrei zu nutzen.<br />
Sie haben es angesprochen, die Fahrer sind angesichts<br />
der neuen Techniken und der zahlreichen<br />
Knöpfe am Lenkrad ziemlich gefordert und vielleicht<br />
sogar überfordert. Könnten die vielen<br />
Knöpfe zum Problem werden, wenn es auf Strecken<br />
geht wie Monaco, wo es keine Geraden und<br />
»In Zeiten, in denen wir als Unterhaltungsindustrie<br />
gelten, sind<br />
wir in Konkurrenz mit Hollywood<br />
und der Playstation.«<br />
36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
damit keine Zeit zum Nachdenken gibt?<br />
Mit Sicherheit ist <strong>das</strong> eine extreme Belastung der<br />
menschlichen Aufnahmefähigkeit. Nicht nur, <strong>das</strong>s<br />
es ohnehin schon nur wenige Menschen auf der<br />
Welt schaffen, die F1-Renner im Sinne des Erfinders<br />
zu bewegen, jetzt werden ihnen auch noch<br />
Denksportaufgaben gegeben. Mit Sicherheit wird<br />
es einige Male geben, wo die Fahrer überlastet sein<br />
werden. Ein weiterer Punkt ist, wenn ein junger<br />
Fahrer aufrückt, denn der hat dann ein ziemlich<br />
hartes Lernpensum vor sich.<br />
Was sagen Sie zur Kritik, <strong>das</strong>s durch technische<br />
Hilfsmittel wie KERS oder den Heckflügel <strong>das</strong><br />
fahrerische Können des Piloten nicht mehr im<br />
Vordergrund steht und dadurch die Überholmanöver<br />
zu künstlich werden?<br />
Ich glaube, ich war einer der Ersten, der <strong>das</strong><br />
neue Reglement kritisch betrachtet hat. Mein<br />
Standpunkt als Fahrer war immer, <strong>das</strong>s wenn<br />
ich ein Überholmanöver schaffe, will ich als der<br />
‚Hero‘ gelten. Ein Überholmanöver soll eine<br />
Heldentat sein und als diese auch begeistern.<br />
Sollte <strong>das</strong> Überholen zu leicht werden, dann<br />
fehlt dieser Reiz. Hier ist am besten der Vergleich<br />
zum Fußball. Es gibt Spiele, die keines<br />
oder nur wenige Tore haben und dann gibt es<br />
Spiele, die viele Tore haben. Es gibt Spieler, die<br />
mehr Tore schießen können als Andere, genauso<br />
wie es Piloten gibt, die besser überholen als<br />
andere. Aber die Faszination der Formel 1 liegt<br />
nicht nur im Überholen, es zählt <strong>das</strong> ganze<br />
Spektrum, <strong>das</strong> die Formel 1 darstellt - und<br />
dieses gesamte Bild zieht Jahr für Jahr mehr<br />
Fans vor die TV-Schirme.<br />
Die Idee mit den akustischen Signalen kam schon<br />
vor mehr als 10 Jahren auf, und zwar von mir. Ich<br />
habe <strong>das</strong> quasi damals in die Formel 1 eingeführt.<br />
Seither haben viele mein System übernommen,<br />
sich mit akustischen Signalen <strong>das</strong> Leben einfacher<br />
zu machen. Der Grund ist ganz einfach, die Augen<br />
sind im Rennsport ein absolut überfordertes Sinnesorgan.<br />
Warum soll ich beim Hochschalten auch<br />
noch meinen Fokus auf die Drehzahlanzeigen<br />
lenken, wenn mir der Gehörsinn ebenso zur Verfügung<br />
steht? Ich habe damals bei Benetton Renault<br />
den Auftrag gegeben, ein Piepsen im Ohr zu<br />
haben, wenn die optimale Drehzahl erreicht ist<br />
und <strong>das</strong> funktioniert perfekt. Das hat gar nichts<br />
mit ferngesteuert zu tun, sondern ist lediglich ein<br />
cleveres Herangehen, um die menschlichen Sinnesorgane<br />
effizient zu nutzen.<br />
Bernie Ecclestone will zukünftig mit künstlichen<br />
Regenrennen indirekt in <strong>das</strong> Renngeschehen eingreifen<br />
und damit <strong>das</strong> Spektakel erhöhen. Ihre<br />
Meinung zu dieser Idee?<br />
Warum nicht? Von außerhalb des Cockpits<br />
betrachtet, ist es eine geile Idee. Jedoch wer schon<br />
einmal ein F1-Auto im Regen, egal ob künstlich<br />
oder natürlich, gefahren hat und mit Aquaplaning<br />
und so gut wie null Sicht zu kämpfen hatte - sprich<br />
die Piloten - die wollen davon nicht wirklich was<br />
hören. Solange man alleine auf der Strecke ist, ist<br />
<strong>das</strong> Fahren im Regen eigentlich echt lässig. Jedoch<br />
im Pulk zu fahren, kann aufgrund der eingeschränkten<br />
Sichtverhältnisse extrem gefährlich<br />
und unberechenbar werden. Das ist mit Sicherheit<br />
die innere Einstellung jedes Piloten, obgleich manche<br />
mehr als Macho in den Medien auftreten.<br />
Es wird immer mehr investiert, damit die Show<br />
besser wird. Aber ist <strong>das</strong> wirklich notwendig oder<br />
könnte der Schuss nach hinten losgehen?<br />
Ich glaube, wir sind nicht die einzige Industrie, die<br />
Geld in ihr Produkt investiert. Es ist eigentlich ganz<br />
simpel - wir leben in einer selbstregulierenden Welt.<br />
Je mehr Medien und Fans sich für die Formel 1<br />
interessieren, desto höher ist der Gegenwert für die<br />
Hersteller und Sponsoren. Und desto mehr Geld<br />
ist im Umlauf und desto mehr wird verdient und<br />
wieder investiert. Ich sehe <strong>das</strong> total positiv!<br />
Sebastian Vettel befürchtet, <strong>das</strong>s die Zuseher zur<br />
»Raupe Nimmersatt« werden und nach immer<br />
mehr Unterhaltung fragen könnten. Sehen Sie<br />
diese Problematik auch?<br />
Im Winter gab es eine Gesprächsrunde mit Sebastian,<br />
zwei anderen Piloten, Charlie Whiting und<br />
mir, in der es um dieses Thema ging. In Zeiten, in<br />
denen wir nicht nur als Sport, sondern auch als<br />
Unterhaltungsindustrie gelten, in diesen Zeiten<br />
sind wir sozusagen in Konkurrenz mit Hollywood<br />
und der Playstation. Wir müssen dem Kunden,<br />
sprich dem Fan etwas bieten, was ihn schlichtweg<br />
bewegt. Wenn wir hier als Formel 1 nicht mitziehen,<br />
dann graben wir uns unsere eigene Existenz<br />
ab. Auch wenn es als Sportler nicht <strong>das</strong> ist, was<br />
man will, ist nun einmal der Unterhaltungswert<br />
der Sportart in unserer Gesellschaft extrem wichtig<br />
und als Hauptsportart ist es somit Teil deines<br />
Lebens. Deshalb brauchen wir nicht die Leben der<br />
Piloten gefährden, aber <strong>das</strong> ganze Produkt Formel<br />
1 - von TV-Produktion bis zum Live-Erlebnis für<br />
die Zuseher vor Ort - muss mit der Entwicklung<br />
der Medien und Freizeitwelten mithalten. <br />
Fotos: red bull, adrivo/Sutton<br />
Sollte durch Heckflügel & Co. die Unfallgefahr<br />
2011 steigen, wollen sich die Fahrer zusammensetzen<br />
und über eine Änderung des Reglements<br />
beratschlagen. Wie viel Einfluss haben die Fahrer<br />
in der Foormel 1 tatsächlich?<br />
Ich bin zwar kein Mitglied mehr, aber immer<br />
noch ein Vertreter der GPDA gegenüber der FIA.<br />
Da wir alle im selben Boot sitzen, was die Sicherheit<br />
betrifft, gibt es hier grundsätzlich keine wirkliche<br />
Gefahr, <strong>das</strong>s die FIA was ganz anderes will<br />
als die Piloten. Beim Thema Sicherheit ist ein<br />
Miteinander der einzige Weg und dieser wird<br />
von allen Parteien seit Jahren schon sehr gut<br />
beschritten. Bei politischen und wirtschaftlichen<br />
Aspekten sieht <strong>das</strong> Ganze schon wieder anders<br />
aus, aber <strong>das</strong> ist ein anderes Thema, <strong>das</strong> die<br />
GPDA nicht als Gruppe betrifft. Die GPDA ist<br />
für die Sicherheit und nicht für die kommerziellen<br />
Interessen der Fahrer da.<br />
Die Piloten bekommen ein akustisches Signal,<br />
wenn sie den Heckflügel verstellen dürfen. Zudem<br />
gibt es bei manchen Teams Soundhinweise beim<br />
Hochschalten. Würden Sie sagen, <strong>das</strong>s man sich<br />
damit schon in Richtung einer ferngesteuerten<br />
Formel 1 bewegt?<br />
»Solange man alleine auf der<br />
Strecke ist, ist <strong>das</strong> Fahren im Regen<br />
eigentlich echt lässig.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37
Story.xxxxxxxxxxxxx<br />
story.Setup<br />
story.Lenkrad<br />
Generation<br />
1995 hatte ein F1-Lenkrad drei<br />
Knöpfe: einen Knopf für den<br />
Funk, einen für den Rückwärtsgang<br />
und einen für <strong>das</strong> Limit<br />
in der Boxengasse.<br />
REV Rückwärtsgang »Das ist immer noch<br />
so kompliziert wie früher. Man muss zuerst<br />
den N-Knopf drücken, um in den Leerlauf zu<br />
schalten und dann den REV-Knopf für den<br />
Rückwärtsgang. Wobei man immer hoffen<br />
muss, <strong>das</strong>s es auch wirklich funktioniert«,<br />
erzählt Sebastian Vettel.<br />
N Auto springt sofort in den Leerlauf<br />
PIT Limiter in der Boxengasse<br />
PIT CONFIRM damit gehen alle<br />
Lichter an und die Jungs in der Box wissen,<br />
<strong>das</strong>s ein Fahrer reinkommt (bei Red Bull)<br />
TALK Der Fahrer kann mit dem Knopf<br />
<strong>das</strong> Teamradio ein- oder ausschalten<br />
On/Off Sensor Menü: »Wenn du<br />
irgendein Problem am Auto hast und ein Sensor<br />
spinnt, dann kannst du ihn mit diesem<br />
Knopf manuell ausschalten. Es werden zwar<br />
dadurch keine Telemetriedaten mehr gesendet,<br />
aber <strong>das</strong> ist besser, als wenn <strong>das</strong> ganze<br />
Auto zu spinnen anfangen würde«, erklärt Nico<br />
Rosberg.<br />
38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
PlayStation<br />
2011, in der Generation Play station,<br />
sind es weit mehr Knöpfe. Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> gibt einen<br />
Überblick über ein aktuelles<br />
f1-lenkrad. Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Drehknopf Differential<br />
Eingang Kurve<br />
und Drehknopf<br />
Differential Ausgang<br />
Kurve<br />
Das Differential reguliert individuell den<br />
Antrieb der Hinterräder. Die Einstellung optimiert<br />
<strong>das</strong> Fahrverhalten in den Kurven.<br />
»Beide lassen sich separat einstellen und<br />
zwar von einer Kurve zur anderen«, erklärt<br />
Nico Rosberg und gesteht: »Man braucht<br />
schon eine gewisse Zeit, bis man sich an alle<br />
Knöpfe gewöhnt hat. Es hat etwas von einer<br />
Raketenwissenschaft.«<br />
SC Wenn <strong>das</strong> Safety Car auf die Strecke<br />
kommt, gibt die FIA eine Geschwindigkeit vor,<br />
die man einhalten muss. Mit dem SC-Knopf<br />
kann der Pilot, wenn er sich eingereiht hat, die<br />
Referenzzeit ausstellen.<br />
Drink Zugriff zum Getränk<br />
Mix Spriteinstellung, Einstellungsmöglichkeiten<br />
sind »fett« oder »mager«<br />
Foto: adrivo/Sutton<br />
Bitepoint Einstellung der Kupplung<br />
»Die Informationen kriegen wir von den Ingenieuren,<br />
die können wir selber nicht wissen«,<br />
verrät Nico Rosberg.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39
Story.xxxxxxxxxxxxx<br />
story.Fotoalbum<br />
Mit dem Schraubenzieher in<br />
der Hand erwarteten die<br />
Mechaniker früher ihre<br />
Fahrer an der Box. An<br />
moderne Helme und feuerfeste<br />
Schutzkleidung war<br />
nicht zu denken. Ganz anders<br />
heute: Eine ganze Crew<br />
vermummter Mechaniker<br />
erwartet den Fahrer, jeder<br />
Handgriff ist einstudiert.<br />
Der Boxenstopp ist nicht nur<br />
Reparaturzeit, sondern auch<br />
strategisch entscheidend -<br />
die Computer berechnen<br />
über 100.000 Varianten.<br />
Jim Clark stoppt in Zandvoort 1966,<br />
um Wasser nachfüllen zu lassen<br />
Jarno Trulli<br />
stoppt in<br />
Malaysia 2001<br />
Zeitreise<br />
durch die<br />
Formel 1<br />
Jeder Science-Fiction-Film<br />
und jedes Computerspiel<br />
könnten sich von der Königsklasse<br />
noch etwas abschauen.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
holt seine Zeit maschine<br />
heraus und zeigt die Formel 1<br />
im Wandel der Zeit...<br />
Text: Stephan Heublein<br />
40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Hübsche Frauen<br />
gehörten schon immer zum <strong>Motorsport</strong>.<br />
Die Entwicklung bei den Grid Girls ist<br />
eindeutig: Im Laufe der Jahre nahmen<br />
die Größe der Nummernschilder und die<br />
Länge der Kleidchen stark ab.<br />
grid girls gehörten<br />
in der formel 1 schon<br />
immer zum guten ton<br />
John Surtees und<br />
fernando alonso bei<br />
der lenkradarbeit<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Die Aufgabe eines Rennfahrers<br />
sah 1961 genauso wie heute<br />
aus: Lenken, Gas geben, bremsen<br />
und am Ende des Rennens als<br />
Erster über die Ziellinie zu<br />
fahren. Von Telemetrie, KERS und<br />
verstellbarem Differenzial konnte<br />
John Surtees in seinem Cooper T53<br />
allerdings nur träumen.<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41
story.Fotoalbum<br />
Heutzutage dominieren<br />
farben und sponsorenlogos<br />
die helmdesigns<br />
Heute sind F1-Helme kugelsicher, aerodynamisch<br />
geformt und mit beheizbaren Visieren ausgestattet.<br />
Davon konnte Sicherheitsverfechter Jackie Stewart<br />
1973 nur träumen. In der guten alten Zeit mussten<br />
oft ein Schalenhelm und eine Fliegerbrille ausreichen.<br />
Gentleman Mike Hawthorn stieg sogar mit<br />
Fliege, weißem Hemd und Hose ins Cockpit.<br />
überblick behalten: zig<br />
monitore helfen ferrari<br />
bei der strategie<br />
Frankreich GP<br />
Dijon 1974<br />
sieger:<br />
niki lauda<br />
Die Kommandostände an der Boxenmauer<br />
glichen nicht immer der<br />
Brücke eines Raumschiffs: Früher<br />
mussten Stoppuhr, Stift und Papier<br />
herhalten - oftmals übernahmen<br />
sogar die Fahrerfrauen die Zeitnahme.<br />
Beim Frankreich GP 1974<br />
führte Ferrari noch manuell Buch,<br />
2003 standen Ross Brawn & Co in<br />
Brasilien unzählige Datenmonitore<br />
und Computer zur Verfügung.<br />
42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Die Brabham-Fabrik in der Nähe von Woking<br />
Anfang der 70er; eine große Werkstatthalle,<br />
kleine, abgegrenzte Büros im Hintergrund<br />
und ein BT33. Noch keine Spur von der klinischen<br />
Reinheit, die heute die Race Bays<br />
der Red Bull Fabrik in Milton Keynes prägt.<br />
Das Sinnbild<br />
der britischen<br />
garagisten<br />
Der McLaren-Glaspalast misst<br />
18 mal 16 Meter, wird auf<br />
12 LastWAgen transportiert und<br />
von 20 arbeitern in weniger als<br />
48 Stunden aufgebaut. durch die<br />
glasfassade kann man nur nach<br />
draussen schauen, nicht hinein. →<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Fotos: adrivo/Sutton, Frits van Eldik, formula1UNITEDSTATESCom<br />
Zwischen der<br />
Campingplatz- und<br />
Gartenparty-Atmosphäre<br />
des Lotus Motorhomes von<br />
1980 und dem futuristisch<br />
anmutenden McLaren Brand Centre<br />
liegt gut ein Vierteljahrhundert Weiterentwicklung.<br />
Heute bezieht selbst<br />
Force India ein riesiges Motorhome<br />
in den Fahrerlagern<br />
der F1-Welt.<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 43
story.Fotoalbum<br />
Motoren<br />
Der Motor »M 196« des ersten F1-Silberpfeils<br />
»W 196« wog 650 kg und leistete bei einer<br />
maximalen Drehzahl von 8.250/8700 Umdrehungen<br />
pro Minute 257/280 PS (1954/1955).<br />
Der Ferrari-Motor 056 von 2011 ist ebenfalls<br />
ein Achtzylinder, doch er liegt nah am Mindestgewicht<br />
von 95 kg und leistet bei vorgeschriebenen<br />
18.000 Umdrehungen über 750 PS.<br />
Der Ferrari-Motor<br />
wurde wie alle<br />
V8 eingefroren<br />
So komfortabel<br />
kamen die alten<br />
silberpfeile<br />
an die strecke<br />
Nicht nur die Rennautos<br />
haben sich verändert,<br />
auch deren Transporter:<br />
1955 ließ Mercedes-Rennleiter<br />
Alfred Neubauer<br />
<strong>das</strong> Blaue Wunder bauen.<br />
Die einzige Vorgabe: Es<br />
sollte ein Rennauto blitzschnell<br />
an die Rennstrecke<br />
bringen. Heute dienen die<br />
Trucks auch als mobile Basis<br />
mit Briefing-Räumen, Computer-Equipment<br />
und Datenübertragung<br />
an die Fabrik.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, mercedes-benz<br />
44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
ReduzieRt auf <strong>das</strong><br />
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Story.xxxxxxxxxxxxx<br />
story.Zukunft<br />
Die Formel1<br />
Die Formel 1 hat in 61 Jahren viele verrückte<br />
Dinge und durchgeknallte Typen erlebt.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wagt einen Blick<br />
in seine berüchtigte Kristallkugel.<br />
Wie sieht die Formel 1 der Zukunft aus?<br />
Text: Stephan Heublein<br />
46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
der Zukunft<br />
→<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47
story.Zukunft<br />
Das F1-Auto der Zukunft<br />
Eigentlich gibt es <strong>das</strong> Formel-1-Auto der Zukunft<br />
bereits. Sein Debüt feierte es in der Saison 2010<br />
unter dem Namen Virgin Racing VR-01. Das<br />
jedenfalls glaubt ein englischer Computerfreak<br />
mit dem Namen Nick Wirth. Da wir uns allerdings<br />
nur schwer vorstellen können, <strong>das</strong>s die Zukunft<br />
der Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s - oder in diesem<br />
Zusammenhang irgendeines anderen fahrbaren<br />
Untersatzes auf Rennstrecken oder im Straßenverkehr<br />
- darin besteht, einen zu kleinen Tank zu<br />
besitzen und bei voller Fahrt in seine Einzelteile<br />
zu zerfallen, haben wir noch etwas tiefer gegraben<br />
und erstaunliche Entwicklungen aufgedeckt. So<br />
ist anders als Wirth behauptet, nicht CFD (<strong>das</strong><br />
sich allein schon durch die Bezeichnung »Computational<br />
Fluid Dynamics« disqualifiziert) die<br />
Zukunft des Rennwagenbaus, sondern SCD (nein,<br />
nicht »Safety Car deployed«). Erfinden wird es<br />
Virgin-Rivale Mike Gascoyne, der mit Team Lotus<br />
(oder wie auch immer <strong>das</strong> Team in Zukunft heißen<br />
Regengott Bernie reaktiviert Michelin für seine Zwecke: Nur so gibt es spannende Rennen!<br />
die formel-1-zukunft<br />
– aber vorsicht: nicht<br />
ganz ernst gemeint!<br />
mag) mal wieder neue Wege beschreitet. Im letzten<br />
Jahr brachte Lotus die Formel 1 den Fans<br />
näher, indem der Technikchef selbst vom Kommandostand<br />
twitter-Nachrichten versendete. In<br />
diesem Sinne lässt Gascoyne zukünftige Autos nur<br />
noch über Facebook und twitter entwerfen. Der<br />
Gegenentwurf zu CFD nennt sich »Social Community<br />
Design« (SCD).<br />
Etwas mehr am Erfindergeist früherer F1-Epochen<br />
orientiert sich Colin Kolles. Da die Diskussion<br />
über breitere Reifen und größere Felgen<br />
nicht mehr besonders originell ist, entsinnt er<br />
sich des sechsrädrigen Tyrrell P34. Allerdings<br />
sind sechs Räder seitdem in der F1 verboten, also<br />
sagt sich HRT: Wozu überhaupt Räder, die kosten<br />
doch nur unnötig Geld! Da die Pirelli-Reifen<br />
ohnehin nichts taugen, nach zweieinhalb Kurven<br />
ruiniert sind und bis zu sechs Sekunden verlieren,<br />
tritt HRT komplett ohne Gummis an - dann<br />
spielt es auch keine Rolle mehr, <strong>das</strong>s die Dämpfer<br />
noch zwischen dem amerikanischen und spanischen<br />
Zoll hin- und herpendeln.<br />
Obwohl Lotus und HRT damit die Entwicklungsrichtung<br />
der zukünftigen F1-Boliden maßgeblich<br />
vorgeben, gibt es noch einen dritten<br />
entscheidenden Schlüsselfaktor - nennen wir ihn<br />
den »USF1-Approach«: Toaster. Die cleversten<br />
F1-Designer haben sich schon immer von Werken<br />
ihrer genialen Kollegen inspirieren lassen.<br />
Wenn also der Brabham-Staubsauger aus der<br />
Feder von Gordon Murray Niki Lauda 1978 zum<br />
Sieg beim Schweden GP in Anderstorp verhalf<br />
Wir wollen Kühe: Überholmanöver hin oder her, in Zukunft muss wieder in Magny Cours und Spielberg gefahren werden<br />
(und so überlegen war, <strong>das</strong>s er daraufhin von der<br />
FIA verboten wurde) sowie der USF1-Toaster die<br />
F1-Welt revolutioniert hätte, wenn sich nicht der<br />
ganze Erdball gegen Peter Windsor und Ken<br />
Anderson verschworen hätte, warum sollten die<br />
Chefdesigner und Aerodynamiker nicht auch die<br />
Funktionsweisen weiterer Haushaltsgeräte<br />
genauer unter die Lupe nehmen und diese in<br />
Betracht ziehen? »Blown diffuser« und »blown<br />
rear wing« waren gestern, man bedenke, was man<br />
mit einem kräftigen Fön nicht noch alles gehörig<br />
anblasen könnte... Dann wäre da noch ein handelsüblicher<br />
Quirl. Damit lassen sich wunderbar<br />
Luftverwirbelungen erzeugen, um nachfolgende<br />
Autos zu verlangsamen; quasi der Nachfolger der<br />
»Dirty Air« - die »Quirly Air«. Oder ein Blueray-<br />
Player. Anstelle eines Flywheels dreht sich eine<br />
Disc munter im Kreis und erzeugt so genügend<br />
Energie, um KERS und die neue Weihnachtslichterkette<br />
anzutreiben, die um den Frontflügel verläuft<br />
- so sind endlich auch in Korea, Australien<br />
und Malaysia Rennen nach Einbruch der Dunkelheit<br />
ohne Flutlicht möglich. Auch die FIA<br />
bedient sich im Haushaltswarensortiment ihres<br />
Vertrauens und erweitert Jo Bauers Prüfgeräte-<br />
Arsenal beim Scrutineering um ein Bügeleisen.<br />
Damit werden die flexiblen Frontflügel von Red<br />
Bull bei jedem Boxenstopp gerade gebügelt.<br />
48 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Aus dem äußerst beliebten Grund der Kostenlimitierung<br />
wird der Einsatz von Flow-Viz-Farbe<br />
verboten - also bunt angesprühten Hecks der<br />
Autos, um den Luftfluss zu überprüfen. Umso<br />
beliebter ist dafür Lebensmittelfarbe (ja, mit der<br />
zum Beispiel Ostereier gefärbt werden), um die<br />
fünfzehn verschiedenen Farbmarkierungen für<br />
die zukünftigen Pirelli-Reifenmischungen anzubringen.<br />
Um dem Sprühverbot entgegen zu wirken,<br />
erinnern sich die klugen Köpfe der Teams<br />
an ein anderes, vor einigen Jahren in F1-Kreisen<br />
regelmäßig eingesetztes Equipment: Peitschen.<br />
Zwei, drei am Heckflügel montierte Peitschen<br />
erfüllen denselben Zweck wie die Farbe, zeigen<br />
die Strömung auf und sehen nicht ganz so dämlich<br />
aus wie die mittlerweile übliche Buckelnase<br />
am McLaren. Wer diesen Trend in welchem Keller<br />
ins Rollen brachte, dürfen wir leider auch in<br />
der Zukunft nicht erwähnen...<br />
Die F1-Gimmicks der Zukunft<br />
KERS-Boost, verstellbare Heckflügel, Piepssignale<br />
beim Schalten und Flügelverstellen - sind die heutigen<br />
F1-Fahrer nur ferngesteuerte Statisten? Nicht<br />
umsonst sagte Niki Lauda vor einigen Jahren, <strong>das</strong>s<br />
selbst ein Affe die modernen F1-Autos fahren<br />
könne - bevor er sich bei einem Jaguar-Test<br />
Anfang 2002 auf seinen ersten drei Runden zwei<br />
