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Matrix3000 Europas Absturz (Ausgabe 65) (Vorschau)

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M<br />

ATRIX3000<br />

MATRIX<br />

NEUES DENKEN<br />

ISSN 14394154 / ISBN 978-3-89539-875-9<br />

W I S S E N S C H A F T / P O L I T I K / K U L T U R<br />

16 Seiten<br />

extra<br />

3000<br />

Österreich<br />

Schweiz<br />

Luxemburg<br />

7,20 EUR<br />

12,80 SFR<br />

7,60 EUR<br />

B a n d 6 5 S e p t e m b e r 2 0 1 1 /<br />

O k t o b e r 2 0 1 1 / 6 , 5 0 E U R<br />

<strong>Europas</strong><br />

Wissenschaftler erschaffen Loch in der Zeit<br />

UFOs<br />

und andere<br />

Wahrheiten<br />

Bilderberger<br />

(mit aktueller<br />

Teilnehmerliste)<br />

Psychologie<br />

der<br />

Steine<br />

Das<br />

Wunder der<br />

Sexualität<br />

www.matrix3000.de<br />

Quantenheilung<br />

<strong>Absturz</strong><br />

Zu groß zum Überleben?<br />

Rätselhafte<br />

Etrusker


Claus W. Turtur<br />

Prof. Claus Turtur<br />

Kausalität, Determinismus, Glaube<br />

Claus W. Turtur<br />

ISBN: 978-3-89539-715-8<br />

€ ca. 19,80 (D) € ca. 20,40 (A)<br />

Kausalität<br />

Determinismus<br />

Glaube<br />

Wie oft hört man heutzutage jemanden sagen: „Ich bin ein moderner<br />

technisch- naturwissenschaftlich gebildeter Mensch, deshalb weiß<br />

ich, dass es Gott nicht geben kann.“ Manche begründen diese<br />

Dolorero occus re, veratur, odita sit re sinum quiaest<br />

Haltung auch mit den Worten: vollorum et faccaeste „Ich bin dolorru ein ptatus aufgeklärter si sequia eles et Mensch.“<br />

voluptatinus cus porehendae mint, sit re, eiur alit estius<br />

und denken dabei an eum, die consereiunt historisch estotam doluptas bekannte dolupta de Bewegung di cum der<br />

que non cones non consed quas evendi non nonsequis<br />

raecus, offic tempos iliquia cus adi simaion sequate „Aufklärung“.<br />

mpercid que nam reped maxim num aribusdandus dicatur<br />

mintur amet dolupta spicaep ernatiore parum serum<br />

Dass es sich bei der Begründung des Atheismus durch die<br />

quatet aliqui bero volupta non poritatur rat<br />

Aufklärung lediglich um einen historischen Irrtum handelt, zeigt der<br />

Autor, ein Physikprofessor, der moderne Ingenieure ausbildet. Er<br />

folgt dabei einer logischen Gedankenkette, die über das Wissen der<br />

Zeit der Aufklärung hinaus auch modernes, aktuelles Fachwissen<br />

der Mathematik und Physik und Naturwissenschaften aus dem 20.<br />

Jahrhundert berücksichtigt. Dabei kommt er zu dem Ergebnis: „Ich<br />

bin ein technisch-naturwissenschaftlic<br />

h orientierter Mensch, ein gelernter Physiker, und deshalb weiß ich,<br />

dass es spirituelle Wesen und Kräfte gibt.“<br />

Um naturwissenschaftlichen Laien einen Zugang zu dieser Thematik<br />

zu geben, ist das Buch allgemeinverständlich geschrieben. Formeln<br />

sind in einen „Anhang für Naturwissenschaftler“ verbannt.<br />

€ xx,xx (D) € xx,xx (A)<br />

ISBN: 978-3-xxxxxxx<br />

www.michaelsverlag.de<br />

Claus W. Turtur<br />

Kausalität Determinismus Glaube<br />

Kausalität<br />

Determinismus<br />

Glaube<br />

Episoden:<br />

1. Der Schutz<br />

2. Der Hellseher<br />

3. Der Vulkan<br />

4. Die Sonne<br />

5. Der Forscher<br />

6. Die Formel<br />

7. Der Agent<br />

8. Das System<br />

9. Der Krisenstab<br />

10. Die Grenze<br />

11. Die Tür<br />

Grazyna Fosar und Franz Bludorf<br />

Welt am Limit<br />

€ 24,80 (D) € 25,50 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-390-7<br />

Was die Autoren schon jetzt über das Buch verraten:<br />

Die Autoren erzählen einen Film aus elf Episoden, der zu<br />

einem Buch geworden ist. Die Episoden, die sie ausgewählt<br />

haben, sollen eine kontroverse Aufgabe erfüllen: SIE<br />

SOLLEN SIE BEUNRUHIGEN.<br />

Unruhe breitet sich durch alle Kapitel aus. Unser<br />

Sicherheitsgefühl ist zwischen zahlreichen Grenzen<br />

versteckt. Doch nicht nur ein Hellseher kann sie in<br />

Sekundenbruchteilen durchdringen. Gefahren aus Lava und<br />

Feuer lauern auch vor unserer Haustür. Was verbirgt sich<br />

hinter der dunklen Seite der Sonne? Die Schicksalsjahre<br />

unserer Zivilisation werden kalt. Wie informiert man<br />

sich über den nationalen Bedrohungszustand? Wer ist<br />

betroffen? Wir alle! Was erwartet uns von Rußlands Area<br />

51? Warum zu viel Wissen schadet. Können wir das siebte<br />

Massensterben noch aufhalten? Die Welt am Limit. Kann<br />

sie so wie bisher weiter funktionieren?<br />

Der Anfang der Welt ist abgesagt, und was danach kommt,<br />

ist nicht weniger überraschend. Die Karten unserer Realität<br />

werden neu gemischt. Wollen Sie zusammen mit uns einen<br />

Blick darauf wagen, was sich hinter dem Limit befi ndet?<br />

Wir sind passiert. Doch unsere Welt ist fl exibel. Die Zahl<br />

137 ist der Schlüssel.<br />

Bestelltelefon: 08861 - 5 90 18, E-mail: Info@michaelsverlag.de<br />

MICHAELS VERLAG & VERTRIEB GMBH, Ammergauer Strasse 80, D-86971 Peiting, Fax: 08861 - 6 70 91


Editorial<br />

Franz Bludorf, Chefredakteur<br />

Ein Wochenende im Hochsommer. Ich schaue aus dem<br />

Fenster, auf dunkle Regenwolken, bei gefühlten 12 Grad.<br />

Bin ich im falschen Film? Die Nachrichten des Tages geben<br />

keine Veranlassung, diesen Eindruck zu korrigieren. Gerade<br />

erst hat ein verblendeter Fanatiker in Oslo 77 Menschen erschossen,<br />

um die Welt vor dem Islam zu retten. Die meisten<br />

seiner unschuldigen Opfer waren blonde, blauäugige junge<br />

Norweger. In einem Bericht aus Somalia sehe ich halb verhungerte<br />

Menschen auf dem Todesmarsch nach Kenia. In<br />

ihrer Heimat kann ihnen niemand helfen, weil die Rebellen<br />

jeden zu erschießen drohen, der hungernden Kindern etwas<br />

zu essen geben will. Entweder die Welt ist total absurd geworden,<br />

oder ich muß doch im falschen Film sein.<br />

Es gibt Menschen, die tatsächlich eine Zeitlang im falschen<br />

Film waren. Meist erinnern sie sich zunächst an gar nichts,<br />

was in dieser Phase geschehen war. Sie haben „Zeit verloren“.<br />

Kann man das überhaupt? In der Tat! Wissenschaftler<br />

haben dies gerade im Laborversuch nachgewiesen. Sie<br />

konnten in die Zeit eine Lücke schneiden, und von allem,<br />

was in dieser Zeitlücke geschah, verblieb hinterher keine<br />

Spur. Ich wüßte schon so einiges auf unserer Welt, was man<br />

in solchen Zeitlücken besser verschwinden lassen sollte…<br />

Bei Menschen mit gefühlten Zeitverlusten sprechen die Indizien<br />

dafür, daß sie Kontakt hatten mit einer Intelligenz, die<br />

uns wissenschaftlich weit voraus ist. Das Stichwort „UFO“<br />

klingt dafür schon fast zu banal. Sobald die Erinnerungen<br />

zurückkehren, tauchen Bilder aus „anderen Wahrheiten“<br />

auf, die oft so bizarr sind, daß Albert Einstein dazu gesagt<br />

hätte: „Hoffentlich ist das alles nicht wahr.“<br />

Und doch ist es wahr. Amerikanische Geheimdienste haben<br />

solche Erlebnisberichte seit Jahrzehnten archiviert und ihre<br />

eigenen Schlußfolgerungen daraus gezogen. Daß es diese<br />

Erlebnisse gibt, steht inzwischen außer Frage. Was sie bedeuten,<br />

fangen wir erst ganz langsam an zu begreifen.<br />

Bis es so weit ist, haben wir noch genug damit zu tun, das<br />

absurde Theater unserer eigenen Realität zu verarbeiten.<br />

Wenn sich in früheren Zeiten Staaten und Kulturen zusammenschlossen,<br />

wurden sie dadurch stärker und wohlhabender.<br />

Heute wird uns ziemlich drastisch vor Augen<br />

geführt, daß das geeinte Europa mit zunehmender Größe<br />

immer labiler und zerbrechlicher wird. Ist es zum Überleben<br />

schon zu groß geworden? Die deutsche Bevölkerung<br />

hat für Europa schon einen hohen Preis zahlen müssen –<br />

durch Sozialabbau, Privatisierung von Grundversorgungsunternehmen,<br />

Lohndumping. Jetzt wendet man ungeheure<br />

Gelder dafür auf, damit die Griechen und vielleicht bald die<br />

Spanier und Italiener diesen Preis so schnell wie möglich<br />

auch zahlen müssen.<br />

Nächstes Wochenende im Hochsommer. Ich schaue aus<br />

dem Fenster, schon wieder auf dunkle Regenwolken, bei<br />

gefühlten 12 Grad. Verdammte Klimaerwärmung! Und was<br />

tut sich draußen auf der Welt? Alles atmet erleichtert auf,<br />

weil sich die Amerikaner endlich darauf geeinigt haben, daß<br />

sie noch mehr Schulden machen dürfen. Das ist ungefähr<br />

genauso absurd wie 12 Grad im Hochsommer. Man sagte<br />

uns, ohne diese Einigung wären die Konsequenzen noch<br />

schlimmer gewesen. Ich beschließe, weiterhin im falschen<br />

Film zu sein, und halte es mit Albert Einstein: Ich hoffe, daß<br />

das alles nicht wahr ist.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 3


Inhalt<br />

Das Rätsel<br />

der Etrusker<br />

58<br />

Die Völker des mediterranen Raumes sahen in den Etruskern Fremde. Tatsächlich<br />

hat sich unter den bekannten Sprachen aus historischer Zeit bisher noch<br />

keine gefunden, die mit dem Etruskischen verwandt ist. Die Herkunft des etruskischen<br />

Volkes beschäftigte bereits die Historiker der Antike. Dies nimmt nicht<br />

Wunder, denn die Etrusker besaßen über mehrere Jahrhunderte hinweg auf der<br />

italienischen Halbinsel und im Mittelmeerraum beträchtlichen Einfluß. Lagen<br />

die Ursprünge der etruskischen Kultur in Indien?<br />

Das Wunder<br />

der Sexualität<br />

Alles, was sich hier auf der Erde manifestiert, kommt durch das<br />

Wechselspiel der beiden gegensätzlichen Pole männlich-weiblich<br />

zustande. Insofern ist es wichtig, daß Männer und Frauen auch unterschiedliche<br />

Zugänge zur Spiritualität haben. Im Gegensatz zum<br />

Feminismus zielt weibliche Spiritualität nicht darauf ab, Frauen immer<br />

männlicher werden zu lassen.<br />

70<br />

Quantenheilung<br />

Quantenheilung ist ein<br />

therapeutischer Trend, der<br />

in den letzten Jahren einen<br />

enormen Aufschwung<br />

erlebte. Dabei wurden<br />

Methoden der Quantenheilung<br />

schon sehr lange<br />

angewandt, sie hießen nur<br />

anders, z.B. Schamanenoder<br />

Gebetsheilung. Erst<br />

durch die bahnbrechenden<br />

Erkenntnisse der neueren<br />

Physik werden solche<br />

Phänomene nun auch<br />

wissenschaftlich erklärbar.<br />

Dies macht nicht nur<br />

traditionelle, scheinbar<br />

„irrationale“ Heilverfahren<br />

plausibel, es eröffnet auch<br />

neue Möglichkeiten für<br />

Therapien.<br />

52<br />

Inhalt<br />

Politik<br />

Franz Bludorf<br />

Bilderberger googeln anders<br />

Nachlese zum Treffen 2011 in St. Moritz 8<br />

News 11<br />

Marco Meng<br />

Rußland – Schein und Sein<br />

20 Jahre nach dem Kollaps der Sowjetunion 14<br />

Roland Rottenfußer<br />

<strong>Europas</strong> <strong>Absturz</strong><br />

Ist die EU zu groß, um überleben<br />

zu können? 20<br />

Grenzwissenschaft<br />

Grazyna Fosar / Franz Bludorf<br />

UFOs und andere Wahrheiten<br />

Entführungen – Erfahrungen –<br />

Erkenntnisse 26<br />

Quantessenz 34<br />

Wissenschaft<br />

Die postfossile Gesellschaft<br />

Dirk Althaus im Gespräch<br />

mit Martina Westermann 36<br />

Gesundheit<br />

Claudia Kasper<br />

Da geht mir doch<br />

ein Seifensieder auf!<br />

Eine uralte Tradition wird wiederbelebt 42<br />

Thomas Klein<br />

Uran im Phosphatdünger 46<br />

Ingomar Schwelz<br />

Die Botschaft der Steine 48<br />

Andreas Diemer<br />

Quantenheilung<br />

Quantenphysik als Grundlage<br />

alternativer Naturheilverfahren 52<br />

4<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


<strong>Europas</strong> <strong>Absturz</strong><br />

20<br />

Der Zerfall <strong>Europas</strong> könnte bevorstehen. Besser, wir sind darauf vorbereitet.<br />

Diese Entwicklung birgt wegen des Erpressungspotentials der Banken Gefahren;<br />

für die Demokratie könnte sie aber vorteilhaft sein. Mit der Größe eines<br />

Staatsgebildes wächst auch das Gefühl der Machtlosigkeit. Bürger werden für<br />

immer mehr haftbar gemacht, haben aber immer weniger Einfluß. Die eigentliche<br />

Domäne der Freiheit ist deshalb das Kleine, Überschaubare.<br />

Inhalt<br />

26<br />

UFOs<br />

und andere<br />

Wahrheiten<br />

Kommen UFOs aus dem Weltraum,<br />

aus der Zukunft oder einer<br />

Parallelwelt? Oder handelt<br />

es sich bei den Sichtungen um<br />

militärische Geheimtechnologien?<br />

Immer mehr Menschen<br />

glauben sich auch an Entführungen<br />

durch UFOs zu erinnern.<br />

Die Suche nach der Wahrheit<br />

über die unbekannten Flugobjekte<br />

ist eine abenteuerliche<br />

Reise, die uns nicht nur in die<br />

Archive der Geheimdienste<br />

führt, sondern auch durch die<br />

Tiefen des menschlichen Unterbewußtseins.<br />

8<br />

Bilderberger<br />

googeln anders<br />

Es war eines der bestgehüteten Geheimnisse der diesjährigen<br />

Bilderberg-Konferenz in St. Moritz: Nicht Hamburgs<br />

Bürgermeister Olaf Scholz, sondern Ex-Finanzminister<br />

Peer Steinbrück war unter den Teilnehmern. Folgerichtig<br />

meldete Steinbrück schon knapp zwei Wochen später seine<br />

Kanzlerkandidatur für die Wahlen 2013 an. Schwerpunkt<br />

des Treffens in St. Moritz dürfte jedoch der siebte Kontinent<br />

gewesen sein – die bunte Online-World des Internet mit ihren<br />

sozialen Netzwerken, die sich immer mehr ausbreiten.<br />

Gehört das freie Internet schon bald der Vergangenheit an?<br />

Wurzeln<br />

Thomas Ritter<br />

Rätselhafte Etrusker<br />

Kam der Kulturbringer Tages aus Indien? 58<br />

Kultur<br />

Roland Rottenfußer<br />

Experimentierfelder<br />

des Möglichen<br />

Utopische Romane 64<br />

Spiritualität<br />

Valentin Tomberg<br />

Kollektiv und Sophia 70<br />

Rubriken<br />

Editorial 3<br />

Bedenkliches 6<br />

Gedicht 7<br />

Buchempfehlungen 41<br />

Abo 72<br />

Buchbesprechungen 80<br />

Märchen 81<br />

<strong>Vorschau</strong> 82<br />

Impressum 82<br />

Das Wunder der Sexualität<br />

Maitreyi D. Piontek im Gespräch<br />

mit Ralf Lehnert 74<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 5


Bedenkliches<br />

Haben Sie schon mal „konzeptfrei“<br />

gegessen? Ich noch<br />

nicht, weil ich nicht weiß, was<br />

das bedeutet, aber ich hatte das Vergnügen,<br />

von jemandem zu erfahren,<br />

der das angeblich tut, seit er sich<br />

einem seltsamen „21-Tage-Prozeß“<br />

unterworfen hat. Ein Mythos, der<br />

schon seit über zehn Jahren durch<br />

die Esoterik-Szene geistert und sich<br />

als ungeheuer langlebig erwiesen<br />

hat. Angeblich sollen Menschen nach<br />

diesem „Prozeß“ ohne Nahrung auskommen<br />

und sich ausschließlich von<br />

„Lichtnahrung“ ernähren.<br />

Angefangen hatte alles mit der australischen<br />

Autorin Ellen Greve, Künstlername<br />

Jasmuheen, die in ihrem Buch<br />

behauptet hatte, diesen Prozeß selbst<br />

vollzogen zu haben. Über diese Autorin<br />

braucht man eigentlich nicht viele<br />

Worte zu verlieren. Ihre absurden Hypothesen,<br />

die sich um die Mithilfe „galaktischer<br />

Ingenieure“, um die „große<br />

weiße Bruderschaft“ und den Grafen<br />

von Saint-Germain ranken, disqualifizieren sich von selbst.<br />

Und während Jasmuheen in Presseinterviews einräumen<br />

mußte, durchaus hin und wieder zu essen, ist es unter ihren<br />

Anhängern zu tragischen Todesfällen gekommen.<br />

Doch damit war das Thema nicht durch. Ein neu veröffentlichter<br />

Film des österreichischen Regisseurs P. A. Staudinger mit<br />

dem Titel „Am Anfang war das Licht“ versucht nun, die „Lichtnahrung“<br />

auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Es werden<br />

klinische Versuche zitiert, die aber<br />

seltsamerweise immer nach zehn Tagen<br />

beendet wurden (nach denen wohl noch<br />

keiner verhungert wäre – insofern sind<br />

die Ergebnisse irrelevant). Die Quantenphysik<br />

wird bemüht und die Theorie<br />

der morphogenetischen Felder. Selbst<br />

der Large Hadron Collider, der gigantische<br />

Teilchenbeschleuniger am CERN<br />

in Genf, muß als Kronzeuge herhalten.<br />

Es bleibt unerfindlich, was das alles mit<br />

„Lichtnahrung“ zu tun haben soll, außer,<br />

daß es seriös und bedeutend klingt. Es<br />

ist auch irritierend, Wissenschaftler im<br />

Im Kühlschrank<br />

brennt noch<br />

Licht<br />

Film zu Wort kommen zu lassen, ohne<br />

daß der Zuschauer die Fragen hören<br />

kann, die ihnen gestellt wurden. Wußten<br />

sie überhaupt, zu welchem Thema<br />

sie sich äußerten?<br />

Ich, Franz Bludorf, erkläre, daß es<br />

mir vollkommen egal ist, ob sich<br />

jemand von Feststoffen, Flüssigkeiten,<br />

Gasen oder ionisiertem Plasma<br />

ernährt. Es ist auch nicht verboten,<br />

nach Antworten auf ungelöste<br />

Fragen zu suchen. Es ist verständlich,<br />

daß Menschen in der heutigen<br />

Zeit Sehnsüchte nach dem Mystischen<br />

haben, die die offiziellen Religionen<br />

nicht mehr ausreichend erfüllen<br />

können. Nur ist es unzulässig,<br />

hierfür wissenschaftliche Konzepte<br />

als „Beweise“ heranzuziehen, deren<br />

„Beweiskraft“ sich in Luft auflöst,<br />

sobald man weiß, was sie eigentlich<br />

bedeuten.<br />

Niemand wäre glücklicher als ich,<br />

wenn es tatsächlich einen Weg gäbe,<br />

ohne Essen auszukommen. Wie viel Zeit und Geld könnte<br />

man sparen! Doch weder beeindruckende Aufnahmen von<br />

wissenschaftlicher Hochtechnologie und seriös wirkenden<br />

Forschungslabors noch die eingestreuten, betörend<br />

schönen Landschaftsaufnahmen können darüber hinwegtäuschen,<br />

daß auch in dem Film niemand überzeugende<br />

Argumente liefert, daß „Lichtnahrung“ funktionieren<br />

könnte. Das ehrliche Bemühen des Regisseurs, unvoreingenommen<br />

nach Beweisen zu suchen<br />

und die Antworten offen zu halten, ist<br />

anzuerkennen. Dennoch empfehle ich<br />

jedem, der nach dem Anschauen des<br />

90minütigen Films Hunger bekommen<br />

hat, sich zu seinem Kühlschrank<br />

zu begeben und dort nach Futter zu<br />

suchen. Das Licht im Kühlschrank<br />

bekommt man dann sogar noch gratis<br />

dazu.<br />

Franz Bludorf<br />

Quelle: P. A. Staudinger, Am Anfang war<br />

das Licht. DVD. Alive Vertrieb und Marketing<br />

2009. ASIN B004HHCCR6. € 16,99.<br />

6<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Gedicht<br />

Wienerlied<br />

„Herr Hauptmann, Herr Hauptmann,<br />

Herr Hauptmann, ich bitt‘,<br />

gehn’s lassen’s mein Geliebten<br />

von die Soldaten weg.“<br />

„Dein Geliebten kann ich<br />

Vielleicht dir geb’n,<br />

vorerst muß ich dir<br />

vier Rätsel aufgeb’n.<br />

Rat mal: was ist ein<br />

König ohne Land,<br />

rat mal: was ist ein<br />

Erde ohne Sand,<br />

rat mal: was ist ein<br />

Haus ohne Tisch,<br />

rat mal: was ist ein<br />

Wasser ohne Fisch?“<br />

„Da rat ich: im Kartenspiel<br />

ist ein König ohne Land.<br />

Da rat ich: im Blumentopf ist<br />

Erde ohne Sand.<br />

Da rat ich: ein Schneckenhaus ist ein<br />

Haus ohne Tisch,<br />

da rat ich: die Tränen sind ein<br />

Wasser ohne Fisch.“<br />

Hanns Eisler (1953, nach einem alten Wiener Volkslied)<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 7


Politik<br />

Bilderberger<br />

googeln anders<br />

Nachlese zum Treffen 2011<br />

in St. Moritz<br />

Franz Bludorf<br />

Frau Merkel bei weitem in den Schatten<br />

stellen – ihr Kanzlerbonus ist praktisch<br />

aufgebraucht –, die SPD zog auch<br />

erstmals wieder an den Grünen vorbei,<br />

was natürlich eine Vorbedingung<br />

dafür ist, daß Steinbrück überhaupt<br />

eine Chance hat, das Kanzleramt zu<br />

erobern.<br />

xxxxx xxxx xxx xx xxxxx<br />

Manche Geheimnisse brauchen<br />

etwas länger, um an die Öffentlichkeit<br />

zu dringen. Selten zuvor<br />

in ihrer fast 60jährigen Geschichte haben<br />

die Bilderberger mit der Teilnehmerliste<br />

ihres Treffens so lange hinter<br />

dem Berg gehalten wie diesmal. Für die<br />

<strong>Matrix3000</strong>-Redaktion, die genau einen<br />

Tag vor Beginn der Tagung in den Druck<br />

gehen mußte, bedeutete dies, daß wir<br />

uns damals nur an Hinweise von Insidern<br />

halten konnten.<br />

Doch diesmal waren die Insiderinformationen<br />

nicht ganz korrekt. So<br />

wurde vorab lanciert, Hamburgs Bürgermeister<br />

Olaf Scholz (SPD) sei unter<br />

den geladenen Teilnehmern gewesen.<br />

Inzwischen wurde die Teilnehmerliste<br />

veröffentlicht, und jetzt wissen wir es<br />

genauer: Nicht Scholz, sondern sein<br />

Parteifreund, Ex-Finanzminister Peer<br />

Steinbrück, war auf der Tagung zugegen<br />

– übrigens als einziger deutscher Politiker.<br />

Doch die Kernaussage unseres<br />

Artikels aus Band 64 bleibt bestehen:<br />

Ganz offenbar wollten die Bilderberger<br />

sich Optionen für eine mögliche rotgrüne<br />

Koalition offenhalten. Nach der<br />

Tagung dauerte es kaum zwei Wochen,<br />

dann ging Steinbrück an die Öffentlichkeit<br />

und meldete seine Ansprüche an,<br />

bei der Bundestagswahl 2013 gegen<br />

Angela Merkel anzutreten. Gleichzeitig<br />

kamen die Umfragewerte in Bewegung.<br />

Nicht nur, daß Steinbrücks<br />

Popularitätswerte inzwischen die von<br />

Auch weitere Details über die Agenda<br />

des Treffens in St. Moritz sind<br />

inzwischen durchgesickert. So soll<br />

es ein Anliegen der Bilderberger sein,<br />

die USA aus dem Libyen-Konflikt wieder<br />

herauszuziehen. Viel interessanter ist<br />

jedoch, daß ganz offenbar die moderne<br />

Online-World und ihre Bedeutung<br />

für die weltweiten Informationsflüsse<br />

und die Meinungsbildung in der Bevölkerung<br />

eine wichtige Rolle spielten. Es<br />

kann kein Zufall sein, daß die Creme<br />

des Online-Zeitalters in St. Moritz in einer<br />

beispiellosen Häufung versammelt<br />

war: Auf der einen Seite NSA-Direktor<br />

Keith B. Alexander, auf der anderen<br />

Spitzenvertreter von Google, Facebook,<br />

dem professionellen Business-Network<br />

LinkedIn und dem Internet-Marktplatz<br />

Amazon. Die Liste wurde komplettiert<br />

durch die Anwesenheit ausgewählter<br />

Journalisten, u. a. von der Zeit, Helsingin<br />

Sanomat, The Economist oder dem NRC<br />

Handelsblad. Es gibt Hinweise, wonach<br />

das freie und unzensierte Internet schon<br />

bald der Vergangenheit angehören wird,<br />

und ganz offenbar wollen die Bilderberger<br />

auch dann das Heft des Handelns in<br />

der Hand behalten.<br />

Wir publizieren an dieser Stelle die<br />

komplette Teilnehmerliste der Bilderberg-Konferenz<br />

in St. Moritz, so daß Sie<br />

sich ein eigenes Bild von der Breite des<br />

Spektrums an Entscheidungsträgern<br />

und Lobbyisten machen können. ■<br />

8 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Liste der Teilnehmer der<br />

Bilderberg-Konferenz 2011<br />

Politik<br />

Belgien:<br />

Coene, Luc – Vize-Gouverneur, Belgische Nationalbank<br />

Davignon, Etienne - Staatsminister<br />

Leysen, Thomas - Chairman, Umicore<br />

China:<br />

Fu, Ying – Vize-Außenminister<br />

Huang, Yiping - Professor der Ökonomie, China Center for<br />

Economic Research, Committee, Deutsche Bank AG<br />

Großbritannien:<br />

Agius, Marcus - Chairman, Barclays PLC<br />

Flint, Douglas J. - Group Chairman, HSBC Holdings<br />

Kerr, John – Mitglied im House of Lords; Deputy Chairman, Royal Dutch Shell<br />

Lambert, Richard - Independent Non-Executive Director, Ernst & Young<br />

Mandelson, Peter – Mitglied im House of Lords; Chairman, Global Counsel<br />

Micklethwait, John - Chefredakteur The Economist<br />

Osborne, George - Schatzkanzler<br />

Stewart, Rory – Mitglied des Unterhauses<br />

Taylor, J. Martin - Chairman, Syngenta International AG<br />

Dänemark:<br />

Eldrup, Anders - CEO, DONG Energy<br />

Federspiel, Ulrik - Vizepräsident, Global Affairs, Haldor Topsøe A/S<br />

Schütze, Peter - Executive Management, Nordea Bank AB<br />

Griechenland:<br />

David, George A. - Chairman, Coca-Cola H.B.C. S.A.<br />

Hardouvelis, Gikas A. - Chief Economist und Head of Research, Eurobank EFG<br />

Papaconstantinou, George - Finanzminister<br />

Tsoukalis, Loukas - President, ELIAMEP Grisons<br />

Deutschland:<br />

Ackermann, Josef – Vorsitzender des Management Board und<br />

der Group Executive<br />

Enders, Thomas - CEO, Airbus SAS<br />

Löscher, Peter – Präsident und CEO, Siemens AG<br />

Nass, Matthias - Chief International Correspondent, Die Zeit<br />

Steinbrück, Peer – Mitglied des Bundestages (SPD)<br />

Internationale Organisationen:<br />

Almunia, Joaquín - Vizepräsident, Europäische Kommission<br />

Daele, Frans van – Stabschef des Präsidenten des Europäischen Rats<br />

Kroes, Neelie - Vizepräsident, Europäische Kommission<br />

Lamy, Pascal - Generaldirektor, World Trade Organization<br />

Rompuy, Herman van – Präsident des Europäischen Rats<br />

Sheeran, Josette - Executive Director, United Nations World Food Programme<br />

Solana Madariaga, Javier - President, ESADEgeo Center for<br />

Global Economy and Geopolitics<br />

Trichet, Jean-Claude - Präsident, Europäische Zentralbank<br />

Zoellick, Robert B. - President, The World Bank Group<br />

Finnland:<br />

Apunen, Matti – Director Finnish Business and Policy Forum EVA<br />

Johansson, Ole - Chairman, Confederation of the Finnish Industries EK<br />

Ollila, Jorma - Chairman, Royal Dutch Shell<br />

Pentikäinen, Mikael – Publizist, Chefredakteur Helsingin Sanomat<br />

Irland:<br />

Gallagher, Paul - Senior Counsel; früherer Generalstaatsanwalt<br />

McDowell, Michael - Senior Counsel, Law Library;<br />

früherer stellvertretender Premierminister<br />

Sutherland, Peter D. - Chairman, Goldman Sachs International<br />

Frankreich:<br />

Baverez, Nicolas - Partner, Gibson, Dunn & Crutcher LLP<br />

Bazire, Nicolas - Managing Director, Groupe Arnault /LVMH<br />

Castries, Henri de - Chairman und CEO, AXA<br />

Lévy, Maurice - Chairman and CEO, Publicis Groupe S.A.<br />

Montbrial, Thierry de - Präsident, French Institute for International Relations<br />

Roy, Olivier - Professor der Sozial- und Politikwissenschaften,<br />

European University Institute<br />

Italien:<br />

Bernabè, Franco - CEO, Telecom lia SpA<br />

Elkann, John - Chairman, Fiat S.p.A.<br />

Monti, Mario - Präsident, Univers Commerciale Luigi Bocconi<br />

Scaroni, Paolo - CEO, Eni S.p.A.<br />

Tremonti, Giulio – Wirtschafts- und Finanzminister<br />

weiter auf der nächsten Seite ►<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

9


Politik<br />

Kanada:<br />

Niederlande:<br />

Carney, Mark J. - Gouverneur, Bank of Canada<br />

Clark, Edmund - President und CEO, TD Bank Financial Group<br />

McKenna, Frank - Deputy Chair, TD Bank Financial Group<br />

Orbinksi, James - Professor für Medizin und Politische<br />

Wissenschaften, University of Toronto<br />

Prichard, J. Robert S. - Chair, Torys LLP<br />

Reisman, Heather - Chair und CEO, Indigo Books & Music<br />

Inc. Center, Brookings Institution<br />

Bolland, Marc J. - Chief Executive, Marks and Spencer Group plc<br />

Chavannes, Marc E. – Politischer Kolumnist, NRC Handelsblad;<br />

Professor für Journalismus<br />

Halberstadt, Victor - Professor für Ökonomie, Leiden University<br />

Ihre Majestät die Königin der Niederlande<br />

Rosenthal, Uri – Außenminister<br />

Winter, Jaap W. Partner, De Brauw Blackstone Westbroek<br />

Norwegen:<br />

Myklebust, Egil - Früher Chairman of the Board of Directors<br />

SAS, sk Hydro ASA<br />

Seine Königliche Hoheit Kronprinz Haakon von Norwegen<br />

Ottersen, Ole Petter - Rektor, Universität Oslo<br />

Solberg, Erna – Vorsitzende der Konservativen Partei<br />

Schweiz:<br />

Brabeck-Letmathe, Peter - Chairman, Nestlé S.A.<br />

Groth, Hans - Senior Director, Healthcare Policy & Market Access,<br />

Oncology Business Unit, Pfizer Europe<br />

Janom Steiner, Barbara – Mitglied des Regierungsrats, Kanton Graubünden<br />

Kudelski, André - Chairman und CEO, Kudelski Group SA<br />

Leuthard, Doris – Mitglied des Bundesrats<br />

Schmid, Martin - Präsident, Kanton Graubünden<br />

Schmid, Eric - Executive Chairman, Google Inc.<br />

Schweiger, Rolf – Mitglied des Ständerats<br />

Soiron, Rolf - Chairman of the Board, Holcim Ltd., Lonza Ltd.<br />

Vasella, Daniel L. - Chairman, Novartis AG<br />

Witmer, Jürg - Chairman, Givaudan SA and Clariant AG<br />

Türkei:<br />

Spanien:<br />

Cebrián, Juan Luis - CEO, PRISA<br />

Cospedal, María Dolores de - Generalsekretärin, Partido Popular<br />

León Gross, Bernardino – Generalsekretär des Premierministers<br />

Nin Génova, Juan María - Präsident and CEO, La Caixa<br />

Ihre Majestät die Königin von Spanien<br />

Ciliv, Süreyya - CEO, Turkcell Iletisim Hizmetleri A.S.<br />

Gülek Domac, Tayyibe – früherer Staatsminister<br />

Koç, Mustafa V. - Chairman, Koç Holding A.S.<br />

Pekin Sefika - Gründungsmitglied, Pekin & Bayar Law Firm<br />

Österreich:<br />

Bronner, Oscar - CEO und Verleger, Standard Medien AG<br />

Faymann, Werner - Bundeskanzler<br />

Rothensteiner, Walter - Chairman of the Board, Raiffeisen Zentralbank<br />

Österreich AG<br />

Scholten, Rudolf - Member of the Board of Executive Directors, Österreichische<br />

Kontrollbank AG<br />

Portugal:<br />

Balsemão, Francisco Pinto - Chairman und CEO, IMPRESA,<br />

S.G.P.S.; Früherer Premierminister<br />

Ferreira Alves, Clara - CEO, Claref LDA; Autorin<br />

Nogueira Leite, António - Member of the Board, José de Mello<br />

Investimentos, SGPS, SA<br />

Rußland:<br />

Mordashov, Alexey A. - CEO, Severstal<br />

Schweden:<br />

Bildt, Carl - Außenminister<br />

Björling, Ewa - Handelsministerin<br />

Wallenberg, Jacob - Chairman, Investor AB<br />

10 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011<br />

USA:<br />

Alexander, Keith B. - Commander, USCYBERCOM; Director,<br />

National Security Agency<br />

Altman, Roger C. - Chairman, Evercore Partners Inc.<br />

Bezos, Jeff – Gründer und CEO, Amazon.com<br />

Collins, Timothy C. - CEO, Ripplewood Holdings, LLC<br />

Feldstein, Martin S. - George F. Baker Professor of Economics,<br />

Harvard University<br />

Hoffman, Reid – Mitbegründer und Executive Chairman, LinkedIn<br />

Hughes, Chris R. - Mitbegründer, Facebook<br />

Jacobs, Kenneth M. - Chairman & CEO, Lazard<br />

Johnson, James A. Vice - Chairman, Perseus, LLC<br />

Jordan, Jr., Vernon E. - Senior Managing Director, Lazard Frères & Co. LLC<br />

Keane, John M. - Senior Partner, SCP Partners; General, US Army, Retired<br />

Kissinger, Henry A. - Chairman, Kissinger Associates, Inc.<br />

Kleinfeld, Klaus - Chairman und CEO, Alcoa<br />

Kravis, Henry R. - Co-Chairman und co-CEO, Kohlberg Kravis Roberts & Co.<br />

Kravis, Marie-Josée - Senior Fellow, Hudson Institute, Inc.<br />

Li, Cheng - Senior Fellow und Director of Research, John L. Thornton China<br />

Mundie, Craig J. - Chief Research und Strategy Officer, Microsoft Corporation<br />

