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Rory Gallagher • Lou Reed • Eric Clap<strong>to</strong>n • Scorpions • Bob Dylan • Nik Turner • Jackie Lomax • Curved Air<br />
D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 6/2013 • Dezember/Januar • www.goodtimes-magazin.de<br />
Psychedelic<br />
Klangwelten im Rausch<br />
Keith Richards<br />
Leben auf des<br />
Messers Schneide<br />
Spencer Davis Group<br />
Schwarzer Sound<br />
ganz ohne Zucker<br />
Yoko Ono<br />
Auf dem Weg<br />
in die Hölle<br />
<strong>John</strong><br />
<strong>Mayall</strong><br />
Jon Anderson • BJH • Fela Kuti • Black Oak Arkansas • H.R. Kunze • Chris Norman • <strong>John</strong>ny Logan • Fish
INHALT<br />
Ausgabe 127 · Dezember 2013/Januar 2014<br />
10 <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> – 80. Geburtstag<br />
Interview – S<strong>to</strong>ry – Kollegenstatements – Discographie<br />
16 Keith Richards – 70. Geburtstag<br />
Whiskey, Women, Songs – ein Leben auf des Messers Schneide<br />
18 Spencer Davis Group<br />
Schwarz und ohne Zucker (The Winwood Years)<br />
20 Scorpions<br />
Abschied ohne Ende<br />
22 Pretty Things<br />
50 Jahre – keine Kompromisse<br />
24 Nik Turner<br />
Abgefahrener Space-King<br />
24 Heinz Rudolf Kunze<br />
Plädoyer für einen Kontinent<br />
25 Jackie Lomax (†)<br />
Wanderer zwischen Kontinenten<br />
26 Curved Air<br />
Zwischen Hendrix und Vivaldi<br />
27 Paul Roland<br />
Neues Altes und Radio-Sessions<br />
28 Stilkunde (Folge 3)<br />
Psychedelic Rock – Klangwelten im Rausch<br />
76 Jon Anderson<br />
Yes – ein Clan wie die Ma a<br />
77 Sammy Hagar<br />
Fidschi-Rock von Mr. Red<br />
80 Kolumne Christian Simon<br />
Udo Lindenberg: Texte, Filme, Freundschaft: Neuland<br />
81 Fish<br />
Er schwimmt wieder<br />
82 <strong>John</strong> Lees' Barclay James Harvest<br />
Alter Geist & Blick nach vorn<br />
83 Sazerac Swingers<br />
Louisiana-Cocktail(s)<br />
84 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />
Lily & Madeleine – Jonathan Wilson – Eviør – High South<br />
86 Live<br />
Achim Reichel – Fleetwood Mac – Martin Barre<br />
88 Endstation Highway:<br />
Mit Vollgas ins Unglück<br />
90 Bob Dylan<br />
Eine Reise, die nie endet<br />
92 Fela Kuti<br />
Erinnerungen an einen Wegbereiter<br />
94 Rory Gallagher<br />
Gangster-Box und Taste-Probleme<br />
96 Yoko Ono / Plastic Ono Band<br />
Höllenfahrt<br />
98 Lou Reed (†)<br />
Poet des Underground<br />
99 Chris Norman<br />
Neue Ideen aus der Band<br />
100 <strong>John</strong>ny Logan<br />
Zurück ins Traditions-Reich<br />
100 Rob Tognoni<br />
Blues – Bond – Bush<br />
101 Black Oak Arkansas<br />
Triumph & Tragödie<br />
102 Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />
Folge 12: Kulturkaufhaus Dussmann, Berlin<br />
109 Aynsley Lister<br />
Schluss mit dem Zeitdruck!<br />
109 Mick Ralphs<br />
Kreuzverhör<br />
110 Eric Clap<strong>to</strong>n<br />
Wenn Songs heilen können<br />
113 Place Vendom<br />
AOR à la Kiske<br />
114 ... zuguterletzt<br />
Roye Albrigh<strong>to</strong>n – Corky Laing – Leslie West<br />
<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>, S. 10<br />
Pretty Things, S. 22<br />
Psychedelic<br />
RUBRIKEN<br />
4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />
32 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />
66 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />
70 Buch-Vorstellungen<br />
72 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />
74 Kleinanzeigen<br />
Edi<strong>to</strong>rial<br />
Keith Richards, S. 16<br />
S. 28<br />
Spencer Davis G., S. 18<br />
Yoko Ono, S. 96<br />
75 Abo-Bestellschein<br />
83 Charts<br />
104 Es war einmal ...<br />
106 Konzertkalender<br />
112 Leserbriefe<br />
114 Impressum<br />
Fabian Leibfried<br />
-Herausgeber/Chefredakteur-<br />
Einmal mehr heißt es Abschiednehmen von einem Großen:<br />
Lou Reed ist für immer gegangen. Und auch die fortgeschrittenen<br />
runden Geburtstage häufen sich – während die Rockund<br />
Popmusik selbst rasant dem Rentenalter nahekommt, erreichen<br />
auch ihre Protagonisten Altersangaben, die mit einer<br />
„7" oder gar „8" beginnen. Diesmal sind stellvertretend <strong>John</strong><br />
<strong>Mayall</strong> und Keith Richards an der Reihe.<br />
Interessantes aus den Wirtschafts-Nachrichten: Die Musikindustrie,<br />
jahrelang von bedrohlich sinkenden Verkaufszahlen<br />
betroffen, schreibt wieder schwarze Zahlen, in erster Linie wegen der weiter ungebremst<br />
steigenden Zahl von Downloads. Bei den physischen Tonträgern hingegen steht<br />
weiter ein Minus in den Bilanzen. Dies wird minimal abgefedert, weil die Plattenfirmen<br />
immer radikaler ihre Archive durchforsten. Sie nutzen jede annähernd an ein Jubiläum<br />
erinnernde Jahreszahl, um mehr oder minder interessante Veröffentlichungen aus der<br />
Vergangenheit neu aufzulegen – oft durchaus liebevoll aufbereitet und um Rares ergänzt.<br />
Bestes Beispiel ist diesmal Eric Clap<strong>to</strong>ns ausgezeichnetes UNPLUGGED-Album<br />
von 1992.<br />
Natürlich widmen wir uns ausführlich solchen Neustarts und Jubelgeburtstagen. Die<br />
(Lebens-)Geschichten von lebenden Legenden wie Keith Richards oder die Bedeutung<br />
von Werken wie UNPLUGGED wurden in der Vergangenheit – auch in <strong>GoodTimes</strong> –<br />
schon ausführlichst erzählt und gewürdigt. In diesem Zusammenhang sind wir froh<br />
über unsere gute, weitreichende Vernetzung – und freuen uns über die Wertschätzung,<br />
die unser Magazin zum Beispiel in Musikerkreisen genießt. Die positive Folge: (Inter-)<br />
nationale Größen erfüllen unsere Wünsche. Die einen klappern ihre persönlichen Erinnerungen<br />
in den Computer, plaudern exklusiv für <strong>GoodTimes</strong> aus dem Nähkästchen,<br />
geben Anekdoten preis. Andere lassen uns – und damit Sie, liebe Leser – an Einschätzungen<br />
teilhaben, mit denen eine Persönlichkeit oder ein Album mal aus einem anderen,<br />
bislang weniger bekannten Blickwinkel betrachtet wird.<br />
Viel Spaß beim Lesen dieser Beiträge wünscht Ihnen<br />
MUSIK-STILE<br />
NEU!<br />
jetzt im<br />
Handel!<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 3
News<br />
Aktuell News Aktuell<br />
Kaum hat Achim Reichel sein „Solo<br />
mit Euch"-Projekt abgeschlossen, wartet<br />
schon wieder viel Arbeit auf das deutsche<br />
Rockurgestein, das am 28. Januar 70 Jahre<br />
alt wird. Seit gut einem Jahr schreibt<br />
Reichel höchstpersönlich an seiner Au<strong>to</strong>biografie,<br />
und dann will er nach längerer<br />
Pause wieder mal ein neues Studio-Album<br />
mit eigenen Songs herausbringen+++<br />
Mehr als 1500 Gigs haben der deutsche<br />
Gitarrist Frank Diez (Atlantis, Maffay<br />
Band, Snowball) und der britische Bassist<br />
Colin Hodgkinson (Whitesnake, Backdoor,<br />
R&B Allstars) seit 1986 als Electric<br />
Blues Duo bestritten. Ab 21.11. sind die<br />
beiden wieder gemeinsam unterwegs, um<br />
dieser Liste die nächsten neun Konzerte<br />
anzufügen, die unter dem Mot<strong>to</strong> „The<br />
Last Christmas Turkey Tour" steht und<br />
von Special Guest Hubert Hofherr unterstützt<br />
wird+++<br />
Das alljährliche Rory-Gallagher-Weekend<br />
Fürth steht am 29. und 30. November<br />
in der Für<strong>the</strong>r Kofferfabrik auf dem Programm:<br />
Mit einer Ausstellung und Konzerten.<br />
So wird bei der vierten Auflage erstmals<br />
die laut Veranstalter weltweit bekannteste<br />
Tributeband Sinnerboy auftreten, Barry<br />
Barnes (solo akustisch), das Nachwuchstrio<br />
Etched In Blue sowie Fall Apart. Infos unter<br />
www.kofferfabrik.cc+++<br />
Vom 29. März bis 6. April 2014 wird die<br />
fränkische Kleinstadt Roth wieder zum<br />
Mekka des Blues in Deutschland – zumindest<br />
für ein paar Tage. Denn zur 22.<br />
Auflage der Ro<strong>the</strong>r Bluestage haben die<br />
Verantwortlichen wieder ein ambitioniertes<br />
wie spannungsreiches Programm zusammengestellt.<br />
Da gibt der Gitarrenvirtuose<br />
und aktuelle Dylan-Sideman Duke Robillard<br />
ein Gastspiel, mit Blues-Rock britischer<br />
Spielart heizen bei einem Doppelkonzert<br />
Anzeige<br />
Aynsley Lister und die 2013er Entdeckung<br />
King King ein, während es bei der Mick<br />
Ralphs Band etwas gediegener, aber nicht<br />
weniger energetisch zugehen dürfte. Weibliche<br />
Protagonisten sind Ruthie Foster, die<br />
mit einer reinen Frauenband nach Franken<br />
kommt, und Cassie Taylor. Edo Zanki pflegt<br />
die eher soulige Bluesnote, während Uriah<br />
Heep zum Abschluss demonstrieren, dass<br />
man in Roth die Grenzen des Blues sehr<br />
weit steckt+++<br />
Donnie Munro ist wieder da! Nachdem<br />
der einstige Runrig-Sänger – er stieg im<br />
Sommer zu seinen Ex-Kollegen als Gast<br />
auf die Bühne – sich in den letzten Jahren<br />
in seiner schottischen Heimat mehr<br />
auf die Politik konzentriert hat, meldet<br />
er sich bald in der alten Rolle zurück: Im<br />
März kommt er mit einem Akustiktrio (je<br />
zwei Stimmen und Gitarren plus Geige)<br />
zu zwölf Konzerten nach Deutschland –<br />
und will dabei eine Liveplatte mitschneiden+++<br />
Das Projekt klingt vielversprechend: Die<br />
beiden Blues-Band-Mitglieder Dave Kelly<br />
(g, voc) und Gary Fletcher (b, voc) haben<br />
sich mit Julian Dawson (voc, g, harp), Zoot<br />
Money (voc, keys) und Ex-Dire-Straits-<br />
Drummer Pick Wi<strong>the</strong>rs zusammengetan.<br />
Im Herbst 2014 werden sie <strong>to</strong>uren. Was<br />
plattenmäßig von ihnen zu erwarten ist, ist<br />
noch offen+++<br />
Farewell-Tourneen haben schon viele<br />
Künstler angekündigt – bei Joan Armatrading<br />
klingt's glaubhaft, schließlich hat<br />
die Britin ihren ganz eigenen Kopf, wie sie<br />
oft genug bewiesen hat. Ab Herbst 2014<br />
wird sie im UK abschiedshalber unterwegs<br />
sein, Deutschland steht im Januar 2015 auf<br />
dem Plan. Allein mit ihrer Stimme, Gitarre<br />
und Klavier will sie auf der Bühne agieren<br />
– und bei der Gelegenheit auch noch ein<br />
neues Album promoten, an dem sie derzeit<br />
arbeitet. Es soll wieder in ihre alte Singer/<br />
Songwriter-Richtung gehen+++<br />
Bei ihrer Deutschland-Tour Anfang 2014<br />
will sich die Blues Band vor allem auf<br />
Songs konzentrieren, die sie bei ihrem<br />
„Rockpalast"-Auftritt 1980 präsentiert hatte.<br />
Schließlich wollen die UK-Veteranen ihre<br />
kürzlich veröffentlichte CD/DVD LIVE AT<br />
ROCKPALAST bewerben+++<br />
Weil Bassist <strong>John</strong> McVie eine jetzt<br />
diagnos tizierte Krebserkrankung behandeln<br />
lassen muss, schauen die Australier<br />
und Neuseeländer in die Röhre – die<br />
deutschen Fans hatten noch einmal Glück<br />
beim Timing gehabt –, denn Fleetwood<br />
Mac haben ihre Konzerte dort kurzfristig<br />
abgesagt+++<br />
Auch Lemmy, die Reibeisenröhre, kämpft<br />
mit seiner Gesundheit, weshalb die Motörhead-Tour<br />
durch Europa ins Frühjahr 2014<br />
verschoben werden musste. „Wir haben die<br />
Entscheidung gemeinsam getroffen, da ich<br />
leider noch nicht fit genug bin, wieder zu<br />
<strong>to</strong>uren. Daran muss ich noch arbeiten. Keine<br />
Sorge, ich werde nicht als Veganer enden<br />
und alkoholfreie Getränke promoten,<br />
aber fairerweise muss ich sagen, dass ich<br />
meinen Lebensstil ein wenig konfigurieren<br />
muss, damit sichergestellt ist, dass ich die<br />
nötige Kraft haben werde", teilte Lemmy<br />
höchstselbst mit+++<br />
Als das "<br />
Irish Folk Festival" (IFF) 1974<br />
zum ersten Mal durch Deutschland, Österreich<br />
und die Schweiz <strong>to</strong>urte, lösten die<br />
Künstler von der grünen Insel einen wahren<br />
Folkboom aus, gleichzeitig wurde das<br />
Festival für viele Künstler zum Sprungbrett<br />
für eine internationale Karriere. Unter<br />
dem Mot<strong>to</strong> „Voice Of A Nation" ist das<br />
IFF auch im 40. Jubiläumsjahr wieder bis<br />
Ende November unterwegs und präsentiert<br />
so unterschiedliche Acts wie Akkordeon-Altmeister<br />
Dermot Byrne, den Songwriter<br />
Declan O'Rourke oder junge Bands<br />
wie FullSet und The Outside Track+++<br />
Interessante Veröffentlichungen hat das<br />
norddeutsche Label Sireena für Anfang<br />
2014 angekündigt: Von den Hamburgern<br />
Bad News Reunion wird es ein neues Studiowerk<br />
geben. Dann setzt Labelmacher<br />
Tom Redecker die „Kraut-Reihe" mit SON<br />
OF KRAUT fort, wobei sich Vertreter der<br />
nächsten Generation von Krautrockern präsentieren.<br />
Die skandinavischen Prog-Rocker<br />
Tribute legen ihr 1984er Album LIVE neu<br />
auf, von Schaper, Engel & McGrogan gibt's<br />
ONE OR ZERO – THE LOST ALBUM. Dabei<br />
handelt es sich um Aufnahmen von 1980,<br />
für die Hendrik Schaper und Bertram Engel<br />
verantwortlich zeichneten. Label-Kenner<br />
dürfen sich auf THE SPIRIT OF SIREENA<br />
VOL. 8 freuen. In der Abteilung Vinyl hat<br />
Redecker das selbst betitelte Debüt der<br />
UK-Band Freedom von 1970 auf dem Plan<br />
stehen+++<br />
Kaum zu glauben, aber wahr! Was Dave<br />
Edmunds im <strong>GoodTimes</strong>-Interview<br />
(2/2013) angedeutet hatte, wird wahr:<br />
Erstmals seit 1994 wird Ende November<br />
ein Album mit neuen Songs von dem Waliser<br />
erscheinen. Es wird ... AGAIN heißen,<br />
neue, selbst verfasste Songs sowie ein paar<br />
rare Aufnahmen enthalten. „Ich habe alles<br />
selbst gespielt, jeden Knopf selbst gedreht",<br />
erklärte Edmunds, der sich in seiner Heimat<br />
in Monmouth ein digitales Aufnahmestudio<br />
eingerichtet hat. „Als alter Singles-Fan,<br />
der mit Alben wenig anfangen kann, habe<br />
ich meiner Meinung nach eine Sammlung<br />
von Singles zusammengetragen". Zwei<br />
Cover-Versionen haben es auch auf das Album<br />
geschafft: "Georgia On My Mind” und<br />
"Your Song”+++<br />
Eifrig ließen Eloy bei vielen Konzerten ihrer<br />
Tournee 2012/13 die Bandmaschinen<br />
mitlaufen. „Für die Aufbereitung von so<br />
viel Songmaterial benötigten wir die entsprechende<br />
Studiozeit", berichtete Mastermind<br />
Frank Bornemann. In mehreren<br />
Etappen habe man für jeden Song „den ultimativen<br />
Take" gesucht. Doch nun sei eine<br />
Veröffentlichung von REINCARNATION ON<br />
STAGE absehbar: Die Doppel-CD wird als<br />
Digipak mit einem achtseitigen Booklet am<br />
17. Januar 2014 erscheinen+++<br />
Vor 35 Jahren sang Marius Müller-Westernhagen<br />
"Mit 18 rannt' ich in Düsseldorf<br />
rum, war Sänger in ner Rock and<br />
Roll Band". Am 6. Dezember wird er 65,<br />
macht sich inzwischen ziemlich rar, doch<br />
das Rocken lässt er immer noch nicht.<br />
Mit seinen amerikanischen Musikern hat<br />
er in New York jetzt ein neues Album eingespielt,<br />
das ALPHATIER heißen wird. Im<br />
April 2014 wird er die Platte mit einer Pre-<br />
Listening Tour in zwölf schwitzigen, engen<br />
Clubs in Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz live performen, „bevor es auch nur<br />
ein einziger Fan oder Journalist in die Hände<br />
bekommt", wie es in einer Pressemitteilung<br />
hieß+++<br />
Für die passenden Gitarrentöne sorgt der<br />
Bandleader höchstselbst, für den Gesang<br />
und die Mundharmonika ist Son Maxwell<br />
(Unruly Blues) zuständig, als zweiter Gitarrist/Sänger<br />
ist Jim Maving (Kickback)<br />
dabei, den Bass bearbeitet Dickey Baldwin<br />
(High Society), am Schlagzeug sitzt Adam<br />
Perry (Bloodhound Gang). Die Rede ist von<br />
Mick Ralphs, der neben seinen Aktivitäten<br />
mit Mott The Hoople (nach der erneuten<br />
Reunion ist ein neues Studio-Album im<br />
Gespräch) und Bad Company seine eigene,<br />
nach ihm benannte Band am Start hat.<br />
Im April 2014 kommt die Mick Ralphs<br />
Band erstmals nach Deutschland und wird<br />
dann auch das Album SHOULD KNOW<br />
BETTER im Gepäck haben+++<br />
Als "Hymn 2013" wird der legendäre Song<br />
von Barclay James Harvest als Single<br />
neu aufgelegt, und zwar<br />
durch die von <strong>John</strong> Lees'<br />
angeführten BJH-Inkarnation.<br />
Der war einst<br />
auf der LP GONE TO<br />
EARTH enthalten und<br />
ist jetzt für einen TV-Auftritt in einer semiakustischen<br />
Version neu arrangiert worden.<br />
"Hymn 2013" ist ab dem 22. November als<br />
digitaler Download erhältlich+++<br />
STEP BY STEP – THE GREATEST HITS<br />
hat die seit 25 Jahren aktive schottische<br />
Band Wet Wet Wet ihre nächste Veröffentlichung<br />
betitelt, die ab 25. November<br />
Seite 4 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News Aktuell<br />
im Handel sein und auch das erste neue<br />
Songmaterial seit 2008 enthalten wird. Das<br />
Album umfasst 17 Hits und die drei neuen<br />
Songs "Playin' Like A Kid", "Sad Kinda<br />
Love" und "Step By Step". „Wir fühlten,<br />
dass wir, um uns vorwärts zu bewegen,<br />
neue Musik kreieren mussten. Diese neuen<br />
Songs zu schreiben, war für uns alle eine<br />
Art Erwachen, eine Wiedervereinigung, die<br />
es uns erlaubte, das Bewusstsein und die<br />
Seele von Wet Wet Wet wieder laut singen<br />
zu lassen", so Bassist Graeme Clark+++<br />
Am 5. Ok<strong>to</strong>ber hat Abi Ofarim seinen 75.<br />
Geburtstag gefeiert, doch der in München<br />
lebende Musiker denkt nicht daran kürzerzutreten.<br />
Neben seinen Konzertauftritten<br />
ist er derzeit vor allem damit beschäftigt,<br />
die Eröffnung eines „Jugendzentrums für<br />
Senioren" vorzubereiten, was noch 2013<br />
über die Bühne gehen soll. Mit zahlreichen<br />
Mitstreitern hat Ofarim dafür den Verein<br />
„Kinder von gestern" gegründet, um ältere<br />
Menschen der Vereinsamung zu entreißen.<br />
Deswegen hat er auch die Arbeit an einem<br />
neuen Album unterbrochen, das nun 2014<br />
erscheinen soll. „Das Ganze läuft unter<br />
dem Mot<strong>to</strong> Abi Ofarim & Friends, der Arbeitstitel<br />
für die CD heißt FAVOURITES –<br />
ich will mit meinen favorisierten Künstlern<br />
arbeiten, meine Lieblingslieder aufnehmen,<br />
dazu auch ein paar neue Songs", sagte<br />
Ofarim im <strong>GoodTimes</strong>-Gespräch+++<br />
THE ORIGINAL MONO RECORDINGS<br />
heißt eine neue, neun CDs umfassende<br />
Box von Jazz-Koryphäe Miles Davis<br />
(1926–1991). Zu hören sind seine ersten<br />
neun Alben ab 1957 beim Label Columbia,<br />
erstmals in<br />
Mono auf CD veröffentlicht,<br />
so, wie<br />
man sie seinerzeit<br />
hören konnte. Weiterhin<br />
enthält die<br />
neue Box „The Original<br />
Mono Recordings” noch zwei rare<br />
Alben: 1958’s JAZZ TRACK mit zehn<br />
Kompositionen für den französischen<br />
Film „L'Ascenseur Pour l'Echafaud" sowie<br />
MILES & MONK AT NEWPORT (1964)<br />
mit Aufnahmen von zwei Live-Auftritten<br />
beim Newport Jazz Festival, einmal mit<br />
dem 1958er Sextett, zum anderen ein Set<br />
von 1963 mit dem Pianisten Thelonious<br />
Monk. Die DeluxeBox enthält die CDs im<br />
Mini-Vinylformat mit dem Original-LP-<br />
Design sowie ein 40-Seiten-Booklet mit<br />
einem neuen Essay+++<br />
Über seine Website bietet <strong>John</strong> Fogerty<br />
mp3-Downloads von fast allen Shows seiner<br />
US-Herbst<strong>to</strong>ur an, die bereits am Tag danach<br />
erhältlich waren. Der Preis variiert den<br />
Angaben zufolge abhängig von der Qualität<br />
der Aufnahmen. Herunterzuladen sind sie<br />
über livedownloads.com/ fogerty+++<br />
Zum Abschluss eines aufregenden Jahres<br />
bringt Ruhrgebiets-Bluesbarde Chris<br />
Kramer seine CHRIS(T)MAS-Scheibe heraus.<br />
„Ich habe jetzt die Weihnachtsplatte<br />
gemacht, die ich mir selber immer gewünscht<br />
habe. Ich bewege mich im Spannungsfeld<br />
vom ursprünglichem Blues und<br />
klassischem Kirchenchoral. So kann ich<br />
meine musikalischen Wurzeln als Bluesfan<br />
und Musiker wie meine Wurzeln als Christ<br />
wunderbar miteinander verbinden, und das<br />
Ganze hat eine andere Tiefe. Ohne bedeutungsschwanger<br />
zu sein und ohne auf Raffinesse<br />
und Spielwitz zu verzichten", sagte<br />
Kramer <strong>GoodTimes</strong>+++<br />
Zehn Jahre hat Tom Scholz am neuen<br />
Bos<strong>to</strong>n-Album gearbeitet, und jetzt ist<br />
es endlich soweit: LIFE, LOVE & HOPE ist<br />
fertig und erscheint am 3. Dezember bei<br />
Frontiers. Zu hören sind die Stimmen von<br />
Brad Delp († 2007), Tommy DeCarlo, Kimberley<br />
Dahme, David Vic<strong>to</strong>r und Scholz zu<br />
klassischem Bos<strong>to</strong>n-Sound. „Ich habe mich<br />
bewusst eng an den frühen Sound der Band<br />
gehalten – ich habe sogar die alten Verstärker<br />
und Instrumente verwendet", sagte<br />
Scholz+++<br />
Wie nur wenige andere Label hat das von<br />
Richard Branson 1992 gegründete Unternehmen<br />
Virgin Records eigenes Profil<br />
entwickelt und die Musikwelt mitgeprägt.<br />
Es gehörte zu den Firmen, deren Scheiben<br />
viele Fans „blind"<br />
kauften, weil sie<br />
wussten. dass der<br />
Name Virgin für<br />
Qualität bürgte.<br />
Die Mitarbeiter setzten ten unterschiedlichste<br />
Trends in Gang, brachten Gary-Moore-<br />
Scheiben neben solchen von Culture Club,<br />
UB 40, Chemical Bro<strong>the</strong>r oder der Spice<br />
Girls heraus, servierten neben Rock und<br />
Punk eben auch New Wave, Reggae, Pop,<br />
Club-Underground, Elektronica, Singer/<br />
Songwriter, Dance- und Indie-Pop. Der<br />
Sampler VIRGIN RECORDS – 40 YEARS<br />
OF DISRUPTION (Besprechung S. 46) belegt<br />
dies eindrucksvoll. Branson hat daran<br />
gut verdient, zuletzt, als er das Label einst<br />
samt Studio für rund eine Milliarde Dollar<br />
an EMI verkaufte+++<br />
BRIDGE THE GAP wird das neue, Anfang<br />
Dezember erscheinende Studiowerk von<br />
Michael Schenkers neuer Band Temple<br />
Of Rock heißen. Mit von der Partie sind<br />
seine Ex-Kollegen bei den Scorpions, Herman<br />
Rarebell (dr) und Francis Buchholz (b),<br />
sowie der frühere Rainbow-Sänger Doogie<br />
White und Wayne Findlay (g, keys). Die 13<br />
neuen Songs stammen von Schenker und<br />
White und sollen adrenalinschwangeren,<br />
melodischen Rock bieten. Aufgenommen<br />
wurde von Januar bis März in den Grevener<br />
Kidroom Studios von Michael Voss, der mit<br />
Schenker co-produzierte. Auf dem Bonus-<br />
Track "Faith” der Special Edition singt übrigens<br />
Don Dokken+++<br />
Gleich zu Jahresbeginn veröffentlicht das<br />
UK-Label Angel Air das Album AGAINST<br />
ALL ODDS. Die Aufnahmen dafür, die be-<br />
Unsere Gewinner aus<br />
Heft 5/2013<br />
Plattenbörse in Utrecht 5x 2 Tickets<br />
– Matthias Lerbs, Achim<br />
– Fritz Erlemann, Werdohl<br />
– Bernd Schmalenbach, Lüdenscheid<br />
– Chris<strong>to</strong>ph Wagner, Neuss<br />
– Harald Legler, Ronnenberg<br />
reits 2010 begonnen hatten, hatte Jackie<br />
Lomax quasi als musikalische Hinterlassenschaft<br />
noch kurz vor seinem Ableben<br />
am 15. September abschließen können. Der<br />
Künstler hatte nicht nur alle zwölf Songs<br />
verfasst, sondern auch das Cover gestaltet.<br />
Einen Nachruf auf Lomax finden Sie auf<br />
Seite 25+++<br />
Ihre erste umfassende, Label übergreifende<br />
Werkschau liefert die seit 1985 aktive<br />
Combo Mike & The Mechanics mit der<br />
Doppel-CD THE SINGLES 1985–2013. Anlass<br />
ist das 25-jährige Jubiläum ihres größten<br />
Hits "The Living Years". Den Kaufreiz<br />
erhöhen soll das von Bandleader Mike Ru<strong>the</strong>rford<br />
(Ex-Genesis) und Sänger Andrew<br />
Roachford neu verfasste "When My Feet<br />
Don't Touch The Ground" sowie die bislang<br />
unveröffentlichte Nummer "One By One",<br />
auf der die früheren Vokalisten Paul Carrack<br />
und Paul Young (Ex-Sad Café, † 2000)<br />
singen+++<br />
Das englische Label S<strong>to</strong>re For <strong>Music</strong><br />
(Deutschland-Vertrieb: H'Art) hat kurz<br />
nach dem Tod von J.J. Cale dessen DVD<br />
IN SESSION neu aufgelegt+++<br />
Acht der insgesamt 15 diesjährigen Aufnahmekandidaten<br />
für die Rock'n'Roll<br />
Hall Of Fame stehen 2014 erstmals auf<br />
der entsprechenden Vorschlagsliste: Yes,<br />
die Zombies, Peter Gabriel, Nirvana, Link<br />
Wray (posthum), Linda Ronstadt, Hall &<br />
Oates und The Replacements. Zum zweiten<br />
Mal am Start sind Deep Purple, Kiss,<br />
die Paul Butterfield Blues Band (posthum)<br />
und N.W.A. Den dritten Anlauf unternehmen<br />
LL Cool J, The Meters, Cat Stevens und<br />
Chic. Wer es diesmal schafft, wird Anfang<br />
Dezember bekanntgegeben, die Aufnahmezeremonie<br />
findet im April statt+++<br />
Andy Powell von Wishbone Ash hat einen<br />
jahrelangen Rechtsstreit mit seinem<br />
einstigen Bandkollegen Martin Turner<br />
gewonnen, der in den letzten Jahren unter<br />
dem Namen Martin Turner's Wishbone<br />
Ash aufgetreten war und CDs veröffentlicht<br />
hatte. Turner ist es nunmehr untersagt, den<br />
Namen Wishbone Ash in jedweder Form zu<br />
verwenden, teilte Powells deutsche Konzertagentur<br />
ass concerts mit. Demnach<br />
muss Turner nicht nur die Kosten des Verfahrens<br />
tragen, sondern auch alle Materialien<br />
in Zusammenhang mit seinen Aktivitäten,<br />
inklusive CDs, zurückgeben. Powell<br />
wird, wie es schon zur Tradition geworden<br />
ist, mit Wishbone Ash durch Deutschland<br />
<strong>to</strong>uren+++<br />
Eine neue Veranstaltungsreihe hat der<br />
Gitarrist und Konzertveranstalter Siggi<br />
Schwarz für seine Heimatstadt Heidenheim<br />
im dortigen Lokschuppen angekün-<br />
Die Entdeckung 2013<br />
„A Sound of Happy Rock“<br />
Kontakt:<br />
Hucky Reinhardt<br />
mobil: 0160 96261118<br />
hugges@t-online.de<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 5
Aktuell News Aktuell<br />
digt. Zum Auftakt werden bei Siggi's Guitar<br />
Festival Vol I am 22.11. Jule Malischke<br />
Band sowie Siggi Schwarz & Friends gastieren,<br />
tags darauf Werner Dannemann &<br />
Friends sowie Hundred Seventy Split, die<br />
Zweitband von Ten Years Afters Leo Lyons<br />
und Joe Gooch. Vol II ist zum Teil ebenfalls<br />
schon gebucht: Am 22.3.2014 werden<br />
Vincent Rocks plus ein zweiter Act spielen,<br />
am nächsten Tag unter anderem Albert<br />
Lee & Hogan Heroes. Vol III wird am<br />
28./29.11.2014 stattfinden+++<br />
Arthur Brown, auch bekannt als The God<br />
Of Hellfire (nach seinem 1968er Smash-<br />
Hit "Fire”), der als einer der ersten Rocker<br />
seinen Schlagzeuger durch eine Drum-Machine<br />
ersetzte, hat angekündigt, eine letzte<br />
Platte zu veröffentlichen. Die wird den Titel<br />
ZIM ZAM ZIM tragen – der Erscheinungstermin<br />
steht aber noch nicht fest+++<br />
Für sein nächstes Album hat Yusuf Islam<br />
(früher Cat Stevens) Rick Rubin als Produzenten<br />
verpflichtet, der zuletzt Black Sabbath<br />
betreut und auch mit <strong>John</strong>ny Cash,<br />
Neil Diamond und Metallica gearbeitet hatte.<br />
Als Gast wird der britische Ausnahmegitarrist<br />
Richard Thompson mit ins Studio<br />
gehen+++<br />
Ernst Schultz, einst gemeinsam mit Sonny<br />
Hennig Kopf der Band Ihre Kinder und<br />
damit Wegbereiter der deutschsprachigen<br />
Rockmusik, hat am 4.10. in seiner Heimatstadt<br />
Nürnberg seinen 70. Geburtstag<br />
begangen. Bei einer musikalischen Feier<br />
verkündete er, im Jahr 2014 noch einmal<br />
eine CD mit eigenen Songs zu machen+++<br />
Am 4. April 2014 verbeugen sich in der<br />
Londoner Royal Albert Hall Kollegen sinnbildlich<br />
und konzertant vor ihrem Kollegen<br />
Jon Lord (†2012). Gemeinsam mit dem<br />
Orion Orchestra (Dirigent: der langjährige<br />
Lord-Freund Paul Mann) werden Joe<br />
Brown, Rick Wakeman, Bruce Dickinson<br />
und Miller Anderson mit von der Partie<br />
sein. Weitere Namen sollen folgen, zudem<br />
war bei Reaktionsschluss noch offen,<br />
ob einstige Kollegen bei Deep Purple und<br />
Whitesnake kommen werden. Einladungen<br />
wurden jedenfalls an David Coverdale und<br />
Glenn Hughes verschickt, offenbar aber<br />
nicht an Ritchie Blackmore+++<br />
Auf den Lorbeeren des 40-jährigen Jubiläums<br />
von TUBULAR BELLS will sich Mike<br />
Oldeld nicht ausruhen. Vielmehr hat er<br />
mit der Rhythm-Section Leland Sklar (b)<br />
und <strong>John</strong> Robinson (dr) sowie Sänger Luke<br />
Spiller (The Struts) das Album MAN ON<br />
THE ROCKS aufgenommen. Dabei handelt<br />
es sich um eine Sammlung von Songs, weniger<br />
um ein Konzeptwerk. Erscheinen soll<br />
es Ende Januar, vorher gibt es noch Reissues<br />
von CRISES und FIVE MILES OUT+++<br />
Ihre erste nicht von Einblendungen unterbrochene<br />
visuelle Konzertdokumentation<br />
seit NEVER SAY DIE von 1978 haben<br />
Black Sabbath angekündigt. LIVE …<br />
GATHERED IN THEIR MASSES wurde im<br />
April in Melbourne festgehalten und erscheint<br />
Ende November als CD, Doppel-<br />
DVD und Blu-ray+++<br />
Robert Fripp hat eine Reunion von King<br />
Crimson für September 2014 angekündigt.<br />
Ein früherer Termin sei wegen anderer<br />
Verpflichtungen der Beteiligten nicht<br />
möglich. Nicht mehr eingeladen wurde der<br />
seit 1981 als Sänger und Zweitgitarrist bei<br />
King Crimson mitmischende Adrian Belew,<br />
den Jakko Jakszyk ersetzt. Belew reagierte<br />
daraufhin etwas pikiert. „Robert hat mich<br />
per email drüber informiert, dass ich in der<br />
siebenköpfigen Besetzung nicht dabei sei,<br />
weil ich nicht zu dem passe, was die Band<br />
machen werde", sagte Belew. 2012 hatte<br />
Fripp noch erklärt, er werde aufhören, Musik<br />
zu machen, ehe die Kehrtwende kam.<br />
Mit dabei sind Mel Collins (sax), Tony Levin<br />
(b), die Drummer Pat Mastelot<strong>to</strong>, Gavin<br />
Harrison (Porcupine Tree) und Bill Rieflin<br />
(R.E.M.)+++<br />
In einem Interview hat Rod Stewart<br />
laut darüber sinniert, sich in absehbarer<br />
Zeit in den Ruhestand zu begeben, wie<br />
es viele Menschen seines Alters (er ist<br />
68) auch täten. „Das kann aber noch 25<br />
Jahre dauern", ergänzte er in typisch verschmitzter<br />
„Rod The Mod"-Manier. „Ich<br />
hoffe, dass ich die Würde und das richtige<br />
Gespür habe, rechtzeitig zurückzutreten –<br />
wenn ich 93 bin"+++<br />
Roger Daltrey hat im US-„Rolling S<strong>to</strong>ne"<br />
angekündigt, dass er und Kollege Pete<br />
Townshend 2015 als The Who auf ausgedehnte<br />
Welt<strong>to</strong>ur gehen werden. Es werde<br />
die wohl letzte Konzertreise sein, auch<br />
wenn weder er noch Townshend planten,<br />
sich von der Bühne zu verabschieden, sagte<br />
der Sänger. „Es wird 2015 auch keine Jubiläums<strong>to</strong>ur,<br />
denn das 50-Jährige ist jetzt, im<br />
Ok<strong>to</strong>ber", so Daltrey weiter+++<br />
Natürlich verstummen die Spekulationen<br />
nicht darüber, ob sich Led Zeppelin<br />
doch noch einmal reformieren. Sicher ist<br />
aber eine Sache, über die Sänger Robert<br />
Plant in einem BBC-Interview berichtete:<br />
Er habe bislang unveröffentlichtes Material<br />
der Band entdeckt, das in absehbarer Zeit<br />
veröffentlicht werden könnte. „Es handelt<br />
sich dabei um einige sehr, sehr interessante<br />
Sachen, die wahrscheinlich bald auftauchen<br />
werden." Als Möglichkeit nannte er, sie als<br />
Bonus-Tracks für die 2014 anstehende Wiederveröffentlichung<br />
von Led-Zep-Alben zu<br />
verwenden. Jimmy Page habe bereits zugestimmt,<br />
und auch <strong>John</strong> Paul Jones sei sehr<br />
daran interessiert, dass die Stücke nicht<br />
wieder in der Versenkung verschwinden+++<br />
Die Sputniks aus Ostberlin waren in den<br />
60er Jahren eine der beliebtesten Bands in<br />
der DDR, sie frönten dem so genannten Bigbeat<br />
und waren auf den so betitelten Amiga-Samplern<br />
vertreten. Schließlich erlag das<br />
Quartett 1966 den Querelen des deutschdemokratischen<br />
Kulturbetriebes und löste<br />
sich auf. Vergessen wurde die Band indes<br />
nie, so gab es 1981 auch eine Amiga-LP<br />
mit frühen Sputniks-Aufnahmen. 1996 ließ<br />
Schlagzeuger Henry Ko<strong>to</strong>wski (in den 70ern<br />
ein Countrystar in der DDR, 1984 in die BRD<br />
übersiedelt) den flotten Vierer wieder aufleben.<br />
Selbst beim „Wacken Open Air" tauchte<br />
die Band 2005 auf. In diesem Jahr feiern die<br />
Sputniks ihr 50-Jähriges, und Amiga trägt<br />
sich mit dem Gedanken, Anfang 2014 ein<br />
Jubiläumsalbum hinterherzuschieben. Entschieden<br />
ist es aber noch nicht. Die Sputniks<br />
sind übrigens nicht die einzigen Ost-Rock-<br />
Jubilare in diesem Jahr. Die Modern Soul<br />
Band wurde 45, Lift und MTS 40, Pond und<br />
Silly 35, die Pension Volkmann 30 Jahre<br />
jung. 2014 stehen weitere Feierlichkeiten<br />
an: Stern Combo Meißen und Scirocco begehen<br />
ihren 50., Electra und die Puhdys feiern<br />
ihren 45. Bandgeburtstag+++<br />
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Seite 6 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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Aktuell<br />
Sämtliche zwölf Alben, die Yes für das Label<br />
aufgenommen haben, sind in der aufwändigen<br />
Box THE COMPLETE ATLANTIC<br />
STUDIO ALBUMS 1969-1987 enthalten.<br />
Darunter das 1987er Album BIG GENERA-<br />
TOR in der bislang nur in Japan erhältlichen<br />
Expanded Version. Für das Cover der<br />
Clamshell-Box sorgte – wie schon öfter in<br />
der Vergangenheit – kein Geringerer als Roger<br />
Dean+++<br />
Seit bald fünf Jahrzehnten nimmt der Gitarrenvirtuose<br />
und S<strong>to</strong>ryteller Ry Cooder<br />
Musikliebhaber auf manch abenteuerliche<br />
Klangweltreisen mit – jenseits des Mainstreams,<br />
versteht sich beim Vater und<br />
Förderer des Buena Vista Social Club von<br />
selbst. Alle seine bei Warner erschienenen<br />
Alben stecken nun in der satt ausgestatteten<br />
11-CD-Box RY COODER: 1970–<br />
1987+++<br />
FUN ON EARTH heißt das neue Solo-Album<br />
von Queen-Schlagzeuger Roger Taylor<br />
mit 13 Songs, die einmal mehr typisch für<br />
Taylor stilistisch breitgefächert sind. Parallel<br />
dazu gibt's ein THE LOT betiteltes<br />
Boxset mit seinem kompletten Backkatalog<br />
von acht Alben, darunter auch die drei<br />
mit seiner Zweitband The Cross. In der Box<br />
stecken zudem vier Single-Alben mit Edits<br />
und differierenden Versionen. Die 2007 von<br />
Queen mit Paul Rodgers aufgenommene<br />
Single "Say It's Not True" hat Taylor eigens<br />
für das Projekt mit Hilfe von Jeff Beck neu<br />
eingespielt+++<br />
Nur böse Zungen vermuten hinter der<br />
aktuellen Flut von (Wieder-)Veröffentlichungen<br />
von Tonträgern Eric Clap<strong>to</strong>ns<br />
ein Schielen der Plattenfirmenverantwortlichen<br />
aufs Weihnachtsgeschäft. Neben<br />
der UNPLUGGED-Neuauflage gibt es nun<br />
auch die Edition GIVE ME STRENGTH:<br />
THE '74/'75 RECORDINGS. Die enthält<br />
unter den insgesamt 29 Bonus-Tracks<br />
auch zwölf bislang unveröffentlichte<br />
Aufnahmen von „Slowhand" aus dieser<br />
Zeit, in der die Studio-Alben 461<br />
OCEAN BOULEVARD und THERE'S ONE<br />
IN EVERY CROWD sowie das Live-Opus<br />
E.C. WAS HERE entstanden. Enthalten ist<br />
in dem Paket auch die sagenumwobene<br />
„Freddie King Criteria Studios Session".<br />
Und dann wäre da auch noch die DVD<br />
vom diesjährigen CROSSROADS GUITAR<br />
FESTIVAL, das im Frühjahr in New York<br />
über die Bühne ging und alle drei Jahre<br />
stattfindet. Nachzuerleben sind darauf die<br />
Gastspiele der Allman Bro<strong>the</strong>rs, von Jeff<br />
Beck, Keith Richards, Robert Cray, Buddy<br />
Guy, Derek Trucks, Sonny Landreth, Steve<br />
Cropper, Warren Haynes, Doyle Bramhall<br />
II, Gary Clark Jr., <strong>John</strong> Mayer und vieler<br />
weiterer Gäste+++<br />
Walter, Davide und Pasquale Egiziano<br />
aus Paola in Kalabrien, passenderweise<br />
ebenfalls ein Brüder-Trio, haben ihre Formation<br />
The Italian Bee Gees genannt<br />
– und sie wollen den Sound des Originals<br />
live am Leben erhalten: in Form des biografischen<br />
<strong>Music</strong>als „Massachusetts". Dabei<br />
zeichnen sie die wichtigsten Stationen<br />
der mit 220 Millionen verkauften Tonträgern<br />
und sechs US-Nummer 1-Hits in<br />
Folge „erfolgreichsten Familienband aller<br />
Zeiten" (Guinness-Buch der Rekorde) per<br />
Multimedia-Show nach. Die reicht von<br />
den Anfängen mit "To Love Somebody"<br />
(1967) über die „Saturday Night Fever"-<br />
Phase bis hin zum Erfolgsalbum YOU<br />
WIN AGAIN (1987). Au<strong>the</strong>ntisch ist die<br />
Aufführung der Songs (an den Keyboards<br />
steht der langjährige Bee-Gees-Begleiter<br />
Blue Weaver!) mit dem offiziellen Segen<br />
von Robin Gibb persönlich! Diese Hommage<br />
der drei Egizianos samt vierköpfiger<br />
Begleitgruppe ist ab 23.1. bis Mai in<br />
Deutschland unterwegs+++<br />
Für eine Besprechung kam Cliff<br />
Richards neue Scheibe THE FABULOUS<br />
ROCK'N'ROLL SONGBOOK leider einen<br />
Tag zu spät in der Redaktion an (folgt<br />
in der nächsten Ausgabe). Dabei handelt<br />
es sich um das 100. (!) Album des erfolgreichsten<br />
britischen Popsängers in seiner<br />
55-jährigen Karriere überhaupt (Com-<br />
pilations mitgezählt). 15 Lieder, die ihn<br />
begleitet haben, erweckt der vor kurzem<br />
73 Jahre alt gewordene Richard darauf zu<br />
neuem Leben. Die erste Auskopplung "Rip<br />
It Up" ist übrigens seine 140. Single! Doch<br />
mit der Rückkehr zu seinen R&R-Wurzeln<br />
ist es nicht genug – im Mai wird der 1995<br />
von der Queen geadelte Richard zu fünf<br />
Konzerten wieder mal nach Deutschland<br />
kommen+++<br />
Die 60er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs,<br />
auch im Jazz. Ebenso für Manfred<br />
Schoof (Trompete, Flügelhorn, Kornett),<br />
der in seinem Quintet verheißungsvolle<br />
Talente wie das spätere Can-Mitglied Jaki<br />
Liebezeit (dr), Alexander von Schlippenbach<br />
(p), Buschi Niebergall (b) und Gerd Dudek<br />
(sax) um sich scharte. Um dem Free Jazz zu<br />
frönen. Wie das klang, ist jetzt auf den bislang<br />
unveröffentlichten MUNICH RECOR-<br />
DINGS 1966 zu hören. die zwischen Ok<strong>to</strong>ber<br />
und Dezember 1966 in den Münchner<br />
Trixi Studios entstanden – Review in der<br />
nächsten Ausgabe+++<br />
Der Teufel schert sich nur um seinesgleichen<br />
– glaubt Ginger Baker und ergänzt:<br />
„Gott straft mich für meine früheren Sünden,<br />
indem er mich am Leben hält und<br />
mir so viel Schmerz zufügt, wie er kann."<br />
Dies ist der Inhalt des Dokumentarfilmes<br />
„Beware Of Mr. Baker" (Drehbuch und Regie:<br />
Jay Bulger), der im rasant montierten<br />
Patchworkstil des unstete Leben des mittlerweile<br />
73-Jährigen aufarbeitet. Geboren<br />
1939 in London, Vater im Krieg gefallen,<br />
ab Mitte der Fifties Schlagzeuger bei<br />
Terry Lightfoot und Mr. Acker Bilk, dann<br />
bei Alexis Korner und Graham Bond und<br />
schließlich 1966 Gründung und Weltruhm<br />
mit Cream. Es folgten Blind Faith, Ginger<br />
Baker's Airforce, die Baker Gurvitz Army, ein<br />
Gastspiel bei Hawkwind, Masters Of Reality,<br />
viel Jazz, BBM (Baker, Bruce, Moore). Geld<br />
floss in großen Mengen – aber noch größer<br />
war der Strom von Drogen, Dauerstreitereien,<br />
Wutattacken und gescheiterten Ehen,<br />
die Baker zum unkalkulierbaren Psychopa<strong>the</strong>n<br />
machten, der heute mit seiner vierten<br />
Frau, 39 Pferden und etlichen Hunden in<br />
Südafrika im Status des finanziellen Ruins<br />
lebt. Zeitgenossen wie Eric Clap<strong>to</strong>n, Steve<br />
Winwood, Charlie Watts, Jack Bruce und<br />
<strong>John</strong>ny Rotten sowie Ex-Frauen und Kinder<br />
kommen zu Wort und sind sich letztlich<br />
einig: Baker ist ein mürrisch-irrer Exzentriker,<br />
der im Leben nichts geregelt bekommt,<br />
weil er über nur eine wirkliche Begabung<br />
verfügt: Schlagzeug spielen. Kinostart ist<br />
am 19.12.+++<br />
AFTER THE FIRE hieß das Album, das<br />
Gitarrist Hans Ziller mit seiner Band EZ<br />
Livin' 1991 veröffentlichte, nachdem er<br />
vom Bonfire-Management aus der Band<br />
gefeuert worden war. Derzeit überarbeitet<br />
Ziller die Scheibe und nimmt zugleich<br />
ein neues Studio-Album auf. Das wird<br />
FIRESTORM heißen und am 28.2.2014 erscheinen.<br />
Mit an Bord sind Chris Lyne (g,<br />
Mo<strong>the</strong>r Road, Soul Doc<strong>to</strong>r), Ronnie Parkes<br />
(b, Tango Down, Seven Witches), Harry<br />
Reischmann (dr, Bonfire, Gregorian) sowie<br />
David Reece (Accept, Bangalore Choir) als<br />
Sänger+++<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 7
Vers<strong>to</strong>rben<br />
David Garrick (bürgerlich: Philip Darrell<br />
Core, *12.9.1945) landete seinen größten<br />
Hit als Sänger mit "Dear Mrs Applebee"<br />
(UK #22, D #1),<br />
veröffentlichte auch<br />
auf Deutsch ("Rüdesheim<br />
liegt nicht<br />
an der Themse"), in<br />
Deutschland nahm<br />
er das Album BLOW<br />
UP – LIVE mit The Iveys auf, aus denen<br />
Badfinger hervorgingen. Der gebürtige Liverpooler<br />
verstarb bereits am 23.8.<br />
<strong>John</strong> "<br />
Juke" Logan (*11.9.1946) betrieb<br />
seine eigene Juke Rhythm Band und<br />
Angel City Rhythm Band, sang und spielte<br />
Piano und Harp für Dave Alvin, Ry Cooder,<br />
Richard Marx, The Dickies, J.J. Cale, <strong>John</strong><br />
Lee Hooker, Etta James, <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> und<br />
Leon Russell. Der Kalifornier starb am 30.8.<br />
Kenny Whiteside (*15.6.1943) sang bei<br />
der R&B/Doo-Wop-Gruppe The Clef<strong>to</strong>nes.<br />
Erlag am 4.9. einem Krebsleiden.<br />
Tommy "<br />
Cosmo" Cosdon war als<br />
Rock'n'Roll-Sänger aktiv, u.a. bei The<br />
Counts, Sultans, Grand Dads und Shufflin'<br />
Dads, dazu auch als professioneller Rennpferde-Trainer<br />
in Louisville, Kentucky, sehr<br />
erfolgreich. Ging nach langer Krankheit<br />
am 6.9. für immer. Die Angaben über sein<br />
Alter variierten in den Nachrufen zwischen<br />
69 und 72.<br />
Bobby Martin (*4.5.1930) war einer der<br />
Architekten des Sound Of Philadelphia,<br />
arbeitete als Keyboarder, Arrangeur und<br />
Produzent mit dem MFSB Orchestra, Dusty<br />
Springfield, Whitney Hous<strong>to</strong>n, The O'Jays,<br />
Patti LaBelle, Lou Rawls, den Jacksons, Etta<br />
James, Wilson Pickett und Tavares. Starb<br />
am 6.9. krankheitsgeschwächt.<br />
Stan Robinson hatte 1959 einen<br />
#83-Erfolg mit ”Boom-A-Dip-Dip", sang<br />
bei den Appalachians (1963er Hit: ”Bony<br />
Maronie”). Kehrte dem Musikbusiness den<br />
Rücken und wurde im Bekleidungsgeschäft<br />
aktiv. Er war später wenig begeistert<br />
davon, dass seine beiden Söhne Chris<br />
und Rich mit den Black Crowes in seine<br />
Fußstapfen traten. Die beiden sagten<br />
nach dem Tod ihres Dads im Alter von 73<br />
Jahren am 10.9. erst einmal einige anstehende<br />
Akustikshows ab.<br />
Paul Despiegelaere (alias Paul Mellow,<br />
*21.2.1954) war singender Gitarrist der<br />
holländischen Band The Machines und The<br />
Apples und arbeitete bis zu seinem Ableben<br />
am 11.9. als Produzent vieler heimscher<br />
Bands.<br />
Ray Dolby (*18.1.1933) wurde berühmt<br />
durch das von ihm erfundene Rauschunterdrückungssystem,<br />
das seinen Namen trägt.<br />
War lange Jahre Präsident der amerikanischen<br />
Audio Engineering Society. Er starb<br />
am 12.9. an Leukämie.<br />
Ray Whitehorn sang und spielte Gitarre,<br />
u.a. bei Reunion, The Chalybeats, Sherry,<br />
One Step Raymond und Gold. Überlebte<br />
am 12.9. im Alter von 70 Jahren Herzprobleme<br />
nicht.<br />
David Mason griff für The Sundowners,<br />
George Clin<strong>to</strong>n, Styrofoam Soule, Joe<br />
Walsh, El<strong>to</strong>n <strong>John</strong> und Todd Rundgren in<br />
die Hammond/Keyboardtasten. Starb am<br />
13.9. gerade mal 63-jährig.<br />
Bobby Manseld (*26.8.1937) sang in<br />
den 50er Jahren mit The Wrens Doo-Wop,<br />
verstummte am 15.9. für immer.<br />
Marvin Rainwater (*2.7.1925), auch bekannt<br />
als „The Rockabilly King", schaffte es<br />
1957 mit "Gonna Find Me A Bluebird” bis<br />
auf Chartrang 18, nahm den Song auch als<br />
Duett mit Connie Francis auf. Das Mitglied<br />
der Rockabilly Hall Of Fame verschied friedlich<br />
am 17.9.<br />
Roger Pope (*20.3.1947) trommelte in<br />
der Band von El<strong>to</strong>n <strong>John</strong> (erstmals 1967!),<br />
aber auch für Seals & Crofts, Kiki Dee, Buddy<br />
Guy, Al Stewart, Chris Darrow, Harry Nilsson,<br />
Cliff Richard, Long <strong>John</strong> Baldry und<br />
Hall & Oates. Erlag am 17.9. mit 66 Jahren<br />
einer schweren Krankheit.<br />
Lindsay Cooper (*3.3.1951) entlockte<br />
der Oboe, Flöte, Bassoon und Recordern<br />
Töne; der Engländer bewegte sich zwischen<br />
Avantgarde-Rock, Klassik und experimenteller<br />
Musik, arbeitete trotz seiner Erkrankung<br />
an Multipler Sklerose mit Henry Cow,<br />
Mike Oldfield, Steve Hillage, Egg, David<br />
Thomas & The Pedestrians. Starb am 19.9.<br />
Terence "<br />
Ready Teddy" McQuis<strong>to</strong>n<br />
betätigte sich als Bluessänger, DJ, Manager<br />
und Promoter, war Frontmann der Swamp<br />
Daddys und trat öfter mit seinem Freund<br />
Little Richard auf. Er erlag am 19.9. den<br />
Spätfolgen eines Sturzes 2011, bei dem er<br />
sich Halsverletzungen zugezogen hatte.<br />
Tommy Hughes (*7.5.1938) sang und<br />
spielte Keyboards und (Skiffle-)Banjo, unter<br />
anderem bei den Swinging Blue Jeans<br />
(die er noch mit dem Bandnamen Swingin'<br />
Bluegenes mitgegründet hatte), The Kansas<br />
City Five, Faron & The Flamingos und The<br />
Mojos. Verstarb am 21.9.<br />
Doug Grassel (*5.7.1949) bearbeitete<br />
die Rhythmusgitarre beim Ohio Express, die<br />
1968/69 vier Top-40-Hits ("Yummy Yummy<br />
Yummy”) landeten, nachdem sie aus<br />
Rare Breed hervorgegangen waren. Grassel<br />
machte weiter Musik und lebte in den letzten<br />
zehn Jahren in Deutschland. Nach einem<br />
viermonatigen Krankenhausaufenthalt<br />
erlag er am 21.9. in Köln einer Lungenentzündung.<br />
Paul Kuhn (*12.3.1928) war einfach „der<br />
Mann am Klavier". Die breite Masse liebte<br />
seine Schlager, auf der anderen Seite war er<br />
ein höchst respektierter<br />
Jazzer. „Mein Herz gehörte<br />
der Unterhaltungsmusik,<br />
und in meinem<br />
Kopf spukte der Jazz<br />
herum, den wir im Nationalsozialismus<br />
nicht<br />
hören durften", beschrieb b er selbst einmal<br />
seinen Spagat. Kuhn war bis kurz vor seinem<br />
Tod im Schlaf am 22.9. während eines<br />
Kuraufenthaltes in Bad Wildungen auf der<br />
Bühne zu erleben.<br />
Pat Fear (bürgerlich: Bill Bartell) sang und<br />
spielte Gitarre bei der 1982 gegründeten<br />
und in den USA einflussreichen Punkband<br />
White Flag, bei der viele Musiker mitspielten,<br />
die später in wichtigen Indie-Bands<br />
auftauchten. Er wurde 52-jährig am 24.9.<br />
<strong>to</strong>t in seinem Heim aufgefunden, ein Gerichtsmediziner<br />
konstatierte eine natürliche<br />
Todesursache.<br />
Billy Mure (*4.11.1915) schaffte es mit<br />
seiner Band The Trumpeteers 1959 bis auf<br />
#64 der Billboard-Charts. Als Studiogitarrist<br />
spielte er auf Klassikern wie Paul Ankas<br />
"Diana", Bobby Darins "Splish Splash"<br />
und Eydie Gormes "Blame It On The Bossa<br />
Nova"; er produzierte zudem Marcie<br />
Blanes "Bobby's Girl" und Ray Petersons<br />
"Tell Laura I Love Her" und starb am 26.9.<br />
hochbetagt.<br />
Oscar Castro-Neves (*15.5.1940) kam<br />
in Rio de Janeiro zur Welt, spielte Gitarre<br />
(Spezialität: Bossa Nova). Seine Dienste sicherten<br />
sich so unterschiedliche Arbeitgeber<br />
wie Stan Getz, Michael Jackson, Barbra<br />
Streisand, Stevie Wonder, Toots Thielemans,<br />
Joao Gilber<strong>to</strong>, Lee Ritenour, Diane Schuur<br />
und Sergio Mendes. Krebs kostete ihn am<br />
27.9. in Los Angeles das Leben.<br />
Lorne Black (*21.10.1962) war als Bassist<br />
Gründungsmitglied von Great White. Später<br />
wechselte er zu den Prog-Rockern LBC,<br />
komponierte für Soundtracks. Zum Zeitpunkt<br />
seines Ablebens 27.9. arbeitete er an<br />
einem Solo-Album.<br />
Margaret Ann Williams ersetzte 1969<br />
Cissy Hous<strong>to</strong>n bei The Sweet Inspirations,<br />
sang im Chor für Elvis Presley (zu sehen in<br />
der Doku „Elvis: That's The Way It Is”) und<br />
Aretha Franklin, die sie liebevoll „Taurus"<br />
nannte. Williams starb am 1.10.<br />
Phil Chevron (*17.6.1957) galt als einer<br />
der einflussreichsten Musiker der irischen<br />
Punk- und Rockszene, zunächst als Mitglied<br />
von Radia<strong>to</strong>rs From Space, ehe er sich<br />
1984 den Pogues als Gitarrist anschloss,<br />
nachdem er zuvor Banjo und Mandoline<br />
gespielt hatte. 1994 stieg er aus gesundheitlichen<br />
Gründen wieder aus, kehrte 2001<br />
aber zurück – bis zu seinem krebsbedingten<br />
Tod am 8.10.<br />
Danny Wilder (*11.2.1986) gehörte als<br />
singender Gitarrist den Rock-HipHoppern<br />
Kings Of The City an, starb sehr jung am<br />
9.10. an Lungenkrebs.<br />
Marc Trovillion war als Bassist 1987<br />
Gründungsmitglied der Alt.Country-Band<br />
Lambchop. Er wurde bis zum 9.10. nur 56<br />
Jahre alt.<br />
Jan Kuehnemund (*15.11.1961) war als<br />
Leadgitarristin 1980 Gründungsmitglied der<br />
Frauen-Glam-Metalband Vixen, Nach der<br />
Auflösung 1991 reformierte sich die Gruppe<br />
mehrfach – bei ähnlichen Unternehmen<br />
wird Kuehnemund fehlen, nachdem sie ihren<br />
Kampf gegen den Krebs am 10.10. verlor.<br />
Mike O'Neill (*1938) griff für <strong>John</strong> Berry<br />
Seven, Nero & The Gladia<strong>to</strong>rs, Heads Hands<br />
& Feet, David Bowie, Donovan in die Keyboardtasten,<br />
ehe er sich am 10.10. dem Leberkrebs<br />
geschlagen geben musste.<br />
Bugs Pember<strong>to</strong>n (*7.1.1945) spielte<br />
Schlagzeug bei den Undertakers und The<br />
Lomax Alliance, war auf jedem Solo-Album<br />
von Jackie Lomax vertreten. Er richtete<br />
Aufnahmestudios ein, unter anderem das<br />
Crystal Studio B in Los Angeles, in dem<br />
Stevie Wonder viel aufnahm, der Pember<strong>to</strong>n<br />
eigens in den Credits von SONGS IN<br />
THE KEY OF LIFE erwähnte. Der gebürtige<br />
Liverpooler verlor am 13.10. in seiner<br />
Wahlheimat L.A. seinen langen Kampf gegen<br />
den Krebs.<br />
Maxine Powell (*13.5.1915) leitete bei Mo<strong>to</strong>wn<br />
die Abteilung für Künstlerentwicklung<br />
und galt als die „Anstandslehrerin" des Labels<br />
– zu ihren Aufgaben gehörte einerseits der<br />
Unterricht der Labelkünstler in Harmonielehre<br />
und Choreografie, doch sie brachte den Supremes,<br />
Jackson Five oder Temptations ebenso<br />
bei, sich richtig zu verhalten, anzuziehen<br />
und zu gehen. Viele Stars dürften Powell seit<br />
dem 14.10. nachtrauern.<br />
Roland Janes (*1933) war neben der<br />
Tätigkeit als (Rockabilly-)Gitarrist (auch in<br />
der Hausband der Sun Studios in Memphis)<br />
als Toningenieur und Produzent tätig,<br />
u.a. für Jerry Lee Lewis (”Whole Lotta<br />
Shakin' Goin On'”, "High School Confidential”).<br />
Er starb am 18.10.<br />
Ronald Shannon Jackson (*12.1.1940)<br />
machte sich als Jazzdrummer und Komponist<br />
einen Namen, war auch in der Fusionecke<br />
daheim und spielte mit fast allen<br />
Größen. Bis zu seinem Tod am 19.10. arbeitete<br />
er an einem neuen Album seiner<br />
eigenen Band Decoding Society.<br />
Gypie Mayo (*24.7.1951, bürgerlich:<br />
<strong>John</strong> Cawthra) spielte Gitarre bei Dr. Feelgood<br />
(1977–1981) und den reformierten<br />
Yardbirds (1996–2004), gab zwischendurch<br />
Gitarrenunterricht und spielte mit diversen<br />
Kollegen. Er starb am 23.10. nach längerer<br />
Krankheit.<br />
Al <strong>John</strong>son (*1948) war Leadsänger der<br />
R&B-Truppe The Unifics (1966–1972), die<br />
er verließ, um als Songwriter und Produzent<br />
zu arbeiten. Er veröffentlichte 1978<br />
mit PEACEFUL ein Solo-Album, arbeitete<br />
mit The Whispers, reformierte die Unifics<br />
und verabschiedete sich am 26.10. im Alter<br />
von 65 Jahren in den Musikerhimmel.<br />
Pete Haycock (*4.3.1951) startete seine<br />
Laufbahn 1968 als Leadgitarrist der Climax<br />
Chicago Blues Band (Chicago wurde 1970<br />
gestrichen). Nach deren<br />
Ende 1988 war Haycock<br />
solo aktiv, komponierte<br />
Filmmusiken, unter<br />
anderem für Hans Zimmer:<br />
Haycock war live in<br />
den letzten zwei Jahren<br />
meist gemeinsam mit Siggi Schwarz unterwegs.<br />
Er hatte sich mit seiner Frau 2012 ein<br />
Häuschen nahe Frankfurt gekauft und war<br />
dabei, sich ein Homestudio einzurichten.<br />
Plänen, die Climax Blues Band wiederzubeleben,<br />
kam ein Herzschlag zuvor, dem er am<br />
30.10. zu Hause erlag.<br />
Seite 8 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong><br />
Wir proben nie!<br />
Auch durch seinen 80. Geburtstag lässt sich Altmeister <strong>John</strong><br />
<strong>Mayall</strong> nicht bremsen: Nur wenige Tage nach dem Gespräch<br />
mit <strong>GoodTimes</strong> brach er zu einer weiteren US-Tour auf. Im<br />
Januar spielt er sich an der Westküste warm, ehe der gebürtige<br />
Brite ab Mitte Februar zwei Monate nons<strong>to</strong>p in Europa<br />
unterwegs sein und dabei ab 27. März 19 (!) Konzerte in<br />
Deutschland geben wird.<br />
© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />
© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />
Wie geht es? Der 80. Geburtstag kommt näher ...<br />
Die Arbeit hält mich auf Trab. Was soll ich sagen? Die nächsten Tourneen<br />
stehen ins Haus.<br />
Probst du schon mit deiner Band?<br />
Nein, wir proben nie! Wir sind inzwischen ja auch schon wieder fünf Jahre<br />
zusammen, und so weiß jeder, was er zu spielen hat.<br />
Was können deine Fans 2014 in Deutschland erwarten?<br />
Zunächst muss ich sagen, dass es die aufregendste Band ist, die ich je hatte.<br />
Wir werden neue und alte Songs spielen, wobei wir die alten auf neue Weise<br />
umsetzen. Darum bleibt es auch für mich jeden Abend<br />
spannend.<br />
Du sagst die aufregendste Band" – und das bei all<br />
"<br />
den großartigen Musikern, die schon dabei waren!<br />
Was ist das Besondere an Gitarrist Rocky Athas,<br />
Bassist Greg Rzab und Drummer Jay Davenport?<br />
Sie funktionieren intensiver, geschlossener als jede andere<br />
Band, die ich vorher hatte.<br />
Nach welchen Kriterien hast du sie nach dem Ende<br />
der Bluesbreakers vor fünf Jahren zusammengestellt?<br />
Warum zum Beispiel ist Rocky Athas dabei?<br />
Ihn hatte ich vor einigen Jahren kennen gelernt. Er ist ein<br />
Nachbar von Buddy Whitting<strong>to</strong>n, der so viele Jahre mit mir<br />
gespielt hatte. Buddy hat ihn empfohlen.<br />
<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>, das war immer auch ein Men<strong>to</strong>r, vor<br />
allem ein Förderer talentierter Gitarristen, oder?<br />
Ich bin ein Bandleader, und da hat man nicht nur die Gitarristen im Blick. Ich<br />
muss generell Musiker finden, die meine Ideen und Vorstellungen am besten<br />
umsetzen.<br />
Aber berühmt wurden vor allem Gitarristen wie Eric Clap<strong>to</strong>n, Peter<br />
Green, auch ein Walter Trout ...<br />
Die Gitarre ist im Blues und Rock nun mal das prominenteste Instrument. Sie<br />
springt einen direkt an und steht im Fokus der Fans.<br />
War es jemals ein Problem, dass andere mehr im Mittelpunkt standen<br />
als der Chef?<br />
So funktioniert das nicht! Diese Beobachtung stimmt nicht, denn der Fokus<br />
war und ist immer auf mich gerichtet – der Gitarrist und die Rhythm-Section<br />
kommen danach, was die Aufmerksamkeit der Leute betrifft!<br />
Die Rede war von neuen Songs – gibt es viele?<br />
Nein. Wenn ich neu sage, meine ich Songs, die ich mit dieser Band 2009 für<br />
das Album TOUGH aufgenommen habe. Aber bis wir nach Europa kommen,<br />
hoffe ich, dass es neuere Musik gibt, weil wir gerade an einem Album arbeiten.<br />
Wir haben schon alle Titel beisammen – wir müssen jetzt nur ein paar Tage<br />
Zeit für das Studio finden. Es wird eine Verneigung vor der Chicago-Bluestradition<br />
sein, mit einigen eigenen Songs, die ich einstreuen werde.<br />
Über CD-Baby gibt es im Internet einige CDs mit HISTORIC LIVE<br />
SHOWS – was war der Ans<strong>to</strong>ß dafür?<br />
Ich bin meine alten Cassetten durchgegangen und stieß dabei<br />
auf einige echt unglaubliche Sachen, die nur darauf warteten,<br />
endlich meinen Fans zugänglich gemacht zu werden.<br />
Und die Klangqualität war teilweise überraschend gut, so<br />
dass die Toningenieure mit Hilfe der modernen Technik sie<br />
in einem vertretbaren Sound bringen konnten. Das ist etwas<br />
nur für die Fans, darum habe ich sie im Internet herausgebracht,<br />
nicht bei einer Plattenfirma – wobei da ohnehin die<br />
Frage bleibt, ob die überhaupt daran interessiert gewesen<br />
wären.<br />
Ist der 80. Geburtstag Anlass für eine Bilanz? Es<br />
kommen doch sicher viele Erinnerungen hoch ...<br />
Eigentlich nicht, dafür habe ich zu viel zu tun. Wie gesagt, die<br />
Band ist in dieser Besetzung jetzt fünf Jahre zusammen, und wir<br />
stehen praktisch erst am Anfang eines neuen Kapitels.<br />
Wie ist es möglich, in so hohem Alter noch immer bis zu 100 Shows<br />
im Jahr zu spielen?<br />
Dahinter steckt kein besonderes Geheimnis. Ich habe offenbar gute Gene, lebe<br />
gesund und bin stets aktiv gewesen. Ich kann keine Anzeichen des Alterns bei<br />
mir entdecken. Außerdem hält die Musik einfach jung!<br />
In den letzten sechs Jahrzehnten gab es Höhen und Tiefen des Blues<br />
– wie ist seine gegenwärtige Position?<br />
Wenn ich allein von der Zahl junger Blueser, vor allem Blues-Rocker, ausgehe,<br />
muss er geradezu florieren! Es gibt bessere und weniger gute, aber sie alle<br />
wollen den Blues spielen, und das ist doch entscheidend. Er ist weltweit fühlbar<br />
– man kann heute angesichts vieler schlimmer Dinge geradezu depressiv<br />
werden. Und genau das kann man mit dem Blues immer noch gut ausdrücken.<br />
Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />
Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DIE Blues-Au<strong>to</strong>rität<br />
Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />
Er ist der letzte Mohikaner der Urväter der britischen Bluesszene,<br />
hat seine einstigen Mitbewohner des Londoner Blues-<br />
Rock-Olymp, Alexis Korner (†1984) und Cyril Davies (†1964),<br />
um Jahrzehnte überlebt und feiert am 29. November in seiner<br />
Wahlheimat Kalifornien seinen 80. Geburtstag. Anhand<br />
von Interviews mit dem Jubilar und Wegbegleitern aus der<br />
Vergangenheit zeichnet Philipp Roser <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>s Karriere<br />
schlaglichtartig nach.<br />
Der heutige Träger des Order Of The British Empire (OBE) kam am<br />
29.11.1933 in der Kleinstadt Macclesfield nahe Manchester zur Welt. Er<br />
diente drei Jahre der königlichen Armee in Südkorea und besuchte ab<br />
1955 die Kunstschule, die er als Grafikdesigner verließ. Parallel war der Sänger,<br />
Gitarrist, Keyboarder und Mundharmonikaspieler in eigenen Bands wie den Powerhouse<br />
Four (1956) und Blues Syndicate (mit Bassist <strong>John</strong> McVie) aktiv, folgte<br />
einem Rat von Alexis Korner und übersiedelte nach London. Dort spielte er mit<br />
seinen frisch gegründeten<br />
Bluesbreakers 1963 den<br />
ersten Gig im Marquee.<br />
Als Durchlauferhitzer für<br />
junge Bluesliebhaber und<br />
Talentschmiede erwiesen<br />
sich die Bluesbreakers:<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n, Peter Green,<br />
Mick Taylor, Harvey Mandel,<br />
McVie, Jack Bruce,<br />
Andy Fraser, Mick Fleetwood,<br />
Hughie Flint, Aynsley<br />
Dunbar, Jon Hiseman,<br />
Dick Heckstall-Smith, Don<br />
„Sugarcane" Harris, später<br />
Walter Trout, Coco Mon<strong>to</strong>ya<br />
und Buddy Whitting<strong>to</strong>n<br />
– ihnen allen gelangen<br />
dank <strong>Mayall</strong>s Förderung<br />
erfolgreiche Karrieren.<br />
„Hätte Eric Clap<strong>to</strong>n nicht<br />
Cream gegründet, wäre<br />
ich nicht bei <strong>John</strong> gelandet,<br />
der für mich eine<br />
echte Au<strong>to</strong>rität war und<br />
von dem ich viel gelernt<br />
habe", sagte Peter Green<br />
1997 im <strong>GoodTimes</strong>-Interview,<br />
stellvertretend für<br />
viele Kollegen.<br />
<strong>Mayall</strong> übersiedelte 1969<br />
in die USA, lebte im fast schon legendären Laurel Canyon, in dem sein geliebtes<br />
Baumhaus 1979 in Flammen aufging. Er spielte mit anderen dort ansässigen<br />
Musikern,<br />
produzierte<br />
Albert King, versuchte<br />
sich an Jazz, ("Room To<br />
Move"!), Pop und Funk –<br />
und kehrte 1982 zu den<br />
Blues-Ursprüngen zurück:<br />
Er reformierte die Bluesbreakers,<br />
zunächst mit<br />
Taylor, McVie und Colin<br />
Allen (dokumentiert im<br />
Film „Blues Alive", mit<br />
den Bühnengästen Albert<br />
King, Buddy Guy,<br />
Junior Wells und Etta<br />
James), ehe zwei Jahre<br />
später Trout und Mon<strong>to</strong>ya<br />
dazu stießen. „<strong>John</strong> ist<br />
© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11<br />
bis heute für mich eine Inspirationsquelle – er hat<br />
mir auch Mut gemacht, politische Texte zu schreiben<br />
– er hat schon 1970 Umwelt<strong>the</strong>men wie 'Nature's<br />
Disappearing' behandelt und war somit einer der ersten<br />
Öko-Blueser", wies Trout 2012 im Gespräch mit<br />
<strong>GoodTimes</strong> auf eine oft übersehene Seite in <strong>Mayall</strong>s<br />
Wirken hin.<br />
Der Altmeister war häufig Stammgast auf deutschen<br />
Bühnen – auch in Zeiten, als er und seine Bluesbreakers<br />
international nicht unbedingt angesagt waren.<br />
1988 <strong>to</strong>urte er auf Einladung von Peter Maffay mit<br />
ihm durch Deutschland. „Da war die Neugier auf eine<br />
solche Persönlichkeit; und da war das Vergnügen dabei<br />
festzustellen, dass Gemeinsamkeiten entstanden“,<br />
erinnerte sich Maffay später: „Ich stand ein paar Wochen<br />
neben ihm, habe ihn richtig gespürt. Von diesen<br />
Leuten nimmt man immer etwas<br />
mit – Energien, die sie verschenken,<br />
Vibes, die Art und Weise, wie<br />
sie mit Menschen umgehen; die<br />
Geschichte, die sie mit einbringen,<br />
ihre Vergangenheit – das<br />
sind Bereicherungen!" Und er<br />
schilderte, wie diese Zusammenarbeit<br />
entstand, was auch einiges<br />
über <strong>Mayall</strong> verrät. Maffay: „Ich<br />
fragte ihn, ob er mit uns auf Tour<br />
spielen wolle. Ja, aber nur bei<br />
'<br />
zwei Songs!' Am fünften Tag hat<br />
er gefragt, kann ich noch mehr<br />
'<br />
mit euch machen?' Am Ende hat<br />
er fast den ganzen Abend mit uns mitgespielt."<br />
Inzwischen sind die Bluesbreakers-Zeiten für <strong>Mayall</strong> seit fünf Jahren endgültig<br />
passé, spielt er nur noch unter eigenem Namen – und fördert weiter verheißungsvolle<br />
Talente. Doch die einstigen Nachwuchskünstler kommen, wenn<br />
„<strong>John</strong> der Große" auch nur mit dem Finger schnippt. Als er am 19.7.2003 seinen<br />
70. Geburtstag mit einem Benefiz-Konzert für Unicef in der Liverpooler Kings<br />
Dock Arena feierte, waren sie alle da: Eric Clap<strong>to</strong>n, Mick Taylor und sein alter<br />
Kumpel Chris Barber spielten mit ihrem Lehrmeister. Ähnliches war für den 80.<br />
Geburtstag nicht geplant, zumindest stand bei Redaktionsschluss noch nichts<br />
fest. Doch bei <strong>Mayall</strong> weiß man ja nie – vielleicht verbindet er 2014 eine Nachfeier<br />
in Konzertform mit einem guten Zweck.<br />
Irgendwie traf und trifft der Titel seines bislang letzten Studio-Albums,<br />
TOUGH, den Punkt: <strong>Mayall</strong> war trotz gelegentlicher wirtschaftlicher Probleme<br />
stets ein <strong>to</strong>ugher Bursche: Er profitierte von seinen Schützlingen wie sie von<br />
ihm. Er hat die Business-Seite der Musik auch nie aus den Augen verloren –<br />
aktuell verhandelt er mit Plattenfirmen wegen des nächsten Albums, nachdem<br />
der Deal mit Eagle ausgelaufen ist. Doch im Vordergrund stehen seit nun acht<br />
Jahrzehnten – seinen Babygesang mal mitgerechnet – Töne, die die Blueswelt<br />
bewegen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel<br />
Fo<strong>to</strong>: © Heinrich Klaffs Collection
<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong><br />
Er wird<br />
wohl " ewig<br />
© Pressefo<strong>to</strong>, Archiv Willi Kuper<br />
Leo Lyons (Ten Years After)<br />
<strong>John</strong> war neben Alexis Korner, Cyril Davies und Chris Barber<br />
ein UK-Pionier des Blues. Ich kenne ihn und Angehörige<br />
seiner Familie seit 1966. TYA spielten oft mit ihm<br />
im UK und anderen Weltgegenden – Ende der 60er Jahre<br />
haben Ric Lee und ich ihn in Kalifornien sogar mal begleitet,<br />
als seine Band nicht auftauchte. Ich habe viele<br />
Bluesbreakers-Besetzungen erlebt – <strong>John</strong> hat der Welt<br />
viele großartige Gitarristen beschert: Eric Clap<strong>to</strong>n, Peter<br />
Green, Mick Taylor und Coco Mon<strong>to</strong>ya habe ich alle durch <strong>John</strong> erstmals<br />
erlebt. <strong>John</strong> ist einfach Bluesgeschichte! Er pflegt einen sehr traditionellen<br />
Stil. Als er zu unserem ersten TYA-Album befragt wurde, sagte er trocken: Ich<br />
vermute mal, sie werden schnell wachsen.<br />
© privat<br />
Steve Luka<strong>the</strong>r<br />
Es ist verdammt lange her, dass ich für sein 1979er Album<br />
BOTTOM LINE eine Session spielte – damals war ich<br />
gerade mal 21. Ich kann mich erinnern, dass alles sehr<br />
schnell über die Bühne ging und ich Rhythmusgitarre auf<br />
einigen Tracks spielte. Ich war ganz schön nervös, weil ich<br />
für den großen <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> arbeitete – es war jedenfalls<br />
eine große Ehre, dass ich einen ganz kleinen Teil zu dieser<br />
Platte beitragen und mit einer Legende aktiv sein durfte,<br />
die uns alle beeinflusst hat.<br />
© Rob Shanahan<br />
Jon Hiseman (Colosseum)<br />
<strong>John</strong> war stets ein netter Mann mit einer klaren Vorstellung.<br />
Ich habe meine Zeit bei ihm genossen – damals<br />
spielte ich ein ganz kleines Drumkit ohne jegliche Tom-<br />
Toms, weil seine Musik es so verlangte. Nachdem er die<br />
BARE WIRES-Besetzung aufgelöst hatte, improvisierten<br />
wir sehr viel, wozu er Blues-angelehnten Nonsens sang.<br />
Es war großartig! Nach meinem Abschied gründete ich<br />
Colosseum, und wir trafen uns immer wieder bei Festivals,<br />
haben dabei viel gelacht – zuletzt sah ich ihn vor fünf Jahren mit einer<br />
großartigen Band. Kaum zu glauben, dass er jetzt 80 ist – er wird wohl ewig<br />
leben!<br />
leben!"<br />
Tony Carey<br />
y y<br />
Von Philipp Roser<br />
<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> war bei Peter Maffays Tour 1988 dabei – ich<br />
produzierte damals viel in Peters Red Rooster Studios in<br />
Tutzing und wurde gebeten, im Studio auszuhelfen. Ich<br />
dachte, da käme eine kleine Bluestruppe und baute kleines<br />
Equipment auf – und dann erschienen die Bluesbreakers<br />
mit den Gitarristen Walter Trout und Coco Mon<strong>to</strong>ya. Walter<br />
lächelte über den kleinen Gitarrenverstärker und verlangte<br />
nach einer Marshall-Wand ... Die Bluesbreakers pus teten<br />
förmlich das Dach vom Haus! Was wir damals aufnahmen, landete auf dem<br />
Album CHICAGO LINE – und ich hatte die Ehre, ein bisschen mitspielen zu dürfen!<br />
Der Mann ist ein Genie, sein Wissen über die Bluesgeschichte legendär! 20<br />
Jahre später rief er mich auf Mallorca an, wo ich lebte, und fragte, ob ich nicht<br />
eine weitere Platte mit ihm machen wolle, „weil es damals so viel Spaß gemacht<br />
hat". Es klappte leider nicht, was aber an den Plattenfirmen lag – ich hätte<br />
sogar dafür bezahlt, es machen zu können! Auf Tour hatte er einen portablen<br />
Videoplayer dabei, und in seinem Zimmer stiegen nach den Shows oft Filmparties,<br />
zu denen alle eingeladen waren. Er bestand auch darauf, zu jeder Show<br />
ein Grillhähnchen zu bekommen. Das verpackte er oft fein säuberlich in Folie,<br />
schrieb das Datum drauf, um es irgendwann später zu essen – und er achtete<br />
penibel darauf, immer zuerst das mit dem ältesten Datum zu essen. Wenn ich an<br />
<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> denke, muss ich immer an drei Tage alte Hähnchen denken – das<br />
ist wahrer Blues!<br />
© Pressefo<strong>to</strong>, Frank Vigil © privat<br />
Rocky Athas<br />
<strong>John</strong> hatte mich erlebt, als ich in Dallas, Texas, als Opener<br />
für ihn spielte. Er hat sich später, als er mich in seine Band<br />
holte, sogar CDs besorgt, um sein Gedächtnis aufzufrischen.<br />
Er sagte, ich würde richtig gut in seinen Sound<br />
passen – klar, dass ich da ja sagte! Er hat mir nie vorgeschrieben,<br />
ich solle wie dieser oder jener Gitarrist spielen,<br />
sondern unterstützte mich dabei, meine eigene Note, meinen<br />
Stil einzubringen. Musikalisch haben wir bei ihm freie<br />
Hand, können unsere Ideen einbringen, er lässt uns nach unserem Empfinden<br />
spielen. Er ist ein absoluter Profi, es ist richtig angenehm, mit ihm zu arbeiten.<br />
Und mit ihm unterwegs zu sein, bedeutet viel Spaß – ich genieße es, mit ihm<br />
zu reisen und neben ihm auf der Bühne zu stehen.<br />
Coco Mon<strong>to</strong>ya (Bluesbreakers)<br />
Ich hatte nach meiner Zeit als Schlagzeuger bei Albert<br />
Collins dem Musikbusiness den Rücken gekehrt und ging<br />
einem normalen Job nach, als mich <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> beim<br />
Jammen mit Freunden im Central Club, dem heutigen<br />
Viper Room, in Los Angeles sah. Er rief mich an und bot<br />
mir einen Job als Gitarrist an, den ich gar nicht gesucht<br />
hatte! Klar, dass ich da nicht ablehnte. Ich hatte ihn schon<br />
ein paar Monate vorher kennen gelernt, als ich meinem<br />
Freund Keith Robertson geholfen hatte, <strong>Mayall</strong> ein Klavier ins Haus zu liefern.<br />
Es war eine wunderbare Zeit bei <strong>John</strong>, ich habe die Welt gesehen, war zum<br />
Beispiel häufig in Deutschland. Doch dann veränderte sich seine Musik. Nicht<br />
unbedingt nach meinem Geschmack. Er legte mir auch keine Steine in den<br />
Weg, als ich gehen und mein eigenes Ding machen wollte.<br />
Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Discographie<br />
<strong>John</strong> <strong>Mayall</strong><br />
Singles:<br />
1964 Mr. James / Crawling Up A Hill UK: Decca F.11900<br />
1965 Crocodile Walk / Blues City Shakedown UK: Decca F.12120<br />
1965 I'm Your Witchdoc<strong>to</strong>r / Telephone Blues UK: Immediate IM 012<br />
1966 Lonely Years / Bernard Jenkins UK: Purdah 45 3502<br />
1966 Key To Love / Parchman Farm UK: Decca F.12490<br />
1966 Looking Back / So Many Roads UK: Decca F.12506<br />
1967 Bluesbreakers With Paul Butterfield (EP) UK: Decca DFE R 8673<br />
1967 Sitting In The Rain / Out Of Reach UK: Decca F.12545<br />
1968 Jenny / Picture On The Wall UK: Decca F.12732<br />
1968 2401 / The Bear Decca DL 25 357<br />
1969 Crocodile Walk / When I'm Gone Decca DL 25 386<br />
1969 Don't Waste My Time / Don't Pick A Flower Polydor 59 351<br />
1970 Room To Move / Saw Mill Gulch Road Polydor 59 382<br />
1970 Thinking Of My Woman / Plan Your Revolution Polydor 2066 021<br />
1970 Took The Car / My Pretty Girl Polydor 2066 058<br />
1971 Dream With Me / Mr. Censor Man Polydor 2066 108<br />
1972 Prisons On The Road / Marriage Madness Polydor 2066 118<br />
1974 Gasoline Blues / Brand New Band Polydor 2066 469<br />
1990 Sensitive Kind / Sugarcane Island 113 370<br />
1990 Congo Square / Sugarcane Island 113 726<br />
1993 Ain't No Brakeman / Spinning Coin / Silver<strong>to</strong>ne 74321 26032 2<br />
When The Devil Starts Crying<br />
Alben:<br />
Von Frank Küster<br />
1965 <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> plays <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> – Live at Klooks Kleek! UK: Decca LK 4680<br />
1967 A Hard Road Decca SLK 16 490-P<br />
1967 Crusade Decca SLK 16 499-P<br />
1967 The Blues Alone Decca SLK 16 541-P<br />
1968 The Diary Of A Band – Vol. 1 Decca SLK 16 543-P<br />
1968 The Diary Of A Band – Vol. 2 Decca SLK 16 544-P<br />
1967 Bluesbreakers Decca SLK 16 547-P<br />
1968 Bare Wires Decca SLK 16 558-P<br />
1968 Blues From Laurel Canyon Decca SLK 16 573-P<br />
1968 So Many Roads Decca SLK 16 590-P<br />
1969 Live Decca SLK 16 615-P<br />
1969 The Turning Point Polydor 184 308<br />
1969 Looking Back (2 LP) Decca DS 3104-1/-2<br />
1970 USA Union Polydor 2425 020<br />
1970 Empty Rooms Polydor 2425 051<br />
1970 The World Of <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> Decca PD 12 012<br />
1970 The World Of <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> Vol. 2 Decca ND 645<br />
1971 Memories Polydor 2425 085<br />
1971 Back To The Roots (2 LP) Polydor 2675 011<br />
1971 Something New Karussell 2499 011<br />
1971 Highlights (2 LP) Karussell 2674 013<br />
1971 Pop His<strong>to</strong>ry Vol. 14 (2 LP) Polydor 2675 017<br />
1972 Jazz Blues Fusion Polydor 2391 032<br />
1972 Moving On Polydor 2459 325<br />
1973 Starportrait (2 LP) Polydor 2675 019<br />
1973 Ten Years Are Gone (2 LP) Polydor 2669 012<br />
1974 The Beginning – Vol. 13 Decca 6.21 668<br />
1974 The Latest Edition Polydor 2391 141<br />
1975 New Year, New Band, New Company ABC 88 834 XOT<br />
1975 Notice To Appear ABC 89 676 XOT<br />
1976 A Banquet In Blues ABC 27 905 XOT<br />
1977 Lots Of People (Live) ABC 28 608 XOT<br />
1977 A Hard Core Package ABC 25 237 XOT<br />
1978 The Last Of The British Blues ABC 26 377 XOT<br />
1978 The S<strong>to</strong>ry Of <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> (2 LP) Polydor 2664 382<br />
1978 Blues Giant (2 LP) Nova 6.28 117<br />
1979 Profile Decca 6.24 010<br />
1979 Bot<strong>to</strong>m Line DJM 0064.216<br />
1979 No More Interviews DJM 0064.222<br />
1980 Road Show Blues DJM 0064.231<br />
1980 Legends Of Rock (2 LP) Decca 6.28 502<br />
1981 Bluesbreakers (12 LP-Box Set) Teldec HZ 6.30122<br />
1982 Die weisse Serie Decca 6.25 233<br />
1985 Behind The Iron Curtain (Live) Crescendo Rec. GNPS 2184<br />
1988 Chicago Line Entente 572 700 82 M<br />
1988 Blues Collection 10 Amiga 856 376<br />
1990 A Sense Of Place Island 260 637<br />
1993 Wake Up Call Silver<strong>to</strong>ne ORE LP 527<br />
1994 The 1982 Reunion Concert Reper<strong>to</strong>ire 4393-WY<br />
1995 Spinning Coin Silver<strong>to</strong>ne 124 141 541-2<br />
1999 Padlock On The Blues Eagle EACD 077<br />
2002 S<strong>to</strong>ries Eagle EACD 223<br />
2003 70th Birthday Concert (Live) (2 CD) Eagle EDGCD 246<br />
2007 In The Palace Of The King Eagle EAGCD 345<br />
2009 Tough Eagle EAGCD 405<br />
2011 Howlin' At The Moon Secret SECCD 029<br />
Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Willi Kuper
Keith Richards<br />
(70)<br />
Whiskey, Women, Songs<br />
- ein Leben auf des<br />
Messers Schneide<br />
Er hat einige der signifikantesten Riffs der Rockgeschichte geschaffen<br />
und mit "<br />
Life" eine der offenherzigsten (Au<strong>to</strong>-)Biografien<br />
der Branche verfasst (oder schreiben lassen). Keith Richards ist<br />
zugleich – neben Motörheads Lemmy – einer der au<strong>the</strong>ntischsten<br />
Rocker der Musikgeschichte. Während sein Dauerpartner Mick Jagger,<br />
zu dem er eine Hassliebe pflegt, immer mehr auch zum eiskalt<br />
kalkulierenden Geschäftsmann mutierte, stets der Showman der<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes war, stand der am 18. Dezember 1943 im englischen<br />
Dartford geborene Richards immer für den inneren Anker der Band.<br />
Und er ist (Ausnahme: Ronnie Wood) der Vorletzte der Combo, der<br />
ins 71. Lebensjahr vorrückt.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
seine Gesichtsfurchen sind ebenso sein Markenzeichen wie seine s<strong>to</strong>ische<br />
Gelassenheit auf und neben der Bühne. Und er genoss/genießt mindestens<br />
genauso viel, wenn<br />
auch eine andere Art von Respekt<br />
wie sein kongenialer Partner bei der<br />
Dauerbrennerband. Oder wie es ein<br />
bekennender, populärer S<strong>to</strong>nes-Fan<br />
formuliert: „Keith Richards ist eigentlich<br />
mein Held, er ist Mr. Rock'n'Roll."<br />
Dies sagt Wolfgang Niedecken, der<br />
sein erstes Konzert am 30. März 1967<br />
besuchte – die Rolling S<strong>to</strong>nes in Köln.<br />
Und für ihn ging ein Traum in Erfüllung,<br />
als er später (mit mehr Erfolg<br />
beim Publikum als Peter Maffay) für<br />
seine Idole anheizen durfte.<br />
Die Geschichte des Einzelkindes<br />
Keith, das im Knabenchor vor Königin<br />
Elizabeth II. Händels Ora<strong>to</strong>rium „Der Messias" aufführte und später das Sidcup<br />
Art College in London besuchte, ist auch in <strong>GoodTimes</strong> häufig erzählt worden.<br />
Darum werden hier der Jubilar und sein Lebensweg seit der ersten Begegnung mit<br />
Jagger – und dem ersten Auftritt der beiden am 12.7.1962 im Londoner Marquee<br />
Club – schlaglichtartig beleuchtet.<br />
Schon früh zeigte sich Richards als großer Frauenversteher, auch wenn seine Kollegen<br />
Jagger, Brian Jones und Bill Wyman auf diesem Terrain sehr viel aktiver waren.<br />
Marianne Faithfull und Anita Pallenberg waren die bekanntesten Gespielinnen,<br />
dazu diverse Groupies – doch seit der Heirat mit Patti Hansen 1983 und der Geburt<br />
der beiden Töchter wurde es an der Schlagzeilenfront deutlich ruhiger. Für Rauschen<br />
im Blätterwald sorgte „Keef" lange Jahre auch durch seinen Drogen- und<br />
Alkoholmissbrauch. Seit vielen Jahren ist er auf eine ganz spezielle Whiskeysorte<br />
fixiert: Als er im Herbst 1988 in München sein erstes Solo-Album TALK IS CHEAP<br />
in den <strong>Music</strong>land Studios vorstellte, musste ein Mitarbeiter seiner Plattenfirma<br />
Virgin zum Flughafen fahren – denn nur dort war die Marke Rebel Yell erhältlich.<br />
Als Glimmer Twins wurden Jagger/Richards berühmt(-berüchtigt) – heute werden<br />
sie eher und öfter als altes Ehepaar bezeichnet. Sie kamen zeitweise nicht miteinander<br />
klar, aber ohne einander ging es auch nicht, also rauften sie sich auch in<br />
den 80er Jahren doch immer wieder zusammen. Auch weil Richards schon immer<br />
Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de, 1965<br />
ein (zumindest insgeheim) auf Harmonie und Geborgenheit bedachter Mensch<br />
war. Darum blieb sein Solo-Output relativ begrenzt, er enthält viele Liveplatten. Er<br />
setzte dabei meist auf mehr oder weniger feste Bands, etwas die New Barbarians<br />
in den 70er Jahren oder später die X-Pensive Winos. Viel lieber besuchte er selbst<br />
Kollegen im Studio oder auf der Bühne: Ron Wood, Tom Waits, Aretha Franklin,<br />
<strong>John</strong> Phillips, Sheryl Crow, Peter Wolf, Ivan Neville, Peter Tosh, Black Uhuru und<br />
Nona Hendryx sind nur einige Namen auf einer endlosen Liste. Und für sein großes<br />
Idol Chuck Berry und dessen 60. Geburtstag produzierte er 1986 sogar<br />
den Film „Hail! Hail! Rock'n'Roll". Generell schaute er immer wieder<br />
gern über den eigenen Tellerrand hinaus und tauchte zum Beispiel in<br />
Filmstudios auf: Am bekanntesten sind seine Gastspiele in „Pirates Of<br />
The Caribbean" 2007 und 2011 an der Seite seines Kumpels <strong>John</strong>ny<br />
Depp. Aber auch bei den „Simpsons" (Staffel 14; 2002) gab er ein Gastspiel,<br />
wie auch schon 1969 in Volker Schlöndorffs Literaturverfilmung<br />
„Michael Kohlhaas – Der Rebell". Und der eher krächzende Gelegenheitssänger<br />
Keith Richards malt hin und wieder auch – bekannter sind<br />
allerdings die Porträts, die <strong>John</strong>ny Depp (in Öl), der Illustra<strong>to</strong>r Sebastian<br />
Krüger und auch Ole Ohlendorff von ihm angefertigt haben.<br />
Kurz vor Richards' rundem Geburtstag steuerte Ex-Konkurrent und<br />
Kollege Paul McCartney als verbales<br />
Vorabgeschenk eine Anekdote bei, die<br />
seit vielen Jahren in der Szene kursiert.<br />
Auf der Karibikinsel Parrot Pay waren<br />
sich der S<strong>to</strong>ne und der Ex-Beatle im<br />
Urlaub begegnet. Aus Jux hätten sie<br />
zusammen „ein kleines Lied, ein Kinderlied"<br />
geschrieben. Von einer Veröffentlichung<br />
hätten sie dann aber doch<br />
lieber Abstand genommen, verriet Mc-<br />
Cartney jüngst der „Welt am Sonntag".<br />
Um Keith Richards werden sich auch<br />
weiterhin immer neue Legenden ranken.<br />
Er ist lebende Beweis dafür, dass<br />
ein Leben auf des Messers Schneide<br />
durchaus länger dauern kann und nicht<br />
zwangsläufig früh enden muss. „Living<br />
on <strong>the</strong> edge" – bei Keith Richards hat's<br />
bislang funktioniert, anders als beim<br />
früh vers<strong>to</strong>rbenen Kollegen Brian Jones. Und so rollt der Gitarrist mit seiner Truppe<br />
weiter durch die Welt. 2014 wird er mit ihr weitere Shows zum 50-jährigen<br />
Bandjubiläum absolvieren.<br />
Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>: © P. Roser, 1988<br />
Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Kollegenstimmen<br />
Der Meister vor<br />
dem Schopfer ...<br />
Keith Richards, Charlie Watts und ich kamen aus Arbeiterklasse-Familien, während<br />
Mick Jagger und Brian Jones aus recht begüterten Familien<br />
der gehobenen Klasse stammten. Sie hatten alles,<br />
was sie wollten, während wir ums Überleben kämpften.<br />
Die Mischung passte damals in der Anfangszeit, wohl<br />
auch weitestgehend heute noch – sonst gäbe es die<br />
Band nicht mehr. Und wir hatten alle unterschiedliche<br />
musikalische Vorstellungen – die gemeinsame Basis waren<br />
der Blues und R&B. Keith entdeckte dann später den<br />
Reggae für sich und brachte ihn bei uns ein.<br />
Bill Wyman (Ex-Bassist der Rolling S<strong>to</strong>nes)<br />
Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de, 1965<br />
Er ist das Herz und die Seele des Rock'n'Roll – und<br />
er ist natürlich der unbestrittene „Riffmeister of all<br />
times”! Es ist ein wahres Privileg und eine unglaubliche<br />
Freude, mit ihm zu arbeiten. Außerdem ist er<br />
einer coolsten Typen überhaupt, die ich je kennen gelernt<br />
habe – und eine wunderbare Seele!<br />
Chuck Leavell (seit über 30 Jahren<br />
Keyboarder der Rolling S<strong>to</strong>nes)<br />
Keith Richards hat mir beigebracht, dass Reduktion auch eine Kunst ist. Das beste<br />
Beispiel ist "Honky Tonk Women" – dafür, wie man mit einem Akkord viel Wirkung<br />
erzielen kann. In dieser Hinsicht ist der Mann echt ein Meister! Er war ja nie ein<br />
virtuoser Gitarrist, sondern hat sich immer auf das Wesentliche beschränkt, damit<br />
aber der Rockmusik einen ganz wichtigen Bestandteil mitgegeben ... Als wir mit<br />
Bap das erste Mal vor den S<strong>to</strong>nes gespielt haben,<br />
durfte ich beim Auftritt der S<strong>to</strong>nes auf die Bühne,<br />
stand beim Moni<strong>to</strong>rmixer. Da sah ich, wie<br />
Keith Richards mit Ron Wood aus der Garderobe<br />
kam und unter die Bühne gerannt ist. Die beiden<br />
hatten anscheinend zu tief ins Glas geschaut.<br />
Da war zwar alles von viel Security abgesperrt,<br />
aber die haben tatsächlich die Treppe zur Bühne<br />
nicht gefunden<br />
– das<br />
war schon ein<br />
Erlebnis! Eine<br />
Möglichkeit,<br />
Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />
denen mal<br />
„Guten Tag" zu sagen, hatten wir nicht. Sie waren<br />
<strong>to</strong>tal abgeschottet, da kam überhaupt kein<br />
Kontakt zustande ... Bei den S<strong>to</strong>nes ist es immer<br />
so, dass sie sehr tagesformabhängig sind.<br />
Da kann man Glück haben, aber auch Pech<br />
– manchmal spielen sie wirklich gut, manchmal spielen sie schlecht. Wobei ich<br />
denke, in letzter Zeit wird's doch irgendwie immer schlechter. Was ich von ihnen<br />
in letzter Zeit im Internet gesehen habe – also besser werden die nicht ...<br />
Klaus Heuser (früherer Bap-Gitarrist,<br />
trat mit der Band 1982 vor den Rolling S<strong>to</strong>nes auf)<br />
Ich habe Keith einmal per Telefon für mein Buch über Nicky Hopkins interviewt.<br />
Ich fragte ihn, ob Nickys Krankheit irgendwann dazu führte, dass er zu spät<br />
kam oder nicht arbeiten konnte. Keith antwortete: „Ja, darum haben wir ihn<br />
nie auf Tour mitgenommen." Dabei spielte Nicky 1971, 1972 und 1973 drei der<br />
renommiertesten S<strong>to</strong>nes-Tourneen überhaupt! Ich fand es irgendwie süß, dass<br />
Keith so überzeugt davon sprach. Zwei Minuten später fragte ich ihn nach einem<br />
Konzert in Perth, Australien; das war am Tag, als Nicky Geburtstag hatte, und er<br />
erinnerte sich sofort und sagte: „Das war, als das Publikum 'Happy Birthday' gesungen<br />
hat." Als ob wir vorher dieses „Live-Thema" gar nicht angesprochen hät-<br />
ten! Darum bin ich ziemlich überzeugt, dass<br />
für seine „Au<strong>to</strong>biografie" nicht sehr viel von<br />
ihm selbst kam. Vince Gill hat mir das weltbeste<br />
Keith-Zitat aller Zeiten erzählt. Vince war<br />
in Nashville dabei, als Keith bei George Jones<br />
gastierte und mit Marty Stuart über Religion<br />
plauderte. Vince hat persönlich mitgehört, als<br />
Keith sagte: „Marty, wenn ich mal vor meinem<br />
Schöpfer landen werde, ist für mich wohl ein<br />
richtiges Arschvoll fällig!"<br />
Julian Dawson (Musiker und<br />
Nicky-Hopkins-Biograf)<br />
Das beste Rezept für mich gegen Trübsinn:<br />
Meine Gitarre wird umgestimmt auf Keith-<br />
Richard-Tuning, die tiefe E-Saite fliegt in den<br />
Müll, und ich schrammle einfach drauflos. Sehr<br />
archaisch, eine gute Medizin, und irgendwas<br />
Gutklingendes kommt dabei immer raus. Es gibt<br />
viele Gitarristen, wenige Meister und manche,<br />
die spielen einfach nur geil. Keith Richard ist<br />
ein Soul-Man, ein <strong>to</strong>ller Musiker und ein GEI-<br />
LER Gitarrist. Luv ya, Keef und danke für viele<br />
inspirierte Feier-Nächte<br />
...<br />
Keith ist uns<br />
mal über den<br />
Weg gelaufen, als wir mit Peter Maffay für die<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes eröffneten. Aber Treffen gab's<br />
nicht – <strong>to</strong>o much security! Wer sich unsere Konzerte<br />
immer angehört hat, war Bill Wyman – der<br />
stand drauf!<br />
Frank Diez (deutscher Gitarrist,<br />
spielte mit Peter Maffay 1982<br />
im Vorprogramm der S<strong>to</strong>nes)<br />
Keith Richards hat sehr selten getextet.<br />
Von ihm weiß man, dass er die wichtigen<br />
Gitarrenriffs geliefert hat, und andere haben<br />
getextet. Ich kann mir vorstellen, dass<br />
trotzdem das meiste, was in diesem Team<br />
Jagger/Richards an Musik entstanden ist,<br />
auch für ihn gültig war – weil die Gedanken<br />
oder die Empfindungen, die transportiert<br />
werden sollten, auch seine waren<br />
und sind.<br />
Peter Maffay<br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 17
Schwarz und<br />
ohne Zucker<br />
Sie gehören noch immer zu den<br />
musikalisch besten und beliebtesten<br />
UK-Bands der Sixties. In ihren<br />
Reihen stand ein Weltstar in spe,<br />
Steve Winwood. Vier ihrer Hits<br />
zählen zu den R&B-Evergreens<br />
des Jahrzehnts. Die drei englischen<br />
Original-LPs der Erstbesetzung<br />
strotzen vor Qualität. Und dennoch:<br />
Keine Formation auf populärer<br />
Augenhöhe wurde bis in die<br />
Gegenwart so schlecht auf CD<br />
präsentiert wie die Spencer Davis<br />
Group.<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Stev<br />
eve<br />
Wi<br />
nw<br />
ood (u<br />
.),<br />
Sp<br />
ence<br />
cer Da<br />
vis (r.),<br />
ne<br />
ben ihm Mu<br />
ff Winwoodod<br />
und Pe<br />
te Yor<br />
k<br />
Jahrelang gab's erst mal gar nichts. Dann folgte<br />
von Zwölf bis Mittag ausgewürfelte Kopplungsgrütze,<br />
es hagelte Mischmasch-Lawinen aus Originalen<br />
und Remakes sowie obskure Ausgaben mit<br />
verwirrenden „Informationen" und/oder vermengtem<br />
Personal. Als dann vor 18 (!) Jahren endlich die zunächst<br />
gelungen anmutende Doppel-CD EIGHT GIGS<br />
A WEEK auf den Markt kam, fehlten darauf der<br />
deutschsprachige Track und<br />
(zuvor offiziell erschienene!)<br />
interessante Alternativversionen<br />
– wieder ein verschmissener Anlauf.<br />
Ob es – außer von "I'm A<br />
Man" – überhaupt jemals True-<br />
Stereo-Fassungen bzw. -Bänder<br />
gegeben hat, danach mag<br />
man gar nicht erst bohren. Erst<br />
2007 ließen die Japaner die drei<br />
Mono-Originalalben mit wünschenswerten<br />
Extras los. Diese<br />
Leckerlis in Pappe sind längst<br />
Konzertplakat 1965<br />
vergriffen, kamen nie ins Angebot<br />
der zuständigen Euro-Labelfilialen – für den<br />
Dreier sind inzwischen Gaga-Preise fällig. Und aktuell<br />
ist wieder nur ideenarmer Kopplungsklump zu haben.<br />
Was, verdammt, hat diese Spitzenband verbrochen?<br />
Sie wird mit VÖ-Magerquark bestraft, während irgendwelche<br />
Karbunkel-Combos sich im Deluxe-Segment<br />
suhlen dürfen.<br />
Es war im Sommer 1962, als der walisische Folk-<br />
Blues-Schrammler Spencer Davis (*1939) aus<br />
Swansea etliche Club- und<br />
Straßenauftritte in Birmingham<br />
absolvierte; Jobs,<br />
mit denen er Pennies zum<br />
Sprachenstudium vor Ort<br />
hinzuverdiente, das ihn u.a.<br />
schon nach Berlin geführt<br />
hatte. Im Golden-Eagle-Pub<br />
wurde damals auch gejazzt,<br />
Davis selbst hatte u.a. in<br />
der Uni-Combo The Excelsior<br />
Jazz Band am Mikro<br />
gestanden. Er horchte auf,<br />
65 – Stars<br />
ohne Ende<br />
als die lokale Muff Woody<br />
Band loslegte – mit dem Gitarristen Mervyn „Muff"<br />
Winwood (*1943) und dessen gerade mal 14-jährigem<br />
Bruder Steve. Der servierte – Trad-Jazz hin, Dixie her<br />
– am Piano Gefühlsechtes auf die Tasten, dass es nur<br />
so blueste. Und als der Kehle des Buben auch noch<br />
Pechschwarzes ohne Zucker in Serie entwich, vibrierten<br />
bei Davis sämtliche Antennen. Er alarmierte den<br />
Drummer der Excelsiors, Pete York (*1942 in Middlesborough),<br />
und mit den Winwood-Brüdern wurde das<br />
Spencer Davis Rhythm & Blues Quartet installiert;<br />
nunmehr mit Muff am Bass, „Little Stevie" konnte<br />
auch E-Gitarre.<br />
Unter dem – leicht sperrigen – Namen bestritt die<br />
Band Auftritt um Auftritt; einer davon ist mit<br />
zwei Nummern als schepperndes Dokument für die<br />
Nachwelt konserviert, der beim First R&B Festival<br />
vom 28.2.1964 in der Birmingham Town Hall (CD:<br />
Reper<strong>to</strong>ire RR 4090; Track 3 sind allerdings nicht<br />
Davis & Co., sondern die Roadrunners). Dass es seit<br />
1963 landesweit „beatete", scherte die Vier nicht, sie<br />
intensivierten ihr Programm aus Songfunden von<br />
obskuren US-Platten sogar noch. Durchreisenden<br />
US-Bluesvätern wie Jimmy Wi<strong>the</strong>rspoon, Memphis<br />
Slim, Champion Jack Dupree und anderen stellten<br />
sie ihr Können als potente Begleitband zur Verfü-<br />
Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
gung. Was fehlte, war eine professionelle Schiene,<br />
auf der sie zielführender in Richtung Olymp aufwärts<br />
rollen konnten.<br />
Der Zufall half, als Chris Blackwell am 1. Juni 1964<br />
in den West Midlands auftauchte. Er hatte, damals<br />
gerade mal 22, schon 1959 auf Jamaika sein Plattenlabel<br />
Island Records gegründet – mit angegliederter<br />
Produktionsfirma B.P.R. (Blackwell, Chris Peers, Harry<br />
Robinson). Jetzt begleitete der umtriebige Jungunternehmer<br />
seine Künstlerin Millie zu einem Auftritt nach<br />
Birmingham, wo sie verzückt ihren<br />
karibischen Ska-Hit "My Boy Lollipop"<br />
quiekte. Nach der Show kam es<br />
im Golden Eagle zur Begegnung des<br />
Machers mit Davis & Co., die Ampeln<br />
standen danach auf Grün: Management-<br />
und Plattenvertrag (Fontana;<br />
Decca hatte abgelehnt).<br />
Hansdampf Blackwell schob<br />
mächtig an: Namensverkürzung<br />
in Spencer Davis Group,<br />
Live-Marathons, und in knapp<br />
elf Monaten erschienen gleich<br />
vier Singles; von B.P.R. zwar<br />
eher konservativ-bieder produziert, rt doch die<br />
drei 45er<br />
nach dem etwas mutlosen „Dimples"-Debüt ("I Can't<br />
Stand It", "Every Little Bit Hurts", "Strong Love")<br />
schoben sich immerhin in die UK-Top 50 – ein gelungener<br />
Start, aber für Blackwell<br />
nicht genug. Er erinnerte sich an<br />
einen Sänger aus Jamaika, der<br />
gute Songs komponierte, Jackie<br />
Edwards (1938–1992). Von dessen<br />
Island-LPs COME HOME (1965)<br />
und BY DEMAND (1966) fischte<br />
der Antreiber die Titel "Keep On<br />
Jackie Edwards Running" bzw. "Somebody Help<br />
Me" und verpasste ihnen in Kooperation mit der Band<br />
bläserfreie Powerarrangements mit Wuchtbass und<br />
Sägegitarren: Doppeltreffer innerhalb von nur vier<br />
Monaten, zweimal Platz 1 im UK, es war geschafft!<br />
Das Vinyl-Trommelfeuer nach<br />
Blackwell-Art nahm damit kein<br />
Ende. Es folgten bis zum Sommer<br />
1966 drei EPs sowie die Longplayer<br />
THEIR FIRST LP (UK #6) und<br />
THE SECOND ALBUM (UK #3);<br />
und um das Dickicht noch dichter<br />
zu machen, gestattete der<br />
Lenkungsmeis ter außerdem die<br />
Misch-LPs SITTIN' AND THINKIN' und – für<br />
den deutschen, an der SDG äußerst interessierten<br />
Markt – BEAT WITH SOUL (D #10);<br />
sie boten außer veränderten Hüllen jedoch<br />
nichts wirklich Neues. Auffällig aber schon<br />
hier: Keine dieser EPs und LPs erschien in<br />
den USA, die beiden Nr.-1-Single-Hits quälten<br />
sich dort auf Platz 76 bzw. – mit einjähriger<br />
Verspätung! – auf Rang 47. Erst viel, viel später<br />
dämmerte es vor allem Davis und York, was dahintergesteckt<br />
haben könnte.<br />
Sie waren auch nicht stutzig geworden,<br />
sondern sahen es (nachvollziehbar)<br />
als Weiterentwicklung für<br />
die Band, als sich ein neuer Mann<br />
um die Produktion kümmern sollte.<br />
Blackwell hatte einen Jimmy Miller<br />
aus Brooklyn geholt, nachdem "When<br />
I Come Home" als Single Nr. 7 „nur"<br />
auf Chartposition 12 gelandet war.<br />
Der gelernte Drummer Miller kooperierte<br />
mit Steve Winwood als Komponist<br />
und saß bei den beiden nächsten<br />
Erfolgssingles "Gimme Some Lovin'"<br />
(#2) und "I'm A Man" (#9) an den<br />
Reglern. Nicht nur das: Miller hatte<br />
freie Hand, beide Titel (neben<br />
anderen aus dem SDG-Reper<strong>to</strong>ire)<br />
außerdem für den US-Markt<br />
