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FOTO: ADRIVO/SUTTON TITELFOTOS: ADRIVO/SUTTON, MILAGRO, MERCEDES-BENZ, RED BULL RACING
❱<br />
EDITORIAL | AUSGABE 35 | 2014<br />
IN DIESER<br />
AUSGABE<br />
Stephan Heublein, Chefredakteur<br />
WIE STAUBSAUGER<br />
DIE WELT VERÄNDERN<br />
VERGESST DIE NASEN! - Die neuen Autos sehen hässlich aus?<br />
Na und!? Die Saison 2014 verspricht so viel Spannung wie schon<br />
lange nicht mehr. Selbst die Vormachtstellung von Red Bull scheint<br />
zu wackeln! Den letzten großen Regelumbruch gab es zu Beginn<br />
der Saison 2009 - gleichzeitig zum Erscheinen unserer Erstausgabe.<br />
Damals begann das Zeitalter von Red Bull, fünf Jahre und<br />
vier Vettel-Titel später läutet unsere Jubiläumsausgabe den Beginn<br />
einer neuen Ära ein. Wer hat diesmal die (gewöhnungsbedürftige)<br />
Nase vorne?<br />
DUELL DER GIGANTEN - Während im neuen <strong>Formel</strong>-1-Zeitalter<br />
Nasenbären auf Staubsauger treffen, geht in der MotoGP das Duell<br />
der Giganten in die nächste Runde. Setzt Rekordkiller Marc<br />
Marquez seine Jagd fort? Oder können ihm Jorge Lorenzo und<br />
Yamaha Einhalt gebieten? Wir analysieren die Stärken und<br />
Schwächen der beiden Topteams und verraten, wer die besseren<br />
Karten im empischen Kampf um die MotoGP-Krone hat.<br />
REGELCHAOS - Das neue Technische Reglement der <strong>Formel</strong> 1<br />
strotzt nur so vor pink markierten Neuerungen und komplexen<br />
Anhängen mit undurchsichtigen Tabellen. Tagelang wühlten sich<br />
unsere Technikexperten durch hunderte Ausdrucke, um den<br />
versteckten Finessen auf die Schliche zu kommen. Aber auch im<br />
MotoGP-Reglement verstecken sich interessante Neuerungen. Was<br />
es mit dem neuen Duell Open vs. Factory auf sich hat und wo das<br />
alles nur hinführen soll, verraten wir ab Seite 74.<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014: <strong>Formel</strong> 1 <strong>Revolution</strong> 24<br />
SAISON 2014: Topthemen im Visier 34<br />
SAISON 2014: Wer kam, wer ging? 46<br />
NEULINGE: Nobody vs. Champion 48<br />
INTERVIEW: Lotus-CEO Patrick Louis 54<br />
HISTORY: John Surtees 60<br />
MOTORRAD<br />
HONDA VS. YAMAHA: Duell der Giganten 66<br />
SAISON 2014: Die neuen Regeln 74<br />
ROOKIES: Frischer Wind 78<br />
INTERVIEW: Alvaro Bautista 82<br />
SUZUKI: Steiniger Weg zurück 86<br />
TOP-5: Traditionsstrecken 90<br />
GINO REA: Bei Laune bleiben 94<br />
KIEFER RACING: Es kann nur besser werden 96<br />
WSBK: Suzuki - Ein Neuanfang 100<br />
SUPERCROSS: Waschbrett & Triple 102<br />
MOTORSPORT<br />
INTERVIEW: Dakar-Sieger Nani Roma 106<br />
LEGENDÄRE BOLIDEN: Mitsubishi Pajero 110<br />
SERVICE<br />
INSIDE 06<br />
KOLUMNEN 14<br />
ZIELGERADE 112<br />
IMPRESSUM 114<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 3
36<br />
Weiter geht‘s:<br />
Wie werden wohl die<br />
nächsten 35<br />
Ausgaben der<br />
kommenden fünf<br />
Jahre aussehen?<br />
4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
JAHRE<br />
Fünf Jahre<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>:<br />
Unser Team gibt auf<br />
und neben der<br />
Strecke Vollgas<br />
HAPPY BIRTHDAY,<br />
MOTORSPORT-MAGAZIN.COM<br />
23. FEBRUAR 2009 - DIE GEBURTSSTUNDE DER PRINTVERSION DES MOTORSPORT-MAGAZINS. NACH<br />
MEHR ALS 10 JAHREN ONLINE-ERFAHRUNG STAMPFEN WIR IN WENIGEN WOCHEN DIE ERSTAUSGABE<br />
JENES HEFTS AUS DEN QUALMENDEN TASTATUREN, DESSEN 35. AUSGABE SIE IN HÄNDEN HALTEN.<br />
Seit fünf Jahren ist das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> auf der<br />
Ideallinie unterwegs. Von Anfang an standen wir für...<br />
...EMOTIONEN<br />
»Shoya Tomizawa war nicht nur ein besonderer<br />
Fahrer, er war auch ein besonderer Mensch. Ihn<br />
schien eine Aura der guten Laune zu umgeben.<br />
Sayonara Shoya-san«, schrieb unser Motorradredakteur<br />
Falko damals. Der Schock in unserer<br />
Motorrad-Redaktion saß tief, als mitten im<br />
MotoGP-Rennen in Misano die böse Ahnung traurige<br />
Gewissheit wurde. Unsere Zweirad-Mannschaft<br />
wird sich für immer an den 5. September<br />
2010 erinnern, dem Tag, an dem das Lachen<br />
starb.<br />
...HUMOR<br />
»Es war einmal ein kleiner Junge, der auf dem Schulweg<br />
Süßigkeiten beim Bäcker erstand und diese auf<br />
dem Schulweg weiterverkaufte, mit einem satten<br />
Gewinnaufschlag versteht sich.« Dieser Satz war<br />
eigentlich als nette Einleitung für die Glückwünsche<br />
zum 80. Geburtstag von Bernie Ecclestone gedacht.<br />
Vier Jahre später könnte dieser harmlose Einleitungssatz<br />
auch als Schlussplädoyer der Anklage im Prozess<br />
gegen Bernie E. herhalten.<br />
...SCHONUNGSLOSE EHRLICHKEIT<br />
Nick Heidfeld warnte uns hingegen vor der<br />
herannahenden Paydriver-Welle: »Es ist nicht<br />
so, dass gesagt wird, du bist der bessere Fahrer<br />
- was in meinem Fall ohne jetzt arrogant wirken<br />
zu wollen, viele unterschreiben würden - also<br />
kriegst du das Cockpit. Da spielen so viele,<br />
andere Dinge eine Rolle wie Geld und Politik.«<br />
Auch unsere Redakteure nahmen in ihren<br />
Kolumnen kein Blatt vor den Mund. Unser Chefredakteur<br />
Stephan outete sich beispielsweise<br />
als Nicht-Kubica-Fan: »Ich gebe zu, dass ich nie<br />
ein besonderer Kubica-Fan war. Stattdessen<br />
empfand ich die Lobeshymnen und Ferrari-<br />
Gerüchte in der Vergangenheit als übertrieben<br />
und stufte ihn als überschätzt ein.« Nach Kubicas<br />
triumphaler Rückkehr ans Steuer können<br />
wir sagen: »Mach weiter so, Robert!«<br />
...WEITBLICK<br />
Am 5. Juni 2010 wurde die MotoGP-Welt in ihren<br />
Grundfesten erschüttert. Der für viele ebenso<br />
unverletzliche wie unbesiegbare Valentino Rossi<br />
stürzte. Die Knochen brachen und ganz Italien<br />
verfiel in Sorge, doch schon damals prophezeite<br />
das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>, dass sich die MotoGP-<br />
Welt weiterdrehen würde und das Spannendste<br />
noch vor ihr liege. Und tatsächlich: Casey Stoner<br />
stürmte 2007 zum WM-Titel und 2013 folgte die<br />
absolute Sensation mit Rookie Marc Marquez als<br />
Weltmeister.<br />
...AUSBLICK:<br />
Diese Schlagzeilen könnten wir in den nächsten fünf<br />
Jahren lesen:<br />
ACHTUNG, DREHTÜREN: Bernie wieder auf freiem Fuß!<br />
SCHUMIS REKORD GEBROCHEN: WM-<br />
Titel zählen doppelt!<br />
NACH PANNENSAISON:<br />
Rückkehr zu V12-Motoren mit viel Power und<br />
wenig Unit<br />
ALONSOS LETZTE WORTE: Kimi...<br />
WIEDERHOLTER MÖWENMORD IN AUSTRALIEN:<br />
Lorenzo abgeschoben<br />
RÖNTGENSAMMLUNG KOMPLETT:<br />
Pedrosa bricht sich letzten Knochen<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 5
FORMEL 1<br />
INSIDE<br />
TEXT: ROBERT SEIWERT & MANUEL SPERL<br />
CHRISTIAN DANNER<br />
SPRICHT KLARTEXT<br />
Christian<br />
Danner nimmt bei<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
kein Blatt<br />
vor den Mund<br />
Die FIA hat<br />
für 2014 einige<br />
neue Regeln<br />
verabschiedet<br />
(ab S. 24)<br />
KLARTEXT ZU<br />
DOPPELTEN<br />
PUNKTEN:<br />
Meiner Ansicht nach ist diese Regeländerung<br />
hirnverbrannt. Wenn die<br />
<strong>Formel</strong> 1 keine anderen Probleme<br />
hätte, dann hätte ich gesagt: Okay.<br />
Aber es gibt aktuell dringendere Probleme,<br />
etwa die Budgetgrenze. Ich<br />
habe für solche Spielereien nichts<br />
übrig. Für mich ist Abu Dhabi ein<br />
Grand Prix von 19 und ihn doppelt<br />
zu bewerten, ist eine überflüssige<br />
Maßnahme, um einen tollen Wettbewerb<br />
künstlich zu beeinflussen.<br />
KLARTEXT ZUR BUDGETGRENZE:<br />
Für die Teams ist es nicht mehr möglich, kostendeckend zu arbeiten,<br />
ohne dabei ein Hinterbänkler-Team zu werden. Alles, was über 50-60<br />
Millionen geht, ist nicht mehr kostendeckend. Deswegen halte ich die<br />
<strong>Formel</strong> 1 schon für krank. Es gab immer reiche und arme Teams, aber<br />
letztlich war es einem Mittelfeldteam stets möglich, den Anschluss zur<br />
Spitze zu halten.<br />
McLaren<br />
muss mit dem<br />
MP4-29 an alte<br />
Erfolge<br />
anknüpfen<br />
Christian Danner ist exklusiver F1-Experte von <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com.<br />
Der TV-Kommentator bestritt 35 <strong>Formel</strong> 1 Grands Prix für Osella,<br />
Arrows, Zakspeed und Rial. Bei <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com spricht er zu den<br />
Top-Themen der F1-Welt Klartext.<br />
Mehr unter: www.motorsport-magazin.com/goto/klartext<br />
6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Marussia<br />
kam mit<br />
Verspätung zu den<br />
ersten Tests in<br />
Jerez<br />
KLARTEXT ZU DENNIS:<br />
Bei McLaren ist nun wieder richtig Dampf im Kessel. Die Ingenieurs-<br />
Abteilung wurde personell aufgerüstet, McLaren lässt nichts unversucht,<br />
um wieder den Anschluss an die Spitze zu schaffen - eben typisch Ron<br />
Dennis. Dennis ist komplett auf Sieg programmiert - alles andere ist<br />
für ihn reine Zeitverschwendung.<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MCLAREN, CATERHAM
Frentzen fuhr noch in<br />
der Zeit der zwei<br />
Meter breiten Autos<br />
DANN WÄREN DIE AUTOS RICHTIG HÄSSLICH!<br />
Heinz-Harald Frentzen hat in seiner <strong>Formel</strong>-1-Karriere (1994-2003) viel erlebt. Das neue Reglement wäre genau nach seinem<br />
Geschmack, wenn da nicht diese Nasen wären... Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> unterhielt sich mit dem dreifachen GP-Sieger.<br />
MSM: Verfolgst du die <strong>Formel</strong> 1 aktuell noch?<br />
HEINZ-HARALD FRENTZEN: Ja, ich beobachte die <strong>Formel</strong><br />
1 noch, gerade jetzt mit den neuen Motoren und Regeln.<br />
Die Teams stehen vor einer großen Herausforderung und<br />
haben bis zum Saisonstart in Australien ein straffes Programm<br />
vor sich, um die Autos richtig ans Laufen zu<br />
bekommen.<br />
In welcher Zeit wärst du lieber in der <strong>Formel</strong> 1 gefahren:<br />
Zu Zeiten deiner aktiven Karriere oder jetzt mit dem<br />
neuen Reglement, dem Spritsparen und so weiter?<br />
Die heutige <strong>Formel</strong> 1 wäre genau mein Ding. Mit meinem<br />
Hybridprojekt habe ich damals quasi den Grundstein<br />
gelegt und gezeigt, dass es möglich ist, ein Rennauto<br />
mit KERS-Batterien zu bauen. Es ging darum, neue<br />
Antriebs-Techniken im <strong>Motorsport</strong> einzuführen, um Sprit<br />
zu sparen und damit den Trend der Straßenautos<br />
aufzunehmen.<br />
Dann bist du also ein großer Fan der neuen <strong>Formel</strong> 1?<br />
Ja, auf jeden Fall. In den vergangenen Jahren war die<br />
<strong>Formel</strong> 1 schon fast zu einfach. Die Motoren hatten<br />
immer weniger Drehmoment und die Autos ließen sich<br />
wegen des hohen Abtriebs super fahren. Zu meiner Zeit<br />
war das noch etwas anders, aber im Laufe der Jahre<br />
wurden die Autos immer weiter verfeinert. Ich bin sicher,<br />
dass die <strong>Formel</strong> 1 mit den neuen Turbo-Motoren vom<br />
fahrerischen Aspekt her wieder anspruchsvoller wird. Es<br />
wird noch eine Weile benötigen, bis sich die Piloten an<br />
das veränderte Fahrverhalten gewöhnt haben.<br />
Die neuen, oft als hässlich bezeichneten Nasen sind<br />
derzeit ein großes Thema. Wie wichtig war dir als Fahrer<br />
früher die Optik deiner F1-Autos?<br />
Es mussten schon immer Abstriche beim Design und der<br />
Optik gemacht werden, weil sich das Aussehen nach dem<br />
Reglement richtet. Die Ingenieure wollen natürlich ein<br />
schnelles Auto bauen - die Optik ist da nicht so wichtig.<br />
Wenn die Aerodynamiker komplett freie Hand hätten...<br />
dann wären die Autos richtig hässlich!<br />
❱<br />
Steigt Frentzen wieder ins Cockpit?<br />
Alles zu den Comeback-Plänen unter:<br />
www.motorsport-magazin.com/goto/HHF<br />
WELCHES IST DAS HÄSSLICHSTE 2014ER F1-AUTO?<br />
UMFRAGE<br />
FRAGE AN HAMILTON: „LEWIS, DU SCHEINST<br />
ÜBER DEN WINTER ABGENOMMEN ZU HABEN?“<br />
MOMENT,<br />
SEHE ICH ETWA<br />
FETT AUS?<br />
Caterham CT05 53%<br />
Ferrari F14T 19%<br />
Red Bull RB10 8%<br />
Force India VJM07 5%<br />
Lotus E22 4%<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 7
MOTORRAD<br />
INSIDE<br />
TEXT: MARKUS ZÖRWEG, MICHAEL HÖLLER & MARIA POHLMANN<br />
FOTOS: MILAGRO, YAMAHA, MARQUEZ<br />
VALENTINO<br />
ROSSIS<br />
REKORDJAGD<br />
Es ist vielleicht seine letzte Saison,<br />
doch Valentino Rossi könnte 2014<br />
noch einige Rekorde knacken.<br />
Bleibt er unverletzt, stellt er in Brünn<br />
den Rekord von Alex Barros für<br />
Starts in der Königsklasse ein.<br />
Gewinnt er erneut ein Rennen, hielte<br />
Rossi den Rekord für die längste<br />
Zeitspanne zwischen erstem (Brünn<br />
1996) und letztem Sieg in der WM.<br />
Auch Loris Capirossis Rekord für die<br />
meisten dritten Plätze ist in Reichweite,<br />
um auch Giacomo Agostinis<br />
Bestmarken für Siege (122) und<br />
WM-Titel in der Königsklasse (8) zu<br />
knacken, muss sich Rossi 2014<br />
deutlich steigern.<br />
245 Starts Königsklasse (Barros) //<br />
Rossi 234<br />
36 dritte Plätze (Capirossi) //<br />
Rossi 31<br />
Wer hätte nicht<br />
gern solchen<br />
Beistand?<br />
17 Jahre, 49 Tage (Capirossi) //<br />
Rossi 16 Jahre, 306 Tage<br />
122 Siege (Agostini) //<br />
Rossi 106<br />
8 Titel Königsklasse (Agostini) //<br />
Rossi 7<br />
8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
MOTOGP-LAZARETT<br />
Winterzeit ist Operationszeit für die Piloten der Motorrad-WM. Sämtliche Eingriffe, die während<br />
der Saison nicht möglich sind, werden in der rennfreien Zeit nachgeholt. Da wird so manches<br />
Stück Metall entfernt, das ein oder andere Organ begradigt und andere vollkommen entfernt.<br />
Marc Marquez ließ sich seine Nasenscheidewand korrigieren, um besser Luft zu bekommen.<br />
Jorge Lorenzo durfte sich von elf Schrauben und einer Titanplatte an seinem Schlüsselbein<br />
verabschieden. Und Hector Barbera sagte seinen Mandeln auf Nimmerwiedersehen.
Marc Marquez ist ein begnadeter<br />
Zweiradartist - aber nicht nur auf asphaltierten<br />
Strecken, wie er beim Superprestigio<br />
Dirt Track in Barcelona unter Beweis<br />
stellte. Der amtierende MotoGP-Champion<br />
musste sich nur dem Profi und<br />
Weltmeisterkollegen Brad Baker geschlagen<br />
geben. Dieser kämpfte mit harten<br />
Bandagen, sodass Marquez nach einer<br />
Berührung sogar unsanft von seinem<br />
Bike abstieg. Normalerweise ist es ja<br />
eher der MotoGP-Champion, der für<br />
solche Manöver bekannt ist<br />
MARQUEZ BEIM<br />
SUPERPRESTIGIO<br />
Die neuen Bikes<br />
von Lorenzo &<br />
Rossi<br />
LORENZO & ROSSI IN FERNOST<br />
Yamaha stellte die neue M1 2014 zum ersten Mal im indonesischen<br />
Jakarta vor und ist damit Vorreiter in Asien. Spanien, Italien, Frankreich:<br />
Alle anderen Teams präsentieren sich Jahr für Jahr in Europa.<br />
Mit fast 250 Millionen Einwohnern ist Indonesien im Vergleich zu<br />
einem der europäischen Länder natürlich - zumindest theoretisch -<br />
voll von Abnehmern. Der Markt im fernen Osten floriert und das hat<br />
die Dorna nicht als einziges Unternehmen in der Zweiradwelt erkannt.<br />
Kawasaki, Ducati, Honda, Aprilia, Suzuki und<br />
BMW - in Sachen Herstellervielfalt kann sich<br />
die MotoGP schon lange eine Scheibe von<br />
der Superbike-WM abschneiden. Dank<br />
neuem EVO-Reglement steigt die Anzahl der<br />
Hersteller 2014 sogar noch an. Mit MV Augusta<br />
kommt ein Traditionswerk zurück, auch<br />
NEUN HERSTELLER DANK EVO<br />
Bimota will mit von der Partie sein. Dazu<br />
kommen die Amerikaner mit Geoff May und<br />
Aaron Yates auf der EBR 1190RX. Die<br />
Maschine von Erik Buell Racing wurde<br />
bereits in der AMA Superbike Serie erfolgreich<br />
eingesetzt und steht nun vor der<br />
Weltmeisterschaftspremiere.<br />
In der WSBK<br />
wird es bald<br />
richtig voll<br />
Die MotoGP-Saison 2014 startet schon fast traditionell auf dem Losail-International-Circuit in Katar. Die Strecke in der<br />
Nähe der Hauptstadt Doha hebt sich durch eine Eigenschaft von den restlichen 18 Kursen des Weltmeisterschaftskalenders<br />
ab - nur hier wird in der Nacht gefahren. Die Baukosten zur Ausleuchtung des 5380 Meter langen Rings beliefen<br />
sich auf 15 Millionen Dollar. Kein Wunder, waren doch 1200 Masten mit je 60 Scheinwerfern nötig um den MotoGP-Stars<br />
ein Licht aufgehen zu lassen.
#KEEPFIGHTINGMICHAEL<br />
INSIDE<br />
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER & MIKE WIEDEL<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, FERRARI, MERCEDES<br />
CHRONOLOGIE DES DRAMAS<br />
Michael Schumacher stürzte beim Skifahren in Meribel mit dem Kopf voran auf einen Felsen. Per Rettungshubschrauber<br />
wurde er ins Krankenhaus nach Albertville-Moutiers geflogen. Während des Flugs kam es zu Komplikationen. Der Hubschrauber<br />
musste notlanden, Schumacher wurde intubiert. Der Deutsche wurde daraufhin in eine Spezialklinik nach Grenoble<br />
überstellt, wo ein Schädel-Hirn-Trauma festgestellt und eine Not-Operation eingeleitet wurde.<br />
Sonntag, 29. Dezember: Tag des<br />
Unfalls, Schumacher schwebt in<br />
Lebensgefahr<br />
Montag, 30. Dezember: Zweite<br />
Operation, Hämatom aus linker<br />
Gehirnhälfte entfernt<br />
Freitag, 3. Januar: Schumachers 45.<br />
Geburtstag, hunderte Fans reisen<br />
nach Grenoble & hissen<br />
Ferrari-Fahnen<br />
Montag, 6. Januar: Schumacher<br />
außer Lebensgefahr<br />
Dienstag, 7. Januar: Corinnas Appell<br />
an die Medien - Lasst uns in Ruhe<br />
Mittwoch, 8. Januar: Staatsanwaltschaft<br />
bestätigt: keine überhöhte<br />
Geschwindigkeit, Skipiste korrekt<br />
gekennzeichnet<br />
Dienstag, 21. Januar: Familie bedankt<br />
sich für die Unterstützung<br />
Donnerstag, 30. Januar: Aufwachprozess<br />
eingeleitet<br />
MEDIZIN-CHECK<br />
Bei Michael Schumacher wurde ein schweres Hirn-Schädel-Trauma diagnostiziert.<br />
Durch das Öffnen der Schädeldecke war es möglich, die<br />
Blutung zum Stillstand zu bringen sowie das bereits ausgetretene Blut<br />
zu entfernen. Hätten die Ärzte das nicht getan, wäre im Gehirn ein immenser<br />
Druck entstanden, der sich dann auf das Rückenmark und die Halswirbelsäule<br />
ausgedehnt hätte. In Folge dessen wären sämtliche zentralen<br />
Nervenstrukturen abgeklemmt geworden, was den Tod des Patienten zur<br />
Folge gehabt hätte.<br />
Mittels eines künstlichen Komas wird das Hirn ‚heruntergefahren‘.<br />
In diesem Zustand braucht das Gehirn weniger Energie, weniger<br />
Sauerstoff, und kann sich damit besser erholen bzw. wird damit nicht<br />
weiter geschädigt. Im künstlichen Koma können die Ärzte allerdings nicht<br />
erkennen, wie gut das Gehirn funktioniert. Mittels CT (Computertomographie)<br />
können die Ärzte zwar mögliche Schäden sehen, aber deren Auswirkungen<br />
nicht einschätzen.<br />
Wenn die Narkosemittel abgesetzt werden, wacht der Patient<br />
nicht sofort aus dem künstlichen Koma auf. Es handelt sich hierbei um<br />
einen langwierigen Prozess, der sich mindestens über mehrere Tage<br />
hinzieht. Wenn sich die Verletzungen als extrem schwerwiegend erweisen,<br />
kann sich der Prozess des Aufwachens noch länger hinziehen.<br />
10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Ferrari und Mercedes wünschten<br />
Michael Schumacher beim<br />
Testbeginn in Jerez alles Gute<br />
GENESUNGSWÜNSCHE<br />
Fans vor<br />
Schumachers<br />
Klinik in<br />
Grenoble<br />
Gute Besserung, Michael! Hoffe sehr bald positive<br />
Nachrichten zu hören!<br />
@alo_oficial<br />
Mein Bruder, ich bete für dich! Ich hoffe, du erholst<br />
dich schnell! Gott beschütze dich, Michael.<br />
@Felipe1Massa<br />
Come on Michael. Zeig uns einen deiner legendären<br />
Race Stints, in denen du eine Qualifyingrunde nach der<br />
anderen abspulst und dir den Sieg sicherst. Du schaffst<br />
es!<br />
@MBrundleF1<br />
Ich wünsche dir viel Kraft, Kaiser!! Du schaffst es!! /<br />
Gib nicht auf, Schumi!!<br />
@marcmarquez93<br />
Meine Gedanken sind bei Michael Schumacher. Ich<br />
bin dankbar für alles, was er für die Clinton-Foundation<br />
getan hat. Meine Gebete sind bei ihm und<br />
seiner Familie.<br />
@billclinton<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11
Günther konnte<br />
bereits in seiner<br />
ersten Saison<br />
überzeugen<br />
TALENT - MAXIMILIAN GÜNTHER<br />
VOM HOBBY ZUM BERUF<br />
TEXT: ROBERT SEIWERT<br />
MAXIMILIAN GÜNTHER GEHÖRT ZU DEN DURCHSTARTERN IN DER DEUTSCHEN NACHWUCHSSZENE. MIT<br />
DEM MOTORSPORT-MAGAZIN UNTERHÄLT SICH DER 16-JÄHRIGE ÜBER SEINEN RASANTEN AUFSTIEG,<br />
INKLUSIVE ALTERS-HÜRDE, EINEN GROSSEN TRAUM UND SEIN LEBEN FÜR DEN SPORT.<br />
DIE ANFÄNGE:<br />
Im Alter von sechs Jahren saß ich mit meinem Vater<br />
vor dem Fernseher und schaute ein <strong>Formel</strong>-1-Rennen<br />
an - da hat es mich gepackt! Die Autos, den<br />
Speed und die Zweikämpfe auf der Strecke fand<br />
ich toll. Meine Eltern kommen nicht aus dem<br />
<strong>Motorsport</strong>bereich, der Impuls ging allein von mir<br />
aus. Bei uns um die Ecke gab es einen Kartslalom-<br />
Verein und dort drehte ich meine ersten Runden.<br />
Das hat auf Anhieb viel Spaß gemacht und wenig<br />
später startete ich bei den ersten Rennen.<br />
DIE ERFOLGE:<br />
In meiner noch jungen Karriere erinnere ich mich<br />
gerne an drei besondere Erfolge. Im Jahr 2010<br />
gewann ich das ADAC Kart Masters in der Klasse<br />
KF3 und ebnete damit den Weg in den <strong>Formel</strong>sport.<br />
2011 stieg ich in den <strong>Formel</strong> BMW Talent Cup auf<br />
und sicherte mir im Debütjahr der Serie die Vize-<br />
Meisterschaft. Im Jahr darauf konnte ich leider gar<br />
nicht fahren, weil ich noch zu jung war. 2013 ging<br />
es im ADAC <strong>Formel</strong> Masters weiter und ich gewann<br />
in meiner Rookie-Saison den Vize-Titel. An meinen<br />
ersten Sieg auf dem Lausitzring werde ich mich<br />
noch lange erinnern - da ist der Knoten geplatzt!<br />
2014 starte ich in meine zweite Saison im ADAC<br />
<strong>Formel</strong> Masters und ich fahre sicherlich nicht mit,<br />
um noch einmal Zweiter zu werden...<br />
DAS ZIEL:<br />
Ich verfolge das gleiche Ziel wie viele andere Nachwuchsfahrer<br />
auch: Mein Traum ist, eines Tages in<br />
der <strong>Formel</strong> 1 zu fahren. Ich weiß, dass der Weg<br />
dorthin sehr lang ist, aber ich habe den großen<br />
Wunsch, mein Hobby zum Beruf zu machen. Damit<br />
das klappt, muss ich mich gegen alle anderen<br />
durchsetzen.<br />
DIE AUSBILDUNG:<br />
Ich besuche die 10. Klasse eines Gymnasiums und<br />
strebe in zweieinhalb Jahren mein Abitur an. Ich<br />
habe Glück, dass mich unser Schuldirektor bei<br />
meinem Weg im <strong>Motorsport</strong> unterstützt. Er sagt:<br />
Solange die Noten stimmen, bekomme ich für die<br />
Rennen frei. Bislang hat das einwandfrei funktioniert.<br />
Mein Lieblingsfach ist natürlich Sport.<br />
DIE HOBBYS:<br />
Mein Leben dreht sich eigentlich nur um Sport, das<br />
macht mir einen Riesenspaß. Im Winter trifft man<br />
mich - wie es sich für einen Allgäuer gehört - häufig<br />
beim Skilanglauf an. Das gibt mir<br />
zwar nicht den gleichen Kick wie<br />
das Rennfahren, aber eine<br />
schöne Piste kann ich richtig<br />
genießen. Im Sommer fahre<br />
ich gern Rennrad. Dieser Sport<br />
ist zwar nicht ganz ungefährlich,<br />
aber ich rase sicherlich<br />
nicht mit 80 Sachen die<br />
Abhänge herunter,<br />
sondern bleibe<br />
vernünftig. Vollgas<br />
gebe ich<br />
lieber auf der<br />
Rennstrecke!<br />
Maximilian<br />
Günther startet<br />
im ADAC <strong>Formel</strong><br />
Masters durch<br />
12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
AUF VETTELS<br />
SPUREN<br />
Die neuen Talente<br />
der ADAC Stiftung<br />
Sport 2014<br />
Seit 1999 setzt sich der ADAC für die Nachwuchsförderung<br />
im <strong>Motorsport</strong> ein. 2014 erhalten elf neue<br />
Talente Unterstützung des Automobil Clubs. Damit<br />
gehen dieses Jahr insgesamt 27 Nachwuchssportler<br />
unter dem Banner der ADAC Stiftung Sport auf<br />
vier und zwei Rädern an den Start. Neuzugang Nico<br />
Menzel, Sohn von Rennfahrer Christian Menzel,<br />
freut sich über die Aufnahme: »Das ist wichtig für<br />
die persönliche Entwicklung und man sieht ja, was<br />
aus früheren Förderpiloten, wie Sebastian Vettel<br />
und Timo Glock, geworden ist.«<br />
RALLYE-ACTION<br />
IM DOPPELPACK<br />
Die DRM startet im<br />
Rahmen des ADAC<br />
Rallye Masters<br />
Rallye-Fans bekommen dieses Jahr beim ADAC Rallye Masters die<br />
doppelte Ladung Offroad-Action: Im Rahmen der teilnehmerstärksten<br />
Rallye-Serie Deutschlands startet künftig die Deutsche Rallye-Meisterschaft<br />
DRM. Bei den insgesamt 14 Läufen gibt es im Veranstaltungspaket<br />
2014 Titelentscheidungen in der DRM, in den sechs Divisionen<br />
und beim Kampf um den Gesamtsieg des ADAC Rallye Masters.<br />
SPEKTAKULÄRE<br />
WASSERSPIELE<br />
2014 startet der ADAC mit dem neu geschaffenen ADAC<br />
Jetboot Cup durch. Die Rennen zählen zu den spektakulärsten<br />
Sportarten auf dem Wasser und fordern den Fahrern<br />
körperliche Höchstleistung ab. »Mit dem ADAC Jetboot<br />
Cup erweitern wir das ADAC Motorboot<br />
Masters-Wochenende um eine junge Sportart, die den<br />
Zuschauern spektakuläre Action bietet«, so ADAC-Sportpräsident<br />
Hermann Tomczyk. Die Wassersport-Akrobaten<br />
messen sich dabei in vier unterschiedlichen Klassen.<br />
Die ADAC MX Academy<br />
legte 2013 einen<br />
fulminanten Start hin<br />
2014 neu: Der<br />
ADAC Jetboot Cup<br />
FOTOS: ADAC MOTORSPORT<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 13
KOLUMNE | MOTORRAD<br />
TRANSFERGEFLÜSTER -<br />
2014 GEHT ES RICHTIG RUND<br />
DIE SILLY SEASON STARTETE DIESMAL SCHON MONATE VOR DEM ERSTEN RENNEN.<br />
TEXT: MICHAEL HÖLLER<br />
FOTOS: MILAGRO, HONDA<br />
D<br />
ie erste Testfahrt war noch nicht einmal<br />
ins Land gezogen, da begann schon das<br />
erste Transfergeflüster. Mitte Januar<br />
berichtete ein spanischer Radiosender, dass Jorge<br />
Lorenzo von Yamaha zu Ducati wechseln würde.<br />
Zwar wurde dieses Gerücht umgehend von allen<br />
Seiten dementiert, aber es zeigte, wieviel Zündstoff<br />
der Fahrermarkt der MotoGP in der kommenden<br />
Saison birgt. Die Verträge fast aller relevanten Fahrer<br />
laufen mit Ende des Jahres aus. Jener von Marc<br />
Marquez ebenso wie der von Dani Pedrosa, Jorge<br />
Lorenzo, Valentino Rossi, Stefan Bradl, Alvaro Bautista<br />
oder auch Andrea Dovizioso. Den Fahrermarkt<br />
2014 als volatil zu bezeichnen, wäre wohl die<br />
Untertreibung des Jahres.<br />
Das Lorenzo-Gerücht von Anfang des Jahres zeigt,<br />
dass die komplette Trickkiste der Verhandlungstaktiken<br />
ausgepackt wird. Ein Schelm, wer denkt,<br />
dass hier vielleicht jemand aus Lorenzos Management-Umfeld<br />
einem Journalisten den mutmaßlichen<br />
Wechsel samt kolportiertem Supergehalt<br />
(von 15 Millionen war die Rede) zugespielt hat, um<br />
ein Druckmittel in den Gesprächen mit Yamaha zu<br />
haben. Dass Lorenzo ernsthaft einen Wechsel auf<br />
die bis zu eineinhalb Sekunden langsamere Ducati<br />
in Erwägung zieht, ist unrealistisch. Für den ehrgeizigen<br />
Mallorquiner zählen Titel mehr als der<br />
schnöde Mammon - zumal er ja auch auf der titelfähigen<br />
Yamaha keinen Hungerlohn kassiert. Das<br />
Gerücht hat aber gezeigt: Auf dem Fahrermarkt<br />
2014 werden alle Beteiligten die Ellbogen ausfahren.<br />
Bei der Jagd nach dem attraktivsten Motorrad<br />
bzw. dem Angeln nach den besten Piloten werden<br />
die harten Bandagen eingesetzt. Neben Honda,<br />
Yamaha und Ducati mischt nämlich auch noch<br />
Suzuki mit. Meinen es die Japaner mit ihrem<br />
MotoGP-Projekt ernst, werden sie alles daran setzen,<br />
schon in der Debütsaison 2015 zumindest<br />
einen klingenden Namen auf der Comeback-Suzuki<br />
sitzen zu haben.<br />
Zwei Schlüsselfaktoren sind auf dem Fahrermarkt<br />
bereits auszumachen: Valentino Rossi und Dani<br />
Pedrosa. Der Dottore hat bereits beim Saisonfinale<br />
durchklingen lassen, bis zum Frühsommer eine<br />
Entscheidung über die Fortführung seiner Karriere<br />
zu treffen. Mehrere Indizien deuten auf einen<br />
Abschied hin. Sportlich wird es trotz neuem Crewchief<br />
kaum viel besser laufen als 2013, denn<br />
Rossi wird nicht jünger und die »Generation Marquez«<br />
hat die Latte für den Dottore endgültig zu<br />
hoch gelegt. Dass er 2014 ein Moto3-Team an<br />
den Start bringt, beweist, dass er allmählich seine<br />
Tätigkeitsfelder für die Karriere danach auf<br />
Schiene bringt. Bei Pedrosa ist die Situation ein<br />
wenig anders gelagert. Trotz unzähliger Verletzungen<br />
wird der 28-Jährige auch 2015 in der<br />
Startaufstellung stehen. Ob das in den Farben von<br />
Repsol Honda sein wird, ist aber äußerst unklar.<br />
Hinter den Kulissen tobt bei den Japanern ein<br />
erbitterter Machtkampf zwischen der von Emilio<br />
Alzamora geführten Marquez-Fraktion und dem<br />
Pedrosa-Block rund um Alberto Puig. Alter und<br />
der gewonnene WM-Titel spielen klar der Gruppe<br />
um Marquez in die Karten. Dass dieser die alte<br />
Stoner-Crew durch seine bewährte Moto2-Mannschaft<br />
austauschen durfte, ist ein HRC-Zugeständnis,<br />
welches das Pendel weiter in seine<br />
Richtung ausschlagen lässt. Im schlimmsten Fall<br />
kommt es zum Bruch inklusive Abschied<br />
Pedrosas.<br />
Für alle aufstrebenden jungen Fahrer gilt 2014<br />
jedenfalls: überzeugen - jetzt oder nie! Im besten<br />
Fall geht es für Leute wie Stefan Bradl, die Espargaro-Brüder<br />
oder Bradley Smith um einen freien<br />
Platz bei Repsol Honda und/oder Yamaha. Langweilig<br />
wird uns ob dieser spannenden Situation<br />
abseits der Rennwochenenden 2014 jedenfalls<br />
nicht.<br />
14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Loris Capirossi holte<br />
den ersten Ducati-<br />
Sieg in der MotoGP<br />
TEXT: MICHAEL HÖLLER<br />
BARCELONA 2003<br />
DIE MOTOGP SIEHT ROT<br />
Ducati ist für viele Motorradfahrer das, was Ferrari für manchen Autonarren ist:<br />