Mal drehte. Um die vollkommene Überlastung<br />
der bedauernswerten »besten Piloten der Welt«<br />
zu verhindern, führt die FIA zukünftig ein Einheitslenkrad<br />
ein, <strong>das</strong> nur noch maximal zwei<br />
Knöpfe pro Hand erlaubt, die zudem mit den<br />
dicken Handschuhen leicht bedienbar sein müssen.<br />
Die Ausschreibung gewinnt Fisher-Price im<br />
Handumdrehen, da sie in der Produktsparte Baby-<br />
Spielzeug bereits genau <strong>das</strong> richtige Lenkraddesign<br />
auf Lager haben. Mit der Einführung der Plastik-<br />
Lenkräder mit ebenso großen wie bunten Knöpfen<br />
geht <strong>das</strong> Verbot von WLAN-Routern im Cockpit<br />
einher - damit konnten die Fahrer während des<br />
Rennens noch einmal schnell im Internet die<br />
Funktionen der 142 Knöpfe nachschlagen.<br />
Das tatsächlich<br />
geplante Motorenreglement<br />
2013<br />
Genug geflachst, <strong>das</strong> ist der bittere Ernst<br />
des Lebens: Diese Reglementänderungen<br />
plant die FIA tatsächlich für die neue<br />
Motorenformel ab der Saison 2013.<br />
1,6 Liter Vierzylinder-Motoren mit Benzin-<br />
Hochdruckeinspritzung bis zu 500 Bar und<br />
maximal 12.000 Umdrehungen/Minute.<br />
Motoren mit 35% weniger Benzinverbrauch<br />
und weitreichenden Energiemanagementund<br />
Energierückgewinnungs-Systemen -<br />
die aktuelle Leistungsstärke soll beibehalten<br />
werden.<br />
Ab 2013 sind nur noch fünf Motoren pro<br />
Fahrer und Saison erlaubt. Danach sinkt<br />
die Anzahl der verfügbaren Motoren auf<br />
nur noch vier.<br />
über an der Decke entlang fahren. Der neue Kurs<br />
in Russland wird mit einer Engstelle sowie einem<br />
erzwungenen Spurwechsel versehen, der nur in<br />
zuvor festgelegten Zonen der Strecke erlaubt ist,<br />
die per Blinksignal auf dem digitalen Visierdisplay<br />
des Fahrers eingeblendet werden. Auch ein<br />
Kreisverkehr in der Boxenein- und Ausfahrt<br />
gehört auf den neuen Kursen zum guten Ton.<br />
Nach einer groß angelegten Kampagne der<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Chefredaktion kehrt die<br />
Formel 1 auch nach Magny Cours und Spielberg<br />
zurück, um den Kuhfaktor in der Königsklasse<br />
zu steigern. In Österreich droht jedoch Ungemach:<br />
Um den Doppel-Looping mit Pyro-Effekten<br />
bei der Ein- und Ausfahrt umzusetzen, müssen<br />
zwei Erdwälle aufgeschüttet werden, was bei<br />
einem Anrainer zu erbitterten Protesten führt.<br />
Die F1-Motoren der Zukunft<br />
Vier Zylinder, Turbo und Biosprit, ja sogar Diesel<br />
schlossen die Regelhüter für <strong>das</strong> zukünftige<br />
F1-Motorenreglement nicht aus. Tatsächlich geht<br />
es aber noch viel weiter: Die Formel 1 erfüllt Max<br />
Mosley seinen lang ersehnten Traum und wird<br />
grün - in Zukunft müssen alle Motoren grün angemalt<br />
werden. Dafür dürfen dann aber nicht nur<br />
Turbomotoren, sondern richtige Flugzeugturbinen<br />
wie in Dragstern eingesetz werden - so lange<br />
sie eine Bedingung erfüllen: nach der experimentellen<br />
Erprobung auf den spanischen Autobahnen<br />
dürfen nun auch die F1-Motoren die Höchstgeschwindigkeit<br />
von 110 km/h nicht überschreiten.<br />
»Da wird es schwierig, wach zu bleiben«, kritisiert<br />
Fernando Alonso. Für eine Übergangsfrist müssen<br />
die Motoren zwei Jahre lang eingesetzt werden.<br />
Danach müssen sich Teamkollegen jeweils einen<br />
Motor teilen und mit je einer Hälfte starten, wenn<br />
sie denn anspringt. Die beiden Hälften werden<br />
zwischen den 35 Saisonrennen (aus Bernies Sicht<br />
leider immer noch knapp unter der Zielzahl des<br />
NASCAR-Vorbilds) in portablen Minikühlschränken<br />
eingefroren. Um Manipulationen und Gefrierbrand<br />
vorzubeugen, werden die Kühlschränke<br />
nach den Rennen verplombt und rund um die<br />
Uhr von Webcams überwacht, die live ins Internet<br />
gestreamt werden. Fans können für die Ice-Cams<br />
24/7 Online-Video-Pässe im Gegenwert eines<br />
richtigen Kühlschranks erwerben.<br />
MSM<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Die F1-Strecken der zukunft<br />
Aber nicht nur die Autos werden verändert, auch<br />
die Rufe der Fans sowie F1-Experten nach neuen<br />
Strecken werden erhört. Die erste Idee stammt<br />
direkt von Bernie Ecclestone: »Warum soll man<br />
es nicht zur Mitte eines Rennens ‚regnen‘ lassen<br />
- 20 Minuten lang, oder für die letzten zehn Runden.<br />
Vielleicht mit einer zweiminütigen Vorwarnung.«<br />
Auf Anweisung des Regenmanns werden<br />
auf allen Strecken Sprinkleranlagen installiert,<br />
aber nicht nur <strong>das</strong>: Hermann Tilke erinnert sich<br />
an seine erste Carrera-Rennbahn zurück und<br />
entwirft für die neuen Kurse einige Zusatzfeatures.<br />
Die Strecke in Austin, Texas erhält eine<br />
Steilkurve mit einem Neigungswinkel von 92<br />
Grad sowie einen Looping - immerhin könnten<br />
F1-Autos theoretisch ja ab einer Geschwindigkeit<br />
von 180 km/h in bestem Men-In-Black-Stil kopf-<br />
Wie wird die Formel-1-Zukunft wohl wirklich aussehen? Eins steht fest: Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> erfahren Sie es zuerst<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49
Interview.Vettel<br />
Das Kind im Weltmeister<br />
Der jüngste Pole-Mann, der jüngste GP-Sieger, der jüngste Weltmeister aller Zeiten -<br />
Sebastian Vettel hat die Formel 1 im Sturm erobert. Doch auch am Gipfel angekommen hat er sein<br />
Erfolgsrezept nicht vergessen: er hat <strong>das</strong> Kind im Manne bewahrt. Text: Karin Sturm<br />
MSM: Du hast immer gesagt, Dein Ziel sei es,<br />
Dich auch als Weltmeister nicht zu verändern.<br />
Hast Du <strong>das</strong> geschafft?<br />
SEBASTIAN VETTEL: Ich denke, bis jetzt<br />
schon... Sicher, man will sich weiter entwickeln<br />
und deshalb wird man sich als Mensch in gewissen<br />
Dingen auch verändern, aber der Kern sollte<br />
der gleiche bleiben. Ich glaube, <strong>das</strong> ist mir bis<br />
jetzt ganz gut gelungen.<br />
Was macht diesen Prozess besonders schwierig<br />
- und was hilft dabei?<br />
Das mag vielleicht etwas pauschal klingen, aber<br />
wenn man weiß, worauf es im Leben ankommt,<br />
was die wichtigen Dinge im Leben sind, dann<br />
fällt einem <strong>das</strong> nicht allzu schwer. Man darf vor<br />
allem nicht immer alles so ernst nehmen, was<br />
gesagt und geschrieben wird. Das sollte man<br />
sich als Leitsatz nehmen. Man ist nicht immer<br />
so gut, wie die Leute schreiben und sagen, aber<br />
auch nicht so schlecht. Mit dieser Maxime<br />
50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
kommt man ganz gut durch. Als Weltmeister<br />
hat man die Ehre, vorne zu stehen, die Nummer<br />
1 auf dem Auto zu haben, aber <strong>das</strong> hilft nicht<br />
dabei, schneller zu fahren. Man muss weiter<br />
alles aus dem Auto rausquetschen und sein<br />
Bestes geben.<br />
Crocodile Seb hatte beim<br />
Besuch einer australischen<br />
Farm viel Spaß<br />
Du selbst hast Dich nicht verändert - hat sich<br />
der Umgang anderer mit Dir verändert?<br />
Vielleicht, teilweise, aber nicht so, <strong>das</strong>s sich<br />
dadurch meine Welt verändert hätte. Vor allem<br />
deshalb, weil sich auch mein engeres Umfeld<br />
nicht verändert hat.<br />
Hat der Titelgewinn Dir noch mehr Sicherheit,<br />
noch mehr Selbstvertrauen gebracht - auch im<br />
Auftreten teamintern zum Beispiel?<br />
Es ist ja nicht so, <strong>das</strong>s ich mich vorher nichts<br />
getraut habe. Ich glaube, es ist wichtig, <strong>das</strong>s man<br />
teamintern auch mal den Mund aufmachen<br />
kann, ohne <strong>das</strong>s einem bange wird. In dieser<br />
Situation war ich auch schon vorher, bin es aber<br />
jetzt vielleicht noch einen Tick mehr, obwohl<br />
es nicht so deutlich ist, <strong>das</strong>s ich jetzt bewusst<br />
spüre, <strong>das</strong>s die Leute mir anders gegenüber treten.<br />
Ich fühle mich im Team sehr wohl, die<br />
Leute wissen, <strong>das</strong>s man mit mir viel Spaß haben<br />
kann. Aber wenn etwas Ernstes anliegt, dann<br />
kann es sein, <strong>das</strong>s es nichts zu lachen gibt.<br />
Du hast Deinen Vertrag bei Red Bull bis 2014<br />
verlängert. Auch, um Ruhe in eventuelle Wechselgerüchte<br />
und Diskussionen reinzubringen?<br />
Wenn, dann eher unbewusst. Es war sicher nicht<br />
Es gibt so viele ernste Dinge im Leben.<br />
Da muss man <strong>das</strong> Kind in sich ein<br />
bisschen bewahren .<br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
so, <strong>das</strong>s es mir zu turbulent wurde, ich überlegt<br />
habe, was kann ich dagegen tun und ich deshalb<br />
einen neuen Vertrag unterschrieben hätte. Ich<br />
fühle mich im Team sehr wohl, dazu kommt,<br />
<strong>das</strong>s jeder Rennfahrer immer <strong>das</strong> beste Auto<br />
haben möchte - <strong>das</strong> habe ich derzeit bei Red<br />
Bull. Deshalb habe ich keine anderen Pläne. Für<br />
mich kam <strong>das</strong> nicht überraschend, es war etwas,<br />
was sich schon abgezeichnet hat.<br />
Spürst Du als amtierender Weltmeister eine<br />
besondere Verantwortung, dem Team, dem<br />
Sport, den Fans gegenüber?<br />
Eigentlich nicht. Ich glaube, man darf <strong>das</strong> nicht<br />
zu verkrampft oder ernst sehen. Unterm Strich<br />
darf man den Spaß an der Sache nicht verlieren.<br />
Es gibt so viele ernste Dinge im Leben. Da muss<br />
man schauen, <strong>das</strong>s man <strong>das</strong> Kind in sich ein<br />
bisschen bewahren kann und diesen Spaßfaktor<br />
nicht zu kurz kommen lässt.<br />
Was ist denn für Dich als Rennfahrer der<br />
größte Spaß?<br />
Immer noch <strong>das</strong> reine Fahren. Aber auch, hierher<br />
zu kommen, an die Strecke. Man hat ja auch<br />
Freundschaften mit Leuten im Team. Sie alle<br />
wieder zu sehen nach ein, zwei Wochen Pause,<br />
oder beim ersten Rennen, da freut man sich<br />
wirklich drauf. Es ist vielleicht ähnlich wie in<br />
einer Band. Wenn man sich mit den Leuten<br />
nicht versteht, dann ist es sicher schwer, jeden<br />
Tag zusammen im Bus zu sitzen, zu reisen, jeden<br />
Abend woanders zu schlafen. Da ist es <strong>das</strong> Entscheidende,<br />
<strong>das</strong>s man sich wohl fühlt.<br />
Du wirkst, bei allem Spaß und bei aller Lockerheit,<br />
inzwischen sehr reif und erwachsen.<br />
Fühlst Du Dich manchmal älter, als Du mit<br />
Deinen 23 Jahren eigentlich bist?<br />
Das kommt sicher daher, <strong>das</strong>s man ganz anders<br />
reif wird, wenn man von klein auf viel unterwegs<br />
ist, viel sieht und extrem viel mit Erwachsenen<br />
zu tun hat. Das lässt einen schneller reifen.<br />
Daher ist es wichtig, <strong>das</strong>s man die ganz<br />
normalen Dinge nicht vergisst... Es ist bei mir<br />
nicht so, <strong>das</strong>s ich nach Hause komme und bei<br />
einem Glas Rotwein am Tisch sitze und eine<br />
Zigarre rauche, wie <strong>das</strong> vielleicht bei einem<br />
älteren Herrn der Fall wäre, der <strong>das</strong> genießen<br />
würde. Es geht darum, <strong>das</strong>s man auch mal ganz<br />
normale Sachen macht, die andere in meinem<br />
Alter auch machen. MSM<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51
History.Italien<br />
Text: Frederik Hackbarth<br />
Verlorene Talente<br />
Eine italienische Tragödie<br />
52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Die Scuderia Ferrari ist der ganze Stolz der<br />
<strong>Motorsport</strong>-nation Italien. Dabei gab es im<br />
Laufe der Jahrzehnte durchaus auch<br />
vielversprechende fAHrertalente – deren<br />
Geschichten endeten jedoch meist tragisch.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Italien wird im kollektiven Gedächtnis der Formel<br />
1 vornehmlich mit den Wörtern Ferrari,<br />
Monza und Tifosi assoziiert. Berühmte Fahrer<br />
aus der Mittelmeer-Republik gab es jedoch<br />
wenige. Obwohl über all die Jahre eine große<br />
Anzahl vielversprechender Piloten angetreten ist,<br />
hat es in jüngerer Vergangenheit nie zu besonderen<br />
Erfolgen gereicht. Zum 25. Todestag von<br />
Elio de Angelis und zehnten Todestag<br />
von Michele Alboreto kommen<br />
die Gedanken an eine verlorene<br />
Generation der Formel 1 wieder<br />
hoch. Doch auch abseits der beiden<br />
Ausnahmetalente hatte die <strong>Motorsport</strong>nation<br />
Italien viele gute Rennfahrer<br />
in ihren Reihen. Die meisten<br />
Schicksale endeten entweder<br />
abrupt und tragisch, oder ganz einfach<br />
in der Bedeutungslosigkeit des<br />
Haifischbeckens Formel 1. Seit<br />
1950 haben sich in der Formel 1<br />
beinahe 100 italienische Piloten<br />
versucht. Von Erfolg gekrönt waren<br />
die meisten dieser Bemühungen<br />
nicht. Lediglich in den Urzeiten<br />
gaben die Italiener den Ton an.<br />
Nino Farina wurde im Premierenjahr<br />
erster Formel-1-Weltmeister.<br />
1952 und 1953 tat es ihm Alberto<br />
Ascari gleich. Bei nur 32 GP-Starts<br />
in seiner Karriere, holte der Italiener<br />
13 Siege. Bedingt war der<br />
anfängliche Höhenflug zweifelsfrei<br />
durch die damals führenden Autohersteller<br />
Alfa Romeo, Ferrari, Lancia<br />
und Maserati. Glück brachte der<br />
Titel aber beiden Piloten nicht: Ascari verunglückte<br />
1955 bei Testfahrten in Monza tödlich.<br />
Farina ereilte elf Jahre später bei einem Verkehrsunfall<br />
<strong>das</strong> gleiche Schicksal.<br />
Bis heute, seit mittlerweile 58 Jahren, warten<br />
die Fans auf einen weiteren Titelträger aus Italien.<br />
Lediglich Mitte der 80er Jahre gelang es<br />
ein einziges Mal, <strong>das</strong>s wieder ein Italiener ernsthaft<br />
in einen Titelkampf eingreifen konnte. Zu<br />
Saisonbeginn 1985 wechselten sich Elio de<br />
Italienische SiEGE<br />
in der Formel 1<br />
Alberto Ascari 13<br />
Ricardo Patrese 6<br />
Nino Farina 5<br />
Michele Alboreto 5<br />
Giancarlo Fisichella 3<br />
Elio de Angelis 2<br />
Luigi Fagioli 1<br />
Pietro Taruffi 1<br />
Luigi Musso 1<br />
Giancarlo Baghetti 1<br />
Lorenzo Bandini 1<br />
Ludovico Scarfiotti 1<br />
Vittorio Brambilla 1<br />
Alessandro Nannini 1<br />
Jarno Trulli 1<br />
Angelis und Michele Alboreto sogar mit der<br />
WM-Führung ab. Letzterer konnte mit seinem<br />
Ferrari bis weit in die zweite Saisonhälfte die<br />
Spitzenposition verteidigen. Mit dem späteren<br />
Weltmeister Alain Prost vermochte er aufgrund<br />
platzender Motoren jedoch nicht mitzuhalten<br />
und musste sich mit Rang 2 begnügen. So richtig<br />
erholte sich seine Karriere nach dieser Niederlage<br />
nie mehr. Als der Titel mit<br />
vier Ausfällen in den letzten vier<br />
Rennen verloren ging, schwand<br />
scheinbar auch Alboretos Motivation.<br />
Hinterher unterlag er klar in<br />
den teaminternen Duellen gegen<br />
Stefan Johansson und Gerhard<br />
Berger. Die einzige Chance <strong>das</strong><br />
Steuer nochmals herumzureißen,<br />
verpasste er in Monza 1988 ganz<br />
knapp: Als der führende Ayrton<br />
Senna beim Überrunden über<br />
Jean-Louis Schlesser stolperte und<br />
Berger im ersten Rennen nach<br />
dem Tod des legendären Enzo<br />
Ferrari den Heimsieg für die Scuderia<br />
erbte, stand »Michele Nationale«<br />
als Zweiter abermals im<br />
Schatten. Damit war <strong>das</strong> Kapitel<br />
Ferrari für ihn geschlossen. Mit<br />
Tyrrell, Larrousse, Footwork, Scuderia<br />
Italia und Minardi folgte bis<br />
einschließlich 1994 eine lange Leidenszeit<br />
in den niederen Regionen<br />
des PS-Zirkus. Doch die <strong>Motorsport</strong>-Laufbahn<br />
des Mailänders<br />
ging abseits der Formel 1 weiter.<br />
Nach Auftritten in Amerika kam<br />
Alboreto zurück nach Europa und zeigte seine<br />
fahrerische Qualität auf der Langstrecke: 1997<br />
gewann er die 24 Stunden von Le Mans. Das<br />
traurige Ende folgte vier Jahre später. Am frühen<br />
Abend des 25. April 2001 verunglückte<br />
Alboreto bei Testfahrten für Audi auf dem Test-<br />
Oval neben dem EuroSpeedway tödlich. Nach<br />
einem Reifenschaden an der Hinterachse des<br />
R8, hob der Bolide bei Tempo 300 ab und landete<br />
jenseits der Leitplanken neben dem →<br />
Seit 1950 haben<br />
sich beinahe<br />
100 italiener<br />
versucht. Von<br />
Erfolg gekrönt<br />
waren die<br />
bemühungen nicht.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53
History.Italien<br />
Michele Alboreto konnte sich bei der<br />
Scuderia nicht durchsetzen – ein verpasster<br />
Titel stürzte ihn in ein Loch<br />
Die italienischen<br />
Formel-1-Piloten<br />
lassen sich in<br />
drei Kategorien<br />
einteilen: An der<br />
Spitze stehen die<br />
zwei Weltmeister,<br />
sowie die Toppiloten<br />
mit mehr<br />
als einem gp-Sieg<br />
auf dem Konto.<br />
Kurs - Alboreto blieb ohne Chance. Exakt 15<br />
Jahre zuvor war Alboretos Freund und Landsmann<br />
Elio de Angelis im südfranzösischen Le<br />
Castellet bei einem ähnlichen Unfall gestorben.<br />
Die zwei Piloten waren die beiden größten italienischen<br />
Talente ihrer Generation. Der große<br />
Wurf blieb jedoch beiden verwehrt und sie<br />
bezahlten ihre Leidenschaft mit dem Leben.<br />
Der Unfall von De Angelis in Le Castellet lief<br />
vergleichbar zum Alboreto-Unglück ab. Auch<br />
der Römer hob ab, überschlug sich und prallte<br />
mit 290 km/h auf die Leitplanken - die Ursache<br />
war ein Bruch des Heckflügels. Der Brabham<br />
ging nach dem Crash in Flammen auf. An der<br />
menschenleeren Teststrecke waren keine Rettungskräfte<br />
vor Ort, die dem damals 28-Jährigen<br />
hätten helfen können. De Angelis konnte sich<br />
nicht alleine aus dem brennenden Wrack<br />
befreien, erlitt eine Rauchvergiftung, sowie<br />
einen Herzinfarkt und verstarb am folgenden<br />
Tag im Krankenhaus. De Angelis war erst vor<br />
der Saison 1986 zu Brabham gewechselt, nachdem<br />
er zuvor sechs Jahre für Lotus gefahren<br />
war. Trotz seines großen Talents konnte »der<br />
schwarze Prinz« über die Jahre nur zwei Grand<br />
Prix gewinnen. 1984 wurde er immerhin WM-<br />
Dritter und war zudem lange Zeit der jüngste<br />
Pilot, der jemals auf dem Podium gestanden<br />
war. Der Sohn eines wohlhabenden Power-<br />
Boot-Champions und begnadete Konzertpianist,<br />
der einst auch im ZDF-Sportstudio vor<br />
verzückten Zuschauern Klavier spielte, galt als<br />
einer der letzten Gentlemen der Formel 1. Vom<br />
Wechsel zu Brabham und dem gewagten Design<br />
des BT55 erhoffte er sich einen Karrieresprung<br />
- dieser endete in einer Tragödie.<br />
Fortuna war den italienischen Piloten ohnehin<br />
nie hold. Ganz gleich wie erfolgreich -<br />
tragische Ereignisse ziehen sich wie ein roter<br />
Faden durch die italienische Rennsport-Historie.<br />
Insgesamt ließen sieben Italiener bei Rennen<br />
oder Testfahrten in der Königsklasse ihr Leben.<br />
Zwei besondere Fälle waren die Talente Giunti<br />
und Paletti, die ihr wahres Potential ob ihres<br />
frühen Todes nie zeigen konnten. Ignazio Giunti<br />
wurde bei seinem ersten Rennen in Spa 1970<br />
auf Anhieb Vierter und hatte in der Folge bereits<br />
einen Ferrari-Vertrag für 1971 in der Tasche.<br />
Er nahm überdies am Sportwagenprogramm<br />
der Italiener teil - noch vor der Saison verunglückte<br />
er im Winter in Buenos Aires tödlich.<br />
Nie beweisen konnte sich auch Ricardo Paletti,<br />
der bei seinem zweiten Start 1982 in Kanada in<br />
<strong>das</strong> Heck von Didier Pironi rauschte und<br />
anschließend seinen Verletzungen erlag.<br />
Die italienischen F1-Piloten lassen sich in drei<br />
Kategorien einteilen: An der Spitze stehen die<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Dass der »italienische<br />
Fluch«<br />
übertragbar<br />
ist, zeigt <strong>das</strong><br />
Beispiel Jean<br />
Alesi. Der Franzose<br />
wurde ob<br />
seiner langen<br />
Tätigkeit für<br />
Ferrari von den<br />
tifosi mehr geliebt,<br />
als die einheimischen<br />
f1-Piloten<br />
Alex Zanardi ist ein<br />
weiteres Beispiel<br />
für einen erfolglosen<br />
italienischen<br />
F1-Fahrer, der<br />
aber in anderen<br />
Rennklassen einige<br />
Erfolge sammelte<br />
zwei Weltmeister, sowie die Top-Fahrer mit mehr<br />
als einem Sieg auf dem Konto. Zu diesen gehören<br />
neben De Angelis und Alboreto der ehemalige<br />
GP-Rekordstarter Ricardo Patrese und Giancarlo<br />
Fisichella. Dahinter folgen neun italienische<br />
Piloten mit nur einem einzigen Sieg. Hervorzuheben<br />
sind unter diesen Lorenzo Bandini, der<br />
lediglich 1964 in Österreich gewann und drei<br />
Jahre später bei einem Unfall in Monaco verbrannte<br />
- seiner Beerdigung in Italien wohnten<br />
100.000 Menschen bei - sowie Alessandro Nannini,<br />
der 1989 durch Ayrton Sennas Disqualifikation<br />
in Japan zum Sieger erklärt wurde. Nur<br />
ein halbes Jahr später wurde dem Bruder der<br />
Sängerin Gianna Nannini bei einem Hubschrauberabsturz<br />
jedoch die rechte Hand abgetrennt.<br />
Obwohl die Hand wieder angenäht werden<br />
konnte, war die F1-Karriere des Unternehmer-<br />
Sohns aus Siena in der Folge beendet.<br />
Die letzte Gruppe bildet eine breite Masse aus<br />
glücklosen Talenten, unter der sich besonders<br />
in den späten 80er Jahren einige klangvolle<br />
Namen aus dem Mittelfeld wiederfinden. Insbesondere<br />
Pechvogel Andrea de Cesaris, der bei<br />
208 Rennstarts nie gewinnen konnte, und der<br />
talentierte Ivan Capelli, der bei March zwei Mal<br />
knapp einen Sieg verpasste, bleiben in Erinnerung.<br />
Pierluigi Martini schaffte es in über zehn<br />
Jahren nicht einmal aufs Podest und mit Stefano<br />
Modena, Teo Fabi, Nicola Larini, Gianni Morbidelli,<br />
Tourenwagen-Weltmeister Gabriele<br />
Tarquini und Le-Mans-Veteran Emanuele Pirro<br />
scheint die Liste der Gescheiterten unendlich<br />
lang. Ein besonderer Fall ist Alex Zanardi. Der<br />
Italiener versuchte sich gleich zwei Mal in der<br />
Formel 1, blieb jedoch farblos, obwohl er in<br />
Amerika große Erfolge erzielen konnte. Die<br />
weitere Tragik mit Zanardis schwerem Unfall<br />
auf dem Lausitzring - ausgerechnet im gleichen<br />
Jahr und auf der gleichen Strecke, auf der Alboreto<br />
sein Leben ließ - bei dem er beide Beine<br />