zu verändern: mehr Druck,<br />
zusätzliche Chorstimmen<br />
und – mehr Winwood an der<br />
Orgel. Zuvor war noch das dritte Album erschienen,<br />
AUTUMN '66 (UK #4), das die <strong>to</strong>pnotierte<br />
Hitflut komplettierte,<br />
jedoch erneut für die USA außen<br />
vor blieb. Und die Konzentration auf<br />
das Blackwell/Miller/Steve-Winwood-<br />
Triumvirat geriet immer offensichtlicher<br />
...<br />
Die SDG war inzwischen längst zu<br />
einer der gefragtesten und qualitativ ti<br />
überzeugendsten<br />
Briten-Bands gereift: mit Davis und Muff<br />
Winwood als guten, wenngleich eher unspektakulären<br />
Playern, einem<br />
superben Schlagzeuger<br />
und natürlich<br />
„Little Stevie" (noch<br />
immer keine 20)<br />
mit kehlig-souligem<br />
Topgesang, ideenreichem<br />
Hammondspiel<br />
sowie, wenn<br />
dann und wann mal<br />
erforderlich, ebenso<br />
überzeugender<br />
Leadgitarrenarbeit.<br />
Und ihm blieb 1966<br />
noch Zeit für ei-<br />
© Philips/Bildarchiv<br />
Hallhuber<br />
nige Nebenjobs:<br />
So spielte er als „Stevie D'Angelo" l" – u.a. mit<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n, Jack Bruce und Paul Jones – drei<br />
Songs als Powerhouse fürs Elektra-Label ein; er<br />
co-produzierte die seltene Decca-Single "Elbow<br />
Baby"/"Need You" für die Band The Habits (und<br />
sang dabei im Rückraum); er nahm das Instrumental<br />
"Long Night" für die LP-Compilation<br />
RAW BLUES auf, Interpreten: <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> &<br />
„Steve Anglo", mit dabei <strong>John</strong> Mc-<br />
Vie (b) und Aynsley Dunbar (dr). Im<br />
September 1965 hatte Winwood<br />
schon Alex Harvey am Piano unterstützt,<br />
bestens hörbar auf der raren<br />
Fontana-45er "Agent 00<br />
Soul". [Dass ihm über<br />
Jahrzehnte auch die Mitgliedschaft<br />
bei The Anglos<br />
(Single: "Incense") angedichtet wurde,<br />
war mittlerweile erwiesener Unsinn: Diese<br />
Band kam aus Norfolk, Virginia,<br />
ihr Sänger hieß Joe Webster (s.<br />
komplette S<strong>to</strong>ry in <strong>GoodTimes</strong> 6/2009)].<br />
Steve & Co., ein überall gern gesehener, allürenfreier<br />
Vierer, räumten in ganz Europa<br />
kapital ab. Clubauftritte ohne Ende, Radiosessions,<br />
dazu u.a. Touren mit den Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes und The Who, Magazin-Titelgeschichten,<br />
sie wirkten im Musikfilm „The Ghost Goes<br />
Gear" mit, ihr Vinyl verkaufte sich prima. In<br />
Deutschland wurde die kuriose Single "Det<br />
war in Schöneberg/Mädel ruck, ruck, ruck"<br />
eingespielt und gleich mit zwei verschiedenen<br />
Covers veröffentlicht; die SDG gastierte hier im<br />
Star-Club, sie war im „Beat-Club" (Folge 6) zu<br />
sehen, spielte vier Titel live in „Beat! Beat! Beat!"<br />
(1.7.) – all das 1966. Und trotz allem (oder gerade<br />
darum?): USA, das blieb ein Fremdwort mit drei<br />
Buchstaben. Dahinter, so wurde später durchaus<br />
nachvollziehbar vermutet, steckte geschäftliches<br />
Langzeitkalkül von Chris Blackwell.<br />
D er bittere Knall erfolgte 1967, er traf die gutgläubigen<br />
Davis und York so überraschend wie<br />
massiv: Es wurde nun offiziell bestätigt, dass<br />
die Winwood-Brüder die SDG bereits verlassen<br />
hatten. Muff heuerte als A&R-Mann bei,<br />
genau, Blackwells Island Records an; Steve<br />
unterschrieb ebendort, der Chef zimmerte<br />
ihm die neue Band (Traffic), deren Platten<br />
–<br />
natürlich von Jimmy Miller betreut – wie<br />
selbstverständlich auch in Amerika erschienen,<br />
wohin es sehr bald auf Tournee ging; und wo<br />
– die SDG war bereits klinisch <strong>to</strong>t – 1967 urplötzlich<br />
auch die US-Alben GIMME SOME LOVIN' und I'M A<br />
MAN auf den Markt<br />
und in die Charts kamen<br />
...<br />
Die Karte mit dem<br />
„A" war für Davis/<br />
York gezogen worden.<br />
Sie wollten das<br />
Beste daraus machen,<br />
spielten mit<br />
den Neuen Eddie<br />
Hardin (org, voc) und<br />
Phil Sawyer (g) ohne<br />
Verzögerung einfach<br />
weiter. Doch das<br />
ist eine andere Geschichte<br />
h um eine andere Combo und – zeitbedingt<br />
– um eine etwas andere Musik.<br />
Flair und Magie der R&B-Jahre 1962 bis 1966/67<br />
waren für immer dahin. Neben den Hits sind diverse<br />
Bandsongs aus der Sixties-His<strong>to</strong>rie nicht mehr<br />
wegzudenken: au<strong>the</strong>ntische Interpretationen von<br />
"When A Man Loves A Woman", "Georgia On My<br />
Mind", "I'll Drown In My Own Tears", "Toge<strong>the</strong>r Till<br />
The End Of Time" und "Nobody Knows You When<br />
You're Down And Out"; ebenso wie die intensiven,<br />
lässig swingenden Instrumentals "Waltz For Lumumba/Caroline",<br />
"On The Green Light" und "Blues<br />
In<br />
F" und die Trilogie "Stevie's Groove",<br />
"Stevie's Blues", "Goodbye, Stevie".<br />
Die SDG ist eine der ganz wenigen Erfolgsbands<br />
der UK-Frühsechziger, die<br />
noch heute in Originalbesetzung auftreten<br />
könnte; Steve Winwood, Davis und York<br />
sind weiterhin aktiv, Muff Winwood hat<br />
sich Ende März 2004 aus dem Business verabschiedet.<br />
Aber vielleicht sollte man sich solche – im doppelten<br />
Wortsinn – Vorstellungen lieber verkneifen.<br />
Und doch noch auf eine CD-Gesamtausgabe der<br />
„Winwood-Jahre" hoffen, die diese Bezeichnung<br />
verdient.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19
Abschied<br />
ohne Ende<br />
Ende 2012 war die "<br />
Farewell Tour" des deutschen Rock-<br />
Aushängeschilds Scorpions vorbei – doch schon während<br />
dieser über zweijährigen Abschiedsreise zeichnete sich ab,<br />
dass es bei den Hannoveranern weitergehen würde. Aktuell<br />
mit MTV UNPLUGGED – LIVE IN ATHENS, das knapp drei<br />
Monate nach den Auftritten in der griechischen Hauptstadt<br />
vorliegt. Ehe die drei Bandleader Klaus Meine (voc), Rudolf<br />
Schenker und Matthias Jabs (beide g) zu weiteren Auftritten<br />
nach Osteuropa aufbrachen, brachten sie <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Mitarbeiter Philipp Roser auf den neuesten Stand.<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Torsten Hilse<br />
Rudolf, 1999 hast du im <strong>GoodTimes</strong>-Interview<br />
gesagt, dass ihr ständig auf der Suche<br />
nach neuen Herausforderungen und Inspirationsquellen<br />
seid. Jetzt überrascht ihr mit<br />
einer nicht ganz neuen Form – welche Intention<br />
steckt hinter MTV UNPLUGGED?<br />
Rudolf Schenker: Das Angebot, eine „MTV<br />
Unplugged"-Show einzuspielen, hat uns auch<br />
überrascht, wir haben uns sehr darüber gefreut<br />
und mit Leidenschaft losgelegt, deswegen haben<br />
wir es jetzt gemacht. MTV war schon in den 80er<br />
Jahren an uns herangetreten, aber damals klappte<br />
es nicht. Nachdem wir dann 2001 ACOUSTICA<br />
gemacht hatten, war „MTV Unplugged" natürlich<br />
jetzt eine besondere Herausforderung.<br />
Wir haben unser<br />
Reper<strong>to</strong>ire durchleuchtet und<br />
besondere Songs ausgesucht,<br />
die wir noch nie live gespielt<br />
hatten. Allerdings war es auch<br />
wirklich knallharte Knochenarbeit,<br />
wer weiß, ob wir so<br />
freudig zugestimmt hätten,<br />
wenn uns das vorher bewusst<br />
gewesen wäre.<br />
Worin bestand diese Arbeit?<br />
Matthias Jabs: Wir dachten Anfang des Jahres,<br />
wir könnten mal eine<br />
Pause einlegen, doch<br />
dann kam diese Offerte,<br />
die wir als eine Form der<br />
Ehrung empfanden. Ich<br />
flog im Frühjahr zum ersten<br />
Mal nach S<strong>to</strong>ckholm<br />
zu unseren Produzenten<br />
Mikael Nord Andersson<br />
und Martin Hansen, wir<br />
haben die ersten Arrangements<br />
ausgearbeitet und schnell gemerkt, dass<br />
man mit zwei, drei Gitarren die Fans nicht zweieinhalb<br />
Stunden unterhalten kann. Also wurden es<br />
vier Gitarren, am Ende waren es fünf, dazu noch<br />
Akkordeon, Klavier, Streicher, Mundharmonika, Sitar,<br />
um jedem Song sein eigenes Gesicht zu geben.<br />
Schließlich standen insgesamt 18 Musiker auf der<br />
Bühne, darunter Gäste wie Morten Harket (A-ha),<br />
Cä<strong>the</strong>, Johannes Strate (Revolverheld).<br />
Ihr habt drei Shows gespielt – einfach aus<br />
Sicherheitsgründen?<br />
Jabs: Zwei Shows aus Sicherheitsgründen ...<br />
Klaus Meine: Mit so vielen Beteiligten ist es auf<br />
jeden Fall gut, wenn man mehrere Shows hat,<br />
weil man nie weiß, was passiert.<br />
Warum gerade in A<strong>the</strong>n?<br />
Meine: Das war unser Vorschlag, weil wir<br />
zu den Fans dort eine besonders emotionale<br />
Verbindung haben. Wir hatten das Gefühl, es<br />
wäre ein guter Moment, den Griechen etwas<br />
zurückzugeben. Griechenland geht ja durch<br />
wirklich schwere Zeiten. Da haben wir ge-<br />
sagt: Es ist immer leicht, mit deinen Freunden zu<br />
feiern, wenn es was zu feiern gibt – aber wenn es<br />
deinem Freund schlechtgeht, dann zeigt sich erst,<br />
wo die wahren Freunde sind.<br />
Ihr habt auch fünf neue Songs gespielt ...<br />
Meine: Wir haben uns auf Songs aus den 70er,<br />
80er Jahren konzentriert, die wir nie live performt<br />
hatten. Ich wollte ein Instrumental im Set<br />
haben, weil so ein Unplugged-Konzert für den<br />
Sänger sehr anspruchsvoll ist. Da kam Matthias<br />
mit dem Instrumental "Delicate Dance" an. Rudolf<br />
hatte auch einen neuen Titel, und ich habe<br />
ihn überzeugt, dass er "Love Is The Answer" selbst<br />
singt – das hatte er in den letzten 40 Jahren ein<br />
einziges Mal gemacht, bei "Hey You". Und mich<br />
hat es gereizt, mal allein mit einer Gitarre auf der<br />
Bühne zu stehen und den anderen einen Break<br />
zu ermöglichen – bei einem meiner neuen Songs,<br />
"Follow Your Heart”.<br />
Nicht nur im Internet wurde heftig über euren<br />
vermeintlichen Abschied diskutiert ...<br />
Meine: Ich habe immer gesagt, nichts schmeckt<br />
süßer als Erfolg – es ist ja auch so! Wir hatten<br />
das schon ernst gemeint, weil wir nach 40 Jahren<br />
immer mit 80 bis 100 Shows pro Jahr das Gefühl<br />
hatten, einfach ein bisschen herunterschalten zu<br />
müssen. Dann haben wir realisiert, dass von 100<br />
auf 0 runter auch nicht geht.<br />
Als Nächstes steht eine Film-Doku für die<br />
Berlinale ins Haus?<br />
Jabs: In den letzten<br />
Jahren hat uns ein Filmteam<br />
begleitet. Daraus<br />
soll ein Film entstehen.<br />
Vor wenigen Tagen<br />
haben wir die erste<br />
Schnittfassung gesehen<br />
und hoffen, diesen Film<br />
bei der „Berlinale" 2014<br />
in<br />
Berlin vorstellen zu<br />
können.<br />
Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong><br />
<strong>from</strong> <strong>the</strong><br />
<strong>60s</strong> <strong>to</strong><br />
<strong>the</strong><br />
<strong>80s</strong>
THE WHO<br />
TOMMY<br />
Das “Super Deluxe Boxset” umfasst<br />
3CDs und Audio Blu-ray und enthält:<br />
Out Now!<br />
• Disc 1 – Das original Album<br />
re-mastered in HD (2013 Re-master)<br />
• Disc 2 – Demos und Out-takes<br />
20 bislang unveröffentlichte Tracks aus<br />
Pete Townshends Demo-Archiv<br />
• Disc 3 – 5.1 Album Mix - Hi Fidelity Pure Audio Blu-ray<br />
Das komplette Album remixed im Surround-Sound<br />
• Disc 4 – Das Live ‘Bootleg’ Album<br />
21 bislang unveröffentlichte Tracks verschiedenster<br />
Konzerte aus dem Jahr 1969<br />
• Gebundenes 80-seitiges Buch mit seltenen Fo<strong>to</strong>s<br />
und Memorabilia<br />
• Replik eines seltenen „Tommy“-Posters<br />
• Streng limitiert und verpackt in einem Deluxe-Slipcase<br />
Das 2013 Re-master auch erhältlich als 2-CD-Deluxe<br />
Edition, 1-CD, 2-LP, Audio Blu-ray und Download<br />
SUPER DELUXE BOXSET<br />
(5CDS + AUDIO BLU-RAY)<br />
Die beeindruckende Super Deluxe Box<br />
GIVE ME STRENGTH: THE ‘74/’75 RECORDINGS<br />
enthält 29 Bonustracks – darunter 12 bisher unveröffentlichte<br />
Aufnahmen – aus der prägenden Phase zwischen April 1974 und Juni 1975!<br />
· Disc 1 - 461 Ocean Boulevard (erweitert und re-mastered)<br />
· Disc 2 - There’s One In Every Crowd (erweitert und re-mastered)<br />
· Disc 3/4 - Das Livealbum E.C. Was Here<br />
(neu abgemischt und auf eine Doppel-CD aufges<strong>to</strong>ckt)<br />
· Disc 5 - Die kompletten, sagenumwobenen<br />
Freddie King Criteria Studios Sessions.<br />
· Disc 6 - Audio Blu-Ray mit 5.1 Surround Sound Mix<br />
von 461 und der original quadrofonische Mix beider<br />
Studioalben und des Livealbums.<br />
Ab 22.11.<br />
Jetzt bei<br />
erhältlich
© Pressefo<strong>to</strong> Warner<br />
50 Jahre – keine Kompromisse<br />
Man kennt das ja: doppelte Searchers, dreimal die Prog-Softies Barclay<br />
James Harvest. Und viele andere mehr. Doch bei den "<br />
Pretties" ist alles<br />
anders. Die hatten schon vor Jahren darauf verzichtet, die Jungspunde The<br />
Dirty Pretty Things zu verklagen – und wünschen nun den Ex-Kollegen erst<br />
recht nur das Beste. XPTs nennen sich die Abspalter: Bassist Wally Waller<br />
(b), Skip Alan (dr), Pete Tolson (g) und Jon Povey (keys) – lebende Beweise,<br />
dass Big Boss Phil May seinerzeit für Abgänge neue Persönlichkeiten in die<br />
Band holte. Zwei Deutungen des Neu-Namens: Die Abkürzung kann Ex-<br />
Pretty Things bedeuten oder auch "<br />
Expatriats", im Exil Lebende, denn ihr<br />
PARACHUTE REBORN nahmen sie im spanischen Malaga auf.<br />
Alles auf Anfang: The Pretty Things, das sind seit 1963 wilde „Danger<br />
Twins" – der extrem langmähnige Sänger Phil May, mit amtlicher<br />
Blues-Harp und eisernem Willen, dem Establishment die lange Nase<br />
zu zeigen. Dazu der garstig dreinblickende, de, dabei grundgütige ge udvo und vor ae allem<br />
höchst begabte Dick Taylor an der Gitarre<br />
– gefährlichere Zwillinge jedenfalls als<br />
jene unter „Glimmer Twins" in die Rockhis<strong>to</strong>rie<br />
eingegangenen Rolling-S<strong>to</strong>nes-<br />
Köpfe Jagger/Richards. May & Taylor<br />
stammen wie Mick & Keith aus Dartford<br />
in Kent, hingen im selben Gymnasium<br />
sowie der Künstlerszene rund ums Londoner<br />
Sidcup Art College ab. Dick Taylor<br />
bediente gar einst bei den noch embryonalen<br />
Rollin' S<strong>to</strong>nes den Bass. Nannte<br />
sich die von Brian Jones gegründete<br />
Truppe nach einem Muddy-Waters-Song,<br />
so wählten May/Taylor "Pretty Thing"<br />
von Bo Diddley als Markennamen.<br />
Nicht nur das Aussehen der Original-<br />
„Pretties" war furchterregender, auch ihre Lesart des anglo-amerikanischen<br />
i Rhythm & Blues war waffenscheinpflichtiger: "Rosalyn", "£.s.d." und "Midnight<br />
To Six Man" schienen direkt von der Straße zu kommen, während man bei Mick<br />
Pretty Things 1965: v.l. Brian Pendle<strong>to</strong>n, <strong>John</strong> Stax, Dick Taylor, Phil May & Viv Prince<br />
Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Jaggers "I'm A King Bee" schmunzelnd daran dachte, wie gern der Dicklippige<br />
damals Strickjacke trug ...<br />
Der Rest der Pretty Things war von ähnlich hartem Kaliber: Brian Pendle<strong>to</strong>n bediente<br />
ein böses Rhythmusklampfen-Brett, <strong>John</strong> Stax hielt die wilde Truppe mit s<strong>to</strong>ischem<br />
Bass zusammen. Das war bitter nötig, denn an der Schießbude agierte – wenn er<br />
gerade mal physisch-psychisch anwesend war – ein Berserker: Viv Prince. Vor dem<br />
hatte sogar der kleine Keith Moon von The Who Angst, war bei gleich irrem Genussmittel-Einwurf<br />
aber musikalisch versierter. Ohnehin wurde meist Sessionass Bobby<br />
Graham im Studio verpflichtet.<br />
Nach zwei Jahren R&B-Strohfeuer kristallisierte sich die Besetzung heraus, die<br />
heute die XPTs ausmacht: 1965 wurde Skip Alan Nachfolger des erratischen Vivian<br />
Prince. Der hatte, neben anderem Schabernack, auf einem neuseeländischen<br />
Inlandsflug ein Fischpaket abgefackelt – macht man ja nicht. Für Pendle<strong>to</strong>n kam<br />
1966 Jon Povey, denn ein Keyboarder war für den Psychedelic Sound der Pretty<br />
Things erforderlich. Wally Waller wurde Bassist für das umstrittene Album EMO-<br />
TIONS (1967), das vom Pink-Floyd-Producer o Norman „Hurricane" Smith nachträglich<br />
mit Bläsern und Streichern versehen<br />
wurde und trotz aller Proteste der<br />
Band zu einem ihrer Kultwerke wurde.<br />
Die Single "Talking About The Good<br />
Times" von May, Taylor und Waller war<br />
Teil der Rockoper S.F. SORROW (1968),<br />
bei dem sich His<strong>to</strong>riker stritten, ob Pete<br />
Townshend es bereits vor der Kreation<br />
seines Themenalbums TOMMY gehört<br />
hatte. Der Who-Boss bleibt beim Nein –<br />
schwer zu glauben, da beide S<strong>to</strong>ries sich<br />
mit einem kleinen Jungen befassen, wenn<br />
auch „Sebastian F. Sorrow" nicht wie<br />
Tommy flippert, sondern in einer "Misery<br />
Fac<strong>to</strong>ry" arbeitet. Doch als SF nach seiner<br />
Kriegsdepression im Ersten Weltkrieg auf<br />
einen Flug in sein eigenes Gesicht geht, landet er in einem "Roomful Of Mirrors".<br />
Jeder möge selbst entscheiden ...<br />
Dem hochgelobten S.F. SORROW drohte ein ähnliches Schicksal wie Ray Davies'<br />
© Pressefo<strong>to</strong>
ebenfalls erster Rockoper, dem<br />
Kinks-Opus VILLAGE GREEN<br />
PRESERVATION SOCIETY. Beide<br />
erschienen im November<br />
1968. Während der Aufnahmen<br />
kündigte Skip Alan. Der<br />
spätere Pink-Fairies-Drummer<br />
Twink (<strong>John</strong> Alder, heute Muhammed<br />
Abdullah) trommelte<br />
das Album zu Ende. Die Pretty<br />
Things fanden nun viel Lob<br />
Frontmann Phil May verließ 1977 das schlingernde Schiff. Dank<br />
eines Mäzens stieß er zu den Fallen Angels des Gitarristen Mickey<br />
Finn von Steve Marriott's All Stars. Die Restmannschaft<br />
taufte den Dampfer um – in The Pretties, schließlich in Metropolis<br />
und erfüllte laufende Verträge.<br />
Dick Taylor kehrte erst fünf Jahre später zurück – mit ihm<br />
und Tolson gab es wieder zwei Gitarren und Vollbedienung<br />
mit hartem R&B. CROSS TALK ließ die Pretty Things voller<br />
Elan und Klarheit in die Szene zurückkehren, aber auch diese<br />
Besetzung schien vom Pech verfolgt. Ihre Plattenfirma ging<br />
konkurs, die zukünftigen XPTs verließen Band und Business.<br />
für Engineer Hurricane Smith,<br />
er galt gar als sechstes Bandmitglied.<br />
Der nächste Coup war ein<br />
Einzelkonzert in den Nie-<br />
Vergessen wurde S.F.<br />
derlanden, das prompt<br />
SORROW nie: Es kam 1998 zur<br />
als Live-Album erschien:<br />
gefeierten Neuaufführung in<br />
LIVE AT THE HEARTden<br />
Abbey Road Studios, bei<br />
BREAK HOTEL (1984).<br />
der die Pretty Things von Pink-<br />
Pretty Things 1965: v.l. Brian Pendle<strong>to</strong>n, <strong>John</strong><br />
Mit Bassist Roelf ter Velt<br />
Stax, Dick Taylor, Phil May und Skip Alan<br />
Floyd-Gitarrist Dave Gilmour<br />
und Lindenberg-Drummer<br />
begleitet wurden und Arthur „Fire" Brown verbindende d Worte der Rockoper sprach<br />
Bertram Engel entstand<br />
– verewigt auf dem Live-Album RESURRECTION.<br />
Sommer 1969: Dick Taylor fühlte sich durch den Flop von S.F. SORROW desillusioniert<br />
im westfälischen Münster<br />
OUT OF THE ISLAND<br />
und wurde Produzent. Als Vic Unitt von der Edgar Brough<strong>to</strong>n Band zur Gruppe stieß,<br />
(1988) – ansprechend,<br />
war bereits Drummer Skip Alan zurückgekehrt. Mit frischem Elan ging's an ein neues<br />
Werk: Pretties-Boss Phil May fand in Wally Waller seinen kongenialen Songwriting-<br />
Partner für „s<strong>to</strong>ned" verlebte Nachtschichten, collagierte Nummern zu einer Tour<br />
variabel und gut produziert.<br />
Die nächste große<br />
Europa-Tournee folgte im<br />
de Force zwischen<br />
Doppelpack mit Chicken<br />
R&B und Harmoniegesang.<br />
PARACHUTE<br />
klang, als träfen die<br />
Shack 1990, anschließend<br />
hielten May und Taylor mit<br />
spannenden Projekten die<br />
Things der <strong>60s</strong> auf<br />
Pretty-Things-Flagge<br />
im<br />
Pink<br />
Floyd/S<strong>to</strong>nes/ v.l. oben: Jon Povey, Dick Taylor, Wally Waller<br />
Wind. Mit Ex-Yardbird Jim<br />
Hollies. "The Good<br />
v.l. unten: Phil May & Skip Alan<br />
McCarty flogen sie zu Ses-<br />
Mr. Square" – das sions in die USA: für die CHICAGO BLUES TAPES und WINE WOMEN & WHISKEY.<br />
Single-Cover<br />
zeigte Unter der Regie von Mat<strong>the</strong>w Fisher (Procol Harum) kam mit The Inmates die CD<br />
noch Dick Taylor –<br />
klang nach sanftem<br />
PRETTY THINGS’N’MATES.<br />
Der neue Manager und Teilzeittrommler Mark St. <strong>John</strong> erschien 1993 auf der Bildfläche.<br />
Westcoast,<br />
”Cries<br />
Er half dabei, die EMI auf nicht überwiesene Tantiemen zu verklagen, ihm<br />
From The Midnight<br />
Circus” nach vollem<br />
Brett der alten Band.<br />
Richtungen im Spannungsfeld<br />
gelang neben erklecklichen Nachzahlungen außerdem die Übergabe sämtlicher<br />
<strong>60s</strong>-Masterbänder. Unter seiner Leitung entstand das hochkarätige RAGE BEFORE<br />
BEAUTY in der lange vermissten PARACHUTE-Besetzung plus Tolson – gleichzeitig<br />
wies St. <strong>John</strong> aber die Münster- und Chicago-Platten wütend als Nebenprojekte<br />
des Stadt-<br />
zurück, die mit den Pretty Things nichts zu tun hätten. Bevor das RAGE-Album<br />
links hinten <strong>John</strong> Stax, Mitte: Phil May,<br />
lebens (Rhythm), von gestartet wurde, stieg Tolson wieder einmal aus – mit Frank Holland kam ein Gitarrist,<br />
der seit zwei Jahrzehnten verlässlich dabei ist. Die turbulente His<strong>to</strong>rie der<br />
rechts: Skip Alan im Star-Club, Hamburg<br />
der Band seit jeher<br />
bevorzugt, gegen beschauliches h Landleben mit<br />
Häuschen und Garten (Harmonie), die das Establishment<br />
symbolisierten.<br />
Und hier schließt sich der Kreis zu den XPTs, den<br />
heutigen „zweiten Pretty Things". Povey, Waller<br />
& Alan schnappten sich den einstigen jungen<br />
Wilden Pete Tolson und nahmen das komplette<br />
Werk exakt 40 Jahre später in Spanien neu auf –<br />
nicht mit tausend Overdubs wie damals, sondern<br />
live im Studio; Produzent: <strong>John</strong> Wood, Mastering:<br />
Who-Intimus Jon Astley, Townshends Ex-<br />
Schwiegerpapa. Die Crew hatte dafür sogar den<br />
Segen von Phil May. Er wollte zwar nicht mitsingen,<br />
bot aber Unterstützung an und half beim<br />
Umschreiben von "What's The Use", während<br />
Pretty Things wurde in der Biografie „Growing<br />
Old Disgracefully" aufgearbeitet (Neufassung<br />
von 2013).<br />
Die Band <strong>to</strong>urte weiterhin eher sporadisch, und es<br />
gab einen erheblichen Aderlass: Skip Alan musste<br />
2001 wegen seiner Herzprobleme immer wieder<br />
von Mark St. <strong>John</strong> an den Drums ersetzt werden.<br />
Originalgitarrist Brian Pendle<strong>to</strong>n starb im selben<br />
Jahr an Lungenkrebs, kurz darauf erlag Gordon<br />
Edwards einer Überdosis. Waller und Povey stiegen<br />
wegen Gesundheitsproblemen in der Familie<br />
nach dem Erscheinen der bislang letzten Studioarbeit<br />
BALBOA ISLAND (2007) aus. Ein parallel<br />
entstandenes Bluesalbum kam noch nicht in den<br />
Handel, dafür die legendäre Auftragsarbeit eines<br />
andere Songs ihr Flair behielten. So, wie die Titel<br />
singenden Playboys und Mäzens, PHILIPPE DEv.l.:<br />
Greenwood, Holland, May, Taylor, Perez<br />
einst bei bedröhnten Acid-Parties im Pretty-Domizil<br />
BARGE & THE PRETTY THINGS von 1969.<br />
Westbourne Terrace in London-Bayswater entstanden t waren, lebte das „neue"<br />
Quartett in Malaga zusammen.<br />
PARACHUTE hatte 1970 erneut kommerziell nicht eingeschlagen, doch die Qualität wurde<br />
auf FREEWAY MADNESS (1972) gehalten, und mit Stuart Brooks am Bass gingen die<br />
Pretty Things erstmals auf US-Tour. Ein Jahr später schien der Mega-Deal zu winken:<br />
beim Led-Zeppelin-Label Swan Song. Was aber keine Chartnotierung garantierte, obwohl<br />
SILK TORPEDO mit sexy Cover, Songs und Sounds alle Register zog. Hier wie bei SAVAGE<br />
EYE (1975) wurde in den Londoner Olympic Studios gearbeitet. Der spätere Kinks-Keyboarder<br />
Gordon Edwards zupfte den Bass, Jack Green kam als Co-Sänger hinzu.<br />
Zu erfreulichen Höhepunkten gehört eine Aufarbeitung der Abenteuer „down under".<br />
In Melbourne kam es nach 40 Jahren zu einer Bühnenreunion mit <strong>John</strong> Stax;<br />
in Neuseeland konnten die Pretty Things 2012 wieder auf Tournee gehen – vergeben<br />
waren die Eskapaden des wilden Viv Prince, der nun ein beschauliches Leben in<br />
Portugal führt. Heutige Besetzung: May, Taylor & Holland sowie die „Enkel" George<br />
Perez (b) und Jack Greenwood (dr), der 2006 als 16-Jähriger einstieg.<br />
Die Pretty Things stehen weiterhin für kompromisslose Kreativität und das Lebensgefühl<br />
der Sixties. Unerschütterlich.<br />
Uli Twelker<br />
Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />
Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Fo<strong>to</strong>: Bildarchiv Hallhuber
Nik Turner ist 73 Jahre – ein Alter, in dem die<br />
meisten Menschen sich längst ins Rentnerdasein<br />
begeben haben. Doch davon ist der<br />
Mann aus Oxford, der sich selbst den Titel „Space-<br />
King” verliehen hat, weit entfernt. Und fit ist er<br />
obendrein: e „Ich betreibe e schon lange Meditation<br />
und Kraftsport”, erzählt das<br />
Ex-Hawkwind-Mitglied<br />
mit<br />
dem Catweazle-Image, „dadurch<br />
bin ich trotz einer heftigen<br />
Drogenvergangenheit<br />
physisch und psychisch fit.”<br />
Fit genug auf alle Fälle, um<br />
mit SPACE GYPSY, seinem ersten zwölf Jahren, einen weiteren musikalischen Früh-<br />
Solo-Album seit<br />
ling aufleben zu lassen.<br />
SPACE GYPSY ist ein<br />
mächtiges,<br />
wild wucherndes Space-Rock-<br />
Monument geworden. Es steht<br />
ganz in der Tradition von<br />
Turners früherer Band,<br />
NIK TURNER<br />
die der<br />
Saxofonist,<br />
Flötist<br />
und Sän-<br />
ger 1969 mitbegründet<br />
hatte<br />
und<br />
1976 das erste Mal verließ,<br />
um zwischen 1982 und 1984 nochmals<br />
ein kurzes<br />
Intermezzo zu geben. „Ich kenne kei-<br />
ne aufregendere, inspirierendere Periode als die<br />
1970er”, schwärmt Turner noch heute, „daher<br />
fühle ich mich dem irren Sound von damals weiter<br />
verbunden. Zwar bin ich mental in der Moderne<br />
angekommen, doch meine verrückteste Ära war<br />
sicher die mit Hawkwind.”<br />
Verrückt ist auch Turners His<strong>to</strong>rie: Als Teenager<br />
arbeitete er bei der Handelsmarine, später reiste<br />
er quer durch Kontinentaleuropa, finanziert mit<br />
Gelegenheitsjobs: „Aus jener Phase meines Lebens<br />
resultiert die absolute Begeisterung für Free Jazz”,<br />
erinnert er sich. „Am anregendsten waren sicher<br />
meine rund dreimonatigen Aufenthalte in Berlin<br />
1963 und 1968. Beim ersten traf ich auf den Jazz-<br />
Avantgardisten Eric Dolphy, beim zweiten Trip auf<br />
Edgar Froese und andere Tangerine-Dream-Mitstreiter.<br />
Ich übte in jener Zeit täglich drei bis vier<br />
Stunden Saxofon und Flöte, um mich in den Mikrokosmos<br />
dieser Instrumente einzugrooven. Und<br />
nach meinen Begegnungen mit Froese & Co. kam<br />
ich auf den Gedanken, dass ich mich – obwohl ein<br />
eingefleischter Free Jazzer – auch in den Space-<br />
Rock-Kosmos einbringen konnte. So geschah es<br />
schließlich.”<br />
Der skurrile Spötter ist jener abgefahrenen Welt<br />
nie mehr entkommen, „ganz bewusst nicht, denn<br />
sie ist ja schräg und lustig”, lacht der Space-King<br />
lauthals. Nik Turner gründete die unterschiedlichsten<br />
Formationen im Space-Genre, etwa<br />
Sphynx oder Twink. Stets hatte er andere Wegbegleiter<br />
um sich, es war ein ständiges Kommen und<br />
Abgefahrener Space-King<br />
Gehen. „Das ist sehr gut”, sagt Turner, „denn dadurch wird man beständig mit<br />
Kreativität gefüttert.”<br />
Heute sind Mitstreiter wie Jürgen Engler (Die Krupps), Nicky Garrett (UK<br />
Subs), Jeff Piccinini (früher bei der Punkformation Chelsea) oder die Space-<br />
Rock-Pioniere Simon House (Geige) und Steve Hillage (Gitarre) dabei. „Auch<br />
wenn all diese Typen eine sehr unterschiedliche Sozialisation haben – uns<br />
verbindet, dass wir <strong>to</strong>tal freie, abgefahrene Musik machen wollen. Und genau<br />
das tun wir!”<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
Fo<strong>to</strong>: © Martin Huch<br />
Heinz Rudolf Kunze<br />
Plädoyer für einen Kontinent<br />
STEIN VOM HERZEN heißt Heinz Rudolf Kunzes<br />
neues Album. Mit seiner Band (Verstärkung) lässt er<br />
seinen Neigungen als Rocker freien Lauf und sinniert<br />
über den Zustand der Welt und sich selbst.<br />
Im Titelstück heißt es ... mir tut es gut, wenn ich sing ...". Dein Lebensmot<strong>to</strong><br />
"<br />
– oder ist das zu hoch gegriffen?<br />
Auf jeden Fall stimmt's. Ob es ein Lebensmot<strong>to</strong> ist, weiß ich nicht. Aber ich<br />
merkte in den letzten vier, fünf Jahren, in denen ich wieder mehr live gespielt<br />
habe, dass es mir weiterhilft, wenn ich mein Publikum nicht allzu lange aus<br />
den Augen verliere – ich brauche regelmäßigen Blick- und Hörkontakt zu den<br />
Leuten. Es tut mir einfach gut, und zweitens hilft's mir beim Ausdenken neuer<br />
Sachen – das motiviert.<br />
Du bist zuletzt akustisch mit Räuberzivil aufgetreten, mal mit Tobias Künzel<br />
als KuK, auch mit Rockband und musikalischen Lesungen. Die Unterschiede?<br />
Die sind groß. Allein schon, weil es überall andere Leute sind. KuK war ein<br />
wahrscheinlich einmaliger Ausflug mit wunderbaren<br />
Kollegen. Sicher macht die Verstärkung intensiver<br />
Dampf und bettet mich etwas mehr ein. Das sind alles<br />
Sachen, die sich prima ergänzen und die ich einfach<br />
benötige, weil ich so viel Material habe, das ich irgendwo<br />
lassen möchte.<br />
Die neue Platte ist recht rockig, ihr Inhalt politisch<br />
und persönlich ...<br />
Veröffentlichen werde ich persönliche Lieder wie "Das Leben nehmen" immer<br />
nur, wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht nur öffentliches Tagebuch<br />
ist; andere Menschen müssen damit auch was anfangen können. Allein das<br />
Waschen privater Wäsche in Liedform empfände ich den Leuten gegenüber als<br />
Zumutung. Ich finde, die Balance zwischen öffentlichen und privaten Themen<br />
ist diesmal ganz gut gelungen.<br />
Was ist der Anlass für das überraschende Europa-Plädoyer "Europas Sohn"?<br />
Der Text ist schon ein Jahr alt, die Krise des europäischen Gedankens und die<br />
zunehmende Europa-Skepsis begleiten uns ja schon länger. Ich wollte einfach<br />
mal aufzeigen, welcher Gedanken-Bru<strong>the</strong>rd dieser Kontinent mal gewesen ist.<br />
Ich wollte verdeutlichen, was für ein Schatz Europa ist und dass einem sein<br />
Zusammenwachsen etwas wert sein sollte. Egal wie hoch die Kosten sind,<br />
es gibt keine wirklich sinnvolle geschichtliche Alternative zu einem politisch<br />
geeinigten Europa!<br />
Philipp Roser<br />
Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
– Nachruf<br />
–<br />
omax<br />
Von Hans-Jürgen<br />
Gün<strong>the</strong>r<br />
Wanderer<br />
zwischen<br />
Kontinenten<br />
<strong>John</strong> Richard "<br />
Jackie" Lomax wurde am 10.5.1944 nahe Liverpool<br />
geboren und starb dort am 15.9.2013. Er füllte 50 Arbeitsjahre<br />
– mit etlichen feinen Alben ohne Vergoldung. Aber er genoss mit<br />
"Sour Milk Sea" ein paar Minuten Weltruhm, verbuchte regelmäßig<br />
Kritikerlob und wird von seinen Fans geliebt – als einer der<br />
fähigsten Mersey-Rocker.<br />
Anfang 1962 kam Lomax als Bassist und Sänger zur Beatband The Undertakers, die<br />
durch exzellente Auftritte und mit kraftvollem Sound glänzte, u.a. live in Hamburg.<br />
Von vier PYE-Singles erreichte "Just A Little Bit" 1964 im UK Chartplatz 49. Da war<br />
Lomax schon zum Spitzensänger gereift und versuchte, auch die USA zu erobern.<br />
Doch ohne Arbeitserlaubnis spielte die Gruppe unter Pseudonym nur Budget-LPs<br />
ein und zerbrach daran.<br />
Nächster Versuch: die rhythm & bluesige Lomax Alliance. Sie kam bei CBS unter<br />
und veröffentlichte 1967 Singles. Es sollte ein Album geben, das nur als Bootleg<br />
zirkulierte.<br />
Als die Beatles 1968 ihr Apple-Label starteten, erinnerte sich Geor-<br />
ge<br />
Harrison an Lomax und produzierte dessen Debüt-LP IS THIS<br />
WHAT YOU WANT?; sie enthielt elf Lomax-Songs und Harrisons<br />
"Sour Milk Sea" – gigantisch gut gespielt von Lomax, Harrison,<br />
Paul McCartney, Ringo Starr, Eric Clap<strong>to</strong>n und Nicky Hopkins. Die<br />
Reaktionen: fabelhaft, eine Weltkarriere winkte. Doch im Ok<strong>to</strong>ber<br />
1969 war Schluss: magere Verkäufe.<br />
Noch härter traf es Lomax, dass seine Folgeband Heavy Jelly das<br />
starke Album TAKE MY DOWN TO THE RIVER einspielte, dies<br />
bis heute aber nur als Grauware greifbar blieb. Lomax lieferte in<br />
den USA für Warner HOME IS IN MY HEAD und THREE. Wieder<br />
gute Songs, erneut Top-Gesang, doch einmal mehr schwache<br />
Verkaufszahlen. Nächste Station: die blues-rockige Gruppe Badger<br />
mit Tony Kaye (Yes), deren WHITE LADY allerdings nicht zu<br />
Lomax' besten Taten<br />
gehört.<br />
1976 entstanden die LPs LIVIN' FOR LOVIN' und DID YOU EVER HAVE THAT FEE-<br />
LING?, deren White Soul so ziemlich alles bot, was Lomax'<br />
Stimme versprach. Nur die Charts – Fehlanzeige.<br />
Ende der 70er zog sich Lomax weitgehend aus dem Musikgeschäft<br />
zurück. Im Folgejahrzehnt arbeitete er an Demos für<br />
andere Acts mit und gehörte zur losen Formation The Tea<br />
Bags mit Exil-Briten wie Mick Taylor, Brian Auger und Terry<br />
Reid. In den 90ern kamen Live-Aktivitäten mit den Drifters<br />
und Coasters sowie Musikern aus Tom Pettys Umfeld hinzu.<br />
THE BALLAD OF LIVERPOOL SLIM ... PLUS erschien 2001,<br />
ein von seinen Fans sehr begrüßtes, schönes Album. 2003<br />
kehrte Lomax in seine Heimat zurück, spielte in Liverpooler<br />
Clubs. Er war auch mit der Star-Club All-Star-Band beim 50.<br />
Jubiläum in Hamburg aktiv. So schließen sich Lebenskreise.
Zwischen Hendrix und Vivaldi<br />
Sängerin Sonja Kristina ist sich rückblickend bewusst:<br />
„Wir waren nicht die Ersten, waren nicht<br />
die Pioniere in jener musikalischen Kategorie, die<br />
Klassik und Rock, also Vivaldi und Hendrix, zusammenbrachten.<br />
Aber wir haben diesen innovativen Stilmix<br />
sicher mit vorangetrieben und in der Öffentlichkeit zu<br />
einem Begriff gemacht.” Und Ex-Curved-Air-Violinist<br />
Darryl Way, der gerade sein erstes Solo-Album seit 20<br />
Jahren veröffentlicht hat (ULTRA VIOLINS), reflektiert:<br />
„Ich war Ende der 1960er begeistert von The Nice! Und<br />
dachte im nächsten Moment: Was Keith<br />
Emerson auf dem Klavier zustandebringt,<br />
gelingt mir auch auf der Violine.<br />
Die späten Sixties waren zum Glück<br />
künstlerisch eine sehr experimentelle Ära,<br />
wir jungen britischen Avantgardisten<br />
steckten voller Selbstbewusstsein und<br />
unerschütterlichem Glauben ans eigene<br />
Talent.”<br />
Die Anfänge von Curved Air liegen<br />
bei Geiger Way (*1948) und dem Multi-<br />
Instrumentalisten Francis Monkman<br />
(*1949). Sie lernten sich an der renommierten<br />
Londoner Royal Academy Of<br />
<strong>Music</strong> kennen, wo sie klassische Violine bzw. Piano<br />
studierten. Die beiden waren – und sind – zwar begeisterte<br />
Klassikanhänger, doch „wir wollten auch unsere<br />
wilde musikalische Seite ausleben, wir verzehrten uns<br />
nach derben Rockklängen”, erinnert sich Way, „Francis<br />
etwa wollte der britische Jimi Hendrix werden”.<br />
So kam es, dass die Rock-infizierten Freunde Ende<br />
1969 während des Studiums das Duo Sisyphus ins Leben<br />
riefen, das bald zum Quintett anwuchs und sich in<br />
Curved Air umbenannte – nach dem Stück "A Rainbow<br />
In Curved Air” des zeitgenössischen Komponisten Terry<br />
Riley. Zu Way/Monkman gesellten sich Bassist Rob<br />
Martin, Schlagzeuger Florian Pilking<strong>to</strong>n-Miksa und die<br />
Sängerin Sonja Kristina (*1949). „Ich hatte mit Klassik<br />
bis zu meinem Einstieg bei Curved Air nicht viel am<br />
Hut”, meint die Frontfrau, „denn ich kam aus<br />
der Folkecke, war mit Sandy Denny in entsprechenden<br />
Clubs live aktiv, ehe ich für gut zwei<br />
Jahre beim Londoner Ensemble des <strong>Music</strong>als<br />
‚Hair' engagiert war. Doch Darryl und Francis<br />
verstanden es prächtig, mich von den unglaublichen<br />
Möglichkeiten zu überzeugen, die einem klassische<br />
Musik in Verbindung mit Rock bot.”<br />
Gleich nach der Formierung trat die Gruppe häufig<br />
in Großbritannien auf, erregte rasch die Aufmerksamkeit<br />
der Musikpresse und erspielte sich bei Warner einen<br />
Plattenvertrag. Das Debütalbum AIR CONDITIONING<br />
mit den Genre-Evergreens "It Happened Today" und<br />
"Vivaldi", bis heute ein Klassiker des artifiziellen Rock,<br />
erschien Ende 1970. Eine knappe Dreiviertelstunde Musik<br />
ist darauf zu hören – locker und schwungvoll gleitet<br />
sie dahin, basierend auf bluesig-psychedelischen li h Rockschemata,<br />
in die gewichtige Klassik-, Jazz- und Folkeinflüsse<br />
eingearbeitet sind; sie wurden dann zu einem<br />
farbigen, reich instrumentierten progressiven Ganzen<br />
verschmolzen. Way sorgt für kraftvolles, gelegentlich<br />
elegisches Gefiedel, Monkmann lässt entweder seine<br />
E-Gitarre krachen oder setzt sein üppiges Tastenarsenal<br />
in Szene. Dazu gesellen sich die ä<strong>the</strong>risch-mächtige<br />
Stimme von Sonja Kristina und druckvolle Rhythmusarbeit.<br />
Gleich mit dem Einstieg ins<br />
Musikgeschäft hatten Curved Air eine<br />
gewichtige Visitenkarte hinterlassen.<br />
Das anspruchsvolle Niveau hielt<br />
auch der Nachfolger SECOND AL-<br />
BUM mit dem größten Hit "Back<br />
Street Luv”. PHANTASMAGO-<br />
RIA (1972), das Meisterstück<br />
der Formation, setzte noch<br />
einen drauf – es war die<br />
letzte LP mit dem grandio-<br />
sen Francis Monkman. Auch Darryl Way verließ<br />
Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel, 2012<br />
Von Michael Fuchs-Gamböck<br />
Curved Air kurzfris tig, kehrte aber bereits 1975 zurück.<br />
„Als sich Francis verabschiedet hatte, war die Luft bei<br />
uns erst mal raus”, berichtet Way: „Er hatte sich ja eher<br />
der Avantgarde verpflichtet gefühlt, während ich sowohl<br />
Klassik pur als auch Pop favorisierte. Und Sonja<br />
kam aus dem Folklager.”<br />
So war klar, dass sich die 1973<br />
von Kristina runderneuerte Band<br />
umgehend eingängigeren Klängen<br />
zuwenden würde. Die neue Besetzung<br />
wurde ergänzt um Drummer<br />
Jim Russell sowie den Gitarristen<br />
Kirby (damals 19, später bei Stretch)<br />
und das Violinen-Wunderkind Eddie<br />
Jobson (18), der bald darauf zu Roxy<br />
<strong>Music</strong> wechselte. Es entstand das solide,<br />
aber nicht gerade umwerfende Album AIR CUT.<br />
Way kam 1975 für die Aufnahmen von MIDNIGHT<br />
WIRE zurück – zur Band stieß außerdem Schlagzeuger<br />
Stewart Copeland, der nur wenig später The Police ins<br />
Leben rief. 1976 wurde der Abgesang AIRBORNE aufgenommen.<br />
Kristina und Copeland waren mittlerweile<br />
ein Paar, setzten vier Söhne in die Welt, heirateten<br />
1980 und ließen sich 1991 scheiden.<br />
Und sonst? Es herrschte lange Zeit Ruhe um<br />
Curved Air, sämtliche Bandmitglieder gingen separate<br />
musikalische Wege. 2008 kam es zum Neustart, wenn<br />
auch nur für einige Konzerte: Way, Pilking<strong>to</strong>n-Miksa<br />
und Sonja Kristina waren wieder dabei. Es entstand<br />
die 2012 veröffentlichte CD/DVD DVD LIVE ATMOSPHERE.<br />
Die Frontfrau: „Weil die Reaktionen<br />
darauf unglaublich<br />
waren, beschlossen wir, der<br />
Gruppe neues Leben einzuhauchen<br />
– auch im Studio.<br />
Momentan entsteht die erste<br />
Curved-Air-Platte seit 1976,<br />
sie wird stark nach unseren Anfangstagen klingen und<br />
sehr wahrscheinlich im nächsten Frühjahr erscheinen.”<br />
Nicht dabei ist Darryl Way („Ich bin inzwischen einfach<br />
zu sehr im Klassikbusiness”), stattdessen Violinist<br />
Paul Sax, Keyboarder Robert Nor<strong>to</strong>n und seit kurzem<br />
auch wieder Kirby. „Alle Anzeichen deuten darauf hin”,<br />
freut sich Sonja Kristina, „dass mit Curved Air bald wieder<br />
nachhaltig zu rechnen sein wird.”
Paul Roland<br />
Kultstatus genießt der Singer/Songwriter Paul Roland, der im UK<br />
eine große Deutschland-Affinität aufweist. Nahezu unüberschaubar<br />
sind die bei vielen kleinen Labels europaweit erschienenen<br />
Arbeiten des 54-Jährigen, der auch als Buchau<strong>to</strong>r und Musikjournalist<br />
aktiv ist. Bei Sireena ist nun sein Debütalbum THE WERE-<br />
WOLF OF LONDON (1980) aufpoliert und mit neuen Bonus-Tracks<br />
zum zweiten Mal wiederveröffentlicht worden.<br />
Neues Altes und Radio-Sessions<br />
Woher rührt deine besondere Beziehung zu Deutschland?<br />
Es war das erste Land, in dem ich unterwegs war, als ich 1986 mit Live-Auftritten<br />
begann. Und Pastell ist das erste nichtbritische Label gewesen, das mir<br />
Einspielungen anbot. Ich fühlte mich in Deutschland stets respektiert, habe<br />
später auch für Strangeways aufgenommen. Dann habe ich von 1997 bis 2004<br />
keine Musik mehr gemacht, um meine Söhne aufzuziehen. Als ich vor ein paar<br />
Jahren wieder anfing, zog ich für drei Jahre nach Deutschland, auch weil ich<br />
mit neuen Musikern arbeiten wollte.<br />
WEREWOLF ist zum zweiten Mal neu aufgelegt worden.<br />
Das Album erschien 1980 in einer 1000er-Auflage, die<br />
dank der Unterstützung durch <strong>John</strong> Peel in einer Woche<br />
ausverkauft war. Das Armageddon-Label wollte es<br />
dann erneut herausbringen, was aber nicht klappte, da<br />
mir eine große Firma einen Vertrag anbot und das machen<br />
wollte. Als das aber nicht passierte, zog ich mich<br />
drei Jahre aus dem Musikgeschäft zurück. 1985 kehrte ich mit BURNT ORCHIDS<br />
zurück, hatte meinen eigenen Stil gefunden und wollte von WEREWOLF nichts<br />
mehr wissen. Dann brachte ich die Platte – nach einer Kampagne von Fans im<br />
Internet – erstmals auf CD raus, allerdings nur für den Fanclub. Als Sireena eine<br />
reguläre Veröffentlichung anbot, ersetzte ich einige schwächere Tracks durch<br />
bessere und erweiterte andere mit zusätzlichen Instrumenten und Gesang.<br />
Du bist als Marc-Bolan-Fan bekannt, hast eine Biografie über ihn geschrieben<br />
...<br />
Zwei sogar! Die erste, als ich 19 war. 2012 gab es die zweite, für die ich viele<br />
Leute interviewte, die ihn kannten. Bolan war mein erster musikalischer Einfluss<br />
und zeigte mir mit den frühen Tyrannosaurus-Rex-Aufnahmen, dass man<br />
eine Fantasiewelt mit Musik und Texten schaffen kann.<br />
Was kann man von dir in Zukunft erwarten?<br />
Ich habe mit Sireena eine CD mit unveröffentlichten Radio-Sessions ausgemacht.<br />
Das wird der Auftakt einer Serie mit unveröffentlichtem Material, die<br />
unter PROFESSOR MORIARTY's JUKEBOX läuft. Und ich nehme einen Nachfolger<br />
für BATES MOTEL auf.<br />
Philipp Roser<br />
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6/2013<br />
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<strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27<br />
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Stil-Kunde<br />
Folge<br />
3<br />
Psychedelic<br />
Rock, Pop,<br />
Beat, Punk usw. – die Geschichte<br />
der modernen Unterhaltungsmusik ist reich an Facetten.<br />
Stilbezeichnungen überfluten spätestens seit den 60er Jahren<br />
den medialen Raum. Manchmal sind Begriffe aus einer Jugend-Subkultur<br />
heraus entstanden, manchmal spontan bei einem Interview von Musikern erfunden<br />
worden. Verstärkt seit den 80ern haben Kategorisierungen allerdings häufig<br />
ihren Ursprung in Verkaufsstrategien von Plattenfirmen oder entspringen der Fantasie<br />
von Musikjournalisten, die sich lange Beschreibungen ersparen wollten oder<br />
einfach nach Synonymen suchten. Einige dieser Musikstile, die manchmal<br />
nur für kurze Zeit zum Hype wurden oder aber es nie zum Massenphänomen<br />
brachten, stellt <strong>GoodTimes</strong> in einer Serie vor.<br />
Der Weg führt über einen watteweichen Regenbogen mitten durch himbeerfarbene<br />
Wolken, vorbei an den zitronengelben Engeln, die auf<br />
geflügelten, purpurnen Rössern reiten. Und am Ende steht man vor<br />
einem goldenen Tor, hinter dem sich Jahwe, Buddha, Allah, Krishna<br />
oder sonstwer verbergen mag. Es ist die Suche nach der Wurzel dessen,<br />
was heute gemeinhin als Psychedelic <strong>Music</strong> bezeichnet wird. Oder der Versuch,<br />
eine Klammer zu entdecken, die alles umfasst und den Begriff tatsächlich zu<br />
jener Klassifizierung werden lässt, für die er schließlich gehalten wird.<br />
Man kann es sich leicht machen und dem Beginn von Psychedelic Rock wie<br />
in der modernen Lesart üblich mit SGT. PEPPER'S LONELY HEARTS CLUB<br />
BAND von den Beatles ein Datum setzen: 1. Juni 1967. Produzent George Martin<br />
nennt die LP in seinem Buch „Summer Of Love: The Making Of Sgt. Pepper" die<br />
„Hippie-Symphonie pie No.1". Die Scheibe habe der Welt einen Spiegel vorgehalten,<br />
in dem sie „ein brillantes Abbild ihres kaleidoskopischen<br />
Selbst von 1967" erkennen konnte. „Sie<br />
sah nicht das <strong>to</strong>rkelnde und oftmals absurde<br />
Herumgeflippe der Hippie-Bewegung,<br />
sondern deren perfektes Image<br />
–<br />
ein formvollendetes Ideal. Nicht das<br />
Elend der Drogenabhängigkeit, sondern<br />
die<br />
verblüffende ende<br />
Möglichkeit kreativer<br />
Bewusstseinserweiterung."<br />
Und<br />
schon offenbart sich die Krux<br />
des Genres: Hier entstand nicht<br />
etwa aus dem Lebensgefühl einer<br />
Generation eine neue Musik.<br />
Vielmehr entwickelte eine<br />
Beatles<br />
entrückte Künstlerkaste unter<br />
Hinzunahme syn<strong>the</strong>tischer, e<br />
die Hirnwindungen indun arg strapazierender Hilfsmittel<br />
eine neue Möglichkeit musikalischer Ausdrucksformen, die der Konsument allerdings<br />
meist überhaupt nicht kapierte. Ob dieser dabei selbst dauerbenebelt durch<br />
den Alltag s<strong>to</strong>lperte, spielte keine Rolle. George Martin sagt, SGT. PEPPER sei<br />
„alles für alle" gewesen. Die Welt habe hineingeblickt und darin gesehen, was sie<br />
sehen wollte. Einem Kunstwerk kann kaum Besseres widerfahren, denn am Ende<br />
gibt es niemanden, der es nicht mag, da jeder glaubt, es sei für ihn geschaffen<br />
worden. Allerdings bringt allein schon dieses so wichtige Album der Beatles die<br />
Erkenntnis, einen Psychedelic-Rockfan, den man womöglich an seinem Äußeren<br />
oder Habitus dieser Musikrichtung zuordnen könnte, gibt es nicht. Gab’s auch<br />
nie. Ja, es ist nicht einmal möglich, beim Blick in den Plattenschrank eine explizite<br />
Zuneigung zur Psychedelic <strong>Music</strong> auszumachen, denn wer durch den Stapel<br />
jener Albumtitel blättert, die dem Stil zugerechnet werden, hat au<strong>to</strong>matisch die<br />
gesamte Rockwelt der 60er Jahre unter einem Dach. Denn als die Künstlerelite<br />
harte Drogen konsumierte, wie andere sich Kippen in den Mundwinkel schoben,<br />
wollte jeder wenigsten mit einer LP mal kurz dazugehören.<br />
Und so ist das Besondere am Psychedelic Rock seine Einordnung als elitäre<br />
Kunstform des späten 20. Jahrhunderts. Intellektuelle oder sich intellektuell<br />
wähnende Musiker haben sich entsprechend ihrer Fähigkeiten an ihren Instrumenten,<br />
den Möglichkeiten der zur Verfügung g stehenden Studios, eigener geistiger<br />
Fähigkeiten und eines<br />
kreativen Drängens an bestehende<br />
Grenzen gewagt und<br />
mit Inbrunst Mauern eingerissen,<br />
Flüsse durchschwommen,<br />
Berge überklettert. Was der<br />
Dadaismus in bildender Kunst<br />
und Literatur für die 20er Jahre<br />
war, wurde Psychedelic Rock<br />
Pink Floyd<br />
für die Musik in den 60ern. Man kann Bilder oder Skulpturen der Dadaismus-<br />
Mitbegründer Tristan Tzara (1896–1963)<br />
963)<br />
und Hans Arp (1886–1966) betrachten en<br />
und dabei THE PIPER AT THE GATES<br />
OF DAWN (1967) von Pink Floyd hören.<br />
Die visuell-akustische Verschmelzung<br />
ist faszinierend.<br />
Eine sich abzeichnende Entwicklung innerhalb<br />
der sich in den 60ern geradezu in Lichtgeschwindigkeit i it verändernden<br />
d<br />
populären Musik zum Psychedelic Rock gibt es demnach nicht wirklich. In der<br />
ersten Hälfte des Jahrzehnts loteten Künstler wie die Beatles, Bob Dylan, die<br />
Seite 28 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Yardbirds, die Beach Boys, die Rolling S<strong>to</strong>nes usw. die Möglichkeiten der musikalischen<br />
Ausdrucksweise sehr individuell aus. Mit den einsetzenden Erfolgen<br />
und dem Bewusstsein um die Fesseln des selbst gewählten Musizierstils schaute<br />
man irgendwann voneinander ab. Soundideen wurden reproduziert, beim Konkurrenten<br />
erlauschte neue Instrumente integriert, Rhythmusstrukturen übernommen.<br />
Und dabei waren nicht in jedem Fall die Beatles die Vorreiter. Auch die Fab<br />
Four erlaubten sich, beim Nachbarn zu stibitzen.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 29<br />
im LSD-Rausch beim Solieren ein ums andere Mal vergessen haben, was er gerade<br />
wo tat, und minutenlang ein und denselben Gitarren<strong>to</strong>n angeschlagen haben.<br />
Unmutsbekundungen durch das Publikum sind nicht überliefert.<br />
Mit dem Psychedelic Rock mussten sich die reinen Gitarrenbands in die zweite<br />
Reihe zurückziehen. Orgel und Mellotron rückten in den Mittelpunkt, nicht selten<br />
saßen die Bandchefs hinter dem Tastenschrank und ließen den Rest<br />
der Gruppe mit ihren bombastischen, an Klassik gemahnende, Melodiegebirge<br />
alt aussehen.<br />
Wenngleich nicht von der Hand zu weisen ist, dass bereits e REVOLVER (1966)<br />
6)<br />
eine schwere Psychedelic-Schlagseite aufweist. Allein<br />
"Tomorrow Never Knows" mit seinem Flanging-<br />
möglichte. Vor allem indische Instrumente hielten Einzug in die<br />
Psychedelic Rock war die Brücke, die den Weg zur Weltmusik er-<br />
Effekt, wo Gitarrentöne im Raum hin- und her-zu-eiern<br />
scheinen, ist diesem Stil zuzuordnen.<br />
Songs, was mit der Hinwendung der suchenden Jugend der 60er<br />
zu fernöstlichen Religionen zusammen-<br />
Überhaupt spielen Klangeffekte<br />
hing. Die Beatles – und speziell George<br />
Jackie Brens<strong>to</strong>n<br />
beim Psychedelic Rock eine<br />
maßgebliche Rolle. Zählt man<br />
etwa das Feedback hinzu, bei<br />
dem es zu einer ohrenbetäubenden b Rückkopplung<br />
zwischen Gitarre und Verstärker kommt, wäre bereits<br />
"Anyway, Anyhow, Anywhere" e" (1965) von The Who eine<br />
Psychedelic-Rocknummer. er. Dann die<br />
Dis<strong>to</strong>rtion io<br />
–<br />
ohne<br />
diese Verzerrung ist psychedelische Musik<br />
geradezu undenkbar, später wurde der<br />
bewusst<br />
s<br />
entstellte elektrische Gitarren<strong>to</strong>n zu einem<br />
der wichtigsten Stilmittel ttel<br />
in der modernen<br />
Rockmusik. Schon 1951 war erstmals<br />
eine verzerrte Gitarre auf einer<br />
Vinylsingle zu hören: "Rocket 88" von<br />
Jackie Brens<strong>to</strong>n. Der grummelnde Effekt<br />
rührte damals noch aus einer<br />
Beschädigung des Gitarren-Ver-<br />
ren-<br />
r-<br />
Harrison – nahmen dabei wieder einmal<br />
eine Schlüsselrolle ein, als sie die Sitar,<br />
ein von Ravi Shankar im Westen po-<br />
pulär gemachtes Instrument, erstmals<br />
bei "Norwegian Wood" auf<br />
RUBBER<br />
SOUL<br />
(Dezember e 1965) einsetzten.<br />
ten.<br />
Mit etwas mehr<br />
Mut<br />
zum<br />
unkonventionellen nellen Klang hät-<br />
ten sich die<br />
Yardbirds ds diesen<br />
Platz in der Geschich-<br />
te sichern können, nen, denn sie versahen ihre Single<br />
"Heart Full Of<br />
Soul" bereits im Juni desselben<br />
selb<br />
e<br />
Jahres mit<br />
einer er Sitar als Rhythmusinstrument,<br />
veröffentlichten dann aber doch<br />
eine<br />
modifizierte Version, in der Jeff f<br />
Beck<br />
das<br />
orientalisch anmutende Riff lediglich mit seiner<br />
Gitarre nachempfindet. Zumindest eine Fuzzbox kam<br />
zum Einsatz, was zu diesem Zeitpunkt noch absolut<br />
ungewöhnlich war. Die Sitar soll wieder aus dem Song<br />
stärkers von Willie Kizart her, der genau wie fonist Brens<strong>to</strong>n zu Ike Turner’s Kings Of Rhythm<br />
gehörte, die das Stück einspielten und prompt<br />
Saxoeinen<br />
geflogen sein, weil sie sich gegen das elektrisch verstärkte<br />
Instrumentarium der „hard rockenden" Briten<br />
zu<br />
schmalbrüstig ausgemacht habe.<br />
Hit damit landeten. Legendär auch<br />
die Vorgeschichte zum ungewöhnlichen<br />
as Studio – vor Psychedelic <strong>Music</strong> für die live-erprobten<br />
Kapellen en<br />
ein eher<br />
Dröhnen: Besagter Verstärker soll auf der<br />
D Iron Butterfly<br />
Fahrt in die Sun Studios nach Memphis auf dem Highway 61 Schaden genommen<br />
haben.<br />
unvermeidliches Übel – wurde für<br />
immer mehr Bands<br />
zum<br />
Dreh- und Angelpunkt ihres Schaffens. fens<br />
Das bereits<br />
Quicksilver Vanilla Fudge<br />
genannte Debüt von Pink Floyd – die<br />
Messenger<br />
im Underground längst den Ruf weg<br />
Service<br />
hatten, eine Musikgruppe für<br />
LSD-<br />
Konsumenten zu sein – hausierte<br />
mit Echos und Verfremdungen.<br />
Geräusche aus<br />
Natur und Alltag wurden<br />
Usus: Bäche plätscherten,<br />
Vögel zwitscherten, Au<strong>to</strong>s<br />
brummten, Flugzeuge flogen,<br />
Menschen murmelten<br />
… Inwieweit die berühmten<br />
„Walls Of Sound"<br />
wie auf dem Psychedelic-<br />
Markant für Gitarrenorgien i solcher<br />
Psychedelic-Giganten wie<br />
Meilenstein der Beach Boys,<br />
PET SOUNDS (Mai 1966), oder<br />
Iron Butterfly, Quicksilver Messenger<br />
Service, Vanilla Fudge oder Frijid Pink wurden Fuzz- und Wah-Wah-Efstandteil<br />
des die End-60er be-<br />
Orchesterarrangements ein Be-<br />
Beach Boys<br />
fekte. Während letzterer den verzerrten Gitarren<strong>to</strong>n bei der Anwendung tatsächlich<br />
herrschenden Genres waren, sei dahingestellt.<br />
„Uah" sagen lässt, macht der Fuzz-Sound deutlich bewusst, dass hier gerade<br />
lediglich Strom zu Tönen wird. Der Klang des Defekts ist der neue Kunstgenuss. Wenn es darum ginge, jemandem einen den Psychedelic<br />
Rock charakterisierenden Song vorzuspielen,<br />
Charakteristisch für Psychedelic Rock sind ausgedehnte Solo-Ausflüge der<br />
kann man ge-<br />
Instrumentalisten, ausufernde Jams der Bands. Ursachen haben diese<br />
trost auf "Eight<br />
akustischen Trips verschiedene. Zum einen verstanden die Musiker sich mehr<br />
und mehr als Künstler, die etwas zu vermitteln hatten. Sie betrachteten ihr<br />
eigenes Schaffen als wertvolles Gut. Zum anderen trieben die abenteuerlichen,<br />
auch auf der Bühne nutzbaren Effektmaschinen die Musiker dazu,<br />
selbst live unentwegt zu experimentieren, sich an den neuen Sounds zu<br />
Miles High" von<br />
den Byrds zurückgreifen.<br />
Das<br />
Lied wird häufig<br />
als erste echte<br />
ergötzen. Und schließlich spielten Raum und Zeit in den drogenumnebelten<br />
Äußerung des<br />
Hirnen der Musizierenden ebenso wenig eine Rolle wie bei den Zuhörern.<br />
<strong>John</strong> Cipollina, Sänger und Gitarrist bei Quicksilver Messenger Service, soll The Byrds<br />
Genres bezeichnet<br />
und ist de-<br />
Fo<strong>to</strong>: © Davids/Bildarchiv
finitiv ein musikalisches Erdbeben. Aber angesichts der im Wochentakt vorgetragenen<br />
Neuerfindungen der Protagonisten der damaligen Zeit sind derartige<br />
Absolu<strong>the</strong>iten gewagt. "Eight Miles High" ist unabhängig von seiner Zuordnung<br />
etwas Einmaliges. Wie die Byrds ihren harmonisch austarierten Folk-Rocksound<br />
mit der völlig närrischen Free-Jazz-Attitüde eines<br />
<strong>John</strong> Coltrane verbinden und dabei auch noch eine<br />
Dramatik in die gesungene Titelzeile legen, als ginge<br />
es jetzt tatsächlich hinauf in die Lüfte, ist atemberaubend.<br />
Und natürlich ging es ums High-Sein. Auch<br />
wenn die US-amerikanische Band damals vorgab,<br />
durch die Flugangst eines ihrer Mitglieder zu dem<br />
Song inspiriert worden zu sein.<br />
Im Zuge des Drogenkonsums beinahe aller maßgeblichen<br />
Musiker öffnete sich die Lyrik für Experimentelles<br />
ebenso wie die Musik. Es ist wieder George Martin,<br />
der das Phänomen über knappe SGT.-PEPPER-Zitate<br />
augenzwinkernd auf den Punkt brachte: „Kaleidoskop-Augen,<br />
Mandarinenbäume? Schaukelpferdmenschen,<br />
die Marshmallow-Kekse essen? Er hauchte in<br />
einem Au<strong>to</strong> seine Seele aus? Seltsame Zigaretten, Lysergsäurediäthylamid?<br />
Wir reden psychedelisch." Das, Jefferson Airplane<br />
was die Bands in den Texten von sich gaben, musste nicht verstanden werden.<br />
Stundenlang über Inhalte zu debattieren, Zeilen zu interpretieren, vollkommen<br />
banale Wortgruppen zu weltverändernden Erkenntnissen aufzublasen, war Gebot<br />
der Stunde. In den Cliquen, die mal eben zu Kommunen wurden, entschied<br />
manchmal sogar der Mut zur krudesten Analyse des Textes eines populären p Single-Hits über die<br />
Zuwendung der<br />
anwesenden Hippie-Mädchen.<br />
Wer<br />
Sex wollte, musste<br />
schwafeln können.<br />
Dass die Beatles<br />
in ihrer abgehobenen<br />
High-Phase<br />
meist nur textliche<br />
Verdreh<strong>the</strong>iten ablieferten,<br />
die sogar<br />
heute noch als höhere<br />
Kunst gelten,<br />
Grateful Dead<br />
gehört zur Rezeption der Rockgeschichte. ht<br />
Auch, dass man die inhaltlichen h Ergüsse<br />
von Gruppen wie Jefferson Airplane besser im Vollrausch verträgt, ist bekannt.<br />
Wenn no<strong>to</strong>rische Flachleger wie die Rolling S<strong>to</strong>nes eines<br />
ihrer „Beutetiere" plötzlich in bunten Farben sahen, wurde<br />
es unfreiwillig komisch: „Hast du sie in Blau gekleidet<br />
gesehen/Betrachte den Himmel direkt vor dir/Und ihr Gesicht<br />
ist wie ein Segel/ein weißer Fleck, so glatt und blass/<br />
Hast du die Frau je schöner gesehen" ("She’s A Rainbow",<br />
1967). Selbst die Hollies – im Vergleich zu den zahlreichen<br />
Rocklümmels ein eher biederer Verein und eigentlich auf<br />
Love-S<strong>to</strong>rys und unverbindliche Alltagsgeschichten abonniert<br />
– hatten plötzlich Visionen: „Wasserfälle schicken<br />
ihre Wellen zu uns/Hier am Strand des Limonaden-Sees/<br />
Teichrosen spielen Verstecken mit den Fischen/Hase lauf,<br />
lauf Hase/Hase lauf davon" ("Butterfly", 1967). Das ist definitiv<br />
lustig. Damals staunte man.<br />
Der Begriff des Psychedelischen bezeichnet einen Zustand<br />
der Bewusstseinserweiterung, der durch den Konsum von Drogen hervorgerufen<br />
wird und durch spirituelle Praktiken wie die Meditation seine Vollendung<br />
findet. Nicht umsonst erreichte die TM-Bewegung (Transzendentale<br />
Meditation) des Maharishi Mahesh Yogi zwischen 1967 und 1969 ihren ersten<br />
großen Höhepunkt. Nicht nur die Beatles fühlten sich zeitweise zu seinen Lehren<br />
hingezogen. Und in der Begeisterung für die Chance, das Ich auf die Ebene<br />
der Erleuchtung heben zu können, legten zahlreiche Musiker jener Zeit ihre<br />
ganze Kreativität in die Verbreitung einer neuen Geisteshaltung. Das Festival in<br />
Woods<strong>to</strong>ck stellt auch in Sachen Psychedelic <strong>Music</strong> einen Höhepunkt dar. Was<br />
verwundert, nahmen doch Bands, die dem Genre verhaftet waren, kaum daran<br />
teil (Grateful Dead, Jefferson Airplane). Eher kamen andere, die nie so richtig<br />
dazugehörten (The Who, Mountain, Ten Years After, Blood, Sweat & Tears, The<br />
Band usw.). Allerdings waberte noch der Geist von 67/68 über die fast 500.000<br />
Menschen. Dass hier jedoch bereits ein neuer Wind zu blasen begann, nahmen<br />
nur die wenigsten wahr.<br />
he Who hatten gerade ihre TOMMY-Oper veröf-<br />
The Pretty Things waren mit dem Kon-<br />
Tfentlicht,<br />
zeptwerk S.F. SORROW<br />
(1969) gescheitert und die<br />
Small Faces mit ihrer S<strong>to</strong>ry<br />
ODGEN’S NUT GONE<br />
FLAKE (1968) noch in guter<br />
Erinnerung, da wurde aus<br />
Psychedelic Rock schon der<br />
Progressive Rock, der sich<br />
sowohl in musikalischer<br />
Hinsicht als auch inhaltlich h<br />
immer bedeutungsschwerer<br />
gebärdete.<br />
Überbordende<br />
Instrumentalpassagen wurden<br />
konsequent durchkomponiert,<br />
und die Texte hatten<br />
grundsätzlich eine tiefe Bedeutung. Zumindest sollte es so<br />
sein.<br />
Die Künstler erfuhren zum Teil sehr bald, dass der<br />
Cocktail aus Psychedelika und fernöstlichen Lehren<br />
selbst schnell an<br />
seine Grenzen stieß. Während sich einige<br />
von den Drogen und ihren Gurus<br />
abwandten, überlebten andere den Trip<br />
nicht. Die künstlerische Ausdrucksform<br />
aber blieb bestehen. Psychedelische e<br />
Musik zu kreieren, bedurfte keiner<br />
Hilfsmittel mehr – seien sie chemischer,<br />
natürlicher oder religiöser Art.<br />
n den 70er Jahren sind die Psyche-<br />
nur schwer auszumachen.<br />
Ideliker<br />
Die großen Genreklassiker – neben den<br />
bereits genannten – stammen sämtlich<br />
aus den 60ern: Iron Butterflys IN-A-<br />
GADDA-DA-VIDA (1969), Jefferson Airplanes<br />
SURREALISTIC PILLOW (1967),<br />
Loves FOREVER CHANGES (1967), Pearls Before Swines<br />
ONE NATION UNDERGROUND (1967), The Incredible<br />
String Bands THE 5000 SPIRITS OR<br />
THE LAYERS OF THE ONION (1967), Blue<br />
Cheers VINCEBUS ERUPTUM (1968), The<br />
13th Floor Eleva<strong>to</strong>rs THE PSYCHEDELIC<br />
SOUNDS OF THE 13TH FLOOR ELEVA-<br />
TORS (1966), THE VELVET UNDERGROUND & NICO<br />
(1967) – um<br />
nur einige zu nennen. Wer das Feeling dieser Alben im Zeitraum<br />
zwischen Woods<strong>to</strong>ck und Punkexplosion sucht, wird eventuell bei<br />
Space-Rockern wie Hawkwind fündig.<br />
Oder in der aufstrebenden<br />
Szene in Deutschland:<br />
Can, Guru Guru,<br />
Amon Düül … Allerdings<br />
gingen diese<br />
und andere Gruppen<br />
über das Verwalten<br />
eines Nachlasses, der<br />
schon 1971 fast ein wenig angestaubt<br />
wirkte, weit hinaus – und<br />
wurden selbst zu Wegbereitern völlig<br />
neuer Stilrichtungen.<br />
Psychedelic Rock erlebt seine Renaissance<br />
im Zuge der allgemeinen<br />
Retrowelle in der Rockmusik.<br />
So wie sich im Indie Rock die Hitlieferanten<br />
ungeniert an den New-<br />
Wave-Kapellen der späten 70er und<br />
Vibravoid<br />
Seite 30 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
The Graceful Slicks<br />
frühen 80er bedienen, durchzieht eine Armada von Black-Sabbath-Mountain-<br />
Grand-Funk-Zeppelin-Klonen die Landschaft. Da macht sich die neu erblühte<br />
Psychedelic-Szene fast noch als etwas Eigenständiges<br />
aus. In Deutschland nehmen Vibravoid dabei<br />
eine Schlüsselstellung ein. Die Musik der Band ist<br />
nicht nur beeindruckend au<strong>the</strong>ntisch, auch visuell<br />
nehmen die Düsseldorfer das Publikum bei Konzerten<br />
mit auf einen Trip in die ausgehenden 60er<br />
Jahre. Kurios sind nicht selten die Namen, mit denen<br />
die eigene Genrewahl dem geneigten g Tonträgerkäufer<br />
mit dem Vorschlaghammer h vor den Latz geknallt wird: The<br />
Graceful Slicks (UK), The Fuzz<strong>to</strong>nes (USA), Psychic Ills (USA),<br />
Pink Mountain<strong>to</strong>ps (Kanada), The Sacred Mushroom (USA),<br />
Acid Mo<strong>the</strong>rs Temple (Japan) usw.<br />
Echt ist ja eigentlich immer nur das Original. Mit einer ehrlichen<br />
Sicht auf das Geschehen zwischen 1966 und 1970<br />
bleibt jedoch die Erkenntnis, dass viele der psychedelischen<br />
Songs oder Alben eher aus Opportunismus entstanden. Für so<br />
manche der großen Bands war es gar eine existenzielle Frage, ob sie mit durch<br />
die neue Welle taumelte oder ihrem eventuell bodenständigeren Sound ver-<br />
The Incredible String Band<br />
haftet t blieb. b Erfahrungen über das Kommen<br />
und Gehen von Stilen gab es kaum. Und<br />
so war schon damals vieles nur Mache, wo<br />
heute Au<strong>the</strong>ntizität unterstellt wird. Gleichzeitig<br />
hielt nicht jede als Psychedelic Rock<br />
deklarierte Platte dem Zahn der Zeit stand<br />
und ist heute unter ganz anderen Genre-<br />
Einordnungen im Plattenregal zu finden.<br />
Dazu gehören mit Sicherheit Sly & The Family<br />
S<strong>to</strong>ne, Cream, Traffic, The Smoke oder<br />
Creation, wenngleich stilistische Elemente in<br />
dem ein oder anderen Song zu finden sein<br />
mögen.<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
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HIGHLIGHTS<br />
CD<br />
GARLAND JEFFREYS<br />
TRUTH SERUM<br />
Der „Matador” ist zurück. Zum mindestens<br />
zweiten Male. Bereits 2011 legte Garland<br />
Jeffreys mit dem von der Kritik hymnisch<br />
gelobten Album THE KING OF IN BET-<br />
WEEN nach jahrelangem Schweigen ein<br />
fulminantes Comeback hin. Es sieht so<br />
aus, als ob Jeffreys der große Zauderer der<br />
Rockgeschichte ist:<br />
Nach jeweils langen<br />
Pausen kommt er stets<br />
mit einem erstklassigen<br />
Album aus der Deckung.<br />
Gleiches ereignete<br />
sich bereits 1992,<br />
als der New Yorker<br />
mit DON’T CALL ME<br />
BUCKWHEAT inklusive<br />
der Hitsingle “Hail<br />
Hail Rock’n’Roll”<br />
plötzlich ins Rampenlicht<br />
zurückkehrte. Da<br />
lag sein letztes Album<br />
schon neun Jahre zurück<br />
und sein All-Time-<br />
Hit “Matador”, mit dem<br />
ihn heute noch die meisten in Verbindung<br />
bringen, über ein Jahrzehnt. Inzwischen<br />
ist Jeffreys 70 Jahre alt und kann auf eine<br />
Karriere von mehr als vier Jahrzehnten zu-<br />
rückblicken. Ein One-Hit-Wonder ist dieser<br />
Mann, der sich in der New Yorker Künstler-<br />
Bohème der 60er und 70er Jahre seine erste<br />
Sporen verdiente, der schon gemeinsam mit<br />
Leuten wie Lou Reed, Sonny Rollins und<br />
Dr. <strong>John</strong> musizierte und 1973 den Songklassiker<br />
“Wild In The Streets” vorlegte,<br />
beileibe nicht. Jeffreys,<br />
der aus einem halb<br />
afro-amerikanischen,<br />
halb puer<strong>to</strong>-ricanischen<br />
Elternhaus stammt und<br />
in<br />
dessen Adern zudem<br />
Cherokee-Blut fließt,<br />
beherrscht viele musikalische<br />
Spielarten;<br />
auch auf TRUTH SE-<br />
RUM, seinem neuesten<br />
Album, serviert er seinen<br />
Cocktail aus altbewährten<br />
Ingredienzen:<br />
Blues, Rock, Folk,<br />
Soul und Reggae. Der<br />
Opener und Titeltrack<br />
(hinter dem besungenen<br />
„Wahrheitsserum” steckt nichts anderes<br />
als Alkohol) ist ein cooler, schleppender,<br />
schmutziger Blues auf Grundlage von Howlin’<br />
Wolfs “Spoonful”-Riff und nimmt einen<br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel<br />
von den ersten Tönen an gefangen. Die Gitarristen<br />
Larry Campbell, James Maddock<br />
und Duke Levine (Slidegitarre) lassen ordentlich<br />
ihre Verstärker röhren, und Brian<br />
Mitchell bläst dazu eine verzerrte Mundharmonika<br />
in der Tradition des guten<br />
alten Chicago-Blues. An TRUTH<br />
SERUM wirkte im Wesentlichen<br />
derselbe Kern an Musikern mit<br />
wie auf dem Vorgängeralbum,<br />
darunter Drummer Steve Jordan<br />
(Eric Clap<strong>to</strong>n), Bassist Zev Katz<br />
und Keyboarder Brian Mitchell.<br />
Die Songs entstanden in Jeffreys<br />
Zuhause und unterwegs, komponiert<br />
auf der Gitarre und festgehalten in<br />
schlichten Demoversionen auf einem transportablen<br />
Kassettendeck. Bei den anschließenden<br />
Studio-Aufnahmen mit der Band<br />
war es erklärtes Ziel, die Unmittelbarkeit,<br />
die Intimität und die euphorische Energie<br />
der Demos einzufangen. Mit “Any Rain”<br />
folgt nach dem Opener eine zeitlose Midtempo-Rocknummer,<br />
welche die Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes kaum besser hinbekommen hätten.<br />
Und auch mit der Akustikballade “It’s What<br />
I Am”, die entfernt an “You Can’t Always<br />
Get What You Want” erinnert, frönt Jeffreys<br />
seiner Liebe zu den S<strong>to</strong>nes. Stimmlich ist er<br />
hier wie auf dem gesamten Album überzeugend;<br />
seine emotionalen Lyrics singt er mit<br />
einem ebenso gefühlvollen Ausdruck in der<br />
Stimme, Silbe für Silbe. “Dragons To Slay”<br />
– ein Albumhöhepunkt – ist ein klassischer<br />
Roots-Reggae, punktgenau<br />
wie mitreißend<br />
von seiner Begleitband<br />
eingespielt. “Is<br />
This The Real World”,<br />
“Ship Of Fools” (inklusive<br />
Akkor deon-<br />
Tupfer) und “Far Far<br />
Away” sind nachdenkliche,<br />
traumhaft<br />
schöne Akustiknummern. “Collide The Generations”<br />
dagegen mit seinen lärmenden<br />
Feedback-Gitarren könnte zusammen mit<br />
Garlands jüngst vers<strong>to</strong>rbenen New-York-<br />
Kumpel Lou Reed entstanden sein. “Colorblind<br />
Love” greift mit seinem groovenden<br />
Bluesriff den Ton des einleitenden “Truth<br />
Serum” auf. Das abschließende “Revolution<br />
Of The Mind” dagegen zeugt erneut von<br />
Jeffreys’ Liebe zu karibischen Klängen; in<br />
dem zarten Reggae-Song hört man gar einen<br />
fernen Nachhall von “Matador”.<br />
(India Media/Rough Trade,<br />
2013, 10/40:12) frs<br />
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THE LIFE OF RILEY<br />
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JOHN MARTYN<br />
THE ISLAND YEARS<br />
Riley B. King, geboren am 16. September<br />
1925 in Berclair, Mississippi, besser<br />
bekannt unter seinem Bühnennamen B.B.<br />
King, ist einer der bedeutendsten und einflussreichsten<br />
Gitarristen in der Geschichte<br />
des Blues. Seit sechs Jahrzehnten steht<br />
der „Beale Street Blues Boy” (BB) mit<br />
seiner „Lucille” genannten<br />
Gibson im Rampenlicht, wird<br />
von vielen für sein wohlgesetztes,<br />
gefühlvolles Spiel<br />
bewundert, dennoch wissen<br />
nur wenige etwas über sein<br />
Leben. Nachdem bereits vor<br />
zehn Jahren der Regisseur<br />
Richard Pearce mit „The<br />
Road To Memphis” innerhalb<br />
der von Martin Scorsese<br />
präsentierten Filmreihe „The<br />
Blues” den großen Unbekannten<br />
ein Stück näherbrachte, folgt nun<br />
mit „The Life Of Riley” eine weitere sehenswerte<br />
Doku. Der Film von Jon Brewer,<br />
durch den als Erzähler der große alte<br />
Mann des schwarzen Hollywood-Kinos,<br />
Morgan Freeman, führt, verfolgt zweierlei:<br />
Er wandelt auf den biografischen Spuren<br />
des in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen<br />
Musikers und ist zugleich eine<br />
Würdigung seiner Gitarrenkunst. Etwa ab<br />
der Hälfte der Doku, nachdem der frühe<br />
Lebensweg durch Archivmaterial und Interviews<br />
mit Familienangehörigen sowie<br />
dem Meister persönlich sehr rund behandelt<br />
wurde, wird Kings spätere Karriere<br />
sowie seine Bedeutung für den Blues und<br />
den Rock in erster Linie mit zahlreichen<br />
Einblendungen von Musikern reflektiert,<br />
die mit ihm arbeiteten oder von ihm beeinflusst<br />
wurden. Zu Wort kommen in diesem<br />
Part – in teils nur kurzen Statements<br />
– unter anderem Eric Clap<strong>to</strong>n, Carlos Santana,<br />
Peter Green, <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>,<br />
Keith Richards, Mick<br />
Jagger, Bill Wyman, Ringo<br />
Starr, <strong>John</strong>ny Winter, Buddy<br />
Guy, Walter Trout, Dr. <strong>John</strong>,<br />
Joe Walsh, Leon Russell, Rufus<br />
Thomas, Robert Cray, Joe<br />
Bonamassa, Bono und Bonnie<br />
Raitt. Zwei kleine, aber<br />
verzeihliche Schwächen:<br />
Die spätere Künstlerkarriere<br />
wird nicht ebenso ordentlich<br />
biografisch aufbereitet wie<br />
die Kindheit it und Jugend, und die Huldigungen<br />
von so vielen Kollegen wiederholen<br />
sich doch sehr. Davon abgesehen<br />
ist „The Life Of Riley” jedoch eine<br />
sehr empfehlenswerte, keinesfalls an der<br />
Oberfläche bleibende Musikdoku. Die<br />
DVD-Fassung des Films, der Anfang des<br />
Jahres durch die Programmkinos <strong>to</strong>urte,<br />
enthält 35 Minuten Bonus-Material, darunter<br />
13 zusätzliche Kurzinterviews<br />
sowie Live-Aufnahmen aus der Royal<br />
Albert Hall.<br />
(Arsenal/Good Movies, 2013,<br />
Originalfassung mit dt. Untertiteln,<br />
118 Min. + 35 Min. Bonus) frs<br />
Als <strong>John</strong> Martyn im Januar 2009 mit 60 Jahren<br />
starb, verlor die Musikwelt einen ihrer talentiertesten<br />
und innovativsten Vertreter. Obwohl<br />
von Kennern, Kollegen und Kritikern geschätzt,<br />
blieb der britische Sänger/Songschreiber<br />
und Gitarrist zeitlebens eher ein Geheimtipp.<br />
Große kommerzielle Erfolge blieben aus<br />
– er suchte sie vermutlich auch gar nicht.<br />
Komplexe Songarrangements ngements waren ihm<br />
wichtiger als Eingängigkeit. Zwischen<br />
1967 und 1990 veröffentlichte er 13 Studio-Alben<br />
sowie eine e Live-LP bei Island<br />
Records. Das Label hat diese nun in<br />
eine wunderbare Box gepackt,<br />
zusammen mit zwei bislang<br />
unveröffentlichten<br />
Live-CDs und zwei Raritätenscheiben<br />
sowie<br />
einem katalogdicken,<br />
informativen<br />
wie reich bebilderten<br />
Buch. Mit diesem<br />
Set besitzt man fast sein Gesamtwerk, abgesehen<br />
von den beiden in den 80er Jahren bei<br />
WEA und nach seinem Island-Rausschmiss<br />
veröffentlichten Alben. Angefangen hatte<br />
Martyn als Folkie. Seine beiden ersten, heute<br />
wenig bekannten, gleichwohl grandiosen<br />
Alben LONDON CONVERSATION (1967)<br />
und THE TUMBLER (1968) spielte er alleine<br />
zur akustischen Gitarre im Fingerpicking-Stil<br />
– den er virtuos beherrschte – ein; sie erinnern<br />
an andere, teils mit ihm befreundete Vertreter<br />
des frühen britischen Folk, etwa Bert Jansch,<br />
Nick Drake und Ralph McTell. Nach zwei<br />
vergleichsweise schwachen Alben mit seiner<br />
Ehefrau Beverley öffnete er sich, ausgehend<br />
von BLESS THE WEATHER (1971), stärker<br />
der Improvisation, was zu einem innovativen<br />
Jazz-Folk führte, der seinesgleichen höchstens<br />
in ähnlichen Experimenten von Van Morrison<br />
und Tim Buckley findet. Mit SOLID AIR<br />
(1973), INSIDE OUT (1973),<br />
SUNDAY’S CHILD (1975)<br />
und ONE WORLD (1977) legte<br />
er vier Meisterwerke in Folge<br />
hin. Mit Anbruch der 80er Jahre<br />
hatte er jedoch Schwierigkeiten,<br />
mit dem<br />
gewandelten Zeitgeschmack<br />
mitzuhalten.<br />
Trotz prominenter<br />
Unterstützung<br />
von u.a. Phil Collins<br />
sind GRACE AND<br />
DANGER (1980),<br />
SAPPHIRE (1984),<br />
PIECE BY PIECE<br />
(1986) und THE APPRENTICE (1990) teils<br />
unausgegorene, teils schwache Alben. In<br />
Höchstform ist Martyn dagegen auf der beiliegenden<br />
DVD zu erleben: Die zwischen 1973<br />
und 1981 aufgezeichneten TV-Live-Auftritte<br />
machen deutlich, dass er nicht nur ein hervorragender<br />
Sänger, sondern auch ein grandioser<br />
Gitarrist war. Wenn er alleine mit seinem<br />
Echoplex auf der Bühne experimentierte,<br />
bezeichneten Kritiker ihn zu Recht als „Ein-<br />
Mann-Pink-Floyd”.<br />
(Island/Universal, 1967–2013,<br />
17 CDs, 1 DVD) frs<br />
Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
TOP 5 – Deutschsprachige Alben<br />
1. Udo Lindenberg – Ball Pompös<br />
2. Puhdys – Wilder Frieden<br />
3. Bots – Aufsteh’n<br />
4. City – City<br />
5. Marius Müller-Westernhagen – Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz<br />
Fabian Leibfried<br />
1. Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus – Hartes Land<br />
2. Interzone – Interzone<br />
3. Reform – Reform<br />
4. Obscurity – Bergisch Land<br />
5. Breslau – Volksmusik<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
1. Konstantin Wecker – Genug ist nicht genug<br />
2. Hannes Wader – Plattdeutsche Lieder<br />
3. Achim Reichel – Regenballade<br />
4. Udo Lindenberg – Alles klar auf der Andrea Doria<br />
5. Freddy Quinn – Auf hoher See<br />
Rüdiger Bloemeke<br />
1. S<strong>to</strong>ppok – Happy End im La-La-Land<br />
2. Hannes Wader – Der Rattenfänger<br />
3. Udo Lindenberg – Votan Wahnwitz<br />
4. Reinhard Mey – Keine ruhige Minute<br />
5. Rainer Bärensprung – S<strong>to</strong>lze Federn<br />
Lothar Brandt<br />
1. Interzone – Interzone<br />
2. Michy Reincke – Das böse Glück<br />
3. Blumfeld – Verbotene Früchte<br />
4. Wolfgang Müller – In der Zwischenzeit<br />
5. Ton Steine Scherben – Keine Macht für niemand<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
1. Fehlfarben – Monarchie und Alltag<br />
2. Grauzone – Die Sunrise Tapes<br />
3. Reinhard Mey – Ankomme Freitag, den 13.<br />
4. Konstantin Wecker – Genug ist nicht genug<br />
5. Peter Fox – Stadtaffe<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
1. Konstantin Wecker – Uferlos<br />
2. Ideal – Ideal<br />
3. Ougenweide – Ohrenschmaus<br />
4. Wolle Kriwanek – Let’s Fetz<br />
5. Lacrimosa – Elodia<br />
Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />
1. Spliff – Herzlichen Glückwunsch<br />
2. Ideal – Bi Nuu<br />
3. Silly – Bataillon d’Amour<br />
4. Herwig Mitteregger – Kein Mut, kein Mädchen<br />
5. Silly – Alles rot<br />
Christian Hentschel<br />
1. Spliff – Herzlichen Glückwunsch<br />
2. Erdmöbel – Krokus<br />
3. Alexander Köberlein – Alexander Köberlein<br />
4. Element Of Crime – Die schönen Rosen<br />
5. Herwig Mitteregger – Kein Mut, kein Mädchen<br />
Tino Krauter<br />
1. Novalis – Novalis<br />
2. Kraftwerk – Trans-Europa Express<br />
3. Novalis – Sommerabend<br />
4. Kraftwerk – Au<strong>to</strong>bahn<br />
5. Kraftwerk – Electric Cafe<br />
Frank Küster<br />
1. Ina Deter – Neue Männer braucht das Land<br />
2. Udo Lindenberg – Ball Pompös<br />
3. Rio Reiser – König von Deutschland<br />
4. Nina Hagen Band – Nina Hagen Band<br />
5. Die Toten Hosen – Ein kleines bisschen Horrorshow<br />
Helmut Ölschlegel<br />
1. Burkhard Brozat – Kopf hoch<br />
2. Valeries Garten – Valeries Garten<br />
3. Stefan Waggershausen – So ist das Spiel<br />
4. Jule Neigel Band – Wilde Welt<br />
5. S<strong>to</strong>ppok – A’schklar<br />
Martin Reichold<br />
1. Ihre Kinder – Leere Hände<br />
2. Bap – Für usszzeschnigge!<br />
3. Wolle Kriwanek – Let’s Fetz<br />
4. Element Of Crime – Weißes Papier<br />
5. Achim Reichel – Klabautermann<br />
Philipp Roser<br />
1. Peter Gabriel – 4<br />
2. Franz Morak – Morak<br />
3. Gäa – Auf der Bahn zum Uranus<br />
4. Udo Lindenberg – Stark wie zwei<br />
5. Herman van Veen – Die Anziehungskraft der Erde<br />
Oliver Schuh<br />
1. Ton Steine Scherben – Keine Macht für niemand<br />
2. Element Of Crime – Weißes Papier<br />
3. Kraftwerk – Die Mensch-Maschine<br />
4. Hannes Wader – 7 Lieder<br />
5. Die Sterne – In Echt<br />
Frank Schuster<br />
Mitarbeiter<br />
1. Bots – Aufsteh’n<br />
2. Marius Müller-Westernhagen – Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz<br />
3. Ina Deter – Neue Männer braucht das Land<br />
4. Heinz Rudolf Kunze – Reine Nervensache<br />
5. Reinhard Mey – Farben<br />
Ulrich Schwartz<br />
1. Franz K. – Sensemann<br />
2. Ihre Kinder – Ihre Kinder<br />
3. Udo Lindenberg – Keule<br />
4. Hanuman – Hanuman<br />
5. Lied des Teufels – Lied des Teufels<br />
Alan Tepper<br />
1. Udo Lindenberg – Ball Pompös<br />
2. Hannes Wader – Nach Hamburg<br />
3. Ina Müller – Weiblich. Ledig. 40.<br />
4. Achim Reichel – Blues in Blond<br />
5. Wolfsmond – Rock’n’Roll Radio<br />
Uli Twelker<br />
1. Franz K. – Rock in Deutsch<br />
2. Witthüser & Westrupp – Bauer Plath<br />
3. Werner Pirchner – Ein halbes Doppelalbum<br />
4. Erste Allgemeine Verunsicherung – Neue Helden braucht das Land<br />
5. Nina Hagen Band – Nina Hagen Band<br />
Thomas Wachter<br />
Jean Jacques Kravetz<br />
1. Udo Lindenberg nberg –S<br />
Stark wie Zwei<br />
2. Herbert Grönemeyer – Mensch<br />
3. Marius Müller-Westernhagen – Mit Pfefferminz ...<br />
4. Nina Hagen Band – Nina Hagen Band<br />
5. Die Fantastischen Vier – Lauschgift<br />
© Alexandra Adrian<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33
CD<br />
REVIEWS<br />
LARS BYGDEN<br />
LB<br />
Dass Schweden bereits einige gute Americana-Folk-<br />
bzw. Alternative-Countrybands<br />
hervorgebracht hat, hat sich längst bis Mitteleuropa<br />
herumgesprochen. Erinnert sei<br />
etwa an das junge Duo First Aid Kit. Wenig<br />
bekannt ist in hiesigen Breitengraden jedoch<br />
diejenige Band, die den Boom in dem skandinavischen<br />
Land vor ein paar Jahren losgetreten<br />
hat: die Thousand Dollar Playboys.<br />
Diese Combo hat sich zwar längst aufgelöst,<br />
doch deren Sänger und Songwriter Lars<br />
Bygdén verfolgt in Schweden eine von der<br />
Kritik gelobte Solokarriere. Sein drittes, mit<br />
seinen Initialen betiteltes Solo-Album LB<br />
erscheint nun als erstes seiner Werke auch<br />
ganz offiziell in Deutschland. Es ist eine<br />
schöne, traurig und zart klingende Songkollektion;<br />
angefangen mit dem melancholischen,<br />
mit fragilem Fingerpicking-Gitarrenspiel<br />
gespickten Opener “The Hole” über<br />
das schmachtende Duett “Nothing To Say”<br />
mit der Nashville-Chanteuse Sharon Vaughan<br />
bis hin zu dem getragenen Syd-Barrett-<br />
Cover “Dark Globe”.<br />
(Westpark/Indigo, 2013, 11/41:59) frs<br />
PAT BOONE<br />
THE BALLADS OF PAT BOONE<br />
Ohne Zweifel ist<br />
Pat Boone mit einer<br />
Stimme<br />
gesegnet,<br />
die wie gemacht<br />
für Balladen ist;<br />
kein Wunder stammen<br />
so gut wie alle<br />
seiner großen Hits aus diesem Genre. Millionenfach<br />
verkauften sich ab Mitte der 50er<br />
seine Singles, kletterten sowohl im UK (“I’ll<br />
Be Home”) als auch in seiner amerikanischen<br />
Heimat (“Love Letters In The Sand”, “I Almost<br />
Lost My Mind”, “April Love”) bis an<br />
die Spitze der Charts. Natürlich liefert THE<br />
BALLADS OF PAT BOONE auch den Rest<br />
seiner Hits, von “Sugar Moon” über “It’s Too<br />
Soon To Know” bis zu “Chains Of Love”.<br />
Aber wie so oft verdienen sich die Bear-<br />
Family-Archivjäger mit dem Ausgraben<br />
rarer Perlen ein dickes Sonderlob, platzieren<br />
auf dieser vollgepackten Zusammenstellung<br />
auch Titel, die man auf ähnlichen Produkten<br />
vergeblich sucht: prächtige B-Seiten wie<br />
“There’s A Moon Out Tonight”, “Pictures In<br />
The Fire” oder “The Locket” sowie den einen<br />
oder anderen Klassiker aus Country und Soul<br />
wie “Tennessee Waltz” oder “Unchained Melody”.<br />
Herrliche Songs, klasse Zusammenstellung<br />
und noch dazu profund im Booklet<br />
dokumentiert.<br />
(Bear Family, 2013, 31/80:42) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
DIE LIEBLINGSLIEDER DER<br />
DEUTSCHEN TAXIFAHRER<br />
Wladimir Kaminer, Erfolgsau<strong>to</strong>r und Kopf<br />
der Institution „Russendisko”, hat zusammen<br />
mit Yuriy Gurzhy eine neue skurrile<br />
CD kompiliert. „DIE LIEBLINGSLIEDER<br />
DER DEUTSCHEN TAXIFAHRER singen<br />
in Deutschland lebende Ausländer auf<br />
Deutsch über das Wichtigste im Leben,<br />
über Liebe, Glaube, Hoffnung und Sex.<br />
Es singen außerdem Deutsche, die gelernt<br />
haben, eine feurige Musik zu machen, die<br />
ihr Land früher nicht kannte”, erläutert<br />
Kaminer sein Konzept und fasst zusammen:<br />
„Tanz der Kulturen statt Kampf der<br />
Kulturen” – was auf jeden Fall lobenswert<br />
ist. Die flotten Lieder von “Fata Morgana”<br />
und “Yeti” über “Live Is Life”, “Ich liebe<br />
dich” und “Ick liebe dir” bis “Schwarze<br />
Seele” warten mit überschäumendem Temperament<br />
& Tempo auf und kombinieren<br />
Kasatschok und Osteuropa-Pseudofolk mit<br />
Bänkelgesang und Rap. Schwarzer Humor,<br />
bewusster Kitsch und Melancholie passen<br />
hier unter einen Hut!<br />
(GMO/Rough Trade, 2013, 16/59:11) hjg<br />
RAINBIRDS<br />
RAINBIRDS – DELUXE ALBUM<br />
Gerüchteweise<br />
ist<br />
Katharina Franck mit<br />
ihren alten Bandkollegen<br />
gerade dabei<br />
ein neues Rainbirds-<br />
Album einzuspielen,<br />
nächstes Jahr soll es<br />
erscheinen. Vorab kann man nun noch einmal<br />
auf eines der besten Popalben der 80er<br />
Jahre zurückblicken, Ende Ok<strong>to</strong>ber wurde<br />
RAINBIRDS als Deluxe-Version wiederveröffentlicht.<br />
Zusätzlich zum remasterten<br />
Original mit seinen Single-Hits “Blueprint”<br />
(#7) und “Boy On The Beach” (#57) gibt<br />
es neben einer DVD (sieben Songs 1988<br />
live in Weißensee, Ost-Berlin) eine zweite<br />
CD mit bisher unveröffentlichtem Material.<br />
Darauf gibt es fünf Livetitel zu hören, die<br />
die Rainbirds 1989 in der Besetzung Katharina<br />
Franck, Ulrike Haage, Michael Beckmann,<br />
Wolfgang Glum und Rodrigo Gonzáles<br />
zeigen, inklusive einer wunderbaren<br />
Instrumentalversion von “Rainbirds”, dem<br />
Tom-Waits-Song, nach dem die Band sich<br />
benannt hat. Weiterhin sind sechs Demos<br />
enthalten, die Katharina Franck zwischen<br />
1986 und 1988 im Alleingang eingespielt<br />
und eingesungen hat. Macht definitiv Lust<br />
auf das neue Album ...<br />
(Universal, 1987, 13/53:54, 11/45:26) us<br />
CASS McCOMBS<br />
BIG WHEEL AND OTHERS<br />
“The Burning Of The Temple, 2012”, “Satan<br />
Is My Toy” – Songtitel wie diese sagen<br />
schon fast alles über den alttestamentarisch<br />
angehauchten Größenwahn von Cass Mc-<br />
Combs’ neuem Doppelalbum. Etwa zeitgleich<br />
mit seinem Singer/Songwriter- und<br />
Labelkollegen Grant Hart, der zuletzt mit<br />
THE ARGUMENT eine Bearbeitung von<br />
<strong>John</strong> Mil<strong>to</strong>ns Vers-Epos „Paradise Lost”<br />
veröffentlichte, legt nun auch McCombs<br />
ein ambitioniertes Langwerk vor, das voller<br />
Religion steckt, aber nicht unbedingt<br />
religiös ist. Und auch er schrammt trotz<br />
allen 70er-Jahre-Konzeptalbum-Geists am<br />
Bombast vorbei, schafft ein Doppelalbum,<br />
das mit über 80 Minuten Spielzeit kaum<br />
Langeweile aufkommen lässt. Die Songs<br />
decken musikalisch ein sehr weites Spektrum<br />
ab: Steelgitarren-Americana (“Angel<br />
Blood”), Boogie-Glam (“Satan Is My<br />
Toy”), düstere Psychedelia (“Joe Murder”),<br />
schleppenden Blues (“The Burning Of The<br />
Temple, 2012”), Früh-Pink-Floyd („Dealing”),<br />
schwitzenden Funk (“It Means A<br />
Lot To Know You Care”). Viel Kunstwille,<br />
doch wenig prätentiös, stattdessen persönlich<br />
und intim.<br />
(Domino/Indigo, 2013, 10/41:02,<br />
12/41:22) frs<br />
RADICAL FACE<br />
THE FAMILY TREE:<br />
THE BRANCHES<br />
Der Nachfolger des Albums THE FAMI-<br />
LY TREE (s. GT 1/2012), mit dem Ben<br />
Cooper aka Radical Face seine Geschichte<br />
über eine fiktive Familie aus dem 19.<br />
Jahrhundert startete. Bestimmte Instrumentierungen<br />
und Melodien, die ein Familienmitglied<br />
repräsentieren, werden erneut<br />
aufgegriffen, nur mit dem Unterschied,<br />
dass zu den „prähis<strong>to</strong>rischen” Instrumenten<br />
nun auch welche aus den Jahren 1860–1910<br />
hinzukommen. Das sorgt für willkommene<br />
Abwechslung, macht die wohltemperierten<br />
Songs von THE BRANCHES im Detail<br />
interessanter und schürt die Erwartungshaltung<br />
auf den geplanten dritten Teil. Im<br />
November sind Radical Face auf deutschen<br />
Bühnen unterwegs. Fans nicht ganz alltäglicher<br />
Klänge sollten hingehen!<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2013, 12/44:54) hjg<br />
ABBA<br />
RING RING<br />
Nun wird auch Abbas<br />
Debüt mit einer<br />
Deluxe-Edition<br />
geehrt<br />
(endlich<br />
wieder im Plastikschuber<br />
und nicht<br />
mit der klebrigen<br />
Banderole). Die Ausgabe erscheint in einem<br />
achtseitigen Digipak mit einer zusätzlichen<br />
DVD, auf der drei Fernsehauftritte zu sehen<br />
sind. Obwohl die vier Schweden bis auf<br />
den Riesenhit “Ring Ring” noch nicht ihren<br />
Sound gefunden hatten, sind erste Hinweise<br />
für die hochmelodische Popmusik schon bei<br />
Stücken wie “Nina, Pretty Ballerina” und<br />
“Rock’N’Roll Band” zu finden. Fans werden<br />
bei dieser Edition besonders mit den<br />
drei Fassungen von “Ring Ring” ihren Spaß<br />
haben (schwedisch, spanisch, deutsch), dem<br />
Track “Wer im Wartesaal der Liebe steht” sowie<br />
weiteren Singletracks und sechs Frühfassungen.<br />
Das fulminante Booklet (20 Seiten)<br />
kann mit schönen Fo<strong>to</strong>s, Cover-Abbildungen<br />
und ausführlichen Liner-Notes aufwarten.<br />
(Polar <strong>Music</strong>/Universal, 1973,<br />
25/75:08, DVD: 14:10 Min.) at<br />
SHANTEL<br />
ANARCHY & ROMANCE<br />
Shantel hat durch seinen Bucowina Club<br />
ein eigenes musikalisches Genre geschaffen.<br />
Dessen Mix aus Beats, Electronica<br />
und Balkanmusik brachte etliche Tanzund<br />
Konzerthäuser zum Schwitzen und<br />
dem Künstler internationales Renommee.<br />
ANARCHY & ROMANCE ist das dritte<br />
Album, bei dem Shantel als Musiker<br />
selbst im Zentrum steht. Die elektronischen<br />
Elemente sind in den Hintergrund<br />
getreten. Der frühere Frankfurter DJ singt<br />
alle Lieder selbst und spielt auch Gitarre<br />
sowie einige andere Instrumente. Das<br />
Ergebnis ist nicht selten nah am Sound<br />
der 60er- und 70er-Jahre und reichlich gespickt<br />
mit Zitaten aus dieser Zeit. Samples<br />
sind jetzt Mangelware. Das heißt nun<br />
nicht, dass die zu erwartenden Exotika<br />
fehlen. Doch seltsamerweise sind die<br />
Balkan-nahen Stücke die schwächeren,<br />
das Album gewinnt vor allem bei den jazzigen<br />
Nummern, wo Shantel Unterstützung<br />
durch Gastsängerinnen erhält, oder<br />
Pop<br />
bei der Neuinterpretation des finnischen<br />
Tangos “Letkis”.<br />
(Essay Recordings/Indigo, 2013,<br />
14/46:08) an<br />
PAUL McCARTNEY<br />
NEW<br />
Der Mann ist unverwüstlich<br />
und hat<br />
einfach Spaß an der<br />
Musik. Er hat immer<br />
noch ein Händchen<br />
für gefällige wie<br />
leichtfüßige<br />
Melodien,<br />
zeitlos gute Pop- und Rocksongs:<br />
Paul McCartney. Auch wenn er das gesteigerte<br />
Tempo, mit dem er dank “Save Us”<br />
sein 16. Solo-Album NEW eröffnet, nicht<br />
auf Dauer durchhält und dann nur noch selten<br />
die Rockmuskeln spielen lässt (“Queenie<br />
Eye”, “I Can Bet”): Der Ex-Beatle<br />
hat unbeschwerte – weniger wohlwollend<br />
würde man sagen: belanglose – Nummern<br />
geschrieben und mit Hilfe jüngerer Co-Produzenten<br />
(Ethan Jones, Mark Ronson, Giles<br />
Martin, Paul Epworth) eingespielt. Er flirtet<br />
vorsichtig mit Electronica und HipHop,<br />
konzentriert sich aber meist doch auf zeitlose<br />
Harmonien, gelegentliche Beatles- Reminiszenzen<br />
– die ersten neuen Songs seit<br />
2007 sind nicht nur etwas für Nostalgiker.<br />
(Universal, 2013, 13/46:11) pro<br />
SARA McLACHLAN<br />
TOUCH<br />
Es fällt schwer, die Musik der kanadischen<br />
Singer/Songwriterin Sara McLachlan einzuordnen.<br />
Hat sie sich in den letzten Jahren den<br />
gefälligen, aber nie kitschigen Tönen verschrieben,<br />
steht das Frühwerk noch eindeutig<br />
in der Tradition der akustischen Musik. Ihre<br />
elfenhafte Stimme, die Fähigkeit geschichtete<br />
Harmonien zu singen, und der emotionale<br />
Ausdruck brachten der charmanten Frau besonders<br />
in den USA zahlreiche Platinauszeichnungen<br />
und sogar drei Grammys ein. TOUCH<br />
ist ihr Debüt aus dem Jahr 1989 und steht für<br />
stimmungsvolle Balladen (“Out Of The Shadows”,<br />
“Touch”), Songs mit einem Hauch<br />
Folk (“Vox”) und leicht melancholische Songs<br />
(“Uphill Battle”). Eine sehr schöne Platte für<br />
Hörer, die gefühlvolle, aber gleichzeitig auch<br />
ehrliche Musik mögen. Die aktuelle SACD<br />
wurde von Kevin Gray remastert und erscheint<br />
in einer limitierten, nummerierten Gold-Disc<br />
Edition, die wesentlich natürlicher klingt, als<br />
vorhergehende Ausgaben.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1989,<br />
10/47:45) at<br />
JESSIE J<br />
ALIVE<br />
Würde Shooting-Star Jessie J an ihr sensationelles<br />
Debüt WHO YOU ARE von 2011 anknüpfen<br />
können? Klar, dass es nicht einfach<br />
sein würde, für das mit Hits gespickte Album<br />
einen würdigen Nachfolger zu präsentieren.<br />
Doch eine solche Enttäuschung wie ALIVE<br />
überrascht schon. “It’s My Party”, der Opener,<br />
wäre ein passenderer Albumtitel gewesen,<br />
scheint er doch als Mot<strong>to</strong> über allen<br />
Songs zu schweben: Plötzlich kommt Jessie<br />
Js Gesang, trotz fantastischer Stimme, jetzt<br />
unangenehm egozentrisch und überzogen rüber.<br />
Der Mix aus Pop, Neo-R&B, rockigen<br />
Gitarrensprengseln und nun eher aufdringlich-nervigen<br />
Rap-Einlagen dominiert auch<br />
Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
ALIVE. Doch kein Song erreicht annähernd<br />
die Ohrwurm- und gefühlvollen Gesangsqualitäten<br />
des Erstlings.<br />
(Island/Universal, 2013,<br />
13/46:16) csw<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE GET DOWN BOOGIE<br />
SOUND<br />
Disco-Musik muss nicht unbedingt mit<br />
minderer Qualität gleichgesetzt werden. Es<br />
stimmt zwar, dass viele der Disco-Acts mehr<br />
oder weniger austauschbare Produkte waren,<br />
doch Bands wie zum Beispiel Chic oder<br />
Earth, Wind & Fire lieferten innerhalb des<br />
Genres hochwertige Beiträge. Zu Beginn der<br />
Achtziger steckte das Genre jedoch in einer<br />
Krise, da sich die Plattenfirmen weigerten,<br />
hohe Produktionsbudgets zu genehmigen.<br />
Zahlreiche Bands machten aus dieser Not<br />
eine Tugend und setzten den Syn<strong>the</strong>sizer<br />
ein, was wiederum kein Makel sein muss,<br />
wenn die ideale Dosierung gefunden wird.<br />
Die Compilation dokumentiert überwiegend<br />
Labels wie Vanguard und Fantasy, wobei Interpreten<br />
wie Shock, Convertion, Eazy oder<br />
Rare Essence den wenigsten etwas sagen<br />
werden. Die Musik kann als Hybrid zwischen<br />
Funk und Boogie beschrieben werden,<br />
wobei immer die Tanzbarkeit gewährleistet<br />
wurde. Eine überraschend gute Auswahl, die<br />
so manches Vorurteil negiert.<br />
(Ace/Soulfood, 2013, 13/77:23) at<br />
EDITH PIAF – THÉO SARA-<br />
PO – CHRISTIE LAUME<br />
PLATINUM COLLECTION<br />
Vor fast genau 50 Jahren,<br />
im Ok<strong>to</strong>ber 1963,<br />
verstarb Edith Piaf,<br />
die ein musikalisches<br />
Erbe hinterließ, mit<br />
dem sich nur wenige<br />
messen können. Aus<br />
