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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s John Mayall (Vorschau)

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Rory Gallagher • Lou Reed • Eric Clap<strong>to</strong>n • Scorpions • Bob Dylan • Nik Turner • Jackie Lomax • Curved Air<br />

D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 6/2013 • Dezember/Januar • www.goodtimes-magazin.de<br />

Psychedelic<br />

Klangwelten im Rausch<br />

Keith Richards<br />

Leben auf des<br />

Messers Schneide<br />

Spencer Davis Group<br />

Schwarzer Sound<br />

ganz ohne Zucker<br />

Yoko Ono<br />

Auf dem Weg<br />

in die Hölle<br />

<strong>John</strong><br />

<strong>Mayall</strong><br />

Jon Anderson • BJH • Fela Kuti • Black Oak Arkansas • H.R. Kunze • Chris Norman • <strong>John</strong>ny Logan • Fish


INHALT<br />

Ausgabe 127 · Dezember 2013/Januar 2014<br />

10 <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> – 80. Geburtstag<br />

Interview – S<strong>to</strong>ry – Kollegenstatements – Discographie<br />

16 Keith Richards – 70. Geburtstag<br />

Whiskey, Women, Songs – ein Leben auf des Messers Schneide<br />

18 Spencer Davis Group<br />

Schwarz und ohne Zucker (The Winwood Years)<br />

20 Scorpions<br />

Abschied ohne Ende<br />

22 Pretty Things<br />

50 Jahre – keine Kompromisse<br />

24 Nik Turner<br />

Abgefahrener Space-King<br />

24 Heinz Rudolf Kunze<br />

Plädoyer für einen Kontinent<br />

25 Jackie Lomax (†)<br />

Wanderer zwischen Kontinenten<br />

26 Curved Air<br />

Zwischen Hendrix und Vivaldi<br />

27 Paul Roland<br />

Neues Altes und Radio-Sessions<br />

28 Stilkunde (Folge 3)<br />

Psychedelic Rock – Klangwelten im Rausch<br />

76 Jon Anderson<br />

Yes – ein Clan wie die Ma a<br />

77 Sammy Hagar<br />

Fidschi-Rock von Mr. Red<br />

80 Kolumne Christian Simon<br />

Udo Lindenberg: Texte, Filme, Freundschaft: Neuland<br />

81 Fish<br />

Er schwimmt wieder<br />

82 <strong>John</strong> Lees' Barclay James Harvest<br />

Alter Geist & Blick nach vorn<br />

83 Sazerac Swingers<br />

Louisiana-Cocktail(s)<br />

84 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Lily & Madeleine – Jonathan Wilson – Eviør – High South<br />

86 Live<br />

Achim Reichel – Fleetwood Mac – Martin Barre<br />

88 Endstation Highway:<br />

Mit Vollgas ins Unglück<br />

90 Bob Dylan<br />

Eine Reise, die nie endet<br />

92 Fela Kuti<br />

Erinnerungen an einen Wegbereiter<br />

94 Rory Gallagher<br />

Gangster-Box und Taste-Probleme<br />

96 Yoko Ono / Plastic Ono Band<br />

Höllenfahrt<br />

98 Lou Reed (†)<br />

Poet des Underground<br />

99 Chris Norman<br />

Neue Ideen aus der Band<br />

100 <strong>John</strong>ny Logan<br />

Zurück ins Traditions-Reich<br />

100 Rob Tognoni<br />

Blues – Bond – Bush<br />

101 Black Oak Arkansas<br />

Triumph & Tragödie<br />

102 Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />

Folge 12: Kulturkaufhaus Dussmann, Berlin<br />

109 Aynsley Lister<br />

Schluss mit dem Zeitdruck!<br />

109 Mick Ralphs<br />

Kreuzverhör<br />

110 Eric Clap<strong>to</strong>n<br />

Wenn Songs heilen können<br />

113 Place Vendom<br />

AOR à la Kiske<br />

114 ... zuguterletzt<br />

Roye Albrigh<strong>to</strong>n – Corky Laing – Leslie West<br />

<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>, S. 10<br />

Pretty Things, S. 22<br />

Psychedelic<br />

RUBRIKEN<br />

4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

32 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

66 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

70 Buch-Vorstellungen<br />

72 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

74 Kleinanzeigen<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

Keith Richards, S. 16<br />

S. 28<br />

Spencer Davis G., S. 18<br />

Yoko Ono, S. 96<br />

75 Abo-Bestellschein<br />

83 Charts<br />

104 Es war einmal ...<br />

106 Konzertkalender<br />

112 Leserbriefe<br />

114 Impressum<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteur-<br />

Einmal mehr heißt es Abschiednehmen von einem Großen:<br />

Lou Reed ist für immer gegangen. Und auch die fortgeschrittenen<br />

runden Geburtstage häufen sich – während die Rockund<br />

Popmusik selbst rasant dem Rentenalter nahekommt, erreichen<br />

auch ihre Protagonisten Altersangaben, die mit einer<br />

„7" oder gar „8" beginnen. Diesmal sind stellvertretend <strong>John</strong><br />

<strong>Mayall</strong> und Keith Richards an der Reihe.<br />

Interessantes aus den Wirtschafts-Nachrichten: Die Musikindustrie,<br />

jahrelang von bedrohlich sinkenden Verkaufszahlen<br />

betroffen, schreibt wieder schwarze Zahlen, in erster Linie wegen der weiter ungebremst<br />

steigenden Zahl von Downloads. Bei den physischen Tonträgern hingegen steht<br />

weiter ein Minus in den Bilanzen. Dies wird minimal abgefedert, weil die Plattenfirmen<br />

immer radikaler ihre Archive durchforsten. Sie nutzen jede annähernd an ein Jubiläum<br />

erinnernde Jahreszahl, um mehr oder minder interessante Veröffentlichungen aus der<br />

Vergangenheit neu aufzulegen – oft durchaus liebevoll aufbereitet und um Rares ergänzt.<br />

Bestes Beispiel ist diesmal Eric Clap<strong>to</strong>ns ausgezeichnetes UNPLUGGED-Album<br />

von 1992.<br />

Natürlich widmen wir uns ausführlich solchen Neustarts und Jubelgeburtstagen. Die<br />

(Lebens-)Geschichten von lebenden Legenden wie Keith Richards oder die Bedeutung<br />

von Werken wie UNPLUGGED wurden in der Vergangenheit – auch in <strong>GoodTimes</strong> –<br />

schon ausführlichst erzählt und gewürdigt. In diesem Zusammenhang sind wir froh<br />

über unsere gute, weitreichende Vernetzung – und freuen uns über die Wertschätzung,<br />

die unser Magazin zum Beispiel in Musikerkreisen genießt. Die positive Folge: (Inter-)<br />

nationale Größen erfüllen unsere Wünsche. Die einen klappern ihre persönlichen Erinnerungen<br />

in den Computer, plaudern exklusiv für <strong>GoodTimes</strong> aus dem Nähkästchen,<br />

geben Anekdoten preis. Andere lassen uns – und damit Sie, liebe Leser – an Einschätzungen<br />

teilhaben, mit denen eine Persönlichkeit oder ein Album mal aus einem anderen,<br />

bislang weniger bekannten Blickwinkel betrachtet wird.<br />

Viel Spaß beim Lesen dieser Beiträge wünscht Ihnen<br />

MUSIK-STILE<br />

NEU!<br />

jetzt im<br />

Handel!<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 3


News<br />

Aktuell News Aktuell<br />

Kaum hat Achim Reichel sein „Solo<br />

mit Euch"-Projekt abgeschlossen, wartet<br />

schon wieder viel Arbeit auf das deutsche<br />

Rockurgestein, das am 28. Januar 70 Jahre<br />

alt wird. Seit gut einem Jahr schreibt<br />

Reichel höchstpersönlich an seiner Au<strong>to</strong>biografie,<br />

und dann will er nach längerer<br />

Pause wieder mal ein neues Studio-Album<br />

mit eigenen Songs herausbringen+++<br />

Mehr als 1500 Gigs haben der deutsche<br />

Gitarrist Frank Diez (Atlantis, Maffay<br />

Band, Snowball) und der britische Bassist<br />

Colin Hodgkinson (Whitesnake, Backdoor,<br />

R&B Allstars) seit 1986 als Electric<br />

Blues Duo bestritten. Ab 21.11. sind die<br />

beiden wieder gemeinsam unterwegs, um<br />

dieser Liste die nächsten neun Konzerte<br />

anzufügen, die unter dem Mot<strong>to</strong> „The<br />

Last Christmas Turkey Tour" steht und<br />

von Special Guest Hubert Hofherr unterstützt<br />

wird+++<br />

Das alljährliche Rory-Gallagher-Weekend<br />

Fürth steht am 29. und 30. November<br />

in der Für<strong>the</strong>r Kofferfabrik auf dem Programm:<br />

Mit einer Ausstellung und Konzerten.<br />

So wird bei der vierten Auflage erstmals<br />

die laut Veranstalter weltweit bekannteste<br />

Tributeband Sinnerboy auftreten, Barry<br />

Barnes (solo akustisch), das Nachwuchstrio<br />

Etched In Blue sowie Fall Apart. Infos unter<br />

www.kofferfabrik.cc+++<br />

Vom 29. März bis 6. April 2014 wird die<br />

fränkische Kleinstadt Roth wieder zum<br />

Mekka des Blues in Deutschland – zumindest<br />

für ein paar Tage. Denn zur 22.<br />

Auflage der Ro<strong>the</strong>r Bluestage haben die<br />

Verantwortlichen wieder ein ambitioniertes<br />

wie spannungsreiches Programm zusammengestellt.<br />

Da gibt der Gitarrenvirtuose<br />

und aktuelle Dylan-Sideman Duke Robillard<br />

ein Gastspiel, mit Blues-Rock britischer<br />

Spielart heizen bei einem Doppelkonzert<br />

Anzeige<br />

Aynsley Lister und die 2013er Entdeckung<br />

King King ein, während es bei der Mick<br />

Ralphs Band etwas gediegener, aber nicht<br />

weniger energetisch zugehen dürfte. Weibliche<br />

Protagonisten sind Ruthie Foster, die<br />

mit einer reinen Frauenband nach Franken<br />

kommt, und Cassie Taylor. Edo Zanki pflegt<br />

die eher soulige Bluesnote, während Uriah<br />

Heep zum Abschluss demonstrieren, dass<br />

man in Roth die Grenzen des Blues sehr<br />

weit steckt+++<br />

Donnie Munro ist wieder da! Nachdem<br />

der einstige Runrig-Sänger – er stieg im<br />

Sommer zu seinen Ex-Kollegen als Gast<br />

auf die Bühne – sich in den letzten Jahren<br />

in seiner schottischen Heimat mehr<br />

auf die Politik konzentriert hat, meldet<br />

er sich bald in der alten Rolle zurück: Im<br />

März kommt er mit einem Akustiktrio (je<br />

zwei Stimmen und Gitarren plus Geige)<br />

zu zwölf Konzerten nach Deutschland –<br />

und will dabei eine Liveplatte mitschneiden+++<br />

Das Projekt klingt vielversprechend: Die<br />

beiden Blues-Band-Mitglieder Dave Kelly<br />

(g, voc) und Gary Fletcher (b, voc) haben<br />

sich mit Julian Dawson (voc, g, harp), Zoot<br />

Money (voc, keys) und Ex-Dire-Straits-<br />

Drummer Pick Wi<strong>the</strong>rs zusammengetan.<br />

Im Herbst 2014 werden sie <strong>to</strong>uren. Was<br />

plattenmäßig von ihnen zu erwarten ist, ist<br />

noch offen+++<br />

Farewell-Tourneen haben schon viele<br />

Künstler angekündigt – bei Joan Armatrading<br />

klingt's glaubhaft, schließlich hat<br />

die Britin ihren ganz eigenen Kopf, wie sie<br />

oft genug bewiesen hat. Ab Herbst 2014<br />

wird sie im UK abschiedshalber unterwegs<br />

sein, Deutschland steht im Januar 2015 auf<br />

dem Plan. Allein mit ihrer Stimme, Gitarre<br />

und Klavier will sie auf der Bühne agieren<br />

– und bei der Gelegenheit auch noch ein<br />

neues Album promoten, an dem sie derzeit<br />

arbeitet. Es soll wieder in ihre alte Singer/<br />

Songwriter-Richtung gehen+++<br />

Bei ihrer Deutschland-Tour Anfang 2014<br />

will sich die Blues Band vor allem auf<br />

Songs konzentrieren, die sie bei ihrem<br />

„Rockpalast"-Auftritt 1980 präsentiert hatte.<br />

Schließlich wollen die UK-Veteranen ihre<br />

kürzlich veröffentlichte CD/DVD LIVE AT<br />

ROCKPALAST bewerben+++<br />

Weil Bassist <strong>John</strong> McVie eine jetzt<br />

diagnos tizierte Krebserkrankung behandeln<br />

lassen muss, schauen die Australier<br />

und Neuseeländer in die Röhre – die<br />

deutschen Fans hatten noch einmal Glück<br />

beim Timing gehabt –, denn Fleetwood<br />

Mac haben ihre Konzerte dort kurzfristig<br />

abgesagt+++<br />

Auch Lemmy, die Reibeisenröhre, kämpft<br />

mit seiner Gesundheit, weshalb die Motörhead-Tour<br />

durch Europa ins Frühjahr 2014<br />

verschoben werden musste. „Wir haben die<br />

Entscheidung gemeinsam getroffen, da ich<br />

leider noch nicht fit genug bin, wieder zu<br />

<strong>to</strong>uren. Daran muss ich noch arbeiten. Keine<br />

Sorge, ich werde nicht als Veganer enden<br />

und alkoholfreie Getränke promoten,<br />

aber fairerweise muss ich sagen, dass ich<br />

meinen Lebensstil ein wenig konfigurieren<br />

muss, damit sichergestellt ist, dass ich die<br />

nötige Kraft haben werde", teilte Lemmy<br />

höchstselbst mit+++<br />

Als das "<br />

Irish Folk Festival" (IFF) 1974<br />

zum ersten Mal durch Deutschland, Österreich<br />

und die Schweiz <strong>to</strong>urte, lösten die<br />

Künstler von der grünen Insel einen wahren<br />

Folkboom aus, gleichzeitig wurde das<br />

Festival für viele Künstler zum Sprungbrett<br />

für eine internationale Karriere. Unter<br />

dem Mot<strong>to</strong> „Voice Of A Nation" ist das<br />

IFF auch im 40. Jubiläumsjahr wieder bis<br />

Ende November unterwegs und präsentiert<br />

so unterschiedliche Acts wie Akkordeon-Altmeister<br />

Dermot Byrne, den Songwriter<br />

Declan O'Rourke oder junge Bands<br />

wie FullSet und The Outside Track+++<br />

Interessante Veröffentlichungen hat das<br />

norddeutsche Label Sireena für Anfang<br />

2014 angekündigt: Von den Hamburgern<br />

Bad News Reunion wird es ein neues Studiowerk<br />

geben. Dann setzt Labelmacher<br />

Tom Redecker die „Kraut-Reihe" mit SON<br />

OF KRAUT fort, wobei sich Vertreter der<br />

nächsten Generation von Krautrockern präsentieren.<br />

Die skandinavischen Prog-Rocker<br />

Tribute legen ihr 1984er Album LIVE neu<br />

auf, von Schaper, Engel & McGrogan gibt's<br />

ONE OR ZERO – THE LOST ALBUM. Dabei<br />

handelt es sich um Aufnahmen von 1980,<br />

für die Hendrik Schaper und Bertram Engel<br />

verantwortlich zeichneten. Label-Kenner<br />

dürfen sich auf THE SPIRIT OF SIREENA<br />

VOL. 8 freuen. In der Abteilung Vinyl hat<br />

Redecker das selbst betitelte Debüt der<br />

UK-Band Freedom von 1970 auf dem Plan<br />

stehen+++<br />

Kaum zu glauben, aber wahr! Was Dave<br />

Edmunds im <strong>GoodTimes</strong>-Interview<br />

(2/2013) angedeutet hatte, wird wahr:<br />

Erstmals seit 1994 wird Ende November<br />

ein Album mit neuen Songs von dem Waliser<br />

erscheinen. Es wird ... AGAIN heißen,<br />

neue, selbst verfasste Songs sowie ein paar<br />

rare Aufnahmen enthalten. „Ich habe alles<br />

selbst gespielt, jeden Knopf selbst gedreht",<br />

erklärte Edmunds, der sich in seiner Heimat<br />

in Monmouth ein digitales Aufnahmestudio<br />

eingerichtet hat. „Als alter Singles-Fan,<br />

der mit Alben wenig anfangen kann, habe<br />

ich meiner Meinung nach eine Sammlung<br />

von Singles zusammengetragen". Zwei<br />

Cover-Versionen haben es auch auf das Album<br />

geschafft: "Georgia On My Mind” und<br />

"Your Song”+++<br />

Eifrig ließen Eloy bei vielen Konzerten ihrer<br />

Tournee 2012/13 die Bandmaschinen<br />

mitlaufen. „Für die Aufbereitung von so<br />

viel Songmaterial benötigten wir die entsprechende<br />

Studiozeit", berichtete Mastermind<br />

Frank Bornemann. In mehreren<br />

Etappen habe man für jeden Song „den ultimativen<br />

Take" gesucht. Doch nun sei eine<br />

Veröffentlichung von REINCARNATION ON<br />

STAGE absehbar: Die Doppel-CD wird als<br />

Digipak mit einem achtseitigen Booklet am<br />

17. Januar 2014 erscheinen+++<br />

Vor 35 Jahren sang Marius Müller-Westernhagen<br />

"Mit 18 rannt' ich in Düsseldorf<br />

rum, war Sänger in ner Rock and<br />

Roll Band". Am 6. Dezember wird er 65,<br />

macht sich inzwischen ziemlich rar, doch<br />

das Rocken lässt er immer noch nicht.<br />

Mit seinen amerikanischen Musikern hat<br />

er in New York jetzt ein neues Album eingespielt,<br />

das ALPHATIER heißen wird. Im<br />

April 2014 wird er die Platte mit einer Pre-<br />

Listening Tour in zwölf schwitzigen, engen<br />

Clubs in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz live performen, „bevor es auch nur<br />

ein einziger Fan oder Journalist in die Hände<br />

bekommt", wie es in einer Pressemitteilung<br />

hieß+++<br />

Für die passenden Gitarrentöne sorgt der<br />

Bandleader höchstselbst, für den Gesang<br />

und die Mundharmonika ist Son Maxwell<br />

(Unruly Blues) zuständig, als zweiter Gitarrist/Sänger<br />

ist Jim Maving (Kickback)<br />

dabei, den Bass bearbeitet Dickey Baldwin<br />

(High Society), am Schlagzeug sitzt Adam<br />

Perry (Bloodhound Gang). Die Rede ist von<br />

Mick Ralphs, der neben seinen Aktivitäten<br />

mit Mott The Hoople (nach der erneuten<br />

Reunion ist ein neues Studio-Album im<br />

Gespräch) und Bad Company seine eigene,<br />

nach ihm benannte Band am Start hat.<br />

Im April 2014 kommt die Mick Ralphs<br />

Band erstmals nach Deutschland und wird<br />

dann auch das Album SHOULD KNOW<br />

BETTER im Gepäck haben+++<br />

Als "Hymn 2013" wird der legendäre Song<br />

von Barclay James Harvest als Single<br />

neu aufgelegt, und zwar<br />

durch die von <strong>John</strong> Lees'<br />

angeführten BJH-Inkarnation.<br />

Der war einst<br />

auf der LP GONE TO<br />

EARTH enthalten und<br />

ist jetzt für einen TV-Auftritt in einer semiakustischen<br />

Version neu arrangiert worden.<br />

"Hymn 2013" ist ab dem 22. November als<br />

digitaler Download erhältlich+++<br />

STEP BY STEP – THE GREATEST HITS<br />

hat die seit 25 Jahren aktive schottische<br />

Band Wet Wet Wet ihre nächste Veröffentlichung<br />

betitelt, die ab 25. November<br />

Seite 4 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News Aktuell<br />

im Handel sein und auch das erste neue<br />

Songmaterial seit 2008 enthalten wird. Das<br />

Album umfasst 17 Hits und die drei neuen<br />

Songs "Playin' Like A Kid", "Sad Kinda<br />

Love" und "Step By Step". „Wir fühlten,<br />

dass wir, um uns vorwärts zu bewegen,<br />

neue Musik kreieren mussten. Diese neuen<br />

Songs zu schreiben, war für uns alle eine<br />

Art Erwachen, eine Wiedervereinigung, die<br />

es uns erlaubte, das Bewusstsein und die<br />

Seele von Wet Wet Wet wieder laut singen<br />

zu lassen", so Bassist Graeme Clark+++<br />

Am 5. Ok<strong>to</strong>ber hat Abi Ofarim seinen 75.<br />

Geburtstag gefeiert, doch der in München<br />

lebende Musiker denkt nicht daran kürzerzutreten.<br />

Neben seinen Konzertauftritten<br />

ist er derzeit vor allem damit beschäftigt,<br />

die Eröffnung eines „Jugendzentrums für<br />

Senioren" vorzubereiten, was noch 2013<br />

über die Bühne gehen soll. Mit zahlreichen<br />

Mitstreitern hat Ofarim dafür den Verein<br />

„Kinder von gestern" gegründet, um ältere<br />

Menschen der Vereinsamung zu entreißen.<br />

Deswegen hat er auch die Arbeit an einem<br />

neuen Album unterbrochen, das nun 2014<br />

erscheinen soll. „Das Ganze läuft unter<br />

dem Mot<strong>to</strong> Abi Ofarim & Friends, der Arbeitstitel<br />

für die CD heißt FAVOURITES –<br />

ich will mit meinen favorisierten Künstlern<br />

arbeiten, meine Lieblingslieder aufnehmen,<br />

dazu auch ein paar neue Songs", sagte<br />

Ofarim im <strong>GoodTimes</strong>-Gespräch+++<br />

THE ORIGINAL MONO RECORDINGS<br />

heißt eine neue, neun CDs umfassende<br />

Box von Jazz-Koryphäe Miles Davis<br />

(1926–1991). Zu hören sind seine ersten<br />

neun Alben ab 1957 beim Label Columbia,<br />

erstmals in<br />

Mono auf CD veröffentlicht,<br />

so, wie<br />

man sie seinerzeit<br />

hören konnte. Weiterhin<br />

enthält die<br />

neue Box „The Original<br />

Mono Recordings” noch zwei rare<br />

Alben: 1958’s JAZZ TRACK mit zehn<br />

Kompositionen für den französischen<br />

Film „L'Ascenseur Pour l'Echafaud" sowie<br />

MILES & MONK AT NEWPORT (1964)<br />

mit Aufnahmen von zwei Live-Auftritten<br />

beim Newport Jazz Festival, einmal mit<br />

dem 1958er Sextett, zum anderen ein Set<br />

von 1963 mit dem Pianisten Thelonious<br />

Monk. Die DeluxeBox enthält die CDs im<br />

Mini-Vinylformat mit dem Original-LP-<br />

Design sowie ein 40-Seiten-Booklet mit<br />

einem neuen Essay+++<br />

Über seine Website bietet <strong>John</strong> Fogerty<br />

mp3-Downloads von fast allen Shows seiner<br />

US-Herbst<strong>to</strong>ur an, die bereits am Tag danach<br />

erhältlich waren. Der Preis variiert den<br />

Angaben zufolge abhängig von der Qualität<br />

der Aufnahmen. Herunterzuladen sind sie<br />

über livedownloads.com/ fogerty+++<br />

Zum Abschluss eines aufregenden Jahres<br />

bringt Ruhrgebiets-Bluesbarde Chris<br />

Kramer seine CHRIS(T)MAS-Scheibe heraus.<br />

„Ich habe jetzt die Weihnachtsplatte<br />

gemacht, die ich mir selber immer gewünscht<br />

habe. Ich bewege mich im Spannungsfeld<br />

vom ursprünglichem Blues und<br />

klassischem Kirchenchoral. So kann ich<br />

meine musikalischen Wurzeln als Bluesfan<br />

und Musiker wie meine Wurzeln als Christ<br />

wunderbar miteinander verbinden, und das<br />

Ganze hat eine andere Tiefe. Ohne bedeutungsschwanger<br />

zu sein und ohne auf Raffinesse<br />

und Spielwitz zu verzichten", sagte<br />

Kramer <strong>GoodTimes</strong>+++<br />

Zehn Jahre hat Tom Scholz am neuen<br />

Bos<strong>to</strong>n-Album gearbeitet, und jetzt ist<br />

es endlich soweit: LIFE, LOVE & HOPE ist<br />

fertig und erscheint am 3. Dezember bei<br />

Frontiers. Zu hören sind die Stimmen von<br />

Brad Delp († 2007), Tommy DeCarlo, Kimberley<br />

Dahme, David Vic<strong>to</strong>r und Scholz zu<br />

klassischem Bos<strong>to</strong>n-Sound. „Ich habe mich<br />

bewusst eng an den frühen Sound der Band<br />

gehalten – ich habe sogar die alten Verstärker<br />

und Instrumente verwendet", sagte<br />

Scholz+++<br />

Wie nur wenige andere Label hat das von<br />

Richard Branson 1992 gegründete Unternehmen<br />

Virgin Records eigenes Profil<br />

entwickelt und die Musikwelt mitgeprägt.<br />

Es gehörte zu den Firmen, deren Scheiben<br />

viele Fans „blind"<br />

kauften, weil sie<br />

wussten. dass der<br />

Name Virgin für<br />

Qualität bürgte.<br />

Die Mitarbeiter setzten ten unterschiedlichste<br />

Trends in Gang, brachten Gary-Moore-<br />

Scheiben neben solchen von Culture Club,<br />

UB 40, Chemical Bro<strong>the</strong>r oder der Spice<br />

Girls heraus, servierten neben Rock und<br />

Punk eben auch New Wave, Reggae, Pop,<br />

Club-Underground, Elektronica, Singer/<br />

Songwriter, Dance- und Indie-Pop. Der<br />

Sampler VIRGIN RECORDS – 40 YEARS<br />

OF DISRUPTION (Besprechung S. 46) belegt<br />

dies eindrucksvoll. Branson hat daran<br />

gut verdient, zuletzt, als er das Label einst<br />

samt Studio für rund eine Milliarde Dollar<br />

an EMI verkaufte+++<br />

BRIDGE THE GAP wird das neue, Anfang<br />

Dezember erscheinende Studiowerk von<br />

Michael Schenkers neuer Band Temple<br />

Of Rock heißen. Mit von der Partie sind<br />

seine Ex-Kollegen bei den Scorpions, Herman<br />

Rarebell (dr) und Francis Buchholz (b),<br />

sowie der frühere Rainbow-Sänger Doogie<br />

White und Wayne Findlay (g, keys). Die 13<br />

neuen Songs stammen von Schenker und<br />

White und sollen adrenalinschwangeren,<br />

melodischen Rock bieten. Aufgenommen<br />

wurde von Januar bis März in den Grevener<br />

Kidroom Studios von Michael Voss, der mit<br />

Schenker co-produzierte. Auf dem Bonus-<br />

Track "Faith” der Special Edition singt übrigens<br />

Don Dokken+++<br />

Gleich zu Jahresbeginn veröffentlicht das<br />

UK-Label Angel Air das Album AGAINST<br />

ALL ODDS. Die Aufnahmen dafür, die be-<br />

Unsere Gewinner aus<br />

Heft 5/2013<br />

Plattenbörse in Utrecht 5x 2 Tickets<br />

– Matthias Lerbs, Achim<br />

– Fritz Erlemann, Werdohl<br />

– Bernd Schmalenbach, Lüdenscheid<br />

– Chris<strong>to</strong>ph Wagner, Neuss<br />

– Harald Legler, Ronnenberg<br />

reits 2010 begonnen hatten, hatte Jackie<br />

Lomax quasi als musikalische Hinterlassenschaft<br />

noch kurz vor seinem Ableben<br />

am 15. September abschließen können. Der<br />

Künstler hatte nicht nur alle zwölf Songs<br />

verfasst, sondern auch das Cover gestaltet.<br />

Einen Nachruf auf Lomax finden Sie auf<br />

Seite 25+++<br />

Ihre erste umfassende, Label übergreifende<br />

Werkschau liefert die seit 1985 aktive<br />

Combo Mike & The Mechanics mit der<br />

Doppel-CD THE SINGLES 1985–2013. Anlass<br />

ist das 25-jährige Jubiläum ihres größten<br />

Hits "The Living Years". Den Kaufreiz<br />

erhöhen soll das von Bandleader Mike Ru<strong>the</strong>rford<br />

(Ex-Genesis) und Sänger Andrew<br />

Roachford neu verfasste "When My Feet<br />

Don't Touch The Ground" sowie die bislang<br />

unveröffentlichte Nummer "One By One",<br />

auf der die früheren Vokalisten Paul Carrack<br />

und Paul Young (Ex-Sad Café, † 2000)<br />

singen+++<br />

Das englische Label S<strong>to</strong>re For <strong>Music</strong><br />

(Deutschland-Vertrieb: H'Art) hat kurz<br />

nach dem Tod von J.J. Cale dessen DVD<br />

IN SESSION neu aufgelegt+++<br />

Acht der insgesamt 15 diesjährigen Aufnahmekandidaten<br />

für die Rock'n'Roll<br />

Hall Of Fame stehen 2014 erstmals auf<br />

der entsprechenden Vorschlagsliste: Yes,<br />

die Zombies, Peter Gabriel, Nirvana, Link<br />

Wray (posthum), Linda Ronstadt, Hall &<br />

Oates und The Replacements. Zum zweiten<br />

Mal am Start sind Deep Purple, Kiss,<br />

die Paul Butterfield Blues Band (posthum)<br />

und N.W.A. Den dritten Anlauf unternehmen<br />

LL Cool J, The Meters, Cat Stevens und<br />

Chic. Wer es diesmal schafft, wird Anfang<br />

Dezember bekanntgegeben, die Aufnahmezeremonie<br />

findet im April statt+++<br />

Andy Powell von Wishbone Ash hat einen<br />

jahrelangen Rechtsstreit mit seinem<br />

einstigen Bandkollegen Martin Turner<br />

gewonnen, der in den letzten Jahren unter<br />

dem Namen Martin Turner's Wishbone<br />

Ash aufgetreten war und CDs veröffentlicht<br />

hatte. Turner ist es nunmehr untersagt, den<br />

Namen Wishbone Ash in jedweder Form zu<br />

verwenden, teilte Powells deutsche Konzertagentur<br />

ass concerts mit. Demnach<br />

muss Turner nicht nur die Kosten des Verfahrens<br />

tragen, sondern auch alle Materialien<br />

in Zusammenhang mit seinen Aktivitäten,<br />

inklusive CDs, zurückgeben. Powell<br />

wird, wie es schon zur Tradition geworden<br />

ist, mit Wishbone Ash durch Deutschland<br />

<strong>to</strong>uren+++<br />

Eine neue Veranstaltungsreihe hat der<br />

Gitarrist und Konzertveranstalter Siggi<br />

Schwarz für seine Heimatstadt Heidenheim<br />

im dortigen Lokschuppen angekün-<br />

Die Entdeckung 2013<br />

„A Sound of Happy Rock“<br />

Kontakt:<br />

Hucky Reinhardt<br />

mobil: 0160 96261118<br />

hugges@t-online.de<br />

beizaras.wix.com/mainhattan-diesel<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 5


Aktuell News Aktuell<br />

digt. Zum Auftakt werden bei Siggi's Guitar<br />

Festival Vol I am 22.11. Jule Malischke<br />

Band sowie Siggi Schwarz & Friends gastieren,<br />

tags darauf Werner Dannemann &<br />

Friends sowie Hundred Seventy Split, die<br />

Zweitband von Ten Years Afters Leo Lyons<br />

und Joe Gooch. Vol II ist zum Teil ebenfalls<br />

schon gebucht: Am 22.3.2014 werden<br />

Vincent Rocks plus ein zweiter Act spielen,<br />

am nächsten Tag unter anderem Albert<br />

Lee & Hogan Heroes. Vol III wird am<br />

28./29.11.2014 stattfinden+++<br />

Arthur Brown, auch bekannt als The God<br />

Of Hellfire (nach seinem 1968er Smash-<br />

Hit "Fire”), der als einer der ersten Rocker<br />

seinen Schlagzeuger durch eine Drum-Machine<br />

ersetzte, hat angekündigt, eine letzte<br />

Platte zu veröffentlichen. Die wird den Titel<br />

ZIM ZAM ZIM tragen – der Erscheinungstermin<br />

steht aber noch nicht fest+++<br />

Für sein nächstes Album hat Yusuf Islam<br />

(früher Cat Stevens) Rick Rubin als Produzenten<br />

verpflichtet, der zuletzt Black Sabbath<br />

betreut und auch mit <strong>John</strong>ny Cash,<br />

Neil Diamond und Metallica gearbeitet hatte.<br />

Als Gast wird der britische Ausnahmegitarrist<br />

Richard Thompson mit ins Studio<br />

gehen+++<br />

Ernst Schultz, einst gemeinsam mit Sonny<br />

Hennig Kopf der Band Ihre Kinder und<br />

damit Wegbereiter der deutschsprachigen<br />

Rockmusik, hat am 4.10. in seiner Heimatstadt<br />

Nürnberg seinen 70. Geburtstag<br />

begangen. Bei einer musikalischen Feier<br />

verkündete er, im Jahr 2014 noch einmal<br />

eine CD mit eigenen Songs zu machen+++<br />

Am 4. April 2014 verbeugen sich in der<br />

Londoner Royal Albert Hall Kollegen sinnbildlich<br />

und konzertant vor ihrem Kollegen<br />

Jon Lord (†2012). Gemeinsam mit dem<br />

Orion Orchestra (Dirigent: der langjährige<br />

Lord-Freund Paul Mann) werden Joe<br />

Brown, Rick Wakeman, Bruce Dickinson<br />

und Miller Anderson mit von der Partie<br />

sein. Weitere Namen sollen folgen, zudem<br />

war bei Reaktionsschluss noch offen,<br />

ob einstige Kollegen bei Deep Purple und<br />

Whitesnake kommen werden. Einladungen<br />

wurden jedenfalls an David Coverdale und<br />

Glenn Hughes verschickt, offenbar aber<br />

nicht an Ritchie Blackmore+++<br />

Auf den Lorbeeren des 40-jährigen Jubiläums<br />

von TUBULAR BELLS will sich Mike<br />

Oldeld nicht ausruhen. Vielmehr hat er<br />

mit der Rhythm-Section Leland Sklar (b)<br />

und <strong>John</strong> Robinson (dr) sowie Sänger Luke<br />

Spiller (The Struts) das Album MAN ON<br />

THE ROCKS aufgenommen. Dabei handelt<br />

es sich um eine Sammlung von Songs, weniger<br />

um ein Konzeptwerk. Erscheinen soll<br />

es Ende Januar, vorher gibt es noch Reissues<br />

von CRISES und FIVE MILES OUT+++<br />

Ihre erste nicht von Einblendungen unterbrochene<br />

visuelle Konzertdokumentation<br />

seit NEVER SAY DIE von 1978 haben<br />

Black Sabbath angekündigt. LIVE …<br />

GATHERED IN THEIR MASSES wurde im<br />

April in Melbourne festgehalten und erscheint<br />

Ende November als CD, Doppel-<br />

DVD und Blu-ray+++<br />

Robert Fripp hat eine Reunion von King<br />

Crimson für September 2014 angekündigt.<br />

Ein früherer Termin sei wegen anderer<br />

Verpflichtungen der Beteiligten nicht<br />

möglich. Nicht mehr eingeladen wurde der<br />

seit 1981 als Sänger und Zweitgitarrist bei<br />

King Crimson mitmischende Adrian Belew,<br />

den Jakko Jakszyk ersetzt. Belew reagierte<br />

daraufhin etwas pikiert. „Robert hat mich<br />

per email drüber informiert, dass ich in der<br />

siebenköpfigen Besetzung nicht dabei sei,<br />

weil ich nicht zu dem passe, was die Band<br />

machen werde", sagte Belew. 2012 hatte<br />

Fripp noch erklärt, er werde aufhören, Musik<br />

zu machen, ehe die Kehrtwende kam.<br />

Mit dabei sind Mel Collins (sax), Tony Levin<br />

(b), die Drummer Pat Mastelot<strong>to</strong>, Gavin<br />

Harrison (Porcupine Tree) und Bill Rieflin<br />

(R.E.M.)+++<br />

In einem Interview hat Rod Stewart<br />

laut darüber sinniert, sich in absehbarer<br />

Zeit in den Ruhestand zu begeben, wie<br />

es viele Menschen seines Alters (er ist<br />

68) auch täten. „Das kann aber noch 25<br />

Jahre dauern", ergänzte er in typisch verschmitzter<br />

„Rod The Mod"-Manier. „Ich<br />

hoffe, dass ich die Würde und das richtige<br />

Gespür habe, rechtzeitig zurückzutreten –<br />

wenn ich 93 bin"+++<br />

Roger Daltrey hat im US-„Rolling S<strong>to</strong>ne"<br />

angekündigt, dass er und Kollege Pete<br />

Townshend 2015 als The Who auf ausgedehnte<br />

Welt<strong>to</strong>ur gehen werden. Es werde<br />

die wohl letzte Konzertreise sein, auch<br />

wenn weder er noch Townshend planten,<br />

sich von der Bühne zu verabschieden, sagte<br />

der Sänger. „Es wird 2015 auch keine Jubiläums<strong>to</strong>ur,<br />

denn das 50-Jährige ist jetzt, im<br />

Ok<strong>to</strong>ber", so Daltrey weiter+++<br />

Natürlich verstummen die Spekulationen<br />

nicht darüber, ob sich Led Zeppelin<br />

doch noch einmal reformieren. Sicher ist<br />

aber eine Sache, über die Sänger Robert<br />

Plant in einem BBC-Interview berichtete:<br />

Er habe bislang unveröffentlichtes Material<br />

der Band entdeckt, das in absehbarer Zeit<br />

veröffentlicht werden könnte. „Es handelt<br />

sich dabei um einige sehr, sehr interessante<br />

Sachen, die wahrscheinlich bald auftauchen<br />

werden." Als Möglichkeit nannte er, sie als<br />

Bonus-Tracks für die 2014 anstehende Wiederveröffentlichung<br />

von Led-Zep-Alben zu<br />

verwenden. Jimmy Page habe bereits zugestimmt,<br />

und auch <strong>John</strong> Paul Jones sei sehr<br />

daran interessiert, dass die Stücke nicht<br />

wieder in der Versenkung verschwinden+++<br />

Die Sputniks aus Ostberlin waren in den<br />

60er Jahren eine der beliebtesten Bands in<br />

der DDR, sie frönten dem so genannten Bigbeat<br />

und waren auf den so betitelten Amiga-Samplern<br />

vertreten. Schließlich erlag das<br />

Quartett 1966 den Querelen des deutschdemokratischen<br />

Kulturbetriebes und löste<br />

sich auf. Vergessen wurde die Band indes<br />

nie, so gab es 1981 auch eine Amiga-LP<br />

mit frühen Sputniks-Aufnahmen. 1996 ließ<br />

Schlagzeuger Henry Ko<strong>to</strong>wski (in den 70ern<br />

ein Countrystar in der DDR, 1984 in die BRD<br />

übersiedelt) den flotten Vierer wieder aufleben.<br />

Selbst beim „Wacken Open Air" tauchte<br />

die Band 2005 auf. In diesem Jahr feiern die<br />

Sputniks ihr 50-Jähriges, und Amiga trägt<br />

sich mit dem Gedanken, Anfang 2014 ein<br />

Jubiläumsalbum hinterherzuschieben. Entschieden<br />

ist es aber noch nicht. Die Sputniks<br />

sind übrigens nicht die einzigen Ost-Rock-<br />

Jubilare in diesem Jahr. Die Modern Soul<br />

Band wurde 45, Lift und MTS 40, Pond und<br />

Silly 35, die Pension Volkmann 30 Jahre<br />

jung. 2014 stehen weitere Feierlichkeiten<br />

an: Stern Combo Meißen und Scirocco begehen<br />

ihren 50., Electra und die Puhdys feiern<br />

ihren 45. Bandgeburtstag+++<br />

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Seite 6 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News<br />

Aktuell<br />

News<br />

Aktuell<br />

Sämtliche zwölf Alben, die Yes für das Label<br />

aufgenommen haben, sind in der aufwändigen<br />

Box THE COMPLETE ATLANTIC<br />

STUDIO ALBUMS 1969-1987 enthalten.<br />

Darunter das 1987er Album BIG GENERA-<br />

TOR in der bislang nur in Japan erhältlichen<br />

Expanded Version. Für das Cover der<br />

Clamshell-Box sorgte – wie schon öfter in<br />

der Vergangenheit – kein Geringerer als Roger<br />

Dean+++<br />

Seit bald fünf Jahrzehnten nimmt der Gitarrenvirtuose<br />

und S<strong>to</strong>ryteller Ry Cooder<br />

Musikliebhaber auf manch abenteuerliche<br />

Klangweltreisen mit – jenseits des Mainstreams,<br />

versteht sich beim Vater und<br />

Förderer des Buena Vista Social Club von<br />

selbst. Alle seine bei Warner erschienenen<br />

Alben stecken nun in der satt ausgestatteten<br />

11-CD-Box RY COODER: 1970–<br />

1987+++<br />

FUN ON EARTH heißt das neue Solo-Album<br />

von Queen-Schlagzeuger Roger Taylor<br />

mit 13 Songs, die einmal mehr typisch für<br />

Taylor stilistisch breitgefächert sind. Parallel<br />

dazu gibt's ein THE LOT betiteltes<br />

Boxset mit seinem kompletten Backkatalog<br />

von acht Alben, darunter auch die drei<br />

mit seiner Zweitband The Cross. In der Box<br />

stecken zudem vier Single-Alben mit Edits<br />

und differierenden Versionen. Die 2007 von<br />

Queen mit Paul Rodgers aufgenommene<br />

Single "Say It's Not True" hat Taylor eigens<br />

für das Projekt mit Hilfe von Jeff Beck neu<br />

eingespielt+++<br />

Nur böse Zungen vermuten hinter der<br />

aktuellen Flut von (Wieder-)Veröffentlichungen<br />

von Tonträgern Eric Clap<strong>to</strong>ns<br />

ein Schielen der Plattenfirmenverantwortlichen<br />

aufs Weihnachtsgeschäft. Neben<br />

der UNPLUGGED-Neuauflage gibt es nun<br />

auch die Edition GIVE ME STRENGTH:<br />

THE '74/'75 RECORDINGS. Die enthält<br />

unter den insgesamt 29 Bonus-Tracks<br />

auch zwölf bislang unveröffentlichte<br />

Aufnahmen von „Slowhand" aus dieser<br />

Zeit, in der die Studio-Alben 461<br />

OCEAN BOULEVARD und THERE'S ONE<br />

IN EVERY CROWD sowie das Live-Opus<br />

E.C. WAS HERE entstanden. Enthalten ist<br />

in dem Paket auch die sagenumwobene<br />

„Freddie King Criteria Studios Session".<br />

Und dann wäre da auch noch die DVD<br />

vom diesjährigen CROSSROADS GUITAR<br />

FESTIVAL, das im Frühjahr in New York<br />

über die Bühne ging und alle drei Jahre<br />

stattfindet. Nachzuerleben sind darauf die<br />

Gastspiele der Allman Bro<strong>the</strong>rs, von Jeff<br />

Beck, Keith Richards, Robert Cray, Buddy<br />

Guy, Derek Trucks, Sonny Landreth, Steve<br />

Cropper, Warren Haynes, Doyle Bramhall<br />

II, Gary Clark Jr., <strong>John</strong> Mayer und vieler<br />

weiterer Gäste+++<br />

Walter, Davide und Pasquale Egiziano<br />

aus Paola in Kalabrien, passenderweise<br />

ebenfalls ein Brüder-Trio, haben ihre Formation<br />

The Italian Bee Gees genannt<br />

– und sie wollen den Sound des Originals<br />

live am Leben erhalten: in Form des biografischen<br />

<strong>Music</strong>als „Massachusetts". Dabei<br />

zeichnen sie die wichtigsten Stationen<br />

der mit 220 Millionen verkauften Tonträgern<br />

und sechs US-Nummer 1-Hits in<br />

Folge „erfolgreichsten Familienband aller<br />

Zeiten" (Guinness-Buch der Rekorde) per<br />

Multimedia-Show nach. Die reicht von<br />

den Anfängen mit "To Love Somebody"<br />

(1967) über die „Saturday Night Fever"-<br />

Phase bis hin zum Erfolgsalbum YOU<br />

WIN AGAIN (1987). Au<strong>the</strong>ntisch ist die<br />

Aufführung der Songs (an den Keyboards<br />

steht der langjährige Bee-Gees-Begleiter<br />

Blue Weaver!) mit dem offiziellen Segen<br />

von Robin Gibb persönlich! Diese Hommage<br />

der drei Egizianos samt vierköpfiger<br />

Begleitgruppe ist ab 23.1. bis Mai in<br />

Deutschland unterwegs+++<br />

Für eine Besprechung kam Cliff<br />

Richards neue Scheibe THE FABULOUS<br />

ROCK'N'ROLL SONGBOOK leider einen<br />

Tag zu spät in der Redaktion an (folgt<br />

in der nächsten Ausgabe). Dabei handelt<br />

es sich um das 100. (!) Album des erfolgreichsten<br />

britischen Popsängers in seiner<br />

55-jährigen Karriere überhaupt (Com-<br />

pilations mitgezählt). 15 Lieder, die ihn<br />

begleitet haben, erweckt der vor kurzem<br />

73 Jahre alt gewordene Richard darauf zu<br />

neuem Leben. Die erste Auskopplung "Rip<br />

It Up" ist übrigens seine 140. Single! Doch<br />

mit der Rückkehr zu seinen R&R-Wurzeln<br />

ist es nicht genug – im Mai wird der 1995<br />

von der Queen geadelte Richard zu fünf<br />

Konzerten wieder mal nach Deutschland<br />

kommen+++<br />

Die 60er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs,<br />

auch im Jazz. Ebenso für Manfred<br />

Schoof (Trompete, Flügelhorn, Kornett),<br />

der in seinem Quintet verheißungsvolle<br />

Talente wie das spätere Can-Mitglied Jaki<br />

Liebezeit (dr), Alexander von Schlippenbach<br />

(p), Buschi Niebergall (b) und Gerd Dudek<br />

(sax) um sich scharte. Um dem Free Jazz zu<br />

frönen. Wie das klang, ist jetzt auf den bislang<br />

unveröffentlichten MUNICH RECOR-<br />

DINGS 1966 zu hören. die zwischen Ok<strong>to</strong>ber<br />

und Dezember 1966 in den Münchner<br />

Trixi Studios entstanden – Review in der<br />

nächsten Ausgabe+++<br />

Der Teufel schert sich nur um seinesgleichen<br />

– glaubt Ginger Baker und ergänzt:<br />

„Gott straft mich für meine früheren Sünden,<br />

indem er mich am Leben hält und<br />

mir so viel Schmerz zufügt, wie er kann."<br />

Dies ist der Inhalt des Dokumentarfilmes<br />

„Beware Of Mr. Baker" (Drehbuch und Regie:<br />

Jay Bulger), der im rasant montierten<br />

Patchworkstil des unstete Leben des mittlerweile<br />

73-Jährigen aufarbeitet. Geboren<br />

1939 in London, Vater im Krieg gefallen,<br />

ab Mitte der Fifties Schlagzeuger bei<br />

Terry Lightfoot und Mr. Acker Bilk, dann<br />

bei Alexis Korner und Graham Bond und<br />

schließlich 1966 Gründung und Weltruhm<br />

mit Cream. Es folgten Blind Faith, Ginger<br />

Baker's Airforce, die Baker Gurvitz Army, ein<br />

Gastspiel bei Hawkwind, Masters Of Reality,<br />

viel Jazz, BBM (Baker, Bruce, Moore). Geld<br />

floss in großen Mengen – aber noch größer<br />

war der Strom von Drogen, Dauerstreitereien,<br />

Wutattacken und gescheiterten Ehen,<br />

die Baker zum unkalkulierbaren Psychopa<strong>the</strong>n<br />

machten, der heute mit seiner vierten<br />

Frau, 39 Pferden und etlichen Hunden in<br />

Südafrika im Status des finanziellen Ruins<br />

lebt. Zeitgenossen wie Eric Clap<strong>to</strong>n, Steve<br />

Winwood, Charlie Watts, Jack Bruce und<br />

<strong>John</strong>ny Rotten sowie Ex-Frauen und Kinder<br />

kommen zu Wort und sind sich letztlich<br />

einig: Baker ist ein mürrisch-irrer Exzentriker,<br />

der im Leben nichts geregelt bekommt,<br />

weil er über nur eine wirkliche Begabung<br />

verfügt: Schlagzeug spielen. Kinostart ist<br />

am 19.12.+++<br />

AFTER THE FIRE hieß das Album, das<br />

Gitarrist Hans Ziller mit seiner Band EZ<br />

Livin' 1991 veröffentlichte, nachdem er<br />

vom Bonfire-Management aus der Band<br />

gefeuert worden war. Derzeit überarbeitet<br />

Ziller die Scheibe und nimmt zugleich<br />

ein neues Studio-Album auf. Das wird<br />

FIRESTORM heißen und am 28.2.2014 erscheinen.<br />

Mit an Bord sind Chris Lyne (g,<br />

Mo<strong>the</strong>r Road, Soul Doc<strong>to</strong>r), Ronnie Parkes<br />

(b, Tango Down, Seven Witches), Harry<br />

Reischmann (dr, Bonfire, Gregorian) sowie<br />

David Reece (Accept, Bangalore Choir) als<br />

Sänger+++<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 7


Vers<strong>to</strong>rben<br />

David Garrick (bürgerlich: Philip Darrell<br />

Core, *12.9.1945) landete seinen größten<br />

Hit als Sänger mit "Dear Mrs Applebee"<br />

(UK #22, D #1),<br />

veröffentlichte auch<br />

auf Deutsch ("Rüdesheim<br />

liegt nicht<br />

an der Themse"), in<br />

Deutschland nahm<br />

er das Album BLOW<br />

UP – LIVE mit The Iveys auf, aus denen<br />

Badfinger hervorgingen. Der gebürtige Liverpooler<br />

verstarb bereits am 23.8.<br />

<strong>John</strong> "<br />

Juke" Logan (*11.9.1946) betrieb<br />

seine eigene Juke Rhythm Band und<br />

Angel City Rhythm Band, sang und spielte<br />

Piano und Harp für Dave Alvin, Ry Cooder,<br />

Richard Marx, The Dickies, J.J. Cale, <strong>John</strong><br />

Lee Hooker, Etta James, <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> und<br />

Leon Russell. Der Kalifornier starb am 30.8.<br />

Kenny Whiteside (*15.6.1943) sang bei<br />

der R&B/Doo-Wop-Gruppe The Clef<strong>to</strong>nes.<br />

Erlag am 4.9. einem Krebsleiden.<br />

Tommy "<br />

Cosmo" Cosdon war als<br />

Rock'n'Roll-Sänger aktiv, u.a. bei The<br />

Counts, Sultans, Grand Dads und Shufflin'<br />

Dads, dazu auch als professioneller Rennpferde-Trainer<br />

in Louisville, Kentucky, sehr<br />

erfolgreich. Ging nach langer Krankheit<br />

am 6.9. für immer. Die Angaben über sein<br />

Alter variierten in den Nachrufen zwischen<br />

69 und 72.<br />

Bobby Martin (*4.5.1930) war einer der<br />

Architekten des Sound Of Philadelphia,<br />

arbeitete als Keyboarder, Arrangeur und<br />

Produzent mit dem MFSB Orchestra, Dusty<br />

Springfield, Whitney Hous<strong>to</strong>n, The O'Jays,<br />

Patti LaBelle, Lou Rawls, den Jacksons, Etta<br />

James, Wilson Pickett und Tavares. Starb<br />

am 6.9. krankheitsgeschwächt.<br />

Stan Robinson hatte 1959 einen<br />

#83-Erfolg mit ”Boom-A-Dip-Dip", sang<br />

bei den Appalachians (1963er Hit: ”Bony<br />

Maronie”). Kehrte dem Musikbusiness den<br />

Rücken und wurde im Bekleidungsgeschäft<br />

aktiv. Er war später wenig begeistert<br />

davon, dass seine beiden Söhne Chris<br />

und Rich mit den Black Crowes in seine<br />

Fußstapfen traten. Die beiden sagten<br />

nach dem Tod ihres Dads im Alter von 73<br />

Jahren am 10.9. erst einmal einige anstehende<br />

Akustikshows ab.<br />

Paul Despiegelaere (alias Paul Mellow,<br />

*21.2.1954) war singender Gitarrist der<br />

holländischen Band The Machines und The<br />

Apples und arbeitete bis zu seinem Ableben<br />

am 11.9. als Produzent vieler heimscher<br />

Bands.<br />

Ray Dolby (*18.1.1933) wurde berühmt<br />

durch das von ihm erfundene Rauschunterdrückungssystem,<br />

das seinen Namen trägt.<br />

War lange Jahre Präsident der amerikanischen<br />

Audio Engineering Society. Er starb<br />

am 12.9. an Leukämie.<br />

Ray Whitehorn sang und spielte Gitarre,<br />

u.a. bei Reunion, The Chalybeats, Sherry,<br />

One Step Raymond und Gold. Überlebte<br />

am 12.9. im Alter von 70 Jahren Herzprobleme<br />

nicht.<br />

David Mason griff für The Sundowners,<br />

George Clin<strong>to</strong>n, Styrofoam Soule, Joe<br />

Walsh, El<strong>to</strong>n <strong>John</strong> und Todd Rundgren in<br />

die Hammond/Keyboardtasten. Starb am<br />

13.9. gerade mal 63-jährig.<br />

Bobby Manseld (*26.8.1937) sang in<br />

den 50er Jahren mit The Wrens Doo-Wop,<br />

verstummte am 15.9. für immer.<br />

Marvin Rainwater (*2.7.1925), auch bekannt<br />

als „The Rockabilly King", schaffte es<br />

1957 mit "Gonna Find Me A Bluebird” bis<br />

auf Chartrang 18, nahm den Song auch als<br />

Duett mit Connie Francis auf. Das Mitglied<br />

der Rockabilly Hall Of Fame verschied friedlich<br />

am 17.9.<br />

Roger Pope (*20.3.1947) trommelte in<br />

der Band von El<strong>to</strong>n <strong>John</strong> (erstmals 1967!),<br />

aber auch für Seals & Crofts, Kiki Dee, Buddy<br />

Guy, Al Stewart, Chris Darrow, Harry Nilsson,<br />

Cliff Richard, Long <strong>John</strong> Baldry und<br />

Hall & Oates. Erlag am 17.9. mit 66 Jahren<br />

einer schweren Krankheit.<br />

Lindsay Cooper (*3.3.1951) entlockte<br />

der Oboe, Flöte, Bassoon und Recordern<br />

Töne; der Engländer bewegte sich zwischen<br />

Avantgarde-Rock, Klassik und experimenteller<br />

Musik, arbeitete trotz seiner Erkrankung<br />

an Multipler Sklerose mit Henry Cow,<br />

Mike Oldfield, Steve Hillage, Egg, David<br />

Thomas & The Pedestrians. Starb am 19.9.<br />

Terence "<br />

Ready Teddy" McQuis<strong>to</strong>n<br />

betätigte sich als Bluessänger, DJ, Manager<br />

und Promoter, war Frontmann der Swamp<br />

Daddys und trat öfter mit seinem Freund<br />

Little Richard auf. Er erlag am 19.9. den<br />

Spätfolgen eines Sturzes 2011, bei dem er<br />

sich Halsverletzungen zugezogen hatte.<br />

Tommy Hughes (*7.5.1938) sang und<br />

spielte Keyboards und (Skiffle-)Banjo, unter<br />

anderem bei den Swinging Blue Jeans<br />

(die er noch mit dem Bandnamen Swingin'<br />

Bluegenes mitgegründet hatte), The Kansas<br />

City Five, Faron & The Flamingos und The<br />

Mojos. Verstarb am 21.9.<br />

Doug Grassel (*5.7.1949) bearbeitete<br />

die Rhythmusgitarre beim Ohio Express, die<br />

1968/69 vier Top-40-Hits ("Yummy Yummy<br />

Yummy”) landeten, nachdem sie aus<br />

Rare Breed hervorgegangen waren. Grassel<br />

machte weiter Musik und lebte in den letzten<br />

zehn Jahren in Deutschland. Nach einem<br />

viermonatigen Krankenhausaufenthalt<br />

erlag er am 21.9. in Köln einer Lungenentzündung.<br />

Paul Kuhn (*12.3.1928) war einfach „der<br />

Mann am Klavier". Die breite Masse liebte<br />

seine Schlager, auf der anderen Seite war er<br />

ein höchst respektierter<br />

Jazzer. „Mein Herz gehörte<br />

der Unterhaltungsmusik,<br />

und in meinem<br />

Kopf spukte der Jazz<br />

herum, den wir im Nationalsozialismus<br />

nicht<br />

hören durften", beschrieb b er selbst einmal<br />

seinen Spagat. Kuhn war bis kurz vor seinem<br />

Tod im Schlaf am 22.9. während eines<br />

Kuraufenthaltes in Bad Wildungen auf der<br />

Bühne zu erleben.<br />

Pat Fear (bürgerlich: Bill Bartell) sang und<br />

spielte Gitarre bei der 1982 gegründeten<br />

und in den USA einflussreichen Punkband<br />

White Flag, bei der viele Musiker mitspielten,<br />

die später in wichtigen Indie-Bands<br />

auftauchten. Er wurde 52-jährig am 24.9.<br />

<strong>to</strong>t in seinem Heim aufgefunden, ein Gerichtsmediziner<br />

konstatierte eine natürliche<br />

Todesursache.<br />

Billy Mure (*4.11.1915) schaffte es mit<br />

seiner Band The Trumpeteers 1959 bis auf<br />

#64 der Billboard-Charts. Als Studiogitarrist<br />

spielte er auf Klassikern wie Paul Ankas<br />

"Diana", Bobby Darins "Splish Splash"<br />

und Eydie Gormes "Blame It On The Bossa<br />

Nova"; er produzierte zudem Marcie<br />

Blanes "Bobby's Girl" und Ray Petersons<br />

"Tell Laura I Love Her" und starb am 26.9.<br />

hochbetagt.<br />

Oscar Castro-Neves (*15.5.1940) kam<br />

in Rio de Janeiro zur Welt, spielte Gitarre<br />

(Spezialität: Bossa Nova). Seine Dienste sicherten<br />

sich so unterschiedliche Arbeitgeber<br />

wie Stan Getz, Michael Jackson, Barbra<br />

Streisand, Stevie Wonder, Toots Thielemans,<br />

Joao Gilber<strong>to</strong>, Lee Ritenour, Diane Schuur<br />

und Sergio Mendes. Krebs kostete ihn am<br />

27.9. in Los Angeles das Leben.<br />

Lorne Black (*21.10.1962) war als Bassist<br />

Gründungsmitglied von Great White. Später<br />

wechselte er zu den Prog-Rockern LBC,<br />

komponierte für Soundtracks. Zum Zeitpunkt<br />

seines Ablebens 27.9. arbeitete er an<br />

einem Solo-Album.<br />

Margaret Ann Williams ersetzte 1969<br />

Cissy Hous<strong>to</strong>n bei The Sweet Inspirations,<br />

sang im Chor für Elvis Presley (zu sehen in<br />

der Doku „Elvis: That's The Way It Is”) und<br />

Aretha Franklin, die sie liebevoll „Taurus"<br />

nannte. Williams starb am 1.10.<br />

Phil Chevron (*17.6.1957) galt als einer<br />

der einflussreichsten Musiker der irischen<br />

Punk- und Rockszene, zunächst als Mitglied<br />

von Radia<strong>to</strong>rs From Space, ehe er sich<br />

1984 den Pogues als Gitarrist anschloss,<br />

nachdem er zuvor Banjo und Mandoline<br />

gespielt hatte. 1994 stieg er aus gesundheitlichen<br />

Gründen wieder aus, kehrte 2001<br />

aber zurück – bis zu seinem krebsbedingten<br />

Tod am 8.10.<br />

Danny Wilder (*11.2.1986) gehörte als<br />

singender Gitarrist den Rock-HipHoppern<br />

Kings Of The City an, starb sehr jung am<br />

9.10. an Lungenkrebs.<br />

Marc Trovillion war als Bassist 1987<br />

Gründungsmitglied der Alt.Country-Band<br />

Lambchop. Er wurde bis zum 9.10. nur 56<br />

Jahre alt.<br />

Jan Kuehnemund (*15.11.1961) war als<br />

Leadgitarristin 1980 Gründungsmitglied der<br />

Frauen-Glam-Metalband Vixen, Nach der<br />

Auflösung 1991 reformierte sich die Gruppe<br />

mehrfach – bei ähnlichen Unternehmen<br />

wird Kuehnemund fehlen, nachdem sie ihren<br />

Kampf gegen den Krebs am 10.10. verlor.<br />

Mike O'Neill (*1938) griff für <strong>John</strong> Berry<br />

Seven, Nero & The Gladia<strong>to</strong>rs, Heads Hands<br />

& Feet, David Bowie, Donovan in die Keyboardtasten,<br />

ehe er sich am 10.10. dem Leberkrebs<br />

geschlagen geben musste.<br />

Bugs Pember<strong>to</strong>n (*7.1.1945) spielte<br />

Schlagzeug bei den Undertakers und The<br />

Lomax Alliance, war auf jedem Solo-Album<br />

von Jackie Lomax vertreten. Er richtete<br />

Aufnahmestudios ein, unter anderem das<br />

Crystal Studio B in Los Angeles, in dem<br />

Stevie Wonder viel aufnahm, der Pember<strong>to</strong>n<br />

eigens in den Credits von SONGS IN<br />

THE KEY OF LIFE erwähnte. Der gebürtige<br />

Liverpooler verlor am 13.10. in seiner<br />

Wahlheimat L.A. seinen langen Kampf gegen<br />

den Krebs.<br />

Maxine Powell (*13.5.1915) leitete bei Mo<strong>to</strong>wn<br />

die Abteilung für Künstlerentwicklung<br />

und galt als die „Anstandslehrerin" des Labels<br />

– zu ihren Aufgaben gehörte einerseits der<br />

Unterricht der Labelkünstler in Harmonielehre<br />

und Choreografie, doch sie brachte den Supremes,<br />

Jackson Five oder Temptations ebenso<br />

bei, sich richtig zu verhalten, anzuziehen<br />

und zu gehen. Viele Stars dürften Powell seit<br />

dem 14.10. nachtrauern.<br />

Roland Janes (*1933) war neben der<br />

Tätigkeit als (Rockabilly-)Gitarrist (auch in<br />

der Hausband der Sun Studios in Memphis)<br />

als Toningenieur und Produzent tätig,<br />

u.a. für Jerry Lee Lewis (”Whole Lotta<br />

Shakin' Goin On'”, "High School Confidential”).<br />

Er starb am 18.10.<br />

Ronald Shannon Jackson (*12.1.1940)<br />

machte sich als Jazzdrummer und Komponist<br />

einen Namen, war auch in der Fusionecke<br />

daheim und spielte mit fast allen<br />

Größen. Bis zu seinem Tod am 19.10. arbeitete<br />

er an einem neuen Album seiner<br />

eigenen Band Decoding Society.<br />

Gypie Mayo (*24.7.1951, bürgerlich:<br />

<strong>John</strong> Cawthra) spielte Gitarre bei Dr. Feelgood<br />

(1977–1981) und den reformierten<br />

Yardbirds (1996–2004), gab zwischendurch<br />

Gitarrenunterricht und spielte mit diversen<br />

Kollegen. Er starb am 23.10. nach längerer<br />

Krankheit.<br />

Al <strong>John</strong>son (*1948) war Leadsänger der<br />

R&B-Truppe The Unifics (1966–1972), die<br />

er verließ, um als Songwriter und Produzent<br />

zu arbeiten. Er veröffentlichte 1978<br />

mit PEACEFUL ein Solo-Album, arbeitete<br />

mit The Whispers, reformierte die Unifics<br />

und verabschiedete sich am 26.10. im Alter<br />

von 65 Jahren in den Musikerhimmel.<br />

Pete Haycock (*4.3.1951) startete seine<br />

Laufbahn 1968 als Leadgitarrist der Climax<br />

Chicago Blues Band (Chicago wurde 1970<br />

gestrichen). Nach deren<br />

Ende 1988 war Haycock<br />

solo aktiv, komponierte<br />

Filmmusiken, unter<br />

anderem für Hans Zimmer:<br />

Haycock war live in<br />

den letzten zwei Jahren<br />

meist gemeinsam mit Siggi Schwarz unterwegs.<br />

Er hatte sich mit seiner Frau 2012 ein<br />

Häuschen nahe Frankfurt gekauft und war<br />

dabei, sich ein Homestudio einzurichten.<br />

Plänen, die Climax Blues Band wiederzubeleben,<br />

kam ein Herzschlag zuvor, dem er am<br />

30.10. zu Hause erlag.<br />

Seite 8 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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Kickback City<br />

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Heinz Rudolf Kunze<br />

Stein vom Herzen<br />

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Bob Dylan<br />

The Complete Columbia<br />

Album Collection Vol. 1<br />

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<strong>John</strong> Lees’ Barclay<br />

James Harvest<br />

North<br />

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<strong>John</strong>ny Logan<br />

The Irish Soul: The Irish<br />

Connection 2<br />

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<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong><br />

Road Dogs<br />

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<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong><br />

Wir proben nie!<br />

Auch durch seinen 80. Geburtstag lässt sich Altmeister <strong>John</strong><br />

<strong>Mayall</strong> nicht bremsen: Nur wenige Tage nach dem Gespräch<br />

mit <strong>GoodTimes</strong> brach er zu einer weiteren US-Tour auf. Im<br />

Januar spielt er sich an der Westküste warm, ehe der gebürtige<br />

Brite ab Mitte Februar zwei Monate nons<strong>to</strong>p in Europa<br />

unterwegs sein und dabei ab 27. März 19 (!) Konzerte in<br />

Deutschland geben wird.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />

© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />

Wie geht es? Der 80. Geburtstag kommt näher ...<br />

Die Arbeit hält mich auf Trab. Was soll ich sagen? Die nächsten Tourneen<br />

stehen ins Haus.<br />

Probst du schon mit deiner Band?<br />

Nein, wir proben nie! Wir sind inzwischen ja auch schon wieder fünf Jahre<br />

zusammen, und so weiß jeder, was er zu spielen hat.<br />

Was können deine Fans 2014 in Deutschland erwarten?<br />

Zunächst muss ich sagen, dass es die aufregendste Band ist, die ich je hatte.<br />

Wir werden neue und alte Songs spielen, wobei wir die alten auf neue Weise<br />

umsetzen. Darum bleibt es auch für mich jeden Abend<br />

spannend.<br />

Du sagst die aufregendste Band" – und das bei all<br />

"<br />

den großartigen Musikern, die schon dabei waren!<br />

Was ist das Besondere an Gitarrist Rocky Athas,<br />

Bassist Greg Rzab und Drummer Jay Davenport?<br />

Sie funktionieren intensiver, geschlossener als jede andere<br />

Band, die ich vorher hatte.<br />

Nach welchen Kriterien hast du sie nach dem Ende<br />

der Bluesbreakers vor fünf Jahren zusammengestellt?<br />

Warum zum Beispiel ist Rocky Athas dabei?<br />

Ihn hatte ich vor einigen Jahren kennen gelernt. Er ist ein<br />

Nachbar von Buddy Whitting<strong>to</strong>n, der so viele Jahre mit mir<br />

gespielt hatte. Buddy hat ihn empfohlen.<br />

<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>, das war immer auch ein Men<strong>to</strong>r, vor<br />

allem ein Förderer talentierter Gitarristen, oder?<br />

Ich bin ein Bandleader, und da hat man nicht nur die Gitarristen im Blick. Ich<br />

muss generell Musiker finden, die meine Ideen und Vorstellungen am besten<br />

umsetzen.<br />

Aber berühmt wurden vor allem Gitarristen wie Eric Clap<strong>to</strong>n, Peter<br />

Green, auch ein Walter Trout ...<br />

Die Gitarre ist im Blues und Rock nun mal das prominenteste Instrument. Sie<br />

springt einen direkt an und steht im Fokus der Fans.<br />

War es jemals ein Problem, dass andere mehr im Mittelpunkt standen<br />

als der Chef?<br />

So funktioniert das nicht! Diese Beobachtung stimmt nicht, denn der Fokus<br />

war und ist immer auf mich gerichtet – der Gitarrist und die Rhythm-Section<br />

kommen danach, was die Aufmerksamkeit der Leute betrifft!<br />

Die Rede war von neuen Songs – gibt es viele?<br />

Nein. Wenn ich neu sage, meine ich Songs, die ich mit dieser Band 2009 für<br />

das Album TOUGH aufgenommen habe. Aber bis wir nach Europa kommen,<br />

hoffe ich, dass es neuere Musik gibt, weil wir gerade an einem Album arbeiten.<br />

Wir haben schon alle Titel beisammen – wir müssen jetzt nur ein paar Tage<br />

Zeit für das Studio finden. Es wird eine Verneigung vor der Chicago-Bluestradition<br />

sein, mit einigen eigenen Songs, die ich einstreuen werde.<br />

Über CD-Baby gibt es im Internet einige CDs mit HISTORIC LIVE<br />

SHOWS – was war der Ans<strong>to</strong>ß dafür?<br />

Ich bin meine alten Cassetten durchgegangen und stieß dabei<br />

auf einige echt unglaubliche Sachen, die nur darauf warteten,<br />

endlich meinen Fans zugänglich gemacht zu werden.<br />

Und die Klangqualität war teilweise überraschend gut, so<br />

dass die Toningenieure mit Hilfe der modernen Technik sie<br />

in einem vertretbaren Sound bringen konnten. Das ist etwas<br />

nur für die Fans, darum habe ich sie im Internet herausgebracht,<br />

nicht bei einer Plattenfirma – wobei da ohnehin die<br />

Frage bleibt, ob die überhaupt daran interessiert gewesen<br />

wären.<br />

Ist der 80. Geburtstag Anlass für eine Bilanz? Es<br />

kommen doch sicher viele Erinnerungen hoch ...<br />

Eigentlich nicht, dafür habe ich zu viel zu tun. Wie gesagt, die<br />

Band ist in dieser Besetzung jetzt fünf Jahre zusammen, und wir<br />

stehen praktisch erst am Anfang eines neuen Kapitels.<br />

Wie ist es möglich, in so hohem Alter noch immer bis zu 100 Shows<br />

im Jahr zu spielen?<br />

Dahinter steckt kein besonderes Geheimnis. Ich habe offenbar gute Gene, lebe<br />

gesund und bin stets aktiv gewesen. Ich kann keine Anzeichen des Alterns bei<br />

mir entdecken. Außerdem hält die Musik einfach jung!<br />

In den letzten sechs Jahrzehnten gab es Höhen und Tiefen des Blues<br />

– wie ist seine gegenwärtige Position?<br />

Wenn ich allein von der Zahl junger Blueser, vor allem Blues-Rocker, ausgehe,<br />

muss er geradezu florieren! Es gibt bessere und weniger gute, aber sie alle<br />

wollen den Blues spielen, und das ist doch entscheidend. Er ist weltweit fühlbar<br />

– man kann heute angesichts vieler schlimmer Dinge geradezu depressiv<br />

werden. Und genau das kann man mit dem Blues immer noch gut ausdrücken.<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />

Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DIE Blues-Au<strong>to</strong>rität<br />

Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />

Er ist der letzte Mohikaner der Urväter der britischen Bluesszene,<br />

hat seine einstigen Mitbewohner des Londoner Blues-<br />

Rock-Olymp, Alexis Korner (†1984) und Cyril Davies (†1964),<br />

um Jahrzehnte überlebt und feiert am 29. November in seiner<br />

Wahlheimat Kalifornien seinen 80. Geburtstag. Anhand<br />

von Interviews mit dem Jubilar und Wegbegleitern aus der<br />

Vergangenheit zeichnet Philipp Roser <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>s Karriere<br />

schlaglichtartig nach.<br />

Der heutige Träger des Order Of The British Empire (OBE) kam am<br />

29.11.1933 in der Kleinstadt Macclesfield nahe Manchester zur Welt. Er<br />

diente drei Jahre der königlichen Armee in Südkorea und besuchte ab<br />

1955 die Kunstschule, die er als Grafikdesigner verließ. Parallel war der Sänger,<br />

Gitarrist, Keyboarder und Mundharmonikaspieler in eigenen Bands wie den Powerhouse<br />

Four (1956) und Blues Syndicate (mit Bassist <strong>John</strong> McVie) aktiv, folgte<br />

einem Rat von Alexis Korner und übersiedelte nach London. Dort spielte er mit<br />

seinen frisch gegründeten<br />

Bluesbreakers 1963 den<br />

ersten Gig im Marquee.<br />

Als Durchlauferhitzer für<br />

junge Bluesliebhaber und<br />

Talentschmiede erwiesen<br />

sich die Bluesbreakers:<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n, Peter Green,<br />

Mick Taylor, Harvey Mandel,<br />

McVie, Jack Bruce,<br />

Andy Fraser, Mick Fleetwood,<br />

Hughie Flint, Aynsley<br />

Dunbar, Jon Hiseman,<br />

Dick Heckstall-Smith, Don<br />

„Sugarcane" Harris, später<br />

Walter Trout, Coco Mon<strong>to</strong>ya<br />

und Buddy Whitting<strong>to</strong>n<br />

– ihnen allen gelangen<br />

dank <strong>Mayall</strong>s Förderung<br />

erfolgreiche Karrieren.<br />

„Hätte Eric Clap<strong>to</strong>n nicht<br />

Cream gegründet, wäre<br />

ich nicht bei <strong>John</strong> gelandet,<br />

der für mich eine<br />

echte Au<strong>to</strong>rität war und<br />

von dem ich viel gelernt<br />

habe", sagte Peter Green<br />

1997 im <strong>GoodTimes</strong>-Interview,<br />

stellvertretend für<br />

viele Kollegen.<br />

<strong>Mayall</strong> übersiedelte 1969<br />

in die USA, lebte im fast schon legendären Laurel Canyon, in dem sein geliebtes<br />

Baumhaus 1979 in Flammen aufging. Er spielte mit anderen dort ansässigen<br />

Musikern,<br />

produzierte<br />

Albert King, versuchte<br />

sich an Jazz, ("Room To<br />

Move"!), Pop und Funk –<br />

und kehrte 1982 zu den<br />

Blues-Ursprüngen zurück:<br />

Er reformierte die Bluesbreakers,<br />

zunächst mit<br />

Taylor, McVie und Colin<br />

Allen (dokumentiert im<br />

Film „Blues Alive", mit<br />

den Bühnengästen Albert<br />

King, Buddy Guy,<br />

Junior Wells und Etta<br />

James), ehe zwei Jahre<br />

später Trout und Mon<strong>to</strong>ya<br />

dazu stießen. „<strong>John</strong> ist<br />

© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11<br />

bis heute für mich eine Inspirationsquelle – er hat<br />

mir auch Mut gemacht, politische Texte zu schreiben<br />

– er hat schon 1970 Umwelt<strong>the</strong>men wie 'Nature's<br />

Disappearing' behandelt und war somit einer der ersten<br />

Öko-Blueser", wies Trout 2012 im Gespräch mit<br />

<strong>GoodTimes</strong> auf eine oft übersehene Seite in <strong>Mayall</strong>s<br />

Wirken hin.<br />

Der Altmeister war häufig Stammgast auf deutschen<br />

Bühnen – auch in Zeiten, als er und seine Bluesbreakers<br />

international nicht unbedingt angesagt waren.<br />

1988 <strong>to</strong>urte er auf Einladung von Peter Maffay mit<br />

ihm durch Deutschland. „Da war die Neugier auf eine<br />

solche Persönlichkeit; und da war das Vergnügen dabei<br />

festzustellen, dass Gemeinsamkeiten entstanden“,<br />

erinnerte sich Maffay später: „Ich stand ein paar Wochen<br />

neben ihm, habe ihn richtig gespürt. Von diesen<br />

Leuten nimmt man immer etwas<br />

mit – Energien, die sie verschenken,<br />

Vibes, die Art und Weise, wie<br />

sie mit Menschen umgehen; die<br />

Geschichte, die sie mit einbringen,<br />

ihre Vergangenheit – das<br />

sind Bereicherungen!" Und er<br />

schilderte, wie diese Zusammenarbeit<br />

entstand, was auch einiges<br />

über <strong>Mayall</strong> verrät. Maffay: „Ich<br />

fragte ihn, ob er mit uns auf Tour<br />

spielen wolle. Ja, aber nur bei<br />

'<br />

zwei Songs!' Am fünften Tag hat<br />

er gefragt, kann ich noch mehr<br />

'<br />

mit euch machen?' Am Ende hat<br />

er fast den ganzen Abend mit uns mitgespielt."<br />

Inzwischen sind die Bluesbreakers-Zeiten für <strong>Mayall</strong> seit fünf Jahren endgültig<br />

passé, spielt er nur noch unter eigenem Namen – und fördert weiter verheißungsvolle<br />

Talente. Doch die einstigen Nachwuchskünstler kommen, wenn<br />

„<strong>John</strong> der Große" auch nur mit dem Finger schnippt. Als er am 19.7.2003 seinen<br />

70. Geburtstag mit einem Benefiz-Konzert für Unicef in der Liverpooler Kings<br />

Dock Arena feierte, waren sie alle da: Eric Clap<strong>to</strong>n, Mick Taylor und sein alter<br />

Kumpel Chris Barber spielten mit ihrem Lehrmeister. Ähnliches war für den 80.<br />

Geburtstag nicht geplant, zumindest stand bei Redaktionsschluss noch nichts<br />

fest. Doch bei <strong>Mayall</strong> weiß man ja nie – vielleicht verbindet er 2014 eine Nachfeier<br />

in Konzertform mit einem guten Zweck.<br />

Irgendwie traf und trifft der Titel seines bislang letzten Studio-Albums,<br />

TOUGH, den Punkt: <strong>Mayall</strong> war trotz gelegentlicher wirtschaftlicher Probleme<br />

stets ein <strong>to</strong>ugher Bursche: Er profitierte von seinen Schützlingen wie sie von<br />

ihm. Er hat die Business-Seite der Musik auch nie aus den Augen verloren –<br />

aktuell verhandelt er mit Plattenfirmen wegen des nächsten Albums, nachdem<br />

der Deal mit Eagle ausgelaufen ist. Doch im Vordergrund stehen seit nun acht<br />

Jahrzehnten – seinen Babygesang mal mitgerechnet – Töne, die die Blueswelt<br />

bewegen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />

Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel<br />

Fo<strong>to</strong>: © Heinrich Klaffs Collection


<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong><br />

Er wird<br />

wohl " ewig<br />

© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />

Leo Lyons (Ten Years After)<br />

<strong>John</strong> war neben Alexis Korner, Cyril Davies und Chris Barber<br />

ein UK-Pionier des Blues. Ich kenne ihn und Angehörige<br />

seiner Familie seit 1966. TYA spielten oft mit ihm<br />

im UK und anderen Weltgegenden – Ende der 60er Jahre<br />

haben Ric Lee und ich ihn in Kalifornien sogar mal begleitet,<br />

als seine Band nicht auftauchte. Ich habe viele<br />

Bluesbreakers-Besetzungen erlebt – <strong>John</strong> hat der Welt<br />

viele großartige Gitarristen beschert: Eric Clap<strong>to</strong>n, Peter<br />

Green, Mick Taylor und Coco Mon<strong>to</strong>ya habe ich alle durch <strong>John</strong> erstmals<br />

erlebt. <strong>John</strong> ist einfach Bluesgeschichte! Er pflegt einen sehr traditionellen<br />

Stil. Als er zu unserem ersten TYA-Album befragt wurde, sagte er trocken: Ich<br />

vermute mal, sie werden schnell wachsen.<br />

© privat<br />

Steve Luka<strong>the</strong>r<br />

Es ist verdammt lange her, dass ich für sein 1979er Album<br />

BOTTOM LINE eine Session spielte – damals war ich<br />

gerade mal 21. Ich kann mich erinnern, dass alles sehr<br />

schnell über die Bühne ging und ich Rhythmusgitarre auf<br />

einigen Tracks spielte. Ich war ganz schön nervös, weil ich<br />

für den großen <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> arbeitete – es war jedenfalls<br />

eine große Ehre, dass ich einen ganz kleinen Teil zu dieser<br />

Platte beitragen und mit einer Legende aktiv sein durfte,<br />

die uns alle beeinflusst hat.<br />

© Rob Shanahan<br />

Jon Hiseman (Colosseum)<br />

<strong>John</strong> war stets ein netter Mann mit einer klaren Vorstellung.<br />

Ich habe meine Zeit bei ihm genossen – damals<br />

spielte ich ein ganz kleines Drumkit ohne jegliche Tom-<br />

Toms, weil seine Musik es so verlangte. Nachdem er die<br />

BARE WIRES-Besetzung aufgelöst hatte, improvisierten<br />

wir sehr viel, wozu er Blues-angelehnten Nonsens sang.<br />

Es war großartig! Nach meinem Abschied gründete ich<br />

Colosseum, und wir trafen uns immer wieder bei Festivals,<br />

haben dabei viel gelacht – zuletzt sah ich ihn vor fünf Jahren mit einer<br />

großartigen Band. Kaum zu glauben, dass er jetzt 80 ist – er wird wohl ewig<br />

leben!<br />

leben!"<br />

Tony Carey<br />

y y<br />

Von Philipp Roser<br />

<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> war bei Peter Maffays Tour 1988 dabei – ich<br />

produzierte damals viel in Peters Red Rooster Studios in<br />

Tutzing und wurde gebeten, im Studio auszuhelfen. Ich<br />

dachte, da käme eine kleine Bluestruppe und baute kleines<br />

Equipment auf – und dann erschienen die Bluesbreakers<br />

mit den Gitarristen Walter Trout und Coco Mon<strong>to</strong>ya. Walter<br />

lächelte über den kleinen Gitarrenverstärker und verlangte<br />

nach einer Marshall-Wand ... Die Bluesbreakers pus teten<br />

förmlich das Dach vom Haus! Was wir damals aufnahmen, landete auf dem<br />

Album CHICAGO LINE – und ich hatte die Ehre, ein bisschen mitspielen zu dürfen!<br />

Der Mann ist ein Genie, sein Wissen über die Bluesgeschichte legendär! 20<br />

Jahre später rief er mich auf Mallorca an, wo ich lebte, und fragte, ob ich nicht<br />

eine weitere Platte mit ihm machen wolle, „weil es damals so viel Spaß gemacht<br />

hat". Es klappte leider nicht, was aber an den Plattenfirmen lag – ich hätte<br />

sogar dafür bezahlt, es machen zu können! Auf Tour hatte er einen portablen<br />

Videoplayer dabei, und in seinem Zimmer stiegen nach den Shows oft Filmparties,<br />

zu denen alle eingeladen waren. Er bestand auch darauf, zu jeder Show<br />

ein Grillhähnchen zu bekommen. Das verpackte er oft fein säuberlich in Folie,<br />

schrieb das Datum drauf, um es irgendwann später zu essen – und er achtete<br />

penibel darauf, immer zuerst das mit dem ältesten Datum zu essen. Wenn ich an<br />

<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> denke, muss ich immer an drei Tage alte Hähnchen denken – das<br />

ist wahrer Blues!<br />

© Pressefo<strong>to</strong>, Frank Vigil © privat<br />

Rocky Athas<br />

<strong>John</strong> hatte mich erlebt, als ich in Dallas, Texas, als Opener<br />

für ihn spielte. Er hat sich später, als er mich in seine Band<br />

holte, sogar CDs besorgt, um sein Gedächtnis aufzufrischen.<br />

Er sagte, ich würde richtig gut in seinen Sound<br />

passen – klar, dass ich da ja sagte! Er hat mir nie vorgeschrieben,<br />

ich solle wie dieser oder jener Gitarrist spielen,<br />

sondern unterstützte mich dabei, meine eigene Note, meinen<br />

Stil einzubringen. Musikalisch haben wir bei ihm freie<br />

Hand, können unsere Ideen einbringen, er lässt uns nach unserem Empfinden<br />

spielen. Er ist ein absoluter Profi, es ist richtig angenehm, mit ihm zu arbeiten.<br />

Und mit ihm unterwegs zu sein, bedeutet viel Spaß – ich genieße es, mit ihm<br />

zu reisen und neben ihm auf der Bühne zu stehen.<br />

Coco Mon<strong>to</strong>ya (Bluesbreakers)<br />

Ich hatte nach meiner Zeit als Schlagzeuger bei Albert<br />

Collins dem Musikbusiness den Rücken gekehrt und ging<br />

einem normalen Job nach, als mich <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> beim<br />

Jammen mit Freunden im Central Club, dem heutigen<br />

Viper Room, in Los Angeles sah. Er rief mich an und bot<br />

mir einen Job als Gitarrist an, den ich gar nicht gesucht<br />

hatte! Klar, dass ich da nicht ablehnte. Ich hatte ihn schon<br />

ein paar Monate vorher kennen gelernt, als ich meinem<br />

Freund Keith Robertson geholfen hatte, <strong>Mayall</strong> ein Klavier ins Haus zu liefern.<br />

Es war eine wunderbare Zeit bei <strong>John</strong>, ich habe die Welt gesehen, war zum<br />

Beispiel häufig in Deutschland. Doch dann veränderte sich seine Musik. Nicht<br />

unbedingt nach meinem Geschmack. Er legte mir auch keine Steine in den<br />

Weg, als ich gehen und mein eigenes Ding machen wollte.<br />

Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Discographie<br />

<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong><br />

Singles:<br />

1964 Mr. James / Crawling Up A Hill UK: Decca F.11900<br />

1965 Crocodile Walk / Blues City Shakedown UK: Decca F.12120<br />

1965 I'm Your Witchdoc<strong>to</strong>r / Telephone Blues UK: Immediate IM 012<br />

1966 Lonely Years / Bernard Jenkins UK: Purdah 45 3502<br />

1966 Key To Love / Parchman Farm UK: Decca F.12490<br />

1966 Looking Back / So Many Roads UK: Decca F.12506<br />

1967 Bluesbreakers With Paul Butterfield (EP) UK: Decca DFE R 8673<br />

1967 Sitting In The Rain / Out Of Reach UK: Decca F.12545<br />

1968 Jenny / Picture On The Wall UK: Decca F.12732<br />

1968 2401 / The Bear Decca DL 25 357<br />

1969 Crocodile Walk / When I'm Gone Decca DL 25 386<br />

1969 Don't Waste My Time / Don't Pick A Flower Polydor 59 351<br />

1970 Room To Move / Saw Mill Gulch Road Polydor 59 382<br />

1970 Thinking Of My Woman / Plan Your Revolution Polydor 2066 021<br />

1970 Took The Car / My Pretty Girl Polydor 2066 058<br />

1971 Dream With Me / Mr. Censor Man Polydor 2066 108<br />

1972 Prisons On The Road / Marriage Madness Polydor 2066 118<br />

1974 Gasoline Blues / Brand New Band Polydor 2066 469<br />

1990 Sensitive Kind / Sugarcane Island 113 370<br />

1990 Congo Square / Sugarcane Island 113 726<br />

1993 Ain't No Brakeman / Spinning Coin / Silver<strong>to</strong>ne 74321 26032 2<br />

When The Devil Starts Crying<br />

Alben:<br />

Von Frank Küster<br />

1965 <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> plays <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> – Live at Klooks Kleek! UK: Decca LK 4680<br />

1967 A Hard Road Decca SLK 16 490-P<br />

1967 Crusade Decca SLK 16 499-P<br />

1967 The Blues Alone Decca SLK 16 541-P<br />

1968 The Diary Of A Band – Vol. 1 Decca SLK 16 543-P<br />

1968 The Diary Of A Band – Vol. 2 Decca SLK 16 544-P<br />

1967 Bluesbreakers Decca SLK 16 547-P<br />

1968 Bare Wires Decca SLK 16 558-P<br />

1968 Blues From Laurel Canyon Decca SLK 16 573-P<br />

1968 So Many Roads Decca SLK 16 590-P<br />

1969 Live Decca SLK 16 615-P<br />

1969 The Turning Point Polydor 184 308<br />

1969 Looking Back (2 LP) Decca DS 3104-1/-2<br />

1970 USA Union Polydor 2425 020<br />

1970 Empty Rooms Polydor 2425 051<br />

1970 The World Of <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> Decca PD 12 012<br />

1970 The World Of <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> Vol. 2 Decca ND 645<br />

1971 Memories Polydor 2425 085<br />

1971 Back To The Roots (2 LP) Polydor 2675 011<br />

1971 Something New Karussell 2499 011<br />

1971 Highlights (2 LP) Karussell 2674 013<br />

1971 Pop His<strong>to</strong>ry Vol. 14 (2 LP) Polydor 2675 017<br />

1972 Jazz Blues Fusion Polydor 2391 032<br />

1972 Moving On Polydor 2459 325<br />

1973 Starportrait (2 LP) Polydor 2675 019<br />

1973 Ten Years Are Gone (2 LP) Polydor 2669 012<br />

1974 The Beginning – Vol. 13 Decca 6.21 668<br />

1974 The Latest Edition Polydor 2391 141<br />

1975 New Year, New Band, New Company ABC 88 834 XOT<br />

1975 Notice To Appear ABC 89 676 XOT<br />

1976 A Banquet In Blues ABC 27 905 XOT<br />

1977 Lots Of People (Live) ABC 28 608 XOT<br />

1977 A Hard Core Package ABC 25 237 XOT<br />

1978 The Last Of The British Blues ABC 26 377 XOT<br />

1978 The S<strong>to</strong>ry Of <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> (2 LP) Polydor 2664 382<br />

1978 Blues Giant (2 LP) Nova 6.28 117<br />

1979 Profile Decca 6.24 010<br />

1979 Bot<strong>to</strong>m Line DJM 0064.216<br />

1979 No More Interviews DJM 0064.222<br />

1980 Road Show Blues DJM 0064.231<br />

1980 Legends Of Rock (2 LP) Decca 6.28 502<br />

1981 Bluesbreakers (12 LP-Box Set) Teldec HZ 6.30122<br />

1982 Die weisse Serie Decca 6.25 233<br />

1985 Behind The Iron Curtain (Live) Crescendo Rec. GNPS 2184<br />

1988 Chicago Line Entente 572 700 82 M<br />

1988 Blues Collection 10 Amiga 856 376<br />

1990 A Sense Of Place Island 260 637<br />

1993 Wake Up Call Silver<strong>to</strong>ne ORE LP 527<br />

1994 The 1982 Reunion Concert Reper<strong>to</strong>ire 4393-WY<br />

1995 Spinning Coin Silver<strong>to</strong>ne 124 141 541-2<br />

1999 Padlock On The Blues Eagle EACD 077<br />

2002 S<strong>to</strong>ries Eagle EACD 223<br />

2003 70th Birthday Concert (Live) (2 CD) Eagle EDGCD 246<br />

2007 In The Palace Of The King Eagle EAGCD 345<br />

2009 Tough Eagle EAGCD 405<br />

2011 Howlin' At The Moon Secret SECCD 029<br />

Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Willi Kuper


Keith Richards<br />

(70)<br />

Whiskey, Women, Songs<br />

- ein Leben auf des<br />

Messers Schneide<br />

Er hat einige der signifikantesten Riffs der Rockgeschichte geschaffen<br />

und mit "<br />

Life" eine der offenherzigsten (Au<strong>to</strong>-)Biografien<br />

der Branche verfasst (oder schreiben lassen). Keith Richards ist<br />

zugleich – neben Motörheads Lemmy – einer der au<strong>the</strong>ntischsten<br />

Rocker der Musikgeschichte. Während sein Dauerpartner Mick Jagger,<br />

zu dem er eine Hassliebe pflegt, immer mehr auch zum eiskalt<br />

kalkulierenden Geschäftsmann mutierte, stets der Showman der<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes war, stand der am 18. Dezember 1943 im englischen<br />

Dartford geborene Richards immer für den inneren Anker der Band.<br />

Und er ist (Ausnahme: Ronnie Wood) der Vorletzte der Combo, der<br />

ins 71. Lebensjahr vorrückt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

seine Gesichtsfurchen sind ebenso sein Markenzeichen wie seine s<strong>to</strong>ische<br />

Gelassenheit auf und neben der Bühne. Und er genoss/genießt mindestens<br />

genauso viel, wenn<br />

auch eine andere Art von Respekt<br />

wie sein kongenialer Partner bei der<br />

Dauerbrennerband. Oder wie es ein<br />

bekennender, populärer S<strong>to</strong>nes-Fan<br />

formuliert: „Keith Richards ist eigentlich<br />

mein Held, er ist Mr. Rock'n'Roll."<br />

Dies sagt Wolfgang Niedecken, der<br />

sein erstes Konzert am 30. März 1967<br />

besuchte – die Rolling S<strong>to</strong>nes in Köln.<br />

Und für ihn ging ein Traum in Erfüllung,<br />

als er später (mit mehr Erfolg<br />

beim Publikum als Peter Maffay) für<br />

seine Idole anheizen durfte.<br />

Die Geschichte des Einzelkindes<br />

Keith, das im Knabenchor vor Königin<br />

Elizabeth II. Händels Ora<strong>to</strong>rium „Der Messias" aufführte und später das Sidcup<br />

Art College in London besuchte, ist auch in <strong>GoodTimes</strong> häufig erzählt worden.<br />

Darum werden hier der Jubilar und sein Lebensweg seit der ersten Begegnung mit<br />

Jagger – und dem ersten Auftritt der beiden am 12.7.1962 im Londoner Marquee<br />

Club – schlaglichtartig beleuchtet.<br />

Schon früh zeigte sich Richards als großer Frauenversteher, auch wenn seine Kollegen<br />

Jagger, Brian Jones und Bill Wyman auf diesem Terrain sehr viel aktiver waren.<br />

Marianne Faithfull und Anita Pallenberg waren die bekanntesten Gespielinnen,<br />

dazu diverse Groupies – doch seit der Heirat mit Patti Hansen 1983 und der Geburt<br />

der beiden Töchter wurde es an der Schlagzeilenfront deutlich ruhiger. Für Rauschen<br />

im Blätterwald sorgte „Keef" lange Jahre auch durch seinen Drogen- und<br />

Alkoholmissbrauch. Seit vielen Jahren ist er auf eine ganz spezielle Whiskeysorte<br />

fixiert: Als er im Herbst 1988 in München sein erstes Solo-Album TALK IS CHEAP<br />

in den <strong>Music</strong>land Studios vorstellte, musste ein Mitarbeiter seiner Plattenfirma<br />

Virgin zum Flughafen fahren – denn nur dort war die Marke Rebel Yell erhältlich.<br />

Als Glimmer Twins wurden Jagger/Richards berühmt(-berüchtigt) – heute werden<br />

sie eher und öfter als altes Ehepaar bezeichnet. Sie kamen zeitweise nicht miteinander<br />

klar, aber ohne einander ging es auch nicht, also rauften sie sich auch in<br />

den 80er Jahren doch immer wieder zusammen. Auch weil Richards schon immer<br />

Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de, 1965<br />

ein (zumindest insgeheim) auf Harmonie und Geborgenheit bedachter Mensch<br />

war. Darum blieb sein Solo-Output relativ begrenzt, er enthält viele Liveplatten. Er<br />

setzte dabei meist auf mehr oder weniger feste Bands, etwas die New Barbarians<br />

in den 70er Jahren oder später die X-Pensive Winos. Viel lieber besuchte er selbst<br />

Kollegen im Studio oder auf der Bühne: Ron Wood, Tom Waits, Aretha Franklin,<br />

<strong>John</strong> Phillips, Sheryl Crow, Peter Wolf, Ivan Neville, Peter Tosh, Black Uhuru und<br />

Nona Hendryx sind nur einige Namen auf einer endlosen Liste. Und für sein großes<br />

Idol Chuck Berry und dessen 60. Geburtstag produzierte er 1986 sogar<br />

den Film „Hail! Hail! Rock'n'Roll". Generell schaute er immer wieder<br />

gern über den eigenen Tellerrand hinaus und tauchte zum Beispiel in<br />

Filmstudios auf: Am bekanntesten sind seine Gastspiele in „Pirates Of<br />

The Caribbean" 2007 und 2011 an der Seite seines Kumpels <strong>John</strong>ny<br />

Depp. Aber auch bei den „Simpsons" (Staffel 14; 2002) gab er ein Gastspiel,<br />

wie auch schon 1969 in Volker Schlöndorffs Literaturverfilmung<br />

„Michael Kohlhaas – Der Rebell". Und der eher krächzende Gelegenheitssänger<br />

Keith Richards malt hin und wieder auch – bekannter sind<br />

allerdings die Porträts, die <strong>John</strong>ny Depp (in Öl), der Illustra<strong>to</strong>r Sebastian<br />

Krüger und auch Ole Ohlendorff von ihm angefertigt haben.<br />

Kurz vor Richards' rundem Geburtstag steuerte Ex-Konkurrent und<br />

Kollege Paul McCartney als verbales<br />

Vorabgeschenk eine Anekdote bei, die<br />

seit vielen Jahren in der Szene kursiert.<br />

Auf der Karibikinsel Parrot Pay waren<br />

sich der S<strong>to</strong>ne und der Ex-Beatle im<br />

Urlaub begegnet. Aus Jux hätten sie<br />

zusammen „ein kleines Lied, ein Kinderlied"<br />

geschrieben. Von einer Veröffentlichung<br />

hätten sie dann aber doch<br />

lieber Abstand genommen, verriet Mc-<br />

Cartney jüngst der „Welt am Sonntag".<br />

Um Keith Richards werden sich auch<br />

weiterhin immer neue Legenden ranken.<br />

Er ist lebende Beweis dafür, dass<br />

ein Leben auf des Messers Schneide<br />

durchaus länger dauern kann und nicht<br />

zwangsläufig früh enden muss. „Living<br />

on <strong>the</strong> edge" – bei Keith Richards hat's<br />

bislang funktioniert, anders als beim<br />

früh vers<strong>to</strong>rbenen Kollegen Brian Jones. Und so rollt der Gitarrist mit seiner Truppe<br />

weiter durch die Welt. 2014 wird er mit ihr weitere Shows zum 50-jährigen<br />

Bandjubiläum absolvieren.<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © P. Roser, 1988<br />

Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Kollegenstimmen<br />

Der Meister vor<br />

dem Schopfer ...<br />

Keith Richards, Charlie Watts und ich kamen aus Arbeiterklasse-Familien, während<br />

Mick Jagger und Brian Jones aus recht begüterten Familien<br />

der gehobenen Klasse stammten. Sie hatten alles,<br />

was sie wollten, während wir ums Überleben kämpften.<br />

Die Mischung passte damals in der Anfangszeit, wohl<br />

auch weitestgehend heute noch – sonst gäbe es die<br />

Band nicht mehr. Und wir hatten alle unterschiedliche<br />

musikalische Vorstellungen – die gemeinsame Basis waren<br />

der Blues und R&B. Keith entdeckte dann später den<br />

Reggae für sich und brachte ihn bei uns ein.<br />

Bill Wyman (Ex-Bassist der Rolling S<strong>to</strong>nes)<br />

Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de, 1965<br />

Er ist das Herz und die Seele des Rock'n'Roll – und<br />

er ist natürlich der unbestrittene „Riffmeister of all<br />

times”! Es ist ein wahres Privileg und eine unglaubliche<br />

Freude, mit ihm zu arbeiten. Außerdem ist er<br />

einer coolsten Typen überhaupt, die ich je kennen gelernt<br />

habe – und eine wunderbare Seele!<br />

Chuck Leavell (seit über 30 Jahren<br />

Keyboarder der Rolling S<strong>to</strong>nes)<br />

Keith Richards hat mir beigebracht, dass Reduktion auch eine Kunst ist. Das beste<br />

Beispiel ist "Honky Tonk Women" – dafür, wie man mit einem Akkord viel Wirkung<br />

erzielen kann. In dieser Hinsicht ist der Mann echt ein Meister! Er war ja nie ein<br />

virtuoser Gitarrist, sondern hat sich immer auf das Wesentliche beschränkt, damit<br />

aber der Rockmusik einen ganz wichtigen Bestandteil mitgegeben ... Als wir mit<br />

Bap das erste Mal vor den S<strong>to</strong>nes gespielt haben,<br />

durfte ich beim Auftritt der S<strong>to</strong>nes auf die Bühne,<br />

stand beim Moni<strong>to</strong>rmixer. Da sah ich, wie<br />

Keith Richards mit Ron Wood aus der Garderobe<br />

kam und unter die Bühne gerannt ist. Die beiden<br />

hatten anscheinend zu tief ins Glas geschaut.<br />

Da war zwar alles von viel Security abgesperrt,<br />

aber die haben tatsächlich die Treppe zur Bühne<br />

nicht gefunden<br />

– das<br />

war schon ein<br />

Erlebnis! Eine<br />

Möglichkeit,<br />

Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />

denen mal<br />

„Guten Tag" zu sagen, hatten wir nicht. Sie waren<br />

<strong>to</strong>tal abgeschottet, da kam überhaupt kein<br />

Kontakt zustande ... Bei den S<strong>to</strong>nes ist es immer<br />

so, dass sie sehr tagesformabhängig sind.<br />

Da kann man Glück haben, aber auch Pech<br />

– manchmal spielen sie wirklich gut, manchmal spielen sie schlecht. Wobei ich<br />

denke, in letzter Zeit wird's doch irgendwie immer schlechter. Was ich von ihnen<br />

in letzter Zeit im Internet gesehen habe – also besser werden die nicht ...<br />

Klaus Heuser (früherer Bap-Gitarrist,<br />

trat mit der Band 1982 vor den Rolling S<strong>to</strong>nes auf)<br />

Ich habe Keith einmal per Telefon für mein Buch über Nicky Hopkins interviewt.<br />

Ich fragte ihn, ob Nickys Krankheit irgendwann dazu führte, dass er zu spät<br />

kam oder nicht arbeiten konnte. Keith antwortete: „Ja, darum haben wir ihn<br />

nie auf Tour mitgenommen." Dabei spielte Nicky 1971, 1972 und 1973 drei der<br />

renommiertesten S<strong>to</strong>nes-Tourneen überhaupt! Ich fand es irgendwie süß, dass<br />

Keith so überzeugt davon sprach. Zwei Minuten später fragte ich ihn nach einem<br />

Konzert in Perth, Australien; das war am Tag, als Nicky Geburtstag hatte, und er<br />

erinnerte sich sofort und sagte: „Das war, als das Publikum 'Happy Birthday' gesungen<br />

hat." Als ob wir vorher dieses „Live-Thema" gar nicht angesprochen hät-<br />

ten! Darum bin ich ziemlich überzeugt, dass<br />

für seine „Au<strong>to</strong>biografie" nicht sehr viel von<br />

ihm selbst kam. Vince Gill hat mir das weltbeste<br />

Keith-Zitat aller Zeiten erzählt. Vince war<br />

in Nashville dabei, als Keith bei George Jones<br />

gastierte und mit Marty Stuart über Religion<br />

plauderte. Vince hat persönlich mitgehört, als<br />

Keith sagte: „Marty, wenn ich mal vor meinem<br />

Schöpfer landen werde, ist für mich wohl ein<br />

richtiges Arschvoll fällig!"<br />

Julian Dawson (Musiker und<br />

Nicky-Hopkins-Biograf)<br />

Das beste Rezept für mich gegen Trübsinn:<br />

Meine Gitarre wird umgestimmt auf Keith-<br />

Richard-Tuning, die tiefe E-Saite fliegt in den<br />

Müll, und ich schrammle einfach drauflos. Sehr<br />

archaisch, eine gute Medizin, und irgendwas<br />

Gutklingendes kommt dabei immer raus. Es gibt<br />

viele Gitarristen, wenige Meister und manche,<br />

die spielen einfach nur geil. Keith Richard ist<br />

ein Soul-Man, ein <strong>to</strong>ller Musiker und ein GEI-<br />

LER Gitarrist. Luv ya, Keef und danke für viele<br />

inspirierte Feier-Nächte<br />

...<br />

Keith ist uns<br />

mal über den<br />

Weg gelaufen, als wir mit Peter Maffay für die<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes eröffneten. Aber Treffen gab's<br />

nicht – <strong>to</strong>o much security! Wer sich unsere Konzerte<br />

immer angehört hat, war Bill Wyman – der<br />

stand drauf!<br />

Frank Diez (deutscher Gitarrist,<br />

spielte mit Peter Maffay 1982<br />

im Vorprogramm der S<strong>to</strong>nes)<br />

Keith Richards hat sehr selten getextet.<br />

Von ihm weiß man, dass er die wichtigen<br />

Gitarrenriffs geliefert hat, und andere haben<br />

getextet. Ich kann mir vorstellen, dass<br />

trotzdem das meiste, was in diesem Team<br />

Jagger/Richards an Musik entstanden ist,<br />

auch für ihn gültig war – weil die Gedanken<br />

oder die Empfindungen, die transportiert<br />

werden sollten, auch seine waren<br />

und sind.<br />

Peter Maffay<br />

Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 17


Schwarz und<br />

ohne Zucker<br />

Sie gehören noch immer zu den<br />

musikalisch besten und beliebtesten<br />

UK-Bands der Sixties. In ihren<br />

Reihen stand ein Weltstar in spe,<br />

Steve Winwood. Vier ihrer Hits<br />

zählen zu den R&B-Evergreens<br />

des Jahrzehnts. Die drei englischen<br />

Original-LPs der Erstbesetzung<br />

strotzen vor Qualität. Und dennoch:<br />

Keine Formation auf populärer<br />

Augenhöhe wurde bis in die<br />

Gegenwart so schlecht auf CD<br />

präsentiert wie die Spencer Davis<br />

Group.<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Stev<br />

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.),<br />

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ff Winwoodod<br />

und Pe<br />

te Yor<br />

k<br />

Jahrelang gab's erst mal gar nichts. Dann folgte<br />

von Zwölf bis Mittag ausgewürfelte Kopplungsgrütze,<br />

es hagelte Mischmasch-Lawinen aus Originalen<br />

und Remakes sowie obskure Ausgaben mit<br />

verwirrenden „Informationen" und/oder vermengtem<br />

Personal. Als dann vor 18 (!) Jahren endlich die zunächst<br />

gelungen anmutende Doppel-CD EIGHT GIGS<br />

A WEEK auf den Markt kam, fehlten darauf der<br />

deutschsprachige Track und<br />

(zuvor offiziell erschienene!)<br />

interessante Alternativversionen<br />

– wieder ein verschmissener Anlauf.<br />

Ob es – außer von "I'm A<br />

Man" – überhaupt jemals True-<br />

Stereo-Fassungen bzw. -Bänder<br />

gegeben hat, danach mag<br />

man gar nicht erst bohren. Erst<br />

2007 ließen die Japaner die drei<br />

Mono-Originalalben mit wünschenswerten<br />

Extras los. Diese<br />

Leckerlis in Pappe sind längst<br />

Konzertplakat 1965<br />

vergriffen, kamen nie ins Angebot<br />

der zuständigen Euro-Labelfilialen – für den<br />

Dreier sind inzwischen Gaga-Preise fällig. Und aktuell<br />

ist wieder nur ideenarmer Kopplungsklump zu haben.<br />

Was, verdammt, hat diese Spitzenband verbrochen?<br />

Sie wird mit VÖ-Magerquark bestraft, während irgendwelche<br />

Karbunkel-Combos sich im Deluxe-Segment<br />

suhlen dürfen.<br />

Es war im Sommer 1962, als der walisische Folk-<br />

Blues-Schrammler Spencer Davis (*1939) aus<br />

Swansea etliche Club- und<br />

Straßenauftritte in Birmingham<br />

absolvierte; Jobs,<br />

mit denen er Pennies zum<br />

Sprachenstudium vor Ort<br />

hinzuverdiente, das ihn u.a.<br />

schon nach Berlin geführt<br />

hatte. Im Golden-Eagle-Pub<br />

wurde damals auch gejazzt,<br />

Davis selbst hatte u.a. in<br />

der Uni-Combo The Excelsior<br />

Jazz Band am Mikro<br />

gestanden. Er horchte auf,<br />

65 – Stars<br />

ohne Ende<br />

als die lokale Muff Woody<br />

Band loslegte – mit dem Gitarristen Mervyn „Muff"<br />

Winwood (*1943) und dessen gerade mal 14-jährigem<br />

Bruder Steve. Der servierte – Trad-Jazz hin, Dixie her<br />

– am Piano Gefühlsechtes auf die Tasten, dass es nur<br />

so blueste. Und als der Kehle des Buben auch noch<br />

Pechschwarzes ohne Zucker in Serie entwich, vibrierten<br />

bei Davis sämtliche Antennen. Er alarmierte den<br />

Drummer der Excelsiors, Pete York (*1942 in Middlesborough),<br />

und mit den Winwood-Brüdern wurde das<br />

Spencer Davis Rhythm & Blues Quartet installiert;<br />

nunmehr mit Muff am Bass, „Little Stevie" konnte<br />

auch E-Gitarre.<br />

Unter dem – leicht sperrigen – Namen bestritt die<br />

Band Auftritt um Auftritt; einer davon ist mit<br />

zwei Nummern als schepperndes Dokument für die<br />

Nachwelt konserviert, der beim First R&B Festival<br />

vom 28.2.1964 in der Birmingham Town Hall (CD:<br />

Reper<strong>to</strong>ire RR 4090; Track 3 sind allerdings nicht<br />

Davis & Co., sondern die Roadrunners). Dass es seit<br />

1963 landesweit „beatete", scherte die Vier nicht, sie<br />

intensivierten ihr Programm aus Songfunden von<br />

obskuren US-Platten sogar noch. Durchreisenden<br />

US-Bluesvätern wie Jimmy Wi<strong>the</strong>rspoon, Memphis<br />

Slim, Champion Jack Dupree und anderen stellten<br />

sie ihr Können als potente Begleitband zur Verfü-<br />

Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

gung. Was fehlte, war eine professionelle Schiene,<br />

auf der sie zielführender in Richtung Olymp aufwärts<br />

rollen konnten.<br />

Der Zufall half, als Chris Blackwell am 1. Juni 1964<br />

in den West Midlands auftauchte. Er hatte, damals<br />

gerade mal 22, schon 1959 auf Jamaika sein Plattenlabel<br />

Island Records gegründet – mit angegliederter<br />

Produktionsfirma B.P.R. (Blackwell, Chris Peers, Harry<br />

Robinson). Jetzt begleitete der umtriebige Jungunternehmer<br />

seine Künstlerin Millie zu einem Auftritt nach<br />

Birmingham, wo sie verzückt ihren<br />

karibischen Ska-Hit "My Boy Lollipop"<br />

quiekte. Nach der Show kam es<br />

im Golden Eagle zur Begegnung des<br />

Machers mit Davis & Co., die Ampeln<br />

standen danach auf Grün: Management-<br />

und Plattenvertrag (Fontana;<br />

Decca hatte abgelehnt).<br />

Hansdampf Blackwell schob<br />

mächtig an: Namensverkürzung<br />

in Spencer Davis Group,<br />

Live-Marathons, und in knapp<br />

elf Monaten erschienen gleich<br />

vier Singles; von B.P.R. zwar<br />

eher konservativ-bieder produziert, rt doch die<br />

drei 45er<br />

nach dem etwas mutlosen „Dimples"-Debüt ("I Can't<br />

Stand It", "Every Little Bit Hurts", "Strong Love")<br />

schoben sich immerhin in die UK-Top 50 – ein gelungener<br />

Start, aber für Blackwell<br />

nicht genug. Er erinnerte sich an<br />

einen Sänger aus Jamaika, der<br />

gute Songs komponierte, Jackie<br />

Edwards (1938–1992). Von dessen<br />

Island-LPs COME HOME (1965)<br />

und BY DEMAND (1966) fischte<br />

der Antreiber die Titel "Keep On<br />

Jackie Edwards Running" bzw. "Somebody Help<br />

Me" und verpasste ihnen in Kooperation mit der Band<br />

bläserfreie Powerarrangements mit Wuchtbass und<br />

Sägegitarren: Doppeltreffer innerhalb von nur vier<br />

Monaten, zweimal Platz 1 im UK, es war geschafft!<br />

Das Vinyl-Trommelfeuer nach<br />

Blackwell-Art nahm damit kein<br />

Ende. Es folgten bis zum Sommer<br />

1966 drei EPs sowie die Longplayer<br />

THEIR FIRST LP (UK #6) und<br />

THE SECOND ALBUM (UK #3);<br />

und um das Dickicht noch dichter<br />

zu machen, gestattete der<br />

Lenkungsmeis ter außerdem die<br />

Misch-LPs SITTIN' AND THINKIN' und – für<br />

den deutschen, an der SDG äußerst interessierten<br />

Markt – BEAT WITH SOUL (D #10);<br />

sie boten außer veränderten Hüllen jedoch<br />

nichts wirklich Neues. Auffällig aber schon<br />

hier: Keine dieser EPs und LPs erschien in<br />

den USA, die beiden Nr.-1-Single-Hits quälten<br />

sich dort auf Platz 76 bzw. – mit einjähriger<br />

Verspätung! – auf Rang 47. Erst viel, viel später<br />

dämmerte es vor allem Davis und York, was dahintergesteckt<br />

haben könnte.<br />

Sie waren auch nicht stutzig geworden,<br />

sondern sahen es (nachvollziehbar)<br />

als Weiterentwicklung für<br />

die Band, als sich ein neuer Mann<br />

um die Produktion kümmern sollte.<br />

Blackwell hatte einen Jimmy Miller<br />

aus Brooklyn geholt, nachdem "When<br />

I Come Home" als Single Nr. 7 „nur"<br />

auf Chartposition 12 gelandet war.<br />

Der gelernte Drummer Miller kooperierte<br />

mit Steve Winwood als Komponist<br />

und saß bei den beiden nächsten<br />

Erfolgssingles "Gimme Some Lovin'"<br />

(#2) und "I'm A Man" (#9) an den<br />

Reglern. Nicht nur das: Miller hatte<br />

freie Hand, beide Titel (neben<br />

anderen aus dem SDG-Reper<strong>to</strong>ire)<br />

außerdem für den US-Markt<br />

zu verändern: mehr Druck,<br />

zusätzliche Chorstimmen<br />

und – mehr Winwood an der<br />

Orgel. Zuvor war noch das dritte Album erschienen,<br />

AUTUMN '66 (UK #4), das die <strong>to</strong>pnotierte<br />

Hitflut komplettierte,<br />

jedoch erneut für die USA außen<br />

vor blieb. Und die Konzentration auf<br />

das Blackwell/Miller/Steve-Winwood-<br />

Triumvirat geriet immer offensichtlicher<br />

...<br />

Die SDG war inzwischen längst zu<br />

einer der gefragtesten und qualitativ ti<br />

überzeugendsten<br />

Briten-Bands gereift: mit Davis und Muff<br />

Winwood als guten, wenngleich eher unspektakulären<br />

Playern, einem<br />

superben Schlagzeuger<br />

und natürlich<br />

„Little Stevie" (noch<br />

immer keine 20)<br />

mit kehlig-souligem<br />

Topgesang, ideenreichem<br />

Hammondspiel<br />

sowie, wenn<br />

dann und wann mal<br />

erforderlich, ebenso<br />

überzeugender<br />

Leadgitarrenarbeit.<br />

Und ihm blieb 1966<br />

noch Zeit für ei-<br />

© Philips/Bildarchiv<br />

Hallhuber<br />

nige Nebenjobs:<br />

So spielte er als „Stevie D'Angelo" l" – u.a. mit<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n, Jack Bruce und Paul Jones – drei<br />

Songs als Powerhouse fürs Elektra-Label ein; er<br />

co-produzierte die seltene Decca-Single "Elbow<br />

Baby"/"Need You" für die Band The Habits (und<br />

sang dabei im Rückraum); er nahm das Instrumental<br />

"Long Night" für die LP-Compilation<br />

RAW BLUES auf, Interpreten: <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> &<br />

