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8/2011 Einfach mehr vom Leben www.<strong>plus</strong>-mag.de € 3,30<br />
WIEDER<br />
ZURUCK<br />
INS LEBEN<br />
Das hilft Frauen<br />
wirklich bei<br />
Depression & Co.<br />
PLUS<br />
24 Seiten<br />
Extraheft<br />
<strong>Im</strong> <strong>Nu</strong><br />
<strong>schlanker</strong><br />
Versprochen: Eine Kleidergröße weniger!<br />
15<br />
Mode-Tipps, die sofort<br />
eine bessere Figur zaubern<br />
Von Leserinnen getestet<br />
SICHER ZUR<br />
BESTEN RENTE<br />
Wie Sie Schritt für Schritt<br />
das Optimum erreichen<br />
DAS NEUE<br />
ERBRECHT<br />
Pfiffige Lösungen<br />
für Familien<br />
10<br />
Heilpflanzen aus<br />
Ihrem Garten<br />
Unbekannte<br />
Schätze, die auch<br />
schmecken<br />
Für immer<br />
jung – warum<br />
es so gut<br />
tut, einfach<br />
mal verrückt<br />
zu sein<br />
... und warum dies<br />
mit 60 leichter ist<br />
als mit 30<br />
Österreich €3,80<br />
Frankreich €3,90<br />
Spanien €4,30<br />
Italien €4,30<br />
BeNeLux €3,90<br />
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Das aktuelle Sonderheft von <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong><br />
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*<strong>Nu</strong>r 14 Cent/Min. Festnetz; maximal 42 Cent/Min. Mobilfunk<br />
<strong>Magazin</strong>
Willkommen im August<br />
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Sie keine<br />
Ausgabe. Eine<br />
Bestellkarte<br />
finden Sie<br />
ganz hinten.<br />
Lassen Sie uns ein<br />
wenig verrückt sein!<br />
Ein heißer Vormittag am Rand des Wochenmarktes, ein Brunnen, der Wasser<br />
versprühte, ein älteres Paar, Mitte 60 wahrscheinlich, sie im mädchenhaften<br />
Blümchenkleid, er in heller Hose, Slipper, rosa Polohemd, bepackt mit mehreren<br />
Taschen. Sie tuscheln, lachen. Dann stellen sie die Einkaufstaschen ab, ziehen<br />
die Schuhe aus, steigen in das Becken des Brunnens, umarmen sich, tanzen<br />
(ist es Walzer?) unter dem Sprühnebel hindurch. Einmal, zweimal, dreimal.<br />
Leute bleiben stehen, einige lächeln, andere schütteln den Kopf – und man<br />
hört es rattern: „Wie kann man nur ... in dem Alter ... in aller Öffentlichkeit ...“<br />
Auch ich ertappe mich bei diesen Gedanken. Aber warum? Was lässt mich und<br />
die anderen Passanten beim Anblick der beiden so stutzen? Sind wir in unserem<br />
Alltag schon so abgestumpft, dass uns die Lebensfreude von anderen verstört?<br />
Sind wir so eingefahren, dass wir kleine Verrücktheiten maximal kleinen<br />
Kindern zugestehen? Muss man, nur weil man älter geworden ist, Lebensfreude<br />
dosieren? Kontrollieren? Reduzieren? NEIN! Wir trainieren unsere Körper,<br />
essen Gesundes, kleiden uns modisch, schmieren uns Anti-Falten-Cremes<br />
ins Gesicht, um jünger zu wirken. Doch das, was wirklich Sich-jung-<br />
Fühlen ausmacht, nämlich im Augenblick zu leben, das verbieten<br />
wir uns, weil wir ach so reif geworden sind? NEIN! Lassen Sie uns<br />
heute ein bisschen verrückt sein, nur für einen Augenblick.<br />
Ein paar Tage nach der Szene am Brunnen sah ich die Bilder<br />
(ab Seite 24). Und ich musste lächeln, dass es noch mehr Ältere gibt,<br />
die sagen: Es ist schön, ein bisschen verrückt zu sein, und man muss<br />
eine gewisse Reife haben, um zu sagen: Mich interessiert nicht,<br />
was andere denken. Mich interessiert, ob ich mich<br />
wohlfühle. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />
viele kleine Verrücktheiten und viel Spaß beim<br />
Lesen dieser Ausgabe. Bis nächsten Monat, Ihr<br />
Es ist<br />
erstaunlich,<br />
dass man viele<br />
zauberhafte Pflanzen<br />
aus dem Garten<br />
essen kann und die<br />
einen auch noch<br />
fit halten.<br />
Fotos: Andre Zelck, Titel: K. Vey / jump<br />
Jürgen Sinn, chefredakteur<br />
Wenn Sie Fragen haben:<br />
... zu den Berichten in diesem Heft: Redaktion <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Lindenstraße 20, 50674 Köln,<br />
(0221) 277 57-0, Fax: (0221) 277 57-10, E-Mail: <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
... zu Ihrem Abonnement: <strong>plus</strong> Abo-Service, Heuriedweg 19, 88131 Lindau,<br />
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8/<br />
2011<br />
3
im August 2011<br />
Sich einfach jung fühlen<br />
Leben? Jetzt! Ein bisschen verrückt sein? Warum nicht! Je<br />
älter wir werden, desto mehr zählt der Augenblick. Schauen Sie<br />
mal, wie herrlich verrückt <strong>plus</strong>-Leser sein können.<br />
24<br />
Schweinebraten,<br />
wie wir ihn lieben!<br />
Mit knuspriger Honig-Kruste, gefüllt mit Pflaumen, dazu<br />
eine würzige Biersoße. Wem da nicht schon beim<br />
Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft ...<br />
86<br />
Die beste<br />
Klinik<br />
Wie Sie die<br />
finden, wenn<br />
eine OP<br />
ansteht,<br />
zeigt unser<br />
Ratgeber.<br />
74<br />
Unser Leben<br />
12 Schöner als je zuvor Älter werden ist ... spannend,<br />
sagt die Schauspielerin Jamie Lee Curtis, die sich<br />
heute, mit 52, viel besser fühlt als vor 20 Jahren!<br />
24 Pure Lebensfreude Die entdecken viele erst ab<br />
50. Weil sie sich erst dann frei fühlen, auch mal<br />
was Verrücktes zu tun.<br />
39 Mein Poesie-Album Die beste Freundin, die Lieblingslehrerin,<br />
der große Schwarm – jeder musste<br />
hineinschreiben. Wissen Sie noch?<br />
56 Große Kinder, große Sorgen Der Sohn arbeitslos,<br />
die Tochter immer in Geldnot. Doch wann soll man<br />
helfen, wann Nein sagen? Zwei Mütter erzählen ...<br />
66 Unsere Tiere So bleibt der Hund gesund im Urlaub.<br />
81 Angelika Euler wird vergesslich, nur ein bisschen.<br />
104 Dafür engagiere ich mich … dass kleine Kinder<br />
weiter das Jodeln lernen können.<br />
Leben & Genießen<br />
18 Schlanker im Handumdrehen Eine Kleidergröße<br />
weniger – das geht wirklich. Entscheidend ist die<br />
neue Unterwäsche, die zaubern kann.<br />
50 Heilkraft Ihres Gartens Kornblume oder Stockrose<br />
– viele Pflanzen, die unsere Gärten schmücken,<br />
schmecken auch köstlich, können sogar heilen ...<br />
78 Weniger schwitzen Die besten Tipps & Produkte.<br />
85 Kleine Ideen Toller Kirschkuchen, Bohnen einfrieren.<br />
86 Der beste Schweinebraten Sie werden ihn lieben.<br />
Und: Tipps, die Fleisch saftiger & würziger machen.<br />
Gesund & Fit<br />
30 Depressionen Je älter wir werden, desto häufiger<br />
schleichen sich trübe Gedanken in unser Gehirn.<br />
Doch viele gehen nicht zum Arzt, obwohl die heute<br />
fast jedem sehr schnell helfen können, wie Deutschlands<br />
bester Depressionen-Experte verspricht.<br />
70 Stress & Schmerz wegatmen! Selbst Ärzte staunen,<br />
was richtiges Atmen bewirkt, wenn man es<br />
bewusst einsetzt. Das Schöne: Jeder kann’s lernen!<br />
74 Die beste Klinik für Sie! Eine OP steht an? Mit<br />
dieser Übersicht finden Sie die beste Klinik.<br />
76 Fit im Wasser Die Schenkel straffen, den Po kräftigen,<br />
ein paar Pfunde verlieren? Dann probieren Sie<br />
diese 5 cleveren Übungen für eine bessere Figur.<br />
79 Das kräftigt die Knie 5 Minuten für starke Gelenke.<br />
Foto: Andre Zelck (1), Sabine Braun (1), cream-clothing (1), shutterstock (3), laif (1), Foto Wissing (1)<br />
Heilkraft des Gartens<br />
Und so nutzen Sie die Pflanzen, S. 50<br />
Unsere Titel-Themen erkennen Sie an dieser Farbe.<br />
4 7/<br />
/20<br />
2011
»Richtig verheiratet ist ein Mann erst, wenn er jedes Wort<br />
versteht, das seine Frau nicht gesagt hat.« Alfred Hitchcock<br />
Verliebt in die Schären<br />
Einfach abschalten, es sich gut gehen lassen.<br />
Der beste Platz dafür? Die Schären, kleine<br />
schwedische Inseln in der Ostsee. Und so ruhig.<br />
WIEDER<br />
42<br />
ZURÜCK INS<br />
LEBEN<br />
Depressionen – viele Ältere sind<br />
davon betroffen, aber nur wenige<br />
gehen zum Arzt! Dabei<br />
versprechen die heute: „Wir<br />
können fast jedem ganz<br />
schnell helfen.“<br />
30<br />
Einkaufen & Sparen<br />
93 Kurz & knapp Stromfresser entlarvt, gratis anrufen.<br />
94 Ihre Spülmaschine kann mehr Geschickter beladen,<br />
sparsamer steuern, zusätzlich nutzen – wie<br />
Ihre Spülmaschine mehr Aufgaben übernimmt.<br />
96 Etwas Geld geerbt? So legen Sie es am besten an.<br />
Reise & Kultur<br />
42 Verliebt in die Schären Wer einmal auf einer der<br />
schwedischen Mini-Inseln war, möchte nie mehr weg.<br />
Weil das Leben hier einen Gang zurückschaltet.<br />
48 Der Schlüssel zum Glück Der renommierte Autor<br />
Sherwin B. <strong>Nu</strong>land glaubt, es gibt nur zwei Dinge, die<br />
ein Leben lang wichtig sind: Liebe & Arbeit!<br />
60 Liebe zur Natur <strong>Im</strong>mer mehr Bauern besinnen sich<br />
auf fast vergessene Tier-Arten und artgerechte Haltung.<br />
Ein Glück! Für die Tiere und uns Verbraucher!<br />
6 Besser leben<br />
54 Sonnenstrahlen<br />
82 PC-Seite<br />
83, 84 Rätsel<br />
98 Leserbriefe<br />
98 Wir suchen<br />
101 <strong>Im</strong>pressum<br />
102 <strong>Vorschau</strong><br />
Schlanker<br />
im Handumdrehen<br />
15 klasse Mode-Tipps, die Sie eine Kleidergröße <strong>schlanker</strong><br />
wirken lassen. Psssst ... das Geheimnis ist die Unterwäsche. 18<br />
geld ^<br />
recht<br />
Das neue<br />
Erbrecht<br />
Die neuen Regeln für<br />
Geschiedene 4<br />
Was passiert mit<br />
der Wohnung? 9<br />
Rente: Was wird<br />
auf Unfallrente<br />
angerechnet? 10<br />
Betriebsrente: Übertragen<br />
von Ansprüchen 12<br />
In 10 Schritten das Rentenkonto<br />
klären 14<br />
Pflicht, Abwasserrohre zu<br />
kontrollieren 16<br />
Straße wird saniert: Das<br />
müssen Anlieger zahlen 18<br />
Ist Autofahren nach Infarkt,<br />
Chemo & Co. erlaubt? 19<br />
Zuzahlungen bei Arzt und<br />
Apotheke stoppen 20<br />
Ihre Leserfragen 22<br />
Der Musterbrief 24<br />
8/ 2011<br />
5
esser leben im August<br />
KUNST<br />
DIE LOHNT<br />
Von Kirchner bis heute.<br />
Künstler reagieren<br />
auf die Sammlung Prinzhorn.<br />
Jubiläumsausstellung<br />
zum zehnjährigen Bestehen<br />
des Museums Heidelberg.<br />
Mit Werken von Joseph<br />
Schneller, Alfred Kubin und<br />
anderen. Bis 14. August.<br />
Mondrian und De Stijl.<br />
Die niederländische Avantgarde-Gruppe<br />
um Mondrian<br />
und Theo van Doesburg zeigt<br />
auch Mondrians Weg in die<br />
Abstraktion. München, Lenbachhaus,<br />
bis 15. August.<br />
Von Ensor bis Matisse.<br />
Hommage an Irmgard<br />
Feldhaus. 52 Werke aus der<br />
Sammlung der Kunsthistorikerin<br />
– mit Campendonk,<br />
Beckmann, Chagall u. a.<br />
Neuss, Clemens-<br />
Sels-Museum,<br />
bis 14. August.<br />
Am besten zu zweit: 3 000 Schritte<br />
sollten wir täglich gehen. Mehr Spaß macht es,<br />
wenn man dies mit anderen tut. Und wie<br />
finden Sie Gleichgesinnte ?<br />
Geben Sie doch eine Kleinanzeige in Ihrer<br />
Zeitung auf oder machen Sie einen Aushang in<br />
Ihrem Supermarkt oder im Schaukasten Ihrer<br />
Gemeinde. Schreiben Sie einfach Treffpunkt und<br />
Uhrzeit darauf und sehen Sie, wer kommt.<br />
Gute Laune & viel Wasser<br />
Wie kann man mit über 50 nur so unverschämt gut aussehen wie<br />
Kim Cattrall (re.). Ihr Tipp: „Viel Wasser trinken und stets froh gelaunt.“<br />
<br />
7 Dinge,<br />
die Sie von<br />
Ihrem<br />
Tier lernen<br />
können<br />
1. Feiere auch<br />
die kleinen<br />
Freuden des<br />
Alltags<br />
wie ein großes<br />
Geschenk.<br />
2. Einfach<br />
da zu sein ist oft<br />
genug.<br />
3. Die Größe<br />
des Gehirns<br />
spielt überhaupt<br />
keine Rolle.<br />
4. Verkrampf<br />
dich nicht.<br />
5. Man kann<br />
sich mit jedem<br />
vertragen – egal<br />
ob Tier oder<br />
Mensch.<br />
6. Hänge deine<br />
Träume nicht in<br />
die Wolken.<br />
7. Betrachte jeden<br />
Tag für sich<br />
– morgen ist ein<br />
neuer Tag.<br />
<br />
Geburtstage, die<br />
Falten sind gelachtes<br />
Leben – das sagen<br />
sich auch unsere<br />
prominenten Geburtstagskinder<br />
im August!<br />
6
» Mindestens die Hälfte aller Krebserkrankungen lässt sich mit gesunder<br />
Ernährung, Bewegung, Verzicht auf intensive Sonne, Rauchen und Alkohol vermeiden.«<br />
Cornelia Ulrich*<br />
* Expertin für präventive Onkologie, Heidelberg<br />
Und Sie ?<br />
So lecker!<br />
Aprikosen schmecken so richtig nach Sommer –<br />
saftig, süß, mit Frucht-Aroma pur. Aber auch im<br />
Kuchen mit Honig sind sie ein Gedicht.<br />
Welchen Kuchen backen<br />
Sie am liebsten?<br />
Verraten Sie uns Ihr<br />
Lieblingsrezept?<br />
Adresse<br />
S. 3!<br />
1 100 g Butter zerlassen. Abkühlen lassen. 2 3 Eier, 20 g Puderzucker<br />
und 100 g Honig (z. B. Lavendelhonig) cremig rühren.<br />
3 220 g gemahlene Mandeln, 20 g Mehl, 1 Pr. Backpulver<br />
mischen und nach und nach mit der Honigmischung<br />
und der Butter unterrühren. Tarteform (24 cm)<br />
einfetten, mit Mehl bestäuben, Teig hineinfüllen.<br />
4 Aprikosen waschen, halbieren,<br />
entkernen. Mit der Wölbung nach oben<br />
auf den Teig drücken. 5 Bei 180<br />
Grad ca. 45 Minuten backen.<br />
Köstlich!<br />
Neue Studie<br />
Das macht<br />
Rentner<br />
glücklich<br />
Wenn nur alles so<br />
einfach wäre ... Eine<br />
Studie des Deutschen<br />
Zentrums für Altersfragen<br />
ergab: Wer diese<br />
Faktoren beherzigt, lebt<br />
als Rentner glücklicher:<br />
Gesundheit ist<br />
mehr wert als Wohlstand.<br />
Deshalb ist der<br />
Ruhestand keine Zeit<br />
des Sparens, sondern<br />
des Genießens und des<br />
Großzügig-Seins.<br />
Weniger ist meist<br />
mehr, z. B. eine kleinere<br />
Wohnung.<br />
Nicht Dinge machen<br />
das Leben leichter,<br />
sondern Erfahrungen.<br />
Keine Schulden<br />
mehr, das befreit<br />
enorm!<br />
Das zu tun, was<br />
Spaß macht, muss nicht<br />
die Welt kosten.<br />
ganz groß gefeiert werden<br />
50:<br />
55:<br />
70:<br />
75:<br />
Barack Obama<br />
Kim Cattrall (Sex and the City)<br />
Fritz Wepper, Henning Voscherau,<br />
Hannelore Hoger, Lothar Bisky<br />
Robert Redford, Alice & Ellen Kessler<br />
»Es ist nicht zu wenig Zeit, die<br />
wir haben, sondern es ist zu viel<br />
Zeit, die wir nicht nutzen.«<br />
Seneca, röm. Philosoph<br />
3<br />
tolle Bodendecker für<br />
den Garten: Geranium,<br />
Dickmännchen (schluckt<br />
Laub im Herbst),<br />
Lungenkraut.<br />
8 / 2011<br />
7
esser leben im August<br />
Was<br />
Zähne<br />
strahlen<br />
lässt ?<br />
Manches<br />
Obst enthält<br />
natürliche Weißmacher,<br />
z. B.<br />
Orangen,<br />
Erdbeeren und<br />
Äpfel.<br />
Aber<br />
Nach dem Genuss<br />
30 Minuten<br />
warten, bis man<br />
Zähne putzt!<br />
IM ALTER IN<br />
DEN EIGENEN<br />
VIER WÄNDEN<br />
WOHNEN?<br />
Das wollen 70 % der Deutschen.<br />
Aber ist Ihr Haus auch dafür<br />
geeignet? Diese Fragen des Kuratoriums<br />
Deutsche Altenhilfe (KDA)<br />
geben wichtige Hinweise.<br />
In welchem Stock liegt die<br />
Wohnung? Gibt es einen Aufzug?<br />
Ist das Haus – auch das<br />
Eigenheim – leicht und bei Bedarf<br />
stufenlos zugänglich?<br />
Gibt es innerhalb der Wohnung<br />
Treppen oder Schwellen?<br />
Welche Umbaumaßnahmen<br />
sind in Bad, Küche, Wohn- und<br />
Schlafzimmer erforderlich?<br />
Wohnen Angehörige oder<br />
Freunde in der Nähe, die bei<br />
Bedarf schnell da wären?<br />
Gibt es nachbarschaftlich<br />
organisierte Hilfe?<br />
1977<br />
MEINE ERINNERUNG<br />
„ Jan “ tröstete mich über Elvis’ Tod<br />
16. August 1977 – die Welt weinte an dem Tag, als Elvis Presley starb. Auch<br />
für den 13-jährigen Heiko Schlierenkamp (46) brach eine Welt zusammen.<br />
Schlager dudelten aus meinem<br />
Telefunken-Radiorecorder. Kaum<br />
auszuhalten! Ich war 13, langweilte<br />
mich in den Ferien in Cuxhaven – und<br />
wollte Rock ’n’ Roll. Da unterbrach der<br />
NDR die Musik: „Elvis Presley ist tot.“<br />
Was? Mir war, als hätte mich jemand<br />
in den Magen geboxt. Ich fing an zu<br />
weinen, zitterte am ganzen Leib. So<br />
hatte ich mich erst ein einziges Mal<br />
gefühlt: als Bonnie starb, mein Pudel.<br />
Das war zwei Jahre her. Damals<br />
schenkten meine Eltern mir eine Elvis-<br />
Platte, „Greatest Hits“, zum Trost.<br />
Dass „Jan Cux“<br />
gut trösten<br />
kann, unser<br />
Redakteur Heiko<br />
Schlierenkamp<br />
hat’s erlebt.<br />
1973 hatte ich Elvis kennen- und<br />
lieben gelernt, bei seiner Live-Show<br />
„Aloha from Hawaii“ im Fernsehen.<br />
„See See Rider“, „My Way“, „Can’t<br />
Help Falling in Love“ – diese Lieder<br />
bohrten sich intensiv hinein. Elvis war<br />
so cool, so selbstbewusst, so talentiert,<br />
besser als alle! Und jetzt schlich er<br />
sich einfach so davon, mit 42! Wieder<br />
fanden meine Eltern Trost: Ich bekam<br />
eine Keramik-Figur, das Cuxhavener<br />
Maskottchen „Jan Cux“. Ich habe sie<br />
noch immer – sie steht im Regal gleich<br />
neben meinen Elvis-Platten.<br />
Ausweise immer mitnehmen?<br />
<strong>Im</strong> Inland müssen Sie z. B. Ihren Personalausweis oder<br />
Ihre Krankenversicherungskarte nicht immer mitführen.<br />
Führer- und Fahrzeugschein aber müssen Sie im<br />
Auto dabeihaben – und zwar im Original. Sinnvoll sind<br />
auch der Organspende- und der Allergieausweis.<br />
62%<br />
der Brustverletzungen von<br />
Frauen bei Autounfällen ließen<br />
sich vermeiden, würden Frauen<br />
mit genug Abstand (30 cm)<br />
zum Airbag am Lenkrad sitzen.<br />
8 8/ 2011
» Mein Vater sagte immer: Was du auch tust: Du darfst nicht mit 65<br />
aufwachen und darüber nachdenken, was du versäumt hast.« George Clooney (50)<br />
Fotos: James White/Corbis Outline (1), StockFood (2), Getty (4), PR (1), Getty (2),<br />
Jump (1), Look (2), privat (2), Plainpicture (1), Shutterstock (1)<br />
Tolle Cafés<br />
Tanzen<br />
Nette Leute<br />
Spezialitäten<br />
Natur pur<br />
Mein Rügen<br />
Ich zeig dir meine Insel: Auf Rügen haben sich Ältere eine tolle Idee für<br />
andere Ältere ausgedacht: Sie zeigen „ihr“ Rügen, abseits von bekannten<br />
Pfaden. Informationen: www.ruegenkenner.de und ✆ (0 38 38) 2 35 91.<br />
Für Großeltern<br />
Sechs Dinge, die Sie als<br />
Großeltern auf gar keinen<br />
Fall tun sollten:<br />
1 Den Kindern sagen, wie sie<br />
die Enkel erziehen sollen.<br />
2 Sich mit den anderen<br />
Großeltern der Enkel<br />
vergleichen.<br />
3 Die Erziehungsregeln<br />
der Eltern aufweichen.<br />
4 Sich aufdrängen.<br />
Lieber abwarten, bis die Enkel<br />
von selbst kommen.<br />
5 Enkeln alle Wünsche –<br />
z. B. ewig fernsehen – erfüllen.<br />
6 Die Enkel nach<br />
ihren Eltern ausfragen.<br />
»Kritisieren und<br />
verurteilen<br />
kann jeder Narr –<br />
und tut es<br />
auch. Verständnis<br />
haben und verzeihen<br />
aber erfordert<br />
Charakter und<br />
Selbstdisziplin.«<br />
Dale Carnegie, US-Autor<br />
Bewegen ist das A & O, um gesund zu bleiben. Wer<br />
Kalorien verbrennt, tut außerdem etwas für die Figur.<br />
30 Minuten Radfahren 336 kcal<br />
30 Minuten Treppensteigen 242 kcal<br />
30 Minuten Brustschwimmen 151 kcal<br />
So hält Kosmetik länger<br />
Damit Ihre Kosmetika immer frisch bleiben, beachten Sie:<br />
Gesichtscreme im Kühlschrank aufbewahren. Creme<br />
nicht mit Fingern, sondern einem kleinen Spachtel<br />
entnehmen. Puder-Pinsel ab und zu mit Babyshampoo<br />
auswaschen. Kosmetikstifte öfter mit Alkohol abreiben.<br />
8 / 2011<br />
9
esser leben im August<br />
Test<br />
gut<br />
Wirken<br />
viel besser<br />
Wer Tabletten einnimmt, sollte dazu das<br />
richtige Wasser trinken. Denn dann wirken<br />
Medikamente viel besser.<br />
<strong>Im</strong> Beipackzettel<br />
steht immer „Tabletten<br />
mit viel Flüssigkeit<br />
einnehmen“.<br />
Aber: Wie viel ist<br />
damit gemeint?<br />
Mindestens ein kleines<br />
Glas (125 ml) Wasser,<br />
besser sind 200 ml.<br />
Leitungs- oder<br />
Mineralwasser?<br />
Leitungswasser ist<br />
optimal. Mineralwasser<br />
darf nicht zu<br />
viele Mineralien wie<br />
Kalzium, Kalium oder<br />
Magnesium enthalten,<br />
weil es die Aufnahme<br />
Hilft gegen Migräne<br />
einiger Arzneistoffe<br />
beeinträchtigen kann.<br />
Wichtig: Das Wasser<br />
sollte nicht zu warm<br />
sein, sonst lösen sich<br />
die Tabletten zu früh in<br />
Mund bzw. Rachen auf.<br />
Geht auch mal Tee<br />
oder Kaffee?<br />
Besser nicht. Auch<br />
Milch, Säfte und Alkohol<br />
sollte man nicht zu<br />
Tabletten schlucken.<br />
Sie können die Wir-<br />
kung verschlechtern<br />
aber auch unkontrolliert<br />
verstärken. Nach<br />
der Einnahme eines<br />
Medikaments sollte<br />
man 30 bis 60 Minuten<br />
warten. Auf Alkohol<br />
ganz verzichten!<br />
Wie „rutschen“<br />
Tabletten leichter?<br />
Oberkörper aufrecht,<br />
den Kopf etwas nach<br />
vorne (!) beugen.<br />
Auch wenn viele dran glauben:<br />
Ätherische Öle wirken gegen<br />
Mücken so gut wie gar nicht.<br />
Gut bei Stiftung Warentest:<br />
• Autan Protection Plus, 1 Euro*<br />
• Parazeet Mückenschutz, 0,83 Euro*<br />
• Anti Brumm Forte, 0,75 Euro*<br />
* Kosten pro 10 ml.<br />
30<br />
Gramm Ballaststoffe<br />
sollte man pro Tag essen,<br />
denn sie schützen u. a.<br />
vor Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen und Infekten.<br />
Die besten Quellen:<br />
Kleie, Produkte aus Vollkorn,<br />
Gemüse und Obst.<br />
Fotos: Getty (1), Arco <strong>Im</strong>ages (1), Jump (1),<br />
Pestwurz wirkt entspan -<br />
nend, krampflösend und<br />
lindert Schmerzen.<br />
Tipp: Fertige Produkte aus<br />
der Apotheke verwenden,<br />
weil denen eine giftige<br />
Substanz entzogen wurde.<br />
Dehnen macht vor allem nach dem<br />
Sport Sinn,<br />
fanden Ärzte heraus. Dann hilft es, den Muskeltonus zu senken.<br />
Das heißt, die Spannung in den Muskeln nimmt ab – man erholt sich<br />
besser. Wichtig: Beim Dehnen nicht wippen, und es darf nicht schmerzen.<br />
10 8 / 2011
Die neue TENA Protective Underwear. Feminin, dezent gemustert und so diskret<br />
wie normale Unterwäsche. Sie werden sich fühlen, als sei sie gar nicht da.<br />
Ihr Gratismuster erhalten Sie unter :<br />
Deutschland 0180 2 - 12 12 22 1) oder auf TENA.de/feminin<br />
Österreich 08 10 - 30 01 11 2) oder auf TENA.at/feminin<br />
Schweiz 08 40 - 22 02 22 3) oder auf TENA.ch/feminin<br />
TENA. Praktisch unsichtbar<br />
TENA. Praktisch unsichtbar.<br />
1) Festnetz 0,06 €/Gespräch, Mobilfunk max. 0,42 €/Min. 2) 0,02 €/Minute, Mobilfunkpreise können abweichen. 3) 0.08 CHF/Minute, Mobilfunkpreise können abweichen.
UNSER LEBEN<br />
Jamie Lee Curtis<br />
Wenn du dich<br />
jung fühlst,<br />
bleibst du jung<br />
Hollywood-Star, Tochter von Tony Curtis,<br />
Sex-Symbol. Trotzdem blieb Jamie Lee<br />
Curtis herrlich natürlich. <strong>Im</strong> Gespräch mit der<br />
Schauspielerin stellte Frank Siering fest: Es<br />
gibt eine heitere Art, den Alltag zu meistern.<br />
Ich muss gleich mit der Tür<br />
ins Haus fallen: Sie gehören<br />
zu den größten Stars<br />
in Hollywood und trotzdem<br />
habe ich Sie gestern im TV<br />
gesehen, als Sie Joghurt anpriesen.<br />
Warum tun Sie das? Haben<br />
Sie keine Lust mehr auf Filme?<br />
Oder haben Sie es so nötig?<br />
CURTIS (lacht) Ja, das stimmt, ich<br />
verkaufe Joghurt. Der ist sehr gut<br />
für die Verdauung und ich esse ihn<br />
auch selbst gerne. Ich werde von<br />
vielen Frauen angesprochen, die<br />
diesen Joghurt probiert haben. Aber<br />
ich mache ja auch weiter Filme.<br />
So ganz raus aus dem Film-Geschäft<br />
bin ich also noch lange nicht.<br />
12 8 / 2011
„Mein<br />
Vater<br />
konnte<br />
viel Liebe<br />
geben.“<br />
Jamie Lee Curtis<br />
als kleines Mädchen<br />
mit ihrem Vater Tony,<br />
der letztes Jahr im<br />
Alter von 85 starb.<br />
8 / 2011<br />
13
UNSER LEBEN<br />
1961:<br />
Janet Leigh,<br />
Tochter<br />
Kelly, Tony<br />
Curtis und<br />
Nesthäkchen<br />
Jamie Lee<br />
(v. l.)<br />
Als Kinobesucher hat man aber<br />
den Eindruck, dass Sie nicht mehr<br />
so viele Filme machen wie früher.<br />
CURTIS Das stimmt. Aber auch, weil<br />
ich ziemlich beschäftigt bin mit anderen<br />
Dingen, wenn ich ehrlich bin.<br />
Kürzlich ist mein zehntes Kinderbuch<br />
auf den Markt gekommen. Und ganz<br />
nebenbei bin ich auch noch Ehefrau<br />
und Mutter – und das mit Leidenschaft<br />
seit 26 Jahren.<br />
Das heißt, Sie machen heute mehr<br />
Werbung als früher, weil es Ihnen<br />
einfach Spaß macht?<br />
CURTIS Oh ja. Es macht mir total viel<br />
Spaß. Es ist fast wie ein Neuanfang.<br />
Ich bin auch völlig erstaunt, wie<br />
häufig ich als Joghurt-Frau heute auf<br />
der Straße erkannt werde. Das ist<br />
wirklich richtig spannend.<br />
Könnte das nicht auch daran liegen,<br />
dass Sie sich über die Jahre kaum<br />
verändert haben? Wenn Sie erlauben:<br />
Sie sehen immer noch so<br />
strahlend gut und lebendig aus wie<br />
vor 20 oder 30 Jahren. Verraten<br />
Sie uns Ihr Geheimnis!<br />
CURTIS Das sind alles die guten Familien-Gene<br />
(lacht). Ich nehme zum<br />
Beispiel einfach nicht zu. Und ich bin<br />
ein Mensch, der immer dafür plädiert<br />
hat, sich und das Alter mit all den<br />
Konsequenzen anzuerkennen.<br />
Was bedeutet das für Sie: „das<br />
Alter anzuerkennen“?<br />
CURTIS Das heißt vor allem, dass<br />
Frauen ihre Weiblichkeit zelebrieren<br />
sollten – und zwar in jedem Alter. Ich<br />
möchte zum Beispiel, dass meine<br />
Enkelkinder mit ihrer Oma herzhaft<br />
knuddeln können (lacht).<br />
Keine Angst vor dem Alter, wie sie<br />
ja heute gerade bei vielen Hollywood-Stars<br />
weit verbreitet ist?<br />
CURTIS Ach, hören Sie: Alter ist doch<br />
nichts weiter als ein Gemütszustand.<br />
Wenn du dich jung fühlst, dann<br />
bleibst du auch länger jung. Ich fühle<br />
mich jung, ich fühle mich wie eine<br />
Frau im besten Alter. Und wenn ich<br />
ehrlich bin, dann geht es mir heute<br />
besser als noch vor 20 Jahren. Ich bin<br />
völlig im Einklang mit mir selbst.<br />
Sie haben sich 2002 komplett ohne<br />
Make-up und fast nackt für ein<br />
<strong>Magazin</strong> fotografieren<br />
lassen. Warum?<br />
CURTIS Weil ich mit der<br />
Aktion damals darauf<br />
aufmerksam machen<br />
wollte, dass in Hollywood<br />
ein Mythos besteht.<br />
Frauen müssen immer<br />
sexy sein. Sie dürfen nicht<br />
altern, ihre Körper dürfen<br />
nicht verfallen. Aber die<br />
Wahrheit sieht nun einmal<br />
anders aus. Dein<br />
Körper wird mit den Jah-<br />
ren weicher. Das ist nun einmal so.<br />
Und mit den Aufnahmen wollte ich<br />
den Mythos ein für alle Mal kaputt<br />
schlagen. Außerdem wollte ich zeigen,<br />
dass jeder Körper in jedem Alter<br />
wirklich sehr schön sein kann.<br />
Sie haben es dennoch mal mit<br />
Schönheitsoperationen versucht.<br />
Was war das für eine Erfahrung?<br />
CURTIS Keine gute. Ich würde es<br />
nicht wieder tun. Es gab einige Komplikationen<br />
und es war keine gute<br />
Sache für mich. Irgendwann müssen<br />
wir alle mal akzeptieren, wer wir<br />
wirklich sind, wir müssen unsere<br />
Körper akzeptieren. Heute fühle ich<br />
mich viel wohler. Und ich fühle mich<br />
enorm fit. Ohne OP, ohne große Diäten.<br />
Ich lebe gesund, das ist viel mehr<br />
wert als ein monatlicher Besuch beim<br />
Schönheitschirurgen (lacht).<br />
Sie gelten als sehr bodenständig,<br />
engagiert, familienverbunden. Heißt<br />
das auch, dass Sie Ihre Freundschaften<br />
über Jahre pflegen?<br />
CURTIS Das Schöne an den Jahren ist<br />
doch, dass Freundschaften stärker<br />
und weiter wachsen können. Ich<br />
genieße das ungemein. Ich bin auch<br />
eine Frau, die gerne zu ihren High<br />
School Reunions (Jahrestage der<br />
Schulentlassung, Anm. der Redak-<br />
14 8 / 2011
Lebendig,<br />
humorvoll,<br />
blitzgescheit und<br />
attraktiv: Jamie<br />
Lee Curtis ist<br />
mit 52 Vorbild<br />
für viele Frauen.<br />
tion) zurückkehrt. Ich liebe es, über<br />
alte Zeiten zu reden. Da bin ich eine<br />
hoffnungslose Romantikerin.<br />
Und dennoch waren Sie immer auf<br />
der Sonnenseite des Lebens, wurden<br />
von vielen beneidet. Macht es<br />
dies nicht manchmal ziemlich<br />
schwer, Freundschaften zu halten?<br />
CURTIS Ich bin der festen Überzeugung,<br />
dass du dich nicht kleiner<br />
machen musst, nur um einer alten<br />
Freundin wieder nahezustehen. Du<br />
musst zu deinem eigenen Wachstum<br />
stehen, es zelebrieren. Und nicht auf<br />
das Niveau einer Person zurückkehren,<br />
die vielleicht stehen geblieben<br />
ist. Das hat nichts mit echter Freundschaft<br />
zu tun.<br />
Was ist echte Freundschaft?<br />
CURTIS Neidlose Anerkennung und<br />
Akzeptanz der Person und des<br />
Wachstums der Person. Du solltest<br />
dich freuen, wenn dir jemand davongeeilt<br />
ist in der Entwicklung. Das ist<br />
ein Zeichen von echter Liebe, von<br />
echter Freundschaft.<br />
Welche Erinnerungen haben Sie an<br />
Ihre Schulzeit?<br />
„Die kleinen Pölsterchen machen<br />
doch durchaus Sinn: Wenn<br />
wir älter werden und mal hinfallen,<br />
beschützen sie uns!“<br />
CURTIS (lacht) Oh, ganz amerikanische,<br />
ich war Cheerleaderin. Die<br />
waren meist recht beliebt (lacht).<br />
Aber ich habe an meinen Kindern<br />
erlebt, wie brutal Schule heute für<br />
viele Kinder sein kann. Betrug und<br />
Hintergehen sind an der Tagesordnung.<br />
Schrecklich mit anzusehen,<br />
wie verletzend junge Leute heutzutage<br />
miteinander umgehen.<br />
War das früher nicht auch so? Verklären<br />
wir Älteren da nicht leicht<br />
die „gute alte Zeit?“?<br />
CURTIS Ich glaube nicht, dass es so<br />
schlimm war. Die Menschen sind<br />
heute ein bisschen skrupelloser. Ganz<br />
allgemein gehen wir nicht mehr besonders<br />
respektvoll miteinander um.<br />
Diese Erfahrung machen wir doch<br />
auch als Gesellschaft.<br />
Dennoch gibt es den Jugendwahn.<br />
CURTIS Es ist schon erstaunlich. Ich<br />
kann es manchmal nicht glauben, wie<br />
die Realität verstellt wird. Daran<br />
haben auch Medien Schuld, die mit<br />
dem Air-Brushing jede Falte wegbürsten.<br />
Warum bloß? Was ist so traurig<br />
daran, ein bisschen älter zu werden?<br />
Nichts. <strong>Im</strong> Gegenteil, wir sollten das<br />
Alter mehr zelebrieren, es umarmen.<br />
Es ist doch ein Teil von uns allen,<br />
wird es immer sein!<br />
Aber wollen wir nicht alle irgendwie<br />
sein wie Angelina Jolie oder Brad<br />
Pitt? Ewig jung? Ewig schön? Ewig<br />
perfekt und makellos?<br />
CURTIS (schmunzelt) Jedes Mal,<br />
wenn ich mir ein Foto von Angelina<br />
Jolie anschaue, frage ich mich, warum<br />
ich überhaupt noch lebe. (Blinzelt<br />
mit dem rechten Auge.) Aber dann<br />
realisiere ich sehr schnell, dass wir
UNSER LEBEN<br />
Sex-<br />
Appeal<br />
und<br />
Köpfchen<br />
1958 geboren<br />
am 22. 11. in Los<br />
Angeles; Eltern:<br />
die Schauspieler<br />
Tony Curtis &<br />
Janet Leigh<br />
1978 Hauptrolle<br />
in „Halloween“<br />
1984 Hochzeit<br />
mit Regisseur<br />
Stephen Guest.<br />
Zwei Adoptionen:<br />
Annie (1986) und<br />
Thomas (1996)<br />
1988 „Ein Fisch<br />
namens Wanda“<br />
1993 Erstes<br />
Kinderbuch veröffentlicht<br />
2008 „Oben<br />
ohne“ auf einem<br />
<strong>Magazin</strong>-Cover<br />
Foto: intertopics (6), fotofinder (1), corbis (1), magnum (1)<br />
anderen halt langsam, aber sicher<br />
grau werden. Ich denke dann immer:<br />
Hoffentlich tun wir das mit Würde.<br />
Apropos grau. Die Farbe ist, zumindest<br />
in Hollywood, sehr angesagt.<br />
Auch Sie lassen Ihre kurzen Haare<br />
langsam, aber sicher ergrauen.<br />
CURTIS Trend hin, Trend her. Es ist ja<br />
auch im Moment angesagt, sich ab<br />
einem gewissen Alter die Lippen<br />
aufblasen zu lassen. Seien wir doch<br />
mal ehrlich: Es ist schon obszön, was<br />
wir uns antun, nur um hip und trendy<br />
und jung zu bleiben.<br />
Haben Sie eine Erklärung dafür?<br />
CURTIS Weil wir oft Angst vor dem<br />
eigenen Alter haben. Es gibt keine<br />
Frau auf der Welt, die nicht irgendwann<br />
mit den Realitäten des Älterwerdens<br />
zu kämpfen hat. Und wir<br />
weigern uns mit Händen und Füßen,<br />
mit Skalpellen, Injektionen, Operationen<br />
und Hungerkuren dagegen.<br />
Und was wäre die Lösung?<br />
CURTIS Wir müssen endlich begreifen,<br />
dass es eine natürliche Evolution<br />
für den Körper gibt. Frauen kriegen<br />
nun einmal irgendwann breitere<br />
Hüften und dann wächst der Bauch<br />
ein bisschen, um die Hüften zu verstecken.<br />
Na und? – sage ich! Es ist<br />
so, wie die Natur unsere Körper baut.<br />
Und es ergibt ja auch Sinn. Wenn wir<br />
älter werden und fallen, dann beschützt<br />
uns das Extra-Polster. Alles<br />
ergibt Sinn. Die jungen Dinger wissen<br />
das einfach nur noch nicht.<br />
Und das funktioniert auch, wenn<br />
man morgens verschlafen und zerknittert<br />
in den Spiegel schaut?<br />
CURTIS Jeder hat die Wahl. Ich habe<br />
mich entschlossen, einen Menschen<br />
zu sehen, der sich nicht verstecken<br />
möchte. Deshalb habe ich mich auch<br />
– so wie ich bin – fotografieren lassen.<br />
Ich wollte den Mythos entzaubern,<br />
den Irrglauben, dass Schönheit<br />
nur einem Standard folgen muss.<br />
Trotzdem muss man doch etwas<br />
tun, um so fit zu bleiben.<br />
CURTIS Ja, da haben Sie recht.<br />
Bewegung wird mit den Jahren immer<br />
wichtiger. Ich treibe ein bisschen<br />
Sport, spiele einmal in der Woche<br />
Tennis mit ein paar Freundinnen.<br />
Ich gehe spazieren, trinke nicht und<br />
esse eigentlich recht gut. Ich habe<br />
Hunde, die mich durch die Gegend<br />
treiben. Das hilft.<br />
Was heißt das konkret – „ich esse<br />
eigentlich recht gut“?<br />
CURTIS Ich habe früher viele Kohlenhydrate<br />
zu mir genommen. Aber jetzt<br />
lasse ich die meistens weg. Ich habe<br />
ein paar Hosen, und wenn die anfangen<br />
zu kneifen, dann weiß ich, dass<br />
ich ein bisschen zu viel geschlemmt<br />
habe. Aber wenn sie zu locker sitzen<br />
– was auch vorkommt –, dann genieße<br />
ich auch mal ein deftiges Essen<br />
(lacht). Man muss sich einfach zu<br />
helfen wissen.<br />
„Ewige Jugend<br />
und Schönheit?<br />
Das ist ein<br />
Mythos, den wir<br />
Frauen unbedingt<br />
entzaubern<br />
sollten.“<br />
16 8 / 2011
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8110
<strong>Im</strong> <strong>Nu</strong><br />
deutlich<br />
<strong>schlanker</strong><br />
{ 1 }<br />
Unterkleid<br />
Jede Frau hat ihre<br />
kleine Problemzone.<br />
Wie die Taille aber<br />
auch ohne die<br />
xte Diät schmaler, die<br />
Oberschenkel dünner<br />
wirken... Probieren<br />
Sie mal diese spezielle<br />
Unterwäsche.<br />
{ 4 }<br />
hohe Panty<br />
{ 2 }<br />
lange Panty<br />
{ 3 }<br />
Achsel-Shirt<br />
18 8 / 2011
{ 3 }<br />
Lästige Röllchen<br />
am BH ?<br />
Verschwunden!<br />
{ 4 }<br />
Formt die<br />
Taille ganz leicht<br />
und natürlich.<br />
{ 2 }<br />
Oberschenkel<br />
zu dick ?<br />
Von wegen!<br />
{ 1 }<br />
Auf Hüftspeck<br />
kann man<br />
ja wohl gerne<br />
verzichten ...<br />
8 / 2011<br />
19
Oberkörper & Taille<br />
Röllchen, wo sie nicht sein sollen, ein kleines Bäuchlein und keine<br />
richtige Taille. Sie kennen das? Probieren Sie mal dies.<br />
Anne Meller<br />
(61) aus Bonn<br />
testete den<br />
Taillen-Former<br />
Zunächst war<br />
ich skeptisch,<br />
aber der Bauch<br />
wurde schön<br />
flach. Selbst<br />
in einem figurbetonten<br />
Kleid<br />
sah ich toll<br />
aus. Zunächst<br />
fühlte ich mich<br />
etwas eingeengt;<br />
später<br />
habe ich die<br />
Wäsche nicht<br />
mehr bemerkt.<br />
BH-STÜTZE<br />
Kaschiert BH-<br />
Speck (enge<br />
Shirts!). Der<br />
formende BH<br />
wird über dem<br />
normalen BH<br />
getragen und<br />
stützt den Busen<br />
(große Körbchen)<br />
zusätzlich, z. B.<br />
Flexees, 16 Euro.<br />
ACHSEL-SHIRT<br />
BH und Hemdchen<br />
in einem.<br />
Der hohe Arm-<br />
Ausschnitt verhindert<br />
Achselspeck.<br />
Macht insgesamt<br />
eine schöne<br />
Silhouette. Ideal<br />
für figurbetonte,<br />
dünne Pullis,<br />
z. B. von Triumph,<br />
35 Euro.<br />
BODY<br />
Der Klassiker,<br />
um jedes<br />
Kleidungsstück<br />
in Szene<br />
zu setzen.<br />
Nahtlose Cups<br />
und eine perfekte<br />
Passform modellieren<br />
dezent die<br />
Figur, z. B.<br />
Mey <strong>Nu</strong>eva,<br />
60 Euro.<br />
Der<br />
Allrounder<br />
Elke Meier<br />
(57) aus Marl<br />
probierte die<br />
lange Panty<br />
Ich trage sehr<br />
gerne Hosen<br />
(Größe 44),<br />
kämpfe aber<br />
mit meinen<br />
Oberschenkeln.<br />
Beim Blick in<br />
den Spiegel<br />
war ich überrascht.<br />
Meine<br />
Problemzone<br />
wurde wunderbar<br />
kaschiert,<br />
die Beine<br />
sahen schön<br />
schlank aus.<br />
EINTEILER<br />
Zweifach verstärkt<br />
am Bauch.<br />
An keiner Stelle<br />
können sich<br />
Röllchen bilden.<br />
Unter Hosen oder<br />
Kleider. Kann mit<br />
oder ohne BH<br />
getragen werden,<br />
z. B. Flexees,<br />
60 Euro.<br />
UNTERKLEID<br />
Klassisches<br />
Unterkleid, am<br />
Bauch und an<br />
der Hüfte extra<br />
verstärkt. Abnehmbare<br />
Träger.<br />
Ideal für fließende<br />
Kleider aus einem<br />
leichten Stoff,<br />
z. B. retro sensation<br />
von Triumph,<br />
50 Euro<br />
BODY-PANTY<br />
Formt gleich<br />
mehrere Problemzonen:<br />
Hüfte,<br />
Po, Taille und<br />
Oberschenkel.<br />
Streckt die Figur.<br />
Gut für Kleider<br />
und schmal geschnittene<br />
Hosen,<br />
z. B. Spanx,<br />
69 Euro.<br />
FORM-KORSETT<br />
Wird als Hemdchen<br />
über einem<br />
normalen BH<br />
getragen. Stützt<br />
den Rücken und<br />
formt die Taille.<br />
Prima für enge<br />
Shirts mit einem<br />
weiten und tiefen<br />
Dekolleté, z. B.<br />
Flexees,<br />
49 Euro.<br />
DIE SCHLANKHEITS-FORMEL<br />
Als Material verwenden die Hersteller diese Kombinationen: Polyester & Elasthan, Nylon & Elasthan,<br />
20 8 / 2011
Hüfte & Po<br />
Von der Seite und von hinten toll aussehen? Manchmal sind es<br />
die kleinen Dinge, die man drunter trägt.<br />
BEIN-PANTY<br />
Hebt den Po,<br />
drückt den Hüftspeck<br />
weg. Formt<br />
den Übergang<br />
zwischen Po und<br />
Oberschenkel.<br />
Gut für Jeans,<br />
z. B. Flexees,<br />
25 Euro.<br />
TAILLEN-PANTY<br />
Modelliert Hüfte<br />
und Po. Zusätzliche<br />
Verstärkung<br />
im Vorderteil für<br />
einen flachen<br />
Bauch, z. B. Mey<br />
<strong>Nu</strong>eva, 27 Euro.<br />
TAILLEN-ROCK<br />
Macht einen<br />
schönen Po und<br />
kaschiert<br />
Hüftspeck,<br />
z. B. pure shaper<br />
von Triumph,<br />
30 Euro.<br />
Oberschenkel & Beine<br />
HOHE PANTY<br />
Slip mit sehr hohem<br />
Bund. Formt<br />
eine tolle Silhouette.<br />
Schummelt<br />
Hüftröllchen weg,<br />
z. B. retro sensation<br />
von Triumph,<br />
35 Euro.<br />
Die Oberschenkel und Waden wirken zu stramm? Dann greifen<br />
Sie doch mal zu diesen Tricks.<br />
Der verblüffende<br />
Effekt:<br />
Dank der<br />
Unterwäsche<br />
wirkt man<br />
eine Kleidergröße<br />
<strong>schlanker</strong>.<br />
LANGE PANTY<br />
Bringt Oberschenkel<br />
in Form<br />
und kaschiert<br />
kleine Dellen,<br />
z. B. retro<br />
sensation von<br />
Triumph,<br />
45 Euro.<br />
HOHE LEGGINGS<br />
Durch die hohe<br />
Form wird<br />
der ganze Körper<br />
unterhalb der<br />
Brust geformt.<br />
Schick mit<br />
Tunika oder<br />
engem Hosenkleid,<br />
z. B.<br />
Flexees, 45 Euro.<br />
LEGGINGS<br />
Straffende<br />
Leggings. Sorgen<br />
dafür, dass<br />
unter Marlene-<br />
Hosen nichts<br />
schwabbelt, z. B.<br />
Elbeo shaping,<br />
16 Euro.<br />
STRUMPFHOSE<br />
Bauch-, Beine-,<br />
Po-Strumpfhose<br />
mit extra<br />
Verstärkungen<br />
an den Problemzonen,<br />
z. B.<br />
Elbeo shaping,<br />
19 Euro.<br />
Lycra & Polyamid. Der Effekt ist jeweils ähnlich – der Körper wirkt, als habe man eine Kleidergröße weniger.