verlor, ist bekannt. Beispiele aus der Neuzeit<br />
bilden Langzeittester Luca Badoer, der bei 50<br />
Starts keine Punkte holen konnte, und GP2-<br />
Champion Giorgio Pantano, der sich in der<br />
Formel 1 nie durchsetzte, obwohl er zu Kartzeiten<br />
noch als Jahrhunderttalent gefeiert<br />
wurde. Dass der »italienische Fluch« auch übertragbar<br />
ist, zeigt <strong>das</strong> Beispiel Jean Alesi. Der<br />
Franzose wurde ob seiner langen Tätigkeit für<br />
Ferrari von den italienischen Fans mehr geliebt,<br />
als die einheimischen Piloten und gefühlt zum<br />
Landsmann erklärt. Was somit am Ende zu<br />
Buche stand, war genau ein einziger Sieg in<br />
Kanada 1995. Die Ironie des Schicksals will es,<br />
<strong>das</strong>s Alesi als Tribut seit jeher mit dem Helmdesign<br />
von Elio de Angelis antrat.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55
story.Finanzierung
Money, Money, Money<br />
»In der Formel 1 geht es nur ums Geld«, sagt HRT-Teamchef<br />
Colin Kolles offen. Während seinem Team aber <strong>das</strong> Geld hinten und<br />
vorne fehlt, haben andere Rennställe neue Geldquellen<br />
erschlossen - die einen an der Börse, die anderen bei reichen<br />
Männern in der Wirtschaft und Politik.<br />
Text: Karin STURM<br />
Fotos:adrivo/Sutton, williams, sauber<br />
Ein Formel-1-Rennfahrer, der auf Kundgebungen<br />
seines Staatschefs Parolen von Vaterland und<br />
Sozialismus skandiert, ein russischer Ministerpräsident,<br />
der ein paar Runden in einem Formel-<br />
1-Auto drehen darf: Keine abwegige Fantasie<br />
mehr, sondern <strong>das</strong> reale Ergebnis eines neuen<br />
Geschäftsmodells. Die Formel 1 hat die Politik<br />
entdeckt, oder die Politik die Formel 1, wie auch<br />
immer, <strong>das</strong> Interesse ist jedenfalls beidseitig.<br />
Für die Formel-1-Teams sind nach dem Rückzug<br />
vieler Automobilhersteller und dem immer<br />
stärkeren Versiegen der Geldquellen »normaler«<br />
Sponsoren von Banken bis zu Großkonzernen<br />
die, vorsichtig ausgedrückt, macht- und publicity-bewussten<br />
Politiker vom Schlage eines Hugo<br />
Chavez oder Wladimir Putin begehrte neue<br />
Finanziers. Und die Politiker sehen die Formel 1<br />
als ideale Spielwiese zur eigenen Imageaufbesserung<br />
- nicht umsonst fuhr Putin letztes Jahr in<br />
St. Petersburg bei einem Renault-PR-Event ein<br />
Formel-1-Auto. Die Politiker können sich<br />
dadurch an ihre Fahnen heften, <strong>das</strong>s durch sie<br />
junge Fahrer aus ihren Ländern den Sprung in<br />
die Königsklasse schaffen. Was dabei gerne verschwiegen<br />
wird: bei diesen Fahrern hätte <strong>das</strong><br />
reine Talent vielleicht nicht dazu gereicht, zu so<br />
hohen <strong>Motorsport</strong>ehren zu gelangen. Dafür müssen<br />
dann andere Nachwuchspiloten, solche mit<br />
weniger Geld, aber durchaus mehr Talent, die<br />
Peter Sauber suchte nach neuen Finanzierungswegen<br />
für sein Formel-1-Team. Er wurde bei Carlos Slim und mit<br />
dem neuen Sauber Club One fündig<br />
Rolle des Ersatzfahrers antreten oder ihre Laufbahn<br />
gar ganz in andere Bahnen lenken.<br />
Schon in der vergangenen Saison fuhr der<br />
Russe Vitaly Petrov bei Renault - nachdem sich<br />
der französische Automobilhersteller als Finanzier<br />
sehr weit zurückgezogen hatte, setzte der<br />
neue Teambesitzer Gerard Lopez aus Luxemburg<br />
auf Petrov und seine Verbindungen. Denn es geht<br />
nicht nur um direkte russische Sponsorengelder<br />
- obwohl zeitweise kolportiert wurde, Petrov habe<br />
sich mit 15 Millionen Euro Mitgift angeboten.<br />
Dass die wirklich komplett geflossen sind, wird<br />
in der Szene bezweifelt. Aber was für den Finanz-<br />
Investor Lopez viel wichtiger ist: Petrov hat ihm<br />
den riesigen russischen Markt für sein Business<br />
geöffnet - und gerade mit Blick auf den ersten<br />
russischen Grand Prix, der für 2013 in Sotschi<br />
geplant ist, erwartet er sich für die Zukunft noch<br />
größere Gewinne. Renault-Teamchef Eric Boullier<br />
wäre Petrov, der leistungsmäßig in seiner<br />
ganzen Rookie-Saison kaum überzeugen konnte,<br />
außer vielleicht im letzten Rennen, als er<br />
Fernando Alonso in Schach hielt und damit<br />
Sebastian Vettel den WM-Titel sicherte, gern<br />
losgeworden, musste den Russen dann aber doch<br />
behalten... Immerhin schaffte er es in Melborne<br />
zum Auftakt im Qualifying auf Platz sechs und<br />
im Rennen sensationell auf <strong>das</strong> Podium - aber<br />
seine Fehlerquote gilt allgemein immer noch als<br />
sehr hoch.<br />
Bei Williams, einem Traditionsteam, <strong>das</strong> aber<br />
durch den Rückzug von vier großen Sponsoren<br />
mindestens 20 Millionen Euro verlor, wurde der<br />
Deutsche Nico Hülkenberg ein Opfer der Venezuela-Connection.<br />
Pastor Maldonado, 2010 zwar<br />
Meister in der Nachwuchsserie GP2, aber nach<br />
Expertenansicht nicht gerade ein Supertalent,<br />
rühmt sich direkter Beziehungen zu Venezuelas<br />
Staatschef Hugo Chavez. Der finanziert ihm <strong>das</strong><br />
Abenteuer Formel 1, auf dem Umweg über die<br />
staatliche venezolanische Ölgesellschaft →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57
story.Finanzierung<br />
Williams sucht sein<br />
Glück an der Frankfurter<br />
Börse. Doch der<br />
Börsengang brachte<br />
bislang nur fallende<br />
Kurse und weniger<br />
Geld als erwartet<br />
PDVSA. 24 Millionen pro Jahr, und <strong>das</strong> über drei<br />
Jahre, sollen Maldonado und sein Manager Nicolas<br />
Todt, der Sohn des amtierenden FIA-Präsidenten<br />
Jean Todt, geboten haben.<br />
Williams-Geschäftsführer Adam Parr, der bei<br />
entsprechenden Events in Venezuela dann auch<br />
schon mal <strong>das</strong> große Loblied auf die Politik des<br />
nicht gerade immer sehr demokratisch agierenden<br />
Chavez singt, griff zu. Ein anderer, bei<br />
dem sich Maldonado ebenfalls angeboten hatte,<br />
lehnte ab: dem Schweizer Peter Sauber war die<br />
ganze Geschichte nicht geheuer, erstens ist er<br />
nicht völlig überzeugt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> versprochene<br />
Geld auch wirklich kommt, zweitens macht er<br />
sich auch Gedanken über die politische Abhängigkeit.<br />
Wobei er sich auch Sorgen um Williams<br />
macht, denn wenn <strong>das</strong> Ganze nicht funktioniert,<br />
»dann erwischt es eines der alten, wirklich traditionellen<br />
Teams, eines derjenigen, die die Formel<br />
1 doch eigentlich ausmachen sollten.«<br />
Freilich hatte Sauber auch eine der heute seltenen<br />
»konventionellen« Alternativen: Bei ihm<br />
finanziert der reichste Mann der Welt, der mexikanische<br />
Telmex-Chef Carlos Slim, dem jungen<br />
mexikanischen Nachwuchsfahrer Sergio Perez<br />
einen Platz in der Formel 1 - und Sauber damit<br />
einen Teil des Teambudgets, »wobei die größten<br />
Anteile immer noch aus den FOM-Geldern kommen«.<br />
Manche Zahlen über <strong>das</strong> Mexiko-Engagement<br />
sollen auch maßlos übertrieben gewesen, da<br />
schwirrten Summen von 30 Millionen durch die<br />
Gegend - die Hälfte etwa dürfte realistischer sein....<br />
Bei William scheint aber selbst <strong>das</strong> Finanzierungsmodell<br />
Venezuela nicht ausreichend zu<br />
In London hätte man beim Börsengang viel mehr<br />
interne Finanzdaten offenlegen müssen - was <strong>das</strong><br />
Team offensichtlich nicht wollte. Die Skepsis bei<br />
Finanzexperten über die Seriösität der ganzen<br />
Aktion war dann auch überall deutlich zu spüren.<br />
sein. Oder wollte man sich absichern, falls die<br />
Geldquelle doch nicht so sprudeln sollte wie die<br />
Ölquellen im fernen Südamerika? Jedenfalls ging<br />
man mit dem Team auch an die Börse, um an<br />
weitere Millionen zu kommen. An die Frankfurter<br />
allerdings, nicht an die Londoner - was für<br />
ein englisches Team ja eigentlich naheliegender<br />
gewesen wäre. Hintergrund: In London hätte<br />
man beim Börsengang viel mehr interne Finanzdaten<br />
offenlegen müssen - was <strong>das</strong> Team offensichtlich<br />
nicht wollte. Die Skepsis bei Finanzexperten<br />
über die Seriösität der ganzen Aktion war<br />
dann auch überall deutlich zu spüren.<br />
Und selbst in Formel-1-Kreisen - oder vielleicht<br />
gerade dort - schüttelten die meisten auf<br />
die Frage, ob sie denn diese Aktie kaufen würden,<br />
nur grinsend den Kopf. Der Erlös blieb dann<br />
auch um ein Viertel hinter den Erwartungen<br />
zurück: 60 statt der erhofften 80 Millionen Euro<br />
kamen in die Kasse. Und die sollen auch nicht<br />
wirklich in <strong>das</strong> Team fließen - sondern in erster<br />
Linie in die Taschen des bisherigen Williams-<br />
Mitbesitzers Patrick Head, der seine Anteil verkaufen<br />
und aussteigen möchte.<br />
Dass es auch neue Ideen zur Geldvermehrung<br />
gibt, zeigt der Sauber Club One. Normalerweise geht<br />
es in der Formel 1 um Pomp, um den großen Auftritt<br />
und um <strong>das</strong> Sehen und Gesehen werden. Dementsprechend<br />
ist es schwer vorstellbar, <strong>das</strong>s sich Investoren<br />
bemühen könnten, denen ein großer öffentlicher<br />
Auftritt nicht zusagt. Doch davon soll es laut<br />
Sauber einige geben. Mit dem Sauber Club One<br />
haben Unternehmen die Möglichkeit, Netzwerkarbeit<br />
zu betreiben, ohne gleichzeitig befürchten zu<br />
müssen, durch einen öffentlichen Auftritt irgendwelche<br />
Image-Fragen beantworten zu müssen, sollte<br />
es in der Königsklasse wieder zu Skandalen kommen<br />
oder in wirtschaftlich klammen Zeiten bekrittelt<br />
werden, <strong>das</strong>s man in der Formel 1 sein Geld ausgibt.<br />
»Wir haben bei vielen Gesprächen gemerkt, <strong>das</strong>s es<br />
dieser Tage ein Problem ist, <strong>das</strong>s viele große Marken<br />
vielleicht nicht so offen mit der Formel 1 in Verbindung<br />
stehen wollen«, erklärt Sauber-Geschäftsführerin<br />
Monisha Kaltenborn. Das Team schweigt sich<br />
allerdings darüber aus, wie viele Mitglieder der Sauber<br />
Club One hat - die Idee soll jedoch funktionieren.<br />
Aber <strong>das</strong> behauptet Williams ja auch von seinem<br />
Börsengang.<br />
Fotos:williams<br />
58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
motorsport<br />
Foto: adrivo/Sutton<br />
Überschlag in St. Petersburg:<br />
Marco Andretti überschlug sich über<br />
<strong>das</strong> Indycar von Scott Dixon<br />
Umfrage<br />
Hätte David Coulthard 2011 einen<br />
Neuwagen verdient?<br />
Nein, ihm fehlt die nötige Erfahrung 57%<br />
Ja, er konnte in seiner Debütsaison überzeugen 22%<br />
Er verdient Neuwagen mehr als Ralf Schumacher 21%<br />
Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»Immer wenn ich ohne<br />
Pokal nach Hause komme,<br />
fragt mich meine Tochter,<br />
ob ich einen Unfall<br />
gebaut hätte.«<br />
WTCC-Pilot Tom Coronel muss sich zu Hause rechtfertigen<br />
Kommentar: Die leTZTe CHANCe<br />
Nach über 100 Rennen und nur vier Siegen wurde Martin Tomczyk bei Audi in einen Jahreswagen verfrachtet. Dort<br />
soll es für ihn die Chance auf einen Neuanfang geben, doch viel mehr ist es die letzte Chance. Bringt der Rosenheimer<br />
keine Leistung und setzt sich nicht gegen die drei Neueinsteiger durch, droht ihm <strong>das</strong> DTM-Aus. Ein fünfter Rennsieg<br />
muss her, doch dafür braucht er ein perfektes Wochenende. Die DTM-Zukunft von Tomczyk könnte letztlich<br />
vom Gewicht der Jahreswagen in dieser Saison abhängen. Für den Routinier zählt jedes Kilo und jeder Punkt –<br />
sonst sucht er 2012 einen neuen Job. Fabian Schneider<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59
Story.Hockenheim<br />
Denkwürdige Momente<br />
Jedes Jahr startet die DTM in Hockenheim mit spektakulären Rennen in die Saison.<br />
Ob Siege, packende Duelle zwischen Audi und Mercedes oder atemberaubende Unfälle – der Saisonauftakt<br />
in Hockenheim ist ein Ereignis, <strong>das</strong> eine Reise wert ist. Text: Marion Rott<br />
Dreher mit Folgen<br />
Der wohl spektakulärste Auftakt in eine DTM-<br />
Saison ereignete sich 2007. Audi-Pilot Tom Kristensen<br />
drehte sich nach einer leichten Berührung<br />
eingangs der Parabolika und stand quer zur Fahrbahn.<br />
Mit 200 km/h rammte anschließend Teamkollege<br />
Alexandre Prémat den Dänen. Die Teile<br />
flogen und die rote Flagge wurde geschwenkt.<br />
Während sich der Franzose, trotz eines später<br />
diagnostizierten Lendenwirbelrisses, selbst aus<br />
seinem Auto befreien konnte, musste Kristensen<br />
aus seinem völlig zerstörten Wrack geschnitten<br />
werden. Nach ersten Untersuchungen erlitt der<br />
Däne zwar nur Prellungen, musste allerdings in<br />
der Folge drei Rennen pausieren.<br />
DTM-Saisonauftakt in Hockenheim - live dabei:<br />
Das günstigste Wochenendticket gibt es bereits<br />
ab 20 € im Vorverkauf, für 15 € sind Sie am<br />
Rennsonntag dabei. Fahrerlagertickets kosten<br />
für <strong>das</strong> Wochenende im Vorverkauf 20 Euro.<br />
Das spezielle Family-Ticket (nur im Vorverkauf)<br />
für zwei Erwachsene und zwei Kinder bis einschließlich<br />
14 Jahren ist ab 85 € für <strong>das</strong><br />
Wochenende (inklusive Fahrerlager) erhältlich.<br />
Mehr unter: Ticket-Hotline 06205 - 950222 oder<br />
www.hockenheimring.de<br />
Haube ab<br />
Nach einer turbulenten Anfangsphase trafen sich<br />
die Piloten in der Spitzkehre des Hockenheimrings,<br />
die für heiße Fights bekannt ist. Mit<br />
Geschwindigkeitsüberschuss aus der Parabolika<br />
übertrieb es Gary Paffett 2009, schoss in die Kurve<br />
und in Audi-Pilot Alexandre Prémat. Doch wirklich<br />
spektakulär wurde es, als der Brite auf die<br />
Gerade einbog und seine Motorhaube wild durch<br />
die Luft flog. Unglücklicherweise war ausgerechnet<br />
sein Teamkollege Ralf Schumacher <strong>das</strong> Opfer<br />
der Hauben-Attacke. Sein Mercedes wurde an der<br />
Frontscheibe eingedrückt und Schumacher musste<br />
<strong>das</strong> Rennen kurz darauf beenden.<br />
Wand geküsst<br />
Auch Jean Alesi machte Bekanntschaft mit der<br />
Umgebung der Spitzkehre. Im Jahr 2002 verschätzte<br />
sich der Franzose und nahm am Kurvenausgang<br />
den Umweg über die asphaltierte<br />
Auslaufzone, um kurze Zeit später wieder auf die<br />
Strecke zurückzukehren. Doch hier wurde er<br />
nicht mit offenen Armen empfangen. Alesi wurde<br />
abgedrängt und prallte mit hoher Geschwindigkeit<br />
in eine Mauer. Sein Mercedes schoss in die<br />
Luft und die Einzelteile flogen. Doch Alesi, der<br />
auf der Strecke stehen blieb, konnte seinen<br />
Wagen unverletzt verlassen.<br />
Erster Sieg als Auftakt<br />
Gary Paffett, mittlerweile DTM-Champion und<br />
Formel-1-Testfahrer, begann seine grandiose<br />
DTM-Laufbahn auf dem Hockenheimring. 2004<br />
gewann der Brite hier <strong>das</strong> erste DTM-Rennen<br />
seiner Karriere. Und <strong>das</strong> bei seinem ersten Auftritt<br />
in einem neuen Auto. Zwar war sein Sieg<br />
durch eine Reihe von Ausfällen und Unfällen<br />
begünstigt, doch die Tribünen jubelten dem<br />
gerade einmal 23-Jährigen frenetisch zu.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, dtm<br />
60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
HOCKENHEIM<br />
29.4. – 1.5.<br />
www.dtm.com<br />
www.hockenheimring.de<br />
+49 6205 950222
Story.Spielberg<br />
D a s g r o S S e<br />
Comeback<br />
Nach siebenjähriger Abstinenz kehrt die DTM nach<br />
österreich zurück. Austragungsort ist wieder spielberg,<br />
vielen besser als Österreichring oder A1-Ring bekannt.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Mit dem DTM-Rennen am 5. Juni feiert eine<br />
Legende ihre motorsportliche Auferstehung.<br />
Trotz eines neuen Namens erinnert der ehemalige<br />
A1-Ring an die Glanzzeiten vergangener<br />
Tage. Der frühere Österreichring galt in der Vergangenheit<br />
als Hochgeschwindigkeitsstrecke und<br />
als schnellster Kurs im F1-Rennkalender. Um die<br />
geschichtsträchtige Charakteristik beizubehalten,<br />
wurde <strong>das</strong> Streckenlayout nicht verändert. »Die<br />
Strecke liegt in unmittelbarer Nähe zu den Bergen<br />
und hat deshalb viele Steigungen. Das macht<br />
die Strecke sehr interessant. Außerdem hat sie<br />
einige lange Geraden und enge Haarnadelkurven,<br />
die sich gut zum Überholen eignen. Es gibt auch<br />
Faktbox:<br />
Streckenlänge: 5,9 Kilometer<br />
(4,326 Kilometer verkürzte F1-Variante)<br />
Kurven: 10<br />
Zuschauerkapazität: 25.000<br />
Formel 1: 1969-1987 & 1997-2003<br />
DTM: 2001-2003<br />
einige schnelle Kurven - Spielberg ist eine<br />
Strecke, auf der ich wirklich gerne fahre«, verrät<br />
Mercedes-Pilot Gary Paffett, der schon mit der<br />
DTM und der Formel 3 auf dem alten A1-Ring<br />
gefahren ist.<br />
Dieses Jahr werden Paffett & Co. den dritten<br />
Lauf der Deutschen Tourenwagen Masters auf<br />
der rund sechs Kilometer langen Grand-Prix-<br />
Strecke austragen. Bereits von 2001 bis 2003 war<br />
die DTM auf dem damaligen A1-Ring in der<br />
Steiermark zu Gast. In diesen drei Jahren durften<br />
sich die Mercedes-Fahrer Bernd Schneider und<br />
Marcel Fässler (zwei Mal) in die Siegerliste eintragen.<br />
Auch Paffett ist die Strecke in guter Erinnerung<br />
geblieben: »Die Strecke hat mir wirklich<br />
Spaß gemacht! 2003 hatte ich dort sogar mein<br />
bestes Rennen der Saison. Ich bin dort mit einem<br />
Jahreswagen auf den sechsten Platz gefahren. Das<br />
war ein tolles Ergebnis«, erzählt der Brite. Nach<br />
2003 verstummten die Motoren in Spielberg und<br />
eine wahre Odyssee begann.<br />
→<br />
Fotos: adrivo / sutton<br />
62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Story.Spielberg<br />
Die Steiermark war ein gutes Pflaster für<br />
Mercedes: Bei drei Rennen auf dem<br />
A1-Ring gewann drei Mal ein Mercedes-<br />
Fahrer: Neben Bernd Schneider war zwei<br />
Mal Marcel Fässler erfolgreich<br />
2004 kaufte Red Bull <strong>das</strong> Gelände und nur<br />
wenig später rollten die ersten Bagger an. Der<br />
A1-Ring wurde abgerissen, an dessen Stelle sollte<br />
ein gigantisches <strong>Motorsport</strong>zentrum entstehen.<br />
Doch die Anwohner und <strong>das</strong> Umweltamt stellten<br />
sich quer, was zur Folge hatte, <strong>das</strong>s die Strecke<br />
jahrelang brach lag. Erst im März 2008 kramte<br />
der Besitzer seine Pläne wieder hervor und stellte<br />
einen Antrag zur Reaktivierung des Kurses als<br />
Rennstrecke mit Publikumscharakter. Am 3.<br />
April 2008 folgte die offizielle Bekanntmachung,<br />
<strong>das</strong>s der Kurs in der Form des alten A1-Rings<br />
aufgebaut und saniert werden soll. Bereits im<br />
Herbst wurde fleißig an der Strecke gearbeitet.<br />
Es wurde ein neuer Verbindungstunnel zwischen<br />
Zugangsstraße und Paddock gebaut, die Boxengebäude<br />
neu errichtet.<br />
An der Stelle der alten Haupttribüne wurde ein<br />
Erdwall aufgeschüttet, auf dem drei Tribünenblöcke<br />
entstanden. Im September 2010 wurde die erste<br />
Die Strecke liegt in den<br />
Bergen und hat viele Steigungen.<br />
Das macht sie sehr<br />
interessant. AussErdem<br />
hat sie lange Geraden und<br />
enge Haarnadelkurven, die<br />
sich gut zum Überholen eignen.<br />
Asphaltschicht aufgetragen, zwei Monate später<br />
waren die Arbeiten am Asphalt und den Auslaufzonen<br />
abgeschlossen. Die Kerbs wurden bemalt<br />
und auf der Naturtribüne die Sitzreihen verankert.<br />
»Die Rennstrecke ist fertig. Die Strecke wurde von<br />
der FIA homologiert, die Abnahme erfolgte durch<br />
Charlie Whiting. Der neue Kurs erhielt den ersten<br />
Grad der FIA, was bedeutet, <strong>das</strong>s der Kurs auch<br />
für F1-Rennen zugelassen ist. Allerdings planen<br />
wir im Moment nicht mit der Formel 1«, sagt<br />
Geschäftsführer Thomas Tebbich. Das Comeback<br />
des Österreichrings ist auch so gelungen.<br />
Chronologie<br />
Die Geschichte der Rennstrecke in Spielberg<br />
beginnt 1957 mit dem Flugplatzrennen von Zeltweg,<br />
<strong>das</strong> bis 1964 stattfindet. Der Österreichring in<br />
Spielberg wird 1969 eröffnet. Am 16. August 1970<br />
geht der erste Formel 1-GP in Spielberg über die<br />
Bühne. Nach zwei Startkollisionen mit Schäden<br />
in Millionenhöhe legt die F1 zwischen 1987 und<br />
1997 eine Pause in Spielberg ein.<br />
1997 kehrt die Königsklasse zurück. Die Strecke<br />
wurde im Vorfeld für 29,1 Millionen Euro umgebaut<br />
und in A1-Ring umbenannt. Immer wieder<br />
ist der Kurs Gegenstand politischer Auseinander -<br />
setzungen.<br />
2001 fährt die DTM in Spielberg<br />
18. Mai 2003: Nach 25 Grand Prix ist Schluss mit<br />
der Formel 1, auch die DTM gastiert zum<br />
letzten Mal auf dem alten A1-Ring. Nach dem<br />
F1-Aus plant Dietrich Mateschitz ein 700-Millionen-Euro-Projekt<br />
»<strong>Motorsport</strong> & Aviation<br />
Academy«<br />
Juni 2004: Die erste Instanz genehmigt <strong>das</strong> Projekt<br />
auf dem Areal des A1-Rings, Projekt »Spielberg<br />
neu« entsteht, doch der Umweltsenat durchkreuzt<br />
im Dezember die Pläne von Mateschitz.<br />
September 2005: Red Bull, KTM, Magna und VW<br />
unterzeichnen eine Absichtserklärung für Finanzierung,<br />
Durchführung und Inbetriebnahme,<br />
doch 2007 steigt VW aus und den Anderen kommen<br />
Zweifel an der Realisierbarkeit.<br />
Januar 2008: Der Umweltsenat bestätigt den positiven<br />
UVP-Bescheid. Zuvor ist es zu einer überraschenden<br />
Einigung mit Initiativbürgern und<br />
der Umweltanwältin gekommen. Obwohl »Spielberg<br />
neu« genehmigt ist, wird <strong>das</strong> Projekt einen<br />
Monat später abgeblasen.<br />
2008 greift <strong>das</strong> Land Steiermark für ein kleineres<br />
Projekt nochmals in die Tasche und beschließt<br />
mit Mateschitz als Privatinvestor die Errichtung<br />
einer Test- und Rennstrecke. Im September wird<br />
der Vertrag unterzeichnet, im Oktober beginnen<br />
die Arbeiten.<br />
Juni 2011: Die DTM startet in Spielberg. MSM<br />
Fotos: adrivo / sutton<br />
64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Zähm die Strecke<br />
Ein exzellentes Ergebnis mit Hankook<br />
High-Performance-Reifen<br />