„Steve Anglo", mit dabei <strong>John</strong> Mc-<br />

Vie (b) und Aynsley Dunbar (dr). Im<br />

September 1965 hatte Winwood<br />

schon Alex Harvey am Piano unterstützt,<br />

bestens hörbar auf der raren<br />

Fontana-45er "Agent 00<br />

Soul". [Dass ihm über<br />

Jahrzehnte auch die Mitgliedschaft<br />

bei The Anglos<br />

(Single: "Incense") angedichtet wurde,<br />

war mittlerweile erwiesener Unsinn: Diese<br />

Band kam aus Norfolk, Virginia,<br />

ihr Sänger hieß Joe Webster (s.<br />

komplette S<strong>to</strong>ry in <strong>GoodTimes</strong> 6/2009)].<br />

Steve & Co., ein überall gern gesehener, allürenfreier<br />

Vierer, räumten in ganz Europa<br />

kapital ab. Clubauftritte ohne Ende, Radiosessions,<br />

dazu u.a. Touren mit den Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes und The Who, Magazin-Titelgeschichten,<br />

sie wirkten im Musikfilm „The Ghost Goes<br />

Gear" mit, ihr Vinyl verkaufte sich prima. In<br />

Deutschland wurde die kuriose Single "Det<br />

war in Schöneberg/Mädel ruck, ruck, ruck"<br />

eingespielt und gleich mit zwei verschiedenen<br />

Covers veröffentlicht; die SDG gastierte hier im<br />

Star-Club, sie war im „Beat-Club" (Folge 6) zu<br />

sehen, spielte vier Titel live in „Beat! Beat! Beat!"<br />

(1.7.) – all das 1966. Und trotz allem (oder gerade<br />

darum?): USA, das blieb ein Fremdwort mit drei<br />

Buchstaben. Dahinter, so wurde später durchaus<br />

nachvollziehbar vermutet, steckte geschäftliches<br />

Langzeitkalkül von Chris Blackwell.<br />

D er bittere Knall erfolgte 1967, er traf die gutgläubigen<br />

Davis und York so überraschend wie<br />

massiv: Es wurde nun offiziell bestätigt, dass<br />

die Winwood-Brüder die SDG bereits verlassen<br />

hatten. Muff heuerte als A&R-Mann bei,<br />

genau, Blackwells Island Records an; Steve<br />

unterschrieb ebendort, der Chef zimmerte<br />

ihm die neue Band (Traffic), deren Platten<br />

–<br />

natürlich von Jimmy Miller betreut – wie<br />

selbstverständlich auch in Amerika erschienen,<br />

wohin es sehr bald auf Tournee ging; und wo<br />

– die SDG war bereits klinisch <strong>to</strong>t – 1967 urplötzlich<br />

auch die US-Alben GIMME SOME LOVIN' und I'M A<br />

MAN auf den Markt<br />

und in die Charts kamen<br />

...<br />

Die Karte mit dem<br />

„A" war für Davis/<br />

York gezogen worden.<br />

Sie wollten das<br />

Beste daraus machen,<br />

spielten mit<br />

den Neuen Eddie<br />

Hardin (org, voc) und<br />

Phil Sawyer (g) ohne<br />

Verzögerung einfach<br />

weiter. Doch das<br />

ist eine andere Geschichte<br />

h um eine andere Combo und – zeitbedingt<br />

– um eine etwas andere Musik.<br />

Flair und Magie der R&B-Jahre 1962 bis 1966/67<br />

waren für immer dahin. Neben den Hits sind diverse<br />

Bandsongs aus der Sixties-His<strong>to</strong>rie nicht mehr<br />

wegzudenken: au<strong>the</strong>ntische Interpretationen von<br />

"When A Man Loves A Woman", "Georgia On My<br />

Mind", "I'll Drown In My Own Tears", "Toge<strong>the</strong>r Till<br />

The End Of Time" und "Nobody Knows You When<br />

You're Down And Out"; ebenso wie die intensiven,<br />

lässig swingenden Instrumentals "Waltz For Lumumba/Caroline",<br />

"On The Green Light" und "Blues<br />

In<br />

F" und die Trilogie "Stevie's Groove",<br />

"Stevie's Blues", "Goodbye, Stevie".<br />

Die SDG ist eine der ganz wenigen Erfolgsbands<br />

der UK-Frühsechziger, die<br />

noch heute in Originalbesetzung auftreten<br />

könnte; Steve Winwood, Davis und York<br />

sind weiterhin aktiv, Muff Winwood hat<br />

sich Ende März 2004 aus dem Business verabschiedet.<br />

Aber vielleicht sollte man sich solche – im doppelten<br />

Wortsinn – Vorstellungen lieber verkneifen.<br />

Und doch noch auf eine CD-Gesamtausgabe der<br />

„Winwood-Jahre" hoffen, die diese Bezeichnung<br />

verdient.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19


Abschied<br />

ohne Ende<br />

Ende 2012 war die "<br />

Farewell Tour" des deutschen Rock-<br />

Aushängeschilds Scorpions vorbei – doch schon während<br />

dieser über zweijährigen Abschiedsreise zeichnete sich ab,<br />

dass es bei den Hannoveranern weitergehen würde. Aktuell<br />

mit MTV UNPLUGGED – LIVE IN ATHENS, das knapp drei<br />

Monate nach den Auftritten in der griechischen Hauptstadt<br />

vorliegt. Ehe die drei Bandleader Klaus Meine (voc), Rudolf<br />

Schenker und Matthias Jabs (beide g) zu weiteren Auftritten<br />

nach Osteuropa aufbrachen, brachten sie <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Mitarbeiter Philipp Roser auf den neuesten Stand.<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Torsten Hilse<br />

Rudolf, 1999 hast du im <strong>GoodTimes</strong>-Interview<br />

gesagt, dass ihr ständig auf der Suche<br />

nach neuen Herausforderungen und Inspirationsquellen<br />

seid. Jetzt überrascht ihr mit<br />

einer nicht ganz neuen Form – welche Intention<br />

steckt hinter MTV UNPLUGGED?<br />

Rudolf Schenker: Das Angebot, eine „MTV<br />

Unplugged"-Show einzuspielen, hat uns auch<br />

überrascht, wir haben uns sehr darüber gefreut<br />

und mit Leidenschaft losgelegt, deswegen haben<br />

wir es jetzt gemacht. MTV war schon in den 80er<br />

Jahren an uns herangetreten, aber damals klappte<br />

es nicht. Nachdem wir dann 2001 ACOUSTICA<br />

gemacht hatten, war „MTV Unplugged" natürlich<br />

jetzt eine besondere Herausforderung.<br />

Wir haben unser<br />

Reper<strong>to</strong>ire durchleuchtet und<br />

besondere Songs ausgesucht,<br />

die wir noch nie live gespielt<br />

hatten. Allerdings war es auch<br />

wirklich knallharte Knochenarbeit,<br />

wer weiß, ob wir so<br />

freudig zugestimmt hätten,<br />

wenn uns das vorher bewusst<br />

gewesen wäre.<br />

Worin bestand diese Arbeit?<br />

Matthias Jabs: Wir dachten Anfang des Jahres,<br />

wir könnten mal eine<br />

Pause einlegen, doch<br />

dann kam diese Offerte,<br />

die wir als eine Form der<br />

Ehrung empfanden. Ich<br />

flog im Frühjahr zum ersten<br />

Mal nach S<strong>to</strong>ckholm<br />

zu unseren Produzenten<br />

Mikael Nord Andersson<br />

und Martin Hansen, wir<br />

haben die ersten Arrangements<br />

ausgearbeitet und schnell gemerkt, dass<br />

man mit zwei, drei Gitarren die Fans nicht zweieinhalb<br />

Stunden unterhalten kann. Also wurden es<br />

vier Gitarren, am Ende waren es fünf, dazu noch<br />

Akkordeon, Klavier, Streicher, Mundharmonika, Sitar,<br />

um jedem Song sein eigenes Gesicht zu geben.<br />

Schließlich standen insgesamt 18 Musiker auf der<br />

Bühne, darunter Gäste wie Morten Harket (A-ha),<br />

Cä<strong>the</strong>, Johannes Strate (Revolverheld).<br />

Ihr habt drei Shows gespielt – einfach aus<br />

Sicherheitsgründen?<br />

Jabs: Zwei Shows aus Sicherheitsgründen ...<br />

Klaus Meine: Mit so vielen Beteiligten ist es auf<br />

jeden Fall gut, wenn man mehrere Shows hat,<br />

weil man nie weiß, was passiert.<br />

Warum gerade in A<strong>the</strong>n?<br />

Meine: Das war unser Vorschlag, weil wir<br />

zu den Fans dort eine besonders emotionale<br />

Verbindung haben. Wir hatten das Gefühl, es<br />

wäre ein guter Moment, den Griechen etwas<br />

zurückzugeben. Griechenland geht ja durch<br />

wirklich schwere Zeiten. Da haben wir ge-<br />

sagt: Es ist immer leicht, mit deinen Freunden zu<br />

feiern, wenn es was zu feiern gibt – aber wenn es<br />

deinem Freund schlechtgeht, dann zeigt sich erst,<br />

wo die wahren Freunde sind.<br />

Ihr habt auch fünf neue Songs gespielt ...<br />

Meine: Wir haben uns auf Songs aus den 70er,<br />

80er Jahren konzentriert, die wir nie live performt<br />

hatten. Ich wollte ein Instrumental im Set<br />

haben, weil so ein Unplugged-Konzert für den<br />

Sänger sehr anspruchsvoll ist. Da kam Matthias<br />

mit dem Instrumental "Delicate Dance" an. Rudolf<br />

hatte auch einen neuen Titel, und ich habe<br />

ihn überzeugt, dass er "Love Is The Answer" selbst<br />

singt – das hatte er in den letzten 40 Jahren ein<br />

einziges Mal gemacht, bei "Hey You". Und mich<br />

hat es gereizt, mal allein mit einer Gitarre auf der<br />

Bühne zu stehen und den anderen einen Break<br />

zu ermöglichen – bei einem meiner neuen Songs,<br />

"Follow Your Heart”.<br />

Nicht nur im Internet wurde heftig über euren<br />

vermeintlichen Abschied diskutiert ...<br />

Meine: Ich habe immer gesagt, nichts schmeckt<br />

süßer als Erfolg – es ist ja auch so! Wir hatten<br />

das schon ernst gemeint, weil wir nach 40 Jahren<br />

immer mit 80 bis 100 Shows pro Jahr das Gefühl<br />

hatten, einfach ein bisschen herunterschalten zu<br />

müssen. Dann haben wir realisiert, dass von 100<br />

auf 0 runter auch nicht geht.<br />

Als Nächstes steht eine Film-Doku für die<br />

Berlinale ins Haus?<br />

Jabs: In den letzten<br />

Jahren hat uns ein Filmteam<br />

begleitet. Daraus<br />

soll ein Film entstehen.<br />

Vor wenigen Tagen<br />

haben wir die erste<br />

Schnittfassung gesehen<br />

und hoffen, diesen Film<br />

bei der „Berlinale" 2014<br />

in<br />

Berlin vorstellen zu<br />

können.<br />

Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong><br />

<strong>from</strong> <strong>the</strong><br />

<strong>60s</strong> <strong>to</strong><br />

<strong>the</strong><br />

<strong>80s</strong>


THE WHO<br />

TOMMY<br />

Das “Super Deluxe Boxset” umfasst<br />

3CDs und Audio Blu-ray und enthält:<br />

Out Now!<br />

• Disc 1 – Das original Album<br />

re-mastered in HD (2013 Re-master)<br />

• Disc 2 – Demos und Out-takes<br />

20 bislang unveröffentlichte Tracks aus<br />

Pete Townshends Demo-Archiv<br />

• Disc 3 – 5.1 Album Mix - Hi Fidelity Pure Audio Blu-ray<br />

Das komplette Album remixed im Surround-Sound<br />

• Disc 4 – Das Live ‘Bootleg’ Album<br />

21 bislang unveröffentlichte Tracks verschiedenster<br />

Konzerte aus dem Jahr 1969<br />

• Gebundenes 80-seitiges Buch mit seltenen Fo<strong>to</strong>s<br />

und Memorabilia<br />

• Replik eines seltenen „Tommy“-Posters<br />

• Streng limitiert und verpackt in einem Deluxe-Slipcase<br />

Das 2013 Re-master auch erhältlich als 2-CD-Deluxe<br />

Edition, 1-CD, 2-LP, Audio Blu-ray und Download<br />

SUPER DELUXE BOXSET<br />

(5CDS + AUDIO BLU-RAY)<br />

Die beeindruckende Super Deluxe Box<br />

GIVE ME STRENGTH: THE ‘74/’75 RECORDINGS<br />

enthält 29 Bonustracks – darunter 12 bisher unveröffentlichte<br />

Aufnahmen – aus der prägenden Phase zwischen April 1974 und Juni 1975!<br />

· Disc 1 - 461 Ocean Boulevard (erweitert und re-mastered)<br />

· Disc 2 - There’s One In Every Crowd (erweitert und re-mastered)<br />

· Disc 3/4 - Das Livealbum E.C. Was Here<br />

(neu abgemischt und auf eine Doppel-CD aufges<strong>to</strong>ckt)<br />

· Disc 5 - Die kompletten, sagenumwobenen<br />

Freddie King Criteria Studios Sessions.<br />

· Disc 6 - Audio Blu-Ray mit 5.1 Surround Sound Mix<br />

von 461 und der original quadrofonische Mix beider<br />

Studioalben und des Livealbums.<br />

Ab 22.11.<br />

Jetzt bei<br />

erhältlich


© Pressefo<strong>to</strong> Warner<br />

50 Jahre – keine Kompromisse<br />

Man kennt das ja: doppelte Searchers, dreimal die Prog-Softies Barclay<br />

James Harvest. Und viele andere mehr. Doch bei den "<br />

Pretties" ist alles<br />

anders. Die hatten schon vor Jahren darauf verzichtet, die Jungspunde The<br />

Dirty Pretty Things zu verklagen – und wünschen nun den Ex-Kollegen erst<br />

recht nur das Beste. XPTs nennen sich die Abspalter: Bassist Wally Waller<br />

(b), Skip Alan (dr), Pete Tolson (g) und Jon Povey (keys) – lebende Beweise,<br />

dass Big Boss Phil May seinerzeit für Abgänge neue Persönlichkeiten in die<br />

Band holte. Zwei Deutungen des Neu-Namens: Die Abkürzung kann Ex-<br />

Pretty Things bedeuten oder auch "<br />

Expatriats", im Exil Lebende, denn ihr<br />

PARACHUTE REBORN nahmen sie im spanischen Malaga auf.<br />

Alles auf Anfang: The Pretty Things, das sind seit 1963 wilde „Danger<br />

Twins" – der extrem langmähnige Sänger Phil May, mit amtlicher<br />

Blues-Harp und eisernem Willen, dem Establishment die lange Nase<br />

zu zeigen. Dazu der garstig dreinblickende, de, dabei grundgütige ge udvo und vor ae allem<br />

höchst begabte Dick Taylor an der Gitarre<br />

– gefährlichere Zwillinge jedenfalls als<br />

jene unter „Glimmer Twins" in die Rockhis<strong>to</strong>rie<br />

eingegangenen Rolling-S<strong>to</strong>nes-<br />

Köpfe Jagger/Richards. May & Taylor<br />

stammen wie Mick & Keith aus Dartford<br />

in Kent, hingen im selben Gymnasium<br />

sowie der Künstlerszene rund ums Londoner<br />

Sidcup Art College ab. Dick Taylor<br />

bediente gar einst bei den noch embryonalen<br />

Rollin' S<strong>to</strong>nes den Bass. Nannte<br />

sich die von Brian Jones gegründete<br />

Truppe nach einem Muddy-Waters-Song,<br />

so wählten May/Taylor "Pretty Thing"<br />

von Bo Diddley als Markennamen.<br />

Nicht nur das Aussehen der Original-<br />

„Pretties" war furchterregender, auch ihre Lesart des anglo-amerikanischen<br />

i Rhythm & Blues war waffenscheinpflichtiger: "Rosalyn", "£.s.d." und "Midnight<br />

To Six Man" schienen direkt von der Straße zu kommen, während man bei Mick<br />

Pretty Things 1965: v.l. Brian Pendle<strong>to</strong>n, <strong>John</strong> Stax, Dick Taylor, Phil May & Viv Prince<br />

Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Jaggers "I'm A King Bee" schmunzelnd daran dachte, wie gern der Dicklippige<br />

damals Strickjacke trug ...<br />

Der Rest der Pretty Things war von ähnlich hartem Kaliber: Brian Pendle<strong>to</strong>n bediente<br />

ein böses Rhythmusklampfen-Brett, <strong>John</strong> Stax hielt die wilde Truppe mit s<strong>to</strong>ischem<br />

Bass zusammen. Das war bitter nötig, denn an der Schießbude agierte – wenn er<br />

gerade mal physisch-psychisch anwesend war – ein Berserker: Viv Prince. Vor dem<br />

hatte sogar der kleine Keith Moon von The Who Angst, war bei gleich irrem Genussmittel-Einwurf<br />

aber musikalisch versierter. Ohnehin wurde meist Sessionass Bobby<br />

Graham im Studio verpflichtet.<br />

Nach zwei Jahren R&B-Strohfeuer kristallisierte sich die Besetzung heraus, die<br />

heute die XPTs ausmacht: 1965 wurde Skip Alan Nachfolger des erratischen Vivian<br />

Prince. Der hatte, neben anderem Schabernack, auf einem neuseeländischen<br />

Inlandsflug ein Fischpaket abgefackelt – macht man ja nicht. Für Pendle<strong>to</strong>n kam<br />

1966 Jon Povey, denn ein Keyboarder war für den Psychedelic Sound der Pretty<br />

Things erforderlich. Wally Waller wurde Bassist für das umstrittene Album EMO-<br />

TIONS (1967), das vom Pink-Floyd-Producer o Norman „Hurricane" Smith nachträglich<br />

mit Bläsern und Streichern versehen<br />

wurde und trotz aller Proteste der<br />

Band zu einem ihrer Kultwerke wurde.<br />

Die Single "Talking About The Good<br />

Times" von May, Taylor und Waller war<br />

Teil der Rockoper S.F. SORROW (1968),<br />

bei dem sich His<strong>to</strong>riker stritten, ob Pete<br />

Townshend es bereits vor der Kreation<br />

seines Themenalbums TOMMY gehört<br />

hatte. Der Who-Boss bleibt beim Nein –<br />

schwer zu glauben, da beide S<strong>to</strong>ries sich<br />

mit einem kleinen Jungen befassen, wenn<br />

auch „Sebastian F. Sorrow" nicht wie<br />

Tommy flippert, sondern in einer "Misery<br />

Fac<strong>to</strong>ry" arbeitet. Doch als SF nach seiner<br />

Kriegsdepression im Ersten Weltkrieg auf<br />

einen Flug in sein eigenes Gesicht geht, landet er in einem "Roomful Of Mirrors".<br />

Jeder möge selbst entscheiden ...<br />

Dem hochgelobten S.F. SORROW drohte ein ähnliches Schicksal wie Ray Davies'<br />

© Pressefo<strong>to</strong>


ebenfalls erster Rockoper, dem<br />

Kinks-Opus VILLAGE GREEN<br />

PRESERVATION SOCIETY. Beide<br />

erschienen im November<br />

1968. Während der Aufnahmen<br />

kündigte Skip Alan. Der<br />

spätere Pink-Fairies-Drummer<br />

Twink (<strong>John</strong> Alder, heute Muhammed<br />

Abdullah) trommelte<br />

das Album zu Ende. Die Pretty<br />

Things fanden nun viel Lob<br />

Frontmann Phil May verließ 1977 das schlingernde Schiff. Dank<br />

eines Mäzens stieß er zu den Fallen Angels des Gitarristen Mickey<br />

Finn von Steve Marriott's All Stars. Die Restmannschaft<br />

taufte den Dampfer um – in The Pretties, schließlich in Metropolis<br />

und erfüllte laufende Verträge.<br />

Dick Taylor kehrte erst fünf Jahre später zurück – mit ihm<br />

und Tolson gab es wieder zwei Gitarren und Vollbedienung<br />

mit hartem R&B. CROSS TALK ließ die Pretty Things voller<br />

Elan und Klarheit in die Szene zurückkehren, aber auch diese<br />

Besetzung schien vom Pech verfolgt. Ihre Plattenfirma ging<br />

konkurs, die zukünftigen XPTs verließen Band und Business.<br />

für Engineer Hurricane Smith,<br />

er galt gar als sechstes Bandmitglied.<br />

Der nächste Coup war ein<br />

Einzelkonzert in den Nie-<br />

Vergessen wurde S.F.<br />

derlanden, das prompt<br />

SORROW nie: Es kam 1998 zur<br />

als Live-Album erschien:<br />

gefeierten Neuaufführung in<br />

LIVE AT THE HEARTden<br />

Abbey Road Studios, bei<br />

BREAK HOTEL (1984).<br />

der die Pretty Things von Pink-<br />

Pretty Things 1965: v.l. Brian Pendle<strong>to</strong>n, <strong>John</strong><br />

Mit Bassist Roelf ter Velt<br />

Stax, Dick Taylor, Phil May und Skip Alan<br />

Floyd-Gitarrist Dave Gilmour<br />

und Lindenberg-Drummer<br />

begleitet wurden und Arthur „Fire" Brown verbindende d Worte der Rockoper sprach<br />

Bertram Engel entstand<br />

– verewigt auf dem Live-Album RESURRECTION.<br />

Sommer 1969: Dick Taylor fühlte sich durch den Flop von S.F. SORROW desillusioniert<br />

im westfälischen Münster<br />

OUT OF THE ISLAND<br />

und wurde Produzent. Als Vic Unitt von der Edgar Brough<strong>to</strong>n Band zur Gruppe stieß,<br />

(1988) – ansprechend,<br />

war bereits Drummer Skip Alan zurückgekehrt. Mit frischem Elan ging's an ein neues<br />

Werk: Pretties-Boss Phil May fand in Wally Waller seinen kongenialen Songwriting-<br />

Partner für „s<strong>to</strong>ned" verlebte Nachtschichten, collagierte Nummern zu einer Tour<br />

variabel und gut produziert.<br />

Die nächste große<br />

Europa-Tournee folgte im<br />

de Force zwischen<br />

Doppelpack mit Chicken<br />

R&B und Harmoniegesang.<br />

PARACHUTE<br />

klang, als träfen die<br />

Shack 1990, anschließend<br />

hielten May und Taylor mit<br />

spannenden Projekten die<br />

Things der <strong>60s</strong> auf<br />

Pretty-Things-Flagge<br />

im<br />

Pink<br />

Floyd/S<strong>to</strong>nes/ v.l. oben: Jon Povey, Dick Taylor, Wally Waller<br />

Wind. Mit Ex-Yardbird Jim<br />

Hollies. "The Good<br />

v.l. unten: Phil May & Skip Alan<br />

McCarty flogen sie zu Ses-<br />

Mr. Square" – das sions in die USA: für die CHICAGO BLUES TAPES und WINE WOMEN & WHISKEY.<br />

Single-Cover<br />

zeigte Unter der Regie von Mat<strong>the</strong>w Fisher (Procol Harum) kam mit The Inmates die CD<br />

noch Dick Taylor –<br />

klang nach sanftem<br />

PRETTY THINGS’N’MATES.<br />

Der neue Manager und Teilzeittrommler Mark St. <strong>John</strong> erschien 1993 auf der Bildfläche.<br />

Westcoast,<br />

”Cries<br />

Er half dabei, die EMI auf nicht überwiesene Tantiemen zu verklagen, ihm<br />

From The Midnight<br />

Circus” nach vollem<br />

Brett der alten Band.<br />

Richtungen im Spannungsfeld<br />

gelang neben erklecklichen Nachzahlungen außerdem die Übergabe sämtlicher<br />

<strong>60s</strong>-Masterbänder. Unter seiner Leitung entstand das hochkarätige RAGE BEFORE<br />

BEAUTY in der lange vermissten PARACHUTE-Besetzung plus Tolson – gleichzeitig<br />

wies St. <strong>John</strong> aber die Münster- und Chicago-Platten wütend als Nebenprojekte<br />

des Stadt-<br />

zurück, die mit den Pretty Things nichts zu tun hätten. Bevor das RAGE-Album<br />

links hinten <strong>John</strong> Stax, Mitte: Phil May,<br />

lebens (Rhythm), von gestartet wurde, stieg Tolson wieder einmal aus – mit Frank Holland kam ein Gitarrist,<br />

der seit zwei Jahrzehnten verlässlich dabei ist. Die turbulente His<strong>to</strong>rie der<br />

rechts: Skip Alan im Star-Club, Hamburg<br />

der Band seit jeher<br />

bevorzugt, gegen beschauliches h Landleben mit<br />

Häuschen und Garten (Harmonie), die das Establishment<br />

symbolisierten.<br />

Und hier schließt sich der Kreis zu den XPTs, den<br />

heutigen „zweiten Pretty Things". Povey, Waller<br />

& Alan schnappten sich den einstigen jungen<br />

Wilden Pete Tolson und nahmen das komplette<br />

Werk exakt 40 Jahre später in Spanien neu auf –<br />

nicht mit tausend Overdubs wie damals, sondern<br />

live im Studio; Produzent: <strong>John</strong> Wood, Mastering:<br />

Who-Intimus Jon Astley, Townshends Ex-<br />

Schwiegerpapa. Die Crew hatte dafür sogar den<br />

Segen von Phil May. Er wollte zwar nicht mitsingen,<br />

bot aber Unterstützung an und half beim<br />

Umschreiben von "What's The Use", während<br />

Pretty Things wurde in der Biografie „Growing<br />

Old Disgracefully" aufgearbeitet (Neufassung<br />

von 2013).<br />

Die Band <strong>to</strong>urte weiterhin eher sporadisch, und es<br />

gab einen erheblichen Aderlass: Skip Alan musste<br />

2001 wegen seiner Herzprobleme immer wieder<br />

von Mark St. <strong>John</strong> an den Drums ersetzt werden.<br />

Originalgitarrist Brian Pendle<strong>to</strong>n starb im selben<br />

Jahr an Lungenkrebs, kurz darauf erlag Gordon<br />

Edwards einer Überdosis. Waller und Povey stiegen<br />

wegen Gesundheitsproblemen in der Familie<br />

nach dem Erscheinen der bislang letzten Studioarbeit<br />

BALBOA ISLAND (2007) aus. Ein parallel<br />

entstandenes Bluesalbum kam noch nicht in den<br />

Handel, dafür die legendäre Auftragsarbeit eines<br />

andere Songs ihr Flair behielten. So, wie die Titel<br />

singenden Playboys und Mäzens, PHILIPPE DEv.l.:<br />

Greenwood, Holland, May, Taylor, Perez<br />

einst bei bedröhnten Acid-Parties im Pretty-Domizil<br />

BARGE & THE PRETTY THINGS von 1969.<br />

Westbourne Terrace in London-Bayswater entstanden t waren, lebte das „neue"<br />

Quartett in Malaga zusammen.<br />

PARACHUTE hatte 1970 erneut kommerziell nicht eingeschlagen, doch die Qualität wurde<br />

auf FREEWAY MADNESS (1972) gehalten, und mit Stuart Brooks am Bass gingen die<br />

Pretty Things erstmals auf US-Tour. Ein Jahr später schien der Mega-Deal zu winken:<br />

beim Led-Zeppelin-Label Swan Song. Was aber keine Chartnotierung garantierte, obwohl<br />

SILK TORPEDO mit sexy Cover, Songs und Sounds alle Register zog. Hier wie bei SAVAGE<br />

EYE (1975) wurde in den Londoner Olympic Studios gearbeitet. Der spätere Kinks-Keyboarder<br />

Gordon Edwards zupfte den Bass, Jack Green kam als Co-Sänger hinzu.<br />

Zu erfreulichen Höhepunkten gehört eine Aufarbeitung der Abenteuer „down under".<br />

In Melbourne kam es nach 40 Jahren zu einer Bühnenreunion mit <strong>John</strong> Stax;<br />

in Neuseeland konnten die Pretty Things 2012 wieder auf Tournee gehen – vergeben<br />

waren die Eskapaden des wilden Viv Prince, der nun ein beschauliches Leben in<br />

Portugal führt. Heutige Besetzung: May, Taylor & Holland sowie die „Enkel" George<br />

Perez (b) und Jack Greenwood (dr), der 2006 als 16-Jähriger einstieg.<br />

Die Pretty Things stehen weiterhin für kompromisslose Kreativität und das Lebensgefühl<br />

der Sixties. Unerschütterlich.<br />

Uli Twelker<br />

Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />

Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Fo<strong>to</strong>: Bildarchiv Hallhuber


Nik Turner ist 73 Jahre – ein Alter, in dem die<br />

meisten Menschen sich längst ins Rentnerdasein<br />

begeben haben. Doch davon ist der<br />

Mann aus Oxford, der sich selbst den Titel „Space-<br />

King” verliehen hat, weit entfernt. Und fit ist er<br />

obendrein: e „Ich betreibe e schon lange Meditation<br />

und Kraftsport”, erzählt das<br />

Ex-Hawkwind-Mitglied<br />

mit<br />

dem Catweazle-Image, „dadurch<br />

bin ich trotz einer heftigen<br />

Drogenvergangenheit<br />

physisch und psychisch fit.”<br />

Fit genug auf alle Fälle, um<br />

mit SPACE GYPSY, seinem ersten zwölf Jahren, einen weiteren musikalischen Früh-<br />

Solo-Album seit<br />

ling aufleben zu lassen.<br />

SPACE GYPSY ist ein<br />

mächtiges,<br />

wild wucherndes Space-Rock-<br />

Monument geworden. Es steht<br />

ganz in der Tradition von<br />

Turners früherer Band,<br />

NIK TURNER<br />

die der<br />

Saxofonist,<br />

Flötist<br />

und Sän-<br />

ger 1969 mitbegründet<br />

hatte<br />

und<br />

1976 das erste Mal verließ,<br />

um zwischen 1982 und 1984 nochmals<br />

ein kurzes<br />

Intermezzo zu geben. „Ich kenne kei-<br />

ne aufregendere, inspirierendere Periode als die<br />

1970er”, schwärmt Turner noch heute, „daher<br />

fühle ich mich dem irren Sound von damals weiter<br />

verbunden. Zwar bin ich mental in der Moderne<br />

angekommen, doch meine verrückteste Ära war<br />

sicher die mit Hawkwind.”<br />

Verrückt ist auch Turners His<strong>to</strong>rie: Als Teenager<br />

arbeitete er bei der Handelsmarine, später reiste<br />

er quer durch Kontinentaleuropa, finanziert mit<br />

Gelegenheitsjobs: „Aus jener Phase meines Lebens<br />

resultiert die absolute Begeisterung für Free Jazz”,<br />

erinnert er sich. „Am anregendsten waren sicher<br />

meine rund dreimonatigen Aufenthalte in Berlin<br />

1963 und 1968. Beim ersten traf ich auf den Jazz-<br />

Avantgardisten Eric Dolphy, beim zweiten Trip auf<br />

Edgar Froese und andere Tangerine-Dream-Mitstreiter.<br />

Ich übte in jener Zeit täglich drei bis vier<br />

Stunden Saxofon und Flöte, um mich in den Mikrokosmos<br />

dieser Instrumente einzugrooven. Und<br />

nach meinen Begegnungen mit Froese & Co. kam<br />

ich auf den Gedanken, dass ich mich – obwohl ein<br />

eingefleischter Free Jazzer – auch in den Space-<br />

Rock-Kosmos einbringen konnte. So geschah es<br />

schließlich.”<br />

Der skurrile Spötter ist jener abgefahrenen Welt<br />

nie mehr entkommen, „ganz bewusst nicht, denn<br />

sie ist ja schräg und lustig”, lacht der Space-King<br />

lauthals. Nik Turner gründete die unterschiedlichsten<br />

Formationen im Space-Genre, etwa<br />

Sphynx oder Twink. Stets hatte er andere Wegbegleiter<br />

um sich, es war ein ständiges Kommen und<br />

Abgefahrener Space-King<br />

Gehen. „Das ist sehr gut”, sagt Turner, „denn dadurch wird man beständig mit<br />

Kreativität gefüttert.”<br />

Heute sind Mitstreiter wie Jürgen Engler (Die Krupps), Nicky Garrett (UK<br />

Subs), Jeff Piccinini (früher bei der Punkformation Chelsea) oder die Space-<br />

Rock-Pioniere Simon House (Geige) und Steve Hillage (Gitarre) dabei. „Auch<br />

wenn all diese Typen eine sehr unterschiedliche Sozialisation haben – uns<br />

verbindet, dass wir <strong>to</strong>tal freie, abgefahrene Musik machen wollen. Und genau<br />

das tun wir!”<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

Fo<strong>to</strong>: © Martin Huch<br />

Heinz Rudolf Kunze<br />

Plädoyer für einen Kontinent<br />

STEIN VOM HERZEN heißt Heinz Rudolf Kunzes<br />

neues Album. Mit seiner Band (Verstärkung) lässt er<br />

seinen Neigungen als Rocker freien Lauf und sinniert<br />

über den Zustand der Welt und sich selbst.<br />

Im Titelstück heißt es ... mir tut es gut, wenn ich sing ...". Dein Lebensmot<strong>to</strong><br />

"<br />

– oder ist das zu hoch gegriffen?<br />

Auf jeden Fall stimmt's. Ob es ein Lebensmot<strong>to</strong> ist, weiß ich nicht. Aber ich<br />

merkte in den letzten vier, fünf Jahren, in denen ich wieder mehr live gespielt<br />

habe, dass es mir weiterhilft, wenn ich mein Publikum nicht allzu lange aus<br />

den Augen verliere – ich brauche regelmäßigen Blick- und Hörkontakt zu den<br />

Leuten. Es tut mir einfach gut, und zweitens hilft's mir beim Ausdenken neuer<br />

Sachen – das motiviert.<br />

Du bist zuletzt akustisch mit Räuberzivil aufgetreten, mal mit Tobias Künzel<br />

als KuK, auch mit Rockband und musikalischen Lesungen. Die Unterschiede?<br />

Die sind groß. Allein schon, weil es überall andere Leute sind. KuK war ein<br />

wahrscheinlich einmaliger Ausflug mit wunderbaren<br />

Kollegen. Sicher macht die Verstärkung intensiver<br />

Dampf und bettet mich etwas mehr ein. Das sind alles<br />

Sachen, die sich prima ergänzen und die ich einfach<br />

benötige, weil ich so viel Material habe, das ich irgendwo<br />

lassen möchte.<br />

Die neue Platte ist recht rockig, ihr Inhalt politisch<br />

und persönlich ...<br />

Veröffentlichen werde ich persönliche Lieder wie "Das Leben nehmen" immer<br />

nur, wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht nur öffentliches Tagebuch<br />

ist; andere Menschen müssen damit auch was anfangen können. Allein das<br />

Waschen privater Wäsche in Liedform empfände ich den Leuten gegenüber als<br />

Zumutung. Ich finde, die Balance zwischen öffentlichen und privaten Themen<br />

ist diesmal ganz gut gelungen.<br />

Was ist der Anlass für das überraschende Europa-Plädoyer "Europas Sohn"?<br />

Der Text ist schon ein Jahr alt, die Krise des europäischen Gedankens und die<br />

zunehmende Europa-Skepsis begleiten uns ja schon länger. Ich wollte einfach<br />

mal aufzeigen, welcher Gedanken-Bru<strong>the</strong>rd dieser Kontinent mal gewesen ist.<br />

Ich wollte verdeutlichen, was für ein Schatz Europa ist und dass einem sein<br />

Zusammenwachsen etwas wert sein sollte. Egal wie hoch die Kosten sind,<br />

es gibt keine wirklich sinnvolle geschichtliche Alternative zu einem politisch<br />

geeinigten Europa!<br />

Philipp Roser<br />

Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


– Nachruf<br />

–<br />

omax<br />

Von Hans-Jürgen<br />

Gün<strong>the</strong>r<br />

Wanderer<br />

zwischen<br />

Kontinenten<br />

<strong>John</strong> Richard "<br />

Jackie" Lomax wurde am 10.5.1944 nahe Liverpool<br />

geboren und starb dort am 15.9.2013. Er füllte 50 Arbeitsjahre<br />

– mit etlichen feinen Alben ohne Vergoldung. Aber er genoss mit<br />

"Sour Milk Sea" ein paar Minuten Weltruhm, verbuchte regelmäßig<br />

Kritikerlob und wird von seinen Fans geliebt – als einer der<br />

fähigsten Mersey-Rocker.<br />

Anfang 1962 kam Lomax als Bassist und Sänger zur Beatband The Undertakers, die<br />

durch exzellente Auftritte und mit kraftvollem Sound glänzte, u.a. live in Hamburg.<br />

Von vier PYE-Singles erreichte "Just A Little Bit" 1964 im UK Chartplatz 49. Da war<br />

Lomax schon zum Spitzensänger gereift und versuchte, auch die USA zu erobern.<br />

Doch ohne Arbeitserlaubnis spielte die Gruppe unter Pseudonym nur Budget-LPs<br />

ein und zerbrach daran.<br />

Nächster Versuch: die rhythm & bluesige Lomax Alliance. Sie kam bei CBS unter<br />

und veröffentlichte 1967 Singles. Es sollte ein Album geben, das nur als Bootleg<br />

zirkulierte.<br />

Als die Beatles 1968 ihr Apple-Label starteten, erinnerte sich Geor-<br />

ge<br />

Harrison an Lomax und produzierte dessen Debüt-LP IS THIS<br />

WHAT YOU WANT?; sie enthielt elf Lomax-Songs und Harrisons<br />

"Sour Milk Sea" – gigantisch gut gespielt von Lomax, Harrison,<br />

Paul McCartney, Ringo Starr, Eric Clap<strong>to</strong>n und Nicky Hopkins. Die<br />

Reaktionen: fabelhaft, eine Weltkarriere winkte. Doch im Ok<strong>to</strong>ber<br />

1969 war Schluss: magere Verkäufe.<br />

Noch härter traf es Lomax, dass seine Folgeband Heavy Jelly das<br />

starke Album TAKE MY DOWN TO THE RIVER einspielte, dies<br />

bis heute aber nur als Grauware greifbar blieb. Lomax lieferte in<br />

den USA für Warner HOME IS IN MY HEAD und THREE. Wieder<br />

gute Songs, erneut Top-Gesang, doch einmal mehr schwache<br />

Verkaufszahlen. Nächste Station: die blues-rockige Gruppe Badger<br />

mit Tony Kaye (Yes), deren WHITE LADY allerdings nicht zu<br />

Lomax' besten Taten<br />

gehört.<br />

1976 entstanden die LPs LIVIN' FOR LOVIN' und DID YOU EVER HAVE THAT FEE-<br />

LING?, deren White Soul so ziemlich alles bot, was Lomax'<br />

Stimme versprach. Nur die Charts – Fehlanzeige.<br />

Ende der 70er zog sich Lomax weitgehend aus dem Musikgeschäft<br />

zurück. Im Folgejahrzehnt arbeitete er an Demos für<br />

andere Acts mit und gehörte zur losen Formation The Tea<br />

Bags mit Exil-Briten wie Mick Taylor, Brian Auger und Terry<br />

Reid. In den 90ern kamen Live-Aktivitäten mit den Drifters<br />

und Coasters sowie Musikern aus Tom Pettys Umfeld hinzu.<br />

THE BALLAD OF LIVERPOOL SLIM ... PLUS erschien 2001,<br />

ein von seinen Fans sehr begrüßtes, schönes Album. 2003<br />

kehrte Lomax in seine Heimat zurück, spielte in Liverpooler<br />

Clubs. Er war auch mit der Star-Club All-Star-Band beim 50.<br />

Jubiläum in Hamburg aktiv. So schließen sich Lebenskreise.


Zwischen Hendrix und Vivaldi<br />

Sängerin Sonja Kristina ist sich rückblickend bewusst:<br />

„Wir waren nicht die Ersten, waren nicht<br />

die Pioniere in jener musikalischen Kategorie, die<br />

Klassik und Rock, also Vivaldi und Hendrix, zusammenbrachten.<br />

Aber wir haben diesen innovativen Stilmix<br />

sicher mit vorangetrieben und in der Öffentlichkeit zu<br />

einem Begriff gemacht.” Und Ex-Curved-Air-Violinist<br />

Darryl Way, der gerade sein erstes Solo-Album seit 20<br />

Jahren veröffentlicht hat (ULTRA VIOLINS), reflektiert:<br />

„Ich war Ende der 1960er begeistert von The Nice! Und<br />

dachte im nächsten Moment: Was Keith<br />

Emerson auf dem Klavier zustandebringt,<br />

gelingt mir auch auf der Violine.<br />

Die späten Sixties waren zum Glück<br />

künstlerisch eine sehr experimentelle Ära,<br />

wir jungen britischen Avantgardisten<br />

steckten voller Selbstbewusstsein und<br />

unerschütterlichem Glauben ans eigene<br />

Talent.”<br />

Die Anfänge von Curved Air liegen<br />

bei Geiger Way (*1948) und dem Multi-<br />

Instrumentalisten Francis Monkman<br />

(*1949). Sie lernten sich an der renommierten<br />

Londoner Royal Academy Of<br />

<strong>Music</strong> kennen, wo sie klassische Violine bzw. Piano<br />

studierten. Die beiden waren – und sind – zwar begeisterte<br />

Klassikanhänger, doch „wir wollten auch unsere<br />

wilde musikalische Seite ausleben, wir verzehrten uns<br />

nach derben Rockklängen”, erinnert sich Way, „Francis<br />

etwa wollte der britische Jimi Hendrix werden”.<br />

So kam es, dass die Rock-infizierten Freunde Ende<br />

1969 während des Studiums das Duo Sisyphus ins Leben<br />

riefen, das bald zum Quintett anwuchs und sich in<br />

Curved Air umbenannte – nach dem Stück "A Rainbow<br />

In Curved Air” des zeitgenössischen Komponisten Terry<br />

Riley. Zu Way/Monkman gesellten sich Bassist Rob<br />

Martin, Schlagzeuger Florian Pilking<strong>to</strong>n-Miksa und die<br />

Sängerin Sonja Kristina (*1949). „Ich hatte mit Klassik<br />

bis zu meinem Einstieg bei Curved Air nicht viel am<br />

Hut”, meint die Frontfrau, „denn ich kam aus<br />

der Folkecke, war mit Sandy Denny in entsprechenden<br />

Clubs live aktiv, ehe ich für gut zwei<br />

Jahre beim Londoner Ensemble des <strong>Music</strong>als<br />

‚Hair' engagiert war. Doch Darryl und Francis<br />

verstanden es prächtig, mich von den unglaublichen<br />

Möglichkeiten zu überzeugen, die einem klassische<br />

Musik in Verbindung mit Rock bot.”<br />

Gleich nach der Formierung trat die Gruppe häufig<br />

in Großbritannien auf, erregte rasch die Aufmerksamkeit<br />

der Musikpresse und erspielte sich bei Warner einen<br />

Plattenvertrag. Das Debütalbum AIR CONDITIONING<br />

mit den Genre-Evergreens "It Happened Today" und<br />

"Vivaldi", bis heute ein Klassiker des artifiziellen Rock,<br />

erschien Ende 1970. Eine knappe Dreiviertelstunde Musik<br />

ist darauf zu hören – locker und schwungvoll gleitet<br />

sie dahin, basierend auf bluesig-psychedelischen li h Rockschemata,<br />

in die gewichtige Klassik-, Jazz- und Folkeinflüsse<br />

eingearbeitet sind; sie wurden dann zu einem<br />

farbigen, reich instrumentierten progressiven Ganzen<br />

verschmolzen. Way sorgt für kraftvolles, gelegentlich<br />

elegisches Gefiedel, Monkmann lässt entweder seine<br />

E-Gitarre krachen oder setzt sein üppiges Tastenarsenal<br />

in Szene. Dazu gesellen sich die ä<strong>the</strong>risch-mächtige<br />

Stimme von Sonja Kristina und druckvolle Rhythmusarbeit.<br />

Gleich mit dem Einstieg ins<br />

Musikgeschäft hatten Curved Air eine<br />

gewichtige Visitenkarte hinterlassen.<br />

Das anspruchsvolle Niveau hielt<br />

auch der Nachfolger SECOND AL-<br />

BUM mit dem größten Hit "Back<br />

Street Luv”. PHANTASMAGO-<br />

RIA (1972), das Meisterstück<br />

der Formation, setzte noch<br />

einen drauf – es war die<br />

letzte LP mit dem grandio-<br />

sen Francis Monkman. Auch Darryl Way verließ<br />

Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel, 2012<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Curved Air kurzfris tig, kehrte aber bereits 1975 zurück.<br />

„Als sich Francis verabschiedet hatte, war die Luft bei<br />

uns erst mal raus”, berichtet Way: „Er hatte sich ja eher<br />

der Avantgarde verpflichtet gefühlt, während ich sowohl<br />

Klassik pur als auch Pop favorisierte. Und Sonja<br />

kam aus dem Folklager.”<br />

So war klar, dass sich die 1973<br />

von Kristina runderneuerte Band<br />

umgehend eingängigeren Klängen<br />

zuwenden würde. Die neue Besetzung<br />

wurde ergänzt um Drummer<br />

Jim Russell sowie den Gitarristen<br />

Kirby (damals 19, später bei Stretch)<br />

und das Violinen-Wunderkind Eddie<br />

Jobson (18), der bald darauf zu Roxy<br />

<strong>Music</strong> wechselte. Es entstand das solide,<br />

aber nicht gerade umwerfende Album AIR CUT.<br />

Way kam 1975 für die Aufnahmen von MIDNIGHT<br />

WIRE zurück – zur Band stieß außerdem Schlagzeuger<br />

Stewart Copeland, der nur wenig später The Police ins<br />

Leben rief. 1976 wurde der Abgesang AIRBORNE aufgenommen.<br />

Kristina und Copeland waren mittlerweile<br />

ein Paar, setzten vier Söhne in die Welt, heirateten<br />

1980 und ließen sich 1991 scheiden.<br />

Und sonst? Es herrschte lange Zeit Ruhe um<br />

Curved Air, sämtliche Bandmitglieder gingen separate<br />

musikalische Wege. 2008 kam es zum Neustart, wenn<br />

auch nur für einige Konzerte: Way, Pilking<strong>to</strong>n-Miksa<br />

und Sonja Kristina waren wieder dabei. Es entstand<br />

die 2012 veröffentlichte CD/DVD DVD LIVE ATMOSPHERE.<br />

Die Frontfrau: „Weil die Reaktionen<br />

darauf unglaublich<br />

waren, beschlossen wir, der<br />

Gruppe neues Leben einzuhauchen<br />

– auch im Studio.<br />

Momentan entsteht die erste<br />

Curved-Air-Platte seit 1976,<br />

sie wird stark nach unseren Anfangstagen klingen und<br />

sehr wahrscheinlich im nächsten Frühjahr erscheinen.”<br />

Nicht dabei ist Darryl Way („Ich bin inzwischen einfach<br />

zu sehr im Klassikbusiness”), stattdessen Violinist<br />

Paul Sax, Keyboarder Robert Nor<strong>to</strong>n und seit kurzem<br />

auch wieder Kirby. „Alle Anzeichen deuten darauf hin”,<br />

freut sich Sonja Kristina, „dass mit Curved Air bald wieder<br />

nachhaltig zu rechnen sein wird.”


Paul Roland<br />

Kultstatus genießt der Singer/Songwriter Paul Roland, der im UK<br />

eine große Deutschland-Affinität aufweist. Nahezu unüberschaubar<br />

sind die bei vielen kleinen Labels europaweit erschienenen<br />

Arbeiten des 54-Jährigen, der auch als Buchau<strong>to</strong>r und Musikjournalist<br />

aktiv ist. Bei Sireena ist nun sein Debütalbum THE WERE-<br />

WOLF OF LONDON (1980) aufpoliert und mit neuen Bonus-Tracks<br />

zum zweiten Mal wiederveröffentlicht worden.<br />

Neues Altes und Radio-Sessions<br />

Woher rührt deine besondere Beziehung zu Deutschland?<br />

Es war das erste Land, in dem ich unterwegs war, als ich 1986 mit Live-Auftritten<br />

begann. Und Pastell ist das erste nichtbritische Label gewesen, das mir<br />

Einspielungen anbot. Ich fühlte mich in Deutschland stets respektiert, habe<br />

später auch für Strangeways aufgenommen. Dann habe ich von 1997 bis 2004<br />

keine Musik mehr gemacht, um meine Söhne aufzuziehen. Als ich vor ein paar<br />

Jahren wieder anfing, zog ich für drei Jahre nach Deutschland, auch weil ich<br />

mit neuen Musikern arbeiten wollte.<br />

WEREWOLF ist zum zweiten Mal neu aufgelegt worden.<br />

Das Album erschien 1980 in einer 1000er-Auflage, die<br />

dank der Unterstützung durch <strong>John</strong> Peel in einer Woche<br />

ausverkauft war. Das Armageddon-Label wollte es<br />

dann erneut herausbringen, was aber nicht klappte, da<br />

mir eine große Firma einen Vertrag anbot und das machen<br />

wollte. Als das aber nicht passierte, zog ich mich<br />

drei Jahre aus dem Musikgeschäft zurück. 1985 kehrte ich mit BURNT ORCHIDS<br />

zurück, hatte meinen eigenen Stil gefunden und wollte von WEREWOLF nichts<br />

mehr wissen. Dann brachte ich die Platte – nach einer Kampagne von Fans im<br />

Internet – erstmals auf CD raus, allerdings nur für den Fanclub. Als Sireena eine<br />

reguläre Veröffentlichung anbot, ersetzte ich einige schwächere Tracks durch<br />

bessere und erweiterte andere mit zusätzlichen Instrumenten und Gesang.<br />

Du bist als Marc-Bolan-Fan bekannt, hast eine Biografie über ihn geschrieben<br />

...<br />

Zwei sogar! Die erste, als ich 19 war. 2012 gab es die zweite, für die ich viele<br />

Leute interviewte, die ihn kannten. Bolan war mein erster musikalischer Einfluss<br />

und zeigte mir mit den frühen Tyrannosaurus-Rex-Aufnahmen, dass man<br />

eine Fantasiewelt mit Musik und Texten schaffen kann.<br />

Was kann man von dir in Zukunft erwarten?<br />

Ich habe mit Sireena eine CD mit unveröffentlichten Radio-Sessions ausgemacht.<br />

Das wird der Auftakt einer Serie mit unveröffentlichtem Material, die<br />

unter PROFESSOR MORIARTY's JUKEBOX läuft. Und ich nehme einen Nachfolger<br />

für BATES MOTEL auf.<br />

Philipp Roser<br />

Kunze<br />

Heinz Rudolf<br />

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<strong>GoodTimes</strong><br />

& Hörprobe<br />

6/2013<br />

gibt’s ■ auf<br />

<strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27<br />

www.heinzrudolfkunze.de<br />

www.sonymusic.de www.rcadeutschland.de


Stil-Kunde<br />

Folge<br />

3<br />

Psychedelic<br />

Rock, Pop,<br />

Beat, Punk usw. – die Geschichte<br />

der modernen Unterhaltungsmusik ist reich an Facetten.<br />

Stilbezeichnungen überfluten spätestens seit den 60er Jahren<br />

den medialen Raum. Manchmal sind Begriffe aus einer Jugend-Subkultur<br />

heraus entstanden, manchmal spontan bei einem Interview von Musikern erfunden<br />

worden. Verstärkt seit den 80ern haben Kategorisierungen allerdings häufig<br />

ihren Ursprung in Verkaufsstrategien von Plattenfirmen oder entspringen der Fantasie<br />

von Musikjournalisten, die sich lange Beschreibungen ersparen wollten oder<br />

einfach nach Synonymen suchten. Einige dieser Musikstile, die manchmal<br />

nur für kurze Zeit zum Hype wurden oder aber es nie zum Massenphänomen<br />

brachten, stellt <strong>GoodTimes</strong> in einer Serie vor.<br />

Der Weg führt über einen watteweichen Regenbogen mitten durch himbeerfarbene<br />

Wolken, vorbei an den zitronengelben Engeln, die auf<br />

geflügelten, purpurnen Rössern reiten. Und am Ende steht man vor<br />

einem goldenen Tor, hinter dem sich Jahwe, Buddha, Allah, Krishna<br />

oder sonstwer verbergen mag. Es ist die Suche nach der Wurzel dessen,<br />

was heute gemeinhin als Psychedelic <strong>Music</strong> bezeichnet wird. Oder der Versuch,<br />

eine Klammer zu entdecken, die alles umfasst und den Begriff tatsächlich zu<br />

jener Klassifizierung werden lässt, für die er schließlich gehalten wird.<br />

Man kann es sich leicht machen und dem Beginn von Psychedelic Rock wie<br />

in der modernen Lesart üblich mit SGT. PEPPER'S LONELY HEARTS CLUB<br />

BAND von den Beatles ein Datum setzen: 1. Juni 1967. Produzent George Martin<br />

nennt die LP in seinem Buch „Summer Of Love: The Making Of Sgt. Pepper" die<br />

„Hippie-Symphonie pie No.1". Die Scheibe habe der Welt einen Spiegel vorgehalten,<br />

in dem sie „ein brillantes Abbild ihres kaleidoskopischen<br />

Selbst von 1967" erkennen konnte. „Sie<br />

sah nicht das <strong>to</strong>rkelnde und oftmals absurde<br />

Herumgeflippe der Hippie-Bewegung,<br />

sondern deren perfektes Image<br />

–<br />

ein formvollendetes Ideal. Nicht das<br />

Elend der Drogenabhängigkeit, sondern<br />

die<br />

verblüffende ende<br />

Möglichkeit kreativer<br />

Bewusstseinserweiterung."<br />

Und<br />

schon offenbart sich die Krux<br />

des Genres: Hier entstand nicht<br />

etwa aus dem Lebensgefühl einer<br />

Generation eine neue Musik.<br />

Vielmehr entwickelte eine<br />

Beatles<br />

entrückte Künstlerkaste unter<br />

Hinzunahme syn<strong>the</strong>tischer, e<br />

die Hirnwindungen indun arg strapazierender Hilfsmittel<br />

eine neue Möglichkeit musikalischer Ausdrucksformen, die der Konsument allerdings<br />

meist überhaupt nicht kapierte. Ob dieser dabei selbst dauerbenebelt durch<br />

den Alltag s<strong>to</strong>lperte, spielte keine Rolle. George Martin sagt, SGT. PEPPER sei<br />

„alles für alle" gewesen. Die Welt habe hineingeblickt und darin gesehen, was sie<br />

sehen wollte. Einem Kunstwerk kann kaum Besseres widerfahren, denn am Ende<br />

gibt es niemanden, der es nicht mag, da jeder glaubt, es sei für ihn geschaffen<br />

worden. Allerdings bringt allein schon dieses so wichtige Album der Beatles die<br />

Erkenntnis, einen Psychedelic-Rockfan, den man womöglich an seinem Äußeren<br />

oder Habitus dieser Musikrichtung zuordnen könnte, gibt es nicht. Gab’s auch<br />

nie. Ja, es ist nicht einmal möglich, beim Blick in den Plattenschrank eine explizite<br />

Zuneigung zur Psychedelic <strong>Music</strong> auszumachen, denn wer durch den Stapel<br />

jener Albumtitel blättert, die dem Stil zugerechnet werden, hat au<strong>to</strong>matisch die<br />

gesamte Rockwelt der 60er Jahre unter einem Dach. Denn als die Künstlerelite<br />

harte Drogen konsumierte, wie andere sich Kippen in den Mundwinkel schoben,<br />

wollte jeder wenigsten mit einer LP mal kurz dazugehören.<br />

Und so ist das Besondere am Psychedelic Rock seine Einordnung als elitäre<br />

Kunstform des späten 20. Jahrhunderts. Intellektuelle oder sich intellektuell<br />

wähnende Musiker haben sich entsprechend ihrer Fähigkeiten an ihren Instrumenten,<br />

den Möglichkeiten der zur Verfügung g stehenden Studios, eigener geistiger<br />

Fähigkeiten und eines<br />

kreativen Drängens an bestehende<br />

Grenzen gewagt und<br />

mit Inbrunst Mauern eingerissen,<br />

Flüsse durchschwommen,<br />

Berge überklettert. Was der<br />

Dadaismus in bildender Kunst<br />

und Literatur für die 20er Jahre<br />

war, wurde Psychedelic Rock<br />

Pink Floyd<br />

für die Musik in den 60ern. Man kann Bilder oder Skulpturen der Dadaismus-<br />

Mitbegründer Tristan Tzara (1896–1963)<br />

963)<br />

und Hans Arp (1886–1966) betrachten en<br />

und dabei THE PIPER AT THE GATES<br />

OF DAWN (1967) von Pink Floyd hören.<br />

Die visuell-akustische Verschmelzung<br />

ist faszinierend.<br />

Eine sich abzeichnende Entwicklung innerhalb<br />

der sich in den 60ern geradezu in Lichtgeschwindigkeit i it verändernden<br />

d<br />

populären Musik zum Psychedelic Rock gibt es demnach nicht wirklich. In der<br />

ersten Hälfte des Jahrzehnts loteten Künstler wie die Beatles, Bob Dylan, die<br />

Seite 28 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Yardbirds, die Beach Boys, die Rolling S<strong>to</strong>nes usw. die Möglichkeiten der musikalischen<br />

Ausdrucksweise sehr individuell aus. Mit den einsetzenden Erfolgen<br />

und dem Bewusstsein um die Fesseln des selbst gewählten Musizierstils schaute<br />

man irgendwann voneinander ab. Soundideen wurden reproduziert, beim Konkurrenten<br />

erlauschte neue Instrumente integriert, Rhythmusstrukturen übernommen.<br />

Und dabei waren nicht in jedem Fall die Beatles die Vorreiter. Auch die Fab<br />

Four erlaubten sich, beim Nachbarn zu stibitzen.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 29<br />

im LSD-Rausch beim Solieren ein ums andere Mal vergessen haben, was er gerade<br />

wo tat, und minutenlang ein und denselben Gitarren<strong>to</strong>n angeschlagen haben.<br />

Unmutsbekundungen durch das Publikum sind nicht überliefert.<br />

Mit dem Psychedelic Rock mussten sich die reinen Gitarrenbands in die zweite<br />

Reihe zurückziehen. Orgel und Mellotron rückten in den Mittelpunkt, nicht selten<br />

saßen die Bandchefs hinter dem Tastenschrank und ließen den Rest<br />

der Gruppe mit ihren bombastischen, an Klassik gemahnende, Melodiegebirge<br />

alt aussehen.<br />

Wenngleich nicht von der Hand zu weisen ist, dass bereits e REVOLVER (1966)<br />

6)<br />

eine schwere Psychedelic-Schlagseite aufweist. Allein<br />

"Tomorrow Never Knows" mit seinem Flanging-<br />

möglichte. Vor allem indische Instrumente hielten Einzug in die<br />

Psychedelic Rock war die Brücke, die den Weg zur Weltmusik er-<br />

Effekt, wo Gitarrentöne im Raum hin- und her-zu-eiern<br />

scheinen, ist diesem Stil zuzuordnen.<br />

Songs, was mit der Hinwendung der suchenden Jugend der 60er<br />

zu fernöstlichen Religionen zusammen-<br />

Überhaupt spielen Klangeffekte<br />

hing. Die Beatles – und speziell George<br />

Jackie Brens<strong>to</strong>n<br />

beim Psychedelic Rock eine<br />

maßgebliche Rolle. Zählt man<br />

etwa das Feedback hinzu, bei<br />

dem es zu einer ohrenbetäubenden b Rückkopplung<br />

zwischen Gitarre und Verstärker kommt, wäre bereits<br />

"Anyway, Anyhow, Anywhere" e" (1965) von The Who eine<br />

Psychedelic-Rocknummer. er. Dann die<br />

Dis<strong>to</strong>rtion io<br />

–<br />

ohne<br />

diese Verzerrung ist psychedelische Musik<br />

geradezu undenkbar, später wurde der<br />

bewusst<br />

s<br />

entstellte elektrische Gitarren<strong>to</strong>n zu einem<br />

der wichtigsten Stilmittel ttel<br />

in der modernen<br />

Rockmusik. Schon 1951 war erstmals<br />

eine verzerrte Gitarre auf einer<br />

Vinylsingle zu hören: "Rocket 88" von<br />

Jackie Brens<strong>to</strong>n. Der grummelnde Effekt<br />

rührte damals noch aus einer<br />

Beschädigung des Gitarren-Ver-<br />

ren-<br />

r-<br />

Harrison – nahmen dabei wieder einmal<br />

eine Schlüsselrolle ein, als sie die Sitar,<br />

ein von Ravi Shankar im Westen po-<br />

pulär gemachtes Instrument, erstmals<br />

bei "Norwegian Wood" auf<br />

RUBBER<br />

SOUL<br />

(Dezember e 1965) einsetzten.<br />

ten.<br />

Mit etwas mehr<br />

Mut<br />

zum<br />

unkonventionellen nellen Klang hät-<br />

ten sich die<br />

Yardbirds ds diesen<br />

Platz in der Geschich-<br />

te sichern können, nen, denn sie versahen ihre Single<br />

"Heart Full Of<br />

Soul" bereits im Juni desselben<br />

selb<br />

e<br />

Jahres mit<br />

einer er Sitar als Rhythmusinstrument,<br />

veröffentlichten dann aber doch<br />

eine<br />

modifizierte Version, in der Jeff f<br />

Beck<br />

das<br />

orientalisch anmutende Riff lediglich mit seiner<br />

Gitarre nachempfindet. Zumindest eine Fuzzbox kam<br />

zum Einsatz, was zu diesem Zeitpunkt noch absolut<br />

ungewöhnlich war. Die Sitar soll wieder aus dem Song<br />

stärkers von Willie Kizart her, der genau wie fonist Brens<strong>to</strong>n zu Ike Turner’s Kings Of Rhythm<br />

gehörte, die das Stück einspielten und prompt<br />

Saxoeinen<br />

geflogen sein, weil sie sich gegen das elektrisch verstärkte<br />

Instrumentarium der „hard rockenden" Briten<br />

zu<br />

schmalbrüstig ausgemacht habe.<br />

Hit damit landeten. Legendär auch<br />

die Vorgeschichte zum ungewöhnlichen<br />

as Studio – vor Psychedelic <strong>Music</strong> für die live-erprobten<br />

Kapellen en<br />

ein eher<br />

Dröhnen: Besagter Verstärker soll auf der<br />

D Iron Butterfly<br />

Fahrt in die Sun Studios nach Memphis auf dem Highway 61 Schaden genommen<br />

haben.<br />

unvermeidliches Übel – wurde für<br />

immer mehr Bands<br />

zum<br />

Dreh- und Angelpunkt ihres Schaffens. fens<br />

Das bereits<br />

Quicksilver Vanilla Fudge<br />

genannte Debüt von Pink Floyd – die<br />

Messenger<br />

im Underground längst den Ruf weg<br />

Service<br />

hatten, eine Musikgruppe für<br />

LSD-<br />

Konsumenten zu sein – hausierte<br />

mit Echos und Verfremdungen.<br />

Geräusche aus<br />

Natur und Alltag wurden<br />

Usus: Bäche plätscherten,<br />

Vögel zwitscherten, Au<strong>to</strong>s<br />

brummten, Flugzeuge flogen,<br />

Menschen murmelten<br />

… Inwieweit die berühmten<br />

„Walls Of Sound"<br />

wie auf dem Psychedelic-<br />

Markant für Gitarrenorgien i solcher<br />

Psychedelic-Giganten wie<br />

Meilenstein der Beach Boys,<br />

PET SOUNDS (Mai 1966), oder<br />

Iron Butterfly, Quicksilver Messenger<br />

Service, Vanilla Fudge oder Frijid Pink wurden Fuzz- und Wah-Wah-Efstandteil<br />

des die End-60er be-<br />

Orchesterarrangements ein Be-<br />

Beach Boys<br />

fekte. Während letzterer den verzerrten Gitarren<strong>to</strong>n bei der Anwendung tatsächlich<br />

herrschenden Genres waren, sei dahingestellt.<br />

„Uah" sagen lässt, macht der Fuzz-Sound deutlich bewusst, dass hier gerade<br />

lediglich Strom zu Tönen wird. Der Klang des Defekts ist der neue Kunstgenuss. Wenn es darum ginge, jemandem einen den Psychedelic<br />

Rock charakterisierenden Song vorzuspielen,<br />

Charakteristisch für Psychedelic Rock sind ausgedehnte Solo-Ausflüge der<br />

kann man ge-<br />

Instrumentalisten, ausufernde Jams der Bands. Ursachen haben diese<br />

trost auf "Eight<br />

akustischen Trips verschiedene. Zum einen verstanden die Musiker sich mehr<br />

und mehr als Künstler, die etwas zu vermitteln hatten. Sie betrachteten ihr<br />

eigenes Schaffen als wertvolles Gut. Zum anderen trieben die abenteuerlichen,<br />

auch auf der Bühne nutzbaren Effektmaschinen die Musiker dazu,<br />

selbst live unentwegt zu experimentieren, sich an den neuen Sounds zu<br />

Miles High" von<br />

den Byrds zurückgreifen.<br />

Das<br />

Lied wird häufig<br />

als erste echte<br />

ergötzen. Und schließlich spielten Raum und Zeit in den drogenumnebelten<br />

Äußerung des<br />

Hirnen der Musizierenden ebenso wenig eine Rolle wie bei den Zuhörern.<br />

<strong>John</strong> Cipollina, Sänger und Gitarrist bei Quicksilver Messenger Service, soll The Byrds<br />

Genres bezeichnet<br />

und ist de-<br />

Fo<strong>to</strong>: © Davids/Bildarchiv


finitiv ein musikalisches Erdbeben. Aber angesichts der im Wochentakt vorgetragenen<br />

Neuerfindungen der Protagonisten der damaligen Zeit sind derartige<br />

Absolu<strong>the</strong>iten gewagt. "Eight Miles High" ist unabhängig von seiner Zuordnung<br />

etwas Einmaliges. Wie die Byrds ihren harmonisch austarierten Folk-Rocksound<br />

mit der völlig närrischen Free-Jazz-Attitüde eines<br />

<strong>John</strong> Coltrane verbinden und dabei auch noch eine<br />

Dramatik in die gesungene Titelzeile legen, als ginge<br />

es jetzt tatsächlich hinauf in die Lüfte, ist atemberaubend.<br />

Und natürlich ging es ums High-Sein. Auch<br />

wenn die US-amerikanische Band damals vorgab,<br />

durch die Flugangst eines ihrer Mitglieder zu dem<br />

Song inspiriert worden zu sein.<br />

Im Zuge des Drogenkonsums beinahe aller maßgeblichen<br />

Musiker öffnete sich die Lyrik für Experimentelles<br />

ebenso wie die Musik. Es ist wieder George Martin,<br />

der das Phänomen über knappe SGT.-PEPPER-Zitate<br />

augenzwinkernd auf den Punkt brachte: „Kaleidoskop-Augen,<br />

Mandarinenbäume? Schaukelpferdmenschen,<br />

die Marshmallow-Kekse essen? Er hauchte in<br />

einem Au<strong>to</strong> seine Seele aus? Seltsame Zigaretten, Lysergsäurediäthylamid?<br />

Wir reden psychedelisch." Das, Jefferson Airplane<br />

was die Bands in den Texten von sich gaben, musste nicht verstanden werden.<br />

Stundenlang über Inhalte zu debattieren, Zeilen zu interpretieren, vollkommen<br />

banale Wortgruppen zu weltverändernden Erkenntnissen aufzublasen, war Gebot<br />

der Stunde. In den Cliquen, die mal eben zu Kommunen wurden, entschied<br />

manchmal sogar der Mut zur krudesten Analyse des Textes eines populären p Single-Hits über die<br />

Zuwendung der<br />

anwesenden Hippie-Mädchen.<br />

Wer<br />

Sex wollte, musste<br />

schwafeln können.<br />

Dass die Beatles<br />

in ihrer abgehobenen<br />

High-Phase<br />

meist nur textliche<br />

Verdreh<strong>the</strong>iten ablieferten,<br />

die sogar<br />

heute noch als höhere<br />

Kunst gelten,<br />

Grateful Dead<br />

gehört zur Rezeption der Rockgeschichte. ht<br />

Auch, dass man die inhaltlichen h Ergüsse<br />

von Gruppen wie Jefferson Airplane besser im Vollrausch verträgt, ist bekannt.<br />

Wenn no<strong>to</strong>rische Flachleger wie die Rolling S<strong>to</strong>nes eines<br />

ihrer „Beutetiere" plötzlich in bunten Farben sahen, wurde<br />

es unfreiwillig komisch: „Hast du sie in Blau gekleidet<br />

gesehen/Betrachte den Himmel direkt vor dir/Und ihr Gesicht<br />

ist wie ein Segel/ein weißer Fleck, so glatt und blass/<br />

Hast du die Frau je schöner gesehen" ("She’s A Rainbow",<br />

1967). Selbst die Hollies – im Vergleich zu den zahlreichen<br />

Rocklümmels ein eher biederer Verein und eigentlich auf<br />

Love-S<strong>to</strong>rys und unverbindliche Alltagsgeschichten abonniert<br />

– hatten plötzlich Visionen: „Wasserfälle schicken<br />

ihre Wellen zu uns/Hier am Strand des Limonaden-Sees/<br />

Teichrosen spielen Verstecken mit den Fischen/Hase lauf,<br />

lauf Hase/Hase lauf davon" ("Butterfly", 1967). Das ist definitiv<br />

lustig. Damals staunte man.<br />

Der Begriff des Psychedelischen bezeichnet einen Zustand<br />

der Bewusstseinserweiterung, der durch den Konsum von Drogen hervorgerufen<br />

wird und durch spirituelle Praktiken wie die Meditation seine Vollendung<br />

findet. Nicht umsonst erreichte die TM-Bewegung (Transzendentale<br />

Meditation) des Maharishi Mahesh Yogi zwischen 1967 und 1969 ihren ersten<br />

großen Höhepunkt. Nicht nur die Beatles fühlten sich zeitweise zu seinen Lehren<br />

hingezogen. Und in der Begeisterung für die Chance, das Ich auf die Ebene<br />

der Erleuchtung heben zu können, legten zahlreiche Musiker jener Zeit ihre<br />

ganze Kreativität in die Verbreitung einer neuen Geisteshaltung. Das Festival in<br />

Woods<strong>to</strong>ck stellt auch in Sachen Psychedelic <strong>Music</strong> einen Höhepunkt dar. Was<br />

verwundert, nahmen doch Bands, die dem Genre verhaftet waren, kaum daran<br />

teil (Grateful Dead, Jefferson Airplane). Eher kamen andere, die nie so richtig<br />

dazugehörten (The Who, Mountain, Ten Years After, Blood, Sweat & Tears, The<br />

Band usw.). Allerdings waberte noch der Geist von 67/68 über die fast 500.000<br />

Menschen. Dass hier jedoch bereits ein neuer Wind zu blasen begann, nahmen<br />

nur die wenigsten wahr.<br />

he Who hatten gerade ihre TOMMY-Oper veröf-<br />

The Pretty Things waren mit dem Kon-<br />

Tfentlicht,<br />

zeptwerk S.F. SORROW<br />

(1969) gescheitert und die<br />

Small Faces mit ihrer S<strong>to</strong>ry<br />

ODGEN’S NUT GONE<br />

FLAKE (1968) noch in guter<br />

Erinnerung, da wurde aus<br />

Psychedelic Rock schon der<br />

Progressive Rock, der sich<br />

sowohl in musikalischer<br />

Hinsicht als auch inhaltlich h<br />

immer bedeutungsschwerer<br />

gebärdete.<br />

Überbordende<br />

Instrumentalpassagen wurden<br />

konsequent durchkomponiert,<br />

und die Texte hatten<br />

grundsätzlich eine tiefe Bedeutung. Zumindest sollte es so<br />

sein.<br />

Die Künstler erfuhren zum Teil sehr bald, dass der<br />

Cocktail aus Psychedelika und fernöstlichen Lehren<br />

selbst schnell an<br />

seine Grenzen stieß. Während sich einige<br />

von den Drogen und ihren Gurus<br />

abwandten, überlebten andere den Trip<br />

nicht. Die künstlerische Ausdrucksform<br />

aber blieb bestehen. Psychedelische e<br />

Musik zu kreieren, bedurfte keiner<br />

Hilfsmittel mehr – seien sie chemischer,<br />

natürlicher oder religiöser Art.<br />

n den 70er Jahren sind die Psyche-<br />

nur schwer auszumachen.<br />

Ideliker<br />

Die großen Genreklassiker – neben den<br />

bereits genannten – stammen sämtlich<br />

aus den 60ern: Iron Butterflys IN-A-<br />

GADDA-DA-VIDA (1969), Jefferson Airplanes<br />

SURREALISTIC PILLOW (1967),<br />

Loves FOREVER CHANGES (1967), Pearls Before Swines<br />

ONE NATION UNDERGROUND (1967), The Incredible<br />

String Bands THE 5000 SPIRITS OR<br />

THE LAYERS OF THE ONION (1967), Blue<br />

Cheers VINCEBUS ERUPTUM (1968), The<br />

13th Floor Eleva<strong>to</strong>rs THE PSYCHEDELIC<br />

SOUNDS OF THE 13TH FLOOR ELEVA-<br />

TORS (1966), THE VELVET UNDERGROUND & NICO<br />

(1967) – um<br />

nur einige zu nennen. Wer das Feeling dieser Alben im Zeitraum<br />

zwischen Woods<strong>to</strong>ck und Punkexplosion sucht, wird eventuell bei<br />

Space-Rockern wie Hawkwind fündig.<br />

Oder in der aufstrebenden<br />

Szene in Deutschland:<br />

Can, Guru Guru,<br />

Amon Düül … Allerdings<br />

gingen diese<br />

und andere Gruppen<br />

über das Verwalten<br />

eines Nachlasses, der<br />

schon 1971 fast ein wenig angestaubt<br />

wirkte, weit hinaus – und<br />

wurden selbst zu Wegbereitern völlig<br />

neuer Stilrichtungen.<br />

Psychedelic Rock erlebt seine Renaissance<br />

im Zuge der allgemeinen<br />

Retrowelle in der Rockmusik.<br />

So wie sich im Indie Rock die Hitlieferanten<br />

ungeniert an den New-<br />

Wave-Kapellen der späten 70er und<br />

Vibravoid<br />

Seite 30 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


The Graceful Slicks<br />

frühen 80er bedienen, durchzieht eine Armada von Black-Sabbath-Mountain-<br />

Grand-Funk-Zeppelin-Klonen die Landschaft. Da macht sich die neu erblühte<br />

Psychedelic-Szene fast noch als etwas Eigenständiges<br />

aus. In Deutschland nehmen Vibravoid dabei<br />

eine Schlüsselstellung ein. Die Musik der Band ist<br />

nicht nur beeindruckend au<strong>the</strong>ntisch, auch visuell<br />

nehmen die Düsseldorfer das Publikum bei Konzerten<br />

mit auf einen Trip in die ausgehenden 60er<br />

Jahre. Kurios sind nicht selten die Namen, mit denen<br />

die eigene Genrewahl dem geneigten g Tonträgerkäufer<br />

mit dem Vorschlaghammer h vor den Latz geknallt wird: The<br />

Graceful Slicks (UK), The Fuzz<strong>to</strong>nes (USA), Psychic Ills (USA),<br />

Pink Mountain<strong>to</strong>ps (Kanada), The Sacred Mushroom (USA),<br />

Acid Mo<strong>the</strong>rs Temple (Japan) usw.<br />

Echt ist ja eigentlich immer nur das Original. Mit einer ehrlichen<br />

Sicht auf das Geschehen zwischen 1966 und 1970<br />

bleibt jedoch die Erkenntnis, dass viele der psychedelischen<br />

Songs oder Alben eher aus Opportunismus entstanden. Für so<br />

manche der großen Bands war es gar eine existenzielle Frage, ob sie mit durch<br />

die neue Welle taumelte oder ihrem eventuell bodenständigeren Sound ver-<br />

The Incredible String Band<br />

haftet t blieb. b Erfahrungen über das Kommen<br />

und Gehen von Stilen gab es kaum. Und<br />

so war schon damals vieles nur Mache, wo<br />

heute Au<strong>the</strong>ntizität unterstellt wird. Gleichzeitig<br />

hielt nicht jede als Psychedelic Rock<br />

deklarierte Platte dem Zahn der Zeit stand<br />

und ist heute unter ganz anderen Genre-<br />

Einordnungen im Plattenregal zu finden.<br />

Dazu gehören mit Sicherheit Sly & The Family<br />

S<strong>to</strong>ne, Cream, Traffic, The Smoke oder<br />

Creation, wenngleich stilistische Elemente in<br />

dem ein oder anderen Song zu finden sein<br />

mögen.<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

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rockin‘ power trio riffage<br />

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& Chuck Leavell (The Allman-<br />

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Alben der Band, sondern auch<br />

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Deep Purple trifft auf Cream<br />

und Janis Joplin groovt mit<br />

Black Sabbath.<br />

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! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

GARLAND JEFFREYS<br />

TRUTH SERUM<br />

Der „Matador” ist zurück. Zum mindestens<br />

zweiten Male. Bereits 2011 legte Garland<br />

Jeffreys mit dem von der Kritik hymnisch<br />

gelobten Album THE KING OF IN BET-<br />

WEEN nach jahrelangem Schweigen ein<br />

fulminantes Comeback hin. Es sieht so<br />

aus, als ob Jeffreys der große Zauderer der<br />

Rockgeschichte ist:<br />

Nach jeweils langen<br />

Pausen kommt er stets<br />

mit einem erstklassigen<br />

Album aus der Deckung.<br />

Gleiches ereignete<br />

sich bereits 1992,<br />

als der New Yorker<br />

mit DON’T CALL ME<br />

BUCKWHEAT inklusive<br />

der Hitsingle “Hail<br />

Hail Rock’n’Roll”<br />

plötzlich ins Rampenlicht<br />

zurückkehrte. Da<br />

lag sein letztes Album<br />

schon neun Jahre zurück<br />

und sein All-Time-<br />

Hit “Matador”, mit dem<br />

ihn heute noch die meisten in Verbindung<br />

bringen, über ein Jahrzehnt. Inzwischen<br />

ist Jeffreys 70 Jahre alt und kann auf eine<br />

Karriere von mehr als vier Jahrzehnten zu-<br />

rückblicken. Ein One-Hit-Wonder ist dieser<br />

Mann, der sich in der New Yorker Künstler-<br />

Bohème der 60er und 70er Jahre seine erste<br />

Sporen verdiente, der schon gemeinsam mit<br />

Leuten wie Lou Reed, Sonny Rollins und<br />

Dr. <strong>John</strong> musizierte und 1973 den Songklassiker<br />

“Wild In The Streets” vorlegte,<br />

beileibe nicht. Jeffreys,<br />

der aus einem halb<br />

afro-amerikanischen,<br />

halb puer<strong>to</strong>-ricanischen<br />

Elternhaus stammt und<br />

in<br />

dessen Adern zudem<br />

Cherokee-Blut fließt,<br />

beherrscht viele musikalische<br />

Spielarten;<br />

auch auf TRUTH SE-<br />

RUM, seinem neuesten<br />

Album, serviert er seinen<br />

Cocktail aus altbewährten<br />

Ingredienzen:<br />

Blues, Rock, Folk,<br />

Soul und Reggae. Der<br />

Opener und Titeltrack<br />

(hinter dem besungenen<br />

„Wahrheitsserum” steckt nichts anderes<br />

als Alkohol) ist ein cooler, schleppender,<br />

schmutziger Blues auf Grundlage von Howlin’<br />

Wolfs “Spoonful”-Riff und nimmt einen<br />

Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel<br />

von den ersten Tönen an gefangen. Die Gitarristen<br />

Larry Campbell, James Maddock<br />

und Duke Levine (Slidegitarre) lassen ordentlich<br />

ihre Verstärker röhren, und Brian<br />

Mitchell bläst dazu eine verzerrte Mundharmonika<br />

in der Tradition des guten<br />

alten Chicago-Blues. An TRUTH<br />

SERUM wirkte im Wesentlichen<br />

derselbe Kern an Musikern mit<br />

wie auf dem Vorgängeralbum,<br />

darunter Drummer Steve Jordan<br />

(Eric Clap<strong>to</strong>n), Bassist Zev Katz<br />

und Keyboarder Brian Mitchell.<br />

Die Songs entstanden in Jeffreys<br />

Zuhause und unterwegs, komponiert<br />

auf der Gitarre und festgehalten in<br />

schlichten Demoversionen auf einem transportablen<br />

Kassettendeck. Bei den anschließenden<br />

Studio-Aufnahmen mit der Band<br />

war es erklärtes Ziel, die Unmittelbarkeit,<br />

die Intimität und die euphorische Energie<br />

der Demos einzufangen. Mit “Any Rain”<br />

folgt nach dem Opener eine zeitlose Midtempo-Rocknummer,<br />

welche die Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes kaum besser hinbekommen hätten.<br />

Und auch mit der Akustikballade “It’s What<br />

I Am”, die entfernt an “You Can’t Always<br />

Get What You Want” erinnert, frönt Jeffreys<br />

seiner Liebe zu den S<strong>to</strong>nes. Stimmlich ist er<br />

hier wie auf dem gesamten Album überzeugend;<br />

seine emotionalen Lyrics singt er mit<br />

einem ebenso gefühlvollen Ausdruck in der<br />

Stimme, Silbe für Silbe. “Dragons To Slay”<br />

– ein Albumhöhepunkt – ist ein klassischer<br />

Roots-Reggae, punktgenau<br />

wie mitreißend<br />

von seiner Begleitband<br />

eingespielt. “Is<br />

This The Real World”,<br />

“Ship Of Fools” (inklusive<br />

Akkor deon-<br />

Tupfer) und “Far Far<br />

Away” sind nachdenkliche,<br />

traumhaft<br />

schöne Akustiknummern. “Collide The Generations”<br />

dagegen mit seinen lärmenden<br />

Feedback-Gitarren könnte zusammen mit<br />

Garlands jüngst vers<strong>to</strong>rbenen New-York-<br />

Kumpel Lou Reed entstanden sein. “Colorblind<br />

Love” greift mit seinem groovenden<br />

Bluesriff den Ton des einleitenden “Truth<br />

Serum” auf. Das abschließende “Revolution<br />

Of The Mind” dagegen zeugt erneut von<br />

Jeffreys’ Liebe zu karibischen Klängen; in<br />

dem zarten Reggae-Song hört man gar einen<br />

fernen Nachhall von “Matador”.<br />

(India Media/Rough Trade,<br />

2013, 10/40:12) frs<br />

hlt i hö Ak tik<br />

DVD<br />

B.B. KING<br />

THE LIFE OF RILEY<br />

BOX<br />

JOHN MARTYN<br />

THE ISLAND YEARS<br />

Riley B. King, geboren am 16. September<br />

1925 in Berclair, Mississippi, besser<br />

bekannt unter seinem Bühnennamen B.B.<br />

King, ist einer der bedeutendsten und einflussreichsten<br />

Gitarristen in der Geschichte<br />

des Blues. Seit sechs Jahrzehnten steht<br />

der „Beale Street Blues Boy” (BB) mit<br />

seiner „Lucille” genannten<br />

Gibson im Rampenlicht, wird<br />

von vielen für sein wohlgesetztes,<br />

gefühlvolles Spiel<br />

bewundert, dennoch wissen<br />

nur wenige etwas über sein<br />

Leben. Nachdem bereits vor<br />

zehn Jahren der Regisseur<br />

Richard Pearce mit „The<br />

Road To Memphis” innerhalb<br />

der von Martin Scorsese<br />

präsentierten Filmreihe „The<br />

Blues” den großen Unbekannten<br />

ein Stück näherbrachte, folgt nun<br />

mit „The Life Of Riley” eine weitere sehenswerte<br />

Doku. Der Film von Jon Brewer,<br />

durch den als Erzähler der große alte<br />

Mann des schwarzen Hollywood-Kinos,<br />

Morgan Freeman, führt, verfolgt zweierlei:<br />

Er wandelt auf den biografischen Spuren<br />

des in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen<br />

Musikers und ist zugleich eine<br />

Würdigung seiner Gitarrenkunst. Etwa ab<br />

der Hälfte der Doku, nachdem der frühe<br />

Lebensweg durch Archivmaterial und Interviews<br />

mit Familienangehörigen sowie<br />

dem Meister persönlich sehr rund behandelt<br />

wurde, wird Kings spätere Karriere<br />

sowie seine Bedeutung für den Blues und<br />

den Rock in erster Linie mit zahlreichen<br />

Einblendungen von Musikern reflektiert,<br />

die mit ihm arbeiteten oder von ihm beeinflusst<br />

wurden. Zu Wort kommen in diesem<br />

Part – in teils nur kurzen Statements<br />

– unter anderem Eric Clap<strong>to</strong>n, Carlos Santana,<br />

Peter Green, <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>,<br />

Keith Richards, Mick<br />

Jagger, Bill Wyman, Ringo<br />

Starr, <strong>John</strong>ny Winter, Buddy<br />

Guy, Walter Trout, Dr. <strong>John</strong>,<br />

Joe Walsh, Leon Russell, Rufus<br />

Thomas, Robert Cray, Joe<br />

Bonamassa, Bono und Bonnie<br />

Raitt. Zwei kleine, aber<br />

verzeihliche Schwächen:<br />

Die spätere Künstlerkarriere<br />

wird nicht ebenso ordentlich<br />

biografisch aufbereitet wie<br />

die Kindheit it und Jugend, und die Huldigungen<br />

von so vielen Kollegen wiederholen<br />

sich doch sehr. Davon abgesehen<br />

ist „The Life Of Riley” jedoch eine<br />

sehr empfehlenswerte, keinesfalls an der<br />

Oberfläche bleibende Musikdoku. Die<br />

DVD-Fassung des Films, der Anfang des<br />

Jahres durch die Programmkinos <strong>to</strong>urte,<br />

enthält 35 Minuten Bonus-Material, darunter<br />

13 zusätzliche Kurzinterviews<br />

sowie Live-Aufnahmen aus der Royal<br />

Albert Hall.<br />

(Arsenal/Good Movies, 2013,<br />

Originalfassung mit dt. Untertiteln,<br />

118 Min. + 35 Min. Bonus) frs<br />

Als <strong>John</strong> Martyn im Januar 2009 mit 60 Jahren<br />

starb, verlor die Musikwelt einen ihrer talentiertesten<br />

und innovativsten Vertreter. Obwohl<br />

von Kennern, Kollegen und Kritikern geschätzt,<br />

blieb der britische Sänger/Songschreiber<br />

und Gitarrist zeitlebens eher ein Geheimtipp.<br />

Große kommerzielle Erfolge blieben aus<br />

– er suchte sie vermutlich auch gar nicht.<br />

Komplexe Songarrangements ngements waren ihm<br />

wichtiger als Eingängigkeit. Zwischen<br />

1967 und 1990 veröffentlichte er 13 Studio-Alben<br />

sowie eine e Live-LP bei Island<br />

Records. Das Label hat diese nun in<br />

eine wunderbare Box gepackt,<br />

zusammen mit zwei bislang<br />

unveröffentlichten<br />

Live-CDs und zwei Raritätenscheiben<br />

sowie<br />

einem katalogdicken,<br />

informativen<br />

wie reich bebilderten<br />

Buch. Mit diesem<br />

Set besitzt man fast sein Gesamtwerk, abgesehen<br />

von den beiden in den 80er Jahren bei<br />

WEA und nach seinem Island-Rausschmiss<br />

veröffentlichten Alben. Angefangen hatte<br />

Martyn als Folkie. Seine beiden ersten, heute<br />

wenig bekannten, gleichwohl grandiosen<br />

Alben LONDON CONVERSATION (1967)<br />

und THE TUMBLER (1968) spielte er alleine<br />

zur akustischen Gitarre im Fingerpicking-Stil<br />

– den er virtuos beherrschte – ein; sie erinnern<br />

an andere, teils mit ihm befreundete Vertreter<br />

des frühen britischen Folk, etwa Bert Jansch,<br />

Nick Drake und Ralph McTell. Nach zwei<br />

vergleichsweise schwachen Alben mit seiner<br />

Ehefrau Beverley öffnete er sich, ausgehend<br />

von BLESS THE WEATHER (1971), stärker<br />

der Improvisation, was zu einem innovativen<br />

Jazz-Folk führte, der seinesgleichen höchstens<br />

in ähnlichen Experimenten von Van Morrison<br />

und Tim Buckley findet. Mit SOLID AIR<br />

(1973), INSIDE OUT (1973),<br />

SUNDAY’S CHILD (1975)<br />

und ONE WORLD (1977) legte<br />

er vier Meisterwerke in Folge<br />

hin. Mit Anbruch der 80er Jahre<br />

hatte er jedoch Schwierigkeiten,<br />

mit dem<br />

gewandelten Zeitgeschmack<br />

mitzuhalten.<br />

Trotz prominenter<br />

Unterstützung<br />

von u.a. Phil Collins<br />

sind GRACE AND<br />

DANGER (1980),<br />

SAPPHIRE (1984),<br />

PIECE BY PIECE<br />

(1986) und THE APPRENTICE (1990) teils<br />

unausgegorene, teils schwache Alben. In<br />

Höchstform ist Martyn dagegen auf der beiliegenden<br />

DVD zu erleben: Die zwischen 1973<br />

und 1981 aufgezeichneten TV-Live-Auftritte<br />

machen deutlich, dass er nicht nur ein hervorragender<br />

Sänger, sondern auch ein grandioser<br />

Gitarrist war. Wenn er alleine mit seinem<br />

Echoplex auf der Bühne experimentierte,<br />

bezeichneten Kritiker ihn zu Recht als „Ein-<br />

Mann-Pink-Floyd”.<br />

(Island/Universal, 1967–2013,<br />

17 CDs, 1 DVD) frs<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 5 – Deutschsprachige Alben<br />

1. Udo Lindenberg – Ball Pompös<br />

2. Puhdys – Wilder Frieden<br />

3. Bots – Aufsteh’n<br />

4. City – City<br />

5. Marius Müller-Westernhagen – Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz<br />

Fabian Leibfried<br />

1. Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus – Hartes Land<br />

2. Interzone – Interzone<br />

3. Reform – Reform<br />

4. Obscurity – Bergisch Land<br />

5. Breslau – Volksmusik<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

1. Konstantin Wecker – Genug ist nicht genug<br />

2. Hannes Wader – Plattdeutsche Lieder<br />

3. Achim Reichel – Regenballade<br />

4. Udo Lindenberg – Alles klar auf der Andrea Doria<br />

5. Freddy Quinn – Auf hoher See<br />

Rüdiger Bloemeke<br />

1. S<strong>to</strong>ppok – Happy End im La-La-Land<br />

2. Hannes Wader – Der Rattenfänger<br />

3. Udo Lindenberg – Votan Wahnwitz<br />

4. Reinhard Mey – Keine ruhige Minute<br />

5. Rainer Bärensprung – S<strong>to</strong>lze Federn<br />

Lothar Brandt<br />

1. Interzone – Interzone<br />

2. Michy Reincke – Das böse Glück<br />

3. Blumfeld – Verbotene Früchte<br />

4. Wolfgang Müller – In der Zwischenzeit<br />

5. Ton Steine Scherben – Keine Macht für niemand<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

1. Fehlfarben – Monarchie und Alltag<br />

2. Grauzone – Die Sunrise Tapes<br />

3. Reinhard Mey – Ankomme Freitag, den 13.<br />

4. Konstantin Wecker – Genug ist nicht genug<br />

5. Peter Fox – Stadtaffe<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Konstantin Wecker – Uferlos<br />

2. Ideal – Ideal<br />

3. Ougenweide – Ohrenschmaus<br />

4. Wolle Kriwanek – Let’s Fetz<br />

5. Lacrimosa – Elodia<br />

Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Spliff – Herzlichen Glückwunsch<br />

2. Ideal – Bi Nuu<br />

3. Silly – Bataillon d’Amour<br />

4. Herwig Mitteregger – Kein Mut, kein Mädchen<br />

5. Silly – Alles rot<br />

Christian Hentschel<br />

1. Spliff – Herzlichen Glückwunsch<br />

2. Erdmöbel – Krokus<br />

3. Alexander Köberlein – Alexander Köberlein<br />

4. Element Of Crime – Die schönen Rosen<br />

5. Herwig Mitteregger – Kein Mut, kein Mädchen<br />

Tino Krauter<br />

1. Novalis – Novalis<br />

2. Kraftwerk – Trans-Europa Express<br />

3. Novalis – Sommerabend<br />

4. Kraftwerk – Au<strong>to</strong>bahn<br />

5. Kraftwerk – Electric Cafe<br />

Frank Küster<br />

1. Ina Deter – Neue Männer braucht das Land<br />

2. Udo Lindenberg – Ball Pompös<br />

3. Rio Reiser – König von Deutschland<br />

4. Nina Hagen Band – Nina Hagen Band<br />

5. Die Toten Hosen – Ein kleines bisschen Horrorshow<br />

Helmut Ölschlegel<br />

1. Burkhard Brozat – Kopf hoch<br />

2. Valeries Garten – Valeries Garten<br />

3. Stefan Waggershausen – So ist das Spiel<br />

4. Jule Neigel Band – Wilde Welt<br />

5. S<strong>to</strong>ppok – A’schklar<br />

Martin Reichold<br />

1. Ihre Kinder – Leere Hände<br />

2. Bap – Für usszzeschnigge!<br />

3. Wolle Kriwanek – Let’s Fetz<br />

4. Element Of Crime – Weißes Papier<br />

5. Achim Reichel – Klabautermann<br />

Philipp Roser<br />

1. Peter Gabriel – 4<br />

2. Franz Morak – Morak<br />

3. Gäa – Auf der Bahn zum Uranus<br />

4. Udo Lindenberg – Stark wie zwei<br />

5. Herman van Veen – Die Anziehungskraft der Erde<br />

Oliver Schuh<br />

1. Ton Steine Scherben – Keine Macht für niemand<br />

2. Element Of Crime – Weißes Papier<br />

3. Kraftwerk – Die Mensch-Maschine<br />

4. Hannes Wader – 7 Lieder<br />

5. Die Sterne – In Echt<br />

Frank Schuster<br />

Mitarbeiter<br />

1. Bots – Aufsteh’n<br />

2. Marius Müller-Westernhagen – Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz<br />

3. Ina Deter – Neue Männer braucht das Land<br />

4. Heinz Rudolf Kunze – Reine Nervensache<br />

5. Reinhard Mey – Farben<br />

Ulrich Schwartz<br />

1. Franz K. – Sensemann<br />

2. Ihre Kinder – Ihre Kinder<br />

3. Udo Lindenberg – Keule<br />

4. Hanuman – Hanuman<br />

5. Lied des Teufels – Lied des Teufels<br />

Alan Tepper<br />

1. Udo Lindenberg – Ball Pompös<br />

2. Hannes Wader – Nach Hamburg<br />

3. Ina Müller – Weiblich. Ledig. 40.<br />

4. Achim Reichel – Blues in Blond<br />

5. Wolfsmond – Rock’n’Roll Radio<br />

Uli Twelker<br />

1. Franz K. – Rock in Deutsch<br />

2. Witthüser & Westrupp – Bauer Plath<br />

3. Werner Pirchner – Ein halbes Doppelalbum<br />

4. Erste Allgemeine Verunsicherung – Neue Helden braucht das Land<br />

5. Nina Hagen Band – Nina Hagen Band<br />

Thomas Wachter<br />

Jean Jacques Kravetz<br />

1. Udo Lindenberg nberg –S<br />

Stark wie Zwei<br />

2. Herbert Grönemeyer – Mensch<br />

3. Marius Müller-Westernhagen – Mit Pfefferminz ...<br />

4. Nina Hagen Band – Nina Hagen Band<br />

5. Die Fantastischen Vier – Lauschgift<br />

© Alexandra Adrian<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33


CD<br />

REVIEWS<br />

LARS BYGDEN<br />

LB<br />

Dass Schweden bereits einige gute Americana-Folk-<br />

bzw. Alternative-Countrybands<br />

hervorgebracht hat, hat sich längst bis Mitteleuropa<br />

herumgesprochen. Erinnert sei<br />

etwa an das junge Duo First Aid Kit. Wenig<br />

bekannt ist in hiesigen Breitengraden jedoch<br />

diejenige Band, die den Boom in dem skandinavischen<br />

Land vor ein paar Jahren losgetreten<br />

hat: die Thousand Dollar Playboys.<br />

Diese Combo hat sich zwar längst aufgelöst,<br />

doch deren Sänger und Songwriter Lars<br />

Bygdén verfolgt in Schweden eine von der<br />

Kritik gelobte Solokarriere. Sein drittes, mit<br />

seinen Initialen betiteltes Solo-Album LB<br />

erscheint nun als erstes seiner Werke auch<br />

ganz offiziell in Deutschland. Es ist eine<br />

schöne, traurig und zart klingende Songkollektion;<br />

angefangen mit dem melancholischen,<br />

mit fragilem Fingerpicking-Gitarrenspiel<br />

gespickten Opener “The Hole” über<br />

das schmachtende Duett “Nothing To Say”<br />

mit der Nashville-Chanteuse Sharon Vaughan<br />

bis hin zu dem getragenen Syd-Barrett-<br />

Cover “Dark Globe”.<br />

(Westpark/Indigo, 2013, 11/41:59) frs<br />

PAT BOONE<br />

THE BALLADS OF PAT BOONE<br />

Ohne Zweifel ist<br />

Pat Boone mit einer<br />

Stimme<br />

gesegnet,<br />

die wie gemacht<br />

für Balladen ist;<br />

kein Wunder stammen<br />

so gut wie alle<br />

seiner großen Hits aus diesem Genre. Millionenfach<br />

verkauften sich ab Mitte der 50er<br />

seine Singles, kletterten sowohl im UK (“I’ll<br />

Be Home”) als auch in seiner amerikanischen<br />

Heimat (“Love Letters In The Sand”, “I Almost<br />

Lost My Mind”, “April Love”) bis an<br />

die Spitze der Charts. Natürlich liefert THE<br />

BALLADS OF PAT BOONE auch den Rest<br />

seiner Hits, von “Sugar Moon” über “It’s Too<br />

Soon To Know” bis zu “Chains Of Love”.<br />

Aber wie so oft verdienen sich die Bear-<br />

Family-Archivjäger mit dem Ausgraben<br />

rarer Perlen ein dickes Sonderlob, platzieren<br />

auf dieser vollgepackten Zusammenstellung<br />

auch Titel, die man auf ähnlichen Produkten<br />

vergeblich sucht: prächtige B-Seiten wie<br />

“There’s A Moon Out Tonight”, “Pictures In<br />

The Fire” oder “The Locket” sowie den einen<br />

oder anderen Klassiker aus Country und Soul<br />

wie “Tennessee Waltz” oder “Unchained Melody”.<br />

Herrliche Songs, klasse Zusammenstellung<br />

und noch dazu profund im Booklet<br />

dokumentiert.<br />

(Bear Family, 2013, 31/80:42) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DIE LIEBLINGSLIEDER DER<br />

DEUTSCHEN TAXIFAHRER<br />

Wladimir Kaminer, Erfolgsau<strong>to</strong>r und Kopf<br />

der Institution „Russendisko”, hat zusammen<br />

mit Yuriy Gurzhy eine neue skurrile<br />

CD kompiliert. „DIE LIEBLINGSLIEDER<br />

DER DEUTSCHEN TAXIFAHRER singen<br />

in Deutschland lebende Ausländer auf<br />

Deutsch über das Wichtigste im Leben,<br />

über Liebe, Glaube, Hoffnung und Sex.<br />

Es singen außerdem Deutsche, die gelernt<br />

haben, eine feurige Musik zu machen, die<br />

ihr Land früher nicht kannte”, erläutert<br />

Kaminer sein Konzept und fasst zusammen:<br />

„Tanz der Kulturen statt Kampf der<br />

Kulturen” – was auf jeden Fall lobenswert<br />

ist. Die flotten Lieder von “Fata Morgana”<br />

und “Yeti” über “Live Is Life”, “Ich liebe<br />

dich” und “Ick liebe dir” bis “Schwarze<br />

Seele” warten mit überschäumendem Temperament<br />

& Tempo auf und kombinieren<br />

Kasatschok und Osteuropa-Pseudofolk mit<br />

Bänkelgesang und Rap. Schwarzer Humor,<br />

bewusster Kitsch und Melancholie passen<br />

hier unter einen Hut!<br />

(GMO/Rough Trade, 2013, 16/59:11) hjg<br />

RAINBIRDS<br />

RAINBIRDS – DELUXE ALBUM<br />

Gerüchteweise<br />

ist<br />

Katharina Franck mit<br />

ihren alten Bandkollegen<br />

gerade dabei<br />

ein neues Rainbirds-<br />

Album einzuspielen,<br />

nächstes Jahr soll es<br />

erscheinen. Vorab kann man nun noch einmal<br />

auf eines der besten Popalben der 80er<br />

Jahre zurückblicken, Ende Ok<strong>to</strong>ber wurde<br />

RAINBIRDS als Deluxe-Version wiederveröffentlicht.<br />

Zusätzlich zum remasterten<br />

Original mit seinen Single-Hits “Blueprint”<br />

(#7) und “Boy On The Beach” (#57) gibt<br />

es neben einer DVD (sieben Songs 1988<br />

live in Weißensee, Ost-Berlin) eine zweite<br />

CD mit bisher unveröffentlichtem Material.<br />

Darauf gibt es fünf Livetitel zu hören, die<br />

die Rainbirds 1989 in der Besetzung Katharina<br />

Franck, Ulrike Haage, Michael Beckmann,<br />

Wolfgang Glum und Rodrigo Gonzáles<br />

zeigen, inklusive einer wunderbaren<br />

Instrumentalversion von “Rainbirds”, dem<br />

Tom-Waits-Song, nach dem die Band sich<br />

benannt hat. Weiterhin sind sechs Demos<br />

enthalten, die Katharina Franck zwischen<br />

1986 und 1988 im Alleingang eingespielt<br />

und eingesungen hat. Macht definitiv Lust<br />

auf das neue Album ...<br />

(Universal, 1987, 13/53:54, 11/45:26) us<br />

CASS McCOMBS<br />

BIG WHEEL AND OTHERS<br />

“The Burning Of The Temple, 2012”, “Satan<br />

Is My Toy” – Songtitel wie diese sagen<br />

schon fast alles über den alttestamentarisch<br />

angehauchten Größenwahn von Cass Mc-<br />

Combs’ neuem Doppelalbum. Etwa zeitgleich<br />

mit seinem Singer/Songwriter- und<br />

Labelkollegen Grant Hart, der zuletzt mit<br />

THE ARGUMENT eine Bearbeitung von<br />

<strong>John</strong> Mil<strong>to</strong>ns Vers-Epos „Paradise Lost”<br />

veröffentlichte, legt nun auch McCombs<br />

ein ambitioniertes Langwerk vor, das voller<br />

Religion steckt, aber nicht unbedingt<br />

religiös ist. Und auch er schrammt trotz<br />

allen 70er-Jahre-Konzeptalbum-Geists am<br />

Bombast vorbei, schafft ein Doppelalbum,<br />

das mit über 80 Minuten Spielzeit kaum<br />

Langeweile aufkommen lässt. Die Songs<br />

decken musikalisch ein sehr weites Spektrum<br />

ab: Steelgitarren-Americana (“Angel<br />

Blood”), Boogie-Glam (“Satan Is My<br />

Toy”), düstere Psychedelia (“Joe Murder”),<br />

schleppenden Blues (“The Burning Of The<br />

Temple, 2012”), Früh-Pink-Floyd („Dealing”),<br />

schwitzenden Funk (“It Means A<br />

Lot To Know You Care”). Viel Kunstwille,<br />

doch wenig prätentiös, stattdessen persönlich<br />

und intim.<br />

(Domino/Indigo, 2013, 10/41:02,<br />

12/41:22) frs<br />

RADICAL FACE<br />

THE FAMILY TREE:<br />

THE BRANCHES<br />

Der Nachfolger des Albums THE FAMI-<br />

LY TREE (s. GT 1/2012), mit dem Ben<br />

Cooper aka Radical Face seine Geschichte<br />

über eine fiktive Familie aus dem 19.<br />

Jahrhundert startete. Bestimmte Instrumentierungen<br />

und Melodien, die ein Familienmitglied<br />

repräsentieren, werden erneut<br />

aufgegriffen, nur mit dem Unterschied,<br />

dass zu den „prähis<strong>to</strong>rischen” Instrumenten<br />

nun auch welche aus den Jahren 1860–1910<br />

hinzukommen. Das sorgt für willkommene<br />

Abwechslung, macht die wohltemperierten<br />

Songs von THE BRANCHES im Detail<br />

interessanter und schürt die Erwartungshaltung<br />

auf den geplanten dritten Teil. Im<br />

November sind Radical Face auf deutschen<br />

Bühnen unterwegs. Fans nicht ganz alltäglicher<br />

Klänge sollten hingehen!<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2013, 12/44:54) hjg<br />

ABBA<br />

RING RING<br />

Nun wird auch Abbas<br />

Debüt mit einer<br />

Deluxe-Edition<br />

geehrt<br />

(endlich<br />

wieder im Plastikschuber<br />

und nicht<br />

mit der klebrigen<br />

Banderole). Die Ausgabe erscheint in einem<br />

achtseitigen Digipak mit einer zusätzlichen<br />

DVD, auf der drei Fernsehauftritte zu sehen<br />

sind. Obwohl die vier Schweden bis auf<br />

den Riesenhit “Ring Ring” noch nicht ihren<br />

Sound gefunden hatten, sind erste Hinweise<br />

für die hochmelodische Popmusik schon bei<br />

Stücken wie “Nina, Pretty Ballerina” und<br />

“Rock’N’Roll Band” zu finden. Fans werden<br />

bei dieser Edition besonders mit den<br />

drei Fassungen von “Ring Ring” ihren Spaß<br />

haben (schwedisch, spanisch, deutsch), dem<br />

Track “Wer im Wartesaal der Liebe steht” sowie<br />

weiteren Singletracks und sechs Frühfassungen.<br />

Das fulminante Booklet (20 Seiten)<br />

kann mit schönen Fo<strong>to</strong>s, Cover-Abbildungen<br />

und ausführlichen Liner-Notes aufwarten.<br />

(Polar <strong>Music</strong>/Universal, 1973,<br />

25/75:08, DVD: 14:10 Min.) at<br />

SHANTEL<br />

ANARCHY & ROMANCE<br />

Shantel hat durch seinen Bucowina Club<br />

ein eigenes musikalisches Genre geschaffen.<br />

Dessen Mix aus Beats, Electronica<br />

und Balkanmusik brachte etliche Tanzund<br />

Konzerthäuser zum Schwitzen und<br />

dem Künstler internationales Renommee.<br />

ANARCHY & ROMANCE ist das dritte<br />

Album, bei dem Shantel als Musiker<br />

selbst im Zentrum steht. Die elektronischen<br />

Elemente sind in den Hintergrund<br />

getreten. Der frühere Frankfurter DJ singt<br />

alle Lieder selbst und spielt auch Gitarre<br />

sowie einige andere Instrumente. Das<br />

Ergebnis ist nicht selten nah am Sound<br />

der 60er- und 70er-Jahre und reichlich gespickt<br />

mit Zitaten aus dieser Zeit. Samples<br />

sind jetzt Mangelware. Das heißt nun<br />

nicht, dass die zu erwartenden Exotika<br />

fehlen. Doch seltsamerweise sind die<br />

Balkan-nahen Stücke die schwächeren,<br />

das Album gewinnt vor allem bei den jazzigen<br />

Nummern, wo Shantel Unterstützung<br />

durch Gastsängerinnen erhält, oder<br />

Pop<br />

bei der Neuinterpretation des finnischen<br />

Tangos “Letkis”.<br />

(Essay Recordings/Indigo, 2013,<br />

14/46:08) an<br />

PAUL McCARTNEY<br />

NEW<br />

Der Mann ist unverwüstlich<br />

und hat<br />

einfach Spaß an der<br />

Musik. Er hat immer<br />

noch ein Händchen<br />

für gefällige wie<br />

leichtfüßige<br />

Melodien,<br />

zeitlos gute Pop- und Rocksongs:<br />

Paul McCartney. Auch wenn er das gesteigerte<br />

Tempo, mit dem er dank “Save Us”<br />

sein 16. Solo-Album NEW eröffnet, nicht<br />

auf Dauer durchhält und dann nur noch selten<br />

die Rockmuskeln spielen lässt (“Queenie<br />

Eye”, “I Can Bet”): Der Ex-Beatle<br />

hat unbeschwerte – weniger wohlwollend<br />

würde man sagen: belanglose – Nummern<br />

geschrieben und mit Hilfe jüngerer Co-Produzenten<br />

(Ethan Jones, Mark Ronson, Giles<br />

Martin, Paul Epworth) eingespielt. Er flirtet<br />

vorsichtig mit Electronica und HipHop,<br />

konzentriert sich aber meist doch auf zeitlose<br />

Harmonien, gelegentliche Beatles- Reminiszenzen<br />

– die ersten neuen Songs seit<br />

2007 sind nicht nur etwas für Nostalgiker.<br />

(Universal, 2013, 13/46:11) pro<br />

SARA McLACHLAN<br />

TOUCH<br />

Es fällt schwer, die Musik der kanadischen<br />

Singer/Songwriterin Sara McLachlan einzuordnen.<br />

Hat sie sich in den letzten Jahren den<br />

gefälligen, aber nie kitschigen Tönen verschrieben,<br />

steht das Frühwerk noch eindeutig<br />

in der Tradition der akustischen Musik. Ihre<br />

elfenhafte Stimme, die Fähigkeit geschichtete<br />

Harmonien zu singen, und der emotionale<br />

Ausdruck brachten der charmanten Frau besonders<br />

in den USA zahlreiche Platinauszeichnungen<br />

und sogar drei Grammys ein. TOUCH<br />

ist ihr Debüt aus dem Jahr 1989 und steht für<br />

stimmungsvolle Balladen (“Out Of The Shadows”,<br />

“Touch”), Songs mit einem Hauch<br />

Folk (“Vox”) und leicht melancholische Songs<br />

(“Uphill Battle”). Eine sehr schöne Platte für<br />

Hörer, die gefühlvolle, aber gleichzeitig auch<br />

ehrliche Musik mögen. Die aktuelle SACD<br />

wurde von Kevin Gray remastert und erscheint<br />

in einer limitierten, nummerierten Gold-Disc<br />

Edition, die wesentlich natürlicher klingt, als<br />

vorhergehende Ausgaben.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1989,<br />

10/47:45) at<br />

JESSIE J<br />

ALIVE<br />

Würde Shooting-Star Jessie J an ihr sensationelles<br />

Debüt WHO YOU ARE von 2011 anknüpfen<br />

können? Klar, dass es nicht einfach<br />

sein würde, für das mit Hits gespickte Album<br />

einen würdigen Nachfolger zu präsentieren.<br />

Doch eine solche Enttäuschung wie ALIVE<br />

überrascht schon. “It’s My Party”, der Opener,<br />

wäre ein passenderer Albumtitel gewesen,<br />

scheint er doch als Mot<strong>to</strong> über allen<br />

Songs zu schweben: Plötzlich kommt Jessie<br />

Js Gesang, trotz fantastischer Stimme, jetzt<br />

unangenehm egozentrisch und überzogen rüber.<br />

Der Mix aus Pop, Neo-R&B, rockigen<br />

Gitarrensprengseln und nun eher aufdringlich-nervigen<br />

Rap-Einlagen dominiert auch<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

ALIVE. Doch kein Song erreicht annähernd<br />

die Ohrwurm- und gefühlvollen Gesangsqualitäten<br />

des Erstlings.<br />

(Island/Universal, 2013,<br />

13/46:16) csw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE GET DOWN BOOGIE<br />

SOUND<br />

Disco-Musik muss nicht unbedingt mit<br />

minderer Qualität gleichgesetzt werden. Es<br />

stimmt zwar, dass viele der Disco-Acts mehr<br />

oder weniger austauschbare Produkte waren,<br />

doch Bands wie zum Beispiel Chic oder<br />

Earth, Wind & Fire lieferten innerhalb des<br />

Genres hochwertige Beiträge. Zu Beginn der<br />

Achtziger steckte das Genre jedoch in einer<br />

Krise, da sich die Plattenfirmen weigerten,<br />

hohe Produktionsbudgets zu genehmigen.<br />

Zahlreiche Bands machten aus dieser Not<br />

eine Tugend und setzten den Syn<strong>the</strong>sizer<br />

ein, was wiederum kein Makel sein muss,<br />

wenn die ideale Dosierung gefunden wird.<br />

Die Compilation dokumentiert überwiegend<br />

Labels wie Vanguard und Fantasy, wobei Interpreten<br />

wie Shock, Convertion, Eazy oder<br />

Rare Essence den wenigsten etwas sagen<br />

werden. Die Musik kann als Hybrid zwischen<br />

Funk und Boogie beschrieben werden,<br />

wobei immer die Tanzbarkeit gewährleistet<br />

wurde. Eine überraschend gute Auswahl, die<br />

so manches Vorurteil negiert.<br />

(Ace/Soulfood, 2013, 13/77:23) at<br />

EDITH PIAF – THÉO SARA-<br />

PO – CHRISTIE LAUME<br />

PLATINUM COLLECTION<br />

Vor fast genau 50 Jahren,<br />

im Ok<strong>to</strong>ber 1963,<br />

verstarb Edith Piaf,<br />

die ein musikalisches<br />

Erbe hinterließ, mit<br />

dem sich nur wenige<br />

messen können. Aus<br />

diesem Grund erscheint nun eine ganz besondere<br />

PLATINUM COLLECTION, die<br />

das Lebenswerk des „Spatz’ von Paris” auf<br />

drei CDs zusammenfasst. Eine komplette<br />

CD ist dabei den Chansons von Edith Piaf<br />

gewidmet, liefert das Wichtigste aus ihrer<br />

Karriere, von “Milord” über “Non, Je Ne<br />

Regrette Rien” bis zu “La Vie En Rose”.<br />

Die zweite CD liefert den Mitschnitt eines<br />

1963er Konzertes, das sie zusammen mit<br />

ihrem damaligen Ehemann Théo Saparo im<br />

Pariser Bobino zeigt. Auf der dritten CD werden<br />

dann die Chansons vorgestellt, die Théo<br />

Saparo mit seiner Schwester Christie Laume<br />

eingespielt hat. Sie war eine enge Vertraute<br />

des Paares und begann, gefördert von ihrem<br />

Bruder, selbst eine Gesangskarriere.<br />

(Parlophone/Warner, 2013, 3 CDs) tk<br />

DONNY HATHAWAY<br />

NEVER MY LOVE –<br />

THE ANTHOLOGY<br />

Rhino nimmt sich in einer 4-CD-Box der<br />

Aufarbeitung des leider weitgehend in Vergessenheit<br />

geratenen Soulmusikers Donny<br />

Hathaway an. Obgleich immer ein wenig im<br />

Schatten von Curtis Mayfield stehend, hatte<br />

Hathaway vor allem durch die Zusammenarbeit<br />

mit Roberta Flack einige Erfolge in den<br />

70er Jahren aufzuweisen. Umso tragischer,<br />

dass der famose Songwriter und Pianist zunehmend<br />

an Depressionen litt, was in seinen<br />

Frei<strong>to</strong>d 1978 mündete. Die erste CD umfasst<br />

sämtliche Solohits und einige weitere<br />

prägende Stücke, die zweite enthält 13 bislang<br />

unveröffentlichte Studio-Aufnahmen,<br />

darunter auch das längere klassische, mit<br />

Klavier und Orchester eingespielte “Zyxygy<br />

Concer<strong>to</strong>”. Auf der dritten CD findet sich ein<br />

ebenfalls bisher unveröffentlicht gebliebener<br />

New Yorker Live-Auftritt in Hathaways<br />

Stamm-Club The Bitter End, der zehn Songs<br />

umfasst. Die letzte CD bietet die Duette mit<br />

Roberta Flack. Alles in allem ist NEVER<br />

MY LOVE eine äußerst gelungene Anthology,<br />

die einerseits den <strong>to</strong>llen Sound schwarzer<br />

Musik der 70er repräsentiert, andererseits<br />

auf wertvolle Weise in das Werk eines leider<br />

viel zu früh vers<strong>to</strong>rbenen Musikers einführt.<br />

(Rhino/Warner 2013, 22/79:54, 13/70:02,<br />

10/77:30, 13/65:50) an<br />

DIRK MICHAELIS<br />

... SINGT WELTHITS NR. 2<br />

Als Dirk Michaelis<br />

vor zwei Jahren ein<br />

Album mit eingedeutschten<br />

Welthits<br />

veröffentlichte,<br />

war<br />

es ein großes Experiment.<br />

Doch die Rechnung<br />

ging auf, durchweg erntete der Berliner<br />

Sänger Lob von allen Seiten für Umsetzung,<br />

Produktion und Auswahl. Die Faszination<br />

bestand vor allem darin, dass Michaelis nicht<br />

lieblos coverte, sondern durch originelle Interpretationen<br />

Eigenes daraus machte. Nicht<br />

zuletzt überzeugten die deutschen Textadaptionen<br />

von den Dichtern Michael Sellin und<br />

Gisela Steineckert. Hier setzt nun das Folge-<br />

Album an, wenngleich Dirk Michaelis und<br />

sein Team um den Silly- und Silbermond-<br />

Produzenten Ingo Politz wesentlich mutiger<br />

an die Sache herangehen. Diesmal sind es<br />

Songs von Tracy Chapman, Tanita Tikaram<br />

und Everything But The Girl, aber auch von<br />

U2, Dire Straits und R.E.M., die behutsam<br />

ins Deutsche übertragen wurden, und Michaelis<br />

sie so singt, als wären es seine Lieder.<br />

Natürlich wird das manchen Puristen auf den<br />

Plan rufen, der um vermeintlich verhunzte<br />

Originale jammert. Doch wer dem Album<br />

offen entgegengeht, wird Großes entdecken.<br />

(Heart Of Berlin/Universal, 2013,<br />

13/49:50) che<br />

ONE MAN BANNISTER<br />

EVOLVER<br />

Während der 80er Jahre war der Neuseeländer<br />

Mat<strong>the</strong>w Bannister mit seiner Band Sneaky<br />

Feelings tief in psychedelischem Pop im Stile<br />

der Beatles oder der Byrds unterwegs. Jetzt hat<br />

er sich im Alleingang an eine Neuinterpretation<br />

eines der berühmtesten Alben der Popgeschichte<br />

gewagt, hat sich REVOLVER von den<br />

Beatles ausgesucht. Das „R” hat er aus dem Titel<br />

entfernt, nennt sein Album EVOLVER, will<br />

damit ausdrücken, dass die Ergebnisse nicht<br />

spontan entstanden sind, sondern als Ergebnis<br />

einer längeren Evolution. Dementsprechend<br />

abwechslungsreich sind auch seine Interpretationen,<br />

mal bleibt er wie bei “Taxman” relativ<br />

nah am Original, mal hat er wie bei “Yellow<br />

Submarine” die Beatles-Vorlagen drastisch<br />

umgedeutet. Dass die Kombination Beatles/<br />

Bannister in Neuseeland angesagt ist, zeigt der<br />

unerwartete Erfolg des Albums, das es bis auf<br />

Platz 14 in die Charts schaffte.<br />

(Power<strong>to</strong>ol Records/Import, 2013,<br />

14/36:57) us<br />

PUHDYS<br />

HEILIGE NÄCHTE<br />

Wer ausblendet, dass<br />

die Puhdys in erster<br />

Linie eine Rockband<br />

sind, wird vom neuen<br />

Winteralbum der<br />

Kultgruppe begeistert<br />

sein. Nach DEZEM-<br />

BERTAGE(2001)<br />

und DEZEMBERNÄCH-<br />

TE (2006) widmen die Berliner bereits zum<br />

dritten Mal ein ganzes Album der kalten<br />

Jahreszeit. Meist besinnlich, oft ergreifend<br />

gelingt es den fünf Musikern um Frontmann<br />

Dieter „Maschine” Birr tatsächlich, winterliche<br />

Stimmungen einzufangen, Gottseidank<br />

sind aber die meisten Songs auch für andere<br />

Jahreszeiten geeignet. Pathos und Kitsch<br />

klopften dabei regelmäßig an der Studiotüre,<br />

doch ihnen wurde nur ein kleiner Spalt geöffnet.<br />

Den Hauptanteil der Gesangsparts übernahm<br />

diesmal Gitarrist Dieter „Quaster” Hertrampf.<br />

Zwar sang auch er immer mal wieder<br />

Puhdys-Hits, beispielsweise den Klassiker<br />

“Alt wie ein Baum”, doch so viele neue von<br />

ihm gesungene Songs auf einer Platte sind ein<br />

Novum in der schon viereinhalb Dekaden andauernden<br />

Bandkarriere. Für “All diese Jahre”<br />

hat sich Quaster eine vielversprechende<br />

Newcomerin an seine Seite geholt, nämlich<br />

seine 15-jährige Tochter Kimmy. Und Schlagzeuger<br />

Klaus Scharfschwerdt tritt für die<br />

Nummer “Ich seh dich, hör dich, fühl dich”<br />

ans Gesangsmikro. Lediglich Mastermind<br />

Birr hält sich zurück. Die Ruhe sei ihm gegönnt,<br />

denn 2014 muss er fit für Solo-Album<br />

und 45-jähriges Bandjubiläum sein.<br />

(Polydor/Universal, 2013,<br />

16/59:25) che<br />

TEARS FOR FEARS<br />

THE HURTING (30TH ANNI-<br />

VERSARY EDITION)<br />

“Watch Me Bleed”, “Suffer The Children”<br />

– schon die Songtitel des Debüts THE<br />

HURTING (1983, UK #1, D #15) der britischen<br />

New-Wave-/Synthie-Popband Tears<br />

For Fears deuten an, dass es sich um keine<br />

einfache Kost handelt. Auf dem Konzeptalbum<br />

(zu Deutsch „Die Verletzung”) werden<br />

seelische Verwundungen und Kindheitstraumata<br />

verarbeitet. Wer nur die späteren Charterfolge<br />

des Duos (“Shout” u.a.) kennt, wird<br />

überrascht sein über die Molltönung ihres<br />

Frühwerks. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen<br />

waren Roland Orzabal und Curt Smith stark<br />

inspiriert von eher düsteren Vertretern wie<br />

Peter Gabriel und Joy Division. Gleichwohl<br />

ist THE HURTING kein schwer zugängliches<br />

Werk, es steckt voller Pop, Melodienreichtum<br />

und ausgefeilter, fein die Balance zwischen<br />

Akustik und Elektronik haltender Arrangements.<br />

Mitunter tendiert es gar Richtung<br />

Soul, etwa mit den Single-Auskopplungen<br />

“Pale Shelter” (UK #5, D #25) und “Change”<br />

(UK #4). Der bekannteste Song “Mad World”<br />

(UK #3, D #21) gelangte rund 20 Jahre später<br />

in der entschleunigten Klavierversion von<br />

Michael Andrews und Gary Jules (für den<br />

Film „Donnie Darko”) erneut zu Hit-Ehren.<br />

Als Gastmusiker sind auf THE HURTING<br />

Session-Größen wie Saxofonist Mel Collins<br />

(King Crimson) und Gitarrist Phil Palmer zu<br />

hören. Ein Meisterwerk, das locker den Test<br />

der Zeit besteht! Die Deluxe-Ausgabe zum<br />

30. Jubiläum gibt es in zwei unterschiedlichen<br />

Formaten: als Doppel-CD und als Boxset mit<br />

Pop<br />

drei CDs und einer DVD. Die zweite Scheibe<br />

steckt voll Raritäten (Maxi-Versionen, Remixe,<br />

Single-B-Seiten); der dritte Silberling<br />

versammelt BBC-Radio-Sessions; auf der<br />

DVD ist ein beeindruckendes Konzert aus<br />

dem Hammersmith Odeon vom Dezember<br />

1983 zu sehen.<br />

(Mercury/Universal, 1983/2013, 10/41:43,<br />

16/71:40, 10/41:04,<br />

DVD 57 Min.)<br />

frs<br />

PAUL SIMON<br />

THE COMPLETE ALBUMS<br />

COLLECTION<br />

Kulturgut allererster Klasse ist diese Box<br />

mit allen Solowerken Paul Simons, prall<br />

gefüllt mit den bestens bekannten Juwelen<br />

und versteckten Köstlichkeiten aus den<br />

letzten 40 Jahren, die es mehr als wert sind,<br />

(wieder-)entdeckt zu werden. Immer wieder<br />

beeindruckt seine Fähigkeit, neue kreative<br />

Pfade einzuschlagen, ohne alte, bewährte<br />

Tugenden aufzugeben, nicht nur bei seinen<br />

Ausflügen nach Südafrika, Brasilien oder<br />

in die Slums von New York; auch seine<br />

ständige Weiterentwicklung als Komponist,<br />

seine Offenheit für Einflüsse aller Art<br />

tragen dazu bei, die (Album-)Reise durch<br />

seine (Solo-)Karriere zu einer ganz besonderen<br />

Sache zu machen. In der Rückschau<br />

betrachtet, gibt es zahlreiche wertvolle Meilensteine,<br />

das in Richtung Broadway schielende<br />

PAUL SIMON aus dem Jahr 1972 mit<br />

“Mo<strong>the</strong>r And Child Reunion” und “Me And<br />

Julio Down By The Schoolyard”, das sonnige<br />

STILL CRAZY AFTER ALL THESE<br />

YEARS mit seinem Titelsong und “50 Ways<br />

To Leave Your Lover”, das für viele folgende<br />

Acts wegweisende GRACELAND aus dem<br />

Jahr 1986, das legendäre Doppel-Live-Album<br />

PAUL SIMON’S CONCERT IN THE<br />

PARK, sein 2011er, alles andere als stromlinienförmiges<br />

Album SO BEAUTIFUL OR<br />

SO WHAT, eine monumentale Sammlung!<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 15 CDs) us<br />