diesem Grund erscheint nun eine ganz besondere<br />
PLATINUM COLLECTION, die<br />
das Lebenswerk des „Spatz’ von Paris” auf<br />
drei CDs zusammenfasst. Eine komplette<br />
CD ist dabei den Chansons von Edith Piaf<br />
gewidmet, liefert das Wichtigste aus ihrer<br />
Karriere, von “Milord” über “Non, Je Ne<br />
Regrette Rien” bis zu “La Vie En Rose”.<br />
Die zweite CD liefert den Mitschnitt eines<br />
1963er Konzertes, das sie zusammen mit<br />
ihrem damaligen Ehemann Théo Saparo im<br />
Pariser Bobino zeigt. Auf der dritten CD werden<br />
dann die Chansons vorgestellt, die Théo<br />
Saparo mit seiner Schwester Christie Laume<br />
eingespielt hat. Sie war eine enge Vertraute<br />
des Paares und begann, gefördert von ihrem<br />
Bruder, selbst eine Gesangskarriere.<br />
(Parlophone/Warner, 2013, 3 CDs) tk<br />
DONNY HATHAWAY<br />
NEVER MY LOVE –<br />
THE ANTHOLOGY<br />
Rhino nimmt sich in einer 4-CD-Box der<br />
Aufarbeitung des leider weitgehend in Vergessenheit<br />
geratenen Soulmusikers Donny<br />
Hathaway an. Obgleich immer ein wenig im<br />
Schatten von Curtis Mayfield stehend, hatte<br />
Hathaway vor allem durch die Zusammenarbeit<br />
mit Roberta Flack einige Erfolge in den<br />
70er Jahren aufzuweisen. Umso tragischer,<br />
dass der famose Songwriter und Pianist zunehmend<br />
an Depressionen litt, was in seinen<br />
Frei<strong>to</strong>d 1978 mündete. Die erste CD umfasst<br />
sämtliche Solohits und einige weitere<br />
prägende Stücke, die zweite enthält 13 bislang<br />
unveröffentlichte Studio-Aufnahmen,<br />
darunter auch das längere klassische, mit<br />
Klavier und Orchester eingespielte “Zyxygy<br />
Concer<strong>to</strong>”. Auf der dritten CD findet sich ein<br />
ebenfalls bisher unveröffentlicht gebliebener<br />
New Yorker Live-Auftritt in Hathaways<br />
Stamm-Club The Bitter End, der zehn Songs<br />
umfasst. Die letzte CD bietet die Duette mit<br />
Roberta Flack. Alles in allem ist NEVER<br />
MY LOVE eine äußerst gelungene Anthology,<br />
die einerseits den <strong>to</strong>llen Sound schwarzer<br />
Musik der 70er repräsentiert, andererseits<br />
auf wertvolle Weise in das Werk eines leider<br />
viel zu früh vers<strong>to</strong>rbenen Musikers einführt.<br />
(Rhino/Warner 2013, 22/79:54, 13/70:02,<br />
10/77:30, 13/65:50) an<br />
DIRK MICHAELIS<br />
... SINGT WELTHITS NR. 2<br />
Als Dirk Michaelis<br />
vor zwei Jahren ein<br />
Album mit eingedeutschten<br />
Welthits<br />
veröffentlichte,<br />
war<br />
es ein großes Experiment.<br />
Doch die Rechnung<br />
ging auf, durchweg erntete der Berliner<br />
Sänger Lob von allen Seiten für Umsetzung,<br />
Produktion und Auswahl. Die Faszination<br />
bestand vor allem darin, dass Michaelis nicht<br />
lieblos coverte, sondern durch originelle Interpretationen<br />
Eigenes daraus machte. Nicht<br />
zuletzt überzeugten die deutschen Textadaptionen<br />
von den Dichtern Michael Sellin und<br />
Gisela Steineckert. Hier setzt nun das Folge-<br />
Album an, wenngleich Dirk Michaelis und<br />
sein Team um den Silly- und Silbermond-<br />
Produzenten Ingo Politz wesentlich mutiger<br />
an die Sache herangehen. Diesmal sind es<br />
Songs von Tracy Chapman, Tanita Tikaram<br />
und Everything But The Girl, aber auch von<br />
U2, Dire Straits und R.E.M., die behutsam<br />
ins Deutsche übertragen wurden, und Michaelis<br />
sie so singt, als wären es seine Lieder.<br />
Natürlich wird das manchen Puristen auf den<br />
Plan rufen, der um vermeintlich verhunzte<br />
Originale jammert. Doch wer dem Album<br />
offen entgegengeht, wird Großes entdecken.<br />
(Heart Of Berlin/Universal, 2013,<br />
13/49:50) che<br />
ONE MAN BANNISTER<br />
EVOLVER<br />
Während der 80er Jahre war der Neuseeländer<br />
Mat<strong>the</strong>w Bannister mit seiner Band Sneaky<br />
Feelings tief in psychedelischem Pop im Stile<br />
der Beatles oder der Byrds unterwegs. Jetzt hat<br />
er sich im Alleingang an eine Neuinterpretation<br />
eines der berühmtesten Alben der Popgeschichte<br />
gewagt, hat sich REVOLVER von den<br />
Beatles ausgesucht. Das „R” hat er aus dem Titel<br />
entfernt, nennt sein Album EVOLVER, will<br />
damit ausdrücken, dass die Ergebnisse nicht<br />
spontan entstanden sind, sondern als Ergebnis<br />
einer längeren Evolution. Dementsprechend<br />
abwechslungsreich sind auch seine Interpretationen,<br />
mal bleibt er wie bei “Taxman” relativ<br />
nah am Original, mal hat er wie bei “Yellow<br />
Submarine” die Beatles-Vorlagen drastisch<br />
umgedeutet. Dass die Kombination Beatles/<br />
Bannister in Neuseeland angesagt ist, zeigt der<br />
unerwartete Erfolg des Albums, das es bis auf<br />
Platz 14 in die Charts schaffte.<br />
(Power<strong>to</strong>ol Records/Import, 2013,<br />
14/36:57) us<br />
PUHDYS<br />
HEILIGE NÄCHTE<br />
Wer ausblendet, dass<br />
die Puhdys in erster<br />
Linie eine Rockband<br />
sind, wird vom neuen<br />
Winteralbum der<br />
Kultgruppe begeistert<br />
sein. Nach DEZEM-<br />
BERTAGE(2001)<br />
und DEZEMBERNÄCH-<br />
TE (2006) widmen die Berliner bereits zum<br />
dritten Mal ein ganzes Album der kalten<br />
Jahreszeit. Meist besinnlich, oft ergreifend<br />
gelingt es den fünf Musikern um Frontmann<br />
Dieter „Maschine” Birr tatsächlich, winterliche<br />
Stimmungen einzufangen, Gottseidank<br />
sind aber die meisten Songs auch für andere<br />
Jahreszeiten geeignet. Pathos und Kitsch<br />
klopften dabei regelmäßig an der Studiotüre,<br />
doch ihnen wurde nur ein kleiner Spalt geöffnet.<br />
Den Hauptanteil der Gesangsparts übernahm<br />
diesmal Gitarrist Dieter „Quaster” Hertrampf.<br />
Zwar sang auch er immer mal wieder<br />
Puhdys-Hits, beispielsweise den Klassiker<br />
“Alt wie ein Baum”, doch so viele neue von<br />
ihm gesungene Songs auf einer Platte sind ein<br />
Novum in der schon viereinhalb Dekaden andauernden<br />
Bandkarriere. Für “All diese Jahre”<br />
hat sich Quaster eine vielversprechende<br />
Newcomerin an seine Seite geholt, nämlich<br />
seine 15-jährige Tochter Kimmy. Und Schlagzeuger<br />
Klaus Scharfschwerdt tritt für die<br />
Nummer “Ich seh dich, hör dich, fühl dich”<br />
ans Gesangsmikro. Lediglich Mastermind<br />
Birr hält sich zurück. Die Ruhe sei ihm gegönnt,<br />
denn 2014 muss er fit für Solo-Album<br />
und 45-jähriges Bandjubiläum sein.<br />
(Polydor/Universal, 2013,<br />
16/59:25) che<br />
TEARS FOR FEARS<br />
THE HURTING (30TH ANNI-<br />
VERSARY EDITION)<br />
“Watch Me Bleed”, “Suffer The Children”<br />
– schon die Songtitel des Debüts THE<br />
HURTING (1983, UK #1, D #15) der britischen<br />
New-Wave-/Synthie-Popband Tears<br />
For Fears deuten an, dass es sich um keine<br />
einfache Kost handelt. Auf dem Konzeptalbum<br />
(zu Deutsch „Die Verletzung”) werden<br />
seelische Verwundungen und Kindheitstraumata<br />
verarbeitet. Wer nur die späteren Charterfolge<br />
des Duos (“Shout” u.a.) kennt, wird<br />
überrascht sein über die Molltönung ihres<br />
Frühwerks. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen<br />
waren Roland Orzabal und Curt Smith stark<br />
inspiriert von eher düsteren Vertretern wie<br />
Peter Gabriel und Joy Division. Gleichwohl<br />
ist THE HURTING kein schwer zugängliches<br />
Werk, es steckt voller Pop, Melodienreichtum<br />
und ausgefeilter, fein die Balance zwischen<br />
Akustik und Elektronik haltender Arrangements.<br />
Mitunter tendiert es gar Richtung<br />
Soul, etwa mit den Single-Auskopplungen<br />
“Pale Shelter” (UK #5, D #25) und “Change”<br />
(UK #4). Der bekannteste Song “Mad World”<br />
(UK #3, D #21) gelangte rund 20 Jahre später<br />
in der entschleunigten Klavierversion von<br />
Michael Andrews und Gary Jules (für den<br />
Film „Donnie Darko”) erneut zu Hit-Ehren.<br />
Als Gastmusiker sind auf THE HURTING<br />
Session-Größen wie Saxofonist Mel Collins<br />
(King Crimson) und Gitarrist Phil Palmer zu<br />
hören. Ein Meisterwerk, das locker den Test<br />
der Zeit besteht! Die Deluxe-Ausgabe zum<br />
30. Jubiläum gibt es in zwei unterschiedlichen<br />
Formaten: als Doppel-CD und als Boxset mit<br />
Pop<br />
drei CDs und einer DVD. Die zweite Scheibe<br />
steckt voll Raritäten (Maxi-Versionen, Remixe,<br />
Single-B-Seiten); der dritte Silberling<br />
versammelt BBC-Radio-Sessions; auf der<br />
DVD ist ein beeindruckendes Konzert aus<br />
dem Hammersmith Odeon vom Dezember<br />
1983 zu sehen.<br />
(Mercury/Universal, 1983/2013, 10/41:43,<br />
16/71:40, 10/41:04,<br />
DVD 57 Min.)<br />
frs<br />
PAUL SIMON<br />
THE COMPLETE ALBUMS<br />
COLLECTION<br />
Kulturgut allererster Klasse ist diese Box<br />
mit allen Solowerken Paul Simons, prall<br />
gefüllt mit den bestens bekannten Juwelen<br />
und versteckten Köstlichkeiten aus den<br />
letzten 40 Jahren, die es mehr als wert sind,<br />
(wieder-)entdeckt zu werden. Immer wieder<br />
beeindruckt seine Fähigkeit, neue kreative<br />
Pfade einzuschlagen, ohne alte, bewährte<br />
Tugenden aufzugeben, nicht nur bei seinen<br />
Ausflügen nach Südafrika, Brasilien oder<br />
in die Slums von New York; auch seine<br />
ständige Weiterentwicklung als Komponist,<br />
seine Offenheit für Einflüsse aller Art<br />
tragen dazu bei, die (Album-)Reise durch<br />
seine (Solo-)Karriere zu einer ganz besonderen<br />
Sache zu machen. In der Rückschau<br />
betrachtet, gibt es zahlreiche wertvolle Meilensteine,<br />
das in Richtung Broadway schielende<br />
PAUL SIMON aus dem Jahr 1972 mit<br />
“Mo<strong>the</strong>r And Child Reunion” und “Me And<br />
Julio Down By The Schoolyard”, das sonnige<br />
STILL CRAZY AFTER ALL THESE<br />
YEARS mit seinem Titelsong und “50 Ways<br />
To Leave Your Lover”, das für viele folgende<br />
Acts wegweisende GRACELAND aus dem<br />
Jahr 1986, das legendäre Doppel-Live-Album<br />
PAUL SIMON’S CONCERT IN THE<br />
PARK, sein 2011er, alles andere als stromlinienförmiges<br />
Album SO BEAUTIFUL OR<br />
SO WHAT, eine monumentale Sammlung!<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 15 CDs) us<br />
YOKO ONO PLASTIC ONO<br />
BAND<br />
TAKE ME TO THE LAND OF<br />
HELL<br />
Vielfach be<strong>to</strong>nte die wohl berühmteste Witwe<br />
der Welt, dass sie sich momentan so unglaublich<br />
frisch und kreativ fühlt wie schon lange<br />
nicht mehr. Diesen Schwung nutzt Yoko Ono<br />
nicht nur, um in diesem Jahr weltweit ihre<br />
Kunst ausstellen zu lassen oder sich für Frieden<br />
und gegen Fracking zu engagieren. All<br />
das genügt der im Februar 80 gewordenen<br />
Weltbürgerin nicht. Auf ihrem zehnten Album<br />
zeigt sich Yoko Ono mit ihrer neuformierten<br />
Plastic Ono Band ungemein agil, fast ungestüm.<br />
Natürlich sind zahlreiche der aktuellen<br />
Songs politisch motivierte Stellungnahmen<br />
und spiegeln so etwas wie einen Streifzug<br />
durch westliche Metropolen (“New York<br />
Noodle Town”). Damit reaktiviert Yoko Ono<br />
das Universum der Schmerzen und Leiden,<br />
das sie 1970 mit <strong>John</strong> Lennon in der Instant<br />
Karma-Phase erschaffen hatte. Doch trotz<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35
CD<br />
REVIEWS<br />
aller Ernsthaftigkeit vergisst Ono nicht den<br />
lockeren Spaß, wenn sie singt, dass sie keine<br />
gute Tänzerin sei (“Bad Dancer”). Dass<br />
TAKE ME TO THE LAND OF HELL ein<br />
erfrischend abwechslungsreiches Album ist,<br />
mag auch mit der Gästeliste zusammenhängen.<br />
Unter musikalischer Leitung von Sean<br />
Ono Lennon verpassen Akteure wie Lenny<br />
Kravitz, das japanische Klanggenie Cornelius,<br />
die Beastie Boys, Questlove von den<br />
cleveren HipHoppern The Roots und Wilco-<br />
Gitarrist Nels Cline den 13 Songs eine rundum<br />
aufregende, kraftvoll ungebremste Lebendigkeit.<br />
Alten Rocker-Machos dürfte die von<br />
der Ikone des Feminismus und ihrer Plastic<br />
Ono Band inszinierte Verknüpfung von Experiment<br />
und zeitgenössischer Strömung aber<br />
wohl immer noch graue Haare bereiten. Resümee:<br />
TAKE ME TO THE LAND OF HELL<br />
klingt jünger und au<strong>the</strong>ntischer als etwa das<br />
zeitgleich erschienene Album des einstigen<br />
Bandkollegen ihres 1980 erschossenen Ehemanns<br />
<strong>John</strong> Lennon.<br />
(Chimera <strong>Music</strong>/Indigo, 2013,<br />
13/42:47) mai<br />
ALBERT HAMMOND<br />
SONGBOOK 2013 – LIVE IN<br />
WILHELMSHAVEN<br />
Ein wunderbares Dokument<br />
und Souvenir<br />
von Albert Hammonds<br />
begeisternder<br />
Deutschland-Tour<br />
im Mai ist dieser<br />
Live-Doppel-CD. Es<br />
ist it erstaunlich, dass dieser hochproduktive<br />
Songwriter durch relativ kleine Clubs <strong>to</strong>uren<br />
muss, hat er doch eine schier endlose Liste<br />
von gro ßen Namen der Popmusik mit unvergesslichen<br />
Hits beliefert: Willie Nelson und<br />
Julio Iglesias mit “To All The Girls I’ve Loved<br />
Before”, die Hollies mit “The Air That I<br />
Brea<strong>the</strong>”, Art Garfunkel mit “99 Miles From<br />
L.A.”, Jefferson Starship mit “Nothing’s Gonna<br />
S<strong>to</strong>p Us Now”, Tina Turner mit “I Don’t<br />
Wanna Loose You”, die Fortunes mit “Freedom<br />
Come, Freedom Go”, Blue Mink mit<br />
“Good Morning Freedom”, Leo Sayer mit<br />
“When I Need You”, Leapy Lee mit “Little<br />
Arrows”. Diese Songs und viele mehr aus<br />
Hammonds Feder sowie natürlich alle seine<br />
Solohits (“It Never Rains In Sou<strong>the</strong>rn California”,<br />
“The Free Electric Band”, “Down By<br />
The River” u. a.) sind auf SONGBOOK 2013<br />
in feinen Interpretationen zu hören.<br />
(Hypertension/Soulfood, 2013,<br />
16/54:13, 14/57:39) csw<br />
PURPLE SCHULZ<br />
SO IST DAS LIVE! –<br />
DAS DUO-KONZERT<br />
Vor grob einem Jahr, im Herbst 2012, erschien<br />
mit SO UND NICHT ANDERS ein<br />
Album mit neuen Songs von Purple Schulz.<br />
Seit Anfang diesen Jahres ist er zusammen<br />
mit dem Gitarristen Andreas „Schrader” Dorn<br />
unterwegs, um diese Songs live als Duo zu<br />
präsentieren. Neue Songs in dieser intimen<br />
Atmosphäre vorzustellen, begleitet nur von<br />
Keyboard und Gitarre, da muss schon Potenzial<br />
vorhanden sein, damit so ein Konzept<br />
trägt. Doch hört man dann zum ersten Mal SO<br />
IST DAS LIVE! (bzw. sieht sich das Konzert<br />
auf der beiliegenden DVD an ...) wird schnell<br />
klar, dass diese Sorge unbegründet ist. Sowohl<br />
die neuen Stücke als auch die unvermeidbaren<br />
„alten” Gassenhauer wie “Sehnsucht”, “Kleine<br />
Seen” und “Verliebte Jungs” machen das<br />
Zuhören, Mitsingen, Mitträumen leicht, was<br />
sich auch an den begeisterten Reaktionen des<br />
Publikums feststellen lässt.<br />
(Rakete Medien/Rough Trade, 2013,<br />
16/79:22) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
MONTEREY INTERNATIONAL<br />
POP FESTIVAL<br />
Woran es liegt, dass<br />
manche<br />
Festivals<br />
auch nach langer<br />
Zeit noch einen legendären<br />
Ruf haben,<br />
und andere, mit<br />
ähnlichem Line Up und<br />
teilweise wesentlich größerem Zuschauerzuspruch,<br />
heutzutage fast völlig vergessen<br />
sind, sind manchmal nur Kleinigkeiten.<br />
Beim 1967er Monterey Pop Festival dürfte<br />
die auch nach über 45 Jahren ungebrochene<br />
Faszination vor allem auf seinem<br />
Mix verschiedener Stilen beruhen, schier<br />
unglaublich, welch unterschiedliche Bands<br />
und Einzelkünstler damals ihre Visitenkarte<br />
in der kalifornischen Küstenstadt abgaben.<br />
Erstmals 1992 regulär veröffentlicht, gibt<br />
es diesen Festivalquerschnitt aktuell in einer<br />
neu aufgelegten Edition, bei der sich<br />
vor allem das herrliche Booklet auszeichnet.<br />
Auf 88 Seiten liefern zahlreiche Fo<strong>to</strong>s,<br />
Konzertkommentare und Hintergrundinfos<br />
den passenden Background für die vier<br />
CDs, auf denen es wie gesagt stilistisch<br />
äußerst bunt zugeht. Da folgen Canned<br />
Heat auf Eric Burdon & The Animals, The<br />
Byrds auf Hugh Masekela, The Who auf<br />
Otis Redding, Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding<br />
Company auf Country Joe & The Fish oder<br />
The Mamas & The Papas auf Jimi Hendrix.<br />
Unglaublich, aber wahr!<br />
(Union Square/Soulfood, 2013, 4 CDs) us<br />
JOHNNY LOGAN<br />
THE IRISH SOUL<br />
In seiner persönlichen Veröffentlichungsreihe<br />
„The Irish Connection 2” hat sich<br />
<strong>John</strong>ny Logan für THE IRISH SOUL<br />
Songs von zeitgenössischen Kollegen vorgenommen.<br />
Wobei das Soul nicht für den<br />
Musikstil steht, sondern für die irische<br />
Seele, die aus den Liedern von The Pogues,<br />
Horslips, Van Morrison und des<br />
eingemeindeten Steve Earle spricht. Auch<br />
wenn die Folkkomponente allein schon<br />
durch das Instrumentarium unvermeidlich<br />
ist, kommt durch Logans Background<br />
auch eine Pop-Note ins Spiel. Seine drei<br />
Eigenkreationen passen sich nahtlos ein –<br />
herausgekommen ist eine geschmackvolle<br />
Mischung, in die auch einige wenige, auf<br />
zeitgemäß getrimmte Traditionals (und<br />
zur Veröffentlichungszeit passend zwei<br />
Weihnachtslieder) eingebettet sind. Und<br />
Logan überrascht auch: durch das Cajunangehauchte<br />
Titelstück beispielsweise.<br />
Gelungener Heimatausflug!<br />
(Telamo/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 15/58:19) pro<br />
CHANTAL GOYA<br />
FÉMININ: THE COMPLETE ’<strong>60s</strong><br />
RECORDINGS<br />
Die französische Sängerin Chantal Goya<br />
begann ihre Karriere als Interpretin von<br />
Kinderliedern, wechselte aber in den Sech-<br />
zigern ins Popmetier. Ihre Laufbahn wurde<br />
durch die Kompositionskünste eines Jean-<br />
Jacques Debout beschleunigt, der unter<br />
anderem für Charles Aznavour und <strong>John</strong>ny<br />
Hallyday schrieb. Auch ihre Hauptrolle<br />
in Jean-Luc Godards Streifen „Masculin<br />
Féminin” (1966) half der sympathischen<br />
Sängerin. Die 20 hier kompilierten Songs<br />
stammen aus den Jahren 1964 bis 1967<br />
und stehen für die Popklänge der Swinging<br />
Sixties in Frankreich. Obwohl Goya konsequent<br />
in ihrer Muttersprache sang, sind<br />
die Stücke eindeutig angloamerikanisch<br />
ausgerichtet, wodurch sie für die damaligen<br />
und auch heutigen Hörgewohnheiten<br />
äußerst attraktiv sind – nicht zu vergessen<br />
die charmante und sehr weiche Stimme<br />
Goyas. Klasse CD.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
20/44:31) at<br />
BRIGITTE BARDOT<br />
BARDOMANIA<br />
Mit über 50 Tracks<br />
liefert BARDOMA-<br />
NIA sozusagen den<br />
Soundtrack zur ersten<br />
Phase der Filmkarriere<br />
von Brigitte<br />
Bardot, deckt die<br />
Zeit Zit von 1952 bis 1962 ab. Von Sascha<br />
Dis tel, der sie 1958 in “Brigitte” besang,<br />
über Tony Bennett, der 1957 mit “The<br />
Night That Heaven Fell” den Titelsong zum<br />
gleichnamigen Film lieferte, bis zu Brigitte<br />
Bardot selbst, mit dem 1962 aufgenommenen<br />
“Sidone”. Dazwischen massenhaft<br />
Musik aus Filmen wie „Mannina, La Fille<br />
Sans Voiles (The Girl In The Bikini)”, „Une<br />
Parisienne (A Parisian Girl)” und „Babette<br />
S’En Va-T-En Guerre (Babette Goes To<br />
War)”. Chanson, Pop, Klassik und Jazz, ein<br />
breites Spektrum, zusammengehalten von<br />
einer Hauptdarstellerin, die mit diesen Filmen<br />
ihren Weltruhm begründete.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
19/78:48, 34/79:59) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
GREAT GUITAR TUNES<br />
Die nächste Ausgabe in der inakustik<br />
„Reference Sound Edition” nennt sich<br />
GREAT GUITAR TUNES. Top-Gitarristen<br />
aus den Bereichen Pop, Jazz, Folk, Rock<br />
und Blues wurden dafür ausgewählt, die<br />
Ohren der Hörer nicht nur mit starken<br />
Melodien sondern auch mit exzellentem<br />
Klang zu verwöhnen. Durch das neue<br />
Aufbereitungsverfahren (Reso-Mastering)<br />
verspricht man sich Verbesserungen bei<br />
Transparenz, Dynamik, Bassreproduktion<br />
und Tiefenstaffelung – für den Nichttechniker:<br />
mehr Atmosphäre und Emotion. Wie<br />
immer bei solchen Geschichten bleibt der<br />
Toneindruck Geschmackssache, was dem<br />
einen zu klinisch rein daherkommt, hat für<br />
den anderen immer noch zu viel Grundrauschen.<br />
Dennoch, und ganz abgesehen von<br />
diesen eher <strong>the</strong>oretischen Diskussionen,<br />
bietet diese CD einen ganz hervorragenden<br />
Klang, feine Töne, intime Stimmungen,<br />
aber auch zupackende Dynamik sind hier<br />
zu hören: erlesene Gitarrenmusik von Könnern<br />
wie Al Di Meola, Michael Schenker,<br />
Friedemann, Walter Trout, Hans Theessink<br />
oder Robben Ford.<br />
(inakustik, 2013, 15/72:53)<br />
us<br />
Pop<br />
CABARET VOLTAIRE<br />
#8385 (COLLECTED WORKS<br />
1983–1985)<br />
Mit den vier auf<br />
COLLECTED<br />
WORKS 1983–<br />
1985 zu findenden<br />
Alben ihrer mittleren<br />
Schaffensphase<br />
änderten<br />
Cabaret<br />
Vlti Voltaire ihren Industrial-Sound in einen<br />
auf späteren Techno hindeutenden Stil, der<br />
die Band aus Sheffield auch in die Charts<br />
brachte. Eine gewisse Nähe zum Electro-<br />
Pop Kraftwerks ist hier und da zu beobachten,<br />
doch steht deren Album ELEC-<br />
TRIC CAFÉ von 1986 dann doch eher in<br />
der Nachfolge von THE CRACKDOWN<br />
(1983), MICRO-PHONIES (1984),<br />
DRINKING GASO LINE (1985) und THE<br />
COVENANT AND THE ARM OF THE<br />
LORD (1985). Zwei weitere CDs enthalten<br />
sämtliche Maxi-Versionen aus der<br />
Zeit und zwölf bis da<strong>to</strong> unveröffentlichte<br />
Stücke. Das Paket wird um zwei DVDs<br />
erweitert, bei der die erste zwei Konzerte<br />
umfasst. Die zweite enthält mit “Gasoline<br />
In Your Eye” ein bisher nur auf VHS<br />
erhältliches Video-Showcase und vier<br />
Promovideos. Die streng limitierte, aber<br />
auch teure Box verdeutlicht, dass Cabaret<br />
Voltaire mit ihren Experimenten aus Elektronik<br />
und New Wave Wegbereiter für den<br />
sich noch erst herausbildenden Techno<br />
und House waren.<br />
(Mute 2013, 9/42:38, 4/33:14, 10/44:53,<br />
13/63:06, 11/79:54 + 1 CD + 2 DVD) an<br />
HEP STARS<br />
IT’S BEEN A LONG LONG TIME<br />
– EXPANDED EDITION<br />
Für die Aufnahmen zu diesem Album reisten<br />
die Hep Stars 1968 zu Produzent Steve<br />
Clark nach London, wo er den fünf jungen<br />
Schweden – darunter Benny Andersson, der<br />
kurz darauf mit Abba Karriere machte – einen<br />
sonnigen End-60er-Sound verpasste,<br />
mit dem die in ihrer Heimat äußerst populäre<br />
Band endlich auch international durchstarten<br />
wollte. Doch trotz Unterstützung<br />
vom legendären US-Produzenten Curt Boettcher,<br />
der hier mit vier Kompositionen vertreten<br />
ist, kam das Album wieder nicht über<br />
Schweden hinaus, IT’S BEEN A LONG<br />
LONG TIME wird also nun zum ersten Mal<br />
außerhalb ihrer Heimat veröffentlicht. Als<br />
Bonus gibt es die beiden in Schwedisch gesungenen<br />
Non-Album-Sing les, die sie 1968<br />
über das Cupol-Label veröffentlichten.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1968,<br />
14/40:01) tk<br />
CELINE DION<br />
LOVED ME BACK TO LIFE<br />
Anfang November hat Celine Dion mit<br />
LOVED ME BACK TO LIFE eine gut<br />
sechs Jahre andauernde Albumpause<br />
beendet, und sie hat viel für den Erfolg<br />
dieses Albums getan. Eine ganze Reihe<br />
hochkarätiger Produzenten und Songwriter<br />
– von Tricky Stewart über Andrew<br />
Goldstein bis zu Janis Ian – waren an der<br />
Entstehung der neuen Songs beteiligt, darüber<br />
hinaus sind Stevie Wonder (“Overjoyed”)<br />
und Ne-Yo (“Incredible”) als Duettpartner<br />
mit dabei.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 15/60:23) tk<br />
Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
TONY DEKKER<br />
PRAYER OF THE WOODS<br />
Der Kanadier Tony Dekker, im Hauptberuf<br />
Sänger und Songwriter bei den<br />
Great Lake Swimmers, legt hier ein<br />
ruhiges und intimes Solo-Album vor,<br />
das in einer Kirche aufgenommen<br />
wurde. Geboten werden Songs voller<br />
geografischer Referenzen (“Somewhere<br />
Near Thunder Bay”), Betrachtungen<br />
über die Vergänglichkeit (“Final<br />
Song”), Suche nach Spiritualität<br />
in der Natur (“Prayer Of The Woods”,<br />
das auf einem anonymen Gedicht basiert)<br />
und existenzielle Krisen („Hearing<br />
Voices”). Alles schön ausgefeilte<br />
Dekker-Kompositionen, bei denen er<br />
alle der sparsam, aber wirkungsvoll<br />
arrangierten Instrumente höchstpersönlich<br />
spielt. Hinzu kommt sein<br />
sehr natürlicher, be<strong>to</strong>nt feinfühliger<br />
Gesang. Ein rundes Konzept, das<br />
auch bei Gordon Lightfoots „Carefree<br />
Highway”, einer von nur zwei Cover-<br />
Versionen, bestens funktioniert.<br />
(Nettwerk/Soulfood 2013,<br />
10/35:50) hjg<br />
PEARL JAM<br />
LIGHTNING BOLT<br />
Nach über 20<br />
Jahren<br />
sind<br />
Pearl Jam clever<br />
genug, für<br />
die Musik ihrer<br />
jeweils<br />
aktuellen<br />
Alben auf<br />
Experimente zu verzichten. So gelingt<br />
es ihnen auch mit LIGHTNING<br />
BOLT, ziemlich exakt die Waage zwischen<br />
Grunge, Punk und klassischem<br />
Hard Rock zu halten – aufgelockert<br />
durch den einen oder anderen Ausflug<br />
in Richtung Folk wie der Ukulele-<br />
Ballade “Sleeping By Myself”. Altbewährter<br />
Aktivposten im Pearl-Jam-<br />
Sound ist und bleibt Leadgitarrist Mike<br />
McCready, dessen kompromissloses<br />
Spiel schon BACKSPACER, das letzte<br />
Pearl-Jam-Werk aus dem Jahr 2009, zu<br />
einer starken Scheibe machte; an die<br />
Ausnahmestellung von Shouter Eddie<br />
Vedder dürfte man sich zwischenzeitlich<br />
gewöhnt haben. Und auch wenn<br />
sie dem einen oder anderen altgedienten<br />
Grunge-Fan zwischenzeitlich<br />
vielleicht zu soft daherkommen: Pearl<br />
Jam beweisen mit ihrem neuen Werk<br />
einmal mehr zeitlose Klasse!<br />
(Virgin/EMI, 2013, 12/47:07) us<br />
ANNA CALVI<br />
ONE BREATH<br />
Als die britische Künstlerin vor knapp<br />
drei Jahren ihr Debüt gab, war nicht<br />
nur die britische Presse hin und weg,<br />
auch ihr Men<strong>to</strong>r Brian Eno adelte Anna<br />
Calvi mit der Bemerkung, dass sie „die<br />
aufregendste Sache seit Patti Smith”<br />
sei. Calvi könnte beim Zweitwerk<br />
natürlich die Rezeptur beibehalten –<br />
macht sie aber nicht. Sie, die sich früher<br />
vorrangig als Gitarristin sah, zeigt<br />
auf ONE BREATH ihr gewachsenes<br />
Selbstverständnis als Sängerin. Mal<br />
übernimmt sie das Pathos von Siouxsie<br />
Sioux und der frühen Hazel O’Connor,<br />
mal mimt sie Sirenengesang à la Björk,<br />
ein anderes Mal wird geflüstert, selbst<br />
choralartige Backgroundgesänge<br />
scheinen durch. Ihr auf dem Debüt<br />
durchaus herausragendes Gitarrenspiel<br />
gerät dabei in den Hintergrund, dafür<br />
kokettiert sie bei “Piece By Piece” mit<br />
Electronica und orchestralen Streichersätzen.<br />
Im Vergleich zum Erstling<br />
fehlen vielleicht die Übersongs, andere<br />
zeitgemäße Künstlerinnen müssen sich<br />
trotzdem hinten anstellen.<br />
(Domino, 2013, 11/39:18) an<br />
IAN McNABB<br />
TRUTH AND BEAUTY<br />
Nach<br />
seiner<br />
erfolgreichen<br />
Zeit bei Icicle<br />
Works<br />
veröffentlichte<br />
Ian<br />
McNabb in den<br />
90er Jahren eine<br />
Reihe Rih starker Sl Solo-Alben, TRUTH<br />
AND BEAUTY war 1993 das erste<br />
aus dieser Serie. Von den krachenden<br />
Rocksongs, mit denen er später erfolgreich<br />
war, war hier noch wenig zu hören,<br />
vielmehr regieren Überbleibsel aus<br />
80er-Jahre-Pop die Szenerie. Gut gefüllt<br />
mit allen B-Seiten aus dieser Zeit,<br />
alternativen Versionen (darunter eine<br />
herrliche Akustikfassung von “Great<br />
Dreams Of Heaven”) und dem Radio-Edit<br />
von “I’m Game” liefert eine<br />
zweite CD massenhaft Zusatzmaterial<br />
für Fans. Auch das Booklet der remasterten<br />
Expanded Version wurde neu<br />
gestaltet und mit einem ausführlichen<br />
Essay von Terry Staun<strong>to</strong>n versehen.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
1993, 11/60:46, 12/54:41) tk<br />
TINDERSTICKS<br />
ACROSS SIX LEAP YEARS<br />
Die Tindersticks gibt es seit mehr als<br />
sechs Schaltjahren („Leap Years”).<br />
Warum also nicht eine etwas andere<br />
Art der Rückschau wagen? So geschehen<br />
beim neuen Album ACROSS<br />
SIX LEAP YEARS. Die Band nahm<br />
sich dafür zehn Songs zur Überarbeitung<br />
vor, mit denen sie über die Jahre<br />
hinweg unzufrieden war oder die sich<br />
live weiterentwickelt hatten. Aufgenommen<br />
in den legendären Abbey<br />
Road Studios, erstrahlen sie, obgleich<br />
nur marginal verändert, tatsächlich in<br />
neuem Glanz. “She’s Gone”, “Sleepy<br />
Song” und “A Night In” gab es schon<br />
mal auf dem zweiten Album und sind<br />
zumeist reduzierter in den Bandkontext<br />
eingefügt, die um Frauenstimmen<br />
angereicherten “If You’re Looking For<br />
A Way Out” und “I Know That Loving”<br />
waren ursprünglich auf SIMPLE<br />
PLEASURE (1999). “Dying Slowly”<br />
hatte 2001 Premiere auf CAN OUR<br />
LOVE ... und das nun dezent aggressivere<br />
“Say Goodbye To The City” auf<br />
WAITING FOR THE MOON (2003).<br />
Die verbliebenen drei Songs waren<br />
bislang Waisen ohne eine Heimat und<br />
sind deshalb für den Tinderstick-Fans<br />
von besonderem Wert.<br />
(City Slang/Universal, 2013,<br />
10/50:02) an<br />
Rock<br />
LENNY KRAVITZ<br />
ARE YOU GONNA GO MY<br />
WAY<br />
1993 sprudelte<br />
Lenny Kravitz<br />
auf seinem dritten<br />
Album ARE<br />
YOU GONNA<br />
GO MY WAY<br />
von Ideen über,<br />
verstand er es, absolut eigenständig<br />
Retro-Flair mit zeitgemäßen Sounds zu<br />
vereinen, eine Brücke zwischen Rock,<br />
Funk und Soul zu schlagen. Die Songs<br />
waren eingängig, gewinnen durch das<br />
Remastering jetzt noch einmal an Detailschärfe<br />
bei den einzelnen Instrumenten.<br />
Kravitz verstand es damals,<br />
das Album über wie auch in den einzelnen<br />
Songs Spannung aufzubauen, mit<br />
der Dynamik zu spielen – im Rückblick<br />
fast schon erstaunlich, dass er das breite<br />
Publikum nicht überforderte, sondern<br />
auf die Tanzfläche und in die Plattenläden<br />
lockte. Wie schon bei den ersten<br />
beiden Alben ist die Jubiläumsedition<br />
zum 20-Jährigen mit reichlich Bonus-<br />
Material bestückt. Demos (teilweise<br />
akustisch und satt bluesig), B-Seiten,<br />
Songentwürfe für seinen Schützling<br />
Vanessa Paradis, unveröffentlichte<br />
Outtakes von erstaunlicher Liedqualität<br />
und ein BBC-Interview ergeben<br />
ein rundum gelungenes Gesamtpaket,<br />
das auch für Nicht-Kravitz-Kenner zur<br />
(Wieder/Neu-)Entdeckung taugt.<br />
(Universal, 1993, 18/76:08,<br />
13/73:17) pro<br />
HAIM<br />
DAYS ARE GONE<br />
Haim wurden Anfang 2012 von den<br />
Schwestern Danielle (voc, g, 24 Jahre),<br />
Alana (voc, g, keys, 22) und Este<br />
Haim (voc, b, 27) gegründet. Seitdem<br />
sind sie fast ständig auf Tour und haben<br />
gerade ihr erstes Album DAYS<br />
ARE GONE veröffentlicht. Und das<br />
ist ein wahrer Knaller! Die drei Amerikanerinnen<br />
aus Los Angeles bringen<br />
einen energiegeladenen Pop-Rock<br />
mit treibendem Bass und zwei Gitarren<br />
sowie mit ihren außergewöhnlich<br />
guten Stimmen, die sie gekonnt und<br />
geschickt in den nicht so einfachen<br />
Gesangspassagen einsetzen. Und: Sie<br />
haben einen relativ neuartigen Sound<br />
gefunden, obwohl einige Anklänge an<br />
den klassischen Rock der 60er und<br />
70er Jahre erkennbar sind. So erinnert<br />
“The Wire” etwas an T. Rex, und auf<br />
der Bühne spielen sie auch einen Titel<br />
von Fleetwood Mac. Haim sind ein<br />
Newcomer-Tipp, den sich Freunde<br />
des guten Pop-Rock nicht entgehen<br />
lassen sollten. Live sind die drei in<br />
Deutschland zunächst nur im Vorprogramm<br />
von Phönix zu hören, dürften<br />
aber im nächsten Jahr sicherlich zum<br />
Headliner avancieren. Übrigens: Wer<br />
das Album kauft, sollte die Deluxeversion<br />
nehmen, denn auf dieser Doppel-CD<br />
sind neben den elf Titeln des<br />
Standardalbums noch die Remixe der<br />
Singles “Forever”, “Falling”, “The<br />
Wire” und “Don’t Save Me” sowie<br />
eine Live-Aufnahme von “Falling”<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37
CD<br />
REVIEWS<br />
vom iTunes Festival 2012 zu finden. Weiterhin<br />
ergänzen die bisher nur auf EPs veröffentlichten<br />
Songs “Better Off” und “Send<br />
Me Down” das Deluxe-Set.<br />
(Vertigo/Capi<strong>to</strong>l/Universal,<br />
2013, 11/44:19, 8/29:14) p<br />
UFO<br />
HOT’N’LIVE: THE CHRYSALIS<br />
LIVE ANTHOLOGY<br />
Zwischen UFO-Fans<br />
besteht immer ein<br />
Glaubenskrieg,<br />
ob<br />
denn nun die erste<br />
Inkarnation, die Mittel-Formation<br />
oder<br />
die letzten Line-Ups<br />
ab circa 1980 die beste Musik produzierte.<br />
Die klanglich durchgehend hervorragende<br />
Doppel-CD unterscheidet zwischen den<br />
Michael-Schenker-Jahren (Material von<br />
1974–1978) und den Paul-Chapman-Jahren<br />
(1980–1983). Die erste CD beinhaltet Live-<br />
Aufnahmen der ersten Alben, wie zum Beispiel<br />
das obliga<strong>to</strong>rische “Prince Kujuku”,<br />
eine atmosphärische Fassung von “Space<br />
Child” und die beliebten Knüller “Doc<strong>to</strong>r<br />
Doc<strong>to</strong>r”, “Let It Roll”, “Lights Out” oder<br />
“Rock Bot<strong>to</strong>m”. Der zweite Silberling kann<br />
mit einem bislang unveröffentlichten Gig<br />
im Marquee aufwarten (zehn Tracks) und<br />
fünf weiteren Nummern, bei denen damals<br />
neuere Nummern auf dem Programm stehen.<br />
Ein Fest für Fans!<br />
(Chrysalis/Warner, 2013, 15/76:28,<br />
15/75:59) at<br />
SCORPIONS<br />
CRAZY WORLD<br />
(DELUXE EDITION)<br />
CRAZY WORLD wurde für die Scorpions<br />
1990 zur Schicksals-Platte: Wegen<br />
des extrem nachbearbeiteten Live-Albums<br />
WORLD WIDE LIVE (1985) in der<br />
Metal-Szene bereits als Kommerzblagen<br />
verschrien, verloren die Scorps durch die<br />
Oberschnulze “Wind Of Change” weitere<br />
Die-Hard-Fans, die den Hannoveranern in<br />
den 90ern fehlten, als es für metallische<br />
Acts ums nackte Überleben ging. Der gepfiffene<br />
Wendeschlager gibt den kraftstrotzenden<br />
Zustand der Band von 1990 nicht im<br />
Geringsten wieder, denn CRAZY WORLD<br />
passt viel besser zu Metal-Meilensteinen<br />
der 80er wie BLACKOUT oder LOVE<br />
AT FIRST STING als zum halbgaren Pop-<br />
Gegurke der folgenden 15 Jahre. Songs wie<br />
“Hit Between The Eyes”, “Restless Nights”<br />
oder das Titelstück sind schwermetallische<br />
Kost aus dem Feinschmeckerregal. Die Deluxeversion<br />
ist angereichert mit “Wind ...”<br />
auf Spanisch und Russisch sowie drei Livenummern.<br />
Die beigefügte DVD zeigt die<br />
Scorpions live auf höchstem Niveau und<br />
beinhaltet die vier zu CRAZY WORLD offiziell<br />
produzierten Videoclips.<br />
(Universal, 2013, 16/74:47 + DVD) jub<br />
LEE RANALDO &<br />
THE DUST<br />
LAST NIGHT ON EARTH<br />
Die Trennung von Kim Gordon und<br />
Thurs<strong>to</strong>n Moore und das damit vorläufige<br />
Ende von Sonic Youth bedeutet nicht, dass<br />
Hörer der Alternative-Rockband auf dem<br />
Trockenen sitzen. Denn vor allem der nun<br />
wahrlich aufblühende Gitarrist Lee Ranaldo<br />
legt nach dem letztjährigen herausragenden<br />
BETWEEN THE TIMES AND THE TIDES<br />
rasch mit einem Folgewerk nach, das genau<br />
das bietet, was sich Fans von einem sehr<br />
guten Sonic-Youth-Album wünschen. Obgleich<br />
nur ein Lied unter fünf Minuten bleibt,<br />
die meisten eine Länge von rund sieben Minuten<br />
aufweisen, steht zumeist der Song im<br />
Vordergrund, ausufernde psychedelische<br />
Soli oder von Ranaldo und Konsorten zu<br />
erwartende Geräuschorgien kommen – wenn<br />
– immer zur rechten Zeit. So präsentiert sich<br />
LAST NIGHT ON EARTH als rundum gelungenes<br />
Alternative-Rockepos, das eine<br />
äußerst gelungene Balance aus Krach und<br />
Harmonie, aus treibenden Gitarrenriffs und<br />
melancholischen Melodien bietet. Besonders<br />
deutlich wird das bei den beiden längsten<br />
Songs des Albums, “The Rising Tide” und<br />
“Blackt Out”, die all das auf einer epischen<br />
Länge von über neun beziehungsweise zwölf<br />
Minuten vereinen.<br />
(Matador/Beggars Banquet, 2013,<br />
9/64:10) an<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SCARED TO GET HAPPY –<br />
A STORY OF INDIE-POP<br />
1980–1989<br />
Wer bloß hat das unausrottbare<br />
Gerücht in<br />
die Welt gesetzt, die<br />
80er Jahre seien rockund<br />
popmusikalisch ein<br />
„verlorenes Jahrzehnt”<br />
gewesen, dominiert von<br />
geistlos-modischem<br />
Synthie-Pop mit infantilen<br />
Sprechblasentexten? Dies ist Unsinn,<br />
der durch ewiges Wiederkäuen auch nicht<br />
wahr wird. Gewiss, es gab grässliche Fehltritte,<br />
aber die Eighties waren auch die Dekade<br />
von Wunderwerken verschiedenster<br />
Stilrichtungen. Gerade weil es keinen monolithischen<br />
Einheitsgeschmack gab, kam<br />
es sogar zur Wiederbelebung des legendären<br />
„Anything Goes”-Gefühls der Endsixties.<br />
Richtig ist allerdings, dass die gebratenen<br />
Tauben nicht im bequemen Formationsflug<br />
auftauchten. Um das Beste dieses Jahrzehnts<br />
zu finden, muss man schon zu Boxen wie der<br />
vorliegenden greifen. Auch wenn unzählige<br />
Perlen fehlen – die Box hätte auch 20 CDs<br />
umfassen können –, gibt es Ruppiges, Hochmelodisches,<br />
Melancholisches, Skurriles und<br />
Wagemutiges, eben gigantische Taten von<br />
Kultgruppen, One-Hit-Wonders, Randnotizen,<br />
Außenseitern, tragisch Gescheiterten,<br />
Vergessenen und Halbvergessenen wie den<br />
Blue Orchids, Marine Girls, The Lines, Hurrah!,<br />
Wooden<strong>to</strong>ps, June Brides, Wedding<br />
Present, Chesterfields, Wea<strong>the</strong>r Prophets,<br />
Corn Dollies, Inspiral Carpets, Desert Wolves<br />
... der absolute Wahnsinn aus dem UK!<br />
(Cherry Red, Rough Trade, 2013,<br />
26/79:29, 26/78:43, 28/79:12,<br />
27/79:46, 27/79:36) hjg<br />
WILL LEE<br />
LOVE; GRATITUDE AND OTHER<br />
DISTRACTIONS<br />
Bass-Tausendsassa Will Lee ist auf unzähligen<br />
Sessions in allen Stilrichtungen, von Jazz<br />
über Soul bis Pop und Rock, verewigt. Mit<br />
dieser Vita war es kein Problem, dass sich auf<br />
der neuen Solo-CD des 51-jährigen Bass-Virtuosen<br />
Koryphäen wie Steve Luka<strong>the</strong>r, Billy<br />
Gibbons, Allen Toussaint, Bob James, Steve<br />
Gadd oder Pat Me<strong>the</strong>ny (Letzterer aus rechtlichen<br />
Gründen nicht erwähnt) die Studioklinken<br />
in die Hand gaben. Dementsprechend<br />
reicht die Musik von hochglanzpolierten<br />
Popsongs über zart tänzelnde Soulgrooves bis<br />
zu gemäßigten Fusionsounds. Dabei werden<br />
aber musikalische Kanten vermieden, so dass<br />
sich die Songs nicht dauerhaft im Gehörgang<br />
festsetzen können. Die instrumentale Darbietung<br />
ist über jeden Zweifel erhaben, und gepflegte<br />
Soli lockern die Tracks auf.<br />
(Moosicus/Indigo, 2013, 10/48:19) rg<br />
TED NUGENT<br />
ULTRALIVE BALLISTICROCK<br />
Natürlich sind die<br />
ultrakonservativen<br />
Ansichten und Waffenobsession<br />
Ted Nugents<br />
Geschmacksache.<br />
Musikalisch hat<br />
der bald 65-Jährige<br />
auf der Bühne hingegen immer noch einiges<br />
zu bieten. Der marktschreierische Albumtitel<br />
ULTRALIVE BALLISTICROCK verspricht<br />
nicht zu viel: Er zündet ein Gitarrenfeuerwerk<br />
nach dem anderen, wenn er seine Klassiker<br />
anstimmt – zumal sein zurückgekehrter Mitstreiter<br />
Derek St. Holmes (g, voc) erstmals<br />
auf einer Livescheibe dabei ist. Auch ein paar<br />
neuere Songs (von CRAVEMAN/2002) sind<br />
im Programm, das auf zwei CDs und einer<br />
DVD (lag noch nicht vor) dokumentiert ist.<br />
Dass der selbst ernannte Mo<strong>to</strong>rcity Madman<br />
gerne viel redet, demonstrierte er 2011 in<br />
Pennsylvania. Das verlängert zwar die Pausen<br />
zwischen den Songs, doch die entschädigen<br />
dann energiegeladen, knackig und kraftvoll.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2013,<br />
9/58:50, 7/56:02) pro<br />
ANATHEMA<br />
UNIVERSAL<br />
Wahlweise als 4-Disc-Set (Blu-ray, DVD,<br />
2 CDs) oder als CD/DVD-Doppelpack<br />
veröffentlichen Ana<strong>the</strong>ma die Kick-Off-<br />
Show ihrer letztjährigen „Wea<strong>the</strong>r Systems<br />
Tour”. Als traumhafte Kulisse haben sich<br />
die britischen Prog-Rocker das antike Philippopolis-Theater<br />
im bulgarischen Plovdiv<br />
ausgesucht, begleitet wurden sie dabei<br />
vom dortigen Philharmonie Orchester, und<br />
mit Lasse Hoile sorgte ein renommierter<br />
Regisseur, der schon ähnliche Projekte mit<br />
Steven Wilson, Opeth und Dream Theater<br />
realisierte, für nahezu perfektes Einfangen<br />
ihrer Show. Musikalisch wird mit UNI-<br />
VERSAL der Weg in Richtung ruhigerer,<br />
Pop-verliebter Töne weitergeführt, nicht<br />
zuletzt vorangetrieben durch die Einbeziehung<br />
des klassischen Orchesters. Wer also<br />
vertrackte Prog-Rockrhythmen in Verbindung<br />
mit brachialen Riffgewittern sucht<br />
(wie sie Ana<strong>the</strong>ma bis Mitte der 90er noch<br />
im Programm hatten) wird hier nicht fündig;<br />
wer sich aber tief in ebenso verträumte<br />
wie bewegende Melodien fallen lassen<br />
möchte, kommt hier voll auf seine Kosten.<br />
(Kscope/edel, 2013, 12/79:29) us<br />
HA HA TONKA<br />
LESSONS<br />
Aufgepasst, Freunde des Roots-, Sou<strong>the</strong>rnund<br />
Americana-Rock – hier kommen Ha Ha<br />
Tonka! Die 2005 gegründete Band, die sich<br />
nach dem gleichnamigen State Park in ihrer<br />
Rock<br />
Heimat Missouri benannt hat („Ha Ha Tonka”<br />
heißt in der Sprache der örtlichen Indianer<br />
„Lachende Gewässer”), ist noch ein relativ<br />
unbekannter Geheimtipp, der jedoch auf<br />
jeden Fall einen größeren Hörerkreis verdient<br />
hat. Mit LESSONS legt das Quartett um den<br />
Sänger und Gitarristen Brian Roberts sein<br />
bereits viertes Album vor. Die Spezialität Ha<br />
Ha Tonkas sind trickreich arrangierte Songs,<br />
bei denen man vor lauter überraschenden<br />
Wendungen nie genau weiß, wohin die Reise<br />
geht. So oszilliert etwa die beschwingte<br />
Single-Auskopplung “Colorful Kids” stetig<br />
zwischen Drive und Traurigkeit, oder eine<br />
melancholische Akustikballade wie “Arabella”<br />
wird von einem massiven Hard-Rockriff<br />
zerrissen. Hoffentlich hört man noch viel von<br />
dieser talentierten Combo!<br />
(Bloodshot/Indigo, 2013, 14/50:12) frs<br />
AMERICA<br />
AMERICA<br />
Bei America fällt<br />
fast unvermeidlich<br />
der Name Crosby,<br />
Stills, Nash &<br />
Young, denn die<br />
Band ließ sich<br />
unüberhörbar von<br />
den Hippie-Ikonen i inspirieren. i Ineinander<br />
verschachtelte Akustikgitarren, besonders<br />
der perfekte Satzgesang und die – im Gegensatz<br />
zu ihren Vorbildern – direkt zugänglichen<br />
Songs ohne experimentelle Schnörkel<br />
eröffneten America ein Riesenpublikum. Das<br />
von Ian Samwell und Jeff Dexter produzierte<br />
Debüt gehört eindeutig in die Kategorie<br />
„Klassiker” und überzeugt durch den Evergreen<br />
“A Horse With No Name”, das fragilzärtliche<br />
“I Need You”, ein leicht rockigeres<br />
Stück wie “Sandman” oder das sehr ruhige<br />
“Clarice”. Die aktuelle Ausgabe erscheint<br />
in einer limitierten, nummerierten Edition<br />
als 24-KT-Gold-Disc und wurde angenehm<br />
remastert (Steve Hoffman), wobei die Be<strong>to</strong>nung<br />
auf einer höheren Transparenz lag und<br />
einem deutlich verbesserten Raumklang.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1971,<br />
12/46:13) at<br />
ROKY ERICKSON<br />
THE EVIL ONE<br />
“I Walked With A Zombie”, “Night Of<br />
The Vampire”, “Creature With The A<strong>to</strong>m<br />
Brain” ... alles auf dieser CD enthalten. Wir<br />
sind zweifellos bei Roky Erickson, dem<br />
legendärs ten aller Texas-Rocker, der auch<br />
nach seiner Zeit mit den 13th Floor Eleva<strong>to</strong>rs<br />
einige unvergleichliche Alben veröffentlicht<br />
hat. Die vorliegende CD enthält die 1977–<br />
1979 von CCRs Stu Cook produzierten Aufnahmen<br />
eines „amtlichen Irren”. Der Drogen<br />
zugeneigte Erickson wurde von rigiden Behörden<br />
gern in die „Obhut” psychiatrischer<br />
Anstalten gesteckt, was ihn befähigt hat,<br />
weit in die tiefsten gedanklichen Abgründe<br />
einzutauchen und dramatisch dämonische<br />
Songs zu schreiben, die er mit intensiv flehender<br />
Stimme vorträgt. Dazu spielt sein<br />
Leadgitarrist Duane Aslaksen eine klassischpsychedelische<br />
Terrorgitarre, während die<br />
Rhythmussektion garagig bolzt. Im Werk des<br />
„Van Morrison vom Mars” („NME”) gibt es<br />
partiell auch Anklänge an Iggy Pop, aber im<br />
Ganzen bleibt Erickson einzigartig!<br />
(Light In The Attic/Cargo, 2013,<br />
15/52:32) hjg<br />
Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
DREAM THEATER<br />
DREAM THEATER<br />
Die zweite CD mit Drummer Mike<br />
Mangini signalisiert mit dem selbst<br />
betitelten Albumtitel einen Neustart<br />
für die Prog-Metaltitanen. Allerdings<br />
bleibt die Band-DNA, bestehend aus<br />
komplexen Arrangements, orchestralen<br />
Sounds, wahnwitzigen Breaks und<br />
Soli, aber auch radiotauglichen Songs<br />
(das stark nach Rush klingende “The<br />
Looking Glass”) nicht abgeneigt, unverändert.<br />
Gitarrenfans kommen natürlich<br />
wieder voll auf ihre Kosten,<br />
Mangini trommelt virtuos, kommt an<br />
Maniac Portnoy aber nicht ganz heran.<br />
Der Sound tönt machtvoll und doch<br />
differenziert aus den Boxen. Nicht<br />
alle Songs liegen allerdings auf dem<br />
Niveau des Krachers “The Enemy<br />
Inside”. Diesmal hat die Band auch<br />
wieder Instrumentals eingespielt: Der<br />
kurze Opener klingt nach Filmmusik,<br />
hiermit können die Musikgladia<strong>to</strong>ren<br />
zukünftig die Arena betreten, “Enigma<br />
Machine” erreicht zwar nicht die<br />
Faszination von Vorläufern wie u.a.<br />
“The Dance Of Eternity”, hält die Konkurrenz<br />
aber noch auf Distanz. Der<br />
abschließende Longsong “Illumination<br />
Theory” fesselt zwar nicht durchgängig,<br />
hat jedoch sehr berückende<br />
Stellen. Insgesamt nichts Neues, etwas<br />
schwächer als der Vorgänger, doch für<br />
Genrefans ein Muss – wobei Haken mit<br />
THE MOUNTAIN die spannendere<br />
Scheibe am Start haben.<br />
(Roadrunner/Warner, 2013, 9/68:05) rg<br />
GRATEFUL DEAD<br />
SUNSHINE DAYDREAM<br />
Grateful<br />
Dead<br />
ermunterten<br />
Bootlegger<br />
nicht nur, bei<br />
ihren<br />
Konzerten<br />
mitzuschneiden,<br />
sie<br />
taten tt dies auch selbst. Und so ist der<br />
Markt mit offiziellen Dead-Veröffentlichungen<br />
geradezu überflutet, nach<br />
dem Tod Jerry Garcias und dem Ende<br />
der offiziellen Bandexistenz ist diese<br />
Masse geradezu angeschwollen. Doch<br />
achten die Verantwortlichen bei den<br />
regulären Veröffentlichungen auf guten<br />
Sound und informative Booklets.<br />
Noch wichtiger bei den zahllosen Konzertmitschnitten<br />
ist, dass keine Dead-<br />
Show wegen der Improvisationsfreude<br />
und des riesigen Reper<strong>to</strong>ires an Eigen-<br />
und Fremdnummern der anderen<br />
glich. Das gilt auch für SUNSHINE<br />
DAYDREAM, das einen Endlosgig in<br />
Veneta, Oregon, am 27. August 1972<br />
dokumentiert. Der spezielle Reiz an<br />
dieser Box: Von Grateful Dead gibt es<br />
eine erstaunlich geringe Zahl von Videomitschnitten<br />
– doch von Veneta existiert<br />
einer. Ein Filmbootleg kursierte –<br />
und laut Insidern ist diese Konzertdoku<br />
die meistgefragte der Dead-His<strong>to</strong>rie.<br />
Zumal die Band enorm spielfreudig<br />
agierte, mit ihrer Mischung aus kompakten<br />
Songs und Jams, Rock, Blues,<br />
Country und Rock’n’Roll mitriss, allen<br />
voran Jerry Garcia, der einige seiner<br />
besten Solos vom Stapel ließ. In Ton<br />
und Bild (erstaunlich gut) ist festgehalten<br />
(inklusive “Dark Star”!), dass die<br />
Band damals auf ihrem künstlerischen<br />
Höhepunkt angelangt war.<br />
(Rhino/Warner, 2013,<br />
10/54:57, 5/53:30, 6/67:37) pro<br />
COUNTRY JOE AND<br />
THE FISH<br />
I FEEL LIKE I’M FIXIN’<br />
TO DIE<br />
Zwei<br />
Jahre,<br />
bevor sich der<br />
“I-Feel-Like-<br />
I’m-Fixin’-<br />
To-Die-Rag”<br />
zum<br />
Publikumsrenner<br />
beim bi Woods<strong>to</strong>ck-Festival dt kF ti entwickelte,<br />
erschien der bissige Anti-Vietnamkrieg-Song<br />
in Form des Openers des<br />
zweiten Studio-Albums der kalifornischen<br />
Hippie-Combo Country Joe<br />
And The Fish. Der altertümliche,<br />
Vaudeville-artige Rag ist eigentlich<br />
ein ziemlicher Ausreißer im Oeuvre<br />
der Band um Sänger/Gitarrist Joe Mc-<br />
Donald. Denn mit den restlichen neun<br />
Songs des Albums I-FEEL-LIKE-<br />
I’M-FIXIN’-TO-DIE (1967) bleibt die<br />
Band dem Konzept ihres nur ein halbes<br />
Jahr zuvor veröffentlichten bahnbrechenden<br />
Debüts ELECTRIC MUSIC<br />
FOR THE MIND AND BODY treu<br />
und präsentiert einen entspannten<br />
Westcoast-Sound, mal frei fließend<br />
psychedelisch wie etwa bei dem Instrumental<br />
“Eastern Jam”, mal progressiv<br />
wie bei den fabelhaften, komplex arrangierten<br />
“Pat’s Song” und “Magoo”,<br />
mal folkig-songorientiert wie bei dem<br />
nachdenklichen “Who Am I” oder<br />
dem Janis Joplin gewidmeten Walzer<br />
“Janis”. Wie schon das Debüt veröffentlicht<br />
Vanguard nun auch I-FEEL-<br />
LIKE-I’M-FIXIN’-TO-DIE in einer<br />
2-CD-Deluxe-Ausgabe. Auf Scheibe<br />
eins erklingt das Album im Stereomix,<br />
auf Silberling zwei in der Original-<br />
Mono-Abmischung, erweitert um eine<br />
Instrumentalversion von “Janis” (der<br />
B-Seite der 1967er Single “Janis”) und<br />
eine bislang unveröffentlichte, kaum<br />
abweichende Alternativeinspielung<br />
des “I-Feel-Like-I’m-Fixin’-To-Die-<br />
Rag”. Das Ganze wird gekrönt von<br />
einem 40-seitigen, sorgfältig editierten<br />
Booklet voll Interviews, Songtexten<br />
und Hintergrundinfos.<br />
(Vanguard/Soulfood, 1967,<br />
10/45:07, 12/50:49) frs<br />
SON BLACK &<br />
THE SOULBOUND<br />
LIBERATION<br />
LONG WAY HOME<br />
Hinter Son Black verbirgt sich der<br />
Bielefelder Rocksänger und Gitarrist<br />
Norbert Görder, in Fachkreisen bekannt<br />
als „Burnaventura”. Mit The Soulbound<br />
Liberation erfüllt er sich den Traum<br />
eines selbst (mit Tino Bubig) komponierten<br />
Albums, plus Guns N’ Roses‘<br />
“Nightrain”. Zwei weiteren gewieften<br />
Gitarristen, die geschickt Akustik &<br />
Elektrik verzahnen und auch Harp bla-<br />
Rock<br />
sen – Bernd Führ und Jonas Koch –,<br />
gelingen eingängige, mal romantisch,<br />
mal amtlich tanzbare Roots-Rock- und<br />
Bluessongs. Die werden gebührend<br />
untermauert vom Bassisten Kai Lampe<br />
und dem erfahrenen Allestrommler<br />
Hannes Krubasik: “Save The Ring”<br />
kann man durchaus als Hommage an<br />
die Pretty Things verstehen. Fünf härtere<br />
Livetracks und ein Mini-Demo-<br />
Album von Blacks Zweitcombo, der Dr.<br />
Martin Band, runden eine Retro-Rock-<br />
Vollbedienung aus Ostwestfalen ab.<br />
(Taff-Staff-Musik, 2013, 16/55:34,<br />
8/23:08) utw<br />
LOVERBOY<br />
ORIGINAL ALBUM<br />
CLASSICS<br />
Auf der Welle des melodischen, radiotauglichen<br />
Hard Rock im Stile von Kollegen<br />
wie Foreigner schwammen die<br />
Kanadier Loverboy in den 80er Jahren<br />
mit, räumten vor allem in Nordamerika<br />
ab, waren aber auch hier durch zeitweilige<br />
Livepräsenz durchaus erfolgreich.<br />
Ihre Alben LOVERBOY (1980,<br />
mit einigen Pop-Tupfern und der<br />
Hymne “Turn Me Loose”), GET LU-<br />
CKY (1981, Hits: “Working For The<br />
Weekend”, “When It’s Over”), KEEP<br />
IT UP (1983, “Queen Of The Broken<br />
Hearts”), LOVIN’ EVERY MINUTE<br />
OF IT (1985, Hits: der Titelsong und<br />
“Dangerous”) schafften es in den USA<br />
allesamt in die Top 13, wurden mit Platin<br />
veredelt und auch in Deutschland<br />
veröffentlicht, ebenso das allerdings<br />
schon schwächelnde Opus WILDSIDE<br />
(1987). AOR-Fans sollten zugreifen,<br />
wenn sie die (vergriffenen) Alben noch<br />
nicht haben, da der Fünfer-Pappschuber<br />
günstig angeboten wird, allerdings<br />
ohne Bonus-Material, wie bei dieser<br />
Serie von Sony <strong>Music</strong> üblich.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 Alben) pro<br />
JOHNNY FLYNN<br />
COUNTRY MILE<br />
Künstlerisch betrachtet spielt der Brite<br />
<strong>John</strong>ny Flynn in einer Liga mit Mumford<br />
& Sons oder Laura Marling, aber<br />
kommerziell hinkt er ihnen noch deutlich<br />
hinterher. Das kann und muss sich<br />
mit dem Kleinod COUNTRY MILE<br />
ändern! Flynns abgehangener Folk-<br />
Rock verrät vertiefte Genrekenntnisse<br />
und pendelt souverän zwischen<br />
den Pfeilern Intelligenz, Melancholie,<br />
Romantik und Sehnsucht, was<br />
in den Feinheiten für durchaus recht<br />
unterschiedliche Lieder sorgt, die im<br />
Ganzen gehört aber eine plausible Kollektion<br />
ergeben. Die allesamt frisch<br />
klingenden und teilweise bewusst<br />
skizzenhaft gehaltenen Songs entstanden<br />
in den letzten zwei Jahren in verschiedenen<br />
Studios in New York und<br />
London und wurden ohne viel kompli-<br />
<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39
REVI<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Rock<br />
zierte Tüfteleien komplett in Eigenregie aufgenommen.<br />
Das Album<strong>the</strong>ma betrachtet die<br />
verschiedenen Bereiche des Lebens als eine<br />
Reise, die auf einer Karte abgebildet wird.<br />
Anspieltipps: “Country Mile”, “After Eliot”,<br />
“Fol-de-rol” und “Time Unremembered”.<br />
(Transgressive/Bertus Import,<br />
2013, 10/39:48) hjg<br />
VIBRAVOID<br />
DISTORTIONS<br />
Die<br />
Düsseldorfer<br />
Neo-Psych-Band ist<br />
schon seit einigen<br />
Jahren nicht nur in<br />
der heimischen Szene<br />
angesagt, sondern<br />
erkämpfte sich auch<br />
internationale it ti Ef Erfolge. Vibravoid stehen für<br />
beständige Arbeit, ein individuelles, jedoch<br />
sehr offenes Klangbild und die Fusion von<br />
Tradition und Moderne. Neben psychedelischen<br />
und sehr spacigen Cover-Versionen<br />
(“Mo<strong>the</strong>r Sky”, “Astronomy Domine”,<br />
“Ruckzuck”) und unveröffentlichtem Material<br />
(neun Tracks) bietet der randvolle und<br />
teils weich/teils hart remasterte Doppeldecker<br />
Songs von Singles und EPs – und das<br />
komplette Album DISTORTIONS sowie<br />
diverse Tracks von TURNED ON ACID.<br />
Wer wabernde Orgelklänge im Stil der<br />
Sixties, ungewöhnliche Songstrukturen,<br />
bizarre Gitarrensolos, ein Stereopanorama,<br />
das bis zum Abwinken ausgenutzt wird,<br />
und „andersweltige” Sounds erleben möchte,<br />
wird von den Musikern bestens bedient.<br />
Zusätzlich zur CD-Ausgabe erscheint natürlich<br />
auch eine Doppel-Vinyl mit Inserts<br />
und weiteren Beilagen. Das kreischendgrell-abgedrehte<br />
Booklet stellt ein perfektes<br />
Äquivalent zur kosmischen Musik der Band<br />
dar, die auch 2014 Erfolge feiern wird.<br />
(S<strong>to</strong>ned Karma/Cargo, 2009, 14/74:33,<br />
14/78:44) at<br />
JULIAN DAWSON<br />
LIFE AND SOUL –<br />
A RETROSPECTIVE 1982–1995<br />
Der Engländer Julian Dawson ist in Europa<br />
und den USA über 40 Jahre als Musiker<br />
und Songschreiber aktiv und hat bereits 21<br />
Solo-Alben auf dem Kon<strong>to</strong>. Ferner war er<br />
Mitglied in Iain Mat<strong>the</strong>ws Gruppe Plainsong<br />
und arbeitete u.a. mit Al Stewart, Fairport<br />
Convention und Lucinda Williams. Die<br />
vorliegende 3-CD-Box LIFE AND SOUL<br />
ist eine aus elf Alben (plus zehn unveröffentlichte<br />
Songs) sorgfältigst komponierte<br />
und im 40-seitigen Booklet eingehend kommentierte<br />
Werkschau, die seine vielseitige<br />
Klasse unter Beweis stellt. Dawson glänzt<br />
als versierter Komponist, Gitarrist und<br />
Harpplayer, vor allem aber als geschmeidiger<br />
Sänger mit völlig allürenfreier, sehr<br />
natürlicher Stimme. Das alles macht ihn<br />
zum “Luckiest Man In The Western World”<br />
(Songtitel), der britische und amerikanische<br />
Einflüsse aus den Bereichen Rock, Folk<br />
und Country so verquirlt, dass sich ein<br />
weltweit verstandener eigener Stil förmlich<br />
von allein entwickeln konnte. Die besten<br />
Tracks auf CD 1 sind “Don’t Tell Me This<br />
Is Love”, “As Real As Disneyland” und<br />
“Cindy Dolls”, auf CD 2 “How Can I Sleep<br />
Without You”, “No Place Worth Dying For”<br />
und “Uneasy Rider” und auf der mit Raris<br />
gefüllten CD 3 “When Hearts Collide” und<br />
“Where Do Gurus Do”. Dringende Empfehlung:<br />
Zugreifen!<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2013,<br />
20/74:25; 20/78:23; 16/62:51) hjg<br />
LESLIE WEST<br />
STILL CLIMBING<br />
Ja, das 68-jährige Mountain-Urgestein ließ<br />
sich durch seine schwere Diabeteserkrankung<br />
und die Teilamputation seines rechten<br />
Beines nicht s<strong>to</strong>ppen – er ist STILL CLIM-<br />
BING! Zwar ist die Gaststar-Dichte nicht<br />
ganz so ausgeprägt wie auf der Vorgängerscheibe<br />
UNUSUAL SUSPECTS, doch<br />
mit Jonny Lang, <strong>John</strong>ny Winter oder Dee<br />
Snider ist auch diesmal wieder Prominenz<br />
am Start. Ganz klar im Rampenlicht steht<br />
aber West mit kraftvoll-rauen Vocals und<br />
seinem fetten, mitreißenden Gitarrensound.<br />
Seine Songs bewegen sich im bekannten<br />
Umfeld aus hartem Rock und bluesigen<br />
Anklängen, in Balladen mit Akustikgitarren-Groundings,<br />
wie dem schönen “Tales<br />
Of Woe”, wird das Gaspedal aber auch einmal<br />
zurückgenommen. Wieder eine starke,<br />
emotionale CD der Rocklegende – Klasse!<br />
(Mascot/Rough Trade, 2013, 11/41:47) rg<br />
RUSH<br />
HEMISPHERES<br />
Mit<br />
HEMIS-<br />
PHERES<br />
verfeinerte<br />
der kanadische<br />
Dreier,<br />
bestehend aus Alex<br />
Lifeson,<br />
Geddy<br />
Lee und Neil Peart,<br />
die Musik besonders durch den Einsatz des<br />
Mini-Moogs und des Gitarrensyn<strong>the</strong>sizers.<br />
Stehen Tracks wie die kompakten “Circumstances”<br />
und “The Trees” noch für die alten<br />
Scheiben, beweisen Rush mit dem kunstvoll<br />
ausgearbeiteten “La Villa Strangia<strong>to</strong>” nicht<br />
nur ihre musikalischen Qualitäten, sondern<br />
auch ihre Ideenvielfalt, die nicht dem Selbstzweck<br />
geopfert wird – auch wenn der Gesang<br />
stellenweise recht gepresst wird. Das<br />
wohl wichtigste Stück ist “Cygnus X-1 Book<br />
II Hemispheres” mit fast 20 Minuten Spielzeit.<br />
Hier zieht das Trio alle Register seines<br />
Könnens und liefert einen gefühlvollen und<br />
abwechslungsreichen Prog-Rocker. Die aktuelle<br />
Edition erscheint in einer limitierten,<br />
nummerierten Edition als 24-KT-Gold-Disc,<br />
wurde von Kevin Gray remastert und klingt<br />
gegenüber der normalen CD durchsichtiger<br />
und erdiger.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1978,<br />
4/36:19) at<br />
MAZZY STAR<br />
SEASONS OF YOUR DAY<br />
Ein wahrhaft wundervolles Comeback nach<br />
17 (!) Jahren Pause! Hope Sandoval (voc.<br />
extraordinaire) und Steven Roback (immer<br />
zart gezupfte, nie gerupfte Gitarre) sind<br />
zwar nicht die „Erfinder” des dream-poppigen<br />
Indie-Folk-Rock, aber sie setzten in<br />
den Nineties Maßstäbe, die beispielsweise<br />
die Cowboy Junkies willig aufgriffen, an<br />
denen sich viele Epigonen aber halbwegs<br />
die Zähne ausbissen. SEASONS OF YOUR<br />
DAY wurde von der Mazzy-Star-Urbesetzung<br />
intensiv und sparsam instrumentiert<br />
eingespielt und weist erneut die gruppenspezifische<br />
Mischung aus Zerbrechlichkeit,<br />
einzigartiger Traurigkeit, purer Melancholie<br />
und ganz leichtem Psycho-Touch auf. Eine<br />
ebenso fragile wie auch mysteriöse Mixtur,<br />
an der auch Gastdrummer Colm O’Ciosoig<br />
(My Bloody Valentine) und der schottische<br />
Gitarrist Bert Jansch ihren Anteil haben.<br />
Anspieltips: “In The Kingdom”, “Lay Myself<br />
Down”, der Titeltrack und der das Album<br />
abrundende Blues “Flying Low”.<br />
(Rhymes Of An Hour/Rough Trade,<br />
2013, 10/50:07) hjg<br />
STEVIE RAY VAUGHAN +<br />
BILL WITHERS + JOHN<br />
DENVER + HERBIE<br />
HANCOCK + BILLIE<br />
HOLIDAY + ALAN<br />
PARSONS PROJECT<br />
ALL TIME BEST – RECLAM<br />
MUSIK EDITION<br />
Mit den Ausgaben<br />
28 bis 33 erscheinen<br />
nun weitere<br />
sechs<br />
Exemplare<br />
der Reclam Musik<br />
Edition, bei der die<br />
CDs im charakteristischen<br />
Gelb der berühmten Hefte des<br />
renommierten Verlages gehalten sind. Wie<br />
gewohnt greift Sony <strong>Music</strong> dabei größtenteils<br />
auf Zusammenstellungen zurück, die<br />
schon einmal als „Best Of” veröffentlicht<br />
wurden. Gewohnt hochklassig zeigt sich<br />
auch bei den neuen Ausgaben das Innenleben<br />
der Booklets, anerkannte Fachleute wie<br />
Ernst Hofacker stellen die Künstler sowie<br />
deren wichtigste Alben kurz vor, dazu sind<br />
noch die Produktionsinfos der ausgewählten<br />
Titel enthalten. Bei Stevie Ray Vaughan<br />
reicht die Auswahl von “Texas Flood” aus<br />
dem Jahr 1983 bis zum George-Harrison-<br />
Cover “Taxman”, das erst posthum, fünf<br />
Jahre nach Vaughans Tod 1990, veröffentlicht<br />
wurde. Gespickt mit Top-Hits der<br />
Blick zurück auf die Karriere von Bill Wi<strong>the</strong>rs,<br />
von “Ain’t No Sunschine” über “Lovely<br />
Day” und “Lean On Me” bis zu “Just<br />
The Two Of Us”, das er 1980 zusammen<br />
mit Grover Washing<strong>to</strong>n Jr. einspielte. Klassisch<br />
auch die Songauswahl bei <strong>John</strong> Denver,<br />
von seinen großen Hits wie “Take Me<br />
Home, Country Roads” und “Leaving On A<br />
Jet Plane” bis zu den Duetten mit Placido<br />
Domingo (“Perhaps Love”) und Emmylou<br />
Harris (“Wild Montana Skies”). Mit Herbie<br />
Hancock und Billie Holiday machen die<br />
Ausgaben 31 und 32 dann einen Ausflug in<br />
Richtung Jazz, bevor sich dann die nächste<br />
ALL TIME BEST dem Alan Parsons Project<br />
widmet. In nur wenigen Jahren durchlebte<br />
das Duo Alan Parsons/Eric Woolfson<br />
eine Metamorphose vom Art- zum Soft-<br />
Rock, von der klassischen Ver<strong>to</strong>nung von<br />
Kurzgeschichten von Edgar Allen Poe 1976<br />
(TALES OF MYSTERY AND IMAGINA-<br />
TION) bis zum Melodie-verliebten Welthit<br />
“Don’t Answer Me” vom 1984er AMMO-<br />
NIA AVENUE.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 6 CDs)<br />
us<br />
CINEMA<br />
THE MAGIX BOX<br />
Als THE MAGIX BOX Anfang 2012 bei<br />
Sonnenwind erstmals erschien, fand die CD<br />
nicht die gebührende Beachtung. Dem will<br />
nun Sireena Abhilfe schaffen und bringt das<br />
Instrumentalalbum von Jürgen „Pöngse”<br />
Krutzsch alias Cinema erneut heraus. Das<br />
frühere Mitglied von Tibet (keys, g, programming)<br />
bewegt sich zwischen Ambient,<br />
Elektronik, Soft Rock und Trance-<strong>Music</strong>.<br />
Mit Hilfe von Brigitte Grafe (perc, progr)<br />
und Benjamin Peiser (zweimal Gitarre)<br />
entwickelt Krutzsch cinematische Klangwelten<br />
– Kopfkino im besten Sinne. Man<br />
kann sich bei den nicht zu versponnenen<br />
Kompositionen zurücklehnen und träumen.<br />
Die Gitarren sorgen im Synthie-Bett immer<br />
wieder für „humane” Klänge, die Rhythmik<br />
ist sehr vielfältig angelegt, die Melodien<br />
perlen förmlich –als ob Alan Parsons, Tangerine<br />
Dream und Michael Cretu/Enigma<br />
gemeinsam musizierten.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2012,<br />
10/52:23) pro<br />
THIN LIZZY<br />
RENEGADE + THUNDER<br />
& LIGHTNING<br />
RENEGADE war 1981d das elfte Studiowerk<br />
der Band um Mastermind Phil Lynott und<br />
das zweite mit Snowy White als Co-Gitarrist<br />
neben Scott Gorham. Entsprechend dem<br />
Zeitgeist gewannen Darren Whar<strong>to</strong>ns Keyboards<br />
an Klangbedeutung. Das an ZZ Top<br />
erinnernde, bluesige “Leave This Town”, das<br />
vom Interplay der Gitarren und Keyboards<br />
geprägte “Angel Of Death” waren Highlights<br />
eines rockenden Albums, das als Durchschnittsware<br />
im Lizzy-Katalog durchgeht.<br />
Die Neuauflage bietet fünf Bonus-Tracks:<br />
die Non-Album-Single-Stücke “Trouble<br />
Boys” und “Memory Pain” sowie Extended,<br />
Edited und Promoversionen. Zwei Jahre später<br />
waren Thin Lizzy letztmals im Studio –<br />
erstmals mit dem Neugitarristen <strong>John</strong> Sykes,<br />
der für eine unüberhörbare Annäherung<br />
an den angesagten Heavy Metal jener Ära<br />
sorgte (“Cold Sweat”!). Es war nicht unbedingt<br />
der klassische Lizzy-Sound, doch die<br />
Band rockte tight und inspiriert mit starken<br />
Nummern wie “The Sun Goes Down”, “The<br />
Holy War” oder dem Titelsong. Die Wiederveröffentlichung<br />
ist um eine Bonus-CD mit<br />
sechs Livenummern und Demofassungen<br />
sämtlicher Songs des Albums sowie einem<br />
informativen Booklet im besten Sinne des<br />
Wortes angereichert.<br />
(Universal, 1981 + 1983,<br />
14/64:46 + 9:40:41,15/77:16) pro<br />
BEDLAM<br />
LIVE IN BINGHAMPTON 1974<br />
Bedlam zählen zu den großen Unbekannten<br />
der Siebziger, bei denen so erstklassige Musiker<br />
wie Cozy Powell und Dave Ball (Procol<br />
Harum) spielten. Das Live-Album wurde<br />
1974 mitgeschnitten und klingt insgesamt<br />
ordentlich, jedoch nicht so gut wie ein unter<br />
professionellen Bedingungen aufgenommenes<br />
Werk. Die einzelnen Tracks stammen<br />
aus unterschiedlichen Quellen. Das gemeinsame<br />
Element ist das Mastering in Binghamp<strong>to</strong>n.<br />
Kerniger Seventies-Hard-Rock,<br />
der gesanglich schon die Shouter der Achtziger<br />
vorwegnimmt (“I Believe In You”),<br />
Hard Rock mit bluesigen und progressiven<br />
Einwürfen (“The Beast”), druckvoller Hard<br />
Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
lung und Haltung. Der Sound der Dolls war<br />
ganz klar von den Rolling S<strong>to</strong>nes inspiriert<br />
worden, aber auch von anderen Interpreten,<br />
wie diese adäquat zusammengestellte<br />
Compilation beweist. Das Spektrum reichte<br />
von Blues (Muddy Waters, Sonny Boy Williamson)<br />
über frühen Rock’n’Roll (Eddie<br />
Cochran, Bo Diddley, Chuck Berry) bis hin<br />
zur Black <strong>Music</strong> allgemein und dem Soul<br />
speziell (The Chamber Bro<strong>the</strong>rs, Wilson<br />
Pickett, The Shangri-Las). In dem 20-seitigen<br />
Booklet wird die Geschichte der extremen<br />
Band dargestellt. Darüber hinaus<br />
finden sich knappe Infos zu den einzelnen<br />
Quellen.<br />
(Ace/Soulfood, 2013, 24/65:44) fl<br />
KING CRIMSON<br />
RED + USA<br />
Obwohl die Auflösungserscheinungen von<br />
King Crimson 1974, als RED entstand,<br />
nicht mehr verheimlicht werden konnten,<br />
steht es mit seinem hart-rockigen Klängen<br />
immer noch auf der Plus-Seite der<br />
britischen Prog-Rockband. Noch vor der<br />
offiziellen Veröffentlichung von RED verließ<br />
Robert Fripp King Crimson (um Anfang<br />
der 80er wieder zurückzukehren), so<br />
dass die geplante Promotion<strong>to</strong>ur ersatzlos<br />
gestrichen wurde. Neben dem Originalmix<br />
aus dem Jahr 1974 wurden die Songs, die<br />
Robert Fripp, <strong>John</strong> Wet<strong>to</strong>n und Bill Bruford<br />
mit Unterstützung von Mel Collins (sax),<br />
David Cross (vio) und Ian MacDonald<br />
(sax) damals einspielten, neu abgemischt,<br />
auf einer zweiten CD gibt es den so genannten<br />
2013er Stereomix. Neu aufgelegt wurde<br />
auch das erstmals 1975 veröffent lichte<br />
Live-Album USA, das im Juni 1974 in<br />
Asbury Park in New Jersey mitgeschnitten<br />
wurde. Neben der Audio-CD des Konzertes<br />
im 2013er Mix liefert eine zusätzliche<br />
DVD noch unterschiedliche Abmischungen<br />
in LPCM Stereo sowie eine Überspielung<br />
des Albums vom Originalvinyl.<br />
(Discipline Global Media/Galileo <strong>Music</strong><br />
Communication, 1974 + 1975, 7/53:13,<br />
7/62:55 + 10/78:38) tk<br />
DIAMOND REO<br />
DIRTY DIAMONDS<br />
Diamond REO kamen aus Pittsburgh und<br />
schafften nie den großen Durchbruch, obwohl<br />
sie von Al Nalli gemanagt wurden,<br />
der zu der Zeit auch Brownsville Station<br />
vertrat und später dann Blackfoot. Als das<br />
Album, ihre zweite Platte, 1976 auf Kama<br />
Sutra veröffentlicht wurde, stand der<br />
amerikanische Hard-Rock-Mainstream in<br />
den Startlöchern, und es <strong>to</strong>bte die Disco-<br />
Welle. Das waren natürlich zwei Stile,<br />
die dem rauen und harten Grundansatz<br />
von Diamond REO widersprachen. Die<br />
Band klang eher wie eine Mischung aus<br />
Ted Nugent und den frühen Grand Funk<br />
Railroad (allerdings ohne Keyboards).<br />
Schweißtreibender Hard Rock (“It’s A<br />
Jungle Out There”), auf Riffs basierender<br />
Hard Rock mit verdeckt anzüglichen Texten<br />
(“Lover Boy”) und eine kraftvolle<br />
Coverversion von “Helter Skelter” überzeugen<br />
heute noch, gingen damals aber<br />
kläglich unter.<br />
(Rock Candy/Soulfood, 1976, 10/39:53) fl<br />
TEN YEARS AFTER<br />
RECORDED LIVE<br />
Ursprünglich 1973<br />
als Doppel-LP erschienen,<br />
präsentierte<br />
das britische<br />
Quartett auf seinem<br />
zweiten Live-Album<br />
nach UNDEAD von<br />
1968 Songmaterial, das im selben Jahr<br />
mit Hilfe des Aufnahmetrucks der S<strong>to</strong>nes<br />
während einer Europa<strong>to</strong>urnee in Frankfurt,<br />
Amsterdam und Paris mitgeschnitten, in<br />
den Londoner Olympic Studios abgemischt<br />
und „with no overdubs or additives” – so<br />
die Original-Liner-Notes – auf Vinyl gepresst<br />
worden war. Für dieses in den Abbey<br />
Road Studios remasterte 2-CD-Reissue<br />
wurde die Trackliste nun um sieben bislang<br />
unveröffentlichte Bonus-Titel, die bei besagten<br />
Gigs bzw. im Fall von ”I Woke Up<br />
This Morning” bei einem weiteren in Rotterdam<br />
aufgenommen wurden, ergänzt.<br />
Dopplungen gibt es dabei nur bei dem<br />
Sonny-Boy-Williamson-Klassiker ”Help<br />
Me” sowie der jeweils mit über einer Viertelstunde<br />
Spieldauer aufwartenden Instrumentalimprovisation<br />
”Jam”. Ergänzt wird<br />
das Ganze durch einen aktuellen Beitrag<br />
für das Booklet mit Zitaten von Keyboarder<br />
Chick Churchill und Bassmann Leo Lyons.<br />
(Chrysalis/Warner, 2013, 8/75:12,<br />
13/78:54) ms<br />
AVIARY<br />
AVIARY<br />
Ein wenig Queen, ein Hauch Meat Loaf und<br />
ein allgemein Genre-überschreitender Ansatz<br />
machen die US-Rocker von Aviary zu<br />
einem Unikum des härteren Rocks. Sie veröffentlichten<br />
ihr von Gary Lyons (Foreigner,<br />
Lone Star, UFO) produziertes Debüt<br />
1979 auf Epic. Allerdings kam das Album<br />
ein wenig zu spät, denn zu dieser Zeit wurde<br />
die große AOR-Welle eingeläutet, in der<br />
sich auch im Hard Rock klare Strukturen<br />
zu Lasten von kreativen Ausflügen durchsetzten.<br />
Schade, denn Aviary hätten noch<br />
einiges bewegen können. Ein traumhafter<br />
Satzgesang, geschmackvolle, aber durchaus<br />
komplizierte Harmonien und überdurchschnittliche<br />
instrumentale Fähigkeiten beeindrucken<br />
bei jedem Hördurchgang. Empfehlenswertes<br />
Album, das speziell durch<br />
das runde Remastering zur Geltung kommt.<br />
(Rock Candy/Soulfood, 1979, 9/37:19) fl<br />
IAN THOMAS<br />
GLIDER + THE RUNNER<br />
Der hier zu Lande kaum bekannte Kanadier<br />
Ian Thomas veröffentlichte sein 79er-Album<br />
GLIDER noch unter dem Namen Ian Thomas<br />
Band. Das Werk bewegt sich zwischen<br />
Edel-Pop mit 10cc-Anleihen (“I Still Want<br />
To Hold You”), Tracks, die an Steely Dan erinnern<br />
(“High And Mighty”), und Songs mit<br />
einem Hauch Supertramp (“The Beast Of<br />
Phobia”). Trotz der eindeutigen klanglichen<br />
Ausrichtung auf das Mainstream-Publikum<br />
kann er mit seine Kompositionen überzeugen,<br />
da diese eben nicht maßgeschneidert<br />
wurden. Auf seinem 81er-Solo-Album gelangen<br />
ihm noch geschmackvollere Songs<br />
wie zum Beispiel “Hold On”, das Santana<br />
coverten, “Chains”, dessen sich Chicago annahmen,<br />
“The Runner” (Manfred Mann) und<br />
“Stringin’ A Line” (The Association). Vier<br />
von zehn Songs gecovert – kein schlechter<br />
Durchschnitt. Ian Thomas zählt zu den<br />
Künstlern, die eindeutig mehr Anerkennung<br />
verdient hätten! Beide warm und knackig<br />
remasterten Ausgaben enthalten zwölfseitige<br />
Booklets mit aussagekräftigen Liner-Notes<br />
von Paul Sutter.<br />
(Rock Candy/Soulfood, 1979, 8/39:53 +<br />
1981, 10/37:51) at<br />
POCO<br />
PICKIN’ UP THE PIECES<br />
Poco als einen<br />
Vorläufer der Eagles<br />
zu bezeichnen,<br />
ist sicherlich keine<br />
abwegige<br />
These.<br />
Auch haben sich<br />
Gruppen wie die<br />
Marshall Tucker Band und Commander<br />
Cody & His Lost Planet Airmen deutlich<br />
von Poco beeinflussen lassen, die sich<br />
schon früh vom reinen Country lösten und<br />
Singer/Songwriter- sowie Rockelemente in<br />
ihrer Musik integrierten. Das von Jim Messina<br />
produzierte Debüt dokumentiert diesen<br />
Aufbruch. Country mit leichten Souleinflüssen<br />
(“Nobody’s Fool”), Country-Rock, der<br />
durch die kunstvoll verzahnten Gitarren und<br />
den traumhaften Satzgesang wirkt (“Calico<br />
Lady”), Balladeskes (“First Love”), harter<br />
Country-Rock (“Short Changed”) und<br />
sehr lässiger Country mit Folkeinflüssen<br />
(“Grand Junction”) deuten die Bandbreite<br />
an, die in den folgenden Jahren ein Markenzeichen<br />
Pocos wurde. Die limitierte und<br />
nummerierte Edition als 24-KT-Gold-Disc<br />
ist besonders zu empfehlen, da man endlich<br />
den Muff zugunsten einer weitaus höheren<br />
Transparenz entfernte.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1969, 13/40:11) at<br />
OKKERVIL RIVER<br />
THE SILVER GYMNASIUM<br />
Zwei Jahre nach I AM VERY FAR melden<br />
sich Okkervil River mit neuer Musik<br />
zurück. THE SILVER GYMNASIUM ist<br />
ein Konzeptalbum aus der Feder von Sänger<br />
und Frontmann Will Sheff über seine<br />
Kindheit in dem kleinen Ort Meriden, New<br />
Hampshire, über den Geist und die Nostalgie<br />
seiner Jugendjahre. Zwangsläufig reinstalliert<br />
man deshalb auch den Sound der<br />
80er Jahre, der im Vergleich zur hochgradig<br />
komplexen Melange aus Indie-Rock, Folk<br />
und Country, die Okkervil River seit Jahren<br />
so ausgezeichnet im Griff hat, wesentlich<br />
zugänglicher ist. Der Einfluss großer Eighties-Bands<br />
wie Tom Petty, The Hooters,<br />
Cheap Trick oder <strong>John</strong> Mellencamp ist unüberhörbar.<br />
Hier werden auch Teenager – wie<br />
Sheff damals selbst einer war – nicht überfordert.<br />
Was als kleinmütige Mainstream-<br />
Anbiederung missverstanden werden kann,<br />
ist in Wahrheit eine exakt ausgearbeitete<br />
Hommage, die in perfekten Songs wie „It<br />
Was My Season”, „Down Down The Deep<br />
River” und „Walking Without Frankie” ihre<br />
Höhepunkte hat.<br />
(Pias Coop/Rough Trade 2013,<br />
11/49:06) hjg<br />
Rock<br />
THE BEATPACK<br />
THE TIME AND THE PLEASURE<br />
Der gesamte Output einer Londoner Band,<br />
die von 1989 bis 1991 zunächst die wilden<br />
Zeiten der Pretty Things, Downliners Sect<br />
und Them wieder aufleben ließ. Es folgten<br />
ein Andocken an den Sound von US-Garagen-Helden<br />
wie die Chocolate Watchband<br />
und schließlich die Hinwendung<br />
zum blues-rockig gefärbten Punk-Rock.<br />
Kern der personell etwas instabilen Gruppe<br />
waren Drummer Luke Herriott, Sänger<br />
Hugh Dellar und Gitarrist Simon Harvey,<br />
der auch fast alle Songs komponierte – mit<br />
Cover-Versionen hatte dieses Beat-Pack<br />
fast nichts am Hut. Gut so, denn Lieder<br />
wie “Your Reason To Fade Away”, “Won’t<br />
You Make Up Your Mind”, “Heading For<br />
The Promised Land” und der Titeltrack<br />
stehen auf Augenhöhe mit den Genre-<br />
Klassikern der Sixties und Seventies. The<br />
Beatpack waren eine verdammt talentierte<br />
Band, die auf Clubbühnen auch richtig gut<br />
Stimmung machte, die aber für eine nachhaltige<br />
Karriere einfach zur falschen Zeit<br />
am Werke war.<br />
(Screaming Apple/Cargo, 2013,<br />
20/61:12) hjg<br />
SWEET<br />
THE ANSWER<br />
Mit dem Titel „A”<br />
erschien<br />
dieses<br />
Sweet-Album 1992<br />
erstmals und wurde<br />
sei<strong>the</strong>r mehrfach als<br />
THE ANSWER wiederveröffentlicht.<br />
Letztes t Originalmitglied i it li war Andy Scott<br />
(g), für den Gesang sorgte Mal McNulty<br />
(später Slade), Bodo Schopf trommelte,<br />
dazu waren Steve Mann (g, keys) und<br />
Jeff Brown (b) dabei. Die Band setzte auf<br />
satten Hard Rock, der treibende Boogie<br />
“Am I Ever Gonna See Your Face Again”<br />
hätte gut ins Status-Quo-Reper<strong>to</strong>ire gepasst.<br />
“Marshall Stack” lebte von McNultys<br />
Reibeisenröhre, “Is It True” war eine<br />
Streicher-begleitete Ballade mit feinen Gitarrenmomenten<br />
Scotts. Verschwiegen sei<br />
auch nicht, dass einige Durchhänger dabei<br />
waren (“When Friends Fall Out”). Die<br />
neue Angel-Air-Version bietet drei Bonus-<br />
Tracks, allerdings nur Songvariationen).<br />
Angesichts des durchwachsenen Songgehalts<br />
vor dem Erwerb reinhören.<br />
(Angel Air/Fenn, 1992, 17/74:16) pro<br />
SIMON McBRIDE<br />
CROSSING THE LINE<br />
Fans der Gitarrenlegenden Rory Gallagher<br />
oder Gary Moore können mit der dritten<br />
Soloscheibe ihres 34-jährigen irischen<br />
Landsmannes nichts falsch machen. Mc-<br />
Bride spielt eine virtuose Gitarre, verfügt<br />
über eine ausdrucksstarke, rauchige<br />
Stimme und schreibt auch noch abwechslungsreiche<br />
Songs. So verlässt er das enge<br />
12-Takter-Feld und liefert mitreißende<br />
Rocksongs mit schönen Hooklines, in<br />
langsameren Rockballaden überzeugt er<br />
durch spannungsreich aufgebaute Soli und<br />
Stimmungen, mit der akustischen Gitarre<br />
kühlt er die Blues-Rock-Hitze ab, bevor<br />
er das Pedal wieder durchdrückt und die<br />
E-Gitarre aufheulen lässt. Sein straightes<br />
Rhythmusduo und souliger Background-<br />
Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
WS<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Rock (“Set Me Free”) und das über 21-minütige<br />
“The Fool”, bei dem die Truppe dem<br />
Progressive Rock ihren Tribut zollt, zählen<br />
zu den Anspieltipps. Als Bonus erscheint<br />
ein Studio-Remix eines vielversprechenden<br />
Tracks des einzigen Albums der Band, das<br />
bald bei Angel Air erscheinen soll.<br />
(Angel Air/Fenn, 2013, 7/52:56) at<br />
RAMONES<br />
THE SIRE YEARS 1976–1981<br />
„Hey ho, let’s go!”,<br />
dieser<br />
Schlachtruf<br />
markierte den Beginn<br />
einer neuen Epoche.<br />
Ohne die alte Diskussion,<br />
wo denn nun<br />
der Punk wirklich<br />
erfunden wurde, neu zu entfachen, so prägnant<br />
wie ihn die amerikanischen Ramones<br />
auf den Punkt brachten, ist dies weder zuvor<br />
noch danach einer Band gelungen. Besonders<br />
deutlich wird dies auf ihren ersten Alben,<br />
auch mit (inzwischen zu Klassikern herangereiften)<br />
Stücken wie “Blitzkrieg Bop”, “Sheena<br />
Is A Punkrocker” oder “Here Today, Gone<br />
Tomorrow”. Wer sich wie die Ramones auf<br />
ihrem selbst betitelten Debüt in gerade mal<br />
32 Minuten durch 14 Songs rockt, wer den<br />
zahlreichen Rockfans, die Anfang der 70er<br />
zwischen Woods<strong>to</strong>ck und Prog-Rock verlorengegangen<br />
waren, mit der musikalischen<br />
Reduktion auf das Wesentliche wieder eine<br />
neue Heimat gab, darf sich zu Recht Punk-<br />
Rock-Pionier nennen! THE SIRE YEARS<br />
liefert nun die ersten sechs Alben der Ramones<br />
als Vinyl Replicas in originalem Artwork<br />
und Tracklisting in einer Box, auf ein zusätzliches<br />
Booklet wurde verzichtet. Interessant<br />
auch der Kontrast ihrer frühen, vergleichsweise<br />
raue Alben mit den beiden Spätwerken<br />
Anfang der 80er, mit denen sie einmal (END<br />
OF THE CENTURY) mit Produzent Phil<br />
Spec<strong>to</strong>r zurück in die 60er blickten, das andere<br />
Mal (PLEASANT DREAMS) mit Produzent<br />
Graham Gouldman (10cc) ihrem Hang<br />
zum Pop freien Lauf ließen.<br />
(Rhino/Warner, 2013, 6 CDs) us<br />
STEVE ELLIS<br />
ROLLIN’ WITH THE 69 CREW –<br />
THE LOST MASTERS<br />
Ellis ist laut Mutter Marriott der Einzige, der<br />
an die Stimme ihres Steve herankommt. Der<br />
“Everlasting Love”-Sänger nahm zwischen<br />
dem Split von Love Affair und der Gründung<br />
der Band Ellis mit Zoot Money gleich zwei<br />
Alben auf, die dann 44 Jahre lang verstaubten,<br />
ehe sie kürzlich „gebacken” wurden. Ein<br />
opulent arrangiertes Werk mit dem Orchester<br />
Keith Mansfield, das auch für Love-Affair-<br />
Hits und Georgie Fames GEORGIE DOES<br />
HIS THING WITH STRINGS zuständig<br />
war, plus Madeline Bell & Leslie Duncan<br />
im Chor und Könnern wie Drummer Barry<br />
Morgan, Bassist Herbie Flowers und Big Jim<br />
Sullivan: Ellis’ Versionen von “Rainy Night<br />
In Georgia” oder – mutig – “It’s A Man’s<br />
Man’s World”, haben es in sich. Album 2<br />
entstand mit El<strong>to</strong>n <strong>John</strong>s alter Combo mit<br />
Caleb Quaye (g) und Roger Pope (dr). Mit<br />
Zoot Money, Jimmy McCulloch und Animals-Drummer<br />
<strong>John</strong> Steel als Gästen wagte<br />
sich Ellis an Stevie Wonders “I Don’t Know<br />
Why” und das Meisterstück der S<strong>to</strong>nes,<br />
“Gimme Shelter”, souverän. Klar durfte El<strong>to</strong>n<br />
nicht fehlen: “Take Me To The Pilot”.<br />
Glücksfall für Steve Ellis und für uns, dass<br />
diese Schätze doch noch auftauchten!<br />
(Talking Elephant/Import, 1969,<br />
10/35:22, 10/ 30:24) utw<br />
ROBIN TROWER<br />
STATE TO STATE<br />
Der Untertitel der Compilation, „Live Across<br />
America 1974–1980”, beschreibt den Inhalt<br />
der beiden CDs treffend. Nach seinen Tagen<br />
bei Procol Harum gelang Robin Trower eine<br />
formidable Karriere, eben nicht als Hendrix-<br />
Kopist, sondern als Musiker, der zwar Elemente<br />
von Jimi übernahm, diese aber in<br />
einen neuen Kontext setzte. Obwohl Trower<br />
schon im Studio traumhafte Alben einspielte,<br />
fühlten er und seine Mitmusiker sich auf der<br />
Bühne am wohlsten. Die Live-Aufnahmen –<br />
bislang unveröffentlicht – vermitteln einen<br />
Eindruck, wie emotional Trower seine Stücke<br />
spielte, besonders bei den Konzerten aus dem<br />
Jahr 1974, die die komplette erste, klanglich<br />
hervorragende CD ausmachen. “Lady Love”,<br />
“A Little Bit Of Sympathy” oder “Rock Me<br />
Bay” werden glühend heiß abgerockt. Die<br />
zweite CD beginnt mit “Daydream” und unter<br />
anderem seinem Klassiker “Too Rolling<br />
S<strong>to</strong>ned” und lässt mit einem fantastischen<br />
“Bluebird” aufhorchen. Allerdings sind die<br />
letzten sechs Tracks sowohl bezüglich des<br />
Sounds als auch der Musik schwächer. Insgesamt<br />
jedoch eine eindeutige Empfehlung!<br />
(Chrysalis/Warner, 2013, 10/51:26,<br />
14/67:55) fl<br />
CLIMAX BLUES BAND<br />
SENSE OF DIRECTION + STAMP<br />
ALBUM + GOLD PLATED<br />
Weiter geht’s mit den<br />
Wiederveröffentlichungen<br />
der Climax<br />
Blues Band durch<br />
das<br />
Esoteric-Label.<br />
Drei Mitte der 70er<br />
Jahre<br />
erschienene<br />
Scheiben Shib sind ddiesmal dran. „Eine grundsolide,<br />
angenehme und ehrliche Sache, ohne<br />
viel Kinkerlitzchen und falschen Glanz<br />
... Die Band versteht es, Bluesroots nicht<br />
permanent dick aufzutragen”, attestierte<br />
„Sounds” 1974 SENSE OF DIRECTION.<br />
Also der Scheibe, die mit dem an die frühen<br />
Fleetwood Mac erinnernden Titelsong<br />
einen echten Ohrwurm und reduzierten<br />
Saxofoneinsatz lieferte. Die Esoteric-Neuauflage<br />
kommt mit sechs Bonus-Tracks,<br />
darunter vier BBC-Gastspiele. Für das<br />
ein Jahr später folgende STAMP ALBUM<br />
(Ohrwurm: “Sky High”) lässt sich Ähnliches<br />
sagen (6 Bonus-Tracks, 4 x BBC)<br />
– Pete Haycock zauberte oft auf seiner<br />
Gitarre, kontrastiert von Colin Coopers<br />
Sax. Wiederum zwölf Monate später folgte<br />
GOLD PLATED, jetzt mit gleich acht spannenden<br />
Bonus-Tracks. Die LP enthielt den<br />
so genannten Climax-Signature-Song und<br />
Welthit “Couldn’t Get It Right”. Die Band<br />
agierte entspannt, rückte auch mal Funkrhythmen<br />
ins Zentrum, griff zudem auf<br />
Popmelodien zurück, ohne den britischen<br />
Rock<br />
Blues-Rock zu vernachlässigen. Bei diesem<br />
Reissue-Paket erwähnenswert sind Sorgfalt<br />
und Informationsgehalt bei den Booklets.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1974 + 1975 +<br />
1976, 14/61:15 + 15/64:08 + 16/61:38) pro<br />
PIXIES<br />
TROMPE LE MONDE<br />
Im Gegensatz zu<br />
SURFER<br />
ROSA<br />
oder<br />
DOOLITTLE<br />
widmeten sich die<br />
Pixies auf TROMPE<br />
LE MONDE den eher<br />
härteren Alternative-<br />
Klängen. Die von Studenten in Bos<strong>to</strong>n<br />
gegründete Band begann ihre Karriere im<br />
Punk-Dunstkreis, arbeitete jedoch schnell<br />
eine individuelle und hochmelodische Komponente<br />
heraus, die sie teilweise auch für das<br />
Pop-Publikum attraktiv machte. Songs wie<br />
“Sad Punk” oder “Space (I Believe In)” veranlassten<br />
zeitgenössische Kritiker dazu, das<br />
Album als Pixie-Heavy-Metal zu beschreiben,<br />
was für die Musik aber nur partiell<br />
zutrifft. “Letter To Memphis” ist Alternative<br />
mit angenehmen Melodien, die im Gegensatz<br />
zu den eher flachen Nirvana-Songs<br />
stehen. Mit Melodic Punk (“Head On”) oder<br />
dem im Rock’n’Roll verwurzelten “Lovely<br />
Day” beschritten die Pixies eindeutig eigene<br />
Wege. Die aktuelle Ausgabe, inklusive eines<br />
Booklets mit den Texten, klingt kompakter<br />
und breiter als vorherige Remaster.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1991,<br />
15/39:03) at<br />
FLYING COLORS<br />
LIVE IN EUROPE<br />
2012 überraschte die All-Star-Band um<br />
Steve Morse, Mike Portnoy und Steve<br />
Morse mit ihrem selbst betitelten Debütalbum,<br />
einem gelungenen Mix aus Pop, Rock<br />
und Prog, mit virtuosen, doch nicht ausufernden<br />
Solos, schönen Harmoniegesängen<br />
und abwechslungsreichen Songideen (keine<br />
Wunder, die Herren Portnoy und Morse<br />
sind bekennende Beatles-Fans). Während<br />
ihrer Europa-Tour wurde nun diese Doppelscheibe<br />
mitgeschnitten, die alle elf Songs<br />
des Debüts im knackigen Livegewand<br />
präsentiert. Ergänzt wurde das Set durch<br />
ausgesuchte Tracks aus der Vergangenheit:<br />
Spock’s Beards “June”, “Repentance” von<br />
Dream Theater, “Odyssey” von den Dixie<br />
Dregs sowie Endochines “Can’t Find A<br />
Way” – abgerundet durch Casey McPhersons<br />
Fassung von Cohens “Hallelujah” – an<br />
die traumhafte Version von Jeff Buckley<br />
kommt er allerdings nicht heran – sowie<br />
ein Solo von Top-Basser Dave LaRue. Insgesamt<br />
eine packende und vor Spielfreude<br />
strotzende Live-Scheibe!<br />
(Mascot/Rough Trade, 2013, 9/52:38,<br />
8/47:36) rg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LIPSTICK, POWDER & PAINT!<br />
THE NEW YORK DOLLS HEARD<br />
THEM HERE FIRST<br />
Die New York Dolls werden international<br />
oft als eine der einflussreichsten (wenn<br />
auch für viele eher unbekannten) Bands der<br />
Siebziger beschrieben, da sie neben einem<br />
deutlichen Glam-Einfluss den Punk vorwegnahmen<br />
– nicht unbedingt immer musikalisch,<br />
sondern bezüglich ihrer Einstel-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41<br />
Klaus Bönisch für<br />
KBK GmbH präsentiert:<br />
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CD<br />
REVIEWS<br />
gesang von Mia Simone runden den<br />
positiven Eindruck ab – mit dieser<br />
vielfältigen Scheibe rückt McBride<br />
in die aktuelle Blues-Rockspitze vor.<br />
(Nugene/Rough Trade, 2013,<br />
11/45:50) rg<br />
STEVE HACKETT<br />
GENESIS REVISITED: LIVE<br />
AT HAMMERSMITH<br />
Steve Hackett,<br />
bekannt<br />
geworden<br />
als<br />
innovativer Genesis-Gitarrist<br />
in deren Blütephase,<br />
hatte sich<br />
2012 zum zweiten Mal nach 1996 während<br />
seiner Genesis-Zeit entstandener<br />
Songs angenommen und ihnen einen<br />
stärker von seiner Gitarre geprägten<br />
Stempel aufgedrückt. Das Ergebnis<br />
war äußerst hörenswert und kam auch<br />
auf der folgenden „Genesis Revisited<br />
Tour” gut an, wie das jetzt geschnürte<br />
Paket aus Live-CD, Live-DVD und<br />
„Behind The Scenes”-Dokumentation<br />
verdeutlicht. Beim Konzert im Londoner<br />
Hammersmith Apollo am 10. Mai<br />
bekamen Hackett und Co. Verstärkung<br />
durch Nik Kershaw, <strong>John</strong> Wet<strong>to</strong>n,<br />
Amanda Lehman, Marillion-Gitarrist<br />
Steve Ro<strong>the</strong>ry und Jakko Jakszyk. Das<br />
Gros der Lieder entspricht dem von<br />
GENESIS REVISITED II, darunter<br />
eine über 27 Minuten gehende Version<br />
von “Supper’s Ready”. Hinzu kommen<br />
fünf Song von GENESIS REVISITED,<br />
beispielsweise Klassiker wie “I Know<br />
What I Like” und “Firth Of Fifth”.<br />
Das ist insofern gut, weil dadurch das<br />
womöglich beste Genesis-Album SEL-<br />
LING ENGLAND BY THE POUND<br />
angemessen gewürdigt wird.<br />
(InsideOut, 2013, 9/52:56, 9/65:17,<br />
2/16:55, 19/161:20, 37:24) an<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ALICE IN WONDERLAND &<br />
OTHER RAINY DAY GIRLS<br />
Der Titel des Doppeldeckers führt in<br />
die Irre – es sind keineswegs Garagen-Rock-Girls<br />
zu hören, sondern die<br />
bei derartigen Samplern längst übliche<br />
Kollektion herrlichster Geheimhits,<br />
verschütteter Perlen und (halb-)<br />
skurriler Fußnoten der Rock-His<strong>to</strong>ry,<br />
die hoffnungsvolle Jungmänner absonderten.<br />
Es wurden die Archive der<br />
Companies Sun und SSS Int’l durchforstet,<br />
weshalb hier Hammersongs<br />
wie “S<strong>to</strong>mpity S<strong>to</strong>mp” (The Jesters),<br />
“Dreamin’” (Randy & The Rest),<br />
“Confusion” (Half A World Away),<br />
“Money Man” (The United Notions)<br />
und “My Way Of Thinking” (Randy<br />
& The Radiants) zu entdecken sind.<br />
Und auch Neil Youngs “Cinnamon<br />
Girl” von den Gentrys weiß zu gefallen.<br />
Unablässig sind hier jede Menge<br />
derbfüßiger Kracher, ultra ausgefeilter<br />
Psycho-Ohrschmeichler und sogar<br />
hemmungslose Tearjerker zu hören,<br />
die bei kaum jemandem jemals auf<br />
dem Schirm aufblitzten. Ein jeder<br />
finde seine persönlichen Höhepunkte!<br />
Die CDs stecken in einem kleinen<br />
Buch mit eingeheftetem 24-Seiten-<br />
Booklet, das zwangsläufig unendlich<br />
viele Wissenslücken schließt. Vorbildliche<br />
Edition!<br />
(Charly/Soulfood, 2013, 20/53:05,<br />
20/54:02) hjg<br />
ROB TOGNONI<br />
CASINO PLACEBO<br />
Der 53-jährige Australier lebt sein<br />
Faib le für hard-rockige Riffs à la<br />
AC/DC und kraftvollen Blues-Rock<br />
auch auf seinem neuen Solo-Album<br />
aus. Als weitere Inspirationen nennt er<br />
Blues-Maestro B.B. King und Gitarrengott<br />
Jimi Hendrix. Natürlich stehen<br />
da ausschweifende Gitarrensoli, grundiert<br />
von kraftvoll-treibender Rhythmusgruppe,<br />
im Rampenlicht. Sein<br />
Gesang kann mit den Gitarrenkünsten<br />
allerdings nicht ganz mithalten. Außer<br />
dem kräftig blues-rockenden Beatles-<br />
Klassiker “Something” stammen<br />
alle Songs aus der Feder des fleißig<br />
<strong>to</strong>urenden Mannes aus Down Under,<br />
wobei nicht alle komposi<strong>to</strong>rischen<br />
Ideen zünden. Die Konkurrenz in diesem<br />
Umfeld ist hart (von Pat Travers,<br />
Leslie West bis Joe Bonamassa oder<br />
Aynsley Lister), doch Tognoni schlägt<br />
sich recht wacker.<br />
(Blues Boulevard Records/H’Art,<br />
2013, 12/46:56) rg<br />
CHRIS FARLOWE<br />
FARLOWE THAT!<br />
Chris Farlowe<br />
hat mittlerweile<br />
fünf Jahre<br />
lang keine neue<br />
Platte<br />
produziert,<br />
da sind<br />
Reissues willkommen<br />
– diese entstand t vor einem<br />
Jahrzehnt mit der Norman Beaker<br />
Band, oh, sorry, mit der Chris Farlowe<br />
Band natürlich. Den Soul-Touch<br />
schafft der Veteran wieder einmal,<br />
indem er seine langjährigen Vocal<br />
Chicks, Irene und Doreen Chanter,<br />
ins Boot holt. Ein weiterer Gesangspartner<br />
ist Van Morrison, der mit dem<br />
alten Thunderbird sein eigenes “Sitting<br />
On Top Of The World” summt<br />
und ihn 2010 auch im Vorprogramm<br />
seiner Tourneen führte. Favorit ist bei<br />
durchweg schlüssiger Songauswahl<br />
Delbert McClin<strong>to</strong>ns rasendes “Living<br />
It Down”, veredelt durch Miller Andersons<br />
Gitarrenarbeit. Zwei Bonus-<br />
Tracks bringen eine Liveversion des<br />
inzwischen überstrapazierten “(Standing<br />
On) Shaky Ground” und ein Enhanced<br />
Video der Ballade “I’ll Leave<br />
The Light On”, die auch im regulären<br />
Teil zu hören ist. Solide.<br />
(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2003/2013,<br />
16/60:35) utw<br />
Rock<br />
PREFAB SPROUT<br />
CRIMSON / RED<br />
Wieder einmal hat sich das Warten gelohnt.<br />
Paddy McAloon, Mas termind<br />
und mittlerweile einziges Mitglied der<br />
neugewellten Wundergruppe Prefab<br />
Sprout, liefert ein neues Bündel grandioser<br />
Songs ab, an denen er offenkundig<br />
längere Zeit herumfeilte, bis<br />
zur Perfektion. Bei “The Best Jewel<br />
Thief In The World”, “Adolescene”<br />
und “Devil Came To Calling” stehen<br />
halbelektronisch symphonische<br />
Klangschichten im Dienste unwiderstehlicher<br />
Melodien mit Eighties-Feeling,<br />
die sofort zünden. “The Old Magician”<br />
mit seinen Country-Elementen<br />
und ausufernden Keyboards braucht<br />
etwas länger, fasziniert aber ebenso.<br />
Und “Listen Of Possible Things” ist<br />
eine dieser herzerweichenden Balladen,<br />
die man nie vergisst. Das gesamte<br />
Album durchzieht eine eigentümliche<br />
Spannung, die dadurch entsteht, dass<br />
die melodisch einschmeichelnden<br />
Songs mittels ausgefuchster Klangeffekte<br />
merkwürdig „asynchron” arrangiert<br />
wurden; überall lauern gegen den<br />
Strich gebürstete Details. Rundum ein<br />
Meisterwerk!<br />
(Embassy Of <strong>Music</strong>/Warner, 2013,<br />
10/40:51) hjg<br />
TOMMY BOLIN<br />
WHIRLWIND<br />
Zephyr,<br />
Energy,<br />
James<br />