Gut zu<br />
wissen<br />
1<br />
Schummel-<br />
Wäsche fällt<br />
bei jeder<br />
Marke anders<br />
aus. Deshalb<br />
erstens die<br />
Wäsche immer<br />
anprobieren<br />
und zweitens<br />
unterschiedliche<br />
Marken<br />
testen. Und:<br />
Die Wäsche ist<br />
eher zweckmäßig<br />
als schön.<br />
Spitze bringt<br />
also nichts.<br />
2<br />
Die Höschen<br />
wie eine<br />
Strumpfhose<br />
anziehen. Also<br />
immer ein<br />
Stück nachziehen<br />
und<br />
festziehen. Das<br />
Material kann<br />
nicht reißen.<br />
3<br />
Die Wäsche<br />
ist zwar<br />
robust, sollte<br />
aber sorgsam<br />
behandelt<br />
werden. Am<br />
besten mit der<br />
Hand oder<br />
bei 40 °C<br />
im Feinwaschprogramm<br />
waschen.<br />
Aussehen, als<br />
hätte man<br />
abgenommen ...<br />
„Ein Body ist<br />
ideal, um den<br />
Körper zu<br />
modellieren.<br />
Sollen<br />
Hüfte und<br />
Oberschenkel<br />
geformt<br />
werden, sind<br />
Unterkleid<br />
oder eine lange<br />
Panty besser.“<br />
Schlanker<br />
Wäsche-Expertin* Heide Meyer erklärt, was Schummel-<br />
Wäsche kann und worauf es beim Einkauf ankommt.<br />
Es scheint, dass Frauen selbstbewusster zu<br />
formender Unterwäsche greifen.<br />
MEYER Richtig. Der Grund ist die aktuelle Mode. Es gibt sehr<br />
viele Kleider. Vor allem „Kofferkleider“ aus fließenden Materialien,<br />
die eng anliegen und leider jedes Pölsterchen betonen.<br />
Mit figurformender Wäsche oder neudeutsch „shaping ware“<br />
fallen sie besser. Fettpölsterchen werden eng an den Körper<br />
gedrückt, der Körper wirkt modelliert. Das Kleid sieht toll aus.<br />
Für wen ist diese Wäsche geeignet?<br />
MEYER Für jede Frau. Denn bei jeder Frau verliert die Haut mit<br />
dem Alter an Elastizität. Figurformende Wäsche gibt wieder<br />
eine feste Silhouette, kaschiert Dellen und Röllchen. Die Figur<br />
wirkt optisch ausgeglichen. Und das sieht man bei einer Frau<br />
mit Größe 38 genauso wie bei Größe 44. Größere Größen<br />
wirken zwar immer noch rundlich, aber besser proportioniert.<br />
Und dann trägt man eine Größe kleiner?<br />
MEYER Nicht direkt. Man wird ja nicht wirklich <strong>schlanker</strong>, man<br />
sieht nur <strong>schlanker</strong> aus. Schultern und Hüfte gehen ja nicht<br />
weg. Aber es stimmt, dass das gewohnte Kleid mit einem formenden<br />
Unterkleid weiter wirkt. Einfach, weil es über die Wäsche<br />
rutscht und leichter fällt. Denn die Problemzonen werden<br />
modelliert. Es entsteht der Eindruck, man hätte abgenommen.<br />
Ist das denn nicht unbequem?<br />
MEYER Überhaupt nicht. Das Engegefühl entsteht im Kopf. Das<br />
Material ist elastisch wie ein Strumpf, nur dichter gewebt. Auch<br />
eine Strumpfhose sieht ja zunächst eng aus.<br />
Und der Unterschied zu normaler Wäsche?<br />
MEYER Höschen, Kleider und Hemden sind aus weichem,<br />
festem Material, das an bestimmten Stellen eine stärkere Zugkraft<br />
hat. Die Teile sind rundgestrickt und haben keine Naht,<br />
damit sich nichts abzeichnet. Der Abschluss ist weich und breit.<br />
* Heide Meyer führte 30 Jahre eine Dessous-Boutique in<br />
Berlin und berät jetzt Wäsche-Fachgeschäfte.<br />
Foto: PR Triumph und Cream, Privat (2)<br />
22 8 / 2011
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Für immer<br />
Sich frei fühlen, etwas Verrücktes tun, nicht immer<br />
vernünftig sein. Klar, das ist das Privileg der Jüngeren.<br />
Es sei denn, man hat sich ein bisschen Verrücktsein<br />
bewahrt, so wie diese Leser. Was andere denken? Egal:<br />
Jetzt zählt nur eines: pure Freude am Leben!<br />
FOTOS<br />
Andre Zelck<br />
Dich soll es geben,<br />
solang’ es die Welt gibt,<br />
und die Welt soll es immer geben,<br />
ohne Angst und ohne Dummheit,<br />
ohne Hochmut sollst du leben.<br />
24 8 / 2011
jung<br />
UNSER LEBEN<br />
Zu den Wundern und zur Seligkeit<br />
ist es dann bloß ein Katzensprung,<br />
und wenn du willst,<br />
bleibst immer jung.<br />
8 / 2011 25
UNSER LEBEN<br />
„Ihr seid ja<br />
Wie oft<br />
verrückt ...“ haben wir<br />
diesen Satz schon gehört.<br />
Und jedes Mal denken wir:<br />
Ja, wir sind ein bisschen<br />
verrückt, weil wir uns mit<br />
knapp 50 die Freiheit nehmen,<br />
auszuflippen, kämpferisch<br />
zu sein, zu kreischen<br />
und zu jubeln – bei Toren vor<br />
Freude, bei Fouls vor Wut;<br />
weil wir uns in der Männerwelt<br />
Fußball wohlfühlen; weil<br />
wir lieber in rot-weißer Montur<br />
ins Stadion gehen als<br />
zum Einkaufsbummel. Sollen<br />
uns andere ruhig für verrückt<br />
halten, uns lauter schräge<br />
Blicke zuwerfen, wenn wir<br />
nach einem Sieg laut<br />
singend durch die Fußgängerzone<br />
ziehen.<br />
Müssen gerade wir Frauen<br />
immer Konventionen erfüllen,<br />
die man von uns erwartet?<br />
Krankenschwester oder<br />
Bürokauffrau, Mutter und<br />
Hausfrau – das sind wir in der<br />
Woche. Aber hat nicht jeder<br />
das Recht, sich irgendwo<br />
ganz frei zu fühlen, Spaß zu<br />
haben, für etwas einzuste-<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
6<br />
DIE BETZEMÄÄD:<br />
1 | Heike Senft (49), Bilanzbuchhalterin<br />
2 | Polina Wetz (12), Schülerin<br />
3 | Elisabeth Schreier (60), Krankenschwester<br />
4 | Astrid Schmid (49), Bilanzbuchhalterin<br />
5 | Karin Sobisch (47), Bürokauffrau<br />
6 | Christine Wetz (49), Verwaltungsangestellte<br />
5<br />
hen, tun, was man mag? Und<br />
das Gefühl, Teil einer tollen<br />
Gruppe zu sein, beflügelt<br />
jede von uns. Wer traut sich<br />
schon das allein? Zusammen<br />
sind wir die „Betzemääd“,<br />
der verrückteste Fanclub des<br />
1. FC Kaiserslautern.<br />
Wahrscheinlich hätten wir<br />
uns das mit 20, 30 oder 40<br />
gar nicht getraut. Wahrscheinlich<br />
denkt man in<br />
diesem Alter eher noch<br />
daran, dass man bestimmte<br />
Erwartungen der Umgebung<br />
erfüllt. Man braucht vielleicht<br />
einfach eine gewisse Reife,<br />
um auch solche Dinge loslassen<br />
zu können.<br />
Tut man das mit fast 50?<br />
Als Frau samstags ins Stadion<br />
rennen, in voller Fan-Montur?<br />
„Natürlich“, sagt Christine<br />
Wetz (49) vom Fan-Club<br />
„Betzemääd“ aus<br />
Kaiserslautern,<br />
„weil man sich<br />
unendlich frei fühlt.“<br />
„Muss man als<br />
Frau jede<br />
Erwartung<br />
erfüllen?“<br />
26 8 / 2011
Du sollst wachsen bis in den Himmel,<br />
wo du bist, soll Himmel sein,<br />
du sollst Wahrheit reden, Wahrheit tun,<br />
du sollst verzeihen.<br />
Wenn du Vertrauen hast in dich selber,<br />
dann brauchst keine Versicherung,<br />
und wenn du willst,<br />
bleibst immer jung.<br />
8 / 2011 27
UNSER LEBEN<br />
„Dann gründen wir<br />
einfach ’ne Band“<br />
Gediegene Hausmusik? Ein bisschen vor Freunden<br />
klimpern? Genau das wollten die sieben Mitglieder<br />
der Band „Country-Buffet“ auf gar keinen Fall.<br />
Deshalb mischen sie als Country-Band erfolgreich<br />
alle Dorf-Feste zwischen Hamburg und Berlin auf.<br />
Erinnert sich noch jemand an<br />
den Hit „Ich will ’nen Cowboy<br />
als Mann“? 48 Jahre ist das<br />
her. Und heute habe ich<br />
einen! Mein Bertram sieht<br />
einfach toll aus in dem<br />
Westernlook! So richtig<br />
authentisch. Wenn er nicht<br />
schon mein Mann wäre, ich<br />
würde mich glatt noch mal<br />
in ihn verlieben.<br />
Hanni Bednarzyk (64)<br />
Vielleicht sind wir deshalb so<br />
ungeahnt erfolgreich, weil<br />
wir so lebendig rüberkommen,<br />
weil wir zusammen<br />
über 400 Jahre auf die<br />
Bühne bringen, weil vier<br />
von uns bereits Rentner<br />
sind, weil Country-Musik<br />
vom Leben erzählt. Und<br />
dazu muss man auch etwas<br />
erlebt haben.<br />
Bertram Bednarzyk (64)<br />
Früher habe ich populäre<br />
Musik gemacht, um ein<br />
breites Publikum zu erreichen.<br />
Doch heute, ich habe<br />
gerade Magenkrebs überstanden,<br />
mache ich nur noch,<br />
was mir gefällt.<br />
Uwe Lesk (63)<br />
Du sollst nie aufhören zu lernen,<br />
arbeite mit der Fantasie,<br />
Der Applaus, der Jubel des<br />
Publikums – das euphorisiert,<br />
berauscht regelrecht und<br />
wirkt auch nach einem<br />
Auftritt noch tagelang im<br />
Alltag nach. Ganz ehrlich: Ein<br />
besseres Verjüngungsrezept<br />
gibt es nicht!<br />
Manfred Voss (61)<br />
Es fühlt sich gut an als<br />
Jüngster unter all den<br />
„Alten“. Vor allem, weil sie<br />
mir vor Augen führen, auf<br />
was ich mich noch freuen<br />
kann: dass es auch mit 63,<br />
64 erlaubt ist, so richtig<br />
verrückt zu sein und sich<br />
jung zu fühlen.<br />
Heiko Spitzer (46)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
COUNTRY-<br />
BUFFET SIND:<br />
1 | Heiko Spitzer (46),<br />
Vorarbeiter, Akustik-Gitarre,<br />
Mundharmonika und Gesang<br />
2 | Thomas (Tom) Herrmann<br />
(50), Arzt, Sologitarre<br />
3 | Andreas Steffen (51),<br />
Ingenieur, Geige und Gesang<br />
4 | Uwe Lesk (63), Rentner,<br />
Schlagzeug<br />
5 | Johanna (Hanni) Bednarzyk<br />
(64), Rentnerin,<br />
Akkordeon und Gesang<br />
6 | Bertram Bednarzyk (64),<br />
Rentner, Banjo und Gesang<br />
7 | Manfred Voss (61), Rentner,<br />
Bass, Trompete und Gesang<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
wenn du dein Glück gerecht behandelst,<br />
dann verlässt es dich nie.<br />
28 8 / 2011
Born to be wild<br />
Auto fahren sie nur im Notfall. Lieber<br />
rauschen Brigitte Rudolph (64) und die<br />
anderen zehn „Kurvenkratzer“ mit<br />
ihren Motorrädern durch den Taunus.<br />
Get your motor<br />
running<br />
Sobald ich mein Motorrad<br />
starte, spüre ich 98 PS unter<br />
mir vibrieren. Und sofort ist<br />
es da: dieses Gefühl, jung,<br />
frei und unglaublich lebendig<br />
zu sein. Meine Rückenschmerzen?<br />
Weggeblasen!<br />
Head out on<br />
the highway<br />
Ich gebe zu, es klingt verrückt:<br />
Aber mit 220 über die<br />
leere Autobahn zu „fliegen“<br />
– natürlich nur, wenn sie total<br />
leer ist –, die Landschaft<br />
vorbeirauschen zu sehen, das<br />
Adrenalin in den Adern zu<br />
spüren – ist ein unbeschreibliches<br />
Gefühl des Glücks. Ich<br />
weiß, dass bei anderen die<br />
Angst wächst, je älter sie<br />
werden. Bei mir ist es anders:<br />
Ich weiß, was ich mir zutrauen<br />
kann. Und bei allem Spaß<br />
fürs schnelle Motorradfahren<br />
– wir fahren immer so, dass<br />
wir niemanden gefährden.<br />
Looking for<br />
adventure<br />
Wenn wir zu unseren Touren<br />
aufbrechen – Claus, Harald,<br />
Ulla, Norbert & Co., alle in<br />
unserer schwarzen Kluft –,<br />
dann fallen wir schon auf<br />
– und das wollen wir auch.<br />
Niemand erwartet auf den<br />
schweren Maschinen, unter<br />
der schweren Lederkluft eine<br />
50<strong>plus</strong>-Gang. Wenn wir dann<br />
die Helme abnehmen, sehe<br />
ich bei vielen in meinem<br />
Alter vor allem eines: Bewunderung.<br />
Dafür, dass wir unsere<br />
Träume leben.<br />
And whatever<br />
comes our way<br />
Und deshalb machen wir<br />
ständig neue Pläne. Strandurlaub?<br />
Das ist nichts für<br />
uns. Aber ganz sportlich die<br />
Serpentinen der Dolomiten<br />
rauf und runter ...<br />
Born to be wild<br />
Vielleicht macht es uns deshalb<br />
so viel Spaß, weil wir<br />
alle in der gleichen Lebensphase<br />
sind, weil wir etwas<br />
erreicht haben im Leben: das<br />
Haus bezahlt, die Kinder aus<br />
dem Haus. Und das Gefühl:<br />
wann, wenn nicht jetzt!<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
DIE „KURVENKRATZER<br />
RHEIN-MAIN“<br />
(auf unserem Foto S. 24 v.l.):<br />
1 | Claus Michel (58),<br />
Busfahrer, BMW<br />
2 | Rainer Scheibner (64),<br />
Pensionär,<br />
Yamaha Dragstare 1200<br />
3 | Bärbel Wehner (55),<br />
Hausfrau,<br />
hier Sozia von Detlef<br />
4 | Detlef Wehner (58),<br />
Büroangestellter,<br />
Honda Pan European 1300<br />
5 | Ursula Kämpf (63),<br />
Angestellte,<br />
Suzuki Savage 650<br />
6 | Paz Damm (49),<br />
Frau und Sozia von Norbert<br />
7 | Norbert Damm (57),<br />
Justizfachwirt, BMW<br />
8 | Manfred Alt (53),<br />
IT-Elektroniker, BMW<br />
9 | Ulla Bernhardt (51),<br />
Dipl.-Bibliothekarin,<br />
Yamaha Virago XV 535<br />
10 | Brigitte Rudolph (64),<br />
Rentnerin, Gründerin der<br />
Kurvenkratzer, Frankfurt,<br />
Suzuki-Bandit GSF 1200<br />
11 | Harald Herold (64),<br />
Rentner,<br />
Yamaha Virago XSV 535<br />
(Interesse am Mitfahren?<br />
Infos unter<br />
klaumicrudi@aol.com)<br />
7<br />
5 6<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Und du sollst vor Liebe brennen,<br />
und vor Begeisterung,<br />
weil dann bleibst<br />
für immer jung.<br />
Der Text von „Für immer<br />
jung“ stammt von André<br />
Heller und Wolfgang Ambros.<br />
Das Original „For ever<br />
young“ und die Melodie<br />
schrieb Bob Dylan.<br />
8 / 2011 29
GESUND & FIT<br />
»Über 65-Jährige<br />
haben doppelt so<br />
häufig Depressionen<br />
wie Jüngere.«<br />
Professor Fritz Hohagen, Leiter<br />
der Psychiatrischen Klinik<br />
am Universitätsklinikum<br />
Schleswig-Holstein in Lübeck<br />
30 8 / 2011
GESUND & FIT<br />
Depression – je älter wir werden, desto häufiger<br />
schleichen sich Grübeln und Antriebslosigkeit in unser Gehirn.<br />
Doch noch immer scheuen sich viele Frauen und (!)<br />
Männer, Ärzte um Hilfe zu bitten. Prof. Fritz Hohagen,<br />
ein führender Experte, erläutert, wie heute Depressionen sanft<br />
und effizient behandelt werden können, und verspricht:<br />
„Wir können<br />
heute fast<br />
allen helfen“<br />
Herr Prof. Hohagen, bei den allermeisten<br />
Beschwerden, etwa<br />
zu hoher Blutdruck, Rheuma-<br />
Schmerzen oder Herzrhythmus-Störungen,<br />
nimmt man Medikamente, die<br />
der Arzt verschreibt, völlig selbstverständlich<br />
ein. Doch fast niemand gibt<br />
offen zu, depressiv zu sein und dagegen<br />
Psychopharmaka zu nehmen.<br />
PROF. HOHAGEN Ich vermute, das hat<br />
zwei Ursachen: Über Depressionen redet<br />
zunächst leider kaum jemand so offen<br />
wie über Herz-Kreislauf- oder Gelenk-Beschwerden.<br />
Und dann gibt es gegen die<br />
sogenannten Antidepressiva auch noch<br />
sehr viele Vorurteile.<br />
Dass sie abhängig machen oder die<br />
Persönlichkeit verändern?<br />
PROF. HOHAGEN Genau, aber all diese<br />
Vorurteile sind falsch. Antidepressiva<br />
machen nicht abhängig! Beruhigungsund<br />
Schlafmittel, die übrigens viel mehr<br />
Menschen nehmen, können dagegen<br />
süchtig machen. Und es stimmt auch<br />
nicht, dass Antidepressiva die Persönlichkeit<br />
verändern. <strong>Im</strong> Gegenteil! Depressionen<br />
verändern den Menschen;<br />
Medikamente dagegen helfen, dass sich<br />
die Persönlichkeit wieder entfalten kann.<br />
Raten Sie immer zu Antidepressiva?<br />
PROF. HOHAGEN Aber nein. Auch so ein<br />
Vorurteil. <strong>Nu</strong>r bei schweren Depressi-
GESUND & FIT<br />
Die besten Mittel vom Arzt<br />
Depressionen entstehen, wenn im Gehirn das Zusammenspiel wichtiger Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und<br />
Noradrenalin gestört ist. Mit Medikamenten lässt sich das Gleichgewicht der Hormone oft leicht wiederherstellen.<br />
MITTEL WIRKUNG GUT ZU WISSEN<br />
Selektive Serotonin-<br />
Wiederaufnahmehemmer,<br />
kurz SSRI<br />
sorgt im Gehirn dafür, dass der<br />
Botenstoff Serotonin länger an der<br />
Empfänger-Zelle wirkt.<br />
sehr gut gegen schwere Depressionen wirkt nach<br />
2 bis 3 Wochen kaum Nebenwirkungen<br />
aber: kann Lust auf Sex hemmen.<br />
Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer<br />
(SNRI)<br />
Noradrenalin ist ein anderer<br />
wesentlicher Botenstoff im Gehirn.<br />
Prinzip entspricht SSRI.<br />
wie SSRI: bei Therapie-Ende Dosis über mehrere<br />
Wochen schrittweise reduzieren, sonst hohe<br />
Rückfallgefahr!<br />
Duale selektive<br />
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer<br />
(SSNRI)<br />
sorgen dafür, dass weder Serotonin noch<br />
Noradrenalin von der ursprünglichen<br />
Zelle wieder aufgenommen werden.<br />
wie SSRI<br />
Tri- und<br />
tetrazyklische Antidepressiva<br />
(TZA)<br />
hemmen Wiederaufnahme der Botenstoffe<br />
Serotonin, Noradrenalin und Dopamin und<br />
beugen so dem Mangel daran vor.<br />
mehr Nebenwirkungen wie trockener Mund, Kopfschmerzen,<br />
Schwindel werden nur noch eingesetzt,<br />
wenn SSRI und duale Antidepressiva nicht wirken.<br />
Mono-Aminoxidase-<br />
Hemmer<br />
(MAO-Hemmer)<br />
behindern Aktivität des Enzyms<br />
Monoaminoxidase, das Botenstoffe wie<br />
Serotonin oder Noradrenalin abbaut.<br />
Reservemittel, wenn andere Antidepressiva<br />
nicht wirken Denn: Bei Einnahme ist strenge Diät<br />
notwendig, z. B. Verzicht auf Käse, Rotwein, Schokolade.<br />
Neuroleptika<br />
hemmen Übertragung des<br />
Botenstoffs Dopamin.<br />
eigentlich ein Mittel zur Behandlung von Psychosen<br />
werden auch bei wahnhafter Depression eingesetzt<br />
wirken beruhigend, dämpfen Ängste.<br />
Beruhigungsmittel<br />
dämpfen insgesamt zentrales<br />
Nervensystem.<br />
werden oft zu Beginn der Behandlung eingesetzt, bis<br />
Anti depressiva wirken lindern Ängste und Unruhe<br />
Vorsicht: nicht länger als vier Wochen einnehmen!<br />
Lithium<br />
verbessert Weiterleiten von<br />
Informationen in der Zelle.<br />
Verstärker eines Antidepressivums verringert<br />
wahrscheinlich Rückfallgefahr wirkt ausgleichend bei<br />
schweren emotionalen Störungen Blutkontrolle nötig.<br />
Anti-Epileptika<br />
hemmen die Erregbarkeit<br />
von Nervenzellen.<br />
eigentlich ein Mittel gegen Epilepsie nur bei<br />
schweren manisch-depressiven Erkrankungen ngen (rastlos,<br />
Wirklichkeitsverlust).<br />
Johanniskraut<br />
genaue Wirkweise unbekannt, beeinflusst<br />
wahrscheinlich Stoffwechsel von<br />
Botenstoffen im Gehirn.<br />
wirkt gegen leichte Depressionen Wechselwirkung<br />
mit anderen Medikamenten, z. B. Cholesterin-Senker,<br />
erin-Senker,<br />
Herzmittel möglich! Arzt über Einnahme informieren!<br />
32 8 / 2011
onen – also etwa bei zehn bis zwanzig<br />
Prozent der Betroffenen – sind Antidepressiva<br />
nötig. Leichte und mittelschwere<br />
Depressionen können sehr gut mit Psychotherapie<br />
behandelt werden.<br />
Wann ist denn eine Depression schwer?<br />
PROF. HOHAGEN Ich denke da an zwei<br />
typische Beispiele aus meiner Praxis:<br />
Eine 50-jährige Mutter, die der Familie<br />
kein Frühstück mehr zubereiten kann,<br />
alle Kontakte abbricht und oft mittags<br />
noch antriebslos im Bett liegt. Oder der<br />
59-jährige Frührentner, der nicht mehr<br />
redet, den Appetit verliert und innerhalb<br />
kurzer Zeit sieben Kilo Gewicht verliert.<br />
Wer keinen Antrieb mehr hat, keine<br />
Freude empfindet, den eigenen Haushalt<br />
nicht mehr meistern kann und lebensüberdrüssig<br />
ist – der benötigt unbedingt<br />
Medikamente. Und je stärker solche<br />
Anzeichen ausgeprägt sind, desto wichtiger<br />
ist das Medikament.<br />
Wie schnell wirken diese Mittel?<br />
PROF. HOHAGEN Antidepressiva greifen<br />
langsam in den Botenstoffwechsel im<br />
Gehirn ein. Deshalb dauert es etwa zwei<br />
bis drei Wochen, bis man eine<br />
Besserung spürt.<br />
Bei allen Vorteilen, aber Antidepressiva<br />
haben doch auch<br />
Nebenwirkungen?<br />
PROF. HOHAGEN Doch, natürlich,<br />
auch bei diesen Medikamenten<br />
gilt: Was wirkt, kann<br />
Nebenwirkungen haben. Beispielsweise<br />
haben einige wenige<br />
Patienten weniger Lust auf<br />
Sex, wenn sie bestimmte Antidepressiva<br />
nehmen (siehe<br />
Übersicht links). In diesem Fall<br />
kann der Arzt dann ein anderes<br />
Mittel verordnen, bei dem dies<br />
nicht mehr auftritt. Allerdings<br />
können auch Wechselwirkungen<br />
auftreten. Einige Antidepressiva<br />
können dazu führen, dass Mittel gegen<br />
Bluthochdruck gar nicht mehr oder aber<br />
viel stärker wirken. Deshalb fragen gute<br />
Ärzte, bevor sie Antidepressiva verschreiben,<br />
genau nach, welche Medikamente<br />
man noch nimmt.<br />
Wie lange muss man die<br />
Mittel nehmen?<br />
11<br />
Prozent<br />
der Menschen,<br />
die einen<br />
Hausarzt aufsuchen,<br />
haben<br />
eine bis dahin<br />
unerkannte<br />
Depression.<br />
Quelle: Robert Koch<br />
Institut (RKI).<br />
„Mein Aussehen<br />
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8 / 2011 33
GESUND & FIT<br />
Die Seele stärken<br />
Diese Dinge helfen, depressive Gedanken zu vertreiben, bzw. beugen vor:<br />
SPORT<br />
• Das Gehirn schüttet<br />
mehr Botenstoffe aus,<br />
die harmonisieren (Serotonin)<br />
und glücklich<br />
machen (Endorphin).<br />
• Ideal: Ausdauertraining,<br />
das zeigen wissenschaftliche<br />
Studien.<br />
• Optimal sind 3 bis 4 Mal<br />
wöchentlich 30 bis 60<br />
Minuten z. B. Wandern,<br />
Walken, Schwimmen,<br />
Radfahren, Laufen.<br />
LICHT<br />
• Hilft dem Körper, den<br />
Tag-Nacht-Rhythmus zu<br />
regeln; bei Depression<br />
ist der oft gestört.<br />
• Ärzte raten: Täglich 30<br />
Minuten in der Mittagszeit<br />
draußen bewegen.<br />
• Bei Winter-Depression:<br />
40 Min. „Licht-Dusche“<br />
pro Tag mit Spezial-Lampe.<br />
Ist mit bis zu 10.000<br />
Lux so hell wie ein sonniger<br />
Sommertag.<br />
MEDITATION<br />
• Schärft Aufmerksamkeit<br />
gegenüber eigenen<br />
Gefühlen.<br />
• Hilft, negative Gedanken<br />
früher zu erkennen und<br />
gegenzusteuern.<br />
• Studien belegen: Frauen<br />
und Männer, die<br />
„Achtsamkeits“-Meditation<br />
lernen – haben<br />
seltener einen Rückfall<br />
in Depressionen.<br />
SCHILDDRÜSE<br />
• Wer häufig antriebslos<br />
und niedergeschlagen<br />
ist, sollte die Schilddrüse<br />
untersuchen lassen<br />
(beim Hausarzt).<br />
• Unterfunktion kann zu<br />
schweren depressiven<br />
Symptomen führen.<br />
• Schilddrüsen-Medikamente<br />
können die<br />
Unterfunktion rasch<br />
wieder ausgleichen.<br />
„Viele Männer<br />
bevorzugen den<br />
Begriff Burn-out für<br />
ihre Depression.“<br />
PROF. HOHAGEN Es gibt eine Faustregel:<br />
Man sollte das Mittel noch sechs<br />
Monate in der Dosis nehmen, die aus der<br />
Depression geholfen hat. Das schützt am<br />
besten vor einem Rückfall. Danach kann<br />
man es unter ärztlicher Anleitung langsam<br />
absetzen. Hat ein Patient mehrere Depressionsphasen<br />
– oft kommen zwei bis drei<br />
vor –, muss man es jedoch länger nehmen.<br />
Klingt fast so, als reicht es, bei Depressionen<br />
ein Medikament zu nehmen, und<br />
schon ist man seine Sorgen los.<br />
PROF. HOHAGEN Aber nein, der Eindruck<br />
ist falsch. Eine Therapie gegen Depressionen<br />
sollte immer mehr sein. Sehr wichtig<br />
ist, die Betroffenen gründlich aufzuklären<br />
– wir nennen das Psycho-Edukation. Viele<br />
tun sich zum Beispiel leichter, ihre Krankheit<br />
zu akzeptieren, wenn sie erfahren,<br />
dass bestimmte Stoffwechselprozesse im<br />
Gehirn eine Rolle spielen. Auch die<br />
Gewissheit, dass es gute, maßgeschneiderte<br />
Psychotherapien gibt, mit denen<br />
wir unsere Patienten behandeln und die<br />
von den Krankenkassen bezahlt werden,<br />
hilft vielen und gibt ihnen Mut.<br />
34 8 / 2011
Stimmt es eigentlich, dass Depressionen<br />
im Alter zunehmen?<br />
PROF. HOHAGEN Ja, viele jenseits der 50<br />
stellen fest, dass sie nicht mehr so viel<br />
Schwung haben, ihnen die Dinge nicht<br />
mehr so leicht von der Hand gehen. Sie<br />
können sich nicht mehr so gut konzentrieren,<br />
vergessen öfter auch einmal etwas.<br />
Ist das nicht normal?<br />
PROF. HOHAGEN Ja, ein Stück weit ist<br />
das normal. Aber wenn gleichzeitig<br />
• die Stimmung gedrückt ist;<br />
• man sich innerlich leer und wie versteinert<br />
fühlt;<br />
• das Essen nicht mehr schmeckt;<br />
• man nicht mehr gut schläft<br />
• oder viel grübelt,<br />
ist das nicht mehr normal.<br />
Eine Depression hat viele Gesichter.<br />
Manche empfinden dadurch auch<br />
Kopf- und Rückenschmerzen viel<br />
stärker. Andere sind so vergesslich,<br />
dass sie große Angst haben, dement zu<br />
sein. Dabei haben sie „nur“ eine Depression.<br />
Wird die erfolgreich behandelt, können<br />
sie sich wieder konzentrieren und die<br />
Vergesslichkeit verschwindet auch – ebenso<br />
wie viele andere Beschwerden.<br />
Aber warum bekommen Ältere eigentlich<br />
eher Depressionen?<br />
PROF. HOHAGEN In der Lebensphase<br />
über 50 passieren viele einschneidende<br />
Wechsel, etwa wenn<br />
• die Kinder aus dem Haus gehen,<br />
• die eigenen Eltern sterben<br />
• oder die Rente bevorsteht.<br />
Das macht vielen zu schaffen, mehr als<br />
sie vorher glauben. Unsere tägliche<br />
Praxis zeigt: Viele, die sich auf ihren<br />
Ruhestand freuen und tausend Pläne<br />
haben, fallen dennoch in eine Depression,<br />
sobald es so weit ist. Wenn etwa die<br />
Chefsekretärin oder der Abteilungsleiter<br />
plötzlich Rentner ist, verändert sich ihr<br />
Status in der Gesellschaft – damit tun<br />
sich viele sehr schwer.<br />
Klingt fast so, als würde man zwangsläufig<br />
depressiv?<br />
PROF. HOHAGEN Nein, das sicher nicht.<br />
Aber prinzipiell kann es jeden treffen;<br />
selbst den, der wunschlos glücklich ist.<br />
In Phasen, in denen man beruflich oder<br />
familiär die Rollen wechselt, ist das<br />
Lesenswert!<br />
Prof. Fritz<br />
Hohagen,<br />
Dr. Thomas<br />
Nesseler: Wenn<br />
Geist und<br />
Seele streiken,<br />
Südwest<br />
Verlag, 29,95<br />
Euro<br />
Fotos: PR<br />
Gutes für die<br />
Gesundheit<br />
In Apotheken und Drogerien gibt<br />
es eine Vielzahl guter, frei verkäuflicher<br />
Mittel, die Sie fit und gesund halten.<br />
GUT FÜRS IMMUNSYSTEM<br />
Damit die Reaktionsfähigkeit<br />
des <strong>Im</strong>munsystems, besonders<br />
in belastenden Situationen,<br />
erhalten bleibt, müssen die<br />
<strong>Im</strong>munzellen ihre Aktivität voll<br />
entfalten können. Für diese<br />
natürliche Abwehrleistung ist es überaus wichtig,<br />
dass der Körper außer mit einer ausgewogenen<br />
Ernährung mit wichtigen Aktivstoffen unterstützt<br />
wird. Das neue Wobenzym immun (Apotheke) mit der<br />
Kraft seiner Enzyme sorgt dabei für einen besonders<br />
positiven <strong>Im</strong>muneffekt.<br />
GUT FÜR DIE BEINE IM SOMMER<br />
Geschwollene, schwere, müde Beine? Charakteristisch<br />
ist, dass sich das bei langem Sitzen oder Stehen, durch<br />
Wärme (z. B. jetzt im Sommer) und/oder im Lauf des<br />
Tages verstärkt. Was tun? Venostasin-Gel Aescin zur<br />
unterstützenden Behandlung bei Venenschwäche. Es<br />
wirkt abschwellend und kühlend, bringt so rasche<br />
Linderung der Beschwerden.<br />
Es zieht schnell<br />
ein, färbt und<br />
klebt nicht.<br />
GUT FÜRS INNERE GLEICHGEWICHT<br />
Hektik und Stress sind Zeichen unserer Zeit. Sorge<br />
um die Familie, Leistungsdruck im Beruf, Zukunftsängste<br />
und hohe Anforderungen an sich selbst<br />
strapazieren die Nerven. Man ist<br />
überlastet, wird nervös und schläft<br />
schlecht. Die Folge: ein Stresskarussell<br />
aus Tagesunruhe und<br />
Schlafstörungen. Die Unruhe am<br />
Tag überträgt sich auf die Nacht. Auf<br />
natürliche Weise kann Neurexan<br />
helfen, wieder zur Ruhe zu finden.<br />
8 / 2011<br />
35
GESUND & FIT<br />
22 Mrd.<br />
Euro Kosten entstehen<br />
jährlich durch<br />
Arbeitsunfähigkeit und<br />
Frührente infolge<br />
von Depressionen.<br />
Quelle: Rheinisch-Westfälisches Institut für<br />
Wirtschaftsforschung (RWI).<br />
Risiko eindeutig größer, depressiv zu<br />
werden. Genauso wie etwa nach einer<br />
Trennung oder dem Verlust des Partners<br />
oder eines anderen nahen Angehörigen.<br />
Wie kann man vorbeugen?<br />
PROF. HOHAGEN Wer noch im Berufsleben<br />
steht, sollte stressigen Arbeitsphasen<br />
bewusst Momente der Muße folgen lassen.<br />
Etwa eine Lesestunde auf der Terrasse,<br />
ein anregendes Gespräch mit dem<br />
Partner oder einen Bastelnachmittag mit<br />
den Enkeln – all das trägt zum Entspannen<br />
und zur Abwechslung bei.<br />
Ist man schon in Rente oder steht kurz<br />
davor, sollte man sich überlegen, wie man<br />
die Zeit, die man bisher mit Arbeiten verbracht<br />
hat, für sich sinnvoll nutzen kann.<br />
Etwa, indem man bisherige Hobbys wie<br />
Heimwerken oder Basteln intensiviert.<br />
Manch einer entdeckt auch ganz neue<br />
Interessen bei sich, beispielsweise für<br />
Kunst, Musik oder Bewegung. Gerade<br />
körperliche Aktivität ist extrem wichtig.<br />
Denn Sport hat starke antidepressive Wirkung<br />
(siehe vorige Seite). Und besonders<br />
bedeutsam ist ein intaktes soziales Umfeld.<br />
Wir sollten viel ins Familienleben investieren,<br />
Freundschaften pflegen. Gemeinsam<br />
ins Theater gehen, Rad fahren, zusammen<br />
verreisen – das alles macht Spaß und<br />
schützt hocheffektiv vor Depressionen.<br />
An wen wendet man sich, wenn man<br />
doch in eine Krise kommt?<br />
PROF. HOHAGEN Erster Ansprechpartner<br />
ist der Hausarzt, mit ihm sollte man<br />
vertrauensvoll Probleme, Ängste und<br />
Befürchtungen besprechen.<br />
Und der überweist dann sofort an<br />
einen Psychotherapeuten?<br />
PROF. HOHAGEN Das muss gar nicht<br />
immer sein. Hausärzte, die sich mit Depressionen<br />
gut auskennen, können eine<br />
erste Behandlung etwa mit einem Antidepressivum<br />
und begleitenden Ge-<br />
Burn-out und Depression – ein Unterschied?<br />
ÄNGSTE<br />
Man hat permanent oder<br />
immer wieder intensive<br />
Angst vor Dingen, z. B. kleinen<br />
Räumen oder bestimmten<br />
Situationen, z. B.<br />
die Straße zu überqueren.<br />
Symptome Herzrasen,<br />
Schweißausbrüche, Zittern,<br />
Atembeschwerden, innere<br />
Beklemmungen.<br />
Behandlung Verhaltenstherapie,<br />
Medikamente, wenn<br />
Ängste extrem und in alltäglichen<br />
Situationen auftreten.<br />
DEPRESSION<br />
Anhaltende gedrückte Stimmung.<br />
Kann ohne erkennbare<br />
Ursache auftreten, aber<br />
auch durch Belastendes wie<br />
Tod oder Trennung oder<br />
eigene schwere Krankheit.<br />
Symptome Antriebslosigkeit,<br />
Interessenverlust über<br />
mindestens zwei Wochen;<br />
Schlaf- und Appetitlosigkeit,<br />
stärkeres Empfinden von<br />
Schmerzen.<br />
Behandlung Gesprächsoder<br />
Verhaltenstherapie,<br />
begleitend auch Sport- und<br />
Kunsttherapien; bei<br />
schweren Depressionen<br />
zusätzlich Medikamente.<br />
BURN-OUT<br />
Englisch für „ausgebrannt<br />
sein“. Trifft vor allem Menschen,<br />
die mit großem Einsatz<br />
im Beruf aktiv sind,<br />
aber befürchten, dass ihre<br />
Arbeit nur wenig bewirkt.<br />
Auslöser häufig Stress, der<br />
nicht verarbeitet werden<br />
kann. Burn-out ist keine<br />
eigene Krankheit, sondern<br />
eine zusätzliche Diagnose.<br />
Häufig verbirgt sich dahinter<br />
eine Depression.<br />
Symptome Völlige körperliche,<br />
geistige und emotionale<br />
Erschöpfung.<br />
Behandlung Wie Depressionen.<br />
Wichtig: Stress-Abbau.<br />
BORDERLINE<br />
Englisch für „Grenzlinie“.<br />
Betroffene fühlen sich als<br />
Außenseiter, haben nur geringes<br />
Selbstwertgefühl und<br />
starke innere Spannungen.<br />
Symptome Stark schwankende<br />
Stimmungen, z. B.<br />
kann alltägliche Situation<br />
extreme Aggression, Eifersucht,<br />
Niedergeschlagenheit<br />
oder Hass auslösen.<br />
Behandlung Verhaltenstherapie,<br />
Stress-Abbau.<br />
BELASTUNGS-<br />
STÖRUNG<br />
Stärker als sonst fühlt man<br />
sich niedergeschlagen,<br />
ängstlich, verbittert oder<br />
verzweifelt. Meist infolge<br />
einer schweren Krankheit,<br />
Trennung, eines Jobverlusts<br />
oder Unfalls; mündet oft in<br />
Depression.<br />
Symptome Gefühl der<br />
Hilflosigkeit („ich kann<br />
nichts ändern“); aber auch<br />
Gereiztheit, Aggression<br />
oder Teilnahmslosigkeit.<br />
Behandlung Gesprächsund<br />
Verhaltenstherapie.<br />
36 8 / 2011
sprächen unternehmen. Das hilft vielen<br />
Betroffenen schon entscheidend weiter.<br />
Mein Rat: den Hausarzt ruhig fragen,<br />
wie gut er sich mit Depressionen und<br />
deren Behandlung auskennt.<br />
Reagiert er ausweichend oder hilft die<br />
Behandlung nicht innerhalb von 4 bis 6<br />
Wochen gut genug, sollte der Hausarzt zum<br />
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
überweisen. Manchmal muss man, auch als<br />
Angehöriger, den Hausarzt dazu drängen.<br />
Und wann ist es dann besser, in eine<br />
spezielle Klinik zu gehen?<br />
PROF. HOHAGEN Wenn man sich praktisch<br />
nur noch die Bettdecke über den<br />
Kopf ziehen möchte, sich wie gelähmt<br />
fühlt und gar nichts mehr geregelt bekommt.<br />
Dann ist es Zeit für eine intensivere<br />
Therapie. Und natürlich, wenn<br />
man Selbstmord-Gedanken hat. Dann<br />
gehört man zwingend in eine Klinik!<br />
Deshalb sollten auch Angehörige jede<br />
Suizidäußerung äußerst ernst nehmen.<br />
Zu Beginn sprachen wir darüber, dass<br />
jeder über seine körperlichen Beschwerden<br />
wie Rückenschmerzen oder<br />
Herzbeschwerden redet, aber niemand<br />
über psychische Probleme. Was raten<br />
Sie, wie sollte man sich gegenüber<br />
Angehörigen, aber auch Kollegen,<br />
Freunden oder Bekannten verhalten?<br />
PROF. HOHAGEN Von Menschen, die<br />
offen darüber reden, wissen wir, dass sie<br />
auf viel Verständnis in ihrem Umfeld<br />
stoßen und ihre Ängste unbegründet<br />
waren. Heute lernen Betroffene, auch im<br />
Rahmen der Psychotherapie, wie sie mit<br />
dem Thema umgehen können. Beispielsweise<br />
mit Standardsätzen, etwa<br />
• „Depressionen können jeden treffen.<br />
Ich bin vor einem Jahr erkrankt, befinde<br />
mich jetzt auf dem Weg der Besserung“<br />
• oder „Ich war in letzter Zeit sehr häufig<br />
traurig, habe mir aber Hilfe von Ärzten<br />
und Angehörigen geholt“.<br />
So kann man seine Krankheit kurz erklären<br />
und Unsicherheiten überdecken.<br />
Das Gespräch führte Uwe Groenewold<br />
IM OKTOBER-HEFT<br />
Teil 2: So habe ich aus der<br />
Depression gefunden.<br />
TEST<br />
Ist das schon eine Depression?<br />
Sie fühlen sich oft niedergeschlagen? Dieser Test zeigt,<br />
ob bei Ihnen vielleicht eine depressive Episode vorliegt. Eine<br />
ärztliche Diagnose kann der Test nicht ersetzen!<br />
<br />
HAUPTSYMPTOME<br />
1. Meine Stimmung ist fast die ganze Zeit am Tag und<br />
so gut wie jeden Tag gedrückt. Bestimmte Ereignisse<br />
oder Umstände spielen dabei keine Rolle.<br />
2. Aktivitäten, die ich sonst gerne gemacht habe,<br />
interessieren mich nicht mehr.<br />
3. Ich ermüde viel leichter als sonst und/oder meine<br />
Energie, mein Antrieb sind deutlich verringert.<br />
<br />
WEITERE SYMPTOME<br />
4. Mein Selbstvertrauen/Selbstwertgefühl ist weg.<br />
5. Ich mache mir selbst Vorwürfe, die reichlich übertrieben<br />
und unbegründet sind. Vielleicht sehen dies<br />
Freunde oder Angehörige deutlicher als Sie selbst.<br />
6. Ich beschäftige mich mit Gedanken über Tod oder<br />
Selbstmord.<br />
7. Ich kann mich schlecht konzentrieren oder ich habe<br />
Schwierigkeiten, mich zu entscheiden, oder ich<br />
fühle mich unschlüssig, wie ich mich verhalten soll.<br />
8. Ich fühle mich innerlich angespannt und verhalte<br />
mich ruhelos und getrieben oder das Gegenteil<br />
davon: Ich bin körperlich verlangsamt.<br />
9. Mein Schlaf ist gestört (die Art und Weise der<br />
Schlafstörungen spielen dabei keine Rolle).<br />
10. Ich habe weniger Appetit als sonst und Gewicht<br />
abgenommen oder das Gegenteil davon: Ich habe<br />
mehr Appetit als sonst und Gewicht zugenommen.<br />
<br />
DAS ERGEBNIS<br />
Wenn Sie bei den Hauptanzeichen mindestens 2 Mal<br />
sowie bei den weiteren Anzeichen mindestens<br />
1 Mal „stimmt“ geantwortet haben, sind das Hinweise auf<br />
eine Depression. Sie sollten den Verdacht dringend<br />
mit einem Arzt besprechen. Aber auch, wenn Sie bei den<br />
Hauptanzeichen nur 1 Mal „stimmt“ sagen,<br />
sollten Sie sich aufmerksam beobachten, besonders<br />
wenn weitere Anzeichen zutreffen.<br />
Foto: Sabine Braun / Illustration: Getty<br />
8 / 2011<br />
37
MENSCHEN EREIGNISSE EPOCHEN<br />
Affären, Lügen,<br />
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UNSER LEBEN<br />
Jedes Poesiealbum<br />
ist<br />
einzigartiger<br />
Schatz,<br />
dessen Wert<br />
man oft<br />
erst spät<br />
entdeckt.<br />
„Edel sei der<br />
Mensch ...“<br />
Das Poesiealbum – ein Stück Kindheit<br />
zwischen zwei Buchdeckeln. Als<br />
Ira Richter (66) auf diesen Schatz stößt,<br />
beginnt für sie eine kleine Zeitreise.<br />
anz schlicht ist er, der braune Ledereinband.<br />
Auf dem Deckel ein schmaler<br />
Silberrahmen. Unten rechts das<br />
Wort „Poesie“. Die Seiten ein wenig<br />
vergilbt, Duft von altem Papier. Versteckt<br />
und längst vergessen schlummerte<br />
das Album über Jahre in einer Schublade.<br />
Ich sehe es noch genau vor mir, wie ich das Album<br />
an meinem elften Geburtstag aus dem bunten Sei-<br />
denpapier wickele. Ein Geschenk meiner Mutter. Sie<br />
schrieb als Erste hinein, am 20. Juli 1956: „Was Du<br />
nicht willst, dass man’s Dir tu, das füg auch keinem<br />
andern zu!“ Daran habe ich mich immer gehalten.<br />
Wenn ich damals selbst in ein Poesiealbum schreiben<br />
durfte, wählte ich immer denselben Spruch von<br />
Robert Reinick: „Sei nicht ein Wind- und Wetterhahn<br />
und fang nicht immer Neues an. Was Du Dir in den<br />
Kopf gesetzt, dabei beharre bis zuletzt.“ Ich gab mir<br />
richtig Mühe. Natürlich schrieb ich in meiner schönsten<br />
Schrift, mit Füller und Linienpapier drunter. Schönschreiben,<br />
das war das Allerwichtigste. Und kein Fettfleck,<br />
kein Tintenklecks durfte das Poesiealbum verunzieren!<br />
Das gehörte sich damals so.<br />
Trotzdem: Jedes Mal, wenn ich mein Album zurückbekam,<br />
klopfte mein Herz vor Aufregung: Ist es<br />
noch unversehrt? Hat niemand ein Eselsohr hineingeknickt?<br />
Steht kein Spruch zweimal drin? Jeder Eintrag<br />
wie eine Trophäe. Was, Hella hatte schon in Margits<br />
Buch geschrieben und in meines noch nicht? Da<br />
brachte ich Hella das Buch persönlich nach Hause!<br />
Langsam blättere ich weiter, vorbei an Onkel Fritz<br />
und Tante Hannah, Wolfgang, Karin, lauter Namen,<br />
bei denen wie im Schnelldurchlauf Gesichter aufblitzen,<br />
mal nur schemenhaft, mal ganz deutlich, wie<br />
bei Renate. „Vergiss nie die Heimat ...“ Was für eine<br />
8 / 2011<br />
39
UNSER LEBEN<br />
»Ist<br />
Reden eine<br />
Pflicht,<br />
dann<br />
schweige<br />
nicht! Rede<br />
wenig,<br />
rede wahr,<br />
viel Reden<br />
bringt<br />
Gefahr.«<br />
Erinnerung<br />
bewahren:<br />
Ira Richter<br />
(66) aus<br />
Berlin entdeckte<br />
ihr<br />
Poesiealbum<br />
wieder.<br />
schöne Schrift sie hatte! Und rote Haare und Sommersprossen.<br />
Wir haben oft miteinander gespielt. Wie<br />
sie wohl heute aussieht? Renate – ein beliebter Name<br />
