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Motorsport Magazin Formel 1 Revolution (Vorschau)

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FOTO: ADRIVO/SUTTON TITELFOTOS: ADRIVO/SUTTON, MILAGRO, MERCEDES-BENZ, RED BULL RACING


❱<br />

EDITORIAL | AUSGABE 35 | 2014<br />

IN DIESER<br />

AUSGABE<br />

Stephan Heublein, Chefredakteur<br />

WIE STAUBSAUGER<br />

DIE WELT VERÄNDERN<br />

VERGESST DIE NASEN! - Die neuen Autos sehen hässlich aus?<br />

Na und!? Die Saison 2014 verspricht so viel Spannung wie schon<br />

lange nicht mehr. Selbst die Vormachtstellung von Red Bull scheint<br />

zu wackeln! Den letzten großen Regelumbruch gab es zu Beginn<br />

der Saison 2009 - gleichzeitig zum Erscheinen unserer Erstausgabe.<br />

Damals begann das Zeitalter von Red Bull, fünf Jahre und<br />

vier Vettel-Titel später läutet unsere Jubiläumsausgabe den Beginn<br />

einer neuen Ära ein. Wer hat diesmal die (gewöhnungsbedürftige)<br />

Nase vorne?<br />

DUELL DER GIGANTEN - Während im neuen <strong>Formel</strong>-1-Zeitalter<br />

Nasenbären auf Staubsauger treffen, geht in der MotoGP das Duell<br />

der Giganten in die nächste Runde. Setzt Rekordkiller Marc<br />

Marquez seine Jagd fort? Oder können ihm Jorge Lorenzo und<br />

Yamaha Einhalt gebieten? Wir analysieren die Stärken und<br />

Schwächen der beiden Topteams und verraten, wer die besseren<br />

Karten im empischen Kampf um die MotoGP-Krone hat.<br />

REGELCHAOS - Das neue Technische Reglement der <strong>Formel</strong> 1<br />

strotzt nur so vor pink markierten Neuerungen und komplexen<br />

Anhängen mit undurchsichtigen Tabellen. Tagelang wühlten sich<br />

unsere Technikexperten durch hunderte Ausdrucke, um den<br />

versteckten Finessen auf die Schliche zu kommen. Aber auch im<br />

MotoGP-Reglement verstecken sich interessante Neuerungen. Was<br />

es mit dem neuen Duell Open vs. Factory auf sich hat und wo das<br />

alles nur hinführen soll, verraten wir ab Seite 74.<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014: <strong>Formel</strong> 1 <strong>Revolution</strong> 24<br />

SAISON 2014: Topthemen im Visier 34<br />

SAISON 2014: Wer kam, wer ging? 46<br />

NEULINGE: Nobody vs. Champion 48<br />

INTERVIEW: Lotus-CEO Patrick Louis 54<br />

HISTORY: John Surtees 60<br />

MOTORRAD<br />

HONDA VS. YAMAHA: Duell der Giganten 66<br />

SAISON 2014: Die neuen Regeln 74<br />

ROOKIES: Frischer Wind 78<br />

INTERVIEW: Alvaro Bautista 82<br />

SUZUKI: Steiniger Weg zurück 86<br />

TOP-5: Traditionsstrecken 90<br />

GINO REA: Bei Laune bleiben 94<br />

KIEFER RACING: Es kann nur besser werden 96<br />

WSBK: Suzuki - Ein Neuanfang 100<br />

SUPERCROSS: Waschbrett & Triple 102<br />

MOTORSPORT<br />

INTERVIEW: Dakar-Sieger Nani Roma 106<br />

LEGENDÄRE BOLIDEN: Mitsubishi Pajero 110<br />

SERVICE<br />

INSIDE 06<br />

KOLUMNEN 14<br />

ZIELGERADE 112<br />

IMPRESSUM 114<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 3


36<br />

Weiter geht‘s:<br />

Wie werden wohl die<br />

nächsten 35<br />

Ausgaben der<br />

kommenden fünf<br />

Jahre aussehen?<br />

4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


JAHRE<br />

Fünf Jahre<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>:<br />

Unser Team gibt auf<br />

und neben der<br />

Strecke Vollgas<br />

HAPPY BIRTHDAY,<br />

MOTORSPORT-MAGAZIN.COM<br />

23. FEBRUAR 2009 - DIE GEBURTSSTUNDE DER PRINTVERSION DES MOTORSPORT-MAGAZINS. NACH<br />

MEHR ALS 10 JAHREN ONLINE-ERFAHRUNG STAMPFEN WIR IN WENIGEN WOCHEN DIE ERSTAUSGABE<br />

JENES HEFTS AUS DEN QUALMENDEN TASTATUREN, DESSEN 35. AUSGABE SIE IN HÄNDEN HALTEN.<br />

Seit fünf Jahren ist das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> auf der<br />

Ideallinie unterwegs. Von Anfang an standen wir für...<br />

...EMOTIONEN<br />

»Shoya Tomizawa war nicht nur ein besonderer<br />

Fahrer, er war auch ein besonderer Mensch. Ihn<br />

schien eine Aura der guten Laune zu umgeben.<br />

Sayonara Shoya-san«, schrieb unser Motorradredakteur<br />

Falko damals. Der Schock in unserer<br />

Motorrad-Redaktion saß tief, als mitten im<br />

MotoGP-Rennen in Misano die böse Ahnung traurige<br />

Gewissheit wurde. Unsere Zweirad-Mannschaft<br />

wird sich für immer an den 5. September<br />

2010 erinnern, dem Tag, an dem das Lachen<br />

starb.<br />

...HUMOR<br />

»Es war einmal ein kleiner Junge, der auf dem Schulweg<br />

Süßigkeiten beim Bäcker erstand und diese auf<br />

dem Schulweg weiterverkaufte, mit einem satten<br />

Gewinnaufschlag versteht sich.« Dieser Satz war<br />

eigentlich als nette Einleitung für die Glückwünsche<br />

zum 80. Geburtstag von Bernie Ecclestone gedacht.<br />

Vier Jahre später könnte dieser harmlose Einleitungssatz<br />

auch als Schlussplädoyer der Anklage im Prozess<br />

gegen Bernie E. herhalten.<br />

...SCHONUNGSLOSE EHRLICHKEIT<br />

Nick Heidfeld warnte uns hingegen vor der<br />

herannahenden Paydriver-Welle: »Es ist nicht<br />

so, dass gesagt wird, du bist der bessere Fahrer<br />

- was in meinem Fall ohne jetzt arrogant wirken<br />

zu wollen, viele unterschreiben würden - also<br />

kriegst du das Cockpit. Da spielen so viele,<br />

andere Dinge eine Rolle wie Geld und Politik.«<br />

Auch unsere Redakteure nahmen in ihren<br />

Kolumnen kein Blatt vor den Mund. Unser Chefredakteur<br />

Stephan outete sich beispielsweise<br />

als Nicht-Kubica-Fan: »Ich gebe zu, dass ich nie<br />

ein besonderer Kubica-Fan war. Stattdessen<br />

empfand ich die Lobeshymnen und Ferrari-<br />

Gerüchte in der Vergangenheit als übertrieben<br />

und stufte ihn als überschätzt ein.« Nach Kubicas<br />

triumphaler Rückkehr ans Steuer können<br />

wir sagen: »Mach weiter so, Robert!«<br />

...WEITBLICK<br />

Am 5. Juni 2010 wurde die MotoGP-Welt in ihren<br />

Grundfesten erschüttert. Der für viele ebenso<br />

unverletzliche wie unbesiegbare Valentino Rossi<br />

stürzte. Die Knochen brachen und ganz Italien<br />

verfiel in Sorge, doch schon damals prophezeite<br />

das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>, dass sich die MotoGP-<br />

Welt weiterdrehen würde und das Spannendste<br />

noch vor ihr liege. Und tatsächlich: Casey Stoner<br />

stürmte 2007 zum WM-Titel und 2013 folgte die<br />

absolute Sensation mit Rookie Marc Marquez als<br />

Weltmeister.<br />

...AUSBLICK:<br />

Diese Schlagzeilen könnten wir in den nächsten fünf<br />

Jahren lesen:<br />

ACHTUNG, DREHTÜREN: Bernie wieder auf freiem Fuß!<br />

SCHUMIS REKORD GEBROCHEN: WM-<br />

Titel zählen doppelt!<br />

NACH PANNENSAISON:<br />

Rückkehr zu V12-Motoren mit viel Power und<br />

wenig Unit<br />

ALONSOS LETZTE WORTE: Kimi...<br />

WIEDERHOLTER MÖWENMORD IN AUSTRALIEN:<br />

Lorenzo abgeschoben<br />

RÖNTGENSAMMLUNG KOMPLETT:<br />

Pedrosa bricht sich letzten Knochen<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 5


FORMEL 1<br />

INSIDE<br />

TEXT: ROBERT SEIWERT & MANUEL SPERL<br />

CHRISTIAN DANNER<br />

SPRICHT KLARTEXT<br />

Christian<br />

Danner nimmt bei<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

kein Blatt<br />

vor den Mund<br />

Die FIA hat<br />

für 2014 einige<br />

neue Regeln<br />

verabschiedet<br />

(ab S. 24)<br />

KLARTEXT ZU<br />

DOPPELTEN<br />

PUNKTEN:<br />

Meiner Ansicht nach ist diese Regeländerung<br />

hirnverbrannt. Wenn die<br />

<strong>Formel</strong> 1 keine anderen Probleme<br />

hätte, dann hätte ich gesagt: Okay.<br />

Aber es gibt aktuell dringendere Probleme,<br />

etwa die Budgetgrenze. Ich<br />

habe für solche Spielereien nichts<br />

übrig. Für mich ist Abu Dhabi ein<br />

Grand Prix von 19 und ihn doppelt<br />

zu bewerten, ist eine überflüssige<br />

Maßnahme, um einen tollen Wettbewerb<br />

künstlich zu beeinflussen.<br />

KLARTEXT ZUR BUDGETGRENZE:<br />

Für die Teams ist es nicht mehr möglich, kostendeckend zu arbeiten,<br />

ohne dabei ein Hinterbänkler-Team zu werden. Alles, was über 50-60<br />

Millionen geht, ist nicht mehr kostendeckend. Deswegen halte ich die<br />

<strong>Formel</strong> 1 schon für krank. Es gab immer reiche und arme Teams, aber<br />

letztlich war es einem Mittelfeldteam stets möglich, den Anschluss zur<br />

Spitze zu halten.<br />

McLaren<br />

muss mit dem<br />

MP4-29 an alte<br />

Erfolge<br />

anknüpfen<br />

Christian Danner ist exklusiver F1-Experte von <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com.<br />

Der TV-Kommentator bestritt 35 <strong>Formel</strong> 1 Grands Prix für Osella,<br />

Arrows, Zakspeed und Rial. Bei <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com spricht er zu den<br />

Top-Themen der F1-Welt Klartext.<br />

Mehr unter: www.motorsport-magazin.com/goto/klartext<br />

6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Marussia<br />

kam mit<br />

Verspätung zu den<br />

ersten Tests in<br />

Jerez<br />

KLARTEXT ZU DENNIS:<br />

Bei McLaren ist nun wieder richtig Dampf im Kessel. Die Ingenieurs-<br />

Abteilung wurde personell aufgerüstet, McLaren lässt nichts unversucht,<br />

um wieder den Anschluss an die Spitze zu schaffen - eben typisch Ron<br />

Dennis. Dennis ist komplett auf Sieg programmiert - alles andere ist<br />

für ihn reine Zeitverschwendung.<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MCLAREN, CATERHAM


Frentzen fuhr noch in<br />

der Zeit der zwei<br />

Meter breiten Autos<br />

DANN WÄREN DIE AUTOS RICHTIG HÄSSLICH!<br />

Heinz-Harald Frentzen hat in seiner <strong>Formel</strong>-1-Karriere (1994-2003) viel erlebt. Das neue Reglement wäre genau nach seinem<br />

Geschmack, wenn da nicht diese Nasen wären... Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> unterhielt sich mit dem dreifachen GP-Sieger.<br />

MSM: Verfolgst du die <strong>Formel</strong> 1 aktuell noch?<br />

HEINZ-HARALD FRENTZEN: Ja, ich beobachte die <strong>Formel</strong><br />

1 noch, gerade jetzt mit den neuen Motoren und Regeln.<br />

Die Teams stehen vor einer großen Herausforderung und<br />

haben bis zum Saisonstart in Australien ein straffes Programm<br />

vor sich, um die Autos richtig ans Laufen zu<br />

bekommen.<br />

In welcher Zeit wärst du lieber in der <strong>Formel</strong> 1 gefahren:<br />

Zu Zeiten deiner aktiven Karriere oder jetzt mit dem<br />

neuen Reglement, dem Spritsparen und so weiter?<br />

Die heutige <strong>Formel</strong> 1 wäre genau mein Ding. Mit meinem<br />

Hybridprojekt habe ich damals quasi den Grundstein<br />

gelegt und gezeigt, dass es möglich ist, ein Rennauto<br />

mit KERS-Batterien zu bauen. Es ging darum, neue<br />

Antriebs-Techniken im <strong>Motorsport</strong> einzuführen, um Sprit<br />

zu sparen und damit den Trend der Straßenautos<br />

aufzunehmen.<br />

Dann bist du also ein großer Fan der neuen <strong>Formel</strong> 1?<br />

Ja, auf jeden Fall. In den vergangenen Jahren war die<br />

<strong>Formel</strong> 1 schon fast zu einfach. Die Motoren hatten<br />

immer weniger Drehmoment und die Autos ließen sich<br />

wegen des hohen Abtriebs super fahren. Zu meiner Zeit<br />

war das noch etwas anders, aber im Laufe der Jahre<br />

wurden die Autos immer weiter verfeinert. Ich bin sicher,<br />

dass die <strong>Formel</strong> 1 mit den neuen Turbo-Motoren vom<br />

fahrerischen Aspekt her wieder anspruchsvoller wird. Es<br />

wird noch eine Weile benötigen, bis sich die Piloten an<br />

das veränderte Fahrverhalten gewöhnt haben.<br />

Die neuen, oft als hässlich bezeichneten Nasen sind<br />

derzeit ein großes Thema. Wie wichtig war dir als Fahrer<br />

früher die Optik deiner F1-Autos?<br />

Es mussten schon immer Abstriche beim Design und der<br />

Optik gemacht werden, weil sich das Aussehen nach dem<br />

Reglement richtet. Die Ingenieure wollen natürlich ein<br />

schnelles Auto bauen - die Optik ist da nicht so wichtig.<br />

Wenn die Aerodynamiker komplett freie Hand hätten...<br />

dann wären die Autos richtig hässlich!<br />

❱<br />

Steigt Frentzen wieder ins Cockpit?<br />

Alles zu den Comeback-Plänen unter:<br />

www.motorsport-magazin.com/goto/HHF<br />

WELCHES IST DAS HÄSSLICHSTE 2014ER F1-AUTO?<br />

UMFRAGE<br />

FRAGE AN HAMILTON: „LEWIS, DU SCHEINST<br />

ÜBER DEN WINTER ABGENOMMEN ZU HABEN?“<br />

MOMENT,<br />

SEHE ICH ETWA<br />

FETT AUS?<br />

Caterham CT05 53%<br />

Ferrari F14T 19%<br />

Red Bull RB10 8%<br />

Force India VJM07 5%<br />

Lotus E22 4%<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 7


MOTORRAD<br />

INSIDE<br />

TEXT: MARKUS ZÖRWEG, MICHAEL HÖLLER & MARIA POHLMANN<br />

FOTOS: MILAGRO, YAMAHA, MARQUEZ<br />

VALENTINO<br />

ROSSIS<br />

REKORDJAGD<br />

Es ist vielleicht seine letzte Saison,<br />

doch Valentino Rossi könnte 2014<br />

noch einige Rekorde knacken.<br />

Bleibt er unverletzt, stellt er in Brünn<br />

den Rekord von Alex Barros für<br />

Starts in der Königsklasse ein.<br />

Gewinnt er erneut ein Rennen, hielte<br />

Rossi den Rekord für die längste<br />

Zeitspanne zwischen erstem (Brünn<br />

1996) und letztem Sieg in der WM.<br />

Auch Loris Capirossis Rekord für die<br />

meisten dritten Plätze ist in Reichweite,<br />

um auch Giacomo Agostinis<br />

Bestmarken für Siege (122) und<br />

WM-Titel in der Königsklasse (8) zu<br />

knacken, muss sich Rossi 2014<br />

deutlich steigern.<br />

245 Starts Königsklasse (Barros) //<br />

Rossi 234<br />

36 dritte Plätze (Capirossi) //<br />

Rossi 31<br />

Wer hätte nicht<br />

gern solchen<br />

Beistand?<br />

17 Jahre, 49 Tage (Capirossi) //<br />

Rossi 16 Jahre, 306 Tage<br />

122 Siege (Agostini) //<br />

Rossi 106<br />

8 Titel Königsklasse (Agostini) //<br />

Rossi 7<br />

8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

MOTOGP-LAZARETT<br />

Winterzeit ist Operationszeit für die Piloten der Motorrad-WM. Sämtliche Eingriffe, die während<br />

der Saison nicht möglich sind, werden in der rennfreien Zeit nachgeholt. Da wird so manches<br />

Stück Metall entfernt, das ein oder andere Organ begradigt und andere vollkommen entfernt.<br />

Marc Marquez ließ sich seine Nasenscheidewand korrigieren, um besser Luft zu bekommen.<br />

Jorge Lorenzo durfte sich von elf Schrauben und einer Titanplatte an seinem Schlüsselbein<br />

verabschieden. Und Hector Barbera sagte seinen Mandeln auf Nimmerwiedersehen.


Marc Marquez ist ein begnadeter<br />

Zweiradartist - aber nicht nur auf asphaltierten<br />

Strecken, wie er beim Superprestigio<br />

Dirt Track in Barcelona unter Beweis<br />

stellte. Der amtierende MotoGP-Champion<br />

musste sich nur dem Profi und<br />

Weltmeisterkollegen Brad Baker geschlagen<br />

geben. Dieser kämpfte mit harten<br />

Bandagen, sodass Marquez nach einer<br />

Berührung sogar unsanft von seinem<br />

Bike abstieg. Normalerweise ist es ja<br />

eher der MotoGP-Champion, der für<br />

solche Manöver bekannt ist<br />

MARQUEZ BEIM<br />

SUPERPRESTIGIO<br />

Die neuen Bikes<br />

von Lorenzo &<br />

Rossi<br />

LORENZO & ROSSI IN FERNOST<br />

Yamaha stellte die neue M1 2014 zum ersten Mal im indonesischen<br />

Jakarta vor und ist damit Vorreiter in Asien. Spanien, Italien, Frankreich:<br />

Alle anderen Teams präsentieren sich Jahr für Jahr in Europa.<br />

Mit fast 250 Millionen Einwohnern ist Indonesien im Vergleich zu<br />

einem der europäischen Länder natürlich - zumindest theoretisch -<br />

voll von Abnehmern. Der Markt im fernen Osten floriert und das hat<br />

die Dorna nicht als einziges Unternehmen in der Zweiradwelt erkannt.<br />

Kawasaki, Ducati, Honda, Aprilia, Suzuki und<br />

BMW - in Sachen Herstellervielfalt kann sich<br />

die MotoGP schon lange eine Scheibe von<br />

der Superbike-WM abschneiden. Dank<br />

neuem EVO-Reglement steigt die Anzahl der<br />

Hersteller 2014 sogar noch an. Mit MV Augusta<br />

kommt ein Traditionswerk zurück, auch<br />

NEUN HERSTELLER DANK EVO<br />

Bimota will mit von der Partie sein. Dazu<br />

kommen die Amerikaner mit Geoff May und<br />

Aaron Yates auf der EBR 1190RX. Die<br />

Maschine von Erik Buell Racing wurde<br />

bereits in der AMA Superbike Serie erfolgreich<br />

eingesetzt und steht nun vor der<br />

Weltmeisterschaftspremiere.<br />

In der WSBK<br />

wird es bald<br />

richtig voll<br />

Die MotoGP-Saison 2014 startet schon fast traditionell auf dem Losail-International-Circuit in Katar. Die Strecke in der<br />

Nähe der Hauptstadt Doha hebt sich durch eine Eigenschaft von den restlichen 18 Kursen des Weltmeisterschaftskalenders<br />

ab - nur hier wird in der Nacht gefahren. Die Baukosten zur Ausleuchtung des 5380 Meter langen Rings beliefen<br />

sich auf 15 Millionen Dollar. Kein Wunder, waren doch 1200 Masten mit je 60 Scheinwerfern nötig um den MotoGP-Stars<br />

ein Licht aufgehen zu lassen.