YOKO ONO PLASTIC ONO<br />

BAND<br />

TAKE ME TO THE LAND OF<br />

HELL<br />

Vielfach be<strong>to</strong>nte die wohl berühmteste Witwe<br />

der Welt, dass sie sich momentan so unglaublich<br />

frisch und kreativ fühlt wie schon lange<br />

nicht mehr. Diesen Schwung nutzt Yoko Ono<br />

nicht nur, um in diesem Jahr weltweit ihre<br />

Kunst ausstellen zu lassen oder sich für Frieden<br />

und gegen Fracking zu engagieren. All<br />

das genügt der im Februar 80 gewordenen<br />

Weltbürgerin nicht. Auf ihrem zehnten Album<br />

zeigt sich Yoko Ono mit ihrer neuformierten<br />

Plastic Ono Band ungemein agil, fast ungestüm.<br />

Natürlich sind zahlreiche der aktuellen<br />

Songs politisch motivierte Stellungnahmen<br />

und spiegeln so etwas wie einen Streifzug<br />

durch westliche Metropolen (“New York<br />

Noodle Town”). Damit reaktiviert Yoko Ono<br />

das Universum der Schmerzen und Leiden,<br />

das sie 1970 mit <strong>John</strong> Lennon in der Instant<br />

Karma-Phase erschaffen hatte. Doch trotz<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35


CD<br />

REVIEWS<br />

aller Ernsthaftigkeit vergisst Ono nicht den<br />

lockeren Spaß, wenn sie singt, dass sie keine<br />

gute Tänzerin sei (“Bad Dancer”). Dass<br />

TAKE ME TO THE LAND OF HELL ein<br />

erfrischend abwechslungsreiches Album ist,<br />

mag auch mit der Gästeliste zusammenhängen.<br />

Unter musikalischer Leitung von Sean<br />

Ono Lennon verpassen Akteure wie Lenny<br />

Kravitz, das japanische Klanggenie Cornelius,<br />

die Beastie Boys, Questlove von den<br />

cleveren HipHoppern The Roots und Wilco-<br />

Gitarrist Nels Cline den 13 Songs eine rundum<br />

aufregende, kraftvoll ungebremste Lebendigkeit.<br />

Alten Rocker-Machos dürfte die von<br />

der Ikone des Feminismus und ihrer Plastic<br />

Ono Band inszinierte Verknüpfung von Experiment<br />

und zeitgenössischer Strömung aber<br />

wohl immer noch graue Haare bereiten. Resümee:<br />

TAKE ME TO THE LAND OF HELL<br />

klingt jünger und au<strong>the</strong>ntischer als etwa das<br />

zeitgleich erschienene Album des einstigen<br />

Bandkollegen ihres 1980 erschossenen Ehemanns<br />

<strong>John</strong> Lennon.<br />

(Chimera <strong>Music</strong>/Indigo, 2013,<br />

13/42:47) mai<br />

ALBERT HAMMOND<br />

SONGBOOK 2013 – LIVE IN<br />

WILHELMSHAVEN<br />

Ein wunderbares Dokument<br />

und Souvenir<br />

von Albert Hammonds<br />

begeisternder<br />

Deutschland-Tour<br />

im Mai ist dieser<br />

Live-Doppel-CD. Es<br />

ist it erstaunlich, dass dieser hochproduktive<br />

Songwriter durch relativ kleine Clubs <strong>to</strong>uren<br />

muss, hat er doch eine schier endlose Liste<br />

von gro ßen Namen der Popmusik mit unvergesslichen<br />

Hits beliefert: Willie Nelson und<br />

Julio Iglesias mit “To All The Girls I’ve Loved<br />

Before”, die Hollies mit “The Air That I<br />

Brea<strong>the</strong>”, Art Garfunkel mit “99 Miles From<br />

L.A.”, Jefferson Starship mit “Nothing’s Gonna<br />

S<strong>to</strong>p Us Now”, Tina Turner mit “I Don’t<br />

Wanna Loose You”, die Fortunes mit “Freedom<br />

Come, Freedom Go”, Blue Mink mit<br />

“Good Morning Freedom”, Leo Sayer mit<br />

“When I Need You”, Leapy Lee mit “Little<br />

Arrows”. Diese Songs und viele mehr aus<br />

Hammonds Feder sowie natürlich alle seine<br />

Solohits (“It Never Rains In Sou<strong>the</strong>rn California”,<br />

“The Free Electric Band”, “Down By<br />

The River” u. a.) sind auf SONGBOOK 2013<br />

in feinen Interpretationen zu hören.<br />

(Hypertension/Soulfood, 2013,<br />

16/54:13, 14/57:39) csw<br />

PURPLE SCHULZ<br />

SO IST DAS LIVE! –<br />

DAS DUO-KONZERT<br />

Vor grob einem Jahr, im Herbst 2012, erschien<br />

mit SO UND NICHT ANDERS ein<br />

Album mit neuen Songs von Purple Schulz.<br />

Seit Anfang diesen Jahres ist er zusammen<br />

mit dem Gitarristen Andreas „Schrader” Dorn<br />

unterwegs, um diese Songs live als Duo zu<br />

präsentieren. Neue Songs in dieser intimen<br />

Atmosphäre vorzustellen, begleitet nur von<br />

Keyboard und Gitarre, da muss schon Potenzial<br />

vorhanden sein, damit so ein Konzept<br />

trägt. Doch hört man dann zum ersten Mal SO<br />

IST DAS LIVE! (bzw. sieht sich das Konzert<br />

auf der beiliegenden DVD an ...) wird schnell<br />

klar, dass diese Sorge unbegründet ist. Sowohl<br />

die neuen Stücke als auch die unvermeidbaren<br />

„alten” Gassenhauer wie “Sehnsucht”, “Kleine<br />

Seen” und “Verliebte Jungs” machen das<br />

Zuhören, Mitsingen, Mitträumen leicht, was<br />

sich auch an den begeisterten Reaktionen des<br />

Publikums feststellen lässt.<br />

(Rakete Medien/Rough Trade, 2013,<br />

16/79:22) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

MONTEREY INTERNATIONAL<br />

POP FESTIVAL<br />

Woran es liegt, dass<br />

manche<br />

Festivals<br />

auch nach langer<br />

Zeit noch einen legendären<br />

Ruf haben,<br />

und andere, mit<br />

ähnlichem Line Up und<br />

teilweise wesentlich größerem Zuschauerzuspruch,<br />

heutzutage fast völlig vergessen<br />

sind, sind manchmal nur Kleinigkeiten.<br />

Beim 1967er Monterey Pop Festival dürfte<br />

die auch nach über 45 Jahren ungebrochene<br />

Faszination vor allem auf seinem<br />

Mix verschiedener Stilen beruhen, schier<br />

unglaublich, welch unterschiedliche Bands<br />

und Einzelkünstler damals ihre Visitenkarte<br />

in der kalifornischen Küstenstadt abgaben.<br />

Erstmals 1992 regulär veröffentlicht, gibt<br />

es diesen Festivalquerschnitt aktuell in einer<br />

neu aufgelegten Edition, bei der sich<br />

vor allem das herrliche Booklet auszeichnet.<br />

Auf 88 Seiten liefern zahlreiche Fo<strong>to</strong>s,<br />

Konzertkommentare und Hintergrundinfos<br />

den passenden Background für die vier<br />

CDs, auf denen es wie gesagt stilistisch<br />

äußerst bunt zugeht. Da folgen Canned<br />

Heat auf Eric Burdon & The Animals, The<br />

Byrds auf Hugh Masekela, The Who auf<br />

Otis Redding, Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding<br />

Company auf Country Joe & The Fish oder<br />

The Mamas & The Papas auf Jimi Hendrix.<br />

Unglaublich, aber wahr!<br />

(Union Square/Soulfood, 2013, 4 CDs) us<br />

JOHNNY LOGAN<br />

THE IRISH SOUL<br />

In seiner persönlichen Veröffentlichungsreihe<br />

„The Irish Connection 2” hat sich<br />

<strong>John</strong>ny Logan für THE IRISH SOUL<br />

Songs von zeitgenössischen Kollegen vorgenommen.<br />

Wobei das Soul nicht für den<br />

Musikstil steht, sondern für die irische<br />

Seele, die aus den Liedern von The Pogues,<br />

Horslips, Van Morrison und des<br />

eingemeindeten Steve Earle spricht. Auch<br />

wenn die Folkkomponente allein schon<br />

durch das Instrumentarium unvermeidlich<br />

ist, kommt durch Logans Background<br />

auch eine Pop-Note ins Spiel. Seine drei<br />

Eigenkreationen passen sich nahtlos ein –<br />

herausgekommen ist eine geschmackvolle<br />

Mischung, in die auch einige wenige, auf<br />

zeitgemäß getrimmte Traditionals (und<br />

zur Veröffentlichungszeit passend zwei<br />

Weihnachtslieder) eingebettet sind. Und<br />

Logan überrascht auch: durch das Cajunangehauchte<br />

Titelstück beispielsweise.<br />

Gelungener Heimatausflug!<br />

(Telamo/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 15/58:19) pro<br />

CHANTAL GOYA<br />

FÉMININ: THE COMPLETE ’<strong>60s</strong><br />

RECORDINGS<br />

Die französische Sängerin Chantal Goya<br />

begann ihre Karriere als Interpretin von<br />

Kinderliedern, wechselte aber in den Sech-<br />

zigern ins Popmetier. Ihre Laufbahn wurde<br />

durch die Kompositionskünste eines Jean-<br />

Jacques Debout beschleunigt, der unter<br />

anderem für Charles Aznavour und <strong>John</strong>ny<br />

Hallyday schrieb. Auch ihre Hauptrolle<br />

in Jean-Luc Godards Streifen „Masculin<br />

Féminin” (1966) half der sympathischen<br />

Sängerin. Die 20 hier kompilierten Songs<br />

stammen aus den Jahren 1964 bis 1967<br />

und stehen für die Popklänge der Swinging<br />

Sixties in Frankreich. Obwohl Goya konsequent<br />

in ihrer Muttersprache sang, sind<br />

die Stücke eindeutig angloamerikanisch<br />

ausgerichtet, wodurch sie für die damaligen<br />

und auch heutigen Hörgewohnheiten<br />

äußerst attraktiv sind – nicht zu vergessen<br />

die charmante und sehr weiche Stimme<br />

Goyas. Klasse CD.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

20/44:31) at<br />

BRIGITTE BARDOT<br />

BARDOMANIA<br />

Mit über 50 Tracks<br />

liefert BARDOMA-<br />

NIA sozusagen den<br />

Soundtrack zur ersten<br />

Phase der Filmkarriere<br />

von Brigitte<br />

Bardot, deckt die<br />

Zeit Zit von 1952 bis 1962 ab. Von Sascha<br />

Dis tel, der sie 1958 in “Brigitte” besang,<br />

über Tony Bennett, der 1957 mit “The<br />

Night That Heaven Fell” den Titelsong zum<br />

gleichnamigen Film lieferte, bis zu Brigitte<br />

Bardot selbst, mit dem 1962 aufgenommenen<br />

“Sidone”. Dazwischen massenhaft<br />

Musik aus Filmen wie „Mannina, La Fille<br />

Sans Voiles (The Girl In The Bikini)”, „Une<br />

Parisienne (A Parisian Girl)” und „Babette<br />

S’En Va-T-En Guerre (Babette Goes To<br />

War)”. Chanson, Pop, Klassik und Jazz, ein<br />

breites Spektrum, zusammengehalten von<br />

einer Hauptdarstellerin, die mit diesen Filmen<br />

ihren Weltruhm begründete.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

19/78:48, 34/79:59) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

GREAT GUITAR TUNES<br />

Die nächste Ausgabe in der inakustik<br />

„Reference Sound Edition” nennt sich<br />

GREAT GUITAR TUNES. Top-Gitarristen<br />

aus den Bereichen Pop, Jazz, Folk, Rock<br />

und Blues wurden dafür ausgewählt, die<br />

Ohren der Hörer nicht nur mit starken<br />

Melodien sondern auch mit exzellentem<br />

Klang zu verwöhnen. Durch das neue<br />

Aufbereitungsverfahren (Reso-Mastering)<br />

verspricht man sich Verbesserungen bei<br />

Transparenz, Dynamik, Bassreproduktion<br />

und Tiefenstaffelung – für den Nichttechniker:<br />

mehr Atmosphäre und Emotion. Wie<br />

immer bei solchen Geschichten bleibt der<br />

Toneindruck Geschmackssache, was dem<br />

einen zu klinisch rein daherkommt, hat für<br />

den anderen immer noch zu viel Grundrauschen.<br />

Dennoch, und ganz abgesehen von<br />

diesen eher <strong>the</strong>oretischen Diskussionen,<br />

bietet diese CD einen ganz hervorragenden<br />

Klang, feine Töne, intime Stimmungen,<br />

aber auch zupackende Dynamik sind hier<br />

zu hören: erlesene Gitarrenmusik von Könnern<br />

wie Al Di Meola, Michael Schenker,<br />

Friedemann, Walter Trout, Hans Theessink<br />

oder Robben Ford.<br />

(inakustik, 2013, 15/72:53)<br />

us<br />

Pop<br />

CABARET VOLTAIRE<br />

#8385 (COLLECTED WORKS<br />

1983–1985)<br />

Mit den vier auf<br />

COLLECTED<br />

WORKS 1983–<br />

1985 zu findenden<br />

Alben ihrer mittleren<br />

Schaffensphase<br />

änderten<br />

Cabaret<br />

Vlti Voltaire ihren Industrial-Sound in einen<br />

auf späteren Techno hindeutenden Stil, der<br />

die Band aus Sheffield auch in die Charts<br />

brachte. Eine gewisse Nähe zum Electro-<br />

Pop Kraftwerks ist hier und da zu beobachten,<br />

doch steht deren Album ELEC-<br />

TRIC CAFÉ von 1986 dann doch eher in<br />

der Nachfolge von THE CRACKDOWN<br />

(1983), MICRO-PHONIES (1984),<br />

DRINKING GASO LINE (1985) und THE<br />

COVENANT AND THE ARM OF THE<br />

LORD (1985). Zwei weitere CDs enthalten<br />

sämtliche Maxi-Versionen aus der<br />

Zeit und zwölf bis da<strong>to</strong> unveröffentlichte<br />

Stücke. Das Paket wird um zwei DVDs<br />

erweitert, bei der die erste zwei Konzerte<br />

umfasst. Die zweite enthält mit “Gasoline<br />

In Your Eye” ein bisher nur auf VHS<br />

erhältliches Video-Showcase und vier<br />

Promovideos. Die streng limitierte, aber<br />

auch teure Box verdeutlicht, dass Cabaret<br />

Voltaire mit ihren Experimenten aus Elektronik<br />

und New Wave Wegbereiter für den<br />

sich noch erst herausbildenden Techno<br />

und House waren.<br />

(Mute 2013, 9/42:38, 4/33:14, 10/44:53,<br />

13/63:06, 11/79:54 + 1 CD + 2 DVD) an<br />

HEP STARS<br />

IT’S BEEN A LONG LONG TIME<br />

– EXPANDED EDITION<br />

Für die Aufnahmen zu diesem Album reisten<br />

die Hep Stars 1968 zu Produzent Steve<br />

Clark nach London, wo er den fünf jungen<br />

Schweden – darunter Benny Andersson, der<br />

kurz darauf mit Abba Karriere machte – einen<br />

sonnigen End-60er-Sound verpasste,<br />

mit dem die in ihrer Heimat äußerst populäre<br />

Band endlich auch international durchstarten<br />

wollte. Doch trotz Unterstützung<br />

vom legendären US-Produzenten Curt Boettcher,<br />

der hier mit vier Kompositionen vertreten<br />

ist, kam das Album wieder nicht über<br />

Schweden hinaus, IT’S BEEN A LONG<br />

LONG TIME wird also nun zum ersten Mal<br />

außerhalb ihrer Heimat veröffentlicht. Als<br />

Bonus gibt es die beiden in Schwedisch gesungenen<br />

Non-Album-Sing les, die sie 1968<br />

über das Cupol-Label veröffentlichten.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1968,<br />

14/40:01) tk<br />

CELINE DION<br />

LOVED ME BACK TO LIFE<br />

Anfang November hat Celine Dion mit<br />

LOVED ME BACK TO LIFE eine gut<br />

sechs Jahre andauernde Albumpause<br />

beendet, und sie hat viel für den Erfolg<br />

dieses Albums getan. Eine ganze Reihe<br />

hochkarätiger Produzenten und Songwriter<br />

– von Tricky Stewart über Andrew<br />

Goldstein bis zu Janis Ian – waren an der<br />

Entstehung der neuen Songs beteiligt, darüber<br />

hinaus sind Stevie Wonder (“Overjoyed”)<br />

und Ne-Yo (“Incredible”) als Duettpartner<br />

mit dabei.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 15/60:23) tk<br />

Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

TONY DEKKER<br />

PRAYER OF THE WOODS<br />

Der Kanadier Tony Dekker, im Hauptberuf<br />

Sänger und Songwriter bei den<br />

Great Lake Swimmers, legt hier ein<br />

ruhiges und intimes Solo-Album vor,<br />

das in einer Kirche aufgenommen<br />

wurde. Geboten werden Songs voller<br />

geografischer Referenzen (“Somewhere<br />

Near Thunder Bay”), Betrachtungen<br />

über die Vergänglichkeit (“Final<br />

Song”), Suche nach Spiritualität<br />

in der Natur (“Prayer Of The Woods”,<br />

das auf einem anonymen Gedicht basiert)<br />

und existenzielle Krisen („Hearing<br />

Voices”). Alles schön ausgefeilte<br />

Dekker-Kompositionen, bei denen er<br />

alle der sparsam, aber wirkungsvoll<br />

arrangierten Instrumente höchstpersönlich<br />

spielt. Hinzu kommt sein<br />

sehr natürlicher, be<strong>to</strong>nt feinfühliger<br />

Gesang. Ein rundes Konzept, das<br />

auch bei Gordon Lightfoots „Carefree<br />

Highway”, einer von nur zwei Cover-<br />

Versionen, bestens funktioniert.<br />

(Nettwerk/Soulfood 2013,<br />

10/35:50) hjg<br />

PEARL JAM<br />

LIGHTNING BOLT<br />

Nach über 20<br />

Jahren<br />

sind<br />

Pearl Jam clever<br />

genug, für<br />

die Musik ihrer<br />

jeweils<br />

aktuellen<br />

Alben auf<br />

Experimente zu verzichten. So gelingt<br />

es ihnen auch mit LIGHTNING<br />

BOLT, ziemlich exakt die Waage zwischen<br />

Grunge, Punk und klassischem<br />

Hard Rock zu halten – aufgelockert<br />

durch den einen oder anderen Ausflug<br />

in Richtung Folk wie der Ukulele-<br />

Ballade “Sleeping By Myself”. Altbewährter<br />

Aktivposten im Pearl-Jam-<br />

Sound ist und bleibt Leadgitarrist Mike<br />

McCready, dessen kompromissloses<br />

Spiel schon BACKSPACER, das letzte<br />

Pearl-Jam-Werk aus dem Jahr 2009, zu<br />

einer starken Scheibe machte; an die<br />

Ausnahmestellung von Shouter Eddie<br />

Vedder dürfte man sich zwischenzeitlich<br />

gewöhnt haben. Und auch wenn<br />

sie dem einen oder anderen altgedienten<br />

Grunge-Fan zwischenzeitlich<br />

vielleicht zu soft daherkommen: Pearl<br />

Jam beweisen mit ihrem neuen Werk<br />

einmal mehr zeitlose Klasse!<br />

(Virgin/EMI, 2013, 12/47:07) us<br />

ANNA CALVI<br />

ONE BREATH<br />

Als die britische Künstlerin vor knapp<br />

drei Jahren ihr Debüt gab, war nicht<br />

nur die britische Presse hin und weg,<br />

auch ihr Men<strong>to</strong>r Brian Eno adelte Anna<br />

Calvi mit der Bemerkung, dass sie „die<br />

aufregendste Sache seit Patti Smith”<br />

sei. Calvi könnte beim Zweitwerk<br />

natürlich die Rezeptur beibehalten –<br />

macht sie aber nicht. Sie, die sich früher<br />

vorrangig als Gitarristin sah, zeigt<br />

auf ONE BREATH ihr gewachsenes<br />

Selbstverständnis als Sängerin. Mal<br />

übernimmt sie das Pathos von Siouxsie<br />

Sioux und der frühen Hazel O’Connor,<br />

mal mimt sie Sirenengesang à la Björk,<br />

ein anderes Mal wird geflüstert, selbst<br />

choralartige Backgroundgesänge<br />

scheinen durch. Ihr auf dem Debüt<br />

durchaus herausragendes Gitarrenspiel<br />

gerät dabei in den Hintergrund, dafür<br />

kokettiert sie bei “Piece By Piece” mit<br />

Electronica und orchestralen Streichersätzen.<br />

Im Vergleich zum Erstling<br />

fehlen vielleicht die Übersongs, andere<br />

zeitgemäße Künstlerinnen müssen sich<br />

trotzdem hinten anstellen.<br />

(Domino, 2013, 11/39:18) an<br />

IAN McNABB<br />

TRUTH AND BEAUTY<br />

Nach<br />

seiner<br />

erfolgreichen<br />

Zeit bei Icicle<br />

Works<br />

veröffentlichte<br />

Ian<br />

McNabb in den<br />

90er Jahren eine<br />

Reihe Rih starker Sl Solo-Alben, TRUTH<br />

AND BEAUTY war 1993 das erste<br />

aus dieser Serie. Von den krachenden<br />

Rocksongs, mit denen er später erfolgreich<br />

war, war hier noch wenig zu hören,<br />

vielmehr regieren Überbleibsel aus<br />

80er-Jahre-Pop die Szenerie. Gut gefüllt<br />

mit allen B-Seiten aus dieser Zeit,<br />

alternativen Versionen (darunter eine<br />

herrliche Akustikfassung von “Great<br />

Dreams Of Heaven”) und dem Radio-Edit<br />

von “I’m Game” liefert eine<br />

zweite CD massenhaft Zusatzmaterial<br />

für Fans. Auch das Booklet der remasterten<br />

Expanded Version wurde neu<br />

gestaltet und mit einem ausführlichen<br />

Essay von Terry Staun<strong>to</strong>n versehen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1993, 11/60:46, 12/54:41) tk<br />

TINDERSTICKS<br />

ACROSS SIX LEAP YEARS<br />

Die Tindersticks gibt es seit mehr als<br />

sechs Schaltjahren („Leap Years”).<br />

Warum also nicht eine etwas andere<br />

Art der Rückschau wagen? So geschehen<br />

beim neuen Album ACROSS<br />

SIX LEAP YEARS. Die Band nahm<br />

sich dafür zehn Songs zur Überarbeitung<br />

vor, mit denen sie über die Jahre<br />

hinweg unzufrieden war oder die sich<br />

live weiterentwickelt hatten. Aufgenommen<br />

in den legendären Abbey<br />

Road Studios, erstrahlen sie, obgleich<br />

nur marginal verändert, tatsächlich in<br />

neuem Glanz. “She’s Gone”, “Sleepy<br />

Song” und “A Night In” gab es schon<br />

mal auf dem zweiten Album und sind<br />

zumeist reduzierter in den Bandkontext<br />

eingefügt, die um Frauenstimmen<br />

angereicherten “If You’re Looking For<br />

A Way Out” und “I Know That Loving”<br />

waren ursprünglich auf SIMPLE<br />

PLEASURE (1999). “Dying Slowly”<br />

hatte 2001 Premiere auf CAN OUR<br />

LOVE ... und das nun dezent aggressivere<br />

“Say Goodbye To The City” auf<br />

WAITING FOR THE MOON (2003).<br />

Die verbliebenen drei Songs waren<br />

bislang Waisen ohne eine Heimat und<br />

sind deshalb für den Tinderstick-Fans<br />

von besonderem Wert.<br />

(City Slang/Universal, 2013,<br />

10/50:02) an<br />

Rock<br />

LENNY KRAVITZ<br />

ARE YOU GONNA GO MY<br />

WAY<br />

1993 sprudelte<br />

Lenny Kravitz<br />

auf seinem dritten<br />

Album ARE<br />

YOU GONNA<br />

GO MY WAY<br />

von Ideen über,<br />

verstand er es, absolut eigenständig<br />

Retro-Flair mit zeitgemäßen Sounds zu<br />

vereinen, eine Brücke zwischen Rock,<br />

Funk und Soul zu schlagen. Die Songs<br />

waren eingängig, gewinnen durch das<br />

Remastering jetzt noch einmal an Detailschärfe<br />

bei den einzelnen Instrumenten.<br />

Kravitz verstand es damals,<br />

das Album über wie auch in den einzelnen<br />

Songs Spannung aufzubauen, mit<br />

der Dynamik zu spielen – im Rückblick<br />

fast schon erstaunlich, dass er das breite<br />

Publikum nicht überforderte, sondern<br />

auf die Tanzfläche und in die Plattenläden<br />

lockte. Wie schon bei den ersten<br />

beiden Alben ist die Jubiläumsedition<br />

zum 20-Jährigen mit reichlich Bonus-<br />

Material bestückt. Demos (teilweise<br />

akustisch und satt bluesig), B-Seiten,<br />

Songentwürfe für seinen Schützling<br />

Vanessa Paradis, unveröffentlichte<br />

Outtakes von erstaunlicher Liedqualität<br />

und ein BBC-Interview ergeben<br />

ein rundum gelungenes Gesamtpaket,<br />

das auch für Nicht-Kravitz-Kenner zur<br />

(Wieder/Neu-)Entdeckung taugt.<br />

(Universal, 1993, 18/76:08,<br />

13/73:17) pro<br />

HAIM<br />

DAYS ARE GONE<br />

Haim wurden Anfang 2012 von den<br />

Schwestern Danielle (voc, g, 24 Jahre),<br />

Alana (voc, g, keys, 22) und Este<br />

Haim (voc, b, 27) gegründet. Seitdem<br />

sind sie fast ständig auf Tour und haben<br />

gerade ihr erstes Album DAYS<br />

ARE GONE veröffentlicht. Und das<br />

ist ein wahrer Knaller! Die drei Amerikanerinnen<br />

aus Los Angeles bringen<br />

einen energiegeladenen Pop-Rock<br />

mit treibendem Bass und zwei Gitarren<br />

sowie mit ihren außergewöhnlich<br />

guten Stimmen, die sie gekonnt und<br />

geschickt in den nicht so einfachen<br />

Gesangspassagen einsetzen. Und: Sie<br />

haben einen relativ neuartigen Sound<br />

gefunden, obwohl einige Anklänge an<br />

den klassischen Rock der 60er und<br />

70er Jahre erkennbar sind. So erinnert<br />

“The Wire” etwas an T. Rex, und auf<br />

der Bühne spielen sie auch einen Titel<br />

von Fleetwood Mac. Haim sind ein<br />

Newcomer-Tipp, den sich Freunde<br />

des guten Pop-Rock nicht entgehen<br />

lassen sollten. Live sind die drei in<br />

Deutschland zunächst nur im Vorprogramm<br />

von Phönix zu hören, dürften<br />

aber im nächsten Jahr sicherlich zum<br />

Headliner avancieren. Übrigens: Wer<br />

das Album kauft, sollte die Deluxeversion<br />

nehmen, denn auf dieser Doppel-CD<br />

sind neben den elf Titeln des<br />

Standardalbums noch die Remixe der<br />

Singles “Forever”, “Falling”, “The<br />

Wire” und “Don’t Save Me” sowie<br />

eine Live-Aufnahme von “Falling”<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37


CD<br />

REVIEWS<br />

vom iTunes Festival 2012 zu finden. Weiterhin<br />

ergänzen die bisher nur auf EPs veröffentlichten<br />

Songs “Better Off” und “Send<br />

Me Down” das Deluxe-Set.<br />

(Vertigo/Capi<strong>to</strong>l/Universal,<br />

2013, 11/44:19, 8/29:14) p<br />

UFO<br />

HOT’N’LIVE: THE CHRYSALIS<br />

LIVE ANTHOLOGY<br />

Zwischen UFO-Fans<br />

besteht immer ein<br />

Glaubenskrieg,<br />

ob<br />

denn nun die erste<br />

Inkarnation, die Mittel-Formation<br />

oder<br />

die letzten Line-Ups<br />

ab circa 1980 die beste Musik produzierte.<br />

Die klanglich durchgehend hervorragende<br />

Doppel-CD unterscheidet zwischen den<br />

Michael-Schenker-Jahren (Material von<br />

1974–1978) und den Paul-Chapman-Jahren<br />

(1980–1983). Die erste CD beinhaltet Live-<br />

Aufnahmen der ersten Alben, wie zum Beispiel<br />

das obliga<strong>to</strong>rische “Prince Kujuku”,<br />

eine atmosphärische Fassung von “Space<br />

Child” und die beliebten Knüller “Doc<strong>to</strong>r<br />

Doc<strong>to</strong>r”, “Let It Roll”, “Lights Out” oder<br />

“Rock Bot<strong>to</strong>m”. Der zweite Silberling kann<br />

mit einem bislang unveröffentlichten Gig<br />

im Marquee aufwarten (zehn Tracks) und<br />

fünf weiteren Nummern, bei denen damals<br />

neuere Nummern auf dem Programm stehen.<br />

Ein Fest für Fans!<br />

(Chrysalis/Warner, 2013, 15/76:28,<br />

15/75:59) at<br />

SCORPIONS<br />

CRAZY WORLD<br />

(DELUXE EDITION)<br />

CRAZY WORLD wurde für die Scorpions<br />

1990 zur Schicksals-Platte: Wegen<br />

des extrem nachbearbeiteten Live-Albums<br />

WORLD WIDE LIVE (1985) in der<br />

Metal-Szene bereits als Kommerzblagen<br />

verschrien, verloren die Scorps durch die<br />

Oberschnulze “Wind Of Change” weitere<br />

Die-Hard-Fans, die den Hannoveranern in<br />

den 90ern fehlten, als es für metallische<br />

Acts ums nackte Überleben ging. Der gepfiffene<br />

Wendeschlager gibt den kraftstrotzenden<br />

Zustand der Band von 1990 nicht im<br />

Geringsten wieder, denn CRAZY WORLD<br />

passt viel besser zu Metal-Meilensteinen<br />

der 80er wie BLACKOUT oder LOVE<br />

AT FIRST STING als zum halbgaren Pop-<br />

Gegurke der folgenden 15 Jahre. Songs wie<br />

“Hit Between The Eyes”, “Restless Nights”<br />

oder das Titelstück sind schwermetallische<br />

Kost aus dem Feinschmeckerregal. Die Deluxeversion<br />

ist angereichert mit “Wind ...”<br />

auf Spanisch und Russisch sowie drei Livenummern.<br />

Die beigefügte DVD zeigt die<br />

Scorpions live auf höchstem Niveau und<br />

beinhaltet die vier zu CRAZY WORLD offiziell<br />

produzierten Videoclips.<br />

(Universal, 2013, 16/74:47 + DVD) jub<br />

LEE RANALDO &<br />

THE DUST<br />

LAST NIGHT ON EARTH<br />

Die Trennung von Kim Gordon und<br />

Thurs<strong>to</strong>n Moore und das damit vorläufige<br />

Ende von Sonic Youth bedeutet nicht, dass<br />

Hörer der Alternative-Rockband auf dem<br />

Trockenen sitzen. Denn vor allem der nun<br />

wahrlich aufblühende Gitarrist Lee Ranaldo<br />

legt nach dem letztjährigen herausragenden<br />

BETWEEN THE TIMES AND THE TIDES<br />

rasch mit einem Folgewerk nach, das genau<br />

das bietet, was sich Fans von einem sehr<br />

guten Sonic-Youth-Album wünschen. Obgleich<br />

nur ein Lied unter fünf Minuten bleibt,<br />

die meisten eine Länge von rund sieben Minuten<br />

aufweisen, steht zumeist der Song im<br />

Vordergrund, ausufernde psychedelische<br />

Soli oder von Ranaldo und Konsorten zu<br />

erwartende Geräuschorgien kommen – wenn<br />

– immer zur rechten Zeit. So präsentiert sich<br />

LAST NIGHT ON EARTH als rundum gelungenes<br />

Alternative-Rockepos, das eine<br />

äußerst gelungene Balance aus Krach und<br />

Harmonie, aus treibenden Gitarrenriffs und<br />

melancholischen Melodien bietet. Besonders<br />

deutlich wird das bei den beiden längsten<br />

Songs des Albums, “The Rising Tide” und<br />

“Blackt Out”, die all das auf einer epischen<br />

Länge von über neun beziehungsweise zwölf<br />

Minuten vereinen.<br />

(Matador/Beggars Banquet, 2013,<br />

9/64:10) an<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SCARED TO GET HAPPY –<br />

A STORY OF INDIE-POP<br />

1980–1989<br />

Wer bloß hat das unausrottbare<br />

Gerücht in<br />

die Welt gesetzt, die<br />

80er Jahre seien rockund<br />

popmusikalisch ein<br />

„verlorenes Jahrzehnt”<br />

gewesen, dominiert von<br />

geistlos-modischem<br />

Synthie-Pop mit infantilen<br />

Sprechblasentexten? Dies ist Unsinn,<br />

der durch ewiges Wiederkäuen auch nicht<br />

wahr wird. Gewiss, es gab grässliche Fehltritte,<br />

aber die Eighties waren auch die Dekade<br />

von Wunderwerken verschiedenster<br />

Stilrichtungen. Gerade weil es keinen monolithischen<br />

Einheitsgeschmack gab, kam<br />

es sogar zur Wiederbelebung des legendären<br />

„Anything Goes”-Gefühls der Endsixties.<br />

Richtig ist allerdings, dass die gebratenen<br />

Tauben nicht im bequemen Formationsflug<br />

auftauchten. Um das Beste dieses Jahrzehnts<br />

zu finden, muss man schon zu Boxen wie der<br />

vorliegenden greifen. Auch wenn unzählige<br />

Perlen fehlen – die Box hätte auch 20 CDs<br />

umfassen können –, gibt es Ruppiges, Hochmelodisches,<br />

Melancholisches, Skurriles und<br />

Wagemutiges, eben gigantische Taten von<br />

Kultgruppen, One-Hit-Wonders, Randnotizen,<br />

Außenseitern, tragisch Gescheiterten,<br />

Vergessenen und Halbvergessenen wie den<br />

Blue Orchids, Marine Girls, The Lines, Hurrah!,<br />

Wooden<strong>to</strong>ps, June Brides, Wedding<br />

Present, Chesterfields, Wea<strong>the</strong>r Prophets,<br />

Corn Dollies, Inspiral Carpets, Desert Wolves<br />

... der absolute Wahnsinn aus dem UK!<br />

(Cherry Red, Rough Trade, 2013,<br />

26/79:29, 26/78:43, 28/79:12,<br />

27/79:46, 27/79:36) hjg<br />

WILL LEE<br />

LOVE; GRATITUDE AND OTHER<br />

DISTRACTIONS<br />

Bass-Tausendsassa Will Lee ist auf unzähligen<br />

Sessions in allen Stilrichtungen, von Jazz<br />

über Soul bis Pop und Rock, verewigt. Mit<br />

dieser Vita war es kein Problem, dass sich auf<br />

der neuen Solo-CD des 51-jährigen Bass-Virtuosen<br />

Koryphäen wie Steve Luka<strong>the</strong>r, Billy<br />

Gibbons, Allen Toussaint, Bob James, Steve<br />

Gadd oder Pat Me<strong>the</strong>ny (Letzterer aus rechtlichen<br />

Gründen nicht erwähnt) die Studioklinken<br />

in die Hand gaben. Dementsprechend<br />

reicht die Musik von hochglanzpolierten<br />

Popsongs über zart tänzelnde Soulgrooves bis<br />

zu gemäßigten Fusionsounds. Dabei werden<br />

aber musikalische Kanten vermieden, so dass<br />

sich die Songs nicht dauerhaft im Gehörgang<br />

festsetzen können. Die instrumentale Darbietung<br />

ist über jeden Zweifel erhaben, und gepflegte<br />

Soli lockern die Tracks auf.<br />

(Moosicus/Indigo, 2013, 10/48:19) rg<br />

TED NUGENT<br />

ULTRALIVE BALLISTICROCK<br />

Natürlich sind die<br />

ultrakonservativen<br />

Ansichten und Waffenobsession<br />

Ted Nugents<br />

Geschmacksache.<br />

Musikalisch hat<br />

der bald 65-Jährige<br />

auf der Bühne hingegen immer noch einiges<br />

zu bieten. Der marktschreierische Albumtitel<br />

ULTRALIVE BALLISTICROCK verspricht<br />

nicht zu viel: Er zündet ein Gitarrenfeuerwerk<br />

nach dem anderen, wenn er seine Klassiker<br />

anstimmt – zumal sein zurückgekehrter Mitstreiter<br />

Derek St. Holmes (g, voc) erstmals<br />

auf einer Livescheibe dabei ist. Auch ein paar<br />

neuere Songs (von CRAVEMAN/2002) sind<br />

im Programm, das auf zwei CDs und einer<br />

DVD (lag noch nicht vor) dokumentiert ist.<br />

Dass der selbst ernannte Mo<strong>to</strong>rcity Madman<br />

gerne viel redet, demonstrierte er 2011 in<br />

Pennsylvania. Das verlängert zwar die Pausen<br />

zwischen den Songs, doch die entschädigen<br />

dann energiegeladen, knackig und kraftvoll.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013,<br />

9/58:50, 7/56:02) pro<br />

ANATHEMA<br />

UNIVERSAL<br />

Wahlweise als 4-Disc-Set (Blu-ray, DVD,<br />

2 CDs) oder als CD/DVD-Doppelpack<br />

veröffentlichen Ana<strong>the</strong>ma die Kick-Off-<br />

Show ihrer letztjährigen „Wea<strong>the</strong>r Systems<br />

Tour”. Als traumhafte Kulisse haben sich<br />

die britischen Prog-Rocker das antike Philippopolis-Theater<br />

im bulgarischen Plovdiv<br />

ausgesucht, begleitet wurden sie dabei<br />

vom dortigen Philharmonie Orchester, und<br />

mit Lasse Hoile sorgte ein renommierter<br />

Regisseur, der schon ähnliche Projekte mit<br />

Steven Wilson, Opeth und Dream Theater<br />

realisierte, für nahezu perfektes Einfangen<br />

ihrer Show. Musikalisch wird mit UNI-<br />

VERSAL der Weg in Richtung ruhigerer,<br />

Pop-verliebter Töne weitergeführt, nicht<br />

zuletzt vorangetrieben durch die Einbeziehung<br />

des klassischen Orchesters. Wer also<br />

vertrackte Prog-Rockrhythmen in Verbindung<br />

mit brachialen Riffgewittern sucht<br />

(wie sie Ana<strong>the</strong>ma bis Mitte der 90er noch<br />

im Programm hatten) wird hier nicht fündig;<br />

wer sich aber tief in ebenso verträumte<br />

wie bewegende Melodien fallen lassen<br />

möchte, kommt hier voll auf seine Kosten.<br />

(Kscope/edel, 2013, 12/79:29) us<br />

HA HA TONKA<br />

LESSONS<br />

Aufgepasst, Freunde des Roots-, Sou<strong>the</strong>rnund<br />

Americana-Rock – hier kommen Ha Ha<br />

Tonka! Die 2005 gegründete Band, die sich<br />

nach dem gleichnamigen State Park in ihrer<br />

Rock<br />

Heimat Missouri benannt hat („Ha Ha Tonka”<br />

heißt in der Sprache der örtlichen Indianer<br />

„Lachende Gewässer”), ist noch ein relativ<br />

unbekannter Geheimtipp, der jedoch auf<br />

jeden Fall einen größeren Hörerkreis verdient<br />

hat. Mit LESSONS legt das Quartett um den<br />

Sänger und Gitarristen Brian Roberts sein<br />

bereits viertes Album vor. Die Spezialität Ha<br />

Ha Tonkas sind trickreich arrangierte Songs,<br />

bei denen man vor lauter überraschenden<br />

Wendungen nie genau weiß, wohin die Reise<br />

geht. So oszilliert etwa die beschwingte<br />

Single-Auskopplung “Colorful Kids” stetig<br />

zwischen Drive und Traurigkeit, oder eine<br />

melancholische Akustikballade wie “Arabella”<br />

wird von einem massiven Hard-Rockriff<br />

zerrissen. Hoffentlich hört man noch viel von<br />

dieser talentierten Combo!<br />

(Bloodshot/Indigo, 2013, 14/50:12) frs<br />

AMERICA<br />

AMERICA<br />

Bei America fällt<br />

fast unvermeidlich<br />

der Name Crosby,<br />

Stills, Nash &<br />

Young, denn die<br />

Band ließ sich<br />

unüberhörbar von<br />

den Hippie-Ikonen i inspirieren. i Ineinander<br />

verschachtelte Akustikgitarren, besonders<br />

der perfekte Satzgesang und die – im Gegensatz<br />

zu ihren Vorbildern – direkt zugänglichen<br />

Songs ohne experimentelle Schnörkel<br />

eröffneten America ein Riesenpublikum. Das<br />

von Ian Samwell und Jeff Dexter produzierte<br />

Debüt gehört eindeutig in die Kategorie<br />

„Klassiker” und überzeugt durch den Evergreen<br />

“A Horse With No Name”, das fragilzärtliche<br />

“I Need You”, ein leicht rockigeres<br />

Stück wie “Sandman” oder das sehr ruhige<br />

“Clarice”. Die aktuelle Ausgabe erscheint<br />

in einer limitierten, nummerierten Edition<br />

als 24-KT-Gold-Disc und wurde angenehm<br />

remastert (Steve Hoffman), wobei die Be<strong>to</strong>nung<br />

auf einer höheren Transparenz lag und<br />

einem deutlich verbesserten Raumklang.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1971,<br />

12/46:13) at<br />

ROKY ERICKSON<br />

THE EVIL ONE<br />

“I Walked With A Zombie”, “Night Of<br />

The Vampire”, “Creature With The A<strong>to</strong>m<br />

Brain” ... alles auf dieser CD enthalten. Wir<br />

sind zweifellos bei Roky Erickson, dem<br />

legendärs ten aller Texas-Rocker, der auch<br />

nach seiner Zeit mit den 13th Floor Eleva<strong>to</strong>rs<br />

einige unvergleichliche Alben veröffentlicht<br />

hat. Die vorliegende CD enthält die 1977–<br />

1979 von CCRs Stu Cook produzierten Aufnahmen<br />

eines „amtlichen Irren”. Der Drogen<br />

zugeneigte Erickson wurde von rigiden Behörden<br />

gern in die „Obhut” psychiatrischer<br />

Anstalten gesteckt, was ihn befähigt hat,<br />

weit in die tiefsten gedanklichen Abgründe<br />

einzutauchen und dramatisch dämonische<br />

Songs zu schreiben, die er mit intensiv flehender<br />

Stimme vorträgt. Dazu spielt sein<br />

Leadgitarrist Duane Aslaksen eine klassischpsychedelische<br />

Terrorgitarre, während die<br />

Rhythmussektion garagig bolzt. Im Werk des<br />

„Van Morrison vom Mars” („NME”) gibt es<br />

partiell auch Anklänge an Iggy Pop, aber im<br />

Ganzen bleibt Erickson einzigartig!<br />

(Light In The Attic/Cargo, 2013,<br />

15/52:32) hjg<br />

Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

DREAM THEATER<br />

DREAM THEATER<br />

Die zweite CD mit Drummer Mike<br />

Mangini signalisiert mit dem selbst<br />

betitelten Albumtitel einen Neustart<br />

für die Prog-Metaltitanen. Allerdings<br />

bleibt die Band-DNA, bestehend aus<br />

komplexen Arrangements, orchestralen<br />

Sounds, wahnwitzigen Breaks und<br />

Soli, aber auch radiotauglichen Songs<br />

(das stark nach Rush klingende “The<br />

Looking Glass”) nicht abgeneigt, unverändert.<br />

Gitarrenfans kommen natürlich<br />

wieder voll auf ihre Kosten,<br />

Mangini trommelt virtuos, kommt an<br />

Maniac Portnoy aber nicht ganz heran.<br />

Der Sound tönt machtvoll und doch<br />

differenziert aus den Boxen. Nicht<br />

alle Songs liegen allerdings auf dem<br />

Niveau des Krachers “The Enemy<br />

Inside”. Diesmal hat die Band auch<br />

wieder Instrumentals eingespielt: Der<br />

kurze Opener klingt nach Filmmusik,<br />

hiermit können die Musikgladia<strong>to</strong>ren<br />

zukünftig die Arena betreten, “Enigma<br />

Machine” erreicht zwar nicht die<br />

Faszination von Vorläufern wie u.a.<br />

“The Dance Of Eternity”, hält die Konkurrenz<br />

aber noch auf Distanz. Der<br />

abschließende Longsong “Illumination<br />

Theory” fesselt zwar nicht durchgängig,<br />

hat jedoch sehr berückende<br />

Stellen. Insgesamt nichts Neues, etwas<br />

schwächer als der Vorgänger, doch für<br />

Genrefans ein Muss – wobei Haken mit<br />

THE MOUNTAIN die spannendere<br />

Scheibe am Start haben.<br />

(Roadrunner/Warner, 2013, 9/68:05) rg<br />

GRATEFUL DEAD<br />

SUNSHINE DAYDREAM<br />

Grateful<br />

Dead<br />

ermunterten<br />

Bootlegger<br />

nicht nur, bei<br />

ihren<br />

Konzerten<br />

mitzuschneiden,<br />

sie<br />

taten tt dies auch selbst. Und so ist der<br />

Markt mit offiziellen Dead-Veröffentlichungen<br />

geradezu überflutet, nach<br />

dem Tod Jerry Garcias und dem Ende<br />

der offiziellen Bandexistenz ist diese<br />

Masse geradezu angeschwollen. Doch<br />

achten die Verantwortlichen bei den<br />

regulären Veröffentlichungen auf guten<br />

Sound und informative Booklets.<br />

Noch wichtiger bei den zahllosen Konzertmitschnitten<br />

ist, dass keine Dead-<br />

Show wegen der Improvisationsfreude<br />

und des riesigen Reper<strong>to</strong>ires an Eigen-<br />

und Fremdnummern der anderen<br />

glich. Das gilt auch für SUNSHINE<br />

DAYDREAM, das einen Endlosgig in<br />

Veneta, Oregon, am 27. August 1972<br />

dokumentiert. Der spezielle Reiz an<br />

dieser Box: Von Grateful Dead gibt es<br />

eine erstaunlich geringe Zahl von Videomitschnitten<br />

– doch von Veneta existiert<br />

einer. Ein Filmbootleg kursierte –<br />

und laut Insidern ist diese Konzertdoku<br />

die meistgefragte der Dead-His<strong>to</strong>rie.<br />

Zumal die Band enorm spielfreudig<br />

agierte, mit ihrer Mischung aus kompakten<br />

Songs und Jams, Rock, Blues,<br />

Country und Rock’n’Roll mitriss, allen<br />

voran Jerry Garcia, der einige seiner<br />

besten Solos vom Stapel ließ. In Ton<br />

und Bild (erstaunlich gut) ist festgehalten<br />

(inklusive “Dark Star”!), dass die<br />

Band damals auf ihrem künstlerischen<br />

Höhepunkt angelangt war.<br />

(Rhino/Warner, 2013,<br />

10/54:57, 5/53:30, 6/67:37) pro<br />

COUNTRY JOE AND<br />

THE FISH<br />

I FEEL LIKE I’M FIXIN’<br />

TO DIE<br />

Zwei<br />

Jahre,<br />

bevor sich der<br />

“I-Feel-Like-<br />

I’m-Fixin’-<br />

To-Die-Rag”<br />

zum<br />

Publikumsrenner<br />

beim bi Woods<strong>to</strong>ck-Festival dt kF ti entwickelte,<br />

erschien der bissige Anti-Vietnamkrieg-Song<br />

in Form des Openers des<br />

zweiten Studio-Albums der kalifornischen<br />

Hippie-Combo Country Joe<br />

And The Fish. Der altertümliche,<br />

Vaudeville-artige Rag ist eigentlich<br />

ein ziemlicher Ausreißer im Oeuvre<br />

der Band um Sänger/Gitarrist Joe Mc-<br />

Donald. Denn mit den restlichen neun<br />

Songs des Albums I-FEEL-LIKE-<br />

I’M-FIXIN’-TO-DIE (1967) bleibt die<br />

Band dem Konzept ihres nur ein halbes<br />

Jahr zuvor veröffentlichten bahnbrechenden<br />

Debüts ELECTRIC MUSIC<br />

FOR THE MIND AND BODY treu<br />

und präsentiert einen entspannten<br />

Westcoast-Sound, mal frei fließend<br />

psychedelisch wie etwa bei dem Instrumental<br />

“Eastern Jam”, mal progressiv<br />

wie bei den fabelhaften, komplex arrangierten<br />

“Pat’s Song” und “Magoo”,<br />

mal folkig-songorientiert wie bei dem<br />

nachdenklichen “Who Am I” oder<br />

dem Janis Joplin gewidmeten Walzer<br />

“Janis”. Wie schon das Debüt veröffentlicht<br />

Vanguard nun auch I-FEEL-<br />

LIKE-I’M-FIXIN’-TO-DIE in einer<br />

2-CD-Deluxe-Ausgabe. Auf Scheibe<br />

eins erklingt das Album im Stereomix,<br />

auf Silberling zwei in der Original-<br />

Mono-Abmischung, erweitert um eine<br />

Instrumentalversion von “Janis” (der<br />

B-Seite der 1967er Single “Janis”) und<br />

eine bislang unveröffentlichte, kaum<br />

abweichende Alternativeinspielung<br />

des “I-Feel-Like-I’m-Fixin’-To-Die-<br />

Rag”. Das Ganze wird gekrönt von<br />

einem 40-seitigen, sorgfältig editierten<br />

Booklet voll Interviews, Songtexten<br />

und Hintergrundinfos.<br />

(Vanguard/Soulfood, 1967,<br />

10/45:07, 12/50:49) frs<br />

SON BLACK &<br />

THE SOULBOUND<br />

LIBERATION<br />

LONG WAY HOME<br />

Hinter Son Black verbirgt sich der<br />

Bielefelder Rocksänger und Gitarrist<br />

Norbert Görder, in Fachkreisen bekannt<br />

als „Burnaventura”. Mit The Soulbound<br />

Liberation erfüllt er sich den Traum<br />

eines selbst (mit Tino Bubig) komponierten<br />

Albums, plus Guns N’ Roses‘<br />

“Nightrain”. Zwei weiteren gewieften<br />

Gitarristen, die geschickt Akustik &<br />

Elektrik verzahnen und auch Harp bla-<br />

Rock<br />

sen – Bernd Führ und Jonas Koch –,<br />

gelingen eingängige, mal romantisch,<br />

mal amtlich tanzbare Roots-Rock- und<br />

Bluessongs. Die werden gebührend<br />

untermauert vom Bassisten Kai Lampe<br />

und dem erfahrenen Allestrommler<br />

Hannes Krubasik: “Save The Ring”<br />

kann man durchaus als Hommage an<br />

die Pretty Things verstehen. Fünf härtere<br />

Livetracks und ein Mini-Demo-<br />

Album von Blacks Zweitcombo, der Dr.<br />

Martin Band, runden eine Retro-Rock-<br />

Vollbedienung aus Ostwestfalen ab.<br />

(Taff-Staff-Musik, 2013, 16/55:34,<br />

8/23:08) utw<br />

LOVERBOY<br />

ORIGINAL ALBUM<br />

CLASSICS<br />

Auf der Welle des melodischen, radiotauglichen<br />

Hard Rock im Stile von Kollegen<br />

wie Foreigner schwammen die<br />

Kanadier Loverboy in den 80er Jahren<br />

mit, räumten vor allem in Nordamerika<br />

ab, waren aber auch hier durch zeitweilige<br />

Livepräsenz durchaus erfolgreich.<br />

Ihre Alben LOVERBOY (1980,<br />

mit einigen Pop-Tupfern und der<br />

Hymne “Turn Me Loose”), GET LU-<br />

CKY (1981, Hits: “Working For The<br />

Weekend”, “When It’s Over”), KEEP<br />

IT UP (1983, “Queen Of The Broken<br />

Hearts”), LOVIN’ EVERY MINUTE<br />

OF IT (1985, Hits: der Titelsong und<br />

“Dangerous”) schafften es in den USA<br />

allesamt in die Top 13, wurden mit Platin<br />

veredelt und auch in Deutschland<br />

veröffentlicht, ebenso das allerdings<br />

schon schwächelnde Opus WILDSIDE<br />

(1987). AOR-Fans sollten zugreifen,<br />

wenn sie die (vergriffenen) Alben noch<br />

nicht haben, da der Fünfer-Pappschuber<br />

günstig angeboten wird, allerdings<br />

ohne Bonus-Material, wie bei dieser<br />

Serie von Sony <strong>Music</strong> üblich.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 Alben) pro<br />

JOHNNY FLYNN<br />

COUNTRY MILE<br />

Künstlerisch betrachtet spielt der Brite<br />

<strong>John</strong>ny Flynn in einer Liga mit Mumford<br />

& Sons oder Laura Marling, aber<br />

kommerziell hinkt er ihnen noch deutlich<br />

hinterher. Das kann und muss sich<br />

mit dem Kleinod COUNTRY MILE<br />

ändern! Flynns abgehangener Folk-<br />

Rock verrät vertiefte Genrekenntnisse<br />

und pendelt souverän zwischen<br />

den Pfeilern Intelligenz, Melancholie,<br />

Romantik und Sehnsucht, was<br />

in den Feinheiten für durchaus recht<br />

unterschiedliche Lieder sorgt, die im<br />

Ganzen gehört aber eine plausible Kollektion<br />

ergeben. Die allesamt frisch<br />

klingenden und teilweise bewusst<br />

skizzenhaft gehaltenen Songs entstanden<br />

in den letzten zwei Jahren in verschiedenen<br />

Studios in New York und<br />

London und wurden ohne viel kompli-<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39


REVI<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Rock<br />

zierte Tüfteleien komplett in Eigenregie aufgenommen.<br />

Das Album<strong>the</strong>ma betrachtet die<br />

verschiedenen Bereiche des Lebens als eine<br />

Reise, die auf einer Karte abgebildet wird.<br />

Anspieltipps: “Country Mile”, “After Eliot”,<br />

“Fol-de-rol” und “Time Unremembered”.<br />

(Transgressive/Bertus Import,<br />

2013, 10/39:48) hjg<br />

VIBRAVOID<br />

DISTORTIONS<br />

Die<br />

Düsseldorfer<br />

Neo-Psych-Band ist<br />

schon seit einigen<br />

Jahren nicht nur in<br />

der heimischen Szene<br />

angesagt, sondern<br />

erkämpfte sich auch<br />

internationale it ti Ef Erfolge. Vibravoid stehen für<br />

beständige Arbeit, ein individuelles, jedoch<br />

sehr offenes Klangbild und die Fusion von<br />

Tradition und Moderne. Neben psychedelischen<br />

und sehr spacigen Cover-Versionen<br />

(“Mo<strong>the</strong>r Sky”, “Astronomy Domine”,<br />

“Ruckzuck”) und unveröffentlichtem Material<br />

(neun Tracks) bietet der randvolle und<br />

teils weich/teils hart remasterte Doppeldecker<br />

Songs von Singles und EPs – und das<br />

komplette Album DISTORTIONS sowie<br />

diverse Tracks von TURNED ON ACID.<br />

Wer wabernde Orgelklänge im Stil der<br />

Sixties, ungewöhnliche Songstrukturen,<br />

bizarre Gitarrensolos, ein Stereopanorama,<br />

das bis zum Abwinken ausgenutzt wird,<br />

und „andersweltige” Sounds erleben möchte,<br />

wird von den Musikern bestens bedient.<br />

Zusätzlich zur CD-Ausgabe erscheint natürlich<br />

auch eine Doppel-Vinyl mit Inserts<br />

und weiteren Beilagen. Das kreischendgrell-abgedrehte<br />

Booklet stellt ein perfektes<br />

Äquivalent zur kosmischen Musik der Band<br />

dar, die auch 2014 Erfolge feiern wird.<br />

(S<strong>to</strong>ned Karma/Cargo, 2009, 14/74:33,<br />

14/78:44) at<br />

JULIAN DAWSON<br />

LIFE AND SOUL –<br />

A RETROSPECTIVE 1982–1995<br />

Der Engländer Julian Dawson ist in Europa<br />

und den USA über 40 Jahre als Musiker<br />

und Songschreiber aktiv und hat bereits 21<br />

Solo-Alben auf dem Kon<strong>to</strong>. Ferner war er<br />

Mitglied in Iain Mat<strong>the</strong>ws Gruppe Plainsong<br />

und arbeitete u.a. mit Al Stewart, Fairport<br />

Convention und Lucinda Williams. Die<br />

vorliegende 3-CD-Box LIFE AND SOUL<br />

ist eine aus elf Alben (plus zehn unveröffentlichte<br />

Songs) sorgfältigst komponierte<br />

und im 40-seitigen Booklet eingehend kommentierte<br />

Werkschau, die seine vielseitige<br />

Klasse unter Beweis stellt. Dawson glänzt<br />

als versierter Komponist, Gitarrist und<br />

Harpplayer, vor allem aber als geschmeidiger<br />

Sänger mit völlig allürenfreier, sehr<br />

natürlicher Stimme. Das alles macht ihn<br />

zum “Luckiest Man In The Western World”<br />

(Songtitel), der britische und amerikanische<br />

Einflüsse aus den Bereichen Rock, Folk<br />

und Country so verquirlt, dass sich ein<br />

weltweit verstandener eigener Stil förmlich<br />

von allein entwickeln konnte. Die besten<br />

Tracks auf CD 1 sind “Don’t Tell Me This<br />

Is Love”, “As Real As Disneyland” und<br />

“Cindy Dolls”, auf CD 2 “How Can I Sleep<br />

Without You”, “No Place Worth Dying For”<br />

und “Uneasy Rider” und auf der mit Raris<br />

gefüllten CD 3 “When Hearts Collide” und<br />

“Where Do Gurus Do”. Dringende Empfehlung:<br />

Zugreifen!<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2013,<br />

20/74:25; 20/78:23; 16/62:51) hjg<br />

LESLIE WEST<br />

STILL CLIMBING<br />

Ja, das 68-jährige Mountain-Urgestein ließ<br />

sich durch seine schwere Diabeteserkrankung<br />

und die Teilamputation seines rechten<br />

Beines nicht s<strong>to</strong>ppen – er ist STILL CLIM-<br />

BING! Zwar ist die Gaststar-Dichte nicht<br />

ganz so ausgeprägt wie auf der Vorgängerscheibe<br />

UNUSUAL SUSPECTS, doch<br />

mit Jonny Lang, <strong>John</strong>ny Winter oder Dee<br />

Snider ist auch diesmal wieder Prominenz<br />

am Start. Ganz klar im Rampenlicht steht<br />

aber West mit kraftvoll-rauen Vocals und<br />

seinem fetten, mitreißenden Gitarrensound.<br />

Seine Songs bewegen sich im bekannten<br />

Umfeld aus hartem Rock und bluesigen<br />

Anklängen, in Balladen mit Akustikgitarren-Groundings,<br />

wie dem schönen “Tales<br />

Of Woe”, wird das Gaspedal aber auch einmal<br />

zurückgenommen. Wieder eine starke,<br />

emotionale CD der Rocklegende – Klasse!<br />

(Mascot/Rough Trade, 2013, 11/41:47) rg<br />

RUSH<br />

HEMISPHERES<br />

Mit<br />

HEMIS-<br />

PHERES<br />

verfeinerte<br />

der kanadische<br />

Dreier,<br />

bestehend aus Alex<br />

Lifeson,<br />

Geddy<br />

Lee und Neil Peart,<br />

die Musik besonders durch den Einsatz des<br />

Mini-Moogs und des Gitarrensyn<strong>the</strong>sizers.<br />

Stehen Tracks wie die kompakten “Circumstances”<br />

und “The Trees” noch für die alten<br />

Scheiben, beweisen Rush mit dem kunstvoll<br />

ausgearbeiteten “La Villa Strangia<strong>to</strong>” nicht<br />

nur ihre musikalischen Qualitäten, sondern<br />

auch ihre Ideenvielfalt, die nicht dem Selbstzweck<br />

geopfert wird – auch wenn der Gesang<br />

stellenweise recht gepresst wird. Das<br />

wohl wichtigste Stück ist “Cygnus X-1 Book<br />

II Hemispheres” mit fast 20 Minuten Spielzeit.<br />

Hier zieht das Trio alle Register seines<br />

Könnens und liefert einen gefühlvollen und<br />

abwechslungsreichen Prog-Rocker. Die aktuelle<br />

Edition erscheint in einer limitierten,<br />

nummerierten Edition als 24-KT-Gold-Disc,<br />

wurde von Kevin Gray remastert und klingt<br />

gegenüber der normalen CD durchsichtiger<br />

und erdiger.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1978,<br />

4/36:19) at<br />

MAZZY STAR<br />

SEASONS OF YOUR DAY<br />

Ein wahrhaft wundervolles Comeback nach<br />

17 (!) Jahren Pause! Hope Sandoval (voc.<br />

extraordinaire) und Steven Roback (immer<br />

zart gezupfte, nie gerupfte Gitarre) sind<br />

zwar nicht die „Erfinder” des dream-poppigen<br />

Indie-Folk-Rock, aber sie setzten in<br />

den Nineties Maßstäbe, die beispielsweise<br />

die Cowboy Junkies willig aufgriffen, an<br />

denen sich viele Epigonen aber halbwegs<br />

die Zähne ausbissen. SEASONS OF YOUR<br />

DAY wurde von der Mazzy-Star-Urbesetzung<br />

intensiv und sparsam instrumentiert<br />

eingespielt und weist erneut die gruppenspezifische<br />

Mischung aus Zerbrechlichkeit,<br />

einzigartiger Traurigkeit, purer Melancholie<br />

und ganz leichtem Psycho-Touch auf. Eine<br />

ebenso fragile wie auch mysteriöse Mixtur,<br />

an der auch Gastdrummer Colm O’Ciosoig<br />

(My Bloody Valentine) und der schottische<br />

Gitarrist Bert Jansch ihren Anteil haben.<br />

Anspieltips: “In The Kingdom”, “Lay Myself<br />

Down”, der Titeltrack und der das Album<br />

abrundende Blues “Flying Low”.<br />

(Rhymes Of An Hour/Rough Trade,<br />

2013, 10/50:07) hjg<br />

STEVIE RAY VAUGHAN +<br />

BILL WITHERS + JOHN<br />

DENVER + HERBIE<br />

HANCOCK + BILLIE<br />

HOLIDAY + ALAN<br />

PARSONS PROJECT<br />

ALL TIME BEST – RECLAM<br />

MUSIK EDITION<br />

Mit den Ausgaben<br />

28 bis 33 erscheinen<br />

nun weitere<br />

sechs<br />

Exemplare<br />

der Reclam Musik<br />

Edition, bei der die<br />

CDs im charakteristischen<br />

Gelb der berühmten Hefte des<br />

renommierten Verlages gehalten sind. Wie<br />

gewohnt greift Sony <strong>Music</strong> dabei größtenteils<br />

auf Zusammenstellungen zurück, die<br />

schon einmal als „Best Of” veröffentlicht<br />

wurden. Gewohnt hochklassig zeigt sich<br />

auch bei den neuen Ausgaben das Innenleben<br />

der Booklets, anerkannte Fachleute wie<br />

Ernst Hofacker stellen die Künstler sowie<br />

deren wichtigste Alben kurz vor, dazu sind<br />

noch die Produktionsinfos der ausgewählten<br />

Titel enthalten. Bei Stevie Ray Vaughan<br />

reicht die Auswahl von “Texas Flood” aus<br />

dem Jahr 1983 bis zum George-Harrison-<br />

Cover “Taxman”, das erst posthum, fünf<br />

Jahre nach Vaughans Tod 1990, veröffentlicht<br />

wurde. Gespickt mit Top-Hits der<br />

Blick zurück auf die Karriere von Bill Wi<strong>the</strong>rs,<br />

von “Ain’t No Sunschine” über “Lovely<br />

Day” und “Lean On Me” bis zu “Just<br />

The Two Of Us”, das er 1980 zusammen<br />

mit Grover Washing<strong>to</strong>n Jr. einspielte. Klassisch<br />

auch die Songauswahl bei <strong>John</strong> Denver,<br />

von seinen großen Hits wie “Take Me<br />

Home, Country Roads” und “Leaving On A<br />

Jet Plane” bis zu den Duetten mit Placido<br />

Domingo (“Perhaps Love”) und Emmylou<br />

Harris (“Wild Montana Skies”). Mit Herbie<br />

Hancock und Billie Holiday machen die<br />

Ausgaben 31 und 32 dann einen Ausflug in<br />

Richtung Jazz, bevor sich dann die nächste<br />

ALL TIME BEST dem Alan Parsons Project<br />

widmet. In nur wenigen Jahren durchlebte<br />

das Duo Alan Parsons/Eric Woolfson<br />

eine Metamorphose vom Art- zum Soft-<br />

Rock, von der klassischen Ver<strong>to</strong>nung von<br />

Kurzgeschichten von Edgar Allen Poe 1976<br />

(TALES OF MYSTERY AND IMAGINA-<br />

TION) bis zum Melodie-verliebten Welthit<br />

“Don’t Answer Me” vom 1984er AMMO-<br />

NIA AVENUE.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 6 CDs)<br />

us<br />

CINEMA<br />

THE MAGIX BOX<br />

Als THE MAGIX BOX Anfang 2012 bei<br />

Sonnenwind erstmals erschien, fand die CD<br />

nicht die gebührende Beachtung. Dem will<br />

nun Sireena Abhilfe schaffen und bringt das<br />

Instrumentalalbum von Jürgen „Pöngse”<br />

Krutzsch alias Cinema erneut heraus. Das<br />

frühere Mitglied von Tibet (keys, g, programming)<br />

bewegt sich zwischen Ambient,<br />

Elektronik, Soft Rock und Trance-<strong>Music</strong>.<br />

Mit Hilfe von Brigitte Grafe (perc, progr)<br />

und Benjamin Peiser (zweimal Gitarre)<br />

entwickelt Krutzsch cinematische Klangwelten<br />

– Kopfkino im besten Sinne. Man<br />

kann sich bei den nicht zu versponnenen<br />

Kompositionen zurücklehnen und träumen.<br />

Die Gitarren sorgen im Synthie-Bett immer<br />

wieder für „humane” Klänge, die Rhythmik<br />

ist sehr vielfältig angelegt, die Melodien<br />

perlen förmlich –als ob Alan Parsons, Tangerine<br />

Dream und Michael Cretu/Enigma<br />

gemeinsam musizierten.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2012,<br />

10/52:23) pro<br />

THIN LIZZY<br />

RENEGADE + THUNDER<br />

& LIGHTNING<br />

RENEGADE war 1981d das elfte Studiowerk<br />

der Band um Mastermind Phil Lynott und<br />

das zweite mit Snowy White als Co-Gitarrist<br />

neben Scott Gorham. Entsprechend dem<br />

Zeitgeist gewannen Darren Whar<strong>to</strong>ns Keyboards<br />

an Klangbedeutung. Das an ZZ Top<br />

erinnernde, bluesige “Leave This Town”, das<br />

vom Interplay der Gitarren und Keyboards<br />

geprägte “Angel Of Death” waren Highlights<br />

eines rockenden Albums, das als Durchschnittsware<br />

im Lizzy-Katalog durchgeht.<br />

Die Neuauflage bietet fünf Bonus-Tracks:<br />

die Non-Album-Single-Stücke “Trouble<br />

Boys” und “Memory Pain” sowie Extended,<br />

Edited und Promoversionen. Zwei Jahre später<br />

waren Thin Lizzy letztmals im Studio –<br />

erstmals mit dem Neugitarristen <strong>John</strong> Sykes,<br />

der für eine unüberhörbare Annäherung<br />

an den angesagten Heavy Metal jener Ära<br />

sorgte (“Cold Sweat”!). Es war nicht unbedingt<br />

der klassische Lizzy-Sound, doch die<br />

Band rockte tight und inspiriert mit starken<br />

Nummern wie “The Sun Goes Down”, “The<br />

Holy War” oder dem Titelsong. Die Wiederveröffentlichung<br />

ist um eine Bonus-CD mit<br />

sechs Livenummern und Demofassungen<br />

sämtlicher Songs des Albums sowie einem<br />

informativen Booklet im besten Sinne des<br />

Wortes angereichert.<br />

(Universal, 1981 + 1983,<br />

14/64:46 + 9:40:41,15/77:16) pro<br />

BEDLAM<br />

LIVE IN BINGHAMPTON 1974<br />

Bedlam zählen zu den großen Unbekannten<br />

der Siebziger, bei denen so erstklassige Musiker<br />

wie Cozy Powell und Dave Ball (Procol<br />

Harum) spielten. Das Live-Album wurde<br />

1974 mitgeschnitten und klingt insgesamt<br />

ordentlich, jedoch nicht so gut wie ein unter<br />

professionellen Bedingungen aufgenommenes<br />

Werk. Die einzelnen Tracks stammen<br />

aus unterschiedlichen Quellen. Das gemeinsame<br />

Element ist das Mastering in Binghamp<strong>to</strong>n.<br />

Kerniger Seventies-Hard-Rock,<br />

der gesanglich schon die Shouter der Achtziger<br />

vorwegnimmt (“I Believe In You”),<br />

Hard Rock mit bluesigen und progressiven<br />

Einwürfen (“The Beast”), druckvoller Hard<br />

Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

lung und Haltung. Der Sound der Dolls war<br />

ganz klar von den Rolling S<strong>to</strong>nes inspiriert<br />

worden, aber auch von anderen Interpreten,<br />

wie diese adäquat zusammengestellte<br />

Compilation beweist. Das Spektrum reichte<br />

von Blues (Muddy Waters, Sonny Boy Williamson)<br />

über frühen Rock’n’Roll (Eddie<br />

Cochran, Bo Diddley, Chuck Berry) bis hin<br />

zur Black <strong>Music</strong> allgemein und dem Soul<br />

speziell (The Chamber Bro<strong>the</strong>rs, Wilson<br />

Pickett, The Shangri-Las). In dem 20-seitigen<br />

Booklet wird die Geschichte der extremen<br />

Band dargestellt. Darüber hinaus<br />

finden sich knappe Infos zu den einzelnen<br />

Quellen.<br />

(Ace/Soulfood, 2013, 24/65:44) fl<br />

KING CRIMSON<br />

RED + USA<br />

Obwohl die Auflösungserscheinungen von<br />

King Crimson 1974, als RED entstand,<br />

nicht mehr verheimlicht werden konnten,<br />

steht es mit seinem hart-rockigen Klängen<br />

immer noch auf der Plus-Seite der<br />

britischen Prog-Rockband. Noch vor der<br />

offiziellen Veröffentlichung von RED verließ<br />

Robert Fripp King Crimson (um Anfang<br />

der 80er wieder zurückzukehren), so<br />

dass die geplante Promotion<strong>to</strong>ur ersatzlos<br />

gestrichen wurde. Neben dem Originalmix<br />

aus dem Jahr 1974 wurden die Songs, die<br />

Robert Fripp, <strong>John</strong> Wet<strong>to</strong>n und Bill Bruford<br />

mit Unterstützung von Mel Collins (sax),<br />

David Cross (vio) und Ian MacDonald<br />

(sax) damals einspielten, neu abgemischt,<br />

auf einer zweiten CD gibt es den so genannten<br />

2013er Stereomix. Neu aufgelegt wurde<br />

auch das erstmals 1975 veröffent lichte<br />

Live-Album USA, das im Juni 1974 in<br />

Asbury Park in New Jersey mitgeschnitten<br />

wurde. Neben der Audio-CD des Konzertes<br />

im 2013er Mix liefert eine zusätzliche<br />

DVD noch unterschiedliche Abmischungen<br />

in LPCM Stereo sowie eine Überspielung<br />

des Albums vom Originalvinyl.<br />

(Discipline Global Media/Galileo <strong>Music</strong><br />

Communication, 1974 + 1975, 7/53:13,<br />

7/62:55 + 10/78:38) tk<br />

DIAMOND REO<br />

DIRTY DIAMONDS<br />

Diamond REO kamen aus Pittsburgh und<br />

schafften nie den großen Durchbruch, obwohl<br />

sie von Al Nalli gemanagt wurden,<br />

der zu der Zeit auch Brownsville Station<br />

vertrat und später dann Blackfoot. Als das<br />

Album, ihre zweite Platte, 1976 auf Kama<br />

Sutra veröffentlicht wurde, stand der<br />

amerikanische Hard-Rock-Mainstream in<br />

den Startlöchern, und es <strong>to</strong>bte die Disco-<br />

Welle. Das waren natürlich zwei Stile,<br />

die dem rauen und harten Grundansatz<br />

von Diamond REO widersprachen. Die<br />

Band klang eher wie eine Mischung aus<br />

Ted Nugent und den frühen Grand Funk<br />

Railroad (allerdings ohne Keyboards).<br />

Schweißtreibender Hard Rock (“It’s A<br />

Jungle Out There”), auf Riffs basierender<br />

Hard Rock mit verdeckt anzüglichen Texten<br />

(“Lover Boy”) und eine kraftvolle<br />

Coverversion von “Helter Skelter” überzeugen<br />

heute noch, gingen damals aber<br />

kläglich unter.<br />

(Rock Candy/Soulfood, 1976, 10/39:53) fl<br />

TEN YEARS AFTER<br />

RECORDED LIVE<br />

Ursprünglich 1973<br />

als Doppel-LP erschienen,<br />

präsentierte<br />

das britische<br />

Quartett auf seinem<br />

zweiten Live-Album<br />

nach UNDEAD von<br />

1968 Songmaterial, das im selben Jahr<br />

mit Hilfe des Aufnahmetrucks der S<strong>to</strong>nes<br />

während einer Europa<strong>to</strong>urnee in Frankfurt,<br />

Amsterdam und Paris mitgeschnitten, in<br />

den Londoner Olympic Studios abgemischt<br />

und „with no overdubs or additives” – so<br />

die Original-Liner-Notes – auf Vinyl gepresst<br />

worden war. Für dieses in den Abbey<br />

Road Studios remasterte 2-CD-Reissue<br />

wurde die Trackliste nun um sieben bislang<br />

unveröffentlichte Bonus-Titel, die bei besagten<br />

Gigs bzw. im Fall von ”I Woke Up<br />

This Morning” bei einem weiteren in Rotterdam<br />

aufgenommen wurden, ergänzt.<br />

Dopplungen gibt es dabei nur bei dem<br />

Sonny-Boy-Williamson-Klassiker ”Help<br />

Me” sowie der jeweils mit über einer Viertelstunde<br />

Spieldauer aufwartenden Instrumentalimprovisation<br />

”Jam”. Ergänzt wird<br />

das Ganze durch einen aktuellen Beitrag<br />

für das Booklet mit Zitaten von Keyboarder<br />

Chick Churchill und Bassmann Leo Lyons.<br />

(Chrysalis/Warner, 2013, 8/75:12,<br />

13/78:54) ms<br />

AVIARY<br />

AVIARY<br />

Ein wenig Queen, ein Hauch Meat Loaf und<br />

ein allgemein Genre-überschreitender Ansatz<br />

machen die US-Rocker von Aviary zu<br />

einem Unikum des härteren Rocks. Sie veröffentlichten<br />

ihr von Gary Lyons (Foreigner,<br />

Lone Star, UFO) produziertes Debüt<br />

1979 auf Epic. Allerdings kam das Album<br />

ein wenig zu spät, denn zu dieser Zeit wurde<br />

die große AOR-Welle eingeläutet, in der<br />

sich auch im Hard Rock klare Strukturen<br />

zu Lasten von kreativen Ausflügen durchsetzten.<br />

Schade, denn Aviary hätten noch<br />

einiges bewegen können. Ein traumhafter<br />

Satzgesang, geschmackvolle, aber durchaus<br />

komplizierte Harmonien und überdurchschnittliche<br />

instrumentale Fähigkeiten beeindrucken<br />

bei jedem Hördurchgang. Empfehlenswertes<br />

Album, das speziell durch<br />

das runde Remastering zur Geltung kommt.<br />

(Rock Candy/Soulfood, 1979, 9/37:19) fl<br />

IAN THOMAS<br />

GLIDER + THE RUNNER<br />

Der hier zu Lande kaum bekannte Kanadier<br />

Ian Thomas veröffentlichte sein 79er-Album<br />

GLIDER noch unter dem Namen Ian Thomas<br />

Band. Das Werk bewegt sich zwischen<br />

Edel-Pop mit 10cc-Anleihen (“I Still Want<br />

To Hold You”), Tracks, die an Steely Dan erinnern<br />

(“High And Mighty”), und Songs mit<br />

einem Hauch Supertramp (“The Beast Of<br />

Phobia”). Trotz der eindeutigen klanglichen<br />

Ausrichtung auf das Mainstream-Publikum<br />

kann er mit seine Kompositionen überzeugen,<br />

da diese eben nicht maßgeschneidert<br />

wurden. Auf seinem 81er-Solo-Album gelangen<br />

ihm noch geschmackvollere Songs<br />

wie zum Beispiel “Hold On”, das Santana<br />

coverten, “Chains”, dessen sich Chicago annahmen,<br />

“The Runner” (Manfred Mann) und<br />

“Stringin’ A Line” (The Association). Vier<br />

von zehn Songs gecovert – kein schlechter<br />

Durchschnitt. Ian Thomas zählt zu den<br />

Künstlern, die eindeutig mehr Anerkennung<br />

verdient hätten! Beide warm und knackig<br />

remasterten Ausgaben enthalten zwölfseitige<br />

Booklets mit aussagekräftigen Liner-Notes<br />

von Paul Sutter.<br />

(Rock Candy/Soulfood, 1979, 8/39:53 +<br />

1981, 10/37:51) at<br />

POCO<br />

PICKIN’ UP THE PIECES<br />

Poco als einen<br />

Vorläufer der Eagles<br />

zu bezeichnen,<br />

ist sicherlich keine<br />

abwegige<br />

These.<br />

Auch haben sich<br />

Gruppen wie die<br />

Marshall Tucker Band und Commander<br />

Cody & His Lost Planet Airmen deutlich<br />

von Poco beeinflussen lassen, die sich<br />

schon früh vom reinen Country lösten und<br />

Singer/Songwriter- sowie Rockelemente in<br />

ihrer Musik integrierten. Das von Jim Messina<br />

produzierte Debüt dokumentiert diesen<br />

Aufbruch. Country mit leichten Souleinflüssen<br />

(“Nobody’s Fool”), Country-Rock, der<br />

durch die kunstvoll verzahnten Gitarren und<br />

den traumhaften Satzgesang wirkt (“Calico<br />

Lady”), Balladeskes (“First Love”), harter<br />

Country-Rock (“Short Changed”) und<br />

sehr lässiger Country mit Folkeinflüssen<br />

(“Grand Junction”) deuten die Bandbreite<br />

an, die in den folgenden Jahren ein Markenzeichen<br />

Pocos wurde. Die limitierte und<br />

nummerierte Edition als 24-KT-Gold-Disc<br />

ist besonders zu empfehlen, da man endlich<br />

den Muff zugunsten einer weitaus höheren<br />

Transparenz entfernte.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1969, 13/40:11) at<br />

OKKERVIL RIVER<br />

THE SILVER GYMNASIUM<br />

Zwei Jahre nach I AM VERY FAR melden<br />

sich Okkervil River mit neuer Musik<br />

zurück. THE SILVER GYMNASIUM ist<br />

ein Konzeptalbum aus der Feder von Sänger<br />

und Frontmann Will Sheff über seine<br />

Kindheit in dem kleinen Ort Meriden, New<br />

Hampshire, über den Geist und die Nostalgie<br />

seiner Jugendjahre. Zwangsläufig reinstalliert<br />

man deshalb auch den Sound der<br />

80er Jahre, der im Vergleich zur hochgradig<br />

komplexen Melange aus Indie-Rock, Folk<br />

und Country, die Okkervil River seit Jahren<br />

so ausgezeichnet im Griff hat, wesentlich<br />

zugänglicher ist. Der Einfluss großer Eighties-Bands<br />

wie Tom Petty, The Hooters,<br />

Cheap Trick oder <strong>John</strong> Mellencamp ist unüberhörbar.<br />

Hier werden auch Teenager – wie<br />

Sheff damals selbst einer war – nicht überfordert.<br />

Was als kleinmütige Mainstream-<br />

Anbiederung missverstanden werden kann,<br />

ist in Wahrheit eine exakt ausgearbeitete<br />

Hommage, die in perfekten Songs wie „It<br />

Was My Season”, „Down Down The Deep<br />

River” und „Walking Without Frankie” ihre<br />

Höhepunkte hat.<br />

(Pias Coop/Rough Trade 2013,<br />

11/49:06) hjg<br />

Rock<br />

THE BEATPACK<br />

THE TIME AND THE PLEASURE<br />

Der gesamte Output einer Londoner Band,<br />

die von 1989 bis 1991 zunächst die wilden<br />

Zeiten der Pretty Things, Downliners Sect<br />

und Them wieder aufleben ließ. Es folgten<br />

ein Andocken an den Sound von US-Garagen-Helden<br />

wie die Chocolate Watchband<br />

und schließlich die Hinwendung<br />

zum blues-rockig gefärbten Punk-Rock.<br />

Kern der personell etwas instabilen Gruppe<br />

waren Drummer Luke Herriott, Sänger<br />

Hugh Dellar und Gitarrist Simon Harvey,<br />

der auch fast alle Songs komponierte – mit<br />

Cover-Versionen hatte dieses Beat-Pack<br />

fast nichts am Hut. Gut so, denn Lieder<br />

wie “Your Reason To Fade Away”, “Won’t<br />

You Make Up Your Mind”, “Heading For<br />

The Promised Land” und der Titeltrack<br />

stehen auf Augenhöhe mit den Genre-<br />

Klassikern der Sixties und Seventies. The<br />

Beatpack waren eine verdammt talentierte<br />

Band, die auf Clubbühnen auch richtig gut<br />

Stimmung machte, die aber für eine nachhaltige<br />

Karriere einfach zur falschen Zeit<br />

am Werke war.<br />

(Screaming Apple/Cargo, 2013,<br />

20/61:12) hjg<br />

SWEET<br />

THE ANSWER<br />

Mit dem Titel „A”<br />

erschien<br />

dieses<br />

Sweet-Album 1992<br />

erstmals und wurde<br />

sei<strong>the</strong>r mehrfach als<br />

THE ANSWER wiederveröffentlicht.<br />

Letztes t Originalmitglied i it li war Andy Scott<br />

(g), für den Gesang sorgte Mal McNulty<br />

(später Slade), Bodo Schopf trommelte,<br />

dazu waren Steve Mann (g, keys) und<br />

Jeff Brown (b) dabei. Die Band setzte auf<br />

satten Hard Rock, der treibende Boogie<br />

“Am I Ever Gonna See Your Face Again”<br />

hätte gut ins Status-Quo-Reper<strong>to</strong>ire gepasst.<br />

“Marshall Stack” lebte von McNultys<br />

Reibeisenröhre, “Is It True” war eine<br />

Streicher-begleitete Ballade mit feinen Gitarrenmomenten<br />

Scotts. Verschwiegen sei<br />

auch nicht, dass einige Durchhänger dabei<br />

waren (“When Friends Fall Out”). Die<br />

neue Angel-Air-Version bietet drei Bonus-<br />

Tracks, allerdings nur Songvariationen).<br />

Angesichts des durchwachsenen Songgehalts<br />

vor dem Erwerb reinhören.<br />

(Angel Air/Fenn, 1992, 17/74:16) pro<br />

SIMON McBRIDE<br />

CROSSING THE LINE<br />

Fans der Gitarrenlegenden Rory Gallagher<br />

oder Gary Moore können mit der dritten<br />

Soloscheibe ihres 34-jährigen irischen<br />

Landsmannes nichts falsch machen. Mc-<br />

Bride spielt eine virtuose Gitarre, verfügt<br />

über eine ausdrucksstarke, rauchige<br />

Stimme und schreibt auch noch abwechslungsreiche<br />

Songs. So verlässt er das enge<br />

12-Takter-Feld und liefert mitreißende<br />

Rocksongs mit schönen Hooklines, in<br />

langsameren Rockballaden überzeugt er<br />

durch spannungsreich aufgebaute Soli und<br />

Stimmungen, mit der akustischen Gitarre<br />

kühlt er die Blues-Rock-Hitze ab, bevor<br />

er das Pedal wieder durchdrückt und die<br />

E-Gitarre aufheulen lässt. Sein straightes<br />

Rhythmusduo und souliger Background-<br />

Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


WS<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Rock (“Set Me Free”) und das über 21-minütige<br />

“The Fool”, bei dem die Truppe dem<br />

Progressive Rock ihren Tribut zollt, zählen<br />

zu den Anspieltipps. Als Bonus erscheint<br />

ein Studio-Remix eines vielversprechenden<br />

Tracks des einzigen Albums der Band, das<br />

bald bei Angel Air erscheinen soll.<br />

(Angel Air/Fenn, 2013, 7/52:56) at<br />

RAMONES<br />

THE SIRE YEARS 1976–1981<br />

„Hey ho, let’s go!”,<br />

dieser<br />

Schlachtruf<br />

markierte den Beginn<br />

einer neuen Epoche.<br />

Ohne die alte Diskussion,<br />

wo denn nun<br />

der Punk wirklich<br />

erfunden wurde, neu zu entfachen, so prägnant<br />

wie ihn die amerikanischen Ramones<br />

auf den Punkt brachten, ist dies weder zuvor<br />

noch danach einer Band gelungen. Besonders<br />

deutlich wird dies auf ihren ersten Alben,<br />

auch mit (inzwischen zu Klassikern herangereiften)<br />

Stücken wie “Blitzkrieg Bop”, “Sheena<br />

Is A Punkrocker” oder “Here Today, Gone<br />

Tomorrow”. Wer sich wie die Ramones auf<br />

ihrem selbst betitelten Debüt in gerade mal<br />

32 Minuten durch 14 Songs rockt, wer den<br />

zahlreichen Rockfans, die Anfang der 70er<br />

zwischen Woods<strong>to</strong>ck und Prog-Rock verlorengegangen<br />

waren, mit der musikalischen<br />

Reduktion auf das Wesentliche wieder eine<br />

neue Heimat gab, darf sich zu Recht Punk-<br />

Rock-Pionier nennen! THE SIRE YEARS<br />

liefert nun die ersten sechs Alben der Ramones<br />

als Vinyl Replicas in originalem Artwork<br />

und Tracklisting in einer Box, auf ein zusätzliches<br />

Booklet wurde verzichtet. Interessant<br />

auch der Kontrast ihrer frühen, vergleichsweise<br />

raue Alben mit den beiden Spätwerken<br />

Anfang der 80er, mit denen sie einmal (END<br />

OF THE CENTURY) mit Produzent Phil<br />

Spec<strong>to</strong>r zurück in die 60er blickten, das andere<br />

Mal (PLEASANT DREAMS) mit Produzent<br />

Graham Gouldman (10cc) ihrem Hang<br />

zum Pop freien Lauf ließen.<br />

(Rhino/Warner, 2013, 6 CDs) us<br />

STEVE ELLIS<br />

ROLLIN’ WITH THE 69 CREW –<br />

THE LOST MASTERS<br />

Ellis ist laut Mutter Marriott der Einzige, der<br />

an die Stimme ihres Steve herankommt. Der<br />

“Everlasting Love”-Sänger nahm zwischen<br />

dem Split von Love Affair und der Gründung<br />

der Band Ellis mit Zoot Money gleich zwei<br />

Alben auf, die dann 44 Jahre lang verstaubten,<br />

ehe sie kürzlich „gebacken” wurden. Ein<br />

opulent arrangiertes Werk mit dem Orchester<br />

Keith Mansfield, das auch für Love-Affair-<br />

Hits und Georgie Fames GEORGIE DOES<br />

HIS THING WITH STRINGS zuständig<br />

war, plus Madeline Bell & Leslie Duncan<br />

im Chor und Könnern wie Drummer Barry<br />

Morgan, Bassist Herbie Flowers und Big Jim<br />

Sullivan: Ellis’ Versionen von “Rainy Night<br />

In Georgia” oder – mutig – “It’s A Man’s<br />

Man’s World”, haben es in sich. Album 2<br />

entstand mit El<strong>to</strong>n <strong>John</strong>s alter Combo mit<br />

Caleb Quaye (g) und Roger Pope (dr). Mit<br />

Zoot Money, Jimmy McCulloch und Animals-Drummer<br />

<strong>John</strong> Steel als Gästen wagte<br />

sich Ellis an Stevie Wonders “I Don’t Know<br />

Why” und das Meisterstück der S<strong>to</strong>nes,<br />

“Gimme Shelter”, souverän. Klar durfte El<strong>to</strong>n<br />

nicht fehlen: “Take Me To The Pilot”.<br />

Glücksfall für Steve Ellis und für uns, dass<br />

diese Schätze doch noch auftauchten!<br />

(Talking Elephant/Import, 1969,<br />

10/35:22, 10/ 30:24) utw<br />

ROBIN TROWER<br />

STATE TO STATE<br />

Der Untertitel der Compilation, „Live Across<br />

America 1974–1980”, beschreibt den Inhalt<br />

der beiden CDs treffend. Nach seinen Tagen<br />

bei Procol Harum gelang Robin Trower eine<br />

formidable Karriere, eben nicht als Hendrix-<br />

Kopist, sondern als Musiker, der zwar Elemente<br />

von Jimi übernahm, diese aber in<br />

einen neuen Kontext setzte. Obwohl Trower<br />

schon im Studio traumhafte Alben einspielte,<br />

fühlten er und seine Mitmusiker sich auf der<br />

Bühne am wohlsten. Die Live-Aufnahmen –<br />

bislang unveröffentlicht – vermitteln einen<br />

Eindruck, wie emotional Trower seine Stücke<br />

spielte, besonders bei den Konzerten aus dem<br />

Jahr 1974, die die komplette erste, klanglich<br />

hervorragende CD ausmachen. “Lady Love”,<br />

“A Little Bit Of Sympathy” oder “Rock Me<br />

Bay” werden glühend heiß abgerockt. Die<br />

zweite CD beginnt mit “Daydream” und unter<br />

anderem seinem Klassiker “Too Rolling<br />

S<strong>to</strong>ned” und lässt mit einem fantastischen<br />

“Bluebird” aufhorchen. Allerdings sind die<br />

letzten sechs Tracks sowohl bezüglich des<br />

Sounds als auch der Musik schwächer. Insgesamt<br />

jedoch eine eindeutige Empfehlung!<br />

(Chrysalis/Warner, 2013, 10/51:26,<br />

14/67:55) fl<br />

CLIMAX BLUES BAND<br />

SENSE OF DIRECTION + STAMP<br />

ALBUM + GOLD PLATED<br />

Weiter geht’s mit den<br />

Wiederveröffentlichungen<br />

der Climax<br />

Blues Band durch<br />

das<br />

Esoteric-Label.<br />

Drei Mitte der 70er<br />

Jahre<br />

erschienene<br />

Scheiben Shib sind ddiesmal dran. „Eine grundsolide,<br />

angenehme und ehrliche Sache, ohne<br />

viel Kinkerlitzchen und falschen Glanz<br />

... Die Band versteht es, Bluesroots nicht<br />

permanent dick aufzutragen”, attestierte<br />

„Sounds” 1974 SENSE OF DIRECTION.<br />

Also der Scheibe, die mit dem an die frühen<br />

Fleetwood Mac erinnernden Titelsong<br />

einen echten Ohrwurm und reduzierten<br />

Saxofoneinsatz lieferte. Die Esoteric-Neuauflage<br />

kommt mit sechs Bonus-Tracks,<br />

darunter vier BBC-Gastspiele. Für das<br />

ein Jahr später folgende STAMP ALBUM<br />

(Ohrwurm: “Sky High”) lässt sich Ähnliches<br />

sagen (6 Bonus-Tracks, 4 x BBC)<br />

– Pete Haycock zauberte oft auf seiner<br />

Gitarre, kontrastiert von Colin Coopers<br />

Sax. Wiederum zwölf Monate später folgte<br />

GOLD PLATED, jetzt mit gleich acht spannenden<br />

Bonus-Tracks. Die LP enthielt den<br />

so genannten Climax-Signature-Song und<br />

Welthit “Couldn’t Get It Right”. Die Band<br />

agierte entspannt, rückte auch mal Funkrhythmen<br />

ins Zentrum, griff zudem auf<br />

Popmelodien zurück, ohne den britischen<br />

Rock<br />

Blues-Rock zu vernachlässigen. Bei diesem<br />

Reissue-Paket erwähnenswert sind Sorgfalt<br />

und Informationsgehalt bei den Booklets.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1974 + 1975 +<br />

1976, 14/61:15 + 15/64:08 + 16/61:38) pro<br />

PIXIES<br />

TROMPE LE MONDE<br />

Im Gegensatz zu<br />

SURFER<br />

ROSA<br />

oder<br />

DOOLITTLE<br />

widmeten sich die<br />

Pixies auf TROMPE<br />

LE MONDE den eher<br />

härteren Alternative-<br />

Klängen. Die von Studenten in Bos<strong>to</strong>n<br />

gegründete Band begann ihre Karriere im<br />

Punk-Dunstkreis, arbeitete jedoch schnell<br />

eine individuelle und hochmelodische Komponente<br />

heraus, die sie teilweise auch für das<br />

Pop-Publikum attraktiv machte. Songs wie<br />

“Sad Punk” oder “Space (I Believe In)” veranlassten<br />

zeitgenössische Kritiker dazu, das<br />

Album als Pixie-Heavy-Metal zu beschreiben,<br />

was für die Musik aber nur partiell<br />

zutrifft. “Letter To Memphis” ist Alternative<br />

mit angenehmen Melodien, die im Gegensatz<br />

zu den eher flachen Nirvana-Songs<br />

stehen. Mit Melodic Punk (“Head On”) oder<br />

dem im Rock’n’Roll verwurzelten “Lovely<br />

Day” beschritten die Pixies eindeutig eigene<br />

Wege. Die aktuelle Ausgabe, inklusive eines<br />

Booklets mit den Texten, klingt kompakter<br />

und breiter als vorherige Remaster.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1991,<br />

15/39:03) at<br />

FLYING COLORS<br />

LIVE IN EUROPE<br />

2012 überraschte die All-Star-Band um<br />

Steve Morse, Mike Portnoy und Steve<br />

Morse mit ihrem selbst betitelten Debütalbum,<br />

einem gelungenen Mix aus Pop, Rock<br />

und Prog, mit virtuosen, doch nicht ausufernden<br />

Solos, schönen Harmoniegesängen<br />

und abwechslungsreichen Songideen (keine<br />

Wunder, die Herren Portnoy und Morse<br />

sind bekennende Beatles-Fans). Während<br />

ihrer Europa-Tour wurde nun diese Doppelscheibe<br />

mitgeschnitten, die alle elf Songs<br />

des Debüts im knackigen Livegewand<br />

präsentiert. Ergänzt wurde das Set durch<br />

ausgesuchte Tracks aus der Vergangenheit:<br />

Spock’s Beards “June”, “Repentance” von<br />

Dream Theater, “Odyssey” von den Dixie<br />

Dregs sowie Endochines “Can’t Find A<br />

Way” – abgerundet durch Casey McPhersons<br />

Fassung von Cohens “Hallelujah” – an<br />

die traumhafte Version von Jeff Buckley<br />

kommt er allerdings nicht heran – sowie<br />

ein Solo von Top-Basser Dave LaRue. Insgesamt<br />

eine packende und vor Spielfreude<br />

strotzende Live-Scheibe!<br />

(Mascot/Rough Trade, 2013, 9/52:38,<br />

8/47:36) rg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LIPSTICK, POWDER & PAINT!<br />

THE NEW YORK DOLLS HEARD<br />

THEM HERE FIRST<br />

Die New York Dolls werden international<br />

oft als eine der einflussreichsten (wenn<br />

auch für viele eher unbekannten) Bands der<br />

Siebziger beschrieben, da sie neben einem<br />

deutlichen Glam-Einfluss den Punk vorwegnahmen<br />

– nicht unbedingt immer musikalisch,<br />

sondern bezüglich ihrer Einstel-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41<br />

Klaus Bönisch für<br />

KBK GmbH präsentiert:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

18.03. Berlin // 19.03. Oberhausen<br />

21.03. Stuttgart<br />

14.02. Berlin<br />

einzige Deutschland Show<br />

09.05. Frankfurt // 10.05. Hamburg // 12.05. Bremen<br />

19.05. Köln // 20.05. München // 22.05. Stuttgart<br />

23.05. Mannheim // 24.05. Baltic Soul Weekender<br />

26.05. Berlin<br />

PLAYING THREE ALBUMS IN THEIR ENTIRETY<br />

26.05. Mainz // 27.05. Berlin<br />

28.05. Leipzig<br />

Infos & Tickets unter:<br />

www.ticketmaster.de / www.kb-k.com


CD<br />

REVIEWS<br />

gesang von Mia Simone runden den<br />

positiven Eindruck ab – mit dieser<br />

vielfältigen Scheibe rückt McBride<br />

in die aktuelle Blues-Rockspitze vor.<br />

(Nugene/Rough Trade, 2013,<br />

11/45:50) rg<br />

STEVE HACKETT<br />

GENESIS REVISITED: LIVE<br />

AT HAMMERSMITH<br />

Steve Hackett,<br />

bekannt<br />

geworden<br />

als<br />

innovativer Genesis-Gitarrist<br />

in deren Blütephase,<br />

hatte sich<br />

2012 zum zweiten Mal nach 1996 während<br />

seiner Genesis-Zeit entstandener<br />

Songs angenommen und ihnen einen<br />

stärker von seiner Gitarre geprägten<br />

Stempel aufgedrückt. Das Ergebnis<br />

war äußerst hörenswert und kam auch<br />

auf der folgenden „Genesis Revisited<br />

Tour” gut an, wie das jetzt geschnürte<br />

Paket aus Live-CD, Live-DVD und<br />

„Behind The Scenes”-Dokumentation<br />

verdeutlicht. Beim Konzert im Londoner<br />

Hammersmith Apollo am 10. Mai<br />

bekamen Hackett und Co. Verstärkung<br />

durch Nik Kershaw, <strong>John</strong> Wet<strong>to</strong>n,<br />

Amanda Lehman, Marillion-Gitarrist<br />

Steve Ro<strong>the</strong>ry und Jakko Jakszyk. Das<br />

Gros der Lieder entspricht dem von<br />

GENESIS REVISITED II, darunter<br />

eine über 27 Minuten gehende Version<br />

von “Supper’s Ready”. Hinzu kommen<br />

fünf Song von GENESIS REVISITED,<br />

beispielsweise Klassiker wie “I Know<br />

What I Like” und “Firth Of Fifth”.<br />

Das ist insofern gut, weil dadurch das<br />

womöglich beste Genesis-Album SEL-<br />

LING ENGLAND BY THE POUND<br />

angemessen gewürdigt wird.<br />

(InsideOut, 2013, 9/52:56, 9/65:17,<br />

2/16:55, 19/161:20, 37:24) an<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ALICE IN WONDERLAND &<br />

OTHER RAINY DAY GIRLS<br />

Der Titel des Doppeldeckers führt in<br />

die Irre – es sind keineswegs Garagen-Rock-Girls<br />

zu hören, sondern die<br />

bei derartigen Samplern längst übliche<br />

Kollektion herrlichster Geheimhits,<br />

verschütteter Perlen und (halb-)<br />

skurriler Fußnoten der Rock-His<strong>to</strong>ry,<br />

die hoffnungsvolle Jungmänner absonderten.<br />

Es wurden die Archive der<br />

Companies Sun und SSS Int’l durchforstet,<br />

weshalb hier Hammersongs<br />

wie “S<strong>to</strong>mpity S<strong>to</strong>mp” (The Jesters),<br />

“Dreamin’” (Randy & The Rest),<br />

“Confusion” (Half A World Away),<br />

“Money Man” (The United Notions)<br />

und “My Way Of Thinking” (Randy<br />

& The Radiants) zu entdecken sind.<br />

Und auch Neil Youngs “Cinnamon<br />

Girl” von den Gentrys weiß zu gefallen.<br />

Unablässig sind hier jede Menge<br />

derbfüßiger Kracher, ultra ausgefeilter<br />

Psycho-Ohrschmeichler und sogar<br />

hemmungslose Tearjerker zu hören,<br />

die bei kaum jemandem jemals auf<br />

dem Schirm aufblitzten. Ein jeder<br />

finde seine persönlichen Höhepunkte!<br />

Die CDs stecken in einem kleinen<br />

Buch mit eingeheftetem 24-Seiten-<br />

Booklet, das zwangsläufig unendlich<br />

viele Wissenslücken schließt. Vorbildliche<br />

Edition!<br />

(Charly/Soulfood, 2013, 20/53:05,<br />

20/54:02) hjg<br />

ROB TOGNONI<br />

CASINO PLACEBO<br />

Der 53-jährige Australier lebt sein<br />

Faib le für hard-rockige Riffs à la<br />

AC/DC und kraftvollen Blues-Rock<br />

auch auf seinem neuen Solo-Album<br />

aus. Als weitere Inspirationen nennt er<br />

Blues-Maestro B.B. King und Gitarrengott<br />

Jimi Hendrix. Natürlich stehen<br />

da ausschweifende Gitarrensoli, grundiert<br />

von kraftvoll-treibender Rhythmusgruppe,<br />

im Rampenlicht. Sein<br />

Gesang kann mit den Gitarrenkünsten<br />

allerdings nicht ganz mithalten. Außer<br />

dem kräftig blues-rockenden Beatles-<br />

Klassiker “Something” stammen<br />

alle Songs aus der Feder des fleißig<br />

<strong>to</strong>urenden Mannes aus Down Under,<br />

wobei nicht alle komposi<strong>to</strong>rischen<br />

Ideen zünden. Die Konkurrenz in diesem<br />

Umfeld ist hart (von Pat Travers,<br />

Leslie West bis Joe Bonamassa oder<br />

Aynsley Lister), doch Tognoni schlägt<br />

sich recht wacker.<br />

(Blues Boulevard Records/H’Art,<br />

2013, 12/46:56) rg<br />

CHRIS FARLOWE<br />

FARLOWE THAT!<br />

Chris Farlowe<br />

hat mittlerweile<br />

fünf Jahre<br />

lang keine neue<br />

Platte<br />

produziert,<br />

da sind<br />

Reissues willkommen<br />

– diese entstand t vor einem<br />

Jahrzehnt mit der Norman Beaker<br />

Band, oh, sorry, mit der Chris Farlowe<br />

Band natürlich. Den Soul-Touch<br />

schafft der Veteran wieder einmal,<br />

indem er seine langjährigen Vocal<br />

Chicks, Irene und Doreen Chanter,<br />

ins Boot holt. Ein weiterer Gesangspartner<br />

ist Van Morrison, der mit dem<br />

alten Thunderbird sein eigenes “Sitting<br />

On Top Of The World” summt<br />

und ihn 2010 auch im Vorprogramm<br />

seiner Tourneen führte. Favorit ist bei<br />

durchweg schlüssiger Songauswahl<br />

Delbert McClin<strong>to</strong>ns rasendes “Living<br />

It Down”, veredelt durch Miller Andersons<br />

Gitarrenarbeit. Zwei Bonus-<br />

Tracks bringen eine Liveversion des<br />

inzwischen überstrapazierten “(Standing<br />

On) Shaky Ground” und ein Enhanced<br />

Video der Ballade “I’ll Leave<br />

The Light On”, die auch im regulären<br />

Teil zu hören ist. Solide.<br />

(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2003/2013,<br />

16/60:35) utw<br />

Rock<br />

PREFAB SPROUT<br />

CRIMSON / RED<br />

Wieder einmal hat sich das Warten gelohnt.<br />

Paddy McAloon, Mas termind<br />

und mittlerweile einziges Mitglied der<br />

neugewellten Wundergruppe Prefab<br />

Sprout, liefert ein neues Bündel grandioser<br />

Songs ab, an denen er offenkundig<br />

längere Zeit herumfeilte, bis<br />

zur Perfektion. Bei “The Best Jewel<br />

Thief In The World”, “Adolescene”<br />

und “Devil Came To Calling” stehen<br />

halbelektronisch symphonische<br />

Klangschichten im Dienste unwiderstehlicher<br />

Melodien mit Eighties-Feeling,<br />

die sofort zünden. “The Old Magician”<br />

mit seinen Country-Elementen<br />

und ausufernden Keyboards braucht<br />

etwas länger, fasziniert aber ebenso.<br />

Und “Listen Of Possible Things” ist<br />

eine dieser herzerweichenden Balladen,<br />

die man nie vergisst. Das gesamte<br />

Album durchzieht eine eigentümliche<br />

Spannung, die dadurch entsteht, dass<br />

die melodisch einschmeichelnden<br />

Songs mittels ausgefuchster Klangeffekte<br />

merkwürdig „asynchron” arrangiert<br />

wurden; überall lauern gegen den<br />

Strich gebürstete Details. Rundum ein<br />

Meisterwerk!<br />

(Embassy Of <strong>Music</strong>/Warner, 2013,<br />

10/40:51) hjg<br />

TOMMY BOLIN<br />

WHIRLWIND<br />

Zephyr,<br />

Energy,<br />

James<br />

Gang,<br />

Moxy<br />

und Deep Purple<br />

hießen die<br />

Stationen<br />

des<br />

US-Gitarristen<br />

Tommy Bolin (1951–1976). 1 Die Doppel-CD<br />

WHIRLWIND dokumentiert<br />

Aufnahmen der Jahre 1972–1975,<br />

die die Entwicklung Bolins im Studio<br />

sowie den Weg diverser Songentwürfe<br />

und seine stilistischen Neigungen<br />

erkennen lassen. Neben der Rockaffinität<br />

auch die Liebe zum Funk, zu<br />

Jazzigem. Es handelt sich überwiegend<br />

um Outtakes und Demos, Jam-<br />

Dokumentationen – manches tauchte<br />

in veränderter Form bei der James<br />

Gang oder auf Bolins beiden Solo-<br />

Alben auf. Die Soundqualität ist des<br />

Öfteren suboptimal, und doch hat diese<br />

Veröffentlichung durchaus rockhis<strong>to</strong>rischen<br />

Wert – und lässt erahnen,<br />

was dieser so talentierte Gitarrist noch<br />

hätte liefern können, hätte ihn nicht<br />

seine Drogensucht zu früh ins Grab<br />

befördert.<br />

(Cleopatra/H’Art, 2013, 52:17,<br />

47:56) pro<br />

HOWE GELB<br />

THE COINCIDENTALIST<br />

Howe Gelb, bekannt geworden als<br />

Kopf der Alternative-Countryband<br />

Giant Sand, aus der auch die bekannteren<br />

Calexico hervorgegangen<br />

sind, tritt wieder einmal unter<br />

eigenem Namen mit einer CD in<br />

Erscheinung. Auf dem von <strong>John</strong> Parish<br />

(PJ Harvey) gemischten THE<br />

COINCIDENTALIST versammelt<br />

er Musiker wie Bonnie Prince Billy,<br />

Will Oldham, KT Tunstall und Steve<br />

Shelley (Sonic Youth), die mit dem<br />

Amerikaner auf die Zeitreise in die<br />

Country- und Jazz-Clubszene der<br />

40er, 50er und 60er Jahre gehen.<br />

Denn nahezu jedes eingesetzte Instrument<br />

hört sich mindestens ge-<br />

DEEP<br />

PURPLE<br />

LIVE<br />

AUFGENOMMEN IN MELBOURNE, AUSTRALIEN<br />

AUF DER 1984ER REUNION-TOUR<br />

Das Konzert zeigt das<br />

klassische Mark II line-up mit<br />

RITCHIE BLACKMORE · IAN GILLAN<br />

ROGER GLOVER · JON LORD · IAN PAICE<br />

Enthält diese Klassiker:<br />

SMOKE ON THE WATER · SPEED KING<br />

PERFECT STRANGERS · CHILD IN TIME<br />

STRANGE KIND OF WOMAN<br />

KNOCKING AT YOUR BACK DOOR<br />

BLACK NIGHT · HIGHWAY STAR<br />

und viele weitere...<br />

Ab sofort erhältlich!<br />

als DVD, 2-CD & DVD und 2-LP & 2-CD & DVD<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43


CD<br />

REVIEWS<br />

fühlte 40 Jahre alt an. Dabei bekommt<br />

jeder Song eine eigene Note, und trotzdem<br />

sind sie alle typisch Howe Gelb: der<br />

Wüste entsprungen, rauchig, klimpernd,<br />

reduziert und trotzdem irgendwie direkt.<br />

Am schönsten ist das Album, wenn<br />

der Meister der alten Töne einen Schritt<br />

zurücktritt und den Platz der jungen KT<br />

Tunstall überlässt. Beim Rest stimmt aber<br />

auch jeder Ton, und wenn einmal doch<br />

nicht, dann hat das durchaus seine Berechtigung.<br />

(New West/ADA Warner,<br />

2013, 11/36:05) an<br />

HUMBLE PIE<br />

PERFORMANCE: ROCKIN’ THE<br />

FILLMORE (THE COMPLETE<br />

RECORDINGS)<br />

Im Mai 1971 spielte<br />

das britische Quartett<br />

Humble Pie an<br />

zwei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen vier<br />

Shows im New Yorker<br />

Fillmore East,<br />

die komplett mitgeschnitten wurden und als<br />

Grundlage für jenes Live-Album dienten,<br />

das im selben Jahr als Doppel-LP auf den<br />

Markt kam. Dabei nahmen Dr. <strong>John</strong>s ”I<br />

Walk On Gilded Splinters” und die Muddy-<br />

Waters-Nummer ”Rollin’ S<strong>to</strong>ne” mit über<br />

23 bzw. gut 16 Minuten Spieldauer allein<br />

je eine LP-Seite ein, und mit Ausnahme<br />

der Eigenkomposition ”S<strong>to</strong>ne Cold Fever”<br />

griff man für die Setliste auch ansonsten auf<br />

Blues- bzw. R&B-Klassiker zurück, denen<br />

man allerdings ein ganz eigenes, rockiges<br />

Soundkostüm verpasste. Nun liegen die<br />

Songs aller vier Shows neu abgemischt in<br />

einer 4-CD-Box vor, mit der Konsequenz,<br />

dass die sieben Tracks der Erstveröffentlichung<br />

hier in bis zu vier Versionen vertreten<br />

sind. Im 20-seitigen Booklet äußern sich zudem<br />

die beiden noch lebenden Humble-Pie-<br />

Mitglieder Peter Framp<strong>to</strong>n und Jerry Shirley<br />

zur Entstehungsgeschichte des Albums<br />

sowie zu den einzelnen Songs.<br />

(A&M/Universal, 2013, 5/55:24, 6/72:09,<br />

5/50:56, 6/65:59) ms<br />

ANDERS OSBORNE<br />

PEACE<br />

Erst im Februar dieses Jahres erschien<br />

Anders Osbornes 6-Track-Single THREE<br />

FREE AMIGOS, und nun liegt bereits ein<br />

komplettes neues Album des Roots-Rockers<br />

aus New Orleans vor. PEACE ist,<br />

wie praktisch alles aus seiner Werkstatt,<br />

vollauf gelungen. Die Mischung aus herzergreifenden<br />

Songs, fesselndem Gesang<br />

und sengendem Gitarrenspiel, aus dem<br />

sich oft stechende Soli herausschälen,<br />

könnte allenfalls in Details noch verbessert<br />

werden. Osborne selbst sagt über das<br />

Album: „Die Songs fällen keine Urteile.<br />

Ich berichte nur über Tatsachen und beschreibe<br />

sie aus einer helleren Perspektive<br />

als früher. Es gibt weniger Dämmerung<br />

und Dunkelheit, dafür viel mehr Sonnenlicht.<br />

Die Ergebnisse sind besser, als<br />

ich erwartet hatte. Die treibenden Töne<br />

klingen frei und natürlich. Dies ist eine<br />

der coolsten Platten, die ich je gemacht<br />

habe.” Und diesem Urteil kann man bedenkenlos<br />

vertrauen.<br />

(Alliga<strong>to</strong>r/inakustik 2013, 11/50:53) hjg<br />

THE CONTRAST<br />

A SINISTER FLICK<br />

Sie singen zwar “We Are The Monsters”,<br />

aber so harmonisch-dreistimmig, wie das<br />

ankommt, glaubt man kein Wort davon:<br />

Dies ist Power-Pop feinster Sorte aus dem<br />

englischen Peterborough, die siebte Platte<br />

der Ex-Van-Zandt-Vertragspartner! Es wird<br />

viel mit E-Gitarren gemacht (Leadsänger<br />

David Reid und Kieran Wade), Bass &<br />

Drums (Richard Mackman und Thorin Dixon)<br />

legen ein scharfes Fundament – aber<br />

es gibt auch keine Vorurteile gegen fantasievollen<br />

Einsatz von Syn<strong>the</strong>sizern. “Mr<br />

Antenna” klingt, als wär’s ein Stück von<br />

Madness, bei “The Corndog Queen” lassen<br />

die Kinks grüßen, und in “Balloon Man”<br />

verkörpern The Contrast, deren Namen<br />

man auf eine „Comedy Of Manners” aus<br />

dem 18. Jahrhundert zurückführen kann,<br />

eine harte Version von den Byrds. Dabei<br />

wird keineswegs abgekupfert, sondern<br />

der Hörer bekommt frische Kreationen in<br />

einem bewährten Fahrwasser.<br />

(Angel Air/Fenn, 2013, 16/52:45) utw<br />

CITY<br />

DANKE ENGEL<br />

City-Fans kennen<br />

den titelgebenden<br />

Track „Danke Engel”<br />

schon von<br />

der 2012er Platte<br />

FÜR IMMER<br />

JUNG. War er da<br />

noch ein beinahe bi unscheinbares hi Lied, avancierte<br />

das Stück live zu einem echten Konzerthighlight.<br />

Auf den Bühnen entwickelte<br />

sich der Song immer weiter, als müsse eine<br />

gute Nummer erst einen Reifungsprozess<br />

durchmachen. So, wie der Titel inzwischen<br />

gespielt und geliebt wird, ist er nun<br />

neben vier weiteren neuen Songs auf dem<br />

aktuellen Album zu hören. Die fünf frischen<br />

Studio produktionen machen etwa ein<br />

Drittel des Werkes aus, zuvor gibt es einen<br />

zehn Stücke umfassenden Livemitschnitt<br />

eines Unplugged-Konzertes aus dem Landesfunkhaus<br />

Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Das Berliner Quintett setzt dabei auf bewährtes<br />