damals. Wir hatten gleich drei in der Klasse. Die zweite<br />
Renate habe ich ein wenig um ihr schönes<br />
Zuhause beneidet. Sie wohnte in einer Villa.<br />
Ich dagegen fühlte mich zwischen Oma, Tante,<br />
Heim, Internat und Mutter stets etwas<br />
hin und her geschubst. Und die dritte Renate.<br />
„Mög’ der Himmel Dich bewahren vor Gefahren<br />
...“ Von ihr bleibt nur der Spruch. Ich<br />
habe kein Bild, keine Vorstellung, keine Erinnerung<br />
an dieses Mädchen.<br />
Andere Mitschülerinnen dagegen vergesse<br />
ich nie. Angelika zum Beispiel. Kaum fliegen<br />
meine Augen über ihre Zeilen, sehe ich<br />
sie wieder vor mir. Grazil und anmutig. Mit<br />
ihren dunklen Haaren, der fein geschwungenen<br />
Nase. Den geschmeidigen Balletthänden, mit<br />
denen sie sich im Sportunterricht scheinbar mühelos<br />
auf den Schwebebalken schwang. Den Jungs gefallen<br />
um jeden Preis. Das Letzte, was ich von ihr hörte, war,<br />
dass sie Ende der 70er geschieden wurde und ihre<br />
Tochter allein großzog ...<br />
Ach ja, hier meine liebste Lehrerin Regina Müller.<br />
Wir Mädchen himmelten sie an: Groß war sie, naturblonde<br />
Locken, freundliche Stimme. Sie strahlte so<br />
viel Gelassenheit aus! Dabei hatte sie für einen echten<br />
Skandal gesorgt. Bekam Zwillinge. Von einem<br />
Mann, der sich für sie scheiden ließ. Und das in den<br />
50ern! Trotzdem: Für sie haben wir uns alle ins Zeug<br />
gelegt, für sie wollten wir „gut“ sein – wie es in Tolstois<br />
Spruch heißt, den sie mir ins Album schrieb:<br />
„Nichts verschönt das eigne Leben wie das Leben der<br />
Mitmenschen so sehr, als das zur Gewohnheit gewordene<br />
Bestreben, gut zu sein.“<br />
Gut sein – das war nicht immer ganz einfach. Und<br />
ich muss schmunzeln, wenn ich Marlis’ Seite aufschlage.<br />
Dass wir in der fünften Klasse mal an einem Zeitungsladen<br />
Schauspielerbilder geklaut haben, von<br />
Gina Lollobrigida, hast du bis jetzt keinem erzählt,<br />
liebe Marlis. Entschuldige, jetzt ist es raus ...<br />
Zu Marlis besteht der Kontakt bis heute. Obwohl<br />
sie als Stewardess viel unterwegs war. Ihren Poesiealbum-Spruch<br />
finde ich noch immer schwer zu befolgen:<br />
„Ist Reden eine Pflicht, dann schweige nicht!<br />
Rede wenig, rede wahr, viel Reden bringt Gefahr.“<br />
Handgeschriebene Zeilen – heute haben sie echten<br />
Seltenheitswert. Selbst meine Freundinnen schicken<br />
mir heute eher eine SMS aus dem Urlaub als eine<br />
Postkarte. Und Poesiealben wurden abgelöst von<br />
Facebook, Stayfriends oder Wer kennt wen? Wobei ...<br />
Meine Enkelin kam neulich mal mit einem „Freundschaftsbuch“<br />
an. Da ist alles schon vorgegeben, was<br />
einzutragen ist, so was wie Lieblingstier oder blödestes<br />
Schulfach. Schön finde ich, dass man ein Foto<br />
hineinklebt. Schützt vor späteren Gedächtnislücken.<br />
Trotzdem: Unsere Glanzbilder-Variante hatte<br />
viel mehr Charme! Und die Sprüche – sie<br />
passten oft zum Charakter des Schreibers,<br />
auch wenn mir das bei vielen eigentlich erst<br />
heute so richtig bewusst geworden ist.<br />
So wie bei Anita. „Die Existenz des Menschen<br />
ruht nicht nur in seinen Händen, sondern<br />
noch viel mehr in seinem Kopf“, schrieb<br />
sie. Und Anita musste es wissen. Sie war schon<br />
damals so klug! Später wanderte sie aus, nach<br />
Australien. 2005 kam sie nach 35 Jahren das<br />
erste Mal wieder zu einem Klassentreffen.<br />
Es war wie zu Mädchenzeiten: Wir saßen<br />
nebeneinander und ratschten, als wäre kein<br />
Tag vergangen. Seitdem lassen wir uns nicht mehr<br />
aus den Augen, schreiben Briefe oder E-Mails.<br />
Was mit den Jungs aus meiner Klasse ist? Keiner<br />
hat sich verewigt. Weder Klaus, der Mädchenschwarm,<br />
noch Dieter mit der großen Klappe oder Timmi, mein<br />
Beschützer. War es ihnen zu blöd, sich in so ein „Mädchenbuch“<br />
einzutragen? Oder war ich zu schüchtern,<br />
ihnen das Album in die Hand zu drücken?<br />
Ein paar leere Seiten habe ich freigehalten. Mit<br />
Bleistift stehen oben die Namen von Mädchen, die<br />
Großmutters Eintrag<br />
ist der wertvollste<br />
hätten hineinschreiben sollen: Heidi, Gabi, Brigitte.<br />
Brigitte, eine Freundin aus dem Zittauer Gebirge. Mit<br />
nur 19 Jahren starb sie an Krebs. Das habe ich erst<br />
Jahre später erfahren. Und die leere Seite erscheint<br />
mir plötzlich wie eine verpasste Chance.<br />
Umso wertvoller ist der Eintrag meiner geliebten<br />
Oma. Die einzigen handschriftlichen Zeilen, die mir<br />
von ihr geblieben sind. Viele Jahre habe ich bei ihr<br />
gelebt. Bei dieser klugen, selbstbewussten Frau, die<br />
mich so sehr prägte. Sie wählte einen Spruch des<br />
Dichters Ernst Preczang: „Wags! Und beuge Dich nicht<br />
vor den rohen Händen des Tags ... und was Dich empörte,<br />
sags!“ Und darunter schrieb sie: „Nach diesem<br />
Wahlspruch habe ich gelebt, tu Du es auch.“<br />
Als ich das Poesiealbum vorsichtig zusammenklappe,<br />
muss ich schmunzeln. Welch ein Kunststück, all<br />
diese Ratschläge ein Leben lang zu befolgen. Sicher<br />
ist es bei mir oft nur bei dem Versuch geblieben. Aber<br />
wie heißt es so schön: „Wer Großes versucht, ist bewundernswert,<br />
auch wenn er fällt“ (Seneca).<br />
Aufgezeichnet von Carmen Krickau<br />
Foto: Mauritius <strong>Im</strong>ages (1), Stills Online (1), TV Yesterday (1), Privat (1)
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MARKETTE<br />
REISE & KULTUR<br />
42 8 / 2011
MARKETTE<br />
Eine Woche<br />
Bara vara<br />
*<br />
Baden, lesen, in der Sonne liegen, der Natur zuhören: Die Schären-Inseln<br />
östlich von Stockholm sind ein märchenhaftes Idyll. Ganz besonders auf<br />
Utö ist alles noch ruhiger, langsamer, liebenswerter als anderswo. Vor allem<br />
die Menschen, die Silke Haas sofort tief in ihr Herz schloss.<br />
*<br />
schwedisch: „einfach sein,<br />
es sich gut gehen lassen“<br />
Foto: ?????, 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
Freitag<br />
Knallrot leuchtet der kleine rote Punkt auf<br />
dem Hügel, keine hundert Meter vom Fähranleger<br />
Gruvbryggan auf Utö entfernt. Ganz<br />
klar: Das muss mein Ferienhaus mit Ostseeblick<br />
sein. Greta Garbo (1905 bis 1990),<br />
Schwedens größter Star des 20. Jahrhunderts,<br />
soll in den Sechzigern öfter ganz in der Nähe<br />
ausgespannt haben, hat mir die hilfsbereite<br />
Frau im Reisebüro erzählt. Und was einer<br />
gestressten Filmschauspielerin geholfen hat,<br />
um Ruhe und zu sich selbst zu finden, kann<br />
8 / 2011 43
REISE & KULTUR<br />
mir erst recht nicht schaden. Eineinhalb Jahre Bauzeit an unserem<br />
Eigenheim liegen hinter mir. Jetzt, kurz nach dem Einzug, brauche<br />
ich einfach eine Auszeit. Ein paar Tage ohne Verpflichtungen, an<br />
nichts denken müssen, sich für nichts verantwortlich fühlen. Keine<br />
Handwerker anrufen, keine Rechnungen bezahlen.<br />
„Nirgends kann man besser entspannen als auf einer Schäre – die<br />
Schweden sagen dazu: bara vara. Das bedeutet ,einfach sein, es sich<br />
gut gehen lassen.‘“ Fähren-Steward Gunnar Larsson (67) scheint<br />
meine Gedanken lesen zu können, als er mich an der Reling meines<br />
Schiffes, der „Silverpilen“, stehen sieht. Gunnar kennt Utö, mein<br />
Ferienziel, wie aus dem Effeff. Er kam hier auf dieser Insel zur Welt,<br />
will seine Schären für keinen Preis der Welt verlassen: „Ich werde<br />
hier bis zum Ende meiner Tage leben.“ Gunnar wird seine Gründe<br />
haben. Und so betrete ich über die silberne Gangway des Schiffes<br />
erwartungsfroh meine kleine Urlaubswelt. <strong>Im</strong> Gepäck fünf dicke<br />
2.<br />
Freiheit<br />
duftet<br />
nach<br />
Pinien<br />
Romane mit insgesamt 4000 Seiten Lesestoff.<br />
Das sollte reichen für eine Woche, denn<br />
man weiß ja nie ...<br />
Samstag<br />
Den ganzen langen Morgen habe ich in<br />
meinem kuschligen Bett und auf der genauso<br />
bequemen Couch verbracht, bereits die<br />
ersten 300 Seiten von Nele Neuhaus’ gewaltigem<br />
Krimi-Wälzer „Wer Wind sät“ intus.<br />
Jetzt ist erst mal genug mit Kommissarin Pia<br />
Kirchhoff und der spannenden Suche nach<br />
dem durchtriebenen Taunusmörder.<br />
Der durchs Fenster duftende Sommer lockt<br />
ins Freie. Das Parfum von Freiheit und Ruhe<br />
riecht nach Wiese, nach trockenen Pinienzapfen,<br />
nach einem zarten Hauch von Salz<br />
und Fisch. Vor dem Fenster schmiegt sich<br />
ein dichter grüner Mantel aus Rasen, Pinien,<br />
Kiefern und ein paar schlanken Birken an<br />
mein rotes Holzhäuschen auf dem Hügel.<br />
Dazwischen hebt sich zarte weiße Schafgar-<br />
1. Tolles<br />
Erlebnis: Eine<br />
dreistündige<br />
geführte Bootsund<br />
Kajaktour<br />
kostet auf Utö<br />
etwa 40 Euro,<br />
ein wasserdichter<br />
Neopren-<br />
Anzug als Leihgabe<br />
inklusive.<br />
1.<br />
2. Wie aus dem:<br />
Bilderbuch: Holzhäuschen<br />
in Weiß<br />
und Rot prägen alle<br />
Schären-Inseln.<br />
44 8 / 2011
e und knallgelber Löwenzahn scharf ab. Darüber erklimmt die<br />
Sonne allmählich den Zenit, brennt jetzt am Samstagmittag mit bestimmt<br />
30 Grad auf die Insel. Menschen sind nirgendwo zu sehen.<br />
Dabei kommen Jahr für Jahr eine Viertelmillion Touristen, vor allem<br />
Schweden, hierher. Wahrscheinlich halten die meisten gerade ihre<br />
Siesta auf ihren schattigen weißen Holz-Veranden vor ihren<br />
knuffigen Ferienhäusern, Schweden wie aus dem Bilderbuch.<br />
Ich dagegen muss mich jetzt sputen und unbedingt ins Tourismusbüro<br />
der Insel, Broschüren holen, mich erst mal über Utö und die<br />
Schären informieren – zuhause war irgendwie keine Zeit. Fast 25.000<br />
Inseln sind es, manche größer, manche winzig und unbewohnt. Und<br />
alle liegen vor Stockholm. Relikte der letzten Eiszeit, steht in einem<br />
der kleinen Info-Hefte. Manche dieser steinernen Erhebungen sind<br />
klein, nackt und kahl, bieten gerade mal einer Möwe Platz zum Luftholen.<br />
Andere ragen faltig und grau wie die Rücken einer Elefantenherde<br />
aus dem Wasser. Wieder andere sind bewaldet, beweidet<br />
und bewohnt. So wie Utö, mit siebeneinhalb Quadratkilometern<br />
und 230 Dauerbewohnern eine der größten Inseln, zehn Kilometer<br />
lang, an der breitesten Stelle dreieinhalb Kilometer. Der Name bedeutet<br />
Außeninsel – weil Utö so weit draußen im südlichen Teil der<br />
Schären liegt. Eine knappe Stunde fährt man mit der Fähre ab Årsta<br />
Havsbad, 30 Kilometer südlich von Stockholm. Eine vergleichsweise<br />
kurze Reise, die einen weit bringt. Weit<br />
weg von Job-Ärger, Autolärm und Hausbau-<br />
Stress. Allerdings braucht es selbst hier eine<br />
Weile, wirklich loszulassen. Schon drei Mal<br />
habe ich zuhause angerufen, nachgefragt,<br />
ob alles in Ordnung ist. Warum stelle ich das<br />
Handy nicht einfach mal aus?<br />
Sonntag<br />
Meine letzten Vorräte aus zwei Dosen Bockwürstchen<br />
und einer Flasche Apfelschorle<br />
gingen Samstagabend drauf. Zeit für ein bisschen<br />
Bewegung, bis zum gerade mal drei<br />
Minuten entfernten Insel-Supermarkt. „Färsk<br />
Fisk – frischer Fisch“ steht in Kreideschrift<br />
auf der schwarzen Schiefertafel vor dem<br />
Geschäft. Drinnen erhebt sich, eingerahmt<br />
von Waschpulver, Bierkisten und Knäckebrot-<br />
Regal, eine große, gläserne Theke auf dunklem<br />
Holzfußboden. Rechts liegen Fische mit<br />
glänzenden Augen in ihrem Eisbett: Lachse,<br />
Dorsche, Schollen. Links reihen sich ein<br />
halbes Dutzend Schüsseln aneinander. Jede<br />
bis zum Rand mit Sill gefüllt, mal rot, gelb<br />
oder mit grünen Sprenkeln. Sill heißt auf<br />
Schwedisch Hering und gilt als nationale Delikatesse.<br />
Er wird in mundgerechte Stücke<br />
geschnitten, mit Äpfeln, Zwiebeln, Roter Bete,<br />
Curry oder mit frischem Dill mariniert.<br />
„Nimm den Sill mit Curry und mit frischem<br />
Dill – da machst du nichts falsch.“ Gunnar<br />
Larsson steht plötzlich neben mir, zusammen<br />
mit seiner Frau Majsan (65). Also greife ich<br />
zu. Kaufe dazu eine Flasche italienischen<br />
4.<br />
5.<br />
3. Ferienhäuser<br />
für zwei Personen<br />
kosten (außerhalb<br />
der Hochsaison)<br />
ab 280 Euro.<br />
4. Violetter<br />
Farbtupfer:<br />
Die Kuckucks-<br />
Lichtnelke blüht<br />
vor allem im Juli<br />
und August auf<br />
den südwestlichen<br />
Schären.<br />
5. Ein Leben auf<br />
und für Utö: Majsan<br />
und Gunnar<br />
Larsson: Sie<br />
arbeitet als<br />
Postbotin, er als<br />
Fähren-Steward.<br />
6. Verliebt in die<br />
Schären: Autorin<br />
Silke Haas. „Leider<br />
kosten die Lebensmittel<br />
viel mehr<br />
als zuhause. Eine<br />
Dose Leichtbier<br />
etwa 2,50 Euro,<br />
500 Gramm Hackfleisch<br />
10 Euro.“<br />
Foto: ?????, 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
6.<br />
3.<br />
8 / 2011 45
N<br />
1.<br />
Lust auf die<br />
Schären?<br />
Hinkommen<br />
FLUGZEUG Nach<br />
Stockholm ab<br />
Hamburg, Hinund<br />
Rückflug ab<br />
ca. 310 Euro (Lufthansa)<br />
oder ab<br />
Berlin, ab ca. 210<br />
Euro (Air Berlin).<br />
Vom Flughafen<br />
Stockholm per Taxi<br />
oder Bus 846 ab<br />
Västerhaninge nach<br />
Årsta – dort legt<br />
die Fähre zur Insel<br />
Utö ab.<br />
AUTO Über Dänemark,<br />
Öresund-<br />
Brücke, nach<br />
Schweden. Fahrzeit<br />
Hamburg bis<br />
Stockholm – knapp<br />
1 000 Kilometer –<br />
ca. 11 Stunden.<br />
Bezahlen<br />
Schweden gehört<br />
zwar zur EU,<br />
bezahlt wird jedoch<br />
mit Schwedischer<br />
Krone (SEK). 10 SEK<br />
sind etwa 1,12 Euro.<br />
Noch mehr<br />
erfahren<br />
Schwedisches<br />
Fremdenverkehrsamt,<br />
Michaelisstraße<br />
22, 20459<br />
Hamburg. ✆ (0 40)<br />
32 55 13 10,<br />
www.visitsweden.de<br />
Frascati (ordentlich teuer). „Wenn du Zeit<br />
hast, komm doch morgen zu uns“, sagt Gunnar,<br />
bevor wir uns vor dem Laden verabschieden.<br />
Klar habe ich Zeit, endlich mal wieder!<br />
Und überhaupt, Frascati schmeckt ja<br />
ohnehin zu dritt viel besser.<br />
Montag<br />
Dampfenden Ostsee-Dorsch mit Gorgonzola-Polenta<br />
hat Majsan aufgetischt, dazu gibt<br />
es statt Frascati (Majsan: „Den machen wir<br />
später auf.“) mir zu Ehren einen Pfälzer Riesling.<br />
Mindestens einmal im Monat kocht Majsan<br />
Gunnars Lieblingsgericht. Wieder und<br />
wieder blickt Majsan sooo verliebt zu ihrem<br />
Mann, ergreift ständig seine Hand – man<br />
könnte neidisch werden. Als 15-Jährige war<br />
sie erstmals mit ihren Eltern auf der Insel,<br />
half im Lebensmittelgeschäft, in dem ich gestern<br />
den Curry-Sill kaufte, um ihr Taschengeld<br />
aufzubessern. Ein typischer Sommerjob.<br />
„Dann kam Gunnar“, strahlt Majsan. „Er war<br />
NORWEGEN<br />
Oslo<br />
Aland<br />
Stockholm<br />
Schären<br />
Inseln<br />
NORDSEE<br />
Gotland<br />
DÄNE-<br />
MARK<br />
Kopenhagen Öland<br />
200 km<br />
OSTSEE<br />
LITAUEN<br />
Stralsund<br />
Berlin<br />
DEUTSCHLAND<br />
Günstig ins<br />
Glück: <strong>Nu</strong>r 8,50<br />
Euro kostet<br />
die einfache<br />
Fährfahrt ab<br />
Årsta nach Utö.<br />
Eine direkte<br />
Schiffsverbindung<br />
ab Deutschland<br />
gibt es leider nicht.<br />
SCHWEDEN<br />
POLEN<br />
FINNLAND<br />
so schüchtern, aber er kam jeden Tag und kaufte immer nur einen<br />
Apfel.“ Der Großstadt-Teenager und der gerade volljährige Gunnar<br />
verliebten sich. Das war 1961. „Der Kampf mit meinen Eltern damals<br />
war fürchterlich. ,Du opferst deine Zukunft! Was willst du denn<br />
auf dieser Insel? Du bist viel zu jung!‘ und so weiter“, erinnert sich<br />
Majsan. Doch sie setzte sich durch, heiratete Gunnar, bekam drei<br />
Kinder: „Es war die beste Entscheidung meines Lebens.“ Und wenn<br />
ich die beiden so sehe, kann ich das gut verstehen.<br />
Dienstag<br />
Mein vierter Tag auf Utö. Inzwischen kann ich verstehen, dass die<br />
Schären das beliebteste Reiseziel der Stockholmer sind und im Sommer<br />
mittlerweile auch immer mehr Deutsche kommen. Weil es so<br />
herrlich ruhig ist. Neben dem Hauptort Gruvbryggan gibt es im Westen<br />
noch ein Dorf, Edesnäs. Doch wer das erst mal hinter sich gelassen<br />
hat, begegnet so schnell keinem mehr. Der Weg jenseits von<br />
Edesnäs führt über Steinbuckel, Kiefernwurzeln und Moosbetten<br />
weiter durch ein düsteres Tannenwäldchen, bis urplötzlich runde,<br />
kahle Felsen aus Granit und Gneis glänzend in der Sonne vor einem<br />
auftauchen. Und famose weiße Sandbuchten unter blauem Himmel.<br />
Man badet zwischen zwei flachen, lang gestreckten Holmen, die ein<br />
kleines Hafenbecken bilden – und vergisst die Zeit.<br />
E18<br />
Stockholm<br />
E4<br />
Årsta<br />
73<br />
Nynäshamn<br />
Vaxön<br />
Haninge<br />
E18<br />
Tyresö<br />
Utö<br />
Värmdö<br />
Dalarö<br />
S<br />
Grinda<br />
C<br />
H<br />
Finnhamn<br />
Sandö<br />
Ä R<br />
E N<br />
N S<br />
I<br />
L<br />
E<br />
1. Kostbare<br />
Delikatesse:<br />
Ostsee-Lobster<br />
2. Genügsam:<br />
Pinie auf Utö<br />
3. Traum in<br />
Orange: Sonnenuntergang<br />
auf<br />
den Schären<br />
46 8 / 2011
Das Wasser ist so durchsichtig wie Fensterglas,<br />
auf dem Ostseegrund leuchten weiße<br />
Steine, die das Meer zu feinen Kugeln geschliffen<br />
hat. Ein paar dieser Steinknicker<br />
schleppe ich abends in mein Ferienhaus, wo<br />
sie dann tagelang als Stolperfallen herumrollen.<br />
So viel Spaß muss einfach sein.<br />
Mittwoch<br />
Radio Stockholm vermeldet 29 Grad. Am<br />
Hafen von Gruvbryggan weht eine frische<br />
Brise, als ich auf das kleine rote Sparkassenboot<br />
warte. Viele Jahrzehnte lang kam es<br />
einmal pro Woche herangetuckert, war die<br />
einzige Chance für die 230 Dauerbewohner<br />
und die Touristen, sich Bargeld zu verschaffen.<br />
Jetzt soll in wenigen Wochen der erste<br />
Geldautomat auf Utö in Betrieb genommen<br />
werden. Genau wie die schwimmende Bibliothek<br />
und das Zahnarztboot mit dem schönen<br />
Namen Plomben III legt dann die Bank-<br />
Barkasse ab dem Sommer nicht mehr hier<br />
Eine<br />
kleine<br />
Bucht<br />
zum<br />
Baden,<br />
nur für<br />
mich<br />
an. Utö wird mehr und mehr autonom, geradezu modern. Doch bei<br />
Beerdigungen und zu Gottesdiensten kommt der Pastor weiterhin<br />
vom Festland. Und bei Notfällen landet nach wie vor der Hubschrauber,<br />
um Verletzte nach Stockholm ins Krankenhaus zu fliegen. Ich<br />
hoffe, so weit wird es bei mir nicht kommen. Andererseits: Vielleicht<br />
packe ich die Steinkugeln in meinem Ferienhaus doch lieber in eine<br />
Kiste, ich stolpere häufiger darüber, als mir lieb ist.<br />
Donnerstag<br />
Baden, rumliegen, aus dem Fenster gucken, ein paar Seiten aus Monika<br />
Peetz’ „Die Dienstagsfrauen“ – so verrinnt mein letzter Tag in<br />
den Schären. Leben kann so einfach und erfüllend sein. Jedes Stück,<br />
das dann spätnachmittags beim Packen in meinem Koffer verschwindet,<br />
macht mich ein bisschen trauriger, melancholischer.<br />
Das Gefühl wird noch schlimmer, als Majsan und Gunnar auf dem<br />
Fähr-Anleger erscheinen und, wie ich finde, auch ein bisschen unglücklich<br />
wirken. Mit „hej då – tschüss“ verabschieden sich die zwei. Und<br />
gehen dann schnell zurück zu ihrem alten braunen Volvo, der noch<br />
aussieht, wie ein Volvo aussehen sollte: kantig, praktisch und unzerstörbar.<br />
Schwedisches Knäckebrotdesign. Unverwüstlich. Wie die Schären.<br />
Vielleicht ist es das, was die Menschen hier am Urlaub so lieben.<br />
Ich werde auf jeden Fall wiederkommen. Nächstes Jahr.<br />
Foto: Laif (4), Mauritius-<strong>Im</strong>ages (1), Look -Foto (2), Privat(1), Karte: Infochart<br />
2.<br />
3.<br />
8 / 2011<br />
47
Kluge Köpfe<br />
Das wahre<br />
Glück unseres<br />
Lebens<br />
Was macht den Kern<br />
unseres Lebens aus? Was<br />
ist wichtig? Was macht<br />
uns glücklich? Für<br />
den Autor und Arzt<br />
Sherwin B. <strong>Nu</strong>land<br />
sind es nur zwei<br />
Dinge: Arbeiten –<br />
ein Leben lang –<br />
und Liebe!<br />
Goldmann 2007,<br />
9,95 Euro<br />
ür gewöhnlich<br />
erntet Sigmund<br />
Freud die Lorbeeren<br />
dafür, aber es war<br />
wahrscheinlich der berühmte<br />
russische Autor<br />
Leo Tolstoi, der der Welt als<br />
Erster das wahre Geheimnis<br />
unseres Glücks verriet: Das<br />
Geheimnis liegt in dem Wissen<br />
darum, wie man liebt und wie<br />
man arbeitet. Betrachte ich<br />
dies nun aus dem Blickwinkel<br />
meines 80. Geburtstages – er<br />
liegt noch nicht lange zurück<br />
–, begreife ich erst jetzt die<br />
ganze Wahrheit dieser Worte.<br />
Und es war ein langer Erkenntnisprozess:<br />
Denn eigentlich<br />
habe ich schon mit<br />
Mitte 40 damit begonnen,<br />
diese Aussage mit stetig<br />
wachsender Klarheit zu<br />
verstehen.<br />
Hoch geachtet<br />
in den USA<br />
als Arzt,<br />
Professor,<br />
Philosoph:<br />
Sherwin B.<br />
<strong>Nu</strong>land.<br />
48 8 / 2011
Fotos: Laif (1), PR (1)<br />
Und so habe ich Tolstois<br />
Maxime nicht nur zu meinem<br />
Lebensmotto gemacht. Sie<br />
wurde sogar zu dem einzigen<br />
Körnchen Weisheit, auf das<br />
ich mich je verlassen mochte.<br />
Während meiner acht Lebensjahrzehnte,<br />
die von Phasen<br />
der Freude und der Hürden,<br />
des Triumphs und des<br />
Scheiterns geprägt waren,<br />
kam ich zu der Überzeugung,<br />
dass diese wenigen Worte<br />
„alles, was ich weiß auf Erden<br />
und alles, was ich wissen<br />
muss“ enthalten – so, wie es<br />
der große amerikanische<br />
Dichter John Keats (1795–<br />
1821) ausdrückt. Dabei nehmen<br />
mich nicht nur die Begriffe<br />
„Liebe“ und „Arbeit“<br />
gefangen, sondern auch der<br />
Begriff „wissen, wie“.<br />
Wissen, wie man arbeitet,<br />
bedeutet, die eigene Kreativität<br />
in Pfade zu lenken, die für<br />
andere wertvoll sind, aber<br />
auch für mich selbst. Wir<br />
identifizieren uns mit dem<br />
Beruf oder der Tätigkeit, die<br />
wir gewählt haben, und sind<br />
ebenso auf vielerlei Weise<br />
durch sie definiert. Unsere<br />
Umwelt sieht uns im Licht<br />
unserer Arbeit. Wenn wir uns<br />
einmal in jungen Jahren mit<br />
der Arbeit identifiziert haben,<br />
dann kehrt sich das Verhältnis<br />
irgendwann um: Die Arbeit<br />
bestimmt uns. Sie schafft<br />
ein Bild von uns, in dem andere<br />
uns sehen, aber sie ist<br />
auch ein Spiegel für uns<br />
selbst, der uns darüber nachsinnen<br />
lässt, was wir sind.<br />
Wir müssen wissen, wie wir<br />
die Arbeit finden, wissen,<br />
wie wir sie sehr gut machen,<br />
und wissen, wie wir Erfüllung<br />
darin finden. Denn in der<br />
Arbeit setzen wir der Welt<br />
gegenüber ein Zeichen: Wir<br />
fühlen uns einem Qualitätsideal<br />
verpflichtet und zeigen<br />
dies in dem, was wir tun.<br />
Wenn die Zeit gekommen<br />
ist, die berufstätige Arbeit<br />
hinter uns zu lassen, müssen<br />
wir andere Kanäle für unsere<br />
Kreativität finden, andere<br />
Arten von Arbeit, denn Kreativität<br />
nährt sich selbst.<br />
s<br />
ogar die Liebe,<br />
dieses Gefühl, das uns<br />
so unvermittelt erscheint,<br />
braucht das „gewusst,<br />
wie“, wenn sie wahrhaftig<br />
und dauerhaft sein<br />
soll, wenn sie tiefe Bedeutung<br />
haben soll – für uns und für<br />
die, die wir lieben. Solche<br />
Liebe erfordert Arbeit, genau<br />
so, wie die Arbeit Liebe<br />
braucht. Liebe zu der Aufgabe,<br />
die getan werden soll.<br />
Liebe und Arbeit segnen unser<br />
Leben. Es gibt keine größere<br />
Weisheit als diese.<br />
Unsere Arbeit verändert<br />
sich so wie unser Leben und<br />
wie die Zeiten sich ändern.<br />
Vor allem nach 65, in der<br />
sogenannten Pensionierung,<br />
beim Rückzug aus dem Beruf,<br />
den wir vorher hatten. Was<br />
bei der Arbeit wirklich zählt,<br />
ist weder die Art der Arbeit<br />
noch ihre Bezeichnung, sondern<br />
die Kreativität und die<br />
Freude, die wir in sie hineinlegen.<br />
Auch die Liebe mag<br />
sich mit den Jahren in ihrem<br />
Wesen und in ihrem Ausdruck<br />
verändern. Aber an<br />
Tiefe wird sie nur dann gewinnen,<br />
wenn wir uns bewusst<br />
machen, dass wir stets<br />
Liebesarbeit hineingeben<br />
müssen. Agape im Griechischen,<br />
caritas im Lateinischen,<br />
chesed im Hebräischen<br />
– fürsorgliche Liebe in<br />
allen drei Sprachen: Sie gilt<br />
gleichermaßen für die Arbeit<br />
unseres Lebens und die Arbeit<br />
unseres Herzens.<br />
Anders als das Leben an<br />
sich ist der Lohn von Liebe<br />
und Arbeit nicht endlich. Ihr<br />
Vorbild wird zum Geschenk<br />
für die, die nach uns kommen.<br />
Auf diese Weise sterben<br />
sie nie. Ganz gleich, ob wir<br />
25, 65 oder 85 sind und wie<br />
auch immer das Wesen von<br />
Arbeit und Liebe sein mag –<br />
diese beiden sind stets die<br />
gleichen tragenden Säulen<br />
unseres Daseins.<br />
Aus dem Englischen<br />
von Elke Kressin<br />
Copyright 2011 by Sherwin B. <strong>Nu</strong>land<br />
c/o Writers Representatives LLC, New York,<br />
NY 10011. All rights reserved. Zuerst erschienen<br />
in AARP The <strong>Magazin</strong>e, January 14,<br />
2011, unter dem Titel: „Love’s Labor Found“.<br />
Wer ist<br />
Sherwin B.<br />
<strong>Nu</strong>land?<br />
1930 in New York<br />
geboren als Sohn<br />
jüdischer Eltern.<br />
Medizinstudium<br />
Facharzt für Chirurgie,<br />
Dozent für<br />
Medizingeschichte.<br />
Verfasst Bücher<br />
und Aufsätze, hält<br />
Vorträge.<br />
1994 Welt-Bestseller:<br />
„Wie wir<br />
sterben. Ein Ende<br />
in Würde?“<br />
Heute Professor<br />
für Medizin, Bioethik<br />
und Medizingeschichte<br />
an der<br />
renommierten<br />
Yale-Universität.<br />
Vier Kinder<br />
aus zwei Ehen.<br />
Lebt heute in<br />
Connecticut/USA.<br />
„Auch im Alter müssen wir Kanäle<br />
für unsere Kreativität finden, denn sie ist<br />
da, solange wir leben und arbeiten.“<br />
8 / 2011 49
So schön,<br />
& so gesund<br />
so köstlich<br />
Korn- und Ringelblume, Stockrosen<br />
und Frauenmantel, Chrysantheme und<br />
Veilchen – jeder Gärtner freut sich,<br />
wenn sie blühen. Kaum jemand aber<br />
weiß, dass diese Stauden auch<br />
köstlich schmecken und sogar heilen.<br />
Blaue Kornblume<br />
[ Centaurea cyanus ]<br />
ZUM HEILEN Kornblumen<br />
hemmen Entzündungen und<br />
beruhigen die Haut (Rötungen).<br />
Dazu 3 EL Blüten mit<br />
250 ml heißem Wasser übergießen.<br />
Abkühlen lassen. Die<br />
Haut damit abtupfen.<br />
ZUM KOCHEN Kornblume-<br />
Lavendel-Rosmarin-Salz: Je<br />
40 g getrocknete Kornblume,<br />
Lavendel und Rosmarin mit<br />
50 g Meersalz mischen. <strong>Im</strong><br />
Mörser zerstoßen. Verfeinert<br />
z. B. Fisch und Ofenkartoffeln.<br />
DER GARTENTIPP Roter<br />
Klatschmohn und blaue Kornblumen<br />
– die schönste Kombination<br />
für alle, die kräftige<br />
Farben à la Emil Nolde lieben.<br />
Ringelblume<br />
[ Calendula officinalis ]<br />
ZUM HEILEN Blüten lassen<br />
Wunden schneller heilen. Für<br />
eine Salbe: 60 g Bienenwachs<br />
mit 500 ml Olivenöl im Wasserbad<br />
schmelzen. 300 g frische<br />
Blütenblätter einrühren,<br />
3 Stunden im 50 °C warmen<br />
Ofen ziehen lassen. Durch ein<br />
Tuch drücken. In dunkle Gläser<br />
füllen. Etwa 3 Monate haltbar.<br />
ZUM KOCHEN Ringelblumen-<br />
Omelette. Dazu die Blütenlippen<br />
abstreifen und unter die<br />
Ei-Milch-Masse mischen.<br />
DER GARTENTIPP Die<br />
Ringelblume ist ein „Wetter-<br />
Prophet“. Kündigt sich zum<br />
Beispiel Regen an, faltet sie<br />
ihre Blüte einfach zusammen.<br />
Frauenmantel<br />
50 8 / 2011
Würzig<br />
Die Blüten der<br />
Kornblume<br />
verfeinern<br />
jede Kräuter-<br />
Mischung,<br />
passen gut zu<br />
Kartoffeln.<br />
Kornblume<br />
Heilsam<br />
Wirkstoffe der<br />
Ringelblume<br />
verschließen<br />
Wunden und<br />
helfen bei<br />
unreiner Haut.<br />
Ringelblume<br />
Lavendel<br />
Chrysantheme<br />
Gute Idee<br />
Mit Lavendel<br />
lassen sich<br />
auch Wege und<br />
Beete perfekt<br />
einfassen. Und<br />
es blüht und<br />
duftet den<br />
ganzen Sommer.<br />
8 / 2011<br />
51
Stockrose<br />
[ Alcea rosea ]<br />
Frauenmantel<br />
[ Alchemilla ]<br />
ZUM HEILEN Hildegard von<br />
Bingen empfahl die Blätter bei<br />
Frauenleiden, auch Wechseljahr-Beschwerden.<br />
Für einen<br />
„Frauentee“: Frauenmantel-<br />
Blätter, Schafgarbe-, Brennnessel-<br />
und Ehrenpreis-Blüten sowie<br />
Melisse mischen. Pro Tasse<br />
1 EL der Mischung überbrühen.<br />
10 Minuten ziehen lassen.<br />
ZUM KOCHEN Frauenmantel-<br />
Gemüse: Blätter in Butter<br />
anschwitzen und dünsten.<br />
Blätter schmecken pfefferig.<br />
DER GARTENTIPP Blätter<br />
wachsen rasch nach, können<br />
ganzjährig „geerntet“ werden.<br />
Lavendel<br />
[ Lavandula angustifolia ]<br />
ZUM HEILEN Beruhigendes<br />
Bad: 50 g Blüten mit 1 l kochendem<br />
Wasser übergießen. 15 Minuten<br />
ziehen lassen. Abseihen,<br />
ins Badewasser geben.<br />
ZUM KOCHEN Lavendel-Eis:<br />
1 EL frische Blüten mit 4 EL<br />
Zucker mixen. 3 Eigelbe dazu,<br />
erwärmen. 200 ml Sahne und<br />
3 Eiweiße schlagen, unterheben.<br />
3 Stunden einfrieren.<br />
DER GARTENTIPP<br />
Nach der Blüte und<br />
vor dem Austrieb<br />
schneiden.<br />
ZUM HEILEN Tee<br />
aus Stockrosen gegen<br />
Husten. Dazu halb<br />
geöffnete Blüten an<br />
einem schattigen,<br />
luftigen Ort trocknen.<br />
2 EL Blüten mit<br />
250 ml heißem<br />
Wasser übergießen.<br />
10 Minuten ziehen<br />
lassen. Abseihen.<br />
ZUM KOCHEN Salat<br />
mit Stockrosen: 8 Blüten,<br />
10 Stockrosen-<br />
Samen, 1 Pfirsich,<br />
1 Eisbergsalat mit<br />
Saft, Öl, Knoblauch,<br />
Salz mischen – lecker.<br />
DER GARTENTIPP<br />
Die fast schwarze Sorte<br />
„Nigra“ blüht von<br />
Juni bis September.<br />
Kapuzinerkresse<br />
[ Tropaeolum majus ]<br />
ZUM HEILEN Enthält<br />
viel Vitamin C, gut fürs<br />
<strong>Im</strong>munsystem. Antibiotische<br />
Stoffe helfen bei<br />
entzündetem Hals und<br />
Rachen. Blätter und Blüten<br />
am besten roh essen.<br />
ZUM KOCHEN Salat<br />
mit Kapuzinerkresse und<br />
Ringelblumen: grünen<br />
Salat mit Dill und den<br />
Blüten mischen.<br />
DER GARTENTIPP<br />
Kapuzinerkresse<br />
ist eine ideale<br />
Rankpflanze,<br />
um hässliche<br />
Mauern und<br />
Zäune zu<br />
verstecken.<br />
Die Kloster-<br />
Medizin<br />
des frühen<br />
Mittelalters<br />
zählte ganz<br />
selbstverständlich<br />
auch Blumen<br />
zu den Heilpflanzen.<br />
Erst später<br />
reduzierte<br />
man die<br />
Klostermedizin<br />
auf<br />
Kräuter wie<br />
Thymian<br />
und Salbei.<br />
Chrysantheme<br />
[ Chrysanthemum ]<br />
ZUM HEILEN Blüten-<br />
Kompressen beruhigen rote,<br />
juckende Augen (auch bei<br />
Heuschnupfen): Je 3 getrocknete<br />
Blüten in zwei Baumwoll-<br />
Säckchen füllen. 10 Minuten<br />
ziehen lassen, dann die<br />
Chrysanthemen-Säckchen<br />
10 Minuten auf die geschlossenen<br />
Augen legen.<br />
ZUM KOCHEN Chrysanthemen-Küchlein:<br />
2 altbackene<br />
Brötchen mit 1/2 l heißer Milch<br />
einweichen. Mit 2 Eiern, etwas<br />
Paniermehl und 80 g Chrysanthemen<br />
vermischen, dann<br />
würzen. Küchlein formen. In<br />
Mehl und Paniermehl wenden,<br />
knusprig braten.<br />
DER GARTENTIPP Chrysanthemen<br />
lieben Sonne. Sind sie<br />
dann noch durch eine Mauer<br />
oder Hecke vor Wind geschützt,<br />
blühen sie länger.<br />
Taglilie<br />
[ Hemerocallis ]<br />
ZUM HEILEN In der traditionellen<br />
chinesischen Medizin<br />
(TCM) werden die Blüten der<br />
gelbroten Taglilie bei Schlaflosigkeit<br />
verabreicht. Dazu 1 bis<br />
2 frische Blüten kurz vor dem<br />
Zubettgehen essen.<br />
ZUM KOCHEN Gefüllte Taglilien.<br />
Dazu 100 g Frischkäse, 1/2<br />
TL Zitronensaft, 1 TL gehackte<br />
Zitronemelisse, 1/2 TL Zucker<br />
mischen. In die geöffneten Blüten<br />
füllen und frisch genießen.<br />
DER GARTENTIPP Taglilien<br />
sind tolle Kübelpflanzen. Nach<br />
der Blüte gibt das gräserartige<br />
Laub ein schönes Bild.<br />
Kapuzinerkresse<br />
52 8 / 2011
Wohltat<br />
Getrocknete<br />
Blüten der<br />
Stockrose<br />
wirken als<br />
Aufguss<br />
befreiend.<br />
Schatz<br />
Die meisten<br />
Blüten<br />
haben ein<br />
Medizin-<br />
Geheimnis.<br />
Veilchen<br />
[ Viola odorata ]<br />
ZUM HEILEN<br />
Veilchen-Tee hilft bei<br />
Husten und Bronchitis.<br />
Da er schweißtreibend<br />
wirkt, hilft er auch<br />
sehr gut bei einer<br />
fiebrigen Erkältung:<br />
1 TL Veilchen mit<br />
250 ml heißem Wasser<br />
übergießen. 10 bis 15<br />
Minuten ziehen lassen.<br />
Abseihen.<br />
Gänseblümchen<br />
[ Bellis perennis ]<br />
ZUM HEILEN<br />
Die darin enthaltenen<br />
Bitter- und Gerbstoffe<br />
desinfizieren<br />
und helfen, dass<br />
Wunden besser heilen:<br />
1 TL Blüten mit<br />
500 ml kaltem Wasser<br />
aufkochen, abseihen,<br />
abkühlen und Wunde<br />
damit betupfen.<br />
ZUM KOCHEN<br />
Die nussig schmeckenden<br />
Blüten<br />
krönen Salate und<br />
Butterbrote.<br />
Als „falsche Kapern“<br />
würzen die Knospen<br />
auch sehr gut<br />
Soßen und Suppen.<br />
Stockrose<br />
Foto: Shutterstock (7), Stock Food (3), Mauritius-<strong>Im</strong>ages (1), Getty (1), Plainpicture (2)<br />
Tröster<br />
Veilchen-Tee<br />
mit lieblichen<br />
Blüten tut<br />
auch der<br />
Seele gut.<br />
Blickfang<br />
Bellis machen<br />
selbst aus<br />
einfachen<br />
Gerichten etwas<br />
Besonderes.<br />
ZUM KOCHEN<br />
Kandierte Veilchen<br />
als Deko. Dazu eine<br />
Handvoll Blüten in Ei-<br />
Schnee tauchen. Auf<br />
mit Zucker bestreutes<br />
Backpapier legen.<br />
Blüten mit Zucker bestreuen.<br />
<strong>Im</strong> lauwarmen<br />
Ofen trocknen lassen.<br />
DER GARTENTIPP<br />
Mit ihrem immergrünen<br />
Laub fassen Veilchen<br />
ganz romantisch<br />
kleine Beete ein.<br />
DER GARTENTIPP<br />
Wer Gänseblümchen<br />
im Rasen nicht<br />
mag – Bellis im<br />
Kräuterbeet mit<br />
aussäen.<br />
Duftveilchen<br />
Gänseblümchen<br />
8 / 2011<br />
53
Sonnenstrahlen<br />
im August<br />
Es gibt Sätze, die geben Kraft, und manche begleiten uns als Sinn-Sprüche<br />
durchs Leben. Wir haben einen bunten Strauß an<br />
Sonnenstrahlen für Sie zusammengestellt – für jeden Tag im August.<br />
31. Kalenderwoche<br />
1 Mo Sobald ihr handeln<br />
wollt, müsst ihr die Tür<br />
zum Zweifel schließen.<br />
FRIEDRICH NIETZSCHE<br />
2 Di An den kleinen Dingen<br />
muss man sich nicht<br />
stoßen, wenn man zu<br />
großen auf dem Weg ist.<br />
FRIEDRICH HEBBEL<br />
3 Mi Zukunft: etwas, das<br />
meistens schon da ist,<br />
bevor wir damit rechnen.<br />
UNBEKANNT<br />
4 Do Den Fortschritt<br />
verdanken wir den unzufriedenen<br />
Menschen.<br />
ALDOUS HUXLEY<br />
5 Fr Die schlimmste Art, ein<br />
Glück zu versäumen<br />
ist, es nicht zu glauben,<br />
dass man es erlebt.<br />
ARTHUR SCHNITZLER<br />
6 Sa Keine Liebe, keine<br />
Freundschaft kann unseren<br />
Lebensweg kreuzen,<br />
ohne für immer eine Spur<br />
zu hinterlassen.<br />
FRANÇOIS MAURIAC<br />
7 So Ein Sonnenstrahl kann<br />
einen anderen Menschen<br />
aus mir machen.<br />
HUGO VON HOFMANNSTHAL<br />
32. Kalenderwoche<br />
8 Mo Inmitten von Schwierigkeiten<br />
liegen günstige<br />
Gelegenheiten.<br />
ALBERT EINSTEIN<br />
9 Di Verständnis kommt uns<br />
durch die Liebe.<br />
RICHARD WAGNER<br />
10 Mi Es gibt zwei Arten von<br />
Freunden: Die einen<br />
sind käuflich, die anderen<br />
sind unbezahlbar.<br />
UNBEKANNT<br />
11 Do Trösten ist eine Kunst<br />
des Herzens. Sie<br />
besteht oft nur darin,<br />
liebevoll zu schweigen.<br />
OTTO VON LEINER<br />
12 Fr Die Freude steckt nicht in<br />
den Dingen, sondern im<br />
Innersten unserer Seele.<br />
THERESE VON LISIEUX<br />
13 Sa Für die Welt bist du<br />
irgendjemand, aber<br />
für irgendjemand bist<br />
du die Welt.<br />
ERICH FRIED<br />
14 So Menschen, die man von<br />
Herzen liebt, altern nicht.<br />
ERNST PENZOLDT<br />
33. Kalenderwoche<br />
15 Mo Wir verlangen,<br />
das Leben müsse einen<br />
Sinn haben – aber es hat<br />
nur genau so viel Sinn,<br />
als wir selber ihm zu<br />
geben imstande sind.<br />
HERMANN HESSE<br />
16 Di Versuchungen sollte<br />
man nachgeben. Wer weiß,<br />
ob sie wiederkommen!<br />
OSCAR WILDE<br />
17 Mi Die großen Tugenden<br />
machen einen Menschen<br />
bewundernswert; die<br />
kleinen Fehler machen ihn<br />
liebenswert.<br />
PEARL S. BUCK<br />
18 Do Die größte Sehenswürdigkeit,<br />
die es gibt, ist<br />
die Welt – sieh sie dir an.<br />
KURT TUCHOLSKY<br />
19 Fr Das Denken ist das Selbstgespräch<br />
der Seele.<br />
PLATON<br />
20 Sa Ein Mensch habe den Mut,<br />
sich zu geben und zu tragen,<br />
wie er nun einmal ist.<br />
ROBERT WALSER<br />
21 So Mögest du immer einen<br />
Blick für das Sonnenlicht<br />
haben, das sich in deinen<br />
Fenstern spiegelt, und<br />
nicht für den Staub, der<br />
auf den Scheiben liegt.<br />
IRISCHER SEGEN<br />
54 5/2010 8/2011
24 Seiten Extra Weniger zuzahlen für Arznei <br />
August 2011<br />
geld^recht<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
Fotos: Thomas & Thomas (1), Shutterstock (1)<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
Wer zahlt für die<br />
reparierte Straße?<br />
<strong>Im</strong>mer häufiger müssen Anlieger<br />
zahlen, zu Recht? S. 18<br />
Das neue<br />
Erbrecht<br />
Scheidung, Wiederheirat,<br />
Kinder aus 1. Ehe – das neue<br />
Erbrecht für Patchwork-Familien<br />
Das Rentenkonto<br />
in Ordnung bringen<br />
Der wichtigste Schritt, um die<br />
maximale Rente zu erhalten S. 14
geld^recht 8/2011: In dieser Ausgabe<br />
Das neue Erbrecht für Geschiedene S. 4 + + + Leserfrage: Was passiert mit meiner Wohnung? S. 9 + + + Rente: Was wird auf<br />
Unfallrente angerechnet? S. 10 + + + Betriebsrente übertragen S. 12 + + + In 10 Schritten Rentenkonto klären S. 14 + + + Pflicht,<br />
Abwasserrohre zu prüfen S. 16 ++ + Wer zahlt, wenn die Straße saniert wird? S. 18 ++ + Ist Autofahren nach Infarkt erlaubt? S. 19<br />
++ + Zuzahlungen bei Arzt und Apotheke stoppen S. 20 Ihre Fragen, Experten antworten S. 22 + + + Musterbrief: Zuzahlen S. 24<br />
SUPERMARKT<br />
Angebote müssen<br />
vorhanden sein<br />
Sonderangebote, mit denen<br />
Supermärkte werben,<br />
müssen mindestens bis<br />
14 Uhr verfügbar sein.<br />
Das entschied jetzt der<br />
Bundesgerichtshof (Az.<br />
I ZR 183/09). Nicht erlaubt<br />
sind damit Lockvogel-Angebote,<br />
bei denen<br />
nur wenige Produkte tatsächlich<br />
vorhanden sind.<br />
7,14<br />
GUTE RENDITE, ABER ES WIRD WENIGER<br />
Seit Jahren sinkt die Verzinsung der Lebensversicherung. Deshalb sollte jeder den Vertrag optimieren.<br />
in % je Jahr<br />
7,11<br />