#KEEPFIGHTINGMICHAEL<br />

INSIDE<br />

TEXT: KERSTIN HASENBICHLER & MIKE WIEDEL<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, FERRARI, MERCEDES<br />

CHRONOLOGIE DES DRAMAS<br />

Michael Schumacher stürzte beim Skifahren in Meribel mit dem Kopf voran auf einen Felsen. Per Rettungshubschrauber<br />

wurde er ins Krankenhaus nach Albertville-Moutiers geflogen. Während des Flugs kam es zu Komplikationen. Der Hubschrauber<br />

musste notlanden, Schumacher wurde intubiert. Der Deutsche wurde daraufhin in eine Spezialklinik nach Grenoble<br />

überstellt, wo ein Schädel-Hirn-Trauma festgestellt und eine Not-Operation eingeleitet wurde.<br />

Sonntag, 29. Dezember: Tag des<br />

Unfalls, Schumacher schwebt in<br />

Lebensgefahr<br />

Montag, 30. Dezember: Zweite<br />

Operation, Hämatom aus linker<br />

Gehirnhälfte entfernt<br />

Freitag, 3. Januar: Schumachers 45.<br />

Geburtstag, hunderte Fans reisen<br />

nach Grenoble & hissen<br />

Ferrari-Fahnen<br />

Montag, 6. Januar: Schumacher<br />

außer Lebensgefahr<br />

Dienstag, 7. Januar: Corinnas Appell<br />

an die Medien - Lasst uns in Ruhe<br />

Mittwoch, 8. Januar: Staatsanwaltschaft<br />

bestätigt: keine überhöhte<br />

Geschwindigkeit, Skipiste korrekt<br />

gekennzeichnet<br />

Dienstag, 21. Januar: Familie bedankt<br />

sich für die Unterstützung<br />

Donnerstag, 30. Januar: Aufwachprozess<br />

eingeleitet<br />

MEDIZIN-CHECK<br />

Bei Michael Schumacher wurde ein schweres Hirn-Schädel-Trauma diagnostiziert.<br />

Durch das Öffnen der Schädeldecke war es möglich, die<br />

Blutung zum Stillstand zu bringen sowie das bereits ausgetretene Blut<br />

zu entfernen. Hätten die Ärzte das nicht getan, wäre im Gehirn ein immenser<br />

Druck entstanden, der sich dann auf das Rückenmark und die Halswirbelsäule<br />

ausgedehnt hätte. In Folge dessen wären sämtliche zentralen<br />

Nervenstrukturen abgeklemmt geworden, was den Tod des Patienten zur<br />

Folge gehabt hätte.<br />

Mittels eines künstlichen Komas wird das Hirn ‚heruntergefahren‘.<br />

In diesem Zustand braucht das Gehirn weniger Energie, weniger<br />

Sauerstoff, und kann sich damit besser erholen bzw. wird damit nicht<br />

weiter geschädigt. Im künstlichen Koma können die Ärzte allerdings nicht<br />

erkennen, wie gut das Gehirn funktioniert. Mittels CT (Computertomographie)<br />

können die Ärzte zwar mögliche Schäden sehen, aber deren Auswirkungen<br />

nicht einschätzen.<br />

Wenn die Narkosemittel abgesetzt werden, wacht der Patient<br />

nicht sofort aus dem künstlichen Koma auf. Es handelt sich hierbei um<br />

einen langwierigen Prozess, der sich mindestens über mehrere Tage<br />

hinzieht. Wenn sich die Verletzungen als extrem schwerwiegend erweisen,<br />

kann sich der Prozess des Aufwachens noch länger hinziehen.<br />

10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Ferrari und Mercedes wünschten<br />

Michael Schumacher beim<br />

Testbeginn in Jerez alles Gute<br />

GENESUNGSWÜNSCHE<br />

Fans vor<br />

Schumachers<br />

Klinik in<br />

Grenoble<br />

Gute Besserung, Michael! Hoffe sehr bald positive<br />

Nachrichten zu hören!<br />

@alo_oficial<br />

Mein Bruder, ich bete für dich! Ich hoffe, du erholst<br />

dich schnell! Gott beschütze dich, Michael.<br />

@Felipe1Massa<br />

Come on Michael. Zeig uns einen deiner legendären<br />

Race Stints, in denen du eine Qualifyingrunde nach der<br />

anderen abspulst und dir den Sieg sicherst. Du schaffst<br />

es!<br />

@MBrundleF1<br />

Ich wünsche dir viel Kraft, Kaiser!! Du schaffst es!! /<br />

Gib nicht auf, Schumi!!<br />

@marcmarquez93<br />

Meine Gedanken sind bei Michael Schumacher. Ich<br />

bin dankbar für alles, was er für die Clinton-Foundation<br />

getan hat. Meine Gebete sind bei ihm und<br />

seiner Familie.<br />

@billclinton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11


Günther konnte<br />

bereits in seiner<br />

ersten Saison<br />

überzeugen<br />

TALENT - MAXIMILIAN GÜNTHER<br />

VOM HOBBY ZUM BERUF<br />

TEXT: ROBERT SEIWERT<br />

MAXIMILIAN GÜNTHER GEHÖRT ZU DEN DURCHSTARTERN IN DER DEUTSCHEN NACHWUCHSSZENE. MIT<br />

DEM MOTORSPORT-MAGAZIN UNTERHÄLT SICH DER 16-JÄHRIGE ÜBER SEINEN RASANTEN AUFSTIEG,<br />

INKLUSIVE ALTERS-HÜRDE, EINEN GROSSEN TRAUM UND SEIN LEBEN FÜR DEN SPORT.<br />

DIE ANFÄNGE:<br />

Im Alter von sechs Jahren saß ich mit meinem Vater<br />

vor dem Fernseher und schaute ein <strong>Formel</strong>-1-Rennen<br />

an - da hat es mich gepackt! Die Autos, den<br />

Speed und die Zweikämpfe auf der Strecke fand<br />

ich toll. Meine Eltern kommen nicht aus dem<br />

<strong>Motorsport</strong>bereich, der Impuls ging allein von mir<br />

aus. Bei uns um die Ecke gab es einen Kartslalom-<br />

Verein und dort drehte ich meine ersten Runden.<br />

Das hat auf Anhieb viel Spaß gemacht und wenig<br />

später startete ich bei den ersten Rennen.<br />

DIE ERFOLGE:<br />

In meiner noch jungen Karriere erinnere ich mich<br />

gerne an drei besondere Erfolge. Im Jahr 2010<br />

gewann ich das ADAC Kart Masters in der Klasse<br />

KF3 und ebnete damit den Weg in den <strong>Formel</strong>sport.<br />

2011 stieg ich in den <strong>Formel</strong> BMW Talent Cup auf<br />

und sicherte mir im Debütjahr der Serie die Vize-<br />

Meisterschaft. Im Jahr darauf konnte ich leider gar<br />

nicht fahren, weil ich noch zu jung war. 2013 ging<br />

es im ADAC <strong>Formel</strong> Masters weiter und ich gewann<br />

in meiner Rookie-Saison den Vize-Titel. An meinen<br />

ersten Sieg auf dem Lausitzring werde ich mich<br />

noch lange erinnern - da ist der Knoten geplatzt!<br />

2014 starte ich in meine zweite Saison im ADAC<br />

<strong>Formel</strong> Masters und ich fahre sicherlich nicht mit,<br />

um noch einmal Zweiter zu werden...<br />

DAS ZIEL:<br />

Ich verfolge das gleiche Ziel wie viele andere Nachwuchsfahrer<br />

auch: Mein Traum ist, eines Tages in<br />

der <strong>Formel</strong> 1 zu fahren. Ich weiß, dass der Weg<br />

dorthin sehr lang ist, aber ich habe den großen<br />

Wunsch, mein Hobby zum Beruf zu machen. Damit<br />

das klappt, muss ich mich gegen alle anderen<br />

durchsetzen.<br />

DIE AUSBILDUNG:<br />

Ich besuche die 10. Klasse eines Gymnasiums und<br />

strebe in zweieinhalb Jahren mein Abitur an. Ich<br />

habe Glück, dass mich unser Schuldirektor bei<br />

meinem Weg im <strong>Motorsport</strong> unterstützt. Er sagt:<br />

Solange die Noten stimmen, bekomme ich für die<br />

Rennen frei. Bislang hat das einwandfrei funktioniert.<br />

Mein Lieblingsfach ist natürlich Sport.<br />

DIE HOBBYS:<br />

Mein Leben dreht sich eigentlich nur um Sport, das<br />

macht mir einen Riesenspaß. Im Winter trifft man<br />

mich - wie es sich für einen Allgäuer gehört - häufig<br />

beim Skilanglauf an. Das gibt mir<br />

zwar nicht den gleichen Kick wie<br />

das Rennfahren, aber eine<br />

schöne Piste kann ich richtig<br />

genießen. Im Sommer fahre<br />

ich gern Rennrad. Dieser Sport<br />

ist zwar nicht ganz ungefährlich,<br />

aber ich rase sicherlich<br />

nicht mit 80 Sachen die<br />

Abhänge herunter,<br />

sondern bleibe<br />

vernünftig. Vollgas<br />

gebe ich<br />

lieber auf der<br />

Rennstrecke!<br />

Maximilian<br />

Günther startet<br />

im ADAC <strong>Formel</strong><br />

Masters durch<br />

12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


AUF VETTELS<br />

SPUREN<br />

Die neuen Talente<br />

der ADAC Stiftung<br />

Sport 2014<br />

Seit 1999 setzt sich der ADAC für die Nachwuchsförderung<br />

im <strong>Motorsport</strong> ein. 2014 erhalten elf neue<br />

Talente Unterstützung des Automobil Clubs. Damit<br />

gehen dieses Jahr insgesamt 27 Nachwuchssportler<br />

unter dem Banner der ADAC Stiftung Sport auf<br />

vier und zwei Rädern an den Start. Neuzugang Nico<br />

Menzel, Sohn von Rennfahrer Christian Menzel,<br />

freut sich über die Aufnahme: »Das ist wichtig für<br />

die persönliche Entwicklung und man sieht ja, was<br />

aus früheren Förderpiloten, wie Sebastian Vettel<br />

und Timo Glock, geworden ist.«<br />

RALLYE-ACTION<br />

IM DOPPELPACK<br />

Die DRM startet im<br />

Rahmen des ADAC<br />

Rallye Masters<br />

Rallye-Fans bekommen dieses Jahr beim ADAC Rallye Masters die<br />

doppelte Ladung Offroad-Action: Im Rahmen der teilnehmerstärksten<br />

Rallye-Serie Deutschlands startet künftig die Deutsche Rallye-Meisterschaft<br />

DRM. Bei den insgesamt 14 Läufen gibt es im Veranstaltungspaket<br />

2014 Titelentscheidungen in der DRM, in den sechs Divisionen<br />

und beim Kampf um den Gesamtsieg des ADAC Rallye Masters.<br />

SPEKTAKULÄRE<br />

WASSERSPIELE<br />

2014 startet der ADAC mit dem neu geschaffenen ADAC<br />

Jetboot Cup durch. Die Rennen zählen zu den spektakulärsten<br />

Sportarten auf dem Wasser und fordern den Fahrern<br />

körperliche Höchstleistung ab. »Mit dem ADAC Jetboot<br />

Cup erweitern wir das ADAC Motorboot<br />

Masters-Wochenende um eine junge Sportart, die den<br />

Zuschauern spektakuläre Action bietet«, so ADAC-Sportpräsident<br />

Hermann Tomczyk. Die Wassersport-Akrobaten<br />

messen sich dabei in vier unterschiedlichen Klassen.<br />

Die ADAC MX Academy<br />

legte 2013 einen<br />

fulminanten Start hin<br />

2014 neu: Der<br />

ADAC Jetboot Cup<br />

FOTOS: ADAC MOTORSPORT<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 13


KOLUMNE | MOTORRAD<br />

TRANSFERGEFLÜSTER -<br />

2014 GEHT ES RICHTIG RUND<br />

DIE SILLY SEASON STARTETE DIESMAL SCHON MONATE VOR DEM ERSTEN RENNEN.<br />

TEXT: MICHAEL HÖLLER<br />

FOTOS: MILAGRO, HONDA<br />

D<br />

ie erste Testfahrt war noch nicht einmal<br />

ins Land gezogen, da begann schon das<br />

erste Transfergeflüster. Mitte Januar<br />

berichtete ein spanischer Radiosender, dass Jorge<br />

Lorenzo von Yamaha zu Ducati wechseln würde.<br />

Zwar wurde dieses Gerücht umgehend von allen<br />

Seiten dementiert, aber es zeigte, wieviel Zündstoff<br />

der Fahrermarkt der MotoGP in der kommenden<br />

Saison birgt. Die Verträge fast aller relevanten Fahrer<br />

laufen mit Ende des Jahres aus. Jener von Marc<br />

Marquez ebenso wie der von Dani Pedrosa, Jorge<br />

Lorenzo, Valentino Rossi, Stefan Bradl, Alvaro Bautista<br />

oder auch Andrea Dovizioso. Den Fahrermarkt<br />

2014 als volatil zu bezeichnen, wäre wohl die<br />

Untertreibung des Jahres.<br />

Das Lorenzo-Gerücht von Anfang des Jahres zeigt,<br />

dass die komplette Trickkiste der Verhandlungstaktiken<br />

ausgepackt wird. Ein Schelm, wer denkt,<br />

dass hier vielleicht jemand aus Lorenzos Management-Umfeld<br />

einem Journalisten den mutmaßlichen<br />

Wechsel samt kolportiertem Supergehalt<br />

(von 15 Millionen war die Rede) zugespielt hat, um<br />

ein Druckmittel in den Gesprächen mit Yamaha zu<br />

haben. Dass Lorenzo ernsthaft einen Wechsel auf<br />

die bis zu eineinhalb Sekunden langsamere Ducati<br />

in Erwägung zieht, ist unrealistisch. Für den ehrgeizigen<br />

Mallorquiner zählen Titel mehr als der<br />

schnöde Mammon - zumal er ja auch auf der titelfähigen<br />

Yamaha keinen Hungerlohn kassiert. Das<br />

Gerücht hat aber gezeigt: Auf dem Fahrermarkt<br />

2014 werden alle Beteiligten die Ellbogen ausfahren.<br />

Bei der Jagd nach dem attraktivsten Motorrad<br />

bzw. dem Angeln nach den besten Piloten werden<br />

die harten Bandagen eingesetzt. Neben Honda,<br />

Yamaha und Ducati mischt nämlich auch noch<br />

Suzuki mit. Meinen es die Japaner mit ihrem<br />

MotoGP-Projekt ernst, werden sie alles daran setzen,<br />

schon in der Debütsaison 2015 zumindest<br />

einen klingenden Namen auf der Comeback-Suzuki<br />

sitzen zu haben.<br />

Zwei Schlüsselfaktoren sind auf dem Fahrermarkt<br />

bereits auszumachen: Valentino Rossi und Dani<br />

Pedrosa. Der Dottore hat bereits beim Saisonfinale<br />

durchklingen lassen, bis zum Frühsommer eine<br />

Entscheidung über die Fortführung seiner Karriere<br />

zu treffen. Mehrere Indizien deuten auf einen<br />

Abschied hin. Sportlich wird es trotz neuem Crewchief<br />

kaum viel besser laufen als 2013, denn<br />

Rossi wird nicht jünger und die »Generation Marquez«<br />

hat die Latte für den Dottore endgültig zu<br />

hoch gelegt. Dass er 2014 ein Moto3-Team an<br />

den Start bringt, beweist, dass er allmählich seine<br />

Tätigkeitsfelder für die Karriere danach auf<br />

Schiene bringt. Bei Pedrosa ist die Situation ein<br />

wenig anders gelagert. Trotz unzähliger Verletzungen<br />

wird der 28-Jährige auch 2015 in der<br />

Startaufstellung stehen. Ob das in den Farben von<br />

Repsol Honda sein wird, ist aber äußerst unklar.<br />

Hinter den Kulissen tobt bei den Japanern ein<br />

erbitterter Machtkampf zwischen der von Emilio<br />

Alzamora geführten Marquez-Fraktion und dem<br />

Pedrosa-Block rund um Alberto Puig. Alter und<br />

der gewonnene WM-Titel spielen klar der Gruppe<br />

um Marquez in die Karten. Dass dieser die alte<br />

Stoner-Crew durch seine bewährte Moto2-Mannschaft<br />

austauschen durfte, ist ein HRC-Zugeständnis,<br />

welches das Pendel weiter in seine<br />

Richtung ausschlagen lässt. Im schlimmsten Fall<br />

kommt es zum Bruch inklusive Abschied<br />

Pedrosas.<br />

Für alle aufstrebenden jungen Fahrer gilt 2014<br />

jedenfalls: überzeugen - jetzt oder nie! Im besten<br />

Fall geht es für Leute wie Stefan Bradl, die Espargaro-Brüder<br />

oder Bradley Smith um einen freien<br />

Platz bei Repsol Honda und/oder Yamaha. Langweilig<br />

wird uns ob dieser spannenden Situation<br />

abseits der Rennwochenenden 2014 jedenfalls<br />

nicht.<br />

14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Loris Capirossi holte<br />

den ersten Ducati-<br />

Sieg in der MotoGP<br />

TEXT: MICHAEL HÖLLER<br />

BARCELONA 2003<br />

DIE MOTOGP SIEHT ROT<br />

Ducati ist für viele Motorradfahrer das, was Ferrari für manchen Autonarren ist:<br />

Mythos, Legende, Religion. In der Motorrad-WM hatten die Roten aus Bologna bis<br />

zur Jahrtausendwende allerdings nicht viel gewonnen. 2003 stieg Ducati mit<br />

einem Werksteam in die MotoGP ein, um auch diese Bastion zu erobern. Der 15.<br />

Juni sollte als großer Jubeltag in die Geschichte der Marke eingehen. Loris Capirossi<br />

startete mit seiner Desmosedici von Platz zwei und setzte sich in der ersten<br />

Kurve an die Spitze. Hondas Weltmeister Valentino Rossi eroberte wenige Kurven<br />

vor Ende der ersten Runde die Führung zurück und verteidigte diese in der ersten<br />