Material, allerdings ganz ohne<br />

“Am Fenster” und “Casablanca”. Das steht<br />

dem Werk gut, ebenso die innovative Herangehensweise<br />

in der Akustikumsetzung.<br />

Die Gänsehautnummer “Tamara” (der<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Silly-Sängerin gewidmet)<br />

zielt einmal mehr ins Herz, mit einigen Instrumentals<br />

und wenigen Cover-Versionen<br />

(Wolfgang Ambros, Bettina Wegner, Goran<br />

Bregovic) gelingt es dem Fünfer, sich<br />

von einer bisher unbekannten Seite zu<br />

zeigen. Der CD liegt noch eine DVD bei,<br />

unplugged in Schwerin und laut in Wismar.<br />

Hier ist ganz zum Schluss dann doch noch<br />

“Am Fenster” zu haben.<br />

(Sechzehnzehn/Buschfunk, 2013,<br />

15/63:54) che<br />

FISH<br />

A FEAST OF CONSEQUENCES<br />

Finster sah es aus in den letzten Jahren<br />

für den ehemaligen Marillion-Frontmann<br />

Fish, der Schotte schien definitiv auf der<br />

Verliererseite des Lebens angekommen<br />

zu sein: Diverse Krankheiten belagerten<br />

ihn, vor allem am für einen Sänger lebenswichtigen<br />

Stimmband, keine Plattenfirma<br />

in Sicht, es gab Hochzeiten, die entweder<br />

kurz vorher von der Braut abgesagt wurden<br />

oder nach wenigen Monaten hinfällig<br />

waren. Und das letzte Album 13TH STAR<br />

war auch schon wieder vor mehr als fünf<br />

Jahren erschienen und kein Highlight.<br />

Doch der Hüne rappelte sich hoch, ließ sich<br />

von nichts und niemandem beirren – und<br />

legt mit A FEAST OF CONSEQUENCES<br />

ein Meisterwerk vor, das nahtlos an seine<br />

ersten Soloscheiben wie VIGIL IN A WIL-<br />

DERNESS OF MIRRORS oder INTER-<br />

NAL EXILE anknüpft: epischer Rock,<br />

kraftvolle Stimme, aus ufernde Arrangements.<br />

Muss man nicht mögen. Kann man<br />

aber unbedingt.<br />

(Fishy Records/Eigenvertrieb,<br />

2013, 11/66:58) mfg<br />

SAXON<br />

UNPLUGGED AND STRUNG UP<br />

+ HEAVY METAL THUNDER<br />

Zum zweiten Mal<br />

nach 2002 vollziehen<br />

Saxon, einstige<br />

Speerspitze der New<br />

Wave Of British<br />

Heavy Metal, eine<br />

Neubewertung von<br />

Hard-Rock-Klassikern. Während die Musiker<br />

um Sänger Biff Byford auf HEAVY<br />

METAL THUNDER vor über einer Dekade<br />

ihre bekanntesten Songs im Gewand<br />

des zeitgenössischen Heavy Metal „erneuerten”,<br />

worunter sie zwar mehr Druck<br />

erhielten, dafür aber auch an Charme verloren,<br />

gehen die Briten bei UNPLUGGED<br />

AND STRUNG UP andere hörenswerte<br />

Wege. Wie der Titel des Albums vermuten<br />

lässt, sind einige Songs neu im Streichersound<br />

eingekleidet, andere wiederum<br />

kommen nun akustisch daher. Wiederum<br />

andere fallen als simple Neueinspielung<br />

aus diesem Konzept heraus, aber durchaus<br />

nicht in der Qualität ab. Das Streicherexperiment<br />

ist bei epischen Songs wie<br />

“Crusader” und “The Eagle Has Landed”<br />

gelungen, auch die Akustikversionen gefallen.<br />

Vor allem “Frozen Rainbow” vom<br />

ersten, eigentlich vernachlässigbaren<br />

Album ragt heraus und ist eine echte<br />

Überraschung, die fast schon an balladeske<br />

Hard/Heavy-Klassiker wie Scorpions<br />

“Still Loving You” oder Aerosmiths<br />

“Dream On” heranreicht. Die Digipak-<br />

Edition enthält zusätzlich HEAVY ME-<br />

TAL THUNDER.<br />

(UDR/ADA Warner 2013, 14/67:47,<br />

2002, 13/61:36) an<br />

STRYPER<br />

NO MORE HELL TO PAY<br />

Man könnte gehässig sein und feststellen,<br />

dass Stryper in Sachen musikalischer Entwicklung<br />

vor allem einen enormen Spielraum<br />

nach oben hatten, weshalb es der<br />

Band nicht schwergefallen sein dürfte,<br />

mit NO MORE HELL TO PAY das bisher<br />

beste Album ihres Schaffens vorzulegen.<br />

Allerdings waren die etwas zum Kitsch<br />

neigenden LPs der 80er Jahre keineswegs<br />

schlecht und ist das aktuelle Werk von einer<br />

Qualität, die den US-amerikanischen<br />

White-Metallern selbst leidenschaftliche<br />

Anhänger kaum zugetraut hätten. “Saved<br />

By Love” oder “Legacy” sind wuchtige<br />

Metal-Bretter, “Revelation” ist eine<br />

Rock<br />

leuchtende Hymne, der Gospelstandard<br />

“Jesus Is Just Alright” (zum Beispiel The<br />

Byrds, Doobie Broth ers) erfährt als knackige<br />

Heavynummer eine Frischzellenkur,<br />

und “Marching In<strong>to</strong> Battle” strotzt<br />

vor Selbstbewusstsein. Die Lyrics sind<br />

wie immer Geschmacksache, bei dieser<br />

hervorragenden Musik lässt man sich<br />

allerdings sogar die Preisung des Herrn<br />

gefallen.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013, 12/54:07) jub<br />

ROBERT WYATT<br />

‘68<br />

Als „missing links<br />

in my life’s work”<br />

bezeichnet<br />

Robert<br />

Wyatt die Zusammenstellung<br />

dieser<br />

Aufnahmen aus dem<br />

Jahr 1968. Die vier<br />

Songs (darunter zwei bislang unveröffentlicht)<br />

entstanden in Hollywood und New<br />

York im Anschluss der US-Tour, auf der<br />

seine Band Soft Machine als Vorgruppe der<br />

Jimi Hendrix Experience auftraten. Bei dem<br />

schon von der Wyatt-Compilation FLOT-<br />

SAM JETSAM her bekannten “Slow Walkin’<br />

Talk” wirkt dann auch Hendrix an der<br />

Bassgitarre mit. Das verschollen geglaubte<br />

“Chelsa”, mit einem Text von Kevin Ayers,<br />

enthält musikalische Leitmotive, die dann<br />

so ähnlich auf dem ersten Matching-Mole-<br />

Album zu hören waren. Die aus zwei älteren<br />

Liedern Wyatts hervorgegangene und in dieser<br />

Aufnahme erstmals verschmolzene, aber<br />

schon auf Soft Machines BACKWARDS zu<br />

findende 20-Minuten-Suite “Moon In June”<br />

landete später neu eingespielt auf dem Soft-<br />

Machine-Klassiker THIRD. Das ebenfalls<br />

lange “Rivmic Melodies” stellt wiederum<br />

die Basis der ersten Seite des zweiten Albums<br />

der Band und ist dieser Version ebenfalls<br />

zum ersten Mal auf Tonträger zu hören.<br />

Die Qualität der Aufnahmen ist eher nur<br />

passabel, der Fan wird sie gerade deswegen<br />

schätzen, da sie dem kauzigen Gesangsstil<br />

Wyatts zusätzlichen Charme verleiht.<br />

(Cuneiform/Broken Silence,<br />

2013, 4/46:57) an<br />

GANDALF<br />

(SIEBEN ALBEN)<br />

Anhänger esoterisch angehauchter Instrumentalklänge<br />

lieben die üppigen Soundlandschaften<br />

des Multi-Instrumentalisten Heinz<br />

Strobl alias Gandalf, da man sich mit ihrer<br />

Hilfe prächtig in imaginäre Fantasieorte katapultieren<br />

kann. Spötter hingegen werfen<br />

dem Niederösterreicher mit Wahlheimat<br />

Wien vor, dass der Anteil von Kitsch bei weitem<br />

dem hehrer Kunst überlegen ist. Gandalf<br />

selbst, der sich seit seit über drei Jahrzehnten<br />

einer Musik verschrieben hat, die man „elektronische<br />

New Age” nennt, zuckt nur mit den<br />

Schultern, wenn es darum geht, die eigene<br />

Arbeit zu kategorisieren: „Das ist mir so was<br />

von egal”, lacht der 60-Jährige, „am ehesten<br />

ist es vermutlich Wohlfühlmusik.” Seit Anfang<br />

dieses und bis Anfang nächsten Jahres<br />

erscheinen digital remastert die sieben vermutlich<br />

schönsten Alben des Österreichers<br />

auf CD, vier davon sind bereits erhältlich.<br />

Es handelt sich um FROM SOURCE TO<br />

SEA (1988), THE STONES OF WISDOM<br />

(1989), SYMPHONIC LANDSCAPES<br />

(1990) sowie die opulente 3-CD-Box GAL-<br />

Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

LERY OF DREAMS, bei der Ex-Genesis-<br />

Gitarrist Steve Hackett mitgewirkt hat und<br />

die ursprünglich 1992 auf den Markt kam.<br />

Diese Platten sind bereits veröffentlicht. Im<br />

nächsten Jahr kommen THE UNIVERSAL<br />

PLAY (1987), INVISIBLE POWER (1989)<br />

und das von J.R.R. Tolkiens „Der Herr der<br />

Ringe” inspirierte VISIONS 2001, das 2000<br />

das Licht der Welt erblickte. Wer sich für<br />

mehrere Stunden in eine andere, wohligere<br />

Welt beamen möchte, der ist mit der Anschaffung<br />

dieser CDs bestens beraten.<br />

(BSC <strong>Music</strong>/Rough Trade)<br />

mfg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

PETE TOWNSHEND’S<br />

JUKEBOX: THE MUSIC THAT<br />

INSPIRED THE MAN<br />

Mit Jahrgang 1945<br />

waren für Pete<br />

Townshends musikalische<br />

Sozialisation<br />

zunächst Jazz, Skiffle<br />

und Blues von<br />

Belang, eine Vorliebe<br />

für Rock’n’Roll, ’R so der Musikjournalist<br />

Derek Barker in den umfangreichen Liner-<br />

Notes, sei in seinen jungen Jahren hingegen<br />

„nur eine kurzlebige Episode” gewesen.<br />

Ergo finden sich auf dieser Compilation<br />

Beispiele für besagte Genres, aber auch<br />

für weitere Einflüsse wie etwa die Everly<br />

Bro<strong>the</strong>rs oder Bob Dylan. Dokumentiert<br />

sind mit Songs wie James Browns ”I Don’t<br />

Mind” und Eddie Cochrans ”Summertime<br />

Blues” zudem Titel, die von den Who gecovert<br />

wurden. Dass es sich dabei nicht<br />

um eine willkürliche Zusammenstellung<br />

Copyright-freier Aufnahmen handelt, belegen<br />

Interviewäußerungen und Zitate aus<br />

Towns hends Au<strong>to</strong>biografie in den Erläuterungen<br />

zu den einzelnen Songs im Booklet.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 2013,<br />

28/75:59) ms<br />

GARY NUMAN<br />

SPLINTER (SONGS FROM A<br />

BROKEN MIND)<br />

Mit seiner Band Tubeway Army, mit dem<br />

Welthit “Are Friends’ Electric” legte Gary<br />

Numan bereits Ende der 70er den Grundstein<br />

für den Erfolg von 90s-Bands wie den<br />

Nine Inch Nails oder The Prodigy, heutzutage<br />

zeigt der britische Elektropop-Pionier<br />

keine Scheu, den Sound seines neuen Albums<br />

genau in die Richtung seiner eigenen<br />

Nachfolger zu trimmen. Obwohl im sonnigen<br />

L.A. aufgenommen ist auf SPLIN-<br />

TER (SONGS FROM A BROKEN MIND)<br />

aber auch gar nichts von der lässigen Westcoast-Stimmung<br />

dieser Stadt zu spüren, dafür<br />

lebt es von Riff-getriebenem Industrial-<br />

Rock, der so düster und so unversöhnlich<br />

wie schon lange nicht mehr aus den Boxen<br />

quillt. Somit verzichtet Numan auf jeglichen<br />

nostalgischen Blick zurück und hat<br />

mit seinem neuen Werk die Klippe, sich<br />

dauernd in unterschiedlichen Variationen<br />

selbst zu wiederholen, gekonnt umschifft.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2013, 12/54:52) tk<br />

BLACK OAK ARKANSAS<br />

BACK THAR N’ OVER YONDER<br />

Neues Guns N’ Roses-Album? Könnte man<br />

meinen, denn der Sänger, der Testesterongeladen<br />

und quängelnd durch die 15 Lieder<br />

von BACK THAR N’ OVER YONDER<br />

brettert, klingt erschreckend nach Axl<br />

Roses Nöhlorgan. Tatsächlich ist deren<br />

Besitzer, Jim „Dandy” Mangrum, um einige<br />

Jährchen älter als der ewige Rotzlöffel<br />

Rose – seine Band Black Oak Arkansas<br />

existiert seit den späten 1960ern, im darauf<br />

folgenden Jahrzehnt konnte die Formation<br />

satte zehn Alben mit Boogie-infiziertem<br />

Blues-Rock in den US-Charts platzieren.<br />

Ab 1980 allerdings galt Sendepause, Platten<br />

wurden nur sporadisch veröffentlicht<br />

und waren erfolglos, die letzte 1999. Umso<br />

erstaunlicher jetzt das aktuelle Werk, das<br />

allerdings kein richtig neues ist: Fünf der<br />

Stücke sind frisch, der Rest zehn bislang<br />

unveröffentlichte Stücke aus den frühen<br />

1970ern. Egal – der rumpelnde Blues-Boogie<br />

geht prächtig ab!<br />

(Atlantic/Warner, 2013, 15/56:39) mfg<br />

BARRY RYAN<br />

SINGING THE SONGS OF<br />

PAUL RYAN<br />

Mit dem von seinem<br />

Zwillingsbruder Paul<br />

komponierten<br />

Hit<br />

“Eloise” hat Barry<br />

Ryan zweifellos einen<br />

der wichtigen<br />

Evergreens der Dekade<br />

kd eingesungen. Der geschickt komponierte<br />

und ideenreich arrangierte Titel<br />

strahlt noch bis in die Moderne aus, wobei<br />

nicht die Güte von Popnummern wie “The<br />

Colour Of My Love”, “I Will Bring You<br />

Love” und zum Beispiel “My Mama” vergessen<br />

werden darf, die besonders durch<br />

das üppig und dynamisch clever gesetzte<br />

Orchester ihr Wirkung entfalten. Die CD-<br />

Compilation enthält neben SINGING THE<br />

SONGS OF PAUL RYAN den ebenbürtigen<br />

Nachfolger BARRY RYAN, der nach<br />

Meinung vieler einem Scott Walker musikalisch<br />

sicherlich das Wasser reichen kann.<br />

Als Bonus erscheinen zwei leichtgewichtigere<br />

Tracks, die in den Sixties nur in Brasilien<br />

auf den Markt kamen. Das 16-seitige<br />

Booklet kann mit Fo<strong>to</strong>s und Hintergrundinformationen<br />

aufwarten.<br />

(Rev-Ola/Rough Trade, 1968/1969,<br />

25/77:32) at<br />

Rock<br />

SILLY<br />

KOPF AN KOPF – LIVE<br />

Silly sind die einzige ostdeutsche Band,<br />

die schon in der DDR Erfolge feierte und<br />

der es später gelang, mit ausschließlich<br />

neuem Material Platin einzuheimsen. Das<br />

war 2010, ihr Album ALLES ROT war das<br />

Comeback der Stunde. KOPF AN KOPF<br />

aus diesem Jahr war ein ähnlicher Wurf.<br />

Aus dem Stand heraus platzierte sich die<br />

Platte auf 2 in den Media Control Charts<br />

(nur Depeche Mode verkauften mehr), mittlerweile<br />

gab es Gold. Die Vorgehensweise,<br />

vielschichtigen Ideenreichtum mit einem<br />

gesunden Hang zum Perfektionismus zu<br />

koppeln, machte sich ein weiteres Mal bezahlt.<br />

Mit der gleichen Akribie gehen die<br />

Musiker um Sängerin und Schauspielerin<br />

Anna Loos auch live vor. Ein Silly-Konzert<br />

ist jedesmal ein Fest der Sinne, mit voller<br />

Wucht trifft es Herz und Verstand. Nachzuerleben<br />

auf KOPF AN KOPF – LIVE,<br />

einem Mitschnitt von Anfang September<br />

aus dem Leipziger Haus Auensee. Das Gros<br />

der Songs stammt – wie der Albumtitel vermuten<br />

lässt – vom letzten Studiorelease, es<br />

gibt ein paar Hits von ALLES ROT sowie<br />

eine Handvoll Klassiker wie “Bataillon<br />

d’Amour” und “Mont Klamott” aus den<br />

Achtzigern und “Asyl im Paradies” aus den<br />

Neunzigern. Als Überraschungsgast ist Rea<br />

Garvey (Ex-Reamonn) dabei. Neben der<br />

Doppel-CD erscheint das Konzert auch auf<br />

DVD und Blu-ray, hier in allerfeinster HDund<br />

Surround 5.1-Qualität.<br />

(Island/Universal, 2013,<br />

11/61:47 + 11/63:15) che<br />

JETHRO TULL<br />

BENEFIT<br />

Jethro Tulls drittes<br />

Studio-Album BE-<br />

NEFIT (1970) steht<br />

bis heute im Schatten<br />

des Vorgängers<br />

und<br />

Nachfolgers<br />

STAND UP und<br />

AQUALUNG. Zugegeben: mit der schnell<br />

durchschlagenden Qualität der anderen beiden<br />

kann das unspektakulärere BENEFIT<br />

nicht mithalten. Doch beim Wieder- und<br />

Wiederanhören entfalten die zehn, allesamt<br />

in Moll gehaltenen Songs langsam ihre hypnotische<br />

Kraft. Knaller wie “Bourée” und<br />

“Locomotive Breath” fehlen zwar – ihr Eingängigkeitspulver<br />

hatten Ian Anderson und<br />

Co. mit der Vorab-Single “Sweet Dream”<br />

verschossen. Doch auf ihrem ersten Album<br />

mit Keyboarder <strong>John</strong> Evan verabschiedeten<br />

sie sich endgültig von ihren Bluesanfängen<br />

und bauten ihren hard-rockigen, folkgetönten<br />

Progressive Rock aus. Es gibt wunderbare<br />

Balladen wie “Alive And Well And<br />

Living In” und “Sossity;, You’re A Woman”<br />

sowie wuchtige Rocker wie “To Cry You A<br />

Song”. Wie schon die Alben STAND UP,<br />

AQUALUNG und THICK AS A BRICK<br />

erscheint nun auch BENEFIT in einer<br />

2CD/1Audio-DVD-Collec<strong>to</strong>r’s Edition.<br />

Scheibe eins enthält die zehn Songs des Originalalbums<br />

in einem neuen (kristallklaren!)<br />

Stereomix, plus vier Bonustitel, darunter<br />

die Singles “Sweet Dream” und “Teacher”.<br />

Silberling zwei beinhaltet 16 Aufnahmen<br />

aus dem Umfeld von BENEFIT, darunter<br />

“The Witch’s Promise” sowie Single- oder<br />

Monoversionen vieler Songs von der ersten<br />

CD. Highlight ist die Audio-DVD: Sie bietet<br />

das Album in einem Surroundmix in Dolby<br />

Digital 5.1 und 96/24-Auflösung sowie die<br />

UK- und US-Versionen mit unterschiedlichen<br />

Tracklistings.<br />

(Chrysalis/Warner, 1970–2013,<br />

15/65:09, 16/58:03, 15/65:06) frs<br />

PLACE VENDOME<br />

THUNDER IN THE DISTANCE<br />

Mit Place Vendome, einer Idee des Frontiers-<br />

Machers Serafino Perugio, scheint Michael<br />

Kiske endlich zufrieden zu sein. Nach seinem<br />

Rausschmiss bei Helloween 1993 machte<br />

der Sänger vor allem als Obermimose von<br />

sich reden, die im Heavy Metal plötzlich<br />

den Hort des Bösen erkannt haben wollte<br />

und gegen diese Szene zu Felde zog. Mittlerweile<br />

hat Kiske mit Vergangenheit, Helloween<br />

und Fans Frieden geschlossen. Heavy<br />

Metal macht er auch wieder, wenngleich<br />

THUNDER IN THE DISTANCE, das zweite<br />

Place-Vendome-Album, dann doch eher eine<br />

aufgeweichte und sehr keyboardlastige AOR-<br />

Variante darstellt, deren Qualität durchwach-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45


CD<br />

REVIEWS<br />

sen ist. Während zum Beispiel “Talk To Me”<br />

und “My Heart Is Dying” äußerst gelungen<br />

sind und ein eigenes Gesicht haben, sind unter<br />

anderem “It Can’t Rain Forever” und “Maybe<br />

Tomorrow” Radio-Rock von der Stange.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013, 13/52:50) jub<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

VIRGIN RECORDS: 40 YEARS<br />

OF DISRUPTIONS<br />

„40 Jahre der Brüche”,<br />

so heißt der Titel<br />

dieser Zusammenstellung<br />

auf Deutsch,<br />

sagt damit viel darüber<br />

aus, wie Virgin<br />

sich selbst sieht. Und<br />

ttählih tatsächlich, blikt blickt man auf die letzten 40<br />

Jahre zurück, fallen einem zahlreiche Situationen<br />

ein, in der sich diese Plattenfirma<br />

für das Unerwartete entschieden hat. Ganz<br />

zu Anfang, schon der Beginn mit Mike Oldfields<br />

TUBULAR BELLS, war eine gewagte<br />

Entscheidung: das entrückte Solowerk eines<br />

vers<strong>to</strong>ckten Gitarristen mit einem Track pro<br />

LP-Seite, eine Gewinn versprechende Investition<br />

sieht anders aus. Drei Jahre später die<br />

von allen anderen Labels abgelehnten Sex<br />

Pis <strong>to</strong>ls unter Vertrag zu nehmen, grenzte an<br />

kommerziellen Wahnsinn, später sorgte Labelchef<br />

Richard Branson für friedliche Koexistenz<br />

zwischen so unterschiedlichen Acts<br />

wie Phil Collins, Malcolm McLaren, Neneh<br />

Cherry und Massive Attack. Noch vor gar<br />

nicht so langer Zeit vereinte das Label lieblichen<br />

Girlie-Pop der Spice Girls mit harschem<br />

Electro-Pop von Daft Punk, mit Newcomern<br />

wie Naughty Boy und Bas tille hat<br />

es auch aktuell brandheiße Eisen im Feuer.<br />

Dementsprechend bunt und abwechslungsreich<br />

ist auch die Trackliste der beiden randvollen<br />

CDs, die einen durch 40 Jahre Virgin<br />

Records führen. Auf der dritten CD durften<br />

sich sechs junge Acts an altbekannten Songs<br />

versuchen: Bastille covern “(I Just) Died In<br />

Your Arms”, KT Tunstall “Sledgehammer”<br />

und Josh Record wagt sich an “Only You”.<br />

(Virgin/Universal, 2013, 19/79:33,<br />

21/79:31, 6/23:05) tk<br />

SEVENTH KEY<br />

I WILL SURVIVE<br />

Der Name Seventh Key ist im melodischen<br />

Heavy-Rockbereich ein klangvoller. Kansas-<br />

Fans haben sich längst abgeschminkt, dass<br />

Billy Greer, langjähriger Bassist der Band,<br />

auch nur annähernd Elemente des verzwackten<br />

Prog-Rock seiner Stammformation übernommen<br />

haben könnte. Allerdings ist auch<br />

auf Album Nummer drei der Hang zu anspruchsvollen<br />

Kompositionen unverkennbar<br />

– in der ersten Hälfte von I WILL SURVIVE<br />

scheinen die Styx der Spät-70er den Damn<br />

Yankees zu begegnen. Das Akustikstück<br />

“Sea Of Dreams” setzt der bis hier ohnehin<br />

schon beeindruckenden Scheibe ein Krönchen<br />

auf. Der zweite Teil der CD ist noch<br />

Rockradio-tauglicher. Blitzsauber gehen<br />

Stücke wie “Time And Time Again” oder<br />

“Only The One” ins Ohr. Selbst die Powerballade<br />

“What Love’s Supposed To Be” ist<br />

tadellos. Und am Ende gibt es mit “I Want<br />

It All” nicht etwa ein Queen-Cover, sondern<br />

noch einmal einen leicht progressiven Rock-<br />

Rubin, der einen auf den nächsten Durchlauf<br />

des Albums vorbereitet.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013, 11/51:29) jub<br />

NIK TURNER<br />

SPACE GYPSY<br />

Der ehemalige Saxofonist und Flötist der<br />

Space-Rock-Institution Hawkwind legt im<br />

reifen Alter von 73 Jahren ein neues Solo-<br />

Album vor, welches sich au<strong>the</strong>ntisch im<br />

musikalischen Fahrwasser seiner früheren<br />

Band bewegt. Somit wabern Mellotronflächen<br />

über hypnotischen Rhythmusteppichen,<br />

psychedelische, oszillierende<br />

Effekte begleiten Turners Solos, dazu gesellen<br />

sich immer wieder druckvolle Gitarrenriffs,<br />

exotische Keyboardklänge und<br />

halliger Gesang. Turner und seine Mannen,<br />

u.a. Jürgen Engler von Die Krupps, überzeugen<br />

durch gelungene Space-Trips, die<br />

nicht nebulös und endlos ausgewalzt im<br />

Nirvana stranden, sondern genau die richtige<br />

Länge haben. Nichts Neues im Weltall<br />

– doch zeitlos.<br />

(Cleopatra/H’Art, 2013,<br />

10/50:38) rg<br />

DAVE CLARK FIVE<br />

SHOUT! LIKE NEVER BEFORE<br />

„20 Rarities in true<br />

stereophonic sound<br />

for <strong>the</strong> first time”<br />

lautet der Untertitel<br />

dieser neuen Dave-<br />

Clark-Five-Selektion.<br />

Geboten werden<br />

Evergreens wie “Hurting Inside”, “Over<br />

And Over”, “Catch Us If You Can”, “Because”<br />

und “Bits And Pieces” zum ers ten<br />

Mal außerhalb von Graumarktware in<br />

echtem Stereo, was für Sammlernaturen,<br />

aber auch „normale” Fans der Gruppe<br />

um Trommler Dave Clark und den vielseitigen<br />

Sänger Mike Smith durchaus<br />

reizvoll ist. Ergänzend dazu gibt es den<br />

bisher unveröffentlichten Isley-Bro<strong>the</strong>rs-<br />

Klassiker “Shout!” in einer Aufnahme<br />

von 1963 und ein paar Tracks aus dem<br />

Proberaum sowie unveröffentlichte Alternativversionen.<br />

(Smith Records/Cargo 2013,<br />

21/48:48) hjg<br />

ALABAMA<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Mit sagenhaften 41 Nr.1-Hits in den amerikanischen<br />

Country-Charts gehören Alabama<br />

ohne Zweifel zu den erfolgreichsten<br />

Bands des Country/Sou<strong>the</strong>rn-Rock, in<br />

Europa konnten sie diese Popularität allerdings<br />

nie erreichen. Begonnen hat diese<br />

Karriere 1980 mit dem programmatischen<br />

Album MY HOME’S IN ALABAMA,<br />

aus dem die beiden ausgekoppelten Songs<br />

“Tennessee River” und “Why Lady Why”<br />

die Charts <strong>to</strong>ppten, aus den ein Jahr später<br />

veröffent lichten FEELS SO RIGHT und<br />

MOUNTAIN MUSIC klappte dies mit den<br />

nächsten drei aufeinanderfolgenden Singles,<br />

womit sie eine sieben Jahre andauernde<br />

Reihe von ununterbrochenen 21 (!)<br />

Nr.1-Singles nacheinander starteten. Die<br />

Alben THE CLOSER YOU GET (1983)<br />

und ROLL ON (1984) vervollständigen<br />

die ORIGINAL ALBUM CLASSICS, bei<br />

der wie von dieser Reihe gewohnt die einzelnen<br />

CDs in Vinyl-Replica-Hüllen verpackt<br />

sind. Alles in allem wieder einmal<br />

die ideale Möglichkeit, Sammlungslücken<br />

zu schließen.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 CDs) us<br />

BOURBON BOYS<br />

HAIL TO THE CHIEF<br />

Noch einen Deut kerniger als auf ihrem<br />

Country-lastigen Debüt SHOTGUNS,<br />

TRUCKS & CATTLE huldigen die schwedischen<br />

Bourbon Boys auf ihrem neuen Album<br />

dem Sou<strong>the</strong>rn Rock. HAIL TO THE<br />

CHIEF rockt gleich mit dem Titelsong in<br />

Richtung Molly Hatchet los, gefolgt von<br />

Reminiszenzen an Bands wie CCR, Lynyrd<br />

Skynyrd oder Bob Seger & The Silver Bullet<br />

Band. Doch das Schöne an dieser Scheibe<br />

ist, dass sich die Bourbon Boys zwar<br />

stark beeinflusst von diesen Größen zeigen,<br />

aber dennoch ihr eigenes Ding durchziehen.<br />

Sie schreiben ihre Songs selbst, testen<br />

sie live, feilen hier ein wenig und dort, und<br />

erst dann finden sie den Weg ins Aufnahmestudio.<br />

Und wer genau zuhört, wird neben<br />

den Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Klängen immer noch<br />

genügend Country-Wurzeln aus ihrer Musik<br />

heraushören, können Urahnen wie Hank<br />

Williams & Co. nicht verleugnet werden.<br />

(Despotz Records/Cargo, 2013,<br />

13/48:39) us<br />

MOTÖRHEAD<br />

AFTERSHOCK<br />

Motörhead<br />

sind<br />

einfach<br />

unverwüstlich,<br />

trotz mancher<br />

gesundheitlichen<br />

Probleme, mit denen<br />

sich Frontmann<br />

Lemmy in letzter<br />

Zeit Zi<strong>the</strong>rumschlug hl (Herz). AFTERSHOCK,<br />

das 22. Opus in der 38-jährigen Bandgeschichte,<br />

beschert musikalisch nichts<br />

Neues, und doch verstehen es der Bassist<br />

mit dem rauen Sangesorgan sowie seine<br />

Mitstreiter Mickey Dee (dr) und Phil<br />

Campbell (g), die bekannten Versatzstücke<br />

geschickt zu variieren, dass es nicht nach<br />

Selbstplagiat klingt. Auch im reifen Alter<br />

können die drei Herren noch aufs Uptempo-Pedal<br />

treten (“End Of Time”, “Queen Of<br />

The Damned”), aber mal auch verhältnismäßig<br />

verhalten einheizen (“Lost Woman<br />

Blues” ist fast schon kuschelig); bluesige<br />

Untertöne schleichen sich ebenso ein wie<br />

Rock’n’Rolliges – es groovt rotzig, dreckig<br />

und doch mit Stil. Weiter so, meine Herren!<br />

(UDR/ADA Warner, 2013, 14/47:00) pro<br />

Rock<br />

METALLICA<br />

THROUGH THE NEVER<br />

„Eine surrealistische Reise zu Metallica”<br />

nennt Bassist Robert Trujillo den jüngst<br />

veröffentlichten (Konzert-)Film der amerikanischen<br />

Heavy-Metal-Größen „Metallica<br />

– Through The Never”. Was man davon<br />

halten soll, dass sie statt einer „normalen”<br />

Live-DVD einen Kinofilm mit bekloppter<br />

Handlung veröffentlichen, das mag jeder<br />

für sich selbst entscheiden. Fakt bleibt<br />

aber, dass ihnen mit THROUGH THE NE-<br />

VER ein Live-Album mit hervorragender<br />

Songauswahl gelungen ist. Das aber nicht<br />

nur, weil sie darauf konsequent ihre erfolgreichsten<br />

Stücke präsentieren, nein,<br />

auch die Art und Weise wie sie Klassiker<br />

wie “Ride The Lightning”, “And Justice<br />

For All”, “Enter Sandman”, “Masters Of<br />

Puppets”, “Battery” oder das unvermeidliche<br />

“Nothing Else Matters” zum Besten<br />

geben, ist allererste Klasse, und so darf<br />

dieses Doppelalbum bis auf Weiteres seinen<br />

verdienten Platz als inoffizielle Best-<br />

Of-Sammlung einnehmen.<br />

(Blackened Recordings/Universal, 2013,<br />

8/44:19, 8/56:50) us<br />

EDDIE & THE HOT RODS<br />

LIVE AT THE RAINBOW 1977<br />

In Fankreisen gilt das von der BBC in Ton<br />

und Bild dokumentierte Gastspiel von Eddie<br />

& The Hot Rods am 2.3.1977 im altehrwürdigen<br />

Rainbow als eine der besten Shows,<br />

die die zwischen Punk und Pub-Rock pendelnde<br />

Combo je spielte. Die Hot Rods, die<br />

Sixties-Einflüsse nicht leugneten, spielten<br />

schneller, lauter, dreckiger, ungestümer als<br />

viele Zeitgenossen – und landeten mit “Do<br />

Anything You Wanna Do” einen Hit in ihrer<br />

Heimat (#9), allerdings erst nach dem<br />

Rainbow-Gastspiel. Auch heute begeistert<br />

die 77er-Mischung aus Eigenem und Gecovertem<br />

(“96 Tears”, “The Kids Are Alright”,<br />

“Woolly Bully”, “Gloria”, “Get Out<br />

Of Denver”). Angesichts des Alters gehen<br />

Klang- und Bildqualität der deckungsgleichen<br />

CD und DVD als akzeptabel durch –<br />

und man fragt sich, warum die Band hier zu<br />

Lande auf so wenig Gehör stieß.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

17/53:37, DVD: 64 Min.) pro<br />

THE FLOWER KINGS<br />

DESOLATION ROSE<br />

Ungebrochen<br />

die<br />

hohe Reputation bei<br />

Prog-Rockfans,<br />

die<br />

die Flower Kings<br />

seit Jahren zu Recht<br />

genießen. Und daran<br />

wird sich auch mit<br />

dem Ende Ok<strong>to</strong>ber veröffentlichten DESO-<br />

LATION ROSE nichts ändern, denn wenn<br />

man ein aktuelles Album als Blaupause für<br />

ein „typisches” Prog-Rock-Album aussuchen<br />

müsste – dieses Werk würde sich ideal<br />

dafür eignen. Denn der Mix aus hartem<br />

Rock, jazzigen Passagen, symphonischen<br />

Ausschweifungen, rhythmischer Vertrack<strong>the</strong>it<br />

und melodischer Verlieb<strong>the</strong>it, den die<br />

Schweden um Roine S<strong>to</strong>lt hier im Programm<br />

haben, bündelt sämtliche Stärken<br />

dieser Band in starken Songs. Zusammengehalten<br />

werden diese durch eine <strong>the</strong>matische<br />

Klammer, bei der es um das Versagen<br />

der Menschheit geht ein Paradies auf Erden<br />

zu erschaffen, ein Vorhaben, das von Gier,<br />

Angst und Ignoranz zum Scheitern verurteilt<br />

ist.<br />

(InsideOut/Universal, 2013, 10/59:41) us<br />

HAPSHASH AND THE<br />

COLOURED COAT<br />

FEATURING THE HUMAN HOST<br />

AND THE HEAVY METAL KIDS +<br />

WESTERN FLIER<br />

Neuauflage von zwei Kultalben einer<br />

britischen Underground-Institution von<br />

1967/69. Das Debüt HUMAN HOST ist ein<br />

einziger irrer Trip in langen Stücken: LSDgeladener,<br />

freakbeatiger Folk-Rock voller<br />

Flöten, Hammer-Piano, Glöckchen, Gongs<br />

und E-Gitarren trifft auf mono<strong>to</strong>ne, manchmal<br />

halb-indianische, dann wieder fernöstliche<br />

Primitivrhythmen und einen umherflirrenden<br />

„Gesang”, der nicht von dieser<br />

Welt ist. Und dreiviertel-versteckter Blues ist<br />

auch noch im Spiel. Perfekte Hippie-Musik,<br />

die ein wenig auch an Amon Düül I erinnert,<br />

Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


16 von pro noch offen<br />

us 2?<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

aber viel konsequenter durchgezogen<br />

wurde. Der Nachfolger WES TERN<br />

FLIER klingt gänzlich anders. In den<br />

nun kürzeren Stücken werden Rock,<br />

Boogie, Country, Folk, Cajun, Gregorianik<br />

und Ragtime-Zutaten genüsslich<br />

und sehr gezielt vermengt. Groundhogs-Boss<br />

Tony McPhee bedient die<br />

Leadgitarre, Produzent Mike Batt<br />

spielt Klavier und Akkordeon. Auch<br />

hier gibt’s keine konventionelle Musik,<br />

aber immerhin Annäherungen. Ein<br />

flexibles Musikverständnis macht das<br />

Hören beider Alben sehr viel leichter ...<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1967,<br />

1969, 5/58:28 + 10/41:17) hjg<br />

AYREON<br />

THE THEORY OF<br />

EVERYTHING<br />

In vier, jeweils<br />

gut<br />

20-minütige<br />

Phasen hat<br />

der<br />

niederländische<br />

Multi-<br />

Instrumentalist<br />

Arjen<br />

Lucassen<br />

sein neues Werk unterteilt. Wie<br />

schon bei seinem letzten Album<br />

01011001 hat er sich für THE THE-<br />

ORY OF EVERYTHING eine ganze<br />

Heerschaar an Gästen eingeladen.<br />

Sieben (bisher noch nie bei Ayreon<br />

zu hörende) Leadsänger hat Lucassen<br />

verpflichtet, darunter Marko Hietala<br />

(Nightwish), Tommy Karevik (Kamelot)<br />

und Christina Scabbia (Lacuna<br />

Coil), dazu mit Keith Emerson, Rick<br />

Wakeman, Steve Hackett und <strong>John</strong><br />

Wet<strong>to</strong>n ein Prog-Rockquartett der Extraklasse<br />

sowie weitere instrumentale<br />

Könner wie Keyboarder Jordan Rudess<br />

(Dream Theater) oder Troy Donockley<br />

(Nightwish) an den Uillean<br />

Pipes. Musikalisch zeigen sich Ayreon<br />

so traditionsbewusst wie lange nicht<br />

mehr, liefern Epen ab, wie man sie vor<br />

allem in den 70er Jahren hören konnte,<br />

ganz in der Tradition von Bands<br />

wie ELP, Yes oder King Crimson.<br />

(InsideOut/Universal,<br />

2013, 22/45:00, 20/44:56) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

XXX: THREE DECADES OF<br />

ROADRUNNER RECORDS<br />

Auf gebührende Weise feiert Roadrunner<br />

Records seinen Dreißigsten:<br />

hochformatiges Digipak, die Innenseiten<br />

gepflastert mit einer Unmenge<br />

Cover-Abbildungen, Booklet mit den<br />

wichtigsten Infos und vier CDs randvoll<br />

mit dem Besten aus 30 Jahren<br />

Roadrunner-Hard-Rock. Begonnen<br />

hat das Label seinen Weg in den Niederlanden,<br />

startete mit ultrahartem<br />

Heavy Metal, mit Bands wie Biohazard,<br />

King Diamond, Type-O-Negative<br />

und Life Of Agony, alle auf der<br />

„Foundations”-CD versammelt. Die<br />

„Horns Up”-CD widmet sich dann der<br />

bunten Metalszene der 90er Jahre, in<br />

denen Bands wie Slipknot, Sepultura,<br />

Soulfly oder Fear Fac<strong>to</strong>ry Untergenres<br />

wie Nu Metal oder Alternative-Hard-<br />

Rock definierten. Die CD mit dem<br />

Untertitel „And Metal For All” zeigt<br />

dann den Weg der zwischenzeitlich<br />

in den USA angekommenen Plattenfirma<br />

in die 2000er Jahre, in denen<br />

sich das Stilspektrum mit Bands wie<br />

Dream Theater, Opeth, Porcupine<br />

Tree und Trivium in Richtung Prog-<br />

Rock erweiterte. Noch breiter ist die<br />

stilistische Spannweite dann auf der<br />

„Rock For The Ages”-CD, wo sich<br />

Bands wie Nickelback, Rush, Lynyrd<br />

Skynyrd, Airbourne, Korn und<br />

Theory Of A Deadman finden. Klasse<br />

Zusammenstellung, mit der man für<br />

vergleichsweise kleines Geld richtig<br />

großen Hard Rock bekommt.<br />

(Roadrunner Records/Warner, 2013,<br />

4 CDs) us<br />

THE KINKS<br />

MUSWELL HILLBILLIES –<br />

DELUXE VERSION<br />

Schwer<br />

beeindruckt<br />

von<br />

nordamerikanischem<br />

Ame ri cana à<br />

la The Band,<br />

verpassten die<br />

Kinks ihrem 1971er Album MUS-<br />

WELL HILLBILLIES einen Sound<br />

zwischen ländlichem Blues, Vaudeville-Folk<br />

und Wurzel-nahem Rock.<br />

Auch im Titel findet sich dieser stilistische<br />

Schwenk wieder, in Muswell<br />

Hill im Londoner Norden sind Ray<br />

und Dave Davies aufgewachsen, Hillbillies<br />

sind nichts anderes als „Hinterwäldler”,<br />

deren Musikgeschmack,<br />

gelinde gesagt, eher als bodenständig<br />

bezeichnet werden kann. Thematisch<br />

drehen sich die Texte um das einfache<br />

Leben der Arbeiterklasse, die Frustrationen<br />

des „modernen” Lebens und<br />

um das langsame Sterben der vik<strong>to</strong>rianischen<br />

Stadtbezirke im Norden<br />

Londons. Themen, die ideal zu dieser<br />

wehmütigen Musik passen, auch hier<br />

bewies Ray Davies wieder einmal<br />

seine Extraklasse als Songwriter. In<br />

aufwändiger Verpackung präsentiert<br />

sich die Deluxe Edition, auf einer<br />

zweiten CD findet sich größtenteils<br />

bisher unveröffentlichtes Material<br />

aus den Kinks-Archiven wie BBC-<br />

Aufnahmen, Demos und alternative<br />

Versionen.<br />

(Sanctuary/Universal, 1971,<br />

12/44:45, 13/44:47) us<br />

PAUL ROLAND<br />

THE WEREWOLF OF<br />

LONDON<br />

Als Midnight Rags hatte Paul Roland<br />

sein Debüt THE WEREWOLF OF<br />

LONDON 1980 veröffentlicht, das er<br />

jetzt noch einmal kräftig überarbeitet hat<br />

(siehe Interview) und mit vier unveröffentlichten<br />

Bonus-Tracks präsentiert. Zu<br />

hören ist darauf wunderschöner und zugleich<br />

absolut eigenwilliger Folk-Rock<br />

mit Gothic/Psychedelic-Einschlag,<br />

durchaus schräg – und schon damals<br />

war Roland ein begnadeter S<strong>to</strong>ryteller<br />

mit Neigung zu düsteren, manchmal<br />

fast makabren Textmomenten. Das Zuhören<br />

wird erleichtert: Die Texte sind<br />

neben Liner-Notes aus der Feder des<br />

Rock<br />

Künstlers im Booklet abgedruckt. Keine<br />

leicht verdauliche Kost, zu der auch sein<br />

Kumpel Robyn Hitchcock (Soft Boys)<br />

mit seiner Stimme und Gitarre Beiträge<br />

leistete. Dass manches noch nicht ganz<br />

ausgereift wirkt, verleiht zusätzlich<br />

Reiz. Anspieltipps: das plötzlich wieder<br />

hochaktuelle “Brain Police”, “Dr.<br />

Strange” oder “Lon Chaney”.<br />

(Sireena/Broken Silence,<br />

1980, 16/56:27) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BIG D JAMBOREE<br />

Fast zwei Jahrzehnte<br />

lang gehörte<br />

das Big<br />

D Jamboree zusammen<br />

mit der<br />

Grand Ole Opry<br />

und dem Louisiana<br />

Hayride zu den wichtigsten musikalischen<br />

Samstagabendveranstaltungen<br />

Amerikas. Live gesendet wurde die<br />

Radioshow aus dem Sporta<strong>to</strong>rium, einer<br />

Sporthalle für Ringer in einem heruntergekommenen<br />

Viertel in Dallas, und<br />

nach anfänglicher Konzentration auf texanischen<br />

Country zogen schnell neue,<br />

rockigere Töne in die über KLRD und<br />

CBS ausgestrahlte Sendung ein. Denn<br />

im Gegensatz zu vielen anderen Shows<br />

zeigte das Big D Jamboree keinerlei<br />

Berührungsängste vor neuen Stilen<br />

wie Rockabilly und Rock’n’Roll, so<br />

dass diese Show jungen aufstrebenden<br />

Künstlern wie Gene Vincent, Carl<br />

Perkins oder Wanda Jackson mit zum<br />

Durchbruch verhalf. Bis Mitte der 90er<br />

Jahre war man immer davon ausgegangen,<br />

dass damals keine Tonaufnahmen<br />

gemacht worden sind, bis dann David<br />

Dennard – Eigner des texanischen Dragon<br />

Street Labels – entdeckte, dass damals<br />

doch Schallplatten eigens für die<br />

US-Soldatensender produziert wurden.<br />

Zusammen mit den Bear-Family-Spezialisten<br />

wurden diese jetzt <strong>to</strong>ntechnisch<br />

aufbereitet und in einem 168-seitigen<br />

Begleitbuch akribisch dokumentiert.<br />

Insgesamt rund 300 Einzeltitel auf acht<br />

CDs, neben lokalen Größen wie Riley<br />

Crabtree, Orville Couch und Helen Hall<br />

sind darauf die Auftritte von <strong>John</strong>ny<br />

Cash, Elvis Presley, Sonny James, Hank<br />

Locklin, Gene Vincent, Wanda Jackson<br />

oder Carl Perkins dokumentiert, die allermeisten<br />

direkt live bei der Show mitgeschnitten,<br />

dazu noch einige Bonus-<br />

Studiotracks. Ein ebenso nostalgischer<br />

wie faszinierender Blick zurück auf eine<br />

Zeit, in der es noch Liveshows im Radio<br />

gab, als die Musikverrückten sich<br />

noch ehrfürchtig vor diesem Medium<br />

versammelten, um die aktuellen Trends<br />

nicht zu verpassen …<br />

(Bear Family, 2013, 8 CDs) us<br />

REO SPEEDWAGON<br />

LIVE AT MOONDANCE JAM<br />

REO Speedwagon live – für hiesigen<br />

Fans der Band ein Traum, der immer<br />

mehr in die Ferne rückt. Nach Deutschland<br />

kommen die Herren nicht, und jünger<br />

werden sich auch nicht. Selbst wenn<br />

Sänger Kevin Cronin den Jungbrunnen<br />

entdeckt zu haben scheint: Der ist näm-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47


CD<br />

REVIEWS<br />

lich gerade 62 Jahre alt geworden, trägt die<br />

dazugehörigen Falten mit S<strong>to</strong>lz, ist aber agil<br />

wie ein Mittdreißiger. Solange die Band allerdings<br />

derart gepfefferte Gigs spielt wie diesen<br />

beim Moondance Jam in Walker, Minnesota,<br />

bleibt Hoffnung. Und sei es der Trip zum<br />

gleichnamigen Fes tival im nächsten Jahr, wo<br />

REO als Headliner bestätigt sind. Die aktuelle<br />

Live-CD hat sie alle: Hits, Hits, Hits und live<br />

selten Gespieltes wie “In Your Letter” und<br />

“Like You Do”. Die Gitarren haben enorme<br />

Heaviness, den sowieso alles dominierenden<br />

Melodien tut dies aber keinen Abbruch, und<br />

Cronin singt blitzsauber. Die beigefügte<br />

DVD/Blu-ray bestätigt das Gehörte.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013, 13/75:39<br />

+ DVD) jub<br />

THE WATERBOYS<br />

FISHERMAN’S BOX –<br />

THE COMPLETE FISHERMAN’S<br />

BLUES SESSIONS 1986–88<br />

Was Waterboys-Kopf<br />

Mike Scott mit dieser<br />

6-CD-Box getrieben<br />

hat, grenzt fast schon<br />

an Wahnsinn. 121<br />

Songs in einer Box,<br />

die in den Sessions<br />

zum vielleicht illihterfolgreichsten fl Album, THE<br />

FISHERMAN’S BLUES, der schottischirischen<br />

Folk-Rockband zwischen 1986 und<br />

1988 entstanden sind. Davon sind allein 85<br />

bislang unveröffentlicht. Wer nun glaubt,<br />

dass es sich beim bisher unbekannten Material<br />

um Ausschuss oder etwa um viele Takes<br />

des immer selben Stücks handele, spekuliert<br />

falsch. Nahezu jeder Song steht für sich – und<br />

das auf einem Niveau, der einfach nur den<br />

Schluss nahelegt, dass Scott und seine Gefolgsleute<br />

zu der Zeit von der Muse geküsst<br />

worden sein müssen. Kaum zu glauben, dass<br />

die elf Songs des Originalalbums über 100<br />

Geschwister hatten, von denen das Gros genauso<br />

verdient gehabt hätten, auf der Platte zu<br />

landen. Das 2001 erschienene Album TOO<br />

CLOSE TO HEAVEN – THE UNRELEA-<br />

SED FISHERMAN’S BLUES SESSIONS,<br />

damals als zweite Hälfte des Erfolgwerks<br />

von 1988 bezeichnet, war nichts mehr als<br />

die Vorhut dieser dazu auch noch ungemein<br />

günstigen Box. Damit noch nicht genug,<br />

gibt es noch die Deluxe-Edition inklusive<br />

FISHERMAN’S BLUES-LP, Infos zu den<br />

Tracks im Programmheftformat und einer<br />

weiteren CD mit Songs, die Einfluss auf das<br />

Waterboys-Album hatten.<br />

(Parlophone/Warner, 2013, 16/72:05,<br />

23/78:14, 15/72:27, 20/77:07, 21/79.41,<br />

26/79:00) an<br />

MAGENTA<br />

THE TWENTY SEVEN CLUB<br />

THE TWENTY SEVEN CLUB? Rockfans<br />

werden hellhörig, wenn sie die Zahl 27 hören:<br />

Mit 27 Jahren starben so namhafte Musiker<br />

wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian<br />

Jones, Kurt Cobain und Jim Morrison. Diesen<br />

so genannten Club 27 <strong>the</strong>matisieren die<br />

britischen Prog-Rocker Magenta auf ihrem<br />

neuen Album. Musikalisch gehen sie dieses<br />

Thema auf eher gelassene Art an, natürlich<br />

sorgen die Gitarren ab und zu für heftige<br />

Riffgewitter, viel öfter aber hört man sie als<br />

akustische Variante oder mit feinen Solo-<br />

Einlagen, auch Bass und Schlagzeug sorgen<br />

für eher dezente Rhythmusarbeit. Aktivposten<br />

im Magenta-Sound sind das Keyboard<br />

von Songwriter Bob Reed sowie die klasse<br />

Stimme von Sängerin Christina Booth. Mit<br />

dabei ist auch eine DVD mit dem Album als<br />

5.1 Surround Mix, einem Promovideo sowie<br />

einer fast zweistündigen Making-Of-Doku.<br />

(Tigermoth Records/Just For Kicks,<br />

2013, 6/64:16) us<br />

HEART<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Aus Seattle stammen die Schwestern Nancy<br />

und Ann Wilson. Dort gründeten sie 1974<br />

ihre Band Heart, mit der sie Folk und Rock<br />

vermengten (inklusive Led-Zeppelin-Einflüsse)<br />

und mit vom Pop entlehnten Melodien<br />

würzten. Nach Anfangserfolgen mit dem Debüt<br />

DREAMBOAT ANNIE (1975) schafften<br />

die Schwestern mit LITTLE QUEEN und<br />

dem darauf enthaltenen Welthit “Barracuda”<br />

1977 international den Durchbruch. Das Platin-Album<br />

(mit einer Livefassung von “Stairway<br />

To Heaven”) ist in dem 5-CD-Pappschuber<br />

ihrer ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

enthalten. Ebenso das ein Jahr später gleichermaßen<br />

Platin-veredelte DOG & BUTTER-<br />

FLY, das eine Weiterentwicklung beim Songwriting<br />

bescherte. Aber auch gitarristisch und<br />

gesanglich waren bei den Wilsons beachtliche<br />

Fortschritte festzustellen. Danach orientierten<br />

sich Heart mehr in Richtung Mainstream,<br />

was ihnen manche Fans verübelten, so dass<br />

sich BEBE LE STRANGE (1980) und PRI-<br />

VATE AUDITION (1982) wie auch PAS-<br />

SIONWORKS (1983) nicht mehr ganz so<br />

erfolgreich verkauften. Die „Sparbox” bietet<br />

jetzt die Chance, die eigene Heart-Sammlung<br />

günstig zu starten oder zu ergänzen.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 CDs)<br />

pro<br />

STEVEN WILSON<br />

DRIVE HOME<br />

Im Frühjahr 2013 veröffentlichte Steven<br />

Wilson mit THE RAVEN THAT REFUSED<br />

TO SING eines der besten, wenn nicht sogar<br />

das beste Prog-Rockalbum des Jahres. Wer<br />

das Glück hatte, ihn mit diesem Material auf<br />

seiner ausgedehnten Deutschland-Tour oder<br />

bei einem der zahlreichen Sommer-Open-<br />

Airs zu sehen, der wird auch von der Live-<br />

Umsetzung begeistert gewesen sein. Mit<br />

dem CD/DVD-Doppelpack DRIVE HOME<br />

kann man sich nun auch zu Hause von seinen<br />

Livequalitäten überzeugen, neben einer<br />

kurzen Edit-Version des Titelsongs, einem<br />

Outtake und der Orchesterversion von “The<br />

Raven That Refused To Sing” bieten sowohl<br />

CD als auch DVD live in Frankfurt mitgeschnittenes<br />

Material der aktuellen Tour.<br />

(Kscope/edel, 2013, 7/50:42) us<br />

THE BAND<br />

THE BAND<br />

Nach der überaus erfolgreichen und einflussreichen<br />

MUSIC FORM BIG PINK<br />

musste sich The Band überhaupt nicht mit<br />

dem gefürchteten „Zweites-Album-Syndom”<br />

abplagen, sondern veröffentlichte<br />

ein Werk, das für viele als eine der wichtigsten<br />

Platten der Fusion uramerikanischer<br />

Musik mit zeitgenössischen Elementen<br />

angesehen wird. “The Night They Drove<br />

Old Dixie Down”, der Country-Rocker “Up<br />

On Cripple Creek”, die zärtliche Ballade<br />

“Whis pering Pines” oder ein Singer/Songwriter-Track<br />

allerhöchster Güte erstaunen<br />

auch heute noch. Fantastische Musik! Das<br />

ausgewogene Mastering von Mobile Fidelity<br />

verleiht dem Album endlich den warmem<br />

Klang, der die notwendige Erdigkeit garantiert,<br />

wohingegen sich in dem zwölfseitigen<br />

Booklet stimmungsvolle Bandfo<strong>to</strong>s finden.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1969,<br />

12/44:07) at<br />

PETER MAFFAY<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Über einen Zeitraum<br />

von 25 Jahren – beginnend<br />

mit SONNE<br />

IN DER NACHT aus<br />

dem Jahr 1985 bis<br />

zum 2010er Album<br />

TATOOS – erstreckt<br />

sich hdieser Fünferpack Peter Maffays. In<br />

originalgetreue Replica-Vinyl-Pappschuber<br />

sind die einzelnen CDs verpackt, bei deren<br />

Durchhören mal wieder klar wird, welch<br />

breites Spektrum Maffay abzudecken vermag.<br />

Egal ob rockige Popsongs wie “Sonne<br />

in der Nacht” und “Eiszeit” oder emotionale<br />

Balladen wie “Tiefer” und “Josie”,<br />

man nimmt ihm ab, was er da singt, sowohl<br />

Texte als auch Musik sind und bleiben<br />

durchgehend au<strong>the</strong>ntisch. Über KEIN WEG<br />

ZU WEIT (1989), X (2000) und EWIG<br />

(2008) geht es bis zu TATTOOS, ein Album,<br />

auf dem Peter Maffay zahlreiche seiner<br />

bekanntesten Songs in neuen, teilweise<br />

ganz erheblich von den Originalen abweichenden<br />

Versionen neu eingespielt hat.<br />

(Ariola/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 CDs) us<br />

LITA FORD<br />

THE BITCH IS BACK … LIVE<br />

Natürlich präsentierte Ex-Runaways-Gitarristin<br />

Lita Ford im vergangenen Jahr ihr Comebackalbum<br />

LIVING LIKE A RUNAWAY<br />

auch live, unter anderem im Ok<strong>to</strong>ber 2012 im<br />

Canyon Club im kalifornischen Agoura Hill.<br />

Und die mittlerweile 55-Jährige demonstrierte,<br />

dass sie immer noch viel Feuer im Hintern<br />

hat. Vor allem Songs ihrer Alben aus den 80er<br />

Jahren stimmte sie dabei überzeugend an –<br />

bei “Close My Eyes For ever” vermisst man<br />

den einstigen Duettpartner Ozzy Osbourne<br />

keineswegs –, aber auch fünf von der letztjährigen<br />

Rückmeldungsscheibe, denen die Bühnenenergie<br />

hörbar gut tat. Das Set ist in sich<br />

schlüssig, bietet ansprechenden Hard Rock<br />

der 80er-Jahre-Schule mit gelegentlichen<br />

Pop-Tupfern, nicht nur beim von El<strong>to</strong>n <strong>John</strong><br />

übernommenen Titelsong. Die Lady demonstriert,<br />

dass sie es noch richtig knackig drauf<br />

hat – für Genre-Fans geradezu ein Muss.<br />

(Steamhammer/SPV, 2013, 12/57:07) pro<br />

ELVIS PRESLEY<br />

THE COMPLETE ‘62<br />

SESSIONS<br />

<strong>John</strong> Lennon hatte konstatiert, Elvis sei<br />

nach der Army künstlerisch ein <strong>to</strong>ter Mann<br />

gewesen. Fans behaupten das Gegenteil –<br />

Presley konnte musikalisch Party machen,<br />

hatte aber seine Romantikseite ausgebaut.<br />

Rock<br />

Im schnöde Easy Listening Getauften<br />

machte ihm niemand was vor. Was die<br />

Jahresausbeute 1962 grandios beweist. Als<br />

Greatest Hits bietet der Doppel-Whopper<br />

“Good Luck Charm”, “Return To Sender”<br />

– und den Cha-Cha “Kiss Me Quick”<br />

von Doc Pomus, der mit Mort Shuman<br />

auch “Night Rider” beisteuerte. Zu den<br />

Engtanz-Preziosen gehört “Angel”, “Just<br />

For Old Times Sake” vom Team Tepper/<br />

Bennett bietet Walzer. Auch die Fließband-<br />

Movies enthielten nicht nur Füller: “Girls<br />

Girls Girls” von Leiber/S<strong>to</strong>ller kann sich<br />

hören lassen, “This Is Living” aus „Kid<br />

Galahad” stammt direkt vom Soundtrack.<br />

EP-Material gibt es im lebhaften ”I’m Not<br />

The Marrying Kind” von FOLLOW THAT<br />

DREAM, das wie so einiges in mehreren<br />

Versionen auftaucht. Ob man das Krabbenlied<br />

– “Song Of The Shrimp” – mehrmals<br />

braucht, sei dahingestellt. Den Essay im<br />

zwölfseitigen Booklet schrieb der Brite<br />

Alan Clayson.<br />

(Chrome Dreams/inakustik,<br />

1962, 33/69:34, 31/63:06) utw<br />

WILLIAM SHATNER<br />

PONDER THE MYSTERY<br />

Auch wenn mit William<br />

„Captain Kirk”<br />

Shatner ein prominenter<br />

Name auf<br />

dem Cover steht,<br />

war er im Endeffekt<br />

„nur” für das<br />

Sh Schreiben der im Sprechgesang vorgetragenen<br />

Texte zuständig, musikalisch steht<br />

mit Billy Sherwood ein alter Bekannter<br />

hinter PONDER THE MYSTERY. Mitgebracht<br />

hat der Prog-Rock-Tausendsassa<br />

eine ganze Menge bekannter Musiker<br />

wie die Gitarristen Steve Vai, Al Di Meola,<br />

Mick Jones, Krautrock-Pionier Edgar<br />

Froe se und Robby Krieger von den<br />

Doors, die Keyboarder Rick Wakeman<br />

und George Duke (der hier noch einmal<br />

kurz vor seinem Tod im August dieses<br />

Jahres zu hören ist). Dazu Nik Turner von<br />

Hawkwind, Countrystar Vince Gill und<br />

Dave Koz am Saxofon, eine illustre Musikerschar,<br />

der es bestens gelingt, Shatners<br />

Sprechgesang mit spacigem Prog-Rock<br />

zu hinterlegen.<br />

(Cleopatra/H’Art, 2013, 15/65:13) us<br />

GORDON GILTRAP<br />

VISIONARY + PERILOUS JOUR-<br />

NEY + FEAR OF THE DARK<br />

Der Gitarrist und Songschmied Gordon<br />

Giltrap hat sich seit den späten 60er Jahren<br />

als einer der meistrespektierten Musiker<br />

im UK etabliert, der nie im Folkgenre<br />

ausharrte, sondern immer wieder experimentierte.<br />

In der zweiten Hälfte der<br />

70er Jahre expandierte er in Richtung<br />

Prog-Rock, den er mit Folkharmonien<br />

verschmolz. Für VISIONARY (1976)<br />

holte er sich als Verstärkung den verheißungsvollen<br />

Nachwuchstrommler Simon<br />

Phillips und den Caravan-Bassisten <strong>John</strong><br />

Perry, um seine vom Dichter William<br />

Blake inspirierte, mit Streichern angereicherte<br />

Klangwelt zu kreieren. Dominant<br />

(natürlich): sein Akustikgitarrenspiel! Als<br />

Bonus gibt’s das bislang unveröffentlichte<br />

“Concer<strong>to</strong>” und zwei weitere Songs.<br />

Unspektakulär, aber voller kleiner raffi-<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

nierter Details, so dass man wie auch bei<br />

seiner PERILOUS JOURNEY (1977) bei<br />

jedem Hören Neues entdecken kann. Den<br />

Spannungsbogen des Vorgängers konnte<br />

Giltrap zwar nicht halten, einen Hauch zu<br />

mainstreamig war diese Klangreise (jetzt<br />

mit vier Bonus-Tracks/Original-, orchestrierte<br />

Versionen plus die Single “Oh<br />

Well”, ja, eine Cover-Version des Fleetwood-Mac-Klassikers<br />

mit Akustikgitarre<br />

und schmissigen Bläsern). Das stärkste<br />

Album dieser kleinen Trilogie war dann<br />

FEAR OF THE DARK (1978) mit düstermythischer<br />

Grundstimmung und einer fast<br />

genialen Vermengung von Folk, Rock und<br />

Klassik. Die acht Bonus-Tracks (Sing les,<br />

EPs, ein Outtake) sind zum Teil erstmals<br />

auf CD hörbar.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1976+1977 +<br />

1978, 16/62:45 + 13/75:55 +<br />

15/64:20) pro<br />

THE BEATLES<br />

ON AIR – LIVE AT THE BBC<br />

VOLUME 2<br />

1994 hatten die<br />

Beatles-Nachlassverwalter<br />

LIVE<br />

AT THE BBC<br />

mit gigantischem<br />

Erfolg<br />

veröffentlicht:<br />

UK #1, US<br />

#3, über fünf f Millionen Mal verkauft.<br />

Jetzt gibt’s die Fortsetzung auf zwei<br />

CDs/vier LPs. War damals die Zeit 1963-<br />

1965 mit 56 Songs und 13 Dialogtracks<br />

abgedeckt, so stammen die „neuen” 40<br />

Aufnahmen von 1963/1964 aus diversen<br />

BBC-Sendungen, und 37 waren bislang<br />

unveröffentlicht! Plus 23 mehr oder weniger<br />

witzige, öfter ein wenig aufgesetzt<br />

wirkende Unterhaltungen. Es sind einige<br />

echte Raritäten dabei: Chuck Berrys<br />

“I’m Talking About You” und den Standard<br />

“Beautiful Dreamer” hatten die Fab<br />

Four nie auf Platte aufgenommen. Sechs<br />

Überschneidungen mit der 1994-Veröffentlichung<br />

präsentieren die Songs<br />

in anderen Versionen, schließlich waren<br />

die Beatles „Beeb”-Dauergäste: 275<br />

Live-Performances von 88 Songs gingen<br />

zwischen März 1962 und Juni 1965 über<br />

den Ä<strong>the</strong>r. Ausgesprochene Perlen wie<br />

die fast unbekannte, seltenst gespielte<br />

Lennon/McCartney-Komposition “I’ll<br />

Be On My Way” sind dabei. Die von den<br />

Abbey-Road-Spezialisten Kevin Howlett<br />

(steuerte einen Essay zum Booklet bei)<br />

und Mike Heatley remasterten Versionen<br />

weisen erstaunliche Tonqualität auf. Übrigens:<br />

LIVE AT THE BBC wurde nochmals<br />

überarbeitet und wird parallel neu<br />

aufgelegt. Ein Muss nicht nur für Beatles-<br />

Enthusiasten!<br />

(Universal, 2013, 34/66:00, 29/64:30) pro<br />

CHRIS NORMAN<br />

THERE AND BACK<br />

Da schau an! Chris Norman ist noch für<br />

Überraschungen gut! Auf seinem neuen<br />

Studiowerk gibt es zwar dezente Anklänge<br />

in Sachen Smokie-Vergangenheit<br />

zu hören, schließlich hat er erstmals seit<br />

langem wieder mal mit Ex-Partner Pete<br />

Spencer zusammen geschrieben (“Lovers<br />

And Friends”, “My Jenny”). Aber er lässt<br />

auch seinen Rockneigungen häufiger freien<br />

Lauf (“I’m Gone”, ”Hounddog Blues”);<br />

”Whisky & Water” könnte ob seines Shuffles<br />

auch von Status Quo stammen. Natürlich<br />

gibt’s auch Balladen (“Hard Road To<br />

Cross”; “Gypsy Queen” ist allerdings ein<br />

bisschen zu schm[a]elzig), und “Wish You<br />

Well” betört mit seiner Flamenco-mäßig<br />

anmutenden Akustikgitarre. Insgesamt<br />

überzeugt Norman mit der neuen Scheibe<br />

rundum – ihm ist mit THERE AND BACK<br />

eine überzeugende Einladung zu seinen<br />

Deutschland-Konzerten im März gelungen.<br />

(Solo Sound/Indigo, 2013, 13/57:01) pro<br />

RUSH<br />

VAPOR TRAILS REMIXED<br />

VAPOR<br />

TRAILS<br />

war 2002 das 17. Album<br />

des kanadischen<br />

Prog-Rocktrios Rush<br />

und wurde in Fankreisen<br />

kontrovers diskutiert.<br />

Vor allem über<br />

die Qualität des Masterings und der Abmischung<br />

wurde heftig gestritten. Das scheint<br />

auch die Macher beschäftigt zu haben, bis sie<br />

zur Remix-Tat schritten. Der Rush-Standard<br />

ist mittels kristallklarer Nachbearbeitung<br />

des Sounds und Beseitigung des dumpfen<br />

Klangs nun hergestellt. „Wir haben Fehler<br />

beseitigt, die durch die schwierigen emotionalen<br />

Umstände entstanden waren – die<br />

Songs kamen unfertig heraus”, erläuterte<br />

Bassist/Sänger Geddy Lee. Deren Qualität<br />

ist nun in der Tat sehr viel leichter wahrzunehmen,<br />

der Biss von Alex Lifesons Gitarrenarbeit<br />

ist wahrnehmbar, es tönt nicht mehr<br />

so schrammelig. Die „Renovierungsmühe”<br />

hat sich gelohnt – Keyboard-freien Prog-<br />

Klänge mit sphärischen Momenten, auch<br />

mal härter angestimmt.<br />

(Rhino/Warner, 2002, 13/72:13) pro<br />

VENGEANCE<br />

PIECE OF CAKE<br />

Sänger Leon Goewie ist der letzte Mohikaner<br />

der 1982 gegründeten niederländischen<br />

Hard Rocker Vengeance, deren<br />

Sound er mit seinem markant-rauen<br />

Organ prägt (auch in den Chören, aber<br />

manchmal ein wenig zu kreischig). Zwischen<br />

Arena-Rockern, AOR, vorsichtigen<br />

Blues-, Grunge- und Funk-Anleihen (Gitarrist<br />

Timo Somers, dessen 2011 vers<strong>to</strong>rbener<br />

Vater Jan zu seinen Vorgängern in<br />

der Band gehörte!) changiert das Quartett<br />

insgesamt überzeugend, mit ein paar<br />

vernachlässigbaren Schwächemomenten.<br />

Absolut solider Melodic oder Hard Rock,<br />

der die Tradition der 80er Jahre weiterträgt,<br />

dem allerdings die herausragenden<br />

Gedankenblitze beim Komponieren abgehen.<br />

Daran können auch einige Zulieferungen<br />

außenstehender Kollegen nichts<br />

ändern – letztlich wirken die Eigenbauten<br />

au<strong>the</strong>ntischer und kommen besser rüber.<br />

(SPV, 2013, 11/44:47)<br />

pro<br />

MAD MAX<br />

INTERCEPTOR<br />

1982 gründeten Sänger/Gitarrist Michael<br />

Voss und Gitarrist Jürgen Breforth die Band<br />

Mad Max und veröffentlichen – nach einer<br />

Pause in den 90er Jahren – mehr oder weniger<br />

regelmäßig neue Platten, wenn all seine<br />

anderen Projekte Voss die Zeit dafür lassen.<br />

INTERCEPTOR heißt die neue CD. Die<br />

Rock<br />

bietet melodischen, überaus eingängigen<br />

Hard Rock, wie er in den 80ern angesagt<br />

war. Allerdings haben ihn die MM-Routiniers<br />

entsprechend modernisiert, stimmen ihn<br />

aber in zeitloser Manier an. Mal geht die<br />

Post ab, mal schleichen sich die Melodien<br />

balladesk in die Gehörgänge – es bleibt stets<br />

abwechslungsreich, auch wenn sich das<br />

eine oder andere (musikalische wie textliche),<br />

offenbar unvermeidbare Klischee<br />

eingeschlichen hat. Insgesamt steht der<br />

Name Mad Max für beste deutsche Qualitätsarbeit<br />

in Sachen Melodic Rock.<br />

(SPV, 2013, 10/43:13)<br />

pro<br />

DEF LEPPARD<br />

VIVA! HYSTERIA – LIVE AT THE<br />

JOINT, LAS VEGAS<br />

Die Qualität der<br />

Kompositionen<br />

des weltweit erfolgreichsten<br />

Def-<br />

Leppard-Albums<br />

HYSTERIA (1987)<br />

stand nie in Frage.<br />

Umstritten war lediglich li die Produktion,<br />

mit der die Briten ihr auf den US-Markt<br />

getrimmtes Werk zum Pro<strong>to</strong>typ allen syn<strong>the</strong>tischen<br />

Rocksounds machten. Auf VIVA!<br />

HYSTERIA sind es trotz einiger Samples<br />

nur die blanken Songs, die wirken müssen<br />

– und sie tun es bestens. Live rocken die<br />

Stücke um einiges mehr, sind meist länger<br />

und haben streckenweise sogar was Erdiges.<br />

Ergänzt wird das HYSTERIA-Material im<br />

Zugabeteil mit zwei Hits von PYROMA-<br />

NIA (1983). Ein echtes Fan-Geschenk ist<br />

CD zwei. Hier wurden Def Leppards eigene<br />

Opening-Shows, die sie in Vegas unter dem<br />

Namen Ded Flatbirds bestritten, festgehalten.<br />

Zu hören gibt es seltenes und vor allem<br />

sehr frühes Material, als die Band noch zur<br />

New Wave Of British Heavy Metal gehörte.<br />

Und wenn es irgendetwas an diesen Auftritten<br />

zu bemängeln gibt, dann lediglich, dass<br />

Sänger Joe Elliott stimmlich nicht mehr die<br />

Kraft von einst besitzt.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013, CD1 14/70:24,<br />

CD2 15/66:40 + DVD)<br />

jub<br />

DAMON<br />

SONG OF A GYPSY<br />

Damons SONG OF A GYPSY, das nun in<br />

einer neuen informativen Edition erscheint,<br />

darf getrost zu den vergessenen großen Alben<br />

der 60er Jahre gezählt werden. Dass ihm kein<br />

Erfolg beschieden war, lag aber zum großen<br />

Teil am Künstler selbst, der vom positiven<br />

Feedback erster Kritiken beeinflusst glaubte,<br />

seine Songs in Eigenregie veröffentlichen zu<br />

müssen. Das schlug, wenig verwunderlich<br />

fehl, in der Folge trug eine steile Drogenkarriere<br />

ihr Übriges dazu bei, dass Damon<br />

kein Durchbruch beschieden war. Der von<br />

orientalischen Melodien geprägte Acid-<br />

Rock, der teilweise an die Doors und den<br />

Tim Buckley der mittleren Phase erinnert,<br />

fand über die Jahre hinweg doch zunehmend<br />

mehr Freunde, was dazu führte, dass das<br />

Originalalbum teilweise für abenteuerlich<br />

hohe Summen den Besitzer wechselte. Erst<br />

in den 90er Jahren folgten erste Wiederveröffentlichungen.<br />

Die Neuauflage erscheint mit<br />

ausführlichen Liner-Notes, die das Werk in<br />

den richtigen biografischen Kontext setzen,<br />

sowie einem 2008 durchgeführten Interview.<br />

Die zweite CD umfasst darüber hinaus Auf-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49<br />

MFPConcerts GmbH & Co. KG<br />

<br />

Greatest Hits Tour 2013<br />

17.12. Pratteln (CH)<br />

18.12. Saarbrücken<br />

VANILLA<br />

FUDGE<br />

Original Members:<br />

Carmine Appice,<br />

Vince Martell and<br />

... and with Pete Bremy on bass<br />

13.03.2014 Zoetermeer (NL)<br />

14.03.2014 Paris (F)<br />

16.03.2014 Essen<br />

19.03.2014 Nürnberg<br />

<br />

24.03.2014 Prague (CZ)<br />

25.03.2014 Brno (CZ)<br />

26.03.2014 Vienna (A)<br />

MFP (1/4-hoch)<br />

<br />

Pearls<br />

of<br />

Pop<br />

Festival<br />

SIMPLE MINDS<br />

<br />

A B C<br />

Paso Doble<br />

22.02. MÜNCHEN - ZENITH<br />

www.pearls-of-pop.de<br />

TANGERINE DREAM<br />

Phaedra Farewell Tour 2014<br />

22.05.2014 Paris (F)<br />

23.05.2014 London (GB)<br />

24.05.2014 Nijmegen (NL)<br />

26.05.2014 München<br />

<br />

28.05.2014 Nürnberg<br />

30.05.2014 Berlin<br />

<br />

01.06.2014 Köln<br />

03.06.2014 Wien (A)<br />

04.06.2014 Warschau (PL)<br />

in Vorbereitung (2014)<br />

VARGAS Blues Band<br />

CACTUS<br />

www.MFPConcerts.com<br />

Hotline 08450 300 20 22


CD<br />

REVIEWS<br />

se in den 80er Jahren stammen (allein<br />

vier Songs von DEFENDER). Dazu<br />

ein paar frühe Klassiker (“Tat<strong>to</strong>o’d<br />

Lady”, “Loanshark Blues”, “Messin’<br />

With The Kids”) – trotz häufigen früheren<br />

Lauschgenusses hört man sie gerne<br />

wieder. Abgerundet wird das Paket<br />

durch die erstmalige Veröffentlichung<br />

von Auszügen der jüngst erschienenen<br />

DVD LIVE AT CORK auf CD – von<br />

sieben Nummern, die als Studioversionen<br />

dabei sind. Ein passendes Weihnachtsgeschenk<br />

für Gallagher-Fans.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 14/63:52,<br />

7/44:18, 1/42:52) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

OH YES WE CAN LOVE:<br />

THE HISTORY OF GLAM<br />

ROCK<br />

Überdreht,<br />

mitreißend<br />

und für<br />

einen glitzernden<br />

Moment atemberaubend<br />

erfolgreich,<br />

das war<br />

der<br />

Glam-Rock.<br />

Für alle, für die<br />

Glam-Rock erst 1971 mit Marc Bolan<br />

begann und 1973, mit David Bowies<br />

Ziggy Stardust, schon wieder zu Ende<br />

war, ist diese Box nicht gedacht. Vielmehr<br />

richtet sich OH YES WE CAN<br />

LOVE ... an all die Musikfans, für<br />

die die Wurzeln dieser Spielart viel<br />

weiter zurückreichen und für die sein<br />

Einfluss auch heutzutage noch hörbar<br />

ist. Auf fünf CDs erzählen 91 Tracks<br />

die Geschichte dieser Musikrichtung,<br />

von den frühesten Anfängen mit Noel<br />

Coward (“Mad Dogs And Englishmen”),<br />

Chuck Berry (“Around And<br />

Around”) und Little Richard (“Ooh<br />

My Soul”) über die Hoch-Zeit mit<br />

Mott The Hoop le (“All The Young<br />

Dudes”), Roxy <strong>Music</strong> (“Virginia<br />

Plain”) und Sweet (“Ballroom Blitz”)<br />

bis zu späten Ziehsöhnen wie Morrissey<br />

(“Glamorous Glue”), Marylin<br />

Manson (“The Dope Show”) und<br />

The Darkness (“Growing On Me”).<br />

Dazwischen massenhaft weitere<br />

Glam-Beispiele, mehr oder weniger<br />

bekannt, doch führt bei diesem Thema<br />

natürlich kein Weg vorbei an Slade<br />

(“Coz I Luv You”), Kenny (“The<br />

Bump”), Adam & The Ants (“Antmusic”)<br />

oder den Sparks (“This Town<br />

Ain’t Big Enough For Both Of Us”).<br />

Klasse musikalische Aufbereitung des<br />

Themas, im 100-seitigen Hardcoverbuch<br />

finden sich dazu noch eine Unmenge<br />

an Cover-Abbildungen, Background-Infos<br />

sowie ein Essay vom<br />

Glam-Rock-Experten und Buchau<strong>to</strong>r<br />

Barney Hoskyns.<br />

(Universal, 2013, 5 CDs) us<br />

NICK LOWE<br />

QUALITY STREET<br />

Bauchweh habe er gehabt, als ihn sein<br />

Label um ein Weihnachtsalbum bat,<br />

verriet Nick Lowe kürzlich. Doch er<br />

machte das Beste daraus: QUALITY<br />

STREET (Untertitel: „A Seasonal<br />

Selection For All The Family”), eine<br />

etwas andere Weihnachtsplatte. Er<br />

krempelte “Silent Night” um, hüllte es<br />

in ein New-Orleans-Klanggewand mit<br />

Rock’n’Roll-Shuffle, verpasste dem<br />

Traditional “Children Go Where I Send<br />

Thee” Rockabilly-Behandlung, ließ<br />

sich von Ron Sexsmith „Hooves On<br />

The Roof” maßschneidern und fasste<br />

selbst Erlebtes in Songform (“Christmas<br />

At The Airport”). Er verwandelte<br />

Roy Woods Klassiker “I Wish It Could<br />

Be Christmas Every Day” in einen<br />

flotten Ska. Für “I Was Born In Bethlehem”<br />

erzählte er die alte Geschichte<br />

countryesk in eigenen Worten. Das Resultat:<br />

eine Scheibe ohne Schmalz und<br />

Kitsch, mit nachdenklichen Untertönen<br />

und Augenzwinkern, die man auch außerhalb<br />

der Saison hören kann.<br />

(Proper/Rough Trade, 2013,<br />

12/38:39) pro<br />

THE WHO<br />

TOMMY – LIMITED SUPER<br />

DELUXE BOX SET<br />

Drei Jahre lang hatte Pete Townshend<br />

schon in seinem Heimatstudio an<br />

TOMMY gearbeitet, hatte alle Songs<br />

bereits als Demos eingespielt, als The<br />

Who im September 1968 mit den Aufnahmen<br />

für ihre erste Rockoper begannen.<br />

Eigentlich war geplant, das Album<br />

rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in<br />

die Läden zu bringen, doch nachdem<br />

die Geschichte von Tommy Walker,<br />

der in seiner Kindheit taub, stumm<br />

und blind wird, noch erweitert wurde,<br />

musste Pete Townshend während der<br />

Aufnahmen zusätzlich neues Material<br />

nachliefern. Und damit zog sich die<br />

Studio-Arbeit bis in den März 1969<br />

hin ein, so dass TOMMY schließlich<br />

am 23. Mai 1969 als Doppel-LP veröffentlicht<br />

wurde. Heutzutage passen<br />

die 75 Minuten der vier LP-Seiten problemlos<br />

auf eine CD, wurden für das<br />

LIMITED SUPER DELUXE BOX<br />

SET sorgfältig remastert. Auf CD2<br />

finden sich dann die oben angesprochenen<br />

Demos von Pete Townshend<br />

(bis auf drei Ausnahmen alle bisher<br />

unveröffentlicht) sowie zwei Outtakes<br />

der Studio-Aufnahmen, die dritte Disc<br />

liefert das komplette Originalalbum<br />

im 5.1 Mix als Hi-Fidelity Pure Audio<br />

Blu-Ray. Die vierte CD trägt den<br />

Untertitel „The Live Bootleg Album”,<br />

bringt 21 TOMMY-Songs, alle mitgeschnitten<br />

im Herbst 1969 bei verschiedenen<br />

Auftritten. Ein Fest für Fans<br />

dürfte auch das 80-seitige Begleitbuch<br />

im LP-Format sein, für das die Who-<br />

Rock<br />

Mitglieder ihre privaten Fo<strong>to</strong>-Archive<br />

öffneten und in dem man neben allen<br />

Songtexten die ausführliche Geschichte<br />

dieses Albums nachlesen kann, erzählt<br />

von Richard Barnes, The-Who-<br />

Experte und langjähriger Freund von<br />

Pete Townshend.<br />

(Polydor/Universal, 1969, 4 CDs) tk<br />

GITZE & BAND<br />

SCHWABENROCK –<br />

DANKE, MIR GEHT’S GUT…<br />

Den 2003 tragisch<br />

vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Wolle<br />

Kriwanek<br />

zu<br />

covern,<br />

das<br />

geht<br />

eigentlich<br />

gar nicht.<br />

Doch wenn, dann bitte schön so originalgetreu,<br />

wie es Gitze mit seiner Band<br />

im April dieses Jahres vor Publikum<br />

praktizierte. Normalerweise kennt man<br />

den Sänger ja dialektfrei von seiner<br />

Deutsch-Rockband Gitze Roadshow,<br />

doch mit den – zumindest im Schwabenland<br />

– inzwischen zu Kultsongs<br />

herangereiften Kriwanek-Nummern<br />

zeigt er auch in schwäbischer Mundart<br />

seine Klasse. Sein Ausnahmetalent<br />

durfte bei einem Großteil der Songs<br />

von SCHWABENROCK... auch Kriwaneks<br />

früherer Gitarrist (und Hauptkomponist)<br />

Paul Vincent zeigen; wem<br />

nicht klar ist, warum dieser von Stars<br />

wie Freddie Mercury, Udo Lindenberg<br />

und Gianna Nannini verpflichtet wurde,<br />

der möge sich die Eingangssequenz<br />

von “Rattenfänger Revisited” anhören.<br />

Zwei CDs voller starker Songs aus alten<br />

Zeiten, so macht das Rückwärtsblicken<br />

Spaß, auch wenn man dabei<br />

ab und zu eine kleine Wehmuts-Träne<br />

verdrücken muss…<br />

(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />

14/78:59, 10/77:12) us<br />

GARY MOORE<br />

BACK ON THE STREETS<br />

1978 legte Gary Moore nach den<br />

Gastspielen bei Skid Row, Colosseum<br />

und Thin Lizzy sein erstes Solo-<br />

Album vor, nachdem GRINDING<br />

STONE zuvor noch unter Gary Moore<br />

Band firmiert hatte. Seine damalige<br />

Jazz/Fusion-Neigung klang gelegentlich<br />

noch durch, ebenso eine gewisse<br />

Prog-Affinität. Aber Moore rockte<br />

auch kräftig, setzte als Songschmied<br />

erste Duftmarken und kreierte mit<br />

“Parisienne Walkways” einen Dauerbrenner.<br />

Phil Lynott, mit dem ihn<br />

eine Hassliebe verband, war bei vier<br />

Songs dabei. Darunter “Don’t Believe<br />

A Word”, eines der Highlights<br />

des Albums, bei dem der Geist von<br />

Moores Vorbild Peter Green beim<br />

Solo durch den Raum schwebt. Weitere<br />

Helfer waren Lizzy-Trommler<br />

Brian Downey und Keyboarder Don<br />

Airey. Insgesamt solide, mit teilweise<br />

brillantem Gitarrenspiel – und eine<br />

Andeutung dessen, was noch kommen<br />

sollte. Alle vier Bonus-Tracks (3x<br />

“Spanish Guitar”) der Deluxe Edition<br />

waren bereits erhältlich.<br />

(Universal, 1978, 12/53:37) pro<br />

„R-Evolution“ enthält bisher<br />

unveröffentlichte Aufnahmen<br />

der Doors. Frühe TV-Auftritte<br />

und kultige Musik-Kurzfilme.<br />

Erhältlich als Deluxe Edition<br />

DVD und Blu-ray mit 40-seitigem<br />

Booklet im Mediabook.<br />

AB 22.11.<br />

erhältlich auf<br />

DVD & Blu-ray<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51


LP<br />

REVIEWS<br />

KROKUS<br />

STAMPEDE<br />

Nach dem Abschied<br />

von Marc S<strong>to</strong>race,<br />

Chris von Rohr und<br />

Mark Kohler stellte<br />

Gitarrist<br />

Fernando<br />

von Arb die Schweizer<br />

Riffrocker Krokus<br />

personell neu auf, übernahm selbst den<br />

Bass. Peter Tanner (voc), Many Maurer und<br />

Tony Castell (beide g) hießen die Neuen, an<br />

den Drums saß nun Peter Haas. Das Quintett<br />

spielte 1990 STAMPEDE ein und bot nach<br />

den schwächeren Vorgängeralben wieder satten<br />

Hard Rock, der an die besten Zeiten der<br />

erfolgreichsten Schweizer Band anschloss.<br />

Der Titelsong stieg aufs Speedpedal, “Wasteland”<br />

ließ es so richtig krachen, “Rock’n’Roll<br />

Gypsy” krallte sich in den Gehörgängen fest.<br />

Auf farbigem 180g-Vinyl gibt es das Opus<br />

jetzt als Doppel-Gatefold-LP wieder im Plattenladen,<br />

von Marlon Klein trefflich gemastert.<br />

Und als Bonus ist auf Seite 4 nun noch<br />

eine Cover-Version des BTO-Evergreens<br />

“You Ain’t Seen Nothin’ Yet” untergebracht.<br />

(Sireena/Broken Silence, 1990,<br />

12 Tracks) pro<br />

AMERICA<br />

HOMECOMING<br />

Auf seinem zweiten<br />

Album driftete das<br />

Trio mit den Singer/<br />

Songwritern<br />

Gerry<br />

Beckley, Dewey Bunnell<br />

und Dan Peek<br />

noch ein bisschen<br />

weiter weg von seinen Countryquellen in<br />

Richtung Mainstream. Doch nicht in allzu<br />

seichtes Pop-Gewässer, denn bei aller Gefälligkeit<br />

hatten die neun eigenen Songs plus ein<br />

Cover von <strong>John</strong> Martyn doch genug Klasse,<br />

um nicht nur belanglos dahinzuplätschern.<br />

Das griffige “Cornwall Blank” mit leichtem<br />

psychedelischen Touch und das wunderschöne<br />

“To Each His Own” geben dafür die besten<br />

Beispiele ab. Doch auch sonst hört man<br />

gerne zu – die fantastischen Vokalharmonien<br />

und die feine Produktion machen einem das<br />

Wohlklang-Bad zum Genuss.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972, 10 Tracks) lbr<br />

BREAD<br />

BREAD<br />

Danke an die Reissue-Spezialisten<br />

von<br />

<strong>Music</strong> On Vinyl, dieses<br />

kostbare Debüt<br />

wieder in schwarzen<br />

Rillen zu veröffentlichen.<br />

Bread um den<br />

sensiblen Songschreiber David Gates und<br />

Kompagnon Jimmy Griffin kamen mit ihrer<br />

Kollektion feiner Pop- und Folk-Rocksongs<br />

Ende 1969 nicht über Platz 127 der Billboard<br />

Charts hinaus, dementsprechend knapp sind<br />

Originale. Um so freudiger genießt man mit<br />

staunend-offenen Ohren die äußerst wohlklingende,<br />

neuaufgelegte Produktion mit <strong>to</strong>llen<br />

Gesangsduetten und -harmonien der beiden<br />

Leader. Und für “You Can’t Measure The<br />

Cost” verdienen die Jungs aus Los Angeles<br />

sogar Kandidaten-Status für „die besten Westcoast-Songs<br />

aller Zeiten”.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1969,<br />

12 Tracks) lbr<br />

DAVE BRUBECK U.A.<br />

WE’RE ALL TOGETHER AGAIN<br />

FOR THE FIRST TIME<br />

Livemitschnitte<br />

aus<br />

der Berliner Philharmonie,<br />

dem Pariser<br />

Olympia und dem<br />

Rotterdamer De Doelen<br />

dokumentierten<br />

1972 unter anderem<br />

die starke Zugkraft des Namens Brubeck<br />

über reine Jazzkreise hinaus. Noch lange nach<br />

dem Hit “Take Five”, der hier in einer 16-minütigen<br />

Fassung zelebriert wird, füllten der<br />

Bandleader, hier „erstmals zusammen” mit<br />

den Saxern Gery Mulligan (Bari<strong>to</strong>n) und Paul<br />

Desmond (Alt), sowie der Rhythm Section<br />

Jack Six (Bass) und Alan Dawson (Drums),<br />

auch große Musentempel. Das traumhafte<br />

Zusammenspiel des alten Brubeck Quartets<br />

mit Super-Drummer Joe Morello dürften<br />

nur wenige Sensibilissimi vermissen, es geht<br />

etwas freier zu in den fünf Nummern – den<br />

einminütigen Schlusspunkt “Sweet Georgia<br />

Brown” setzt der Meister solo. Das heimliche<br />

Highlight ist der stimmungsvolle “Rotterdam<br />

Blues”. Wow. Sehr gute Pressung.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1973,<br />

6 Tracks) lbr<br />

LOU PALLO OF LES<br />

PAUL’S TRIO<br />

THANK YOU LES –<br />

TRIBUTE TO LES PAUL<br />

Les Paul hat nicht<br />

nur das Goldbrett<br />

der<br />

Gitarrengötter<br />

entwickelt und<br />

Multispur-Takes erfunden,<br />

er war auch<br />

Zeit seines langen<br />

Lebens Lb erstklassiger Picker Pik – und Jazz-Popsänger<br />

mit seiner Frau Mary Ford. All dem<br />

wird mit erlesenen Gäs ten gehuldigt: Slash<br />

feiert das Brett “Deep In The Blues”, “It’s<br />

Been A Long Time” wird mit ungewöhnlicher<br />

Zar<strong>the</strong>it von Keith Richards in<strong>to</strong>niert, der<br />

zwar seine dreckige Lache nicht abstellt, aber<br />

konzentriert mitmacht. Ebenso reizvoll Billy<br />

F. Gibbons’ romantische Lesart des “September<br />

Song”, als habe es ZZ Top nie gegeben.<br />

Beim berühmten “Tennessee Waltz” gastiert<br />

die australische Jazzsängerin Nicki Parrott.<br />

Alles wird zusammengehalten von Les Pauls<br />

Weggefährten Lou Pallo (g) und meist Paul<br />

Nowinski (b) mit Vince Ec<strong>to</strong>r (dr). Weitere<br />

Stars: Blondie Chaplin, José Feliciano und der<br />

Blueser, der Les schon mit vier Jahren kannte:<br />

Steve Miller.<br />

(Showplace/inakustik, 2013, 12 Tracks) utw<br />

PAUL CARRACK<br />

COLLECTED<br />

Wenn der Mann keine<br />

Glatze und vielleicht<br />

das Äußere eines Robbie<br />

Williams gehabt<br />

hätte, vielleicht wäre<br />

der britische Sänger,<br />

Songschreiber,<br />

Keyboarder und Gitarrist i Paul Carrack zum<br />

Superstar avanciert. Denn der inzwischen<br />

62-Jährige, der schon mit 19 Lenzen die Psychedelic-Band<br />

Warm Dust gründete, singt und<br />

komponiert einfach wunderbar eingängig.<br />

Und drückte damit vielen Hits von Michael<br />

Ru<strong>the</strong>rfords Band Mike & The Mechanics,<br />

von woher die meisten den Sänger kennen<br />

dürften, seinen Stempel auf. Diese Kollektion,<br />

eine einzige Kette von Pop-Perlen, vereinigt<br />

Carracks Gruppen Ace, Squeeze, natürlich<br />

Mike & The Mechanics sowie Spin 1ne 2wo.<br />

Dazu kommen Kooperationen des Solisten<br />

mit Paul Young, Bill Wyman & The Rhythm<br />

Kings und den Eagles Don Henley und Timothy<br />

B. Schmit. Dem zuweilen überproduzierten<br />

Sound mancher Songs hört man zwar<br />

die Herkunft aus den überladungsfreudigen<br />

80ern an, doch einschließlich fantastischer<br />

Cover, etwa von “Can’t Find My Way Home”,<br />

bleibt eine zeitlos ohrwurmige Sammlung<br />

schöner Melodien. Parallel auf Doppel-CD.<br />

Hier fein auf 180-Gramm-Vinyl gepresst im<br />

Klappcover mit bedruckten Innenhüllen.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />

2013, 2 LPs, 27 Tracks) lbr<br />

HARRY NILSSON<br />

NILSSON SINGS NEWMAN<br />

Mit<br />

NILSSON<br />

SINGS<br />

NEWMAN<br />

veröffentlicht<br />

Speakers<br />

Corner Records<br />

ein in Europa recht<br />

unbekanntes Album,<br />

das die Zusammenarbeit<br />

von zwei Charakterköpfen dokumentiert,<br />

die durch ihre persönlichen Unterschiede für<br />

genügend kreative Reibung sorgen. Während<br />

Harry Nilsson immer für den etwas<br />

leichteren Zugang zur Musik stand, konnte<br />

ein Randy Newman einfach nicht anders, als<br />

ironisch-sarkastisch zu provozieren – wie das<br />

bitterböse „Liebeslied” “Love S<strong>to</strong>ry” belegt,<br />

das eine öde Beziehung beschreibt, die ihren<br />

Höhepunkt im Altersheim findet. Nilsson<br />

(auch Keyboard und Perkussion) singt auf<br />

dieser Platte nur Kompositionen von Newman,<br />

der ihn auf dem Piano begleitet. Neben<br />

dem melancholischen “Day<strong>to</strong>n, Ohio 1903”<br />

und klassischem Singer/Songwritertum (“The<br />

Bee hive State”) stechen Tracks wie zum Beispiel<br />

“Living Without You” hervor. Insgesamt<br />

betrachtet hat das Album aber einige Ecken<br />

und Kanten, wodurch nicht jeder den Zugang<br />

zur Musik finden wird.<br />

(Speakers Corner Records, 1970,<br />

10 Tracks) at<br />

BILLY JOEL<br />

TURNSTILES<br />

“Say Goodbye To<br />

Hollywood”<br />

wegen<br />

des “New York State<br />

Of Mind” – Billy<br />

Joel begleitete seinen<br />

Wechsel vom langjährigen<br />

Wohn- und<br />

Aufnahme-Ort Kalifornien zurück nach New<br />

York auch musikalisch. Auf seinem vierten<br />

Studio-Album ließ er dazu zum Teil ein<br />

großes Orchester einen regelrechten „Wall Of<br />

Sound” bauen. Zum Glück kommt auch sein<br />

perlendes Klavierspiel nicht zu kurz, das relativ<br />

unbekannte “Summer, Highland Falls”<br />

ist eine großartige Nummer, genau wie das<br />

mit einem schmissigen “Prelude” eingeleitete<br />

“Angry Young Man”. Doch die ganz große<br />

Songwriterkunst packte der Ex-Boxer in seiner<br />

eingangs genannte Hymne an die (neue)<br />

Heimat an der Ostküste aus. Der Sound entspricht<br />

den Hochbit-Remastern von Sony, die<br />

180-Gramm-Pressung ist ordentlich.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1976, 8 Tracks) lbr<br />

Vinyl<br />

BOB DYLAN<br />

ANOTHER SELF PORTRAIT –<br />

THE BOOTLEG SERIES VOL. 10<br />

„Pflicht für Dylan-<br />

Fans”<br />

resümierte<br />

Ulrich Schwartz seine<br />

Besprechung der<br />

Doppel-CD in Good-<br />

Times 5/2013. Und<br />

das gilt für die Triple-LP-Box<br />

erst recht. Zumal sie die Silberscheiben<br />

mit enthält von jener Art Wiedergutmachung<br />

für alle Fans, die das 1970er<br />

Doppelalbum SELF PORTRAIT mit seiner<br />

Streichersoße, seinen unsäglichen Covern<br />

(“The Boxer” lehrt einen wirklich das<br />

Grauen) und den mäßigen Liveversionen<br />

eigener Klassiker für Dylans Schandtat<br />

schlechthin halten. ANOTHER sind hier<br />

nahezu alle Arrangements, downstripping<br />

bis zur Kenntlichkeit als Dylan-Werke<br />

ist angesagt. Das gilt auch für die Songs<br />

vom Folge-Album NEW MORNING und<br />

vom Vorgänger NASHVILLE SKYLINE<br />

(beide auf <strong>Music</strong> On Vinyl als LP wiederveröffentlicht),<br />

die sich hier unter die 35<br />

Lieder mischen. Zur Materialbeschaffung<br />

musste ein Columbia-Team regelrechte Forschungsarbeit<br />

leisten, dann mischten Steve<br />

Addabbo und Steve Berkowitz alles, auch<br />

das in durchwachsener Bootlegqualität oder<br />

dürrem Demosound überlieferte, sehr manierlich<br />

ab , bevor Greg Calbi im Sterling<br />

Sound Studio fantastisch masterte. Nur das<br />

Bild auf dem Cover, wieder vom Meister<br />

selbst gepinselt, könnte noch Fragen<br />

provozieren wie „What is this shit?” Egal.<br />

Die Krönung ist das im großen LP-Format<br />

besonders prunkende, fo<strong>to</strong>strotzende, exzellent<br />

gemachte 58-Seiten-Doku-Beiheft<br />

mit Texten von Greil Marcus (der das SELF<br />

PORTRAIT einst im „Rolling S<strong>to</strong>ne” mit<br />

oben zitierten Worten verriss) und Michael<br />

Simmons. Dazu kommen Innersleeves im<br />

schön reproduzierten Look alter Columbia/<br />

CBS-Veröffentlichungen und eine superbe<br />

Fertigungsqualität. Zugreifen – und freuen.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 1969–1971/2013,<br />

3 LPs 35 Tracks) lbr<br />

WEATHER REPORT<br />

MYSTERIOUS TRAVELLER<br />

Joe Zawinul, Wayne<br />

Shorter,<br />

Alphonso<br />

<strong>John</strong>son, Um Romao,<br />

Ishmael Wilburn<br />

und Miroslav<br />

Vi<strong>to</strong>us präsentierten<br />

sich auf dem vierten<br />

Longplayer von Wea<strong>the</strong>r Report in Höchstform.<br />

Das ungewöhnliche Projekt setzte für<br />

die damalige Zeit Maßstäbe, denn es stand<br />

für die unermüdliche Suche nach neuen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten im Kontext der<br />

beginnenden Fusion. Der Multi-Instrumentalist<br />

Joe Zawinul bestimmte eindeutig<br />

das Konzept, wohingegen die Musiker<br />

seine musikalischen Visionen ausmalten.<br />

Das jazzige Latin-Feuerwerk “Nubian<br />

Sundance”, ein Funk mit spannenden Improvisationen<br />

(“Cucumber Slumber”) und<br />

das höchst dynamische und clever arrangierte<br />

“Scarlet Woman” zählen zu den Anspieltipps<br />

einer Scheibe, die erst auf Vinyl<br />

wieder lebendig klingt.<br />

(Speakers Corner Records, 1974,<br />

7 Tracks) at<br />

Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

einspielt, dann darf die heimliche Hymne<br />

des Ahorn-Staates ja fast nicht fehlen. Paul<br />

O’Brien, gebürtiger Brite, siedelte nach wenig<br />

erfolgreicher Ochsen<strong>to</strong>ur durch Pubs und<br />

Minifestivals seiner Heimat vor zehn Jahren<br />

nach Kanada um. Die Huldigung mit Songs<br />

von Neil Young, Gordon Lightfoot, Joni Mitchell,<br />

Bruce Cockburn, Sarah McLachlan<br />

oder eben Leonard Cohen plus einem Eigengewächs<br />

fällt stimmungs- und geschmackvoll<br />

aus, O’Brien singt, zart begleitet und<br />

umschmeichelnd bebackgrounded, mit angenehmer,<br />

offener Stimme. Die Produktion aus<br />

dem bewährten Hause Pauler Acoustics lässt<br />

ein Wohlklangbad sondersgleichen ein, das<br />

die erstklassige DMM-Pressung und Fertigung<br />

zur audiophilen Wellnessinsel macht.<br />

Auch auf Super Audio CD erschienen.<br />

(S<strong>to</strong>ckfisch/inakustik; 2013, 11 Tracks) lbr<br />

JAMES TAYLOR<br />

JT<br />

Dass der Nice Guy<br />

der<br />

amerikanischen<br />

Songwriter nicht zuletzt<br />

drogenbedingt<br />

auch ganz düstere<br />

Seiten hatte, wissen<br />

viele Zeit- und Leidensgenossen<br />

zu berichten. So sicher auch<br />

Zeitweise-Ehefrau Carly Simon, mit der<br />

James Taylor auf seinem achten Album “Terra<br />

Nova” schrieb und sang. Doch mit dieser<br />

sanften Stimme, mit diesen <strong>to</strong>llen, zärtlichen<br />

oder zartbitteren Songs auf der Habenseite<br />

musste der Schlacks einfach auf der Lichtseite<br />

strahlen. JT, sein Debüt bei Columbia, spielte<br />

er mit der damaligen LA-Studio-Musiker-<br />

„Mafia” ein – musikalisch immer, komposi<strong>to</strong>risch<br />

fast immer auf höchstem Niveau. Beim<br />

Wiederhören fallen auch unbekanntere Perlen<br />

wie das ungewohnt schroffe “I Was Telling<br />

A Lie” neben Klassikern wie “Your Smiling<br />

Face” auf. Produzent Peter Asher bettete alles<br />

in einen fantastisch offenen, aufgeräumten<br />

Sound, in dem fast beiläufig Backgroundstimmen<br />

wie Graham Nash oder Linda Ronstadt<br />

glänzen. Das Reissue im Klappcover mit<br />

beigelegtem Textblatt bewahrt die schlichte<br />

Schönheit dieses Soft-Rockklassikers.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 2013,<br />

2 LPs 16 Tracks) lbr<br />

SHORTY ROGERS<br />

THE WIZARD OF OZ AND OTHER<br />

HAROLD ARLEN<br />

SONGS<br />

Die Bedeutung von<br />

„The Wizard Of Oz”<br />

im<br />

amerikanischen<br />

Kulturkreis<br />

lässt<br />

sich mit der Gewichtung<br />

von „Alice In<br />

Wonderland” in Europa<br />

vergleichen. lih Besonders das von Judy<br />

Garland in der <strong>Music</strong>alversion gesungene<br />

“Some where Over The Rainbow” trug zur<br />

Popularität bei. Im Februar 1958 nahm Shorty<br />

Rogers mit einer Top-Band in Hollywood<br />

ein Album auf, das überwiegend Stücke aus<br />

dem <strong>Music</strong>al in einem Jazzkontext stellt,<br />

aber auch Harold-Arlen-Songs wie “That<br />

Old Black Magic”. Im klassischen Bigband-<br />

Sound arrangiert, verleihen Rogers und seine<br />

Musiker den Kompositionen einen faszinierenden<br />

Drive, ohne sich dabei in ausufernden<br />

Improvisationen zu verlieren. Atemberaubend!<br />

Wie alle Veröffentlichungen von Speakers<br />

Corner erscheint auch dieses erstklassig<br />

gemasterte Album als 180g-Pressung.<br />

(Speakers Corner Records, 1959,<br />

11 Tracks) at<br />

ALPHA OMEGA<br />

DOWN IN THE GRAVITY WELL<br />

Space-Rock<br />

aus<br />

„Down Under”, hochwertig<br />

in zweifarbigem<br />

Vinyl präsentiert,<br />

– bei der jungen<br />

deutschen Plattenfirma<br />

Clostridium Records<br />

steht noch handgemachte Leidenschaft für<br />

die Musik im Vordergrund. Dies klappt natürlich<br />

nur dann, wenn der Inhalt auch mit dem<br />

hochwertigen Erscheinungsbild Schritt hält,<br />

will heißen: Ohne gute Musik nutzt der ganze<br />

Aufwand nichts. Nach den ersten Minuten<br />

von DOWN IN THE GRAVITY WELL kann<br />

Entwarnung gegeben werden, Alpha Omega<br />

zeigen von Beginn an, dass sie ihr Handwerk<br />

verstehen. Zwar bleiben sie dem Space-Rock<br />

über Albumlänge treu, doch variieren sie innerhalb<br />

dieses Stiles wie, wann und wo es<br />

möglich ist, lassen mal die Gitarren in guter<br />

alter S<strong>to</strong>ner-Rock-Art krachen, erschaffen immer<br />

wieder beängstigende Drone-Landschaften,<br />

loten psychedelische Tiefen aus. Klasse<br />

gemacht!<br />

(Clostridium Records, 2013, 9 Tracks) us<br />

BOB DYLAN<br />

DESIRE<br />

Mit DESIRE legte<br />

Bob Dylan – nach<br />

einer kurzen Schwächephase<br />

Anfang<br />

der 70er – 1976 wieder<br />

ein richtig gutes<br />

Album vor. “Hurricane”,<br />

die wahre Geschichte des zu Unrecht<br />

inhaftierten schwarzen Boxers Rubin Carter,<br />

“Joey” über das Leben eines Amerikaners<br />

italienischer Herkunft, der sein Leben im<br />

Mafia-Bandenkrieg verlor, “Oh, Sister”, die<br />

mystische Auseinandersetzung Dylans mit<br />

Gott und Tod, und das kryptische “One More<br />

Cup Of Coffee”, all diese starken Songs wurden<br />

von einer illustren Schar von Musikern<br />

eingespielt, darunter Emmylou Harris, Rob<br />

S<strong>to</strong>ner und Ronee Blakley. Ein Album, das<br />

mit fünf Wochen an der Spitze der US-Charts<br />

auch kommerziell zu Dylans erfolgreichsten<br />

LPs gehört und dazu noch als 180g-Vinyl sehr<br />

räumlich und fein abgestuft klingt.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1976, 9 Tracks) us<br />

GERRY MULLIGAN &<br />

CHET BAKER<br />

CARNEGIE HALL CONCERT<br />

VOLUME 1 & 2<br />

Im November 1974<br />

trafen sich Gerry<br />

Mulligan und Chet<br />

Baker zusammen mit<br />

Ed Byrne, Bob James,<br />

dem<br />

unvergleichlichen<br />

<strong>John</strong> Scofield,<br />

Dave Samuels, Ron Carter und Harvey Mason<br />

in der altehrwürdigen Carnegie Hall in<br />

New York zu einem musikalischen Sondergipfel.<br />

Die beiden „alten Herren” Mulligan<br />

und Baker stellten hier auch die junge Garde<br />

vor – wie zum Beispiel den Drummer Mason<br />

– und boten ihnen somit eine ideale Plattform.<br />

Natürlich wirkt das lyrische “My Funny<br />

Valentine” höchst verführend, aber auch<br />

ein entspanntes “Song For An Unfinished<br />

Woman” und das rasante, von gelungenen<br />

Improvisationen gekrönte “It’s Sandy At The<br />

Beach” tragen zum positiven Gesamteindruck<br />

der Platte bei. Ein Klassiker. Die früher<br />

als Einzel-LPs veröffentlichten Aufnahmen<br />

erscheinen nun als Doppel-LP in einem<br />

hübschen Klappcover.<br />

(Speakers Corner Records, 1975,<br />

8 Tracks) at<br />

LAMP OF THE UNIVERSE<br />

TRANSCENDENCE<br />

Auf wunderschönem,<br />

zweifarbigem<br />

Vinyl<br />

(außen rot, innen<br />

blau) legen die Neuseeländer<br />

von Lamp<br />

Of The Universe mit<br />

TRANSCENDENCE<br />

ein Album vor, das seinem Namen alle Ehre<br />

macht. Denn die musikalischen Trips, die sie<br />

hier ihren Hörern anbieten, gewähren wahrlich<br />

genügend Möglichkeiten, um damit in<br />

ferne Geisteswelten zu entfliehen. Ganz,<br />

ganz frühe Pink Floyd – weniger melodisch,<br />

mehr von der Grundstimmung her – kann<br />

man heraushören, natürlich darf eine Sitar<br />

nicht fehlen, ab und zu driftet das Ganze aber<br />

auch in Richtung noisige Soundscapes ab.<br />

Klasse auch das herrlich gestaltete Cover,<br />

hier passt einfach alles bestens zusammen,<br />

so macht das Abdriften Spaß!<br />

(Clostridium Records, 2013, 6 Tracks) us<br />

JOE VITALE<br />

ROLLER COASTER WEEKEND<br />

Zusammen mit Joe<br />

Walsh, mit dem er<br />

zuvor schon in dessen<br />

Band Barns<strong>to</strong>rm<br />

zwei LPs aufgenommen<br />

hatte, veröffentlichte<br />

Joe Vitale 1974<br />

sein erstes Solo-Album. Für ROLLER<br />

COASTER WEEKEND hat er damals alle<br />

Songs selbst geschrieben und ist an Bass,<br />

Schlagzeug, Keyboards, Syn<strong>the</strong>sizer und<br />

Perkussion zu hören, hat dazu noch alle Gesangsspuren<br />

eingesungen, nur die Gitarren<br />

wurden von Joe Walsh, Phil Keaggy und<br />

Rick Derringer bedient. Dass es dennoch<br />

kein Gitarren-lastiges Album geworden ist,<br />

das ist der songdienlichen Produktionsarbeit<br />

von Ron und Howard Albert (Derek &<br />

The Dominos, Allman Bro<strong>the</strong>rs Band) zu<br />

verdanken, denen es gelang, Vitales Vorlagen<br />

im Stile von rockigem Westcoast zu<br />

arrangieren. Top-Track ist ohne Frage “Falling”,<br />

dessen Melodie sich später Walsh für<br />

“At The Station” ausborgte ...<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1974,<br />

11 Tracks) tk<br />

MINK DeVILLE<br />

COUP DE GRACE<br />

Gute Alben entstehen<br />

dann, wenn<br />

Rockmusiker<br />

Probleme<br />

haben. Und<br />

die hatte Willy De-<br />

Ville eigenen Aussagen<br />

nach 1981, als<br />

COUP DE GRACE entstand, genügend.<br />

Probleme mit der Band, dem Manager,<br />

Vinyl<br />

der Plattenfirma und mit seiner Drogensucht.<br />

So schickte er kurzentschlossen<br />

seine Band in die Wüste, nahm unter der<br />

Produktionsregie von Jack Nitzsche zusammen<br />

mit The Kick – der Begleitband<br />

Helen Schneiders – ein richtig gutes<br />

Rock’n’Roll-Album auf. Der schlüpfrige<br />

New-Orleans-Sound von “Love And Emotion”,<br />

das Bruce Springsteen in den Schatten<br />

stellende “Maybe Tomorrow”, der Bläser-befeuerte<br />

Bluesschleicher “Teardrops<br />

Must Fall, das Soul-verliebte “You Better<br />

Move On” – Songs, die Willy DeVille trotz<br />

– oder wegen? – seiner Probleme zu mit<br />

den besten seiner Karriere machte.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1981,<br />

10 Tracks) us<br />

BONNIE RAITT<br />

GIVE IT UP<br />

Wie schon auf ihrem<br />

starken Debüt ein<br />

Jahr zuvor konnte<br />

Bonnie Raitt für ihr<br />

1972 veröffentlichtes<br />

Zweitwerk<br />

GIVE<br />

IT UP auf die Unterstützung<br />

tüt einer ganzen Schar Musiker<br />

zählen. Mit Könnern wie Paul Butterfield,<br />

Mel Saunders, Dave Holland, Jackie Lomax,<br />

<strong>John</strong> Payne, Eric Kaz und <strong>John</strong> Hall<br />

gelang es Bonnie Raitt, ihre eigenen Songs<br />

sowie die Stücke von Barbara George (“I<br />

Know”), Chris Smi<strong>the</strong>r (“Love Me Like A<br />

Man”), Jackson Browne (“Under The Falling<br />

Sky”) und Sippie Wallace (“You Got<br />

To Know How”) einerseits wie klassischen<br />

Blues klingen zu lassen, andererseits dem<br />

Ganzen durch ihren herausragenden Gesang<br />

aber auch eine eigene, frische Note zu<br />

verleihen. Das 180g-Vinyl kommt diesem<br />

Eindruck natürlich noch entgegen, verstärkt<br />

diese klasse vokalen Leistungen vom ersten<br />

bis zum letzten Ton.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972,<br />

10 Tracks) us<br />

THE J. GEILS BAND<br />

THE J. GEILS BAND<br />

Dass<br />

schweißtriefender<br />

Rock’n’Roll<br />

1970 alles andere<br />

als<br />

abgeschrieben<br />

war, das zeigt der<br />

Blick auf THE J.<br />

GEILS BAND, dem<br />

LP-Debüt Dbüt der gleichnamigen Band aus<br />

Massachusetts. Auch wenn sie später noch<br />

etwas an Power zulegen konnte, war dieses<br />

Album eine einzige Party, bestehend<br />

aus Energie, Spaß und hemdsärmeliger Arbeit.<br />

Hyperaktiv dabei Sänger Peter Wolf,<br />

eine ganz eigene Note steuerte Mundharmonika-Irrwisch<br />

Magic Dick bei, Band-<br />

Boss J. Geils arbeitete sich das Griffbrett<br />

seiner Gitarre rauf und runter: So konnte<br />

man damals schon lange keine Band mehr<br />

ackern hören. Für den Großteil der Songs<br />

sorgten Geils & Co. selbst, dazu packten<br />

sie Blues-Rock-Cover von Otis Rush<br />

(“Homework”), <strong>John</strong> Lee Hooker (“Serves<br />

You Right To Suffer”) und Albert Collins<br />

(“Sno-Cone”). Richtig druckvoll auch<br />

der Klang des 180g-Vinyls, ja, so muss<br />

schweißtriefender Rock’n’Roll klingen!<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970,<br />