Gang,<br />
Moxy<br />
und Deep Purple<br />
hießen die<br />
Stationen<br />
des<br />
US-Gitarristen<br />
Tommy Bolin (1951–1976). 1 Die Doppel-CD<br />
WHIRLWIND dokumentiert<br />
Aufnahmen der Jahre 1972–1975,<br />
die die Entwicklung Bolins im Studio<br />
sowie den Weg diverser Songentwürfe<br />
und seine stilistischen Neigungen<br />
erkennen lassen. Neben der Rockaffinität<br />
auch die Liebe zum Funk, zu<br />
Jazzigem. Es handelt sich überwiegend<br />
um Outtakes und Demos, Jam-<br />
Dokumentationen – manches tauchte<br />
in veränderter Form bei der James<br />
Gang oder auf Bolins beiden Solo-<br />
Alben auf. Die Soundqualität ist des<br />
Öfteren suboptimal, und doch hat diese<br />
Veröffentlichung durchaus rockhis<strong>to</strong>rischen<br />
Wert – und lässt erahnen,<br />
was dieser so talentierte Gitarrist noch<br />
hätte liefern können, hätte ihn nicht<br />
seine Drogensucht zu früh ins Grab<br />
befördert.<br />
(Cleopatra/H’Art, 2013, 52:17,<br />
47:56) pro<br />
HOWE GELB<br />
THE COINCIDENTALIST<br />
Howe Gelb, bekannt geworden als<br />
Kopf der Alternative-Countryband<br />
Giant Sand, aus der auch die bekannteren<br />
Calexico hervorgegangen<br />
sind, tritt wieder einmal unter<br />
eigenem Namen mit einer CD in<br />
Erscheinung. Auf dem von <strong>John</strong> Parish<br />
(PJ Harvey) gemischten THE<br />
COINCIDENTALIST versammelt<br />
er Musiker wie Bonnie Prince Billy,<br />
Will Oldham, KT Tunstall und Steve<br />
Shelley (Sonic Youth), die mit dem<br />
Amerikaner auf die Zeitreise in die<br />
Country- und Jazz-Clubszene der<br />
40er, 50er und 60er Jahre gehen.<br />
Denn nahezu jedes eingesetzte Instrument<br />
hört sich mindestens ge-<br />
DEEP<br />
PURPLE<br />
LIVE<br />
AUFGENOMMEN IN MELBOURNE, AUSTRALIEN<br />
AUF DER 1984ER REUNION-TOUR<br />
Das Konzert zeigt das<br />
klassische Mark II line-up mit<br />
RITCHIE BLACKMORE · IAN GILLAN<br />
ROGER GLOVER · JON LORD · IAN PAICE<br />
Enthält diese Klassiker:<br />
SMOKE ON THE WATER · SPEED KING<br />
PERFECT STRANGERS · CHILD IN TIME<br />
STRANGE KIND OF WOMAN<br />
KNOCKING AT YOUR BACK DOOR<br />
BLACK NIGHT · HIGHWAY STAR<br />
und viele weitere...<br />
Ab sofort erhältlich!<br />
als DVD, 2-CD & DVD und 2-LP & 2-CD & DVD<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43
CD<br />
REVIEWS<br />
fühlte 40 Jahre alt an. Dabei bekommt<br />
jeder Song eine eigene Note, und trotzdem<br />
sind sie alle typisch Howe Gelb: der<br />
Wüste entsprungen, rauchig, klimpernd,<br />
reduziert und trotzdem irgendwie direkt.<br />
Am schönsten ist das Album, wenn<br />
der Meister der alten Töne einen Schritt<br />
zurücktritt und den Platz der jungen KT<br />
Tunstall überlässt. Beim Rest stimmt aber<br />
auch jeder Ton, und wenn einmal doch<br />
nicht, dann hat das durchaus seine Berechtigung.<br />
(New West/ADA Warner,<br />
2013, 11/36:05) an<br />
HUMBLE PIE<br />
PERFORMANCE: ROCKIN’ THE<br />
FILLMORE (THE COMPLETE<br />
RECORDINGS)<br />
Im Mai 1971 spielte<br />
das britische Quartett<br />
Humble Pie an<br />
zwei aufeinanderfolgenden<br />
Tagen vier<br />
Shows im New Yorker<br />
Fillmore East,<br />
die komplett mitgeschnitten wurden und als<br />
Grundlage für jenes Live-Album dienten,<br />
das im selben Jahr als Doppel-LP auf den<br />
Markt kam. Dabei nahmen Dr. <strong>John</strong>s ”I<br />
Walk On Gilded Splinters” und die Muddy-<br />
Waters-Nummer ”Rollin’ S<strong>to</strong>ne” mit über<br />
23 bzw. gut 16 Minuten Spieldauer allein<br />
je eine LP-Seite ein, und mit Ausnahme<br />
der Eigenkomposition ”S<strong>to</strong>ne Cold Fever”<br />
griff man für die Setliste auch ansonsten auf<br />
Blues- bzw. R&B-Klassiker zurück, denen<br />
man allerdings ein ganz eigenes, rockiges<br />
Soundkostüm verpasste. Nun liegen die<br />
Songs aller vier Shows neu abgemischt in<br />
einer 4-CD-Box vor, mit der Konsequenz,<br />
dass die sieben Tracks der Erstveröffentlichung<br />
hier in bis zu vier Versionen vertreten<br />
sind. Im 20-seitigen Booklet äußern sich zudem<br />
die beiden noch lebenden Humble-Pie-<br />
Mitglieder Peter Framp<strong>to</strong>n und Jerry Shirley<br />
zur Entstehungsgeschichte des Albums<br />
sowie zu den einzelnen Songs.<br />
(A&M/Universal, 2013, 5/55:24, 6/72:09,<br />
5/50:56, 6/65:59) ms<br />
ANDERS OSBORNE<br />
PEACE<br />
Erst im Februar dieses Jahres erschien<br />
Anders Osbornes 6-Track-Single THREE<br />
FREE AMIGOS, und nun liegt bereits ein<br />
komplettes neues Album des Roots-Rockers<br />
aus New Orleans vor. PEACE ist,<br />
wie praktisch alles aus seiner Werkstatt,<br />
vollauf gelungen. Die Mischung aus herzergreifenden<br />
Songs, fesselndem Gesang<br />
und sengendem Gitarrenspiel, aus dem<br />
sich oft stechende Soli herausschälen,<br />
könnte allenfalls in Details noch verbessert<br />
werden. Osborne selbst sagt über das<br />
Album: „Die Songs fällen keine Urteile.<br />
Ich berichte nur über Tatsachen und beschreibe<br />
sie aus einer helleren Perspektive<br />
als früher. Es gibt weniger Dämmerung<br />
und Dunkelheit, dafür viel mehr Sonnenlicht.<br />
Die Ergebnisse sind besser, als<br />
ich erwartet hatte. Die treibenden Töne<br />
klingen frei und natürlich. Dies ist eine<br />
der coolsten Platten, die ich je gemacht<br />
habe.” Und diesem Urteil kann man bedenkenlos<br />
vertrauen.<br />
(Alliga<strong>to</strong>r/inakustik 2013, 11/50:53) hjg<br />
THE CONTRAST<br />
A SINISTER FLICK<br />
Sie singen zwar “We Are The Monsters”,<br />
aber so harmonisch-dreistimmig, wie das<br />
ankommt, glaubt man kein Wort davon:<br />
Dies ist Power-Pop feinster Sorte aus dem<br />
englischen Peterborough, die siebte Platte<br />
der Ex-Van-Zandt-Vertragspartner! Es wird<br />
viel mit E-Gitarren gemacht (Leadsänger<br />
David Reid und Kieran Wade), Bass &<br />
Drums (Richard Mackman und Thorin Dixon)<br />
legen ein scharfes Fundament – aber<br />
es gibt auch keine Vorurteile gegen fantasievollen<br />
Einsatz von Syn<strong>the</strong>sizern. “Mr<br />
Antenna” klingt, als wär’s ein Stück von<br />
Madness, bei “The Corndog Queen” lassen<br />
die Kinks grüßen, und in “Balloon Man”<br />
verkörpern The Contrast, deren Namen<br />
man auf eine „Comedy Of Manners” aus<br />
dem 18. Jahrhundert zurückführen kann,<br />
eine harte Version von den Byrds. Dabei<br />
wird keineswegs abgekupfert, sondern<br />
der Hörer bekommt frische Kreationen in<br />
einem bewährten Fahrwasser.<br />
(Angel Air/Fenn, 2013, 16/52:45) utw<br />
CITY<br />
DANKE ENGEL<br />
City-Fans kennen<br />
den titelgebenden<br />
Track „Danke Engel”<br />
schon von<br />
der 2012er Platte<br />
FÜR IMMER<br />
JUNG. War er da<br />
noch ein beinahe bi unscheinbares hi Lied, avancierte<br />
das Stück live zu einem echten Konzerthighlight.<br />
Auf den Bühnen entwickelte<br />
sich der Song immer weiter, als müsse eine<br />
gute Nummer erst einen Reifungsprozess<br />
durchmachen. So, wie der Titel inzwischen<br />
gespielt und geliebt wird, ist er nun<br />
neben vier weiteren neuen Songs auf dem<br />
aktuellen Album zu hören. Die fünf frischen<br />
Studio produktionen machen etwa ein<br />
Drittel des Werkes aus, zuvor gibt es einen<br />
zehn Stücke umfassenden Livemitschnitt<br />
eines Unplugged-Konzertes aus dem Landesfunkhaus<br />
Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Das Berliner Quintett setzt dabei auf bewährtes<br />
Material, allerdings ganz ohne<br />
“Am Fenster” und “Casablanca”. Das steht<br />
dem Werk gut, ebenso die innovative Herangehensweise<br />
in der Akustikumsetzung.<br />
Die Gänsehautnummer “Tamara” (der<br />
vers<strong>to</strong>rbenen Silly-Sängerin gewidmet)<br />
zielt einmal mehr ins Herz, mit einigen Instrumentals<br />
und wenigen Cover-Versionen<br />
(Wolfgang Ambros, Bettina Wegner, Goran<br />
Bregovic) gelingt es dem Fünfer, sich<br />
von einer bisher unbekannten Seite zu<br />
zeigen. Der CD liegt noch eine DVD bei,<br />
unplugged in Schwerin und laut in Wismar.<br />
Hier ist ganz zum Schluss dann doch noch<br />
“Am Fenster” zu haben.<br />
(Sechzehnzehn/Buschfunk, 2013,<br />
15/63:54) che<br />
FISH<br />
A FEAST OF CONSEQUENCES<br />
Finster sah es aus in den letzten Jahren<br />
für den ehemaligen Marillion-Frontmann<br />
Fish, der Schotte schien definitiv auf der<br />
Verliererseite des Lebens angekommen<br />
zu sein: Diverse Krankheiten belagerten<br />
ihn, vor allem am für einen Sänger lebenswichtigen<br />
Stimmband, keine Plattenfirma<br />
in Sicht, es gab Hochzeiten, die entweder<br />
kurz vorher von der Braut abgesagt wurden<br />
oder nach wenigen Monaten hinfällig<br />
waren. Und das letzte Album 13TH STAR<br />
war auch schon wieder vor mehr als fünf<br />
Jahren erschienen und kein Highlight.<br />
Doch der Hüne rappelte sich hoch, ließ sich<br />
von nichts und niemandem beirren – und<br />
legt mit A FEAST OF CONSEQUENCES<br />
ein Meisterwerk vor, das nahtlos an seine<br />
ersten Soloscheiben wie VIGIL IN A WIL-<br />
DERNESS OF MIRRORS oder INTER-<br />
NAL EXILE anknüpft: epischer Rock,<br />
kraftvolle Stimme, aus ufernde Arrangements.<br />
Muss man nicht mögen. Kann man<br />
aber unbedingt.<br />
(Fishy Records/Eigenvertrieb,<br />
2013, 11/66:58) mfg<br />
SAXON<br />
UNPLUGGED AND STRUNG UP<br />
+ HEAVY METAL THUNDER<br />
Zum zweiten Mal<br />
nach 2002 vollziehen<br />
Saxon, einstige<br />
Speerspitze der New<br />
Wave Of British<br />
Heavy Metal, eine<br />
Neubewertung von<br />
Hard-Rock-Klassikern. Während die Musiker<br />
um Sänger Biff Byford auf HEAVY<br />
METAL THUNDER vor über einer Dekade<br />
ihre bekanntesten Songs im Gewand<br />
des zeitgenössischen Heavy Metal „erneuerten”,<br />
worunter sie zwar mehr Druck<br />
erhielten, dafür aber auch an Charme verloren,<br />
gehen die Briten bei UNPLUGGED<br />
AND STRUNG UP andere hörenswerte<br />
Wege. Wie der Titel des Albums vermuten<br />
lässt, sind einige Songs neu im Streichersound<br />
eingekleidet, andere wiederum<br />
kommen nun akustisch daher. Wiederum<br />
andere fallen als simple Neueinspielung<br />
aus diesem Konzept heraus, aber durchaus<br />
nicht in der Qualität ab. Das Streicherexperiment<br />
ist bei epischen Songs wie<br />
“Crusader” und “The Eagle Has Landed”<br />
gelungen, auch die Akustikversionen gefallen.<br />
Vor allem “Frozen Rainbow” vom<br />
ersten, eigentlich vernachlässigbaren<br />
Album ragt heraus und ist eine echte<br />
Überraschung, die fast schon an balladeske<br />
Hard/Heavy-Klassiker wie Scorpions<br />
“Still Loving You” oder Aerosmiths<br />
“Dream On” heranreicht. Die Digipak-<br />
Edition enthält zusätzlich HEAVY ME-<br />
TAL THUNDER.<br />
(UDR/ADA Warner 2013, 14/67:47,<br />
2002, 13/61:36) an<br />
STRYPER<br />
NO MORE HELL TO PAY<br />
Man könnte gehässig sein und feststellen,<br />
dass Stryper in Sachen musikalischer Entwicklung<br />
vor allem einen enormen Spielraum<br />
nach oben hatten, weshalb es der<br />
Band nicht schwergefallen sein dürfte,<br />
mit NO MORE HELL TO PAY das bisher<br />
beste Album ihres Schaffens vorzulegen.<br />
Allerdings waren die etwas zum Kitsch<br />
neigenden LPs der 80er Jahre keineswegs<br />
schlecht und ist das aktuelle Werk von einer<br />
Qualität, die den US-amerikanischen<br />
White-Metallern selbst leidenschaftliche<br />
Anhänger kaum zugetraut hätten. “Saved<br />
By Love” oder “Legacy” sind wuchtige<br />
Metal-Bretter, “Revelation” ist eine<br />
Rock<br />
leuchtende Hymne, der Gospelstandard<br />
“Jesus Is Just Alright” (zum Beispiel The<br />
Byrds, Doobie Broth ers) erfährt als knackige<br />
Heavynummer eine Frischzellenkur,<br />
und “Marching In<strong>to</strong> Battle” strotzt<br />
vor Selbstbewusstsein. Die Lyrics sind<br />
wie immer Geschmacksache, bei dieser<br />
hervorragenden Musik lässt man sich<br />
allerdings sogar die Preisung des Herrn<br />
gefallen.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2013, 12/54:07) jub<br />
ROBERT WYATT<br />
‘68<br />
Als „missing links<br />
in my life’s work”<br />
bezeichnet<br />
Robert<br />
Wyatt die Zusammenstellung<br />
dieser<br />
Aufnahmen aus dem<br />
Jahr 1968. Die vier<br />
Songs (darunter zwei bislang unveröffentlicht)<br />
entstanden in Hollywood und New<br />
York im Anschluss der US-Tour, auf der<br />
seine Band Soft Machine als Vorgruppe der<br />
Jimi Hendrix Experience auftraten. Bei dem<br />
schon von der Wyatt-Compilation FLOT-<br />
SAM JETSAM her bekannten “Slow Walkin’<br />
Talk” wirkt dann auch Hendrix an der<br />
Bassgitarre mit. Das verschollen geglaubte<br />
“Chelsa”, mit einem Text von Kevin Ayers,<br />
enthält musikalische Leitmotive, die dann<br />
so ähnlich auf dem ersten Matching-Mole-<br />
Album zu hören waren. Die aus zwei älteren<br />
Liedern Wyatts hervorgegangene und in dieser<br />
Aufnahme erstmals verschmolzene, aber<br />
schon auf Soft Machines BACKWARDS zu<br />
findende 20-Minuten-Suite “Moon In June”<br />
landete später neu eingespielt auf dem Soft-<br />
Machine-Klassiker THIRD. Das ebenfalls<br />
lange “Rivmic Melodies” stellt wiederum<br />
die Basis der ersten Seite des zweiten Albums<br />
der Band und ist dieser Version ebenfalls<br />
zum ersten Mal auf Tonträger zu hören.<br />
Die Qualität der Aufnahmen ist eher nur<br />
passabel, der Fan wird sie gerade deswegen<br />
schätzen, da sie dem kauzigen Gesangsstil<br />
Wyatts zusätzlichen Charme verleiht.<br />
(Cuneiform/Broken Silence,<br />
2013, 4/46:57) an<br />
GANDALF<br />
(SIEBEN ALBEN)<br />
Anhänger esoterisch angehauchter Instrumentalklänge<br />
lieben die üppigen Soundlandschaften<br />
des Multi-Instrumentalisten Heinz<br />
Strobl alias Gandalf, da man sich mit ihrer<br />
Hilfe prächtig in imaginäre Fantasieorte katapultieren<br />
kann. Spötter hingegen werfen<br />
dem Niederösterreicher mit Wahlheimat<br />
Wien vor, dass der Anteil von Kitsch bei weitem<br />
dem hehrer Kunst überlegen ist. Gandalf<br />
selbst, der sich seit seit über drei Jahrzehnten<br />
einer Musik verschrieben hat, die man „elektronische<br />
New Age” nennt, zuckt nur mit den<br />
Schultern, wenn es darum geht, die eigene<br />
Arbeit zu kategorisieren: „Das ist mir so was<br />
von egal”, lacht der 60-Jährige, „am ehesten<br />
ist es vermutlich Wohlfühlmusik.” Seit Anfang<br />
dieses und bis Anfang nächsten Jahres<br />
erscheinen digital remastert die sieben vermutlich<br />
schönsten Alben des Österreichers<br />
auf CD, vier davon sind bereits erhältlich.<br />
Es handelt sich um FROM SOURCE TO<br />
SEA (1988), THE STONES OF WISDOM<br />
(1989), SYMPHONIC LANDSCAPES<br />
(1990) sowie die opulente 3-CD-Box GAL-<br />
Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
LERY OF DREAMS, bei der Ex-Genesis-<br />
Gitarrist Steve Hackett mitgewirkt hat und<br />
die ursprünglich 1992 auf den Markt kam.<br />
Diese Platten sind bereits veröffentlicht. Im<br />
nächsten Jahr kommen THE UNIVERSAL<br />
PLAY (1987), INVISIBLE POWER (1989)<br />
und das von J.R.R. Tolkiens „Der Herr der<br />
Ringe” inspirierte VISIONS 2001, das 2000<br />
das Licht der Welt erblickte. Wer sich für<br />
mehrere Stunden in eine andere, wohligere<br />
Welt beamen möchte, der ist mit der Anschaffung<br />
dieser CDs bestens beraten.<br />
(BSC <strong>Music</strong>/Rough Trade)<br />
mfg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
PETE TOWNSHEND’S<br />
JUKEBOX: THE MUSIC THAT<br />
INSPIRED THE MAN<br />
Mit Jahrgang 1945<br />
waren für Pete<br />
Townshends musikalische<br />
Sozialisation<br />
zunächst Jazz, Skiffle<br />
und Blues von<br />
Belang, eine Vorliebe<br />
für Rock’n’Roll, ’R so der Musikjournalist<br />
Derek Barker in den umfangreichen Liner-<br />
Notes, sei in seinen jungen Jahren hingegen<br />
„nur eine kurzlebige Episode” gewesen.<br />
Ergo finden sich auf dieser Compilation<br />
Beispiele für besagte Genres, aber auch<br />
für weitere Einflüsse wie etwa die Everly<br />
Bro<strong>the</strong>rs oder Bob Dylan. Dokumentiert<br />
sind mit Songs wie James Browns ”I Don’t<br />
Mind” und Eddie Cochrans ”Summertime<br />
Blues” zudem Titel, die von den Who gecovert<br />
wurden. Dass es sich dabei nicht<br />
um eine willkürliche Zusammenstellung<br />
Copyright-freier Aufnahmen handelt, belegen<br />
Interviewäußerungen und Zitate aus<br />
Towns hends Au<strong>to</strong>biografie in den Erläuterungen<br />
zu den einzelnen Songs im Booklet.<br />
(Chrome Dreams/inakustik, 2013,<br />
28/75:59) ms<br />
GARY NUMAN<br />
SPLINTER (SONGS FROM A<br />
BROKEN MIND)<br />
Mit seiner Band Tubeway Army, mit dem<br />
Welthit “Are Friends’ Electric” legte Gary<br />
Numan bereits Ende der 70er den Grundstein<br />
für den Erfolg von 90s-Bands wie den<br />
Nine Inch Nails oder The Prodigy, heutzutage<br />
zeigt der britische Elektropop-Pionier<br />
keine Scheu, den Sound seines neuen Albums<br />
genau in die Richtung seiner eigenen<br />
Nachfolger zu trimmen. Obwohl im sonnigen<br />
L.A. aufgenommen ist auf SPLIN-<br />
TER (SONGS FROM A BROKEN MIND)<br />
aber auch gar nichts von der lässigen Westcoast-Stimmung<br />
dieser Stadt zu spüren, dafür<br />
lebt es von Riff-getriebenem Industrial-<br />
Rock, der so düster und so unversöhnlich<br />
wie schon lange nicht mehr aus den Boxen<br />
quillt. Somit verzichtet Numan auf jeglichen<br />
nostalgischen Blick zurück und hat<br />
mit seinem neuen Werk die Klippe, sich<br />
dauernd in unterschiedlichen Variationen<br />
selbst zu wiederholen, gekonnt umschifft.<br />
(Cooking Vinyl/Indigo, 2013, 12/54:52) tk<br />
BLACK OAK ARKANSAS<br />
BACK THAR N’ OVER YONDER<br />
Neues Guns N’ Roses-Album? Könnte man<br />
meinen, denn der Sänger, der Testesterongeladen<br />
und quängelnd durch die 15 Lieder<br />
von BACK THAR N’ OVER YONDER<br />
brettert, klingt erschreckend nach Axl<br />
Roses Nöhlorgan. Tatsächlich ist deren<br />
Besitzer, Jim „Dandy” Mangrum, um einige<br />
Jährchen älter als der ewige Rotzlöffel<br />
Rose – seine Band Black Oak Arkansas<br />
existiert seit den späten 1960ern, im darauf<br />
folgenden Jahrzehnt konnte die Formation<br />
satte zehn Alben mit Boogie-infiziertem<br />
Blues-Rock in den US-Charts platzieren.<br />
Ab 1980 allerdings galt Sendepause, Platten<br />
wurden nur sporadisch veröffentlicht<br />
und waren erfolglos, die letzte 1999. Umso<br />
erstaunlicher jetzt das aktuelle Werk, das<br />
allerdings kein richtig neues ist: Fünf der<br />
Stücke sind frisch, der Rest zehn bislang<br />
unveröffentlichte Stücke aus den frühen<br />
1970ern. Egal – der rumpelnde Blues-Boogie<br />
geht prächtig ab!<br />
(Atlantic/Warner, 2013, 15/56:39) mfg<br />
BARRY RYAN<br />
SINGING THE SONGS OF<br />
PAUL RYAN<br />
Mit dem von seinem<br />
Zwillingsbruder Paul<br />
komponierten<br />
Hit<br />
“Eloise” hat Barry<br />
Ryan zweifellos einen<br />
der wichtigen<br />
Evergreens der Dekade<br />
kd eingesungen. Der geschickt komponierte<br />
und ideenreich arrangierte Titel<br />
strahlt noch bis in die Moderne aus, wobei<br />
nicht die Güte von Popnummern wie “The<br />
Colour Of My Love”, “I Will Bring You<br />
Love” und zum Beispiel “My Mama” vergessen<br />
werden darf, die besonders durch<br />
das üppig und dynamisch clever gesetzte<br />
Orchester ihr Wirkung entfalten. Die CD-<br />
Compilation enthält neben SINGING THE<br />
SONGS OF PAUL RYAN den ebenbürtigen<br />
Nachfolger BARRY RYAN, der nach<br />
Meinung vieler einem Scott Walker musikalisch<br />
sicherlich das Wasser reichen kann.<br />
Als Bonus erscheinen zwei leichtgewichtigere<br />
Tracks, die in den Sixties nur in Brasilien<br />
auf den Markt kamen. Das 16-seitige<br />
Booklet kann mit Fo<strong>to</strong>s und Hintergrundinformationen<br />
aufwarten.<br />
(Rev-Ola/Rough Trade, 1968/1969,<br />
25/77:32) at<br />
Rock<br />
SILLY<br />
KOPF AN KOPF – LIVE<br />
Silly sind die einzige ostdeutsche Band,<br />
die schon in der DDR Erfolge feierte und<br />
der es später gelang, mit ausschließlich<br />
neuem Material Platin einzuheimsen. Das<br />
war 2010, ihr Album ALLES ROT war das<br />
Comeback der Stunde. KOPF AN KOPF<br />
aus diesem Jahr war ein ähnlicher Wurf.<br />
Aus dem Stand heraus platzierte sich die<br />
Platte auf 2 in den Media Control Charts<br />
(nur Depeche Mode verkauften mehr), mittlerweile<br />
gab es Gold. Die Vorgehensweise,<br />
vielschichtigen Ideenreichtum mit einem<br />
gesunden Hang zum Perfektionismus zu<br />
koppeln, machte sich ein weiteres Mal bezahlt.<br />
Mit der gleichen Akribie gehen die<br />
Musiker um Sängerin und Schauspielerin<br />
Anna Loos auch live vor. Ein Silly-Konzert<br />
ist jedesmal ein Fest der Sinne, mit voller<br />
Wucht trifft es Herz und Verstand. Nachzuerleben<br />
auf KOPF AN KOPF – LIVE,<br />
einem Mitschnitt von Anfang September<br />
aus dem Leipziger Haus Auensee. Das Gros<br />
der Songs stammt – wie der Albumtitel vermuten<br />
lässt – vom letzten Studiorelease, es<br />
gibt ein paar Hits von ALLES ROT sowie<br />
eine Handvoll Klassiker wie “Bataillon<br />
d’Amour” und “Mont Klamott” aus den<br />
Achtzigern und “Asyl im Paradies” aus den<br />
Neunzigern. Als Überraschungsgast ist Rea<br />
Garvey (Ex-Reamonn) dabei. Neben der<br />
Doppel-CD erscheint das Konzert auch auf<br />
DVD und Blu-ray, hier in allerfeinster HDund<br />
Surround 5.1-Qualität.<br />
(Island/Universal, 2013,<br />
11/61:47 + 11/63:15) che<br />
JETHRO TULL<br />
BENEFIT<br />
Jethro Tulls drittes<br />
Studio-Album BE-<br />
NEFIT (1970) steht<br />
bis heute im Schatten<br />
des Vorgängers<br />
und<br />
Nachfolgers<br />
STAND UP und<br />
AQUALUNG. Zugegeben: mit der schnell<br />
durchschlagenden Qualität der anderen beiden<br />
kann das unspektakulärere BENEFIT<br />
nicht mithalten. Doch beim Wieder- und<br />
Wiederanhören entfalten die zehn, allesamt<br />
in Moll gehaltenen Songs langsam ihre hypnotische<br />
Kraft. Knaller wie “Bourée” und<br />
“Locomotive Breath” fehlen zwar – ihr Eingängigkeitspulver<br />
hatten Ian Anderson und<br />
Co. mit der Vorab-Single “Sweet Dream”<br />
verschossen. Doch auf ihrem ersten Album<br />
mit Keyboarder <strong>John</strong> Evan verabschiedeten<br />
sie sich endgültig von ihren Bluesanfängen<br />
und bauten ihren hard-rockigen, folkgetönten<br />
Progressive Rock aus. Es gibt wunderbare<br />
Balladen wie “Alive And Well And<br />
Living In” und “Sossity;, You’re A Woman”<br />
sowie wuchtige Rocker wie “To Cry You A<br />
Song”. Wie schon die Alben STAND UP,<br />
AQUALUNG und THICK AS A BRICK<br />
erscheint nun auch BENEFIT in einer<br />
2CD/1Audio-DVD-Collec<strong>to</strong>r’s Edition.<br />
Scheibe eins enthält die zehn Songs des Originalalbums<br />
in einem neuen (kristallklaren!)<br />
Stereomix, plus vier Bonustitel, darunter<br />
die Singles “Sweet Dream” und “Teacher”.<br />
Silberling zwei beinhaltet 16 Aufnahmen<br />
aus dem Umfeld von BENEFIT, darunter<br />
“The Witch’s Promise” sowie Single- oder<br />
Monoversionen vieler Songs von der ersten<br />
CD. Highlight ist die Audio-DVD: Sie bietet<br />
das Album in einem Surroundmix in Dolby<br />
Digital 5.1 und 96/24-Auflösung sowie die<br />
UK- und US-Versionen mit unterschiedlichen<br />
Tracklistings.<br />
(Chrysalis/Warner, 1970–2013,<br />
15/65:09, 16/58:03, 15/65:06) frs<br />
PLACE VENDOME<br />
THUNDER IN THE DISTANCE<br />
Mit Place Vendome, einer Idee des Frontiers-<br />
Machers Serafino Perugio, scheint Michael<br />
Kiske endlich zufrieden zu sein. Nach seinem<br />
Rausschmiss bei Helloween 1993 machte<br />
der Sänger vor allem als Obermimose von<br />
sich reden, die im Heavy Metal plötzlich<br />
den Hort des Bösen erkannt haben wollte<br />
und gegen diese Szene zu Felde zog. Mittlerweile<br />
hat Kiske mit Vergangenheit, Helloween<br />
und Fans Frieden geschlossen. Heavy<br />
Metal macht er auch wieder, wenngleich<br />
THUNDER IN THE DISTANCE, das zweite<br />
Place-Vendome-Album, dann doch eher eine<br />
aufgeweichte und sehr keyboardlastige AOR-<br />
Variante darstellt, deren Qualität durchwach-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45
CD<br />
REVIEWS<br />
sen ist. Während zum Beispiel “Talk To Me”<br />
und “My Heart Is Dying” äußerst gelungen<br />
sind und ein eigenes Gesicht haben, sind unter<br />
anderem “It Can’t Rain Forever” und “Maybe<br />
Tomorrow” Radio-Rock von der Stange.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2013, 13/52:50) jub<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
VIRGIN RECORDS: 40 YEARS<br />
OF DISRUPTIONS<br />
„40 Jahre der Brüche”,<br />
so heißt der Titel<br />
dieser Zusammenstellung<br />
auf Deutsch,<br />
sagt damit viel darüber<br />
aus, wie Virgin<br />
sich selbst sieht. Und<br />
ttählih tatsächlich, blikt blickt man auf die letzten 40<br />
Jahre zurück, fallen einem zahlreiche Situationen<br />
ein, in der sich diese Plattenfirma<br />
für das Unerwartete entschieden hat. Ganz<br />
zu Anfang, schon der Beginn mit Mike Oldfields<br />
TUBULAR BELLS, war eine gewagte<br />
Entscheidung: das entrückte Solowerk eines<br />
vers<strong>to</strong>ckten Gitarristen mit einem Track pro<br />
LP-Seite, eine Gewinn versprechende Investition<br />
sieht anders aus. Drei Jahre später die<br />
von allen anderen Labels abgelehnten Sex<br />
Pis <strong>to</strong>ls unter Vertrag zu nehmen, grenzte an<br />
kommerziellen Wahnsinn, später sorgte Labelchef<br />
Richard Branson für friedliche Koexistenz<br />
zwischen so unterschiedlichen Acts<br />
wie Phil Collins, Malcolm McLaren, Neneh<br />
Cherry und Massive Attack. Noch vor gar<br />
nicht so langer Zeit vereinte das Label lieblichen<br />
Girlie-Pop der Spice Girls mit harschem<br />
Electro-Pop von Daft Punk, mit Newcomern<br />
wie Naughty Boy und Bas tille hat<br />
es auch aktuell brandheiße Eisen im Feuer.<br />
Dementsprechend bunt und abwechslungsreich<br />
ist auch die Trackliste der beiden randvollen<br />
CDs, die einen durch 40 Jahre Virgin<br />
Records führen. Auf der dritten CD durften<br />
sich sechs junge Acts an altbekannten Songs<br />
versuchen: Bastille covern “(I Just) Died In<br />
Your Arms”, KT Tunstall “Sledgehammer”<br />
und Josh Record wagt sich an “Only You”.<br />
(Virgin/Universal, 2013, 19/79:33,<br />
21/79:31, 6/23:05) tk<br />
SEVENTH KEY<br />
I WILL SURVIVE<br />
Der Name Seventh Key ist im melodischen<br />
Heavy-Rockbereich ein klangvoller. Kansas-<br />
Fans haben sich längst abgeschminkt, dass<br />
Billy Greer, langjähriger Bassist der Band,<br />
auch nur annähernd Elemente des verzwackten<br />
Prog-Rock seiner Stammformation übernommen<br />
haben könnte. Allerdings ist auch<br />
auf Album Nummer drei der Hang zu anspruchsvollen<br />
Kompositionen unverkennbar<br />
– in der ersten Hälfte von I WILL SURVIVE<br />
scheinen die Styx der Spät-70er den Damn<br />
Yankees zu begegnen. Das Akustikstück<br />
“Sea Of Dreams” setzt der bis hier ohnehin<br />
schon beeindruckenden Scheibe ein Krönchen<br />
auf. Der zweite Teil der CD ist noch<br />
Rockradio-tauglicher. Blitzsauber gehen<br />
Stücke wie “Time And Time Again” oder<br />
“Only The One” ins Ohr. Selbst die Powerballade<br />
“What Love’s Supposed To Be” ist<br />
tadellos. Und am Ende gibt es mit “I Want<br />
It All” nicht etwa ein Queen-Cover, sondern<br />
noch einmal einen leicht progressiven Rock-<br />
Rubin, der einen auf den nächsten Durchlauf<br />
des Albums vorbereitet.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2013, 11/51:29) jub<br />
NIK TURNER<br />
SPACE GYPSY<br />
Der ehemalige Saxofonist und Flötist der<br />
Space-Rock-Institution Hawkwind legt im<br />
reifen Alter von 73 Jahren ein neues Solo-<br />
Album vor, welches sich au<strong>the</strong>ntisch im<br />
musikalischen Fahrwasser seiner früheren<br />
Band bewegt. Somit wabern Mellotronflächen<br />
über hypnotischen Rhythmusteppichen,<br />
psychedelische, oszillierende<br />
Effekte begleiten Turners Solos, dazu gesellen<br />
sich immer wieder druckvolle Gitarrenriffs,<br />
exotische Keyboardklänge und<br />
halliger Gesang. Turner und seine Mannen,<br />
u.a. Jürgen Engler von Die Krupps, überzeugen<br />
durch gelungene Space-Trips, die<br />
nicht nebulös und endlos ausgewalzt im<br />
Nirvana stranden, sondern genau die richtige<br />
Länge haben. Nichts Neues im Weltall<br />
– doch zeitlos.<br />
(Cleopatra/H’Art, 2013,<br />
10/50:38) rg<br />
DAVE CLARK FIVE<br />
SHOUT! LIKE NEVER BEFORE<br />
„20 Rarities in true<br />
stereophonic sound<br />
for <strong>the</strong> first time”<br />
lautet der Untertitel<br />
dieser neuen Dave-<br />
Clark-Five-Selektion.<br />
Geboten werden<br />
Evergreens wie “Hurting Inside”, “Over<br />
And Over”, “Catch Us If You Can”, “Because”<br />
und “Bits And Pieces” zum ers ten<br />
Mal außerhalb von Graumarktware in<br />
echtem Stereo, was für Sammlernaturen,<br />
aber auch „normale” Fans der Gruppe<br />
um Trommler Dave Clark und den vielseitigen<br />
Sänger Mike Smith durchaus<br />
reizvoll ist. Ergänzend dazu gibt es den<br />
bisher unveröffentlichten Isley-Bro<strong>the</strong>rs-<br />
Klassiker “Shout!” in einer Aufnahme<br />
von 1963 und ein paar Tracks aus dem<br />
Proberaum sowie unveröffentlichte Alternativversionen.<br />
(Smith Records/Cargo 2013,<br />
21/48:48) hjg<br />
ALABAMA<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Mit sagenhaften 41 Nr.1-Hits in den amerikanischen<br />
Country-Charts gehören Alabama<br />
ohne Zweifel zu den erfolgreichsten<br />
Bands des Country/Sou<strong>the</strong>rn-Rock, in<br />
Europa konnten sie diese Popularität allerdings<br />
nie erreichen. Begonnen hat diese<br />
Karriere 1980 mit dem programmatischen<br />
Album MY HOME’S IN ALABAMA,<br />
aus dem die beiden ausgekoppelten Songs<br />
“Tennessee River” und “Why Lady Why”<br />
die Charts <strong>to</strong>ppten, aus den ein Jahr später<br />
veröffent lichten FEELS SO RIGHT und<br />
MOUNTAIN MUSIC klappte dies mit den<br />
nächsten drei aufeinanderfolgenden Singles,<br />
womit sie eine sieben Jahre andauernde<br />
Reihe von ununterbrochenen 21 (!)<br />
Nr.1-Singles nacheinander starteten. Die<br />
Alben THE CLOSER YOU GET (1983)<br />
und ROLL ON (1984) vervollständigen<br />
die ORIGINAL ALBUM CLASSICS, bei<br />
der wie von dieser Reihe gewohnt die einzelnen<br />
CDs in Vinyl-Replica-Hüllen verpackt<br />
sind. Alles in allem wieder einmal<br />
die ideale Möglichkeit, Sammlungslücken<br />
zu schließen.<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 CDs) us<br />
BOURBON BOYS<br />
HAIL TO THE CHIEF<br />
Noch einen Deut kerniger als auf ihrem<br />
Country-lastigen Debüt SHOTGUNS,<br />
TRUCKS & CATTLE huldigen die schwedischen<br />
Bourbon Boys auf ihrem neuen Album<br />
dem Sou<strong>the</strong>rn Rock. HAIL TO THE<br />
CHIEF rockt gleich mit dem Titelsong in<br />
Richtung Molly Hatchet los, gefolgt von<br />
Reminiszenzen an Bands wie CCR, Lynyrd<br />
Skynyrd oder Bob Seger & The Silver Bullet<br />
Band. Doch das Schöne an dieser Scheibe<br />
ist, dass sich die Bourbon Boys zwar<br />
stark beeinflusst von diesen Größen zeigen,<br />
aber dennoch ihr eigenes Ding durchziehen.<br />
Sie schreiben ihre Songs selbst, testen<br />
sie live, feilen hier ein wenig und dort, und<br />
erst dann finden sie den Weg ins Aufnahmestudio.<br />
Und wer genau zuhört, wird neben<br />
den Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Klängen immer noch<br />
genügend Country-Wurzeln aus ihrer Musik<br />
heraushören, können Urahnen wie Hank<br />
Williams & Co. nicht verleugnet werden.<br />
(Despotz Records/Cargo, 2013,<br />
13/48:39) us<br />
MOTÖRHEAD<br />
AFTERSHOCK<br />
Motörhead<br />
sind<br />
einfach<br />
unverwüstlich,<br />
trotz mancher<br />
gesundheitlichen<br />
Probleme, mit denen<br />
sich Frontmann<br />
Lemmy in letzter<br />
Zeit Zi<strong>the</strong>rumschlug hl (Herz). AFTERSHOCK,<br />
das 22. Opus in der 38-jährigen Bandgeschichte,<br />
beschert musikalisch nichts<br />
Neues, und doch verstehen es der Bassist<br />
mit dem rauen Sangesorgan sowie seine<br />
Mitstreiter Mickey Dee (dr) und Phil<br />
Campbell (g), die bekannten Versatzstücke<br />
geschickt zu variieren, dass es nicht nach<br />
Selbstplagiat klingt. Auch im reifen Alter<br />
können die drei Herren noch aufs Uptempo-Pedal<br />
treten (“End Of Time”, “Queen Of<br />
The Damned”), aber mal auch verhältnismäßig<br />
verhalten einheizen (“Lost Woman<br />
Blues” ist fast schon kuschelig); bluesige<br />
Untertöne schleichen sich ebenso ein wie<br />
Rock’n’Rolliges – es groovt rotzig, dreckig<br />
und doch mit Stil. Weiter so, meine Herren!<br />
(UDR/ADA Warner, 2013, 14/47:00) pro<br />
Rock<br />
METALLICA<br />
THROUGH THE NEVER<br />
„Eine surrealistische Reise zu Metallica”<br />
nennt Bassist Robert Trujillo den jüngst<br />
veröffentlichten (Konzert-)Film der amerikanischen<br />
Heavy-Metal-Größen „Metallica<br />
– Through The Never”. Was man davon<br />
halten soll, dass sie statt einer „normalen”<br />
Live-DVD einen Kinofilm mit bekloppter<br />
Handlung veröffentlichen, das mag jeder<br />
für sich selbst entscheiden. Fakt bleibt<br />
aber, dass ihnen mit THROUGH THE NE-<br />
VER ein Live-Album mit hervorragender<br />
Songauswahl gelungen ist. Das aber nicht<br />
nur, weil sie darauf konsequent ihre erfolgreichsten<br />
Stücke präsentieren, nein,<br />
auch die Art und Weise wie sie Klassiker<br />
wie “Ride The Lightning”, “And Justice<br />
For All”, “Enter Sandman”, “Masters Of<br />
Puppets”, “Battery” oder das unvermeidliche<br />
“Nothing Else Matters” zum Besten<br />
geben, ist allererste Klasse, und so darf<br />
dieses Doppelalbum bis auf Weiteres seinen<br />
verdienten Platz als inoffizielle Best-<br />
Of-Sammlung einnehmen.<br />
(Blackened Recordings/Universal, 2013,<br />
8/44:19, 8/56:50) us<br />
EDDIE & THE HOT RODS<br />
LIVE AT THE RAINBOW 1977<br />
In Fankreisen gilt das von der BBC in Ton<br />
und Bild dokumentierte Gastspiel von Eddie<br />
& The Hot Rods am 2.3.1977 im altehrwürdigen<br />
Rainbow als eine der besten Shows,<br />
die die zwischen Punk und Pub-Rock pendelnde<br />
Combo je spielte. Die Hot Rods, die<br />
Sixties-Einflüsse nicht leugneten, spielten<br />
schneller, lauter, dreckiger, ungestümer als<br />
viele Zeitgenossen – und landeten mit “Do<br />
Anything You Wanna Do” einen Hit in ihrer<br />
Heimat (#9), allerdings erst nach dem<br />
Rainbow-Gastspiel. Auch heute begeistert<br />
die 77er-Mischung aus Eigenem und Gecovertem<br />
(“96 Tears”, “The Kids Are Alright”,<br />
“Woolly Bully”, “Gloria”, “Get Out<br />
Of Denver”). Angesichts des Alters gehen<br />
Klang- und Bildqualität der deckungsgleichen<br />
CD und DVD als akzeptabel durch –<br />
und man fragt sich, warum die Band hier zu<br />
Lande auf so wenig Gehör stieß.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
17/53:37, DVD: 64 Min.) pro<br />
THE FLOWER KINGS<br />
DESOLATION ROSE<br />
Ungebrochen<br />
die<br />
hohe Reputation bei<br />
Prog-Rockfans,<br />
die<br />
die Flower Kings<br />
seit Jahren zu Recht<br />
genießen. Und daran<br />
wird sich auch mit<br />
dem Ende Ok<strong>to</strong>ber veröffentlichten DESO-<br />
LATION ROSE nichts ändern, denn wenn<br />
man ein aktuelles Album als Blaupause für<br />
ein „typisches” Prog-Rock-Album aussuchen<br />
müsste – dieses Werk würde sich ideal<br />
dafür eignen. Denn der Mix aus hartem<br />
Rock, jazzigen Passagen, symphonischen<br />
Ausschweifungen, rhythmischer Vertrack<strong>the</strong>it<br />
und melodischer Verlieb<strong>the</strong>it, den die<br />
Schweden um Roine S<strong>to</strong>lt hier im Programm<br />
haben, bündelt sämtliche Stärken<br />
dieser Band in starken Songs. Zusammengehalten<br />
werden diese durch eine <strong>the</strong>matische<br />
Klammer, bei der es um das Versagen<br />
der Menschheit geht ein Paradies auf Erden<br />
zu erschaffen, ein Vorhaben, das von Gier,<br />
Angst und Ignoranz zum Scheitern verurteilt<br />
ist.<br />
(InsideOut/Universal, 2013, 10/59:41) us<br />
HAPSHASH AND THE<br />
COLOURED COAT<br />
FEATURING THE HUMAN HOST<br />
AND THE HEAVY METAL KIDS +<br />
WESTERN FLIER<br />
Neuauflage von zwei Kultalben einer<br />
britischen Underground-Institution von<br />
1967/69. Das Debüt HUMAN HOST ist ein<br />
einziger irrer Trip in langen Stücken: LSDgeladener,<br />
freakbeatiger Folk-Rock voller<br />
Flöten, Hammer-Piano, Glöckchen, Gongs<br />
und E-Gitarren trifft auf mono<strong>to</strong>ne, manchmal<br />
halb-indianische, dann wieder fernöstliche<br />
Primitivrhythmen und einen umherflirrenden<br />
„Gesang”, der nicht von dieser<br />
Welt ist. Und dreiviertel-versteckter Blues ist<br />
auch noch im Spiel. Perfekte Hippie-Musik,<br />
die ein wenig auch an Amon Düül I erinnert,<br />
Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
16 von pro noch offen<br />
us 2?<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
aber viel konsequenter durchgezogen<br />
wurde. Der Nachfolger WES TERN<br />
FLIER klingt gänzlich anders. In den<br />
nun kürzeren Stücken werden Rock,<br />
Boogie, Country, Folk, Cajun, Gregorianik<br />
und Ragtime-Zutaten genüsslich<br />
und sehr gezielt vermengt. Groundhogs-Boss<br />
Tony McPhee bedient die<br />
Leadgitarre, Produzent Mike Batt<br />
spielt Klavier und Akkordeon. Auch<br />
hier gibt’s keine konventionelle Musik,<br />
aber immerhin Annäherungen. Ein<br />
flexibles Musikverständnis macht das<br />
Hören beider Alben sehr viel leichter ...<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1967,<br />
1969, 5/58:28 + 10/41:17) hjg<br />
AYREON<br />
THE THEORY OF<br />
EVERYTHING<br />
In vier, jeweils<br />
gut<br />
20-minütige<br />
Phasen hat<br />
der<br />
niederländische<br />
Multi-<br />
Instrumentalist<br />
Arjen<br />
Lucassen<br />
sein neues Werk unterteilt. Wie<br />
schon bei seinem letzten Album<br />
01011001 hat er sich für THE THE-<br />
ORY OF EVERYTHING eine ganze<br />
Heerschaar an Gästen eingeladen.<br />
Sieben (bisher noch nie bei Ayreon<br />
zu hörende) Leadsänger hat Lucassen<br />
verpflichtet, darunter Marko Hietala<br />
(Nightwish), Tommy Karevik (Kamelot)<br />
und Christina Scabbia (Lacuna<br />
Coil), dazu mit Keith Emerson, Rick<br />
Wakeman, Steve Hackett und <strong>John</strong><br />
Wet<strong>to</strong>n ein Prog-Rockquartett der Extraklasse<br />
sowie weitere instrumentale<br />
Könner wie Keyboarder Jordan Rudess<br />
(Dream Theater) oder Troy Donockley<br />
(Nightwish) an den Uillean<br />
Pipes. Musikalisch zeigen sich Ayreon<br />
so traditionsbewusst wie lange nicht<br />
mehr, liefern Epen ab, wie man sie vor<br />
allem in den 70er Jahren hören konnte,<br />
ganz in der Tradition von Bands<br />
wie ELP, Yes oder King Crimson.<br />
(InsideOut/Universal,<br />
2013, 22/45:00, 20/44:56) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
XXX: THREE DECADES OF<br />
ROADRUNNER RECORDS<br />
Auf gebührende Weise feiert Roadrunner<br />
Records seinen Dreißigsten:<br />
hochformatiges Digipak, die Innenseiten<br />
gepflastert mit einer Unmenge<br />
Cover-Abbildungen, Booklet mit den<br />
wichtigsten Infos und vier CDs randvoll<br />
mit dem Besten aus 30 Jahren<br />
Roadrunner-Hard-Rock. Begonnen<br />
hat das Label seinen Weg in den Niederlanden,<br />
startete mit ultrahartem<br />
Heavy Metal, mit Bands wie Biohazard,<br />
King Diamond, Type-O-Negative<br />
und Life Of Agony, alle auf der<br />
„Foundations”-CD versammelt. Die<br />
„Horns Up”-CD widmet sich dann der<br />
bunten Metalszene der 90er Jahre, in<br />
denen Bands wie Slipknot, Sepultura,<br />
Soulfly oder Fear Fac<strong>to</strong>ry Untergenres<br />
wie Nu Metal oder Alternative-Hard-<br />
Rock definierten. Die CD mit dem<br />
Untertitel „And Metal For All” zeigt<br />
dann den Weg der zwischenzeitlich<br />
in den USA angekommenen Plattenfirma<br />
in die 2000er Jahre, in denen<br />
sich das Stilspektrum mit Bands wie<br />
Dream Theater, Opeth, Porcupine<br />
Tree und Trivium in Richtung Prog-<br />
Rock erweiterte. Noch breiter ist die<br />
stilistische Spannweite dann auf der<br />
„Rock For The Ages”-CD, wo sich<br />
Bands wie Nickelback, Rush, Lynyrd<br />
Skynyrd, Airbourne, Korn und<br />
Theory Of A Deadman finden. Klasse<br />
Zusammenstellung, mit der man für<br />
vergleichsweise kleines Geld richtig<br />
großen Hard Rock bekommt.<br />
(Roadrunner Records/Warner, 2013,<br />
4 CDs) us<br />
THE KINKS<br />
MUSWELL HILLBILLIES –<br />
DELUXE VERSION<br />
Schwer<br />
beeindruckt<br />
von<br />
nordamerikanischem<br />
Ame ri cana à<br />
la The Band,<br />
verpassten die<br />
Kinks ihrem 1971er Album MUS-<br />
WELL HILLBILLIES einen Sound<br />
zwischen ländlichem Blues, Vaudeville-Folk<br />
und Wurzel-nahem Rock.<br />
Auch im Titel findet sich dieser stilistische<br />
Schwenk wieder, in Muswell<br />
Hill im Londoner Norden sind Ray<br />
und Dave Davies aufgewachsen, Hillbillies<br />
sind nichts anderes als „Hinterwäldler”,<br />
deren Musikgeschmack,<br />
gelinde gesagt, eher als bodenständig<br />
bezeichnet werden kann. Thematisch<br />
drehen sich die Texte um das einfache<br />
Leben der Arbeiterklasse, die Frustrationen<br />
des „modernen” Lebens und<br />
um das langsame Sterben der vik<strong>to</strong>rianischen<br />
Stadtbezirke im Norden<br />
Londons. Themen, die ideal zu dieser<br />
wehmütigen Musik passen, auch hier<br />
bewies Ray Davies wieder einmal<br />
seine Extraklasse als Songwriter. In<br />
aufwändiger Verpackung präsentiert<br />
sich die Deluxe Edition, auf einer<br />
zweiten CD findet sich größtenteils<br />
bisher unveröffentlichtes Material<br />
aus den Kinks-Archiven wie BBC-<br />
Aufnahmen, Demos und alternative<br />
Versionen.<br />
(Sanctuary/Universal, 1971,<br />
12/44:45, 13/44:47) us<br />
PAUL ROLAND<br />
THE WEREWOLF OF<br />
LONDON<br />
Als Midnight Rags hatte Paul Roland<br />
sein Debüt THE WEREWOLF OF<br />
LONDON 1980 veröffentlicht, das er<br />
jetzt noch einmal kräftig überarbeitet hat<br />
(siehe Interview) und mit vier unveröffentlichten<br />
Bonus-Tracks präsentiert. Zu<br />
hören ist darauf wunderschöner und zugleich<br />
absolut eigenwilliger Folk-Rock<br />
mit Gothic/Psychedelic-Einschlag,<br />
durchaus schräg – und schon damals<br />
war Roland ein begnadeter S<strong>to</strong>ryteller<br />
mit Neigung zu düsteren, manchmal<br />
fast makabren Textmomenten. Das Zuhören<br />
wird erleichtert: Die Texte sind<br />
neben Liner-Notes aus der Feder des<br />
Rock<br />
Künstlers im Booklet abgedruckt. Keine<br />
leicht verdauliche Kost, zu der auch sein<br />
Kumpel Robyn Hitchcock (Soft Boys)<br />
mit seiner Stimme und Gitarre Beiträge<br />
leistete. Dass manches noch nicht ganz<br />
ausgereift wirkt, verleiht zusätzlich<br />
Reiz. Anspieltipps: das plötzlich wieder<br />
hochaktuelle “Brain Police”, “Dr.<br />
Strange” oder “Lon Chaney”.<br />
(Sireena/Broken Silence,<br />
1980, 16/56:27) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BIG D JAMBOREE<br />
Fast zwei Jahrzehnte<br />
lang gehörte<br />
das Big<br />
D Jamboree zusammen<br />
mit der<br />
Grand Ole Opry<br />
und dem Louisiana<br />
Hayride zu den wichtigsten musikalischen<br />
Samstagabendveranstaltungen<br />
Amerikas. Live gesendet wurde die<br />
Radioshow aus dem Sporta<strong>to</strong>rium, einer<br />
Sporthalle für Ringer in einem heruntergekommenen<br />
Viertel in Dallas, und<br />
nach anfänglicher Konzentration auf texanischen<br />
Country zogen schnell neue,<br />
rockigere Töne in die über KLRD und<br />
CBS ausgestrahlte Sendung ein. Denn<br />
im Gegensatz zu vielen anderen Shows<br />
zeigte das Big D Jamboree keinerlei<br />
Berührungsängste vor neuen Stilen<br />
wie Rockabilly und Rock’n’Roll, so<br />
dass diese Show jungen aufstrebenden<br />
Künstlern wie Gene Vincent, Carl<br />
Perkins oder Wanda Jackson mit zum<br />
Durchbruch verhalf. Bis Mitte der 90er<br />
Jahre war man immer davon ausgegangen,<br />
dass damals keine Tonaufnahmen<br />
gemacht worden sind, bis dann David<br />
Dennard – Eigner des texanischen Dragon<br />
Street Labels – entdeckte, dass damals<br />
doch Schallplatten eigens für die<br />
US-Soldatensender produziert wurden.<br />
Zusammen mit den Bear-Family-Spezialisten<br />
wurden diese jetzt <strong>to</strong>ntechnisch<br />
aufbereitet und in einem 168-seitigen<br />
Begleitbuch akribisch dokumentiert.<br />
Insgesamt rund 300 Einzeltitel auf acht<br />
CDs, neben lokalen Größen wie Riley<br />
Crabtree, Orville Couch und Helen Hall<br />
sind darauf die Auftritte von <strong>John</strong>ny<br />
Cash, Elvis Presley, Sonny James, Hank<br />
Locklin, Gene Vincent, Wanda Jackson<br />
oder Carl Perkins dokumentiert, die allermeisten<br />
direkt live bei der Show mitgeschnitten,<br />
dazu noch einige Bonus-<br />
Studiotracks. Ein ebenso nostalgischer<br />
wie faszinierender Blick zurück auf eine<br />
Zeit, in der es noch Liveshows im Radio<br />
gab, als die Musikverrückten sich<br />
noch ehrfürchtig vor diesem Medium<br />
versammelten, um die aktuellen Trends<br />
nicht zu verpassen …<br />
(Bear Family, 2013, 8 CDs) us<br />
REO SPEEDWAGON<br />
LIVE AT MOONDANCE JAM<br />
REO Speedwagon live – für hiesigen<br />
Fans der Band ein Traum, der immer<br />
mehr in die Ferne rückt. Nach Deutschland<br />
kommen die Herren nicht, und jünger<br />
werden sich auch nicht. Selbst wenn<br />
Sänger Kevin Cronin den Jungbrunnen<br />
entdeckt zu haben scheint: Der ist näm-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47
CD<br />
REVIEWS<br />
lich gerade 62 Jahre alt geworden, trägt die<br />
dazugehörigen Falten mit S<strong>to</strong>lz, ist aber agil<br />
wie ein Mittdreißiger. Solange die Band allerdings<br />
derart gepfefferte Gigs spielt wie diesen<br />
beim Moondance Jam in Walker, Minnesota,<br />
bleibt Hoffnung. Und sei es der Trip zum<br />
gleichnamigen Fes tival im nächsten Jahr, wo<br />
REO als Headliner bestätigt sind. Die aktuelle<br />
Live-CD hat sie alle: Hits, Hits, Hits und live<br />
selten Gespieltes wie “In Your Letter” und<br />
“Like You Do”. Die Gitarren haben enorme<br />
Heaviness, den sowieso alles dominierenden<br />
Melodien tut dies aber keinen Abbruch, und<br />
Cronin singt blitzsauber. Die beigefügte<br />
DVD/Blu-ray bestätigt das Gehörte.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2013, 13/75:39<br />
+ DVD) jub<br />
THE WATERBOYS<br />
FISHERMAN’S BOX –<br />
THE COMPLETE FISHERMAN’S<br />
BLUES SESSIONS 1986–88<br />
Was Waterboys-Kopf<br />
Mike Scott mit dieser<br />
6-CD-Box getrieben<br />
hat, grenzt fast schon<br />
an Wahnsinn. 121<br />
Songs in einer Box,<br />
die in den Sessions<br />
zum vielleicht illihterfolgreichsten fl Album, THE<br />
FISHERMAN’S BLUES, der schottischirischen<br />
Folk-Rockband zwischen 1986 und<br />
1988 entstanden sind. Davon sind allein 85<br />
bislang unveröffentlicht. Wer nun glaubt,<br />
dass es sich beim bisher unbekannten Material<br />
um Ausschuss oder etwa um viele Takes<br />
des immer selben Stücks handele, spekuliert<br />
falsch. Nahezu jeder Song steht für sich – und<br />
das auf einem Niveau, der einfach nur den<br />
Schluss nahelegt, dass Scott und seine Gefolgsleute<br />
zu der Zeit von der Muse geküsst<br />
worden sein müssen. Kaum zu glauben, dass<br />
die elf Songs des Originalalbums über 100<br />
Geschwister hatten, von denen das Gros genauso<br />
verdient gehabt hätten, auf der Platte zu<br />
landen. Das 2001 erschienene Album TOO<br />
CLOSE TO HEAVEN – THE UNRELEA-<br />
SED FISHERMAN’S BLUES SESSIONS,<br />
damals als zweite Hälfte des Erfolgwerks<br />
von 1988 bezeichnet, war nichts mehr als<br />
die Vorhut dieser dazu auch noch ungemein<br />
günstigen Box. Damit noch nicht genug,<br />
gibt es noch die Deluxe-Edition inklusive<br />
FISHERMAN’S BLUES-LP, Infos zu den<br />
Tracks im Programmheftformat und einer<br />
weiteren CD mit Songs, die Einfluss auf das<br />
Waterboys-Album hatten.<br />
(Parlophone/Warner, 2013, 16/72:05,<br />
23/78:14, 15/72:27, 20/77:07, 21/79.41,<br />
26/79:00) an<br />
MAGENTA<br />
THE TWENTY SEVEN CLUB<br />
THE TWENTY SEVEN CLUB? Rockfans<br />
werden hellhörig, wenn sie die Zahl 27 hören:<br />
Mit 27 Jahren starben so namhafte Musiker<br />
wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian<br />
Jones, Kurt Cobain und Jim Morrison. Diesen<br />
so genannten Club 27 <strong>the</strong>matisieren die<br />
britischen Prog-Rocker Magenta auf ihrem<br />
neuen Album. Musikalisch gehen sie dieses<br />
Thema auf eher gelassene Art an, natürlich<br />
sorgen die Gitarren ab und zu für heftige<br />
Riffgewitter, viel öfter aber hört man sie als<br />
akustische Variante oder mit feinen Solo-<br />
Einlagen, auch Bass und Schlagzeug sorgen<br />
für eher dezente Rhythmusarbeit. Aktivposten<br />
im Magenta-Sound sind das Keyboard<br />
von Songwriter Bob Reed sowie die klasse<br />
Stimme von Sängerin Christina Booth. Mit<br />
dabei ist auch eine DVD mit dem Album als<br />
5.1 Surround Mix, einem Promovideo sowie<br />
einer fast zweistündigen Making-Of-Doku.<br />
(Tigermoth Records/Just For Kicks,<br />
2013, 6/64:16) us<br />
HEART<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Aus Seattle stammen die Schwestern Nancy<br />
und Ann Wilson. Dort gründeten sie 1974<br />
ihre Band Heart, mit der sie Folk und Rock<br />
vermengten (inklusive Led-Zeppelin-Einflüsse)<br />
und mit vom Pop entlehnten Melodien<br />
würzten. Nach Anfangserfolgen mit dem Debüt<br />
DREAMBOAT ANNIE (1975) schafften<br />
die Schwestern mit LITTLE QUEEN und<br />
dem darauf enthaltenen Welthit “Barracuda”<br />
1977 international den Durchbruch. Das Platin-Album<br />
(mit einer Livefassung von “Stairway<br />
To Heaven”) ist in dem 5-CD-Pappschuber<br />
ihrer ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
enthalten. Ebenso das ein Jahr später gleichermaßen<br />
Platin-veredelte DOG & BUTTER-<br />
FLY, das eine Weiterentwicklung beim Songwriting<br />
bescherte. Aber auch gitarristisch und<br />
gesanglich waren bei den Wilsons beachtliche<br />
Fortschritte festzustellen. Danach orientierten<br />
sich Heart mehr in Richtung Mainstream,<br />
was ihnen manche Fans verübelten, so dass<br />
sich BEBE LE STRANGE (1980) und PRI-<br />
VATE AUDITION (1982) wie auch PAS-<br />
SIONWORKS (1983) nicht mehr ganz so<br />
erfolgreich verkauften. Die „Sparbox” bietet<br />
jetzt die Chance, die eigene Heart-Sammlung<br />
günstig zu starten oder zu ergänzen.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 CDs)<br />
pro<br />
STEVEN WILSON<br />
DRIVE HOME<br />
Im Frühjahr 2013 veröffentlichte Steven<br />
Wilson mit THE RAVEN THAT REFUSED<br />
TO SING eines der besten, wenn nicht sogar<br />
das beste Prog-Rockalbum des Jahres. Wer<br />
das Glück hatte, ihn mit diesem Material auf<br />
seiner ausgedehnten Deutschland-Tour oder<br />
bei einem der zahlreichen Sommer-Open-<br />
Airs zu sehen, der wird auch von der Live-<br />
Umsetzung begeistert gewesen sein. Mit<br />
dem CD/DVD-Doppelpack DRIVE HOME<br />
kann man sich nun auch zu Hause von seinen<br />
Livequalitäten überzeugen, neben einer<br />
kurzen Edit-Version des Titelsongs, einem<br />
Outtake und der Orchesterversion von “The<br />
Raven That Refused To Sing” bieten sowohl<br />
CD als auch DVD live in Frankfurt mitgeschnittenes<br />
Material der aktuellen Tour.<br />
(Kscope/edel, 2013, 7/50:42) us<br />
THE BAND<br />
THE BAND<br />
Nach der überaus erfolgreichen und einflussreichen<br />
MUSIC FORM BIG PINK<br />
musste sich The Band überhaupt nicht mit<br />
dem gefürchteten „Zweites-Album-Syndom”<br />
abplagen, sondern veröffentlichte<br />
ein Werk, das für viele als eine der wichtigsten<br />
Platten der Fusion uramerikanischer<br />
Musik mit zeitgenössischen Elementen<br />
angesehen wird. “The Night They Drove<br />
Old Dixie Down”, der Country-Rocker “Up<br />
On Cripple Creek”, die zärtliche Ballade<br />
“Whis pering Pines” oder ein Singer/Songwriter-Track<br />
allerhöchster Güte erstaunen<br />
auch heute noch. Fantastische Musik! Das<br />
ausgewogene Mastering von Mobile Fidelity<br />
verleiht dem Album endlich den warmem<br />
Klang, der die notwendige Erdigkeit garantiert,<br />
wohingegen sich in dem zwölfseitigen<br />
Booklet stimmungsvolle Bandfo<strong>to</strong>s finden.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1969,<br />
12/44:07) at<br />
PETER MAFFAY<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Über einen Zeitraum<br />
von 25 Jahren – beginnend<br />
mit SONNE<br />
IN DER NACHT aus<br />
dem Jahr 1985 bis<br />
zum 2010er Album<br />
TATOOS – erstreckt<br />
sich hdieser Fünferpack Peter Maffays. In<br />
originalgetreue Replica-Vinyl-Pappschuber<br />
sind die einzelnen CDs verpackt, bei deren<br />
Durchhören mal wieder klar wird, welch<br />
breites Spektrum Maffay abzudecken vermag.<br />
Egal ob rockige Popsongs wie “Sonne<br />
in der Nacht” und “Eiszeit” oder emotionale<br />
Balladen wie “Tiefer” und “Josie”,<br />
man nimmt ihm ab, was er da singt, sowohl<br />
Texte als auch Musik sind und bleiben<br />
durchgehend au<strong>the</strong>ntisch. Über KEIN WEG<br />
ZU WEIT (1989), X (2000) und EWIG<br />
(2008) geht es bis zu TATTOOS, ein Album,<br />
auf dem Peter Maffay zahlreiche seiner<br />
bekanntesten Songs in neuen, teilweise<br />
ganz erheblich von den Originalen abweichenden<br />
Versionen neu eingespielt hat.<br />
(Ariola/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5 CDs) us<br />
LITA FORD<br />
THE BITCH IS BACK … LIVE<br />
Natürlich präsentierte Ex-Runaways-Gitarristin<br />
Lita Ford im vergangenen Jahr ihr Comebackalbum<br />
LIVING LIKE A RUNAWAY<br />
auch live, unter anderem im Ok<strong>to</strong>ber 2012 im<br />
Canyon Club im kalifornischen Agoura Hill.<br />
Und die mittlerweile 55-Jährige demonstrierte,<br />
dass sie immer noch viel Feuer im Hintern<br />
hat. Vor allem Songs ihrer Alben aus den 80er<br />
Jahren stimmte sie dabei überzeugend an –<br />
bei “Close My Eyes For ever” vermisst man<br />
den einstigen Duettpartner Ozzy Osbourne<br />
keineswegs –, aber auch fünf von der letztjährigen<br />
Rückmeldungsscheibe, denen die Bühnenenergie<br />
hörbar gut tat. Das Set ist in sich<br />
schlüssig, bietet ansprechenden Hard Rock<br />
der 80er-Jahre-Schule mit gelegentlichen<br />
Pop-Tupfern, nicht nur beim von El<strong>to</strong>n <strong>John</strong><br />
übernommenen Titelsong. Die Lady demonstriert,<br />
dass sie es noch richtig knackig drauf<br />
hat – für Genre-Fans geradezu ein Muss.<br />
(Steamhammer/SPV, 2013, 12/57:07) pro<br />
ELVIS PRESLEY<br />
THE COMPLETE ‘62<br />
SESSIONS<br />
<strong>John</strong> Lennon hatte konstatiert, Elvis sei<br />
nach der Army künstlerisch ein <strong>to</strong>ter Mann<br />
gewesen. Fans behaupten das Gegenteil –<br />
Presley konnte musikalisch Party machen,<br />
hatte aber seine Romantikseite ausgebaut.<br />
Rock<br />
Im schnöde Easy Listening Getauften<br />
machte ihm niemand was vor. Was die<br />
Jahresausbeute 1962 grandios beweist. Als<br />
Greatest Hits bietet der Doppel-Whopper<br />
“Good Luck Charm”, “Return To Sender”<br />
– und den Cha-Cha “Kiss Me Quick”<br />
von Doc Pomus, der mit Mort Shuman<br />
auch “Night Rider” beisteuerte. Zu den<br />
Engtanz-Preziosen gehört “Angel”, “Just<br />
For Old Times Sake” vom Team Tepper/<br />
Bennett bietet Walzer. Auch die Fließband-<br />
Movies enthielten nicht nur Füller: “Girls<br />
Girls Girls” von Leiber/S<strong>to</strong>ller kann sich<br />
hören lassen, “This Is Living” aus „Kid<br />
Galahad” stammt direkt vom Soundtrack.<br />
EP-Material gibt es im lebhaften ”I’m Not<br />
The Marrying Kind” von FOLLOW THAT<br />
DREAM, das wie so einiges in mehreren<br />
Versionen auftaucht. Ob man das Krabbenlied<br />
– “Song Of The Shrimp” – mehrmals<br />
braucht, sei dahingestellt. Den Essay im<br />
zwölfseitigen Booklet schrieb der Brite<br />
Alan Clayson.<br />
(Chrome Dreams/inakustik,<br />
1962, 33/69:34, 31/63:06) utw<br />
WILLIAM SHATNER<br />
PONDER THE MYSTERY<br />
Auch wenn mit William<br />
„Captain Kirk”<br />
Shatner ein prominenter<br />
Name auf<br />
dem Cover steht,<br />
war er im Endeffekt<br />
„nur” für das<br />
Sh Schreiben der im Sprechgesang vorgetragenen<br />
Texte zuständig, musikalisch steht<br />
mit Billy Sherwood ein alter Bekannter<br />
hinter PONDER THE MYSTERY. Mitgebracht<br />
hat der Prog-Rock-Tausendsassa<br />
eine ganze Menge bekannter Musiker<br />
wie die Gitarristen Steve Vai, Al Di Meola,<br />
Mick Jones, Krautrock-Pionier Edgar<br />
Froe se und Robby Krieger von den<br />
Doors, die Keyboarder Rick Wakeman<br />
und George Duke (der hier noch einmal<br />
kurz vor seinem Tod im August dieses<br />
Jahres zu hören ist). Dazu Nik Turner von<br />
Hawkwind, Countrystar Vince Gill und<br />
Dave Koz am Saxofon, eine illustre Musikerschar,<br />
der es bestens gelingt, Shatners<br />
Sprechgesang mit spacigem Prog-Rock<br />
zu hinterlegen.<br />
(Cleopatra/H’Art, 2013, 15/65:13) us<br />
GORDON GILTRAP<br />
VISIONARY + PERILOUS JOUR-<br />
NEY + FEAR OF THE DARK<br />
Der Gitarrist und Songschmied Gordon<br />
Giltrap hat sich seit den späten 60er Jahren<br />
als einer der meistrespektierten Musiker<br />
im UK etabliert, der nie im Folkgenre<br />
ausharrte, sondern immer wieder experimentierte.<br />
In der zweiten Hälfte der<br />
70er Jahre expandierte er in Richtung<br />
Prog-Rock, den er mit Folkharmonien<br />
verschmolz. Für VISIONARY (1976)<br />
holte er sich als Verstärkung den verheißungsvollen<br />
Nachwuchstrommler Simon<br />
Phillips und den Caravan-Bassisten <strong>John</strong><br />
Perry, um seine vom Dichter William<br />
Blake inspirierte, mit Streichern angereicherte<br />
Klangwelt zu kreieren. Dominant<br />
(natürlich): sein Akustikgitarrenspiel! Als<br />
Bonus gibt’s das bislang unveröffentlichte<br />
“Concer<strong>to</strong>” und zwei weitere Songs.<br />
Unspektakulär, aber voller kleiner raffi-<br />
Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
nierter Details, so dass man wie auch bei<br />
seiner PERILOUS JOURNEY (1977) bei<br />
jedem Hören Neues entdecken kann. Den<br />
Spannungsbogen des Vorgängers konnte<br />
Giltrap zwar nicht halten, einen Hauch zu<br />
mainstreamig war diese Klangreise (jetzt<br />
mit vier Bonus-Tracks/Original-, orchestrierte<br />
Versionen plus die Single “Oh<br />
Well”, ja, eine Cover-Version des Fleetwood-Mac-Klassikers<br />
mit Akustikgitarre<br />
und schmissigen Bläsern). Das stärkste<br />
Album dieser kleinen Trilogie war dann<br />
FEAR OF THE DARK (1978) mit düstermythischer<br />
Grundstimmung und einer fast<br />
genialen Vermengung von Folk, Rock und<br />
Klassik. Die acht Bonus-Tracks (Sing les,<br />
EPs, ein Outtake) sind zum Teil erstmals<br />
auf CD hörbar.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1976+1977 +<br />
1978, 16/62:45 + 13/75:55 +<br />
15/64:20) pro<br />
THE BEATLES<br />
ON AIR – LIVE AT THE BBC<br />
VOLUME 2<br />
1994 hatten die<br />
Beatles-Nachlassverwalter<br />
LIVE<br />
AT THE BBC<br />
mit gigantischem<br />
Erfolg<br />
veröffentlicht:<br />
UK #1, US<br />
#3, über fünf f Millionen Mal verkauft.<br />
Jetzt gibt’s die Fortsetzung auf zwei<br />
CDs/vier LPs. War damals die Zeit 1963-<br />
1965 mit 56 Songs und 13 Dialogtracks<br />
abgedeckt, so stammen die „neuen” 40<br />
Aufnahmen von 1963/1964 aus diversen<br />
BBC-Sendungen, und 37 waren bislang<br />
unveröffentlicht! Plus 23 mehr oder weniger<br />
witzige, öfter ein wenig aufgesetzt<br />
wirkende Unterhaltungen. Es sind einige<br />
echte Raritäten dabei: Chuck Berrys<br />
“I’m Talking About You” und den Standard<br />
“Beautiful Dreamer” hatten die Fab<br />
Four nie auf Platte aufgenommen. Sechs<br />
Überschneidungen mit der 1994-Veröffentlichung<br />
präsentieren die Songs<br />
in anderen Versionen, schließlich waren<br />
die Beatles „Beeb”-Dauergäste: 275<br />
Live-Performances von 88 Songs gingen<br />
zwischen März 1962 und Juni 1965 über<br />
den Ä<strong>the</strong>r. Ausgesprochene Perlen wie<br />
die fast unbekannte, seltenst gespielte<br />
Lennon/McCartney-Komposition “I’ll<br />
Be On My Way” sind dabei. Die von den<br />
Abbey-Road-Spezialisten Kevin Howlett<br />
(steuerte einen Essay zum Booklet bei)<br />
und Mike Heatley remasterten Versionen<br />
weisen erstaunliche Tonqualität auf. Übrigens:<br />
LIVE AT THE BBC wurde nochmals<br />
überarbeitet und wird parallel neu<br />
aufgelegt. Ein Muss nicht nur für Beatles-<br />
Enthusiasten!<br />
(Universal, 2013, 34/66:00, 29/64:30) pro<br />
CHRIS NORMAN<br />
THERE AND BACK<br />
Da schau an! Chris Norman ist noch für<br />
Überraschungen gut! Auf seinem neuen<br />
Studiowerk gibt es zwar dezente Anklänge<br />
in Sachen Smokie-Vergangenheit<br />
zu hören, schließlich hat er erstmals seit<br />
langem wieder mal mit Ex-Partner Pete<br />
Spencer zusammen geschrieben (“Lovers<br />
And Friends”, “My Jenny”). Aber er lässt<br />
auch seinen Rockneigungen häufiger freien<br />
Lauf (“I’m Gone”, ”Hounddog Blues”);<br />
”Whisky & Water” könnte ob seines Shuffles<br />
auch von Status Quo stammen. Natürlich<br />
gibt’s auch Balladen (“Hard Road To<br />
Cross”; “Gypsy Queen” ist allerdings ein<br />
bisschen zu schm[a]elzig), und “Wish You<br />
Well” betört mit seiner Flamenco-mäßig<br />
anmutenden Akustikgitarre. Insgesamt<br />
überzeugt Norman mit der neuen Scheibe<br />
rundum – ihm ist mit THERE AND BACK<br />
eine überzeugende Einladung zu seinen<br />
Deutschland-Konzerten im März gelungen.<br />
(Solo Sound/Indigo, 2013, 13/57:01) pro<br />
RUSH<br />
VAPOR TRAILS REMIXED<br />
VAPOR<br />
TRAILS<br />
war 2002 das 17. Album<br />
des kanadischen<br />
Prog-Rocktrios Rush<br />
und wurde in Fankreisen<br />
kontrovers diskutiert.<br />
Vor allem über<br />
die Qualität des Masterings und der Abmischung<br />
wurde heftig gestritten. Das scheint<br />
auch die Macher beschäftigt zu haben, bis sie<br />
zur Remix-Tat schritten. Der Rush-Standard<br />
ist mittels kristallklarer Nachbearbeitung<br />
des Sounds und Beseitigung des dumpfen<br />
Klangs nun hergestellt. „Wir haben Fehler<br />
beseitigt, die durch die schwierigen emotionalen<br />
Umstände entstanden waren – die<br />
Songs kamen unfertig heraus”, erläuterte<br />
Bassist/Sänger Geddy Lee. Deren Qualität<br />
ist nun in der Tat sehr viel leichter wahrzunehmen,<br />
der Biss von Alex Lifesons Gitarrenarbeit<br />
ist wahrnehmbar, es tönt nicht mehr<br />
so schrammelig. Die „Renovierungsmühe”<br />
hat sich gelohnt – Keyboard-freien Prog-<br />
Klänge mit sphärischen Momenten, auch<br />
mal härter angestimmt.<br />
(Rhino/Warner, 2002, 13/72:13) pro<br />
VENGEANCE<br />
PIECE OF CAKE<br />
Sänger Leon Goewie ist der letzte Mohikaner<br />
der 1982 gegründeten niederländischen<br />
Hard Rocker Vengeance, deren<br />
Sound er mit seinem markant-rauen<br />
Organ prägt (auch in den Chören, aber<br />
manchmal ein wenig zu kreischig). Zwischen<br />
Arena-Rockern, AOR, vorsichtigen<br />
Blues-, Grunge- und Funk-Anleihen (Gitarrist<br />
Timo Somers, dessen 2011 vers<strong>to</strong>rbener<br />
Vater Jan zu seinen Vorgängern in<br />
der Band gehörte!) changiert das Quartett<br />
insgesamt überzeugend, mit ein paar<br />
vernachlässigbaren Schwächemomenten.<br />
Absolut solider Melodic oder Hard Rock,<br />
der die Tradition der 80er Jahre weiterträgt,<br />
dem allerdings die herausragenden<br />
Gedankenblitze beim Komponieren abgehen.<br />
Daran können auch einige Zulieferungen<br />
außenstehender Kollegen nichts<br />
ändern – letztlich wirken die Eigenbauten<br />
au<strong>the</strong>ntischer und kommen besser rüber.<br />
(SPV, 2013, 11/44:47)<br />
pro<br />
MAD MAX<br />
INTERCEPTOR<br />
1982 gründeten Sänger/Gitarrist Michael<br />
Voss und Gitarrist Jürgen Breforth die Band<br />
Mad Max und veröffentlichen – nach einer<br />
Pause in den 90er Jahren – mehr oder weniger<br />
regelmäßig neue Platten, wenn all seine<br />
anderen Projekte Voss die Zeit dafür lassen.<br />
INTERCEPTOR heißt die neue CD. Die<br />
Rock<br />
bietet melodischen, überaus eingängigen<br />
Hard Rock, wie er in den 80ern angesagt<br />
war. Allerdings haben ihn die MM-Routiniers<br />
entsprechend modernisiert, stimmen ihn<br />
aber in zeitloser Manier an. Mal geht die<br />
Post ab, mal schleichen sich die Melodien<br />
balladesk in die Gehörgänge – es bleibt stets<br />
abwechslungsreich, auch wenn sich das<br />
eine oder andere (musikalische wie textliche),<br />
offenbar unvermeidbare Klischee<br />
eingeschlichen hat. Insgesamt steht der<br />
Name Mad Max für beste deutsche Qualitätsarbeit<br />
in Sachen Melodic Rock.<br />
(SPV, 2013, 10/43:13)<br />
pro<br />
DEF LEPPARD<br />
VIVA! HYSTERIA – LIVE AT THE<br />
JOINT, LAS VEGAS<br />
Die Qualität der<br />
Kompositionen<br />
des weltweit erfolgreichsten<br />
Def-<br />
Leppard-Albums<br />
HYSTERIA (1987)<br />
stand nie in Frage.<br />
Umstritten war lediglich li die Produktion,<br />
mit der die Briten ihr auf den US-Markt<br />
getrimmtes Werk zum Pro<strong>to</strong>typ allen syn<strong>the</strong>tischen<br />
Rocksounds machten. Auf VIVA!<br />
HYSTERIA sind es trotz einiger Samples<br />
nur die blanken Songs, die wirken müssen<br />
– und sie tun es bestens. Live rocken die<br />
Stücke um einiges mehr, sind meist länger<br />
und haben streckenweise sogar was Erdiges.<br />
Ergänzt wird das HYSTERIA-Material im<br />
Zugabeteil mit zwei Hits von PYROMA-<br />
NIA (1983). Ein echtes Fan-Geschenk ist<br />
CD zwei. Hier wurden Def Leppards eigene<br />
Opening-Shows, die sie in Vegas unter dem<br />
Namen Ded Flatbirds bestritten, festgehalten.<br />
Zu hören gibt es seltenes und vor allem<br />
sehr frühes Material, als die Band noch zur<br />
New Wave Of British Heavy Metal gehörte.<br />
Und wenn es irgendetwas an diesen Auftritten<br />
zu bemängeln gibt, dann lediglich, dass<br />
Sänger Joe Elliott stimmlich nicht mehr die<br />
Kraft von einst besitzt.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2013, CD1 14/70:24,<br />
CD2 15/66:40 + DVD)<br />
jub<br />
DAMON<br />
SONG OF A GYPSY<br />
Damons SONG OF A GYPSY, das nun in<br />
einer neuen informativen Edition erscheint,<br />
darf getrost zu den vergessenen großen Alben<br />
der 60er Jahre gezählt werden. Dass ihm kein<br />
Erfolg beschieden war, lag aber zum großen<br />
Teil am Künstler selbst, der vom positiven<br />
Feedback erster Kritiken beeinflusst glaubte,<br />
seine Songs in Eigenregie veröffentlichen zu<br />
müssen. Das schlug, wenig verwunderlich<br />
fehl, in der Folge trug eine steile Drogenkarriere<br />
ihr Übriges dazu bei, dass Damon<br />
kein Durchbruch beschieden war. Der von<br />
orientalischen Melodien geprägte Acid-<br />
Rock, der teilweise an die Doors und den<br />
Tim Buckley der mittleren Phase erinnert,<br />
fand über die Jahre hinweg doch zunehmend<br />
mehr Freunde, was dazu führte, dass das<br />
Originalalbum teilweise für abenteuerlich<br />
hohe Summen den Besitzer wechselte. Erst<br />
in den 90er Jahren folgten erste Wiederveröffentlichungen.<br />
Die Neuauflage erscheint mit<br />
ausführlichen Liner-Notes, die das Werk in<br />
den richtigen biografischen Kontext setzen,<br />
sowie einem 2008 durchgeführten Interview.<br />
Die zweite CD umfasst darüber hinaus Auf-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49<br />
MFPConcerts GmbH & Co. KG<br />
<br />
Greatest Hits Tour 2013<br />
17.12. Pratteln (CH)<br />
18.12. Saarbrücken<br />
VANILLA<br />
FUDGE<br />
Original Members:<br />
Carmine Appice,<br />
Vince Martell and<br />
... and with Pete Bremy on bass<br />
13.03.2014 Zoetermeer (NL)<br />
14.03.2014 Paris (F)<br />
16.03.2014 Essen<br />
19.03.2014 Nürnberg<br />
<br />
24.03.2014 Prague (CZ)<br />
25.03.2014 Brno (CZ)<br />
26.03.2014 Vienna (A)<br />
MFP (1/4-hoch)<br />
<br />
Pearls<br />
of<br />
Pop<br />
Festival<br />
SIMPLE MINDS<br />
<br />
A B C<br />
Paso Doble<br />
22.02. MÜNCHEN - ZENITH<br />
www.pearls-of-pop.de<br />
TANGERINE DREAM<br />
Phaedra Farewell Tour 2014<br />
22.05.2014 Paris (F)<br />
23.05.2014 London (GB)<br />
24.05.2014 Nijmegen (NL)<br />
26.05.2014 München<br />
<br />
28.05.2014 Nürnberg<br />
30.05.2014 Berlin<br />
<br />
01.06.2014 Köln<br />
03.06.2014 Wien (A)<br />
04.06.2014 Warschau (PL)<br />
in Vorbereitung (2014)<br />
VARGAS Blues Band<br />
CACTUS<br />
www.MFPConcerts.com<br />
Hotline 08450 300 20 22
CD<br />
REVIEWS<br />
se in den 80er Jahren stammen (allein<br />
vier Songs von DEFENDER). Dazu<br />
ein paar frühe Klassiker (“Tat<strong>to</strong>o’d<br />
Lady”, “Loanshark Blues”, “Messin’<br />
With The Kids”) – trotz häufigen früheren<br />
Lauschgenusses hört man sie gerne<br />
wieder. Abgerundet wird das Paket<br />
durch die erstmalige Veröffentlichung<br />
von Auszügen der jüngst erschienenen<br />
DVD LIVE AT CORK auf CD – von<br />
sieben Nummern, die als Studioversionen<br />
dabei sind. Ein passendes Weihnachtsgeschenk<br />
für Gallagher-Fans.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 14/63:52,<br />
7/44:18, 1/42:52) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
OH YES WE CAN LOVE:<br />
THE HISTORY OF GLAM<br />
ROCK<br />
Überdreht,<br />
mitreißend<br />
und für<br />
einen glitzernden<br />
Moment atemberaubend<br />
erfolgreich,<br />
das war<br />
der<br />
Glam-Rock.<br />
Für alle, für die<br />
Glam-Rock erst 1971 mit Marc Bolan<br />
begann und 1973, mit David Bowies<br />
Ziggy Stardust, schon wieder zu Ende<br />
war, ist diese Box nicht gedacht. Vielmehr<br />
richtet sich OH YES WE CAN<br />
LOVE ... an all die Musikfans, für<br />
die die Wurzeln dieser Spielart viel<br />
weiter zurückreichen und für die sein<br />
Einfluss auch heutzutage noch hörbar<br />
ist. Auf fünf CDs erzählen 91 Tracks<br />
die Geschichte dieser Musikrichtung,<br />
von den frühesten Anfängen mit Noel<br />
Coward (“Mad Dogs And Englishmen”),<br />
Chuck Berry (“Around And<br />
Around”) und Little Richard (“Ooh<br />
My Soul”) über die Hoch-Zeit mit<br />
Mott The Hoop le (“All The Young<br />
Dudes”), Roxy <strong>Music</strong> (“Virginia<br />
Plain”) und Sweet (“Ballroom Blitz”)<br />
bis zu späten Ziehsöhnen wie Morrissey<br />
(“Glamorous Glue”), Marylin<br />
Manson (“The Dope Show”) und<br />
The Darkness (“Growing On Me”).<br />
Dazwischen massenhaft weitere<br />
Glam-Beispiele, mehr oder weniger<br />
bekannt, doch führt bei diesem Thema<br />
natürlich kein Weg vorbei an Slade<br />
(“Coz I Luv You”), Kenny (“The<br />
Bump”), Adam & The Ants (“Antmusic”)<br />
oder den Sparks (“This Town<br />
Ain’t Big Enough For Both Of Us”).<br />
Klasse musikalische Aufbereitung des<br />
Themas, im 100-seitigen Hardcoverbuch<br />
finden sich dazu noch eine Unmenge<br />
an Cover-Abbildungen, Background-Infos<br />
sowie ein Essay vom<br />
Glam-Rock-Experten und Buchau<strong>to</strong>r<br />
Barney Hoskyns.<br />
(Universal, 2013, 5 CDs) us<br />
NICK LOWE<br />
QUALITY STREET<br />
Bauchweh habe er gehabt, als ihn sein<br />
Label um ein Weihnachtsalbum bat,<br />
verriet Nick Lowe kürzlich. Doch er<br />
machte das Beste daraus: QUALITY<br />
STREET (Untertitel: „A Seasonal<br />
Selection For All The Family”), eine<br />
etwas andere Weihnachtsplatte. Er<br />
krempelte “Silent Night” um, hüllte es<br />
in ein New-Orleans-Klanggewand mit<br />
Rock’n’Roll-Shuffle, verpasste dem<br />
Traditional “Children Go Where I Send<br />
Thee” Rockabilly-Behandlung, ließ<br />
sich von Ron Sexsmith „Hooves On<br />
The Roof” maßschneidern und fasste<br />
selbst Erlebtes in Songform (“Christmas<br />
At The Airport”). Er verwandelte<br />
Roy Woods Klassiker “I Wish It Could<br />
Be Christmas Every Day” in einen<br />
flotten Ska. Für “I Was Born In Bethlehem”<br />
erzählte er die alte Geschichte<br />
countryesk in eigenen Worten. Das Resultat:<br />
eine Scheibe ohne Schmalz und<br />
Kitsch, mit nachdenklichen Untertönen<br />
und Augenzwinkern, die man auch außerhalb<br />
der Saison hören kann.<br />
(Proper/Rough Trade, 2013,<br />
12/38:39) pro<br />
THE WHO<br />
TOMMY – LIMITED SUPER<br />
DELUXE BOX SET<br />
Drei Jahre lang hatte Pete Townshend<br />
schon in seinem Heimatstudio an<br />
TOMMY gearbeitet, hatte alle Songs<br />
bereits als Demos eingespielt, als The<br />
Who im September 1968 mit den Aufnahmen<br />
für ihre erste Rockoper begannen.<br />
Eigentlich war geplant, das Album<br />
rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in<br />
die Läden zu bringen, doch nachdem<br />
die Geschichte von Tommy Walker,<br />
der in seiner Kindheit taub, stumm<br />
und blind wird, noch erweitert wurde,<br />
musste Pete Townshend während der<br />
Aufnahmen zusätzlich neues Material<br />
nachliefern. Und damit zog sich die<br />
Studio-Arbeit bis in den März 1969<br />
hin ein, so dass TOMMY schließlich<br />
am 23. Mai 1969 als Doppel-LP veröffentlicht<br />
wurde. Heutzutage passen<br />
die 75 Minuten der vier LP-Seiten problemlos<br />
auf eine CD, wurden für das<br />
LIMITED SUPER DELUXE BOX<br />
SET sorgfältig remastert. Auf CD2<br />
finden sich dann die oben angesprochenen<br />
Demos von Pete Townshend<br />
(bis auf drei Ausnahmen alle bisher<br />
unveröffentlicht) sowie zwei Outtakes<br />
der Studio-Aufnahmen, die dritte Disc<br />
liefert das komplette Originalalbum<br />
im 5.1 Mix als Hi-Fidelity Pure Audio<br />
Blu-Ray. Die vierte CD trägt den<br />
Untertitel „The Live Bootleg Album”,<br />
bringt 21 TOMMY-Songs, alle mitgeschnitten<br />
im Herbst 1969 bei verschiedenen<br />
Auftritten. Ein Fest für Fans<br />
dürfte auch das 80-seitige Begleitbuch<br />
im LP-Format sein, für das die Who-<br />
Rock<br />
Mitglieder ihre privaten Fo<strong>to</strong>-Archive<br />
öffneten und in dem man neben allen<br />
Songtexten die ausführliche Geschichte<br />
dieses Albums nachlesen kann, erzählt<br />
von Richard Barnes, The-Who-<br />
Experte und langjähriger Freund von<br />
Pete Townshend.<br />
(Polydor/Universal, 1969, 4 CDs) tk<br />
GITZE & BAND<br />
SCHWABENROCK –<br />
DANKE, MIR GEHT’S GUT…<br />
Den 2003 tragisch<br />
vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Wolle<br />
Kriwanek<br />
zu<br />
covern,<br />
das<br />
geht<br />
eigentlich<br />
gar nicht.<br />
Doch wenn, dann bitte schön so originalgetreu,<br />
wie es Gitze mit seiner Band<br />
im April dieses Jahres vor Publikum<br />
praktizierte. Normalerweise kennt man<br />
den Sänger ja dialektfrei von seiner<br />
Deutsch-Rockband Gitze Roadshow,<br />
doch mit den – zumindest im Schwabenland<br />
– inzwischen zu Kultsongs<br />
herangereiften Kriwanek-Nummern<br />
zeigt er auch in schwäbischer Mundart<br />
seine Klasse. Sein Ausnahmetalent<br />
durfte bei einem Großteil der Songs<br />
von SCHWABENROCK... auch Kriwaneks<br />
früherer Gitarrist (und Hauptkomponist)<br />
Paul Vincent zeigen; wem<br />
nicht klar ist, warum dieser von Stars<br />
wie Freddie Mercury, Udo Lindenberg<br />
und Gianna Nannini verpflichtet wurde,<br />
der möge sich die Eingangssequenz<br />
von “Rattenfänger Revisited” anhören.<br />
Zwei CDs voller starker Songs aus alten<br />
Zeiten, so macht das Rückwärtsblicken<br />
Spaß, auch wenn man dabei<br />
ab und zu eine kleine Wehmuts-Träne<br />
verdrücken muss…<br />
(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />
14/78:59, 10/77:12) us<br />
GARY MOORE<br />
BACK ON THE STREETS<br />
1978 legte Gary Moore nach den<br />
Gastspielen bei Skid Row, Colosseum<br />
und Thin Lizzy sein erstes Solo-<br />
Album vor, nachdem GRINDING<br />
STONE zuvor noch unter Gary Moore<br />
Band firmiert hatte. Seine damalige<br />
Jazz/Fusion-Neigung klang gelegentlich<br />
noch durch, ebenso eine gewisse<br />
Prog-Affinität. Aber Moore rockte<br />
auch kräftig, setzte als Songschmied<br />
erste Duftmarken und kreierte mit<br />
“Parisienne Walkways” einen Dauerbrenner.<br />
Phil Lynott, mit dem ihn<br />
eine Hassliebe verband, war bei vier<br />
Songs dabei. Darunter “Don’t Believe<br />
A Word”, eines der Highlights<br />
des Albums, bei dem der Geist von<br />
Moores Vorbild Peter Green beim<br />
Solo durch den Raum schwebt. Weitere<br />
Helfer waren Lizzy-Trommler<br />
Brian Downey und Keyboarder Don<br />
Airey. Insgesamt solide, mit teilweise<br />
brillantem Gitarrenspiel – und eine<br />
Andeutung dessen, was noch kommen<br />
sollte. Alle vier Bonus-Tracks (3x<br />
“Spanish Guitar”) der Deluxe Edition<br />
waren bereits erhältlich.<br />
(Universal, 1978, 12/53:37) pro<br />
„R-Evolution“ enthält bisher<br />
unveröffentlichte Aufnahmen<br />
der Doors. Frühe TV-Auftritte<br />
und kultige Musik-Kurzfilme.<br />
Erhältlich als Deluxe Edition<br />
DVD und Blu-ray mit 40-seitigem<br />
Booklet im Mediabook.<br />
AB 22.11.<br />
erhältlich auf<br />
DVD & Blu-ray<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51
LP<br />
REVIEWS<br />
KROKUS<br />
STAMPEDE<br />
Nach dem Abschied<br />
von Marc S<strong>to</strong>race,<br />
Chris von Rohr und<br />
Mark Kohler stellte<br />
Gitarrist<br />
Fernando<br />
von Arb die Schweizer<br />
Riffrocker Krokus<br />
personell neu auf, übernahm selbst den<br />
Bass. Peter Tanner (voc), Many Maurer und<br />
Tony Castell (beide g) hießen die Neuen, an<br />
den Drums saß nun Peter Haas. Das Quintett<br />
spielte 1990 STAMPEDE ein und bot nach<br />
den schwächeren Vorgängeralben wieder satten<br />
Hard Rock, der an die besten Zeiten der<br />
erfolgreichsten Schweizer Band anschloss.<br />
Der Titelsong stieg aufs Speedpedal, “Wasteland”<br />
ließ es so richtig krachen, “Rock’n’Roll<br />
Gypsy” krallte sich in den Gehörgängen fest.<br />
Auf farbigem 180g-Vinyl gibt es das Opus<br />
jetzt als Doppel-Gatefold-LP wieder im Plattenladen,<br />
von Marlon Klein trefflich gemastert.<br />
Und als Bonus ist auf Seite 4 nun noch<br />
eine Cover-Version des BTO-Evergreens<br />
“You Ain’t Seen Nothin’ Yet” untergebracht.<br />
(Sireena/Broken Silence, 1990,<br />
12 Tracks) pro<br />
AMERICA<br />
HOMECOMING<br />
Auf seinem zweiten<br />
Album driftete das<br />
Trio mit den Singer/<br />
Songwritern<br />
Gerry<br />
Beckley, Dewey Bunnell<br />
und Dan Peek<br />
noch ein bisschen<br />
weiter weg von seinen Countryquellen in<br />
Richtung Mainstream. Doch nicht in allzu<br />
seichtes Pop-Gewässer, denn bei aller Gefälligkeit<br />
hatten die neun eigenen Songs plus ein<br />
Cover von <strong>John</strong> Martyn doch genug Klasse,<br />
um nicht nur belanglos dahinzuplätschern.<br />
Das griffige “Cornwall Blank” mit leichtem<br />
psychedelischen Touch und das wunderschöne<br />
“To Each His Own” geben dafür die besten<br />
Beispiele ab. Doch auch sonst hört man<br />
gerne zu – die fantastischen Vokalharmonien<br />
und die feine Produktion machen einem das<br />
Wohlklang-Bad zum Genuss.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972, 10 Tracks) lbr<br />
BREAD<br />
BREAD<br />
Danke an die Reissue-Spezialisten<br />
von<br />
<strong>Music</strong> On Vinyl, dieses<br />
kostbare Debüt<br />
wieder in schwarzen<br />
Rillen zu veröffentlichen.<br />
Bread um den<br />
sensiblen Songschreiber David Gates und<br />
Kompagnon Jimmy Griffin kamen mit ihrer<br />
Kollektion feiner Pop- und Folk-Rocksongs<br />
Ende 1969 nicht über Platz 127 der Billboard<br />
Charts hinaus, dementsprechend knapp sind<br />
Originale. Um so freudiger genießt man mit<br />
staunend-offenen Ohren die äußerst wohlklingende,<br />
neuaufgelegte Produktion mit <strong>to</strong>llen<br />
Gesangsduetten und -harmonien der beiden<br />
Leader. Und für “You Can’t Measure The<br />
Cost” verdienen die Jungs aus Los Angeles<br />
sogar Kandidaten-Status für „die besten Westcoast-Songs<br />
aller Zeiten”.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1969,<br />
12 Tracks) lbr<br />
DAVE BRUBECK U.A.<br />
WE’RE ALL TOGETHER AGAIN<br />
FOR THE FIRST TIME<br />
Livemitschnitte<br />
aus<br />
der Berliner Philharmonie,<br />
dem Pariser<br />
Olympia und dem<br />
Rotterdamer De Doelen<br />
dokumentierten<br />
1972 unter anderem<br />
die starke Zugkraft des Namens Brubeck<br />
über reine Jazzkreise hinaus. Noch lange nach<br />
dem Hit “Take Five”, der hier in einer 16-minütigen<br />
Fassung zelebriert wird, füllten der<br />
Bandleader, hier „erstmals zusammen” mit<br />
den Saxern Gery Mulligan (Bari<strong>to</strong>n) und Paul<br />
Desmond (Alt), sowie der Rhythm Section<br />
Jack Six (Bass) und Alan Dawson (Drums),<br />
auch große Musentempel. Das traumhafte<br />
Zusammenspiel des alten Brubeck Quartets<br />
mit Super-Drummer Joe Morello dürften<br />
nur wenige Sensibilissimi vermissen, es geht<br />
etwas freier zu in den fünf Nummern – den<br />
einminütigen Schlusspunkt “Sweet Georgia<br />
Brown” setzt der Meister solo. Das heimliche<br />
Highlight ist der stimmungsvolle “Rotterdam<br />
Blues”. Wow. Sehr gute Pressung.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1973,<br />
6 Tracks) lbr<br />
LOU PALLO OF LES<br />
PAUL’S TRIO<br />
THANK YOU LES –<br />
TRIBUTE TO LES PAUL<br />
Les Paul hat nicht<br />
nur das Goldbrett<br />
der<br />
Gitarrengötter<br />
entwickelt und<br />
Multispur-Takes erfunden,<br />
er war auch<br />
Zeit seines langen<br />
Lebens Lb erstklassiger Picker Pik – und Jazz-Popsänger<br />
mit seiner Frau Mary Ford. All dem<br />
wird mit erlesenen Gäs ten gehuldigt: Slash<br />
feiert das Brett “Deep In The Blues”, “It’s<br />
Been A Long Time” wird mit ungewöhnlicher<br />
Zar<strong>the</strong>it von Keith Richards in<strong>to</strong>niert, der<br />
zwar seine dreckige Lache nicht abstellt, aber<br />
konzentriert mitmacht. Ebenso reizvoll Billy<br />
F. Gibbons’ romantische Lesart des “September<br />
Song”, als habe es ZZ Top nie gegeben.<br />
Beim berühmten “Tennessee Waltz” gastiert<br />
die australische Jazzsängerin Nicki Parrott.<br />
Alles wird zusammengehalten von Les Pauls<br />
Weggefährten Lou Pallo (g) und meist Paul<br />
Nowinski (b) mit Vince Ec<strong>to</strong>r (dr). Weitere<br />
Stars: Blondie Chaplin, José Feliciano und der<br />
Blueser, der Les schon mit vier Jahren kannte:<br />
Steve Miller.<br />
(Showplace/inakustik, 2013, 12 Tracks) utw<br />
PAUL CARRACK<br />
COLLECTED<br />
Wenn der Mann keine<br />
Glatze und vielleicht<br />
das Äußere eines Robbie<br />
Williams gehabt<br />
hätte, vielleicht wäre<br />
der britische Sänger,<br />
Songschreiber,<br />
Keyboarder und Gitarrist i Paul Carrack zum<br />
Superstar avanciert. Denn der inzwischen<br />
62-Jährige, der schon mit 19 Lenzen die Psychedelic-Band<br />
Warm Dust gründete, singt und<br />
komponiert einfach wunderbar eingängig.<br />
Und drückte damit vielen Hits von Michael<br />
Ru<strong>the</strong>rfords Band Mike & The Mechanics,<br />
von woher die meisten den Sänger kennen<br />
dürften, seinen Stempel auf. Diese Kollektion,<br />
eine einzige Kette von Pop-Perlen, vereinigt<br />
Carracks Gruppen Ace, Squeeze, natürlich<br />
Mike & The Mechanics sowie Spin 1ne 2wo.<br />
Dazu kommen Kooperationen des Solisten<br />
mit Paul Young, Bill Wyman & The Rhythm<br />
Kings und den Eagles Don Henley und Timothy<br />
B. Schmit. Dem zuweilen überproduzierten<br />
Sound mancher Songs hört man zwar<br />
die Herkunft aus den überladungsfreudigen<br />
80ern an, doch einschließlich fantastischer<br />
Cover, etwa von “Can’t Find My Way Home”,<br />
bleibt eine zeitlos ohrwurmige Sammlung<br />
schöner Melodien. Parallel auf Doppel-CD.<br />
Hier fein auf 180-Gramm-Vinyl gepresst im<br />
Klappcover mit bedruckten Innenhüllen.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />
2013, 2 LPs, 27 Tracks) lbr<br />
HARRY NILSSON<br />
NILSSON SINGS NEWMAN<br />
Mit<br />
NILSSON<br />
SINGS<br />
NEWMAN<br />
veröffentlicht<br />
Speakers<br />
Corner Records<br />
ein in Europa recht<br />
unbekanntes Album,<br />
das die Zusammenarbeit<br />
von zwei Charakterköpfen dokumentiert,<br />
die durch ihre persönlichen Unterschiede für<br />
genügend kreative Reibung sorgen. Während<br />
Harry Nilsson immer für den etwas<br />
leichteren Zugang zur Musik stand, konnte<br />
ein Randy Newman einfach nicht anders, als<br />
ironisch-sarkastisch zu provozieren – wie das<br />
bitterböse „Liebeslied” “Love S<strong>to</strong>ry” belegt,<br />
das eine öde Beziehung beschreibt, die ihren<br />
Höhepunkt im Altersheim findet. Nilsson<br />
(auch Keyboard und Perkussion) singt auf<br />
dieser Platte nur Kompositionen von Newman,<br />
der ihn auf dem Piano begleitet. Neben<br />
dem melancholischen “Day<strong>to</strong>n, Ohio 1903”<br />
und klassischem Singer/Songwritertum (“The<br />
Bee hive State”) stechen Tracks wie zum Beispiel<br />
“Living Without You” hervor. Insgesamt<br />
betrachtet hat das Album aber einige Ecken<br />
und Kanten, wodurch nicht jeder den Zugang<br />
zur Musik finden wird.<br />
(Speakers Corner Records, 1970,<br />
10 Tracks) at<br />
BILLY JOEL<br />
TURNSTILES<br />
“Say Goodbye To<br />
Hollywood”<br />
wegen<br />
des “New York State<br />
Of Mind” – Billy<br />
Joel begleitete seinen<br />
Wechsel vom langjährigen<br />
Wohn- und<br />
Aufnahme-Ort Kalifornien zurück nach New<br />
York auch musikalisch. Auf seinem vierten<br />
Studio-Album ließ er dazu zum Teil ein<br />
großes Orchester einen regelrechten „Wall Of<br />
Sound” bauen. Zum Glück kommt auch sein<br />
perlendes Klavierspiel nicht zu kurz, das relativ<br />
unbekannte “Summer, Highland Falls”<br />
ist eine großartige Nummer, genau wie das<br />
mit einem schmissigen “Prelude” eingeleitete<br />
“Angry Young Man”. Doch die ganz große<br />
Songwriterkunst packte der Ex-Boxer in seiner<br />
eingangs genannte Hymne an die (neue)<br />
Heimat an der Ostküste aus. Der Sound entspricht<br />
den Hochbit-Remastern von Sony, die<br />
180-Gramm-Pressung ist ordentlich.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1976, 8 Tracks) lbr<br />
Vinyl<br />
BOB DYLAN<br />
ANOTHER SELF PORTRAIT –<br />
THE BOOTLEG SERIES VOL. 10<br />
„Pflicht für Dylan-<br />
Fans”<br />
resümierte<br />
Ulrich Schwartz seine<br />
Besprechung der<br />
Doppel-CD in Good-<br />
Times 5/2013. Und<br />
das gilt für die Triple-LP-Box<br />
erst recht. Zumal sie die Silberscheiben<br />
mit enthält von jener Art Wiedergutmachung<br />
für alle Fans, die das 1970er<br />
Doppelalbum SELF PORTRAIT mit seiner<br />
Streichersoße, seinen unsäglichen Covern<br />
(“The Boxer” lehrt einen wirklich das<br />
Grauen) und den mäßigen Liveversionen<br />
eigener Klassiker für Dylans Schandtat<br />
schlechthin halten. ANOTHER sind hier<br />
nahezu alle Arrangements, downstripping<br />
bis zur Kenntlichkeit als Dylan-Werke<br />
ist angesagt. Das gilt auch für die Songs<br />
vom Folge-Album NEW MORNING und<br />
vom Vorgänger NASHVILLE SKYLINE<br />
(beide auf <strong>Music</strong> On Vinyl als LP wiederveröffentlicht),<br />
die sich hier unter die 35<br />
Lieder mischen. Zur Materialbeschaffung<br />
musste ein Columbia-Team regelrechte Forschungsarbeit<br />
leisten, dann mischten Steve<br />
Addabbo und Steve Berkowitz alles, auch<br />
das in durchwachsener Bootlegqualität oder<br />
dürrem Demosound überlieferte, sehr manierlich<br />
ab , bevor Greg Calbi im Sterling<br />
Sound Studio fantastisch masterte. Nur das<br />
Bild auf dem Cover, wieder vom Meister<br />
selbst gepinselt, könnte noch Fragen<br />
provozieren wie „What is this shit?” Egal.<br />
Die Krönung ist das im großen LP-Format<br />
besonders prunkende, fo<strong>to</strong>strotzende, exzellent<br />
gemachte 58-Seiten-Doku-Beiheft<br />
mit Texten von Greil Marcus (der das SELF<br />
PORTRAIT einst im „Rolling S<strong>to</strong>ne” mit<br />
oben zitierten Worten verriss) und Michael<br />
Simmons. Dazu kommen Innersleeves im<br />
schön reproduzierten Look alter Columbia/<br />
CBS-Veröffentlichungen und eine superbe<br />
Fertigungsqualität. Zugreifen – und freuen.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 1969–1971/2013,<br />
3 LPs 35 Tracks) lbr<br />
WEATHER REPORT<br />
MYSTERIOUS TRAVELLER<br />
Joe Zawinul, Wayne<br />
Shorter,<br />
Alphonso<br />
<strong>John</strong>son, Um Romao,<br />
Ishmael Wilburn<br />
und Miroslav<br />
Vi<strong>to</strong>us präsentierten<br />
sich auf dem vierten<br />
Longplayer von Wea<strong>the</strong>r Report in Höchstform.<br />
Das ungewöhnliche Projekt setzte für<br />
die damalige Zeit Maßstäbe, denn es stand<br />
für die unermüdliche Suche nach neuen<br />
Ausdrucksmöglichkeiten im Kontext der<br />
beginnenden Fusion. Der Multi-Instrumentalist<br />
Joe Zawinul bestimmte eindeutig<br />
das Konzept, wohingegen die Musiker<br />
seine musikalischen Visionen ausmalten.<br />
Das jazzige Latin-Feuerwerk “Nubian<br />
Sundance”, ein Funk mit spannenden Improvisationen<br />
(“Cucumber Slumber”) und<br />
das höchst dynamische und clever arrangierte<br />
“Scarlet Woman” zählen zu den Anspieltipps<br />
einer Scheibe, die erst auf Vinyl<br />
wieder lebendig klingt.<br />
(Speakers Corner Records, 1974,<br />
7 Tracks) at<br />
Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
LP<br />
REVIEWS<br />
einspielt, dann darf die heimliche Hymne<br />
des Ahorn-Staates ja fast nicht fehlen. Paul<br />
O’Brien, gebürtiger Brite, siedelte nach wenig<br />
erfolgreicher Ochsen<strong>to</strong>ur durch Pubs und<br />
Minifestivals seiner Heimat vor zehn Jahren<br />
nach Kanada um. Die Huldigung mit Songs<br />
von Neil Young, Gordon Lightfoot, Joni Mitchell,<br />
Bruce Cockburn, Sarah McLachlan<br />
oder eben Leonard Cohen plus einem Eigengewächs<br />
fällt stimmungs- und geschmackvoll<br />
aus, O’Brien singt, zart begleitet und<br />
umschmeichelnd bebackgrounded, mit angenehmer,<br />
offener Stimme. Die Produktion aus<br />
dem bewährten Hause Pauler Acoustics lässt<br />
ein Wohlklangbad sondersgleichen ein, das<br />
die erstklassige DMM-Pressung und Fertigung<br />
zur audiophilen Wellnessinsel macht.<br />
Auch auf Super Audio CD erschienen.<br />
(S<strong>to</strong>ckfisch/inakustik; 2013, 11 Tracks) lbr<br />
JAMES TAYLOR<br />
JT<br />
Dass der Nice Guy<br />
der<br />
amerikanischen<br />
Songwriter nicht zuletzt<br />
drogenbedingt<br />
auch ganz düstere<br />
Seiten hatte, wissen<br />
viele Zeit- und Leidensgenossen<br />
zu berichten. So sicher auch<br />
Zeitweise-Ehefrau Carly Simon, mit der<br />
James Taylor auf seinem achten Album “Terra<br />
Nova” schrieb und sang. Doch mit dieser<br />
sanften Stimme, mit diesen <strong>to</strong>llen, zärtlichen<br />
oder zartbitteren Songs auf der Habenseite<br />
musste der Schlacks einfach auf der Lichtseite<br />
strahlen. JT, sein Debüt bei Columbia, spielte<br />
er mit der damaligen LA-Studio-Musiker-<br />
„Mafia” ein – musikalisch immer, komposi<strong>to</strong>risch<br />
fast immer auf höchstem Niveau. Beim<br />
Wiederhören fallen auch unbekanntere Perlen<br />
wie das ungewohnt schroffe “I Was Telling<br />
A Lie” neben Klassikern wie “Your Smiling<br />
Face” auf. Produzent Peter Asher bettete alles<br />
in einen fantastisch offenen, aufgeräumten<br />
Sound, in dem fast beiläufig Backgroundstimmen<br />
wie Graham Nash oder Linda Ronstadt<br />
glänzen. Das Reissue im Klappcover mit<br />
beigelegtem Textblatt bewahrt die schlichte<br />
Schönheit dieses Soft-Rockklassikers.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 2013,<br />
2 LPs 16 Tracks) lbr<br />
SHORTY ROGERS<br />
THE WIZARD OF OZ AND OTHER<br />
HAROLD ARLEN<br />
SONGS<br />
Die Bedeutung von<br />
„The Wizard Of Oz”<br />
im<br />
amerikanischen<br />
Kulturkreis<br />
lässt<br />
sich mit der Gewichtung<br />
von „Alice In<br />
Wonderland” in Europa<br />
vergleichen. lih Besonders das von Judy<br />
Garland in der <strong>Music</strong>alversion gesungene<br />
“Some where Over The Rainbow” trug zur<br />
Popularität bei. Im Februar 1958 nahm Shorty<br />
Rogers mit einer Top-Band in Hollywood<br />
ein Album auf, das überwiegend Stücke aus<br />
dem <strong>Music</strong>al in einem Jazzkontext stellt,<br />
aber auch Harold-Arlen-Songs wie “That<br />
Old Black Magic”. Im klassischen Bigband-<br />
Sound arrangiert, verleihen Rogers und seine<br />
Musiker den Kompositionen einen faszinierenden<br />
Drive, ohne sich dabei in ausufernden<br />
Improvisationen zu verlieren. Atemberaubend!<br />
Wie alle Veröffentlichungen von Speakers<br />
Corner erscheint auch dieses erstklassig<br />
gemasterte Album als 180g-Pressung.<br />
(Speakers Corner Records, 1959,<br />
11 Tracks) at<br />
ALPHA OMEGA<br />
DOWN IN THE GRAVITY WELL<br />
Space-Rock<br />
aus<br />
„Down Under”, hochwertig<br />
in zweifarbigem<br />
Vinyl präsentiert,<br />
– bei der jungen<br />
deutschen Plattenfirma<br />
Clostridium Records<br />
steht noch handgemachte Leidenschaft für<br />
die Musik im Vordergrund. Dies klappt natürlich<br />
nur dann, wenn der Inhalt auch mit dem<br />
hochwertigen Erscheinungsbild Schritt hält,<br />
will heißen: Ohne gute Musik nutzt der ganze<br />
Aufwand nichts. Nach den ersten Minuten<br />
von DOWN IN THE GRAVITY WELL kann<br />
Entwarnung gegeben werden, Alpha Omega<br />
zeigen von Beginn an, dass sie ihr Handwerk<br />
verstehen. Zwar bleiben sie dem Space-Rock<br />
über Albumlänge treu, doch variieren sie innerhalb<br />
dieses Stiles wie, wann und wo es<br />
möglich ist, lassen mal die Gitarren in guter<br />
alter S<strong>to</strong>ner-Rock-Art krachen, erschaffen immer<br />
wieder beängstigende Drone-Landschaften,<br />
loten psychedelische Tiefen aus. Klasse<br />
gemacht!<br />
(Clostridium Records, 2013, 9 Tracks) us<br />
BOB DYLAN<br />
DESIRE<br />
Mit DESIRE legte<br />
Bob Dylan – nach<br />
einer kurzen Schwächephase<br />
Anfang<br />
der 70er – 1976 wieder<br />
ein richtig gutes<br />
Album vor. “Hurricane”,<br />
die wahre Geschichte des zu Unrecht<br />
inhaftierten schwarzen Boxers Rubin Carter,<br />
“Joey” über das Leben eines Amerikaners<br />
italienischer Herkunft, der sein Leben im<br />
Mafia-Bandenkrieg verlor, “Oh, Sister”, die<br />
mystische Auseinandersetzung Dylans mit<br />
Gott und Tod, und das kryptische “One More<br />
Cup Of Coffee”, all diese starken Songs wurden<br />
von einer illustren Schar von Musikern<br />
eingespielt, darunter Emmylou Harris, Rob<br />
S<strong>to</strong>ner und Ronee Blakley. Ein Album, das<br />
mit fünf Wochen an der Spitze der US-Charts<br />
auch kommerziell zu Dylans erfolgreichsten<br />
LPs gehört und dazu noch als 180g-Vinyl sehr<br />