Rennhälfte. Als Rossi in der 16. Runde im zweiten Sektor einen Scheitelpunkt<br />

verpasste, stach Capirossi innen durch. Nur eine Runde später patzte der Doktor<br />

erneut: Beim Versuch die führende Ducati außen zu überholen, musste er aufmachen<br />

und pflügte in Kurve vier mit seiner Honda in einem weiten Bogen durch die<br />

DENK-<br />

WÜRDIGE<br />

RENNEN<br />

Auslaufzone. Zurück auf der Strecke war er nur noch Sechster. Capirossi ließ an<br />

der Spitze nichts mehr anbrennen und fuhr unter frenetischem Jubel seiner Crew<br />

sowie des italienischen TV-Kommentators Ducatis ersten Sieg in der Königsklasse<br />

ein. Dahinter ging es allerdings noch zur Sache. Rossi lieferte eine Aufholjagd,<br />

schnappte sich Shinya Nakano, Carlos Checa, Sete Gibernau sowie Max Biaggi<br />

und wurde Zweiter. Biaggi verlor hingegen wieder einmal die Nerven und legte<br />

seine Honda in der vorletzten Runde auf Rang drei liegend in den Kies. Er konnte<br />

zwar wieder aufsteigen, kam aber nur als 14. ins Ziel.<br />

DATUM: 15. Juni 2003<br />

STRECKE:<br />

Barcelona<br />

DISTANZ:<br />

25 Runden = 118,175 km<br />

STARTER: 22<br />

WETTER:<br />

Sonnig<br />

POLE POSITION:<br />

Valentino Rossi (1:43.927 Minuten)<br />

SCHNELLSTE RENNRUNDE: Valentino Rossi (1:45.472 Minuten)<br />

FOTOS: MILAGRO<br />

Jubel, Trubel,<br />

Heiterkeit bei<br />

den Roten<br />

Capirossi beschenkte<br />

Ducati mit dem<br />

ersten Erfolgserlebnis<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 15


PRO & CONTRA<br />

VERJAGT RÄIKKÖNEN ALONSO BEI FERRARI?<br />

Alonso sucht sein Heil<br />

in der Flucht zu<br />

McLaren<br />

Ferrari und Alonso<br />

gehören zusammen:<br />

Sie werden siegen<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

+++ PRO +++<br />

+++ CONTRA +++<br />

53 Prozent und damit die deutliche Mehrheit der User sind in einer aktuellen<br />

Umfrage auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com der Meinung, dass Kimi Räikkönen<br />

seinen Ferrari-Teamkollegen Fernando Alonso in der anstehenden Saison in<br />

Grund und Boden fahren wird. Sollten unsere User Recht behalten, dann<br />

könnte der Spanier Ende der Saison in Richtung Woking Reißaus nehmen,<br />

denn für Alonso kommt es nicht in Frage, die Nr. 2 zu spielen.<br />

Schon seit längerem wird über eine Rückkehr von Alonso zu McLaren spekuliert.<br />

2015 wäre der perfekte Zeitpunkt für den Spanier, sollte seine Mission<br />

- den dritten WM-Titel einzufahren - bei Ferrari auch in diesem Jahr glücklos<br />

verlaufen. Mit Motorenpartner Honda ist McLaren 2015 auf jeden Fall perfekt<br />

aufgestellt.<br />

Schon jetzt vollzieht Ron Dennis jegliche Schritte, um den Traditionsrennstall<br />

wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Er heuerte technische Verstärkung an und<br />

tauschte Martin Whitmarsh gegen Eric Boullier aus - und wenn es dem Erfolg<br />

dienlich ist, wird Dennis auch über frühere Reibereien mit Alonso hinwegsehen<br />

und ihn unter Vertrag nehmen.<br />

In diesem Punkt sind sich Dennis und Alonso ähnlich - beide sind erfolgshungrig.<br />

Alonso machte nie einen Hehl daraus, dass er unbedingt noch weitere<br />

Siege und WM-Titel einfahren will, ehe er seinen Rennhelm an den Nagel<br />

hängt. Wenn ihm McLaren das nötige Werkzeug geben kann, um Erfolge<br />

einzufahren, dann wird er keine Sekunde zögern und zum Team<br />

zurückkehren.<br />

TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />

Alonso und Ferrari: das passt. Der Doppelweltmeister gilt als einer der besten<br />

Fahrer im Feld, der Traditionsrennstall aus Maranello übt die größte Faszination<br />

aller Teams aus. Mit Ferrari möchte Alonso seinen dritten WM-Titel<br />

einfahren. Die Mannschaft steht voll hinter ihm. Warum sollte er also das<br />

gemachte Nest verlassen?<br />

Ja, Luca di Montezemolo verpasste seinem Star im vergangenen Jahr einen<br />

Schuss vor den Bug, als dieser es wagte, die Scuderia zu stark zu kritisieren.<br />

An der Machtposition des Spaniers innerhalb des Teams veränderte dies<br />

aber nur wenig. Die Quintessenz: Ferrari ist größer als jeder Fahrer, aber<br />

Alonso ist für sie der größte Fahrer.<br />

Diese Liebe des Teams gefällt dem heißblütigen Spanier. Ohnehin bieten<br />

sich ihm keine sinnvollen Alternativen. Mercedes hat zwei Topfahrer unter<br />

Vertrag, Red Bull setzt auf den eigenen Nachwuchs und jeder andere Rennstall<br />

wäre für Alonso ein Abstieg.<br />

Klar, dann wäre da noch die alte, geschiedene Liebe. McLaren und Honda<br />

sollen an den Diensten des Spaniers interessiert sein. Doch möchte Alonso<br />

wirklich zu dem Team zurückkehren, das er 2007 im bitterbösen Streit mit<br />

jenem Mann verließ, der jetzt wieder mehr Macht ausübt? Wie Alonso gilt<br />

auch Ron Dennis nicht gerade als jemand mit einem kurzen Gedächtnis...<br />

Alonso bleibt bei Ferrari und wird seine Prophezeiung weiß machen, dort<br />

seine Karriere zu beenden. Die Frage ist nur: tritt er als zweifacher Weltmeister<br />

ab oder gelingt es ihm, seine rote Ära mit weiteren Titeln zu<br />

veredeln?<br />

TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />

16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


KOLUMNE | FORMEL 1<br />

TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />

WAS ZUM TEUFEL?<br />

DOPPELTE WM-PUNKTE BEIM SAISONFINALE. DIE FANS GEHEN AUF DIE BARRIKADEN - ZU RECHT!<br />

W<br />

as zum Teufel?" Das war meine erste<br />

Reaktion, als die FIA an einem schönen<br />

Montagabend überraschend bekannt<br />

gab, dass 2014 beim Saisonfinale in Abu Dhabi doppelte<br />

WM-Punkte vergeben würden, um die Spannung<br />

zu erhöhen und idealerweise den Kampf um<br />

die Weltmeisterschaft bis zum Finale offen zu halten.<br />

»Das ist Unsinn! Das ist, als ob man beim Fußball<br />

sagen würde, dass in den letzten fünf Minuten jedes<br />

Tor doppelt zählt«, kritisierte Sebastian Vettel die<br />

Regelung lautstark. Dass der Seriensieger der vergangenen<br />

Jahre alles beim Alten lassen will, ist<br />

verständlich. Doch unabhängig davon gehe ich mit<br />

Vettel konform. Der Shitstorm, der nach der Bekanntgabe<br />

im Internet erfolgte, beweist, dass die Mehrheit<br />

der <strong>Formel</strong>-1-Fans der gleichen Meinung ist. »Ein<br />

trauriger Tag für die <strong>Formel</strong> 1«, »der größte Schwachsinn<br />

seit langem« - »ich bin sehr enttäuscht über<br />

eine solch kommerzielle Entscheidung« oder »die<br />

<strong>Formel</strong> 1 macht sich mit solchen Entscheidungen<br />

lächerlich« war in unserem Fan-Forum auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

zu lesen. »Warum doppelt?<br />

Warum nicht gleich dreifach, vierfach?«, fragte sich<br />

ein User - und tatsächlich scheint auf den ersten<br />

Blick jede Variante gleich künstlich wie die der FIA.<br />

Toto Wolff, der als Mitglied der Strategiegruppe der<br />

<strong>Formel</strong> 1 an der Ausarbeitung der Punkteregel beteiligt<br />

war, gab zu, vom Shitstorm genauso wie seine<br />

Kollegen überrascht gewesen zu sein. Demzufolge<br />

scheinen die Verantwortlichen nicht zu wissen, was<br />

der Fan draußen will. Mich persönlich hat der Shitstorm<br />

in keinster Weise überrascht - andersherum<br />

wäre das eher der Fall gewesen. Umso schlimmer<br />

ist die Tatsache, dass nachdem klar war, was der<br />

Fan will, die Teamchefs in einem Meeting trotzdem<br />

für die Punkteregel gestimmt haben, denn das heißt<br />

für mich: es interessiert die Verantwortlichen nicht,<br />

was der Fan will! Schon klar, die <strong>Formel</strong> 1 ist nicht<br />

nur die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s, sondern vor<br />

allem ein Geschäft. Und natürlich war nach vier Jahren<br />

Red-Bull-Dominanz der Sport zum Handeln<br />

gezwungen, immerhin musste sich der Fan im Vorjahr<br />

nicht mehr das Rennen anschauen, um zu<br />

wissen, dass am Ende wieder der Vettel-Finger in<br />

die Kamera winkt. Die nackten Zahlen bestätigen<br />

die Auswirkungen der eintönigen Red-Bull-Siege:<br />

die weltweiten TV-Zuseherzahlen fielen von 500 auf<br />

450 Millionen, selbst in Deutschland brach das Interesse<br />

an der <strong>Formel</strong> 1 ein. Doch ich wage zu bezweifeln,<br />

dass es den Einschaltquoten dienlich ist, die<br />

Fans mit abstrusen Regeländerungen zu verprellen.<br />

Fragt man die Verantwortlichen, kriegt man die Standardsätze<br />

zu hören: die Fans werden sich wieder<br />

beruhigen. Wenn die Regelung beim Finale aufgeht,<br />

dann werden die Fans froh sein, dass wir diese eingeführt<br />

haben - und vermutlich behalten sie damit<br />

Recht. Die Emotionen kochen schnell mal wegen zu<br />

leiser Motorengeräusche oder zu hässlicher Nasen<br />

hoch und genauso schnell wieder beruhigen sie sich<br />

wieder. Das könnte auch bei den doppelten Punkten<br />

der Fall sein, sollten diese tatsächlich 2014 für<br />

zusätzliche Spannung sorgen. Allerdings hätte bei<br />

der Vettel-Dominanz im Vorjahr die Regelung auch<br />

nichts am Titelgewinn geändert - und wenn wir<br />

schon beim Wörtchen »WENN« sind. Was wenn sich<br />

der WM-Kampf 2014 bis zum letzten Rennen spannend<br />

gestaltet, aber sich Vettel und Red Bull dank<br />

der Punkteregelung den fünften Titel in Folge<br />

sichern? Was wenn Mercedes das erste so wichtige<br />

Jahr der neuen Motorengeneration bestimmt und<br />

am Ende durch die Punkteregel den Titel verliert?<br />

Eine Medaille hat immer zwei Seiten und mit der<br />

neuen Punkteregel könnten sich manche ins eigene<br />

Fleisch schneiden.<br />

Das Finale in Abu<br />

Dhabi ist ab sofort<br />

doppelte Punkte wert<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


JEDE SEKUNDE ZÄHLT<br />

Ende Januar haben Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo in Jerez ihren neuen<br />

Boliden für die <strong>Formel</strong>-1-Saison 2014 enthüllt. Mit dem RB10 möchte Infiniti Red<br />

Bull Racing an die großen Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen. Casio<br />

EDIFICE begleitet das Team auf diesem Weg und liefert auch in 2014 wieder die<br />

richtigen Accessoires für den Rennsport-begeisterten Fan.<br />

Mit ihrem Konzept „Speed & Intelligence“, das von der Zusammenarbeit mit dem<br />

viermaligen <strong>Formel</strong> 1 Weltmeister Infiniti Red Bull Racing inspiriert ist, überzeugt<br />

die EDIFICE EQW-1200RB in Punkto Design und Qualität.<br />

Der in verschiedenen Ausführungen erhältliche Multifunktions-Chronograph<br />

verfügt über eine widerstandsfähige Konstruktion, die speziell für die Bedürfnisse<br />

der Infiniti Red Bull Racing Mechaniker entwickelt wurde. Das Modul ist von<br />

einem extrem vibrationsresistenten Alpha-Gel umgeben, das die vom Schlagbohrer<br />

beim Reifenwechsel übertragenen Erschütterungen dämpft. Auch unter<br />

extremen Bedigungen absorbiert das weiche Gel aus Silikon die Vibrationen<br />

wirkungsvoll. Fuer eine zusätzliche Widerstandsfaehigkeit sorgt eine integrierte<br />

Karbon-Einlage zwischen dem Gehäuse und Armband.<br />

Die EQW-A1200RB ist darüber hinaus mit einem kompakten Richtungssensor<br />

ausgestattet. Der Sekundenzeiger dient dabei als Kompassnadel und erlaubt es<br />

dem Träger, die Himmelsrichtung im Blick zu behalten. So wird die Uhr zum<br />

idealen Reisebegleiter.<br />

Neben der funkgenauen Uhrzeit in Europa, USA, Japan und China verfügt die Uhr<br />

außerdem über das innovative SMART ACCESS System. Die Speicherung von bis<br />

zu zehn Rundenzeiten, die schnellste Runde und weitere Funktionen lassen sich<br />

damit intuitiv über die Drehung der Krone einstellen.<br />

Ausserdem wird der Multifunktions-Chronograph in einer hochwertigen<br />

Geschenkverpackung ausgeliefert. Und in Zusammenarbeit mit dem Infiniti Red<br />

Bull Racing Team wurde zudem die Farbauswahl getroffen und das Red Bull<br />

Racing Logo auf dem Zifferblatt integriert.<br />

Weitere Informationen zu EDIFICE finden Sie unter www.edifice.de<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Casio EDIFICE EQW-A1200RB<br />

Red Bull Racing Special Edition<br />

Energieversorgung: Tough Solar Technologie<br />

Weitere Funktionen: automat. Zeigerkorrektur,<br />

Stoppuhr und Rundenspeicher<br />

Weltzeit: 29 Städte<br />

Dauerbetrieb: sechs Monate ohne Lichtzufuhr<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Infiniti Red Bull Racing RB10<br />

Energieversorgung: Renault Energy F1-2014<br />

Weitere Funktionen: Power Unit mit ERS<br />

Weltzeit: GP in 19 Städten<br />

Dauerbetrieb: GP-Distanz (ca. 300 km)<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19


KOLUMNE | FORMEL 1<br />

HITCHHIKER‘S GUIDE TO F1<br />

DIE LEHREN DER NEUEN ÄRA<br />

TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />

DIE F1-WELT IST IM WANDEL. ICH SPÜRE ES IM PADDOCK. ICH HÖRE ES AM SOUND. ICH SEHE ES AN DEN NASEN.<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, RENAULT<br />

LEHRE NUMMER 1: Ey Mann, wo ist der Motor?<br />

Der Motor ist tot. Lang lebe die Power Unit! Die was? Na, der Moto... die Power Unit halt.<br />

Verwirrt vom neuen Sprachgebrauch? Kein Problem: jeder wird weiterhin Motor sagen - nur<br />

die Hersteller werden die Marketingvariante bevorzugen. Power hin, Unit her, eins wird garantiert<br />

gleich bleiben: die Power Units werden nie kapitale Schäden erleiden. Motorschäden gab es<br />

ja schließlich auch nie. Schuld war stets die bemitleidenswerte Hydraulik... Ein [beliebigen<br />

Hersteller einsetzen]-Motor geht doch niemals kaputt!<br />

Nein, nein. Das ist<br />

kein Motor - es ist<br />

eine Power Unit!<br />

LEHRE NUMMER 2: Effizientes Kauderwelsch<br />

Wenn wir schon beim neuen <strong>Formel</strong> A-Z sind. Ein Wort wird uns in diesem Jahr zwangsläufig<br />

an allen Ecken und Enden des Paddocks begegnen: Effizienz. Mehr als 30% effizienter sind<br />

die neuen Antriebsaggregate. Die englischen Abkürzungen ihrer Bestandteile setzen da sogar<br />

noch einen drauf: ICE (schade, das hat leider nichts mit schnellen Zügen zu tun), ERS (bestehend<br />

aus MGU-K und MGU-H, alles klar?), ES, TC und CE sorgen für mindestens 99,9% effizientere<br />

Verwirrung unter den Fans.<br />

(Vorsicht Spoiler: Wer wissen möchte, was die kryptischen Zeichen wirklich bedeuten, blättert<br />

schnell auf S. 24 vor)<br />

Ron Dennis ist<br />

zurück - in mehr<br />

Positionen denn je<br />

LEHRE NUMMER 3: Ron = Boss<br />

Ron Dennis ist zurück - und braucht wohl bald beidseitig bedruckte Visitenkarten. McLaren<br />

bezeichnet ihn offiziell als (tief Luft holen): Vorsitzenden der McLaren Gruppe, Group Chief<br />

Executive Officer der McLaren Gruppe, Vorsitzenden von McLaren Automotive, Teilhaber von<br />

McLaren und Architekten der modernen Ära. Puh. Ganz schön viel Kleingedrucktes. Wie wäre<br />

es, wenn McLaren als Merkhilfe damit die ganzen freien Flächen auf dem Auto bekleben<br />

würde?<br />

Nico Hülkenberg<br />

gewann den Kampf<br />

um die Nummer 27<br />

LEHRE NUMMER 4: Nummernsalat mal 42<br />

1, 6, 7, 14, 27, 44. Zusatzzahl 99. Nein, diese Zahlen bringen Ihnen (wahrscheinlich) keinen<br />

Sechser im Lotto (wenn doch, würde ich mich über eine Beteiligung freuen, Adresse s. Impressum).<br />

Das sind die neuen fixen Startnummern von Vettel, Rosberg, Räikkönen, Alonso, Hülkenberg,<br />

Hamilton und Sutil. Endlich haben die Fahrer feste Erkennungsmerkmale! Ist ja nicht<br />

so, dass es solche mit den Helmlackierungen schon seit Jahrzehnten gäbe. Aber warten wir<br />

ab, bis der Helmdesignwechsel-Freak aus Heppenheim damit anfängt, auch seine Startnummer<br />

von Rennen zu Rennen (und teils innerhalb eines Wochenendes) zu wechseln. Übrigens: alle<br />

22 Piloten haben sich falsch entschieden. Schließlich weiß doch jeder, dass die Antwort auf<br />

die ultimative Frage »nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest« 42 lautet.<br />

Hier geht‘s lang:<br />

Einfacher als jede<br />

böse Drehtür<br />

LEHRE NUMMER 5: Diese verdammten Drehtüren!<br />

So einfach kommt keiner in den <strong>Formel</strong>-1-Paddock! Plastikschmuck mit High-Tech-Chip ist<br />

bei Bernie Pflicht. Die Drehkreuze am Eingang ins Fahrerlager kennen dabei stets nur eine<br />

Richtung: rein oder raus. Wer ein hochfrequentiertes Youtube-Video von einer hinterlistigen<br />

Drehtür vor dem Londoner High Court gesehen hat, weiß nun auch warum...<br />

(Wer es noch nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen: www.motorsport-magazin.com/<br />

goto/Bernie)<br />

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SLIDESHOW | FORMEL1 | #35 | 2014<br />

❱ TOTALE<br />

BRUCHLANDUNG<br />

TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />

FOTO: ADRIVO/SUTTON<br />

Nur wer legte die Bruchlandung hin? Lewis Hamilton, weil er den<br />

ersten Unfall 2014 hatte? Adrian Sutil, weil #SuperSutil den Sauber<br />

in Jerez gleich zweimal malträtierte? Die wahre Bruchlandung<br />

legte beim Testauftakt Renault hin. Wer an vier Testtagen mit drei<br />

Teams gleichzeitig auf der Strecke sein sollte und letztendlich nur<br />

151 Runden absolviert, der hat die Hausaufgaben über den Winter<br />

- oder bei den Motoren wohl eher über die letzten Jahre - nicht<br />

besonders gut gemacht. Setzen, sechs. Der Streber der letzten<br />

Jahre wurde so zum Problemschüler. Im Schnitt waren es für Renault<br />

56 Kilometer pro Tag und Team. Da hätten es Filmtage statt<br />

einem richtigen Testauftakt auch getan<br />

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FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

1<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE STORY<br />

REVOLUTION<br />

TEXT: KERSTIN HASENBICHLER, STEPHAN HEUBLEIN & CHRISTIAN MENATH<br />

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NEUE AUTOS, NEUE TECHNIK, NEUE FAHRSTILE: DIE FORMEL-<br />

1-WELT STEHT KOPF. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN ANALYSIERT AUF<br />