Orszag, Peter R. - Vice Chairman, Citigroup Global Markets, Inc.<br />

Perle, Richard N. - Resident Fellow, American Enterprise Institute<br />

for Public Policy Research<br />

Rockefeller, David - ehemaliger Chairman, Chase Manhattan Bank<br />

Rose, Charlie - Executive Editor and Anchor, Charlie Rose<br />

Rubin, Robert E. - Co-Chairman, Council on Foreign Relations;<br />

Former Secretary of the Treasury<br />

Steinberg, James B. – Vize-Außenminister<br />

Thiel, Peter A. - Präsident, Clarium Capital Management, LLC<br />

Varney, Christine A. - Assistant Attorney General for Antitrust<br />

Vaupel, James W. - Founding Director, Max Planck Institute for<br />

Demographic Research<br />

Warsh, Kevin – Früherer Gouverneur, Federal Reserve Board<br />

Wolfensohn, James D. - Chairman, Wolfensohn & Company, LLC


News<br />

Fußballspiel mit<br />

Drohne beobachtet<br />

Beim Spiel der zweiten<br />

Fußball-Bundesliga zwischen<br />

dem FC Erzgebirge<br />

Aue und dem 1. FC<br />

Union Berlin staunten<br />

die Fans nicht schlecht,<br />

als sie bemerkten, daß<br />

es auch einen „Zuschauer“ aus der Luft<br />

gab. Während des Spiels kreiste eine<br />

585 Gramm leichte Minidrohne vom Typ<br />

MD4-200 über dem Fanblock der Gäste<br />

aus Berlin. Wie der Sicherheitsbeauftragte<br />

von Union Berlin mitteilte, komme<br />

so etwas in Sachsen häufiger vor.<br />

Während in Berlin der Einsatz von Polizeidrohnen<br />

von einem Richter genehmigt<br />

werden muß, lasse das sächsische<br />

Polizeigesetz einen solchen unkontrollierten<br />

Einsatz zu, teilte der Polizeipressesprecher<br />

der Direktion Zwickau<br />

Powerline-Technologie kann<br />

Funkstörungen verursachen<br />

Handelsüblicher Powerline-Adapter<br />

für die Steckdose (Foto: Devolo)<br />

Die Hersteller preisen es als problemlose<br />

und preiswerte Alternative<br />

zum störungsanfälligen drahtlosen<br />

Internet über WLAN: Seit Jahren<br />

bereits ist die Powerline-Technologie<br />

im Gespräch, das „Internet aus<br />

der Steckdose“. Findige Entwickler<br />

haben herausgefunden, daß mit dem<br />

Wechselstromnetz eine flächendeckende<br />

Infrastruktur vorhanden ist,<br />

die sich neben der Stromversorgung<br />

auch zur Informationsübertragung<br />

eignet. Jetzt ist die Technologie für<br />

jedermann verfügbar. Mit einem<br />

kleinen Adapter kann man jeden<br />

Computer mit einer Steckdose verbinden,<br />

die dann so etwas wie einen<br />

Zugang zum hauseigenen Netzwerk<br />

herstellt. Andere Computer im gleichen<br />

Haushalt können den Rechner<br />

dann identifizieren, wenn sie ebenfalls<br />

über solch einen Adapter am<br />

Stromnetz angeschlossen sind, und<br />

mit. Die Drohne diene nicht dazu, Einzelpersonen<br />

zu beobachten oder gar zu<br />

identifizieren. Aber „sie vervollständige<br />

für die Polizei in potentiellen Gefahrensituationen<br />

die jeweiligen Lagebilder.“<br />

Demzufolge ist es auch bei unterklassigen<br />

Fußballspielen in Sachsen, etwa in<br />

Dresden oder Leipzig, schon mehrfach<br />

zum Einsatz der Minidrohnen gekommen.<br />

Gerade in den östlichen Bundesländern<br />

gab es in den letzten Jahren bei<br />

Fußballspielen häufiger Ausschreitungen<br />

der Fans.<br />

sich mit ihm vernetzen. Es brauchen<br />

keine zusätzlichen Kabel in der<br />

Wohnung verlegt zu werden.<br />

Was auf den ersten Blick wie eine<br />

gewaltige Vereinfachung aussieht,<br />

hat aber auch eine Kehrseite. Es ist<br />

allgemein bekannt, daß die 50-Hz-<br />

Frequenzen des Wechselstroms<br />

sich nicht nur über die Kabelleitungen<br />

ausbreiten, sondern überall<br />

auch als elektromagnetische<br />

Wechselfelder im Raum nachweisbar<br />

sind. Wird derartigen niederfrequenten<br />

Wellen (ELF-Wellen)<br />

nun auch noch Information aufmoduliert,<br />

so ist auch diese im Raum<br />

meßbar und kann in Wechselwirkung<br />

treten mit Menschen und technischen<br />

Geräten. Experten warnen<br />

bereits davor, daß Radioempfänger<br />

und Amateur-Kurzwellenfunkgeräte<br />

durch Powerline gestört werden<br />

können. Im Extremfall kann die Störung<br />

sogar den Polizeifunk betreffen.<br />

Die Bundesnetzagentur behält<br />

sich daher auch noch ein mögliches<br />

Verbot der Powerline-Technologie<br />

vor. Wie die modulierten „Internet-<br />

Wellen“ auf Menschen wirken, die<br />

ohnehin in der heutigen Zeit oft<br />

schon stark elektrosensibel sind,<br />

ist noch weitgehend unerforscht.<br />

Es ist aber zu befürchten, daß empfindliche<br />

Personen bei Anwesenheit<br />

in Räumen, in denen Powerline-<br />

Technologie installiert ist, unter<br />

Kopfschmerzen, Schlafstörungen,<br />

tinnitusähnlichen Ohrgeräuschen<br />

und ähnlichen Symptomen leiden<br />

könnten.<br />

Auch iPhone- und<br />

iPad-Nutzer überwacht<br />

Sie sind die neuesten Stars der elektronischen<br />

Glitzerwelt – das Edeltelefon<br />

iPhone von Apple und sein großer<br />

Bruder, der Tablet-Computer iPad. Es<br />

ist klar, daß Geräte beiden Typs ständig<br />

von den Apple-Servern geortet werden<br />

müssen, um Telefonate zu ermöglichen<br />

oder kostenpflichtige Downloads<br />

zu steuern. Was bislang nicht bekannt<br />

war, ist die Tatsache, daß Apple diese<br />

Positionsdaten seiner Nutzer langfristig<br />

in den Geräten speichert. Die Daten<br />

ermöglichen es, umfangreiche Bewegungsprofile<br />

der Nutzer zu erstellen.<br />

Da die Daten im jeweiligen Telefon bzw.<br />

iPad gespeichert werden, besitzt auch<br />

der Apple-Konzern keine Kontrolle<br />

darüber, von wem sie möglicherweise<br />

aus der Ferne ausgelesen werden. Die<br />

Datei ist zwar versteckt, wird dem Nutzer<br />

also nicht angezeigt, es kann aber<br />

mit spezieller Software auf sie zugegriffen<br />

werden. Computerexperten<br />

bestätigten, daß es keine Hinweise<br />

gibt, daß die Daten an Apple weitergeleitet<br />

würden. Da die Daten nicht verschlüsselt<br />

sind, ist ein Mißbrauch allerdings<br />

relativ einfach möglich. Der<br />

Bundesdatenschutzbeauftragte Peter<br />

Schaar kritisierte die Speicher-Praxis<br />

von Apple – in recht maßvoller Form:<br />

Apple speichert Ortungsdaten<br />

seiner Nutzer (Bild: dpa)<br />

„Diese Speicherung von Standortdaten<br />

ohne Kenntnis der Betroffenen<br />

wäre nach deutschem Datenschutzrecht<br />

sicherlich nicht zulässig.“ Er<br />

forderte Apple auf, seine Vorgehensweise<br />

zu ändern.<br />

Unabhängige Datenschützer befürchten,<br />

daß es unwahrscheinlich ist, daß<br />

Apple auf diese Daten nicht zugreife.<br />

Ein Bewegungsprofil des iPhone-<br />

oder iPad-Nutzers ermögliche<br />

ortsangepaßte und personifizierte<br />

Werbeangebote. Außerdem könnten<br />

die Daten beim Auffinden verlorener<br />

oder gestohlener Geräte helfen.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 11


News<br />

Der Daten-Tsunami der NSA<br />

Ein Zahlenvergleich veranschaulicht<br />

die ungeheuren Datenmengen,<br />

die vom größten Geheimdienst<br />

der Welt, der National<br />

Security Agency (NSA) verarbeitet<br />

werden. Alle sechs Stunden sammelt<br />

die Agency so viele Daten,<br />

wie in der gesamten Kongreßbibliothek<br />

in Washington gespeichert sind. Die<br />

Daten umfassen Transkripte von Telefongesprächen<br />

und internen Meetings,<br />

Video- und Audio-Überwachungsdaten<br />

sowie eine massive Anzahl von Fotos.<br />

„Das Volumen der Daten, die sie abgreifen,<br />

ist gewaltig.“, sagte John V.<br />

Parachini, Direktor des Intelligence Policy<br />

Center des US-Rüstungskonzerns<br />

RAND Corporation. „Ein Kritikpunkt,<br />

den wir gegen unsere Geheimdienste<br />

vorbringen könnten, ist, daß wir alle<br />

sammelsüchtig sind. Wir speichern<br />

Finanzkrise für alle,<br />

Wirtschaftsaufschwung für wenige<br />

Natürlich führt die Bundesregierung<br />

derartige Slogans nicht im Mund, aber<br />

es ist leider die Wahrheit. Während<br />

in den letzten zehn Jahren Unternehmensgewinne<br />

und Renditen<br />

aus Kapitalvermögen geradezu explodiert<br />

sind, kommen Phasen des<br />

Wirtschaftsaufschwungs, anders als<br />

noch in früheren Jahrzehnten, bei der<br />

breiten Bevölkerung nicht mehr an.<br />

Löhne und Einkommen sind seit dem<br />

Jahr 2000 durchschnittlich (preisbereinigt)<br />

um 2,5 Prozent gesunken.<br />

Betrachtet man nur die untersten<br />

alles, und wir geben nicht genug Geld<br />

und Zeit dafür aus, um zu verstehen,<br />

was wir eigentlich haben und wie wir<br />

damit umgehen sollen.“ Das Budget<br />

der NSA wird laut Gesetz nicht veröffentlicht,<br />

aber es wäre unermeßlich<br />

teuer, tatsächlich alle diese Daten zu<br />

sichten, geschweige denn, sie intelligent<br />

zu analysieren. Meist werden die<br />

Daten nur automatisch durchsucht<br />

– nach bestimmten Schlüsselworten<br />

sowie nach Zeichenfolgen, die keinen<br />

Sinn ergeben (und daher ein verschlüsselter<br />

Code sein könnten).<br />

Einkommensgruppen, so haben diese<br />

Menschen sogar 16 bis 22 Prozent<br />

weniger Geld in der Tasche. Gleichzeitig<br />

fordert die FDP schon wieder<br />

lautstark Steuererleichterungen, vor<br />

allem beim Spitzensteuersatz und<br />

bei der Unternehmensbesteuerung,<br />

was den Reichen noch mehr Geld in<br />

die Taschen spülen soll, während sie<br />

zur Gegenfinanzierung eine Reichensteuer<br />

entrüstet ablehnen. Auch die<br />

Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns,<br />

wie er in zahlreichen EU-<br />

Staaten bereits üblich ist, scheitert<br />

am Widerstand der schwarz-gelben<br />

Koalitionäre.<br />

Ist der Euro wirklich<br />

unverzichtbar?<br />

Seit Anfang Juli 2011 beschäftigt sich<br />

das Bundesverfassungsgericht mit der<br />

Frage, ob der Euro-Rettungsschirm<br />

überhaupt mit dem Grundgesetz vereinbar<br />

sei. Hauptargument der beklagten<br />

Bundesregierung ist es, der Euro<br />

sei unverzichtbar, die alte D-Mark wäre<br />

als Einzelwährung zu schwach, um sich<br />

gegen Spekulanten zu wehren, und<br />

Deutschland habe „wie kein zweites<br />

Land“ vom Euro profitiert.<br />

Alle Argumente lassen sich leicht und<br />

schnell widerlegen. Während der Euro<br />

seit Jahren umfangreichen Spekulationsgeschäften<br />

ausgeliefert ist, hat<br />

sich die Einzelwährung des Schweizer<br />

Franken stabilisieren können. Deutsche<br />

Exporte in die Eurozone haben seit Einführung<br />

des Euro nicht zu-, sondern abgenommen,<br />

von 46 auf 42 Prozent. Und<br />

was haben die Bundesbürger vom Euro?<br />

Ihre Reallöhne sind seit Einführung des<br />

Euro durchschnittlich um 2,5 Prozent<br />

gesunken, während sie in anderen Euroländern<br />

gestiegen sind (siehe auch<br />

unsere Meldung „Finanzkrise für alle,<br />

Wirtschaftsaufschwung für wenige“ in<br />

dieser <strong>Matrix3000</strong>). Wo ist also der einmalige<br />

Vorteil, den angeblich gerade die<br />

Deutschen vom Euro haben sollen?<br />

Trotzdem werden der Verfassungsklage<br />

nur wenig Chancen eingeräumt. Sarkastischer<br />

Kommentar des Juristen Franz<br />

Mayer aus Bielefeld: Die Klage sei unzulässig,<br />

weil es kein Grundrecht auf Demokratie<br />

gäbe, das ein Parlament daran<br />

hindern könnte, sich durch Zahlungsverpflichtungen<br />

selbst zu entmachten…<br />

Bezahlen mit dem Handy<br />

Als erstes europäisches Land hat Großbritannien<br />

einen Service eingeführt,<br />

der den Menschen erlaubt, bei Einkäufen<br />

in Geschäften mit ihrem Handy zu<br />

bezahlen. Kritiker sehen darin einen<br />

weiteren Schritt zur Abschaffung des<br />

Bargeldes. Der neue Service trägt<br />

den Namen „Mobile Wallet“ (mobile<br />

Brieftasche).<br />

An der Aktion beteiligten sich u. a.<br />

die Fast-Food-Ketten McDonalds,<br />

Pret-a-manger und EAT sowie einige<br />

Schuhgeschäfte, ferner die Londoner<br />

U-Bahn, die Restaurantkette<br />

Little Chef sowie der National Trust,<br />

eine gemeinnützige Organisation zur<br />

Denkmalpflege und touristischen<br />

Erschließung historischer Bauwerke.<br />

Wer sich als Kunde an dem neuen<br />

Service beteiligen will, muß über<br />

ein Orange- oder Barclaycard-Konto<br />

verfügen und ein für drahtlosen Zahlungsverkehr<br />

geeignetes Handy besitzen.<br />

Der Bezahlvorgang verwendet nicht<br />

die zum Telefonieren üblichen Handyfrequenzen,<br />

sondern sogenannte<br />

Near Field Communication (NFC), eine<br />

drahtlose Kommunikationstechnologie<br />

mit geringer Reichweite. NFC-fähige<br />

Handys werden u. a. von der Firma<br />

Samsung hergestellt und sind bereits<br />

im Handel.<br />

Normalerweise dürfen derzeit nur Einkäufe<br />

bis zu 15 Pfund Sterling (ca. 17<br />

Euro) per Handy bezahlt werden, doch der<br />

Kunde ist berechtigt, per Vorauszahlung<br />

sein Handykonto mit bis zu 100 Pfund (ca.<br />

115 Euro) aufzuladen. Bis zum Beginn<br />

der Olympischen Spiele 2012 in London<br />

soll die „Mobile Brieftasche“ überall im<br />

Land allgemein verfügbar sein.<br />

12<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


News<br />

CDU-Abgeordneter<br />

fordert Dicken-Steuer<br />

Je stärker Deutschland durch Hilfszahlungen<br />

an marode EU-Staaten<br />

belastet wird, desto mehr suchen<br />

Politiker nach Möglichkeiten, wo<br />

man zur Kompensation noch an<br />

den Sozialsystemen zusammenstreichen<br />

und das gesellschaftliche<br />

Solidarprinzip – einst eine tragende<br />

Säule der sozialen Marktwirtschaft<br />

– untergraben kann. Der sächsische<br />

CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Marco Wanderwitz hat allen Ernstes<br />

angeregt, es müsse erlaubt sein,<br />

darüber nachzudenken, daß man<br />

die ungesunden Eßgewohnheiten<br />

einiger Bürger und deren gesundheitliche<br />

Folgen nicht länger der<br />

beitragszahlenden Gemeinschaft<br />

aufbürden dürfe. Er fordert daher<br />

Steuererhöhungen für Dicke. Da<br />

dies ohne Einführung einer Gesundheitspolizei<br />

in der Praxis nur schwer<br />

umsetzbar sein dürfte, kamen schon<br />

bald weniger radikale Vorschläge<br />

ins Spiel, die aber im Prinzip an die<br />

Anfänge der mittlerweile an Fanatismus<br />

grenzenden Rauchverbote<br />

erinnern. So empfahl der Gesundheitsökonom<br />

Jürgen Wasem Sondersteuern<br />

auf Schokolade, Alkohol<br />

und Risikosportgeräte. Warum zahlen<br />

dann eigentlich Versicherungen<br />

noch bei Verletzungen nach Autounfällen?<br />

Jeder weiß schließlich,<br />

daß Autofahren gefährlich ist, und<br />

niemand wird gezwungen, sich ans<br />

Steuer zu setzen. Und wann kommt<br />

das Zwangsmüsli zum Frühstück?<br />

Japan, Provinz<br />

Fukushima, nach dem<br />

Tsunami vom März 2011<br />

Wetten auf die Apokalypse<br />

Die Perversion nimmt kein Ende,<br />

wenn es um Gier nach Profit und die<br />

Erschließung neuer Verdienstquellen<br />

geht. Es gibt tatsächlich Menschen auf<br />

unserem Planeten, die sich aus tiefstem<br />

Herzen darüber freuen, wenn die<br />

Schlagzeilen der Tagespresse über<br />

Katastrophen mit vielen Toten, über<br />

einen Wirtschaftscrash oder einen<br />

neuen Krieg berichten.<br />

Seit neuestem können betuchte Spekulanten<br />

nämlich nicht nur auf den<br />

Tod einzelner Menschen wetten (<strong>Matrix3000</strong><br />

berichtete darüber in Band<br />

64), sondern sogar auf die globale<br />

Apokalypse. Was immer an Heimsuchungen<br />

der Welt bevorstehen mag<br />

– gigantische Kataklysmen, der Zusammenbruch<br />

der US-Wirtschaft,<br />

Krieg im Nahen Osten – wer sein Geld<br />

in Mark Spitznagels hochspekulativen<br />

Hedge Fonds Universal Investments<br />

einzahlt, der verdient sich am globalen<br />

Elend eine goldene Nase.<br />

Die Spekulation auf das im Grunde<br />

Undenkbare erfordert große Geduld,<br />

denn es kann Jahre oder Jahrzehnte<br />

dauern, bis der Katastrophenfall eingetreten<br />

ist und die Renditen sprudeln.<br />

In den Jahren dazwischen verlieren<br />

die Investoren täglich Geld. Es<br />

ist also kein Anlagemodell für Leute,<br />

die kein ausreichendes finanzielles<br />

Durchhaltevermögen haben. Spitznagel<br />

zählt daher bislang auch nur 15<br />

Privatinvestoren zu seinen Kunden,<br />

die jeder mit mindestens 50 Millionen<br />

Dollar dabei sind. Das bislang äußerst<br />

ereignisreich verlaufene Jahr 2011<br />

– Fukushima, Griechenland-Pleite,<br />

US-Haushaltskrise, Umstürze im Nahen<br />

Osten – lassen Wetten auf den<br />

„einstürzenden Himmel“ lukrativer<br />

erscheinen denn je zuvor. Im Gegensatz<br />

zu den meisten Anlegern, die in<br />

unsicheren Zeiten ihr Portfolio möglichst<br />

breit streuen, um das Risiko zu<br />

minimieren, gehen die Kunden der<br />

„Armageddon-Fonds“ den diametral<br />

entgegengesetzten Weg: Sie<br />

setzen auf das scheinbar Unmögliche<br />

und warten dann ab,<br />

um im Fall des Falles um so<br />

satter abzusahnen.<br />

Was noch erschreckender ist:<br />

Die Abzocke mit der Apokalypse<br />

ist beileibe nicht mehr nur<br />

eine Domäne einiger skrupelloser<br />

Superreicher, die den<br />

Hals nicht voll genug bekommen<br />

können und denen kein Geld der<br />

Welt zu schmutzig ist. Mittlerweile beteiligen<br />

sich in den USA sogar staatliche<br />

Pensionsfonds an den Wetten auf<br />

den Weltuntergang. Das ist natürlich<br />

in mehrerlei Hinsicht skandalös. Zum<br />

einen fragt man sich, wie Manager<br />

öffentlicher Fonds, die dem Gemeinwohl<br />

verpflichtet sein sollten, sich an<br />

derlei menschenverachtenden Spielchen<br />

beteiligen können. Zum anderen<br />

muß auch die Frage erlaubt sein:<br />

An wen werden die Fondsmanager<br />

eigentlich die Renditen auszahlen,<br />

wenn es tatsächlich zum „Zahltag“<br />

kommen sollte.<br />

Wie lange wird es wohl noch dauern,<br />

bis man auch noch auf eine Invasion<br />

feindseliger Außerirdischer spekulieren<br />

kann? Oder auf einen möglichen<br />

Weltuntergang am 21. 12. 2012,<br />

wenn der Maya-Kalender endet?<br />

Oder decken Spitznagels Universal<br />

Investments auch diese Risiken bereits<br />

ab?<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 13


Politik<br />

Rußland<br />

- Schein und Sein<br />

20 Jahre nach dem Kollaps der Sowjetunion<br />

Marco Meng<br />

Rußland hat so manche Wandlungen<br />

durchgemacht, seit vor 20 Jahren die<br />

Sowjetunion aufgelöst wurde. Drei Präsidenten<br />

hat das noch immer größte<br />

Land der Erde seitdem erlebt: Boris<br />

Jelzin, Wladimir Putin und Dmitrij Medwedew<br />

- Persönlichkeiten, die unterschiedlichere<br />

Charaktere kaum sein<br />

könnten. Was wurde aus dem einstigen<br />

schreckeinflößenden, supermächtigen<br />

Sowjetimperium? Kann man Rußland<br />

einen modernen Staat nennen? Eine Demokratie<br />

gar oder einen Rechtsstaat?<br />

Das vergangene Jahr war hier bemerkenswert:<br />

zum einen brach<br />

Rußland mit seiner imperialen<br />

Vergangenheit und seinem unbedingten<br />

Status als Weltmacht; zum anderen<br />

wurden Meinungs- und Pressefreiheit<br />

weiter beschnitten und der einstige<br />

Oligarch Chodorkowskij bekam Ende<br />

Dezember zu seiner Strafe noch eins<br />

drauf. Es steht zwar außer Frage, daß<br />

Michail<br />

Chodorkowskij<br />

wie alle anderen von Rußlands Superreichen<br />

auch Chodorkowskij seinen<br />

immensen Reichtum sich mit fragwürdigen<br />

Mitteln erwarb. Allerdings sollten<br />

diejenigen, die in Ministerpräsident<br />

Putin den „Rächer des bestohlenen<br />

Volkes“ sehen wollen, auch erkennen,<br />

daß andere, die mit denselben Mitteln<br />

wie Chodorkowskij reich wurden, vom<br />

Kreml nicht angefaßt werden – weil sie<br />

auf Putins Seite stehen oder sich ganz<br />

aus politischen Dingen heraushalten.<br />

Potemkinsche Dörfer<br />

Tatsächlich bedeutet die zweite Verurteilung<br />

Chodorkowskijs einen Rückschlag<br />

für ein nach Direktinvestitionen<br />

hungerndes Land, das sich modernisieren<br />

will und muß. Warum es sich<br />

modernisieren muß, zeigten 2010 die<br />

verheerenden Wald- und Torfbrände,<br />

die einen Schaden von geschätzten 11,5<br />

Milliarden Euro verursachten: ganze<br />

4 Löschflugzeuge hat das riesige Rußland.<br />

Zum Vergleich: die USA haben<br />

150! Vieles, was Rußland in den letzten<br />

20 Jahren als „Modernisierung“<br />

erreichte, ist nichts anderes als eine<br />

Potemkinsche Kulisse. Vor diesen Kulissen<br />

zu spielen versteht Ex-Präsident<br />

und amtierender Regierungschef Putin<br />

allerdings gut; doch die russische Regierung<br />

sollte am besten wissen, wie<br />

gefährlich ein solches Spiel ist. Denn<br />

wenn eine Regierung anfängt, ihre eigenen<br />

Lügen zu glauben, so wie sie das<br />

unter Breschnew tat, ist das Ende nicht<br />

fern. Ein bekannter Witz von damals<br />

lautete übrigens: „Wir tun so, als ob wir<br />

arbeiten würden, und die tun so, als ob<br />

sie uns bezahlen würden.“<br />

Bis 1998 sank das russische Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) auf 55 % des Wertes<br />

von 1989, der Anteil Rußlands am Welthandel,<br />

gemessen am Weltbruttosozialprodukt,<br />

lag 1998 bei nur 1,5 %. Waren<br />

die 1990er Jahre gekennzeichnet durch<br />

einen alkoholkranken Präsidenten nebst<br />

vielen Kriminellen, die sich die Reichtümer<br />

des Landes zum Teil mit Waffengewalt<br />

untereinander aufteilten, so kam<br />

ein makroökonomischer Boom, der ausschließlich<br />

durch den ungewöhnlichen<br />

Anstieg der Weltrohstoffpreise genährt<br />

wurde, bei Putins Machtantritt im Jahr<br />

2000 der neuen russischen Regierung<br />

zu Hilfe. Bis zum Ausbruch der globalen<br />

Finanzkrise verdoppelte sich das<br />

Bruttoinlandsprodukt Rußlands dann<br />

unter Putin, und die Marktkapitalisierung<br />

verzehnfachte sich. Die heftigen<br />

Auseinandersetzungen zwischen dem<br />

Präsidenten und dem kommunistischen<br />

konservativen Parlament sind seit Putin<br />

vergessen, die kommunistische Partei<br />

als einst stärkste Opposition fast mundtot<br />

und entmachtet. Der glaubwürdige<br />

und überaus beliebte General Alexander<br />

Lebed, der Putin hätte zum Konkurrenten<br />

werden können und seinen Tschetschenienkrieg<br />

kritisierte, kam 2002 bei<br />

einem Hubschrauberabsturz ums Leben.<br />

1998 war Lebed zum Gouverneur der Region<br />

Krasnojarsk gewählt worden: kein<br />

Wunder, daß Putin später die Gouverneurswahlen<br />

abschaffte und seitdem die<br />

Gouverneure vom Präsidenten persönlich<br />

ernannt werden. Die heutigen Oppositionellen<br />

sind bei den meisten Russen<br />

nicht sonderlich beliebt, außerdem<br />

fürchtet man auch einen Rückfall in die<br />

chaotischen Zustände der 1990er Jahre.<br />

14<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Politik<br />

Franz Bludorf<br />

20 Millionen Russen<br />

haben weniger als das<br />

Existenzminimum<br />

(ca. 141 Euro pro Monat).<br />

Gleichzeitig sonnen sich<br />

Rubelmilliardäre in<br />

einem geradezu<br />

absurden Reichtum.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 15


News<br />

Präsident Medwedew und Premierminister<br />

Putin waren angetreten,<br />

Rußland zu modernisieren. Mit der<br />

Korruption im Land sind auch sie<br />

bislang nicht fertiggeworden.<br />

Rechts: Rußland, das größte Land<br />

der Erde, ist schon aufgrund seiner<br />

Größe praktisch unregierbar.<br />

71 Prozent der befragten in<br />

Rußland tätigen Unternehmen<br />

erklärten, daß sie in den letzten<br />

12 Monaten mindestens einmal<br />

Opfer von Wirtschaftskriminalität<br />

und Korruption waren.<br />

16<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


News<br />

Gangster unter sich. Unter strengem Polizeischutz<br />

wird Wjatscheslaw Iwankow, genannt<br />

„Japontschik“, der mächtigste Mafia-Pate<br />

Moskaus, zu Grabe getragen.<br />

Alle wichtigen Ämter<br />

wurden die letzten zehn Jahre<br />

mit Gefolgsleuten Putins,<br />

das heißt Geheimdienstlern<br />

und Bekannten aus<br />

Petersburg besetzt.<br />

Gangsterbosse und Potentaten<br />

Alle wichtigen Ämter und Posten, sowohl<br />

in der Politik, Justiz als auch in<br />

der Wirtschaft wurden die letzten zehn<br />

Jahre mit Gefolgsleuten Putins, das<br />

heißt Geheimdienstlern und Bekannten<br />

aus Petersburg besetzt. Möglicherweise<br />

glaubte Putin, als er 1999 Boris<br />

Jelzin in einer Nacht- und Nebelaktion<br />

verabschiedete und dessen Nachfolger<br />

wurde, das Land nur so in den Griff zu<br />

bekommen und Stabilität garantieren<br />

zu können. Wenn er damit aber Kriminalität<br />

und Korruption bekämpfen<br />

wollte, gelang es ihm nicht: noch immer<br />

sind Rußlands Straßen die teuersten<br />

überhaupt, weil nirgendwo sonst so viel<br />

Geld in unsichtbaren Kanälen versikkert<br />

wie hier. Während man zwar vor<br />

einigen Jahren in Petersburg einen bekannten<br />

notorischen Gangsterboß, den<br />

„einarmigen Banditen“ Wladimir Kumarin<br />

alias Barsukow endlich verhaftete<br />

und mittlerweile verurteilte, wurde der<br />

mächtigste Pate von Moskau, Wjatscheslaw<br />

Iwankow, genannt „Japontschik“,<br />

auf offener Straße von einem<br />

Unbekannten erschossen, vermutlich<br />

im Auftrag eines Rivalen. Die Situation<br />

mit der Kriminalität ist in Rußland also<br />

unvermindert schwierig. Fast 40 Prozent<br />

aller Verbrechen sind schwere und<br />

Schwerstverbrechen, jedes vierte Kapitalverbrechen<br />

bleibt unaufgedeckt, und<br />

die offizielle Zahl der Verbrechen mit<br />

3,5 Millionen (damit nur halb so viele<br />

wie Deutschland!), ist kaum glaubhaft.<br />

Daß die hohe Kriminalität etwas über<br />

das schwache soziale Gefüge Rußlands<br />

verrät, ist eine Binsenweisheit. Betrachtet<br />

man es genauer, sieht es schon fast<br />

wie Hoffnungslosigkeit aus: nicht nur<br />

führt Rußland in Europa bei der Zahl der<br />

Totschlagdelikte unter Jugendlichen<br />

(sie ist 34 Mal höher als in Deutschland),<br />

Rußland hat auch die höchste Jugendselbstmordrate<br />

in der Welt.<br />

Was Wirtschaft und Wirtschaftspolitik<br />

anbelangt, ist das Land<br />

geradezu schizophren. Der Mitgründer<br />

der Moskauer Anwaltskanzlei<br />

Firestone Duncan, Jamison Firestone,<br />

Chef des in Untersuchungshaft verstorbenen<br />

Rechtsanwalts Magnitskij, kann<br />

davon ein Lied singen. Er ist im Februar<br />

2010 von seinem Urlaub aus New York<br />

nicht mehr nach Rußland zurückgekehrt,<br />

nachdem er festgestellt hat, daß<br />

Unbekannte mehrfach mit gefälschten<br />

Dokumenten und seiner gefälschten<br />

Unterschrift versucht hatten, gezahlte<br />

Steuern in Höhe von umgerechnet<br />

21 Millionen US-Dollar „zurückzuerhalten“.<br />

Er befürchtet, in Rußland das<br />

gleiche Schicksal zu erleiden wie sein<br />

verstorbener Kollege Sergej Magnitskij.<br />

Ende 2008 hatte der eine Zeugenaussage<br />

abgegeben, in welcher er Beamte<br />

des russischen Innenministeriums<br />

der Korruption bezichtigte; kurz darauf<br />

wurde er von genau denselben Beamten<br />

verhaftet. Fast ein Jahr ohne Gerichtsurteil<br />

im Moskauer Untersuchungsgefängnis,<br />

verstarb der 37jährige dann<br />

im November 2009 plötzlich und unerwartet<br />

in der Haft. Ein Bericht der Wirtschaftsprüfer<br />

von PricewaterhouseCoopers<br />

von Ende 2009 zeigt: 71 Prozent der<br />

befragten in Rußland tätigen Unternehmen<br />

erklärten, daß sie in den letzten 12<br />

Monaten mindestens einmal Opfer von<br />

Wirtschaftskriminalität und Korruption<br />

waren.<br />

Was brachte Medwedews<br />

„Modernisierung“?<br />

Wirtschaftlich problematisch bleibt dabei,<br />

daß Rußland nach wie vor nur von<br />

den Ressourcen lebt, aber – abgesehen<br />

vom militärischen Bereich – kaum<br />

etwas entwickelt. „Modernisierung“<br />

war 2010 das von Präsident Medwedew<br />

wahrscheinlich meistgebrauchte Wort.<br />

Eine auf Rohstoffen gegründete Wirtschaft<br />

möchte man - es klingt fast rührend<br />

naiv - durch ein angestrebtes „internationales<br />

Finanzzentrum“ ablösen.<br />

Selbst auf lange Sicht wird das kaum<br />

gelingen, zu fest verankert im ganzen<br />

russischen Geschäftswesen und Staatsapparat<br />

sind Korruption und Willkür.<br />

Fraglos haben sich die Löhne und<br />

Gehälter seit der Jelzin-Zeit erhöht<br />

oder werden zumindest pünktlich ausgezahlt.<br />

Im ersten Quartal 2010 betrug<br />

das Existenzminimum in Rußland im<br />

Durchschnitt 5518 Rubel (141 Euro).<br />

Das Einkommen von mehr als 20 Mio.<br />

Menschen liegt allerdings noch immer<br />

unter diesem Niveau. Vor allem auf dem<br />

Land sind die Menschen noch immer<br />

arm - und nahezu nur vom staatlichen<br />

Fernsehen abhängig (die wenigsten auf<br />

dem Land haben Internet).<br />

Wie einst in der Sowjetunion grassiert<br />

auch nach wie vor in Rußland der<br />

schleichende Selbstmord Alkoholismus.<br />

Nach offiziellen Angaben sterben<br />

in Rußland jährlich etwa eine halbe<br />

Million Menschen an den Folgen des<br />

Alkoholkonsums. Der frühere russische<br />

Präsident Gorbatschow hatte bereits<br />

in den 1980ern die staatliche Wodka-<br />

Produktion herunterfahren lassen und<br />

illegale Destillen bekämpft. Tatsache<br />

ist, daß Rußlands Bevölkerung durch<br />

Geburtenrückgang, Auswanderung und<br />

niedrige Lebenserwartung (bei Männern<br />

beträgt sie gerade mal 58,9 Jahre)<br />

weiter schrumpft und nach Angaben des<br />

russischen Statistikamtes per am 1. Juli<br />

2010 von ehemals von 147,0 Millionen<br />

nur mehr 141,9 Millionen beträgt.<br />

Der immer noch starke Machtfaktor<br />

Militär gewann mit den<br />

Tschetschenienkriegen wieder<br />

an Bedeutung. Putin begann mit seiner<br />

Präsidentschaft im Jahre 2000, das<br />

Rüstungsbudget zu erhöhen. Seitdem<br />

hat es sich etwa vervierfacht, wobei<br />

Beobachter allerdings vermuten, daß<br />

die tatsächlichen Militärausgaben noch<br />

weit höher als offiziell angegeben liegen.<br />

2007 betrugen die Militärausgaben<br />

etwa 35,5 Milliarden Euro, 25% davon<br />

gehen explizit in die Modernisierung der<br />

Flotte. Was sich seit der Sowjetzeit allerdings<br />

innerhalb der Streitkräfte nicht<br />

geändert hat, sind die Mißhandlungen<br />

der Rekruten, die als Dedowschtschina<br />

(dt. Herrschaft der Großväter) bezeich-<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 17


News<br />

Auch Rußland hat<br />

Probleme mit einer<br />

starken islamischen<br />

Minderheit.<br />

Rechts: Massengebete<br />

von Muslimen<br />

vor der zentralen<br />

Moschee in Moskau,<br />

November 2010.<br />

Oben: Muslimische Studentinnen auf einem<br />

Protestmarsch durch die tschetschenische<br />

Hauptstadt Grosny.<br />

nete systematische Drangsalierung: im<br />

Jahr 2006 wurden 6.700 Rekruten von<br />

Vorgesetzten mißhandelt, 33 starben an<br />

den Folgen. Die Zahl der Suizide in der<br />

Armee erhöhte sich von 224 Soldaten<br />

im Jahr 2007 auf 231 Selbstmorde von<br />

Militärangehörigen im Jahr 2008.<br />

Rußland und der Islam<br />

Ein bekanntes Problem heißt „Islamismus“<br />

und ist vor allem das Problem<br />

Rußlands mit dem Kaukasus. Die „islamische<br />

Rückbesinnung“ Ende der<br />

1980er Jahre war zunächst Teil der<br />

Demokratiebewegung in Rußland, ein<br />

Loslösen von der Sowjetideologie wie<br />

auch ein Besinnen auf die eigene Kultur.<br />

Der tschetschenische Ex-Kommunist<br />

Dschochar Dudajew hatte so den „Heiligen<br />

Krieg“ ausgerufen, um Tschetschenien<br />

aus dem Russischen Imperium<br />

abzuspalten. Damals kursierte dort ein<br />

Witz, der treffend auf den Punkt bringt,<br />

wie es sich mit dem Islamismus verhält:<br />

„Dudajew will einen islamischen Staat<br />

gründen. Aber woher will er nur die<br />

Moslems nehmen?“ Ein gescheiterter<br />

Putschversuch der Moskautreuen gegen<br />

ihn hatte 1994 den ersten, ein Überfall<br />

der tschetschenischer Islamisten<br />

auf Dagestan 1999 den zweiten Tschetschenienkrieg<br />

ausgelöst. Putin war damals<br />

ein Verfechter der militärischen<br />

Lösung des Tschetschenien-Problems<br />

gewesen. Er befahl den Großangriff<br />

auf Grosny und riegelte Tschetschenien<br />

gegen die Außenwelt ab, was internationale<br />

Kritik nach sich zog. Mit dem<br />

Anschlag auf das World Trade Center<br />

am 11.9.2001 verstummte die, und<br />

Putin gelang es, den Kampf Rußlands<br />

gegen die abtrünnige Kaukasusrepublik<br />

als Kampf gegen den Terrorismus<br />

darzustellen. In Tschetschenien ist seitdem<br />

ein Staat im Staate entstanden, in<br />

welchem Ramsan Kadyrow willkürlich<br />

herrscht. Menschenrechtsgruppen<br />

werfen dem Potentaten von Moskaus<br />

Gnaden vor, durch seine persönliche<br />

Miliz politische Gegner foltern und töten<br />

zu lassen. Der Pseudo-Islamismus,<br />

den Anfang der 1990er einige Bosse<br />

krimineller Banden nutzten, wird heute<br />

vom tschetschenischen Oberhaupt<br />

(Marke: mag kurze Röcke und fordert,<br />

daß Frauen Kopftücher tragen) genauso<br />

benutzt: so häufig wie heute hörte man<br />

in Tschetschenien nie zuvor die Worte<br />

„Schariah“, „Allah“ und „Dschihad“.<br />

Im Januar 2009 wurde Umar Israilow,<br />

ein tschetschenischer Flüchtling,<br />

in Wien auf offener Straße von drei<br />

Männern ermordet. Er war Kronzeuge<br />

in einem Verfahren wegen Folter gegen<br />

Kadyrow. Der Abschlußbericht des Wiener<br />

Landesamts für Verfassungsschutz<br />

stellte im Frühjahr 2010 fest: Kadyrow<br />

hat den Mord an seinem ehemaligen<br />

Leibwächter Umar Israilow befohlen.<br />

Und hier sieht man unschwer den<br />

schwerwiegenden Fehler, den Rußland<br />

begeht: um den fanatischen Islamismus<br />

zu bekämpfen, verbündet man sich mit<br />

nicht weniger fanatischen und skrupellosen<br />

Despoten. So ist ein Entkommen<br />

aus dieser Spirale von Terror und Gegenterror<br />

schwerlich möglich. Der Islam<br />

hat mit dem kaukasischen Problem<br />

in Wirklichkeit aber nur marginal zu<br />

tun. Nicht die Religion, sondern Armut,<br />

Revanchismus, ethnische Spannungen<br />

und Kriminalität sind die explosiven<br />

Ingredienzen des Konflikts, vor allem<br />

aber die korrupten diktatorische regionalen<br />

Regierungen.<br />

Rußland – „nur noch“ eine<br />

Wirtschaftsmacht?<br />

Außenpolitisch hat sich Rußland seit<br />

dem Ende des Sowjetstaates wohl am<br />

meisten gewandelt. Verfolgte man zur<br />

Sowjetzeit das Ziel, den Kommunismus<br />

zu exportieren und befand sich mit den<br />

USA im Atomraketenwettrüsten, so<br />

begann mit dem Amtsantritt von Gorbatschow<br />

und Außenminister Schewardnadse<br />

nicht nur eine tiefgreifende<br />

innenpolitische Wende, sondern auch<br />

ein Kurswechsel in der Außenpolitik.<br />

Atomraketen als Trumpf der UdSSR<br />

wurden unter Putin zunehmend durch<br />

die Ressourcen Öl und Gas ersetzt.<br />

Abgesehen vom Ziel, die weltpolitische<br />

Dominanz der USA zu begrenzen,<br />

werden heute vor allem Wirtschaftspro-<br />

Nicht der Islam, sondern Armut,<br />

Revanchismus, ethnische Spannungen<br />

und Kriminalität sind die explosiven<br />

Ingredienzen des Tschetschenien-Konflikts.<br />

18<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


News<br />

jekte als Priorität gesehen. Beim Krieg<br />

gegen Georgien im August 2008 stellte<br />

Rußland unter Beweis, im nördlichen<br />

Kaukasus Entscheidungen schaffen zu<br />

können. Ein anderes bedeutendes Ereignis<br />

war 2010 Rußlands Entscheidung,<br />

beim Staatsstreich in Kirgistan nicht<br />

mitzumischen. Rußlands Politik der<br />

Nichteinmischung hatte auch gegenüber<br />

der Ukraine Erfolg: die „orangene<br />

Revolution“ des früheren ukrainischen<br />

Präsidenten Viktor Juschtschenko kann<br />

nur sich selbst, nicht Rußland für ihren<br />

Mißerfolg bei der Präsidentenwahl im<br />

Januar letzten Jahres verantwortlich<br />

machen. Ein Vorfall erinnerte allerdings<br />

sehr an die Machtpolitik der Sowjetzeit:<br />

der Mord am russischen Ex-<br />

Geheimagenten Alexander Litwinenko,<br />

der in England Asyl genoß. Gleichzeitig<br />

fand ein monatelanger Machtkampf<br />

um den britisch-russischen Ölkonzern<br />

TNK-BP statt. Seitdem sind die Beziehungen<br />

zwischen beiden Ländern<br />

schlechter denn je.<br />

Die Bilanz mutet nicht sehr positiv an.<br />

Vor allem beim Kampf gegen Korruption<br />

und Kriminalität ist Putins propagierter<br />

„starker Staat“ kläglich gescheitert.<br />

Jene, die sich nicht nur Macht und Pfründe<br />

sichern, sondern das Land wirklich<br />

voranbringen wollen, haben noch eine<br />

wahre Herkulesaufgabe vor sich. ■<br />

Wende in der Außenpolitik:<br />

Putin ersetzte die Atomraketen<br />

als Trumpf zunehmend<br />

durch Öl und Gas.<br />

Marco Meng war 1999 und 2000 Korrespondent<br />

des Wiener Börsenkuriers<br />

in Rußland<br />

(St. Petersburg). Neben<br />

journalistischen Arbeiten<br />

ist er auch literarisch<br />

tätig (Gedichte und Kurzgeschichten<br />

und war u.a.<br />

1999 für den Georg. K.<br />

Glaser- Literaturpreis<br />

nominiert. <strong>Matrix3000</strong>-Leser kennen bereits<br />

seine politischen und gesellschaftskritischen<br />

Texte, u.a. zur Mediendemokratie und zur<br />

politischen Situation in Rußland. Seine Prosa<br />

wurde von namhaften Autoren, u.a. Robert<br />

Schneider („Schlafes Bruder“) und Ernst<br />

Jünger positiv rezensiert. 2011 erschien von<br />

ihm der Kurzgeschichtenband „Herrliche<br />

Tage“ (siehe Buchempfehlungsseite).<br />

Wie in alten Sowjetzeiten – der Mordanschlag auf den Ex-Agenten<br />

Alexander Litwinenko (Foto: Reuters).<br />

„Woher die Moslems nehmen?“ Moskaus Politik der verbrannten<br />

Erde in Tschetschenien.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 19


Politik<br />

<strong>Europas</strong><br />

<strong>Absturz</strong><br />

Roland Rottenfußer<br />

20 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Politik<br />

Ist die EU zu groß,<br />

um überleben zu können?<br />

Der Zerfall <strong>Europas</strong> könnte bevorstehen.<br />

Besser, wir sind darauf vorbereitet.<br />

Diese Entwicklung birgt<br />

wegen des Erpressungspotentials<br />

der Banken Gefahren; für die Demokratie<br />

könnte sie aber vorteilhaft<br />

sein. Mit der Größe eines Staatsgebildes<br />

wächst auch das Gefühl der<br />

Machtlosigkeit. Bürger werden für<br />

immer mehr haftbar gemacht, haben<br />

aber immer weniger Einfluß.<br />

Die eigentliche Domäne der Freiheit<br />

ist deshalb das Kleine, Überschaubare.<br />

Zugegeben, Größe hat auch Vorteile.<br />

„Riesenstaaten“ vermindern<br />

das Risiko, daß ihre Teile gegeneinander<br />

Krieg führen. Helmut Kohl<br />

hat uns die EU immer mit diesem Argument<br />

schmackhaft gemacht. Falsch ist<br />

es nicht, waren doch grausame Kriege<br />

zwischen Frankreich und Deutschland<br />

früher die Regel. Heute müssen wir<br />

Kriege kaum mehr befürchten. Dafür<br />

beschleicht uns das Gefühl, daß nur<br />

deshalb Frieden herrscht, weil sich<br />

die Mächtigen fast überall auf das Falsche<br />

geeinigt haben. Wir spüren unterschwellig<br />

die Schattenseiten der<br />

Übergröße. Nehmen wir an, die EU<br />

würde sich schrittweise in eine Diktatur<br />

verwandeln. Ansätze dazu gibt es.<br />

In Ungarn wurde unverblümt die Pressezensur<br />

eingeführt. In Spanien wurden<br />

Fluglotsen, die streiken wollten, unter<br />

Militärrecht gestellt. Und der Lissabon-<br />

Vertrag erlaubt es Staatsorganen, bei<br />

Aufständen in die Menschenmenge<br />

schießen zu lassen. Nehmen wir an, das<br />

wird schlimmer – wohin sollten Widerstandskämpfer<br />

fliehen?<br />

Die Kleinstaaterei im Mitteleuropa<br />

des 19. Jahrhunderts war beschwerlich.<br />

Es gab überall Zollgrenzen, aber für<br />

unschuldig Verfolgte konnten sie auch<br />

Gnade bedeuten. Wurde man in einem<br />

Land wegen eines Delikts gesucht, floh<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 21