Mythos, Legende, Religion. In der Motorrad-WM hatten die Roten aus Bologna bis<br />
zur Jahrtausendwende allerdings nicht viel gewonnen. 2003 stieg Ducati mit<br />
einem Werksteam in die MotoGP ein, um auch diese Bastion zu erobern. Der 15.<br />
Juni sollte als großer Jubeltag in die Geschichte der Marke eingehen. Loris Capirossi<br />
startete mit seiner Desmosedici von Platz zwei und setzte sich in der ersten<br />
Kurve an die Spitze. Hondas Weltmeister Valentino Rossi eroberte wenige Kurven<br />
vor Ende der ersten Runde die Führung zurück und verteidigte diese in der ersten<br />
Rennhälfte. Als Rossi in der 16. Runde im zweiten Sektor einen Scheitelpunkt<br />
verpasste, stach Capirossi innen durch. Nur eine Runde später patzte der Doktor<br />
erneut: Beim Versuch die führende Ducati außen zu überholen, musste er aufmachen<br />
und pflügte in Kurve vier mit seiner Honda in einem weiten Bogen durch die<br />
DENK-<br />
WÜRDIGE<br />
RENNEN<br />
Auslaufzone. Zurück auf der Strecke war er nur noch Sechster. Capirossi ließ an<br />
der Spitze nichts mehr anbrennen und fuhr unter frenetischem Jubel seiner Crew<br />
sowie des italienischen TV-Kommentators Ducatis ersten Sieg in der Königsklasse<br />
ein. Dahinter ging es allerdings noch zur Sache. Rossi lieferte eine Aufholjagd,<br />
schnappte sich Shinya Nakano, Carlos Checa, Sete Gibernau sowie Max Biaggi<br />
und wurde Zweiter. Biaggi verlor hingegen wieder einmal die Nerven und legte<br />
seine Honda in der vorletzten Runde auf Rang drei liegend in den Kies. Er konnte<br />
zwar wieder aufsteigen, kam aber nur als 14. ins Ziel.<br />
DATUM: 15. Juni 2003<br />
STRECKE:<br />
Barcelona<br />
DISTANZ:<br />
25 Runden = 118,175 km<br />
STARTER: 22<br />
WETTER:<br />
Sonnig<br />
POLE POSITION:<br />
Valentino Rossi (1:43.927 Minuten)<br />
SCHNELLSTE RENNRUNDE: Valentino Rossi (1:45.472 Minuten)<br />
FOTOS: MILAGRO<br />
Jubel, Trubel,<br />
Heiterkeit bei<br />
den Roten<br />
Capirossi beschenkte<br />
Ducati mit dem<br />
ersten Erfolgserlebnis<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 15
PRO & CONTRA<br />
VERJAGT RÄIKKÖNEN ALONSO BEI FERRARI?<br />
Alonso sucht sein Heil<br />
in der Flucht zu<br />
McLaren<br />
Ferrari und Alonso<br />
gehören zusammen:<br />
Sie werden siegen<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
+++ PRO +++<br />
+++ CONTRA +++<br />
53 Prozent und damit die deutliche Mehrheit der User sind in einer aktuellen<br />
Umfrage auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com der Meinung, dass Kimi Räikkönen<br />
seinen Ferrari-Teamkollegen Fernando Alonso in der anstehenden Saison in<br />
Grund und Boden fahren wird. Sollten unsere User Recht behalten, dann<br />
könnte der Spanier Ende der Saison in Richtung Woking Reißaus nehmen,<br />
denn für Alonso kommt es nicht in Frage, die Nr. 2 zu spielen.<br />
Schon seit längerem wird über eine Rückkehr von Alonso zu McLaren spekuliert.<br />
2015 wäre der perfekte Zeitpunkt für den Spanier, sollte seine Mission<br />
- den dritten WM-Titel einzufahren - bei Ferrari auch in diesem Jahr glücklos<br />
verlaufen. Mit Motorenpartner Honda ist McLaren 2015 auf jeden Fall perfekt<br />
aufgestellt.<br />
Schon jetzt vollzieht Ron Dennis jegliche Schritte, um den Traditionsrennstall<br />
wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Er heuerte technische Verstärkung an und<br />
tauschte Martin Whitmarsh gegen Eric Boullier aus - und wenn es dem Erfolg<br />
dienlich ist, wird Dennis auch über frühere Reibereien mit Alonso hinwegsehen<br />
und ihn unter Vertrag nehmen.<br />
In diesem Punkt sind sich Dennis und Alonso ähnlich - beide sind erfolgshungrig.<br />
Alonso machte nie einen Hehl daraus, dass er unbedingt noch weitere<br />
Siege und WM-Titel einfahren will, ehe er seinen Rennhelm an den Nagel<br />
hängt. Wenn ihm McLaren das nötige Werkzeug geben kann, um Erfolge<br />
einzufahren, dann wird er keine Sekunde zögern und zum Team<br />
zurückkehren.<br />
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />
Alonso und Ferrari: das passt. Der Doppelweltmeister gilt als einer der besten<br />
Fahrer im Feld, der Traditionsrennstall aus Maranello übt die größte Faszination<br />
aller Teams aus. Mit Ferrari möchte Alonso seinen dritten WM-Titel<br />
einfahren. Die Mannschaft steht voll hinter ihm. Warum sollte er also das<br />
gemachte Nest verlassen?<br />
Ja, Luca di Montezemolo verpasste seinem Star im vergangenen Jahr einen<br />
Schuss vor den Bug, als dieser es wagte, die Scuderia zu stark zu kritisieren.<br />
An der Machtposition des Spaniers innerhalb des Teams veränderte dies<br />
aber nur wenig. Die Quintessenz: Ferrari ist größer als jeder Fahrer, aber<br />
Alonso ist für sie der größte Fahrer.<br />
Diese Liebe des Teams gefällt dem heißblütigen Spanier. Ohnehin bieten<br />
sich ihm keine sinnvollen Alternativen. Mercedes hat zwei Topfahrer unter<br />
Vertrag, Red Bull setzt auf den eigenen Nachwuchs und jeder andere Rennstall<br />
wäre für Alonso ein Abstieg.<br />
Klar, dann wäre da noch die alte, geschiedene Liebe. McLaren und Honda<br />
sollen an den Diensten des Spaniers interessiert sein. Doch möchte Alonso<br />
wirklich zu dem Team zurückkehren, das er 2007 im bitterbösen Streit mit<br />
jenem Mann verließ, der jetzt wieder mehr Macht ausübt? Wie Alonso gilt<br />
auch Ron Dennis nicht gerade als jemand mit einem kurzen Gedächtnis...<br />
Alonso bleibt bei Ferrari und wird seine Prophezeiung weiß machen, dort<br />
seine Karriere zu beenden. Die Frage ist nur: tritt er als zweifacher Weltmeister<br />
ab oder gelingt es ihm, seine rote Ära mit weiteren Titeln zu<br />
veredeln?<br />
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />
16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
KOLUMNE | FORMEL 1<br />
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />
WAS ZUM TEUFEL?<br />
DOPPELTE WM-PUNKTE BEIM SAISONFINALE. DIE FANS GEHEN AUF DIE BARRIKADEN - ZU RECHT!<br />
W<br />
as zum Teufel?" Das war meine erste<br />
Reaktion, als die FIA an einem schönen<br />
Montagabend überraschend bekannt<br />
gab, dass 2014 beim Saisonfinale in Abu Dhabi doppelte<br />
WM-Punkte vergeben würden, um die Spannung<br />
zu erhöhen und idealerweise den Kampf um<br />
die Weltmeisterschaft bis zum Finale offen zu halten.<br />
»Das ist Unsinn! Das ist, als ob man beim Fußball<br />
sagen würde, dass in den letzten fünf Minuten jedes<br />
Tor doppelt zählt«, kritisierte Sebastian Vettel die<br />
Regelung lautstark. Dass der Seriensieger der vergangenen<br />
Jahre alles beim Alten lassen will, ist<br />
verständlich. Doch unabhängig davon gehe ich mit<br />
Vettel konform. Der Shitstorm, der nach der Bekanntgabe<br />
im Internet erfolgte, beweist, dass die Mehrheit<br />
der <strong>Formel</strong>-1-Fans der gleichen Meinung ist. »Ein<br />
trauriger Tag für die <strong>Formel</strong> 1«, »der größte Schwachsinn<br />
seit langem« - »ich bin sehr enttäuscht über<br />
eine solch kommerzielle Entscheidung« oder »die<br />
<strong>Formel</strong> 1 macht sich mit solchen Entscheidungen<br />
lächerlich« war in unserem Fan-Forum auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
zu lesen. »Warum doppelt?<br />
Warum nicht gleich dreifach, vierfach?«, fragte sich<br />
ein User - und tatsächlich scheint auf den ersten<br />
Blick jede Variante gleich künstlich wie die der FIA.<br />
Toto Wolff, der als Mitglied der Strategiegruppe der<br />
<strong>Formel</strong> 1 an der Ausarbeitung der Punkteregel beteiligt<br />
war, gab zu, vom Shitstorm genauso wie seine<br />
Kollegen überrascht gewesen zu sein. Demzufolge<br />
scheinen die Verantwortlichen nicht zu wissen, was<br />
der Fan draußen will. Mich persönlich hat der Shitstorm<br />
in keinster Weise überrascht - andersherum<br />
wäre das eher der Fall gewesen. Umso schlimmer<br />
ist die Tatsache, dass nachdem klar war, was der<br />
Fan will, die Teamchefs in einem Meeting trotzdem<br />
für die Punkteregel gestimmt haben, denn das heißt<br />
für mich: es interessiert die Verantwortlichen nicht,<br />
was der Fan will! Schon klar, die <strong>Formel</strong> 1 ist nicht<br />
nur die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s, sondern vor<br />
allem ein Geschäft. Und natürlich war nach vier Jahren<br />
Red-Bull-Dominanz der Sport zum Handeln<br />
gezwungen, immerhin musste sich der Fan im Vorjahr<br />
nicht mehr das Rennen anschauen, um zu<br />
wissen, dass am Ende wieder der Vettel-Finger in<br />
die Kamera winkt. Die nackten Zahlen bestätigen<br />
die Auswirkungen der eintönigen Red-Bull-Siege:<br />
die weltweiten TV-Zuseherzahlen fielen von 500 auf<br />
450 Millionen, selbst in Deutschland brach das Interesse<br />
an der <strong>Formel</strong> 1 ein. Doch ich wage zu bezweifeln,<br />
dass es den Einschaltquoten dienlich ist, die<br />
Fans mit abstrusen Regeländerungen zu verprellen.<br />
Fragt man die Verantwortlichen, kriegt man die Standardsätze<br />
zu hören: die Fans werden sich wieder<br />
beruhigen. Wenn die Regelung beim Finale aufgeht,<br />
dann werden die Fans froh sein, dass wir diese eingeführt<br />
haben - und vermutlich behalten sie damit<br />
Recht. Die Emotionen kochen schnell mal wegen zu<br />
leiser Motorengeräusche oder zu hässlicher Nasen<br />
hoch und genauso schnell wieder beruhigen sie sich<br />
wieder. Das könnte auch bei den doppelten Punkten<br />
der Fall sein, sollten diese tatsächlich 2014 für<br />
zusätzliche Spannung sorgen. Allerdings hätte bei<br />
der Vettel-Dominanz im Vorjahr die Regelung auch<br />
nichts am Titelgewinn geändert - und wenn wir<br />
schon beim Wörtchen »WENN« sind. Was wenn sich<br />
der WM-Kampf 2014 bis zum letzten Rennen spannend<br />
gestaltet, aber sich Vettel und Red Bull dank<br />
der Punkteregelung den fünften Titel in Folge<br />
sichern? Was wenn Mercedes das erste so wichtige<br />
Jahr der neuen Motorengeneration bestimmt und<br />
am Ende durch die Punkteregel den Titel verliert?<br />
Eine Medaille hat immer zwei Seiten und mit der<br />
neuen Punkteregel könnten sich manche ins eigene<br />
Fleisch schneiden.<br />
Das Finale in Abu<br />
Dhabi ist ab sofort<br />
doppelte Punkte wert<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
JEDE SEKUNDE ZÄHLT<br />
Ende Januar haben Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo in Jerez ihren neuen<br />
Boliden für die <strong>Formel</strong>-1-Saison 2014 enthüllt. Mit dem RB10 möchte Infiniti Red<br />
Bull Racing an die großen Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen. Casio<br />
EDIFICE begleitet das Team auf diesem Weg und liefert auch in 2014 wieder die<br />
richtigen Accessoires für den Rennsport-begeisterten Fan.<br />
Mit ihrem Konzept „Speed & Intelligence“, das von der Zusammenarbeit mit dem<br />
viermaligen <strong>Formel</strong> 1 Weltmeister Infiniti Red Bull Racing inspiriert ist, überzeugt<br />
die EDIFICE EQW-1200RB in Punkto Design und Qualität.<br />
Der in verschiedenen Ausführungen erhältliche Multifunktions-Chronograph<br />
verfügt über eine widerstandsfähige Konstruktion, die speziell für die Bedürfnisse<br />
der Infiniti Red Bull Racing Mechaniker entwickelt wurde. Das Modul ist von<br />
einem extrem vibrationsresistenten Alpha-Gel umgeben, das die vom Schlagbohrer<br />
beim Reifenwechsel übertragenen Erschütterungen dämpft. Auch unter<br />
extremen Bedigungen absorbiert das weiche Gel aus Silikon die Vibrationen<br />
wirkungsvoll. Fuer eine zusätzliche Widerstandsfaehigkeit sorgt eine integrierte<br />
Karbon-Einlage zwischen dem Gehäuse und Armband.<br />
Die EQW-A1200RB ist darüber hinaus mit einem kompakten Richtungssensor<br />
ausgestattet. Der Sekundenzeiger dient dabei als Kompassnadel und erlaubt es<br />
dem Träger, die Himmelsrichtung im Blick zu behalten. So wird die Uhr zum<br />
idealen Reisebegleiter.<br />
Neben der funkgenauen Uhrzeit in Europa, USA, Japan und China verfügt die Uhr<br />
außerdem über das innovative SMART ACCESS System. Die Speicherung von bis<br />
zu zehn Rundenzeiten, die schnellste Runde und weitere Funktionen lassen sich<br />
damit intuitiv über die Drehung der Krone einstellen.<br />
Ausserdem wird der Multifunktions-Chronograph in einer hochwertigen<br />
Geschenkverpackung ausgeliefert. Und in Zusammenarbeit mit dem Infiniti Red<br />
Bull Racing Team wurde zudem die Farbauswahl getroffen und das Red Bull<br />
Racing Logo auf dem Zifferblatt integriert.<br />
Weitere Informationen zu EDIFICE finden Sie unter www.edifice.de<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Casio EDIFICE EQW-A1200RB<br />
Red Bull Racing Special Edition<br />
Energieversorgung: Tough Solar Technologie<br />
Weitere Funktionen: automat. Zeigerkorrektur,<br />
Stoppuhr und Rundenspeicher<br />
Weltzeit: 29 Städte<br />
Dauerbetrieb: sechs Monate ohne Lichtzufuhr<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Infiniti Red Bull Racing RB10<br />
Energieversorgung: Renault Energy F1-2014<br />
Weitere Funktionen: Power Unit mit ERS<br />
Weltzeit: GP in 19 Städten<br />
Dauerbetrieb: GP-Distanz (ca. 300 km)<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19
KOLUMNE | FORMEL 1<br />
HITCHHIKER‘S GUIDE TO F1<br />
DIE LEHREN DER NEUEN ÄRA<br />
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />
DIE F1-WELT IST IM WANDEL. ICH SPÜRE ES IM PADDOCK. ICH HÖRE ES AM SOUND. ICH SEHE ES AN DEN NASEN.<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, RENAULT<br />
LEHRE NUMMER 1: Ey Mann, wo ist der Motor?<br />
Der Motor ist tot. Lang lebe die Power Unit! Die was? Na, der Moto... die Power Unit halt.<br />
Verwirrt vom neuen Sprachgebrauch? Kein Problem: jeder wird weiterhin Motor sagen - nur<br />
die Hersteller werden die Marketingvariante bevorzugen. Power hin, Unit her, eins wird garantiert<br />
gleich bleiben: die Power Units werden nie kapitale Schäden erleiden. Motorschäden gab es<br />
ja schließlich auch nie. Schuld war stets die bemitleidenswerte Hydraulik... Ein [beliebigen<br />
Hersteller einsetzen]-Motor geht doch niemals kaputt!<br />
Nein, nein. Das ist<br />
kein Motor - es ist<br />
eine Power Unit!<br />
LEHRE NUMMER 2: Effizientes Kauderwelsch<br />
Wenn wir schon beim neuen <strong>Formel</strong> A-Z sind. Ein Wort wird uns in diesem Jahr zwangsläufig<br />
an allen Ecken und Enden des Paddocks begegnen: Effizienz. Mehr als 30% effizienter sind<br />
die neuen Antriebsaggregate. Die englischen Abkürzungen ihrer Bestandteile setzen da sogar<br />
noch einen drauf: ICE (schade, das hat leider nichts mit schnellen Zügen zu tun), ERS (bestehend<br />
aus MGU-K und MGU-H, alles klar?), ES, TC und CE sorgen für mindestens 99,9% effizientere<br />
Verwirrung unter den Fans.<br />
(Vorsicht Spoiler: Wer wissen möchte, was die kryptischen Zeichen wirklich bedeuten, blättert<br />
schnell auf S. 24 vor)<br />
Ron Dennis ist<br />
zurück - in mehr<br />
Positionen denn je<br />
LEHRE NUMMER 3: Ron = Boss<br />
Ron Dennis ist zurück - und braucht wohl bald beidseitig bedruckte Visitenkarten. McLaren<br />
bezeichnet ihn offiziell als (tief Luft holen): Vorsitzenden der McLaren Gruppe, Group Chief<br />
Executive Officer der McLaren Gruppe, Vorsitzenden von McLaren Automotive, Teilhaber von<br />
McLaren und Architekten der modernen Ära. Puh. Ganz schön viel Kleingedrucktes. Wie wäre<br />
es, wenn McLaren als Merkhilfe damit die ganzen freien Flächen auf dem Auto bekleben<br />
würde?<br />
Nico Hülkenberg<br />
gewann den Kampf<br />
um die Nummer 27<br />
LEHRE NUMMER 4: Nummernsalat mal 42<br />
1, 6, 7, 14, 27, 44. Zusatzzahl 99. Nein, diese Zahlen bringen Ihnen (wahrscheinlich) keinen<br />
Sechser im Lotto (wenn doch, würde ich mich über eine Beteiligung freuen, Adresse s. Impressum).<br />
Das sind die neuen fixen Startnummern von Vettel, Rosberg, Räikkönen, Alonso, Hülkenberg,<br />
Hamilton und Sutil. Endlich haben die Fahrer feste Erkennungsmerkmale! Ist ja nicht<br />
so, dass es solche mit den Helmlackierungen schon seit Jahrzehnten gäbe. Aber warten wir<br />
ab, bis der Helmdesignwechsel-Freak aus Heppenheim damit anfängt, auch seine Startnummer<br />
von Rennen zu Rennen (und teils innerhalb eines Wochenendes) zu wechseln. Übrigens: alle<br />
22 Piloten haben sich falsch entschieden. Schließlich weiß doch jeder, dass die Antwort auf<br />
die ultimative Frage »nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest« 42 lautet.<br />
Hier geht‘s lang:<br />
Einfacher als jede<br />
böse Drehtür<br />
LEHRE NUMMER 5: Diese verdammten Drehtüren!<br />
So einfach kommt keiner in den <strong>Formel</strong>-1-Paddock! Plastikschmuck mit High-Tech-Chip ist<br />
bei Bernie Pflicht. Die Drehkreuze am Eingang ins Fahrerlager kennen dabei stets nur eine<br />
Richtung: rein oder raus. Wer ein hochfrequentiertes Youtube-Video von einer hinterlistigen<br />
Drehtür vor dem Londoner High Court gesehen hat, weiß nun auch warum...<br />
(Wer es noch nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen: www.motorsport-magazin.com/<br />
goto/Bernie)<br />
20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 21
SLIDESHOW | FORMEL1 | #35 | 2014<br />
❱ TOTALE<br />
BRUCHLANDUNG<br />
TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />
FOTO: ADRIVO/SUTTON<br />
Nur wer legte die Bruchlandung hin? Lewis Hamilton, weil er den<br />
ersten Unfall 2014 hatte? Adrian Sutil, weil #SuperSutil den Sauber<br />
in Jerez gleich zweimal malträtierte? Die wahre Bruchlandung<br />
legte beim Testauftakt Renault hin. Wer an vier Testtagen mit drei<br />
Teams gleichzeitig auf der Strecke sein sollte und letztendlich nur<br />
151 Runden absolviert, der hat die Hausaufgaben über den Winter<br />
- oder bei den Motoren wohl eher über die letzten Jahre - nicht<br />
besonders gut gemacht. Setzen, sechs. Der Streber der letzten<br />
Jahre wurde so zum Problemschüler. Im Schnitt waren es für Renault<br />
56 Kilometer pro Tag und Team. Da hätten es Filmtage statt<br />
einem richtigen Testauftakt auch getan<br />
22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
1<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE STORY<br />
REVOLUTION<br />
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER, STEPHAN HEUBLEIN & CHRISTIAN MENATH<br />
24 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
NEUE AUTOS, NEUE TECHNIK, NEUE FAHRSTILE: DIE FORMEL-<br />
1-WELT STEHT KOPF. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN ANALYSIERT AUF<br />
DEN FOLGENDEN 20 SEITEN, WIE DIE KÖNIGSKLASSE MIT<br />
REVOLUTIONÄREN TURBO-MOTOREN, UMFANGREICHEN<br />
REGELÄNDERUNGEN UND VERRÜCKTEN AUTOS IN EINE NEUE ÄRA<br />
STARTET. WILLKOMMEN AUF DEM PLANETEN DER NASENBÄREN!<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 25
FOTOS: FERRARI<br />
HECKFLÜGEL<br />
AUSPUFF<br />
Coanda adé: Die Auspuffgase sollen<br />
endgültig nicht mehr aerodynamisch<br />
genutzt werden. Dafür gibt es eine<br />
recht simple, aber effektive Lösung:<br />
Es gibt nur mehr ein einziges Auspuffendrohr,<br />
das mittig am Fahrzeugheck<br />
in bestimmter Höhe austreten<br />
muss. Mit einem kleinen Zusatzflügel<br />
an dieser Stelle - genannt Monkey-<br />
Seat - könnten aber in der Theorie<br />
noch Gase genutzt werden. Allerdings<br />
sind die Gase wegen des Turboladers<br />
bei weitem nicht mehr so schnell.<br />
Der Heckflügel - gemeinsam mit dem Diffusor wichtigstes Element für<br />
den Abtrieb - sitzt in diesem Jahr etwas tiefer. Doch das ist nicht die<br />
entscheidende Änderung: Der Beamwing, das untere Element des Flügels,<br />
ist 2014 verboten. Weil die Kraft dennoch auf das Chassis übertragen<br />
werden muss, setzen die meisten Team auf vertikale Streben zwischen<br />
Heckflügelblatt und Chassis. Durch den Wegfall des Beamwings verliert<br />
der Diffusor an Effizienz, weil die Luft oberhalb nicht so gut abgesaugt<br />
werden kann.<br />
REIFEN<br />
Auch 2014 liefert Pirelli als Alleinausrüster Reifen für die Königsklasse.<br />
Nach dem Desaster im vergangenen Jahr wollen die Italiener aber deutlich<br />
konservativere Pneus bauen, zumal mit dem erhöhten Maximalgewicht<br />
und dem größeren Drehmoment die Belastung größer wird. Weil die Reifen<br />
schwerer als gedacht sind, wurde das Maximalgewicht noch einmal um<br />
ein Kilogramm von 690 auf 691 kg angehoben.<br />
GETRIEBE<br />
Wenig beachtet, aber dennoch von<br />
enormer Bedeutung ist das Getriebe.<br />
Nicht nur, dass die neue Getriebegeneration<br />
einen Vorwärtsgang mehr<br />
beinhaltet, auch die Anforderungen<br />
sind gestiegen. So ist das Drehmoment,<br />
das auf die Hinterachse übertragen<br />
wird, deutlich höher als in den<br />
vergangenen Jahren; Turbolader und<br />
doppelt so starkem ERS sei Dank.<br />
Außerdem gibt es nur mehr eine einzige<br />
Getriebeübersetzung, die für die<br />
gesamte Saison reichen muss. Ausnahme:<br />
2014 erhält jedes Team einen<br />
Joker.<br />
26 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
DIE NEUE<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE FAHRZEUGE<br />
TURBO-FORMEL<br />
TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />
ALLES NEU IN DER FORMEL 1: 2014 STEHT DER GROSSE PARADIGMENWECHSEL IN DER KÖNIGSKLASSE<br />
AN. KOMISCHE NASEN, SCHMALERE FLÜGEL UND KOMPLETT NEUE POWER UNITS - DAS MOTORSPORT-<br />
MAGAZIN STELLT DIE NEUEN AUTOS VOR.<br />
CHASSIS<br />
Die Maximalhöhe des Chassis bleibt zwar gleich, die Höhe an der<br />
Vorderseite des Monocoques wurde aber auf 525 mm abgesenkt.<br />
Zuvor durften es an gleicher Stelle noch 10 cm mehr sein. Damit<br />
ändert sich auch die Sitzposition, denn der Chassisquerschnitt bleibt<br />
identisch. Die Füße der Fahrer sind nun 10 cm tiefer. Außerdem wurden<br />
die Crashtests erneut verschärft, beim Seitenaufprall kommen erstmals<br />
Einheitsbauteile zum Einsatz.<br />
FRONTFLÜGEL<br />
Der Frontflügel schrumpft 2014 wieder<br />
auf ein etwas ansehnlicheres<br />
Maß. Die Maximalbreite wurde von<br />
1.800 mm auf 1.650 mm verringert.<br />
Die Ingenieure stellt das vor eine<br />
knifflige Aufgabe, denn der Flügel<br />
schließt nun nicht mehr mit den Reifen<br />
ab. Wird die Luft innen oder außen<br />
um die Reifen herum gelenkt? Das<br />
aerodynamische Konzept des Autos<br />
ist stark von dieser Entscheidung<br />
abhängig.<br />
FAHRZEUGNASEN<br />
Besonders ästhetisch geht es bei den Fahrzeugnasen in diesem Jahr nicht zu. Schuld daran ist<br />
die herabgesetzte Maximalhöhe an der Front. Von einem halben Meter wurde diese auf lediglich<br />
185 mm verringert. Allerdings nicht über die gesamte Breite. Lediglich ein Querschnitt von mehr<br />
als 9.000 mm2 muss gewisse Anforderungen erfüllen. Um noch ausreichend Luft unter das<br />
Fahrzeug zu leiten, reizen die Teams das untere Limit voll aus. Dabei gibt es verschiedene<br />
Herangehensweisen - von einer kleinen Spitze in der Mitte bis zu zwei Stegen am Rand.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27
VOLLE LADUNG AUS DER<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DER MOTOR<br />
POWER-UNIT<br />
TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />
NUN IST ES SOWEIT: NACH JAHREN DES WARTENS UND DISKUTIERENS KOMMEN IN DER FORMEL 1 WIEDER TURBOMO-<br />
TOREN ZUM EINSATZ. DOCH DIE NEUE ANTRIEBSEINHEIT ALS TURBOMOTOR ZU BEZEICHNEN, IST NICHT EINMAL DIE HALBE<br />
WAHRHEIT. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN GIBT ANTWORTEN AUF DIE WICHTIGSTEN FRAGEN.<br />
GETRIEBE<br />
Warum heißen die Motoren jetzt Power Units?<br />
Bisher gab es in der <strong>Formel</strong> 1 herkömmliche Verbrennungsmotoren.<br />
2009 kam mit KERS erstmals<br />
ein Hybridsystem zum Einsatz, der Verbrennungsmotor<br />
wurde so für 6,7 Sekunden pro Runde mit 81<br />
Zusatz-PS unterstützt. Doch 2014 wird nicht wie<br />
2009 ein Hybridsystem an einen bestehenden Verbrennungsmotor<br />
angeschraubt, sondern komplett<br />
in die Entwicklung integriert. Das ist auch nötig, denn<br />
aus KERS wird ERS-H und ERS-K. ERS-H (Heat =<br />
Wärme) nutzt Auspuffgase zur Energierückgewinnung,<br />
ERS-K (Kinetic) die kinetische Energie des<br />
Fahrzeugs beim Bremsvorgang. Neben den beiden<br />
ER-Systemen und dem Verbrennungsmotor zählen<br />
auch Turbolader und Energiespeicher (ES für Energy<br />
Storage) zur Power Unit.<br />
FOTOS: RENAULT<br />
Wie funktioniert das neue ERS?<br />
ERS ist ein überaus komplexes System. Weil ERS<br />
aus zwei Systemen besteht, gibt es zwei Möglichkeiten,<br />
Energie zurückzugewinnen, aber auch zwei<br />
Möglichkeiten, Energie wieder abzugeben. Die kinetische<br />
Energierückgewinnung funktioniert wie<br />
gehabt: beim Bremsvorgang wird die kinetische<br />
Energie an den Hinterreifen nicht ausschließlich von<br />
den Bremsscheiben in Wärme umgewandelt, sondern<br />
wird mittels eines Generators, der mit der<br />
Kurbelwelle verbunden ist, in elektrische Energie<br />
umgewandelt, die in der Batterie gespeichert wird.<br />
Umgekehrt kann der Generator ebenso als Elektromotor<br />
fungieren und somit die Kurbelwelle zusätzlich<br />
antreiben.<br />
Gänzlich neu ist die Energierückgewinnung aus<br />
Auspuffgasen. Die Auspuffturbine treibt nicht nur<br />
einen Verdichter an, sondern kann bei Bedarf auch<br />
Energie an einen Generator abgeben, der auf einer<br />
gemeinsamen Welle mit Turbine und Verdichterrad<br />
sitzt. Die gewonnene Energie kann entweder in der<br />
Batterie gespeichert oder aber direkt an ERS-K<br />
abgegeben werden. Der besondere Clou: beim<br />
Herausbeschleunigen kann der ERS-H-Generator<br />
auch als E-Motor arbeiten und den Turbolader<br />
zusätzlich auf Drehzahl bringen. Somit wird das<br />
Turboloch im unteren Drehzahlbereich eliminiert.<br />
Wie stark ist ERS?<br />
Die Maximalleistung steigt von rund 81 PS auf 163<br />
Zusatz-PS. Doch das ist nur eine Seite der Medaille:<br />
statt 6,7 Sekunden pro Runde darf die Leistung nun<br />
mehr als 33 Sekunden eingesetzt werden. Insgesamt<br />
werden pro Runde maximal 4 Megajoule<br />
abgegeben.<br />
Was hat es mit 100 kg Benzin auf sich?<br />
Die Benzinmenge für einen Grand Prix ist 2014<br />
beschränkt. Maximal 100 kg Benzin, also rund 130<br />
Liter müssen für rund 300 km reichen. Das sind rund<br />
30 Prozent weniger als im Vorjahr. Wegen des gesunkenen<br />
Drehzahllimits, der verringerten Reibung<br />
durch den Wegfall von zwei Zylindern und dem<br />
deutlich stärkeren ERS werden die Motoren sparsamer.<br />
Dennoch muss sauber gehaushaltet werden.<br />
Der Benzinfluss ist ebenfalls auf 100 kg/h<br />
beschränkt.<br />
Welche Strafen gibt es?<br />
Jedem Fahrer stehen für die gesamte Saison fünf<br />
Power Units zur Verfügung. Muss eine zusätzliche<br />
Power Unit verwendet werden, muss der betroffene<br />
Pilot aus der Box starten. Wird nur eine einzelne<br />
Einheit wie Turbolader oder MGU ersetzt, erhält der<br />
Pilot eine Strafversetzung um zehn Positionen.<br />
28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
WEITERENTWICKLUNG DER POWER UNITS<br />
Die Kosten für die Aggregate steigen mit den neuen Power Units enorm. Damit die Hersteller nicht weiterhin Unsummen<br />
für die Weiterentwicklung an der Antriebseinheit ausgeben, hat die FIA der Entwicklung einen Riegel vorgeschoben. In<br />
einer Tabelle wurde genau festgelegt, welche Teile bis wann modifiziert werden dürfen. Komponenten des Verbrennungsmotors<br />
werden früher eingefroren als elektronische Bauteile. So werden beispielsweise Kurbelwelle und Kurbelwellengehäuse<br />
schon für die Saison 2014 homologiert, während alle Elemente des MGU-H bis einschließlich 2018<br />
weiterentwickelt werden dürfen.<br />
Bis 2015<br />
Bis 2016<br />
Bis 2016<br />
Bis 2018<br />
Bis 2019/20<br />
Gesamtzahl der relevanten<br />
Bauteilgruppen<br />
66<br />
66<br />
66<br />
66<br />
66<br />
Modifizierbare<br />
Bauteilgruppen<br />
61<br />
61<br />
61<br />
43<br />
43<br />
Homologierte<br />
Bauteilgruppen<br />
5<br />
15<br />
15<br />
23<br />
23<br />
Anteil der homologierten<br />
Bauteilgruppen<br />
8<br />
23<br />
23<br />
35<br />
35<br />
Power Units: Die<br />
neueste Evolutionsstufe<br />
der <strong>Formel</strong> 1<br />
DAS MOTORENREGLEMENT<br />
IM WANDEL DER ZEIT<br />
1950 4,5 l Saug-, 1,5 l Kompressormotor<br />
1954 2,5 l Saugmotor, 750 ccm Kompressormotor<br />
1961 1,3-1,5 l Saugmotor<br />
1966 3,0 l Saug-, 1,5 l Turbooder<br />
Kompressormotor<br />
1972 max. 12 Zylinder<br />
1986 1,5 l Turbos<br />
1987 1,5 l Turbos und 3,5 l Saugmotoren<br />
1989 nur 3,5 l Saugmotoren<br />
1995 3,0 l Motoren<br />
2006 2,4 l V8 oder limitierter V10<br />
2007 max. 19.000 U/Min.<br />
2008 nur 2,4 l V8<br />
2009 max. 18.000 U/Min.<br />
2014 1,6 l V6-Turbo-Motoren mit ERS<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 29
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE FAHRER<br />
TURBO-BÄNDIGER<br />
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />
SEHEN, HÖREN, FÜHLEN: DIE FORMEL-1-PILOTEN ERWARTET EIN RUNDUM NEUES ERLEBNIS AN IHREM ARBEITS-<br />
PLATZ. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN VERRÄT DIE SECHS WICHTIGSTEN VERÄNDERUNGEN, WELCHE DIE MUTIGEN TURBO-<br />
BÄNDIGER IN DIESER SAISON BEACHTEN MÜSSEN.<br />
FOTOS: CATERHAM, MERCEDES, FERRARI<br />
1. COCKPIT<br />
Jerez, 28. Januar. Das Abenteuer beginnt. Um 9:00<br />
Uhr startet die <strong>Formel</strong> 1 in eine neue Ära. »Es war<br />
wie mein erster Tag in einem F1-Auto, so viel war<br />
anders«, gesteht Adrian Sutil. Schon beim Einsteigen<br />
erleben die Piloten ein neues Gefühl - die<br />
Füße der Fahrer liegen nun rund 10 cm niedriger.<br />
»Durch den kleineren Tank ist es sogar etwas<br />
geräumiger«, verrät Jean-Eric Vergne dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />
Die Liegeposition im Cockpit hat<br />
noch einen zusätzlichen Vorteil: sie erspart den<br />
Fahrern den gewöhnungsbedürftigen Anblick der<br />
neuen Fahrzeugnasen. »Wenn man im Cockpit<br />
sitzt«, so Lewis Hamilton, »sieht man nur, was<br />
über den Knien liegt.«<br />
2. SOUND<br />
Das typische Kreischen der V8-Motoren gehört<br />
der Vergangenheit an. Die neuen Power Units sind<br />
leiser, aber sicher nicht leise. »Man hört schon<br />