2. Platz beim 24h Rennen Le Mans<br />
und Nürburgring 2010<br />
Zähm die Straße<br />
Rennreifenvertrieb Deutschland : C&R <strong>Motorsport</strong>, hankook-racingservice.de
Interview.Grosjean<br />
2012<br />
wieder Formel 1<br />
Nach dem Titelgewinn in der GP2 Asia will Romain Grosjean auch in Europa hoch<br />
hinaus und es im kommenden Jahr zurück in die Formel 1 schaffen.<br />
Von: Fabian Schneider<br />
MSM: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn<br />
der GP2 Asia - aber bedeutet dieser Titel einem<br />
Fahrer überhaupt etwas?<br />
ROMAIN GROSJEAN: Mir bedeutet dieser Titel<br />
auf jeden Fall etwas, schließlich sind bis auf Christian<br />
Vietoris alle Favoriten aus der GP2 mit am<br />
Start gewesen. Außerdem sind wir erstmals mit<br />
dem neuen Auto und den neuen Reifen gefahren,<br />
es war nicht leicht, diese neuen Gegebenheiten<br />
richtig umzusetzen. Mit Abu Dhabi und Imola<br />
hatten wir zwei komplett unterschiedliche Kurse<br />
im Rennkalender, es hat sich gelohnt dort zu<br />
fahren und Daten zu sammeln.<br />
Wie wichtig waren die vier Rennen im Vergleich<br />
zu einfachen Testfahrten vor dem Saisonstart?<br />
Bei Testfahrten kann man Pech mit dem Wetter<br />
oder der Technik haben und man verliert wertvolle<br />
Streckenzeit. Außerdem kann man keine<br />
richtige Rennsimulation absolvieren, <strong>das</strong> geht an<br />
einem richtigen Rennwochenende immer noch<br />
am besten. Jetzt wissen wir genau, wie sich die<br />
Reifen verhalten und <strong>das</strong> neue Auto funktioniert<br />
- die Asia-Rennen waren sehr wertvoll für uns.<br />
Dieses Jahr gibt es <strong>das</strong> GP2-Auto der dritten<br />
Generation. Du kennst auch die alten Modelle<br />
- wie würdest du sie miteinander vergleichen?<br />
Den größten Schritt gab es zwischen der ersten<br />
und zweiten Generation, <strong>das</strong> war ein komplett<br />
neues Auto, es hat sich viel am mechanischen<br />
Grip und der Aerodynamik getan. Nun fahren<br />
wir mit dem gleichen Chassis wie in den Jahren<br />
zuvor, es gibt nur eine neue Aerodynamik-Ausbaustufe<br />
und eben die Reifen, die vermutlich den<br />
größten Unterschied im Vergleich zum Vorjahr<br />
ausmachen.<br />
66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Romain Grosjean will<br />
sich über die GP2 ein<br />
zweites Mal in die<br />
Formel 1 vorarbeiten<br />
Fotos: gp2 series<br />
Und wie viel hat sich seit deinem ersten GP2-<br />
Start 2008 generell verändert?<br />
Es gibt immer wieder neue Fahrer, aber <strong>das</strong> ist<br />
ja überall so. Sonst hat sich eigentlich nicht sehr<br />
viel getan. Die Teams, die vor drei Jahren gut<br />
waren, sind jetzt immer noch vorne dabei. Es ist<br />
nur alles sehr viel enger.<br />
2009 bist du schon ein paar Rennen in der Formel<br />
1 gefahren, 2010 ging es in die AutoGP und GT1-<br />
WM, danach wieder GP2 - ist es positiv für dich,<br />
<strong>das</strong>s du nun wieder ein stabiles Umfeld hast?<br />
Gemeinsam mit Dams ist die GP2 eine tolle<br />
Herausforderung für mich. Und egal wo ich<br />
starte, ich will immer den Titel holen. Momentan<br />
läuft es sehr gut für uns, ich hoffe <strong>das</strong> Team wie-<br />
der zurück an die Spitze bringen zu können. Wir<br />
konzentrieren uns in diesem Jahr voll auf die<br />
GP2, auf der anderen Seite suche ich in Frankreich<br />
aber auch schon Unterstützung für ein<br />
Formel-1-Cockpit 2012.<br />
Wie ist es für dich an den Rennwochenenden...<br />
du kommt an die Strecke, musst dann aber ins<br />
kleine GP2-Fahrerlager abbiegen?<br />
Wenn ich ein Projekt angehe, dann mit 100 Prozent<br />
Einsatz. Ich fahre in diesem Jahr GP2, also liegt dort<br />
mein Fokus. Und ins Formel-1-Fahrerlager komme<br />
ich ja auch, schließlich bin ich Testfahrer bei Lotus<br />
Renault. 2012 will ich es wieder in die Formel 1<br />
schaffen, der GP2-Titel könnte mir dabei natürlich<br />
helfen, ist aber nicht unbedingt notwendig. Wichtig<br />
sind Sponsoren, denn abgesehen von Ferrari und<br />
Mercedes sind alle derzeitigen Teams in privater<br />
Hand und man braucht <strong>das</strong> Geld.<br />
Wer sind die härtesten Konkurrenten im Kampf<br />
um den GP2-Titel?<br />
Es werden viele Fahrer um die Meisterschaft<br />
kämpfen. Teams wie ART, iSport und Barwa<br />
Addax haben einen guten Eindruck hinterlassen,<br />
aber auch starke Piloten wie Dani Clos habe ich<br />
auf meiner Favoritenliste. Das Niveau wird sehr<br />
hoch sein, es wird hart und sehr interessant. Vielleicht<br />
dominieren die Saison auch wieder ein<br />
oder zwei Fahrer, <strong>das</strong> wird man aber erst nach<br />
ein paar Rennen sehen können. Momentan ist<br />
alles sehr offen. MSM<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67
Story.xxxxxxxxxxxxx<br />
story.WRC<br />
Eine Art<br />
Schachspiel<br />
In der Vergangenheit scheuten Citroen und Ford vor keinen taktischen<br />
Spielchen zurück. Doch ist TATSächlich ein Krieg zwischen den beiden Herstellern<br />
in der wrc ausgebrochen? Text: Kerstin Hasenbichler<br />
68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Kleine Anschiebe-Hilfe für<br />
Dani Sordo (rechts). In der WRC<br />
wird in dieser Saison mit allen<br />
Mitteln gekämpft<br />
Fotos: ford, adrivo/Sutton<br />
Sebastien Loeb merkte wie sich eine<br />
innere Nervosität in seinem Körper<br />
breit machte. Sein Puls stieg an,<br />
obwohl er sich keinen Kampf mit der<br />
Stoppuhr lieferte. Stattdessen stand<br />
er mitten auf der Strecke und blockierte den<br />
anderen Piloten die Ausfahrt zur nächsten Prüfung.<br />
Der Motor seines DS3 war verstummt und<br />
wollte einfach nicht mehr anspringen. Es musste<br />
etwas passieren - beherzt griff Sebastien Ogier<br />
ein. Er lieh sich den Boliden von Petter Solberg,<br />
setzte <strong>das</strong> Auto ans Heck von Loebs Wagen und<br />
schob diesen einige Meter nach vorne. Plötzlich<br />
sprang der Motor wieder an und Loeb konnte<br />
weiterfahren. Von außen gesehen, ein normaler<br />
Vorfall bei der Rallye Schweden. In die Kategorie<br />
»kurios« fiel da schon eher der Vorfall in Mexiko<br />
- dieses Mal spielte Ogier die Hauptrolle. Der<br />
Citroen-Pilot schlug auf dem Weg zum Service<br />
den falschen Weg ein. Statt nach der Medienzone<br />
rechts zum 20-minütigen Regrouping abzubiegen,<br />
fuhr er direkt zum Servicebereich.<br />
Schande über den, der Citroen angesichts solcher<br />
Aktion eine List unterstellt. Von außen<br />
betrachtet, war die Aktion in Schweden völlig<br />
nachvollziehbar und auch Ogier hat in Mexiko<br />
sofort umgedreht, als er seinen Fehler bemerkt<br />
hat. Doch ganz lässt sich nicht sagen, ob Ogier<br />
wirklich nur ein dummer Fehler unterlaufen ist<br />
oder ein Versuch, sich einen Vorteil zu verschaffen,<br />
kläglich gescheitert ist. Auch in Schweden<br />
wurden durchaus Stimmen laut, die einen Regelverstoß<br />
seitens Citroen sahen. Citroen mimte <strong>das</strong><br />
Unschuldslamm: »Ich habe <strong>das</strong> Reglement gelesen<br />
und wir haben nichts falsch gemacht. Wir<br />
würden alles gleich machen«, erklärte Citroen-<br />
Teamchef Olivier Quesnel.<br />
Bei Ford war man sich, was den möglichen<br />
Regelverstoß anging, nicht so sicher. »Wir werden<br />
<strong>das</strong> Reglement im Auge behalten«, verriet Ford-<br />
Teamchef Malcolm Wilson. Eine gute Idee angesichts<br />
der Vergangenheit beider Hersteller. Weder<br />
Citroen noch Ford scheuten in der Vergangenheit<br />
vor taktischen Spielchen zurück, wenn es darum<br />
ging, sich einen Vorteil gegenüber dem Gegner zu<br />
verschaffen. Citroen und Ford nahmen fast nach<br />
Belieben Zeitstrafen in Kauf, um die Ausgangssituation<br />
ihrer WM-Kandidaten zu verbessern.<br />
Mit einem halbherzigen Versuch probierte die<br />
FIA, die Spielchen zu stoppen. In einem Schreiben<br />
warnte man die Hersteller davor, den Sport<br />
in Verruf zu bringen. Mit einem Gentleman‘s<br />
Agreement zeigten sich Citroen und Ford geläutert<br />
- zumindest nach außen hin. Denn schon bei<br />
der nächsten Rallye in der Türkei gingen die Taktikspielchen<br />
weiter - dieses Mal ausgehend von<br />
Ford. Nach der vorletzten Etappe des Tages lagen<br />
drei Ford-Piloten in Führung, allerdings wollte<br />
keiner von ihnen als Führender in den Samstag<br />
»Ich habe gehört,<br />
<strong>das</strong>s wir einen Krieg<br />
mit Ford führen«,<br />
erzählte Quesnel.<br />
»Ich hatte am<br />
Donnerstag ein<br />
Meeting mit Malcolm<br />
und wir beide konnten<br />
über die Gerüchte<br />
nur lachen.«<br />
gehen. Das hätte zur Folge gehabt, <strong>das</strong>s er den<br />
Staubsauger für die Gegner hätte spielen müssen.<br />
Somit kam es auf der letzten Etappe zum kollektiven<br />
Langsamfahren.<br />
»Bei manchen Events verbringen wir zwei<br />
Tage damit, im Grunde gar nichts zu tun, außer<br />
Taktik zu spielen - und erst am Sonntag startet<br />
dann die echte Rallye«, kritisierte Loeb. »Diese<br />
Taktikspielchen gehören nicht zum Sport. Wilson<br />
und Quesnel spielen eine Art Schachspiel<br />
- wir fahren nur. Das ist nicht so schön.« Wenn<br />
es um seinen eigenen Vorteil im WM-Kampf<br />
ging, hatte der siebenfache Champion allerdings<br />
selten Skrupel, selbst auf taktische Spielchen<br />
zurück zu greifen. So musste Ogier 2010 in Jordanien<br />
von Platz zwei statt von Platz sechs aus<br />
ins Rennen gehen, um vor Loeb auf der Strecke<br />
zu sein und ihm damit bessere Siegchancen zu<br />
verschaffen. Doch bei diesen Spielchen soll es<br />
nicht geblieben sein. Zuletzt wurden Gerüchte<br />
laut, <strong>das</strong>s zwischen Citroen und Ford ein regelrechter<br />
Krieg ausgebrochen sei.<br />
Nach außen hin zeigen sich die Teamchefs<br />
angesichts der Spekulationen amüsiert. »Ich<br />
habe gehört, <strong>das</strong>s wir einen Krieg mit Ford führen«,<br />
erzählte Quesnel. »Ich hatte am Donnerstag<br />
ein Meeting mit Malcolm und wir beide<br />
konnten über die Gerüchte nur lachen. Wir<br />
haben kein Problem miteinander.« Wilson fügte<br />
hinzu: »Olivier und ich arbeiten zusammen. Es<br />
tut dem Sport gut, Citroen und Ford an Bord<br />
zu haben - und <strong>das</strong> ist <strong>das</strong> Einzige, was zählt.«<br />
Doch schon bald sind Citroen und Ford nicht<br />
mehr die einzigen Schachfiguren im Spiel. Mit<br />
dem Einstieg von Mini kommt ein neuer Mitspieler<br />
hinzu und damit neue Bewegung auf <strong>das</strong><br />
Schachbrett. <br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 69
interview.Mücke<br />
Text: Fabian Schneider<br />
Stefan Mücke hat in diesem Jahr wieder<br />
ein volles Programm vor der Brust.<br />
Fokus Le MANS<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat mit dem<br />
Berliner über die Entwicklung und<br />
seine Ziele gesprochen.<br />
70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: LMS/DPPI<br />
MSM: Wie sehr schmerzt es, <strong>das</strong>s ihr die<br />
Le Mans-Generalprobe in Sebring in diesem<br />
Jahr verpasst habt?<br />
STEFAN MÜCKE: Natürlich wären wir gerne<br />
in Sebring gewesen, denn es ist immer eine gute<br />
Erfahrung, dort zu fahren. Die 12 Stunden kann<br />
man in Sachen Belastung schon fast mit Le<br />
Mans gleichsetzen. In den letzten Jahren haben<br />
uns Starts dort sehr viel gebracht, daher ist es<br />
schon ein bisschen schade. Im Vordergrund<br />
muss allerdings stehen, <strong>das</strong>s unser Auto vernünftig<br />
läuft; es macht keinen Sinn, mit einem<br />
unfertigen Auto an den Start zu gehen. Zu diesem<br />
Zeitpunkt hatten wir in Europa einfach<br />
mehr Möglichkeiten, <strong>das</strong> Auto weiter zu entwickeln.<br />
Von der Basis her macht es einen guten<br />
Eindruck, wir müssen es aber noch richtig<br />
abstimmen, <strong>das</strong> bedarf seiner Zeit.<br />
Wurde bei der Entwicklung des Autos auf<br />
bestimmte Eigenschaften ein besonderer Wert<br />
gelegt?<br />
Es ist der erste Sportwagen, den Aston Martin<br />
und Prodrive von der ersten Schraube an selbst<br />
gebaut haben. Man hat darauf geachtet, die<br />
gesammelten Erfahrungen der vergangenen<br />
Jahre von der Basis aus ein- und umzusetzen.<br />
Die Details sind schon sehr viel versprechend,<br />
auf dieser Basis kann man aufbauen. Bei der<br />
Entwicklung achtet man selbstverständlich auf<br />
die Voraussetzungen für Le Mans, wo man eine<br />
gute Höchstgeschwindigkeit braucht. Mit dem<br />
offenen Auto gehen wir ein anderes Konzept als<br />
Audi und Peugeot und sowieso ist in diesem<br />
Jahr vieles anders. Wir verwenden den neuen<br />
2-Liter-Turbo, <strong>das</strong> ist ein großer Unterschied<br />
zum bisherigen 6-Liter-V12.<br />
Welche Unterschiede bringt der neue Motor für<br />
die Fahrer?<br />
Der alte Motor hatte sehr viel Leistung und auch<br />
Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. Aufgrund<br />
der Regeln haben dieses Jahr alle ein<br />
bisschen weniger Leistung, aber der kleinere<br />
Motor ist dafür bei der Gewichtsverteilung besser.<br />
Für uns war <strong>das</strong> immer ein Nachteil, wir<br />
hatten mit unserem schweren Motor zu kämpfen.<br />
Gerade in den engen Ecken haben wir <strong>das</strong><br />
Auto kaum gedreht bekommen, es war immer<br />
eine große Herausforderung. Mit dem kleineren<br />
Motor erwarte ich, <strong>das</strong>s es deutlich einfacher<br />
für uns Fahrer wird. Mit dem offenen Cockpit<br />
fühlt sich <strong>das</strong> Fahren zudem eher ein wenig<br />
mehr wie mit einem Formel-Boliden an, der<br />
Fahrspaß wird wohl deutlich höher sein.<br />
Welche Chancen rechnest du dir gegen die<br />
Diesel-Favoriten aus?<br />
Die Diesel werden vielleicht nicht mehr eine<br />
Klasse für sich sein, aber die Pace werden sie<br />
schon noch vorgeben. Das hat auch immer<br />
etwas mit der Größe der Werke zu tun. Wir<br />
werden wohl etwas näher dran sein und auch<br />
Chancen bekommen, in <strong>das</strong> Diesel-Feld reinzufahren.<br />
Im Laufe der Saison werden wir auf<br />
<strong>das</strong> Podium fahren können und mit etwas Glück<br />
auch mal ganz oben stehen. Momentan sind <strong>das</strong><br />
aber alles noch Spekulationen, erst nach Spa<br />
und Le Mans wird man Klarheit bekommen.<br />
Darren Turner wird im Sportwagen und in der<br />
GT1-Weltmeisterschaft dein Teamkollege sein.<br />
Ist <strong>das</strong> ein positiver Faktor?<br />
Wir fahren beide die komplette Saison miteinander,<br />
<strong>das</strong> ist durchaus eine gute Basis, denn<br />
man muss sich nicht immer umstellen. Wir<br />
fahren zum ersten Mal auf einem Auto, ich<br />
kenne ihn natürlich schon etwas länger. Es sollte<br />
eine gute Fahrerpaarung sein, wir sind beide<br />
auf einem guten Niveau.<br />
In der GT1-WM gehen nur noch 20 Autos an<br />
den Start. Ist dieser Rückgang nach nur einer<br />
Saison etwas enttäuschend?<br />
Es ist schon schade, <strong>das</strong>s manche Teams und<br />
Hersteller <strong>das</strong> Programm für 2011 nicht stemmen<br />
konnten. Aber <strong>das</strong> Fahrerfeld liegt noch<br />
einmal enger zusammen als im letzten Jahr, in<br />
dem wir viele spannende Rennen gesehen<br />
haben. Dieses Jahr sind zwar weniger Autos<br />
unterwegs, der Spannung sollte <strong>das</strong><br />
aber keinen Abbruch tun. Wir werden<br />
viele verschiedene Fahrzeuge und<br />
Mannschaften auf dem Podium sehen,<br />
niemand wird die Saison dominieren.<br />
Jeder wird seine Chancen erhalten, je<br />
nachdem wie die Leistung am<br />
Wochenende passt. Es wird wichtig<br />
sein, jedes Rennen zu beenden und<br />
viele Punkte zu sammeln.<br />
2010 wart ihr in Sachen Geschwindigkeit<br />
fast immer gut dabei, hattet<br />
aber oft Probleme und Pech. Was<br />
erwartest du von der aktuellen<br />
Saison?<br />
In der vergangenen Saison hat man<br />
gesehen, <strong>das</strong>s man mit dem Aston<br />
Martin um die Meisterschaft fahren<br />
kann. Für uns war es ein Lehrjahr, wir<br />
haben Erfahrung gesammelt. Nun<br />
sind wir mit einer guten Basis in die<br />
Saison gegangen und ich habe einen<br />
schnellen Teamkollegen. Es gibt einige Strecken,<br />
auf denen wir kleine Nachteile haben, aber wir<br />
wollen permanent auf <strong>das</strong> Podium fahren. Bei uns<br />
kommt erschwerend hinzu, <strong>das</strong>s wir wohl <strong>das</strong> eine<br />
oder andere Rennen auslassen müssen. Gerade<br />
vor Le Mans wollen wir uns auf <strong>das</strong> Sportwagen-<br />
Projekt konzentrieren, daher werden wir nicht mit<br />
der GT1 in Portugal sein. Ob wir auch Imola auslassen,<br />
wird Aston Martin entscheiden.<br />
Im Mai geht es zum Sachsenring, der weniger<br />
als 300 km von deiner Heimat Berlin entfernt<br />
liegt - ein richtiges Heimspiel für dich?<br />
Ja, es ist klasse, ein Rennen so nah an Berlin<br />
fahren zu dürfen. Familie und Freunde werden<br />
da sein, für mich ist es ein Saisonhighlight, auf<br />
<strong>das</strong> ich mich schon jetzt freue. Auf dem Sachsenring<br />
bin ich schon lange nicht mehr gefahren,<br />
früher war ich mit der Formel 3 und der DTM<br />
dort. Fahrerisch ist es also kein Heimvorteil für<br />
mich, dafür müsste ich schon zwei, drei Mal im<br />
Jahr dort fahren. Da kenne ich den Nürburgring<br />
schon besser...<br />
Mit welchen Resultaten würdest du am Ende<br />
der Saison zufrieden sein?<br />
Im Sportwagen zählen nur einzelne Rennen,<br />
nicht die ganze Saison. Am Anfang werden wir<br />
es noch sehr schwer haben, weil wir noch mitten<br />
in der Entwicklung stecken. In Le Mans wollen<br />
wir aber schon gut dabei sein und ohne Probleme<br />
durchfahren. Hoffentlich können wir uns<br />
danach noch steigern und Highlights setzen,<br />
hier und da wäre ein Podestergebnis schon toll.<br />
In der GT1 wollen wir so oft wie möglich auf<br />
dem Podium stehen und am Ende der Saison<br />
unter den Top-3 sein. Um die Meisterschaft zu<br />
fahren wird kaum möglich sein, da wir ja Rennen<br />
auslassen werden.<br />
In der GT1 WELTMEISTERSCHAFT<br />
WOLLEN 2011 WIR so OFT WIE<br />
MÖGLICH AUF DEM PODIUM<br />
STEHEN UND am ENDE DER Sai-<br />
SON UNTER DEN Top-3 SEIN.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71
story.WTCC<br />
Good<br />
Old<br />
Times<br />
In der WTCC sind viele<br />
erfahrene und routinierte<br />
Piloten unterwegs. In ihrer<br />
langjährigen Karriere<br />
haben sie viel erlebt.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
hat herausgefunden,<br />
welche Momente die<br />
alten Hasen am meisten<br />
bewegt haben.<br />
Text: Fabian Schneider<br />
→<br />
72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Alain Menu<br />
Wenn es läuft,<br />
dann läuft es<br />
In den letzten sechs WTCC-Saisons konnte sich<br />
Alain Menu nicht gegen seine Teamkollegen bei<br />
Chevrolet durchsetzen. Große Erfolge hat der<br />
Schweizer in der Vergangenheit allerdings schon<br />
erzielt, unter anderem zwei Titel in der BTCC,<br />
der britischen Meisterschaft. Gerne erinnert er<br />
sich an die Saison 1997 zurück, als er nach drei<br />
Vize-Titeln endlich die erste Meisterschaft unter<br />
Dach und Fach brachte. »Gemeinsam mit dem<br />
Williams-Team und Renault haben wir 1997<br />
einen großen Schritt nach vorne gemacht, vor<br />
allem in Sachen Zuverlässigkeit. Das hat uns am<br />
Ende den Titel gebracht.«<br />
Zuvor musste sich Menu drei Mal knapp<br />
geschlagen geben. »Die Leute haben schon<br />
gesagt, <strong>das</strong>s ich nie eine Meisterschaft gewinnen<br />
würde. Trotzdem habe ich es geschafft in der<br />
BTCC, die für mich in den 90er Jahren die weltbeste<br />
Tourenwagen-Serie war, erfolgreich zu<br />
sein.« Alles begann mit einem perfekten Start<br />
in die Saison. Zwar holte sein Teamkollege Jason<br />
Plato beim Auftakt die Pole Position, die Rennsiege<br />
gingen jedoch an den Schweizer. »Wenn<br />
ich mich richtig erinnere, stand ich bei 25 Rennen<br />
über 20 Mal auf dem Podium. Am Ende<br />
habe ich den Titel deutlich gewonnen, weil einfach<br />
alles geklappt hat.« Bestes Beispiel: Das<br />
Wochenende in Croft. »Es hat samstags so stark<br />
geregnet, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Training und Qualifying<br />
abgesagt werden mussten. Keiner wusste, wie<br />
die Startaufstellung auszusehen hatte und so<br />
sind wir nach dem Stand in der Gesamtwertung<br />
gestartet. Ich lag vorne, habe ein Rennen<br />
gewonnen und stand beim zweiten auf dem<br />
Podium. Wenn es läuft, dann läuft es.«<br />
Im Team Williams-Renault, <strong>das</strong> nur 500<br />
Meter von der F1-Truppe einquartiert war, zog<br />
schon damals Patrick Head die Fäden. »Man<br />
hat sehr viel Geld investiert, <strong>das</strong> hat sich 1997<br />
ausgezahlt. Auf den ersten Gewinn einer Meisterschaft<br />
ist man natürlich sehr stolz und<br />
vergisst ihn nie!«<br />
Wie <strong>Motorsport</strong>-verrückt die Familie Coronel<br />
ist, zeigt ein Blick in <strong>das</strong> Familienbuch: Vater<br />
Tom Senior verpasste den beiden Zwillingen Tim<br />
und Tom die Zweitnamen - Alfa und Romeo.<br />
Das Formel 3 Masters 1997 wird Tom Romeo<br />
Coronel nie vergessen: Eigentlich ging Coronel<br />
mit TOMS-Toyota in Japan an den Start, kam<br />
für <strong>das</strong> Masters aber gerne in die Heimat zurück.<br />
Das hat sich gelohnt: »Ich kann mich noch gut<br />
daran erinnern, wie alle Holländer nach meinem<br />
Sieg ‚Tomi, Tomi‘ gerufen haben und ich mich<br />
ärgerte, <strong>das</strong>s die Leute nicht bei meinen anderen<br />
Rennen dabei waren.«<br />
Als Lokalmatador lastete viel Druck auf<br />
Coronel, der damit aber sehr gut umgehen<br />
Tom Coronel gewann <strong>das</strong> Formel 3<br />
Masters in Zandvoort<br />
Tom Coronel<br />
Gefeiert von den Landsleuten<br />
konnte. »Ich hatte sehr viel Selbstvertrauen<br />
und ließ mich nicht vom Druck beeinflussen.<br />
Das ist eine meiner Stärken. Ich mache einfach<br />
<strong>das</strong>, was ich immer mache - und meistens geht<br />
<strong>das</strong> gut.«<br />
»Mir war absolut klar: Wenn ich irgendwo<br />
gewinnen muss, dann in Zandvoort. Das hat mich<br />