Politik<br />

man ein paar Kilometer über die Grenze<br />

und war in Sicherheit. Wer mit der Bundesrepublik<br />

nicht klar kam, konnte vor<br />

25 Jahren in der DDR Asyl suchen und<br />

umgekehrt. Das Überwinden der Grenze<br />

von Ost nach West war schwer, aber<br />

die Option bedeutete für viele Hoffnung.<br />

Heute gibt es kein „gegnerisches Staatssystem“,<br />

das einem Gegner des autoritären<br />

Kapitalismus Zuflucht bieten würde.<br />

Wenn ich in der Schweiz die vorgeschriebene<br />

Geschwindigkeit überschreite, wird<br />

mir das Knöllchen nach Deutschland<br />

nachgeschickt. Das Prinzip Staatlichkeit<br />

(und damit der „Strafanspruch“ des<br />

Staates) überwindet alle Landesgrenzen.<br />

Überträgt man das Prinzip auf politisch<br />

motivierte Regelverstöße, macht<br />

es Angst.<br />

Transnationale Repression<br />

In einem Kleinstaat können hunderttausend<br />

entschlossene Bürger ein<br />

Unrechtsregime stürzen. In einem<br />

Monsterstaat wie der EU werden sich<br />

dagegen die Polizeikräfte mehrerer<br />

Länder zusammenschalten. Ein Großereignis,<br />

z.B. ein Wirtschaftsgipfel, weiß<br />

das vereinigte Repressionspotential von<br />

10 oder 20 Teilstaaten hinter sich. Ein<br />

„Repressionstourismus“ ausländischer<br />

Polizeieinheiten kommt in Mode, etwa<br />

in Heiligendamm 2008 oder Stuttgart<br />

2010. In großen Staatsgebilden wächst<br />

auch das Mißverhältnis zwischen den<br />

wenigen, die die Regeln machen, und<br />

den vielen, die ihnen zu gehorchen haben.<br />

Die Tatsache, daß die Gesetzgeber<br />

„demokratisch legitimiert“ sind, tröstet<br />

dabei nur wenig. Repräsentative Demokratie<br />

heißt faktisch, daß wir diejenigen<br />

wählen, die uns nachher ihren Willen<br />

aufzwingen. Die Staatsgewalt geht vom<br />

Volk aus – um dann nicht mehr zu ihm<br />

zurückzukehren.<br />

"Gefühlte Machtlosigkeit"<br />

- Ausschreitungen in Athen<br />

Schon Leo Tolstoi empfand deshalb<br />

ein Unbehagen gegen jegliche<br />

Herrschaft. Die Völker lassen sich<br />

Zügel anlegen, die an zentraler Stelle<br />

zusammenlaufen, argumentierte der<br />

Schriftsteller. Es müsse also nur noch<br />

ein besonders perfides Individuum diese<br />

Zügel ergreifen, und die Tyrannei nehme<br />

ihren Lauf. Dies ist die große Gefahr, die<br />

von Riesengebilden wie der EU oder der<br />

Nato ausgeht. Ihre Strukturen sind beängstigend<br />

perfekt. Ein Hüsteln in Brüssel,<br />

und Millionen Menschen von Grönland<br />

bis Kreta müssen strammstehen.<br />

In den vergangenen Jahren wurde die<br />

Infrastruktur für Überwachung und Repression<br />

stark ausgebaut, während man<br />

die Menschenrechte weitgehend achtete.<br />

Das Volk wiegte sich so in Sicherheit.<br />

22<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Politik<br />

Es muß sich jedoch nur der politische<br />

Wind drehen, dann erwacht die Repression<br />

wie ein schlafender Hofhund.<br />

Ära des Abstiegs<br />

Ein wichtiges Argument gegen übergroße<br />

Staaten ist wirtschaftlicher Natur. Die<br />

mit der Dynamik der Exponentialkurve<br />

wachsende Staatsverschuldung zwingt<br />

heute ganzen Völkern ein Lebensgefühl<br />

der Ausweglosigkeit auf. Politische<br />

Auseinandersetzungen drehen sich nur<br />

noch darum, angeblich alternativlose<br />

Verschlechterungen zu verlangsamen.<br />

„Es kann nur schlimmer werden“ – diese<br />

Stimmung erzeugt Depression bei<br />

vielen und ungerichtete Aggression bei<br />

wenigen. Der Kabarettist „Commander<br />

Shree Stardust“ kritisierte unlängst<br />

die Tatenlosigkeit der Gewerkschaften:<br />

„Sie sind wie der Depressive, der durch<br />

zu viel Schlaf immer noch müder wird.“<br />

Das trifft den Kern. Der Bürger fühlt sich<br />

von einem Abwärtssog ergriffen, dem er<br />

nichts entgegensetzen kann. Es scheint<br />

kein Zusammenhang zu bestehen zwischen<br />

dem, was er subjektiv leistet, und<br />

dem, was er objektiv erleidet.<br />

Objektiv verantwortlich für das Ausbluten<br />

der öffentlichen und privaten<br />

Haushalte ist natürlich die Zinsdynamik.<br />

Gestützt auf eine groteske Rechtslogik,<br />

nehmen Gläubiger immer mehr Menschen<br />

in Haftung, die mit dem Entstehen<br />

der Schulden nichts zu tun haben.<br />

Brechen viele Einzelschuldner unter der<br />

Last zusammen, wird die Gemeinschaft<br />

in Haftung genommen. Funktioniert auch<br />

das nicht mehr, sind die Steuerzahler<br />

anderer Länder dran. Alles scheint erlaubt,<br />

selbst die Preisgabe des Sozialstaats;<br />

nur das Naheliegende bleibt tabu:<br />

ein Verzicht der Gläubiger auf überhöhte<br />

Zinsforderungen. In einem Mosaik kleiner,<br />

voneinander unabhängiger Staaten<br />

wäre es leichter, daß jeder für sich wirtschaftet.<br />

Bräche eine Volkswirtschaft zusammen,<br />

könnte ein Insolvenzverfahren<br />

eingeleitet werden. Ein Neuanfang oder<br />

Systemwechsel wäre leichter möglich.<br />

„Alternativlosigkeit“<br />

– der Tod der Demokratie<br />

In großen, gleichgeschalteten Staatsgebilden<br />

ist es leichter, den Menschen Alternativlosigkeit<br />

einzureden. Diese wird<br />

den Menschen ja drastisch vor Augen<br />

geführt, wenn in allen Nachbarstaaten<br />

ähnliche (oder schlimmere) Zustände<br />

herrschen. Der Blick auf benachbarte<br />

Kleinstaaten, von denen zumindest einige<br />

mit alternativen Wirtschaftsformen<br />

experimentieren, würde den Menschen<br />

Mut machen. Die Politik der Alternativlosigkeit<br />

bedeutet dagegen eine Demütigung<br />

für den Bürger – und das faktische<br />

Ende der Demokratie. Volksherrschaft<br />

beruht auf dem Prinzip, wählen zu können.<br />

In dem Maße, wie diese Möglichkeit<br />

schrumpft, stirbt die Demokratie. Selbst<br />

wenn es wie in der Schweiz formal viele<br />

demokratische Strukturen gibt – sie<br />

laufen ins Leere, wenn das Land in ein<br />

Netz globaler Sachzwänge eingesponnen<br />

ist. Der Wähler, der nur verschiedene<br />

Schattierungen des Prinzips Neoliberalismus<br />

vorgesetzt bekommt, fühlt<br />

sich verschaukelt. So wie die deutschen<br />

Fernsehzuschauer, die unlängst ihren<br />

Beitrag zum Eurovision Song Contest<br />

aus zwölf verschiedenen Titeln von Lena<br />

Meyer-Landruth auswählen durften.<br />

Abgesehen von politischen Inhalten<br />

fördert aber schon die Globalisierung<br />

selbst das Gefühl von Machtlosigkeit.<br />

Die Prozesse, denen Bürger<br />

auf europäischer und globaler Ebene<br />

unterworfen werden, sind zu gewaltig,<br />

um darauf spürbar Einfluß zu nehmen.<br />

Es fühlt sich an, als wolle man sich als<br />

Ameise gegen einen Lastwagen stemmen.<br />

Die vielen Appelle wohlmeinender<br />

Aktivisten, „wir“ müßten doch endlich<br />

etwas tun, werden dann eher als ermüdend<br />

empfunden. Während wir zunehmend<br />

erkennen, daß wir etwas tun<br />

„müßten“, beschleicht uns gleichzeitig<br />

das Gefühl, daß wir immer weniger tun<br />

können. Politischer Aktivismus wird so<br />

zur verzweifelten Abwehr gegen die gefühlte<br />

Machtlosigkeit.<br />

Als Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán vor<br />

dem Europaparlament sprach, protestierten zahlreiche<br />

Abgeordnete gegen seine Pressegesetze,<br />

indem sie ihren Mund mit Klebeband verklebten<br />

und "zensierte" leere ungarische Tageszeitungen<br />

hochhielten.<br />

"Alles ist mit<br />

allem vernetzt."<br />

Dies ist spirituell weise,<br />

ökologisch korrekt und<br />

politisch realistisch, doch<br />

es überfordert den Bürger.<br />

Vernetzung bedeutet<br />

Überforderung<br />

Immer wieder wird in Büchern die globale<br />

Vernetzung, die Verbundenheit allen<br />

Seins beschworen. Dies ist spirituell weise,<br />

ökologisch korrekt und politisch realistisch.<br />

Aber es ist ein zweischneidiges<br />

Schwert, weil es uns überfordert. Warum<br />

muß ich als Bürger im oberbayerischen<br />

Pfaffenwinkel bangen, ob die US-Bevölkerung<br />

Sarah Palin zur Präsidentin<br />

wählt? Warum sollte es mich interessieren,<br />

was in den Köpfen chinesischer<br />

Währungsspekulanten vorgeht? Warum<br />

muß ich mir Gedanken um die agrarpolitischen<br />

Entscheidungen der EU machen,<br />

obwohl es in meiner Gegend genug<br />

fruchtbaren Ackerboden gibt? Und warum<br />

finde ich in meinem Email-Fach den<br />

Appell, gegen die Diskriminierung der<br />

Buschleute in Botswana zu protestieren?<br />

Ich tue das gern. Aber auch wenn ich<br />

protestiere, muß ich mir nicht vorwerfen<br />

lassen, vor tausend anderen Mißständen<br />

die Augen verschlossen zu haben?<br />

Wir leiden unter einem Terror der<br />

Komplexität. Diese grenzenlose Vernetzung<br />

raubt uns das Gefühl, Mitgestalter<br />

unserer Wirklichkeit zu sein. Das Bewußtsein<br />

von Würde erwächst doch vor<br />

allem aus dem Überschaubaren – aus<br />

der Familie, dem Dorf, dem Kanton,<br />

vielleicht noch der (kleineren) Nation.<br />

Dort „bin ich wer“. Viele wünschen sich<br />

deshalb eine schützende Membran um<br />

die eigene Person, die eigene Wohnung,<br />

das eigene Dorf, das eigene Land. So zu<br />

fühlen, ist weder korrekt noch vernünftig<br />

– aber es ist eine psychologische Realität.<br />

Wir sind alle eins, aber das Fehlen<br />

jeglichen Geborgenheitsgefühls macht<br />

krank. Die labileren von uns entwickeln<br />

daraus eine Abwehr gegen alles „Fremde“.<br />

Ausländerfeindlichkeit ist in jedem<br />

Fall falsch, wird aber durch die skizzierte<br />

Dynamik begünstigt.<br />

Rückbau von Übergrößen<br />

Übergroße Strukturen stellen ein Problem<br />

für die Demokratie dar – selbst<br />

wenn sich keine diktatorischen Tendenzen<br />

zeigen. Das Gefühl, daß das Gewicht<br />

der eigenen Stimme gegen Null geht,<br />

wirkt lähmend. Vielleicht wird unsere<br />

Epoche nicht nur vom tragischen Zu-<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 23


Politik<br />

"Too big to fail"<br />

- man hörte dieses Argument<br />

in Zusammenhang mit "notleidenden Banken".<br />

Riesenstaaten wie die EU dagegen<br />

sind zu groß, um nicht zu scheitern.<br />

24 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


sammenbruch zweier Hochhäuser geprägt<br />

sein, sondern auch vom Zerfall<br />

transnationaler Strukturen wie der EU<br />

oder der Nato. Wo Überdehnung nicht<br />

erkannt wird, kann es zu einer gewaltsamen<br />

Explosion kommen. Der freiwillige<br />

Rückbau von Übergrößen ist die beste<br />

Vorbeugung, um Gewalt zu verhindern.<br />

Die Besinnung auf kleinere Räume hat<br />

nichts mit Patriotismus zu tun. Ein Patriot<br />

meint z.B., das oberbayerische Volk<br />

sei dem niederbayerischen genetisch<br />

überlegen. Regionalismus dagegen sagt:<br />

Niemand ist überlegen, aber was hauptsächlich<br />

Oberbayern betrifft, sollte auch<br />

in Oberbayern entschieden werden.<br />

Es muß für Regionen einen Schutz<br />

vor negativen globalen Einflüssen<br />

geben, gleichzeitig aber die Möglichkeit,<br />

aus dem Heimatraum positive<br />

Impulse in die Welt zu senden. Im Sinn<br />

der Ethik Kants sollten sich Regionen so<br />

verhalten, daß dieses Verhalten auf die<br />

ganze Welt übertragbar wäre, ohne daß<br />

Schaden entsteht. Wenn ihnen das gelingt,<br />

können sie durch ihr positives Beispiel<br />

auf das Umfeld wirken. Jede Region<br />

sollte offen für die „Best Practices“ aus<br />

anderen Ländern sein. Wir sollten neugierig<br />

auf das Fremde bleiben und das<br />

Eigene tatkräftig voranbringen. Internationale<br />

Kooperation bleibt nach wie vor<br />

wünschenswert. Eine UNO, in der die Interessen<br />

aller Menschen wirklich gleichberechtigt<br />

vertreten sind, wäre ein schönes<br />

Ziel. Je größer das zu „beglückende“<br />

Gebiet, desto größer wird aber leider<br />

auch unser Gefühl von Machtlosigkeit.<br />

Zu groß, um nicht zu scheitern<br />

„To big to fail“ – man hörte dieses Argument<br />

im Zusammenhang mit „notleidenden<br />

Banken“. Riesenstaaten wie die<br />

EU dagegen sind zu groß, um nicht zu<br />

scheitern. Die Sowjetunion ist zerfallen,<br />

der Sudan ist gerade auseinandergebrochen.<br />

Das amerikanische Imperium zerfällt<br />

von innen, ohne daß die Größe seines<br />

Staatsgebiets vorerst zur Disposition<br />

steht. Ich will nicht leichtfertig den Zerfall<br />

der EU in Teilstaaten und Einzelwährungen<br />

propagieren. Die Folgen einer<br />

solchen Entscheidung sind schwer zu<br />

übersehen. Wir müssen uns aber darauf<br />

vorbereiten, daß dieses Auseinanderbrechen<br />

geschehen kann – schon bald. Wir<br />

können nachspüren, wie wir emotional<br />

dazu stehen. Und überlegen, wie wir die<br />

wenigen Entscheidungen treffen wollen,<br />

die wir werden treffen müssen: Lassen<br />

wir uns von den Medien gegen Abweichlerstaaten<br />

aufhetzen? Wählen wir pro<br />

oder contra Europa? Schließen wir uns<br />

Demonstrationen oder Bürgerbewegungen<br />

an?<br />

Die Panikmache von Banken, die<br />

um die Solvenz ihrer Schuldnerstaaten<br />

bangen, sollte unsere Gemütslage nicht<br />

allein beherrschen. Politiker, die behaupten,<br />

die Währungsunion sei „unumkehrbar“,<br />

sind Bauchrednerpuppen von<br />

Bankeninteressen. Meine Überlegungen<br />

haben gezeigt, daß ein Zerfall auch<br />

Chancen beinhaltet: für die Demokratie<br />

und für das Lebensgefühl der Menschen.<br />

Es kann z.B. nicht angehen, daß für das<br />

Ökosystem lebenswichtige Vorschläge<br />

mit dem Argument abgeschmettert<br />

werden, so etwas könne nur auf der europäischen<br />

Ebene entschieden werden.<br />

Ein Argument für die staatliche Einheit<br />

wäre, daß die Menschrechte zentral<br />

festgeschrieben werden können. Diesbezüglich<br />

hat Europa jedoch versagt. Die<br />

EU besitzt kein Immunsystem, um die<br />

faschistoiden Experimente eines Berlusconi<br />

und Orbán oder die Verfolgung der<br />

Roma in Frankreich abzuwehren. Sie ist<br />

jedoch entsetzlich effizient darin, kreative<br />

Konzepte jenseits des Neoliberalismus<br />

zu unterdrücken und den Freiheitswillen<br />

eigenwilliger Völker wie Irland und<br />

Griechenland zu brechen.<br />

Der Zerfall der EU<br />

Ich muß es so deutlich sagen: Der Zerfall<br />

der EU könnte das „nächste große Ding“<br />

auf der politischen Tagesordnung sein.<br />

Es liegt in der Natur von Übergrößen.<br />

Ausgehen wird der Zerfall kaum von den<br />

„zentralen“ Nationen wie Deutschland,<br />

sondern von der Peripherie: von Ländern,<br />

die es satt haben, daß man ihnen<br />

für ihre Armut Geldstrafen auferlegt.<br />

Zunächst wird die Währungsunion den<br />

Nimbus der Alternativlosigkeit verlieren<br />

– und zwar in dem Maße, wie Merkel &<br />

Co. sie verzweifelt beschwören. Das Beispiel<br />

der Schweiz zeigt, wie man als kleinerer<br />

Staat ohne Kriege und mit einem<br />

eigenen Demokratieverständnis existieren<br />

kann. Mit Frankreich in Frieden<br />

zu leben, muß nicht bedeuten, mit ihm<br />

eine staatliche Einheit zu bilden. Auch<br />

Deutschland muß keine Angst haben vor<br />

„Kleinstaaterei“ – nur vor der Übergröße<br />

transnationaler Konzerne und Banken.<br />

Und auch die Freiheit muß unter<br />

„Alleingängen“ nicht leiden – es<br />

sei denn, man versteht darunter<br />

die Freiheit der Finanzmärkte. Wir wünschen<br />

uns ja nicht nur, frei zu sein von<br />

Gängelung, sondern auch die Freiheit,<br />

etwas zu tun, was spürbare Wirkung<br />

zeigt. Das ist eher im kleinen Rahmen<br />

möglich. Daher ist die eigentliche Domäne<br />

der Freiheit das Überschaubare. ■<br />

Dieser Artikel basiert auf dem Stand vom<br />

5. 8. 2011. Anm. d. Red.<br />

Gesellschaft in der Zeitfalle<br />

Aus der Geschichte der Menschheit sind zahlreiche Beispiele<br />

von Hochkulturen bekannt, die im Verlauf einer Blütezeit<br />

zu gewaltiger Größe anwuchsen, um dann plötzlich in<br />

kurzer Zeit unterzugehen. In Europa wäre etwa das antike<br />

Römische Reich zu nennen, in Vorderasien die Babylonier<br />

und Hethiter, in Mexiko und Guatemala die Maya-Kultur.<br />

Die moderne Wissenschaft fand heraus, daß auch menschliche<br />

Gesellschaftsstrukturen in ihrer Organisation der<br />

Chaostheorie folgen. Daß sie sich trotzdem über längere<br />

Zeit halten können, liegt an der Eigenschaft chaotischer<br />

Systeme, bei anwachsender Komplexität einem sogenannten<br />

Attraktorzustand zuzustreben, Dies ist der höchstmöglich<br />

organisierte Zustand, der noch stabil bleiben kann.<br />

Der Unsicherheitsfaktor, der ein „Verfallsdatum“ in eine<br />

Kultur einbringt, heißt in der Wissenschaft selbstorganisierte<br />

Kritikalität. So wie ein Sandhaufen, den man zu<br />

hoch aufschüttet, eines Tages in sich zusammenfällt, tragen<br />

auch Gesellschaften, die zu komplex geworden sind,<br />

den Keim des Zerfalls in sich. Die selbstorganisierte Kritikalität<br />

eines Gesellschaftssystems (oder jeder anderen<br />

chaotischen Struktur) berechnet sich aus der sogenannten<br />

fraktalen Dimension, die bei menschlichen Zivilisationen<br />

immer zwischen 1 und 2 liegt. Laut Berechnungen der<br />

US-Wissenschaftler Walter Witschey und Clifford Brown<br />

hatte die Maya-Kultur eine fraktale Dimension von 1,5,<br />

als sie zerfiel. Dies ist noch heute aus der räumlichen Anordnung<br />

der Maya-Siedlungen ablesbar (siehe Bild oben).<br />

Mike Batts vom University College London hat bereits vor<br />

einigen Jahren errechnet, daß sich auch die fraktale Dimension<br />

der heutigen Stadt London bereits bedrohlich der<br />

selbstorganisierten Kritikalität annähert. Ähnliches gilt<br />

erst recht für Mammutstrukturen wie die EU, die USA oder<br />

die Russische Föderation.<br />

Grazyna Fosar / Franz Bludorf<br />

Weiterführende Information siehe Fosar/Bludorf:<br />

Zeitfalle. Peiting 2005<br />

Politik<br />

INFO<br />

Verteilung der Maya-Siedlungen auf der mexikanischen<br />

Halbinsel Yucatan. Es ergibt sich eine fraktale<br />

Struktur. Grafik: Walter Witschey / Clifford Brown<br />

Roland Rottenfußer ist nach dem Studium der<br />

Germanistik als Lektor, Autor<br />

und Redakteur für verschiedene<br />

Buch- und Zeitschriftenverlage<br />

tätig. Ehemaliger Redakteur<br />

beim Magazin „connection“.<br />

Derzeit bei <strong>Matrix3000</strong> Redakteur<br />

für die Rubriken Kultur/<br />

Gesellschaft und<br />

Gesundheit.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 25


Grenzwissenschaft<br />

UFOs<br />

und andere Wahrheiten<br />

Entführungen – Erfahrungen – Erkenntnisse<br />

Grazyna Fosar und Franz Bludorf<br />

26<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Grenzwissenschaft<br />

Kommen UFOs aus dem Weltraum, aus der Zukunft oder<br />

einer Parallelwelt? Oder handelt es sich bei den Sichtungen<br />

um militärische Geheimtechnologien? Immer mehr Menschen<br />

glauben sich auch an Entführungen durch UFOs zu<br />

erinnern. Die Suche nach der Wahrheit über die unbekannten<br />

Flugobjekte ist eine abenteuerliche Reise, die uns nicht<br />

nur in die Archive der Geheimdienste führt,<br />

sondern auch durch die Tiefen<br />

des menschlichen Unterbewußtseins.<br />

Seit etwa 50 Jahren existiert<br />

eine immer größer werdende<br />

Anzahl von Berichten, in denen<br />

Menschen behaupten, von UFOs entführt<br />

worden zu sein bzw. bestimmte<br />

unmittelbare Erfahrungen mit UFOs<br />

gemacht zu haben.<br />

Im Laufe der Zeit begannen auch<br />

Wissenschaftler, diese Phänomene<br />

zu erforschen. Solange man keinen<br />

Zugriff auf militärisches Geheimmaterial<br />

hat, ist dies übrigens eine sehr<br />

schwierige Aufgabe. Zuerst ganz<br />

kurz zu den Objekten selbst. Es gibt<br />

im Grunde drei Möglichkeiten:<br />

1. UFOs kommen aus dem Weltraum.<br />

Dies ist die gängigste Interpretation,<br />

die jedoch aus den<br />

bekannten Fakten nicht zwingend<br />

folgt.<br />

2. UFOs kommen aus einer anderen<br />

Zeitzone.<br />

3. Bei den UFOs handelt es sich um<br />

irdische Geheimtechnologie. 1<br />

Die drei Alternativen schließen sich<br />

nicht gegenseitig aus. Es ist durchaus<br />

möglich, daß es für alle drei<br />

Möglichkeiten Fallbeispiele gibt.<br />

Die Geheimakten der NSA<br />

Die gute Nachricht ist, daß man nicht<br />

beweisen muß, daß derartige Ereignisse<br />

überhaupt stattfinden. Das hat<br />

die National Security Agency (NSA)<br />

der USA in ihren „Top-Secret-Umbra-Akten“<br />

bereits nachgewiesen,<br />

und zwar im Non-COMINT-Dokument<br />

II, „UFO’s and the Intelligence<br />

Community Blind Spot to Surprise<br />

or Deceptive Data“ („UFOs und der<br />

blinde Fleck der Geheimdienste betreffend<br />

überraschende oder irreführende<br />

Daten“). 2<br />

Dieses Dokument beschäftigt sich<br />

gerade ausführlich mit „UFO-Entführungen“<br />

(wir nennen sie lieber „UFO-<br />

Erfahrungen“), also mit konkreten<br />

Erlebnissen konkreter Menschen.<br />

Daraus erkennt man, daß sich die<br />

NSA auch sehr gründlich mit solchen<br />

UFO-Erfahrungen beschäftigt<br />

haben muß. Anders wären die detaillierten<br />

Erkenntnisse, die in dem<br />

Dokument geschildert werden (und<br />

die zum größten Teil vollkommen<br />

mit unseren eigenen Forschungsergebnissen<br />

konform gehen), nicht<br />

zu erklären. Es ist vollkommen<br />

klar, daß es dazu nicht ausreichte,<br />

nur telegrammähnliche Sichtungsprotokolle<br />

auszuwerten, wie<br />

sie in den COMINT-Akten der NSA 3<br />

vorliegen. Die NSA mußte auch Zugang<br />

zu den Patientenakten von<br />

Ärzten und Psychotherapeuten haben,<br />

die mit Menschen nach derartigen<br />

UFO-Erfahrungen gearbeitet<br />

hatten. Das Dokument betont auch,<br />

daß Einzelheiten über derartige Erlebnisse<br />

am besten durch Hypnose<br />

zu erhalten sind oder durch „sorgfältige<br />

Level-6-Kommunikation gemeinsam<br />

mit einer anderen Person“.<br />

Was diese Level-6-Kommunikation<br />

Szenenbilder aus dem Film „Intruders“ © 2011 by Paramount Pictures<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 27


Grenzwissenschaft<br />

Unidentifizierbare Flugobjekte erscheinen<br />

auch auf den Radarschirmen des Militärs (hier<br />

Szenenbilder aus dem Film „Intruders“, © 2011<br />

by Paramount Pictures) . Die National Security<br />

Agency (NSA) sammelt solche Berichte seit<br />

Jahrzehnten in ihren „Top Secret Umbra“-<br />

Akten.<br />

genau bedeutet, sagt die NSA leider<br />

nicht, denn die nachfolgenden Passagen<br />

des Dokuments wurden vor<br />

der Veröffentlichung geschwärzt. Es<br />

muß sich dabei auf jeden Fall um etwas<br />

anderes – vermutlich Wirkungsvolleres<br />

– als Hypnose handeln. Laut<br />

Aussage der NSA ist dieser Teil des<br />

Materials von der Veröffentlichung<br />

ausgenommen.<br />

Spuren und Indizien<br />

Manche Menschen können sich an<br />

derartige UFO-Erfahrungen mehr<br />

oder weniger vage erinnern. Bei den<br />

meisten jedoch ist die Erinnerung an<br />

das Erlebnis vollkommen verdrängt.<br />

Beiden Gruppen ist gemeinsam, daß<br />

sie in der Regel nach einer solchen<br />

Erfahrung unter posttraumatischem<br />

Streß leiden und zahlreiche Ängste<br />

entwickeln. Hier kann natürlich die<br />

Hypnose ansetzen, um die Ängste zu<br />

bearbeiten und an die verdrängten<br />

Erinnerungen heranzukommen. Erlebnisse<br />

dieser Art hinterlassen Spuren<br />

sowohl auf der physischen als<br />

auch auf der psychischen und intellektuellen<br />

Ebene. Physische Spuren<br />

können Verbrennungsmale sein, sowohl<br />

am<br />

Körper des<br />

B e t r o f f e -<br />

nen als auch<br />

an dem Ort, an<br />

dem sich das Ereignis<br />

abspielte. Es<br />

können Fremdobjekte im<br />

Körper sein („Implantate“), die auf<br />

Röntgenbildern sichtbar werden. Bis<br />

jetzt ist uns kein Fall bekannt, wo ein<br />

derartiges „Implantat“ tatsächlich<br />

wissenschaftlich untersucht und als<br />

eine „exotische Technologie“ klassifiziert<br />

worden wäre. Es ist aber<br />

durchaus denkbar, daß es derartige<br />

Untersuchungen gab, die Ergebnisse<br />

jedoch geheimgehalten wurden.<br />

Von vielen Betroffenen von UFO-<br />

Erfahrungen geht ein unerklärlicher<br />

verstärkter Elektromagnetismus<br />

aus, der sogar die Funktion elektronischer<br />

Geräte im Raum stören kann.<br />

Dieses Phänomen läßt sich messen<br />

und einwandfrei wissenschaftlich dokumentieren.<br />

Bei manchen – auf den ersten<br />

Blick physischen – Spuren wird die<br />

Grenze zur Psyche bereits überschritten.<br />

Menschen berichten von<br />

Wesen, die<br />

durch Wände<br />

gehen oder<br />

schweben konnten,<br />

oder von Flugobjekten,<br />

die zu fast<br />

unmöglichen Manövern<br />

fähig waren oder sich mit unglaublicher<br />

Geschwindigkeit bewegten.<br />

Letzteres wird teilweise durch<br />

Radaraufzeichnungen oder sonstige<br />

militärische Beobachtungen bestätigt.<br />

Oft entwickelt sich in derartigen<br />

Berichten eine Szenerie, in der ungewöhnliche<br />

Technologien, insbesondere<br />

unbekannte medizinische<br />

Apparaturen, zum Einsatz kommen.<br />

Es gibt jedoch auch UFO-Erfahrungen<br />

ohne die sogenannten „medizinischen<br />

Experimente“. Ab einem bestimmten<br />

Punkt kommt es meist sogar zu einer<br />

Art von Kommunikation zwischen<br />

dem Menschen und den „Besuchern.“<br />

Sie erfolgt nonverbal, direkt von Bewußtsein<br />

zu Bewußtsein. Oft finden<br />

die Menschen nicht die passenden<br />

Worte, um diese Art der Kommunikation<br />

zu beschreiben. Sie sagen dann in<br />

der Regel: „Ich fühlte in meinem Kopf,<br />

was der andere dachte.“<br />

28<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011<br />

1<br />

Siehe auch Fosar/Bludorf: Status nicht existent, Peiting 2008<br />

2<br />

Fosar/Bludorf: Top Secret Umbra, Marktoberdorf 2006<br />

3<br />

COMINT = Communications Intelligence. Unter COMINT-Akten versteht die NSA abgefangene<br />

Kommunikationen ausländischer Regierungen, Militärbasen oder Geheimdienste. Im Rahmen die-


Grenzwissenschaft<br />

– Ich sehe einen hellen Punkt am<br />

Himmel. Er wird größer und größer.<br />

Da – jetzt bleibt er am Himmel<br />

stehen. Er pulsiert irgendwie<br />

blau.<br />

– Was geschieht weiter?<br />

– Ein Licht scheint durch<br />

das Fenster.<br />

– Was fühlst du?<br />

– So etwas wie eine Vibration.<br />

Alles vibriert um mich.<br />

– Und was ist da weiter?<br />

– Nichts.<br />

Das „Nichts“ sollte allerdings nicht sehr<br />

lange andauern, denn schon bald fuhr<br />

er fort:<br />

– Aus dem Nichts kommt etwas. Eine<br />

Form... Ein Wesen.<br />

– Beschreibe es bitte.<br />

– Klein. Große Augen. Lange dünne<br />

Finger.<br />

– Kannst du mir sagen, wie das Wesen<br />

da zu dir hereingekommen ist,<br />

wenn Fenster und Türen geschlossen<br />

sind? Wie soll das funktionieren?<br />

Eine besonders interessante Art<br />

von UFO-Erfahrungen sind die<br />

Fälle, in denen das ganze Erlebnis<br />

auf einer sehr bizarren Ebene<br />

stattfindet.<br />

Beispiel 1: In einer klassisch-linearen<br />

Regressionshypnose erinnerte<br />

sich Ralf B., wie er nachts in seinem<br />

Bett lag und durch das Fenster sah.<br />

Die Gardinen waren nicht zugezogen.<br />

Plötzlich sah er einen hellen<br />

Lichtpunkt am Himmel, dann einen<br />

Lichtschein, der durch das Fenster<br />

in sein Zimmer fiel. Dann fühlte er<br />

einen dumpfen Kopfdruck und<br />

Faksimile des NSA-Non-CO-<br />

MINT-Dokuments II, „UFO’s and<br />

the Intelligence Community<br />

Blind Spot to Surprise or Deceptive<br />

Data“ („UFOs und der<br />

blinde Fleck der Geheimdienste<br />

betreffend überraschende<br />

oder irreführende Daten“).<br />

ser weltweiten Abhörtätigkeit hat die NSA über die Jahrzehnte eine Unzahl<br />

von Berichten über UFO-Sichtungen gesammelt, die in den meisten Fällen nur über<br />

schnell bewegte Objekte am Himmel berichteten.<br />

4<br />

Das Folgende nach Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz, Aachen 2001. Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 29


Grenzwissenschaft<br />

––<br />

Zuerst ist die Idee da... Dann<br />

muß man so etwas wie Koordinaten<br />

haben... Als letztes kommt<br />

die Energie dazu.<br />

––<br />

(Grazyna, skeptisch schmunzelnd)<br />

Und das soll schon alles sein?<br />

––<br />

Nee, die Umgebung ist beteiligt.<br />

Es wird von der Umgebung angezogen.<br />

––<br />

Warum war dann plötzlich das<br />

Licht weg, und du hast einige<br />

Zeit gar nichts gesehen, und<br />

dann war das Wesen plötzlich<br />

da? Das verstehe ich nicht.<br />

––<br />

Die Pause ist wichtig. In dieser<br />

Pause wird alles koordiniert und<br />

gecheckt. Dann wird die Struktur<br />

aufgenommen. Das war eine<br />

Projektion auf Lichtbasis.<br />

––<br />

Na gut, aber wer oder was koordiniert<br />

und checkt da etwas?<br />

––<br />

Ich weiß es nicht. Das ist nicht<br />

irgendwer. Eine Intelligenzform,<br />

von der wir nicht getrennt sind.<br />

Sie kann auch andere Strukturen<br />

annehmen. Nach einem anderen<br />

Plan. Für eine Zivilisation<br />

ist es eine Raum-Zeit-Struktur,<br />

in der die Materie gespiegelt ist.<br />

Es gibt auch andere Möglichkeiten<br />

der Projektion in unserer<br />

Realität.<br />

Szenenbild aus dem Film „Intruders“ (© 2011 by<br />

Paramount Pictures). Der Psychiater Dr. Neil Chase<br />

(Richard Crenna) versetzt eine Frau nach einer UFO-<br />

Erfahrung in Hypnose.<br />

Daß Licht imstande ist, sich unter<br />

geeigneten Bedingungen in Materie<br />

zu verwandeln, ist wissenschaftlich<br />

unumstritten. Vielleicht wird ja die<br />

Wissenschaft des 21. Jahrhunderts<br />

herausfinden, daß auf diese Weise<br />

Informationsmuster, die einer<br />

Lichtwelle aufgeprägt sind, auch zur<br />

Materialisation makroskopischer Erscheinungen<br />

führen können. Auch<br />

über „Spiegelmassen“, von denen<br />

Ralf in der Hypnose sprach, wird in<br />

avantgardistischen Wissenschaftskreisen<br />

bereits diskutiert, was aber<br />

den meisten „Normalbürgern“ kaum<br />

bekannt sein dürfte.<br />

UFO-Erfahrungen ereignen sich<br />

nicht immer zu Hause oder gar<br />

im Bett. Sie treten auch auf bei<br />

Autofahrten in einsamen Gegenden,<br />

bei Wanderungen oder sonstigen Aktivitäten<br />

im Freien.<br />

Beispiel 2: Nina F. sah sich während<br />

ihres Erlebnisses unter einem Helm<br />

sitzen. Von dort aus konnte sie eine<br />

Art holographische Projektion der<br />

DNA sehen:<br />

––<br />

Ich bin in einem Kommunikationsraum.<br />

Der Raum ist rund und<br />

hat so etwas wie Säulen.<br />

––<br />

Was tun Sie da?<br />

––<br />

Man hat mir eine Kappe aufgesetzt,<br />

metallisch, aber auch<br />

gummiartig. Damit kann man<br />

Ströme messen, Energiefluß,<br />

Gehirnströme, den Inhalt der<br />

Träume, ob jemand geistig labil<br />

ist und mehr.<br />

––<br />

Was sehen Sie sonst noch?<br />

––<br />

Eine Art Spirale, sie ist hübsch.<br />

Sieht wie die DNA aus, nur viel<br />

größer. Die Spirale flimmert.<br />

––<br />

Wozu dient das?<br />

––<br />

Sie dient zur Entspannung, wenn<br />

man sie anschaut. Diese Spirale<br />

ist in einer Röhre wie aus Plexiglas.<br />

Ich soll mich entspannen<br />

und träumen.<br />

––<br />

Haben Sie dazu Ihre Augen geschlossen?<br />

––<br />

Ich brauche die Augen nicht zu<br />

schließen, kann aber träumen,<br />

und alles wird aufgezeichnet.<br />

In diesem Erlebnis diente also die<br />

Projektion der DNA dazu, einen veränderten<br />

Bewußtseinszustand auszulösen.<br />

Die Aussage, daß alles, was<br />

sie in diesem Moment träumte, „aufgezeichnet“<br />

würde, kann ein Hinweis<br />

auf die Fähigkeit der DNA sein, Gedankeninhalte<br />

zu speichern.<br />

Ersatzerinnerungen und<br />

kollektive Erlebnisse<br />

Zu den Charakteristika der UFO-Erfahrungen<br />

gehört das Phänomen der<br />

„verlorenen Zeit“. Die meisten Menschen<br />

haben in ihrem Bewußtsein für<br />

die Dauer des Erlebnisses eine Erin-<br />

In der Trance erlebte sich die Patientin von Dr. Chase an<br />

Bord eines Raumschiffs. Szenenbild aus dem Film<br />

„Intruders“ (© 2011 by Paramount Pictures).<br />

30<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Grenzwissenschaft<br />

nerungslücke. Sie wissen nur, daß in<br />

einer bestimmten Situation plötzlich<br />

mehrere Stunden vergangen waren<br />

und sie keine Ahnung hatten, was<br />

zwischenzeitlich geschehen war.<br />

Um diesen Aspekt besser zu verstehen,<br />

müssen wir noch einmal zu dem<br />

oben zitierten NSA-Dokument zurückkehren.<br />

Zentrales Argument dieses Dokuments<br />

ist die Tatsache, daß das<br />

menschliche Bewußtsein unter bestimmten<br />

Bedingungen dazu neigt,<br />

Wahrnehmungen zu verfälschen oder<br />

zu verzerren. Diese Bedingungen liegen<br />

vor, wenn die Wahrnehmungen<br />

so exotisch oder bizarr sind, daß das<br />

Bewußtsein sich weigert, sie in ihrer<br />

originalen Form zur Kenntnis zu nehmen.<br />

Psychologische Forschungen<br />

haben ergeben, daß das Bewußtsein<br />

zur Einordnung von Wahrnehmungen<br />

immer Referenzpunkte aus seinem<br />

persönlichen Erfahrungsschatz<br />

braucht, mit denen es die aktuelle<br />

Wahrnehmung vergleichen kann.<br />

wie wir im Buch „Vernetzte Intelligenz“<br />

ausführlich dargelegt haben.<br />

Diese archetypische Ebene, auf der<br />

die bekannten kollektiven Urbilder<br />

der Menschheit wie Helden, religiöse<br />

Symbole und Göttergestalten angesiedelt<br />

sind, wird erreicht, weil die<br />

persönlichen Bewußtseinsstrukturen<br />

während des Erlebnisses zusammengebrochen<br />

waren. Das Bewußtsein<br />

fällt dann von selbst auf diese<br />

kollektive Ebene, weil sie nicht mehr<br />

Das Bewußtsein blendet daher<br />

nicht passende Daten ganz<br />

einfach aus der Wahrnehmung<br />

aus, indem es sie nicht zur Kenntnis<br />

nimmt, oder indem es in Dingen etwas<br />

anderes sieht, als sie eigentlich<br />

sind. Auf diese Weise kann es bei<br />

UFO-Erlebnissen zu Ersatzerinnerungen<br />

kommen, weil das menschliche<br />

Bewußtsein versucht, aus einer<br />

multidimensionalen Erfahrung<br />

eine normale, lineare Erfahrung zu<br />

konstruieren. Es kann z. B. sein, daß<br />

der Mensch sich nicht mehr daran<br />

erinnert, ein UFO gesehen zu haben,<br />

sondern statt dessen glaubt, er sei<br />

mit dem Auto eine Straße entlanggefahren.<br />

Daß diese „Ersatzerinnerung“<br />

nicht der Wahrheit entspricht,<br />

kommt in der Regel dadurch heraus,<br />

Solche Implantate unbekannter<br />

Herkunft hat der<br />

Arzt Dr. Roger Leir schon<br />

mehreren Patienten aus<br />

dem Körper herausoperiert,<br />

Bild: Dr. Roger Leir<br />

Diese Infrarot-Aufnahme eines FLIR-Radars der mexikanischen Luftwaffe zeigt<br />