noch genug, um zu wissen, wie stark man auf<br />
dem Gaspedal steht«, scherzt Sutil mit dem<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Der Sound ist sogar recht<br />
entspannend auf der Geraden. Man versteht seinen<br />
Ingenieur unglaublich gut.«<br />
3. STRATEGIE<br />
Die Anzahl der Boxenstopps dürfte sich in diesem<br />
Jahr durch die härteren Reifen reduzieren. Hamilton<br />
bezeichnete die Pneus schon beim ersten Test<br />
als haltbarer. »Man kann vielleicht 30 Runden<br />
damit fahren und sie bauen viel weniger ab«,<br />
verriet er. »Wie jeder andere Reifen können sie<br />
aber sehr wohl noch überhitzen.« Während die<br />
Fahrer also nicht mehr ganz so extrem Reifen<br />
schonen müssen, werden ihnen ihre Ingenieure<br />
umso mehr mit dem Spritverbrauch in den Ohren<br />
liegen. »Cleverness und technisches Verständnis<br />
werden gefragt sein«, bestätigt der vierfache<br />
Weltmeister Alain Prost dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>,<br />
für den dieses Reglement maßgeschneidert<br />
gewesen wäre. Nicht umsonst nannte man ihn<br />
ehrfürchtig den Professor. Seinen geistigen Nachfolgern<br />
wie Nico Rosberg, Sebastian Vettel und<br />
Fernando Alonso dürfte dies ebenfalls entgegenkommen.<br />
»Es ist sehr komplex geworden, viel<br />
komplexer als es je zuvor gewesen ist«, sagt<br />
Hamilton. »Als Fahrer muss man viel mehr Funktionen<br />
ausüben als bislang.«<br />
4. BREMSEN<br />
Die Begriffe »Coanda Auspuff« und »angeblasener<br />
Diffusor« teilen sich ab sofort eine Ahnengalerie<br />
mit dem »Doppeldiffusor« und dem »F-Kanal«.<br />
Dafür gibt es eine neue technische Spielerei: den<br />
Fahrern steht ein »Brake-by-Wire-«System an den<br />
Hinterradbremsen zur Verfügung. Durch den Einsatz<br />
von ERS sinkt die Belastung der hinteren<br />
Bremsen, an denen weniger Hitze erzeugt wird.<br />
Um eine fahrbare Bremsbalance zu erhalten, dürfen<br />
die Hinterradbremsen elektronisch kontrolliert<br />
werden. Sobald der Fahrer auf das Pedal tritt,<br />
steuert das System den hinteren Bremskreislauf<br />
und die Energierückgewinnung.<br />
5. SCHALTEN<br />
Die Boliden der neuen Generation sind mit acht<br />
statt sieben Vorwärtsgängen ausgestattet. »Damit<br />
könnten wir jetzt fast 400 km/h fahren«, verrät<br />
Sutil. Für die Fahrer hat dies eine größere Bedeutung,<br />
als nur einmal mehr an der Lenkradwippe<br />
zu ziehen - sie fahren jetzt grundsätzlich in<br />
höheren Gängen. »Wenn wir in der Vergangenheit<br />
im zweiten oder dritten Gang durch eine<br />
bestimmte Kurve gefahren sind, nutzen wir dort<br />
nun den vierten oder fünften«, erklärt Hamilton.<br />
Die Festlegung auf eine Getriebeübersetzung für<br />
die gesamte Saison bedeutet zudem, dass keine<br />
Anpassungen mehr an unterschiedliche Strecken-<br />
Charakteristiken möglich sind - die Übersetzung<br />
ist in Monaco und Suzuka identisch.<br />
6. FAHRSTIL<br />
Fernando Alonso verspürte beim Fahrstil und<br />
Handling keinen großen Unterschied zu den<br />
bisherigen Autos. Ganz so einfach ist es für die<br />
neue Generation an Turbo-Bändigern allerdings<br />
nicht: die Autos besitzen viel mehr Drehmoment.<br />
Deshalb müssen die Fahrer viel feinfühliger<br />
mit dem Gaspedal umgehen, gerade am<br />
Kurvenausgang. War es bislang in einer Kurve<br />
recht schwierig, das Heck zu verlieren, geht<br />
dies mit den neuen V6-Motoren blitzschnell.<br />
Wer nur ein bisschen zu stark aufs Gas steigt,<br />
riskiert einen Dreher. »Wenn man auf das Gaspedal<br />
tritt, ist das Heck viel instabiler, weil es<br />
durch das höhere Drehmoment mehr Wheelspin<br />
gibt«, erklärt Hamilton, der in der Winterpause<br />
sogar einen Turbo in sein Schneemobil einbaute,<br />
um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Das<br />
aggressive Verhalten spüren die Fahrer in<br />
jedem Gang, weshalb sie nicht mehr das<br />
gesamte Drehzahlband ausnutzen. »Beim V8<br />
musste man immer hochtourig fahren«, erinnert<br />
sich Sutil. »Man ging aufs Gas und erst am Ende<br />
hatte der Motor die meiste Power. Jetzt kommt<br />
das etwas abrupt.« Es gilt eben immer noch:<br />
die besten Rennfahrer der Welt müssen mit<br />
allen Bedingungen zurechtkommen.<br />
30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Die Fahrer haben im<br />
Cockpit etwas mehr<br />
Platz als bislang<br />
Mit Volldampf<br />
voraus: Die <strong>Formel</strong> 1<br />
ist immer noch laut<br />
Vollbremsung: Ab<br />
sofort gibt es<br />
Brake-by-Wire<br />
Stummer Finne?<br />
Kimis Feedback ist<br />
gern gesehen<br />
Die Fahrer<br />
haben 2014<br />
viel zu tun<br />
Mercedes kam beim<br />
ersten Test gut aus<br />
den Startöchern<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31
WAS SONST NOCH NEU IST<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE REGELN<br />
IN DER FORMEL 1<br />
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />
NEUE AUTOS UND NEUE POWER UNITS SIND NOCH LANGE NICHT ALLES, WAS SICH IN DER SAISON 2014<br />
VERÄNDERT. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN WIRFT EINEN BLICK AUF DIE NICHT MINDER INTERESSANTEN NEUE-<br />
RUNGEN IM SPORTLICHEN REGLEMENT.<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MERCEDES<br />
DOPPELTE WM-PUNKTE<br />
BEIM FINALE<br />
Heiß diskutiert und von vielen Fahrern, Experten<br />
und Fans schwer verurteilt: beim Saisonfinale in<br />
Abu Dhabi soll es die doppelte Punktzahl geben -<br />
sprich 50 Punkte für den Sieg, 36 für Platz 2, 30<br />
für Platz 3 und so weiter. So soll die WM bis zum<br />
Ende offen und spannend gehalten werden.<br />
STRAFEN<br />
Schlechte Zeiten für Sünder: ab diesem Jahr gilt<br />
auch in der <strong>Formel</strong> 1 ein Strafenkatalog. Wer innerhalb<br />
von zwölf Monaten ebenso viele Strafpunkte<br />
ansammelt, wird für ein Rennen gesperrt. Neu ist<br />
auch das Vorgehen beim Überschreiten der Streckenbegrenzungen:<br />
Charlie Whiting darf einen Fahrer<br />
nun dazu anweisen, den gewonnenen Vorteil<br />
zurückzugeben. Bei härteren Vergehen ist auch eine<br />
Drive-Through-Strafe möglich. Wenn ein Fahrer nicht<br />
sofort zum Wiegen abbiegt, wird er ermahnt. Dies<br />
ist eine mildere Strafe als bisher. Sollten in der Zeit<br />
bis zum Wiegen Arbeiten am Auto vorgenommen<br />
werden, muss er vom Ende des Feldes starten. Härter<br />
werden Fahrer für ein »Unsafe Release« bestraft:<br />
im Training gibt es eine Strafversetzung fürs Rennen.<br />
Während des Rennens eine Drive-Through-Strafe<br />
sowie eine Strafversetzung um 10 Plätze beim nächsten<br />
Grand Prix. Den Stewards steht neuerdings<br />
auch eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe zur Verfügung,<br />
die vor einem Boxenstopp abgesessen werden kann.<br />
FREITAGSFAHRER<br />
Jedes Team darf ab dieser Saison im Training mehr<br />
als einen Fahrer pro Auto einsetzen. Somit dürfen<br />
Test- und Ersatzfahrer endlich wieder ran, ohne<br />
dass ein Stammfahrer in dieser Session komplett<br />
aussetzen muss. In den ersten 30 Trainingsminuten<br />
steht ein zusätzlicher Reifensatz der harten<br />
Mischung zur Verfügung. Für jedes Auto sind somit<br />
sieben Sätze Prime-Reifen und fünf Sätze Options<br />
erlaubt. Drei dieser Sätze sind für Qualifying und<br />
Rennen reserviert.<br />
POLE POSITION TROPHY<br />
Neben dem »DHL Fastest Lap Award« gibt es 2014<br />
auch die neue Pole Position Trophy, die den Fahrer<br />
mit den meisten Poles auszeichnet. Bei einem<br />
Gleichstand mehrerer Fahrer entscheidet die Anzahl<br />
der zweiten Startplätze und so weiter.<br />
PERMANENTE STARTNUMMERN<br />
Ab dieser Saison darf sich jeder Fahrer eine feste<br />
Startnummer für die gesamte Dauer seiner <strong>Formel</strong>-1-Karriere<br />
aussuchen. Der Weltmeister erhält<br />
die Wahl, entweder mit der Nummer 1 oder seiner<br />
festen Startnummer anzutreten. Seit 1996 basierten<br />
die Startnummern auf der Konstrukteurs-WM<br />
des Vorjahres.<br />
COMEBACK DER TESTFAHRTEN<br />
Neben den drei Vorsaisontests sind in diesem Jahr<br />
auch vier Zweitages-Tests während der Saison<br />
erlaubt. Diese finden jeweils am Dienstag und<br />
Mittwoch nach den Rennen in Bahrain, Spanien,<br />
Großbritannien und Abu Dhabi statt. Einer dieser<br />
acht Testtage pro Team ist explizit für Reifentests<br />
mit Pirelli vorgesehen. Derweil wurde die Anzahl<br />
der erlaubten 100 km Promotion-Runs von acht<br />
auf zwei reduziert.<br />
KOSTENREDUZIERUNG<br />
Als erstem Schritt in Richtung einer Budgetreduzierung<br />
hat die FIA in dieser Saison drastische<br />
Einschränkungen für die Arbeit im Windkanal sowie<br />
mit CFD eingeführt. Jedem Team steht innerhalb<br />
von direkt aufeinanderfolgenden, achtwöchigen<br />
Zeiträumen nur eine bestimmte Anzahl an Tests im<br />
Windkanal und per CFD zu. Nach Ablauf eines Zeitraums<br />
müssen die Teams Details ihrer Arbeit<br />
schriftlich einreichen.<br />
RENNKALENDER 2014<br />
Los geht‘s:<br />
Die Saison kann<br />
beginnen<br />
16.03.2014 Australien GP - Melbourne<br />
30.03.2014 Malaysia GP - Sepang<br />
06.04.2014 Bahrain GP - Sakhir<br />
20.04.2014 China GP - Shanghai<br />
11.05.2014 Spanien GP - Barcelona<br />
25.05.2014 Monaco GP - Monaco<br />
08.06.2014 Kanada GP - Montreal<br />
22.06.2014 Österreich GP - Spielberg<br />
06.07.2014 Großbritannien GP - Silverstone<br />
20.07.2014 Deutschland GP - Hockenheim<br />
27.07.2014 Ungarn GP - Budapest<br />
24.08.2014 Belgien GP - Spa-Francorchamps<br />
07.09.2014 Italien GP - Monza<br />
21.09.2014 Singapur GP - Singapur<br />
05.10.2014 Japan GP - Suzuka<br />
12.10.2014 Russland GP - Sotchi<br />
02.11.2014 US GP - Austin<br />
09.11.2014 Brasilien GP - São Paulo<br />
23.11.2014 Abu Dhabi GP - Yas Marina<br />
32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
1.ÖSTERREICH-COMEBACK<br />
Die <strong>Formel</strong> 1 kommt zurück nach Spielberg! Der<br />
modernisierte Red Bull Ring empfängt die Königsklasse<br />
zum ersten Mal seit 2003. Der 4,318 km<br />
lange Streckenverlauf ist unverändert, neu sind<br />
dafür die Haupttribüne und das Pressezentrum.<br />
Das Rennen ist bereits ausverkauft.<br />
2.RUSSLAND-DEBÜT<br />
Nach vielen Irrungen und Wirrungen debütiert die<br />
<strong>Formel</strong> 1 2014 endlich in Russland. Der 5,853 km<br />
lange und angeblich 260 Mio. Euro teure Kurs in<br />
Sochi ist nach Spa und Silverstone die drittlängste<br />
Strecke der Saison und verfügt über 12 Rechtssowie<br />
7 Links-Kurven. Das Layout erinnert an<br />
Montreal.<br />
3.DRITTES NACHTRENNEN<br />
Die Anzahl der<br />
Boxenstopps bleibt<br />
weiterhin frei<br />
Saisonauftakt unter Flutlicht: Der Große Preis von<br />
Bahrain wird in diesem Jahr erstmals als Nachtrennen<br />
ausgetragen. Rennstart ist um 18:00 Uhr Ortszeit<br />
(16:00 Uhr deutscher Zeit). Auch in Singapur<br />
und Abu Dhabi wird wieder unter Flutlicht gefahren.<br />
Nur 19 Rennen:<br />
New Jersey schaffte<br />
es wieder nicht<br />
Fernando Alonso<br />
hat den dritten<br />
WM-Titel im Visier<br />
Vorsicht, Hochspannung:<br />
Sprung in<br />
Sicherheit<br />
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FOTOS: FERRARI, MERCEDES<br />
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER & STEPHAN HEUBLEIN<br />
IM VISIER<br />
FORMEL<br />
1<br />
SAISON 2014<br />
DIE THEMEN<br />
34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
FEUERBÄLLE, GERICHTSVERHANDLUNGEN UND EIN FRAGWÜRDIGER MODE-<br />
TREND: DAS MOTORSPORT-MAGAZIN VERRÄT, AUF WELCHE FAHRER, TEAMS<br />
UND THEMEN IN DIESER SAISON ALLE AUGEN GERICHTET SEIN WERDEN.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE THEMEN<br />
RED BULL:<br />
MISSION 5<br />
»You have to finish first to finish first« - eine <strong>Formel</strong>-<br />
1-Weisheit, die Red Bull Racing in den vergangenen vier<br />
Jahren perfektioniert hat. ‚Perfektion in Reinkultur‘ bringt<br />
es wohl auf den Punkt. Das Team gewann vier Fahrer- und<br />
vier Konstrukteurstitel in Folge, dominierte die Konkurrenz<br />
in der zweiten Saisonhälfte 2013 nach Belieben. Doch mit<br />
der Einführung der 1,6 Liter V6-Turbomotoren beginnt in<br />
der <strong>Formel</strong> 1 eine neue Zeitrechnung - eine, die das Ende<br />
der Serienerfolge von Red Bull und Sebastian Vettel einläuten<br />
könnte. Der Rennstall hat zwar Designgenie Adrian<br />
Newey an Bord, dem es bereits 2009 gelang, aus einem<br />
Mittelfeld-Boliden ein Spitzenauto zu formen, doch dieses<br />
Mal sind die Aerodynamikänderungen bei weitem nicht<br />
so tiefgreifend wie damals. Stattdessen kam es zu einschneidenden<br />
Änderungen in einem Bereich, auf den<br />
Newey keinen Einfluss hat - dem Antriebsstrang. Hinzu<br />
kommt, dass der Vater von Kinky Kylie und Hungry Heidi<br />
bekannt dafür ist, beim Design eines neuen Boliden bis<br />
zur berühmten Stunde zwölf zu brauchen - so auch beim<br />
RB10. Zudem zählten seine Boliden in der Vergangenheit<br />
nicht immer zu den zuverlässigsten ihrer Zunft. Mit seinen<br />
oft unkonventionellen Lösungen und Designs am Limit<br />
forderte Newey den Defektteufel nahezu heraus. Für Red<br />
Bull Racing und den vierfachen Weltmeister Sebastian<br />
Vettel gilt es jetzt, von 0 möglichst schnell wieder auf 100<br />
zu kommen, um die gestartete »Mission Fünf« erfolgreich<br />
zu beenden. Dafür braucht es aber auch Motorenpartner<br />
Renault, der sich in den vergangenen Jahren nicht immer<br />
mit Ruhm bekleckerte - Stichwort Lichtmaschine. Bei den<br />
Testfahrten im spanischen Jerez rächte sich ein Hardware-<br />
Problem am Energiespeicher der Power Unit bitterböse.<br />
Nach insgesamt elf Runden an zwei Testtagen packte<br />
Vettel vorzeitig zusammen, cancelte sämtliche Medientermine<br />
und flog nach Hause. Nach vier Tagen fiel die<br />
Bilanz noch schlechter aus: eine falsch eingebaute Feder,<br />
ein Problem an der Power Unit, ein Problem mit ERS -<br />
Perfektion in Reinkultur sieht anders aus. Wie es weitergeht,<br />
wird die Konkurrenz mit Argusaugen beobachten!<br />
Vettels<br />
Mission Fünf<br />
begann äußerst<br />
holprig<br />
36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
NEWCOMER<br />
GESUCHT<br />
Die FIA sucht den Superneueinsteiger! Bereits 2015 oder<br />
2016 soll ein zwölfter Rennstall das Starterfeld komplettieren<br />
und sich bis 2020 binden. Zu den ernsthaften Interessenten<br />
zählt der NASCAR-Teambesitzer Gene Haas, für<br />
den 2014 unter anderem der dreimalige Sprintcup-Champion<br />
Tony Stewart und Danica Patrick antreten. Für ein<br />
mögliches F1-Engagement soll ein dreistelliger Millionenbetrag<br />
zur Verfügung stehen. Bei der Entwicklung des<br />
Autos könnte der italienische Rennwagenbauer Dallara<br />
behilflich sein. Zum letzten Mal hat die FIA für die Saison<br />
2010 freie Startplätze ausgeschrieben - den Zuschlag<br />
erhielten letztlich Lotus (heute Caterham), Virgin (heute<br />
Marussia), Campos (später HRT) und USF1 (immer noch<br />
gescheitert). Wie unterschiedlich die Erfolgsquote von<br />
Neueinsteigern in der <strong>Formel</strong> 1 ist, zeigt ein Blick in die<br />
Vergangenheit: USF1 schaffte es damals noch nicht einmal<br />
bis zum ersten Rennen, Prost GP ging 2001 nach fünf<br />
Jahren in die Brüche und Sauber gehört seit 1993 zum<br />
Inventar der Starterlisten.<br />
Zweiter<br />
Anlauf für ein<br />
US-Team: Ob es<br />
diesmal klappt?<br />
MERCEDES:<br />
SILBERNES<br />
POWERPLAY<br />
Die<br />
Silberpfeile<br />
gehören zum<br />
Favoritenkreis<br />
2014<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
Die Seriensiege von Sebastian Vettels RB9 überstrahlten<br />
die Saison 2013, dabei war der F1 W04 das am meisten<br />
verbesserte Auto des Feldes. Aus den Niederungen des<br />
Mittelfelds schoss Mercedes bis auf den zweiten Platz<br />
empor. Können die Silberpfeile diesen Aufwärtstrend in<br />
der neuen Ära fortsetzen? »Vielleicht haben sie den<br />
besten Motor und das beste ERS«, stößt Johnny Herbert<br />
gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ins gewohnte Horn,<br />
dass Mercedes die stärkste Power Unit entwickelt haben<br />
könnte. »Aber wenn man ein schlechtes Auto hat,<br />
gewinnt man trotzdem nicht.« Bei den ersten Tests lief<br />
der neue Silberpfeil zumindest schon einmal wie ein<br />
Schweizer Uhrwerk. Zuverlässigkeit: Check. Power Unit:<br />
Check. Bleiben noch die Fahrer. Nico Rosberg gilt als<br />
Paradebeispiel für den intelligenten, mitdenken Rennfahrer,<br />
eine Art Komplettpaket für die Herausforderungen<br />
des neuen Turbo-Zeitalters. Und den neuen, nicht mehr<br />
von privaten Problemchen geplagten Lewis Hamilton<br />
sollte die Konkurrenz ohnehin nie abschreiben. Fahrer:<br />
Check; Check.<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37
SCHULDEN<br />
IM ÜBERFLUSS<br />
»Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut!« Jahrzehntelang<br />
lebten die <strong>Formel</strong>-1-Teams über ihren Verhältnissen.<br />
Selbst kleine Teams steigen in Luxushotels ab<br />
- das Geld dafür fehlt, doch der Schein muss gewahrt<br />
bleiben. Was sollen sonst die ohnehin schon spärlichen<br />
Sponsoren denken? Die freiwillige Kosten-Selbstbeschränkung<br />
der Teams trug keine Früchte, jetzt greift<br />
endlich die FIA durch. Schon in diesem Jahr gelten strenge<br />
Entwicklungseinschränkungen für die Aerodynamik (s. S.<br />
32). Für 2015 sollen weitere Kostenbeschränkungen ausgeklügelt<br />
werden. Dringend nötig ist das. »Es kann nicht<br />
sein, dass ein Team wie Lotus um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM<br />
fährt und dabei finanziell ächzt und<br />
krächzt«, kritisiert <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com-Experte<br />
Christian Danner. Nur wenn die Teams weniger Geld ausgeben<br />
und trotzdem konkurrenzfähiger sind, lässt sich<br />
die Gefahr eines Zusammensturzes bannen - und mit ihr<br />
das Wiederaufleben der Paydriver-Flut. Die neue Maxime<br />
der <strong>Formel</strong> 1 muss lauten: Koste es, was es dürfe.<br />
Auch Sauber<br />
spürt den<br />
finanziellen Druck<br />
des Marktes<br />
Bernie<br />
Ecclestone steht<br />
am Pranger. Hält<br />
sich der<br />
F1-Boss?<br />
BERNIE,<br />
QUO VADIS?<br />
Wohin geht die Reise? Eine Antwort auf diese Frage könnte<br />
noch dieses Jahr erfolgen. Ende April muss Bernie Ecclestone<br />
seinen Auftritt im Münchner Justizpalast absolvieren.<br />
Der <strong>Formel</strong>-1-Zampano wird beschuldigt, den ehemaligen<br />
BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit rund 44 Millionen<br />
Dollar während des Verkaufs der <strong>Formel</strong>-1-Anteile<br />
der BayernLB bestochen zu haben. Als die Staatsanwaltschaft<br />
die Anklage Anfang Januar offiziell bestätigte,<br />
flüchtete sich der <strong>Formel</strong>-1-Haupteigner CVC in Alibi-<br />
Aktionen und reichlich interpretationsoffene Formulierungen<br />
wie Ecclestone werde weiter »im geschäftlichen<br />
und sportlichen Interesse« das operative Tagesgeschäft<br />
führen, aber aus dem Vorstandsgremium ausscheiden.<br />
Heißt so viel wie: Ecclestone wird sehr wohl weiterhin die<br />
Geschicke der <strong>Formel</strong> 1 lenken, auch wenn er keine offizielle<br />
Position mehr bekleidet. Noch halten die Rennställe<br />
öffentlich an Bernie Ecclestone fest - nicht zuletzt, weil<br />
er zu viel weiß. Ein Schuldspruch könnte den <strong>Formel</strong>-<br />
1-Alleinherrscher allerdings endgültig den Kopf kosten.<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
FERRARI:<br />
FRAGEZEICHEN<br />
AERODYNAMIK<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE THEMEN<br />
Im fünften Anlauf soll es endlich gelingen: Fernando Alonso will es<br />
Michael Schumacher gleichtun und in seinem fünften Jahr bei der Scuderia<br />
den ersehnten WM-Titel gewinnen. Überzeugt fügt er hinzu: »Wir<br />
sind Ferrari. Wir treten an, um zu gewinnen.« Ein neuer Technischer<br />
Direktor in James Allison, ein zweiter Champion in Kimi Räikkönen und<br />
ein generalüberholter Windkanal: Luca di Montezemolo sieht alle Zutaten<br />
für eine erfolgreiche Saison gegeben. Vier zweite Plätze in Folge kommen<br />
in Maranello einem Desaster gleich. »Jetzt ist die Zeit gekommen, um<br />
zu gewinnen«, betont der Präsident. Zu diesem Zweck ist den Italienern<br />
jedes Mittel recht. Aus der hochnäsigen roten Göttin der vergangenen<br />
Jahre wurde unter dem neuen Reglement eine rote Staubsaugervertreterin.<br />
Der F14T mit der gewöhnungsbedürftigen Nasenpartie hat in<br />
diesem Jahr nur einen Auftrag: er soll Siege und WM-Titel aufsaugen.<br />
»Wir stehen unter Druck, das muss jedem klar sein«, gesteht Teamchef<br />
Stefano Domenicali. Dem Italiener ist bewusst, dass die Durststrecke<br />
seit den letzten Titelgewinnen 2008 bei den Konstrukteuren und 2007<br />
mit Kimi Räikkönen für Ferrari-Verhältnisse schon viel zu lange anhält.<br />
An den Fahrern wird es mit Sicherheit nicht liegen, sollte die Scuderia<br />
abermals den ersehnten Titelgewinn verpassen. »Da ist Ferrari erstklassig<br />
aufgestellt«, lobt <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com-Experte Christian Danner.<br />
Ob die Vorhersagen von Spannungen zwischen den beiden roten Platzhirschen<br />
eintreffen, wird erst der Saisonverlauf zeigen. Das erste Feedback<br />
fällt für den finnischen Rückkehrer jedenfalls rosig aus. »Kimi ist<br />
keiner, der wegen all der Neuerungen aus dem Häuschen ist, aber er<br />
gibt den Ingenieuren das Feedback, das sie brauchen«, bestätigt Allison.<br />
Räikkönen sage vielleicht nicht viel, aber was er sage, habe Hand und<br />
Fuß. Die entscheidende Frage wird sein, wie gut Ferrari die Aerodynamik<br />
in den Griff bekommen hat - die Schwachstelle der vergangenen Saisons.<br />
»Auch wenn di Montezemolo es noch so gerne hätte, dass Siege ausschließlich<br />
von Motoren erzielt werden - die Gesetze der Physik kann<br />
man nicht einfach ausschalten und die Aerodynamik ist immer noch das<br />
A und O«, sagt Danner. Auf diesem Gebiet muss Ferrari beweisen, dass<br />
sie sich verbessert haben.<br />
→<br />
Ferrari muss<br />
sich 2 014<br />
beweisen - sonst<br />
rollen Köpfe<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE THEMEN<br />
MCLAREN:<br />
KOMMT DER<br />
ERFOLG ZURÜCK?<br />
Titel, Siege und Podestplätze? Fehlanzeige! Im Vorjahr<br />
fand sich McLaren in der Konstrukteurs-Wertung hinter<br />
Red Bull, Mercedes, Ferrari und Lotus auf dem abgeschlagenen<br />
fünften Platz wieder und verzeichnete damit seine<br />
schlechteste <strong>Formel</strong>-1-Saison seit 1980. Eine Erfolgslosigkeit,<br />
die Ron Dennis nicht länger mitansehen konnte.<br />
Im Januar gab er seine Rückkehr als CEO der McLaren-<br />
Gruppe bekannt und kündigte sofort massive Änderungen<br />
innerhalb des Teams an. Zwar hat Dennis nicht vor, selbst<br />
am Kommandostand zu sitzen, was er mit der Benennung<br />
von Eric Boullier als Renndirektor unterstrich, trotzdem<br />
lässt der kauzige Brite keinen Zweifel daran aufkommen,<br />
dass er bei McLaren wieder die Zügel in der Hand hält.<br />
Ein Faktum, dass bei vielen McLaren-Anhängern Hoffnung<br />
weckt, immerhin steht Dennis für eine Erfolgsepoche.<br />
Unter seiner Führung gewann der britische Traditionsrennstall<br />
zehn Fahrer- und sieben Konstrukteurstitel und mit<br />
Ex-Und-Wieder-Motorenpartner Honda sollen diese<br />
Erfolge endgültig zurückkehren. Bis zur Réunion 2015 -<br />
und dem damit wieder gewonnenen Status als Werksteam<br />
- bleibt kein Stein auf dem anderen. Hinter den Kulissen<br />
hat McLaren auf dem Transfermarkt der Ingenieure bereits<br />
titelentscheidende Einkäufe getätigt. So holte das Team<br />
Red-Bull-Chef-Aerodynamiker Peter Prodromou und dessen<br />
Nummer 2, Dan Fallows, ins Boot. Prodromou, der zu<br />
den führenden Ingenieuren in der <strong>Formel</strong> 1 zählt, ist bei<br />
McLaren kein Unbekannter. Der gelernte Aeronautiker war<br />
von 2000 bis 2006 Aerodynamikchef des Teams und galt<br />
schon damals als rechte Hand von Designgenie Adrian<br />
Newey. In Expertenkreisen wird sein Wechsel als herber<br />
Rückschlag für das Weltmeisterteam von Red Bull angesehen.<br />
Neben Prodromou und Fallows angelte sich<br />
McLaren auch Ferrari-Aerodynamiker Matteo Sansavini,<br />
Sauber-Designer Matt Morris und Lotus-Chefrenningenieur<br />
Ciaron Pilbeam. Die ebenso einfache, wie klare Devise<br />
von Dennis lautet: »Wir werden wieder gewinnen.«<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
McLaren<br />
erwartet 2014<br />
ein Übergangsjahr<br />
bis Honda<br />
kommt<br />
40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
BRANDGEFAHR?<br />
Rauchende<br />
Motoren, nein,<br />
Power Units,<br />
könnten uns<br />
begleiten<br />
Das neue Motorenreglement, das ab dieser Saison in der <strong>Formel</strong> 1 Einzug hält, wird die<br />
Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s in vielen Bereichen grundlegend verändern. Ab dieser Saison<br />
löst der 1,6 Liter V6-Turbomotor den 2,4 Liter Saugmotor ab - jene Ingenieure, die sich der<br />
Illusion hingaben, dass die neuen Aggregate von Beginn an reibungslos funktionieren würden,<br />
wurden bereits beim ersten Test in Jerez eines Besseren belehrt. Renault gilt als Verlierer der<br />
ersten Testfahrten. Der französische Motorenhersteller kam mit seinen Teams auf insgesamt<br />
668 Testkilometer, während das Aggregat von Konkurrent Mercedes wie ein Uhrwerk funktionierte<br />
und nach vier Tagen 3.874 Testkilometer abgespult hatte. Nichtsdestotrotz blieb kaum<br />
ein Team von Defekten verschont, weshalb am ersten Testtag nur sechs Piloten eine gezeitete<br />
Runde zustande brachten. An den GP-Wochenenden kommt dieses Jahr hinzu, dass den<br />
Fahrern nur 100 Kilogramm Sprit im Rennen zur Verfügung stehen, was gerade beim Saisonauftakt<br />
in Australien - das Rennen im Albert Park gilt als sehr spritlastig - zu massenweise<br />
Ausfällen führen könnte. Red-Bull-Teamchef Christian Horner befürchtet sogar eine Ausfallrate<br />
von 50 Prozent. Eine Ausfallquote, die die heile <strong>Formel</strong>-1-Welt auf den Kopf stellen könnte,<br />
denn in den vergangenen Jahren sah die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s nur noch selten<br />
technische Ausfälle, 2013 lag die Ausfallquote bei nur noch 15,8 Prozent. In Australien könnte<br />
somit ein neuer Negativrekord aufgestellt werden, wie zuletzt 1996 in Monte Carlo. Sieger<br />
Oliver Panis war damals einer von vier Piloten, die die schwarz-weiß karierte Flagge sahen.<br />
Drei weitere Piloten kamen immerhin noch in die Wertung, ehe sie in einen Unfall verwickelt<br />
wurden. Damit standen insgesamt sieben Fahrer im Endklassement. Den Allzeit-Rekord hält<br />
weiterhin der Saisonauftakt 1966 in Monaco. Nur 4 von 16 Piloten überquerten nach 100<br />
Runden die Ziellinie, darunter Sieger Jackie Stewart.<br />
→<br />
TOP-3<br />
AUSFALL-DRAMEN:<br />
INDIANAPOLIS GP, 29. MAI 1951:<br />
Die bis dato höchste Zahl von Ausfällen in der<br />
F1-Geschichte. Nur 8 von 33 gestarteten Piloten sahen<br />
die Zielflagge<br />
MONACO GP, 2. MAI 1966:<br />
4 der 16 Fahrer überquerten die Ziellinie<br />
SÜDAFRIKA GP, 14. MÄRZ 1993:<br />
7 von 26 gestarteten Piloten im Ziel<br />
In der neuen<br />
Saison könnte es<br />
öfter als zuletzt zu<br />
Ausfällen<br />
kommen<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41
GROSSE<br />
CHANCE<br />
Diese Chance durfte sich McLaren einfach nicht entgehen<br />
lassen! So begründet der mittlerweile ehemalige Teamchef<br />
Martin Whitmarsh die Verpflichtung von Kevin Magnussen,<br />
des ersten McLaren-Rookies seit Lewis Hamilton.<br />
Eine ganz schöne Last, auf den Schultern des schmächtigen<br />
Dänen. Wird er den Anforderungen gerecht, könnte<br />
er 2015 mit McLaren Honda noch größer herauskommen.<br />
Scheitert er, kann er sich bei Heikki Kovalainen über seinen<br />
weiteren Karriereverlauf informieren... Daniel Ricciardo<br />
kann darüber nur lächeln. Der Australier lächelt einfach<br />
immer, erst recht seit seinem Aufstieg ins Spitzenteam<br />
Red Bull. Aber Vorsicht: Wie unbarmherzig die eiserne<br />
Hand von Dr. Helmut Marko ist, erlebten in den vergangenen<br />
Jahren schon zahlreiche andere Nachwuchstalente<br />
am eigenen Leib. Fünf Rennen Eingewöhnungszeit hat<br />
Ricciardo, dann muss er zumindest in der Nähe seines<br />
weltmeisterlichen Teamkollegen liegen und wertvolle<br />
Punkte für die Konstrukteurs-WM einfahren. Sonst könnte<br />
ihm das Dauer-Lächeln dann doch schnell vergehen.<br />
Daniel<br />
Ricciardo will<br />
sich 2014 mit<br />
Sebastian Vettel<br />
messen<br />
Bangen um<br />
den Nürburgring:<br />
Wie geht es mit<br />
dem Kurs<br />
weiter?<br />
NÜRBURGRING:<br />
5 VOR 12<br />
»Leute werdet wach, bekommt den Hintern hoch, dass<br />
hier ist wahrscheinlich unsere letzte Chance, noch ein<br />
Zeichen zu setzen! Der geringe öffentliche Druck und<br />
Widerstand hat es doch erst zu dieser Situation kommen<br />
lassen!« Christian Menzel kämpft seit Monaten dafür, dass<br />
der Nürburgring Volkseigentum bleibt. Seit Mai vergangenen<br />
Jahres steht die historische Rennstrecke, inklusive<br />
der Nordschleife, zum Verkauf - entweder als Ganzes oder<br />
in kleineren Paketen. Der Nürburgring steckt seit vielen<br />
Jahren in den roten Zahlen, vor allem die <strong>Formel</strong>-1-Rennen<br />
verschlangen trotz jährlich abwechselnder Austragung<br />
mit Hockenheim Millionen. 2015 würde der Große<br />
Preis von Deutschland wieder in der Eifel Station machen,<br />
doch für den Nürburgring hat die Uhr 5 vor 12 geschlagen.<br />
Das Projekt ‚Nürburgring 2009‘, das die Errichtung einer<br />
Erlebniswelt rund um den Ring beinhaltete, scheiterte<br />
fatal - jetzt brennt der Hut. Ob es nicht schon zu spät ist,<br />
wird sich wohl im Laufe des Jahres zeigen. »Wir sind im<br />
Endspurt. Jeder, der ein interessantes Angebot abgibt, ist<br />
herzlich willkommen«, hieß es seitens des<br />
Sachverwalters.