DEN FOLGENDEN 20 SEITEN, WIE DIE KÖNIGSKLASSE MIT<br />

REVOLUTIONÄREN TURBO-MOTOREN, UMFANGREICHEN<br />

REGELÄNDERUNGEN UND VERRÜCKTEN AUTOS IN EINE NEUE ÄRA<br />

STARTET. WILLKOMMEN AUF DEM PLANETEN DER NASENBÄREN!<br />

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FOTOS: FERRARI<br />

HECKFLÜGEL<br />

AUSPUFF<br />

Coanda adé: Die Auspuffgase sollen<br />

endgültig nicht mehr aerodynamisch<br />

genutzt werden. Dafür gibt es eine<br />

recht simple, aber effektive Lösung:<br />

Es gibt nur mehr ein einziges Auspuffendrohr,<br />

das mittig am Fahrzeugheck<br />

in bestimmter Höhe austreten<br />

muss. Mit einem kleinen Zusatzflügel<br />

an dieser Stelle - genannt Monkey-<br />

Seat - könnten aber in der Theorie<br />

noch Gase genutzt werden. Allerdings<br />

sind die Gase wegen des Turboladers<br />

bei weitem nicht mehr so schnell.<br />

Der Heckflügel - gemeinsam mit dem Diffusor wichtigstes Element für<br />

den Abtrieb - sitzt in diesem Jahr etwas tiefer. Doch das ist nicht die<br />

entscheidende Änderung: Der Beamwing, das untere Element des Flügels,<br />

ist 2014 verboten. Weil die Kraft dennoch auf das Chassis übertragen<br />

werden muss, setzen die meisten Team auf vertikale Streben zwischen<br />

Heckflügelblatt und Chassis. Durch den Wegfall des Beamwings verliert<br />

der Diffusor an Effizienz, weil die Luft oberhalb nicht so gut abgesaugt<br />

werden kann.<br />

REIFEN<br />

Auch 2014 liefert Pirelli als Alleinausrüster Reifen für die Königsklasse.<br />

Nach dem Desaster im vergangenen Jahr wollen die Italiener aber deutlich<br />

konservativere Pneus bauen, zumal mit dem erhöhten Maximalgewicht<br />

und dem größeren Drehmoment die Belastung größer wird. Weil die Reifen<br />

schwerer als gedacht sind, wurde das Maximalgewicht noch einmal um<br />

ein Kilogramm von 690 auf 691 kg angehoben.<br />

GETRIEBE<br />

Wenig beachtet, aber dennoch von<br />

enormer Bedeutung ist das Getriebe.<br />

Nicht nur, dass die neue Getriebegeneration<br />

einen Vorwärtsgang mehr<br />

beinhaltet, auch die Anforderungen<br />

sind gestiegen. So ist das Drehmoment,<br />

das auf die Hinterachse übertragen<br />

wird, deutlich höher als in den<br />

vergangenen Jahren; Turbolader und<br />

doppelt so starkem ERS sei Dank.<br />

Außerdem gibt es nur mehr eine einzige<br />

Getriebeübersetzung, die für die<br />

gesamte Saison reichen muss. Ausnahme:<br />

2014 erhält jedes Team einen<br />

Joker.<br />

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DIE NEUE<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE FAHRZEUGE<br />

TURBO-FORMEL<br />

TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />

ALLES NEU IN DER FORMEL 1: 2014 STEHT DER GROSSE PARADIGMENWECHSEL IN DER KÖNIGSKLASSE<br />

AN. KOMISCHE NASEN, SCHMALERE FLÜGEL UND KOMPLETT NEUE POWER UNITS - DAS MOTORSPORT-<br />

MAGAZIN STELLT DIE NEUEN AUTOS VOR.<br />

CHASSIS<br />

Die Maximalhöhe des Chassis bleibt zwar gleich, die Höhe an der<br />

Vorderseite des Monocoques wurde aber auf 525 mm abgesenkt.<br />

Zuvor durften es an gleicher Stelle noch 10 cm mehr sein. Damit<br />

ändert sich auch die Sitzposition, denn der Chassisquerschnitt bleibt<br />

identisch. Die Füße der Fahrer sind nun 10 cm tiefer. Außerdem wurden<br />

die Crashtests erneut verschärft, beim Seitenaufprall kommen erstmals<br />

Einheitsbauteile zum Einsatz.<br />

FRONTFLÜGEL<br />

Der Frontflügel schrumpft 2014 wieder<br />

auf ein etwas ansehnlicheres<br />

Maß. Die Maximalbreite wurde von<br />

1.800 mm auf 1.650 mm verringert.<br />

Die Ingenieure stellt das vor eine<br />

knifflige Aufgabe, denn der Flügel<br />

schließt nun nicht mehr mit den Reifen<br />

ab. Wird die Luft innen oder außen<br />

um die Reifen herum gelenkt? Das<br />

aerodynamische Konzept des Autos<br />

ist stark von dieser Entscheidung<br />

abhängig.<br />

FAHRZEUGNASEN<br />

Besonders ästhetisch geht es bei den Fahrzeugnasen in diesem Jahr nicht zu. Schuld daran ist<br />

die herabgesetzte Maximalhöhe an der Front. Von einem halben Meter wurde diese auf lediglich<br />

185 mm verringert. Allerdings nicht über die gesamte Breite. Lediglich ein Querschnitt von mehr<br />

als 9.000 mm2 muss gewisse Anforderungen erfüllen. Um noch ausreichend Luft unter das<br />

Fahrzeug zu leiten, reizen die Teams das untere Limit voll aus. Dabei gibt es verschiedene<br />

Herangehensweisen - von einer kleinen Spitze in der Mitte bis zu zwei Stegen am Rand.<br />

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VOLLE LADUNG AUS DER<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DER MOTOR<br />

POWER-UNIT<br />

TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />

NUN IST ES SOWEIT: NACH JAHREN DES WARTENS UND DISKUTIERENS KOMMEN IN DER FORMEL 1 WIEDER TURBOMO-<br />

TOREN ZUM EINSATZ. DOCH DIE NEUE ANTRIEBSEINHEIT ALS TURBOMOTOR ZU BEZEICHNEN, IST NICHT EINMAL DIE HALBE<br />

WAHRHEIT. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN GIBT ANTWORTEN AUF DIE WICHTIGSTEN FRAGEN.<br />

GETRIEBE<br />

Warum heißen die Motoren jetzt Power Units?<br />

Bisher gab es in der <strong>Formel</strong> 1 herkömmliche Verbrennungsmotoren.<br />

2009 kam mit KERS erstmals<br />

ein Hybridsystem zum Einsatz, der Verbrennungsmotor<br />

wurde so für 6,7 Sekunden pro Runde mit 81<br />

Zusatz-PS unterstützt. Doch 2014 wird nicht wie<br />

2009 ein Hybridsystem an einen bestehenden Verbrennungsmotor<br />

angeschraubt, sondern komplett<br />

in die Entwicklung integriert. Das ist auch nötig, denn<br />

aus KERS wird ERS-H und ERS-K. ERS-H (Heat =<br />

Wärme) nutzt Auspuffgase zur Energierückgewinnung,<br />

ERS-K (Kinetic) die kinetische Energie des<br />

Fahrzeugs beim Bremsvorgang. Neben den beiden<br />

ER-Systemen und dem Verbrennungsmotor zählen<br />

auch Turbolader und Energiespeicher (ES für Energy<br />

Storage) zur Power Unit.<br />

FOTOS: RENAULT<br />

Wie funktioniert das neue ERS?<br />

ERS ist ein überaus komplexes System. Weil ERS<br />

aus zwei Systemen besteht, gibt es zwei Möglichkeiten,<br />

Energie zurückzugewinnen, aber auch zwei<br />

Möglichkeiten, Energie wieder abzugeben. Die kinetische<br />

Energierückgewinnung funktioniert wie<br />

gehabt: beim Bremsvorgang wird die kinetische<br />

Energie an den Hinterreifen nicht ausschließlich von<br />

den Bremsscheiben in Wärme umgewandelt, sondern<br />

wird mittels eines Generators, der mit der<br />

Kurbelwelle verbunden ist, in elektrische Energie<br />

umgewandelt, die in der Batterie gespeichert wird.<br />

Umgekehrt kann der Generator ebenso als Elektromotor<br />

fungieren und somit die Kurbelwelle zusätzlich<br />

antreiben.<br />

Gänzlich neu ist die Energierückgewinnung aus<br />

Auspuffgasen. Die Auspuffturbine treibt nicht nur<br />

einen Verdichter an, sondern kann bei Bedarf auch<br />

Energie an einen Generator abgeben, der auf einer<br />

gemeinsamen Welle mit Turbine und Verdichterrad<br />

sitzt. Die gewonnene Energie kann entweder in der<br />

Batterie gespeichert oder aber direkt an ERS-K<br />

abgegeben werden. Der besondere Clou: beim<br />

Herausbeschleunigen kann der ERS-H-Generator<br />

auch als E-Motor arbeiten und den Turbolader<br />

zusätzlich auf Drehzahl bringen. Somit wird das<br />

Turboloch im unteren Drehzahlbereich eliminiert.<br />

Wie stark ist ERS?<br />

Die Maximalleistung steigt von rund 81 PS auf 163<br />

Zusatz-PS. Doch das ist nur eine Seite der Medaille:<br />

statt 6,7 Sekunden pro Runde darf die Leistung nun<br />

mehr als 33 Sekunden eingesetzt werden. Insgesamt<br />

werden pro Runde maximal 4 Megajoule<br />

abgegeben.<br />

Was hat es mit 100 kg Benzin auf sich?<br />

Die Benzinmenge für einen Grand Prix ist 2014<br />

beschränkt. Maximal 100 kg Benzin, also rund 130<br />

Liter müssen für rund 300 km reichen. Das sind rund<br />

30 Prozent weniger als im Vorjahr. Wegen des gesunkenen<br />

Drehzahllimits, der verringerten Reibung<br />

durch den Wegfall von zwei Zylindern und dem<br />

deutlich stärkeren ERS werden die Motoren sparsamer.<br />

Dennoch muss sauber gehaushaltet werden.<br />

Der Benzinfluss ist ebenfalls auf 100 kg/h<br />

beschränkt.<br />

Welche Strafen gibt es?<br />

Jedem Fahrer stehen für die gesamte Saison fünf<br />

Power Units zur Verfügung. Muss eine zusätzliche<br />

Power Unit verwendet werden, muss der betroffene<br />

Pilot aus der Box starten. Wird nur eine einzelne<br />

Einheit wie Turbolader oder MGU ersetzt, erhält der<br />

Pilot eine Strafversetzung um zehn Positionen.<br />

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WEITERENTWICKLUNG DER POWER UNITS<br />

Die Kosten für die Aggregate steigen mit den neuen Power Units enorm. Damit die Hersteller nicht weiterhin Unsummen<br />

für die Weiterentwicklung an der Antriebseinheit ausgeben, hat die FIA der Entwicklung einen Riegel vorgeschoben. In<br />

einer Tabelle wurde genau festgelegt, welche Teile bis wann modifiziert werden dürfen. Komponenten des Verbrennungsmotors<br />

werden früher eingefroren als elektronische Bauteile. So werden beispielsweise Kurbelwelle und Kurbelwellengehäuse<br />

schon für die Saison 2014 homologiert, während alle Elemente des MGU-H bis einschließlich 2018<br />

weiterentwickelt werden dürfen.<br />

Bis 2015<br />

Bis 2016<br />

Bis 2016<br />

Bis 2018<br />

Bis 2019/20<br />

Gesamtzahl der relevanten<br />

Bauteilgruppen<br />

66<br />

66<br />

66<br />

66<br />

66<br />

Modifizierbare<br />

Bauteilgruppen<br />

61<br />

61<br />

61<br />

43<br />

43<br />

Homologierte<br />

Bauteilgruppen<br />

5<br />

15<br />

15<br />

23<br />

23<br />

Anteil der homologierten<br />

Bauteilgruppen<br />

8<br />

23<br />

23<br />

35<br />

35<br />

Power Units: Die<br />

neueste Evolutionsstufe<br />

der <strong>Formel</strong> 1<br />

DAS MOTORENREGLEMENT<br />

IM WANDEL DER ZEIT<br />

1950 4,5 l Saug-, 1,5 l Kompressormotor<br />

1954 2,5 l Saugmotor, 750 ccm Kompressormotor<br />

1961 1,3-1,5 l Saugmotor<br />

1966 3,0 l Saug-, 1,5 l Turbooder<br />

Kompressormotor<br />

1972 max. 12 Zylinder<br />

1986 1,5 l Turbos<br />

1987 1,5 l Turbos und 3,5 l Saugmotoren<br />

1989 nur 3,5 l Saugmotoren<br />

1995 3,0 l Motoren<br />

2006 2,4 l V8 oder limitierter V10<br />

2007 max. 19.000 U/Min.<br />

2008 nur 2,4 l V8<br />

2009 max. 18.000 U/Min.<br />

2014 1,6 l V6-Turbo-Motoren mit ERS<br />

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FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE FAHRER<br />

TURBO-BÄNDIGER<br />

TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />

SEHEN, HÖREN, FÜHLEN: DIE FORMEL-1-PILOTEN ERWARTET EIN RUNDUM NEUES ERLEBNIS AN IHREM ARBEITS-<br />

PLATZ. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN VERRÄT DIE SECHS WICHTIGSTEN VERÄNDERUNGEN, WELCHE DIE MUTIGEN TURBO-<br />

BÄNDIGER IN DIESER SAISON BEACHTEN MÜSSEN.<br />

FOTOS: CATERHAM, MERCEDES, FERRARI<br />

1. COCKPIT<br />

Jerez, 28. Januar. Das Abenteuer beginnt. Um 9:00<br />

Uhr startet die <strong>Formel</strong> 1 in eine neue Ära. »Es war<br />

wie mein erster Tag in einem F1-Auto, so viel war<br />

anders«, gesteht Adrian Sutil. Schon beim Einsteigen<br />

erleben die Piloten ein neues Gefühl - die<br />

Füße der Fahrer liegen nun rund 10 cm niedriger.<br />

»Durch den kleineren Tank ist es sogar etwas<br />

geräumiger«, verrät Jean-Eric Vergne dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />

Die Liegeposition im Cockpit hat<br />

noch einen zusätzlichen Vorteil: sie erspart den<br />

Fahrern den gewöhnungsbedürftigen Anblick der<br />

neuen Fahrzeugnasen. »Wenn man im Cockpit<br />

sitzt«, so Lewis Hamilton, »sieht man nur, was<br />

über den Knien liegt.«<br />

2. SOUND<br />

Das typische Kreischen der V8-Motoren gehört<br />

der Vergangenheit an. Die neuen Power Units sind<br />

leiser, aber sicher nicht leise. »Man hört schon<br />

noch genug, um zu wissen, wie stark man auf<br />

dem Gaspedal steht«, scherzt Sutil mit dem<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Der Sound ist sogar recht<br />

entspannend auf der Geraden. Man versteht seinen<br />

Ingenieur unglaublich gut.«<br />

3. STRATEGIE<br />

Die Anzahl der Boxenstopps dürfte sich in diesem<br />

Jahr durch die härteren Reifen reduzieren. Hamilton<br />

bezeichnete die Pneus schon beim ersten Test<br />

als haltbarer. »Man kann vielleicht 30 Runden<br />

damit fahren und sie bauen viel weniger ab«,<br />

verriet er. »Wie jeder andere Reifen können sie<br />

aber sehr wohl noch überhitzen.« Während die<br />

Fahrer also nicht mehr ganz so extrem Reifen<br />

schonen müssen, werden ihnen ihre Ingenieure<br />

umso mehr mit dem Spritverbrauch in den Ohren<br />

liegen. »Cleverness und technisches Verständnis<br />

werden gefragt sein«, bestätigt der vierfache<br />

Weltmeister Alain Prost dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>,<br />

für den dieses Reglement maßgeschneidert<br />

gewesen wäre. Nicht umsonst nannte man ihn<br />

ehrfürchtig den Professor. Seinen geistigen Nachfolgern<br />

wie Nico Rosberg, Sebastian Vettel und<br />

Fernando Alonso dürfte dies ebenfalls entgegenkommen.<br />

»Es ist sehr komplex geworden, viel<br />

komplexer als es je zuvor gewesen ist«, sagt<br />

Hamilton. »Als Fahrer muss man viel mehr Funktionen<br />

ausüben als bislang.«<br />

4. BREMSEN<br />

Die Begriffe »Coanda Auspuff« und »angeblasener<br />

Diffusor« teilen sich ab sofort eine Ahnengalerie<br />

mit dem »Doppeldiffusor« und dem »F-Kanal«.<br />

Dafür gibt es eine neue technische Spielerei: den<br />

Fahrern steht ein »Brake-by-Wire-«System an den<br />

Hinterradbremsen zur Verfügung. Durch den Einsatz<br />

von ERS sinkt die Belastung der hinteren<br />

Bremsen, an denen weniger Hitze erzeugt wird.<br />

Um eine fahrbare Bremsbalance zu erhalten, dürfen<br />

die Hinterradbremsen elektronisch kontrolliert<br />

werden. Sobald der Fahrer auf das Pedal tritt,<br />

steuert das System den hinteren Bremskreislauf<br />

und die Energierückgewinnung.<br />

5. SCHALTEN<br />

Die Boliden der neuen Generation sind mit acht<br />

statt sieben Vorwärtsgängen ausgestattet. »Damit<br />

könnten wir jetzt fast 400 km/h fahren«, verrät<br />

Sutil. Für die Fahrer hat dies eine größere Bedeutung,<br />

als nur einmal mehr an der Lenkradwippe<br />

zu ziehen - sie fahren jetzt grundsätzlich in<br />

höheren Gängen. »Wenn wir in der Vergangenheit<br />

im zweiten oder dritten Gang durch eine<br />

bestimmte Kurve gefahren sind, nutzen wir dort<br />

nun den vierten oder fünften«, erklärt Hamilton.<br />

Die Festlegung auf eine Getriebeübersetzung für<br />

die gesamte Saison bedeutet zudem, dass keine<br />

Anpassungen mehr an unterschiedliche Strecken-<br />

Charakteristiken möglich sind - die Übersetzung<br />

ist in Monaco und Suzuka identisch.<br />

6. FAHRSTIL<br />

Fernando Alonso verspürte beim Fahrstil und<br />

Handling keinen großen Unterschied zu den<br />

bisherigen Autos. Ganz so einfach ist es für die<br />

neue Generation an Turbo-Bändigern allerdings<br />

nicht: die Autos besitzen viel mehr Drehmoment.<br />

Deshalb müssen die Fahrer viel feinfühliger<br />

mit dem Gaspedal umgehen, gerade am<br />

Kurvenausgang. War es bislang in einer Kurve<br />

recht schwierig, das Heck zu verlieren, geht<br />

dies mit den neuen V6-Motoren blitzschnell.<br />

Wer nur ein bisschen zu stark aufs Gas steigt,<br />

riskiert einen Dreher. »Wenn man auf das Gaspedal<br />

tritt, ist das Heck viel instabiler, weil es<br />

durch das höhere Drehmoment mehr Wheelspin<br />

gibt«, erklärt Hamilton, der in der Winterpause<br />

sogar einen Turbo in sein Schneemobil einbaute,<br />

um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Das<br />

aggressive Verhalten spüren die Fahrer in<br />

jedem Gang, weshalb sie nicht mehr das<br />

gesamte Drehzahlband ausnutzen. »Beim V8<br />

musste man immer hochtourig fahren«, erinnert<br />

sich Sutil. »Man ging aufs Gas und erst am Ende<br />

hatte der Motor die meiste Power. Jetzt kommt<br />

das etwas abrupt.« Es gilt eben immer noch:<br />

die besten Rennfahrer der Welt müssen mit<br />

allen Bedingungen zurechtkommen.<br />

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Die Fahrer haben im<br />

Cockpit etwas mehr<br />

Platz als bislang<br />

Mit Volldampf<br />

voraus: Die <strong>Formel</strong> 1<br />

ist immer noch laut<br />

Vollbremsung: Ab<br />

sofort gibt es<br />

Brake-by-Wire<br />

Stummer Finne?<br />

Kimis Feedback ist<br />

gern gesehen<br />

Die Fahrer<br />

haben 2014<br />

viel zu tun<br />

Mercedes kam beim<br />

ersten Test gut aus<br />

den Startöchern<br />

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WAS SONST NOCH NEU IST<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE REGELN<br />