über den Wolken zwei leuchtende, kugelförmige Flugobjekte, die für das bloße Auge<br />

unsichtbar waren. (aus: Fosar/Bludorf: Status nicht existent)<br />

daß das Bewußtsein diese Ersatzrealität<br />

nicht hundertprozentig korrekt<br />

aufbaut. Es könnte z. B. sein, daß er<br />

links und rechts der Straße Häuser<br />

wahrgenommen zu haben glaubt, die<br />

in Wirklichkeit dort überhaupt nicht<br />

stehen. Oder er erinnert sich daran,<br />

daß die Straße vollkommen menschenleer<br />

war, was nicht zu der Tageszeit<br />

und der Örtlichkeit paßt.<br />

Ein erfahrener Therapeut kann<br />

nun versuchen, mit Hilfe von Hypnose<br />

oder anderen Therapietechniken<br />

hinter die Kulissen dieser Ersatzerinnerung<br />

zu schauen, um herauszufinden,<br />

was der Mensch wirklich<br />

während dieser Zeit erlebt hat. Voraussetzung<br />

dazu ist es allerdings,<br />

daß der Mensch selbst erkennt, daß<br />

seine bewußte Erinnerung falsch ist<br />

(und in Wirklichkeit<br />

mit einem exotischen<br />

Flugobjekt in Verbindung<br />

steht). Es wäre<br />

ein Kunstfehler, ihm<br />

das einzureden oder<br />

zu suggerieren. Wie<br />

eine solche multidimensionale<br />

Erfahrung<br />

dann erlebt<br />

wird, ist individuell<br />

geprägt, stimmt aber<br />

doch bei den meisten<br />

Menschen mit solchen<br />

Erlebnissen so<br />

stark überein, daß der<br />

Ursprung im kollektiven<br />

Unbewußten vermutet<br />

werden muß,<br />

zusammenbrechen kann, da sie der<br />

Menschheit als Ganzes zu eigen ist.<br />

Solche Mechanismen der Verdrängung<br />

und Ersatzerinnerung<br />

sind in der Psychologie wohlbekannt<br />

und treten keinesfalls nur bei UFO-<br />

Erfahrungen auf, sondern auch bei<br />

anderen traumatischen Erlebnissen,<br />

z. B. im Krieg, bei Vergewaltigungen<br />

und anderen Gewaltverbrechen.<br />

Was der Autor des NSA-Non-<br />

COM INT-Dokuments vermutlich damals<br />

noch nicht wußte: Bei den UFO-<br />

Erfahrungen gibt es einen weiteren<br />

Aspekt zu beachten. In diesem Fall<br />

ist es nicht zwingend, daß die Erinnerungsbilder<br />

ausschließlich im<br />

Unbewußten entstehen. Sie können<br />

auch physikalisch durch die Anwesenheit<br />

des UFOs ausgelöst werden.<br />

Außerhalb von Raum und Zeit<br />

Es ist mittlerweile bekannt, daß im Kontext<br />

von UFO-Sichtungen auch physikalische<br />

Phänomene auftreten. Das sind in<br />

erster Linie Raum-Zeit-Verzerrungen,<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 31


Grenzwissenschaft<br />

Modell der Zeit nach Stephen Hawking. Danach ist Zeit nicht mehr nur<br />

als eine gerade Linie aufzufassen, die von der Vergangenheit in die Zukunft<br />

führt, sondern als eine zweidimensionale Ebene. Durch die zweite,<br />

„imaginäre“ Zeitachse entstehen mehrere parallele Universen (gleichzeitig<br />

ablaufende unterschiedliche Erlebnisebenen). Normalerweise<br />

sind diese parallelen Universen voneinander getrennt, d. h. wir erleben<br />

nur eine dieser Ebenen mit einer scheinbar linearen Zeit. Gelingt es jedoch<br />

dem Bewußtsein, die ganzheitliche Zeitebene zu erreichen, so wie<br />

es bei der Hyperkommunikation geschieht, dann kann das Bewußtsein<br />

zwischen den unterschiedlichen Erlebnisebenen hin- und herspringen.<br />

Die Vergangenheit ist dann nicht mehr eindeutig.<br />

(Grafik: Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz)<br />

Gravitationsanomalien und elektromagnetische<br />

Frequenzen, vor allem<br />

im extrem niederfrequenten Bereich<br />

(für den das menschliche Gehirn<br />

direkt empfänglich ist). Es konnte<br />

inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen<br />

werden, daß solche physikalischen<br />

Effekte beim Menschen<br />

Wahrnehmungen auslösen können,<br />

die denen der UFO-Erfahrungen gleichen.<br />

Das reale Geschehen hinter<br />

den UFO-Erfahrungen findet<br />

in einem erweiterten menschlichen<br />

Bewußtseinszustand statt,<br />

in dem Menschen in ein raum-zeitfreies<br />

Kontinuum, eine Art Raum-<br />

Zeit-Tunnel, geraten. Hier gerade<br />

entstehen entweder die Dramatisierungen<br />

oder die bereits erwähnten<br />

Zeitlücken. Unglücklicherweise neigt<br />

das Bewußtsein dazu, diese Zeitlükken<br />

mit virtuellen Geschehnissen zu<br />

füllen, die dann die bewußt erinnerte<br />

Ersatz erinnerung aufbauen.<br />

Es muß klar sein – falls wirklich<br />

ein UFO-Erlebnis vorlag, gibt es da<br />

keine Zeitlücke zu füllen. Außerhalb<br />

von Raum und Zeit kann man natürlich<br />

keine Zeit verlieren.<br />

Auf einer solchen Ebene<br />

kann man augenblicklich<br />

von einem Zeitpunkt<br />

A zu einem Zeitpunkt B<br />

springen, ohne daß man<br />

die dazwischen liegende Zeitspanne<br />

wirklich linear „erlebt“ haben müßte.<br />

Daß sich das menschliche Bewußtsein<br />

andererseits dagegen sträubt,<br />

dies zur Kenntnis zu nehmen und zu<br />

akzeptieren, steht natürlich auch außer<br />

Frage. Es wird dies immer – im<br />

Sinne der Wahrnehmung unserer<br />

Realität – als Zeitlücke empfinden.<br />

Wir nehmen unser Leben als raumzeitliche<br />

Existenz wahr, in der die Zeit<br />

linear und scheinbar gleichförmig abläuft,<br />

wobei immer ein Ereignis auf<br />

das andere folgt. Jede andere Form<br />

der Wahrnehmung von Zeit oder gar<br />

von Zeitlosigkeit wird daher als extrem<br />

beängstigend empfunden, weil<br />

sie intuitiv mit dem Tod gleichgesetzt<br />

wird.<br />

Im virtuellen<br />

Kommunikationsraum<br />

Echte konstruktive Hilfen für einen<br />

Menschen mit UFO-Erfahrungen sind<br />

Die Forschungen von Prof. John Mack<br />

Zu den qualifiziertesten Wissenschaftlern, die sich<br />

mit der Thematik der UFO-Erfahrungen beschäftigten,<br />

gehörte zweifellos der amerikanische Psychiater<br />

John Mack. Er war u. a. Vorbild für die Filmfigur<br />

des Dr. Neil Chase im Film „Intruders“. Macks Buch<br />

„Entführt von Außerirdischen“ kam auf den Markt, als<br />

wir bereits mit der hier geschilderten VR-Methode<br />

arbeiteten. Interessanterweise schildert Mack in seinem<br />

Buch ebenfalls wechselhafte Trance-Szenerien,<br />

das Auflösen des klassischen „Raumschiff-Szenarios“ und sogar das<br />

Auftreten eines spontan auftretenden „modernen Konferenzraums“. Er<br />

nutzte allerdings nicht die Chancen, die die VR-Methode bieten kann, da<br />

er das „Raumschiff-Szenario“ als „wirkliche Realität“ auffaßte und viel<br />

Mühe darauf verwendete, seine Klienten wieder dorthin zurückzuführen.<br />

Tiefergehende Kenntnisse aus Neurowissenschaft und Quantenphysik<br />

hätten ihm sicher helfen können, die VR-Szenarien neu zu bewerten.<br />

Quelle: John E. Mack, M. D.: Entführt von Außerirdischen, Bettendorf-<br />

Verlag 1995.<br />

nicht einfach. Es bedarf dazu großer<br />

Erfahrung, nicht nur auf den Gebieten<br />

der Psychologie und Physiologie,<br />

sondern auch der modernen Neurowissenschaft<br />

und Quantenphysik. Am<br />

Anfang erinnern sich die Menschen<br />

eher an Fragmente<br />

linear ablaufender Geschehnisse.<br />

In dieser<br />

P h a s e<br />

z e i g t<br />

das EEG<br />

einen tiefen<br />

Entspannungszustand<br />

(Trance-Zustand) bei<br />

7-8 Hz (Theta- bis Alpha-Frequenzen).<br />

Messungen des Hautwiderstandes<br />

zeigen ebenfalls keine ungewöhnlichen<br />

Ausschläge. Erkenntnisse,<br />

die man aus derartigen Sitzungen<br />

gewinnen kann, werden allerdings<br />

erst dann profunder, wenn sich diese<br />

Anfangsszenarien aufzulösen beginnen<br />

und neue entstehen lassen, die<br />

sich ihrerseits dann auch nicht als<br />

stabil erweisen. Das ist der Moment,<br />

in denen der Mensch sich in der Regel<br />

selbst dessen bewußt wird, daß er<br />

sich bislang nur mit Ersatzerinnerungen<br />

beschäftigt hatte und daß er mit<br />

virtuellen Realitäten konfrontiert ist.<br />

Virtuell ist in diesem Zusammenhang<br />

nicht als „nicht real“ aufzufassen.<br />

Vom Standpunkt der Wahrnehmungsforschung<br />

aus gesehen, ist auch unsere<br />

materielle Alltagsrealität als virtuell<br />

zu interpretieren.<br />

Doch was macht man mit einer<br />

wechselnden Vielfalt unterschiedli-<br />

32<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Grenzwissenschaft<br />

cher virtueller Realitäten? Muß man<br />

eine von ihnen als „real“ etikettieren,<br />

und wenn ja, welche? Mehr als nur<br />

„real“ sind auf jeden Fall die physiologischen<br />

Veränderungen, die in diesem<br />

Augenblick im Menschen stattfinden.<br />

Die Hautwiderstandswerte, die Indikatoren<br />

für den Zustand des vegetativen<br />

Nervensystems sind, schwanken<br />

extrem und unkontrolliert. Das<br />

Gehirnwellenspektrum erreicht ein<br />

neues Maximum im Bereich von etwa<br />

17 Hz (Beta-Zustand), was eigentlich<br />

einem mehr als nur wachen Zustand<br />

entsprechen sollte, obwohl der<br />

Mensch in diesem Moment nicht aus<br />

der Trance erwacht. Nach einer kurzen<br />

Zeit beruhigen sich die vegetativen<br />

Werte dann wieder. Der paradoxe<br />

Trance-Zustand bei etwa 17 Hz bleibt<br />

jedoch erhalten.<br />

In diesem Zustand hat der Mensch<br />

Zugang zu einer Kommunikationsebene,<br />

ohne daß dabei dramatisierte<br />

oder gar traumatische Erlebnisse<br />

auftreten würden. Kommunikation<br />

mit wem? Oder mit was? Eine endgültige<br />

Antwort auf diese Frage zu<br />

erhalten, ist uns bislang nie gelungen.<br />

Es scheint, daß sich eine andere<br />

Intelligenzform als Kommunikationspartner<br />

einschalten kann, oder<br />

die Information selbst ist es, die zu<br />

dem Menschen durchdringt.<br />

Die betroffene Person entwikkelt<br />

dann das Gefühl, die virtuell<br />

erlebte Realität kontrollieren<br />

zu können, und häufig<br />

erschafft sie sie dann sogar<br />

selbst. Dies vermittelt ein<br />

größeres Gefühl von Sicherheit<br />

und vermeidet das Auftreten<br />

von Ängsten. Als empirisch<br />

sinnvoll hat sich eine schlichte,<br />

einfache Szenerie eines „Konferenzraums“<br />

mit modernen audiovisuellen<br />

Möglichkeiten erwiesen. Die<br />

unbekannten Kommunikationspartner<br />

sind durchaus in der Lage, sich<br />

in einen derartigen virtuellen Raum<br />

zu projizieren. Der Mensch erlebt<br />

dabei keineswegs eine „Erinnerung“<br />

an eine früher stattgefundene<br />

Kommunikation. Wie es dem Wesen<br />

einer Hyperkommunikation außerhalb<br />

von Raum und Zeit entspricht,<br />

springt das Geschehen ins Hier und<br />

Jetzt. Das führt dazu, daß man an<br />

die Kommunikationspartner sogar<br />

Fragen stellen kann, die dann auch<br />

beantwortet werden können.<br />

Ablauf und Qualität des Kommunikationsprozesses<br />

können sehr<br />

unterschiedlich sein. Abhängig von<br />

der Person, die die virtuelle Realität<br />

erschaffen hat, kann man Zugang<br />

4. Art Kosmisches<br />

Bewußtsein<br />

3. Art Ego +<br />

Gruppenbewußtsein<br />

--- Ego-<br />

Bewußtsein<br />

2. Art Instinkt /<br />

Archetypen<br />

Kosmische<br />

Kommunikation<br />

Ersatzerinnerungen<br />

Passive<br />

Kommunikation<br />

/ Archetypisches<br />

Erlebnis<br />

1. Art Körper DNA-Kommunikation<br />

0. Art Materie /<br />

Gravitation<br />

Vakuumdomäne<br />

/<br />

Raum-Zeit-<br />

Tunnel<br />

zu futuristischem Wissen erhalten,<br />

das allerdings unserem heutigen<br />

wissenschaftlichen Wissen nicht<br />

widerspricht. In anderen Fällen ist<br />

das futuristische Wissen nur schwer<br />

nachvollziehbar. Oder es kann auch<br />

eine chaotische Mischung von Informationen<br />

kommen, in der nur schwer<br />

ein Sinn zu entdecken ist.<br />

Die VR-Methode des virtuellen<br />

Kommunikationsraums erweist sich<br />

momentan als der wirksamste Weg,<br />

um Menschen mit UFO-Erfahrungen<br />

wirklich dauerhaft zu helfen und sie<br />

von ihren Ängsten zu befreien. Die<br />

Methode kann bereits kurzfristig Erfolge<br />

zeigen und respektiert in angemessener<br />

Weise die Persönlichkeit<br />

des Betroffenen. Die Antworten auf<br />

die wohl spannendsten Fragen (Wer?<br />

Woher? Wozu?) bleiben jedoch in der<br />

Regel offen. ■<br />

Quellen:<br />

Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz. Aachen 2001.<br />

–: Top Secret Umbra. Marktoberdorf 2006.<br />

–: Status: Nicht existent. Peiting 2008.<br />

Symbole<br />

Sternsysteme,<br />

Galaxien etc.<br />

Bewußte<br />

Kommunikation<br />

Kommunikationsraum<br />

Verfälschte<br />

Alltagsrealität<br />

(„Oz-Faktor“)<br />

Operationstisch<br />

/<br />

kleine Graue<br />

/ schwarze<br />

Augen<br />

Genetische<br />

Experimente<br />

Gruppenbewußtsein<br />

Bewußtseinsstufe<br />

Hyperkommunikation<br />

Nebenwirkungen<br />

Unmittelbare<br />

Seins erfahrung<br />

Bewußter<br />

Wissens erwerb<br />

Zeitverlust<br />

Angst / Trauma /<br />

Unbewußter Wissenserwerb<br />

Genetische<br />

Veränderun gen<br />

/ Verlet zungen /<br />

Narben / Phantom-<br />

DNA-Effekt<br />

UFO Brandspuren /<br />

elektromagnetische<br />

Felder<br />

Die „UFO-Matrix“: UFO-Erfahrungen laufen auf mehreren Bewußtseinsebenen simultan<br />

ab. Jede dieser Ebenen hat ihre eigenen charakteristischen Wahrnehmungsmethoden<br />

und führt zu ganz spezifischen Nebeneffekten. Die Matrix ist von unten nach<br />

oben zu lesen. Die rot markierte Ebene entspricht dem normalen Tagesbewußtsein<br />

(nach Fosar/Bludorf: Vernetzte Intelligenz)<br />

Grazyna Fosar ist Astrophysikerin<br />

und Erfolgsautorin<br />

von bislang 20<br />

Büchern (Co-Autor Franz<br />

Bludorf). Sie beschäftigt<br />

sich hauptsächlich mit<br />

der Post-Quantenphysik<br />

des Bewußtseins. Darüber<br />

hinaus ist sie Peer Reviewer beim International<br />

Journal of Physical Sciences.<br />

Bei der <strong>Matrix3000</strong> ist Grazyna Fosar<br />

Redakteurin für die Rubriken Wissenschaft,<br />

Grenzwissenschaft und Wurzeln.<br />

Ihr Lieblings molekül ist Adrenalin.<br />

Franz Bludorf ist Mathematiker,<br />

Physiker,<br />

Bestsellerautor und Chefredakteur<br />

der <strong>Matrix3000</strong>.<br />

Gemeinsam mit Grazyna<br />

Fosar verfaßte er bislang<br />

insgesamt 20 Bücher zu<br />

grenzwissenschaftlichen<br />

und spirituellen Themen. Er ist Peer Reviewer<br />

beim International Journal of Physical<br />

Sciences. Seine Lieblingsgleichung<br />

ist die Wheeler-DeWitt-Gleichung.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 33


Quantessenz<br />

Large Hadron Collider –<br />

Antimaterie erstmals<br />

längerfristig gespeichert<br />

Dan Brown’s „Illuminati“ lassen grüßen.<br />

Wissenschaftlern am Large Hadron<br />

Collider bei CERN in Genf ist es<br />

erstmals gelungen, eine größere Menge<br />

von Antimaterie (insgesamt 309<br />

Anti-Wasserstoff-Atome) nicht nur zu<br />

erzeugen, sondern über einen Zeitraum<br />

von 16 Minuten vor dem Zerfall<br />

zu bewahren. Damit „lebte“ diese Antimaterie<br />

mehr als 5000 Mal länger<br />

als bei jedem anderen Experiment<br />

zuvor. Die Wissenschaftler erreichten<br />

dies, indem sie die Antimaterie, die bei<br />

einem Kollisionsexperiment in dem<br />

gigantischen Teilchenbeschleuniger<br />

erzeugt worden war, in einer speziellen<br />

„Falle“ einsperrten, wodurch sie<br />

daran gehindert wurde, auf normale<br />

Materie zu treffen, was zur beiderseitigen<br />

Vernichtung geführt hätte. Durch<br />

die neue Möglichkeit, Antimaterie über<br />

Bild: Getty Images<br />

makroskopische Zeiträume zu erhalten,<br />

erhoffen sich die Forscher bessere<br />

Bedingungen, um Antimaterie und<br />

ihre Eigenschaften untersuchen zu<br />

können. Ziel ist es, einen Grund für die<br />

seltsame Asymmetrie des Universums<br />

zu finden. Nach dem Urknall (sofern es<br />

ihn gab und der Anfang der Welt nicht<br />

„abgesagt“ war) existierten nach den<br />

derzeit akzeptierten Modellen Materie<br />

und Antimaterie zu gleichen Teilen,<br />

es war eine perfekte Symmetrie.<br />

Irgendwann kam es dann aus noch<br />

unbekannten Gründen zum Symmetriebruch,<br />

und nur eine Materieform<br />

setzte sich durch. Nach heutigem<br />

Wissensstand existiert im gesamten<br />

Universum praktisch ausschließlich<br />

Materie, obwohl es durchaus möglich<br />

gewesen wäre, daß in einem genügend<br />

weit von anderer Materie entfernten<br />

Inselbereich des Universums auch Antimaterie<br />

überlebt hätte.<br />

Mehr über den Large Hadron Collider siehe<br />

Fosar/Bludorf: Welt am Limit. Peiting 2011.<br />

Größter bekannter<br />

Wasservorrat des<br />

Universums entdeckt<br />

US-Astronomen haben das größte bislang<br />

bekannte Wasserreservoir im Kosmos<br />

entdeckt – nicht auf der Erde, auch<br />

nicht auf einem anderen Planeten, sondern<br />

an einer ziemlich abartigen Stelle<br />

– in Form von Wasserdampf auf einer<br />

Kreisbahn rund um ein riesiges schwarzes<br />

Loch. Die Wassermenge ist unvorstellbar<br />

groß, 140 Billionen Mal mehr<br />

als alle irdischen Ozeane zusammen<br />

enthalten. Der gigantische Wassertank<br />

wird niemals einen praktischen Wert für<br />

uns Menschen haben (um z. B. Wasseroder<br />

Energieprobleme zu lösen). Er ist<br />

rund 12 Milliarden Lichtjahre von uns<br />

entfernt. Es ist aber ein erneuter Beweis,<br />

daß Wasser (und damit möglicherweise<br />

auch Leben) überall im Weltall verbreitet<br />

ist.<br />

So ähnlich muß man sich<br />

das schwarze Loch mit<br />

der umgebenden Wasserdampfwolke<br />

vorstellen<br />

(Grafik: NASA)<br />

Edisons sprechende Puppe. Rechts daneben der<br />

Sprechmechanismus mit dem Phonographen-Zylinder<br />

Älteste Aufzeichnung der<br />

menschlichen Stimme<br />

rekonstruiert<br />

Einer Gruppe von Wissenschaftlern<br />

am Lawrence Berkeley National Laboratory<br />

ist es gelungen,<br />

mit Hilfe neuer<br />

Imaging-Techniken<br />

die 123 Jahre alte Aufzeichnung<br />

einer menschlichen<br />

Stimme hörbar zu rekonstruieren.<br />

Die Aufzeichnung befand<br />

sich auf einem Phonographen in<br />

Form eines Ringzylinders, wie<br />

ihn Thomas Alva Edison damals<br />

konstruiert hatte. Er war 1888<br />

in eine Puppe eingebaut worden<br />

und trug die Stimme einer Frau,<br />

die das Wiegenlied „Twinkle,<br />

Twinkle, Little Star“ sang. Das<br />

frühe Modell einer sprechenden<br />

Puppe war bereits 1967 wiederentdeckt<br />

worden, der Zylinder war jedoch<br />

im Laufe der Zeit so stark verformt<br />

worden, daß er mit einer herkömmlichen<br />

Abtastnadel nicht mehr abgespielt<br />

werden konnte. Die Wissenschaftler<br />

scannten jetzt die Oberfläche<br />

des Zylinders dreidimensional ein und<br />

untersuchten die Oberflächenstruktur<br />

im Computer. Auf diese Weise konnte<br />

die Schallinformation rechnerisch rekonstruiert<br />

und dann als WAV-Datei<br />

gespeichert werden. Beim Abspielen<br />

dieser WAV-Datei wurde nach über 100<br />

Jahren der 12 Sekunden lange Audio-<br />

Clip wieder hörbar. Es ist die älteste<br />

erhaltene Tonaufzeichnung der Welt.<br />

Sie kann im Internet unter www.nps.<br />

gov/edis/photosmultimedia/talkingdoll-record-hear-the-recording.htm<br />

abgehört werden.<br />

Edison plante damals, die sprechenden<br />

Puppen in großem Stil auf den Markt<br />

zu bringen. Problem dabei war, daß es<br />

noch kein Verfahren gab, den Phonographen-Zylinder<br />

in industrieller Form<br />

zu kopieren. Daher engagierte Edison<br />

eine Reihe von Frauen, die jeden Zylinder<br />

in Einzelarbeit besprechen mußten.<br />

Die sprechenden Puppen wurden<br />

dann allerdings ein Verkaufs-Flop und<br />

gerieten in Vergessenheit.<br />

34<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Quantessenz<br />

Wissenschaftler erzeugen ein<br />

Loch in der Zeit<br />

Physiker haben einen Weg gefunden,<br />

um vorübergehend ein Loch<br />

in einen Lichtstrahl zu schneiden.<br />

Ereignisse, die wegen einer kurzen Zeitspanne<br />

geschehen, bleiben unsichtbar,<br />

so wie das Loch selbst. Es ist eine vollkommen<br />

neue Art von Tarnkappentechnologie:<br />

Es werden nicht Objekte im<br />

Raum versteckt, sondern Ereignisse in<br />

der Zeit.<br />

Moti Fridman und seine Kollegen an der<br />

Cornell University haben dies erstmals<br />

experimentell präsentiert und darüber<br />

eine Publikation veröffentlicht.<br />

Zwar kann der Trick vorläufig Bankräuber<br />

noch nicht vor Überwachungskameras<br />

schützen, aber er könnte<br />

Verwendung finden bei optischen und<br />

elektronischen Geräten. Frühere Tarnkappen<br />

haben Objekte durch Krümmung<br />

von Licht unsichtbar gemacht. So wie<br />

das Wasser um einen Felsen inmitten<br />

eines Flusses herumfließt, biegen sich<br />

Lichtwellen um die Tarnkappe herum<br />

und vereinigen sich auf der anderen Seite<br />

perfekt wieder, ohne eine Spur ihres<br />

Umwegs zu hinterlassen.<br />

Ein „Zeitmantel“ verbirgt ein Ereignis<br />

durch Änderung der Geschwindigkeit<br />

des Lichts, nicht seiner Richtung. Da die<br />

Lichtgeschwindigkeit durch den Wert<br />

von 299.792.458 Meter pro Sekunde begrenzt<br />

ist, funktioniert es nur, wenn das<br />

Licht sich langsamer bewegt als im Vakuum<br />

– z. B. in einem Glasfaserkabel.<br />

Das Cornell-Team, das alle Interviews<br />

vor Veröffentlichung der Publikation<br />

abgelehnt hatte, manipulierte Licht<br />

in einem Glasfaserkabel mittels einer<br />

Zeitlinse, einem Silikon-Gerät, das ursprünglich<br />

entwickelt worden war, um<br />

Datentransfers zu beschleunigen. Ein<br />

Teil des Lichts, das durch die Linse geht,<br />

wird beschleunigt, ein anderer Teil wird<br />

langsamer. Die Wellen teilen sich, so<br />

wie Moses das Rote Meer teilte, und erzeugen<br />

eine Lücke der Dunkelheit. Eine<br />

zweite Linse später im Verlauf des Kabels<br />

setzt das Licht wieder zusammen,<br />

so daß es an seinem Bestimmungsort<br />

völlig intakt eintrifft, ohne Spuren eines<br />

Loches oder von irgend etwas anderem,<br />

das in der kurzen Zeit der Übertragung<br />

geschehen war.<br />

Das Loch dauerte 15 Trillionstel Sekunden,<br />

eine Zeit, die lang genug war, um<br />

Lichtpulse zu verbergen, die innerhalb<br />

des „Zeitmantels“ erzeugt worden waren,<br />

schreiben die Forscher. Ein längeres<br />

Kabel könnte, theoretisch, diese Zeitlücke<br />

auf mehr als eine Mikrosekunde<br />

ausdehnen. Im Fall einer noch größeren<br />

Zeitspanne würden sich Ungenauigkeiten<br />

in der Technologie genügend aufsummieren,<br />

um den Effekt zunichte zu<br />

machen.<br />

Dennoch sagte Paul Kinsler, ein Physiker<br />

vom Imperial College London: „Das ist<br />

eine wesentlich größere Zeitlücke als wir<br />

gedacht hatten, daß es möglich wäre.“<br />

Kinsler und seine Kollegen hatten<br />

die Idee eines Zeitmantels erstmals<br />

in einem Papier veröffentlicht,<br />

das in der Februarausgabe 2011<br />

des Journal of Optics publiziert wurde.<br />

Ihr perfekt unentdeckbarer Zeitmantel<br />

benötigte exotische Metamaterialien,<br />

künstlich hergestellte Strukturen, die<br />

in traditionellen Tarnkappen verwendet<br />

werden.<br />

„Man braucht Metamaterialien, die ihre<br />

Eigenschaften sowohl in der Zeit als<br />

auch im Raum ändern,“, sagt Martin<br />

McCall, ein Mitglied des Forscherteams<br />

vom Imperial College London. „Es ist zur<br />

Zeit außerhalb der Möglichkeiten der<br />

Metamaterial-Technologie, eine solch<br />

ideale Situation herbeizuführen.“<br />

Der noch unvollkommene Zeitmantel<br />

von der Cornell University, der nicht aus<br />

Metamaterialien gemacht wurde, kann<br />

nützlich zur Signalübertragung sein. Er<br />

könnte, in der Theorie, einen Datenstrom<br />

unterbrechen, in der Zwischenzeit (der<br />

Zeitlücke) einem anderen zu erlauben,<br />

verarbeitet zu werden, und dann das<br />

Originalsignal so wieder zusammensetzen,<br />

daß ein Detektor die Unterbrechung<br />

nicht bemerken würde.<br />

Größere Zeitlücken in makroskopischen<br />

Dimensionen sind momentan noch unrealistisch.<br />

Selbst mit Hilfe perfekter<br />

Metamaterialien würde eine etwa acht<br />

Minuten lange Zeitlücke ein Gerät von<br />

der Größe des Sonnensystems benötigen,<br />

schätzt McCall. Immerhin – folgt<br />

man der Klassifizierung von Michio<br />

Kaku, so wäre dies für eine Typ-II-Zivilisation<br />

(die die Energien ihres eigenen<br />

Sonnensystems technisch beherrscht)<br />

möglicherweise machbar.<br />

Quelle: Science News<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 35


Wissenschaft<br />

Die postfossile<br />

Gesellschaft<br />

Dirk Althaus im Gespräch mit Martina Westermann<br />

Wir gehen auf Zeiten des Wandels zu. In wenigen Jahrzehnten<br />

werden die fossilen Energieträger erschöpft<br />

sein. Stehen uns Mangel und gesellschaftlicher Zusammenbruch<br />

bevor? Nein, sagt Prof. Dirk Althaus, das Leben<br />

kann sogar viel schöner sein. In einem Interview für<br />

<strong>Matrix3000</strong> umreißt er seine Vision der bevorstehenden<br />

postfossilen Epoche.<br />

Was kennzeichnet das seit rund 250 Jahren andauernde fossile<br />

Zeitalter, was hat es der Menschheit „gebracht“?<br />

Das „unermeßliche“ Maß an Energiebereitstellung zog<br />

einen steilen Aufschwung an Informationsgewinn mit sich<br />

(Konrad Lorenz: Doppelhelix „Energiegewinn – Informationsgewinn“,<br />

aus: „Die Rückseite des Spiegels, 1977). Ein<br />

Erfindungs- und Entwicklungsboom kennzeichnet diese<br />

Zeit, leider auch eine Sorglosigkeit des Überschwangs im<br />

Umgang mit Energie und Materie. Wir sind damit technologisch<br />

sehr gut auf die postfossile Zeit vorbereitet, müssen<br />

aber wieder das „Haushalten“ lernen.<br />

In wenigen Jahrzehnten werden die fossilen Energiequellen<br />

– vor allem Öl, Gas und Kohle – erschöpft sein. Welche<br />

Änderungen bringt die postfossile Zeit mit sich, wie geht es<br />

weiter?<br />

Zunächst: Die CO 2<br />

-Hysterie endet automatisch in der postfossilen<br />

Zeit. Längst hätte man die edlen Kohlenwasserstoffe<br />

Kohle, Öl und Gas in ihrer hohen thermodynamischen Ordnung<br />

belassen müssen, um sie in der Industrie als Rohstoffe<br />

zu verwenden, statt mit der Verbrennung maximale<br />

Entropie, das ist der materielle Niedergang zur Unordnung,<br />

zu betreiben.<br />

In der postfossilen Zeit ist Energie nur oberirdisch zu gewinnen:<br />

Sonnenstrom (Photovoltaik), Sonnenwärme (Photothermie)<br />

und Biomasse (Photosynthese). Es wird künftig in der<br />

Bauleitplanung als „Schürfrecht“ für Energieversorgung eine<br />

Energieflächenzahl (EFZ) geben, die Verschattung zur solaren<br />

Energiegewinnung sichert. Bei effizienter Gestaltung unseres<br />

Lebensraums ist die solare Strahlungsenergie auch in den gemäßigten<br />

Breiten für ein angemessenes Leben ausreichend.<br />

Langfristig wird eine Migration der Industrie und nachfolgend<br />

der Hochkultur in solare Zonen erfolgen. Kultur folgt den Res-<br />

Biomasse-Kraftwerk<br />

in Indien<br />

36<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Auch große Windparks<br />

sind - trotz ihrer sauberen<br />

Energien - ökologisch<br />

nicht unproblematisch.<br />

Wissenschaft<br />

sourcen, wahrscheinlich<br />

nach Afrika, wo am meisten<br />

Land unter der Sonne ist.<br />

Blicken wir in eine düstere<br />

Zukunft, oder sehen Sie in<br />

dieser Entwicklung auch<br />

Chancen...?<br />

Wenn wir in eine düstere<br />

Zukunft blicken, wird sie<br />

auch eintreten. Mich erinnern<br />

die Kassandrarufe aus<br />

allen Sparten der Gesellschaft<br />

an die Voraussagen<br />

über die erste Eisenbahnfahrt<br />

1835 von Nürnberg nach Fürth: „Die rückwärts sitzenden<br />

Passagiere werden ersticken, weil der Fahrtwind<br />

ihre Lungen leer saugt, den Passagieren in Fahrtrichtung<br />

aber werden die Lungen<br />

platzen“ – und das<br />

bei 20 km/h.<br />

Die neue postfossile<br />

Zeit wird sicher große<br />

Veränderungen mit<br />

sich bringen, die zu<br />

den anderen großen<br />

Veränderungen – zum<br />

Beispiel der Globalisierung<br />

oder dem<br />

Aufkommen neuer<br />

ökonomischer Großmächte<br />

– hinzukommen.<br />

Düster könnte<br />

nur der Kampf um die<br />

fossilen Reste werden.<br />

Nein, das Leben kann viel schöner werden als bisher. Wir<br />

essen, trinken, atmen nicht mehr unseren eigenen Müll (pfui<br />

In der postfossilen Zeit ist Energie<br />

nur oberirdisch zu gewinnen:<br />

Sonnenstrom, Sonnenwärme und Biomasse.<br />

Kultur folgt den Ressourcen<br />

- in diesem Fall der Sonnenenergie<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

37


Wissenschaft<br />

Je mehr uns Automaten und Roboter dienen,<br />

um so weniger Menschen sind in der arbeitsteiligen Welt erforderlich,<br />

und die erforderlichen müssen von hoher Bildung sein.<br />

38 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Wissenschaft<br />

Deibel), bleiben gesund, werden fröhlich, arbeiten weniger,<br />

haben Zeit, Muße, Gelassenheit und leben in großen Gemeinschaften<br />

mit vielfältigen Aufgaben und Vorteilen.<br />

Müssen wir bessere Menschen werden, um angesichts von<br />

Klimawandel, Rohstoffausbeutung und Bevölkerungswachstum<br />

auf unserem Planeten Erde zu überleben?<br />

Nein, das können wir gar nicht! Bessere Menschen zu predigen<br />

ist nicht hilfreich. Eines aber müssen wir wieder lernen:<br />

die penetrante Anspruchshaltung der anonymen Gesellschaft<br />

gegenüber ablegen. In der Natur hat kein Lebewesen Ansprüche<br />

an seine Gruppe, nur Pflichten. Ich nenne das zukunftsweisende<br />

Verhalten der Menschen in der Gesellschaft<br />

„DIOGENESIS“ – Schöpfung des Weniger (Diogenes + Genesis)<br />

– und schreibe gerade über diese Lebenskunst mit Zukunft.<br />

Dem Klimawandel entgehen wir nicht. Das ist normale Erdgeschichte,<br />

auch unser Anteil daran ist Ökologie, und der<br />

wird in der postfossilen Zeit mangels Masse schwinden.<br />

Statt zu jammern wäre ingeniöse Phantasie und ein wenig<br />

mentale Mobilität angebracht, den Lebensbereich bei<br />

Veränderungen zu wechseln, wie es in der Natur selbstverständlich<br />

ist. Nicht umsonst haben alle Holländer, deren<br />

Land als erstes unter Wasser steht, vorsichtshalber<br />

schon einmal Wohnwagen.<br />

Der Rohstoffausbeutung wird – nach dem Vorbild der Nahrungskette<br />

– materielle Kreislaufwirtschaft folgen, wenn<br />

Bergen und Deponieren teurer als Recycling werden. Auch<br />

das hilft der sauberen Lebenswelt.<br />

Die als immer ansteigend postulierte Populationsdynamik<br />

flacht bei uns bereits ab. Das ist natürlich, wenn die Dichte<br />

die Leistungsfähigkeit des Lebensraums übersteigt, auch<br />

die soziale Leistungsfähigkeit. Das exponentielle Bevölkerungswachstum<br />

ist schon mehrmals nicht eingetreten. Je<br />

mehr uns Automaten und Roboter dienen, um so weniger<br />

Menschen sind in der arbeitsteiligen Welt erforderlich, und<br />

die erforderlichen müssen von hoher Bildung sein.<br />

Wir können fröhlich auf dem Blauen Planeten weiterleben.<br />

Wohl ahnend, wie es in der menschlichen Gesellschaft laufen<br />

könnte, beschäftigt mich seither die Frage, warum es nicht<br />

so läuft, und es gibt ganz natürliche Hinweise, daß es nicht<br />

so laufen kann. Diese Hinweise und den unwiederbringlichen<br />

Gang der Zeit wohl beachtend mache ich als Architekt Entwürfe<br />

für neue Welten, die versuchen, eine Harmonie zwischen<br />

uns und dem Rest der Welt in Zukunft herzustellen. Je länger<br />

ich mich mit dieser Thematik beschäftigt habe, um so einfacher<br />

wurde das Modell. Fertig ist es noch lange nicht.<br />

In Ihrem Buch „Die postfossile Epoche“ differenzieren<br />

Sie zwischen der virtuellen und realen Welt der postfossilen<br />

Gesellschaft. Woher kommt diese Unterscheidung und worin<br />

besteht sie?<br />

Das ist eine grundlegende ontologische Einteilung, die seit<br />

jeher zutrifft: Real greifbar sind Energie, Materie und das<br />

Lebendige – virtuell sind die „geistigen“ Felder „Seele und<br />

Geist“ (Nicolai Hartmann) oder hier: Ich und Sozialwesen.<br />

Aristoteles nannte es „Natur und Geist“, und auch Hartmann<br />

trennte die ersten beiden Schichten von den allein<br />

auf Menschen kaprizierten beiden „hohen“ Schichten seines<br />

ontologischen Modells. Längst wissen wir, wie sehr die<br />

Schichten ineinandergreifen.<br />

Zum Verständnis unserer Rolle auf dem Blauen Planeten ist<br />

diese Erkenntnis wichtig.<br />

Sie sprechen im Zusammenhang mit einer lebensfreundlichen<br />

Umwelt von einer sogenannten „globalen Homöostase“.<br />

Was verstehen Sie darunter? Könnten Sie dies etwas genauer<br />

präzisieren?<br />

Lovelock nannte es „Gaia“ und meinte eine globale Steuerung<br />

(Unsere Erde wird überleben, 1979). Das impliziert Numinoses<br />

und Esoterisches. Globale Homöostase ist frei von göttlichen<br />

Gedanken. Sie beschreibt das sanfte Schwingen um eine<br />

Warum beschäftigen Sie sich mit diesen Fragen? Wie kamen<br />

Sie dazu, gar ein eigenes Modell für das Menschsein in der<br />

postfossilen Epoche des Blauen Planeten zu entwickeln?<br />

Es begann 1973, als wir am Institut für Industrialisierung des<br />

Bauens (Helmut Weber) in Hannover serienmäßig Sonnenkollektoren<br />

auf Fertighäusern anboten und Stadtbausysteme<br />

entwickelten, die wir als Baukastensystem mit hoher Flexibilität<br />

aller Bauteile in ihrer Ordnung wiederverwendbar gestaltet<br />

haben. Forschung für das Umweltbundesamt wurde in dem<br />

Standardwerk „Ökologisches Bauen“ (1982) veröffentlicht.<br />

Oben und rechts: Wie wir in der Zukunft wohnen werden.<br />

Auf der Ausstellung "Post Fossil" in Tokio 2010 zeigte die<br />

niederländische Designerin Li Edelkoort Designerobjekte<br />

futuristischer Wohnkultur.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 39