LETZTE<br />
CHANCE<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE THEMEN<br />
KANDIDAT 1: FELIPE MASSA<br />
30 Sekunden lang war er <strong>Formel</strong>-1-Champion, 8 Jahre<br />
lang Wasserträger. 2014 wagt Felipe Massa bei Williams<br />
einen Neuanfang. Der Brasilianer will weg von<br />
seinem Image als ewige Nummer 2, mal hinter Michael<br />
Schumacher, mal hinter Fernando Alonso. Mit 32 Jahren sieht Massa<br />
nun endlich die Chance, die Führungsrolle zu übernehmen und gemeinsam<br />
mit Williams auf die Erfolgsstraße zurückzukehren - und es dürfte<br />
auch seine letzte Chance sein. Der letzte seiner elf Siege liegt schon<br />
mehr als fünf Jahre zurück. Es war jener Erfolg im November 2006 in<br />
Brasilien, der am Ende eben nur zum Vizetitel reichte.<br />
KANDIDAT 2: JENSON BUTTON<br />
Jenson Button weiß, wie es sich anfühlt, Weltmeister<br />
zu sein. 2009 gelang ihm mit Brawn GP der unerwartete<br />
Geniestreich, wobei viele Experten den WM-Titel<br />
mehr dem Köpfchen von Ross Brawn zuschreiben als<br />
Buttons Fahrkünsten. In seiner 14-jährigen <strong>Formel</strong>-1-Karriere setzte<br />
der Brite zwar immer wieder Ausrufezeichen wie in Kanada 2011, als<br />
er auf feuchter Strecke vom letzten Platz zum Sieg stürmte, nichtsdestotrotz<br />
zählen andere zu den absoluten Superstars der <strong>Formel</strong> 1 bzw.<br />
zu den Ausnahmetalenten der Königsklasse. Glaubt man McLaren, hat<br />
man mit Kevin Magnussen 2014 ein solches Ausnahmetalent ins Team<br />
geholt. Sollte dem <strong>Formel</strong>-1-Rookie der eine oder andere Überraschungserfolg<br />
gegen seinen erfahreneren Teamkollegen gelingen, könnte<br />
Button schon bald aus der Top-Riege der Fahrer verschwinden.<br />
KANDIDAT 3: SÉRGIO PEREZ<br />
Nicht wieder zu verschwinden, ist auch das Ziel von<br />
Sergio Pérez. Der Mexikaner wurde nach nur einer<br />
Saison bei McLaren ausgemustert. Im Gegensatz zu<br />
anderen Fahrern hatte Pérez Glück - seine Sponsormillionen<br />
retteten ihn und brachten ihn bei Force India unter. Doch die<br />
Frage bleibt, wie lange dieses Spiel gut gehen kann?<br />
KANDIDAT 4: PASTOR MALDONADO<br />
Gleiches gilt für Pastor Maldonado. Den Venezolaner<br />
und Pérez verbindet nicht nur das südländische<br />
Temperament, sondern auch der ihnen nacheilende<br />
Ruf eines talentfreien Paydrivers. 2014 gilt es zu<br />
beweisen, dass sie einem <strong>Formel</strong>-1-Rennstall mehr bieten können<br />
als nur die Sponsormillionen auf dem Konto. Noch rettet ihnen die<br />
Finanzkrise der meisten Teams das Cockpit. Aber die Lotus-Verantwortlichen<br />
geben offen zu, dass eigentlich Nico Hülkenberg ihre erste<br />
Wahl gewesen wäre...<br />
→<br />
Felipe<br />
Massa erhält bei<br />
Williams seine<br />
letzte Chance in<br />
der F1<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MERCEDES<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 43
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE THEMEN<br />
HILFE, ICH<br />
BIN EINE<br />
NASE!<br />
HOLT MICH<br />
HIER RAUS!<br />
Mit dem<br />
MP4-29 will<br />
McLaren wieder<br />
die Nase vorne<br />
haben<br />
»Die Autos sehen wunderschön aus«, sagte Ex-<br />
<strong>Formel</strong>-1-Champion Damon Hill dem <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong>. Wie bitte!? Liebe soll ja bekanntlich<br />
blind machen. Aber sowas? »Ich weiß, dass es<br />
ein paar lustige Nasen gibt, einige Kreationen an<br />
der Fahrzeugfront sind vielleicht nicht ganz stylisch,<br />
aber davon abgesehen sehen die Autos gut<br />
aus.« Da hat Damon aber gerade noch mal die<br />
Kurve bekommen. Und wir scheinen laut Charlie<br />
Whiting mit den neuen Nasen-Ungeheuern sogar<br />
noch Glück gehabt zu haben: »Es gab noch deutlich<br />
hässlichere Lösungen<br />
NASEN-OP<br />
DRINGEND<br />
BENÖTIGT!<br />
Auch diese<br />
Ausgeburt der<br />
Nasen-Hölle<br />
gewinnt keinen<br />
Preis<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MCLAREN<br />
Abgrundtief hässlich. Entschuldigen<br />
Sie die direkte Ausdrucksweise, aber<br />
anders lässt sich der Caterham nicht<br />
bezeichnen. Nicht umsonst wählten<br />
ihn die Leser unserer Website zum<br />
hässlichsten F1-Auto 2014. Im Internet<br />
kursieren sogar von Fans entworfene<br />
Fotomontagen des CT-05 mit<br />
einem an der Spitze montierten<br />
Besen. Die neue Caterham-Kehrmaschine<br />
also, die dem Feld hinterher<br />
rollt und die Strecke fegt...<br />
44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
NASEN-<br />
KÖNIG<br />
Ein Pilot, der sich mit komplizierten Liebesbeziehungen<br />
bestens auskennt, ist<br />
Lewis Hamilton. »Normalerweise verliebt<br />
man sich nicht auf den ersten Blick in ein<br />
neues Auto. Das wächst über die Zeit«,<br />
sagt der Hundeliebhaber und Teilzeit-<br />
Pussycat-Lebensgefährte. Mit dem neuen<br />
Silberpfeil scheint ihm immerhin ein guter<br />
Fang gelungen zu sein. Der Mercedes ist<br />
ganz klar der Nasen-König!<br />
Mercedes<br />
verzichtet auf die<br />
Nasenbär-Optik:<br />
Daumen hoch,<br />
Silberpfeil!<br />
FSK-18-<br />
NASEN<br />
Auch Force<br />
India folgt dem<br />
Trend zur<br />
hässlichen Nase<br />
Wie sehen die denn aus? Egal ob Force<br />
India, Williams, Sauber, Toro Rosso oder<br />
McLaren - die neuen Regeln regten die<br />
Teams [zu nicht ganz jugendfreien Designs]<br />
an. Ein hochrangiger F1-Verantwortlicher<br />
bezeichnete das Wettrüsten in der<br />
neuen Ära gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> als »Penis Competition« und<br />
unsere Leser entschieden in einer Umfrage,<br />
dass die neuen Nasen »wie Dildos« aussehen.<br />
Vielleicht kann die F1 so neue Zielgruppen<br />
erschließen - aber hoffentlich<br />
erhöht sich nicht auch die Altersfreigabe<br />
unseres Hefts.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45
FOTOS: ADRIVO/SUTON, TEAMS<br />
HELLO MARANELLO!<br />
Kimi Räikkönen hat mal wieder Lust auf<br />
einen WM-Titel - und vermutlich auch auf<br />
regelmäßige Gehaltszahlungen. Dafür setzt er<br />
sich sogar in einen Simulator...<br />
ALLES GETAN<br />
»Ich habe sogar seine feuerfeste Unterwäsche<br />
getragen!« Trotzdem bekam Heikki<br />
Kovalainen nicht das Lotus-Cockpit von Kimi<br />
Räikkönen.<br />
HIN UND WIEDER ZURÜCK<br />
Nach einem kurzen Intermezzo in Hinwill<br />
kehrt Nico Hülkenberg zu Force India zurück.<br />
Natürlich ist dort alles besser. Aber warum<br />
ging er dann 2012 überhaupt dort weg??<br />
FORMEL 1<br />
SAISON 2014<br />
DIE WECHSEL<br />
WER KAM, WER GING?<br />
BYE BYE MARANELLO!<br />
»Jetzt kann sich Kimi die ständigen<br />
Samurai-Sprüche von Fernando anhören«,<br />
dachte sich wohl Felipe Massa und stellt<br />
seine Zelte 2014 in Grove auf.<br />
NICHTS GETAN<br />
Einmal mit den vor Öl nur so triefenden<br />
Schecks seines Sponsors gewedelt und<br />
schon hatte Pastor Maldonado das zweite<br />
Lotus-Cockpit - und der Hulk lief grün an.<br />
WEG & NIE MEHR ZURÜCK<br />
Vorsicht, Gegenverkehr! Adrian Sutil kam<br />
Hulk auf dem Weg von Silverstone nach<br />
Hinwil entgegen. Die Schweizer scheinen<br />
nicht nur die bessere Schokolade zu haben...<br />
46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
FÜHLT SICH JUNG<br />
»Auch wenn ich gerade diesen doofen Bart<br />
trage, fühle ich mich noch jung.« Doch 2014<br />
muss der 33-Jährige Jenson Button beweisen,<br />
dass er nicht zum alten Eisen zählt.<br />
BLOSS WEG!<br />
Vettel, Vettel, Vettel. »Nichts anderes?<br />
Ehrlich? Scheiße!« Nach sieben Jahren an<br />
der Seite von Sebastian Vettel hatte Mark<br />
Webber die Schnauze voll.<br />
AUFTRITT<br />
Gehaltsverzögerungen, Streikdrohungen,<br />
überall nur Ärger. Eric Boullier packte seine<br />
Koffer in Enstone und zog fix rüber nach<br />
Woking. Martin Whitmarshs Stuhl war sogar<br />
noch warm.<br />
VOR DER SAISON 2014 GRASSIERTE DAS WECHSEL-FIEBER IN DER F1-WELT. FAHRER,<br />
TEAMCHEFS, INGENIEURE PROBTEN DEN GROSSEN UMBRUCH. DAS MOTORSPORT-<br />
MAGAZIN HAT SIE VERFOLGT...<br />
TEXT: STEPHAN HEUBLEIN & KERSTIN HASENBICHLER<br />
IST TATSÄCHLICH JUNG<br />
Kevin Magnussen, 21-jähriger Jungspund aus<br />
Dänemark, will den neuen GP-Methusalem<br />
Jenson Button (33) an seine Grenzen treiben.<br />
Respekt vor älteren Menschen? Fehlanzeige!<br />
ENDLICH DA!<br />
Sein Markenzeichen: ein breites Grinsen. Ob<br />
ihm das 2014 vergeht? Momentan hat Daniel<br />
Ricciardo noch richtig Bock auf Red Bull.<br />
ABTRITT<br />
Dennis, Boullier, Neale. McLaren hat bald so<br />
viele Chefs wie Mercedes. Damit machte<br />
Ross Brawn schlechte Erfahrungen, also geht<br />
der Rosenzüchter aus Leidenschaft zukünftig<br />
lieber Angeln. Da ist er selbst der Boss<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />
WELTMEISTER<br />
VS.NOBODY<br />
DIE LIGA DER SUPERSTARS - EINE<br />
HERAUSFORDERUNG, AN DER IN DER<br />
VERGANGENHEIT SO MANCHER<br />
NOBODY GESCHEITERT IST, ANDE-<br />
RE WUCHSEN DARAN UND LEGTEN<br />
EINE STEILE F1-KARRIERE HIN. DAS<br />
MOTORSPORT-MAGAZIN DECKT<br />
VERLIERER UND GEWINNER AUF.<br />
Ayrton Senna<br />
machte mit<br />
Frischling Michael<br />
Andretti kurzen<br />
Prozess
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON
Dave Walkers<br />
Übermut<br />
vermasselte ihm die<br />
Chance seines<br />
<strong>Formel</strong>-1-Lebens<br />
GESCHEITERT:<br />
DAVE WALKER VS. EMERSON FITTIPALDI<br />
WALKER VERSAGT AUF<br />
GANZER LINIE<br />
»Das ist die Chance deines Lebens, du kannst dir heute für alle<br />
Zeiten einen Namen machen!« Nach nur einem Grand Prix Start<br />
holte Colin Chapman 1972 den jungen Australier Dave Walker zu<br />
Lotus an die Seite von Emerson Fittipaldi. Walker galt nach drei<br />
Titeln in der <strong>Formel</strong> 3 als aufstrebendes Talent, doch in der <strong>Formel</strong><br />
1 erfolgte für ihn das jähe Erwachen. In der kurzen F1-Vita des Australiers<br />
blieb sein Debüt beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort<br />
als einziges in Erinnerung, wenn auch in negativer. Chapman witterte<br />
im Regenrennen eine Chance auf den Sieg und befahl seinem Fahrer:<br />
»Lass es in den ersten zehn Runden ruhig angehen! Das ist die Chance<br />
deines Lebens, du kannst dir heute für alle Zeiten einen Namen machen.«<br />
Doch anstatt der Ansage seines Teamchefs zu folgen, überholte Walker in<br />
den ersten fünf Runden acht Autos und landete wenig später aufgrund seiner<br />
noch uneingefahrenen Bremsbeläge im Kiesbett. Walker schloss die Saison<br />
punktelos ab, während sich Teamkollege Emerson Fittipaldi zum Weltmeister<br />
krönte. Lotus beendete zu Saisonende die Zusammenarbeit mit dem Australier,<br />
zwei Jahre später hing Walker seinen Rennanzug endgültig an den Nagel.<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
Super-Debüt:<br />
Michael<br />
Schumacher lehrte<br />
Altmeister Nelson<br />
Piquet das<br />
Fürchten<br />
50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Williams-<br />
Geheimwaffe:<br />
Damon Hill setzte<br />
dem Professor auf<br />
Anhieb zu<br />
DURCHGESETZT:<br />
DAMON HILL VS. ALAIN PROST<br />
HILL FORDERT PROST<br />
»Wir standen nach dem Rückzug von Nigel<br />
Mansell vor der Frage, wen wir neben Alain<br />
Prost in das zweite Auto setzen sollten«, erinnert<br />
sich Adrian Newey. Teamchef Frank Williams<br />
hatte kurz überlegt Riccardo Patrese, eine<br />
bekannte Größe in der <strong>Formel</strong> 1 zu verpflichten,<br />
entschied sich aber dann doch für seinen Testfahrer<br />
Damon Hill. Der Brite hatte zwar einen berühmten<br />
Nachnamen [Anspielung auf Graham Hill], aber zu<br />
diesem Zeitpunkt trotz seines fortgeschrittenen Alters<br />
von 33 Jahren lediglich zwei Grands Prix auf dem Buckel<br />
und damit nicht die beste Ausgangslage, um gegen seinen<br />
Teamkollegen und dreifachen Weltmeister Prost zu<br />
bestehen. Doch der Brite nutzte seine Chance und bewies,<br />
dass er mehr drauf hatte, als stupide Testkilometer für Testkilometer<br />
abzuspulen. Beim Großen Preis von Brasilien, seinem<br />
erst zweiten Rennen für Williams, stach er erstmals seinen<br />
Teamkollegen aus. Insgesamt gewann Hill in der Saison 1993<br />
drei Rennen, holte 69 WM-Punkte und landete damit in der<br />
Fahrer-WM hinter Prost und Ayrton Senna auf Platz drei. Drei Jahre<br />
später (1996) gewann Hill mit Williams-Renault den WM-Titel.<br />
DURCHGESETZT:<br />
MICHAEL SCHUMACHER VS. NELSON PIQUET SENIOR<br />
SCHUMACHER SCHICKT PIQUET IN RENTE<br />
»Who the fuck is Schumacher?«, raunte Eddie Jordan durch das Zimmer. Der Teamchef hatte 1991 keine Ahnung, wer<br />
dieser deutsche Jüngling war, der als Ersatz für seinen inhaftierten Piloten, Bertrand Gachot, einspringen sollte. Nach<br />
einem beeindruckenden Test in Silverstone und einem vielbeachteten Debüt in Spa-Francorchamps war die Antwort<br />
schnell gefunden. Schumacher war ein Talent, das seinesgleichen suchte. Trotz seinen 22 Jahren verfügte er<br />
über ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine unglaubliche Fahrzeugbeherrschung, dafür fehlte es ihm<br />
an Respekt gegenüber Altmeistern wie Alain Prost, mit dem er sich an seinem ersten GP-Wochenende<br />
anlegte. »Er hatte mir im Qualifying die Runde zerstört. Ich habe mich aufgeregt und eine Handbewegung<br />
in seine Richtung gemacht, denn auch Prost hätte sich kein Bein gebrochen, wenn er mal kurz rübergefahren<br />
wäre«, erklärte Schumacher damals. Es folgte ein Rapport bei der Rennleitung, Ex-Jordan-<br />
Teammanager Ian Phillips erinnert sich: »Michael bekam von Herrn Corsmit eine Strafpredigt, die<br />
in der Aussage gipfelte: ‚Wissen Sie, wer der andere Fahrer war? Das ist Alain Prost. Dem droht<br />
man nicht mit der Faust. So einem Fahrer muss ein Neuling Respekt entgegenbringen.‘«<br />
Schumacher sah das anders, was in der Folge Nelson Piquet zu spüren bekam. Nach schier<br />
endlosen Vertragsverhandlungen zwischen Jordan und Benetton dockte Schumacher bei<br />
letzterem an und wurde Teamkollege des dreifachen Weltmeisters. In den noch ausstehenden<br />
fünf Rennen der Saison 1991 ließ Schumacher den 39-jährigen Brasilianer<br />
extrem alt aussehen. In fünf Qualifying-Sessions musste sich Schumacher Piquet<br />
nur einmal geschlagen geben. In drei der fünf Rennen fuhr er jeweils in die Punkteränge,<br />
holte in Monza - bei seiner ersten Zielankunft in der <strong>Formel</strong> 1 - auf Anhieb<br />
zwei WM-Zähler und beförderte Altmeister Piquet zu Saisonende in die<br />
<strong>Formel</strong>-1-Pension. 23 Jahre und sieben Fahrertitel später zählt Michael<br />
Schumacher zu den größten Legenden im <strong>Motorsport</strong>zirkus und niemand<br />
stellt sich mehr die Frage »Who the fuck is Schumacher?« →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51
Jochen Mass<br />
hatte bei McLaren<br />
gleich zwei<br />
Topfahrer zum<br />
Teamkollegen 52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
GESCHEITERT:<br />
JOCHEN MASS VS. EMERSON FITTIPALDI VS. JAMES HUNT<br />
ZUR FALSCHEN ZEIT DEN FALSCHEN TEAMKOLLEGEN<br />
In den 70er Jahren galt Jochen Mass neben Hans-Joachim Stuck als größte deutsche Hoffnung im Rennsport, doch<br />
man könnte sagen, er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Bei McLaren saß er zwar in einem der besten Autos,<br />
hatte aber das Pech, gegen zwei Ausnahmekönner im eigenen Team antreten zu müssen. Nach 13 Rennen für<br />
Surtees und einem siebten Platz als bestem Ergebnis heuerte der Deutsche Ende 1974 bei McLaren an, wo<br />
er es mit dem zweifachen Weltmeister Emerson Fittipaldi zu tun bekam. Mit seinem Sieg beim Spanien GP,<br />
seinem ersten und einzigen F1-Triumph, hätte Mass ein Zeichen setzen können, doch der Sieg passierte<br />
am falschen Ort zur falschen Zeit. Während des Rennens brach beim Führenden Rolf Stommelen der<br />
Heckflügel und riss vier Zuschauer und Streckenposten in den Tod. Mass‘ Teamkollege und amtierender<br />
Weltmeister, Emerson Fittipaldi, hatte sich geweigert, einen Grand Prix auf dem als gefährlich<br />
geltenden Stadtkurs von Montjuic zu bestreiten und stieg nach einer Runde aus seinem McLaren<br />
aus. Am Ende der Saison hatte Fittipaldi 45 WM-Punkte und den Vize-Weltmeistertitel auf dem<br />
Konto und stellte damit Mass, der sich mit 20 Zählern auf Rang sieben wiederfand, deutlich<br />
in den Schatten. Ein Jahr später - neuer Teamkollege, alte Situation. Gegen die Fahrkünste<br />
und das Charisma von James Hunt hatte Mass nichts entgegenzusetzen. Während sich<br />
Hunt im gleichen Auto zum Weltmeister krönte, fand sich der gelernte Seemann mit<br />
mageren 19 Punkten auf dem neunten Gesamtrang wieder. Lediglich in Südafrika<br />
und bei seinem Heimrennen in Deutschland gelang es Mass mit einem Podestplatz,<br />
ein Ausrufezeichen zu setzen. In Erinnerung blieb den meisten Beobachtern<br />
allerdings eine Szene aus dem Jahr 1977, als Mass in Kanada seinen in Führung<br />
liegenden Teamkollegen ins Aus beförderte. Wutentbrannt schlug Hunt<br />
daraufhin einen Streckenposten nieder, der versucht hatte, ihn daran zu<br />
hindern, auf seinen Teamkollegen loszugehen. Zu Saisonende musste<br />
sich Mass nach einem anderen Arbeitgeber umsehen.<br />
GESCHEITERT:<br />
MICHAEL ANDRETTI VS. AYRTON SENNA<br />
SABOTAGE AN ANDRETTI<br />
Die schwarz-weiß karierte Zielflagge war geschwenkt, der<br />
Champagner getrunken. Doch der dritte Platz beim Großen<br />
Preis von Italien 1993 hielt McLaren nicht davon ab, Michael<br />
Andretti nach nur 13 <strong>Formel</strong>-1-Rennen an die Luft zu setzen.<br />
Zu enttäuschend fiel für den britischen Traditionsrennstall die<br />
erste Saison des US-Amerikaners aus, vor allem im Vergleich<br />
zu seinem Teamkollegen Ayrton Senna. Dieser hatte drei Rennen<br />
vor Saisonende drei Siege und drei Podestplätze zu Buche stehen.<br />
Für die Experten fehlte es Andretti am nötigen Engagement<br />
und Talent, um gegen Ayrton Senna, den besten Fahrer seiner<br />
Epoche, zu bestehen. Andrettis Sohn, Marco, hatte hingegen eine<br />
andere Erklärung. Er warf dem britischen Rennstall 1998 Sabotage<br />
vor. »Mein Vater bekam das schlechtere Material, die schlechteren<br />
Ingenieure und dem nicht genug, ließ McLaren mittels der Elektronik<br />
das Auto in den Kurven unkontrollierbar werden. Das Team hat gewollt,<br />
dass er scheitert!« Michael Andretti ließ die Anschuldigungen seines<br />
Sohnes unkommentiert: »Sagen wir einfach, die <strong>Formel</strong> 1 war keine schöne<br />
Erfahrung.«<br />
52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Ab ins<br />
Kiesbett: Hinterher<br />
gab es sogar<br />
Sabotage-Gerüchte<br />
bei McLaren
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
Seltenes Bild:<br />
Am Ende jubelten<br />
Alonso und Hamilton<br />
nicht mehr<br />
gemeinsam über<br />
Erfolge<br />
DURCHGESETZT:<br />
LEWIS HAMILTON VS. FERNANDO ALONSO<br />
SELBSTZERSTÖRUNG<br />
‚The F1 Rookie Phenomenon‘ titelten die britischen Medien<br />
2008, nachdem ein selbstbewusster 22-Jähriger den Alteingesessenen<br />
zeigte, wo ‚Bartl den Most‘ holt. Gleich in seinem<br />
ersten Grand Prix fuhr Lewis Hamilton auf das Podium und<br />
stellte mit seinem zweiten Podestplatz in Folge in Malaysia einen<br />
40 Jahre alten Rekord ein. Es fehlte nicht viel und Hamilton hätte<br />
seine <strong>Formel</strong>-1-Debütsaison 2007 mit dem Fahrertitel gekrönt. Am<br />
Ende verhinderte ein Pünktchen die absolute Sensation. Für seinen<br />
McLaren-Teamkollegen Fernando Alonso war die Schmach so oder<br />
so immens. Immerhin sahen viele in der Verpflichtung des jungen<br />
Briten - Hamilton war der erste Farbige in der <strong>Formel</strong> 1 - lediglich einen<br />
genialen Marketingstreich seitens McLaren und Bernie Ecclestone.<br />
Alonso erkannte zu spät die fahrerische Bedrohung, die vom britischen<br />
Jungspund ausging. Weder seine Erfahrung auf, noch abseits der Strecke<br />
in Form von politischen Spielchen konnten Hamilton in die Schranken weisen,<br />
was Alonso zur Weißglut trieb - und so war es der zweifache Weltmeister,<br />
der am Ende der Saison das Cockpit räumte. Hamilton krönte sich hingegen<br />
ein Jahr später mit McLaren Mercedes zum Weltmeister.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53
Lotus<br />
bestreitet<br />
Meldungen<br />
über Finanzprobleme<br />
DER SCHEIN<br />
TRÜGT<br />
TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />
FOTOS: LOTUS<br />
PATRICK LOUIS GIBT NUR SELTEN INTERVIEWS.<br />
DER SCHEIDENDE CEO DES LOTUS-TEAMS IST<br />
KEIN MANN DER GROSSEN WORTE, AUSSER WENN<br />
ES DARUM GEHT, DIE FORMEL-1-WELT WACHZU-<br />
RÜTTELN, UM DIE ZUKUNFT DES SPORTS ZU SI-<br />
CHERN. FÜR DAS MOTORSPORT-MAGAZIN NAHM<br />
ER SICH DIE ZEIT, UM KLARTEXT ZU REDEN.<br />
54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55
MSM: Nachdem bekannt wurde, dass Sie als<br />
CEO bei Lotus zurücktreten, spielten die<br />
Medien sofort wieder das alte Lied vom finanziell<br />
angeschlagenen F1-Team.<br />
PATRICK LOUIS: Ich finde es komplett schizophren,<br />
wie sämtliche News ins Negative verdreht<br />
werden. In punkto Lotus spüre ich das<br />
sehr stark. Was meine Person angeht: ich habe<br />
mein ganzes Leben lang Betriebe saniert und<br />
umstrukturiert - und diese Aufgabe habe ich<br />
bei Lotus F1 jetzt abgeschlossen. Sämtliche<br />
strukturellen Investitionen und Innovationen<br />
wurden in der Firma getätigt, die Strukturen<br />
und das Management wurden neu definiert und<br />
ich glaube, dass die letzten drei Jahre ganz deutlich<br />
zeigen, dass Lotus vom Entwicklungsstand<br />
mithalten kann. Wenn man sich 2013 ansieht,<br />
dann waren wir das einzige Team, das in der<br />
zweiten Saisonhälfte vom Rennspeed konstant<br />
nah an Red Bull dran war. Die Konstellation<br />
Sebastian Vettel und Red Bull war unschlagbar,<br />
aber Lotus ist es gelungen, im Rennspeed Mark<br />
Webber, ein sehr guter Fahrer, ab und zu auf<br />
die Pelle zu rücken. Das beweist, dass die Intelligenz,<br />
der Entwicklungsdrang und die nötigen<br />
Entwicklungstools in Enstone vorhanden sind.<br />
Für mich ist damit meine Arbeit abgeschlossen.<br />
Das Team steht für 2014 auf sehr guten Beinen.<br />
Für mich gibt es daher keine Berechtigung<br />
mehr, täglich vor Ort zu sein und das wäre für<br />
mich auch uninteressant. Dazu gibt es zu viele<br />
andere schöne Herausforderungen außerhalb<br />
der <strong>Formel</strong> 1, und innerhalb der Genii Capital,<br />
und ich bleibe im Verwaltungsrat des F1 Teams.<br />
Diese Schlagzeilen, die gerade als negativ verkauft<br />
werden, sind also gar nicht negativ.<br />
Woher glauben Sie kommt all diese negative<br />
Stimmung?<br />
Die <strong>Formel</strong> 1 ist extrem politisch. Ich habe<br />
durchaus eine Vorstellung davon, aus welcher<br />
Ecke - auch von Seiten der Teams und Journalisten<br />
her - das kommt. Sie alle sollten zuerst in<br />
den eigenen Spiegel sehen, ehe sie andere durch<br />
den Kakao ziehen. Fakt ist, dass die <strong>Formel</strong> 1<br />
generell finanziell unter Druck steht. Wenn man<br />
sieht, wie die Aufteilung des Gewinntopfes, der<br />
FOM-Gelder, erfolgt, gibt es heute drei Teams,<br />
die proportional viel Geld bekommen, und zwei<br />
weitere Teams, die ebenfalls noch extra Geld<br />
beziehen - ein Team aufgrund historischer Relationen<br />
und das zweite Team, weil sie so abgedrückt<br />
haben. Von allen Teams gibt es aber nur<br />
drei, denen es finanziell gut geht: Erstens Red<br />
Bull, weil Dietrich Mateschitz dort jährlich substantielle<br />
Beträge einfließen lässt, ansonsten<br />
wäre die Firma nicht überlebensfähig. Das<br />
zweite Team ist Ferrari und da weiß man ganz<br />
klar, woher das Geld kommt, unter anderem<br />
auch von einem alten Deal der 2014 ausläuft.<br />
Und das dritte Team ist Mercedes, wobei<br />
Mercedes sehr intelligent vorgeht, um über<br />
Sponsoren Geld zu generieren. Das sind die<br />
einzigen Teams, die finanziell relativ unabhängig<br />
sind.<br />
Sie haben gerade angesprochen, dass in der<br />
aktuellen <strong>Formel</strong> 1 etwas Grundlegendes schiefläuft.<br />
Was muss passieren, damit der Sport und<br />
alle Teams langfristig gesund dastehen?<br />
Das Thema des RRA unter der FOTA hat ja<br />
nicht funktioniert. Der erste Schritt war damals<br />
die Neuankunft der drei Teams, was gewisse<br />
ICH FINDE ES KOMPLETT<br />
SCHIZOPHREN, WIE<br />
SÄMTLICHE NEWS INS<br />
NEGATIVE VERDREHT<br />
WERDEN. IN PUNKTO<br />
LOTUS SPÜRE ICH DAS<br />
SEHR STARK.<br />
Entscheider nicht akzeptieren wollten. Auf<br />
Basis dieser Entschlüsse wurde das alles sehr<br />
kompliziert ausgelegt. Es war ja ein Wert, der<br />
von Ausnahmen reglementiert wurde, ellenlangen<br />
Listen und Komponenten, die erklärten,<br />
was inkludiert und was exkludiert war. Das war<br />
in dieser Form nicht überprüfbar. Zudem gab<br />
es bereits 2010 und auch später Team(s) die<br />
verweigerten, gewisse Sachen offen zu legen<br />
und somit könnte man vermuten, es wurde<br />
geschummelt.<br />
Doch irgendwann müssen die Kosten in der<br />
<strong>Formel</strong> 1 begrenzt werden.<br />
Stimmt und die F1 Kommission hat auch<br />
gewisse Grundprinzipien bereits definiert. Ich<br />
war vor kurzem in Genf - genau wie fünf andere<br />
Teams. Es galt, die Frage zu klären, wie man ein<br />
Budget definieren und nachvollziehen kann,<br />
ohne dafür extra Administration aufzubauen<br />
und Grauzonen zu eliminieren. Darauf haben<br />
wir uns verständigt. Es gab einen Konsens und<br />
aufgrund dessen haben wir einen kurzen Fragenkatalog<br />
für die F1 Kommission erstellt, die<br />
Ende Januar getagt hat. Wir haben gewisse Tage<br />
in der Agenda formuliert, an denen wir uns<br />
treffen wollen und ein Grundregelwerk bis<br />
Mitte des Jahres ausarbeiten können.<br />
Hoffen Sie, dass diese Schritte wirklich zu einer<br />
Kostengrenze in der <strong>Formel</strong> 1 führen? Denn<br />
geredet wird in der F1 bekanntlich sehr viel...<br />
Es wurden durchaus in der Vergangenheit<br />
Regeln erstellt mit dem Ziel, eine Kostenreduktion<br />
zu provozieren. Ein Beispiel wäre die<br />
60/40-Regel in der Aerodynamik. Aber in der<br />
<strong>Formel</strong> 1 ist es wie in allen Technikbereichen<br />
- es wird sofort überlegt, wie eine eingrenzende<br />
Änderung optimiert werden kann, um von den<br />
Maßnahmen in Bezug auf die Entwicklung<br />
nicht allzu hart getroffen zu werden. Das Problem<br />
war: die Bemessungsgrundlage der 60/40-<br />
Regel, hielt keine Rechnung mit den kritischen<br />
Schlüsselfaktoren. In anderen Worten, es entstanden<br />
Grauzonen, die man über Investitionen<br />
deutlich optimieren konnte. Das hat eine substantielle<br />
Inflation kreiert.<br />
Es heißt, dass Lotus Schulden in der Höhe von<br />
120 Millionen haben soll.<br />
Was diese Schulden angeht, ungeachtet der<br />
Beträge, die zirkulieren, ist der Löwenanteil<br />
gegenüber dem Aktionär. Das bedeutet, es ist<br />
die gleiche Hose, aber eine andere Tasche. Ich<br />
betrachte Darlehen vom Aktionär in diesem<br />
Sinne nicht als Schulden, weil kein Dritter auf<br />
Geld warten muss. Auch hier wird in den<br />
Medien immer wieder dargestellt, dass Lotus<br />
einen riesen Schuldenberg habe, was in dieser<br />
Form jedoch nicht stimmt.<br />
Allerdings werden diese Berichte genährt durch<br />
Aussagen wie kürzlich von Testfahrer Davide<br />
Valsecchi, der meinte, dass Lotus ihm sein<br />
Gehalt von 2013 noch nicht gezahlt habe.<br />
Davide bestritt mir gegenüber schriftlich, ein<br />
Interview mit dieser Website geführt zu haben.<br />
Im Fall von Kimi Räikkönen war es die Wahrheit,<br />
bei Valsecchi stimmt es nicht.<br />
Sie sprechen Kimi Räikkönen an. Er erklärte,<br />
kein Gehalt von Lotus bekommen zu haben.<br />
Angeblich soll auch die Mannschaft auf Gelder<br />
gewartet und daher mit Streik gedroht haben.<br />
Stimmt das?<br />
Das ist mir so nicht bekannt und ich rede viel<br />
mit meinen Leuten. Das einzig Dumme, was<br />
mir passiert ist, ist, dass ich im November die<br />
Gehälter zu spät bezahlt habe. Das hatte aber<br />
rein technische Gründe. Ich habe dann mit Verspätung<br />
80 Prozent des Gehalts bezahlt und am<br />
nächsten Tage darauf den Restbetrag. Es war →<br />
FOTOS: LOTUS<br />
56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Personalwechsel:<br />
Die<br />
Konkurrenz<br />
schlug<br />
gnadenlos zu<br />
Romain<br />
Grosjean gilt<br />
wieder als<br />
Kandidat für<br />
Topergebnisse<br />
Grosjean<br />
erhält mit<br />
Maldonado<br />
einen neuen<br />
Partner<br />
Bereit für<br />
große Taten:<br />
Lotus will die<br />
Top-Teams<br />
ärgern<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57
Romain<br />
Grosjean<br />
bekommt<br />
2014 viel zu<br />
tun im Cockpit<br />
Die<br />
Sturm- und<br />
Drang-Phase<br />
scheint vorbei<br />
zu sein<br />
Der neue<br />
Lotus<br />
debütierte mit<br />
Verspätung in<br />
Bahrain<br />
Den ersten<br />
Sieg im Visier:<br />
Romain<br />
Grosjean ist<br />
die neue Nr. 1<br />
58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
MAN KANN DIE FINANZSI-<br />
TUATION IN DER FORMEL<br />
1 NICHT VON DER HAND<br />
WISCHEN, SIE IST EXI-<br />
STENT UND WENN MAN<br />
NICHT REAGIERT, WIRD<br />
DER SPORT IRGENDWANN<br />
DURCH EIN SCHRUMP-<br />
FENDES STARTERFELD<br />
ZERFALLEN.<br />
ein Missgeschick, das in einem F1-Team richtig<br />
weh tut. Die Leute akzeptieren alle Änderungsvorschläge,<br />
Kostensenkungen usw., aber keine<br />
Verspätung der Gehaltszahlung.<br />
2014 setzt Lotus auf die Fahrerpaarung<br />
Romain Grosjean und Pastor Maldonado. Nico<br />
Hülkenberg war im Gespräch, wurde aber wie<br />
schon so oft vom Sponsorengeld eines anderen<br />
Fahrers bei einem Top-Team ausgestochen. Wie<br />
kann das sein?<br />
Für mich ist Nico Hülkenberg ein exzellenter<br />
Fahrer. Eines der wenigen Talente, die es noch<br />
gibt und die außerhalb der Phase, als es noch<br />
die großen Testteams gab, kreiert wurden. Ein<br />
Lewis Hamilton konnte damals noch auf seine<br />
Testerfahrung bauen. Aber irgendwann muss<br />
man als Team eine Entscheidung treffen und<br />
akzeptieren, dass man ein Budget zusammenkriegen<br />
muss. Fakt ist, dass wir unseren ersten<br />
Wunschkandidaten in diesem Sinne nicht nehmen<br />