IN DER FORMEL 1<br />

TEXT: STEPHAN HEUBLEIN<br />

NEUE AUTOS UND NEUE POWER UNITS SIND NOCH LANGE NICHT ALLES, WAS SICH IN DER SAISON 2014<br />

VERÄNDERT. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN WIRFT EINEN BLICK AUF DIE NICHT MINDER INTERESSANTEN NEUE-<br />

RUNGEN IM SPORTLICHEN REGLEMENT.<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MERCEDES<br />

DOPPELTE WM-PUNKTE<br />

BEIM FINALE<br />

Heiß diskutiert und von vielen Fahrern, Experten<br />

und Fans schwer verurteilt: beim Saisonfinale in<br />

Abu Dhabi soll es die doppelte Punktzahl geben -<br />

sprich 50 Punkte für den Sieg, 36 für Platz 2, 30<br />

für Platz 3 und so weiter. So soll die WM bis zum<br />

Ende offen und spannend gehalten werden.<br />

STRAFEN<br />

Schlechte Zeiten für Sünder: ab diesem Jahr gilt<br />

auch in der <strong>Formel</strong> 1 ein Strafenkatalog. Wer innerhalb<br />

von zwölf Monaten ebenso viele Strafpunkte<br />

ansammelt, wird für ein Rennen gesperrt. Neu ist<br />

auch das Vorgehen beim Überschreiten der Streckenbegrenzungen:<br />

Charlie Whiting darf einen Fahrer<br />

nun dazu anweisen, den gewonnenen Vorteil<br />

zurückzugeben. Bei härteren Vergehen ist auch eine<br />

Drive-Through-Strafe möglich. Wenn ein Fahrer nicht<br />

sofort zum Wiegen abbiegt, wird er ermahnt. Dies<br />

ist eine mildere Strafe als bisher. Sollten in der Zeit<br />

bis zum Wiegen Arbeiten am Auto vorgenommen<br />

werden, muss er vom Ende des Feldes starten. Härter<br />

werden Fahrer für ein »Unsafe Release« bestraft:<br />

im Training gibt es eine Strafversetzung fürs Rennen.<br />

Während des Rennens eine Drive-Through-Strafe<br />

sowie eine Strafversetzung um 10 Plätze beim nächsten<br />

Grand Prix. Den Stewards steht neuerdings<br />

auch eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe zur Verfügung,<br />

die vor einem Boxenstopp abgesessen werden kann.<br />

FREITAGSFAHRER<br />

Jedes Team darf ab dieser Saison im Training mehr<br />

als einen Fahrer pro Auto einsetzen. Somit dürfen<br />

Test- und Ersatzfahrer endlich wieder ran, ohne<br />

dass ein Stammfahrer in dieser Session komplett<br />

aussetzen muss. In den ersten 30 Trainingsminuten<br />

steht ein zusätzlicher Reifensatz der harten<br />

Mischung zur Verfügung. Für jedes Auto sind somit<br />

sieben Sätze Prime-Reifen und fünf Sätze Options<br />

erlaubt. Drei dieser Sätze sind für Qualifying und<br />

Rennen reserviert.<br />

POLE POSITION TROPHY<br />

Neben dem »DHL Fastest Lap Award« gibt es 2014<br />

auch die neue Pole Position Trophy, die den Fahrer<br />

mit den meisten Poles auszeichnet. Bei einem<br />

Gleichstand mehrerer Fahrer entscheidet die Anzahl<br />

der zweiten Startplätze und so weiter.<br />

PERMANENTE STARTNUMMERN<br />

Ab dieser Saison darf sich jeder Fahrer eine feste<br />

Startnummer für die gesamte Dauer seiner <strong>Formel</strong>-1-Karriere<br />

aussuchen. Der Weltmeister erhält<br />

die Wahl, entweder mit der Nummer 1 oder seiner<br />

festen Startnummer anzutreten. Seit 1996 basierten<br />

die Startnummern auf der Konstrukteurs-WM<br />

des Vorjahres.<br />

COMEBACK DER TESTFAHRTEN<br />

Neben den drei Vorsaisontests sind in diesem Jahr<br />

auch vier Zweitages-Tests während der Saison<br />

erlaubt. Diese finden jeweils am Dienstag und<br />

Mittwoch nach den Rennen in Bahrain, Spanien,<br />

Großbritannien und Abu Dhabi statt. Einer dieser<br />

acht Testtage pro Team ist explizit für Reifentests<br />

mit Pirelli vorgesehen. Derweil wurde die Anzahl<br />

der erlaubten 100 km Promotion-Runs von acht<br />

auf zwei reduziert.<br />

KOSTENREDUZIERUNG<br />

Als erstem Schritt in Richtung einer Budgetreduzierung<br />

hat die FIA in dieser Saison drastische<br />

Einschränkungen für die Arbeit im Windkanal sowie<br />

mit CFD eingeführt. Jedem Team steht innerhalb<br />

von direkt aufeinanderfolgenden, achtwöchigen<br />

Zeiträumen nur eine bestimmte Anzahl an Tests im<br />

Windkanal und per CFD zu. Nach Ablauf eines Zeitraums<br />

müssen die Teams Details ihrer Arbeit<br />

schriftlich einreichen.<br />

RENNKALENDER 2014<br />

Los geht‘s:<br />

Die Saison kann<br />

beginnen<br />

16.03.2014 Australien GP - Melbourne<br />

30.03.2014 Malaysia GP - Sepang<br />

06.04.2014 Bahrain GP - Sakhir<br />

20.04.2014 China GP - Shanghai<br />

11.05.2014 Spanien GP - Barcelona<br />

25.05.2014 Monaco GP - Monaco<br />

08.06.2014 Kanada GP - Montreal<br />

22.06.2014 Österreich GP - Spielberg<br />

06.07.2014 Großbritannien GP - Silverstone<br />

20.07.2014 Deutschland GP - Hockenheim<br />

27.07.2014 Ungarn GP - Budapest<br />

24.08.2014 Belgien GP - Spa-Francorchamps<br />

07.09.2014 Italien GP - Monza<br />

21.09.2014 Singapur GP - Singapur<br />

05.10.2014 Japan GP - Suzuka<br />

12.10.2014 Russland GP - Sotchi<br />

02.11.2014 US GP - Austin<br />

09.11.2014 Brasilien GP - São Paulo<br />

23.11.2014 Abu Dhabi GP - Yas Marina<br />

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1.ÖSTERREICH-COMEBACK<br />

Die <strong>Formel</strong> 1 kommt zurück nach Spielberg! Der<br />

modernisierte Red Bull Ring empfängt die Königsklasse<br />

zum ersten Mal seit 2003. Der 4,318 km<br />

lange Streckenverlauf ist unverändert, neu sind<br />

dafür die Haupttribüne und das Pressezentrum.<br />

Das Rennen ist bereits ausverkauft.<br />

2.RUSSLAND-DEBÜT<br />

Nach vielen Irrungen und Wirrungen debütiert die<br />

<strong>Formel</strong> 1 2014 endlich in Russland. Der 5,853 km<br />

lange und angeblich 260 Mio. Euro teure Kurs in<br />

Sochi ist nach Spa und Silverstone die drittlängste<br />

Strecke der Saison und verfügt über 12 Rechtssowie<br />

7 Links-Kurven. Das Layout erinnert an<br />

Montreal.<br />

3.DRITTES NACHTRENNEN<br />

Die Anzahl der<br />

Boxenstopps bleibt<br />

weiterhin frei<br />

Saisonauftakt unter Flutlicht: Der Große Preis von<br />

Bahrain wird in diesem Jahr erstmals als Nachtrennen<br />

ausgetragen. Rennstart ist um 18:00 Uhr Ortszeit<br />

(16:00 Uhr deutscher Zeit). Auch in Singapur<br />

und Abu Dhabi wird wieder unter Flutlicht gefahren.<br />

Nur 19 Rennen:<br />

New Jersey schaffte<br />

es wieder nicht<br />

Fernando Alonso<br />

hat den dritten<br />

WM-Titel im Visier<br />

Vorsicht, Hochspannung:<br />

Sprung in<br />

Sicherheit<br />

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FOTOS: FERRARI, MERCEDES<br />

TEXT: KERSTIN HASENBICHLER & STEPHAN HEUBLEIN<br />

IM VISIER<br />

FORMEL<br />

1<br />

SAISON 2014<br />

DIE THEMEN<br />

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FEUERBÄLLE, GERICHTSVERHANDLUNGEN UND EIN FRAGWÜRDIGER MODE-<br />

TREND: DAS MOTORSPORT-MAGAZIN VERRÄT, AUF WELCHE FAHRER, TEAMS<br />

UND THEMEN IN DIESER SAISON ALLE AUGEN GERICHTET SEIN WERDEN.<br />

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FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE THEMEN<br />

RED BULL:<br />

MISSION 5<br />

»You have to finish first to finish first« - eine <strong>Formel</strong>-<br />

1-Weisheit, die Red Bull Racing in den vergangenen vier<br />

Jahren perfektioniert hat. ‚Perfektion in Reinkultur‘ bringt<br />

es wohl auf den Punkt. Das Team gewann vier Fahrer- und<br />

vier Konstrukteurstitel in Folge, dominierte die Konkurrenz<br />

in der zweiten Saisonhälfte 2013 nach Belieben. Doch mit<br />

der Einführung der 1,6 Liter V6-Turbomotoren beginnt in<br />

der <strong>Formel</strong> 1 eine neue Zeitrechnung - eine, die das Ende<br />

der Serienerfolge von Red Bull und Sebastian Vettel einläuten<br />

könnte. Der Rennstall hat zwar Designgenie Adrian<br />

Newey an Bord, dem es bereits 2009 gelang, aus einem<br />

Mittelfeld-Boliden ein Spitzenauto zu formen, doch dieses<br />

Mal sind die Aerodynamikänderungen bei weitem nicht<br />

so tiefgreifend wie damals. Stattdessen kam es zu einschneidenden<br />

Änderungen in einem Bereich, auf den<br />

Newey keinen Einfluss hat - dem Antriebsstrang. Hinzu<br />

kommt, dass der Vater von Kinky Kylie und Hungry Heidi<br />

bekannt dafür ist, beim Design eines neuen Boliden bis<br />

zur berühmten Stunde zwölf zu brauchen - so auch beim<br />

RB10. Zudem zählten seine Boliden in der Vergangenheit<br />

nicht immer zu den zuverlässigsten ihrer Zunft. Mit seinen<br />

oft unkonventionellen Lösungen und Designs am Limit<br />

forderte Newey den Defektteufel nahezu heraus. Für Red<br />

Bull Racing und den vierfachen Weltmeister Sebastian<br />

Vettel gilt es jetzt, von 0 möglichst schnell wieder auf 100<br />

zu kommen, um die gestartete »Mission Fünf« erfolgreich<br />

zu beenden. Dafür braucht es aber auch Motorenpartner<br />

Renault, der sich in den vergangenen Jahren nicht immer<br />

mit Ruhm bekleckerte - Stichwort Lichtmaschine. Bei den<br />

Testfahrten im spanischen Jerez rächte sich ein Hardware-<br />

Problem am Energiespeicher der Power Unit bitterböse.<br />

Nach insgesamt elf Runden an zwei Testtagen packte<br />

Vettel vorzeitig zusammen, cancelte sämtliche Medientermine<br />

und flog nach Hause. Nach vier Tagen fiel die<br />

Bilanz noch schlechter aus: eine falsch eingebaute Feder,<br />

ein Problem an der Power Unit, ein Problem mit ERS -<br />

Perfektion in Reinkultur sieht anders aus. Wie es weitergeht,<br />

wird die Konkurrenz mit Argusaugen beobachten!<br />

Vettels<br />

Mission Fünf<br />

begann äußerst<br />

holprig<br />

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NEWCOMER<br />

GESUCHT<br />

Die FIA sucht den Superneueinsteiger! Bereits 2015 oder<br />

2016 soll ein zwölfter Rennstall das Starterfeld komplettieren<br />

und sich bis 2020 binden. Zu den ernsthaften Interessenten<br />

zählt der NASCAR-Teambesitzer Gene Haas, für<br />

den 2014 unter anderem der dreimalige Sprintcup-Champion<br />

Tony Stewart und Danica Patrick antreten. Für ein<br />

mögliches F1-Engagement soll ein dreistelliger Millionenbetrag<br />

zur Verfügung stehen. Bei der Entwicklung des<br />

Autos könnte der italienische Rennwagenbauer Dallara<br />

behilflich sein. Zum letzten Mal hat die FIA für die Saison<br />

2010 freie Startplätze ausgeschrieben - den Zuschlag<br />

erhielten letztlich Lotus (heute Caterham), Virgin (heute<br />

Marussia), Campos (später HRT) und USF1 (immer noch<br />

gescheitert). Wie unterschiedlich die Erfolgsquote von<br />

Neueinsteigern in der <strong>Formel</strong> 1 ist, zeigt ein Blick in die<br />

Vergangenheit: USF1 schaffte es damals noch nicht einmal<br />

bis zum ersten Rennen, Prost GP ging 2001 nach fünf<br />

Jahren in die Brüche und Sauber gehört seit 1993 zum<br />

Inventar der Starterlisten.<br />

Zweiter<br />

Anlauf für ein<br />

US-Team: Ob es<br />

diesmal klappt?<br />

MERCEDES:<br />

SILBERNES<br />

POWERPLAY<br />

Die<br />

Silberpfeile<br />

gehören zum<br />

Favoritenkreis<br />

2014<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

Die Seriensiege von Sebastian Vettels RB9 überstrahlten<br />

die Saison 2013, dabei war der F1 W04 das am meisten<br />

verbesserte Auto des Feldes. Aus den Niederungen des<br />

Mittelfelds schoss Mercedes bis auf den zweiten Platz<br />

empor. Können die Silberpfeile diesen Aufwärtstrend in<br />

der neuen Ära fortsetzen? »Vielleicht haben sie den<br />

besten Motor und das beste ERS«, stößt Johnny Herbert<br />

gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ins gewohnte Horn,<br />

dass Mercedes die stärkste Power Unit entwickelt haben<br />

könnte. »Aber wenn man ein schlechtes Auto hat,<br />

gewinnt man trotzdem nicht.« Bei den ersten Tests lief<br />

der neue Silberpfeil zumindest schon einmal wie ein<br />

Schweizer Uhrwerk. Zuverlässigkeit: Check. Power Unit:<br />

Check. Bleiben noch die Fahrer. Nico Rosberg gilt als<br />

Paradebeispiel für den intelligenten, mitdenken Rennfahrer,<br />

eine Art Komplettpaket für die Herausforderungen<br />

des neuen Turbo-Zeitalters. Und den neuen, nicht mehr<br />

von privaten Problemchen geplagten Lewis Hamilton<br />

sollte die Konkurrenz ohnehin nie abschreiben. Fahrer:<br />

Check; Check.<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37


SCHULDEN<br />

IM ÜBERFLUSS<br />

»Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut!« Jahrzehntelang<br />

lebten die <strong>Formel</strong>-1-Teams über ihren Verhältnissen.<br />

Selbst kleine Teams steigen in Luxushotels ab<br />

- das Geld dafür fehlt, doch der Schein muss gewahrt<br />

bleiben. Was sollen sonst die ohnehin schon spärlichen<br />

Sponsoren denken? Die freiwillige Kosten-Selbstbeschränkung<br />

der Teams trug keine Früchte, jetzt greift<br />

endlich die FIA durch. Schon in diesem Jahr gelten strenge<br />

Entwicklungseinschränkungen für die Aerodynamik (s. S.<br />

32). Für 2015 sollen weitere Kostenbeschränkungen ausgeklügelt<br />

werden. Dringend nötig ist das. »Es kann nicht<br />

sein, dass ein Team wie Lotus um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM<br />

fährt und dabei finanziell ächzt und<br />

krächzt«, kritisiert <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com-Experte<br />

Christian Danner. Nur wenn die Teams weniger Geld ausgeben<br />

und trotzdem konkurrenzfähiger sind, lässt sich<br />

die Gefahr eines Zusammensturzes bannen - und mit ihr<br />

das Wiederaufleben der Paydriver-Flut. Die neue Maxime<br />

der <strong>Formel</strong> 1 muss lauten: Koste es, was es dürfe.<br />

Auch Sauber<br />

spürt den<br />

finanziellen Druck<br />

des Marktes<br />

Bernie<br />

Ecclestone steht<br />

am Pranger. Hält<br />

sich der<br />

F1-Boss?<br />

BERNIE,<br />

QUO VADIS?<br />

Wohin geht die Reise? Eine Antwort auf diese Frage könnte<br />

noch dieses Jahr erfolgen. Ende April muss Bernie Ecclestone<br />

seinen Auftritt im Münchner Justizpalast absolvieren.<br />

Der <strong>Formel</strong>-1-Zampano wird beschuldigt, den ehemaligen<br />

BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit rund 44 Millionen<br />

Dollar während des Verkaufs der <strong>Formel</strong>-1-Anteile<br />

der BayernLB bestochen zu haben. Als die Staatsanwaltschaft<br />

die Anklage Anfang Januar offiziell bestätigte,<br />

flüchtete sich der <strong>Formel</strong>-1-Haupteigner CVC in Alibi-<br />

Aktionen und reichlich interpretationsoffene Formulierungen<br />

wie Ecclestone werde weiter »im geschäftlichen<br />

und sportlichen Interesse« das operative Tagesgeschäft<br />

führen, aber aus dem Vorstandsgremium ausscheiden.<br />

Heißt so viel wie: Ecclestone wird sehr wohl weiterhin die<br />

Geschicke der <strong>Formel</strong> 1 lenken, auch wenn er keine offizielle<br />

Position mehr bekleidet. Noch halten die Rennställe<br />

öffentlich an Bernie Ecclestone fest - nicht zuletzt, weil<br />

er zu viel weiß. Ein Schuldspruch könnte den <strong>Formel</strong>-<br />

1-Alleinherrscher allerdings endgültig den Kopf kosten.<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


FERRARI:<br />

FRAGEZEICHEN<br />

AERODYNAMIK<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE THEMEN<br />

Im fünften Anlauf soll es endlich gelingen: Fernando Alonso will es<br />

Michael Schumacher gleichtun und in seinem fünften Jahr bei der Scuderia<br />

den ersehnten WM-Titel gewinnen. Überzeugt fügt er hinzu: »Wir<br />

sind Ferrari. Wir treten an, um zu gewinnen.« Ein neuer Technischer<br />

Direktor in James Allison, ein zweiter Champion in Kimi Räikkönen und<br />

ein generalüberholter Windkanal: Luca di Montezemolo sieht alle Zutaten<br />

für eine erfolgreiche Saison gegeben. Vier zweite Plätze in Folge kommen<br />

in Maranello einem Desaster gleich. »Jetzt ist die Zeit gekommen, um<br />

zu gewinnen«, betont der Präsident. Zu diesem Zweck ist den Italienern<br />

jedes Mittel recht. Aus der hochnäsigen roten Göttin der vergangenen<br />

Jahre wurde unter dem neuen Reglement eine rote Staubsaugervertreterin.<br />

Der F14T mit der gewöhnungsbedürftigen Nasenpartie hat in<br />

diesem Jahr nur einen Auftrag: er soll Siege und WM-Titel aufsaugen.<br />

»Wir stehen unter Druck, das muss jedem klar sein«, gesteht Teamchef<br />

Stefano Domenicali. Dem Italiener ist bewusst, dass die Durststrecke<br />

seit den letzten Titelgewinnen 2008 bei den Konstrukteuren und 2007<br />

mit Kimi Räikkönen für Ferrari-Verhältnisse schon viel zu lange anhält.<br />

An den Fahrern wird es mit Sicherheit nicht liegen, sollte die Scuderia<br />

abermals den ersehnten Titelgewinn verpassen. »Da ist Ferrari erstklassig<br />

aufgestellt«, lobt <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com-Experte Christian Danner.<br />