räumlich und fein abgestuft klingt.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1976, 9 Tracks) us<br />
GERRY MULLIGAN &<br />
CHET BAKER<br />
CARNEGIE HALL CONCERT<br />
VOLUME 1 & 2<br />
Im November 1974<br />
trafen sich Gerry<br />
Mulligan und Chet<br />
Baker zusammen mit<br />
Ed Byrne, Bob James,<br />
dem<br />
unvergleichlichen<br />
<strong>John</strong> Scofield,<br />
Dave Samuels, Ron Carter und Harvey Mason<br />
in der altehrwürdigen Carnegie Hall in<br />
New York zu einem musikalischen Sondergipfel.<br />
Die beiden „alten Herren” Mulligan<br />
und Baker stellten hier auch die junge Garde<br />
vor – wie zum Beispiel den Drummer Mason<br />
– und boten ihnen somit eine ideale Plattform.<br />
Natürlich wirkt das lyrische “My Funny<br />
Valentine” höchst verführend, aber auch<br />
ein entspanntes “Song For An Unfinished<br />
Woman” und das rasante, von gelungenen<br />
Improvisationen gekrönte “It’s Sandy At The<br />
Beach” tragen zum positiven Gesamteindruck<br />
der Platte bei. Ein Klassiker. Die früher<br />
als Einzel-LPs veröffentlichten Aufnahmen<br />
erscheinen nun als Doppel-LP in einem<br />
hübschen Klappcover.<br />
(Speakers Corner Records, 1975,<br />
8 Tracks) at<br />
LAMP OF THE UNIVERSE<br />
TRANSCENDENCE<br />
Auf wunderschönem,<br />
zweifarbigem<br />
Vinyl<br />
(außen rot, innen<br />
blau) legen die Neuseeländer<br />
von Lamp<br />
Of The Universe mit<br />
TRANSCENDENCE<br />
ein Album vor, das seinem Namen alle Ehre<br />
macht. Denn die musikalischen Trips, die sie<br />
hier ihren Hörern anbieten, gewähren wahrlich<br />
genügend Möglichkeiten, um damit in<br />
ferne Geisteswelten zu entfliehen. Ganz,<br />
ganz frühe Pink Floyd – weniger melodisch,<br />
mehr von der Grundstimmung her – kann<br />
man heraushören, natürlich darf eine Sitar<br />
nicht fehlen, ab und zu driftet das Ganze aber<br />
auch in Richtung noisige Soundscapes ab.<br />
Klasse auch das herrlich gestaltete Cover,<br />
hier passt einfach alles bestens zusammen,<br />
so macht das Abdriften Spaß!<br />
(Clostridium Records, 2013, 6 Tracks) us<br />
JOE VITALE<br />
ROLLER COASTER WEEKEND<br />
Zusammen mit Joe<br />
Walsh, mit dem er<br />
zuvor schon in dessen<br />
Band Barns<strong>to</strong>rm<br />
zwei LPs aufgenommen<br />
hatte, veröffentlichte<br />
Joe Vitale 1974<br />
sein erstes Solo-Album. Für ROLLER<br />
COASTER WEEKEND hat er damals alle<br />
Songs selbst geschrieben und ist an Bass,<br />
Schlagzeug, Keyboards, Syn<strong>the</strong>sizer und<br />
Perkussion zu hören, hat dazu noch alle Gesangsspuren<br />
eingesungen, nur die Gitarren<br />
wurden von Joe Walsh, Phil Keaggy und<br />
Rick Derringer bedient. Dass es dennoch<br />
kein Gitarren-lastiges Album geworden ist,<br />
das ist der songdienlichen Produktionsarbeit<br />
von Ron und Howard Albert (Derek &<br />
The Dominos, Allman Bro<strong>the</strong>rs Band) zu<br />
verdanken, denen es gelang, Vitales Vorlagen<br />
im Stile von rockigem Westcoast zu<br />
arrangieren. Top-Track ist ohne Frage “Falling”,<br />
dessen Melodie sich später Walsh für<br />
“At The Station” ausborgte ...<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1974,<br />
11 Tracks) tk<br />
MINK DeVILLE<br />
COUP DE GRACE<br />
Gute Alben entstehen<br />
dann, wenn<br />
Rockmusiker<br />
Probleme<br />
haben. Und<br />
die hatte Willy De-<br />
Ville eigenen Aussagen<br />
nach 1981, als<br />
COUP DE GRACE entstand, genügend.<br />
Probleme mit der Band, dem Manager,<br />
Vinyl<br />
der Plattenfirma und mit seiner Drogensucht.<br />
So schickte er kurzentschlossen<br />
seine Band in die Wüste, nahm unter der<br />
Produktionsregie von Jack Nitzsche zusammen<br />
mit The Kick – der Begleitband<br />
Helen Schneiders – ein richtig gutes<br />
Rock’n’Roll-Album auf. Der schlüpfrige<br />
New-Orleans-Sound von “Love And Emotion”,<br />
das Bruce Springsteen in den Schatten<br />
stellende “Maybe Tomorrow”, der Bläser-befeuerte<br />
Bluesschleicher “Teardrops<br />
Must Fall, das Soul-verliebte “You Better<br />
Move On” – Songs, die Willy DeVille trotz<br />
– oder wegen? – seiner Probleme zu mit<br />
den besten seiner Karriere machte.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1981,<br />
10 Tracks) us<br />
BONNIE RAITT<br />
GIVE IT UP<br />
Wie schon auf ihrem<br />
starken Debüt ein<br />
Jahr zuvor konnte<br />
Bonnie Raitt für ihr<br />
1972 veröffentlichtes<br />
Zweitwerk<br />
GIVE<br />
IT UP auf die Unterstützung<br />
tüt einer ganzen Schar Musiker<br />
zählen. Mit Könnern wie Paul Butterfield,<br />
Mel Saunders, Dave Holland, Jackie Lomax,<br />
<strong>John</strong> Payne, Eric Kaz und <strong>John</strong> Hall<br />
gelang es Bonnie Raitt, ihre eigenen Songs<br />
sowie die Stücke von Barbara George (“I<br />
Know”), Chris Smi<strong>the</strong>r (“Love Me Like A<br />
Man”), Jackson Browne (“Under The Falling<br />
Sky”) und Sippie Wallace (“You Got<br />
To Know How”) einerseits wie klassischen<br />
Blues klingen zu lassen, andererseits dem<br />
Ganzen durch ihren herausragenden Gesang<br />
aber auch eine eigene, frische Note zu<br />
verleihen. Das 180g-Vinyl kommt diesem<br />
Eindruck natürlich noch entgegen, verstärkt<br />
diese klasse vokalen Leistungen vom ersten<br />
bis zum letzten Ton.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972,<br />
10 Tracks) us<br />
THE J. GEILS BAND<br />
THE J. GEILS BAND<br />
Dass<br />
schweißtriefender<br />
Rock’n’Roll<br />
1970 alles andere<br />
als<br />
abgeschrieben<br />
war, das zeigt der<br />
Blick auf THE J.<br />
GEILS BAND, dem<br />
LP-Debüt Dbüt der gleichnamigen Band aus<br />
Massachusetts. Auch wenn sie später noch<br />
etwas an Power zulegen konnte, war dieses<br />
Album eine einzige Party, bestehend<br />
aus Energie, Spaß und hemdsärmeliger Arbeit.<br />
Hyperaktiv dabei Sänger Peter Wolf,<br />
eine ganz eigene Note steuerte Mundharmonika-Irrwisch<br />
Magic Dick bei, Band-<br />
Boss J. Geils arbeitete sich das Griffbrett<br />
seiner Gitarre rauf und runter: So konnte<br />
man damals schon lange keine Band mehr<br />
ackern hören. Für den Großteil der Songs<br />
sorgten Geils & Co. selbst, dazu packten<br />
sie Blues-Rock-Cover von Otis Rush<br />
(“Homework”), <strong>John</strong> Lee Hooker (“Serves<br />
You Right To Suffer”) und Albert Collins<br />
(“Sno-Cone”). Richtig druckvoll auch<br />
der Klang des 180g-Vinyls, ja, so muss<br />
schweißtriefender Rock’n’Roll klingen!<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970,<br />
11 Tracks) us<br />
Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
TOM PRINCIPATO<br />
ROBERT JOHNSON TOLD<br />
ME SO<br />
Auch wenn<br />
der Titel anderes<br />
suggerieren<br />
mag,<br />
ein<br />
Bluesalbum<br />
im<br />
klassischen<br />
Sinne ist itdiese CD definitiv nicht.<br />
Vielmehr gibt es hier neben dem mit<br />
Slideriff und Bluesharp daherkommenden<br />
Titelsong etwa auch Latininspirierte<br />
Grooves, eine Reggaenummer<br />
sowie jazzig Angehauchtes<br />
zu hören. Für die acht Tracks aus eigener<br />
Feder – einer davon gleich in<br />
zwei Varianten – konnte sich Principa<strong>to</strong><br />
wieder der Unterstützung namhafter<br />
Mitstreiter wie Chuck Leavell<br />
oder Willie Weeks versichern, deren<br />
Parts allerdings nicht im selben Studio<br />
eingespielt wurden. Herausgekommen<br />
ist dabei ein bestens produziertes<br />
Album, mit dem Principa<strong>to</strong><br />
einmal mehr seine Qualitäten als<br />
Sänger, Gitarrist und Songschreiber<br />
unter Beweis stellen kann. Etwas<br />
mehr an Spieldauer hätte es im CD-<br />
Zeitalter dann aber doch sein dürfen.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 2013, 8/37:38) ms<br />
CANDI STATON<br />
MUSIC SPEAKS LOUDER<br />
THAN WORDS / HOUSE OF<br />
LOVE + CANDI / YOUNG<br />
HEARTS RUN FREE<br />
Candi Sta<strong>to</strong>n aus Alabama erregte<br />
international Aufmerksamkeit mit einigen<br />
guten Soulalben in den Jahren<br />
1970 bis 1972. Mit zwei Doppel-CDs,<br />
die vier fortlaufende Alben enthalten,<br />
wird jetzt an ihre Zeit bei Warner<br />
Bro<strong>the</strong>rs von 1974 bis 1978 erinnert.<br />
Während das 1974er Album CANDI<br />
noch an ihre Soulphase anknüpft, tendieren<br />
die drei folgenden Alben stärker<br />
in die Richtung des niveauvollen<br />
Disco-Pop. Dabei sprang für die Sängerin<br />
auch ein Nr. 2-Hit in England<br />
(“Young Hearts Run Free”) heraus.<br />
Die beiden Doppel-CDs wurden mit<br />
insgesamt neun Bonus-Titeln ergänzt,<br />
dabei ist auch die 12-Inch-Version<br />
von “Young Hearts”. Jeweils dicke<br />
und sehr informativ gestaltete Booklets<br />
bestechen bei den insgesamt liebevoll<br />
gestalteten Editionen.<br />
(Edsel/Soulfood, 1974/76 +<br />
1977/78, 12/38:55, 12/60:06 +<br />
12/43:26, 10/52:25) p<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ELVIS PRESLEY & THE<br />
SONGS THAT DROVE HIM<br />
WILD<br />
Ob nun tatsächlich sämtliche hier präsentierten<br />
Songs den King in seiner Jugend<br />
dermaßen begeistert haben, wie es<br />
der Titel dieser Compilation suggeriert,<br />
mag einmal dahingestellt sein. Fakt ist,<br />
dass Arthur „Big Boy” Crudups ”That’s<br />
All Right”, mit dem CD 1 eröffnet, zur<br />
A-Seite von Presleys erster Sun-Single<br />
wurde und er etwa auch Junior Parkers<br />
auf CD 2 vertretenes ”Mystery Train”<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
für Sam Phillips’ Label einspielte. Die<br />
meisten anderen Tracks sind hingegen<br />
eher als stellvertretend für jene Spielarten<br />
des Blues anzusehen, wie sie der<br />
junge Presley z.B. im in Memphis beheimateten<br />
Radiosender WDIA zu hören<br />
bekommen haben könnte, vom frühen<br />
Delta-Blues eines Charley Pat<strong>to</strong>n über<br />
modernere Klänge à la B.B. King oder<br />
Bobby „Blue” Bland bis hin zu Jackie<br />
Brens<strong>to</strong>ns R&B- bzw. Rock’n’Roll-<br />
Klassiker ”Rocket 88”. Nähere Infos<br />
zu Presleys in dieser „Memphis Blues<br />
Collection” – so der CD-Untertitel –<br />
dokumentierten „Blues roots” liefert ein<br />
Essay des britischen Musikchronisten<br />
Alan Clayson im Booklet.<br />
(Chrome Dreams/inakustik, 2013,<br />
28/80:12, 28/78:42) ms<br />
BLUES COMPANY<br />
X-RAY BLUES<br />
Toscho<br />
Todorovic<br />
und die<br />
Champions der<br />
Verlässlichkeit<br />
haben es wieder<br />
geschafft:<br />
ein<br />
Set mit Bandbreite,<br />
Band-Spirit, it Spielfreude und<br />
Referenzklang. Wenn das so selbstverständlich<br />
wäre, würden es ja alle<br />
so machen. Referenzen gibt es an die<br />
Vorbilder in ihrem Metier: “The Blues<br />
Been Good To Me”, Toschos Dank an<br />
sein Lebenswerk, besitzt zwinkernde<br />
S<strong>to</strong>nes-Anklänge, samt temperamentvoller<br />
„Soul Sistaz” Seda Devran &<br />
Anina Schibli. Leon Russells “Big<br />
Legged Woman” ist dank Mike Titres<br />
schneidender Leadgitarre im Albert-<br />
King-Modus angesiedelt, “A Little<br />
Bit Of That” vom Cocker-Schreiber<br />
Bucky Lindsay siedelt sich im Ry-<br />
Cooder-Country an, samt Arthur Marzukowskis<br />
herrlicher Tuba. Toscho beweist<br />
in “If I Only Could” wieder, dass<br />
er ein sensibler Crooner sein kann. Die<br />
Rhythmusbasis von Florian Schaube<br />
(dr) und Arnold Ogrodnik (b) ist nicht<br />
zu verachten; die Gitarrenarbeit von<br />
Titre & Todorovic (sowie Ogrodnik)<br />
wird immer wieder aufgelockert durch<br />
die Fabulous BC Horns.<br />
(inakustik, 2013, 13/61:50) utw<br />
JIMMY VIVINO &<br />
THE BLACK ITALIANS<br />
13 LIVE<br />
Jimmy Vivino benannte seine Band<br />
nach einem italienischen Eiergericht<br />
und spielt gleichzeitig auf die Herkunft<br />
der Musiker an, die den verschiedensten<br />
ethnischen Minoritäten angehören<br />
– Italiener, Schwarze oder Kubaner.<br />
Dementsprechend bunt fällt die Musik<br />
aus. Neben einem schweißtreibendem<br />
Cover von <strong>John</strong>ny Winters “Fast Life<br />
Rider” und zwei Neuinterpretationen<br />
von Dylan-Songs (“From A Buick 6”,<br />
“Maggie’s Farm”) stehen die Eigenkompositionen<br />
im Fokus. Blues im Stil<br />
der Blues Bro<strong>the</strong>rs, bei dem die Soulröhre<br />
Ca<strong>the</strong>rine Russell für ordentlich<br />
Stimmung sorgt (“Soulful Dress”),<br />
Rock’n’Roll mit Bluesparts (“Heaven In<br />
A Pontiac”) und ein wenig Latin-Funk<br />
(“Animalism”) überzeugen durch Au<strong>the</strong>ntizität<br />
und Spielfreude. Besonders<br />
berührend wirkt der “Song For Levon”,<br />
gewidmet Levon Helm von The Band.<br />
(Blind Pig/Fenn, 2013, 13/58:56) fl<br />
DIETER KROPP<br />
SCHÖNE BESCHERUNG<br />
Jedes Jahr neue Christmas-Cracker –<br />
Harp-Santa-Claus Kropp liefert den<br />
Beweis, dass er Zeitreisen beherrscht:<br />
Geläut & ”Süßer die Glocken” klingen<br />
nicht nach Parodie, sondern herzerwärmend.<br />
Harmonische Links zur Kinderzeit<br />
nimmt man der Lipper Blueslippe<br />
ab: “Jingle Bells” als “Kleiner weißer<br />
Schneemann”, Micky Meinerts Gitarre<br />
liefert Twang satt, eine Bläsersektion<br />
unterstützt den stets virtuosen<br />
Harmonika-Mann etwa beim launigen<br />
“Frohe Weihnacht, Baby, die Schwiegereltern<br />
sind eingeschneit”. Bereicherung<br />
bringt Pianist Dennis Koeckstadt<br />
von BB & The Blues Shacks nicht nur<br />
im second-line “Tannenbaum”, und<br />
Helene Fischers Achim Meier drückt<br />
die Hammond B3 bei “Schneeflöcken,<br />
Weißröckchen.” Titelsong? Dobro-<br />
S<strong>to</strong>mp trifft Schlager, darauf muss man<br />
erst mal kommen! Hübsches Cover.<br />
(Spareribs Records, 2013,<br />
14/41:24) utw<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
REMEMBERING LITTLE<br />
WALTER<br />
Der schon 1968<br />
vers<strong>to</strong>rbene<br />
Harp-Player<br />
Little Walter hat<br />
den Sound des<br />
Chicago-Blues<br />
mit definiert, besonders<br />
als Sidekick k für Muddy Waters.<br />
Sein lebendiger Ton, die innovativen<br />
Phrasierungen und das exzellente Timing<br />
stellen für die aktuelle Bluesszene<br />
immer noch ein Novum dar. Mit dieser<br />
ausgezeichneten CD setzen unter anderem<br />
Charlie Musselwhite, Billy Boy<br />
Arnold, Sugar Ray Norcia und Nathan<br />
James dem Mann ein Denkmal. Besonders<br />
der Klang der CD beeindruckt,<br />
denn die Herren besinnen sich auf die<br />
dreckigen Sounds vergangener Jahrzehnte<br />
und glätten nicht. Grooviger<br />
Chicago-Blues (“Up The Line”), Blues<br />
mit Jazzeinwürfen (“My Babe”), leichtfüßiger<br />
Shuffle (“I Got To Go”) und intensiver<br />
Slow Blues (“Just A Feeling”)<br />
werden von einem expressiven Mundharmonikaspiel<br />
gekrönt, das eines Little<br />
Walters würdig ist. Empfehlung.<br />
(Blind Pig/Fenn, 2013, 11/56:01) at<br />
HOWLIN’ BILL<br />
MIDNIGHT HERO<br />
Die Band Howlin’ Bill hat in den letzten<br />
zehn Jahren wie die Berserker malocht,<br />
einige Alben aufgenommen und<br />
zahlreiche Auftritte absolviert. Ihr europäischer<br />
Blues wirkt durch die stilistische<br />
Offenheit gegenüber Subgenres<br />
des Stils. Auf der ersten CD wurden 15<br />
Tracks der Studioveröffentlichungen<br />
kompiliert, die sich zwischen Chicago<br />
Blues mit starken Harpbeiträgen be-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55<br />
KRAUTROCK<br />
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CD<br />
REVIEWS<br />
wegten (“Midnight Hero”), einer Nummer<br />
mit Stray-Cats-Zitaten (“Circus Is Coming<br />
To Town”), Country-Rock (“A Date With The<br />
Devil”), Jazz-bluesigem Material (“Bellboy<br />
<strong>John</strong>”), aber auch wenigen eher belanglosen<br />
Blues-Rocktracks (zum Beispiel “Don’t Wanna<br />
Go Home”). Auf der Bühne überzeugen die<br />
Jungs in voller Länge, da hier die Songs mit<br />
wesentlich mehr Schmackes dargeboten werden.<br />
Anspieltipp!<br />
(Blues Boulevard/H’Art, 2013,<br />
16/56:35) fl<br />
EARTH, WIND & FIRE<br />
THE COLUMBIA MASTERS<br />
Ob sich der Jazzschlagzeuger Maurice White<br />
1969, als er in Chicago die Band Earth, Wind<br />
& Fire gründete, wohl vorstellen konnte, dass<br />
er damit eine stilprägende und bis heute erfolgreiche<br />
Band ins Leben gerufen hatte? Von<br />
1972 bis 1990 war sie bei Columbia unter<br />
Vertrag, veröffentlichte in diesem Zeitraum<br />
15 Alben, die (ergänzt um eine Bonus-Disc<br />
voller Singles und alternativer Versionen)<br />
als hochwertig aufgemachte Vinyl-Replicas<br />
nun als THE COLUMBIA MASTERS in<br />
einer voluminösen Box zusammengefasst<br />
wurden. Und da sie in dieser Zeit auch ihre<br />
größten Erfolge einfuhr, erhält man mit diesem<br />
schmucken Würfel auch so ziemlich das<br />
Beste aus ihrer Karriere. Aber nicht nur, und<br />
genau das macht ja solche Zusammenstellungen<br />
aus. Denn wie so oft bieten die remasterten<br />
Originalalben massenhaft weiteres<br />
Entdeckungspotenzial, völlig klar, dass sich<br />
bei einer solch kreativen Zusammenrottung<br />
von Topmusikern – von Philip Bailey über<br />
Larry Dunn bis zu Al McKay – auch genügend<br />
versteckte Songperlen befinden. Wer auf<br />
Bläser-befeuerten Soul steht, wird zwar einige<br />
dieser Alben schon im Plattenschrank haben,<br />
dennoch lohnt es sich, mit dieser Box eventuell<br />
vorhandene Lücken zu füllen.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 16 CDs) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
IT MOVES ME – THE SONGS OF<br />
BERRY GORDY<br />
Diese nach einem von Berry Gordy für Eddie<br />
Holland geschriebenen Song betitelte und<br />
mit 16-seitigem Booklet daherkommende<br />
Compilation dokumentiert die Frühphase des<br />
Mo<strong>to</strong>wn-Sounds am Beispiel von 30 Tracks,<br />
die in den Jahren 1959 bis 1962 auf einem von<br />
Gordys Labels erschienen und sämtlich von<br />
ihm (mit)verfasst wurden. Zu den bekannteren<br />
Acts zählen dabei die Miracles, Supremes<br />
und Temptations sowie Marvin Gaye und der<br />
noch mit dem Beinamen Little apostrophierte<br />
Stevie Wonder, die sich allerdings erst in der<br />
Folgezeit als Hitlieferanten für Gordy erweisen<br />
sollten. Umgekehrt gehen Titel mit hohem<br />
Wiedererkennungswert wie die oft gecoverten<br />
Nummern ”Money (That’s What I Want)” und<br />
”Do You Love Me” hier mit Barrett Strong<br />
bzw. den Con<strong>to</strong>urs auf das Kon<strong>to</strong> deutlich weniger<br />
populärer Musiker.<br />
(Soul Jam Records/inakustik, 2013,<br />
30/76:32) ms<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
NORTHERN BOYS: CLASSIC<br />
GEMS + TREASURES FROM<br />
A TALCUM-COATED DANCE-<br />
FLOOR<br />
Der Nor<strong>the</strong>rn Soul ist besonders in Großbritannien<br />
ein heißes Thema, dem regelmäßig<br />
Compilations gewidmet werden. Der tanzbare<br />
Sound und die sich um die heißblütigen<br />
Klänge bildende Szene haben die UK-Musik<br />
über Jahre direkt beeinflusst und den Croonern<br />
ihre Vorherrschaft geraubt. Auf der<br />
vorzüglich zusammengestellten CD finden<br />
sich unter anderem Charles Sheffield, Ronnie<br />
Love, Roy Hamil<strong>to</strong>n, die Egyptians mit<br />
dem Tanzbodenfeger “Party S<strong>to</strong>mp” und<br />
Earl Connelly. Gemeinsame Elemente sind<br />
fast immer die die Musik aufpeitschenden<br />
Bläser, ein frecher-flippiger Gesang und ein<br />
unwiderstehlicher Rhythmus, der wirklich<br />
jeden zum hemmungslosen Abtanzen animiert.<br />
Groovy! In dem achtseitigen Booklet<br />
präsentiert Dave Henderson vom „Mojo”-<br />
Magazin einiges an Hintergrundinformationen,<br />
wobei er aber auch nicht alle Gerüchte<br />
und Geheimnisse auflösen kann.<br />
(Righteous/Rough Trade, 2013,<br />
26/62:27) at<br />
MILLER ANDERSON<br />
FROM LIZARD ROCK<br />
Das<br />
Live-Doppel<br />
erschien<br />
erstmals<br />
im Frühjahr 2009<br />
und wurde ein Dauerseller,<br />
besonders<br />
auf Tourneen Andersons<br />
mit eigener<br />
Truppe und der Hamburg<br />
Blues Band, deren<br />
festes Mitglied der Wahl-Brigh<strong>to</strong>ner Schotte<br />
seit einiger Zeit ist. Talent und Intensität dringen<br />
Anderson bei seiner Performance aus jeder<br />
Pore, ob bei Ry Cooders “Borderline” oder<br />
dem treibenden “Boogie Bro<strong>the</strong>rs” – Titelstück<br />
seiner Savoy-Brown-Ära. Dazu strahlt<br />
er jene coole Lässigkeit aus, die wohl stets<br />
seine Weltkarriere verhinderte, grundsympathisch!<br />
Höhepunkte des Doppels sind klar<br />
seine Ausflüge in seine Anfänge in der Keef<br />
Hartley Band, für deren Reper<strong>to</strong>ire er fast<br />
allein verantwortlich zeichnete: “Sinnin’For<br />
You”, “Just To Cry” und das berserkerhafte<br />
“Leavin’ Trunk” sind Meilensteine des Blues,<br />
wie sie hier zelebriert werden. Inspirierter<br />
Sparringspartner: Frank Tischer an der Hammond.<br />
Zugabe: eine Unplugged-Version von<br />
“Little Man Dancing”, in dem sich Anderson<br />
über den Dienstleistungscharakter des Muckertums<br />
auslässt. Unverzichtbar.<br />
(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2009,<br />
9/58:53, 12/60:55) utw<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
THE POCKET PLAYERS<br />
ACID BLUE HORIZON<br />
Eine reine Bade-Buchten-Band, gibt’s das?<br />
The Pocket Players lassen den alten Witz vom<br />
„Busman’s holiday” aufleben: Was machen<br />
Mucker im Urlaub? Mucken! Was die dänischen<br />
Blueser im Fahrwasser Dr. Feelgoods<br />
über die Genre-Masse hinaushebt, ist die rattenscharfe,<br />
dabei humorige Hammondorgel<br />
von Palle Hjorth, Nachfolger Thomas Koppels<br />
(†2006) bei den Prog-Pionieren Savage<br />
Rose. Der Mann <strong>to</strong>bt nicht nur bei J.B. Hut<strong>to</strong>s<br />
“Combination Boogie” hinter seinen Tasten<br />
wie der junge Jerry Lewis auf der Comedianbühne;<br />
auch auf Konserve kommt genug rüber.<br />
Elmore James’ “Person To Person” wird<br />
schön geshuffelt, Ole Bech klingt angenehm<br />
wie der junge Harry „Cuby” Muskee. “Bad<br />
Bad Whiskey” scheint ihnen Amos Milburn<br />
auf die agilen Leiber geschrieben zu haben, “I<br />
Take What I Want” von Sam & Dave covern<br />
nach den Hollies nun auch diese Jütländer, die<br />
den Groove dank Sören und Henrik Poulson<br />
„in <strong>the</strong> pocket” haben.<br />
(Gateway <strong>Music</strong>/Import, 2013,<br />
10/35:03) utw<br />
BILLY PRESTON &<br />
SYREETA<br />
BILLY PRESTON & SYREETA:<br />
EXPANDED EDITION<br />
Der renommierte Billy<br />
Pres<strong>to</strong>n und Syreeta,<br />
die ehemalige Frau<br />
von Stevie Wonder,<br />
waren in gesanglicher<br />
Hinsicht ein Traumpaar.<br />
Pres<strong>to</strong>ns weiche<br />
und angenehme Stimme und ihre höhenreichen<br />
Vocals ergänzten sich optimal. Das<br />
Album auf Mo<strong>to</strong>wn aus dem Jahr 1981 setzt<br />
genau bei den Stärken des Duos an, nämlich<br />
den Balladen im Soulkontext. Glücklicherweise<br />
wird der Disco-Boom noch weitestgehend<br />
ignoriert. Guter, alter Soul, eingespielt<br />
von Topmusiker steht auf dem Programm,<br />
wobei Streicher und Bläser geschmackvolle<br />
Akzente setzen. Neben den zehn Tracks des<br />
Originals finden sich die beiden Nummern<br />
“With You I’m Born Again” und “Go For<br />
It” jeweils in der Single- und der Maxiversion,<br />
sowie drei weitere Stücke, die damals<br />
im Single-Format auf den Markt kamen. Gefühlvolle<br />
und bedächtige Musik, die man so<br />
heute nicht mehr findet!<br />
(Soulful <strong>Music</strong>/Rough Trade, 1981,<br />
17/72:24) at<br />
THE PEE WEE BLUESGANG<br />
FEAT: DRAFI DEUTSCHER<br />
PLAYING FUNKY –<br />
THE LOST ALBUM<br />
Natürlich macht sich der Name Drafi<br />
Deutscher auf dem Cover von PLAYING<br />
FUNKY als Verkaufsargument gut, doch<br />
die Zusammenarbeit der Pee Wee Bluesgang<br />
mit Deutscher dauerte 1983 nach anfänglicher<br />
(Live-)Begeisterung im Studio<br />
nicht allzu lange. Man verkrachte sich, die<br />
Bänder verschwanden in den Archiven, um<br />
jetzt klanglich beachtlich überarbeitet als<br />
„Lost Album” doch noch öffentliches Gehör<br />
zu finden. Auf drei Songs ist Deutscher singend<br />
zu hören, die meisten Texte für Sänger<br />
Richard Hagel stammten von Chris Evans<br />
Ironside, dem langjährigen Drafi-Partner,<br />
während Gitarrist Thomas Hesse fast alles<br />
komponiert hatte und dabei auf einen unspektakulären,<br />
aber unterhaltsamen Mix aus<br />
Boogie, Blues-Rock und R&B setzte. Alles<br />
tönt solide, rechtfertigt die späte Erstveröffentlichung<br />
durchaus, auch wenn Produzent<br />
Deutscher einige Kanten wegschliff.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2013, 10/41:45) pro<br />
ERIC BIBB<br />
JERICHO ROAD<br />
Mit seiner samtigen Stimme, seinem gepflegten<br />
Fingerpicking auf der akustischen Gitarre<br />
und dem wohlklingenden Stilmix aus Blues,<br />
Gospel, Folk und Soul wird Eric Bibb auch<br />
mit diesem neuen Album seine Fans wiederum<br />
begeistern. Von karg instrumentierten<br />
Singer/Songwritertiteln über gepflegte Soulgroover<br />
mit Chorsängerinnen, Bläsersätzen,<br />
Streichern und pointierten Solos auf Gitarren,<br />
Klavier oder auch Trompete bis zum finalen<br />
Track mit afrikanischen Einflüssen deckt JE-<br />
RICHO ROAD ein breites Spektrum ab. Wie<br />
immer ist Bibb au<strong>the</strong>ntisch und mit Herzblut<br />
bei der Sache. Die studiotechnisch wunderbar<br />
aufgezeichneten Songs machen auch unter audiophilen<br />
Gesichtspunkten viel Freude.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 2013, 15/58:21) rg<br />
THE HOLMES BROTHERS<br />
BROTHERHOOD<br />
Eigentlich als Trio am Start, haben sich die<br />
Brüder Sherman (b) und Wendell Holmes<br />
(g) sowie ihr „bro<strong>the</strong>r in spirit”, wie der<br />
Dritte im Bunde, Drummer Popsy Dixon,<br />
auf der Alliga<strong>to</strong>r-Homepage tituliert wird,<br />
auch bei den Aufnahmen zu dieser Produktion<br />
wieder der Unterstützung diverser<br />
Gäste versichern können. Mit diesen spielten<br />
die zweifachen Blues-<strong>Music</strong>-Award-<br />
Gewinner in unterschiedlichen Konstellationen<br />
14 Tracks ein, von denen acht auf das<br />
Kon<strong>to</strong> von Wendell bzw. Sherman Holmes<br />
gehen, während man sich für den Rest u.a.<br />
bei Ike Turner sowie den Stax-Legenden<br />
William Bell und Booker T. Jones bediente.<br />
Herausgekommen ist dabei ein äußerst<br />
hörenswertes Album im Spannungsfeld von<br />
Blues, Gospel und Soul, das nicht zuletzt<br />
auf Grund der gesanglichen Qualitäten aller<br />
drei „Brüder” überzeugt.<br />
(Alliga<strong>to</strong>r/inakustik, 2013, 14/53:58) ms<br />
PETER STRAKER<br />
PETER STRAKERS BREL<br />
Peter Straker? In<br />
Deutschland<br />
ein<br />
so gut wie unbekannter<br />
Name. In<br />
Großbritannien hat<br />
sich der facettenreiche<br />
Sänger und<br />
Sh Schauspieler il eine hervorragende Reputation<br />
erarbeitet, besonders durch seine Auftritte<br />
in dem <strong>Music</strong>al „The Rocky Horror<br />
Picture Show” oder der Bühnenfassung<br />
von „Thommy”. Der enge Freund Freddie<br />
Mercurys entdeckte schon früh seine Liebe<br />
zum englischsprachigen Reper<strong>to</strong>ire des in<br />
Belgien geborenen Chansonniers Jacques<br />
Brel, der in den Sechzigern Ray Davies<br />
von den Kinks und vor allem Scott Walker<br />
inspirierte. Nun hat er sich Songs wie<br />
“Funeral Tango”und “If You Go Away” zur<br />
Brust genommen und mal modern, mal eher<br />
traditionell interpretiert. Interpretation ist<br />
der Schlüsselbegriff, denn Straker hat eine<br />
Modulationsfähigkeit in seiner Stimme, die<br />
den Vorgaben gerecht wird, aber zugleich<br />
neue Wendungen integriert. Sehr schön!<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
12/42:49) at<br />
DR. K’S BLUES BAND<br />
DR. K‘S BLUES BAND<br />
Neuauflage des einzigen Albums (1968) dieser<br />
Londoner Band, das 1992 auf CD unter<br />
dem Titel ROCK THE JOINT! erhältlich war.<br />
Dr. K (Richard Kaye) spielte ein kräftig hämmerndes<br />
Boogie-Klavier und wurde begleitet<br />
von Mick Haase (voc), Geoff Krivit (g),<br />
Roger Rolt (g), Harold Vickers (b) und Eric<br />
Peachy (dr). Der muntere Haufen saugte seine<br />
Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
Inspirationen aus schwarzen Chicago-<br />
Blues-Vorbildern und natürlich auch aus<br />
dem Sound der ganz frühen Yardbirds<br />
und S<strong>to</strong>nes. Im Unterschied zu denen<br />
kam man allerdings über ein sogar recht<br />
florierendes Dasein als Dauereinheizer<br />
in den Pubs und Kleinclubs der Metropole<br />
nie richtig hinaus. Das Album<br />
verkaufte sich im UK und in den USA<br />
mager bis mickrig. Was unverdient ist,<br />
denn Mick Haase war ein mehr als ordentlicher<br />
Vokalist, und die Piano- und<br />
Saitentöne hatten Feuer unterm Kessel.<br />
Bis auf ein paar Traditionals spielte<br />
die Gruppe auch nur Eigenmaterial,<br />
das sich noch heute hören lassen kann.<br />
Schönes Sammlerstück!<br />
(Sunbeam/Soulfood, 1968,<br />
11/32:53) hjg<br />
SNAKEFINGER<br />
SNAKEFINGER’S HISTORY<br />
OF THE BLUES – LIVE IN<br />
EUROPE<br />
Mit den Residents<br />
schrieb der<br />
1987 vers<strong>to</strong>rbene<br />
Gitarrist<br />
Philip<br />
„Snakefinger”<br />
Lithman<br />
Musikgeschichte,<br />
1983 spielte er sich ihin Bremen mit<br />
einer hochklassigen, achtköpfigen Band<br />
im Rücken einmal quer durch die Geschichte<br />
des (elektrischen) Blues. Das<br />
Schöne an dieser Reise ist der Umstand,<br />
dass sich Lithman so tief und ausführlich<br />
mit dem Thema beschäftigt hat,<br />
dass er fast gänzlich auf allseits bekannte<br />
Stücke verzichten konnte und<br />
dafür lieber unbekanntere Perlen von<br />
Bluesgrößen wie Tampa Red, Robert<br />
<strong>John</strong>son, Muddy Waters, Memphis Slim<br />
oder B.B. King ausgesucht hat. Unverzichtbar<br />
dabei seine kurzen Ansagen zu<br />
den Songs sowie die ausführlichen Infos,<br />
die sich im umfangreichen Booklet<br />
finden, so macht (Blues-)Geschichtsunterricht<br />
Spaß, so kurzweilig und au<strong>the</strong>ntisch<br />
dargeboten werden hier auch<br />
Musikfreunde, die sonst mit Blues nicht<br />
allzu viel anfangen können, auf ihre<br />
Kosten kommen.<br />
(Promising <strong>Music</strong>/Fenn,<br />
1983, 70:28) us<br />
INNES SIBUN<br />
LOST IN THE WILDERNESS<br />
Mit einem flotten Rock’n’Roll samt<br />
Pianosolo startet Gitarrist/Sänger Innes<br />
Sibun (Ex-Robert Plant Band)<br />
mit “You Can’t Miss What You Never<br />
Had” seinen Ausflug in die Wildnis, um<br />
dann im Titelsong in einem Slow Blues<br />
zu versinken. Er lässt einzelne Noten<br />
stehen, zieht sie gefühlvoll – und beweist<br />
einmal mehr, wie zutreffend die<br />
These „Weniger ist oft mehr” ist! Und<br />
im Hintergrund sorgt eine Frauenstimme<br />
für Pink-Floyd-Stimmung. Dass<br />
er auch auf der Akustikgitarre fit ist,<br />
demonstriert Sibun mit dem beseeltgetragenen<br />
Instrumental “Where Are<br />
You?”. Ähnlich abwechslungsreich,<br />
mal bluesiger, mal rockiger, mal hochenergetisch,<br />
mal gefühlvoll geht es<br />
weiter. Dazu kommen nachdenkliche,<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
teils au<strong>to</strong>bio grafische Texte. Sibun<br />
macht nachvollziehbar, warum er für<br />
Altmeister Paul Jones einer der „drei<br />
besten UK-Bluesgitarristen” ist. Stark!<br />
(Blues Boulevard/H’Art, 2013,<br />
12/51:05) pro<br />
WILLIS EARL BEAL<br />
NOBODY KNOWS<br />
Auf einen solchen<br />
Sänger<br />
wie<br />
Willies<br />
Earl Beal aus<br />
Chicago haben<br />
Millionen Soulfans<br />
lange gewartet!<br />
tt!Was Otis Taylor für den Blues,<br />
ist Beal für die Soul-<strong>Music</strong>: jemand,<br />
der die His<strong>to</strong>rie exzellent kennt und<br />
neue aufregende Wege abseits leicht<br />
verdaulicher Allerweltsklänge sucht<br />
... und findet. Nach ACOUSMATIC<br />
SORCERY (2012), einer auf einer Karaokemaschine<br />
aufgenommenen und<br />
mit Instrumenten vom Flohmarkt und<br />
Sperrmüll eingespielten Arbeit, ist NO-<br />
BODY KNOWS das offizielle Debütalbum<br />
des Sonderlings mit der unglaublich<br />
intensiven Stimme. Eingelöst wird<br />
das Versprechen, welches der ehemals<br />
unter freiem Himmel schlafende Motel-<br />
Nachtportier bei jeder seiner intensiven<br />
Live-Performances aus voller Seele abgibt.<br />
Eingebettet in Sounds und Arrangements,<br />
die sämtliche Genregrenzen<br />
sprengen und vom orchestrierten Blues<br />
über sphärischen R&B bis zur lustvollen<br />
Kakofonie reichen, entfalten sich<br />
seine Vocals zur vollen, ihr gebührenden<br />
Größe. Darin sinniert er über sich selbst<br />
und all die Dinge, die in der amerikanischen<br />
Gesellschaft falsch laufen.<br />
(XI/Beggars Group/Indigo, 2013,<br />
13/57:03) hjg<br />
FABULOUS<br />
THUNDERBIRDS<br />
GIRLS GO WILD + WHAT‘S<br />
THE WORD + BUTT<br />
ROCKIN‘ + T-BIRD RHYTHM<br />
1974 gründete Gitarrist Jimmie Vaughan<br />
in Austin mit Sänger/Harpspieler<br />
Kim Wilson, Bassist Keith Ferguson<br />
und Drummer Mick Buck die Fabulous<br />
Thunderbirds, die rasch zur Hausband<br />
im legendären An<strong>to</strong>ne’s avancierten.<br />
1979 debütierte das Quartett auch auf<br />
Platte mit GIRLS GO WILD – und die<br />
Mischung aus urwüchsig-traditionellem<br />
Blues mit 50er-Jahre-Rock’n’Roll fand<br />
schnell viele Freunde und wurde von<br />
einigen Kritikern als „eines der ersten<br />
weißen Bluesalben, das funktioniert”<br />
gefeiert (welch Vorurteil aus heutiger<br />
Sicht!). Wie energetisch die Band auf<br />
der Bühne abging, belegen die sieben<br />
Live-Bonus-Tracks der Wiederveröffentlichung<br />
durch Reper<strong>to</strong>ire. Fünf<br />
Zusatznummern beschert WHAT’S<br />
THE WORD, das ein Jahr später mit<br />
Neudrummer Fran Christina ähnlich<br />
kraftvoll und gediegen abging, nicht<br />
nur bei den Pretiosen “Runnin’Shoes”<br />
und “You Ain’t Nothin’ But Fine”. Für<br />
BUTT ROCKIN’ holte man sich Piano/<br />
Bläser-Verstärkung von Roomful Of<br />
Blues, was der bandeigenen Au<strong>the</strong>ntizität<br />
allerdings nicht unbedingt gut tat,<br />
trotz der Verbeugungen vor dem New<br />
Orleans-R&B oder Roots-Rock (6<br />
Bonus-Nummern). Ähnliches galt für T-<br />
BIRD RHYTHM, bei dem Nick Lowe<br />
als Produzent die Finger im Spiel hatte<br />
– gut, aber nicht exzeptionell im Genre,<br />
sehr solide, aber nicht eben innovativ.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 1979 +<br />
1980 + 1981 + 1982, 18/66:14 +<br />
17/45/32 + 17/50:12 + 14/43:51) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LOUISIANA SATURDAY<br />
NIGHT REVISITED<br />
Eine Au<strong>to</strong>fahrt<br />
durch Louisiana<br />
offenbart<br />
dem<br />
Radiohörer Stile<br />
wie<br />
Swamp-<br />
Blues,<br />
Dixieland,<br />
Zydeco<br />
oder Cajun. Aus den beiden zuletzt genannten<br />
Genres hat sich der in Insiderkreisen<br />
als Zydecajun bekannte Stil entwickelt,<br />
bei dem auch eine Prise Blues<br />
und Rock’n’Roll nicht verpönt ist.<br />
Merkmale sind die Konzentration auf<br />
traditionelle Instrumente wie die Geige<br />
oder ein dominierendes Akkordeon und<br />
eine unvergleichliche Tanzbarkeit. Diese<br />
Musik geht in die Beine und strahlt<br />
Party pur aus. Die von Ian Saddler für<br />
Ace kompilierte CD enthält mehr oder<br />
weniger brandaktuelle Tracks, die alle<br />
im neuen Millennium aufgenommen<br />
wurden. Bekannte Interpreten wie Travis<br />
Matte & The Kingpins, Urgesteine<br />
wie Warren S<strong>to</strong>rm & Cypress oder der<br />
Nachwuchs wie Michael Hurt & His<br />
Haunted Hearts geben sich quasi die<br />
Klinke in die Hand. In dem zwölfseitigen<br />
Booklet finden sich ausreichende<br />
Hintergrundinformationen zu den einzelnen<br />
Künstlern. Einzigartig.<br />
(Ace/Soulfood, 2013, 24/75:26) at<br />
JOHNNY GUITAR<br />
WATSON<br />
JOHNNY GUITAR WATSON<br />
& THE FAMILY CLONE /<br />
BOW WOW<br />
Mit THE FAMILY CLONE wollte sich<br />
<strong>John</strong>ny „Guitar” Watson (1935–1996)<br />
nach eigener Aussage 1981 vor Sly &<br />
The Family S<strong>to</strong>ne verbeugen – was ihm<br />
auch einigermaßen gelang. Dabei bestand<br />
die Klonfamilie aus ihm selbst, da<br />
er nicht nur alle Songs schrieb, sondern<br />
auch bis auf das Schlagzeug bei einer<br />
Nummer alle Instrumente selbst spielte.<br />
Funky, wie von ihm gewohnt, ging es<br />
zur Sache, öfter auch mal mit leicht<br />
jazzigem Unter<strong>to</strong>n. Die gitarristischen<br />
Leistungen – zwischendurch sogar mal<br />
akustisch – waren gewohnt superb,<br />
was man allerdings von den Songs<br />
nicht sagen konnte, die im Mittelmaß<br />
steckenblieben. 13 Jahre später bei<br />
BOW WOW klangen Prince-Einflüsse<br />
durch, gab sich Watson moderner, auch<br />
wenn er mit “Doing Wrong Woman”<br />
einen Slow Blues einstreute. Am stärksten<br />
kommen heute aber noch seine<br />
Balladen.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
1981/1994, 17:79:50) pro<br />
15.11.13 Erfurt, Stadtgarten<br />
16.11.13 Bad Rappenau, Mühltalhalle<br />
18.11.13 Osnabrück, Rosenhof<br />
19.11.13 Hamburg, Fabrik<br />
28.11.13 Biberach, Gigelberghalle<br />
29.11.13 München, Circus Krone<br />
30.11.13 Stuttgart, LKA-Longhorn<br />
29.11.13 Neustadt an der Aisch, Neustadthalle am Schloss<br />
30.11.13 Lennestadt, Sauerlandhalle Altenhundem<br />
01.12.13 Augsburg, Spectrum Musikclub<br />
19.12.13 Bad Kreuznach, Jakob Kiefer Halle<br />
BESSER DENN JE &<br />
ROCKIGER DENN JE!<br />
04.12.2013 Mannheim - Alte Seilerei<br />
06.12.2013 Affalter - Zur Linde<br />
07.12.2013 Dresden - Tante JU<br />
09.12.2013 Nürnberg - Hirsch<br />
11.12.2013 Fulda - Alte Piesel<br />
13.12.2013 Isernhagen - Blues Garage<br />
14.12.2013 Mönchengladbach - Club Airport<br />
02.12.13 Nürnberg, Hirsch<br />
03.12.13 Mainz, Frankfurter Hof<br />
04.12.13 Karlsruhe, Tollhaus<br />
06.12.13 Regensburg, Airport Obertraubling<br />
07.12.13 Neuruppin, Kulturhaus Stadtgarten<br />
08.12.13 Leipzig, Haus Auensee<br />
20.12.13 Bielefeld, Ringlokschuppen<br />
21.12.13 Leipzig, Haus Auensee<br />
TOUR 2014<br />
25.04.14 N - OSLO Rockefeller<br />
12.05.14 Hamburg Docks *<br />
27.04.14 DK - KOPENHAGEN AMAGER BIO 13.05.14 Berlin Huxleys *<br />
28.04.14 DK - AALBORG Skraaen<br />
15.05.14 Saarbrücken Garage *<br />
30.04.14 D - Worpswede <strong>Music</strong>hall<br />
16.05.14 Filderstadt Filharmonie *<br />
01.05.14 D - Osnabrück Rosenhof<br />
17.05.14 Offenbach Capi<strong>to</strong>l *<br />
02.05.14 NL - Bergen op Zoom Gebouw T 19.05.14 Regensburg Airport *<br />
03.05.14 NL - Leewarden Poppodium Romein 20.05.14 Nürnberg Rockfabrik *<br />
05.05.14 B - VERVIERS Route 66<br />
22.05.14 München Cirkus Krone *<br />
08.05.14 Dortmund FZW *<br />
23.05.14 Pratteln Z7 *<br />
09.05.14 Köln E WERK *<br />
24.05.14 Ravensburg Oberschwabenhalle *<br />
10.05.14 Emden Nordseehalle *<br />
25.05.14 Augsburg Spektrum<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57<br />
*DOUBLE HEADLINE TOUR 2014 MIT MAGNUM<br />
Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de
kult!<br />
Ausgabe Nr. 9<br />
Alle Hefte zu bestellen<br />
im Shop Seite 73<br />
oder unter:<br />
www.goodtimes-magazin.de<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
nahmen von Anfang bis Mitte der 60er Jahre.<br />
Sie sind stilistisch weit vom psychedelischen<br />
Sound entfernt und reichen von Surf-Rock,<br />
schmalzigem Pop über Doo-Wop bis hin zu<br />
Soul und Garage-Rock und wollen so gar<br />
nicht in die hohe Qualität von SONG OF A<br />
GYPSY passen.<br />
(Now-Again Records/Groove Attack,<br />
1968, 11/30:06, 16/38:40) an<br />
LOVING THE SUN<br />
SPIRITUAL WALK<br />
Von<br />
angedeutetem<br />
Trance und Ambient<br />
über gefällige Popmelodien<br />
bis zu proggigem<br />
Rock reicht<br />
die Palette, die Mastermind<br />
Joe Weninghoff<br />
(b, Ex-Zeitloop) und seine Band Loving<br />
The Sun auf ihrem neuen Werk SPIRITUAL<br />
WORK abdecken. Die wechselnden Frauenstimmen<br />
(Aley Cetin yilmaz, Marie Craven,<br />
Andrea Heukamp) sind gewöhnungsbedürftig,<br />
vieles klingt allzu brav, stellenweise<br />
fast ein wenig bieder. Der einstige Experimentierbiss<br />
fehlt über weite Strecken, das<br />
frühere Klang universum ist insgesamt zu<br />
sehr eingeengt worden. Nett, man kann’s<br />
im Hintergrund laufen lassen, die Musik<br />
fließt unaufgeregt dahin – aber die speziellen<br />
Songmomente, die aufhorchen lassen, den<br />
nicht übermäßig spirituellen Spaziergang<br />
aus der Masse herausheben, fehlen diesmal<br />
leider weitgehend. Einfach nur nett, aber ...<br />
(Tribal S<strong>to</strong>mp/Cargo, 2013, 11/54:17) pro<br />
STARSHIP<br />
LOVELESS FASCINATION<br />
Nach dem offiziellen Ende der Band 1991<br />
reaktivierte Sänger Mickey Thomas Starship<br />
bereits ein Jahr später und war seitdem<br />
unregelmäßig und in wechselnden Besetzung<br />
live mit der Combo aktiv. Nach über<br />
20-jähriger Studio-Abstinenz hat Thomas<br />
nun mit Produzentenunterstützung durch<br />
Jeff Pilson zehn neue Songs aufgenommen,<br />
die zum Gutteil einen Tick rockiger ausgefallen<br />
sind als die, die man aus den einstigen<br />
Erfolgszeiten kennt. Die für Starship typischen<br />
großen, Pop-orientierten Melodien<br />
fehlen keineswegs auf LOVELESS FASCI-<br />
NATION. Ins Ohr gehender Melodic Rock<br />
im weitesten Sinne ist auf der CD zu hören,<br />
handwerklich <strong>to</strong>p umgesetzt – im Grunde<br />
braucht diese Scheibe niemand, was man<br />
von vielen Veröffentlichungen sagen kann.<br />
Aber sie unterhält und bereitet Hörvergnügen,<br />
was man nicht von allen ähnlich gelagerten<br />
Scheiben sagen kann.<br />
(Loud&Proud, 2013, 10/46:49) pro<br />
ERIC CLAPTON<br />
UNPLUGGED<br />
Das Digipak dieser laut Aufkleber „Deluxe<br />
Edition Of Eric Clap<strong>to</strong>n’s Acoustic Masterpiece”<br />
enthält neben der remasterten Fassung<br />
der Original-CD von 1992 die entsprechende<br />
Konzert-DVD dieser MTV-Session<br />
samt Bonus-Material von den Proben sowie<br />
eine zweite, mit „Outtakes & Alternates” betitelte<br />
CD mit sechs Tracks, von denen ”Circus”,<br />
”My Fa<strong>the</strong>r’s Eyes” sowie Big Maceo<br />
Merriwea<strong>the</strong>rs ”Worried Life Blues” auf der<br />
Erstveröffentlichung nicht vertreten waren.<br />
Begleitet wurde Clap<strong>to</strong>n bei der Aufzeichnung<br />
vor Publikum in einem Filmstudio nahe<br />
London u.a. von Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low an<br />
der zweiten Gitarre und Chuck Leavell an<br />
den Tasten, mit deren Unterstützung er einen<br />
Mix aus Eigenkompositionen und Bluesklassikern<br />
darbot, darunter auch eine neu arrangierte<br />
Version seines 1970 mit Derek & The<br />
Dominos eingespielten Songs ”Layla”, der<br />
ihm ebenso wie die CD in der Kategorie „Album<br />
Of The Year” in der Sparte „Best Rock<br />
Song” einen der sechs Grammys einbrachte,<br />
die ihm 1992 zuerkannt wurden.<br />
(Reprise/Warner, 2013, 14/63:04,<br />
6/33:33, DVD 127 Min.) ms<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LET US IN AMERICANA – THE<br />
MUSIC OF PAUL McCARTNEY<br />
Dass die schon<br />
zu Beatles-Zeiten<br />
und auch danach<br />
als Solist von Paul<br />
McCartney komponierten<br />
Songs<br />
vielfach einen guten<br />
Schuss Country mit und ohne Rockanteil<br />
vertragen, ist kein großes Geheimnis.<br />
Diesen Umstand machten sich Stars, aber<br />
auch weniger Bekannte zunutze. Sam Bush<br />
bringt eine tadellose Fassung von “I’ve<br />
Just Seen A Face”, Bruce Cockburn übertrifft<br />
mit seiner Fassung von “Fool On The<br />
Hill” sogar das Original, und Steve Earle &<br />
Alison Moorer glänzen sanft mit “I Will”,<br />
während Buddy Miller “Yellow Submarine”<br />
genauso gemütlich bringt wie weiland<br />
Ringo Starr und Ollabelle “Get Back” klug<br />
umdeuten. Aber auch The Wood Bro<strong>the</strong>rs,<br />
Jim Lauderdale, Lee Ann Womack, Matraca<br />
Berg und Ed Snodderley machen eine<br />
gute Figur. Minderwertiges oder abstruse<br />
Versionen finden sich gar nicht. Ein vergnüglicher<br />
und unterhaltsamer Sampler, der<br />
in jede Beatles- und „Macca”-Sammlung<br />
gehört!<br />
(Riviver <strong>Music</strong>/Import, 2013, 16/57:49) hjg<br />
HEINZ RUDOLF KUNZE<br />
STEIN VOM HERZEN<br />
Beim Wutbürger-Dasein belässt es Heinz<br />
Rudolf Kunze in seinen Songs nicht, wenn<br />
er gesellschaftspolitisch Position bezieht. Er<br />
appelliert an Nachdenklichkeit und Bewusstsein<br />
seiner Hörer, gibt den Mutmacher, ohne<br />
als Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger<br />
zu agieren, wenn er Heuchelei und Spießbürgertum<br />
anprangert. Er lässt Blicke in sein<br />
Inneres zu, lädt zu au<strong>to</strong>grafischen Betrachtungen<br />
ein – und das alles untermalt musikalisch<br />
mit viel Pep: Im Grunde liefert er<br />
mit seiner Band Verstärkung einen Streifzug<br />
durch die gesamte Rockhis<strong>to</strong>rie: Er präsentiert<br />
in ganz eigener Art mit mancherlei Anspielungen<br />
oder Querverweisen vieles, was<br />
es in den letzten Dekaden an Kraftrockern,<br />
Piano-gestützten Balladen oder gefälligen<br />
Pop-Rocknummern oder Liedermacher-<br />
Rock gab. Gelungen, Herr Kunze, macht<br />
Spaß zuzuhören.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 14/57:10) pro<br />
Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Rock<br />
ARCADE FIRE<br />
REFLEKTOR<br />
Mit dem vierten Album scheint es die Indie-<br />
Rockband Arcade Fire geschafft zu haben.<br />
Kaum ein Feuille<strong>to</strong>n, kaum eine Gazette, die<br />
sich nicht REFLEKTOR angenommen hat,<br />
und ihr Edelfan David Bowie wirkte außerdem<br />
nun gar beim Titelsong des Albums mit.<br />
Das Stück macht dann auch gleich den überraschend<br />
Disco-nahen Auftakt, gefolgt von<br />
weiteren ebenfalls tanzbaren Liedern wie<br />
“We Exist” und “Flashbulb Eyes”. In den<br />
zumeist über fünf Minuten langen Stücken<br />
wird kaum ein studiotechnischer Kniff ausgelassen:<br />
Streicher, Samples, Echo- und andere<br />
Effekte, verstörende Keyboardsounds,<br />
überraschende Rhythmuswechsel – nichts<br />
bleibt außen vor, als ob die Kanadier das womöglich<br />
schlechtere Songmaterial kaschieren<br />
wollten. Dadurch wirkt REFLEKTOR<br />
ein wenig überproduziert, aber auch weniger<br />
sperrig als die ersten drei Alben. Der Sprung<br />
ins Radio und auf die Tanzflächen wird der<br />
Band wohl damit gelingen – zu Recht, denn<br />
ein mittelmäßiges Arcade-Fire-Album ist<br />
immer noch besser als das, was der Rest der<br />
heutigen Alternative-Szene zu bieten hat.<br />
(Vertigo/Universal 2013, 7/36:16,<br />
6/38:32) an<br />
THE BAND<br />
LIVE AT THE ACADEMY OF<br />
MUSIC 1971 – THE ROCK OF<br />
AGES CONCERTS<br />
Auf einer Doppel-<br />
LP, ROCK OF<br />
AGES, waren die<br />
vier Shows komprimiert,<br />
die The Band<br />
vom 28. bis 31. Dezember<br />
1971 mit<br />
Bläserverstärkung in New York spielten.<br />
2001 gab es eine Neuauflage auf CD mit<br />
einem Bonus-Silberling, auf dem auch<br />
vier Songs mit Bob Dylan vom Silvesterabend<br />
dabei waren. Geradezu voluminös<br />
mit vier CDs, einer Audio-DVD (5.1. Surround<br />
Sound plus zwei wiederentdeckte<br />
Filmchen) und einem 48-seitigen Booklet<br />
kommt jetzt die Dokumentation der vier<br />
Shows daher. CD 1 und 2 enthalten jeden<br />
Song, der gespielt wurde, Disc 3+4 den<br />
Soundboard-Mix des kompletten, schier<br />
endlosen Silvesterkonzerts. Gitarrist<br />
Robbie Robertson – neben Keyboarder<br />
Garth Hudson letzter Überlebender – hat<br />
das Projekt betreut, Soundvirtuose Bob<br />
Clearmountain neu abgemischt. So macht<br />
es Spaß, die stilistische Vielseitigkeit<br />
dieser Formation wiederzuhören, die aus<br />
ausgesprochenen Individualisten bestand,<br />
die alle sangen. Erinnerungen an die inzwischen<br />
vers<strong>to</strong>rbenen Levon Helm (dr),<br />
Richard Manuel (keys) und Rick Danko<br />
(b) werden wach – und an die Fähigkeit,<br />
die Songs jeden Abend improvisierend<br />
nicht nur in Nuancen anders zu spielen.<br />
Einfach grandiose Musik in angemessener<br />
Deluxe-Veröffentlichung.<br />
(Universal, 1972, 13/52:05, 16/5:55,<br />
11/50:05, 16/77:51) pro<br />
RORY GALLAGHER<br />
KICKBACK CITY<br />
Neu in dieser aufwändigen Hardcover-Box<br />
im DIN-A-5-Format sind Ian Rankins Krimi<br />
„The Lie Fac<strong>to</strong>ry” (auf der dritten CD von<br />
Hollywood-Star Aidan Quinn gesprochen),<br />
die Illustrationen von Timothy Truman und<br />
vier Postkarten mit Motiven, die durch Songtitel<br />
inspiriert wurden. Unveröffentlichtes<br />
gibt es aber nicht zu hören, „lediglich” remasterte<br />
Songs des irischen Kultmusikers, die<br />
meist aus seiner eher Rock-orientierten Pha-
LP<br />
REVIEWS<br />
FLEETWOOD MAC<br />
1969–1972<br />
Mit ihrem hochbegabten<br />
Gitarristen,<br />
Songschreiber<br />
und<br />
Sänger Peter Green<br />
produzierten die Brit-<br />
Blueser ihre ersten<br />
Tonträger für das Spezialisten-Label<br />
blBlue Horizon. Dann wechselten<br />
sie zu Warner. Die ersten vier Langrillen<br />
für den US-Multi kommen jetzt vereint in<br />
diesem schönen Set: THEN PLAY ON, KILN<br />
HOUSE, FUTURE GAMES und BARE<br />
TREES, als Dreingabe die Single “Oh Well,<br />
Pt 1 / Pt 2”, aber leider keine ausführliche Dokumentation,<br />
die einer Band dieser Größenordnung<br />
angemessen gewesen wäre. So muss<br />
man sich sich Besetzungslisten, Songcredits,<br />
Aufnahmedaten etc. aus anderen Quellen besorgen.<br />
Die aufschlussreiche Titelgeschichte<br />
von Jens-Uwe Berndt im <strong>GoodTimes</strong> 5/2013<br />
hatte sich ja unter anderem mit dem starken<br />
Einfluss von Christine McVie auf Songs und<br />
Stil der Band befasst. Doch beim stärksten<br />
Beitrag zu diesem Schuber, THEN PLAY ON<br />
von 1969 (Remaster-CD-Rezension GT 5/13,<br />
S. 51), war die singende Tastenlady noch<br />
nicht, der überragende Green noch dabei. Bevor<br />
der den Halluzinogenen völlig verfiel und<br />
ausstieg, lieferte er noch einige herausragende<br />
Beiträge. Trotz einiger Schwächen und drolliger<br />
Schnitte: bärenstark. Die ausgekoppelte<br />
Single “Oh Well” zählt sowieso zu den Sternstunden<br />
des Brit-Blues. Das gilt für die Folge-<br />
Alben von FM nicht unbedingt. Da mischt<br />
sich manches Mediokre mit herausragenden<br />
Songs, die dann nahezu durchgängig von Frau<br />
McVie stammten. Ihre sauf- und rauflustigen<br />
Manneskollegen, die auch immer häufiger zu<br />
härteren S<strong>to</strong>ffen griffen, schufen wenig Gehaltvolles.<br />
Weder Sänger Danny Kirwan noch<br />
der eingestiegene US-Gitarrist Robert Welch<br />
hatten das Händchen für eingängige Pop-Weisen,<br />
wie sie so charakteristisch für die spätere<br />
Buckingham/Nicks/McVie-Phase waren. So<br />
bleibt bei Lichte gehört ein eher zwiespältiger<br />
Eindruck vom Gesamtpaket, das aber trotz<br />
einiger Knackser nachdrücklich allen FM-<br />
His<strong>to</strong>rikern empfohlen werden kann.<br />
(Reprise/Warner, 1969–1972,<br />
4 LPs 14/10/8/10 Tracks) lbr<br />
LOWELL GEORGE<br />
THANKS I’LL EAT IT HERE<br />
Unter Musikern genießt<br />
der langjährige<br />
Gitarrist von Little<br />
Feat mythische Verehrung<br />
vor allem als<br />
Slidekünstler. Lowell<br />
George stieg Ende<br />
der 70er bei den Feat aus, offiziell, weil er<br />
deren Stilschwenk zum Fusion-Rock nicht<br />
mitmachen wollte. Aber sicher spielten auch<br />
Drogenabhängigkeit und sons tige Probleme<br />
des übergewichtigen Saitenartisten, Sängers<br />
und Songschreibers mit. Kurz vor seinem Infarkt-Tod<br />
1979 erschien dieses einzige Solo-<br />
Album voller starker Südstaaten-, Swampund<br />
Soul-veredelter Rocksongs mit reichlich<br />
Gebläse im Rücken. Unter den Drogen hatte<br />
zwar Georges Quantität gelitten – nur drei<br />
Songs hat er mitgeschrieben, ein LF-Stück<br />
ist mit “Two Trains” auch dabei. Die Qualität<br />
aber stimmt zumeist, doch leider gibt es<br />
auch Mariacchi-Anklänge, die ebenso wie<br />
das merkwürdige Schlussstück “Himmler’s<br />
Ring” besser draußen geblieben wären.<br />
Stattdessen fehlt der auf der CD beigegebene<br />
Bonus “Heart ache” mit Valerie Carter. Was<br />
soll’s, so war eben das mit reichlich Studioprominenz<br />
eingespielte Originalalbum, das<br />
hier im Einfach-Cover mit eingelegtem Infoblatt<br />
und ordentlicher Pressung erfreut.<br />
Apropos Cover: Das ist mit seinen Bildzitaten<br />
von Marlene Dietrich, Fidel Castro und<br />
Bob Dylan auch schon ein Klassiker.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1971, 9 Tracks) lbr<br />
PAUL KUHN<br />
THE L.A. SESSION<br />
Eine kleine Träne haben<br />
wir dem am 23.<br />
September 2013 vers<strong>to</strong>rbenen,<br />
85-jährigen<br />
„Mann am Klavier”<br />
schon<br />
nachgeweint.<br />
Obwohl er auch den<br />
eigenen Tod mit sanftem Swing gern umkurvt<br />
hätte. Wohl kaum eine Besprechung dieses<br />
Albums, ein in Erfüllung gegangener Lebenstraum,<br />
wird ohne den Hinweis auskommen,<br />
dass der Pianist und Sänger seinen größten<br />
Schlager-Hit nicht mochte und viel lieber gejazzt<br />
hat. Und im Mutterland des Jazz konnte<br />
Paulchen, im eleganten Trio mit Bassist <strong>John</strong><br />
Clay<strong>to</strong>n und Drummer Jeff Hamil<strong>to</strong>n, im<br />
November 2011 noch seine L.A. SESSION<br />
aufnehmen. So wird die jetzt als strikt limitierte,<br />
sehr sauber gefertigte Vinylausgabe zu<br />
seiner letzten musikalischen Botschaft. Je<br />
eine Eigenkomposition leitet jede Seite ein –<br />
und man staunt auch im Restprogramm aus<br />
Standards über die Fingerfertigkeit des Entertainers<br />
im neunten Lebensjahrzehnt. Und<br />
er singt sogar brüchig, aber gefühlvoll. Alles<br />
endet mit dem PK-Favoriten “As Time Goes<br />
By”. Ein großer Musiker ging – und kann hoffentlich<br />
im Himmel weiterjazzen.<br />
(In + Out Records, 2013, 12 Tracks) lbr<br />
Vinyl<br />
AL DI MEOLA<br />
ALL YOUR LIFE – A TRIBUTE TO<br />
THE BEATLES<br />
Nur noch vollkommen<br />
verknöcherte<br />
Musikwissenschaftler<br />
dürften abstreiten,<br />
dass die Beatles und<br />
ihre Songs längst zu<br />
Klassikern des 20.<br />
Jahrhunderts Jhh aufgestiegen sind. Die Kompositionen<br />
von Lennon und McCartney (und<br />
dem hier nicht vertretenen Harrison) haben<br />
demnach alle möglichen und unmöglichen<br />
Interpretationen erleben und erdulden müssen.<br />
Jazz-Rock-Altmeister Al Di Meola, wie<br />
jeder offenherzige Musiker auch Beatles-<br />
Fan, erwies ihnen nun in den Abbey Road<br />
Studios (wo sonst?) seinen Tribut. Nahezu<br />
allein mit akustischer Gitarre, zum Teil<br />
im Mehrspurverfahren mit einer zweiten<br />
Klampfe, eigener Perkussion und nur im<br />
berechtigten Falle von “Eleanor Rigby”<br />
mit Streichern, zelebriert der 59-jährige 14<br />
Beatles-Evergreens. Mit der immer schon<br />
bewunderten Fingerfertigkeit und vor allem<br />
mit exquisitem Geschmack bei den Arrangements<br />
für die sechs Saiten von Gibson,<br />
Ovation und Co. Hinzu kommt die absolut<br />
audiophile Klangqualität der hochauflösend<br />
digitalen Produktion. Und wenn die wie hier<br />
auf zwei schnell mit 45 Umdrehungen rotierende,<br />
superb gemasterte (Pauler Acoustics)<br />
und gefertigte LPs transferiert wird, jubelt<br />
auch das analoge Ohr.<br />
(Songsurfer/inakustik, 2013,<br />
2 LPs 45 rpm, 14 Tracks) lbr<br />
CHARLES MINGUS<br />
CHANGES TWO<br />
Gemeinsam<br />
mit<br />
CHANGES<br />
ONE<br />
(auch bei MOV auf<br />
LP) in den letzten<br />
Dezembertagen 1974<br />
aufgenommen,<br />
konzipierte<br />
der legendäre<br />
Jazzbassist tCharles Mingus CHANGES TWO<br />
als Gegenstück dazu: gänzlich unterschiedlich<br />
in Stimmung und Spielhaltung. Dennoch: Es<br />
ist und bleibt Jazz, auch wenn Titel wie “Free<br />
Cell Block F, ‘Tis Nazi U.S.A.” aufrührerische<br />
Protestsongs suggerieren. Und dieser<br />
Jazz kann zartbesaiteten Folkies und plüschigen<br />
Soft- oder Barjazz-Anhängern schon<br />
ganz schön auf die Nerven gehen: Mit trötigen,<br />
ins Frei<strong>to</strong>nale driftenden Saxofonsolos<br />
und scharf umkurvten, ungeraden Rhythmen.<br />
Der eine Vokaltitel, die von Jackie Paris gesungene<br />
Hommage “Duke Elling<strong>to</strong>n’s Sound<br />
Of Love”, gerät in seiner ernsthaften Lyrik<br />
auch nicht gerade zum Pop-Hit. Nur für die<br />
etwas abgehärtetere Jazzfraktion – aber die<br />
darf sich freuen über eine tadellose Fertigung<br />
und guten Sound.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl, 1975, 5 Tracks) lbr<br />
RANDY NEWMAN<br />
SAIL AWAY<br />
Gerade mal eine<br />
halbe Stunde beansprucht<br />
Randy<br />
Newmans<br />
viertes<br />
Album – doch die<br />
hat es in sich. Der<br />
nölend-näselnde<br />
Songwriter hatte 1972 mal wieder ein Dutzend<br />
melancholisch-zynischer Hochkaräter<br />
zusammengetragen, von denen man zwei<br />
(“Simon Smith” – Alan Price; “Day<strong>to</strong>n,<br />
Ohio” – Harry Nilsson) schon in Interpretationen<br />
anderer Profiteure seines Könnens<br />
kannte. Dieses schöne Reissue im Klappcover<br />
mit Infoblatt liefert im Gegenzug das<br />
Original von “You Can Leave Your Hat<br />
On”, später ein Welthit für Joe Cocker, und<br />
natürlich die Visitenkarte “Lonely At The<br />
Top”. Lenny Waronker und Russ Titelman<br />
produzierten dem Pianisten einen unprätentiösen,<br />
manchmal streicherverbittersüßten<br />
Sound, der sich auf der LP sehr gut macht.<br />
Auch wenn manche Newman-Fans die fünf<br />
Bonus-Tracks der Remaster-CD vermissen<br />
mögen. Die brauchte man als Normalbürger<br />
aber nicht wirklich. Bei SAIL AWAY<br />
liegt in der Kürze wirklich reichlich Würze.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972,<br />
12 Tracks) lbr<br />
PAUL O’BRIEN<br />
LONG MAY YOU SING<br />
Zwar sollte über “Hallelujah”<br />
von Leonard<br />
Cohen allmählich ein<br />
Cover-Verbot<br />
verhängt<br />
werden. Doch<br />
wenn ein Folkie nun<br />
mal Songs ausschließlich<br />
kanadischer Au<strong>to</strong>ren für ein Album<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53
MUSIK SCHENKEN & FREUDE BEREITEN. BESONDER<br />
THE WHO<br />
TOMMY (LIMITED SUPER DELUXE BOX)<br />
„Tommy“, das Konzept-Album, mit dem The Who zu internationalen Superstars<br />
avancierten und das ihre Karriere maßgeblich prägte, erscheint in diesem Herbst<br />
in brandneuen Editionen. Remastered und mit zusätzlich 21 unveröffentlichten<br />
Demos, einer kompletten, unveröffentlichten Live-Version von „Tommy“ und mit<br />
einem Hi-Fidelity-5.1-Mix.<br />
<br />
FRANK SINATRA<br />
DUETS 20TH ANNIVERSARY EDT.<br />
Super Deluxe-Boxset mit „Duets“ und „Duets II“ auf 180-Gramm Vinyl im aufklappbaren<br />
Cover, plus beide Alben auf zwei CDs mit Bonus-Tracks und unveröffentlichten<br />
Aufnahmen. Eine dritte CD enthält die „Classic Duets“ – Frank Sinatras seit einiger<br />
Zeit nicht mehr erhältlichem Album mit Duo-Aufnahmen aus TV-Shows. Plus einer<br />
DVD mit Interviews.<br />
<br />
THE VELVET UNDERGROUND<br />
WHITE LIGHT / WHITE HEAT 45TH ANNIVERSARY EDITION<br />
45 Jahre sind vergangen, seit das zweite Album der Band The Velvet Underground<br />
die Musikwelt begeisterte. Zum Jubiläum erscheint das Album in einem umfangreichen<br />
Boxset als Original Stereo Aufnahme, Live Material auf 3 CDs und einem 56<br />
Seiten Hardcover Buch. Die Jubiläumsedition gibt es außerdem als 2CD Standard<br />
Deluxe und als Doppel LP.<br />
<br />
THE BEATLES<br />
LIVE AT THE BBC – THE COLLECTION<br />
Die Fab Four sind zurück! Nach 19 Jahren (!) erscheint endlich der zweite Teil der<br />
legendären Live at <strong>the</strong> BBC-Reihe der Beatles – mit Dutzenden unveröffentlichten<br />
Live-Performances & unterhaltsamen Studiotalks bei der BBC. Beide Teile gibt es<br />
nun zusammen als 2 x 2CD. Alle Tracks wurden dank neuester Technologie liebevoll<br />
in den Abbey Road-Studios restauriert!<br />
www.universal-music.de
E HIGHLIGHTS FÜR MUSIKFANS ZU WEIHNACHTEN.<br />
<br />
ERIC CLAPTON<br />
GIVE ME STRENGT: THE ’74/’75 SESSIONS<br />
Das ultimative Boxsets für Fans enthält 29 Bonustracks, darunter bisher 12 unveröffentlichte<br />
Aufnahmen. Ein 5CD und Blu-ray Set aus der prägenden Phase von<br />
April ’74 bis Juni ’75.<br />
<br />
ROGER TAYLOR<br />
THE LOT<br />
Passend zur Veröffentlichung des neuen Albums erscheint mit The Lot ein wunderbares,<br />
karriere-umspannendes Boxset. Das limitierte Boxset enthält 8 original<br />
Alben, 4 Compilation Discs, und 1 DVD mit Promo-Videos und Extras. Die enthaltenen<br />
Alben sind Fun In Space, Strange Frontier, Happiness, Electric Fire, Shove<br />
It (The Cross), Mad Bad & Dangerous <strong>to</strong> Know (The Cross), Blue Rock (The Cross),<br />
Fun on Earth (Das neue album plus 2 neue Tracks nur für das Boxet).<br />
<br />
DIRE STRAITS<br />
THE STUDIO ALBUMS 1978 – 1991 (VINYL BOXSET)<br />
THE STUDIO ALBUMS 1978 – 1991, alle 6 Studioalben der Band im Vinylformat, jetzt<br />
wieder erhältlich und in einer Box: Die Alben wurden für Vinyl re-mastered, von niemand<br />
geringerem als Bob Ludwig, gepresst auf 180gr Vinyl. Zum ersten Mal wurde<br />
die ursprüngliche CD mit den Vollversionen wieder hergestellt, jetzt als Doppel-<br />
Vinyl-Ausgabe für „Bro<strong>the</strong>rs In Arms“, sowie die Doppel-Vinyl von „On Every Street“.<br />
Streng limitiert!<br />
<br />
QUEEN<br />
THE PLATINUM COLLECTION (LIMITED STEELBOOK)<br />
Eine Anreihung von Hits in einer <strong>to</strong>ll aufgemachten Verpackung mit 3 CDs, die<br />
ihresgleichen sucht. Nur in Deutschland als limitiertes SteelBook erhältlich.
CD REVIEWS Country & Folk<br />
BAND OF HEATHENS<br />
SUNDAY MORNING RECORD<br />
Dass sich seine Musik weit mehr für den<br />
Samstagabend eignen würde und man am<br />
Sonntagmorgen wohl besser die Doobie<br />
Bro<strong>the</strong>rs auflegen sollte, das sagte einst<br />
Neil Young, auf seinen Feedback-getränkten<br />
Gitarrensound angesprochen. So ähnlich<br />
verhält es sich auch mit dem neuen<br />
Album der Band Of Hea<strong>the</strong>ns, im Vergleich<br />
zu rockigen Vorgängern trägt SUNDAY<br />
MORNING RECORD seinen Namen zu<br />
Recht. Ungewohnt verhalten gibt das neuformierte<br />
Quartett den Songs ausreichend<br />
Zeit zur Entwicklung, wird gleichzeitig den<br />
Arrangements viel Luft zum Atmen gegeben<br />
– die Zeiten der vorwärtstreibenden,<br />
dicht gepackten Rocksongs scheint Vergangenheit.<br />
Doch schaut man genauer hin, ist<br />
diese Veränderung auch logisch, mit dem<br />
Abgang von drei Musikern (darunter Gründungsmitglied<br />
Colin Brooks) und mit dem<br />
Einstieg zweier neuer Kollegen darf sich<br />
eine Band auch noch einmal neu erfinden,<br />
ist es einleuchtend, dass es hier durchaus<br />
in eine ganz neue, ungewohnte Richtung<br />
geht. Und auch wenn der Sonntagmorgen<br />
sicherlich nicht der einzige Zeitpunkt für<br />
dieses Album ist: Ideal für den Genuss dieser<br />
herrlichen Laidback-Americana-Songs<br />
ist er allemal ...<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2013, 11/45:35) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
DIM LIGHTS, THICK SMOKE<br />
AND HILLBILLY MUSIC<br />
Begonnen hat die,<br />
so der Untertitel,<br />
„Country & Western<br />
Hit Parade”<br />
mit dem Jahr 1945,<br />
jetzt, mit den einzelnen<br />
CD-Ausgaben<br />
der Jahre 1966<br />
bis 1970 schließt<br />
dieser Reihe nach einem Vierteljahrhundert<br />
hochklassiger Countrymusik ab. Und<br />
im Nachhinein kann man dieser Serie<br />
nur das allerhöchste Lob zollen, weder<br />
aktuell noch in der Vergangenheit hat<br />
es etwas auch nur annähernd Vergleichbares<br />
gegeben. Über die Auswahl solcher<br />
Rückblicke lässt sich ja immer streiten, je<br />
nach Blickwinkel und persönlichen Präferenzen<br />
fehlen dem einen essenzielle Titel,<br />
sieht der andere dafür ganz andere Stücke<br />
fehl am Platze. Diesem Thema versuchten<br />
die Macher von Bear Family von Anfang<br />
an aus dem Wege zu gehen, und mit<br />
durchschnittlich 25 bis 30 Songs pro Jahr<br />
konnten sie die (Jahres-)Kreise auch weit<br />
genug ziehen, um hier alle Belange abzudecken.<br />
Auch auf den neuen Ausgaben<br />
reicht das Spektrum von arrivierten Stars<br />
wie <strong>John</strong>ny Cash, Dolly Par<strong>to</strong>n, Faron<br />
Young, Charley Pride und Merle Haggard<br />
bis zu Geheimtipps wie den Osborne<br />
Bro<strong>the</strong>rs, <strong>John</strong>ny Bush oder Mickey Newbury.<br />
Was DIM LIGHTS ... aber von den<br />
zahllosen (zumindest vom Ansatz her)<br />
ähnlichen Zusammenstellungen abhebt,<br />
ist die Aufbereitung der ausgewählten Titel<br />
im jeweiligen im Digipak eingeklebten<br />
Begleitbuch. Auf rund 70 Seiten (!) wird<br />
nach einer kurzen zeithis<strong>to</strong>rischen Einleitung<br />
jeder Track, jeder Künstler ausgiebig<br />
vorgestellt, so dass selbst die größten<br />
Fans dieser Musikrichtung hier ihren Ho-<br />
rizont noch um einiges erweitern können.<br />
Ohne Übertreibung darf man hier feststellen:<br />
Besser geht’s nicht!<br />
(Bear Family, 2013, 5 CDs)<br />
us<br />
BOB DYLAN +<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
CONSTRUCTING THE LEGEND<br />
Gemäß dem Untertitel<br />
„His First<br />
LP & The Songs It<br />
Was Built On” beinhaltet<br />
diese CD<br />
zum einen die 13<br />
Tracks von Dylans<br />
selbst betiteltem Debütalbum aus dem Jahr<br />
1962, denen wiederum jeweils ein Song zugeordnet<br />
ist, der ihm im Fall der beiden Eigenkompositionen<br />
”Talkin’ New York” und<br />
”Song To Woody” als Inspiration bzw. bei<br />
den als Traditionals ausgewiesenen Nummern<br />
als Vorlage gedient haben mag. Als<br />
dritte Kategorie kommen noch jene Titel<br />
hinzu, bei denen Dylans Cover-Versionen<br />
mit den jeweiligen Originalen kontrastiert<br />
werden, so etwa beim Opener ”You’re No<br />
Good” aus der Feder von Jesse Fuller oder<br />
dem abschließenden ”See That My Grave<br />
Is Kept Clean” von Texas-Bluesmann Blind<br />
Lemon Jefferson. Ergänzt wird das Ganze<br />
durch kurze Erläuterungen zu den einzelnen<br />
Songpaarungen im Booklet.<br />
(Chrome Dreams/inakustik, 2013,<br />
26/74:34) ms<br />
TIMO GROSS<br />
LANDMARKS<br />
Gross spielte zwei Jahre lang im Trio<br />
mit Alex Conti und Richie Arndt, eine<br />
magische Kombination, die leider keinen<br />
Bestand mehr hat. Solo trumpft der<br />
Gross(e) wieder auf, hat sich mit Manuel<br />
Bastian auch einen zweiten Gitarristen in<br />
die Band geholt, mit dem er jedoch nur<br />
einen Song verfasste – Thema sind, wie<br />
der Titel suggeriert, prägende Favoriten:<br />
Mit Chris Gajny (b), Franz Eichberger<br />
(dr) und Markus Lauer (hp) geht es beherzt<br />
R&B-lastig los: Bei Matt <strong>John</strong>sons<br />
“Infected” klingt Gross anfangs wie Hans<br />
Theessink, findet dann aber in seine raue<br />
Stimme; bei “Homesick” von der Atlanta<br />
Rhythm Section spürt man seine Liebe<br />
zu Lynyrd Skynyrd. Früher Clap<strong>to</strong>n, J.J.<br />
Cale sind offensichtliche Lieblinge, aber<br />
erstaunen und begeistern können auch<br />
einige ungewöhnliche Funde: “Be Good”<br />
von den Hothouse Flowers brennt! Anspieltipp<br />
wieder auf Nummer sicher: Sam<br />
& Daves “I Thank You” im Klangkleid<br />
von ZZ Top!<br />
(Fuego/Timezone, 2013, 11/50:09) utw<br />
MADDY PRIOR &<br />
THE CARNIVAL BAND<br />
THE BEST OF: A CHRISTMAS<br />
CAPER<br />
Maddy Prior ist vor allem als Sängerin<br />
der englischen Folk-Rockband Steeleye<br />
Span bekannt. Einer der Charterfolge<br />
(#14 UK, 1973) und Publikumslieblinge<br />
der Formation ist die mittelalterlich-lateinische<br />
Weihnachtshymne “Gaudete”.<br />
Seit den 80er Jahren tritt Prior nebenher<br />
mit der auf Mittelalter und Renaissance<br />
spezialisierten Folkcombo The Carnival<br />
Band auf, mit der sie bislang zehn<br />
Alben veröffentlichte, darunter gleich<br />
mehrere Sammlungen von his<strong>to</strong>rischen<br />
Weihnachtsliedern. THE BEST OF: A<br />
CHRISTMAS CAPER bietet einen Querschnitt<br />
aus dem Oeuvre, mit Schwerpunkt<br />
auf den „christmas carols”, darunter “I<br />
Saw Three Ships”, “While Shepherds<br />
Watch”, “Joy To The World” und “Poor<br />
Little Jesus”. Die Anthologie stellt einen<br />
guten Kontrast zu sonstigen Weihnachtsplatten<br />
dar. Diesmal Mistelzweige statt<br />
Tannenbaum!<br />
(Park Records/Broken Silence, 2012,<br />
23/72:25) frs<br />
WILLIE NELSON<br />
TO ALL THE GIRLS<br />
Um auf seine Frau<br />
zu hören, ist man ja<br />
bekanntlich nie zu<br />
alt, und so ist Willie<br />
Nelson in seinem<br />
81. Lebensjahr dem<br />
Rat seiner Gattin<br />
gefolgt und dhat sich hfür jeden der 18 (altbekannten)<br />
Songs seines neuen Albums<br />
(mehr oder weniger) neue Duettpartnerinnen<br />
ins Studio geholt, von Emmylou<br />
Harris über Dolly Par<strong>to</strong>n, Rosanne Cash<br />
und Alison Krauss bis zu Loretta Lynn.<br />
Und auch wenn es dabei ab und zu fast<br />
eine Spur zu beschaulich zugeht, liefert<br />
TO ALL THE GIRLS dennoch einige bemerkenswerte<br />
Kollaborationen wie das<br />
höchst charmante “Far Away Places” mit<br />
Sheryl Crow, das bewegende “Have You<br />
Ever Seen The Rain” mit Tochter Paula,<br />
das temporeiche “Bloody Mary Morning”<br />
mit Wynonna Judd, den Conway-Twitty-<br />
Heuler “After The Fire Is Gone” mit<br />
Tina Rose oder das bluesige “Grandma’s<br />
Hands”, bei dem sich Willie Nelson von<br />
Mavis Staples’ unvergleichlicher Stimme<br />
umgarnen lässt. Well done, Willie!<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 18/69:07) us<br />
THE GIPSY KINGS<br />
SAVOR FLAMENCO<br />
Auch ein Vierteljahrhundert nach “Bamboleo”<br />
bleiben sich die Gipsy Kings treu,<br />
immer noch verschmilzt die französische<br />
Band mit spanischen Wurzeln traditionellen<br />
Flamenco mit Folk und Pop. Wobei<br />
sich letztgenannter Stil kaum noch in ihrem<br />
neuen Werk wiederfindet; wenn man<br />
so will, sind sie mit SAVOR FLAMENCO<br />
also wieder am Anfang ihrer Laufbahn<br />
angekommen, als ihnen für ihren Sound<br />
rhythmisches Händeklatschen, Flamenco-<br />
Gitarren und mehrstimmiger Gesang genügten.<br />
Dass es ihnen trotz dieser selbst<br />
auferlegten stilistischen Beschränkung problemlos<br />
gelingt, über Albumlänge nicht zu<br />
eindimensional zu klingen, spricht für die<br />
Qualität, mit der die vier Reyes- und drei<br />
Baliardos-Brüder zwischenzeitlich an die<br />
Arbeit gehen und scheinbar mit Leichtigkeit<br />
immer noch virtuosen Flamenco(-Pop)<br />
der Spitzenklasse bieten.<br />
(Knitting Fac<strong>to</strong>ry/Rough Trade, 2013,<br />
12/42:30) tk<br />
DECLAN O’ROURKE<br />
MAG PAI ZAI<br />
In seiner Heimat Irland kennt Declan<br />
O’Rourke jedes Kind, MAG PAI ZAI war<br />
dort vier Wochen lang in den Album-Top-<br />
Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Ten, die Single “A Little Something” kletterte<br />
bis auf den zweiten Platz der Single-<br />
Charts. Auch in den USA ist der Singer/<br />
Songwriter durch seine Mitwirkung an<br />
den „Transatlantic Sessions” bekannt. In<br />
dieser BBC-Serie treffen Musiker der europäischen<br />
Celtic-<strong>Music</strong> auf amerikanische<br />
Country- und Bluegrass-Künstler. Mit seiner<br />
tiefen und entspannten Stimme erzählt<br />
O’Rourke seine Geschichten, die er oft in<br />
ungewöhnliche, beim ersten Hören alles<br />
andere als eingänglich daherkommende<br />
Melodien kleidet. Erst mit der Zeit bohren<br />
sich diese tief und unwiderstehlich in die<br />
Gehörgänge, erst nach und nach erschließt<br />
sich einem der Zauber seiner Musik –<br />
und ist man erst einmal von ihr gefangen,<br />
kommt man nicht mehr davon los.<br />
(Rimecoat Records/New <strong>Music</strong><br />
Distribution, 2013, 11/48:22) us<br />
STING<br />
THE LAST SHIP<br />
Vom<br />
Untergang<br />
eines ganzen Industriezweiges,<br />
vom<br />
tragischen Ende des<br />
Schiffbaus im nordenglischen<br />
Newcastle<br />
der 1980er<br />
Jh Jahre erzählt Sting auf seinem neuen<br />
Album; ein Teil der Lieder wird auch in<br />
einem Theaterstück zu diesem Thema zu<br />
hören sein. Und dass die Geschichten,<br />
die Sting auf THE LAST SHIP aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven zu erzählen<br />
hat, von Herzen kommen, kann man nicht<br />
nur dann erkennen, wenn man seinen<br />
Texten genau zuhört, nein, ganz im Stile<br />
seiner nordenglischen Heimat hat er auch<br />
die Melodien in jenem schwermütigen<br />
Erzählstil komponiert, der seit Jahrhunderten<br />
gute alte Tradition in diesem Landstrich<br />
ist. In diesem Sinne wurde auch der<br />
Großteil der beteiligten Musiker aus dieser<br />
Region rekrutiert, sorgen Jimmy Nail<br />
(The Crabs), Kathryn Tickell (Northumbrian<br />
Pipes), die Unthank-Schwestern<br />
Rachel und Becky sowie die Wilson Bro -<br />
th ers für Lokalkolorit.<br />
(A&M/Universal, 2013, 12/45:32) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
CORNUFOLKIA – A HIDDEN<br />
HISTORY OF PSYCHEDELIC<br />
FOLK FROM THE BRITISH &<br />
EMERALD ISLES<br />
Die Interpreten dieses Doppeldeckers haben<br />
alltägliche Namen wie Chris Gordon,<br />
Miles Martin und Chris Duffin oder speziell<br />
erdachte wie Reality From Dream,<br />
Celebrated Ratliffe S<strong>to</strong>ut Band und Horncastle<br />
Fayre. Gemeinsames Merkmal:<br />
Praktisch niemand außer Totalkenner<br />
des Brit-Folks hat ihre Musik bislang je<br />
gehört; sie wurde auf längst vergessenen<br />
Klein(st)-Auflagen, großteils sogar nur<br />
auf „Private Releases” veröffentlicht. Angesichts<br />
der irren Klasse fast aller Tracks<br />
ist das mindestens eine Tragödie, die<br />
hier endlich bekämpft wird. Zu hören ist<br />
feinster Folk mit und ohne Psych-Touch<br />
und Barockeinflüsse. Es gibt einen imposanten<br />
Melodienreichtum abseits von<br />
Pop-Anbindungen und Radio-Anbiederei<br />
und sorgfältig ausgearbeitete Arrangements,<br />
aber keine „schwierige” Musik,
CD<br />
REVIEWS<br />
die anstrengend zu hören ist. Den Höhepunkt<br />
steuert die Courtyard <strong>Music</strong> Group<br />
mit dem 13:34-minütigem “Magician”<br />
bei, aber auch “The Twa Corbies” (Cobblers<br />
Last), ”The Wraggle Taggle Gyp sies”<br />
(Quodling’s Delight) oder “Patterned<br />
Moon” und “Seasonal Man” (beide Faraway<br />
Folk) haben Goldmedaillen-Format!<br />
Im Booklet werden alle Interpreten kurz<br />
vorgestellt – lehrreiche Lektüre. Die Ausgrabung<br />
des Jahres!<br />
(Audio Archives/Bertus Import, 2013,<br />
21/78:54, 22/75:35) hjg<br />
RICK SHEA<br />
SWEET BERNARDINE<br />
In San Bernardino,<br />
rund 60 Meilen<br />
östlich von<br />
Los Angeles, ist<br />
Rick Shea aufgewachsen.<br />
Umgeben<br />
von Honky-<br />
Tonk-Bars und Trucker-Kneipen lernte<br />
er schnell, dass sich hinter dem glattgebügelten<br />
70er-Jahre-Country Kaliforniens<br />
eine harte Realität versteckte. Gleich nach<br />
der Highschool, bei täglichen Coffee-<br />
Shop-Auftritten mit Liedern von Merle<br />
Haggard, Lefty Frizzell und Buck Owens<br />
sowie mit ersten Auftritten bei Folkfestivals<br />
erweiterte sich sein Wirkungskreis,<br />
bis er schließlich Mitglied von Dave Alvins<br />
Band wurde und als gefragter Sideman<br />
auch Künstler wie Katy Moffatt und<br />
Bands wie R.E.M. verstärkte. Größtenteils<br />
mit eigenen Songs zeigt er nun auf<br />
SWEET BERNARDINE sein Können,<br />
dazu gibt es Hank Williams’ “Honky Tonk<br />
Blues” und “Streamline Cannonball” von<br />
Roy Acuff, hier als Liveduett mit der<br />
wunderbaren Mary McCaslin.<br />
(Tres Pescadores/Import, 2013,<br />
10/43:42) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE JOHNSON CITY<br />
SESSIONS, 1928–1929 –<br />
CAN YOU SING OR PLAY<br />
OLD-TIME MUSIC?<br />
„Can You Sing Or Play Old-Time <strong>Music</strong>?”,<br />
diese am 3. Ok<strong>to</strong>ber 1928 veröffentlichte<br />
Frage im „<strong>John</strong>son City<br />
Chronicle” richtete sich laut Anzeige an<br />
„Musiker mit ungewöhnlichen Fähigkeiten,<br />
Tanz-Combos, Sänger, Unterhaltungskünstler<br />
...”, die sich bei Interesse an<br />
den örtlichen Kontaktmann von Columbia<br />
Records wenden sollten. Ebenso wie bei<br />
den 2011 von Bear Family veröffentlichten<br />
BRISTOL SESSIONS versuchte<br />
die amerikanische Plattenfirma auf diese<br />
Art, die urtümliche Old-Time <strong>Music</strong> Tennessees<br />
vor dem Vergessen zu bewahren<br />
– zur Erinnerung, im Jahr 1928!! Alles<br />
andere als Zufall war die Wahl von <strong>John</strong>son<br />
City, als Warenumschlagsplatz für die<br />
ländliche Bevölkerung der angrenzenden<br />
Appalachen versprachen sich die Columbia-Manager,<br />
auf diese Weise an die Musik<br />
der „Hinterwäldler” zu kommen. Und<br />
sie kam, ganze Familienclans mit Oma,<br />
Opa, Enkeln, Nichten und Onkeln brachten<br />
ihre Lieder, Tänze und Geschichten<br />
mit ins mobile Aufnahmestudio, Musiker<br />
und Musikerinnen, die sonst die örtlichen<br />
Tanzveranstaltungen beschallten, Gleichgesinnte,<br />
die sich abends nach der harten<br />
Arbeit zu spontanen Sessions trafen, talentierte<br />
Künstler, die ihre von Generation<br />
zu Generation vererbten Weisen zum<br />
Besten gaben. Und wer den Roane County<br />
Ramblers, dem Greensboro Boys Quartet,<br />
den Hodges Bro<strong>the</strong>rs oder den Ed Hel<strong>to</strong>n<br />
Singers genau zuhört, wird (wieder einmal)<br />
entdecken, wo die Stars, die Jahre<br />
später zu Hits kamen, sich diese Melodien<br />
„ausgeborgt” haben. Als Beispiel<br />
höre man nur “Down On Penny’s Farm”<br />
von den Bentley Boys und vergleiche es<br />
mit Bob Dylans “Maggie’s Farm”, oder<br />
den Jugband-Bluegrass “Tell It To Me”<br />
der Grant Bro<strong>the</strong>rs, den die Old Crow<br />
Medicine Show später fast originalgetreu<br />
zu neuem Ruhm brachte. Dickes Extralob<br />
für das 140-seitige Begleitbuch im<br />
LP-Format mit sämtlichen Liedtexten,<br />
Fo<strong>to</strong>grafien, Künstlerportraits und detaillierten<br />
Infos zu allen Sessions. Eine klasse<br />
Zeitreise zurück in die musikalische<br />
Welt der alten Appalachen, randvoll mit<br />
bewegenden Balladen, mitreißendem<br />
Gospel, Hillbilly-Country und Stringband-Tanzmusik.<br />
(Bear Family, 2013, 4 CDs)<br />
us<br />
BLUE RODEO<br />
IN OUR NATURE<br />
Immer noch das Maß<br />
der Dinge, wenn es<br />
um Americana aus<br />
Kanada geht, sind<br />
Blue Rodeo. Auch<br />
25 Jahre nach Veröffentlichung<br />
ihres<br />
Debüts OUTSKIRTS beweisen die beiden<br />
Hauptsongschreiber der Band, Jim Cuddy<br />
und Greg Keelor, mit jeder neuen Veröffentlichung<br />
ihre Klasse. Über so lange Zeit<br />
hinweg so gute Songs zu schreiben, dass<br />
man die Alben bedenkenlos auch nach<br />
Jahren noch aus dem Regal ziehen und<br />
auflegen kann, das ist zeitlose Qualität.<br />
Ob sich das Anfang November erschienene<br />
IN OUR NATURE in diese Reihe<br />
einordnen lässt, kann man jetzt natürlich<br />
noch nicht beurteilen – aber alles spricht<br />
dafür! Optimistisch sonnige Ohrwurmmelodien,<br />
punktgenaue Hooklines, feine Verzierungen<br />
mit Pedalsteel & Co., und die<br />
einzige Cover-Nummer des Albums, “Out<br />
Of The Blue” von Landsmann Robbie Robertson,<br />
wurde treffsicher ausgewählt.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2013, 14/63:14) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
INSIDE LLEWYN DAVIS<br />
(ORIGINAL SOUNDTRACK)<br />
13 Jahre nach dem grandiosen „O Bro <strong>the</strong>r,<br />
Where Art Thou?” haben die Regie-<br />
Brüder Joel und Ethan Coen („The Big<br />
Lebowski”) endlich mal wieder einen<br />
richtigen Musikfilm gedreht. „Inside Llewyn<br />
Davis”, der lose auf Dave van Ronks<br />
Au<strong>to</strong>biografie „Der König von Greenwich<br />
Village” basiert, spielt in der New Yorker<br />
Folkszene zu Beginn der 60er Jahre. Der<br />
Streifen, der ab Dezember in deutschen<br />
Kinos läuft, kommt mit einem wunderbaren<br />
Soundtrackalbum daher, produziert<br />
von T Bone Burnett, musikalisch betreut<br />
u.a. von Marcus Mumford (Mumford &<br />
Sons). Die Scheibe enthält Songs aus dem<br />
Reper<strong>to</strong>ire der damaligen Greenwich-<br />
Country & Folk<br />
Village-Bohème – in Neuinterpretationen<br />
durch die Filmschauspieler, die größtenteils<br />
bereits Erfahrungen als Musiker hatten,<br />
darunter die beiden Hauptdarsteller<br />
Oscar Isaac und Justin Timberlake. In reduziertem<br />
Akustikstil sind Traditionals zu<br />
hören wie “Fare Thee Well (Dink’s Song)”<br />
und “Hang Me, Oh Hang Me” sowie Tom<br />
Pax<strong>to</strong>ns “The Last Thing On My Mind”<br />
und Hedy Wests „Five Hundred Miles”.<br />
Hinzu kommen zwei Originalaufnahmen:<br />
“Green, Green Rocky Road” von Dave van<br />
Ronk und “Farewell” von Bob Dylan.<br />
(Nonesuch/Warner, 2013, 14/42:04) frs<br />
WOLFGANG BECKER &<br />
CHRISTOPH KEISERS<br />
HERBES GLÜCK<br />
Mit Schwarzbrenner<br />
ist es Wolfgang Becker<br />
hervorragend<br />
gelungen, die Texte<br />
des 1912 vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Dichters Georg<br />
Heym in Richtung<br />
Rock und Blues zu ver<strong>to</strong>nen. Live hat<br />
er zusammen mit Perkussionist Chris<strong>to</strong>ph<br />
Keisers Stücke aus diesem Reper<strong>to</strong>ire immer<br />
mal wieder akustisch, also nur mit<br />
Stimme, Gitarre und Cajon, präsentiert.<br />
Als sie dann anlässlich eines solchen<br />
Unplugged-Auftritts in Berlin den Texter<br />
Andreas Hähle kennen lernten, war es nur<br />
noch ein kleiner Schritt bis zur Idee eines<br />
ganzen Albums in dieser Form. Mit HER-<br />
BES GLÜCK ist es jetzt fertiggestellt,<br />
sieben Texte stammen von Hähle, drei von<br />
Heym, die Melodien dazu hat Wolfgang<br />
Becker komponiert. Ein Album, das vor<br />
allem mit einer tiefen Intensität besticht,<br />
Musik abseits der gewohnten Pfade, wertvolle<br />
emotionale Leuchttürme in einer orientierungslosen<br />
Zeit ...<br />
(www.schwarzbrenner.de, 2013,<br />
10/40:38) us<br />
LEONA WILLIAMS<br />
YES, MA’M, HE FOUND ME IN A<br />
HONKY TONK<br />
Schon im Teenageralter begann Leona<br />
Williams ihre Karriere mit einer eigenen<br />
Show bei einem lokalen Radiosender in<br />
ihrer Heimat Missouri. Ende der 60er zog<br />
es sie nach Nashville, wo sie zunächst<br />
beim kleinen Hickory-Label unterkam,<br />
wo sie mit Aufnahmen wie “Once More,<br />
Yes Ma’m (He Found Me In A Honky<br />
Tonk)” und “Country Girl With Hot Pants<br />
On” schnell zu einer lokalen Größe wurde,<br />
daraufhin zum Major-Label RCA und<br />
danach zu MCA wechselte. Dort traf sie<br />
auf ihren späteren Ehemann Merle Haggard<br />
sowie auf Top-Produzenten wie Porter<br />
Wagoner, die schnell ihr unglaubliches<br />
Talent für Countrysongs erkannten. YES,<br />
MA’M… versammelt nun über 80 Tracks,<br />
alle Studio-Aufnahmen für Hickory (darunter<br />
der Top-10-Hit “The Bull And The<br />
Beaver” im Duett mit Merle Haggard)<br />
einschließlich eines von Tompall Glaser<br />
produzierten, kompletten Albums, das es<br />
nie bis zur offiziellen Veröffentlichung<br />
schaffte. Wie von Bear Family gewohnt,<br />
ist die Karriere von Leona Williams im<br />
Booklet ausführlich dokumentiert, inklusive<br />
detaillierter Discographie.<br />
(Bear Family, 2013, 3 CDs)<br />
us<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61
CD REVIEWS Jazz & World <strong>Music</strong><br />
ASHIA & THE BISON<br />
ROUGE<br />
DIESEL VS. LUNGS<br />
Was für eine Entdeckung hat das Label Jaro<br />
denn dort wieder gemacht! Diesmal sind<br />
die Bremer Weltenbummler mit Gespür für<br />
neue spannende World-<strong>Music</strong>-Künstler in<br />
Portland, USA, fündig geworden. Von dort<br />
stammt die amerikanisch-polnische Sängerin<br />
und Cellistin Ashia. In ihrem Soloprojekt<br />
The Bison Rouge mixt sie Pop, Punk,<br />
Cabaret, Klassik und osteuropäische Folklore<br />
auf äußerst originelle Weise miteinander.<br />
Was sie aus ihren beiden Instrumenten<br />
Cello und Stimme herauszuholen vermag,<br />
ist kaum zu beschreiben: Man fühlt sich bei<br />
den launigen Experimenten ihrer mehrere<br />
Oktaven umfassenden Stimme an Siouxsie<br />
Sioux oder Amanda Palmer erinnert und<br />
bei ihren Saitenhexereien an eine Jamsession<br />
von Rachmaninoff mit Apocalyptica.<br />
Die Musik oszilliert zwischen überdrehtausgelassen<br />
(“Diesel Vs. Lungs”) und tiefklagend<br />
(“Spirit Dances Evermore”). Hereinspaziert<br />
in diesen Hexenkessel!<br />
(Jaro Medien, 2013, 10/45:46) frs<br />
CHUCK LOEB<br />
SILHOUETTE<br />
Der<br />
58-jährige<br />
US-Jazz-Gitarrist<br />
wurde als Mitglied<br />
in der Stan Getz<br />
Band, sowie der<br />
All-Star-Fusion-<br />
Jazz-Band<br />
Steps<br />
Ahead bekannt. bk Der Berklee-Absolvent ist<br />
als Studiomusiker auf unzähligen Produktionen<br />
von Jazz bis Pop mit seinem virtuosen<br />
Gitarrenspiel zu hören. Auf seiner<br />
sehr hörenswerten neuen Solo-CD ist er als<br />
Primus inter Pares in diversen Besetzungen<br />
zu hören. So sorgen u.a. die hochkarätigen<br />
Drummer Peter Erskine. Steve Gadd oder<br />
Wolfgang Haffner, die Top-Basser Nathan<br />
East oder Will Lee sowie weitere Gäste<br />
wie Mitchel Forman (keys) oder Eric Marienthal<br />
(sax) für gepflegte, doch nie einfältige<br />
Begleitung und Solos. Im Zentrum<br />
steht natürlich die perlende E-Gitarre von<br />
Loeb. In den finalen drei Songs tritt dann<br />
noch seine Familie hinzu: Tochter Christina<br />
an der Ukulele, Gattin Carmen Cuesta und<br />
Tochter Lizzy als Sängerinnen. Gute Unterhaltung<br />
– im besten Sinne des Wortes.<br />
(Moosicus/Indigo, 2013, 10/59:34) rg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
RED HOT + FELA<br />
2013 ist ein Fela-Kuti-Jahr: Nachdem<br />
schon das Gesamtwerk des Afro-Beat-<br />
Begründers wiederveröffentlicht wurde,<br />
erscheint zum 75. Geburtstag des 1997<br />
an Aids vers<strong>to</strong>rbenen Nigerianers ein Benefizalbum,<br />
dessen Erlös Aids-Projekten<br />
gestiftet wird. Hierfür konnten etliche<br />
Künstler gewonnen werden, die sich mal<br />
mehr, zumeist aber weniger nah Kutis<br />
Originalen annehmen. Eine Ausnahme<br />
stellt hierin lediglich Tony Allen dar. Der<br />
frühere Schlagzeuger von Kutis Band<br />
Nigeria 70 bringt eine Neueinspielung<br />
seines Klassikers “Afrodisco Beat”. Ansonsten<br />
findet man auf RED HOT + FELA<br />
Variationen von Klassikern wie “Lady”,<br />
“Yellow Fever”, “Sorrow Tears And<br />
Blood”, “ITT”, “Gentleman” und “Zombie”.<br />
Diese werden wiederum von Künstlern<br />
beziehungsweise Bands wie Angelique<br />
Kidjo, ?uestlove (The Roots), My<br />
Morning Jacket und dem Kronos Quartet<br />
interpretiert. Und das durchaus im neuen<br />
Gewand, was einmal mehr Kutis großen<br />
Einfluss auf unterschiedlichste Musikgenres<br />
verdeutlicht. Neben traditionelleren<br />
Adaptionen finden sich Variationen<br />
im Stil von HipHop, Trip Hop, Dub und<br />
House. Nicht alles ist dabei gelungen, das<br />
Benefizalbum präsentiert sich aber in der<br />
Mischung durchaus angemessen für eine<br />
Neubearbeitung von Kutis musikalischem<br />
Vermächtnis.<br />
(Knitting Fac<strong>to</strong>ry/Rough Trade,<br />
2013, 13, 78:21) an<br />
LOUIS ARMSTRONG<br />
THE COMPLETE SATCH PLAYS<br />
FATS<br />
Der legendär vokal<br />
raspelnde Trompeter<br />
und der feierfreudige<br />
Pianist hatten im<br />
Jahre 1925 zusammen<br />
musiziert; kurz<br />
darauf wurde Fats<br />
Waller (1928–1943) in Chicago von Mafiosi<br />
entführt und mit vorgehaltenem Revolver<br />
Al Capone zum Geburtstag geschenkt<br />
– drei Tage Party und endloser Dollarregen.<br />
30 Jahre später spielte Satchmo Armstrong<br />
mit seinen All Stars ein Waller-Tribute ein:<br />
dabei u.a. Barrett Deems an den Drums,<br />
Trummy Young an der Posaune und Barney<br />
Bigard an der Klarinette. Zum Gesang trägt<br />
Velma Middle<strong>to</strong>n bei: Mitten in “Squeeze<br />
Me” vergaß sie den Text – Louis selbst<br />
konnte damals erstmals per Overdub aushelfen,<br />
ohne dass der Gesamt-Take litt. Von<br />
der Technik begeistert, sang er bei “I’ve Got<br />
The Feeling I’m Failing” mit sich selbst im<br />
Duett. Von unvergesslichen Standards wie<br />
“Honeysuckle Rose”, “I’m Crazy ‘Bout<br />
My Baby” und natürlich “Ain’t Misbehavin’”<br />
erscheinen hier erstmals verschiedene<br />
Versionen.<br />
(Essential Jazz/inakustik, 1955/2013,<br />
19/79:18) utw<br />
ROBERTO SANTAMARIA &<br />
HIS LATIN JAZZ STARS<br />
FIESTA AL JAZZ<br />
Rober<strong>to</strong> Santamaria ist ein Neffe des großen<br />
Latin-Jazzperkussionisten Mongo<br />
Santamaria (1922–2003), der vor allem<br />
durch seine Hitversion von Herbie Hancocks<br />
“Watermelon Man” (1963) und die<br />
u.a. von <strong>John</strong> Coltrane interpretierte Eigenkomposition<br />
“Afro Blue” (1959) bekannt<br />
wurde. Mit seinen siebenköpfigen<br />
Latin Jazz Stars knüpft Rober<strong>to</strong>, der vorwiegend<br />
in Tübingen lebt und regelmäßig<br />
in seine kubanische Heimat reist, an das<br />
Erbe seines Onkels und der goldenen Ära<br />
des Latin Jazz in den 60er und 70er Jahren<br />
an. Allzu viel Innovation bietet sein<br />
auf Rückschau und Partylaune angelegter<br />
Ansatz nicht, gleichwohl bereitet das Album<br />
FIESTA AL JAZZ jede Menge Spaß.<br />
Die Aufnahmen, darunter Interpretationen<br />
von “Watermelon Man” und “Afro Blue”<br />
sowie eigene Stücke, beeindrucken durch<br />
unbändige Spielfreude, mitreißende Arrangements<br />
und technische Raffinesse.<br />
(Connec<strong>to</strong>r/inakustik, 2013, 9/55:30) frs<br />
JIMMY SMITH QUARTET<br />
BACK AT THE CHICKEN<br />
SHACK / MIDNIGHT SPECIAL<br />
Die Auswahl der zwei auf dieser remasterten<br />
Reissue-CD vereinten Blue-Note-<br />
Klassiker der Hammondlegende macht insofern<br />
Sinn, als dass sie beide im Rahmen<br />
einer einzigen Studiosession im April 1960<br />
eingespielt wurden. Begleitet wurde „The<br />
Incredible Jimmy Smith” dabei von Stanley<br />
Turrentine am Tenorsaxofon, Donald Bailey<br />
an den Drums sowie bei gut der Hälfte<br />
der Tracks von Kenny Burrell an der Gitarre.<br />
Die – wie im Fall der Smith-Komposition<br />
”Messy Bessie” – infolge ausgiebiger<br />
Improvisationen bis zu über zwölf Minuten<br />
langen Instrumentals grooven gewohnt unaufgeregt<br />
und unterstreichen sowohl die<br />
spielerische Klasse von Smith selbst, als<br />
auch die seiner musikalischen Mitstreiter.<br />
Dazu gibt es ein zwölfseitiges Booklet mit<br />
aktuellen Liner-Notes sowie jenen der beiden<br />
Original-LPs.<br />
(Essential Jazz Classics/inakustik,<br />
2013, 9/74:51) ms<br />
W ll (1928 1943) i<br />
IRMIN SCHMIDT<br />
VILLA WUNDERBAR<br />
Die neue Doppel-CD<br />
von Irmin Schmidt<br />
ist eine Werkschau<br />
über die Solo- und<br />
Filmarbeiten des Can-<br />
Keyboarders, die eindrucksvoll<br />
die Vielfalt<br />
flt von Schmidts Sh künstlerischem Schaffen<br />
der letzten Jahre zeigt. Jazz, Dub, Reggae,<br />
Klassik, Ballettmusik Elektronik, Ambient,<br />
Drum & Bass, Walzer, Tango wechseln<br />
mit Pop- und Rockelementen. Damit nicht<br />
genug, findet man zwei bislang nicht veröffentlichte<br />
Can-Remixe. Der eine ist eine<br />
Instrumentalversion von “Last Night Sleep”,<br />
das im Original auf dem Soundtrack zu Wim<br />
Wenders „Bis ans der Ende der Welt” zu<br />
finden ist. Der zweite geht “Alice” an, einstmals<br />
Filmmusik bei Wenders’ frühem Roadmovie<br />
„Alice in den Städten”. Der Regisseur<br />
selbst beschreibt im Booklet stimmungsvoll,<br />
wie “Alice” den Auftakt einer bis heute gehenden<br />
Zusammenarbeit bedeutete. Die<br />
schönsten Momente der Compilation aber<br />
sind die Songs mit hypnotisch-treibendem<br />
Can-Charakter, bei denen dann auch meist<br />
die Can-Kollegen Michael Karoli und Jaki<br />
Liebezeit dabei waren.<br />
(Spoon Records/Rough Trade, 2013,<br />
12/69:13, 19/68:42) an<br />
Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
WINSTON McANUFF & FIXI<br />
A NEW DAY<br />
Das ist eine wahrlich weltmusikalische<br />
Melange, die der jamaikanische Sänger<br />
Wins<strong>to</strong>n McAnuff und der französischstämmige<br />
Akkordeonist und Keyboarder<br />
Fixi hier abliefern: jamaikanische Vibes,<br />
Soul- und Bluesanleihen, gemixt & gewürzt<br />
mit nigerianischem Afro-Beat, brasilianischen<br />
Samba- und kolumbianischen<br />
Cumbia-Klängen, zu denen sich Maloya-<br />
Rhythmen von der Insel Reunion und rockige<br />
Musette-Noten gesellen. Aber diese<br />
in tausend Klangfarben schillernde, emotional<br />
fesselnde und zugleich den Verstand<br />
in Anspruch nehmende Musik ist nicht nur<br />
was für analysierende Forscher, sondern<br />
ganz generell für ein Publikum, das festgefahrener<br />
Einheitsklänge aller Art müde<br />
ist und sich nach „geistiger Gymnastik”<br />
sehnt. Im Mittelpunkt steht natürlich Mc-<br />
Anuff, der mit warmer, sonorer Tenorstimme<br />
verletzliche Balladen in<strong>to</strong>niert (“<strong>John</strong>ny”),<br />
aber jederzeit auch den beinharten<br />
Reggae-Rebellen abrufen kann (“I’m A<br />
Rebel”). Doch auch alle Begleitmusiker<br />
um Fixi und seinen Bruder Alexis Bossard<br />
am Schlagzeug glänzen mit intensiven<br />
Leistungen.<br />
(Chapter Two/Indigo, 2013, 12/51:36) hjg<br />
DIANNE REEVES<br />
BEAUTIFUL LIFE<br />
Dianne<br />
Reeves<br />
veröffentlichte<br />
im<br />
neuen<br />
Millennium<br />
sechs<br />
Solo-Alben,<br />
darunter der Soundtrack<br />
für den Film<br />
mit George Clooney,<br />
“Good Night, And Good Luck”.<br />
Nach einer kurzen Verschnaufpause legt<br />
sie nun ein Soul-Jazzalbum vor, das ihr<br />
gesangliches Talent ins beste Licht stellt.<br />
Besonders “Satiated (Been Waiting)”, ein<br />
Duett mit Gregory Porter, hat es in sich.<br />
Stark und kreativ veränderte Cover-Versionen<br />
(“Waiting In Vain” von Bob Marley)<br />