konnten. Ich sage nicht, dass wir Abstriche<br />
gemacht haben, aber wir haben uns dafür entschieden,<br />
mehr Zeit in einen Fahrer zu investieren.<br />
Im Fall von Nico Hülkenberg ist es so,<br />
dass man ihn in das Auto setzt, er fährt los und<br />
die Resultatsleistung ist sofort da. Maldonado<br />
ist von der Qualität her ein sehr schneller Fahrer.<br />
Er ist für mich in einem großen Maße vergleichbar<br />
mit Romain Grosjean, wo man uns<br />
2012 ebenfalls kritisiert hat. Damals hieß es,<br />
wir seien komplett verrückt, ihn zu behalten<br />
und heute sagen die gleichen Leute, er sei ein<br />
großartiger Fahrer. Die, die damals mit dem<br />
Finger auf mich gezeigt haben, wollen jetzt alles<br />
ins Positive drehen. Wir wussten immer um<br />
Romains Potenzial und auch Pastor ist für mich<br />
ein Fahrer, den man innerhalb von sechs Monaten<br />
sehr stark fördern kann. Er muss lernen<br />
intelligent zu fahren, um auch anzukommen<br />
und Punkte zu holen. Im Grunde werden wir<br />
mit ihm einen vergleichbaren Prozess durchlaufen<br />
wie damals mit Romain.<br />
Wenn man bedenkt, für was die <strong>Formel</strong> 1 steht,<br />
nämlich für die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s,<br />
dann muss man ganz klar sagen - speziell aus<br />
Fan-Sicht - dass in der <strong>Formel</strong> 1 etwas schief<br />
läuft...<br />
Das ist so. Man kann die Finanzsituation in der<br />
<strong>Formel</strong> 1 nicht von der Hand wischen, sie ist<br />
existent und wenn man nicht reagiert, wird der<br />
Sport irgendwann durch ein schrumpfendes<br />
Starterfeld zerfallen.<br />
Wobei man die <strong>Formel</strong> 1 schon öfters »tot«<br />
geschrieben hat, aber sie existiert immer noch.<br />
Weil immer Leute vorhanden waren, die Geld<br />
in die Hand genommen haben. Das ist die Realität.<br />
Die Situation zeigt sich auf dem Personalmarkt<br />
- es werden ja nicht nur die Fahrer und<br />
Top-Ingenieure weggekauft. Ich sehe es jeden<br />
Monat auf kleinerem Niveau, zum Beispiel bei<br />
den Modellbauern im Windkanal. Das Bruttogehalt<br />
eines Modellbauers betrug - und da spreche<br />
ich jetzt von einem Beispiel aus dem Jahr<br />
2012 - zwischen 36.000 und 38.000 Pfund im<br />
Jahr. Bei uns wurden diese Leute mit einem<br />
Bruttogehalt von 45.000 Pfund im Jahr weggelockt<br />
und zwar von Teams, die in der Konstrukteurs-Wertung<br />
weit hinter uns lagen. Es ist nicht<br />
so, dass nur Ferrari, Mercedes oder Red Bull<br />
aggressiv auf dem Markt wären, auch die kleineren<br />
Teams gehen sehr aggressiv vor. Ein<br />
anderes Beispiel wäre eine Person, die bei uns<br />
strategisch sehr wichtig war und im Gehaltsbereich<br />
zwischen 90.000 und 100.000 Pfund im<br />
Jahr lag. Diese Person wurde von uns mit<br />
180.000 Pfund abgeworben.<br />
Das sind sehr große Sprünge.<br />
Stimmt. Da ich aber gewisse Prinzipien habe<br />
und dieses Spiel nicht mitspielen möchte, muss<br />
ich mir jeden Tag neue Lösungen einfallen lassen.<br />
Wir haben Kooperationen mit zwei Universitäten,<br />
technischen Partnern und seit zwei<br />
Jahren ein erfolgreiches Azubi-Programm.<br />
Denn es sind genau diese kleinen Teams, die<br />
dann über die Kosteninflation klagen - etwas,<br />
das sie selbst angesteuert haben. Für mich ist<br />
das betriebswirtschaftlicher Selbstmord. Es gibt<br />
da einerseits diese selbstmörderischen Aktionen,<br />
wo der Markt artifiziell angetrieben wird<br />
und andererseits gibt es Aktionen, um nach<br />
außen hin besser dazustehen, als es eigentlich<br />
der Fall ist.<br />
Können Sie darauf etwas näher eingehen?<br />
Ein Großteil der Kosten wird den Teams aufgezwungen.<br />
Sie können nicht entscheiden, wo die<br />
Rennen ausgetragen werden und damit wohin<br />
sie reisen. Logischerweise kosten Überseerennen<br />
mehr Geld als Rennen, die in Europa ausgetragen<br />
werden. Trotzdem steht es den Teams innerhalb<br />
dieser Reiseaktivitäten frei, ob man das<br />
Team Economy oder Business Class fliegen lässt,<br />
ob man in einem Fünf -Sterne- oder Drei-Sterne-<br />
Hotel eincheckt. Genau dort herrscht ein falscher<br />
Schein, denn die meisten Teams möchten nach<br />
außen hin ein Bild kreieren, das so gar nicht<br />
stimmt. Da wird in einem Fünf-Sterne-Hotel<br />
gewohnt, um nach außen hin darzustellen, dass<br />
es dem Team gut geht. Das ist betriebswirtschaftlich<br />
absoluter Unsinn.<br />
TIMELINE LOTUS<br />
November 2012 - Lopez dementiert konkrete<br />
Finanzprobleme.<br />
Juni 2013 - Investor Infinity Racing, später<br />
Quantum, taucht auf.<br />
Juli 2013 - Technikdirektor James Allison<br />
wechselt zu Ferrari.<br />
Sommer 2013 - Räikkönen verkündet<br />
Teamwechsel wegen fehlender Gehälter.<br />
September 2013 - Teammitglieder drohen<br />
mit Streik.<br />
Ende Oktober 2013 - Quantum-Deal soll<br />
perfekt sein. Fehlanzeige.<br />
November 2013 - Räikkönen beendet<br />
Saison vorzeitig.<br />
November 2013 - Lotus verpflichtet Maldonado<br />
wegen seiner Ölmillionen.<br />
Januar 2014 - Quantum-Deal: Erst<br />
geplatzt, dann wieder Verhandlungen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59<br />
FOTOS: LOTUS
DER<br />
TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />
ALLESKÖNNER<br />
JOHN SURTEES WURDE AM 11. FEBRUAR 80 JAHRE ALT. DAS MOTOR-<br />
SPORT-MAGAZIN BLICKT AUF DAS LEBEN JENES MANNES ZURÜCK,<br />
DER NICHT NUR IN DER FORMEL 1 LEGENDENSTATUS GENIESST. OB ZWEI,<br />
DREI ODER VIER RÄDER - EGAL WO ER STARTETE, SURTEES GEWANN.<br />
Surtees dominierte<br />
die Zweiradwelt vor<br />
seinem F1-Wechsel<br />
60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
John Surtees war<br />
auf zwei und vier<br />
Rädern schnell<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
John Surtees beim<br />
Monaco GP 1965<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61
Surtees wusste<br />
auch die süßen<br />
Seiten der <strong>Formel</strong> 1<br />
zu genießen<br />
E<br />
igentlich grenzt es an ein Wunder,<br />
dass John Surtees seinen<br />
80. Geburtstag erleben durfte:<br />
In einer Zeit, in der die Fahrerfrauen<br />
zu jedem Rennen<br />
schwarze Kleidung mitnahmen,<br />
weil der Tod hinter jeder Kurve lauerte, fuhr<br />
der Brite die gefährlichsten Rennen der Welt. Dabei<br />
legte es Surtees darauf an: Erst fuhr er mit seinem<br />
Vater im Motorradgespann, später nahm er an der<br />
Motorradweltmeisterschaft teil und fuhr die Isle of<br />
Man Tourist Trophy. Nach neun Jahren ohne ernsthafte<br />
Verletzung forderte er sein Schicksal noch<br />
einmal aufs Neue heraus. Nach zwei und drei<br />
Rädern sollte es in der <strong>Formel</strong> 1 noch eines mehr<br />
werden. »Sieg, Niederlage oder Tod. Nur die drei<br />
Chancen kennt dein Spiel«, sang Udo Jürgens einst<br />
nach dem Tod seines Freundes Jochen Rindt. John<br />
Surtees kannte nur eine dieser drei Alternativen:<br />
den Sieg.<br />
Als Surtees am 11. Februar 1934 im Süden Londons<br />
das Licht der Welt erblickte, wurde ihm der <strong>Motorsport</strong><br />
in die Wiege gelegt. Sein erstes Foto überhaupt,<br />
im Schoß seiner Mutter, wurde im Paddock<br />
Trotz potentem Sponsor<br />
geriet Surtees‘ Team in<br />
finanzielle Schieflage<br />
von Brands Hatch aufgenommen. Schon früh<br />
begann er gemeinsam mit seinem Vater, einem<br />
Motorradhändler und erfolgreichem Motorradfahrer,<br />
an Seitenwagenrennen teilzunehmen - zu früh.<br />
Gleich bei seiner ersten gemeinsamen Teilnahme<br />
siegte das Vater-Sohn-Gespann, doch wurde es<br />
nachträglich disqualifiziert. Mit 14 Jahren hätte John<br />
noch nicht an diesem Rennen teilnehmen dürfen,<br />
also wurde ihnen der Sieg aberkannt. Lange musste<br />
das junge Talent aber nicht auf seinen ersten regulären<br />
Erfolg warten.<br />
Nachdem er 1953 an seinem ersten Weltmeisterschaftslauf<br />
teilgenommen hatte, erhielt er im folgenden<br />
Jahr als 19-Jähriger ein Angebot für einen<br />
Platz beim Joe Craig Norton Werksteam für die Isle<br />
of Man TT. Wegen einer Verletzung des Handgelenks,<br />
die er sich beim Training mit dem Motorrad<br />
eines anderen Herstellers zuzog, konnte er dieses<br />
Angebot jedoch nicht annehmen, was sich auch<br />
später noch auf seine Karriere auswirken sollte. Weil<br />
ihm Teamchef Joe Craig den Unfall auf einem<br />
Fremdfabrikat übel nahm, erhielt Surtees in den<br />
kommenden Jahren kein Werksangebot. Keine<br />
Werksunterstützung bedeutete, dass sich Surtees<br />
seine Rennmaschinen selbst kaufen musste - damals<br />
wie heute keine günstige Angelegenheit. Dennoch<br />
tat dies dem rasanten Aufstieg keinen Abbruch.<br />
1955 erhielt er sporadisch ein Werksbike von Craig<br />
und fuhr in der 250cc-Klasse seinen ersten Weltmeisterschaftssieg<br />
ein. Im Jahr darauf ging er als<br />
Werkspilot für die italienische Marke MV Augusta<br />
an den Start und startete eine beispiellose Serie. Von<br />
1956 bis 1960 holte er insgesamt sieben Weltmeistertitel<br />
und feierte mit MV Augusta 37 Siege. Den<br />
Höhepunkt seiner Dominanz erreicht er 1959, als<br />
er alle Rennen der 350cc- und 500cc-Klasse<br />
gewann. Alleine sechsmal konnte er die Isle of Man<br />
TT gewinnen.<br />
1960 fuhr Surtees zweigleisig: Während er zwei<br />
Motorradweltmeisterschaften gewann und einen<br />
Rekord bei der Isle of Man TT aufstellte, arbeitete<br />
er nebenbei an seinem <strong>Formel</strong>-1-Einstieg. »Das ist<br />
in England generell schlecht: Die Leute sind zu<br />
schnell mit dem, was sie haben, zufrieden«, klagte<br />
Surtees einst über seine Landsleute. Er selbst war<br />
Surtees trat auch im<br />
eigenen Auto an - allerdings<br />
wenig erfolgreich<br />
längst nicht mit dem Erreichten zufrieden. »Das<br />
Wichtigste, was ich in meinem Leben machen<br />
musste, war es, nicht andere Leute zufrieden zu<br />
stellen, sondern mich selbst.« Gesagt, getan.<br />
Noch 1960 nahm er an seinen ersten <strong>Formel</strong>-<br />
1-WM-Läufen teil. Schon bei seinem zweiten Rennen<br />
konnte er für Lotus einen herausragenden<br />
zweiten Platz beim Großen Preis von Großbritannien<br />
in Silverstone feiern. Nach seiner überzeugenden<br />
Leistung erhielt der damals 26-Jährige ein<br />
Angebot als Nummer-eins-Fahrer von Lotus-Gründer<br />
und Teamchef Colin Chapman für die Saison<br />
1961. Surtees lehnte ab - weil er zu großes Konfliktpotential<br />
sah. Also heuerte er beim Yeoman Credit<br />
Racing Team an, das einen Cooper T53 - das Weltmeisterauto<br />
aus dem Vorjahr - einsetzte. Besonders<br />
erfolgreich verlief das Jahr nicht, mit vier Punkten<br />
reichte es nur zu Platz zwölf. Dennoch erhielt er am<br />
Ende der Saison erneut ein reizvolles Angebot. Kein<br />
geringerer als Enzo Ferrari wollte sich die Dienste
des Briten sichern. »Nicht jetzt, aber vielen Dank.«<br />
Mit diesen Worten lehnte Surtees das Angebot ab.<br />
Er blieb noch ein weiteres Jahr bei Yeoman, das von<br />
Bowmaker übernommen wurde. Nach überzeugenden<br />
Leistungen und Platz vier in der Weltmeisterschaft<br />
hatte er nun sein Grundstudium in der<br />
<strong>Formel</strong> 1 absolviert und sah sich für höhere Aufgaben<br />
gerüstet.<br />
Diese Aufgabe hieß Ferrari. Bei der Mythosmarke<br />
angekommen, gab es schon im ersten Jahr Zwist<br />
mit Teamchef Eugenio Dragoni. Beim 12-Stunden-<br />
Rennen von Sebring musste Surtees, der sich ein<br />
Auto mit Ludovico Scarfiotti teilte, seinen Ferrari<br />
250P seinem Teamkollegen überlassen. Scarifiotti<br />
musste Surtees schließlich dazu überreden, überhaupt<br />
noch am Rennen teilzunehmen. Mit Wut im<br />
Bauch fuhr das Duo den Sieg ein. Die <strong>Formel</strong>-<br />
1-Saison verlief durchwachsen: Seinem ersten Sieg<br />
und zwei weiteren Podiumsplatzierungen standen<br />
sechs Ausfälle und eine Disqualifikation gegenüber.<br />
1964 sollte dann das Jahr des John Surtees werden.<br />
Gemeinsam mit Lorenzo Bandini gelang ihm beim<br />
Saisonhighlight in Le Mans der dritte Platz. Doch<br />
die gleichzeitige Vorbereitung auf Le Mans und<br />
<strong>Formel</strong> 1 forderte auch ihre Opfer. So war der neuentwickelte<br />
Ferrari 158 nicht von Anfang an konkurrenzfähig,<br />
die fehlenden Testkilometer wirkten<br />
sich zudem auf die Haltbarkeit des Boliden aus. Mit<br />
einem fulminanten Schlussspurt und zwei Siegen<br />
schaffte es Surtees aber doch noch: Dank Streichresultaten<br />
holte er die Weltmeisterschaft mit einem<br />
Punkt Vorsprung auf Graham Hill.<br />
1965 folgte sogleich ein herber Rückschlag. Ferrari<br />
konnte Surtees kein konkurrenzfähiges Material<br />
zur Verfügung stellen, große Erfolge blieben aus.<br />
Die Saison fand zudem ein frühzeitiges Ende, weil<br />
beim Training zu einem Sportwagenrennen in<br />
Kanada die Aufhängung an seinem Lola brach und<br />
er schwer verunglückte. Nur knapp konnte er dem<br />
Tod entrinnen, doch das Ende der <strong>Motorsport</strong>karriere<br />
war noch lange nicht erreicht. 1966 ging er in<br />
eine weitere Saison mit Ferrari, doch es sollte die<br />
letzte beim Traditionsrennstall werden. Es kam zum<br />
endgültigen Bruch zwischen Surtees und Dragoni,<br />
woraufhin er nach zwei Rennen als Meisterschaftsführender<br />
Ferrari verließ und bei Cooper anheuerte.<br />
Doch die Unzuverlässigkeit des Cooper T81<br />
verhinderte den zweiten Weltmeistertitel Surtees‘<br />
und er musste sich mit WM-Rang zwei zufriedengeben.<br />
Die Wunden der gescheiterten Ferrari-<br />
Beziehung sitzen noch heute tief. »Der Rennstall<br />
Ferrari ist zu so viel mehr fähig, als er es jemals<br />
geschafft hat«, erzählt Surtees rückblickend. »Intrigen<br />
und Politik haben das verhindert, aber das ist<br />
Italien - auch wenn ich Italien liebe.«<br />
Später wechselte Surtees zu Honda und anschließend<br />
zu BRM, wo er nur wenig Erfolge feierte. Bei<br />
beiden Teams entwickelte das von ihm ins Leben<br />
gerufene Team Surtees einzelne Teile der Fahrzeuge,<br />
DAS IST IN ENGLAND GENERELL<br />
SCHLECHT: DIE LEUTE SIND ZU<br />
SCHNELL MIT DEM, WAS SIE<br />
HABEN, ZUFRIEDEN. DAS WICH-<br />
TIGSTE, WAS ICH IN MEINEM<br />
LEBEN MACHEN MUSSTE, WAR<br />
ES, NICHT ANDERE LEUTE ZU-<br />
FRIEDEN ZU STELLEN, SONDERN<br />
MICH SELBST.<br />
Nach der<br />
Ferrari-Zeit blieben<br />
große Erfolge aus<br />
bevor 1970 die vollkommene Eigenständigkeit kam.<br />
Die Gründung des eigenen Teams war aber keine<br />
Trotzreaktion auf die Diskrepanzen mit der Ferrari-<br />
Führungsriege, wie Surtees noch heute betont: »Ich<br />
wollte nie mein eigener Boss sein, Racing ist ein<br />
Mannschaftssport.« Team Surtees vertraute<br />
zunächst auf Kunden-McLaren und setzte später<br />
den TS7, eine Eigenentwicklung ein. Obwohl die<br />
Einsätze alles andere als von Erfolg gekrönt waren,<br />
ging Surtees auch 1971 mit seinem eigenen Team<br />
an den Start. Nachdem Jahr zwei in Eigenregie ähnlich<br />
erfolglos verlief, zog er sich im Jahr darauf fast<br />
komplett als aktiver Rennfahrer zurück. Doch das<br />
Team Surtees blieb noch weiter bis 1978 bestehen,<br />
1979 musste Surtees das Team wegen Geldproblemen<br />
aufgeben.<br />
Zwischen 1951 und 1972 nahm Surtees an 348<br />
Motorradrennen, 111 <strong>Formel</strong>-1-Grands-Prix und<br />
62 Sportwagenrennen teil. 521 Mal setzte der heute<br />
80-Jährige sein Leben aufs Spiel. In einer Zeit, in<br />
der tödliche Unfälle fast an der Tagesordnung<br />
waren, gewann Surtees das Russische Roulette 521<br />
Mal. Sein Sohn Henry Surtees hatte weniger Glück:<br />
Bei seinem achten Rennen in der <strong>Formel</strong> 2 verunglückte<br />
er im Alter von 18 Jahren tödlich - in einer<br />
Zeit, in der Sicherheit als beinahe selbstverständlich<br />
erachtet wurde.<br />
FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 63
SLIDESHOW | MOTORRAD | #35 | 2014<br />
64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
❱<br />
SCHNAPSIDEE<br />
TEXT: MARIA POHLMANN<br />
Italienische Medien berichteten im Januar, dass Ducati 2014 komplett<br />
in der Open-Klasse starten will. Das Dementi aus Bologna folgte prompt.<br />
Grundsätzlich schien die Idee aber gar nicht so abwegig. Nach der<br />
letzten Saison, die Andrea Dovizioso und Nicky Hayden auf den Rängen<br />
acht respektive neun abschlossen, können die Ergebnisse kaum noch<br />
schlechter werden. Zudem hätten sich die Ingenieure komplett auf die<br />
Hardware-Probleme der Desmosedici konzentrieren können und dazu<br />
noch einen Sprit- und Motoren-Vorteil gehabt, bevor sie sich den Hürden<br />
der Software stellen. Andererseits würden dann nur noch Honda und<br />
Yamaha bleiben. Glück gehabt, Dorna. Schließlich gilt Werksteamschwund<br />
fast schon als eine anerkannte Krankheit in der MotoGP.<br />
FOTO: DUCATI<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 65
FOTOS: MILAGRO<br />
66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
DUELL DER<br />
GIGANTEN<br />
WER HAT IM GIGANTEN-DUELL HONDA GEGEN YAMAHA DIE NASE VORNE? WIE GROSS SIND<br />
DIE WM-CHANCEN DER VIER WERKSFAHRER? WO LIEGEN IHRE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN?<br />
DAS MOTORSPORT-MAGAZIN BLÄST ZUM GROSSEN VERGLEICH.<br />
TEXT: MICHAEL HÖLLER & MARIA POHLMANN<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67
Repsol Honda punktet mit<br />
schneller Entwicklung und<br />
vielen Vorteilen<br />
MOTORRAD:<br />
HONDA RC213V<br />
Die Honda war das mit Abstand schnellste Motorrad der vergangenen Saison<br />
und erzielte an 16 der 18 Rennwochenenden die höchste Endgeschwindigkeit.<br />
Teilweise lagen die RC213V um zehn km/h vor den M1 von Yamaha oder den<br />
Desmosedici von Ducati. Technologisch hatte man bis zu den letzten Saisonrennen<br />
den Vorteil des stufenlosen Getriebes, das für mehr Stabilität der<br />
Motorräder in den Anbrems- und Beschleunigungsphasen sorgte. Zudem lief<br />
die Elektronik der Japaner nahezu perfekt. Superzeitlupen von Marquez‘ Slides<br />
in den Kurven zeugen davon, wie sehr die Traktionskontrolle der Honda die<br />
Piloten ans Limit gehen lässt. Auch die Zuverlässigkeit der Honda-Maschinen<br />
war im Vorjahr hervorragend, vor allem die Laufzeit der Motoren überzeugte,<br />
sodass man für die finalen Rennen sogar noch unbenutzte Aggregate auffahren<br />
konnte. »Der Motor ist bei Honda eine Bank«, wie es Alex Hofmann im Vorjahr<br />
im Gespräch mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ausdrückte. In den Satellitenteams<br />
ließ Honda mit alternativen Bremsen (Nissin bei Stefan Bradl) und einer anderen<br />
Federung (Showa bei Alvaro Bautista) experimentieren, um eventuelle<br />
Materialvorteile immer im Auge zu behalten. Im Entwicklungsteam hat Honda<br />
zudem ein Ass im Ärmel: Casey Stoner. Der begnadete Australier wird wohl<br />
nie wieder ein Rennen fahren, aber er entlastet die Einsatzfahrer mit seiner<br />
Testarbeit und hilft der Development-Abteilung mit seinen Expertisen und<br />
Tipps. Wenn man an der Honda Schwachpunkte ausmachen will, dann sind<br />
diese am ehesten noch in der Beschleunigungsphase aus langsamen Kurven<br />
zu finden. Zudem scheint die Honda sich mit den Bridgestones nicht ganz so<br />
gut zu vertragen wie die Yamaha. Vor allem Dani Pedrosa beklagte in der<br />
abgelaufenen Saison mehrfach, dass er aufgrund von nachlassendem Grip<br />
nicht immer bis ans Limit gehen konnte. Wie knifflig es ist, das richtige Setup<br />
der RC213V zu finden, wissen nur die Piloten. Pedrosa räumte jedenfalls ein,<br />
in diesem Punkt in Katar und Assen nicht die richtigen Entscheidungen getroffen<br />
zu haben<br />
FOTOS: MILAGRO, HONDA<br />
68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Yamaha macht bei<br />
der Geschwindigkeit<br />
in den Kurven gut<br />
MOTORRAD:<br />
YAMAHA M1<br />
Nicht umsonst wirbt Yamaha mit dem Slogan ‚Revs Your Heart‘ - schließlich<br />
lässt die YZR-M1 nicht nur Fahrer-, sondern auch Fan-Herzen aufheulen. Den<br />
etwas anderen Heuler erlebten die Japaner Ende 2011, als sie von Casey Stoner<br />
auf der Honda deutlich in den Schatten gestellt wurden. Also entwickelte Yamaha<br />
ein komplett neues Bike, das es ab 2012 wieder mit der Konkurrenz aufnehmen<br />
konnte - wie nicht nur Jorge Lorenzos WM-Titel bewies. Die Kurvengeschwindigkeit<br />
zählt bis heute zu den besonderen Stärken der M1, was auf eine extrem<br />
gute Traktion auf den Bridgestone-Reifen zurückzuführen ist. Honda kann in<br />
diesem Punkt kaum mithalten. Zur Mitte der vergangenen Saison machte Yamaha<br />
einen weiteren Sprung: Nach langem Drängen Lorenzos und Valentino Rossis<br />
wurde in Misano zum ersten Mal ein stufenloses Getriebe im Rennen eingesetzt.<br />
Kein Wunderwerk, dennoch brachte es beiden Piloten mehr Stabilität, einen<br />
psychologischen Auftrieb und einige Zehntelsekunden in der Rundenzeit. Für<br />
2014 haben die Ingenieure bereits ein neues Chassis parat. Auf der Kehrseite<br />
lag Yamaha am Ende der Saison 2013 deutlich hinter Honda. Begonnen beim<br />
stufenlosen Getriebe, das Honda und Ducati schon seit Jahren verwenden. Zwar<br />
sprang Yamaha im letzten Jahr mit auf den Zug auf, hatte bis dato allerdings<br />
wichtige Zeit eingebüßt. Auch im Top-Speed liegt die M1 konstant zurück, was<br />
Lorenzo und Rossi in den Kurven ausgleichen müssen. Durch Probleme auf der<br />
Bremse ist das allerdings alles andere als ein Kinderspiel. Der Mallorquiner<br />
gestand sogar, dass er ganze 15 Meter früher als die Honda-Piloten vor einer<br />
Kurve auf der Bremse ist - eine Distanz, die in der Königsklasse des Motorradsports<br />
kaum wieder gutzumachen ist. »Wir hoffen auf eine Verbesserung beim<br />
Bremsen. Damit würde es für mich viel einfacher werden, ernsthaft kämpfen<br />
zu können«, sagte Lorenzo. Doch damit nicht genug: Auch beim Beschleunigen<br />
aus der Kurve liegen die Yamaha-Fahrer deutlich hinten. Dazu kommt der starke<br />
Verschleiß an Motoren. Bei nur fünf erlaubten Aggregaten kamen beide Werksfahrer<br />
2013 bereits ins Straucheln.<br />
→<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 69
Dani Pedrosa hat<br />
viel Erfahrung in der<br />
MotoGP<br />
FAHRER:<br />
HONDA:<br />
MARC MARQUEZ &<br />
DANI PREDOSA<br />
Über die Qualitäten des Marc Marquez wurde in den<br />
letzten Monaten viel geschrieben. Seine unbändige<br />
Angriffslust auf der Strecke, die extreme Fokussierung<br />
von der ersten Session an und die unglaubliche<br />
Beherrschung des Motorrads machen ihn zur heißesten<br />
Superwaffe im kommenden Jahrzehnt. Der Rookie<br />
zertrümmerte in seinem Debütjahr einen Rekord<br />
nach dem anderen und ist das neue Kronjuwel in<br />
Hondas Hall of Fame, das die Speerspitze gegen<br />
Yamaha bilden soll. Seine Ergänzung bei den Japanern<br />
bildet der routinierte Dani Pedrosa, der auf<br />
mittlerweile acht Saisons in der Königsklasse zurückblicken<br />
kann. Der Katalane ist die perfekte Verkörperung<br />
von Konstanz: In jedem seiner acht Jahre in<br />
der MotoGP fuhr er mindestens zwei Siege und acht<br />
Podiumsplätze ein, nur zweimal landete er nicht<br />
innerhalb der Top-3 der Gesamtwertung. Die Routine<br />
des Katalanen ist für das Weltmeisterteam vor allem<br />
im Bereich der Entwicklung unverzichtbar. Vier Doppelsiege<br />
und insgesamt 29 Podiumsplätze fuhr das<br />
spanische Honda-Duo im Vorjahr ein - so erfolgreich<br />
war selten zuvor eine Fahrer-Paarung in der MotoGP.<br />
So schnell das spanische Duo auch ist, so sehr dürften<br />
sie der Teamführung hin und wieder den Schweiß<br />
auf die Stirn treiben. Marc Marquez war in seiner<br />
Debütsaison äußerst sturzanfällig und flog in allen<br />
Sessions zusammengerechnet 15 Mal ab. Nur der<br />
Kolumbianer Yonny Hernandez stieg noch öfter<br />
unfreiwillig von seinem Motorrad ab. Außer einem<br />
blauen Kinn in Mugello und einer ausgerenkten<br />
Schulter samt Bänderzerrung in Silverstone kam der<br />
Rookie aber glimpflich davon. Soviel Glück ist ihm<br />
aber nicht in jeder Saison sicher. Davon kann Dani<br />
Pedrosa ein Lied singen, ist er doch einer der verletzungsanfälligsten<br />
Fahrer im Feld. Acht Rennen verpasste<br />
der Katalane in der MotoGP bereits wegen<br />
Verletzungen, von den letzten sechs Saisons fuhr er<br />
nur in zwei alle Rennen. Kaum ein exponierter Knochen<br />
von Pedrosa war noch nicht gebrochen und die<br />
unzähligen Verletzungen zu oft unglücklichen Zeitpunkten<br />
sind der Hauptgrund dafür, dass der 28-Jährige<br />
noch immer ohne Titel in der Königsklasse<br />
dasteht.<br />
70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Marc Marquez ist<br />
der junge Wilde<br />
FOTOS: MILAGRO, HONDA
Das Yamaha-Duo<br />
verspricht Erfolg<br />
FAHRER:<br />
YAMAHA: JORGE LORENZO & VALENTINO ROSSI<br />
Ob Honda, Ducati oder Yamaha: alle lecken sich die Finger nach dem zweifachen<br />
Weltmeister. Jorge Lorenzo ist gefragt wie nie und das liegt nicht unbedingt an<br />
seiner guten Statistik, sondern eher an seiner einzigartigen, präzisen Fahrweise.<br />
»Für mich ist er derzeit der perfekte Fahrer, ganz klar. Er fährt wie eine Maschine,<br />
ein Roboter. Er fährt so präzise, jede Runde wie die andere, man sieht keinen<br />
einzigen Wackler, keine Unregelmäßigkeiten. Er ist so super konzentriert und<br />
mental wie physisch stark. Das ist ein Phänomen«, lobte Bernhard Gobmeier<br />
den 26-Jährigen gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Dazu punktet Lorenzo<br />
mit großem Erfolgshunger und langjähriger Kenntnis seiner Maschine. Rossi<br />
auf der anderen Seite der Garage überzeugt mit einer Geschichte der Superlative.<br />
Der Italiener weiß genau, was er will und meistens auch, wie er es erreicht. Mit<br />
zwölf Jahren MotoGP-Erfahrung gehört er auch zu den Entwicklungsfahrern<br />
Nummer eins. Seine neun WM-Titel kommen schließlich nicht von ungefähr.<br />
Auch mit 35 Jahren ist ‚Il Dottore‘ besonders bei den Fans der ungeschlagene<br />
Champion. Schon vor einiger Zeit gab Lorenzo zu, dass er in Sachen Motorrad-<br />
Entwicklung kaum eine Ahnung hat und lediglich seine Eindrücke an die Mechaniker<br />
weitergibt. In den letzten Jahren hat der Mallorquiner definitiv dazugelernt,<br />
aber an richtigem Know-how scheint es noch zu mangeln. Dazu nagt die Unterlegenheit<br />
der Yamaha merklich an seiner Psyche. Mit seinem ungezügelten<br />
Kampfgeist stand sich Lorenzo 2013 zudem selbst ein wenig im Weg. Anstatt<br />
nach dem Schlüsselbeinbruch in Assen eine kurze Pause einzulegen, führte der<br />
starke Drang nach Punkten auf dem Sachsenring zum Desaster. Zumindest<br />
konnte Lorenzo des Öfteren siegen und stand insgesamt 14 Mal auf dem Podium.<br />
Rossi schaffte es in der vergangenen Saison lediglich unter ungewöhnlichen<br />
Umständen aufs Treppchen. Es scheint fast, als hätten ihm die beiden Jahre bei<br />
Ducati den Wind aus den Segeln genommen. Mit 35 Jahren ist er zwar noch<br />
nicht der älteste Pilot im Feld, im Kampf gegen die jungen Wilden scheint ihm<br />
allerdings etwas Dampf zu fehlen. Rossi will siegen, doch sollte er 2014 nicht<br />
in der Lage sein, etwas regelmäßiger vorne mitzuhalten, könnte ihn die MotoGP-<br />
Müdigkeit wohl bald überkommen.<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71
TEAM:<br />
HONDA<br />
Shuhei Nakamoto und Livio Suppo bilden die Doppelspitze<br />
von Repsol Honda. In allen wichtigen Personal- und Entwicklungs-Entscheidungen<br />
arbeitet das Duo zusammen<br />
- der Erfolg gibt Nakamoto und Suppo bislang Recht. Ob<br />
Casey Stoner oder Marc Marquez: Fahrer, die Honda wollte,<br />
bekam der Hersteller auch stets. Auf der politischen Bühne<br />
spielen Nakamoto und Suppo ihren Trumpf, den weltgrößten<br />
Motorrad-Konzern und einzigen Hersteller, der in allen<br />
drei Klassen seine Finger im Spiel hat, zu vertreten, eiskalt<br />
aus. Aktuell zieht man erfolgreich gegen die Einheitselektronik<br />
in der MotoGP zu Felde. Seit dem Zwischenfall von<br />
Aragon hängt der Haussegen gewaltig schief und vor allem<br />
zwischen Marquez-Manager Emilio Alzamora und Pedrosas<br />
Manager Alberto Puig herrscht Eiszeit. Der interne<br />
Zwist gipfelte im Debakel von Phillip Island, als Marquez<br />
zu spät zum Pflichtboxenstopp geholt wurde, während bei<br />
Pedrosa alles glatt lief. Die Aussagen im Anschluss an das<br />
Desaster legen nahe, dass die Kommunikation zwischen<br />
den beiden Seiten der Honda-Box gleich null war. Immerhin<br />
durfte Marquez unmittelbar nach seinem Titel die alte<br />
Stoner-Crew aus seiner Box werfen und seine alte Moto2-<br />
Mannschaft einstellen. Der innerspanische Zwist könnte<br />
Honda aufreiben - wie einst der Yamaha-Psychokrieg<br />
zwischen Lorenzo und Rossi.<br />
TEAM:<br />
YAMAHA<br />
Shuhei Nakamoto und Livio Suppo bilden die Doppelspitze<br />
von Repsol Honda. In allen wichtigen Personal- und Entwicklungs-Entscheidungen<br />
arbeitet das Duo zusammen<br />
- der Erfolg gibt Nakamoto und Suppo bislang Recht. Ob<br />
Casey Stoner oder Marc Marquez: Fahrer, die Honda wollte,<br />
bekam der Hersteller auch stets. Auf der politischen Bühne<br />
spielen Nakamoto und Suppo ihren Trumpf, den weltgrößten<br />
Motorrad-Konzern und einzigen Hersteller, der in allen<br />
drei Klassen seine Finger im Spiel hat, zu vertreten, eiskalt<br />
aus. Aktuell zieht man erfolgreich gegen die Einheitselektronik<br />
in der MotoGP zu Felde. Seit dem Zwischenfall von<br />
Aragon hängt der Haussegen gewaltig schief und vor allem<br />
zwischen Marquez-Manager Emilio Alzamora und Pedrosas<br />
Manager Alberto Puig herrscht Eiszeit. Der interne<br />
Zwist gipfelte im Debakel von Phillip Island, als Marquez<br />
zu spät zum Pflichtboxenstopp geholt wurde, während bei<br />
Pedrosa alles glatt lief. Die Aussagen im Anschluss an das<br />
Desaster legen nahe, dass die Kommunikation zwischen<br />
den beiden Seiten der Honda-Box gleich null war. Immerhin<br />
durfte Marquez unmittelbar nach seinem Titel die alte<br />
Stoner-Crew aus seiner Box werfen und seine alte Moto2-<br />
Mannschaft einstellen. Der innerspanische Zwist könnte<br />
Honda aufreiben - wie einst der Yamaha-Psychokrieg<br />
zwischen Lorenzo und Rossi.<br />
FOTOS: MILAGRO, HONDA<br />
72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
GESCHICHTE:<br />
HONDA<br />
Honda ist als weltweit größter Hersteller auch die erfolgreichste Marke in der<br />