noch stärker gemacht«, berichtet der jetzige<br />
BMW-Pilot, der damals vor Sébastien Philippe<br />
und Mark Webber gewann. Über 115.000 Menschen<br />
verfolgten <strong>das</strong> Rennwochende auf dem<br />
noch stark verkürzten Circuit Park Zandvoort.<br />
»Als ich abends im Dorf war, musste ich gar nicht<br />
laufen - ich wurde getragen. Das war so verrückt,<br />
<strong>das</strong>s ich es nie vergessen werde...«<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 73
Story.xxxxxxxxxxxxx<br />
story.WTCC<br />
Tiago Monteiro<br />
Im Overall von Jenson Button<br />
Der Portugiese Tiago Monteiro zählt zu den<br />
wenigen WTCC-Piloten, die in der Formel 1<br />
gefahren sind. Zwei Jahre lang fuhr er für Jordan<br />
und Midland, stand sogar auf dem Podest -<br />
wenn auch nur beim Skandalrennen in Indy<br />
2005. Seine erste F1-Erfahrung sammelte er drei<br />
Jahre zuvor bei einem Test für Renault. »Für<br />
einen Rennfahrer ist der Tag des ersten F1-Tests<br />
wohl der wichtigste Tag überhaupt«, verrät<br />
Monteiro. »Wenn man <strong>das</strong> erste Mal in einem<br />
Formel 1 sitzt... <strong>das</strong> ist einfach eine unglaubliche<br />
Chance für einen Rennfahrer.«<br />
2002 war Monteiro gerade aus der Formel 3<br />
in die Formel 3000 gewechselt, die Fahrt mit<br />
einem über 700 PS starken Boliden legte die<br />
Messlatte aber noch etwas höher. »Es war ein<br />
großer Schritt und ein riesiger Unterschied. Ich<br />
war bestimmt zehn Sekunden pro Runde schneller.<br />
Der Formel 3000 war zu dieser Zeit ein wirklich<br />
schlecht abgestimmtes Fahrzeug, der Unterschied<br />
zur Formel 1 war enorm.«<br />
Pikant: Bei Renault traf Monteiro auf Jenson<br />
Button, der es schon fest in die Formel 1 geschafft<br />
hatte. »Ich kannte Jenson sehr gut, wir sind<br />
zusammen in der Formel 3 gefahren. Für mich<br />
war es sehr wichtig, Informationen von einem<br />
erfahrenen Piloten zu erhalten. Ich habe sogar<br />
seinen Rennanzug benutzt!«<br />
Schon bei seinem ersten richtigen Auftritt im<br />
F1-Fahrerlager musste Monteiro feststellen, wie<br />
unterschiedlich die einzelnen Piloten sind. »Nicht<br />
sehr viele Fahrer begrüßen die jungen Talente<br />
vor ihrer ersten F1-Erfahrung. Nur ein paar sind<br />
zu mir gekommen und haben mich begrüßt. So<br />
hat man die unterschiedlichen Persönlichkeiten<br />
schnell kennengelernt - oder auch nicht...«<br />
Gabriele Tarquini<br />
17 Sekunden<br />
hinter Senna<br />
Gabriele Tarquini zählt im WTCC-Fahrerfeld zu<br />
den alten Hasen. An den 3. Mai 1987 erinnert sich<br />
Tarquini noch immer gerne - obwohl der Rennsonntag<br />
der Abschluss eines grauenvollen Wochenendes<br />
war. Tarquini ging in der Formel 3000 an den<br />
Start, hatte Jahre zuvor allerdings eine Talentsichtung<br />
gewonnen und bekam als Preis ein F1-Rennen<br />
geschenkt. Mit dem kleinen Osella Team durfte er<br />
in Imola starten. »Für mich war es eine absolute<br />
Überraschung, ich wusste erst zwei Wochen vorher<br />
davon. Mein Auto war jedoch schon sehr alt, es<br />
wurde aus dem Museum geholt. Man hat mir aber<br />
versprochen, <strong>das</strong>s alles funktionieren würde«, erinnert<br />
sich Tarquini, der dem Feld in Imola hoffnungslos<br />
hinterher fuhr. Im Qualifying landete er<br />
sage und schreibe 17 Sekunden hinter Pole-Mann<br />
Ayrton Senna. Wenige Wochen später gastierte die<br />
F3000 in Imola und Tarquini fuhr im Qualifying<br />
über sechs Sekunden schneller als mit seiner veralteten<br />
F1-Gurke. »Ich hätte mich nie im Leben für<br />
<strong>das</strong> Rennen qualifiziert. Es war ein Albtraum. Zur<br />
Überraschung aller Beteiligen durfte ich trotzdem<br />
starten, weil Nelson Piquet vor dem Rennen einen<br />
schweren Unfall in der Tamburello-Kurve hatte<br />
und nicht teilnehmen konnte.« Vor dem Start<br />
sagten ihm seine Mechaniker, <strong>das</strong>s er ja nicht zu<br />
brutal starten solle, sondern eher wie in der Boxengasse.<br />
Während <strong>das</strong> Feld auf die erste Kurve zuraste,<br />
folgte Tarquini mit einem Abstand von 200m.<br />
»Schon nach fünf Runden sind die ersten Gänge<br />
ausgefallen, ich war teilweise 25 Sekunden langsamer.<br />
Kein Wunder, wenn in einem F1-Boliden<br />
mit Turbomotor ein Getriebe verwendet wird, <strong>das</strong><br />
eigentlich einem aus der Formel 3 entspricht.« Nach<br />
etwas mehr als 20 Runden musste Tarquini aufgeben.<br />
»Dabei wollte ich <strong>das</strong> Rennen unbedingt beenden,<br />
leider hat es nicht geklappt. Trotzdem kann<br />
ich mich sehr gut an mein erstes F1-Rennen erinnern,<br />
in dem ich eigentlich nicht in einem F1-Auto<br />
gesessen habe...«<br />
MSM<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
motorrad<br />
Der hat ein Rad ab:<br />
Maxime Berger versucht<br />
sich bei der Superbike WM<br />
mit einem Ein-Rad<br />
Foto: milagro<br />
Umfrage<br />
Ist <strong>Honda</strong> in diesem Jahr zu stoppen?<br />
Ja, Ducati und/oder Rossi erholen sich 34%<br />
Für Prognosen ist es zu früh 28%<br />
Nein, sie sind zu stark 23%<br />
Ja, Yamaha wird zurückschlagen 15%<br />
Leser-Umfrage auf www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»War er vorsichtig und wollte<br />
nicht auf seine Schulter stürzen?<br />
Definitiv! Aber er furzt auch<br />
nicht aus freien Stücken so langsam<br />
in der Gegend herum«<br />
Colin Edwards über Valentino Rossi<br />
Kommentar: Stänkerer BiAGGi<br />
Er wird sich wohl nie mehr ändern. Max Biaggi hat sich den Beinamen eines Stänkerers gemacht. Das war schon zu<br />
<strong>MotoGP</strong>-Zeiten so, als es auf dem Podest zu einem Handgemenge mit Valentino Rossi kam und <strong>das</strong> führt der<br />
Römer auch in der Superbike-Weltmeisterschaft fort. Letztes Jahr sprang er in Magny Cours Cal Crutchlow wie beim<br />
Hahnen kampf an, dieses Jahr geriet er beim Qualifying in Donington Park mit Marco Melandri aneinander - kurz<br />
nachdem er ihm die Superpole-Runde kaputt gemacht hatte. Wenigstens gab es dieses Mal 3.000 Euro Strafe für<br />
den talentierten Störenfried. Toni Börner<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75
slideshow.motogp<br />
motogp<br />
TEAMPECH<br />
Randy de Puniet flog beim Katar Grand Prix kurz nach dem Start spektakulär<br />
ab. Der hinter ihm fahrende Loris Capirossi war zuerst Zuseher,<br />
dann Beteiligter. Er traf die Maschine seines Teamkollegen und verletzte<br />
sich dabei die Kupplungshand. Dadurch kam <strong>das</strong> Doppelaus für Pramac.<br />
Foto: milagro
story.<strong>Honda</strong><br />
<strong>das</strong> i<strong>Honda</strong><br />
<strong>Geheimnis</strong><br />
Die GP-Welt ist sich einig,<br />
<strong>Honda</strong> hat im Winter eine<br />
Killer-Applikation gefunden,<br />
mit der die RC212V zum stärksten<br />
Motorrad der <strong>MotoGP</strong><br />
geworden ist. Der Haupt -<br />
verdächtige ist <strong>das</strong> Getriebe,<br />
<strong>das</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
begab sich auf Spurensuche.<br />
Text: Falko Schoklitsch
<strong>Honda</strong> dominierte den Winter und den Saisonauftakt<br />
in Katar – was ist <strong>das</strong> <strong>Geheimnis</strong>?<br />
Fotos: milagro<br />
»Wenn du es baust, wird er kommen«, besagte<br />
ein Zitat im Film »Feld der Träume«. In<br />
besagtem Film ging es zwar nicht um Motorrad-<br />
Weltmeisterschaften, sondern um Baseball, aber<br />
die primäre Prämisse war, <strong>das</strong>s sich Träume und<br />
Sehnsüchte erfüllen, wenn man seinem inneren<br />
Antrieb folgt. Deswegen entschied sich auch<br />
<strong>Honda</strong> zu bauen und anscheinend hat der japanische<br />
Hersteller gut gebaut. Denn die RC212V<br />
des Jahres 2011 ist eine echte Siegmaschine<br />
geworden und dadurch könnte der Titel wieder<br />
ins HRC-Hauptquartier nach Saitama kommen<br />
- und <strong>das</strong> nachdem die 800cc-Ära ohne <strong>Honda</strong>-<br />
Titel zu Ende zu gehen drohte.<br />
Schon während der Wintertests hatte sich abgezeichnet,<br />
<strong>das</strong>s <strong>Honda</strong> für die letzte Saison der<br />
800er in der <strong>MotoGP</strong> einen echten Sieger gebaut<br />
haben könnte. Bei den Testfahrten in Sepang und<br />
Katar dominierten die Maschinen des Herstellers<br />
die Zeitenlisten und brachten die Fachwelt ins<br />
Grübeln. Was hatte die HRC gefunden, wodurch<br />
ihre Motorräder auf einmal so schnell waren? Die<br />
Spurensuche ging los und bald schien der Grund<br />
gefunden: <strong>das</strong> neue Getriebe.<br />
Im ersten Moment trieben die Spekulationen<br />
gleich die wildesten Blüten. So hat <strong>Honda</strong> in<br />
seinem Straßenmodell VFR 1200 bereits 2009<br />
ein Doppelkupplungsgetriebe vorgestellt, <strong>das</strong><br />
die Schaltzeiten drastisch reduziert. Daher war<br />
vielerorts der erste Gedanke, die Technologie<br />
sei einfach für die <strong>MotoGP</strong> portiert worden.<br />
Derlei Annahmen verwies der Hersteller aber<br />
schnell ins Reich der Träume, denn diese Technologie<br />
wäre in der Königsklasse verboten, weil<br />
der Weltverband FIM <strong>das</strong> Reglement so gestrickt<br />
hat, <strong>das</strong>s derlei Entwicklungen gar nicht erst →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79
story.<strong>Honda</strong><br />
Die <strong>Honda</strong> Königsklassen-<br />
Weltmeister<br />
Freddie Spencer: 500cc,<br />
2 Titel (1983, 1985)<br />
Eddie Lawson: 500cc, 1 Titel (1989)<br />
Mick Doohan: 500cc, 5 Titel (1994-1998)<br />
Àlex Crivillé: 500cc, 1 Titel (1999)<br />
Valentino Rossi: 500cc, 1 Titel (2001);<br />
990cc, 2 Titel (2002, 2003)<br />
Nicky Hayden: 990cc, 1 Titel (2006)<br />
angedacht werden können, um die Kosten<br />
niedrig zu halten.<br />
Durch <strong>das</strong> Reglement ließ sich <strong>Honda</strong> aber<br />
nicht aufhalten und die Ingenieure fanden einen<br />
anderen Weg, um schnellere Schaltzeiten im<br />
Rahmen des Reglements zu entwickeln. Kluge<br />
Köpfe gibt es bei der HRC genug, immerhin war<br />
<strong>Honda</strong> lange genug in der Formel 1 und ist nach<br />
wie vor in der IndyCar-Serie engagiert. Dort<br />
besteht eine interessante Verbindung zum britischen<br />
Unternehmen Xtrac, <strong>das</strong> für die Indy-<br />
Cars die Getriebe fertigt. Die Firma hat <strong>das</strong> so<br />
genannte »Instantaneous Gearchange System«<br />
entwickelt, <strong>das</strong> Ähnliches wie <strong>das</strong> Doppelkupplungsgetriebe<br />
zu leisten vermag, dabei aber nur<br />
eine Kupplung braucht. So ermöglicht ein<br />
System aus Schalträdern und -Klinken, <strong>das</strong>s<br />
zwei Gänge gleichzeitig eingelegt sind, während<br />
nur einer in Verwendung ist.<br />
Andere Spekulationen tendierten dazu, <strong>das</strong>s<br />
möglicherweise <strong>das</strong> Unternehmen Zeroshift ein<br />
stufenloses Getriebe für die Zweiräder aus dem<br />
Hause HRC gebaut hat. Vielleicht haben die<br />
Ingenieure bei <strong>Honda</strong> aber auch selbst ihre<br />
grauen Zellen angestrengt. So oder so, <strong>das</strong>s<br />
etwas am Getriebe neu und besser ist, wollten<br />
nicht einmal die Verantwortlichen verneinen.<br />
»Die HRC verwendet natürlich nichts Illegales,<br />
aber es stimmt, <strong>das</strong>s wir etwas Neues beim<br />
Getriebe haben, <strong>das</strong> momentan schnellere<br />
Gangwechsel erlaubt. Wir sprechen hier nicht<br />
von einem Doppelkupplungs-Getriebe, aber ich<br />
kann nicht sagen, wie es funktioniert... weil ich<br />
es nicht weiß«, sagte HRC-Vizepräsident Shuhei<br />
Nakamoto.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> fragte daraufhin bei<br />
HRC Kommunikations- und Marketing-Direktor<br />
Livio Suppo nach, der allerdings ebenfalls<br />
nichts preisgeben wollte. »Die Maschine ist ein<br />
Paket aus vielen Dingen und man muss einen<br />
Weg finden, um aus allem <strong>das</strong> Beste herauszuholen.<br />
Das neue Getriebe hilft natürlich, aber<br />
Aoyama hat <strong>das</strong> nicht und ist trotzdem recht<br />
schnell. Der Einzige, der momentan Probleme<br />
hat, ist Toni [Elias], aber <strong>das</strong> liegt an seinem<br />
besonderen Fahrstil. Er hat <strong>das</strong> Problem, den<br />
Hinterreifen richtig aufzuwärmen. Mit mehr<br />
Zeit auf der Maschine und einem besseren Verständnis<br />
für <strong>das</strong> Setup wird er die Sache hoffentlich<br />
in den Griff bekommen.<br />
Die HRC verwendet naturlich nichts<br />
ILLEGALES im getriebe«<br />
80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Stufenloses Schalten ist kein<br />
Ingenieurs-Wunder <strong>das</strong> ist keine<br />
Raketenwissenschaft.<br />
,<br />
Fotos: milagro<br />
Wenn er sieht, <strong>das</strong>s die anderen Hon<strong>das</strong> so<br />
schnell sind, wird ihn <strong>das</strong> sicher motivieren,<br />
gute Ergebnisse zu holen.«<br />
Fest steht bislang nur, <strong>das</strong>s die <strong>Honda</strong> bereits<br />
in der zweiten Hälfte der Saison 2010 ein gutes<br />
Motorrad war, mit dem sich Siege herausfahren<br />
ließen. Das zeigte Dani Pedrosa deutlich, bis er<br />
in Motegi stürzte und sich einen komplizierten<br />
Bruch des Schlüsselbeins zuzog, der ihn auch<br />
jetzt noch zu verfolgen scheint. Fest steht<br />
zudem, <strong>das</strong>s mit der Ankunft von Casey Stoner<br />
ein neues Alphatier bei <strong>Honda</strong> mitmischt und<br />
<strong>das</strong> hat vor allem Pedrosa angetrieben. »Seitdem<br />
die Wintertests begonnen haben, haben sich<br />
Dani und Casey ans Limit gepusht. Sie sind<br />
wirklich sehr gut unterwegs«, sagte Suppo.<br />
So einfach kann sich <strong>Honda</strong> aber natürlich<br />
nicht aus der Affäre ziehen, denn obwohl den<br />
Fahrern damit vielleicht ein wenig Unrecht<br />
getan wird, die Maschine hat <strong>das</strong> gewisse Extra,<br />
<strong>das</strong> ihr in den vergangenen Jahren gefehlt hat.<br />
So liegen die großen <strong>Honda</strong>-Zeiten mittlerweile<br />
weiter in der Vergangenheit und der Rückblick<br />
auf <strong>das</strong> Ende der 90er und den Beginn des<br />
neuen Jahrtausends dürfte eher melancholischer<br />
Natur sein. Wie viel bringt <strong>das</strong> neue Getriebe<br />
aber wirklich? Die Analysen gehen in sehr viele<br />
Richtungen.<br />
So meinen die Einen unter der Annahme,<br />
<strong>das</strong>s Zeroshift für <strong>das</strong> neue Wunderteil verantwortlich<br />
ist, es gebe bei durchschnittlich 30<br />
Schaltvorgängen pro Runde einen Zeitgewinn<br />
von 0,9 Sekunden im Vergleich zu einem normalen<br />
Getriebe. Dann wiederum wird der<br />
Unterschied mit dem gleichen System auf lediglich<br />
0,3 Sekunden geschätzt. Eine Vor-Ort-<br />
Analyse anhand der Geräusche während des<br />
Schaltvorgangs wollte wieder zwei bis vier Hundertstelsekunden<br />
Unterschied pro Gangwechsel<br />
ausmachen. Das Problem bei diesen Analysen<br />
ist, sie basieren auf Annahmen, die sich nur<br />
schwer durch harte Fakten stützen lassen.<br />
Die Verantwortlichen bei der Konkurrenz<br />
scheinen ebenfalls noch im Dunkeln zu tappen.<br />
Ducati-Technikguru Filippo Preziosi schätzte<br />
den Vorteil des <strong>Honda</strong>-Getriebes auf 0,2 Sekunden<br />
pro Runde und Valentino Rossis Crewchief<br />
Jeremy Burgess, der mit dem Italiener zu Ducati<br />
gegangen ist, sah die Sache sowieso ganz anders.<br />
»All <strong>das</strong> Gerede über ein stufenloses Getriebe<br />
trifft nicht den Punkt, warum <strong>Honda</strong> Rennen<br />
gewinnt. Ich kann euch sagen, man wäre ein<br />
Idiot, wenn man glaubte, <strong>das</strong> Getriebe bei der<br />
Yamaha M1 wäre nichts Besonderes. Wenn jetzt<br />
jemand denkt, <strong>Honda</strong> hätte die neueste Technologie,<br />
dann mag <strong>das</strong> daran liegen, <strong>das</strong>s sie<br />
einen Rückstand aufzuholen hatten. Yamaha hat<br />
ein sehr geschmeidiges, fortschrittliches System.<br />
Ich weiß, wie es funktioniert und ich wurde<br />
auch in die <strong>Geheimnis</strong>se einiger Formel-1-<br />
Getriebe der Top-Teams eingeweiht. Stufenloses<br />
Schalten ist kein Ingenieurs-Wunder, <strong>das</strong> ist<br />
keine Raketenwissenschaft. Man mag eine Hundertstelsekunde<br />
sparen und <strong>das</strong> aber nur beim<br />
Hochschalten. Sicher ist es für den Fahrer ein<br />
tolles Gefühl, wenn er diese Schaltvorgänge hat,<br />
aber <strong>das</strong> ist nicht der Unterschied, über den<br />
jeder spricht«, sagte der ehemalige Yamaha-<br />
Mitarbeiter Burgess.<br />
Anscheinend ist es auch nicht nur der einfache<br />
Schaltvorgang, der die großen Vorteile<br />
bietet, vielmehr ist es die Stabilität, die durch<br />
<strong>das</strong> stufenlose Schalten geschaffen wird, die den<br />
Fahrern ein Plus bringt. So meinte Casey Stoner:<br />
»Die Gänge werden ein wenig schneller gewechselt,<br />
es ist einfach geschmeidiger. Statt eines<br />
Klackens wechselt es etwas schneller von einem<br />
Gang in den nächsten. Für mich ist es nicht<br />
schneller, sondern einfach angenehmer und<br />
macht die Maschine nicht so instabil. Wie es<br />
funktioniert, ist gut, aber <strong>das</strong> ist sicher keine<br />
Sieg-Lösung. Wenn man einen Gang runtergeht,<br />
ist es manchmal etwas schwierig, aber beim<br />
Raufschalten ist es angenehm ruhig.«<br />
Also haben irgendwie doch alle ein wenig<br />
recht. So ein Motorrad ist ein Paket aus vielen<br />
Dingen, aus denen man <strong>das</strong> Beste herausholen<br />
muss, <strong>das</strong> Getriebe bringt einen Vorteil und<br />
Illegal ist es auf keinen Fall, sonst wäre die FIM<br />
eingeschritten. Wie toll <strong>das</strong> von Burgess<br />
beschriebene Yamaha-Getriebe aber ist, darf<br />
angezweifelt werden, denn beim Team des regierenden<br />
Weltmeisters Jorge Lorenzo hat man<br />
bereits angekündigt, selbst ein neues Getriebe<br />
zu entwickeln. Denn auch dort weiß man:<br />
»Wenn du es baust, wird er kommen.« MSM<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81
story.<strong>Honda</strong><br />
<strong>Honda</strong> greift wieder nach dem WM-Titel.<br />
In der vergangenheit gewannen die Japaner<br />
mit drei motorrädern und deren auspräg<br />
ungen titel in der königsklasse.<br />
wir stellen sie vor. Text: Falko Schoklitsch<br />
Hon<strong>das</strong><br />
Erfolgsmotorrader<br />
Angesichts der langen Erfolgsliste von <strong>Honda</strong><br />
in der Motorrad-Königsklasse - also 500cc und<br />
<strong>MotoGP</strong> - wirkt es fast eigenartig, <strong>das</strong>s nur drei<br />
Motorradmodelle für die insgesamt 13 Weltmeisterschafts-Titel<br />
verantwortlich waren, die<br />
der Hersteller mit seinen Fahrern feiern durfte.<br />
Das liegt aber einfach daran, <strong>das</strong>s die Grundbasis<br />
eines Motorrades immer ihren Namen<br />
beibehält und daher die WM-Maschine von<br />
Freddie Spencer aus dem Jahr 1985 gleich hieß<br />
wie jene von Valentino Rossi im Jahr 2001: die<br />
NSR 500. Zu diesem Titel-Motorrad kommen<br />
noch die NS500 und die RC211V hinzu.<br />
Die NS500<br />
Nach Hon<strong>das</strong> Wiedereinstieg in die Weltmeisterschaft Ende der 1970er<br />
musste der Hersteller schnell einsehen, <strong>das</strong>s sein damaliges 500cc-<br />
Viertakt-Experiment mit der NR500 ein Fehlschlag war. Also kam <strong>das</strong><br />
Unternehmen 1982 mit der NS500 mit zwei Takten und drei Zylindern<br />
an die Rennstrecken, die in ihrer ersten Saison in die Hände von Freddie<br />
Spencer, Marco Lucchinelli und Takazumi Katayami gelegt wurde.<br />
Bereits im ersten Rennen holte Spencer einen Podestplatz, im siebten<br />
Rennen folgte in Belgien der erste Sieg. 1983 kämpfte Spencer die<br />
gesamte Saison gegen Yamaha-Pilot Kenny Roberts und eroberte den<br />
Titel schließlich mit lediglich zwei Punkten Vorsprung - die Rennsiege<br />
und Pole Positions in diesem Jahr gingen alle entweder an Spencer<br />
oder Roberts.<br />
Freddie Spencer auf seiner<br />
<strong>Honda</strong> NS500 beim Buenos Aires<br />
Grand Prix 1982<br />
Fotos: honda<br />
82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Auch Valentino Rossi steuerte einen<br />
WM-Titel zu Hon<strong>das</strong> Titelsammlung bei<br />
Die NSR500<br />
Aufgrund von Fortschritten in der Reifentechnologie und des immer weiter fortschreitenden Kampfes um immer mehr PS<br />
folgte bereits 1984 ein neues <strong>Honda</strong>-Modell, die NSR500. Diese Maschine wurde von einem Vierzylinder-Motor angetrieben<br />
und verhalf Freddie Spencer 1985 zu seinem zweiten WM-Titel in der 500er-Klasse. Über die Jahre entwickelte sich<br />
die NSR500 zwar immer weiter, ihr Name blieb aber - auch als 1992 ein Big-Bang-Motor für sie entwickelt worden war.<br />
Mick Doohan gewann damit von 1994 bis 1998 fünf Titel, Àlex Crivillé wurde 1999 damit Weltmeister und Valentino Rossi<br />
eroberte 2001 mit ihr seinen ersten Königsklassen-Titel. Insgesamt 11 Fahrer- und 14 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften<br />
holte <strong>Honda</strong> mit dieser Maschine.<br />
Die RC211V<br />
Als sich zu Beginn des neuen Jahrtausends die<br />
Motorrad-Weltmeisterschaft nach Ansicht der<br />
Herstellervereinigung GPMA (heute MSMA) zu sehr<br />
von der Serie entfernte und nicht mehr einzusehen<br />
war, welchen Nutzen 500cc-Maschinen bringen<br />
konnten, läuteten die Hersteller die Viertakt-Ära in<br />
der Königsklasse ein. So waren zwar 2002 noch<br />
500er und 990er gleichzeitig erlaubt, die 990er<br />
setzten sich aber rasch durch. <strong>Honda</strong> brachte die<br />
RC211V an den Start, die einen revolutionären<br />
V5-Motor in sich trug. Mit Valentino Rossi wurden<br />
so 2002 und 2003 zwei Titel geholt, im letzten Jahr<br />
der 990cc-Ära konnte dann Nicky Hayden 2006 mit<br />
einer Spezialanfertigung mit modifiziertem Motor,<br />
Rahmen und Verkleidung den bislang letzten<br />
Weltmeister-Titel für <strong>Honda</strong> einfahren.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83
interview.Crutchlow<br />
Der Wechsel aus der<br />
Superbike-WM in die<br />
<strong>MotoGP</strong>-Weltmeisterschaft<br />