und “Dreams” von Fleetwood Mac oder<br />
“S<strong>to</strong>rmy Wea<strong>the</strong>r” (auch schon von Billie<br />
Holiday gesungen) wirken durch Reeves’<br />
gekonnt in Szene gesetzte Stimme. Allerdings<br />
agieren die Begleitmusiker an manchen<br />
Stellen zu perfekt, so dass nicht die<br />
richtige Stimmung aufkommen will. Eine<br />
lebendigere und leidenschaftlichere Produktion<br />
hätte hier besser zum Gesang gepasst.<br />
Passabel, aber kein Klassiker.<br />
(Concord/Universal, 2013, 12/68:51) at<br />
INTI ILLIMANI HISTORICO<br />
VIVIR EN LIBERTAD<br />
Inti Illimani, 1967 in Santiago de Chile<br />
gegründet, sind eine der bekanntesten<br />
und einflussreichsten Combos Lateinamerikas.<br />
Sie arbeiteten mit namhaften<br />
Künstlern wie Peter Gabriel und dem<br />
Klassikgitarristen <strong>John</strong> Williams zusammen.<br />
Während des blutigen Militärputsches<br />
1973 unter General Pinochet<br />
befanden sich die Musiker gerade auf<br />
Europa<strong>to</strong>urnee, was sie ins Zwangsexil<br />
führte. Bis zu ihrer umjubelten Heimkehr<br />
1988 lebten sie in Italien. Nach einem<br />
Rechtsstreit zwischen den ehemaligen<br />
Mitgliedern gibt es derzeit zwei Combos,<br />
die unter den Namen Inti Illimani His<strong>to</strong>rico<br />
bzw. Inti Illimani Nuevo firmieren. Mit<br />
VIVIR EN LIBERTAD gibt es nun eine<br />
neue Doppel-CD der His<strong>to</strong>rico-Formation<br />
um den musikalischen Leiter Horacio Salinas.<br />
Scheibe Nummer eins („Esencial”)<br />
glänzt mit filigran eingespielten Studioproduktionen.<br />
Silberling Nummer zwei<br />
(„An<strong>to</strong>logia”) bietet ein mitreißendes,<br />
2007 live im Stadion Vic<strong>to</strong>r Jara in Santiago<br />
aufgezeichnetes Konzert, das mit<br />
der bekannten Freiheitshymne “El pueblo<br />
unido” schließt. Auf beiden Scheiben<br />
kommen die instrumentalen Fähigkeiten<br />
der Musiker, die zwischen erhabener Anden-Folklore<br />
und feurigen Latinoklängen<br />
changieren, hervorragend zur Geltung.<br />
Die Doppel-CD erscheint in Form eines<br />
schön aufgemachten Mediabooks mit
CD Jazz & World <strong>Music</strong> CD Kurzvorstellungen<br />
vielen Hintergrundinfos sowie Textübersetzungen.<br />
(Heupferd/Zweitausendeins, 2013,<br />
12/52:20, 11/48:52) frs<br />
STACEY KENT<br />
THE CHANGING LIGHTS<br />
Mit ihrer zehnten<br />
Platte zeigt Stacey<br />
Kent – wie auch bei<br />
den anderen Veröffentlichungen<br />
– eine<br />
intime und neue<br />
Facette ihrer Persönlichkeit.<br />
it Der renommierte britische<br />
Au<strong>to</strong>r und jahrelange Bewunderer Kazuo<br />
Ishiguro hat für das sehr entspannte “The<br />
Summer We Crossed Europe In The Rain”<br />
einen Text verfasst, und auch ihr Mann Jim<br />
Tomlinson (Saxofonist, Arrangeur, Komponist)<br />
unterstützte sie, ohne sich in den<br />
Vordergrund zu spielen. Somit bestimmt<br />
Kents weiche und gefühlvolle Stimme die<br />
13 Tracks, die im Latin wurzeln, sich dort<br />
aber zwischen den verschiedensten Subgenres<br />
bewegen wie Samba, Bossa Nova<br />
oder Guaguanco, ohne den Hauch Jazz<br />
vermissen zu lassen, für den die Künstlerin<br />
steht. THE CHANGING LIGHTS ist<br />
ein Album, dem man entspannt zuhören<br />
kann, das aber trotz der durchdringenden<br />
Melancholie südamerikanische Lebensart<br />
versprüht. Gelungen und sehr charmant.<br />
(Parlophone/Warner, 2013, 13/58:14) at<br />
BOSSARENOVA TRIO<br />
SAMBA PRELUDIO<br />
Das kammermusikalisch agierende Bossarenova<br />
Trio besteht aus der brasilianischen<br />
Sängerin Paula Morelenbaum,<br />
dem deutschen Trompeter Joo Kraus (Tab<br />
Two) und dessen Landsmann Ralf Schmid<br />
am Piano. Sie schlagen musikalische Brücken<br />
zwischen den Traditionen ihrer Heimatländer,<br />
vereinen Bossa Nova mit Jazz,<br />
integrieren Elektronik-Tupfer; Brasil-Pop<br />
und Klassik (Chopin!); Kraus demonstriert,<br />
dass auch Rap-Gesang dazu passt.<br />
Das Ganze klingt unaufgesetzt, stets sensibel.<br />
Morelenbaums flexible Stimme geht<br />
unter die Haut und setzt die Sahnehäubchen<br />
auf diesen ganz eigenen Crossover,<br />
der auch auf Vorlagen von Carlos Jobim<br />
oder Baden Powell zurückgreift und diese<br />
ohne Anbiederung an irgendwelchen Zeitgeist<br />
ganz neu inszeniert. Abendländische<br />
Lyrik verschmilzt mit tropischem Groove,<br />
hat es ein Kritiker treffend beschrieben.<br />
(Skip/Soulfood, 2013, 12/48:15) pro<br />
DIZZY GILLESPIE<br />
QUINTET / HANS KOLLER<br />
NEW JAZZ STARS +<br />
DAVE BRUBECK QUARTET<br />
+ STEPHANE GRAPELLI<br />
ENSEMBLE<br />
NDR 60 YEARS JAZZ EDITION<br />
Mit dieser neuen Serie veröffentlicht der<br />
Norddeutsche Rundfunk abwechselnd<br />
Studio- und Live-Aufnahmen aus seinem<br />
Archiv. Die erste Ausgabe teilen sich das<br />
Dizzy Gillespie Quintet und die Hans Koller<br />
New Jazz Stars (mit Albert Mangelsdorff<br />
und Jutta Hipp), die vor genau 60<br />
Jahren im Hamburger Studio 10 jeweils<br />
vier Stücke einspielten. Im Februar 1958<br />
war das Dave Brubeck Quartet in der Be-<br />
setzung Dave Brubeck (p), Paul Desmond<br />
(sax), Gene Wright (b) und Joe Morello<br />
(dr) in der Niedersachsenhalle in Hannover<br />
zu Gast, bei dem auf einer Doppel-CD<br />
dokumentierten Auftritt spielten sich die<br />
Vier durch eine überwiegend klassisch<br />
orientierte Setlist (“Gone With The Wind”,<br />
“Take The A-Train”, “St. Louis Blues”).<br />
Eine ganz besondere Geschichte ist die<br />
dritte Ausgabe dieser Edition, bei der der<br />
Geiger Stephane Grapelli im Studio von<br />
Maurice Vander am Piano begleitet wurde<br />
und die Rhythmusarbeit an Bass und<br />
Schlagzeug von Hans „James” Last und<br />
Rolf Ahrens übernommen wurde. Auch<br />
hier gibt es vorwiegend Jazzklassiker zu<br />
hören, wie “Autumn In New York”, “Lady<br />
Be Good” oder “Pennies From Heaven”.<br />
Klasse Reihe, die mit diesen drei Veröffentlichungen<br />
stark beginnt!<br />
(Moosicus/Indigo, 2013, 4 CDs) us<br />
HERBIE HANCOCK<br />
THE COMPLETE COLUMBIA<br />
ALBUMS COLLECTION<br />
1972–1988<br />
In diesem majestätischen Würfel finden sich<br />
auf 34 CDs alle 31 Alben, die Herbie Hancock<br />
zwischen 1972 und 1988 für Columbia<br />
und CBS/Japan aufgenommen hat. Immer<br />
wieder sprachlos lässt einen Hancocks virtuose<br />
Kreativität zurück, immer wieder staunt<br />
man über das breite Spektrum an Stilen,<br />
die der amerikanische Pianist, Keyboarder,<br />
Bandleader und Komponist im Reper<strong>to</strong>ire<br />
hat. Aus der Rücksicht tut man sich immer<br />
leicht damit, neue Stile zu akzeptieren, sie in<br />
den zeitlichen Ablauf einzuordnen, doch das<br />
künstlerische und ohne Frage auch kommerzielle<br />
Risiko, als gestandener Musiker neue,<br />
bisher nie gegangene Wege zu beschreiten,<br />
darf nicht unterschätzt werden. Doch gerade<br />
in dieser Hinsicht muss Herbie Hancock<br />
in dieser Zeit als leuchtendes Vorbild gelten,<br />
hört man sich durch die hier versammelte<br />
16-jährige Albumgeschichte (mit teilweise<br />
unbekanntem Material, acht der Alben wurden<br />
außerhalb Japans nie veröffentlicht),<br />
erkennt man nicht nur, wie offen er für Veränderungen<br />
war, sondern bekommt auch einen<br />
Eindruck davon, wie tief Hancock immer<br />
wieder die komplette Musikszene beeinflusst<br />
hat. Bestes Beispiel hierfür “Rockit” vom<br />
1983er Album FUTURE SHOCK, ein epochaler<br />
Track mit einem Sound, der für ganze<br />
Generationen von DJs und Turntable-Scratchern<br />
zum Vorbild wurde. In einem wunderschönen,<br />
200-seitigen Begleitbuch gibt es die<br />
detaillierten Album- und Produktionsinfos<br />
zum Nachlesen, ein notwendiger Service, da<br />
man in den meisten Fällen die mikroskopisch<br />
kleine Schrift auf den hochwertig gestalteten<br />
Mini-Vinyl-Replicas schlicht und einfach<br />
nicht lesen kann. Daneben gibt es noch ein<br />
ausführliches Essay über Hancock, eine ganze<br />
Menge Bilder aus allen Karrierephasen<br />
sowie eine ausführliche Discographie.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 34 CDs) us<br />
DAVID BECKER TRIBUNE<br />
DISTANCE TRAVELED<br />
Mit allen Fusionwassern gewaschen ist der<br />
US-Jazzgitarrist David Becker, der hier<br />
mit Bassist Bolle Diekmann und Drummer<br />
Bruce Becker Trioklänge vorlegt, die in ihren<br />
besten Momenten an Wes Montgomery<br />
oder Jim Hall erinnern. Schlanke, flüssige,<br />
charmante Musik, die zwischen hochmelodiösen<br />
Bebop-Improvisationen jeder<br />
beliebigen Geschwindigkeit, herzhaft rockjazzigen<br />
Block akkorden und sogar Menuett-<br />
Miniaturen changiert, so dass auch für die<br />
nötige Abwechslung gesorgt ist.<br />
(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />
9/50:35) hjg<br />
EUROPE<br />
LIVE AT SWEDEN ROCK<br />
Klasse Sache, wenn<br />
man seinen 30.<br />
Band-Geburtstag bei<br />
einem Festival wie<br />
dem „Sweden Rock”<br />
feiern darf. Europe<br />
nutzten ihr Heimspiel<br />
für eine eindrucksvolle Demonstration, wie<br />
agil und frisch ihr Hard Rock auch nach drei<br />
Dekaden noch klingt, Gratulanten auf der<br />
Bühne waren Scott Gorham (Thin Lizzy) und<br />
Michael Schenker (MSG, UFO, Scor pions),<br />
als Bonus gibt es das über zweistündige<br />
Konzert (plus Interview und „Behind The<br />
Scenes”-Material) auf DVD gleich mit dazu.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 2013, 16/75:14,<br />
12/61:20, DVD 160 Min.) us<br />
JACQUES STOTZEM<br />
CATCH THE SPIRIT II<br />
Der belgische Gitarrist Jacques S<strong>to</strong>tzem mit<br />
der perfekten Fingerstyle-Technik benötigt<br />
keine Begleitband, um gleichermaßen temperamentvolle<br />
und hochdifferenzierte, ganz<br />
erstaunliche Versionen von Klassikern wie<br />
“Honky Tonk Women”, “Hey Joe”, “Wild<br />
Horses”, “Like A Hurricane” oder “Going<br />
To California” anzubieten. Das Kontrastprogramm<br />
aus Uptempo-Krachern und gefühlvollen<br />
Balladen eignet sich allerdings kaum<br />
fürs Nachspielen durch Amateure – verknotete<br />
Finger wären die Folge ...<br />
(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />
11/47:05) hjg<br />
UGLY KID JOE<br />
STAIRWAY TO HELL<br />
In einem sechsseitigen Digipak erscheinen<br />
insgesamt recht harte Studio-Aufnahmen<br />
der kalifornischen Ugly Kid Joe, die – gemischt<br />
mit harmonischen Akustiksongs<br />
– ein passables Gesamtbild ergeben. Die<br />
DVD kann mit einem Auftritt (circa 30 Minuten)<br />
und unter anderem einem Interview<br />
und zwei Videoclips aufwarten. Kein großer<br />
Wurf, aber auf jeden Fall willkommenes<br />
Futter für die Fans.<br />
(Metalvile/Flying Dolphin, 2013,<br />
15/76:28, DVD 40 Min.) at<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63<br />
AQUA NEBULA<br />
OSCILLATOR<br />
SPIRITUS MUNDI<br />
Angesichts modernster Technik, die es ermöglicht,<br />
per Fußtritt jeden x-beliebigen<br />
Sound aus seiner Gitarre zu zaubern, ist<br />
es sicher nichts Besonderes, geradezu au<strong>the</strong>ntisch<br />
nach den amerikanischen Underground-Psychedelics<br />
der Früh-70er zu<br />
klingen. Derart konsequent Notenfolgen zu<br />
Tragödien werden zu lassen, wie es bei den<br />
französischen Aqua Nebula Oscilla<strong>to</strong>r auf<br />
SPIRITUS MUNDI passiert, muss man aber<br />
erstmal können. Tom Waits, Hawkwind und<br />
Can vereinen sich. Krank und genial.<br />
(Tee Pee/Alive, 2013, 11/39:47) jub<br />
STONE DIAMOND<br />
WE STOLE THE STARS FROM<br />
THE BLACK NIGHT<br />
Das in klassischer Triobesetzung – mit kleiner<br />
Hilfe des Keyboarders Tobias Philippen<br />
– eingespielte Debütalbum von S<strong>to</strong>ne<br />
Diamond bringt kurze, effektvolle Melodic-Rockkracher,<br />
die mit zupackendem<br />
Gesang, straight-groovendem Rhythmus,<br />
treibenden Riffs und prägnanten, pointierten<br />
Gitarrensolos direkt auf den Punkt<br />
kommen. Well done, damit kann problemlos<br />
jede Rock-Party befeuert werden.<br />
(Davin/Import, 2013, 11/41:31) rg<br />
KEN HENSLEY & LIVE FIRE<br />
TROUBLE<br />
Neues Studiowerk<br />
von Ken Hensley<br />
im Verbund mit seiner<br />
Tourband Live<br />
Fire. Melodic Rock,<br />
klassischer Hard<br />
Rock, 80er AOR,<br />
kurze Ausflüge in Richtung Pop, Hensley<br />
& Co. packen auf TROUBLE alle Stile zusammen,<br />
was einerseits für genügend Abwechslung<br />
sorgt, andererseits aber auch ein<br />
durchgängiges Konzept, das sonst Hensleys<br />
Werke vom Durchschnitt abhob, vermissen<br />
lässt – so bleibt leider nur ein gemischter<br />
Gesamteindruck.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
10/51:20) us<br />
THE INSPECTOR CLUZO<br />
GASCONHA ROCKS<br />
In zehn kurzen, knackigen Songs kommt<br />
das französische Rockduo, bestehend aus<br />
Mathieu Jourdain (dr, voc) und Laurent<br />
Lacrouts (voc, g), ohne Umschweife zur<br />
Sache. Seine Mischung aus hartem 70er-<br />
Rock, Funk, Soul und Blues-Ingredienzien<br />
rauscht brachial in die Gehörgänge. Damit<br />
gewinnt man keinen Innovationspreis, doch<br />
in kleinen, schummrigen Rock-Clubs wird<br />
die Stimmung durch die Decke gehen.<br />
(Fuck<strong>the</strong>bassplayer Records/<br />
Groove Attack, 2013, 10/25:28) rg<br />
THE DEEP DARK WOODS<br />
JUBILEE<br />
Für die Aufnahmen zu JUBILEE hat sich<br />
die kanadische Americana-Band The Deep<br />
Dark Woods in eine einsame Hütte in den<br />
Rocky Mountains zurückgezogen. Hat sich<br />
dabei nach eigenen Worten auf „eine psychedelische<br />
Reise von den Byrds zu Fairport<br />
Convention” begeben, lässt den Sound<br />
ihrer neuen, allesamt selbst geschriebenen<br />
Songs von altertümlichen, analogen Tasteninstrumenten<br />
wie einem Novachord, einem<br />
Celesta oder einer Wurlitzer-Orgel bestimmen.<br />
Urtümlich, verträumt und immer wieder<br />
an längst zurückliegende Zeiten erinnernd,<br />
als die Seele der Musik noch weitaus<br />
wichtiger war als ihr Aussehen ...<br />
(Sugar Hill/Import, 2013, 13/65:41) us
CD<br />
REVIEWS<br />
ALAN JACKSON<br />
THE BLUEGRASS ALBUM<br />
Schon immer war Bluegrass die heimliche<br />
Leidenschaft des Countrysängers<br />
Alan Jackson. Jetzt hat er es endlich geschafft,<br />
ein ganzes Album in diesem Stil<br />
aufzunehmen, schlicht und passend THE<br />
BLUE GRASS ALBUM betitelt. Neben<br />
acht neuen Jackson-Songs werden auch<br />
noch die Dillards (“There Is A Time”), <strong>John</strong><br />
Anderson (“Wild And Blue”) und natürlich<br />
Buegrass-Godfa<strong>the</strong>r Bill Monroe (“Blue<br />
Moon Of Kentucky”) gecovert.<br />
(Capi<strong>to</strong>l/Universal, 2013, 14/62:25) us<br />
MONSTERS OF LIEDER-<br />
MACHING<br />
ZEHN JAHRE –<br />
DAS JUBILÄUMS ALBUM<br />
Kein Jubiläum ohne<br />
Party, und so beschenken<br />
die Monsters<br />
Of Liedermaching<br />
ihre Fans zum<br />
zehnjährigen Band-<br />
Geburtstag mit der<br />
passenden Beschallung dazu. Mitgeschnitten<br />
auf ihrer diesjährigen Frühlings<strong>to</strong>ur,<br />
gibt es auf ZEHN JAHRE – DAS JUBI-<br />
LÄUMSALBUM lässige Neuaufnahmen<br />
zahlreicher Monsters-Klassiker wie des<br />
Mitsing-Evergreens “Marzipan”, der zartfühlenden<br />
Ballade “Ich hab dich lieb”, des<br />
krachenden Punk-Rocksongs “Punkermädchen”<br />
oder der groovenden Wortkaskade<br />
“Blasenschwäche”. Party on!<br />
(No<strong>to</strong>lose/Soulfood, 2013, 27/78:58) tk<br />
DWIGHT YOAKAM<br />
21ST CENTURY HITS –<br />
BEST OF 2000–2012<br />
In Europa immer etwas unter Wert geschlagen,<br />
gehört Dwight Yoakam in seiner<br />
amerikanischen Heimat zur Top-Riege der<br />
Countrystars. Rund 25 Millionen verkaufte<br />
Alben, so gut wie alle Gold- oder Platinausgezeichnet,<br />
über 20 Grammy-Nominierungen:<br />
Da fällt es ihm nicht schwer, den<br />
musikalischen Rückblick auf seine letzten<br />
Jahre so stark ausfallen zu lassen wie 21ST<br />
CENTURY HITS. Zu den Singles von seinen<br />
letzten fünf Alben gesellen sich mit<br />
dem Queen-Cover “Crazy Little Thing Called<br />
Love” (aus dem Film „The Break-Up”)<br />
sowie den beiden bisher unveröffentlichten<br />
Duetten mit Michelle Branch (“Long Goodbye”)<br />
und Willie Nelson (“If Teardrops<br />
Were Diamonds”) drei Non-LP-Tracks.<br />
(New West/ADA Warner, 2013,<br />
14/47:58) us<br />
CHRIS ECKMAN<br />
HARNEY COUNTY<br />
HARNEY COUNTY liegt im südöstlichen<br />
Oregon, ist geprägt durch karge Steppen,<br />
windige Berge und sumpfige Ebenen,<br />
in den langen Wintern versinkt die<br />
Landschaft unter Massen von Schnee, im<br />
Sommer brennt die Sonne erbarmungslos.<br />
Diese Kargheit in Musik umzusetzen, wer<br />
könnte dies besser als Walkabouts-Frontmann<br />
Chris Eckman, wer könnte ihm besser<br />
dabei helfen als Gitarrist Paul Austin<br />
und Terry Lee Hale, dessen verfremdete<br />
Mundharmonika bei “Many Moons” zu<br />
hören ist? Gespenstisch gut!<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2013, 8/44:34) us<br />
FULLSET<br />
NOTES AFTER DARK<br />
Mit einem klasse Debüt im Rücken ist es<br />
nie ganz einfach, dem Publikum ein ebenso<br />
geschätztes zweites Album vorzulegen.<br />
Doch mit NOTES AFTER DARK zeigen<br />
die irischen Senkrechtstarter, dass das kreative<br />
Potenzial von FullSet noch lange nicht<br />
ausgereizt ist. Schmissige Tunes, fetzige<br />
Reels und feine Balladen mit einem Hauch<br />
Country – kein Wunder, gehörte das junge<br />
Quintett zur hochkarätigen Besetzung des<br />
diesjährigen Irish Folk Festivals.<br />
(FullSet Records/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />
2013, 11/40:37) us<br />
GOLDEN KANINE<br />
WE WERE WRONG, RIGHT?<br />
Mit seinem dritten Werk verabschiedet sich<br />
das schwedische Sextett Golden Kanine<br />
vom Indie-Rock seinem ersten beiden Alben.<br />
Auf WE WERE WRONG, RIGHT?<br />
geht es dafür in Richtung Cosmic-Americana,<br />
wird zupackende Härte durch intime<br />
Nähe ersetzt, gibt es statt krachender Gitarren<br />
flirrende Soundscapes, vor sich hin<br />
mäandernde Lo-Fi-Känge und brüchigen<br />
Gesang mit tieftraurigen Texten zu hören.<br />
Verstörend gut!<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2013, 11/49:00) us<br />
ALICE COOPER<br />
HEY STOOPID – EXPANDED<br />
EDITION<br />
An dieser 1991er<br />
Scheibe kann man<br />
heute noch exemplarisch<br />
die Klasse von<br />
Alice Cooper festmachen:<br />
bodenständiger<br />
Rock, straight<br />
auf fden Punkt gespielt und konsequent auf<br />
alles Überflüssige verzichtend, selbst die<br />
Gastauftritte von Ozzy Osbourne, Slash,<br />
Steve Vai, Nikki Six oder Joe Satriani bleiben<br />
Fußnoten. Chef im Ring ist Alice Cooper,<br />
der sich genau so seine ganz eigene Nische<br />
erarbeitet hat und sie völlig zu Recht<br />
bis heute besetzt.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1991, 67:15) tk<br />
EVERLAST<br />
LIFE ACOUSTIC<br />
Nur zu Akustikgitarrenbegleitung (und ein<br />
wenig Orgel) ist Erik Schrody alias Whitey<br />
Ford alias Everlast (und Anführer von House<br />
Of Pain) hier zugange, vermengt Blues, Folk<br />
und Rap, interpretiert so auch die House-<br />
Of-Pain-Erfolgsnummer “Jump Around”<br />
neu. Ausdrucksintensiv, mit einer positiven<br />
Grundstimmung, fast schon heimelig, gleichermaßen<br />
kantig wie geschmeidig. Damit<br />
dürfte er sich neue Fans erspielen.<br />
(Loug Branch Records/SPV, 2013,<br />
12/45:13) pro<br />
PATTY GRIFFIN<br />
SILVER BELL<br />
Mit großem Aufwand nahm Star-Produzent<br />
Daniel Lanois im Jahr 2000 den<br />
Nachfolger von Patty Griffins Erfolgsalbum<br />
FLAMING RED auf, nur um ihn<br />
danach in den üblichen Wirren einer<br />
Umstrukturierung der Plattenfirma in der<br />
Schublade verschwinden zu sehen. Dort<br />
wurde das Album nun wieder hervorgekramt,<br />
und nach behutsamer Überarbeitung<br />
von Tonmeister Glyn <strong>John</strong>s kommt<br />
dieses verlorengegangene Meisterwerk<br />
nun erstmals (offiziell) ans Tageslicht.<br />
Americana zwischen zupackend und dahinschmelzend:<br />
wäre tatsächlich pure<br />
Verschwendung gewesen, SILVER BELL<br />
in seinem Dornröschenschlaf zu belassen.<br />
(A&M/Universal, 2013, 14/59:23) tk<br />
EDDIE COCHRAN<br />
THE BALLADS OF EDDIE<br />
COCHRAN<br />
Natürlich<br />
sind<br />
es die rockigen<br />
Songs, die man<br />
von Eddie Cochran<br />
in Erinnerung hat,<br />
doch schon “Sittin’<br />
In The Balcony”,<br />
sein erster Top-20-Hit in den USA, deutete<br />
an, dass da noch ganz andere Talente in ihm<br />
schlummern. Keine Frage, auch seine langsamen<br />
Songs hatten es in sich; bester Beweis<br />
ist die randvolle CD THE BALLADS OF<br />
EDDIE COCHRAN, die voller solcher übersehenen,<br />
lang vergessenen oder schlicht einfach<br />
unterbewerteten Perlen ist. Starke Zusammenstellung,<br />
die Cochrans gefühlvolle<br />
Seite in den Vordergrund schiebt.<br />
(Bear Family, 2013, 35/80:10) us<br />
SABRINA ASCACIBAR<br />
BILL & EVE<br />
Im Senegal geboren, aufgewachsen in Buenos<br />
Aires, Schauspielstudium in New York:<br />
Sabrina Ascacibar kann auf ein breites<br />
Spektrum an Einflüssen zurückgreifen. So<br />
fällt es ihr auch nicht schwer, ihre Moritaten<br />
in Englisch, Spanisch, Französisch,<br />
Deutsch und Italienisch vorzutragen, fühlen<br />
sich ihre musikalischen Mitstreiter an<br />
Bandoneon, Gitarre, Banjo, Bass, Fagott<br />
und Schlagzeug in allen Genres zu Hause,<br />
egal ob im Blues, Chanson, Schlager oder<br />
bei altem mexikanischen Liedgut.<br />
(Bear Family, 2013, 9/29:20) tk<br />
SCOTT COOK<br />
ONE MORE TIME AROUND<br />
Auch auf seinem vierten Album lässt sich<br />
Scott Cook ausgiebig Zeit, um seine Geschichten<br />
zu erzählen. Wie gewohnt wird<br />
der kanadische Singer/Songwriter auch<br />
auf ONE MORE TIME AROUND von<br />
zahlreichen Freunden an allen möglichen,<br />
größtenteils akustischen Instrumenten unterstützt,<br />
dennoch wirken seine Songs nie<br />
überladen, reduziert sich der Sound immer<br />
auf das Notwendige. Sonderlob fürs dicke<br />
Booklet mit allen Texten, Song-by-song-Infos<br />
sowie ausgiebigen, persönlichen Worten<br />
von Scott Cook.<br />
(Groove Revial/Import, 2013, 10/44:18) us<br />
ROBBIE WILLIAMS<br />
SWINGS BOTH WAYS<br />
Mit SWINGS BOTH WAYS veröffentlicht<br />
Robbie Williams jetzt das Fortsetzungsalbum<br />
des erfolgreichen SWING WHEN<br />
YOU’RE WINNING, für das er 2001 Jazzund<br />
Swingklassiker neu einspielte. Auch<br />
dieses Mal hat er sich für die alten und (jetzt<br />
auch sechs) neugeschriebenen Titel namhafte<br />
Duettpartner und -Partnerinnen eingeladen,<br />
Lily Allen, Rufus Wainwright, Michael<br />
Bublé, Kelly Clarkson und Olly Murs.<br />
(Island/Universal, 2013, 13/45:04) tk<br />
Kurzvorstellungen<br />
TIMMY THOMAS<br />
WHY CAN’T WE LIVE<br />
TOGETHER<br />
Mit punktgenauen Minimalarrangements,<br />
mit dem genialen Soultitel “Why Can’t We<br />
Live Toge<strong>the</strong>r” kam Timmy Thomas, R&B-<br />
Sänger und Keyboarder aus Evansville, Indiana,<br />
Anfang der 70er zu Weltruhm. Seinen<br />
unvergleichlichen Sound erarbeitete er sich<br />
als Sessionmusiker in Memphis sowie als Begleiter<br />
von Jazzgrößen wie Donald Byrd und<br />
Cannonball Adderly. Mit remastertem Klang,<br />
drei Bonus-Tracks sowie einem brandneuen<br />
Interview kommt die Expanded-Version genau<br />
richtig für alle Freunde von R&B, Soul<br />
und Jazz, besonders da die CD-Version von<br />
WHY CAN’T WE LIVE TOGETHER bisher<br />
nur als Import zu haben war.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1972,<br />
13/45:17) us<br />
MARGIE SINGLETON<br />
PLEDGING MY LOVE<br />
Heutzutage<br />
kennt<br />
Margie<br />
Single<strong>to</strong>n<br />
fast keiner mehr,<br />
von 1955 bis 1965<br />
war sie so oft im<br />
Studio wie kaum<br />
eine andere. Ihr<br />
Mann war Chef der A&R-Abteilung der<br />
Plattenfirma Mercury, so dass sie bei Aufnahmen<br />
zahlreicher Künstler aus Rock, R&B<br />
und Country – von George Jones über Clyde<br />
McPhatter bis zu Faron Young – als Backgroundsängerin<br />
zu hören ist. PLEDGING MY<br />
LOVE versammelt nun die Titel, die sie unter<br />
eigenem Namen für die Labels Starday, Mercury<br />
und United Artists aufnahm, darunter<br />
die amerikanische Cover-Version von Helen<br />
Shapiros “Walkin’ Back To Happiness” sowie<br />
eine Gesangsfassung von “Telstar” der Tornados.<br />
Klasse!<br />
(Bear Family, 2013, 30/73:18) us<br />
BOY & BEAR<br />
HARLEQUIN DREAM<br />
Ganz langsam, aber beharrlich arbeiten sich<br />
die Australier Boy & Bear international nach<br />
vorn. Die Gruppe um den singenden Gitarristen<br />
Dave Hosking bringt eine ordentliche<br />
Melange aus verträumtem Pop-Elan, langsamem<br />
Schlagzeugbeat, lebhaftem S<strong>to</strong>rytelling<br />
und durchaus auch sexy Gitarrenmomenten<br />
an den Start. Viele Details verheißen<br />
eine größere Zukunft, aber für ein endgültig<br />
kraftvolles Durchstarten auf dem engen<br />
Adult-Pop-Rockmarkt fehlt es noch an unwiderstehlichen<br />
Ohrwurmmelodien.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2013, 11/47:49) hjg<br />
TERRY LEE HALE<br />
THE LONG DRAW<br />
Es ist immer wieder ein Genuss, Neues<br />
von Terry Lee Hale zu hören. Dass auch<br />
er langsam älter wird, zeigt sich nicht an<br />
nachlassender Qualität, sondern daran,<br />
dass seine Songs lange nicht mehr so unversöhnlich<br />
harsch wie zu Beginn seiner<br />
Karriere daherkommen, dass der zwischenzeitlich<br />
in Paris beheimatete Texaner<br />
THE LONG DRAW dazu nutzt, seine Geschichten<br />
ruhig und gelassen zu erzählen.<br />
Diese Entschleunigung gibt seiner Musik<br />
noch mehr Tiefe, noch mehr Intensität.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2013,<br />
8/45:17) us<br />
Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
ANGELICA<br />
THRIVE<br />
Das Auge isst mit – und da schmeckt<br />
THRIVE schon mal, denn Angelica Rylin<br />
(Murder Of My Sweet) ist ein Hingucker.<br />
Stimmlich passt es auch. Trotzdem<br />
wird’s vorerst nichts mit der Solokarriere.<br />
Musik dieser Art gab es schon besser.<br />
Ob Lee Aaron, Robin Beck, Lana Lane,<br />
Alannah Myles – all diese Damen boten<br />
starke Kompositionen und Charakter.<br />
Bei Angelica ist es Banane, ob sie über<br />
Liebe sinniert (fast jedes Lied) oder in “I<br />
Am Strong” die Toughe gibt: THRIVE ist<br />
glatter Rocks<strong>to</strong>ff – nett, aber schnell überhört.<br />
Da retteten auch die prominenten<br />
Songwriter nichts.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2013,<br />
12/48:26) jub<br />
FRANNY AND THE<br />
FIREBALLS<br />
40 ROCKIN’ YEARS 1973–2013<br />
1973 absolvierten<br />
sie ihren ersten Auftritt<br />
noch als Frannys<br />
Rock’n’Roll<br />
Ensemble, in den<br />
80ern waren Fanny<br />
And The Fireballs<br />
die Begleitband von Ted Herold, traten<br />
im Vorprogramm von Bill Haley, Little<br />
Richard und Jerry Lee Lewis auf. 40<br />
ROCKIN’ YEARS zeigt die Hamburger<br />
Band nun von ihrer besten Seite, klasse<br />
Versionen von Rock’n’Roll-Songs wie<br />
“Devil In Disguise”, “Hide And Seek”,<br />
“Memphis, Tennessee” und “Giddy Up A<br />
Ding Dong”.<br />
(Blue Art/Bear Family, 2013,<br />
20/50:45) us<br />
THE HIGH KINGS<br />
FRIENDS FOR LIVE<br />
Fetzige Musik aus Irland, zwar traditionell<br />
geerdet, aber dennoch weit mehr dem<br />
modernen Pop als dem traditionellen Folk<br />
verschrieben – der Erfolg, den die High<br />
Kings mit FRIENDS FOR LIFE einfahren,<br />
gibt diesem Konzept Recht. Natürlich<br />
geht so etwas nicht von alleine, Finbarr<br />
Clancy war schon mit den Clancy Bro<strong>the</strong>rs<br />
auf Tour, Brian Dunphy und Darren<br />
Holden gehörten zum „Riverdance”-Ensemble,<br />
Martin Furey hatte mit EXCA-<br />
LIBUR (mit Jean Reno) einen Top-Hit<br />
in Frankreich, gemeinsam starten sie nun<br />
eine Erfolgs-versprechende Irish-Folk-<br />
Popkarriere.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 12/41:47) tk<br />
THE FOURMYULA<br />
INSIDE THE HUTT: NEW<br />
ZEALAND’S POP-PSYCH KING-<br />
PINS 1968–1969<br />
Legendär diese kurzlebige Psych-Popband,<br />
die in nur zwei Jahren die Musiklandschaft<br />
Neuseelands so veränderte,<br />
dass sich später erfolgreiche Acts wie<br />
Crowded House, Split Enz oder die Chills<br />
an ihrem Sound orientierten. 1967 wurde<br />
The Fourmyula in Upper Hutt (unweit<br />
von Welling<strong>to</strong>n) gegründet, INSIDE THE<br />
HUTT versammelt nun das Beste ihrer erfolgreichen<br />
Jahre 1968/69, als zehn ihrer<br />
14 Singles bis in die Top 20 kamen. Mit<br />
dabei auch die Songs, die sie Tür an Tür<br />
mit den Beatles in den Londoner Abbey<br />
Road Studios aufnahmen.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
21/60:20) us<br />
OLSEN BROTHERS<br />
BROTHERS TO BROTHERS<br />
Mit “Proud Mary”, “Bad Moon Rising”<br />
und “Have You Ever Seen The Rain” wandeln<br />
Jørgen und Niels Olsen mit dem in<br />
Nashville aufgenommenen Cover-Album<br />
BROTHERS TO BROTHERS auf den<br />
Spuren von CCR. Bei der Songauswahl<br />
bedienten sich die Sieger des Eurovision<br />
Song Contests des Jahres 2000 auch bei den<br />
Bellamy Bro<strong>the</strong>rs (“Let Your Love Flow”),<br />
Bee Gees (“Massachusetts”), Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />
(“Wake Up Little Susie”) und den<br />
Beach Boys (“Help Me Rhonda”).<br />
(Telamo/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />
14/47:02) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
100 SONGS DIE DIE WELT<br />
BEWEGTEN<br />
„100 Songs die die<br />
Welt bewegten” hieß<br />
die Doku, die im Ok<strong>to</strong>ber<br />
auf dem Fernsehsender<br />
Vox ausgestrahlt<br />
wurde, mit<br />
gleichem Titel gibt<br />
es nun eine Doppel-CD mit den 40 besten<br />
Songs daraus. Elvis (“Hound Dog”) darf<br />
dabei natürlich nicht fehlen, ebenso wie<br />
Bob Dylan (“Blowin’ In The Wind”), Udo<br />
Lindenberg (“Sonderzug nach Pankow”),<br />
Michael Jackson (“Billy Jean”), die Toten<br />
Hosen (“Hier kommt Alex”), Silly (“Bataillon<br />
d’Amour”) oder Gossip (“Heavy<br />
Cross”).<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 21/73:21,<br />
19/78:29) tk<br />
BILLY BRAGG<br />
LIFE’S A RIOT WITH SPY VS<br />
SPY<br />
Vor 30 Jahren veröffentlichte Billy Bragg<br />
LIFE’S A RIOT WITH SPY VS SPY, ein<br />
legendäres Debüt, das mit “A New England”<br />
den Kampfsong gegen die Politik<br />
Margret Thatchers lieferte. Ergänzt werden<br />
die sieben Originaltitel um einige live<br />
aufgenommene Stücke aus diesem Album<br />
vom Juni dieses Jahres, mit denen der britische<br />
Songwriter eindrucksvoll bewies,<br />
dass er seinen Biss noch lange nicht verloren<br />
hat.<br />
(Cooking Vinyl/Indigo, 1983, 15/34:55) us<br />
BURT BACHARACH<br />
MAKE IT EASY ON YOURSELF<br />
1962<br />
Klasse Sammlung von Bacharach-Aufnahmen<br />
aus dem Jahr 1962, angeführt<br />
von Chuck Jackson Top-20-Hit “Any Day<br />
Now” und der Erstaufnahme seines späteren<br />
Klassikers “I Just Don’t Know What<br />
To Do With Myself” vom Flamingos-Sänger<br />
Tommy Hunt. Mit dabei auch Helen<br />
Shapiro, Jimmy Radcliffe, The Drifters,<br />
Etta James, Sophia Loren (“Donne-Moi-<br />
Ma Chance”) und Marlene Diertrich<br />
(“Small True Nightingale”, “Where Have<br />
All The Flowers Gone”).<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1962,<br />
27/71:01) us<br />
HISS<br />
DAS GESETZ DER PRÄRIE<br />
Wie gemacht für Lieder über Sehnsucht,<br />
gebrochene Herzen und Fernweh ist das<br />
Akkordeon, und Stefan Hiss ist ein Meister<br />
an diesem Instrument. Wie kaum<br />
ein anderer kann er mit seiner Musik<br />
Stimmungen erzeugen, “Twisten in der<br />
Taiga”, “Aloha”, “Schleierpolka” oder<br />
“Bier, Wust, Tanzmusik”, nichts anderes<br />
als programmatische Songtitel. Den besten<br />
Song hat er sich bis zum Ende der<br />
CD aufgehoben, in “Gesetz der Prärie”<br />
erklärt Hiss, worauf es in der Wildnis<br />
wirklich ankommt.<br />
(Hissmusik/H’Art, 2013, 14/52:44) us<br />
BRENNENTE<br />
BRENNENTE<br />
Das ist eines der<br />
schrillsten<br />
Alben<br />
des Jahres. Brennente<br />
kommen auf<br />
ihrem Debüt mit<br />
Rock, Blues, Chanson,<br />
Avantgarde,<br />
Easy Listening, i Jazz, Latin und Hörspielen.<br />
Sängerin Ulrike Helmholz flüstert,<br />
quiekt, wimmert, schreit ... Erdacht wurde<br />
das Ganze von Gun<strong>the</strong>r Lorz, Mi<strong>to</strong>rganisa<strong>to</strong>r<br />
des Burg-Herzberg-Festivals.<br />
Die Vielfalt des Events spiegelt sich auf<br />
BRENNENTE wider. Interessant ist “Ich<br />
will dich”: Helmholz singt hier so häufig<br />
das Wort „ficken”, dass es sich neutralisiert<br />
und so provozierend klingt wie „backen”.<br />
(Herzberg Verlag, 2013, 12/40:19) jub<br />
JOHN LENNON<br />
McCULLAGH<br />
NORTH SOUTH DIVIDE<br />
Statt <strong>John</strong> Lennon (seine wirklichen Vornamen!)<br />
hätten seine Eltern wohl besser<br />
Bob Dylan ausgewählt, denn das, was dieser<br />
15-jährige Bursche aus der englischen<br />
Grafschaft South Yorkshire mit NORTH<br />
SOUTH DIVIDE abliefert, erinnert (zumindest<br />
stilistisch) stark an die Musik,<br />
mit der Robert Allen Zimmermann Anfang<br />
der 60er im New Yorker Greenwich<br />
Village für Aufsehen sorgte. Mal sehen,<br />
wie diese Geschichte weitergeht ...<br />
(359 <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />
12/39:37) us<br />
VIENNA MEETS PORTLAND<br />
VIENNA MEETS PORTLAND<br />
Vienna Meets Portland, das sind die<br />
amerikanischen Musiker Ron Allen und<br />
Steve Asplund sowie der Wiener Pathologe<br />
Dr. Wolfgang Adolf und seine Frau<br />
Natascha. Gemeinsam haben sie Bluesinfizierten<br />
Singer/Songwriter-Rock im<br />
Gepäck, verzieren ihre gelassenen Songs<br />
mit Steelguitar, Bläsern, Oboen und Klarinetten,<br />
erschaffen so einen ganz eigenen<br />
Sound zwischen Folk, Blues, Country<br />
und Rock.<br />
(Montezuma/Soulfood, 2013, 14/48:37) tk<br />
THE LENNEROCKERS<br />
RUSTIN’ AND ROLLIN’<br />
Nächstes Jahr feiern die Lennerockers<br />
ihren 30. Geburtstag, mit RUSTIN’ AND<br />
ROLLIN’ haben sie gerade ihr Album Nr.<br />
20 veröffentlicht. Wie gewohnt haben sie<br />
Kurzvorstellungen<br />
es mit lässigen Songs zwischen Roots-<br />
Rock, Blues, Country und klassischem<br />
Rock’n’Roll bestückt, wie gewohnt ist ihnen<br />
die Mischung aus eigenen und fremden<br />
Stücken bestens gelungen.<br />
(AGR Television Records/Soulfood,<br />
2013, 14/43:15) us<br />
BAD PENNY<br />
DON’T CRY LITTLE HONEY<br />
Die Ros<strong>to</strong>cker Bad Penny haben auf ihrem<br />
dritten Album ihren Stil gefunden: Waren<br />
Folkelemente früher noch Versatzstücke,<br />
sind sie jetzt der rote Faden. Ob kraftvoll<br />
rockend oder sanft balladierend – Irisch<br />
Folk bildet das Fundament. Dabei kamen<br />
streckenweise bezaubernde Melodien<br />
zustande. Auffällig: eine selbstbewusste<br />
Leadgitarre, das beschwingte Akkordeon,<br />
und das dominante Piano hat fast was von<br />
Sou<strong>the</strong>rn Rock. Ola Van Sander singt brüchig.<br />
Das polarisiert. Neil Young klingt<br />
aber ähnlich eigenwillig.<br />
(Green Town, 2013, 12/61:10) jub<br />
BUDDY BRITTEN<br />
LONG GONE BABY<br />
Schon der (Künstler-)Name<br />
weist<br />
den Weg zu Buddy<br />
Britten: <strong>60s</strong>-Pop im<br />
Stile Buddy Hollys<br />
in der britischen<br />
Variante, das hatten<br />
The Regents, deren Frontmann Britten<br />
war, im Programm. Dabei bietet LONG<br />
GONE BABY weit mehr als nur die Singles<br />
der Regents, auch die Musik, die er<br />
von 1962 bis 1967 (weit erfolgreicher) als<br />
Simon Raven oder Raverne aufnahm, gibt<br />
es hier zu hören.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
15/61:52) tk<br />
RISE AGAINST<br />
LONG FORGOTTEN SONGS:<br />
B-SIDES & COVERS 2000–2013<br />
Längst überfällige Zusammenstellung<br />
von zahlreichen Non-Album-Tracks,<br />
die die amerikanischen Alternative<br />
Punkrocker von Rise Against bisher auf<br />
Single-B-Seiten, Tribute-Werken oder<br />
Soundtracks versteckt haben. Vor allem<br />
Freunde von Cover-Versionen werden<br />
sich über Dylans “The Ballad Of Hollis<br />
Brown”, Journeys “Any Way You Want<br />
It”, “Nervous Breakdown” von Black<br />
Flag oder “Little Boxes” von Malvina<br />
Reynolds freuen.<br />
(Interscope/Universal, 2013, 26/78:16) us<br />
SPEEDY WEST & JIMMY<br />
BRYANT<br />
BURSTIN’ THRU – FLIPPIN’<br />
THE LID<br />
Hillbilly Boogie wurde die (größtenteils<br />
instrumentale) Musik genannt, mit der<br />
Speedy West und Jimmy Bryant Mitte der<br />
50er Jahre für Aufsehen sorgten. Prägend<br />
dabei vor allem die irrsinnige Geschwindigkeit,<br />
mit der die beiden ihre Instrumente<br />
bedienen, wie sich in ihren Songs<br />
Gitarre und Pedalsteel auf virtuose Weise<br />
bekriegen. Neben der gewohnt voluminösen<br />
Bear-Family-Ausstattung punktet<br />
diese Zusammenstellung auch durch hervorragend<br />
restaurierten Klang, kaum zu<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65
CD<br />
hören, wie viele Jahre diese his<strong>to</strong>rischen<br />
Aufnahmen schon auf dem Buckel haben.<br />
(Bear Family, 2013, 34/80:03) us<br />
HAWKLORDS<br />
DREAM<br />
Freunde des Space-Rock, aufgepasst – hier<br />
kommen die Hawklords. In dem Quintett<br />
spielen nicht weniger als vier frühere Mitglieder<br />
der Genre-Ikonen Hawkwind mit<br />
und führen deren Klangkonzept – harte Gitarrenriffs<br />
treffen auf spacige Syn<strong>the</strong>sizer<br />
– weiter. Ihr fabelhaftes Album DREAM<br />
klingt nahezu klassisch und könnte so auch<br />
in den 70ern eingespielt worden sein. Innovation?<br />
Ach was – space is <strong>the</strong> place!<br />
(Hawklords/Broken Silence, 2013,<br />
10/48:51) frs<br />
KEANE<br />
THE BEST OF KEANE<br />
Auf drei große Vorbilder<br />
können sich<br />
Keane nach eigenen<br />
Worten einigen: die<br />
Beatles,<br />
Radiohead<br />
und Blur. Und wer<br />
genau hinhört, kann<br />
die Spuren dieser drei Bands heraushören<br />
aus den 20 Titeln, mit denen sie auf das<br />
letzte Jahrzehnt zurückblicken. Wobei sie<br />
für THE BEST OF KEANE mit zwei brandneuen<br />
Songs ihren Fans natürlich auch einen<br />
kleinen Blick in die Zukunft bieten ...<br />
(Island/Universal, 2013, 20/79:43) tk<br />
JIMMY KELLY &<br />
THE STREET ORCHESTRA<br />
VIVA LA STREET<br />
VIVA LA STREET, es lebe die Straße, ist<br />
Jimmy Kellys Hommage an die Straßen<br />
und Fußgängerzonen, ohne die sein Leben<br />
wohl komplett anders verlaufen wäre. Nach<br />
erfolgreichen Jahren mit der Kelly Family<br />
entdeckte er diesen Auftrittsort wieder für<br />
sich selbst – und für sich ganz alleine. Musikalisch<br />
beackert er dabei ein weites Feld,<br />
von irischem Folk über amerikanischen Bluegrass<br />
bis zu tanzbaren Balkan-Rhythmen.<br />
(Flowfish <strong>Music</strong>/Broken Silence, 2013,<br />
11/43:53) tk<br />
SUNRISE AVENUE<br />
UNHOLY GROUND<br />
Mit UNHOLY GROUND machen Sun rise<br />
Avenue genau dort weiter, wo sie mit ihrem<br />
letzten Album OUT OF STYLE aufgehört<br />
haben. Sonniger Power-Pop mit einem<br />
Hauch Country, die Finnen um den neuen<br />
„Voice Of Germany”-Juror Samu Haber<br />
wissen ziemlich genau, wie sich radiotaugliche<br />
Musik anhören muss, vermeiden es<br />
aber, sich dabei zu oft selbst zu zitieren<br />
oder gar zu wiederholen. Anspieltipps: das<br />
ruhige “Hurtsville” sowie die ansteckende<br />
Gute-Laune-Hymne “Little Bit Love”.<br />
(Polydor/Universal, 2013,<br />
11/42:53) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ONE HIT WONDER<br />
VOLUME 14<br />
Immer wieder findet Bayern-3-Modera<strong>to</strong>r<br />
Ulli Wenger neue (& alte) One-Hit-Wonder,<br />
auch mit der bereits 14. Doppel-CD gleichen<br />
Titels liefert er wieder Rock- und Pop-<br />
Topware, die man sonst lange suchen muss.<br />
Kurzvorstellungen<br />
Und wie gewohnt hat er im dicken Booklet<br />
die passenden S<strong>to</strong>rys zu jeder Nummer<br />
parat, dieses Mal von The Church (“Under<br />
The Milky Way”), A<strong>from</strong>an (“Because I<br />
Got High”) oder Haysi Fantayzee (“<strong>John</strong><br />
Wayne Is Big Leggy”).<br />
(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 18/73:31,<br />
18/69:14) us<br />
HANNES WADER<br />
TROTZ ALLEDEM – LIEDER AUS<br />
50 JAHREN 1962–2012<br />
TROTZ ALLEDEM<br />
zeichnet<br />
Hannes<br />
Waders Karriere von<br />
seinen<br />
Anfängen<br />
bis heute mit von<br />
ihm persönlich ausgesuchten<br />
Liedern<br />
nach. Die Doppel-CD ist die wohl derzeit<br />
beste Anthologie des Liedermachers<br />
auf dem Markt. Statt auf sattsam bekannte<br />
Songs wie “Heute hier, morgen dort”<br />
legt sie das Gewicht stärker auf relevante<br />
Stücke. Die Werkschau ist Auftakt einer<br />
umfangreichen Wiederveröffentlichungskampagne.<br />
Nach und nach werden Waders<br />
Alben zugänglich gemacht, die er zwischen<br />
1979 und 2007 für das legendäre, inzwischen<br />
eingestellte Dortmunder pläne-Label<br />
herausbrachte.<br />
(Mercury/Universal, 2013,<br />
18/76:50, 19/75:28) frs<br />
CLIFFORD T. WARD<br />
THE BEST IS YET TO COME –<br />
THE COLLECTION<br />
Clifford T. Ward († 2001) war in den 70er<br />
Jahren ein im UK sehr angesagter Singer/<br />
Songwriter, der zu reiner Pianobegleitung<br />
wie satter Instrumentierung sehr eingängige<br />
Lieder anstimmte. Sanft, oft elegisch, nachdenklich<br />
tönte der Ex-Lehrer, nicht nur auf<br />
seinem Hit “Gaye” von 1973. Ebenso empfehlenswert:<br />
“Jigsaw Girl” oder “Coathanger”.<br />
Dauerhafter Erfolg blieb ihm versagt,<br />
da er nur ungern live auftrat.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
20/78:19) pro<br />
KOOL & THE GANG<br />
CELEBRATE!<br />
Während der 70er und 80er Jahre gehörten<br />
Kool & The Gang zu den weltweit erfolgreichsten<br />
Soulbands, verkauften in dieser<br />
Zeit rund 70 Millionen Alben. Eines der<br />
erfolgreichsten Werke aus dieser Zeit war<br />
CELEBRATE! (US#10), das mit “Celebration”<br />
auch ihren einzigen Nummer-1-Hit<br />
der Billboard-Charts abwarf. Remastert und<br />
mit fünf Bonus-Tracks wird es jetzt als Expanded<br />
Edition wiederveröffentlicht.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />
13/55:47) tk<br />
MIKE KENEALLY<br />
YOU MUST BE THIS TALL<br />
Der Gitarrist und Multi-Instrumentalist<br />
Mike Keneally ist bekannt geworden an der<br />
Seite von Künstlern wie Frank Zappa, Steve<br />
Vai und Joe Satriani. Mit YOU MUST BE<br />
THIS TALL legt er nun ein Solo-Album<br />
vor, das er, abgesehen von den Drums, fast<br />
im Alleingang eingespielt hat. Filigraner<br />
Art-Rock, ganz in der Zappa-Schule.<br />
(Exowax/Broken Silence, 2013,<br />
12/44:13) frs<br />
DVD<br />
CLIFF RICHARD<br />
STILL REELIN’ AND A-ROCKIN’<br />
– LIVE IN SYDNEY<br />
Mit einer Karriere,<br />
die schon Ende der<br />
50er begann und<br />
bis heute anhält,<br />
mit über 250 Millionen<br />
verkauften<br />
Tonträgern gehört<br />
Cliff Richard ohne<br />
Zweifel zu den erfolgreichsten<br />
britischen<br />
Sängern aller Zeiten. Und wer ihn<br />
auf Grund fehlender Chart-Notierungen<br />
die letzten Jahre etwas aus den Augen verloren<br />
hat, der kann sich jetzt mit STILL<br />
REELIN’ AND A-ROCKIN’ wieder einmal<br />
selbst davon zu überzeugen, welch<br />
mitreißender Live-Performer Cliff Richard<br />
auch heutzutage noch ist. Sixties-Beat mit<br />
“Livin’ Doll” und “Summer Holiday”,<br />
Rock’n’Roll-Klassiker wie “The Young<br />
Ones” und “Devil Woman”, 80er-Pop wie<br />
“We Don’t Talk Anymore” und “Wired For<br />
Sound”: So frisch, energiegeladen und bestens<br />
bei Stimme kann man kaum glauben,<br />
wie lange er schon in diesem Business tätig<br />
ist. Bonus-Material: eine Dokumentation<br />
mit Einblicken hinter die Kulissen der gigantischen<br />
Show im australischen Sydney.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 148 Min.) tk<br />
NEIL DIAMOND<br />
THE THANK YOU AUSTRALIA<br />
CONCERT – LIVE 1976<br />
Nach einer gut vierjährigen<br />
Pause feierte<br />
Neil Diamond<br />
1976 mit einer umjubelten<br />
Tour durch<br />
Australien und Neuseeland<br />
ein höchst<br />
erfolgreiches Livecomeback.<br />
Als Dank<br />
an seine treuen Fans<br />
auf dem fünften ft Kontinent wollte er THE<br />
THANK YOU AUSTARLIA CONCERT<br />
verstanden wissen, lieferte dem enthusiastischen<br />
Publikum Topsong auf Topsong, von<br />
“I Am, I Said” über “Sweet Caroline” und<br />
“Song Sung Blue” bis zu “Solitary Man”.<br />
Lohnenswert hier auch das Bonus-Material,<br />
neben dem Outtakes aus den Werbepausen<br />
(darunter mit “Morningside” ein komplett<br />
neu restaurierter Song) gibt es ein 50-minütiges<br />
Interview mit Neil Diamond aus dem<br />
Jahr 1976 sowie ein „Behind The Scenes”-<br />
Special des britischen Journalisten David<br />
Frost, der kurz darauf mit seinen Nixon-Interviews<br />
zu Weltruhm kam.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 150 Min.) tk<br />
BRUCE SPRINGSTEEN<br />
SPRINGSTEEN & I<br />
Schon immer war es<br />
Bruce<br />
Springsteen<br />
ein Anliegen, auch<br />
als gefeierter Superstar<br />
den Kontakt zu<br />
seinen Fans nicht zu<br />
verlieren,<br />
legendär<br />
seine Konzerte, bei<br />
denen er erst dann die<br />
Bühne verlässt, wenn<br />
alle (Song-)Wünsche des Publikums erfüllt<br />
sind. In diesem Kontext ist es nur logisch,<br />
DVD – Blu-ray<br />
dass auf SPRINGSTEEN & I die Wünsche<br />
der Fans des amerikanischen Musikers im<br />
Mittelpunkt stehen, dass neben renommierten<br />
Filmemachern wie Ridley Scott oder<br />
Jack Arbuthnott auch namenlose Anhänger<br />
ihren Beitrag leisten durften. Wenn man so<br />
will also ein Film „von Fans für Fans”, realisiert<br />
mit voller Unterstützung Springsteens.<br />
Dass dieser Film dann im Endeffekt so gar<br />
nicht wie die üblichen Star-Dokus aussieht,<br />
dass es vor allem die unterschiedlichen, mal<br />
humorvollen, mal zu Herzen gehenden Beiträge<br />
der Fans sind, die ihn zu einer wirklich<br />
außergewöhnlichen Geschichte machen,<br />
sollte der (DVD-)Industrie zu denken geben:<br />
Mehr davon wäre wünschenswert! Als<br />
Bonus gibt es dann noch Bilder von Springsteens<br />
2012er Auftritt im Londoner Hyde<br />
Park, samt Gastauftritt von Paul McCartney.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 146 Min.) us<br />
MIKE & THE MECHANICS<br />
+ UB40 + NEIL SEDAKA +<br />
WILLY DeVILLE<br />
LIVE AT SHEPHERDS BUSH<br />
LONDON + LIVE AT MONTREUX<br />
2002 + THE SHOW GOES ON +<br />
LIVE IN THE LOWLANDS<br />
Vier weitere ursprünglich als DVD veröffentlichte<br />
Livemitschnitte wurden sowohl<br />
bild- als auch <strong>to</strong>ntechnisch so überarbeitet,<br />
dass sie nun als so genannte SD-Blu-rays<br />
erhältlich sind. LIVE AT SHEPHERDS<br />
BUSH LONDON bietet ein Gastspiel von<br />
Genesis-Mitglied Mike Ru<strong>the</strong>rford und<br />
seinen Mechanikern aus dem Jahr 2004,<br />
bei dem nach dem Tod von Paul Young<br />
alleine Paul Carrack für den Gesang zuständig<br />
war. Zwei Jahre früher waren<br />
UB40 beim Jazz festival in Montreux zu<br />
Gast, bei dem sie sich in knapp zwei Stunden<br />
einmal quer durch ihre lange Karriere<br />
spielten, von “Kings<strong>to</strong>n Town” über “Red<br />
Red Wine” bis zu “Many Rivers To Cross”.<br />
Bei Fans besten bekannt dürfte auch Neil<br />
Sedakas 2006er Gastspiel in der Londoner<br />
Royal Albert Hall sein, zählt dieser Auftritt<br />
doch unbestritten zu den Highlights seiner<br />
Karriere, zeigt ihn THE SHOW GOES ON<br />
sowohl als virtuosen Pianisten als auch<br />
als herausragenden Sänger – nicht zu vergessen<br />
der Gastauftritt von Tony Christie<br />
bei “Is This The Way To Amarillo”. 2005,<br />
sozusagen im Herbst seiner Karriere, war<br />
der 2009 vers<strong>to</strong>rbene Willy DeVille im<br />
Amsterdamer Paradiso zu Gast, bot dort<br />
das komplette Spektrum seiner Klasse,<br />
egal ob alleine an der Gitarre oder mit<br />
vielköpfiger Band im Rücken. Voller Cha-<br />
Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
An Evening With<br />
Fr. 29.11.13 | Schleyer-Halle Stuttgart<br />
Along For The Ride<br />
<br />
+ guests:<br />
SAXON, SKEW SISKIN<br />
Mi. 11.12.13 | Schleyer-Halle Stuttgart<br />
MORTEN HARKET, AMY MACDONALD,<br />
MARK KING, THE BASEBALLS, JOHN MILES u.a.<br />
Do. 6.2.14 | Porsche-Arena Stuttgart<br />
A TRIBUTE TO ABBA<br />
ABBA<br />
THE SHOW<br />
40 Jahre Waterloo – Die große Jubiläums<strong>to</strong>urnee<br />
Di. 25.2.14 | Konzerthaus Karlsruhe<br />
Fr. 28.2.14 | Liederhalle Stuttgart<br />
all you need<br />
is love!<br />
Das Beatles-<strong>Music</strong>al<br />
Mo. 3.3.14 | Theaterhaus Stuttgart<br />
Live mit Band<br />
Mittwoch 15. Januar 2014 20.00 Uhr<br />
STUTTGART PORSCHE-ARENA<br />
<br />
Donnerstag 30. Januar 2014 20.00 Uhr<br />
LUDWIGSBURG MHPARENA<br />
There And Back<br />
Sa. 5.4.14 | MHPArena Ludwigsburg<br />
Mit den Gezeiten<br />
<br />
Freitag 21. März 2014 20.00 Uhr | STUTTGART SCHLEYER-HALLE<br />
Live in Concert 2014<br />
Di. 15.4.14 | Liederhalle Stuttgart<br />
zieht den Stecker – Tour 2014<br />
Mi. 16.4.14 | LKA Longhorn Stuttgart<br />
JOHN MAYALL<br />
80th Anniversary Tour 2014<br />
Di. 27.5.14 | Theaterhaus Stuttgart<br />
TANGERINE DREAM<br />
Phaedra Farewell Tour 2014<br />
Vorverkauf an der Konzertkasse im<br />
Saturn Stuttgart, Königsbau-Passagen sowie<br />
an allen bekannten Vorverkaufsstellen.<br />
<strong>Music</strong> Circus Concertbüro<br />
Kartentelefon 0711 221105<br />
Die grössten Hits der Alben<br />
The Dark Side Of The Moon,<br />
Wish You Were Here,<br />
The Division Bell<br />
Samstag 5. April 2014 20.00 Uhr<br />
STUTTGART PORSCHE-ARENA<br />
Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />
Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />
<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 2211 05<br />
Freitag 16. Mai 2014 20.00 Uhr<br />
FILDERSTADT FILHARMONIE
DVD<br />
REVIEWS<br />
risma, au<strong>the</strong>ntisch und mit ungezügelter<br />
Leidenschaft für seine Musik: LIVE IN<br />
THE LOWLANDS zeigt noch einmal<br />
eindrucksvoll, welch großartiger Künstler<br />
Willy DeVille war.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 4 Blu-rays) us<br />
JEFF HEALEY<br />
AS THE YEARS GO PASSING BY<br />
Nach<br />
Dreifach-<br />
CD und CD/<br />
DVD-„Deluxe<br />
Edition”<br />
kommen<br />
diese insgesamt 31<br />
Livetracks, die der<br />
2008 vers<strong>to</strong>rbene<br />
Gitarrist und Sänger<br />
1989, 1995 und<br />
2000 für die TV-<br />
Produktionen „Ohne Filter Extra” und<br />
„Extraspät in Concert” einspielte, jetzt<br />
noch einmal als Doppel-DVD auf den<br />
Markt. Neben der langjährigen Rhythmusgruppe<br />
der Jeff Healey Band (Joe<br />
Rockman am Bass sowie Tom Stephen<br />
an den Drums) wurde der Musiker mit<br />
der ureigenen Spieltechnik bei zwei der<br />
drei hier dokumentierten Studiokonzerte<br />
vor Publikum von je einem weiteren<br />
Gitarristen begleitet: 1995 beim SDR<br />
von Pat Rush und 2000 beim SWR von<br />
Philip Sayce. Dabei lässt sich vor allem<br />
bei jenen vier Titeln, die bei allen drei<br />
Aufnahmeterminen auf dem Programm<br />
standen – darunter die Eigenkomposition<br />
”See The Light” vom gleichnamigen<br />
Debütalbum von 1988 sowie der Doors-<br />
Klassiker ”Roadhouse Blues” –, recht gut<br />
die musikalische Entwicklung Healeys in<br />
jenen Jahren verfolgen. Negativ zu Buche<br />
schlagen die fehlenden Au<strong>to</strong>renangaben<br />
zu den einzelnen Songs.<br />
(inakustik, 2013, 2 DVDs, 200 Min.) ms<br />
THE ROLLING STONES<br />
SWEET SUMMER SUN – HYDE<br />
PARK LIVE<br />
Mit über 100.000<br />
Besuchern waren<br />
die beiden Open-<br />
Air-Konzerte<br />
im<br />
Londoner<br />
Hyde<br />
Park der Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes eines der<br />
diesjährigen Sommer-Highlights.<br />
Und so bühnenerprobt<br />
wie Mick Jagger, Keith Richards,<br />
Charlie Watts und Ronnie Wood auch im<br />
reiferen Alter sind, war es für sie kein<br />
Problem, den Fans eine berauschende<br />
Show zu bieten. Mit “Start Me Up”,<br />
“Ruby Tuesday”, “Honky Tonk Women”<br />
oder “Miss You” wärmten sie das Publikum<br />
an, bevor dann mit “Gimme Shelter”,<br />
“Jumpin’ Jack Flash”, Sympathy For The<br />
Devil”, “Brown Sugar”, “You Can’t Always<br />
Get What You Want” und “(I Can’t<br />
Get No) Satisfaction” sechs aufeinanderfolgende<br />
Songs der Extraklasse für Begeisterung<br />
sorgten – dass dabei auch ihr<br />
früherer Gitarrist Mick Taylor für zwei<br />
Titel dazu stieß, ging da fast unter. Neben<br />
der DVD gibt es SWEET SUIMMER<br />
SUN auch als 2-CD/DVD, 3-LP/DVD<br />
oder als Deluxe Buch-Edition.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 118 Min.) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE SAPPHIRES<br />
„90 Prozent aller<br />
Musik ist Schrott,<br />
der Rest ist Soul.”<br />
Diesen<br />
Ratschlag<br />
hat der erfolglose<br />
Musiker<br />
Dave<br />
(Chris<br />
O’Dowd)<br />
für die McCrae-<br />
Schwes tern parat,<br />
nachdem sie bei<br />
einem Tl Talentwettbewerb ttb eine Countrynummer<br />
gesungen hatten. Für den weißen<br />
Australier irischer Abstammung ist<br />
schnell klar, dass er das talentierte Quartett,<br />
das wegen seiner Aborigines-Herkunft<br />
den täglichen Rassismus zu spüren<br />
bekommt, zu einer Girl-Group nach US-<br />
Vorbild à la The Supremes formen kann.<br />
Doch anstatt erste Erfolge in Sydney oder<br />
Melbourne zu feiern, fliegen sie gemeinsam<br />
ausgerechnet nach Vietnam, um dort<br />
an der Front die GI-Truppen zu unterhalten<br />
... Der Musikfilm „The Sapphires”<br />
basiert auf einem in Australien erfolgreichen<br />
<strong>Music</strong>al, das wiederum auf einer<br />
wahren Begebenheit fußt. Der Streifen<br />
beeindruckt mit seinen sympathischen<br />
Darstellern und einem guten Drehbuch<br />
sowie mit mitreißend neu eingespielten<br />
Soulsongs aus den Sixties, darunter “I<br />
Heard It Through The Grapevine”, “Land<br />
Of Thousand Dances” und “I Can’t Help<br />
Myself (Sugar Pie Honey Bunch)”. Die<br />
DVD-Fassung des Kinofilms enthält als<br />
Bonus u.a. ein „Making Of” sowie ein Interview<br />
mit den Original-Sapphires.<br />
(Sena<strong>to</strong>r, 2013, Spr.: D/E,<br />
97 Min. + Bonus) frs<br />
PETER GABRIEL<br />
LIVE IN ATHENS 1987<br />
Wie lange das<br />
Jahr 1987 schon<br />
zurückliegt, wird<br />
einem beim Anblick<br />
eines – im<br />
Vergleich zu heute<br />
– jugendlich und<br />
voller<br />
(Bühnen-)<br />
Energie<br />
daherkommenden<br />
Peter<br />
Gbi Gabriel erst wieder bewusst. Im stimmungsvollen<br />
Freiluft<strong>the</strong>ater des Stadtbergs<br />
Lykabettus oberhalb A<strong>the</strong>ns wurden<br />
damals drei Shows des ehemaligen Genesis-Sängers<br />
mit enormem technischem<br />
Aufwand mitgeschnitten, eine Mühe,<br />
die jetzt der superben Blu-ray-Bild- und<br />
Tonqualität von LIVE IN ATHENS 1987<br />
zugute kommt. Highlights seines Programms<br />
herauszuheben ist fast nicht<br />
möglich, wo sollte man bei Songs wie<br />
“Don’t Give Up”, “Games Without Frontiers”,<br />
“San Jacin<strong>to</strong>”, “Solsbury Hills”<br />
oder “Biko” beginnen, wo könnte man bei<br />
seiner exzellenten Begleitmannschaft aufhören?<br />
Das Bonus-Material zeigt Youssou<br />
N’Dour mit seiner Band Le Super E<strong>to</strong>ile<br />
De Dakar als Opener der Show, Interviews<br />
sowie das offizielle Promovideo zu<br />
“Sledgehammer”, auf einer zusätzlichen<br />
DVD gibt es dazu noch 23 Videos von<br />
Gabriel-Songs aus allen Karrierephasen.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013,<br />
145 Min.) us<br />
FRANK ZAPPA + GARY<br />
MOORE + THE DOORS +<br />
JETHRO TULL + EMER-<br />
SON, LAKE & PALMER<br />
3 DISC SETS<br />
DVD-Freunde aufgepasst!<br />
Jeweils<br />
drei zuvor einzeln<br />
erhältliche<br />
DVDs<br />
wurden nun für<br />
diese Serie zu preiswerten<br />
Dreierpacks<br />
in einem Schuber<br />
zusammengepackt.<br />
THE<br />
TORTURE<br />
NEVER STOPS zeigt Frank Zappa 1981<br />
bei seinem „Halloween”-Konzert in New<br />
York, bei dem er von Kollegen wie Ray<br />
White und Steve Vai unterstützt wurde.<br />
Teile dieses Auftrittes sind auch auf<br />
THE DUB ROOM SPECIAL zu sehen,<br />
zeigt dazu noch Livematerial aus dem<br />
Jahr 1974. BABY SNAKES, natürlich<br />
mit Frank Zappa in der Hauptrolle, ist<br />
nach eigenen Worten „ein Film über Leute,<br />
die Dinge tun, die nicht normal sind”<br />
– eine Kategorisierung, der man ohne<br />
Frage zustimmen muss. Weitaus bodenständiger<br />
kommt da der Dreierpack des<br />
nordirischen Bluesmeisters Gary Moore<br />
daher, liefert zwei Auftritte aus Montreux<br />
(aus den Jahren 1990 und 2010) sowie<br />
mit BLUES FOR JIMI seine bewegende<br />
Live-Hommage aus dem Jahr 2007 an<br />
Jimi Hendrix, bei dem der 2011 vers<strong>to</strong>rbene<br />
Sänger und Gitarrist am Ende sogar<br />
für drei Tracks mit den Experience-Mitgliedern<br />
Mitch Mitchell und Billy Cox<br />
auf der Bühne stand. Aus einer wesentlich<br />
kürzeren Zeitspanne stammen die Aufnahmen<br />
der Doors, die neben LIVE AT THE<br />
BOWL ‘68 und LIVE IN EUROPE 1968<br />
auf SOUNDSTAGE PERFORMANCES<br />
mit Auftritten aus den Jahren ‘67, ‘68 und<br />
‘69 zu sehen sind, dazu eines der wenigen<br />
gefilmten Interviews mit Jim Morrison.<br />
Relativ frisch sind noch die Bilder der drei<br />
Jethro-Tull-DVDs, LIVING WITH THE<br />
PAST stammt aus dem Jahr 2001, zwei<br />
Jahre später wurde für LIVE AT MON-<br />
TREUX 2003 ihr Auftritt beim Schweizer<br />
Festival mitgeschnitten. JACK IN THE<br />
GREEN versammelt dann noch Livekostproben<br />
aus den Jahren 1970 bis 1993,<br />
wobei der Großteil des Materials aus<br />
„Rockpop In Concert” aus dem Jahr 1982<br />
stammt. Klassisch die Auswahl für den<br />
DVD – Blu-ray<br />
Dreier von Emerson, Lake & Palmer, sie<br />
liefert mit PICTURES AT AN EXHIBITI-<br />
ON aus dem Londoner Lyceum sowie dem<br />
ISLE OF WIGHT FESTIVAL zwei Kostproben<br />
der britischen Prog-Rocker aus<br />
dem Jahr 1970, bevor es dann mit LIVE<br />
AT MONTREUX ins Jahr 1997 geht.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, je 3 DVDs) us<br />
BRYAN FERRY<br />
LIVE IN LYON<br />
Mit Roxy <strong>Music</strong>,<br />
also<br />
zusammen<br />
mit Brian Eno und<br />
Andy Mackay, erfand<br />
Bryan Ferry<br />
Anfang der 70er<br />
Jahre<br />
Avantgarde-<br />
Art-Rock, er hat<br />
sich sei<strong>the</strong>r in über<br />
40 Jahren seine<br />
ganz eigene Melange aus Pop und Soul<br />
zusammengerührt, so dass er keinerlei<br />
Schwierigkeiten hat, seine Konzerte mit<br />
hochklassigem Material zu bestücken.<br />
2011 zog er mit seiner „Olympia”-Tour<br />
um den Globus und zeichnete dabei seinen<br />
Auftritt im altehrwürdigen römischen<br />
Amphi<strong>the</strong>ater von Lyon auf. Neben Songs<br />
aus der Roxy-<strong>Music</strong>-Zeit und seinen<br />
Solo-Jahren hatte er auch einige Cover-<br />
Songs mit im Gepäck, wie Bob Dylans<br />
“All Along The Watch<strong>to</strong>wer”, “Jealous<br />
Guy” von <strong>John</strong> Lennon oder Neil Youngs<br />
“Like A Hurricane”. Edel verpackt sind<br />
Blu-ray und Audio-CD (19/78:43) in<br />
einem über 70-seitigen Hardcoverbuch,<br />
in dem es neben zahlreichen Bildern vom<br />
Lyon-Konzert auch noch einen (englisch)<br />
dokumentierten Streifzug durch Bryan<br />
Ferrys Solo-Alben gibt.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 143 Min.) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
MOVE ME BRIGHTLY<br />
„Celebrating Jerry<br />
Garcia’s 70th Birthday”<br />
lautet der<br />
Untertitel dieser<br />
Veröffentlichung,<br />
die es wahlweise<br />
als DVD oder Bluray<br />
gibt. Am 3. August<br />
2012 wäre der<br />
2005 vers<strong>to</strong>rbene<br />
legendäre Kopf von Grateful Dead 70<br />
Jahre alt geworden. An diesem Tag lud<br />
Bob Weir zahlreiche Musiker aus dem<br />
Grateful-Dead-Dunstkreis in sein Studio<br />
nach Kalifornien ein, spielte mit ihnen<br />
ein live im Internet zu verfolgendes Konzert.<br />
Ausschnitte daraus wurden für nun<br />
MOVE ME BRIGHTLY mit zahlreichen<br />
Interviews mit Garcias Familie, Bandkollegen<br />
und befreundeten Musikern kombiniert.<br />
Herrlich, mal wieder Bob Weir, Phil<br />
Lesh, Bill Kautzmann, Mickey Hart und<br />
Donny Jean Godchaux zusammenspielen<br />
zu sehen, erlesene Songs wie “Terrapin<br />
Station”, “Shakedown Street”, “Cumberland<br />
Blues” und “Friend Of The Devil”<br />
mitzuverfolgen, dazu noch gespickt mit<br />
Gastauftritten von Carlos Santana, Adam<br />
MacDougall (Black Crowes), Mike Gordon<br />
(Phish) und Chris Tomson (Vampire<br />
Weekend).<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 159 Min.) tk<br />
Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DVD<br />
REVIEWS<br />
DEEP PURPLE<br />
PERFECT STRANGERS<br />
Die Mitglieder<br />
von Deep<br />
Purple kamen<br />
1985 auf ihrer<br />
Welt<strong>to</strong>ur<br />
nach der Reunion<br />
zwar<br />
in getrennten<br />
Limousinen<br />
einzeln<br />
zu den Konzerten angerauscht, um<br />
ihr Comebackalbum PERFECT<br />
STRANGERS (plus ihre Klassiker)<br />
live zu promoten, doch zumindest<br />
auf der Bühne stimmte die Chemie<br />
zwischen Ian Gillan, Ritchie Blackmore,<br />
Jon Lord, Roger Glover und<br />
Ian Paice. Diesen Eindruck zumindest<br />
vermittelt die im australischen<br />
Melbourne entstandene DVD- und<br />
CD-Dokumentation (plus Interview/<br />
Backstage-Impressionen) mit den<br />
zahlreichen Kamerablicken in die<br />
meist lachenden, oft hochkonzentrierten<br />
Gesichter per Zoom. Kraftvoll,<br />
inspiriert, spiel- und improvisationsfreudig<br />
(bis zu Blues-Ausflügen)<br />
agierte die Band (auch wenn Blackmore<br />
es solierend gelegentlich übertrieb).<br />
Eine höchst willkommene wie<br />
gelungene Rock-Zeitreise!<br />
(Eagle Vision/edel, 2013,<br />
141 Min., CD: 8/53:18,<br />
7/62:42) pro<br />
JOE BONAMASSA<br />
TOUR DE FORCE – LIVE IN<br />
LONDON<br />
Es war in<br />
der Tat eine<br />
TOUR<br />
DE<br />
FORCE,<br />
ein Schnelldurchgang<br />
durch<br />
die<br />
eigene Geschichte,<br />
den<br />
US-<br />
Blues-Rocker Joe Bonamassa im<br />
März 2013 an vier Tagen in London<br />
absolvierte – in vier Konzertstätten,<br />
auf deren Bühne er während seiner<br />
Karriere gestanden war, spielte er mit<br />
wechselndem Mot<strong>to</strong>, Personal und<br />
Reper<strong>to</strong>ire vier packende Konzerte.<br />
Im intimen Borderline legte er in<br />
Triobesetzung powerjam-mäßig los,<br />
im Shepherd’s Bush Empire blueste<br />
er satt samt Bläserbegleitung. Noch<br />
eine Spur wilder ging es tags darauf<br />
im Hammersmith Apollo unter dem<br />
Mot<strong>to</strong> „Rock’n’Roll Night” weiter.<br />
Der abschließende Abend in der<br />
Royal Albert Hall schließlich präsentierte<br />
ein elektrisch wie akustisch<br />
gestaltetes „Best Of”-Programm. Die<br />
zur Rezension vorliegend Promo-<br />
DVD enthält zwar nur Auszüge der<br />
vier Shows, macht aber klar, dass es<br />
sich musikalisch wie in Sachen technische<br />
und filmische Umsetzung entsprechend<br />
Bonamassas Ansprüchen<br />
nur das Feinste von Feinen gibt.<br />
(Provogue/Rough Trade,<br />
4 DVDs/Blu-rays) pro<br />
RUSH<br />
CLOCKWORK ANGELS<br />
TOUR<br />
Im Sommer<br />
2012 veröffentlichten<br />
Rush<br />
mit<br />
CLOCK-<br />
WORK AN-<br />
GELS ihr 20.<br />
Studio-Album,<br />
gefolgt<br />
von<br />
einer<br />
elfmonatigen Tour, die sie durch<br />
Nordamerika und Europa führte. Im<br />
November 2012 waren sie dabei im<br />
texanischen Dallas zu Gast, wo sie<br />
ihre gigantische Show in der American<br />
Airlines Arena aufnehmen<br />
ließen. Zwei DVDs dokumentieren<br />
jetzt den dreistündigen Auftritt des<br />
Prog-Rocktrios, bei dem sie ihrem<br />
Publikum Alltime-Klassiker (“Tom<br />
Sawyer”, “2112” “The Spirit Of<br />
Radio”), einen kurzen Rückblick<br />
auf die 80er (“The Analog Kid”,<br />
“Subdivisions”), zwei bisher noch<br />
nie live zu hörende Stücke (“The<br />
Body Electric”, “Middle<strong>to</strong>wn<br />
Dreams”) sowie die Songs vom aktuellen<br />
Album zusammen mit einem<br />
Streicherensemble in völlig neuen<br />
Arrangements präsentieren. Als<br />
Bonus-Material gibt es On-The-<br />
Road- und Backstage-Aufnahmen,<br />
Outtakes sowie einen Soundcheck-<br />
Mitschnitt.<br />
(Universal, 2013,<br />
2 DVDs, 180 Min. &<br />
Bonus-Material)<br />
us<br />
CENTRAL PARK<br />
LIVE AT THE THEATRON<br />
MUNICH<br />
Mit<br />
einer<br />
Träne<br />
im<br />
Auge<br />
stand<br />
Sängerin Jannine<br />
Pusch<br />
im<br />
Sommer<br />
2011 am Mikroständer,<br />
ähnlich<br />
gestimmt<br />
saß<br />
Artur At Silber am Schlagzeug. Beide<br />
spielten im Münchner Theatron<br />
ihr letztes Konzert mit der Prog-<br />
Rockband Central Park. Klanglich<br />
und an der inspiriert-spielfreudigen<br />
Performance des Quintetts gibt es<br />
nichts auszusetzen. Dass auf der<br />
CP-Homepage von einem „wunderbaren<br />
Mitschnitt ... geschmackvollem<br />
Zooming ohne störende<br />
Schnitte” die Rede ist, ist aber<br />
übertrieben. War doch nur eine<br />
einzige fest installierte Kamera im<br />
Einsatz – daraus machte die Band<br />
im Schneideraum immerhin noch<br />
das Beste. Wie gesagt, musikalisch<br />
beeindruckend, von gruppenhis<strong>to</strong>rischer<br />
Bedeutung, das war’s aber<br />
auch. Übrigens kommt dieser Tage<br />
auch die CD CONNECT IT ... LIVE<br />
85 (Review nächste Ausgabe).<br />
(Transformer, 2013,<br />
73 Min.) pro<br />
DVD – Blu-ray<br />
DREAM THEATER<br />
LIVE AT LUNA PARK<br />
Optische wie<br />
akustische<br />
Topqualität<br />
liefert LIVE<br />
AT<br />
LUNA<br />
PARK,<br />
wie<br />
bei<br />
Tonträgern<br />
aus dem<br />
Haus Dream<br />
Theater nicht<br />
anders zu erwarten. Die beiden Gigs<br />
in Buenos Aires im August 2012<br />
ließ die Band, die erstmals mit dem<br />
neuen, absolut überzeugenden Drummer<br />
Mike Mangini unterwegs war,<br />
während ihrer „A Dramatic Tour Of<br />
Events”-Welt<strong>to</strong>ur 2011/12 dokumentieren<br />
– und die musikalischen Prog-<br />
Events, sprich Highlights, jagten sich<br />
nur so. Instrumentale Virtuosität traf<br />
auf Spielfreude, James LaBrie (voc),<br />
<strong>John</strong> Petrucci (g), Jordan Rudess<br />
(keys) <strong>John</strong> Myung (b) und Mangini<br />
<strong>to</strong>bten durch die Klassiker der Gruppe,<br />
brillierten in ihren Solopassagen<br />
und waren doch homogen geschlossen<br />
unterwegs. Als Bonus gestatten<br />
die Blu-ray bzw. Doppel-DVD auch<br />
Blicke backstage, gibt’s zudem eine<br />
Doku – und eben eine Band in Hochform.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013,<br />
2:29, 68 Min.) pro<br />
RUSH<br />
R30<br />
Schon 2005<br />
wurde<br />
R30<br />
erstmals<br />
als<br />
DVD veröffentlicht,<br />
lieferte<br />
damals<br />
aber nur einen<br />
um acht<br />
Tracks<br />
gekürzten<br />
Mitschnitt<br />
der 2004er Rush-Jubiläums<strong>to</strong>ur<br />
zum 30. Bandgeburtstag, bei<br />
dem Sänger und Bassist Geddy Lee,<br />
Schlagzeuger Neil Peart und Gitarrist<br />
Alex Lifeson in der Frankfurter<br />
Festhalle zu sehen sind. Jetzt, mit<br />
der Blu-ray-Veröffentlichung, gibt<br />
es zum ersten Mal das ungekürzte<br />
Konzert zu sehen, in dem sie mittels<br />
30 Songs drei Dekaden Rush Revue<br />
passieren lassen. Stark vor allem,<br />
wie sie neueres und älteres Material<br />
aneinanderreihten, wie sie dabei<br />
trotz aller stilistischer Ausschläge<br />
nie den roten (Prog-Rock-)Faden<br />
verloren haben. Fürstlich auch das<br />
neu hinzugekommene Bonus-Material,<br />
insgesamt über zwei Stunden, in<br />
dem neben fünf Interviews (aus den<br />
Jahren 1979 bis 2002) noch massenhaft<br />
Archivaufnahmen zu sehen sind.<br />
Auch hier gibt es die Band in nahezu<br />
allen Karrierephasen zu erleben,<br />
von alten Video-Aufnahmen aus dem<br />
Jahr 1975 bis zum 2005er Benefiz-<br />
Auftritt für die Opfer der Tsunami-<br />
Katastrophe in Südostasien.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013,<br />
Blu-ray, 309 Min.)<br />
tk<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 69<br />
Mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von<br />
YES, EMERSON, LAKE AND PALMER, GENESIS,<br />
KING CRIMSON, NIGHTWISH, KAMELOT,<br />
LACUNA COIL, GRAND MAGUS und vielen mehr…<br />
SOUNDCHECKS<br />
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Auch erhältlich als<br />
Ltd. Deluxe Artbook (2CD, DVD + Bonus 2CD),<br />
Special Edition 2CD+DVD Mediabook &<br />
180gr Gatefold 2LP (+ 2CD) inkl. Booklet.<br />
DESOLATION RO SE<br />
Die Progressive Supergroup um Roine S<strong>to</strong>lt (Transatlantic)<br />
und Jonas Reingold (Karmakanic) ist dorthin zurückgekehrt,<br />
wo sie hingehören: zum pulsierenden Herzen<br />
der modernen Progressive-Rock-Szene.<br />
Auch erhältlich als Ltd. 2CD Mediabook (inkl. Bonus Disc mit acht<br />
neuen Studio-Tracks) & 180gr Gatefold 2LP+2CD Vinyl Edition.<br />
Steve Hackett<br />
Genesis Revisited: Live At Hammersmith<br />
Die kompletten 2 ½ Stunden<br />
aus London mit allen<br />
Klassikern von Supper’s Ready<br />
bis The <strong>Music</strong>al Box!<br />
Featuring Special Guests:<br />
Nik Kershaw, Steve Ro<strong>the</strong>ry,<br />
Jakko Jakszyk und <strong>John</strong> Wet<strong>to</strong>n!<br />
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Books For You<br />
Books<br />
Starting At Zero<br />
Licht & Schatten: Gespräche mit Jimmy Page<br />
Von Jimi Hendrix<br />
2013, Heyne<br />
ISBN 978-3-45320-046-3<br />
288 Seiten<br />
22,99 €<br />
Es ist schon ein Phänomen, wie viele<br />
Jahre die Musik aus den Sechzigern<br />
und Siebzigern nachhallt. Während<br />
Künstler aus den 90er Jahren schnell<br />
vergessen sind, beschäftigen sich Kritiker<br />
und Fans gleichermaßen<br />
mit dem Werk, aber<br />
auch der Persönlichkeit<br />
der bedeutenden Protagonisten<br />
der Dekaden.<br />
Auch Jimi Hendrix<br />
stellt keine Ausnahme<br />
dar, denn speziell in<br />
den letzten Jahren sind<br />
im englischen Sprachraum<br />
zahlreiche Publikationen<br />
zu dem Gitarrengenie<br />
erschienen.<br />
“Starting At Zero” hebt<br />
sich allerdings von den<br />
bisherigen Büchern ab,<br />
denn es stammt von<br />
Hendrix selbst. Unglaublich? Nein, denn<br />
der angesehene Regisseur Peter Neal<br />
hat mit Hilfe des durchaus kontrovers<br />
zu diskutierenden Alan Douglas eine<br />
beeindruckende Collage kreiert, wobei<br />
ihm seine Erfahrungen im Metier des<br />
Films durchaus nützlich waren. Der fast<br />
durchgehend chronologisch aufgebaute<br />
Text basiert auf Originalquellen wie Tagebucheinträgen,<br />
Interviewauszügen,<br />
Briefen, allgemeinen Aussagen und natürlich<br />
den Texten, die einen tiefen Einblick<br />
in die Gedankenwelt von Hendrix<br />
gewähren. Beginnend in der Kindheit<br />
werden die wichtigsten Karrierestationen<br />
abgehandelt, wobei das Bild eines<br />
schüchternen Menschen entsteht, der<br />
sich erst im Laufe der Jahre zu einem<br />
selbstbewussten Mann<br />
entwickelte, der aber nie<br />
die ganze Bandbreite<br />
seiner Musik erkannte,<br />
sondern immer ruhelos<br />
auf der Suche war.<br />
Jimi Hendrix überschritt<br />
ständig neue Grenzen,<br />
litt an Frustration, da<br />
er die Klangwelten seiner<br />
Imagination immer<br />
nur teilweise realisieren<br />
konnte, und hatte besonders<br />
in den letzten<br />
Monaten zunehmend<br />
Schwierigkeiten, einen<br />
gefestigten Standort<br />
einzunehmen. “Starting At Zero” ist das<br />
wichtigste Dokument über den Magier<br />
der sechs Saiten, das durch die behutsame<br />
Komposition überzeugt. Zusätzlich<br />
zum Textteil finden sich Zeichnungen,<br />
die auf bekannten Fo<strong>to</strong>s basieren. Schade<br />
nur, dass auf exakte Quellenangaben<br />
verzichtet wurde. Empfehlenswert. fl<br />
Von Brad Tolinski<br />
2013, edel<br />
ISBN 978-3-8419-0129-3<br />
360 Seiten<br />
19,99 €<br />
Brad Tolinski verdient sich seit über<br />
20 Jahren seine Brötchen als Chefredakteur<br />
der amerikanischen „Guitar<br />
World”, die als wichtigste Fachzeitschrift<br />
für Gitarristen gilt. Neben vielen<br />
selbst geführten Interviews<br />
hat er Bücher wie<br />
„Classic Hendrix: The<br />
Ultimate Experience”<br />
veröffentlicht, die mit<br />
einem positiven Echo<br />
honoriert wurden. Nun<br />
hat er sich einem seiner<br />
Lieblingsmusiker gewidmet,<br />
dabei erklärend:<br />
„Ich stelle Jimmy Page<br />
ohne jeden Vorbehalt<br />
auf eine Stufe mit Musikern<br />
wie Muddy Waters,<br />
Miles Davis und Chuck<br />
Berry, [also] Visionären,<br />
denen es gelang, die<br />
Kluft zwischen künstlerischem Anspruch<br />
und kommerziellem Erfolg zu<br />
überbrücken.” Das kann man wohl voll<br />
und ganz unterschreiben, denn das<br />
Werk Led Zeppelins ist einer der Eckpfeiler<br />
der modernen Musikgeschichte.<br />
Wie der Titel schon andeutet, basiert<br />
das Buch auf Interviews mit Jimmy<br />
Page zu den wichtigsten Themen: Die<br />
Yardbirds, das Zeppelin-Debüt, die<br />
Produktion weiterer Platten, wobei die<br />
IV einen entsprechend angemessenen<br />
Platz einnimmt, der Split nach <strong>John</strong><br />
Bonhams Tod, verschiedenste Projekte<br />
in den 80er und 90er Jahren (The Firm,<br />
das Solo-Album OUTRIDER) und dem<br />
neuen Jahrtausend. Natürlich geht Tolinski<br />
in die Tiefe und vermittelt durch<br />
die Fragen/Antworten<br />
und erklärende Passagen<br />
musik<strong>the</strong>oretisches<br />
Wissen und viele Details.<br />
Allerdings achtet der Au<strong>to</strong>r<br />
immer auf eine Allgemeinverständlichkeit,<br />
so dass Laien überhaupt<br />
keine Angst vor Fachchinesisch<br />
haben müssen.<br />
Ein weiterer Pluspunkt<br />
sind die so genannten<br />
Intermezzi, bei denen<br />
zum Beispiel <strong>John</strong> Paul<br />
Jones, Chris Dreja von<br />
den Yardbirds, Jeff Beck<br />
oder Paul Rodgers zu<br />
Wort kommen. Somit wird das Bild von<br />
Jimmy Page abgerundet und verfeinert.<br />
Einziges Manko: Pages’ „Diebeszug”<br />
in der Frühphase bei Fremdmaterial<br />
(“Black Mountain Side”, “Babe, I’m<br />
Gonna Leave You”) wird nicht kritisch<br />
hinterfragt. Dennoch – das momentan<br />
beste deutsche Buch zum Thema! fl<br />
Nikki Sixx: Leben heißt Leiden – Fo<strong>to</strong>grae. Musik. Kunst.<br />
Americana – The Kinks, The Road And The Perfect Riff<br />
Von Nikki Sixx<br />
2013, Iron Pages Books<br />
ISBN 978-3-93162-473-6<br />
242 Seiten<br />
25,90 €<br />
Als 1981 das Album TOO FAST FOR<br />
LOVE von Mötley Crüe erschien, hatten<br />
Metalfans nicht nur in den USA neue<br />
Idole. Rotzig, fies und<br />
kompromisslos verband<br />
die Band Punk, Heavy<br />
Metal und Glam-Rock zu<br />
einem wahrhaft explosiven<br />
Gebräu. Und Bassist<br />
Nikki Sixx war der coolste.<br />
Heute ist er die Mutter aller<br />
Sozialpädagogen und<br />
Streetworker. „Leben heißt<br />
Leiden” – sein mittlerweile<br />
zweites Buch – ist inhaltlich<br />
zuerst ein Appell an<br />
die Toleranz. Behinderte<br />
und Entstellte sind schön,<br />
alle Menschen gleich, Ausges<strong>to</strong>ßene die<br />
wahren Helden, Frauen das starke Geschlecht<br />
und Kinder an die Macht. Auch<br />
räumt Sixx in seiner Seele auf, beschreibt<br />
Von Ray Davies<br />
2013, Virgin Books<br />
ISBN 978-0753555224<br />
320 Seiten, englisch<br />
21,90 €<br />
A<br />
“ mericana” ist die zweite Au<strong>to</strong>biografie<br />
von Ray Davies. Im Prinzip eine<br />
Fortsetzung von “X-Ray” (veröffentlicht<br />
1995), das recht abrupt<br />
im Jahr 1972 endete,<br />
werden hier das sich gut<br />
zehn Jahre hinziehende,<br />
mühsame Comeback der<br />
Kinks in den USA und der<br />
Absturz nach Ablauf des<br />
Vertrages mit der Plattenfirma<br />
Arista behandelt.<br />
Thematisiert werden auch<br />
Davies (selbstauferlegtes)<br />
ruheloses und aufreibendes<br />
Leben nach dem<br />
Ende der Kinks 1996, seine<br />
Solo<strong>to</strong>ur durch ein gespenstisches<br />
Amerika während<br />
der Anschläge vom<br />
11. September 2001 und die Umstände<br />
und Konsequenzen aus dem Raubübersein<br />
Verhältnis zu seinen Eltern, geht mit<br />
sich ins Gericht, weil er seine behinderte,<br />
in einem Heim untergebrachte Schwester<br />
zu lange vergaß usw. Visuell ist das<br />
Buch ähnlich eindringlich und offenbart<br />
die Sucht des Bassisten nach Extremen.<br />
Seit Jahren betreibt Sixx leidenschaftlich<br />
die Fo<strong>to</strong>grafie und konzentriert sich dabei<br />
auf das nur scheinbar<br />
Hässliche. Fette, kleinwüchsige,<br />
verkrüppelte<br />
Menschen, bizarre Szenen,<br />
düstere Bildkompositionen<br />
– Depression,<br />
Tod, Krankheit. Was Nikki<br />
Sixx dabei aus seinen<br />
Modellen im Verbund mit<br />
gut durchdachten Hintergründen<br />
herausholt, ist<br />
erstaunlich – und verstörend.<br />
Natürlich stellen all<br />
diese Bilder für den Musiker<br />
die Volkommenheit<br />
der Schöpfung dar, was ihn wieder in die<br />
Nähe des Weltverbesserers rückt, der er<br />
gern sein möchte. Die Aufmachung des<br />
Buches ist brillant.<br />
jub<br />
fall in New Orleans, bei dem er 2004 fast<br />
erschossen worden wäre. “Americana”<br />
ist die Geschichte eines Rastlosen, der<br />
ständig auf der Suche nach sich selbst<br />
und einer emotionalen Heimat ist. Rays<br />
Faszination mit den USA wurde in seiner<br />
Kindheit durch Western, <strong>Music</strong>als und<br />
natürlich die Musik geweckt. Als er das<br />
Land dann selber ausführlich<br />
kennen lernte, erwies<br />
sich die Realität oft genug<br />
als ernüchternd, manchmal<br />
albtraumhaft. “Americana”<br />
bietet nicht die<br />
halb-fiktionale Erzählweise<br />
und clever gestalteten<br />
Überraschungsmomente<br />
von “X-Ray”. Hier erzählt<br />
Ray Davies ganz einfach,<br />
wenn auch sprunghaft<br />
zwischen den Zeitebenen<br />
wechselnd, in der Ich-<br />
Form. Das wirkt viel persönlicher,<br />
und doch wird<br />
auch hier, wie schon in<br />
“X-Ray”, die Selbstbezogenheit des Au<strong>to</strong>rs<br />
sehr deutlich.<br />
csw<br />
Seite 70 <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Status Quo: Still Doin’ It – The Ofcial Updated Edition<br />
Rebel Girl – Popkultur und Feminismus<br />
Von Bob Young (Hrsg.)<br />
2013, Omnibus Press<br />
ISBN 978-1-78038-839-7<br />
320 Seiten<br />
19,95 Pfund<br />
006 erschien die ge-<br />
Ausgabe dieser<br />
hervorragenden, unbedingt<br />
empfehlenswerten Bild-<br />
Bio. Nun wurde die Zeit<br />
bis hin zu BULA QUO! ergänzt.<br />
Bob Young, Roadie und persönlicher<br />
2bundene<br />
Manager von Quo, hat einen fantastischen<br />
Job gemacht und dokumentiert alle Phasen<br />
der Bandgeschichte mit unzähligen raren<br />
Fo<strong>to</strong>s, Magazin- und Zeitungsausschnitten,<br />
Konzertplakaten und Abbildungen aller Cover.<br />
Da das Buch in fast der Größe einer LP<br />
veröffentlicht wurde, muss niemand Augenblinzeln<br />
oder die Notwendigkeit einer Lupe<br />
befürchten. Hier ist alles gut zu lesen, auch<br />
die kleinen Schnipsel. Am wichtigsten ist<br />
jedoch die Fähigkeit des Herausgebers, das<br />
Phänomen Status Quo darzustellen, denn der<br />
hohe Spaßfak<strong>to</strong>r wird immer offensichtlich.<br />
Klar, die Band hat über die Jahre auch mal<br />
schwächere Alben eingespielt, doch nie ihren<br />
angeblich simplen Boogie-Beat verloren, der<br />
letztendlich gar nicht so simpel ist, denn wer<br />
schafft es schon, tausende Zuschauer schon<br />
mit den ersten Tönen zum Tanzen zu bringen.<br />
Empfehlung.<br />
fl<br />
Von Tine Plesch<br />
2013, Ventil Verlag<br />
ISBN 978-3-95575-002-2<br />
238 Seiten, Paperback<br />
14,90 €<br />
in Blick nicht nur in die-<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe<br />
zeigt: Frauen sind in der<br />
Minderheit. Nicht nur bei<br />
den behandelten Themen,<br />
sondern auch unter den Kritikern.<br />
Rock/Pop-Musik – eine<br />
Ese<br />
Männerdomäne?<br />
Eine Journalistin, die sich<br />
dem widersetzte, war die 2004 mit Mitte 40 viel<br />
zu früh vers<strong>to</strong>rbene Tine Plesch. Posthum erscheint<br />
nun ein Band mit gesammelten Texten<br />
der Nürnbergerin, Titel: „Rebel Girl – Popkultur<br />
und Feminismus”. Darin geht es um Sängerinnen<br />
wie Janis Joplin („One of <strong>the</strong> boys –<br />
bloß besser: Zum 30. Todestag”), Billie Holiday,<br />
Missy Elliott und Alicia Keys, um Frauenbands<br />
wie Chicks On Speed, Bikini Kill und Le Tigre.<br />
Auch Randbereiche der Popmusik werden gestreift,<br />
etwa die Frage, ob es einen spezifisch<br />
weiblichen Humor gibt, das Für und Wider von<br />
Büstenhaltern oder die Situation schreibender<br />
Frauen. Rockmagazine müssen ja nicht gleich<br />
eine Frauenquote erhalten – aber Man(n) sollte<br />
einmal über seinen eigenen Schatten springen,<br />
um Themen zu finden, die er sonst womöglich<br />
übersieht. Es lohnt sich – den Weg hat Tine<br />
Plesch geebnet.<br />
frs<br />
Der Clown mit der Trommel.<br />
Meine Jahre mit Trio – aber nicht nur<br />
Von Peter Behrens<br />
2013, Schwarzkopf & Schwarzkopf<br />
ISBN 978-3-86265-282-2<br />
280 Seiten<br />
19,95 €<br />
W<br />
as wäre Trios “Da da<br />
da, ich lieb dich nicht,<br />
du liebst mich nicht” ohne<br />
sein s<strong>to</strong>isches Schlagzeugspiel,<br />
was wäre diese kurzlebige<br />
Band der auch nicht<br />
viel länger andauernden<br />
Neuen Deutschen Welle<br />
ohne ihren Schlagzeuger Peter Behrens gewesen,<br />
der seine Rolle als schweigsamer Clown<br />
mit stillem Humor und minimaler Gestik<br />
ausfüllte? Dass Trio auch ganz andere Musik<br />
im Programm hatten – man denke nur an<br />
den Punk-Song “Los Paul” oder den Südsee-<br />
Reggae “Energie” –, geht da fast unter; dass<br />
Peter Behrens natürlich auch ein Leben vor<br />
und nach Trio hatte und hat, ebenso. Dennoch<br />
bleibt die höchst aufregende Zeit während der<br />
80er Jahre der Kern von Behrens’ Au<strong>to</strong>biografie<br />
„Der Clown mit der Trommel”. Ausführlich<br />
schildert er die Höhenflüge des Erfolgs, die<br />
Verlockungen des Ruhms, erzählt aber auch<br />
von den dunklen Seiten dieser Scheinwelt,<br />
vom darauffolgenden Scheitern, von den vielen<br />
Versuchen, wieder festen Boden unter die<br />
Füße zu bekommen. Und wie so oft ist es auch<br />
hier der Clown, der nachdenklich macht … us<br />
Wild Tales – A Rock’n’Roll Life<br />
Von Graham Nash, mit Bob Spitz<br />
2013, Penguin, Viking<br />
ISBN 978-0-24100-341-1<br />
360 Seiten, Englisch<br />
21,95 €<br />
G<br />
raham Nash hat sein<br />
Leben im Griff. Trotz<br />
schwieriger, ärmlicher Kindheit<br />
im<br />
Manchester-Vorort Salford<br />
gelingt ihm mit Schulfreund<br />
Allan Clarke bei den Hollies<br />
eine Weltkarriere. Hits in Serie.<br />
1968 gibt Nash Band, Ehe & England auf,<br />
neuer Blutsbruder wird Ex-Byrd David Crosby.<br />
Beide schaffen mit Stephen Stills und Neil<br />
Young den Sprung zur Woods<strong>to</strong>ck-Legende.<br />
Liaisons mit Joni Mitchell, Rita Coolidge,<br />
glückliche Familie, Aktionen für Umwelt, gegen<br />
A<strong>to</strong>m, vieles richtig gemacht, spannend<br />
beschrieben. Warum nur muss ein Ghostwriter<br />
so viele Seiten mit „Fuck” bestücken und lockere<br />
Schreibe ansetzen, die wenig nach Nash<br />
klingt? Und weshalb redet der Wahl-Hawaiianer,<br />
der sich mit Recht oft lobt, wichtige Erfolge<br />
klein? “King Midas In Reverse” schaffte<br />
#16, nicht „nur Top 30”, wie er neben anderen<br />
sachlichen Fehlern lamentiert. Crosbys Drogen<br />
kriegen zu viel Raum, dafür werden alle Studio-LPs<br />
der letzten 25 Jahre ignoriert: Wo sind<br />
AFTER THE STORM, SONGS FOR SURVIVORS<br />
oder CROSBY NASH? Bitte Fucks weg und das<br />
letzte Viertel verlängern!<br />
utw<br />
Punk 45: The Singles Cover Art Of Punk 1975–82<br />
Abbey Road Murder Song<br />
Von Jon Savage & Stuart Baker (Hrsg.)<br />
2013, Soul Jazz (englisch)<br />
ISBN 978-0-95726-000-9<br />
366 Seiten, zahlr. farb. Abb.<br />
29,00 €<br />
E<br />
in zwergenhafter King-<br />
Kong in den Händen einer<br />
Riesen-Weißen-Frau, gekrakelt<br />
wie eine Kinderzeichnung<br />
vor grell-gelbem Hintergrund.<br />
In der Sprechblase, die aus<br />
dem Maul des Gorillas dringt,<br />
steht: „I can’t get<br />
no Satisfaction!” Das Cover<br />
der 1976er Single der Residents, einer gewagten<br />
Interpretation des S<strong>to</strong>nes-Klassikers, ist symp<strong>to</strong>matisch<br />
für die Punk-Bewegung, die auch<br />
Von William Shaw<br />
2013, Suhrkamp Verlag<br />
ISBN 978-3-51846-475-5<br />
472 Seiten, Taschenbuch<br />
14,99 €<br />
L<br />
ondon, Ok<strong>to</strong>ber 1968:<br />
Unweit der Abbey Road<br />
Studios, in dem die Beatles<br />
gerade die Aufnahmen zu ihrem<br />
weißen Album beenden,<br />
wird die Leiche eines jungen<br />
weiblichen Fans gefunden.<br />
Auf den Fall angesetzt wird<br />
Polizei-Sergeant Cathal „Paddy” Breen; zur<br />
Seite steht ihm mit Constable Helen Tozer<br />
eine neue Mitarbeiterin. Beide müssen sich geoptisch<br />
ihren ganz eigenen Stil hervorbrachte.<br />
Der großformatige Prachtband „Punk 45: The<br />
Singles Cover Art Of Punk 1975–82”, der zeitgleich<br />
mit dem Start einer gleichnamigen CD-<br />
Reihe erscheint, druckt zahlreiche Hüllen der Blütezeit<br />
in Originalgröße ab, darunter 45er-Sleeves<br />
von Bands wie den Sex Pis<strong>to</strong>ls, The Clash und<br />
The Jam. Flankierend dazu gibt es Interviews mit<br />
Designern, Labelchefs und Musikern, darunter<br />
David Thomas (Pere Ubu), Peter Saville (Fac<strong>to</strong>ry<br />
Records), Geoff Travis (Rough Trade), Martin<br />
Mills (Beggars Banquet) und Dave Robinson<br />
(Stiff Records). Kenntnisreiche Einführungen geben<br />
die beiden Herausgeber, der Punk-Experte<br />
Jon Savage („England’s Dreaming”) und Soul-<br />
Jazz-Labelgründer Stuart Baker. frs<br />
gen die Vorurteile ihrer Kollegen – gegen Iren<br />
und Frauen – durchsetzen. Zudem knistert es<br />
zwischen den beiden. „Abbey Road Murder<br />
Song”, der erste Krimi des britischen Journalisten<br />
und Musikkritikers William Shaw, steckt<br />
voller Beatles-Verweise. Die Ermittlungen der<br />
beiden Detektive führen vom Fanclub der<br />
Fab Four zu einer Gerichtsverhandlung gegen<br />
<strong>John</strong> Lennon wegen Drogenbesitzes vor<br />
George Harrisons Haus und landen schließlich<br />
in Cornwall, wo die Beatles „Magical Mystery<br />
Tour” drehten. So viel sei verraten: <strong>John</strong>, Paul,<br />
George oder Ringo heißt der Mörder nicht …<br />
Große britische Krimikunst! Zugleich der Auftakt<br />
einer Krimireihe mit dem Duo Breen und<br />
Tozer. Beim nächsten Mal die S<strong>to</strong>nes? frs<br />
Traumsammlerin<br />
The Beatles Illustrated Lyrics<br />
Von Patti Smith<br />
2013, Kiepenheuer & Witsch<br />
ISBN 978-3-46204-570-3<br />
108 Seiten, gebunden<br />
16,99 €<br />
N<br />
ach dem Erfolg des<br />
Buches „Just Kids”, in<br />
dem Patti Smith über ihr<br />
Leben in der New Yorker<br />
Künstlerbohème der frühen<br />
70er Jahre berichtet (siehe<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2010), veröf-<br />
fentlicht der Kölner Verlag KiWi nun mit<br />
„Traumsammlerin” die Übersetzung einer<br />
weiteren ihrer au<strong>to</strong>biografischen Schriften.<br />
Diesmal geht es um die frühe Kindheit, ihr<br />
Aufwachsen in der nordostamerikanischen<br />
Provinz. Im Gegensatz zu dem zwar intimen,<br />
aber offenherzigen „Just Kids” ist<br />
„Traumsammlerin” („Woolga<strong>the</strong>ring”), in<br />
den USA bereits 1992 erschienen, ein hermetisches,<br />
geheimnisvolles Buch. Der Text<br />
von gerade mal 100 Großdruckseiten (eine<br />
zweisprachige Ausgabe wäre schön gewesen)<br />
ist eigentlich ein langes Prosagedicht,<br />
aus dem man die Stimme und den Sound<br />
der wortreichen Rezitative der Sängerin<br />
her aushören kann, mit denen sie ihre Lang-<br />
Songs (“Birdland”) krönt: „Man pustet Kerzen<br />
aus, pustet Sterne an … Was wünscht<br />
man sich? Einen Partner. Einen frei schaukelnden<br />
Mond. Oder vielleicht wieder so<br />
zu hören wie als Kind.” Traumwandlerisch,<br />
assoziativ, seltsam, schön.<br />
frs<br />
Von Alan Aldrige (Hrsg.)<br />
2013, Omnibuss Press (englisch)<br />
ISBN 978-1-78038-533-4<br />
226 Seiten<br />
39,95 Pfund<br />
lan Aldrige hat in<br />
Aden Sechzigern und<br />
Siebzigern zahlreiche<br />
Poster, Buchcover, einige<br />
Plattenhüllen und<br />
Plakate mit seinen Illustrationen<br />
geschmückt,<br />
doch seine nachhaltigste Arbeit war die<br />
Herausgabe der beiden illustrierten Textbände<br />
der Beatles. Sie erschienen 1969<br />
und 1971 und fanden natürlich einen<br />
reißenden Absatz. Aktuell sind beide<br />
Ausgaben in einem Band erschienen und<br />
zwar in einer auf nur 1500 Exemplare limitierten<br />
und nummerierten Edition, die<br />
in einer Hardcover-Box erhältlich ist. Allerdings<br />
sind nicht alle Texte zu finden,<br />
denn beispielsweise fehlen “While My<br />
Guitar Gently Weeps”, “Something” und<br />
“Here Comes The Sun”. Sollte hier wohl<br />
ein recht stiller Komponist ignoriert werden?<br />
Insgesamt begeisterten jedoch die<br />
kreativen Illustrationen unterschiedlichster<br />
Künstler, meist aus der Welt der Pop-<br />
Art, mit denen das lyrische Werk der Fab<br />
Four untermalt wird. Somit entsteht ein<br />
faszinierender Gesamteindruck, der dem<br />
Leser und Betrachter den ungeheuren<br />
Einfluss der Beatles vor Augen führt. fl<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 71
Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />
Heft 5 1997<br />
Heft 6 1997<br />
Heft 2 1999<br />
Heft 3 1999<br />
Heft 4 1999<br />
Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />
Heft 5 2000<br />
Heft 6 2000<br />
Heft 1 2001<br />
Heft 2 2001<br />
Heft 3 2001<br />
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Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />
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Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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6/11 1/12 2/12 3/12 4/12 5/12 6/12 1/13 2/13 3/13 4/13 5/13<br />
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Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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Jon<br />
Anderson<br />
Fo<strong>to</strong>: © Deborah Anderson<br />
Yes – ein Clan wie die Mafia<br />
Jon Anderson war mit seiner außergewöhnlich hohen Stimme stets das prägnante<br />
Aushängeschild von Yes. Der selbst ernannte „Esoteriker“ und „humanistische<br />
Positivist“ (geb. am 25.10.1944 in London) war 1968 eines der<br />
Gründungsmitglieder der Band. Anderson schlichtete häufig Streit zwischen<br />
den Musikern und gab selbst Anlass für Kräche und Trennungen. Seit 2008<br />
ist der Sänger nicht mehr bei Yes. Er besitzt ein eigenes Label, veröffentlicht<br />
Alben, die als Downloads und in gut sortierten Plattenläden zu haben sind.<br />
Mit Symphonic Rock à la Yes hat die aktuelle Anderson-Solo-Arbeit nichts<br />
zu tun: „Ich mache, was mir spontan am Morgen durch den Kopf geht. Oft<br />
ist ein Stück dann bereits am selben Abend fertig“, erklärt der seit etlichen<br />
Jahren in Kalifornien lebende Engländer.<br />
Ist das Phänomen Yes endgültig aus<br />
dem Kopf? Die Band feiert 45-jähriges<br />
Bestehen ...<br />
Soweit ich das beurteilen kann, hängen<br />
alle Beteiligten irgendwie an dieser<br />
Gruppe. Schließlich ist sie in einer Ära<br />
entstanden, als es um Individualität in<br />
der Popszene ging. Heute werfen uns<br />
bevorzugt junge Kritiker gern in den<br />
banalen „Progressive"-Topf. Doch das<br />
ist absoluter Quatsch, denn Bands aus<br />
derselben Zeit wie Yes – etwa Genesis,<br />
King Crimson, ELP oder Gentle Giant –<br />
Yes im April 1977 v.l.: Alan White, Jon Anderson, Steve Howe,<br />
Chris Squire und Rick Wakeman<br />
mögen einen gemeinsamen<br />
Anspruch gehabt haben,<br />
nämlich Rock auf höchstem<br />
Niveau. Wir mögen<br />
uns untereinander auch<br />
prima verstanden haben,<br />
hatten aber nicht wirklich<br />
viel miteinander zu tun. Es<br />
gab Ende der 1960er oder<br />
Anfang der 1970er keine<br />
Szene. Wir alle waren jung,<br />
wollten stets unser Bestes geben und uns täglich neu erfinden. Der Akt der permanenten<br />
Entwicklung, das war unser Hauptanliegen.<br />
Ein Vorwurf lautete: Yes war immer eine rückständige Band.<br />
Es stimmt, dass Yes nie zeitgemäße Musik gespielt haben. Immer nur eine aus<br />
dem Herzen. Aber auch die Beatles oder Led Zeppelin folgten keinem Trend.<br />
Die haben höchstens neue Trends geschaffen. Und ich denke, genau das ist uns<br />
mit Yes ebenfalls gelungen.<br />
In den 1980ern versuchten Yes eine poppigere Richtung, weg vom Bombast.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Meiner Ansicht nach waren wir gerade mal ein Lied lang und für einen Monat<br />
eine Popband, nämlich als "Owner Of A Lonely Heart" weltweit in die Charts<br />
kam. Weder davor noch danach haben wir einen Popsound erzeugt! Doch<br />
diesen einen Monat habe ich genossen, der war wild, aufregend und schräg.<br />
Aber das reichte dann auch an Pop-Lorbeeren, auf denen ich mich bis heute<br />
ausruhen kann. Ich bin ja ein eher introvertierter Mensch.<br />
Was ist seit 2008 musikalisch bei Ihnen passiert?<br />
Ich habe mein eigenes Label aufgebaut und rund ein Dutzend Alben darauf<br />
den Bäumen<br />
rauscht, selbst wenn ein Hund bellt – all das<br />
ist irgendwie Musik. Und ich sauge diese Einflüsse<br />
auf, indem ich konzentriert zuhöre, um sie danach<br />
in meine Lieder zu integrieren.<br />
Wie ist der aktuelle Stand bei Yes?<br />
Letztlich sind alle jemals an Yes Beteiligten Brüder<br />
im Geiste, eine verschworene Gemeinschaft, vereint<br />