6,86<br />
6,57<br />
Mehr Geld aus der<br />
Lebensversicherung<br />
Quelle: map-report, für eine 30-jährige Lebensversicherung.<br />
6,35<br />
5,81<br />
www.weisse-liste.de/<br />
Pflegeheim<br />
Sie suchen ein Pflegeheim<br />
für Vater<br />
oder Mutter? Auf<br />
dieser Liste finden<br />
Sie viele wichtige<br />
Tipps für die Wahl<br />
der richtigen Einrichtung<br />
und auch<br />
Qualitäts-Kriterien<br />
für Pflegeheime.<br />
GELD<br />
Falsche<br />
Öko-Kriterien<br />
<strong>Im</strong>mer mehr Banken und<br />
Fonds werben mit „grüner“<br />
Geldanlage. Doch Vorsicht.<br />
Wer Geld moralisch<br />
anlegen möchte, sollte auf<br />
folgende Kriterien achten:<br />
keine Atomenergie, Gentechnik,<br />
Rüstungsgüter,<br />
Tierversuche, ausbeuterische<br />
Kinderarbeit, Verstöße<br />
gegen ILO-Konvention,<br />
Menschenrechte,<br />
systematische Korruption.<br />
E<br />
in weiteres wichtiges<br />
Urteil gegen Lebensversicherer:<br />
Jetzt gibt es<br />
auch eins gegen die Neue<br />
Leben Versicherung. Das<br />
Landgericht Hamburg (312<br />
O 334/10) entschied auch<br />
in diesem Fall, dass Zuschläge<br />
auf Beiträge nicht<br />
erlaubt sind, wenn monatlich,<br />
viertel- oder halbjährlich<br />
gezahlt wird bzw. dass<br />
die Auszahlungssummen<br />
höher sein müssen, weil<br />
die Versicherer zu viel Geld<br />
für sich beanspruchen<br />
(siehe <strong>plus</strong> 8/2010). Dieses<br />
neue Urteil reiht sich in<br />
ähnliche Verfahren ein, bei<br />
denen andere Versicherer<br />
verurteilt wurden. Der<br />
Bundesverband Verbraucherzentrale<br />
empfiehlt,<br />
Auszahlungen zu widersprechen.<br />
Weitere Urteile<br />
gegen Ergo (Hamburg<br />
Mannheimer) und Iduna<br />
werden erwartet. <strong>plus</strong> wird<br />
einen großen Überblick<br />
samt Musterbrief liefern.<br />
2 8/ 2011
„Wir müssen bei der Reform der Pflege mehr<br />
auf Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen achten.“<br />
Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister<br />
STEUER<br />
Orts-Kirchgeld<br />
weiter erlaubt<br />
Kirchengemeinden dürfen<br />
Orts-Kirchgeld verlangen.<br />
Dies entschied das Bundesverfassungsgericht<br />
bzw. ließ entsprechende<br />
Klagen nicht zu. Damit<br />
bleibt es bei der Praxis,<br />
dass Kirchengemeinden<br />
das gemeinsame Einkommen<br />
eines Paares als<br />
Maßstab für das Ortskirchgeld<br />
heranziehen,<br />
auch wenn nur ein Partner<br />
in der Kirche ist.<br />
VERLETZTENRENTE<br />
PC-Arbeit als Berufskrankheit<br />
Wer intensiv am Computer arbeitet und sich dabei eine<br />
chronische Sehnenscheiden-Entzündung zuzieht, kann<br />
diese jetzt als Berufskrankheit anerkennen lassen. Das entschied<br />
das Verwaltungsgericht Aachen (Az. 1 K 1203/09).<br />
Geklagt hatte eine 55-jährige Beamtin, die seit vielen Jahren<br />
am PC arbeitet. Sie hat jetzt Anspruch auf Unfall-Fürsorge<br />
des Landes NRW. Zwar ist jeweils der Einzelfall entscheidend.<br />
Doch dieses Urteil hilft anderen, die viel am Computer<br />
arbeiten (müssen) und gesundheitliche Probleme haben.<br />
SEHR<br />
GUT<br />
WICHTIG<br />
Riester-Zuschuss<br />
trotz Rente<br />
Wichtig für alle Paare,<br />
bei denen ein Partner<br />
schon in Rente ist oder<br />
demnächst in den<br />
Ruhestand geht.<br />
Die jährliche Riester-Förderung<br />
bleibt auch dann für<br />
beide Partner erhalten.<br />
Das heißt: Wer einen<br />
Riester-Vertrag hat, sollte<br />
weiter für beide Verträge<br />
die jährlichen Zuschüsse<br />
abrufen. Besonders Frührentner<br />
können auf diese<br />
Weise bis zum eigentlichen<br />
Auszahl-Beginn<br />
der Riester-Rente (meist<br />
mit 65) einige Hundert<br />
Euro zusätzlich vom<br />
Staat kassieren.<br />
70<br />
Fotos: getty (12, laif (1), shutterstock (2)<br />
Euro kostet etwa<br />
ein guter Fahrrad-<br />
Helm. Das haben<br />
Tests von Stiftung<br />
Warentest gezeigt.<br />
Zwar werden auch<br />
günstigere Helme<br />
angeboten; doch<br />
deren Qualität war<br />
meist mangelhaft.<br />
GUT VERSICHERT<br />
Pflicht zur Haftpflicht für Hunde<br />
eder Hundebesitzer sollte<br />
J eigentlich eine Haftpflicht-<br />
Police haben. Doch noch nicht<br />
einmal jeder Dritte sorgt auf<br />
diese Weise vor. Nach Berlin,<br />
Hamburg und Sachsen-Anhalt<br />
schreibt nun auch Niedersachsen<br />
allen Hundebesitzern vor,<br />
dass sie eine Haftpflicht für den<br />
Vierbeiner abschließen müssen.<br />
Auch Thüringen will demnächst<br />
eine entsprechende Pflicht erlassen.<br />
Ganz wichtig für alle, die<br />
glauben, eine Privathaftpflicht<br />
übernehme auch Schäden, die<br />
ein Hund verursacht: Das ist<br />
nicht der Fall! Eine normale<br />
Haftpflicht deckt nur Schäden<br />
ab, die von Katzen oder Vögeln<br />
verursacht werden. Obwohl eine<br />
Hundehaftpflicht relativ günstig<br />
ist – sehr gute Verträge kosten<br />
ab etwa 50 Euro pro Jahr (siehe<br />
Tabelle) –, sollte man genau Preise<br />
und Konditionen vergleichen.<br />
Sinnvoll sind nur Verträge ohne<br />
Selbstbeteiligung und dass Personen-,<br />
Sach- und Vermögensschäden<br />
gedeckt werden. Tipp:<br />
Die eigene Haftpflicht nach Koppel-Verträgen<br />
fragen.<br />
Versicherer<br />
Preis*<br />
Baden-Badener 58<br />
NV-Versicherung 58<br />
Hanse Merkur 59<br />
* In Euro je Jahr ohne SB.<br />
Quelle: Stiftung Warentest.<br />
TEST<br />
Gute digitale<br />
Bilderrahmen<br />
Haben Sie ein paar schöne<br />
Urlaubs- oder Enkel-<br />
Schnappschüsse? Dann<br />
lassen Sie diese doch als<br />
Dia-Show auf einem<br />
digitalen Bilderrahmen<br />
laufen. Die kleinen Elektronik-Wunder<br />
sind im<br />
letzten Jahr immer besser<br />
und günstiger geworden.<br />
Gute Qualität liefern<br />
diese Rahmen:<br />
Sony DPF-D830 L<br />
➞ 70 €<br />
Cytem VX10-pro<br />
➞ 150 €<br />
Philips SPH 8528/10<br />
➞ 110 €<br />
Quelle: Stiftung Warentest, ca.-Preise.<br />
8/ 2011<br />
3
geld ^ recht<br />
4 8/ 2011
extra<br />
DAS NEUE ERBRECHT<br />
Der beste<br />
Schutz<br />
für die<br />
2. Familie<br />
Jede 2. Ehe<br />
wird inzwischen<br />
geschieden.<br />
Spätestens<br />
wenn Kinder<br />
oder Enkel<br />
vorhanden sind,<br />
ändert sich<br />
das Erbrecht<br />
grundlegend.<br />
250.000 Ehen werden jedes Jahr<br />
geschieden; die meisten finden – mit oder<br />
ohne Trauschein – einen neuen Partner.<br />
Doch dies verändert das Erbrecht.<br />
Denn fast jeder möchte dann den neuen<br />
Partner absichern, andererseits Kinder<br />
nicht übergehen. Was tun?<br />
Der Rechtsanwalt Jan Bittler erläutert,<br />
wie Geschiedene vorgehen sollten.<br />
8 / 2011<br />
5
geld ^ recht<br />
1. FALL<br />
Neuer Partner bringt Kinder mit<br />
Wer erbt per<br />
Gesetz?<br />
➽ Ohne Testament<br />
gilt die gesetzliche<br />
Erbfolge<br />
des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuchs.<br />
➽ Die gesetzliche<br />
Erbfolge ist eine<br />
Rangfolge, entsprechend<br />
der<br />
Verwandtschaft.<br />
➽ Erben erster<br />
Ordnung sind die<br />
Abkömmlinge des<br />
Erblassers, d. h.<br />
Kinder, Enkel,<br />
Urenkel.<br />
➽ Erben zweiter<br />
Ordnung sind die<br />
Eltern des Verstorbenen,<br />
deren<br />
Kinder und Kindeskinder<br />
(Geschwister,<br />
Neffen,<br />
Nichten) des Erblassers.<br />
➽ Zur dritten<br />
Ordnung gehören<br />
Großeltern und<br />
deren Kinder und<br />
Kindeskinder (Tante,<br />
Onkel, Cousin).<br />
1. Ehe<br />
Der Fall<br />
Ein Ehepaar war lange verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Nach der Scheidung heiratet<br />
ein Partner erneut. Auch für<br />
den neuen Partner ist es<br />
die 2. Ehe und auch er bzw.<br />
sie bringt Kinder in diese<br />
neue Ehe mit. Aus der zweiten<br />
Ehe gehen keine neuen<br />
Kinder hervor.<br />
Das Ziel<br />
Jeder Partner möchte einerseits<br />
den neuen Ehepartner<br />
im Fall des eigenen Todes absichern.<br />
Andererseits sollen<br />
aber am Ende nur die jeweils<br />
eigenen Kinder etwas vom eigenen<br />
Vermögen erben. Das heißt,<br />
der neue Partner soll so gesichert<br />
werden, dass nach dessen<br />
Tod nichts vom eigenen Vermögen<br />
bei den Stiefkindern landet.<br />
Gleichzeitig soll aber der<br />
jeweils überlebende Partner völlig<br />
unabhängig von Erbansprüchen<br />
der Kinder aus der ersten<br />
Ehe agieren können.<br />
2. Ehe<br />
1. Ehe<br />
Wer erbt jetzt?<br />
Ist durch ein Testament nichts<br />
geregelt, erben zunächst nur der<br />
überlebende Ehegatte und die<br />
eigenen Kinder aus der ersten<br />
Ehe. Denn die gesetzliche Erbfolge<br />
richtet sich nach leiblicher<br />
Verwandtschaft (siehe Kasten<br />
links). Gesetzlich erbberechtigt<br />
sind Kinder nur gegenüber dem<br />
leiblichen Elternteil. Aber: Die<br />
Stiefkinder gehen nach dem gesetzlichen<br />
Erbrecht allerdings<br />
nicht leer aus, wenn der jeweils<br />
andere Ehepartner später stirbt.<br />
Das heißt, der Erbteil, der zuerst<br />
an den neuen Ehegatten fiel,<br />
geht dann an die Stiefkinder.<br />
Das heißt, am Ende würden sich<br />
dann alle Kinder das Erbe teilen.<br />
Bringt allerdings ein Partner<br />
mehr Vermögen mit in die<br />
zweite Ehe, bedeutet dies, dass<br />
Teile des Vermögens auch in die<br />
Familie des zweiten Partners<br />
übergehen.<br />
Die jeweils ersten Ehepartner erben<br />
aber in jedem Fall nichts.<br />
Das Ziel umsetzen<br />
Per Testament können die Partner<br />
den jeweils anderen und die<br />
eigenen Kinder absichern. Per<br />
Vor- und Nacherbe können sie<br />
ihr Vermögen in einer zeitlich<br />
versetzten Reihenfolge übertragen.<br />
Der Erblasser bestimmt so<br />
zwar einen Erben (leibliche Kinder),<br />
der aber erst Erbe (Nacherbe)<br />
wird, nachdem zunächst<br />
der Partner (Vorerbe) geerbt<br />
hat. Der Vorerbe (Partner) kann<br />
dabei nur eingeschränkt über<br />
den Nachlass verfügen, darf<br />
beispielsweise nichts aus dem<br />
Erbe verschenken oder verkaufen.<br />
Der Nacherbe (Kinder) wiederum<br />
hat wichtige Rechte gegenüber<br />
dem Vorerben. Dazu<br />
zählen zum Beispiel ein Auskunftsrecht,<br />
ein Anspruch auf<br />
Hinterlegung, Umschreibung<br />
und Eintrag von Sperrvermerken<br />
bei Wertpapieren.<br />
Der Experten-Rat<br />
„Eine solche Regel empfiehlt<br />
sich nur, wenn die Partner im<br />
Besitz von eigenem Vermögen<br />
sind, das sie als Familienerbe<br />
weitergeben wollen. Bei gemeinsam<br />
erwirtschafteten Vermögen<br />
ist es nicht sinnvoll (und verursacht<br />
Erbstreit), wenn ein Partner<br />
die Kinder des jeweils anderen<br />
vom Erbe ausschließt.“<br />
➽ Erben einer<br />
höheren Ordnung<br />
schließen immer<br />
Erben einer niedrigeren<br />
Ordnung<br />
aus. Kinder haben<br />
so immer den<br />
ersten Anspruch<br />
auf ein Erbe.<br />
Wer wieder heiratet, will meist, dass der neue<br />
Partner vor den Kindern abgesichert ist.<br />
6 8/ 2011
Das Muster-<br />
Testament<br />
Wer zum zweiten<br />
Mal verheiratet ist<br />
und möchte, dass<br />
zuerst der jetzige<br />
Ehepartner und erst<br />
danach die Kinder<br />
(evtl. aus erster Ehe)<br />
erben, sollte diesen<br />
Text im Testament<br />
verwenden:<br />
Der Fall<br />
Ehepaar, lange verheiratet,<br />
hat Kinder. Scheidung.<br />
Ein Partner lernt jemand<br />
Neues kennen, sie leben<br />
unverheiratet zusammen.<br />
Das Ziel<br />
Der neue Partner und die Kinder<br />
sollen erben.<br />
Wer erbt jetzt?<br />
Gesetzliche Erben sind nur<br />
die Kinder des Erblassers. Ihnen<br />
steht alles zu, was dem<br />
Verstorbenen gehörte. Unverheiratete<br />
Partner gehen leer<br />
aus, wenn sie nicht in einer<br />
eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />
lebten. Und selbst<br />
wenn die Beziehung Jahre<br />
dauerte, beide sich sogar gegenseitig<br />
gepflegt haben.<br />
Mein Testament<br />
Ich, (Vor- und Zuname),<br />
geb. am in ,<br />
setze meine Ehefrau<br />
(Name, geboren am ...) zu meiner<br />
befreiten Vorerbin ein.<br />
Nacherbe beim Ableben meiner Frau<br />
(Name der Vorerbin) ist<br />
meine Tochter (Name,<br />
geboren am ... ).<br />
Gleichzeitig widerrufe ich sämtliche<br />
bisher von mir verfassten<br />
Verfügungen von Todes wegen.<br />
Ort und Datum<br />
Unterschrift des Erblassers<br />
2. FALL<br />
Neuer Partner, keine Hochzeit<br />
1. Ehe<br />
Streit ist programmiert, wenn<br />
beide Vermögen erwirtschaftet<br />
oder eine <strong>Im</strong>mobilie gekauft<br />
haben. Die Kinder können<br />
als gesetzliches Erbe all<br />
das verlangen, von dem der<br />
überlebende Partner nicht beweisen<br />
kann, dass es ihm allein<br />
gehört. Dies gelingt nur,<br />
wenn man nachweisen kann,<br />
dass man dies aus eigenem<br />
Vermögen kaufte.<br />
Das Ziel umsetzen<br />
Beide Partner legen ihren<br />
letzten Willen in einem Testament<br />
nieder. Dabei kann<br />
jeder ein eigenes Testament<br />
machen, in dem der Partner<br />
und die Kinder zu Erben erklärt<br />
werden. Der Vorteil: <strong>Im</strong><br />
Testament kann genau aufgeführt<br />
werden, wer was erhält.<br />
Man kann also dem Partner<br />
gezielt die <strong>Im</strong>mobilie vererben<br />
und den Kindern dann<br />
(als Ausgleich) Geld.<br />
Achtung: Der Anteil der Kinder<br />
muss in etwa so hoch sein<br />
wie der Pflichtteil, der ihnen<br />
zusteht. Stimmt das Verhältnis<br />
nicht, muss der überlebende<br />
Partner unter Umständen<br />
Geld aufwenden, um den<br />
Pflichtteil auszuzahlen.<br />
Die Partner können auch gemeinsam<br />
ihren Letzten Willen<br />
regeln. Unverheiratete<br />
Paare dürfen aber kein gemeinschaftliches<br />
Testament<br />
aufsetzen. Auswege: ein notarieller<br />
Erbvertrag.<br />
Der Experten-Rat<br />
„Bedenken Sie, dass sich<br />
ein Erbvertrag im Nachhinein<br />
kaum ändern lässt. Der<br />
überlebende Partner ist daran<br />
gebunden. Ausnahme: Beide<br />
Partner sind mit späteren Änderungen<br />
einverstanden oder<br />
sie behalten sich eine Widerrufsmöglichkeit<br />
vor.“<br />
3. FALL<br />
extra<br />
Neuer Partner<br />
mit Kindern<br />
1. Ehe<br />
2. Ehe<br />
Der Fall<br />
Ein Ehepaar war lange verheiratet,<br />
hat keine Kinder, Scheidung.<br />
In die zweite Ehe bringt<br />
der neue Partner Kinder mit.<br />
Das Ziel<br />
Der neue Partner und dessen Kinder,<br />
die Stiefkinder, sollen erben.<br />
Wer erbt jetzt?<br />
Der Ehepartner erbt nach dem Gesetz<br />
immer, auch wenn es kein Testament<br />
gibt. Der Partner, der keine<br />
Kinder mit in die neue Ehe brachte,<br />
gibt durch den Tod das gesamte<br />
Vermögen an den Partner weiter.<br />
Dessen Kind, das Stiefkind des Verstorbenen,<br />
geht ohne Testament<br />
leer aus. Es hat keinen Anspruch<br />
auf einen Pflichtteil.<br />
Stirbt der Partner, der das Kind mit<br />
in die Ehe brachte, dann muss sich<br />
der überlebende Partner das Erbe<br />
mit dem (leiblichen) Kind des Verstorbenen<br />
teilen. Wurde die Ehe als<br />
Zugewinngemeinschaft geführt, beträgt<br />
der gesetzliche Erbteil des<br />
überlebenden Ehegatten ein Viertel.<br />
Durch einen Zugewinnausgleich<br />
wird dieses Viertel aus der<br />
Erbschaft um ein weiteres Viertel<br />
erhöht – man erhält also tatsächlich<br />
die Hälfte des Erbes.<br />
Das Ziel umsetzen<br />
Wer einem Stiefkind nach dem eigenen<br />
Tod etwas vermachen will,<br />
muss das ganz konkret per Testament<br />
regeln. Es ist denkbar, dass<br />
jeder Partner für das eigene Vermögen<br />
ein eigenes Testament<br />
macht. Für ein Ehepaar, das<br />
8 / 2011<br />
7
geld ^ recht<br />
„Gerade Patchwork-Familien,<br />
also Partner, die<br />
wieder geheiratet<br />
und Kinder aus<br />
erster Ehe haben,<br />
sollten genau<br />
planen, da sonst<br />
aktuelle Partner<br />
leer ausgehen.“<br />
Jan Bittler, Rechtsanwalt<br />
und Geschäftsführer<br />
Deutsche Vereinigung<br />
für Erbrecht und<br />
Vermögensnachfolge<br />
Scheidung stoppt<br />
Testament<br />
➽ Ein Testament<br />
wird unwirksam,<br />
wenn das<br />
Scheidungsverfahren<br />
eingeleitet ist<br />
(§ 2077 BGB).<br />
➽ Das gilt auch,<br />
wenn der Erblasser<br />
die Scheidung<br />
beantragt oder ihr<br />
zugestimmt hat.<br />
➽ Wichtig: Der<br />
Scheidungsantrag<br />
muss dem anderen<br />
Ehegatten zugestellt<br />
worden sein.<br />
➽ Leben Eheleute<br />
nur getrennt, reicht<br />
das nicht aus, um<br />
ein Testament unwirksam<br />
zu machen.<br />
zusammen Vermögen erwirtschaftet<br />
hat, empfiehlt sich aber<br />
ein gemeinschaftliches Testament,<br />
das die letztwilligen Verfügungen<br />
beider Ehegatten enthält.<br />
Dieses Testament kann<br />
dabei wechselbezüglich oder<br />
gegenseitig sein. Es kann aber<br />
auch jeder Ehegatte eigene Verfügungen<br />
treffen, die unabhängig<br />
von den Verfügungen des<br />
anderen gelten.<br />
4. FALL<br />
Dritte Ehe mit Kindern<br />
1. Ehe<br />
2. Ehe<br />
Der Fall<br />
Ein Mann hat drei Kinder,<br />
eines aus erster Ehe, zwei<br />
aus zweiter Ehe. <strong>Nu</strong>n heiratet<br />
er ein drittes Mal.<br />
Die neue Frau bringt nun ihrerseits<br />
zwei Kinder aus erster<br />
Ehe mit in die neue Ehe.<br />
Das Ziel<br />
Der Mann möchte, dass zuerst<br />
die dritte Frau alles erbt, dann<br />
aber alle eigenen Kinder, aber<br />
auch die Stiefkinder zu gleichen<br />
Teilen das Vermögen erhalten.<br />
Die dritte Ehefrau soll also nur<br />
Vorerbin sein.<br />
Wichtig: Das gemeinschaftliche<br />
Testament bindet beide Ehepartner<br />
sehr stark. Bereits zu<br />
Lebzeiten beider Partner ist es<br />
schwierig, es abzuändern oder<br />
zu widerrufen. Nach dem Tod<br />
eines Partners gewinnt die Bindung<br />
noch an Stärke und kann<br />
die Sicherung des gemeinsamen<br />
Willens auch im Falle einer erneuten<br />
Heirat des überlebenden<br />
Partners erreichen.<br />
3. Ehe<br />
Wer erbt jetzt?<br />
Nach dem gesetzlichen Erbrecht<br />
geht das Vermögen des Mannes<br />
an die Ehefrau und an die drei<br />
leiblichen Kinder des Mannes.<br />
Dabei erben sowohl die Kinder<br />
aus erster Ehe als auch das Kind<br />
aus zweiter Ehe jeweils die gleichen<br />
Teile. Lebte das Paar in einer<br />
Zugewinngemeinschaft,<br />
dann erhält die überlebende<br />
Ehefrau (die dritte Frau) die<br />
Hälfte des Nachlasses, die drei<br />
leiblichen Kinder teilen sich die<br />
andere Hälfte.<br />
Die Kinder, die von der dritten<br />
Ehefrau mit in die Ehe gebracht<br />
wurden, erben als Stiefkinder<br />
zuerst nichts. Für nicht leibliche<br />
Kinder gibt es nur eine Ausnahme:<br />
Der Erblasser hat sie adoptiert.<br />
In diesem Fall sind sie im<br />
Erbrecht leiblichen Kindern<br />
gleichgestellt. Aber: Stirbt die<br />
dritte Ehefrau, dann fällt der<br />
Teil des Vermögens, den sie vom<br />
Erblasser erhielt, an ihre beiden<br />
leiblichen Kinder.<br />
Das Ziel umsetzen<br />
Die Eheleute machen ein Berliner<br />
Testament und setzen sich<br />
in diesem gemeinschaftlichen<br />
Testament gegenseitig zu allei-<br />
Der Experten-Rat<br />
„Während es bei einem einfachen<br />
Testament genügt, ein<br />
aktuelleres Schriftstück zu verfassen,<br />
das automatisch die ältere<br />
Verfügung außer Kraft<br />
setzt, muss der Widerruf eines<br />
gemeinschaftlichen Testaments<br />
dem anderen Ehegatten in einer<br />
notariell beurkundeten Erklärung<br />
zugestellt werden. Dies gilt<br />
es zu bedenken.“<br />
nigen Erben ein. Stirbt der eine<br />
Partner, dann erbt der andere<br />
als Vollerbe den gesamten Nachlass<br />
und kann über das Erbe<br />
auch frei verfügen, ist somit<br />
vollkommen abgesichert. Kinder<br />
und andere Erben sind zuerst<br />
ausgeschlossen, sollen aber<br />
als Schlusserben erst nach dem<br />
Tod des zweiten Partners zum<br />
Zuge kommen. Probleme kann<br />
es geben, wenn ein Kind nach<br />
dem Tod des ersten Elternteils<br />
den Pflichtteil fordert. Der beträgt<br />
die Hälfte des gesetzlichen<br />
Erbteils. Wenn das gemeinsame<br />
Vermögen des Paares aus einer<br />
selbst genutzten <strong>Im</strong>mobilie besteht,<br />
müsste der überlebende<br />
Ehegatte das Haus verkaufen<br />
oder beleihen, um den Pflichtteil<br />
auszahlen zu können.<br />
Der Experten-Rat<br />
„Eheleute mit Berliner Testament<br />
sollten immer eine „Pflichtteilsklausel“<br />
einfügen. Vorschlag:<br />
„Sollte einer unserer<br />
Erben das Testament anfechten<br />
oder nach dem Tode des Zuerst-<br />
Versterbenden den Pflichtteil<br />
verlangen, soll die Erbeinsetzung<br />
nach dem Tode des Überlebenden<br />
entfallen.“<br />
Fotos: Thomas & Thomas(1), Shutterstock , F1Online (1), privat (1)<br />
8 8/ 2011
extra<br />
Was geschieht mit meinen Dingen ...<br />
... wenn es keine Erben gibt? Diese einfache Frage stellte <strong>plus</strong>-Leserin Doris Niermann.<br />
Auf Anhieb wussten wir keine Antwort. Aber unser Experte ...<br />
Fotos: Getty(1), Privat (1)<br />
Jan Bittler, Anwalt und<br />
Geschäftsführer Deutscher<br />
Verband für Erbrecht<br />
1 Die Rechtslage<br />
Einen Erben gibt es immer.<br />
Dafür sorgt die gesetzliche<br />
Erbfolge. Erben erster Ordnung<br />
sind (in der Rangfolge<br />
ihres Rechts) Kinder, Enkel,<br />
Urenkel. Erben zweiter Ordnung<br />
sind Eltern, Geschwister,<br />
Neffen oder Nichten. In dritter<br />
Ordnung folgen Großeltern,<br />
Onkel und Tanten. Lebende<br />
Erben einer Ordnung und<br />
Rangfolge schließen nächstfolgende<br />
aus. Das heißt, es<br />
wird in die immer entferntere<br />
Verwandtschaft gegangen, bis<br />
es lebende Verwandte gibt.<br />
Aber: Erben gleichen Ranges,<br />
hier die Kinder, bilden eine<br />
Erbengemeinschaft, müssen<br />
gemeinsam entscheiden, wie<br />
Geld oder Gegenstände geteilt<br />
werden. Will jemand nicht<br />
Erbe sein, kann das Erbe abgelehnt<br />
werden.<br />
2 Suche nach Erben<br />
Stehen nach dem Tod nicht<br />
sofort Erben bereit, beginnt<br />
das Amtsgericht mit der<br />
Suche. Nachlassgerichte<br />
schalten meist Erben-Aufrufe<br />
in der Presse. Eine langwierige<br />
Suche mit einem bestellten<br />
Nachlasspfleger gibt es<br />
aber nur, wenn der Wert des<br />
Nachlasses größer ist als die<br />
Kosten der Beerdigung. Bleibt<br />
die Suche nach Erben erfolglos<br />
oder haben alle möglichen<br />
Erben den Nachlass ausgeschlagen,<br />
erbt nach § 1964<br />
Abs. 1 BGB der Staat.<br />
Liebes <strong>plus</strong>-Team,<br />
ich habe eine ganz drängende<br />
Frage, auf die mir bisher niemand<br />
richtig Antwort geben konnte:<br />
„Was geschieht mit meinen Möbeln,<br />
Porzellan, Garderobe, PC,<br />
Auto etc. nach meinem Tod?“ Ich<br />
habe zwei Kinder, aber sie haben<br />
ja schon alles. Und mein Schmuck<br />
ist nicht modern, meine geerbten<br />
Ölbilder passen nicht in ihre<br />
modernen Wohnzimmer, meine<br />
Garderobe ist von guter Qualität,<br />
aber die Größe würde nicht passen.<br />
Ich weiß von vielen Bekannten<br />
in meinem Alter (71), die diese<br />
Sorge haben, vor allem wenn<br />
man keine Kinder mehr hat und<br />
ganz allein lebt. Wir sehen alles<br />
im Container landen, schrecklich.<br />
Auch die Caritas will heute doch<br />
keine gebrauchten Möbel mehr<br />
abholen – das ist meine Erfahrung.<br />
Ich wäre Ihnen für eine<br />
Antwort sehr dankbar. Vor<br />
allem interessiert uns,<br />
was ist, wenn man<br />
keine Kinder hat<br />
und allein lebt –<br />
wer kümmert sich<br />
denn dann um alles?<br />
3 Die Wohnung<br />
Der Vermieter darf die Wohnung<br />
nach dem Tod des Mieters<br />
nicht kündigen. <strong>Im</strong><br />
Haushalt lebende Partner (§<br />
563) oder die Erben (§ 564)<br />
treten in den Mietvertrag ein.<br />
Erben und Vermieter dürfen<br />
den Vertrag innerhalb eines<br />
Monats kündigen, nachdem<br />
sie vom Tod des Mieters erfahren<br />
haben (mit gesetzlicher<br />
Kündigungsfrist). Melden<br />
sich keine Erben, muss<br />
der Vermieter beim Amtsgericht<br />
fragen, was mit der Wohnung<br />
passieren soll. Hat der<br />
Staat als Erbe kein Interesse,<br />
endet der Mietvertrag.<br />
4 Auflösen?<br />
Die Erben müssen die Wohnung<br />
auflösen. Ausnahme:<br />
Sie haben das Erbe ausgeschlagen.<br />
Gibt es keine Erben,<br />
löst der Staat den Haushalt<br />
auf. Besteht kein staatliches<br />
Interesse, bleibt dies Aufgabe<br />
des Vermieters. Eine Pflicht<br />
zum Einlagern des Haushalts<br />
hat der Vermieter nur, wenn<br />
nach Erben gesucht wird.<br />
5 Wer bezahlt das?<br />
Es gilt: Wer auflöst, zahlt –<br />
die Erben oder der Staat als<br />
Erbe oder, wenn kein Erbe<br />
antritt, der Vermieter. Für<br />
diese Kosten oder ausstehende<br />
Miete steht<br />
dem Vermieter ein<br />
Pfandrecht zu. Das<br />
heißt, es können Dinge<br />
aus dem Nachlass, die sich<br />
in der Wohnung befinden,<br />
verkauft werden.<br />
8 / 2011<br />
9
geld ^ recht<br />
Wie schnell ist bei der<br />
Arbeit oder auf dem<br />
Weg dorthin ein Unfall<br />
geschehen; wie<br />
häufig wird jemand durch den<br />
Beruf krank. Damit Arbeitnehmer<br />
(aber auch deren Familien)<br />
dadurch nicht in ein finanzielles<br />
Loch fallen, gibt es zwei<br />
Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung:<br />
Eine Unfallrente<br />
erhält, wer nach Arbeitsoder<br />
Wegeunfall oder einer<br />
Berufskrankheit länger als ein<br />
halbes Jahr mindestens 20 % in<br />
der Erwerbsfähigkeit gemindert<br />
ist. Verletztengeld erhält, wer<br />
vorübergehend arbeitsunfähig<br />
durch Arbeits- oder Wegeunfall<br />
bzw. Berufskrankheit ist. Dies<br />
gilt auch für die Dauer einer medizinischen<br />
Rehabilitation. Das<br />
heißt, auf Verletztengeld kann<br />
eine Unfallrente folgen.<br />
Etwa drei Millionen Menschen<br />
erhalten derzeit eine dieser<br />
Leistungen. Und fast immer<br />
gibt es dann Streit, wenn weitere<br />
Einkommen dazukommen.<br />
Denn je nach Einkommen wird<br />
dann die Unfallrente, das Verletztengeld<br />
oder aber eine zusätzliche<br />
Rente gekürzt.<br />
Wer durch einen Arbeitsunfall oder eine<br />
Berufskrankheit beeinträchtigt wurde, erwartet<br />
vor allem eines: unbürokratische Hilfe. Das leisten<br />
Verletztengeld und Unfallrente. Doch bereits<br />
nach kurzer Zeit gibt es meist Streit um andere<br />
Einkommen, die darauf angerechnet werden.<br />
Streit<br />
um Unfallrente<br />
vermeiden<br />
Arbeitseinkommen<br />
Unfallrente: Lohn oder Gehalt<br />
werden nicht angerechnet. Denn<br />
eine Unfallrente dient dem Ausgleich<br />
für entgangene Arbeitsfähigkeit,<br />
ein Anrechnen würde<br />
das Gegenteil bedeuten.<br />
Verletztengeld: Hier wird der<br />
Netto-Lohn angerechnet. Gezahlt<br />
wird Verletztengeld nach<br />
der Lohnfortzahlung des Arbeitgebers<br />
(§ 52 SGB VII). Nicht angerechnet<br />
werden dürfen einmalige<br />
Zahlungen wie zum<br />
Beispiel Prämien, Weihnachtsoder<br />
Urlaubsgeld.<br />
Keine<br />
Abgaben<br />
Wer Unfallrente<br />
oder<br />
Verletztengeld<br />
erhält, sollte<br />
genau auf<br />
Steuern und<br />
Sozialabgaben<br />
achten.<br />
STEUER<br />
➡ Leistungen aus gesetzlicher<br />
Unfallkasse sind<br />
steuerfrei (§ 3 EStG).<br />
➡ Verletztengeld unterliegt<br />
Progressionsvorbehalt,<br />
kann sich<br />
mit anderen Einnahmen<br />
auf die Höhe der<br />
Steuer auswirken.<br />
➡ Unfallrente fällt aber<br />
nicht darunter.<br />
SOZIALABGABEN<br />
➡ Die Unfallrente ist nicht<br />
sozialabgabenpflichtig.<br />
➡ Freiwillig gesetzlich<br />
Versicherte zahlen auf<br />
alle Einkommen Beiträge<br />
bis zur Beitragsbemessungsgrenze.<br />
➡ Beim Verletztengeld<br />
sind jedoch Beiträge<br />
zur Sozialversicherung<br />
zu zahlen.<br />
Fotos: Getty (1), Privat (1)<br />
10 8/ 2011
extra<br />
Wichtig: Zuschüsse des Arbeitgebers<br />
zum Verletztengeld<br />
gelten nicht als Arbeitsentgelt,<br />
wenn sie zusammen den Nettolohn<br />
nicht übersteigen.<br />
400-Euro-Job<br />
Unfallrente: Einkünfte aus<br />
einem Nebenverdienst betreffen<br />
die Unfallrente nicht – man darf<br />
beides ungekürzt erhalten.<br />
Verletztengeld: Einkünfte aus<br />
werden voll angerechnet.<br />
„Um Unfallrente<br />
und Verletztengeld<br />
gibt es<br />
leider häufig<br />
Streit, weil viele<br />
nicht wissen,<br />
dass Einkommen<br />
angerechnet<br />
wird.“<br />
Eberhard Ziegler,<br />
Versicherungsrechtler<br />
bei der DGUV<br />
losengeld kommt in der Regel<br />
selten vor. Besteht bei einem bereits<br />
Arbeitslosen tatsächlich ein<br />
Anspruch (z. B. durch eine spät<br />
erkannte Berufskrankheit), erhält<br />
man Verletztengeld in Höhe<br />
des Arbeitslosengeldes.<br />
Hartz IV (ALG II)<br />
Unfallrente: Ein neues Urteil<br />
des Bundessozialgerichts zu<br />
ALG II: Arbeitslose, die wegen<br />
eines früheren Arbeitsunfalls<br />
eine Rente erhalten, müssen<br />
die Unfallrente voll auf das<br />
Arbeitslosengeld II anrechnen<br />
Arbeitslosengeld I<br />
Unfallrente: Arbeitslosengeld I<br />
berührt die gesetzliche Unfallrente<br />
nicht. Beide Leistungen<br />
kann man parallel erhalten.<br />
Verletztengeld: Hier sieht es anders<br />
aus – ein Nebeneinander<br />
von Verletztengeld und Arbeitslassen<br />
(Az. B 11b AS 15/06 R).<br />
Begründung: Beide Leistungen<br />
(Unfallrente und ALG II / Hartz<br />
IV) dienen vorrangig dem täglichen<br />
Lebensunterhalt.<br />
Verletztengeld: Bezieher von<br />
Hartz IV haben keinen Anspruch<br />
auf Verletztengeld. Denn die<br />
Leistung ersetzt Arbeitsentgelt.<br />
Arbeitslosengeld II ist aber eine<br />
steuerfinanzierte Leistung.<br />
Gesetzliche Rente<br />
Unfallrente: Hier gibt es den<br />
meisten Streit. Wer Anspruch<br />
auf eine gesetzliche Rente (Altersrente,<br />
Frührente, Erwerbsminderung)<br />
hat, erhält zwar die<br />
Unfallrente voll ausgezahlt, die<br />
gesetzliche Rente wird jedoch<br />
gekürzt (§ 93 SGB VI), siehe<br />
auch Beispielrechnung.<br />
Verletztengeld: Dieses ist eine<br />
Lohnersatzleistung. Daher kommen<br />
Rentner nicht in den Genuss.<br />
Also keine Anrechnung.<br />
Witwenrente<br />
Unfallrente: Das Landessozialgericht<br />
Baden-Württemberg<br />
entschied: Eine Unfallrente<br />
wird nicht als Einkommen auf<br />
Witwenrente angerechnet (Az.<br />
L 9 R 153/09). Es ist eine steuerfreie<br />
Einnahme, die anrechnungsfrei<br />
bleiben muss.<br />
Wichtig: Dies ist keine gefestigte<br />
obergerichtliche Rechtsprechung;<br />
das Gericht hat die Revision<br />
zugelassen. Dennoch hilft<br />
das Urteil Betroffenen, Ansprüche<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Verletztengeld: Auch hier wird<br />
die Witwenrente nicht angerechnet.<br />
Das Verletztengeld ersetzt<br />
den Lohn; und Witwenrente<br />
wird auch nicht auf den<br />
Lohn angerechnet!<br />
Betriebs-/Riesterrente<br />
Unfallrente: Leistungen aus der<br />
betrieblichen Altersversorgung<br />
dürfen nicht auf die Unfallrente<br />
angerechnet werden. Das gilt<br />
auch für staatlich geförderte<br />
Riester- und Rürup-Renten.<br />
Verletztengeld: Auch hier wird<br />
eine Rente nicht angerechnet.<br />
Lebensversicherung<br />
Unfallrente: Renten aus eigener<br />
Vorsorge (private Rente, Kapital-Lebensversicherung)<br />
werden<br />
nicht angerechnet. Das gilt<br />
auch für Unfallrenten, die aus<br />
privater Vorsorge stammen (BU-<br />
Renten, Invalidenrente aus privater<br />
Unfallversicherung).<br />
➜<br />
So wird eine<br />
Unfallrente gekürzt<br />
Verletztengeld: Wer privat vorsorgt,<br />
bekommt auch hier nichts<br />
auf das Verletztengeld angerechnet.<br />
Denn der Anspruch<br />
auf das Verletztengeld besteht<br />
unabhängig von den Einnahmen<br />
aus privater Rente oder<br />
Unfallversicherung, Kapital-<br />
Lebensversicherung.<br />
Der Fall: Ein Mann (JAV*: 24.000 Euro) ist<br />
nach einem Unfall 90 %-geschädigt. Er erhält<br />
1.200 Euro Unfallrente je Monat, hat Anspruch<br />
auf 900 Euro Erwerbsminderungsrente.<br />
RECHNERISCHES EINKOMMEN<br />
Unfallrente<br />
1.200 Euro<br />
gesetzliche Rente + 900 Euro<br />
gesamt<br />
= 2.100 Euro<br />
Freibetrag**<br />
– 576 Euro<br />
anrechenbares<br />
Einkommen<br />
= 1.524 Euro<br />
ERRECHNUNG GRENZBETRAG<br />
24.000 Euro (JAV)<br />
12 (Monate) x 70 % = 1.400 Euro<br />
KÜRZUNGSBETRAG<br />
anrechenbares<br />
Einkommen<br />
Grenzbetrag<br />
Kürzungsbetrag<br />
gesetzliche Rente<br />
Kürzungsbetrag<br />
ausgezahlte<br />
gesetzliche Rente<br />
TATSÄCHLICHES EINKOMMEN<br />
Unfallrente<br />
gesetzliche Rente<br />
gesamt<br />
1.524 Euro<br />
– 1.400 Euro<br />
= 124 Euro<br />
900 Euro<br />
– 124 Euro<br />
= 776 Euro<br />
1.200 Euro<br />
+ 776 Euro<br />
= 1.976 Euro<br />
*<br />
Jahresarbeitsverdienst.<br />
**<br />
Unberücksichtigt bleibt ein Betrag, der nach Bundesversorgungsgesetz bei<br />
gleichem GdB als Grundrente gezahlt würde.<br />
8 / 2011<br />
11
geld ^ recht<br />
Optimieren Sie Ihre<br />
Betriebsrente<br />
<strong>Nu</strong>r wenige arbeiten ein Leben lang bei einer Firma.<br />
Mit jedem neuen Arbeitgeber sammelt man oft andere<br />
Ansprüche auf eine Betriebsrente. Doch wie behält man<br />
diese im Blick? Kann man Ansprüche mitnehmen?<br />
F Was passiert bei einem<br />
Job-Wechsel eigentlich mit<br />
der Betriebsrente?<br />
A Das hängt davon ab, ob der<br />
Vertrag für die betriebliche Altersvorsorge<br />
vor oder nach 2005<br />
geschlossen wurde.<br />
F Was ist mit vor 2005<br />
geschlossenen Verträgen?<br />
A Die erworbenen Ansprüche<br />
bleiben beim Arbeitgeber bzw.<br />
dem Träger der Betriebsrente.<br />
Das bis zum Ausscheiden angesammelte<br />
Guthaben wird verzinst.<br />
Erst wenn man in Rente<br />
geht, beantragt man dann diese<br />
Betriebsrente.<br />
F Was gilt für nach 2005<br />
geschlossene Verträge?<br />
A Bei einem Wechsel des Arbeitgebers<br />
dürfen Arbeitnehmer<br />
die Ansprüche (das bis dahin<br />
gebildete Kapital) auf den neuen<br />
Arbeitgeber übertragen.<br />
F Gilt das für alle Arten<br />
der Altersvorsorge?<br />
A Nein. Dieses Übertragen ist<br />
nur für Direktversicherung, Pensionskasse<br />
oder Pensionsfonds<br />
möglich. Voraussetzung: Das<br />
Übertragen wird innerhalb<br />
eines Jahres nach Ende des Arbeitsvertrags<br />
beantragt. Zudem<br />
darf der Wert die Beitragsbemessungsgrenze<br />
der gesetzlichen<br />
Rente (2011: 66.000<br />
Euro) nicht übersteigen.<br />
F Werden Ansprüche jederzeit<br />
übertragen?<br />
A Nein. Möglich ist das nur für<br />
unverfallbare Ansprüche.<br />
F Ist dies nicht vom ersten<br />
Tag an der Fall?<br />
A Leider nein. Ansprüche auf<br />
eine Betriebsrente sind nur sofort<br />
unverfallbar, wenn vom<br />
Arbeitnehmer über eine Gehaltsumwandlung<br />
eigene Beträge<br />
vom Gehalt einbehalten und<br />
über den Arbeitgeber in ein<br />
betriebliches Versorgungswerk<br />
eingezahlt werden. Das gilt nur<br />
für Direktversicherung, Pensionsfonds<br />
oder Pensionskasse.<br />
F Ist es möglich, alle Ansprüche,<br />
die man im Lauf<br />
des Lebens gesammelt hat,<br />
bei einem Träger für Betriebsrente<br />
zu sammeln?<br />
A Nein. Verträge, die vor 2005<br />
geschlossen wurden, bleiben<br />
beim damaligen Arbeitgeber.<br />
Das heißt, man muss für diese<br />
womöglich kleinen Ansprüche<br />
einen Rentenantrag stellen.<br />
F Bei Direktversicherung:<br />
Ist man als Arbeitnehmer<br />
Eigentümer der Police?<br />
A <strong>Nu</strong>r indirekt. Eine Direktversicherung<br />
schließt der Arbeitgeber<br />
ab. Der Arbeitnehmer<br />
ist nur der Begünstigte, erhält<br />
also die Rente. Das heißt, der<br />
Arbeitgeber entscheidet, was<br />
mit der Police geschieht, wenn<br />
Arbeitnehmer ausscheiden.<br />
Fast 16 Mio.<br />
Betriebsrenten<br />
Am häufigsten haben<br />
Arbeitnehmer eine<br />
Direktversicherung<br />
als Betriebsrente.<br />
Verträge in Millionen<br />
Direktversicherung<br />
6,6<br />
Pensionskasse<br />
6,3<br />
Unterstützungskassen<br />
2,6<br />
Pensionsfonds<br />
0,4<br />
Quelle: Arbeitsgemeinschaft für<br />
betriebliche Altersversorgung (aba).<br />
Wer vor Jahren<br />
eine Zusage für<br />
eine Betriebsrente<br />
erhielt, muss diese<br />
extra beantragen.<br />
Fotos: J.H. Darchinger/darchinger.com (1), Archiv (1)<br />
12 8/ 2011
extra<br />
F Wie wird eine Direktversicherung<br />
dann übertragen?<br />
A Meist tritt der neue Arbeitgeber<br />
in den alten Vertrag ein<br />
und zahlt aus dem Gehalt des<br />
Arbeitnehmers die Beiträge weiter.<br />
In der Regel informieren alter<br />
und neuer Arbeitgeber parallel<br />
die Versicherung, bei der<br />
der Vertrag geführt wird.<br />
F Kann der neue Arbeitgeber<br />
auch eine neue Direktversicherung<br />
abschließen?<br />
A Ja, z. B. wenn der Arbeitgeber<br />
bei einer Versicherung günstige<br />
Gruppentarife erhält.<br />
F Was ist mit Gebühren<br />
und mit gespartem Kapital?<br />
A Der Zeitwert des alten Vertrages<br />
wird bis zur Höchstgrenze<br />
(66.000 Euro) übertragen.<br />
Dabei verzichtet der alte Versicherer<br />
auf den bei Kündigung<br />
üblichen Stornoabzug und der<br />
neue erhebt keine neuen Abschlusskosten.<br />
Das gilt auch bei<br />
Pensionskassen oder -fonds.<br />
F Muss die neue Firma die<br />
gleiche Vorsorge anbieten?<br />
A Nein. Hat die Firma eine<br />
Pensionskasse organisiert, muss<br />
nicht noch in eine Direktversicherung<br />
eingezahlt werden.<br />
F Muss ein Arbeitnehmer<br />
dann den alten Vertrag privat<br />
übernehmen?<br />
A Nein. Arbeitnehmer können<br />
Verträge auch ruhen lassen. Gesparte<br />
Ansprüche bleiben erhalten.<br />
Wichtig: die ruhenden Verträge<br />
im Blick behalten.<br />
F Kann man sich eine Betriebsrente<br />
bei einem Jobwechsel<br />
auszahlen lassen?<br />
A Nein. Leistungen, z. B. aus<br />
einer Direktversicherung, werden<br />
erst zum Ende der Laufzeit,<br />
also mit Rentenbeginn, fällig.<br />
F Wann sind vom Arbeitgeber<br />
finanzierte Ansprüche<br />
unverfallbar?<br />
A Finanziert eine Firma Pensionsfonds,<br />
-kassen, Direktzusagen,<br />
Unterstützungskassen<br />
allein, gilt: Ansprüche sind beim<br />
Ausscheiden vor Ende 2013 unverfallbar,<br />
wenn der Mitarbeiter<br />
30 Jahre alt ist und diese fünf<br />
Jahre bestanden. Für Verträge,<br />
die seit 2009 geschlossen wurden,<br />
gilt das 25. Lebensjahr.<br />
F Was ist mit Ansprüchen<br />
aus Unterstützungskassen?<br />
A Ansprüche kann man mitnehmen,<br />
wenn alter und neuer<br />
Arbeitgeber zustimmen.<br />
„Bleiben Sie<br />
hartnäckig!<br />
2/3 der Arbeitgeber<br />
erhöhen<br />
die Betriebsrenten<br />
überhaupt<br />
nicht (55 %)<br />
oder nur unzureichend<br />
(13 %)!<br />
Karlheinz Große,<br />
Vorstand Bundesverband<br />
der Betriebsrentner<br />