Geschichte der Motorrad-WM. 667 Siege in allen Klassen (248 davon in der<br />
MotoGP bzw. 500cc) gehen auf das Konto der Japaner, die bislang 61 Konstrukteurs-Titel<br />
(20 davon in der Königsklasse) gewinnen konnten. Legenden wie<br />
Freddy Spencer, Mick Doohan, Casey Stoner oder Valentino Rossi konnten für<br />
Honda schon die Weltmeisterschaft gewinnen, insgesamt holten Honda-Piloten<br />
16 Mal die Fahrer-Wertung. Der erste GP-Sieg eines Piloten auf einer Honda<br />
datiert aus dem Jahr 1961, als der Australier Tom Phillis in Montjuic das 125cc-<br />
Rennen gewann und im selben Jahr für den ersten WM-Titel der Japaner sorgte.<br />
Fünf Jahre später folgte in Hockenheim der erste Sieg in der Königsklasse -<br />
durch Jim Redman, der mit sechs WM-Titeln (zwei in der 250cc, vier in der<br />
350cc-Klasse) bis heute der titelreichste Honda-Fahrer ist. In der aktuellen<br />
Konstellation Repsol Honda gibt es den im belgischen Aalst stationierten Rennstall<br />
seit 1995. Seither gewann man 10 Mal die Fahrer- und 13 Mal die<br />
Hersteller-Wertung.<br />
YAMAHA<br />
Schon seit den 1960er Jahren ist Yamaha im Motorrad-Grand-Prix vertreten.<br />
Fahrer wie Eddie Lawson, Wayne Rainey, Kenny Roberts, John Kocinski, Tetsuya<br />
Harada und Giacomo Agostini feierten schon damals WM-Titel für das japanische<br />
Unternehmen. Phil Read hält noch immer den Rekord mit fünf Weltmeister-Titeln<br />
in der 125ccm- und der 250ccm-Klasse. Ab 1999 wurde die Organisation des<br />
Werksteams nach Europa verlegt, wo fortan alle Rennaktivitäten geleitet wurden.<br />
Lediglich die technische Entwicklung blieb in Japan. Größter Yamaha-Held der<br />
neuen Ära war zweifelsohne Rossi, der die Welt und alle Mitglieder des Werks<br />
aus Iwata schon im ersten Rennen mit einem Sieg überraschte. Der Italiener<br />
triumphierte 2004, 2005, 2008 und zuletzt 2009 für den japanischen Hersteller.<br />
Mit 37 Konstrukteurs-Titeln steht Yamaha gleichauf mit MV Augusta hinter Honda<br />
in der Bestenliste auf Rang zwei. Insgesamt feierte Yamaha 480 Rennsiege in<br />
allen Klassen, muss sich aber auch in diesem Klassement Honda geschlagen<br />
geben. Lorenzo und Rossi arbeiten auf der YZR-M1 aktuell daran, diese Statistik<br />
weiter aufzuwerten.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 73
TEXT: MARKUS ZÖRWEG<br />
OPEN<br />
FACTORY<br />
DIE NEUE MOTOGP-SAISON BRINGT DIE EINFÜH-<br />
RUNG DER KLASSEN ‚OPEN‘ UND ‚FACTORY‘. EIN<br />
NOVUM, WELCHES ZAHLREICHE VORTEILE, ZU-<br />
GÄNGE ABER AUCH STREITPUNKTE BIETET. EIN<br />
ÜBERBLICK<br />
74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Grundsätzlich unterscheidet<br />
sich das Reglement<br />
der MotoGP-Saison 2014<br />
von dem des Vorjahres<br />
nur in einem wesentlichen<br />
Punkt. Die von<br />
Anfang an zum Scheitern verurteilte CRT-Klasse<br />
ist nach zwei Jahren wieder Geschichte, an ihre<br />
Stelle tritt die neue Open-Kategorie. Im Gegensatz<br />
zu den CRTs, die während ihres Bestehens<br />
stets die Ausnahme von der Regel, sprich den<br />
Prototypen, waren, wird die Open-Klasse allerdings<br />
nun die Mehrheit des MotoGP-Feldes stellen.<br />
Lediglich die Werkspiloten von Honda,<br />
Yamaha und Ducati beziehungsweise die Satellitenfahrer<br />
Stefan Bradl bei LCR, Alvaro Bautista<br />
bei Gresini, Bradley Smith und Pol Espargaro bei<br />
Tech3 sowie Andrea Iannone bei Pramac verbleiben<br />
noch in der Factory-Klasse.<br />
Was aber bedeuten die Begriffe »Open« und<br />
»Factory« nun eigentlich? Die Vertreter der<br />
Open-Klasse haben gegenüber ihren Factory-<br />
Konkurrenten einen großen Nachteil - die Elektronik<br />
des Motorrads. Während man bei den drei<br />
großen Herstellern viel Geld und Mühe in die<br />
Weiterentwicklung der Electronic Control Unit,<br />
kurz ECU, steckt, müssen die Fahrer, die für die<br />
Open-Klasse gemeldet sind, ein Einheitssteuergerät<br />
von Magneti Marelli verwenden, an dem<br />
keine Modifikationen erlaubt sind. Somit werden<br />
die Factory-Bikes der Konkurrenz in puncto<br />
Leistung und auch Fahrbarkeit der Motorräder<br />
deutlich vorne liegen.<br />
Im Gegenzug wartet auf die Factory-Meldungen<br />
eine Reihe von Einschränkungen, die diesen<br />
Vorteil zu einem jetzt noch nicht abzuschätzenden<br />
Grad verringern werden. Der größte<br />
Nachteil für Teams wie Repsol Honda oder<br />
Yamaha Factory Racing wird das geringere<br />
Spritvolumen sein, das ihnen im Vergleich<br />
zu den Open-Startern zugestanden wird.<br />
Während diese 24 Liter Benzin für eine<br />
Renndistanz benötigen dürfen, sind die<br />
Factory-Bikes auf 20 Liter beschränkt. 20<br />
Prozent mehr Sprit pro Rennen also für die<br />
Open-Bikes - das könnte dazu führen, dass<br />
diese die Rennen bis zum Ende mit Vollgas<br />
bestreiten können, während Marc Marquez,<br />
Jorge Lorenzo und Konsorten in den letzten<br />
Runde etwas Tempo rausnehmen müssen. HRC-<br />
Boss Shuhei Nakamoto bestätigte bereits, dass<br />
die Einschränkung des Benzinverbrauchs in der<br />
Entwicklungsabteilung von Honda für einige<br />
Sorgenfalten gesorgt hat: »Das neue Reglement<br />
ist für uns als Hersteller sehr schwierig, vor allem<br />
die Begrenzung des Spritvolumens auf 20 Liter<br />
bedeutet viel Arbeit. Im <strong>Motorsport</strong> war unser →<br />
FOTOS: MILAGRO<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75
FOTOS: MILAGRO<br />
ECUs könnte sie die Pneus mehr fordern,<br />
wodurch eine weichere Mischung am hinteren<br />
Slick keinen Vorteil für die Open-Piloten darstellen<br />
würde.<br />
DIE GRÖSSTEN<br />
REGELÄNDERUNGEN<br />
DER LETZTEN JAHRE<br />
2002: Die MotoGP löst die 500ccm-Weltmeisterschaft<br />
als Königsklasse des Motorradsports<br />
ab. Die 500ccm-Zweitakter sind zwar weiterhin<br />
erlaubt, gegen die nun ebenfalls erlaubten<br />
990ccm-Viertakter sind sie aber machtlos. In der<br />
Folgesaison verschwinden sie vollkommen aus<br />
dem Starterfeld.<br />
2007: Der maximale Hubraum der MotoGP-<br />
Maschinen wird von 990 auf 800ccm gesenkt,<br />
da die Motorräder schlicht und einfach zu<br />
schnell wurden. Um die Kosten nicht unnötig in<br />
die Höhe zu treiben, wird diese Regelung auf<br />
die Dauer von fünf Jahren begrenzt.<br />
2012: Nach den geplanten fünf Jahren erfolgt<br />
der Wechsel auf 1000ccm-Motoren. Die Zylinderanzahl<br />
wird auf vier festgelegt. Aufgrund des<br />
ständig schrumpfenden Starterfeldes wird<br />
zusätzlich die CRT-Klasse innerhalb der MotoGP<br />
eingeführt, die eine Teilnahme mit schwächeren<br />
Motorrädern und einem weniger strengen<br />
Reglement ermöglicht.<br />
76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Nicky Hayden startet<br />
2014 auf einem<br />
Production Racer von<br />
Honda<br />
Ziel immer, möglichst viel Leistung aus einem<br />
Aggregat zu holen. Nun müssen wir auch in<br />
diesem Bereich an den Benzinverbrauch<br />
denken.«<br />
Weitere Limitierungen kommen auf die Factory-Starter<br />
in Bezug auf die Lebensdauer der<br />
Motoren zu. Lediglich fünf Aggregate sind pro<br />
Pilot für die gesamte Saison erlaubt. Bereits<br />
2013, als die Prototypen ebenfalls nur fünf<br />
Exemplare verwenden durften, gab es vor allem<br />
bei Yamaha in den letzten Rennen einen Motorenengpass.<br />
Jorge Lorenzo musste ein Triebwerk<br />
einsetzen, das bei weitem nicht so gut funktionierte<br />
wie es der entthronte Weltmeister von<br />
fabrikfrischen Aggregaten gewohnt war. Ein<br />
Problem, dass auch 2014 bei den Factory-Bikes<br />
auftreten könnte. Davor dürften hingegen die<br />
Open-Starter gefeit sein - stehen ihnen doch für<br />
die 19 Saisonläufe zwölf Motoren zur<br />
Verfügung.<br />
Momentan noch in der Schwebe ist die Einführung<br />
eines weicheren Hinterreifens für die<br />
Open-Klasse, wie es ihn bereits in der abgelaufenen<br />
Saison für die CRTs gegeben hat. Bridgestone,<br />
exklusiver Reifenlieferant der MotoGP,<br />
hält sich diese Option noch offen und wartet die<br />
Erkenntnisse der weiteren Testfahrten ab.<br />
Abhängig ist die Einführung vom Reifenverschleiß<br />
der Motorräder mit Einheitselektronik.<br />
Da diese nicht so ausgefeilt sein wird wie die<br />
von den großen Herstellern selbstentwickelten<br />
Wie auch immer die endgültigen Unterschiede<br />
zwischen Open- und Factory-Kategorie genau<br />
aussehen werden, eines ist klar: Mit Honda,<br />
Yamaha und Ducati werden alle drei großen<br />
Hersteller auch bei den Open-Bikes vertreten<br />
sein, allerdings geht jeder von ihnen einen eigenen<br />
Weg. Die größte Zahl an Open-Maschinen<br />
wird Honda mit seiner Production-Racer<br />
genannten RCV1000R stellen. Moto2-Weltmeister<br />
Scott Redding wird einen davon bei Gresini<br />
pilotieren, Aspar wird seine Fahrerpaarung<br />
Nicky Hayden und Hiroshi Aoyama damit ausrüsten<br />
und auch Karel Abraham hat sich eine<br />
der Maschinen gesichert. Bei diesem Projekt<br />
wird das gesamte Motorrad von Honda zur Verfügung<br />
gestellt. Eine Tatsache, die ein Vor- oder<br />
Nachteil sein könnte. Einerseits bürgt der Name<br />
Honda natürlich für Qualität, somit kann es<br />
nicht schaden, möglichst viele Teile vom Werk<br />
zu erhalten. Andererseits bietet ein derart abgeschlossenes<br />
Package den Teams wenig Raum<br />
zur Weiterentwicklung, was sich im Vergleich<br />
mit den Yamaha-befeuerten Maschinen als<br />
Nachteil erweisen könnte.<br />
Der zweite Motorradriese aus dem Land der<br />
aufgehenden Sonne liefert nämlich im Gegensatz<br />
zu Honda nur den Antriebsstrang an sein<br />
Open-Team Forward Racing. Aleix Espargaro<br />
und Colin Edwards werden auf einem FTR-<br />
Rahmen ihre Runden drehen, in dem Getriebe<br />
EINES IST KLAR:<br />
MIT HONDA, YA-<br />
MAHA UND DUCA-<br />
TI WERDEN ALLE<br />
DREI GROSSEN<br />
MOTORRADHER-<br />
STELLER AUCH BEI<br />
DEN OPEN-BIKES<br />
VERTRETEN SEIN,<br />
ALLERDINGS GEHT<br />
JEDER VON IHNEN<br />
EINEN EIGENEN WEG
Für Dani Pedrosa<br />
ändert sich 2014<br />
nicht viel<br />
Mit nur 5<br />
Motoren hatte<br />
Yamaha 2013<br />
schon zu<br />
kämpfen<br />
und Motor von Yamaha verbaut werden. Nur<br />
ein Open-Motorrad schickt Ducati ins Rennen.<br />
Yonny Hernandez wird bei Pramac Racing eine<br />
Desmosedici GP13 pilotieren - also ein Vorjahresmodell<br />
- allerdings mit der vorgeschriebenen<br />
Einheitselektronik.<br />
Marc Marquez<br />
gibt einfach Gas<br />
So unterschiedlich die Zugänge der Hersteller<br />
sind, so verschieden sind auch ihre Meinungen<br />
bezüglich der neuen Klasse. Die Intention von<br />
FIM und Promoter Dorna ist klar: Die Elektronik<br />
ist mittlerweile zu einem der wichtigsten<br />
Bauteile eines MotoGP-Bikes geworden, dementsprechend<br />
große finanzielle Ressourcen verschlingt<br />
die Entwicklung und Verbesserung<br />
dieser Komponente. Somit fällt es neuen oder<br />
kleineren Herstellern schwer, den Anschluss an<br />
die Großen zu finden, respektive zu halten.<br />
Durch eine Vereinheitlichung dieses Bauteils<br />
soll sich das ändern, was wiederum für volle<br />
Starterfelder und eine höhere Attraktivität des<br />
Sports sorgen soll. Läuft alles nach Plan, könnte<br />
die Einheits-ECU bald für alle Teilnehmer<br />
Pflicht werden.<br />
Scott Redding gibt sein<br />
Debüt auf dem<br />
Production Racer<br />
Gresini setzt eine<br />
Satelliten- und eine<br />
Open-Maschine ein<br />
Die Werksfahrer haben<br />
etwas weniger Sprit zur<br />
Verfügung<br />
Honda wehrte sich<br />
erfolgreich gegen die<br />
Einheitselektronik<br />
Während man sich bei Ducati von dieser Idee<br />
durchaus angetan zeigt, stößt der Gedanke bei<br />
Honda auf strikte Ablehnung. »Wenn die<br />
MotoGP eine einheitliche ECU will, dann wird<br />
Honda zu 99 Prozent aus der Weltmeisterschaft<br />
aussteigen. Der Grund, warum Honda in der<br />
MotoGP vertreten ist, liegt in der Möglichkeit,<br />
Technologien zu entwickeln. Wir sind der Meinung,<br />
dass Grands Prix dafür die beste Gelegenheit<br />
sind. Sollte uns diese Entwicklungsmöglichkeit<br />
genommen werden, dann verlieren wir<br />
einen wichtigen, ja sogar fundamentalen Grund<br />
für unser Engagement. So können wir die hohen<br />
Ausgaben nur schwer rechtfertigen. Wenn es<br />
das Ziel der Dorna ist, die Entwicklung zu stoppen,<br />
dann gibt es keinen Grund für einen Hersteller<br />
wie Honda, in der MotoGP zu bleiben«,<br />
polterte Nakamoto.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 77
FRISCHER<br />
WIND<br />
TEXT: MICHAEL HÖLLER & MARIA POHLMANN<br />
JAHR FÜR JAHR SORGEN DIE ROOKIES IN DER MOTOGP FÜR ABWECHSLUNG, ÜBERRASCHUNGEN<br />
ODER AUCH ENTTÄUSCHUNGEN. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN NIMMT DIE NEUZUGÄNGE VOR DEM<br />
SAISONSTART 2014 UNTER DIE LUPE.<br />
78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Pol Espargaro<br />
kommt mit dem<br />
Moto2-Titel in der<br />
Tasche<br />
POL<br />
ESPARGARO<br />
Pol Espargaro hat es 2014 in die MotoGP<br />
geschafft, wo er eine Yamaha M1 bei<br />
Tech 3 pilotieren wird. Mit 22 ist er<br />
damit dort angekommen, wohin er sich<br />
2006 wenige Tage nach seinem 15.<br />
Geburtstag bei seinem Debüt in Barcelona<br />
aufgemacht hat. Espargaro setzte<br />
in seiner WM-Karriere behutsam einen<br />
Schritt nach den anderen. 15 Monate<br />
nach seinem ersten Rennen stand er<br />
erstmals auf dem Podium, ein Jahr später<br />
folgte die erste Pole Position und<br />
noch ein Jahr darauf der erste Sieg.<br />
2010 duellierte er sich mit Marc Marquez<br />
und Nico Terol um die Krone in der<br />
Achtelliterklasse und musste sich aus<br />
diesem Dreikampf erst im vorletzten<br />
Rennen verabschieden. 2011 folgte der<br />
Aufstieg in die Moto2, wo er drei Jahre<br />
für den Rennstall von Sito Pons fuhr.<br />
Zehn Siege sollte er dort einfahren, 2012<br />
Vizeweltmeister hinter Marquez werden<br />
und im Vorjahr dank eines starken Saisonfinish<br />
endlich den WM-Titel holen.<br />
Sein Bruder Aleix, zu dem er ein inniges<br />
Verhältnis pflegt, wird künftig nicht<br />
mehr bei Pols Rennen an der Boxenmauer<br />
mitfiebern können, denn ab 2014<br />
sind die Espargaros Rivalen auf der<br />
Strecke.<br />
FOTOS: MILAGRO<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79
Endlich die<br />
richtige Größe: Scott<br />
Redding fährt 2014<br />
in der MotoGP<br />
MIKE<br />
DI MEGLIO<br />
Der neue Mann an der Seite von Hector Barbera im Avintia Blusens Team<br />
ist im Grand-Prix-Zirkus kein Unbekannter. Mike di Meglio gab schon 2003<br />
sein WM-Debüt und konnte sich seitdem in der 125ccm-Klasse sukzessive<br />
nach vorne arbeiten. Obwohl er in den Jahren zuvor nur einen einzigen<br />
Sieg feiern konnte, triumphierte der Franzose 2008 bei vier Rennen und<br />
schnappte sich frühzeitig den WM-Titel, bevor er in die 250ccm-Klasse<br />
aufstieg. Dort gelang ihm auf Aprilia ein starker Einstieg und Gesamtrang<br />
acht, bevor ihn die Einführung der Moto2 zurückwarf. Trotz Plätzen jenseits<br />
der Top-20 und einer langen Verletzungspause in der letzten Saison empfahl<br />
sich der mittlerweile 26-Jährige für die Königsklasse. 2014 bestreitet<br />
di Meglio sein erstes MotoGP-Jahr auf der FTR-Kawasaki des Avintia<br />
Teams. Erste Testfahrten in Valencia und Aragon zeigten bereits einen<br />
Aufwärtstrend. Zum Start der neuen Saison will der fünffache Grand-Prix-<br />
Sieger erst einmal mit seinem neuen Teamkollegen mithalten, um dann<br />
weiter vorne anzugreifen.<br />
Nach langer<br />
Verletzung ist Mike<br />
di Meglio zurück im<br />
Geschehen<br />
SCOTT<br />
REDDING<br />
Der Brite galt einst als Wunderkind und große Hoffnung des britischen<br />
Motorrad-Sports. 2008 kam er im zarten Alter von 15 Jahren in die WM<br />
und schlug ein wie eine Bombe. Er qualifizierte sich beim Debüt in Katar<br />
als jüngster Pilot der Klasse für die erste Startreihe und krönte sich in<br />
Donington mit 15 Jahren und 170 Tagen zum jüngsten Gewinner eines<br />
WM-Rennens. Ein Rekord, den nicht einmal Marc Marquez knacken konnte.<br />
Sein Erfolg war der erste britische Sieg nach 21 Jahren Wartezeit, weshalb<br />
Redding auf der Insel bis heute großes Ansehen genießt. Gerade bei Heimrennen<br />
drehte er auf, gewann bislang zweimal, landete zwei weitere Male<br />
auf dem Podium und war nie schlechter als Fünfter. Abseits der Insel kam<br />
seine Karriere aber ein wenig ins Stocken. Nach den WM-Endrängen 11<br />
und 15 stieg er 2010 in die Moto2 auf, wo er immer wieder gute Ergebnisse<br />
einfuhr, unterm Strich aber die nötige Konstanz vermissen ließ. 2012 stellte<br />
sich diese allmählich ein und im Vorjahr kam der Durchbruch. Lange Zeit<br />
führte er in der WM-Wertung, ehe er sich auf Phillip Island das Handgelenk<br />
brach, in den letzten drei Rennen angeschlagen nur noch einen Punkt<br />
holte und sich mit Platz zwei begnügen musste. 2014 fährt der Brite eine<br />
Open-Honda bei Gresini.<br />
80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
BROC<br />
PARKES<br />
32 Jahre alt wird Broc Parkes sein, wenn er im März in Katar sein Debüt<br />
in der MotoGP gibt. Seine ersten Schritte auf dem Motorrad unternahm<br />
er in australischen und japanischen Rennserien. Erst im Alter von 20 Jahren<br />
wagte er sich nach Europa und nahm 2001 und 2002 auf einer Ducati an<br />
der Superbike-WM teil. Mehr als vereinzelte Top-10-Plätze waren für den<br />
Australier aber nicht drin, weshalb er 2003 den Abstieg in die Supersport-<br />
WM wagte. Zunächst auf Honda, später auf Yamaha gewann er bis 2008<br />
fünf Rennen und wurde zweimal Vizeweltmeister. 2009 versuchte Parkes<br />
es noch einmal in der WSBK - diesmal auf einer Kawasaki, doch der<br />
Durchbruch blieb ihm erneut verwehrt. Bis 2012 fuhr er wieder in der<br />
Supersport-WM, wo ihm in Imola 2011 ein weiterer Sieg gelang. Im Vorjahr<br />
bestritt er mit dem österreichischen YART-Team die Langstrecken-WM<br />
und einen Wildcard-Einsatz in der WSBK. 2014 fährt er eine Aprilia für<br />
Paul Bird <strong>Motorsport</strong>. Gerüchten zufolge soll sich Dorna-Boss Carmelo<br />
Ezpeleta persönlich für seine Verpflichtung stark gemacht haben, weil er<br />
eine Startaufstellung ohne einen einzigen Australier fürchtete.<br />
Broc Parkes gibt<br />
mit 32 Jahren sein<br />
Debüt in der<br />
Königsklasse<br />
LEON<br />
CAMIER<br />
Von der<br />
Superbike-WM in die<br />
MotoGP:<br />
Leon Camier<br />
Mit Leon Camier kommt 2014 ein langjähriger Superbike-Pilot in die<br />
Königsklasse. Ganz so neu ist der Brite dann aber doch nicht. Zumindest<br />
wurde er von Honda vor über zehn Jahren schon einmal zu 125ccm<br />
Testfahrten zitiert. Abgesehen von der britischen Meisterschaft blieb er<br />
der 125er aber fern. Camier startete schon mit 18 Jahren bei den 8h von<br />
Suzuka und verschrieb sich danach Supersport und Superbike. Der Pilot<br />
aus Ashford startete mit einem britischen Supersport-Titel in der Tasche<br />
in der WSS, der er ein Jahr später aber wieder den Rücken kehrte und<br />
zunächst in die britische Superbike-Meisterschaft aufstieg. Nachdem er<br />
sich auch dort den Pokal holen konnte, wechselte er 2010 zu Aprilia in<br />
die WSBK und zwei Jahre später zu Suzuki. Trotz Verletzungspech machte<br />
der 27-Jährige hier und da mit starken Ergebnissen auf sich aufmerksam<br />
und kommt in dieser Saison im Ioda Racing Team zu seinen WSBK-Wurzeln<br />
zurück. Camier wird wie sein Teamkollege Danilo Petrucci die ART-<br />
Maschine pilotieren, mit der Aleix Espargaro in der letzten Saison noch<br />
den CRT-Titel und den elften Rang der Gesamtwertung holte.<br />
FOTOS: MILAGRO, SUZUKI, HONDA<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81
FOTO: MILAGRO<br />
Starke Saison<br />
von Alvaro<br />
Bautista<br />
- auch ohne<br />
Podestplatz<br />
82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
TEXT: MARIA POHLMANN<br />
EINSTELLUNGSSACHE<br />
KEIN PODESTPLATZ, STÜRZE, ABRÄUMER, NULLER. DEM MOTORSPORT-MAGAZIN VERRÄT ALVARO<br />
BAUTISTA IM EXKLUSIVINTERVIEW, WARUM ER DENNOCH OPTIMISTISCH IN DIE ZUKUNFT BLICKT.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83
E<br />
in Start aus Reihe drei:<br />
Sicherlich hatte sich<br />
Alvaro Bautista eine<br />
etwas schnellere Qualifikationsrunde<br />
erhofft,<br />
doch auch Valentino<br />
Rossi konnte vor heimischem<br />
Publikum nicht viel mehr herausholen.<br />
Das rote Licht der Startampel geht aus, tausende<br />
Augenpaare neugieriger italienischer Rossi-Fans<br />
blicken auf die 24 MotoGP-Piloten, der Grand<br />
Prix von Mugello ist eröffnet. Bautista und Rossi<br />
kommen gut weg und biegen mit hohen Erwartungen<br />
in die erste Kurve ein. Schon in der ersten<br />
Runde bahnt sich ein harter Kampf an. Auch<br />
Andrea Iannone mischt mit. Doch nur wenige<br />
Meter weiter ist der Traum schon vorbei.<br />
»In der zweiten Kurve habe ich Bautista außenherum<br />
überholt und ich denke, dass er ziemlich<br />
weit innen fuhr. Iannone hatte ihn schon überholt<br />
und ich glaube, er hatte Angst, noch einen<br />
weiteren Platz zu verlieren, weshalb er extrem<br />
viel Gas gegeben hat, um die Tür in der Mitte der<br />
Strecke zuzumachen. Bautista war auf der linken<br />
Seite und als er auf meiner Höhe lag, stürzte er.<br />
Ich war gerade beim Richtungswechsel und als<br />
mich Bautista mit seinem Vorderrad am Fuß<br />
berührte, verlor ich die Kontrolle über mein Bike<br />
und stürzte«, schilderte Rossi.<br />
Sein spanischer Kontrahent behauptete später<br />
bei der Rennleitung vehement, den Yamaha-<br />
Fahrer nicht gesehen zu haben, half damit aber<br />
niemandem mehr. Der Italien Grand Prix war<br />
gelaufen. In Barcelona musste der Honda-Pilot<br />
ebenso früh die Segel streichen. Zum ersten Mal<br />
seit 2010 ging das Team von Fausto Gresini in<br />
der letzten Saison ohne Podestplatz nach Hause.<br />
Dennoch sieht Bautista seine Saison nicht zu<br />
negativ. Immerhin gelangen ihm neben Platz<br />
sechs der Gesamtklassifikation und als zweitbester<br />
Satellitenfahrer einige starke Auftritte. So<br />
landete der 29-Jährige in den letzten neun Rennen<br />
des Jahres 2013 ganze sieben Mal unter den<br />
besten Fünf. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach<br />
mit Bautista über Höhen, Tiefen und überraschende<br />
Wendungen.<br />
MSM: Wie würdest du die vergangene Saison<br />
aus deiner Sicht zusammenfassen?<br />
ALVARO BAUTISTA: Eigentlich haben wir uns<br />
stetig gesteigert. Am Anfang hatte ich einige<br />
Probleme mit dem Setting des Bikes. Zu Beginn<br />
hatten wir wirklich einige Sorgen. Nach dem<br />
Rennen in Barcelona, in dem ich in der ersten<br />
Runde gestürzt bin, bemerkte ich, dass ich eine<br />
Veränderung brauche. Nach diesem Rennen,<br />
entschied ich, etwas ruhiger zu bleiben und hart<br />
mit dem Bike zu arbeiten. Wir fanden ein gutes<br />
Setup. Zur Mitte der Saison machte es mir wirklich<br />
viel Spaß, das Motorrad zu fahren. So konnte<br />
ich auch dichter ans Limit gehen und meine<br />
Ergebnisse verbessern. Ich denke, dass wir jetzt<br />
eine sehr gute Basis haben. Ich kann sagen, dass<br />
ich sehr glücklich über die zweite Saisonhälfte<br />
bin, aber auch mit der ersten Saisonhälfte zufrieden<br />
war.<br />
Was war dein Höhepunkt?<br />
Ein Rennen, das sehr wichtig für mich war, war<br />
das in Laguna Seca. Dort habe ich zum ersten<br />
Mal um den Sieg gekämpft und war sehr dicht<br />
am Podium dran. Dieses Rennen war echt toll<br />
für mich. Aber auch den Lauf in Motegi habe ich<br />
sehr genossen. Ich bin nicht so gut gestartet und<br />
musste sechs Fahrer überholen, um auf Rang vier<br />
nach vorne zu kommen. Dieses Rennen war<br />
ebenso wunderbar. Ich hatte also einige<br />
Highlights.<br />
Welches Rennen war das schlimmste?<br />
Für mich war das definitiv Barcelona. Im Training<br />
war ich gut, ich bin von Platz vier aus gestartet<br />
und hatte erwartet, in diesem Rennen ums<br />
Podium kämpfen zu können. Dann bin ich aber<br />
in der ersten Runde gestürzt und das war für<br />
mich ziemlich enttäuschend. Das war das<br />
schlechteste Rennen, half mir aber gleichzeitig,<br />
meine Einstellung zu ändern. Ab diesem Rennen<br />
ging es für uns eigentlich nur bergauf.<br />
Bist du etwas enttäuscht, dass du es im letzten<br />
Jahr nicht aufs Podest geschafft hast?<br />
Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, denn<br />
2012 stand ich schließlich sogar zwei Mal auf<br />
dem Treppchen. Im letzten Jahr war ich zwei<br />
oder drei Mal richtig nah dran, aber das Niveau<br />
in dieser Kategorie war in der letzten Saison so<br />
hoch, dass es noch schwieriger war, einen<br />
Podestplatz zu holen. Natürlich wäre ich gerne<br />
auf dem Podium gelandet, aber ich bin trotzdem<br />
glücklich über unsere Leistung und unsere<br />
Ergebnisse.<br />
Wie sehr hast du die<br />
Kämpfe gegen Valentino<br />
Rossi und Stefan<br />
Bradl in den letzten<br />
Rennen genossen?<br />
Sehr! [lacht] Besonders<br />
die gegen Valentino.<br />
Er ist anders als<br />
die anderen Fahrer.<br />
Wenn man gegen ihn<br />
kämpft, dann ist er<br />
einfach auf alles vorbereitet:<br />
auf alle<br />
Arten von Angriffen,<br />
an jeder Stelle, zu<br />
jeder Zeit. Es ist<br />
schwer zu erklären, aber in jedem Fall ist es<br />
schwieriger, ihn zu schlagen als andere<br />
Fahrer.<br />
IM LETZTEN JAHR WAR ICH ZWEI<br />
ODER DREI MAL RICHTIG NAH<br />
DRAN, ABER DAS NIVEAU IN<br />
DIESER KATEGORIE WAR IN DER<br />
LETZTEN SAISON SO HOCH, DASS<br />
ES NOCH SCHWIERIGER WAR,<br />
EINEN PODESTPLATZ ZU HOLEN.<br />
Was denkst du über Marc Marquez?<br />
Unglaublich! Es ist Wahnsinn! Jeder wusste, dass<br />
er schnell ist. Das hat er in der 125ccm-Klasse<br />
und in der Moto2 schon gezeigt. Die MotoGP<br />
ist aber anders. Ab dem ersten Rennen stand er<br />
auf dem Podium. Das einzig Negative war, dass<br />
er oft gestürzt ist. Er hat daraus aber viel gelernt<br />
und Rennen für Rennen wurde er schneller und<br />
stürzte weniger. Er hat den WM-Titel wahrlich<br />
verdient. Natürlich hatte er auch ziemlich viel<br />
Glück, denn er ist nie extrem heftig gestürzt und<br />
hat sich dabei glücklicherweise auch nicht verletzt.<br />
Er hatte Glück, war gleichzeitig aber auch<br />
der Schnellste im letzten Jahr.<br />
Bekommst du Informationen vom Repsol Honda<br />
Team?<br />
Ich habe einige Informationen, aber nicht alle,<br />
weil ich ein ganz anderes Paket habe. Ich habe<br />
ein anderes Fahrwerk und andere Bremsen, deshalb<br />
erhalte ich nur die Grundinfos über das<br />
Getriebe und das Setup des Rahmens. Natürlich<br />
haben sie einen anderen Rahmen und andere<br />
Schwingen genutzt als ich und daher auch ganz<br />
andere Daten, die für mich nicht sehr wertvoll<br />
sind. Ich muss mir fast alles selbst erarbeiten.<br />
Wie lange dauert es, bis du neue Teile erhältst?<br />
Ich kann es nicht genau sagen. Ich hatte zu Saisonende<br />
eigentlich noch das gleiche Bike wie zu<br />
Beginn des Jahres. Ich habe also gar keine<br />
Updates bekommen. In Silverstone hatten wir<br />
allerdings ein anderes Verbindungsteil, als ich<br />
zuvor gefahren bin. Marc hatte es zuvor benutzt,<br />
Dani [Pedrosa] allerdings nicht. Er mochte es<br />
nicht besonders. Für mich war es nicht besser,<br />
ich hatte einfach ein anderes Gefühl auf dem<br />
Bike. Ansonsten habe ich während der Saison<br />
überhaupt keine neuen Teile bekommen.<br />
Wie lief der Test nach Valencia für dich?<br />
Der Dienstag war sehr positiv, denn ich konnte<br />
viele Dinge wie eine neue Schwinge probieren.<br />
Das war etwas besser.<br />
Dazu testete ich auch<br />
eine Hinterradgabel<br />
von Showa, die mir<br />
etwas mehr Hinterradgrip<br />
lieferte und<br />
eine komplett neue<br />
Vorderradgabel von<br />
Showa. Die funktioniert<br />
aber noch nicht<br />
wie die, die ich bis<br />
jetzt hatte. Daran<br />
müssen wir noch weiterarbeiten.<br />
Nissin<br />
lieferte ebenso komplett<br />
neue Bremsen,<br />
die mir etwas besser gefielen. Am Mittwoch habe<br />
ich das 2014er Bike probiert. Beim zweiten Run<br />
bin ich gestürzt und weiß nicht, warum. Ich bin<br />
FOTO: MILAGRO<br />
84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
2012 stand<br />
Alvaro<br />
Bautista zwei<br />
Mal auf dem<br />
Podium<br />
auf einer normalen Linie, bei normalem Tempo<br />
gefahren, genauso wie am ganzen Rennwochenende<br />
und am Dienstag beim Test. Nichts war anders. Mir<br />
ist aber einfach das Hinterrad weggerutscht. Ich<br />
konnte also nicht allzu viel Zeit auf dem neuen Bike<br />
verbringen, der Mittwoch war nicht so produktiv<br />
wie der Dienstag.<br />
Updates<br />
bekommt der<br />
Spanier im<br />
Laufe der<br />
Saison kaum<br />
Wie sehr freust du dich auf die neue Saison?<br />
Ich denke, dass wir im vergangenen Jahr eine gute<br />
Basis geschaffen haben. Unser Ziel ist es, die neue<br />
Saison so zu beginnen, wie wir 2013 aufgehört<br />
haben. Wir wollen ähnliche Ergebnisse, darum<br />
kämpfen, in jedem Rennen unter den Top-5 zu landen<br />
und uns danach verbessern, um noch näher an<br />
die Spitze heranzukommen. In diesem Jahr wird es<br />
garantiert noch schwieriger als in der Saison zuvor.<br />
Marc hat mehr Erfahrung als in diesem Jahr, Jorge<br />
[Lorenzo] wird noch härter pushen, um an ihm<br />
dranzubleiben und Dani wird versuchen, beiden zu<br />
folgen und alle wollen mit den Top-3 mithalten. Es<br />
wird also unter Garantie noch schwieriger. Wir<br />
müssen aber darauf vorbereitet sein und ich bin<br />
sehr zuversichtlich für das nächste Jahr.<br />
Auf<br />
Augenhöhe<br />
mit Stefan<br />
Bradl<br />
Erklärtes Ziel<br />
2014 sind die<br />
Top-5<br />
Was hast du im Winter gemacht?<br />
Zunächst einmal blieb ich zu Hause und habe mich<br />
ein bisschen entspannt. Im Januar habe ich dann<br />
mit meiner Vorsaison begonnen, also mein Training<br />
aufgenommen, damit ich für die Testfahrten vor<br />
Saisonbeginn topfit bin.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85
FOTOS: SUZUKI<br />
86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
STEINIGER<br />
WEG ZURÜCK<br />
TEXT: MARKUS ZÖRWEG<br />
SUZUKI WAGT DEN SPRUNG ZURÜCK IN DAS HAIFISCHBECKEN MOTOGP.<br />
EIN JAHR GÖNNT MAN SICH JEDOCH NOCH ZUR ENTWICKLUNG, WOMIT<br />