ist bislang nicht vielen<br />
Fahrern erfolgreich<br />
gelungen. Cal Crutchlow<br />
möchte schon bald <strong>das</strong><br />
Gegenteil beweisen<br />
Fotos: milagro, tech 3 yamaha<br />
84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Der<br />
nächste<br />
Britte<br />
Cal<br />
Crutchlow<br />
Unter den Superbike-<br />
Stars herrschte in den<br />
vergangenen Jahren<br />
mit sehr wenigen<br />
Ausnahmen ein<br />
munteres Kommen und<br />
Gehen in der <strong>MotoGP</strong>.<br />
dAs <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> sprach mit<br />
Cal Crutchlow über<br />
die Schwierigkeiten<br />
des Umstiegs und<br />
die eigenen Zukunftsaussichten.<br />
Text: Falko Schoklitsch<br />
Großbritannien ist ein gequältes Königreich,<br />
es leidet, beinahe könnte die Annahme entstehen,<br />
es windet sich vor Schmerzen. Zumindest<br />
trifft <strong>das</strong> zu, wenn der Blick auf die <strong>MotoGP</strong><br />
fällt. Denn die Fahrer aus dem großen Rennstall<br />
von Queen Elizabeth leiden in der Prototypen-Weltmeisterschaft<br />
seit langer Zeit unter<br />
einer gewissen Erfolglosigkeit. Barry Sheene<br />
war 1977 der letzte Brite, der einen WM-Titel<br />
erringen konnte, womit die Wartezeit sich in<br />
dieser Saison auf 34 Jahre ausdehnen könnte.<br />
Anders sieht es in der Superbike-Weltmeisterschaft<br />
aus, dort waren und sind die Briten<br />
eine treibende Kraft. Zuletzt gewann dort mit<br />
James Toseland im Jahr 2007 ein Brite den<br />
Weltmeisterschafts-Titel. Großbritannien ist<br />
ein Superbike-Land und wenn man Cal Crutchlow<br />
glauben darf, ist genau <strong>das</strong> der Fluch,<br />
der die Piloten ihrer Majestät davon abhält,<br />
auch bei den Prototypen erfolgreich zu werden<br />
- wahrscheinlich versuchen Fahrer wie Bradley<br />
Smith oder Scott Redding daher ihr Glück<br />
auch über die kleineren GP-Klassen.<br />
Crutchlow wird die Titel-Dürre der Briten<br />
in der Motorrad-Königsklasse im Jahr 2011<br />
nicht beenden, <strong>das</strong> stand schon vor Beginn der<br />
Saison fest. Doch der Supersport-Weltmeister<br />
des Jahres 2009 hat <strong>das</strong> klare Ziel, sich erfolgreich<br />
in der <strong>MotoGP</strong> zu etablieren, um vielleicht<br />
irgendwann aus dem Satelliten-Team<br />
Tech 3 Yamaha auf ein Werksmotorrad zu<br />
kommen, mit dem er dann doch an alte Glanzzeiten<br />
anschließen kann.<br />
Davor steht allerdings die harte Umgewöhnung<br />
von den seriennahen Superbikes hin zu<br />
den Geschossen der <strong>MotoGP</strong>. Er wäre nicht<br />
der Erste, der daran scheitert und er selbst<br />
durfte schon feststellen, wie schwierig es ist,<br />
sich an die völlig neue Fahrweise zu gewöhnen,<br />
die so ein Prototypen-Motorrad verlangt. Dass<br />
ein Fahrer wie Ben Spies im Vorjahr den Wechsel<br />
mit Bravour vollzogen hat, will er nicht als<br />
Sicherheit dafür nehmen, <strong>das</strong>s es ihm ebenso<br />
gelingen könnte, denn Crutchlow ist in →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85
interview.Crutchlow<br />
Ben Spies ist<br />
eine Ausnahme -<br />
Erscheinung.<br />
Nicht viele<br />
können <strong>das</strong><br />
schaffen,<br />
was er in der<br />
vorigen Saison<br />
geschafft hat.<br />
diesem Punkt Pragmatiker und weiß, <strong>das</strong>s<br />
Spies eine gewisse Ausnahme-Erscheinung<br />
darstellt.<br />
Und genau <strong>das</strong> könnte Crutchlows Stärke<br />
sein. Sein Teamchef Hervé Poncharal war bislang<br />
voll des Lobes für die Herangehensweise<br />
des Briten. Er sei nicht angekommen und habe<br />
geglaubt, er könne die Welt zerreißen, sondern<br />
habe zugehört, gelernt und versucht, sich an<br />
die Maschine anzupassen und nicht die<br />
Maschine an sich, erklärte der Franzose. Genau<br />
so hatte es auch Spies im vergangenen Jahr<br />
gemacht und sich dabei nie von Rückschlägen<br />
aus dem Konzept bringen lassen.<br />
Und es wird Rückschläge geben. Karbonbremsen<br />
sind etwas Anderes als Stahlbremsen,<br />
die Elektronik in der Königsklasse ist so ausgereift,<br />
<strong>das</strong>s ein Universitätsabschluss in Telematik<br />
oder Ähnlichem durchaus hilfreich<br />
wäre, die Reifen führen ihr Eigenleben und die<br />
Konkurrenz ist <strong>das</strong> Beste, was die Zweirad-<br />
Welt zu bieten hat. Das bedeutet, es wird Stürze<br />
geben, es wird Niederlagen geben und mehr<br />
als einmal wird es einfach nicht so funktionieren,<br />
wie Crutchlow sich <strong>das</strong> vorgestellt hat. Das<br />
werden die Momente sein, an denen sich entscheidet,<br />
ob er an seiner Aufgabe wächst oder<br />
an ihr scheitert, vor allem werden <strong>das</strong> aber die<br />
Momente sein, in denen er sich dem öffentlichen<br />
Druck der stets kritischen britischen<br />
Öffentlichkeit wird stellen müssen.<br />
James Toseland ist vor rund zwei Jahren an<br />
den Anforderungen der <strong>MotoGP</strong> gescheitert und<br />
der war immerhin zweifacher Superbike-Weltmeister,<br />
bevor er in die GPs wechselte. Crutchlow<br />
kam ohne Titel in der WSBK, aber dennoch glauben<br />
viele, er kann es schaffen - und bauen damit<br />
gleich wieder Druck auf. Vorerst lautet seine Aufgabe<br />
aber: lernen, lernen, lernen.<br />
MSM: Nachdem er <strong>das</strong> Yamaha Superbike<br />
von 2010 gefahren war hat Eugene Laverty<br />
die Entwicklungsarbeit von dir und James<br />
Toseland sehr gelobt. Bist du ein wenig traurig,<br />
<strong>das</strong>s die R1 des Jahres 2011 so eine gute<br />
Maschine geworden ist und du damit um den<br />
Superbike-Titel hättest fahren können?<br />
CAL CRUTCHLOW: Nein. Ich weiß, ich hätte<br />
um den Titel mitfahren können, aber ich<br />
wollte in die <strong>MotoGP</strong> kommen, um meine<br />
eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ich<br />
wollte nicht bleiben und eine Maschine für<br />
die SBK entwickeln.<br />
Spürst du zusätzlichen Druck nach der<br />
starken Debütsaison von Ben Spies, in der er<br />
gezeigt hat, was mit einer Satelliten-<br />
Maschine möglich ist?<br />
Nein, denn Ben Spies ist eine Ausnahme-<br />
Erscheinung. Nicht viele können <strong>das</strong> schaffen,<br />
was er vorige Saison geschafft hat. Ich fühle<br />
deswegen keinen Druck.<br />
Wie groß ist die Hilfe, die Colin Edwards dir<br />
geben kann?<br />
Er ist eine große Hilfe. Er hat einen anderen<br />
Fahrstil, also brauche ich nicht auf seine<br />
facts & Stories<br />
1Mit Lance Armstrong, Valentino Rossi und<br />
Muhammad Ali hat Cal Crutchlow in vielen sportlichen<br />
Bereichen Vorbilder. Fahrrad fährt er selbst<br />
gern, Motorrad erklärt sich von selbst und Ali ist seiner<br />
Meinung nach »nicht nur der großartigste Boxer, sondern<br />
auch ein unglaublicher Mensch«.<br />
2Crutchlow hört gern Pop-Musik, von Oasis bis<br />
zu den Kings of Leon. Auf seiner Liste der absoluten<br />
Lieblingssongs steht ‚Insomnia‘ von Faithless<br />
auf der Pole, direkt gefolgt von Journeys ‚Don‘t Stop<br />
Believing‘ und ‚You Got The Love‘.<br />
3Das Rennsportgen wurde Crutchlow früh in die<br />
Wiege gelegt, denn sein Vater Derek war selbst<br />
im Rennsport engagiert und förderte <strong>das</strong> Talent<br />
seines Sohnes konsequent, auch wenn der erst in<br />
eine andere Richtung wollte.<br />
4Eigentlich wollte der Brite gar kein Motorradrennfahrer<br />
werden, stattdessen spielte der<br />
junge Crutchlow viel lieber Fußball bei Coventry<br />
City und Aston Villa.<br />
5Obwohl Crutchlow erst mit elf Jahren <strong>das</strong><br />
Motorradfahren für sich entdeckte, ist er einer<br />
der wenigen <strong>MotoGP</strong>-Piloten, die auch einen gültigen<br />
Motorradführerschein im öffentlichen Straßenverkehr<br />
besitzen.<br />
6Nachdem sich Crutchlow 1999 zum ersten Mal<br />
auf ein Motorrad gesetzt hatte, war er<br />
begeistert. Sein Vater kaufte ihm eine 125er Aprilia<br />
und ab ging‘s zur britischen Junior Challenge, in<br />
der er beim ersten Anlauf Erster und Zweiter wurde<br />
und am Ende auf Anhieb die Meisterschaft mit neun<br />
Siegen abräumte.<br />
86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Daten zu sehen, aber er gibt mir Ratschläge<br />
und sein Wissen ist mir in meiner ersten<br />
<strong>MotoGP</strong>-Saison eine große Hilfe.<br />
2012 wird die <strong>MotoGP</strong> auf 1000cc wechseln.<br />
Ortest du dich in einer schwierigen Situation<br />
deswegen? Schließlich musst du dich jetzt an<br />
die 800er gewöhnen und am Ende der Saison<br />
dann wieder umstellen.<br />
Nein, <strong>das</strong> wird mir eher liegen und alle werden<br />
sich dann wieder an die neuen Maschinen<br />
und die Strecken anpassen müssen.<br />
Wie schwierig ist es eigentlich, von einem<br />
Superbike auf eine <strong>MotoGP</strong>-Maschine zu<br />
wechseln?<br />
Es ist unbeschreiblich, wie schwierig <strong>das</strong> ist.<br />
Es ist so viel schwieriger, da die Maschinen,<br />
die Reifen und die Fahrer anders sind. Das ist<br />
ein großer Sprung.<br />
Es ist wohlbekannt, <strong>das</strong>s es eine lange Liste<br />
an Fahrern gibt, die aus der Superbike<br />
kamen und in der <strong>MotoGP</strong> gescheitert sind.<br />
Wo siehst du die Gründe dafür?<br />
Es liegt am großen Unterschied zwischen den<br />
Maschinen. Das Fahren in der Superbike ist<br />
viel einfacher.<br />
Cal Crutchlow möchte sich in<br />
der <strong>MotoGP</strong> etablieren -<br />
an Ben Spies misst er sich nicht<br />
Die Briten lieben den Motorradsport und du<br />
bist nun in der Königsklasse des Motorradsports.<br />
Bist du stolz darauf oder spürst du,<br />
wie die Öffentlichkeit dich nun noch genauer<br />
beobachtet?<br />
Beides. Die Öffentlichkeit hat einen im Auge, wenn<br />
man der Einzige ist, aber es ist besser, der Einzige<br />
zu sein als gar keinen Landsmann hier zu haben.<br />
Fotos: milagro, tech 3 yamaha<br />
Dies ist die stärkste Weltmeisterschaft im<br />
Motorradsport. Wo setzt du deine Ziele für<br />
die erste Saison an?<br />
Ich will lernen und mich die ganze Saison<br />
über verbessern.<br />
Wie würdest du deine Konkurrenten<br />
ein schätzen?<br />
Hart! Das sind die besten Fahrer der Welt. So<br />
einfach ist <strong>das</strong>.<br />
Hast du irgendwelche Vorbilder?<br />
Nicht wirklich. Es gibt niemanden, dem ich<br />
folge. Man könnte alle im Auge behalten, ich<br />
versuche aber, mich auf mich selbst zu<br />
konzentrieren.<br />
Wie läuft die Arbeit mit dem Team?<br />
Es wird jedes Mal besser, wenn ich aus der<br />
Garage fahre - auf und neben der Strecke.<br />
Es liegt am<br />
groSSen Unter -<br />
schied zwischen<br />
den Maschinen.<br />
Das Fahren in<br />
der Superbike ist<br />
viel einfacher.<br />
Die Superbike-WM fährt dieses Jahr auch in<br />
Donington, die <strong>MotoGP</strong> wird nur in Silverstone<br />
sein. Wie lassen sich die Strecken vergleichen<br />
und welche magst du mehr?<br />
Ich mag Silverstone mehr. Die Strecke ist fantastisch<br />
und dieses Jahr sind auch die Boxen<br />
und der Paddock neu.<br />
Es wird vier Rennen in Spanien und zwei in<br />
Italien geben. Denkst du, die <strong>MotoGP</strong> legt zu<br />
viel Augenmerk auf diese zwei Länder?<br />
Nicht wirklich. Es ist schwierig, Strecken zum<br />
Mitmachen zu bewegen, es ist also gut, <strong>das</strong>s<br />
wir sie haben.<br />
Was würdest du nach dem letzten Saisonrennen<br />
Deiner <strong>MotoGP</strong>-Debütsaison gerne<br />
sagen können?<br />
Dass ich im ersten Jahr den bestmöglichen<br />
Job abgeliefert habe.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87
Story.Yamaha<br />
15:22<br />
Geht es<br />
Yamaha ohne<br />
Rossi besser?<br />
Valentino Rossi ist weg, Yamaha muss ohne den Doktor zurechtkommen. Nachdem sich<br />
alles etwas eingelebt hat, stellt sich die Frage, ist Yamaha nun ohne den Superstar aus<br />
Italien besser dran? Text: Falko Schoklitsch<br />
Fotos: milagro<br />
88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Sie wollen gemeinsam Valentino Rossi vergessen<br />
machen – kann die Mission gelingen?<br />
Zwei Yamahas, aber kein Doktor: 2011 ist die<br />
erste Saison der Japaner ohne ihr langjähriges Zugpferd<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 89
Story.Yamaha<br />
Treffen »alter Freunde«: Valentino Rossi trägt jetzt rot,<br />
Jorge Lorenzo soll ihn bei Yamaha beerben<br />
Jein ist eigentlich ein unschönes Wort. Viel zu<br />
oft durfte es schon von viel zu vielen Menschen<br />
vernommen werden. Kommt eine Steuersenkung?<br />
Jein. Sind unsere Pensionen sicher? Jein.<br />
Können Sie eine klare Antwort geben? Jein.<br />
Irgendwie dürfte jeder schon dieses halbwarmen<br />
Wortes überdrüssig sein und dennoch<br />
wird es immer und immer wieder, wenn auch<br />
meist anders verpackt, vorgebracht.<br />
Manchmal lässt es sich aber leider nicht vermeiden,<br />
auf dieses rhetorische Ungetüm<br />
zurückzugreifen, beispielsweise, wenn man der<br />
Frage nachgeht, ob es Yamaha ohne Valentino<br />
Rossi nun eigentlich besser geht als davor?<br />
Denn es gibt viele Faktoren, die für ein Ja sprechen,<br />
aber auch einige, die für ein Nein sprechen.<br />
Fangen wir beim Ja an und lassen dabei<br />
einfach einmal Ben Spies zu Wort kommen.<br />
»Ich denke, <strong>das</strong> Team wird definitiv anders<br />
sein als voriges Jahr und es wird bei der Entwicklung<br />
viel mehr Teamwork geben, <strong>das</strong> ist<br />
wichtig. Ich habe <strong>das</strong> zu Lorenzo gesagt und<br />
ich bin mir ziemlich sicher, er ist offen dafür.<br />
Auf der Strecke ist er der Erste, den ich schlagen<br />
will, aber wenn wir die Maschine gemeinsam<br />
besser machen, wird es <strong>das</strong> Fahren an der<br />
Spitze stark vereinfachen. Wir müssen die<br />
Balance zwischen Zusammenarbeit zur Verbesserung<br />
der Maschine und hartem Racing<br />
gegeneinander finden. Wenn es ans Rennen<br />
geht, werde ich nicht anders gegen ihn fahren<br />
als voriges Jahr und ich bin mir sicher, er denkt<br />
genauso«, erklärte Spies.<br />
Ein Blick auf die gemeinsame Zeit von<br />
Rossi und Jorge Lorenzo bei Yamaha zeigt,<br />
die Beiden wollten sich in jedem Aspekt<br />
schlagen, nicht nur auf der Strecke und <strong>das</strong><br />
hinderte auch die teaminterne Zusammenarbeit.<br />
Natürlich ließe sich sagen, jemand mit<br />
der fahrerischen Klasse eines Valentino Rossi<br />
muss doch fehlen, auf der anderen Seite hat<br />
mittlerweile aber auch Jorge Lorenzo eine<br />
hohe fahrerische Klasse erreicht und sein<br />
Crewchief Ramon Forcada ist in technischen<br />
Belangen auch kein Nasenbohrer, um es<br />
volkstümlich auszudrücken.<br />
Rossi ohne Yamaha<br />
Die Erfolgsgeschichte von Valentino Rossi<br />
bei Yamaha ist lang: der Italiener holte <strong>das</strong><br />
Team aus einem Tief, bescherte ihm nicht<br />
nur 46 Siege, sondern auch vier WM-Titel und<br />
gab sein Bestes für die fünf Herstellertitel,<br />
die Yamaha in seiner Zeit bejubeln konnte.<br />
Mit den Japanern stand der Italiener<br />
83 Mal auf dem Podest.<br />
Den Speed der M1 bewies er in 29<br />
schnells ten Rennrunden in seinen sieben<br />
‚blauen‘ Jahren.<br />
Rossi stand 116 Mal für Yamaha am Start<br />
und obwohl er nur 29 Pole Positions<br />
ergat tern konnte, schaffte er fast doppelt<br />
so viele Siege. Die Bilanz kann sich sehen<br />
lassen.<br />
Besonders sein Baby, die M1 wird Rossi<br />
wohl sehr vermissen. »Ich habe viele<br />
wunderschöne Erinnerungen, zum Beispiel<br />
als ich meine M1 im Gras von Welkom zum<br />
ersten Mal küsste, schaute sie mir direkt in<br />
die Augen und sagte mir ‚Ich liebe dich!‘«<br />
90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: milagro<br />
Allerdings stimmt es natürlich, <strong>das</strong>s die<br />
gemeinsame Erfahrung und <strong>das</strong> Entwicklungs-<br />
Können eines Rossi und seines Crewchiefs<br />
Jeremy Burgess Yamaha abgehen könnten, vor<br />
allem in Zeiten, in denen <strong>Honda</strong> allem Anschein<br />
nach ein wahres Biest von Motorrad auf die Strecke<br />
gestellt hat. Allzu oft haben Rossi und Burgess<br />
in der Vergangenheit noch Wunder in letzter<br />
Minute vollbracht und aus der Maschine noch<br />
ein wenig mehr herausgeholt, um am Rennsonntag<br />
plötzlich wieder vorne aufzutauchen. Diese<br />
gewisse Magie hat <strong>das</strong> Duo Lorenzo-Forcada<br />
noch etwas vermissen lassen und Spies ist mit<br />
seinem Crewchief Tom Houseworth ohnehin<br />
noch nicht sehr reich an Erfahrung.<br />
Aber vom Nein wieder zurück zum Ja. Und <strong>das</strong><br />
dreht sich um die finanzielle Situation bei Yamaha.<br />
So hat der dominante Hersteller der vergangenen<br />
Jahre in dieser Saison zwar keinen Hauptsponsor<br />
gefunden - zumindest keinen, der genug gezahlt<br />
hätte -, aber <strong>das</strong> muss <strong>das</strong> Team nicht notwendigerweise<br />
viel Geld kosten. Denn mit Rossi ist der<br />
größte Gehaltsbezieher weg. Zwar ist auch Lorenzo<br />
nicht billig, aber er und Spies gemeinsam sollen<br />
laut inoffiziellen Angaben nicht so viel verdienen<br />
wie Rossi alleine. Dementsprechend lässt sich der<br />
Ausfall verschmerzen. Yamaha Motor Racing<br />
Managing Direktor Lin Jarvis sagte dazu: »Es gibt<br />
keine negative Konsequenz aus dieser Situation,<br />
tatsächlich haben wir dadurch die Freiheit, ein<br />
paar besondere Dinge in unserem 50. Jahr zu<br />
machen. In Zukunft würden wir jeden neuen Partner<br />
willkommen heißen, der mit uns arbeiten will<br />
und wir sind offen für Änderungen«, sagte er.<br />
Zudem konnte Yamaha zu Beginn seiner 50. Saison<br />
im Grand-Prix-Sport zwei neue Sponsoren<br />
vorstellen, nur eben keinen Titelsponsor - wobei<br />
aber alleine der bereits existierende Deal mit<br />
Petronas angeblich acht Millionen Euro pro Jahr<br />
in die Kassen spült.<br />
Gleichzeitig dürfte die Persönlichkeit Rossi<br />
dem Hersteller aber durchaus fehlen, immerhin<br />
ist der Italiener auf der ganzen Welt beliebt wie<br />
kein zweiter Motorrad-Pilot. Lorenzo hat zwar<br />
immer versucht, sich so extrovertiert zu zeigen<br />
wie sein ehemaliger Teamkollege, damit machte<br />
er sich aber nicht überall Freunde. Was <strong>das</strong> Marketing<br />
betrifft, so war Rossi einfach die große<br />
Zugnummer und die ist nun nicht mehr da, sondern<br />
bei der Konkurrenz. Jetzt kann Yamaha<br />
zwar aufgrund des fehlenden Hauptsponsors und<br />
aufgrund des 50-Jährigen Jubiläums voll mit dem<br />
noch vorhandenen Fahrertitel Werbung machen.<br />
Aber irgendwie ist die große Aufmerksamkeit zu<br />
Ducati abgewandert, weil die Nummer 46 eben<br />
einfach nach wie vor <strong>das</strong> Aushängeschild des<br />
Motorradsports weltweit ist.<br />
Wie lässt <strong>das</strong> alles zusammengenommen<br />
Yamaha jetzt <strong>das</strong>teht? Es stehen sich teaminterne<br />
Zusammenarbeit, Geldersparnis sowie Marketing<br />
mit dem WM-Titel und technische Erfahrung, ein<br />
wahrer Marketing-Magnet sowie ein Sponsoren-<br />
Traum gegenüber. All <strong>das</strong> zusammengenommen<br />
ließe die Antwort auf die Frage zu einem klaren<br />
Jein zusammenlaufen. Da dieses Wort aber schon<br />
eingangs ziemlich heruntergemacht worden ist,<br />
betreiben wir noch ein wenig mehr Forschung auf<br />
der Suche nach einem Ja oder einem Nein.<br />
Dabei gilt es, den Blick in die Zukunft zu richten.<br />
Jorge Lorenzo ist 23 Jahre, Ben Spies ist 26<br />
Jahre und Valentino Rossi ist 32 Jahre alt. Zwar<br />
hat der Italiener schon mehrfach bekräftigt, er<br />
könnte durchaus noch ein paar Jahre fahren, aber<br />
<strong>das</strong> wird er eben nicht mehr ewig tun. Dementsprechend<br />
hatte Yamaha die Wahl, Rossi zu<br />
behalten und damit entweder Lorenzo oder Spies<br />
oder sogar beide zu vertreiben oder eben Rossi<br />
durchaus schweren Herzens gehen zu lassen und<br />
dafür zwei Fahrer an sich zu binden, die beide<br />
für die kommenden Jahre als WM-Anwärter<br />
angesehen werden.<br />
Yamahas letztendliche Entscheidung mag zwar<br />
aufgrund von Rossis Verdiensten als ein wenig<br />
hartherzig angesehen werden, doch es war sicher<br />
nicht so, <strong>das</strong>s der Hersteller seinen Star mit aller<br />
Gewalt in Richtung Ducati drängen musste. Vor<br />
allem musste Yamaha aber bedenken, <strong>das</strong>s Spies<br />
in der Vergangenheit auch seinen langjährigen<br />
Partner Suzuki hängen ließ, weil der ihn nicht<br />
schnell genug in die <strong>MotoGP</strong> brachte. Ähnliches<br />
hätte bei einer zu langen Wartezeit auf <strong>das</strong> Werks-<br />
Motorrad auch passieren können. Und Lorenzo<br />
hätte es vielleicht auch nicht immer an Rossis<br />
Seite ausgehalten, Lockangebote von <strong>Honda</strong> und<br />
Ducati hatte er bereits im Jahr 2009.<br />
Dementsprechend muss <strong>das</strong> Abschluss-Urteil<br />
lauten, ja, Yamaha steht besser da, vor allem wenn<br />
Lorenzo und Spies auf lange Sicht gehalten werden<br />
können. Sollte dem so sein, dann wird sich<br />
die Frage nach der richtigen Entscheidung in fünf<br />
Jahren wahrscheinlich gar nicht mehr stellen. Da<br />
hast du‘s, Jein. <br />
MSM<br />
Dementsprechend muss <strong>das</strong><br />
Abschluss-Urteil lauten, ja, Yamaha<br />
steht besser da, vor allem wenn<br />
Lorenzo und Spies gehalten werden.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 91
Story.Wetterlügerei<br />
Flop 5<br />
Wetterlügerei<br />
Wir bitten zur Revue der Wetterunklarheiten, denn wo<br />
der zWeiradsport auch sei, <strong>das</strong> Schlechtwetter ist entgegen<br />
aller Gesetze fast immer dabei.<br />
Text: Jule krause<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier befassen wir uns ganz<br />
und gar mit der Wetterlügerei und ‚Murpheys Law‘. Denn Zweiradsport<br />
liebt es gerne bunt, variiert und nicht zentriert, global von A nach B, zu<br />
Luft und auch zur See. Ma reist weit, von Grenzen ganz befreit, doch<br />
stellt sich oft die Frage, wieso man fliegt fern und nah, oder in die Wüste<br />
von Katar, wenn Regen, Wind und Schnee auch zu Haus‘ verfügbar war.