durch die Musik, die wir erschaffen haben. Ich<br />
habe keine Ahnung, ob ich jemals wieder Sänger<br />
der Band sein werde; entscheidend ist, dass wir<br />
Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />
veröffentlicht. Mit Rick Wakeman<br />
habe ich einige Post-Yes-Konzerte<br />
absolviert. Im September habe ich<br />
fünf Konzerte in Las Vegas gespielt,<br />
im Winter geht es auf Tournee durch<br />
Marokko. Das ist alles sehr spannend<br />
für mich! Das Bedürfnis, in einer Band<br />
zu spielen, habe ich aktuell überhaupt<br />
nicht. Stattdessen schreibe ich an einer<br />
Art esoterischem <strong>Music</strong>al. Und ich<br />
gehe jeden Morgen in mein hauseigenes<br />
Studio, um irgendwelche spontanen<br />
Ideen aufs Band zu bringen.<br />
Musik prägt also weiter das Leben?<br />
Natürlich, es besteht doch aus Musik:<br />
Wenn die Vögel zwitschern, wenn der<br />
Wind in<br />
Eines der Alben vom<br />
eigenen Label:<br />
CHANGE WE MUST<br />
irgendwann immer wieder zueinander in Kontakt treten. Wer einmal im Yes-<br />
Clan war, kommt da nicht mehr raus! Das ist wie bei der Mafia (lacht). Denn<br />
nur Freunde fürs Leben können so wundervolle Musik machen, wie wir das<br />
getan haben. Das Kapitel Yes endet erst dann, wenn alle Mitglieder eines<br />
fernen Tages <strong>to</strong>t sein werden.<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Fidschi-Rock von Mr. Red<br />
Montrose, Van Halen, Chickenfoot heißen die bisherigen Band-Stationen n<br />
von Sammy Hagar, der zudem als "<br />
Red Rocker" eine erfolgreiche Solokarriere<br />
vorzuweisen hat. Die führt er nun mit dem Album SAMMY HAGAR<br />
& FRIENDS fort, unterstützt von Neal Schon, Nancy Wilson, Kid Rock, Taj<br />
Mahal, Toby Keith, Ronnie Dunn, Joe Satriani, Michael Anthony sowie seinen<br />
früheren Montrose-Kollegen Bill Church und Denny Carmassi.<br />
Wie kam es zu dieser Scheibe?<br />
Montrose über eine Reunion gesprochen,<br />
Es begann mit "Fa<strong>the</strong>r Sun”, das ursprünglich er wollte auch mitmachen, doch dann n<br />
"Waiting On The Sun” hieß. Ich schrieb den Song hat er sich leider umgebracht.<br />
im Urlaub auf Fidschi am Strand auf einer Ukulele.<br />
Ich habe praktisch alles, was ich je gemacht mit Taj Mahal?<br />
Wie kam es zur Zusammenarbeit<br />
habe, in diesen einen Song gepackt. Danach komponierte<br />
ich "All I Need Is An Island". Dann rief der Mobile Home Bluesband. Als ich 20<br />
ich Freunde an, bat sie um Songs und darum, mit war, besuchte ich mit meinem damaligen<br />
ihnen jammen zu können.<br />
Drummer und unseren Freundinnen ein<br />
Das Album spiegelt vier Jahr-<br />
Konzert von Taj, der die Mädchen im<br />
Ich hatte ja mit Blues angefangen, mit<br />
zehnte Hagar-Musik – eine breite<br />
Palette von Stilen und mitwir-<br />
– er wollte uns die Mädels ausspannen<br />
Publikum sah und uns backstage einlud<br />
kenden Freunden.<br />
(lacht). Er erinnerte sich an die Geschichte,<br />
als wir jetzt "Winding Down"<br />
Stimmt. Ursprünglich wollte ich ein paar<br />
Songs von Montrose lizenzieren, einige<br />
aufnahmen. Er erklärte mir damals außerdem,<br />
wie man Songs schreibt.<br />
von Van Halen. Aber nachdem ich "Fa<strong>the</strong>r<br />
Sun" als meinen Lifestyle-Song<br />
Ein überraschender Name ist<br />
hatte, bat ich Jay Buchanan von den Rival lSons, mir<br />
Grateful Deads Mickey Hart ...<br />
einen Montrose-artigen Song zu schreiben: "Not Wir sind alte Freunde. Ich habe auf seinen Platten<br />
Going Down”. Da war es <strong>to</strong>ll, dass Denny Carmassi gespielt, ohne das an die große Glocke zu hängen.<br />
Mickey ist völlig offen, und als ich für "All und Bill Church mitmachten. Ich hatte mit Ronnie<br />
We<br />
Need Is An Island” die Vision eines verliebten Pärchens<br />
auf einer einsamen Insel hatte, bat ich ihn,<br />
mir polynesische Drums dazu zu spielen!<br />
Der Countrymusiker Ronnie Dunn lieferte<br />
"Bad On Fords And Chevrolets".<br />
Und wir haben eine Mischung aus Country und<br />
AC/DC draus gemacht (lacht)! Ich verändere gern<br />
fremde Songs. Ich habe früher schon aus Donovans<br />
Folkklassiker "Catch The Wind” einen Metaltrack<br />
gemacht und aus der Temponummer "Connection"<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77
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Kolumne Christian Simon<br />
– Folge 12 –<br />
Udo Lindenberg<br />
Texte, Filme,<br />
Freundschaft:<br />
Neuland<br />
Keine Panik, bin auch schon Rocking Senior …",<br />
„ schrieb mir Udo Lindenberg vor über 30 Jahren.<br />
Und heute? Da ist noch immer nichts von einem<br />
Rocksenior zu spüren, ganz im Gegenteil. Ich traf<br />
Udo zum ersten Mal 1977 bei den Testsendungen<br />
zu „Rockpop" in Berlin, ein Jahr später bei einem<br />
Ost-West-Konzert des ZDF in der Deutschlandhalle,<br />
wo sich ost- und westdeutsche Rockstars erstmalig<br />
auf einer Bühne trafen. Wir fanden schnell einen<br />
Draht zueinander, Udo kam mit "Höllenfahrt" im<br />
Dezember 1978 ins Münchner „Rockpop"-Studio.<br />
„Ich mach' da bald so’n panischen Detektivfilm",<br />
erzählte er mir. „Ein Massenfilm für Leute, die die<br />
Gesellschaft etwas kritisch sehen. Keine Doofmann-<br />
Geschichte wie Bond, wo sie sich immer nur was in<br />
die Schnauze hauen. Der Film ist die <strong>to</strong>tale Demokratie<br />
und mein Beitrag zur Wahl 1980."<br />
Schon damals bemerkte man Udos „Sich-Einmischen"<br />
ins politische Geschehen. „Ich verfolge mit<br />
Udos Telegramm an Christian Simon zu seinem 30. Geburtstag<br />
großem Interesse die Grün-Bunt-Alternativ-Ecken<br />
und was so los ist in der Links-SPD. Aber ich würde<br />
der Nation doch eher den Bundeskanzler Lindenberg<br />
empfehlen." Der Film „Panische Zeiten" floppte<br />
leider, aber Udo konnte das verkraften, und der<br />
Meister konzentrierte sich wieder voll auf die Musik.<br />
Im selben Jahr bekam ich<br />
ein Angebot von der Teldec<br />
in Hamburg. Es war die Zeit<br />
der singenden Fernsehmodera<strong>to</strong>ren,<br />
auch ich sollte einen<br />
Schallplattenvertrag bekommen.<br />
Aber als Präsenta<strong>to</strong>r<br />
von „Rockpop" musste es<br />
natürlich auch was Rockiges<br />
sein. Ich hatte die Band<br />
Lucifer’s Friend während einer<br />
Aufzeichnung kennen gelernt. Die Band ging<br />
aus den früheren Hamburger German Bonds hervor,<br />
anfangs mit <strong>John</strong> Law<strong>to</strong>n (1976–79 bei Uriah Heep),<br />
später mit Mike Starrs als Leadsänger. Ich fragte die<br />
Jungs, ob sie mit mir eine Single einspielen würden,<br />
und ich bekam ihr Okay. Als Song wählten wir<br />
"You May Be Right" von Billy Joel, und ich schrieb<br />
den deutschen Text dazu. Ich hatte als Sänger null<br />
Erfahrung und bat Udo um Beistand. Ich<br />
werde nie vergessen, wie er nachts ins<br />
Studio tänzelte, sich die Nummer anhörte<br />
und dann sofort die Lindenberg'schen<br />
Kreativlösungen parat hatte. Die Single<br />
hieß "Ich bin bereit"/"Hau doch ab". Da<br />
er auch die Texte nicht so übel fand, bat<br />
er mich später um zwei Texte für Nissim,<br />
einen ganz jungen Sänger, dem Udo in<br />
die Startlöcher half.<br />
Unsere gute Verbindung half dann auch<br />
1981, als die Kinks einen „Rockpop"-<br />
Auftritt kurzfristig absagten und wir<br />
dringend Ersatz brauchten. Ein Anruf in<br />
Hamburg, und Lindi flog ein. Sein Live-<br />
Auftritt mit "Kann denn Liebe Sünde<br />
sein" und "Sandmännchen" zählt bis<br />
heute zu den Highlights der Sendung.<br />
Im selben Jahr feierte ich meinen 30.<br />
Geburtstag, und Udo schickte ein typisches Lindenberg-Telegramm<br />
(siehe Fo<strong>to</strong>). Unsere nächste Zusammenarbeit<br />
war spektakulär. 1985 veröffentlichte<br />
Hans Hartz (1943–2002), der mit "Die weißen Tauben<br />
sind müde" bekannt geworden war, sein Konzeptalbum<br />
NEULAND SUITE. Es ist die Geschichte<br />
von 100 Männern, die ausziehen, um ein neues<br />
Land zu entdecken. Der Komponist, Texter und<br />
Produzent dieser LP war Chris<strong>to</strong>ph Busse. Er hatte<br />
die Idee, das Album auch zu verfilmen, und ich<br />
erhielt den Produktionsauftrag. Ich werde an dieser<br />
Stelle demnächst ausführlicher über die NEULAND<br />
SUITE berichten. Verfilmt wurde der S<strong>to</strong>ff neben<br />
Hans Hartz mit Horst Frank, Dan McCafferty von<br />
Nazareth und … Udo Lindenberg. Ich konnte Udo<br />
überreden, ohne Gage zu drehen, da ich als Produzent<br />
auch das finanzielle Risiko trug. Der Film<br />
wurde erfolgreich, bekam einen Preis in Japan und<br />
wurde 1987 in der ARD ausgestrahlt.<br />
Danach sahen wir uns seltener, aber 2004 feierten<br />
wir dann unser Comeback. Udo ging zu seinem 30.<br />
Bühnenjubiläum mit „Aufmarsch der Giganten" auf<br />
Tournee; über meine Freundschaft zu ihm und Fritz<br />
Rau veranstaltete ich das Konzert in Karlsruhe. Für<br />
die Promotion kam Udo auch nach Baden-Baden<br />
– es gab ein herzliches Wiedersehen mit einem<br />
Schlückchen Eierlikör. Am Konzerttag erschien die<br />
angekündigte Nina Hagen nicht, und Udo musste<br />
das Programm umbauen. „Keine Panik … alles unter<br />
Kontrolle!", lautete Udos altbekannte und klare<br />
Ansage. Ein kurzes Vier-Augen-Gespräch hinter der<br />
Bühne mit Peter Maffay – und die Show rollte los.<br />
Von dem Mann, der sich hinter der Bühne darüber<br />
am meisten freute, haben wir uns am 16. September<br />
2013 bei einer Trauerfeier in Frankfurt verabschiedet:<br />
Für Fritz Rau stellte Udo, in Gedanken<br />
versunken, eine Kerze vor das Fo<strong>to</strong> seines „großen<br />
Bruders". Doch hinterm Horizont geht’s weiter!<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Christian Simon Productions<br />
Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Er schwimmt wieder<br />
Endlich: Derek William Dick alias Fish ist in voller Pracht und<br />
Größe zurück! Der schottische Hüne und Ex-Marillion-Frontmann<br />
gibt auf der Bühne wieder die Rock-Ram-pensau,<br />
ist stimmlich in bester Verfassung und<br />
liefert mit A FEAST OF CONSEQUENCES eines der<br />
besten Solo-Alben seiner Karriere ab.<br />
Sechs Jahre Stimmprobleme scheinen behoben.<br />
Was ist passiert?<br />
Ich habe mich nie als richtig großen Sänger gesehen.<br />
Robert Plant oder Otis Redding, das sind<br />
Meister ihres Fachs. Verglichen mit ihnen habe<br />
ich immer nur geträllert (lacht). Aber 2007 war es<br />
richtig übel, ich klang nur heiser und schwach. Das<br />
hat mich deprimiert, und ich suchte verschiedene<br />
Ärzte auf. 2009 hatte ich schließlich eine große<br />
Operation, danach konnte ich fünf <strong>to</strong>lle Konzerte<br />
absolvieren, ehe ich wieder kaum noch singen<br />
konnte. Neue OP, ab 2010 nur Akustikshows, um<br />
mein Sangesorgan zu schonen und gleichzeitig zu<br />
trainieren. Und jetzt bin ich endlich wieder bereit<br />
für den Fish mit der Bombast-Rock-Aura!<br />
Gab es vielleicht auch psychosomatische<br />
Ursachen?<br />
Das will ich nicht ausschließen, obwohl mir diese<br />
Einsicht nicht gefällt. Aber es ist bekannt, dass<br />
ich in den letzten Jahren einige … nennen wir es<br />
mal unerfreuliche Probleme mit Frauen hatte. Zunächst<br />
die Geschichte mit Hea<strong>the</strong>r (Findlay, ehemalige<br />
Sängerin der Prog-Folk-Rockband Mostly<br />
Autumn; Anm. d.<br />
Au<strong>to</strong>rs): Die Einladungskarten<br />
für unsere<br />
Hochzeit im Mai<br />
2007 waren bereits verschickt,<br />
als die Lady Ld es sich ihanders überlegte und<br />
mich kurzfristig sitzenließ. Zwei Jahre später heiratete<br />
ich Ka<strong>the</strong>rine. Sie war vor der Ehe ein ganz<br />
wunderbarer und unmittelbar danach ein ganz<br />
furchtbarer Mensch, als wäre sie schizophren. Wir<br />
trennten uns nach nur einem halben Jahr. Dass<br />
solche einschneidenden Erfahrungen nicht spurlos<br />
an mir vorübergegangen sind, ist logisch.<br />
Was geschah dann?<br />
Ab 2010 machte ich einen Trip quer über diesen<br />
Planeten, jenseits verrückter Weiber, ganz allein<br />
und mit weit geöffneten Augen. Ich entdeckte und<br />
eroberte die Welt neu.<br />
Die Reaktion darauf ist A FEAST OF CON-<br />
SEQUENCES?<br />
Ja, aber auch die Lektüre des Buchs „The Party’s<br />
Over” von Richard Heinberg. Darin geht es um<br />
das Ende der Ölvorräte in absehbarer Zeit und die<br />
damit verbundenen Zukunftsprobleme unserer industrialisierten<br />
Welt. Mir bereitet die konsequente<br />
Zerstörung unseres Planeten Angst. Die Texte auf<br />
meinem aktuellen Album sind letztlich eine große<br />
Mahnung davor, die Natur zu zerstören – gepaart<br />
mit der Reflektion meiner persönlichen Probleme<br />
der letzten Zeit.<br />
Und jetzt ist alles gut?<br />
Bei komplizierten Typen wie mir wird nie alles gut<br />
sein. Aber ja: Seit bald zwei Jahren fühle ich mich<br />
dank viel Sport, vieler Reisen und etlicher neuer<br />
Freundschaften wie runderneuert. Nur die Sache<br />
mit dem Rum und den Zigarren muss ich noch in<br />
den Griff kriegen ...<br />
Michael Fuchs-Gamböck
<strong>John</strong> Lees' Barclay<br />
James Harvest<br />
Alter Geist<br />
& Blick<br />
nach vorn<br />
<strong>John</strong> Lees litt noch ein wenig unter dem Jetlag<br />
nach einem Flug aus Neuseeland. Dennoch erzählte<br />
er <strong>GoodTimes</strong> etwas über das neue Album<br />
NORTH, das er mit seiner Besetzung<br />
von Barclay James Harvest eingespielt<br />
hat. Sieben Wochen war der<br />
Sänger, Gitarrist und Songschreiber,<br />
der am 13. Januar 2014 seinen 67.<br />
Geburtstag feiert, mit seiner Familie<br />
in Neuseeland und Australien unterwegs.<br />
Urlaub wollte er machen<br />
und zugleich Kraft tanken, ehe die<br />
Tretmühle rund um die Plattenveröffentlichung ntlichung wieder<br />
in Gang kommen würde. Richtig ins Schwärmen<br />
kam er dann während des Gesprächs, als die Rede<br />
auf die aktuelle Besetzung von <strong>John</strong> Lees' Barclay<br />
James Harvest kam. In der mischen seit 1998 Craig<br />
Fletcher (b) und Kevin Whitehead (dr) mit, seit vier<br />
Jahren ist Keyboarder Jez Smith dabei.<br />
NORTH ist euer erstes neues Studio-Album seit<br />
NEXUS.<br />
Ja, seit 1999 ist viel Zeit vergangen. Dabei hatte ich<br />
schon vor längerer Zeit damit begonnen, an neuen<br />
Songs und einem<br />
Studio-Album<br />
zu arbeiten. Und<br />
zwar noch mit<br />
Woolly Wolstenholme.<br />
Aber irgendwie<br />
hat es<br />
damals nicht gepasst,<br />
und dann<br />
ist Woolly im Dezember<br />
2010 ges<strong>to</strong>rben,<br />
was mich<br />
nochmals ein wenig<br />
zurückgeworfen<br />
hat.<br />
Wie bist du<br />
dann doch in<br />
die Puschen ge-<br />
Stim<br />
immeme<br />
u nd Gitarrere<br />
sin<br />
ind kommen?<br />
<strong>John</strong><br />
Lee<br />
ees'<br />
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ptin<br />
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<strong>John</strong><br />
Lees ees'<br />
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Jam<br />
ames<br />
Hav<br />
aves<br />
est 2013<br />
v.l<br />
.l.: Jez<br />
Smi<br />
mith<br />
th, Craig Flet<br />
cher, Kevin Whitehead ead<br />
und <strong>John</strong><br />
Lees<br />
Weil die anderen Mitglieder der heutigen Band wichtige<br />
Beiträge geliefert haben. Letztlich ist NORTH<br />
ein Gemeinschaftswerk, was Kompositionen, Texte,<br />
Arrangements und Aufnahmen betrifft<br />
– mehr als je zuvor eigentlich.<br />
Man kann sagen, dass wir seit 2010<br />
ernsthaft an der Platte gearbeitet haben.<br />
Es hat sich dann aber doch noch<br />
lange hingezogen, weil die anderen<br />
ganz normalen Jobs nachgehen. Wir<br />
konnten darum fast nur an Wochenenden<br />
und in den Ferien arbeiten, was<br />
sich hinzog, viel Geduld und Koordinationsgeschick<br />
erforderte. Mir war wichtig, dass die<br />
Musik die Atmosphäre der Texte widerspiegelt – und<br />
das zu erreichen, verlangt ebenfalls Geduld.<br />
Hast du Beispiele dafür, was die anderen eingebracht<br />
haben?<br />
Bei "On Top Of The World" haben wir darüber diskutiert,<br />
den Song mit Orchester zu machen. Craig<br />
hingegen bestand darauf, es mal mit Bläsern auszuprobieren<br />
– und er hat Recht behalten. Ich rief ein<br />
paar Freunde an, die mir noch einen Gefallen schuldeten,<br />
und sie haben dann gespielt. Bei "The Real<br />
Deal", das ein wenig aus dem üblichen BJH-Rahmen<br />
fällt, stellte Jez kurz vor Ende der Aufnahmen fest,<br />
dass uns noch ungefähr fünf Minuten fehlten. Außerdem<br />
vermisste er eine rockige Nummer auf dem<br />
Album. Ein paar Wochen zuvor hatten Jez und ich<br />
im Studio ein wenig gejammt, ich spielte dabei einige<br />
eher bluesige Riffs, an die er sich erinnerte – und<br />
daraus entstand dann ziemlich spontan der letzte<br />
Song für die Platte.<br />
Woher beziehst du die Inspiration für deine<br />
Texte?<br />
Das ist sehr unterschiedlich. Zu "Medicine Man"<br />
hat mich ein Buch von Ray Bradbury angeregt. "At<br />
The End Of The Day" ist ein Gedicht von Ammon<br />
Wrigley, der sich um die vorletzte Jahrhundertwende<br />
auch als His<strong>to</strong>riker und Archäologe betätigt hat.<br />
Mir geriet ein Zettel in die Hände, auf dem er das<br />
Gedicht niedergeschrieben hatte, weil es damals<br />
ziemlich teuer war, Bücher zu machen. Es war nie<br />
veröffentlicht worden, wie ich herausfand – er hatte<br />
Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
es wohl mal in einem Pub für ein Bier verfasst. Ich<br />
stellte Nachforschungen an, aber niemand kannte es<br />
– und dann habe ich es einfach ver<strong>to</strong>nt.<br />
Präsentiert NORTH auch wieder den alten BJH-<br />
Geist?<br />
Ich denke schon, wir haben uns jedenfalls Mühe<br />
gegeben, es zumindest zu versuchen. Ich wollte in<br />
gewissem Sinn zurück in die alten Zeiten, als bei uns<br />
alles eine Gemeinschaftsleistung war. Und ich finde,<br />
das ist uns gelungen. Natürlich kann ich meine Vergangenheit<br />
auch nicht leugnen, doch ich meine, wir<br />
haben recht ordentlich eine Brücke in die Vergangenheit<br />
geschlagen, uns aber auch entwickelt.<br />
Über<br />
viele Mon ate zogen si ch die Auf<br />
ufna<br />
nahm<br />
hmen<br />
für<br />
<strong>John</strong> Lees und Craig Fl<br />
etch<br />
cher<br />
(r. r.) hi<br />
n.<br />
1980 habt ihr vor dem Reichstag in Berlin vor<br />
175.000 Menschen gespielt, wart zuletzt aber<br />
nur relativ selten in Deutschland ...<br />
Offenbar wollte uns kein Tourveranstalter losschicken<br />
– keine Ahnung warum, denn Deutschland<br />
war immer einer unserer größten Märkte. Aber im<br />
Frühjahr 2013 hatte es ja endlich für ein paar Gigs<br />
geklappt. Und ich hoffe, dass wir 2014 wieder länger<br />
kommen können. Vielleicht hilft das neue Album<br />
dabei ein wenig, wer weiß. Ich freue mich darauf,<br />
mal wieder nach Berlin zu kommen. Es ist atemberaubend,<br />
wie sich die Stadt entwickelt hat – es war ja<br />
damals ein Hammer zu wissen, dass sich auf der anderen<br />
Seite viele Menschen alles Mögliche einfallen<br />
ließen, um uns auch dort hören zu können.<br />
Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Esoteric Recordings 2013
THE SAZERAC SWINGERS<br />
Louisiana-<br />
Cocktail(s)<br />
Drei Louis – Louis Armstrong, Louis Jordan und Louis Prima – haben die Popmusik<br />
ihrer Zeit beeinfl usst, mit Wellenschlag bis heute: Armstrongs "What A Wonderful<br />
World" sang der dicke Hawaiianer Izi mit posthumem Welterfolg. Louis Jordans<br />
"Caledonia" spricht man seit eh und je B.B. King zu, und wenn David Lee Roth sich<br />
an Louis Primas "Just A Gigolo" heranmachte, dann nicht aus Nostalgie, sondern<br />
wegen unbändiger Fun Fun Fun.<br />
Diesen Spaß hatten sich auch sechs westfälische Musiker<br />
der Sazerac Swingers auf ihre Sazerac-Cocktail-Fahnen<br />
geschrieben, als sie zwischen Februar und<br />
April 2013 ihr Tribute-Album an jene THREE GUYS<br />
NAMED LOUIS (<strong>GoodTimes</strong> 4/2013) einspielten: „Jazz<br />
wieder mit Entertainment zu verbinden statt mit<br />
Kunst, das war das Ziel", be<strong>to</strong>nt Gitarrist, Sänger und<br />
Bandgründer Max Oestersötebier, „und das alles hat<br />
bei uns primär mit New Orleans zu tun!"<br />
Dort hatten sich nämlich der laut Presse „zu Umfang<br />
neigende" Frontmann<br />
(33) und der junge<br />
Trompeter Chris tian<br />
Altehülshorst (23), beide<br />
noch Studenten an<br />
der Tulane University<br />
von New Orleans, bei<br />
Jamsessions mit Tab<br />
Benoit und Dr. <strong>John</strong><br />
getroffen. Sie leisteten<br />
den Schwur: Zu Hause<br />
gründen wir eine Band – The Sazerac Swingers!<br />
Gar nicht sooo leicht für den trompetenden blonden<br />
Lockenkopf, denn der junge Wilde <strong>to</strong>urt parallel mit<br />
seiner eigenen Free-Jazzband durch China und Russ-<br />
SINGLES<br />
VOR 50 JAHREN<br />
18. November 1963<br />
Gerry & The Pacemakers<br />
You’ll Never Walk Alone<br />
Beatles<br />
She Loves You<br />
Searchers<br />
Sugar And Spice<br />
Ronettes<br />
Be My Baby<br />
Cliff Richard<br />
Don’t Talk To Him<br />
Kathy Kirby<br />
Secret Love<br />
Shirley Bassey<br />
I (Who Have Nothing)<br />
Billy J. Kramer & The Dakotas<br />
I’ll Keep You Satisfied<br />
Roy Orbison<br />
Blue Bajou<br />
Chuck Berry<br />
Memphis Tennessee<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 50 JAHREN<br />
18. November 1963<br />
Beatles<br />
Please Please Me<br />
Gerry & The Pacemakers<br />
How Do You Like It<br />
Searchers<br />
Meet The Searchers<br />
Freddie And The Dreamers<br />
Freddie And The Dreamers<br />
Soundtrack<br />
West Side S<strong>to</strong>ry<br />
Trini Lopez<br />
Trini Lopez At P.J.’s<br />
Von Alan Tepper<br />
George Mitchell Minstrels<br />
On Tour With The George Mitchell Minstrels<br />
Shadows<br />
The Shadows Greatest Hits<br />
Searchers<br />
Sugar & Spice<br />
Frank Ifield<br />
Born Free<br />
6 Sazeracs aus 3 Generationen (v. l.): Roger Clarke-<strong>John</strong>son, Christian Altehülshorst, Max Oestersötebier, Tobi Link, Uli Twelker, David P. Schweikard<br />
land, und er war gerade als Mitglied des Nationalen<br />
Jugendorchesters Luxemburg in Kanada unterwegs.<br />
Dennoch gab der Kalender Termine her: „Down in<br />
Güterslohisiana" kam Max' Schwiegervater in spe zu<br />
den Swingers hinzu: Roger Clarke-<strong>John</strong>son (69) aus<br />
Cornwall. Als Trio ging es gut los, aber bald sehnte<br />
man sich nach Erweiterung.<br />
Altehülshorst holte seinen langjährigen Jam-Kumpel<br />
Tobi Link (21) dazu: „Ich wollte schon mit sieben<br />
an die Posaune, aber meine Arme waren zu kurz!<br />
So musste ich bis neun<br />
warten." Der Hamburger<br />
Saxspieler David P.<br />
Schweikard wechselt<br />
sich mit Philipp Sauer,<br />
einem Freund von Branford<br />
Marsalis, und Kai<br />
Niedermeier von Quintessence<br />
ab. Drummer Uli<br />
Twelker kannten Roger<br />
und Max – von gemein-<br />
samen Konzerten und der lokalen <strong>Music</strong>al-Produktion<br />
„Nacht der Vampire". Sextett komplett.<br />
Woher aber der unaussprechliche Name The Sazerac<br />
Swingers? „Weil der Sazerac-Cocktail aus New Orleans<br />
© Iris Henning<br />
GB-CHARTS<br />
SINGLES<br />
VOR 45 JAHREN<br />
18. November 1968<br />
Barry Ryain<br />
Eloise<br />
Hugo Montenegro<br />
The Good, The Bad And The Ugly<br />
Isley Bro<strong>the</strong>rs<br />
This Old Heart Of Mine<br />
Bandwagon<br />
Breaking Down The Walls Of Heartache<br />
Joe Cocker<br />
With A Little Help From My Friends<br />
Jimi Hendrix Experience<br />
All Along The Watch<strong>to</strong>wer<br />
Mary Hopkin<br />
Those Were The Days<br />
Marbles<br />
Only One Woman<br />
Turtles<br />
Elenore<br />
Jose Feliciano<br />
Light My Fire<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 45 JAHREN<br />
18. November 1968<br />
Hollies<br />
Greatest Hits<br />
Seekers<br />
The Seekers At The Talk Of The Town<br />
Soundtrack<br />
The Good, The Bad And The Ugly<br />
Jimi Hendrix Experience<br />
Electric Ladyland<br />
Soundtrack<br />
The Sound Of <strong>Music</strong><br />
Jethro Tull<br />
This Was<br />
Bee Gees<br />
Idea<br />
Simon & Garfunkel<br />
Bookends<br />
Soundtrack<br />
The Graduate<br />
Jose Feliciano<br />
Feliciano<br />
kommt, weil er gefährlich ist und saumäßig gut mundet",<br />
grinst Oestersötebier: „Unser Agent Rolf Schubert<br />
hat das Ding kürzlich wieder bei einem Konzert<br />
für Musiker und Publikum in Serie hinter der Bar gezaubert:<br />
Bitter-Sirup, wenig Pernod, viel Rye-Whiskey<br />
und Eis!" Heftig.<br />
Wohin geht die Reise? Max: „Viele Bands sagen ganz<br />
cool ,Wir spielen nur ausgewählte Konzerte'. Wir aber<br />
swingen wirklich überall, sonst hätten wir dieses Jahr<br />
nicht bereits über 30 Gigs absolviert. Wenn die Leute<br />
bei unseren Calypsos tanzen und sich von unserem Lachen<br />
auf diversen Bühnen anstecken lassen, sind wir<br />
glücklich. Und diese Reaktion ist überall ähnlich, ob<br />
wir nun bei einem Luxemburger Jazz'n'Blues Straßenfest<br />
abgehen, im Vorprogramm von Candy Dulfer auf<br />
Händen getragen werden oder bei einem New-Orleans-<br />
Festival in Thüringen glückliche Gesichter sehen!"<br />
Apropos New Orleans: Im Ok<strong>to</strong>ber flogen die Sazerac<br />
Swingers für zehn Tage rüber nach Louisiana, zu ein<br />
paar Gigs und – natürlich – Jamsessions. Lokalmatadoren<br />
wie Kermit Ruffins oder die Rebirth Brass Band<br />
sorgten für ein herzliches Willkommen. Besonders das<br />
Konzert in der ehrwürdigen Trinity Episcopal Church<br />
wird dem halben Dutzend Swingers ewig in Erinnerung<br />
bleiben!<br />
SINGLES<br />
VOR 40 JAHREN<br />
18. November 1973<br />
Osmonds<br />
Let Me In<br />
David Cassidy<br />
Puppy Song/Day Dreamer<br />
David Bowie<br />
Sorrow<br />
Carpenters<br />
Top Of The World<br />
Mud<br />
Dyna-Mite<br />
Ringo Starr<br />
Pho<strong>to</strong>graph<br />
Donny Osmond<br />
When I Fall In Love<br />
Status Quo<br />
Caroline<br />
El<strong>to</strong>n <strong>John</strong><br />
Goodbye Yellow Brick Road<br />
Gary Glitter<br />
I Love You Love Me Love<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 40 JAHREN<br />
18. November 1973<br />
David Bowie<br />
Pin-Ups<br />
El<strong>to</strong>n <strong>John</strong><br />
Goodbye Yellow Brick Road<br />
Status Quo<br />
Hello<br />
Perry Como<br />
And I Love You So<br />
Slade<br />
Sladest<br />
Bryan Ferry<br />
These Foolish Things<br />
Gilbert O’Sullivan<br />
I’m A Writer Not A Fighter<br />
Carpenters<br />
Now And Then<br />
Pink Floyd<br />
The Dark Side Of The Moon<br />
Who<br />
Quadrophenia<br />
Fo<strong>to</strong>: © Wolfgang Wotke<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 83
LILY & MADELEINE<br />
New<br />
comer<br />
JONATHAN WILSON<br />
Schwestern der Harmonie<br />
Wie kann man bloß mit 16 bzw. 18 Jahren schon ein solches Talent besitzen?<br />
LILY & MADELEINE ist das Debütalbum der beiden jungen Folk-<br />
Popschwestern Lily und Madeleine Jurkiewicz aus Indianapolis. Es klingt, als<br />
würden sie schon seit Jahrzehnten Musik machen. Die Medien im englischsprachigen<br />
Ausland, z.B. „New York Times", „Guardian"<br />
oder „Vogue", sind bereits in Lobeshymnen<br />
ausgebrochen. Nach einer EP Anfang dieses Jahres<br />
ist jetzt ihr erstes Full-Length-Album fertig, aufgenommen<br />
in nur zwei Wochen im Farm Fresh Studio,<br />
Blooming<strong>to</strong>n. Die zwölf Songs darauf sind zeitloser,<br />
wunderbar zarter Singer/Songwriter-Folk. Besonders<br />
beeindruckend: das Verschmelzen der Stimmen<br />
beider Schwestern im Close-Harmony-Gesang; man<br />
fühlt sich erinnert an Simon & Garfunkel (die ihre Karriere ebenfalls bereits im<br />
Teenageralter begannen), die Everly Bro<strong>the</strong>rs oder die Indigo Girls. Der Aufstieg<br />
der Jurkiewicz-Schwestern begann, als sie das Schwarz-Weiß-Video eines ihrer<br />
ersten Songs, "In The Middle", ins Netz stellten. Bei YouTube ist es inzwischen<br />
mit über 330.000 Klicks verbucht. Daraufhin wurde auch der Neo-Folkie und<br />
Netzwerker Sufjan Stevens auf die Mädchen aufmerksam und nahm sie für sein<br />
Label Asthmatic Kitty Records unter Vertrag. Der Anfang einer womöglich langen<br />
Karriere!<br />
frs<br />
EIVØR<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ann Allister<br />
Zurück in den Laurel Canyon<br />
Graham Nash, David Crosby, Jackson Browne und Roy Harper – gleich vier<br />
Musikerlegenden wirkten als Gäste an Jonathan Wilsons zweitem Album<br />
FANFARE mit. Wie schafft es der 38 Jahre junge Mann aus Los Angeles, so<br />
viele Altmeister des Singer/Songwriter-Folk um sich zu versammeln? Die älteren<br />
Kollegen schätzen die Arbeit des Sängers,<br />
Songschreibers, Gitarristen, Multi-Instrumentalisten<br />
und Produzenten. Wilson gelang vor zwei Jahren<br />
mit GENTLE SPIRIT ein Debütalbum, das Kritiker<br />
und Publikum gleichermaßen verzückte; er gilt als<br />
der Mann, der den Laurel-Canyon-Sound wiederbelebt.<br />
FANFARE wurde in neun Monaten in seinem<br />
L.A.-Studio eingespielt – mit analogem Equipment,<br />
das auch schon die alten Heroen der Sixties und<br />
Seventies verwendeten, die im Canyon bei Los Angeles ihre Häuser und Studios<br />
bezogen, u.a. Crosby, Stills & Nash, die Eagles, James Taylor, Joni Mitchell und<br />
Carole King. Auch FANFARE atmet jenen leichten, sonnigen, folkigen Spirit<br />
der damaligen Musik; "Her Hair Is Growing Long" und "Cecil Taylor" erinnern<br />
stark an CS&N. Es gibt aber auch schwere, psychedelische bis progressive<br />
Experimente: Sie erinnern an Pink Floyd in den Früh-Siebzigern oder Art-<br />
Rockbands. Bestes Beispiel ist der siebenminütige, kammermusikartige Opener<br />
und Titeltrack.<br />
frs<br />
HIGH SOUTH<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Große Stimme von kleiner Insel<br />
Wer Eivør Palsdottirs Stimme zum ersten Mal hört, wird eine Parallele zu<br />
Kate Bush herstellen. Doch es gibt gravierende Unterschiede: Eivør wurde<br />
1983, Kate 1958 geboren, Eivør stammt von den Färöer Inseln, Kate aus England.<br />
Palsdottir wusste bereits als 15-Jährige: „Ich möchte mein Leben ganz<br />
der Musik widmen”, strahlt sie. Zwei Jahre später erschien das erste Album der<br />
aparten Blondine, sie gewann den faröischen Musikwettbewerb<br />
„Prix Foroyar”. Dadurch ermuntert zog Eivør<br />
nach Island, um Klassik- und Jazzgesang zu studieren.<br />
Eine Investition, die sich gelohnt hat, denn heute besitzt<br />
die 30-Jährige eine der eindrucksvollsten Stimmen<br />
Skandinaviens. Während sie 2012 durch Nordeuropa und<br />
Russland <strong>to</strong>urte, entstanden die Stücke für ROOM, das<br />
siebte Solo-Album, mit dem die Färoerin jetzt den Rest<br />
des Planeten erobern will. „Die neue Platte”, erklärt Eivør, „besitzt wie immer<br />
Folkelemente aus meiner Heimat. Aber sie ist mehr Pop-orientiert als jede andere<br />
Produktion von mir. Ich möchte, dass meine Musik im Radio gespielt wird – ohne<br />
dass mir dieser Umstand peinlich sein muss.” Eivør ist ehrgeizig. „Ich wuchs in<br />
einem Ort mit 1000 Einwohnern auf”, sagt sie, „dadurch habe ich eine intensive<br />
Beziehung zur Natur, mein Leben ist Atmosphäre pur. Zugleich möchte man ja<br />
mit all den großen Emotionen im Herzen raus in die Welt – und dort einfach nur<br />
berichten, wie leidenschaftlich unser Dasein ist. Das ist meine Aufgabe!” mfg<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Ösis à la Eagles<br />
Auf den Spuren der Eagles ist das Newcomerquartett High South mit seinem<br />
Debüt NOW unterwegs, was Harmoniegesang und eingängige Westcoast-<br />
Anlehnung angeht. Wobei sogar Ex-Eagle Don Felder der Band hohe Qualität<br />
attes tierte, als er erste High-South-Songs hörte. Die Newcomer-Schublade trifft<br />
nur bedingt zu: Die Band als solche ist neu, ihre Mitglieder hingegen sind altgediente<br />
Haudegen der US-Studiomusiker- und Songwriterszene von Nashville und<br />
New York. Jamey Garner (41), Dillon Dixon (44) und Marc<br />
Copely (41), die neben dem Gesang auch für die Gitarrenarbeit<br />
sorgen, haben die 40 bereits überschritten; lediglich<br />
Kevin Campos (25) senkt den Altersschnitt. Was High South<br />
ferner aus der Masse heraushebt, ist der Weg, den sie bei<br />
ihrem musikalischen Gipfelsturm gehen: Von Österreich aus,<br />
wo sie ihre Songs geschrieben haben (und von wo ihre Produzenten<br />
Christian Seitz und Christian Knoll stammen), wollen sie über Live- und<br />
TV-Gastspiele in der Alpenrepublik und in Deutschland mittelfristig auch ihre Heimat<br />
Amerika aufrollen. Garner: „Ich habe Christian Seitz über einen befreundeten<br />
Verleger in Nashville kennen gelernt – er war begeistert von unseren Songs und<br />
meinte, so etwas fehle derzeit auf der musikalischen Landkarte Europas. Und da<br />
wir alle schon öfter in Europa waren, hatten wir nichts dagegen einzuwenden, es<br />
so zu probieren, unsere Karriere in die Gänge zu bringen. Und bislang hat es sich<br />
auch recht gut angelassen."<br />
pro<br />
© Pressefo<strong>to</strong>/Universal<br />
Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Vielleicht das beste<br />
Weihnachtsgeschenk des Jahres<br />
für Rock-Fans!!<br />
„Eines der großartigsten Rock-Lexika<br />
der letzten Jahre wuchten die geschätzten<br />
Kollegen vom Prog-Magazin<br />
‚eclipsed‘ in unsere Musikzimmer.“<br />
(Rock Hard)<br />
„Das Buch bewertet nicht nur jede einzelne<br />
Platte der Künstler. Sie bewertet<br />
auch jedes einzelne Lied darauf. Dabei<br />
beweisen die Au<strong>to</strong>ren erfreuliche Sachkenntnis.<br />
[...] Kann ein Buch über Rock<br />
mehr leisten? Nein! Schon jetzt stellt<br />
sich Vorfreude auf Band zwei ein.“<br />
(Frankfurter Rundschau)<br />
„Ein hochwertiges Buch zum erstaunlich<br />
günstigen Preis. [...] Ein absolutes<br />
Muss für die Freunde der Rockmusik<br />
der 60er bis 80er Jahre.“<br />
(SWR1)<br />
„...dieses Buch ist purer Rock für die<br />
Augen!!“<br />
(Rock Times)<br />
3 Sterne (delektabel)<br />
(Rolling S<strong>to</strong>ne)<br />
„Keine Frage, gibt es aktuell kein auch<br />
nur annähernd vergleichbares Nachschlagewerk,<br />
ohne Zweifel kann man<br />
hier [...] bedenkenlos zugreifen“<br />
(Good Times)<br />
Blick ins Buch unter:<br />
www.rock-buch.de<br />
„Mit journalistischer Akribie werden sowohl<br />
vollständige Diskografien als auch<br />
Hintergrundinfos [...] zusammengetragen,<br />
die selbst Experten mit der einen<br />
oder anderen Überraschung erfreuen.<br />
Als großformatiges Nachschlagewerk<br />
sollte ‚Rock‘ seinen ehrwürdigen Platz<br />
gleich neben der hauseigenen (Vinyl-)<br />
Plattensammlung finden.“<br />
(SLAM)<br />
„Das schaut nach einem Jahrhundertwerk<br />
aus, was die Macher des Musikmagazins<br />
eclipsed [...] auf die Beine<br />
gestellt haben!“<br />
(Fränkische Nachrichten)<br />
264 Seiten 30,5 cm x 24,5 cm farbiger<br />
Bilderdruck Hardcover Schutzumschlag<br />
ISBN 978-3-944957-00-5 viele rare Fo<strong>to</strong>s<br />
Sysyphus Verlags GmbH Preis: € 29,95<br />
www.rock-buch.de<br />
Erhältlich DIREKT BEIM VERLAG auf www.eclipsed.de, im BUCHHANDEL, bei AMAZON sowie<br />
in den Musikabteilungen von folgenden MEDIA MÄRKTEN: Alzey, Bielefeld, Bruchsal, Dresden, Düsseldorf,<br />
Mainz, Magdeburg, Mülheim/Ruhr-Dümpten, Neumünster, Nürtingen, Nürnberg, Saarbrücken-Saarterrassen
Live in Concert<br />
Achim Reichel<br />
Ende einer langen Reise<br />
Fast wäre das 95. Konzert von Achim Reichels „Solo mit Euch"-Tour in Nürnberg<br />
geplatzt. Die technischen Probleme, die sich während des Aufbaus entwickelten,<br />
hatten aber nichts mit dem Lap<strong>to</strong>p zu tun, den die bald 70-jährige<br />
Hamburger Deutsch-Rock-Institution neben sich auf der Bühne stehen hatte.<br />
Und er benutzte ihn nur, um während seines<br />
dreistündigen Spaziergangs durch 50<br />
Jahre Rock in Deutschland – entlang seiner<br />
Karriere mit den Rattles, als Shanty-Sänger,<br />
Rockpoet, Dichterver<strong>to</strong>ner – zwischendurch<br />
ein paar Fo<strong>to</strong>s und Filmchen einzuspielen.<br />
Da sah man den jungen Reichel in einem<br />
Hamburger Club ausgelassen Rock'n'Roll<br />
tanzen und war mitzuerleben, wie ein offenbar<br />
besonders begabter Papagei "Come<br />
On And Sing" krächzt ...<br />
Höchst unterhaltsam war, was Reichel –<br />
neben zahllosen Anekdoten – gesanglich<br />
und auf der Akustikgitarre zu bieten hatte,<br />
perfekt instrumental umtänzelt von seinen<br />
beiden Mitstreitern Berry Sarluis (Akkordeon,<br />
Piano) und Larry Ma<strong>the</strong>ws (Gitarre, Geige, Bodhran): Im ersten Teil plauderte<br />
der Protagonist aus dem Nähkästchen, gab unterhaltsam den S<strong>to</strong>ryteller<br />
und erinnerte mit Hilfe eines Delay-Geräts sogar akustisch an die Zeiten von<br />
Nürnberg, Gutmann, 26. September 2013<br />
A.R. & Machines. Nach der Pause: Musik pur! Und der Fundus, aus dem der<br />
Hamburger schöpfen kann, ist unerschöpflich: ein Hit wie "Mos cow" aus<br />
seiner Wonderland-Zeit, "Der Spieler", "Aloha-He" und "Fliegende Pferde",<br />
dazu Ver<strong>to</strong>nungen großer deutscher Dichter ("Herr von Ribbeck auf Ribbeck")<br />
und verrockte Volkslieder. Die Zeit verging<br />
wie im Flug, langweilig wurde es keine<br />
Sekunde, zu vielfältig, abwechslungsreich<br />
und gekonnt spielte das Trio im vollbesetzten<br />
Gutmann-Saal, dessen Bühne mit<br />
Erinnerungsstücken aus dem Star-Club<br />
und alten Originalklamotten ausstaffiert<br />
war. Und trotz der Probleme (während des<br />
Konzerts nicht mehr wahrnehmbar) war<br />
Reichel bestens gelaunt, spulte sein Programm<br />
keineswegs routiniert ab, sondern<br />
mit immer noch spürbarer Begeisterung<br />
und Spielfreude. Die Multitasking-Rolle<br />
als Rocker, Liedermacher, Chansonnier und<br />
Conferencier liegt ihm – und nicht nur er<br />
selbst dürfte es insgeheim bedauern, dass<br />
„Solo mit Euch" nach fünf Jahren und der<br />
100. Show (in Hamburg) der Geschichte angehört, dass man nicht mehr über<br />
diese musikalische Zeitbrücke gehen kann.<br />
Text: Philipp Roser, Fo<strong>to</strong>: Roland Fengler<br />
Fleetwood Mac<br />
Berlin, O2-World, 16. Ok<strong>to</strong>ber 2013<br />
Legenden in dynamischer Dramaturgie<br />
Fleetwood Mac sind keine Band, die mal eben so vorbeikommt und ein Konzert<br />
spielt. Was die britisch-amerikanische Kollaboration in der ausverkauften ausflippen zu wollen, wenn ein Lied angestimmt wurde. Und das nur, weil<br />
Lindsey Buckingham verströmt immer noch Enthusiasmus. Er schien jedesmal<br />
Berliner O2-World regelrecht zelebrierte, sprengte Seh- und Hörgewohnheiten.<br />
er es so wundervoll findet. Sein Umgang g mit der Elektrischen war durchweg<br />
Dabei gab es nicht etwa ein Multimedia-Spektakel, das<br />
erstaunlich. Man mag<br />
einen von einem Reiz in den nächsten jagt. Stevie Nicks<br />
kaum glauben, dass<br />
(voc), Lindsey Buckingham (voc, g), <strong>John</strong> McVie (b) und<br />
die jeweiligen Handbewegungen<br />
auf den<br />
Mick Fleetwood (dr) fesselten vielmehr mit einer dynamischen<br />
Dramaturgie, in der die Band geschickt Power<br />
und Zurückhaltung variierte. In stillen Momenten<br />
lich jene Töne hervor-<br />
sechs Saiten tatsäch-<br />
entstand eine derartige Spannung in der Halle, dass<br />
brachten, die über die<br />
man kaum zu atmen wagte. Wurde das Quartett (plus<br />
Anlage zu vernehmen<br />
Mitmusiker und Background-Sängerinnen) druckvoller,<br />
waren. Und "Big Love"<br />
blieb stets ein Hauch von Urwüchsigkeit: So dürften<br />
war ein Lehrstück in<br />
die später beinahe überproduzierten Songs geklungen<br />
Sachen Picking – selbst<br />
haben, als sich die Macs ihre Melodie-Erfindungen gegenseitig<br />
zwischen Kaffeetassen und Kokain-Lines zum<br />
könner. Lediglich <strong>John</strong><br />
für versierte Klampfen-<br />
ersten Mal vorspielten. "Tusk" war rau und wütend,<br />
McVie war „nur" der<br />
"I'm So Afraid" reaktivierte das harte Bluesfeeling der<br />
Bassist, der am Ende<br />
frühen Jahre, "Landslide" hatte was Lässiges, und "Go<br />
mit krummem Rücken<br />
hinter die Bühne<br />
Stevie Nicks (r.) &<br />
Your Own Way" wäre in dieser ruppigen Variante nie<br />
Lindsey Buckingham<br />
zum Radiohit geworden.<br />
schlurfte.<br />
Jedes einzelne Fleetwood-Mac-Mitglied ist eine Legende. Das wissen die Musiker,<br />
und das spürte das Publikum. Drummer Fleetwood gab sich wie der Zeit<br />
entrückt, war mal mittelalterlicher Gaukler, mal irrer Kesselrührer. Stevie Nicks,<br />
die Königin der Seidentücher, schien unentwegt zu schweben. Angesichts ihrer<br />
ausgeprägten Rundungen sicher nicht mehr so leichtfüßig wie vor 30 Jahren<br />
– aber ihre Art, beim Singen eine Note derart zu ziehen, dass sie zu zerreißen<br />
droht, der feenhafte Blick, die eigentlich mehr nach innen gerichtete Kommunikation<br />
mit dem Publikum, die Aura einer Zauberin – das alles macht sie zu<br />
einer der interessantesten Künstlerinnen unserer Zeit. Und sie ist zeitlos schön.<br />
Natürlich fehlte Christine McVie – und vor allem ihre Kompositionen, von<br />
denen die <strong>to</strong>urende Formation lediglich "Don't S<strong>to</strong>p" im Set hatte. Und dennoch<br />
war das zweieinhalbstündige Programm rappelvoll mit bekannten Hits.<br />
"Dreams", "Sara", "Chains", "Gold Dust Woman", „Rhiannon" – alles passte,<br />
sogar der gut zehnminütige Monolog von Stevie Nicks über einen verlorenen<br />
Track ("Without You"). In Berlin gab es darum vereinzelt Pfiffe. Aber so ist<br />
die Lady nun mal ...<br />
Text und Fo<strong>to</strong>: Jens-Uwe Berndt<br />
Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Live in Concert<br />
Martin Barre (Jethro Tull)<br />
Verjüngt & verändert<br />
Dan Crisp, der junge Sänger aus dem Süden Englands, spielte seine Rolle als „Minstrel<br />
In The Gallery" einfach perfekt in der Band von Martin Barre, dem langjährigen<br />
Gitarristen von Jethro Tull – deren Musik lebt in Barres Truppe weiter.<br />
Eine Mischung aus jungen Musikern –<br />
George Lindsey (dr), Greg Harewood (b)<br />
und Dan Crisp (der auch Akustikgitarre<br />
spielt) – kupfert keineswegs die alten Tull-<br />
Songs ab, sondern drückt ihnen einen eigenen<br />
Stempel auf. Während sich Ian Anderson<br />
inzwischen stimmlich in die Höhen<br />
hineinquälen muss, schafft Crisp scheinbar<br />
mühelos die richtigen Töne: "Locomotive<br />
Breath" – dieser Song musste einfach sein!<br />
Doch lebt die junge Band keineswegs nur<br />
von der Substanz vergangener Tage. Neue<br />
Songs mit aktuellen Sounds, eingebracht<br />
auch vom Gitarristen Pat O'May, beleben<br />
und bereichern das Reper<strong>to</strong>ire auf kreative<br />
Weise. Vom Nu-Metal kommend, sorgte<br />
der Franzose irischer Abstammung für eine<br />
härtere Gangart bei manchem Song, den man von Tll Tull noch ganz anders in Erinnerung<br />
hatte: "Fat Man" als Heavy-Metal-Statement mit nachdrücklicher Überzeugungskraft.<br />
Integriert wurden aber auch leisere Passagen. Aus dem kongenialen Zusammenspiel<br />
der drei Gitarristen erwuchs der Verzicht auf Keyboards. Nachdem vor weni-<br />
Bamberg, Live Club, 22. Ok<strong>to</strong>ber 2013<br />
gen Tagen Saxofonist und Flötist Frank Mead von Bill Wyman für dessen Rhythm<br />
Kings abgeworben worden war, verzichtete man auch noch auf die Flötentöne.<br />
Dies ließ ebenfalls einige Tull-Songs in neuem Licht erscheinen. Aus "Thick"<br />
wurde "Thin As A Brick" – verschlankt,<br />
aber immer noch vielschichtig. So exakt<br />
die mehrstimmige Gitarrenarbeit, so bemerkenswert<br />
auch der fein abgestimmte<br />
Chorgesang bei dem ein oder anderen<br />
Folksong, der ins variable Programm eingeschoben<br />
wurde. "Martin's Jig" kam,<br />
dem Mot<strong>to</strong> der aktuellen akustischen Solo-CD<br />
AWAY WITH WORDS entsprechend,<br />
auch einmal ohne Gesang aus.<br />
Immer wieder wurden die vorwiegend älteren<br />
Tull-Fans von neuen Klangfarben<br />
und außergewöhnlichen Saitensprüngen<br />
überrascht. Insbesondere wenn Martin<br />
Martin Barre (r.) Barre auf seiner PRS-Gitarre seine Kabinettstückchen<br />
präsentierte und mit Pat<br />
und Pat O'May (l.)<br />
O'May zweistimmig exakte Arpeggios<br />
zauberte – "A New Day Yesterday" mit Twin-Guitars. Als Zugaben erklang mit<br />
"Still Loving You Tonight" eine Liebeserklärung an die Stadt Bamberg und ihre<br />
Fans und natürlich das Schnauben der Lokomotive mit dem unverwechselbaren<br />
Gitarrenriff für die Ewigkeit. Im kommenden Jahr soll es eine Akustik<strong>to</strong>ur geben.<br />
Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />
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LOSING OUR VIRGINITY<br />
1973 – 1976<br />
NEVER TRUST A HIPPY<br />
1976 – 1979<br />
NEW GOLD DREAMS<br />
1979 – 1983<br />
METHODS OF DANCE<br />
1973 – 1986<br />
FASCINATING RHYTHMS<br />
1987 – 2013<br />
www.universal-music.de
Amerikas Gesellschaft wird<br />
vom Au<strong>to</strong> dominiert. Das hat<br />
auch Schattenseiten: Teenager-<br />
Unfälle wurden von Beginn an<br />
in der Popmusik <strong>the</strong>matisiert.<br />
Von Rüdiger Bloemeke<br />
Am 30.9.1955 raste James Dean mit seinem<br />
Porsche Spyder in Kalifornien in den Tod<br />
Tote Stars leben länger.<br />
Das gilt für den Ruhm<br />
von Idolen wie Elvis<br />
Presley und Marilyn Monroe.<br />
Und es gilt für James Dean. Dessen Tod in einem<br />
Porsche Spyder hat allerdings eine andere Dimension<br />
als das Ableben durch Drogen und<br />
Pillen. Ein schnelles Au<strong>to</strong>, ein junger Mann,<br />
dessen aufgehender Stern zu früh verglühte<br />
– aus Schicksalen wie diesem entstehen Legenden.<br />
Dazu passte, dass der Schauspieler in<br />
einer Filmrolle („... denn sie wissen nicht, was<br />
sie tun") an der Szene eines Au<strong>to</strong>rennens mit<br />
tödlichem Ausgang g beteiligt war. Solche Wettfahrten<br />
gehören in den<br />
USA zum Jugendkult.<br />
Und Songs über tragische<br />
Unfälle sind Bestandteil der<br />
amerikanischen Kultur. So<br />
wie der Nachruf der Eagles<br />
auf "James Dean":<br />
„Along came a spyder and<br />
picked him up for a ride <strong>to</strong><br />
eternity" („Vorbei kam der Spyder [Porsche-Modell]<br />
und nahm ihn mit – zu einer Fahrt<br />
in die Ewigkeit"). Fo<strong>to</strong>s vom Au<strong>to</strong>wrack<br />
gingen um die Welt.<br />
Besonders ans Herz gehen Liedtexte,<br />
wenn eine dramatische Karambolage<br />
mit einer Liebesgeschichte verknüpft<br />
ist. Da bleibt kein Auge trocken.<br />
Ray Peterson, weltberühmt<br />
durch seinen Hit "Corinne, Corinna", na"<br />
trieb den<br />
Kitsch auf die Spitze mit "Tell Laura I Love Her" –<br />
mit einer Ballade über den fiktiven Tod des Teenagers<br />
Tommy, der aus Liebe zu Laura an einem<br />
Rennen teilnimmt. Mit dem Preisgeld hatte er ihr<br />
einen goldenen Ring kaufen wollen. Sterbend<br />
bittet er die Umstehenden: „Sagt Laura,<br />
dass ich sie liebe." Die <strong>the</strong>matische<br />
Verknüpfung von Au<strong>to</strong>- oder Mo<strong>to</strong>rradgeschichten<br />
mit Teenager<strong>the</strong>men<br />
im amerikanischen Pop lag nahe. In den<br />
USA konnten Jugendliche<br />
in den<br />
meisten Staaten den<br />
Führerschein seit eh<br />
und je mit 16 Jahren<br />
machen, der Zeit<br />
der ersten Affären, der<br />
Phase der großen Begeisterung<br />
für Rock'n'Roll. So<br />
traf Ricky Nelson mit dem<br />
Teenie-Dating-Song "It’s Late"<br />
das Zeitgefühl, indem er darüber<br />
klagte, dass er mit seiner<br />
Freundin zu spät von einem<br />
Trip mit dem Au<strong>to</strong> zu<br />
ihren Eltern zurückkomme:<br />
„We’re about<br />
<strong>to</strong><br />
run out of gas, it’s<br />
late, it’s late we gotta<br />
get home fast" („Uns wird schon bald der<br />
Sprit ausgehen. Es wird verdammt knapp.<br />
Wir müssen schnell nach Hause.") Wenn<br />
Chuck Berry in "No Particular Place To<br />
Go" sang: „Ridin’ along in my au<strong>to</strong>mobile, my baby<br />
beside me at <strong>the</strong> wheel" („Ich fahre lässig in meinem<br />
Au<strong>to</strong>, mein Baby neben mir hinter dem Lenkrad"),<br />
dann entsprach das genauso der amerikanischen Realität<br />
wie die wilde Au<strong>to</strong>fahrt in "Fun, Fun, Fun" der<br />
Beach Boys. Refrain: „And she’ll have fun, fun, fun<br />
’til her Daddy takes <strong>the</strong> T-Bird away" („Sie wird so<br />
lange Spaß haben, bis der Vater ihr den T-Bird wegnimmt").<br />
Das Cruising mit dem Thunderbird, Studebaker<br />
oder Impala bildete noch 1973 für den Film<br />
„American Graffiti" das Handlungsgerüst – inklusive<br />
waghalsigem Gerase.<br />
Immer auf der Überholspur<br />
Die häufigen Unfälle der unerfahrenen Jugendlichen<br />
wurden von Songschreibern vielfach ausgeschlachtet.<br />
Bei Sänger Wayne Cochran ist es das sterbende<br />
Mädchen, das dem Geliebten seine Liebe erklärt,<br />
nachdem er es aus den Trümmern des Wagens<br />
gezogen hat. "Last Kiss" schildert, wie die beiden<br />
an einem regnerischen Abend mit dem Au<strong>to</strong><br />
ins Schleudern geraten. Die Höllenfahrt führt für<br />
die Schwerverletzte direkt in den Himmel. Dem<br />
Paar in "Life In The Fast Lane" der Eagles ergeht<br />
es nicht besser. „Call <strong>the</strong> doc<strong>to</strong>r, I think I’m<br />
going <strong>to</strong> crash" („Ruf den Arzt! Ich glaube, dass<br />
ich<br />
einen Unfall haben werde!"), ruft er ihr noch<br />
zu<br />
– für beide zu spät! Folge des Lebens mit Partys,<br />
Pillen und Kokain, bei dem sie jedes S<strong>to</strong>pp-<br />
Schild ignorierten. Ein Dasein auf der Überholspur<br />
– das entsprach schon immer dem Lebensgefühl der<br />
US-Teenager.<br />
Es wurde sogar<br />
verherrlichend<br />
Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
esungen: „I’m gonna live fast, love hard, die young<br />
and leave a wonderful memory" („Ich lebe schnell,<br />
liebe leidenschaftlich, sterbe früh und hinterlasse<br />
eine wunderschöne Erinnerung"), schwärmte Faron<br />
Young 1955. Wer sich daran hielt und den Mo<strong>to</strong>r<br />
seines Straßenkreuzers oder Mo<strong>to</strong>rrads aufdrehte,<br />
eröffnete sich zumindest<br />
die Chance des „die<br />
young". James Dean lässt<br />
grüßen.<br />
Für Jan Berry wäre es im<br />
April 1966 beinahe auch<br />
Realität geworden. Der<br />
Sänger des Surf-Duos<br />
Jan & Dean krachte in seinem Corvette Stingray<br />
mit 80 Meilen in einen parkenden Lastwagen. Zwei<br />
Monate Koma, Hirnverletzung und Lähmungen<br />
waren die Folge. Es dauerte Jahre, bis Jan wieder<br />
singen konnte. Makabrerweise hatte das Duo zwei<br />
Jahre zuvor einen Hit mit dem Song "Dead Man’s<br />
Curve" gelandet, den Berry mit Beach Boy Brian<br />
Wilson geschrieben hatte. Darin besang er eine<br />
Strecke des Sunset Boulevard, die bei Jugendlichen<br />
als Rennstrecke beliebt war. Im Lied jagen sich ein<br />
Stingray und ein Jaguar, bis es in der Kurve zum<br />
Crash kommt. Das Ende vom Lied: „Well, <strong>the</strong> last<br />
thing I remember, Doc, I started <strong>to</strong> swerve and <strong>the</strong>n<br />
I saw <strong>the</strong> Jag slide in<strong>to</strong> curve. I know I’ll never forget<br />
that horrible sight" („Doc, das Letzte, an das ich<br />
mich erinnern kann: Ich kam ins Schlittern und sah<br />
dann, wie der Jaguar in die Kurve krachte. Ich werde<br />
das Bild niemals mehr vergessen"). Jan Berry verunglückte<br />
mit seinem Stingray<br />
nur wenig entfernt von der<br />
"Dead Man’s Curve". Seinem<br />
Arzt konnte er das<br />
Drama erst Monate später<br />
schildern.<br />
Zu schnell auf regennasser Straße, mangelnde Erfahrung,<br />
Alkohol, Wettfahrten – mit genauen Tempoangaben<br />
(80 oder 90 Meilen in der Stunde): Die Totengräber<br />
unter den Liedtextern griffen immer wieder<br />
auf diese Versatzstücke zurück. Und nur wenige Plattenproduzenten<br />
konnten der Versuchung widerstehen,<br />
das Ganze lautmalerisch zu instrumentieren. Bei<br />
"The Leader Of The Pack" der Shangri-Las hört man<br />
sogar, wie der Angehimmelte mit seinem Mo<strong>to</strong>rrad<br />
Gas gibt – und dann das Quietschen der Bremsen.<br />
„Pass auf, pass auf, pass auf, pass auf", schreit seine<br />
Freundin noch. Er hört<br />
sie nicht mehr. Mo<strong>to</strong>rräder<br />
als noch riskantere Variante<br />
im Straßenverkehr brachten<br />
es längst nicht auf so viele<br />
Ver ewigungen in Vinyl wie<br />
die Crash-Fahrten mit Au<strong>to</strong>s.<br />
Das heißt aber nicht,<br />
dass die Aufnahmen weniger<br />
eindrucksvoll waren. Mit unheilvollen Klängen bereiten<br />
Schlagzeug und Gitarre die Katastrophe in "Bat<br />
Out Of Hell" von Meat Loaf vor. Der Mo<strong>to</strong>rradfahrer<br />
rast schneller als je zuvor,<br />
dann die unerwartete<br />
Kurve – und es ist zu spät.<br />
Der Biker liegt mit schwersten<br />
Verletzungen auf der<br />
Straße und sieht sein eigenes<br />
Herz im aufgerissenen<br />
Brustkorb. Das klingt fast<br />
schon wie eine Satire. Dieser<br />
Verdacht liegt auch bei "<strong>John</strong>ny Don’t Do It" von<br />
10cc nahe. Da ist der Zweiradfahrer schon auf Erden<br />
ein Engel, bevor er in einen Truck rast.<br />
Die „Tragedy Songs" über<br />
schwere Unfälle haben eine<br />
lange Tradition. Schon<br />
1942 besang Roy Acuff<br />
ein "Wreck On The Highway",<br />
bei dem Whiskey<br />
im Spiel war. 1980 griff<br />
Bruce Springsteen Titel<br />
und Thema wieder<br />
auf. Hieß es bei<br />
Acuff „There was<br />
whiskey and blood all <strong>to</strong>ge<strong>the</strong>r mixed with<br />
glass where <strong>the</strong>y lay" („Sie lagen dort – in<br />
Whiskey, Blut und zerbrochenem Glas"),<br />
dichtete der Boss „There was blood and<br />
glass all over ... I seen a young man lying<br />
by <strong>the</strong> road. He cried Mister, won’t you help<br />
me please" („Überall Blut und Glas ... Ich<br />
habe einen jungen Mann gesehen, der am Straßenrand<br />
lag. Er schrie: Mister, so helfen Sie mir doch").<br />
Zu Springsteens Jugenderfahrung in New Jersey<br />
gehörte das Cruising auf dem Turnpike<br />
oder auf „dusty beach roads"<br />
wie selbstverständlich dazu.<br />
Seine Aufnahmen "Racing<br />
In The Street" und "Thunder<br />
Road" geben Zeugnis davon.<br />
Letzteres eine Reminiszenz<br />
an Robert Mitchums "Ballad Of<br />
Thunder Road" von 1958. Darin erzählte<br />
der Schauspieler-Sänger noch einmal die Geschichte<br />
seines Films „Thunder Road" über einen Schwarzbrenner,<br />
der bei der Verfolgungsjagd mit der Polizei<br />
von der Straße ab- und umkommt.<br />
Mit 90 mph in den Tod<br />
Die Amerikaner haben offenbar eine morbide Vorliebe<br />
für Balladen über den Unfall<strong>to</strong>d. Englische<br />
Popmusik wurde davon allenfalls nur am Rand berührt<br />
("A Day In The Life" der Beatles, "Terry" von<br />
Twinkle, "Crawling From The Wreckage" von Dave<br />
Edmunds). Im Land von<br />
Ford Mo<strong>to</strong>r Company und<br />
General Mo<strong>to</strong>rs, in dem<br />
Au<strong>to</strong>s zum Lebensgefühl<br />
gehören, zählten diese<br />
Dramen schließlich zum<br />
festen Reper<strong>to</strong>ire – besonders<br />
in der Countrymusik.<br />
Dave Dudley ließ einen<br />
Truck-Fahrer bei einer Wettfahrt tfahrt ("Fireball Rolled A<br />
'7'") sterben. Porter Wagoner eröffnete seine Konzerte<br />
regelmäßig mit "The Carroll County Accident",<br />
bei dem die Fahrerin des Au<strong>to</strong>s überlebt, aber nicht<br />
ihr Beifahrer, ein verheirateter Mann. Der Skandal<br />
der Affäre der beiden<br />
wird vertuscht. Frisch<br />
verheiratet waren dagegen<br />
die beiden in Paul<br />
Hamp<strong>to</strong>ns "Two Hour<br />
Honeymoon", deren<br />
Hochzeitsreise mit dem<br />
Tod der Braut endet: „We<br />
were driving <strong>to</strong>o fast."<br />
S<strong>to</strong>newall Jackson erzählt von "B.J. The D.J.",<br />
der zwischen seinen Jobs als Radiomodera<strong>to</strong>r und<br />
Plattenaufleger bei „Record Hops" mit einem alten<br />
Au<strong>to</strong> hin- und herrast. Die Warnungen seiner Mutter<br />
schlägt B.J. in den Wind.<br />
Auch er fährt zu schnell<br />
und endet mit „90 miles<br />
an hour".<br />
Auf <strong>the</strong>atralischste Weise<br />
inszenierte Countrysänger<br />
Vern S<strong>to</strong>vall den<br />
musikalischen Unfallbericht<br />
in "Long Black Limousine". Seine Geschichte<br />
beeindruckte viele Interpreten, die sie nach ihm in<br />
ergreifenden Versionen auf Vinyl<br />
brachten: Bobby Bare, O.C. Smith,<br />
Elvis Presley, Willie Nelson mit<br />
Rattlesnake Annie und andere. Es<br />
beginnt mit dem oft von Nashville-<br />
Interpreten verwendeten Klischee<br />
vom Mädchen, das seinen Freund<br />
sitzenlässt, um in der großen Stadt<br />
groß rauszukommen: Eines Tages<br />
werde sie in einem Klasse-Au<strong>to</strong> zurückkehren. Und<br />
so kommt es auch, sie hat sogar einen Chauffeur.<br />
Nur dass er sie in einem Leichenwagen<br />
transportiert – in der langen<br />
schwarzen Limousine des Titels.<br />
Das Lied, das alle Elemente<br />
der Teenage-Dramen enthält,<br />
bildet den Zenit des<br />
Genres: „The party, <strong>the</strong> party,<br />
<strong>the</strong> fatal crash that night. Well,<br />
<strong>the</strong> race upon <strong>the</strong> highway, oh <strong>the</strong> curve you<br />
didn’t see ..." („Eine Party, eine Party, der tödliche<br />
Unfall in der Nacht. Das Rennen auf dem Highway<br />
und die Kurve, die du nicht sahst"). Die Beerdigung<br />
bringt ihr die Beachtung, die sie ersehnte.<br />
Biker im Geschwindigkeitsrausch<br />
Dass Mo<strong>to</strong>rräder Unheil anziehen<br />
können, erfuhr auch<br />
Bob Dylan am 29. Juli 1966,<br />
als er auf seiner Triumph<br />
500cc nahe Woods<strong>to</strong>ck verunglückte.<br />
Seine Fahrt war<br />
buchstäblich halsbrecherisch,<br />
angeblich verletzte Dylan sich<br />
an der Halswirbelsäule. Wenige Tage zuvor war sein<br />
Freund Richard Farina bei einem Mo<strong>to</strong>rradunfall<br />
ums Leben gekommen. 22 Jahre später nahm Dylan<br />
das Lied "Ninety Miles An Hour (Down A Dead End<br />
Street)" (LP: DOWN IN THE GROOVE) auf. Der Text:<br />
eine heimliche Affäre zweier verheirateter Erwachsener,<br />
die dramatisch zu enden<br />
droht. Wie bei "Life In<br />
The Fast Lane" der Eagles<br />
ist das Ganze als Metapher<br />
inszeniert. Mit Hochgeschwindigkeit<br />
rasen die<br />
beiden auf einem Mo<strong>to</strong>rrad<br />
(„with <strong>the</strong> devil in <strong>the</strong><br />
seat" - „mit dem Teufel als<br />
Sozius") auf eine Katastrophe zu. Geschrieben und<br />
aufgenommen hat den Song<br />
Don Robertson 1963. Ein<br />
Jahr später verlor er seinen<br />
16-jährigen Sohn Donny<br />
bei einem Frontalzusammens<strong>to</strong>ß<br />
zweier Au<strong>to</strong>s.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89
BOB DYLAN<br />
Anfang November ist bei Columbia Records ein umfangreiches<br />
Boxset erschienen, das die komplette offizielle Discographie Bob<br />
Dylans umfasst. Grund genug für <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Ulrich<br />
Schwartz zurückzublicken – auf seine ganz persönliche Reise zu<br />
Bob Dylan.<br />
Von Ulrich Schwartz<br />
Fo<strong>to</strong>: © Sony <strong>Music</strong><br />
Natürlich beginnt nt eine e Reise e immer mer am Anfang.<br />
Diese nicht. Denn wer im Alter zwischen zehn<br />
und 14 Jahren seine Rock'n'Roll-Sozialisation erlebt<br />
(sich also etwa 1977 von Chris Roberts und<br />
Bernd Clüver in Richtung Sweet und Uriah Heep<br />
aufmacht), hat für einen Bob Dylan einfach keinen<br />
Platz. Der Meister war zu besagter Zeit mit DESIRE,<br />
HARD RAIN und AT BUDOKAN präsent. Gewiss gab<br />
es damals erste Berührungspunkte, dennoch dauerte<br />
es einige Zeit, bis man das am Lagerfeuer gesungene<br />
"Blowin' In The Wind" mit diesem nun vor sich<br />
hinknödelnden Waldschrat verband. Das „Phänomen<br />
Dylan" ging zumindest an mir damals so gut wie<br />
spurlos vorbei.<br />
Zeitsprung ins Jahr 1993: Als zwischenzeitlich gestandener<br />
Folkfan s<strong>to</strong>ße ich auf das ein Jahr zuvor<br />
veröffentlichte GOOD AS I BEEN TO YOU, auf dem<br />
Bob Dylan zahlreiche mehr oder weniger bekannte<br />
Songs aus dem großen amerikanischen Folkkanon<br />
wie "Hard Times", "Blackjack Davey" oder "Sittin' On<br />
Top Of The World" nur zur Gitarre und Mundharmonika<br />
zum Besten gibt. Hat was. Nach Erwerb des<br />
Nachfolgers mit vergleichbarem Konzept (WORLD<br />
GONE WRONG) erwacht das Interesse an diesem<br />
Mann. Ja, da war doch mal früher was, "Blowin' In<br />
The Wind" am Lagerfeuer, Folkikone, Protestsänger,<br />
Greenwich Village, ein mysteriöser Mo<strong>to</strong>radunfall,<br />
Judas!, das 65er Newport Folk Festival, bei dem Pete<br />
Seeger hinter der Bühne mit einer Axt die Kabel zu<br />
den Verstärkern in Stücke<br />
hacken wollte …<br />
Also ran an diese Aufgabe,<br />
zur Not rollt man die Geschichte<br />
eben von hinten<br />
auf. Dabei aber die 80er-<br />
Alben wie KNOCKED OUR<br />
LOADED, EMPIRE BUR-<br />
LESQUE, REAL LIVE, INFI-<br />
DELS, SHOT OF LOVE und<br />
SAVED generös überspringen<br />
und beim Live-Epos<br />
AT BUDOKAN weitergemacht.<br />
Und hey, was für<br />
ein unglaublicher Auftakt<br />
eines Konzerts, "Mr. Tambourine<br />
Man" (… kannte man ja zuvor nur von den<br />
Byrds …), "Shelter From The S<strong>to</strong>rm", "Love Minus<br />
Zero/No Limit" (… das sollte ein Liebeslied sein?<br />
Mit diesem Text?), "Ballad Of A Thin Man", "Don't<br />
Think Twice, It's Allright". lrig<br />
Auch das Ende<br />
der zweiten CD<br />
mit<br />
"Forever<br />
r<br />
Young" und "The Times They<br />
Are A-Changin'" hatte es gehörig<br />
in sich, Mann, n, was<br />
hatte te man<br />
da jahrelang verschlafen?!<br />
en?!<br />
So, jetzt war es<br />
genug<br />
des Stückwerks, spätestens<br />
nach einer<br />
er<br />
Urlaubslektüre<br />
re<br />
von Gottfried<br />
Blumensteins<br />
Dylan-Biografie<br />
(„Mr.<br />
Tambourine<br />
Man – Leben<br />
und Musik von<br />
Bob Dylan") wurde das Er-<br />
arbeiten dieses Künstlers generalstabsmäßig angegangen.<br />
Doch schon mit dem 1962er Debüt BOB<br />
DYLAN dann der erste Schock: ein junger Mann,<br />
ganz allein an Gitarre und Mundharmonika, noch<br />
dazu größtenteils mit fremdem (bzw. frech angeeignetem)<br />
Material – nein, so hatte man sich das Erwachen<br />
eines Genies wahrlich nicht vorgestellt. Doch<br />
mit THE FREEWHEELIN' BOB DYLAN, THE TIMES<br />
THEY ARE A-CHANGIN', ANOTHER SIDE OF BOB<br />
DYLAN, BRINGING IT ALL BACK HOME, HIGHWAY<br />
61 REVISITED und BLONDE ON BLONDE relativiert<br />
sich dieses Zerrbild dann schnell wieder, Songs wie<br />
"Mas ters Of War", "Ballad Of Hollis Brown", "With<br />
God On Our Side", "My Back Pages", "Desolation<br />
Row", "Like A Rolling S<strong>to</strong>ne", "I Want You" und<br />
"Sad Eyed Lady Of The Lowlands" müssen vor allem<br />
textlich erarbeitet werden, und das ist ja nur die<br />
Spitze des Eisberges! Unverzichtbarer Helfer bei dieser<br />
„Arbeit" war das Zweitausendeins-Buch „Lyrics<br />
– Songtexte 1962–1985", in dem sich alle Dylan-<br />
Songs aus dieser Zeit sowohl im Original als auch in<br />
der deutschen Übersetzung finden.<br />
Was sich sei<strong>the</strong>r getan hat? Natürlich sind alle Sammlungslücken<br />
einschließlich der übersprungenen 80er-<br />
Werke geschlossen; neben den offiziellen Alben gab<br />
und gibt es ja noch etliche Nebenprojekte wie die<br />
1985 veröffentlichte „Restesammlung" BIOGRAPH.<br />
Dazu<br />
die<br />
so genannte nnte<br />
Official Bootleg<br />
Series, es<br />
größtenteils ei Livemitschnitte,<br />
die aktuell auch<br />
schon bei Volu-<br />
me 10 angekommen sind, die<br />
ers ten acht LPs als Mono-CDs<br />
in<br />
einer er<br />
Box, Greatest-Hits-Alben.<br />
Auch Tribute-Werke wie der<br />
äußerst empfehlenswerte ehl Soundtrack<br />
I'M NOT THERE zum<br />
gleichnamigen 2007er-Film<br />
von Todd Hayes, bei dem<br />
Dylan von verschiedenen<br />
Schauspielern<br />
(u.a.<br />
Richard Gere und<br />
Kate Blanchett)<br />
dargestellt wird<br />
und Künstler wie<br />
Jim James, Calexico oder<br />
Roger McGuinn seine Songs<br />
spielen, dürfen nicht fehlen.<br />
Und ein Ende dieser Reise ist nicht abzusehen: Bob<br />
Dylan veröffentlicht ja in regelmäßigen Abständen<br />
immer noch starke Alben – und er befindet sich seit<br />
Jahren auf seiner „Never Ending Tour". Keinem Dylan-Fan<br />
droht also Langeweile.<br />
Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
BORN ON THE BAYOU<br />
New Orleans – Stadt eines ganz speziellen Lebensgefühls,<br />
das gleichermaßen von purer, temperamentvoller<br />
Lebensfreude und der Bereitschaft zum<br />
genussvollen Entspannen geprägt wird. Dieser reizvolle<br />
Mix ist auch die Grundlage dortiger Musik, sei<br />
es Blues, Rhythm & Blues, Rock'n'Roll oder Cajun<br />
und Zydeco. Inspiriert vom Feeling der Bayous, der<br />
Sumpf gebiete Louisianas, präsentiert das britische<br />
Qualitäts-Reissue-Label Ace eine Reihe von bislang<br />
vier CDs mit feinen Taten schwarzer und weißer Musiker.<br />
Das Quartett erweitert bestens die vielen schon<br />
erhältlichen N.O.-Sampler.<br />
Das Startalbum BOPPIN' BY THE BAYOU (2012)<br />
überzeugte sofort mit kraftvollen<br />
Ohrwürmern, die ganz selbstverständlich<br />
Allgemein-Rockiges mit<br />
lokalen Errungenschaften kreuzten.<br />
Killer-Nummern wie "That's All Right<br />
Mama" (Nathan Abshire), "Kansas<br />
City" (Warren S<strong>to</strong>rm) und "Release<br />
Me" (Rocket Morgan – viel besser<br />
als Engelberts englische Schnulzenversion!)<br />
stehen neben Gleichwertigem minderen<br />
Bekann<strong>the</strong>itsgrades wie "Tag Along" (Tommy Todd)<br />
CD-Reihe mit Verstand & Raritäten<br />
oder "Watch My Smoke"<br />
(Vince Anthony). 2013<br />
folg te BOPPIN' BY THE<br />
BAYOU AGAIN mit genauso<br />
wundervollen Liedern wie<br />
"Got A Right To Cry" (Glen<br />
Owens), "Carry On" (Rusty<br />
Kershaw) oder "Going Back<br />
To Cocodrille" (Cajun Joe)<br />
sowie <strong>John</strong>ny Janos "Rock And Roll Baby".<br />
BLUESIN' BY THE BAYOU (2013) macht dem Titel<br />
alle Ehre. Golfküsten-Blues zwischen markigen East-<br />
Texas-Klängen und gemütlicheren Delta-Ausformungen.<br />
Höhepunkte<br />
sind "Just<br />
Give A Chance"<br />
(Silas Hogan),<br />
"Worried Life<br />
Blues" (Clif<strong>to</strong>n<br />
Chenier), "I'm<br />
A<br />
Natural Born<br />
Man" (Joe Mayfield)<br />
und "I Ain't Got No Money" (Lightnin' i Slim).<br />
So verschwitzt und zugleich die „grauen Zellen"<br />
ansprechend sollte Blues<br />
immer sein!<br />
Das gilt auch für<br />
RHYTHM'N'BLUESIN'<br />
BY THE BAYOU (2013).<br />
Eigentlich gibt es hier<br />
ebenfalls nur unproblematische<br />
Mainstream-<br />
i J h J "R k Klänge dieses dehnbaren Genres – doch der unverkennbare<br />
N.O.-Touch macht eben auch aus<br />
"Rocky" (Rockin' Sidney), "Cool Down Baby" (Jerry<br />
Morris) oder "She's My Morning Coffee" (Sidney<br />
Simien) Songs von besonderem Format.<br />
Auffällig: Die großen Namen – etwa Fats Domino,<br />
Lee Dorsey, die Neville Bro<strong>the</strong>rs, Dr. <strong>John</strong> – sucht<br />
man vergebens, aber die sind ohnehin schon reichlich<br />
verfügbar. Hier schlägt die Stunde verkannter und<br />
vergessener Acts, von denen der Normalverbraucher<br />
zumeist sicher keine kompletten Alben benötigt,<br />
wohl aber die hier enthaltenen Highlights. Ein klarer<br />
Vorteil für diese <strong>to</strong>llen, sinnvollen Kopplungen, die<br />
auch mit Detailinfos in den Booklets nicht geizen.<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
JAHRES<br />
ZEITEN<br />
Zum ersten Mal seine komplette Studioalben-<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 91<br />
www.reinhard-mey.de www.universal-music.de
Fo<strong>to</strong>: © Bernard Matussière<br />
Fela Kuti ist einmal mehr im Gespräch. Am 15. Ok<strong>to</strong>ber hätte der<br />
Mitbegründer des Afro-Beat seinen 75. Geburtstag gefeiert, 2012<br />
hatte sich sein Todestag zum 15. Mal gejährt. Zugleich dokumentieren<br />
einige Publikationen die erneute Auseinandersetzung mit dem<br />
einflussreichen nigerianischen Musiker.<br />
Von Alexander Neumann<br />
Fela Kuti umringt von<br />
seinen Sängerinnen<br />
Viele weitere Musiker pflegen<br />
sein musikalisches Erbe, auch<br />
in seiner Familie hat der Afro-<br />
Beat nach wie vor einen hohen<br />
Stellenwert. So hat sich Kutis<br />
ältester Sohn Femi (*1962) von<br />
Album zu Album zunehmend<br />
dem reinen Afro-Beat verschrieben<br />
und den African Shrine im<br />
Sinn seines Vaters neu belebt.<br />
Sein Bruder Seun (*1983) führt<br />
seit dem Tod des Vaters dessen Band weiter.<br />
Was für ein Mensch war Kuti? Musiker, natürlich,<br />
doch er setzte sich auch als politischer Kämpfer<br />
in seinen Liedern stets unbeugsam mit den unhaltbaren<br />
sozialen Zuständen und den von Korruption<br />
geprägten Militärdiktaturen in Nigeria auseinander.<br />
Auf diese Weise geriet er zu einer der wichtigsten und<br />
einflussreichen afrikanischen Persönlichkeiten. Seinen<br />
Afro-Beat hatte er Ende der Sechziger mit dem<br />
Schlagzeuger Tony Allen aus dem Highlife entwickelt,<br />
einer westafrikanischen Jazz-Stilart. Die Mischung<br />
aus hypnotischer Polyrhythmik, Jazz, Funk und afrikanischen<br />
Musikelementen bot Kuti das Fundament,<br />
seine in Pidgin-Englisch geäußerte Kritik in<br />
langen Jams und mit Songs zu präsentieren, die<br />
sich über komplette LP-Seiten erstreckten.<br />
Klar, dies stieß den Machthabern auf, sie legten<br />
en<br />
dem Musiker immer wieder Steine in den Weg. Die<br />
Situation eskalierte, als 1977 über 1000 Soldaten Kalakuta<br />
stürmten, Felas Gefolgsleute niederknüppelten<br />
und die weiblichen Bewohner vergewaltigten. Später<br />
musste Kuti mit seiner En<strong>to</strong>urage für zwei Jahre das<br />
Land verlassen, Mitte der Achtziger wanderte er für<br />
anderthalb Jahre in den Knast. Die ewigen Auseinandersetzungen<br />
zermürbten den Menschen und Künstler,<br />
er wurde – obendrein als Folge seiner Erkrankung<br />
– in seinen letzten Jahren unproduktiver. Die Einlieferung<br />
ins Krankenhaus kam zu spät, er registrierte die<br />
Aids-Diagnose nicht mehr.<br />
Am 12. August 1997 zog eine Million Menschen<br />
zu Kutis Schrein, um sich zu verabschieden. Den<br />
durch die Straßen gefahrenen Glassarg umsäumten<br />
Zehntausende. Der Trauerzug brauchte für die 33 Kilometer<br />
lange Fahrt sieben Stunden, die dabei Kuti-<br />
Lieder spielende Band machte keine Sekunde Pause.<br />
Ein „ewiger Jam", der Fela wohl gefallen hätte.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Bernard Matussière<br />
Fo<strong>to</strong>: © Janet Griffith<br />
Verdient macht sich hierbei vor allem das New Yorker<br />
Label Knitting Fac<strong>to</strong>ry – mit der Wiederveröffentlichung<br />
des Gesamtwerks von rund 50 LPs, sämtlich<br />
digital remastert und ausgestattet mit aktuellen Begleittexten.<br />
2012 war bereits das unveröffentlichte<br />
Live-Album LIVE IN DETROIT 1986 erschienen und<br />
– noch wichtiger – die Neuauflage der Biografie „Fela<br />
Kuti – This Bitch Of A Life" (bei Zweitausendeins).<br />
Die Publikationen bedienen eine Nachfrage, auf<br />
die bereits etliche Musikprojekte vergangener Jahre<br />
hindeuteten. Bereits zu Beginn der Siebziger waren<br />
Afro-Beatbegeisterte nach Lagos gezogen, um<br />
Kutis Club African Shrine in der Kommune Kalakuta<br />
zu besuchen (Kuti hatte seinen Grundbesitz<br />
zur einzigen freien Republik Nigeria ausgerufen),<br />
darunter Ginger Baker, James Brown und Paul Mc-<br />
Cartney. Heute beziehen sich u.a. Blur-Sänger Damon<br />
Albarn (er konnte 2007 für sein Projekt und<br />
Album THE GOOD, THE BAD & THE QUEEN die<br />
Afro-Beatlegende Tony Allen gewinnen), Radiohead-Sänger<br />
Thom Yorke, Flea von den Red Hot<br />
Chili Peppers und die Alternative-Band Vampire<br />
Weekend auf Kuti & Co. Außerdem konnte Knitting<br />
Fac<strong>to</strong>ry in Kooperation mit der Red Hot Organization<br />
diverse Künstler verpflichten, en die für eine<br />
Kampagne zur Aids-Bekämpfung Kuti-Songs neu<br />
interpretiert hatten (siehe Rezension RED HOT +<br />
FELA in diesem Heft). Fela Kuti war am 2. August<br />
1997 an der Krankheit ges<strong>to</strong>rben.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Janet Griffith<br />
Kuti spielte<br />
Keyboard, aber<br />
auch Saxofon<br />
Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong><br />
<strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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Rory Gallagher<br />
Gangster-Box und<br />
Taste-Probleme<br />
Wenn die Archive fast leergeräumt sind, müssen neue Ideen her,<br />
um die musikalische Hinterlassenschaft des Bruders weiter auszuwerten.<br />
Sagt sich der geschäftstüchtige Donal Gallagher, Nachlassverwalter<br />
des am 14. Juni 1995 vers<strong>to</strong>rbenen Kultmusikers Rory<br />
Gallagher (†47). Das Resultat kann sich sehen und hören lassen:<br />
KICKBACK CITY ist eine opulent gestaltete 3-CD-Box. Sie enthält 14<br />
"<br />
Verbrecher"-Songs, die Livepräsentation von sieben dieser Stücke<br />
(entspricht auszugsweise der DVD LIVE FROM CORK) sowie eine<br />
dritte CD: Für sie las der Schauspieler Aidan Quinn die S<strong>to</strong>ry, die<br />
der renommierte Krimi-Au<strong>to</strong>r Ian Rankin exklusiv für dieses Projekt<br />
schrieb.<br />
Von Philipp Roser<br />
Donal, KICKBACK CITY war<br />
deine Idee?<br />
Richtig. Sie kam mir<br />
2002, als ich an WHEELS<br />
WITHIN WHEELS arbeitete.<br />
Allerdings musste<br />
ich die Umsetzung verschieben,<br />
weil ich zu wenig<br />
Zeit hatte. Ich nahm<br />
Kontakt zu Ian Rankin<br />
auf, der ein großer Rory-<br />
Fan ist. Ich bat ihn um<br />
einen Begleittext, doch er<br />
schrieb gleich eine komplette<br />
„Crime-S<strong>to</strong>ry" um<br />
Rorys Songs herum. Dann<br />
Rory und Donald Gallagher<br />
kontaktierte ich den ame-<br />
rikanischen Comic-Zeichner Timothy Truman, ebenfalls ein Riesenfan von<br />
Rory, wegen der Illustration. Das dauerte, weil er<br />
gerade mit einer Covergestaltung für Grateful<br />
Dead beschäftigt war.<br />
Rory war ein begeisterter Krimi-Leser ...<br />
Ja, die Regale waren vollges<strong>to</strong>pft damit, auf Tourneen<br />
schleppte er Unmengen von Büchern mit.<br />
Rory liebte auch Schauspieler wie James Cagney,<br />
Humphrey Bogart. Und er ließ sich durch<br />
sie zu Songs inspirieren: ”Continental tal<br />
OP" war ein Tribut an Dashiell Hammett.<br />
Als ich das Projekt anging, hatte ich drei<br />
CDs voller Rory-Songs, die im<br />
weitesten Sinne mit Verbrechen<br />
zu tun hatten.<br />
Die Tracks auf KICKBACK CITY<br />
sind alle schon mal veröffentlicht<br />
worden ...<br />
Richtig. Die meisten Songs stam-<br />
men aus der Zeit von DEFENDER,<br />
also aus den 80er Jahren – einer Pha-<br />
se, in der Rorys Schaffen nicht so richtig<br />
Drei Hardcore-Rory-Fans: Ian Rankin, Donal Gallagher<br />
und sein Sohn Daniel (v.l.)<br />
gewürdigt wurde. Welche Relevanz seine Songs nicht nur aus jener Zeit heute<br />
noch haben, zeigt angesichts der aktuellen ökonomischen Situation "Loanshark<br />
Blues”: Der Titel beschreibt die aktuellen Probleme vieler Menschen –<br />
und das nicht nur in Irland!<br />
Was liegt in nächster Zeit an?<br />
Mein Sohn Daniel sichtet gerade die Aufnahmen von der IRISH TOUR '74,<br />
denn da steuern wir ja auf das 40-jährige Jubiläum zu. Und wir überlegen<br />
schon, was wir zu Rorys 20. Todestag machen können. Außerdem sind die<br />
Taste-Wiederveröffentlichungen fertig im Kasten. Doch da gibt es immer noch<br />
offene juristische Fragen.<br />
Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Yoko Ono/<br />
Plastic Ono Band<br />
Höllenfahrt<br />
Top-fit präsentiert sich <strong>John</strong> Lennons Witwe Yoko Ono auf ihrem<br />
überraschenden neuen Album TAKE ME TO THE LAND OF HELL. Die<br />
hier gebotene Bandbreite ist erstaunlich: Sie lehnt sich zwar<br />
relativ dicht an Pop- und Rockstrukturen an, zeigt mitunter<br />
sogar Hitpotenzial, bietet aber doch immer bunt-avantgardistisches<br />
Ohrenkino.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Klassik. Dabei gibt die Lady<br />
ihre berühmt-berüchtigten<br />
Schreie, Laute und Lacher<br />
von sich, allerdings begleitet<br />
von schwerschleppenden<br />
Funkbeats<br />
wie bei "Cheshire<br />
Cat"; oder sie singt<br />
(ja!) den Titelsong<br />
als ergreifende Ballade.<br />
„Ich wollte<br />
nicht einfach Kompositionen<br />
anderer<br />
präsentieren, ich war<br />
schon als Teenager<br />
so ehrgeizig. Ich wollte<br />
etwas Eigenes, Einzigartiges<br />
kreieren, das den Sound der Welt erweitert.<br />
Denn wir alle brauchen stets<br />
neue Herausforderungen! Wenn wir die<br />
nicht haben, wird uns langweilig, und<br />
wir werden '<br />
couch pota<strong>to</strong>es'. Es ist so großartig,<br />
dass wir uns Aufgaben stellen können. Sie halten<br />
uns jung, gesund und aktiv", erklärt Yoko Ono mit<br />
listigen, hellwach funkelnden Augen.<br />
Sehr eindringlich sind auch die Albumtexte, in<br />
denen die Universalkünstlerin poetisch gereimt<br />
über das hektische Leben in New York, über Idealismus,<br />
Liebe und Vergänglichkeit oder auch das<br />
Tanzen singt. Dabei schafft Yoko Ono zwischen<br />
ihrer so markanten Stimmkunst und dem emoti-<br />
Yoko Ono feierte im letzten Februar mit<br />
einem Konzert ihrer neubesetzten Plastic<br />
Ono Band in der ausverkauften Berliner<br />
Volksbühne ihren 80. Geburtstag: energetischer<br />
Gesang in einer von Sohn Sean und der<br />
Band errichteten, basserfüllt wummernden Rockkulisse;<br />
dazu Tänze über die Bühne – niemand mochte<br />
glauben, dass hier eine doch schon etwas ältere<br />
Dame in Aktion war. Bei diesem Konzert testete<br />
Yoko Ono einige brandneue Lieder, die sie dann kurz<br />
darauf in New York für ihre zehnte CD TAKE ME<br />
TO THE LAND OF HELL aufnahm. Auf dem Album<br />
bündelt sie viele der Ideen, die sie als „Ikone der<br />
Popkultur" während der<br />
letzten zwei, drei Jahre mit<br />
Sean, der Plastic Ono Band<br />
und Gästen wie Lenny Kravitz,<br />
Wilco-Gitarrist Nels<br />
Cline und den Beastie Boys<br />
im Studio entwickelt hat.<br />
Ono baut ganze Klanguniversen<br />
(teils innerhalb<br />
eines Songs), integriert<br />
Rock, Electro, verspielte avantgardistische Psychedelia,<br />
eine Prise Country und sogar einen Hauch<br />
Yoko Ono mit Thurs<strong>to</strong>n Moore u. Shayna Dunkelman<br />
Fo<strong>to</strong>: © Olaf Maikopf<br />
Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
onalen Gesang meditative Ausgeglichenheit. Sie<br />
mischt sich ein, bleibt aktiv und denkt nicht an<br />
so etwas wie einen geruhsamen Lebensabend.<br />
Lieber singt Yoko Ono bereits im Eröffnungssong<br />
"Moonbeams", wohin ihre Reise geht: u.a. auf<br />
den Dancefloor eines kosmischen Clubs. „Tanzen<br />
ist ein Teil von mir und meines Lebens. Tanzen,<br />
Lachen und etwas Rhythmisches kreieren, das ist<br />
wichtig. Und schließlich ist es eine aktive körperliche<br />
und geistige Übung. Musik ist der Jungbrunnen<br />
für uns alle. Dagegegen ist so etwas wie ein<br />
Marsch rhythmus etwas sehr Trauriges. Denn wer<br />
marschiert, kann auch erschossen werden."<br />
Ein wichtiger Teil von Yoko Onos künstlerischer<br />
Arbeit bezog sich schon immer auch auf Musik,<br />
Gesang und Poesie. Man denke nur an so großartige<br />
Alben wie FLY von 1971 oder RISING (1995).<br />
Ihre Tradition der darauf<br />
inszenierten<br />
Verknüpfung<br />
von<br />
Experiment und<br />
zeitgenös-<br />
enössischer<br />
Strömung<br />
setzt<br />
sie mit<br />
dem en Album<br />
fort,<br />
das<br />
sie selbst als<br />
ihr bisher besteeinordnet:<br />
„Ich bin sehr<br />
dankbar, dass<br />
die Arbeit daran zu einem wirklich<br />
guten Resultat führte. Ich mag keine<br />
alten Sounds, für mich existiert<br />
keine Vergangenheit. Lieber be-<br />
neu-<br />
fasse ich mich mit neuen n Ideen<br />
und frischen Klängen. Denn<br />
nur das Hier und Jetzt bringen<br />
mich weiter."<br />
Yoko Ono ist seit den frühen<br />
Fünfzigern als Künstlerin,<br />
Feministin sowie Umwelt- und<br />
Friedensaktivistin aktiv. In New<br />
York wurde sie Mitglied der<br />
neuen Kunstrichtung Fluxus<br />
(Credo: der Angriff auf das<br />
Kunstwerk im bürgerlichen en<br />
Sinn); sie trat mit La Monte<br />
Young und <strong>John</strong> Cage auf.<br />
Dabei entwickelte sie auch<br />
ihren speziellen Gesang. Der<br />
Filmregisseur und Schriftsteller<br />
Jonas Mekas, auch<br />
bekannt als „Pate des amerikanischen<br />
Avantgardekinos",<br />
hält Yoko Ono für die wich-<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
tigste Konzeptkünstlerin der 50er und 60er Jahre.<br />
Ein Urteil, das noch immer weltweit mit Preisen<br />
und Auszeichnungen wie „Goldener Löwe der<br />
Kunstbiennale Venedig" oder „Oskar Kokoschka<br />
Preis" bestätigt wird. Erst im vergangenen Monat<br />
ehrte der noch amtierende Bundesaußenminister<br />
Westerwelle Yoko Ono in Berlin für ihr Friedensengagement<br />
mit dem „Theodor Wanner Preis".<br />
Noch immer wohnt Yoko Ono gegenüber<br />
vom New Yorker Central Park im Dakota<br />
Building – dort, wo am 8. Dezember 1980 ihr<br />
Ehemann <strong>John</strong> Lennon von David Chapman<br />
vor dem Eingangsportal erschossen wurde.<br />
Viele Jahre war sie von diesem Schicksalsschlag<br />
gezeichnet, Fragen zu <strong>John</strong> Lennon<br />
waren verboten. Lieber drückte sie sich musikalisch<br />
aus, denn Musik, so sagte sie damals,<br />
gibt ihr Sicherheit. Sie bekam ihre Trauer und<br />
ihr Leben dadurch wieder in den Griff, dass<br />
sie sich mit komplizierten Harmonien und<br />
Instrumentalmusik beschäftigte. Dies bot ihr die<br />
Möglichkeit, sich an einen komplexeren „Ort" zu<br />
begeben, der sie beruhigte. Inzwischen kann Yoko<br />
Ono wieder unbefangen über <strong>John</strong> Lennon sprechen<br />
– und darüber, wie es war, die Frau eines<br />
Beatles zu sein: (sie lächelt) „Sehr schwierig. Die<br />
Menschen wollten einfach nicht, dass wir ein Paar<br />
sind. Ich war immer irgendwie versteckt, wurde in<br />
diese Situation gebracht. Man will im Leben doch<br />
ohne Maske sein, sich nicht verstellen.<br />
Aber es ist sehr schwer,<br />
wenn die<br />
Gesellschaft das nicht will!"<br />
Z wei Wochen lang legten sich<br />
Yoko und <strong>John</strong> 1969 nach<br />
ihrer Hochzeit in Paris<br />
ins Bett.<br />
Das Paar lud dazu die<br />
Weltpres-<br />
se ein und sang mit "Give<br />
Peace A<br />
Chance" gegen den Krieg in<br />
Vietnam.<br />
Ono: „Uns ging es<br />
natürlich<br />
nicht um Sex in der Öf-<br />
fentlichkeit. Aber den<br />
hatten die<br />
Reporter<br />
und<br />
Fernsehteams<br />
erwartet. Wir dach-<br />
ten vielmehr ganz<br />
naiv, mit dieser<br />
intensiven<br />
Nähe, diesem<br />
Sich-<br />
Ausliefern,<br />
erreichen<br />
wir den<br />
Weltfrieden."<br />
Der<br />
hat<br />
für die in<br />
Tokio<br />
geborene<br />
Tochter<br />
ei-<br />
ner wohlha-<br />
benden Familie<br />
weiterhin<br />
Priori-<br />
tät – neben der Musik<br />
natürlich. Seit etwa zehn<br />
Jahren landen ihre Songs<br />
meist auf vorderen Plätzen<br />
der US-Dance-Charts,<br />
und<br />
internationale Remixer<br />
rei-<br />
ßen sich darum, alte Stücke<br />
von Yoko Ono zu bearbeiten.<br />
„Es ist unglaublich! Alles ging<br />
Sogar eine Gitarre hing sich Yoko Ono um.<br />
auf einmal ganz unerwartet los, plötzlich war ich<br />
Nr. 1 mit 'I'm Not Getting Enough'. Ich finde es<br />
<strong>to</strong>ll, wenn Menschen zu meiner Musik tanzen."<br />
Das war mal anders, denn Yoko Onos Alben der<br />
1970er Jahre wie APPROXIMATELY INFINITE<br />
UNIVERSE oder FEELING<br />
THE SPACE waren alles<br />
andere als erfolgreich:<br />
zu schrill, zu abenteuerlich,<br />
mehr Kunst als Musik.<br />
Erst mit dem kurz vor<br />
<strong>John</strong> Lennons Ermordung<br />
veröffentlichten DOUBLE<br />
FANTASY (<strong>John</strong> & Yoko),<br />
auf dem sich ihre Kompositionen<br />
abwechseln,<br />
erntete nun auch sie Anerkennung.<br />
Manche Kritiker<br />
hielten Yokos Songs<br />
auf DOUBLE FANTASY<br />
sogar für interessanter und<br />
moderner als <strong>John</strong>s Mainstream-Popnummern.<br />
Damals<br />
bezeichneten New-<br />
Waver wie die B-52's oder<br />
Talking Heads Yoko Ono<br />
als eine ihrer wichtigsten<br />
Inspirationsquellen.<br />
Dreißig Jahre später hat Yoko Ono auf TAKE ME<br />
TO THE LAND OF HELL ihre Musik zwar weiter<br />
perfektioniert, sich dabei aber keinesfalls dem<br />
Massengeschmack unterworfen. Vielmehr zeigt<br />
sie sich als s<strong>to</strong>lze Heldin, Kopf,<br />
Gesicht und Triebfeder einer unangepassten<br />
Künstlergeneration:<br />
„Egal was ich mache, ich genieße<br />
alles, auch weil mir bewusst ist,<br />
dass ich der Welt immer noch etwas<br />
gebe."<br />
Buch-Tipp:<br />
Die Ono-Biografie von Nicola<br />
Bardola (Verlag Langenmüller).<br />
Fo<strong>to</strong>: © Olaf Maikopf<br />
Kurt O. Werner<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 97
Lou Reed (†)<br />
Poet des<br />
Underground<br />
Lou Reed wurde am 2. März 1942 als Lewis Allan Reed in Brooklyn/New<br />
York geboren. Er war der Rebell aus dem Underground, ein mürrischer<br />
Querulant; ein Mann, der einen Song mit mehr als drei Gitarrenakkorden<br />
als Jazz bezeichnete, und ein Künstler, der als Protagonist des individuellen<br />
Ausdrucks die Lo-Fi-Bewegung initiierte. Nach einer erfolgreichen<br />
Lebertransplantation im Mai verstarb Reed am 27. Ok<strong>to</strong>ber 2013 im<br />
Alter von 71 Jahren aufgrund von Komplikationen in Zusammenhang<br />
mit dem Eingriff.<br />
Von Alan Tepper<br />
Schon in seiner Jugend lernte Reed die Schattenseiten<br />
der amerikanischen Gesellschaft kennen. Während<br />
andere zu den Klängen von Pop-Hits den für sie vorgezeichneten<br />
Weg einschlugen, wurde Reed von seinen<br />
Eltern in die Jugendpsychiatrie eingewiesen. Dort<br />
sollten seine homosexuellen Neigungen mit Elektroschocks<br />
„kuriert" werden. Nach ersten musikalischen<br />
Gehversuchen und einem Studium an der Syracuse<br />
University verdiente er sich kurze Zeit seinen Lebensunterhalt<br />
als Songwriter für Pickwick<br />
Records.<br />
Mit dem klassisch ausgebildeten<br />
Waliser <strong>John</strong> Cale gründete e<br />
Lou Reed 1965 Velvet Underground,<br />
eine richtungweisende e<br />
Band, die Andy Warhol schon<br />
früh unter seine Fittiche nahm.<br />
Den Pop-Art-Künstler faszinierten die düsteren, ausdrucksstarken<br />
und minimalistischen Songs. Velvet<br />
Underground standen weder für geschliffene Kompositionen<br />
und polierte Klänge noch für musikalische<br />
Perfektion. Warhol integrierte die Band in sein Projekt<br />
Exploding Plastic Inevitable, eine Art Multimediashow,<br />
bei der sich Filmvorführungen, Dichterlesungen, eine<br />
grelle Lightshow und musikalische<br />
Klangorgien zu<br />
einem Frontalangriff auf<br />
die Sinne vereinten. Der<br />
Künstler war auch für das<br />
Cover mit der abziehbaren<br />
Banane der Debüt-LP THE<br />
VELVET UNDERGROUND &<br />
NICO (1967) verantwortlich.<br />
Bizarre Texte ("Heroin",<br />
"Waiting For My Man"),<br />
Klangcollagen, Rückkopplungen<br />
und Reeds oft teilnahmslos wirkender Gesang<br />
prägten weitere ere Veröffentlichungen der Band, für<br />
die<br />
sich damals kaum jemand<br />
interessierte. Erst das nach seinem<br />
Ausstieg veröffentlichte<br />
Album LOADED (1970) enthielt<br />
mit "Sweet et Jane"<br />
und "Rock’n’Roll""<br />
zwei Radio-Hits.<br />
In den Siebzigern<br />
konnte Reed mit dem inzwischen<br />
i als Klassiker geltenden "Walk On The Wild Side"<br />
einen Solohit verbuchen, den er mit sperrigen<br />
Werken wie BERLIN und besonders der bis an<br />
die Schmerzgrenze führenden Klangorgie ME-<br />
TAL MACHINE MUSIC relativierte. Wie schon im<br />
Jahrzehnt zuvor zeigte sich hier seine Abneigung,<br />
einen „normalen" Weg einzuschlagen – er musste provozieren,<br />
mit dem Unerwarteten konfrontieren. Nach<br />
dem viel beachteten LIVE: TAKE NO PRISONERS<br />
(1978) wurde es ruhiger um den zunehmend an seiner<br />
Drogenabhängigkeit leidenden Reed, der 1989<br />
entspannter und abgeklärter mit dem fantastischen<br />
NEW YORK wieder große Käuferschichten erreichte.<br />
Es folgten u.a. SONGS FOR DRELLA (1990, für Andy<br />
Warhol), 1992 eine kurze Reunion mit Velvet Underground,<br />
Theateraufführungen mit seiner<br />
Musik, eine Hommage an Edgar Allan Poe<br />
(THE RAVEN, 2003), Filme, die Zusammenarbeit<br />
mit Metallica (LULU, 2011) und 2008 die<br />
Hochzeit mit seiner Muse Laurie Anderson,<br />
einer Avantgarde-Künstlerin.<br />
Lou Reed wird immer das „andere"<br />
Amerika symbolisieren, ein Amerika<br />
voller Widersprüchlichkeit und zerrissener<br />
Seelen; ein Land, in dem Musik<br />
aus der Verzweiflung gegen bestehende<br />
Zustände geboren wird – in der<br />
Hoffnung auf ein besseres Leben. Gerade<br />
darum wirkt Reeds Aufforderung<br />
„Hey Babe, take a walk on <strong>the</strong> wild side" nach wie vor<br />
so charmant wie zugleich prophetisch.<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Lou Reed<br />
1986<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Au<strong>to</strong>r Philipp Roser erinnert sich:<br />
Interviews mit Lou Reed waren rar. Nur zu neuen Alben gewährte der New Yorker einigen wenigen Journalisten<br />
Audienzen – und nahm persönlich Einfluss auf deren Auswahl. Reed hatte ein Elefantengedächtnis,<br />
er wusste genau, wann er mit wem gesprochen hatte, wie das jeweilige Interview gelaufen war. Dreimal<br />
hatte ich die Ehre mit Reed. „Keine Fragen zu Velvet Underground und Andy Warhol" hieß es 1989 vorab in<br />
München. Und Reeds Pressefrau verriet: „Wenn er die Sonnenbrille abnimmt, ist er zufrieden, läuft es gut!"<br />
Nervös ging ich ins Gespräch, nach 20 Minuten war es dann soweit: Der Maestro griff zum Nasenfahrrad.<br />
Noch besser lief es 1991 in London: Nach dem Tipp eines Kollegen startete ich mit Fragen nach seinen Gitarren<br />
und Verstärkern – denn darüber redete er am liebsten. Und auch 1996 in Hamburg war dieses Thema<br />
der „Türöffner". Ja, der Mann war schwierig, aber honorierte solide Interviewvorbereitung, ließ sich durchaus<br />
auf den Gesprächspartner ein, auch wenn Privates stets tabu blieb. Aber dieser wegweisende Musiker hatte ja<br />
auch genug anderes zu erzählen ...<br />
Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong><br />
<strong>from</strong> m<strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />
<strong>80s</strong>
Chris Norman<br />
Neue Ideen aus der Band<br />
Fo<strong>to</strong> o<strong>to</strong>: :©Tom<br />
Wagn<br />
er<br />
THE HITS (2009) und TIME TRAVELLER (2011, Cover-Versionen) waren die letzten Solo-Alben von Chris<br />
Norman. Jetzt meldet sich der 63-Jährige erstmals seit 2007 (CLOSE UP) mit einer CD voller neuer eigener<br />
Songs zurück: THERE AND BACK. Dafür schrieb er erstmals seit Ewigkeiten auch wieder mit seinem<br />
früheren Smokie-Partner Pete Spencer zusammen. Im März ist Norman live in Deutschland unterwegs.<br />
Endlich mal wieder eigene neue Songs ...<br />
Ich hatte lange nichts, über das ich wirklich schreiben<br />
konnte. Ab März 2012 habe ich mich gedanklich damit<br />
befasst, und da kamen plötzlich jede Menge Ideen.<br />
Die ersten Nummern schrieb ich allein, danach holte<br />
ich mir Co-Au<strong>to</strong>ren dazu, vor allem die Musiker meiner<br />
Band. Das erklärt auch die stilistische Vielfalt. "Did<br />
The Monkey Take Over The Zoo” hätte ich allein nie<br />
gemacht, das war eine Idee meines Schlagzeugers Dorino<br />
Goldbrunner. Gitarrist Geoff Carline hat das Stück<br />
veredelt und kam auch mit dem Riff für "Hot Love" an.<br />
Im "Monkey"-Song geht es um aktuelle<br />
Politik, Gesellschaft und Religion ...<br />
Als erstes kam mir die Zeile „<strong>from</strong> Moscow <strong>to</strong> Manhattan,<br />
<strong>from</strong> <strong>the</strong> east <strong>to</strong> <strong>the</strong> west” in den Sinn, daraus<br />
hat sich alles entwickelt. Seit einigen Jahren leiden<br />
viele Menschen unter der Wirtschaftskrise. Der Songtitel<br />
passt da wie die Faust aufs Auge.<br />
Du hast auch wieder mit Pete Spencer<br />
gearbeitet?<br />
Der Kontakt war ja nie abgerissen. Ich habe ihm von<br />
dem Album erzählt und gefragt, ob er nicht Lust hätte,<br />
wieder was mit mir zu machen. So entstanden die<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 99<br />
Von Philipp Roser<br />
beiden Songs, die einen gewissen Smokie-Einschlag<br />
haben, "Lovers And Friends” und ”My Jenny”.<br />
"Nor<strong>the</strong>rn Star" lässt das Album besinnlich<br />
ausklingen ...<br />
Ich saß weit weg in Kasachstan, schaute in den Himmel<br />
und sah diesen Stern, den ich von zu Hause aus<br />
auch erkenne. Mir kam die Zeile „lead me <strong>to</strong> my<br />
home, nor<strong>the</strong>rn star” in den Sinn, daraus entwickelte<br />
sich ein 90-Sekunden-Stück, mit dem ich aber nichts<br />
weiter anfangen konnte. Als die CD fast fertig war,<br />
hatte ich die Idee, es ans Ende zu setzen – so ist jetzt<br />
das ursprüngliche Demo zu hören.<br />
Auf "Hound Dog Blues" klingt deine Country-Affinität<br />
durch ...<br />
Eher Rockabilly, würde ich sagen. Die Idee dazu hatte<br />
Bassist Axel Kowollik. Als wir im Studio standen, sagte<br />
ich: Lasst es uns machen,<br />
als ob wir bei Sam Phillips<br />
in den Sun Studios wären.<br />
Wir haben uns mit "That's<br />
All Right, Mama” eingegroovt<br />
und den Song dann<br />
in genau der Art eingespielt.