Ob die Vorhersagen von Spannungen zwischen den beiden roten Platzhirschen<br />

eintreffen, wird erst der Saisonverlauf zeigen. Das erste Feedback<br />

fällt für den finnischen Rückkehrer jedenfalls rosig aus. »Kimi ist<br />

keiner, der wegen all der Neuerungen aus dem Häuschen ist, aber er<br />

gibt den Ingenieuren das Feedback, das sie brauchen«, bestätigt Allison.<br />

Räikkönen sage vielleicht nicht viel, aber was er sage, habe Hand und<br />

Fuß. Die entscheidende Frage wird sein, wie gut Ferrari die Aerodynamik<br />

in den Griff bekommen hat - die Schwachstelle der vergangenen Saisons.<br />

»Auch wenn di Montezemolo es noch so gerne hätte, dass Siege ausschließlich<br />

von Motoren erzielt werden - die Gesetze der Physik kann<br />

man nicht einfach ausschalten und die Aerodynamik ist immer noch das<br />

A und O«, sagt Danner. Auf diesem Gebiet muss Ferrari beweisen, dass<br />

sie sich verbessert haben.<br />

→<br />

Ferrari muss<br />

sich 2 014<br />

beweisen - sonst<br />

rollen Köpfe<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39


FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE THEMEN<br />

MCLAREN:<br />

KOMMT DER<br />

ERFOLG ZURÜCK?<br />

Titel, Siege und Podestplätze? Fehlanzeige! Im Vorjahr<br />

fand sich McLaren in der Konstrukteurs-Wertung hinter<br />

Red Bull, Mercedes, Ferrari und Lotus auf dem abgeschlagenen<br />

fünften Platz wieder und verzeichnete damit seine<br />

schlechteste <strong>Formel</strong>-1-Saison seit 1980. Eine Erfolgslosigkeit,<br />

die Ron Dennis nicht länger mitansehen konnte.<br />

Im Januar gab er seine Rückkehr als CEO der McLaren-<br />

Gruppe bekannt und kündigte sofort massive Änderungen<br />

innerhalb des Teams an. Zwar hat Dennis nicht vor, selbst<br />

am Kommandostand zu sitzen, was er mit der Benennung<br />

von Eric Boullier als Renndirektor unterstrich, trotzdem<br />

lässt der kauzige Brite keinen Zweifel daran aufkommen,<br />

dass er bei McLaren wieder die Zügel in der Hand hält.<br />

Ein Faktum, dass bei vielen McLaren-Anhängern Hoffnung<br />

weckt, immerhin steht Dennis für eine Erfolgsepoche.<br />

Unter seiner Führung gewann der britische Traditionsrennstall<br />

zehn Fahrer- und sieben Konstrukteurstitel und mit<br />

Ex-Und-Wieder-Motorenpartner Honda sollen diese<br />

Erfolge endgültig zurückkehren. Bis zur Réunion 2015 -<br />

und dem damit wieder gewonnenen Status als Werksteam<br />

- bleibt kein Stein auf dem anderen. Hinter den Kulissen<br />

hat McLaren auf dem Transfermarkt der Ingenieure bereits<br />

titelentscheidende Einkäufe getätigt. So holte das Team<br />

Red-Bull-Chef-Aerodynamiker Peter Prodromou und dessen<br />

Nummer 2, Dan Fallows, ins Boot. Prodromou, der zu<br />

den führenden Ingenieuren in der <strong>Formel</strong> 1 zählt, ist bei<br />

McLaren kein Unbekannter. Der gelernte Aeronautiker war<br />

von 2000 bis 2006 Aerodynamikchef des Teams und galt<br />

schon damals als rechte Hand von Designgenie Adrian<br />

Newey. In Expertenkreisen wird sein Wechsel als herber<br />

Rückschlag für das Weltmeisterteam von Red Bull angesehen.<br />

Neben Prodromou und Fallows angelte sich<br />

McLaren auch Ferrari-Aerodynamiker Matteo Sansavini,<br />

Sauber-Designer Matt Morris und Lotus-Chefrenningenieur<br />

Ciaron Pilbeam. Die ebenso einfache, wie klare Devise<br />

von Dennis lautet: »Wir werden wieder gewinnen.«<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

McLaren<br />

erwartet 2014<br />

ein Übergangsjahr<br />

bis Honda<br />

kommt<br />

40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


BRANDGEFAHR?<br />

Rauchende<br />

Motoren, nein,<br />

Power Units,<br />

könnten uns<br />

begleiten<br />

Das neue Motorenreglement, das ab dieser Saison in der <strong>Formel</strong> 1 Einzug hält, wird die<br />

Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s in vielen Bereichen grundlegend verändern. Ab dieser Saison<br />

löst der 1,6 Liter V6-Turbomotor den 2,4 Liter Saugmotor ab - jene Ingenieure, die sich der<br />

Illusion hingaben, dass die neuen Aggregate von Beginn an reibungslos funktionieren würden,<br />

wurden bereits beim ersten Test in Jerez eines Besseren belehrt. Renault gilt als Verlierer der<br />

ersten Testfahrten. Der französische Motorenhersteller kam mit seinen Teams auf insgesamt<br />

668 Testkilometer, während das Aggregat von Konkurrent Mercedes wie ein Uhrwerk funktionierte<br />

und nach vier Tagen 3.874 Testkilometer abgespult hatte. Nichtsdestotrotz blieb kaum<br />

ein Team von Defekten verschont, weshalb am ersten Testtag nur sechs Piloten eine gezeitete<br />

Runde zustande brachten. An den GP-Wochenenden kommt dieses Jahr hinzu, dass den<br />

Fahrern nur 100 Kilogramm Sprit im Rennen zur Verfügung stehen, was gerade beim Saisonauftakt<br />

in Australien - das Rennen im Albert Park gilt als sehr spritlastig - zu massenweise<br />

Ausfällen führen könnte. Red-Bull-Teamchef Christian Horner befürchtet sogar eine Ausfallrate<br />

von 50 Prozent. Eine Ausfallquote, die die heile <strong>Formel</strong>-1-Welt auf den Kopf stellen könnte,<br />

denn in den vergangenen Jahren sah die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s nur noch selten<br />

technische Ausfälle, 2013 lag die Ausfallquote bei nur noch 15,8 Prozent. In Australien könnte<br />

somit ein neuer Negativrekord aufgestellt werden, wie zuletzt 1996 in Monte Carlo. Sieger<br />

Oliver Panis war damals einer von vier Piloten, die die schwarz-weiß karierte Flagge sahen.<br />

Drei weitere Piloten kamen immerhin noch in die Wertung, ehe sie in einen Unfall verwickelt<br />

wurden. Damit standen insgesamt sieben Fahrer im Endklassement. Den Allzeit-Rekord hält<br />

weiterhin der Saisonauftakt 1966 in Monaco. Nur 4 von 16 Piloten überquerten nach 100<br />

Runden die Ziellinie, darunter Sieger Jackie Stewart.<br />

→<br />

TOP-3<br />

AUSFALL-DRAMEN:<br />

INDIANAPOLIS GP, 29. MAI 1951:<br />

Die bis dato höchste Zahl von Ausfällen in der<br />

F1-Geschichte. Nur 8 von 33 gestarteten Piloten sahen<br />

die Zielflagge<br />

MONACO GP, 2. MAI 1966:<br />

4 der 16 Fahrer überquerten die Ziellinie<br />

SÜDAFRIKA GP, 14. MÄRZ 1993:<br />

7 von 26 gestarteten Piloten im Ziel<br />

In der neuen<br />

Saison könnte es<br />

öfter als zuletzt zu<br />

Ausfällen<br />

kommen<br />

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GROSSE<br />

CHANCE<br />

Diese Chance durfte sich McLaren einfach nicht entgehen<br />

lassen! So begründet der mittlerweile ehemalige Teamchef<br />

Martin Whitmarsh die Verpflichtung von Kevin Magnussen,<br />

des ersten McLaren-Rookies seit Lewis Hamilton.<br />

Eine ganz schöne Last, auf den Schultern des schmächtigen<br />

Dänen. Wird er den Anforderungen gerecht, könnte<br />

er 2015 mit McLaren Honda noch größer herauskommen.<br />

Scheitert er, kann er sich bei Heikki Kovalainen über seinen<br />

weiteren Karriereverlauf informieren... Daniel Ricciardo<br />

kann darüber nur lächeln. Der Australier lächelt einfach<br />

immer, erst recht seit seinem Aufstieg ins Spitzenteam<br />

Red Bull. Aber Vorsicht: Wie unbarmherzig die eiserne<br />

Hand von Dr. Helmut Marko ist, erlebten in den vergangenen<br />

Jahren schon zahlreiche andere Nachwuchstalente<br />

am eigenen Leib. Fünf Rennen Eingewöhnungszeit hat<br />

Ricciardo, dann muss er zumindest in der Nähe seines<br />

weltmeisterlichen Teamkollegen liegen und wertvolle<br />

Punkte für die Konstrukteurs-WM einfahren. Sonst könnte<br />

ihm das Dauer-Lächeln dann doch schnell vergehen.<br />

Daniel<br />

Ricciardo will<br />

sich 2014 mit<br />

Sebastian Vettel<br />

messen<br />

Bangen um<br />

den Nürburgring:<br />

Wie geht es mit<br />

dem Kurs<br />

weiter?<br />

NÜRBURGRING:<br />

5 VOR 12<br />

»Leute werdet wach, bekommt den Hintern hoch, dass<br />

hier ist wahrscheinlich unsere letzte Chance, noch ein<br />

Zeichen zu setzen! Der geringe öffentliche Druck und<br />

Widerstand hat es doch erst zu dieser Situation kommen<br />

lassen!« Christian Menzel kämpft seit Monaten dafür, dass<br />

der Nürburgring Volkseigentum bleibt. Seit Mai vergangenen<br />

Jahres steht die historische Rennstrecke, inklusive<br />

der Nordschleife, zum Verkauf - entweder als Ganzes oder<br />

in kleineren Paketen. Der Nürburgring steckt seit vielen<br />

Jahren in den roten Zahlen, vor allem die <strong>Formel</strong>-1-Rennen<br />

verschlangen trotz jährlich abwechselnder Austragung<br />

mit Hockenheim Millionen. 2015 würde der Große<br />

Preis von Deutschland wieder in der Eifel Station machen,<br />

doch für den Nürburgring hat die Uhr 5 vor 12 geschlagen.<br />

Das Projekt ‚Nürburgring 2009‘, das die Errichtung einer<br />

Erlebniswelt rund um den Ring beinhaltete, scheiterte<br />

fatal - jetzt brennt der Hut. Ob es nicht schon zu spät ist,<br />

wird sich wohl im Laufe des Jahres zeigen. »Wir sind im<br />

Endspurt. Jeder, der ein interessantes Angebot abgibt, ist<br />

herzlich willkommen«, hieß es seitens des<br />

Sachverwalters.


LETZTE<br />

CHANCE<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE THEMEN<br />

KANDIDAT 1: FELIPE MASSA<br />

30 Sekunden lang war er <strong>Formel</strong>-1-Champion, 8 Jahre<br />

lang Wasserträger. 2014 wagt Felipe Massa bei Williams<br />

einen Neuanfang. Der Brasilianer will weg von<br />

seinem Image als ewige Nummer 2, mal hinter Michael<br />

Schumacher, mal hinter Fernando Alonso. Mit 32 Jahren sieht Massa<br />

nun endlich die Chance, die Führungsrolle zu übernehmen und gemeinsam<br />

mit Williams auf die Erfolgsstraße zurückzukehren - und es dürfte<br />

auch seine letzte Chance sein. Der letzte seiner elf Siege liegt schon<br />

mehr als fünf Jahre zurück. Es war jener Erfolg im November 2006 in<br />

Brasilien, der am Ende eben nur zum Vizetitel reichte.<br />

KANDIDAT 2: JENSON BUTTON<br />

Jenson Button weiß, wie es sich anfühlt, Weltmeister<br />

zu sein. 2009 gelang ihm mit Brawn GP der unerwartete<br />

Geniestreich, wobei viele Experten den WM-Titel<br />

mehr dem Köpfchen von Ross Brawn zuschreiben als<br />

Buttons Fahrkünsten. In seiner 14-jährigen <strong>Formel</strong>-1-Karriere setzte<br />

der Brite zwar immer wieder Ausrufezeichen wie in Kanada 2011, als<br />

er auf feuchter Strecke vom letzten Platz zum Sieg stürmte, nichtsdestotrotz<br />

zählen andere zu den absoluten Superstars der <strong>Formel</strong> 1 bzw.<br />

zu den Ausnahmetalenten der Königsklasse. Glaubt man McLaren, hat<br />

man mit Kevin Magnussen 2014 ein solches Ausnahmetalent ins Team<br />

geholt. Sollte dem <strong>Formel</strong>-1-Rookie der eine oder andere Überraschungserfolg<br />

gegen seinen erfahreneren Teamkollegen gelingen, könnte<br />

Button schon bald aus der Top-Riege der Fahrer verschwinden.<br />

KANDIDAT 3: SÉRGIO PEREZ<br />

Nicht wieder zu verschwinden, ist auch das Ziel von<br />

Sergio Pérez. Der Mexikaner wurde nach nur einer<br />

Saison bei McLaren ausgemustert. Im Gegensatz zu<br />

anderen Fahrern hatte Pérez Glück - seine Sponsormillionen<br />

retteten ihn und brachten ihn bei Force India unter. Doch die<br />

Frage bleibt, wie lange dieses Spiel gut gehen kann?<br />

KANDIDAT 4: PASTOR MALDONADO<br />

Gleiches gilt für Pastor Maldonado. Den Venezolaner<br />

und Pérez verbindet nicht nur das südländische<br />

Temperament, sondern auch der ihnen nacheilende<br />

Ruf eines talentfreien Paydrivers. 2014 gilt es zu<br />

beweisen, dass sie einem <strong>Formel</strong>-1-Rennstall mehr bieten können<br />

als nur die Sponsormillionen auf dem Konto. Noch rettet ihnen die<br />

Finanzkrise der meisten Teams das Cockpit. Aber die Lotus-Verantwortlichen<br />

geben offen zu, dass eigentlich Nico Hülkenberg ihre erste<br />

Wahl gewesen wäre...<br />

→<br />

Felipe<br />

Massa erhält bei<br />

Williams seine<br />

letzte Chance in<br />

der F1<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MERCEDES<br />

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FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE THEMEN<br />

HILFE, ICH<br />

BIN EINE<br />

NASE!<br />

HOLT MICH<br />

HIER RAUS!<br />

Mit dem<br />

MP4-29 will<br />

McLaren wieder<br />

die Nase vorne<br />

haben<br />

»Die Autos sehen wunderschön aus«, sagte Ex-<br />

<strong>Formel</strong>-1-Champion Damon Hill dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>. Wie bitte!? Liebe soll ja bekanntlich<br />

blind machen. Aber sowas? »Ich weiß, dass es<br />

ein paar lustige Nasen gibt, einige Kreationen an<br />

der Fahrzeugfront sind vielleicht nicht ganz stylisch,<br />

aber davon abgesehen sehen die Autos gut<br />

aus.« Da hat Damon aber gerade noch mal die<br />

Kurve bekommen. Und wir scheinen laut Charlie<br />

Whiting mit den neuen Nasen-Ungeheuern sogar<br />

noch Glück gehabt zu haben: »Es gab noch deutlich<br />

hässlichere Lösungen<br />

NASEN-OP<br />

DRINGEND<br />

BENÖTIGT!<br />

Auch diese<br />

Ausgeburt der<br />

Nasen-Hölle<br />

gewinnt keinen<br />

Preis<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, MCLAREN<br />

Abgrundtief hässlich. Entschuldigen<br />

Sie die direkte Ausdrucksweise, aber<br />

anders lässt sich der Caterham nicht<br />

bezeichnen. Nicht umsonst wählten<br />

ihn die Leser unserer Website zum<br />

hässlichsten F1-Auto 2014. Im Internet<br />

kursieren sogar von Fans entworfene<br />

Fotomontagen des CT-05 mit<br />

einem an der Spitze montierten<br />

Besen. Die neue Caterham-Kehrmaschine<br />

also, die dem Feld hinterher<br />

rollt und die Strecke fegt...<br />

44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


NASEN-<br />

KÖNIG<br />

Ein Pilot, der sich mit komplizierten Liebesbeziehungen<br />

bestens auskennt, ist<br />

Lewis Hamilton. »Normalerweise verliebt<br />

man sich nicht auf den ersten Blick in ein<br />

neues Auto. Das wächst über die Zeit«,<br />

sagt der Hundeliebhaber und Teilzeit-<br />

Pussycat-Lebensgefährte. Mit dem neuen<br />

Silberpfeil scheint ihm immerhin ein guter<br />

Fang gelungen zu sein. Der Mercedes ist<br />

ganz klar der Nasen-König!<br />

Mercedes<br />

verzichtet auf die<br />

Nasenbär-Optik:<br />

Daumen hoch,<br />

Silberpfeil!<br />

FSK-18-<br />

NASEN<br />

Auch Force<br />

India folgt dem<br />

Trend zur<br />

hässlichen Nase<br />

Wie sehen die denn aus? Egal ob Force<br />

India, Williams, Sauber, Toro Rosso oder<br />

McLaren - die neuen Regeln regten die<br />

Teams [zu nicht ganz jugendfreien Designs]<br />

an. Ein hochrangiger F1-Verantwortlicher<br />

bezeichnete das Wettrüsten in der<br />

neuen Ära gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> als »Penis Competition« und<br />

unsere Leser entschieden in einer Umfrage,<br />

dass die neuen Nasen »wie Dildos« aussehen.<br />

Vielleicht kann die F1 so neue Zielgruppen<br />

erschließen - aber hoffentlich<br />

erhöht sich nicht auch die Altersfreigabe<br />

unseres Hefts.<br />

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FOTOS: ADRIVO/SUTON, TEAMS<br />