F Kostet denn das den Arbeitnehmer<br />
etwas?<br />
A Ja. Die abgebende Kasse entnimmt<br />
Kapital und gibt es an<br />
die übernehmende Unterstützungskasse.<br />
Den Vorgang wertet<br />
der Fiskus als Einmalbeitrag<br />
und kassiert Steuern, die der<br />
Arbeitnehmer zahlt. Deshalb<br />
dann besser stehen lassen.<br />
F Und was ist dann bei einer<br />
Direktzusage?<br />
A Hier kann Guthaben nicht<br />
auf den neuen Arbeitgeber übertragen<br />
werden. Die unverfallbare<br />
Anwartschaft wird bei Aus-<br />
scheiden des Arbeitnehmers<br />
errechnet; man muss also auch<br />
diese Ansprüche mit Rentenbeginn<br />
einzeln abrufen.<br />
F Wie wird da gerechnet?<br />
A Nach einem komplizierten<br />
System: Die zugesagte Leistung<br />
(z. B. 1.000 Euro Rente ab 65)<br />
wird mit möglicher und tatsächlicher<br />
Beschäftigungszeit (Eintritt<br />
mit 35 = 30 Jahre Beschäftigung<br />
bis 65) ins Verhältnis<br />
gesetzt. Scheidet man mit 50<br />
aus (= 15 Jahre Betriebszugehörigkeit),<br />
ist dies die Hälfte der<br />
möglichen Zugehörigkeit. Die<br />
Zusage betrüge 500 Euro.<br />
F Woran erkennt man, wie<br />
hoch die Ansprüche sind?<br />
A Der Arbeitgeber muss bei<br />
Wechsel mitteilen, wie hoch das<br />
Guthaben ist und die Rente ausfallen<br />
würde.<br />
F Gilt all dies auch für den<br />
öffentlichen Dienst?<br />
A In der Regel. Hier ist das<br />
Übertragen aber leichter möglich.<br />
Ansonsten bleiben die Ansprüche<br />
dort, wo sie entstanden<br />
sind. Das heißt: Bei jeder Versorgungseinrichtung<br />
muss ein<br />
Rentenantrag gestellt werden.<br />
In 5 Schritten zur Betriebsrente<br />
Wer diese beantragt, sollte auf einige wichtige Details achten.<br />
1<br />
Betriebsrente<br />
erhält<br />
man erst,<br />
wenn eine<br />
bestimmte<br />
Altersgrenze<br />
erreicht ist<br />
(steht im Vertrag).<br />
Diese<br />
kann von der<br />
gesetzlichen<br />
Altersgrenze<br />
abweichen.<br />
2<br />
Den Rentenantrag<br />
für die<br />
Betriebsrente<br />
mindestens<br />
zwei Monate<br />
vor dem<br />
geplanten<br />
Rentenbeginn<br />
stellen.<br />
3<br />
Den Antrag<br />
für die Betriebsrente<br />
immer beim<br />
(Ex-)Arbeitgeber<br />
(Personalstelle)<br />
stellen. Dort<br />
sind auch die<br />
entsprechenden<br />
Antragsformulare<br />
erhältlich.<br />
4<br />
<strong>Im</strong> öffentlichen<br />
Dienst<br />
ist für die<br />
Betriebsrente<br />
die jeweilige<br />
Versorgungskasse<br />
zuständig<br />
(ZVE oder<br />
VBL).<br />
5<br />
Mit dem<br />
Antrag für<br />
die Rente<br />
entscheidet<br />
man auch, ob<br />
man lieber<br />
eine monatliche<br />
Rente,<br />
eine Einmal-<br />
Zahlung oder<br />
eine Kombi<br />
erhalten<br />
möchte.<br />
Art der Betriebsrente<br />
Direktversicherung<br />
Pensionskasse<br />
Pensionsfonds<br />
Direktzusage<br />
Unterstützungskasse<br />
✗<br />
✗<br />
✗<br />
ja, flexibler Beginn<br />
nein, fester Start<br />
✗<br />
✗<br />
Wichtige Renten-Details<br />
Je nach Art der Betriebsrente ergeben<br />
sich Unterschiede beim Beginn der Rente.<br />
Aber: Bei einigen Betriebsrenten wurde<br />
dies mit Vertragsbeginn festgelegt.<br />
8 / 2011<br />
13
geld ^ recht<br />
Das Renten-Konto<br />
START<br />
Der Brief der<br />
Rentenkasse<br />
• Spätestens mit 55 sollte<br />
man Rentenkonto und Versicherungsverlauf<br />
klären, um<br />
Lücken zu erkennen. Denn<br />
nur dann erhält man mit dem<br />
eigentlichen Rentenbeginn die<br />
maximal mögliche Rente.<br />
• Normalerweise fordert einen<br />
die Rentenkasse ab 43 jährlich<br />
auf, das Rentenkonto zu klären,<br />
meist im Zusammenhang<br />
mit der Renten-Information.<br />
• Wer diese nicht mehr hat,<br />
kann bei der Rentenversicherung<br />
die Unterlagen anfordern.<br />
Am besten das „Komplettpaket<br />
Kontoklärung“.<br />
• Angefordert werden kann<br />
dies per Post, Telefon oder als<br />
Download im Internet.<br />
Lücken erkennen<br />
Das Ziel des Kontoklärens: zeitliche<br />
Lücken im Versicherungsverlauf<br />
erkennen – und dann erklären.<br />
Viele Seiten<br />
Fragebogen<br />
• Nicht erschrecken: Der Fragebogen<br />
zum Kontoklären ist<br />
sehr umfangreich.<br />
• Dazu kommt immer der<br />
aktuelle Versicherungsverlauf<br />
– auch das sehr viel Papier.<br />
• Perfekt vorbereitet ist man<br />
(und dann geht es auch sehr<br />
fix), wenn man einen detaillierten<br />
Lebenslauf erstellt:<br />
In welchem Jahr hat man was<br />
exakt gemacht.<br />
• <strong>Im</strong>mer mit dem 17. Geburtstag<br />
beginnen: Schule, Lehre,<br />
Beruf, Erziehungszeit usw.<br />
Eigene Unterlagen<br />
• Dann Zeile für Zeile des<br />
Versicherungsverlaufs mit<br />
dem eigenen Lebenslauf<br />
vergleichen.<br />
• Stimmen die Daten? Schließen<br />
alle Zeiten unmittelbar<br />
aneinander an?<br />
• Jede Lücke im Versicherungsverlauf<br />
markieren, auch<br />
wenn es nur wenige Tage sind.<br />
• Dann für diese Zeiten (Tage,<br />
Wochen, Monate, Jahre) aus<br />
den eigenen Unterlagen Belege<br />
heraussuchen, die diese<br />
Zeiten eindeutig klären (z. B.<br />
Schule, Ausbildung usw.).<br />
Versicherungsverlauf<br />
• Der Versicherungsverlauf ist die entscheidende<br />
Unterlage für die Rente.<br />
• <strong>Nu</strong>r wenn dort Zeiten (und Beträge) aufgeführt sind,<br />
werden diese später beim Rentenantrag auch gewertet<br />
bzw. haben damit Einfluss auf die Höhe der Rente.<br />
• Was dort nicht aufgeführt ist, zählt nicht.<br />
• Zeiten, die im Versicherungsverlauf richtig gespeichert<br />
sind (z. B. Beiträge für Berufstätigkeit), müssen<br />
nicht mehr geklärt werden.<br />
Hilfe von<br />
externen<br />
Experten<br />
Tauchen viele<br />
Lücken auf oder hat<br />
man keine Unterlagen<br />
oder gab es<br />
komplizierte Phasen<br />
im Leben, dann<br />
Hilfe suchen, z. B.<br />
beim Bundesverband<br />
privater<br />
Rentenberater,<br />
(02 21) 2 40 66 42.<br />
14 8/ 2011
extra<br />
klären<br />
Oje,<br />
denken Sie, ja, das müsste man. Und die<br />
Rentenkasse mahnt das auch an. Aber der<br />
Aufwand ... Irrtum, es geht ruck, zuck. Und ist für<br />
die maximale Rente außerordentlich wichtig.<br />
Die Antwort der<br />
Rentenkasse<br />
• <strong>Nu</strong>r den Antrag auf Kontenklärung<br />
mit Belegen (Originale)<br />
für die Lücken an die<br />
Rentenkasse zurücksenden.<br />
• Die prüft und sendet einen<br />
„Rentenversicherungsbescheid“.<br />
Dazu gehört auch ein<br />
neuer Versicherungsverlauf.<br />
• Mit diesem Bescheid werden<br />
alle Zeiten, die mehr als sechs<br />
Jahre zurückliegen als<br />
„verbindlich“ erklärt. Das<br />
heißt aber nicht, dass man<br />
nicht nochmals neue Unterlagen<br />
beibringen kann.<br />
Widerspruch<br />
• Wurden im Bescheid nicht<br />
alle Dinge anerkannt, dann<br />
Widerspruch einlegen.<br />
• Ganz wichtig: Widerspruchs-<br />
Frist wahren und weitere Unterlagen<br />
später nachreichen.<br />
• Können Lücken gar nicht<br />
geklärt werden, weil man z. B.<br />
einige Monate zwischen Schule<br />
und Beruf Pause macht,<br />
lohnt das Nachdenken über<br />
freiwillige Renten-Beiträge.<br />
• Vor allem dann, wenn damit<br />
bestimmte Rentengrenzen<br />
(z. B. für langjährig Versicherte)<br />
erreicht werden.<br />
Arbeit<br />
im Osten<br />
Wer vor 1992 in<br />
Ostdeutschland<br />
(Gebiet der DDR)<br />
gearbeitet hat,<br />
sollte schnell<br />
prüfen. Denn die<br />
Aufbewahrungsfrist<br />
für staatliche<br />
Unterlagen läuft<br />
Ende 2011 aus.<br />
Kontrolle des Bescheids<br />
• Ganz wichtig: Den Bescheid auf die gleiche<br />
Weise prüfen wie den ersten Versicherungsverlauf.<br />
Oft werden erklärte Zeiten (Lücken)<br />
nicht sofort anerkannt.<br />
• Dann neue Belege suchen. Hilfreich können<br />
auch die Krankenkassen sein, wenn es darum<br />
geht, alte Beiträge zu belegen.<br />
• <strong>Im</strong> Zweifel reichen „Zeugen-Aussagen“, wenn<br />
es z. B. um Inhalte einer Schulausbildung geht.<br />
Foto: Getty <strong>Im</strong>ages (1), Shutterstock (3)<br />
Ein Jahr vor Rentenantrag<br />
• Passierte zwischen der Kontoklärung und dem Rentenbeginn<br />
noch sehr viel im Leben, z. B. Arbeitslosigkeit,<br />
eine längere Krankheit, Reha, dann ein Jahr vor dem<br />
geplanten Rentenbeginn die Kontenklärung wiederholen.<br />
• Dazu dann einen neuen Antrag stellen.<br />
• Denn: Gerade bei Zeiten wie Arbeitslosigkeit oder dem<br />
Bezug von Krankengeld passieren viele Fehler.<br />
• Und: Wurde im Jahr vor dem Rentenantrag nochmals<br />
eine Kontenklärung durchgeführt, kann der Antrag<br />
schneller bearbeitet werden.<br />
8 / 2011<br />
15
geld ^ recht<br />
Mein Rohr,<br />
dein Rohr –<br />
die Gemeinden<br />
schreiben vor,<br />
wann Eigentümer<br />
welche<br />
Abwasserleitungen<br />
prüfen lassen<br />
müssen.<br />
Rohre prüfen<br />
und sanieren –<br />
das ist zu tun!<br />
17 Millionen Haus-Eigentümer müssen ihre Abwasserleitungen<br />
prüfen lassen. Doch worauf ist dann<br />
zu achten? ❯ ❯ ❯ Das Wichtigste zu Preisen und Terminen<br />
❯ ❯ ❯ Und wenn vor dem Haus die Straße repariert wird,<br />
wer muss dies dann bezahlen? Die Fakten im Überblick.<br />
16 8/ 2011
extra<br />
❯❯❯<br />
Sind die Rohre Ihres Hauses dicht?<br />
Hausbesitzer müssen Abwasserleitungen auf Dichtheit überprüfen.<br />
Spätestens bis 31. Dezember 2015 hat dies zu erfolgen, wird oft<br />
behauptet. Doch das stimmt so gar nicht. Was wirklich gilt und wie Sie<br />
bei diesem Test Geld sparen können, zeigen die folgenden Tipps.<br />
UNSER EXPERTE Gerold Happ ist Rechtsanwalt bei Haus und Grund in Berlin<br />
Foto: Mauritius <strong>Im</strong>ages (1), Getty (1), Archiv (1)<br />
Wie ist die Rechtslage für<br />
Leitungstests genau?<br />
Uneinheitlich. Das Wasserhaushaltsgesetz<br />
des Bundes (WHG)<br />
verpflichtet Eigentümer bloß,<br />
alle Abwasserleitungen vollständig<br />
dicht zu halten. Das Gesetz<br />
gibt aber keinen Stichtag<br />
für die Tests der Rohre vor.<br />
Lediglich die Landeswassergesetze<br />
in NRW und Hamburg sagen,<br />
dass der Test spätestens<br />
zum 31. Dezember 2015 erfolgen<br />
muss. In Hessen ist dies<br />
erst bis Ende 2024, in Schleswig-Holstein<br />
bis Ende 2025 vorgeschrieben.<br />
In allen anderen<br />
Bundesländern regeln die Abwasser-Satzungen<br />
der einzelnen<br />
Städte und Gemeinden die<br />
Fristen höchst unterschiedlich.<br />
Deshalb genau bei der eigenen<br />
Gemeinde nachfragen.<br />
Was passiert beim Prüfen<br />
der Rohre?<br />
Zuerst wird das Abwasser-Rohr<br />
per Hochdruck mit Wasser gereinigt.<br />
Dann wird eine Mini-Fernseh-Kamera<br />
(ca. 4 cm<br />
Durchmesser), die am Kopf<br />
eines langen Schlauchs befestigt<br />
ist, in das Rohr eingeführt. Auf<br />
einem Bildschirm wird Meter<br />
für Meter die Wand des Rohrs<br />
betrachtet und auf Risse, Brüche<br />
oder beschädigte Dichtringe<br />
hin kontrolliert.<br />
Tipp: <strong>Nu</strong>r wenn dann noch Dinge<br />
unklar sind, wird in einem<br />
nächsten Schritt mit Pressluft<br />
oder Wasser unter Hochdruck<br />
zusätzlich geprüft. Pauschale<br />
Extra-Tests mit Wasser und Luft<br />
sind unüblich und teuer.<br />
Wie teuer ist der normale<br />
Test mit TV-Kamera?<br />
Der Preis hängt u. a. ab vom<br />
Durchmesser des Rohrs, wie<br />
verzweigt die Rohre sind, von<br />
der Höhe des Grundwassers<br />
usw. <strong>Im</strong> Schnitt liegen die Kosten<br />
solcher Tests zwischen 500<br />
und 1.500 Euro.<br />
Tipp: Unbedingt mehrere Angebote<br />
einholen; es gibt große<br />
Preis-Unterschiede. Und nur auf<br />
zertifizierte Firmen zurückgreifen,<br />
das heißt auf keinen Fall einen<br />
Handwerker an der Haustür<br />
beauftragen, der „zufällig gerade<br />
in der Nähe ist“.<br />
Wie findet man gute Prüf-<br />
Unternehmen?<br />
Grundsätzlich dürfen nur von<br />
der Handwerkskammer zertifizierte<br />
Firmen die Leitungen<br />
im und unter dem Haus bis zur<br />
Grundstücks- oder Kanalgrenze<br />
kontrollieren. In der Regel<br />
nennen die Gemeindeverwaltungen<br />
Firmen, die diese Zulassung<br />
haben. Dennoch sollte<br />
man immer die Preise vergleichen.<br />
Die Prüfung selbst wird<br />
schriftlich dokumentiert, eine<br />
Kopie bei Stadt bzw. Gemeinde<br />
hinterlegt.<br />
Was passiert, wenn undichte<br />
Stellen gefunden wurden?<br />
Schäden müssen repariert werden,<br />
anschließend erfolgt ein<br />
neuer Dichtheits-Test, der dokumentiert<br />
wird.<br />
Welche Fristen gelten für<br />
Reparaturen?<br />
<strong>Nu</strong>r in Nordrhein-Westfalen<br />
sind bislang einheitliche Fristen<br />
gesetzt worden. Damit kommt<br />
das Land zahlreichen Bürger-<br />
Initiativen entgegen, in denen<br />
Hauseigentümer gegen die<br />
Testpflicht und die damit verbundenen<br />
Kosten kämpfen. So<br />
werden leichte Rohrschäden<br />
in NRW als Bagatellen behandelt<br />
und müssen nicht repariert<br />
werden. Mittelschwere Schäden<br />
sollen innerhalb von 5 Jahren,<br />
schwere Schäden sofort und unverzüglich<br />
behoben werden. Andere<br />
Bundesländer könnten diesem<br />
Beispiel folgen.<br />
Was kostet es, wenn Rohre<br />
saniert werden müssen?<br />
Bei kleineren Schäden hat sich<br />
das Inline-Verfahren bewährt.<br />
Dabei werden imprägnierte<br />
Spezialschläuche aus Polyester-Nadelfilz<br />
mit Harz von innen<br />
mit Pressluft gegen das beschädigte<br />
Rohr gedrückt. Das<br />
Harz härtet aus – es entsteht ein<br />
„Rohr im Rohr“.<br />
Bei einem Rohrbruch muss das<br />
kaputte Stück ersetzt werden.<br />
Liegt die defekte Stelle unter<br />
dem Haus, kann man ein<br />
neues Abwasserrohr an der Kellerdecke<br />
installieren, größere<br />
Stemm-Arbeiten so umgehen.<br />
Bei einem Rohrbruch außerhalb<br />
des Hauses muss die Leitung<br />
per Bagger oder Schaufel<br />
freigelegt werden. Die Kosten<br />
können dann schnell 10.000 bis<br />
15.000 Euro betragen.<br />
Tipp: Wer eine Wohngebäudeversicherung<br />
hat, die Schäden<br />
an Wasserleitungen (auch unter<br />
dem Haus und bis zum Kanal)<br />
abdeckt, muss für mögliche Sanierungen<br />
nichts zahlen.<br />
Kaputte Rohre müssen ausgegraben<br />
und ersetzt werden.<br />
Bis zu 50.000 Euro<br />
Bußgeld drohen<br />
!<br />
Dichte Abwasserleitungen<br />
= sauberes<br />
Grundwasser und gesunde<br />
Bevölkerung. Diese<br />
einfache Gleichung steht<br />
hinter der Test-Pflicht.<br />
!<br />
Aber: Gesetz- und<br />
Regelchaos machen<br />
es Hauseigentümern<br />
bundesweit schwer, den<br />
Überblick zu behalten.<br />
!<br />
Dennoch ist jeder Eigentümer<br />
verpflichtet,<br />
nach den stark voneinander<br />
abweichenden Vorschriften<br />
der Länder, Städte und<br />
Gemeinden fristgerecht zu<br />
handeln. Sonst drohen bis zu<br />
50.000 Euro Bußgeld.<br />
! Stadtverwaltung<br />
bzw. Bürgerbüros<br />
kennen die Fristen an Ihrem<br />
Wohnort. Sie können auch<br />
mitteilen, für welche<br />
Abschnitte der Abwasserleitung<br />
zwischen Haus und<br />
Kanal Eigentümer zuständig<br />
sind. Weitere Auskünfte beim<br />
örtlichen Haus & Grund-<br />
Verein (www.hausundgrund.<br />
de/ortsvereine.html).<br />
8 / 2011<br />
17
geld ^ recht<br />
wenn die Straße saniert wird?<br />
❯❯❯Und<br />
30 bis 40 Prozent aller Straßen in Deutschland sind so stark<br />
geschädigt, dass sie saniert werden müssen. Und da die<br />
Gemeinden kein Geld haben, werden die Kosten umgelegt – auf<br />
Haus-Eigentümer und Mieter. Doch was ist erlaubt? Müssen<br />
auch Parkbuchten oder Bäume bezahlt werden?<br />
Die Rechtslage<br />
Acht Milliarden Euro müssten<br />
Städte und Gemeinden jährlich<br />
inzwischen ausgeben, um die<br />
Straßen innerorts zu sanieren.<br />
Doch die Kommunen können<br />
maximal die Hälfte aufbringen.<br />
Deshalb versuchen sie Anlieger<br />
zur Kasse zu bitten.<br />
Alle Bundesländer (Ausnahme:<br />
Baden-Württemberg)<br />
haben daher ein Gesetz erfunden,<br />
das „Straßenausbaubeteiligungsgesetz“<br />
(StrABG).<br />
Damit können „Grundstückseigentümer,<br />
Erbbauberechtigte<br />
und Inhaber eines dinglichen<br />
<strong>Nu</strong>tzungsrechtes“ für den Ausbau<br />
der städtischen Verkehrswege<br />
zur Kasse gebeten werden.<br />
Das heißt: Saniert, repariert<br />
oder gestaltet eine Kommune<br />
eine Straße, dann können<br />
(große) Teile der Kosten auf die<br />
Anlieger umgelegt werden.<br />
Die Eigentümer<br />
Das Gesetz unterscheidet nicht<br />
zwischen Grundstückseigentümern,<br />
die auf dem Grundstück<br />
leben (z. B. im Einfamilienhaus)<br />
und Eigentümern von Mehrfamilienhäusern,<br />
die selbst woanders<br />
leben. In der Praxis ist dies<br />
ein Unterschied: Wer im Einfamilienhaus<br />
lebt, zahlt selbst;<br />
wer ein Mehrfamilienhaus besitzt,<br />
legt die Kosten auf die Mieter<br />
um (siehe unten).<br />
Umlagefähige Ausbaumaßnahmen<br />
sind laut Gesetz alle<br />
„Verbesserungen, Erweiterungen<br />
und Erneuerungen<br />
von öffentlichen Straßen, We-<br />
Schöne neue Straße: Zu bezahlen haben die auch Anlieger.<br />
150 Mrd. für Straßen<br />
Dafür benötigen die Städte in<br />
den nächsten Jahren Geld:<br />
In Mrd. Euro<br />
Ersatz alter Straßen<br />
Investitions-Stau 31<br />
Straßen-Erweiterung 24<br />
Sonstiges 36<br />
Quelle:<br />
Deutsches Institut für Urbanistik.<br />
71<br />
gen und Plätzen. Dazu gehören<br />
neben Fahrbahnen, Rad- und<br />
Gehwegen auch Parkflächen,<br />
Grünanlagen, Beleuchtung und<br />
Entwässerung“. Heißt: Egal,<br />
was die Kommune an der Straße<br />
macht – alles darf auf die Anlieger<br />
umgelegt werden.<br />
Einzige Ausnahme: Hat die<br />
Stadtverwaltung die Straße<br />
vernachlässigt und haben sich<br />
Reparaturen aufgestaut, dürfen<br />
Anlieger nicht zur Kasse gebeten<br />
werden.<br />
Wie viele Kosten auf die Anlieger<br />
umgelegt werden dürfen, hängt<br />
von der Kategorie der Straße<br />
ab. Das Gesetz unterscheidet:<br />
unbefahrbare Wohnwege, Anliegerstraßen,<br />
Haupterschließungsstraßen<br />
und Hauptverkehrsstraßen.<br />
Wer an einer ruhigen Anliegerstraße<br />
liegt, zahlt einen höheren<br />
Prozentsatz als ein Anlieger an<br />
einer Hauptverkehrsstraße. Der<br />
Beitrag selbst bemisst sich an<br />
den Quadratmetern des Grundstücks.<br />
Zwei Beispiele: Werden Fahrbahnen<br />
oder Gehwege ausgebaut,<br />
werden 20 bis 65 Prozent<br />
der Kosten auf die Eigentümer<br />
umgelegt; entstehen Parkplätze,<br />
müssen die Anlieger zwischen<br />
20 und 70 Prozent übernehmen.<br />
Und: Wer nicht sofort zahlen<br />
kann, der kann sich den Betrag<br />
drei Jahre zinslos stunden lassen.<br />
Oder man zahlt in Raten<br />
über 10 Jahre – dann aber zusätzlich<br />
mit Zinsen.<br />
Die Mieter<br />
Wer als Mieter in einer frei finanzierten<br />
Wohnung lebt, kann<br />
nicht direkt zur Kasse gebeten<br />
werden, wenn die Straße vor<br />
dem Haus saniert wird und der<br />
Vermieter einen Anteil bezahlen<br />
muss. Aber: Vermieter dürfen<br />
ihren Anteil indirekt umlegen.<br />
Und zwar, indem sie die zusätzlichen<br />
Belastungen bei der Kalkulation<br />
der Miete berücksichtigen,<br />
wenn die Wohnung neu<br />
vermietet wird. Oder indem die<br />
Miete im Rahmen der gesetzlichen<br />
Möglichkeiten (Mietspiegel)<br />
erhöht wird. Beides ist Vermietern<br />
ausdrücklich erlaubt.<br />
Insofern bezahlen dann auch<br />
die Mieter die sanierte Straße.<br />
Beispielrechnung<br />
DER FALL: Eine 125 Meter<br />
lange und 15 Meter breite Hauptverkehrsstraße<br />
soll saniert<br />
werden. An die Straße grenzen<br />
Privatgrundstücke mit 15.200<br />
Quadratmeter Gesamtfläche.<br />
Ein Anlieger hat ein Grundstück<br />
von 700 Quadratmetern.<br />
Gesamtkosten<br />
182.875 Euro<br />
− Anteil Allgemeinheit (45%)<br />
82.294 Euro<br />
= Rest-Betrag Anlieger<br />
100.581 Euro<br />
: 15.200 m 2 ˆ=<br />
6,61 Euro<br />
Anteil Anlieger<br />
(700 m 2 x 6,61 Euro)<br />
= 4.627 Euro<br />
Foto: Laif (1)<br />
18 8/ 2011
extra<br />
Führerschein in Gefahr<br />
Ob Infarkt, Krebs, Schlaganfall – kaum jemand weiß, dass man nach einer schweren<br />
Krankheit nicht sofort wieder Auto fahren darf. Oft ist sogar ein Attest nötig.<br />
Foto: Getty<br />
Die Grundregel:<br />
Auto fahren darf<br />
jeder, der einen<br />
Führerschein und<br />
„Vorsorge getroffen“ hat,<br />
„dass er andere nicht gefährdet“<br />
(§ 2 Abs. 1 der<br />
FeV). Das heißt: Ob jemand<br />
nach einer Krankheit oder<br />
OP bzw. bei Einnahme eines<br />
Medikaments Auto fährt,<br />
entscheidet jeder selbst.<br />
Aber: Warnte ein Arzt, dass<br />
die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt<br />
ist oder sein<br />
könnte, und man fährt<br />
trotzdem, ist der Versicherungsschutz<br />
gefährdet.<br />
INFARKT/HERZ-OP<br />
Kardiologen empfehlen, vier<br />
Wochen nach Infarkt oder<br />
Herz-OP kein Auto zu fahren.<br />
Verkehrsmediziner<br />
empfehlen sogar drei Monate<br />
Pause. Aber: Beides ist<br />
für Verkehrsrichter nicht<br />
bindend. Wichtig dabei:<br />
Ärzte müssen auf diese<br />
eingeschränkte Fahrtüchtigkeit<br />
hinweisen. Fährt man<br />
dennoch, trägt man die<br />
Verantwortung. <strong>Im</strong> Zweifel:<br />
kein Versicherungsschutz.<br />
SCHLAGANFALL<br />
Verkehrsmediziner empfehlen<br />
jedem, der einen Schlaganfall<br />
hatte, die Führerscheinstelle<br />
zu informieren<br />
und ein ärztliches Gutachten<br />
einzureichen, dass volle<br />
Fahrtüchtigkeit wieder besteht.<br />
Vorgeschrieben ist das<br />
nicht. Da ein Schlaganfall in<br />
einer Krankenakte vermerkt<br />
ist, kann bei einem Unfall<br />
der Gegner die scheinbare<br />
Fahruntüchtigkeit anführen.<br />
<strong>Im</strong> Zweifel: kein Versicherungsschutz!<br />
EPILEPSIE<br />
In den Begutachtungs-Leitlinien<br />
heißt es: „Nach einmaligem<br />
Anfall mit Auslöser<br />
kann der Patient nach<br />
3 Monaten Anfallsfreiheit<br />
wieder fahren. Sind Auslöser<br />
nicht feststellbar, beträgt<br />
die anfallsfreie Zeit 6 Monate.“<br />
Wer also trotzdem<br />
fährt, macht sich strafbar.<br />
Und: Wer Anti-Epileptika-<br />
Medikamente mit Warnhinweis<br />
(Beipackzettel) nimmt,<br />
darf nicht Auto fahren.<br />
Mehr noch: Auch nach Absetzen<br />
von Medikamenten<br />
wie Anti-Epileptika gilt drei<br />
Monate Fahrpause.<br />
GRÜNER STAR<br />
Glaukom oder grüner Star<br />
in den Augen führt dazu,<br />
dass teilweise Dinge nicht<br />
mehr gesehen werden. Viele<br />
bemerken dies sehr spät, da<br />
die zentrale Sehschärfe<br />
nicht beeinträchtigt ist. Die<br />
gesetzliche Vorschrift:<br />
Innerhalb des zentralen<br />
beidäugigen 30-Grad-Gesichtsfeldes<br />
dürfen keine<br />
Ausfälle bestehen. Wer eine<br />
ärztliche Diagnose kennt,<br />
darf nicht mehr fahren.<br />
Ahnt man es, kennt aber<br />
keine Diagnose, handelt<br />
man fahrlässig. Bei Unfall<br />
hat man eine Teilschuld.<br />
GRAUER STAR<br />
Hier sieht man Dinge verschwommen,<br />
die Sehschärfe<br />
nimmt ab, die Blendempfindlichkeit<br />
zu. Auch hier:<br />
Wer die Diagnose kennt,<br />
darf nicht fahren. Gleiches<br />
gilt bei altersbedingter<br />
Makula-Degeneration.<br />
KREBS<br />
Eine Empfehlung gibt es<br />
hier nicht. Entscheidend<br />
sind Allgemein-Zustand und<br />
ob Medikamente Fahrtüchtigkeit<br />
beeinflussen. Bei<br />
Hirn-Tumor sagen Verkehrsmediziner<br />
„zeitweilig eingeschränkt“.<br />
Doch jeder entscheidet<br />
selbst. Bei Chemo<br />
oder Bestrahlung empfehlen<br />
Ärzte, nicht Auto zu fahren.<br />
Ein Verbot besteht nicht.<br />
400.000<br />
mal pro Jahr<br />
zweifeln<br />
Versicherer die<br />
Fahrtüchtigkeit<br />
an, häufig wegen<br />
Einnahme von<br />
Medikamenten.<br />
Versicherung<br />
zahlt nicht ...<br />
• wenn sie vermutet,<br />
dass der Fahrer bei<br />
einem Unfall fahruntüchtig<br />
war.<br />
• Der Fahrer muss<br />
beweisen, dass<br />
dies nicht der Fall<br />
war, der Arzt nicht<br />
(!) gesagt hat, dass<br />
man nicht mehr<br />
Auto fahren darf.<br />
• Deshalb verlangen<br />
Versicherungen<br />
dann oft Einsicht in<br />
die Patientenakte.<br />
Sonderfall Brille<br />
• Wer den Führerschein<br />
macht und<br />
eine Brille trägt,<br />
muss dies in den<br />
Führerschein eintragen<br />
lassen.<br />
• Wer aber erst im<br />
Alter eine Brille<br />
benötigt, muss<br />
diese nicht (!) eintragen<br />
lassen.<br />
8 / 2011<br />
19
geld ^ recht<br />
1<br />
Zuerst die Brutto-Einnahmen<br />
aller im Haushalt lebenden<br />
Personen fürs laufende<br />
Jahr hochrechnen. Wichtig: Es<br />
zählt das Familieneinkommen,<br />
das heißt aller, die zusammen<br />
leben und wirtschaften. In der<br />
Regel ist dies aber nur der Ehepartner.<br />
Es zählt jedes Einkommen,<br />
also gesetzliche Rente, private<br />
Rente, Betriebsrente, Lohn,<br />
Arbeitslosengeld I, Unterhalt,<br />
Miete, Pacht, Abfindung.<br />
Aber: Blinden- oder Pflegegeld<br />
wird nicht angerechnet.<br />
2<br />
Zuständig für das Befreien<br />
von den Zuzahlungen ist<br />
die eigene Krankenkasse. Die<br />
verlangt aber mit dem Antrag<br />
(Musterbrief Seite 24) Rentenoder<br />
Lohnbescheide, Bescheide<br />
des Arbeitsamtes, mit denen das<br />
Einkommen belegt wird.<br />
3<br />
Zuzahlungen<br />
bei Arzt und<br />
Apotheke stoppen<br />
Hier 5 Euro für Medikamente, dort 10 Euro Praxisgebühr<br />
– das läppert sich. Manche bemerken gar nicht, dass<br />
die Grenze längst erreicht ist. <strong>plus</strong> zeigt, wie Sie sich bei<br />
der Krankenkasse von Zuzahlungen befreien lassen.<br />
Es gibt zwei Grenzen für<br />
die Zuzahlungen. Das heißt<br />
auch, jeder muss einen Teil des<br />
Einkommens für Zuzahlungen<br />
aufwenden – komplett befreit<br />
werden kann niemand:<br />
– 2 % des Einkommens muss<br />
jeder aufwenden für Zuzahlungen.<br />
Bei 1.000 Euro Rente<br />
je Monat sind dies 20 Euro.<br />
– Aber: 1 % des Einkommens<br />
muss nur aufwenden, wer chronisch<br />
krank ist. Und das sind<br />
So wird gerechnet<br />
Die Belastungsgrenze<br />
für Zuzahlungen wird bis<br />
auf den Cent genau<br />
ausgerechnet, wie das<br />
Beispiel eines Rentner-<br />
Ehepaares zeigt.<br />
Der Fall: Ein Rentner<br />
erhält monatlich 1.200<br />
Euro Rente (brutto), dazu<br />
eine Betriebsrente von<br />
550 Euro (brutto).<br />
Die Ehefrau, ebenfalls<br />
bereits in Rente, hat eine<br />
Monatsrente von 750<br />
Euro (brutto).<br />
viele Millionen. Und oft wissen<br />
diese nicht, dass sie bereits zu<br />
dieser Gruppe gehören. Denn<br />
chronisch krank ist, wer wenigstens<br />
seit einem Jahr wegen<br />
derselben Krankheit mindestens<br />
einmal pro Quartal in<br />
ärztlicher Behandlung ist und<br />
(!!!) mindestens ein weiteres<br />
Kriterium erfüllt: Pflegestufe II<br />
oder III oder Grad der Behinderung<br />
(GdB) von mindestens<br />
60 oder wer ohne kontinuierliche<br />
Behandlung eine lebensbedrohliche<br />
Verschlimmerung der<br />
Krankheit und sinkende Lebenserwartung<br />
zu erwarten hat.<br />
4<br />
Befreit wird man von Zuzahlungen<br />
nicht automatisch,<br />
sondern nur auf Antrag.<br />
Die Krankenkasse prüft nicht,<br />
ob man die Grenze erreicht hat.<br />
Deshalb selbst nachrechnen.<br />
5<br />
Vom Familieneinkommen<br />
darf ein Freibetrag für den<br />
Ehepartner von 4.599 Euro abgezogen<br />
werden.<br />
6<br />
Ist ein Kind noch familienversichert,<br />
gibt es einen weiteren<br />
Freibetrag: 7.008 Euro.<br />
7<br />
Von diesem Bruttoeinkommen<br />
werden alle bisher im<br />
laufenden Jahr getätigten Zuzahlungen<br />
abgezogen.<br />
8<br />
Es zählen nur Ausgaben, die<br />
tatsächlich schon angefallen<br />
sind. „Zu erwartende“ Ausgaben<br />
fließen nicht ein.<br />
9<br />
Berücksichtigt werden alle<br />
Zuzahlungen, die man selbst<br />
und der Partner geleistet hat.<br />
Berechnet wird zuerst das Jahreseinkommen:<br />
EHEMANN<br />
gesetzliche Rente<br />
(1.200 Euro x 12)<br />
+ Betriebsrente<br />
(550 Euro x 12)<br />
= gesamt ➡ 21.000 Euro<br />
EHEFRAU<br />
+ gesetzliche Rente<br />
(750 Euro x 12)<br />
= Gesamteinkommen ➡ 30.000 Euro<br />
– Freibetrag Ehepartner – 4.599 Euro<br />
= Familieneinkommen ➡ 25.401 Euro<br />
normale<br />
Belastungsgrenze: 2 %<br />
besondere Belastungsgrenze<br />
(Chroniker): 1 %<br />
➡ 14.400 Euro<br />
➡ 6.600 Euro<br />
➡ 9.000 Euro<br />
➡ 508,02 Euro<br />
➡ 254,01 Euro<br />
Fotos: Veer<br />
20 8/ 2011
extra<br />
Wichtig dabei ist aber: Es zählen<br />
nur die Quittungen, die auf<br />
den eigenen Namen bzw. den<br />
des Partners ausgestellt wurden.<br />
Deshalb unbedingt auch in der<br />
Apotheke darauf achten. Bloße<br />
Kassen-Belege reichen nicht.<br />
10<br />
Hat man die Grenze der<br />
Zuzahlung erreicht (siehe<br />
oben), dann den Antrag bei<br />
der Krankenkasse stellen (siehe<br />
Musterbrief Seite 24).<br />
11<br />
Der Antrag kann nur schriftlich<br />
gestellt werden. Dazu<br />
auch Belege über das Einkommen<br />
im laufenden Jahr und die<br />
Quittungen der bisherigen Zuzahlungen<br />
einreichen – am besten<br />
persönlich in der Geschäftsstelle<br />
der Krankenkasse.<br />
Die Krankenkasse prüft nun<br />
12 die Einkommen und die geleisteten<br />
Zuzahlungen.<br />
13<br />
Ist die Befreiungsgrenze<br />
aber noch nicht erreicht,<br />
dann weiß die Krankenkasse<br />
auf den Cent genau, wie viele<br />
Zuzahlungen im laufenden Jahr<br />
noch zu leisten sind.<br />
14<br />
Ist die Grenze der Zuzahlung<br />
erreicht, stellt die Kasse<br />
einen Befreiungsausweis aus:<br />
Darauf sind neben dem Namen<br />
der Kasse, dem Namen des Versicherten,<br />
Geburtsdatum und/<br />
oder KV-<strong>Nu</strong>mmer auch die Gültigkeitsdauer<br />
vermerkt (in der<br />
Regel das Kalenderjahr).<br />
Wichtig: Ist bei derselben<br />
15 Kasse auch der Partner versichert,<br />
erhält dieser einen eigenen<br />
Befreiungsausweis.<br />
16<br />
Ist der Ehepartner bei einer<br />
anderen Krankenkasse<br />
versichert, muss dort der Ausweis<br />
vorgelegt werden, um einen<br />
zweiten zu erhalten.<br />
17<br />
Wurde die Grenze der Zuzahlung<br />
aber bereits überschritten,<br />
dann zahlt die Krankenkasse<br />
das zu viel gezahlte<br />
Geld sofort zurück.<br />
18<br />
Fortan legt man diesen Befreiungsausweis<br />
jedes Mal<br />
vor, wenn man beim Arzt oder<br />
in der Apotheke ist.<br />
19<br />
Einige Kassen speichern die<br />
Befreiung auf die Versichertenkarte.<br />
Dann darauf achten,<br />
dass Arzt bzw. Praxis auf jedem<br />
neuen Rezept die Zahlungsfreiheit<br />
vermerken; Apotheken lesen<br />
die Karte nicht ein.<br />
20<br />
Die Befreiung endet am<br />
Ende eines Jahres. Anfang<br />
eines Jahres muss wieder zugezahlt<br />
werden, bis die jeweilige<br />
Grenze erreicht ist.<br />
5 Tipps, um<br />
schneller befreit<br />
zu werden<br />
➽ Einkünfte im<br />
Januar fürs Jahr hochrechnen,<br />
Zahlungsgrenze<br />
erkennen.<br />
➽ Quittungen und<br />
Belege immer sofort<br />
abheften.<br />
➽ Einige Krankenkassen<br />
bieten für Zuzahlungen<br />
Quittungshefte.<br />
Nachfragen.<br />
➽ Hilfreich sind die<br />
Zuzahlungsrechner im<br />
Internet, z. B. www.<br />
barmer-gek.de oder<br />
www.aponet.de<br />
✔<br />
✗<br />
Diese Ausgaben zählen für die Befreiung<br />
Zuzahlungen für ...<br />
... rezeptpflichtige<br />
Arzneimittel<br />
... von der Kasse genehmigte<br />
Fahrtkosten<br />
... verschriebene Heilmittel<br />
Sonstiges<br />
Praxisgebühr<br />
Eigenanteil im Krankenhaus,<br />
Reha-Klinik etc.<br />
Diese Ausgaben zählen nicht (!)<br />
Kosten für ...<br />
... Brille, Eigenanteil für<br />
Zahnersatz, Hörgerät<br />
... rezeptfreie Medikamente<br />
... Medikamente über blaues<br />
Rezept (Privatrezept)<br />
... nicht verschriebene, selbst<br />
gezahlte Anwendungen wie<br />
z. B. Bäder und Packungen<br />
... Heil- und Hilfsmittel,<br />
die gesetzlich Versicherte<br />
in voller Höhe selbst<br />
zahlen müssen<br />
Sonstiges<br />
Mittel, die der „Wellness“<br />
dienen<br />
selbst gezahlte Kur-<br />
Aufenthalte<br />
Lifestyle-Produkte<br />
(Abnehmpillen, Potenz -<br />
mittel etc.)<br />
➽ Wer weiß, dass<br />
man immer die Zuzahlungsgrenze<br />
erreicht<br />
und dann befreit wird,<br />
kann es sich einfach<br />
machen: Am Anfang<br />
des Jahres die ganzen<br />
Zuzahlungen bei der<br />
Kasse einzahlen, dann<br />
erhält man sofort die<br />
Befreiung, muss keine<br />
Belege mehr sammeln<br />
und zuzahlen.<br />
1,8 Mrd.<br />
Euro mussten die Deutschen 2010<br />
an Zuzahlungen leisten, 200<br />
Millionen mehr als noch vor drei Jahren.<br />
Inzwischen wird für jede verkaufte<br />
Packung Arzneimittel in Deutschland<br />
2,40 Euro dazugezahlt.<br />
8 / 2011<br />
21
Sie haben Fragen? <strong>plus</strong>-Experten<br />
Haben Sie Fragen zu Rente, Steuern, Versicherungen,<br />
Altersvorsorge oder Finanzen? Schreiben Sie uns einfach!<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Geld & Recht, Lindenstraße 20,<br />
50674 Köln, E-Mail: <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
Steuer auf Pension<br />
Sie hatten schon häufig Beiträge zur<br />
Rentensteuer. Ich habe eine Frage, zu der<br />
ich bisher keine Antwort gefunden habe.<br />
Ich bin seit 6 Jahren im Ruhestand, pensionierter<br />
Beamter, und habe nun erstmals<br />
Differenzen mit dem Finanzamt.<br />
Neben meiner Pension erhalte ich eine<br />
berufsständische Rente aus sechsjähriger<br />
sozialversicherungspflichtiger Tätigkeit<br />
mit Pflichtbeiträgen und freiwilligen<br />
Beiträgen für weitere 20 Jahre. Das<br />
Finanzamt besteuert nun die gesamte<br />
Rente mit 50 %. Ich glaube, dass der<br />
Rententeil, der sich aus meinen Beiträgen<br />
ergibt, nur mit dem Ertragsanteil, also<br />
20 %, zu versteuern wäre.<br />
Peter Marschall, per E-Mail<br />
Leider entspricht es der Rechtslage,<br />
dass berufsständische Renten nicht<br />
mit dem Ertragsanteil, sondern<br />
„nachgelagert“ besteuert werden,<br />
bei Ihnen also mit 50 %. Es wäre<br />
aber zu prüfen, ob die sogenannte<br />
Öffnungsklausel des § 22 Nr. 1 Satz<br />
3 Buchstabe a Doppelbuchstabe bb<br />
Satz 2 Einkommensteuergesetz für<br />
Sie gilt. Wenn Sie vor 2005 mindestens<br />
zehn Jahre Beiträge über dem<br />
Betrag des Höchstbeitrags zur gesetzlichen<br />
Rentenversicherung<br />
(West) gezahlt haben, wird ein Teil<br />
der Rente mit 50 %, der andere mit<br />
Ertragsanteil besteuert. Dazu können<br />
Sie einmalig einen formlosen<br />
Antrag beim Finanzamt stellen. Sie<br />
benötigen eine Bescheinigung des<br />
Versorgungswerkes, aus der die in<br />
den einzelnen Jahren geleisteten<br />
Beiträge ersichtlich sind. Den Prozentanteil<br />
der Rente, der mit dem<br />
günstigeren Ertragsanteil steuerpflichtig<br />
ist, dann bitte in die Zeile<br />
»Öffnungsklausel« auf der Vorderseite<br />
der Anlage R eintragen.<br />
Steuerklasse<br />
Ich bin 1948 geboren, kann also als langjährig Versicherte<br />
ab August 2011 mit 7,2 % Abschlag in Rente gehen. Bis<br />
Ende Januar bekam ich noch Arbeitslosengeld. Seither<br />
hatten wir beide Steuerklasse 4 und haben jährlich Geld<br />
über die Steuererklärung zurückbekommen. Hat es nun<br />
Sinn, die Steuerklasse meines Mannes rückwirkend ab<br />
Februar 2011 in 3 zu ändern? Ich würde mich bei meinem<br />
Mann (Familienversicherung) versichern, bis ich die<br />
Rente beantragen werde. Bleibt meinem Mann anschließend<br />
weiterhin die Steuerklasse 3 oder ändert die sich<br />
wieder, wenn ich Rente erhalte?<br />
Das Jahreseinkommen meines Mannes liegt bei 46.000<br />
Euro brutto, meine Rente mit 7,2 % Abschlag wird wohl<br />
bei ca. 1.300 Euro brutto je Monat liegen. Dazu kommen<br />
noch Mieteinnahmen von 450 Euro netto monatlich.<br />
Elfriede Mayer, per E-Mail<br />
Ob es sinnvoll ist, die Steuerklasse Ihres Mannes<br />
zu ändern, hängt davon ab, ob Sie Ihre Steuer<br />
früher oder später zahlen wollen. Der Lohnsteuerabzug<br />
ist immer eine Vorauszahlung. Grundsätzlich<br />
können Sie die Steuerklasse IV/IV oder<br />
V/III frei wählen. Ihr Mann kann III jetzt wählen<br />
und bleiben, auch wenn Sie in Rente gehen. Die<br />
Folge: Es wird zur Nachzahlung kommen, weil<br />
die monatliche Lohnsteuer Ihres Mannes zu<br />
niedrig ist, da noch unversteuerte Einnahmen<br />
(Miete, Ihre Rente) vorliegen. Am Jahresende<br />
wird über die Steuererklärung zusammengezählt<br />
und die Steuer ermittelt. Kommt es zu höheren<br />
Nachzahlungen, wird das Finanzamt zusätzlich<br />
eine vierteljährliche Vorauszahlung erheben.<br />
Pflege<br />
Ihre Information zu Einzelfällen der<br />
gesetzlichen Pflegeversicherung ist<br />
hochinteressant. Aber als Tochter einer<br />
pflegebedürftigen Mutter wird man<br />
erst, zum Beispiel beim Besuch des<br />
MDK, über die Kriterien informiert.<br />
Auch welche Ansprüche auf Hilfsmittel<br />
geltend gemacht werden können, wird<br />
einem nicht freiwillig gesagt. Können<br />
Sie mir helfen, wo ich die vollständigen<br />
Ausführungsbestimmungen zu den Paragrafen<br />
nachlesen kann (Bücher / Internet)?<br />
Denn als Bürger müssen einem<br />
diese Informationen doch in allgemein<br />
verständlicher Form zugänglich sein.<br />
Brigitte Lohse, per E-Mail<br />
Die gesetzliche Grundlage zum<br />
Anspruch auf Pflegehilfsmittel<br />
finden Sie im Sozialgesetzbuch XI<br />
(Paragraf 40). Alle Versicherten in<br />
der gesetzlichen Krankenkasse<br />
haben darüber hinaus Anspruch<br />
auf die Versorgung mit Hörhilfen,<br />
Körperersatzstücken, orthopädischen<br />
und anderen Hilfsmitteln<br />
– hier findet sich die rechtliche<br />
Grundlage im Sozialgesetzbuch V.<br />
Die Krankenkassen führen zudem<br />
ein sogenanntes Hilfsmittelverzeichnis<br />
und als Anlage dazu auch<br />
ein Pflege-Hilfsmittelverzeichnis,<br />
aus dem jeder Versicherte ersehen<br />
kann, auf welche Leistungen man<br />
Anspruch hat.<br />
Da diese Materie aber sehr komplex<br />
ist, empfehlen wir Ihnen, sich<br />
an einen Pflegestützpunkt zu wenden<br />
und dort professionelle Beratung<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Unabhängige Rentenberater vermittelt<br />
deren Bundesverband in Köln:<br />
(02 21) 2 40 66 42,<br />
Internet: www.rentenberater.de<br />
WICHTIG<br />
Wir können Anfragen nur schriftlich (Brief, Fax, E-Mail)<br />
beantworten, leider nicht telefonisch.<br />
22 8 / 2011
antworten<br />
Gabriele Prasser<br />
Steuerberaterin,<br />
Nürnberg<br />
Lars Gatschke<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband<br />
Martin Reißig<br />
Rentenberater,<br />
Hamburg<br />
Wolfgang Wawro<br />
Steuerberaterbund,<br />
Berlin<br />
Karlheinz Große<br />