MAN SICHERLICH AUCH GUT BERATEN IST. DENN DIESES COMEBACK WIRD<br />
EIN HARTES STÜCK ARBEIT.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87
Es ist der 17. Juni 2013. Strahlend blauer<br />
Himmel und sommerliche Temperaturen<br />
liefern in Barcelona wie gewohnt<br />
ideale Bedingungen für die MotoGP-<br />
Testfahrten, die im Anschluss an das<br />
Rennwochenende an diesem Montag<br />
am Circuit de Catalunya stattfinden. Doch etwas<br />
ist dieses Mal anders. Für einmal sind es nicht die<br />
Superstars Valentino Rossi, Marc Marquez oder<br />
Jorge Lorenzo, die für die großen Schlagzeilen sorgen.<br />
Nein, es ist der dritte große japanische Hersteller<br />
neben Honda und Yamaha, der die ganze<br />
Aufmerksamkeit auf sich zieht. Suzuki kehrt 2015<br />
in die MotoGP zurück, vier Jahre nach dem Ausstieg<br />
aus der Serie - große Neuigkeiten für die<br />
Königsklasse des Motorradsports.<br />
Unter all die Freude über die Rückkehr mischt sich<br />
bei den Fans allerdings auch sofort eine Spur Enttäuschung.<br />
Wieso gibt es das Comeback erst 2015<br />
und nicht schon in der kommenden Saison? »Wir<br />
wollen in bestmöglicher Form einsteigen und brauchen<br />
einfach noch ein bisschen Zeit. Es gibt einige<br />
wichtige technische Veränderungen für 2014. Der<br />
maximal erlaubte Benzinverbrauch wird von 21 auf<br />
20 Liter gesenkt, daran müssen wir noch arbeiten.<br />
Und wir haben für die gesamte Saison nur fünf<br />
Motoren zur Verfügung, was uns ebenfalls Probleme<br />
bereiten könnte. Ein Jahr mehr Zeit wird für<br />
uns also sehr hilfreich sein«, so der einhellige Tenor<br />
von Seiten des Herstellers.<br />
Das erste Kräftemessen mit der Konkurrenz auf<br />
dem XRH-1 getauften Prototypen findet noch am<br />
selben Tag statt. Randy de Puniet dreht die ersten<br />
öffentlichen Runden mit der neuen Suzuki und liegt<br />
am Ende des Tages nur knapp acht Zehntel hinter<br />
Spitzenreiter Jorge Lorenzo. Dementsprechend<br />
positiv fällt das Resümee des Franzosen aus: »Ich<br />
denke, wir haben großartige Arbeit geleistet, denn<br />
ich bin nicht einmal acht Zehntelsekunden langsamer<br />
als die Besten und das nach nur 50 oder 60<br />
Runden.«<br />
Begonnen hat die Arbeit für das Suzuki-Test-Team<br />
aber natürlich schon wesentlich früher. Im März<br />
2013 bestreitet Nobuatsu Aoki, selbst 167-facher<br />
Grand-Prix-Starter, auf der hauseigenen Teststrecke<br />
im japanischen Ryuyo die Jungfernfahrt mit dem<br />
neuen Prototypen. Suzuki wagt bei der Entwicklung<br />
einen mutigen Schritt, wechselt man doch vom<br />
bisher verwendeten V4-Motor auf einen Reihenvierzylinder.<br />
»Wir befinden uns noch in einem sehr<br />
frühen Stadium des Projekts. Das Niveau des<br />
Motorrads ist aber schon deutlich höher, als ich es<br />
erwartet hatte«, lautet das erste Fazit Aokis.<br />
Bereits einen Monat später bringt Suzuki die XRH-1<br />
erstmals an eine Grand-Prix-Strecke. Am Twin-<br />
Ring-Motegi wird eifrig am neuen Motorrad gearbeitet,<br />
zwei wichtige personelle Komponenten<br />
fehlen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch im<br />
Team. Testpilot Randy de Puniet stößt erst im Mai<br />
zur Mannschaft, ebenso der neue Manager des<br />
Suzuki-Testteams, Davide Brivio. Der Italiener war<br />
bis ins Jahr 2010 Teammanager bei Yamaha und<br />
zog sich anschließend vorübergehend aus dem<br />
Rennsport zurück. Damit ist das 20 Personen starke<br />
Entwicklungsteam des MotoGP-Bikes komplett<br />
und das Projekt kann richtig Fahrt aufnehmen.<br />
Nach den ersten offiziellen Testfahrten am Circuit<br />
de Catalunya geht es für die gesamte Crew noch in<br />
derselben Woche nach Aragon, wo erneut Randy<br />
de Puniet am Gashahn der XRH-1 drehen darf.<br />
Brivio zeigt sich schon damals voll des Lobes für<br />
den 32-Jährigen, der parallel noch die volle Saison<br />
für das Aspar-Team bestreitet: »Randy macht einen<br />
super Job. Wir sind sehr froh, mit ihm arbeiten zu<br />
können. Er gibt sehr gutes Feedback und die Ingenieure<br />
arbeiten sehr gerne mit ihm zusammen.«<br />
Von Seiten Suzukis ist man zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits an einer Verlängerung der Zusammenarbeit<br />
mit de Puniet interessiert. Die Krux an der Sache:<br />
Bei den Japanern plant man keine Renneinsätze für<br />
2014 und wie jeder Racer will auch de Puniet nicht<br />
nur testen, sondern sich mit seinen Gegnern auf<br />
der Strecke messen. Schlussendlich erzielt man mit<br />
dem fünffachen Grand-Prix-Sieger aber doch eine<br />
Übereinkunft für 2014. Er wird sich zu 100 Prozent<br />
auf die Arbeit als Testpilot bei Suzuki konzentrieren<br />
und keine Einsätze für ein weiteres Team<br />
bestreiten.<br />
Aktuell versucht de Puniet, die Führungsetage bei<br />
Suzuki von der Wichtigkeit einiger Wildcard-<br />
Einsätze zu überzeugen, um einen regelmäßigen<br />
Gratmesser zu haben, wie weit man mit dem Projekt<br />
denn tatsächlich vorangeschritten ist. »Ich<br />
habe den Leuten bei Suzuki erklärt, dass man in<br />
Rennen viel mehr lernt als beim Testen. Ich bin<br />
nicht der Boss von Suzuki, aber wenn sie schon<br />
bis 2015 warten, müssen sie vorher ein paar Rennen<br />
fahren, denn das ist etwas völlig anderes als<br />
Testfahrten«, stellt er seinen Standpunkt klar. Für<br />
ihn selbst ist die kommende Saison ganz klar ein<br />
Übergangsjahr. Durch erfolgreiche Testarbeit hofft<br />
er, einen Platz als Einsatzpilot bei Suzuki für das<br />
Jahr 2015 zu ergattern. Eine möglicherweise sportlich,<br />
definitiv aber finanziell hochinteressante<br />
Zukunftsperspektive. Wie die Fahrerpaarung beim<br />
Wiedereinstieg der Marke aussehen wird, ist aber<br />
noch völlig offen. Gute Möglichkeiten werden<br />
jedenfalls Eugene Laverty eingeräumt, der zur<br />
neuen Saison zum Superbike-Team Suzukis<br />
gewechselt ist und 2015 den Sprung zu den Prototypen<br />
schaffen könnte.<br />
Wer auch immer die XRH-1 in ihrer ersten vollen<br />
MotoGP-Saison pilotieren wird, leicht werden es<br />
die Fahrer und das Team nicht haben. Schon vor<br />
dem Rückzug aus der Königsklasse war man meilenweit<br />
von der Spitze entfernt. Die Statistik spricht<br />
eine deutliche Sprache: Zuletzt schaffte ein Suzuki-<br />
Pilot im Jahr 2008 den Sprung auf das Podium der<br />
ersten Drei, damals war es Loris Capirossi, der beim<br />
tschechischen Grand Prix in Brünn den dritten<br />
Platz belegte. Für den letzten Sieg muss man noch<br />
ein Jahr weiter in den Geschichtsbüchern zurückblättern.<br />
Chris Vermeulen feierte mit seinem Triumph<br />
im Regen von Le Mans 2007 nicht nur seinen<br />
einzigen Karriereerfolg, sondern fuhr gleichzeitig<br />
den einzigen Grand-Prix-Sieg für Suzuki in den<br />
letzten zwölf MotoGP-Saisons ein. Zuletzt konnte<br />
man sich im Jahr 2000 mit Kenny Roberts junior<br />
den Weltmeistertitel sichern. Ernüchternde<br />
Bilanzen also, die Suzuki in naher Zukunft aufbessern<br />
möchte, um vielleicht irgendwann wieder an<br />
die Erfolge der späten 70er, 80er und frühen 90er<br />
Jahre anschließen zu können. Damals konnte man<br />
mit Barry Sheene, Marco Luccinelli, Franco Uncini<br />
und Kevin Schwantz fünf Weltmeistertitel<br />
einfahren.<br />
Ob das gelingen wird, darf aber durchaus bezweifelt<br />
werden. Denn die versammelte Konkurrenz, vor<br />
allem aber Honda und Yamaha, hat während der<br />
Abwesenheit Suzukis keinesfalls geschlafen. Ganz<br />
im Gegenteil: In puncto Leistung und Handling<br />
konnte man in den vergangenen Jahren noch einmal<br />
deutlich zulegen, ein Blick auf die purzelnden<br />
Rundenrekorde aus dem Vorjahr sagt alles über die<br />
Stärke der aktuellen Motorrad-Generation aus, von<br />
IM MÄRZ 2013 BESTREITET NOBUATSU AOKI<br />
IM JAPANISCHEN RYUYO DIE JUNGFERN-<br />
FAHRT MIT DEM NEUEN PROTOTYPEN<br />
den überragenden Talenten wie Marc Marquez oder<br />
Jorge Lorenzo einmal ganz abgesehen. Brivio ist<br />
sich der Herausforderung, die auf ihn und sein<br />
Team wartet, durchaus bewusst: »Natürlich gibt es<br />
eine lange Liste mit Punkten, an denen wir noch<br />
arbeiten müssen. Wir müssen uns auch noch ausführlich<br />
mit der Elektronik und den Regeln, die<br />
2015 gelten werden, befassen.«<br />
In einigen Bereichen schreitet man jedoch bereits<br />
recht gut voran. »Wir konnten verschiedene Rahmen<br />
testen und die Geometrie bewegt sich in die<br />
richtige Richtung. Über den Motor konnten wir<br />
auch wichtige Erkenntnisse sammeln und uns nun<br />
auf den Leistungsoutput und den Spritverbrauch<br />
konzentrieren. All das motiviert uns zusätzlich für<br />
2015 eine konkurrenzfähige Maschine zu entwickeln.<br />
Es wird aber eine große Herausforderung zu<br />
den Spitzenteams aufzuschließen«, bleibt der Italiener<br />
auf dem Boden der Tatsachen.<br />
88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Suzuki reihte<br />
sich bei den<br />
offiziellen<br />
Testfahrten ein<br />
Randy de Puniet schlüpft<br />
2014 komplett in die<br />
Testfahrer-Rolle<br />
FOTOS: SUZUKI<br />
Davide Brivio<br />
bringt als neuer<br />
Manager viel<br />
Erfahrung mit<br />
In dieser Saison<br />
soll der Anschluss<br />
geschafft werden<br />
Im März 2013 rollte die<br />
Suzuki erstmals wieder auf<br />
einer Rennstrecke<br />
Noch fährt die<br />
XHR-1 mit<br />
Bosch-Elektronik<br />
In einem Jahr<br />
will Randy de<br />
Puniet wieder<br />
Rennen fahren<br />
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TOP<br />
DIE LEGENDÄRSTEN<br />
STRECKEN DER MOTOGP<br />
TEXT: MICHAEL HÖLLER<br />
TRADITION VERPFLICHTET: HIER WURDEN EINST LEGENDEN GEBOREN, DOCH<br />
LÄNGST SIND DIESE ASPHALTBÄNDER SELBST LEGENDÄR. DIE TOP-5 TRADITIONS-<br />
STRECKEN DES AKTUELLEN RENNKALENDERS.<br />
1: ASSEN<br />
Er ist auch als die Kathedrale des Motorradsports<br />
bekannt: der TT Circuit Assen. Seit der Premierensaison<br />
im Jahr 1949 gastiert die Motorrad-WM in der<br />
niederländischen 67.000-Einwohner-Stadt. Assen<br />
kommt damit auf die Rekordzahl von bisher 65 Rennen.<br />
Im Laufe der Jahre veränderte sich der Kurs<br />
mehrfach. Anfangs wurde auf offenen Straßen<br />
gefahren, erst 1955 wurde eine permanente Rennstrecke<br />
in Assen gebaut. Diese war ursprünglich 7,7<br />
km lang, ehe sie 2006 durch den Wegfall der Nordkurve<br />
auf 4,5 km verkürzt wurde. Seit jeher unverändert<br />
ist die Start/Ziel-Gerade, der gegenüber die<br />
imposante Haupttribüne steht. Assen rühmt sich damit,<br />
die einzige Strecke im Kalender zu sein, die rein nach<br />
den Bedürfnissen des Motorradsports errichtet wurde.<br />
So sind alle Kurven leicht überhöht und die langgezogenen<br />
kombinierten Kurven-Passagen Turn 2/3/4 und<br />
12/13/14 lassen jeden Motorradfahrer mit der Zunge<br />
schnalzen. Auch für die Fans ist Assen ein Zweirad-<br />
Mekka. 100.000 Zuschauern bietet die Anlage Platz.<br />
Allerdings litt das Rennen in den vergangenen Jahren<br />
unter Zuschauerschwund, weshalb bereits überlegt<br />
wurde, den Grand Prix der Niederlande auf Sonntag<br />
zu verlegen. Traditionell findet das Rennen in Assen<br />
an einem Samstag statt weil in den Anfangszeiten die<br />
frommen Kirchgänger am Sonntag nicht durch das<br />
Knattern der Motoren gestört werden sollten.<br />
90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
FOTOS: HONDA<br />
2: BRÜNN<br />
Tschechien zählt zwar nicht unbedingt zu den großen Motorrad-Nationen, doch<br />
der Grand Prix der Tschechischen Republik (bis 1992 Grand Prix der Tschechoslowakei)<br />
hat in der MotoGP eine lange Tradition. 1965 gastierte die WM<br />
erstmals in Brünn. Gefahren wurde auf einem 13,94 km langen Kurs auf öffentlichen<br />
Straßen direkt vor den Toren der zweitgrößten Stadt Tschechiens. 1975<br />
wurde die Strecke, die auch durch Wälder und um umliegende Dörfer führte,<br />
auf 10,92 km verkürzt, ehe 1982 das vorläufige Aus für den tschechischen<br />
Grand Prix erfolgte. Der Straßenkurs war nicht mehr zeitgemäß, sodass innerhalb<br />
des nordwestlichen Abschnitts der ehemaligen Strecke ein neuer, moderner<br />
Kurs unter dem Namen Masaryk Ring errichtet wurde. 1987 gab Brünn sein<br />
Comeback im MotoGP-Zirkus und ist heute aus dem WM-Kalender nicht mehr<br />
wegzudenken. 44 Rennen fanden bisher auf tschechischem Boden statt, wo<br />
unter anderem Valentino Rossi 1996 im Alter von 17 Jahren seinen ersten<br />
GP-Sieg feierte. Die Strecke zeichnet sich nicht nur durch ihre perfekte Einbettung<br />
in die umliegende Landschaft und damit einhergehende Höhenunterschiede<br />
aus, sondern lockt Jahr für Jahr auch über 200.000 Fans an. Von der<br />
großen Naturtribüne im Infield überblicken die Zuseher mehr als ein Drittel der<br />
gesamten Strecke.<br />
3: SACHSENRING<br />
Der Brno Circuit zählt zu<br />
den beliebtesten Kursen<br />
in Europa<br />
Bei einer Aufzählung der Traditionsstrecken darf der Sachsenring nicht fehlen,<br />
denn bereits 28 Mal gastierte die Motorrad-WM im Osten Deutschlands. 8,7<br />
km war der temporäre Straßenkurs durch Hohenstein-Ernstthal einst lang, als<br />
er als Großer Preis der DDR im Jahr 1961 seinen Weg in den Rennkalender<br />
fand. 1972 kam allerdings das Aus. Offiziell wegen Sicherheitsbedenken, inoffiziell<br />
weil die SED-Führung sich im Jahr zuvor daran stieß, dass die anwesenden<br />
Fans aus der DDR beim Sieg des Westdeutschen Dieter Braun während<br />
der Siegerehrung die BRD-Hymne lauthals mitsangen. Mit dem Zusammenbruch<br />
der DDR kam auch für den temporären Straßenkurs das endgültige Aus. Nach<br />
jahrelangen Verhandlungen konnte 1996 schließlich der neue, von Hermann<br />
Tilke konstruierte Sachsenring eröffnet werden, der 1998 die Motorrad-WM<br />
erneut anlocken konnte. Rasch entwickelte sich die Strecke zum Publikumsmagneten,<br />
jährlich finden am MotoGP-Rennwochenende über 200.000 Fans<br />
den Weg an die Strecke. Diese ist mit nur 3,6 km die kürzeste im gesamten<br />
Kalender. Das Layout zählt bei den Fahrern nicht zu den beliebtesten, vor allem<br />
die sieben Linkskurven im Vorfeld von Turn 11 sorgten im Vorjahr für eine<br />
Sturz-Orgie inklusive anschließender Sicherheits-Debatte im Fahrerlager. Die<br />
Möglichkeiten eines Umbaus der entsprechenden Passagen sind aufgrund der<br />
natürlichen geographischen Bedingungen allerdings begrenzt.<br />
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4: JEREZ<br />
Montjuich, Jarama, Barcelona, Valencia, Aragon - die Liste an spanischen<br />
Motorrad-Strecken ist lang. Doch keiner dieser Kurse kommt an die Tradition<br />
von Jerez heran, wo bisher 26 MotoGP-Rennen ausgetragen wurden. Zwar<br />
wurde der Circuito de Jerez erst im Dezember 1985 eröffnet, doch schon<br />
anderthalb Jahre später war die Motorrad-WM erstmals zu Gast. Seit 1987<br />
stand der Kurs ununterbrochen im Rennkalender und trägt seit jeher das Prädikat<br />
des offiziellen Spanien Grand Prix. Die weit über hunderttausend<br />
Zuschauer finden zum größten Teil auf den Naturtribünen entlang des Mittelsektors<br />
Platz, vor allem in den Kurven neun und zehn herrscht aufgrund der<br />
Architektur und der unmittelbaren Nähe zur Strecke regelrechte Stadionatmosphäre.<br />
Hier findet sich auch der künstlich angelegte Teich, in dem etwa Jorge<br />
Lorenzo 2010 nach seinem ersten MotoGP-Sieg auf spanischem Boden ein<br />
kurzes Bad nahm. In der finalen Kurve spielten sich bereits mehrfach Dramen<br />
ab, wie etwa 2005 im Duell zwischen Valentino Rossi und Sete Gibernau oder<br />
im Vorjahr zwischen Lorenzo und Marc Marquez. Mit nur 4,4 km Länge zählt<br />
die Strecke zu den kürzeren im Kalender, die Atmosphäre ist dafür umso dichter.<br />
Außerhalb der Saison zählt der Circuito de Jerez aufgrund des gemäßigten<br />
Klimas zu den beliebtesten Teststrecken.<br />
FOTOS: HONDA<br />
92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Nicht irritieren lassen:<br />
Mittlerweile sind die Kerbs<br />
der Strecke in italienischen<br />
Farben gestrichen<br />
5: MUGELLO<br />
1974 wurde die permanente Rennstrecke im toskanischen<br />
Mugello errichtet, zwei Jahre später gastierte<br />
die Motorrad-WM erstmalig auf dem über fünf Kilometer<br />
langen Kurs. Unter der Bezeichnung Grand Prix<br />
der Nationen, Grand Prix von San Marino und Grand<br />
Prix von Italien fanden bislang 24 Rennen in Mugello<br />
statt, das seit 1991 ununterbrochen im Kalender steht<br />
und seit 1994 den Italien GP ausrichtet. 1988 kaufte<br />
Ferrari den Kurs als zusätzliche Testmöglichkeit für<br />
das <strong>Formel</strong>-1-Team, davon profitierten aber auch die<br />
Motorradfahrer, denn die Scuderia ließ die Strecke<br />
auf höchste Sicherheitsstandards heben. Vom Prestigegewinn<br />
durch die Ferrari-Übernahme ganz zu<br />
schweigen. Bis zur Aufnahme des Circuit of the Americas<br />
in den Rennkalender verfügte Mugello mit seiner<br />
Geraden von 1.141 Metern über die längste aller<br />
WM-Strecken. Der Kurs fügt sich perfekt in die malerische<br />
Umgebung ein und neben zahlreichen Tribünen<br />
finden die Fans auch auf den Wiesen der umliegenden<br />
Hügel Zuschauerzonen. Vor allem nach Siegen<br />
von Valentino Rossi ist dort die Hölle los. Bislang<br />
konnte der Dottore bereits neun Mal in Mugello siegen,<br />
allerdings zog er sich dort 2010 auch seinen<br />
offenen Unterschenkelbruch zu.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93
BEI<br />
LAUNE<br />
BLEIBEN<br />
GINO REA GING 2013 GRÖSSTENTEILS ALS PRIVATIER<br />
AN DEN START UND FUHR DABEI NICHT NUR EIN<br />
VORJAHRESBIKE, SONDERN CHECKTE AUCH DATEN<br />
UND WAR SEIN EIGENER CREWCHIEF. DAS MOTOR-<br />
SPORT-MAGAZIN SPRACH MIT DEM BRITEN ÜBER EINE<br />
SCHWIERIGE SAISON.<br />
TEXT: MARIA POHLMANN<br />
MSM: Du hattest eine ziemlich spannende Saison 2013…<br />
GINO REA: Es war auf jeden Fall spannend, aber gleichzeitig auch<br />
eine schwierige Herausforderung am Anfang, als sich das Team, bei<br />
dem ich schon einen Vertrag unterschrieben hatte, wieder aus der<br />
WM zurückzog. Damit saßen wir da und hatten keine Option mehr.<br />
Also haben wir entschieden, ein eigenes Team aufzubauen, was eine<br />
große Herausforderung war. Unterstützer konnten mir über eine<br />
Website helfen, das Budget zusammenzubekommen. So fuhren wir<br />
ein paar Mal mit einer Wildcard und konnten damit einen Partner<br />
aus der Tschechischen Republik anlocken. Wir schlossen<br />
uns mit ihnen zusammen und konnten so noch mehr<br />
Wildcard-Einsätze bestreiten. Wenn man bedenkt, dass<br />
wir auf einer alten Maschine fuhren und das Team selbst<br />
betrieben haben, konnten wir ein paar wirklich gute<br />
Ergebnisse holen. Dann fragte mich das spanische<br />
Arginano Team, ob ich die Übersee-Rennen für sie<br />
fahren wollte und ich konnte ihnen die besten Ergebnisse<br />
liefern, die sie im letzten Jahr hatten. Beim letzten Rennen<br />
in Valencia trat ich wieder mit meinem eigenen Team an.<br />
Wie konntest du quasi aus dem Nichts ein eigenes Team<br />
zusammenstellen?<br />
Die Basis kam von FTR. Sie unterstützten uns und gaben uns etwas<br />
Equipment aus dem Vorjahr. So fingen wir an. Wir mussten das Budget<br />
zusammenbekommen und dazu brauchten wir einige kleinere<br />
Sponsoren, die bereit waren, uns zu unterstützen. Die Team-Basis war<br />
quasi zu Hause. Wir hatten einen kleinen Camper, einen Sprinter mit<br />
zwei Betten für meinen Dad und mich. Freunde waren meine Mechaniker.<br />
Die Daten habe ich mir selbst angesehen und ausgewertet. Ich<br />
war also mein eigener Crew-Chief, habe das Bike abgestimmt, die<br />
Geometrie und das Fahrwerk eingestellt und mich um die ganzen<br />
Daten gekümmert. Das war natürlich sehr hart, aber ich denke, es hat<br />
sich ausgezahlt.<br />
Was war das Schwierigste?<br />
Ich glaube, das Schwierigste war, viele Jobs gleichzeitig zu machen<br />
und mit einem so geringen Budget zu arbeiten. Wir hatten kein großes<br />
Budget, also konnten wir auch nicht testen. An den Rennwochenenden<br />
ging es direkt los. Wir hätten ein paar Tests gut gebrauchen können,<br />
denn das Bike ist alt und wir hatten viele Probleme. Da ich mein<br />
eigener Crew-Chief war und das Bike selbst abstimmte, sah es nach<br />
den Sessions nicht etwa so aus, dass ich in die Box kam und einem<br />
Crew-Chief all meine Sorgen und Wünsche mitgeteilt hätte, sondern<br />
ich habe mich selbst an den Computer gesetzt und mir alles angesehen.<br />
Es war insgesamt eine große Herausforderung. [lacht]<br />
94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Warst du sehr erleichtert, als du kurz vor Saisonstart realisiert hast,<br />
dass du zumindest ein paar Rennen per Wildcard fahren kannst?<br />
Natürlich! Ich habe am Anfang geplant, so viele Rennen zu fahren<br />
wie möglich. Ehrlich gesagt hatte ich aber nicht erwartet, dass es so<br />
viele werden. Nach drei oder vier Rennwochenenden war unser Budget<br />
bereits aufgebraucht. Dann kamen wir zum Glück mit der tschechischen<br />
Firma Montaze Broz zusammen und teilten alles 50 zu 50.<br />
So konnten wir mehr Rennen bestreiten als erwartet, das war natürlich<br />
gut.<br />
Gab es noch weitere Probleme während der Saison?<br />
Ja, insgesamt ist es schwer, bei Laune zu bleiben, wenn man sein<br />
eigenes Geld braucht, um Rennen zu fahren und in den Rennen dann<br />
Probleme mit dem Bike hat und sein wahres Potential nicht zeigen<br />
kann. Das ist mental sehr hart. Man muss echt versuchen, guter Dinge<br />
zu bleiben und jeden auch noch so kleinen positiven Moment<br />
mitzunehmen.<br />
Gino Rea war<br />
zeitweise<br />
Crewchief und<br />
Fahrer zugleich<br />
Wie viel Geld hast du für ein Rennwochenende gebraucht?<br />
Die Wildcard allein kostet 12.500 Euro, da sind Motor, Reifen, Sprit<br />
und Kupplung dabei. Das sind die ersten Kosten eines Wochenendes,<br />
dazu kommt das Geld, das man braucht, um zu den<br />
Rennstrecken zu gelangen. Man muss das Bike und vor<br />
allem die Ersatzteile mitbringen. Falls man durch<br />
einen Sturz Schaden verursacht, können die Ersatzteile<br />
von 15.000 über 20.000 bis hin zu 40.000 Euro<br />
kosten.<br />
Was wünschst du dir für die Zukunft?<br />
Ich möchte mich in der Moto2 beweisen. In<br />
Valencia qualifizierte ich mich mit einem<br />
extrem alten Bike unter den Top-15 und ich<br />
hoffe, dass das zeigt, wozu ich in der Lage bin.<br />
Mein endgültiges Ziel ist es natürlich, um den<br />
Moto2-Titel zu kämpfen. Ich hätte gerne das Bike<br />
und die Crew, um zu zeigen, was ich drauf habe.<br />
FOTOS: MILAGRO<br />
Denkst du die Dorna und/oder IRTA sollten mehr für talentierte<br />
Fahrer wie dich tun?<br />
Ich glaube, es ist schwer für sie. Durch die wirtschaftlichen Probleme<br />
hat kaum einer Geld, es ist also für niemanden leicht. Viele der anderen<br />
Fahrer haben viel mehr Geld und viel mehr Sponsoren aus der ganzen<br />
Welt. Es ist schwer für sie [Dorna], viel für mich zu tun. Sie helfen aus,<br />
wo sie können. Unglücklicherweise können sie aber nicht so sehr<br />
helfen, um meinem Team ein großes Budget zu besorgen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95
FOTO: MILAGRO, KIEFER RACING<br />
96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
ES KANN<br />
NUR<br />
BESSER<br />
WERDEN<br />
TEXT: MARIA POHLMANN<br />
STEFAN KIEFER NIMMT KEIN BLATT VOR DEN MUND:<br />
2013 WAR EINE KATASTROPHE. MIT LUCA GRÜNWALD<br />
UND GABRIEL RAMOS SOLL ES FÜR DAS KIEFER RACING<br />
TEAM IN DIESER SAISON WIEDER AUFWÄRTS GEHEN.<br />
Eine erfolglose Saison in der Moto2 bewegte das Kiefer Racing Team<br />
zum Wechsel in die kleine Klasse. Das Jahr 2013 sollte ein Neustart<br />
mit zwei jungen talentierten Moto3-Fahrern werden, entwickelte sich<br />
aber schnell zum Desaster. »Zusammenfassend kann man nur sagen,<br />
dass die Saison extrem bescheiden war und so verlaufen ist, wie wir<br />
es uns überhaupt nicht vorgestellt hatten«, erklärt Stefan Kiefer ohne<br />
Umschweife. Am Ende des Jahres tauchen weder Toni Finsterbusch noch Florian<br />
Alt in der Gesamtwertung auf. Der einfache Grund dafür: Keiner von beiden hat<br />
es in 17 Rennen geschafft, auch nur einen Punkt zu holen.<br />
»Toni fuhr seine zweite Saison, also dachten wir uns schon, dass wir in die Nähe<br />
der Punkte fahren und öfter Mal einen Zähler holen könnten. Das ist uns leider<br />
nicht gelungen, was für beide Seiten alles andere als zufriedenstellend war. Bei Flo<br />
als Red Bull MotoGP Rookies Meister auf der 125er mussten wir davon ausgehen,<br />
dass es im Laufe der Saison nach vorne gehen würde. Das ist aber leider auch nicht<br />
passiert«, bedauert Kiefer. Im Gegenteil: Bis zum Ende der Saison war Alt 15 cm<br />
gewachsen, was für ihn und seine Crew ein riesiger Nachteil war. »Er kam voll in<br />
die Entwicklungsphase und alles in allem hat ihn das komplett behindert. Ab Mitte<br />
der Saison kämpfte er mit tauben Beinen, herausspringenden Rückenwirbeln und<br />
lauter solchen Dingen. So kann man natürlich keine Moto3-WM fahren. Von dieser<br />
Seite aus ist es also auch nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten.« →
Erste Tests bot die<br />
spanische<br />
Meisterschaft<br />
Probe in der CEV<br />
Toni Finsterbusch<br />
brachte nicht die<br />
gewünschte<br />
Leistung<br />
Probleme mit den Motorrädern gab es kaum.<br />
»Mit der Kalex-KTM kann Jonas Folger aufs<br />
Podium fahren und mit unserer Maschine wäre<br />
das grundsätzlich auch machbar gewesen. Sicherlich<br />
haben wir auch ein, zwei kleine Fehler<br />
gemacht. Das passiert in jedem Jahr und garantiert<br />
auch in jedem Team. Von der Seite her lagen<br />
wir komplett im Durchschnitt. Besonders im Fall<br />
von Florian ist es auf den Fahrer zurückzuführen«,<br />
äußert der Teammanager, der einsieht: »Die<br />
Saison war schlecht. Wir müssen sie abhaken und<br />
sehen, dass es 2014 besser wird. Das ist nicht<br />
schwierig und wird uns bestimmt gelingen.«<br />
Ein erstes Licht am Ende des Tunnels leuchtete<br />
bereits Ende 2013 auf. Luca Grünwald fuhr in<br />
Australien und Japan seine ersten Rennen für das<br />
Kiefer Racing Team, nachdem Alt mit gebrochenem<br />
Arm pausieren musste. »Das war alles<br />
sehr, sehr kurzfristig. Die Erfahrung, dort zu<br />
fahren, war schön. Ich hatte sogar ein Ergebnis,<br />
das okay war. Natürlich war es eine riesige Umstellung,<br />
vom Supersport-Bike wieder zurück auf die<br />
Moto3. Dazu kannte ich die beiden Strecken nicht.<br />
Ich denke, dass ich mich ganz gut angestellt habe.<br />
Das Team hat sich auch gefreut, dass ich relativ<br />
gut dabei war. Ich glaube, es hat gut funktioniert.<br />
Wir haben gut zusammengearbeitet und ich habe<br />
mich gefreut, dass sie so glücklich darüber waren«,<br />
lautete das Fazit des Ersatzfahrers, der in der Saison<br />
2013 hauptsächlich in der Supersport-Klasse<br />
der SUPERBIKE*IDM unterwegs war.<br />
Nach Platz 22 auf Phillip Island<br />
stürzte Grünwald zwar in<br />
Japan, beeindruckte aber mit<br />
starken Trainingsleistungen<br />
und einer guten Arbeitsmoral.<br />
»Der Einsatz von Luca war<br />
kurzfristig. Wir waren letztes Jahr schon an ihm<br />
dran. Die finanzielle Lücke war damals aber überhaupt<br />
nicht zu schließen. Auch heute ist sie noch<br />
schwer zu schließen, aber wir wollten das Risiko<br />
eingehen, insbesondere nach den beiden Einsätzen<br />
in Australien und Japan, die außergewöhnlich<br />
gut waren. Er war nicht nur auf Anhieb<br />
schneller als unsere Einsatzfahrer, die zuvor<br />
schon 15 Rennen gefahren waren, sondern auch<br />
die Art und Weise, wie er an die Sache heranging,<br />
wie er mit uns geredet hat und uns technisch<br />
voranbringen konnte, war für uns sehr beeindruckend.<br />
Deshalb haben wir uns für ihn entschieden«,<br />
erklärt Kiefer.<br />
Dank einiger Sponsoren konnte Grünwald die<br />
Reise nach Übersee größtenteils abdecken. »An<br />
sich hat alles geklappt«, schildert er zufrieden.<br />
»Das Team hat sich sehr gefreut, war zufrieden<br />
mit meiner Leistung und ich wollte natürlich<br />
schon immer in der Weltmeisterschaft fahren.<br />
Wir haben darüber geredet und mein neuer<br />
Manager hat sich darum gekümmert. So hat sich<br />
Luca Grünwald<br />
überzeugte schon<br />
beim Einsatz in<br />
Übersee<br />
die Möglichkeit ergeben, dass ich die komplette<br />
kommende Saison bei Kiefer Racing fahren kann.<br />
Ich habe natürlich zugeschlagen und jetzt freue<br />
ich mich, dass ich endlich mal ein ganzes Jahr<br />
fahren darf.«<br />
Ein ganzes Jahr WM fahren darf 2014 auch<br />
Gabriel Ramos. Der Venezolaner empfahl sich<br />
durch die spanische Meisterschaft. Kiefer erklärt,<br />
warum er sich gerade für Ramos als zweiten Fahrer<br />
entschied: »Etwa zur Mitte der Saison bin ich<br />
zur spanischen Meisterschaft nach Albacete<br />
gefahren und hatte mir natürlich schon zuvor<br />
überlegt, dass er ein interessanter Fahrer sein<br />
könnte. Er ist 19 Jahre alt und hat in den letzten<br />
beiden Jahren riesige Schritte gemacht.« Der<br />
Teammanager ist allerdings auch darauf gefasst,<br />
dass Ramos etwas Zeit brauchen wird, um sich<br />
einzuleben. »Ich denke, dass wir mit ihm sportlich<br />
zwar erst einmal etwas weiter hinten beginnen<br />
- wenn man sich allein die Resultate der CEV<br />
ansieht - aber ich denke gleichzeitig, dass er mit<br />
seinem ganzen Paket gut aufgestellt ist. Er hat<br />
einen Techniker, der genau Bescheid weiß, wie<br />
man einen Motorradrennfahrer zu führen hat,<br />
dazu hat er zwei weitere gute Berater um sich. Es<br />
funktioniert. Er ist finanziert - das ist für uns<br />
auch ganz wichtig.«<br />
Kiefer macht kein Geheimnis daraus, dass der<br />
junge Pilot aus Venezuela auch aus Vermarktungsgründen<br />
sehr reizvoll war. »Wir denken<br />
nicht nur sportlich, dass es nach vorne gehen<br />
kann. Auch das Paket, das er mitbringt, passt.<br />
Dazu ist er Venezolaner. Da wir im nächsten Jahr<br />
zum ersten Mal wieder einen Grand Prix in<br />
FOTO: MILAGRO, KIEFER RACING
Es gibt ja unendlich viele Möglichkeiten bei diesen<br />
Maschinen, das zu finden, was einem gefällt.<br />
Wir werden bestimmt ein paar Rennen dazu<br />
brauchen, dann brauche ich noch ein paar Rennen,<br />
um mich an das starke Tempo und alles zu<br />
gewöhnen.« Später will Grünwald versuchen,<br />