<strong>John</strong>ny Logan<br />
Fo<strong>to</strong>: © Manfred Baumann<br />
Auf seine irische Vergangenheit hat sich der dreifache ESC-Gewinner<br />
<strong>John</strong>ny Logan zuletzt besonnen – auch im Studio. Nach THE IRISH<br />
CONNECTION schiebt er nun eine zweite Scheibe unter diesem Mot<strong>to</strong><br />
mit dem Untertitel THE IRISH SOUL nach. Im Gespräch mit Good-<br />
Times-Mitarbeiter Philipp Roser verdeutlichte er die Unterschiede<br />
zwischen beiden CDs.<br />
Du hast für THE IRISH SOUL auch drei eigene Titel komponiert ...<br />
Nachdem das erste irische Album richtig gut gelaufen war, wollte ich noch<br />
ein weiteres machen. Ich konnte nicht alle Stücke selbst dafür schreiben, weil<br />
die dann nicht gepasst hätten – ich wollte Irland repräsentieren, nicht <strong>John</strong>ny<br />
Logan. Es sind Logan-Interpretationen irischer Songs!<br />
Zurück ins Traditions-Reich<br />
Worin besteht der Unterschied der beiden CDs?<br />
Ich wollte diesmal einen moderneren Ansatz, nachdem es zuvor Traditionals<br />
wie "Molly Malone” und ”Whiskey In The Jar" waren. Darum sind jetzt zum<br />
Beispiel e Songs von den Pogues und Van Morrison dabei; dazu drei eigene und<br />
ein paar traditionellere, denen ich aber eine moderne<br />
Behandlung verpasste. Ich will diesmal vor allem jüngere<br />
Leute erreichen, die mit Traditionals weniger im<br />
Sinn haben.<br />
Es gibt auch einen Titel der Horslips ...<br />
Mit denen bin ich aufgewachsen! Sie waren damals<br />
die erfolgreichste Band in Irland – ich wusste bis vor<br />
kurzem nicht, dass sie auch in Deutschland sehr angesagt<br />
waren. Ich bin in den 70er Jahren oft zu ihren Konzerten gegangen, auch<br />
weil man da viele Mädchen traf (grinst).<br />
Du hast aber auch einen amerikanischen S<strong>to</strong>ryteller integriert.<br />
Steve Earle, ja (lacht). Ist es nicht komisch, dass der erfolgreichste Song der<br />
letzten 15 Jahre in Irland von einem Amerikaner geschrieben wurde? Er muss<br />
aber in Irland gewesen sein, denn er beschreibt in "Galway Girl” Dinge und<br />
Orte, die er tatsächlich erlebt haben muss!<br />
Wie kam es überhaupt zu dieser Hinwendung zur irischen Musik?<br />
Mein dänischer Konzertagent hat seit Jahren auf mich eingeredet, doch mal<br />
eine Platte mit irischen Trinkliedern zu machen – er würde mir dafür sogar die<br />
Studiozeit bezahlen. Irgendwann habe ich zugestimmt, und dann haben wir<br />
die Lieder binnen weniger Tage eingespielt. Wir mussten 12.000 Exemplare<br />
verkaufen, um die Kosten zu decken. Aktuell liegen wir bei rund 300.000 – so<br />
erfolgreich war ich in den letzten 20 Jahren nicht! Fehlt eigentlich nur, dass<br />
ich öfter in Deutschland live spielen kann, aber daran arbeiten wir. Schließlich<br />
verbringe ich viel Zeit hier.<br />
Rob Tognoni<br />
Blues – Bond – Bush<br />
Seit einigen Jahren lebt der australische Blues-Rocker Rob Tognoni in<br />
Aachen – der Liebe wegen. Deutschland ist für ihn außerdem einer<br />
der wichtigsten Märkte (und vielleicht sogar der bedeutendste), was<br />
Auftrittsmöglichkeiten und Plattenverkäufe betrifft. Mit seinem neuen<br />
Album CASINO PLACEBO ist der Gitarrist und Sänger, der am 30. Ok<strong>to</strong>ber<br />
53 Jahre alt wurde, schon wieder unterwegs.<br />
Fast jedes Jahr ein neues Album – wann findest du Zeit und Muße fürs<br />
Songwriting?<br />
Ich habe zum Glück kein Problem mit dem Schreiben. Wenn ein neues Album<br />
ansteht, setze ich mich hin und komponiere – am Anfang steht meist ein Riff.<br />
Gerade im Blues-Rock ist es doch schwierig, sich nicht zu wiederholen,<br />
oder?<br />
Genau darauf kommt es an! Ich will nicht immer und immer wieder<br />
denselben Song spielen. Darum gilt es, ständig neue Kleinigkeiten<br />
zu finden, um die Grenzen des Genres ein wenig zu erweitern. Auch<br />
wenn man dafür kritisiert wird, weil heute dieses Schubladendenken<br />
weitverbreitet ist. Ich will mich nicht mit Jimi Hendrix vergleichen,<br />
aber seinem Beispiel folge ich: Er hat sich nie festlegen lassen, hat<br />
Blues gespielt, Hard Rock, einfach alles, was ihm gefiel. Und ich<br />
spiele keinen Blues! Was ich mache, basiert lediglich auf dem Blues.<br />
Was hat dich überhaupt in diese Richtung gezogen?<br />
Anfangs faszinierten mich Platten meiner Schwester – Grand Funk und Slade<br />
vor allem, natürlich auch AC/DC. So entdeckte ich die Verbindungen zwischen<br />
Blues und Rock'n'Roll und befasste mich intensiver damit.<br />
Was steckt hinter dem Albumtitel CASINO PLACEBO?<br />
Mich hat der letzte James-Bond-Streifen dazu inspiriert. Und ich habe vor ei-<br />
niger Zeit als Komparse in einem Film mitgespielt, der im Aachener<br />
Casino gedreht wurde.<br />
In "Relax" singst du wanna hang around, do nothing at all" ...<br />
"<br />
Dazu haben mich Massaker an amerikanischen Schulen inspiriert<br />
– ich habe versucht, mich in diese Amokläufer zu versetzen. Am<br />
liebsten hätte ich ihnen geraten, dass es für sie besser gewesen<br />
wäre, im Bett zu bleiben, statt diese Scheiße zu bauen. Und mich<br />
regen diese rechten US-Politiker der Tea Party auf.<br />
Du interessierst dich für Politik?<br />
Absolut! Ich lese Zeitungen, schaue Nachrichten, vor allem um zu wissen, was<br />
in Amerika abgeht, weil das die ganze Welt tangiert. Schon 1991 habe ich den<br />
Song “God Bless America” geschrieben – den spiele ich heute noch live. Es<br />
geht darin um den Irak-Krieg unter dem ersten der Bush-Präsidenten.<br />
Philipp Roser<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
BOA 2013: Jim „Dandy” Mangrum (Mitte) im Kreise seiner alten und neuen Freunde.<br />
BLACK OAK<br />
ARKANSAS<br />
Triumph & Tragödie<br />
Wer zum ersten Mal das erotisierende, derbe, quängelnde Sangesorgan von Jim „Dandy” Mangrum<br />
hört, der weiß, woher Axl Rose seine stimmliche Inspiration haben muss. Mangrum ist seit<br />
Ende der 1960er Frontmann und Oberbefehlshaber von Black Oak Arkansas. Eine Band, die in den<br />
1970ern satte zehn Alben mit ihrem Boogie-infizierten Blues-Rock in den US-Charts platzieren<br />
konnte. Ab den 1980ern brach dann die Hölle über Mangrum & Co. herein, eine Endlos-Pechsträhne.<br />
Die harten Burschen aus dem Süden der USA überlebten zumindest<br />
teilweise – und präsentieren jetzt das neue Album BACK<br />
THAR N’ OVER YONDER. Und Mangrum (65)? Unverwüstlich.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Da hatten sie noch was zu lachen:<br />
BOA – Anfang der 1970er.<br />
Fünf Titel sind von 2013, die zehn weiteren Unveröffentlichtes<br />
aus den Frühsieb zigern. Ungewöhnlich,<br />
oder?<br />
Die alten Tracks sind ein Geschenk für Sammler der<br />
Band, sie lagen irgendwo rum. Die neuen Stücke sind<br />
ein Signal an die Welt, dass es Black Oak Arkansas wieder<br />
gibt. Wir haben mit Warner einen Deal über zwei Alben abgeschlossen, dies ist<br />
das erste, das zweite ist fast fertig. Damit blasen wir hoffentlich die Leute weg, die<br />
gedacht haben, wir wären längst vom Erdboden verschluckt.<br />
Wart ihr das nicht?<br />
Ja, irgendwie schon. So erfolgreich wir knapp zehn Jahre lang waren, so viele Millionen<br />
Dollar wir<br />
in dieser Zeit gescheffelt<br />
haben, so<br />
sehr hat uns das<br />
Schicksal ab Ende<br />
der 1970er gebeutelt.<br />
Manager zogen<br />
uns gnadenlos<br />
über den Tisch. Einige<br />
von uns saßen<br />
wegen Diebstahls<br />
und Drogenbesitzes im Knast. Es gab Verdacht auf Brandstiftung und Betrug. Von<br />
den Alimentenzahlungen an Dutzende Groupies ganz zu schweigen ...<br />
Aber echte Südstaatler lassen sich nicht unterkriegen ...<br />
Natürlich nicht! Wir sind harte Knochen. Außerdem haben wir uns sehr früh ganz<br />
bewusst dem klassischen Rock'n'Roll-Lifestyle verschrieben. Wir wussten ja ungefähr,<br />
was auf uns zukommt. Hart traf uns die nackte Realität aber dennoch.<br />
Bereust du irgendwas aus der Vergangenheit?<br />
Kann ich nicht, denn die Vergangenheit ist bekanntlich vergangen. Ich habe halbwegs<br />
daraus gelernt – hoffe ich zumindest. Und ich habe weiterhin Lust, Rockstar<br />
zu sein, wenn auch mit angezogener Handbremse. Ich bin recht gesund, rauche nur<br />
noch wenig Marihuana, lasse jedes zweite Glas Whiskey stehen, bin meiner Frau treu.<br />
Aber auf der Bühne lasse ich weiterhin den großen Sex-Protz raus!<br />
Das war immer irritierend: Ihr wart die Mega-Groupie-Vernascher, habt aber Millionen<br />
für karitative Zwecke gespendet.<br />
Das ist für mich nicht paradox: Ich liebe heiße Frauen, und ich liebe Jesus Christus<br />
– beide auf unterschiedliche Art und Weise. Man kann Sex an vielen Fronten haben<br />
und trotzdem versuchen, das Leid auf der Welt ein bisschen zu mildern. Ich sehe<br />
darin keinen Widerspruch.<br />
Triumph und Tragödie – der Leitspruch hinter Black Oak Arkansas?<br />
Ich fürchte, besser kann man es nicht ausdrücken ...<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
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Haus der 100.000<br />
Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />
Folge 12: Kulturkaufhaus Dussmann, Berlin<br />
Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Unternehmer Peter Dussmann<br />
(1938–2013) gründete 1963 in<br />
München ein kleines Reinigungsunternehmen.<br />
Inzwischen ist die<br />
Dussmann-Gruppe auf den Feldern<br />
Security, Senioren-Residenz,<br />
Gebäude-Service und Klinikmanagement<br />
tätig. Zu den 58.000<br />
Mitarbeitern gehören auch rund<br />
160 Angestellte des Kulturkaufhauses<br />
Dussmann.<br />
Das neugebaute Haus wurde 1997 in der<br />
Friedrichstraße 90 eröffnet. Auf über<br />
7000 m² Verkaufsfläche in fünf Etagen<br />
werden in sieben Abteilungen u.a. Bücher,<br />
Hörbücher, Noten, CDs und DVDs angeboten.<br />
Regelmäßig gibt es Leseabende, Signierstunden<br />
und Musikveranstaltungen. Weil viele Mitarbeiter<br />
„Leitende Angestellte" sind, können die per<br />
Gesetz eingeschränkten Ladenöffnungszeiten<br />
deutlich ausgeweitet werden. In der von Touristen<br />
aus aller Welt kräftig frequentierten Berliner<br />
City ein überaus gewichtiger Vorteil!<br />
Täglich strömen rund 8000 Kauflustige zu den<br />
Kassen, in der Weihnachtszeit sogar etwa 14.000,<br />
wobei ein Drittel auf die Musikabteilung entfällt. Sie alle finden ein Angebot von<br />
rund 100.000 verschiedenen Tonträgern vor. Mit dieser enormen Sortimenttiefe<br />
steht Dussmann in Deutschland an der Spitze. Ein Marktführer mit diversen<br />
Lieferanten: Die deutschen Großfirmen Universal, Warner und Sony <strong>Music</strong> sind<br />
wichtige Akteure. Ihre Produkte und die der meisten Indie-Labels werden beim<br />
Internetportal Phononet bestellt, aber vom jeweiligen Anbieter geliefert. Kleine<br />
Indies, die nicht bei Phononet gelistet sind, bieten ihre Platten direkt an, zum Teil<br />
Christian Winter hat den Prüferblick drauf.<br />
Auch Vinyl wird nicht vernachlässigt.<br />
als Kommissionsware. So erhalten auch regionale oder gar lokale Hoffnungsträger<br />
eine Chance, ihre CDs neben denen der Großen des Geschäfts zu platzieren.<br />
Hinzu kommen internationale Importe aus dem riesigen Lieferprogramm des<br />
holländischen Anbieters und Großhändlers Bertus, des österreichischen Pendants<br />
inandout und der Briten von Lasgo; sie sind auch auf Overs<strong>to</strong>ck-Ware<br />
spezialisiert und deshalb preislich oft attraktiver. Direktimporte englischer oder<br />
amerikanischer Indie-Labels gibt es bei Dussmann nicht. „Das wäre eine Form<br />
des Ameisenhandels, den selbst wir nicht leisten können", sagt Hannes Kraus,<br />
Hauptabteilungsleiter Musik und Film. Und er weiß, wovon er redet, denn er hat<br />
das Musikbusiness von vielen Seiten kennen gelernt, ehe er 2009 bei Dussmann<br />
anheuerte. „Schon als kleines Kind war Musik eine meiner größten Freuden.<br />
Meine erste Single war 'Balla Balla' von den Rainbows, ein Lied, das auch Kinder<br />
nicht überforderte. Später war ich bei Schulfesten und während des Studiums<br />
als DJ im Einsatz. 1989 wurde ich in Heidelberg zunächst Plattenverkäufer, dann<br />
Disponent. 1992–1995 habe ich bei der Plattenfirma Zyx als Importmanager und<br />
Produktmanager gearbeitet; danach war ich bis 1997 in Berlin bei Hansa A&R-<br />
Manager und anschließend im A&R-Bereich freier Berater bei Sony <strong>Music</strong> und<br />
EMI. Bei Dussmann wurde ich 2009 zunächst Etagenleiter für Pop und 2010<br />
Leiter der Abteilungen Musik & Film"; und damit auch Chef von 15 bis 20 Verkaufskräften<br />
und 20 (!) Disponenten – hoch spezialisierten „Durchblickern", die<br />
dennoch nicht den Blick übers Gesamtangebot verlieren dürfen.<br />
Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Kraus hat sein Reich in verschiedene Segmente aufgeteilt und mit sachkundigen<br />
Mitarbeitern besetzt. Der Bereich Rock & Pop liegt in den sicheren Händen von
Sebastian Birr. Für Alternative<br />
Rock und Soul ist<br />
als einzige Frau im Team<br />
Chiara Fenog lio zuständig,<br />
während Christian<br />
Winter sich um Deutsch-<br />
Rock und Musikzeitschriften<br />
sowie „alles, was sonst<br />
gerade keiner macht",<br />
kümmert. Der auch im<br />
Rock umfassend bewanderte<br />
Stefan Schmidt leitet<br />
die Bereiche Jazz, Blues,<br />
Folk, Reggae und Weltmusik,<br />
großartig unterstützt<br />
vom „Jazz-Papst" Janos<br />
Ujvideki und Weltmusik-<br />
Wer suchet, der findet – Stöbern<br />
ist erwünscht!<br />
Freak Michael Blessin. Die Auswahl an Jazz- und Weltmusik-CDs ist immens und<br />
noch größer als die üppige Abteilung des Münchner Kaufhauses Ludwig Beck.<br />
Und natürlich werden auch Vinylplatten, Oldies, Country, Clubmusik, „Berlin"<br />
und Klassik angeboten. Für alle Bereiche gilt: Als Kunde hat man es mit Experten<br />
zu tun, die auch gut bis bestens informierten Genre-Fans weiterhelfen, die vor<br />
einem Kauf gern das locker-informative Fachgespräch suchen und für Geheimtipps<br />
stets empfänglich sind.<br />
Ein derart breitgefächerter Vollsortimenter wie Dussmann kann natürlich kein<br />
Billigheimer mit Super-Discount-Kampfpreisen sein. Die gebotene Qualität hat<br />
folglich ihren Preis, aber von Mondpreisen ist man dennoch im Schnitt ein gutes<br />
Stück entfernt. Hannes Kraus: „Wir leben erfolgreich einen Spagat vor – indem<br />
wir die Position zwischen beratungsintensiven Szeneläden mit spezialisiertem<br />
Reper<strong>to</strong>ire und den Vollsortimentern des Versandhandels einnehmen. Wir<br />
kaufen auch nicht auf Teufel komm raus immer superbillig ein, um dann zu<br />
Höchstpreisen zu verkaufen. Ein offensichtliches Beispiel sind die Sondertische<br />
mit speziellen Themen zu speziellen Preisen, bei denen sich manches Schnäppchen<br />
machen lässt."<br />
Diese wohlüberlegte Mischkalkulation zieht Kunden<br />
aller Art an. Da gibt es die Normalos, die Aktuelles<br />
ihrer Favoriten abschleppen wollen. Und<br />
Touristen, die an Produkten mit „Berlin-Bindung"<br />
interessiert sind, von Samplern mit Altberliner Liedern<br />
bis zur neuesten Techno-Scheibe. Und – in<br />
wachsender Zahl – speziell Ostasiaten, Italiener<br />
und Spanier, die gern zu limitierten Ausgaben<br />
greifen, meist aus dem Gothic- & Dark-Wave-Bereich.<br />
Und die harten Spezialisten wie den älteren<br />
Akademiker, der für CDs altmoderner Unterhaltungsmusikorchester<br />
schon reichlich vierstellig<br />
investiert hat. Oder den Berliner Starkoch Kolja<br />
Kleeberg, der hartnäckig die extrem seltene<br />
Soloscheibe von Jim Croces Gitarristen Maury<br />
Muehl eisen erwerben wollte. Oder Simone Kermes,<br />
von Beruf Klassiksängerin, die privat lieber harten Rock'n'Roll bis hin zu<br />
Rammstein hört. Oder die politische Prominenz, die meist in der Klassikabteilung<br />
verschwindet. Angela Merkel oder Guido Westerwelle kommen nie allein, zwei<br />
oder drei Bodyguards sind immer dabei. Zu den Stammkunden gehören auch<br />
Künstler wie Marius Müller-Westernhagen, Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeyer<br />
– sie checken „ganz nebenbei" gern mal, ob ihre eigenen Produkte an der<br />
richtigen Stelle stehen.<br />
Dussmann das KulturKaufhaus<br />
Friedrichstraße 90<br />
10117 Berlin<br />
Telefon: + 49 (0)30 2025 1111<br />
Fax: + 49 (0)30 2025 2445<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag–Freitag 9–24 Uhr,<br />
Samstag 9–23.30 Uhr<br />
12 Sonntage im Jahr 13 –18 Uhr<br />
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in Berlin Weißensee
Es war einmal ...<br />
Von Philipp Roser<br />
Geburtstage<br />
16.11. Troy Seals entstammt der Musikerfamilie<br />
Seals, nahm in den 70er zwei Soloscheiben<br />
auf, arbeitete mit Lonnie Mack und<br />
Doug Kershaw, spielte in der Band von James<br />
Brown, im Studio für Waylon Jennings, Vince<br />
Gill; er schrieb für Nancy Sinatra, Randy Travis,<br />
Conway Twitty, Hank Williams Jr., Elvis<br />
Presley, Roy Orbison und Jerry Lee Lewis und<br />
gehört nun zum Club der 75-Jährigen.<br />
19.11. Fred Lipsius war der<br />
Originalsaxofonist und -Arrangeur<br />
bei Blood, Sweat & Tears,<br />
spielte u.a mit Janis Joplin, Simon<br />
& Garfunkel, vielen Jazzgrößen,<br />
ver<strong>to</strong>nte Commercials<br />
und lehrt mit 70 noch am Berklee<br />
College Of <strong>Music</strong>.<br />
Leo<br />
Lyons<br />
24.11. Robin Williamson machte sich als<br />
Multi-Instrumentalist, Sänger und Songschreiber<br />
einen Namen. Der Schotte spielte<br />
Jazz, ehe er ab 1963 die britischen Folkzirkel<br />
aufmischte, sowohl mit der Incredible String<br />
Band (bis 1974) als auch solo (ab 1971, inklusive<br />
Aufnahmen für das Münchner Kultlabel<br />
ECM) und mit The Merry Band. Ein Jahr<br />
vor seinem 70. Wiegenfest veröffentlichte er<br />
2012 LOVE WILL REMAIN.<br />
27.11. Noel Murphy startete seine Karriere<br />
als Folkie, Entertainer und Schauspieler in<br />
Irland, war als Straßenmusiker in Südeuropa<br />
unterwegs; er schaffte es 1987 mit "Murphy<br />
And The Bricks" ein einziges Mal in die UK-<br />
Charts. Der Rugby-Fan pflegt mit 70 intensiv<br />
sein Hobby Golf.<br />
28.11. Randy Newman verschaffte sich<br />
nach Musikstudium und Festanstellung als<br />
Songschreiber, Solosänger, scharfzüngiger<br />
Songwriter, Pianist, Komponist und Arrangeur<br />
ab den frühen 70er Jahren Respekt und<br />
Erfolg ("Short People"). Bekam nach 16 Nominierungen<br />
2002 seinen ersten Oscar – viele<br />
seiner Lieder wurden Kollegen ge covert –,<br />
mit 70 tritt er kaum kürzer.<br />
30.11. Leo Lyons startete bei<br />
The Jaybirds (mit Alvin Lee),<br />
spielte mit ihnen ab 1962 in<br />
Hamburg, wurde mit Ten Years<br />
After zum Woods<strong>to</strong>ck-Helden<br />
und ist als 70-jähriger Bassist<br />
immer noch mit der Band unterwegs.<br />
Hat noch die Energie<br />
für eine zweite Band: Hundred Seventy Split.<br />
War zudem als Produzent erfolgreich (UFO,<br />
Magnum, Frankie Miller, Procol Harum, Kevin<br />
Coyne).<br />
1.12. Sandy Nelson trommelte sich mit<br />
Nummern wie "Teen Beat" (1959) oder "Let<br />
There Be Drums" (1962) in die internationalen<br />
Charts, war 1962 mit den Alben LET THE-<br />
RE BE DRUMS sowie DRUMS ARE MY BEAT!<br />
und DRUMMIN' UP A STORM weltweit erfolgreich.<br />
Der nun 75-Jährige veröffentlichte<br />
vor fünf Jahren seine letztes Album.<br />
2.12. Dave Munden war 1958 als Schlagzeuger<br />
bei der Gründung der Tremeloes dabei<br />
und besitzt auch mit 70 genug Power,<br />
um mit der Combo die Oldies-Zirkel unsicher<br />
zu machen.<br />
12.12. Peter Oakman zupfte seine Basssaiten<br />
für die Spacemen Skiffle Group, Swinging<br />
Blue Jeans, Joe Brown (& The Bruvvers),<br />
Lonnie Donegan, Country Feaver sowie Home<br />
Brew und ist auch mit 70 noch recht agil.<br />
12.12. Dickey Betts prägte neben Duane<br />
Allman mit seinem Gitarrenspiel (und seinen<br />
Songbeiträgen) den Sound der Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />
Band maßgeblich, bis ihm dort 2000 der Stuhl<br />
vor die Tür gesetzt wurde. Seit 1974 war Betts<br />
auch solo und mit seiner Band Great Sou<strong>the</strong>rn<br />
aktiv und <strong>to</strong>urt mit 70 noch regelmäßig.<br />
12.12. Connie Francis war und ist vor<br />
allem in ihrer Heimat USA als Popsängerin<br />
erfolgreich, nahm aber auch auf Deutsch,<br />
Französisch und Italienisch auf.<br />
Mit nun 75 widmet sie sich intensiv<br />
der Unterstützung von<br />
Veteranen des US-Armee, denen<br />
der Erlös aus dem Verkauf der<br />
in diesem Jahr veröffentlichten<br />
Single "A Soldier Died Today"<br />
zugute kommt.<br />
Fra<br />
nk Allen<br />
14.12. Frank Allen (bürgerlich Frances<br />
Renauld McNaice) stand mit seinem Bass zunächst<br />
bei Cliff Bennett & The Rebel Rousers<br />
auf der Bühne und im Studio, ehe er 1964 zu<br />
den Searchers wechselte (und auch sang). Erwarb<br />
sich zudem als Buchau<strong>to</strong>r Meriten. Mit<br />
den Searchers ist der nun 70-Jährige immer<br />
noch unterwegs.<br />
21.12. Albert Lee gilt seit Jahrzehnten als<br />
einer der meistgefragten Gitarristen – seine<br />
Dienste sicherten sich Neil Christian, Mike<br />
Warner (in Deutschland), Chris Farlowe &<br />
The Thunderbirds, Heads Hands & Feet, Jerry<br />
Lee Lewis, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Emmylou<br />
Harris, Eric Clap<strong>to</strong>n, Bill Wyman’s Rhythm<br />
Kings. Seit 1979 veröffentlicht der Country-<br />
und Rockliebhaber solo und <strong>to</strong>urt mit<br />
70 Jahren regelmäßig mit seinen Hogan's<br />
Heroes – Anfang 2014 auch wieder in<br />
Deutschland.<br />
23.12. Derek Smalls (bürgerlich: Harry<br />
Shearer), gelernter Schauspieler, sorgte als<br />
Bassist bei der vermeintlich britischen Pseudo-Metalband<br />
Spinal Tap für den nötigen<br />
Druck – die Combo, die aus US-Schauspielern<br />
bestand, nahm 1984 in dem Film „This<br />
Is Spinal Tap" die Rockbranche<br />
böse auf den Arm, veröffentlichte<br />
einen zweiten Teil und mehrere<br />
Alben (u.a. von T Bone Burnett<br />
produziert). Shearer/Smalls<br />
ist mit 70 immer noch eifrig live<br />
unterwegs.<br />
27.12. Peter Sinfield wurde im<br />
heimischen UK als Poet und (Rock-)Texter<br />
berühmt, war bei der Gründung von King<br />
Crimson dabei. Auf seine Texte griffen so<br />
unterschiedliche Acts wie ELP, Celine Dion,<br />
Cher, Cliff Richard, Leo Sayer, Five Star oder<br />
Bucks Fizz zurück. Er produzierte zudem<br />
Roxy <strong>Music</strong>, veröffentlichte selbst 1973 mit<br />
STILL ein eigenes Album. Das nun 70-jährige<br />
Mitglied der British Academy Of Songwriters,<br />
Composers And Authors lebt zurückgezogen,<br />
verfasst aber immer noch Lyrics.<br />
Sie könnten mit 65 in den offiziellen Ruhestand gehen:<br />
21.11. Leroy "<br />
Lonnie" Jordan war Mitbegründer<br />
der Funkband War, bei der er als<br />
Multi-Instrumentalist mitmischte, ehe er<br />
auch solo veröffentlichte. Ist heute einziges<br />
Urmitglied der wieder als War aktiven Band.<br />
21.11. <strong>John</strong> "<br />
Rabbit" Bundrick ist ein<br />
texanischer Keyboarder, der für <strong>John</strong>ny<br />
Nash und Bob Marley spielte, Mitglied<br />
von Kossoff, Kirke, Tetsu &<br />
Rabbit, Crawler und The Who<br />
war, brachte mehrere eigene<br />
Solo-Alben heraus, arbeitete<br />
als Sessionmusiker und hat<br />
derzeit wieder Zeit für Jobs,<br />
wie er auf seiner Homepage<br />
verkündet.<br />
Ozzy<br />
z<br />
yO<br />
sbourn<br />
22.11. Dennis Larden (voc, g) startete<br />
1967 mit Bruder Larry die Folk-Popgruppe<br />
Every Mo<strong>the</strong>r's Son, landete im gleichen<br />
Jahr den Hit "Come On Down To My Boat”<br />
(US #6), spielte später in Ricky Nelsons<br />
S<strong>to</strong>ne Canyon Band und schrieb für Kollegen.<br />
23.11. Anthony Bourge spielte einst Gitarre<br />
bei Budgie, veröffentlichte zuletzt vor<br />
27 Jahren mit Tredegar – und meldete sich<br />
im Frühjahr 2013 mit dem Album CRANK<br />
IT UP zurück.<br />
17.12. Jim Bonfanti trommelte 1970 bis<br />
1973 bei den Raspberries, war 2004–2007<br />
bei der Reunion dabei und betreibt derzeit<br />
seine eigene Band Ride.<br />
27.11. Dave Winthrop, gebürtiger Engländer,<br />
emigrierte in die USA, gehörte als<br />
Saxofonist Supertramp 1970–1973 an,<br />
stieg bei Chicken Shack ein und spielte für<br />
Secret Affair, Ruts. D.C, Londonbeat<br />
und Richard Strange.<br />
28.11. Beeb Birtles kam als<br />
Gerard Bertelkamp in Amsterdam<br />
zur Welt, wanderte 1957<br />
mit seinen Eltern nach Australien<br />
aus, wo er 1975 die Little<br />
e<br />
River Band mitgründete (bis<br />
1983); zog später in die USA, veröffentlichte<br />
solo und ist heute noch mit Graeham<br />
Goble und Glenn Shorrock als Birtles Shorrock<br />
Goble: The Original Voices Of The Little<br />
River Band aktiv.<br />
3.12. Ozzy Osbourne mischte die Rockszene<br />
als abgedrehter Sänger von Black Sabbath<br />
auf, wo er wegen seines Drogenkonsums<br />
1979 rausflog, später aber bei diversen<br />
Reunions dabei war/ist; ebenso als exzentrischer<br />
Solokünstler. Er machte Schlagzeilen<br />
mit der TV-Reality-Show „The Osbournes".<br />
4.12. Southside <strong>John</strong>ny (bürgerlich:<br />
<strong>John</strong> Lyon), singender und Harp spielender<br />
Kumpel von Bruce Springsteen, auf<br />
dessen Spuren er mit den Asbury Jukes<br />
und eigener Note (allerdings nicht so erfolgreich)<br />
wandelte, war 1979 live in der<br />
„Rockpalast"-Nacht zu erleben, ist immer<br />
noch unverdrossen aktiv.<br />
6.12. Marius Müller-Westernhagen<br />
machte als Schauspieler Furore („Theo<br />
gegen den Rest der Welt"), veröffentlichte<br />
1975 seine erste LP und füllte mit seiner<br />
Band in den letzten 20 Jahren Stadien –<br />
und meldet sich 2014 mit einem neuen<br />
Album zurück.<br />
13.12. Jeff "<br />
Skunk" Baxter<br />
war und ist einer der gefragtesten<br />
US-Studiogitarristen,<br />
war Mitglied von Steely<br />
Dan und der Doobie Bro<strong>the</strong>rs,<br />
produzierte (u.a. Nazareth) –<br />
und hat sich so in die Militärtechnologie<br />
eingearbeitet,<br />
dass ihn die US-Regierung in<br />
diesem Bereich beschäftigte.<br />
Td<br />
Ted Nugen<br />
t<br />
20.12. Steven "<br />
Stevie" Wright wurde<br />
als Sänger der Easybeats berühmt, suchte<br />
ab 1969 vergebens Soloruhm, spielte in<br />
London in „Jesus Christ Superstar", sang<br />
nach schweren Drogenproblemen bei<br />
Flash & The Pan, versank dann wieder in<br />
einem Sumpf aus Drogen und Depressionen.<br />
Tourte zuletzt 2009 in Australien.<br />
27.12. Larry Byrom spielte bis 1972<br />
Gitarre bei Steppenwolf, gründete danach<br />
Ratchell, ehe er nach Nashville zog<br />
und sich auf den Job als Studiomusiker<br />
konzentrierte, u.a. für Neil Young, Steve<br />
Winwood, Peter Framp<strong>to</strong>n und Tanya<br />
Tucker.<br />
13.12. Ted Nugent, auch bekannt als<br />
„Mo<strong>to</strong>rcity Madman", ist wegen seiner<br />
Jagd- und Waffenleidenschaft sowie politischen<br />
Rechtsausleger-Ansichten<br />
einer der umstrittensten<br />
US-Musiker – aber auch<br />
ein genialer (und selbstverliebter)<br />
Gitarrist, der vor allem<br />
in den 70er und 80er Jahren<br />
einige grandiose Alben schuf.<br />
20.12. Alan Parsons arbeitete<br />
als Toningenieur mit den Beatles und<br />
Pink Floyd, rief mit Eric Woolfson das<br />
überaus erfolgreiche Alan Parsons Project<br />
ins Leben und ist heutzutage eifrig live<br />
unterwegs.<br />
Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Gedenktage<br />
<strong>John</strong> Daniel "<br />
J.D." Sumner (*19.11.1924)<br />
war laut dem „Guinness Book Of World<br />
Records" der Mann mit der weltweit tiefsten<br />
Stimme. Er sang ab 1971 als Bass für<br />
Elvis Presley, dessen Sarg er zum Grab trug,<br />
war auch mit seinen eigenen Truppen The<br />
Stamps Quartet und The Masters V erfolgreich.<br />
Starb am 16.11.1998.<br />
Don Gibson (*3.4.1928), im Country beheimateter<br />
Sänger, Gitarrist und Songschöpfer<br />
("I Can’t S<strong>to</strong>p Loving You", "Oh Lonesome<br />
Me") starb am 17.11.2003.<br />
Teddy Randazzo (*13.5.1935) trat mit seiner<br />
Guppe The Three Chuckles mehrfach in<br />
der „Ed Sullivan Show” auf, war solo durchaus<br />
erfolgreich, von größerer Wirkung waren<br />
allerdings die Pop-Hits, die er zahlreichen<br />
Kollegen auf die Stimmbänder schrieb (u.a.<br />
"Pretty Blue Eyes", ”Yesterday Has Gone”).<br />
Das Mitglied der Songwriters Hall Of Fame<br />
verstummte am 21.11.2003 für immer.<br />
Janet Ertel sang bei den 1946 gegründeten<br />
Chordettes, die zwischen 1954 und<br />
1961 abräumten (US+UK #1 mit "Mr.<br />
Sandman"/1954; "Just Between You And<br />
Me"/1957, "Lollipop"/1958). Sie erlag am<br />
22.11.1988 einem Krebsleiden.<br />
Alan Gordon (*22.4.1944) kennen wohl<br />
nur wenige – seine Songs hingegen schon:<br />
"Happy Toge<strong>the</strong>r" der Turtles, "Celebrate"<br />
von Three Dog Night – andere Abnehmer<br />
waren Petula Clark, Barbra Streisand, Alice<br />
Cooper, The Archies, The O'Jays, Flo & Eddie,<br />
Gary Lewis & The Playboys, Lovin' Spoonful<br />
und Bobby Darin. Krebs kostete ihn am<br />
22.11.2008 das Leben.<br />
Albert Collins (*1.10.1932), auch bekannt<br />
als The Iceman, prägte durch seinen ganz<br />
eigenen Stil viele Bluesgitarristen, unter anderem<br />
Stevie Ray Vaughan und Gary Moore,<br />
der ihn später mit auf Tour holte. Er machte<br />
1960 seine ersten Aufnahmen, kehrte 1980<br />
nach längerer Abstinenz in die Musikszene<br />
zurück, bis ihn der Leberkrebs am 24.11.1993<br />
umbrachte.<br />
<strong>John</strong> Rostill (*16.6.1942) begleitete als Bassist<br />
die Everly Bro<strong>the</strong>rs und Tommy Roe bei<br />
deren UK-Touren, ehe er Brian Locking bei<br />
den Shadows ersetzte. Arbeitete nach deren<br />
Auflösung 1968 für Tom Jones, bis er durch<br />
einen Stromschlag in seinem Homestudio am<br />
26.11.1973 ums Leben kam.<br />
Jimmy Widener (*12.3.1918) spielte Gitarre<br />
und Banjo in Hank Snows Band, war auf Bob<br />
Wills Klassiker "Cot<strong>to</strong>n Eye Joe" zu hören –<br />
wurde am 27.11.1973 in Nashville ermordet<br />
und ausgeraubt aufgefunden, gerade mal 55<br />
Jahre alt.<br />
Jerry Edmon<strong>to</strong>n (*24.10.1946 als Gerald<br />
McCrohan) trommelte bei Steppenwolf mit<br />
seinem Bruder Dennis alias Mars Bonfire,<br />
war bei Seven und Manbeat aktiv, kam am<br />
28.11.1993 bei einem Au<strong>to</strong>unfall ums Leben.<br />
Ray Gillen (*12.5.1959) sang bei Black Sabbath<br />
(allerdings nahm Tony Martin die von<br />
Gillen bereits fertiggestellten Vokalparts für<br />
THE ETERNAL IDOL neu auf), Badlands und<br />
Phenomena. Erlag am 1.12.1993 seiner HIV-<br />
Erkrankung.<br />
Odetta (Holes, *31.12.1930), amerikanische<br />
Sängerin, Songschreiberin und Schauspielerin,<br />
war eine der wichtigsten Wegbereiterinnen<br />
des US-Folkrevivals, sang aber auch Gospel,<br />
Blues und Jazz. Sie starb am 2.12.2008.<br />
Frank Zappa (*21.12.1940) war trotz seiner<br />
Eigenwilligkeit mit seinem ambitionierten<br />
Avantgarde-Rock mit seinen Mo<strong>the</strong>rs Of<br />
Invention erfolgreich. Der Gitarrist, Sänger,<br />
Songschmied, Buchau<strong>to</strong>r, Filmemacher und<br />
Politaktivist dürfte sich ins Fäustchen gelacht<br />
haben, als die deutschen Radio-Verantwortlichen<br />
1979 die eindeutigen Zweideutigkeiten<br />
seiner Erfolgssingle "Bobby Brown" überhörten.<br />
Beschäftigte sich schon früh und<br />
vor allem in den letzten Jahren vor seinem<br />
krebsbedingten Tod (4.12.1993) intensiv mit<br />
Orchestermusik.<br />
Roy Orbison (*23.4.1936) – seine<br />
Schmelzstimme war unverkennbar, er reihte<br />
nach frühen Gehversuchen, auch in Memphis<br />
bei Sam Phillips' Sun Records,<br />
ab den 60er Jahren Hit<br />
an Hit – die erste Nummer 1<br />
hatte er mit "Only The Lonely"<br />
im UK (1960), in Deutschland<br />
gelang ihm dies 1964 mit "Oh,<br />
Pretty Woman", nachdem er<br />
ein Jahr zuvor bei Ralph Siegel<br />
zwei deutschsprachige Num-<br />
Roy Or<br />
bis<br />
ison<br />
mern eingesungen hatte. Er nahm 1985 mit<br />
seinen alten Kumpels <strong>John</strong>ny Cash, Jerry<br />
Lee Lewis und Carl Perkins CLASS OF ’55 auf<br />
und tat sich drei Jahre später mit Bob Dylan,<br />
George Harrison, Jeff Lynne und Tom Petty<br />
zu den Traveling Wilburys zusammen. Den<br />
Erfolg von TRAVELING WILBURYS VOL. 1<br />
erlebte er allerding nicht mehr mit, da er<br />
sich am 6.12.1988 nach einem Herzinfarkt<br />
für immer verabschiedete.<br />
Bill Deal (*8.7.1944, voc, org) hatte 1959 die<br />
Blue-eyed Soul- und Beach-<strong>Music</strong>-Truppe<br />
The Rhondels gegründet, die 1969 drei Hits<br />
landete, sich 1975 auflöste und bis zu Deals<br />
Tod am 10.12.2003 mehrfach reformierte.<br />
Bobby Darin (14.5.1936) konnte seinen<br />
Erfolg und Ruhm als Sänger, Entertainer<br />
und Schauspieler mit Hits wie "Splish<br />
Splash", "Dream Lover", "Lazy River",<br />
"Things" oder "If I Were A Carpenter"<br />
nicht zu lange genießen. Komplikationen<br />
nach einer Herzoperation kosteten ihn am<br />
12.12.1973 das Leben. Der Film „Beyond<br />
The Sea – Musik war sein Leben" erzählte<br />
2004 seine Lebensgeschichte.<br />
Michael Clarke (*3.6.1946) spielte bis<br />
1967 Schlagzeug bei den Byrds, anschließend<br />
kurz bei Dillard & Clark, den Flying<br />
Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs (1969–1973), danach bei<br />
Firefall. Jahrelangen übermäßigen Alkoholkonsum<br />
bezahlte er am 19.12.1993 mit<br />
einem tödlichen Leberversagen.<br />
Paul Jeffreys (*13.12.1952) spielte Bass<br />
auf den ersten beiden Alben von Steve Harley<br />
& Cockney Rebel, arbeitete<br />
später bei Be-Bop Deluxe, den<br />
Warm Jets und Electric Eels.<br />
Starb während seiner Flitterwochen<br />
beim so genannten Lokkerbie-Anschlag,<br />
als Terroris ten<br />
ein Flugzeug auf dem Weg<br />
nach London nach New York<br />
am 21.12.1988 sprengten.<br />
Dave Dudley (*3.5.1928) – dem auch in<br />
Deutschland sehr beliebten Country-Sänger,<br />
dessen Großeltern aus Königsberg stammten,<br />
setzten Truck S<strong>to</strong>p mit "Ich möcht' so gern<br />
Dave Dudley hörn'" 1977 ein musikalisches<br />
Denkmal. Der Mann, der als einer der ersten<br />
Countrystars Rock- und Honky<strong>to</strong>nk-Elemente<br />
in seinen Sound integrierte, starb am<br />
22.12.2003 an einem Herzinfarkt.<br />
Eartha Kitt (*17.1.1927) galt als „Königin<br />
der Nachtclubs" – die Tochter eines Baumwollpflückers<br />
tanzte zunächst, begann erfolgreich<br />
zu singen und zu schauspielern,<br />
pflegte ein leicht verruchtes Image als „Catwoman",<br />
machte sich in den heimischen USA<br />
als Kritikerin des Vietnamkriegs unbeliebt,<br />
war aber in Europa sehr erfolgreich. Ein<br />
Darmkrebsleiden kostete sie am 25.12.2008<br />
das Leben.<br />
Dennis Wilson (*9.12.1944) sang (und<br />
spielte live Schlagzeug) mit seinen Brüdern<br />
Brian und Carl bei den Beach Boys. Er ertrank<br />
am 28.12.1983 beim Tauchen im Yachthafen<br />
von Marina del Rey.<br />
3CD BOX featuring Blues-Rock von RORY GALLAGHER.<br />
Eine Detektiv-Geschichte von IAN RANKIN.<br />
Comic-Illustrationen von TIMOTHY TRUMAN.<br />
Ein Hörbuch gesprochen von Hollywood-Star AIDAN QUINN.<br />
KICKBACK CITY<br />
Die Crime Noir Sensation des Jahres!<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 105
Konzertkalender<br />
ALAN PARSONS LIVE<br />
PROJECT<br />
www.mfpconcerts.com<br />
17.12. CH-Pratteln, Z7<br />
18.12. Saarbrücken,<br />
Saarlandhalle<br />
BANNED FROM UTOPIA<br />
Die Musiker von Frank Zappa<br />
www.gygx.eu<br />
15.11. Regensburg, Gloria<br />
17.11. A-Wien, Reigen<br />
BAP<br />
www.semmel.de<br />
12.03. Ludwigshafen,<br />
BASF Feierabendhaus<br />
14.03. Berlin, Tempodrom<br />
15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />
16.03. Bremen, Die Glocke<br />
18.03. Essen, Lichtburg<br />
19.03. Düsseldorf, Tonhalle<br />
21.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r-Varieté<br />
22.03. Merkers, Bergwerk<br />
23.03. Erfurt, Theater<br />
24.03. Braunschweig,<br />
Stadthalle<br />
26.03. Leipzig, Gewandhaus<br />
27.03. Nürnberg,<br />
Staats<strong>the</strong>ater<br />
28.03. Limburg, Stadthalle<br />
29.03. Frankfurt, Alte Oper<br />
30.03. Hannover,<br />
Theater am Aegi<br />
01.04. Kiel, Sparkassen-Arena<br />
02.04. Osnabrück,<br />
Osnabrückhalle<br />
04.04. Düren, Arena<br />
05.04. Neunkirchen,<br />
Neue Gebläsehalle<br />
06.04. Karlsruhe, Stadthalle<br />
11.04. Ludwigshafen,<br />
BASF Feierabendhaus<br />
12.04. Friedrichshafen,<br />
Graf-Zeppelin-Haus<br />
13.04. Ulm,<br />
Congress Centrum<br />
15.04. Stuttgart, Liederhalle<br />
16.04. Freiburg, Konzerthaus<br />
17.04. München,<br />
Philharmonie<br />
21.04. Kassel, Staats<strong>the</strong>ater<br />
22.–24. Köln, Philharmonie<br />
BLACK SABBATH<br />
www.wizardpromotions.de<br />
30.11. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
04.12. Frankfurt, Festhalle<br />
BLACK STAR RIDERS<br />
www.nuclearblast.de<br />
19.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
BLUE OCTOBER<br />
www.kb-k.com<br />
15.11. Berlin, C-Club<br />
16.11. Köln, Bürgerhaus<br />
JOE BONAMASSA<br />
www.jbonamassa.com<br />
25.02. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />
Electric-Halle<br />
27.02. Berlin, Tempodrom<br />
28.02. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
JAKE BUGG<br />
www.mlk.com<br />
19.11. Berlin, Huxleys<br />
24.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
29.11. Hamburg,<br />
Große Freiheit<br />
03.12. München, Muffathalle<br />
CAPTAIN BEEFHEART'S<br />
MAGIC BAND<br />
www.gygx.eu<br />
22.11. Salzwedel, Hanseat<br />
23.11. Wredenhagen, Scheune<br />
24.11. Berlin, Kesselhaus<br />
26.11. Hannover, Bluesgarage<br />
27.11. Duisburg, Grammatikoff<br />
NICK CAVE & THE BAD SEEDS<br />
www.nickcave.com<br />
21.11. München, Zenith<br />
CITY<br />
www.city-internet.de<br />
15.11. Halle, Stein<strong>to</strong>rvariete<br />
16.11. Thale, Klubhaus Thale<br />
22.11. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
23.11. Erfurt, Messehalle<br />
30.11. Pasewalk,<br />
His<strong>to</strong>risches U<br />
27.12. Bernau, Stadthalle<br />
28.12. Zwönitz, Wind<br />
03.01. Weißenfels, Kukturhaus<br />
05.01. Dessau, Marienkirche<br />
10.01. Bad Saarow,<br />
Theater am See<br />
11.01. Magdeburg,<br />
Johanniskirche<br />
12.01. Arnstadt, Theater im<br />
Schlossgarten<br />
17.01. Görlitz, Gerhart-<br />
Hauptmann-Theater<br />
18.01. Ballenstedt,<br />
Schloss<strong>the</strong>ater<br />
19.01. Borna, Stadtkulturhaus<br />
24.01. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />
25.01. Ros<strong>to</strong>ck, Nikolaikirche<br />
26.01. Neubrandenburg,<br />
Konzertkirche<br />
30.01. Chemnitz,<br />
Turm-Brauhaus<br />
31.01. Strausberg, Volkshaus<br />
28.02. Sassnitz,<br />
Sporthalle Dwasieden<br />
01.03. Stralsund,<br />
Vogelsandhalle<br />
02.03. Wolgast,<br />
Hufelandsporthalle<br />
07.03. Cottbus,<br />
Alte Chemiefabrik<br />
08.03. Calau, Stadthalle<br />
09.03. Oranienburg, Orangerie<br />
14.03. Wittenberg,<br />
Phönix Theaterwelt<br />
15.03. Wismar,<br />
Georgen Kirche<br />
16.03. Güstrow,<br />
Ernst Barlach Theater<br />
21.03. Bischofswerda,<br />
Kulturhaus<br />
22.03. Hoyerswerda,<br />
Lausitzhalle<br />
28.03. Eilenburg, Bürgerhaus<br />
29.03. Wolfen, Kulturhaus<br />
ROGER CHAPMAN & THE<br />
SHORTLIST<br />
www.dmc-music.de<br />
04.12. Mannheim, Alte Seilerei<br />
06.12. Affalter, Zur Linde<br />
07.12. Dresden, Tante Ju<br />
09.12. Nürnberg, Hirsch<br />
11.12. Fulda, Alte Piesel<br />
13.12. Hannover, Bluesgarage<br />
14.12. Mönchengladbach,<br />
Club Airport Terminal<br />
CLANNAD<br />
www.assconcerts.com<br />
20.01. Langen, Stadthalle<br />
21.01. Stuttgart, Theaterhaus<br />
22.01. Düsseldorf,<br />
Robert-Schumann-Saal<br />
23.01. Neunkirchen,<br />
Gebläsehalle<br />
25.01. Schwabach,<br />
Markgrafenhalle<br />
26.01. Leipzig, Peterskirche<br />
04.03. Hamburg, Fabrik<br />
05.03. Hannover,<br />
Theater am Aegi<br />
CLEM CLEMPSON<br />
www.brooke-lynn-promotion.de<br />
16.11. Berlin/Schöneiche,<br />
Kulturgießerei<br />
18.11. A-Salzburg,<br />
Rockhouse<br />
19.11. A-Wien, Reigen<br />
21.11. CH-Pratteln, Z7 Galery<br />
22.11. Kirchheim, Club Bastion<br />
23.11. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
29.11. Erfurt, Museumskeller<br />
30.11. Affalter, Zur Linde<br />
CRAZY WORLD OF<br />
ARTHUR BROWN<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
16.11. Freising, Lindenkeller<br />
17.11. Metzingen, Hirsch<br />
DEPECHE MODE<br />
www.mlk.com<br />
21.11. Köln, Lanxess-Arena<br />
23.11. Hannover, TUI-Arena<br />
25.+27.11. Berlin, o2-World<br />
01.12. Erfurt, Messehalle<br />
03.12. Bremen, ÖVB-Arena<br />
05.12. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
04.02. Mannheim, SAP-Arena<br />
08.02. A-Wien, Stadthalle<br />
12.02. Dresden, Messehalle<br />
DORO<br />
www.ics-int.com<br />
14.12. Karlsruhe, Festival<br />
15.12. CH-Pratteln, Z7<br />
16.12. Nürnberg, Hirsch<br />
17.12. Saarbrücken, Garage<br />
19.12. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
20.12. Leipzig, Haus Auensee<br />
21.12. Magdeburg, Fac<strong>to</strong>ry<br />
MARIANNE FAITHFULL<br />
www.prknet.de<br />
15.11. München, Circus Krone<br />
25.11. Berlin, Tempodrom<br />
26.11. Hamburg,<br />
Kampnagelfabrik K6<br />
DREAM THEATER<br />
www.target-concerts.de<br />
26.01. München, Zenith<br />
30.01. Ludwigsburg,<br />
MHP-Arena<br />
01.02. Offenbach, Stadthalle<br />
07.02. Bamberg,<br />
Stechert-Arena<br />
09.02. Hannover,<br />
Swiss-Life-Hall<br />
10.02. Saarbrücken,<br />
Saarlandhalle<br />
18.02. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />
Electric-Halle<br />
DR. FEELGOOD<br />
www.assconcerts.com<br />
02.02. Bonn, Harmonie<br />
04.02. Nürnberg, Hirsch<br />
05.02. Karlsruhe, Jubez<br />
06.02. Hannover, Bluesgarage<br />
07.02. Berlin, Quasimodo<br />
08.02. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
09.02. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
ELECTRIC BLUES DUO<br />
www.frankdiez.de<br />
21.11. Bottrop, Passmanns<br />
Kulturkneipe<br />
22.11. Rhauderfehn,<br />
Hotel Westerfehn<br />
23.11. Salzgitter,<br />
Kniestedter Kirche<br />
24.11. Torgau, Kulturbastion<br />
26.11. Ellwangen,<br />
Schlossschenke<br />
28.11. Stuttgart,<br />
Labora<strong>to</strong>rium<br />
29.11. Fürstenfeldbruck,<br />
Veranstaltungsforum<br />
01.12. Nor<strong>the</strong>im, Alte Brauerei<br />
02.12. Lichterfelde,<br />
Petruskirche<br />
ANDY FAIRWEATHER LOW<br />
www.assconcerts.com<br />
10.02. Bonn, Harmonie<br />
11.02. Nürnberg, Hirsch<br />
13.02. Hannover, Bluesgarage<br />
14.02. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
15.02. Berlin, Quasimodo<br />
FISCHER Z<br />
www.assconcerts.com<br />
29.04. Übach-Palenberg,<br />
Rockfabrik<br />
30.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
01.05. Freiburg, Jazzhaus<br />
03.05. Karlsruhe, Tollhaus<br />
04.05. Nürnberg, Hirsch<br />
06.05. Bochum, Zeche<br />
07.05. Hamburg, Fabrik<br />
08.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
09.05. Osnabrück, Rosenhof<br />
FOOLS GARDEN<br />
www.foolsgarden.de<br />
22.11. Legden,<br />
Dorf Münsterland<br />
08.03. Bad Säckingen,<br />
Gloria Theater<br />
28.03. Potsdam, Nikolaisaal<br />
07.05. Bad Vilbel,<br />
Theater Alte Mühle<br />
31.05. Pforzheim, PFestival<br />
05.07. Hallig Hooge,<br />
Kultur auf den Halligen<br />
06.08. Gammertingen,<br />
Klosterhof Mariaberg<br />
PETER GABRIEL<br />
www.kj.de<br />
29.04. Frankfurt, Festhalle<br />
30.04. München, Olympiahalle<br />
02.05. Köln, Lanxess-Arena<br />
03.05. Hannover, TUI-Arena<br />
25.05. Berlin, Waldbühne<br />
GITZE & BAND<br />
www.gitze-band.de<br />
15.11. Reichenbach, Die Halle<br />
29.11. Feuerbach,<br />
Kulturbesen<br />
30.11. Wallhausen, Kulturhaus<br />
07.12. Marbach,<br />
Schlosskeller<br />
GURU GURU<br />
www.guru-guru.com<br />
15.11. Emden, Alte Post<br />
16.11. Oldenburg, Cadillac<br />
22.11. Paderborn,<br />
Schloss Neuhaus<br />
23.11. Plauen, Malzhaus<br />
28.11. Braunschweig,<br />
Barnaby's<br />
29.11. Bergedorf, LoLa<br />
30.11. Dortmund,<br />
Blue Notez Club<br />
13.12. Frankfurt, Das Bett<br />
14.12. Heidelberg,<br />
Karls<strong>to</strong>rbahnhof<br />
BETH HART & BAND<br />
www.mascotlabelgroup.com<br />
01.12. Hamburg, Fabrik<br />
03.12. Berlin, Kesselhaus<br />
05.12. Magdeburg,<br />
Altes Theater<br />
07.12. Bochum, Zeche<br />
09.12. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
11.12. Frankfurt, Batschkapp<br />
13.12. Stuttgart, LKA<br />
15.12. München, Muffatwerk<br />
HELLMUT HATTLER<br />
www.hellmut-hattler.de<br />
06.12. Esslingen, Dieselstraße<br />
HELTER SKELTER<br />
www.helter-skelter-live.de<br />
16.11. Friedrichshafen,<br />
Dornier-Museum<br />
23.11. Biberach,<br />
Gigelberghalle<br />
30.11. Mering,<br />
Mehrzweckhalle<br />
07.12. Uhingen, Udi<strong>to</strong>rium<br />
26.12. Memmingen, Kaminwerk<br />
28.12 Heidenheim,<br />
Congress-Centrum<br />
29.12 Nürnberg, Hirsch<br />
ELTON JOHN<br />
www.prknet.de<br />
06.07. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
10.07. Fulda, Domplatz<br />
19.07. Mainz, Am Zollhafen<br />
20.07. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
23.07. Lörrach, Festival<br />
Roger Taylor<br />
DAS NEUE ALBUM DER<br />
fun on earth<br />
-SCHLAGZEUGLEGENDE!<br />
AB JETZT!<br />
EBENFALLS<br />
ERHÄLTLICH<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 107<br />
<strong>the</strong> lot Limitiertes 12-CD + DVD Boxset<br />
· 8 CDs mit den Original-Alben „Fun In Space“ (1981),<br />
„Strange Frontier“(1984), „Happiness?“ (1994),<br />
„Electric Fire“ (1998), „Fun On Earth“<br />
wie auch den 3 Alben mit seiner Band The Cross:<br />
„Shove It“ (1988),<br />
„Mad, Bad And Dangerous To Know“ (1990)<br />
und „Blue Rock“ (1991)<br />
· 4 CDs mit bis da<strong>to</strong> unveröffentlichten Edits, Versionen, Raritäten<br />
· DVD mit Videos und Bonus-Material
Konzertkalender<br />
KARAT<br />
www.karat-band.de<br />
15.11. Neubrandenburg,<br />
Konzertkirche<br />
16.11. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />
18.11. Berlin, Die Wühlmäuse<br />
27.12. Buchholz, Festhalle<br />
HEINZ RUDOLF KUNZE<br />
www.mawi-concert.de<br />
25.01. Leipzig, Haus Auensee<br />
26.01. Magdeburg,<br />
Altes Theater<br />
27.01. Göttingen, Lok Halle<br />
29.01. Bochum, Zeche<br />
30.01. Köln, E-Werk<br />
31.01. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
01.02. Bremen, Schlachthof<br />
03.02. Osnabrück, Rosenhof<br />
04.02. Oldenburg, Kulturetage<br />
05.02. Berlin, Columbiahalle<br />
07.02. Cottbus, Gladhouse<br />
08.02. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
09.02. Wernesgrün, Brauerei<br />
12.02. Nürnberg, Hirsch<br />
13.02. München, Freiheiz<br />
14.02. Erfurt, Stadtgarten<br />
17.02. Stuttgart, LKA<br />
18.02. Frankfurt, Batschkapp<br />
19.02. Hamburg,<br />
Große Freiheit<br />
LAKE<br />
www.lake-music.de<br />
28.12. Hamburg, Fabrik<br />
29.12. Bordesholm, Savoy<br />
30.12. Eckernförde,<br />
Carls Showpalast<br />
LOVING THE SUN<br />
www.loving<strong>the</strong>sun.de<br />
18.12. Münster, Sputnik-Cafe<br />
MANFRED MANN'S<br />
EARTHBAND<br />
www.dmc-music.de<br />
29.11. Neustadt/Aisch,<br />
Halle am Schloss<br />
30.11. Lennestadt,<br />
Sauerlandhalle<br />
01.12. Augsburg, Spectrum<br />
19.12. Flensburg,<br />
Deutsches Haus<br />
20.12. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
21.12. Leipzig, Haus Auensee<br />
MOTÖRHEAD<br />
www.mlk.com<br />
25.02. Hamburg, Sporthalle<br />
27.02. München, Zenith<br />
01.03. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
02.03. Berlin, Velodrom<br />
04.03. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />
Electric-Halle<br />
05.03. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
NEW MODEL ARMY<br />
www.con<strong>to</strong>ur-music.de<br />
21.12. Köln, Palladium<br />
CHRIS NORMAN<br />
www.semmel.de<br />
27.02. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong> Hall<br />
01.03. Chemnitz, Stadthalle<br />
02.03. Erfurt, Messe<br />
03.03. Stuttgart, Theaterhaus<br />
04.03. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />
06.03. Köln, Gloria Theater<br />
07.03. Bochum, Zeche<br />
09.03. A-Wien, Metropol<br />
11.03. Germering, Stadthalle<br />
12.03. Kempten, Kult Box<br />
14.03. Frankfurt, Batschkapp<br />
16.03. Hamburg,<br />
Große Freiheit 36<br />
17.03. Ros<strong>to</strong>ck, Moya<br />
19.03. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
20.03. Leipzig, Gewandhaus<br />
21.03. Nürnberg, Hirsch<br />
22.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r-Varieté<br />
24.03. Gera, Kultur- u.<br />
Kongresszentrum<br />
26.03. Berlin, Tempodrom<br />
28.03. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
DONNIE MUNRO<br />
www.hypertension-music.de<br />
19.03. Karlsruhe, Tollhaus<br />
20.03. Krefeld, Kulturfabrik<br />
22.03. Cuxhaven, Hapag-Halle<br />
23.03. Braunschweig, Gastwerk<br />
24.03. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />
25.03. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
26.03. Hannover, Pavillion<br />
27.03. Ansbach, Kammerspiele<br />
28.03. Freiburg, Jazzhaus<br />
29.03. Netphen,<br />
Georg-Heimann-Halle<br />
30.03. Oberhausen,<br />
Zentrum Altenberg<br />
OMEGA<br />
www.german-concerts.de<br />
25.01. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
AXEL RUDI PELL<br />
www.spv.de<br />
07.02. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
11.02. Nürnberg, Löwensaal<br />
12.02. CH-Pratteln, Z7<br />
14.02. Memmingen,<br />
Kaminwerk<br />
15.02. Erfurt, HsD<br />
16.02. Hamburg, Markthalle<br />
18.02. Langen,<br />
Neue Stadthalle<br />
19.02. Ludwigsburg,<br />
Rockfabrik<br />
20.+21.02. Bochum, Zeche<br />
PUHDYS<br />
www.puhdys.com<br />
19.11. Osterode, Stadthalle<br />
20.11. Hof, Freiheitshalle<br />
22.+23.11. Freiberg, Tivoli<br />
07.12. Döbeln, WelWel<br />
14.+15.12. Kölpinsee,<br />
Hotel Seerose<br />
21.12. Neubrandenburg,<br />
Jahnsportforum<br />
22.12. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
26.12. Zwickau, Stadthalle<br />
27.12. Erfurt, Messehalle<br />
28.12. Magdeburg,<br />
Getec-Arena<br />
29.12. Berlin,<br />
Max-Schmeling-Halle<br />
02.01. Chemnitz, Stadthalle<br />
03.01. Suhl, Congress Centrum<br />
04.01. Cottbus, Stadthalle<br />
05.01. Leipzig, Arena<br />
10.01. Riesa, Erdgas Arena<br />
11.01. Halle, Stein<strong>to</strong>r Variete<br />
08.02. Hoyerswerda,<br />
Lausitzhalle<br />
09.02. Potsdam, Nikolaisaal<br />
12.02. München, Tonhalle<br />
13.02. Gera, Kultur- u.<br />
Kongresszentrum<br />
14.02. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
22.02. Neuruppin, Pfarrkirche<br />
07.03. Böhlen, Kultur- u.<br />
Kongresscenter<br />
15.03. Schwerin,<br />
Sport- u. Kongresshalle<br />
21.03. Coswig, Börse<br />
22.03. Plauen, Festhalle<br />
29.03. Fulda, Orangerie<br />
12.04. Esslingen, Neckar Forum<br />
CLIFF RICHARD<br />
www.deag.de<br />
13.05. Hamburg, o2-World<br />
14.05. Berlin, o2-World<br />
16.05. Oberhausen, KöPi-Arena<br />
20.05. München, Olympiahalle<br />
30.05. Frankfurt, Festhalle<br />
ROACHFORD<br />
www.india-media.de<br />
15.11. Hannover, Bluesgarage<br />
16.11. Duisburg, Gramatikoff<br />
17.11. Hamburg,<br />
Fliegende Bauten<br />
26.03. A-Kufstein, Kufa<br />
28.03. CH-Brugg, Salzhaus<br />
29.03. CH-Cham, Live in Cham<br />
30.03. CH-Murten,<br />
Hotel Murten<br />
01.04. CH-Hasliberg,<br />
Wetterhorn<br />
02.04. CH-Zürich,<br />
Escherwysss<br />
04.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
05.04. Mühldorf,<br />
Haberkasten<br />
06.04. Bensheim, Rex<br />
08.04. Karlsruhe, Jubez<br />
09.04. Mainz, Frankfurter Hof<br />
11.04. Köln, Gloria<br />
12.04. Bad Segeberg,<br />
Paradiso<br />
13.04. Berlin, Quasimodo<br />
ROYAL SOUTHERN<br />
BROTHERHOOD<br />
www.rufrecords.de<br />
15.11. CH-Baden,<br />
Nordportal<br />
16.11. Winterbach,<br />
Lehembachhalle<br />
18.11. Hamburg, Fabrik<br />
19.11. Bensheim, Rex<br />
20.11. Lindewerra,<br />
Gemeindesaal<br />
21.11. Dortmund, Piano<br />
22.11. Berlin, Quasimodo<br />
23.11. Hannover,<br />
Bluesgarage<br />
INGA RUMPF & FRIENDS<br />
www.in-akustik.com<br />
21.11. Neustadt,<br />
Schloss Landestrost<br />
22.11. Uelzen,<br />
Jabelmannhalle<br />
14.12. Brake, Central Theater<br />
MITCH RYDER<br />
www.mitchryder.net<br />
14.02. Dresden, Tante Ju<br />
15.02. Neuruppin, Kulturhaus<br />
20.02. Hameln, Sumpfblume<br />
21.02. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
22.02. Solingen, Cobra<br />
28.02. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
05.03. Frankfurt, Das Brett<br />
08.03. Freiburg, Jazzhaus<br />
09.03. Bonn, Harmonie<br />
11.03. Nürnberg, Hirsch<br />
12.03. Augsburg, Spectrum<br />
SIGGI SCHWARZ<br />
www.siggi-schwarz.de<br />
16.11. Bad Rappenau,<br />
Mühltalhalle<br />
22.11. Heidenheim,<br />
Lokschuppen<br />
28.11. Biberach,<br />
Gigelberghalle<br />
23.12. Aalen, Bottich<br />
SIMPLE MINDS<br />
www.fkpscorpio.com<br />
01.02. Berlin, Huxleys<br />
03.02. Hamburg, Docks<br />
07.02. Bremerhaven,<br />
Stadthalle<br />
08.02. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
09.02. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
11.02. Karlsruhe, Tollhaus<br />
12.02. Trier, Europahalle<br />
14.02. Köln, Palladium<br />
15.02. Olsberg, Konzerthalle<br />
16.02. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
18.02. Mainz, Phönixhalle<br />
20.02. Göppingen, Werfthalle<br />
21.02. Fürth, Stadthalle<br />
22.02. München, Zenith<br />
23.02. Singen, Stadthalle<br />
SILLY<br />
www.undercover-net.de<br />
19.11. Berlin, Fritzclub<br />
20.11. Lübeck, Musik- u.<br />
Kongresshalle<br />
22.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
23.11. Riesa, Erdgas-Arena<br />
25.11. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />
26.11. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
29.11. Karlsruhe,<br />
Festhalle Durlach<br />
01.12. Freiburg, Zäpfl e Club<br />
03.12. CH-Zürich,<br />
Härterei Club<br />
04.12. Balingen,<br />
Volksbankmesse<br />
06.12. Erfurt, Messehalle<br />
SLADE<br />
www.dmc-music.de<br />
15.11. Roding, Stadthalle<br />
16.11. Essenbach, Eskara<br />
SPACE DEBRIS<br />
www.spacedebrisprojekt.de<br />
08.03. Heidelberg, Karl<br />
STATUS QUO<br />
www.kb-k.com<br />
18.03. Berlin, o2-World<br />
19.03. Oberhausen, KöPi-Arena<br />
21.03. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
SWEET<br />
www.stuff-music.de<br />
03.04. Hamburg, Markthalle<br />
05.04. Krefeld, Kulturfabrik<br />
07.04. Berlin, Fritzclub<br />
08.04. Leipzig, Auensee<br />
10.04. Dresden, Schlachthof<br />
11.04. Magdeburg, Amo<br />
12.04. Bremerhaven, Stadthalle<br />
13.04. Osnabrück, Rosenhof<br />
19.04. CH-Solothurn, Kofmehl<br />
20.04. Friedrichshafen,<br />
Bahnhof Fischbach<br />
23.04. Saarbrücken, Garage<br />
24.04. Karlsruhe, Substage<br />
25.04. Stuttgart, LKA<br />
26.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
27.04. Augsburg, Spectrum<br />
30.04. Schopfheim, Stadthalle<br />
02.05. Nürnberg, Hirsch<br />
04.05. Rosenheim, Ballhaus<br />
06.05. A-Wien, Szene<br />
07.05. Obertraubling, Airport<br />
08.05. Kempten, Big Box<br />
09.05. CH-Einsiedeln, Ziegelei<br />
10.05. CH-Schaffhausen,<br />
Kammgarn<br />
01.05. CH-Herisau, Casino<br />
TEN YEARS AFTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
15.03. Biberach, Gigelberghalle<br />
21.03. Gelsenkirchen, Die Kaue<br />
22.03. Siegburg, Kubana<br />
29.03. Affalter, Zur Linde<br />
CHRIS THOMPSON<br />
www.live-concept.de<br />
15.12. Ingolstadt, Saturn Arena<br />
21.12. Bendorf, Stadthalle<br />
22.12. Nürnberg, Rockfabrik<br />
20.03. Bruchsal, Fabrik<br />
01.03. CH-Pratteln, Z7<br />
22.03. Esslingen, Dieselstraße<br />
26.03. Unna, Lindenbrauerei<br />
27.03. Siegburg, Kubana<br />
28.03. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
TRANSATLANTIC<br />
www.target-concerts.de<br />
06.03. Karlsruhe, Substage<br />
07.03. München, Muffathalle<br />
08.03. Berlin,<br />
Astra Kulturhaus<br />
09.03. Köln, E-Werk<br />
WALTER TROUT<br />
www.jazzhausrecords.com<br />
22.11. Hannover, Bluesgarage<br />
24.11. Bonn, Harmonie<br />
VIBRAVOID<br />
www.s<strong>to</strong>nedkarma.com<br />
29.11. Halle, Festival<br />
09.12. Würzburg, Immerhin<br />
28.12. Mönchengladbach,<br />
Festival<br />
VINCENT ROCKS<br />
www.vincentrocks.de<br />
06.12. Kirchheim, Club Bastion<br />
26.12. Dettingen,<br />
Gasthof Adler<br />
HANNES WADER<br />
www.scala-kuenstler.de<br />
15.11. Kempten, Kornhaus<br />
16.11. Freiburg, Paulussaal<br />
17.11. Heidelberg, Stadthalle<br />
18.11. Kassel, Stadthalle<br />
RAY WILSON<br />
www.raywilson.net<br />
15.11. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
16.11. Siegen, Weißtalhalle<br />
22.11. Haßsfurt, Rathaushalle<br />
23.11. Blomberg, Festival<br />
29.11. Hannover, Bluesgarage<br />
30.11. Flensburg,<br />
Roxy Concerts<br />
01.12. Kreuzberg,<br />
Passionskirche<br />
06.12. Siegburg, Kubana<br />
07.12. Herten, Kolpinghaus<br />
Westerholt<br />
08.12. Hamburg,<br />
Fliegende Bauten<br />
13.12. Sindelfi ngen, Stadthalle<br />
14.12. Tübingen, Carre<br />
20.12. Aalen, Stadthalle<br />
21.12. Rechberghausen,<br />
Haug-Erkinger-Festsaal<br />
22.12. Altenburg, Brüderkirche<br />
ALEXANDER WOLFRUM<br />
www.alexanderwolfrum.de<br />
20.11. Bayreuth,<br />
Rosenau-Saal<br />
23.11. Seßlach,<br />
Gasthof Reinwand<br />
29.11. Nürnberg,<br />
Gaismannshof<br />
05.12. Bayreuth, 7 Raben<br />
22.12. Bayreuth, Katharinavon-Bora-Kirche<br />
03.01. Steingaden,<br />
Bildungsstätte Langau<br />
08.03. Bayreuth, Balkonsaal<br />
YES<br />
www.kb-k.com<br />
26.05. Phoenixhalle, Mainz<br />
27.05. Admiralspalast, Berlin<br />
28.05. Auensee, Leipzig<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Die Veröffentlichung der<br />
Konzerttermine erfolgt<br />
ohne Gewähr. Durch die<br />
zweimonatliche Erscheinungsweise<br />
von <strong>GoodTimes</strong><br />
muss ein Teil der<br />
Termine zwei bis drei<br />
Monate im Voraus erfasst<br />
werden. Änderungen<br />
des Veranstaltungsortes,<br />
des Datums<br />
oder Konzert ausfälle<br />
sind daher möglich. Wir<br />
empfehlen Ihnen, vor einer<br />
Anreise den Termin<br />
auf der entsprechenden<br />
Internet-Seite nochmals<br />
zu überprüfen. Veranstaltungsmeldungen<br />
ohne<br />
Internet-Seitenangaben<br />
und ohne genauen Veranstaltungsort<br />
werden<br />
nicht veröffentlicht.<br />
FESTIVALS<br />
Rocklegends In Concert<br />
www.dmc-music.de<br />
19.12. Flensburg,<br />
Deutsches Haus<br />
20.12. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
21.12. Leipzig,<br />
Haus Auensee<br />
Manfred Mann's Earth<br />
Band, Barclay James<br />
Harvest feat. Les Holroyd<br />
Aida Night Of The Proms<br />
www.pse-germany.de<br />
29.+30.11. Köln,<br />
Lanxess-Arena<br />
01.12. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
04.12. Erfurt, Messehalle<br />
05.12. Mannheim,<br />
SAP-Arena<br />
06.+07.12. Frankfurt,<br />
Festhalle<br />
08.12. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
11.12. Stuttgart,<br />
Schleyerhalle<br />
13.–15.12. München,<br />
Olympiahalle<br />
18.12. Hannover,<br />
TUI-Arena<br />
19.12. Berlin, o2-World<br />
20.+21.12. Hamburg,<br />
o2-World<br />
22.12. Bremen, ÖVB-Arena<br />
Morten Harket, Mark King,<br />
Amy Macdonald, <strong>John</strong><br />
Miles, Baseballs<br />
Pearls Of Pop<br />
www.pearls-of-pop.de<br />
22.02. München, Zenith<br />
Simple Minds, Nik Kershaw,<br />
ABC, Paso Doble<br />
Rock Meets Classic<br />
www.<strong>to</strong>urneen.com<br />
09.03. Berlin,<br />
Tempodrom<br />
11.03. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
12.03. Neu Ulm,<br />
Ratiopharm-Arena<br />
13.03. Nürnberg, Arena<br />
14.03. Würzburg,<br />
s.Oliver-Arena<br />
16.03. Passau,<br />
Dreiländerhalle<br />
18.03. Mannheim,<br />
SAP-Arena<br />
19.03. Kempten, Big Box<br />
20.03. München,<br />
Olympiahalle<br />
22.03. Regensburg,<br />
Donauarena<br />
23.03. CH-Zürich,<br />
Hallenstadion<br />
26.03. A-Innsbruck,<br />
Olympiahalle<br />
27.03. Ingolstadt,<br />
Saturn-Arena<br />
29.03. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
30.03. Leipzig, Arena<br />
01.04. Hamburg, o2-World<br />
02.04. Essen,<br />
Grugahalle<br />
04.04. Stuttgart,<br />
Porsche Arena<br />
05.04. Dresden, Messe<br />
Alice Cooper, Mide Ure,<br />
Joe Lynn Turner, Kim Wilde,<br />
Mat Sinner Band<br />
Rock Of Ages<br />
www.rock-of-ages.de<br />
25.+26.07. Seebronn,<br />
Festplatz<br />
u.a. Axel Rudi Pell,<br />
Mad Max<br />
Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Konzertkalender<br />
präsentiert:<br />
ADAM ANT<br />
www.lb-events.de<br />
14.02. Hamburg,<br />
Große Freiheit<br />
15.02. Berlin, Postbahnhof<br />
18.02. Bochum, Zeche<br />
19.02. Frankfurt, Batschkapp<br />
21.02. München, Backstage<br />
BARCLAY JAMES HARVEST<br />
feat. Les Holroyd<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
19.12. Flensburg,<br />
Deutsches Haus<br />
20.12. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
21.12. Leipzig, Haus Auensee<br />
MARY BLACK<br />
www.lb-events.de<br />
24.01. Berlin, Passionskirche<br />
25.01. Lübeck, Kolosseum<br />
26.01. Düsseldorf,<br />
Savoy Theater<br />
28.01. Osnabrück,<br />
Lu<strong>the</strong>rkirche<br />
29.01. Bochum, Christuskirche<br />
30.01. Frankfurt,<br />
Heilig-Geist-Kirche<br />
BLUES BAND<br />
www.hypertension-music.eu<br />
05.02. Twist, Heimathaus<br />
06.02. Bensheim,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
07.02. Stuttgart, Lab<br />
08.02. Mühldorf, Haberkasten<br />
09.02. Augsburg, Spectrum<br />
10.02. Erfurt, Museumskeller<br />
11.02. Osnabrück, Rosenhof<br />
12.02. Hamburg, Fabrik<br />
13.02. Bremen, Schlachthof<br />
14.02. Dortmund, Piano<br />
15.02. Hannover, Bluesgarage<br />
16.02. Krefeld, Kulturfabrik<br />
ERIC BURDON<br />
www.dmc-music.de<br />
15.11. Erfurt, Thüringenhalle<br />
16.11. Bad Rappenau,<br />
Mühltalhalle<br />
18.11. Osnabrück, Rosenhof<br />
19.11. Hamburg, Fabrik<br />
28.11. Biberach,<br />
Gigelberghalle<br />
29.11. München, Circus Krone<br />
30.11. Stuttgart, LKA<br />
02.12. Nürnberg, Hirsch<br />
03.12. Mainz, Frankfurter Hof<br />
04.12. Karlsruhe, Jubez<br />
06.12. Regensburg,<br />
Airport Obertraubling<br />
07.12. Neuruppin, Kulturhaus<br />
Stadtgarten<br />
08.12. Leipzig, Haus Auensee<br />
PAUL CARRACK &<br />
SWR Big Band<br />
www.india-media.de<br />
06.12. Hamburg, CCH<br />
07.12. Bergheim, Medio<br />
11.12. Mainz, Phönixhalle<br />
12.12. Friedrichshafen,<br />
Zeppelinhalle<br />
14.12. Rastatt, Forum<br />
15.12. Stuttgart, Liederhalle<br />
THE DUBLIN LEGENDS<br />
www.lb-events.de<br />
22.11. Trier, Europahalle<br />
23.11. Duisburg,<br />
Theater am Marien<strong>to</strong>r<br />
24.11. Berlin, Tempodrom<br />
25.11. Hamburg, CCH<br />
26.11. Lübeck, Kolosseum<br />
28.11. Emden, Neues Theater<br />
29.11. Wolfsburg, CongressPark<br />
30.11. München, TonHalle<br />
01.12. Böblingen,<br />
Kongresshalle<br />
HAMBURG BLUES BAND &<br />
FRIENDS<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
19.11. Ebersbach, OKV<br />
21.11. Leipzig, Spizz<br />
22.11. Plauen, Ranch<br />
23.11. A-Admont, Bluesnight<br />
05.12. Bochum,<br />
Bhf. Langendreer<br />
06.12. Osnabrück, Rosenhof<br />
07.12. Kellinghusen,<br />
Ulmenhofschule<br />
20.12. Erfurt, HsD<br />
Gewerkschaftshaus<br />
21.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
03.01. Koblenz, Café Hahn<br />
04.01. Garching,<br />
Gasthaus zum Bräu<br />
05.01. Freiburg, Jazzhaus<br />
10.01. Berlin, Quasimodo<br />
11.01. Affalter, Linde<br />
16.01. Bonn, Harmonie<br />
17.01. Bensheim, Rex<br />
18.01. Schwerin, Speicher<br />
21.03. Göttingen, Musa<br />
22.03. Bordesholm, Savoy<br />
28.03. Kirchheim, Bastion<br />
29.03. Metzingen, Hirsch<br />
11.04. Hamburg, Fabrik<br />
19.04. Torgau, Kulturbastion<br />
02.05. Wangen,<br />
Im Schwarzen Hasen<br />
09.05. Schöneiche,<br />
Kulturgießerei<br />
10.05. Flensburg, Roxy<br />
08.06. Aukrug, Tivoli<br />
ALBERT HAMMOND<br />
www.hypertension-music.eu<br />
16.11. Buchholz, Empore<br />
18.11. Bad Salzufl en, Konzerthalle<br />
im Kurpark<br />
19.11. Düsseldorf,<br />
Savoy Theater<br />
20.11. Borken, Stadthalle<br />
22.11. Mühldorf, Stadtsaal<br />
23.11. Erding, Stadthalle<br />
24.11. Gersthofen, Stadthalle<br />
26.11. Gifhorn, Stadthalle<br />
27.11. Unna, Stadthalle<br />
28.11. Ludwigshafen,<br />
Das Haus<br />
30.11. Erfurt, Stadtgarten<br />
01.12. Ludwigsburg, Festsaal<br />
Waldorfschule<br />
NICK LOWE<br />
www.lb-events.de<br />
28.02. Berlin, Passionskirche<br />
01.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />
02.03. Bochum, Zeche<br />
JOHN MAYALL<br />
www.assconcerts.com<br />
27.03. Hamburg, Fabrik<br />
28.03. Oldenburg, Kulturetage<br />
29.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
30.03. Münster, Jovel<br />
31.03. Leipzig, Anker<br />
01.04. Berlin, C-Club<br />
02.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
03.04. Erfurt, HsD<br />
04.04. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
05.04. Affalter, Zur Linde<br />
06.04. Bochum, Zeche<br />
08.04. Köln, Die Kantine<br />
09.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
10.04. Kaiserslautern,<br />
Kammgarn<br />
11.04. Karlsruhe, Substage<br />
12.04. Freiburg, Jazzhaus<br />
13.04. München, Muffathalle<br />
15.04. Nürnberg, Hirsch<br />
16.04. Stuttgart, LKA<br />
SAGA & MAGNUM<br />
www.pa-co.eu<br />
08.05. Dortmund, FZW<br />
09.05. Köln, E-Werk<br />
10.05. Emden, Nordseehalle<br />
12.05. Hamburg, Docks<br />
13.05. Berlin, Huxleys<br />
15.05. Saarbrücken, Garage<br />
16.05. Filderstadt,<br />
FILharmonie<br />
17.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
19.05. Obertraubling, Airport<br />
20.05. Nürnberg, Rockfabrik<br />
22.05. München, Circus Krone<br />
23.05. CH-Pratteln, Z7<br />
24.05. Ravensburg,<br />
Oberschwabenhalle<br />
SHEILA E & LARRY GRAHAM<br />
www.shooter.de<br />
15.11. Hamburg, Fabrik<br />
16.11. Berlin, Huxleys<br />
LISA STANSFIELD<br />
www.kb-k.com/tickets<br />
09.05. Frankfurt, Festival<br />
10.05. Hamburg, CCH 2<br />
12.05. Bremen,<br />
<strong>Music</strong>al Theater<br />
19.05. Köln, Theater am<br />
Tanzbrunnen<br />
20.05. München, Circus Krone<br />
22.05. Stuttgart, Hegelsaal<br />
23.05. Mannheim, Rosengarten<br />
24.05. Bispingen, Festival<br />
26.05. Berlin, Admiralspalast<br />
STATUS QUO & URIAH HEEP<br />
www.kb-k.com<br />
15.11. Kempten, Big Box<br />
16.11. Hof, Freiheitshalle<br />
18.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
19.11. Leipzig, Haus Auensee<br />
22.11. Bielefeld, Stadthalle<br />
23.11. Heilbronn, Harmonie<br />
STOPPOK<br />
www.rattaymusic.de<br />
15.11. Ahaus, Logo<br />
16.11. Osnabrück, Rosenhof<br />
17.11. Hannover, Bluesgarage<br />
20.11. Magdeburg,<br />
Club Baracke<br />
21.11. Torgau, Kulturbastion<br />
22.11. Berlin, Baylon<br />
23.11. Gifhorn, FBZ Grille<br />
24.11. Hamburg, Polittbüro<br />
27.11. Mainz, SWR Live im<br />
Funkhaus<br />
28.11. Bielefeld, Movie<br />
29.11. Köln, Kulturkirche<br />
30.11. Saarburg, Stadthalle<br />
01.12. Reutlingen, FranzK<br />
04.12. Remchingen, Kulturhalle<br />
05.12. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
06.12. Plauen, Malzhaus<br />
07.12. Erfurt, HsD<br />
08.12. Bochum, Zeche<br />
09.12. Heiligenhaus, Der Club<br />
11.12. Mülheim,<br />
Ringlokschuppen<br />
12.12. Korbach, Bürgerhaus<br />
13.12. Marburg, KFZ<br />
14.12. Fulda, Kreuz<br />
15.12. Aachen, Franz<br />
18.12. Unna, Lindenbrauerei<br />
19.12. Schwerin, Speicher<br />
20.12. Flensburg, Roxy<br />
21.12. Lübeck, Kolosseum<br />
22.12. Bremen, Schlachthof<br />
23.12. Düsseldorf,<br />
Savoy Theater<br />
TANGERINE DREAM<br />
www.mfpconcerts.com<br />
26.05. München, Circus Krone<br />
27.05. Stuttgart, Theaterhaus<br />
28.05. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
30.05. Berlin, Admiralspalast<br />
31.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
01.06. Köln, Theater am<br />
Tanzbrunnen<br />
03.06. A-Wien, Gasometer<br />
VANILLA FUDGE<br />
www.mfpconcerts.com<br />
16.03. Essen, Turock<br />
19.03. Nürnberg, Hirsch<br />
22.03. Hannover, Bluesgarage<br />
26.03. A-Wien, Szene<br />
WISHBONE ASH<br />
www.assconcerts.com<br />
15.01. Übach-Palenberg,<br />
Rockfabrik<br />
22.01. Twist, Heimathaus<br />
23.01. Köln, Kantine<br />
24.01. Idstein, Die Scheuer<br />
25.01. Koblenz, Café Hahn<br />
26.01. Bochum, Zeche<br />
28.01. A-Wien, Reigen Live<br />
29.01. München, Ampere<br />
30.01. Nürnberg, Hirsch<br />
31.01. Barby,<br />
Zum Rautenkranz<br />
01.02. Affalter, Zur Linde<br />
02.02. Fulda, Alte Piesel<br />
04.02. Osnabrück, Rosenhof<br />
05.02. Hamburg, Fabrik<br />
06.02. Berlin, Quasimodo<br />
07.02. Hannover, Bluesgarage<br />
08.02. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
09.02. Oberhausen,<br />
Zentrum Altenberg<br />
11.02. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
12.02. Konstanz, Kulturladen<br />
13.02. Augsburg, Spectrum<br />
14.02. Freudenburg, Ducsaal<br />
15.02. Reichenbach, Die Halle<br />
18.02. Mannheim, Alte Seilerei<br />
19.02. Lörrach, Burghof<br />
20.02. CH-Burgdorf,<br />
Casino Theater<br />
21.02. CH-Zug, Chollerhalle<br />
22.02. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
MUSICALS<br />
Massachusetts –<br />
Das Bee Gees <strong>Music</strong>al<br />
www.resetproduction.de<br />
23.01. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
24.01. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
25.01. Essen,<br />
Colosseum Theater<br />
26.01. Monheim/Rhein, Aula<br />
28.01. Köln, Tanzbrunnen<br />
29.01. Gummersbach,<br />
Theater<br />
30.01. Aschaffenburg,<br />
Stadthalle<br />
02.02. Stuttgart, Liederhalle<br />
05.02. Bonn, Beethovenhalle<br />
09.02. Hamburg, CCH 2<br />
11.02. Bremerhaven,<br />
Stadthalle<br />
12.02. Wilhelmshaven,<br />
Stadthalle<br />
13.02. Lingen, Emsland-Arena<br />
14.02. Osnabrück, Osnahalle<br />
15.02. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
16.02. Bad Fallingbostel,<br />
Heidmarkhalle<br />
13.03. Bergheim,<br />
RheinMedioErft<br />
15.03. Paderborn, Paderhalle<br />
16.03. Stadthagen, Festhalle<br />
18.03. Hamm, Maximilianpark<br />
19.03. Iserlohn, Theater<br />
21.03. Winterberg, Eventpalast<br />
23.03. Zwickau, Stadthalle<br />
26.03. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
27.03. Brandenburg,<br />
Stahlpalast<br />
28.03. Berlin, Tempodrom<br />
29.03. Frankfurt/Oder,<br />
Messehalle<br />
30.03. Stralsund,<br />
Vogelsanghalle<br />
02.04. Fulda, Maritim<br />
03.04. Mainz, Phönixhalle<br />
04.04. Mönchengladbach,<br />
Kaiser-Friedrich-Halle<br />
06.04 Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
07.04. Münster,<br />
Halle Münsterland<br />
24.04. CH-Gossau,<br />
Fürstenlandsaal<br />
25.04. CH-Winterthur,<br />
Kongresshaus<br />
26.04. CH-Chur, Stadthalle<br />
27.04. CH-Bern,<br />
Kursaal-Arena<br />
30.04. CH-Emmenbrücke,<br />
Gersag<br />
01.05. CH-Biel,<br />
Kongresszentrum<br />
02.05. CH-Zürich,<br />
Kongresshaus<br />
03.05. CH-Interlaken,<br />
Audi<strong>to</strong>rium Kursaal<br />
04.05. CH-Basel, Casino<br />
06.05. München, Circus Krone<br />
08.05. A-Graz,<br />
Helmut-List-Halle<br />
09.05. A-Wien, Stadthalle<br />
10.05. A-Linz, Brucknerhaus<br />
11.05. A-Salzburg, Europasaal<br />
Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Schluss mit<br />
dem Zeitdruck!<br />
Gerade war er wieder in Deutschland unterwegs, kam dann rechtzeitig<br />
zu seinem 37. Geburtstag (14.11.) nach Hause – um im Frühjahr 2014<br />
erneut über den Ärmelkanal zu reisen: Aynsley Lister, britischer Blues-<br />
Rocker, der vor kurzem mit HOME sein zehntes Album veröffentlicht<br />
hat. Vor seinem Auftritt in den Kammerspielen Ansbach sprach Philipp<br />
Roser mit dem Musiker, der auch als Gitarrenlehrer arbeitet.<br />
Es gibt offenbar eine besondere Beziehung<br />
zwischen dir und Deutschland – deinen ersten<br />
Plattenvertrag hattest du bei einer hiesigen<br />
Firma?<br />
Ja, ich habe 1998 bei Ruf Records unterschrieben.<br />
Das Label hat mir meine ersten Auftritte außerhalb<br />
des UK ermöglicht. Es schickte mich mit Walter Trout<br />
los, und ich spielte mit <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong> und Robert Cray.<br />
Durch diese Gigs als Opener konnte ich mir ein gewisses<br />
Publikum aufbauen, um erst einmal, inzwischen<br />
zweimal im Jahr hier <strong>to</strong>uren zu können.<br />
Was ist hier anders als im<br />
UK?<br />
Es gibt ein größeres Publikum<br />
und einfachere Arbeitsmöglichkeiten.<br />
Die Clubs sind<br />
besser, es gibt auch mehr<br />
davon. Wenn man in England<br />
200 Leute im Konzert<br />
hat, ist das viel.<br />
Hier kommen im<br />
Schnitt doppelt<br />
so viele Besucher<br />
zu mir.<br />
Vor HOME<br />
gab es eine<br />
dreijährige Studiopause ...<br />
Es ist mein zehntes Album. Irgendwann ist der Punkt<br />
erreicht, an dem man aufpassen muss, sich nicht zu<br />
wiederholen. Ich habe mir diesmal bewusst viel Zeit<br />
für das Songschreiben genommen – früher stand ich<br />
oft ziemlich unter Zeitdruck, musste zehn Songs in<br />
sechs Monaten komponieren. Wenn mir jetzt mal<br />
drei Monate lang nichts eingefallen ist, habe ich<br />
mich nicht verrückt gemacht. Stellte sich dann eine<br />
Idee ein, schrieb ich sie auf und bin damit ins Studio<br />
gegangen.<br />
HOME ist vielfältiger als frühere Alben, mehr als<br />
nur" Blues-Rock und Rock-Blues.<br />
"<br />
Es zeigt, was mich als Künstler ausmacht, es reflektiert<br />
alle meine Facetten. Ich liebe alten Blues, Freddie<br />
King, Albert Collins, Peter Green – den elektrischen<br />
Blues der 60er Jahre. Ich stehe aber auch auf<br />
AC/DC – und ich mag Songs und Melodien. HOME<br />
ist ein perfektes Beispiel für all die unterschiedlichen<br />
Elemente, die mich ausmachen. Es gibt ein bisschen<br />
Blues, ein wenig Rock, sogar poppige Sachen<br />
wie "Broke”, dessen Melodie und Groove nicht aus<br />
meinem Kopf wollten. Es sind auch einige Sachen<br />
dabei, die in die Singer/Songwriter-Richtung gehen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Michael Robert Williams<br />
Fo<strong>to</strong>: © Hypertension <strong>Music</strong><br />
Als Gitarrist hat Mick Ralphs wesentlich zum<br />
Erfolg von Mott The Hoople und Bad Company<br />
beigetragen. Mit beiden Acts war er auch<br />
2013 wieder aktiv, doch 2014 will er sich auf<br />
seine Mick Ralphs Band konzentrieren. Im<br />
April kommt sie erstmals nach Deutschland.<br />
Mick Ralphs<br />
Lob nach<br />
Liverpool<br />
DIE ANDEREN …<br />
Bester Sänger? Paul Rogers<br />
Beste Sängerin? Amy Winehouse<br />
Beste Band? Beatles<br />
Beste(r) Songschreiber(in)? <strong>John</strong> Lennon<br />
Unterschätzteste(r) Band/Solist? The Contrast<br />
Überschätzteste(r) Band/Solist? White Stripes<br />
Beste Single? Don McLeans "Vincent"<br />
Bestes Album? FOREVER CHANGES<br />
Bester Song? Everly Bro<strong>the</strong>rs: "Wake Up Little Susie"<br />
Deine Allstar-Band? Simon Kirke (dr), Jaco Pas<strong>to</strong>rius (b),<br />
Robben Ford (g), Otis Redding (voc)<br />
... UND ICH<br />
Welche Cover-Version möchtest du mal aufnehmen?<br />
Keine<br />
Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />
"Strawberry Fields Forever" (Beatles)<br />
Wer sollte einen Song über dich schreiben?<br />
Keine Ahnung.<br />
Wie sollte der Song heißen? Keine Ahnung.<br />
Was war das Highlight deiner Karriere?<br />
Eine Nr.-1-Single in den US-Charts.<br />
Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Sei ehrlich, sei du selbst.<br />
KREUZVERHÖR<br />
EINIGE W0RTE ZU ...<br />
Ian Hunter: Großartiger Mensch und Songschreiber.<br />
Mott The Hoople: Einzigartig, fantastisch,<br />
wunderbar, Spaß.<br />
Bad Company: Großartige Blues-Rockband.<br />
David Gilmour: Toller Gitarrist und Freund.<br />
David Bowie: Intelligent und künstlerisch.<br />
TAKE THIS (Solo-Album von 1984): Schwer unterschätzt<br />
und essenziell!<br />
Les Paul / Stra<strong>to</strong>caster: Erstklassige Gitarren.<br />
Songwriting: Harte Arbeit.<br />
Blues: Ich liebe ihn.<br />
Soli / Intros: Bestandteile von Songs.<br />
Deutschland: Baut großartige Au<strong>to</strong>s.<br />
Rhythmusgitarrenspiel: Unverzichtbarer<br />
Bestandteil von Songs.<br />
Jimmy Cliff: Erfreuliche Erfahrung (Ralphs gehörte zur UK-<br />
Band The Shakedown Sound, die Cliff begleitete).<br />
The Buddies: Tolle Freunde (1964 eine seiner ersten Bands).<br />
PLEASE, ANSWER<br />
THE S0NG …<br />
Von Philipp Roser<br />
Why Do Fools Fall In Love?<br />
(FRANKIE LYMON, 1963) Warum nicht?<br />
Where Have All The Good Times Gone?<br />
(KINKS, 1965) Keine Ahnung.<br />
What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />
Weiß ich nicht.<br />
Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />
Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.<br />
Why Believe In You? (TEXAS, 1991) Weiß ich nicht.
Eric Clap<strong>to</strong>n<br />
enn<br />
n<br />
Songs<br />
len können<br />
n<br />
In den 60er Jahren mit den Yardbirds, <strong>John</strong> <strong>Mayall</strong>'s<br />
Bluesbreakers, Cream und Blind Faith zum Superstar aufgestiegen,<br />
von den Fans als gottähnliches Wesen verehrt, für<br />
viele Gitarristenkollegen ein Vorbild – Eric Clap<strong>to</strong>n stand<br />
ganz oben. Und dann stürzte der im Inneren unsichere<br />
Musiker tief ab in den Drogen- und Alkoholsumpf. Er zog<br />
zwar Frauen an wie Licht die Motten, war aber lange letztlich<br />
bindungsunfähig. Seine weitere Karriere glich einer<br />
Achterbahnfahrt mit ein paar Höhepunkten wie "I Shot The<br />
Sheriff", "Lay Down Sally" und "Cocaine", aber auch mit<br />
vielen als platt-kommerziell kritisierten Tiefpunkten. Mitte<br />
der 80er Jahre schrieb ihm seine Plattenfirma vor, mit wem<br />
er zusammenarbeiten und welche Songs er für seine Alben<br />
aufnehmen sollte.<br />
Von Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>: © Universal <strong>Music</strong><br />
Dann kam der 20. März 1991, als sein viereinhalbjähriger<br />
Sohn Conor aus dem 53. S<strong>to</strong>ck<br />
eines New Yorker Hochhauses zu Tode<br />
stürzte. Für den Menschen Eric Clap<strong>to</strong>n eine Katastrophe,<br />
für den Musiker Eric Clap<strong>to</strong>n zugleich ein<br />
Wendepunkt. Er betrieb aktive Trauerarbeit, indem<br />
er die Songs "Circus" und "Tears In Heaven" (mit<br />
Will Jennings) schrieb – "Tears" rührte unzählige<br />
Menschen, avancierte zum Welthit. Der Titel wurde<br />
– wie die am 16. Januar 1992 aufgezeichnete<br />
„MTV Unplugged"-Session – zum Ausgangspunkt<br />
eines andauernden Comebacks und mit einem<br />
Grammy gewürdigt.<br />
„Ich habe fünf oder sechs Songs über meinen<br />
Sohn geschrieben – Songs haben eine heilende<br />
Wirkung", sagte Clap<strong>to</strong>n dem Au<strong>to</strong>r schon 1991.<br />
"Tears In Heaven", das er eigentlich für den<br />
Soundtrack des Films „Rush" beigesteuert hatte,<br />
spielte er bei der MTV-Session im Januar 1992 in<br />
London ebenso wie "My Fa<strong>the</strong>r's Eyes" und seinen<br />
Klassiker "Layla" (Slow Shuffle) neu arrangiert in<br />
intimstem Rahmen – dokumentiert auf CD, jetzt<br />
in der Deluxe-Edition mit Bonus-Tracks und DCD,<br />
inklusive der Proben. Als Single veröffentlicht, zog<br />
"Tears In Heaven" (US #2, UK #5, D #42) den Livemitschnitt<br />
auf die Erfolgsspur – in Deutschland bis<br />
auf Platz 3 der Albumcharts (US #1, UK #2).<br />
Das Album vermittelte<br />
Clap<strong>to</strong>n mehr<br />
Selbstsicherheit und<br />
Stabilität: „Ewig<br />
lange war ich nach<br />
Konzerten<br />
innerlich<br />
ausgebrannt und leer,<br />
hatte alles gegeben –<br />
und kam dann in ein ödes Hotelzimmer und hatte<br />
nichts, um diese innere Leere wieder zu füllen. Ich<br />
versuchte, dieses Vakuum mit Drogen und Alkohol zu<br />
füllen", suchte er damals nach Erklärungen für seinen<br />
Substanzmissbrauch früherer Jahre. „Außerdem<br />
saß ich oft depressiv zu Hause und empfand mich<br />
als wertlos." Diesmal schaffte er es, Abstand zu den<br />
vernichtenden Giften zu gewinnen. Er gründete ein<br />
Reha-Zentrum auf Antigua, um anderen Abhängigen<br />
zu helfen, wollte jedoch anderen nicht von Drogen<br />
abraten: „Ich denke, jeder muss seinen eigenen Weg<br />
gehen. Alles, was ich sagen kann, ist:<br />
,Wenn du dich dafür entscheidest, etwas<br />
Lebensbedrohliches zu tun, dann<br />
solltest du auch auf den Preis schauen,<br />
den du dafür bezahlst.'"<br />
Die Erfahrung MTV UNPLUGGED<br />
in seiner reduzierten musikalischen<br />
Form erinnerte Clap<strong>to</strong>n an seine Anfänge,<br />
führte ihn zum Wesentlichen zurück<br />
– und<br />
war auch so etwas wie der Ans<strong>to</strong>ß für eine Rückkehr<br />
zum Blues. Schließlich spielte er schon bei<br />
dieser Show Vorlagen von Robert <strong>John</strong>son oder Big<br />
Bill Broonzy. „Es war eine <strong>to</strong>lle Gelegenheit, mich<br />
auch vor den Musikern zu verbeugen, die mich beeinflusst<br />
und geprägt haben", sagte Clap<strong>to</strong>n später,<br />
„der Abend war unglaublich emotional." Nicht nur<br />
für Clap<strong>to</strong>n, sondern auch für seine Mitmusiker und<br />
das Publikum in den Bray Film Studios in Windsor.<br />
Ähnlich atemlose Stille wie bei "Tears In Heaven"<br />
herrscht nicht nur im kleinen Rahmen – auch bei den<br />
folgenden Open-Air-Festivals lauschte ein vieltausendköpfiges<br />
Publikum andächtig und mitfühlend.<br />
Chuck Leavell über die<br />
„Unplugged-Show”:<br />
„Bei Erics ,Unplugged'-Show dabei zu sein, war eines<br />
der Highlights meiner Karriere. Eine großartige Band<br />
mit wunderbaren Musikern: Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low,<br />
Steve Ferrone, Nathan East, Ray Cooper, Tessa Niles<br />
und Katie Kissoon – und natürlich Eric! Wir hatten<br />
George Harrisons Tour durch Japan beendet, und<br />
dann entschied sich Eric, ,Unplugged' zu machen.<br />
Unser anderer Keyboarder Greg Phillinganes wollte<br />
nicht länger <strong>to</strong>uren, in Los Angeles bleiben und sich<br />
auf die Arbeit im Studio und das Produzieren<br />
konzentrieren. Eric kam zu mir und<br />
fragte, ob ich die Tastenarbeit allein erledigen<br />
wolle, oder ob wir noch jemanden<br />
dazuholen sollten. Ich sagte, dass ich es<br />
gerne allein machen würde. Endlich hat-<br />
te<br />
ich den Raum innerhalb der Band, um<br />
Keyboardsolos spielen zu können – und<br />
das hat mich begeistert! Wir haben nicht<br />
viel geprobt, nur etwa drei Tage. Wir veränderten viele<br />
Arrangements, um die Songs der Situation anzupassen<br />
– von daher war alles sehr frisch und erquicklich<br />
für uns. Die Show ging glatt über die Bühne, und wir<br />
hatten alle viel Spaß. Es lief locker, als würden wir bei<br />
irgendjemandem im Wohnzimmer spielen. Dem Publikum<br />
schien es auch zu gefallen – ein fantastisches<br />
und unvergessliches Erlebnis für mich!"<br />
Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DANKE ENGEL<br />
UNPLUGGED TOUR 2013 | 2014<br />
15. 11. 2013 Halle/Saale Stein<strong>to</strong>rvarieté<br />
16. 11. 2013 Thale Klubhaus Thale<br />
22. 11. 2013 Dresden Alter Schlachthof<br />
30. 11. 2013 Pasewalk His<strong>to</strong>risches U<br />
27. 12. 2013 Bernau Stadthalle<br />
03. 01. 2014 Weißenfels Kulturhaus<br />
05. 01. 2014 Dessau Marienkirche<br />
10. 01. 2014 Bad Saarow Theater am See<br />
11. 01. 2014 Magdeburg Johanniskirche<br />
12. 01. 2014 Arnstadt Theater im Schlossgarten<br />
17. 01. 2014 Görlitz Gerhart Hauptmann Theater<br />
18. 01. 2014 Ballenstedt Schloss<strong>the</strong>ater<br />
19. 01. 2014 Borna Stadtkulturhaus<br />
24. 01. 2014 Schwerin Capi<strong>to</strong>l<br />
25. 01. 2014 Ros<strong>to</strong>ck Nikolaikirche<br />
26. 01. 2014 Neubrandenburg Konzertkirche<br />
30. 01. 2014 Chemnitz Brauclub/Turm-Brauhaus<br />
31. 01. 2014 Strausberg Volkshaus<br />
28. 02. 2014 Sassnitz Sporthalle Dwasieden<br />
01. 03. 2014 Stralsund Vogelsandhalle<br />
02. 03. 2014 Wolgast Hufelandsporthalle<br />
07. 03. 2014 Cottbus Alte Chemiefabrik<br />
08. 03. 2014 Calau Stadthalle<br />
09. 03. 2014 Oranienburg Orangerie<br />
14. 03. 2014 Wittenberg Phönix Theaterwelt<br />
15. 03. 2014 Wismar St. Georgen Kirche<br />
16. 03. 2014 Güstrow Ernst Barlach Theater<br />
21. 03. 2014 Bischofswerda Kulturhaus<br />
22. 03. 2014 Hoyerswerda Lausitzhalle<br />
28. 03. 2014 Eilenburg Bürgerhaus<br />
29. 03. 2014 Wolfen Kulturhaus<br />
Änderungen vorbehalten! Weitere Termine in Vorbereitung!<br />
DAS AKTUELLE ALBUM »DANKE ENGEL« ALS CD+DVD DELUXE-EDITION<br />
• Die CD mit 10 City-Klassikern in Unplugged-Versionen und 5 neuen Titeln<br />
• Die DVD unplugged live aus dem NDR Funkhaus Schwerin und live von der Sommer<strong>to</strong>ur 2012 in Wismar<br />
Im Direktversand oder im Handel im Vertrieb von BuschFunk<br />
Weitere Informationen unter www.city-internet.de | www.facebook.com/CITY.Ostrock | www.sechzehnzehn.de
Leserbriefe<br />
Gerne... können Sie uns schreiben, ein Fax schicken oder eine email senden:<br />
NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/102 862 · email: goodtimes@nikma.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 S. 22 – A<strong>to</strong>mic Rooster<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Vielen Dank für den Artikel über die – leider fast vergessenen – A<strong>to</strong>mic<br />
Rooster! War interessant zu lesen. Nur der erste Auftritt der Herren<br />
Crane, Graham & Palmer war meines Wissens nach nicht im Londoner<br />
Lyceum, sondern im Fishmongers Arms in Wood Green North London.<br />
Ansonsten ein rundum <strong>to</strong>lles Heft – vor allem die vielen Schallplattenkritiken,<br />
Bücherecke, Hintergrunds<strong>to</strong>rys ... Weiterhin Alles Gute!<br />
Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Kugler, A-3386 Hafnerbach<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 – Verlosung<br />
Liebe <strong>GoodTimes</strong>-Redaktion,<br />
heute Mittag fand ich Ihren Brief mit dem Liverpool-Buch in meinem<br />
Briefkasten vor. Ich habe mich sehr darüber gefreut und möchte mich<br />
auf diesem Weg ganz herzlich bei Ihnen bedanken (zum Glück fängt<br />
doch nicht nur "<br />
der frühe Vogel den Wurm").<br />
Viele Grüße aus Gütersloh sendet Ihnen mit den<br />
besten Wünschen Fritz Hüllbrock<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 S. 8 – Vers<strong>to</strong>rben<br />
Da würde sich der gute Peppi (Marchello) aber doch sehr wundern. Er<br />
ist 1945, nicht 1965 geboren.<br />
Long live Rock'n Roll, K. Heißmann, Markt Erlbach<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />
Hallo, Musikusse und Bluesmen!<br />
Bin 1966 wachgeworden, – nach 13 Jahren musikalischem Grown Up.<br />
Seitdem immer "<br />
on wire and wave", - über BBC, Radio Lux, WDR (Winfried<br />
Trenker), SWR (Frank Laufenberg) und nun dann immer "<br />
on Rolling<br />
S<strong>to</strong>ne und <strong>GoodTimes</strong>" und natürlich "<br />
live on stage".<br />
Zwei Bitten eines (letztendlichen) Dead Heads, der in Köln großgeworden<br />
ist: Als einer der ersten kölschen Krautrocker würde ich mich doch<br />
mal sehr über einen kleinen Beitrag zu Ali Claudi freuen ... Gomorrha<br />
und Umfeld (unser Jim Hen), Blues/Jazz-Solos von AC (unser A.D. Meola)<br />
und natürlich die Boogie Woogie Company (unsere Jazz/Blues-Trooper).<br />
Gibt es eine große bessere deutsche Folk/Blues/Rock/Indie- und<br />
Dance-Truppe als die Bläack Fööss? Ich denke, nach 40 Jahren haben<br />
sie es auch mal verdient. Beide machen mir/uns seit mehr als 40 Jahren<br />
viel Freude – euch und euren Lesern bestimmt auch!<br />
Vielen Dank im Voraus, – und wenn es nichts wird –, macht auch nichts,<br />
ich freue mich weiter auf deren Musik und bleibe natürlich auch euer<br />
Leser!<br />
Helmut Schmidt, Jülich<br />
P.S.: Macht doch mal eine Hitparade "<br />
der vergessenen Hits".<br />
Ich wüsste eine Menge (James Gangs "Midnight Man", "Home" Fancy<br />
Lady – Hollywood Child", etc.).<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 S. 82 – Stilkunde Disco<br />
Hallo und guten Tag,<br />
keine Kritik und nur eine Anmerkung zum gut recherchierten Artikel. Eine<br />
Band habe ich jedoch vermisst, die auch in Deutschland in der Hitparade<br />
und natürlich in den Discos vertreten war: KC & The Sunshine Band.<br />
Sie waren ab 1973/74 auf jeder Tanzfläche angesagt. Ferner schrieben<br />
sie (Casey/Finch) noch für andere Künstler Songs, so z.B. für George<br />
McCrae den Disco-Kracher "Rock Your Baby". Ich weiß, man könnte<br />
noch viele aufzählen, doch KC gehört auf jeden Fall dazu!<br />
Mit musikalischen Grüßen Ot<strong>to</strong> Pfleger, Bad Wimpfen<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />
Hi Folks,<br />
als langjähriger Abonnent erstmalig ein Leserbrief von mir, der aber zugleich<br />
meine kontinuierliche Zufriedenheit mit dem fachlich höchstqualifizierten<br />
Blatt zum Ausdruck bringt. Besonders die Artikel von Bernd<br />
Ma<strong>the</strong>ja (lese mit viel Verspätung, aber viel Spaß derzeit sein Buch<br />
1000 Nadelstiche") haben es mir angetan und zuletzt die Spurensuche<br />
"<br />
nach den Rockperlen Shocking Blue zeigen komprimiert auf einer Seite<br />
Geschichte, Ausdruck, Erfolg und Anspruch einer Band, treffender kann<br />
man es nicht machen. Die Lektüre begeistert nicht zuletzt deshalb, weil<br />
man angeregt wird, selbst noch einmal sich in die Musik zu vertiefen.<br />
So kramte ich alle genannten CDs noch einmal hervor und stellte tatsächlich<br />
fest, dass das 3rd-Album wirklich das beste war und Mariskas<br />
(sie war wirklich mein und meiner Freunde "<br />
Bubentraum" um 1970...)<br />
Stimme hier am besten zur Geltung kam (klar, keine "<br />
Prädikatsliga", sie<br />
ist keine holländische Julie-Driscoll-Ausgabe, aber markant). Wer nicht<br />
so tief in Shocking Blue eintauchen will, ist auch mit der CD BEST OF<br />
(Connoisseur CSAP 114, London) bestens bedient, die neben allen herausragenden<br />
Songs (auch "Venus", das auf den vier Red-Bullit-CDs<br />
nicht drauf ist), auch zwei Mariska-Solo-Aufnahmen enthält. Noch ein<br />
Shocking Blue-Sehtipp: GREATEST HITS (Red Bullit DVD von 2004) bietet<br />
auch einen guten Überblick und (s.o.) nette Bilder von Mariska. Wünschen<br />
würde ich mir weitere Neder-Pop-S<strong>to</strong>rys über Q 65, Bintangs,<br />
Cuby & The Blizzards, Rob Hoeke, Supersister, Livin' Blues ...<br />
Weiter so. Beste Grüße von Herbert Dappen<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 – Disco<br />
Eine riesengroße Freude konntet ihr mir mit eurer wunderbaren Disco-<br />
S<strong>to</strong>ry bereiten. Ich bin in der frühen 70er Jahren mit deutschem Schlager<br />
großgeworden, aber natürlich durften auch die intern. Hits nicht fehlen.<br />
Besonders hat es mir in den 70er Jahren die Disco-Welle angetan. Viele<br />
Acts konnte ich bei Oldie-Festivals live erleben, oder konnte durch div.<br />
Au<strong>to</strong>grammsammlerclubs den Kontakt zu den Künstlern finden. Auch<br />
die Fo<strong>to</strong>s zur S<strong>to</strong>ry sind großartig.<br />
Bezüglich der DVD Review zu "<br />
Das Beste aus dem Musikladen Vol.2"<br />
sei noch gesagt, dass es sich bei Clout um keine One-Hit-Wonder-<br />
Gruppe handelte. Nach ihrem Nr.1-Hit "Substitute" (6/78 GB 2/78 D1)<br />
folgten mit "Save Me", "The Best Of Me" und "Under Fire" noch weitere<br />
Chart-Erfolge. Leider trennte sich diese Gruppe 1983.<br />
Liebe Grüße, Wal<strong>the</strong>r Neher, Ebersbach<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />
Liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />
ich vermisse Beiträge über eine meiner Lieblingsbands: Smokie! Ich<br />
habe sie beim WDR-4-Oldie-Marathon in Bielefeld erlebt – einfach Spitzenklasse!<br />
Es gab Gänsehaut pur, der Saal "<br />
stand Kopf".<br />
Euer langjähriger Leser, Günter Sahm, Bielefeld<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />
Hallo <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />
da ich musikalisch tief in den 1960er und 1970er Jahren verwurzelt bin<br />
und viele meiner Lieblingsbands bei euch in <strong>GoodTimes</strong> auftauchen,<br />
lese ich eure Zeitschrift mit ihren gut recherchierten Beiträgen und den<br />
oft hilfreichen Rezensionen immer wieder gerne. Ich warte allerdings<br />
schon lange auf Informationen zu solch <strong>to</strong>llen Bands wie Capability<br />
Brown (später Krazy Kat), Warm Dust oder/und – etwas bekannter –<br />
Chilliwack.<br />
Oder hab ich was versäumt? Außerdem besitze ich die geniale Single<br />
"Loving Man" der Band The Nirvana Banana, über die ich schier gar<br />
nichts in Erfahrung bringen konnte. Beginnt mit einem lauten Weckerticken<br />
(ATLANTIC 45-2422; komponiert von Matt Moore und Dan Moore,<br />
der auch produziert hat). Wisst ihr was dazu?<br />
Weiterhin viel Erfolg! Achim<br />
Die Band "<br />
The Nirvana Banana" gab es nie. Es war vielmehr der erfolgreiche<br />
US-Songschreiber/Producer Daniel Moore (als "<br />
Dan Moore" als<br />
Komponist/Produzent der Single genannt) mit Studiomusikern.<br />
Der hat so was offenbar öfter gemacht – Eigenbauten unter Pseudonym<br />
als Band-Songs eingespielt und auf den<br />
Markt gebracht.<br />
Die Single ist 1967 sogar in Deutschland<br />
erschienen, natürlich mit Bildhülle<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Single/D-Ausgabe;<br />
Atlantic ATL 70231 (1967)<br />
Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Von Philipp Roser<br />
AOR à la Kiske<br />
Place Vendome ist ein reines Studioprojekt. Es wurde 2004 von Serafino Perugino (Chef<br />
des italienischen Labels Frontiers) initiiert und wird seitdem von Sänger Michael Kiske und<br />
dem Musiker/Produzenten Dennis Ward mit Leben erfüllt. Vor allem der frühere Helloween-<br />
Frontmann Kiske, der auch bei Unisonic, Avantasia und dem Projekt Kiske/Somerville mitmischt,<br />
prägt mit seiner Stimme das Album THUNDER IN THE DISTANCE.<br />
Es ist euer drittes Album mit Place Vendome<br />
nach vierjähriger Pause ...<br />
Ich wollte Place Vendome eigentlich nicht weitermachen,<br />
nachdem ich mit Unisonic eine ,richtige' neue<br />
Band habe. Zuletzt bin ich zweimal um die Welt ge<strong>to</strong>urt,<br />
dieses Jahr mit Avantasia, 2012 mit Unisonic,<br />
und wurde dabei immer wieder nach einem neuen<br />
Album von Place Vendome gefragt – die Nachfrage<br />
besteht also. Und es ist für mich ja leicht, denn ich<br />
muss nichts dafür schreiben, nur singen. Die wirkliche<br />
Arbeit der Produktion erledigt<br />
Dennis Ward.<br />
Gab es ein Konzept, oder ist es<br />
eine Song-Sammlung, die euch<br />
zugesagt hat?<br />
Letzteres, würde ich sagen. Die<br />
Jungs, die die Songs dafür schreiben,<br />
wissen, wofür es ist, und versuchen,<br />
es passend zu machen.<br />
Es sind alle möglichen Songwriter beteiligt –<br />
kriegen die Vorgaben?<br />
Serafino bietet es ihnen an und segnet die Songs<br />
dann ab oder eben nicht. Und ich habe mit AOR-<br />
Musik überhaupt kein Problem – genau das ist<br />
ja die eigentliche Idee hinter Place Vendome: lupenreiner,<br />
guter AOR.<br />
Die letzte Entscheidung liegt dann bei<br />
euch?<br />
Ja, klar.<br />
Naja, in diesem Business ist alles möglich ...<br />
Aber nicht bei mir! Er hat es vor ein paar Jahren<br />
mal bei mir versucht, bei meinen Sologeschichten<br />
– da wollte er mir erzählen, was<br />
ich<br />
machen sollte. Ich weigerte mich, und<br />
irgendwann hat er dann gesagt, ,Mach<br />
doch, was du willst!' Aber man muss sich<br />
genau überlegen, wie weit man für seine Sachen<br />
einsteht; ob man kompromissbereit ist<br />
oder sich für bestimmte Märkte zurechtbiegen<br />
lässt. Davon halte ich aber nicht viel, denn dann kann<br />
Musik ja keine eigene Identität mehr haben.<br />
Wie bewahrst du die Kiske-Identität bei all den<br />
Michael Kiske<br />
unterschiedlichen edlichen<br />
Projekten?<br />
Dadurch, dass ich einfach ich bin! Ich mache nichts,<br />
was ich nicht gut finde. Täte ich das, würde ich meine<br />
Identität verraten. Bei Unisonic oder Helloween habe<br />
ich ja auch nicht nur eigene Songs gesungen – man<br />
muss sie sich nur zueigen machen können.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Sight of Sound<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 6/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 113
© Pressefo<strong>to</strong><br />
... zuguterletzt Impressum<br />
ROYE ALBRIGHTON CORKY LAING LESLIE WEST<br />
Stil durch<br />
Stilbruch<br />
Rock-<br />
Philosophie<br />
Stehauf-<br />
Blueser<br />
Der Herr des Nektar-Reichs:<br />
Roye Albrigh<strong>to</strong>n<br />
Take a trip, back in time” – mit diesen<br />
Worten beginnt das legendäre Nektar-Album<br />
REMEMBER THE FUTURE von<br />
1973. Tatsächlich sah es lange so aus, als<br />
würde sich der Ruhm der Briten und ehemaligen<br />
Wahl-Deutschen darauf zurückführen<br />
lassen, dass<br />
sie in den 1970ern<br />
Psychedelic-Rock-<br />
Pioniere waren.<br />
Weit gefehlt: Nachdem<br />
Nektar seit der<br />
Wiedervereinigung<br />
2001 gerade mal drei Studio-Alben zustande<br />
brachten (plus die maue Live-<br />
Doppel-CD FORTYFIED), überschlugen<br />
sich in den vergangenen zwölf Monaten<br />
die Ereignisse. Zunächst erschien 2012<br />
A SPOONFUL OF TIME, das ausschließlich<br />
Cover-Versionen enthielt, jetzt gibt<br />
es die erste „richtige” Studioscheibe seit<br />
vier Jahren, TIME MACHINE. Nektar-<br />
Oberhaupt Roye Albrigh<strong>to</strong>n (65) strotzt<br />
vor Energie und Ideen – und ist zu Recht<br />
mächtig s<strong>to</strong>lz auf seine hochinspirierte<br />
Phase der letzten Zeit.<br />
Für dich ist TIME MACHINE das beste<br />
Nektar-Album aller Zeiten. Warum?<br />
Dieses Zitat ist aus dem Zusammenhang<br />
gerissen worden. Was ich eigentlich im<br />
Interview sagen wollte: Es ist das am<br />
saubersten produzierte Werk, das wir je<br />
geschaffen haben. Und unter dem Aspekt<br />
stilistischer Vielseitigkeit ist es das bisherige<br />
Optimum. Wir sprechen mit den kürzeren<br />
Stücken die Pop-Fans an, mit den<br />
langen die Prog-Anhänger. Ich finde das<br />
großartig!<br />
TIME MACHINE ist also eine sehr spezielle<br />
Scheibe?<br />
Alle unsere Platten sind speziell für mich!<br />
Ich kann voller Freude behaupten, dass<br />
wir noch nie ein Album losgelassen haben,<br />
hinter dem wir nicht stehen; selbst<br />
wenn einige Fans manche unserer stilistischen<br />
Zickzack-Kurse nicht nachvollziehen<br />
konnten. Tatsächlich haben wir<br />
Stil durch Stilbruch bewiesen. Und heute<br />
ist es so, dass wir nicht Psychedelic, Pop<br />
oder Prog sind, sondern alles zusammen.<br />
Wie geht es weiter mit Nektar?<br />
Momentan haben wir fest vor, jedes Jahr<br />
eine neue Platte auf den Markt zu bringen<br />
und intensiv zu <strong>to</strong>uren. Gleichzeitig sind<br />
wir nach wie vor schlimme Chaoten. Keine<br />
Ahnung also, ob wir unseren Plan einhalten<br />
können. Wir werden sehen ... mfg<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Gestandene Hard Rocker kümmern<br />
sich auch zu fortgeschrittener Lebenszeit<br />
um nicht viel mehr als einen<br />
bodenständigen Sex & Drugs &<br />
Rock’n’Roll-Lifestyle? Quatsch deluxe!<br />
Man lausche nur mal einem Album wie<br />
PLAYING GOD. Verantwortlich dafür<br />
ist der kanadische Mountain-Trommler<br />
Corky Laing (65), dessen kraftvollen, erdigen<br />
Sound man vielleicht nicht zwingend<br />
mit der Arbeit eines Intellektuellen<br />
in Verbindung bringen würde.<br />
„Diese Platte ist<br />
durch die Verknüpfung<br />
einiger merkwürdiger<br />
Umstände<br />
entstanden”, berichtet<br />
Laing, der<br />
eigentlich Laurence<br />
Gordon heißt („meine Brüder nannten<br />
mich Corky, da sie Gordon nicht aussprechen<br />
konnten"). Laing klärt auf: „An<br />
einer Universität in New York, an der<br />
ich gelegentlich Gastvorträge über Musik<br />
halte, hörte ich mir das Referat von<br />
zwei Dozenten an, die über Philosophie<br />
sprachen, eines meiner Steckenpferde. Es<br />
ging um die moralischen Probleme von<br />
Gentechnologie. Professor Matti Häyry<br />
und seine Partnerin, Dr. Tuija Takala,<br />
sind Finnen. Sie warnen in ihrem Buch<br />
eindringlich vor den Gefahren für die<br />
Menschheit, die Gott spielen und offensichtlich<br />
ohne Rücksicht auf Verluste unsterblich<br />
werden will. Auch für mich eine<br />
Horrorvorstellung!”<br />
Laing setzte sich nach dem Referat mit<br />
den beiden Wissenschaftlern zusammen,<br />
man verstand sich auf Anhieb, tauschte<br />
sich angeregt aus: „Mit einem Mal entstand<br />
in meinem Kopf die Idee, aus all<br />
diesen Einsichten eine Art Rock-Oper zu<br />
machen. Philosophie-Rock', wenn man<br />
'<br />
so will.” Der Schlagzeuger flog in den<br />
vergangenen drei Jahren mehrfach nach<br />
Helsinki, um dort mit den finnischen<br />
Musikern von The Perfect Child PLAYING<br />
GOD aufzunehmen. Dazu gesellte sich<br />
noch Eric Schenkman, Gitarrist der amerikanischen<br />
Band Spin Doc<strong>to</strong>rs.<br />
„So abgehoben diese Platte zunächst<br />
wirken mag, so sehr ist sie letztlich dem<br />
Blues verhaftet”, sagt Laing. „Es geht<br />
dabei unter anderem um einen Typ, der<br />
110 Jahre alt ist, gelangweilt vom Leben,<br />
der jedoch nicht sterben kann. Wenn das<br />
kein klassisches Blues-Thema ist …” mfg<br />
„ „I<br />
Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 17. Januar 2014.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Justin Borucki<br />
ch sterbe seit dem Tag meiner Geburt"<br />
– das sind (übersetzt) die ersten Worte<br />
auf Leslie Wests aktuellem Solo-Album<br />
STILL CLIMBING. Trotzig hervorgeröchelt,<br />
kraftvoll, standfest. Passend zu<br />
einem Mann, der wie kaum ein Zweiter<br />
seine bevorzugte Musik – den Blues – mit<br />
allen Rückschlägen und Depressionen intensiv<br />
lebt(e). Der<br />
69-jährige New<br />
Yorker leitete mit<br />
Mountain eine<br />
der grandiosesten<br />
Blues-Rockbands<br />
– allerdings für<br />
nur wenige Jahre und mit eher bescheidenem<br />
kommerziellem Erfolg. Der US-<br />
„Rolling S<strong>to</strong>ne” setzte West auf Platz<br />
66 der Liste der „Besten Gitarristen aller<br />
Zeiten”, mit Mountain trat er 1969 beim<br />
legendären Woods<strong>to</strong>ck-Festival auf,<br />
doch andere Teilnehmernamen sind bis<br />
heute präsenter.<br />
Dann streikte die Gesundheit, Diagnose:<br />
Diabetes, Blasenkrebs, woraufhin der Koloss<br />
das geliebte Rauchen von Zigaretten<br />
und Marihuana aufgab. Im Juni 2011<br />
wurde ihm ein Teil des rechten Beines<br />
amputiert, eine Folge lebensgefährlicher<br />
Komplikationen seiner Zuckerkrankheit.<br />
West: „Als ich im Krankenhaus aufwachte,<br />
war mein erster Gedanke: Kann<br />
ich je wieder live auftreten – und will ich<br />
das überhaupt noch?”<br />
Er wollte und spielte zwei Monate nach<br />
der OP beim Rock ‘N’ Roll Fantasy Camp<br />
ein Konzert. „Ich bin ein Stehauf-Blueser”,<br />
feixt West, „der auch auf eineinhalb<br />
Beinen stehen kann. Und ich bin ein<br />
Kämpfer, der keine Lust hat, in Pension<br />
zu gehen.”<br />
Und jetzt also STILL CLIMBING: eine leidenschaftliche<br />
Arbeit, die auch aus Leslie<br />
Wests Blütezeit in den frühen 1970ern<br />
stammen könnte. Überall rumpelt und<br />
kracht es, die Balladen sind emotionsschwanger,<br />
„und der Tod lauert an allen<br />
Ecken und Enden, aber momentan bin<br />
ich nicht auf seiner Liste, er mag mein<br />
Gitarrenspiel, den Klang meiner Stimme”,<br />
kokettiert der Saitenvirtuose. Als<br />
Gastmusiker sind junge und alte Kumpane<br />
dabei, Dee Snider, Jonny Lang und<br />
<strong>John</strong>ny Winter. „Alles Cracks”, freut sich<br />
West, „die wissen, dass der Blues der<br />
Soundtrack unseres Lebens und unseres<br />
Sterbens ist.”<br />
mfg<br />
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DFG 8753<br />
HARRISON KENNEDY<br />
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MR. BO WEAVIL<br />
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<br />
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