Lausitz<br />
5<br />
Regentropfen, die auf den Asphalt klopfen, die gab es jedes Jahr,<br />
wenn Zweiradsport am Eurospeedway zu Gaste war. Dabei, man<br />
höre und staune sehr, zieht man die Niederschlagswerte her, regnet<br />
es in der Lausitz gar nicht sehr. Doch ist es fast wie Hohn, nicht<br />
selten eine Qualifikation - Trainings und die Testfahrt auch -<br />
verbleibet ohne jeglichen Gebrauch, weil Regen herunter prasselt,<br />
stetig auf den Dächern rasselt, die Fahrbahn ruiniert, der Fahrer<br />
stürzt und sich geniert. Die IDM kann ein Liedchen davon singen,<br />
selbst in Trockenzeiten Regengüsse niedergingen, ‚drum merke Dir<br />
im Hirn, bring den Regenschirm.<br />
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Statistisch gesehen ist die<br />
Lausitz eine der trockendsten Gegenden Deutschlands, außer wenn<br />
Rennen angesetzt sind, dann regnet es mindestens an einem Tag. →<br />
Brands<br />
Hatch<br />
4<br />
Fotos: milagro, ADRIvo/SUTTon, ADRIvo/böRNER<br />
Winterwahn, wer weiß wo die Winter vorher war‘n, bevor sie nach<br />
England kam. Sie sollten mal die Briten seh‘n, wenn die plötzlich im<br />
Schnee steh‘n. Was wollte der Wintereinbruch nur, der so plötzlich<br />
über die Strecke fuhr, in Brands Hatch Anfang April, alle Räder<br />
standen still, doch es weiter keiner zugeben will, <strong>das</strong> auch in England<br />
es schneit, fast zu jeder Jahreszeit, vor allem wenn Rennen sind<br />
geplant, sich stets ein Kälteeinbruch anbahnt. Selbst für die British<br />
Superbike ist es zu viel, kommt Schnee ins Spiel. Die BSB verschob,<br />
sich <strong>das</strong> Rennen bis Mai aufhob, denn auf Schnee zu fahren geht<br />
bedenklich schlecht, sich die mangelnde Ausrüstung rächt. ‚Drum<br />
lass die Engländer erzähl‘n, sich in Flipflops durch den Winter<br />
quäl‘n. Merke Dir, Schnee gibt‘s auch hier.<br />
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: In England schneit es nie,<br />
da können Sie jeden Briten fragen und dennoch ‚überrascht‘ der<br />
Schnee Mittelengland nicht nur von November bis März, sondern<br />
auch bis Mai und sorgt für Rennverschiebungen der nationalen<br />
Meisterschaften.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93
Story.Wetterlügerei<br />
3<br />
Oschersleben<br />
Ach wie herrlich ist es in Misano, die Sonne strahlt oft froh, doch <strong>das</strong> zu wenig Show. Erst wenn Kälte, Wind<br />
und Dauerregen über eine Strecke fegen, fühlt sich die IDM mit Gottes Segen. So ein Wind macht schon was<br />
her, Oschersleben geht daher ohne gar nicht mehr und um die Attraktion zu steigern, wollte <strong>das</strong> Klima auch<br />
im Wonnemonat Mai die Winterdürre nicht verweigern. Eine Strecke muss sich einen Namen machen, um<br />
Neid bei der Konkurrenz zu entfachen, doch der Osten hat kein Geld, daher wird kein Vergnügungspark hingestellt.<br />
Wir bleiben bei Naturgewalten, um Rennen interessant zu gestalten, so fragt der Fahrer nach 2010,<br />
was wird wohl dieses Jahr gescheh‘n, werden es weniger als 8 Grad, brauchen wir Spikes am Rad, oder bleibt<br />
es nur beim Wind, der über die Börde fegt geschwind?<br />
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Während Teams, Fahrer, Journalisten, Fotografen und Fans über Jahre<br />
nur mit dem vielen Wind in Oschersleben zu kämpfen hatten, kam 2010 mitten im Mai noch bittere Kälte und<br />
2<br />
viel Regen dazu.<br />
Phillip<br />
Island<br />
Heller Sonnenschein, kann nicht immer sein,<br />
Wolken zieh‘n, Fahrer flieh‘n schnell dahin. Ob es<br />
Frühjahr ist, ob der Herbst die Flaggen hisst, Phillip<br />
Island bietet jedes Jahr, Regen und Wind so<br />
wunderbar. Streit bricht ständig aus, wann bleibt<br />
wer zu Haus‘? Im Sommer ist‘s zu heiß, im Winter<br />
läg‘ <strong>das</strong> Eis, drum bastelt man weiter herum, um<br />
zu finden <strong>das</strong> perfekte Datum. Superbikes setzten<br />
auf Februar, da ist <strong>das</strong> Wetter selten klar, weshalb<br />
sich die <strong>MotoGP</strong> sicher war, der Oktober allein<br />
ist zum Fahr‘n da. Kommen sie dann an, sind<br />
beide jeweils dran, Regen plätschert, Trainings<br />
weichen, bis die Sonne gibt ein Zeichen. Was<br />
sonst immer so klar, in Australien ist‘s nicht wahr,<br />
die Jahreszeiten sind bunt gemischt, da nützt die<br />
ganze Planung nüscht. Wer im März partout nicht<br />
fahren will, der bleibe besser still.<br />
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Bessere<br />
Renn-Termine für <strong>MotoGP</strong> und Superbike zu<br />
finden, welche die Kälte- und Regenwahrscheinlichkeit<br />
minimieren, ist unwahrscheinlich, solange<br />
man nicht im Sommer fahren will, denn der März<br />
ist bereits an die Formel 1 vergeben.<br />
Fotos: milagro, ADRIvo/BöRNER<br />
94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Katar1<br />
Unter einem Regenschirm am Abend, hängt man sich zum<br />
ersten Male ein, doch muss es in der Wüste sein? So ein Wüstenflair<br />
macht an sich was her, doch wenn's regnet, nicht ganz so<br />
sehr. Solche Nächte in der Wüste werden oft verachtet, Losail als<br />
leicht betrachtet, Fahrern gesagt 'du machst'det, doch ist es nicht<br />
nur kalt und rutschig der Asphalt, man fällt auch schneller hin<br />
und dann sind Brüche drin. Abends aufzusteh'n, um mal was<br />
anderes zu seh'n, weil es sonst langweilig wird (so sich die Dorna<br />
nicht irrt). Doch diese Verschieberei'n müssten eigentlich nicht<br />
sein, nach hinten und nach vorn, <strong>das</strong> steigert nur des Fahrers<br />
Zorn, 2009 um einen Tag sogar, na wunderbar, um zu entgehen<br />
dem Regenbann, fangt einfach etwas früher an.<br />
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Regen in der Wüste<br />
während <strong>MotoGP</strong>-Tests & <strong>MotoGP</strong>-Rennen bei normalerweise<br />
durchschnittlich 2,7 Regentagen im April.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95
story.GP-Helden<br />
Was macht eigentlich...<br />
Alex Hofmann?<br />
Jeder kennt ihre Namen, aber was machen sie eigentlich heute? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
stellt die Grand-Prix-Helden vergangener Tage vor. Den Anfang macht der bislang letzte deutsche <strong>MotoGP</strong>-Pilot:<br />
Alex Hofmann. Text: Clemens Schreiter<br />
FOTOS: milagro<br />
96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Estoril 2007. Die Ducati Desmosedici mit der<br />
Startnummer 66 rollt an die Box, der Fahrer<br />
steigt ab und nie wieder auf. Es waren die letzten<br />
Meter des Alex Hofmann als aktiver <strong>MotoGP</strong>-<br />
Pilot. Wegen eines Problems am Motorrad musste<br />
der D‘Antin Ducati-Pilot <strong>das</strong> Rennen aus der<br />
Box in Angriff nehmen. Doch schon nach wenigen<br />
Runden war es wieder vorbei, weil ihm seine<br />
Verletzung aus dem Rennen in Laguna Seca zu<br />
schwer zu schaffen machte und seine beiden<br />
Ducatis einfach nicht richtig funktionierten.<br />
»Das Team und Luis D‘Antin warfen mir mangelnde<br />
Motivation vor, um einen Grund für eine<br />
Kündigung zu finden«, klärt Hofmann heute die<br />
schmerzen und langem Überlegen gesagt, <strong>das</strong>s<br />
es vielleicht doch besser ist, lieber früher als später<br />
die Reißleine zu ziehen. Ich wollte auch nicht<br />
mehr in schlechten Teams mit schlechten Motorrädern<br />
fahren, oder in Klassen, von denen ich<br />
nicht überzeugt war.«<br />
Mit Motorradrennen hat er abgeschlossen.<br />
Seine Zweiradkarriere ist offiziell beendet. »Ich<br />
werde definitiv nicht danach jagen, wieder Rennen<br />
zu fahren. Mit dem Thema bin ich durch.«<br />
Doch <strong>das</strong> Motorrad ganz zur Seite stellen kann er<br />
auch nicht. Da passt ihm seine Arbeit als Testfahrer<br />
im Aprilia-Superbike-Team sehr gut. 2008<br />
startete die italienische Marke ihr Projekt in der<br />
Das Team warf mir mangelnde Motivation vor.<br />
Vor Gericht haben sie allerdings verloren und<br />
Luis D‘Antin hat auf Lebzeiten Fahrerlager-Verbot.<br />
Situation auf. »Vor Gericht haben sie allerdings<br />
verloren und Luis D‘Antin hat auf Lebzeiten<br />
Fahrerlager-Verbot von der Dorna.«<br />
Die Karriere des Alex Hofmann startete so<br />
richtig 2002 mit dem Einstieg in die <strong>MotoGP</strong>.<br />
Vorher wurde er spielend deutscher Meister,<br />
gewann 10 von 10 Rennen und startete von 1999<br />
bis 2001 in der 250er WM. Durch seine Größe<br />
war aber auch schnell klar, <strong>das</strong>s er ein stärkeres<br />
Motorrad unter sich brauchte. Als Ersatzfahrer<br />
von Gary McCoy im Yamaha-WCM-Team<br />
machte er den ersten Schritt nach oben. Bei zwei<br />
Renneinsätzen für Loris Capirossi bewies er, was<br />
der lange Kerl drauf hat. Prompt klopfte<br />
Kawasaki an und machte ihn von 2003 bis 2005<br />
zum Stammfahrer. Doch 2007 nahm der deutsche<br />
Traum dann <strong>das</strong> jähe Ende von Estoril.<br />
Die meisten Fans wissen, <strong>das</strong>s der Wahl-<br />
Schweizer heute seine Brötchen als TV-Experte<br />
verdient. »2008, als es sich herausgestellt hat,<br />
<strong>das</strong>s meine <strong>MotoGP</strong>-Karriere zu Ende war, zeichnete<br />
sich ab, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> DSF die <strong>MotoGP</strong>-Rechte<br />
bekommen und die Rennen übertragen würde.<br />
Wir haben uns dann gegenseitig kontaktiert,<br />
geschaut inwiefern Interesse und auch Talent<br />
vorhanden waren, und danach ging es 2009 los«,<br />
beschreibt Hofmann, wie er zum Job neben<br />
Kommentator Edgar Mielke gekommen ist.<br />
Hofmanns Entscheidung aus dem aktiven<br />
Renngeschehen auszusteigen, hatte nichts mit<br />
dem Familienzuwachs im Jahr 2010 zu tun. »Die<br />
Entscheidung ist ja mehr oder weniger schon<br />
2008 gefallen, nach dem vermasselten Jahr in der<br />
<strong>MotoGP</strong> und den vielen Verletzungen«, erklärt<br />
Hofmann. »Für mich war dann ein Punkt<br />
erreicht, an dem mir bewusst wurde, <strong>das</strong>s ich<br />
nicht näher an die Weltspitze der <strong>MotoGP</strong> herankommen<br />
würde, denn <strong>das</strong> war immer mein<br />
großes Ziel. Ich habe mir nach vielen Bauch-<br />
Superbike-WM. Ein Jahr später gaben sie ihr<br />
Debüt. Hofmann entschied sich allerdings weiter<br />
als Testfahrer unterwegs zu sein, da er sich kurz<br />
zuvor beim Supermoto verletzte. Doch ein Rennfahrer<br />
bleibt immer Rennfahrer. So möchte er<br />
2011 wenigstens ein Rennen fahren - dazu wechselt<br />
er jedoch auf vier Räder: »Ich werde dieses<br />
Jahr die 24 Stunden auf dem Nürburgring mit<br />
einem BMW M3 in der GT4-Klasse bestreiten.«<br />
Was aber macht Hofmann in der Offseason,<br />
wenn keine <strong>MotoGP</strong> im Fernsehen zu erklären<br />
ist? »Dann ist hauptsächlich Aprilia angesagt, weil<br />
im Winter die Hauptarbeit für die Saison stattfindet.<br />
Das sind dann so zwei Mal drei Testtage im<br />
Monat«, klärt er auf. »Das bedeutet aber auch<br />
immer körperliche Vorbereitung, denn ganz ohne<br />
geht es auch nicht. Ich muss schon fit bleiben, weil<br />
sonst die ganze Testerei, bei der man den ganzen<br />
Tag Vollgas geben muss, einfach nicht funktioniert.«<br />
Der letzte Winter war ein ganz besonderer<br />
für den 30-Jährigen. »Ich kam vom letzten Test<br />
und wurde direkt drei Tage später Vater. Da war<br />
natürlich die ganze Zeit Alarm, aber es war ein<br />
Erlebnis, <strong>das</strong> ich nicht missen möchte.«<br />
In seiner Rolle als TV-Experte kommt er nicht<br />
umhin, sich permanent mit den aktuellen deutschen<br />
GP-Stars auseinanderzusetzen. Besonders<br />
in seinem Fokus steht Stefan Bradl, der auf einem<br />
guten Weg ist, ihn in der <strong>MotoGP</strong> zu beerben.<br />
Seine Chancen stehen laut Hofmann gut, aber<br />
der Sohn von Helmut Bradl sollte nicht um jeden<br />
Preis in die Königsklasse aufsteigen. »Er sollte<br />
erst einmal versuchen, die Moto2 zu erobern und<br />
dann den Schritt in die <strong>MotoGP</strong> wagen«, schätzt<br />
Hofmann die Situation ein. »Dafür muss <strong>das</strong><br />
gesamte Umfeld stimmen und er sollte es nicht<br />
um jeden Preis machen. Er sollte auf keinen Fall<br />
in irgendein x-beliebiges Team gehen, nur weil<br />
es eben dabei ist.«<br />
Alex Hofmann<br />
Geboren am 25. Mai 1980 in Mindelheim<br />
sportliche Karriere<br />
1998: Deutscher Meister (10 Rennen,<br />
10 Siege) / Europameister 250ccm<br />
1999-2001: 250ccm-Weltmeisterschaft<br />
(Beste Platzierung: 12. Rang )<br />
2002: Ersatzfahrer Yamaha-WCM<br />
2003-2005: Kawasaki-Werksteam <strong>MotoGP</strong><br />
2006-2007: D‘Antin Ducati <strong>MotoGP</strong><br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97
Interview.Kiefer<br />
Fotos: kiefer racing/Friedrich Weisse<br />
98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Falko Schoklitsch<br />
Zukunftsmusik<br />
<br />
<strong>MotoGP</strong><br />
Angesichts des starken Saisonstarts könnte Kiefer Racing mit Stefan Bradl eine gute<br />
Moto2-Saison bevorstehen. Das MOTORSPORT-<strong>Magazin</strong> sprach mit Teamchef STEFAN Kiefer über<br />
die Ziele für 2011, den SPARDRANG in der WM und einen möglichen Aufstieg in die <strong>MotoGP</strong>.<br />
Überzogene Erwartungen sind eine Schwäche,<br />
der die Menschheit oft zum Opfer fällt. Dementsprechend<br />
gewöhnt ist der Homo Sapiens auch<br />
an <strong>das</strong> Gefühl der Enttäuschung, denn wie der<br />
Ausdruck schon vermuten lässt, sind überzogene<br />
Erwartungen nur schwer zu erfüllen. Ob nun<br />
überzogen oder nicht, Stefan Bradl hat mit seinen<br />
Moto2-Testauftritten im Winter und seinem Auftaktsieg<br />
in Katar für ein ordentliches Maß an<br />
Zuversicht bei Kiefer Racing gesorgt. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
sprach mit Teamchef Stefan Kiefer<br />
darüber, wie die Ziele für die Saison nun wirklich<br />
aussehen und was die Zukunft so bringen könnte.<br />
MSM: Nach dem vielversprechenden Saisonstart<br />
stellt sich natürlich die Frage, wie sehen eure<br />
und Stefans Ziele für 2011 aus?<br />
STEFAN KIEFER: Die Ziele sind einfach die, <strong>das</strong>s<br />
wir uns im Vergleich zum Vorjahr verbessern<br />
wollen, was die Endplatzierung angeht. Das<br />
heißt, besser als Platz neun. Das sind unsere<br />
Ziele. Wir haben uns gut vorbereitet. Wir haben<br />
ein Fahrzeug, <strong>das</strong> gut funktioniert. Bei den Tests<br />
und in Katar hat man auch gesehen, <strong>das</strong>s wir ein<br />
Wörtchen mitreden können.<br />
Hat sich der Wechsel zu Kalex bezahlt gemacht?<br />
Für uns ist es auf jeden Fall die richtige Entscheidung<br />
gewesen. Ob sich <strong>das</strong> für uns letztlich<br />
bezahlt machen wird oder ob es sich bezahlt<br />
gemacht hat, kann man erst sagen, wenn die<br />
halbe Saison vorbei ist. Wir haben aber definitiv<br />
unsere Ziele FÜR DIE SAISON<br />
2011 SIND EINFACH DIE, DASS WIR<br />
UNS im VERGLEICH ZUM VORJAHR<br />
VERBESSERN WOLLEN, WAS DIE<br />
ENDPLATZIERUNG in DER WELT-<br />
MEISTERSCHAFT ANGEHT. Das<br />
HEISSt, BESSER ALS PLATZ NEUN.<br />
ein Fahrzeug, <strong>das</strong> gut funktioniert. Stefan kommt<br />
gut damit zurecht und auch die Zusammenarbeit<br />
mit den Leuten von Kalex läuft hervorragend.<br />
Wie läuft die Arbeit mit Kalex? Ist sie anders als<br />
noch mit Suter?<br />
Es werden keine Unterschiede zwischen uns und<br />
dem Pons-Team gemacht. Da gibt es keine Unterschiede.<br />
Aufgrund der sprachlichen Seite - wobei<br />
<strong>das</strong> mit der Schweiz auch gegeben war - und der<br />
räumlichen Seite ist es so, <strong>das</strong>s wir sehr eng mit<br />
Kalex zusammenarbeiten können. Wir können<br />
schnell vorbeifahren, wir können teilweise zwei,<br />
drei Ideen einfließen lassen, die wir verändert<br />
haben wollen und die auch umgesetzt werden.<br />
Das sind Dinge, die in diesem engen Feld, in dem<br />
es um Hundertstel und Zehntel geht, schon entscheidend<br />
sein können.<br />
Stefan hatte im vorigen Jahr durchaus einen<br />
Durchhänger, wie wichtig war es psychologisch<br />
für ihn, <strong>das</strong>s er den noch vor Saisonende so richtig<br />
beseitigen konnte?<br />
Ich würde jetzt nicht wirklich sagen, <strong>das</strong>s er<br />
einen Durchhänger hatte. Wenn man sich an die<br />
vorige Saison erinnert, da war Stefan im Training<br />
beim ersten Lauf in Katar dominierend und ist<br />
dann leider von Alex de Angelis im Rennen<br />
abgeschossen worden. Da war er schon supergut<br />
drauf, aber er hat die Moto2 sicher noch nicht<br />
so gut fahren können, wie er sie zu Ende der<br />
Saison fahren konnte oder jetzt fahren kann. →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99
Interview.Kiefer<br />
Dann kam noch ein bisschen Pech dazu und<br />
irgendwann hast du dann in der Mitte der Saison<br />
unter Anführungsstrichen schon einen Hänger<br />
gehabt. Aber <strong>das</strong> ist nicht nur so gewesen, <strong>das</strong>s<br />
Stefan einen Hänger gehabt hat, da kamen verschiedene<br />
Dinge zusammen: ein bisschen Pech,<br />
vielleicht beim Stefan auch eine mentale<br />
Geschichte und deswegen war es extrem wichtig,<br />
<strong>das</strong>s wir zum Ende der vorjährigen Saison noch<br />
ein paar konstante Ergebnisse und in Estoril<br />
sogar einen Sieg einfahren konnten. Das war<br />
natürlich perfekt. Das hat Stefan mit Sicherheit<br />
noch Auftrieb gegeben, den er in diesem Jahr<br />
auch wieder umsetzen konnte.<br />
Einmal angenommen, Stefan geht die Saison<br />
auf. Dann müsste der nächste Schritt die<br />
<strong>MotoGP</strong> sein. Denkst du schon daran?<br />
Erst einmal ist es ein bisschen früh dafür. Sicher,<br />
wenn Stefan kurz nach der Hälfte der Saison so<br />
aussichtsreich in der Moto2-Gesamtwertung liegen<br />
würde, <strong>das</strong>s man über <strong>MotoGP</strong> nachdenken<br />
kann, dann würden wir mit Sicherheit als Team<br />
Kiefer damit beginnen, uns Gedanken darüber<br />
zu machen. Wir werden dann rechtzeitig<br />
Gespräche führen, um mit Stefan vielleicht den<br />
Sprung in die nächsthöhere Klasse zu machen.<br />
Im Moment ist <strong>das</strong> aber noch Zukunftsmusik.<br />
Zuerst sind einmal Erfolge notwendig.<br />
Wäre die <strong>MotoGP</strong>, in der Form wie sie 2012<br />
funktioniert, für dich interessant?<br />
Sie ist für uns dann auf jeden Fall interessanter.<br />
Wie gesagt, ich will noch gar nicht so viel über<br />
die <strong>MotoGP</strong> reden, aber wenn es wirklich dazu<br />
käme, wird es sich zeigen, ob für uns ein CR-<br />
Team infrage käme oder doch die Zusammenarbeit<br />
mit einem Werksteam. Auf jeden Fall ist die<br />
<strong>MotoGP</strong> ab 2012 für alle, auch für die, die <strong>das</strong><br />
bestreiten und alle anderen drum herum, wesentlich<br />
interessanter, ausgewogener und ich glaube,<br />
es wird dann auch ein tolles Feld geben.<br />
Wie eng läuft die Zusammenarbeit mit dem<br />
Grand Prix Team Switzerland wirklich?<br />
Absolut eng. Wir arbeiten sehr eng zusammen.<br />
Die finalen Chassis-Einstellungen und womit<br />
Randy [Krummenacher] dann letztlich fährt, <strong>das</strong><br />
wird von den Technikern gemacht, die vom<br />
Grand Prix Team Switzerland mitgenommen<br />
Auf jeden FALL IST DIE MOTOGP<br />
ab 2012 FÜR ALLE, AUCH FÜR DIE,<br />
DIE DAS BESTREITEN UND ALLE<br />
ANDEREN DRUM HERUM, WESENT-<br />
LICH INTERESSANTER UND AUSGE-<br />
WOGENER. ICH GLAUBE, es WIRD<br />
DANN AUCH EIN TOLLES FELD in<br />
DER KÖNIGSKLASSE GEBEN.<br />
wurden. Aber ansonsten lief die Vorbereitung<br />
wie ein Team und <strong>das</strong> gilt auch für die<br />
Übersee-Rennen.<br />
Kannst du irgendein Urteil über Randy Krummenachers<br />
Eingewöhnung an die Moto2<br />
abgeben?<br />
Die neue Kalex-Maschine kommt Stefan Bradl sehr entgegen. Das bewies der Deutsche<br />
mit starken Testergebnissen und seinem Auftaktsieg in Katar<br />
Fotos: kiefer racing/Friedrich Weisse<br />
100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Das Team Kiefer ist mit der Zusammenarbeit mit<br />
dem neuen Partner Kalex sehr zufrieden<br />
Stefan Bradl hat den Durchhänger aus der Saison 2010 bestens weggesteckt und geht<br />
gestärkt durch einen starken Saisonbeginn in sein zweites Moto2-Jahr<br />
Das lief recht gut. Er ist viele Runden gefahren,<br />
hat leider Gottes in Almeria bei privaten Tests<br />
einen dummen Sturz gehabt, aber auf der anderen<br />
Seite ist er viel gefahren und dafür wenig gestürzt.<br />
Wie man bei den Tests in Jerez sah, war er dort<br />
15. in der Gesamtwertung, <strong>das</strong> war nicht schlecht.<br />
Man kann also sagen, er hat den Schritt von der<br />
125er in die Moto2 doch recht gut vollzogen. Und<br />
auch er kommt mit der Kalex recht gut zurecht.<br />
Ein Blick auf <strong>das</strong> restliche Feld, <strong>das</strong> ja wieder<br />
sehr umfangreich ist. Wer hat dich bislang am<br />
meisten beeindruckt?<br />
Das ist eine recht einfache Frage. Am meisten beeindruckt<br />
hat mich Marc Marquez. Er ist genauso wie<br />
Randy in die Moto2 umgestiegen und zählt mittlerweile<br />
ganz klar zu den Titelfavoriten. Er hat mich<br />
am allermeisten beeindruckt. Dann sind da Leute<br />
wie Takahashi, Lüthi und Simon. Das sind Fahrer,<br />
die sehr ernst zu nehmen sind. Und dann gibt es mit<br />
Sicherheit noch sechs, sieben Weitere, die auch in<br />
der Lage sind, Grands Prix zu gewinnen.<br />
Thema Marc Marquez: viele feiern ihn schon als<br />
den nächsten ganz großen Überflieger. Würdest<br />
du dem jetzt schon zustimmen oder findest du<br />
es noch zu früh dafür?<br />
Ich glaube, der Sache würde ich jetzt schon<br />
zustimmen. Ich kenne ihn zwar nicht wirklich<br />
persönlich, aber ich habe ihn schon neben der<br />
Rennstrecke, etwa im Hotel, erlebt. Im Endeffekt<br />
ist man ja doch nahe dran an den Leuten und<br />
auf, sowie neben der Strecke, verhält er sich dermaßen<br />
professionell in seinem Alter, <strong>das</strong>s ich<br />
sagen muss, <strong>das</strong> könnte aus spanischer Sicht ein<br />
weiterer Pedrosa oder Lorenzo werden.<br />
Allgemein betrachtet: In allen drei Klassen wird<br />
ab 2012 versucht, möglichst kostengünstig zu<br />
operieren. Dir als Teamchef muss <strong>das</strong> doch zusagen,<br />
geht die Prototypen-WM aber auch technologisch<br />
den richtigen Weg?<br />
Ich glaube, man geht in die richtige Richtung.<br />
Wir betreiben hier höchsten <strong>Motorsport</strong>, so<strong>das</strong>s<br />
man hier durchaus von der Serie weggehen kann<br />
und obwohl es eine Prototypen-WM ist, werden<br />
durch viele Dinge die Kosten im Vergleich zu den<br />
Jahren zuvor drastisch eingeschränkt. Vor allem<br />
wenn man <strong>das</strong> etwa im Vergleich zur 250er sieht,<br />
wo viel finanzieller Aufwand notwendig war, um<br />
Rennen zu gewinnen. Daher denke ich, es ist<br />
richtig, wie es im Moment läuft.<br />
Kannst du dir mit den kostengünstigeren Klassen<br />
vorstellen, dein Team in mehr als einer<br />
Klasse an den Start zu bringen?<br />
Es ist alles denkbar. Das ist für uns sicher vorstellbar,<br />
auch wenn wir im Moment <strong>das</strong> Augenmerk<br />
ganz klar auf die Moto2 legen. Ich glaube, wir sind<br />
in alle Richtungen offen. Je nachdem, wie sich die<br />
Konstellation und wie sich die Resultate in diesem<br />
Jahr entwickeln, kann es durchaus sein, <strong>das</strong>s wir<br />
im nächsten Jahr wieder in der Moto2 an den Start<br />
gehen, es kann auch sein, <strong>das</strong>s wir einen Moto3-<br />
Fahrer dabei haben. Mit ganz, ganz, ganz viel<br />
Glück, aber da denken wir wie gesagt noch nicht<br />
drüber nach, wird man vielleicht auch den Schritt<br />
in die <strong>MotoGP</strong> vollziehen.<br />
Zum Abschluss: Wer sind deine WM-Tipps?<br />
Lass mich überlegen. In der 125er würde ich im<br />
Moment sagen, Terol. In der Moto2 ist es wirklich<br />
schwierig. Da gibt es so viele, aber ich sage Takahashi.<br />
In der <strong>MotoGP</strong> Stoner. Die <strong>Honda</strong> ist im<br />
Moment sehr beeindruckend.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 101
Story.Cortese<br />
sANDRo<br />
Cortese<br />
Zwischen<br />
d Den Welten<br />
102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Steckbrief<br />
Name: Sandro Cortese<br />
Geboren: 06.01.1990 in Ochsenhausen<br />
Nationalität: Deutsch<br />
Wohnsitz: Berkheim<br />
Familienstand: Ledig<br />
Größe: 1,69 m<br />
Gewicht: 61 kg<br />
Motorrad: Aprilia RSA 125<br />
Vorbild: Valentino Rossi<br />
Hobbys: Fußball, Schwimmen, Tennis<br />
Lieblingsessen: Rino Eis, Tiramisu<br />
Sandro Cortese fährt Motorrad auf Weltniveau und<br />
will nächstes Jahr in die Moto2 aufsteigen.<br />
Doch jetzt versucht er sich nebenbei erst einmal in<br />
einem ganz anderen Bereich - <strong>das</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
blickt hinter die Kulissen seiner Welt.<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Fotos: milagro<br />
Er reist um die ganze Welt, besucht in neun<br />
Monaten fünfzehn verschiedene Länder, muss<br />
hart trainieren und fährt auf höchstem Niveau<br />
gegen die besten Motorradfahrer der Welt und<br />
dennoch gehört er zur ganz normalen jungen<br />
Generation. Er trifft sich mit Freunden, liebt<br />
und pflegt sein Auto, mag Facebook, hört<br />
Musik von Michael Jackson, Rihanna und<br />
Lena Meyer-Landrut und macht eine Ausbildung<br />
zum Groß- und Außenhandelskaufmann.<br />
Aber keine Angst, Sandro Cortese<br />
bleibt hauptberuflich Motorradfahrer. Trotzdem<br />
wollte der Berkheimer mal etwas<br />
Anderes ausprobieren.<br />
»Jeder muss etwas arbeiten, warum sollte<br />
ich dann zu Hause rumsitzen?«, fragt er rhetorisch.<br />
Na klar, regelmäßiges Training und<br />
durch die ganze Welt jetten reichen ja nicht.<br />
Besonders nicht im 21. Jahrhundert, wo überall<br />
von einem zweiten Standbein gesprochen<br />
wird. Seit Januar sitzt der Motorradprofi regelmäßig<br />
im Büro, kümmert sich um den Warenverkehr<br />
bei Intact und drückt ab September<br />
auch wieder die Schulbank. Die nächsten<br />
zweieinhalb Jahre werden also eine Doppelbelastung,<br />
doch Cortese sieht <strong>das</strong> anders: »Für<br />
mich ist die Ausbildung eine richtig gute<br />
Ablenkung, dadurch denke ich nicht den<br />