weiter nach vorne zu kommen. »Ich will viel lernen<br />
und mich so gut wie möglich verkaufen. Mal<br />
schauen, wie es dann im übernächsten Jahr weitergehen<br />
kann.«<br />
MIT DER KALEX-KTM KANN JONAS FOLGER AUFS<br />
PODIUM FAHREN. MIT UNSERER MASCHINE WÄRE DAS<br />
AUCH MACHBAR GEWESEN. SICHERLICH HABEN WIR<br />
AUCH EIN, ZWEI KLEINE FEHLER GEMACHT.<br />
Nach einem enttäuschenden Moto2-Jahr 2012<br />
und einer katastrophalen Saison 2013 hofft Kiefer<br />
mit seinen neuen vielversprechenden Piloten nun<br />
ebenso, wenigstens ein paar Schritte nach vorne<br />
zu kommen. Die Punkteränge, die schon im letzten<br />
Jahr das erklärte Ziel waren, sollten zumindest<br />
in greifbare Nähe rücken. »Ich würde mich wirklich<br />
sehr freuen, wenn wir es tatsächlich schaffen,<br />
sportlich wieder in die richtige Richtung zu kommen.<br />
Wir gehen fest davon aus, dass es in diesem<br />
Jahr wieder besser wird.«<br />
Argentinien, also Südamerika fahren, ist unser<br />
Fahrer für die Dorna und alle Beteiligten sehr<br />
interessant. Wir haben das also gerne gemacht.«<br />
Gerne gesellt sich auch Grünwald zum spanisch<br />
sprechenden Teamkollegen: »Ich hoffe, dass wir<br />
uns ganz gut verstehen.« Dazu muss Ramos aber<br />
erst einmal noch an seinem Englisch feilen.<br />
Üben konnte er bereits bei einem ersten Rollout<br />
vor den offiziellen Wintertests der IRTA. Doch<br />
nicht nur die Sprache, sondern besonders das<br />
Tempo auf der Kalex-KTM sollte verbessert<br />
werden. »Ich glaube, wir bekommen von KTM<br />
einen neuen Motor. Wie es momentan aussieht,<br />
werden Rahmen und Schwingen von 2013 sein.<br />
Damit kann man natürlich auch noch etwas<br />
Geld sparen und Geld ist bekanntlich ja sowieso<br />
immer knapp«, erklärt Grünwald, der allerdings<br />
keinen Nachteil darin sieht, die Maschine aus<br />
dem Vorjahr zu pilotieren. »Das Bike hat ja<br />
schon 2013 sehr gut funktioniert, wie man bei<br />
Jonas sah. Die Änderungen für 2014 sind -<br />
soweit ich weiß - geringfügig. Falls es im Laufe<br />
des Jahres die Möglichkeit gibt, auf das neue<br />
Bike zu wechseln, wenn die Ergebnisse stimmen,<br />
dann freue ich mich. Wir fangen aber erst einmal<br />
mit dem 2013er Modell an.«<br />
Der 19-Jährige ist sich sicher, dass er etwa eine<br />
halbe Saison brauchen wird, um sich richtig in<br />
der Weltmeisterschaft einzuleben. »Ich denke,<br />
wenn wir zu Beginn der Saison zwischen 10 und<br />
20 liegen, wäre das sehr, sehr gut. Ich brauche<br />
natürlich ein paar Rennen, um mich an alles zu<br />
gewöhnen. Wir werden sehen, wie schnell das<br />
geht und wie wir das Bike abstimmen können.<br />
Florian Alt ist in<br />
einer Saison 15<br />
cm gewachsen<br />
Stefan Kiefer will<br />
2014 wieder Licht<br />
am Ende des<br />
Tunnels sehen<br />
Mit Gabriel Ramos<br />
kommen erfahrene<br />
Betreuer ins Team<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99
EIN<br />
TEXT: MARIA POHLMANN<br />
NEUANFANG<br />
VOLTCOM CRESCENT SUZUKI - NICHT NUR DER NAME KLINGT 2014 ANDERS. MIT EUGENE LAVERTY UND ALEX<br />
LOWES STARTET DAS TEAM NEU DURCH. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN SPRACH MIT BEIDEN PILOTEN.<br />
H<br />
orrorcrash auf dem Nürburgring, siebenfacher Fußbruch in Istanbul:<br />
Leon Camier konnte fast die Hälfte der Saison 2013 vergessen.<br />
Jules Cluzel sollte die Kohlen aus dem Feuer holen, zeigte ein<br />
starkes Debüt-Jahr und doch war es nicht genug. In dieser Saison<br />
läutet Suzuki eine neue Ära ein. Camier und Cluzel flogen raus, Vizeweltmeister<br />
und BSB-Champion kamen. Eugene Laverty bringt dabei nicht nur eine Menge<br />
Superbike-Erfahrung mit, sondern auch zwölf Rennsiege in drei Jahren und<br />
den Vizetitel von Aprilia. Er gilt schon seit Jahren als heißer Siegkandidat.<br />
Können dem Nordiren diese Triumphe auch auf der GSX-R gelingen? »Ich<br />
glaube, dass wir das schaffen können. Wir sind unglaublich motiviert und<br />
hungrig auf Siege. Ich habe das Gefühl, eine großartige Truppe um mich zu<br />
haben und das Wichtigste ist, dass das Team an mich glaubt.«<br />
Neben Laverty vertraut die Crew um Paul Denning 2014 auch auf Alex Lowes.<br />
Nach seinem hart erkämpften Triumph in der britischen Superbike stand der<br />
Zwilling bei vielen Teams verschiedener Meisterschaften ganz oben auf der<br />
Wunschliste. Obwohl er zum Ende der letzten Saison noch in der MotoGP<br />
gehandelt wurde, fand er den Weg in die World Superbike. »Ich hatte einige<br />
Gespräche, um in der MotoGP zu fahren, aber als sich die Möglichkeit ergab,<br />
mit Suzuki zu arbeiten, griff ich direkt zu. Das ist für meine Karriere momentan<br />
die beste Entscheidung und ich freue mich sehr darauf«, schildert der Brite,<br />
der sich glücklich schätzt, an der Seite des Vizeweltmeisters anzutreten.<br />
»Das ist ein perfektes Ziel für mich. Sicherlich wird er richtig schnell<br />
und gut sein, also werde ich so viel ich kann von ihm lernen.«<br />
Irlands Motorradfahrer des Jahres 2013 schätzt die Situation<br />
ähnlich ein: »Ich finde es gut, einen schnellen Teamkollegen<br />
zu haben«, sagt er zum britischen Superbike-Meister, von<br />
dem er erwartet, selbst angetrieben zu werden. »Alex ist<br />
jung und sehr zielstrebig, was für die Team-Moral nur gut<br />
sein kann. Wir werden uns gegenseitig pushen, um uns<br />
während der Saison zu verbessern und daher wird<br />
es keine Zeit geben, um sich auf irgendwelchen<br />
Lorbeeren auszuruhen.« Bereits nach dem ersten<br />
Test ruhte sich keiner der beiden neuen Piloten<br />
aus. »Mein Fokus bei den weiteren Tests lag auf der<br />
Elektronik.<br />
Die Traktionskontrolle funktioniert nicht richtig und bringt das Bike aus der<br />
Balance, wenn ich aggressiv fahren will. Meine Trainingsstarts waren beim<br />
ersten Test nicht konstant und daher müssen wir das Gefühl zur Kupplung<br />
noch verbessern«, nahm sich Laverty vor. Sein erster Eindruck von Chassis<br />
und Motor der GSX-R sei sehr gut gewesen. »Aber ich kann schon fühlen,<br />
dass aus dem Paket noch mehr herauszuholen ist.«<br />
Alex Lowes zeigte<br />
schon bei den Tests<br />
hohes Potential<br />
Lowes will zunächst aus sich selbst noch etwas mehr herausholen. »Ich mag<br />
das Bike wirklich und habe es schon in Jerez sehr genossen, damit zu fahren.<br />
2013 hat mir so viel Spaß gemacht und ich hatte ein großartiges Gefühl auf<br />
der Honda, also war ich vor dem ersten Fahren der Suzuki etwas besorgt,<br />
aber ehrlich gesagt liebe ich es und kann es kaum erwarten, wieder zu fahren<br />
und die Saison 2014 zu beginnen. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen den<br />
Bikes und ich fühle mich schon jetzt wohl. Das Chassis funktioniert sehr gut<br />
und die Elektronik ist für mich komplett neu, denn in der BSB gibt es keine,<br />
also muss ich meinen Stil einfach ein bisschen anpassen.« Für den 23-Jährigen<br />
steht bis zum Start der Saison also fest, dass er seinen Fahrstil an die<br />
neue Maschine und speziell auf die elektronischen Hilfen abstimmen muss.<br />
»Nur so kann ich das Beste aus der Suzuki herauszuholen, also arbeite<br />
ich hauptsächlich daran.«<br />
In seiner ersten WSBK-Saison will Lowes sein Bestes geben<br />
und so viel wie möglich lernen. »Mein erstes Ziel ist es aber<br />
natürlich, meinen Teamkollegen zu schlagen!« Dabei<br />
besteht für den Rookie das größte Problem in der<br />
mangelnden Streckenkenntnis. »Ich denke, die Strecken<br />
zu lernen und gleichzeitig zu versuchen, die<br />
besten Superbike-Fahrer der Welt zu schlagen,<br />
ist meine größte Herausforderung«,<br />
gibt er zu. Sein<br />
Teamkollege hat<br />
ganz andere<br />
Sorgen: »Ich<br />
möchte Suzuki<br />
zurück auf die<br />
oberste Stufe des<br />
Podiums bringen.<br />
Der letzte Suzuki-<br />
Sieg war 2010 und<br />
das scheint schon sehr<br />
lange her zu sein.« Laverty<br />
ist sich aber auch sicher, dass<br />
es kein Kinderspiel werden dürfte, von<br />
Saisonbeginn an ganz vorne mitzumischen.<br />
»Ich weiß, dass wir dort<br />
ankommen können, ich bin mir nur nicht<br />
sicher, wie viel Zeit das in Anspruch<br />
nehmen wird.«<br />
100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Als Vizeweltmeister<br />
hat Eugene<br />
Laverty nur noch<br />
ein Ziel vor Augen<br />
FOTOS: SUZUKI<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 101
TEXT: MARIA POHLMANN<br />
VOM<br />
WASCHBRETT<br />
ÜBER<br />
DEN<br />
TRIPLE<br />
INS ZIEL<br />
LEHMIGER BODEN, SCHARFE KURVEN, ATEMBERAUBENDE SPRÜNGE: FREDDY VERSTRAETEN IST DER<br />
KOPF HINTER DEN STRECKEN IM ADAX SX CUP. DEM MOTORSPORT-MAGAZIN STAND DER BELGIER BEIM<br />
SUPERCROSS IN DORTMUND REDE UND ANTWORT.<br />
Mit jeder Strecke<br />
versucht Freddy<br />
Verstraeten etwas<br />
Neues<br />
Nicht alle<br />
Fahrer sind<br />
zufrieden<br />
MSM: Wie bist du zum Streckenbau<br />
gekommen?<br />
FREDDY VERSTRAETEN: Ich bin früher selbst<br />
gefahren. Mein Vater war acht oder neun Jahre<br />
lang der Veranstalter des Supercross in Leipzig<br />
und beim ersten Mal 1995 meinte er direkt<br />
‚Freddy, du musst die Strecke bauen.‘ Ich hatte<br />
damals absolut keine Erfahrung im Streckenbau,<br />
lediglich als Fahrer. Dennoch habe ich es<br />
gewagt. Ich habe direkt Achim [Mittag]<br />
kennengelernt, der ein sehr guter Baggerfahrer<br />
ist und wir haben jedes Jahr zusammen die<br />
Strecke in Leipzig gebaut. Am Anfang waren die<br />
Kurse wirklich nicht gut. 1998 hat Giuseppe<br />
Luongo, der heutige Präsident von Youthstream<br />
[Hauptvermarkter der MX-WM] angefragt, ob<br />
ich die Strecken für ihn überall bauen könnte,<br />
was ich dann sechs Jahre lang gemacht habe.<br />
Wann und wie hast du mit der Planung für das<br />
Supercross in Dortmund begonnen?<br />
Ich beginne früh mit dem Design und versuche,<br />
das jedes Jahr neu zu gestalten. Schon im<br />
Sommer fragen die Veranstalter an, wie die<br />
Strecke aussehen wird, damit sie mit dem<br />
Design werben und Tickets verkaufen können.<br />
Alles andere läuft relativ flüssig. Wir kommen<br />
schon montags an - genau wie die Erde und<br />
dann beginnen wir direkt mit dem Bau der<br />
Strecke.<br />
Ist jede Strecke anders?<br />
Ich versuche, jedes Mal neue Strecken zu<br />
entwerfen. Viele Möglichkeiten bleiben mir aber<br />
nicht, denn wir haben überall nur vier Bahnen,<br />
weil die Hallen für Supercross ziemlich klein<br />
sind. Trotzdem versuche ich immer, verschiedene<br />
Dinge einzubauen. Mit dem Layout kann<br />
ich nicht groß variieren. Das ist schwer. Bisher<br />
ist es mir aber immer gelungen, irgendetwas<br />
Neues einzubauen.<br />
Was inspiriert dich?<br />
Ich bin früher selbst gefahren und wenn ich<br />
baue, sitze ich auch immer auf meinem<br />
Motorrad, schließlich muss von der Geschwindigkeit<br />
über die Winkel und Abstände alles<br />
passen. Ich durchdenke alles sehr genau und<br />
habe auch Vorstellungen davon, was ich hier<br />
oder da noch bauen und verändern kann. Ich<br />
versuche immer etwas Neues, was aber auch<br />
nicht immer unbedingt besser ist. [lacht]<br />
Standard-Dinge wie Waschbrett und ein<br />
dreifacher Sprung sind immer drin. Außerdem<br />
wollen die Veranstalter einen schönen Ziel-<br />
102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Die deutschen<br />
Supercross-<br />
Hallen sind<br />
verhältnismäßig<br />
klein<br />
Die Piloten<br />
sorgen auf dem<br />
Lehmboden für<br />
beste Action<br />
Beim Start geht<br />
es eng zu<br />
FOTOS: SUPERCROSS DORTMUND, JAN BRUCKE<br />
sprung haben. Damit sind schon drei von den<br />
vier Bahnen weg. Dann gibt es noch einen<br />
technischen Abschnitt. Wichtig ist immer, dass<br />
man gut überholen kann.<br />
Wo hast du in den letzten Jahren Strecken<br />
gebaut?<br />
Wir bauen für den ADAC SX Cup alle Strecken in<br />
Deutschland, aber auch in Holland. In Schweden,<br />
Finnland und Dänemark bauen wir auch<br />
jedes Jahr ein bis zwei Strecken. Outdoor<br />
kümmern wir uns auch um einige Strecken des<br />
ADAC MX Masters. Draußen bauen wir die<br />
Kurse aber nicht komplett neu, sondern<br />
präparieren sie nur. In der WM haben wir 2013<br />
den Lausitzring gebaut, eine ganz neue Strecke,<br />
die nach einer Woche wieder weg war. In<br />
Lommel - wo ich wohne - kümmern wir uns<br />
auch um den Kurs zur Weltmeisterschaft. Dazu<br />
kommen noch einige Privatstrecken für Fahrer<br />
wie Stefan Everts. Für die MX-Schule, die er mit<br />
seinem Vater Harry Everts betreibt, haben wir<br />
zuletzt in Spanien drei Strecken gebaut.<br />
Welches war bisher dein schwierigstes<br />
Projekt?<br />
Die Strecke auf dem Lausitzring war ziemlich<br />
schwer. Wir hatten nur vier Tage Zeit, dazu war<br />
an diesen Tagen auch noch Training auf der<br />
Asphalt-Strecke, also konnten wir nur morgens<br />
und nachts ein paar Stunden arbeiten, dazu war<br />
die Strecke noch ziemlich anspruchsvoll. Das<br />
war echt schwierig.<br />
Welche war die schönste Strecke, die du<br />
jemals gebaut hast?<br />
Eigentlich werden unsere Strecken mit wachsender<br />
Erfahrung immer besser. Mein absoluter<br />
Favorit war die SX-Strecke in Herning, Dänemark,<br />
aber auch die beim ADAC SX Cup in<br />
Stuttgart 2013 war super. Dort war das Layout<br />
gut und es gab viele Stellen zum Überholen.<br />
Nervt es dich, wenn sich Fahrer über etwas<br />
beschweren oder bist du eher dankbar über<br />
den Input?<br />
Man kann nicht jeden Fahrer zufriedenstellen.<br />
Jeder will etwas anderes, sie meckern immer,<br />
aber das höre ich nicht mehr. Wenn es noch ein<br />
Problem gibt und sie damit zu mir kommen,<br />
dann schaue ich mir das schon an, aber ich<br />
entscheide selbst, ob es Grund für Änderungen<br />
gibt oder nicht. Man kann es aber nie allen Recht<br />
machen, denn alle haben andere Ideen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103
SLIDESHOW | MOTORSPORT | #35 | 2014<br />
❱ LEGENDEN-<br />
BESCHMUTZUNG<br />
TEXT: ROBERT SEIWERT<br />
FOTO: X-RAID<br />
Dakar - die gefährlichste Rallye der Welt. Mythos und <strong>Motorsport</strong> in<br />
seiner reinsten Form. Dieses Jahr wurde das Rennen vom Teamorder-<br />
Vorfall bei X-Raid überschattet. Stallregie bei der härtesten Hatz der<br />
Welt? Das klingt nach Legenden-Beschmutzung. Teamorder wird nie<br />
einen Publikumspreis gewinnen, doch nur allzu gern wird vergessen,<br />
was heutzutage den Sport beherrscht: eine Menge Geld. Teambesitzer<br />
Sven Quandts Aufgabe besteht darin, den größtmöglichen Erfolg für<br />
seine Truppe herauszuholen. Welcher Fahrer am Ende gewinnt, gerät<br />
zur Nebensache. Das mag nicht heroisch klingen, ist aber die logische<br />
Konsequenz der Professionalisierung des Sports.<br />
104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105
DAKAR<br />
2014<br />
IST NICHT<br />
FORMEL 1<br />
TEXT: ROBERT SEIWERT<br />
NANI ROMA HAT STÉPHANE PETERHANSELS SIEGESZUG BEI DER RALLYE DAKAR<br />
GESTOPPT UND SICH ZUM ZWEITEN MAL IN SEINER KARRIERE DEN GESAMTSIEG<br />
GESICHERT. MIT DEM MOTORSPORT-MAGAZIN SPRICHT DER X-RAID-PILOT ÜBER<br />
DIE KONTROVERSE TEAMORDER, SEINEN VERSTORBENEN CO-PILOTEN UND DEN<br />
DAKAR-HYPE IN SPANIEN.
Roma gewann die<br />
Dakar nach 2004<br />
zum zweiten Mal<br />
FOTOS: X-RAID, DAKAR, SHAKEDOWN TEAM<br />
Nani Roma:<br />
Gefeierter Volksheld<br />
in Spanien<br />
Dominant: Drei<br />
MINIS fuhren dieses<br />
Jahr aufs Podium<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107
Roma startete zum<br />
dritten Mal für<br />
X-Raid bei der Dakar<br />
2014<br />
Nani Roma sorgte<br />
für den dritten Sieg<br />
von X-Raid in Folge<br />
MSM: Nani, dein Sieg bei der diesjährigen Dakar war sehr emotional.<br />
Beschreibe bitte deine Gefühle.<br />
NANI ROMA: Ja, da schwangen eine Menge Emotionen mit. Das ist mehr<br />
als nur ein Sieg, es ist das Ergebnis der Arbeit eines ganzen Jahres. Es sind<br />
nicht nur diese zwei Wochen in Südamerika, da steckt viel mehr dahinter.<br />
Das kann man nicht mit der <strong>Formel</strong> 1 oder MotoGP vergleichen, wo man<br />
während der Saison mehrere Siege erzielen kann - bei der Dakar hast du nur<br />
ein einziges Mal die Chance dazu.<br />
Was war dein erster Gedanke, als du die Ziellinie überquert hast?<br />
Ich habe zuerst an meinen 2006 verstorbenen Co-Piloten Henri Magne<br />
gedacht. Er war ein toller Mensch und er sagte mir einmal: »Nani, irgendwann<br />
gewinnst du die Dakar in der Auto-Kategorie.« Leider konnte er nicht<br />
dabei sein, als es klappte. Natürlich habe ich auch an die Jungs meines X-Raid-<br />
Teams gedacht, denn solch ein Rennen gewinnst du nie allein.<br />
Denkst du während der Rennen manchmal an den tragischen Unfall, bei<br />
dem dein Co-Pilot verstarb?<br />
Nein, jetzt nicht mehr. Im ersten Jahr nach dem Unfall hatte ich das schon<br />
manchmal im Hinterkopf, aber seitdem ist viel Zeit vergangen. Ich glaube,<br />
dass Menschen in der Lage sind, schlechte Momente vergessen zu können.<br />
Es ist komisch, aber ich kann das komplett ausblenden. Viel lieber denke<br />
ich an die schönen Momente mit Henri zurück. Wenn der Tag kommt, an<br />
dem ich mich nur noch an Negatives aus der Vergangenheit erinnere, höre<br />
ich sofort mit dem <strong>Motorsport</strong> auf.<br />
Welcher deiner Dakar-Siege war schwieriger? 2004 auf dem Motorrad oder<br />
jetzt mit dem MINI?<br />
Der Erfolg auf der KTM war schon ziemlich hart, weil es in der Motorrad-<br />
Kategorie viele gute Fahrer gab. Aber im Auto ist der Druck noch einmal<br />
ganz anders. Ich habe bei X-Raid mit Stéphane Peterhansel und Nasser<br />
Al-Attiyah sehr starke Teamkollegen, und gegen die muss man erst einmal<br />
bestehen. Hinzu kommen noch Top-Fahrer wie Carlos Sainz. Ich bin froh,<br />
dass ich diesem Druck in meinem dritten Dakar-Jahr mit dem MINI gewachsen<br />
war.<br />
Welcher Sieg bedeutet dir persönlich mehr?<br />
Beide Siege waren natürlich toll, aber 2004 war ich der erste Spanier in der<br />
Geschichte, der das Rennen gewinnen konnte. Als ich mich damals auf den<br />
Weg zur Dakar machte, kannte mich in meiner Heimat niemand. Als ich<br />
knapp einen Monat später mit dem Sieg im Gepäck heimreiste, war die<br />
Resonanz überwältigend. Wow, plötzlich kannte mich jeder! Inzwischen bin<br />
ich in Spanien bekannter, aber nach meinem diesjährigen Sieg war es auch<br />
toll, als mich Leute auf der Straße ansprachen und mir gratulierten.<br />
Roma fuhr dieses<br />
Jahr bereits seine<br />
19. Rallye Dakar<br />
108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
ICH MAG SO ETWAS NICHT. ICH DENKE, DASS<br />
JEDER FAHRER GLEICH BEHANDELT WERDEN<br />
SOLLTE. ICH FREUE MICH SEHR ÜBER MEINEN<br />
SIEG, UND ALLES ANDERE INTERESSIERT IN EIN<br />
PAAR WOCHEN SOWIESO NIEMANDEN MEHR.<br />
In Deutschland ist die Rallye Dakar nicht mehr so populär wie früher.<br />
Wie sieht es in Spanien aus?<br />
In meiner Heimat ist die Rallye Dakar sehr beliebt! Zwei TV-Sender<br />
berichteten täglich über die Rallye. Das Tollste daran: Nicht nur <strong>Motorsport</strong>-Fans<br />
interessieren sich bei uns für die Dakar, sondern alle möglichen<br />
Schichten. Vielleicht ist das in Deutschland auch wieder der Fall,<br />
wenn ein einheimischer Fahrer Erfolg hat. Bei uns war es mit der <strong>Formel</strong><br />
1 doch nicht anders: Die hat in Spanien jahrelang niemanden interessiert,<br />
bis Fernando Alonso kam und Weltmeister wurde.<br />
Dann sollte X-Raid-Teamchef Sven Quandt den deutschen Dakar-Fans<br />
vielleicht einen Gefallen tun und nächstes Jahr einen deutschen Fahrer<br />
für sich starten lassen. Mit dem MINI scheint Erfolg programmiert zu<br />
sein...<br />
Ja, das wäre eine Möglichkeit. Man kann aber nicht einfach sagen: »Ich<br />
setze mich in den MINI und habe automatisch Erfolg.« Das Team hat<br />
jahrelang darauf hingearbeitet, so etwas kann man sich kaum vorstellen.<br />
Es ist wie in jedem anderen Sport auch: Du kannst nur erfolgreich sein,<br />
wenn du hart dafür arbeitest.<br />
Die MINIS dominieren die Dakar seit einigen Jahren. Droht das nicht<br />
langweilig zu werden?<br />
Manchmal machen es sich die Leute einfach und sagen, dass du im MINI<br />
ja sowieso Erfolg hast. Das stimmt aber nicht, der menschliche Faktor<br />
spielt eine sehr wichtige Rolle bei einer langen Rallye wie der Dakar. In<br />
der <strong>Formel</strong> 1 heißt es häufig, dass Red Bull immer gewinnt. Das liegt<br />
aber auch daran, dass Sebastian Vettel ein sehr guter Fahrer ist. Mark<br />
Webber hatte schließlich das gleiche Auto. Ich sehe es in anderen Sportarten<br />
auch gern, wenn Teams eng gegeneinander kämpfen, aber X-Raid<br />
leistet eben die beste Arbeit und hat meiner Meinung nach die besten<br />
Fahrer. Das macht den Unterschied.<br />
Kurz vor Rennende sorgte die Teamorder bei X-Raid für Aufsehen. Wie<br />
siehst du das persönlich?<br />
Teamorder gab es schon immer bei der Rallye Dakar. Stéphane gewann<br />
so etwa die Dakar 2007. Dieses Jahr war es fair von Svend Quandt zu<br />
sagen, dass wir alle etwas langsamer fahren sollen, damit es alle drei<br />
MINIS auf das Podium schaffen. Mehr hat er Nasser, Stéphane und mir<br />
nicht vorgegeben. Er hat nie gesagt, dass Stéphane anhalten und mir ins<br />
Ziel folgen soll. Der Grund, warum am Ende Gas rausgenommen werden<br />
sollte: Stéphane war mit zwei Reifenschäden unterwegs, ich hatte nur<br />
noch einen guten Reifen für die restlichen 400 Kilometer bis ins Ziel<br />
und Nasser musste zwischendurch anhalten, um ein beschädigtes Rad<br />
zu wechseln.<br />
Aus Sicht der Zuschauer sah es aber unglücklich aus, als Stéphane<br />
plötzlich anhielt, du ihn überholt hast und zum Sieg gefahren bist.<br />
Ja, das verstehe ich auch. Aber es ist schon erstaunlich, wenn man einmal<br />
bedenkt, dass der Veranstalter der Dakar aus Frankreich kommt und<br />
auch die TV-Produktion in französischer Hand ist: Als ich im vergangenen<br />
Jahr 20 Minuten lang auf Stéphane warten musste, wurde das mit<br />
keinem Wort erwähnt! Als Stéphane dieses Jahr aber ein paar Minuten<br />
auf mich wartete, wurde eine Riesen-Geschichte daraus gemacht... Ich<br />
mag so etwas nicht, denn ich denke, dass jeder Fahrer - egal aus welchem<br />
Land - gleich behandelt werden sollte. Aber ich freue mich sehr über<br />
meinen Sieg, und alles andere interessiert in ein paar Wochen sowieso<br />
niemanden mehr.<br />
Hast du dich anschließend mit Stéphane ausgesprochen?<br />
Ja, und es gab überhaupt keine Probleme. Er weiß auf und abseits der<br />
Strecke sehr genau, was er tut. Er übt gern Druck auf seine Konkurrenten<br />
aus, aber ich habe ihm gesagt, dass so etwas nichts für mich ist. In der<br />
ersten Woche lief es nicht gut bei ihm: Er hatte Reifenschäden am Auto,<br />
machte Fehler und kam einmal von der Route ab. Ich kam zu Beginn<br />
hingegen super zurecht. In der zweiten Rennhälfte fuhr er sehr stark<br />
und ich hatte ein paar Probleme. Am Ende wurde er Zweiter und ich<br />
gewann die Dakar - das war‘s.<br />
Weißt du schon, ob du 2015 wieder für X-Raid bei der Dakar antrittst?<br />
Ich denke schon, aber wir müssen den Vertrag natürlich noch aushandeln.<br />
Ich glaube, dass mich Teamchef Sven Quandt gern wieder an Bord<br />
hätte und ich würde ebenfalls gern beim Team bleiben. Ich fühle mich<br />
bei X-Raid sehr wohl und kenne die Mannschaft sehr gut. Das sollte die<br />
ganze Sache einfacher gestalten. Nächstes Jahr wird es wieder eine neue<br />
Herausforderung für X-Raid, weil sie jeder besiegen will - jeder will die<br />
MINIS killen.<br />
Du bist jetzt 42 Jahre alt. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber<br />
gemacht, wann mit dem <strong>Motorsport</strong> Schluss ist?<br />
Im Vergleich zu einigen anderen Fahrern bin ich doch noch jung! Stéphane<br />
Peterhansel ist 49 und Carlos Sainz 52 Jahre alt. Wenn ich eines<br />
Tages nicht mehr die Leidenschaft für den Sport empfinde, höre ich auf.<br />
Aber im Moment bin ich voll motiviert. Ich will weiter an mir arbeiten,<br />
weiter kämpfen und Rennen gewinnen. Wenn du mitten in der Wüste<br />
fährst und niemand um dich herum ist, musst du einfach diese Leidenschaft<br />
haben, um weiterzumachen. Schau dir Carlos Sainz an: Der ist<br />
seit Jahren total rennverrückt, ein erstaunlicher Typ - ich habe großen<br />
Respekt vor ihm.<br />
Bei der Dakar kommt es immer wieder zu Todesfällen. Wie gehst du<br />
damit um?<br />
Das ist wirklich schlimm und einer der negativen Aspekte dieser Rallye.<br />
Die Organisatoren setzen sich extrem für die Sicherheit ein, aber man<br />
darf nicht vergessen, dass es unter den Dakar-Teilnehmern sowohl Profis<br />
als auch reine Amateure gibt. Das ist auf der einen Seite toll, auf der<br />
anderen sind gewisse Amateure aber vielleicht nicht richtig auf das Rennen<br />
vorbereitet. Eine knifflige Angelegenheit. Wenn jemand stirbt, ist<br />
das der Horror. Man denkt immer an seine Familie und seine Freunde.<br />
Allzu viel Zeit zum Nachdenken bleibt euch sowieso nicht, ihr müsst ja<br />
weiter das Rennen fahren.<br />
Richtig, man muss sich weiter aufs Rennfahren konzentrieren. Wenn<br />
aber ein Freund oder guter Bekannter stirbt, ist das sehr schwierig. Am<br />
Tag danach ist es unheimlich schwierig, konzentriert zu bleiben - das<br />
musst du aber, das gehört eben dazu.<br />
Glaubst du, dass die Sicherheit noch weiter verbessert werden kann?<br />
Ja, man kann sich immer verbessern und das Streben nach mehr Sicherheit<br />
darf niemals aufhören. Man glaubt aber kaum, wie hart die Organisatoren<br />
dafür arbeiten. Dieses Jahr gab es so viele Rettungshubschrauber<br />
und ärztliches Personal war ständig in der Nähe - ich habe mich auf<br />
jeden Fall absolut sicher gefühlt.<br />
FOTOS: X-RAID, DAKAR, SHAKEDOWN TEAM<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109
LEGENDÄRE<br />
BOLIDEN<br />
MITSUBISHI<br />
PAJERO<br />
EVOLUTION<br />
FOTOS: MITSUBISHI<br />
DER KÖNIG TEXT: SAMY ABDEL AAL<br />
VON AFRIKA<br />
MYTHOS DAKAR. KAUM EINE RENNSPORT-VERANSTALTUNG IST SO BERÜHMT (UND BERÜCH-<br />
TIGT) WIE DIE DAKAR. DER MITSUBISHI PAJERO GEHÖRT ZU DEN ERFOLGREICHSTEN FAHRZEU-<br />
GEN IN DER DAKAR-GESCHICHTE - EINE ECHTE LEGENDE<br />
110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
TECHNISCHE DATEN<br />
Name: Mitsubishi Pajero<br />
Evolution MPR13<br />
Baujahr: 2007<br />
Länge: 4,193 mm<br />
Breite: 1.990 mm<br />
Höhe: 1.840 mm<br />
Radstand: 2.775 mm<br />
Motor: 6-Zylinder, 24 Ventile<br />
Hubraum: 3.997 ccm<br />
Leistung: 270 PS / 5.550 U/Min.<br />
Mitsubishi<br />
sammelte mit dem<br />
Pajero Sieg um Sieg<br />
ür Fans der Rallye Dakar ist der Name Pajero noch heute ein Mythos. Knapp<br />
F<br />
25 Jahre bewies sich Mitsubishis Musterknabe auf der härtesten Rallye der<br />
Welt und ist mit zwölf Gesamtsiegen bis heute das erfolgreichste Fahrzeugmodell<br />
der Dakar-Geschichte. Alleine vor der Verlegung des Events nach<br />
Südamerika siegte der Pajero sieben Jahre in Serie bei der damals noch hauptsächlich vom<br />
französischen Paris ins senegalesische Dakar durchgeführten Königsrallye. Das Modell<br />
Pajero Evolution dürfte den Kontrahenten dabei noch heute den Angstschweiß auf die<br />
Stirn treiben. Als im Jahr 2002 die Richtlinien für Super-Production-Fahrzeuge bei der<br />
Rallye Dakar in Kraft traten, entwickelte Mitsubishi Motors den MPR10. Fortan startete<br />
der Pajero in der Fahrzeugkategorie T1, der Klasse der modifizierten<br />
Cross-Country-Rallyefahrzeuge.<br />
Der Pajero musste<br />
nach dem Umzug<br />
nach Südamerika<br />
weichen<br />
Sieben Siege in<br />
Folge für Mitsubishi<br />
mit dem Pajero<br />
Direkt bei der Jungfernausfahrt im Rahmen der Desert Challenge der Vereinigten Arabischen<br />
Emirate im Herbst 2002 siegte Dakar-Legende Stephane Peterhansel auf dem<br />
MPR10 und läutete somit den unvergleichlichen Triumphzug des Pajero Evolution ein - und<br />
das noch vor dem offiziellen Dakar-Debüt. Dieses verlief nicht minder erfolgreich. Der<br />
zweifache Dakar-Sieger Hiroshi Masuoka gewann seinen letzten Titel für das russische<br />
Team KAMAZ bei der Premiere der damals neuesten Mitsubishi-Rallyekreation im Januar<br />
2003. Im folgenden Jahr führte kein Weg an Rekordsieger Peterhansel vorbei, der ebenfalls<br />
auf einem vom KAMAZ-Team eingesetzten MPR10 siegte. Bereits zuvor hatte er im Herbst<br />
2003 seinen Titel bei der UAE Dessert Challenge erfolgreich verteidigt. Der weiterentwickelte<br />
Pajero war nach weiteren Modifikationen des Technischen Reglements nun mit<br />
einem 4,0-Liter-Sechszylindermotor ausgestatten - statt wie bisher mit 3,5 Liter Hubraum.<br />
Die vorgeschriebene Gewichtszunahme auf mindestens 1.825 kg statt bis dahin 1.750 kg<br />
stellte Mitsubishi zunächst vor Probleme hinsichtlich der Fahrzeugbalance. Durch eine<br />
zentralere und tiefere Positionierung des Motors wurden diese jedoch bestmöglich<br />
ausgemerzt.<br />
Den Triumph in der Saison 2005 feierte Peterhansel allerdings auf der weiterentwickelten<br />
Version MPR11, ein Jahr darauf siegte sein französischer Landsmann Luc Alphand im<br />
in Sachen Haltbarkeit und Standfestigkeit extrem verbesserten MPR12. Die perfekte<br />
Bilanz von fünf Erfolgen bei fünf Starts für den Mitsubishi Pajero Evolution sicherte<br />
erneut Peterhansel im Jahr 2007, dieses Mal jedoch auf dem Entwicklungsmodell MPR13.<br />
Der Name der siegreichen Mannschaft lautete nach fünf Siegen in Folge für KAMAZ<br />
nun allerdings MAN. Aus Gründen mangelnder Sicherheit wurde die Rallye Dakar im<br />
Jahr 2008 nach Terrordrohungen nicht nur gänzlich abgesagt, sondern aus Angst vor<br />
einem erneuten Ausfall ab dem folgenden Jahr komplett nach Südamerika verlegt. Mit<br />
dem geografischen Umzug auf den südamerikanischen Kontinent endete auch das Engagement<br />
des ‚Mr. 100%‘ bei der Rallye Dakar, denn das veränderte Landschaftsbild erforderte<br />
fortan den Einsatz von Dieselfahrzeugen. Mitsubishi setzt seit dem auf den Lancer<br />
- und wartet auf einen weiteren Erfolg. Der Mythos Pajero Evolution erhält dadurch<br />
weiteren Nährboden.<br />
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Robert fährt<br />
nur Autos mit<br />
schönen<br />
Nasen!<br />
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DTM-Test? Kann<br />
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