Wissenschaft<br />

Navigationssysteme lassen<br />

die menschliche Orientierungsfähigkeit<br />

verkümmern.<br />

Machen Luxus und Mode uns zu<br />

Weicheiern?<br />

„Urban Zen“ - Synonym<br />

für eine Design-Linie<br />

von Donna Karan.<br />

bestimmte Größe. Das ist eine Hypothese zur Begründung,<br />

warum es über drei Äonen lang Leben auf der Erde gibt, trotz<br />

all der tiefgreifenden Veränderungen, gegen die der sanfte<br />

„Klimawandel“ unbedeutend ist, den alle so fürchten. „Normal“<br />

wären eiskalt (Mars) und kochend heiß (Venus).<br />

Nehmen wir die Selbstähnlichkeit von Systemen vom Kleinen<br />

bis ins Große an, könnte sich die Globale Homöostase verhalten,<br />

wie alle Lebensgemeinschaften vom großen Ökosystem<br />

(Tropischer Regenwald, Ozean) bis zur Synusie als kleinste<br />

Einheit. Das zu erforschen ist Aufgabe der neuen Forschungsrichtung<br />

„ÖKONIK“, die einzurichten ein Ziel zur<br />

Ausrichtung der postfossilen Gesellschaft ist.<br />

In Ihrem Buch ist von vier Evolutionssprüngen die Rede. Die<br />

ersten zwei – Sprache und Feuer – haben uns „aus der Evolution<br />

entlassen“ (laut Konrad Lorenz). Zu Beginn der postfossilen<br />

Epoche kommt es zu zwei weiteren Sprüngen – Primärenergie<br />

PV und Kreislauf der Materie. Welche weitere<br />

Entwicklung können wir im Rahmen dieser Evolutionssprünge<br />

erwarten?<br />

Von den beiden „Neuen“ nimmt noch keiner Notiz (kaum<br />

jemand sogar von der einstigen Zähmung des Feuers als<br />

Grundlage aller Naturwissenschaft). Die beiden ersteren<br />

dienten dazu, „aus der Evolution entlassen zu werden“.<br />

Die beiden gegenwärtigen – übrigens Produkte der so erfindungsreichen<br />

fossilen Episode – können die Menschenkultur<br />

zu einem eigenen „Ökosystem“ gestalten, das energieautark<br />

mit der vitalen Energie der Sonne die Zukunft<br />

bewältigt und mit dem Bewahren seiner Materieumsätze<br />

in hoher thermodynamischer Ordnung in Kreisprozessen<br />

wie die natürliche Nahrungskette zur globalen Homöostase<br />

beisteuert. Es sind also zwei erhaltende Evolutionssprünge.<br />

Auch das ist Aufgabe der ÖKONIK.<br />

Sie behaupten in Ihrem Buch, daß Luxus und Mode uns<br />

zu Weicheiern machen. Wie sollte Ihrer Meinung nach ein<br />

Mensch idealerweise leben? Sollte er auf alle Errungenschaften<br />

der modernen Technik verzichten?<br />

Nicht nur zu Weicheiern, sondern auch zur Unmündigkeit!<br />

Alle Erfindungen dienen der Bequemisierung der Menschen.<br />

Wir sind von Grund auf faul. Oh nein, ich bin Technikfan. Wenn<br />

aber ein Scheinfortschritt zur Verkaufsförderung einerseits<br />

und Stärkung der Abhängigkeit von dem Hersteller andererseits<br />

zur Verweichlichung und zum partiellen Hirntod führen,<br />

ist Technik unmenschlich. Der schnelle Markt erobert<br />

mit der Eitelkeit, up to date zu sein, den „Ver“braucher. Das<br />

Navi schränkt die Orientierungsfähigkeit ein, automatische<br />

Scheibenwischer entmündigen, Fahrsicherheitseinrichtungen<br />

machen leichtsinnig.<br />

Es gibt Technik, die unser Leben bereichert, die Lebensfähigkeit<br />

steigert wie das Fahrrad: Prima! Nutzung der vitalen<br />

Naturkräfte mit Erkenntnis aus der Physik wie Windräder,<br />

Wasserturbinen, Gezeitenkraftwerke – Das ist nützliche<br />

Technik. Wo Erkenntnis, Erfindungsgeist und Physik zu einfachen<br />

Lösungen führen, ist meine Zone von „High-Tech“ –<br />

wo Maschinen komplizierter Bauart, empfindlich, je komplizierter,<br />

mit großem energetischen Aufwand Einsatz finden,<br />

ist meine Zone des „Low-Tech“ = noch zu wenig nachgedacht.<br />

Menschen leben am liebsten, wenn sie ihre persönlichen Eigenschaften<br />

erkennen und leben. Das schöne Gefühl, eine<br />

glatte Schnitte vom Brotlaib zu schneiden, ist von keiner Maschine<br />

zu toppen. Jeder Mensch soll selbstverständlich sein<br />

eigenes Maß an technischer Ausrüstung bestimmen – aber<br />

jeder Mensch sollte seine Fähigkeiten erkennen und auf seine<br />

„Ehre“ achten, daß sie ihm nicht genommen wird. ■<br />

Prof. Dr. Dirk Althaus ist Architekt. Seit 1972 beschäftigen ihn die<br />

Sonnenenergie, das „ökologische Bauen“ und die Frage, warum es<br />

so läuft, wie es läuft. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter „Ökologisches<br />

Bauen“, „Müll ist Mangel an Phantasie“, „Die postfossile<br />

Epoche“.<br />

40 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


MATRIX3000<br />

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Die aktuellen Sendetermine bei<br />

CROPfm Netradio<br />

Moderation: Tarek Al-Ubaidi<br />

6. 5. 2011: Spezial-<strong>Ausgabe</strong> mit Heike Habel. Frau Habel<br />

hatte seit den 80er Jahren mehrere Entführungserlebnisse<br />

2011: Ein Rückblick und hat auf sich die Kornkreissaison<br />

Anfang 2011 auf-<br />

9. September<br />

2011. Zu Gast grund sind Werner weiterer Neuner, Erfahrungen Günter dazu Hauer entschlossen,<br />

und Toralf<br />

Steidl, die im über Frühjahr/Sommer2011 ihre Erlebnisse zu sprechen. mehrmals vor Ort in<br />

20. WIltshire 5. 2011: (England) Live zu Gast: waren. Grazyna Fosar und Franz Bludorf.<br />

Thema: UFO-Erfahrungen<br />

23. September 2011: Thema und Gast z. Zt. noch offen.<br />

4. Bitte 6. 2011: auf cropfm.at CROPfm aktuell “open informieren.<br />

end” zum Thema Remote<br />

Viewing. Ein Remote Viewer (Christian Rotz >><br />

c-rv.de) und “Wingman” (Stefan Franke) sind<br />

7. Oktober 2011: Über Leben und Werk von Burkhard Heim.<br />

live zu Gast und sprechen über ihre persönlichen<br />

Erfahrungen mit der Technik des RV<br />

Zu Gast: Illobrand von Ludwiger<br />

18. 21. 6. Oktober 2011: CROPfm 2011: "Welt “open am end” Limit" zum mit Pilotfilm Grazyna der Fosar Serie<br />