ganzen Tag ans Motorradfahren und <strong>das</strong><br />
macht mich locker.«<br />
Locker macht den 21-Jährigen wohl auch<br />
<strong>das</strong> Konditions- und Aufbautraining am<br />
Nachmittag nach der Arbeit. Wozu hat der<br />
Tag schließlich 24 Stunden und <strong>das</strong> Jahr 365<br />
Tage? Von denen verbringt er übrigens fast<br />
die Hälfte in fremden Ländern. Dabei ist es<br />
daheim doch am schönsten. Das beweist seine<br />
Freude darüber, <strong>das</strong>s er in diesem Jahr in<br />
einem deutschen Team unterwegs ist und von<br />
einer einheimischen Crew betreut wird, die<br />
ihre Augen ausschließlich auf ihn als alleinigen<br />
Fahrer richtet. »Das Team ist noch →<br />
»Für mich ist die<br />
Ausbildung eine<br />
richtig gute Ablen -<br />
kung, dadurch denke<br />
ich nicht den ganzen<br />
Tag ans Motorrad -<br />
fahren und <strong>das</strong><br />
macht mich locker.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103
Story.Cortese<br />
Statistik<br />
Sandro Cortese begann seine Karriere im<br />
ADAC Mini Bike Cup. Er holte 1999 den<br />
Titel im Europa Pocket Bike Cup und wurde<br />
2002 Deutscher Mini Bike Meister.<br />
Nach den Minis stieg er in die 125ccm-<br />
Klasse der IDM auf und wurde dort Zehnter.<br />
2005 ging es für den Berkheimer in die<br />
WM. Seitdem startet er permanent in der<br />
125er-Klasse und hat bisher noch kein<br />
einziges Rennen ausgelassen.<br />
Seine Debüt-Saison schloss Cortese beim<br />
Kiefer-Bos-Castrol Racing Team auf Gesamt -<br />
rang 26 ab. Ein steter Aufstieg sollte folgen.<br />
Im Jahr darauf wurde er mit Tom Lüthi als<br />
Teamkollegen an seiner Seite schon 17.<br />
2007 ging es bis auf Gesamtrang 14 nach vorn.<br />
In den darauffolgenden beiden Jahren beendete<br />
er die Saison jeweils als Achter und Sechster.<br />
2010 wurde sein Aufwärtstrend gestoppt,<br />
denn Cortese beendete die letzte Saison<br />
als Gesamtsiebter und war damit wieder<br />
einen Rang schlechter als im Vorjahr. Dafür<br />
soll es in diesem Jahr wieder vorwärts gehen.<br />
Sandro Corteses letzte 125er Saison ließ sich gut an:<br />
Beim Auftaktrennen in Katar durfte er mit seinem Team<br />
einen Podestplatz bejubeln<br />
jung und es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber<br />
die Basis und der Grundspeed sind schon gut«,<br />
urteilte Cortese. Das bewies <strong>das</strong> Racing Team<br />
Germany bereits mit guten Tests vor der Saison<br />
und einem überaus gelungenen Auftaktrennen.<br />
»Wir müssen hart am Ball bleiben und können<br />
uns nicht zurücklehnen. Mit diesem Arbeitsstil<br />
und ein bisschen Glück können wir in diesem<br />
Jahr gute Ergebnisse einfahren«, weiß der Aprilia-Pilot,<br />
der von Jürgen Lingg auf technischer<br />
Seite bestens betreut wird. Diese Saison wird für<br />
Cortese die sechste und definitiv die allerletzte<br />
in der 125ccm-Klasse sein. Nicht weil die Zweitakt-Kategorie<br />
im nächsten Jahr abgeschafft wird,<br />
denn die Moto3 steht auch nicht auf seiner To-<br />
Do-Liste, sondern: »Ich will hoch in die Moto2!«<br />
Aber als Topfahrer, weil dann stehen die Karten<br />
für ein gutes Team und ein paar Sponsoren nicht<br />
allzu schlecht.<br />
Das erklärte Ziel für 2011 ist also »so weit<br />
vorne wie möglich zu landen und dafür werde<br />
ich mein Bestes geben«. Doch <strong>das</strong> wird kein<br />
Zuckerschlecken, denn nach den ersten Einblicken<br />
ist schon fast klar, <strong>das</strong>s Nico Terol <strong>das</strong> letzte<br />
Jahr der kleinen Klasse wohl dominieren wird,<br />
sollte nichts Schlimmes dazwischenkommen.<br />
»Auch Hector Faubel wird bestimmt von Rennen<br />
zu Rennen besser, Jonas Folger und Efren Vazquez<br />
könnten ebenso gefährlich werden«, vermutet<br />
Cortese, der aber noch keine genauen<br />
Prognosen abgeben will.<br />
Er selbst ist für einen starken Kampf um die<br />
besten Plätze in dieser Saison auf jeden Fall<br />
bestens gerüstet. »Ich habe im letzten Jahr so viel<br />
gelernt wie noch nie und durch die Ausbildung<br />
bin ich mit mir selbst konsequenter geworden.<br />
Mein Tag ist ausgefüllter und ich schätzte <strong>das</strong><br />
Motorradfahren jetzt viel mehr. Erst so erkennst<br />
du, wie privilegiert du als Motorradfahrer eigentlich<br />
bist.« So bleibt für Cortese also der Rennsport<br />
Fokus Nummer 1.<br />
Doch wenn er gerade mal nicht auf einer der<br />
Rennstrecken dieser Welt unterwegs ist oder der<br />
Bürostuhlakrobatik nachgeht, fährt der stets gut<br />
gelaunte Schwabe besonders im Sommer gern<br />
einmal Motocross - aber noch ein weiteres motorisiertes<br />
Gefährt liegt ihm sehr am Herzen: »Mein<br />
BMW, <strong>das</strong> ist mein Baby!« Doch wird da nicht<br />
jemand eifersüchtig? Genau, Mischlingshündin<br />
Birba. Der Name kommt übrigens aus dem Italienischen<br />
und bedeutet ‚schlau‘. Birba wohnt<br />
allerdings noch bei den Eltern und auch die<br />
Pokalsammlung hat er in Papa Corteses Büro<br />
zurückgelassen. Sandro Cortese selbst ist mitt-<br />
lerweile ausgeflogen und genießt die Ruhe in der<br />
eigenen Wohnung, dabei unternimmt er so viel<br />
es geht mit seinen Freunden und ist ansonsten<br />
des Öfteren in Facebook anzutreffen.<br />
Doch bekanntlich ist er nicht nur virtuell unterwegs<br />
und obwohl er in den letzten Jahren viele<br />
schöne Ecken dieser Welt gesehen hat, gefällt es<br />
Cortese im Moment zu Hause am besten. Mit Ausbildung,<br />
Freunden, Birba und ehrgeizigen Zielen<br />
in der Motorradelite bleibt nur Eines: »Ich habe<br />
gar keine Zeit über so etwas nachzudenken. Aber<br />
mal schauen, was die Zukunft bringt.«<br />
»Mein Tag ist ausge -<br />
füllter und ich<br />
schätzte <strong>das</strong> Motorradfahren<br />
jetzt viel<br />
mehr. Erst so erkennst<br />
du, wie privilegiert<br />
du als Motorradfahrer<br />
eigentlich bist.«<br />
Fotos: Racing Team Germany/Glaenzel<br />
104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Racing Team Germany<br />
Wer ist Racing Team Germany<br />
Teamchef Dirk Heidolf?<br />
Er sagt über sich selbst, er sei der beste<br />
deutsche 250ccm-Grand-Prix-Pilot der<br />
letzten Jahre. Mehr als zwei Vize-Titel in<br />
der deutschen Meisterschaft waren aber<br />
bei ihm nicht drin. Seine besten Ergebnisse<br />
in der GP-Endabrechnung waren zwei 20.<br />
Plätze. Die Rede ist von Racing Team Germany<br />
Teamchef Dirk Heidolf. Dabei hatte<br />
Heidolf genügend Zeit, in der Weltmeisterschaft<br />
gute Ergebnisse zu sammeln.<br />
Immerhin war er von 2002 bis 2007 im<br />
Grand Prix unterwegs. Er probierte auch<br />
eine Aprilia und eine <strong>Honda</strong>, aber beides<br />
half nichts. Wenn er nicht den Start verpatzte,<br />
dann war es <strong>das</strong> Motorrad, <strong>das</strong> ihm<br />
ein gutes Rennen vermasselte. Das Talent<br />
hatte er aber…<br />
Text: Clemens Schreiter<br />
Dirk Heidolf. Ein ehemaliger GP-Pilot, der<br />
jetzt mit dem Racing Team Germany ein<br />
eigenes Team leitet, hat vielleicht 2011<br />
endlich den richtigen Fahrer im Team.<br />
Sandro Cortese ist im Alleingang für <strong>das</strong><br />
deutsche Team unterwegs und macht seine<br />
Sache nicht schlecht: Platz zwei zum Saisonauftakt<br />
in Katar.<br />
Damit hat es Heidolf endlich geschafft, sein<br />
Team nach vorne zu bugsieren. Eine Wohltat<br />
für ihn, nachdem es 2010 so schlecht lief,<br />
besonders in der Moto2. Drei Fahrer verschliss<br />
<strong>das</strong> Team und am Ende wäre es doch<br />
nicht so schlecht gewesen, hätte man den<br />
Sachsen Arne Tode behalten. Keiner der beiden<br />
anderen Piloten schaffte es aus der ersten<br />
Reihe zu starten oder mehr Punkte zu holen.<br />
Drei Fahrer fuhren im letzten Jahr auch in<br />
der Klasse bis 125ccm. Lediglich der älteste<br />
Pilot im Team brachte die besten Ergebnisse:<br />
Tomoyoshi Koyama. Auf dem Sachsenring<br />
schaffte der Japaner mit dem zweiten Platz<br />
<strong>das</strong>, was Heidolf immer wollte, aber nie<br />
schaffte. Mit Position neun als sein bestes<br />
Resultat war er als aktiver Pilot auch eher<br />
weit weg von der Weltelite. Aber zurück in<br />
die Gegenwart. Mit Sandro Cortese scheint<br />
sich etwas geändert zu haben. Vielleicht ist seitdem<br />
die Professionalität auch ins Racing Team<br />
Germany eingezogen. »Wir haben auch jetzt<br />
wirklich den ganzen Winter sehr hart gearbeitet,<br />
die ganze Truppe, einfach alle. Ich kann<br />
mich an keine Saisonvorbereitung erinnern,<br />
die so umfangreich war, denn wir haben<br />
nichts dem Zufall überlassen«, sagte der<br />
technische Leiter Jürgen Lingg und bestätigte<br />
damit die Vermutung. Es kann aber<br />
auch an Sandro Cortese liegen, der es 2011<br />
endlich wissen will. Das Team konzentriert<br />
sich auf einen Fahrer und bündelt<br />
die Kompetenzen. Genau <strong>das</strong> wollte Cortese<br />
immer. Mit diesem Wissen im Hinterkopf<br />
möchte er dieses Jahr die<br />
Leistungen abrufen, die sich nicht nur<br />
seine Fans wünschen, sondern auch der<br />
Fahrer selbst.<br />
Racing Team Germany<br />
Teammanager/Teamchef: Dirk Heidolf<br />
Fahrer: Sandro Cortese (125ccm GP)<br />
Max Kappler (ADAC Junior Cup)<br />
Didier Grams (IDM Superbike)<br />
Motorrad: Aprilia RSA 125 (125ccm GP)<br />
Aprilia RS 125 (ADAC Junior Cup)<br />
Suzuki GSX-R 1000 (IDM Superbike)<br />
Technische Leitung 125ccm:<br />
Jürgen Lingg<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105
story.Checa<br />
Seit 21 Jahren fährt der Spanier Carlos Checa auf<br />
WM-Ebene Motorradrennen, aber erst bei den World Superbike<br />
konnte »El Toro« richtig aufblühen. 2011 startete<br />
er mit einem Doppelsieg auf Phillip Island in die Saison und zählt<br />
zum engeren Favoritenkreis.<br />
Zwar könnte Carlos Checa mit seinen 38 Jahren<br />
bereits der Vater so manches anderen Piloten<br />
in der Weltmeisterschaft sein, doch zählt er<br />
noch lange nicht zum alten Eisen. Seit geraumer<br />
Zeit mischt der Spanier die Superbike-Szene<br />
gewaltig auf und hat <strong>das</strong> nicht nur mit seinem<br />
Doppelsieg beim Saisonauftakt auf Phillip<br />
Island in diesem Jahr bewiesen. Erstmals in<br />
seiner Karriere reiste Checa als Gesamtführender<br />
von einem Rennwochenende ab - obwohl<br />
es nur <strong>das</strong> erste des Jahres war.<br />
Checa hat in seiner WM-Karriere seit 1993<br />
so ziemlich alles gefahren, was es gab: zunächst<br />
je neun Rennen bei den 125ern und 250ern,<br />
dann ab 1995 in der 500ccm-Klasse, in welcher<br />
er fortan bleiben sollte. Doch so richtig in Fahrt<br />
kam der jetzige Ducati-Pilot erst in der Superbike<br />
WM. Seine besten GP-Jahre erlebte er 1998<br />
auf <strong>Honda</strong> und 2002 auf Yamaha, als er mit drei<br />
respektive vier Podesten recht stark unterwegs<br />
war. Für einen Großteil seiner Karriere blieb er<br />
zwei Marken treu: <strong>Honda</strong> und Yamaha und <strong>das</strong><br />
jeweils über lange Zeiträume. Erst als er 2005<br />
von Yamaha zu Ducati wechselte, ein Jahr später<br />
zurückkehrte und es wiederum 2007 auf <strong>Honda</strong><br />
noch einmal probierte, verrannte sich Checa.<br />
Nach zwei Jahren ohne Podeste, den enttäuschenden<br />
Endrängen 15 und 14 und mageren<br />
75 beziehungsweise 65 Punkten, zog Checa den<br />
<strong>MotoGP</strong>-Stecker. Für 2008 wechselte er in die<br />
Superbike WM und fuhr dort für Ten Kate<br />
<strong>Honda</strong>, die als Werksteam der HRC gelten. Und<br />
mit sieben Podesten, darunter zwei Siegen, zog<br />
sich der Spanier mit Gesamtrang vier gleich auf<br />
Anhieb prächtig aus der Affäre. Nachdem er so<br />
gut gezeigt hatte, was mit der CBR1000RR ging,<br />
sollte er ein Jahr später auf den Titel losgehen.<br />
Doch daraus wurde nichts. Checa erntete nur<br />
noch vier Podeste, ging kein einziges Mal siegreich<br />
hervor. Die Entlassung bei Ten Kate<br />
erfolgte, kaum einer wollte ihn noch haben.<br />
Doch dann fand er im Althea Racing Team die<br />
Truppe, die er scheinbar seine Karriere lang<br />
gesucht hatte. »Es gibt keinen Druck«, nannte<br />
er den größten Unterschied zu vorherigen<br />
Teams. Prompt konnte Checa befreit auffahren.<br />
»Wenn wir gewinnen, ist <strong>das</strong> super und wenn<br />
nicht, dann gewinnen wir eben nicht, aber die<br />
Welt geht davon nicht unter.«<br />
Aber es lief. Checa gewann drei Mal, stand<br />
fünf weitere Male auf dem Podium und beendete<br />
<strong>das</strong> Jahr 2010 als Dritter. Den krönenden<br />
Abschluss gab es beim vorletzten Saisonlauf in<br />
Imola, als er gleich zwei Mal <strong>das</strong> oberste Treppchen<br />
bestieg. »Heute war der beste Tag meiner<br />
Karriere«, sagte er damals. »Alles lief perfekt<br />
und ich weiß, <strong>das</strong>s ich zwei der besten Rennen<br />
meines Lebens gefahren bin.« Es war der zweite<br />
Carlos Checa ist bei den Superbikes endlich<br />
an der Spitze angekommen. In diesem Jahr könnte<br />
er im Titelkampf ein gehöriges Wort mitreden<br />
Doppelsieg seiner Karriere bis dahin, den ersten<br />
hatte er 2008 im Miller <strong>Motorsport</strong>-Park in den<br />
USA geholt. Auch in der letzten Saison hätte<br />
<strong>das</strong> an gleicher Stelle ein weiteres Mal klappen<br />
können, aber die Technik ließ Checa im Stich.<br />
Dieses Jahr avanciert der Spanier unweigerlich<br />
zum Titelfavoriten und <strong>das</strong> nicht nur, weil er<br />
auf Phillip Island wahrlich dominant in die<br />
Saison gestartet ist. Doch was ist anders? Ganz<br />
klar: Das Material. Für Checa ist es eine Art<br />
Glücksfall, <strong>das</strong>s die Marke Ducati derzeit personelle<br />
und finanzielle Ressourcen auf die<br />
<strong>MotoGP</strong> bündelt, um dort mit Megastar Valentino<br />
Rossi erfolgreich zu sein. Daher zog sich<br />
die Truppe aus Bologna werksseitig aus der<br />
Superbike WM zurück. Allerdings bestimmte<br />
man ein Nachfolger-Team, welches fortan<br />
Werksmaterial erhält: Checas Althea-Truppe.<br />
Entscheidend dabei ist, <strong>das</strong>s sich für den Spanier<br />
nichts großartig geändert hat. Er erhält nur<br />
besseres Material, aber weiterhin keinen Druck,<br />
denn der Favoriten-Joker steckt bei einem anderen<br />
Fahrer in der Kombi - bei Max Biaggi. Alle<br />
Welt erwartet, <strong>das</strong>s der Italiener dominant auftreten<br />
wird, <strong>das</strong>s er der Fahrer ist, den es zu<br />
schlagen gilt. Phillip Island galt schon immer<br />
als eine Strecke, die der Ducati entgegen kam<br />
und auf welcher die Aprilia nicht richtig lief.<br />
Da ist es schon beängstigend, wenn Biaggi<br />
gleich zwei Mal Zweiter wurde. Das spielt wieder<br />
in die Hände von Checa. Er kann befreit<br />
auffahren und zeigen, was er kann. Er muss<br />
keine Ziele erfüllen oder sich selbst etwas<br />
beweisen. Er fährt weiter nach dem Motto:<br />
»Wenn ich gewinne, gewinne ich und wenn<br />
nicht, dann auch gut.« Andere müssen krampfhaft<br />
versuchen, den hohen Ansprüchen und<br />
Anforderungen gerecht zu werden - etwa Jonathan<br />
Rea, Marco Melandri und nicht zuletzt<br />
Weltmeister Max Biaggi.<br />
FOTOS: WSBK, ALTHEA RACING<br />
106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107
ken<br />
interview.Ken.Roczen<br />
ocz<br />
bodenständiger überflieger<br />
Ken Roczen gilt als <strong>das</strong> derzeit gröSSte deutsche Talent<br />
im MotoCross-Sport. Doch der Thüringer ist mehr als<br />
auf dem Boden geblieben – wenngleich er die Weltelite<br />
schon einige Male geärgert hat. In der MX2-Weltmeisterschaft<br />
strebt er dieses Jahr den Titelgewinn an.<br />
Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verrät er sein <strong>Geheimnis</strong>.<br />
Text: Toni Börner<br />
108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: ktmen
interview.Ken.Roczen<br />
KEN ROCZEN<br />
Geburtstag: 29.04.1994<br />
Grösse: 180cm<br />
Wohnort: Mattstedt, Thüringen<br />
Team: KTM Rad Bull Factory<br />
Serien 2011: AMA Supercross Lites West<br />
Coast, FIM Supercross World Championship,<br />
FIM MX2 World Championship<br />
Motorrad: KTM 250 SX-F US<br />
Motto: Warum Zweiter werden?<br />
Statistiken, Roczens erster...<br />
GP-Sieg: Teutschenthal 2009<br />
WM-Podium: Teutschenthal 2009 Platz 1<br />
WM-Laufsieg: Uddevalla (SWE) 2009<br />
WM-Pole Position: Sevlievo (BUL) 2010<br />
Ken Roczen hat sich in den USA einen Traum erfüllt und sich in der ungewohnten US-Welt eingelebt,<br />
dennoch strebt er aber auch in Europa weiter nach Erfolgen.<br />
MSM: Ken, du giltst als <strong>das</strong> größte Nachwuchstalent,<br />
<strong>das</strong> der MotoCross-Sport jemals gesehen<br />
hat. Ist Dir dieser Status bewusst und wie gehst<br />
Du damit um?<br />
KEN ROCZEN: In meinem Kopf bin ich einfach<br />
wie jeder Andere und nicht besser als jeder<br />
andere Fahrer auch. Ich denke niemals, <strong>das</strong>s ich<br />
besser als die Anderen bin. Ich will auch gar nicht<br />
so eine Art Mensch sein. Jeder, der auf diesem<br />
Level Rennen fährt, ist großartig darin, was er<br />
tut, darum fühle ich, <strong>das</strong>s wir alle gleich sind.<br />
Scheinbar alles, was du anpackst, scheint Dir<br />
spielerisch von der Hand zu gehen. Du kamst<br />
als 15-Jähriger in die WM und konntest GP-<br />
Sieger werden. Jetzt warst Du in den USA und<br />
schlugst im SuperCross Größen wie James Stewart<br />
& Co. Warum geht <strong>das</strong> bei Dir alles so<br />
leicht?<br />
Danke, <strong>das</strong>s ihr meint, ich lasse es einfach aussehen,<br />
aber es ist definitiv nicht einfach. Das ist etwas,<br />
woran ich sehr hart gearbeitet habe und was ich<br />
ohne die Hilfe meines Teams und meiner Familie<br />
nicht tun könnte. Ich habe großartige Motorräder<br />
und eine tolle Crew an Leuten um mich herum, die<br />
mir konstant hilfreiche Ratschläge geben, so<strong>das</strong>s<br />
ich jedes Mal, wenn ich fahre, besser werden kann.<br />
Ich denke niemals, <strong>das</strong>s ich besser als die <br />
Anderen bin. Ich will auch gar nicht so eine Art <br />
Mensch sein. Jeder, der auf diesem Level Rennen <br />
fährt, ist groSSartig darin, was er tut, darum <br />
fühle ich, <strong>das</strong>s wir alle gleich sind. <br />
Du bist, wie schon erwähnt, in den USA Deinem<br />
großen Traum vom SX gefolgt. Erzähl uns in<br />
Deinen Worten: Wie ist es gelaufen?<br />
Es war definitiv wie ein Fahren in einer anderen<br />
Welt. Dieses Jahr war ein enormes Lehrjahr für<br />
mich. Ich bin mit einem neuen Motorrad gefahren,<br />
für ein neues Team und mit einem neuen Lebensstil.<br />
Am Anfang war es schwer, mich anzupassen,<br />
aber ich habe so viel gelernt. Ich bin für die Möglichkeit<br />
in den Staaten zu fahren wirklich dankbar<br />
und obwohl ich zu Beginn nicht gleich Rennen<br />
gewonnen habe, fühle ich, <strong>das</strong>s ich gezeigt habe,<br />
<strong>das</strong>s ich den Speed dazu besitze, an der Spitze zu<br />
fahren. Es war auch prima, so viele amerikanische<br />
Fans zu treffen - sie haben jedes einzelne Rennen<br />
spannend gemacht.<br />
Du fährst seit geraumer Zeit immer mal wieder<br />
mit den »kleinen« und den »großen« Bikes.<br />
Welches Konzept aus 250cc, 350cc und 450cc<br />
gefällt Dir am besten und wann planst Du den<br />
Aufstieg?<br />
Mein Lieblingsmotorrad beim Fahren ist die 350<br />
SX-F. Ich mag sie, denn sie fühlt sich so an, als<br />
würdest du eine mega-leistungsstarke 250er<br />
fahren. Sie ist wie eine 250er zu bewegen, aber hat<br />
einen stärkeren Motor. Ich bin bis jetzt noch nie<br />
die 450 SX-F gefahren, darum kann ich zu diesem<br />
FOTOS: ktm<br />
110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Motorrad keinen Kommentar abgeben. Aber ich<br />
liebe die 350 SX-F und meine 250 SX-F ist auch<br />
ein prima Motorrad. Ich plane aber in den nächsten<br />
paar Jahren auf der 250er zu bleiben.<br />
Es ist ja kein <strong>Geheimnis</strong>, <strong>das</strong>s Du gern permanent<br />
in den USA fahren willst. Aber ist es nicht<br />
auch ein Anreiz für Dich, zum Beispiel den<br />
Rekord von 10 WM-Titeln von Stefan Everts in<br />
Angriff zu nehmen? Oder denkst Du darüber<br />
gar nicht nach und willst erst einmal den ersten<br />
Triumph einfahren?<br />
Ich würde definitiv gerne einen GP-Titel einfahren<br />
und <strong>das</strong> ist mein Ziel, wenn ich zurück nach<br />
Europa zur Weltmeisterschaft komme. Dennoch<br />
war es schon als ich ein Kind war mein Traum,<br />
in den USA auch Titel zu gewinnen. Ich wäre<br />
wirklich überglücklich, wenn ich beide, einen<br />
GP- und einen US-Titel, einheimsen könnte.<br />
Wenn Du die Szene in den Staaten mit jener in<br />
Europa vergleichst: Wo liegen die größten Unterschiede<br />
und warum ist <strong>das</strong> so?<br />
Der größte Unterschied in den Vereinigten<br />
Staaten ist <strong>das</strong> Wetter. In Süd-Kalifornien, wo ich<br />
am Trainieren war, ist <strong>das</strong> Wetter die ganze Zeit<br />
schön. Ich kann an einem Ort bleiben und<br />
sowohl SuperCross als auch MotoCross trainieren.<br />
In Europa war ich immer unterwegs, um<br />
einen wärmeren Ort zum Fahren zu finden. Es<br />
war schön an einem Ort bleiben zu können und<br />
mein gesamtes Training abzuspulen - <strong>das</strong> bedeutet<br />
weniger Stress für den Körper. Der andere<br />
Ken Roczen fühlt sich in den USA wohl. Seine<br />
Freunde fehlen ihm, aber die Trainingsbedingungen sind<br />
viel besser als im kühlen Europa<br />
große Unterschied beim Rennsport in Amerika<br />
und Europa ist, <strong>das</strong>s die Fahrer in den Staaten<br />
sehr viel aggressiver sind. Das Tempo ist während<br />
des Rennens auch viel schneller, denn es sind,<br />
verglichen zu den längeren Läufen, die wir in<br />
Europa fahren, kurze Sprintrennen.<br />
Als Du in den USA warst, hat Dir da die Heimat<br />
gefehlt?<br />
Ich habe Europa (Deutschland) eigentlich überhaupt<br />
nicht vermisst, denn ich wusste, wie<br />
schlecht <strong>das</strong> Wetter da war und ich wollte nicht<br />
zurückkommen. Aber ich habe meine Freunde<br />
und meine Familie zu Hause in Deutschland<br />
vermisst und ich freue mich schon sehr darauf,<br />
sie wieder zu sehen, wenn ich zurückkomme. Ich<br />
habe in den USA viele neue Freunde gefunden<br />
und <strong>das</strong> hat mir geholfen, nicht dem Heimweh<br />
zu verfallen.<br />
Die MX2-WM steht in den Startlöchern und Du<br />
fährst für <strong>das</strong> wohl renommierteste Team der<br />
Serie, <strong>das</strong> KTM-Werksteam. Was hast du Dir<br />
vorgenommen?<br />
Ich fühle definitiv etwas Druck, gut zu sein, wenn<br />
ich zurück nach Europa komme. Das Red Bull/<br />
KTM-Team ist für seine Titelgewinne bekannt<br />
und ich will für diese Mannschaft auch einen<br />
holen. Mein Ziel am Start der Saison wird es sein,<br />
so oft wie möglich auf <strong>das</strong> Podium zu fahren.<br />
Wenn ich konstant bin, dann bringe ich mich<br />
selbst in eine gute Position, um die Meisterschaft<br />
zu gewinnen.<br />
Marvin Musquin, der in den letzten beiden Jahren<br />
die WM in dieser Klasse gewinnen konnte,<br />
ist nicht mehr mit dabei. Wird es für Dich damit<br />
einfacher? Wer sind in diesem Jahr Deine größten<br />
Konkurrenten?<br />
Ich denke, <strong>das</strong>s es ohne Marvin auch nur ansatzweise<br />
einfacher wird. Es gibt in dieser Klasse so<br />
viele schnelle Fahrer und jedes Jahr gibt es immer<br />
einen Überraschungsfahrer, der es gut machen<br />
kann und potenziell eine Bedrohung sein wird.<br />
Ich versuche, nicht über die anderen Fahrer<br />
nachzudenken und mich auf mein eigenes Rennen<br />
zu konzentrieren. Ich werde bei jedem Rennen<br />
einfach mein Bestes geben. Es ist eine lange<br />
Saison, darum wird sich Konstanz auszahlen.<br />
Blicken wir auf die anderen Klassen. Wer meinst<br />
Du, wird es in der MX1 dieses Jahr machen?<br />
Mit Sicherheit wird Tony Cairoli wie immer stark<br />
sein. Ich denke, <strong>das</strong>s er gut sein wird.<br />
Wenn Du drei Wünsche frei hättest, die nichts<br />
mit dem Rennsport zu tun haben dürfen, wie<br />
würden die aussehen?<br />
Den Ersten würde ich nutzen, um mir einen Flaschengeist<br />
zu wünschen, der mir weitere Wünsche<br />
erfüllt. Da müsste ich mir keine Sorgen über<br />
eine Drei-Wunsch-Liste machen! <br />
Mit zweieinhalb Jahren saß<br />
Ken Roczen <strong>das</strong> erste Mal auf<br />
einem Crossmotorrad, mit drei<br />
Jahren fuhr er die ersten Rennen.<br />
Sein Spitzname lautet<br />
»Evil«, weil er so teuflisch<br />
schnell fährt.<br />
85-ccm<br />
2007 die Sensation: Ken Roczen<br />
gewinnt im Alter von 13 Jahren<br />
im bulgarischen Sevlievo den<br />
WM-Titel in der 85-ccm-Klasse<br />
und ist damit der jüngste Motocross-Weltmeister<br />
aller Zeiten.<br />
Am liebsten isst <strong>das</strong> 16-jährige<br />
Ausnahmetalent Nudeln<br />
mit Tomatensoße oder auch<br />
Klöße mit Rotkraut und<br />
Hähnchenkeulen.<br />
Nachdem Ken Roczen 2006<br />
adac Junior <strong>Motorsport</strong>ler des<br />
Jahres wurde, passte ihn der<br />
KI.KA ab und drehte eine<br />
Dokumentation mit dem Titel<br />
»Schlamm, Speed und PS –<br />
Ken will Profi werden«.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111
Zielgerade<br />
zielgerade<br />
Stars on Tour<br />
Aussie Rules: Quick<br />
Nick und Teamkollege<br />
Vitaly Petrov geben alles<br />
gegen die hünenhaften<br />
Australian Football Profis<br />
Australier unter sich: Daniel Ricciardo und<br />
Mark Webber beim Barbecue in Melbourne<br />
Auch beim Golf muss sich Andrea Dovizioso<br />
hinter Casey Stoner anstellen...<br />
112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Den Känguru-Pokal bekam<br />
Sebastian nicht, dafür traf er<br />
echte Beuteltiere<br />
fotos/titel: adrivo/Sutton, red bull, milagro, renault<br />
V-Day im<br />
italienischen<br />
Fernsehen:<br />
Valentino Rossi<br />
antwortet, schaut<br />
und darf sich<br />
dabei fast wie ein<br />
Ministerpräsident<br />
fühlen...<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113
Impressum<br />
foto: red bull racing<br />
die nächste ausgabe rauscht an:<br />
<strong>das</strong> motorsport-magazin nr. 19 erscheint am 01.06.2011<br />
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