11 Tracks) us<br />

Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

TOM PRINCIPATO<br />

ROBERT JOHNSON TOLD<br />

ME SO<br />

Auch wenn<br />

der Titel anderes<br />

suggerieren<br />

mag,<br />

ein<br />

Bluesalbum<br />

im<br />

klassischen<br />

Sinne ist itdiese CD definitiv nicht.<br />

Vielmehr gibt es hier neben dem mit<br />

Slideriff und Bluesharp daherkommenden<br />

Titelsong etwa auch Latininspirierte<br />

Grooves, eine Reggaenummer<br />

sowie jazzig Angehauchtes<br />

zu hören. Für die acht Tracks aus eigener<br />

Feder – einer davon gleich in<br />

zwei Varianten – konnte sich Principa<strong>to</strong><br />

wieder der Unterstützung namhafter<br />

Mitstreiter wie Chuck Leavell<br />

oder Willie Weeks versichern, deren<br />

Parts allerdings nicht im selben Studio<br />

eingespielt wurden. Herausgekommen<br />

ist dabei ein bestens produziertes<br />

Album, mit dem Principa<strong>to</strong><br />

einmal mehr seine Qualitäten als<br />

Sänger, Gitarrist und Songschreiber<br />

unter Beweis stellen kann. Etwas<br />

mehr an Spieldauer hätte es im CD-<br />

Zeitalter dann aber doch sein dürfen.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2013, 8/37:38) ms<br />

CANDI STATON<br />

MUSIC SPEAKS LOUDER<br />

THAN WORDS / HOUSE OF<br />

LOVE + CANDI / YOUNG<br />

HEARTS RUN FREE<br />

Candi Sta<strong>to</strong>n aus Alabama erregte<br />

international Aufmerksamkeit mit einigen<br />

guten Soulalben in den Jahren<br />

1970 bis 1972. Mit zwei Doppel-CDs,<br />

die vier fortlaufende Alben enthalten,<br />

wird jetzt an ihre Zeit bei Warner<br />

Bro<strong>the</strong>rs von 1974 bis 1978 erinnert.<br />

Während das 1974er Album CANDI<br />

noch an ihre Soulphase anknüpft, tendieren<br />

die drei folgenden Alben stärker<br />

in die Richtung des niveauvollen<br />

Disco-Pop. Dabei sprang für die Sängerin<br />

auch ein Nr. 2-Hit in England<br />

(“Young Hearts Run Free”) heraus.<br />

Die beiden Doppel-CDs wurden mit<br />

insgesamt neun Bonus-Titeln ergänzt,<br />

dabei ist auch die 12-Inch-Version<br />

von “Young Hearts”. Jeweils dicke<br />

und sehr informativ gestaltete Booklets<br />

bestechen bei den insgesamt liebevoll<br />

gestalteten Editionen.<br />

(Edsel/Soulfood, 1974/76 +<br />

1977/78, 12/38:55, 12/60:06 +<br />

12/43:26, 10/52:25) p<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ELVIS PRESLEY & THE<br />

SONGS THAT DROVE HIM<br />

WILD<br />

Ob nun tatsächlich sämtliche hier präsentierten<br />

Songs den King in seiner Jugend<br />

dermaßen begeistert haben, wie es<br />

der Titel dieser Compilation suggeriert,<br />

mag einmal dahingestellt sein. Fakt ist,<br />

dass Arthur „Big Boy” Crudups ”That’s<br />

All Right”, mit dem CD 1 eröffnet, zur<br />

A-Seite von Presleys erster Sun-Single<br />

wurde und er etwa auch Junior Parkers<br />

auf CD 2 vertretenes ”Mystery Train”<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

für Sam Phillips’ Label einspielte. Die<br />

meisten anderen Tracks sind hingegen<br />

eher als stellvertretend für jene Spielarten<br />

des Blues anzusehen, wie sie der<br />

junge Presley z.B. im in Memphis beheimateten<br />

Radiosender WDIA zu hören<br />

bekommen haben könnte, vom frühen<br />

Delta-Blues eines Charley Pat<strong>to</strong>n über<br />

modernere Klänge à la B.B. King oder<br />

Bobby „Blue” Bland bis hin zu Jackie<br />

Brens<strong>to</strong>ns R&B- bzw. Rock’n’Roll-<br />

Klassiker ”Rocket 88”. Nähere Infos<br />

zu Presleys in dieser „Memphis Blues<br />

Collection” – so der CD-Untertitel –<br />

dokumentierten „Blues roots” liefert ein<br />

Essay des britischen Musikchronisten<br />

Alan Clayson im Booklet.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 2013,<br />

28/80:12, 28/78:42) ms<br />

BLUES COMPANY<br />

X-RAY BLUES<br />

Toscho<br />

Todorovic<br />

und die<br />

Champions der<br />

Verlässlichkeit<br />

haben es wieder<br />

geschafft:<br />

ein<br />

Set mit Bandbreite,<br />

Band-Spirit, it Spielfreude und<br />

Referenzklang. Wenn das so selbstverständlich<br />

wäre, würden es ja alle<br />

so machen. Referenzen gibt es an die<br />

Vorbilder in ihrem Metier: “The Blues<br />

Been Good To Me”, Toschos Dank an<br />

sein Lebenswerk, besitzt zwinkernde<br />

S<strong>to</strong>nes-Anklänge, samt temperamentvoller<br />

„Soul Sistaz” Seda Devran &<br />

Anina Schibli. Leon Russells “Big<br />

Legged Woman” ist dank Mike Titres<br />

schneidender Leadgitarre im Albert-<br />

King-Modus angesiedelt, “A Little<br />

Bit Of That” vom Cocker-Schreiber<br />

Bucky Lindsay siedelt sich im Ry-<br />

Cooder-Country an, samt Arthur Marzukowskis<br />

herrlicher Tuba. Toscho beweist<br />

in “If I Only Could” wieder, dass<br />

er ein sensibler Crooner sein kann. Die<br />

Rhythmusbasis von Florian Schaube<br />

(dr) und Arnold Ogrodnik (b) ist nicht<br />

zu verachten; die Gitarrenarbeit von<br />

Titre & Todorovic (sowie Ogrodnik)<br />

wird immer wieder aufgelockert durch<br />

die Fabulous BC Horns.<br />

(inakustik, 2013, 13/61:50) utw<br />

JIMMY VIVINO &<br />

THE BLACK ITALIANS<br />

13 LIVE<br />

Jimmy Vivino benannte seine Band<br />

nach einem italienischen Eiergericht<br />

und spielt gleichzeitig auf die Herkunft<br />

der Musiker an, die den verschiedensten<br />

ethnischen Minoritäten angehören<br />

– Italiener, Schwarze oder Kubaner.<br />

Dementsprechend bunt fällt die Musik<br />

aus. Neben einem schweißtreibendem<br />

Cover von <strong>John</strong>ny Winters “Fast Life<br />

Rider” und zwei Neuinterpretationen<br />

von Dylan-Songs (“From A Buick 6”,<br />

“Maggie’s Farm”) stehen die Eigenkompositionen<br />

im Fokus. Blues im Stil<br />

der Blues Bro<strong>the</strong>rs, bei dem die Soulröhre<br />

Ca<strong>the</strong>rine Russell für ordentlich<br />

Stimmung sorgt (“Soulful Dress”),<br />

Rock’n’Roll mit Bluesparts (“Heaven In<br />

A Pontiac”) und ein wenig Latin-Funk<br />

(“Animalism”) überzeugen durch Au<strong>the</strong>ntizität<br />

und Spielfreude. Besonders<br />

berührend wirkt der “Song For Levon”,<br />

gewidmet Levon Helm von The Band.<br />

(Blind Pig/Fenn, 2013, 13/58:56) fl<br />

DIETER KROPP<br />

SCHÖNE BESCHERUNG<br />

Jedes Jahr neue Christmas-Cracker –<br />

Harp-Santa-Claus Kropp liefert den<br />

Beweis, dass er Zeitreisen beherrscht:<br />

Geläut & ”Süßer die Glocken” klingen<br />

nicht nach Parodie, sondern herzerwärmend.<br />

Harmonische Links zur Kinderzeit<br />

nimmt man der Lipper Blueslippe<br />

ab: “Jingle Bells” als “Kleiner weißer<br />

Schneemann”, Micky Meinerts Gitarre<br />

liefert Twang satt, eine Bläsersektion<br />

unterstützt den stets virtuosen<br />

Harmonika-Mann etwa beim launigen<br />

“Frohe Weihnacht, Baby, die Schwiegereltern<br />

sind eingeschneit”. Bereicherung<br />

bringt Pianist Dennis Koeckstadt<br />

von BB & The Blues Shacks nicht nur<br />

im second-line “Tannenbaum”, und<br />

Helene Fischers Achim Meier drückt<br />

die Hammond B3 bei “Schneeflöcken,<br />

Weißröckchen.” Titelsong? Dobro-<br />

S<strong>to</strong>mp trifft Schlager, darauf muss man<br />

erst mal kommen! Hübsches Cover.<br />

(Spareribs Records, 2013,<br />

14/41:24) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

REMEMBERING LITTLE<br />

WALTER<br />

Der schon 1968<br />

vers<strong>to</strong>rbene<br />

Harp-Player<br />

Little Walter hat<br />

den Sound des<br />

Chicago-Blues<br />

mit definiert, besonders<br />

als Sidekick k für Muddy Waters.<br />

Sein lebendiger Ton, die innovativen<br />

Phrasierungen und das exzellente Timing<br />

stellen für die aktuelle Bluesszene<br />

immer noch ein Novum dar. Mit dieser<br />

ausgezeichneten CD setzen unter anderem<br />

Charlie Musselwhite, Billy Boy<br />

Arnold, Sugar Ray Norcia und Nathan<br />

James dem Mann ein Denkmal. Besonders<br />

der Klang der CD beeindruckt,<br />

denn die Herren besinnen sich auf die<br />

dreckigen Sounds vergangener Jahrzehnte<br />

und glätten nicht. Grooviger<br />

Chicago-Blues (“Up The Line”), Blues<br />

mit Jazzeinwürfen (“My Babe”), leichtfüßiger<br />

Shuffle (“I Got To Go”) und intensiver<br />

Slow Blues (“Just A Feeling”)<br />

werden von einem expressiven Mundharmonikaspiel<br />

gekrönt, das eines Little<br />

Walters würdig ist. Empfehlung.<br />

(Blind Pig/Fenn, 2013, 11/56:01) at<br />

HOWLIN’ BILL<br />

MIDNIGHT HERO<br />

Die Band Howlin’ Bill hat in den letzten<br />

zehn Jahren wie die Berserker malocht,<br />

einige Alben aufgenommen und<br />

zahlreiche Auftritte absolviert. Ihr europäischer<br />

Blues wirkt durch die stilistische<br />

Offenheit gegenüber Subgenres<br />

des Stils. Auf der ersten CD wurden 15<br />

Tracks der Studioveröffentlichungen<br />

kompiliert, die sich zwischen Chicago<br />

Blues mit starken Harpbeiträgen be-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55<br />

KRAUTROCK<br />

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VERTIGO SWIRL<br />

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CD<br />

REVIEWS<br />

wegten (“Midnight Hero”), einer Nummer<br />

mit Stray-Cats-Zitaten (“Circus Is Coming<br />

To Town”), Country-Rock (“A Date With The<br />

Devil”), Jazz-bluesigem Material (“Bellboy<br />

<strong>John</strong>”), aber auch wenigen eher belanglosen<br />

Blues-Rocktracks (zum Beispiel “Don’t Wanna<br />

Go Home”). Auf der Bühne überzeugen die<br />

Jungs in voller Länge, da hier die Songs mit<br />

wesentlich mehr Schmackes dargeboten werden.<br />

Anspieltipp!<br />

(Blues Boulevard/H’Art, 2013,<br />

16/56:35) fl<br />

EARTH, WIND & FIRE<br />

THE COLUMBIA MASTERS<br />

Ob sich der Jazzschlagzeuger Maurice White<br />

1969, als er in Chicago die Band Earth, Wind<br />

& Fire gründete, wohl vorstellen konnte, dass<br />

er damit eine stilprägende und bis heute erfolgreiche<br />

Band ins Leben gerufen hatte? Von<br />

1972 bis 1990 war sie bei Columbia unter<br />

Vertrag, veröffentlichte in diesem Zeitraum<br />

15 Alben, die (ergänzt um eine Bonus-Disc<br />

voller Singles und alternativer Versionen)<br />

als hochwertig aufgemachte Vinyl-Replicas<br />

nun als THE COLUMBIA MASTERS in<br />

einer voluminösen Box zusammengefasst<br />

wurden. Und da sie in dieser Zeit auch ihre<br />

größten Erfolge einfuhr, erhält man mit diesem<br />

schmucken Würfel auch so ziemlich das<br />

Beste aus ihrer Karriere. Aber nicht nur, und<br />

genau das macht ja solche Zusammenstellungen<br />

aus. Denn wie so oft bieten die remasterten<br />

Originalalben massenhaft weiteres<br />

Entdeckungspotenzial, völlig klar, dass sich<br />

bei einer solch kreativen Zusammenrottung<br />

von Topmusikern – von Philip Bailey über<br />

Larry Dunn bis zu Al McKay – auch genügend<br />

versteckte Songperlen befinden. Wer auf<br />

Bläser-befeuerten Soul steht, wird zwar einige<br />

dieser Alben schon im Plattenschrank haben,<br />

dennoch lohnt es sich, mit dieser Box eventuell<br />

vorhandene Lücken zu füllen.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 16 CDs) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

IT MOVES ME – THE SONGS OF<br />

BERRY GORDY<br />

Diese nach einem von Berry Gordy für Eddie<br />

Holland geschriebenen Song betitelte und<br />

mit 16-seitigem Booklet daherkommende<br />

Compilation dokumentiert die Frühphase des<br />

Mo<strong>to</strong>wn-Sounds am Beispiel von 30 Tracks,<br />

die in den Jahren 1959 bis 1962 auf einem von<br />

Gordys Labels erschienen und sämtlich von<br />

ihm (mit)verfasst wurden. Zu den bekannteren<br />

Acts zählen dabei die Miracles, Supremes<br />

und Temptations sowie Marvin Gaye und der<br />

noch mit dem Beinamen Little apostrophierte<br />

Stevie Wonder, die sich allerdings erst in der<br />

Folgezeit als Hitlieferanten für Gordy erweisen<br />

sollten. Umgekehrt gehen Titel mit hohem<br />

Wiedererkennungswert wie die oft gecoverten<br />

Nummern ”Money (That’s What I Want)” und<br />

”Do You Love Me” hier mit Barrett Strong<br />

bzw. den Con<strong>to</strong>urs auf das Kon<strong>to</strong> deutlich weniger<br />

populärer Musiker.<br />

(Soul Jam Records/inakustik, 2013,<br />

30/76:32) ms<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

NORTHERN BOYS: CLASSIC<br />

GEMS + TREASURES FROM<br />

A TALCUM-COATED DANCE-<br />

FLOOR<br />

Der Nor<strong>the</strong>rn Soul ist besonders in Großbritannien<br />

ein heißes Thema, dem regelmäßig<br />

Compilations gewidmet werden. Der tanzbare<br />

Sound und die sich um die heißblütigen<br />

Klänge bildende Szene haben die UK-Musik<br />

über Jahre direkt beeinflusst und den Croonern<br />

ihre Vorherrschaft geraubt. Auf der<br />

vorzüglich zusammengestellten CD finden<br />

sich unter anderem Charles Sheffield, Ronnie<br />

Love, Roy Hamil<strong>to</strong>n, die Egyptians mit<br />

dem Tanzbodenfeger “Party S<strong>to</strong>mp” und<br />

Earl Connelly. Gemeinsame Elemente sind<br />

fast immer die die Musik aufpeitschenden<br />

Bläser, ein frecher-flippiger Gesang und ein<br />

unwiderstehlicher Rhythmus, der wirklich<br />

jeden zum hemmungslosen Abtanzen animiert.<br />

Groovy! In dem achtseitigen Booklet<br />

präsentiert Dave Henderson vom „Mojo”-<br />

Magazin einiges an Hintergrundinformationen,<br />

wobei er aber auch nicht alle Gerüchte<br />

und Geheimnisse auflösen kann.<br />

(Righteous/Rough Trade, 2013,<br />

26/62:27) at<br />

MILLER ANDERSON<br />

FROM LIZARD ROCK<br />

Das<br />

Live-Doppel<br />

erschien<br />

erstmals<br />

im Frühjahr 2009<br />

und wurde ein Dauerseller,<br />

besonders<br />

auf Tourneen Andersons<br />

mit eigener<br />

Truppe und der Hamburg<br />

Blues Band, deren<br />

festes Mitglied der Wahl-Brigh<strong>to</strong>ner Schotte<br />

seit einiger Zeit ist. Talent und Intensität dringen<br />

Anderson bei seiner Performance aus jeder<br />

Pore, ob bei Ry Cooders “Borderline” oder<br />

dem treibenden “Boogie Bro<strong>the</strong>rs” – Titelstück<br />

seiner Savoy-Brown-Ära. Dazu strahlt<br />

er jene coole Lässigkeit aus, die wohl stets<br />

seine Weltkarriere verhinderte, grundsympathisch!<br />

Höhepunkte des Doppels sind klar<br />

seine Ausflüge in seine Anfänge in der Keef<br />

Hartley Band, für deren Reper<strong>to</strong>ire er fast<br />

allein verantwortlich zeichnete: “Sinnin’For<br />

You”, “Just To Cry” und das berserkerhafte<br />

“Leavin’ Trunk” sind Meilensteine des Blues,<br />

wie sie hier zelebriert werden. Inspirierter<br />

Sparringspartner: Frank Tischer an der Hammond.<br />

Zugabe: eine Unplugged-Version von<br />

“Little Man Dancing”, in dem sich Anderson<br />

über den Dienstleistungscharakter des Muckertums<br />

auslässt. Unverzichtbar.<br />

(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2009,<br />

9/58:53, 12/60:55) utw<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

THE POCKET PLAYERS<br />

ACID BLUE HORIZON<br />

Eine reine Bade-Buchten-Band, gibt’s das?<br />

The Pocket Players lassen den alten Witz vom<br />

„Busman’s holiday” aufleben: Was machen<br />

Mucker im Urlaub? Mucken! Was die dänischen<br />

Blueser im Fahrwasser Dr. Feelgoods<br />

über die Genre-Masse hinaushebt, ist die rattenscharfe,<br />

dabei humorige Hammondorgel<br />

von Palle Hjorth, Nachfolger Thomas Koppels<br />

(†2006) bei den Prog-Pionieren Savage<br />

Rose. Der Mann <strong>to</strong>bt nicht nur bei J.B. Hut<strong>to</strong>s<br />

“Combination Boogie” hinter seinen Tasten<br />

wie der junge Jerry Lewis auf der Comedianbühne;<br />

auch auf Konserve kommt genug rüber.<br />

Elmore James’ “Person To Person” wird<br />

schön geshuffelt, Ole Bech klingt angenehm<br />

wie der junge Harry „Cuby” Muskee. “Bad<br />

Bad Whiskey” scheint ihnen Amos Milburn<br />

auf die agilen Leiber geschrieben zu haben, “I<br />

Take What I Want” von Sam & Dave covern<br />

nach den Hollies nun auch diese Jütländer, die<br />

den Groove dank Sören und Henrik Poulson<br />

„in <strong>the</strong> pocket” haben.<br />

(Gateway <strong>Music</strong>/Import, 2013,<br />

10/35:03) utw<br />

BILLY PRESTON &<br />

SYREETA<br />

BILLY PRESTON & SYREETA:<br />

EXPANDED EDITION<br />

Der renommierte Billy<br />

Pres<strong>to</strong>n und Syreeta,<br />

die ehemalige Frau<br />

von Stevie Wonder,<br />

waren in gesanglicher<br />

Hinsicht ein Traumpaar.<br />

Pres<strong>to</strong>ns weiche<br />

und angenehme Stimme und ihre höhenreichen<br />

Vocals ergänzten sich optimal. Das<br />

Album auf Mo<strong>to</strong>wn aus dem Jahr 1981 setzt<br />

genau bei den Stärken des Duos an, nämlich<br />

den Balladen im Soulkontext. Glücklicherweise<br />

wird der Disco-Boom noch weitestgehend<br />

ignoriert. Guter, alter Soul, eingespielt<br />

von Topmusiker steht auf dem Programm,<br />

wobei Streicher und Bläser geschmackvolle<br />

Akzente setzen. Neben den zehn Tracks des<br />

Originals finden sich die beiden Nummern<br />

“With You I’m Born Again” und “Go For<br />

It” jeweils in der Single- und der Maxiversion,<br />

sowie drei weitere Stücke, die damals<br />

im Single-Format auf den Markt kamen. Gefühlvolle<br />

und bedächtige Musik, die man so<br />

heute nicht mehr findet!<br />

(Soulful <strong>Music</strong>/Rough Trade, 1981,<br />

17/72:24) at<br />

THE PEE WEE BLUESGANG<br />

FEAT: DRAFI DEUTSCHER<br />

PLAYING FUNKY –<br />

THE LOST ALBUM<br />

Natürlich macht sich der Name Drafi<br />

Deutscher auf dem Cover von PLAYING<br />

FUNKY als Verkaufsargument gut, doch<br />

die Zusammenarbeit der Pee Wee Bluesgang<br />

mit Deutscher dauerte 1983 nach anfänglicher<br />

(Live-)Begeisterung im Studio<br />

nicht allzu lange. Man verkrachte sich, die<br />

Bänder verschwanden in den Archiven, um<br />

jetzt klanglich beachtlich überarbeitet als<br />

„Lost Album” doch noch öffentliches Gehör<br />

zu finden. Auf drei Songs ist Deutscher singend<br />

zu hören, die meisten Texte für Sänger<br />

Richard Hagel stammten von Chris Evans<br />

Ironside, dem langjährigen Drafi-Partner,<br />

während Gitarrist Thomas Hesse fast alles<br />

komponiert hatte und dabei auf einen unspektakulären,<br />

aber unterhaltsamen Mix aus<br />

Boogie, Blues-Rock und R&B setzte. Alles<br />

tönt solide, rechtfertigt die späte Erstveröffentlichung<br />

durchaus, auch wenn Produzent<br />

Deutscher einige Kanten wegschliff.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2013, 10/41:45) pro<br />

ERIC BIBB<br />

JERICHO ROAD<br />

Mit seiner samtigen Stimme, seinem gepflegten<br />

Fingerpicking auf der akustischen Gitarre<br />

und dem wohlklingenden Stilmix aus Blues,<br />

Gospel, Folk und Soul wird Eric Bibb auch<br />

mit diesem neuen Album seine Fans wiederum<br />

begeistern. Von karg instrumentierten<br />

Singer/Songwritertiteln über gepflegte Soulgroover<br />

mit Chorsängerinnen, Bläsersätzen,<br />

Streichern und pointierten Solos auf Gitarren,<br />

Klavier oder auch Trompete bis zum finalen<br />

Track mit afrikanischen Einflüssen deckt JE-<br />

RICHO ROAD ein breites Spektrum ab. Wie<br />

immer ist Bibb au<strong>the</strong>ntisch und mit Herzblut<br />

bei der Sache. Die studiotechnisch wunderbar<br />

aufgezeichneten Songs machen auch unter audiophilen<br />

Gesichtspunkten viel Freude.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2013, 15/58:21) rg<br />

THE HOLMES BROTHERS<br />

BROTHERHOOD<br />

Eigentlich als Trio am Start, haben sich die<br />

Brüder Sherman (b) und Wendell Holmes<br />

(g) sowie ihr „bro<strong>the</strong>r in spirit”, wie der<br />

Dritte im Bunde, Drummer Popsy Dixon,<br />

auf der Alliga<strong>to</strong>r-Homepage tituliert wird,<br />

auch bei den Aufnahmen zu dieser Produktion<br />

wieder der Unterstützung diverser<br />

Gäste versichern können. Mit diesen spielten<br />

die zweifachen Blues-<strong>Music</strong>-Award-<br />

Gewinner in unterschiedlichen Konstellationen<br />

14 Tracks ein, von denen acht auf das<br />

Kon<strong>to</strong> von Wendell bzw. Sherman Holmes<br />

gehen, während man sich für den Rest u.a.<br />

bei Ike Turner sowie den Stax-Legenden<br />

William Bell und Booker T. Jones bediente.<br />

Herausgekommen ist dabei ein äußerst<br />

hörenswertes Album im Spannungsfeld von<br />

Blues, Gospel und Soul, das nicht zuletzt<br />

auf Grund der gesanglichen Qualitäten aller<br />

drei „Brüder” überzeugt.<br />

(Alliga<strong>to</strong>r/inakustik, 2013, 14/53:58) ms<br />

PETER STRAKER<br />

PETER STRAKERS BREL<br />

Peter Straker? In<br />

Deutschland<br />

ein<br />

so gut wie unbekannter<br />

Name. In<br />

Großbritannien hat<br />

sich der facettenreiche<br />

Sänger und<br />

Sh Schauspieler il eine hervorragende Reputation<br />

erarbeitet, besonders durch seine Auftritte<br />

in dem <strong>Music</strong>al „The Rocky Horror<br />

Picture Show” oder der Bühnenfassung<br />

von „Thommy”. Der enge Freund Freddie<br />

Mercurys entdeckte schon früh seine Liebe<br />

zum englischsprachigen Reper<strong>to</strong>ire des in<br />

Belgien geborenen Chansonniers Jacques<br />

Brel, der in den Sechzigern Ray Davies<br />

von den Kinks und vor allem Scott Walker<br />

inspirierte. Nun hat er sich Songs wie<br />

“Funeral Tango”und “If You Go Away” zur<br />

Brust genommen und mal modern, mal eher<br />

traditionell interpretiert. Interpretation ist<br />

der Schlüsselbegriff, denn Straker hat eine<br />

Modulationsfähigkeit in seiner Stimme, die<br />

den Vorgaben gerecht wird, aber zugleich<br />

neue Wendungen integriert. Sehr schön!<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

12/42:49) at<br />

DR. K’S BLUES BAND<br />

DR. K‘S BLUES BAND<br />

Neuauflage des einzigen Albums (1968) dieser<br />

Londoner Band, das 1992 auf CD unter<br />

dem Titel ROCK THE JOINT! erhältlich war.<br />

Dr. K (Richard Kaye) spielte ein kräftig hämmerndes<br />

Boogie-Klavier und wurde begleitet<br />

von Mick Haase (voc), Geoff Krivit (g),<br />

Roger Rolt (g), Harold Vickers (b) und Eric<br />

Peachy (dr). Der muntere Haufen saugte seine<br />

Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

Inspirationen aus schwarzen Chicago-<br />

Blues-Vorbildern und natürlich auch aus<br />

dem Sound der ganz frühen Yardbirds<br />

und S<strong>to</strong>nes. Im Unterschied zu denen<br />

kam man allerdings über ein sogar recht<br />

florierendes Dasein als Dauereinheizer<br />

in den Pubs und Kleinclubs der Metropole<br />

nie richtig hinaus. Das Album<br />

verkaufte sich im UK und in den USA<br />

mager bis mickrig. Was unverdient ist,<br />

denn Mick Haase war ein mehr als ordentlicher<br />

Vokalist, und die Piano- und<br />

Saitentöne hatten Feuer unterm Kessel.<br />

Bis auf ein paar Traditionals spielte<br />

die Gruppe auch nur Eigenmaterial,<br />

das sich noch heute hören lassen kann.<br />

Schönes Sammlerstück!<br />

(Sunbeam/Soulfood, 1968,<br />

11/32:53) hjg<br />

SNAKEFINGER<br />

SNAKEFINGER’S HISTORY<br />

OF THE BLUES – LIVE IN<br />

EUROPE<br />

Mit den Residents<br />

schrieb der<br />

1987 vers<strong>to</strong>rbene<br />

Gitarrist<br />

Philip<br />

„Snakefinger”<br />

Lithman<br />

Musikgeschichte,<br />

1983 spielte er sich ihin Bremen mit<br />

einer hochklassigen, achtköpfigen Band<br />

im Rücken einmal quer durch die Geschichte<br />

des (elektrischen) Blues. Das<br />

Schöne an dieser Reise ist der Umstand,<br />

dass sich Lithman so tief und ausführlich<br />

mit dem Thema beschäftigt hat,<br />

dass er fast gänzlich auf allseits bekannte<br />

Stücke verzichten konnte und<br />

dafür lieber unbekanntere Perlen von<br />

Bluesgrößen wie Tampa Red, Robert<br />

<strong>John</strong>son, Muddy Waters, Memphis Slim<br />

oder B.B. King ausgesucht hat. Unverzichtbar<br />

dabei seine kurzen Ansagen zu<br />

den Songs sowie die ausführlichen Infos,<br />

die sich im umfangreichen Booklet<br />

finden, so macht (Blues-)Geschichtsunterricht<br />

Spaß, so kurzweilig und au<strong>the</strong>ntisch<br />

dargeboten werden hier auch<br />

Musikfreunde, die sonst mit Blues nicht<br />

allzu viel anfangen können, auf ihre<br />

Kosten kommen.<br />

(Promising <strong>Music</strong>/Fenn,<br />

1983, 70:28) us<br />

INNES SIBUN<br />

LOST IN THE WILDERNESS<br />

Mit einem flotten Rock’n’Roll samt<br />

Pianosolo startet Gitarrist/Sänger Innes<br />

Sibun (Ex-Robert Plant Band)<br />

mit “You Can’t Miss What You Never<br />

Had” seinen Ausflug in die Wildnis, um<br />

dann im Titelsong in einem Slow Blues<br />

zu versinken. Er lässt einzelne Noten<br />

stehen, zieht sie gefühlvoll – und beweist<br />

einmal mehr, wie zutreffend die<br />

These „Weniger ist oft mehr” ist! Und<br />

im Hintergrund sorgt eine Frauenstimme<br />

für Pink-Floyd-Stimmung. Dass<br />

er auch auf der Akustikgitarre fit ist,<br />

demonstriert Sibun mit dem beseeltgetragenen<br />

Instrumental “Where Are<br />

You?”. Ähnlich abwechslungsreich,<br />

mal bluesiger, mal rockiger, mal hochenergetisch,<br />

mal gefühlvoll geht es<br />

weiter. Dazu kommen nachdenkliche,<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

teils au<strong>to</strong>bio grafische Texte. Sibun<br />

macht nachvollziehbar, warum er für<br />

Altmeister Paul Jones einer der „drei<br />

besten UK-Bluesgitarristen” ist. Stark!<br />

(Blues Boulevard/H’Art, 2013,<br />

12/51:05) pro<br />

WILLIS EARL BEAL<br />

NOBODY KNOWS<br />

Auf einen solchen<br />

Sänger<br />

wie<br />

Willies<br />

Earl Beal aus<br />

Chicago haben<br />

Millionen Soulfans<br />

lange gewartet!<br />

tt!Was Otis Taylor für den Blues,<br />

ist Beal für die Soul-<strong>Music</strong>: jemand,<br />

der die His<strong>to</strong>rie exzellent kennt und<br />

neue aufregende Wege abseits leicht<br />

verdaulicher Allerweltsklänge sucht<br />

... und findet. Nach ACOUSMATIC<br />

SORCERY (2012), einer auf einer Karaokemaschine<br />

aufgenommenen und<br />

mit Instrumenten vom Flohmarkt und<br />

Sperrmüll eingespielten Arbeit, ist NO-<br />

BODY KNOWS das offizielle Debütalbum<br />

des Sonderlings mit der unglaublich<br />

intensiven Stimme. Eingelöst wird<br />

das Versprechen, welches der ehemals<br />

unter freiem Himmel schlafende Motel-<br />

Nachtportier bei jeder seiner intensiven<br />

Live-Performances aus voller Seele abgibt.<br />

Eingebettet in Sounds und Arrangements,<br />

die sämtliche Genregrenzen<br />

sprengen und vom orchestrierten Blues<br />

über sphärischen R&B bis zur lustvollen<br />

Kakofonie reichen, entfalten sich<br />

seine Vocals zur vollen, ihr gebührenden<br />

Größe. Darin sinniert er über sich selbst<br />

und all die Dinge, die in der amerikanischen<br />

Gesellschaft falsch laufen.<br />

(XI/Beggars Group/Indigo, 2013,<br />

13/57:03) hjg<br />

FABULOUS<br />

THUNDERBIRDS<br />

GIRLS GO WILD + WHAT‘S<br />

THE WORD + BUTT<br />

ROCKIN‘ + T-BIRD RHYTHM<br />

1974 gründete Gitarrist Jimmie Vaughan<br />

in Austin mit Sänger/Harpspieler<br />

Kim Wilson, Bassist Keith Ferguson<br />

und Drummer Mick Buck die Fabulous<br />

Thunderbirds, die rasch zur Hausband<br />

im legendären An<strong>to</strong>ne’s avancierten.<br />

1979 debütierte das Quartett auch auf<br />

Platte mit GIRLS GO WILD – und die<br />

Mischung aus urwüchsig-traditionellem<br />

Blues mit 50er-Jahre-Rock’n’Roll fand<br />

schnell viele Freunde und wurde von<br />

einigen Kritikern als „eines der ersten<br />

weißen Bluesalben, das funktioniert”<br />

gefeiert (welch Vorurteil aus heutiger<br />

Sicht!). Wie energetisch die Band auf<br />

der Bühne abging, belegen die sieben<br />

Live-Bonus-Tracks der Wiederveröffentlichung<br />

durch Reper<strong>to</strong>ire. Fünf<br />

Zusatznummern beschert WHAT’S<br />

THE WORD, das ein Jahr später mit<br />

Neudrummer Fran Christina ähnlich<br />

kraftvoll und gediegen abging, nicht<br />

nur bei den Pretiosen “Runnin’Shoes”<br />

und “You Ain’t Nothin’ But Fine”. Für<br />

BUTT ROCKIN’ holte man sich Piano/<br />

Bläser-Verstärkung von Roomful Of<br />

Blues, was der bandeigenen Au<strong>the</strong>ntizität<br />

allerdings nicht unbedingt gut tat,<br />

trotz der Verbeugungen vor dem New<br />

Orleans-R&B oder Roots-Rock (6<br />

Bonus-Nummern). Ähnliches galt für T-<br />

BIRD RHYTHM, bei dem Nick Lowe<br />

als Produzent die Finger im Spiel hatte<br />

– gut, aber nicht exzeptionell im Genre,<br />

sehr solide, aber nicht eben innovativ.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 1979 +<br />

1980 + 1981 + 1982, 18/66:14 +<br />

17/45/32 + 17/50:12 + 14/43:51) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LOUISIANA SATURDAY<br />

NIGHT REVISITED<br />

Eine Au<strong>to</strong>fahrt<br />

durch Louisiana<br />

offenbart<br />

dem<br />

Radiohörer Stile<br />

wie<br />

Swamp-<br />

Blues,<br />

Dixieland,<br />

Zydeco<br />

oder Cajun. Aus den beiden zuletzt genannten<br />

Genres hat sich der in Insiderkreisen<br />

als Zydecajun bekannte Stil entwickelt,<br />

bei dem auch eine Prise Blues<br />

und Rock’n’Roll nicht verpönt ist.<br />

Merkmale sind die Konzentration auf<br />

traditionelle Instrumente wie die Geige<br />

oder ein dominierendes Akkordeon und<br />

eine unvergleichliche Tanzbarkeit. Diese<br />

Musik geht in die Beine und strahlt<br />

Party pur aus. Die von Ian Saddler für<br />

Ace kompilierte CD enthält mehr oder<br />

weniger brandaktuelle Tracks, die alle<br />

im neuen Millennium aufgenommen<br />

wurden. Bekannte Interpreten wie Travis<br />

Matte & The Kingpins, Urgesteine<br />

wie Warren S<strong>to</strong>rm & Cypress oder der<br />

Nachwuchs wie Michael Hurt & His<br />

Haunted Hearts geben sich quasi die<br />

Klinke in die Hand. In dem zwölfseitigen<br />

Booklet finden sich ausreichende<br />

Hintergrundinformationen zu den einzelnen<br />

Künstlern. Einzigartig.<br />

(Ace/Soulfood, 2013, 24/75:26) at<br />

JOHNNY GUITAR<br />

WATSON<br />

JOHNNY GUITAR WATSON<br />

& THE FAMILY CLONE /<br />

BOW WOW<br />

Mit THE FAMILY CLONE wollte sich<br />

<strong>John</strong>ny „Guitar” Watson (1935–1996)<br />

nach eigener Aussage 1981 vor Sly &<br />

The Family S<strong>to</strong>ne verbeugen – was ihm<br />

auch einigermaßen gelang. Dabei bestand<br />

die Klonfamilie aus ihm selbst, da<br />

er nicht nur alle Songs schrieb, sondern<br />

auch bis auf das Schlagzeug bei einer<br />

Nummer alle Instrumente selbst spielte.<br />

Funky, wie von ihm gewohnt, ging es<br />

zur Sache, öfter auch mal mit leicht<br />

jazzigem Unter<strong>to</strong>n. Die gitarristischen<br />

Leistungen – zwischendurch sogar mal<br />

akustisch – waren gewohnt superb,<br />

was man allerdings von den Songs<br />

nicht sagen konnte, die im Mittelmaß<br />

steckenblieben. 13 Jahre später bei<br />

BOW WOW klangen Prince-Einflüsse<br />

durch, gab sich Watson moderner, auch<br />

wenn er mit “Doing Wrong Woman”<br />

einen Slow Blues einstreute. Am stärksten<br />

kommen heute aber noch seine<br />

Balladen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1981/1994, 17:79:50) pro<br />

15.11.13 Erfurt, Stadtgarten<br />

16.11.13 Bad Rappenau, Mühltalhalle<br />

18.11.13 Osnabrück, Rosenhof<br />

19.11.13 Hamburg, Fabrik<br />

28.11.13 Biberach, Gigelberghalle<br />

29.11.13 München, Circus Krone<br />

30.11.13 Stuttgart, LKA-Longhorn<br />

29.11.13 Neustadt an der Aisch, Neustadthalle am Schloss<br />

30.11.13 Lennestadt, Sauerlandhalle Altenhundem<br />

01.12.13 Augsburg, Spectrum Musikclub<br />

19.12.13 Bad Kreuznach, Jakob Kiefer Halle<br />

BESSER DENN JE &<br />

ROCKIGER DENN JE!<br />

04.12.2013 Mannheim - Alte Seilerei<br />

06.12.2013 Affalter - Zur Linde<br />

07.12.2013 Dresden - Tante JU<br />

09.12.2013 Nürnberg - Hirsch<br />

11.12.2013 Fulda - Alte Piesel<br />

13.12.2013 Isernhagen - Blues Garage<br />

14.12.2013 Mönchengladbach - Club Airport<br />

02.12.13 Nürnberg, Hirsch<br />

03.12.13 Mainz, Frankfurter Hof<br />

04.12.13 Karlsruhe, Tollhaus<br />

06.12.13 Regensburg, Airport Obertraubling<br />

07.12.13 Neuruppin, Kulturhaus Stadtgarten<br />

08.12.13 Leipzig, Haus Auensee<br />

20.12.13 Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

21.12.13 Leipzig, Haus Auensee<br />

TOUR 2014<br />

25.04.14 N - OSLO Rockefeller<br />

12.05.14 Hamburg Docks *<br />

27.04.14 DK - KOPENHAGEN AMAGER BIO 13.05.14 Berlin Huxleys *<br />

28.04.14 DK - AALBORG Skraaen<br />

15.05.14 Saarbrücken Garage *<br />

30.04.14 D - Worpswede <strong>Music</strong>hall<br />

16.05.14 Filderstadt Filharmonie *<br />

01.05.14 D - Osnabrück Rosenhof<br />

17.05.14 Offenbach Capi<strong>to</strong>l *<br />

02.05.14 NL - Bergen op Zoom Gebouw T 19.05.14 Regensburg Airport *<br />

03.05.14 NL - Leewarden Poppodium Romein 20.05.14 Nürnberg Rockfabrik *<br />

05.05.14 B - VERVIERS Route 66<br />

22.05.14 München Cirkus Krone *<br />

08.05.14 Dortmund FZW *<br />

23.05.14 Pratteln Z7 *<br />

09.05.14 Köln E WERK *<br />

24.05.14 Ravensburg Oberschwabenhalle *<br />

10.05.14 Emden Nordseehalle *<br />

25.05.14 Augsburg Spektrum<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57<br />

*DOUBLE HEADLINE TOUR 2014 MIT MAGNUM<br />

Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de


kult!<br />

Ausgabe Nr. 9<br />

Alle Hefte zu bestellen<br />

im Shop Seite 73<br />

oder unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

nahmen von Anfang bis Mitte der 60er Jahre.<br />

Sie sind stilistisch weit vom psychedelischen<br />

Sound entfernt und reichen von Surf-Rock,<br />

schmalzigem Pop über Doo-Wop bis hin zu<br />

Soul und Garage-Rock und wollen so gar<br />

nicht in die hohe Qualität von SONG OF A<br />

GYPSY passen.<br />

(Now-Again Records/Groove Attack,<br />

1968, 11/30:06, 16/38:40) an<br />

LOVING THE SUN<br />

SPIRITUAL WALK<br />

Von<br />

angedeutetem<br />

Trance und Ambient<br />

über gefällige Popmelodien<br />

bis zu proggigem<br />

Rock reicht<br />

die Palette, die Mastermind<br />

Joe Weninghoff<br />

(b, Ex-Zeitloop) und seine Band Loving<br />

The Sun auf ihrem neuen Werk SPIRITUAL<br />

WORK abdecken. Die wechselnden Frauenstimmen<br />

(Aley Cetin yilmaz, Marie Craven,<br />

Andrea Heukamp) sind gewöhnungsbedürftig,<br />

vieles klingt allzu brav, stellenweise<br />

fast ein wenig bieder. Der einstige Experimentierbiss<br />

fehlt über weite Strecken, das<br />

frühere Klang universum ist insgesamt zu<br />

sehr eingeengt worden. Nett, man kann’s<br />

im Hintergrund laufen lassen, die Musik<br />

fließt unaufgeregt dahin – aber die speziellen<br />

Songmomente, die aufhorchen lassen, den<br />

nicht übermäßig spirituellen Spaziergang<br />

aus der Masse herausheben, fehlen diesmal<br />

leider weitgehend. Einfach nur nett, aber ...<br />

(Tribal S<strong>to</strong>mp/Cargo, 2013, 11/54:17) pro<br />

STARSHIP<br />

LOVELESS FASCINATION<br />

Nach dem offiziellen Ende der Band 1991<br />

reaktivierte Sänger Mickey Thomas Starship<br />

bereits ein Jahr später und war seitdem<br />

unregelmäßig und in wechselnden Besetzung<br />

live mit der Combo aktiv. Nach über<br />

20-jähriger Studio-Abstinenz hat Thomas<br />

nun mit Produzentenunterstützung durch<br />

Jeff Pilson zehn neue Songs aufgenommen,<br />

die zum Gutteil einen Tick rockiger ausgefallen<br />

sind als die, die man aus den einstigen<br />

Erfolgszeiten kennt. Die für Starship typischen<br />

großen, Pop-orientierten Melodien<br />

fehlen keineswegs auf LOVELESS FASCI-<br />

NATION. Ins Ohr gehender Melodic Rock<br />

im weitesten Sinne ist auf der CD zu hören,<br />

handwerklich <strong>to</strong>p umgesetzt – im Grunde<br />

braucht diese Scheibe niemand, was man<br />

von vielen Veröffentlichungen sagen kann.<br />

Aber sie unterhält und bereitet Hörvergnügen,<br />

was man nicht von allen ähnlich gelagerten<br />

Scheiben sagen kann.<br />

(Loud&Proud, 2013, 10/46:49) pro<br />

ERIC CLAPTON<br />

UNPLUGGED<br />

Das Digipak dieser laut Aufkleber „Deluxe<br />

Edition Of Eric Clap<strong>to</strong>n’s Acoustic Masterpiece”<br />

enthält neben der remasterten Fassung<br />

der Original-CD von 1992 die entsprechende<br />

Konzert-DVD dieser MTV-Session<br />

samt Bonus-Material von den Proben sowie<br />

eine zweite, mit „Outtakes & Alternates” betitelte<br />

CD mit sechs Tracks, von denen ”Circus”,<br />

”My Fa<strong>the</strong>r’s Eyes” sowie Big Maceo<br />

Merriwea<strong>the</strong>rs ”Worried Life Blues” auf der<br />

Erstveröffentlichung nicht vertreten waren.<br />

Begleitet wurde Clap<strong>to</strong>n bei der Aufzeichnung<br />

vor Publikum in einem Filmstudio nahe<br />

London u.a. von Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low an<br />

der zweiten Gitarre und Chuck Leavell an<br />

den Tasten, mit deren Unterstützung er einen<br />

Mix aus Eigenkompositionen und Bluesklassikern<br />

darbot, darunter auch eine neu arrangierte<br />

Version seines 1970 mit Derek & The<br />

Dominos eingespielten Songs ”Layla”, der<br />

ihm ebenso wie die CD in der Kategorie „Album<br />

Of The Year” in der Sparte „Best Rock<br />

Song” einen der sechs Grammys einbrachte,<br />

die ihm 1992 zuerkannt wurden.<br />

(Reprise/Warner, 2013, 14/63:04,<br />

6/33:33, DVD 127 Min.) ms<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LET US IN AMERICANA – THE<br />

MUSIC OF PAUL McCARTNEY<br />

Dass die schon<br />

zu Beatles-Zeiten<br />

und auch danach<br />

als Solist von Paul<br />

McCartney komponierten<br />

Songs<br />

vielfach einen guten<br />

Schuss Country mit und ohne Rockanteil<br />

vertragen, ist kein großes Geheimnis.<br />

Diesen Umstand machten sich Stars, aber<br />

auch weniger Bekannte zunutze. Sam Bush<br />

bringt eine tadellose Fassung von “I’ve<br />

Just Seen A Face”, Bruce Cockburn übertrifft<br />

mit seiner Fassung von “Fool On The<br />

Hill” sogar das Original, und Steve Earle &<br />

Alison Moorer glänzen sanft mit “I Will”,<br />

während Buddy Miller “Yellow Submarine”<br />

genauso gemütlich bringt wie weiland<br />

Ringo Starr und Ollabelle “Get Back” klug<br />

umdeuten. Aber auch The Wood Bro<strong>the</strong>rs,<br />

Jim Lauderdale, Lee Ann Womack, Matraca<br />

Berg und Ed Snodderley machen eine<br />

gute Figur. Minderwertiges oder abstruse<br />

Versionen finden sich gar nicht. Ein vergnüglicher<br />

und unterhaltsamer Sampler, der<br />

in jede Beatles- und „Macca”-Sammlung<br />

gehört!<br />

(Riviver <strong>Music</strong>/Import, 2013, 16/57:49) hjg<br />

HEINZ RUDOLF KUNZE<br />

STEIN VOM HERZEN<br />

Beim Wutbürger-Dasein belässt es Heinz<br />

Rudolf Kunze in seinen Songs nicht, wenn<br />

er gesellschaftspolitisch Position bezieht. Er<br />

appelliert an Nachdenklichkeit und Bewusstsein<br />

seiner Hörer, gibt den Mutmacher, ohne<br />

als Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger<br />

zu agieren, wenn er Heuchelei und Spießbürgertum<br />

anprangert. Er lässt Blicke in sein<br />

Inneres zu, lädt zu au<strong>to</strong>grafischen Betrachtungen<br />

ein – und das alles untermalt musikalisch<br />

mit viel Pep: Im Grunde liefert er<br />

mit seiner Band Verstärkung einen Streifzug<br />

durch die gesamte Rockhis<strong>to</strong>rie: Er präsentiert<br />

in ganz eigener Art mit mancherlei Anspielungen<br />

oder Querverweisen vieles, was<br />

es in den letzten Dekaden an Kraftrockern,<br />

Piano-gestützten Balladen oder gefälligen<br />

Pop-Rocknummern oder Liedermacher-<br />

Rock gab. Gelungen, Herr Kunze, macht<br />

Spaß zuzuhören.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 14/57:10) pro<br />

Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Rock<br />

ARCADE FIRE<br />

REFLEKTOR<br />

Mit dem vierten Album scheint es die Indie-<br />

Rockband Arcade Fire geschafft zu haben.<br />

Kaum ein Feuille<strong>to</strong>n, kaum eine Gazette, die<br />

sich nicht REFLEKTOR angenommen hat,<br />

und ihr Edelfan David Bowie wirkte außerdem<br />

nun gar beim Titelsong des Albums mit.<br />

Das Stück macht dann auch gleich den überraschend<br />

Disco-nahen Auftakt, gefolgt von<br />

weiteren ebenfalls tanzbaren Liedern wie<br />

“We Exist” und “Flashbulb Eyes”. In den<br />

zumeist über fünf Minuten langen Stücken<br />

wird kaum ein studiotechnischer Kniff ausgelassen:<br />

Streicher, Samples, Echo- und andere<br />

Effekte, verstörende Keyboardsounds,<br />

überraschende Rhythmuswechsel – nichts<br />

bleibt außen vor, als ob die Kanadier das womöglich<br />

schlechtere Songmaterial kaschieren<br />

wollten. Dadurch wirkt REFLEKTOR<br />

ein wenig überproduziert, aber auch weniger<br />

sperrig als die ersten drei Alben. Der Sprung<br />

ins Radio und auf die Tanzflächen wird der<br />

Band wohl damit gelingen – zu Recht, denn<br />

ein mittelmäßiges Arcade-Fire-Album ist<br />

immer noch besser als das, was der Rest der<br />

heutigen Alternative-Szene zu bieten hat.<br />

(Vertigo/Universal 2013, 7/36:16,<br />

6/38:32) an<br />

THE BAND<br />

LIVE AT THE ACADEMY OF<br />

MUSIC 1971 – THE ROCK OF<br />

AGES CONCERTS<br />

Auf einer Doppel-<br />

LP, ROCK OF<br />

AGES, waren die<br />

vier Shows komprimiert,<br />

die The Band<br />

vom 28. bis 31. Dezember<br />

1971 mit<br />

Bläserverstärkung in New York spielten.<br />

2001 gab es eine Neuauflage auf CD mit<br />

einem Bonus-Silberling, auf dem auch<br />

vier Songs mit Bob Dylan vom Silvesterabend<br />

dabei waren. Geradezu voluminös<br />

mit vier CDs, einer Audio-DVD (5.1. Surround<br />

Sound plus zwei wiederentdeckte<br />

Filmchen) und einem 48-seitigen Booklet<br />

kommt jetzt die Dokumentation der vier<br />

Shows daher. CD 1 und 2 enthalten jeden<br />

Song, der gespielt wurde, Disc 3+4 den<br />

Soundboard-Mix des kompletten, schier<br />

endlosen Silvesterkonzerts. Gitarrist<br />

Robbie Robertson – neben Keyboarder<br />

Garth Hudson letzter Überlebender – hat<br />

das Projekt betreut, Soundvirtuose Bob<br />

Clearmountain neu abgemischt. So macht<br />

es Spaß, die stilistische Vielseitigkeit<br />

dieser Formation wiederzuhören, die aus<br />

ausgesprochenen Individualisten bestand,<br />

die alle sangen. Erinnerungen an die inzwischen<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Levon Helm (dr),<br />

Richard Manuel (keys) und Rick Danko<br />

(b) werden wach – und an die Fähigkeit,<br />

die Songs jeden Abend improvisierend<br />

nicht nur in Nuancen anders zu spielen.<br />

Einfach grandiose Musik in angemessener<br />

Deluxe-Veröffentlichung.<br />

(Universal, 1972, 13/52:05, 16/5:55,<br />

11/50:05, 16/77:51) pro<br />

RORY GALLAGHER<br />

KICKBACK CITY<br />

Neu in dieser aufwändigen Hardcover-Box<br />

im DIN-A-5-Format sind Ian Rankins Krimi<br />

„The Lie Fac<strong>to</strong>ry” (auf der dritten CD von<br />

Hollywood-Star Aidan Quinn gesprochen),<br />

die Illustrationen von Timothy Truman und<br />

vier Postkarten mit Motiven, die durch Songtitel<br />

inspiriert wurden. Unveröffentlichtes<br />

gibt es aber nicht zu hören, „lediglich” remasterte<br />

Songs des irischen Kultmusikers, die<br />

meist aus seiner eher Rock-orientierten Pha-


LP<br />

REVIEWS<br />

FLEETWOOD MAC<br />

1969–1972<br />

Mit ihrem hochbegabten<br />

Gitarristen,<br />

Songschreiber<br />

und<br />

Sänger Peter Green<br />

produzierten die Brit-<br />

Blueser ihre ersten<br />

Tonträger für das Spezialisten-Label<br />

blBlue Horizon. Dann wechselten<br />

sie zu Warner. Die ersten vier Langrillen<br />

für den US-Multi kommen jetzt vereint in<br />

diesem schönen Set: THEN PLAY ON, KILN<br />

HOUSE, FUTURE GAMES und BARE<br />

TREES, als Dreingabe die Single “Oh Well,<br />

Pt 1 / Pt 2”, aber leider keine ausführliche Dokumentation,<br />

die einer Band dieser Größenordnung<br />

angemessen gewesen wäre. So muss<br />

man sich sich Besetzungslisten, Songcredits,<br />

Aufnahmedaten etc. aus anderen Quellen besorgen.<br />

Die aufschlussreiche Titelgeschichte<br />

von Jens-Uwe Berndt im <strong>GoodTimes</strong> 5/2013<br />

hatte sich ja unter anderem mit dem starken<br />

Einfluss von Christine McVie auf Songs und<br />

Stil der Band befasst. Doch beim stärksten<br />

Beitrag zu diesem Schuber, THEN PLAY ON<br />

von 1969 (Remaster-CD-Rezension GT 5/13,<br />

S. 51), war die singende Tastenlady noch<br />

nicht, der überragende Green noch dabei. Bevor<br />

der den Halluzinogenen völlig verfiel und<br />

ausstieg, lieferte er noch einige herausragende<br />

Beiträge. Trotz einiger Schwächen und drolliger<br />

Schnitte: bärenstark. Die ausgekoppelte<br />

Single “Oh Well” zählt sowieso zu den Sternstunden<br />

des Brit-Blues. Das gilt für die Folge-<br />

Alben von FM nicht unbedingt. Da mischt<br />

sich manches Mediokre mit herausragenden<br />

Songs, die dann nahezu durchgängig von Frau<br />

McVie stammten. Ihre sauf- und rauflustigen<br />

Manneskollegen, die auch immer häufiger zu<br />

härteren S<strong>to</strong>ffen griffen, schufen wenig Gehaltvolles.<br />

Weder Sänger Danny Kirwan noch<br />

der eingestiegene US-Gitarrist Robert Welch<br />

hatten das Händchen für eingängige Pop-Weisen,<br />

wie sie so charakteristisch für die spätere<br />

Buckingham/Nicks/McVie-Phase waren. So<br />

bleibt bei Lichte gehört ein eher zwiespältiger<br />

Eindruck vom Gesamtpaket, das aber trotz<br />

einiger Knackser nachdrücklich allen FM-<br />

His<strong>to</strong>rikern empfohlen werden kann.<br />

(Reprise/Warner, 1969–1972,<br />

4 LPs 14/10/8/10 Tracks) lbr<br />

LOWELL GEORGE<br />

THANKS I’LL EAT IT HERE<br />

Unter Musikern genießt<br />

der langjährige<br />

Gitarrist von Little<br />

Feat mythische Verehrung<br />

vor allem als<br />

Slidekünstler. Lowell<br />

George stieg Ende<br />

der 70er bei den Feat aus, offiziell, weil er<br />

deren Stilschwenk zum Fusion-Rock nicht<br />

mitmachen wollte. Aber sicher spielten auch<br />

Drogenabhängigkeit und sons tige Probleme<br />

des übergewichtigen Saitenartisten, Sängers<br />

und Songschreibers mit. Kurz vor seinem Infarkt-Tod<br />

1979 erschien dieses einzige Solo-<br />

Album voller starker Südstaaten-, Swampund<br />

Soul-veredelter Rocksongs mit reichlich<br />

Gebläse im Rücken. Unter den Drogen hatte<br />

zwar Georges Quantität gelitten – nur drei<br />

Songs hat er mitgeschrieben, ein LF-Stück<br />

ist mit “Two Trains” auch dabei. Die Qualität<br />

aber stimmt zumeist, doch leider gibt es<br />

auch Mariacchi-Anklänge, die ebenso wie<br />

das merkwürdige Schlussstück “Himmler’s<br />

Ring” besser draußen geblieben wären.<br />

Stattdessen fehlt der auf der CD beigegebene<br />

Bonus “Heart ache” mit Valerie Carter. Was<br />

soll’s, so war eben das mit reichlich Studioprominenz<br />

eingespielte Originalalbum, das<br />

hier im Einfach-Cover mit eingelegtem Infoblatt<br />

und ordentlicher Pressung erfreut.<br />

Apropos Cover: Das ist mit seinen Bildzitaten<br />

von Marlene Dietrich, Fidel Castro und<br />

Bob Dylan auch schon ein Klassiker.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1971, 9 Tracks) lbr<br />

PAUL KUHN<br />

THE L.A. SESSION<br />

Eine kleine Träne haben<br />

wir dem am 23.<br />

September 2013 vers<strong>to</strong>rbenen,<br />

85-jährigen<br />

„Mann am Klavier”<br />

schon<br />

nachgeweint.<br />

Obwohl er auch den<br />

eigenen Tod mit sanftem Swing gern umkurvt<br />

hätte. Wohl kaum eine Besprechung dieses<br />

Albums, ein in Erfüllung gegangener Lebenstraum,<br />

wird ohne den Hinweis auskommen,<br />

dass der Pianist und Sänger seinen größten<br />

Schlager-Hit nicht mochte und viel lieber gejazzt<br />

hat. Und im Mutterland des Jazz konnte<br />

Paulchen, im eleganten Trio mit Bassist <strong>John</strong><br />

Clay<strong>to</strong>n und Drummer Jeff Hamil<strong>to</strong>n, im<br />

November 2011 noch seine L.A. SESSION<br />

aufnehmen. So wird die jetzt als strikt limitierte,<br />

sehr sauber gefertigte Vinylausgabe zu<br />

seiner letzten musikalischen Botschaft. Je<br />

eine Eigenkomposition leitet jede Seite ein –<br />

und man staunt auch im Restprogramm aus<br />

Standards über die Fingerfertigkeit des Entertainers<br />

im neunten Lebensjahrzehnt. Und<br />

er singt sogar brüchig, aber gefühlvoll. Alles<br />

endet mit dem PK-Favoriten “As Time Goes<br />

By”. Ein großer Musiker ging – und kann hoffentlich<br />

im Himmel weiterjazzen.<br />

(In + Out Records, 2013, 12 Tracks) lbr<br />

Vinyl<br />

AL DI MEOLA<br />

ALL YOUR LIFE – A TRIBUTE TO<br />

THE BEATLES<br />

Nur noch vollkommen<br />

verknöcherte<br />

Musikwissenschaftler<br />

dürften abstreiten,<br />

dass die Beatles und<br />

ihre Songs längst zu<br />

Klassikern des 20.<br />

Jahrhunderts Jhh aufgestiegen sind. Die Kompositionen<br />

von Lennon und McCartney (und<br />

dem hier nicht vertretenen Harrison) haben<br />

demnach alle möglichen und unmöglichen<br />

Interpretationen erleben und erdulden müssen.<br />

Jazz-Rock-Altmeister Al Di Meola, wie<br />

jeder offenherzige Musiker auch Beatles-<br />

Fan, erwies ihnen nun in den Abbey Road<br />

Studios (wo sonst?) seinen Tribut. Nahezu<br />

allein mit akustischer Gitarre, zum Teil<br />

im Mehrspurverfahren mit einer zweiten<br />

Klampfe, eigener Perkussion und nur im<br />

berechtigten Falle von “Eleanor Rigby”<br />

mit Streichern, zelebriert der 59-jährige 14<br />

Beatles-Evergreens. Mit der immer schon<br />

bewunderten Fingerfertigkeit und vor allem<br />

mit exquisitem Geschmack bei den Arrangements<br />

für die sechs Saiten von Gibson,<br />

Ovation und Co. Hinzu kommt die absolut<br />

audiophile Klangqualität der hochauflösend<br />

digitalen Produktion. Und wenn die wie hier<br />

auf zwei schnell mit 45 Umdrehungen rotierende,<br />

superb gemasterte (Pauler Acoustics)<br />

und gefertigte LPs transferiert wird, jubelt<br />

auch das analoge Ohr.<br />

(Songsurfer/inakustik, 2013,<br />

2 LPs 45 rpm, 14 Tracks) lbr<br />

CHARLES MINGUS<br />

CHANGES TWO<br />

Gemeinsam<br />

mit<br />

CHANGES<br />

ONE<br />

(auch bei MOV auf<br />

LP) in den letzten<br />

Dezembertagen 1974<br />

aufgenommen,<br />

konzipierte<br />

der legendäre<br />

Jazzbassist tCharles Mingus CHANGES TWO<br />

als Gegenstück dazu: gänzlich unterschiedlich<br />

in Stimmung und Spielhaltung. Dennoch: Es<br />

ist und bleibt Jazz, auch wenn Titel wie “Free<br />

Cell Block F, ‘Tis Nazi U.S.A.” aufrührerische<br />

Protestsongs suggerieren. Und dieser<br />

Jazz kann zartbesaiteten Folkies und plüschigen<br />

Soft- oder Barjazz-Anhängern schon<br />

ganz schön auf die Nerven gehen: Mit trötigen,<br />

ins Frei<strong>to</strong>nale driftenden Saxofonsolos<br />

und scharf umkurvten, ungeraden Rhythmen.<br />

Der eine Vokaltitel, die von Jackie Paris gesungene<br />

Hommage “Duke Elling<strong>to</strong>n’s Sound<br />

Of Love”, gerät in seiner ernsthaften Lyrik<br />

auch nicht gerade zum Pop-Hit. Nur für die<br />

etwas abgehärtetere Jazzfraktion – aber die<br />

darf sich freuen über eine tadellose Fertigung<br />

und guten Sound.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl, 1975, 5 Tracks) lbr<br />

RANDY NEWMAN<br />

SAIL AWAY<br />

Gerade mal eine<br />

halbe Stunde beansprucht<br />

Randy<br />

Newmans<br />

viertes<br />

Album – doch die<br />

hat es in sich. Der<br />

nölend-näselnde<br />

Songwriter hatte 1972 mal wieder ein Dutzend<br />

melancholisch-zynischer Hochkaräter<br />

zusammengetragen, von denen man zwei<br />

(“Simon Smith” – Alan Price; “Day<strong>to</strong>n,<br />

Ohio” – Harry Nilsson) schon in Interpretationen<br />

anderer Profiteure seines Könnens<br />

kannte. Dieses schöne Reissue im Klappcover<br />

mit Infoblatt liefert im Gegenzug das<br />

Original von “You Can Leave Your Hat<br />

On”, später ein Welthit für Joe Cocker, und<br />

natürlich die Visitenkarte “Lonely At The<br />

Top”. Lenny Waronker und Russ Titelman<br />

produzierten dem Pianisten einen unprätentiösen,<br />

manchmal streicherverbittersüßten<br />

Sound, der sich auf der LP sehr gut macht.<br />

Auch wenn manche Newman-Fans die fünf<br />

Bonus-Tracks der Remaster-CD vermissen<br />

mögen. Die brauchte man als Normalbürger<br />

aber nicht wirklich. Bei SAIL AWAY<br />

liegt in der Kürze wirklich reichlich Würze.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972,<br />

12 Tracks) lbr<br />

PAUL O’BRIEN<br />

LONG MAY YOU SING<br />

Zwar sollte über “Hallelujah”<br />

von Leonard<br />

Cohen allmählich ein<br />

Cover-Verbot<br />

verhängt<br />

werden. Doch<br />

wenn ein Folkie nun<br />

mal Songs ausschließlich<br />

kanadischer Au<strong>to</strong>ren für ein Album<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53


MUSIK SCHENKEN & FREUDE BEREITEN. BESONDER<br />

THE WHO<br />

TOMMY (LIMITED SUPER DELUXE BOX)<br />

„Tommy“, das Konzept-Album, mit dem The Who zu internationalen Superstars<br />

avancierten und das ihre Karriere maßgeblich prägte, erscheint in diesem Herbst<br />

in brandneuen Editionen. Remastered und mit zusätzlich 21 unveröffentlichten<br />

Demos, einer kompletten, unveröffentlichten Live-Version von „Tommy“ und mit<br />

einem Hi-Fidelity-5.1-Mix.<br />

<br />

FRANK SINATRA<br />

DUETS 20TH ANNIVERSARY EDT.<br />

Super Deluxe-Boxset mit „Duets“ und „Duets II“ auf 180-Gramm Vinyl im aufklappbaren<br />

Cover, plus beide Alben auf zwei CDs mit Bonus-Tracks und unveröffentlichten<br />

Aufnahmen. Eine dritte CD enthält die „Classic Duets“ – Frank Sinatras seit einiger<br />

Zeit nicht mehr erhältlichem Album mit Duo-Aufnahmen aus TV-Shows. Plus einer<br />

DVD mit Interviews.<br />

<br />

THE VELVET UNDERGROUND<br />

WHITE LIGHT / WHITE HEAT 45TH ANNIVERSARY EDITION<br />

45 Jahre sind vergangen, seit das zweite Album der Band The Velvet Underground<br />

die Musikwelt begeisterte. Zum Jubiläum erscheint das Album in einem umfangreichen<br />

Boxset als Original Stereo Aufnahme, Live Material auf 3 CDs und einem 56<br />

Seiten Hardcover Buch. Die Jubiläumsedition gibt es außerdem als 2CD Standard<br />

Deluxe und als Doppel LP.<br />

<br />

THE BEATLES<br />

LIVE AT THE BBC – THE COLLECTION<br />

Die Fab Four sind zurück! Nach 19 Jahren (!) erscheint endlich der zweite Teil der<br />

legendären Live at <strong>the</strong> BBC-Reihe der Beatles – mit Dutzenden unveröffentlichten<br />

Live-Performances & unterhaltsamen Studiotalks bei der BBC. Beide Teile gibt es<br />

nun zusammen als 2 x 2CD. Alle Tracks wurden dank neuester Technologie liebevoll<br />

in den Abbey Road-Studios restauriert!<br />

www.universal-music.de


E HIGHLIGHTS FÜR MUSIKFANS ZU WEIHNACHTEN.<br />

<br />

ERIC CLAPTON<br />

GIVE ME STRENGT: THE ’74/’75 SESSIONS<br />

Das ultimative Boxsets für Fans enthält 29 Bonustracks, darunter bisher 12 unveröffentlichte<br />

Aufnahmen. Ein 5CD und Blu-ray Set aus der prägenden Phase von<br />

April ’74 bis Juni ’75.<br />

<br />

ROGER TAYLOR<br />

THE LOT<br />

Passend zur Veröffentlichung des neuen Albums erscheint mit The Lot ein wunderbares,<br />

karriere-umspannendes Boxset. Das limitierte Boxset enthält 8 original<br />

Alben, 4 Compilation Discs, und 1 DVD mit Promo-Videos und Extras. Die enthaltenen<br />

Alben sind Fun In Space, Strange Frontier, Happiness, Electric Fire, Shove<br />

It (The Cross), Mad Bad & Dangerous <strong>to</strong> Know (The Cross), Blue Rock (The Cross),<br />

Fun on Earth (Das neue album plus 2 neue Tracks nur für das Boxet).<br />

<br />

DIRE STRAITS<br />

THE STUDIO ALBUMS 1978 – 1991 (VINYL BOXSET)<br />

THE STUDIO ALBUMS 1978 – 1991, alle 6 Studioalben der Band im Vinylformat, jetzt<br />

wieder erhältlich und in einer Box: Die Alben wurden für Vinyl re-mastered, von niemand<br />

geringerem als Bob Ludwig, gepresst auf 180gr Vinyl. Zum ersten Mal wurde<br />

die ursprüngliche CD mit den Vollversionen wieder hergestellt, jetzt als Doppel-<br />

Vinyl-Ausgabe für „Bro<strong>the</strong>rs In Arms“, sowie die Doppel-Vinyl von „On Every Street“.<br />

Streng limitiert!<br />

<br />

QUEEN<br />

THE PLATINUM COLLECTION (LIMITED STEELBOOK)<br />

Eine Anreihung von Hits in einer <strong>to</strong>ll aufgemachten Verpackung mit 3 CDs, die<br />

ihresgleichen sucht. Nur in Deutschland als limitiertes SteelBook erhältlich.


CD REVIEWS Country & Folk<br />

BAND OF HEATHENS<br />

SUNDAY MORNING RECORD<br />

Dass sich seine Musik weit mehr für den<br />

Samstagabend eignen würde und man am<br />

Sonntagmorgen wohl besser die Doobie<br />

Bro<strong>the</strong>rs auflegen sollte, das sagte einst<br />

Neil Young, auf seinen Feedback-getränkten<br />

Gitarrensound angesprochen. So ähnlich<br />

verhält es sich auch mit dem neuen<br />

Album der Band Of Hea<strong>the</strong>ns, im Vergleich<br />

zu rockigen Vorgängern trägt SUNDAY<br />

MORNING RECORD seinen Namen zu<br />

Recht. Ungewohnt verhalten gibt das neuformierte<br />

Quartett den Songs ausreichend<br />

Zeit zur Entwicklung, wird gleichzeitig den<br />

Arrangements viel Luft zum Atmen gegeben<br />

– die Zeiten der vorwärtstreibenden,<br />

dicht gepackten Rocksongs scheint Vergangenheit.<br />

Doch schaut man genauer hin, ist<br />

diese Veränderung auch logisch, mit dem<br />

Abgang von drei Musikern (darunter Gründungsmitglied<br />

Colin Brooks) und mit dem<br />

Einstieg zweier neuer Kollegen darf sich<br />

eine Band auch noch einmal neu erfinden,<br />

ist es einleuchtend, dass es hier durchaus<br />

in eine ganz neue, ungewohnte Richtung<br />

geht. Und auch wenn der Sonntagmorgen<br />

sicherlich nicht der einzige Zeitpunkt für<br />

dieses Album ist: Ideal für den Genuss dieser<br />

herrlichen Laidback-Americana-Songs<br />

ist er allemal ...<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2013, 11/45:35) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DIM LIGHTS, THICK SMOKE<br />

AND HILLBILLY MUSIC<br />

Begonnen hat die,<br />

so der Untertitel,<br />

„Country & Western<br />

Hit Parade”<br />

mit dem Jahr 1945,<br />

jetzt, mit den einzelnen<br />

CD-Ausgaben<br />

der Jahre 1966<br />

bis 1970 schließt<br />

dieser Reihe nach einem Vierteljahrhundert<br />

hochklassiger Countrymusik ab. Und<br />

im Nachhinein kann man dieser Serie<br />

nur das allerhöchste Lob zollen, weder<br />

aktuell noch in der Vergangenheit hat<br />

es etwas auch nur annähernd Vergleichbares<br />

gegeben. Über die Auswahl solcher<br />

Rückblicke lässt sich ja immer streiten, je<br />

nach Blickwinkel und persönlichen Präferenzen<br />

fehlen dem einen essenzielle Titel,<br />

sieht der andere dafür ganz andere Stücke<br />

fehl am Platze. Diesem Thema versuchten<br />

die Macher von Bear Family von Anfang<br />

an aus dem Wege zu gehen, und mit<br />

durchschnittlich 25 bis 30 Songs pro Jahr<br />

konnten sie die (Jahres-)Kreise auch weit<br />

genug ziehen, um hier alle Belange abzudecken.<br />

Auch auf den neuen Ausgaben<br />

reicht das Spektrum von arrivierten Stars<br />

wie <strong>John</strong>ny Cash, Dolly Par<strong>to</strong>n, Faron<br />

Young, Charley Pride und Merle Haggard<br />

bis zu Geheimtipps wie den Osborne<br />

Bro<strong>the</strong>rs, <strong>John</strong>ny Bush oder Mickey Newbury.<br />

Was DIM LIGHTS ... aber von den<br />

zahllosen (zumindest vom Ansatz her)<br />

ähnlichen Zusammenstellungen abhebt,<br />

ist die Aufbereitung der ausgewählten Titel<br />

im jeweiligen im Digipak eingeklebten<br />

Begleitbuch. Auf rund 70 Seiten (!) wird<br />

nach einer kurzen zeithis<strong>to</strong>rischen Einleitung<br />

jeder Track, jeder Künstler ausgiebig<br />

vorgestellt, so dass selbst die größten<br />

Fans dieser Musikrichtung hier ihren Ho-<br />

rizont noch um einiges erweitern können.<br />

Ohne Übertreibung darf man hier feststellen:<br />

Besser geht’s nicht!<br />

(Bear Family, 2013, 5 CDs)<br />

us<br />

BOB DYLAN +<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CONSTRUCTING THE LEGEND<br />

Gemäß dem Untertitel<br />

„His First<br />

LP & The Songs It<br />

Was Built On” beinhaltet<br />

diese CD<br />

zum einen die 13<br />

Tracks von Dylans<br />

selbst betiteltem Debütalbum aus dem Jahr<br />

1962, denen wiederum jeweils ein Song zugeordnet<br />

ist, der ihm im Fall der beiden Eigenkompositionen<br />

”Talkin’ New York” und<br />

”Song To Woody” als Inspiration bzw. bei<br />

den als Traditionals ausgewiesenen Nummern<br />

als Vorlage gedient haben mag. Als<br />

dritte Kategorie kommen noch jene Titel<br />

hinzu, bei denen Dylans Cover-Versionen<br />

mit den jeweiligen Originalen kontrastiert<br />

werden, so etwa beim Opener ”You’re No<br />

Good” aus der Feder von Jesse Fuller oder<br />

dem abschließenden ”See That My Grave<br />

Is Kept Clean” von Texas-Bluesmann Blind<br />

Lemon Jefferson. Ergänzt wird das Ganze<br />

durch kurze Erläuterungen zu den einzelnen<br />

Songpaarungen im Booklet.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 2013,<br />

26/74:34) ms<br />

TIMO GROSS<br />

LANDMARKS<br />

Gross spielte zwei Jahre lang im Trio<br />

mit Alex Conti und Richie Arndt, eine<br />

magische Kombination, die leider keinen<br />

Bestand mehr hat. Solo trumpft der<br />

Gross(e) wieder auf, hat sich mit Manuel<br />

Bastian auch einen zweiten Gitarristen in<br />

die Band geholt, mit dem er jedoch nur<br />

einen Song verfasste – Thema sind, wie<br />

der Titel suggeriert, prägende Favoriten:<br />

Mit Chris Gajny (b), Franz Eichberger<br />

(dr) und Markus Lauer (hp) geht es beherzt<br />

R&B-lastig los: Bei Matt <strong>John</strong>sons<br />

“Infected” klingt Gross anfangs wie Hans<br />

Theessink, findet dann aber in seine raue<br />

Stimme; bei “Homesick” von der Atlanta<br />

Rhythm Section spürt man seine Liebe<br />

zu Lynyrd Skynyrd. Früher Clap<strong>to</strong>n, J.J.<br />

Cale sind offensichtliche Lieblinge, aber<br />

erstaunen und begeistern können auch<br />

einige ungewöhnliche Funde: “Be Good”<br />

von den Hothouse Flowers brennt! Anspieltipp<br />

wieder auf Nummer sicher: Sam<br />

& Daves “I Thank You” im Klangkleid<br />

von ZZ Top!<br />

(Fuego/Timezone, 2013, 11/50:09) utw<br />

MADDY PRIOR &<br />

THE CARNIVAL BAND<br />

THE BEST OF: A CHRISTMAS<br />

CAPER<br />

Maddy Prior ist vor allem als Sängerin<br />

der englischen Folk-Rockband Steeleye<br />

Span bekannt. Einer der Charterfolge<br />

(#14 UK, 1973) und Publikumslieblinge<br />

der Formation ist die mittelalterlich-lateinische<br />

Weihnachtshymne “Gaudete”.<br />

Seit den 80er Jahren tritt Prior nebenher<br />

mit der auf Mittelalter und Renaissance<br />

spezialisierten Folkcombo The Carnival<br />

Band auf, mit der sie bislang zehn<br />

Alben veröffentlichte, darunter gleich<br />

mehrere Sammlungen von his<strong>to</strong>rischen<br />

Weihnachtsliedern. THE BEST OF: A<br />

CHRISTMAS CAPER bietet einen Querschnitt<br />

aus dem Oeuvre, mit Schwerpunkt<br />

auf den „christmas carols”, darunter “I<br />

Saw Three Ships”, “While Shepherds<br />

Watch”, “Joy To The World” und “Poor<br />

Little Jesus”. Die Anthologie stellt einen<br />

guten Kontrast zu sonstigen Weihnachtsplatten<br />

dar. Diesmal Mistelzweige statt<br />

Tannenbaum!<br />

(Park Records/Broken Silence, 2012,<br />

23/72:25) frs<br />

WILLIE NELSON<br />

TO ALL THE GIRLS<br />

Um auf seine Frau<br />

zu hören, ist man ja<br />

bekanntlich nie zu<br />

alt, und so ist Willie<br />

Nelson in seinem<br />

81. Lebensjahr dem<br />

Rat seiner Gattin<br />

gefolgt und dhat sich hfür jeden der 18 (altbekannten)<br />

Songs seines neuen Albums<br />

(mehr oder weniger) neue Duettpartnerinnen<br />

ins Studio geholt, von Emmylou<br />

Harris über Dolly Par<strong>to</strong>n, Rosanne Cash<br />

und Alison Krauss bis zu Loretta Lynn.<br />

Und auch wenn es dabei ab und zu fast<br />

eine Spur zu beschaulich zugeht, liefert<br />

TO ALL THE GIRLS dennoch einige bemerkenswerte<br />

Kollaborationen wie das<br />

höchst charmante “Far Away Places” mit<br />

Sheryl Crow, das bewegende “Have You<br />

Ever Seen The Rain” mit Tochter Paula,<br />

das temporeiche “Bloody Mary Morning”<br />

mit Wynonna Judd, den Conway-Twitty-<br />

Heuler “After The Fire Is Gone” mit<br />

Tina Rose oder das bluesige “Grandma’s<br />

Hands”, bei dem sich Willie Nelson von<br />

Mavis Staples’ unvergleichlicher Stimme<br />

umgarnen lässt. Well done, Willie!<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 18/69:07) us<br />

THE GIPSY KINGS<br />

SAVOR FLAMENCO<br />

Auch ein Vierteljahrhundert nach “Bamboleo”<br />

bleiben sich die Gipsy Kings treu,<br />

immer noch verschmilzt die französische<br />

Band mit spanischen Wurzeln traditionellen<br />

Flamenco mit Folk und Pop. Wobei<br />

sich letztgenannter Stil kaum noch in ihrem<br />

neuen Werk wiederfindet; wenn man<br />

so will, sind sie mit SAVOR FLAMENCO<br />

also wieder am Anfang ihrer Laufbahn<br />

angekommen, als ihnen für ihren Sound<br />

rhythmisches Händeklatschen, Flamenco-<br />

Gitarren und mehrstimmiger Gesang genügten.<br />

Dass es ihnen trotz dieser selbst<br />

auferlegten stilistischen Beschränkung problemlos<br />

gelingt, über Albumlänge nicht zu<br />

eindimensional zu klingen, spricht für die<br />

Qualität, mit der die vier Reyes- und drei<br />

Baliardos-Brüder zwischenzeitlich an die<br />

Arbeit gehen und scheinbar mit Leichtigkeit<br />

immer noch virtuosen Flamenco(-Pop)<br />

der Spitzenklasse bieten.<br />

(Knitting Fac<strong>to</strong>ry/Rough Trade, 2013,<br />

12/42:30) tk<br />

DECLAN O’ROURKE<br />

MAG PAI ZAI<br />

In seiner Heimat Irland kennt Declan<br />

O’Rourke jedes Kind, MAG PAI ZAI war<br />

dort vier Wochen lang in den Album-Top-<br />

Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Ten, die Single “A Little Something” kletterte<br />

bis auf den zweiten Platz der Single-<br />

Charts. Auch in den USA ist der Singer/<br />

Songwriter durch seine Mitwirkung an<br />

den „Transatlantic Sessions” bekannt. In<br />

dieser BBC-Serie treffen Musiker der europäischen<br />

Celtic-<strong>Music</strong> auf amerikanische<br />

Country- und Bluegrass-Künstler. Mit seiner<br />

tiefen und entspannten Stimme erzählt<br />

O’Rourke seine Geschichten, die er oft in<br />

ungewöhnliche, beim ersten Hören alles<br />

andere als eingänglich daherkommende<br />

Melodien kleidet. Erst mit der Zeit bohren<br />

sich diese tief und unwiderstehlich in die<br />

Gehörgänge, erst nach und nach erschließt<br />

sich einem der Zauber seiner Musik –<br />

und ist man erst einmal von ihr gefangen,<br />

kommt man nicht mehr davon los.<br />

(Rimecoat Records/New <strong>Music</strong><br />

Distribution, 2013, 11/48:22) us<br />

STING<br />

THE LAST SHIP<br />

Vom<br />

Untergang<br />

eines ganzen Industriezweiges,<br />

vom<br />

tragischen Ende des<br />

Schiffbaus im nordenglischen<br />

Newcastle<br />

der 1980er<br />

Jh Jahre erzählt Sting auf seinem neuen<br />

Album; ein Teil der Lieder wird auch in<br />

einem Theaterstück zu diesem Thema zu<br />

hören sein. Und dass die Geschichten,<br />

die Sting auf THE LAST SHIP aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven zu erzählen<br />

hat, von Herzen kommen, kann man nicht<br />

nur dann erkennen, wenn man seinen<br />

Texten genau zuhört, nein, ganz im Stile<br />

seiner nordenglischen Heimat hat er auch<br />

die Melodien in jenem schwermütigen<br />

Erzählstil komponiert, der seit Jahrhunderten<br />

gute alte Tradition in diesem Landstrich<br />

ist. In diesem Sinne wurde auch der<br />

Großteil der beteiligten Musiker aus dieser<br />

Region rekrutiert, sorgen Jimmy Nail<br />

(The Crabs), Kathryn Tickell (Northumbrian<br />

Pipes), die Unthank-Schwestern<br />

Rachel und Becky sowie die Wilson Bro -<br />

th ers für Lokalkolorit.<br />

(A&M/Universal, 2013, 12/45:32) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CORNUFOLKIA – A HIDDEN<br />

HISTORY OF PSYCHEDELIC<br />

FOLK FROM THE BRITISH &<br />

EMERALD ISLES<br />

Die Interpreten dieses Doppeldeckers haben<br />

alltägliche Namen wie Chris Gordon,<br />

Miles Martin und Chris Duffin oder speziell<br />

erdachte wie Reality From Dream,<br />

Celebrated Ratliffe S<strong>to</strong>ut Band und Horncastle<br />

Fayre. Gemeinsames Merkmal:<br />

Praktisch niemand außer Totalkenner<br />

des Brit-Folks hat ihre Musik bislang je<br />

gehört; sie wurde auf längst vergessenen<br />

Klein(st)-Auflagen, großteils sogar nur<br />

auf „Private Releases” veröffentlicht. Angesichts<br />

der irren Klasse fast aller Tracks<br />

ist das mindestens eine Tragödie, die<br />

hier endlich bekämpft wird. Zu hören ist<br />

feinster Folk mit und ohne Psych-Touch<br />

und Barockeinflüsse. Es gibt einen imposanten<br />

Melodienreichtum abseits von<br />

Pop-Anbindungen und Radio-Anbiederei<br />

und sorgfältig ausgearbeitete Arrangements,<br />

aber keine „schwierige” Musik,


CD<br />

REVIEWS<br />

die anstrengend zu hören ist. Den Höhepunkt<br />

steuert die Courtyard <strong>Music</strong> Group<br />

mit dem 13:34-minütigem “Magician”<br />

bei, aber auch “The Twa Corbies” (Cobblers<br />

Last), ”The Wraggle Taggle Gyp sies”<br />

(Quodling’s Delight) oder “Patterned<br />

Moon” und “Seasonal Man” (beide Faraway<br />

Folk) haben Goldmedaillen-Format!<br />

Im Booklet werden alle Interpreten kurz<br />

vorgestellt – lehrreiche Lektüre. Die Ausgrabung<br />

des Jahres!<br />

(Audio Archives/Bertus Import, 2013,<br />

21/78:54, 22/75:35) hjg<br />

RICK SHEA<br />

SWEET BERNARDINE<br />

In San Bernardino,<br />

rund 60 Meilen<br />

östlich von<br />

Los Angeles, ist<br />

Rick Shea aufgewachsen.<br />

Umgeben<br />

von Honky-<br />

Tonk-Bars und Trucker-Kneipen lernte<br />

er schnell, dass sich hinter dem glattgebügelten<br />

70er-Jahre-Country Kaliforniens<br />

eine harte Realität versteckte. Gleich nach<br />

der Highschool, bei täglichen Coffee-<br />

Shop-Auftritten mit Liedern von Merle<br />

Haggard, Lefty Frizzell und Buck Owens<br />

sowie mit ersten Auftritten bei Folkfestivals<br />

erweiterte sich sein Wirkungskreis,<br />

bis er schließlich Mitglied von Dave Alvins<br />

Band wurde und als gefragter Sideman<br />

auch Künstler wie Katy Moffatt und<br />

Bands wie R.E.M. verstärkte. Größtenteils<br />

mit eigenen Songs zeigt er nun auf<br />

SWEET BERNARDINE sein Können,<br />

dazu gibt es Hank Williams’ “Honky Tonk<br />

Blues” und “Streamline Cannonball” von<br />

Roy Acuff, hier als Liveduett mit der<br />

wunderbaren Mary McCaslin.<br />

(Tres Pescadores/Import, 2013,<br />

10/43:42) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE JOHNSON CITY<br />

SESSIONS, 1928–1929 –<br />

CAN YOU SING OR PLAY<br />

OLD-TIME MUSIC?<br />

„Can You Sing Or Play Old-Time <strong>Music</strong>?”,<br />

diese am 3. Ok<strong>to</strong>ber 1928 veröffentlichte<br />

Frage im „<strong>John</strong>son City<br />

Chronicle” richtete sich laut Anzeige an<br />

„Musiker mit ungewöhnlichen Fähigkeiten,<br />

Tanz-Combos, Sänger, Unterhaltungskünstler<br />

...”, die sich bei Interesse an<br />

den örtlichen Kontaktmann von Columbia<br />

Records wenden sollten. Ebenso wie bei<br />

den 2011 von Bear Family veröffentlichten<br />

BRISTOL SESSIONS versuchte<br />

die amerikanische Plattenfirma auf diese<br />

Art, die urtümliche Old-Time <strong>Music</strong> Tennessees<br />

vor dem Vergessen zu bewahren<br />

– zur Erinnerung, im Jahr 1928!! Alles<br />

andere als Zufall war die Wahl von <strong>John</strong>son<br />

City, als Warenumschlagsplatz für die<br />

ländliche Bevölkerung der angrenzenden<br />

Appalachen versprachen sich die Columbia-Manager,<br />

auf diese Weise an die Musik<br />

der „Hinterwäldler” zu kommen. Und<br />

sie kam, ganze Familienclans mit Oma,<br />

Opa, Enkeln, Nichten und Onkeln brachten<br />

ihre Lieder, Tänze und Geschichten<br />

mit ins mobile Aufnahmestudio, Musiker<br />

und Musikerinnen, die sonst die örtlichen<br />

Tanzveranstaltungen beschallten, Gleichgesinnte,<br />

die sich abends nach der harten<br />

Arbeit zu spontanen Sessions trafen, talentierte<br />

Künstler, die ihre von Generation<br />

zu Generation vererbten Weisen zum<br />

Besten gaben. Und wer den Roane County<br />

Ramblers, dem Greensboro Boys Quartet,<br />

den Hodges Bro<strong>the</strong>rs oder den Ed Hel<strong>to</strong>n<br />

Singers genau zuhört, wird (wieder einmal)<br />

entdecken, wo die Stars, die Jahre<br />

später zu Hits kamen, sich diese Melodien<br />

„ausgeborgt” haben. Als Beispiel<br />

höre man nur “Down On Penny’s Farm”<br />

von den Bentley Boys und vergleiche es<br />

mit Bob Dylans “Maggie’s Farm”, oder<br />

den Jugband-Bluegrass “Tell It To Me”<br />

der Grant Bro<strong>the</strong>rs, den die Old Crow<br />

Medicine Show später fast originalgetreu<br />

zu neuem Ruhm brachte. Dickes Extralob<br />

für das 140-seitige Begleitbuch im<br />

LP-Format mit sämtlichen Liedtexten,<br />

Fo<strong>to</strong>grafien, Künstlerportraits und detaillierten<br />

Infos zu allen Sessions. Eine klasse<br />

Zeitreise zurück in die musikalische<br />

Welt der alten Appalachen, randvoll mit<br />

bewegenden Balladen, mitreißendem<br />

Gospel, Hillbilly-Country und Stringband-Tanzmusik.<br />

(Bear Family, 2013, 4 CDs)<br />

us<br />

BLUE RODEO<br />

IN OUR NATURE<br />

Immer noch das Maß<br />

der Dinge, wenn es<br />

um Americana aus<br />

Kanada geht, sind<br />

Blue Rodeo. Auch<br />

25 Jahre nach Veröffentlichung<br />

ihres<br />

Debüts OUTSKIRTS beweisen die beiden<br />

Hauptsongschreiber der Band, Jim Cuddy<br />

und Greg Keelor, mit jeder neuen Veröffentlichung<br />

ihre Klasse. Über so lange Zeit<br />

hinweg so gute Songs zu schreiben, dass<br />

man die Alben bedenkenlos auch nach<br />

Jahren noch aus dem Regal ziehen und<br />

auflegen kann, das ist zeitlose Qualität.<br />

Ob sich das Anfang November erschienene<br />

IN OUR NATURE in diese Reihe<br />

einordnen lässt, kann man jetzt natürlich<br />

noch nicht beurteilen – aber alles spricht<br />

dafür! Optimistisch sonnige Ohrwurmmelodien,<br />

punktgenaue Hooklines, feine Verzierungen<br />

mit Pedalsteel & Co., und die<br />

einzige Cover-Nummer des Albums, “Out<br />

Of The Blue” von Landsmann Robbie Robertson,<br />

wurde treffsicher ausgewählt.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2013, 14/63:14) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

INSIDE LLEWYN DAVIS<br />

(ORIGINAL SOUNDTRACK)<br />

13 Jahre nach dem grandiosen „O Bro <strong>the</strong>r,<br />

Where Art Thou?” haben die Regie-<br />

Brüder Joel und Ethan Coen („The Big<br />

Lebowski”) endlich mal wieder einen<br />

richtigen Musikfilm gedreht. „Inside Llewyn<br />

Davis”, der lose auf Dave van Ronks<br />

Au<strong>to</strong>biografie „Der König von Greenwich<br />

Village” basiert, spielt in der New Yorker<br />

Folkszene zu Beginn der 60er Jahre. Der<br />

Streifen, der ab Dezember in deutschen<br />

Kinos läuft, kommt mit einem wunderbaren<br />

Soundtrackalbum daher, produziert<br />

von T Bone Burnett, musikalisch betreut<br />

u.a. von Marcus Mumford (Mumford &<br />

Sons). Die Scheibe enthält Songs aus dem<br />

Reper<strong>to</strong>ire der damaligen Greenwich-<br />

Country & Folk<br />

Village-Bohème – in Neuinterpretationen<br />

durch die Filmschauspieler, die größtenteils<br />

bereits Erfahrungen als Musiker hatten,<br />

darunter die beiden Hauptdarsteller<br />

Oscar Isaac und Justin Timberlake. In reduziertem<br />

Akustikstil sind Traditionals zu<br />

hören wie “Fare Thee Well (Dink’s Song)”<br />

und “Hang Me, Oh Hang Me” sowie Tom<br />

Pax<strong>to</strong>ns “The Last Thing On My Mind”<br />

und Hedy Wests „Five Hundred Miles”.<br />

Hinzu kommen zwei Originalaufnahmen:<br />

“Green, Green Rocky Road” von Dave van<br />

Ronk und “Farewell” von Bob Dylan.<br />

(Nonesuch/Warner, 2013, 14/42:04) frs<br />

WOLFGANG BECKER &<br />

CHRISTOPH KEISERS<br />

HERBES GLÜCK<br />

Mit Schwarzbrenner<br />

ist es Wolfgang Becker<br />

hervorragend<br />

gelungen, die Texte<br />

des 1912 vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Dichters Georg<br />

Heym in Richtung<br />

Rock und Blues zu ver<strong>to</strong>nen. Live hat<br />

er zusammen mit Perkussionist Chris<strong>to</strong>ph<br />

Keisers Stücke aus diesem Reper<strong>to</strong>ire immer<br />

mal wieder akustisch, also nur mit<br />

Stimme, Gitarre und Cajon, präsentiert.<br />

Als sie dann anlässlich eines solchen<br />

Unplugged-Auftritts in Berlin den Texter<br />

Andreas Hähle kennen lernten, war es nur<br />

noch ein kleiner Schritt bis zur Idee eines<br />

ganzen Albums in dieser Form. Mit HER-<br />

BES GLÜCK ist es jetzt fertiggestellt,<br />

sieben Texte stammen von Hähle, drei von<br />

Heym, die Melodien dazu hat Wolfgang<br />

Becker komponiert. Ein Album, das vor<br />

allem mit einer tiefen Intensität besticht,<br />

Musik abseits der gewohnten Pfade, wertvolle<br />

emotionale Leuchttürme in einer orientierungslosen<br />

Zeit ...<br />

(www.schwarzbrenner.de, 2013,<br />

10/40:38) us<br />

LEONA WILLIAMS<br />

YES, MA’M, HE FOUND ME IN A<br />

HONKY TONK<br />

Schon im Teenageralter begann Leona<br />

Williams ihre Karriere mit einer eigenen<br />

Show bei einem lokalen Radiosender in<br />

ihrer Heimat Missouri. Ende der 60er zog<br />

es sie nach Nashville, wo sie zunächst<br />

beim kleinen Hickory-Label unterkam,<br />

wo sie mit Aufnahmen wie “Once More,<br />

Yes Ma’m (He Found Me In A Honky<br />

Tonk)” und “Country Girl With Hot Pants<br />

On” schnell zu einer lokalen Größe wurde,<br />

daraufhin zum Major-Label RCA und<br />

danach zu MCA wechselte. Dort traf sie<br />

auf ihren späteren Ehemann Merle Haggard<br />

sowie auf Top-Produzenten wie Porter<br />

Wagoner, die schnell ihr unglaubliches<br />

Talent für Countrysongs erkannten. YES,<br />

MA’M… versammelt nun über 80 Tracks,<br />

alle Studio-Aufnahmen für Hickory (darunter<br />

der Top-10-Hit “The Bull And The<br />

Beaver” im Duett mit Merle Haggard)<br />

einschließlich eines von Tompall Glaser<br />

produzierten, kompletten Albums, das es<br />

nie bis zur offiziellen Veröffentlichung<br />

schaffte. Wie von Bear Family gewohnt,<br />

ist die Karriere von Leona Williams im<br />

Booklet ausführlich dokumentiert, inklusive<br />

detaillierter Discographie.<br />

(Bear Family, 2013, 3 CDs)<br />

us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61


CD REVIEWS Jazz & World <strong>Music</strong><br />

ASHIA & THE BISON<br />

ROUGE<br />

DIESEL VS. LUNGS<br />

Was für eine Entdeckung hat das Label Jaro<br />

denn dort wieder gemacht! Diesmal sind<br />

die Bremer Weltenbummler mit Gespür für<br />

neue spannende World-<strong>Music</strong>-Künstler in<br />

Portland, USA, fündig geworden. Von dort<br />

stammt die amerikanisch-polnische Sängerin<br />

und Cellistin Ashia. In ihrem Soloprojekt<br />

The Bison Rouge mixt sie Pop, Punk,<br />

Cabaret, Klassik und osteuropäische Folklore<br />

auf äußerst originelle Weise miteinander.<br />

Was sie aus ihren beiden Instrumenten<br />

Cello und Stimme herauszuholen vermag,<br />

ist kaum zu beschreiben: Man fühlt sich bei<br />

den launigen Experimenten ihrer mehrere<br />

Oktaven umfassenden Stimme an Siouxsie<br />

Sioux oder Amanda Palmer erinnert und<br />

bei ihren Saitenhexereien an eine Jamsession<br />

von Rachmaninoff mit Apocalyptica.<br />

Die Musik oszilliert zwischen überdrehtausgelassen<br />

(“Diesel Vs. Lungs”) und tiefklagend<br />

(“Spirit Dances Evermore”). Hereinspaziert<br />

in diesen Hexenkessel!<br />

(Jaro Medien, 2013, 10/45:46) frs<br />

CHUCK LOEB<br />

SILHOUETTE<br />

Der<br />

58-jährige<br />

US-Jazz-Gitarrist<br />

wurde als Mitglied<br />

in der Stan Getz<br />

Band, sowie der<br />

All-Star-Fusion-<br />

Jazz-Band<br />

Steps<br />

Ahead bekannt. bk Der Berklee-Absolvent ist<br />

als Studiomusiker auf unzähligen Produktionen<br />

von Jazz bis Pop mit seinem virtuosen<br />

Gitarrenspiel zu hören. Auf seiner<br />

sehr hörenswerten neuen Solo-CD ist er als<br />

Primus inter Pares in diversen Besetzungen<br />

zu hören. So sorgen u.a. die hochkarätigen<br />

Drummer Peter Erskine. Steve Gadd oder<br />

Wolfgang Haffner, die Top-Basser Nathan<br />

East oder Will Lee sowie weitere Gäste<br />

wie Mitchel Forman (keys) oder Eric Marienthal<br />

(sax) für gepflegte, doch nie einfältige<br />

Begleitung und Solos. Im Zentrum<br />

steht natürlich die perlende E-Gitarre von<br />

Loeb. In den finalen drei Songs tritt dann<br />

noch seine Familie hinzu: Tochter Christina<br />

an der Ukulele, Gattin Carmen Cuesta und<br />

Tochter Lizzy als Sängerinnen. Gute Unterhaltung<br />

– im besten Sinne des Wortes.<br />

(Moosicus/Indigo, 2013, 10/59:34) rg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

RED HOT + FELA<br />

2013 ist ein Fela-Kuti-Jahr: Nachdem<br />

schon das Gesamtwerk des Afro-Beat-<br />

Begründers wiederveröffentlicht wurde,<br />

erscheint zum 75. Geburtstag des 1997<br />

an Aids vers<strong>to</strong>rbenen Nigerianers ein Benefizalbum,<br />

dessen Erlös Aids-Projekten<br />

gestiftet wird. Hierfür konnten etliche<br />

Künstler gewonnen werden, die sich mal<br />

mehr, zumeist aber weniger nah Kutis<br />

Originalen annehmen. Eine Ausnahme<br />

stellt hierin lediglich Tony Allen dar. Der<br />

frühere Schlagzeuger von Kutis Band<br />

Nigeria 70 bringt eine Neueinspielung<br />

seines Klassikers “Afrodisco Beat”. Ansonsten<br />

findet man auf RED HOT + FELA<br />

Variationen von Klassikern wie “Lady”,<br />

“Yellow Fever”, “Sorrow Tears And<br />

Blood”, “ITT”, “Gentleman” und “Zombie”.<br />

Diese werden wiederum von Künstlern<br />

beziehungsweise Bands wie Angelique<br />

Kidjo, ?uestlove (The Roots), My<br />

Morning Jacket und dem Kronos Quartet<br />

interpretiert. Und das durchaus im neuen<br />

Gewand, was einmal mehr Kutis großen<br />

Einfluss auf unterschiedlichste Musikgenres<br />

verdeutlicht. Neben traditionelleren<br />

Adaptionen finden sich Variationen<br />

im Stil von HipHop, Trip Hop, Dub und<br />

House. Nicht alles ist dabei gelungen, das<br />

Benefizalbum präsentiert sich aber in der<br />

Mischung durchaus angemessen für eine<br />

Neubearbeitung von Kutis musikalischem<br />

Vermächtnis.<br />

(Knitting Fac<strong>to</strong>ry/Rough Trade,<br />

2013, 13, 78:21) an<br />

LOUIS ARMSTRONG<br />

THE COMPLETE SATCH PLAYS<br />

FATS<br />

Der legendär vokal<br />

raspelnde Trompeter<br />

und der feierfreudige<br />

Pianist hatten im<br />

Jahre 1925 zusammen<br />

musiziert; kurz<br />

darauf wurde Fats<br />

Waller (1928–1943) in Chicago von Mafiosi<br />

entführt und mit vorgehaltenem Revolver<br />

Al Capone zum Geburtstag geschenkt<br />

– drei Tage Party und endloser Dollarregen.<br />

30 Jahre später spielte Satchmo Armstrong<br />

mit seinen All Stars ein Waller-Tribute ein:<br />

dabei u.a. Barrett Deems an den Drums,<br />

Trummy Young an der Posaune und Barney<br />

Bigard an der Klarinette. Zum Gesang trägt<br />

Velma Middle<strong>to</strong>n bei: Mitten in “Squeeze<br />

Me” vergaß sie den Text – Louis selbst<br />

konnte damals erstmals per Overdub aushelfen,<br />

ohne dass der Gesamt-Take litt. Von<br />

der Technik begeistert, sang er bei “I’ve Got<br />

The Feeling I’m Failing” mit sich selbst im<br />

Duett. Von unvergesslichen Standards wie<br />

“Honeysuckle Rose”, “I’m Crazy ‘Bout<br />

My Baby” und natürlich “Ain’t Misbehavin’”<br />

erscheinen hier erstmals verschiedene<br />

Versionen.<br />

(Essential Jazz/inakustik, 1955/2013,<br />

19/79:18) utw<br />

ROBERTO SANTAMARIA &<br />

HIS LATIN JAZZ STARS<br />

FIESTA AL JAZZ<br />

Rober<strong>to</strong> Santamaria ist ein Neffe des großen<br />

Latin-Jazzperkussionisten Mongo<br />

Santamaria (1922–2003), der vor allem<br />

durch seine Hitversion von Herbie Hancocks<br />

“Watermelon Man” (1963) und die<br />

u.a. von <strong>John</strong> Coltrane interpretierte Eigenkomposition<br />

“Afro Blue” (1959) bekannt<br />

wurde. Mit seinen siebenköpfigen<br />

Latin Jazz Stars knüpft Rober<strong>to</strong>, der vorwiegend<br />

in Tübingen lebt und regelmäßig<br />

in seine kubanische Heimat reist, an das<br />

Erbe seines Onkels und der goldenen Ära<br />

des Latin Jazz in den 60er und 70er Jahren<br />

an. Allzu viel Innovation bietet sein<br />

auf Rückschau und Partylaune angelegter<br />

Ansatz nicht, gleichwohl bereitet das Album<br />

FIESTA AL JAZZ jede Menge Spaß.<br />

Die Aufnahmen, darunter Interpretationen<br />

von “Watermelon Man” und “Afro Blue”<br />

sowie eigene Stücke, beeindrucken durch<br />

unbändige Spielfreude, mitreißende Arrangements<br />

und technische Raffinesse.<br />

(Connec<strong>to</strong>r/inakustik, 2013, 9/55:30) frs<br />

JIMMY SMITH QUARTET<br />

BACK AT THE CHICKEN<br />

SHACK / MIDNIGHT SPECIAL<br />

Die Auswahl der zwei auf dieser remasterten<br />

Reissue-CD vereinten Blue-Note-<br />

Klassiker der Hammondlegende macht insofern<br />

Sinn, als dass sie beide im Rahmen<br />

einer einzigen Studiosession im April 1960<br />

eingespielt wurden. Begleitet wurde „The<br />

Incredible Jimmy Smith” dabei von Stanley<br />

Turrentine am Tenorsaxofon, Donald Bailey<br />

an den Drums sowie bei gut der Hälfte<br />

der Tracks von Kenny Burrell an der Gitarre.<br />

Die – wie im Fall der Smith-Komposition<br />

”Messy Bessie” – infolge ausgiebiger<br />

Improvisationen bis zu über zwölf Minuten<br />

langen Instrumentals grooven gewohnt unaufgeregt<br />

und unterstreichen sowohl die<br />

spielerische Klasse von Smith selbst, als<br />

auch die seiner musikalischen Mitstreiter.<br />

Dazu gibt es ein zwölfseitiges Booklet mit<br />

aktuellen Liner-Notes sowie jenen der beiden<br />

Original-LPs.<br />

(Essential Jazz Classics/inakustik,<br />

2013, 9/74:51) ms<br />

W ll (1928 1943) i<br />

IRMIN SCHMIDT<br />

VILLA WUNDERBAR<br />

Die neue Doppel-CD<br />

von Irmin Schmidt<br />

ist eine Werkschau<br />

über die Solo- und<br />

Filmarbeiten des Can-<br />

Keyboarders, die eindrucksvoll<br />

die Vielfalt<br />

flt von Schmidts Sh künstlerischem Schaffen<br />

der letzten Jahre zeigt. Jazz, Dub, Reggae,<br />

Klassik, Ballettmusik Elektronik, Ambient,<br />

Drum & Bass, Walzer, Tango wechseln<br />

mit Pop- und Rockelementen. Damit nicht<br />

genug, findet man zwei bislang nicht veröffentlichte<br />

Can-Remixe. Der eine ist eine<br />

Instrumentalversion von “Last Night Sleep”,<br />

das im Original auf dem Soundtrack zu Wim<br />

Wenders „Bis ans der Ende der Welt” zu<br />

finden ist. Der zweite geht “Alice” an, einstmals<br />

Filmmusik bei Wenders’ frühem Roadmovie<br />

„Alice in den Städten”. Der Regisseur<br />

selbst beschreibt im Booklet stimmungsvoll,<br />

wie “Alice” den Auftakt einer bis heute gehenden<br />

Zusammenarbeit bedeutete. Die<br />

schönsten Momente der Compilation aber<br />

sind die Songs mit hypnotisch-treibendem<br />

Can-Charakter, bei denen dann auch meist<br />

die Can-Kollegen Michael Karoli und Jaki<br />

Liebezeit dabei waren.<br />

(Spoon Records/Rough Trade, 2013,<br />

12/69:13, 19/68:42) an<br />

Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

WINSTON McANUFF & FIXI<br />

A NEW DAY<br />

Das ist eine wahrlich weltmusikalische<br />

Melange, die der jamaikanische Sänger<br />

Wins<strong>to</strong>n McAnuff und der französischstämmige<br />

Akkordeonist und Keyboarder<br />

Fixi hier abliefern: jamaikanische Vibes,<br />

Soul- und Bluesanleihen, gemixt & gewürzt<br />

mit nigerianischem Afro-Beat, brasilianischen<br />

Samba- und kolumbianischen<br />

Cumbia-Klängen, zu denen sich Maloya-<br />

Rhythmen von der Insel Reunion und rockige<br />

Musette-Noten gesellen. Aber diese<br />

in tausend Klangfarben schillernde, emotional<br />

fesselnde und zugleich den Verstand<br />

in Anspruch nehmende Musik ist nicht nur<br />

was für analysierende Forscher, sondern<br />

ganz generell für ein Publikum, das festgefahrener<br />

Einheitsklänge aller Art müde<br />

ist und sich nach „geistiger Gymnastik”<br />

sehnt. Im Mittelpunkt steht natürlich Mc-<br />

Anuff, der mit warmer, sonorer Tenorstimme<br />

verletzliche Balladen in<strong>to</strong>niert (“<strong>John</strong>ny”),<br />

aber jederzeit auch den beinharten<br />

Reggae-Rebellen abrufen kann (“I’m A<br />

Rebel”). Doch auch alle Begleitmusiker<br />

um Fixi und seinen Bruder Alexis Bossard<br />

am Schlagzeug glänzen mit intensiven<br />

Leistungen.<br />

(Chapter Two/Indigo, 2013, 12/51:36) hjg<br />

DIANNE REEVES<br />

BEAUTIFUL LIFE<br />

Dianne<br />

Reeves<br />

veröffentlichte<br />

im<br />

neuen<br />

Millennium<br />

sechs<br />

Solo-Alben,<br />

darunter der Soundtrack<br />

für den Film<br />

mit George Clooney,<br />

“Good Night, And Good Luck”.<br />

Nach einer kurzen Verschnaufpause legt<br />

sie nun ein Soul-Jazzalbum vor, das ihr<br />

gesangliches Talent ins beste Licht stellt.<br />

Besonders “Satiated (Been Waiting)”, ein<br />

Duett mit Gregory Porter, hat es in sich.<br />

Stark und kreativ veränderte Cover-Versionen<br />

(“Waiting In Vain” von Bob Marley)<br />

und “Dreams” von Fleetwood Mac oder<br />

“S<strong>to</strong>rmy Wea<strong>the</strong>r” (auch schon von Billie<br />

Holiday gesungen) wirken durch Reeves’<br />

gekonnt in Szene gesetzte Stimme. Allerdings<br />

agieren die Begleitmusiker an manchen<br />

Stellen zu perfekt, so dass nicht die<br />

richtige Stimmung aufkommen will. Eine<br />

lebendigere und leidenschaftlichere Produktion<br />

hätte hier besser zum Gesang gepasst.<br />

Passabel, aber kein Klassiker.<br />

(Concord/Universal, 2013, 12/68:51) at<br />

INTI ILLIMANI HISTORICO<br />

VIVIR EN LIBERTAD<br />

Inti Illimani, 1967 in Santiago de Chile<br />

gegründet, sind eine der bekanntesten<br />

und einflussreichsten Combos Lateinamerikas.<br />

Sie arbeiteten mit namhaften<br />

Künstlern wie Peter Gabriel und dem<br />

Klassikgitarristen <strong>John</strong> Williams zusammen.<br />

Während des blutigen Militärputsches<br />

1973 unter General Pinochet<br />

befanden sich die Musiker gerade auf<br />

Europa<strong>to</strong>urnee, was sie ins Zwangsexil<br />

führte. Bis zu ihrer umjubelten Heimkehr<br />

1988 lebten sie in Italien. Nach einem<br />

Rechtsstreit zwischen den ehemaligen<br />

Mitgliedern gibt es derzeit zwei Combos,<br />

die unter den Namen Inti Illimani His<strong>to</strong>rico<br />

bzw. Inti Illimani Nuevo firmieren. Mit<br />

VIVIR EN LIBERTAD gibt es nun eine<br />

neue Doppel-CD der His<strong>to</strong>rico-Formation<br />

um den musikalischen Leiter Horacio Salinas.<br />

Scheibe Nummer eins („Esencial”)<br />

glänzt mit filigran eingespielten Studioproduktionen.<br />

Silberling Nummer zwei<br />

(„An<strong>to</strong>logia”) bietet ein mitreißendes,<br />

2007 live im Stadion Vic<strong>to</strong>r Jara in Santiago<br />

aufgezeichnetes Konzert, das mit<br />

der bekannten Freiheitshymne “El pueblo<br />

unido” schließt. Auf beiden Scheiben<br />

kommen die instrumentalen Fähigkeiten<br />

der Musiker, die zwischen erhabener Anden-Folklore<br />

und feurigen Latinoklängen<br />

changieren, hervorragend zur Geltung.<br />

Die Doppel-CD erscheint in Form eines<br />

schön aufgemachten Mediabooks mit


CD Jazz & World <strong>Music</strong> CD Kurzvorstellungen<br />

vielen Hintergrundinfos sowie Textübersetzungen.<br />

(Heupferd/Zweitausendeins, 2013,<br />

12/52:20, 11/48:52) frs<br />

STACEY KENT<br />

THE CHANGING LIGHTS<br />

Mit ihrer zehnten<br />

Platte zeigt Stacey<br />

Kent – wie auch bei<br />

den anderen Veröffentlichungen<br />

– eine<br />

intime und neue<br />

Facette ihrer Persönlichkeit.<br />

it Der renommierte britische<br />

Au<strong>to</strong>r und jahrelange Bewunderer Kazuo<br />

Ishiguro hat für das sehr entspannte “The<br />

Summer We Crossed Europe In The Rain”<br />

einen Text verfasst, und auch ihr Mann Jim<br />

Tomlinson (Saxofonist, Arrangeur, Komponist)<br />

unterstützte sie, ohne sich in den<br />

Vordergrund zu spielen. Somit bestimmt<br />

Kents weiche und gefühlvolle Stimme die<br />

13 Tracks, die im Latin wurzeln, sich dort<br />

aber zwischen den verschiedensten Subgenres<br />

bewegen wie Samba, Bossa Nova<br />

oder Guaguanco, ohne den Hauch Jazz<br />

vermissen zu lassen, für den die Künstlerin<br />

steht. THE CHANGING LIGHTS ist<br />

ein Album, dem man entspannt zuhören<br />

kann, das aber trotz der durchdringenden<br />

Melancholie südamerikanische Lebensart<br />

versprüht. Gelungen und sehr charmant.<br />

(Parlophone/Warner, 2013, 13/58:14) at<br />

BOSSARENOVA TRIO<br />

SAMBA PRELUDIO<br />

Das kammermusikalisch agierende Bossarenova<br />

Trio besteht aus der brasilianischen<br />

Sängerin Paula Morelenbaum,<br />

dem deutschen Trompeter Joo Kraus (Tab<br />

Two) und dessen Landsmann Ralf Schmid<br />

am Piano. Sie schlagen musikalische Brücken<br />

zwischen den Traditionen ihrer Heimatländer,<br />

vereinen Bossa Nova mit Jazz,<br />

integrieren Elektronik-Tupfer; Brasil-Pop<br />

und Klassik (Chopin!); Kraus demonstriert,<br />

dass auch Rap-Gesang dazu passt.<br />

Das Ganze klingt unaufgesetzt, stets sensibel.<br />

Morelenbaums flexible Stimme geht<br />

unter die Haut und setzt die Sahnehäubchen<br />

auf diesen ganz eigenen Crossover,<br />

der auch auf Vorlagen von Carlos Jobim<br />

oder Baden Powell zurückgreift und diese<br />

ohne Anbiederung an irgendwelchen Zeitgeist<br />

ganz neu inszeniert. Abendländische<br />

Lyrik verschmilzt mit tropischem Groove,<br />

hat es ein Kritiker treffend beschrieben.<br />

(Skip/Soulfood, 2013, 12/48:15) pro<br />

DIZZY GILLESPIE<br />

QUINTET / HANS KOLLER<br />

NEW JAZZ STARS +<br />

DAVE BRUBECK QUARTET<br />

+ STEPHANE GRAPELLI<br />

ENSEMBLE<br />

NDR 60 YEARS JAZZ EDITION<br />

Mit dieser neuen Serie veröffentlicht der<br />

Norddeutsche Rundfunk abwechselnd<br />

Studio- und Live-Aufnahmen aus seinem<br />

Archiv. Die erste Ausgabe teilen sich das<br />

Dizzy Gillespie Quintet und die Hans Koller<br />

New Jazz Stars (mit Albert Mangelsdorff<br />

und Jutta Hipp), die vor genau 60<br />

Jahren im Hamburger Studio 10 jeweils<br />

vier Stücke einspielten. Im Februar 1958<br />

war das Dave Brubeck Quartet in der Be-<br />

setzung Dave Brubeck (p), Paul Desmond<br />

(sax), Gene Wright (b) und Joe Morello<br />

(dr) in der Niedersachsenhalle in Hannover<br />

zu Gast, bei dem auf einer Doppel-CD<br />

dokumentierten Auftritt spielten sich die<br />

Vier durch eine überwiegend klassisch<br />

orientierte Setlist (“Gone With The Wind”,<br />

“Take The A-Train”, “St. Louis Blues”).<br />

Eine ganz besondere Geschichte ist die<br />

dritte Ausgabe dieser Edition, bei der der<br />

Geiger Stephane Grapelli im Studio von<br />

Maurice Vander am Piano begleitet wurde<br />

und die Rhythmusarbeit an Bass und<br />

Schlagzeug von Hans „James” Last und<br />

Rolf Ahrens übernommen wurde. Auch<br />

hier gibt es vorwiegend Jazzklassiker zu<br />

hören, wie “Autumn In New York”, “Lady<br />

Be Good” oder “Pennies From Heaven”.<br />

Klasse Reihe, die mit diesen drei Veröffentlichungen<br />

stark beginnt!<br />

(Moosicus/Indigo, 2013, 4 CDs) us<br />

HERBIE HANCOCK<br />

THE COMPLETE COLUMBIA<br />

ALBUMS COLLECTION<br />

1972–1988<br />

In diesem majestätischen Würfel finden sich<br />

auf 34 CDs alle 31 Alben, die Herbie Hancock<br />

zwischen 1972 und 1988 für Columbia<br />

und CBS/Japan aufgenommen hat. Immer<br />

wieder sprachlos lässt einen Hancocks virtuose<br />

Kreativität zurück, immer wieder staunt<br />

man über das breite Spektrum an Stilen,<br />

die der amerikanische Pianist, Keyboarder,<br />

Bandleader und Komponist im Reper<strong>to</strong>ire<br />

hat. Aus der Rücksicht tut man sich immer<br />

leicht damit, neue Stile zu akzeptieren, sie in<br />

den zeitlichen Ablauf einzuordnen, doch das<br />

künstlerische und ohne Frage auch kommerzielle<br />

Risiko, als gestandener Musiker neue,<br />

bisher nie gegangene Wege zu beschreiten,<br />

darf nicht unterschätzt werden. Doch gerade<br />

in dieser Hinsicht muss Herbie Hancock<br />

in dieser Zeit als leuchtendes Vorbild gelten,<br />

hört man sich durch die hier versammelte<br />

16-jährige Albumgeschichte (mit teilweise<br />

unbekanntem Material, acht der Alben wurden<br />

außerhalb Japans nie veröffentlicht),<br />

erkennt man nicht nur, wie offen er für Veränderungen<br />

war, sondern bekommt auch einen<br />

Eindruck davon, wie tief Hancock immer<br />

wieder die komplette Musikszene beeinflusst<br />

hat. Bestes Beispiel hierfür “Rockit” vom<br />

1983er Album FUTURE SHOCK, ein epochaler<br />

Track mit einem Sound, der für ganze<br />

Generationen von DJs und Turntable-Scratchern<br />

zum Vorbild wurde. In einem wunderschönen,<br />

200-seitigen Begleitbuch gibt es die<br />

detaillierten Album- und Produktionsinfos<br />

zum Nachlesen, ein notwendiger Service, da<br />

man in den meisten Fällen die mikroskopisch<br />

kleine Schrift auf den hochwertig gestalteten<br />

Mini-Vinyl-Replicas schlicht und einfach<br />

nicht lesen kann. Daneben gibt es noch ein<br />

ausführliches Essay über Hancock, eine ganze<br />

Menge Bilder aus allen Karrierephasen<br />

sowie eine ausführliche Discographie.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 34 CDs) us<br />