und Franz Bludorf “Pantherion”. Bernhard Reicher (Drehbuchautor)<br />

und Jörg Vogeltanz (Regisseur) erzählen<br />

über die Dreharbeiten, die Zielsetzungen etc.<br />

Siehe auch >> www.pantherion.at<br />

Sendebeginn jeweils 19:30 Uhr<br />

CROPfm Netradio ist als Livestream über cropfm.at empfangbar<br />

oder terrestrisch auf 92,6 MHz (nur im Raum Graz)<br />

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Gesundheit<br />

Claudia Kasper<br />

Die Geschichte der Seifensiederei<br />

reicht zurück bis in die<br />

Hochkultur der Sumerer. Sie<br />

fanden bereits heraus, daß eine<br />

Mischung aus Wasser und Pflanzenasche<br />

eine Lauge ergibt, die Fette<br />

und Öle lösen kann. Auf dieser Entdeckung<br />

der alten Sumerer basiert<br />

der Ursprung des Wortes „alkalisch“,<br />

denn der arabische Begriff al-qulai<br />

bedeutet Pflanzenasche.<br />

Aus dieser Zeit stammt das älteste,<br />

vollständig erhaltene Seifenrezept,<br />

das auf einer Tontafel in su-<br />

merischer Keilschrift festgehalten<br />

wurde. Man schätzt, daß diese Tafel<br />

um 2500 v. Chr. entstand.<br />

Das Wissen der Sumerer wurde<br />

von den Ägyptern und den Griechen<br />

übernommen. Diese verwendeten<br />

die Seifenlauge aber nicht zur Körperpflege,<br />

sondern zum Entfetten<br />

von Schafwolle und als Heilmittel bei<br />

Verletzungen und Hautkrankheiten.<br />

In einem ägyptischen Schriftstück<br />

von 600 v. Chr. fand man sogar einen<br />

Bericht, in dem tierische Fette oder<br />

pflanzliche Öle mit Soda vermischt<br />

und gekocht wurden. Diese Leistung<br />

sollte 1200 Jahre später den Arabern<br />

zugeschrieben werden.<br />

Den als unzivilisiert geltenden<br />

Galliern und Germanen war die Seife<br />

keineswegs fremd. Sie nutzen Seifen<br />

als Haarpomade, die sie aus einem<br />

Gemisch aus Ziegentalg und weiß<br />

gebrannter Asche herstellten. Dabei<br />

war die Seifenpomade der Germanen<br />

pastenartig, die Gallier verwendeten<br />

natriumhaltigen Seetang und stellten<br />

die festere Natronseife her. Diese<br />

Seifen wurden begehrte Handelsarti-<br />

Da geht mir doch ein<br />

Seifensiederauf!<br />

Eine uralte Tradition wird wiederbelebt<br />

42<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Gesundheit<br />

Die Geschichte der Seife<br />

reicht zurück bis in die<br />

Hochkultur der Sumerer,<br />

um 2500 v. Chr.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

43


Gesundheit<br />

kel der Römer, die sie vorwiegend zu<br />

kosmetischen Zwecken benutzten. Mit<br />

Aufstieg des römischen Reiches wurde<br />

auch die Verwendung von Seife zur Reinigung<br />

der Wäsche immer verbreiteter.<br />

So fand man bei Ausgrabungen<br />

in Pompeji eine komplette Seifenfabrik<br />

mit gut erhaltenen Seifenstükken.<br />

Aber die Römer verwendeten<br />

nicht nur Alkali aus der Holzasche<br />

(Kaliumcarbonat), sondern auch vergorenen<br />

Urin als Waschsubstanz.<br />

Dieser wurde von den Wäschern im<br />

römischen Reich gesammelt. Bei der<br />

Zersetzung entsteht alkalisches Ammoniak,<br />

das verwendet wurde, um<br />

die Kleidung der Römer zu reinigen.<br />

Dadurch gelangten die Wäscher zu<br />

beachtlichem Wohlstand. Als Kaiser<br />

Vespasian (39 - 83 n.Chr.) von diesem<br />

Wohlstand profitieren wollte und die<br />

Wäscher mit hohen Steuern belegte,<br />

entbrannte ein Sturm der Entrüstung.<br />

Aus dieser Zeit stammt der<br />

Ausspruch "Pecunia non olet." Übersetzt<br />

heißt das: Geld stinkt nicht.<br />

Trotz ihrer hochentwickelten<br />

Badekultur verwendeten die Römer<br />

die Seife zur Körperreinigung<br />

erst ab dem 2. Jahrhundert n. Chr.<br />

Statt dessen salbten sie ihre Körper<br />

mit ÖI oder reinigten ihre Haut mit<br />

Bimsstein. Erst der in Rom lebende,<br />

griechische Arzt Galenus weist im 2.<br />

Jahrhundert auf die längst vergessene<br />

reinigende Wirkung der Seife hin.<br />

Im 7. Jahrhundert verkochten die<br />

Araber Öl mit der Lauge, indem<br />

sie gebrannten Kalk dazugaben.<br />

So entstand eine feste Kaliseife, die<br />

unserer heutigen Seife schon recht<br />

ähnlich war. Nun begann der Siegeszug<br />

der Seife in Europa. Die mit<br />

ätherischen Ölen veredelten, orientalischen<br />

Toilettenseifen waren begehrte<br />

Importgüter an europäischen<br />

Königshäusern, so daß die Fürsten<br />

eigene Seifensiedereien einrichten<br />

ließen. Frankreich und Spanien stiegen<br />

zu Zentren der Seifenherstellung<br />

auf, da in diesen Ländern die erforderlichen<br />

Rohstoffe verfügbar waren.<br />

Das Öl stammte meist von Oliven,<br />

Soda wurde aus der Asche von<br />

Meerespflanzen hergestellt. Von der<br />

französischen Stadt Savona, die für<br />

Ihre Seifen ebenso bekannt war wie<br />

Venedig und Marseille, leitet sich das<br />

Wort „Seife“ (franz. savon) ab. Auch in<br />

Augsburg, Prag und Wien entstanden<br />

Anfang des 14. Jahrhunderts eigene<br />

Seifenzünfte. Nach und nach entwikkelte<br />

sich in Europa eine Badekultur<br />

nach orientalischem Vorbild. Es wurden<br />

öffentliche Badehäuser gebaut,<br />

die auch dem Bürgertum und der<br />

ärmeren Bevölkerung zugänglich<br />

waren. In Budapest kann man viele<br />

Badehäuser aus der türkischen Besatzungszeit<br />

heute noch besuchen.<br />

Der Ausbruch der Pest und die<br />

zunehmende Verbreitung von Cholera<br />

und Syphilis im 14. Jahrhundert<br />

brachten die europäische Badetradition<br />

komplett zum Erliegen.<br />

Auch der Verfall der Sitten in den<br />

Badeanstalten war ein Grund für die<br />

Kirche, gegen diese Institutionen<br />

vorzugehen und sie zu schließen.<br />

Diese Haltung ist vielleicht ein Grund<br />

dafür, daß sich die irrige Annahme<br />

verbreitete, daß jeglicher Kontakt<br />

der Haut mit Luft, Licht und Wasser<br />

schädlich sei und Krankheiten überhaupt<br />

erst durch Badewasser und<br />

Seife in den Körper gelangen. Daraufhin<br />

wusch man sich kaum noch, in<br />

der Überzeugung, die Kleidung würde<br />

den Schweiß aufsaugen und den<br />

Körper so rein halten. Aber auch die<br />

Gewänder wurden nicht gewaschen.<br />

So wurden Krankheitserregern, Flöhen,<br />

Läusen und anderen Parasiten<br />

Tür und Tor geöffnet.<br />

Im 16. und 17. Jahrhundert war<br />

die Trockenwäsche das Maß aller<br />

Dinge– ganz ohne Seife und Wasser.<br />

Man reinigte sich mit Tüchern, Parfüm<br />

und Puder. Diese Art der Körperpflege<br />

war vor allem in den Adelshäusern<br />

der Renaissance beliebt.<br />

Erst mit Ludwig XIV. kehrte die<br />

Seife wieder nach Europa zurück. Er<br />

etablierte die Seifensiederei in Versailles<br />

und erließ 1688 das bis in die<br />

heutige Zeit geachtete Reinheitsgebot<br />

für Seife. Demnach sollte hochwertige<br />

Seife mindestens zu zwei Dritteln<br />

aus reinem Pflanzenöl bestehen. Im<br />

18. Jahrhundert wurden Wasser und<br />

Seife als grundlegende Substanzen<br />

der Körperreinigung wiederentdeckt,<br />

und Sauberkeit avancierte zum religiösen<br />

und moralischen Gebot. Die<br />

Nachfrage nach Seifen stieg.<br />

Zu dieser Zeit waren Seifen noch<br />

immer ein teures Luxusprodukt. Erst<br />

die Entdeckung von Nicolas Leblanc<br />

ermöglichte es, große Mengen<br />

künstliches Soda herzustellen, und<br />

machte die zuvor verwendete Pottasche,<br />

die mühsam in großen Pötten<br />

gesammelt und mit Regenwasser<br />

gelöst wurde, überflüssig. Von nun<br />

an konnte Seife massenhaft hergestellt<br />

werden und wurde so für Jedermann<br />

erschwinglich.<br />

Aber vor allem auf dem Land hielt<br />

sich die alte Kunst des Seifensiedens<br />

bis Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />

Viele Haushalte produzierten Ihren<br />

Eigenbedarf an Schmierseife noch<br />

selbst. In den Städten benutzte man<br />

vorwiegend industriell produzierte<br />

Seife.<br />

Auch die gebräuchlichen Waschoder<br />

Seifenbälle, die sogenannten<br />

"Savonettes", die zum<br />

Reinigen der Hände benutzt wurden,<br />

verschwanden mit zunehmender Industrialisierung<br />

immer mehr. Sie<br />

wurden in sorgfältiger Handarbeit<br />

aus verschiedenen Seifensorten hergestellt<br />

und enthielten meist Zusätze<br />

von gepuderter Stärke (aus Weizen<br />

oder Kartoffeln) oder Reismehl sowie<br />

Duft- und Farbstoffe. Als Grundseife<br />

diente eine unparfümierte Kokosseife.<br />

Während und nach den Weltkriegen<br />

waren Öl und Fett knapp, so daß<br />

die Seifen mit den verschiedensten<br />

Materialen gestreckt wurden. Marmorstaub,<br />

gemahlener Bimsstein<br />

und sogar Sand wurden ebenso hineingerührt<br />

wie beträchtliche Mengen<br />

von Kartoffelstärke. Die Seifen zur<br />

Körperreinigung, die Haushaltsseifen<br />

zum Putzen und das Seifenpulver<br />

zum Waschen der Wäsche wurden<br />

dennoch rationiert und waren nur<br />

gegen Vorlage der sogenannten Seifenkarte<br />

erhältlich. ■<br />

Quelle: Claudia Kasper:<br />

Naturseife - das reine Vergnügen,<br />

ISBN Nr: 978-3902540-10-2.<br />

Handgemachte Seife für alle. Feinste<br />

Seifenrezepte in der eigenen Küche herstellen,<br />

mit vielen erprobten Rezepten<br />

44<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Gesundheit<br />

Die alte Kunst der<br />

Seifensiederei hielt sich<br />

noch bis zum Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

und wird heute<br />

wiederentdeckt.<br />

Kuren<br />

Therapiezentrum


Gesundheit<br />

Im Oktober 2011 wird die Zahl der<br />

Weltbevölkerung die Marke von<br />

sieben Milliarden überschreiten.<br />

Diese Menschenmassen wollen<br />

mit Nahrung versorgt sein. Das<br />

erfordert immer weitere Ertragssteigerungen<br />

in der Landwirtschaft<br />

mit Hilfe von Düngemitteln,<br />

vor allem mit Stickstoff, Kalium<br />

und Phosphat. Doch die Folgen<br />

werden kaum bedacht.<br />

Vorsicht Phosphatdünger!<br />

Für die Herstellung von Phosphatdünger<br />

werden phosphathaltige Gesteine<br />

abgebaut. Diese enthalten je nach Lagerstätte<br />

beachtliche Konzentrationen<br />

an hochgiftigen Schwermetallen wie<br />

Kadmium, Blei und Uran sowie Arsen<br />

und Fluorverbindungen. Über den Dünger<br />

gelangen diese Gifte in den Boden,<br />

reichern sich dort an und werden über<br />

die Nahrungspflanzen vom Menschen<br />

aufgenommen.<br />

Greifen wir uns ein Element heraus:<br />

das äußerst giftige und radioaktive Element<br />

Uran. Dessen Gehalt in Rohphosphat<br />

liegt bei etwa 15 bis 75 mg/kg, der<br />

von Superphosphat bei 80 bis 190 mg/<br />

kg. Zwei-Nährstoff-Dünger (NP oder<br />

PK) enthalten immerhin noch 89 bis 96<br />

mg/kg Uran, so die Bundesforschungsanstalt<br />

für Landwirtschaft (scinexx, Das<br />

Wissensmagazin, 16.02.2005).<br />

Bei durchschnittlicher Düngung<br />

werden jährlich 10 bis 22 Gramm<br />

Uran pro Hektar Ackerfläche ausgebracht.<br />

Dem stehen jährliche Verluste<br />

durch Auswaschung, Verwehung<br />

und Ernte von allenfalls einem Gramm<br />

gegenüber. Uran reichert sich somit im<br />

Boden an. Das heißt, in den letzten fünfzig<br />

Jahren wurde mit dem Dünger etwa<br />

ein Kilogramm strahlendes Uran pro<br />

Hektar Ackerland ausgebracht.<br />

In ganz Deutschland gelangten in all<br />

den Jahren über Dünger mindestens<br />

12.000 bis 15.000 Tonnen reines Uran<br />

auf die Ackerflächen. 120 bis 250 Tonnen<br />

kommen pro Jahr hinzu! Ungeheuerlich.<br />

Man stelle sich vor, Atomkraftwerke<br />

würden nur ein Millionstel davon über die<br />

Luft abgeben. Sie würden sofort stillgelegt,<br />

und zwar schon morgen früh. Aber<br />

die Hochertragslandwirtschaft wird ignoriert<br />

und mit gigantischen Subventionen<br />

gefördert.<br />

Vermeintliche Alternativen<br />

Der Urangehalt von Mist und Gülle ist<br />

meist relativ gering (weit unter 1 mg/kg)<br />

Uran im<br />

Phosphatdünger<br />

und von den Böden abhängig, wo die<br />

Tiere weiden und deren Futterpflanzen<br />

wachsen. Doch die Düngung mit Exkrementen<br />

ist keine Alternative. Denn das<br />

Phosphat, das die Tiere ausscheiden,<br />

haben sie zuvor mit dem Futter aufgenommen.<br />

Es wird dem Boden im Kreislauf<br />

lediglich wieder zugeführt.<br />

Mit dem Kauf von Futter kann der<br />

Viehhalter zwar auf seinen Flächen über<br />

Mist und Gülle mehr Phosphat ausbringen,<br />

als entnommen wird. Allerdings<br />

sind die Futterproduzenten mit einem<br />

Phosphatdefizit konfrontiert und müssen<br />

dieses durch Phosphatdünger ausgleichen.<br />

Mist und Gülle fallen ganzjährig an.<br />

Doch im Winter ruht das Pflanzenleben,<br />

kein Phosphat und Nitrat wird aufgenommen.<br />

Wird Gülle dennoch auch im<br />

Winter ausgebracht, werden Phosphat<br />

und Nitrat ins Grundwasser ausgewaschen<br />

und belasten Flüsse, Seen und<br />

Meere, bis hin zum ökologischen Tod der<br />

Gewässer durch Eutrophierung.<br />

Guano, ein feinkörniges Gemenge<br />

verschiedener Kalziumphosphate, wäre<br />

eine Alternative, ist aber weltweit nur<br />

noch in geringen Mengen verfügbar. Die<br />

meisten Vorräte sind bereits abgebaut.<br />

– Guano entsteht, wenn Kolonien von<br />

Meeresvögeln auf kalkhaltigen Böden<br />

nisten, Phosphate aus ihren Exkrementen<br />

in das Gestein eindringen und sich<br />

allmählich eine Schicht phosphorsaurer<br />

Kalksande oder Kalkgesteine bildet.<br />

Verschlimmerung durch<br />

„grüne“ Politik<br />

Die energetische Nutzung von Pflanzen<br />

wird subventioniert und ständig ausgeweitet.<br />

Dazu gehört die Gewinnung von<br />

Pflanzenöl für Biodiesel und Ethanol aus<br />

Zuckerrüben, Mais und Weizen als Beimischung<br />

zum Benzin (E 10). Wenn Biomasse<br />

energetisch verwertet wird, wird<br />

dem Boden mit jeder Ernte noch mehr<br />

Phosphat entzogen. Diese Verluste müssen<br />

mit Dünger ausgeglichen werden,<br />

um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.<br />

Thomas Klein<br />

46<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Gesundheit<br />

Auch werden dem Anbau von Nahrungspflanzen<br />

Flächen entzogen.<br />

Die Preise für Nahrungsmittel<br />

steigen, und in den armen Ländern müssen<br />

immer mehr Menschen hungern.<br />

Der Druck zur Ertragssteigerung<br />

nimmt zu. So werden noch mehr phosphathaltige<br />

Dünger verwendet und die<br />

Böden noch stärker durch Uran, Kadmium<br />

und Fluor belastet.<br />

Die Uranbelastung der Umwelt steigt<br />

also dank „grüner“ Politik. Um es überspitzt<br />

zu formulieren: Was ist schon ein<br />

sicher betriebenes Atomkraftwerk in<br />

Deutschland gegenüber grün lackierten<br />

Diktatoren, welche die Belastung der<br />

Umwelt mit radioaktiven und hochgiftigen<br />

Stoffen verschlimmern.<br />

Aber das ist noch nicht alles: Wälder<br />

und Naturlandschaften, besonders<br />

in den Tropen und Randtropen, werden<br />

unwiederbringlich zerstört, um neue<br />

landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen.<br />

Oft werden sie einige Jahre später<br />

als erschöpftes Ödland wieder aufgegeben.<br />

Das Ausmaß der Naturzerstörung<br />

infolge „grüner“ Politik ist erschrekkend<br />

(mehr darüber in meinem Buch<br />

Fleischverzehr – Über die schwerwiegenden<br />

Folgen für Mensch, Natur und<br />

Umwelt).<br />

Der Ausweg<br />

Beim Biolandbau sind Mineraldünger<br />

verboten, somit auch das Ausbringen<br />

von Phosphaten. Dadurch bleibt den Böden<br />

die Belastung mit Uran und anderen<br />

Schwermetallen erspart. Doch die<br />

früher erfolgte Belastung ist nicht mehr<br />

rückgängig zu machen, der Urangehalt<br />

des Bodens nimmt nur langsam im Laufe<br />

von Jahrzehnten ab.<br />

Die Erträge beim Biolandbau fallen<br />

geringer aus, wodurch der Druck zur<br />

Ertragssteigerung auf den übrigen Flächen<br />

zunimmt und die Belastung durch<br />

Dünger in der Summe kaum gemindert<br />

wird.<br />

Ohne Dünger sind die Ertragssteigerungen<br />

in der Landwirtschaft weitgehend<br />

ausgeschöpft. Entlastung ist nur<br />

durch Änderung der Ernährung möglich.<br />

Diese ist aber gewaltig: Fleischkost<br />

erfordert, in Kalorien gerechnet,<br />

die 100- bis 400fache Fläche gegenüber<br />

Pflanzenkost (mehr darüber in meinem<br />

Buch Fleischverzehr).<br />

Diese Einsicht veranlaßte Albert Einstein<br />

zur Feststellung: „Nichts wird die<br />

Chancen für ein Überleben auf der Erde<br />

so steigern wie der Schritt zu einer vegetarischen<br />

Ernährung.“<br />

Wo ein Jäger lebt,<br />

können zehn Hirten leben,<br />

hundert Ackerbauern<br />

oder tausend Gärtner.<br />

Alexander von Humboldt ■<br />

Thomas Klein ist Autor zahlreicher Bücher<br />

zu unterschiedlichen<br />

Gesundheitsthemen, u.a.<br />

Fleischverzehr (siehe<br />

Buchempfehlungsseite),<br />

Vitamin B 12, Osteoporose,<br />

Sonnenlicht oder Rückenschmerzen<br />

Bandscheibenschäden<br />

und<br />

Gelenkerkrankungen.<br />

Atomkraftwerke, die nur<br />

ein Millionstel des Urans<br />

freisetzen würden, das die<br />

Landwirtschaft ausbringt,<br />

würden sofort stillgelegt.<br />

Heilen mit der Schwingung der Erde<br />

Das kleinste pulsierende Magnetfeld-Therapiegerät der Welt<br />

Dieser patentierte Pulsgeber aus dezent matt gebürstetem<br />

925er Silber im Miniformat versorgt den Körper exakt mit einer<br />

Schwingungsfrequenz von 7,83 Hertz<br />

Die 7,83 Hertz-Schwingung kann schwach gewordene körperliche<br />

Funktionen wieder regenerieren und die Lebenskraft erhöhen.<br />

Körpereigene Selbstheilungsprozesse können angeregt werden<br />

und dem Organismus wird es ermöglicht, seine körpereigenen<br />

Heilkräft zu wecken.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />

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Gesundheit<br />

48<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Gesundheit<br />

Die<br />

Botschaft<br />

der SteineIngomar<br />

In Umbruchzeiten sind Neuorientierungen gefragt:<br />

Wie eine sensitive Berliner Lebensberaterin eine<br />

sanfte Psychotherapie erfand und gestreßte Zivilisationsmenschen<br />

mit einer „Steine-Aufstellung“ zur<br />

Gesundung und neuem Lebenssinn führt.<br />

Schwelz<br />

Es ist eine abenteuerliche Reise in<br />

die Stein-Zeit. „Legen Sie ihre augenblickliche<br />

Lebenssituation mit<br />

den Steinen, die Sie ansprechen, auf<br />

den Tisch“, fordert Alexandra Heydiri<br />

ihre Klientin auf. „Vertrauen Sie einfach<br />

Ihrer Intuition.“ Dabei zeigt die blonde,<br />

grazile Frau mit einem leisen Lächeln<br />

auf einen Glasbehälter mit Hunderten<br />

von Steinen. Da sind sie alle zu finden:<br />

polierte, bunte Halbedelsteine, ebenso<br />

wie farblose Exemplare, die wohl irgendwann<br />

an einem Strand aufgelesen<br />

wurden, glitzernde Bergkristalle, liebliche<br />

Rosenquarze oder dunkelblaue<br />

Lapislazuli mit goldenen Flecken.<br />

Beatrix Klinger, eine streng wirkende<br />

Leipziger Geschäftsfrau in den<br />

Fünfzigern, zögert nicht lange und legt<br />

rasch Stein auf Stein auf den Tisch. Am<br />

Ende liegt da so etwas wie ein tosendes<br />

Schlachtengemälde – Ihrem „Ich“-<br />

Stein stehen gleich mehrere Reihen<br />

von Kontrahenten gegenüber. Die Botschaft<br />

ist unmißverständlich: Ich gegen<br />

den Rest der Welt. Vielleicht leidet die<br />

bitter dreinblickende Frau deshalb unter<br />

diesen unerklärlichen Schmerzen in<br />

den Gelenken? Jetzt will sie den Grund<br />

dafür herausfinden und ihr Leben neu<br />

ausrichten.<br />

Immer mehr gestreßte und aus dem<br />

Lot geratene Zivilisationsmenschen wie<br />

Beatrix Klinger suchen bei der neuen,<br />

sanften Psychotherapie des „Steine-<br />

Stellens“ Rat und Neuorientierung. Es<br />

sind die sich wiederholenden Probleme<br />

in den Partnerschaften, das Dauerminus<br />

auf dem Bankkonto oder auch<br />

chronische Erkrankungen von Rheuma<br />

bis Krebs, die die schwer Beladenen in<br />

die Berliner Lebensberater-Praxis von<br />

Alexandra Heydiri führen.<br />

Anstatt wie bei der sogenannten<br />

„Familien-Aufstellung“ arbeitet die<br />

geistige Heilerin nicht mit Menschen<br />

als Stellvertreter für Familien- und Lebensdynamiken,<br />

sondern mit Halbedelsteinen<br />

und normalen gesammelten<br />

Steinen. Sie nutzt die von ihr entwickelte<br />

Methode des Steine-Aufstellens, um<br />

Klarheit über den Ist-Zustand der Lebenssituation<br />

ihrer Klienten zu bekommen,<br />

um daraus „eine positive Neuorientierung<br />

im Lebensskript möglich zu<br />

machen.“<br />

Steine können dabei das Leben<br />

dramatisch in eine positive Richtung<br />

lenken. „Sie sind machtvolle Unterstützer<br />

auf dem Weg zur Selbstfindung“,<br />

sagt Heydiri. Meist ist beim „Steine-<br />

Aufstellen“ bereits nach ein bis zwei<br />

Stunden der Same für ein neues Leben<br />

gelegt. Schon zu Beginn ergeben sich<br />

über das erste intuitive Plazieren der<br />

Steine schnell überraschende Einsichten<br />

und Informationen. „Die Farbe, die<br />

Anordnung oder die Wahl der Steine<br />

symbolisieren mögliche negative Verflechtungen<br />

in allen Lebensbereichen<br />

wie Partnerschaft, Karriere, Geld, Gesundheit<br />

und Lebensstil“, sagt Heydiri.<br />

Angezeigt wird unter anderem<br />

auch die familiäre Konstellation,<br />

in die man hineingeboren wurde<br />

– und diese ist nur allzuoft der Grund<br />

dafür, daß Menschen auch noch im<br />

fortgeschrittenen Alter in ihrer Entwicklung<br />

behindert werden. Das „energetische<br />

Feld“ des Stein-Bildes zeigt<br />

diese Blockaden auf - und die alten,<br />

immer wieder automatisch ablaufenden<br />

Verhaltensmuster. „Das bewußte<br />

Wahrnehmen dieser behindernden Lebensknoten<br />

und ihr letztliches Annehmen<br />

führt schließlich zu deren Auflösung“,<br />

sagt Heydiri.<br />

Sie fühlt instinktiv, welcher Stein für<br />

den Klienten in seiner angespannten<br />

Lebenssituation positive Wirkungen<br />

hat. „Sie hat das zweite Gesicht“, so<br />

drückt es Beatrix Klinger später verblüfft<br />

aus.<br />

Ihre Gabe entdeckte Heydiri an einem<br />

sonnigen Strand in Mallorca. Sie<br />

fand einen großen, glitzernden Kalzit,<br />

der sie in seiner faszinierenden Ausstrahlung<br />

nicht mehr losließ. Sie spürte<br />

den Ausdruck und die Kraft des Steins<br />

und begann jedes greifbare Buch über<br />

Steine zu lesen. Und sie begann zu experimentieren.<br />

Wenn sie oder ihre Kinder<br />

erkältet waren, legte sie bestimmte<br />

Steine ins Bett oder auf den Körper.<br />

Oder sie steckte sie in die Hosentasche<br />

und beobachtete deren Wirkung.<br />

Heute führt die sensitive Frau hilfesuchende<br />

Menschen behutsam in die<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

49


Gesundheit<br />

angestrebte Veränderung. Keine großen<br />

Erklärungen, keine Anweisungen, nie<br />

fällt das Wort Muß, nichts wird analysiert,<br />

alles kann passieren. So leitet sie<br />

den Klienten behutsam mit Fragen zu<br />

einem für ihn positiveren, neuen Stein-<br />

Energiebild. Sie ermutigt ihn dazu, die<br />

Augen aufzumachen für neue Lösungen<br />

im Drehbuch des Lebens.<br />

„Was möchten sie in ihrem Leben<br />

verändern?“ Das ist die Kernfrage bei<br />

der Methode des Steine-Stellens. Die<br />

aufdeckende systemische Arbeit mit<br />

einem Heilfeld soll Klärung und Gesundung<br />

in allen Bereichen bringen. Es gilt,<br />

Ordnung ins verhedderte Lebensgeflecht<br />

zu bringen.<br />

Der Klient ist aufgerufen, durch das<br />

Verschieben oder das Aufnehmen<br />

von neuen Steinen sein ursprüngliches<br />

Energiebild so zu verändern, daß<br />

er nach der Therapiesitzung eine neue<br />

positive Perspektive in allen Lebenssituationen<br />

hat. „Die neuen Schwingungsfrequenzen<br />

übertragen sich auf eine<br />

nicht erklärbare Art ins Unterbewußtsein<br />

und prägen dort ein neues Lebensmuster“,<br />

behauptet Heydiri.<br />

„Steine sind seit jeher untrennbar<br />

mit Magie verbunden. Der Glaube an<br />

die geheimnisvolle Kraft von Halbedelsteinen<br />

ist so alt wie der Mensch. Sie<br />

tun auf mystische Art ihr Werk. Jeder<br />

Stein steht in Verbindung mit den ätherischen<br />

Schwingungen der Planeten<br />

und des Universums. Jeder einzelne<br />

hat eine Aussage.“ Je nach Farbe, Kristallstruktur<br />

oder den innewohnenden<br />

Mineralstoffen senden die geologischen<br />

Zeugen der Erdgeschichte ihre<br />

individuellen Energien an den Menschen<br />

aus. So beeinflussen sie sowohl<br />

Körper als auch Geist des Menschen.<br />

Wohl jeder hat schon einmal einen<br />

Stein als in seiner Ausstrahlung<br />

„kraftvoll“, „heilend“ oder „aggressiv“<br />

bezeichnet. Steine sprechen uns<br />

an – sie sind etwas Handfestes. „Auch<br />

Nicht-Spiritualisten sammeln im Urlaub<br />

schließlich Steine am Strand“,<br />

sagt Heydiri.<br />

„Lasse die Steine auf dich wirken,<br />

der im Moment richtige wird den Weg zu<br />

dir finden.“, fordert sie ihre Klienten auf,<br />

wenn diese sich unter der Vielzahl der<br />

angebotenen Exemplare nicht entscheiden<br />

können.<br />

„Wie wär´s mit diesem Stein?“,<br />

schlägt die Therapeutin schließlich<br />

der noch etwas verunsicherten Beatrix<br />

Klinger mit einfühlsamer Stimme vor.<br />

Sie zeigt auf einen hellgrün leuchtenden<br />

Chrysopras; ein Stein mit zarter<br />

Ausstrahlung. Er soll den glühendroten<br />

Jaspis ersetzen, der von der Klientin<br />

stellvertretend für ihre Partnerschaft<br />

ausgewählt worden war.<br />

Der Jaspis zeigt hier Konflikte an,<br />

während der Chrysopras für mehr Inti-<br />

Der Glaube an<br />

die Kraft der<br />

Steine ist so alt<br />

wie der Mensch<br />

mität, Vertrauen<br />

und Geborgenheit<br />

in der<br />

Z w e i s a m k e i t<br />

steht. Dem unsteten<br />

und recht<br />

unglücklichen<br />

Umgang der<br />

Ratsuchenden<br />

mit Geld sollen<br />

viele kleine<br />

gelbe Citrine<br />

künftig ein Ende<br />

bereiten. Hautnah daneben<br />

drapiert die nun immer<br />

schneller Steine legende<br />

Klientin den kraftvollen Amazonit. Der<br />

blau-grüne Feldspat soll den Bereich<br />

Karriere symbolisieren und die Konzentration<br />

auf die Umsetzung der beruflichen<br />

Ziele vorantreiben.<br />

Wie von Zauberhand und ohne sichtbaren<br />

Zweifel gibt die Klientin ihrem<br />

neuen Leben schöpferisch Konturen.<br />

Die „persönliche Weiterentwicklung“<br />

repräsentiert jetzt ein Türkis – er gilt<br />

als Reisestein, der „die Aktivitäten<br />

in die rechten Bahnen lenkt“, wie es<br />

Heydiri ausdrückt.<br />

Spätestens jetzt scheint sie nur<br />

noch Beobachterin einer flugs ablaufenden<br />

Selbsttherapie zu sein.<br />

Stellvertreter für den Bereich „Lebensstil“<br />

ist nun ein rot schimmernder, energetisierender<br />

Feueropal – er steht für<br />

die „totale Dynamik“. Und in der Mitte<br />

des im Gegensatz zu dem Anfangsbild<br />

völlig veränderten neuen Energiegemäldes<br />

steht jetzt ein grün-grau<br />

glänzender Aventurin. Dieser repräsentiert<br />

für die Klientin ihren „Ich-<br />

Stein“. Er hat die Form eines stabilen<br />

Curlingsteins und steht für Gelassenheit,<br />

Ruhe und inneren Frieden.<br />

Zur Harmonisierung der Herzrhythmusstörungen<br />

ihrer Klientin schlägt<br />

Heydiri vor, einen rosa funkelnden<br />

Rodochrosit, der für Gesundheit und<br />

Liebe steht, zusätzlich auf den Ich-<br />

Stein zu legen.<br />

Am Ende der rund zwei Stunden<br />

dauernden Therapiesitzung soll ein<br />

ideales Lösungsbild aufgestellt sein.<br />

„Wir arbeiten so lange, bis der Klient<br />

freudig und selbstbewußt aus der Tür<br />

gehen kann“, betont Heydiri. Und sie<br />

fügt hinzu: „In den meisten Fällen<br />

reicht eine Sitzung aus, um schnelle<br />

Veränderungen im Alltag zu spüren.<br />

Wundersame Fügungen und Heilungen<br />

inbegriffen“.<br />

Ihre Klientin taucht noch einmal tief<br />

in das Steine-Ensemble ein. Wie ein<br />

Prägestempel sitzt das frische Energiefeld<br />

in ihrem Unterbewußten. Beatrix<br />

Klinger weiß jetzt, daß ihr Leben<br />

zu einem einzigen Kampfgetümmel<br />

geworden ist, weil Sie sich Probleme<br />

in Familie und Beruf auflud, die nichts<br />

mit ihr zu tun hatten. Und sie sagt: „Ich<br />

kann nun klar und eigenständig in die<br />

Zukunft gehen. Durch das Verschieben<br />

und Verändern haben sich für mich<br />

ganz praktische Lösungen in allen Lebensbereichen<br />

ergeben. Ich weiß jetzt:<br />

Ich bin der Schöpfer meines Lebens.“ ■<br />

Kontakt zum Autor: i.schwelz@web.de<br />

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Gesundheit<br />

Quantenheilung<br />

Quantenphysik als Grundlage<br />

alternativer Naturheilverfahren<br />

Andreas Diemer<br />

Quantenheilung ist ein therapeutischer<br />

Trend, der in den letzten Jahren einen<br />

enormen Aufschwung erlebte. Dabei<br />

wurden Methoden der Quantenheilung<br />

schon sehr lange angewandt, sie hießen<br />

nur anders, z.B. Schamanen- oder<br />

Gebetsheilung. Erst durch die bahnbrechenden<br />

Erkenntnisse der neueren<br />

Physik werden solche Phänomene nun<br />

auch wissenschaftlich erklärbar. Dies<br />

macht nicht nur traditionelle, scheinbar<br />

„irrationale“ Heilverfahren plausibel,<br />

es eröffnet auch neue Möglichkeiten<br />

für Therapien.<br />

Lange Zeit war die Quantenphysik<br />

eine Wissenschaft, die kaum Berührungspunkte<br />

mit Naturheilverfahren<br />

und energetischer Medizin<br />

zu haben schien. Ja, es war geradezu<br />

gegenseitige Abneigung zu spüren. Den<br />

Heilern war die Physik zu spröde, gefühllos<br />

und theoretisch; den Physikern<br />

ihrerseits erschienen die Methoden und<br />

Ansichten der Heiler zu abstrus, unwissenschaftlich<br />

und subjektiv. Inzwischen<br />

hat zwischen diesen beiden Welten jedoch<br />

eine interessante Annäherung<br />

stattgefunden. Es zeigt sich, daß Heilen<br />

und Quantenphysik durchaus viel miteinander<br />

zu tun haben. So ist der Begriff<br />

Quantenheilung entstanden, der in den<br />

letzten Jahren viel diskutiert wird und<br />

auch zu eigenständigen Therapieverfahren<br />

geführt hat.<br />

Die westliche Medizin, die sich so<br />

gern darauf beruft, wissenschaftlich<br />

fundiert zu sein, kann bei näherer Betrachtung<br />

diesen Anspruch kaum einlösen.<br />

Zunächst haben wir es bei dem,<br />

was an wissenschaftlichen Daten produziert<br />

wird, sehr häufig mit Studien<br />

zu tun, die unter dem Einfluß oder mit<br />

dem Geld der Industrie (besonders der<br />

Pharmaindustrie) durchgeführt wurden.<br />

Die Ergebnisse müssen deshalb<br />

zwangsläufig einseitig und damit unwissenschaftlich<br />

sein. Mögliche Fehler<br />

entstehen durch unzweckmäßige Fragestellung,<br />

mangelnde Erforschung<br />

von nicht profitträchtigen Verfahren,<br />

Manipulation oder Zurückhalten der<br />

Ergebnisse. Hinzu kommt, daß sich die<br />

westliche Medizin bis zum heutigen Tag<br />

auf ein völlig veraltetes Weltbild der<br />

Physik beruft, nämlich auf die klassische<br />

Mechanik, Wärmelehre und Elektrizitätslehre.<br />

Das alte Weltbild zerfällt<br />

Dabei hat es im 20. Jahrhundert in der<br />

Welt der Physiker gravierende und einschneidende<br />

Veränderungen gegeben,<br />

die zum Teil bis heute nicht vollständig<br />

verstanden werden. Diese neueren<br />

Forschungsergebnisse bieten Erklärungsmöglichkeiten<br />

für vieles, was<br />

bisher als unerklärlich galt, gerade im<br />

Bereich der Medizin und des Heilens.<br />

Einige der wichtigsten Erkenntnisse der<br />

Physik des 20. Jahrhunderts lieferte die<br />

Relativitätstheorie. Sie zeigte, daß viele<br />

Begriffe, die wir bisher als absolut und<br />

unveränderlich betrachteten, in Wirklichkeit<br />

nur relativ, also veränderlich<br />

und abhängig u.a. von der Meßsituation<br />

sind. Besonders die Begriffe Zeit und<br />

Raum mußten völlig neu definiert werden.<br />

Weitaus wichtiger für die Kunst des<br />

Heilens sind jedoch die Erkenntnisse der<br />

Quantenmechanik und Quantenelektrodynamik<br />

sowie später die Entdeckung<br />

der Biophotonen durch den deutschen<br />

Physiker Burkhard Heim und der Spiegelneuronen<br />

durch den italienischen<br />

Neurophysiologen Giacomo Rizzolatti.<br />

52<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Gesundheit<br />

Wichtigste Erkenntnisse für das<br />

Verständnis der Naturheilverfahren<br />

waren die Entdeckung der Biophotonen<br />

und der Spiegelneuronen.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

53


Gesundheit<br />

Die seltsamen Konsequenzen aus diesen<br />

neuen, völlig anderen Prinzipien der<br />

Physik waren sogar deren Entdeckern,<br />

u.a. Albert Einstein, mitunter nicht ganz<br />

geheuer („Hoffentlich ist das alles nicht<br />

wahr“).<br />

Die Erkenntnisse<br />

der Quantenphysik:<br />

1. Zwischen Materie und Energie/ Information<br />

kann prinzipiell nicht (mehr)<br />

unterschieden werden. Materie ist lediglich<br />

eine spezielle Erscheinungsform<br />

der Energie. Die berühmte Gleichung<br />

E = mc 2 (Energie ist gleich Masse<br />

mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat)<br />

verdeutlicht diesen Zusammenhang.<br />

Masse und Energie sind gleich und nur<br />

durch eine konstante Zahl ineinander<br />

umrechenbar. Informationsübertragung<br />

ist andererseits immer mit einem<br />

Energieübertrag verknüpft. Aufgrund<br />

dieser Erkenntnis braucht es uns nicht<br />

mehr zu wundern, daß es möglich ist,<br />

Materie durch Information zu beeinflussen<br />

(siehe unten).<br />

2. Der Aufenthaltsort (und andere<br />

Parameter) eines Teilchens kann nicht<br />

mehr absolut, sondern nur als Wahrscheinlichkeit<br />

angegeben werden. Die<br />

Physiker mußten sich daran gewöhnen,<br />

daß absolute Aussagen in der Quantenwelt<br />

oft nicht möglich sind. Auch unsere<br />

Gedanken folgen jedoch diesen Regeln,<br />

da die Übertragung von Gedanken mit<br />

Hilfe von Quantenprozessen vonstatten<br />

geht (Biophotonen). Wenn aber absolute<br />

Aussagen nicht möglich sind, sind auch<br />

Begriffe wie „richtig“ und „falsch“ nur<br />

noch von fraglichem Wert. Dies verlangt<br />

von uns ein völliges Umdenken, nicht<br />

nur in der Medizin, sondern in unserem<br />

gesamten Wertesystem. Auch moralisch<br />

wertende Begrifflichkeiten wie<br />

„gut“ und „böse“ werden neuerdings<br />

stark in ihrer Daseinsberechtigung hinterfragt<br />

(u.a. von M. Schmidt- Salomon).<br />

3. Energie kommt in der Natur nur<br />

„gestückelt“ vor, d.h. in bestimmten<br />

„Quanten“. Daher rührt auch der Begriff<br />

Quantenphysik. Mit Hilfe solcher<br />

Quanten kommunizieren lebende Zellen<br />

miteinander. Burkhard Heim fand heraus,<br />

daß alle lebenden Zellen schwache<br />

Lichtimpulse (Biophotonen) aussenden<br />

und empfangen können. Photonen sind<br />

in der Physik längst bekannt als kleinste<br />

Einheiten (Quanten) der elektromagnetischen<br />

Strahlung. So wird u.a. erklärbar,<br />

wie Informationen von einem Lebewesen<br />

auf ein anderes übergehen können, ohne<br />

daß ein stofflicher Kontakt besteht. Viele<br />

naturheilkundliche und energetische<br />

Methoden arbeiten genau nach diesem<br />

Prinzip: Kinesiologie, Hellsichtigkeit,<br />

Geistheilung, mentale Techniken und<br />

andere.<br />

4. Die Physiker mußten zähneknirschend<br />

zur Kenntnis nehmen, daß der<br />

Ausgang von Experimenten u.a. davon<br />

abhängt, welches Ergebnis der Experimentator<br />

erwartet. Diese zunächst<br />

höchst verwunderliche Beobachtung ist<br />

allerdings durch die in Punkt 1 und 3 genannten<br />

Erkenntnisse durchaus erklärbar.<br />

Das „Wunschergebnis“ wird vom<br />

Untersucher an die Apparatur gesendet,<br />

diese reagiert entsprechend. Tausende<br />

solcher Versuche wurden an der Universität<br />

Princeton in USA durchgeführt, und<br />

das Phänomen konnte immer wieder bestätigt<br />

werden.<br />

Die fünf Dimensionen der Heilung<br />

Für die Welt der Medizin und des Heilens<br />

ergeben sich also durch die Quantenphysik<br />

ganz neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen<br />

Erklärung vieler Phänomene.<br />

Die von der Schulmedizin so sehr<br />

geächteten energetischen und naturheilkundlichen<br />

Methoden erhalten durch die<br />

Quantenphysik plötzlich den Status der<br />

Wissenschaftlichkeit und Seriosität.<br />

Bevor ich Ihnen einige konkrete Beispiele<br />

aus dem naturheilkundlichen und<br />

heilerischen Alltag schildere, möchte ich<br />

für eine bessere Übersichtlichkeit die<br />

Welt des Heilens in fünf Dimensionen<br />

einteilen:<br />

• Die energetische Dimension<br />

• Die stoffliche Dimension<br />

• Die mentale Dimension<br />

• Die transzendente Dimension<br />

• Die intuitive Dimension<br />

[Der wissenschaftliche Begriff der<br />

Dimension ist hier eher umgangssprachlich<br />

zu verstehen. Anm. d. Red.]<br />

Alle diese Ebenen sind gleichwertig<br />

und für eine Heilung gleich wichtig.<br />

Es gibt keine Hierarchie, keine<br />

übergeordneten oder untergeordneten<br />

Dimensionen. Langfristige Genesung<br />

läßt sich nur dann erreichen, wenn alle<br />

fünf Dimensionen ausreichend Berücksichtigung<br />

und Heilung erfahren. Alle<br />

fünf Dimensionen beziehen sich bei genauerer<br />

Betrachtung auf die Quantenphysik.<br />

Ich spreche deshalb von „Quantenheilung“,<br />

und zwar in einem weiteren<br />

Sinne als etwa R. Bartlett oder F. Kinslow,<br />

die lediglich eine spezielle Methode<br />

so bezeichnen. Für die Einzelheiten zu<br />

den fünf Dimensionen der Heilung verweise<br />

ich auf mein neues Buch „Die fünf<br />

Dimensionen der Quantenheilung“ (siehe<br />

Seite 47ff).<br />

Traditionelle Formen<br />

der Quantenheilung<br />

Hier sind einige Beispiele für Quantenheilung,<br />

die normalerweise nicht unter<br />

diesen Bezeichnungen bekannt sind.<br />

Die Quantenphysik<br />

– Übergang von der<br />

Welt der festen Materie<br />

in die Welt der<br />

Schwingungen und<br />

Information<br />

54<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Gesundheit<br />

Biophotonen ermöglichen<br />

Informationsaustausch<br />

zwischen unseren Zellen,<br />

aber auch mit unserer<br />

Außenwelt, mit anderen<br />

Menschen<br />

Wie Atome Licht emittieren<br />

Medizin der<br />

Zukunft: Biophotonen<br />

in Konfrontation<br />

mit einer Krebszelle<br />

Biophotonen-Ausstrahlung<br />

einer Fingerkuppe<br />

(Bild: Kobayashi biophoton lab)<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

55


Gesundheit<br />

1. Heilen durch die Kraft<br />

der Gedanken: Schon lange ist bekannt,<br />

daß Kranke schneller gesund<br />

werden, wenn für sie gebetet wird oder<br />

ihnen auf andere Weise heilsame Gedanken<br />

geschickt werden. Hierzu wurden<br />

schon seit den 1980er Jahren von<br />

Randolph Byrd, Mitch Krucoff, Suzanne<br />

Crater, Gary Schwartz, Melinda Connor<br />

u.a. wissenschaftliche Studien durchgeführt.<br />

Wenn darüber hinaus nicht nur<br />

der Heiler, sondern auch der Patient<br />

seinen künftigen, gesunden Zustand<br />

visualisieren kann, geht die Heilung<br />

besser und schneller vonstatten. Schon<br />

Carl Simonton hatte in den 1970er Jahren<br />

in seinem Buch „Wieder gesund<br />

werden“ darauf hingewiesen und eine<br />

erfolgreiche Krebsbewältigungsstrategie<br />

darauf aufgebaut.<br />

2. Heilen durch die Kraft der Intuition:<br />

Schamanen erfüllen bei den<br />

Naturvölkern eine wichtige Rolle als<br />

Heiler. Daß sie oft erfolgreich sind, wo<br />

die Schulmedizin versagt (umgekehrt<br />

allerdings manchmal auch!), steht außer<br />

Zweifel. Sie arbeiten mit der Kraft<br />

der Ahnen, der Suggestion und Intuition.<br />

Weniger offensichtlich ist, daß sich<br />

auch unsere Mediziner der Suggestion<br />

und Intuition bedienen. Die Vorgehensweise<br />

eines Operateurs erinnert<br />

stark an ein schamanisches Ritual: Rituelle<br />

Waschungen, seltsame Kleider<br />

bis zur Totalvermummung, es riecht<br />

nach komischen Essenzen, es wird<br />

Unverständliches gemurmelt … Der<br />

Orthopäde Bruce Moseley hat 2002 am<br />

Methodist Hospital in Houston/ Texas<br />

hierzu eine spannende Untersuchung<br />

durchgeführt: Er teilte Patienten, die<br />

für eine Kniegelenkspiegelung vorgesehen<br />

waren, in zwei Gruppen ein. Bei<br />

der einen Gruppe wurde der Eingriff in<br />

üblicher Weise durchgeführt. Bei der<br />

anderen Gruppe aber wurde ohne deren<br />

Wissen der Eingriff nur scheinbar<br />

durchgeführt. Das ganze „Ritual“, also<br />

OP-Vorbereitung, steriles Abwaschen,<br />

Abdecken mit Tüchern, Narkosearzt,<br />

Operateur usw. einschließlich der zwei<br />

kleinen Hauteinschnitte am Knie wurde<br />

durchgeführt, die eigentliche Operation<br />

aber nicht. Das Ergebnis der Studie<br />

war überwältigend: In beiden Gruppen<br />

war der Operationserfolg gleich gut! Ich<br />

glaube, daß in unserem Medizinsystem<br />

der Effekt der Intuition weit unterschätzt<br />

wird, weil alle Vorgänge und Ergebnisse<br />

immer nur auf der stofflichen Ebene betrachtet<br />

werden.<br />

3. Hellsichtigkeit: Es gibt Heiler, die<br />

mit Sicherheit und auf Anhieb sagen können,<br />

an welcher Gesundheitsstörung ein<br />

Mensch leidet. Diese Aussagen halten<br />

anschließender Überprüfung durch Bluttests,<br />

Röntgenbilder usw. ohne weiteres<br />

stand. Auch sind diese Heiler in der Lage,<br />

„Heilimpulse“ zu senden, entweder durch<br />

Berühren mit den Händen oder auch ohne<br />

physischen Kontakt. Die Kommunikation<br />

über die Biophotonen kann diese Phänomene<br />

ohne Probleme erklären. Diesen<br />

Weg beschreitet u.a. auch die Therapeutin<br />

und Heilerin Christina Diemer, die oft<br />

zur Überraschung ihrer Klienten Einzelheiten<br />

schon weiß, die noch gar nicht<br />

ausgesprochen sind. Voraussetzung für<br />

diesen Weg ist jedoch eine Offenheit aller<br />

Beteiligten für das Senden und Empfangen<br />

solcher Botschaften.<br />

Wie geschieht Quantenheilung?<br />

Wie die Übertragung dieser Informationen<br />

bewerkstelligt wird, wird erst verstehbar,<br />

wenn wir die neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse aus Physik<br />

und Neurophysiologie zu Hilfe nehmen.<br />

Die Zellen des menschlichen Körpers<br />

kommunizieren ständig millionenfach,<br />

und zwar nicht nur über das bekannte<br />

Nervensystem und über Botenstoffe wie<br />

Hormone, sondern besonders auch über<br />

die sogenannten Biophotonen. Hierbei<br />

handelt es sich um ultraschwache elektromagnetische<br />

Impulse, die vermutlich<br />

von der DNA ausgesandt und empfangen<br />

werden. Burkhard Heim und später Fritz<br />

Albert Popp haben ausführlich darüber<br />

geforscht.<br />

Ein weiteres Phänomen, das zum<br />

Verständnis der Informationsübertragung<br />

vom Heiler zum Patienten<br />

wichtig ist, sind die Spiegelneuronen.<br />

Lange war unklar, wieso etwa Tiere hellsichtig<br />

sind und quasi Gedanken lesen<br />

können. Rupert Sheldrake hat hierzu<br />

umfangreiche Experimente durchgeführt<br />

– mit sehr überzeugenden Ergebnissen.<br />

Die hierfür verantwortlichen Felder<br />

nannte er „morphogenetische“ Felder,<br />

um damit auszudrücken, daß über das<br />

Feld Impulse übertragen werden, die<br />

auch stoffliche (morphische) Veränderungen<br />

hervorrufen. Verantwortlich für<br />

diese Art der Informationsübertragung<br />

ist offensichtlich das System der Spiegelneuronen,<br />

eine Art parallel angelegtes<br />

„Zweithirn“. Hellsichtigkeit und Heilarbeit<br />

sind also keine Hexerei, sondern<br />

sehr reelle, wissenschaftlich begründete<br />

Methoden. Ob dabei der Heilimpuls über<br />

die Hände (Handauflegen), Worte oder<br />

durch eine andere Intervention übertragen<br />

wird, ist nicht von Bedeutung.<br />

Die Menschen, die sich wirklich auf eine<br />

Wandlung einlassen, spüren oft sofort<br />

eine Veränderung ihres Zustands, sowohl<br />

körperlich als auch geistig-seelisch.<br />

Durch Klarheit, Präzision und wohlwollende<br />

Absicht wird das Ziel anvisiert und<br />

gewissermaßen als schon erreicht angesehen<br />

(so tun, als ob …).<br />

Quantenheilung ist erlernbar<br />

Naturheilverfahren und energetische<br />

Medizin haben damit endgültig den<br />

Beigeschmack der mangelnden Wissenschaftlichkeit<br />

abgelegt und gelten<br />

heute als mit der modernen Physik<br />

vereinbare Methoden des Heilens. Die<br />

gute Nachricht ist, daß die Fähigkeiten,<br />

diese außergewöhnlichen Heilmethoden<br />

anzuwenden, nicht angeboren sein<br />

müssen, sondern durchaus erlern- und<br />

trainierbar sind. In den Seminaren der<br />

Akademie Lebenskunst und Gesundheit<br />

(www.akaleku.de) etwa werden solche<br />

Schulungen unter fachkundiger Leitung<br />

angeboten. ■<br />

Andreas Diemer ist Arzt für Allgemeinmedizin<br />

und Naturheilverfahren,<br />

Diplom- Physiker<br />

und zusammen mit<br />

seiner Frau Christina<br />

Begründer der Akademie<br />

Lebenskunst und Gesundheit.<br />

www.akaleku.de<br />

Buchtipp:<br />

Andreas Diemer:<br />

Die fünf Dimensionen der Quantenheilung,<br />

Knaur Verlag 2011,<br />

224 Seiten, Euro 8,99<br />

56<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Vermutlich sind Biophotonen<br />

auch Übermittler von<br />

Heilimpulsen, z. B. über die Hände.<br />

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Wurzeln<br />

Rätselhafte<br />

Etrusker<br />

Kam der Kulturbringer Tages aus Indien?<br />

Thomas Ritter<br />

Die Völker des mediterranen Raumes<br />

sahen in den Etruskern<br />

Fremde. Tatsächlich hat sich unter<br />

den bekannten Sprachen aus historischer<br />

Zeit bisher noch keine gefunden,<br />

die mit dem Etruskischen verwandt ist.<br />

Die Herkunft des etruskischen Volkes<br />

beschäftigte bereits die Historiker<br />

der Antike. Dies nimmt nicht Wunder,<br />

denn die Etrusker besaßen über mehrere<br />

Jahrhunderte hinweg auf der italienischen<br />

Halbinsel und im Mittelmeerraum<br />

beträchtlichen Einfluß. Außerdem spielten<br />

sie auch für das später so mächtige<br />

Rom eine wesentliche Rolle bei dessen<br />

Gründung und bei der Vermittlung der<br />

hellenistischen Kultur.<br />

Herrschaft der Seeräuber<br />

Die offizielle Geschichtsschreibung<br />

geht davon aus, daß ab 900 v. Chr.<br />

die Etrusker wahrscheinlich aus<br />

Kleinasien in das Gebiet des heutigen<br />

Italien einwanderten. Sie unterwarfen<br />

nach und nach die Regionen an den<br />

Flüssen Tiber und Arno. Als ihr Hauptsiedlungsgebiet<br />

wählten sie die an Erzen<br />

reiche Toskana. Um 600 v. Chr. dann<br />

gründeten zwölf etruskische Städte einen<br />

Bund nach dem Vorbild des kleinasiatischen<br />

Ionien. Bereits im Laufe des<br />

6. Jahrhunderts dehnten die Etrusker<br />

ihre Macht nach Norden bis in die Po-<br />

Ebene hinein und nach Süden über Rom<br />

hinaus bis nach Latium und Campanien<br />

aus. Von ihrer mächtigen Stadt Felsina,<br />

dem heutigen Bologna, aus entwickelte<br />

sich ein lebhafter Landhandel nach<br />

Mittel- und Nordeuropa. Um 540 v. Chr.<br />

errangen die Etrusker gemeinsam mit<br />

den verbündeten Karthagern einen<br />

Seesieg über die griechische Flotte und<br />

versetzten damit den ionischen Handelskonkurrenten<br />

einen empfindlichen<br />

Schlag. Nach dieser Schlacht bei Alalia<br />

war die Seeherrschaft der Etrusker im<br />

nordwestlichen Mittelmeer gesichert.<br />

Die etruskischen Stadtstaaten gelangten<br />

neben dem Metallhandel nun auch<br />

durch einen weitestgehend ungestörten<br />

Seehandel zu Reichtum. In der griechischen<br />

Überlieferung galten die Etrusker<br />

seither auch als berüchtigte Seeräuber.<br />

Bei der Gründung der Stadt Rom<br />

spielten die Etrusker ebenfalls eine<br />

nicht unbedeutende Rolle und stellten<br />

dort später auch einige der Könige, von<br />

denen der letzte Tarquinius Superbus<br />

war. Im 5. Jahrhundert v. Chr. verfiel die<br />

etruskische Macht nach dem Sturz der<br />

Tarquinier in Rom und der Seeschlacht<br />

von Cumae (Kyme), in der die Etrusker<br />

durch eine Flotte des griechischen Syrakus<br />

geschlagen wurden. Im Jahr 396<br />

v. Chr. wurde der 20 km von Rom entfernte<br />

Stadtstaat Veji von den Römern<br />

eingenommen. Von Norden her bedrängten<br />

einfallende Kelten die Etrusker<br />

in der Po-Ebene.<br />

Es bestand wohl zu keiner Zeit ein<br />

Etruskerreich mit einem geschlossenen<br />

Staatswesen. Die Etrusker besaßen in<br />

Italien aber durch wechselnde Städtebündnisse<br />

eine Vormachtstellung. Ihre<br />

Städte wurden durch Könige regiert,<br />

später übten adlige Wahlbeamte einen<br />

starken Einfluß aus.<br />

Straße in die Welt der Götter<br />

Von den Schriften der Etrusker sind<br />

nur verschwindend geringe Spuren<br />

erhalten. Neben der sogenannten<br />

Agramer Mumienbinde, die einen Text<br />

des Opferrituals enthält, überdauerten<br />

hauptsächlich Inschriften, die mit dem<br />

Totenkult in Verbindung stehen. Daher<br />

ist die Wissenschaft auf die nicht immer<br />

freundlichen Berichte von Griechen und<br />

Römern angewiesen, die zahlreich in<br />

der antiken Literatur vertreten sind.<br />

Auf dem Gebiet der Archäologie ist es<br />

weniger die Stadtarchäologie, sondern<br />

eher die Erforschung der Totenstädte,<br />

welche einen Schwerpunkt bildet. Diese<br />

Totenstädte werden als Gegenstück<br />

zu den Städten der Lebenden begriffen,<br />

so daß sich auf diese Weise zahlreiche<br />

Aspekte der etruskischen Kultur rekonstruieren<br />

lassen. Die Grabanlagen<br />

enthalten zudem, soweit sie unversehrt<br />

aufgefunden werden, zahlreiche Grabbeigaben<br />

und Wandmalereien mit Motiven<br />

des Alltags und der Mythologie.<br />

Die Etrusker waren Meister der<br />

Goldschmiedekunst. Details an goldenen<br />

Armbändern, Broschen, Spangen<br />

und Ohrringen waren zwar griechischen<br />

oder ähnlichen Erzeugnissen aus dem<br />

58<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Wurzeln<br />

Saturnia - die älteste<br />

Etruskerstadt Italiens<br />

Etruskische Anlagen<br />

bei Arezzo<br />

„Die Völker des mediterranen<br />

Raumes sahen in den<br />

Etruskern Fremde.„<br />

Etruskische Fundamente<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 59


Wurzeln<br />

Nahen Osten nachempfunden, aber die<br />

bei der Herstellung angewandte Granulations-<br />

und Treibtechnik wurde durch<br />

die Etrusker unglaublich verfeinert. Der<br />

amerikanische Historiker Michael Grant<br />

kommt zu dem Schluß: "Es gibt sogar<br />

einzelne Verfahrensgeheimnisse, hinter<br />

die man bis heute nicht gekommen ist.<br />

So ist etwa die Frage, wie die winzigen<br />

Goldkügelchen beim Granulieren auf<br />

der Goldplatte befestigt wurden, nicht<br />

so vollständig beantwortet, wie manche<br />

es schon glaubten."<br />

Obwohl die Anfänge der Etrusker<br />

wie bei den meisten Völkern im<br />

Dunkeln liegen und die Quellenlage<br />

zunächst nicht besonders gut zu<br />

sein scheint, ist die Literatur über das<br />

älteste Kulturvolk Mittelitaliens heute<br />

selbst für den Spezialisten kaum noch<br />

zu überblicken. Bereits in sehr früher<br />

Zeit, im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr.,<br />

standen die etruskische, die griechische<br />

und die latinische Kultur eng miteinander<br />

in Verbindung. Die Etrusker schätzten<br />

Keramik und Kunstgegenstände<br />

nach griechischem Vorbild. Sie nahmen<br />

auch Darstellungen fremder Mythologien<br />

in ihre bildende Kunst auf. Die dargestellten<br />

mythologischen Erzählungen<br />

konnten dabei bisweilen stark verändert<br />

oder mit den Vorstellungen der eigenen<br />

Religion vermischt werden. So galten<br />

etwa in vielen alten Kulturen Wasserflächen<br />

wie Brunnen, Teiche oder Seen<br />

als Tore in die Welt der Götter, durch<br />

die Menschen oder Gegenstände direkt<br />

zu fremden Wesen gelangen konnten.<br />

Auch im Bereich des alten Etrurien<br />

existiert ein weiterer Hinweis für diese<br />

Überzeugung. Der Falterona-See in<br />

Nordetrurien, im Quellgebiet des Flusses<br />

Arno gelegen, liegt in einer unwirtlichen<br />

Höhe von 1400 Metern. Heute ist<br />

der See trockengefallen. Im Jahr 1838<br />

wurden zunächst einige Zufallsfunde<br />

gemacht. So gab der See unter anderem<br />

eine bronzene Herakles-Statuette<br />

preis. Eine rasch eingeleitete systematische<br />

Suche förderte noch einmal etwa<br />

500 Bronzestatuetten zu Tage. Letztlich<br />

wurden ganze 2000 Gegenstände geborgen.<br />

Darunter befanden sich auch Pfeilspitzen,<br />

Münzen und Waffen. Sie waren<br />

offenbar als Geschenke an die Götter<br />

gedacht. Diese Sternentore waren jedoch<br />

keine Einbahnstraße in die Welt<br />

der Götter. Sagen, Mythen und religiöse<br />

Überlieferungen sprechen auch davon,<br />

daß oftmals göttliche Wesen auf diesem<br />

Weg in unserer Welt erschienen.<br />

Manchmal waren dies später vergöttlichte<br />

Lehrmeister, die den Menschen<br />

Fertigkeiten der Kultur vermittelten<br />

oder ihnen bestimmte Gegenstände<br />

mitbrachten. Diese Kulturbringer erschienen<br />

in fliegenden Gefährten oder<br />

traten aus Höhlen und Felsspalten.<br />

Sagenhafter Kulturheros<br />

Der Kulturbringer der Etrusker hieß<br />

Tages. Sein Erscheinen überliefert ein<br />

Bericht des römischen Staatsmannes<br />

Marcus Tullius Cicero aus dem Jahr<br />

44 v. Chr., den er in seinem Dialog „De<br />

Divinatione“ – „Über die Wahrsagung“<br />

nach alten etruskischen Quellen aufzeichnete.<br />

"Ein gewisser Tages kam im Gebiet<br />

von Tarquinii, als beim Pflügen eine<br />

Furche etwas tiefer gezogen worden<br />

war, plötzlich ans Licht und sprach den<br />

Pflüger an. Dieser Tages nun zeigte sich<br />

gemäß den Büchern der Etrusker vom<br />

Wuchs her in der Gestalt eines Jugendlichen,<br />

hatte aber Aussehen und Weisheit<br />

eines alten Mannes. Bei seinem Anblick<br />

verlor der Ackerknecht die Fassung und<br />

erhob verwundert ein ordentliches Geschrei:<br />

da sei ein Auflauf entstanden,<br />

und in kurzer Zeit sei ganz Etrurien an<br />

dem betreffenden Ort zusammengeströmt.<br />

Darauf habe jener eine längere<br />

Rede gehalten; viele hörten ihm zu, nahmen<br />

alle seine Worte auf und hielten sie<br />

schriftlich fest. Insgesamt seien seine<br />

Erörterungen so angelegt gewesen, daß<br />

sie die Lehre der Beschauer enthielten;<br />

diese sei in der Folge gewachsen, da<br />

man neue Gesichtspunkte hinzugewann<br />

und zu den genannten Grundlagen in<br />

Beziehung setzte. So haben wir es von<br />

den Etruskern selbst überliefert bekommen,<br />

so steht es in ihren Schriften,<br />

so sieht der Ursprung der Lehre aus."<br />

Aus den Aufzeichnungen der Rede<br />

des Tages dürften alle drei die etruskische<br />

Disziplin enthaltenden Bücher<br />

hervorgegangen sein. Gemäß einer anderen<br />

Stelle von Ciceros De Divinatione<br />

handelt es sich dabei um die Eingeweideschau-,<br />

Blitz- und Ritualbücher der<br />

Etrusker. Tages habe außerdem noch<br />

die Kunst der Landvermessung gelehrt.<br />

Das als disciplina etrusca bekannte religiöse<br />

Wissen der Etrusker stand wahrscheinlich<br />

nur der Priesterschaft zur<br />

Verfügung.<br />

So weit zum Bericht über den sagenhaften<br />

Kulturheroen der Etrusker.<br />

Das Beispiel des Tages jedoch<br />

weist verblüffende Parallelen<br />

zu altindischen Überlieferungen<br />

auf. Aus Südindien, dem drawidischen<br />

Siedlungsgebiet, wird die Kunde von<br />

einem ganz ähnlichen Kulturbringer<br />

überliefert. Sein Name lautet Agasthyia.<br />

Er gehört zu einer Gruppe mythischer<br />

Wesen, den Saptarishis oder Sieben<br />

Heiligen Rishis, die etwa 5000 v. Chr.<br />

gelebt haben sollen. Der Überlieferung<br />

zufolge nutzten die Rishis diese spirituellen<br />

Fähigkeiten unter anderem auch<br />

dazu, aus der Akasha-Chronik die Lebensläufe<br />

von mehreren Millionen Menschen<br />

zu lesen und schriftlich auf den<br />

getrockneten Blättern der Stechpalme<br />

zu fixieren. Das gesamte Leben dieser<br />

Menschen, von der Geburt bis zum genauen<br />

Zeitpunkt ihres Todes, wurde auf<br />

den Palmblättern in Alt-Tamil - einer<br />

Sprache, die heutzutage nur noch von<br />

wenigen Eingeweihten beherrscht wird<br />

- in eng geschriebenen Zeichen eingeritzt.<br />

Ein solches Palmblatt überdauert<br />

im Normalfall etwa 800 Jahre. Wenn es<br />

alt und brüchig geworden ist, wird eine<br />

Abschrift des Textes auf einem neuen<br />

Palmblatt angefertigt. Von der einstigen<br />

Urschrift existieren zwölf Kopien. Sie<br />

bilden die Archive der geheimnisvollen<br />

Palmblattbibliotheken. Etwa 10 Prozent<br />

der dort gelagerten Palmblätter sollen<br />

Informationen über das Schicksal von<br />

Nicht-Indern enthalten. Jeder, der erfahren<br />

möchte, was das Schicksal für<br />

ihn bereithält, muß sich aber selbst<br />

nach Indien in eine der Palmblattbibliotheken<br />

begeben.<br />

Im Tal der Unsterblichen<br />

Agasthyia gilt als Schöpfer der alt-tamilischen<br />

Sprache, die er entwickelte,<br />

um die Masse an Informationen, welche<br />

in den Palmblattbibliotheken enthalten<br />

sind, überhaupt bewältigen zu können.<br />

Darüber hinaus genießt er in Südindien<br />

bis zum heutigen Tage besondere Verehrung,<br />

da er es gewesen sein soll, der<br />

den drawidischen Siedlern die Segnungen<br />

der Kultur brachte. Von seinen Taten<br />

berichtet das sogenannte „Agasthya<br />

Purana“, eine Schrift, die zum ersten<br />

Mal vor ca. 3.500 Jahren aufgezeichnet<br />

wurde. Darin wird der Rishi Agasthyia<br />

als körperlich zwergenhaft geraten<br />

beschrieben. Er sei dafür jedoch mit<br />

außergewöhnlichen intellektuellen<br />

und spirituellen Fähigkeiten gesegnet<br />

gewesen. Agasthyia wurde der Legende<br />

zufolge von den Göttern des alten<br />

Indien auserwählt, um den Menschen<br />

des Südens kulturelles Wissen zu bringen.<br />

So sollte er die Geheimnisse der<br />

Astronomie und Medizin enthüllen, den<br />

Menschen die Kunst der Musik und des<br />

Theaters lehren, ihnen Wissen über die<br />

Landwirtschaft beibringen sowie sie mit<br />

den Grundlagen der Philosophie, der<br />

Ordnung der Gesellschaft und religiösen<br />

Geboten vertraut machen – kurz,<br />

die Grundlage zu einer wahrhaften<br />

Hochkultur legen. Zu einer solchen<br />

Hochkultur reiften denn auch die drawidischen<br />

Reiche in den folgenden Jahrhunderten.<br />

60<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Etruskisches<br />

Felsengrab<br />

Wurzeln<br />

„Ein gewisser Tages kam im<br />

Gebiet von Tarquinii ... plötzlich ans<br />

Licht und sprach den Pflüger an. ...<br />

Bei seinem Anblick verlor der<br />

Ackerknecht die Fassung.„<br />

Marcus Tullius Cicero<br />

Künstlicher Hohlweg,<br />

geschaffen von den<br />

Etruskern<br />

Rishi Kausika<br />

Ufertempel in Mahabalipuram,<br />

Südindien<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 61


Wurzeln<br />

Monumentalbauten in Mahabalipuram,<br />

Südindien<br />

Palmblattleser in Indien bei<br />

der Arbeit<br />

Rishi Brighu als Lehrer<br />

Vimanas - von den<br />

Rishis konstruierte<br />

Flugmaschinen<br />

62<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Wurzeln<br />

Von Agasthyia und den übrigen Rishis<br />

ist überliefert, daß sie keinen<br />

physischen Tod starben, sondern<br />

sich zu Beginn des Kali Yuga, des sogenannten<br />

„Eisernen Zeitalters“, in dem<br />

die Menschheit heute lebt, in die Reinen<br />

Länder zurückzogen. Das Wissen um<br />

die Existenz solcher Orte war einstmals<br />

in Asien weit verbreitet - aus China ist<br />

überliefert, daß es im Kunlun-Gebirge<br />

ein Tal geben soll, wo Unsterbliche in<br />

nicht gekannter Harmonie lebten. Indische<br />

Legenden berichten von Kalapa,<br />

einem Ort, an dem vollkommene Menschen<br />

zu Hause sein sollen. Aus dem<br />

alten Rußland sind Berichte bekannt,<br />

nach denen man nur den Weg der Tatarenhorden<br />

in die Mongolei zurückverfolgen<br />

müsse, um nach Belovodye zu<br />

gelangen, wo heilige Menschen - getrennt<br />

vom Rest der Welt - im Land der<br />

Weißen Wasser lebten. Den Bewohnern<br />

dieser Reiche wurde neben einem hohen<br />

moralischen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklungsniveau sowie einer damit<br />