Bundesverband der Betriebsrentner,<br />
Wiesbaden<br />
Mietmängel<br />
DIE SCHNELLE<br />
ANTWORT<br />
Fotos: privat<br />
Unsere Mutter war Mieterin bei der<br />
AWG in Burg/Magdeburg und hatte<br />
Eigenanteile in Geld zu leisten.<br />
Nach Einführung des Euro bekam<br />
Sie die Mitteilung, dass Sie ein<br />
Guthaben über 930 Euro habe. <strong>Im</strong><br />
Januar 2008 mussten wir sie in ein<br />
Pflegeheim geben. Dann haben wir<br />
fristgemäß die Wohnung gekündigt.<br />
Bei Wohnungsübergabe wurde ein<br />
Mängelprotokoll angefertigt – trotz<br />
altem DDR-Mietvertrag. Wir legten<br />
Widerspruch ein, der abgewiesen<br />
wurde. Der Vermieter besteht<br />
darauf, dass die Mängel abgegolten<br />
und dies vom Guthaben unserer<br />
Mutter abgezogen wird. Wir wollen<br />
uns so nicht abspeisen lassen.<br />
Klaus & Karola Papritz, Cottbus<br />
Die Anteile Ihrer Mutter an<br />
der AWG-Wohnung sind keine<br />
Kaution. Sie sind Beteiligungen<br />
an einer Genossenschaft.<br />
Laut bundesdeutscher<br />
Rechtsprechung müssen Genossenschaftsanteile<br />
bei Ende<br />
des Mietvertrages ausgezahlt<br />
werden. Sie einzubehalten,<br />
um Mietmängel zu beseitigen,<br />
ist illegal. Das wiegt umso<br />
schwerer, weil Sie gar nicht<br />
verpflichtet sind, die Wohnung<br />
bei Auszug zu renovieren.<br />
Bei DDR-Mietverträgen<br />
muss der Mieter nur renovieren,<br />
wenn der Mietvertrag das<br />
festlegte. Der Vermieter kann<br />
beim Auszug keinen Schadensersatz<br />
wegen unterlassener<br />
Schönheitsreparaturen<br />
verlangen. Deshalb im Zweifel<br />
klagen und einen Anwalt<br />
beauftragen, dem Vermieter<br />
die Rechtslage zu erläutern.<br />
Hochschulzeiten<br />
Sie schreiben: „<strong>Im</strong> Rentenbescheid werden Hochschulzeiten (auch<br />
ohne Abschluss) auf die maximal acht Jahre Anrechnungszeiten<br />
angerechnet.“ Fall 1: Da ich davon betroffen bin, dass meine<br />
Hochschulzeiten ohne Abschluss nicht im Rentenbescheid berücksichtigt<br />
wurden, bitte ich, mir die Rechtsgrundlage und ggf.<br />
Gerichtsurteile mitzuteilen. Meine Rente beziehe ich seit<br />
1. 11. 2001. Fall 2: Da meine Lebensgefährtin, Fachhochschulabsolventin,<br />
zum 1. 10. 2011 ihre Rente beantragt, in den bisherigen<br />
Renten-Vorbescheiden mehrere Jahre jedoch nicht angerechnet<br />
wurden, wäre hier eine Rechtsgrundlage ebenfalls hilfreich.<br />
Kirsten Mauss, per E-Mail<br />
Die Anrechnung von Ausbildungszeiten wurde mehrfach<br />
geändert, u. a. 1997 durch das Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz<br />
(WFG). Dabei wurde die Altersgrenze<br />
für die Anrechnung der Schulzeiten vom 16.<br />
auf das 17. Lebensjahr heraufgesetzt. Die Höchstdauer<br />
wurde auf 3 Jahre begrenzt, aber es war kein Abschluss<br />
mehr erforderlich. Die gesetzlichen Grundlagen für die<br />
Bewertung von Hochschulzeiten finden Sie u. a. in Paragraf<br />
58 Sozialgesetzbuch (SGB) Sechstes Buch (VI). Zu<br />
Ihrer Frage: Ihre Hochschulzeiten müssten eigentlich im<br />
Rentenverlauf erfasst sein. Allerdings handelt es sich um<br />
unbewertete Anrechnungszeiten. Sie erhöhen also die<br />
Rente nicht, sondern sorgen nur dafür, dass Sie keine<br />
Lücke im Versicherungsverlauf haben. Sollte Ihr Rentenversicherer<br />
die Zeiten nicht erfasst haben, müssen Sie<br />
diese unbedingt nachmelden und durch Urkunden belegen,<br />
dass Sie ein Hochschulstudium (ohne Abschluss)<br />
absolviert haben. Auch Ihre Lebensgefährtin muss durch<br />
Unterlagen Ihre Ausbildung nachweisen.<br />
Witwen-Rente<br />
Meine Schwägerin ging 2010<br />
mit 60 in Rente. Sie war<br />
mit ihrem Mann von 1969 bis<br />
1983 verheiratet,<br />
hat trotzdem von 1992 bis<br />
zu seinem Tod 2004<br />
mit ihm gelebt, um ihn zu<br />
pflegen. Hat sie<br />
Renten-Ansprüche?<br />
Helga Lampke, per E-Mail<br />
Es gibt nach dem Tod des<br />
Lebensgefährten (des geschiedenen<br />
Mannes) keine<br />
Witwenrente. Die erhält man nur,<br />
wenn beide zum Zeitpunkt des<br />
Todes verheiratet waren.<br />
Die Scheidung beendete den<br />
Anspruch auf eine Hinterbliebenen-Rente,<br />
auch wenn<br />
die Umstände eine eheähnliche<br />
Gemeinschaft nahelegen.<br />
Frührente<br />
Ich beziehe seit<br />
2006 Erwerbsminderungs-<br />
Rente, 18 % Abzug.<br />
Ist dies rechtens? Ich bin<br />
1948 geboren, war<br />
bei Rentenbeginn 57.<br />
Ich gehe mit 63 in Altersrente,<br />
da ich zu 60 %<br />
schwerbehindert bin.<br />
Irmgard Nolting,<br />
per E-Mail<br />
Beginnt Ihre Rente vor dem<br />
63. Lebensjahr, müssen<br />
Sie Abschläge hinnehmen, für<br />
jeden Monat 0,3 %, maximal<br />
10,8 %. Der Bundesgerichtshof<br />
hat das bestätigt.<br />
Deshalb darf Ihr Abschlag nicht<br />
18 % betragen. Bitte<br />
nachprüfen. Sollte es doch der<br />
Fall sein, Widerspruch einlegen<br />
und die Rente dann neu<br />
berechnen lassen.<br />
Aus rechtlichen Gründen dürfen unsere Experten nur allgemeine Hinweise geben. Bei konkreten Problemen wenden Sie sich direkt an<br />
Beratungsstellen der Verbraucherverbände, der Rentenversicherung oder einen Steuerberater bzw. Rechtsanwalt in Ihrer Nähe.<br />
8 / 2011<br />
23
24 Seiten Extra Weniger zuzahlen für Arznei <br />
Schützen<br />
Sie Ihr Recht<br />
KEINE ZUZAHLUNG FÜR ARZNEI<br />
So stoppen Sie<br />
die Extra-Kosten<br />
Dieser Brief an die eigene Krankenkasse<br />
hilft, weitere Zuzahlungen bei Ärzten und<br />
Apotheken zu stoppen.<br />
Grundsätzlich muss<br />
1. jeder gesetzlich<br />
Krankenversicherte<br />
einen bestimmten Betrag<br />
des jährlichen<br />
Einkommens für Zuzahlungen<br />
für Medikamente,<br />
beim Arzt oder<br />
in Kliniken aufwenden:<br />
normalerweise 2 %<br />
des Einkommens, chronisch<br />
Kranke 1 % (siehe<br />
auch Seite 20).<br />
Aber viele, vor<br />
2. allem Rentner,<br />
rechnen nicht nach<br />
und übersehen, dass<br />
diese Grenze im Lauf<br />
eines Jahres überschritten<br />
wurde. Wurde<br />
die Zuzahlungsgrenze<br />
aber erreicht,<br />
genügt ein Brief (siehe<br />
rechts), um zumindest<br />
im laufenden Jahr<br />
keine weiteren Zuzahlungen<br />
mehr leisten zu<br />
müssen. Allerdings gilt<br />
diese Befreiung immer<br />
nur bis zum Ende des<br />
Kalenderjahres. Das<br />
heißt: Jeder sollte in<br />
jedem Jahr von Neuem<br />
rechnen, wann die<br />
Grenze erreicht ist,<br />
und dann den Antrag<br />
wieder neu stellen.<br />
Der Brief selbst<br />
3. muss von jedem<br />
Versicherten einer<br />
Familie an die eigene<br />
Krankenkasse gestellt<br />
werden. Jeder Ehepartner<br />
muss dies tun<br />
– und zwar unabhängig<br />
davon, ob man als Paar<br />
bei derselben oder unterschiedlichen<br />
Kassen<br />
versichert ist. Wichtig:<br />
Die Kassen rechnen<br />
weder selbst automatisch<br />
die Summe der<br />
Zuzahlungen aus noch<br />
informieren sie sich<br />
gegenseitig.<br />
Hat man im Lauf<br />
4. des Jahres zu viele<br />
Zuzahlungen geleistet,<br />
dann beantragt<br />
man mit diesem Brief<br />
gleichzeitig die Rückzahlung<br />
der zu viel gezahlten<br />
Beträge. Aber<br />
auch hier gilt: Ohne<br />
Antrag erhält man kein<br />
Geld zurück.<br />
An die<br />
Krankenkasse<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Antrag auf Befreiung von Zuzahlungen<br />
Meine Mitglieds-/Versichertennummer:<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich bin am<br />
(Geburtsdatum eintragen)<br />
geboren, lebe in<br />
(hier Bundesland<br />
eintragen), bin verheiratet/lebe in einer anerkannten<br />
Lebenspartnerschaft/lebe allein (Unzutreffendes<br />
streichen), erhalte kein Kindergeld/<br />
keinen Kinderfreibetrag, beziehe keine Sozialhilfe<br />
oder andere Hilfe zum Lebensunterhalt und<br />
bin nicht chronisch krank/chronisch krank<br />
(Unzutreffendes streichen).<br />
Das Jahresbruttoeinkommen aller Haushaltsangehörigen<br />
für dieses Kalenderjahr beträgt<br />
(gerundeter Euro-Betrag), die bereits in diesem<br />
Jahr geleisteten Zuzahlungen betragen .<br />
Die entsprechenden Belege sind beigefügt.<br />
Ich bitte Sie zu prüfen, ob die individuelle<br />
Belastungsgrenze erreicht ist. In diesem Falle<br />
beantrage ich die Befreiung von weiteren Zuzahlungen<br />
für den Rest des Jahres und die Rückerstattung<br />
der zu viel entrichteten Zuzahlungen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Anlage: Belege (in Kopie)<br />
Absender:<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Ort, Datum<br />
geld ^recht<br />
im September<br />
Ab 10. 8.<br />
am Kiosk<br />
Rente Leser-Aktion: Keine Beiträge auf Direktversicherung ++ + Recht E-Mails an<br />
Behörden – was gilt? ++ Rente Neue Regeln für Schwerbehinderte ++ Pflege Das<br />
steht Angehörigen zu ++ Verbraucher Einmal um die Welt – die besten Reisen ++<br />
24 8 / 2011
34. Kalenderwoche<br />
22 Mo Eine Freude kann hundert<br />
Sorgen vertreiben.<br />
AUS CHINA<br />
23 Di Wie weltfremd ist der, der<br />
sich über etwas wundert,<br />
das im Leben vorkommt.<br />
MARC AUREL<br />
24 Mi Wahre Liebe ist die, die<br />
keine Gegengabe erwartet.<br />
ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY<br />
25 Do Die Kunst des Lebens<br />
besteht darin, dem Alltag<br />
immer wieder Sonntage<br />
abzugewinnen.<br />
ERNST FERSTL<br />
35. Kalenderwoche<br />
29 Mo <strong>Im</strong> Lachen liegt der<br />
Schlüssel, mit dem<br />
wir den ganzen<br />
Menschen entziffern.<br />
THOMAS CARLYLE<br />
Foto: Corbis<br />
26 Fr Die Weisheit des Lebens<br />
besteht im Ausschalten<br />
der unwesentlichen Dinge.<br />
AUS CHINA<br />
27 Sa Wissen spricht. Aber<br />
Weisheit hört zu.<br />
JIMI HENDRIX<br />
28 So An Güte gibt es kein<br />
Übermaß.<br />
FRANCIS BACON<br />
30 Di Einfachheit ist das<br />
Resultat der Reife.<br />
FRIEDRICH VON SCHILLER<br />
31 Mi Wir machen immer einen<br />
Fehler: Wir investieren<br />
Gefühle, statt sie zu<br />
verschenken.<br />
ARTHUR SCHNITZLER<br />
5/2010 8/2011 55
Die richtige<br />
Starthilfe geben<br />
und die Kinder<br />
dann ins Leben<br />
entlassen:<br />
So stellen sich<br />
viele Eltern<br />
ihre Aufgabe<br />
eigentlich vor.<br />
56 8/20<br />
2011
UNSER LEBEN<br />
Für viele Eltern ist dies bittere Realität. Vor allem, wenn erwachsene Kinder<br />
unverschuldet in Not geraten. Oder so hohe Ansprüche an das Leben<br />
haben, dass permanent das Geld fehlt. Was dann tun? Helfen? <strong>Im</strong>mer wieder?<br />
Hart bleiben? Fragen, die quälen können. Tag und Nacht, wie zwei<br />
Leserinnen erleben, die – verständlicherweise – anonym bleiben wollen.<br />
„Allein schaffen<br />
sie es einfach nicht“<br />
Mit 30 stehen meine Kinder längst auf eigenen<br />
Beinen, dachte sie noch vor wenigen Jahren.<br />
Doch dann wurde sie eines Besseren belehrt.<br />
ie Kinder, Tatjana und Nick, sind mein ganzer<br />
Stolz. Beide waren immer ehrgeizig, haben<br />
gute Schul- und Studien-Abschlüsse gemacht.<br />
Eigentlich müsste ihnen die Welt zu<br />
Füßen liegen. Stattdessen stehen sie fast vor<br />
dem Nichts: Meine Tochter ist jetzt 29, fand<br />
nach dem Studium keine feste Stelle, schlägt<br />
sich als schlecht bezahlte Freiberuflerin durch.<br />
Mein Sohn ist inzwischen 32 – vor Kurzem wurde er Vater<br />
– und verlor seine Stelle, weil die Firma Pleite machte. Jetzt<br />
besucht er eine Computer-Fachschule. Ob er am Ende beruflich<br />
etwas daraus machen kann? Wer weiß das schon.<br />
Dabei habe ich fest daran geglaubt, dass sie ihren Weg<br />
schon gehen würden – so wie wir damals: Ich als Journalistin,<br />
mein Mann als Anwalt. Uns standen alle Möglichkeiten<br />
offen, wir konnten unsere Träume verwirklichen, gutes Geld<br />
verdienen. Nick und Tatjana dagegen sind weit davon ent-<br />
fernt, wurden Opfer einer wirtschaftlich anderen Zeit – einer<br />
Zeit der Generation Praktikum, der Zeitverträge, der ...<br />
Was tun? Mein Mann und ich waren uns hier immer einig:<br />
Wir wollen und müssen unseren Kindern doch helfen. Gerade<br />
der jungen Familie unseres Sohnes fehlt es an allen<br />
Ecken. Und so übernehmen wir jetzt z. B. die Kita-Kosten für<br />
unseren Enkel – früher war dies kostenlos. 500 Euro steuern<br />
wir monatlich inzwischen bei. Die muss man erst mal verdienen.<br />
Und zwischendurch stecken wir ihnen mal einen<br />
Geldschein zu, damit sie es ein bisschen leichter haben.<br />
Natürlich spüren wir, wie unangenehm es unserem Sohn<br />
ist, auf seine Eltern angewiesen zu sein. Natürlich hat Nick<br />
angeboten, das Geld für die Kita so bald als möglich zurückzuzahlen.<br />
Und ich hoffe, dass er es irgendwann schafft. Nicht<br />
unsertwegen, sondern für ihn und sein Selbstwertgefühl.<br />
Auf der anderen Seite genieße<br />
ich es auch, gebraucht<br />
zu werden. Den Kindern Rückhalt<br />
zu geben – so kenne ich<br />
das auch von meiner Mutter.<br />
Aber es ist ein Unterschied, ob<br />
man das Gefühl hat, helfen zu<br />
müssen oder hin und wieder helfen zu können. Zu sehen,<br />
wie nicht nur mein Sohn, sondern auch unsere Tochter auf<br />
so vieles verzichten muss – das tut einfach weh. Das, was<br />
viele in unserer Generation irgendwann erarbeitet haben,<br />
Unser Sohn verlor seinen<br />
Job, unsere Tochter<br />
fand nach dem Studium<br />
noch keine feste Stelle.<br />
8 / 2011<br />
57
UNSER LEBEN<br />
eine eigene Wohnung oder gar ein eigenes Haus – für unsere<br />
Kinder ist das undenkbar. Stattdessen sind sie froh, wenn<br />
sie ihre Miete bezahlen und vielleicht etwas Geld fürs Alter<br />
zurücklegen können – wer weiß, ob sie je eine Rente erhalten?<br />
Unsere Eltern wollten noch, dass wir es später einmal<br />
besser haben. Ich wäre froh, wenn es meinen Kindern auch<br />
nur annähernd so gut<br />
ginge wie uns.<br />
Oft kann ich nachts<br />
nicht schlafen, weil ich<br />
darüber grüble, wie es<br />
weitergeht: Wird Tatjana<br />
je eine sichere Anstellung finden? Hat Nick mit dem Abschluss<br />
der Computer-Schule eine berufliche Zukunft? Wird<br />
seine kleine Familie ein Fass ohne Boden für uns werden?<br />
Wie sehr wünsche ich mir, irgendwann loslassen zu können.<br />
Zu sagen, geht euren eigenen Weg, ohne mir Sorgen machen<br />
zu müssen oder mich für ihre Nöte verantwortlich zu fühlen.<br />
Doch wie macht man das? Ich weiß es nicht ...<br />
Wir müssen auch an unsere<br />
Vorsorge denken – sonst zahlen<br />
die Kinder später für uns.<br />
Und dann ist da noch eine ganz andere quälende Frage:<br />
Wie bleibt man gerecht? Natürlich wollen wir keinen von<br />
beiden benachteiligen. Unsere Tochter fragt manchmal: Und<br />
was bekomme ich?, wenn sie wieder einmal mitbekommt,<br />
wie ich Nick und seiner Familie etwas gebe. Dann bleibt mir<br />
nur, sie daran zu erinnern, dass wir ihr Studium bezahlt haben,<br />
während Nick eine Ausbildung machte und schon selbst<br />
Geld verdiente. Trotzdem soll sie nicht zu kurz kommen.<br />
Und so versuchen wir, auch ihr immer wieder ein bisschen<br />
Geld, z. B. für einen Urlaub, zu geben.<br />
Aber wo sind die Grenzen, ab denen mein Mann und ich<br />
uns selbst schützen müssen? Wir haben hier eine klare Regel,<br />
dass wir selbst auf nichts verzichten wollen, was uns<br />
wichtig ist: mal eine Reise, mal essen oder ins Theater gehen.<br />
Schließlich haben wir doch ein Leben lang gearbeitet<br />
und tun es auch heute noch. Abgesehen davon müssen wir<br />
doch auch an unser Alter denken und dafür etwas zurücklegen.<br />
Wir wollen und können doch später unseren Kindern<br />
nicht auch noch zur Last fallen.<br />
„Fühle mich ausgenutzt“<br />
Was als Mutter tun, wenn die Tochter ständig Geld fordert? Nein sagen, klar! Theoretisch weiß sie<br />
das natürlich, gibt trotzdem nach, um sich danach Vorwürfe zu machen. Ein Teufelskreis.<br />
chluss, aus, nein!“ Wie<br />
gerne würde ich auf den<br />
Tisch hauen und das zu<br />
meiner 18-jährigen Tochter<br />
Vanessa sagen. Sie<br />
fordert und fordert. Vor<br />
ein paar Monaten ist sie<br />
zu ihrem Freund nach<br />
Hamburg gezogen. Klar, ein bisschen<br />
früh. Aber was will man als Mutter machen?<br />
Die Kinder einsperren? Sie ist<br />
volljährig, macht eine Lehre. Wäre ja<br />
auch kein Problem, wenn sie ihre Miete<br />
selbst bezahlen könnte. Doch das Geld<br />
reicht nicht: Als Arzthelfer-Azubi verdient<br />
sie 300 Euro pro Monat.<br />
Also muss ich sie (zusammen mit ihrem<br />
Vater, von dem ich getrennt lebe)<br />
finanziell unterstützen. Doch muss ich<br />
wirklich? Ihre Freiheit verlangt von mir<br />
einigen Verzicht. Ich muss jetzt genau<br />
rechnen, um selbst klarzukommen.<br />
Doch damit nicht genug. Vanessa legt<br />
großen Wert auf Statussymbole: teures<br />
Handy, Markenkleidung, Auto. Fürs<br />
Auto musste ich 1.500 Euro von meiner<br />
Altersvorsorge wegnehmen, außerdem<br />
bezahle ich jeden Monat 50 bis 60 Euro<br />
Handy-Rechnung. Ich wüsste wirklich<br />
gerne, wie andere Eltern in einer ähnlichen<br />
Situation reagieren würden.<br />
Unter<br />
die Arme<br />
greifen –<br />
bei kleinen<br />
Kindern<br />
ist das<br />
normal.<br />
Als ich jung war, musste ich mein erstes<br />
Auto per Kleinkredit finanzieren und<br />
ich hätte mich geschämt, bei meinen<br />
Eltern die Hand aufzuhalten. Doch<br />
Vanessa hat, wie viele in dieser Generation,<br />
ein ausgeprägtes Anspruchsdenken.<br />
Sie misst meine Mutterliebe an dem<br />
Geld, das ich ihr gebe.<br />
Wie oft liege ich nachts wach und<br />
grüble: Warum ist Vanessa so? Wahrscheinlich,<br />
weil ich Fehler gemacht<br />
habe; ihr immer alles geben wollte, um<br />
mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.<br />
Ganz typisch für alleinerziehende Mütter<br />
wie mich, die nie genug Zeit für ihr<br />
Kind hatten, weil sie arbeiten mussten.<br />
Mir ist klar, dass ich dringend etwas<br />
ändern, mit Vanessa reden und ihr notfalls<br />
auch den Geldhahn zudrehen<br />
müsste. Aber ich schaffe es nicht, weil<br />
ich Angst davor habe, dass sie mich mit<br />
Liebesentzug straft. Oder dass ich sie<br />
sogar ganz verliere – oder sie zu ihrem<br />
Vater geht, damit er ihr hilft. So buhle<br />
ich weiter um ihre Liebe.<br />
58 8 / 2011
Foto: Getty (2), Photographic Advertising/NMeM/SSPL (1), Astrid Prangel (1)<br />
RAT DER EXPERTIN<br />
„Kinder immer<br />
unterstützen?“<br />
Die Münchner Fachärztin<br />
für Psychotherapeutische<br />
Medizin, Heike Kron,<br />
weiß, wie Eltern das<br />
richtige Maß finden.<br />
Frau Kron, eigentlich dachte man<br />
immer: Wenn die Kinder groß sind,<br />
muss man sich keine Sorgen mehr<br />
machen. Warum hören wir nicht<br />
damit auf, tun es trotzdem?<br />
KRON Das hängt in erster Linie davon<br />
ab, was wir selbst erfahren haben.<br />
Wenn unsere Eltern uns zutrauten,<br />
unser eigenes Leben zu meistern,<br />
dann trauen wir das auch unseren<br />
Kindern zu. Wenn nicht, fehlt meist<br />
auch das Vertrauen in unsere Kinder.<br />
Heute geraten erwachsene Kinder<br />
oft in eine finanzielle Schieflage,<br />
weil sie zum Beispiel nach dem<br />
Studium keinen Job finden oder<br />
alleinerziehend sind. Sollten Eltern<br />
denn dann helfen?<br />
KRON Ja, natürlich – vorausgesetzt, die<br />
Eltern sind dazu in der Lage. Geht es<br />
über die eigenen finanziellen Grenzen,<br />
sollte man Hilfe gut überdenken und<br />
gegebenenfalls ablehnen.<br />
Den Kindern Hilfe abschlagen – das<br />
nagt aber am Gewissen.<br />
KRON Wer helfen will, aber nicht kann,<br />
weil zum Beispiel die Mittel fehlen,<br />
sollte offen mit den Kindern reden.<br />
Diese haben in der Regel Verständnis,<br />
gerade wenn sie spüren, wie wichtig sie<br />
ihren Eltern trotzdem sind. Verlangt<br />
das Kind Luxusgüter und Eltern wollen<br />
das nicht unterstützen, ist ein<br />
schlechtes Gewissen fehl am Platz.<br />
Erwachsene Kinder müssen lernen,<br />
ihren Lebensstandard den eigenen<br />
Möglichkeiten anzupassen. Dabei hilft<br />
man ihnen am besten, wenn man den<br />
Geldhahn zudreht.<br />
Was ist zu tun, wenn das Kind keine<br />
Hilfe will, obwohl es eventuell welche<br />
brauchen könnte?<br />
Loslassen<br />
zur rechten<br />
Zeit – nicht<br />
immer leicht.<br />
KRON Das ist ein Zeichen, dass das<br />
Kind eigenständig ist, Selbstvertrauen<br />
hat und darauf baut, es allein zu<br />
schaffen. Darauf können Eltern erst<br />
mal stolz sein. Sie können trotzdem<br />
immer wieder anmerken, dass sie ein<br />
offenes Ohr haben, falls es doch mal<br />
brennt. Aber nicht aufdrängen, sondern<br />
vertrauen.<br />
Wie ist Ihre Erfahrung: Sorgen sich<br />
Mütter mehr als Väter?<br />
KRON Mütter sorgen sich mehr als<br />
Väter und sprechen offener darüber.<br />
Väter können es meist nicht so offen<br />
zeigen. Aber die Sorgen der Männer<br />
sind deshalb nicht geringer. Sie gehen<br />
nur anders damit um.<br />
Was tun, wenn Mutter und Vater<br />
uneins sind, ob man helfen soll?<br />
KRON Jeder kommt aus einem Familiensystem<br />
und hält seines meist für<br />
richtig. Vielleicht wurde der Mutter<br />
auch viel geholfen, dem Vater nicht.<br />
Wichtig ist, dass man sich einigt, und<br />
dazu muss jeder etwas von seinem<br />
Standpunkt abrücken.<br />
DANN SIND ELTERN<br />
IN DER PFLICHT<br />
§ 1601 BGB regelt,<br />
dass Verwandte in<br />
gerader Linie<br />
verpflichtet sind,<br />
einander Unterhalt<br />
zu gewähren. Also<br />
Eltern den Kindern<br />
oder Kinder den<br />
Eltern. Geschwister<br />
einander aber nicht.<br />
Eltern müssen so<br />
lange für Kinder<br />
aufkommen, bis diese<br />
durch eigene Erwerbstätigkeit<br />
ihren Lebensunterhalt<br />
sicher<br />
haben; meist heißt<br />
das bis zum Ende<br />
einer Ausbildung.<br />
Studiert ein volljähriges<br />
Kind, sind<br />
Eltern weiter unterhaltspflichtig,<br />
wenn<br />
die Kosten wirtschaftlich<br />
zumutbar sind.<br />
Ein „Bummelstudium“<br />
müssen Eltern<br />
nicht finanzieren.<br />
Das Kind hat die<br />
Pflicht, die Ausbildung<br />
zielstrebig zu verfolgen,<br />
um sie in üblicher<br />
Dauer zu beenden.<br />
8 / 2011 59
Landwirt Maximilian Scherm, 62, züchtet seit<br />
20 Jahren Schwäbisch-Hällische Schweine.<br />
60 8 / 2011
UNSER LEBEN<br />
FOTOS<br />
Sven Paustian<br />
Stoffel hat<br />
Glück<br />
Schweine, die auf der Wiese laufen, sich suhlen. Das gibt es wieder! Weil sich immer mehr<br />
Bauern auf alte, fast vergessene Rassen besinnen. Gaby Herzog besuchte<br />
einen Hof in Niederbayern und stellte fest: Tierschutz und Genuss – es geht doch!<br />
Stoffel ist beschäftigt. Als Maximilian<br />
Scherm den Stall betritt und nach dem<br />
Eber ruft, hebt der nur kurz den Kopf,<br />
klappt das große schwarze Ohr zur Seite.<br />
Dann grunzt Stoffel einmal laut und steckt<br />
seinen Rüssel wieder genüsslich in den<br />
Matsch. Das laute Knacken verrät: Er hat eine<br />
große, saftige Kartoffel gefunden. Gegen diesen<br />
Leckerbissen hat Maximilian Scherm<br />
keine Chance. „Fressen kommt vor Kraulen“,<br />
lacht der 62-Jährige und holt, wie zum Beweis,<br />
ein trockenes Brötchen aus der Tasche<br />
seiner Schaffell-Weste. Als hätte Stoffel<br />
zusätzliche Ohren und Augen: Drei<br />
Na, Kleiner! Bei Maximilian<br />
Scherm werden<br />
die Ferkel nicht schon<br />
nach 3 Wochen von<br />
ihrer Mutter getrennt.<br />
8 / 2011<br />
61
UNSER LEBEN<br />
Vorbild<br />
Das Landwirtschaftsministerium<br />
hat 200 vorbildliche<br />
Bio-Höfe – darunter den von<br />
Maximilian Scherm – als<br />
Musterbetriebe ausgewählt.<br />
Sie führen regelmäßig<br />
Veranstaltungen durch und<br />
zeigen, wie ökologische Landwirtschaft<br />
funktioniert.<br />
Sekunden später steht der 360 Kilo schwere<br />
und sieben Jahre alte Eber vor dem Bauern.<br />
„Und Brötchen kommt vor Kartoffel. Die<br />
Regeln im Schweinestall sind einfach.“<br />
Alltag auf dem Hof von Maximilian Scherm<br />
in Kirchberg im Wald, gut 60 Kilometer bis<br />
Passau. Fast liebevoll streicht er über Stoffels<br />
fast fünf Zentimeter lange Borsten. Stoffel<br />
ist sein wichtigster Mitarbeiter. Er ist dafür<br />
zuständig, dass es auf dem Hof immer genug<br />
Ferkel gibt, dass aber auch eine ganze Rasse<br />
Sau Kathi liebt es,<br />
gestreichelt zu<br />
werden. Noch lieber<br />
aber ist ihr Fressen.<br />
überlebt. Stoffel ist ein Schwäbisch-Hällisches<br />
Landschwein – eine alte deutsche Haustier-<br />
Rasse, die ganz offiziell vom Aussterben bedroht<br />
ist. Wilhelm I., König von Württemberg<br />
(1781 bis 1864), hatte chinesische Maskenschweine<br />
aus England importiert und mit<br />
heimischen Schweinen gekreuzt. Heraus<br />
kamen die Schwäbisch-Hällischen Landschweine,<br />
die über Generationen wegen ihres<br />
robusten, fleischigen Körpers in Süddeutschland<br />
beliebt waren. Bis in die 1940er-Jahre<br />
wurden im Landkreis Schwäbisch Hall diese<br />
Tiere mit dem markanten schwarzen Kopf<br />
und dem schwarzen Hinterteil gehalten.<br />
„So, wie die Menschen jeder Region einen<br />
eigenen Dialekt sprachen, hielten sie auch<br />
unterschiedliche <strong>Nu</strong>tztiere“, erklärt Edgar<br />
Littmann, Leiter der Prüfstation für Schweine<br />
im Institut für Tierzucht in Grub bei Coburg.<br />
Es gab „Rotbunte“ in Bayern, „Bentheimer“<br />
in Niedersachsen, „Angler Sattelschweine“ in<br />
Schleswig-Holstein. Dasselbe galt für Rinder,<br />
Hühner, Ziegen, Schafe, Gänse.<br />
Doch dann begann vor 50 Jahren die Massentier-Haltung:<br />
Schweine, Rinder, Hühner<br />
– alles wurde einer industriellen Produktion<br />
untergeordnet; das Wirtschaftswunder verlangte<br />
billiges Fleisch. Stoffels Vorfahren waren,<br />
wie viele andere Tierrassen, dafür gänzlich<br />
ungeeignet. „Die Schwäbisch-Hällischen<br />
zum Beispiel haben einen besonders großen<br />
Magen“, erläutert Maximilian Scherm, „damit<br />
können sie viel Gras fressen und eignen<br />
sich perfekt für die Weidehaltung. Dies ist<br />
bei modernen Schweinen jedoch gar nicht<br />
„Schweine, die Gras fressen,<br />
sind nicht mehr gewünscht“<br />
erwünscht und viel zu aufwendig.“ Das moderne<br />
Schwein, das heute meist in unseren<br />
Kochtöpfen landet, ist vielmehr ein Hochleistungstier<br />
– perfekt an die Bedürfnisse des<br />
Marktes angepasst: In engen Boxen wird es<br />
mit Kraftfutter gemästet, wächst schnell, liefert<br />
mageres Fleisch, ist extrem fruchtbar und<br />
dazu noch Stress-resistent. „Um dieses optimale<br />
Schwein zu züchten, begannen Landwirte<br />
in den 60er-Jahren, verschiedene Rassen<br />
zu kreuzen“, erzählt Edgar Littmann.<br />
Heute sind fast 98 Prozent der Tiere Kreuzungen,<br />
meist aus Deutscher Landrasse oder<br />
Deutschem Edelschwein (Sau) mit der belgischen<br />
Rasse Piétrain (Eber). „Während sol-<br />
Fotos: Sven Paustian (7), Juniors Tierbild (1), Ullstein Bilderdienst (1), Mauritius (1), Clip Dealer (1), <strong>Im</strong>ago (1)<br />
62 8 / 2011
che Kreuzungen nach nur sechs Monaten<br />
ihr Schlachtgewicht von 110 bis 120<br />
Kilo erreicht haben, braucht ein Schwäbisch-Hällisches<br />
Landschwein dafür doppelt<br />
so lange“, rechnet Scherm vor.<br />
Kein Wunder also, dass Stoffels Ahnen nicht<br />
mehr konkurrenzfähig waren<br />
und aus den Ställen und<br />
von den Weiden verdrängt<br />
wurden. Anfang der 1980er-<br />
Jahre galt das Schwäbisch-<br />
Hällische Landschwein sogar<br />
als ausgestorben.<br />
Und es wäre wohl auch so<br />
geblieben, wenn nicht zwei<br />
Dinge passiert wären: Einerseits<br />
wächst die Zahl der Verbraucher,<br />
die auf der Suche<br />
nach geschmacklich besserem<br />
Fleisch sind. Andererseits<br />
haben immer mehr, oft<br />
biologisch arbeitende Bauern<br />
erkannt, dass der Kreislauf<br />
aus immer mehr Schweinen,<br />
die immer schneller<br />
schlachtreif sein müssen,<br />
kaum dem Überleben der<br />
Höfe dienen kann. Und so<br />
gibt es mittlerweile wieder<br />
rund 300, meist Bio-Betriebe, in denen die<br />
auffällig schwarz-weiß gezeichneten<br />
Schweine im Stall stehen. Auch, weil Bauern<br />
wie Maximilian Scherm gemerkt haben, „dass<br />
die Tiere robuster sind, seltener krank werden<br />
und ein Fleisch liefern, das wesentlich<br />
besser schmeckt“. Und: „Würde nicht auch<br />
ein Teil unserer Kultur sterben, wenn es keine<br />
alten Haustier-Rassen mehr gäbe?“<br />
Doch er weiß auch: Damit Stoffel und seine<br />
Nachfahren eine echte Chance haben und<br />
Arten-Vielfalt mehr ist als ein Schlagwort in<br />
Sonntagsreden, müssen auch die Verbraucher<br />
umdenken. „Sind wir bereit, auch mal<br />
8 Euro pro Kilo gutes Fleisch zu zahlen? Oder<br />
nur 1,50 Euro?“, sagt Scherm – und klopft<br />
Stoffel auf den Rücken, dass es staubt.<br />
Der kaut derweil an seinem Brötchen. Dass<br />
er Glück in seinem Schweine-Leben hat, davon<br />
weiß er nichts: täglich Auslauf, frisches<br />
Stroh, viel Platz, Zusammenleben in der Rotte.<br />
Den Tieren diese Bedingungen zu schaffen,<br />
das macht natürlich mehr Arbeit. Wird mal<br />
ein Tier krank, hat Scherm bewährte Hausmittel<br />
zur Hand. Antibiotika? Fehlanzeige!<br />
„Durchfall oder Husten behandle ich mit Buchenasche<br />
und bei Schwellungen hilft ein<br />
Essigverband.“ Ein anderer Vorteil der Antibiotika-freien<br />
Schweine-Haltung: Das Fleisch<br />
ist für viele Allergiker besser verträglich.<br />
Es ist Mittag geworden. Die Schweine halten<br />
ein Mittagsschläfchen. Dazu nehmen sie<br />
frisches Stroh und schubsen es mit dem Maul<br />
so zurecht, dass gemütliche Nester entstehen.<br />
Schon bald ist Ruhe im Stall, alle 124 Tiere<br />
liegen in kleinen Gruppen, den gemütlichen<br />
„Sauhaufen“, zusammen. Axi, eine der Sauen,<br />
und ihre sechs Ferkel, die erst gestern zur<br />
Welt gekommen sind, haben sich unter einer<br />
Rotlichtlampe zusammengekuschelt. Ein hellbraunes<br />
Huhn hüpft auf den Rücken der Sau.<br />
Gutes Fleisch<br />
Sie möchten Fleisch alter Rassen<br />
kaufen? Hier werden Sie fündig:<br />
Eine Liste von Archehöfen, die<br />
Fleisch und Wurst verkaufen, gibt es<br />
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Die bäuerliche Erzeugergemeinschaft<br />
Schwäbisch Hall vermarktet<br />
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Landidylle: Rund um den<br />
Hof in Kirchberg liegen<br />
die Weiden für die Tiere.<br />
„Schweine auf der Wiese, das hatten<br />
die Nachbarn noch nie<br />
gesehen und dachten: verrückt!“<br />
Und auch Mimi, die getigerte Katze, gesellt<br />
sich dazu – eine ungewöhnliche Freundschaft,<br />
ein bisschen wie bei den Bremer Stadtmusikanten.<br />
Und Stoffel, der Eber, ist nicht etwa<br />
von den anderen getrennt, sondern mittendrin,<br />
schnarcht ganz friedlich.<br />
Jetzt zieht auch Maximilian<br />
Scherm die Gummistiefel<br />
aus, geht drei Treppenstufen<br />
hoch ins Wohnhaus. In der<br />
eisernen Kochmaschine in<br />
der Ecke brennt Buchenholz<br />
und verbreitet eine wohlige<br />
Wärme. Doch bevor der<br />
Rauch durch den Schornstein<br />
ins Freie zieht, wird er<br />
durch eine kleine Kammer<br />
geleitet, in der Maximilian<br />
Scherm Fleisch für den Eigenbedarf<br />
räuchert. Verkaufen<br />
darf er seinen hausgemachten<br />
Schinken nicht. „Er<br />
entspricht nicht den offiziellen<br />
Hygiene-Anforderungen“,<br />
erklärt Scherm.<br />
Aber die Wurst, die er selbst<br />
herstellt, die darf er verkaufen,<br />
sogar mit Bio-Siegel. Genauso<br />
wie das frische Fleisch,<br />
wenn er schlachtet: „Bei uns geht das auf<br />
Zuruf“, erläutert er. „Ich habe eine Liste mit<br />
Kunden, die vorbestellen. Wenn es ans<br />
Schlachten geht, rufe ich rund und sage den<br />
Kunden: In den nächsten Tagen könnt ihr<br />
euer Fleisch abholen.“ Die Nachfrage ist immer<br />
größer als das Angebot: „Ich könnte zwei<br />
Schweine pro Jahr mehr verkaufen. Aber ich<br />
will den Überblick behalten und darum nicht<br />
zu sehr expandieren.“<br />
Schnell eine Brotzeit. Scherm holt ein Bier<br />
aus dem Kühlschrank, Wurst, Speck und Brot<br />
aus der Speisekammer und richtet alles zünftig<br />
auf dem blanken Holztisch her. „Es ist alles<br />
einfach hier“, entschuldigt er sich, „eine<br />
reine Männerwirtschaft.“ Nach der Trennung<br />
von seiner Frau vor fast 20 Jahren hat er 1994<br />
den elterlichen Hof in der Nähe von München<br />
verlassen und hier in Kirchberg neu angefangen.<br />
Mit nur einer Zuchtsau und einigen<br />
Ferkeln entstand nach und nach der<br />
heutige Bestand von zehn Sauen. Daran sind<br />
Schlippi und Schlappi schuld, zwei Schwäbisch-Hällische<br />
Ferkel, die Scherm schon<br />
8 / 2011 63
UNSER LEBEN<br />
Kennen Sie noch<br />
diese alten<br />
Schweine-Rassen?<br />
Buntes Bentheimer<br />
schwarze Flecken, weißer<br />
Grund, Schlappohren;<br />
langlebig, robust; ca. 250<br />
Zucht-Tiere (gefährdet).<br />
Rotbuntes Husumer<br />
weißer Sattel, roter<br />
Grund; winterfest; galt<br />
als ausgestorben; heute<br />
ca. 200 Tiere (gefährdet).<br />
Landrasse Universal<br />
weiße Haut und Borsten;<br />
fruchtbar, beliebt zum<br />
Kreuzen; heute noch ca.<br />
20 Tiere (akut gefährdet).<br />
Wollschwein<br />
lange, gelockte Borsten;<br />
kälteresistent; bes.<br />
dicker Speck; heute ca.<br />
600 Tiere in Europa.<br />
Angler Sattelschwein<br />
schwarz pigmentiert,<br />
weiße Zeichnung am Sattel;<br />
heute noch ca. 200<br />
Tiere (gefährdet).<br />
Jahre zuvor geschenkt bekam. „Das war Liebe<br />
auf den ersten Blick“, sagt er. „Die Tiere<br />
sind so hübsch, intelligent und gutmütig.“ Als<br />
seine Nachbarn in Kirchberg diese gefleckten<br />
Schweine auf seiner Wiese sahen, haben sie<br />
den Kopf geschüttelt. „Schweine auf der Weide?<br />
Allein das war neu. Und dann mähte ich<br />
für sie im Sommer jeden Tag frisches Gras.<br />
Schließlich frisst jedes Schwein zwischen 15<br />
und 20 Kilo am Tag“, amüsiert er sich.<br />
Dass ihn die Leute für verrückt hielten, war<br />
ihm egal. Er hatte genug gesehen in seinen<br />
Lehrjahren und späteren Wanderjahren als<br />
Molkereimeister, die nach Kuba, Indien,<br />
Südafrika und Afghanistan führten. „In allen<br />
Einzelheiten habe ich erlebt, wie Menschen<br />
mit ihren Tieren umgehen. Und mir<br />
wurde klar, dass Mensch und Tier wieder<br />
eine Einheit bilden müssen. Der Bauer muss<br />
seine Tiere mit Respekt behandeln.“<br />
Und zwar bis zum Schluss. Scherm bringt<br />
seine Schweine persönlich zum Schlachthof,<br />
kontrolliert, dass sie human getötet<br />
werden. „Wir haben einen kleinen Schlachthof,<br />
nur 30 Kilometer vom Hof entfernt.<br />
Da ist zum einen der Transport nicht quälend<br />
lang für die Tiere und das Schlachten<br />
geht schnell. Da gibt’s für die Viecher auch<br />
gar keine Gelegenheit, Angst zu haben.“<br />
Zumindest im Kleinen scheinen Scherms<br />
Gedanken zu fruchten. Regelmäßig kaufen<br />
„Jeder hat ein Schwein<br />
für den Hausgebrauch“<br />
ihm Nachbarn Ferkel ab und ziehen sie für<br />
den Eigenbedarf groß. „Es ist erstaunlich,<br />
dass viele Bauern ihre eigenen Schweine,<br />
die ganz modern gezüchtet werden, selbst<br />
nicht essen wollen.“<br />
Plötzlich herrscht Tumult im Stall. Maximilian<br />
Scherm spitzt die Ohren und lächelt.<br />
„Kein Grund zur Aufregung.“ Er weiß,<br />
was los ist: Kathi hat nach acht Wochen<br />
keine Lust mehr, ihre Jungen zu säugen.<br />
„184 Ferkel hat sie in ihren zehn Lebensjahren<br />
schon aufgezogen. Die ist ein echter<br />
Profi. Wahrscheinlich hat sich Kathi einfach<br />
auf den Bauch gelegt und verweigert<br />
ihrem Nachwuchs die Milch. Und die Kleinen<br />
protestieren lauthals, weil ihnen das<br />
so gar nicht passt. Aber sie werden sich<br />
dran gewöhnen.“ Die Regeln im Reich der<br />
Schweine sind einfach.<br />
Wie eine kleine<br />
Arche Noah<br />
Auf dem Hof von<br />
Maximilian Scherm leben<br />
neben Schweinen unter<br />
anderem auch ein Lama,<br />
dazu ein paar Ziegen<br />
(Foto: Sohn Ludwig melkt<br />
eine davon), Hühner und<br />
Gänse. Die Tiere laufen im<br />
Betrieb einfach mit – ein<br />
natürliches Miteinander<br />
von Mensch und Tier.<br />
Der kleine Zoo lockt inzwischen<br />
viele Familien und<br />
Großeltern mit ihren Enkeln<br />
nach Kirchberg. Für alle,<br />
die etwas länger bleiben<br />
wollen, gibt es sogar zwei<br />
Ferienwohnungen.<br />
64 8 / 2011
Schlafen auf Stroh und ein langes Leben<br />
Wodurch sich die konventionelle Massentierhaltung vom artgerechteren Leben eines<br />
Schweins bei Maximilian Scherm unterscheidet, zeigt diese Übersicht.<br />
Haltung<br />
Besamung<br />
Zucht<br />
konventionelle Haltung<br />
• ganzjährig im klimatisierten Stall, gedimmtes Licht<br />
• 1 m 2 pro Schwein<br />
• Boden: Beton oder Plastik, Kot fällt durch<br />
• künstlich,<br />
Dosierspritze<br />
• pro Sau 23 bis 30 Ferkel im Jahr (2,4 Würfe/Jahr)<br />
• Sauen werden nach 3 bis 4 Würfen geschlachtet<br />
(mit max. 2 Jahren)<br />
artgerecht*<br />
• Stall 180 m 2 , Außengelände 1 Hektar, frei<br />
zugänglich<br />
• Boden mit Stroh ausgelegt<br />
• Kot am Stallrand<br />
• natürlich (Eber auf Hof)<br />
• pro Sau 16 bis 18 Ferkel im Jahr (1,9 Würfe/Jahr)<br />
• Sauen werden bis zu zehn Jahre<br />
alt.<br />
Ferkel<br />
• 3. Lebenstag:<br />
Rundschleifen<br />
en der Zähne, Kupiere<br />
n<br />
der Schwänze<br />
(Vorsorge gegen nKann<br />
ibalismus)<br />
•4. Lebenswoch<br />
e:<br />
Trennung von der Mutter<br />
• 10. Woche mit 25 bis 30 Kilo: Verkauf<br />
• kein Kupieren oder Schleifen<br />
• Ferkel bleiben bei der Mutter (Familienhaltung)<br />
• 20. Woche mit 25 Kilo: Verkauf<br />
Gewicht und<br />
Preis<br />
Futter<br />
Medizin<br />
• 6. Monat: Schlac<br />
htgewicht<br />
110 bis 120<br />
Ki<br />
lo<br />
•P<br />
Preis pro<br />
Kilo:<br />
1,50 Euro<br />
• ganzjährig: Kraftfutter (Getreide, Mais, Sojaschrot,<br />
Palm- oder Sojaöl,<br />
Mineralstoffe und Aminosäuren)<br />
aus Brei-Automaten oder Trockenfütterung<br />
• Fütterung meist vollautomatisch, 2 Mal am Tag<br />
• Antibiotika im Futter zur Akut-Behandlung erlaubt;<br />
Einsatz von Hormonen<br />
verbot<br />
en<br />
• 12.<br />
Mon<br />
at: Schlachtgewicht 100 Kilo<br />
• Preis pro Kilo: 8,00 Euro<br />
• Winter: Ackerbohne, Erbsen, Getreide (meist<br />
Ger<br />
ste),<br />
Heu, ,Brot<br />
rot, ,Kart<br />
artoff<br />
offeln<br />
eln, ,Rübe<br />
n<br />
• Sommer: 15 bis 20 Kilo Gras pro Schwein und Tag,<br />
Getreide, Kartoffeln etc.<br />
• keine Antibiotika, keine Hormone, natürliche<br />
Medika<br />
mente wie Asche oder Kräuter in Akutfällen<br />
* Am Beispiel des Hofes von Maximilian Scherm.<br />
Maximilian Scherm hofft, dass in Zukunft immer<br />
mehr Landwirte seiner Philosophie folgen.