HELLO MARANELLO!<br />

Kimi Räikkönen hat mal wieder Lust auf<br />

einen WM-Titel - und vermutlich auch auf<br />

regelmäßige Gehaltszahlungen. Dafür setzt er<br />

sich sogar in einen Simulator...<br />

ALLES GETAN<br />

»Ich habe sogar seine feuerfeste Unterwäsche<br />

getragen!« Trotzdem bekam Heikki<br />

Kovalainen nicht das Lotus-Cockpit von Kimi<br />

Räikkönen.<br />

HIN UND WIEDER ZURÜCK<br />

Nach einem kurzen Intermezzo in Hinwill<br />

kehrt Nico Hülkenberg zu Force India zurück.<br />

Natürlich ist dort alles besser. Aber warum<br />

ging er dann 2012 überhaupt dort weg??<br />

FORMEL 1<br />

SAISON 2014<br />

DIE WECHSEL<br />

WER KAM, WER GING?<br />

BYE BYE MARANELLO!<br />

»Jetzt kann sich Kimi die ständigen<br />

Samurai-Sprüche von Fernando anhören«,<br />

dachte sich wohl Felipe Massa und stellt<br />

seine Zelte 2014 in Grove auf.<br />

NICHTS GETAN<br />

Einmal mit den vor Öl nur so triefenden<br />

Schecks seines Sponsors gewedelt und<br />

schon hatte Pastor Maldonado das zweite<br />

Lotus-Cockpit - und der Hulk lief grün an.<br />

WEG & NIE MEHR ZURÜCK<br />

Vorsicht, Gegenverkehr! Adrian Sutil kam<br />

Hulk auf dem Weg von Silverstone nach<br />

Hinwil entgegen. Die Schweizer scheinen<br />

nicht nur die bessere Schokolade zu haben...<br />

46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


FÜHLT SICH JUNG<br />

»Auch wenn ich gerade diesen doofen Bart<br />

trage, fühle ich mich noch jung.« Doch 2014<br />

muss der 33-Jährige Jenson Button beweisen,<br />

dass er nicht zum alten Eisen zählt.<br />

BLOSS WEG!<br />

Vettel, Vettel, Vettel. »Nichts anderes?<br />

Ehrlich? Scheiße!« Nach sieben Jahren an<br />

der Seite von Sebastian Vettel hatte Mark<br />

Webber die Schnauze voll.<br />

AUFTRITT<br />

Gehaltsverzögerungen, Streikdrohungen,<br />

überall nur Ärger. Eric Boullier packte seine<br />

Koffer in Enstone und zog fix rüber nach<br />

Woking. Martin Whitmarshs Stuhl war sogar<br />

noch warm.<br />

VOR DER SAISON 2014 GRASSIERTE DAS WECHSEL-FIEBER IN DER F1-WELT. FAHRER,<br />

TEAMCHEFS, INGENIEURE PROBTEN DEN GROSSEN UMBRUCH. DAS MOTORSPORT-<br />

MAGAZIN HAT SIE VERFOLGT...<br />

TEXT: STEPHAN HEUBLEIN & KERSTIN HASENBICHLER<br />

IST TATSÄCHLICH JUNG<br />

Kevin Magnussen, 21-jähriger Jungspund aus<br />

Dänemark, will den neuen GP-Methusalem<br />

Jenson Button (33) an seine Grenzen treiben.<br />

Respekt vor älteren Menschen? Fehlanzeige!<br />

ENDLICH DA!<br />

Sein Markenzeichen: ein breites Grinsen. Ob<br />

ihm das 2014 vergeht? Momentan hat Daniel<br />

Ricciardo noch richtig Bock auf Red Bull.<br />

ABTRITT<br />

Dennis, Boullier, Neale. McLaren hat bald so<br />

viele Chefs wie Mercedes. Damit machte<br />

Ross Brawn schlechte Erfahrungen, also geht<br />

der Rosenzüchter aus Leidenschaft zukünftig<br />

lieber Angeln. Da ist er selbst der Boss<br />

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TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />

WELTMEISTER<br />

VS.NOBODY<br />

DIE LIGA DER SUPERSTARS - EINE<br />

HERAUSFORDERUNG, AN DER IN DER<br />

VERGANGENHEIT SO MANCHER<br />

NOBODY GESCHEITERT IST, ANDE-<br />

RE WUCHSEN DARAN UND LEGTEN<br />

EINE STEILE F1-KARRIERE HIN. DAS<br />

MOTORSPORT-MAGAZIN DECKT<br />

VERLIERER UND GEWINNER AUF.<br />

Ayrton Senna<br />

machte mit<br />

Frischling Michael<br />

Andretti kurzen<br />

Prozess


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON


Dave Walkers<br />

Übermut<br />

vermasselte ihm die<br />

Chance seines<br />

<strong>Formel</strong>-1-Lebens<br />

GESCHEITERT:<br />

DAVE WALKER VS. EMERSON FITTIPALDI<br />

WALKER VERSAGT AUF<br />

GANZER LINIE<br />

»Das ist die Chance deines Lebens, du kannst dir heute für alle<br />

Zeiten einen Namen machen!« Nach nur einem Grand Prix Start<br />

holte Colin Chapman 1972 den jungen Australier Dave Walker zu<br />

Lotus an die Seite von Emerson Fittipaldi. Walker galt nach drei<br />

Titeln in der <strong>Formel</strong> 3 als aufstrebendes Talent, doch in der <strong>Formel</strong><br />

1 erfolgte für ihn das jähe Erwachen. In der kurzen F1-Vita des Australiers<br />

blieb sein Debüt beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort<br />

als einziges in Erinnerung, wenn auch in negativer. Chapman witterte<br />

im Regenrennen eine Chance auf den Sieg und befahl seinem Fahrer:<br />

»Lass es in den ersten zehn Runden ruhig angehen! Das ist die Chance<br />

deines Lebens, du kannst dir heute für alle Zeiten einen Namen machen.«<br />

Doch anstatt der Ansage seines Teamchefs zu folgen, überholte Walker in<br />

den ersten fünf Runden acht Autos und landete wenig später aufgrund seiner<br />

noch uneingefahrenen Bremsbeläge im Kiesbett. Walker schloss die Saison<br />

punktelos ab, während sich Teamkollege Emerson Fittipaldi zum Weltmeister<br />

krönte. Lotus beendete zu Saisonende die Zusammenarbeit mit dem Australier,<br />

zwei Jahre später hing Walker seinen Rennanzug endgültig an den Nagel.<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

Super-Debüt:<br />

Michael<br />

Schumacher lehrte<br />

Altmeister Nelson<br />

Piquet das<br />

Fürchten<br />

50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Williams-<br />

Geheimwaffe:<br />

Damon Hill setzte<br />

dem Professor auf<br />

Anhieb zu<br />

DURCHGESETZT:<br />

DAMON HILL VS. ALAIN PROST<br />

HILL FORDERT PROST<br />

»Wir standen nach dem Rückzug von Nigel<br />

Mansell vor der Frage, wen wir neben Alain<br />

Prost in das zweite Auto setzen sollten«, erinnert<br />

sich Adrian Newey. Teamchef Frank Williams<br />

hatte kurz überlegt Riccardo Patrese, eine<br />

bekannte Größe in der <strong>Formel</strong> 1 zu verpflichten,<br />

entschied sich aber dann doch für seinen Testfahrer<br />

Damon Hill. Der Brite hatte zwar einen berühmten<br />

Nachnamen [Anspielung auf Graham Hill], aber zu<br />

diesem Zeitpunkt trotz seines fortgeschrittenen Alters<br />

von 33 Jahren lediglich zwei Grands Prix auf dem Buckel<br />

und damit nicht die beste Ausgangslage, um gegen seinen<br />

Teamkollegen und dreifachen Weltmeister Prost zu<br />

bestehen. Doch der Brite nutzte seine Chance und bewies,<br />

dass er mehr drauf hatte, als stupide Testkilometer für Testkilometer<br />

abzuspulen. Beim Großen Preis von Brasilien, seinem<br />

erst zweiten Rennen für Williams, stach er erstmals seinen<br />

Teamkollegen aus. Insgesamt gewann Hill in der Saison 1993<br />

drei Rennen, holte 69 WM-Punkte und landete damit in der<br />

Fahrer-WM hinter Prost und Ayrton Senna auf Platz drei. Drei Jahre<br />

später (1996) gewann Hill mit Williams-Renault den WM-Titel.<br />

DURCHGESETZT:<br />

MICHAEL SCHUMACHER VS. NELSON PIQUET SENIOR<br />

SCHUMACHER SCHICKT PIQUET IN RENTE<br />

»Who the fuck is Schumacher?«, raunte Eddie Jordan durch das Zimmer. Der Teamchef hatte 1991 keine Ahnung, wer<br />

dieser deutsche Jüngling war, der als Ersatz für seinen inhaftierten Piloten, Bertrand Gachot, einspringen sollte. Nach<br />

einem beeindruckenden Test in Silverstone und einem vielbeachteten Debüt in Spa-Francorchamps war die Antwort<br />

schnell gefunden. Schumacher war ein Talent, das seinesgleichen suchte. Trotz seinen 22 Jahren verfügte er<br />

über ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine unglaubliche Fahrzeugbeherrschung, dafür fehlte es ihm<br />

an Respekt gegenüber Altmeistern wie Alain Prost, mit dem er sich an seinem ersten GP-Wochenende<br />

anlegte. »Er hatte mir im Qualifying die Runde zerstört. Ich habe mich aufgeregt und eine Handbewegung<br />

in seine Richtung gemacht, denn auch Prost hätte sich kein Bein gebrochen, wenn er mal kurz rübergefahren<br />

wäre«, erklärte Schumacher damals. Es folgte ein Rapport bei der Rennleitung, Ex-Jordan-<br />

Teammanager Ian Phillips erinnert sich: »Michael bekam von Herrn Corsmit eine Strafpredigt, die<br />

in der Aussage gipfelte: ‚Wissen Sie, wer der andere Fahrer war? Das ist Alain Prost. Dem droht<br />

man nicht mit der Faust. So einem Fahrer muss ein Neuling Respekt entgegenbringen.‘«<br />

Schumacher sah das anders, was in der Folge Nelson Piquet zu spüren bekam. Nach schier<br />

endlosen Vertragsverhandlungen zwischen Jordan und Benetton dockte Schumacher bei<br />

letzterem an und wurde Teamkollege des dreifachen Weltmeisters. In den noch ausstehenden<br />

fünf Rennen der Saison 1991 ließ Schumacher den 39-jährigen Brasilianer<br />

extrem alt aussehen. In fünf Qualifying-Sessions musste sich Schumacher Piquet<br />

nur einmal geschlagen geben. In drei der fünf Rennen fuhr er jeweils in die Punkteränge,<br />

holte in Monza - bei seiner ersten Zielankunft in der <strong>Formel</strong> 1 - auf Anhieb<br />

zwei WM-Zähler und beförderte Altmeister Piquet zu Saisonende in die<br />

<strong>Formel</strong>-1-Pension. 23 Jahre und sieben Fahrertitel später zählt Michael<br />

Schumacher zu den größten Legenden im <strong>Motorsport</strong>zirkus und niemand<br />

stellt sich mehr die Frage »Who the fuck is Schumacher?« →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51


Jochen Mass<br />

hatte bei McLaren<br />

gleich zwei<br />

Topfahrer zum<br />

Teamkollegen 52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

GESCHEITERT:<br />

JOCHEN MASS VS. EMERSON FITTIPALDI VS. JAMES HUNT<br />

ZUR FALSCHEN ZEIT DEN FALSCHEN TEAMKOLLEGEN<br />

In den 70er Jahren galt Jochen Mass neben Hans-Joachim Stuck als größte deutsche Hoffnung im Rennsport, doch<br />

man könnte sagen, er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Bei McLaren saß er zwar in einem der besten Autos,<br />

hatte aber das Pech, gegen zwei Ausnahmekönner im eigenen Team antreten zu müssen. Nach 13 Rennen für<br />

Surtees und einem siebten Platz als bestem Ergebnis heuerte der Deutsche Ende 1974 bei McLaren an, wo<br />

er es mit dem zweifachen Weltmeister Emerson Fittipaldi zu tun bekam. Mit seinem Sieg beim Spanien GP,<br />

seinem ersten und einzigen F1-Triumph, hätte Mass ein Zeichen setzen können, doch der Sieg passierte<br />

am falschen Ort zur falschen Zeit. Während des Rennens brach beim Führenden Rolf Stommelen der<br />

Heckflügel und riss vier Zuschauer und Streckenposten in den Tod. Mass‘ Teamkollege und amtierender<br />

Weltmeister, Emerson Fittipaldi, hatte sich geweigert, einen Grand Prix auf dem als gefährlich<br />

geltenden Stadtkurs von Montjuic zu bestreiten und stieg nach einer Runde aus seinem McLaren<br />

aus. Am Ende der Saison hatte Fittipaldi 45 WM-Punkte und den Vize-Weltmeistertitel auf dem<br />

Konto und stellte damit Mass, der sich mit 20 Zählern auf Rang sieben wiederfand, deutlich<br />

in den Schatten. Ein Jahr später - neuer Teamkollege, alte Situation. Gegen die Fahrkünste<br />

und das Charisma von James Hunt hatte Mass nichts entgegenzusetzen. Während sich<br />

Hunt im gleichen Auto zum Weltmeister krönte, fand sich der gelernte Seemann mit<br />

mageren 19 Punkten auf dem neunten Gesamtrang wieder. Lediglich in Südafrika<br />

und bei seinem Heimrennen in Deutschland gelang es Mass mit einem Podestplatz,<br />

ein Ausrufezeichen zu setzen. In Erinnerung blieb den meisten Beobachtern<br />

allerdings eine Szene aus dem Jahr 1977, als Mass in Kanada seinen in Führung<br />

liegenden Teamkollegen ins Aus beförderte. Wutentbrannt schlug Hunt<br />

daraufhin einen Streckenposten nieder, der versucht hatte, ihn daran zu<br />

hindern, auf seinen Teamkollegen loszugehen. Zu Saisonende musste<br />

sich Mass nach einem anderen Arbeitgeber umsehen.<br />

GESCHEITERT:<br />

MICHAEL ANDRETTI VS. AYRTON SENNA<br />

SABOTAGE AN ANDRETTI<br />

Die schwarz-weiß karierte Zielflagge war geschwenkt, der<br />

Champagner getrunken. Doch der dritte Platz beim Großen<br />

Preis von Italien 1993 hielt McLaren nicht davon ab, Michael<br />

Andretti nach nur 13 <strong>Formel</strong>-1-Rennen an die Luft zu setzen.<br />

Zu enttäuschend fiel für den britischen Traditionsrennstall die<br />

erste Saison des US-Amerikaners aus, vor allem im Vergleich<br />

zu seinem Teamkollegen Ayrton Senna. Dieser hatte drei Rennen<br />

vor Saisonende drei Siege und drei Podestplätze zu Buche stehen.<br />

Für die Experten fehlte es Andretti am nötigen Engagement<br />

und Talent, um gegen Ayrton Senna, den besten Fahrer seiner<br />

Epoche, zu bestehen. Andrettis Sohn, Marco, hatte hingegen eine<br />

andere Erklärung. Er warf dem britischen Rennstall 1998 Sabotage<br />

vor. »Mein Vater bekam das schlechtere Material, die schlechteren<br />

Ingenieure und dem nicht genug, ließ McLaren mittels der Elektronik<br />

das Auto in den Kurven unkontrollierbar werden. Das Team hat gewollt,<br />

dass er scheitert!« Michael Andretti ließ die Anschuldigungen seines<br />

Sohnes unkommentiert: »Sagen wir einfach, die <strong>Formel</strong> 1 war keine schöne<br />

Erfahrung.«<br />

52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Ab ins<br />

Kiesbett: Hinterher<br />

gab es sogar<br />

Sabotage-Gerüchte<br />

bei McLaren


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

Seltenes Bild:<br />

Am Ende jubelten<br />

Alonso und Hamilton<br />

nicht mehr<br />

gemeinsam über<br />

Erfolge<br />

DURCHGESETZT:<br />

LEWIS HAMILTON VS. FERNANDO ALONSO<br />

SELBSTZERSTÖRUNG<br />

‚The F1 Rookie Phenomenon‘ titelten die britischen Medien<br />

2008, nachdem ein selbstbewusster 22-Jähriger den Alteingesessenen<br />

zeigte, wo ‚Bartl den Most‘ holt. Gleich in seinem<br />

ersten Grand Prix fuhr Lewis Hamilton auf das Podium und<br />

stellte mit seinem zweiten Podestplatz in Folge in Malaysia einen<br />

40 Jahre alten Rekord ein. Es fehlte nicht viel und Hamilton hätte<br />

seine <strong>Formel</strong>-1-Debütsaison 2007 mit dem Fahrertitel gekrönt. Am<br />

Ende verhinderte ein Pünktchen die absolute Sensation. Für seinen<br />

McLaren-Teamkollegen Fernando Alonso war die Schmach so oder<br />

so immens. Immerhin sahen viele in der Verpflichtung des jungen<br />

Briten - Hamilton war der erste Farbige in der <strong>Formel</strong> 1 - lediglich einen<br />

genialen Marketingstreich seitens McLaren und Bernie Ecclestone.<br />

Alonso erkannte zu spät die fahrerische Bedrohung, die vom britischen<br />

Jungspund ausging. Weder seine Erfahrung auf, noch abseits der Strecke<br />

in Form von politischen Spielchen konnten Hamilton in die Schranken weisen,<br />