verbundenen und auch für unsere Maßstäbe<br />

hochentwickelten Technik vor allem<br />

eine außergewöhnliche spirituelle<br />

Reife nachgerühmt.<br />

Tatsächlich existiert noch heute im<br />

Himalaya ein Ort, der den Namen Agasthyia<br />

trägt. Von da aus soll der Rishi<br />

einst seine Reise nach Süden begonnen<br />

haben. Zunächst besuchte er Varanasi,<br />

die älteste und heiligste Stadt am<br />

Gangesfluß, die die englischen Kolonialherren<br />

zu ihrer Zeit Benares nennen<br />

sollten. Von hier aus wandte er sich<br />

westwärts und verbrachte einige Zeit<br />

im Gebiet des heutigen Rajasthan. Dort<br />

erinnert noch immer ein besonderer<br />

Ort, genannt „Agasthyias Höhle“, an<br />

seinen Aufenthalt. Als er die Menschen<br />

Gujarats und Rajasthans unterwiesen<br />

hatte, überwand Agasthyia das Vindhya-Gebirge<br />

– eine mythische Barriere<br />

zwischen dem Norden und dem Süden<br />

des indischen Subkontinents. Der Rishi<br />

erreichte dann das Gebiet des heutigen<br />

Bundesstaates Karnataka. Dort<br />

besiegte er zwei Asuras (mythische<br />

Dämonen), welche die Menschen der<br />

Gegend in Angst und Schrecken versetzten.<br />

Nachdem Agasthyia auf diese<br />

Weise den Süden von seinen finsteren<br />

Herren befreit hatte, begann er, die<br />

Menschen zu unterweisen. Er wählte<br />

dazu einen Ort namens Podhigai Malai<br />

am Cauvery-Fluß, der noch heute<br />

existiert. Podhigai Malai liegt auf dem<br />

Gebiet des indischen Bundesstaates<br />

Tamil Nadu. Agasthyia schuf dort ein<br />

ausgeklügeltes Bewässerungssystem,<br />

das den Einwohnern des Landes reiche<br />

Ernten garantierte, so daß sie bald in<br />

Wohlstand lebten.<br />

Die zwei<br />

Verschwundenen<br />

Nun unterwies sie der<br />

Rishi in den Künsten<br />

des Ayurveda – der<br />

„Wissenschaft vom<br />

langen Leben“, jener<br />

indischen Kräutermedizin,<br />

die auch im 21. Jahrhundert nichts<br />

von ihrer Aktualität und Wirksamkeit<br />

eingebüßt hat. Hier entwickelte Agasthyia<br />

auch ein Buch der tamilischen<br />

Grammatik und legte so den Grundstein<br />

für die älteste Schriftsprache<br />

des Südens, das bereits erwähnte Alt-<br />

Tamil, auch „Brahmin“ genannt. Diese<br />

Schriftsprache sollte die Überlieferung<br />

seiner Lehren gewährleisten und auf<br />

diese Weise zur Entwicklung von Gesellschaft<br />

und Kultur beitragen. Doch<br />

Agasthyia dachte offenbar Generationen<br />

voraus. Er entwickelte mit den anderen<br />

Saptarishis die Kunst des Jotisha,<br />

der Zukunftsdeutung, zu dem auch das<br />

sogenannte Nadi-Reading gehört, die<br />

Schicksalslesung aus den Palmblattmanuskripten.<br />

Nachdem er seinen zivilisatorischen<br />

Auftrag erfüllt hatte, kehrte<br />

Agasthyia in die Reinen Länder<br />

zurück. Dort soll er bis auf den heutigen<br />

Tag gemeinsam mit den anderen Rishis<br />

auf das Ende des Kali Yuga und den Beginn<br />

eines neuen Sathya Yugas, eines<br />

goldenen Zeitalters, warten, um dann<br />

den Menschen in der bevorstehenden<br />

Wendezeit wie einst hilfreich zur Seite<br />

zu stehen.<br />

Die Parallelen zwischen den Kulturbringern<br />

Tages und Agasthyia sind<br />

unübersehbar. Beide schufen eine<br />

Schriftsprache, beide unterwiesen die<br />

Menschen, welche sie antrafen, in den<br />

elementaren Disziplinen der Landwirtschaft,<br />

Medizin, Philosophie, der<br />

gesellschaftlichen Entwicklung und<br />

Zukunftsdeutung. Beide verschwanden<br />

schließlich wieder auf geheimnisvolle<br />

Weise.<br />

Wie bereits ausgeführt, ist der Ursprung<br />

der Etrusker nicht bekannt.<br />

Höchstwahrscheinlich wanderten sie<br />

aus Kleinasien nach Italien ein. Sicher<br />

brachten sie aus ihrer ursprünglichen<br />

Heimat auch eigene Überlieferungen<br />

und religiöse Vorstellungen mit, die im<br />

Verlauf der Wanderung den neuen Gegebenheiten<br />

angepaßt wurden. Demnach<br />

besteht die Möglichkeit, daß die<br />

Etrusker ursprünglich bereits Kenntnis<br />

vom „Agasthyia Purana“ besaßen, jener<br />

Schrift, die in Indien zirkulierte. Später<br />

wurde dann die Legende des Rishis auf<br />

die neuen Siedlungsgebiete übertragen,<br />

und durch Verballhornung des Namens<br />

„Die Parallelen zwischen den<br />

Kulturbringern Tages und Agasthyia<br />

sind unübersehbar.„<br />

mag aus „Agasthyia“ schließlich „Tages“<br />

geworden sein. Kamen die Etrusker<br />

also ursprünglich aus Indien, gleich<br />

den Stämmen der Roma und Sinti? Dies<br />

ist eine Spur zur unbekannten Herkunft<br />

jenes antiken Volkes, die zu verfolgen<br />

sich lohnen dürfte. ■<br />

Literatur:<br />

Agasthyia Purana, Universität Tanjore<br />

Banti, Luisa, Die Etrusker, Essen: Phaidon<br />

Verlag, o.J.<br />

Benzin, Nicolas, "Tore in die Anderswelt - Brunnen,<br />

Seen und Teiche in Sagen und historischen<br />

Überlieferungen", S. 252-271 in: Thomas Mehner<br />

(Hrsg.), An den Grenzen unseres Wissens<br />

Band 2: Wissenschaft - Der Irrtum neuester<br />

Stand, Suhl: CTT-Verlag, 1998<br />

Benzin, Nicolas, Rätsel der Etrusker, Vortrag<br />

beim One-day-meeting 1998 der Forschungsgesellschaft<br />

für Archäologie, Astronautik und SETI<br />

(A.A.S.) in Basel<br />

Childress, David Hatcher, Lost Cities of China,<br />

Central Asia and India, Adventures unlimited,<br />

Stelle, IL 60919 USA, 1991<br />

Cicero, Marcus Tullius , Über die<br />

Wahrsagung: De Divinatione, hrsg., übers. U.<br />

Erl. Von Christoph Schäublin, München; Zürich:<br />

Artemis & Winkler, 1991<br />

Grant, Michael, Rätselhafte Etrusker: Porträt<br />

einer versunkenen Kultur, Bergisch-Gladbach:<br />

Gustav Lübbe Verlag, 1997<br />

Pfiffig, Ambros Josef , Religio Etrusca: Sakrale<br />

Stätten, Götter, Kulte, Rituale, Wiesbaden:<br />

VMA-Verlag, 1998<br />

Prayon, Friedhelm, Die Etrusker: Geschichte-<br />

Religion-Kunst, München: C. H. Beck, 1996<br />

Ritter, Thomas, Die Geheimnisse indischer<br />

Palmblattbibliotheken, Bohmeier Verlag, Lübeck,<br />

2002<br />

Stützer, Herbert Alexander, Die Etrusker und<br />

ihre Welt, Köln: Du Mont, 1992<br />

Torelli, Mario, Die Etrusker: Geschichte, Kultur,<br />

Gesellschaft, Wiesbaden: Fourier Verlag, 1998<br />

Waterstone, Richard, Living Wisdom India,<br />

Duncan Baird Publishers, London, 1995<br />

Westwood, Jennifer, Shangri-La - Das geheime<br />

Utopia, in Sagen - Mythen – Menschheitsrätsel,<br />

Frederking & Thaler, München, 1990<br />

Thomas Ritter ist Historiker und Jurist.<br />

Er gehört zu den bekanntesten<br />

deutschsprachigen<br />

Sachbuchautoren.<br />

Er ist auch als<br />

freier Journalist tätig<br />

und schreibt für mehrere<br />

Zeitschriften. Bekannt<br />

wurde er auch als „der<br />

reisende Ritter“, der faszinierende<br />

Bildungs- und Forschungsreisen<br />

für seine Leser zu geheimnisvollen Orten auf<br />

der ganzen Welt veranstaltet.<br />

Mail: ritterreisen@aol.com,<br />

Internet: www.thomas-ritter-reisen.de<br />

Sofern nicht anders erwähnt:<br />

Alle Bilder © Thomas Ritter<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 63


Kultur<br />

Experimentierfelder<br />

des<br />

Moglichen<br />

Utopische Romane<br />

Roland Rottenfußer<br />

64<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Kultur<br />

„Es bedarf in der Tat der Hoffnung,<br />

Phantasie und des Traums, um die bestehenden<br />

Verhältnisse transzendieren<br />

zu können“, sagte Rudi Dutschke. Realpolitiker<br />

messen den Begriff des „Möglichen“<br />

stets am Bestehenden. Der<br />

Verzicht auf Utopien bedeutet also die<br />

Selbstbeschränkung auf den von den<br />

Mächtigen vorgegebenen Bewegungsspielraum.<br />

Künstler und Schriftsteller<br />

haben diese Grenzen schon immer<br />

überschritten. Sie gestalten literarische<br />

Entwürfe des radikal Neuen und<br />

pflanzen in die Köpfe ihrer Leser Samen,<br />

die einmal aufgehen können:<br />

in der Realität.<br />

Tahitis Präsident Omai hat Grund<br />

zur Zufriedenheit: „Wir haben Sie<br />

hergebeten, damit Sie sich davon<br />

überzeugen können, daß die menschliche<br />

Gemeinschaft funktioniert“, sagt er<br />

vor internationalen Pressevertretern.<br />

„Daß sie frei sein kann von Mißgunst<br />

und Vorteilsnahme, daß die Kluft zwischen<br />

Arm und Reich nicht zwingend<br />

notwendig ist. Die menschliche Gemeinschaft<br />

ist unsere Heimat, ebenso<br />

wie die Natur unsere Heimat ist. Wir<br />

Polynesier begegnen uns im gegenseitigen<br />

Respekt und verstehen, daß<br />

der Natur das gleiche Recht gebührt“.<br />

Leider ist Tahiti eine Insel, nicht nur<br />

im geographischen Sinn. Überall rings<br />

um das Ökoparadies im Südpazifik regieren<br />

Wachstumswahn und Umweltzerstörung:<br />

„Die westlichen Demokratien<br />

waren zu inhaltsleeren Gebilden<br />

verkommen, hinter denen autoritäre<br />

Strukturen ans Licht kamen, wie sie<br />

nur in Diktaturen möglich schienen.<br />

Milliarden Menschen fristeten in dieser<br />

hochtechnisierten, vernetzten Welt unter<br />

dem Diktat multinationaler Konzerne<br />

ein elendes Sklavendasein.“<br />

Sind Utopien „von gestern“?<br />

Interessant an beiden Zitaten ist: Sie<br />

stammen nicht aus Sachtexten, sondern<br />

aus einem utopischen Roman: „Das Tahiti-Projekt“<br />

von Dirk C. Fleck. Sie sind<br />

Fiktion. Oder? Wir stellen fest, daß uns<br />

das zweite Zitat über den Zerfall der Demokratien<br />

sehr realitätsnah vorkommt.<br />

Ein Öko- und Sozialparadies Tahiti, wie<br />

es im ersten Zitat beschrieben wird, gibt<br />

es jedoch nicht. Auch der aufrechte Präsident<br />

Omai wartet noch vergeblich auf<br />

seine Inthronisation. Der Roman spielt<br />

im Jahr 2022. Ist es legitim, die Leser<br />

mit einer solch geschickten Mischung<br />

aus Fiktion und Realität zu verwirren?<br />

Utopien haben nicht den besten<br />

Ruf in unserer Zeit. So gelten sie<br />

in spirituellen Kreisen als sträflicher<br />

Versuch, die Erfüllung im Hier<br />

und Jetzt hinauszuschieben. „Solange<br />

die Utopie nicht realisiert ist, kann ich<br />

nicht glücklich leben. Diese Einstellung<br />

bezeichne ich als Utopismus“,<br />

sagte der Psychologe Peter Lauster.<br />

Der Begriff der Utopie hat im 20. Jahrhundert<br />

an Anziehungskraft verloren.<br />

Denkt man an utopische Romane, fallen<br />

einem zuerst die deprimierenden<br />

ein. George Orwells „1984“, Aldous<br />

Huxleys „Schöne neue Welt“ oder José<br />

Saramagos „Die Stadt der Blinden“.<br />

Utopien sind im 20. Jahrhundert vor al-<br />

"Es bedarf in der Tat der<br />

Hoffnung, Phantasie und des<br />

Traums, um die bestehenden<br />

Verhältnisse transzendieren<br />

zu können." Rudi Dutschke<br />

Dirk C. Fleck<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 <strong>65</strong>


Kultur<br />

lem deshalb aus der Mode gekommen,<br />

weil man den Begriff mit den unter verheerenden<br />

Umständen gescheiterten<br />

Gesellschaftsentwürfen des Nationalsozialismus<br />

und des Staatskommunismus<br />

verband. Das Wort „Utopie“ steht<br />

heute in der öffentlichen Debatte für<br />

eine ideologisch begründete Maximalforderungen,<br />

die am wirklichen Leben<br />

vorbei geht. Dies allerdings ist nicht<br />

das Wesen der Utopie. So wie frühere<br />

gesellschaftliche Entwürfe den Menschen<br />

überforderten, wird er vom gegenwärtigen<br />

politischen Establishment<br />

unterfordert. Man reduziert ihn darauf,<br />

eine Anpassungsleistung an das Vorgegebene<br />

zu vollziehen. Wer mehr vom<br />

Leben will, braucht Utopien. Sie sollten<br />

Titelholzschnitt des<br />

Romans "Utopia" von<br />

Thomas Morus, 1516.<br />

eine bessere Realität allerdings<br />

nicht ersetzen,<br />

sondern ihr vorauseilen.<br />

Thomas Morus:<br />

Seiner Zeit weit<br />

voraus<br />

Thomas Morus<br />

(1478-1535)<br />

Als Gründerwerk für das<br />

Genre des utopischen<br />

Romans gilt Thomas<br />

Morus'„Utopia“ von 1516. Das Buch<br />

zeichnet das Porträt einer idealen Gesellschaft,<br />

die tendenziell demokratisch<br />

verfaßt ist, über ein Bildungs- und Sozialsystem<br />

verfügt und religiöse Toleranz<br />

übt. Stilprägend war neben dem Buchtitel<br />

auch die Tatsache, daß der Autor das<br />

„Paradies“ auf einer fernen Insel ansiedelte.<br />

Europa galt schon zu Thomas<br />

Morus' Zeiten als aussichtsloser Fall.<br />

Viele der Ideen des großen Humanisten,<br />

der für seine Gewissensentscheidung<br />

1535 von Heinrich VIII. hingerichtet wurde,<br />

erscheinen bis heute aktuell, ja sie<br />

wirken nach wie vor „utopisch“. So die<br />

Abschaffung des Privateigentums und<br />

der kostenlose Zugriff aller Bürger auf<br />

die Güter des täglichen Lebens. Eine<br />

der handelnden Personen im Roman<br />

sagt, „daß es überall da, wo es Privateigentum<br />

gibt, wo alle alles nach dem<br />

Wert des Geldes messen, kaum jemals<br />

möglich sein wird, gerechte oder erfolgreiche<br />

Politik zu treiben, es sei denn,<br />

man wäre der Ansicht, daß es dort gerecht<br />

zugehe, wo immer das Beste den<br />

Schlechtesten zufällt, oder glücklich,<br />

wo alles an ganz wenige verteilt wird.“<br />

Aldous Huxley:<br />

Tantrische Gemeinwohlökonomie<br />

Ein modernes Echo auf „Utopia“ war Aldous<br />

Huxleys 1962 erschienener Roman<br />

„Eiland“. Die positive Utopie erschien<br />

somit genau 30 Jahre nach „Brave New<br />

World“, Huxleys negativer Zukunftsvision<br />

„Schöne neue Welt“. Heute kann<br />

man das visionäre Werk nicht nur als<br />

Vorgriff auf Hippie-Bewegung und Neue<br />

Spiritualität lesen, sondern auch als<br />

Vorwegnahme politischer Konzepte, deren<br />

Bedeutung erst heute klar wird. Auf<br />

der tropischen Insel Pala versuchen die<br />

Inselbewohner „unsere Nationalöko-<br />

nomie und Technologie dem Menschen<br />

anzupassen – nicht unser Volk der Ökonomie.“<br />

Pala verfolgt einen dritten Weg<br />

zwischen Kapitalismus und Kommunismus,<br />

eine genossenschaftliche Wirtschaftsform,<br />

die auf Gemeinsinn basiert<br />

und ohne Wettbewerb auskommt. Auch<br />

kommerzielle Banken fehlen angenehmerweise.<br />

Die Inselgemeinschaft denkt<br />

streng pazifistisch, setzt auf vorbeugende<br />

Naturmedizin und stellt das Modell<br />

der Kleinfamilie in Frage. Statt dessen<br />

existieren „Kinderpflegevereine“, moderne<br />

Wahlfamilien, in denen mehrere<br />

Paare alle Kinder der Sippe gemeinsam<br />

aufziehen.<br />

Au ß e r -<br />

gewöhnlich ist an<br />

„Eiland“ aber vor al-<br />

lem<br />

die spirituelle Tiefe, die im Roman dasselbe<br />

Gewicht hat wie politische Konzepte.<br />

Die Inselreligion auf Pala kann<br />

als buddhistisch und zugleich tantrisch<br />

bezeichnet werden. Dies ist in folgendem<br />

Abschnitt schön zusammengefaßt:<br />

Der Tantriker „nutzt alles, was<br />

man tut, alles, was einem widerfährt,<br />

alles, was man sieht, hört, schmeckt<br />

und fühlt, als Mittel zu seiner Befreiung<br />

aus dem Gefängnis des eigenen Ich.“<br />

Spiritueller Fortschritt wird auf Pala<br />

durch Initiation mit einer psychoaktiven<br />

Substanz, genannt „Moksha-Medizin“,<br />

vorangetrieben. Sie verschafft<br />

den Probanden künstliche „Samadhis“<br />

(spirituelle Gipfelerlebnisse). Wer so<br />

mit seinem innersten Wesen in Kontakt<br />

gekommen ist, für den entfällt die Notwendigkeit<br />

von Ersatzbefriedigungen,<br />

etwa materieller Gier. Leider wird die<br />

friedfertige Insel im Finale von ausländischen<br />

Mächten besetzt.<br />

Ökotopia oder Ökodiktatur?<br />

Als wegweisende Utopie der 68er-Generation<br />

gilt Ernest Callenbachs 1975<br />

erschienener Roman „Ökotopia“. Er<br />

geht von der Fiktion aus, daß sich drei<br />

Staaten von den USA abgespalten und<br />

eine ideale öko-soziale Republik errichtet<br />

haben. Man erinnere sich: 1975<br />

waren die Grünen noch nicht gegründet,<br />

war ökologisches Denken alles andere<br />

als selbstverständlich. Callenbach hat<br />

die grüne Bewegung beeinflußt, nicht<br />

umgekehrt. Der Roman beschreibt aber<br />

einige damals schon als Konzepte vorhandene<br />

moderne Techniken. „Natürlichkeit“<br />

dominiert als Kulturideal, sowohl<br />

im Umgang mit der Erde als auch<br />

im politischen Leben, weshalb strenge<br />

Hierarchien abgelehnt werden. Heute<br />

gängige Begriffe wie „Nachhaltigkeit“,<br />

„Vernetzung“, Regionalisierung“, „Regenerierbare<br />

Energie“ und „Technologiefolgenabschätzung“<br />

wurden schon<br />

in „Ökotopia“ thematisiert, wenn auch<br />

nicht alle unter diesen Bezeichnungen.<br />

Wie in „Utopia“, „Eiland“ und auch<br />

„Tahiti-Projekt“ wird das ideale Gemeinwesen<br />

auch in „Ökotopia“ aus der<br />

Perspektive eines zunächst skeptischen<br />

Fremden beschrieben. Mit Hilfe allwissender<br />

„Reiseführer“ wird<br />

der Besucher zum begeisterten<br />

Anhänger der<br />

Utopie. Auch eine Liebesgeschichte<br />

mit einer<br />

„Ureinwohnerin“ darf in den<br />

Romanen nicht fehlen.<br />

Von der Erfüllung des ökologischen<br />

Traums ist es allerdings<br />

nicht weit bis zum Alptraum. Als Dirk<br />

C. Fleck 1993 seine Negativutopie „GO!<br />

Die Öko-Diktatur“ herausbrachte, hatte<br />

sich die Weltlage seit den 70er-Jahren<br />

drastisch geändert. Ökologisches Bewußtsein<br />

war nun nicht mehr nur ein<br />

elitäres Gedankenspiel, sondern erschien<br />

überlebenswichtig. In den 90ern<br />

66 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Kultur<br />

war klar: Naturverbrauch und Konsumverhalten<br />

der Spezies Mensch führen<br />

notwendig zum Kollaps der Biosphäre<br />

und zur Auslöschung allen Lebens. Appelle<br />

an die Vernunft fruchten (bis heute)<br />

wenig. Ist es da nicht vorstellbar, daß<br />

Erdschützer aus einem Überlebensreflex<br />

heraus eine Diktatur errichten, um<br />

zu erzwingen, was die Menschen nicht<br />

freiwillig tun. Die bittere Schattenseite:<br />

Das Überleben der Erde wäre mit dem<br />

Tod der Freiheit erkauft.<br />

Aldous Huxley<br />

(1894-1963)<br />

Von der Theorie zur Fiktion<br />

Kritiker warfen Dirk C. Fleck wegen seines<br />

Romans vor, er sympathisiere mit<br />

der Öko-Diktatur. In Wahrheit versuchte<br />

er händeringend, die Menschen zur<br />

Umkehr zu bewegen, damit weder Öko-<br />

Kollaps noch Diktatur Realität werden<br />

müssen. Verletzt über die ungerechten<br />

Vorwürfe, zog sich Fleck eine Weile<br />

aus der ökologischen Diskussion zurück.<br />

Bis er eines Tages einen Anruf<br />

von Eric Bihl erhielt. Bihl war Vorsitzender<br />

des Vereins „Equilibrismus e.V.“<br />

und zusammen mit Volker Freystedt<br />

Autor des Sachbuchs „Equilibrismus.<br />

Neue Konzepte statt Reformen für eine<br />

Welt im Gleichgewicht.“ Darin wird ein<br />

zusammenhängendes System ökologischer<br />

und sozialer Alternativen entworfen.<br />

Eric Bihl zeigte sich schockiert<br />

von der Vision einer „Öko-Diktatur“ und<br />

erklärte Dirk C. Fleck, daß er nach wie<br />

vor an die Lernfähigkeit der Menschen<br />

glaubte. Er überredete den Autor, einen<br />

positiven Zukunftsroman zu schreiben,<br />

in dem die Visionen des Equilibrismus<br />

als bereits verwirklicht dargestellt<br />

werden: „Das Tahiti-Projekt“.<br />

Ein Bestseller mit Thriller-<br />

Elementen, so das Kalkül,<br />

sollte die neuen<br />

Ideen einem breiteren<br />

Publikum zugänglich<br />

machen.<br />

Auf Dirk C.<br />

Flecks Tahiti<br />

sind viele der<br />

kühnsten Visionen<br />

unserer Zeit Wirklichkeit:<br />

Ein bedingungsloses<br />

Grundeinkommen.<br />

Geld,<br />

das nicht gehortet<br />

werden<br />

k a n n .<br />

Utopien sollen eine bessere<br />

Realität nicht ersetzen,<br />

sondern ihr vorauseilen.<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

67


Kultur<br />

Entsorgt man die Utopie ins<br />

Schattenreich des Unrealisierbaren,<br />

bleibt sie für die Herrschenden ungefährlich.<br />

Eine Bodenreform, die Privatbesitz<br />

an Grund und Boden verbietet und<br />

statt dessen nur Pachtverträge zuläßt.<br />

Eine dezentrale Energieversorgung,<br />

ganz auf regenerative Energien abgestimmt.<br />

Ein Steuersystem, das den<br />

Verbrauch von Naturgütern besteuert,<br />

nicht die Arbeit. Die Abschaffung des<br />

Individualverkehrs, statt dessen ein<br />

preiswertes und umweltschonendes<br />

Verkehrssystem: die „Reva-Tae“<br />

(kleine Gondeln, die der Fahrgast<br />

selbst bedienen kann). Alles wird,<br />

wo möglich, aus Naturmaterialien<br />

hergestellt: Hanfbeton, Lehm oder<br />

Bambus. Der Straßenbelag ist aus<br />

Reiskleie.<br />

Der Tahiti-Virus<br />

Auch politisch ist im Roman-Tahiti<br />

einiges anders als im Rest der Welt:<br />

Es gibt keine Parteien, statt dessen<br />

die direkte Wahl von Personen, die<br />

in die vier (!) Parlamente des Landes<br />

entsandt werden: Wirtschaftsparlament,<br />

politisches Parlament, Kulturparlament<br />

und Grundwerteparlament.<br />

Die letzten beiden Bereiche<br />

sind in realen, gelenkten Demokratien<br />

bekanntlich unterrepräsentiert.<br />

Auch das Justizsystem der Insel gibt<br />

Stoff zum Nachdenken. Es wird auf<br />

Wiedergutmachung gesetzt, nicht<br />

auf Strafe. Unbescholtene Bürger<br />

gestehen in öffentlichen Versammlungen<br />

freiwillig (!) ihre Vergehen<br />

und bestimmen selbst, welchen<br />

Ausgleich sie dafür leisten möchten.<br />

Allen voran gesteht der Richter<br />

selbst seine Untaten. Denn nur wer<br />

sich seines eigenen Schattens bewußt<br />

ist, kann ein gerechter Richter<br />

sein. Die Handlung des Romans folgt<br />

dem bei positiven Utopien üblichen<br />

Muster: Der Journalist Cording wird<br />

von seiner Redaktion beauftragt, das<br />

neuartige ökologische Experiment in<br />

Polynesien zu dokumentieren. Unter<br />

der Führung der – natürlich gutaussehenden<br />

– Insulanerin Maeva<br />

erkundet er die Insel. Für Thriller-<br />

Spannung sorgen die Angriffe mächtiger<br />

transnationaler Konzerne, die<br />

die Idylle bedrohen.<br />

Eine Insel der Seligen allein kann<br />

die Welt aber nicht retten, wenn<br />

ringsherum alles einstürzt. Die<br />

Ideen des Tahiti-Projekts müssen<br />

sich deshalb überall verbreiten wie<br />

ein ansteckender Virus. „Ich denke,<br />

daß sich die Menschen schnell begeistern<br />

lassen, wenn man ihnen funktionierende<br />

Alternativen aufzeigt“,<br />

meint Eric Bihl. In der Fiktion hat<br />

Autor Dirk C. Fleck diesen Gedanken<br />

bereits weiter gesponnen. Im Fortsetzungsroman<br />

„Maeva!“, erschienen<br />

2011, bereist Cordings tahitianische<br />

Freundin die Welt auf der Suche<br />

nach alternativen Lebensmodellen.<br />

Sie wird zur Inspiration von Millionen<br />

Menschen, eine Art weiblicher Öko-<br />

Messias. Dies ruft natürlich mächtige<br />

Gegner auf den Plan, und die Situation<br />

wird für Maeva lebensgefährlich.<br />

Am Ende des Romans taucht sie wieder<br />

auf Tahiti unter. Dies kann jedoch<br />

nicht das letzte Wort gewesen sein,<br />

Fleck arbeitet bereits an einem dritten<br />

Teil.<br />

Von der Fiktion zur Realität<br />

Wie kann das Dilemma gelöst werden,<br />

wonach fortschrittliche Ideen entweder<br />

klein bleiben und ignoriert werden<br />

oder wachsen und dann von den Profiteuren<br />

des alten Systems gnadenlos<br />

bekämpft werden? Eric Bihl und seine<br />

Mitstreiter sehen die Romane jedenfalls<br />

nur als einen Zwischenschritt<br />

auf dem Weg zu einem realen ökologischen<br />

Modellprojekt. Bihl bereiste<br />

verschiedene Inseln des Südpazifik,<br />

um die Entscheidungsträger für die<br />

Idee eines „echten“ Tahiti-Projekts zu<br />

begeistern. Sein Plan, das reale Tahiti<br />

oder die Nachbarinsel Moorea zu gewinnen,<br />

scheiterte am Widerstand des<br />

Insel-Establishments. Dafür gewann<br />

Bihl eine einflußreiche Mitstreiterin<br />

vor Ort: Roti Make, Präsidentin der<br />

Internationalen Frauenliga für Frieden<br />

und Freiheit in Polynesien. Beiden<br />

gelang es, den Ältestenrat sowie viele<br />

Menschen auf der kleinen Insel Rapa<br />

Iti von dem Projekt zu überzeugen.<br />

Auch Studenten mehrerer Universitäten<br />

stehen bereit, als „Versuchskaninchen“<br />

an dem ökosozialen Experiment<br />

mitzuwirken. Steht das „Tahiti-Projekt“<br />

an der Schwelle zu seiner Realisierung?<br />

U-topie heißt, wörtlich übersetzt:<br />

„Nicht-Ort“. Man plaziert ihn gern<br />

im „Nimmerland“ und datiert ihn auf<br />

den „St. Nimmerleinstag“. Entsorgt<br />

man die Utopie ins Schattenreich des<br />

Unrealisierbaren, bleibt sie für die<br />

Herrschenden ungefährlich. Ganz<br />

anders verstehen sich jedoch Utopien<br />

von der Art des „Tahiti-Projekts“.<br />

„Wir wissen, daß die Dinge nicht unbedingt<br />

so schlimm sein müssen,<br />

wie sie es tatsächlich immer waren“,<br />

sagt Dr. McPhail in „Eiland“, „weil<br />

sie bereits viel besser sind, hier und<br />

jetzt, auf dieser absurden kleinen Insel.“<br />

Damit verkündet er das Credo<br />

der Utopisten: Angebliche Alternativlosigkeit,<br />

wie sie von den Neoliberalen<br />

von Thatcher bis Merkel gern<br />

postuliert wird, ist nur das Ergebnis<br />

mangelnder Phantasie und (noch)<br />

fehlender positiver Gegenbeispiele.<br />

Also gilt es, diese Gegenbilder zu erschaffen<br />

– in der Fantasie und in der<br />

Realität! Sehr schön drückte es der<br />

sozialdemokratische Kulturpolitiker<br />

Hilmar Hoffmann aus: „Utopien bleiben<br />

solange welche, wie die Anstrengungen<br />

fehlen, ihre Realisierung voranzutreiben.“<br />

Oder, mit dem Motto<br />

aus „Maeva!“: „Es beginnt, wenn wir<br />

anfangen zu handeln!“ ■<br />

Buchtipps:<br />

Thomas Morus: Utopia. Reclam Verlag,<br />

189 S., € 4,60<br />

Aldous Huxley: Eiland. Piper Verlag,<br />

344 S., € 9,95<br />

Ernest Callenbach: Ökotopia.<br />

Rotbuch Verlag, nur noch antiquarisch,<br />

223 S.<br />

Dirk C. Fleck: GO! Die Öko-Diktatur.<br />

Books on Demand, 328 Seiten, € 20<br />

Dirk C. Fleck: Das Tahiti-Projekt. Piper<br />

Verlag, 34 S., € 8,95<br />

Dirk C. Fleck: Maeva! Greifen Verlag,<br />

336 S., € 19,95<br />

Volker Freystedt, Eric Bihl: Equilibrismus.<br />

Signum Verlag. 335 S. Als pdf-Dokument<br />

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Wenn Leben<br />

den Tod<br />

umarmt<br />

MARINA HIRT STERBEBEGLEITUNG BEI TIEREN<br />

Wenn Leben den Tod umarmt<br />

Marina Hirt<br />

Wenn Leben den Tod umarmt<br />

Sterbebegleitung bei Tieren<br />

ca. 176 Seite Softcover<br />

ca. € 18,80 (D) ca. € 19,30 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-899-5<br />

STERBEBEGLEITUNG BEI TIEREN<br />

Sie halten ein Buch in den Händen, in dem eine außergewöhnliche<br />

Tier-Menschen-Geschichte erzählt wird. Sie<br />

finden hier zunächst eine Vielzahl lustiger Begebenheiten<br />

aus der Welt von Hund und Mensch. Dieser Spaß sei<br />

Ihnen gegönnt.<br />

Jedoch lassen Sie sich nicht von der reinen Oberfläche<br />

täuschen. Es geht um weitaus mehr als das.<br />

Im Laufe des Lesens tauchen Sie die ernsteren Gefilde<br />

In diesem Buch finden dieser Menschen-Tier-Verbindungen Sie eindrucksvolle ein. Begebenheiten Es ist mir ein aus der<br />

Anliegen, meine tief gehenden Erfahrungen mit Ihnen zu<br />

Welt eines Menschen-Hunde-Rudels. Dabei wird auf humorvolle<br />

teilen. Diese mit meiner ganzen Seele gefüllten Seiten<br />

Weise aufgezeigt, handeln von daß der Menschen Würde des Menschen von und Tieren des Tieres lernen können.<br />

auf seinem Weg in den Tod. Dieses Buch berichtet nicht<br />

Das Buch handelt allein aber vom Leben, auch sondern vom ebenso Sterben vom Sterben und stellt wie Alternativwege<br />

vor, wie wir würdevoll können, wenn die<br />

wir Menschen würdevoll damit umgehen, wenn die Lebenszeit<br />

unserer Tiere zu Ende geht. ...<br />

Lebenszeit unserer Tiere zu Ende geht.<br />

Die Autorin begleitete >> Dieses ihren Buch sibirischen vermag unser Bewusstsein Husky und auf dem Weg in<br />

Erkenntnisvermögen erheblich zu erweitern.


Spiritualität<br />

Es ist für unsere Zeit charakteristisch,<br />

daß sie auf allen Gebieten<br />

des Lebens immer mehr<br />

das Zusammenwirken vieler fordert.<br />

Denn sowohl die moderne Wissenschaft,<br />

die schon längst kein einzelner<br />

beherrschen kann, die Tausende und<br />

Abertausende von Einzelleistungen<br />

umfaßt, als auch der Sozialismus, in<br />

allen seinen Formen, sind unpersönliche<br />

Kolossalgebilde, auf die das Erkennen<br />

und das Tun der Gegenwart<br />

hin orientiert sind. „Wissenschaftlichkeit"<br />

und „Kooperation" sind die<br />

zwei Grundforderungen, die unsere<br />

Zeit an das Erkennen und an das Tun<br />

stellt. Nun ist aber Wissenschaftlichkeit<br />

eigentlich Allgemeingültigkeit im<br />

Erkennen.<br />

Nur solche Einsichten, die von allen<br />

eingesehen, von allen prüfbar<br />

sind, gelten als „wissenschaftlich" -<br />

alles Übrige ist „Glaubenssache". Die<br />

Kooperation ist die Forderung nach<br />

allgemeinem Tun. Da sollen das persönliche<br />

Tun und Können zusammenfließen<br />

im allgemeinen Behälter der<br />

Leistungen. Die Gegenwart tendiert<br />

zur „Jedermannsweisheit" im Erkennen<br />

und zum „Jedermannskönnen"<br />

im Tun.<br />

Jedermannsweisheit ist der strikte<br />

Gegensatz zur Mystik<br />

Dieser Zug der Gegenwart - nämlich das<br />

Streben zur „Jedermannsweisheit" und<br />

zum „Jedermannstun" - ist im striktesten<br />

Gegensatz zur Mystik im Erkennen<br />

und zum Individualismus im Tun. Erkennt<br />

doch der Mystiker als wahr nur<br />

dasjenige, was sich in seinem Innenleben<br />

erschlossen hat; handelt doch der<br />

Individualist nur nach seinen Impulsen<br />

-, ohne sich im Geringsten darum zu<br />

kümmern, was die Allgemeinheit zur<br />

Erkenntnis des Mystikers, zur Tat des<br />

Individualisten sagen würde. Unsere<br />

Zeit ist somit die geschichtlich unmystischste<br />

und unindividuellste; was der<br />

Einzelne, als solcher, weiß und will,<br />

geht sie immer weniger an, der Einzelne<br />

kommt immer mehr nur als Teil eines<br />

Ganzen in Betracht. Es lautet die Forderung<br />

unserer Zeit an den Einzelnen<br />

etwa so: „Gib auf das Persönliche im Erkennen,<br />

denn deine Meinungen gehen<br />

niemanden an. Was du glaubst, was du<br />

willst, ist von keinem Interesse; nur das<br />

an dir kommt in Betracht, was den Forderungen<br />

der Allgemeinheit entspricht<br />

-, nur das an deinen Überzeugungen,<br />

was von jedermann eingesehen werden<br />

kann, nur dasjenige an deinen Taten,<br />

was als Leistung der Allgemeinheit<br />

frommen kann."<br />

So gähnt die menschliche Seele an<br />

eine unerbittliche, kalte Interesselosigkeit<br />

für das Persönliche an ihr. Der<br />

strenge Gärtner begnügt sich nicht<br />

mehr mit farbigen, duftenden Blumen,<br />

denn die Zeit des Blühens ist vorbei -<br />

nun will er Früchte haben. Die Entfaltung<br />

der Persönlichkeit, als solcher,<br />

wurde seinerzeit gewürdigt und geschätzt,<br />

nun fordert die Zeit aber objektive<br />

Leistungen der Persönlichkeiten.<br />

Die Forderung unserer Zeit: Das<br />

Persönliche ausschließen<br />

Es fordert der Zeitgeist nicht nur Objektivität<br />

im Urteilen, sondern auch<br />

Valentin Tomberg<br />

Kollektiv<br />

und<br />

Sophia<br />

Persönlichkeit entwickeln oder Persönlichkeit überwinden<br />

(Tolstoi, Lenin, Solowjew)<br />

70<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Spiritualität<br />

Tolstoi Lenin Solowjew<br />

Objektivität im Wollen, im Tun. Ob kalte<br />

unterpersönliche Objektivität einer<br />

Schraube in einer ungeheuren Maschine,<br />

ob warme überpersönliche Schicksalsversöhnlichkeit<br />

der Weisheit - die<br />

Wahl hat ein jeder, aber das Persönliche<br />

ausschließen lernen muß der Mensch<br />

der Gegenwart. Das ist die Forderung<br />

der Zeit.<br />

Mechanisierung oder<br />

Verpersönlichung<br />

Diese Eigenschaft der Gegenwart wird<br />

auf andere Art ausgedrückt durch den<br />

schwerwiegenden Satz: „wir leben im<br />

Zeitalter der Bewußtseinsseele". Die<br />

Entwicklung der Bewußtseinsseele<br />

kann aber in zweierlei Richtungen geschehen.<br />

- Nachdem die Entwicklung<br />

der Verstandes- oder Gemütsseele bis<br />

zu einem gewissen Abschluß gekommen<br />

ist, ist der Mensch Erdenbürger<br />

geworden. Er hat in seinem Abstieg aus<br />

dem Geistesschoß der Welt die Erde erreicht.<br />

Er ist Persönlichkeit geworden.<br />

Nun aber stellt die beginnende Entwicklung<br />

der Bewußtseinsseele an den Menschen<br />

die Forderung, aus dem Persönlichen<br />

herauszuwachsen. Das kann er<br />

auf zweierlei Art tun: entweder indem er<br />

auch das Objektive, das Unpersönliche<br />

verpersönlicht, d.h. immer mehr Persönlichkeit<br />

wird, oder indem er immer<br />

weniger Persönlichkeit wird, d.h. sein<br />

Innenleben mechanisiert.<br />

Format b 172 x 32<br />

Am Beispiel Rußlands<br />

-Tolstoi – Lenin - Solowjew<br />

Tolstoi hat sich von dem Einfluß der<br />

Überlieferung befreit; frei konnte er<br />

nun, als Persönlichkeit, Selbsterrungenes<br />

pflegen. Zwei Richtungen konnte<br />

er nun einschlagen - entweder die kritische<br />

Einstellung weiterführen oder zu<br />

einer neuen schöpferischen übergehen.<br />

Indem Tolstoi das Christentum durch<br />

das Sieb des Rationalismus durchgelassen<br />

hat, blieb ihm ein Christentum übrig,<br />

das im Wesentlichen ein System der<br />

Moral darstellte. Ein System der Moral<br />

hat aber nur insofern Wert, insofern es<br />

praktisch verwirklicht wird. Darum gab<br />

sich Tolstoi, nachdem er ein unmystisches<br />

und unkosmisches Christentum<br />

sich zu eigen gemacht hatte, vollständig<br />

der Verwirklichung der Maxime<br />

der christlichen Moral im praktischen<br />

Leben hin. Dadurch begründete er ein<br />

„diesseitiges" Christentum, das die kosmische<br />

Bedeutung des Mysteriums von<br />

Golgatha nicht kennt, das das Walten<br />

und Schalten der geistigen Hierarchien<br />

nicht kennt, das im Christus Jesus bloß<br />

einen musterhaften Menschen sieht.<br />

Statt des Kosmischen, statt des Mystischen,<br />

statt des Kultischen des Christentums<br />

trat für ihn - und durch ihn<br />

für seine Nachfolger - die praktische<br />

Einrichtung des menschlichen Zusammenlebens<br />

an die erste Stelle.<br />

Somit schlug Tolstoi die eine Richtung<br />

ein, nämlich die Richtung<br />

zur weltanschauungslosen, praktischen<br />

Moralität. Und indem der Christusgott<br />

bei Tolstoi zum Menschen<br />

Jesus wurde, der eine neue Moral begründete,<br />

konnte Wladimir Lenin eine<br />

Lehre verkünden, die auch den Menschen<br />

Jesus abschaffte. Denn die weltanschauungslose<br />

Moral Tolstois ist bloß<br />

ein Übergangsstadium zu dem Impuls<br />

zur diesseitigen glücklichen sozialen<br />

Lebenseinrichtung, der Lenin beseelte.<br />

Doch könnte die innere Situation<br />

Tolstois, d.h. das Durchdringenwollen<br />

des Christentums mit dem Denken, zu<br />

einem anderen Impuls ein Übergang<br />

sein. Sie könnte ein Übergang sein zu<br />

dem Impuls im Christentum, das Walten<br />

kosmischer Absichten zu lesen. Hätte er<br />

diese Richtung eingeschlagen, so wäre<br />

es ein Übergang zum Lebenswerk Wladimir<br />

Solowjews gewesen.<br />

Wladimir Solowjew hat das Heil der<br />

Menschheit darin gesehen, daß ein Verständnis<br />

des Christus, als historischer<br />

Gestalt, menschheitlichen Impulses<br />

und kosmischer Wesenheit, daß eine<br />

Christosophie das soziale Leben der<br />

Menschheit durchdringe. Und dem Erarbeiten<br />

eines solchen Verständnisses,<br />

einer solchen Christosophie, hat er gelebt.<br />

Es gibt, wie Rudolf Steiner sagt,<br />

neben dem geisteswissenschaftlichen,<br />

keinen fortgeschritteneren Begriff des<br />

Christus in der Gegenwart, als denjenigen<br />

bei Wladimir Solowjew. Denn nicht<br />

nur glaubt er an den Christus, verehrt<br />

ihn, sondern er versteht ihn. Und um<br />

dieses Verständnis der Menschheit mitzuteilen,<br />

hat er, bewaffnet mit der gesamten<br />

Begrifflichkeit der Philosophie<br />

des neunzehnten Jahrhunderts, danach<br />

gerungen, neue, christuswürdige Begriffe<br />

zu schaffen, mit deren Hilfe die<br />

verlorenzugehen drohende Beziehung<br />

zu Christus wieder hergestellt werden<br />

könnte. Dann sollte das Verständnis des<br />

Christus allmählich das soziale Leben<br />

durchdringen. Dadurch sollte jene wunderbare<br />

und mutige Hoffnung Solowjews<br />

in Erfüllung gehen - es sollte einstmals<br />

der christliche Staat entstehen. ■<br />

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Spiritualität<br />

Das Wunder<br />

der Sexualität<br />

Maitreyi D. Piontek im Gespräch mit Ralf Lehnert<br />

Maitreyi Piontek ist ehemalige Psychiatrieschwester sowie medizinische Sexologin<br />

und spirituelle Lehrerin Sie führt eine eigene Praxis für ganzheitliche Sexualberatung<br />

in Zürich, ist internationale Seminarleiterin und Dozentin sowie Leiterin einer<br />

universellen Mysterienschule. Außerdem ist sie - seit 15 Jahren - eine erfolgreiche<br />