Unsere Tiere<br />
TERMINE<br />
im August<br />
Neues fürs Haustier<br />
Messe „Hund und<br />
Heimtier“ in Leipzig,<br />
20./21. 8. Informationen:<br />
✆ (03 51) 8 77 85 23.<br />
Zoo bei Nacht<br />
erleben am 5./6. 8., im<br />
Opel-Zoo, Kronberg<br />
(Hessen). Infos:<br />
✆ (0 61 73) 3 25 90 30.<br />
Adler entdecken<br />
im Nationalpark<br />
Berchtesgaden;<br />
4., 11., 18., 25. 8. Infos:<br />
✆ (0 86 52) 9 68 60.<br />
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ist das?<br />
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Garten, singen vor<br />
Ihrem Fenster – aber<br />
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ist das?“<br />
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Auch Hunde<br />
sollen den<br />
Urlaub<br />
unbeschwert<br />
genießen.<br />
Das gehört in Bellos<br />
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„Wir fahren nach Italien – mit unserem Rauhaardackel.<br />
Muss ich spezielle Medikamente<br />
für ihn mitnehmen, etwa gegen Wespenstiche?“<br />
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Insektenstiche sind für Hunde<br />
weniger gefährlich. <strong>Nu</strong>r im<br />
Falle einer Allergie kommt es<br />
zu Beschwerden. Ihr Tierarzt<br />
kann Ihnen für alle Fälle<br />
Kortison-Tabletten mitgeben.<br />
Was Sie aber bei Reisen mit<br />
Hund immer bedenken sollten:<br />
In südlichen Ländern gibt es<br />
Krankheiten, die bei uns nicht<br />
vorkommen und für Hunde<br />
gefährlich sein können.<br />
Das sind meist Infektionen<br />
mit Parasiten oder Bakterien,<br />
die von Mücken, Fliegen oder<br />
Zecken übertragen werden.<br />
Deshalb den Hund unbedingt<br />
vor der Reise gegen diese<br />
Insekten schützen. Dazu gibt<br />
es – nur beim Tierarzt – eine<br />
Reihe von Präparaten, die er<br />
Ihnen gezielt empfehlen und<br />
für Ihren Hund verschreiben<br />
kann. Sonst sind sinnvoll:<br />
Mittel gegen Reiseübelkeit,<br />
Mittel zum Reinigen von<br />
Wunden; Jod- und Heilsalbe;<br />
Verbandwatte; selbsthaftende<br />
Binden, zwei Pfotenschuhe,<br />
Präparate gegen Durchfall<br />
und Erbrechen,<br />
Zeckenzange, Flohkamm,<br />
Splitterpinzette, Schere,<br />
Fieberthermometer.<br />
Haben Sie auch ein<br />
Problem mit Ihrem Haustier?<br />
Schreiben Sie uns!<br />
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Auch Nager leiden, wenn<br />
es draußen heiß ist. So<br />
können Sie ihnen helfen:<br />
Fell scheren: Meerschweinchen<br />
auf den<br />
Schoß setzen und ihm<br />
etwas zu knabbern geben<br />
(lenkt ab). Schneiden<br />
Sie die Haare – ruhig 5<br />
Zentimeter – mit einer<br />
Schere büschelweise ab.<br />
Feuchte Tücher über<br />
den Käfig hängen.<br />
Vorsicht: Der Käfig sollte<br />
nicht im Durchzug stehen<br />
– Erkältungsgefahr.<br />
Wenn das Tier draußen<br />
einen Freilauf hat,<br />
dann nur im Schatten!<br />
Am besten einen Sonnenschirm<br />
aufstellen.<br />
Wasserspender<br />
füllen!<br />
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Ihren Hund oder Ihre<br />
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66 8 / 2011
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GESUND & FIT<br />
Atmen<br />
Sie sich<br />
gesund!<br />
Gerade jetzt, während Sie diese Zeilen lesen, tun Sie es:<br />
Atmen. Spüren Sie es – ganz bewusst? Sehr<br />
gut. Denn allein das ist schon der erste Schritt,<br />
entspannter und tiefer zu atmen, sagen<br />
Experten. Warum sich das lohnt? Ganz einfach: Es macht<br />
Sie gesünder. Probieren Sie’s aus! Es funktioniert!<br />
Kennen Sie das?<br />
Ein langer Theaterabend<br />
ist zu<br />
Ende. Das Stück<br />
war – nun ja,<br />
interessant, aber<br />
auch ein bisschen<br />
anstrengend. Mit müden<br />
Augen verlässt man das Foyer<br />
und geht nach draußen. Der<br />
Geist ist dumpf und matt, die<br />
Muskeln kraftlos. Doch dann<br />
passiert Erstaunliches. Kaum<br />
atmet man die kühle Nachtluft<br />
einige Male ein und aus,<br />
weicht die Erschöpfung. Jeder<br />
Zug belebt. Extratief geht der<br />
Atem jetzt. Und dann, ganz<br />
plötzlich, ist der Geist wieder<br />
hellwach und neue Energie<br />
hat den Körper erfasst …<br />
Leider viel zu selten ist einem<br />
tatsächlich bewusst, welche<br />
erholsame Kraft Atmen besitzt.<br />
Wahrscheinlich, weil der<br />
Viele atmen zu flach<br />
Prozess so völlig automatisch<br />
vom Atemzentrum im Gehirn<br />
gesteuert wird (siehe Illustration<br />
nächste Seite). 12 bis 16<br />
Mal atmet ein gesunder Erwachsener<br />
in der Minute.<br />
Etwa 20.000 Mal am Tag,<br />
acht Millionen Mal pro Jahr.<br />
Wie von selbst fließt dabei die<br />
Luft in die Lungen. <strong>Im</strong> Gepäck<br />
das, was jede einzelne unserer<br />
etwa 50 Billionen Körperzellen<br />
zum Überleben<br />
braucht – Sauerstoff.<br />
Und doch – mit den Jahren<br />
fließt der Atem nicht mehr so<br />
selbstverständlich. Man wird<br />
kurzatmiger. Spürt, dass einen<br />
schon zwei Etagen Treppenlaufen<br />
aus der Puste bringen.<br />
Manchmal können sich dahinter<br />
handfeste Krankheiten<br />
verbergen, zum Beispiel eine<br />
Herzschwäche, eine Lungenkrankheit<br />
wie eine chronische<br />
Bronchitis, auch Asthma.<br />
70 8 / 2011
Zur<br />
Herzstärkung !<br />
Richtig atmen, sich wohler fühlen<br />
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Gegen Angst<br />
Mit Daumen mit leichtem<br />
Druck 30 Sek.<br />
auf die Mitte der anderen<br />
Hand drücken.<br />
„Meist liegt es aber einfach an<br />
mangelnder Kondition, wenn<br />
einem die Luft ausgeht. Oder,<br />
wie bei sehr vielen Älteren, an<br />
einer falschen, zu flachen<br />
Atemtechnik. Wir haben das<br />
Atmen sozusagen verlernt“,<br />
sagt die Münchner Ärztin für<br />
psychosomatische Medizin<br />
Delia Grasberger.<br />
Hinzu kommt, dass die beiden<br />
Lungenflügel im Laufe<br />
des Lebens immer weniger<br />
Luft fassen. Mit Anfang 20<br />
fasst die Lunge bei Frauen im<br />
im Schnitt noch 3,5 Liter Luft.<br />
Mit 70 sind es durchschnittlich<br />
nur noch etwas weniger<br />
als 2 Liter Lungenvolumen.<br />
Schon Pfeifen hilft<br />
Die gute Nachricht: „Man<br />
kann diesen Verfall deutlich<br />
verlangsamen“, versichert die<br />
Ärztin Delia Grasberger.<br />
Wichtig dafür sind<br />
• regelmäßiger Sport,<br />
• nicht rauchen<br />
• und vor allem eine gute<br />
Atemtechnik.<br />
Wie die genau aussieht, weiß<br />
die Atem-Therapeutin Erika<br />
Kemmann. Der erste und<br />
Entspannt sofort<br />
Ausgiebig recken und<br />
rekeln. Provoziert<br />
Gähnen und dadurch<br />
tiefes Atmen.<br />
wichtigste Schritt zur besseren<br />
Atemtechnik ist, „sich<br />
überhaupt erst einmal auf<br />
seinen eigenen Atem zu besinnen“,<br />
sagt die Leiterin des<br />
Instituts für Atemlehre in<br />
Berlin. „Es ist erstaunlich.<br />
Aber schon allein das führt<br />
automatisch zu einem entspannteren<br />
und natürlicheren<br />
Atem-Rhythmus“, beobachtet<br />
Kemmann immer wieder.<br />
Aber auch ganz alltägliche<br />
Dinge, wie laut zu gähnen, zu<br />
lachen oder zu seufzen,<br />
schenken dem Atem mehr<br />
Freiheit. „So lädt man sich in<br />
Sekunden mit frischer Energie<br />
auf“, versichert Erika<br />
Kemmann. Was jeder außerdem<br />
mal ausprobieren sollte:<br />
„Laut singen oder pfeifen.<br />
Beides vertieft die Atmung<br />
und hält die Atemmuskeln<br />
deutlich elastischer.“<br />
Hat man diese ersten Schritte<br />
zum gesünderen Atmen gemacht,<br />
folgt die zweite Stufe.<br />
„Soll der Atem frei und tief in<br />
die Lungen fließen, dürfen die<br />
beteiligten Muskeln nicht<br />
verkrampft sein“, erklärt<br />
Atem-Therapeutin Kem-<br />
Macht aufmerksam<br />
Hand zwischen Nabelund<br />
Brustbein legen.<br />
Stumm den Vokal<br />
O artikulieren, 10 Mal.<br />
300<br />
Mio. Lungenbläschen<br />
hat jeder<br />
Mensch<br />
Würde man ihre<br />
Oberfläche auseinanderbreiten,<br />
könnte man damit<br />
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Salus. Der Natur verbunden. 8 / 2011 71<br />
Der Gesundheit verpflichtet.<br />
FiL/2011/07/08
GESUND & FIT<br />
Schlüssel zur Gesundheit.“<br />
Fest steht dabei: „Je besser<br />
man sich mit Sauerstoff versorgt,<br />
desto besser erfüllen die<br />
Organe und besonders das<br />
Gehirn ihre Aufgaben.“<br />
So zeigen neue Studien, dass<br />
sich mit der richtigen Atem-<br />
mann. Doch gerade Ältere<br />
haben häufig verspannte Muskeln<br />
in der Brust, der Schulter<br />
und im Nacken.<br />
Dadurch fällt es dem Körper<br />
enorm schwer, wirklich frei<br />
durchzuatmen. Experten schätzen,<br />
dass bei vier von fünf<br />
Menschen über 50 die Atemzüge<br />
zu flach und dadurch deutlich<br />
weniger effektiv sind.<br />
Dagegen hilft – dehnen! Auch<br />
das ist ganz einfach:<br />
• Atem-Therapeuten raten,<br />
sich mehrmals täglich ausgiebig<br />
und mit Genuss zu recken<br />
und zu strecken.<br />
• So werden die Muskeln der<br />
Zwischenrippen und des<br />
Schultergürtels schön<br />
geschmeidig.<br />
• Sie sind wichtig, um den<br />
Brustkorb zu weiten und so<br />
die Arbeit des Zwerchfells<br />
beim Atmen zu unterstützen.<br />
Denn das Zwerchfell selbst gilt<br />
als der eigentliche Atem-Motor<br />
im Körper. „Das Einatmen<br />
kommt vor allem dadurch<br />
zustande,<br />
dass sich das<br />
Zwerchfell zusammenzieht“,<br />
erklärt der renommierte<br />
Lungenspezialist<br />
Prof.<br />
Gerhard<br />
11:35<br />
Schultze-<br />
Minuten<br />
Werninghaus.<br />
unter Wasser<br />
„Dabei werden die<br />
bleiben, ohne<br />
Luft zu holen, Lungenflügel gedehnt<br />
und es ent-<br />
ist der aktuelle<br />
Weltrekord. steht ein Unterdruck,<br />
der neue<br />
Normal sind im<br />
Schnitt nur 1 Luft in die Lunge<br />
bis 2 Minuten. fließen lässt“, so<br />
der Pneumologe<br />
(Lungen-Spezialist) aus Bochum.<br />
Direkt trainieren lässt<br />
sich das Zwerchfell kaum.<br />
Aber man kann es in der natürlichen<br />
Arbeit unterstützen.<br />
4<br />
3<br />
Perfekt dafür geeignet ist<br />
Yoga. Denn die indische Lehre<br />
legt besonderes Augenmerk<br />
auf die Zwerchfell-Atmung.<br />
Jahrtausendealte Erfahrung,<br />
aber auch moderne Untersuchungen<br />
belegen, dass dieses<br />
bewusste Atmen tief in den<br />
2<br />
5<br />
1<br />
Das<br />
Abenteuer<br />
Atmen<br />
Beim Atmen greifen in<br />
unserem Körper Tausende<br />
kleine und kleinste<br />
Mechanismen ineinander,<br />
die am Ende dazu<br />
führen, dass wir leben.<br />
1 GEHIRN<br />
Der Drang zu<br />
atmen geht vom<br />
Hirnstamm aus.<br />
Willentlich kann<br />
man den Reflex<br />
nicht stoppen.<br />
Bauch die natürliche Funktion<br />
des Zwerchfells betont.<br />
Die enormen Effekte des bewussten<br />
vertieften Atmens sind<br />
inzwischen wissenschaftlich<br />
belegt und Mediziner wie Delia<br />
Grasberger sind überzeugt: „<strong>Im</strong><br />
Atmen liegt ein wichtiger<br />
2 SCHLAGADER<br />
Rezeptoren in<br />
Aorta und Halsschlagader<br />
messen,<br />
wie hoch die<br />
Konzentration von<br />
Kohlendioxid<br />
und Sauerstoff<br />
im<br />
Blut ist. Je<br />
höher, umso<br />
schneller geht<br />
der Atem.<br />
3 LUNGE<br />
In Ruhe atmet die<br />
Lunge pro Zug<br />
etwa 0,5 Liter<br />
Luft ein bzw. aus.<br />
Interessant: In<br />
der ausgeatmeten<br />
Luft ist kaum<br />
weniger Sauerstoff<br />
enthalten (16 %)<br />
als in der eingeatmeten<br />
(21 %). Aber:<br />
Die ausgeatmete<br />
Luft enthält 10 Mal<br />
mehr Kohlendioxid.<br />
4 BLUT<br />
Über die Arterien<br />
transportieren<br />
die roten Blutkörperchen<br />
den Sauerstoff<br />
im Körper<br />
bis zu jeder Zelle.<br />
Auf dem Rückweg<br />
zur Lunge nehmen<br />
sie den größten Teil<br />
des Kohlendioxids<br />
mit (als Bikarbonat<br />
gebunden).<br />
5 LUNGEN-<br />
BLÄSCHEN<br />
In den Lungenbläschen<br />
(Experten<br />
sagen Alveolen)<br />
findet der Gas-<br />
Austausch statt.<br />
Dabei übernimmt<br />
das Blut Sauerstoff<br />
aus der Luft<br />
und gibt giftiges<br />
Kohlendioxid an<br />
sie ab.<br />
72 8 / 2011
Foto: Getty (1), PR (1), Illustration: Julius Ecke<br />
Besser schlafen<br />
technik viele Beschwerden<br />
erstaunlich simpel, aber hochwirksam<br />
behandeln lassen.<br />
Einige Beispiele:<br />
• Eine Kombination aus<br />
Atemtechnik und Meditieren<br />
wirkt bei Bluthochdruck genauso<br />
gut wie Medikamente.<br />
Dies entdeckten Ärzte der<br />
Universität Würzburg. Um<br />
zwölf Prozent nahm der Blutdruck<br />
bei Teilnehmern im<br />
Schnitt ab, die zwei Monate<br />
lang unter Anleitung eine<br />
spezielle Atemtechnik übten.<br />
Die Ärzte vermuten, dass das<br />
ruhige Atmen auf das vegetative<br />
Nervensystem wirkt, also<br />
auf die Nerven, die man normalerweise<br />
nicht bewusst<br />
gedanklich ansteuern kann.<br />
Über den Umweg Atem gelingt<br />
es aber doch. Denn sobald<br />
man sich auf diese Atemtechnik<br />
konzentriert,<br />
entspannen sich die winzigen<br />
Muskeln, die die Blutgefäße<br />
auskleiden. Und entspannte<br />
Gefäße bedeuten schließlich<br />
weniger Druck in den Adern<br />
(weniger Blutdruck).<br />
• An der Universität Regensburg<br />
gelang der Nachweis, dass<br />
Menschen in Stress-Berufen<br />
sich allein mit gezielter Atemtechnik<br />
davor schützen können,<br />
„auszubrennen“. Bei den<br />
Teilnehmern der Studie wuchs<br />
die innere Ruhe und Ausgeglichenheit;<br />
zugleich sank die<br />
gefährliche Tendenz, sich zu<br />
verausgaben und aufzugeben.<br />
• Erstaunlich gut wirkt Atemtherapie<br />
auch bei Schmerzen<br />
durch Migräne, Weichteil-<br />
Rheuma (Fibromyalgie) oder<br />
„Wer sehr<br />
viel sitzt,<br />
sollte sich<br />
mindestens einmal<br />
pro Stunde vor einem<br />
offenen Fenster<br />
rekeln und strecken<br />
und dabei tief atmen.“<br />
Erika Kemmann, Leiterin des<br />
Instituts für Atemlehre, Berlin<br />
bei dauerhaften Rückenschmerzen.<br />
Verschiedene<br />
Studien belegen: Zwar kann<br />
man Schmerzen nicht gänzlich<br />
wegatmen, aber entspannende<br />
Atem-Techniken können<br />
den Verbrauch an<br />
Schmerzmitteln um bis zu<br />
fünfzig Prozent senken.<br />
• Sogar chronische Schlafprobleme<br />
verbessern sich. Der<br />
Rat der Schlafforscher ist<br />
verblüffend simpel: Liegt man<br />
wach im Bett, sollte man sich<br />
ganz auf die eigene Atmung<br />
konzentrieren, in sich hineinhören,<br />
dabei genau nachspüren,<br />
wie die Atemzüge kommen<br />
und gehen. Das fördert<br />
die innere Ruhe und Gelassenheit<br />
und damit schließlich<br />
das Einschlafen.<br />
Mit dem Atem kann man aber<br />
nicht nur entspannen oder<br />
gesundheitliche Beschwerden<br />
lindern. Sogar die Angst vor<br />
einer Rede lässt sich wegatmen,<br />
die Konzentration steigern.<br />
Probieren Sie es aus.<br />
Jeder kann es lernen. Ein<br />
paar gute Tipps und Tricks<br />
finden Sie auf der vorigen<br />
Seite. Bernhard Hobelsberger<br />
Das<br />
verrät der<br />
Atem<br />
1<br />
Milchzucker<br />
Eine Atemgas-<br />
Analyse zeigt,<br />
ob man Milchzucker<br />
(Laktose)<br />
verträgt bzw.<br />
eine Unverträglichkeit<br />
hat.<br />
2<br />
Extreme Diät<br />
Riecht der Atem<br />
nach Azeton,<br />
zeigt das an, dass<br />
der Körper<br />
die Fettdepots<br />
verbrennt.<br />
3<br />
Aussetzer<br />
Unterbricht die<br />
Atmung im<br />
Schlaf immer<br />
wieder, hat man<br />
eine Schlaf-<br />
Apnoe.<br />
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man die<br />
richtige Klinik?<br />
84<br />
WENIGER OPS<br />
BEI ÄRZTEN<br />
in % zum Schnitt<br />
der Bevölkerung<br />
46 Mandeln<br />
53 Leistenbruch<br />
Gallenblase<br />
33 Durchschnitt<br />
Quelle: Universität Lausanne.<br />
IHR RECHT<br />
Zweite Meinung<br />
einholen<br />
Jeder, ob gesetzlich<br />
oder privat<br />
versichert, hat das<br />
Recht auf weitere<br />
Meinungen von<br />
einem oder sogar<br />
mehreren Ärzten.<br />
Kosten übernehmen<br />
die Kassen.<br />
„Das muss operiert werden“, sagt der Arzt – und<br />
prompt stellen sich tausend Fragen: Muss die<br />
OP wirklich sein? Und wenn ja – wo ist die<br />
beste Klinik? Der beste Arzt? Unsere<br />
Tipps helfen Ihnen Schritt für<br />
Schritt, die für Sie<br />
richtige Wahl<br />
zu treffen.<br />
1. Ist OP nötig?<br />
Auch wenn der Arzt zur OP rät, nicht sofort unkritisch folgen. Denn:<br />
Bedenken Sie, dass Ärzte sich selbst und ihre Angehörigen deutlich seltener operieren lassen.<br />
Oft gibt es Alternativen, z. B. Bestrahlung bei Krebs oder Kraft-Training bei Bandscheibenvorfall.<br />
Vorsicht, wenn der Rat zur OP von einem Chirurgen kommt! Diese empfehlen<br />
wesentlich häufiger eine OP als Internisten oder Radiologen.<br />
TIPP! Zweite Meinung bei einem anderen Arzt einholen (siehe Kasten)<br />
2. Geeignete OP-Methode finden<br />
Je nach Eingriff stehen oft mehrere, teilweise sehr verschiedene Methoden zur Verfügung.<br />
Beispielsweise kann die Gebärmutter vaginal, über einen großen Bauchschnitt oder per<br />
Schlüsselloch-OP entfernt werden. Welche Methoden möglich sind, erfährt man<br />
über Hausoder<br />
Facharzt,<br />
der zur OP<br />
rät.<br />
aus den Leitlinien der Fachgesellschaften,<br />
die es meist auch<br />
in einer gut verständlichen<br />
Version für Patienten<br />
gibt (Tipp: www.awmf.org).<br />
über Selbsthilfegruppen<br />
und<br />
-organisationen<br />
(Tipp:<br />
www.nakos.de).<br />
auf seriösen<br />
Internetseiten,<br />
z. B. www.<br />
gesundheitsinfor<br />
mation.de<br />
74 8 / 2011
3. Krankenhaus finden<br />
Selten bietet eine Klinik alle möglichen OP-Methoden eines Eingriffs an (am ehesten noch Uni-<br />
Kliniken). Welche OP-Techniken ein Krankenhaus tatsächlich anwendet, erfährt man<br />
bei den Kliniken direkt. Am besten in der<br />
Abteilung anrufen; Info-Broschüren anfordern;<br />
ihre Internetseiten aufmerksam lesen.<br />
über die sogenannte Weiße Liste der<br />
Bertelsmann-Stiftung (siehe rechts). Dort<br />
sind alle deutschen Kliniken aufgelistet.<br />
GUTE<br />
INTERNETSEITEN<br />
www.weisse-liste.de<br />
www.deutsches-kran<br />
kenhaus-verzeichnis.de<br />
4. Kompetenz bewerten<br />
Die sogenannten Fallzahlen sind ein Hinweis darauf, wie erfahren Ärzte<br />
eines Krankenhauses bei einzelnen OP-Methoden sind.<br />
Die Faustregel heißt: je mehr Fälle (Patienten) pro Jahr, desto erfahrener die Ärzte<br />
und umso geringer das Risiko von Komplikationen.<br />
Allerdings muss das nicht bedeuten, dass bei niedrigen Fallzahlen<br />
die Qualität schlechter ist (siehe rechts).<br />
Bislang ist nur bei 6 OP-Methoden vorgeschrieben, wie viele Fallzahlen eine<br />
Klinik pro Jahr erreichen muss, damit sie diese OPs machen darf.<br />
komplette<br />
Knieprothese: 50<br />
Leber-Transplantation:<br />
20, schwierige Eingriffe an<br />
Bauchspeicheldrüse<br />
bzw. Speiseröhre: je 10<br />
5. Ans Wohlfühlen denken<br />
Stammzellen- und Nieren-<br />
Transplantation: je 25<br />
Die einzelnen Fallzahlen müssen die Kliniken in ihren Qualitätsberichten<br />
alle zwei Jahre veröffentlichen (siehe rechts).<br />
!<br />
KOSTEN<br />
KLÄREN<br />
Manchmal übernehmen<br />
die Krankenkassen<br />
nicht jede OP-Methode.<br />
Deshalb vorab<br />
unbedingt die Kosten<br />
mit Arzt oder Krankenkasse<br />
klären.<br />
WICHTIG!<br />
Kleine, meist ländlich<br />
gelegene Kliniken haben<br />
oft geringere Fallzahlen.<br />
Dennoch können<br />
Ärzte dort große Erfahrung<br />
mit bestimmten<br />
OPs haben, z. B. wenn<br />
sie schon viele Jahre<br />
operieren oder von großen<br />
Kliniken kommen.<br />
Deshalb: Ärzte direkt<br />
fragen, ob der geplante<br />
Eingriff eine Spezialität<br />
von ihnen ist.<br />
WEITERE<br />
INFORMATIONEN<br />
Qualitätsberichte finden<br />
Sie unter<br />
www.klinik-lotse.de<br />
Foto: Getty (1)<br />
Für manche ist die medizinische Versorgung das<br />
Allerwichtigste, für andere spielen auch „weiche“<br />
Dinge eine große Rolle, z. B. wie behaglich<br />
oder freundlich eine Klinik wirkt. Daher: Bevor<br />
man sich für ein Krankenhaus entscheidet,<br />
sollte man es sich am besten vorher persönlich<br />
anschauen (ersatzweise Internet bzw. Broschüren)<br />
und diese Fragen für sich klären:<br />
Wenn man viel Wert auf Besuch legt – ist die<br />
Klinik für Angehörige gut zu erreichen?<br />
Gefällt einem das Haus, wie die Zimmer eingerichtet<br />
sind? Mit wie vielen anderen liegt man<br />
wahrscheinlich zusammen?<br />
Wirkt das Personal gestresst oder ist es freundlich?<br />
Fragen Sie nach (auch am Telefon): Wie<br />
viele Ärzte und Pfleger kümmern sich um die<br />
Patienten? Erklären die Ärzte gut, haben sie<br />
genügend Zeit? Auch Berichte ehemaliger Patienten<br />
über ihre Erfahrungen können dabei sehr<br />
aufschlussreich sein (siehe rechts).<br />
NOTE FÜR<br />
KLINIKEN<br />
Hier bewerten ehemalige<br />
Patienten Kliniken:<br />
www.medmonitor.de<br />
www.klinikbewertungen.de<br />
www.weisse-liste.de<br />
8 / 2011<br />
75
GESUND & FIT<br />
Kleine Übungen, die Fett verbrennen<br />
Gute<br />
Figur<br />
Perfekt zum<br />
Abnehmen:<br />
30 Minuten<br />
Aqua-Fitness<br />
verbrennen<br />
400 kcal!<br />
2 3<br />
Kräftigt<br />
Po und Beine<br />
Mit dem Gesicht zum Beckenrand<br />
aufstellen. Ein Bein<br />
mit Schwung gegen den<br />
Wasserwiderstand gerade<br />
nach hinten strecken, soweit<br />
es geht. Rücken bleibt gerade!<br />
Bein wieder nach vorne.<br />
Je Seite 15 bis 25 Mal.<br />
Für straffere<br />
Oberschenkel<br />
Seitwärts zum Beckenrand<br />
stellen, mit einer Hand<br />
festhalten. Äußeres Bein<br />
gestreckt langsam zur<br />
Seite heben, langsam wieder<br />
zurück. 15 bis 20 Mal, dann<br />
umdrehen und mit dem<br />
anderen Bein wiederholen.<br />
76 8 / 2011
1Zuerst<br />
aufwärmen<br />
Gerade im kühlen<br />
Wasser ist es<br />
wichtig, die Muskeln<br />
zunächst auf Betriebstemperatur<br />
und<br />
den Kreislauf in<br />
Schwung zu bringen.<br />
Dazu im brusttiefen<br />
Wasser gegen den<br />
Widerstand walken.<br />
Knie dabei betont hoch<br />
heben, Arme schwingen<br />
bis zur Wasseroberfläche.<br />
So zirka 5<br />
bis 10 Minuten durchs<br />
Wasser schreiten.<br />
4Schöne Arme<br />
Aufrecht im brusttiefen Wasser stehen, Blick geradeaus, Nabel<br />
leicht einziehen. Unterarme vor dem Bauch kreuzen. Mit Schwung<br />
gegen den Widerstand des Wassers beide Arme zur Seite<br />
strecken und wieder zurück. Dabei ruhig atmen! 15 bis 20 Mal wiederholen.<br />
Trainiert auch sehr gut Schultern und die Brustmuskeln!<br />
5Flacherer Bauch<br />
Mit ausgebreiteten<br />
Armen am Beckenrand<br />
festhalten, in den Schultern<br />
locker bleiben. Blick<br />
geradeaus, Bauchnabel<br />
leicht einziehen.<br />
Beide Beine gleichzeitig<br />
nach vorne parallel zum<br />
Boden strecken.<br />
Knie langsam beugen<br />
und zur Brust ziehen,<br />
langsam wieder<br />
strecken. 5 bis 15 Mal<br />
wiederholen. Wichtig:<br />
während der gesamten<br />
Übung ruhig weiteratmen,<br />
Bauchnabel bleibt<br />
leicht eingezogen!<br />
Kleine<br />
Fitness-Tricks<br />
fürs Wasser<br />
Zum Joggen<br />
Mit einem Auftriebsgürtel<br />
kann man gelenkschonend<br />
im Wasser<br />
laufen oder walken.<br />
• z. B. bei www.sport-thieme,<br />
ca. 22 Euro<br />
Mehr Widerstand<br />
Solche Neopren-Handschuhe<br />
sorgen z. B.<br />
bei Übung 1 und 4 dafür,<br />
dass die Muskeln stärker<br />
arbeiten müssen.<br />
• z. B. von Beco Wassergymnastik,<br />
ca. 17 Euro<br />
Kraft in den Armen<br />
Mit Wasserhanteln lassen<br />
sich Arme unter Wasser<br />
gezielt stärken.<br />
• z. B. bei www.birke-wellness.de,<br />
ca. 17 Euro<br />
Statt Beckenrand<br />
Die Pool-<strong>Nu</strong>del ist ein<br />
echter Klassiker. Sie<br />
ersetzt z. B. bei Übung 5<br />
den Beckenrand.<br />
• z. B. von www.fitnesswelten.de,<br />
ca. 2,50 Euro<br />
Fotos: PR (4), Illustration: Yordanka Poleganova / die Illustratoren<br />
8 / 2011<br />
77
Was hilft gegen<br />
Schwitzen?<br />
Mag schon sein, dass wir im Alter etwas mehr schwitzen.<br />
Sind spezielle Deos dann nötig? Der Arzt Dirk Meyer-Rogge weiß Rat und hat<br />
noch viel bessere Ideen, z. B. die Achseln rasieren!<br />
Schwitzen wir mit zunehmendem<br />
Alter wirklich mehr?<br />
MEYER-ROGGE Auf jeden Fall,<br />
weil sich der Körper ja verändert.<br />
Mit den veränderten Hormonen<br />
in den Wechseljahren<br />
gehen meist auch Schweißausbrüche<br />
einher. Außerdem nehmen<br />
die meisten von uns mit<br />
dem Alter ein paar Kilo zu. Wer<br />
mehr wiegt, hat einen erhöhten<br />
Stoffwechsel, schwitzt mehr.<br />
Aber es gibt auch Menschen,<br />
die wenig schwitzen – egal, wie<br />
alt sie sind.<br />
Braucht man aus medizinischer<br />
Sicht eigentlich ein Deo?<br />
MEYER-ROGGE Nein. Aber leider<br />
gibt es mittlerweile einen gesellschaftlichen<br />
Zwang zum Deo.<br />
Das hat sich durchgesetzt wie der<br />
Griff zum Duschgel. Für jemanden,<br />
der schnell riecht, ist<br />
ein Deo aber sehr sinnvoll.<br />
Riecht Schweiß immer?<br />
MEYER-ROGGE Nein, frischer<br />
Schweiß ist geruchlos. Erst der<br />
Abbau durch Bakterien sorgt für<br />
den typischen Schweißgeruch.<br />
Besonders anfällig dafür ist der<br />
Schweiß unter den Achseln. Das<br />
feuchtwarme Klima und die Körperhaare<br />
bieten den Nistplatz für<br />
1 Liter<br />
Schweiß<br />
pro Stunde<br />
fließt<br />
bei Sport<br />
oder<br />
Hitze<br />
schweißfressende Bakterien und<br />
halten den Geruch.<br />
Haare unterm Arm rasieren?<br />
MEYER-ROGGE Auf jeden Fall.<br />
Und was bringen dann Deos?<br />
MEYER-ROGGE Klassische Deos<br />
enthalten neben Duftstoffen, die<br />
den Schweiß-Geruch überdecken,<br />
auch antibakterielle Wirkstoffe<br />
oder Alkohol. Sie desinfizieren<br />
und hemmen das<br />
Wachstum der schweißzersetzenden<br />
Bakterien. Aber: Diese<br />
Wirkstoffe können auch die<br />
Hautflora zerstören; Alkohol<br />
kann empfindliche Haut reizen.<br />
Schonender sind Deo-Kristalle<br />
wie Alaunstein, die hautverträglich<br />
dem Entstehen von Bakterien<br />
und Gerüchen vorbeugen.<br />
Und wie funktionieren dagegen<br />
Anti-Transpirante?<br />
MEYER-ROGGE Hoch dosierte<br />
Anti-Transpirante, wie man sie in<br />
der Apotheke bekommt, verengen<br />
mit Alu-Salzen die Schweißporen.<br />
Dadurch wird weniger<br />
Schweiß produziert und den<br />
Bakterien die Nahrung entzogen.<br />
Anti-Transpirante können die<br />
Schweißmenge um 20 bis 50 %<br />
reduzieren. Die meisten Produkte<br />
dagegen aus der Drogerie sind<br />
eine Mischform aus Deo und<br />
Anti-Transpirant. Das heißt, sie<br />
enthalten zwar auch Alu-Salze,<br />
aber in niedriger Konzentration.<br />
Aber ist es nicht ungesund,<br />
Schwitzen zu unterdrücken?<br />
MEYER-ROGGE Nein. Die Fläche,<br />
auf der die Schweißdrüsen verengt<br />
werden, ist ja minimal. Auch<br />
die Inhaltsstoffe sind bedenkenlos<br />
und werden in der Regel gut<br />
vertragen. <strong>Nu</strong>r bei sehr empfindlichen<br />
Menschen können Alu-<br />
Salze zu Irritationen führen.<br />
Unser Experte<br />
Dr. Dirk Meyer-Rogge<br />
ist Hautarzt und<br />
Allergologe in Baden-Baden.<br />
Gute Produkte, wenn man schwitzt<br />
Hautberuhigender Stick. Verengt Schweißdrüsen, Vichy, 20 Euro. Geruchsstopper<br />
ohne Aluminium für empfindliche Haut, Sebamed, 3,39 Euro.<br />
Bindet den Schweiß mit Mineralite (aus Vulkangestein), Garnier, 2,50 Euro.<br />
Foto: Stock Illustration Source (1), PR (39, Privat (1)<br />
78 8 / 2011
Fit mit 50<br />
5. STABILE KNIE<br />
Das hält Ihre Knie fit!<br />
A<br />
fotos | Liza Rothfuss<br />
übungen | Personal-Trainerin Susanne Reddigdig<br />
DEHNT VERKÜRZTE MUSKELN<br />
Halten Sie Ihre<br />
Gelenke fit!<br />
Bei der Übung<br />
ruhig atmen<br />
Die große Fitness-Aktion von<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Frau im<br />
Leben und Optovit ®<br />
B<br />
Oft sind<br />
Muskeln hier<br />
verkürzt<br />
Bein bleibt<br />
gestreckt<br />
A Auf den Rücken legen, Beine gestreckt. Ein Bein angewinkelt heben und Handtuch unter den<br />
Unterschenkel legen. B Bein so weit nach oben strecken wie möglich. Etwas an den Hand -<br />
tuch-Enden ziehen, bis man Dehnung in der hinteren Oberschenkel-Muskulatur spürt. Mindestens<br />
30 Sekunden halten, mit dem anderen Bein wiederholen. Je Bein 3 Mal wiederholen.<br />
8/2011<br />
79
Fit mit 50<br />
5. STABILE KNIE<br />
STÄRKT DAS VORDERE KNIEGELENK<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A Auf den Boden setzen, Rücken<br />
gerade, Hände stützen sich hinter<br />
dem Po ab. Bein gerade heben ...<br />
B ... über das andere Bein kreuzen,<br />
ganz kurz innehalten. In<br />
Ausgangsposition zurückführen.<br />
C Bein beugen, wieder strecken,<br />
von vorne beginnen. 10–15 Mal.<br />
Mit anderem Bein wiederholen.<br />
KRAFT FÜR DIE RÜCKSEITE DES KNIES<br />
A<br />
Nabel etwas<br />
einziehen<br />
A Entspannt auf den<br />
Boden legen. Hände liegen<br />
neben dem Körper.<br />
Fersen auf einen Stuhl<br />
legen, der so steht,<br />
dass in den Kniegelenken<br />
in etwa ein rechter<br />
Winkel entsteht.<br />
B<br />
Ruhig weiteratmen<br />
B Fersen gegen den<br />
Stuhl drücken und Po<br />
dabei langsam vom<br />
Boden heben, bis Oberschenkel<br />
und Bauch<br />
eine Gerade bilden.<br />
Zirka 5 Sekunden halten,<br />
langsam senken,<br />
wiederholen. 10 Mal.<br />
IN DER NÄCHSTEN AUSGABE ...<br />
6. Teil Tolle Übungen für straffe Oberarme.<br />
Welche Gelenke stärken? Schreiben Sie uns. Adresse Seite 3.<br />
Halten Sie Ihre<br />
Gelenke fit!<br />
Die große Fitness-Aktion von<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Frau im<br />
Leben und Optovit ®<br />
80 8/2011
DAS KENNEN SIE AUCH!<br />
Angelika Euler hat vier Kinder und sechs Enkel und erzählt<br />
jeden Monat aus ihrem alltäglich turbulenten Leben.<br />
Fotos: Kurt Steinhausen (1)<br />
<strong>Im</strong> Urlaub will<br />
mein Mann vor allem eins:<br />
seine Ruhe – und lesen. Ich<br />
dagegen will mit ihm plaudern.<br />
Und um das zu erreichen,<br />
habe ich einen Trick:<br />
Ich appelliere an sein Gedächtnis.<br />
Denn da er eine<br />
Vorliebe fürs Rätseln hat,<br />
z. B. gerne Sudokus löst,<br />
fallen auch meine „Erinnerst<br />
du dich“-Fragen unter<br />
„Gehirnjogging“.<br />
Heute, an einem heißen<br />
Urlaubstag am Strand von<br />
Grado, fallen mir unsere<br />
Familienurlaube von früher<br />
ein. Lauter kleine Szenen,<br />
die mein Gehirn gespeichert<br />
hat – ohne sich allerdings<br />
die Namen der Urlaubsziele<br />
zu merken. Die perfekte<br />
Aufgabe für meinen Mann:<br />
„Du, Helmut, wie hieß<br />
noch mal diese Insel, du<br />
weißt schon, auf der wir<br />
zum ersten und letzten Mal<br />
campen waren?“ „Mmf“,<br />
grummelt er, ohne von<br />
seinem Ärzte-Fachmagazin<br />
aufzublicken. Also noch<br />
ein Versuch: „Die Insel, auf<br />
der sie uns unser neues<br />
Schlauchboot gestohlen<br />
haben, gleich am zweiten<br />
Tag.“ Helmut hebt eine<br />
Augenbraue. Jetzt hab ich<br />
ihn am „Haken“. Der Verlust<br />
von teuer erworbenem Hab<br />
und Gut hinterlässt tiefe<br />
Narben in seiner Seele.<br />
„Ja, ja. Ich erinnere mich“,<br />
brummelt er. „Und? Wie<br />
hieß sie, die Insel?“, bohre<br />
ich. Aber auch er weiß<br />
es nicht. Also grabe ich<br />
tiefer. „Das war doch der<br />
Urlaub, bei dem ich am<br />
ersten Tag zum einzigen<br />
Insel-Zahnarzt musste, weil<br />
ich so rasende Schmerzen<br />
hatte …“ „Wirklich?“ Daran<br />
erinnert er sich natürlich<br />
nicht mehr. „Und die<br />
Wände des Zeltes waren so<br />
dünn, dass wir jeden Huster<br />
der Nachbarn hörten, von<br />
all den anderen Geräuschen<br />
ganz zu schweigen …“<br />
„Stimmt.“ Helmut verdreht<br />
beim Gedanken daran die<br />
Augen. „Und die Kinder<br />
haben ständig gemault, weil<br />
wir das Geschirr per Hand<br />
im öffentlichen Waschraum<br />
spülen mussten.“<br />
Gemeinsam sammeln wir<br />
weitere Fakten. Doch der<br />
Name der Insel? Er liegt<br />
uns auf der Zunge, will aber<br />
nicht herunterkommen.<br />
Ist das schon Demenz,<br />
die an unsere Hirntüren<br />
klopft? KORSIKA! – Na<br />
endlich! Erleichtert, als<br />
hätten wir eben gemeinsam<br />
ein goldenes Ei gelegt,<br />
wenden wir uns gleich der<br />
nächsten Urlaubserinnerung<br />
zu. Wieder eine Insel.<br />
Der letzte gemeinsame<br />
Urlaub mit unserer Jüngsten,<br />
Veronika. Mallorca? –<br />
Nein. Gran Canaria? – Ach<br />
wo! Fuerteventura? – Niemals.<br />
Dafür erinnern wir<br />
uns äußerst lebendig an<br />
alles Ungemach, das uns<br />
dort zugestoßen ist: Quartier<br />
direkt in der Flugschneise.<br />
Endlose Streitereien<br />
mit der Hotelführung.<br />
Umzug in ein „Halligalli“-<br />
Hotel mit Schaumpartys bis<br />
morgens um sieben. Und<br />
dann auch noch Veronikas<br />
„Urlaubstrophäe“: ein<br />
dreadgelockter Hamburger,<br />
der uns dann sogar besuchte<br />
… (übrigens ein reizender<br />
„Kerl“!).<br />
Eine halbe Stunde lang<br />
kreisen wir gedanklich um<br />
die Insel. Doch auch dieser<br />
Name – wie wegradiert.<br />
„Ich bin sicher, er fängt mit<br />
‚T‘ an“, beharrt mein Mann.<br />
Ich halte ein „G“ dagegen.<br />
Klang der Name nicht wie<br />
ein Gericht?<br />
„IBIZA!“, ruft Helmut. – Na<br />
endlich! Erleichtert können<br />
wir wieder durchatmen. So<br />
ein unausgesprochener<br />
Name sitzt einem wie ein<br />
Kloß im Hals und drückt<br />
schmerzhaft auf den Kehlkopf!<br />
„Schrecklich, diese<br />
Vergesslichkeit“, schimpft<br />
mein Mann. Und ich gebe<br />
ihm recht. Dann frage ich:<br />
„Sag mal, Helmut, erinnerst<br />
du dich an den Namen des<br />
hübschen kleinen Hotels in<br />
Südtirol, wo wir zum ersten<br />
Mal wieder allein Urlaub<br />
gemacht haben?“ Die<br />
Antwort? Weiß ich längst.<br />
Aber ich will gern noch ein<br />
bisschen schwelgen ...<br />
8 / 2011<br />
81
Mein Computer<br />
Rote Augen? So<br />
retten Sie Ihre Fotos<br />
Sie freuen sich über die Schnappschüsse von Freunden und Familie –<br />
und dann das: Gesichter mit roten Augen. Zum Glück gibt es Hilfe.<br />
1<br />
Spezielle Programme<br />
Fast alle modernen Kameras<br />
haben eine „Rote-Augen-<br />
Funktion“. Trotzdem passiert<br />
es, dass die Augen von Fotografierten<br />
auf den Bildern<br />
rot sind. Mit kostenlosen<br />
Programmen aus dem Internet<br />
können Sie die Bilder<br />
nachbearbeiten. Die gängigsten<br />
sind „Fotogalerie“,<br />
„Picasa 3“ und „Gimp 2“.<br />
2 „Fotogalerie“<br />
Haben Sie das Betriebssystem<br />
„Windows 7“ auf<br />
Ihrem PC installiert, können<br />
Sie das Programm „Fotogalerie“<br />
unter http://www.win<br />
dowslive.de/fotogalerie/ aus<br />
dem Internet herunterladen.<br />
• Öffnen Sie in der „Fotogalerie“<br />
das Bild, das Sie bearbeiten<br />
möchten.<br />
• Oben in der Menüleiste auf<br />
„Bearbeiten“ klicken.<br />
•„Rote Augen Effekt“ wählen.<br />
Sofort wird eine kurze<br />
Anleitung angezeigt.<br />
• Ziehen Sie mit gedrückter<br />
linker Maustaste einen Rahmen<br />
um das rote Auge.<br />
Lassen Sie die Maustaste los:<br />
Das Rot ist entfernt. Vorgang<br />
am anderen<br />
Auge wiederholen<br />
– und<br />
abspeichern.<br />
3<br />
„Picasa 3“<br />
Auch dieses Programm<br />
können Sie aus dem Internet<br />
herunterladen, z. B. über<br />
www.picasa.google.de.<br />
• Ist es installiert, klicken Sie<br />
das ausgewählte Foto an.<br />
• Foto nochmals doppelt<br />
anklicken. Jetzt öffnet sich<br />
die Palette mit Funktionen<br />
zum Bearbeiten des Bildes.<br />
• Wählen Sie die Funktion<br />
„Optimierung“.<br />
• Mit gedrückter linker<br />
Maustaste einen Kreis um<br />
jedes einzelne Auge ziehen.<br />
• Sobald Sie die Maustaste<br />
loslassen, sind die roten<br />
Augen entfernt.<br />
• Unbedingt abspeichern!<br />
1. Bei dem<br />
Programm<br />
„Fotogalerie“<br />
klicken Sie auf<br />
„Bearbeiten“.<br />
„Gimp 2“<br />
4 Das Programm unter<br />
www.winload.de herunterladen<br />
und installieren.<br />
• Gewünschtes Bild durch<br />
Anklicken öffnen.<br />
• Suchen Sie über das Menü<br />
„Werkzeuge“ und „Auswahlwerkzeuge“<br />
das Lasso oder<br />
die Ellipse aus.<br />
• Markieren Sie die Augen<br />
mit dem Werkzeug.<br />
• Auge danach mit dem<br />
Pinsel-Werkzeug neu einfärben.<br />
Dazu öffnet sich eine<br />
Farbskala, auf der Sie den<br />
richtigen Ton zum Einfärben<br />
auswählen können.<br />
• Zuletzt speichern mit<br />
„Datei – speichern unter“.<br />
2. Klicken Sie<br />
dann auf „Rote-<br />
Augen-Effekt“,<br />
um die Augen<br />
zu bearbeiten.<br />
3. Markieren Sie<br />
das Auge, indem<br />
Sie mit der Maus<br />
einen Rahmen<br />
darum ziehen.<br />
Illustration: Dieter Braun, Foto: Agentur Focus<br />
TIPPS<br />
Bücher<br />
verkaufen<br />
Sie brauchen Platz<br />
im Regal und möchten<br />
ein paar Bücher<br />
verkaufen? Schnell<br />
und bequem geht<br />
das mit www.regal<br />
frei.de. Einfach die<br />
ISBN-<strong>Nu</strong>mmern der<br />
Bücher eingeben<br />
und Sie sehen sofort,<br />
was Sie dafür<br />
bekommen würden.<br />
Sind die Bücher<br />
verschickt und<br />
begutachtet, landet<br />
das Geld direkt auf<br />
Ihrem Konto.<br />
Drucker, der<br />
mehr kann<br />
Kopieren, scannen,<br />
Fotos drucken: Die<br />
neue Generation<br />
der Drucker ist<br />
enorm vielseitig. Die<br />
Stiftung Warentest<br />
hat Kombi-Geräte<br />
geprüft. Testsieger:<br />
„Canon Pixma<br />
MG6150“ (ab etwa<br />
190 Euro) – auch,<br />
weil er der umweltverträglichste<br />
ist.<br />
Zeilenabstand<br />
Sie möchten einen<br />
Textabschnitt mit<br />
doppeltem Zeilen-<br />
Abstand schreiben?<br />
Dann den Kurzbefehl<br />
„Strg+2“ wählen.<br />
Drücken Sie die<br />
Kombination noch<br />
mal, wird 1-zeilig<br />
weitergeschrieben.<br />
UNSERE EXPERTIN BRIGITTE KAFKA VOM SENIOREN-INTERNET-CAFÉ INTERN@TTO IN GLADBECK<br />
82 8 / 2011
RÄTSEL<br />
Sudoku<br />
In jeder Zeile, jeder Spalte und jedem der 9er-Blocks<br />
aus 3 × 3 Kästchen müssen alle Zahlen von 1 bis 9<br />
stehen! Bei dem leichten Sudoku oben links sind die<br />
Sechsen ein guter Ansatz, bei dem mittelschweren<br />
Sudoku oben rechts die erste Spalte. Bei dem kniffligen<br />
Sudoku unten ergibt sich eine Drei im Mittelblock.<br />
Auflösungen<br />
Lösungswort aus Heft 6/2011 ➡ Spannung<br />
Gewonnen hat ➡ Ursula Nützel, Rodewisch<br />
Der Gewinn ➡ 1 x 6 Ü/HP für 2 Personen im<br />
Aparthotel Kachelot auf Borkum<br />
Lösung aus Herzlichen Glückwunsch!<br />
Heft 7/11:<br />
Amazonas<br />
8 / 2011 83
Spaß für die ganze Familie<br />
AMIGO und Center Parcs verlosen eine komplette Reisespiel-Reihe<br />
„Spiele für unterwegs“ mit sechs AMIGO-Kartenspielen (Rinks & Lechts;<br />
Wizard; Solo; Lobo77; 6 nimmt; Schnapp, Land, Fluss!) und einen<br />
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Wochenende oder fünf Werktage in einem Comfort- oder Premium-<br />
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84 7 / 2011<br />
Ihr Lösungswort<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
* (0,50 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, ggf. abweichende Preise aus dem Mobilfunknetz). Foto: PR
Margarete<br />
Albrecht,<br />
Meisterin<br />
der Hauswirtschaft<br />
Fotos: Stockfood (1), FoodCollection(1), Archiv(1)<br />
SIE HABEN FRAGEN …<br />
Bohnen einfrieren –<br />
erst blanchieren?<br />
Ja. Denn Bohnen<br />
enthalten giftige<br />
Eiweiße (vor allem<br />
Phasin). Deshalb muss<br />
man mit Erbrechen,<br />
Krämpfen und Fieber<br />
rechnen, wenn man<br />
Bohnen roh isst.<br />