DAVID BECKER TRIBUNE<br />

DISTANCE TRAVELED<br />

Mit allen Fusionwassern gewaschen ist der<br />

US-Jazzgitarrist David Becker, der hier<br />

mit Bassist Bolle Diekmann und Drummer<br />

Bruce Becker Trioklänge vorlegt, die in ihren<br />

besten Momenten an Wes Montgomery<br />

oder Jim Hall erinnern. Schlanke, flüssige,<br />

charmante Musik, die zwischen hochmelodiösen<br />

Bebop-Improvisationen jeder<br />

beliebigen Geschwindigkeit, herzhaft rockjazzigen<br />

Block akkorden und sogar Menuett-<br />

Miniaturen changiert, so dass auch für die<br />

nötige Abwechslung gesorgt ist.<br />

(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />

9/50:35) hjg<br />

EUROPE<br />

LIVE AT SWEDEN ROCK<br />

Klasse Sache, wenn<br />

man seinen 30.<br />

Band-Geburtstag bei<br />

einem Festival wie<br />

dem „Sweden Rock”<br />

feiern darf. Europe<br />

nutzten ihr Heimspiel<br />

für eine eindrucksvolle Demonstration, wie<br />

agil und frisch ihr Hard Rock auch nach drei<br />

Dekaden noch klingt, Gratulanten auf der<br />

Bühne waren Scott Gorham (Thin Lizzy) und<br />

Michael Schenker (MSG, UFO, Scor pions),<br />

als Bonus gibt es das über zweistündige<br />

Konzert (plus Interview und „Behind The<br />

Scenes”-Material) auf DVD gleich mit dazu.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 2013, 16/75:14,<br />

12/61:20, DVD 160 Min.) us<br />

JACQUES STOTZEM<br />

CATCH THE SPIRIT II<br />

Der belgische Gitarrist Jacques S<strong>to</strong>tzem mit<br />

der perfekten Fingerstyle-Technik benötigt<br />

keine Begleitband, um gleichermaßen temperamentvolle<br />

und hochdifferenzierte, ganz<br />

erstaunliche Versionen von Klassikern wie<br />

“Honky Tonk Women”, “Hey Joe”, “Wild<br />

Horses”, “Like A Hurricane” oder “Going<br />

To California” anzubieten. Das Kontrastprogramm<br />

aus Uptempo-Krachern und gefühlvollen<br />

Balladen eignet sich allerdings kaum<br />

fürs Nachspielen durch Amateure – verknotete<br />

Finger wären die Folge ...<br />

(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />

11/47:05) hjg<br />

UGLY KID JOE<br />

STAIRWAY TO HELL<br />

In einem sechsseitigen Digipak erscheinen<br />

insgesamt recht harte Studio-Aufnahmen<br />

der kalifornischen Ugly Kid Joe, die – gemischt<br />

mit harmonischen Akustiksongs<br />

– ein passables Gesamtbild ergeben. Die<br />

DVD kann mit einem Auftritt (circa 30 Minuten)<br />

und unter anderem einem Interview<br />

und zwei Videoclips aufwarten. Kein großer<br />

Wurf, aber auf jeden Fall willkommenes<br />

Futter für die Fans.<br />

(Metalvile/Flying Dolphin, 2013,<br />

15/76:28, DVD 40 Min.) at<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63<br />

AQUA NEBULA<br />

OSCILLATOR<br />

SPIRITUS MUNDI<br />

Angesichts modernster Technik, die es ermöglicht,<br />

per Fußtritt jeden x-beliebigen<br />

Sound aus seiner Gitarre zu zaubern, ist<br />

es sicher nichts Besonderes, geradezu au<strong>the</strong>ntisch<br />

nach den amerikanischen Underground-Psychedelics<br />

der Früh-70er zu<br />

klingen. Derart konsequent Notenfolgen zu<br />

Tragödien werden zu lassen, wie es bei den<br />

französischen Aqua Nebula Oscilla<strong>to</strong>r auf<br />

SPIRITUS MUNDI passiert, muss man aber<br />

erstmal können. Tom Waits, Hawkwind und<br />

Can vereinen sich. Krank und genial.<br />

(Tee Pee/Alive, 2013, 11/39:47) jub<br />

STONE DIAMOND<br />

WE STOLE THE STARS FROM<br />

THE BLACK NIGHT<br />

Das in klassischer Triobesetzung – mit kleiner<br />

Hilfe des Keyboarders Tobias Philippen<br />

– eingespielte Debütalbum von S<strong>to</strong>ne<br />

Diamond bringt kurze, effektvolle Melodic-Rockkracher,<br />

die mit zupackendem<br />

Gesang, straight-groovendem Rhythmus,<br />

treibenden Riffs und prägnanten, pointierten<br />

Gitarrensolos direkt auf den Punkt<br />

kommen. Well done, damit kann problemlos<br />

jede Rock-Party befeuert werden.<br />

(Davin/Import, 2013, 11/41:31) rg<br />

KEN HENSLEY & LIVE FIRE<br />

TROUBLE<br />

Neues Studiowerk<br />

von Ken Hensley<br />

im Verbund mit seiner<br />

Tourband Live<br />

Fire. Melodic Rock,<br />

klassischer Hard<br />

Rock, 80er AOR,<br />

kurze Ausflüge in Richtung Pop, Hensley<br />

& Co. packen auf TROUBLE alle Stile zusammen,<br />

was einerseits für genügend Abwechslung<br />

sorgt, andererseits aber auch ein<br />

durchgängiges Konzept, das sonst Hensleys<br />

Werke vom Durchschnitt abhob, vermissen<br />

lässt – so bleibt leider nur ein gemischter<br />

Gesamteindruck.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

10/51:20) us<br />

THE INSPECTOR CLUZO<br />

GASCONHA ROCKS<br />

In zehn kurzen, knackigen Songs kommt<br />

das französische Rockduo, bestehend aus<br />

Mathieu Jourdain (dr, voc) und Laurent<br />

Lacrouts (voc, g), ohne Umschweife zur<br />

Sache. Seine Mischung aus hartem 70er-<br />

Rock, Funk, Soul und Blues-Ingredienzien<br />

rauscht brachial in die Gehörgänge. Damit<br />

gewinnt man keinen Innovationspreis, doch<br />

in kleinen, schummrigen Rock-Clubs wird<br />

die Stimmung durch die Decke gehen.<br />

(Fuck<strong>the</strong>bassplayer Records/<br />

Groove Attack, 2013, 10/25:28) rg<br />

THE DEEP DARK WOODS<br />

JUBILEE<br />

Für die Aufnahmen zu JUBILEE hat sich<br />

die kanadische Americana-Band The Deep<br />

Dark Woods in eine einsame Hütte in den<br />

Rocky Mountains zurückgezogen. Hat sich<br />

dabei nach eigenen Worten auf „eine psychedelische<br />

Reise von den Byrds zu Fairport<br />

Convention” begeben, lässt den Sound<br />

ihrer neuen, allesamt selbst geschriebenen<br />

Songs von altertümlichen, analogen Tasteninstrumenten<br />

wie einem Novachord, einem<br />

Celesta oder einer Wurlitzer-Orgel bestimmen.<br />

Urtümlich, verträumt und immer wieder<br />

an längst zurückliegende Zeiten erinnernd,<br />

als die Seele der Musik noch weitaus<br />

wichtiger war als ihr Aussehen ...<br />

(Sugar Hill/Import, 2013, 13/65:41) us


CD<br />

REVIEWS<br />

ALAN JACKSON<br />

THE BLUEGRASS ALBUM<br />

Schon immer war Bluegrass die heimliche<br />

Leidenschaft des Countrysängers<br />

Alan Jackson. Jetzt hat er es endlich geschafft,<br />

ein ganzes Album in diesem Stil<br />

aufzunehmen, schlicht und passend THE<br />

BLUE GRASS ALBUM betitelt. Neben<br />

acht neuen Jackson-Songs werden auch<br />

noch die Dillards (“There Is A Time”), <strong>John</strong><br />

Anderson (“Wild And Blue”) und natürlich<br />

Buegrass-Godfa<strong>the</strong>r Bill Monroe (“Blue<br />

Moon Of Kentucky”) gecovert.<br />

(Capi<strong>to</strong>l/Universal, 2013, 14/62:25) us<br />

MONSTERS OF LIEDER-<br />

MACHING<br />

ZEHN JAHRE –<br />

DAS JUBILÄUMS ALBUM<br />

Kein Jubiläum ohne<br />

Party, und so beschenken<br />

die Monsters<br />

Of Liedermaching<br />

ihre Fans zum<br />

zehnjährigen Band-<br />

Geburtstag mit der<br />

passenden Beschallung dazu. Mitgeschnitten<br />

auf ihrer diesjährigen Frühlings<strong>to</strong>ur,<br />

gibt es auf ZEHN JAHRE – DAS JUBI-<br />

LÄUMSALBUM lässige Neuaufnahmen<br />

zahlreicher Monsters-Klassiker wie des<br />

Mitsing-Evergreens “Marzipan”, der zartfühlenden<br />

Ballade “Ich hab dich lieb”, des<br />

krachenden Punk-Rocksongs “Punkermädchen”<br />

oder der groovenden Wortkaskade<br />

“Blasenschwäche”. Party on!<br />

(No<strong>to</strong>lose/Soulfood, 2013, 27/78:58) tk<br />

DWIGHT YOAKAM<br />

21ST CENTURY HITS –<br />

BEST OF 2000–2012<br />

In Europa immer etwas unter Wert geschlagen,<br />

gehört Dwight Yoakam in seiner<br />

amerikanischen Heimat zur Top-Riege der<br />

Countrystars. Rund 25 Millionen verkaufte<br />

Alben, so gut wie alle Gold- oder Platinausgezeichnet,<br />

über 20 Grammy-Nominierungen:<br />

Da fällt es ihm nicht schwer, den<br />

musikalischen Rückblick auf seine letzten<br />

Jahre so stark ausfallen zu lassen wie 21ST<br />

CENTURY HITS. Zu den Singles von seinen<br />

letzten fünf Alben gesellen sich mit<br />

dem Queen-Cover “Crazy Little Thing Called<br />

Love” (aus dem Film „The Break-Up”)<br />

sowie den beiden bisher unveröffentlichten<br />

Duetten mit Michelle Branch (“Long Goodbye”)<br />

und Willie Nelson (“If Teardrops<br />

Were Diamonds”) drei Non-LP-Tracks.<br />

(New West/ADA Warner, 2013,<br />

14/47:58) us<br />

CHRIS ECKMAN<br />

HARNEY COUNTY<br />

HARNEY COUNTY liegt im südöstlichen<br />

Oregon, ist geprägt durch karge Steppen,<br />

windige Berge und sumpfige Ebenen,<br />

in den langen Wintern versinkt die<br />

Landschaft unter Massen von Schnee, im<br />

Sommer brennt die Sonne erbarmungslos.<br />

Diese Kargheit in Musik umzusetzen, wer<br />

könnte dies besser als Walkabouts-Frontmann<br />

Chris Eckman, wer könnte ihm besser<br />

dabei helfen als Gitarrist Paul Austin<br />

und Terry Lee Hale, dessen verfremdete<br />

Mundharmonika bei “Many Moons” zu<br />

hören ist? Gespenstisch gut!<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2013, 8/44:34) us<br />

FULLSET<br />

NOTES AFTER DARK<br />

Mit einem klasse Debüt im Rücken ist es<br />

nie ganz einfach, dem Publikum ein ebenso<br />

geschätztes zweites Album vorzulegen.<br />

Doch mit NOTES AFTER DARK zeigen<br />

die irischen Senkrechtstarter, dass das kreative<br />

Potenzial von FullSet noch lange nicht<br />

ausgereizt ist. Schmissige Tunes, fetzige<br />

Reels und feine Balladen mit einem Hauch<br />

Country – kein Wunder, gehörte das junge<br />

Quintett zur hochkarätigen Besetzung des<br />

diesjährigen Irish Folk Festivals.<br />

(FullSet Records/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />

2013, 11/40:37) us<br />

GOLDEN KANINE<br />

WE WERE WRONG, RIGHT?<br />

Mit seinem dritten Werk verabschiedet sich<br />

das schwedische Sextett Golden Kanine<br />

vom Indie-Rock seinem ersten beiden Alben.<br />

Auf WE WERE WRONG, RIGHT?<br />

geht es dafür in Richtung Cosmic-Americana,<br />

wird zupackende Härte durch intime<br />

Nähe ersetzt, gibt es statt krachender Gitarren<br />

flirrende Soundscapes, vor sich hin<br />

mäandernde Lo-Fi-Känge und brüchigen<br />

Gesang mit tieftraurigen Texten zu hören.<br />

Verstörend gut!<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2013, 11/49:00) us<br />

ALICE COOPER<br />

HEY STOOPID – EXPANDED<br />

EDITION<br />

An dieser 1991er<br />

Scheibe kann man<br />

heute noch exemplarisch<br />

die Klasse von<br />

Alice Cooper festmachen:<br />

bodenständiger<br />

Rock, straight<br />

auf fden Punkt gespielt und konsequent auf<br />

alles Überflüssige verzichtend, selbst die<br />

Gastauftritte von Ozzy Osbourne, Slash,<br />

Steve Vai, Nikki Six oder Joe Satriani bleiben<br />

Fußnoten. Chef im Ring ist Alice Cooper,<br />

der sich genau so seine ganz eigene Nische<br />

erarbeitet hat und sie völlig zu Recht<br />

bis heute besetzt.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1991, 67:15) tk<br />

EVERLAST<br />

LIFE ACOUSTIC<br />

Nur zu Akustikgitarrenbegleitung (und ein<br />

wenig Orgel) ist Erik Schrody alias Whitey<br />

Ford alias Everlast (und Anführer von House<br />

Of Pain) hier zugange, vermengt Blues, Folk<br />

und Rap, interpretiert so auch die House-<br />

Of-Pain-Erfolgsnummer “Jump Around”<br />

neu. Ausdrucksintensiv, mit einer positiven<br />

Grundstimmung, fast schon heimelig, gleichermaßen<br />

kantig wie geschmeidig. Damit<br />

dürfte er sich neue Fans erspielen.<br />

(Loug Branch Records/SPV, 2013,<br />

12/45:13) pro<br />

PATTY GRIFFIN<br />

SILVER BELL<br />

Mit großem Aufwand nahm Star-Produzent<br />

Daniel Lanois im Jahr 2000 den<br />

Nachfolger von Patty Griffins Erfolgsalbum<br />

FLAMING RED auf, nur um ihn<br />

danach in den üblichen Wirren einer<br />

Umstrukturierung der Plattenfirma in der<br />

Schublade verschwinden zu sehen. Dort<br />

wurde das Album nun wieder hervorgekramt,<br />

und nach behutsamer Überarbeitung<br />

von Tonmeister Glyn <strong>John</strong>s kommt<br />

dieses verlorengegangene Meisterwerk<br />

nun erstmals (offiziell) ans Tageslicht.<br />

Americana zwischen zupackend und dahinschmelzend:<br />

wäre tatsächlich pure<br />

Verschwendung gewesen, SILVER BELL<br />

in seinem Dornröschenschlaf zu belassen.<br />

(A&M/Universal, 2013, 14/59:23) tk<br />

EDDIE COCHRAN<br />

THE BALLADS OF EDDIE<br />

COCHRAN<br />

Natürlich<br />

sind<br />

es die rockigen<br />

Songs, die man<br />

von Eddie Cochran<br />

in Erinnerung hat,<br />

doch schon “Sittin’<br />

In The Balcony”,<br />

sein erster Top-20-Hit in den USA, deutete<br />

an, dass da noch ganz andere Talente in ihm<br />

schlummern. Keine Frage, auch seine langsamen<br />

Songs hatten es in sich; bester Beweis<br />

ist die randvolle CD THE BALLADS OF<br />

EDDIE COCHRAN, die voller solcher übersehenen,<br />

lang vergessenen oder schlicht einfach<br />

unterbewerteten Perlen ist. Starke Zusammenstellung,<br />

die Cochrans gefühlvolle<br />

Seite in den Vordergrund schiebt.<br />

(Bear Family, 2013, 35/80:10) us<br />

SABRINA ASCACIBAR<br />

BILL & EVE<br />

Im Senegal geboren, aufgewachsen in Buenos<br />

Aires, Schauspielstudium in New York:<br />

Sabrina Ascacibar kann auf ein breites<br />

Spektrum an Einflüssen zurückgreifen. So<br />

fällt es ihr auch nicht schwer, ihre Moritaten<br />

in Englisch, Spanisch, Französisch,<br />

Deutsch und Italienisch vorzutragen, fühlen<br />

sich ihre musikalischen Mitstreiter an<br />

Bandoneon, Gitarre, Banjo, Bass, Fagott<br />

und Schlagzeug in allen Genres zu Hause,<br />

egal ob im Blues, Chanson, Schlager oder<br />

bei altem mexikanischen Liedgut.<br />

(Bear Family, 2013, 9/29:20) tk<br />

SCOTT COOK<br />

ONE MORE TIME AROUND<br />

Auch auf seinem vierten Album lässt sich<br />

Scott Cook ausgiebig Zeit, um seine Geschichten<br />

zu erzählen. Wie gewohnt wird<br />

der kanadische Singer/Songwriter auch<br />

auf ONE MORE TIME AROUND von<br />

zahlreichen Freunden an allen möglichen,<br />

größtenteils akustischen Instrumenten unterstützt,<br />

dennoch wirken seine Songs nie<br />

überladen, reduziert sich der Sound immer<br />

auf das Notwendige. Sonderlob fürs dicke<br />

Booklet mit allen Texten, Song-by-song-Infos<br />

sowie ausgiebigen, persönlichen Worten<br />

von Scott Cook.<br />

(Groove Revial/Import, 2013, 10/44:18) us<br />

ROBBIE WILLIAMS<br />

SWINGS BOTH WAYS<br />

Mit SWINGS BOTH WAYS veröffentlicht<br />

Robbie Williams jetzt das Fortsetzungsalbum<br />

des erfolgreichen SWING WHEN<br />

YOU’RE WINNING, für das er 2001 Jazzund<br />

Swingklassiker neu einspielte. Auch<br />

dieses Mal hat er sich für die alten und (jetzt<br />

auch sechs) neugeschriebenen Titel namhafte<br />

Duettpartner und -Partnerinnen eingeladen,<br />

Lily Allen, Rufus Wainwright, Michael<br />

Bublé, Kelly Clarkson und Olly Murs.<br />

(Island/Universal, 2013, 13/45:04) tk<br />

Kurzvorstellungen<br />

TIMMY THOMAS<br />

WHY CAN’T WE LIVE<br />

TOGETHER<br />

Mit punktgenauen Minimalarrangements,<br />

mit dem genialen Soultitel “Why Can’t We<br />

Live Toge<strong>the</strong>r” kam Timmy Thomas, R&B-<br />

Sänger und Keyboarder aus Evansville, Indiana,<br />

Anfang der 70er zu Weltruhm. Seinen<br />

unvergleichlichen Sound erarbeitete er sich<br />

als Sessionmusiker in Memphis sowie als Begleiter<br />

von Jazzgrößen wie Donald Byrd und<br />

Cannonball Adderly. Mit remastertem Klang,<br />

drei Bonus-Tracks sowie einem brandneuen<br />

Interview kommt die Expanded-Version genau<br />

richtig für alle Freunde von R&B, Soul<br />

und Jazz, besonders da die CD-Version von<br />

WHY CAN’T WE LIVE TOGETHER bisher<br />

nur als Import zu haben war.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1972,<br />

13/45:17) us<br />

MARGIE SINGLETON<br />

PLEDGING MY LOVE<br />

Heutzutage<br />

kennt<br />

Margie<br />

Single<strong>to</strong>n<br />

fast keiner mehr,<br />

von 1955 bis 1965<br />

war sie so oft im<br />

Studio wie kaum<br />

eine andere. Ihr<br />

Mann war Chef der A&R-Abteilung der<br />

Plattenfirma Mercury, so dass sie bei Aufnahmen<br />

zahlreicher Künstler aus Rock, R&B<br />

und Country – von George Jones über Clyde<br />

McPhatter bis zu Faron Young – als Backgroundsängerin<br />

zu hören ist. PLEDGING MY<br />

LOVE versammelt nun die Titel, die sie unter<br />

eigenem Namen für die Labels Starday, Mercury<br />

und United Artists aufnahm, darunter<br />

die amerikanische Cover-Version von Helen<br />

Shapiros “Walkin’ Back To Happiness” sowie<br />

eine Gesangsfassung von “Telstar” der Tornados.<br />

Klasse!<br />

(Bear Family, 2013, 30/73:18) us<br />

BOY & BEAR<br />

HARLEQUIN DREAM<br />

Ganz langsam, aber beharrlich arbeiten sich<br />

die Australier Boy & Bear international nach<br />

vorn. Die Gruppe um den singenden Gitarristen<br />

Dave Hosking bringt eine ordentliche<br />

Melange aus verträumtem Pop-Elan, langsamem<br />

Schlagzeugbeat, lebhaftem S<strong>to</strong>rytelling<br />

und durchaus auch sexy Gitarrenmomenten<br />

an den Start. Viele Details verheißen<br />

eine größere Zukunft, aber für ein endgültig<br />

kraftvolles Durchstarten auf dem engen<br />

Adult-Pop-Rockmarkt fehlt es noch an unwiderstehlichen<br />

Ohrwurmmelodien.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2013, 11/47:49) hjg<br />

TERRY LEE HALE<br />

THE LONG DRAW<br />

Es ist immer wieder ein Genuss, Neues<br />

von Terry Lee Hale zu hören. Dass auch<br />

er langsam älter wird, zeigt sich nicht an<br />

nachlassender Qualität, sondern daran,<br />

dass seine Songs lange nicht mehr so unversöhnlich<br />

harsch wie zu Beginn seiner<br />

Karriere daherkommen, dass der zwischenzeitlich<br />

in Paris beheimatete Texaner<br />

THE LONG DRAW dazu nutzt, seine Geschichten<br />

ruhig und gelassen zu erzählen.<br />

Diese Entschleunigung gibt seiner Musik<br />

noch mehr Tiefe, noch mehr Intensität.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2013,<br />

8/45:17) us<br />

Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

ANGELICA<br />

THRIVE<br />

Das Auge isst mit – und da schmeckt<br />

THRIVE schon mal, denn Angelica Rylin<br />

(Murder Of My Sweet) ist ein Hingucker.<br />

Stimmlich passt es auch. Trotzdem<br />

wird’s vorerst nichts mit der Solokarriere.<br />

Musik dieser Art gab es schon besser.<br />

Ob Lee Aaron, Robin Beck, Lana Lane,<br />

Alannah Myles – all diese Damen boten<br />

starke Kompositionen und Charakter.<br />

Bei Angelica ist es Banane, ob sie über<br />

Liebe sinniert (fast jedes Lied) oder in “I<br />

Am Strong” die Toughe gibt: THRIVE ist<br />

glatter Rocks<strong>to</strong>ff – nett, aber schnell überhört.<br />

Da retteten auch die prominenten<br />

Songwriter nichts.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013,<br />

12/48:26) jub<br />

FRANNY AND THE<br />

FIREBALLS<br />

40 ROCKIN’ YEARS 1973–2013<br />

1973 absolvierten<br />

sie ihren ersten Auftritt<br />

noch als Frannys<br />

Rock’n’Roll<br />

Ensemble, in den<br />

80ern waren Fanny<br />

And The Fireballs<br />

die Begleitband von Ted Herold, traten<br />

im Vorprogramm von Bill Haley, Little<br />

Richard und Jerry Lee Lewis auf. 40<br />

ROCKIN’ YEARS zeigt die Hamburger<br />

Band nun von ihrer besten Seite, klasse<br />

Versionen von Rock’n’Roll-Songs wie<br />

“Devil In Disguise”, “Hide And Seek”,<br />

“Memphis, Tennessee” und “Giddy Up A<br />

Ding Dong”.<br />

(Blue Art/Bear Family, 2013,<br />

20/50:45) us<br />

THE HIGH KINGS<br />

FRIENDS FOR LIVE<br />

Fetzige Musik aus Irland, zwar traditionell<br />

geerdet, aber dennoch weit mehr dem<br />

modernen Pop als dem traditionellen Folk<br />

verschrieben – der Erfolg, den die High<br />

Kings mit FRIENDS FOR LIFE einfahren,<br />

gibt diesem Konzept Recht. Natürlich<br />

geht so etwas nicht von alleine, Finbarr<br />

Clancy war schon mit den Clancy Bro<strong>the</strong>rs<br />

auf Tour, Brian Dunphy und Darren<br />

Holden gehörten zum „Riverdance”-Ensemble,<br />

Martin Furey hatte mit EXCA-<br />

LIBUR (mit Jean Reno) einen Top-Hit<br />

in Frankreich, gemeinsam starten sie nun<br />

eine Erfolgs-versprechende Irish-Folk-<br />

Popkarriere.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 12/41:47) tk<br />

THE FOURMYULA<br />

INSIDE THE HUTT: NEW<br />

ZEALAND’S POP-PSYCH KING-<br />

PINS 1968–1969<br />

Legendär diese kurzlebige Psych-Popband,<br />

die in nur zwei Jahren die Musiklandschaft<br />

Neuseelands so veränderte,<br />

dass sich später erfolgreiche Acts wie<br />

Crowded House, Split Enz oder die Chills<br />

an ihrem Sound orientierten. 1967 wurde<br />

The Fourmyula in Upper Hutt (unweit<br />

von Welling<strong>to</strong>n) gegründet, INSIDE THE<br />

HUTT versammelt nun das Beste ihrer erfolgreichen<br />

Jahre 1968/69, als zehn ihrer<br />

14 Singles bis in die Top 20 kamen. Mit<br />

dabei auch die Songs, die sie Tür an Tür<br />

mit den Beatles in den Londoner Abbey<br />

Road Studios aufnahmen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

21/60:20) us<br />

OLSEN BROTHERS<br />

BROTHERS TO BROTHERS<br />

Mit “Proud Mary”, “Bad Moon Rising”<br />

und “Have You Ever Seen The Rain” wandeln<br />

Jørgen und Niels Olsen mit dem in<br />

Nashville aufgenommenen Cover-Album<br />

BROTHERS TO BROTHERS auf den<br />

Spuren von CCR. Bei der Songauswahl<br />

bedienten sich die Sieger des Eurovision<br />

Song Contests des Jahres 2000 auch bei den<br />

Bellamy Bro<strong>the</strong>rs (“Let Your Love Flow”),<br />

Bee Gees (“Massachusetts”), Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />

(“Wake Up Little Susie”) und den<br />

Beach Boys (“Help Me Rhonda”).<br />

(Telamo/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />

14/47:02) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

100 SONGS DIE DIE WELT<br />

BEWEGTEN<br />

„100 Songs die die<br />

Welt bewegten” hieß<br />

die Doku, die im Ok<strong>to</strong>ber<br />

auf dem Fernsehsender<br />

Vox ausgestrahlt<br />

wurde, mit<br />

gleichem Titel gibt<br />

es nun eine Doppel-CD mit den 40 besten<br />

Songs daraus. Elvis (“Hound Dog”) darf<br />

dabei natürlich nicht fehlen, ebenso wie<br />

Bob Dylan (“Blowin’ In The Wind”), Udo<br />

Lindenberg (“Sonderzug nach Pankow”),<br />

Michael Jackson (“Billy Jean”), die Toten<br />

Hosen (“Hier kommt Alex”), Silly (“Bataillon<br />

d’Amour”) oder Gossip (“Heavy<br />

Cross”).<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 21/73:21,<br />

19/78:29) tk<br />

BILLY BRAGG<br />

LIFE’S A RIOT WITH SPY VS<br />

SPY<br />

Vor 30 Jahren veröffentlichte Billy Bragg<br />

LIFE’S A RIOT WITH SPY VS SPY, ein<br />

legendäres Debüt, das mit “A New England”<br />

den Kampfsong gegen die Politik<br />

Margret Thatchers lieferte. Ergänzt werden<br />

die sieben Originaltitel um einige live<br />

aufgenommene Stücke aus diesem Album<br />

vom Juni dieses Jahres, mit denen der britische<br />

Songwriter eindrucksvoll bewies,<br />

dass er seinen Biss noch lange nicht verloren<br />

hat.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 1983, 15/34:55) us<br />

BURT BACHARACH<br />

MAKE IT EASY ON YOURSELF<br />

1962<br />

Klasse Sammlung von Bacharach-Aufnahmen<br />

aus dem Jahr 1962, angeführt<br />

von Chuck Jackson Top-20-Hit “Any Day<br />

Now” und der Erstaufnahme seines späteren<br />

Klassikers “I Just Don’t Know What<br />

To Do With Myself” vom Flamingos-Sänger<br />

Tommy Hunt. Mit dabei auch Helen<br />

Shapiro, Jimmy Radcliffe, The Drifters,<br />

Etta James, Sophia Loren (“Donne-Moi-<br />

Ma Chance”) und Marlene Diertrich<br />

(“Small True Nightingale”, “Where Have<br />

All The Flowers Gone”).<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1962,<br />

27/71:01) us<br />

HISS<br />

DAS GESETZ DER PRÄRIE<br />

Wie gemacht für Lieder über Sehnsucht,<br />

gebrochene Herzen und Fernweh ist das<br />

Akkordeon, und Stefan Hiss ist ein Meister<br />

an diesem Instrument. Wie kaum<br />

ein anderer kann er mit seiner Musik<br />

Stimmungen erzeugen, “Twisten in der<br />

Taiga”, “Aloha”, “Schleierpolka” oder<br />

“Bier, Wust, Tanzmusik”, nichts anderes<br />

als programmatische Songtitel. Den besten<br />

Song hat er sich bis zum Ende der<br />

CD aufgehoben, in “Gesetz der Prärie”<br />

erklärt Hiss, worauf es in der Wildnis<br />

wirklich ankommt.<br />

(Hissmusik/H’Art, 2013, 14/52:44) us<br />

BRENNENTE<br />

BRENNENTE<br />

Das ist eines der<br />

schrillsten<br />

Alben<br />

des Jahres. Brennente<br />

kommen auf<br />

ihrem Debüt mit<br />

Rock, Blues, Chanson,<br />

Avantgarde,<br />

Easy Listening, i Jazz, Latin und Hörspielen.<br />

Sängerin Ulrike Helmholz flüstert,<br />

quiekt, wimmert, schreit ... Erdacht wurde<br />

das Ganze von Gun<strong>the</strong>r Lorz, Mi<strong>to</strong>rganisa<strong>to</strong>r<br />

des Burg-Herzberg-Festivals.<br />

Die Vielfalt des Events spiegelt sich auf<br />

BRENNENTE wider. Interessant ist “Ich<br />

will dich”: Helmholz singt hier so häufig<br />

das Wort „ficken”, dass es sich neutralisiert<br />

und so provozierend klingt wie „backen”.<br />

(Herzberg Verlag, 2013, 12/40:19) jub<br />

JOHN LENNON<br />

McCULLAGH<br />

NORTH SOUTH DIVIDE<br />

Statt <strong>John</strong> Lennon (seine wirklichen Vornamen!)<br />

hätten seine Eltern wohl besser<br />

Bob Dylan ausgewählt, denn das, was dieser<br />

15-jährige Bursche aus der englischen<br />

Grafschaft South Yorkshire mit NORTH<br />

SOUTH DIVIDE abliefert, erinnert (zumindest<br />

stilistisch) stark an die Musik,<br />

mit der Robert Allen Zimmermann Anfang<br />

der 60er im New Yorker Greenwich<br />

Village für Aufsehen sorgte. Mal sehen,<br />

wie diese Geschichte weitergeht ...<br />

(359 <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />

12/39:37) us<br />

VIENNA MEETS PORTLAND<br />

VIENNA MEETS PORTLAND<br />

Vienna Meets Portland, das sind die<br />

amerikanischen Musiker Ron Allen und<br />

Steve Asplund sowie der Wiener Pathologe<br />

Dr. Wolfgang Adolf und seine Frau<br />

Natascha. Gemeinsam haben sie Bluesinfizierten<br />

Singer/Songwriter-Rock im<br />

Gepäck, verzieren ihre gelassenen Songs<br />

mit Steelguitar, Bläsern, Oboen und Klarinetten,<br />

erschaffen so einen ganz eigenen<br />

Sound zwischen Folk, Blues, Country<br />

und Rock.<br />

(Montezuma/Soulfood, 2013, 14/48:37) tk<br />

THE LENNEROCKERS<br />

RUSTIN’ AND ROLLIN’<br />

Nächstes Jahr feiern die Lennerockers<br />

ihren 30. Geburtstag, mit RUSTIN’ AND<br />

ROLLIN’ haben sie gerade ihr Album Nr.<br />

20 veröffentlicht. Wie gewohnt haben sie<br />

Kurzvorstellungen<br />

es mit lässigen Songs zwischen Roots-<br />

Rock, Blues, Country und klassischem<br />

Rock’n’Roll bestückt, wie gewohnt ist ihnen<br />

die Mischung aus eigenen und fremden<br />

Stücken bestens gelungen.<br />

(AGR Television Records/Soulfood,<br />

2013, 14/43:15) us<br />

BAD PENNY<br />

DON’T CRY LITTLE HONEY<br />

Die Ros<strong>to</strong>cker Bad Penny haben auf ihrem<br />

dritten Album ihren Stil gefunden: Waren<br />

Folkelemente früher noch Versatzstücke,<br />

sind sie jetzt der rote Faden. Ob kraftvoll<br />

rockend oder sanft balladierend – Irisch<br />

Folk bildet das Fundament. Dabei kamen<br />

streckenweise bezaubernde Melodien<br />

zustande. Auffällig: eine selbstbewusste<br />

Leadgitarre, das beschwingte Akkordeon,<br />

und das dominante Piano hat fast was von<br />

Sou<strong>the</strong>rn Rock. Ola Van Sander singt brüchig.<br />

Das polarisiert. Neil Young klingt<br />

aber ähnlich eigenwillig.<br />

(Green Town, 2013, 12/61:10) jub<br />

BUDDY BRITTEN<br />

LONG GONE BABY<br />

Schon der (Künstler-)Name<br />

weist<br />

den Weg zu Buddy<br />

Britten: <strong>60s</strong>-Pop im<br />

Stile Buddy Hollys<br />

in der britischen<br />

Variante, das hatten<br />

The Regents, deren Frontmann Britten<br />

war, im Programm. Dabei bietet LONG<br />

GONE BABY weit mehr als nur die Singles<br />

der Regents, auch die Musik, die er<br />

von 1962 bis 1967 (weit erfolgreicher) als<br />

Simon Raven oder Raverne aufnahm, gibt<br />

es hier zu hören.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

15/61:52) tk<br />

RISE AGAINST<br />

LONG FORGOTTEN SONGS:<br />

B-SIDES & COVERS 2000–2013<br />

Längst überfällige Zusammenstellung<br />

von zahlreichen Non-Album-Tracks,<br />

die die amerikanischen Alternative<br />

Punkrocker von Rise Against bisher auf<br />

Single-B-Seiten, Tribute-Werken oder<br />

Soundtracks versteckt haben. Vor allem<br />

Freunde von Cover-Versionen werden<br />

sich über Dylans “The Ballad Of Hollis<br />

Brown”, Journeys “Any Way You Want<br />

It”, “Nervous Breakdown” von Black<br />

Flag oder “Little Boxes” von Malvina<br />

Reynolds freuen.<br />

(Interscope/Universal, 2013, 26/78:16) us<br />

SPEEDY WEST & JIMMY<br />

BRYANT<br />

BURSTIN’ THRU – FLIPPIN’<br />

THE LID<br />

Hillbilly Boogie wurde die (größtenteils<br />

instrumentale) Musik genannt, mit der<br />

Speedy West und Jimmy Bryant Mitte der<br />

50er Jahre für Aufsehen sorgten. Prägend<br />

dabei vor allem die irrsinnige Geschwindigkeit,<br />

mit der die beiden ihre Instrumente<br />

bedienen, wie sich in ihren Songs<br />

Gitarre und Pedalsteel auf virtuose Weise<br />

bekriegen. Neben der gewohnt voluminösen<br />

Bear-Family-Ausstattung punktet<br />

diese Zusammenstellung auch durch hervorragend<br />

restaurierten Klang, kaum zu<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65


CD<br />

hören, wie viele Jahre diese his<strong>to</strong>rischen<br />

Aufnahmen schon auf dem Buckel haben.<br />

(Bear Family, 2013, 34/80:03) us<br />

HAWKLORDS<br />

DREAM<br />

Freunde des Space-Rock, aufgepasst – hier<br />

kommen die Hawklords. In dem Quintett<br />

spielen nicht weniger als vier frühere Mitglieder<br />

der Genre-Ikonen Hawkwind mit<br />

und führen deren Klangkonzept – harte Gitarrenriffs<br />

treffen auf spacige Syn<strong>the</strong>sizer<br />

– weiter. Ihr fabelhaftes Album DREAM<br />

klingt nahezu klassisch und könnte so auch<br />

in den 70ern eingespielt worden sein. Innovation?<br />

Ach was – space is <strong>the</strong> place!<br />

(Hawklords/Broken Silence, 2013,<br />

10/48:51) frs<br />

KEANE<br />

THE BEST OF KEANE<br />

Auf drei große Vorbilder<br />

können sich<br />

Keane nach eigenen<br />

Worten einigen: die<br />

Beatles,<br />

Radiohead<br />

und Blur. Und wer<br />

genau hinhört, kann<br />

die Spuren dieser drei Bands heraushören<br />

aus den 20 Titeln, mit denen sie auf das<br />

letzte Jahrzehnt zurückblicken. Wobei sie<br />

für THE BEST OF KEANE mit zwei brandneuen<br />

Songs ihren Fans natürlich auch einen<br />

kleinen Blick in die Zukunft bieten ...<br />

(Island/Universal, 2013, 20/79:43) tk<br />

JIMMY KELLY &<br />

THE STREET ORCHESTRA<br />

VIVA LA STREET<br />

VIVA LA STREET, es lebe die Straße, ist<br />

Jimmy Kellys Hommage an die Straßen<br />

und Fußgängerzonen, ohne die sein Leben<br />

wohl komplett anders verlaufen wäre. Nach<br />

erfolgreichen Jahren mit der Kelly Family<br />

entdeckte er diesen Auftrittsort wieder für<br />

sich selbst – und für sich ganz alleine. Musikalisch<br />

beackert er dabei ein weites Feld,<br />

von irischem Folk über amerikanischen Bluegrass<br />

bis zu tanzbaren Balkan-Rhythmen.<br />

(Flowfish <strong>Music</strong>/Broken Silence, 2013,<br />

11/43:53) tk<br />

SUNRISE AVENUE<br />

UNHOLY GROUND<br />

Mit UNHOLY GROUND machen Sun rise<br />

Avenue genau dort weiter, wo sie mit ihrem<br />

letzten Album OUT OF STYLE aufgehört<br />

haben. Sonniger Power-Pop mit einem<br />

Hauch Country, die Finnen um den neuen<br />

„Voice Of Germany”-Juror Samu Haber<br />

wissen ziemlich genau, wie sich radiotaugliche<br />

Musik anhören muss, vermeiden es<br />

aber, sich dabei zu oft selbst zu zitieren<br />

oder gar zu wiederholen. Anspieltipps: das<br />

ruhige “Hurtsville” sowie die ansteckende<br />

Gute-Laune-Hymne “Little Bit Love”.<br />

(Polydor/Universal, 2013,<br />

11/42:53) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ONE HIT WONDER<br />

VOLUME 14<br />

Immer wieder findet Bayern-3-Modera<strong>to</strong>r<br />

Ulli Wenger neue (& alte) One-Hit-Wonder,<br />

auch mit der bereits 14. Doppel-CD gleichen<br />

Titels liefert er wieder Rock- und Pop-<br />

Topware, die man sonst lange suchen muss.<br />

Kurzvorstellungen<br />

Und wie gewohnt hat er im dicken Booklet<br />

die passenden S<strong>to</strong>rys zu jeder Nummer<br />

parat, dieses Mal von The Church (“Under<br />

The Milky Way”), A<strong>from</strong>an (“Because I<br />

Got High”) oder Haysi Fantayzee (“<strong>John</strong><br />

Wayne Is Big Leggy”).<br />

(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 18/73:31,<br />

18/69:14) us<br />

HANNES WADER<br />

TROTZ ALLEDEM – LIEDER AUS<br />

50 JAHREN 1962–2012<br />

TROTZ ALLEDEM<br />

zeichnet<br />

Hannes<br />

Waders Karriere von<br />

seinen<br />

Anfängen<br />

bis heute mit von<br />

ihm persönlich ausgesuchten<br />

Liedern<br />

nach. Die Doppel-CD ist die wohl derzeit<br />

beste Anthologie des Liedermachers<br />

auf dem Markt. Statt auf sattsam bekannte<br />

Songs wie “Heute hier, morgen dort”<br />

legt sie das Gewicht stärker auf relevante<br />

Stücke. Die Werkschau ist Auftakt einer<br />

umfangreichen Wiederveröffentlichungskampagne.<br />

Nach und nach werden Waders<br />

Alben zugänglich gemacht, die er zwischen<br />

1979 und 2007 für das legendäre, inzwischen<br />

eingestellte Dortmunder pläne-Label<br />

herausbrachte.<br />

(Mercury/Universal, 2013,<br />

18/76:50, 19/75:28) frs<br />

CLIFFORD T. WARD<br />

THE BEST IS YET TO COME –<br />

THE COLLECTION<br />

Clifford T. Ward († 2001) war in den 70er<br />

Jahren ein im UK sehr angesagter Singer/<br />

Songwriter, der zu reiner Pianobegleitung<br />

wie satter Instrumentierung sehr eingängige<br />

Lieder anstimmte. Sanft, oft elegisch, nachdenklich<br />

tönte der Ex-Lehrer, nicht nur auf<br />

seinem Hit “Gaye” von 1973. Ebenso empfehlenswert:<br />

“Jigsaw Girl” oder “Coathanger”.<br />

Dauerhafter Erfolg blieb ihm versagt,<br />

da er nur ungern live auftrat.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

20/78:19) pro<br />

KOOL & THE GANG<br />

CELEBRATE!<br />

Während der 70er und 80er Jahre gehörten<br />

Kool & The Gang zu den weltweit erfolgreichsten<br />

Soulbands, verkauften in dieser<br />

Zeit rund 70 Millionen Alben. Eines der<br />

erfolgreichsten Werke aus dieser Zeit war<br />

CELEBRATE! (US#10), das mit “Celebration”<br />

auch ihren einzigen Nummer-1-Hit<br />

der Billboard-Charts abwarf. Remastert und<br />

mit fünf Bonus-Tracks wird es jetzt als Expanded<br />

Edition wiederveröffentlicht.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

13/55:47) tk<br />

MIKE KENEALLY<br />

YOU MUST BE THIS TALL<br />

Der Gitarrist und Multi-Instrumentalist<br />

Mike Keneally ist bekannt geworden an der<br />

Seite von Künstlern wie Frank Zappa, Steve<br />

Vai und Joe Satriani. Mit YOU MUST BE<br />

THIS TALL legt er nun ein Solo-Album<br />

vor, das er, abgesehen von den Drums, fast<br />

im Alleingang eingespielt hat. Filigraner<br />

Art-Rock, ganz in der Zappa-Schule.<br />

(Exowax/Broken Silence, 2013,<br />

12/44:13) frs<br />

DVD<br />

CLIFF RICHARD<br />

STILL REELIN’ AND A-ROCKIN’<br />

– LIVE IN SYDNEY<br />

Mit einer Karriere,<br />

die schon Ende der<br />

50er begann und<br />

bis heute anhält,<br />

mit über 250 Millionen<br />

verkauften<br />

Tonträgern gehört<br />

Cliff Richard ohne<br />

Zweifel zu den erfolgreichsten<br />

britischen<br />

Sängern aller Zeiten. Und wer ihn<br />

auf Grund fehlender Chart-Notierungen<br />

die letzten Jahre etwas aus den Augen verloren<br />

hat, der kann sich jetzt mit STILL<br />

REELIN’ AND A-ROCKIN’ wieder einmal<br />

selbst davon zu überzeugen, welch<br />

mitreißender Live-Performer Cliff Richard<br />

auch heutzutage noch ist. Sixties-Beat mit<br />

“Livin’ Doll” und “Summer Holiday”,<br />

Rock’n’Roll-Klassiker wie “The Young<br />

Ones” und “Devil Woman”, 80er-Pop wie<br />

“We Don’t Talk Anymore” und “Wired For<br />

Sound”: So frisch, energiegeladen und bestens<br />

bei Stimme kann man kaum glauben,<br />

wie lange er schon in diesem Business tätig<br />

ist. Bonus-Material: eine Dokumentation<br />

mit Einblicken hinter die Kulissen der gigantischen<br />

Show im australischen Sydney.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, 148 Min.) tk<br />

NEIL DIAMOND<br />

THE THANK YOU AUSTRALIA<br />

CONCERT – LIVE 1976<br />

Nach einer gut vierjährigen<br />

Pause feierte<br />

Neil Diamond<br />

1976 mit einer umjubelten<br />

Tour durch<br />

Australien und Neuseeland<br />

ein höchst<br />

erfolgreiches Livecomeback.<br />

Als Dank<br />

an seine treuen Fans<br />

auf dem fünften ft Kontinent wollte er THE<br />

THANK YOU AUSTARLIA CONCERT<br />

verstanden wissen, lieferte dem enthusiastischen<br />

Publikum Topsong auf Topsong, von<br />

“I Am, I Said” über “Sweet Caroline” und<br />

“Song Sung Blue” bis zu “Solitary Man”.<br />

Lohnenswert hier auch das Bonus-Material,<br />

neben dem Outtakes aus den Werbepausen<br />

(darunter mit “Morningside” ein komplett<br />

neu restaurierter Song) gibt es ein 50-minütiges<br />

Interview mit Neil Diamond aus dem<br />

Jahr 1976 sowie ein „Behind The Scenes”-<br />

Special des britischen Journalisten David<br />

Frost, der kurz darauf mit seinen Nixon-Interviews<br />

zu Weltruhm kam.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, 150 Min.) tk<br />

BRUCE SPRINGSTEEN<br />

SPRINGSTEEN & I<br />

Schon immer war es<br />

Bruce<br />

Springsteen<br />

ein Anliegen, auch<br />

als gefeierter Superstar<br />

den Kontakt zu<br />

seinen Fans nicht zu<br />

verlieren,<br />

legendär<br />

seine Konzerte, bei<br />

denen er erst dann die<br />

Bühne verlässt, wenn<br />

alle (Song-)Wünsche des Publikums erfüllt<br />

sind. In diesem Kontext ist es nur logisch,<br />

DVD – Blu-ray<br />

dass auf SPRINGSTEEN & I die Wünsche<br />

der Fans des amerikanischen Musikers im<br />

Mittelpunkt stehen, dass neben renommierten<br />

Filmemachern wie Ridley Scott oder<br />

Jack Arbuthnott auch namenlose Anhänger<br />

ihren Beitrag leisten durften. Wenn man so<br />

will also ein Film „von Fans für Fans”, realisiert<br />

mit voller Unterstützung Springsteens.<br />

Dass dieser Film dann im Endeffekt so gar<br />

nicht wie die üblichen Star-Dokus aussieht,<br />

dass es vor allem die unterschiedlichen, mal<br />

humorvollen, mal zu Herzen gehenden Beiträge<br />

der Fans sind, die ihn zu einer wirklich<br />

außergewöhnlichen Geschichte machen,<br />

sollte der (DVD-)Industrie zu denken geben:<br />

Mehr davon wäre wünschenswert! Als<br />

Bonus gibt es dann noch Bilder von Springsteens<br />

2012er Auftritt im Londoner Hyde<br />

Park, samt Gastauftritt von Paul McCartney.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, 146 Min.) us<br />

MIKE & THE MECHANICS<br />

+ UB40 + NEIL SEDAKA +<br />

WILLY DeVILLE<br />

LIVE AT SHEPHERDS BUSH<br />

LONDON + LIVE AT MONTREUX<br />

2002 + THE SHOW GOES ON +<br />

LIVE IN THE LOWLANDS<br />

Vier weitere ursprünglich als DVD veröffentlichte<br />

Livemitschnitte wurden sowohl<br />

bild- als auch <strong>to</strong>ntechnisch so überarbeitet,<br />

dass sie nun als so genannte SD-Blu-rays<br />

erhältlich sind. LIVE AT SHEPHERDS<br />

BUSH LONDON bietet ein Gastspiel von<br />

Genesis-Mitglied Mike Ru<strong>the</strong>rford und<br />

seinen Mechanikern aus dem Jahr 2004,<br />

bei dem nach dem Tod von Paul Young<br />

alleine Paul Carrack für den Gesang zuständig<br />

war. Zwei Jahre früher waren<br />

UB40 beim Jazz festival in Montreux zu<br />

Gast, bei dem sie sich in knapp zwei Stunden<br />

einmal quer durch ihre lange Karriere<br />

spielten, von “Kings<strong>to</strong>n Town” über “Red<br />

Red Wine” bis zu “Many Rivers To Cross”.<br />

Bei Fans besten bekannt dürfte auch Neil<br />

Sedakas 2006er Gastspiel in der Londoner<br />

Royal Albert Hall sein, zählt dieser Auftritt<br />

doch unbestritten zu den Highlights seiner<br />

Karriere, zeigt ihn THE SHOW GOES ON<br />

sowohl als virtuosen Pianisten als auch<br />

als herausragenden Sänger – nicht zu vergessen<br />

der Gastauftritt von Tony Christie<br />

bei “Is This The Way To Amarillo”. 2005,<br />

sozusagen im Herbst seiner Karriere, war<br />

der 2009 vers<strong>to</strong>rbene Willy DeVille im<br />

Amsterdamer Paradiso zu Gast, bot dort<br />

das komplette Spektrum seiner Klasse,<br />

egal ob alleine an der Gitarre oder mit<br />

vielköpfiger Band im Rücken. Voller Cha-<br />

Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


An Evening With<br />

Fr. 29.11.13 | Schleyer-Halle Stuttgart<br />

Along For The Ride<br />

<br />

+ guests:<br />

SAXON, SKEW SISKIN<br />

Mi. 11.12.13 | Schleyer-Halle Stuttgart<br />

MORTEN HARKET, AMY MACDONALD,<br />

MARK KING, THE BASEBALLS, JOHN MILES u.a.<br />

Do. 6.2.14 | Porsche-Arena Stuttgart<br />

A TRIBUTE TO ABBA<br />

ABBA<br />

THE SHOW<br />

40 Jahre Waterloo – Die große Jubiläums<strong>to</strong>urnee<br />

Di. 25.2.14 | Konzerthaus Karlsruhe<br />

Fr. 28.2.14 | Liederhalle Stuttgart<br />

all you need<br />

is love!<br />

Das Beatles-<strong>Music</strong>al<br />

Mo. 3.3.14 | Theaterhaus Stuttgart<br />

Live mit Band<br />

Mittwoch 15. Januar 2014 20.00 Uhr<br />

STUTTGART PORSCHE-ARENA<br />

<br />

Donnerstag 30. Januar 2014 20.00 Uhr<br />

LUDWIGSBURG MHPARENA<br />

There And Back<br />

Sa. 5.4.14 | MHPArena Ludwigsburg<br />

Mit den Gezeiten<br />

<br />

Freitag 21. März 2014 20.00 Uhr | STUTTGART SCHLEYER-HALLE<br />

Live in Concert 2014<br />

Di. 15.4.14 | Liederhalle Stuttgart<br />

zieht den Stecker – Tour 2014<br />

Mi. 16.4.14 | LKA Longhorn Stuttgart<br />

JOHN MAYALL<br />

80th Anniversary Tour 2014<br />

Di. 27.5.14 | Theaterhaus Stuttgart<br />

TANGERINE DREAM<br />

Phaedra Farewell Tour 2014<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im<br />

Saturn Stuttgart, Königsbau-Passagen sowie<br />

an allen bekannten Vorverkaufsstellen.<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro<br />

Kartentelefon 0711 221105<br />

Die grössten Hits der Alben<br />

The Dark Side Of The Moon,<br />

Wish You Were Here,<br />

The Division Bell<br />

Samstag 5. April 2014 20.00 Uhr<br />

STUTTGART PORSCHE-ARENA<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />

Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 2211 05<br />

Freitag 16. Mai 2014 20.00 Uhr<br />

FILDERSTADT FILHARMONIE


DVD<br />

REVIEWS<br />

risma, au<strong>the</strong>ntisch und mit ungezügelter<br />

Leidenschaft für seine Musik: LIVE IN<br />

THE LOWLANDS zeigt noch einmal<br />

eindrucksvoll, welch großartiger Künstler<br />

Willy DeVille war.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, 4 Blu-rays) us<br />

JEFF HEALEY<br />

AS THE YEARS GO PASSING BY<br />

Nach<br />

Dreifach-<br />

CD und CD/<br />

DVD-„Deluxe<br />

Edition”<br />

kommen<br />

diese insgesamt 31<br />

Livetracks, die der<br />

2008 vers<strong>to</strong>rbene<br />

Gitarrist und Sänger<br />

1989, 1995 und<br />

2000 für die TV-<br />

Produktionen „Ohne Filter Extra” und<br />

„Extraspät in Concert” einspielte, jetzt<br />

noch einmal als Doppel-DVD auf den<br />

Markt. Neben der langjährigen Rhythmusgruppe<br />

der Jeff Healey Band (Joe<br />

Rockman am Bass sowie Tom Stephen<br />

an den Drums) wurde der Musiker mit<br />

der ureigenen Spieltechnik bei zwei der<br />

drei hier dokumentierten Studiokonzerte<br />

vor Publikum von je einem weiteren<br />

Gitarristen begleitet: 1995 beim SDR<br />

von Pat Rush und 2000 beim SWR von<br />

Philip Sayce. Dabei lässt sich vor allem<br />

bei jenen vier Titeln, die bei allen drei<br />

Aufnahmeterminen auf dem Programm<br />

standen – darunter die Eigenkomposition<br />

”See The Light” vom gleichnamigen<br />

Debütalbum von 1988 sowie der Doors-<br />

Klassiker ”Roadhouse Blues” –, recht gut<br />

die musikalische Entwicklung Healeys in<br />

jenen Jahren verfolgen. Negativ zu Buche<br />

schlagen die fehlenden Au<strong>to</strong>renangaben<br />

zu den einzelnen Songs.<br />

(inakustik, 2013, 2 DVDs, 200 Min.) ms<br />

THE ROLLING STONES<br />

SWEET SUMMER SUN – HYDE<br />

PARK LIVE<br />

Mit über 100.000<br />

Besuchern waren<br />

die beiden Open-<br />

Air-Konzerte<br />

im<br />

Londoner<br />

Hyde<br />

Park der Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes eines der<br />

diesjährigen Sommer-Highlights.<br />

Und so bühnenerprobt<br />

wie Mick Jagger, Keith Richards,<br />

Charlie Watts und Ronnie Wood auch im<br />

reiferen Alter sind, war es für sie kein<br />

Problem, den Fans eine berauschende<br />

Show zu bieten. Mit “Start Me Up”,<br />

“Ruby Tuesday”, “Honky Tonk Women”<br />

oder “Miss You” wärmten sie das Publikum<br />

an, bevor dann mit “Gimme Shelter”,<br />

“Jumpin’ Jack Flash”, Sympathy For The<br />

Devil”, “Brown Sugar”, “You Can’t Always<br />

Get What You Want” und “(I Can’t<br />

Get No) Satisfaction” sechs aufeinanderfolgende<br />

Songs der Extraklasse für Begeisterung<br />

sorgten – dass dabei auch ihr<br />

früherer Gitarrist Mick Taylor für zwei<br />

Titel dazu stieß, ging da fast unter. Neben<br />

der DVD gibt es SWEET SUIMMER<br />

SUN auch als 2-CD/DVD, 3-LP/DVD<br />

oder als Deluxe Buch-Edition.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, 118 Min.) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE SAPPHIRES<br />

„90 Prozent aller<br />

Musik ist Schrott,<br />

der Rest ist Soul.”<br />

Diesen<br />

Ratschlag<br />

hat der erfolglose<br />

Musiker<br />

Dave<br />

(Chris<br />

O’Dowd)<br />

für die McCrae-<br />

Schwes tern parat,<br />

nachdem sie bei<br />

einem Tl Talentwettbewerb ttb eine Countrynummer<br />

gesungen hatten. Für den weißen<br />

Australier irischer Abstammung ist<br />

schnell klar, dass er das talentierte Quartett,<br />

das wegen seiner Aborigines-Herkunft<br />

den täglichen Rassismus zu spüren<br />

bekommt, zu einer Girl-Group nach US-<br />

Vorbild à la The Supremes formen kann.<br />

Doch anstatt erste Erfolge in Sydney oder<br />

Melbourne zu feiern, fliegen sie gemeinsam<br />

ausgerechnet nach Vietnam, um dort<br />

an der Front die GI-Truppen zu unterhalten<br />

... Der Musikfilm „The Sapphires”<br />

basiert auf einem in Australien erfolgreichen<br />

<strong>Music</strong>al, das wiederum auf einer<br />

wahren Begebenheit fußt. Der Streifen<br />

beeindruckt mit seinen sympathischen<br />

Darstellern und einem guten Drehbuch<br />

sowie mit mitreißend neu eingespielten<br />

Soulsongs aus den Sixties, darunter “I<br />

Heard It Through The Grapevine”, “Land<br />

Of Thousand Dances” und “I Can’t Help<br />

Myself (Sugar Pie Honey Bunch)”. Die<br />

DVD-Fassung des Kinofilms enthält als<br />

Bonus u.a. ein „Making Of” sowie ein Interview<br />

mit den Original-Sapphires.<br />

(Sena<strong>to</strong>r, 2013, Spr.: D/E,<br />

97 Min. + Bonus) frs<br />

PETER GABRIEL<br />

LIVE IN ATHENS 1987<br />

Wie lange das<br />

Jahr 1987 schon<br />

zurückliegt, wird<br />

einem beim Anblick<br />

eines – im<br />

Vergleich zu heute<br />

– jugendlich und<br />

voller<br />

(Bühnen-)<br />

Energie<br />

daherkommenden<br />

Peter<br />

Gbi Gabriel erst wieder bewusst. Im stimmungsvollen<br />

Freiluft<strong>the</strong>ater des Stadtbergs<br />

Lykabettus oberhalb A<strong>the</strong>ns wurden<br />

damals drei Shows des ehemaligen Genesis-Sängers<br />

mit enormem technischem<br />

Aufwand mitgeschnitten, eine Mühe,<br />

die jetzt der superben Blu-ray-Bild- und<br />

Tonqualität von LIVE IN ATHENS 1987<br />

zugute kommt. Highlights seines Programms<br />

herauszuheben ist fast nicht<br />

möglich, wo sollte man bei Songs wie<br />

“Don’t Give Up”, “Games Without Frontiers”,<br />

“San Jacin<strong>to</strong>”, “Solsbury Hills”<br />

oder “Biko” beginnen, wo könnte man bei<br />

seiner exzellenten Begleitmannschaft aufhören?<br />

Das Bonus-Material zeigt Youssou<br />

N’Dour mit seiner Band Le Super E<strong>to</strong>ile<br />

De Dakar als Opener der Show, Interviews<br />

sowie das offizielle Promovideo zu<br />

“Sledgehammer”, auf einer zusätzlichen<br />

DVD gibt es dazu noch 23 Videos von<br />

Gabriel-Songs aus allen Karrierephasen.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013,<br />

145 Min.) us<br />

FRANK ZAPPA + GARY<br />

MOORE + THE DOORS +<br />

JETHRO TULL + EMER-<br />

SON, LAKE & PALMER<br />

3 DISC SETS<br />

DVD-Freunde aufgepasst!<br />

Jeweils<br />

drei zuvor einzeln<br />

erhältliche<br />

DVDs<br />

wurden nun für<br />

diese Serie zu preiswerten<br />

Dreierpacks<br />

in einem Schuber<br />

zusammengepackt.<br />

THE<br />

TORTURE<br />

NEVER STOPS zeigt Frank Zappa 1981<br />

bei seinem „Halloween”-Konzert in New<br />

York, bei dem er von Kollegen wie Ray<br />

White und Steve Vai unterstützt wurde.<br />

Teile dieses Auftrittes sind auch auf<br />

THE DUB ROOM SPECIAL zu sehen,<br />

zeigt dazu noch Livematerial aus dem<br />

Jahr 1974. BABY SNAKES, natürlich<br />

mit Frank Zappa in der Hauptrolle, ist<br />

nach eigenen Worten „ein Film über Leute,<br />

die Dinge tun, die nicht normal sind”<br />

– eine Kategorisierung, der man ohne<br />

Frage zustimmen muss. Weitaus bodenständiger<br />

kommt da der Dreierpack des<br />

nordirischen Bluesmeisters Gary Moore<br />

daher, liefert zwei Auftritte aus Montreux<br />

(aus den Jahren 1990 und 2010) sowie<br />

mit BLUES FOR JIMI seine bewegende<br />

Live-Hommage aus dem Jahr 2007 an<br />

Jimi Hendrix, bei dem der 2011 vers<strong>to</strong>rbene<br />

Sänger und Gitarrist am Ende sogar<br />

für drei Tracks mit den Experience-Mitgliedern<br />

Mitch Mitchell und Billy Cox<br />

auf der Bühne stand. Aus einer wesentlich<br />

kürzeren Zeitspanne stammen die Aufnahmen<br />

der Doors, die neben LIVE AT THE<br />

BOWL ‘68 und LIVE IN EUROPE 1968<br />

auf SOUNDSTAGE PERFORMANCES<br />

mit Auftritten aus den Jahren ‘67, ‘68 und<br />

‘69 zu sehen sind, dazu eines der wenigen<br />

gefilmten Interviews mit Jim Morrison.<br />

Relativ frisch sind noch die Bilder der drei<br />

Jethro-Tull-DVDs, LIVING WITH THE<br />

PAST stammt aus dem Jahr 2001, zwei<br />

Jahre später wurde für LIVE AT MON-<br />

TREUX 2003 ihr Auftritt beim Schweizer<br />

Festival mitgeschnitten. JACK IN THE<br />

GREEN versammelt dann noch Livekostproben<br />

aus den Jahren 1970 bis 1993,<br />

wobei der Großteil des Materials aus<br />

„Rockpop In Concert” aus dem Jahr 1982<br />

stammt. Klassisch die Auswahl für den<br />

DVD – Blu-ray<br />

Dreier von Emerson, Lake & Palmer, sie<br />

liefert mit PICTURES AT AN EXHIBITI-<br />

ON aus dem Londoner Lyceum sowie dem<br />

ISLE OF WIGHT FESTIVAL zwei Kostproben<br />

der britischen Prog-Rocker aus<br />

dem Jahr 1970, bevor es dann mit LIVE<br />

AT MONTREUX ins Jahr 1997 geht.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, je 3 DVDs) us<br />

BRYAN FERRY<br />

LIVE IN LYON<br />

Mit Roxy <strong>Music</strong>,<br />

also<br />

zusammen<br />

mit Brian Eno und<br />

Andy Mackay, erfand<br />

Bryan Ferry<br />

Anfang der 70er<br />

Jahre<br />

Avantgarde-<br />

Art-Rock, er hat<br />

sich sei<strong>the</strong>r in über<br />

40 Jahren seine<br />

ganz eigene Melange aus Pop und Soul<br />

zusammengerührt, so dass er keinerlei<br />

Schwierigkeiten hat, seine Konzerte mit<br />

hochklassigem Material zu bestücken.<br />

2011 zog er mit seiner „Olympia”-Tour<br />

um den Globus und zeichnete dabei seinen<br />

Auftritt im altehrwürdigen römischen<br />

Amphi<strong>the</strong>ater von Lyon auf. Neben Songs<br />

aus der Roxy-<strong>Music</strong>-Zeit und seinen<br />

Solo-Jahren hatte er auch einige Cover-<br />

Songs mit im Gepäck, wie Bob Dylans<br />

“All Along The Watch<strong>to</strong>wer”, “Jealous<br />

Guy” von <strong>John</strong> Lennon oder Neil Youngs<br />

“Like A Hurricane”. Edel verpackt sind<br />

Blu-ray und Audio-CD (19/78:43) in<br />

einem über 70-seitigen Hardcoverbuch,<br />

in dem es neben zahlreichen Bildern vom<br />

Lyon-Konzert auch noch einen (englisch)<br />

dokumentierten Streifzug durch Bryan<br />

Ferrys Solo-Alben gibt.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, 143 Min.) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

MOVE ME BRIGHTLY<br />

„Celebrating Jerry<br />

Garcia’s 70th Birthday”<br />

lautet der<br />

Untertitel dieser<br />

Veröffentlichung,<br />

die es wahlweise<br />

als DVD oder Bluray<br />

gibt. Am 3. August<br />

2012 wäre der<br />

2005 vers<strong>to</strong>rbene<br />

legendäre Kopf von Grateful Dead 70<br />

Jahre alt geworden. An diesem Tag lud<br />

Bob Weir zahlreiche Musiker aus dem<br />

Grateful-Dead-Dunstkreis in sein Studio<br />

nach Kalifornien ein, spielte mit ihnen<br />

ein live im Internet zu verfolgendes Konzert.<br />

Ausschnitte daraus wurden für nun<br />

MOVE ME BRIGHTLY mit zahlreichen<br />

Interviews mit Garcias Familie, Bandkollegen<br />

und befreundeten Musikern kombiniert.<br />

Herrlich, mal wieder Bob Weir, Phil<br />

Lesh, Bill Kautzmann, Mickey Hart und<br />

Donny Jean Godchaux zusammenspielen<br />

zu sehen, erlesene Songs wie “Terrapin<br />

Station”, “Shakedown Street”, “Cumberland<br />

Blues” und “Friend Of The Devil”<br />

mitzuverfolgen, dazu noch gespickt mit<br />

Gastauftritten von Carlos Santana, Adam<br />

MacDougall (Black Crowes), Mike Gordon<br />

(Phish) und Chris Tomson (Vampire<br />

Weekend).<br />

(Eagle Vision/edel, 2013, 159 Min.) tk<br />

Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DVD<br />

REVIEWS<br />

DEEP PURPLE<br />

PERFECT STRANGERS<br />

Die Mitglieder<br />

von Deep<br />

Purple kamen<br />

1985 auf ihrer<br />

Welt<strong>to</strong>ur<br />

nach der Reunion<br />

zwar<br />

in getrennten<br />

Limousinen<br />

einzeln<br />

zu den Konzerten angerauscht, um<br />

ihr Comebackalbum PERFECT<br />

STRANGERS (plus ihre Klassiker)<br />

live zu promoten, doch zumindest<br />

auf der Bühne stimmte die Chemie<br />

zwischen Ian Gillan, Ritchie Blackmore,<br />

Jon Lord, Roger Glover und<br />

Ian Paice. Diesen Eindruck zumindest<br />

vermittelt die im australischen<br />

Melbourne entstandene DVD- und<br />

CD-Dokumentation (plus Interview/<br />

Backstage-Impressionen) mit den<br />

zahlreichen Kamerablicken in die<br />

meist lachenden, oft hochkonzentrierten<br />

Gesichter per Zoom. Kraftvoll,<br />

inspiriert, spiel- und improvisationsfreudig<br />

(bis zu Blues-Ausflügen)<br />

agierte die Band (auch wenn Blackmore<br />

es solierend gelegentlich übertrieb).<br />

Eine höchst willkommene wie<br />

gelungene Rock-Zeitreise!<br />

(Eagle Vision/edel, 2013,<br />

141 Min., CD: 8/53:18,<br />

7/62:42) pro<br />

JOE BONAMASSA<br />

TOUR DE FORCE – LIVE IN<br />

LONDON<br />

Es war in<br />

der Tat eine<br />

TOUR<br />

DE<br />

FORCE,<br />

ein Schnelldurchgang<br />

durch<br />

die<br />

eigene Geschichte,<br />

den<br />

US-<br />

Blues-Rocker Joe Bonamassa im<br />

März 2013 an vier Tagen in London<br />

absolvierte – in vier Konzertstätten,<br />

auf deren Bühne er während seiner<br />

Karriere gestanden war, spielte er mit<br />

wechselndem Mot<strong>to</strong>, Personal und<br />

Reper<strong>to</strong>ire vier packende Konzerte.<br />

Im intimen Borderline legte er in<br />

Triobesetzung powerjam-mäßig los,<br />

im Shepherd’s Bush Empire blueste<br />

er satt samt Bläserbegleitung. Noch<br />

eine Spur wilder ging es tags darauf<br />

im Hammersmith Apollo unter dem<br />

Mot<strong>to</strong> „Rock’n’Roll Night” weiter.<br />

Der abschließende Abend in der<br />

Royal Albert Hall schließlich präsentierte<br />

ein elektrisch wie akustisch<br />

gestaltetes „Best Of”-Programm. Die<br />

zur Rezension vorliegend Promo-<br />

DVD enthält zwar nur Auszüge der<br />

vier Shows, macht aber klar, dass es<br />

sich musikalisch wie in Sachen technische<br />

und filmische Umsetzung entsprechend<br />

Bonamassas Ansprüchen<br />

nur das Feinste von Feinen gibt.<br />

(Provogue/Rough Trade,<br />

4 DVDs/Blu-rays) pro<br />

RUSH<br />

CLOCKWORK ANGELS<br />

TOUR<br />

Im Sommer<br />

2012 veröffentlichten<br />

Rush<br />

mit<br />

CLOCK-<br />

WORK AN-<br />

GELS ihr 20.<br />

Studio-Album,<br />

gefolgt<br />

von<br />

einer<br />

elfmonatigen Tour, die sie durch<br />

Nordamerika und Europa führte. Im<br />

November 2012 waren sie dabei im<br />

texanischen Dallas zu Gast, wo sie<br />

ihre gigantische Show in der American<br />

Airlines Arena aufnehmen<br />

ließen. Zwei DVDs dokumentieren<br />

jetzt den dreistündigen Auftritt des<br />

Prog-Rocktrios, bei dem sie ihrem<br />

Publikum Alltime-Klassiker (“Tom<br />

Sawyer”, “2112” “The Spirit Of<br />

Radio”), einen kurzen Rückblick<br />

auf die 80er (“The Analog Kid”,<br />

“Subdivisions”), zwei bisher noch<br />

nie live zu hörende Stücke (“The<br />

Body Electric”, “Middle<strong>to</strong>wn<br />

Dreams”) sowie die Songs vom aktuellen<br />

Album zusammen mit einem<br />

Streicherensemble in völlig neuen<br />

Arrangements präsentieren. Als<br />

Bonus-Material gibt es On-The-<br />

Road- und Backstage-Aufnahmen,<br />

Outtakes sowie einen Soundcheck-<br />

Mitschnitt.<br />

(Universal, 2013,<br />

2 DVDs, 180 Min. &<br />

Bonus-Material)<br />

us<br />

CENTRAL PARK<br />

LIVE AT THE THEATRON<br />

MUNICH<br />

Mit<br />

einer<br />

Träne<br />

im<br />

Auge<br />

stand<br />

Sängerin Jannine<br />

Pusch<br />

im<br />

Sommer<br />

2011 am Mikroständer,<br />

ähnlich<br />

gestimmt<br />

saß<br />

Artur At Silber am Schlagzeug. Beide<br />

spielten im Münchner Theatron<br />

ihr letztes Konzert mit der Prog-<br />

Rockband Central Park. Klanglich<br />

und an der inspiriert-spielfreudigen<br />

Performance des Quintetts gibt es<br />

nichts auszusetzen. Dass auf der<br />

CP-Homepage von einem „wunderbaren<br />

Mitschnitt ... geschmackvollem<br />

Zooming ohne störende<br />

Schnitte” die Rede ist, ist aber<br />

übertrieben. War doch nur eine<br />

einzige fest installierte Kamera im<br />

Einsatz – daraus machte die Band<br />

im Schneideraum immerhin noch<br />

das Beste. Wie gesagt, musikalisch<br />

beeindruckend, von gruppenhis<strong>to</strong>rischer<br />

Bedeutung, das war’s aber<br />

auch. Übrigens kommt dieser Tage<br />

auch die CD CONNECT IT ... LIVE<br />

85 (Review nächste Ausgabe).<br />

(Transformer, 2013,<br />

73 Min.) pro<br />

DVD – Blu-ray<br />

DREAM THEATER<br />

LIVE AT LUNA PARK<br />

Optische wie<br />

akustische<br />

Topqualität<br />

liefert LIVE<br />

AT<br />

LUNA<br />

PARK,<br />

wie<br />

bei<br />

Tonträgern<br />

aus dem<br />

Haus Dream<br />

Theater nicht<br />

anders zu erwarten. Die beiden Gigs<br />

in Buenos Aires im August 2012<br />

ließ die Band, die erstmals mit dem<br />

neuen, absolut überzeugenden Drummer<br />

Mike Mangini unterwegs war,<br />

während ihrer „A Dramatic Tour Of<br />

Events”-Welt<strong>to</strong>ur 2011/12 dokumentieren<br />

– und die musikalischen Prog-<br />

Events, sprich Highlights, jagten sich<br />

nur so. Instrumentale Virtuosität traf<br />

auf Spielfreude, James LaBrie (voc),<br />

<strong>John</strong> Petrucci (g), Jordan Rudess<br />

(keys) <strong>John</strong> Myung (b) und Mangini<br />

<strong>to</strong>bten durch die Klassiker der Gruppe,<br />

brillierten in ihren Solopassagen<br />

und waren doch homogen geschlossen<br />

unterwegs. Als Bonus gestatten<br />

die Blu-ray bzw. Doppel-DVD auch<br />

Blicke backstage, gibt’s zudem eine<br />

Doku – und eben eine Band in Hochform.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013,<br />

2:29, 68 Min.) pro<br />

RUSH<br />

R30<br />

Schon 2005<br />

wurde<br />

R30<br />

erstmals<br />

als<br />

DVD veröffentlicht,<br />

lieferte<br />

damals<br />

aber nur einen<br />

um acht<br />

Tracks<br />

gekürzten<br />

Mitschnitt<br />

der 2004er Rush-Jubiläums<strong>to</strong>ur<br />

zum 30. Bandgeburtstag, bei<br />

dem Sänger und Bassist Geddy Lee,<br />

Schlagzeuger Neil Peart und Gitarrist<br />

Alex Lifeson in der Frankfurter<br />

Festhalle zu sehen sind. Jetzt, mit<br />

der Blu-ray-Veröffentlichung, gibt<br />

es zum ersten Mal das ungekürzte<br />

Konzert zu sehen, in dem sie mittels<br />

30 Songs drei Dekaden Rush Revue<br />

passieren lassen. Stark vor allem,<br />

wie sie neueres und älteres Material<br />

aneinanderreihten, wie sie dabei<br />

trotz aller stilistischer Ausschläge<br />

nie den roten (Prog-Rock-)Faden<br />

verloren haben. Fürstlich auch das<br />

neu hinzugekommene Bonus-Material,<br />

insgesamt über zwei Stunden, in<br />

dem neben fünf Interviews (aus den<br />

Jahren 1979 bis 2002) noch massenhaft<br />

Archivaufnahmen zu sehen sind.<br />

Auch hier gibt es die Band in nahezu<br />

allen Karrierephasen zu erleben,<br />

von alten Video-Aufnahmen aus dem<br />

Jahr 1975 bis zum 2005er Benefiz-<br />

Auftritt für die Opfer der Tsunami-<br />

Katastrophe in Südostasien.<br />

(Eagle Vision/edel, 2013,<br />

Blu-ray, 309 Min.)<br />

tk<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 69<br />

Mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von<br />

YES, EMERSON, LAKE AND PALMER, GENESIS,<br />

KING CRIMSON, NIGHTWISH, KAMELOT,<br />

LACUNA COIL, GRAND MAGUS und vielen mehr…<br />

SOUNDCHECKS<br />

#5 #5<br />

Auch erhältlich als<br />

Ltd. Deluxe Artbook (2CD, DVD + Bonus 2CD),<br />

Special Edition 2CD+DVD Mediabook &<br />

180gr Gatefold 2LP (+ 2CD) inkl. Booklet.<br />

DESOLATION RO SE<br />

Die Progressive Supergroup um Roine S<strong>to</strong>lt (Transatlantic)<br />

und Jonas Reingold (Karmakanic) ist dorthin zurückgekehrt,<br />

wo sie hingehören: zum pulsierenden Herzen<br />

der modernen Progressive-Rock-Szene.<br />

Auch erhältlich als Ltd. 2CD Mediabook (inkl. Bonus Disc mit acht<br />

neuen Studio-Tracks) & 180gr Gatefold 2LP+2CD Vinyl Edition.<br />

Steve Hackett<br />

Genesis Revisited: Live At Hammersmith<br />

Die kompletten 2 ½ Stunden<br />

aus London mit allen<br />

Klassikern von Supper’s Ready<br />

bis The <strong>Music</strong>al Box!<br />

Featuring Special Guests:<br />

Nik Kershaw, Steve Ro<strong>the</strong>ry,<br />

Jakko Jakszyk und <strong>John</strong> Wet<strong>to</strong>n!<br />

Erhältlich als 3CD/2DVD Box<br />

mit Schuber!<br />

www.insideoutmusic.com<br />

[+++ check out special offers and rare collec<strong>to</strong>r‘s items at www.insideoutshop.de +++]


Books For You<br />

Books<br />

Starting At Zero<br />

Licht & Schatten: Gespräche mit Jimmy Page<br />

Von Jimi Hendrix<br />

2013, Heyne<br />

ISBN 978-3-45320-046-3<br />

288 Seiten<br />

22,99 €<br />

Es ist schon ein Phänomen, wie viele<br />

Jahre die Musik aus den Sechzigern<br />

und Siebzigern nachhallt. Während<br />

Künstler aus den 90er Jahren schnell<br />

vergessen sind, beschäftigen sich Kritiker<br />

und Fans gleichermaßen<br />

mit dem Werk, aber<br />

auch der Persönlichkeit<br />

der bedeutenden Protagonisten<br />

der Dekaden.<br />

Auch Jimi Hendrix<br />

stellt keine Ausnahme<br />

dar, denn speziell in<br />

den letzten Jahren sind<br />

im englischen Sprachraum<br />

zahlreiche Publikationen<br />

zu dem Gitarrengenie<br />

erschienen.<br />

“Starting At Zero” hebt<br />

sich allerdings von den<br />

bisherigen Büchern ab,<br />

denn es stammt von<br />

Hendrix selbst. Unglaublich? Nein, denn<br />

der angesehene Regisseur Peter Neal<br />

hat mit Hilfe des durchaus kontrovers<br />

zu diskutierenden Alan Douglas eine<br />

beeindruckende Collage kreiert, wobei<br />

ihm seine Erfahrungen im Metier des<br />

Films durchaus nützlich waren. Der fast<br />

durchgehend chronologisch aufgebaute<br />

Text basiert auf Originalquellen wie Tagebucheinträgen,<br />

Interviewauszügen,<br />

Briefen, allgemeinen Aussagen und natürlich<br />

den Texten, die einen tiefen Einblick<br />

in die Gedankenwelt von Hendrix<br />

gewähren. Beginnend in der Kindheit<br />

werden die wichtigsten Karrierestationen<br />

abgehandelt, wobei das Bild eines<br />

schüchternen Menschen entsteht, der<br />

sich erst im Laufe der Jahre zu einem<br />

selbstbewussten Mann<br />

entwickelte, der aber nie<br />

die ganze Bandbreite<br />

seiner Musik erkannte,<br />

sondern immer ruhelos<br />

auf der Suche war.<br />

Jimi Hendrix überschritt<br />

ständig neue Grenzen,<br />

litt an Frustration, da<br />

er die Klangwelten seiner<br />

Imagination immer<br />

nur teilweise realisieren<br />

konnte, und hatte besonders<br />

in den letzten<br />

Monaten zunehmend<br />

Schwierigkeiten, einen<br />

gefestigten Standort<br />

einzunehmen. “Starting At Zero” ist das<br />

wichtigste Dokument über den Magier<br />

der sechs Saiten, das durch die behutsame<br />

Komposition überzeugt. Zusätzlich<br />

zum Textteil finden sich Zeichnungen,<br />

die auf bekannten Fo<strong>to</strong>s basieren. Schade<br />

nur, dass auf exakte Quellenangaben<br />

verzichtet wurde. Empfehlenswert. fl<br />

Von Brad Tolinski<br />

2013, edel<br />

ISBN 978-3-8419-0129-3<br />

360 Seiten<br />

19,99 €<br />

Brad Tolinski verdient sich seit über<br />

20 Jahren seine Brötchen als Chefredakteur<br />

der amerikanischen „Guitar<br />

World”, die als wichtigste Fachzeitschrift<br />

für Gitarristen gilt. Neben vielen<br />

selbst geführten Interviews<br />

hat er Bücher wie<br />

„Classic Hendrix: The<br />

Ultimate Experience”<br />

veröffentlicht, die mit<br />

einem positiven Echo<br />

honoriert wurden. Nun<br />

hat er sich einem seiner<br />

Lieblingsmusiker gewidmet,<br />

dabei erklärend:<br />

„Ich stelle Jimmy Page<br />

ohne jeden Vorbehalt<br />

auf eine Stufe mit Musikern<br />

wie Muddy Waters,<br />

Miles Davis und Chuck<br />

Berry, [also] Visionären,<br />

denen es gelang, die<br />

Kluft zwischen künstlerischem Anspruch<br />

und kommerziellem Erfolg zu<br />

überbrücken.” Das kann man wohl voll<br />

und ganz unterschreiben, denn das<br />

Werk Led Zeppelins ist einer der Eckpfeiler<br />

der modernen Musikgeschichte.<br />

Wie der Titel schon andeutet, basiert<br />

das Buch auf Interviews mit Jimmy<br />

Page zu den wichtigsten Themen: Die<br />

Yardbirds, das Zeppelin-Debüt, die<br />

Produktion weiterer Platten, wobei die<br />

IV einen entsprechend angemessenen<br />

Platz einnimmt, der Split nach <strong>John</strong><br />

Bonhams Tod, verschiedenste Projekte<br />

in den 80er und 90er Jahren (The Firm,<br />

das Solo-Album OUTRIDER) und dem<br />

neuen Jahrtausend. Natürlich geht Tolinski<br />

in die Tiefe und vermittelt durch<br />

die Fragen/Antworten<br />

und erklärende Passagen<br />

musik<strong>the</strong>oretisches<br />

Wissen und viele Details.<br />

Allerdings achtet der Au<strong>to</strong>r<br />

immer auf eine Allgemeinverständlichkeit,<br />

so dass Laien überhaupt<br />

keine Angst vor Fachchinesisch<br />

haben müssen.<br />

Ein weiterer Pluspunkt<br />

sind die so genannten<br />

Intermezzi, bei denen<br />

zum Beispiel <strong>John</strong> Paul<br />

Jones, Chris Dreja von<br />

den Yardbirds, Jeff Beck<br />

oder Paul Rodgers zu<br />

Wort kommen. Somit wird das Bild von<br />

Jimmy Page abgerundet und verfeinert.<br />

Einziges Manko: Pages’ „Diebeszug”<br />

in der Frühphase bei Fremdmaterial<br />

(“Black Mountain Side”, “Babe, I’m<br />

Gonna Leave You”) wird nicht kritisch<br />

hinterfragt. Dennoch – das momentan<br />

beste deutsche Buch zum Thema! fl<br />

Nikki Sixx: Leben heißt Leiden – Fo<strong>to</strong>grae. Musik. Kunst.<br />

Americana – The Kinks, The Road And The Perfect Riff<br />

Von Nikki Sixx<br />

2013, Iron Pages Books<br />

ISBN 978-3-93162-473-6<br />

242 Seiten<br />

25,90 €<br />

Als 1981 das Album TOO FAST FOR<br />

LOVE von Mötley Crüe erschien, hatten<br />

Metalfans nicht nur in den USA neue<br />

Idole. Rotzig, fies und<br />

kompromisslos verband<br />

die Band Punk, Heavy<br />

Metal und Glam-Rock zu<br />

einem wahrhaft explosiven<br />

Gebräu. Und Bassist<br />

Nikki Sixx war der coolste.<br />

Heute ist er die Mutter aller<br />

Sozialpädagogen und<br />

Streetworker. „Leben heißt<br />

Leiden” – sein mittlerweile<br />

zweites Buch – ist inhaltlich<br />

zuerst ein Appell an<br />

die Toleranz. Behinderte<br />

und Entstellte sind schön,<br />

alle Menschen gleich, Ausges<strong>to</strong>ßene die<br />

wahren Helden, Frauen das starke Geschlecht<br />

und Kinder an die Macht. Auch<br />

räumt Sixx in seiner Seele auf, beschreibt<br />

Von Ray Davies<br />

2013, Virgin Books<br />

ISBN 978-0753555224<br />

320 Seiten, englisch<br />

21,90 €<br />

A<br />

“ mericana” ist die zweite Au<strong>to</strong>biografie<br />

von Ray Davies. Im Prinzip eine<br />

Fortsetzung von “X-Ray” (veröffentlicht<br />

1995), das recht abrupt<br />

im Jahr 1972 endete,<br />

werden hier das sich gut<br />

zehn Jahre hinziehende,<br />

mühsame Comeback der<br />

Kinks in den USA und der<br />

Absturz nach Ablauf des<br />

Vertrages mit der Plattenfirma<br />

Arista behandelt.<br />

Thematisiert werden auch<br />

Davies (selbstauferlegtes)<br />

ruheloses und aufreibendes<br />

Leben nach dem<br />

Ende der Kinks 1996, seine<br />

Solo<strong>to</strong>ur durch ein gespenstisches<br />

Amerika während<br />

der Anschläge vom<br />

11. September 2001 und die Umstände<br />

und Konsequenzen aus dem Raubübersein<br />

Verhältnis zu seinen Eltern, geht mit<br />

sich ins Gericht, weil er seine behinderte,<br />

in einem Heim untergebrachte Schwester<br />

zu lange vergaß usw. Visuell ist das<br />

Buch ähnlich eindringlich und offenbart<br />

die Sucht des Bassisten nach Extremen.<br />

Seit Jahren betreibt Sixx leidenschaftlich<br />

die Fo<strong>to</strong>grafie und konzentriert sich dabei<br />

auf das nur scheinbar<br />

Hässliche. Fette, kleinwüchsige,<br />

verkrüppelte<br />

Menschen, bizarre Szenen,<br />

düstere Bildkompositionen<br />

– Depression,<br />

Tod, Krankheit. Was Nikki<br />

Sixx dabei aus seinen<br />

Modellen im Verbund mit<br />

gut durchdachten Hintergründen<br />

herausholt, ist<br />

erstaunlich – und verstörend.<br />

Natürlich stellen all<br />

diese Bilder für den Musiker<br />

die Volkommenheit<br />

der Schöpfung dar, was ihn wieder in die<br />

Nähe des Weltverbesserers rückt, der er<br />

gern sein möchte. Die Aufmachung des<br />

Buches ist brillant.<br />

jub<br />

fall in New Orleans, bei dem er 2004 fast<br />

erschossen worden wäre. “Americana”<br />

ist die Geschichte eines Rastlosen, der<br />

ständig auf der Suche nach sich selbst<br />

und einer emotionalen Heimat ist. Rays<br />

Faszination mit den USA wurde in seiner<br />

Kindheit durch Western, <strong>Music</strong>als und<br />

natürlich die Musik geweckt. Als er das<br />

Land dann selber ausführlich<br />

kennen lernte, erwies<br />

sich die Realität oft genug<br />

als ernüchternd, manchmal<br />

albtraumhaft. “Americana”<br />

bietet nicht die<br />

halb-fiktionale Erzählweise<br />

und clever gestalteten<br />

Überraschungsmomente<br />

von “X-Ray”. Hier erzählt<br />

Ray Davies ganz einfach,<br />

wenn auch sprunghaft<br />

zwischen den Zeitebenen<br />

wechselnd, in der Ich-<br />

Form. Das wirkt viel persönlicher,<br />

und doch wird<br />

auch hier, wie schon in<br />

“X-Ray”, die Selbstbezogenheit des Au<strong>to</strong>rs<br />

sehr deutlich.<br />

csw<br />

Seite 70 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Status Quo: Still Doin’ It – The Ofcial Updated Edition<br />

Rebel Girl – Popkultur und Feminismus<br />

Von Bob Young (Hrsg.)<br />

2013, Omnibus Press<br />

ISBN 978-1-78038-839-7<br />

320 Seiten<br />

19,95 Pfund<br />

006 erschien die ge-<br />

Ausgabe dieser<br />

hervorragenden, unbedingt<br />

empfehlenswerten Bild-<br />

Bio. Nun wurde die Zeit<br />

bis hin zu BULA QUO! ergänzt.<br />

Bob Young, Roadie und persönlicher<br />

2bundene<br />

Manager von Quo, hat einen fantastischen<br />

Job gemacht und dokumentiert alle Phasen<br />

der Bandgeschichte mit unzähligen raren<br />

Fo<strong>to</strong>s, Magazin- und Zeitungsausschnitten,<br />

Konzertplakaten und Abbildungen aller Cover.<br />

Da das Buch in fast der Größe einer LP<br />

veröffentlicht wurde, muss niemand Augenblinzeln<br />

oder die Notwendigkeit einer Lupe<br />

befürchten. Hier ist alles gut zu lesen, auch<br />

die kleinen Schnipsel. Am wichtigsten ist<br />

jedoch die Fähigkeit des Herausgebers, das<br />

Phänomen Status Quo darzustellen, denn der<br />

hohe Spaßfak<strong>to</strong>r wird immer offensichtlich.<br />

Klar, die Band hat über die Jahre auch mal<br />

schwächere Alben eingespielt, doch nie ihren<br />

angeblich simplen Boogie-Beat verloren, der<br />

letztendlich gar nicht so simpel ist, denn wer<br />

schafft es schon, tausende Zuschauer schon<br />

mit den ersten Tönen zum Tanzen zu bringen.<br />

Empfehlung.<br />

fl<br />

Von Tine Plesch<br />

2013, Ventil Verlag<br />

ISBN 978-3-95575-002-2<br />

238 Seiten, Paperback<br />

14,90 €<br />

in Blick nicht nur in die-<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe<br />

zeigt: Frauen sind in der<br />

Minderheit. Nicht nur bei<br />

den behandelten Themen,<br />

sondern auch unter den Kritikern.<br />

Rock/Pop-Musik – eine<br />

Ese<br />

Männerdomäne?<br />

Eine Journalistin, die sich<br />

dem widersetzte, war die 2004 mit Mitte 40 viel<br />

zu früh vers<strong>to</strong>rbene Tine Plesch. Posthum erscheint<br />

nun ein Band mit gesammelten Texten<br />

der Nürnbergerin, Titel: „Rebel Girl – Popkultur<br />

und Feminismus”. Darin geht es um Sängerinnen<br />

wie Janis Joplin („One of <strong>the</strong> boys –<br />

bloß besser: Zum 30. Todestag”), Billie Holiday,<br />

Missy Elliott und Alicia Keys, um Frauenbands<br />

wie Chicks On Speed, Bikini Kill und Le Tigre.<br />

Auch Randbereiche der Popmusik werden gestreift,<br />

etwa die Frage, ob es einen spezifisch<br />

weiblichen Humor gibt, das Für und Wider von<br />

Büstenhaltern oder die Situation schreibender<br />

Frauen. Rockmagazine müssen ja nicht gleich<br />

eine Frauenquote erhalten – aber Man(n) sollte<br />

einmal über seinen eigenen Schatten springen,<br />

um Themen zu finden, die er sonst womöglich<br />

übersieht. Es lohnt sich – den Weg hat Tine<br />

Plesch geebnet.<br />

frs<br />

Der Clown mit der Trommel.<br />

Meine Jahre mit Trio – aber nicht nur<br />

Von Peter Behrens<br />

2013, Schwarzkopf & Schwarzkopf<br />

ISBN 978-3-86265-282-2<br />

280 Seiten<br />

19,95 €<br />

W<br />

as wäre Trios “Da da<br />

da, ich lieb dich nicht,<br />

du liebst mich nicht” ohne<br />

sein s<strong>to</strong>isches Schlagzeugspiel,<br />

was wäre diese kurzlebige<br />

Band der auch nicht<br />

viel länger andauernden<br />

Neuen Deutschen Welle<br />

ohne ihren Schlagzeuger Peter Behrens gewesen,<br />

der seine Rolle als schweigsamer Clown<br />

mit stillem Humor und minimaler Gestik<br />

ausfüllte? Dass Trio auch ganz andere Musik<br />

im Programm hatten – man denke nur an<br />

den Punk-Song “Los Paul” oder den Südsee-<br />

Reggae “Energie” –, geht da fast unter; dass<br />

Peter Behrens natürlich auch ein Leben vor<br />

und nach Trio hatte und hat, ebenso. Dennoch<br />

bleibt die höchst aufregende Zeit während der<br />

80er Jahre der Kern von Behrens’ Au<strong>to</strong>biografie<br />

„Der Clown mit der Trommel”. Ausführlich<br />

schildert er die Höhenflüge des Erfolgs, die<br />

Verlockungen des Ruhms, erzählt aber auch<br />

von den dunklen Seiten dieser Scheinwelt,<br />

vom darauffolgenden Scheitern, von den vielen<br />

Versuchen, wieder festen Boden unter die<br />

Füße zu bekommen. Und wie so oft ist es auch<br />

hier der Clown, der nachdenklich macht … us<br />

Wild Tales – A Rock’n’Roll Life<br />

Von Graham Nash, mit Bob Spitz<br />

2013, Penguin, Viking<br />

ISBN 978-0-24100-341-1<br />

360 Seiten, Englisch<br />

21,95 €<br />

G<br />

raham Nash hat sein<br />

Leben im Griff. Trotz<br />

schwieriger, ärmlicher Kindheit<br />

im<br />

Manchester-Vorort Salford<br />

gelingt ihm mit Schulfreund<br />

Allan Clarke bei den Hollies<br />

eine Weltkarriere. Hits in Serie.<br />

1968 gibt Nash Band, Ehe & England auf,<br />

neuer Blutsbruder wird Ex-Byrd David Crosby.<br />

Beide schaffen mit Stephen Stills und Neil<br />

Young den Sprung zur Woods<strong>to</strong>ck-Legende.<br />

Liaisons mit Joni Mitchell, Rita Coolidge,<br />

glückliche Familie, Aktionen für Umwelt, gegen<br />

A<strong>to</strong>m, vieles richtig gemacht, spannend<br />

beschrieben. Warum nur muss ein Ghostwriter<br />

so viele Seiten mit „Fuck” bestücken und lockere<br />

Schreibe ansetzen, die wenig nach Nash<br />

klingt? Und weshalb redet der Wahl-Hawaiianer,<br />

der sich mit Recht oft lobt, wichtige Erfolge<br />

klein? “King Midas In Reverse” schaffte<br />

#16, nicht „nur Top 30”, wie er neben anderen<br />

sachlichen Fehlern lamentiert. Crosbys Drogen<br />

kriegen zu viel Raum, dafür werden alle Studio-LPs<br />

der letzten 25 Jahre ignoriert: Wo sind<br />

AFTER THE STORM, SONGS FOR SURVIVORS<br />

oder CROSBY NASH? Bitte Fucks weg und das<br />

letzte Viertel verlängern!<br />

utw<br />

Punk 45: The Singles Cover Art Of Punk 1975–82<br />

Abbey Road Murder Song<br />

Von Jon Savage & Stuart Baker (Hrsg.)<br />

2013, Soul Jazz (englisch)<br />

ISBN 978-0-95726-000-9<br />

366 Seiten, zahlr. farb. Abb.<br />

29,00 €<br />

E<br />

in zwergenhafter King-<br />

Kong in den Händen einer<br />

Riesen-Weißen-Frau, gekrakelt<br />

wie eine Kinderzeichnung<br />

vor grell-gelbem Hintergrund.<br />

In der Sprechblase, die aus<br />

dem Maul des Gorillas dringt,<br />

steht: „I can’t get<br />

no Satisfaction!” Das Cover<br />

der 1976er Single der Residents, einer gewagten<br />

Interpretation des S<strong>to</strong>nes-Klassikers, ist symp<strong>to</strong>matisch<br />

für die Punk-Bewegung, die auch<br />

Von William Shaw<br />

2013, Suhrkamp Verlag<br />

ISBN 978-3-51846-475-5<br />

472 Seiten, Taschenbuch<br />

14,99 €<br />

L<br />

ondon, Ok<strong>to</strong>ber 1968:<br />

Unweit der Abbey Road<br />

Studios, in dem die Beatles<br />

gerade die Aufnahmen zu ihrem<br />

weißen Album beenden,<br />

wird die Leiche eines jungen<br />

weiblichen Fans gefunden.<br />

Auf den Fall angesetzt wird<br />

Polizei-Sergeant Cathal „Paddy” Breen; zur<br />

Seite steht ihm mit Constable Helen Tozer<br />

eine neue Mitarbeiterin. Beide müssen sich geoptisch<br />

ihren ganz eigenen Stil hervorbrachte.<br />

Der großformatige Prachtband „Punk 45: The<br />

Singles Cover Art Of Punk 1975–82”, der zeitgleich<br />

mit dem Start einer gleichnamigen CD-<br />

Reihe erscheint, druckt zahlreiche Hüllen der Blütezeit<br />

in Originalgröße ab, darunter 45er-Sleeves<br />

von Bands wie den Sex Pis<strong>to</strong>ls, The Clash und<br />

The Jam. Flankierend dazu gibt es Interviews mit<br />

Designern, Labelchefs und Musikern, darunter<br />

David Thomas (Pere Ubu), Peter Saville (Fac<strong>to</strong>ry<br />

Records), Geoff Travis (Rough Trade), Martin<br />

Mills (Beggars Banquet) und Dave Robinson<br />

(Stiff Records). Kenntnisreiche Einführungen geben<br />

die beiden Herausgeber, der Punk-Experte<br />

Jon Savage („England’s Dreaming”) und Soul-<br />

Jazz-Labelgründer Stuart Baker. frs<br />

gen die Vorurteile ihrer Kollegen – gegen Iren<br />

und Frauen – durchsetzen. Zudem knistert es<br />

zwischen den beiden. „Abbey Road Murder<br />

Song”, der erste Krimi des britischen Journalisten<br />

und Musikkritikers William Shaw, steckt<br />

voller Beatles-Verweise. Die Ermittlungen der<br />

beiden Detektive führen vom Fanclub der<br />

Fab Four zu einer Gerichtsverhandlung gegen<br />

<strong>John</strong> Lennon wegen Drogenbesitzes vor<br />

George Harrisons Haus und landen schließlich<br />

in Cornwall, wo die Beatles „Magical Mystery<br />

Tour” drehten. So viel sei verraten: <strong>John</strong>, Paul,<br />

George oder Ringo heißt der Mörder nicht …<br />

Große britische Krimikunst! Zugleich der Auftakt<br />

einer Krimireihe mit dem Duo Breen und<br />

Tozer. Beim nächsten Mal die S<strong>to</strong>nes? frs<br />

Traumsammlerin<br />

The Beatles Illustrated Lyrics<br />

Von Patti Smith<br />

2013, Kiepenheuer & Witsch<br />

ISBN 978-3-46204-570-3<br />

108 Seiten, gebunden<br />

16,99 €<br />

N<br />

ach dem Erfolg des<br />

Buches „Just Kids”, in<br />

dem Patti Smith über ihr<br />

Leben in der New Yorker<br />

Künstlerbohème der frühen<br />

70er Jahre berichtet (siehe<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2010), veröf-<br />

fentlicht der Kölner Verlag KiWi nun mit<br />

„Traumsammlerin” die Übersetzung einer<br />

weiteren ihrer au<strong>to</strong>biografischen Schriften.<br />

Diesmal geht es um die frühe Kindheit, ihr<br />

Aufwachsen in der nordostamerikanischen<br />

Provinz. Im Gegensatz zu dem zwar intimen,<br />

aber offenherzigen „Just Kids” ist<br />

„Traumsammlerin” („Woolga<strong>the</strong>ring”), in<br />

den USA bereits 1992 erschienen, ein hermetisches,<br />

geheimnisvolles Buch. Der Text<br />

von gerade mal 100 Großdruckseiten (eine<br />

zweisprachige Ausgabe wäre schön gewesen)<br />

ist eigentlich ein langes Prosagedicht,<br />

aus dem man die Stimme und den Sound<br />

der wortreichen Rezitative der Sängerin<br />

her aushören kann, mit denen sie ihre Lang-<br />

Songs (“Birdland”) krönt: „Man pustet Kerzen<br />

aus, pustet Sterne an … Was wünscht<br />

man sich? Einen Partner. Einen frei schaukelnden<br />

Mond. Oder vielleicht wieder so<br />

zu hören wie als Kind.” Traumwandlerisch,<br />

assoziativ, seltsam, schön.<br />

frs<br />

Von Alan Aldrige (Hrsg.)<br />

2013, Omnibuss Press (englisch)<br />

ISBN 978-1-78038-533-4<br />

226 Seiten<br />

39,95 Pfund<br />

lan Aldrige hat in<br />

Aden Sechzigern und<br />

Siebzigern zahlreiche<br />

Poster, Buchcover, einige<br />

Plattenhüllen und<br />

Plakate mit seinen Illustrationen<br />

geschmückt,<br />

doch seine nachhaltigste Arbeit war die<br />

Herausgabe der beiden illustrierten Textbände<br />

der Beatles. Sie erschienen 1969<br />

und 1971 und fanden natürlich einen<br />

reißenden Absatz. Aktuell sind beide<br />

Ausgaben in einem Band erschienen und<br />

zwar in einer auf nur 1500 Exemplare limitierten<br />

und nummerierten Edition, die<br />

in einer Hardcover-Box erhältlich ist. Allerdings<br />

sind nicht alle Texte zu finden,<br />

denn beispielsweise fehlen “While My<br />

Guitar Gently Weeps”, “Something” und<br />

“Here Comes The Sun”. Sollte hier wohl<br />

ein recht stiller Komponist ignoriert werden?<br />

Insgesamt begeisterten jedoch die<br />

kreativen Illustrationen unterschiedlichster<br />

Künstler, meist aus der Welt der Pop-<br />

Art, mit denen das lyrische Werk der Fab<br />

Four untermalt wird. Somit entsteht ein<br />

faszinierender Gesamteindruck, der dem<br />

Leser und Betrachter den ungeheuren<br />

Einfluss der Beatles vor Augen führt. fl<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 71


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Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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Jon<br />

Anderson<br />

Fo<strong>to</strong>: © Deborah Anderson<br />

Yes – ein Clan wie die Mafia<br />

Jon Anderson war mit seiner außergewöhnlich hohen Stimme stets das prägnante<br />

Aushängeschild von Yes. Der selbst ernannte „Esoteriker“ und „humanistische<br />

Positivist“ (geb. am 25.10.1944 in London) war 1968 eines der<br />

Gründungsmitglieder der Band. Anderson schlichtete häufig Streit zwischen<br />

den Musikern und gab selbst Anlass für Kräche und Trennungen. Seit 2008<br />

ist der Sänger nicht mehr bei Yes. Er besitzt ein eigenes Label, veröffentlicht<br />

Alben, die als Downloads und in gut sortierten Plattenläden zu haben sind.<br />

Mit Symphonic Rock à la Yes hat die aktuelle Anderson-Solo-Arbeit nichts<br />

zu tun: „Ich mache, was mir spontan am Morgen durch den Kopf geht. Oft<br />

ist ein Stück dann bereits am selben Abend fertig“, erklärt der seit etlichen<br />

Jahren in Kalifornien lebende Engländer.<br />

Ist das Phänomen Yes endgültig aus<br />

dem Kopf? Die Band feiert 45-jähriges<br />

Bestehen ...<br />

Soweit ich das beurteilen kann, hängen<br />

alle Beteiligten irgendwie an dieser<br />

Gruppe. Schließlich ist sie in einer Ära<br />

entstanden, als es um Individualität in<br />

der Popszene ging. Heute werfen uns<br />

bevorzugt junge Kritiker gern in den<br />

banalen „Progressive"-Topf. Doch das<br />

ist absoluter Quatsch, denn Bands aus<br />

derselben Zeit wie Yes – etwa Genesis,<br />

King Crimson, ELP oder Gentle Giant –<br />

Yes im April 1977 v.l.: Alan White, Jon Anderson, Steve Howe,<br />

Chris Squire und Rick Wakeman<br />

mögen einen gemeinsamen<br />

Anspruch gehabt haben,<br />

nämlich Rock auf höchstem<br />

Niveau. Wir mögen<br />

uns untereinander auch<br />

prima verstanden haben,<br />

hatten aber nicht wirklich<br />

viel miteinander zu tun. Es<br />

gab Ende der 1960er oder<br />

Anfang der 1970er keine<br />

Szene. Wir alle waren jung,<br />

wollten stets unser Bestes geben und uns täglich neu erfinden. Der Akt der permanenten<br />

Entwicklung, das war unser Hauptanliegen.<br />

Ein Vorwurf lautete: Yes war immer eine rückständige Band.<br />

Es stimmt, dass Yes nie zeitgemäße Musik gespielt haben. Immer nur eine aus<br />

dem Herzen. Aber auch die Beatles oder Led Zeppelin folgten keinem Trend.<br />

Die haben höchstens neue Trends geschaffen. Und ich denke, genau das ist uns<br />

mit Yes ebenfalls gelungen.<br />

In den 1980ern versuchten Yes eine poppigere Richtung, weg vom Bombast.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Meiner Ansicht nach waren wir gerade mal ein Lied lang und für einen Monat<br />

eine Popband, nämlich als "Owner Of A Lonely Heart" weltweit in die Charts<br />

kam. Weder davor noch danach haben wir einen Popsound erzeugt! Doch<br />

diesen einen Monat habe ich genossen, der war wild, aufregend und schräg.<br />

Aber das reichte dann auch an Pop-Lorbeeren, auf denen ich mich bis heute<br />

ausruhen kann. Ich bin ja ein eher introvertierter Mensch.<br />

Was ist seit 2008 musikalisch bei Ihnen passiert?<br />

Ich habe mein eigenes Label aufgebaut und rund ein Dutzend Alben darauf<br />

den Bäumen<br />

rauscht, selbst wenn ein Hund bellt – all das<br />

ist irgendwie Musik. Und ich sauge diese Einflüsse<br />

auf, indem ich konzentriert zuhöre, um sie danach<br />

in meine Lieder zu integrieren.<br />

Wie ist der aktuelle Stand bei Yes?<br />

Letztlich sind alle jemals an Yes Beteiligten Brüder<br />

im Geiste, eine verschworene Gemeinschaft, vereint<br />

durch die Musik, die wir erschaffen haben. Ich<br />

habe keine Ahnung, ob ich jemals wieder Sänger<br />

der Band sein werde; entscheidend ist, dass wir<br />

Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />

veröffentlicht. Mit Rick Wakeman<br />

habe ich einige Post-Yes-Konzerte<br />

absolviert. Im September habe ich<br />

fünf Konzerte in Las Vegas gespielt,<br />

im Winter geht es auf Tournee durch<br />

Marokko. Das ist alles sehr spannend<br />

für mich! Das Bedürfnis, in einer Band<br />

zu spielen, habe ich aktuell überhaupt<br />

nicht. Stattdessen schreibe ich an einer<br />

Art esoterischem <strong>Music</strong>al. Und ich<br />

gehe jeden Morgen in mein hauseigenes<br />

Studio, um irgendwelche spontanen<br />

Ideen aufs Band zu bringen.<br />

Musik prägt also weiter das Leben?<br />

Natürlich, es besteht doch aus Musik:<br />

Wenn die Vögel zwitschern, wenn der<br />

Wind in<br />

Eines der Alben vom<br />

eigenen Label:<br />

CHANGE WE MUST<br />

irgendwann immer wieder zueinander in Kontakt treten. Wer einmal im Yes-<br />

Clan war, kommt da nicht mehr raus! Das ist wie bei der Mafia (lacht). Denn<br />

nur Freunde fürs Leben können so wundervolle Musik machen, wie wir das<br />

getan haben. Das Kapitel Yes endet erst dann, wenn alle Mitglieder eines<br />

fernen Tages <strong>to</strong>t sein werden.<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Fidschi-Rock von Mr. Red<br />

Montrose, Van Halen, Chickenfoot heißen die bisherigen Band-Stationen n<br />

von Sammy Hagar, der zudem als "<br />

Red Rocker" eine erfolgreiche Solokarriere<br />

vorzuweisen hat. Die führt er nun mit dem Album SAMMY HAGAR<br />

& FRIENDS fort, unterstützt von Neal Schon, Nancy Wilson, Kid Rock, Taj<br />

Mahal, Toby Keith, Ronnie Dunn, Joe Satriani, Michael Anthony sowie seinen<br />

früheren Montrose-Kollegen Bill Church und Denny Carmassi.<br />

Wie kam es zu dieser Scheibe?<br />

Montrose über eine Reunion gesprochen,<br />

Es begann mit "Fa<strong>the</strong>r Sun”, das ursprünglich er wollte auch mitmachen, doch dann n<br />

"Waiting On The Sun” hieß. Ich schrieb den Song hat er sich leider umgebracht.<br />

im Urlaub auf Fidschi am Strand auf einer Ukulele.<br />

Ich habe praktisch alles, was ich je gemacht mit Taj Mahal?<br />

Wie kam es zur Zusammenarbeit<br />

habe, in diesen einen Song gepackt. Danach komponierte<br />

ich "All I Need Is An Island". Dann rief der Mobile Home Bluesband. Als ich 20<br />

ich Freunde an, bat sie um Songs und darum, mit war, besuchte ich mit meinem damaligen<br />

ihnen jammen zu können.<br />

Drummer und unseren Freundinnen ein<br />

Das Album spiegelt vier Jahr-<br />

Konzert von Taj, der die Mädchen im<br />

Ich hatte ja mit Blues angefangen, mit<br />

zehnte Hagar-Musik – eine breite<br />

Palette von Stilen und mitwir-<br />

– er wollte uns die Mädels ausspannen<br />

Publikum sah und uns backstage einlud<br />

kenden Freunden.<br />

(lacht). Er erinnerte sich an die Geschichte,<br />

als wir jetzt "Winding Down"<br />

Stimmt. Ursprünglich wollte ich ein paar<br />

Songs von Montrose lizenzieren, einige<br />

aufnahmen. Er erklärte mir damals außerdem,<br />

wie man Songs schreibt.<br />

von Van Halen. Aber nachdem ich "Fa<strong>the</strong>r<br />

Sun" als meinen Lifestyle-Song<br />

Ein überraschender Name ist<br />

hatte, bat ich Jay Buchanan von den Rival lSons, mir<br />

Grateful Deads Mickey Hart ...<br />

einen Montrose-artigen Song zu schreiben: "Not Wir sind alte Freunde. Ich habe auf seinen Platten<br />

Going Down”. Da war es <strong>to</strong>ll, dass Denny Carmassi gespielt, ohne das an die große Glocke zu hängen.<br />

Mickey ist völlig offen, und als ich für "All und Bill Church mitmachten. Ich hatte mit Ronnie<br />

We<br />

Need Is An Island” die Vision eines verliebten Pärchens<br />

auf einer einsamen Insel hatte, bat ich ihn,<br />

mir polynesische Drums dazu zu spielen!<br />

Der Countrymusiker Ronnie Dunn lieferte<br />

"Bad On Fords And Chevrolets".<br />

Und wir haben eine Mischung aus Country und<br />

AC/DC draus gemacht (lacht)! Ich verändere gern<br />

fremde Songs. Ich habe früher schon aus Donovans<br />

Folkklassiker "Catch The Wind” einen Metaltrack<br />

gemacht und aus der Temponummer "Connection"<br />

von den S<strong>to</strong>nes eine Ballade!<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77


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Kolumne Christian Simon<br />

– Folge 12 –<br />

Udo Lindenberg<br />

Texte, Filme,<br />

Freundschaft:<br />

Neuland<br />

Keine Panik, bin auch schon Rocking Senior …",<br />

„ schrieb mir Udo Lindenberg vor über 30 Jahren.<br />

Und heute? Da ist noch immer nichts von einem<br />

Rocksenior zu spüren, ganz im Gegenteil. Ich traf<br />

Udo zum ersten Mal 1977 bei den Testsendungen<br />

zu „Rockpop" in Berlin, ein Jahr später bei einem<br />

Ost-West-Konzert des ZDF in der Deutschlandhalle,<br />

wo sich ost- und westdeutsche Rockstars erstmalig<br />

auf einer Bühne trafen. Wir fanden schnell einen<br />

Draht zueinander, Udo kam mit "Höllenfahrt" im<br />

Dezember 1978 ins Münchner „Rockpop"-Studio.<br />

„Ich mach' da bald so’n panischen Detektivfilm",<br />

erzählte er mir. „Ein Massenfilm für Leute, die die<br />

Gesellschaft etwas kritisch sehen. Keine Doofmann-<br />

Geschichte wie Bond, wo sie sich immer nur was in<br />

die Schnauze hauen. Der Film ist die <strong>to</strong>tale Demokratie<br />

und mein Beitrag zur Wahl 1980."<br />

Schon damals bemerkte man Udos „Sich-Einmischen"<br />

ins politische Geschehen. „Ich verfolge mit<br />

Udos Telegramm an Christian Simon zu seinem 30. Geburtstag<br />

großem Interesse die Grün-Bunt-Alternativ-Ecken<br />

und was so los ist in der Links-SPD. Aber ich würde<br />

der Nation doch eher den Bundeskanzler Lindenberg<br />

empfehlen." Der Film „Panische Zeiten" floppte<br />

leider, aber Udo konnte das verkraften, und der<br />

Meister konzentrierte sich wieder voll auf die Musik.<br />

Im selben Jahr bekam ich<br />

ein Angebot von der Teldec<br />

in Hamburg. Es war die Zeit<br />

der singenden Fernsehmodera<strong>to</strong>ren,<br />

auch ich sollte einen<br />

Schallplattenvertrag bekommen.<br />

Aber als Präsenta<strong>to</strong>r<br />

von „Rockpop" musste es<br />

natürlich auch was Rockiges<br />

sein. Ich hatte die Band<br />

Lucifer’s Friend während einer<br />

Aufzeichnung kennen gelernt. Die Band ging<br />

aus den früheren Hamburger German Bonds hervor,<br />

anfangs mit <strong>John</strong> Law<strong>to</strong>n (1976–79 bei Uriah Heep),<br />

später mit Mike Starrs als Leadsänger. Ich fragte die<br />

Jungs, ob sie mit mir eine Single einspielen würden,<br />

und ich bekam ihr Okay. Als Song wählten wir<br />

"You May Be Right" von Billy Joel, und ich schrieb<br />

den deutschen Text dazu. Ich hatte als Sänger null<br />

Erfahrung und bat Udo um Beistand. Ich<br />

werde nie vergessen, wie er nachts ins<br />

Studio tänzelte, sich die Nummer anhörte<br />

und dann sofort die Lindenberg'schen<br />

Kreativlösungen parat hatte. Die Single<br />

hieß "Ich bin bereit"/"Hau doch ab". Da<br />

er auch die Texte nicht so übel fand, bat<br />

er mich später um zwei Texte für Nissim,<br />

einen ganz jungen Sänger, dem Udo in<br />

die Startlöcher half.<br />

Unsere gute Verbindung half dann auch<br />

1981, als die Kinks einen „Rockpop"-<br />

Auftritt kurzfristig absagten und wir<br />

dringend Ersatz brauchten. Ein Anruf in<br />

Hamburg, und Lindi flog ein. Sein Live-<br />

Auftritt mit "Kann denn Liebe Sünde<br />

sein" und "Sandmännchen" zählt bis<br />

heute zu den Highlights der Sendung.<br />

Im selben Jahr feierte ich meinen 30.<br />

Geburtstag, und Udo schickte ein typisches Lindenberg-Telegramm<br />

(siehe Fo<strong>to</strong>). Unsere nächste Zusammenarbeit<br />

war spektakulär. 1985 veröffentlichte<br />

Hans Hartz (1943–2002), der mit "Die weißen Tauben<br />

sind müde" bekannt geworden war, sein Konzeptalbum<br />

NEULAND SUITE. Es ist die Geschichte<br />

von 100 Männern, die ausziehen, um ein neues<br />

Land zu entdecken. Der Komponist, Texter und<br />

Produzent dieser LP war Chris<strong>to</strong>ph Busse. Er hatte<br />

die Idee, das Album auch zu verfilmen, und ich<br />

erhielt den Produktionsauftrag. Ich werde an dieser<br />

Stelle demnächst ausführlicher über die NEULAND<br />

SUITE berichten. Verfilmt wurde der S<strong>to</strong>ff neben<br />

Hans Hartz mit Horst Frank, Dan McCafferty von<br />

Nazareth und … Udo Lindenberg. Ich konnte Udo<br />

überreden, ohne Gage zu drehen, da ich als Produzent<br />

auch das finanzielle Risiko trug. Der Film<br />

wurde erfolgreich, bekam einen Preis in Japan und<br />

wurde 1987 in der ARD ausgestrahlt.<br />

Danach sahen wir uns seltener, aber 2004 feierten<br />

wir dann unser Comeback. Udo ging zu seinem 30.<br />

Bühnenjubiläum mit „Aufmarsch der Giganten" auf<br />

Tournee; über meine Freundschaft zu ihm und Fritz<br />

Rau veranstaltete ich das Konzert in Karlsruhe. Für<br />

die Promotion kam Udo auch nach Baden-Baden<br />

– es gab ein herzliches Wiedersehen mit einem<br />

Schlückchen Eierlikör. Am Konzerttag erschien die<br />

angekündigte Nina Hagen nicht, und Udo musste<br />

das Programm umbauen. „Keine Panik … alles unter<br />

Kontrolle!", lautete Udos altbekannte und klare<br />

Ansage. Ein kurzes Vier-Augen-Gespräch hinter der<br />

Bühne mit Peter Maffay – und die Show rollte los.<br />

Von dem Mann, der sich hinter der Bühne darüber<br />

am meisten freute, haben wir uns am 16. September<br />

2013 bei einer Trauerfeier in Frankfurt verabschiedet:<br />

Für Fritz Rau stellte Udo, in Gedanken<br />

versunken, eine Kerze vor das Fo<strong>to</strong> seines „großen<br />

Bruders". Doch hinterm Horizont geht’s weiter!<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Christian Simon Productions<br />

Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Er schwimmt wieder<br />

Endlich: Derek William Dick alias Fish ist in voller Pracht und<br />

Größe zurück! Der schottische Hüne und Ex-Marillion-Frontmann<br />

gibt auf der Bühne wieder die Rock-Ram-pensau,<br />

ist stimmlich in bester Verfassung und<br />

liefert mit A FEAST OF CONSEQUENCES eines der<br />

besten Solo-Alben seiner Karriere ab.<br />

Sechs Jahre Stimmprobleme scheinen behoben.<br />

Was ist passiert?<br />

Ich habe mich nie als richtig großen Sänger gesehen.<br />

Robert Plant oder Otis Redding, das sind<br />

Meister ihres Fachs. Verglichen mit ihnen habe<br />

ich immer nur geträllert (lacht). Aber 2007 war es<br />

richtig übel, ich klang nur heiser und schwach. Das<br />

hat mich deprimiert, und ich suchte verschiedene<br />

Ärzte auf. 2009 hatte ich schließlich eine große<br />

Operation, danach konnte ich fünf <strong>to</strong>lle Konzerte<br />

absolvieren, ehe ich wieder kaum noch singen<br />

konnte. Neue OP, ab 2010 nur Akustikshows, um<br />

mein Sangesorgan zu schonen und gleichzeitig zu<br />

trainieren. Und jetzt bin ich endlich wieder bereit<br />

für den Fish mit der Bombast-Rock-Aura!<br />

Gab es vielleicht auch psychosomatische<br />

Ursachen?<br />

Das will ich nicht ausschließen, obwohl mir diese<br />

Einsicht nicht gefällt. Aber es ist bekannt, dass<br />

ich in den letzten Jahren einige … nennen wir es<br />

mal unerfreuliche Probleme mit Frauen hatte. Zunächst<br />

die Geschichte mit Hea<strong>the</strong>r (Findlay, ehemalige<br />

Sängerin der Prog-Folk-Rockband Mostly<br />

Autumn; Anm. d.<br />

Au<strong>to</strong>rs): Die Einladungskarten<br />

für unsere<br />

Hochzeit im Mai<br />

2007 waren bereits verschickt,<br />

als die Lady Ld es sich ihanders überlegte und<br />

mich kurzfristig sitzenließ. Zwei Jahre später heiratete<br />

ich Ka<strong>the</strong>rine. Sie war vor der Ehe ein ganz<br />

wunderbarer und unmittelbar danach ein ganz<br />

furchtbarer Mensch, als wäre sie schizophren. Wir<br />

trennten uns nach nur einem halben Jahr. Dass<br />

solche einschneidenden Erfahrungen nicht spurlos<br />

an mir vorübergegangen sind, ist logisch.<br />

Was geschah dann?<br />

Ab 2010 machte ich einen Trip quer über diesen<br />

Planeten, jenseits verrückter Weiber, ganz allein<br />

und mit weit geöffneten Augen. Ich entdeckte und<br />

eroberte die Welt neu.<br />

Die Reaktion darauf ist A FEAST OF CON-<br />

SEQUENCES?<br />

Ja, aber auch die Lektüre des Buchs „The Party’s<br />

Over” von Richard Heinberg. Darin geht es um<br />

das Ende der Ölvorräte in absehbarer Zeit und die<br />

damit verbundenen Zukunftsprobleme unserer industrialisierten<br />

Welt. Mir bereitet die konsequente<br />

Zerstörung unseres Planeten Angst. Die Texte auf<br />

meinem aktuellen Album sind letztlich eine große<br />

Mahnung davor, die Natur zu zerstören – gepaart<br />

mit der Reflektion meiner persönlichen Probleme<br />

der letzten Zeit.<br />

Und jetzt ist alles gut?<br />

Bei komplizierten Typen wie mir wird nie alles gut<br />

sein. Aber ja: Seit bald zwei Jahren fühle ich mich<br />

dank viel Sport, vieler Reisen und etlicher neuer<br />

Freundschaften wie runderneuert. Nur die Sache<br />

mit dem Rum und den Zigarren muss ich noch in<br />

den Griff kriegen ...<br />

Michael Fuchs-Gamböck


<strong>John</strong> Lees' Barclay<br />

James Harvest<br />

Alter Geist<br />

& Blick<br />

nach vorn<br />

<strong>John</strong> Lees litt noch ein wenig unter dem Jetlag<br />

nach einem Flug aus Neuseeland. Dennoch erzählte<br />

er <strong>GoodTimes</strong> etwas über das neue Album<br />

NORTH, das er mit seiner Besetzung<br />

von Barclay James Harvest eingespielt<br />

hat. Sieben Wochen war der<br />

Sänger, Gitarrist und Songschreiber,<br />

der am 13. Januar 2014 seinen 67.<br />

Geburtstag feiert, mit seiner Familie<br />

in Neuseeland und Australien unterwegs.<br />

Urlaub wollte er machen<br />

und zugleich Kraft tanken, ehe die<br />

Tretmühle rund um die Plattenveröffentlichung ntlichung wieder<br />

in Gang kommen würde. Richtig ins Schwärmen<br />

kam er dann während des Gesprächs, als die Rede<br />

auf die aktuelle Besetzung von <strong>John</strong> Lees' Barclay<br />

James Harvest kam. In der mischen seit 1998 Craig<br />

Fletcher (b) und Kevin Whitehead (dr) mit, seit vier<br />

Jahren ist Keyboarder Jez Smith dabei.<br />

NORTH ist euer erstes neues Studio-Album seit<br />

NEXUS.<br />

Ja, seit 1999 ist viel Zeit vergangen. Dabei hatte ich<br />

schon vor längerer Zeit damit begonnen, an neuen<br />

Songs und einem<br />

Studio-Album<br />

zu arbeiten. Und<br />

zwar noch mit<br />

Woolly Wolstenholme.<br />

Aber irgendwie<br />

hat es<br />

damals nicht gepasst,<br />

und dann<br />

ist Woolly im Dezember<br />

2010 ges<strong>to</strong>rben,<br />

was mich<br />

nochmals ein wenig<br />

zurückgeworfen<br />

hat.<br />

Wie bist du<br />

dann doch in<br />

die Puschen ge-<br />

Stim<br />

immeme<br />

u nd Gitarrere<br />

sin<br />

ind kommen?<br />

<strong>John</strong><br />

Lee<br />

ees'<br />

Haupt<br />

ptin<br />

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ment<br />

nte<br />

<strong>John</strong><br />

Lees ees'<br />

Bar<br />

arcl<br />

clay<br />

Jam<br />

ames<br />

Hav<br />

aves<br />

est 2013<br />

v.l<br />

.l.: Jez<br />

Smi<br />

mith<br />

th, Craig Flet<br />

cher, Kevin Whitehead ead<br />

und <strong>John</strong><br />

Lees<br />

Weil die anderen Mitglieder der heutigen Band wichtige<br />

Beiträge geliefert haben. Letztlich ist NORTH<br />

ein Gemeinschaftswerk, was Kompositionen, Texte,<br />

Arrangements und Aufnahmen betrifft<br />

– mehr als je zuvor eigentlich.<br />

Man kann sagen, dass wir seit 2010<br />

ernsthaft an der Platte gearbeitet haben.<br />

Es hat sich dann aber doch noch<br />

lange hingezogen, weil die anderen<br />

ganz normalen Jobs nachgehen. Wir<br />

konnten darum fast nur an Wochenenden<br />

und in den Ferien arbeiten, was<br />

sich hinzog, viel Geduld und Koordinationsgeschick<br />

erforderte. Mir war wichtig, dass die<br />

Musik die Atmosphäre der Texte widerspiegelt – und<br />

das zu erreichen, verlangt ebenfalls Geduld.<br />

Hast du Beispiele dafür, was die anderen eingebracht<br />

haben?<br />

Bei "On Top Of The World" haben wir darüber diskutiert,<br />

den Song mit Orchester zu machen. Craig<br />

hingegen bestand darauf, es mal mit Bläsern auszuprobieren<br />

– und er hat Recht behalten. Ich rief ein<br />

paar Freunde an, die mir noch einen Gefallen schuldeten,<br />

und sie haben dann gespielt. Bei "The Real<br />

Deal", das ein wenig aus dem üblichen BJH-Rahmen<br />

fällt, stellte Jez kurz vor Ende der Aufnahmen fest,<br />

dass uns noch ungefähr fünf Minuten fehlten. Außerdem<br />

vermisste er eine rockige Nummer auf dem<br />

Album. Ein paar Wochen zuvor hatten Jez und ich<br />

im Studio ein wenig gejammt, ich spielte dabei einige<br />

eher bluesige Riffs, an die er sich erinnerte – und<br />

daraus entstand dann ziemlich spontan der letzte<br />

Song für die Platte.<br />

Woher beziehst du die Inspiration für deine<br />

Texte?<br />

Das ist sehr unterschiedlich. Zu "Medicine Man"<br />

hat mich ein Buch von Ray Bradbury angeregt. "At<br />

The End Of The Day" ist ein Gedicht von Ammon<br />

Wrigley, der sich um die vorletzte Jahrhundertwende<br />

auch als His<strong>to</strong>riker und Archäologe betätigt hat.<br />

Mir geriet ein Zettel in die Hände, auf dem er das<br />

Gedicht niedergeschrieben hatte, weil es damals<br />

ziemlich teuer war, Bücher zu machen. Es war nie<br />

veröffentlicht worden, wie ich herausfand – er hatte<br />

Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

es wohl mal in einem Pub für ein Bier verfasst. Ich<br />

stellte Nachforschungen an, aber niemand kannte es<br />

– und dann habe ich es einfach ver<strong>to</strong>nt.<br />

Präsentiert NORTH auch wieder den alten BJH-<br />

Geist?<br />

Ich denke schon, wir haben uns jedenfalls Mühe<br />

gegeben, es zumindest zu versuchen. Ich wollte in<br />

gewissem Sinn zurück in die alten Zeiten, als bei uns<br />

alles eine Gemeinschaftsleistung war. Und ich finde,<br />

das ist uns gelungen. Natürlich kann ich meine Vergangenheit<br />

auch nicht leugnen, doch ich meine, wir<br />

haben recht ordentlich eine Brücke in die Vergangenheit<br />

geschlagen, uns aber auch entwickelt.<br />

Über<br />

viele Mon ate zogen si ch die Auf<br />

ufna<br />

nahm<br />

hmen<br />

für<br />

<strong>John</strong> Lees und Craig Fl<br />

etch<br />

cher<br />

(r. r.) hi<br />

n.<br />

1980 habt ihr vor dem Reichstag in Berlin vor<br />

175.000 Menschen gespielt, wart zuletzt aber<br />

nur relativ selten in Deutschland ...<br />

Offenbar wollte uns kein Tourveranstalter losschicken<br />

– keine Ahnung warum, denn Deutschland<br />

war immer einer unserer größten Märkte. Aber im<br />

Frühjahr 2013 hatte es ja endlich für ein paar Gigs<br />

geklappt. Und ich hoffe, dass wir 2014 wieder länger<br />

kommen können. Vielleicht hilft das neue Album<br />

dabei ein wenig, wer weiß. Ich freue mich darauf,<br />

mal wieder nach Berlin zu kommen. Es ist atemberaubend,<br />

wie sich die Stadt entwickelt hat – es war ja<br />

damals ein Hammer zu wissen, dass sich auf der anderen<br />

Seite viele Menschen alles Mögliche einfallen<br />

ließen, um uns auch dort hören zu können.<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Esoteric Recordings 2013


THE SAZERAC SWINGERS<br />

Louisiana-<br />

Cocktail(s)<br />

Drei Louis – Louis Armstrong, Louis Jordan und Louis Prima – haben die Popmusik<br />

ihrer Zeit beeinfl usst, mit Wellenschlag bis heute: Armstrongs "What A Wonderful<br />

World" sang der dicke Hawaiianer Izi mit posthumem Welterfolg. Louis Jordans<br />

"Caledonia" spricht man seit eh und je B.B. King zu, und wenn David Lee Roth sich<br />

an Louis Primas "Just A Gigolo" heranmachte, dann nicht aus Nostalgie, sondern<br />

wegen unbändiger Fun Fun Fun.<br />

Diesen Spaß hatten sich auch sechs westfälische Musiker<br />

der Sazerac Swingers auf ihre Sazerac-Cocktail-Fahnen<br />

geschrieben, als sie zwischen Februar und<br />

April 2013 ihr Tribute-Album an jene THREE GUYS<br />

NAMED LOUIS (<strong>GoodTimes</strong> 4/2013) einspielten: „Jazz<br />

wieder mit Entertainment zu verbinden statt mit<br />

Kunst, das war das Ziel", be<strong>to</strong>nt Gitarrist, Sänger und<br />

Bandgründer Max Oestersötebier, „und das alles hat<br />

bei uns primär mit New Orleans zu tun!"<br />

Dort hatten sich nämlich der laut Presse „zu Umfang<br />

neigende" Frontmann<br />

(33) und der junge<br />

Trompeter Chris tian<br />

Altehülshorst (23), beide<br />

noch Studenten an<br />

der Tulane University<br />

von New Orleans, bei<br />

Jamsessions mit Tab<br />

Benoit und Dr. <strong>John</strong><br />

getroffen. Sie leisteten<br />

den Schwur: Zu Hause<br />

gründen wir eine Band – The Sazerac Swingers!<br />

Gar nicht sooo leicht für den trompetenden blonden<br />

Lockenkopf, denn der junge Wilde <strong>to</strong>urt parallel mit<br />

seiner eigenen Free-Jazzband durch China und Russ-<br />

SINGLES<br />

VOR 50 JAHREN<br />

18. November 1963<br />

Gerry & The Pacemakers<br />

You’ll Never Walk Alone<br />

Beatles<br />

She Loves You<br />

Searchers<br />

Sugar And Spice<br />

Ronettes<br />

Be My Baby<br />

Cliff Richard<br />

Don’t Talk To Him<br />

Kathy Kirby<br />

Secret Love<br />

Shirley Bassey<br />

I (Who Have Nothing)<br />

Billy J. Kramer & The Dakotas<br />

I’ll Keep You Satisfied<br />

Roy Orbison<br />

Blue Bajou<br />

Chuck Berry<br />

Memphis Tennessee<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 50 JAHREN<br />

18. November 1963<br />

Beatles<br />

Please Please Me<br />

Gerry & The Pacemakers<br />

How Do You Like It<br />

Searchers<br />

Meet The Searchers<br />

Freddie And The Dreamers<br />

Freddie And The Dreamers<br />

Soundtrack<br />

West Side S<strong>to</strong>ry<br />

Trini Lopez<br />

Trini Lopez At P.J.’s<br />

Von Alan Tepper<br />

George Mitchell Minstrels<br />

On Tour With The George Mitchell Minstrels<br />

Shadows<br />

The Shadows Greatest Hits<br />

Searchers<br />

Sugar & Spice<br />

Frank Ifield<br />

Born Free<br />

6 Sazeracs aus 3 Generationen (v. l.): Roger Clarke-<strong>John</strong>son, Christian Altehülshorst, Max Oestersötebier, Tobi Link, Uli Twelker, David P. Schweikard<br />

land, und er war gerade als Mitglied des Nationalen<br />

Jugendorchesters Luxemburg in Kanada unterwegs.<br />

Dennoch gab der Kalender Termine her: „Down in<br />

Güterslohisiana" kam Max' Schwiegervater in spe zu<br />

den Swingers hinzu: Roger Clarke-<strong>John</strong>son (69) aus<br />

Cornwall. Als Trio ging es gut los, aber bald sehnte<br />

man sich nach Erweiterung.<br />

Altehülshorst holte seinen langjährigen Jam-Kumpel<br />

Tobi Link (21) dazu: „Ich wollte schon mit sieben<br />

an die Posaune, aber meine Arme waren zu kurz!<br />

So musste ich bis neun<br />

warten." Der Hamburger<br />

Saxspieler David P.<br />

Schweikard wechselt<br />

sich mit Philipp Sauer,<br />

einem Freund von Branford<br />

Marsalis, und Kai<br />

Niedermeier von Quintessence<br />

ab. Drummer Uli<br />

Twelker kannten Roger<br />

und Max – von gemein-<br />

samen Konzerten und der lokalen <strong>Music</strong>al-Produktion<br />

„Nacht der Vampire". Sextett komplett.<br />

Woher aber der unaussprechliche Name The Sazerac<br />

Swingers? „Weil der Sazerac-Cocktail aus New Orleans<br />

© Iris Henning<br />

GB-CHARTS<br />

SINGLES<br />

VOR 45 JAHREN<br />

18. November 1968<br />

Barry Ryain<br />

Eloise<br />

Hugo Montenegro<br />

The Good, The Bad And The Ugly<br />

Isley Bro<strong>the</strong>rs<br />

This Old Heart Of Mine<br />

Bandwagon<br />

Breaking Down The Walls Of Heartache<br />

Joe Cocker<br />

With A Little Help From My Friends<br />

Jimi Hendrix Experience<br />

All Along The Watch<strong>to</strong>wer<br />

Mary Hopkin<br />

Those Were The Days<br />

Marbles<br />

Only One Woman<br />

Turtles<br />

Elenore<br />

Jose Feliciano<br />

Light My Fire<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 45 JAHREN<br />

18. November 1968<br />

Hollies<br />

Greatest Hits<br />

Seekers<br />

The Seekers At The Talk Of The Town<br />

Soundtrack<br />

The Good, The Bad And The Ugly<br />

Jimi Hendrix Experience<br />

Electric Ladyland<br />

Soundtrack<br />

The Sound Of <strong>Music</strong><br />

Jethro Tull<br />

This Was<br />

Bee Gees<br />

Idea<br />

Simon & Garfunkel<br />

Bookends<br />

Soundtrack<br />

The Graduate<br />

Jose Feliciano<br />

Feliciano<br />

kommt, weil er gefährlich ist und saumäßig gut mundet",<br />

grinst Oestersötebier: „Unser Agent Rolf Schubert<br />

hat das Ding kürzlich wieder bei einem Konzert<br />

für Musiker und Publikum in Serie hinter der Bar gezaubert:<br />

Bitter-Sirup, wenig Pernod, viel Rye-Whiskey<br />

und Eis!" Heftig.<br />

Wohin geht die Reise? Max: „Viele Bands sagen ganz<br />

cool ,Wir spielen nur ausgewählte Konzerte'. Wir aber<br />

swingen wirklich überall, sonst hätten wir dieses Jahr<br />

nicht bereits über 30 Gigs absolviert. Wenn die Leute<br />

bei unseren Calypsos tanzen und sich von unserem Lachen<br />

auf diversen Bühnen anstecken lassen, sind wir<br />

glücklich. Und diese Reaktion ist überall ähnlich, ob<br />

wir nun bei einem Luxemburger Jazz'n'Blues Straßenfest<br />

abgehen, im Vorprogramm von Candy Dulfer auf<br />

Händen getragen werden oder bei einem New-Orleans-<br />

Festival in Thüringen glückliche Gesichter sehen!"<br />

Apropos New Orleans: Im Ok<strong>to</strong>ber flogen die Sazerac<br />

Swingers für zehn Tage rüber nach Louisiana, zu ein<br />

paar Gigs und – natürlich – Jamsessions. Lokalmatadoren<br />

wie Kermit Ruffins oder die Rebirth Brass Band<br />

sorgten für ein herzliches Willkommen. Besonders das<br />

Konzert in der ehrwürdigen Trinity Episcopal Church<br />

wird dem halben Dutzend Swingers ewig in Erinnerung<br />

bleiben!<br />

SINGLES<br />

VOR 40 JAHREN<br />

18. November 1973<br />

Osmonds<br />

Let Me In<br />

David Cassidy<br />

Puppy Song/Day Dreamer<br />

David Bowie<br />

Sorrow<br />

Carpenters<br />

Top Of The World<br />

Mud<br />

Dyna-Mite<br />

Ringo Starr<br />

Pho<strong>to</strong>graph<br />

Donny Osmond<br />

When I Fall In Love<br />

Status Quo<br />

Caroline<br />

El<strong>to</strong>n <strong>John</strong><br />

Goodbye Yellow Brick Road<br />

Gary Glitter<br />

I Love You Love Me Love<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 40 JAHREN<br />

18. November 1973<br />

David Bowie<br />

Pin-Ups<br />

El<strong>to</strong>n <strong>John</strong><br />

Goodbye Yellow Brick Road<br />

Status Quo<br />

Hello<br />

Perry Como<br />

And I Love You So<br />

Slade<br />

Sladest<br />

Bryan Ferry<br />

These Foolish Things<br />

Gilbert O’Sullivan<br />

I’m A Writer Not A Fighter<br />

Carpenters<br />

Now And Then<br />

Pink Floyd<br />

The Dark Side Of The Moon<br />

Who<br />

Quadrophenia<br />

Fo<strong>to</strong>: © Wolfgang Wotke<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 83


LILY & MADELEINE<br />

New<br />

comer<br />

JONATHAN WILSON<br />

Schwestern der Harmonie<br />

Wie kann man bloß mit 16 bzw. 18 Jahren schon ein solches Talent besitzen?<br />

LILY & MADELEINE ist das Debütalbum der beiden jungen Folk-<br />

Popschwestern Lily und Madeleine Jurkiewicz aus Indianapolis. Es klingt, als<br />

würden sie schon seit Jahrzehnten Musik machen. Die Medien im englischsprachigen<br />

Ausland, z.B. „New York Times", „Guardian"<br />

oder „Vogue", sind bereits in Lobeshymnen<br />

ausgebrochen. Nach einer EP Anfang dieses Jahres<br />

ist jetzt ihr erstes Full-Length-Album fertig, aufgenommen<br />

in nur zwei Wochen im Farm Fresh Studio,<br />

Blooming<strong>to</strong>n. Die zwölf Songs darauf sind zeitloser,<br />

wunderbar zarter Singer/Songwriter-Folk. Besonders<br />

beeindruckend: das Verschmelzen der Stimmen<br />

beider Schwestern im Close-Harmony-Gesang; man<br />

fühlt sich erinnert an Simon & Garfunkel (die ihre Karriere ebenfalls bereits im<br />

Teenageralter begannen), die Everly Bro<strong>the</strong>rs oder die Indigo Girls. Der Aufstieg<br />

der Jurkiewicz-Schwestern begann, als sie das Schwarz-Weiß-Video eines ihrer<br />

ersten Songs, "In The Middle", ins Netz stellten. Bei YouTube ist es inzwischen<br />

mit über 330.000 Klicks verbucht. Daraufhin wurde auch der Neo-Folkie und<br />

Netzwerker Sufjan Stevens auf die Mädchen aufmerksam und nahm sie für sein<br />

Label Asthmatic Kitty Records unter Vertrag. Der Anfang einer womöglich langen<br />

Karriere!<br />

frs<br />

EIVØR<br />

Fo<strong>to</strong>: © Ann Allister<br />

Zurück in den Laurel Canyon<br />

Graham Nash, David Crosby, Jackson Browne und Roy Harper – gleich vier<br />

Musikerlegenden wirkten als Gäste an Jonathan Wilsons zweitem Album<br />

FANFARE mit. Wie schafft es der 38 Jahre junge Mann aus Los Angeles, so<br />

viele Altmeister des Singer/Songwriter-Folk um sich zu versammeln? Die älteren<br />

Kollegen schätzen die Arbeit des Sängers,<br />

Songschreibers, Gitarristen, Multi-Instrumentalisten<br />

und Produzenten. Wilson gelang vor zwei Jahren<br />

mit GENTLE SPIRIT ein Debütalbum, das Kritiker<br />

und Publikum gleichermaßen verzückte; er gilt als<br />

der Mann, der den Laurel-Canyon-Sound wiederbelebt.<br />

FANFARE wurde in neun Monaten in seinem<br />

L.A.-Studio eingespielt – mit analogem Equipment,<br />

das auch schon die alten Heroen der Sixties und<br />

Seventies verwendeten, die im Canyon bei Los Angeles ihre Häuser und Studios<br />

bezogen, u.a. Crosby, Stills & Nash, die Eagles, James Taylor, Joni Mitchell und<br />

Carole King. Auch FANFARE atmet jenen leichten, sonnigen, folkigen Spirit<br />

der damaligen Musik; "Her Hair Is Growing Long" und "Cecil Taylor" erinnern<br />

stark an CS&N. Es gibt aber auch schwere, psychedelische bis progressive<br />

Experimente: Sie erinnern an Pink Floyd in den Früh-Siebzigern oder Art-<br />

Rockbands. Bestes Beispiel ist der siebenminütige, kammermusikartige Opener<br />

und Titeltrack.<br />

frs<br />

HIGH SOUTH<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Große Stimme von kleiner Insel<br />

Wer Eivør Palsdottirs Stimme zum ersten Mal hört, wird eine Parallele zu<br />

Kate Bush herstellen. Doch es gibt gravierende Unterschiede: Eivør wurde<br />

1983, Kate 1958 geboren, Eivør stammt von den Färöer Inseln, Kate aus England.<br />

Palsdottir wusste bereits als 15-Jährige: „Ich möchte mein Leben ganz<br />

der Musik widmen”, strahlt sie. Zwei Jahre später erschien das erste Album der<br />

aparten Blondine, sie gewann den faröischen Musikwettbewerb<br />

„Prix Foroyar”. Dadurch ermuntert zog Eivør<br />

nach Island, um Klassik- und Jazzgesang zu studieren.<br />

Eine Investition, die sich gelohnt hat, denn heute besitzt<br />

die 30-Jährige eine der eindrucksvollsten Stimmen<br />

Skandinaviens. Während sie 2012 durch Nordeuropa und<br />

Russland <strong>to</strong>urte, entstanden die Stücke für ROOM, das<br />

siebte Solo-Album, mit dem die Färoerin jetzt den Rest<br />

des Planeten erobern will. „Die neue Platte”, erklärt Eivør, „besitzt wie immer<br />

Folkelemente aus meiner Heimat. Aber sie ist mehr Pop-orientiert als jede andere<br />

Produktion von mir. Ich möchte, dass meine Musik im Radio gespielt wird – ohne<br />

dass mir dieser Umstand peinlich sein muss.” Eivør ist ehrgeizig. „Ich wuchs in<br />

einem Ort mit 1000 Einwohnern auf”, sagt sie, „dadurch habe ich eine intensive<br />

Beziehung zur Natur, mein Leben ist Atmosphäre pur. Zugleich möchte man ja<br />

mit all den großen Emotionen im Herzen raus in die Welt – und dort einfach nur<br />

berichten, wie leidenschaftlich unser Dasein ist. Das ist meine Aufgabe!” mfg<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Ösis à la Eagles<br />

Auf den Spuren der Eagles ist das Newcomerquartett High South mit seinem<br />

Debüt NOW unterwegs, was Harmoniegesang und eingängige Westcoast-<br />

Anlehnung angeht. Wobei sogar Ex-Eagle Don Felder der Band hohe Qualität<br />

attes tierte, als er erste High-South-Songs hörte. Die Newcomer-Schublade trifft<br />

nur bedingt zu: Die Band als solche ist neu, ihre Mitglieder hingegen sind altgediente<br />

Haudegen der US-Studiomusiker- und Songwriterszene von Nashville und<br />

New York. Jamey Garner (41), Dillon Dixon (44) und Marc<br />

Copely (41), die neben dem Gesang auch für die Gitarrenarbeit<br />

sorgen, haben die 40 bereits überschritten; lediglich<br />

Kevin Campos (25) senkt den Altersschnitt. Was High South<br />

ferner aus der Masse heraushebt, ist der Weg, den sie bei<br />

ihrem musikalischen Gipfelsturm gehen: Von Österreich aus,<br />

wo sie ihre Songs geschrieben haben (und von wo ihre Produzenten<br />

Christian Seitz und Christian Knoll stammen), wollen sie über Live- und<br />

TV-Gastspiele in der Alpenrepublik und in Deutschland mittelfristig auch ihre Heimat<br />

Amerika aufrollen. Garner: „Ich habe Christian Seitz über einen befreundeten<br />

Verleger in Nashville kennen gelernt – er war begeistert von unseren Songs und<br />

meinte, so etwas fehle derzeit auf der musikalischen Landkarte Europas. Und da<br />

wir alle schon öfter in Europa waren, hatten wir nichts dagegen einzuwenden, es<br />

so zu probieren, unsere Karriere in die Gänge zu bringen. Und bislang hat es sich<br />

auch recht gut angelassen."<br />

pro<br />

© Pressefo<strong>to</strong>/Universal<br />

Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Vielleicht das beste<br />

Weihnachtsgeschenk des Jahres<br />

für Rock-Fans!!<br />

„Eines der großartigsten Rock-Lexika<br />

der letzten Jahre wuchten die geschätzten<br />

Kollegen vom Prog-Magazin<br />

‚eclipsed‘ in unsere Musikzimmer.“<br />

(Rock Hard)<br />

„Das Buch bewertet nicht nur jede einzelne<br />

Platte der Künstler. Sie bewertet<br />

auch jedes einzelne Lied darauf. Dabei<br />

beweisen die Au<strong>to</strong>ren erfreuliche Sachkenntnis.<br />

[...] Kann ein Buch über Rock<br />

mehr leisten? Nein! Schon jetzt stellt<br />

sich Vorfreude auf Band zwei ein.“<br />

(Frankfurter Rundschau)<br />

„Ein hochwertiges Buch zum erstaunlich<br />

günstigen Preis. [...] Ein absolutes<br />

Muss für die Freunde der Rockmusik<br />

der 60er bis 80er Jahre.“<br />

(SWR1)<br />

„...dieses Buch ist purer Rock für die<br />

Augen!!“<br />

(Rock Times)<br />

3 Sterne (delektabel)<br />

(Rolling S<strong>to</strong>ne)<br />

„Keine Frage, gibt es aktuell kein auch<br />

nur annähernd vergleichbares Nachschlagewerk,<br />

ohne Zweifel kann man<br />

hier [...] bedenkenlos zugreifen“<br />

(Good Times)<br />

Blick ins Buch unter:<br />

www.rock-buch.de<br />

„Mit journalistischer Akribie werden sowohl<br />

vollständige Diskografien als auch<br />

Hintergrundinfos [...] zusammengetragen,<br />

die selbst Experten mit der einen<br />

oder anderen Überraschung erfreuen.<br />

Als großformatiges Nachschlagewerk<br />

sollte ‚Rock‘ seinen ehrwürdigen Platz<br />

gleich neben der hauseigenen (Vinyl-)<br />

Plattensammlung finden.“<br />

(SLAM)<br />

„Das schaut nach einem Jahrhundertwerk<br />

aus, was die Macher des Musikmagazins<br />

eclipsed [...] auf die Beine<br />

gestellt haben!“<br />

(Fränkische Nachrichten)<br />

264 Seiten 30,5 cm x 24,5 cm farbiger<br />

Bilderdruck Hardcover Schutzumschlag<br />

ISBN 978-3-944957-00-5 viele rare Fo<strong>to</strong>s<br />

Sysyphus Verlags GmbH Preis: € 29,95<br />

www.rock-buch.de<br />

Erhältlich DIREKT BEIM VERLAG auf www.eclipsed.de, im BUCHHANDEL, bei AMAZON sowie<br />

in den Musikabteilungen von folgenden MEDIA MÄRKTEN: Alzey, Bielefeld, Bruchsal, Dresden, Düsseldorf,<br />

Mainz, Magdeburg, Mülheim/Ruhr-Dümpten, Neumünster, Nürtingen, Nürnberg, Saarbrücken-Saarterrassen


Live in Concert<br />

Achim Reichel<br />

Ende einer langen Reise<br />

Fast wäre das 95. Konzert von Achim Reichels „Solo mit Euch"-Tour in Nürnberg<br />

geplatzt. Die technischen Probleme, die sich während des Aufbaus entwickelten,<br />

hatten aber nichts mit dem Lap<strong>to</strong>p zu tun, den die bald 70-jährige<br />

Hamburger Deutsch-Rock-Institution neben sich auf der Bühne stehen hatte.<br />

Und er benutzte ihn nur, um während seines<br />

dreistündigen Spaziergangs durch 50<br />

Jahre Rock in Deutschland – entlang seiner<br />

Karriere mit den Rattles, als Shanty-Sänger,<br />

Rockpoet, Dichterver<strong>to</strong>ner – zwischendurch<br />

ein paar Fo<strong>to</strong>s und Filmchen einzuspielen.<br />

Da sah man den jungen Reichel in einem<br />

Hamburger Club ausgelassen Rock'n'Roll<br />

tanzen und war mitzuerleben, wie ein offenbar<br />

besonders begabter Papagei "Come<br />

On And Sing" krächzt ...<br />

Höchst unterhaltsam war, was Reichel –<br />

neben zahllosen Anekdoten – gesanglich<br />

und auf der Akustikgitarre zu bieten hatte,<br />

perfekt instrumental umtänzelt von seinen<br />

beiden Mitstreitern Berry Sarluis (Akkordeon,<br />

Piano) und Larry Ma<strong>the</strong>ws (Gitarre, Geige, Bodhran): Im ersten Teil plauderte<br />

der Protagonist aus dem Nähkästchen, gab unterhaltsam den S<strong>to</strong>ryteller<br />

und erinnerte mit Hilfe eines Delay-Geräts sogar akustisch an die Zeiten von<br />

Nürnberg, Gutmann, 26. September 2013<br />

A.R. & Machines. Nach der Pause: Musik pur! Und der Fundus, aus dem der<br />

Hamburger schöpfen kann, ist unerschöpflich: ein Hit wie "Mos cow" aus<br />

seiner Wonderland-Zeit, "Der Spieler", "Aloha-He" und "Fliegende Pferde",<br />

dazu Ver<strong>to</strong>nungen großer deutscher Dichter ("Herr von Ribbeck auf Ribbeck")<br />

und verrockte Volkslieder. Die Zeit verging<br />

wie im Flug, langweilig wurde es keine<br />

Sekunde, zu vielfältig, abwechslungsreich<br />

und gekonnt spielte das Trio im vollbesetzten<br />

Gutmann-Saal, dessen Bühne mit<br />

Erinnerungsstücken aus dem Star-Club<br />

und alten Originalklamotten ausstaffiert<br />

war. Und trotz der Probleme (während des<br />

Konzerts nicht mehr wahrnehmbar) war<br />

Reichel bestens gelaunt, spulte sein Programm<br />

keineswegs routiniert ab, sondern<br />

mit immer noch spürbarer Begeisterung<br />

und Spielfreude. Die Multitasking-Rolle<br />

als Rocker, Liedermacher, Chansonnier und<br />

Conferencier liegt ihm – und nicht nur er<br />

selbst dürfte es insgeheim bedauern, dass<br />

„Solo mit Euch" nach fünf Jahren und der<br />

100. Show (in Hamburg) der Geschichte angehört, dass man nicht mehr über<br />

diese musikalische Zeitbrücke gehen kann.<br />

Text: Philipp Roser, Fo<strong>to</strong>: Roland Fengler<br />

Fleetwood Mac<br />

Berlin, O2-World, 16. Ok<strong>to</strong>ber 2013<br />

Legenden in dynamischer Dramaturgie<br />

Fleetwood Mac sind keine Band, die mal eben so vorbeikommt und ein Konzert<br />

spielt. Was die britisch-amerikanische Kollaboration in der ausverkauften ausflippen zu wollen, wenn ein Lied angestimmt wurde. Und das nur, weil<br />

Lindsey Buckingham verströmt immer noch Enthusiasmus. Er schien jedesmal<br />

Berliner O2-World regelrecht zelebrierte, sprengte Seh- und Hörgewohnheiten.<br />

er es so wundervoll findet. Sein Umgang g mit der Elektrischen war durchweg<br />

Dabei gab es nicht etwa ein Multimedia-Spektakel, das<br />

erstaunlich. Man mag<br />

einen von einem Reiz in den nächsten jagt. Stevie Nicks<br />

kaum glauben, dass<br />

(voc), Lindsey Buckingham (voc, g), <strong>John</strong> McVie (b) und<br />

die jeweiligen Handbewegungen<br />

auf den<br />

Mick Fleetwood (dr) fesselten vielmehr mit einer dynamischen<br />

Dramaturgie, in der die Band geschickt Power<br />

und Zurückhaltung variierte. In stillen Momenten<br />

lich jene Töne hervor-<br />

sechs Saiten tatsäch-<br />

entstand eine derartige Spannung in der Halle, dass<br />

brachten, die über die<br />

man kaum zu atmen wagte. Wurde das Quartett (plus<br />

Anlage zu vernehmen<br />

Mitmusiker und Background-Sängerinnen) druckvoller,<br />

waren. Und "Big Love"<br />

blieb stets ein Hauch von Urwüchsigkeit: So dürften<br />

war ein Lehrstück in<br />

die später beinahe überproduzierten Songs geklungen<br />

Sachen Picking – selbst<br />

haben, als sich die Macs ihre Melodie-Erfindungen gegenseitig<br />

zwischen Kaffeetassen und Kokain-Lines zum<br />

könner. Lediglich <strong>John</strong><br />

für versierte Klampfen-<br />

ersten Mal vorspielten. "Tusk" war rau und wütend,<br />

McVie war „nur" der<br />

"I'm So Afraid" reaktivierte das harte Bluesfeeling der<br />

Bassist, der am Ende<br />

frühen Jahre, "Landslide" hatte was Lässiges, und "Go<br />

mit krummem Rücken<br />

hinter die Bühne<br />

Stevie Nicks (r.) &<br />

Your Own Way" wäre in dieser ruppigen Variante nie<br />

Lindsey Buckingham<br />

zum Radiohit geworden.<br />

schlurfte.<br />

Jedes einzelne Fleetwood-Mac-Mitglied ist eine Legende. Das wissen die Musiker,<br />

und das spürte das Publikum. Drummer Fleetwood gab sich wie der Zeit<br />

entrückt, war mal mittelalterlicher Gaukler, mal irrer Kesselrührer. Stevie Nicks,<br />

die Königin der Seidentücher, schien unentwegt zu schweben. Angesichts ihrer<br />

ausgeprägten Rundungen sicher nicht mehr so leichtfüßig wie vor 30 Jahren<br />

– aber ihre Art, beim Singen eine Note derart zu ziehen, dass sie zu zerreißen<br />

droht, der feenhafte Blick, die eigentlich mehr nach innen gerichtete Kommunikation<br />

mit dem Publikum, die Aura einer Zauberin – das alles macht sie zu<br />

einer der interessantesten Künstlerinnen unserer Zeit. Und sie ist zeitlos schön.<br />

Natürlich fehlte Christine McVie – und vor allem ihre Kompositionen, von<br />

denen die <strong>to</strong>urende Formation lediglich "Don't S<strong>to</strong>p" im Set hatte. Und dennoch<br />

war das zweieinhalbstündige Programm rappelvoll mit bekannten Hits.<br />

"Dreams", "Sara", "Chains", "Gold Dust Woman", „Rhiannon" – alles passte,<br />

sogar der gut zehnminütige Monolog von Stevie Nicks über einen verlorenen<br />

Track ("Without You"). In Berlin gab es darum vereinzelt Pfiffe. Aber so ist<br />

die Lady nun mal ...<br />

Text und Fo<strong>to</strong>: Jens-Uwe Berndt<br />

Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Live in Concert<br />

Martin Barre (Jethro Tull)<br />

Verjüngt & verändert<br />

Dan Crisp, der junge Sänger aus dem Süden Englands, spielte seine Rolle als „Minstrel<br />

In The Gallery" einfach perfekt in der Band von Martin Barre, dem langjährigen<br />

Gitarristen von Jethro Tull – deren Musik lebt in Barres Truppe weiter.<br />

Eine Mischung aus jungen Musikern –<br />

George Lindsey (dr), Greg Harewood (b)<br />

und Dan Crisp (der auch Akustikgitarre<br />

spielt) – kupfert keineswegs die alten Tull-<br />

Songs ab, sondern drückt ihnen einen eigenen<br />

Stempel auf. Während sich Ian Anderson<br />

inzwischen stimmlich in die Höhen<br />

hineinquälen muss, schafft Crisp scheinbar<br />

mühelos die richtigen Töne: "Locomotive<br />

Breath" – dieser Song musste einfach sein!<br />

Doch lebt die junge Band keineswegs nur<br />

von der Substanz vergangener Tage. Neue<br />

Songs mit aktuellen Sounds, eingebracht<br />

auch vom Gitarristen Pat O'May, beleben<br />

und bereichern das Reper<strong>to</strong>ire auf kreative<br />

Weise. Vom Nu-Metal kommend, sorgte<br />

der Franzose irischer Abstammung für eine<br />

härtere Gangart bei manchem Song, den man von Tll Tull noch ganz anders in Erinnerung<br />

hatte: "Fat Man" als Heavy-Metal-Statement mit nachdrücklicher Überzeugungskraft.<br />

Integriert wurden aber auch leisere Passagen. Aus dem kongenialen Zusammenspiel<br />

der drei Gitarristen erwuchs der Verzicht auf Keyboards. Nachdem vor weni-<br />

Bamberg, Live Club, 22. Ok<strong>to</strong>ber 2013<br />

gen Tagen Saxofonist und Flötist Frank Mead von Bill Wyman für dessen Rhythm<br />

Kings abgeworben worden war, verzichtete man auch noch auf die Flötentöne.<br />

Dies ließ ebenfalls einige Tull-Songs in neuem Licht erscheinen. Aus "Thick"<br />

wurde "Thin As A Brick" – verschlankt,<br />

aber immer noch vielschichtig. So exakt<br />

die mehrstimmige Gitarrenarbeit, so bemerkenswert<br />

auch der fein abgestimmte<br />

Chorgesang bei dem ein oder anderen<br />

Folksong, der ins variable Programm eingeschoben<br />

wurde. "Martin's Jig" kam,<br />

dem Mot<strong>to</strong> der aktuellen akustischen Solo-CD<br />

AWAY WITH WORDS entsprechend,<br />

auch einmal ohne Gesang aus.<br />

Immer wieder wurden die vorwiegend älteren<br />

Tull-Fans von neuen Klangfarben<br />

und außergewöhnlichen Saitensprüngen<br />

überrascht. Insbesondere wenn Martin<br />

Martin Barre (r.) Barre auf seiner PRS-Gitarre seine Kabinettstückchen<br />

präsentierte und mit Pat<br />

und Pat O'May (l.)<br />

O'May zweistimmig exakte Arpeggios<br />

zauberte – "A New Day Yesterday" mit Twin-Guitars. Als Zugaben erklang mit<br />

"Still Loving You Tonight" eine Liebeserklärung an die Stadt Bamberg und ihre<br />

Fans und natürlich das Schnauben der Lokomotive mit dem unverwechselbaren<br />

Gitarrenriff für die Ewigkeit. Im kommenden Jahr soll es eine Akustik<strong>to</strong>ur geben.<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

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LOSING OUR VIRGINITY<br />

1973 – 1976<br />

NEVER TRUST A HIPPY<br />

1976 – 1979<br />

NEW GOLD DREAMS<br />

1979 – 1983<br />

METHODS OF DANCE<br />

1973 – 1986<br />

FASCINATING RHYTHMS<br />

1987 – 2013<br />

www.universal-music.de


Amerikas Gesellschaft wird<br />

vom Au<strong>to</strong> dominiert. Das hat<br />

auch Schattenseiten: Teenager-<br />

Unfälle wurden von Beginn an<br />

in der Popmusik <strong>the</strong>matisiert.<br />

Von Rüdiger Bloemeke<br />

Am 30.9.1955 raste James Dean mit seinem<br />

Porsche Spyder in Kalifornien in den Tod<br />

Tote Stars leben länger.<br />

Das gilt für den Ruhm<br />

von Idolen wie Elvis<br />

Presley und Marilyn Monroe.<br />

Und es gilt für James Dean. Dessen Tod in einem<br />

Porsche Spyder hat allerdings eine andere Dimension<br />

als das Ableben durch Drogen und<br />

Pillen. Ein schnelles Au<strong>to</strong>, ein junger Mann,<br />

dessen aufgehender Stern zu früh verglühte<br />

– aus Schicksalen wie diesem entstehen Legenden.<br />

Dazu passte, dass der Schauspieler in<br />

einer Filmrolle („... denn sie wissen nicht, was<br />

sie tun") an der Szene eines Au<strong>to</strong>rennens mit<br />

tödlichem Ausgang g beteiligt war. Solche Wettfahrten<br />

gehören in den<br />

USA zum Jugendkult.<br />

Und Songs über tragische<br />

Unfälle sind Bestandteil der<br />

amerikanischen Kultur. So<br />

wie der Nachruf der Eagles<br />

auf "James Dean":<br />

„Along came a spyder and<br />

picked him up for a ride <strong>to</strong><br />

eternity" („Vorbei kam der Spyder [Porsche-Modell]<br />

und nahm ihn mit – zu einer Fahrt<br />

in die Ewigkeit"). Fo<strong>to</strong>s vom Au<strong>to</strong>wrack<br />

gingen um die Welt.<br />

Besonders ans Herz gehen Liedtexte,<br />

wenn eine dramatische Karambolage<br />

mit einer Liebesgeschichte verknüpft<br />

ist. Da bleibt kein Auge trocken.<br />

Ray Peterson, weltberühmt<br />

durch seinen Hit "Corinne, Corinna", na"<br />

trieb den<br />

Kitsch auf die Spitze mit "Tell Laura I Love Her" –<br />

mit einer Ballade über den fiktiven Tod des Teenagers<br />

Tommy, der aus Liebe zu Laura an einem<br />

Rennen teilnimmt. Mit dem Preisgeld hatte er ihr<br />

einen goldenen Ring kaufen wollen. Sterbend<br />

bittet er die Umstehenden: „Sagt Laura,<br />

dass ich sie liebe." Die <strong>the</strong>matische<br />

Verknüpfung von Au<strong>to</strong>- oder Mo<strong>to</strong>rradgeschichten<br />

mit Teenager<strong>the</strong>men<br />

im amerikanischen Pop lag nahe. In den<br />

USA konnten Jugendliche<br />

in den<br />

meisten Staaten den<br />

Führerschein seit eh<br />

und je mit 16 Jahren<br />

machen, der Zeit<br />

der ersten Affären, der<br />

Phase der großen Begeisterung<br />

für Rock'n'Roll. So<br />

traf Ricky Nelson mit dem<br />

Teenie-Dating-Song "It’s Late"<br />

das Zeitgefühl, indem er darüber<br />

klagte, dass er mit seiner<br />

Freundin zu spät von einem<br />

Trip mit dem Au<strong>to</strong> zu<br />

ihren Eltern zurückkomme:<br />

„We’re about<br />

<strong>to</strong><br />

run out of gas, it’s<br />

late, it’s late we gotta<br />

get home fast" („Uns wird schon bald der<br />

Sprit ausgehen. Es wird verdammt knapp.<br />

Wir müssen schnell nach Hause.") Wenn<br />

Chuck Berry in "No Particular Place To<br />

Go" sang: „Ridin’ along in my au<strong>to</strong>mobile, my baby<br />

beside me at <strong>the</strong> wheel" („Ich fahre lässig in meinem<br />

Au<strong>to</strong>, mein Baby neben mir hinter dem Lenkrad"),<br />

dann entsprach das genauso der amerikanischen Realität<br />

wie die wilde Au<strong>to</strong>fahrt in "Fun, Fun, Fun" der<br />

Beach Boys. Refrain: „And she’ll have fun, fun, fun<br />

’til her Daddy takes <strong>the</strong> T-Bird away" („Sie wird so<br />

lange Spaß haben, bis der Vater ihr den T-Bird wegnimmt").<br />

Das Cruising mit dem Thunderbird, Studebaker<br />

oder Impala bildete noch 1973 für den Film<br />

„American Graffiti" das Handlungsgerüst – inklusive<br />

waghalsigem Gerase.<br />

Immer auf der Überholspur<br />

Die häufigen Unfälle der unerfahrenen Jugendlichen<br />

wurden von Songschreibern vielfach ausgeschlachtet.<br />

Bei Sänger Wayne Cochran ist es das sterbende<br />

Mädchen, das dem Geliebten seine Liebe erklärt,<br />

nachdem er es aus den Trümmern des Wagens<br />

gezogen hat. "Last Kiss" schildert, wie die beiden<br />

an einem regnerischen Abend mit dem Au<strong>to</strong><br />

ins Schleudern geraten. Die Höllenfahrt führt für<br />

die Schwerverletzte direkt in den Himmel. Dem<br />

Paar in "Life In The Fast Lane" der Eagles ergeht<br />

es nicht besser. „Call <strong>the</strong> doc<strong>to</strong>r, I think I’m<br />

going <strong>to</strong> crash" („Ruf den Arzt! Ich glaube, dass<br />

ich<br />

einen Unfall haben werde!"), ruft er ihr noch<br />

zu<br />

– für beide zu spät! Folge des Lebens mit Partys,<br />

Pillen und Kokain, bei dem sie jedes S<strong>to</strong>pp-<br />

Schild ignorierten. Ein Dasein auf der Überholspur<br />

– das entsprach schon immer dem Lebensgefühl der<br />

US-Teenager.<br />

Es wurde sogar<br />

verherrlichend<br />

Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


esungen: „I’m gonna live fast, love hard, die young<br />

and leave a wonderful memory" („Ich lebe schnell,<br />

liebe leidenschaftlich, sterbe früh und hinterlasse<br />

eine wunderschöne Erinnerung"), schwärmte Faron<br />

Young 1955. Wer sich daran hielt und den Mo<strong>to</strong>r<br />

seines Straßenkreuzers oder Mo<strong>to</strong>rrads aufdrehte,<br />

eröffnete sich zumindest<br />

die Chance des „die<br />

young". James Dean lässt<br />

grüßen.<br />

Für Jan Berry wäre es im<br />

April 1966 beinahe auch<br />

Realität geworden. Der<br />

Sänger des Surf-Duos<br />

Jan & Dean krachte in seinem Corvette Stingray<br />

mit 80 Meilen in einen parkenden Lastwagen. Zwei<br />

Monate Koma, Hirnverletzung und Lähmungen<br />

waren die Folge. Es dauerte Jahre, bis Jan wieder<br />

singen konnte. Makabrerweise hatte das Duo zwei<br />

Jahre zuvor einen Hit mit dem Song "Dead Man’s<br />

Curve" gelandet, den Berry mit Beach Boy Brian<br />

Wilson geschrieben hatte. Darin besang er eine<br />

Strecke des Sunset Boulevard, die bei Jugendlichen<br />

als Rennstrecke beliebt war. Im Lied jagen sich ein<br />

Stingray und ein Jaguar, bis es in der Kurve zum<br />

Crash kommt. Das Ende vom Lied: „Well, <strong>the</strong> last<br />

thing I remember, Doc, I started <strong>to</strong> swerve and <strong>the</strong>n<br />

I saw <strong>the</strong> Jag slide in<strong>to</strong> curve. I know I’ll never forget<br />

that horrible sight" („Doc, das Letzte, an das ich<br />

mich erinnern kann: Ich kam ins Schlittern und sah<br />

dann, wie der Jaguar in die Kurve krachte. Ich werde<br />

das Bild niemals mehr vergessen"). Jan Berry verunglückte<br />

mit seinem Stingray<br />

nur wenig entfernt von der<br />

"Dead Man’s Curve". Seinem<br />

Arzt konnte er das<br />

Drama erst Monate später<br />

schildern.<br />

Zu schnell auf regennasser Straße, mangelnde Erfahrung,<br />

Alkohol, Wettfahrten – mit genauen Tempoangaben<br />

(80 oder 90 Meilen in der Stunde): Die Totengräber<br />

unter den Liedtextern griffen immer wieder<br />

auf diese Versatzstücke zurück. Und nur wenige Plattenproduzenten<br />

konnten der Versuchung widerstehen,<br />

das Ganze lautmalerisch zu instrumentieren. Bei<br />

"The Leader Of The Pack" der Shangri-Las hört man<br />

sogar, wie der Angehimmelte mit seinem Mo<strong>to</strong>rrad<br />

Gas gibt – und dann das Quietschen der Bremsen.<br />

„Pass auf, pass auf, pass auf, pass auf", schreit seine<br />

Freundin noch. Er hört<br />

sie nicht mehr. Mo<strong>to</strong>rräder<br />

als noch riskantere Variante<br />

im Straßenverkehr brachten<br />

es längst nicht auf so viele<br />

Ver ewigungen in Vinyl wie<br />

die Crash-Fahrten mit Au<strong>to</strong>s.<br />

Das heißt aber nicht,<br />

dass die Aufnahmen weniger<br />

eindrucksvoll waren. Mit unheilvollen Klängen bereiten<br />

Schlagzeug und Gitarre die Katastrophe in "Bat<br />

Out Of Hell" von Meat Loaf vor. Der Mo<strong>to</strong>rradfahrer<br />

rast schneller als je zuvor,<br />

dann die unerwartete<br />

Kurve – und es ist zu spät.<br />

Der Biker liegt mit schwersten<br />

Verletzungen auf der<br />

Straße und sieht sein eigenes<br />

Herz im aufgerissenen<br />

Brustkorb. Das klingt fast<br />

schon wie eine Satire. Dieser<br />

Verdacht liegt auch bei "<strong>John</strong>ny Don’t Do It" von<br />

10cc nahe. Da ist der Zweiradfahrer schon auf Erden<br />

ein Engel, bevor er in einen Truck rast.<br />

Die „Tragedy Songs" über<br />

schwere Unfälle haben eine<br />

lange Tradition. Schon<br />

1942 besang Roy Acuff<br />

ein "Wreck On The Highway",<br />

bei dem Whiskey<br />

im Spiel war. 1980 griff<br />

Bruce Springsteen Titel<br />

und Thema wieder<br />

auf. Hieß es bei<br />

Acuff „There was<br />

whiskey and blood all <strong>to</strong>ge<strong>the</strong>r mixed with<br />

glass where <strong>the</strong>y lay" („Sie lagen dort – in<br />

Whiskey, Blut und zerbrochenem Glas"),<br />

dichtete der Boss „There was blood and<br />

glass all over ... I seen a young man lying<br />

by <strong>the</strong> road. He cried Mister, won’t you help<br />

me please" („Überall Blut und Glas ... Ich<br />

habe einen jungen Mann gesehen, der am Straßenrand<br />

lag. Er schrie: Mister, so helfen Sie mir doch").<br />

Zu Springsteens Jugenderfahrung in New Jersey<br />

gehörte das Cruising auf dem Turnpike<br />

oder auf „dusty beach roads"<br />

wie selbstverständlich dazu.<br />

Seine Aufnahmen "Racing<br />

In The Street" und "Thunder<br />

Road" geben Zeugnis davon.<br />

Letzteres eine Reminiszenz<br />

an Robert Mitchums "Ballad Of<br />

Thunder Road" von 1958. Darin erzählte<br />

der Schauspieler-Sänger noch einmal die Geschichte<br />

seines Films „Thunder Road" über einen Schwarzbrenner,<br />

der bei der Verfolgungsjagd mit der Polizei<br />

von der Straße ab- und umkommt.<br />

Mit 90 mph in den Tod<br />

Die Amerikaner haben offenbar eine morbide Vorliebe<br />

für Balladen über den Unfall<strong>to</strong>d. Englische<br />

Popmusik wurde davon allenfalls nur am Rand berührt<br />

("A Day In The Life" der Beatles, "Terry" von<br />

Twinkle, "Crawling From The Wreckage" von Dave<br />

Edmunds). Im Land von<br />

Ford Mo<strong>to</strong>r Company und<br />

General Mo<strong>to</strong>rs, in dem<br />

Au<strong>to</strong>s zum Lebensgefühl<br />

gehören, zählten diese<br />

Dramen schließlich zum<br />

festen Reper<strong>to</strong>ire – besonders<br />

in der Countrymusik.<br />

Dave Dudley ließ einen<br />

Truck-Fahrer bei einer Wettfahrt tfahrt ("Fireball Rolled A<br />

'7'") sterben. Porter Wagoner eröffnete seine Konzerte<br />

regelmäßig mit "The Carroll County Accident",<br />

bei dem die Fahrerin des Au<strong>to</strong>s überlebt, aber nicht<br />

ihr Beifahrer, ein verheirateter Mann. Der Skandal<br />

der Affäre der beiden<br />

wird vertuscht. Frisch<br />

verheiratet waren dagegen<br />

die beiden in Paul<br />

Hamp<strong>to</strong>ns "Two Hour<br />

Honeymoon", deren<br />

Hochzeitsreise mit dem<br />

Tod der Braut endet: „We<br />

were driving <strong>to</strong>o fast."<br />

S<strong>to</strong>newall Jackson erzählt von "B.J. The D.J.",<br />

der zwischen seinen Jobs als Radiomodera<strong>to</strong>r und<br />

Plattenaufleger bei „Record Hops" mit einem alten<br />

Au<strong>to</strong> hin- und herrast. Die Warnungen seiner Mutter<br />

schlägt B.J. in den Wind.<br />

Auch er fährt zu schnell<br />

und endet mit „90 miles<br />

an hour".<br />

Auf <strong>the</strong>atralischste Weise<br />

inszenierte Countrysänger<br />

Vern S<strong>to</strong>vall den<br />

musikalischen Unfallbericht<br />

in "Long Black Limousine". Seine Geschichte<br />

beeindruckte viele Interpreten, die sie nach ihm in<br />

ergreifenden Versionen auf Vinyl<br />

brachten: Bobby Bare, O.C. Smith,<br />

Elvis Presley, Willie Nelson mit<br />

Rattlesnake Annie und andere. Es<br />

beginnt mit dem oft von Nashville-<br />

Interpreten verwendeten Klischee<br />

vom Mädchen, das seinen Freund<br />

sitzenlässt, um in der großen Stadt<br />

groß rauszukommen: Eines Tages<br />

werde sie in einem Klasse-Au<strong>to</strong> zurückkehren. Und<br />

so kommt es auch, sie hat sogar einen Chauffeur.<br />

Nur dass er sie in einem Leichenwagen<br />

transportiert – in der langen<br />

schwarzen Limousine des Titels.<br />

Das Lied, das alle Elemente<br />

der Teenage-Dramen enthält,<br />

bildet den Zenit des<br />

Genres: „The party, <strong>the</strong> party,<br />

<strong>the</strong> fatal crash that night. Well,<br />

<strong>the</strong> race upon <strong>the</strong> highway, oh <strong>the</strong> curve you<br />

didn’t see ..." („Eine Party, eine Party, der tödliche<br />

Unfall in der Nacht. Das Rennen auf dem Highway<br />

und die Kurve, die du nicht sahst"). Die Beerdigung<br />

bringt ihr die Beachtung, die sie ersehnte.<br />

Biker im Geschwindigkeitsrausch<br />

Dass Mo<strong>to</strong>rräder Unheil anziehen<br />

können, erfuhr auch<br />

Bob Dylan am 29. Juli 1966,<br />

als er auf seiner Triumph<br />

500cc nahe Woods<strong>to</strong>ck verunglückte.<br />

Seine Fahrt war<br />

buchstäblich halsbrecherisch,<br />

angeblich verletzte Dylan sich<br />

an der Halswirbelsäule. Wenige Tage zuvor war sein<br />

Freund Richard Farina bei einem Mo<strong>to</strong>rradunfall<br />

ums Leben gekommen. 22 Jahre später nahm Dylan<br />

das Lied "Ninety Miles An Hour (Down A Dead End<br />

Street)" (LP: DOWN IN THE GROOVE) auf. Der Text:<br />

eine heimliche Affäre zweier verheirateter Erwachsener,<br />

die dramatisch zu enden<br />

droht. Wie bei "Life In<br />

The Fast Lane" der Eagles<br />

ist das Ganze als Metapher<br />

inszeniert. Mit Hochgeschwindigkeit<br />

rasen die<br />

beiden auf einem Mo<strong>to</strong>rrad<br />

(„with <strong>the</strong> devil in <strong>the</strong><br />

seat" - „mit dem Teufel als<br />

Sozius") auf eine Katastrophe zu. Geschrieben und<br />

aufgenommen hat den Song<br />

Don Robertson 1963. Ein<br />

Jahr später verlor er seinen<br />

16-jährigen Sohn Donny<br />

bei einem Frontalzusammens<strong>to</strong>ß<br />

zweier Au<strong>to</strong>s.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89


BOB DYLAN<br />

Anfang November ist bei Columbia Records ein umfangreiches<br />

Boxset erschienen, das die komplette offizielle Discographie Bob<br />

Dylans umfasst. Grund genug für <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Ulrich<br />

Schwartz zurückzublicken – auf seine ganz persönliche Reise zu<br />

Bob Dylan.<br />

Von Ulrich Schwartz<br />

Fo<strong>to</strong>: © Sony <strong>Music</strong><br />

Natürlich beginnt nt eine e Reise e immer mer am Anfang.<br />

Diese nicht. Denn wer im Alter zwischen zehn<br />

und 14 Jahren seine Rock'n'Roll-Sozialisation erlebt<br />

(sich also etwa 1977 von Chris Roberts und<br />

Bernd Clüver in Richtung Sweet und Uriah Heep<br />

aufmacht), hat für einen Bob Dylan einfach keinen<br />

Platz. Der Meister war zu besagter Zeit mit DESIRE,<br />

HARD RAIN und AT BUDOKAN präsent. Gewiss gab<br />

es damals erste Berührungspunkte, dennoch dauerte<br />

es einige Zeit, bis man das am Lagerfeuer gesungene<br />

"Blowin' In The Wind" mit diesem nun vor sich<br />

hinknödelnden Waldschrat verband. Das „Phänomen<br />

Dylan" ging zumindest an mir damals so gut wie<br />

spurlos vorbei.<br />

Zeitsprung ins Jahr 1993: Als zwischenzeitlich gestandener<br />

Folkfan s<strong>to</strong>ße ich auf das ein Jahr zuvor<br />

veröffentlichte GOOD AS I BEEN TO YOU, auf dem<br />

Bob Dylan zahlreiche mehr oder weniger bekannte<br />

Songs aus dem großen amerikanischen Folkkanon<br />

wie "Hard Times", "Blackjack Davey" oder "Sittin' On<br />

Top Of The World" nur zur Gitarre und Mundharmonika<br />

zum Besten gibt. Hat was. Nach Erwerb des<br />

Nachfolgers mit vergleichbarem Konzept (WORLD<br />

GONE WRONG) erwacht das Interesse an diesem<br />

Mann. Ja, da war doch mal früher was, "Blowin' In<br />

The Wind" am Lagerfeuer, Folkikone, Protestsänger,<br />

Greenwich Village, ein mysteriöser Mo<strong>to</strong>radunfall,<br />

Judas!, das 65er Newport Folk Festival, bei dem Pete<br />

Seeger hinter der Bühne mit einer Axt die Kabel zu<br />

den Verstärkern in Stücke<br />

hacken wollte …<br />

Also ran an diese Aufgabe,<br />

zur Not rollt man die Geschichte<br />

eben von hinten<br />

auf. Dabei aber die 80er-<br />

Alben wie KNOCKED OUR<br />

LOADED, EMPIRE BUR-<br />

LESQUE, REAL LIVE, INFI-<br />

DELS, SHOT OF LOVE und<br />

SAVED generös überspringen<br />

und beim Live-Epos<br />

AT BUDOKAN weitergemacht.<br />

Und hey, was für<br />

ein unglaublicher Auftakt<br />

eines Konzerts, "Mr. Tambourine<br />

Man" (… kannte man ja zuvor nur von den<br />

Byrds …), "Shelter From The S<strong>to</strong>rm", "Love Minus<br />

Zero/No Limit" (… das sollte ein Liebeslied sein?<br />

Mit diesem Text?), "Ballad Of A Thin Man", "Don't<br />

Think Twice, It's Allright". lrig<br />

Auch das Ende<br />

der zweiten CD<br />

mit<br />

"Forever<br />

r<br />

Young" und "The Times They<br />

Are A-Changin'" hatte es gehörig<br />

in sich, Mann, n, was<br />

hatte te man<br />

da jahrelang verschlafen?!<br />

en?!<br />

So, jetzt war es<br />

genug<br />

des Stückwerks, spätestens<br />

nach einer<br />

er<br />

Urlaubslektüre<br />

re<br />

von Gottfried<br />

Blumensteins<br />

Dylan-Biografie<br />

(„Mr.<br />

Tambourine<br />

Man – Leben<br />

und Musik von<br />

Bob Dylan") wurde das Er-<br />

arbeiten dieses Künstlers generalstabsmäßig angegangen.<br />

Doch schon mit dem 1962er Debüt BOB<br />

DYLAN dann der erste Schock: ein junger Mann,<br />

ganz allein an Gitarre und Mundharmonika, noch<br />

dazu größtenteils mit fremdem (bzw. frech angeeignetem)<br />

Material – nein, so hatte man sich das Erwachen<br />

eines Genies wahrlich nicht vorgestellt. Doch<br />

mit THE FREEWHEELIN' BOB DYLAN, THE TIMES<br />

THEY ARE A-CHANGIN', ANOTHER SIDE OF BOB<br />

DYLAN, BRINGING IT ALL BACK HOME, HIGHWAY<br />

61 REVISITED und BLONDE ON BLONDE relativiert<br />

sich dieses Zerrbild dann schnell wieder, Songs wie<br />

"Mas ters Of War", "Ballad Of Hollis Brown", "With<br />

God On Our Side", "My Back Pages", "Desolation<br />

Row", "Like A Rolling S<strong>to</strong>ne", "I Want You" und<br />

"Sad Eyed Lady Of The Lowlands" müssen vor allem<br />

textlich erarbeitet werden, und das ist ja nur die<br />

Spitze des Eisberges! Unverzichtbarer Helfer bei dieser<br />

„Arbeit" war das Zweitausendeins-Buch „Lyrics<br />

– Songtexte 1962–1985", in dem sich alle Dylan-<br />

Songs aus dieser Zeit sowohl im Original als auch in<br />

der deutschen Übersetzung finden.<br />

Was sich sei<strong>the</strong>r getan hat? Natürlich sind alle Sammlungslücken<br />

einschließlich der übersprungenen 80er-<br />

Werke geschlossen; neben den offiziellen Alben gab<br />

und gibt es ja noch etliche Nebenprojekte wie die<br />

1985 veröffentlichte „Restesammlung" BIOGRAPH.<br />

Dazu<br />

die<br />

so genannte nnte<br />

Official Bootleg<br />

Series, es<br />

größtenteils ei Livemitschnitte,<br />

die aktuell auch<br />

schon bei Volu-<br />

me 10 angekommen sind, die<br />

ers ten acht LPs als Mono-CDs<br />

in<br />

einer er<br />

Box, Greatest-Hits-Alben.<br />

Auch Tribute-Werke wie der<br />

äußerst empfehlenswerte ehl Soundtrack<br />

I'M NOT THERE zum<br />

gleichnamigen 2007er-Film<br />

von Todd Hayes, bei dem<br />

Dylan von verschiedenen<br />

Schauspielern<br />

(u.a.<br />

Richard Gere und<br />

Kate Blanchett)<br />

dargestellt wird<br />

und Künstler wie<br />

Jim James, Calexico oder<br />

Roger McGuinn seine Songs<br />

spielen, dürfen nicht fehlen.<br />

Und ein Ende dieser Reise ist nicht abzusehen: Bob<br />

Dylan veröffentlicht ja in regelmäßigen Abständen<br />

immer noch starke Alben – und er befindet sich seit<br />

Jahren auf seiner „Never Ending Tour". Keinem Dylan-Fan<br />

droht also Langeweile.<br />

Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


BORN ON THE BAYOU<br />

New Orleans – Stadt eines ganz speziellen Lebensgefühls,<br />

das gleichermaßen von purer, temperamentvoller<br />

Lebensfreude und der Bereitschaft zum<br />

genussvollen Entspannen geprägt wird. Dieser reizvolle<br />

Mix ist auch die Grundlage dortiger Musik, sei<br />

es Blues, Rhythm & Blues, Rock'n'Roll oder Cajun<br />

und Zydeco. Inspiriert vom Feeling der Bayous, der<br />

Sumpf gebiete Louisianas, präsentiert das britische<br />

Qualitäts-Reissue-Label Ace eine Reihe von bislang<br />

vier CDs mit feinen Taten schwarzer und weißer Musiker.<br />

Das Quartett erweitert bestens die vielen schon<br />

erhältlichen N.O.-Sampler.<br />

Das Startalbum BOPPIN' BY THE BAYOU (2012)<br />

überzeugte sofort mit kraftvollen<br />

Ohrwürmern, die ganz selbstverständlich<br />

Allgemein-Rockiges mit<br />

lokalen Errungenschaften kreuzten.<br />

Killer-Nummern wie "That's All Right<br />

Mama" (Nathan Abshire), "Kansas<br />

City" (Warren S<strong>to</strong>rm) und "Release<br />

Me" (Rocket Morgan – viel besser<br />

als Engelberts englische Schnulzenversion!)<br />

stehen neben Gleichwertigem minderen<br />

Bekann<strong>the</strong>itsgrades wie "Tag Along" (Tommy Todd)<br />

CD-Reihe mit Verstand & Raritäten<br />

oder "Watch My Smoke"<br />

(Vince Anthony). 2013<br />

folg te BOPPIN' BY THE<br />

BAYOU AGAIN mit genauso<br />

wundervollen Liedern wie<br />

"Got A Right To Cry" (Glen<br />

Owens), "Carry On" (Rusty<br />

Kershaw) oder "Going Back<br />

To Cocodrille" (Cajun Joe)<br />

sowie <strong>John</strong>ny Janos "Rock And Roll Baby".<br />

BLUESIN' BY THE BAYOU (2013) macht dem Titel<br />

alle Ehre. Golfküsten-Blues zwischen markigen East-<br />

Texas-Klängen und gemütlicheren Delta-Ausformungen.<br />

Höhepunkte<br />

sind "Just<br />

Give A Chance"<br />

(Silas Hogan),<br />

"Worried Life<br />

Blues" (Clif<strong>to</strong>n<br />

Chenier), "I'm<br />

A<br />

Natural Born<br />

Man" (Joe Mayfield)<br />

und "I Ain't Got No Money" (Lightnin' i Slim).<br />

So verschwitzt und zugleich die „grauen Zellen"<br />

ansprechend sollte Blues<br />

immer sein!<br />

Das gilt auch für<br />

RHYTHM'N'BLUESIN'<br />

BY THE BAYOU (2013).<br />

Eigentlich gibt es hier<br />

ebenfalls nur unproblematische<br />

Mainstream-<br />

i J h J "R k Klänge dieses dehnbaren Genres – doch der unverkennbare<br />

N.O.-Touch macht eben auch aus<br />

"Rocky" (Rockin' Sidney), "Cool Down Baby" (Jerry<br />

Morris) oder "She's My Morning Coffee" (Sidney<br />

Simien) Songs von besonderem Format.<br />

Auffällig: Die großen Namen – etwa Fats Domino,<br />

Lee Dorsey, die Neville Bro<strong>the</strong>rs, Dr. <strong>John</strong> – sucht<br />

man vergebens, aber die sind ohnehin schon reichlich<br />

verfügbar. Hier schlägt die Stunde verkannter und<br />

vergessener Acts, von denen der Normalverbraucher<br />

zumeist sicher keine kompletten Alben benötigt,<br />

wohl aber die hier enthaltenen Highlights. Ein klarer<br />

Vorteil für diese <strong>to</strong>llen, sinnvollen Kopplungen, die<br />

auch mit Detailinfos in den Booklets nicht geizen.<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

JAHRES<br />

ZEITEN<br />

Zum ersten Mal seine komplette Studioalben-<br />

Werkschau digital remastert in einer Deluxe-Box!<br />

Inhalt:<br />

• Alle 26 Studioalben von 1967–2013<br />

• 4 Bücher mit sämtlichen Liedertexten<br />

• DVD mit TV-Auftritten und -Portraits<br />

• CD mit Coverversionen<br />

inkl. unveröffentlichter Lieder<br />

• 100-seitiges, gebundenes Buch<br />

• Nummerierter Kunstdruck<br />

• Streng limitiert auf 4.000 Stück!<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 91<br />

www.reinhard-mey.de www.universal-music.de


Fo<strong>to</strong>: © Bernard Matussière<br />

Fela Kuti ist einmal mehr im Gespräch. Am 15. Ok<strong>to</strong>ber hätte der<br />

Mitbegründer des Afro-Beat seinen 75. Geburtstag gefeiert, 2012<br />

hatte sich sein Todestag zum 15. Mal gejährt. Zugleich dokumentieren<br />

einige Publikationen die erneute Auseinandersetzung mit dem<br />

einflussreichen nigerianischen Musiker.<br />

Von Alexander Neumann<br />

Fela Kuti umringt von<br />

seinen Sängerinnen<br />

Viele weitere Musiker pflegen<br />

sein musikalisches Erbe, auch<br />

in seiner Familie hat der Afro-<br />

Beat nach wie vor einen hohen<br />

Stellenwert. So hat sich Kutis<br />

ältester Sohn Femi (*1962) von<br />

Album zu Album zunehmend<br />

dem reinen Afro-Beat verschrieben<br />

und den African Shrine im<br />

Sinn seines Vaters neu belebt.<br />

Sein Bruder Seun (*1983) führt<br />

seit dem Tod des Vaters dessen Band weiter.<br />

Was für ein Mensch war Kuti? Musiker, natürlich,<br />

doch er setzte sich auch als politischer Kämpfer<br />

in seinen Liedern stets unbeugsam mit den unhaltbaren<br />

sozialen Zuständen und den von Korruption<br />

geprägten Militärdiktaturen in Nigeria auseinander.<br />

Auf diese Weise geriet er zu einer der wichtigsten und<br />

einflussreichen afrikanischen Persönlichkeiten. Seinen<br />

Afro-Beat hatte er Ende der Sechziger mit dem<br />

Schlagzeuger Tony Allen aus dem Highlife entwickelt,<br />

einer westafrikanischen Jazz-Stilart. Die Mischung<br />

aus hypnotischer Polyrhythmik, Jazz, Funk und afrikanischen<br />

Musikelementen bot Kuti das Fundament,<br />

seine in Pidgin-Englisch geäußerte Kritik in<br />

langen Jams und mit Songs zu präsentieren, die<br />

sich über komplette LP-Seiten erstreckten.<br />

Klar, dies stieß den Machthabern auf, sie legten<br />

en<br />

dem Musiker immer wieder Steine in den Weg. Die<br />

Situation eskalierte, als 1977 über 1000 Soldaten Kalakuta<br />

stürmten, Felas Gefolgsleute niederknüppelten<br />

und die weiblichen Bewohner vergewaltigten. Später<br />

musste Kuti mit seiner En<strong>to</strong>urage für zwei Jahre das<br />

Land verlassen, Mitte der Achtziger wanderte er für<br />

anderthalb Jahre in den Knast. Die ewigen Auseinandersetzungen<br />

zermürbten den Menschen und Künstler,<br />

er wurde – obendrein als Folge seiner Erkrankung<br />

– in seinen letzten Jahren unproduktiver. Die Einlieferung<br />

ins Krankenhaus kam zu spät, er registrierte die<br />

Aids-Diagnose nicht mehr.<br />

Am 12. August 1997 zog eine Million Menschen<br />

zu Kutis Schrein, um sich zu verabschieden. Den<br />

durch die Straßen gefahrenen Glassarg umsäumten<br />

Zehntausende. Der Trauerzug brauchte für die 33 Kilometer<br />

lange Fahrt sieben Stunden, die dabei Kuti-<br />

Lieder spielende Band machte keine Sekunde Pause.<br />

Ein „ewiger Jam", der Fela wohl gefallen hätte.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Bernard Matussière<br />

Fo<strong>to</strong>: © Janet Griffith<br />

Verdient macht sich hierbei vor allem das New Yorker<br />

Label Knitting Fac<strong>to</strong>ry – mit der Wiederveröffentlichung<br />

des Gesamtwerks von rund 50 LPs, sämtlich<br />

digital remastert und ausgestattet mit aktuellen Begleittexten.<br />

2012 war bereits das unveröffentlichte<br />

Live-Album LIVE IN DETROIT 1986 erschienen und<br />

– noch wichtiger – die Neuauflage der Biografie „Fela<br />

Kuti – This Bitch Of A Life" (bei Zweitausendeins).<br />

Die Publikationen bedienen eine Nachfrage, auf<br />

die bereits etliche Musikprojekte vergangener Jahre<br />

hindeuteten. Bereits zu Beginn der Siebziger waren<br />

Afro-Beatbegeisterte nach Lagos gezogen, um<br />

Kutis Club African Shrine in der Kommune Kalakuta<br />

zu besuchen (Kuti hatte seinen Grundbesitz<br />

zur einzigen freien Republik Nigeria ausgerufen),<br />

darunter Ginger Baker, James Brown und Paul Mc-<br />

Cartney. Heute beziehen sich u.a. Blur-Sänger Damon<br />

Albarn (er konnte 2007 für sein Projekt und<br />

Album THE GOOD, THE BAD & THE QUEEN die<br />

Afro-Beatlegende Tony Allen gewinnen), Radiohead-Sänger<br />

Thom Yorke, Flea von den Red Hot<br />

Chili Peppers und die Alternative-Band Vampire<br />

Weekend auf Kuti & Co. Außerdem konnte Knitting<br />

Fac<strong>to</strong>ry in Kooperation mit der Red Hot Organization<br />

diverse Künstler verpflichten, en die für eine<br />

Kampagne zur Aids-Bekämpfung Kuti-Songs neu<br />

interpretiert hatten (siehe Rezension RED HOT +<br />

FELA in diesem Heft). Fela Kuti war am 2. August<br />

1997 an der Krankheit ges<strong>to</strong>rben.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Janet Griffith<br />

Kuti spielte<br />

Keyboard, aber<br />

auch Saxofon<br />

Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong><br />

<strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


WARNER MUSIC PRÄSENTIERT:<br />

CHRISTMAS HIGHLIGHTS<br />

CLIFF RICHARD<br />

THE FABULOUS ROCK ’N ’ROLL SONGBOOK<br />

Das 100. Album des legendären Superstars mit 14 großartigen<br />

Rock ’n’ Roll Klassikern und einem brandneuen<br />

Song. Im Mai 2014 auf großer Deutschland Tour.<br />

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THE EAGLES<br />

THE STUDIO ALBUMS 1972 - 1979<br />

Eagles (1st Album), erstmalig als Postercover<br />

Hotel California, erstmals mit farbiger Beilage<br />

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RAMONES<br />

THE SIRE YEARS 1976 – 1981<br />

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& PINK FLOYD<br />

DARKSIDE<br />

Auf der dunklen Seite des Mondes!<br />

Der britische Erfolgsau<strong>to</strong>r Sir Tom S<strong>to</strong>ppard unterlegte<br />

zu Ehren des 40. Jubiläums von The Dark Side of <strong>the</strong> Moon<br />

sein Hörspiel DARKSIDE mit Pink Floyds legendärem Album.<br />

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ERIC CLAPTON GUITAR FESTIVAL<br />

Das ultimative Gitarren-Event<br />

Mit Performances von<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n, Gary Clark Jr., The Allman Bro<strong>the</strong>rs Band,<br />

Buddy Guy, Los Lobos, Vince Gill, <strong>John</strong> Mayer,<br />

Keith Richards und vielen anderen<br />

Blu-ray & DVD inkl 5 Stunden Musik mit 45 Tracks,<br />

plus umfangreiches Bonusmaterial. Zum ersten Mal<br />

erscheinen die Audio-Highlights als CD und Download<br />

mit 32 Tracks.<br />

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SIMPLY RED<br />

SONG BOOK 1985-2010<br />

Zum ersten Mal erhältlich: eine komplette Kollektion<br />

von Simply Red Songs mit diversen Neuaufnahmen<br />

großer Hits, Remixen und Raritäten.<br />

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RY COODER<br />

THE COMPLETE ALBUMS 1970 – 1987<br />

11 CD-BOX SET AB 15. NOVEMBER<br />

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DONNY<br />

HATHAWAY<br />

NEVER MY LOVE – THE ANTHOLOGY<br />

Sensationelle 4-CD-Box mit essenziellen Solo-<br />

Aufnahmen der Soul- und Songwriter-Legende.<br />

Zwei CDs enthalten unveröffentlichte Live- und<br />

Studio-Aufnahmen!<br />

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www.warnermusic.de<br />

www.facebook.com/warnermusicde


Rory Gallagher<br />

Gangster-Box und<br />

Taste-Probleme<br />

Wenn die Archive fast leergeräumt sind, müssen neue Ideen her,<br />

um die musikalische Hinterlassenschaft des Bruders weiter auszuwerten.<br />

Sagt sich der geschäftstüchtige Donal Gallagher, Nachlassverwalter<br />

des am 14. Juni 1995 vers<strong>to</strong>rbenen Kultmusikers Rory<br />

Gallagher (†47). Das Resultat kann sich sehen und hören lassen:<br />

KICKBACK CITY ist eine opulent gestaltete 3-CD-Box. Sie enthält 14<br />

"<br />

Verbrecher"-Songs, die Livepräsentation von sieben dieser Stücke<br />

(entspricht auszugsweise der DVD LIVE FROM CORK) sowie eine<br />

dritte CD: Für sie las der Schauspieler Aidan Quinn die S<strong>to</strong>ry, die<br />

der renommierte Krimi-Au<strong>to</strong>r Ian Rankin exklusiv für dieses Projekt<br />

schrieb.<br />

Von Philipp Roser<br />

Donal, KICKBACK CITY war<br />

deine Idee?<br />

Richtig. Sie kam mir<br />

2002, als ich an WHEELS<br />

WITHIN WHEELS arbeitete.<br />

Allerdings musste<br />

ich die Umsetzung verschieben,<br />

weil ich zu wenig<br />

Zeit hatte. Ich nahm<br />

Kontakt zu Ian Rankin<br />

auf, der ein großer Rory-<br />

Fan ist. Ich bat ihn um<br />

einen Begleittext, doch er<br />

schrieb gleich eine komplette<br />

„Crime-S<strong>to</strong>ry" um<br />

Rorys Songs herum. Dann<br />

Rory und Donald Gallagher<br />

kontaktierte ich den ame-<br />

rikanischen Comic-Zeichner Timothy Truman, ebenfalls ein Riesenfan von<br />

Rory, wegen der Illustration. Das dauerte, weil er<br />

gerade mit einer Covergestaltung für Grateful<br />

Dead beschäftigt war.<br />

Rory war ein begeisterter Krimi-Leser ...<br />

Ja, die Regale waren vollges<strong>to</strong>pft damit, auf Tourneen<br />

schleppte er Unmengen von Büchern mit.<br />

Rory liebte auch Schauspieler wie James Cagney,<br />

Humphrey Bogart. Und er ließ sich durch<br />

sie zu Songs inspirieren: ”Continental tal<br />

OP" war ein Tribut an Dashiell Hammett.<br />

Als ich das Projekt anging, hatte ich drei<br />

CDs voller Rory-Songs, die im<br />

weitesten Sinne mit Verbrechen<br />

zu tun hatten.<br />

Die Tracks auf KICKBACK CITY<br />

sind alle schon mal veröffentlicht<br />

worden ...<br />

Richtig. Die meisten Songs stam-<br />

men aus der Zeit von DEFENDER,<br />

also aus den 80er Jahren – einer Pha-<br />

se, in der Rorys Schaffen nicht so richtig<br />

Drei Hardcore-Rory-Fans: Ian Rankin, Donal Gallagher<br />

und sein Sohn Daniel (v.l.)<br />

gewürdigt wurde. Welche Relevanz seine Songs nicht nur aus jener Zeit heute<br />

noch haben, zeigt angesichts der aktuellen ökonomischen Situation "Loanshark<br />

Blues”: Der Titel beschreibt die aktuellen Probleme vieler Menschen –<br />

und das nicht nur in Irland!<br />

Was liegt in nächster Zeit an?<br />

Mein Sohn Daniel sichtet gerade die Aufnahmen von der IRISH TOUR '74,<br />

denn da steuern wir ja auf das 40-jährige Jubiläum zu. Und wir überlegen<br />

schon, was wir zu Rorys 20. Todestag machen können. Außerdem sind die<br />

Taste-Wiederveröffentlichungen fertig im Kasten. Doch da gibt es immer noch<br />

offene juristische Fragen.<br />

Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Yoko Ono/<br />

Plastic Ono Band<br />

Höllenfahrt<br />

Top-fit präsentiert sich <strong>John</strong> Lennons Witwe Yoko Ono auf ihrem<br />

überraschenden neuen Album TAKE ME TO THE LAND OF HELL. Die<br />

hier gebotene Bandbreite ist erstaunlich: Sie lehnt sich zwar<br />

relativ dicht an Pop- und Rockstrukturen an, zeigt mitunter<br />

sogar Hitpotenzial, bietet aber doch immer bunt-avantgardistisches<br />

Ohrenkino.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Klassik. Dabei gibt die Lady<br />

ihre berühmt-berüchtigten<br />

Schreie, Laute und Lacher<br />

von sich, allerdings begleitet<br />

von schwerschleppenden<br />

Funkbeats<br />

wie bei "Cheshire<br />

Cat"; oder sie singt<br />

(ja!) den Titelsong<br />

als ergreifende Ballade.<br />

„Ich wollte<br />

nicht einfach Kompositionen<br />

anderer<br />

präsentieren, ich war<br />

schon als Teenager<br />

so ehrgeizig. Ich wollte<br />

etwas Eigenes, Einzigartiges<br />

kreieren, das den Sound der Welt erweitert.<br />

Denn wir alle brauchen stets<br />

neue Herausforderungen! Wenn wir die<br />

nicht haben, wird uns langweilig, und<br />

wir werden '<br />

couch pota<strong>to</strong>es'. Es ist so großartig,<br />

dass wir uns Aufgaben stellen können. Sie halten<br />

uns jung, gesund und aktiv", erklärt Yoko Ono mit<br />

listigen, hellwach funkelnden Augen.<br />

Sehr eindringlich sind auch die Albumtexte, in<br />

denen die Universalkünstlerin poetisch gereimt<br />

über das hektische Leben in New York, über Idealismus,<br />

Liebe und Vergänglichkeit oder auch das<br />

Tanzen singt. Dabei schafft Yoko Ono zwischen<br />

ihrer so markanten Stimmkunst und dem emoti-<br />

Yoko Ono feierte im letzten Februar mit<br />

einem Konzert ihrer neubesetzten Plastic<br />

Ono Band in der ausverkauften Berliner<br />

Volksbühne ihren 80. Geburtstag: energetischer<br />

Gesang in einer von Sohn Sean und der<br />

Band errichteten, basserfüllt wummernden Rockkulisse;<br />

dazu Tänze über die Bühne – niemand mochte<br />

glauben, dass hier eine doch schon etwas ältere<br />

Dame in Aktion war. Bei diesem Konzert testete<br />

Yoko Ono einige brandneue Lieder, die sie dann kurz<br />

darauf in New York für ihre zehnte CD TAKE ME<br />

TO THE LAND OF HELL aufnahm. Auf dem Album<br />

bündelt sie viele der Ideen, die sie als „Ikone der<br />

Popkultur" während der<br />

letzten zwei, drei Jahre mit<br />

Sean, der Plastic Ono Band<br />

und Gästen wie Lenny Kravitz,<br />

Wilco-Gitarrist Nels<br />

Cline und den Beastie Boys<br />

im Studio entwickelt hat.<br />

Ono baut ganze Klanguniversen<br />

(teils innerhalb<br />

eines Songs), integriert<br />

Rock, Electro, verspielte avantgardistische Psychedelia,<br />

eine Prise Country und sogar einen Hauch<br />

Yoko Ono mit Thurs<strong>to</strong>n Moore u. Shayna Dunkelman<br />

Fo<strong>to</strong>: © Olaf Maikopf<br />

Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


onalen Gesang meditative Ausgeglichenheit. Sie<br />

mischt sich ein, bleibt aktiv und denkt nicht an<br />

so etwas wie einen geruhsamen Lebensabend.<br />

Lieber singt Yoko Ono bereits im Eröffnungssong<br />

"Moonbeams", wohin ihre Reise geht: u.a. auf<br />

den Dancefloor eines kosmischen Clubs. „Tanzen<br />

ist ein Teil von mir und meines Lebens. Tanzen,<br />

Lachen und etwas Rhythmisches kreieren, das ist<br />

wichtig. Und schließlich ist es eine aktive körperliche<br />

und geistige Übung. Musik ist der Jungbrunnen<br />

für uns alle. Dagegegen ist so etwas wie ein<br />

Marsch rhythmus etwas sehr Trauriges. Denn wer<br />

marschiert, kann auch erschossen werden."<br />

Ein wichtiger Teil von Yoko Onos künstlerischer<br />

Arbeit bezog sich schon immer auch auf Musik,<br />

Gesang und Poesie. Man denke nur an so großartige<br />

Alben wie FLY von 1971 oder RISING (1995).<br />

Ihre Tradition der darauf<br />

inszenierten<br />

Verknüpfung<br />

von<br />

Experiment und<br />

zeitgenös-<br />

enössischer<br />

Strömung<br />

setzt<br />

sie mit<br />

dem en Album<br />

fort,<br />

das<br />

sie selbst als<br />

ihr bisher besteeinordnet:<br />

„Ich bin sehr<br />

dankbar, dass<br />

die Arbeit daran zu einem wirklich<br />

guten Resultat führte. Ich mag keine<br />

alten Sounds, für mich existiert<br />

keine Vergangenheit. Lieber be-<br />

neu-<br />

fasse ich mich mit neuen n Ideen<br />

und frischen Klängen. Denn<br />

nur das Hier und Jetzt bringen<br />

mich weiter."<br />

Yoko Ono ist seit den frühen<br />

Fünfzigern als Künstlerin,<br />

Feministin sowie Umwelt- und<br />

Friedensaktivistin aktiv. In New<br />

York wurde sie Mitglied der<br />

neuen Kunstrichtung Fluxus<br />

(Credo: der Angriff auf das<br />

Kunstwerk im bürgerlichen en<br />

Sinn); sie trat mit La Monte<br />

Young und <strong>John</strong> Cage auf.<br />

Dabei entwickelte sie auch<br />

ihren speziellen Gesang. Der<br />

Filmregisseur und Schriftsteller<br />

Jonas Mekas, auch<br />

bekannt als „Pate des amerikanischen<br />

Avantgardekinos",<br />

hält Yoko Ono für die wich-<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

tigste Konzeptkünstlerin der 50er und 60er Jahre.<br />

Ein Urteil, das noch immer weltweit mit Preisen<br />

und Auszeichnungen wie „Goldener Löwe der<br />

Kunstbiennale Venedig" oder „Oskar Kokoschka<br />

Preis" bestätigt wird. Erst im vergangenen Monat<br />

ehrte der noch amtierende Bundesaußenminister<br />

Westerwelle Yoko Ono in Berlin für ihr Friedensengagement<br />

mit dem „Theodor Wanner Preis".<br />

Noch immer wohnt Yoko Ono gegenüber<br />

vom New Yorker Central Park im Dakota<br />

Building – dort, wo am 8. Dezember 1980 ihr<br />

Ehemann <strong>John</strong> Lennon von David Chapman<br />

vor dem Eingangsportal erschossen wurde.<br />

Viele Jahre war sie von diesem Schicksalsschlag<br />

gezeichnet, Fragen zu <strong>John</strong> Lennon<br />

waren verboten. Lieber drückte sie sich musikalisch<br />

aus, denn Musik, so sagte sie damals,<br />

gibt ihr Sicherheit. Sie bekam ihre Trauer und<br />

ihr Leben dadurch wieder in den Griff, dass<br />

sie sich mit komplizierten Harmonien und<br />

Instrumentalmusik beschäftigte. Dies bot ihr die<br />

Möglichkeit, sich an einen komplexeren „Ort" zu<br />

begeben, der sie beruhigte. Inzwischen kann Yoko<br />

Ono wieder unbefangen über <strong>John</strong> Lennon sprechen<br />

– und darüber, wie es war, die Frau eines<br />

Beatles zu sein: (sie lächelt) „Sehr schwierig. Die<br />

Menschen wollten einfach nicht, dass wir ein Paar<br />

sind. Ich war immer irgendwie versteckt, wurde in<br />

diese Situation gebracht. Man will im Leben doch<br />

ohne Maske sein, sich nicht verstellen.<br />

Aber es ist sehr schwer,<br />

wenn die<br />

Gesellschaft das nicht will!"<br />

Z wei Wochen lang legten sich<br />

Yoko und <strong>John</strong> 1969 nach<br />

ihrer Hochzeit in Paris<br />

ins Bett.<br />

Das Paar lud dazu die<br />

Weltpres-<br />

se ein und sang mit "Give<br />

Peace A<br />

Chance" gegen den Krieg in<br />

Vietnam.<br />

Ono: „Uns ging es<br />

natürlich<br />

nicht um Sex in der Öf-<br />

fentlichkeit. Aber den<br />

hatten die<br />

Reporter<br />

und<br />

Fernsehteams<br />

erwartet. Wir dach-<br />

ten vielmehr ganz<br />

naiv, mit dieser<br />

intensiven<br />

Nähe, diesem<br />

Sich-<br />

Ausliefern,<br />

erreichen<br />

wir den<br />

Weltfrieden."<br />

Der<br />

hat<br />

für die in<br />

Tokio<br />

geborene<br />

Tochter<br />

ei-<br />

ner wohlha-<br />

benden Familie<br />

weiterhin<br />

Priori-<br />

tät – neben der Musik<br />

natürlich. Seit etwa zehn<br />

Jahren landen ihre Songs<br />

meist auf vorderen Plätzen<br />

der US-Dance-Charts,<br />

und<br />

internationale Remixer<br />

rei-<br />

ßen sich darum, alte Stücke<br />

von Yoko Ono zu bearbeiten.<br />

„Es ist unglaublich! Alles ging<br />

Sogar eine Gitarre hing sich Yoko Ono um.<br />

auf einmal ganz unerwartet los, plötzlich war ich<br />

Nr. 1 mit 'I'm Not Getting Enough'. Ich finde es<br />

<strong>to</strong>ll, wenn Menschen zu meiner Musik tanzen."<br />

Das war mal anders, denn Yoko Onos Alben der<br />

1970er Jahre wie APPROXIMATELY INFINITE<br />

UNIVERSE oder FEELING<br />

THE SPACE waren alles<br />

andere als erfolgreich:<br />

zu schrill, zu abenteuerlich,<br />

mehr Kunst als Musik.<br />

Erst mit dem kurz vor<br />

<strong>John</strong> Lennons Ermordung<br />

veröffentlichten DOUBLE<br />

FANTASY (<strong>John</strong> & Yoko),<br />

auf dem sich ihre Kompositionen<br />

abwechseln,<br />

erntete nun auch sie Anerkennung.<br />

Manche Kritiker<br />

hielten Yokos Songs<br />

auf DOUBLE FANTASY<br />

sogar für interessanter und<br />

moderner als <strong>John</strong>s Mainstream-Popnummern.<br />

Damals<br />

bezeichneten New-<br />

Waver wie die B-52's oder<br />

Talking Heads Yoko Ono<br />

als eine ihrer wichtigsten<br />

Inspirationsquellen.<br />

Dreißig Jahre später hat Yoko Ono auf TAKE ME<br />

TO THE LAND OF HELL ihre Musik zwar weiter<br />

perfektioniert, sich dabei aber keinesfalls dem<br />

Massengeschmack unterworfen. Vielmehr zeigt<br />

sie sich als s<strong>to</strong>lze Heldin, Kopf,<br />

Gesicht und Triebfeder einer unangepassten<br />

Künstlergeneration:<br />

„Egal was ich mache, ich genieße<br />

alles, auch weil mir bewusst ist,<br />

dass ich der Welt immer noch etwas<br />

gebe."<br />

Buch-Tipp:<br />

Die Ono-Biografie von Nicola<br />

Bardola (Verlag Langenmüller).<br />

Fo<strong>to</strong>: © Olaf Maikopf<br />

Kurt O. Werner<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 97


Lou Reed (†)<br />

Poet des<br />

Underground<br />

Lou Reed wurde am 2. März 1942 als Lewis Allan Reed in Brooklyn/New<br />

York geboren. Er war der Rebell aus dem Underground, ein mürrischer<br />

Querulant; ein Mann, der einen Song mit mehr als drei Gitarrenakkorden<br />

als Jazz bezeichnete, und ein Künstler, der als Protagonist des individuellen<br />

Ausdrucks die Lo-Fi-Bewegung initiierte. Nach einer erfolgreichen<br />

Lebertransplantation im Mai verstarb Reed am 27. Ok<strong>to</strong>ber 2013 im<br />

Alter von 71 Jahren aufgrund von Komplikationen in Zusammenhang<br />

mit dem Eingriff.<br />

Von Alan Tepper<br />

Schon in seiner Jugend lernte Reed die Schattenseiten<br />

der amerikanischen Gesellschaft kennen. Während<br />

andere zu den Klängen von Pop-Hits den für sie vorgezeichneten<br />

Weg einschlugen, wurde Reed von seinen<br />

Eltern in die Jugendpsychiatrie eingewiesen. Dort<br />

sollten seine homosexuellen Neigungen mit Elektroschocks<br />

„kuriert" werden. Nach ersten musikalischen<br />

Gehversuchen und einem Studium an der Syracuse<br />

University verdiente er sich kurze Zeit seinen Lebensunterhalt<br />

als Songwriter für Pickwick<br />

Records.<br />

Mit dem klassisch ausgebildeten<br />

Waliser <strong>John</strong> Cale gründete e<br />

Lou Reed 1965 Velvet Underground,<br />

eine richtungweisende e<br />

Band, die Andy Warhol schon<br />

früh unter seine Fittiche nahm.<br />

Den Pop-Art-Künstler faszinierten die düsteren, ausdrucksstarken<br />

und minimalistischen Songs. Velvet<br />

Underground standen weder für geschliffene Kompositionen<br />

und polierte Klänge noch für musikalische<br />

Perfektion. Warhol integrierte die Band in sein Projekt<br />

Exploding Plastic Inevitable, eine Art Multimediashow,<br />

bei der sich Filmvorführungen, Dichterlesungen, eine<br />

grelle Lightshow und musikalische<br />

Klangorgien zu<br />

einem Frontalangriff auf<br />

die Sinne vereinten. Der<br />

Künstler war auch für das<br />

Cover mit der abziehbaren<br />

Banane der Debüt-LP THE<br />

VELVET UNDERGROUND &<br />

NICO (1967) verantwortlich.<br />

Bizarre Texte ("Heroin",<br />

"Waiting For My Man"),<br />

Klangcollagen, Rückkopplungen<br />

und Reeds oft teilnahmslos wirkender Gesang<br />

prägten weitere ere Veröffentlichungen der Band, für<br />

die<br />

sich damals kaum jemand<br />

interessierte. Erst das nach seinem<br />

Ausstieg veröffentlichte<br />

Album LOADED (1970) enthielt<br />

mit "Sweet et Jane"<br />

und "Rock’n’Roll""<br />

zwei Radio-Hits.<br />

In den Siebzigern<br />

konnte Reed mit dem inzwischen<br />

i als Klassiker geltenden "Walk On The Wild Side"<br />

einen Solohit verbuchen, den er mit sperrigen<br />

Werken wie BERLIN und besonders der bis an<br />

die Schmerzgrenze führenden Klangorgie ME-<br />

TAL MACHINE MUSIC relativierte. Wie schon im<br />

Jahrzehnt zuvor zeigte sich hier seine Abneigung,<br />

einen „normalen" Weg einzuschlagen – er musste provozieren,<br />

mit dem Unerwarteten konfrontieren. Nach<br />

dem viel beachteten LIVE: TAKE NO PRISONERS<br />

(1978) wurde es ruhiger um den zunehmend an seiner<br />

Drogenabhängigkeit leidenden Reed, der 1989<br />

entspannter und abgeklärter mit dem fantastischen<br />

NEW YORK wieder große Käuferschichten erreichte.<br />

Es folgten u.a. SONGS FOR DRELLA (1990, für Andy<br />

Warhol), 1992 eine kurze Reunion mit Velvet Underground,<br />

Theateraufführungen mit seiner<br />

Musik, eine Hommage an Edgar Allan Poe<br />

(THE RAVEN, 2003), Filme, die Zusammenarbeit<br />

mit Metallica (LULU, 2011) und 2008 die<br />

Hochzeit mit seiner Muse Laurie Anderson,<br />

einer Avantgarde-Künstlerin.<br />

Lou Reed wird immer das „andere"<br />

Amerika symbolisieren, ein Amerika<br />

voller Widersprüchlichkeit und zerrissener<br />

Seelen; ein Land, in dem Musik<br />

aus der Verzweiflung gegen bestehende<br />

Zustände geboren wird – in der<br />

Hoffnung auf ein besseres Leben. Gerade<br />

darum wirkt Reeds Aufforderung<br />

„Hey Babe, take a walk on <strong>the</strong> wild side" nach wie vor<br />

so charmant wie zugleich prophetisch.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Lou Reed<br />

1986<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Au<strong>to</strong>r Philipp Roser erinnert sich:<br />

Interviews mit Lou Reed waren rar. Nur zu neuen Alben gewährte der New Yorker einigen wenigen Journalisten<br />

Audienzen – und nahm persönlich Einfluss auf deren Auswahl. Reed hatte ein Elefantengedächtnis,<br />

er wusste genau, wann er mit wem gesprochen hatte, wie das jeweilige Interview gelaufen war. Dreimal<br />

hatte ich die Ehre mit Reed. „Keine Fragen zu Velvet Underground und Andy Warhol" hieß es 1989 vorab in<br />

München. Und Reeds Pressefrau verriet: „Wenn er die Sonnenbrille abnimmt, ist er zufrieden, läuft es gut!"<br />

Nervös ging ich ins Gespräch, nach 20 Minuten war es dann soweit: Der Maestro griff zum Nasenfahrrad.<br />

Noch besser lief es 1991 in London: Nach dem Tipp eines Kollegen startete ich mit Fragen nach seinen Gitarren<br />

und Verstärkern – denn darüber redete er am liebsten. Und auch 1996 in Hamburg war dieses Thema<br />

der „Türöffner". Ja, der Mann war schwierig, aber honorierte solide Interviewvorbereitung, ließ sich durchaus<br />

auf den Gesprächspartner ein, auch wenn Privates stets tabu blieb. Aber dieser wegweisende Musiker hatte ja<br />

auch genug anderes zu erzählen ...<br />

Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong><br />

<strong>from</strong> m<strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />

<strong>80s</strong>


Chris Norman<br />

Neue Ideen aus der Band<br />

Fo<strong>to</strong> o<strong>to</strong>: :©Tom<br />

Wagn<br />

er<br />

THE HITS (2009) und TIME TRAVELLER (2011, Cover-Versionen) waren die letzten Solo-Alben von Chris<br />

Norman. Jetzt meldet sich der 63-Jährige erstmals seit 2007 (CLOSE UP) mit einer CD voller neuer eigener<br />

Songs zurück: THERE AND BACK. Dafür schrieb er erstmals seit Ewigkeiten auch wieder mit seinem<br />

früheren Smokie-Partner Pete Spencer zusammen. Im März ist Norman live in Deutschland unterwegs.<br />

Endlich mal wieder eigene neue Songs ...<br />

Ich hatte lange nichts, über das ich wirklich schreiben<br />

konnte. Ab März 2012 habe ich mich gedanklich damit<br />

befasst, und da kamen plötzlich jede Menge Ideen.<br />

Die ersten Nummern schrieb ich allein, danach holte<br />

ich mir Co-Au<strong>to</strong>ren dazu, vor allem die Musiker meiner<br />

Band. Das erklärt auch die stilistische Vielfalt. "Did<br />

The Monkey Take Over The Zoo” hätte ich allein nie<br />

gemacht, das war eine Idee meines Schlagzeugers Dorino<br />

Goldbrunner. Gitarrist Geoff Carline hat das Stück<br />

veredelt und kam auch mit dem Riff für "Hot Love" an.<br />

Im "Monkey"-Song geht es um aktuelle<br />

Politik, Gesellschaft und Religion ...<br />

Als erstes kam mir die Zeile „<strong>from</strong> Moscow <strong>to</strong> Manhattan,<br />

<strong>from</strong> <strong>the</strong> east <strong>to</strong> <strong>the</strong> west” in den Sinn, daraus<br />

hat sich alles entwickelt. Seit einigen Jahren leiden<br />

viele Menschen unter der Wirtschaftskrise. Der Songtitel<br />

passt da wie die Faust aufs Auge.<br />

Du hast auch wieder mit Pete Spencer<br />

gearbeitet?<br />

Der Kontakt war ja nie abgerissen. Ich habe ihm von<br />

dem Album erzählt und gefragt, ob er nicht Lust hätte,<br />

wieder was mit mir zu machen. So entstanden die<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 99<br />

Von Philipp Roser<br />

beiden Songs, die einen gewissen Smokie-Einschlag<br />

haben, "Lovers And Friends” und ”My Jenny”.<br />

"Nor<strong>the</strong>rn Star" lässt das Album besinnlich<br />

ausklingen ...<br />

Ich saß weit weg in Kasachstan, schaute in den Himmel<br />

und sah diesen Stern, den ich von zu Hause aus<br />

auch erkenne. Mir kam die Zeile „lead me <strong>to</strong> my<br />

home, nor<strong>the</strong>rn star” in den Sinn, daraus entwickelte<br />

sich ein 90-Sekunden-Stück, mit dem ich aber nichts<br />

weiter anfangen konnte. Als die CD fast fertig war,<br />

hatte ich die Idee, es ans Ende zu setzen – so ist jetzt<br />

das ursprüngliche Demo zu hören.<br />

Auf "Hound Dog Blues" klingt deine Country-Affinität<br />

durch ...<br />

Eher Rockabilly, würde ich sagen. Die Idee dazu hatte<br />

Bassist Axel Kowollik. Als wir im Studio standen, sagte<br />

ich: Lasst es uns machen,<br />

als ob wir bei Sam Phillips<br />

in den Sun Studios wären.<br />

Wir haben uns mit "That's<br />

All Right, Mama” eingegroovt<br />

und den Song dann<br />

in genau der Art eingespielt.