Buchautorin. Ihr aktuelles Buch „Weibliches Manifest“ (Ansata-Verlag) wurde bereits<br />

in mehrere Sprachen übersetzt. Ihr neues Buch „Die Wunder der weiblichen<br />

Sexualität“ erscheint im März 2012 im Heyne-Verlag. Mit Maitreyi D. Piontek sprach<br />

<strong>Matrix3000</strong>-Redakteur Ralf Lehnert.<br />

• Sie halten es für notwendig, in der Spiritualität und Sexualität<br />

neue Wege zu gehen, damit wir uns als Menschheit weiterentwickeln<br />

können. Können Sie das etwas genauer erklären?<br />

Sexualität, Unterdrückung und Perversion<br />

Sexualität und Spiritualität wurden jahrhundertelang von<br />

Machtinhabern und Religionen erfolgreich unterdrückt und<br />

voneinander abgespalten. Durch diese konsequente Trennung<br />

wurde die Sexualität vom höheren Bewußtsein abgeschnitten<br />

und somit die individuelle Entfaltung der Menschen unterbunden.<br />

Wird die sexuelle Kraft nicht bewußt einem höheren<br />

Bewußtsein unterstellt, sondern den unbewußten Anteilen in<br />

uns überlassen, gerät sie außer Kontrolle. Die Auswirkungen,<br />

die eine unkontrollierbare unbewußte Sexualenergie in<br />

unserer Gesellschaf hat, ist kaum zu übersehen. Gewalt und<br />

Perversitäten rund um die Sexualität sind heute an der Tagesordnung.<br />

Es benötigt den bewußten Einsatz der sexuellen<br />

Kräfte, damit sich die Tore zur spirituellen Ebene öffnen und<br />

daraus eine kraftvolle, authentische Spiritualität hervorgehen<br />

kann. Stehen einem Menschen diese enormen Kräfte nicht zur<br />

Verfügung, bleibt er in der verbreiteten Scheinheiligkeit stekken.<br />

Interessanterweise ist die Unterdrückung dieser beiden<br />

wichtigsten Anteile mit einer konsequenten Unterdrückung<br />

der Weiblichkeit verbunden, die unsere Gesellschaft als Lebensausrichtung<br />

verfolgt. Damit wir unsere Sexualität mit einem<br />

höheren Bewußtsein leben und entwickeln können und<br />

daraus eine authentische wahrhaftige Spiritualität hervorgehen<br />

kann, die uns als alle weiterbringt, braucht es neue weibliche<br />

Wege.<br />

Die zwei Pole<br />

• Was bedeutet denn eigentlich weiblich<br />

– und was bedeutet männlich?<br />

Alles was sich hier auf der Erde manifestiert, kommt durch<br />

das Wechselspiel dieser beiden gegensätzlichen Pole zustande.<br />

Feuer und Wasser stellen die kreierenden Kräfte sehr<br />

treffend dar. Diese Thematik ist zu komplex, um ihr in ein bis<br />

zwei Sätzen gerecht zu werden. Es ist lohnend, sich persönlich<br />

die Zeit zu nehmen, diese beiden wichtigen Symbole für<br />

sich zu entschlüsseln. Eigene Erfahrungen und Einsichten<br />

sind hilfreich, um Unausgeglichenheiten dieser beiden Pole in<br />

Beziehungen, im Sex, im Beruf, in der Wirtschaft, in der Politik<br />

und in der Spiritualität zu erkennen. Sobald wir die Unterschiede<br />

wahrnehmen, wird vieles klarer und einfacher. Hier<br />

einige Gegensätzlichkeiten zum Reflektieren:<br />

Feuer - Wasser<br />

Höhepunkt - Tiefe<br />

Verstand - Gefühle<br />

Elektrisch - Magnetisch<br />

Energie - Materie/Blut<br />

Bewegung - Stille<br />

Außen - Innen<br />

Technisch - Natürlich<br />

Logik - Intuition<br />

Tun - Sein<br />

Bewußt - Unbewußt<br />

Wissen - Weisheit<br />

Da sich die weiblichen Anteile im Unbewußten befinden, können<br />

sie nur durch einen Prozeß der weiblichen Bewußtseinserweiterung<br />

erschlossen werden. Das gilt gleichermaßen für<br />

Männer und Frauen.<br />

• Gibt es überhaupt eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Wasser und Feuer?<br />

Wasser hat die Macht, Feuer zu kontrollieren und zu löschen.<br />

Das Feuer wärmt das Wasser und kann es verdampfen. Dieses<br />

Gesetz läßt sich auf alle Gegensätze und Lebensbereiche<br />

anwenden.<br />

Dieses Zusammenspiel konnten wir im Frühjahr 2011 sehr<br />

deutlich bei der Atomkatastrophe in Japan beobachten. Der<br />

hochexplosive Atomreaktor (männliches Prinzip), der außer<br />

Kontrolle geraten ist, wurde versucht mit Wasser (weibliches<br />

Prinzip) wieder unter Kontrolle zu bringen. Dabei sahen wir,<br />

74<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Spiritualität<br />

wie die radioaktiven Strahlungen - auch die entsprechen dem<br />

männlichen Prinzip - das Wasser regelrecht giftig und ungenießbar<br />

gemacht haben. Das, was sich da in Japan ereignet<br />

hat, spiegelt die Realität, in die wir uns als Menschheit zusammen<br />

hineinmanövriert haben. Sie spiegelt die Überbetonung<br />

der männlichen Kräfte, die jetzt außer Kontrolle geraten sind.<br />

An männlichen Kräften ist an sich nichts auszusetzen, die<br />

braucht es. Blöd ist nur, daß immer mehr Frauen in männlichen<br />

Energiemustern leben. Die weiblichen Kräfte in Männern<br />

und in Frauen sind so geschwächt, daß sie nicht in der Lage<br />

sind, die entfesselten männlichen Kräfte zu stabilisieren.<br />

Es braucht nicht viel, bis die instabilen, hochexplosiven Kräfte<br />

außer Kontrolle geraten. Wir können diese Entwicklung in<br />

der Politik, in der Sexualität und in der Wirtschaft usw. beobachten.<br />

Deshalb wird inzwischen in vielen Kreisen die neue<br />

Weiblichkeit als die große Retterin und Hoffnungsträgerin<br />

genannt.<br />

• Was müssen Frauen auf dem spirituellen Weg beachten?<br />

In der Spiritualität weibliche und männliche Wege zu gehen<br />

bedeutet nichts anderes, als die Sexualität und Gefühle in diese<br />

wichtigen Entwicklungsprozesse einzubeziehen und nicht<br />

länger auszuklammern. Denn dort liegt die Kraft. Die sexuelle<br />

Befreiung hat kaum begonnen. Es ist wichtig, daß wir einen<br />

bewußten Zugang zu diesen enormen weiblichen Kräften in<br />

uns bekommen. Es ist notwendig, die eigene Natur bewußt<br />

anzunehmen, um die sexuellen Kräfte aus der unbewußten<br />

Zone, in der sie seit zu langer Zeit gefangen ist, zu befreien.<br />

Je stärker Sexualität und Spiritualität voneinander getrennt<br />

bleiben, desto tiefer rutscht die Sexualität ins Unbewußte, so<br />

daß wir nicht merken, was in diesen wichtigen Bereichen geschieht.<br />

Solange sich die Sexualität in den Klauen des Unterbewußtseins<br />

befindet, bleibt sie unberechenbar, unkontrollierbar<br />

und von negativen Emotionen angetrieben. Die eigene<br />

Natur und Natürlichkeit anzunehmen ist eine wichtige Voraussetzung,<br />

das Wesen der eigenen Sexualität zu erkennen.<br />

Da Frauen anderen Energiemustern unterworfen sind als<br />

Männer, ist es notwendig, diese Unterschiede zu berücksichtigen.<br />

Die Sexualität bildet das Fundament der Menschheit.<br />

Es wäre sicher von Vorteil, wenn wir einen bewußten Zugang<br />

zu unserer kreativen Kraft besäßen und so in der Lage wären,<br />

unsere eigene Realität bewußter zu gestalten und nicht von<br />

unserem Unbewußten gelebt würden<br />

„Katastrophen wie Fukushima<br />

spiegeln die Überbetonung der<br />

männlichen Kräfte, die jetzt außer<br />

Kontrolle geraten sind.„<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 75


Spiritualitä<br />

Spiritualität<br />

„In den letzten 20<br />

Jahren hat sich in der<br />

weiblichen Welt<br />

einiges bewegt.<br />

Leider sind die Frauen<br />

dadurch noch männlicher<br />

geworden.„<br />

76<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Spiritualität<br />

Sexualität und Spiritualität<br />

• Ihnen geht es also um die Verbindung von Spiritualität und<br />

Sexualität. Ist das nicht eh eine Kraft?<br />

Stimmt, auf der unbewußten Ebene ist alles mit allem verbunden<br />

und somit eine Einheit. Diese Einheit bewußt zu verwirklichen<br />

ist der Sinn und Zweck der menschlichen Entwicklung.<br />

Es ist die individuelle Aufgabe jedes einzelnen, ganz zu<br />

werden und alle verschiedenen unbewußten Anteile in sich zu<br />

realisieren. Jedes Einzelteilchen hat eine bestimmte eigene<br />

Funktion. Sexualität ist für die Kraft und Fortpflanzung zuständig,<br />

die Spiritualität für das höhere Bewußtsein. Unsere<br />

persönliche Aufgabe ist es, diese beiden Bereiche oder Funktionen<br />

mit unserem persönlichen Bewußtsein zu erschließen<br />

und sie in uns zu vereinen. Dadurch würden Menschen auch<br />

lernen, verantwortungsvoller mit ihrer Kraft und Macht umzugehen.<br />

Für die menschliche Entwicklung ist es sehr wichtig,<br />

daß die Sexualität nicht länger dem Unbewußten überlassen<br />

wird, sondern daß diese enorme Kraft durch die Verbindung<br />

zu einem höheren Bewußtsein ihr wahres Potential entfalten<br />

kann.<br />

Durch die großflächige sexuelle und spirituelle Unterdrükkung<br />

der Menschen wird ihre individuelle Entwicklung verhindert.<br />

Solange Menschen weder einen bewußten Zugang<br />

zur Spiritualität noch zur Sexualität besitzen, sind sie tief in<br />

ihren Wurzeln verunsichert und dadurch leicht manipulierbar.<br />

Damit sich die Individuen und die Menschheit als Ganzes weiterentwickeln<br />

können, wird es dringend notwendig, Spiritualität<br />

und Sexualität wieder zusammenzuführen. Das ist unsere<br />

wichtige und notwendige Aufgabe.<br />

• Sie veranstalten nicht nur Kurse für Frauen, sondern auch<br />

für Männer. Welche Hauptunterschiede gibt es da hinsichtlich<br />

Ihrer Botschaften und Absichten?<br />

Männer sind Gipfelstürmer - und sie sind es gewohnt, Neuland<br />

zu erobern und geben nicht so leicht auf, selbst wenn<br />

es schwierig wird. Es ist viel komplizierter, Frauen aus ihrer<br />

Kuschelzone herauszulocken und ihnen die Unendlichkeit<br />

schmackhaft zu machen. Frauen wurden so lange spirituell<br />

und sexuell unterdrückt, daß sie häufig gar nicht realisieren,<br />

daß ihnen das Wichtigste im Leben fehlt. Viele geben sich<br />

schon mit winzigsten Erfolgen zufrieden. Bei zu vielen Frauen<br />

hört die Reise auf, sobald sie sich wohl fühlen, eine Beziehung<br />

haben oder finanziell erfolgreich sind.<br />

Ich hatte früher 80 Prozent Männer in meinen Seminaren. Das<br />

tmachte Spaß und funktionierte sehr gut. Da bemerke ich, wie<br />

Frauen hinterherhinkten und es dringend nötig wurde, heilende<br />

Wege für Frauen zu entwickeln, damit Frauen in ihre weibliche<br />

Kraft und vor allem auch in Kontakt mit ihrer weiblichen<br />

Sensibilität und Weisheit kommen konnten. Damals gab es im<br />

Bereich der Weiblichkeit nichts, was wirklich dem Weiblichen<br />

entsprach. Im Bereich der Sexualität gab es noch keinerlei<br />

weibliches Bewußtsein. Frauen kannten nur männliche Wege<br />

und Methoden, die ihre männlichen Anteile entwickelten, auch<br />

im Bereich der Sexualität. Deshalb wurden meine Frauenbücher<br />

zur weiblichen Sexualität so begeistert aufgenommen<br />

und zu internationalen Bestsellern.<br />

In den letzten 20 Jahren hat sich in der weiblichen Welt einiges<br />

bewegt - auch im Bereich der Sexualität. Nur leider sind<br />

Frauen dadurch noch männlicher geworden. Das blockiert die<br />

weibliche Heilung auf tiefster Ebene. Deshalb wurde es auch<br />

notwendig, ein Buch wie Weibliches Manifest zu schreiben.<br />

Frauen haben sich, ohne es zu merken, weit von ihrer weiblichen<br />

Natur entfernt und gelernt, ihre männlichen Wege im<br />

Namen der Weiblichkeit zu zelebrieren. Global betrachtet ist<br />

das keine gute Entwicklung.<br />

• In Ihrem aktuellen Buch Weibliches Manifest schreiben<br />

Sie zu diesem Aspekt: "Auch Energieübungen oder Meditationspraktiken,<br />

wie sie in den meisten gängigen okkulten und<br />

spirituellen Systemen unterrichtet werden, wurden überwiegend<br />

von Männern entwickelt und auf männliche Schüler ausgerichtet.<br />

Selbstverständlich haben diese Praktiken auf den<br />

weiblichen Energiehaushalt eine komplett andere oder gar<br />

umgekehrte Wirkung." Welche ungünstigen Wirkungen gehen<br />

davon aus und welcher okkulter Schulung bedürfen Frauen?<br />

Frauen wurden so lange unterdrückt und in männliche Muster<br />

gedrängt, daß es ihnen gewohnheitsgemäß nicht möglich ist,<br />

in weiblichen Mustern zu leben. Sie müssen ihre Weiblichkeit<br />

bewußt heilen und zurückerobern, um sie genießen und entwickeln<br />

zu können. Damit Frauen aus diesen männlichen Mustern<br />

herausfinden, müssen sie die weiblichen Gesetze erst<br />

einmal kennen, damit sämtliche innere Prozesse im Einklang<br />

mit diesen geschehen. Das ist ein ganzheitliches Projekt, das<br />

große Sensibilität und weibliches Know-how erfordert. Energiearbeit<br />

ist nicht der Weg, die Weiblichkeit zu erreichen, es ist<br />

der Weg, die weibliche Ebene zu vermeiden.<br />

Das macht Methoden wie Chi Kung, Tai Chi und andere Arten<br />

der Energieübungen bei verletzten Frauen sehr beliebt. Sie<br />

versorgen Menschen mit Lebenskraft und Energie, so daß sich<br />

die verletzten Gefühle noch mehr in den unbewußten Bereichen<br />

zurückziehen, sich dort verstecken und sich der bewußten<br />

Wahrnehmung entziehen. Durch Energiearbeit fühlen sich<br />

Menschen oberflächlich vital.<br />

Der Irrweg des Feminismus<br />

Weibliche Heilung findet in der Tiefe des Gefühlskörpers<br />

statt und nicht auf der Energiee<br />

b e n e .<br />

Das sind<br />

sehr wesentliche<br />

Unterschiede,<br />

die für<br />

die sexuelle und<br />

spirituelle Befreiung<br />

der Frau und auch<br />

für die Entwicklung eines<br />

weiblichen Bewußtseins von<br />

großer Bedeutung sind. Wenn<br />

Frauen in männlichen Mustern<br />

leben, werden sie sehr oberflächlich<br />

und kopflastig. Dadurch<br />

entfernen sich von ihren weiblichen<br />

Anteilen. Die Weiblichkeit<br />

liegt in den unbewußten Tiefen<br />

verborgen und rutscht immer<br />

tiefer in unbewußte emotionsbeladene<br />

Zonen. Das macht<br />

es sehr schwierig, moderne<br />

Frauen bewußt in Kontakt<br />

zu ihren weiblichen Anteilen,<br />

sozusagen in<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 77


Spiritualität<br />

„Solange der Feminismus in männlichen<br />

Mustern agiert und nicht einer neuen Weiblichkeit<br />

entspringt, ist er zu harmlos und kraftlos.„<br />

Befreiung<br />

es Bewußt<br />

78 MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011


Spiritualität<br />

einen weiblichen Modus, zu bringen, vor allem, wenn sie nicht<br />

gelernt haben zu meditieren. Das ist an sich eine Mission Impossible!<br />

Eine Frau muß das wirklich wollen und sich auch<br />

ernsthaft darum bemühen, sonst hat sie keine reellen Chancen,<br />

bewußt all die kostbaren Schätze, die in Inneren verborgen<br />

liegen, zu erschließen. Die unbewußte Welt ist ein riesiges<br />

Labyrinth, da ist die Gefahr relativ groß, sich darin zu verirren.<br />

• Sie grenzen sich ab vom herrschenden Feminismus, der ja<br />

vorgibt, die Rechte und Interessen der Frauen zu stärken. Was<br />

läuft da Ihrer Meinung nach falsch?<br />

Solange der Feminismus in männlichen Mustern agiert und<br />

sich an männlichen Wertvorstellungen orientiert, ist es meiner<br />

Meinung nach kein wirklicher Feminismus. Solange er<br />

nicht einer neuen Weiblichkeit entspringt, ist er zu harmlos<br />

und kraftlos. Es sind dann meist die anderen oder die Umwelt,<br />

die sich verändern sollten. Es ist nicht sehr wirkungsvoll,<br />

weibliche Anliegen äußerlich verändern zu wollen, denn auf<br />

dieser Ebene ist die Ursache der Probleme weder zu finden<br />

noch zu beheben. Sobald sich etwas im Innern eines einzelnen<br />

Menschen verändert, kann sich diese Qualität auch im Außen<br />

manifestieren. Der gesamte Bereich der Weiblichkeit ist noch<br />

sehr unterentwickelt. Wir sollten uns dringend um die Rehabilitation<br />

und Heilung der eigenen Weiblichkeit kümmern.<br />

Ich habe in meinem Leben sehr viele sogenannte Feministinnen<br />

getroffen. Meistens wurden sie von ihrer eigenen unbewußten<br />

Verletztheit oder gar Männerfeindlichkeit angetrieben.<br />

Ich finde es auch sehr merkwürdig, daß viele lesbische<br />

Frauen das Gefühl haben, sie hätten den Feminismus für sich<br />

gepachtet. Feminismus geht uns alle an, und wir alle, Frauen<br />

und Männer, sollten nicht aus Frust oder Haß uns für die weiblichen<br />

Werte einsetzen, sondern aus Liebe, denn die verbindet.<br />

Solange Menschen in männlichen Mustern funktionieren,<br />

werden sie sich gegenseitig bekämpfen. Es ist an der Zeit, daß<br />

wir lernen, am selben Strang zu ziehen, um gemeinsam mit<br />

vereinten Kräften weiblich zu wirken.<br />

Befreiung des Bewußtseins<br />

• Die Welt ist unübersehbar im Umbruch. Welche Chancen<br />

zur Entwicklung sehen Sie da für die Menschen bzw. für die<br />

beiden Geschlechter?<br />

Es gibt einzelne Menschen, Frauen und Männer, die sich aus<br />

den Klauen des Unbewußten Kollektivs befreien wollen und<br />

alles daran setzen, ihr individuelles Bewußtsein zu erweitern.<br />

Und auf die paar kommt es an.<br />

• Spekulieren Sie dabei auf die berühmte kritische<br />

Masse? Denn viele esoterische Richtungen geben<br />

sich weit weniger bescheiden. Sie sehen die Chance<br />

zu einem kollektiven Bewußtseinswandel.<br />

seins<br />

Die Chance besteht durchaus, aber darum<br />

müssen wir uns richtig bemühen. Schöne<br />

Worte reichen da nicht aus. Dazu wird es<br />

erforderlich, die echte Spiritualität aus<br />

den Fesseln der jahrtausendelangen<br />

Unterdrückung und Knechtschaft<br />

zu befreien. Und das sind kraft-<br />

raubende und intensive innere<br />

Prozesse, die bewußt vollzo-<br />

gen werden müssen, sonst<br />

passieren die nicht. Solan-<br />

ge sich so viele Menschen<br />

mit Scheinheiligkeiten und Halbwahrheiten begnügen, wird<br />

daraus wohl nichts.<br />

• Sie haben eine Mysterienschule für Frauen gegründet. Wie<br />

unterscheiden sich die Absicht und das Lehr- und Entwicklungsangebot<br />

einer Mysterienschule von den zahlreichen beinahe<br />

unüberschaubaren esoterischen Angeboten?<br />

Die Aufgabe einer Mysterienschule ist es, Menschen auf ihrem<br />

individuellen Weg in die Freiheit zu begleiten. Das geschieht<br />

durch fundierte langjährige Schulung, die im Einklang mit<br />

den universellen Gesetzen geschieht. Mysterienschulen haben<br />

eine sehr lange Tradition. Sie orientieren sich nicht am<br />

Markt, sondern an ihrer Aufgabe. Eine Mysterienschule lockt<br />

Schüler nicht mit irgendwelchen Versprechungen an, etwa<br />

Wunderheiler, Therapeut oder Wahrsager zu werden, und es<br />

wird ihnen auch kein besserer Platz im Himmel oder in der<br />

Gesellschaft in Aussicht gestellt. Eine Mysterienschulung ist<br />

mit einem sehr großen persönlichen Einsatz von Schülern und<br />

Lehrern verbunden. Für ihren Einsatz bekommen die Schüler<br />

weder Diplome noch Scheine, und die Lehrer bekommen kein<br />

Geld. Mysterienarbeit ist für Verrückte, die bereit sind, gegen<br />

den Strom zu schwimmen, für Menschen, die diesen tiefen<br />

Hunger in sich verspüren, sich selbst zu erkennen und zu<br />

entschlüsseln, um der Wahrheit ein Stück näher zu kommen.<br />

Diese Arbeit richtet sich an Menschen, die bereit sind, hinter<br />

den Kulissen zu wirken.<br />

Fukushima ist überall<br />

Wie die Seher aus der alten Zeit prophezeiten, leben wir heute<br />

im Zeitalter der großen Täuschung. Das ist, wie sie sagten, ein<br />

dunkles Zeitalter, in dem Menschen selbstsüchtige materielle<br />

Ziele verfolgen. Dabei wird gemogelt, getäuscht und manipuliert.<br />

Das ist Fukushima! Das Fukushima-Syndrom liegt<br />

nicht nur an der Ostküste Japans, es ist überall zu finden - in<br />

uns und um uns herum und vor allem auch in sogenannten<br />

spirituellen, esoterischen und religiösen Kreisen. So lange<br />

Spiritualität, Esoterik und Sexualität zu kommerziellen Zwekken<br />

oder zum Erlangen von persönlicher Macht mißbraucht<br />

werden, bleiben sie in Gefangenschaft und können ihr wahres<br />

Potential nicht entfalten. Aus diesem verkorksten Schlamassel<br />

müssen wir nun herausfinden. Um diesen umwälzenden<br />

Befreiungsprozeß der Sexualität und Spiritualität zu vollziehen,<br />

bedarf es authentischer und unabhängiger Menschen,<br />

die die Kraft und das Unterscheidungsvermögen<br />

besitzen, sich gegen die kollektiven<br />

Prägungen bewußt durchzusetzen.<br />

Menschen auf diese Verantwortung<br />

vorzubereiten liegt in der<br />

Aufgabe einer Mysterienschule.<br />

Die großen Wunder der weiblichen<br />

Sexualität eröffnen uns<br />

die Pforte zu einem neuen<br />

weiblichen Bewußtsein, das<br />

die dringend benötigten Entwicklungsschritte<br />

auf persönlicher<br />

und globaler Ebene<br />

einleiten wird. ■<br />

Weitere Informationen zu<br />

Maitreyi Pionteks Arbeit<br />

finden Sie auf ihrer<br />

Homepage:<br />

www.maitreyipiontek.com<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000<br />

79


Bücher<br />

Beckenboden-Training<br />

Der Beckenboden ist für viele<br />

Frauen ein Thema - vor<br />

allem dann, wenn er geschwächt<br />

ist. Inkontinenz,<br />

Gebärmutter- und Blasensenkungen,<br />

Rückenbeschwerden,<br />

allgemeine<br />

Schwäche sowie sexuelle<br />

Probleme können die Folge<br />

sein.<br />

Dieses Buch ist in verschiedene<br />

Bereiche gegliedert,<br />

erst geht es um die Wahrnehmung<br />

der Beckenbodenmuskulatur,<br />

anschließend<br />

um die gemeinsame<br />

Kräftigung der Beckenboden-,<br />

Bauch- und Rückenmuskulatur<br />

und schließlich<br />

darum, fließende, die Bekkenbodenmuskeln<br />

integrierende<br />

Bewegungen im<br />

Alltag einzusetzen.<br />

Dabei ist das Buch mit der<br />

enthaltenen CD besonders<br />

deswegen zu empfehlen,<br />

weil es die stärkenden<br />

Übungen in die täglichen<br />

Bewegungsabläufe integriert,<br />

was zusammen mit<br />

der CD sogar leicht ist und<br />

Freude machen kann.<br />

Deshalb ist es auch für<br />

Frauen geeignet, die sich<br />

für normale Gymnastik<br />

nicht begeistern können<br />

und trotzdem etwas für den<br />

Beckenboden tun wollen.<br />

Ulrich Heerd<br />

Irene Lang-Reeves /<br />

Thomas Villinger<br />

Beckenboden<br />

Das Training für mehr Energie<br />

Verlag Gräfe und Unzer,<br />

München 2010<br />

ISBN 978-3-77424-786-4<br />

€ 16,99<br />

Meditativer Lesegenuß<br />

Der Autor, ein studierter<br />

Künstler, behandelt sein<br />

Thema nicht wissenschaftlich<br />

bzw. quantenphysikalisch,<br />

wie es gerade trendy<br />

ist, sondern nähert sich<br />

ihm philosophisch-reflexiv.<br />

Theorien und Modelle betrachtet<br />

er richtigerweise<br />

ohnehin nur als Landkarte,<br />

die zudem die Gefahr bergen,<br />

daß wir ihnen unsere<br />

Erfahrungen anpassen. Dabei<br />

setzt der Autor ganz auf<br />

die Erfahrung; „Erfahrung ist<br />

das Einzige, was wir haben“<br />

könnte man als seine Hauptbotschaft<br />

auffassen.<br />

Daher hinterfragt er auch<br />

immer wieder unsere Sprache,<br />

die unsere Erfahrungen<br />

in vorgefertigte Rahmen und<br />

Muster zwängt - allen voran<br />

die Ich-Du- und Innen-Außen-Dualität.<br />

In kontemplativen Texten<br />

regt er dazu an, genauer<br />

hinzuschauen. Durch die Infragestellung<br />

unserer Wahrnehmungsmuster<br />

und die<br />

sensible Neuformulierung<br />

von Erfahrungen will der Autor<br />

den Leser zu Gewahrsein<br />

und „offenem Nichtwissen“<br />

führen sowie dazu, daß sich<br />

das Bewußtsein in seinen<br />

Erfahrungen wie in einem<br />

Spiegel selbst erkennt.<br />

Ralf Lehnert<br />

Rupert Spira<br />

Bewußtsein ist alles<br />

Über die Natur unserer<br />

Erfahrungen<br />

VAK-Verlag 2011<br />

ISBN 978-3-86731-087-1<br />

€ 19,95<br />

Weiterleben auf dem<br />

blauen Planeten<br />

Wir alle wissen, daß unsere<br />

Gesellschaft in der heutigen<br />

Form nicht mehr lange so<br />

funktionieren kann. Ausufernder<br />

Energieverbrauch und<br />

Gefahren durch nicht mehr<br />

beherrschbare Technik sind<br />

nur einige Aspekte, die uns<br />

auf einen notwendigen Wandel<br />

hinweisen. Steht uns also<br />

ein Zeitalter des Verzichts auf<br />

liebgewordenen Wohlstand<br />

bevor? Falsch, sagt der Architekt<br />

Prof. Dirk Althaus. Es<br />

geht nicht um ein naives „Zurück<br />

zur Natur“ und auch nicht<br />

darum, daß erst ein neuer Typ<br />

Mensch erschaffen werden<br />

müßte. Der Autor umreißt<br />

seine Vision der postfossilen<br />

Epoche, in der die Menschen<br />

seiner Ansicht nach sogar<br />

glücklicher und zufriedener<br />

leben könnten. Auch deshalb,<br />

weil die Menschheit lernt,<br />

neue Zusammenhänge in Natur,<br />

Technik und Gesellschaft<br />

zu erkennen und auf dieser<br />

Basis ihre Prioritäten neu<br />

zu definieren. Ein wichtiges<br />

Buch, das in seinen Aussagen<br />

sicher nicht unumstritten ist,<br />

aber fundierte Argumente für<br />

die Neuorientierung der Gesellschaft<br />

in Zeiten des Wandels<br />

liefern kann.<br />

Franz Bludorf<br />

Dirk Althaus<br />

Die postfossile Epoche<br />

Weiterleben auf dem<br />

blauen Planeten<br />

Mankau-Verlag, Murnau 2007<br />

ISBN 978-3-938396-06-3<br />

€ 14,95<br />

Herrliche Tage<br />

Wer Marco Mengs kritische<br />

und pointierte politische<br />

Analysen schätzt, die er u.<br />

a. auch in der <strong>Matrix3000</strong><br />

publiziert, der kann ihn<br />

hier als Literaten erleben.<br />

In seinen lesenswerten,<br />

häufig grotesk wirkenden<br />

Kurzgeschichten begegnen<br />

uns skurrile Gestalten: Ein<br />

Schüler, der nach einem<br />

Schulverweis vor der eigenen<br />

Verantwortung flüchtet<br />

- unverkennbar eine Reminiszenz<br />

an den „Fänger<br />

im Roggen“ -, russische<br />

Gangster und Prostituierte,<br />

schüchterne junge Männer<br />

und verhinderte Künstler.<br />

Der Autor schildert ihre<br />

Phantasien, Impressionen<br />

des Augenblicks, Erlebnisse<br />

und Wahrnehmungen<br />

von Menschen auf der Suche<br />

nach dem Glück, nach<br />

dem Sinn des Lebens, nach<br />

sich selbst.<br />

Franz Bludorf<br />

Marco Meng<br />

Herrliche Tage<br />

Kurzgeschichten<br />

Tredition-Verlag,<br />

Hamburg 2011<br />

ISBN 978-3-84240-251-5<br />

€ 12,90


Märchen<br />

Das Geschenk<br />

Es war einmal ein Schüler, der seiner Lehrerin eine<br />

wundervolle Muschel schenkte.<br />

Sie sagte: "Ich habe noch nie eine solch schöne Muschel<br />

gesehen! Wo hast du diese kostbare Muschel<br />

denn gefunden?"<br />

Der Junge erzählte von einer versteckten Stelle am<br />

anderen Ende der Insel und daß dort hin und wieder<br />

solch eine Muschel angeschwemmt würde.<br />

"Ich werde diese wundervolle Muschel mein Leben<br />

lang aufbewahren, und ich danke dir von Herzen. Aber<br />

du hättest doch keinen so weiten Weg machen sollen,<br />

nur um mir etwas zu schenken."<br />

Darauf antwortete der Junge:<br />

"Aber der weite Weg ist doch ein Teil des Geschenks!"<br />

Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011 MATRIX 3000 81


Impressum<br />

<strong>Vorschau</strong><br />

MATRIX<br />

NEUES DENKEN<br />

<strong>Vorschau</strong> auf <strong>Matrix3000</strong> Band 66, erscheint am 27. 10. 2011<br />

Demokratiedämmerung<br />

Eine neue Phase der Demokratie – davon träumten viele, als sich<br />

bei der Schlichtung zu Stuttgart 21 Bürger und Politiker an einen<br />

Tisch setzten. Es war ein Scheinfrühling, der da hereinbrach. Wer<br />

auf wirklichen Respekt vor der kompetenten außerparlamentarischen<br />

Opposition gehofft hatte, sah sich getäuscht. Eine neue Phase<br />

der Demokratie könnte allerdings wirklich anbrechen – nur anders,<br />

als erhofft. In Ungarn, Spanien, Italien, Frankreich und auch<br />

zentral, in Brüssel, zündelt die Staatsmacht mit Werkzeugen der<br />

Diktatur. Befinden wir uns schon auf dem Marsch in die autoritäre<br />

Postdemokratie?<br />

Der Hellseher<br />

Krzysztof Jackowski ist einer der bekanntesten Hellseher der<br />

Welt. Wie funktioniert seine Wahrnehmung? Seine Methoden und<br />

Geheimnisse. Jackowski arbeitet mit der Polizei zusammen, um in<br />

besonderen Situationen bei der Aufklärung von Mordfällen zu helfen<br />

– häufig sehr erfolgreich. Wie kommen Menschen zu solchen<br />

Fähigkeiten? Die moderne Neurobiologie ist den außersinnlichen<br />

Wahrnehmungen vermutlich bereits auf der Spur.<br />

Der Mensch im Netz<br />

Facebook, Twitter, Google, Wikipedia – der moderne Mensch ist ein<br />

Netzwesen geworden. Ein Großteil seiner sozialen Aktivitäten spielt<br />

sich online ab. Barack Obama war der erste Politiker, der sich für seine<br />

Wahl ins Weiße Haus diese Möglichkeiten gezielt zunutze machte.<br />

Doch die bunte Online-Welt hat auch eine Kehrseite – Verlust der<br />

Privatsphäre, immer weitreichendere Überwachung sowie eine Flut<br />

aufdringlicher Spam-Werbung, die uns fast ersticken läßt. Sozialwissenschaftler<br />

haben bereits die Regeln erkannt, nach denen uns das<br />

allgegenwärtige Netz lenken und manipulieren will.<br />

Außerdem in der nächsten <strong>Matrix3000</strong>:<br />

82<br />

MATRIX 3000 Band <strong>65</strong> / September/Oktober 2011<br />

3000<br />

Die Spuren der Alten<br />

Gab es in uralten Zeiten bereits technische Hochzivilisationen,<br />

die Flugzeuge bauen oder sogar Raumfahrt betreiben konnten?<br />

Viele Indizien sprechen dafür. Warum wissen unsere Historiker<br />

dann nichts davon? Weil Kriege, Naturkatastrophen und<br />

Seuchen Hochkulturen auslöschen können. Die Überlebenden<br />

verfügen anschließend nicht mehr über das technische Know-<br />

How, das dadurch nach und nach in Vergessenheit gerät oder zu<br />

Mythen und Legenden mutiert. Heute wäre es nicht anders. Jeder<br />

von uns kann einen Fernseher, Computer oder Kühlschrank<br />

bedienen, aber wer könnte ein solches Gerät neu konstruieren?<br />

<strong>Matrix3000</strong> auf Spurensuche zwischen den steinernen Zeugen<br />

der Vergangenheit.<br />

Vom Therapeuten zum Eingeweihten<br />

Am 11. Dezember 2011 wäre Thorwald Dethlefsen <strong>65</strong> Jahre alt<br />

geworden. Während seiner letzten Lebensjahre hatte er sich<br />

mehr und mehr zurückgezogen. Vor einem Jahr, am 1. Dezember<br />

2010, verstummte er für immer und verließ die irdische<br />

Ebene. Vielleicht hatte er bereits alles, was er sagen wollte,<br />

gesagt. <strong>Matrix3000</strong> blickt zurück auf Leben und Werk des Psychologen<br />

und Kultautors.<br />

<strong>Matrix3000</strong> erscheint zweimonatlich.<br />

ISSN 1 439-4154<br />

ISBN (<strong>Matrix3000</strong> Band <strong>65</strong>): 978-3-89539-875-9<br />

Verlag<br />

MATRIX3000 Verlag GmbH<br />

Ammergauer Straße 80<br />

D-86971 Peiting<br />

Telefon: 0 88 61/59 0 18, Telefax: 0 88 61/67 0 91<br />

info@matrix3000.de, www.matrix3000.de<br />

Redaktion MATRIX3000<br />

Grazyna Fosar<br />

Franz Bludorf<br />

Postfach 242<br />

D-12112 Berlin<br />

Telefon: 030/ 795 36 63, Telefax: 030/ 79 01 48 94<br />

grazyna.fosar@matrix3000.de, franz.bludorf@matrix3000.de<br />

Redaktionsschluß für die nächste <strong>Ausgabe</strong>,<br />

<strong>Matrix3000</strong> Band 66: 13.9.2011<br />

Chefredaktion<br />

Franz Bludorf<br />

Redaktion<br />

Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Ulrich Heerd, Ralf Lehnert,<br />

Lisa Rampertshammer, Elke Röder, Roland Rottenfußer<br />

Beiträge von<br />

Dirk Althaus, Franz Bludorf, Andreas Diemer, Grazyna Fosar,<br />

Ulrich Heerd, Claudia Kasper, Thomas Klein, Ralf Lehnert,<br />

Marco Meng, Maitreyi D. Piontek, Thomas Ritter, Roland<br />

Rottenfußer, Ingomar Schwelz, Valentin Tomberg<br />

Art Direction<br />

Mirjam Schuster<br />

mia@thesigner.com<br />

Bilder: Angaben beim Bild oder Archiv<br />

Druck<br />

Mayr Miesbach GmbH<br />

Vertrieb<br />

BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Römerstrasse 90, 79618 Rheinfelden<br />

Tel. 07623 /964-0, Telefax 07623 /964-259<br />

www.bpv-medien.com<br />

Bezugspreise<br />

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Einzelheft: Deutschland 6,50 EUR,<br />

Österreich 7,40 EUR, Schweiz 12,80 SFR,<br />

Italien 8,50 EUR, Luxemburg 7,70 EUR<br />

Für gewerbliche Inserenten<br />

Inge Eire Rautenberg<br />

Reichshofstr. 168, 58239 Schwerte<br />

Telefon/Fax: 0 23 04 - 942 33 99<br />

E-mail für Anfragen bezüglich Anzeigen und Beilagen:<br />

inge.rautenberg@matrix3000.de<br />

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Monika Lehmer<br />

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Bahnhofring 23, D-86415 Mering<br />

Tel.: 08233-7798224<br />

Mobil: 0173-3671381<br />

Email: monika.lehmer@kompletto.eu<br />

Bestellungen über:<br />

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Ammergauer Straße 80<br />

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Mit Namen gezeichnete Beiträge werden von den Autoren<br />

selbst verantwortet und stellen die Meinung des jeweiligen<br />

Autors dar. Sie spiegeln daher nicht unbedingt die Auffassungen<br />

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dem besten Wissen der Redaktion nach gründlicher<br />

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