Zur Sicherheit<br />
blanchiere ich daher<br />
Bohnen zum Einfrieren;<br />
durch das Kochen<br />
wird Phasin zerstört.<br />
Dazu geputzte<br />
Bohnen in kochendes<br />
Salzwasser geben.<br />
Ohne Deckel 3 Minuten<br />
sprudelnd kochen.<br />
Dann in Eiswasser<br />
(Eiswürfel!) abschrecken<br />
– das Garen wird<br />
unterbrochen, die<br />
Bohnen behalten ihre<br />
schöne grüne Farbe.<br />
Gut abgetropft dann<br />
sofort einfrieren.<br />
Himbeer-Maske<br />
Empfindliche Haut reagiert oft<br />
gereizt auf Sonne und Meerluft.<br />
Mischen Sie 1 Tasse frische<br />
Himbeeren mit 2 EL Sahne und<br />
1 TL Honig. Auf Gesicht und Hals<br />
auftragen, mit warmem, feuchtem<br />
Tuch 20 Minuten bedecken.<br />
<br />
AUF DEN NÄCHSTEN SEITEN<br />
1<br />
Tropfen Teebaum-Öl<br />
(auf 1 l Wasser) genügt<br />
und Fenster werden streifenfrei<br />
sauber. Toller Nebeneffekt:<br />
Hält Ungeziefer ab.<br />
KIRSCHEN-ZEIT<br />
Einfach köstlich<br />
dieser Kirschkuchen:<br />
Dazu dunklen<br />
Biskuitboden mit Rand<br />
backen und nach<br />
Herzenslust füllen:<br />
mit Schoko- und <strong>Nu</strong>ss-<br />
Crackern, Vanillecreme<br />
und ganz vielen<br />
frischen Kirschen.<br />
Mehr Saft<br />
Bevor Sie eine Zitrone auspressen, legen<br />
Sie sie für 15 Minuten in warmes Wasser.<br />
Die Frucht gibt wesentlich mehr<br />
Saft. Keine Zeit dafür?<br />
Auch sanftes Rollen der<br />
Zitrone auf der Tischplatte<br />
fördert mehr Saft zutage.<br />
Leckere Schweinebraten-Rezepte mit Profi-Tipps von Sternekoch Alfons Schuhbeck<br />
8 / 2011 85
REISE & KULTUR<br />
Heute gibt’s einen<br />
richtigen Braten<br />
Vor dem Braten<br />
Fleisch von<br />
allen Seiten<br />
kräftig würzen<br />
Schön heiß –<br />
Bratenscheiben<br />
in der Soße<br />
erwärmen<br />
Aprikosen,<br />
Pflaumen oder<br />
Äpfel - jede<br />
Frucht gibt dem<br />
Braten eine<br />
eigene Note<br />
86 8 / 2011
Ein gutes Stück Fleisch, etwas Fett, Gewürze<br />
und ganz viel Muße – fertig ist, was in jeder<br />
Familie zu den beliebtesten Gerichten gehört:<br />
ein schöner Schweinebraten.<br />
Küchengarn mit<br />
Doppelknoten<br />
fest verschließen<br />
Butter zum<br />
Schluss, gibt<br />
der Kruste<br />
Aroma und<br />
Farbe<br />
Krustenbraten,<br />
gefüllt mit Dörr-Obst<br />
Für 4 Personen 100 g gemischtes<br />
Trockenobst • 75 ml Apfelsaft<br />
30 g Butter • 30 g Puderzucker<br />
1 Zweig Thymian, gehackt • 1 kg<br />
Schweinerücken und -bauch am<br />
Stück • Salz • Pfeffer • gemahlener<br />
Kümmel • 1 Zwiebel • 1 Möhre<br />
1 kleine Stange Lauch • 100 g<br />
Knollensellerie • 2 EL Sonnenblumenöl<br />
• Küchengarn • Butter<br />
1. Trockenobst würfeln. Apfelsaft,<br />
Butter und Puderzucker sirupartig<br />
einkochen lassen. Obst dazugeben,<br />
glasieren, abkühlen lassen.<br />
2. Backofen auf 220 °C vorheizen.<br />
Schweinerücken und -bauch<br />
ausbreiten, mit Salz, Pfeffer,<br />
Kümmel und Thymian würzen.<br />
Obstmischung darauf verteilen.<br />
Das Fleisch aufrollen, mit Garn<br />
umwickeln, trocken tupfen und<br />
kräftig salzen und pfeffern.<br />
3. Zwiebeln schälen. Gemüse<br />
putzen, klein schneiden. Öl in<br />
einem Bräter erhitzen, Zwiebeln<br />
und Gemüse anbraten. 200 ml<br />
Wasser angießen. Braten daraufsetzen.<br />
<strong>Im</strong> heißen Ofen (Mitte) 30<br />
Minuten garen. Hitze reduzieren<br />
auf 200 °C, 80 Minuten fertig<br />
garen. Mit Bratensaft übergießen.<br />
4. Braten warm stellen. Bratensaft<br />
einkochen lassen, durch ein Sieb<br />
gießen, mit etwas kalter Butter<br />
binden. Dazu passt Selleriepüree.<br />
Pro Portion 775 kcal, 59 g Eiweiß,<br />
46 g Fett, 32 g Kohlenhydrate,<br />
226 mg Cholesterin, 3 BE<br />
Zubereitung 70 Minuten<br />
8/ 2011<br />
87
Oder mögen Sie lieber diese Braten?<br />
Bayerische<br />
Schweinshaxe<br />
Für 4 Personen<br />
1 kg Schweinshaxen • Salz<br />
2 Möhren • 1/2 Bund<br />
Petersilie • 2 Zwiebeln<br />
1 TL Kümmel • 50 ml Essig<br />
300 ml Wasser • Pfeffer<br />
1. Haxen waschen, trocken tupfen,<br />
mit Salz einreiben. Möhren<br />
schälen, längs halbieren. Zwiebeln<br />
abziehen, vierteln. Erst die<br />
Haxen, dann Möhren, Petersilie,<br />
Zwiebeln und Kümmel in<br />
eine Kasserolle geben.<br />
2. Essig und Wasser darübergießen.<br />
Aufkochen und dann<br />
bei schwacher Hitze etwa 1 1/2<br />
Stunden schmoren. Anschließend<br />
die Haxen herausnehmen<br />
und auf einer vorgewärmten<br />
Platte warm stellen.<br />
3. Die Soße durch ein Sieb<br />
streichen, eventuell einkochen.<br />
Mit Pfeffer würzen. Zu den<br />
Haxen servieren. Dazu passen<br />
Linsen oder Sauerkraut.<br />
Pro Portion 465 kcal,<br />
52 g Eiweiß, 27 g Fett,<br />
3 g Kohlenhydrate, 175 mg<br />
Cholesterin, 0,5 BE<br />
Zubereitung 30 Minuten<br />
1. Bestes Stück:<br />
Schweinebauch,<br />
Keule oder<br />
Schulter – für<br />
krosse Kruste.<br />
Schweinebraten mit<br />
dunkler Biersoße<br />
Für 4 Personen 4 Zwiebeln<br />
1 kg Schweinenacken • Salz<br />
Pfeffer • 2 EL Butterschmalz<br />
2 Sternanis • 500 ml Brühe<br />
5 Stiele Majoran • 1 EL<br />
Rübensirup • 200 ml dunkles<br />
Bier • 2 TL Soßenbinder<br />
1. Fleisch trocken tupfen,<br />
würzen. Butterschmalz<br />
erhitzen, Fleisch in den Bräter<br />
geben und rundherum 5 bis<br />
6 Minuten kräftig anbraten.<br />
Zwiebelspalten und Sternanis<br />
zugeben, kurz mitbraten.<br />
2. Brühe zugießen, aufkochen.<br />
Majoran zugeben. Braten<br />
im heißen Ofen bei 180 °C<br />
(mittlere Schiene) etwa<br />
70 Minuten schmoren.<br />
3. Aus dem Ofen nehmen, mit<br />
Sirup einstreichen, weitere<br />
10 Minuten garen. Braten aus<br />
der Soße nehmen. Bier in<br />
die Soße gießen, aufkochen,<br />
binden, salzen und pfeffern.<br />
Pro Portion 685 kcal,<br />
54 g Eiweiß, 48 g Fett,<br />
8 g Kohlenhydrate,<br />
205 mg Cholesterin, 1 BE<br />
Zubereitung 20 Minuten<br />
Profi-Tipps von Sternekoch Alfons Schuhbeck *<br />
2. Goldene Farbe:<br />
Backofengrill<br />
am Ende dazuschalten,<br />
Braten<br />
tiefer stellen.<br />
3. Mehr Aroma:<br />
Kruste vor<br />
dem Servieren<br />
mit Butter<br />
bestreichen.<br />
* „Meine Küchengeheimnisse“, Zabert Sandmann Verlag, 19,95 Euro<br />
Sommerlicher<br />
Schweinebraten<br />
Für 4 Personen<br />
1 kg Schweineschulter<br />
Salz • Pfeffer • 200 ml<br />
Rotwein halbtrocken • 300 ml<br />
Gemüsebrühe • 800 g kleine<br />
Kartoffeln • 200 g Schalotten<br />
6 Stiele Thymian • 100 g<br />
Kirschtomaten • 100 ml Sahne<br />
50 g kalte Butter<br />
1. Die Schwarte der Schulter<br />
rautenförmig einschneiden,<br />
Braten in reichlich Wasser<br />
zwei Minuten kochen lassen<br />
(für eine krosse Kruste!).<br />
Fleisch herausnehmen, trocken<br />
tupfen. Kräftig würzen.<br />
2. Mit der Schwarte nach unten<br />
in einen Bräter legen. 100 ml<br />
Rotwein und 100 ml Brühe dazugießen.<br />
<strong>Im</strong> vorgeheizten Ofen<br />
bei 200 °C auf der 2. Schiene<br />
von unten 30 Minuten braten.<br />
3. Fleisch wenden und geschälte<br />
Kartoffeln, Schalotten und<br />
Thymian zugeben. Jeweils<br />
weitere 100 ml Wein und Brühe<br />
dazugießen. Hitze auf 180 °C<br />
reduzieren, weitere 90 Minuten<br />
braten. Ab und zu mit Fond und<br />
Rest-Brühe begießen. Braten<br />
warm stellen. Fond mit Tomaten<br />
und Sahne aufkochen. Mit Butter<br />
binden, würzen.<br />
Pro Portion 771 kcal,<br />
57 g Eiweiß, 42 g Fett,<br />
34 g Kohlenhydrate,<br />
228 mg Cholesterin, 3 BE<br />
Zubereitung 20 Minuten<br />
Fotos: Fotostudio Wissing BFF (1), Shutterstock (2), Schneider- Press (1)<br />
88 8 / 2011
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Edelsteine. An jeder Straßenecke stoßen<br />
Besucher auf die Spuren der alten Römer,<br />
die von hier über mehr als 1250<br />
Jahre die Welt dominierten. Namhafte Kaiser<br />
wie Augustus, Caligula oder Nero schufen<br />
Paläste und Torbögen, Monumente und<br />
Tempel. Unter Kaiser Trajan, im Jahre 117,<br />
erreichte das Römische Reich seine maximale<br />
Größe und erstreckte sich über drei<br />
Kontinente rund ums Mittelmeer: vom heutigen<br />
Frankreich über große Teile Britanniens,<br />
ums Schwarze Meer bis nach Afrika.<br />
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Höhe und 50 Meter Breite größte Brunnen<br />
der Stadt. Die deutschsprachige Reiseleitung<br />
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90 8 / 2011
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eine römisch-katholische Kirche.<br />
Auch am „Wohnzimmer der Römer“ –<br />
der Piazza Navona mit dem wundervollen<br />
Bernini-Brunnen – wird Ihr Weg vorbeiführen.<br />
Und ein ebenso spannender Spaziergang<br />
durch die Antike erwartet die Reise-<br />
Teilnehmer auf dem Forum Romanum und<br />
im Kolosseum bis hin zur beeindruckenden<br />
Engelsburg am Ufer des Tibers.<br />
Selbstverständlich steht auch eine Visite<br />
des Vatikans mit Petersdom, Sixtinischer<br />
Kapelle, den Vatikanischen Museen auf der<br />
Agenda. Die wöchentliche Generalaudienz<br />
des Papstes auf dem Petersplatz sollte sich<br />
niemand entgehen lassen (nur, wenn Benedikt<br />
XVI. nicht auf Reisen ist). Reichlich<br />
Zeit, um zwischendurch in eigener Regie<br />
durch das einzigartige Rom zu bummeln<br />
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8 / 2011 91
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Gut 100 Euro pro Jahr für Strom lassen sich in einem Einfamilienhaus sparen,<br />
wenn man die Heizungspumpe in den warmen Monaten ausschaltet. Aber:<br />
Insbesondere in alten Häusern gibt es noch viele Pumpen, die sich nicht programmieren<br />
lassen und daher auch nicht im Sommer abschalten lassen.<br />
Wer unsicher ist, wie die Pumpe im eigenen Heizungskeller zu bedienen ist, fragt<br />
besser einen Monteur. Die wichtigsten Fragen zum Energiesparen durch eine neue<br />
Heizungspumpe beantwortet sehr verständlich die Internet-Seite www.sparpumpe.de<br />
Die größten Stromfresser im Haushalt<br />
29 % Kühl- und Gefrierschrank<br />
19 % Herd, Bügeleisen, Wäschetrockner<br />
17 % Wasch- und Geschirrspülmaschine<br />
15 % Heizung und Heizungspumpe<br />
12 % TV, Radio und Computer<br />
8 % Lampen<br />
der gesamten<br />
Stromkosten<br />
kommen von<br />
Heizung und<br />
Heizungspumpe<br />
Fotos: Stock Illustration Source (1), Gettyimages (1), Shutterstock (1)<br />
App-Download<br />
www.mysms.com/<br />
de/installation<br />
➼ „Download“ klicken.<br />
Verlust des<br />
Kasko-Rabatts<br />
Wer kein Auto angemeldet<br />
hat, verliert<br />
nach 7 Jahren bei<br />
vielen Versicherern<br />
Rabatte für Kasko<br />
und Haftpflicht. Tipp:<br />
rechtzeitig Regeln<br />
der eigenen Kfz-<br />
Versicherung prüfen.<br />
Gute Idee: Sparpreis-Finder der Bahn<br />
Die Bahn bietet auf ihrer<br />
Internet-Seite www.bahn.de jetzt<br />
einen „Sparpreis-Finder“. Sehr<br />
praktisch, weil Fernverkehrs-<br />
Verbindungen nicht mehr nach<br />
Uhrzeit, sondern nach Preis<br />
sortiert sind. Man sieht sofort,<br />
wann man am meisten spart. So<br />
Quelle: Verivox.<br />
zahlen Reisende z. B. für eine<br />
Fahrt von Köln nach Hamburg und<br />
zurück leicht 30 Euro unter Normalpreis.<br />
Es besteht Zugbindung und<br />
drei Tage Vorkaufsfrist. Frühestens<br />
drei Monate vor Reiseantritt kann<br />
gebucht werden. Weitere Informationen:<br />
✆ (01805) 996633.<br />
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8 / 2011<br />
93
Einkaufen & Sparen<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Ein Leben<br />
ohne Spülmaschine?<br />
Heute kaum<br />
denkbar.<br />
15 Minuten<br />
dauert das<br />
Ein- und<br />
Ausräumen.<br />
Tipp<br />
15<br />
Jahre hält eine<br />
Spülmaschine<br />
Aber: Nach<br />
8 Jahren stehen<br />
oft erste<br />
Reparaturen an.<br />
Statt teurer<br />
Reparaturen<br />
dann bereits lieber<br />
in eine neue,<br />
energie- und<br />
wassersparende<br />
Maschine investieren.<br />
Ihre<br />
Spülmaschine<br />
kann mehr!<br />
Praktisch, so eine Spülmaschine. Sie<br />
reinigt Geschirr – aber auch<br />
PC-Tastaturen (!) und Brillen. Oder kannten<br />
Sie diese Tricks schon, mit denen Sie<br />
Ihre Spülmaschine noch besser nutzen?<br />
Tee-Ränder?<br />
Reiniger<br />
mit mehr<br />
Bleiche<br />
verwenden<br />
– oder mit<br />
Zitronensaft<br />
umweltfreundlich<br />
vorher<br />
abreiben.<br />
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94 8 / 2011
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Foto: PR (2), Shutterstock (1)<br />
Noch Platz?<br />
Die Maschine sollte<br />
immer möglichst voll<br />
sein. Aber manchmal<br />
ist einfach nicht genug<br />
Geschirr da. Dann diese<br />
Dinge schnell reinigen:<br />
• Kühlschrankfächer,<br />
• PC-Tastaturen (bis<br />
40 Grad, vorher Elektronik<br />
entfernen),<br />
• Waschmaschinen-<br />
Fächer,<br />
• Duschköpfe,<br />
• Kunststoff-Lesebrille,<br />
• Plastikspielzeug,<br />
• Hundenäpfe,<br />
• Vorsicht bei Sandresten<br />
(Spielzeug,<br />
Tischdeko): blockiert<br />
die Umwälzpumpe.<br />
Schmutziges<br />
nach unten<br />
Vor allem ältere<br />
Spülmaschinen haben<br />
unten die stärkeren<br />
Wasserstrahlen.<br />
• Deshalb Teller, Töpfe<br />
und Schalen in den<br />
unteren Korb.<br />
• Speisereste grob<br />
entfernen. Vorspülen<br />
ist nicht nötig.<br />
• Ausnahme: Geschirr<br />
mit Grünkohl- und<br />
Spinat-Resten. Die<br />
Mini-Stücke verteilen<br />
sich und bleiben in den<br />
Körben hängen.<br />
• Vor dem Anstellen<br />
prüfen, ob sich die<br />
Sprüharme frei drehen<br />
lassen. Dosier-Box darf<br />
nicht blockiert sein.<br />
Gut gepflegt<br />
hält länger<br />
• Sieb im Boden und<br />
Sprüharme alle zwei<br />
Monate reinigen.<br />
• Spülraum ist selbstreinigend.<br />
Trotzdem ab<br />
und zu Programm mit<br />
65 bis 75 °C wählen.<br />
• Bei Fettablagerungen<br />
hilft Maschinen-Pfleger.<br />
• Übrigens: Steht<br />
eine Maschine lange<br />
(Urlaub), bilden sich im<br />
Restwasser Keime. Sie<br />
werden mit dem ersten<br />
Waschen abgetötet.<br />
Glänzende<br />
Gläser<br />
Gläser schräg in den<br />
oberen Korb stellen:<br />
maximal 55 °C. Sind<br />
Gläser bereits matt:<br />
• Kalk mit Zitrone<br />
entfernen.<br />
• Salz oder Klarspüler<br />
nachfüllen (Dosierangabe!).<br />
• Bleibt der Belag: Glas-<br />
Korrosion. Zu hohe<br />
Temperatur oder falsch<br />
eingestellter Härte-<br />
Grad.<br />
Bitte nicht!<br />
• Besteck und Schüssel<br />
aus Aluminium – diese<br />
verfärben sich.<br />
• Kunststoff-Verpackung,<br />
z. B. Eis-Boxen<br />
– verformen sich.<br />
• Holzbrettchen – werden<br />
schneller rissig.<br />
• Aschenbecher: Asche<br />
löst sich nicht auf.<br />
Besteck<br />
sortieren<br />
• Tipp aus der Großküche:<br />
Besteck sortiert<br />
einordnen; Ausräumen<br />
geht später leichter.<br />
• Vorsicht bei Messern<br />
mit Rostflecken.<br />
Rost verteilt sich<br />
auf restlichem Geschirr<br />
und muss von Hand<br />
abgewischt werden.<br />
• Ein Stückchen<br />
Alu oder Magnet in<br />
den Korb geben – hilft<br />
gegen „Flugrost“.<br />
Der richtige<br />
Reiniger<br />
Tabs sind leicht zu<br />
dosieren, Pulver ist<br />
umweltschonender und<br />
billiger. Viel wichtiger<br />
als die Reiniger-Form<br />
ist aber die Wirkstoffkombination.<br />
Sie muss<br />
zum Härtegrad des<br />
Wassers passen. <strong>Nu</strong>r<br />
dann wird das Geschirr<br />
auch sauber. Je härter,<br />
also kalkhaltiger, das<br />
Wasser ist, desto mehr<br />
Salz wird benötigt.<br />
• Weiches Wasser<br />
(Härte 1): 2-in-1-Tabs<br />
(Spüler <strong>plus</strong> Klarspüler)<br />
oder Pulver inklusive<br />
Klarspüler. Salz ist<br />
nicht nötig.<br />
• Normales Wasser<br />
(Härte 2 und 3): 3-in-1-<br />
Tabs (Spüler, Klarspüler,<br />
Salz) oder Reiniger<br />
in Kombination mit<br />
Klarspüler und Salz.<br />
• Hartes Wasser (Härte<br />
4): Kombipräparate<br />
reichen meist nicht<br />
aus. Entweder Reiniger<br />
mit Salz und Klarspüler<br />
verwenden oder 3-in-1-<br />
Tabs mit zusätzlichem<br />
Salz kombinieren.<br />
Produkte<br />
Mit „Gut“ bewertete<br />
Tabs bei Stiftung<br />
Warentest:<br />
• Akuta komplett,<br />
Aldi Nord/Alio Complete<br />
Aldi Süd (40 Tabs,<br />
2,99 Euro)<br />
• Somat 9 (24 Tabs,<br />
5,60 Euro)<br />
• Multi-Power Revolution<br />
von dm (40 Tabs,<br />
3,45 Euro)<br />
• Pulver: Alio Compact,<br />
Aldi Süd (2,95 Euro)<br />
30<br />
Prozent<br />
sparsamer<br />
Gewusst?<br />
Moderne Maschinen<br />
mit langer<br />
Spüldauer<br />
(bis 3 Stunden)<br />
benötigen<br />
trotzdem<br />
weniger Wasser<br />
und Energie.<br />
Sie arbeiten<br />
bei niedrigerer<br />
Temperatur<br />
und geringerer<br />
Pumpleistung.<br />
Mindestens 30 %<br />
Energie und<br />
13 % Wasser<br />
werden gespart.<br />
Der Trick: langes<br />
Einweichen.<br />
GUTE WAHL<br />
Neuer Spüler?<br />
• Beko DSN<br />
6634FX für ca.<br />
370 Euro<br />
• AEG Favorit<br />
55002 für ca.<br />
440 Euro<br />
• Siemens<br />
SE55E557EU<br />
für ca. 450<br />
Euro.<br />
Alle drei wurden<br />
bei Stiftung<br />
Warentest mit<br />
„gut“ bewertet.<br />
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8 / 2011 95
Einkaufen & Sparen<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Etwas Geld geerbt?<br />
Das trifft – glücklicherweise – in den nächsten zehn Jahren<br />
auf fast 6 Mio. Haushalte zu. Doch was tun, wenn man etwas erbt?<br />
Wie legt man dies an? Und worauf ist im Detail zu achten?<br />
RAT DES<br />
EXPERTEN<br />
„Obwohl immer<br />
mehr Menschen<br />
erben, heißt das<br />
nicht, dass man<br />
sich nicht mehr<br />
um die Altersvorsorge<br />
kümmern<br />
sollte. <strong>Im</strong><br />
Gegenteil: Man<br />
sollte das Erbe<br />
nutzen, um die<br />
Altersvorsorge<br />
zu verbessern.“<br />
Bernd Katzenstein,<br />
Dt. Institut für<br />
Altersvorsorge<br />
1<br />
Muss man auf ererbtes<br />
Geld Steuern zahlen?<br />
Ja und nein. Grundsätzlich<br />
unterliegt ein Erbe der Steuerpflicht.<br />
Da aber gleichzeitig für<br />
nahe Verwandte im Steuerrecht<br />
hohe Freibeträge bestehen, zum<br />
Beispiel 305.000 Euro für jedes<br />
Kind, müssen die meisten Erben<br />
ererbtes Geld zwar beim Finanzamt<br />
angeben, zahlen aber trotzdem<br />
darauf keine Steuern.<br />
2<br />
Wenn man Geld geerbt<br />
hat, was sollte man zuerst<br />
tun?<br />
Normalerweise landet ein Erbe<br />
zuerst auf dem Giro-Konto. Dort<br />
sollte es nicht stehen bleiben,<br />
auch wenn man noch nicht genau<br />
weiß, was man mit dem<br />
Erbe anfangen möchte. Denn<br />
für Guthaben auf einem Giro-<br />
Konto erhält man keine Zinsen.<br />
Besser also das Geld auf ein Tagesgeld-Konto<br />
überweisen – das<br />
bietet jede Bank an. Wer schon<br />
in diesem ersten Schritt gute<br />
Zinsen erzielen möchte, die Tabelle<br />
rechts nennt derzeit gute<br />
Angebote für Tagesgeld. Aber:<br />
Ein Tagesgeld-Konto ist nur ein<br />
„Parkplatz“ für das Geld. Auch<br />
wenn man dafür zurzeit bei guten<br />
Banken 1,5 bis 2 Prozent<br />
Zinsen erhält – trotzdem sorgfältig<br />
überlegen, wie man das<br />
Erbe anlegen möchte.<br />
3<br />
Wie geht man dann ganz<br />
konkret vor?<br />
Zuerst prüfen, ob noch irgendwo<br />
Verbindlichkeiten bestehen.<br />
Wenn ja, dann diese möglichst<br />
umgehend reduzieren oder tilgen.<br />
Denn: Kreditzinsen sind<br />
immer sehr viel höher als Zinsen<br />
für Guthaben. <strong>Im</strong> Zweifel<br />
auch Vorfälligkeitsgebühren<br />
und Ähnliches in Kauf nehmen,<br />
zum Beispiel wenn man<br />
ein noch bestehendes <strong>Im</strong>mobilien-Darlehen<br />
reduziert.<br />
4<br />
Und wenn man das Geld<br />
anlegen möchte?<br />
Dann zuerst überlegen, wie<br />
lange man das Geld anlegen<br />
möchte. Das heißt auch darüber<br />
nachdenken, ob in absehbarer<br />
Zukunft größere Investitionen<br />
anstehen. Denn: Gute Zinsen,<br />
zum Beispiel bei Sparbriefen<br />
(siehe rechts), erhält man nur,<br />
wenn man die einmal vereinbarte<br />
Laufzeit auch einhält. Wer<br />
Geld anlegt und dann vor Ende<br />
der Laufzeit doch an das Geld<br />
muss, verliert nicht nur Zinsen,<br />
sondern zahlt Gebühren.<br />
5<br />
Ist es sinnvoll, eine<br />
Erbschaft, zum Beispiel<br />
auch wenn es „nur“ 25.000<br />
Euro sind, aufzuteilen?<br />
Ja. Nie beim Geldanlegen alles<br />
„auf eine Karte“ setzen. Ideal<br />
ist immer eine Drittelung, also<br />
drei unterschiedliche Anlagen<br />
mit drei unterschiedlichen Laufzeiten;<br />
im Beispiel also 5.000<br />
Euro als Tagesgeld, 10.000 Euro<br />
auf Jahresfrist anlegen und<br />
10.000 Euro längerfristig.<br />
6<br />
Aber derzeit sind doch<br />
die Zinsen so niedrig?<br />
Stimmt. Deshalb sollte man<br />
ererbtes Geld, das man derzeit<br />
nicht benötigt, auf keinen Fall<br />
für acht oder zehn Jahre anlegen.<br />
Längerfristig heißt für drei<br />
oder vier Jahre.<br />
7<br />
Lohnt es, das Geld<br />
zwischen verschiedenen<br />
Sparformen und Versicherungen<br />
aufzuteilen?<br />
Das hängt von den persönlichen<br />
Verhältnissen ab. Wer beispielsweise<br />
noch keine ausreichende<br />
private Altersvorsorge hat und<br />
schon in Rente ist, für den kann<br />
eine sofort startende private<br />
Rentenversicherung sinnvoll<br />
sein. Das heißt, das Erbe wür-<br />
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
96 8/ 2011
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Illustration: Gettyimages (1); Foto: Keystone Pressedienst<br />
Gute Tagesgeld-Konten ✆ Zins<br />
Santander<br />
Noris Bank<br />
Cortal Consors<br />
(0800) 9988773<br />
(01803) 12 50 00<br />
(0911) 3 69 9000<br />
Tipp<br />
Auf keinen<br />
Fall das<br />
erste Angebot<br />
der eigenen<br />
Bank<br />
akzeptieren,<br />
sondern<br />
immer<br />
vergleichen.<br />
Δ<br />
2,5<br />
2,31<br />
2,3<br />
Gute Festgeld-Konten ✆ Zins *<br />
IKB direkt<br />
abc Bank<br />
HKB Bank<br />
www.ikbdirekt.de<br />
(02 21) 57908370<br />
(0800) 5003400<br />
2,80<br />
2,30<br />
2,30<br />
Δ<br />
Δ<br />
Gute Sparbriefe ✆ Zins *<br />
abc Bank<br />
SWK Bank<br />
Gallinat Bank<br />
(0221) 57908370<br />
(0800) 7952265<br />
(0201) 81160<br />
3,70<br />
3,70<br />
3,50<br />
Δ<br />
Δ<br />
Δ<br />
* Bei 12<br />
Monaten<br />
Festlegung.<br />
* Bei vier<br />
Jahren<br />
Festlegung.<br />
Quelle: Biallo. Alle Angaben in % je Jahr. Angebote nur von Banken mit deutscher Einlagensicherung.<br />
de dann zu einer dauerhaften<br />
monatlichen Rente führen. Wer<br />
allerdings noch nicht in Rente<br />
ist oder bereits ausreichend fürs<br />
Alter vorgesorgt hat, der benötigt<br />
eine solche Zusatz-Rente<br />
nicht so dringend.<br />
8<br />
Und was ist mit Aktien<br />
oder Aktienfonds?<br />
Auch hier gilt, dass dies<br />
sehr auf den Einzelfall<br />
ankommt. Wer ein<br />
Erbe nicht zwingend<br />
für sich selbst benötigt,<br />
aber damit zum<br />
Beispiel die Ausbildung<br />
der Enkel finanzieren<br />
möchte,<br />
für den können Aktien<br />
oder Fonds sinnvoll sein.<br />
Denn im langjährigen Vergleich<br />
erzielen Aktien im Schnitt<br />
die besten Renditen. Aber: Aktien<br />
können auch fallen, deren Wert<br />
ist also nicht für die Zukunft vorhersehbar<br />
bzw. planbar.<br />
9<br />
Sollte man sich bei<br />
Banken oder Versicherungen<br />
beraten lassen?<br />
Ja, aber ... Banken und Versicherungen<br />
sehen natürlich<br />
immer ihren Verdienst; sie<br />
empfehlen dann natürlich die<br />
Dinge, an denen sie am meisten<br />
verdienen. Das heißt:<br />
Sich dort beraten lassen ist<br />
gut und sinnvoll – man sollte<br />
aber vergleichen.<br />
10<br />
Lohnt es, ein Erbe<br />
weiterzuschenken?<br />
Meistens nicht. Denn man beraubt<br />
sich damit auch der Chance,<br />
den eigenen Nachlass zu planen.<br />
Das Weiterschenken lohnt<br />
nur, wenn man größeres Vermögen<br />
hat und die eigenen Erben<br />
Steuern sparen sollen.<br />
5,7 Mio.<br />
Haushalte werden<br />
in den nächsten zehn<br />
Jahren erben;<br />
im Schnitt erbt jeder<br />
dieser Haushalte<br />
153.000 Euro.<br />
JEDER 5.<br />
MEHR ALS<br />
100.000<br />
Knapp 6 Millionen<br />
Haushalte<br />
erben in den<br />
nächsten Jahren.<br />
Davon ...<br />
42 %<br />
Bis 25.000 €<br />
18 %<br />
25.001 bis 50.000 €<br />
18 %<br />
50.001 bis 100.000 €<br />
22 %<br />
über 100.000 €<br />
Quelle: empirica.<br />
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8/ 2011<br />
97
Danke für Ihre Post<br />
Taufkleid,<br />
Wasser des Jordans und<br />
eine Flasche Wein<br />
Viele Leser erzählten uns von ihren Bräuchen zur Taufe der Enkel.<br />
Hier sind ein paar besonders schöne Traditionen.<br />
Meine Frau und ich<br />
waren 1987 in Israel<br />
und auch an der<br />
Stelle des Jordans, wo<br />
Johannes der Täufer<br />
Jesus taufte. Dort<br />
nahmen wir (übrigens<br />
sehr sauberes) Jordan-<br />
Wasser in einer Flasche<br />
mit. Seitdem lagert das<br />
Wasser in unserem<br />
Kühlschrank. Mit diesem<br />
Wasser wurden<br />
meine Enkel<br />
Katja, Lukas<br />
und Johannes<br />
Die Taufe – ein<br />
großer Tag auch<br />
für Großeltern.<br />
getauft. Jetzt wartet das<br />
Wasser auf die Taufe von<br />
Ur-Enkeln.<br />
Kurt Kern, Feilitzsch<br />
Zur Taufe unseres<br />
ersten Kindes habe ich<br />
ein Taufkleid genäht und<br />
bestickt. Unten in den<br />
Saum kam der Name und<br />
das Datum – natürlich<br />
gestickt. Dieses Taufkleid<br />
ist inzwischen 50 Jahre<br />
alt und es wurden vier<br />
Kinder, acht Enkel und<br />
einige Nichten und Neffen<br />
darin getauft. <strong>Nu</strong>n warte<br />
ich auf Ur-Enkel und<br />
hoffe, diese Tradition<br />
wird weitergeführt.<br />
Gretl Montag, Amtzell<br />
Bei uns wird bei der<br />
Taufe eine Flasche Wein<br />
des Geburtsjahrgangs<br />
bis zur Konfirmation<br />
aufbewahrt. Meine<br />
Brüder und ich wuchsen<br />
im Krieg auf und in den<br />
Nachkriegsjahren war<br />
Wein eine Rarität. Für<br />
meine Kinder war die<br />
Tradition im Zeitalter<br />
von Coca-Cola nicht<br />
mehr so wichtig. Umso<br />
überraschender war die<br />
Anfrage meiner Enkelin,<br />
ob ich auch für sie eine<br />
Flasche Wein ... Und ob,<br />
verstaubt wartet sie auf<br />
den großen Tag.<br />
Ingeborg Niekrawietz,<br />
per E-Mail<br />
WIR SUCHEN<br />
... Karin Hocke Von der Abschlussklasse 1959 der Bergschule (Mittelschule) in<br />
Weißenfels suchen wir unsere Mitschülerin Karin Hocke (heutiger Name unbekannt)<br />
aus der 10. Klasse. Seit 1959 führen wir Klassentreffen durch. Erst alle 5 Jahre, seit<br />
1999 alle 2 bis 3 Jahre, nun haben wir uns entschlossen, uns jährlich zu treffen. In all<br />
den Jahren ist es uns nicht gelungen, Karin Hocke zu finden. Das nächste Klassentreffen<br />
soll Ende April 2012 stattfinden.<br />
Helmut Jäger, per E-Mail<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Chefredaktion, Lindenstraße 20, 50674 Köln, <strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de, ✆ (02 21) 2 77 57-0, Fax (02 21) 2 77 57-10.<br />
98 8 / 2011
60 JAHRE FREUNDSCHAFT:<br />
Liebeserklärung<br />
für Anne<br />
Anne ist neben meinem Mann, Sohn<br />
und Schwiegertochter der wichtigste<br />
Mensch! 1952 lernten wir uns kennen<br />
und im nächsten Jahr feiern wir unsere<br />
60-jährige Freundschaft. Bei uns war<br />
es – wenn man das bei kleinen Mädchen<br />
sagen kann – Liebe auf den ersten<br />
Blick. Wir waren unzertrennlich. Unser<br />
Leben entwickelte sich unterschiedlich:<br />
Anne blieb lange unverheiratet, ist kinderlos;<br />
ich habe früh geheiratet, einen<br />
Sohn bekommen, dessen Patentante sie<br />
ist. Wir haben nie dicht beieinander gewohnt<br />
und waren uns doch immer sehr<br />
nah! Wir sind beide davon überzeugt,<br />
dass das Geheimnis darin besteht, dass<br />
wir uns immer so akzeptierten, wie<br />
wir waren. Nie hat eine versucht, die<br />
andere zu ändern. Wir konnten immer<br />
über alles sprechen. Wenn wir uns<br />
etwas erzählen, ist es wahr! Als ich vor<br />
5 Jahren schwer erkrankte, war sie an<br />
meiner Seite. Genauso findet sie bei<br />
mir Aufmunterung und Kraft. Wir unternehmen<br />
nicht regelmäßig etwas, aber<br />
wenn wir uns besuchen, ist das unser<br />
Tag oder hin und wieder unsere Reise.<br />
Ich fühle mich mit ihr verbunden, „bis<br />
dass der Tod uns scheidet“.<br />
Heike Marita Rompelberg,<br />
per E-Mail<br />
„Werde ich wie meine Mutter?“ – das fragten wir<br />
in der Mai-Ausgabe und erhielten viele Briefe.<br />
Werde ich wie meine Mutter?,<br />
5/2011<br />
Gesünder leben<br />
Ich kann die Aussage von<br />
Herrn Prof. Propping nur<br />
unterstützen. Mein Mann<br />
hat von seiner Mutter die<br />
Anlage zu Diabetes Typ 2<br />
geerbt. <strong>Nu</strong>r hat er leider die<br />
Warnungen seines Arztes<br />
nicht ernst genommen und<br />
jahrelang verschleppt. Daneben<br />
sündigte er mit Alkohol<br />
und Zigaretten. Die Quittung<br />
erhielt er zu seinem 70. Er<br />
knickte um, im rechten Zeh<br />
bildete sich ein Bluterguss,<br />
der nicht behandelt wurde,<br />
abstarb und entfernt werden<br />
musste. Auch diese Wunde<br />
Welche<br />
Erfahrungen<br />
machen andere?<br />
DISKUSSION<br />
Ich wollte eine Kranken-<br />
Zusatzversicherung abschließen. Doch<br />
bei zwei Versicherungen wurde ich<br />
abgelehnt, wohl wegen meines Alters.<br />
Mich würde interessieren, welche<br />
Erfahrungen andere machten?<br />
Susanne Schiller, Herzogenaurach<br />
heilte nicht, die Durchblutung<br />
des linken Unterschenkels<br />
war massiv gestört, der<br />
nächste Zeh musste abgenommen<br />
werden. Es wurde<br />
ein Bypass gelegt. Und es<br />
sollte noch schlimmer kommen:<br />
Die Sehkraft wurde<br />
schlechter, die Augen durch<br />
Diabetes erheblich gestört.<br />
Es folgten 7 Augenoperationen,<br />
es blieb nur eine Sehkraft<br />
von 10 %. Die Lebensqualität<br />
stark eingeschränkt,<br />
100 % schwerbehindert,<br />
dazu hoher Blutdruck. Der<br />
Bruder meines Mannes ist 4<br />
1/2 Jahre älter, hat immer<br />
gesund gelebt, ist noch topfit,<br />
fährt mit dem Auto noch<br />
nach Italien, geht mit seinen<br />
3 Enkeln schwimmen, Fußball<br />
spielen etc. Jetzt, mit 79,<br />
hat sein Arzt leicht erhöhte<br />
Zuckerwerte festgestellt,<br />
die bisher nur beobachtet<br />
werden müssen. Damit<br />
bestätigt sich, dass mit<br />
gesunder Lebensweise<br />
auch die Veranlagung<br />
zu Krankheiten ausgetrickst<br />
werden kann.<br />
Das ist für Ihre Leser<br />
sicher interessant.<br />
Ursula Wendel,<br />
per E-Mail<br />
Für »Das bin ich!« legen Sie bitte Lebenslauf und Foto bei; für »Wir suchen« und die Stammtische bitte Adresse und Telefonnummer.<br />
8 / 2011 99
Danke für Ihre Post<br />
Eine Urlaubsregion, die es zu<br />
entdecken gilt: die Kurische<br />
Nehrung an der Ostsee<br />
Sommerfrische an der Ostsee,<br />
6/2011<br />
Deutsche Namen<br />
Ihre lesenswerte Zeitschrift<br />
hat bei mir ein paar „Minus-<br />
Punkte“ erhalten. Die Karte<br />
nennt korrekt die geografischen<br />
Bezeichnungen „Kurische<br />
Nehrung“ und „Kurisches<br />
Haff“. Aber die Karte<br />
verschweigt die deutschen<br />
Ortsnamen wie z. B. Nidden<br />
(litauisch: Nida) oder Memel<br />
(litauisch: Klaipeda).<br />
Ich denke: In deutschen<br />
Texten über die ehemaligen<br />
deutschen Ostgebiete<br />
sollten grundsätzlich zuerst<br />
die deutschen Bezeichnungen<br />
genannt werden, die<br />
anderssprachigen in Klammern.<br />
Wenn die Gebiete<br />
Ostpreußen, Danzig mit der<br />
Werder, Memelland auch<br />
heute zu anderen Staaten<br />
gehören, so sollten die Bezeichnungen<br />
aus deutscher<br />
Zeit nicht in Vergessenheit<br />
geraten. Die Geschichte<br />
Ostpreußens beginnt nicht<br />
erst 1945. Die heutigen<br />
Bewohner nehmen es einem<br />
nicht übel, wenn die alten<br />
deutschen Namen benutzt<br />
werden.<br />
Peter Pfeil, Coppenbrügge<br />
Anm. der Redaktion: Wie<br />
denken Sie? Sollten die ehemaligen<br />
deutschen Ostgebiete<br />
weiter mit deutschen<br />
Namen bezeichnet werden?<br />
<strong>Im</strong> Juni luden wir Sie zu einem Gedankenspiel ein: Hunderte Briefe<br />
erreichten uns, mit so vielen schönen Gedanken. Hier der 1. Teil:<br />
Wenn ich mein Leben noch<br />
einmal leben dürfte, würde ich ...<br />
... einen sozialen Beruf<br />
erlernen, 2 Kinder haben,<br />
in einem Haus auf dem<br />
Land mit vielen Tieren<br />
leben wollen.<br />
Gisela Eckert, Duisburg<br />
≥<br />
... mir nicht<br />
mehr so<br />
viele Sorgen<br />
machen<br />
und mehr<br />
Geld für<br />
gute Zwecke<br />
ausgeben.<br />
Lothar Hübel, Ditzingen<br />
... leider nicht noch mal<br />
Lehrerin werden. Ich weiß<br />
trotzdem keinen schöneren<br />
Beruf für mich. Auch<br />
hätte ich wohl keinen<br />
Mut, Kinder in die Welt zu<br />
setzen. Vielleicht würde ich<br />
gelassener reagieren. Sicherlich<br />
hätte ich viel mehr<br />
Vertrauen, da ich erleben<br />
durfte, wie viel besser alles<br />
kommt, wenn es anders<br />
lief, als ich geplant hatte.<br />
Aber ich bin froh, dass es<br />
die Möglichkeit nicht gibt,<br />
weil ich auf meinen geliebten<br />
Beruf immer noch<br />
nicht verzichten möchte,<br />
im zweiten Durchgang<br />
denselben Mann geheiratet<br />
hätte … und wer weiß, ob<br />
es beim nächsten Mal wieder<br />
so glücklich gelaufen<br />
wäre!! Wir haben doch<br />
eine gute Zeit für<br />
unser Leben!<br />
Karin Wahlers,<br />
per E-Mail<br />
... nicht viel<br />
ändern.<br />
... die Dinge<br />
gelassener<br />
auf mich<br />
zukommen<br />
lassen.<br />
... den kleinen<br />
Freuden mehr<br />
Beachtung<br />
und den<br />
Schönheiten<br />
der Natur mehr<br />
Achtsamkeit<br />
schenken.<br />
Hannelore Bäuml,<br />
Regensburg<br />
... mein Leben<br />
nur mit<br />
meinem Mann<br />
Rene<br />
teilen wollen.<br />
Renate Schwingger,<br />
Erftstadt<br />
100 8 / 2011
Foto: ?????, 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
... das meiste<br />
wieder so<br />
entscheiden.<br />
Eins würde<br />
ich machen:<br />
Sprachen lernen.<br />
Ich schaute<br />
den Eurovision<br />
Song Contest,<br />
hätte gern<br />
einige Lieder<br />
verstanden.<br />
Vielleicht fange<br />
ich an zu lernen,<br />
wenn ich in 2<br />
Jahren in Rente<br />
gehe. Hoffe,<br />
dass ich meine<br />
Bequemlichkeit<br />
überwinde.<br />
Johanna Hütter,<br />
Kempen<br />
... mich nicht<br />
abhalten<br />
lassen,<br />
meinen<br />
Vater zu<br />
finden, um<br />
ihn kennenzulernen.<br />
Christina Schindler,<br />
Nürnberg<br />
...<br />
Psychologie<br />
studieren.<br />
... NIE<br />
wieder<br />
heiraten.<br />
... jeden<br />
Tag richtig<br />
genießen.<br />
Bettina Timme,<br />
Schöningen<br />
... nachts viel<br />
öfter aufstehen<br />
und den Mond<br />
am Himmel<br />
bewundern.<br />
... öfter<br />
einen Strauß<br />
Gänseblümchen<br />
verschenken.<br />
... gemütlicher in<br />
Ruhe frühstücken,<br />
nicht dauernd auf<br />
die Uhr schauen.<br />
Andrea Heim,<br />
Elfershausen<br />
Und Sie?<br />
Wenn Sie Ihr Leben noch einmal leben könnten,<br />
was würden Sie gleich oder anders machen?<br />
Schreiben Sie uns! (Adresse Seite 3).<br />
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Klaus E.Haun (1), Privat (2)<br />
erscheint in der Bayard Media GmbH & Co. KG.<br />
ISSN 1619-6023<br />
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8 / 2011 101
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8 / 2011 103
Dafür engagiere ich mich …<br />
... damit Kinder jodeln lernen<br />
Bärbel Volk (57) liebt ihre Heimat, den Harz mit all seinen Liedern, Tänzen,<br />
Trachten. Deshalb bringt sie bereits Vierjährigen uralte Traditionen nahe.<br />
Sprechen muss ich sehr<br />
langsam: „Ihr Finken-<br />
Freunde, hört mir zu.“<br />
Drei Mädchen und ein<br />
Junge antworten: „Ihr Finken-<br />
Freunde, hört mir zu.“ „Prima“, rufe<br />
ich, „das klingt schon ganz toll. Und<br />
jetzt versucht mal am Ende ein Hollahudi<br />
anzuhängen.“ Und die vier<br />
singen fast: „Ihr Finken-Freunde,<br />
hört mir zu, hollahudi.“ „Super<br />
macht ihr das“, lobe ich, „jetzt<br />
könnt ihr fast schon jodeln.“<br />
Seit zehn Jahren bin ich ehrenamtliche<br />
Jodel-Lehrerin. Zurzeit trainiere<br />
ich vier Kinder zwischen 4 und 7. Auch<br />
meine Enkelin (7) ist dabei – das macht<br />
mich natürlich richtig stolz. Viele glauben,<br />
dass nur in den Alpen gejodelt wird. Irrtum!<br />
Bei uns im Harz jodelten Bergleute,<br />
Waldarbeiter und Fuhrleute bereits im 18.<br />
Jahrhundert. Mit den weit schallenden Rufen<br />
verständigten sie sich. Kam ein Fuhrwerk<br />
mit Baumstämmen einen schmalen<br />
Pfad herunter, wurde dem Gegenverkehr<br />
mit einem bestimmten Jodler signalisiert:<br />
Jetzt komme ich – du musst warten.<br />
Daraus entwickelte sich über Jahrzehnte<br />
eine ganz eigene Kunstform: das Jodeln.<br />
Es zu lernen war schwierig. Es gab ja keine<br />
Musik- oder Text-Vorlagen. Dabei ist<br />
Jodeln einfach: Zuerst muss man hörbar<br />
einatmen, dann zischen, dann mit der<br />
Zunge einen Laut rollen und mit dem Kehl-<br />
kopf einen knackenden Laut produzieren.<br />
Und dabei ein klangvolles Huljo-i-rio-i-rio<br />
hervorbringen. Den Mund muss man dazu<br />
weit aufsperren. <strong>Im</strong> Zwerchfell sollte es<br />
kribbeln. Dann ist es richtig.<br />
Dass es nicht so kompliziert ist, zeigen<br />
meine vier. Je öfter sie ihr „Hollahudi“<br />
üben, desto schneller schaffen sie es, die<br />
hohen und die tiefen Töne im richtigen<br />
Rhythmus abzuwechseln – die eigentliche<br />
Kunst beim Jodeln. Manche Kinder lernen<br />
das in wenigen Wochen. Dabei muss ich die<br />
Kleinen oft eher bremsen, aufpassen, dass<br />
sie nicht zu früh zu viel üben. Denn Jodeln<br />
fordert die Stimmbänder, kann zu Heiserkeit<br />
führen. Deshalb arbeiten wir intensiv<br />
an der richtigen Atemtechnik – beim Singen,<br />
Pfeifen, ja sogar beim Lachen.<br />
In den 90er-Jahren hatten wir oft zwanzig,<br />
dreißig kleine Jodler. Mittlerweile ist<br />
BRAUCHTUM BEWAHREN<br />
Bärbel Volk (57), Verkäuferin aus Vienenburg bei Goslar,<br />
engagiert sich im Folklore-Ensemble „Harzer<br />
Roller“. Sie ist verheiratet, hat ein Kind und zwei Enkel.<br />
es schwierig, die Kleinen<br />
für dieses Brauchtum zu<br />
begeistern. Die Freizeit-Konkurrenz<br />
durch TV, Sport usw. ist groß.<br />
Mir selbst wurde das Jodeln<br />
in die Wiege gelegt. Wie meine<br />
Mutter übe ich heute das Jodeln<br />
am liebsten bei der Hausarbeit.<br />
Mit unserer Gruppe, den „Harzer<br />
Rollern“, nahm ich früher auch an<br />
Jodel-Wettkämpfen im Oberharz,<br />
in Polen und Russland teil, habe<br />
manche Preise gewonnen. Sogar<br />
im Fernsehen war ich, bei Maria<br />
Hellwig und in der „Schaubude“.<br />
Dabei ist das Jodeln nur eine Tradition,<br />
die wir gemeinsam pflegen. So lassen die<br />
Männer bei unseren Auftritten die Peitschen<br />
knallen – ein Brauch, mit dem das<br />
alte Jahr verabschiedet und das neue begrüßt<br />
wird. Dazu zeigen wir Tänze, singen<br />
alte Heimatlieder. Dann denke ich an die<br />
armen, hart arbeitenden Bergleute, deren<br />
Erinnerung wir lebendig halten. Zum<br />
Beispiel mit unserer traditionellen Tracht:<br />
roter Rock, schwarze Schürze und Weste<br />
und ein besticktes Dreieckstuch.<br />
Meine Enkelin würde ihre Tracht am<br />
liebsten jeden Tag anziehen. Aber durch<br />
die Auftritte bleibt es etwas Besonderes.<br />
Die Liebe zur Heimat an die Kinder weiterzugeben<br />
bedeutet mir sehr viel. Denn ich<br />
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