<strong>John</strong>ny Logan<br />

Fo<strong>to</strong>: © Manfred Baumann<br />

Auf seine irische Vergangenheit hat sich der dreifache ESC-Gewinner<br />

<strong>John</strong>ny Logan zuletzt besonnen – auch im Studio. Nach THE IRISH<br />

CONNECTION schiebt er nun eine zweite Scheibe unter diesem Mot<strong>to</strong><br />

mit dem Untertitel THE IRISH SOUL nach. Im Gespräch mit Good-<br />

Times-Mitarbeiter Philipp Roser verdeutlichte er die Unterschiede<br />

zwischen beiden CDs.<br />

Du hast für THE IRISH SOUL auch drei eigene Titel komponiert ...<br />

Nachdem das erste irische Album richtig gut gelaufen war, wollte ich noch<br />

ein weiteres machen. Ich konnte nicht alle Stücke selbst dafür schreiben, weil<br />

die dann nicht gepasst hätten – ich wollte Irland repräsentieren, nicht <strong>John</strong>ny<br />

Logan. Es sind Logan-Interpretationen irischer Songs!<br />

Zurück ins Traditions-Reich<br />

Worin besteht der Unterschied der beiden CDs?<br />

Ich wollte diesmal einen moderneren Ansatz, nachdem es zuvor Traditionals<br />

wie "Molly Malone” und ”Whiskey In The Jar" waren. Darum sind jetzt zum<br />

Beispiel e Songs von den Pogues und Van Morrison dabei; dazu drei eigene und<br />

ein paar traditionellere, denen ich aber eine moderne<br />

Behandlung verpasste. Ich will diesmal vor allem jüngere<br />

Leute erreichen, die mit Traditionals weniger im<br />

Sinn haben.<br />

Es gibt auch einen Titel der Horslips ...<br />

Mit denen bin ich aufgewachsen! Sie waren damals<br />

die erfolgreichste Band in Irland – ich wusste bis vor<br />

kurzem nicht, dass sie auch in Deutschland sehr angesagt<br />

waren. Ich bin in den 70er Jahren oft zu ihren Konzerten gegangen, auch<br />

weil man da viele Mädchen traf (grinst).<br />

Du hast aber auch einen amerikanischen S<strong>to</strong>ryteller integriert.<br />

Steve Earle, ja (lacht). Ist es nicht komisch, dass der erfolgreichste Song der<br />

letzten 15 Jahre in Irland von einem Amerikaner geschrieben wurde? Er muss<br />

aber in Irland gewesen sein, denn er beschreibt in "Galway Girl” Dinge und<br />

Orte, die er tatsächlich erlebt haben muss!<br />

Wie kam es überhaupt zu dieser Hinwendung zur irischen Musik?<br />

Mein dänischer Konzertagent hat seit Jahren auf mich eingeredet, doch mal<br />

eine Platte mit irischen Trinkliedern zu machen – er würde mir dafür sogar die<br />

Studiozeit bezahlen. Irgendwann habe ich zugestimmt, und dann haben wir<br />

die Lieder binnen weniger Tage eingespielt. Wir mussten 12.000 Exemplare<br />

verkaufen, um die Kosten zu decken. Aktuell liegen wir bei rund 300.000 – so<br />

erfolgreich war ich in den letzten 20 Jahren nicht! Fehlt eigentlich nur, dass<br />

ich öfter in Deutschland live spielen kann, aber daran arbeiten wir. Schließlich<br />

verbringe ich viel Zeit hier.<br />

Rob Tognoni<br />

Blues – Bond – Bush<br />

Seit einigen Jahren lebt der australische Blues-Rocker Rob Tognoni in<br />

Aachen – der Liebe wegen. Deutschland ist für ihn außerdem einer<br />

der wichtigsten Märkte (und vielleicht sogar der bedeutendste), was<br />

Auftrittsmöglichkeiten und Plattenverkäufe betrifft. Mit seinem neuen<br />

Album CASINO PLACEBO ist der Gitarrist und Sänger, der am 30. Ok<strong>to</strong>ber<br />

53 Jahre alt wurde, schon wieder unterwegs.<br />

Fast jedes Jahr ein neues Album – wann findest du Zeit und Muße fürs<br />

Songwriting?<br />

Ich habe zum Glück kein Problem mit dem Schreiben. Wenn ein neues Album<br />

ansteht, setze ich mich hin und komponiere – am Anfang steht meist ein Riff.<br />

Gerade im Blues-Rock ist es doch schwierig, sich nicht zu wiederholen,<br />

oder?<br />

Genau darauf kommt es an! Ich will nicht immer und immer wieder<br />

denselben Song spielen. Darum gilt es, ständig neue Kleinigkeiten<br />

zu finden, um die Grenzen des Genres ein wenig zu erweitern. Auch<br />

wenn man dafür kritisiert wird, weil heute dieses Schubladendenken<br />

weitverbreitet ist. Ich will mich nicht mit Jimi Hendrix vergleichen,<br />

aber seinem Beispiel folge ich: Er hat sich nie festlegen lassen, hat<br />

Blues gespielt, Hard Rock, einfach alles, was ihm gefiel. Und ich<br />

spiele keinen Blues! Was ich mache, basiert lediglich auf dem Blues.<br />

Was hat dich überhaupt in diese Richtung gezogen?<br />

Anfangs faszinierten mich Platten meiner Schwester – Grand Funk und Slade<br />

vor allem, natürlich auch AC/DC. So entdeckte ich die Verbindungen zwischen<br />

Blues und Rock'n'Roll und befasste mich intensiver damit.<br />

Was steckt hinter dem Albumtitel CASINO PLACEBO?<br />

Mich hat der letzte James-Bond-Streifen dazu inspiriert. Und ich habe vor ei-<br />

niger Zeit als Komparse in einem Film mitgespielt, der im Aachener<br />

Casino gedreht wurde.<br />

In "Relax" singst du wanna hang around, do nothing at all" ...<br />

"<br />

Dazu haben mich Massaker an amerikanischen Schulen inspiriert<br />

– ich habe versucht, mich in diese Amokläufer zu versetzen. Am<br />

liebsten hätte ich ihnen geraten, dass es für sie besser gewesen<br />

wäre, im Bett zu bleiben, statt diese Scheiße zu bauen. Und mich<br />

regen diese rechten US-Politiker der Tea Party auf.<br />

Du interessierst dich für Politik?<br />

Absolut! Ich lese Zeitungen, schaue Nachrichten, vor allem um zu wissen, was<br />

in Amerika abgeht, weil das die ganze Welt tangiert. Schon 1991 habe ich den<br />

Song “God Bless America” geschrieben – den spiele ich heute noch live. Es<br />

geht darin um den Irak-Krieg unter dem ersten der Bush-Präsidenten.<br />

Philipp Roser<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


BOA 2013: Jim „Dandy” Mangrum (Mitte) im Kreise seiner alten und neuen Freunde.<br />

BLACK OAK<br />

ARKANSAS<br />

Triumph & Tragödie<br />

Wer zum ersten Mal das erotisierende, derbe, quängelnde Sangesorgan von Jim „Dandy” Mangrum<br />

hört, der weiß, woher Axl Rose seine stimmliche Inspiration haben muss. Mangrum ist seit<br />

Ende der 1960er Frontmann und Oberbefehlshaber von Black Oak Arkansas. Eine Band, die in den<br />

1970ern satte zehn Alben mit ihrem Boogie-infizierten Blues-Rock in den US-Charts platzieren<br />

konnte. Ab den 1980ern brach dann die Hölle über Mangrum & Co. herein, eine Endlos-Pechsträhne.<br />

Die harten Burschen aus dem Süden der USA überlebten zumindest<br />

teilweise – und präsentieren jetzt das neue Album BACK<br />

THAR N’ OVER YONDER. Und Mangrum (65)? Unverwüstlich.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Da hatten sie noch was zu lachen:<br />

BOA – Anfang der 1970er.<br />

Fünf Titel sind von 2013, die zehn weiteren Unveröffentlichtes<br />

aus den Frühsieb zigern. Ungewöhnlich,<br />

oder?<br />

Die alten Tracks sind ein Geschenk für Sammler der<br />

Band, sie lagen irgendwo rum. Die neuen Stücke sind<br />

ein Signal an die Welt, dass es Black Oak Arkansas wieder<br />

gibt. Wir haben mit Warner einen Deal über zwei Alben abgeschlossen, dies ist<br />

das erste, das zweite ist fast fertig. Damit blasen wir hoffentlich die Leute weg, die<br />

gedacht haben, wir wären längst vom Erdboden verschluckt.<br />

Wart ihr das nicht?<br />

Ja, irgendwie schon. So erfolgreich wir knapp zehn Jahre lang waren, so viele Millionen<br />

Dollar wir<br />

in dieser Zeit gescheffelt<br />

haben, so<br />

sehr hat uns das<br />

Schicksal ab Ende<br />

der 1970er gebeutelt.<br />

Manager zogen<br />

uns gnadenlos<br />

über den Tisch. Einige<br />

von uns saßen<br />

wegen Diebstahls<br />

und Drogenbesitzes im Knast. Es gab Verdacht auf Brandstiftung und Betrug. Von<br />

den Alimentenzahlungen an Dutzende Groupies ganz zu schweigen ...<br />

Aber echte Südstaatler lassen sich nicht unterkriegen ...<br />

Natürlich nicht! Wir sind harte Knochen. Außerdem haben wir uns sehr früh ganz<br />

bewusst dem klassischen Rock'n'Roll-Lifestyle verschrieben. Wir wussten ja ungefähr,<br />

was auf uns zukommt. Hart traf uns die nackte Realität aber dennoch.<br />

Bereust du irgendwas aus der Vergangenheit?<br />

Kann ich nicht, denn die Vergangenheit ist bekanntlich vergangen. Ich habe halbwegs<br />

daraus gelernt – hoffe ich zumindest. Und ich habe weiterhin Lust, Rockstar<br />

zu sein, wenn auch mit angezogener Handbremse. Ich bin recht gesund, rauche nur<br />

noch wenig Marihuana, lasse jedes zweite Glas Whiskey stehen, bin meiner Frau treu.<br />

Aber auf der Bühne lasse ich weiterhin den großen Sex-Protz raus!<br />

Das war immer irritierend: Ihr wart die Mega-Groupie-Vernascher, habt aber Millionen<br />

für karitative Zwecke gespendet.<br />

Das ist für mich nicht paradox: Ich liebe heiße Frauen, und ich liebe Jesus Christus<br />

– beide auf unterschiedliche Art und Weise. Man kann Sex an vielen Fronten haben<br />

und trotzdem versuchen, das Leid auf der Welt ein bisschen zu mildern. Ich sehe<br />

darin keinen Widerspruch.<br />

Triumph und Tragödie – der Leitspruch hinter Black Oak Arkansas?<br />

Ich fürchte, besser kann man es nicht ausdrücken ...<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

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Haus der 100.000<br />

Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />

Folge 12: Kulturkaufhaus Dussmann, Berlin<br />

Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Unternehmer Peter Dussmann<br />

(1938–2013) gründete 1963 in<br />

München ein kleines Reinigungsunternehmen.<br />

Inzwischen ist die<br />

Dussmann-Gruppe auf den Feldern<br />

Security, Senioren-Residenz,<br />

Gebäude-Service und Klinikmanagement<br />

tätig. Zu den 58.000<br />

Mitarbeitern gehören auch rund<br />

160 Angestellte des Kulturkaufhauses<br />

Dussmann.<br />

Das neugebaute Haus wurde 1997 in der<br />

Friedrichstraße 90 eröffnet. Auf über<br />

7000 m² Verkaufsfläche in fünf Etagen<br />

werden in sieben Abteilungen u.a. Bücher,<br />

Hörbücher, Noten, CDs und DVDs angeboten.<br />

Regelmäßig gibt es Leseabende, Signierstunden<br />

und Musikveranstaltungen. Weil viele Mitarbeiter<br />

„Leitende Angestellte" sind, können die per<br />

Gesetz eingeschränkten Ladenöffnungszeiten<br />

deutlich ausgeweitet werden. In der von Touristen<br />

aus aller Welt kräftig frequentierten Berliner<br />

City ein überaus gewichtiger Vorteil!<br />

Täglich strömen rund 8000 Kauflustige zu den<br />

Kassen, in der Weihnachtszeit sogar etwa 14.000,<br />

wobei ein Drittel auf die Musikabteilung entfällt. Sie alle finden ein Angebot von<br />

rund 100.000 verschiedenen Tonträgern vor. Mit dieser enormen Sortimenttiefe<br />

steht Dussmann in Deutschland an der Spitze. Ein Marktführer mit diversen<br />

Lieferanten: Die deutschen Großfirmen Universal, Warner und Sony <strong>Music</strong> sind<br />

wichtige Akteure. Ihre Produkte und die der meisten Indie-Labels werden beim<br />

Internetportal Phononet bestellt, aber vom jeweiligen Anbieter geliefert. Kleine<br />

Indies, die nicht bei Phononet gelistet sind, bieten ihre Platten direkt an, zum Teil<br />

Christian Winter hat den Prüferblick drauf.<br />

Auch Vinyl wird nicht vernachlässigt.<br />

als Kommissionsware. So erhalten auch regionale oder gar lokale Hoffnungsträger<br />

eine Chance, ihre CDs neben denen der Großen des Geschäfts zu platzieren.<br />

Hinzu kommen internationale Importe aus dem riesigen Lieferprogramm des<br />

holländischen Anbieters und Großhändlers Bertus, des österreichischen Pendants<br />

inandout und der Briten von Lasgo; sie sind auch auf Overs<strong>to</strong>ck-Ware<br />

spezialisiert und deshalb preislich oft attraktiver. Direktimporte englischer oder<br />

amerikanischer Indie-Labels gibt es bei Dussmann nicht. „Das wäre eine Form<br />

des Ameisenhandels, den selbst wir nicht leisten können", sagt Hannes Kraus,<br />

Hauptabteilungsleiter Musik und Film. Und er weiß, wovon er redet, denn er hat<br />

das Musikbusiness von vielen Seiten kennen gelernt, ehe er 2009 bei Dussmann<br />

anheuerte. „Schon als kleines Kind war Musik eine meiner größten Freuden.<br />

Meine erste Single war 'Balla Balla' von den Rainbows, ein Lied, das auch Kinder<br />

nicht überforderte. Später war ich bei Schulfesten und während des Studiums<br />

als DJ im Einsatz. 1989 wurde ich in Heidelberg zunächst Plattenverkäufer, dann<br />

Disponent. 1992–1995 habe ich bei der Plattenfirma Zyx als Importmanager und<br />

Produktmanager gearbeitet; danach war ich bis 1997 in Berlin bei Hansa A&R-<br />

Manager und anschließend im A&R-Bereich freier Berater bei Sony <strong>Music</strong> und<br />

EMI. Bei Dussmann wurde ich 2009 zunächst Etagenleiter für Pop und 2010<br />

Leiter der Abteilungen Musik & Film"; und damit auch Chef von 15 bis 20 Verkaufskräften<br />

und 20 (!) Disponenten – hoch spezialisierten „Durchblickern", die<br />

dennoch nicht den Blick übers Gesamtangebot verlieren dürfen.<br />

Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Kraus hat sein Reich in verschiedene Segmente aufgeteilt und mit sachkundigen<br />

Mitarbeitern besetzt. Der Bereich Rock & Pop liegt in den sicheren Händen von


Sebastian Birr. Für Alternative<br />

Rock und Soul ist<br />

als einzige Frau im Team<br />

Chiara Fenog lio zuständig,<br />

während Christian<br />

Winter sich um Deutsch-<br />

Rock und Musikzeitschriften<br />

sowie „alles, was sonst<br />

gerade keiner macht",<br />

kümmert. Der auch im<br />

Rock umfassend bewanderte<br />

Stefan Schmidt leitet<br />

die Bereiche Jazz, Blues,<br />

Folk, Reggae und Weltmusik,<br />

großartig unterstützt<br />

vom „Jazz-Papst" Janos<br />

Ujvideki und Weltmusik-<br />

Wer suchet, der findet – Stöbern<br />

ist erwünscht!<br />

Freak Michael Blessin. Die Auswahl an Jazz- und Weltmusik-CDs ist immens und<br />

noch größer als die üppige Abteilung des Münchner Kaufhauses Ludwig Beck.<br />

Und natürlich werden auch Vinylplatten, Oldies, Country, Clubmusik, „Berlin"<br />

und Klassik angeboten. Für alle Bereiche gilt: Als Kunde hat man es mit Experten<br />

zu tun, die auch gut bis bestens informierten Genre-Fans weiterhelfen, die vor<br />

einem Kauf gern das locker-informative Fachgespräch suchen und für Geheimtipps<br />

stets empfänglich sind.<br />

Ein derart breitgefächerter Vollsortimenter wie Dussmann kann natürlich kein<br />

Billigheimer mit Super-Discount-Kampfpreisen sein. Die gebotene Qualität hat<br />

folglich ihren Preis, aber von Mondpreisen ist man dennoch im Schnitt ein gutes<br />

Stück entfernt. Hannes Kraus: „Wir leben erfolgreich einen Spagat vor – indem<br />

wir die Position zwischen beratungsintensiven Szeneläden mit spezialisiertem<br />

Reper<strong>to</strong>ire und den Vollsortimentern des Versandhandels einnehmen. Wir<br />

kaufen auch nicht auf Teufel komm raus immer superbillig ein, um dann zu<br />

Höchstpreisen zu verkaufen. Ein offensichtliches Beispiel sind die Sondertische<br />

mit speziellen Themen zu speziellen Preisen, bei denen sich manches Schnäppchen<br />

machen lässt."<br />

Diese wohlüberlegte Mischkalkulation zieht Kunden<br />

aller Art an. Da gibt es die Normalos, die Aktuelles<br />

ihrer Favoriten abschleppen wollen. Und<br />

Touristen, die an Produkten mit „Berlin-Bindung"<br />

interessiert sind, von Samplern mit Altberliner Liedern<br />

bis zur neuesten Techno-Scheibe. Und – in<br />

wachsender Zahl – speziell Ostasiaten, Italiener<br />

und Spanier, die gern zu limitierten Ausgaben<br />

greifen, meist aus dem Gothic- & Dark-Wave-Bereich.<br />

Und die harten Spezialisten wie den älteren<br />

Akademiker, der für CDs altmoderner Unterhaltungsmusikorchester<br />

schon reichlich vierstellig<br />

investiert hat. Oder den Berliner Starkoch Kolja<br />

Kleeberg, der hartnäckig die extrem seltene<br />

Soloscheibe von Jim Croces Gitarristen Maury<br />

Muehl eisen erwerben wollte. Oder Simone Kermes,<br />

von Beruf Klassiksängerin, die privat lieber harten Rock'n'Roll bis hin zu<br />

Rammstein hört. Oder die politische Prominenz, die meist in der Klassikabteilung<br />

verschwindet. Angela Merkel oder Guido Westerwelle kommen nie allein, zwei<br />

oder drei Bodyguards sind immer dabei. Zu den Stammkunden gehören auch<br />

Künstler wie Marius Müller-Westernhagen, Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeyer<br />

– sie checken „ganz nebenbei" gern mal, ob ihre eigenen Produkte an der<br />

richtigen Stelle stehen.<br />

Dussmann das KulturKaufhaus<br />

Friedrichstraße 90<br />

10117 Berlin<br />

Telefon: + 49 (0)30 2025 1111<br />

Fax: + 49 (0)30 2025 2445<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag–Freitag 9–24 Uhr,<br />

Samstag 9–23.30 Uhr<br />

12 Sonntage im Jahr 13 –18 Uhr<br />

DIE POP-SENSATION DER 80ER JAHRE<br />

„I sneak around <strong>the</strong> corner with a blueprint of my lover,<br />

with a blueprint of my life, I would have better run for cover …“ (Blueprint)<br />

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Einer Bonus CD mit unveröffentlichten<br />

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Live Aufnahmen der Tour ’89 und<br />

einer Bonus DVD mit dem internationalen<br />

Rockkonzert gegen Apar<strong>the</strong>id von 1988<br />

in Berlin Weißensee


Es war einmal ...<br />

Von Philipp Roser<br />

Geburtstage<br />

16.11. Troy Seals entstammt der Musikerfamilie<br />

Seals, nahm in den 70er zwei Soloscheiben<br />

auf, arbeitete mit Lonnie Mack und<br />

Doug Kershaw, spielte in der Band von James<br />

Brown, im Studio für Waylon Jennings, Vince<br />

Gill; er schrieb für Nancy Sinatra, Randy Travis,<br />

Conway Twitty, Hank Williams Jr., Elvis<br />

Presley, Roy Orbison und Jerry Lee Lewis und<br />

gehört nun zum Club der 75-Jährigen.<br />

19.11. Fred Lipsius war der<br />

Originalsaxofonist und -Arrangeur<br />

bei Blood, Sweat & Tears,<br />

spielte u.a mit Janis Joplin, Simon<br />

& Garfunkel, vielen Jazzgrößen,<br />

ver<strong>to</strong>nte Commercials<br />

und lehrt mit 70 noch am Berklee<br />

College Of <strong>Music</strong>.<br />

Leo<br />

Lyons<br />

24.11. Robin Williamson machte sich als<br />

Multi-Instrumentalist, Sänger und Songschreiber<br />

einen Namen. Der Schotte spielte<br />

Jazz, ehe er ab 1963 die britischen Folkzirkel<br />

aufmischte, sowohl mit der Incredible String<br />

Band (bis 1974) als auch solo (ab 1971, inklusive<br />

Aufnahmen für das Münchner Kultlabel<br />

ECM) und mit The Merry Band. Ein Jahr<br />

vor seinem 70. Wiegenfest veröffentlichte er<br />

2012 LOVE WILL REMAIN.<br />

27.11. Noel Murphy startete seine Karriere<br />

als Folkie, Entertainer und Schauspieler in<br />

Irland, war als Straßenmusiker in Südeuropa<br />

unterwegs; er schaffte es 1987 mit "Murphy<br />

And The Bricks" ein einziges Mal in die UK-<br />

Charts. Der Rugby-Fan pflegt mit 70 intensiv<br />

sein Hobby Golf.<br />

28.11. Randy Newman verschaffte sich<br />

nach Musikstudium und Festanstellung als<br />

Songschreiber, Solosänger, scharfzüngiger<br />

Songwriter, Pianist, Komponist und Arrangeur<br />

ab den frühen 70er Jahren Respekt und<br />

Erfolg ("Short People"). Bekam nach 16 Nominierungen<br />

2002 seinen ersten Oscar – viele<br />

seiner Lieder wurden Kollegen ge covert –,<br />

mit 70 tritt er kaum kürzer.<br />

30.11. Leo Lyons startete bei<br />

The Jaybirds (mit Alvin Lee),<br />

spielte mit ihnen ab 1962 in<br />

Hamburg, wurde mit Ten Years<br />

After zum Woods<strong>to</strong>ck-Helden<br />

und ist als 70-jähriger Bassist<br />

immer noch mit der Band unterwegs.<br />

Hat noch die Energie<br />

für eine zweite Band: Hundred Seventy Split.<br />

War zudem als Produzent erfolgreich (UFO,<br />

Magnum, Frankie Miller, Procol Harum, Kevin<br />

Coyne).<br />

1.12. Sandy Nelson trommelte sich mit<br />

Nummern wie "Teen Beat" (1959) oder "Let<br />

There Be Drums" (1962) in die internationalen<br />

Charts, war 1962 mit den Alben LET THE-<br />

RE BE DRUMS sowie DRUMS ARE MY BEAT!<br />

und DRUMMIN' UP A STORM weltweit erfolgreich.<br />

Der nun 75-Jährige veröffentlichte<br />

vor fünf Jahren seine letztes Album.<br />

2.12. Dave Munden war 1958 als Schlagzeuger<br />

bei der Gründung der Tremeloes dabei<br />

und besitzt auch mit 70 genug Power,<br />

um mit der Combo die Oldies-Zirkel unsicher<br />

zu machen.<br />

12.12. Peter Oakman zupfte seine Basssaiten<br />

für die Spacemen Skiffle Group, Swinging<br />

Blue Jeans, Joe Brown (& The Bruvvers),<br />

Lonnie Donegan, Country Feaver sowie Home<br />

Brew und ist auch mit 70 noch recht agil.<br />

12.12. Dickey Betts prägte neben Duane<br />

Allman mit seinem Gitarrenspiel (und seinen<br />

Songbeiträgen) den Sound der Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />

Band maßgeblich, bis ihm dort 2000 der Stuhl<br />

vor die Tür gesetzt wurde. Seit 1974 war Betts<br />

auch solo und mit seiner Band Great Sou<strong>the</strong>rn<br />

aktiv und <strong>to</strong>urt mit 70 noch regelmäßig.<br />

12.12. Connie Francis war und ist vor<br />

allem in ihrer Heimat USA als Popsängerin<br />

erfolgreich, nahm aber auch auf Deutsch,<br />

Französisch und Italienisch auf.<br />

Mit nun 75 widmet sie sich intensiv<br />

der Unterstützung von<br />

Veteranen des US-Armee, denen<br />

der Erlös aus dem Verkauf der<br />

in diesem Jahr veröffentlichten<br />

Single "A Soldier Died Today"<br />

zugute kommt.<br />

Fra<br />

nk Allen<br />

14.12. Frank Allen (bürgerlich Frances<br />

Renauld McNaice) stand mit seinem Bass zunächst<br />

bei Cliff Bennett & The Rebel Rousers<br />

auf der Bühne und im Studio, ehe er 1964 zu<br />

den Searchers wechselte (und auch sang). Erwarb<br />

sich zudem als Buchau<strong>to</strong>r Meriten. Mit<br />

den Searchers ist der nun 70-Jährige immer<br />

noch unterwegs.<br />

21.12. Albert Lee gilt seit Jahrzehnten als<br />

einer der meistgefragten Gitarristen – seine<br />

Dienste sicherten sich Neil Christian, Mike<br />

Warner (in Deutschland), Chris Farlowe &<br />

The Thunderbirds, Heads Hands & Feet, Jerry<br />

Lee Lewis, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Emmylou<br />

Harris, Eric Clap<strong>to</strong>n, Bill Wyman’s Rhythm<br />

Kings. Seit 1979 veröffentlicht der Country-<br />

und Rockliebhaber solo und <strong>to</strong>urt mit<br />

70 Jahren regelmäßig mit seinen Hogan's<br />

Heroes – Anfang 2014 auch wieder in<br />

Deutschland.<br />

23.12. Derek Smalls (bürgerlich: Harry<br />

Shearer), gelernter Schauspieler, sorgte als<br />

Bassist bei der vermeintlich britischen Pseudo-Metalband<br />

Spinal Tap für den nötigen<br />

Druck – die Combo, die aus US-Schauspielern<br />

bestand, nahm 1984 in dem Film „This<br />

Is Spinal Tap" die Rockbranche<br />

böse auf den Arm, veröffentlichte<br />

einen zweiten Teil und mehrere<br />

Alben (u.a. von T Bone Burnett<br />

produziert). Shearer/Smalls<br />

ist mit 70 immer noch eifrig live<br />

unterwegs.<br />

27.12. Peter Sinfield wurde im<br />

heimischen UK als Poet und (Rock-)Texter<br />

berühmt, war bei der Gründung von King<br />

Crimson dabei. Auf seine Texte griffen so<br />

unterschiedliche Acts wie ELP, Celine Dion,<br />

Cher, Cliff Richard, Leo Sayer, Five Star oder<br />

Bucks Fizz zurück. Er produzierte zudem<br />

Roxy <strong>Music</strong>, veröffentlichte selbst 1973 mit<br />

STILL ein eigenes Album. Das nun 70-jährige<br />

Mitglied der British Academy Of Songwriters,<br />

Composers And Authors lebt zurückgezogen,<br />

verfasst aber immer noch Lyrics.<br />

Sie könnten mit 65 in den offiziellen Ruhestand gehen:<br />

21.11. Leroy "<br />

Lonnie" Jordan war Mitbegründer<br />

der Funkband War, bei der er als<br />

Multi-Instrumentalist mitmischte, ehe er<br />

auch solo veröffentlichte. Ist heute einziges<br />

Urmitglied der wieder als War aktiven Band.<br />

21.11. <strong>John</strong> "<br />

Rabbit" Bundrick ist ein<br />

texanischer Keyboarder, der für <strong>John</strong>ny<br />

Nash und Bob Marley spielte, Mitglied<br />

von Kossoff, Kirke, Tetsu &<br />

Rabbit, Crawler und The Who<br />

war, brachte mehrere eigene<br />

Solo-Alben heraus, arbeitete<br />

als Sessionmusiker und hat<br />

derzeit wieder Zeit für Jobs,<br />

wie er auf seiner Homepage<br />

verkündet.<br />

Ozzy<br />

z<br />

yO<br />

sbourn<br />

22.11. Dennis Larden (voc, g) startete<br />

1967 mit Bruder Larry die Folk-Popgruppe<br />

Every Mo<strong>the</strong>r's Son, landete im gleichen<br />

Jahr den Hit "Come On Down To My Boat”<br />

(US #6), spielte später in Ricky Nelsons<br />

S<strong>to</strong>ne Canyon Band und schrieb für Kollegen.<br />

23.11. Anthony Bourge spielte einst Gitarre<br />

bei Budgie, veröffentlichte zuletzt vor<br />

27 Jahren mit Tredegar – und meldete sich<br />

im Frühjahr 2013 mit dem Album CRANK<br />

IT UP zurück.<br />

17.12. Jim Bonfanti trommelte 1970 bis<br />

1973 bei den Raspberries, war 2004–2007<br />

bei der Reunion dabei und betreibt derzeit<br />

seine eigene Band Ride.<br />

27.11. Dave Winthrop, gebürtiger Engländer,<br />

emigrierte in die USA, gehörte als<br />

Saxofonist Supertramp 1970–1973 an,<br />

stieg bei Chicken Shack ein und spielte für<br />

Secret Affair, Ruts. D.C, Londonbeat<br />

und Richard Strange.<br />

28.11. Beeb Birtles kam als<br />

Gerard Bertelkamp in Amsterdam<br />

zur Welt, wanderte 1957<br />

mit seinen Eltern nach Australien<br />

aus, wo er 1975 die Little<br />

e<br />

River Band mitgründete (bis<br />

1983); zog später in die USA, veröffentlichte<br />

solo und ist heute noch mit Graeham<br />

Goble und Glenn Shorrock als Birtles Shorrock<br />

Goble: The Original Voices Of The Little<br />

River Band aktiv.<br />

3.12. Ozzy Osbourne mischte die Rockszene<br />

als abgedrehter Sänger von Black Sabbath<br />

auf, wo er wegen seines Drogenkonsums<br />

1979 rausflog, später aber bei diversen<br />

Reunions dabei war/ist; ebenso als exzentrischer<br />

Solokünstler. Er machte Schlagzeilen<br />

mit der TV-Reality-Show „The Osbournes".<br />

4.12. Southside <strong>John</strong>ny (bürgerlich:<br />

<strong>John</strong> Lyon), singender und Harp spielender<br />

Kumpel von Bruce Springsteen, auf<br />

dessen Spuren er mit den Asbury Jukes<br />

und eigener Note (allerdings nicht so erfolgreich)<br />

wandelte, war 1979 live in der<br />

„Rockpalast"-Nacht zu erleben, ist immer<br />

noch unverdrossen aktiv.<br />

6.12. Marius Müller-Westernhagen<br />

machte als Schauspieler Furore („Theo<br />

gegen den Rest der Welt"), veröffentlichte<br />

1975 seine erste LP und füllte mit seiner<br />

Band in den letzten 20 Jahren Stadien –<br />

und meldet sich 2014 mit einem neuen<br />

Album zurück.<br />

13.12. Jeff "<br />

Skunk" Baxter<br />

war und ist einer der gefragtesten<br />

US-Studiogitarristen,<br />

war Mitglied von Steely<br />

Dan und der Doobie Bro<strong>the</strong>rs,<br />

produzierte (u.a. Nazareth) –<br />

und hat sich so in die Militärtechnologie<br />

eingearbeitet,<br />

dass ihn die US-Regierung in<br />

diesem Bereich beschäftigte.<br />

Td<br />

Ted Nugen<br />

t<br />

20.12. Steven "<br />

Stevie" Wright wurde<br />

als Sänger der Easybeats berühmt, suchte<br />

ab 1969 vergebens Soloruhm, spielte in<br />

London in „Jesus Christ Superstar", sang<br />

nach schweren Drogenproblemen bei<br />

Flash & The Pan, versank dann wieder in<br />

einem Sumpf aus Drogen und Depressionen.<br />

Tourte zuletzt 2009 in Australien.<br />

27.12. Larry Byrom spielte bis 1972<br />

Gitarre bei Steppenwolf, gründete danach<br />

Ratchell, ehe er nach Nashville zog<br />

und sich auf den Job als Studiomusiker<br />

konzentrierte, u.a. für Neil Young, Steve<br />

Winwood, Peter Framp<strong>to</strong>n und Tanya<br />

Tucker.<br />

13.12. Ted Nugent, auch bekannt als<br />

„Mo<strong>to</strong>rcity Madman", ist wegen seiner<br />

Jagd- und Waffenleidenschaft sowie politischen<br />

Rechtsausleger-Ansichten<br />

einer der umstrittensten<br />

US-Musiker – aber auch<br />

ein genialer (und selbstverliebter)<br />

Gitarrist, der vor allem<br />

in den 70er und 80er Jahren<br />

einige grandiose Alben schuf.<br />

20.12. Alan Parsons arbeitete<br />

als Toningenieur mit den Beatles und<br />

Pink Floyd, rief mit Eric Woolfson das<br />

überaus erfolgreiche Alan Parsons Project<br />

ins Leben und ist heutzutage eifrig live<br />

unterwegs.<br />

Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Gedenktage<br />

<strong>John</strong> Daniel "<br />

J.D." Sumner (*19.11.1924)<br />

war laut dem „Guinness Book Of World<br />

Records" der Mann mit der weltweit tiefsten<br />

Stimme. Er sang ab 1971 als Bass für<br />

Elvis Presley, dessen Sarg er zum Grab trug,<br />

war auch mit seinen eigenen Truppen The<br />

Stamps Quartet und The Masters V erfolgreich.<br />

Starb am 16.11.1998.<br />

Don Gibson (*3.4.1928), im Country beheimateter<br />

Sänger, Gitarrist und Songschöpfer<br />

("I Can’t S<strong>to</strong>p Loving You", "Oh Lonesome<br />

Me") starb am 17.11.2003.<br />

Teddy Randazzo (*13.5.1935) trat mit seiner<br />

Guppe The Three Chuckles mehrfach in<br />

der „Ed Sullivan Show” auf, war solo durchaus<br />

erfolgreich, von größerer Wirkung waren<br />

allerdings die Pop-Hits, die er zahlreichen<br />

Kollegen auf die Stimmbänder schrieb (u.a.<br />

"Pretty Blue Eyes", ”Yesterday Has Gone”).<br />

Das Mitglied der Songwriters Hall Of Fame<br />

verstummte am 21.11.2003 für immer.<br />

Janet Ertel sang bei den 1946 gegründeten<br />

Chordettes, die zwischen 1954 und<br />

1961 abräumten (US+UK #1 mit "Mr.<br />

Sandman"/1954; "Just Between You And<br />

Me"/1957, "Lollipop"/1958). Sie erlag am<br />

22.11.1988 einem Krebsleiden.<br />

Alan Gordon (*22.4.1944) kennen wohl<br />

nur wenige – seine Songs hingegen schon:<br />

"Happy Toge<strong>the</strong>r" der Turtles, "Celebrate"<br />

von Three Dog Night – andere Abnehmer<br />

waren Petula Clark, Barbra Streisand, Alice<br />

Cooper, The Archies, The O'Jays, Flo & Eddie,<br />

Gary Lewis & The Playboys, Lovin' Spoonful<br />

und Bobby Darin. Krebs kostete ihn am<br />

22.11.2008 das Leben.<br />

Albert Collins (*1.10.1932), auch bekannt<br />

als The Iceman, prägte durch seinen ganz<br />

eigenen Stil viele Bluesgitarristen, unter anderem<br />

Stevie Ray Vaughan und Gary Moore,<br />

der ihn später mit auf Tour holte. Er machte<br />

1960 seine ersten Aufnahmen, kehrte 1980<br />

nach längerer Abstinenz in die Musikszene<br />

zurück, bis ihn der Leberkrebs am 24.11.1993<br />

umbrachte.<br />

<strong>John</strong> Rostill (*16.6.1942) begleitete als Bassist<br />

die Everly Bro<strong>the</strong>rs und Tommy Roe bei<br />

deren UK-Touren, ehe er Brian Locking bei<br />

den Shadows ersetzte. Arbeitete nach deren<br />

Auflösung 1968 für Tom Jones, bis er durch<br />

einen Stromschlag in seinem Homestudio am<br />

26.11.1973 ums Leben kam.<br />

Jimmy Widener (*12.3.1918) spielte Gitarre<br />

und Banjo in Hank Snows Band, war auf Bob<br />

Wills Klassiker "Cot<strong>to</strong>n Eye Joe" zu hören –<br />

wurde am 27.11.1973 in Nashville ermordet<br />

und ausgeraubt aufgefunden, gerade mal 55<br />

Jahre alt.<br />

Jerry Edmon<strong>to</strong>n (*24.10.1946 als Gerald<br />

McCrohan) trommelte bei Steppenwolf mit<br />

seinem Bruder Dennis alias Mars Bonfire,<br />

war bei Seven und Manbeat aktiv, kam am<br />

28.11.1993 bei einem Au<strong>to</strong>unfall ums Leben.<br />

Ray Gillen (*12.5.1959) sang bei Black Sabbath<br />

(allerdings nahm Tony Martin die von<br />

Gillen bereits fertiggestellten Vokalparts für<br />

THE ETERNAL IDOL neu auf), Badlands und<br />

Phenomena. Erlag am 1.12.1993 seiner HIV-<br />

Erkrankung.<br />

Odetta (Holes, *31.12.1930), amerikanische<br />

Sängerin, Songschreiberin und Schauspielerin,<br />

war eine der wichtigsten Wegbereiterinnen<br />

des US-Folkrevivals, sang aber auch Gospel,<br />

Blues und Jazz. Sie starb am 2.12.2008.<br />

Frank Zappa (*21.12.1940) war trotz seiner<br />

Eigenwilligkeit mit seinem ambitionierten<br />

Avantgarde-Rock mit seinen Mo<strong>the</strong>rs Of<br />

Invention erfolgreich. Der Gitarrist, Sänger,<br />

Songschmied, Buchau<strong>to</strong>r, Filmemacher und<br />

Politaktivist dürfte sich ins Fäustchen gelacht<br />

haben, als die deutschen Radio-Verantwortlichen<br />

1979 die eindeutigen Zweideutigkeiten<br />

seiner Erfolgssingle "Bobby Brown" überhörten.<br />

Beschäftigte sich schon früh und<br />

vor allem in den letzten Jahren vor seinem<br />

krebsbedingten Tod (4.12.1993) intensiv mit<br />

Orchestermusik.<br />

Roy Orbison (*23.4.1936) – seine<br />

Schmelzstimme war unverkennbar, er reihte<br />

nach frühen Gehversuchen, auch in Memphis<br />

bei Sam Phillips' Sun Records,<br />

ab den 60er Jahren Hit<br />

an Hit – die erste Nummer 1<br />

hatte er mit "Only The Lonely"<br />

im UK (1960), in Deutschland<br />

gelang ihm dies 1964 mit "Oh,<br />

Pretty Woman", nachdem er<br />

ein Jahr zuvor bei Ralph Siegel<br />

zwei deutschsprachige Num-<br />

Roy Or<br />

bis<br />

ison<br />

mern eingesungen hatte. Er nahm 1985 mit<br />

seinen alten Kumpels <strong>John</strong>ny Cash, Jerry<br />

Lee Lewis und Carl Perkins CLASS OF ’55 auf<br />

und tat sich drei Jahre später mit Bob Dylan,<br />

George Harrison, Jeff Lynne und Tom Petty<br />

zu den Traveling Wilburys zusammen. Den<br />

Erfolg von TRAVELING WILBURYS VOL. 1<br />

erlebte er allerding nicht mehr mit, da er<br />

sich am 6.12.1988 nach einem Herzinfarkt<br />

für immer verabschiedete.<br />

Bill Deal (*8.7.1944, voc, org) hatte 1959 die<br />

Blue-eyed Soul- und Beach-<strong>Music</strong>-Truppe<br />

The Rhondels gegründet, die 1969 drei Hits<br />

landete, sich 1975 auflöste und bis zu Deals<br />

Tod am 10.12.2003 mehrfach reformierte.<br />

Bobby Darin (14.5.1936) konnte seinen<br />

Erfolg und Ruhm als Sänger, Entertainer<br />

und Schauspieler mit Hits wie "Splish<br />

Splash", "Dream Lover", "Lazy River",<br />

"Things" oder "If I Were A Carpenter"<br />

nicht zu lange genießen. Komplikationen<br />

nach einer Herzoperation kosteten ihn am<br />

12.12.1973 das Leben. Der Film „Beyond<br />

The Sea – Musik war sein Leben" erzählte<br />

2004 seine Lebensgeschichte.<br />

Michael Clarke (*3.6.1946) spielte bis<br />

1967 Schlagzeug bei den Byrds, anschließend<br />

kurz bei Dillard & Clark, den Flying<br />

Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs (1969–1973), danach bei<br />

Firefall. Jahrelangen übermäßigen Alkoholkonsum<br />

bezahlte er am 19.12.1993 mit<br />

einem tödlichen Leberversagen.<br />

Paul Jeffreys (*13.12.1952) spielte Bass<br />

auf den ersten beiden Alben von Steve Harley<br />

& Cockney Rebel, arbeitete<br />

später bei Be-Bop Deluxe, den<br />

Warm Jets und Electric Eels.<br />

Starb während seiner Flitterwochen<br />

beim so genannten Lokkerbie-Anschlag,<br />

als Terroris ten<br />

ein Flugzeug auf dem Weg<br />

nach London nach New York<br />

am 21.12.1988 sprengten.<br />

Dave Dudley (*3.5.1928) – dem auch in<br />

Deutschland sehr beliebten Country-Sänger,<br />

dessen Großeltern aus Königsberg stammten,<br />

setzten Truck S<strong>to</strong>p mit "Ich möcht' so gern<br />

Dave Dudley hörn'" 1977 ein musikalisches<br />

Denkmal. Der Mann, der als einer der ersten<br />

Countrystars Rock- und Honky<strong>to</strong>nk-Elemente<br />

in seinen Sound integrierte, starb am<br />

22.12.2003 an einem Herzinfarkt.<br />

Eartha Kitt (*17.1.1927) galt als „Königin<br />

der Nachtclubs" – die Tochter eines Baumwollpflückers<br />

tanzte zunächst, begann erfolgreich<br />

zu singen und zu schauspielern,<br />

pflegte ein leicht verruchtes Image als „Catwoman",<br />

machte sich in den heimischen USA<br />

als Kritikerin des Vietnamkriegs unbeliebt,<br />

war aber in Europa sehr erfolgreich. Ein<br />

Darmkrebsleiden kostete sie am 25.12.2008<br />

das Leben.<br />

Dennis Wilson (*9.12.1944) sang (und<br />

spielte live Schlagzeug) mit seinen Brüdern<br />

Brian und Carl bei den Beach Boys. Er ertrank<br />

am 28.12.1983 beim Tauchen im Yachthafen<br />

von Marina del Rey.<br />

3CD BOX featuring Blues-Rock von RORY GALLAGHER.<br />

Eine Detektiv-Geschichte von IAN RANKIN.<br />

Comic-Illustrationen von TIMOTHY TRUMAN.<br />

Ein Hörbuch gesprochen von Hollywood-Star AIDAN QUINN.<br />

KICKBACK CITY<br />

Die Crime Noir Sensation des Jahres!<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 105


Konzertkalender<br />

ALAN PARSONS LIVE<br />

PROJECT<br />

www.mfpconcerts.com<br />

17.12. CH-Pratteln, Z7<br />

18.12. Saarbrücken,<br />

Saarlandhalle<br />

BANNED FROM UTOPIA<br />

Die Musiker von Frank Zappa<br />

www.gygx.eu<br />

15.11. Regensburg, Gloria<br />

17.11. A-Wien, Reigen<br />

BAP<br />

www.semmel.de<br />

12.03. Ludwigshafen,<br />

BASF Feierabendhaus<br />

14.03. Berlin, Tempodrom<br />

15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />

16.03. Bremen, Die Glocke<br />

18.03. Essen, Lichtburg<br />

19.03. Düsseldorf, Tonhalle<br />

21.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r-Varieté<br />

22.03. Merkers, Bergwerk<br />

23.03. Erfurt, Theater<br />

24.03. Braunschweig,<br />

Stadthalle<br />

26.03. Leipzig, Gewandhaus<br />

27.03. Nürnberg,<br />

Staats<strong>the</strong>ater<br />

28.03. Limburg, Stadthalle<br />

29.03. Frankfurt, Alte Oper<br />

30.03. Hannover,<br />

Theater am Aegi<br />

01.04. Kiel, Sparkassen-Arena<br />

02.04. Osnabrück,<br />

Osnabrückhalle<br />

04.04. Düren, Arena<br />

05.04. Neunkirchen,<br />

Neue Gebläsehalle<br />

06.04. Karlsruhe, Stadthalle<br />

11.04. Ludwigshafen,<br />

BASF Feierabendhaus<br />

12.04. Friedrichshafen,<br />

Graf-Zeppelin-Haus<br />

13.04. Ulm,<br />

Congress Centrum<br />

15.04. Stuttgart, Liederhalle<br />

16.04. Freiburg, Konzerthaus<br />

17.04. München,<br />

Philharmonie<br />

21.04. Kassel, Staats<strong>the</strong>ater<br />

22.–24. Köln, Philharmonie<br />

BLACK SABBATH<br />

www.wizardpromotions.de<br />

30.11. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

04.12. Frankfurt, Festhalle<br />

BLACK STAR RIDERS<br />

www.nuclearblast.de<br />

19.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

BLUE OCTOBER<br />

www.kb-k.com<br />

15.11. Berlin, C-Club<br />

16.11. Köln, Bürgerhaus<br />

JOE BONAMASSA<br />

www.jbonamassa.com<br />

25.02. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />

Electric-Halle<br />

27.02. Berlin, Tempodrom<br />

28.02. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

JAKE BUGG<br />

www.mlk.com<br />

19.11. Berlin, Huxleys<br />

24.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

29.11. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

03.12. München, Muffathalle<br />

CAPTAIN BEEFHEART'S<br />

MAGIC BAND<br />

www.gygx.eu<br />

22.11. Salzwedel, Hanseat<br />

23.11. Wredenhagen, Scheune<br />

24.11. Berlin, Kesselhaus<br />

26.11. Hannover, Bluesgarage<br />

27.11. Duisburg, Grammatikoff<br />

NICK CAVE & THE BAD SEEDS<br />

www.nickcave.com<br />

21.11. München, Zenith<br />

CITY<br />

www.city-internet.de<br />

15.11. Halle, Stein<strong>to</strong>rvariete<br />

16.11. Thale, Klubhaus Thale<br />

22.11. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

23.11. Erfurt, Messehalle<br />

30.11. Pasewalk,<br />

His<strong>to</strong>risches U<br />

27.12. Bernau, Stadthalle<br />

28.12. Zwönitz, Wind<br />

03.01. Weißenfels, Kukturhaus<br />

05.01. Dessau, Marienkirche<br />

10.01. Bad Saarow,<br />

Theater am See<br />

11.01. Magdeburg,<br />

Johanniskirche<br />

12.01. Arnstadt, Theater im<br />

Schlossgarten<br />

17.01. Görlitz, Gerhart-<br />

Hauptmann-Theater<br />

18.01. Ballenstedt,<br />

Schloss<strong>the</strong>ater<br />

19.01. Borna, Stadtkulturhaus<br />

24.01. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />

25.01. Ros<strong>to</strong>ck, Nikolaikirche<br />

26.01. Neubrandenburg,<br />

Konzertkirche<br />

30.01. Chemnitz,<br />

Turm-Brauhaus<br />

31.01. Strausberg, Volkshaus<br />

28.02. Sassnitz,<br />

Sporthalle Dwasieden<br />

01.03. Stralsund,<br />

Vogelsandhalle<br />

02.03. Wolgast,<br />

Hufelandsporthalle<br />

07.03. Cottbus,<br />

Alte Chemiefabrik<br />

08.03. Calau, Stadthalle<br />

09.03. Oranienburg, Orangerie<br />

14.03. Wittenberg,<br />

Phönix Theaterwelt<br />

15.03. Wismar,<br />

Georgen Kirche<br />

16.03. Güstrow,<br />

Ernst Barlach Theater<br />

21.03. Bischofswerda,<br />

Kulturhaus<br />

22.03. Hoyerswerda,<br />

Lausitzhalle<br />

28.03. Eilenburg, Bürgerhaus<br />

29.03. Wolfen, Kulturhaus<br />

ROGER CHAPMAN & THE<br />

SHORTLIST<br />

www.dmc-music.de<br />

04.12. Mannheim, Alte Seilerei<br />

06.12. Affalter, Zur Linde<br />

07.12. Dresden, Tante Ju<br />

09.12. Nürnberg, Hirsch<br />

11.12. Fulda, Alte Piesel<br />

13.12. Hannover, Bluesgarage<br />

14.12. Mönchengladbach,<br />

Club Airport Terminal<br />

CLANNAD<br />

www.assconcerts.com<br />

20.01. Langen, Stadthalle<br />

21.01. Stuttgart, Theaterhaus<br />

22.01. Düsseldorf,<br />

Robert-Schumann-Saal<br />

23.01. Neunkirchen,<br />

Gebläsehalle<br />

25.01. Schwabach,<br />

Markgrafenhalle<br />

26.01. Leipzig, Peterskirche<br />

04.03. Hamburg, Fabrik<br />

05.03. Hannover,<br />

Theater am Aegi<br />

CLEM CLEMPSON<br />

www.brooke-lynn-promotion.de<br />

16.11. Berlin/Schöneiche,<br />

Kulturgießerei<br />

18.11. A-Salzburg,<br />

Rockhouse<br />

19.11. A-Wien, Reigen<br />

21.11. CH-Pratteln, Z7 Galery<br />

22.11. Kirchheim, Club Bastion<br />

23.11. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

29.11. Erfurt, Museumskeller<br />

30.11. Affalter, Zur Linde<br />

CRAZY WORLD OF<br />

ARTHUR BROWN<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

16.11. Freising, Lindenkeller<br />

17.11. Metzingen, Hirsch<br />

DEPECHE MODE<br />

www.mlk.com<br />

21.11. Köln, Lanxess-Arena<br />

23.11. Hannover, TUI-Arena<br />

25.+27.11. Berlin, o2-World<br />

01.12. Erfurt, Messehalle<br />

03.12. Bremen, ÖVB-Arena<br />

05.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

04.02. Mannheim, SAP-Arena<br />

08.02. A-Wien, Stadthalle<br />

12.02. Dresden, Messehalle<br />

DORO<br />

www.ics-int.com<br />

14.12. Karlsruhe, Festival<br />

15.12. CH-Pratteln, Z7<br />

16.12. Nürnberg, Hirsch<br />

17.12. Saarbrücken, Garage<br />

19.12. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

20.12. Leipzig, Haus Auensee<br />

21.12. Magdeburg, Fac<strong>to</strong>ry<br />

MARIANNE FAITHFULL<br />

www.prknet.de<br />

15.11. München, Circus Krone<br />

25.11. Berlin, Tempodrom<br />

26.11. Hamburg,<br />

Kampnagelfabrik K6<br />

DREAM THEATER<br />

www.target-concerts.de<br />

26.01. München, Zenith<br />

30.01. Ludwigsburg,<br />

MHP-Arena<br />

01.02. Offenbach, Stadthalle<br />

07.02. Bamberg,<br />

Stechert-Arena<br />

09.02. Hannover,<br />

Swiss-Life-Hall<br />

10.02. Saarbrücken,<br />

Saarlandhalle<br />

18.02. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />

Electric-Halle<br />

DR. FEELGOOD<br />

www.assconcerts.com<br />

02.02. Bonn, Harmonie<br />

04.02. Nürnberg, Hirsch<br />

05.02. Karlsruhe, Jubez<br />

06.02. Hannover, Bluesgarage<br />

07.02. Berlin, Quasimodo<br />

08.02. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

09.02. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

ELECTRIC BLUES DUO<br />

www.frankdiez.de<br />

21.11. Bottrop, Passmanns<br />

Kulturkneipe<br />

22.11. Rhauderfehn,<br />

Hotel Westerfehn<br />

23.11. Salzgitter,<br />

Kniestedter Kirche<br />

24.11. Torgau, Kulturbastion<br />

26.11. Ellwangen,<br />

Schlossschenke<br />

28.11. Stuttgart,<br />

Labora<strong>to</strong>rium<br />

29.11. Fürstenfeldbruck,<br />

Veranstaltungsforum<br />

01.12. Nor<strong>the</strong>im, Alte Brauerei<br />

02.12. Lichterfelde,<br />

Petruskirche<br />

ANDY FAIRWEATHER LOW<br />

www.assconcerts.com<br />

10.02. Bonn, Harmonie<br />

11.02. Nürnberg, Hirsch<br />

13.02. Hannover, Bluesgarage<br />

14.02. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

15.02. Berlin, Quasimodo<br />

FISCHER Z<br />

www.assconcerts.com<br />

29.04. Übach-Palenberg,<br />

Rockfabrik<br />

30.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

01.05. Freiburg, Jazzhaus<br />

03.05. Karlsruhe, Tollhaus<br />

04.05. Nürnberg, Hirsch<br />

06.05. Bochum, Zeche<br />

07.05. Hamburg, Fabrik<br />

08.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

09.05. Osnabrück, Rosenhof<br />

FOOLS GARDEN<br />

www.foolsgarden.de<br />

22.11. Legden,<br />

Dorf Münsterland<br />

08.03. Bad Säckingen,<br />

Gloria Theater<br />

28.03. Potsdam, Nikolaisaal<br />

07.05. Bad Vilbel,<br />

Theater Alte Mühle<br />

31.05. Pforzheim, PFestival<br />

05.07. Hallig Hooge,<br />

Kultur auf den Halligen<br />

06.08. Gammertingen,<br />

Klosterhof Mariaberg<br />

PETER GABRIEL<br />

www.kj.de<br />

29.04. Frankfurt, Festhalle<br />

30.04. München, Olympiahalle<br />

02.05. Köln, Lanxess-Arena<br />

03.05. Hannover, TUI-Arena<br />

25.05. Berlin, Waldbühne<br />

GITZE & BAND<br />

www.gitze-band.de<br />

15.11. Reichenbach, Die Halle<br />

29.11. Feuerbach,<br />

Kulturbesen<br />

30.11. Wallhausen, Kulturhaus<br />

07.12. Marbach,<br />

Schlosskeller<br />

GURU GURU<br />

www.guru-guru.com<br />

15.11. Emden, Alte Post<br />

16.11. Oldenburg, Cadillac<br />

22.11. Paderborn,<br />

Schloss Neuhaus<br />

23.11. Plauen, Malzhaus<br />

28.11. Braunschweig,<br />

Barnaby's<br />

29.11. Bergedorf, LoLa<br />

30.11. Dortmund,<br />

Blue Notez Club<br />

13.12. Frankfurt, Das Bett<br />

14.12. Heidelberg,<br />

Karls<strong>to</strong>rbahnhof<br />

BETH HART & BAND<br />

www.mascotlabelgroup.com<br />

01.12. Hamburg, Fabrik<br />

03.12. Berlin, Kesselhaus<br />

05.12. Magdeburg,<br />

Altes Theater<br />

07.12. Bochum, Zeche<br />

09.12. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

11.12. Frankfurt, Batschkapp<br />

13.12. Stuttgart, LKA<br />

15.12. München, Muffatwerk<br />

HELLMUT HATTLER<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

06.12. Esslingen, Dieselstraße<br />

HELTER SKELTER<br />

www.helter-skelter-live.de<br />

16.11. Friedrichshafen,<br />

Dornier-Museum<br />

23.11. Biberach,<br />

Gigelberghalle<br />

30.11. Mering,<br />

Mehrzweckhalle<br />

07.12. Uhingen, Udi<strong>to</strong>rium<br />

26.12. Memmingen, Kaminwerk<br />

28.12 Heidenheim,<br />

Congress-Centrum<br />

29.12 Nürnberg, Hirsch<br />

ELTON JOHN<br />

www.prknet.de<br />

06.07. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

10.07. Fulda, Domplatz<br />

19.07. Mainz, Am Zollhafen<br />

20.07. Mönchengladbach,<br />

Warsteiner Hockeypark<br />

23.07. Lörrach, Festival<br />

Roger Taylor<br />

DAS NEUE ALBUM DER<br />

fun on earth<br />

-SCHLAGZEUGLEGENDE!<br />

AB JETZT!<br />

EBENFALLS<br />

ERHÄLTLICH<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 107<br />

<strong>the</strong> lot Limitiertes 12-CD + DVD Boxset<br />

· 8 CDs mit den Original-Alben „Fun In Space“ (1981),<br />

„Strange Frontier“(1984), „Happiness?“ (1994),<br />

„Electric Fire“ (1998), „Fun On Earth“<br />

wie auch den 3 Alben mit seiner Band The Cross:<br />

„Shove It“ (1988),<br />

„Mad, Bad And Dangerous To Know“ (1990)<br />

und „Blue Rock“ (1991)<br />

· 4 CDs mit bis da<strong>to</strong> unveröffentlichten Edits, Versionen, Raritäten<br />

· DVD mit Videos und Bonus-Material


Konzertkalender<br />

KARAT<br />

www.karat-band.de<br />

15.11. Neubrandenburg,<br />

Konzertkirche<br />

16.11. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />

18.11. Berlin, Die Wühlmäuse<br />

27.12. Buchholz, Festhalle<br />

HEINZ RUDOLF KUNZE<br />

www.mawi-concert.de<br />

25.01. Leipzig, Haus Auensee<br />

26.01. Magdeburg,<br />

Altes Theater<br />

27.01. Göttingen, Lok Halle<br />

29.01. Bochum, Zeche<br />

30.01. Köln, E-Werk<br />

31.01. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

01.02. Bremen, Schlachthof<br />

03.02. Osnabrück, Rosenhof<br />

04.02. Oldenburg, Kulturetage<br />

05.02. Berlin, Columbiahalle<br />

07.02. Cottbus, Gladhouse<br />

08.02. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

09.02. Wernesgrün, Brauerei<br />

12.02. Nürnberg, Hirsch<br />

13.02. München, Freiheiz<br />

14.02. Erfurt, Stadtgarten<br />

17.02. Stuttgart, LKA<br />

18.02. Frankfurt, Batschkapp<br />

19.02. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

LAKE<br />

www.lake-music.de<br />

28.12. Hamburg, Fabrik<br />

29.12. Bordesholm, Savoy<br />

30.12. Eckernförde,<br />

Carls Showpalast<br />

LOVING THE SUN<br />

www.loving<strong>the</strong>sun.de<br />

18.12. Münster, Sputnik-Cafe<br />

MANFRED MANN'S<br />

EARTHBAND<br />

www.dmc-music.de<br />

29.11. Neustadt/Aisch,<br />

Halle am Schloss<br />

30.11. Lennestadt,<br />

Sauerlandhalle<br />

01.12. Augsburg, Spectrum<br />

19.12. Flensburg,<br />

Deutsches Haus<br />

20.12. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

21.12. Leipzig, Haus Auensee<br />

MOTÖRHEAD<br />

www.mlk.com<br />

25.02. Hamburg, Sporthalle<br />

27.02. München, Zenith<br />

01.03. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

02.03. Berlin, Velodrom<br />

04.03. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />

Electric-Halle<br />

05.03. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

NEW MODEL ARMY<br />

www.con<strong>to</strong>ur-music.de<br />

21.12. Köln, Palladium<br />

CHRIS NORMAN<br />

www.semmel.de<br />

27.02. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

01.03. Chemnitz, Stadthalle<br />

02.03. Erfurt, Messe<br />

03.03. Stuttgart, Theaterhaus<br />

04.03. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />

06.03. Köln, Gloria Theater<br />

07.03. Bochum, Zeche<br />

09.03. A-Wien, Metropol<br />

11.03. Germering, Stadthalle<br />

12.03. Kempten, Kult Box<br />

14.03. Frankfurt, Batschkapp<br />

16.03. Hamburg,<br />

Große Freiheit 36<br />

17.03. Ros<strong>to</strong>ck, Moya<br />

19.03. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

20.03. Leipzig, Gewandhaus<br />

21.03. Nürnberg, Hirsch<br />

22.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r-Varieté<br />

24.03. Gera, Kultur- u.<br />

Kongresszentrum<br />

26.03. Berlin, Tempodrom<br />

28.03. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

DONNIE MUNRO<br />

www.hypertension-music.de<br />

19.03. Karlsruhe, Tollhaus<br />

20.03. Krefeld, Kulturfabrik<br />

22.03. Cuxhaven, Hapag-Halle<br />

23.03. Braunschweig, Gastwerk<br />

24.03. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />

25.03. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

26.03. Hannover, Pavillion<br />

27.03. Ansbach, Kammerspiele<br />

28.03. Freiburg, Jazzhaus<br />

29.03. Netphen,<br />

Georg-Heimann-Halle<br />

30.03. Oberhausen,<br />

Zentrum Altenberg<br />

OMEGA<br />

www.german-concerts.de<br />

25.01. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

AXEL RUDI PELL<br />

www.spv.de<br />

07.02. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

11.02. Nürnberg, Löwensaal<br />

12.02. CH-Pratteln, Z7<br />

14.02. Memmingen,<br />

Kaminwerk<br />

15.02. Erfurt, HsD<br />

16.02. Hamburg, Markthalle<br />

18.02. Langen,<br />

Neue Stadthalle<br />

19.02. Ludwigsburg,<br />

Rockfabrik<br />

20.+21.02. Bochum, Zeche<br />

PUHDYS<br />

www.puhdys.com<br />

19.11. Osterode, Stadthalle<br />

20.11. Hof, Freiheitshalle<br />

22.+23.11. Freiberg, Tivoli<br />

07.12. Döbeln, WelWel<br />

14.+15.12. Kölpinsee,<br />

Hotel Seerose<br />

21.12. Neubrandenburg,<br />

Jahnsportforum<br />

22.12. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

26.12. Zwickau, Stadthalle<br />

27.12. Erfurt, Messehalle<br />

28.12. Magdeburg,<br />

Getec-Arena<br />

29.12. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

02.01. Chemnitz, Stadthalle<br />

03.01. Suhl, Congress Centrum<br />

04.01. Cottbus, Stadthalle<br />

05.01. Leipzig, Arena<br />

10.01. Riesa, Erdgas Arena<br />

11.01. Halle, Stein<strong>to</strong>r Variete<br />

08.02. Hoyerswerda,<br />

Lausitzhalle<br />

09.02. Potsdam, Nikolaisaal<br />

12.02. München, Tonhalle<br />

13.02. Gera, Kultur- u.<br />

Kongresszentrum<br />

14.02. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

22.02. Neuruppin, Pfarrkirche<br />

07.03. Böhlen, Kultur- u.<br />

Kongresscenter<br />

15.03. Schwerin,<br />

Sport- u. Kongresshalle<br />

21.03. Coswig, Börse<br />

22.03. Plauen, Festhalle<br />

29.03. Fulda, Orangerie<br />

12.04. Esslingen, Neckar Forum<br />

CLIFF RICHARD<br />

www.deag.de<br />

13.05. Hamburg, o2-World<br />

14.05. Berlin, o2-World<br />

16.05. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

20.05. München, Olympiahalle<br />

30.05. Frankfurt, Festhalle<br />

ROACHFORD<br />

www.india-media.de<br />

15.11. Hannover, Bluesgarage<br />

16.11. Duisburg, Gramatikoff<br />

17.11. Hamburg,<br />

Fliegende Bauten<br />

26.03. A-Kufstein, Kufa<br />

28.03. CH-Brugg, Salzhaus<br />

29.03. CH-Cham, Live in Cham<br />

30.03. CH-Murten,<br />

Hotel Murten<br />

01.04. CH-Hasliberg,<br />

Wetterhorn<br />

02.04. CH-Zürich,<br />

Escherwysss<br />

04.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

05.04. Mühldorf,<br />

Haberkasten<br />

06.04. Bensheim, Rex<br />

08.04. Karlsruhe, Jubez<br />

09.04. Mainz, Frankfurter Hof<br />

11.04. Köln, Gloria<br />

12.04. Bad Segeberg,<br />

Paradiso<br />

13.04. Berlin, Quasimodo<br />

ROYAL SOUTHERN<br />

BROTHERHOOD<br />

www.rufrecords.de<br />

15.11. CH-Baden,<br />

Nordportal<br />

16.11. Winterbach,<br />

Lehembachhalle<br />

18.11. Hamburg, Fabrik<br />

19.11. Bensheim, Rex<br />

20.11. Lindewerra,<br />

Gemeindesaal<br />

21.11. Dortmund, Piano<br />

22.11. Berlin, Quasimodo<br />

23.11. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

INGA RUMPF & FRIENDS<br />

www.in-akustik.com<br />

21.11. Neustadt,<br />

Schloss Landestrost<br />

22.11. Uelzen,<br />

Jabelmannhalle<br />

14.12. Brake, Central Theater<br />

MITCH RYDER<br />

www.mitchryder.net<br />

14.02. Dresden, Tante Ju<br />

15.02. Neuruppin, Kulturhaus<br />

20.02. Hameln, Sumpfblume<br />

21.02. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

22.02. Solingen, Cobra<br />

28.02. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

05.03. Frankfurt, Das Brett<br />

08.03. Freiburg, Jazzhaus<br />

09.03. Bonn, Harmonie<br />

11.03. Nürnberg, Hirsch<br />

12.03. Augsburg, Spectrum<br />

SIGGI SCHWARZ<br />

www.siggi-schwarz.de<br />

16.11. Bad Rappenau,<br />

Mühltalhalle<br />

22.11. Heidenheim,<br />

Lokschuppen<br />

28.11. Biberach,<br />

Gigelberghalle<br />

23.12. Aalen, Bottich<br />

SIMPLE MINDS<br />

www.fkpscorpio.com<br />

01.02. Berlin, Huxleys<br />

03.02. Hamburg, Docks<br />

07.02. Bremerhaven,<br />

Stadthalle<br />

08.02. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

09.02. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

11.02. Karlsruhe, Tollhaus<br />

12.02. Trier, Europahalle<br />

14.02. Köln, Palladium<br />

15.02. Olsberg, Konzerthalle<br />

16.02. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

18.02. Mainz, Phönixhalle<br />

20.02. Göppingen, Werfthalle<br />

21.02. Fürth, Stadthalle<br />

22.02. München, Zenith<br />

23.02. Singen, Stadthalle<br />

SILLY<br />

www.undercover-net.de<br />

19.11. Berlin, Fritzclub<br />

20.11. Lübeck, Musik- u.<br />

Kongresshalle<br />

22.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

23.11. Riesa, Erdgas-Arena<br />

25.11. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />

26.11. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

29.11. Karlsruhe,<br />

Festhalle Durlach<br />

01.12. Freiburg, Zäpfl e Club<br />

03.12. CH-Zürich,<br />

Härterei Club<br />

04.12. Balingen,<br />

Volksbankmesse<br />

06.12. Erfurt, Messehalle<br />

SLADE<br />

www.dmc-music.de<br />

15.11. Roding, Stadthalle<br />

16.11. Essenbach, Eskara<br />

SPACE DEBRIS<br />

www.spacedebrisprojekt.de<br />

08.03. Heidelberg, Karl<br />

STATUS QUO<br />

www.kb-k.com<br />

18.03. Berlin, o2-World<br />

19.03. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

21.03. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

SWEET<br />

www.stuff-music.de<br />

03.04. Hamburg, Markthalle<br />

05.04. Krefeld, Kulturfabrik<br />

07.04. Berlin, Fritzclub<br />

08.04. Leipzig, Auensee<br />

10.04. Dresden, Schlachthof<br />

11.04. Magdeburg, Amo<br />

12.04. Bremerhaven, Stadthalle<br />

13.04. Osnabrück, Rosenhof<br />

19.04. CH-Solothurn, Kofmehl<br />

20.04. Friedrichshafen,<br />

Bahnhof Fischbach<br />

23.04. Saarbrücken, Garage<br />

24.04. Karlsruhe, Substage<br />

25.04. Stuttgart, LKA<br />

26.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

27.04. Augsburg, Spectrum<br />

30.04. Schopfheim, Stadthalle<br />

02.05. Nürnberg, Hirsch<br />

04.05. Rosenheim, Ballhaus<br />

06.05. A-Wien, Szene<br />

07.05. Obertraubling, Airport<br />

08.05. Kempten, Big Box<br />

09.05. CH-Einsiedeln, Ziegelei<br />

10.05. CH-Schaffhausen,<br />

Kammgarn<br />

01.05. CH-Herisau, Casino<br />

TEN YEARS AFTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

15.03. Biberach, Gigelberghalle<br />

21.03. Gelsenkirchen, Die Kaue<br />

22.03. Siegburg, Kubana<br />

29.03. Affalter, Zur Linde<br />

CHRIS THOMPSON<br />

www.live-concept.de<br />

15.12. Ingolstadt, Saturn Arena<br />

21.12. Bendorf, Stadthalle<br />

22.12. Nürnberg, Rockfabrik<br />

20.03. Bruchsal, Fabrik<br />

01.03. CH-Pratteln, Z7<br />

22.03. Esslingen, Dieselstraße<br />

26.03. Unna, Lindenbrauerei<br />

27.03. Siegburg, Kubana<br />

28.03. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

TRANSATLANTIC<br />

www.target-concerts.de<br />

06.03. Karlsruhe, Substage<br />

07.03. München, Muffathalle<br />

08.03. Berlin,<br />

Astra Kulturhaus<br />

09.03. Köln, E-Werk<br />

WALTER TROUT<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

22.11. Hannover, Bluesgarage<br />

24.11. Bonn, Harmonie<br />

VIBRAVOID<br />

www.s<strong>to</strong>nedkarma.com<br />

29.11. Halle, Festival<br />

09.12. Würzburg, Immerhin<br />

28.12. Mönchengladbach,<br />

Festival<br />

VINCENT ROCKS<br />

www.vincentrocks.de<br />

06.12. Kirchheim, Club Bastion<br />

26.12. Dettingen,<br />

Gasthof Adler<br />

HANNES WADER<br />

www.scala-kuenstler.de<br />

15.11. Kempten, Kornhaus<br />

16.11. Freiburg, Paulussaal<br />

17.11. Heidelberg, Stadthalle<br />

18.11. Kassel, Stadthalle<br />

RAY WILSON<br />

www.raywilson.net<br />

15.11. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

16.11. Siegen, Weißtalhalle<br />

22.11. Haßsfurt, Rathaushalle<br />

23.11. Blomberg, Festival<br />

29.11. Hannover, Bluesgarage<br />

30.11. Flensburg,<br />

Roxy Concerts<br />

01.12. Kreuzberg,<br />

Passionskirche<br />

06.12. Siegburg, Kubana<br />

07.12. Herten, Kolpinghaus<br />

Westerholt<br />

08.12. Hamburg,<br />

Fliegende Bauten<br />

13.12. Sindelfi ngen, Stadthalle<br />

14.12. Tübingen, Carre<br />

20.12. Aalen, Stadthalle<br />

21.12. Rechberghausen,<br />

Haug-Erkinger-Festsaal<br />

22.12. Altenburg, Brüderkirche<br />

ALEXANDER WOLFRUM<br />

www.alexanderwolfrum.de<br />

20.11. Bayreuth,<br />

Rosenau-Saal<br />

23.11. Seßlach,<br />

Gasthof Reinwand<br />

29.11. Nürnberg,<br />

Gaismannshof<br />

05.12. Bayreuth, 7 Raben<br />

22.12. Bayreuth, Katharinavon-Bora-Kirche<br />

03.01. Steingaden,<br />

Bildungsstätte Langau<br />

08.03. Bayreuth, Balkonsaal<br />

YES<br />

www.kb-k.com<br />

26.05. Phoenixhalle, Mainz<br />

27.05. Admiralspalast, Berlin<br />

28.05. Auensee, Leipzig<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Die Veröffentlichung der<br />

Konzerttermine erfolgt<br />

ohne Gewähr. Durch die<br />

zweimonatliche Erscheinungsweise<br />

von <strong>GoodTimes</strong><br />

muss ein Teil der<br />

Termine zwei bis drei<br />

Monate im Voraus erfasst<br />

werden. Änderungen<br />

des Veranstaltungsortes,<br />

des Datums<br />

oder Konzert ausfälle<br />

sind daher möglich. Wir<br />

empfehlen Ihnen, vor einer<br />

Anreise den Termin<br />

auf der entsprechenden<br />

Internet-Seite nochmals<br />

zu überprüfen. Veranstaltungsmeldungen<br />

ohne<br />

Internet-Seitenangaben<br />

und ohne genauen Veranstaltungsort<br />

werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

FESTIVALS<br />

Rocklegends In Concert<br />

www.dmc-music.de<br />

19.12. Flensburg,<br />

Deutsches Haus<br />

20.12. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

21.12. Leipzig,<br />

Haus Auensee<br />

Manfred Mann's Earth<br />

Band, Barclay James<br />

Harvest feat. Les Holroyd<br />

Aida Night Of The Proms<br />

www.pse-germany.de<br />

29.+30.11. Köln,<br />

Lanxess-Arena<br />

01.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

04.12. Erfurt, Messehalle<br />

05.12. Mannheim,<br />

SAP-Arena<br />

06.+07.12. Frankfurt,<br />

Festhalle<br />

08.12. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

11.12. Stuttgart,<br />

Schleyerhalle<br />

13.–15.12. München,<br />

Olympiahalle<br />

18.12. Hannover,<br />

TUI-Arena<br />

19.12. Berlin, o2-World<br />

20.+21.12. Hamburg,<br />

o2-World<br />

22.12. Bremen, ÖVB-Arena<br />

Morten Harket, Mark King,<br />

Amy Macdonald, <strong>John</strong><br />

Miles, Baseballs<br />

Pearls Of Pop<br />

www.pearls-of-pop.de<br />

22.02. München, Zenith<br />

Simple Minds, Nik Kershaw,<br />

ABC, Paso Doble<br />

Rock Meets Classic<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

09.03. Berlin,<br />

Tempodrom<br />

11.03. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

12.03. Neu Ulm,<br />

Ratiopharm-Arena<br />

13.03. Nürnberg, Arena<br />

14.03. Würzburg,<br />

s.Oliver-Arena<br />

16.03. Passau,<br />

Dreiländerhalle<br />

18.03. Mannheim,<br />

SAP-Arena<br />

19.03. Kempten, Big Box<br />

20.03. München,<br />

Olympiahalle<br />

22.03. Regensburg,<br />

Donauarena<br />

23.03. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

26.03. A-Innsbruck,<br />

Olympiahalle<br />

27.03. Ingolstadt,<br />

Saturn-Arena<br />

29.03. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

30.03. Leipzig, Arena<br />

01.04. Hamburg, o2-World<br />

02.04. Essen,<br />

Grugahalle<br />

04.04. Stuttgart,<br />

Porsche Arena<br />

05.04. Dresden, Messe<br />

Alice Cooper, Mide Ure,<br />

Joe Lynn Turner, Kim Wilde,<br />

Mat Sinner Band<br />

Rock Of Ages<br />

www.rock-of-ages.de<br />

25.+26.07. Seebronn,<br />

Festplatz<br />

u.a. Axel Rudi Pell,<br />

Mad Max<br />

Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Konzertkalender<br />

präsentiert:<br />

ADAM ANT<br />

www.lb-events.de<br />

14.02. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

15.02. Berlin, Postbahnhof<br />

18.02. Bochum, Zeche<br />

19.02. Frankfurt, Batschkapp<br />

21.02. München, Backstage<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

feat. Les Holroyd<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

19.12. Flensburg,<br />

Deutsches Haus<br />

20.12. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

21.12. Leipzig, Haus Auensee<br />

MARY BLACK<br />

www.lb-events.de<br />

24.01. Berlin, Passionskirche<br />

25.01. Lübeck, Kolosseum<br />

26.01. Düsseldorf,<br />

Savoy Theater<br />

28.01. Osnabrück,<br />

Lu<strong>the</strong>rkirche<br />

29.01. Bochum, Christuskirche<br />

30.01. Frankfurt,<br />

Heilig-Geist-Kirche<br />

BLUES BAND<br />

www.hypertension-music.eu<br />

05.02. Twist, Heimathaus<br />

06.02. Bensheim,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

07.02. Stuttgart, Lab<br />

08.02. Mühldorf, Haberkasten<br />

09.02. Augsburg, Spectrum<br />

10.02. Erfurt, Museumskeller<br />

11.02. Osnabrück, Rosenhof<br />

12.02. Hamburg, Fabrik<br />

13.02. Bremen, Schlachthof<br />

14.02. Dortmund, Piano<br />

15.02. Hannover, Bluesgarage<br />

16.02. Krefeld, Kulturfabrik<br />

ERIC BURDON<br />

www.dmc-music.de<br />

15.11. Erfurt, Thüringenhalle<br />

16.11. Bad Rappenau,<br />

Mühltalhalle<br />

18.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

19.11. Hamburg, Fabrik<br />

28.11. Biberach,<br />

Gigelberghalle<br />

29.11. München, Circus Krone<br />

30.11. Stuttgart, LKA<br />

02.12. Nürnberg, Hirsch<br />

03.12. Mainz, Frankfurter Hof<br />

04.12. Karlsruhe, Jubez<br />

06.12. Regensburg,<br />

Airport Obertraubling<br />

07.12. Neuruppin, Kulturhaus<br />

Stadtgarten<br />

08.12. Leipzig, Haus Auensee<br />

PAUL CARRACK &<br />

SWR Big Band<br />

www.india-media.de<br />

06.12. Hamburg, CCH<br />

07.12. Bergheim, Medio<br />

11.12. Mainz, Phönixhalle<br />

12.12. Friedrichshafen,<br />

Zeppelinhalle<br />

14.12. Rastatt, Forum<br />

15.12. Stuttgart, Liederhalle<br />

THE DUBLIN LEGENDS<br />

www.lb-events.de<br />

22.11. Trier, Europahalle<br />

23.11. Duisburg,<br />

Theater am Marien<strong>to</strong>r<br />

24.11. Berlin, Tempodrom<br />

25.11. Hamburg, CCH<br />

26.11. Lübeck, Kolosseum<br />

28.11. Emden, Neues Theater<br />

29.11. Wolfsburg, CongressPark<br />

30.11. München, TonHalle<br />

01.12. Böblingen,<br />

Kongresshalle<br />

HAMBURG BLUES BAND &<br />

FRIENDS<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

19.11. Ebersbach, OKV<br />

21.11. Leipzig, Spizz<br />

22.11. Plauen, Ranch<br />

23.11. A-Admont, Bluesnight<br />

05.12. Bochum,<br />

Bhf. Langendreer<br />

06.12. Osnabrück, Rosenhof<br />

07.12. Kellinghusen,<br />

Ulmenhofschule<br />

20.12. Erfurt, HsD<br />

Gewerkschaftshaus<br />

21.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

03.01. Koblenz, Café Hahn<br />

04.01. Garching,<br />

Gasthaus zum Bräu<br />

05.01. Freiburg, Jazzhaus<br />

10.01. Berlin, Quasimodo<br />

11.01. Affalter, Linde<br />

16.01. Bonn, Harmonie<br />

17.01. Bensheim, Rex<br />

18.01. Schwerin, Speicher<br />

21.03. Göttingen, Musa<br />

22.03. Bordesholm, Savoy<br />

28.03. Kirchheim, Bastion<br />

29.03. Metzingen, Hirsch<br />

11.04. Hamburg, Fabrik<br />

19.04. Torgau, Kulturbastion<br />

02.05. Wangen,<br />

Im Schwarzen Hasen<br />

09.05. Schöneiche,<br />

Kulturgießerei<br />

10.05. Flensburg, Roxy<br />

08.06. Aukrug, Tivoli<br />

ALBERT HAMMOND<br />

www.hypertension-music.eu<br />

16.11. Buchholz, Empore<br />

18.11. Bad Salzufl en, Konzerthalle<br />

im Kurpark<br />

19.11. Düsseldorf,<br />

Savoy Theater<br />

20.11. Borken, Stadthalle<br />

22.11. Mühldorf, Stadtsaal<br />

23.11. Erding, Stadthalle<br />

24.11. Gersthofen, Stadthalle<br />

26.11. Gifhorn, Stadthalle<br />

27.11. Unna, Stadthalle<br />

28.11. Ludwigshafen,<br />

Das Haus<br />

30.11. Erfurt, Stadtgarten<br />

01.12. Ludwigsburg, Festsaal<br />

Waldorfschule<br />

NICK LOWE<br />

www.lb-events.de<br />

28.02. Berlin, Passionskirche<br />

01.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />

02.03. Bochum, Zeche<br />

JOHN MAYALL<br />

www.assconcerts.com<br />

27.03. Hamburg, Fabrik<br />

28.03. Oldenburg, Kulturetage<br />

29.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

30.03. Münster, Jovel<br />

31.03. Leipzig, Anker<br />

01.04. Berlin, C-Club<br />

02.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

03.04. Erfurt, HsD<br />

04.04. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

05.04. Affalter, Zur Linde<br />

06.04. Bochum, Zeche<br />

08.04. Köln, Die Kantine<br />

09.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

10.04. Kaiserslautern,<br />

Kammgarn<br />

11.04. Karlsruhe, Substage<br />

12.04. Freiburg, Jazzhaus<br />

13.04. München, Muffathalle<br />

15.04. Nürnberg, Hirsch<br />

16.04. Stuttgart, LKA<br />

SAGA & MAGNUM<br />

www.pa-co.eu<br />

08.05. Dortmund, FZW<br />

09.05. Köln, E-Werk<br />

10.05. Emden, Nordseehalle<br />

12.05. Hamburg, Docks<br />

13.05. Berlin, Huxleys<br />

15.05. Saarbrücken, Garage<br />

16.05. Filderstadt,<br />

FILharmonie<br />

17.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

19.05. Obertraubling, Airport<br />

20.05. Nürnberg, Rockfabrik<br />

22.05. München, Circus Krone<br />

23.05. CH-Pratteln, Z7<br />

24.05. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

SHEILA E & LARRY GRAHAM<br />

www.shooter.de<br />

15.11. Hamburg, Fabrik<br />

16.11. Berlin, Huxleys<br />

LISA STANSFIELD<br />

www.kb-k.com/tickets<br />

09.05. Frankfurt, Festival<br />

10.05. Hamburg, CCH 2<br />

12.05. Bremen,<br />

<strong>Music</strong>al Theater<br />

19.05. Köln, Theater am<br />

Tanzbrunnen<br />

20.05. München, Circus Krone<br />

22.05. Stuttgart, Hegelsaal<br />

23.05. Mannheim, Rosengarten<br />

24.05. Bispingen, Festival<br />

26.05. Berlin, Admiralspalast<br />

STATUS QUO & URIAH HEEP<br />

www.kb-k.com<br />

15.11. Kempten, Big Box<br />

16.11. Hof, Freiheitshalle<br />

18.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

19.11. Leipzig, Haus Auensee<br />

22.11. Bielefeld, Stadthalle<br />

23.11. Heilbronn, Harmonie<br />

STOPPOK<br />

www.rattaymusic.de<br />

15.11. Ahaus, Logo<br />

16.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

17.11. Hannover, Bluesgarage<br />

20.11. Magdeburg,<br />

Club Baracke<br />

21.11. Torgau, Kulturbastion<br />

22.11. Berlin, Baylon<br />

23.11. Gifhorn, FBZ Grille<br />

24.11. Hamburg, Polittbüro<br />

27.11. Mainz, SWR Live im<br />

Funkhaus<br />

28.11. Bielefeld, Movie<br />

29.11. Köln, Kulturkirche<br />

30.11. Saarburg, Stadthalle<br />

01.12. Reutlingen, FranzK<br />

04.12. Remchingen, Kulturhalle<br />

05.12. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

06.12. Plauen, Malzhaus<br />

07.12. Erfurt, HsD<br />

08.12. Bochum, Zeche<br />

09.12. Heiligenhaus, Der Club<br />

11.12. Mülheim,<br />

Ringlokschuppen<br />

12.12. Korbach, Bürgerhaus<br />

13.12. Marburg, KFZ<br />

14.12. Fulda, Kreuz<br />

15.12. Aachen, Franz<br />

18.12. Unna, Lindenbrauerei<br />

19.12. Schwerin, Speicher<br />

20.12. Flensburg, Roxy<br />

21.12. Lübeck, Kolosseum<br />

22.12. Bremen, Schlachthof<br />

23.12. Düsseldorf,<br />

Savoy Theater<br />

TANGERINE DREAM<br />

www.mfpconcerts.com<br />

26.05. München, Circus Krone<br />

27.05. Stuttgart, Theaterhaus<br />

28.05. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

30.05. Berlin, Admiralspalast<br />

31.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

01.06. Köln, Theater am<br />

Tanzbrunnen<br />

03.06. A-Wien, Gasometer<br />

VANILLA FUDGE<br />

www.mfpconcerts.com<br />

16.03. Essen, Turock<br />

19.03. Nürnberg, Hirsch<br />

22.03. Hannover, Bluesgarage<br />

26.03. A-Wien, Szene<br />

WISHBONE ASH<br />

www.assconcerts.com<br />

15.01. Übach-Palenberg,<br />

Rockfabrik<br />

22.01. Twist, Heimathaus<br />

23.01. Köln, Kantine<br />

24.01. Idstein, Die Scheuer<br />

25.01. Koblenz, Café Hahn<br />

26.01. Bochum, Zeche<br />

28.01. A-Wien, Reigen Live<br />

29.01. München, Ampere<br />

30.01. Nürnberg, Hirsch<br />

31.01. Barby,<br />

Zum Rautenkranz<br />

01.02. Affalter, Zur Linde<br />

02.02. Fulda, Alte Piesel<br />

04.02. Osnabrück, Rosenhof<br />

05.02. Hamburg, Fabrik<br />

06.02. Berlin, Quasimodo<br />

07.02. Hannover, Bluesgarage<br />

08.02. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

09.02. Oberhausen,<br />

Zentrum Altenberg<br />

11.02. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

12.02. Konstanz, Kulturladen<br />

13.02. Augsburg, Spectrum<br />

14.02. Freudenburg, Ducsaal<br />

15.02. Reichenbach, Die Halle<br />

18.02. Mannheim, Alte Seilerei<br />

19.02. Lörrach, Burghof<br />

20.02. CH-Burgdorf,<br />

Casino Theater<br />

21.02. CH-Zug, Chollerhalle<br />

22.02. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

MUSICALS<br />

Massachusetts –<br />

Das Bee Gees <strong>Music</strong>al<br />

www.resetproduction.de<br />

23.01. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

24.01. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

25.01. Essen,<br />

Colosseum Theater<br />

26.01. Monheim/Rhein, Aula<br />

28.01. Köln, Tanzbrunnen<br />

29.01. Gummersbach,<br />

Theater<br />

30.01. Aschaffenburg,<br />

Stadthalle<br />

02.02. Stuttgart, Liederhalle<br />

05.02. Bonn, Beethovenhalle<br />

09.02. Hamburg, CCH 2<br />

11.02. Bremerhaven,<br />

Stadthalle<br />

12.02. Wilhelmshaven,<br />

Stadthalle<br />

13.02. Lingen, Emsland-Arena<br />

14.02. Osnabrück, Osnahalle<br />

15.02. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

16.02. Bad Fallingbostel,<br />

Heidmarkhalle<br />

13.03. Bergheim,<br />

RheinMedioErft<br />

15.03. Paderborn, Paderhalle<br />

16.03. Stadthagen, Festhalle<br />

18.03. Hamm, Maximilianpark<br />

19.03. Iserlohn, Theater<br />

21.03. Winterberg, Eventpalast<br />

23.03. Zwickau, Stadthalle<br />

26.03. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

27.03. Brandenburg,<br />

Stahlpalast<br />

28.03. Berlin, Tempodrom<br />

29.03. Frankfurt/Oder,<br />

Messehalle<br />

30.03. Stralsund,<br />

Vogelsanghalle<br />

02.04. Fulda, Maritim<br />

03.04. Mainz, Phönixhalle<br />

04.04. Mönchengladbach,<br />

Kaiser-Friedrich-Halle<br />

06.04 Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

07.04. Münster,<br />

Halle Münsterland<br />

24.04. CH-Gossau,<br />

Fürstenlandsaal<br />

25.04. CH-Winterthur,<br />

Kongresshaus<br />

26.04. CH-Chur, Stadthalle<br />

27.04. CH-Bern,<br />

Kursaal-Arena<br />

30.04. CH-Emmenbrücke,<br />

Gersag<br />

01.05. CH-Biel,<br />

Kongresszentrum<br />

02.05. CH-Zürich,<br />

Kongresshaus<br />

03.05. CH-Interlaken,<br />

Audi<strong>to</strong>rium Kursaal<br />

04.05. CH-Basel, Casino<br />

06.05. München, Circus Krone<br />

08.05. A-Graz,<br />

Helmut-List-Halle<br />

09.05. A-Wien, Stadthalle<br />

10.05. A-Linz, Brucknerhaus<br />

11.05. A-Salzburg, Europasaal<br />

Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Schluss mit<br />

dem Zeitdruck!<br />

Gerade war er wieder in Deutschland unterwegs, kam dann rechtzeitig<br />

zu seinem 37. Geburtstag (14.11.) nach Hause – um im Frühjahr 2014<br />

erneut über den Ärmelkanal zu reisen: Aynsley Lister, britischer Blues-<br />

Rocker, der vor kurzem mit HOME sein zehntes Album veröffentlicht<br />

hat. Vor seinem Auftritt in den Kammerspielen Ansbach sprach Philipp<br />

Roser mit dem Musiker, der auch als Gitarrenlehrer arbeitet.<br />

Es gibt offenbar eine besondere Beziehung<br />

zwischen dir und Deutschland – deinen ersten<br />

Plattenvertrag hattest du bei einer hiesigen<br />

Firma?<br />

Ja, ich habe 1998 bei Ruf Records unterschrieben.<br />

Das Label hat mir meine ersten Auftritte außerhalb<br />

des UK ermöglicht. Es schickte mich mit Walter Trout<br />

los, und ich spielte mit <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> und Robert Cray.<br />

Durch diese Gigs als Opener konnte ich mir ein gewisses<br />

Publikum aufbauen, um erst einmal, inzwischen<br />

zweimal im Jahr hier <strong>to</strong>uren zu können.<br />

Was ist hier anders als im<br />

UK?<br />

Es gibt ein größeres Publikum<br />

und einfachere Arbeitsmöglichkeiten.<br />

Die Clubs sind<br />

besser, es gibt auch mehr<br />

davon. Wenn man in England<br />

200 Leute im Konzert<br />

hat, ist das viel.<br />

Hier kommen im<br />

Schnitt doppelt<br />

so viele Besucher<br />

zu mir.<br />

Vor HOME<br />

gab es eine<br />

dreijährige Studiopause ...<br />

Es ist mein zehntes Album. Irgendwann ist der Punkt<br />

erreicht, an dem man aufpassen muss, sich nicht zu<br />

wiederholen. Ich habe mir diesmal bewusst viel Zeit<br />

für das Songschreiben genommen – früher stand ich<br />

oft ziemlich unter Zeitdruck, musste zehn Songs in<br />

sechs Monaten komponieren. Wenn mir jetzt mal<br />

drei Monate lang nichts eingefallen ist, habe ich<br />

mich nicht verrückt gemacht. Stellte sich dann eine<br />

Idee ein, schrieb ich sie auf und bin damit ins Studio<br />

gegangen.<br />

HOME ist vielfältiger als frühere Alben, mehr als<br />

nur" Blues-Rock und Rock-Blues.<br />

"<br />

Es zeigt, was mich als Künstler ausmacht, es reflektiert<br />

alle meine Facetten. Ich liebe alten Blues, Freddie<br />

King, Albert Collins, Peter Green – den elektrischen<br />

Blues der 60er Jahre. Ich stehe aber auch auf<br />

AC/DC – und ich mag Songs und Melodien. HOME<br />

ist ein perfektes Beispiel für all die unterschiedlichen<br />

Elemente, die mich ausmachen. Es gibt ein bisschen<br />

Blues, ein wenig Rock, sogar poppige Sachen<br />

wie "Broke”, dessen Melodie und Groove nicht aus<br />

meinem Kopf wollten. Es sind auch einige Sachen<br />

dabei, die in die Singer/Songwriter-Richtung gehen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Michael Robert Williams<br />

Fo<strong>to</strong>: © Hypertension <strong>Music</strong><br />

Als Gitarrist hat Mick Ralphs wesentlich zum<br />

Erfolg von Mott The Hoople und Bad Company<br />

beigetragen. Mit beiden Acts war er auch<br />

2013 wieder aktiv, doch 2014 will er sich auf<br />

seine Mick Ralphs Band konzentrieren. Im<br />

April kommt sie erstmals nach Deutschland.<br />

Mick Ralphs<br />

Lob nach<br />

Liverpool<br />

DIE ANDEREN …<br />

Bester Sänger? Paul Rogers<br />

Beste Sängerin? Amy Winehouse<br />

Beste Band? Beatles<br />

Beste(r) Songschreiber(in)? <strong>John</strong> Lennon<br />

Unterschätzteste(r) Band/Solist? The Contrast<br />

Überschätzteste(r) Band/Solist? White Stripes<br />

Beste Single? Don McLeans "Vincent"<br />

Bestes Album? FOREVER CHANGES<br />

Bester Song? Everly Bro<strong>the</strong>rs: "Wake Up Little Susie"<br />

Deine Allstar-Band? Simon Kirke (dr), Jaco Pas<strong>to</strong>rius (b),<br />

Robben Ford (g), Otis Redding (voc)<br />

... UND ICH<br />

Welche Cover-Version möchtest du mal aufnehmen?<br />

Keine<br />

Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />

"Strawberry Fields Forever" (Beatles)<br />

Wer sollte einen Song über dich schreiben?<br />

Keine Ahnung.<br />

Wie sollte der Song heißen? Keine Ahnung.<br />

Was war das Highlight deiner Karriere?<br />

Eine Nr.-1-Single in den US-Charts.<br />

Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Sei ehrlich, sei du selbst.<br />

KREUZVERHÖR<br />

EINIGE W0RTE ZU ...<br />

Ian Hunter: Großartiger Mensch und Songschreiber.<br />

Mott The Hoople: Einzigartig, fantastisch,<br />

wunderbar, Spaß.<br />

Bad Company: Großartige Blues-Rockband.<br />

David Gilmour: Toller Gitarrist und Freund.<br />

David Bowie: Intelligent und künstlerisch.<br />

TAKE THIS (Solo-Album von 1984): Schwer unterschätzt<br />

und essenziell!<br />

Les Paul / Stra<strong>to</strong>caster: Erstklassige Gitarren.<br />

Songwriting: Harte Arbeit.<br />

Blues: Ich liebe ihn.<br />

Soli / Intros: Bestandteile von Songs.<br />

Deutschland: Baut großartige Au<strong>to</strong>s.<br />

Rhythmusgitarrenspiel: Unverzichtbarer<br />

Bestandteil von Songs.<br />

Jimmy Cliff: Erfreuliche Erfahrung (Ralphs gehörte zur UK-<br />

Band The Shakedown Sound, die Cliff begleitete).<br />

The Buddies: Tolle Freunde (1964 eine seiner ersten Bands).<br />

PLEASE, ANSWER<br />

THE S0NG …<br />

Von Philipp Roser<br />

Why Do Fools Fall In Love?<br />

(FRANKIE LYMON, 1963) Warum nicht?<br />

Where Have All The Good Times Gone?<br />

(KINKS, 1965) Keine Ahnung.<br />

What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />

Weiß ich nicht.<br />

Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />

Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.<br />

Why Believe In You? (TEXAS, 1991) Weiß ich nicht.


Eric Clap<strong>to</strong>n<br />

enn<br />

n<br />

Songs<br />

len können<br />

n<br />

In den 60er Jahren mit den Yardbirds, <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>'s<br />

Bluesbreakers, Cream und Blind Faith zum Superstar aufgestiegen,<br />

von den Fans als gottähnliches Wesen verehrt, für<br />

viele Gitarristenkollegen ein Vorbild – Eric Clap<strong>to</strong>n stand<br />

ganz oben. Und dann stürzte der im Inneren unsichere<br />

Musiker tief ab in den Drogen- und Alkoholsumpf. Er zog<br />

zwar Frauen an wie Licht die Motten, war aber lange letztlich<br />

bindungsunfähig. Seine weitere Karriere glich einer<br />

Achterbahnfahrt mit ein paar Höhepunkten wie "I Shot The<br />

Sheriff", "Lay Down Sally" und "Cocaine", aber auch mit<br />

vielen als platt-kommerziell kritisierten Tiefpunkten. Mitte<br />

der 80er Jahre schrieb ihm seine Plattenfirma vor, mit wem<br />

er zusammenarbeiten und welche Songs er für seine Alben<br />

aufnehmen sollte.<br />

Von Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © Universal <strong>Music</strong><br />

Dann kam der 20. März 1991, als sein viereinhalbjähriger<br />

Sohn Conor aus dem 53. S<strong>to</strong>ck<br />

eines New Yorker Hochhauses zu Tode<br />

stürzte. Für den Menschen Eric Clap<strong>to</strong>n eine Katastrophe,<br />

für den Musiker Eric Clap<strong>to</strong>n zugleich ein<br />

Wendepunkt. Er betrieb aktive Trauerarbeit, indem<br />

er die Songs "Circus" und "Tears In Heaven" (mit<br />

Will Jennings) schrieb – "Tears" rührte unzählige<br />

Menschen, avancierte zum Welthit. Der Titel wurde<br />

– wie die am 16. Januar 1992 aufgezeichnete<br />

„MTV Unplugged"-Session – zum Ausgangspunkt<br />

eines andauernden Comebacks und mit einem<br />

Grammy gewürdigt.<br />

„Ich habe fünf oder sechs Songs über meinen<br />

Sohn geschrieben – Songs haben eine heilende<br />

Wirkung", sagte Clap<strong>to</strong>n dem Au<strong>to</strong>r schon 1991.<br />

"Tears In Heaven", das er eigentlich für den<br />

Soundtrack des Films „Rush" beigesteuert hatte,<br />

spielte er bei der MTV-Session im Januar 1992 in<br />

London ebenso wie "My Fa<strong>the</strong>r's Eyes" und seinen<br />

Klassiker "Layla" (Slow Shuffle) neu arrangiert in<br />

intimstem Rahmen – dokumentiert auf CD, jetzt<br />

in der Deluxe-Edition mit Bonus-Tracks und DCD,<br />

inklusive der Proben. Als Single veröffentlicht, zog<br />

"Tears In Heaven" (US #2, UK #5, D #42) den Livemitschnitt<br />

auf die Erfolgsspur – in Deutschland bis<br />

auf Platz 3 der Albumcharts (US #1, UK #2).<br />

Das Album vermittelte<br />

Clap<strong>to</strong>n mehr<br />

Selbstsicherheit und<br />

Stabilität: „Ewig<br />

lange war ich nach<br />

Konzerten<br />

innerlich<br />

ausgebrannt und leer,<br />

hatte alles gegeben –<br />

und kam dann in ein ödes Hotelzimmer und hatte<br />

nichts, um diese innere Leere wieder zu füllen. Ich<br />

versuchte, dieses Vakuum mit Drogen und Alkohol zu<br />

füllen", suchte er damals nach Erklärungen für seinen<br />

Substanzmissbrauch früherer Jahre. „Außerdem<br />

saß ich oft depressiv zu Hause und empfand mich<br />

als wertlos." Diesmal schaffte er es, Abstand zu den<br />

vernichtenden Giften zu gewinnen. Er gründete ein<br />

Reha-Zentrum auf Antigua, um anderen Abhängigen<br />

zu helfen, wollte jedoch anderen nicht von Drogen<br />

abraten: „Ich denke, jeder muss seinen eigenen Weg<br />

gehen. Alles, was ich sagen kann, ist:<br />

,Wenn du dich dafür entscheidest, etwas<br />

Lebensbedrohliches zu tun, dann<br />

solltest du auch auf den Preis schauen,<br />

den du dafür bezahlst.'"<br />

Die Erfahrung MTV UNPLUGGED<br />

in seiner reduzierten musikalischen<br />

Form erinnerte Clap<strong>to</strong>n an seine Anfänge,<br />

führte ihn zum Wesentlichen zurück<br />

– und<br />

war auch so etwas wie der Ans<strong>to</strong>ß für eine Rückkehr<br />

zum Blues. Schließlich spielte er schon bei<br />

dieser Show Vorlagen von Robert <strong>John</strong>son oder Big<br />

Bill Broonzy. „Es war eine <strong>to</strong>lle Gelegenheit, mich<br />

auch vor den Musikern zu verbeugen, die mich beeinflusst<br />

und geprägt haben", sagte Clap<strong>to</strong>n später,<br />

„der Abend war unglaublich emotional." Nicht nur<br />

für Clap<strong>to</strong>n, sondern auch für seine Mitmusiker und<br />

das Publikum in den Bray Film Studios in Windsor.<br />

Ähnlich atemlose Stille wie bei "Tears In Heaven"<br />

herrscht nicht nur im kleinen Rahmen – auch bei den<br />

folgenden Open-Air-Festivals lauschte ein vieltausendköpfiges<br />

Publikum andächtig und mitfühlend.<br />

Chuck Leavell über die<br />

„Unplugged-Show”:<br />

„Bei Erics ,Unplugged'-Show dabei zu sein, war eines<br />

der Highlights meiner Karriere. Eine großartige Band<br />

mit wunderbaren Musikern: Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low,<br />

Steve Ferrone, Nathan East, Ray Cooper, Tessa Niles<br />

und Katie Kissoon – und natürlich Eric! Wir hatten<br />

George Harrisons Tour durch Japan beendet, und<br />

dann entschied sich Eric, ,Unplugged' zu machen.<br />

Unser anderer Keyboarder Greg Phillinganes wollte<br />

nicht länger <strong>to</strong>uren, in Los Angeles bleiben und sich<br />

auf die Arbeit im Studio und das Produzieren<br />

konzentrieren. Eric kam zu mir und<br />

fragte, ob ich die Tastenarbeit allein erledigen<br />

wolle, oder ob wir noch jemanden<br />

dazuholen sollten. Ich sagte, dass ich es<br />

gerne allein machen würde. Endlich hat-<br />

te<br />

ich den Raum innerhalb der Band, um<br />

Keyboardsolos spielen zu können – und<br />

das hat mich begeistert! Wir haben nicht<br />

viel geprobt, nur etwa drei Tage. Wir veränderten viele<br />

Arrangements, um die Songs der Situation anzupassen<br />

– von daher war alles sehr frisch und erquicklich<br />

für uns. Die Show ging glatt über die Bühne, und wir<br />

hatten alle viel Spaß. Es lief locker, als würden wir bei<br />

irgendjemandem im Wohnzimmer spielen. Dem Publikum<br />

schien es auch zu gefallen – ein fantastisches<br />

und unvergessliches Erlebnis für mich!"<br />

Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DANKE ENGEL<br />

UNPLUGGED TOUR 2013 | 2014<br />

15. 11. 2013 Halle/Saale Stein<strong>to</strong>rvarieté<br />

16. 11. 2013 Thale Klubhaus Thale<br />

22. 11. 2013 Dresden Alter Schlachthof<br />

30. 11. 2013 Pasewalk His<strong>to</strong>risches U<br />

27. 12. 2013 Bernau Stadthalle<br />

03. 01. 2014 Weißenfels Kulturhaus<br />

05. 01. 2014 Dessau Marienkirche<br />

10. 01. 2014 Bad Saarow Theater am See<br />

11. 01. 2014 Magdeburg Johanniskirche<br />

12. 01. 2014 Arnstadt Theater im Schlossgarten<br />

17. 01. 2014 Görlitz Gerhart Hauptmann Theater<br />

18. 01. 2014 Ballenstedt Schloss<strong>the</strong>ater<br />

19. 01. 2014 Borna Stadtkulturhaus<br />

24. 01. 2014 Schwerin Capi<strong>to</strong>l<br />

25. 01. 2014 Ros<strong>to</strong>ck Nikolaikirche<br />

26. 01. 2014 Neubrandenburg Konzertkirche<br />

30. 01. 2014 Chemnitz Brauclub/Turm-Brauhaus<br />

31. 01. 2014 Strausberg Volkshaus<br />

28. 02. 2014 Sassnitz Sporthalle Dwasieden<br />

01. 03. 2014 Stralsund Vogelsandhalle<br />

02. 03. 2014 Wolgast Hufelandsporthalle<br />

07. 03. 2014 Cottbus Alte Chemiefabrik<br />

08. 03. 2014 Calau Stadthalle<br />

09. 03. 2014 Oranienburg Orangerie<br />

14. 03. 2014 Wittenberg Phönix Theaterwelt<br />

15. 03. 2014 Wismar St. Georgen Kirche<br />

16. 03. 2014 Güstrow Ernst Barlach Theater<br />

21. 03. 2014 Bischofswerda Kulturhaus<br />

22. 03. 2014 Hoyerswerda Lausitzhalle<br />

28. 03. 2014 Eilenburg Bürgerhaus<br />

29. 03. 2014 Wolfen Kulturhaus<br />

Änderungen vorbehalten! Weitere Termine in Vorbereitung!<br />

DAS AKTUELLE ALBUM »DANKE ENGEL« ALS CD+DVD DELUXE-EDITION<br />

• Die CD mit 10 City-Klassikern in Unplugged-Versionen und 5 neuen Titeln<br />

• Die DVD unplugged live aus dem NDR Funkhaus Schwerin und live von der Sommer<strong>to</strong>ur 2012 in Wismar<br />

Im Direktversand oder im Handel im Vertrieb von BuschFunk<br />

Weitere Informationen unter www.city-internet.de | www.facebook.com/CITY.Ostrock | www.sechzehnzehn.de


Leserbriefe<br />

Gerne... können Sie uns schreiben, ein Fax schicken oder eine email senden:<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/102 862 · email: goodtimes@nikma.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 S. 22 – A<strong>to</strong>mic Rooster<br />

Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Vielen Dank für den Artikel über die – leider fast vergessenen – A<strong>to</strong>mic<br />

Rooster! War interessant zu lesen. Nur der erste Auftritt der Herren<br />

Crane, Graham & Palmer war meines Wissens nach nicht im Londoner<br />

Lyceum, sondern im Fishmongers Arms in Wood Green North London.<br />

Ansonsten ein rundum <strong>to</strong>lles Heft – vor allem die vielen Schallplattenkritiken,<br />

Bücherecke, Hintergrunds<strong>to</strong>rys ... Weiterhin Alles Gute!<br />

Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Kugler, A-3386 Hafnerbach<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 – Verlosung<br />

Liebe <strong>GoodTimes</strong>-Redaktion,<br />

heute Mittag fand ich Ihren Brief mit dem Liverpool-Buch in meinem<br />

Briefkasten vor. Ich habe mich sehr darüber gefreut und möchte mich<br />

auf diesem Weg ganz herzlich bei Ihnen bedanken (zum Glück fängt<br />

doch nicht nur "<br />

der frühe Vogel den Wurm").<br />

Viele Grüße aus Gütersloh sendet Ihnen mit den<br />

besten Wünschen Fritz Hüllbrock<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 S. 8 – Vers<strong>to</strong>rben<br />

Da würde sich der gute Peppi (Marchello) aber doch sehr wundern. Er<br />

ist 1945, nicht 1965 geboren.<br />

Long live Rock'n Roll, K. Heißmann, Markt Erlbach<br />

<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />

Hallo, Musikusse und Bluesmen!<br />

Bin 1966 wachgeworden, – nach 13 Jahren musikalischem Grown Up.<br />

Seitdem immer "<br />

on wire and wave", - über BBC, Radio Lux, WDR (Winfried<br />

Trenker), SWR (Frank Laufenberg) und nun dann immer "<br />

on Rolling<br />

S<strong>to</strong>ne und <strong>GoodTimes</strong>" und natürlich "<br />

live on stage".<br />

Zwei Bitten eines (letztendlichen) Dead Heads, der in Köln großgeworden<br />

ist: Als einer der ersten kölschen Krautrocker würde ich mich doch<br />

mal sehr über einen kleinen Beitrag zu Ali Claudi freuen ... Gomorrha<br />

und Umfeld (unser Jim Hen), Blues/Jazz-Solos von AC (unser A.D. Meola)<br />

und natürlich die Boogie Woogie Company (unsere Jazz/Blues-Trooper).<br />

Gibt es eine große bessere deutsche Folk/Blues/Rock/Indie- und<br />

Dance-Truppe als die Bläack Fööss? Ich denke, nach 40 Jahren haben<br />

sie es auch mal verdient. Beide machen mir/uns seit mehr als 40 Jahren<br />

viel Freude – euch und euren Lesern bestimmt auch!<br />

Vielen Dank im Voraus, – und wenn es nichts wird –, macht auch nichts,<br />

ich freue mich weiter auf deren Musik und bleibe natürlich auch euer<br />

Leser!<br />

Helmut Schmidt, Jülich<br />

P.S.: Macht doch mal eine Hitparade "<br />

der vergessenen Hits".<br />

Ich wüsste eine Menge (James Gangs "Midnight Man", "Home" Fancy<br />

Lady – Hollywood Child", etc.).<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 S. 82 – Stilkunde Disco<br />

Hallo und guten Tag,<br />

keine Kritik und nur eine Anmerkung zum gut recherchierten Artikel. Eine<br />

Band habe ich jedoch vermisst, die auch in Deutschland in der Hitparade<br />

und natürlich in den Discos vertreten war: KC & The Sunshine Band.<br />

Sie waren ab 1973/74 auf jeder Tanzfläche angesagt. Ferner schrieben<br />

sie (Casey/Finch) noch für andere Künstler Songs, so z.B. für George<br />

McCrae den Disco-Kracher "Rock Your Baby". Ich weiß, man könnte<br />

noch viele aufzählen, doch KC gehört auf jeden Fall dazu!<br />

Mit musikalischen Grüßen Ot<strong>to</strong> Pfleger, Bad Wimpfen<br />

<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />

Hi Folks,<br />

als langjähriger Abonnent erstmalig ein Leserbrief von mir, der aber zugleich<br />

meine kontinuierliche Zufriedenheit mit dem fachlich höchstqualifizierten<br />

Blatt zum Ausdruck bringt. Besonders die Artikel von Bernd<br />

Ma<strong>the</strong>ja (lese mit viel Verspätung, aber viel Spaß derzeit sein Buch<br />

1000 Nadelstiche") haben es mir angetan und zuletzt die Spurensuche<br />

"<br />

nach den Rockperlen Shocking Blue zeigen komprimiert auf einer Seite<br />

Geschichte, Ausdruck, Erfolg und Anspruch einer Band, treffender kann<br />

man es nicht machen. Die Lektüre begeistert nicht zuletzt deshalb, weil<br />

man angeregt wird, selbst noch einmal sich in die Musik zu vertiefen.<br />

So kramte ich alle genannten CDs noch einmal hervor und stellte tatsächlich<br />

fest, dass das 3rd-Album wirklich das beste war und Mariskas<br />

(sie war wirklich mein und meiner Freunde "<br />

Bubentraum" um 1970...)<br />

Stimme hier am besten zur Geltung kam (klar, keine "<br />

Prädikatsliga", sie<br />

ist keine holländische Julie-Driscoll-Ausgabe, aber markant). Wer nicht<br />

so tief in Shocking Blue eintauchen will, ist auch mit der CD BEST OF<br />

(Connoisseur CSAP 114, London) bestens bedient, die neben allen herausragenden<br />

Songs (auch "Venus", das auf den vier Red-Bullit-CDs<br />

nicht drauf ist), auch zwei Mariska-Solo-Aufnahmen enthält. Noch ein<br />

Shocking Blue-Sehtipp: GREATEST HITS (Red Bullit DVD von 2004) bietet<br />

auch einen guten Überblick und (s.o.) nette Bilder von Mariska. Wünschen<br />

würde ich mir weitere Neder-Pop-S<strong>to</strong>rys über Q 65, Bintangs,<br />

Cuby & The Blizzards, Rob Hoeke, Supersister, Livin' Blues ...<br />

Weiter so. Beste Grüße von Herbert Dappen<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 – Disco<br />

Eine riesengroße Freude konntet ihr mir mit eurer wunderbaren Disco-<br />

S<strong>to</strong>ry bereiten. Ich bin in der frühen 70er Jahren mit deutschem Schlager<br />

großgeworden, aber natürlich durften auch die intern. Hits nicht fehlen.<br />

Besonders hat es mir in den 70er Jahren die Disco-Welle angetan. Viele<br />

Acts konnte ich bei Oldie-Festivals live erleben, oder konnte durch div.<br />

Au<strong>to</strong>grammsammlerclubs den Kontakt zu den Künstlern finden. Auch<br />

die Fo<strong>to</strong>s zur S<strong>to</strong>ry sind großartig.<br />

Bezüglich der DVD Review zu "<br />

Das Beste aus dem Musikladen Vol.2"<br />

sei noch gesagt, dass es sich bei Clout um keine One-Hit-Wonder-<br />

Gruppe handelte. Nach ihrem Nr.1-Hit "Substitute" (6/78 GB 2/78 D1)<br />

folgten mit "Save Me", "The Best Of Me" und "Under Fire" noch weitere<br />

Chart-Erfolge. Leider trennte sich diese Gruppe 1983.<br />

Liebe Grüße, Wal<strong>the</strong>r Neher, Ebersbach<br />

<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />

Liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />

ich vermisse Beiträge über eine meiner Lieblingsbands: Smokie! Ich<br />

habe sie beim WDR-4-Oldie-Marathon in Bielefeld erlebt – einfach Spitzenklasse!<br />

Es gab Gänsehaut pur, der Saal "<br />

stand Kopf".<br />

Euer langjähriger Leser, Günter Sahm, Bielefeld<br />

<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />

Hallo <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />

da ich musikalisch tief in den 1960er und 1970er Jahren verwurzelt bin<br />

und viele meiner Lieblingsbands bei euch in <strong>GoodTimes</strong> auftauchen,<br />

lese ich eure Zeitschrift mit ihren gut recherchierten Beiträgen und den<br />

oft hilfreichen Rezensionen immer wieder gerne. Ich warte allerdings<br />

schon lange auf Informationen zu solch <strong>to</strong>llen Bands wie Capability<br />

Brown (später Krazy Kat), Warm Dust oder/und – etwas bekannter –<br />

Chilliwack.<br />

Oder hab ich was versäumt? Außerdem besitze ich die geniale Single<br />

"Loving Man" der Band The Nirvana Banana, über die ich schier gar<br />

nichts in Erfahrung bringen konnte. Beginnt mit einem lauten Weckerticken<br />

(ATLANTIC 45-2422; komponiert von Matt Moore und Dan Moore,<br />

der auch produziert hat). Wisst ihr was dazu?<br />

Weiterhin viel Erfolg! Achim<br />

Die Band "<br />

The Nirvana Banana" gab es nie. Es war vielmehr der erfolgreiche<br />

US-Songschreiber/Producer Daniel Moore (als "<br />

Dan Moore" als<br />

Komponist/Produzent der Single genannt) mit Studiomusikern.<br />

Der hat so was offenbar öfter gemacht – Eigenbauten unter Pseudonym<br />

als Band-Songs eingespielt und auf den<br />

Markt gebracht.<br />

Die Single ist 1967 sogar in Deutschland<br />

erschienen, natürlich mit Bildhülle<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Single/D-Ausgabe;<br />

Atlantic ATL 70231 (1967)<br />

Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Von Philipp Roser<br />

AOR à la Kiske<br />

Place Vendome ist ein reines Studioprojekt. Es wurde 2004 von Serafino Perugino (Chef<br />

des italienischen Labels Frontiers) initiiert und wird seitdem von Sänger Michael Kiske und<br />

dem Musiker/Produzenten Dennis Ward mit Leben erfüllt. Vor allem der frühere Helloween-<br />

Frontmann Kiske, der auch bei Unisonic, Avantasia und dem Projekt Kiske/Somerville mitmischt,<br />

prägt mit seiner Stimme das Album THUNDER IN THE DISTANCE.<br />

Es ist euer drittes Album mit Place Vendome<br />

nach vierjähriger Pause ...<br />

Ich wollte Place Vendome eigentlich nicht weitermachen,<br />

nachdem ich mit Unisonic eine ,richtige' neue<br />

Band habe. Zuletzt bin ich zweimal um die Welt ge<strong>to</strong>urt,<br />

dieses Jahr mit Avantasia, 2012 mit Unisonic,<br />

und wurde dabei immer wieder nach einem neuen<br />

Album von Place Vendome gefragt – die Nachfrage<br />

besteht also. Und es ist für mich ja leicht, denn ich<br />

muss nichts dafür schreiben, nur singen. Die wirkliche<br />

Arbeit der Produktion erledigt<br />

Dennis Ward.<br />

Gab es ein Konzept, oder ist es<br />

eine Song-Sammlung, die euch<br />

zugesagt hat?<br />

Letzteres, würde ich sagen. Die<br />

Jungs, die die Songs dafür schreiben,<br />

wissen, wofür es ist, und versuchen,<br />

es passend zu machen.<br />

Es sind alle möglichen Songwriter beteiligt –<br />

kriegen die Vorgaben?<br />

Serafino bietet es ihnen an und segnet die Songs<br />

dann ab oder eben nicht. Und ich habe mit AOR-<br />

Musik überhaupt kein Problem – genau das ist<br />

ja die eigentliche Idee hinter Place Vendome: lupenreiner,<br />

guter AOR.<br />

Die letzte Entscheidung liegt dann bei<br />

euch?<br />

Ja, klar.<br />

Naja, in diesem Business ist alles möglich ...<br />

Aber nicht bei mir! Er hat es vor ein paar Jahren<br />

mal bei mir versucht, bei meinen Sologeschichten<br />

– da wollte er mir erzählen, was<br />

ich<br />

machen sollte. Ich weigerte mich, und<br />

irgendwann hat er dann gesagt, ,Mach<br />

doch, was du willst!' Aber man muss sich<br />

genau überlegen, wie weit man für seine Sachen<br />

einsteht; ob man kompromissbereit ist<br />

oder sich für bestimmte Märkte zurechtbiegen<br />

lässt. Davon halte ich aber nicht viel, denn dann kann<br />

Musik ja keine eigene Identität mehr haben.<br />

Wie bewahrst du die Kiske-Identität bei all den<br />

Michael Kiske<br />

unterschiedlichen edlichen<br />

Projekten?<br />

Dadurch, dass ich einfach ich bin! Ich mache nichts,<br />

was ich nicht gut finde. Täte ich das, würde ich meine<br />

Identität verraten. Bei Unisonic oder Helloween habe<br />

ich ja auch nicht nur eigene Songs gesungen – man<br />

muss sie sich nur zueigen machen können.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Sight of Sound<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 113


© Pressefo<strong>to</strong><br />

... zuguterletzt Impressum<br />

ROYE ALBRIGHTON CORKY LAING LESLIE WEST<br />

Stil durch<br />

Stilbruch<br />

Rock-<br />

Philosophie<br />

Stehauf-<br />

Blueser<br />

Der Herr des Nektar-Reichs:<br />

Roye Albrigh<strong>to</strong>n<br />

Take a trip, back in time” – mit diesen<br />

Worten beginnt das legendäre Nektar-Album<br />

REMEMBER THE FUTURE von<br />

1973. Tatsächlich sah es lange so aus, als<br />

würde sich der Ruhm der Briten und ehemaligen<br />

Wahl-Deutschen darauf zurückführen<br />

lassen, dass<br />

sie in den 1970ern<br />

Psychedelic-Rock-<br />

Pioniere waren.<br />

Weit gefehlt: Nachdem<br />

Nektar seit der<br />

Wiedervereinigung<br />

2001 gerade mal drei Studio-Alben zustande<br />

brachten (plus die maue Live-<br />

Doppel-CD FORTYFIED), überschlugen<br />

sich in den vergangenen zwölf Monaten<br />

die Ereignisse. Zunächst erschien 2012<br />

A SPOONFUL OF TIME, das ausschließlich<br />

Cover-Versionen enthielt, jetzt gibt<br />

es die erste „richtige” Studioscheibe seit<br />

vier Jahren, TIME MACHINE. Nektar-<br />

Oberhaupt Roye Albrigh<strong>to</strong>n (65) strotzt<br />

vor Energie und Ideen – und ist zu Recht<br />

mächtig s<strong>to</strong>lz auf seine hochinspirierte<br />

Phase der letzten Zeit.<br />

Für dich ist TIME MACHINE das beste<br />

Nektar-Album aller Zeiten. Warum?<br />

Dieses Zitat ist aus dem Zusammenhang<br />

gerissen worden. Was ich eigentlich im<br />

Interview sagen wollte: Es ist das am<br />

saubersten produzierte Werk, das wir je<br />

geschaffen haben. Und unter dem Aspekt<br />

stilistischer Vielseitigkeit ist es das bisherige<br />

Optimum. Wir sprechen mit den kürzeren<br />

Stücken die Pop-Fans an, mit den<br />

langen die Prog-Anhänger. Ich finde das<br />

großartig!<br />

TIME MACHINE ist also eine sehr spezielle<br />

Scheibe?<br />

Alle unsere Platten sind speziell für mich!<br />

Ich kann voller Freude behaupten, dass<br />

wir noch nie ein Album losgelassen haben,<br />

hinter dem wir nicht stehen; selbst<br />

wenn einige Fans manche unserer stilistischen<br />

Zickzack-Kurse nicht nachvollziehen<br />

konnten. Tatsächlich haben wir<br />

Stil durch Stilbruch bewiesen. Und heute<br />

ist es so, dass wir nicht Psychedelic, Pop<br />

oder Prog sind, sondern alles zusammen.<br />

Wie geht es weiter mit Nektar?<br />

Momentan haben wir fest vor, jedes Jahr<br />

eine neue Platte auf den Markt zu bringen<br />

und intensiv zu <strong>to</strong>uren. Gleichzeitig sind<br />

wir nach wie vor schlimme Chaoten. Keine<br />

Ahnung also, ob wir unseren Plan einhalten<br />

können. Wir werden sehen ... mfg<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Gestandene Hard Rocker kümmern<br />

sich auch zu fortgeschrittener Lebenszeit<br />

um nicht viel mehr als einen<br />

bodenständigen Sex & Drugs &<br />

Rock’n’Roll-Lifestyle? Quatsch deluxe!<br />

Man lausche nur mal einem Album wie<br />

PLAYING GOD. Verantwortlich dafür<br />

ist der kanadische Mountain-Trommler<br />

Corky Laing (65), dessen kraftvollen, erdigen<br />

Sound man vielleicht nicht zwingend<br />

mit der Arbeit eines Intellektuellen<br />

in Verbindung bringen würde.<br />

„Diese Platte ist<br />

durch die Verknüpfung<br />

einiger merkwürdiger<br />

Umstände<br />

entstanden”, berichtet<br />

Laing, der<br />

eigentlich Laurence<br />

Gordon heißt („meine Brüder nannten<br />

mich Corky, da sie Gordon nicht aussprechen<br />

konnten"). Laing klärt auf: „An<br />

einer Universität in New York, an der<br />

ich gelegentlich Gastvorträge über Musik<br />

halte, hörte ich mir das Referat von<br />

zwei Dozenten an, die über Philosophie<br />

sprachen, eines meiner Steckenpferde. Es<br />

ging um die moralischen Probleme von<br />

Gentechnologie. Professor Matti Häyry<br />

und seine Partnerin, Dr. Tuija Takala,<br />

sind Finnen. Sie warnen in ihrem Buch<br />

eindringlich vor den Gefahren für die<br />

Menschheit, die Gott spielen und offensichtlich<br />

ohne Rücksicht auf Verluste unsterblich<br />

werden will. Auch für mich eine<br />

Horrorvorstellung!”<br />

Laing setzte sich nach dem Referat mit<br />

den beiden Wissenschaftlern zusammen,<br />

man verstand sich auf Anhieb, tauschte<br />

sich angeregt aus: „Mit einem Mal entstand<br />

in meinem Kopf die Idee, aus all<br />

diesen Einsichten eine Art Rock-Oper zu<br />

machen. Philosophie-Rock', wenn man<br />

'<br />

so will.” Der Schlagzeuger flog in den<br />

vergangenen drei Jahren mehrfach nach<br />

Helsinki, um dort mit den finnischen<br />

Musikern von The Perfect Child PLAYING<br />

GOD aufzunehmen. Dazu gesellte sich<br />

noch Eric Schenkman, Gitarrist der amerikanischen<br />

Band Spin Doc<strong>to</strong>rs.<br />

„So abgehoben diese Platte zunächst<br />

wirken mag, so sehr ist sie letztlich dem<br />

Blues verhaftet”, sagt Laing. „Es geht<br />

dabei unter anderem um einen Typ, der<br />

110 Jahre alt ist, gelangweilt vom Leben,<br />

der jedoch nicht sterben kann. Wenn das<br />

kein klassisches Blues-Thema ist …” mfg<br />

„ „I<br />

Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 17. Januar 2014.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Justin Borucki<br />

ch sterbe seit dem Tag meiner Geburt"<br />

– das sind (übersetzt) die ersten Worte<br />

auf Leslie Wests aktuellem Solo-Album<br />

STILL CLIMBING. Trotzig hervorgeröchelt,<br />

kraftvoll, standfest. Passend zu<br />

einem Mann, der wie kaum ein Zweiter<br />

seine bevorzugte Musik – den Blues – mit<br />

allen Rückschlägen und Depressionen intensiv<br />

lebt(e). Der<br />

69-jährige New<br />

Yorker leitete mit<br />

Mountain eine<br />

der grandiosesten<br />

Blues-Rockbands<br />

– allerdings für<br />

nur wenige Jahre und mit eher bescheidenem<br />

kommerziellem Erfolg. Der US-<br />

„Rolling S<strong>to</strong>ne” setzte West auf Platz<br />

66 der Liste der „Besten Gitarristen aller<br />

Zeiten”, mit Mountain trat er 1969 beim<br />

legendären Woods<strong>to</strong>ck-Festival auf,<br />

doch andere Teilnehmernamen sind bis<br />

heute präsenter.<br />

Dann streikte die Gesundheit, Diagnose:<br />

Diabetes, Blasenkrebs, woraufhin der Koloss<br />

das geliebte Rauchen von Zigaretten<br />

und Marihuana aufgab. Im Juni 2011<br />

wurde ihm ein Teil des rechten Beines<br />

amputiert, eine Folge lebensgefährlicher<br />

Komplikationen seiner Zuckerkrankheit.<br />

West: „Als ich im Krankenhaus aufwachte,<br />

war mein erster Gedanke: Kann<br />

ich je wieder live auftreten – und will ich<br />

das überhaupt noch?”<br />

Er wollte und spielte zwei Monate nach<br />

der OP beim Rock ‘N’ Roll Fantasy Camp<br />

ein Konzert. „Ich bin ein Stehauf-Blueser”,<br />

feixt West, „der auch auf eineinhalb<br />

Beinen stehen kann. Und ich bin ein<br />

Kämpfer, der keine Lust hat, in Pension<br />

zu gehen.”<br />

Und jetzt also STILL CLIMBING: eine leidenschaftliche<br />

Arbeit, die auch aus Leslie<br />

Wests Blütezeit in den frühen 1970ern<br />

stammen könnte. Überall rumpelt und<br />

kracht es, die Balladen sind emotionsschwanger,<br />

„und der Tod lauert an allen<br />

Ecken und Enden, aber momentan bin<br />

ich nicht auf seiner Liste, er mag mein<br />

Gitarrenspiel, den Klang meiner Stimme”,<br />

kokettiert der Saitenvirtuose. Als<br />

Gastmusiker sind junge und alte Kumpane<br />

dabei, Dee Snider, Jonny Lang und<br />

<strong>John</strong>ny Winter. „Alles Cracks”, freut sich<br />

West, „die wissen, dass der Blues der<br />

Soundtrack unseres Lebens und unseres<br />

Sterbens ist.”<br />

mfg<br />

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Seite 114 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


180 g<br />

Vinyl<br />

DFG 8748<br />

THE CAMPBELL BROTHERS<br />

<br />

DFG 8749<br />

TOM PRINCIPATO<br />

<br />

LEYLA McCALLA<br />

<br />

DFG 8752<br />

DFG 8753<br />

HARRISON KENNEDY<br />

<br />

Doppel-LP: DFG 03 CD: DFG 8750<br />

ERIC BIBB<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

DFG 8751<br />

MR. BO WEAVIL<br />

<br />

DFG 8754<br />

PILLAC<br />

<br />

441192<br />

SNAKEFINGER<br />

feat. STEVE MACKAY,<br />

ERIC DREW FELDMANN<br />

<br />

<br />

BP 5155<br />

ROOSEVELT SYKES<br />

<br />

SHAWN HOLT AND THE TEARDROPS<br />

<br />

BP 5156<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Fenn <strong>Music</strong> Service GmbH<br />

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