was Alonso zur Weißglut trieb - und so war es der zweifache Weltmeister,<br />

der am Ende der Saison das Cockpit räumte. Hamilton krönte sich hingegen<br />

ein Jahr später mit McLaren Mercedes zum Weltmeister.<br />

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Lotus<br />

bestreitet<br />

Meldungen<br />

über Finanzprobleme<br />

DER SCHEIN<br />

TRÜGT<br />

TEXT: KERSTIN HASENBICHLER<br />

FOTOS: LOTUS<br />

PATRICK LOUIS GIBT NUR SELTEN INTERVIEWS.<br />

DER SCHEIDENDE CEO DES LOTUS-TEAMS IST<br />

KEIN MANN DER GROSSEN WORTE, AUSSER WENN<br />

ES DARUM GEHT, DIE FORMEL-1-WELT WACHZU-<br />

RÜTTELN, UM DIE ZUKUNFT DES SPORTS ZU SI-<br />

CHERN. FÜR DAS MOTORSPORT-MAGAZIN NAHM<br />

ER SICH DIE ZEIT, UM KLARTEXT ZU REDEN.<br />

54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55


MSM: Nachdem bekannt wurde, dass Sie als<br />

CEO bei Lotus zurücktreten, spielten die<br />

Medien sofort wieder das alte Lied vom finanziell<br />

angeschlagenen F1-Team.<br />

PATRICK LOUIS: Ich finde es komplett schizophren,<br />

wie sämtliche News ins Negative verdreht<br />

werden. In punkto Lotus spüre ich das<br />

sehr stark. Was meine Person angeht: ich habe<br />

mein ganzes Leben lang Betriebe saniert und<br />

umstrukturiert - und diese Aufgabe habe ich<br />

bei Lotus F1 jetzt abgeschlossen. Sämtliche<br />

strukturellen Investitionen und Innovationen<br />

wurden in der Firma getätigt, die Strukturen<br />

und das Management wurden neu definiert und<br />

ich glaube, dass die letzten drei Jahre ganz deutlich<br />

zeigen, dass Lotus vom Entwicklungsstand<br />

mithalten kann. Wenn man sich 2013 ansieht,<br />

dann waren wir das einzige Team, das in der<br />

zweiten Saisonhälfte vom Rennspeed konstant<br />

nah an Red Bull dran war. Die Konstellation<br />

Sebastian Vettel und Red Bull war unschlagbar,<br />

aber Lotus ist es gelungen, im Rennspeed Mark<br />

Webber, ein sehr guter Fahrer, ab und zu auf<br />

die Pelle zu rücken. Das beweist, dass die Intelligenz,<br />

der Entwicklungsdrang und die nötigen<br />

Entwicklungstools in Enstone vorhanden sind.<br />

Für mich ist damit meine Arbeit abgeschlossen.<br />

Das Team steht für 2014 auf sehr guten Beinen.<br />

Für mich gibt es daher keine Berechtigung<br />

mehr, täglich vor Ort zu sein und das wäre für<br />

mich auch uninteressant. Dazu gibt es zu viele<br />

andere schöne Herausforderungen außerhalb<br />

der <strong>Formel</strong> 1, und innerhalb der Genii Capital,<br />

und ich bleibe im Verwaltungsrat des F1 Teams.<br />

Diese Schlagzeilen, die gerade als negativ verkauft<br />

werden, sind also gar nicht negativ.<br />

Woher glauben Sie kommt all diese negative<br />

Stimmung?<br />

Die <strong>Formel</strong> 1 ist extrem politisch. Ich habe<br />

durchaus eine Vorstellung davon, aus welcher<br />

Ecke - auch von Seiten der Teams und Journalisten<br />

her - das kommt. Sie alle sollten zuerst in<br />

den eigenen Spiegel sehen, ehe sie andere durch<br />

den Kakao ziehen. Fakt ist, dass die <strong>Formel</strong> 1<br />

generell finanziell unter Druck steht. Wenn man<br />

sieht, wie die Aufteilung des Gewinntopfes, der<br />

FOM-Gelder, erfolgt, gibt es heute drei Teams,<br />

die proportional viel Geld bekommen, und zwei<br />

weitere Teams, die ebenfalls noch extra Geld<br />

beziehen - ein Team aufgrund historischer Relationen<br />

und das zweite Team, weil sie so abgedrückt<br />

haben. Von allen Teams gibt es aber nur<br />

drei, denen es finanziell gut geht: Erstens Red<br />

Bull, weil Dietrich Mateschitz dort jährlich substantielle<br />

Beträge einfließen lässt, ansonsten<br />

wäre die Firma nicht überlebensfähig. Das<br />

zweite Team ist Ferrari und da weiß man ganz<br />

klar, woher das Geld kommt, unter anderem<br />

auch von einem alten Deal der 2014 ausläuft.<br />

Und das dritte Team ist Mercedes, wobei<br />

Mercedes sehr intelligent vorgeht, um über<br />

Sponsoren Geld zu generieren. Das sind die<br />

einzigen Teams, die finanziell relativ unabhängig<br />

sind.<br />

Sie haben gerade angesprochen, dass in der<br />

aktuellen <strong>Formel</strong> 1 etwas Grundlegendes schiefläuft.<br />

Was muss passieren, damit der Sport und<br />

alle Teams langfristig gesund dastehen?<br />

Das Thema des RRA unter der FOTA hat ja<br />

nicht funktioniert. Der erste Schritt war damals<br />

die Neuankunft der drei Teams, was gewisse<br />

ICH FINDE ES KOMPLETT<br />

SCHIZOPHREN, WIE<br />

SÄMTLICHE NEWS INS<br />

NEGATIVE VERDREHT<br />

WERDEN. IN PUNKTO<br />

LOTUS SPÜRE ICH DAS<br />

SEHR STARK.<br />

Entscheider nicht akzeptieren wollten. Auf<br />

Basis dieser Entschlüsse wurde das alles sehr<br />

kompliziert ausgelegt. Es war ja ein Wert, der<br />

von Ausnahmen reglementiert wurde, ellenlangen<br />

Listen und Komponenten, die erklärten,<br />

was inkludiert und was exkludiert war. Das war<br />

in dieser Form nicht überprüfbar. Zudem gab<br />

es bereits 2010 und auch später Team(s) die<br />

verweigerten, gewisse Sachen offen zu legen<br />

und somit könnte man vermuten, es wurde<br />

geschummelt.<br />

Doch irgendwann müssen die Kosten in der<br />

<strong>Formel</strong> 1 begrenzt werden.<br />

Stimmt und die F1 Kommission hat auch<br />

gewisse Grundprinzipien bereits definiert. Ich<br />

war vor kurzem in Genf - genau wie fünf andere<br />

Teams. Es galt, die Frage zu klären, wie man ein<br />

Budget definieren und nachvollziehen kann,<br />

ohne dafür extra Administration aufzubauen<br />

und Grauzonen zu eliminieren. Darauf haben<br />

wir uns verständigt. Es gab einen Konsens und<br />

aufgrund dessen haben wir einen kurzen Fragenkatalog<br />

für die F1 Kommission erstellt, die<br />

Ende Januar getagt hat. Wir haben gewisse Tage<br />

in der Agenda formuliert, an denen wir uns<br />

treffen wollen und ein Grundregelwerk bis<br />

Mitte des Jahres ausarbeiten können.<br />

Hoffen Sie, dass diese Schritte wirklich zu einer<br />

Kostengrenze in der <strong>Formel</strong> 1 führen? Denn<br />

geredet wird in der F1 bekanntlich sehr viel...<br />

Es wurden durchaus in der Vergangenheit<br />

Regeln erstellt mit dem Ziel, eine Kostenreduktion<br />

zu provozieren. Ein Beispiel wäre die<br />

60/40-Regel in der Aerodynamik. Aber in der<br />

<strong>Formel</strong> 1 ist es wie in allen Technikbereichen<br />

- es wird sofort überlegt, wie eine eingrenzende<br />

Änderung optimiert werden kann, um von den<br />

Maßnahmen in Bezug auf die Entwicklung<br />

nicht allzu hart getroffen zu werden. Das Problem<br />

war: die Bemessungsgrundlage der 60/40-<br />

Regel, hielt keine Rechnung mit den kritischen<br />

Schlüsselfaktoren. In anderen Worten, es entstanden<br />

Grauzonen, die man über Investitionen<br />

deutlich optimieren konnte. Das hat eine substantielle<br />

Inflation kreiert.<br />

Es heißt, dass Lotus Schulden in der Höhe von<br />

120 Millionen haben soll.<br />

Was diese Schulden angeht, ungeachtet der<br />

Beträge, die zirkulieren, ist der Löwenanteil<br />

gegenüber dem Aktionär. Das bedeutet, es ist<br />

die gleiche Hose, aber eine andere Tasche. Ich<br />

betrachte Darlehen vom Aktionär in diesem<br />

Sinne nicht als Schulden, weil kein Dritter auf<br />

Geld warten muss. Auch hier wird in den<br />

Medien immer wieder dargestellt, dass Lotus<br />

einen riesen Schuldenberg habe, was in dieser<br />

Form jedoch nicht stimmt.<br />

Allerdings werden diese Berichte genährt durch<br />

Aussagen wie kürzlich von Testfahrer Davide<br />

Valsecchi, der meinte, dass Lotus ihm sein<br />

Gehalt von 2013 noch nicht gezahlt habe.<br />

Davide bestritt mir gegenüber schriftlich, ein<br />

Interview mit dieser Website geführt zu haben.<br />

Im Fall von Kimi Räikkönen war es die Wahrheit,<br />

bei Valsecchi stimmt es nicht.<br />

Sie sprechen Kimi Räikkönen an. Er erklärte,<br />

kein Gehalt von Lotus bekommen zu haben.<br />

Angeblich soll auch die Mannschaft auf Gelder<br />

gewartet und daher mit Streik gedroht haben.<br />

Stimmt das?<br />

Das ist mir so nicht bekannt und ich rede viel<br />

mit meinen Leuten. Das einzig Dumme, was<br />

mir passiert ist, ist, dass ich im November die<br />

Gehälter zu spät bezahlt habe. Das hatte aber<br />

rein technische Gründe. Ich habe dann mit Verspätung<br />

80 Prozent des Gehalts bezahlt und am<br />

nächsten Tage darauf den Restbetrag. Es war →<br />

FOTOS: LOTUS<br />

56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Personalwechsel:<br />

Die<br />

Konkurrenz<br />

schlug<br />

gnadenlos zu<br />

Romain<br />

Grosjean gilt<br />

wieder als<br />

Kandidat für<br />

Topergebnisse<br />

Grosjean<br />

erhält mit<br />

Maldonado<br />

einen neuen<br />

Partner<br />

Bereit für<br />

große Taten:<br />

Lotus will die<br />

Top-Teams<br />

ärgern<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57


Romain<br />

Grosjean<br />

bekommt<br />

2014 viel zu<br />

tun im Cockpit<br />

Die<br />

Sturm- und<br />

Drang-Phase<br />

scheint vorbei<br />

zu sein<br />

Der neue<br />

Lotus<br />

debütierte mit<br />

Verspätung in<br />

Bahrain<br />

Den ersten<br />

Sieg im Visier:<br />

Romain<br />

Grosjean ist<br />

die neue Nr. 1<br />

58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


MAN KANN DIE FINANZSI-<br />

TUATION IN DER FORMEL<br />

1 NICHT VON DER HAND<br />

WISCHEN, SIE IST EXI-<br />

STENT UND WENN MAN<br />

NICHT REAGIERT, WIRD<br />

DER SPORT IRGENDWANN<br />

DURCH EIN SCHRUMP-<br />

FENDES STARTERFELD<br />

ZERFALLEN.<br />

ein Missgeschick, das in einem F1-Team richtig<br />

weh tut. Die Leute akzeptieren alle Änderungsvorschläge,<br />

Kostensenkungen usw., aber keine<br />

Verspätung der Gehaltszahlung.<br />

2014 setzt Lotus auf die Fahrerpaarung<br />

Romain Grosjean und Pastor Maldonado. Nico<br />

Hülkenberg war im Gespräch, wurde aber wie<br />

schon so oft vom Sponsorengeld eines anderen<br />

Fahrers bei einem Top-Team ausgestochen. Wie<br />

kann das sein?<br />

Für mich ist Nico Hülkenberg ein exzellenter<br />

Fahrer. Eines der wenigen Talente, die es noch<br />

gibt und die außerhalb der Phase, als es noch<br />

die großen Testteams gab, kreiert wurden. Ein<br />

Lewis Hamilton konnte damals noch auf seine<br />

Testerfahrung bauen. Aber irgendwann muss<br />

man als Team eine Entscheidung treffen und<br />

akzeptieren, dass man ein Budget zusammenkriegen<br />

muss. Fakt ist, dass wir unseren ersten<br />

Wunschkandidaten in diesem Sinne nicht nehmen<br />

konnten. Ich sage nicht, dass wir Abstriche<br />

gemacht haben, aber wir haben uns dafür entschieden,<br />

mehr Zeit in einen Fahrer zu investieren.<br />

Im Fall von Nico Hülkenberg ist es so,<br />

dass man ihn in das Auto setzt, er fährt los und<br />

die Resultatsleistung ist sofort da. Maldonado<br />

ist von der Qualität her ein sehr schneller Fahrer.<br />

Er ist für mich in einem großen Maße vergleichbar<br />

mit Romain Grosjean, wo man uns<br />

2012 ebenfalls kritisiert hat. Damals hieß es,<br />

wir seien komplett verrückt, ihn zu behalten<br />

und heute sagen die gleichen Leute, er sei ein<br />

großartiger Fahrer. Die, die damals mit dem<br />

Finger auf mich gezeigt haben, wollen jetzt alles<br />

ins Positive drehen. Wir wussten immer um<br />

Romains Potenzial und auch Pastor ist für mich<br />

ein Fahrer, den man innerhalb von sechs Monaten<br />

sehr stark fördern kann. Er muss lernen<br />

intelligent zu fahren, um auch anzukommen<br />

und Punkte zu holen. Im Grunde werden wir<br />

mit ihm einen vergleichbaren Prozess durchlaufen<br />

wie damals mit Romain.<br />

Wenn man bedenkt, für was die <strong>Formel</strong> 1 steht,<br />

nämlich für die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s,<br />

dann muss man ganz klar sagen - speziell aus<br />

Fan-Sicht - dass in der <strong>Formel</strong> 1 etwas schief<br />

läuft...<br />

Das ist so. Man kann die Finanzsituation in der<br />

<strong>Formel</strong> 1 nicht von der Hand wischen, sie ist<br />

existent und wenn man nicht reagiert, wird der<br />

Sport irgendwann durch ein schrumpfendes<br />

Starterfeld zerfallen.<br />

Wobei man die <strong>Formel</strong> 1 schon öfters »tot«<br />

geschrieben hat, aber sie existiert immer noch.<br />

Weil immer Leute vorhanden waren, die Geld<br />

in die Hand genommen haben. Das ist die Realität.<br />

Die Situation zeigt sich auf dem Personalmarkt<br />

- es werden ja nicht nur die Fahrer und<br />

Top-Ingenieure weggekauft. Ich sehe es jeden<br />

Monat auf kleinerem Niveau, zum Beispiel bei<br />

den Modellbauern im Windkanal. Das Bruttogehalt<br />

eines Modellbauers betrug - und da spreche<br />

ich jetzt von einem Beispiel aus dem Jahr<br />

2012 - zwischen 36.000 und 38.000 Pfund im<br />

Jahr. Bei uns wurden diese Leute mit einem<br />

Bruttogehalt von 45.000 Pfund im Jahr weggelockt<br />

und zwar von Teams, die in der Konstrukteurs-Wertung<br />

weit hinter uns lagen. Es ist nicht<br />

so, dass nur Ferrari, Mercedes oder Red Bull<br />

aggressiv auf dem Markt wären, auch die kleineren<br />

Teams gehen sehr aggressiv vor. Ein<br />

anderes Beispiel wäre eine Person, die bei uns<br />

strategisch sehr wichtig war und im Gehaltsbereich<br />

zwischen 90.000 und 100.000 Pfund im<br />

Jahr lag. Diese Person wurde von uns mit<br />

180.000 Pfund abgeworben.<br />

Das sind sehr große Sprünge.<br />

Stimmt. Da ich aber gewisse Prinzipien habe<br />

und dieses Spiel nicht mitspielen möchte, muss<br />

ich mir jeden Tag neue Lösungen einfallen lassen.<br />

Wir haben Kooperationen mit zwei Universitäten,<br />

technischen Partnern und seit zwei<br />

Jahren ein erfolgreiches Azubi-Programm.<br />

Denn es sind genau diese kleinen Teams, die<br />

dann über die Kosteninflation klagen - etwas,<br />

das sie selbst angesteuert haben. Für mich ist<br />

das betriebswirtschaftlicher Selbstmord. Es gibt<br />

da einerseits diese selbstmörderischen Aktionen,<br />

wo der Markt artifiziell angetrieben wird<br />

und andererseits gibt es Aktionen, um nach<br />

außen hin besser dazustehen, als es eigentlich<br />

der Fall ist.<br />

Können Sie darauf etwas näher eingehen?<br />

Ein Großteil der Kosten wird den Teams aufgezwungen.<br />

Sie können nicht entscheiden, wo die<br />

Rennen ausgetragen werden und damit wohin<br />

sie reisen. Logischerweise kosten Überseerennen<br />

mehr Geld als Rennen, die in Europa ausgetragen<br />

werden. Trotzdem steht es den Teams innerhalb<br />

dieser Reiseaktivitäten frei, ob man das<br />

Team Economy oder Business Class fliegen lässt,<br />

ob man in einem Fünf -Sterne- oder Drei-Sterne-<br />

Hotel eincheckt. Genau dort herrscht ein falscher<br />

Schein, denn die meisten Teams möchten nach<br />

außen hin ein Bild kreieren, das so gar nicht<br />

stimmt. Da wird in einem Fünf-Sterne-Hotel<br />

gewohnt, um nach außen hin darzustellen, dass<br />

es dem Team gut geht. Das ist betriebswirtschaftlich<br />

absoluter Unsinn.<br />

TIMELINE LOTUS<br />

November 2012 - Lopez dementiert konkrete<br />

Finanzprobleme.<br />

Juni 2013 - Investor Infinity Racing, später<br />

Quantum, taucht auf.<br />

Juli 2013 - Technikdirektor James Allison<br />

wechselt zu Ferrari.<br />

Sommer 2013 - Räikkönen verkündet<br />

Teamwechsel wegen fehlender Gehälter.<br />

September 2013 - Teammitglieder drohen<br />

mit Streik.<br />

Ende Oktober 2013 - Quantum-Deal soll<br />

perfekt sein. Fehlanzeige.<br />

November 2013 - Räikkönen beendet<br />

Saison vorzeitig.<br />

November 2013 - Lotus verpflichtet Maldonado<br />

wegen seiner Ölmillionen.<br />

Januar 2014 - Quantum-Deal: Erst<br />

geplatzt, dann wieder Verhandlungen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59<br />

FOTOS: LOTUS


DER<br />

TEXT: CHRISTIAN MENATH<br />

ALLESKÖNNER<br />

JOHN SURTEES WURDE AM 11. FEBRUAR 80 JAHRE ALT. DAS MOTOR-<br />

SPORT-MAGAZIN BLICKT AUF DAS LEBEN JENES MANNES ZURÜCK,<br />

DER NICHT NUR IN DER FORMEL 1 LEGENDENSTATUS GENIESST. OB ZWEI,<br />

DREI ODER VIER RÄDER - EGAL WO ER STARTETE, SURTEES GEWANN.<br />

Surtees dominierte<br />

die Zweiradwelt vor<br />

seinem F1-Wechsel<br />

60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


John Surtees war<br />

auf zwei und vier<br />

Rädern schnell<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

John Surtees beim<br />

Monaco GP 1965<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61


Surtees wusste<br />

auch die süßen<br />

Seiten der <strong>Formel</strong> 1<br />

zu genießen<br />

E<br />

igentlich grenzt es an ein Wunder,<br />

dass John Surtees seinen<br />

80. Geburtstag erleben durfte:<br />

In einer Zeit, in der die Fahrerfrauen<br />

zu jedem Rennen<br />

schwarze Kleidung mitnahmen,<br />

weil der Tod hinter jeder Kurve lauerte, fuhr<br />

der Brite die gefährlichsten Rennen der Welt. Dabei<br />

legte es Surtees darauf an: Erst fuhr er mit seinem<br />

Vater im Motorradgespann, später nahm er an der<br />

Motorradweltmeisterschaft teil und fuhr die Isle of<br />

Man Tourist Trophy. Nach neun Jahren ohne ernsthafte<br />

Verletzung forderte er sein Schicksal noch<br />

einmal aufs Neue heraus. Nach zwei und drei<br />

Rädern sollte es in der <strong>Formel</strong> 1 noch eines mehr<br />

werden. »Sieg, Niederlage oder Tod. Nur die drei<br />

Chancen kennt dein Spiel«, sang Udo Jürgens einst<br />

nach dem Tod seines Freundes Jochen Rindt. John<br />

Surtees kannte nur eine dieser drei Alternativen:<br />

den Sieg.<br />

Als Surtees am 11. Februar 1934 im Süden Londons<br />

das Licht der Welt erblickte, wurde ihm der <strong>Motorsport</strong><br />

in die Wiege gelegt. Sein erstes Foto überhaupt,<br />

im Schoß seiner Mutter, wurde im Paddock<br />

Trotz potentem Sponsor<br />

geriet Surtees‘ Team in<br />

finanzielle Schieflage<br />

von Brands Hatch aufgenommen. Schon früh<br />

begann er gemeinsam mit seinem Vater, einem<br />

Motorradhändler und erfolgreichem Motorradfahrer,<br />

an Seitenwagenrennen teilzunehmen - zu früh.<br />

Gleich bei seiner ersten gemeinsamen Teilnahme<br />

siegte das Vater-Sohn-Gespann, doch wurde es<br />

nachträglich disqualifiziert. Mit 14 Jahren hätte John<br />

noch nicht an diesem Rennen teilnehmen dürfen,<br />

also wurde ihnen der Sieg aberkannt. Lange musste<br />

das junge Talent aber nicht auf seinen ersten regulären<br />

Erfolg warten.<br />

Nachdem er 1953 an seinem ersten Weltmeisterschaftslauf<br />

teilgenommen hatte, erhielt er im folgenden<br />

Jahr als 19-Jähriger ein Angebot für einen<br />

Platz beim Joe Craig Norton Werksteam für die Isle<br />

of Man TT. Wegen einer Verletzung des Handgelenks,<br />

die er sich beim Training mit dem Motorrad<br />

eines anderen Herstellers zuzog, konnte er dieses<br />

Angebot jedoch nicht annehmen, was sich auch<br />

später noch auf seine Karriere auswirken sollte. Weil<br />

ihm Teamchef Joe Craig den Unfall auf einem<br />

Fremdfabrikat übel nahm, erhielt Surtees in den<br />

kommenden Jahren kein Werksangebot. Keine<br />

Werksunterstützung bedeutete, dass sich Surtees<br />

seine Rennmaschinen selbst kaufen musste - damals<br />

wie heute keine günstige Angelegenheit. Dennoch<br />

tat dies dem rasanten Aufstieg keinen Abbruch.<br />

1955 erhielt er sporadisch ein Werksbike von Craig<br />

und fuhr in der 250cc-Klasse seinen ersten Weltmeisterschaftssieg<br />

ein. Im Jahr darauf ging er als<br />

Werkspilot für die italienische Marke MV Augusta<br />

an den Start und startete eine beispiellose Serie. Von<br />

1956 bis 1960 holte er insgesamt sieben Weltmeistertitel<br />

und feierte mit MV Augusta 37 Siege. Den<br />

Höhepunkt seiner Dominanz erreicht er 1959, als<br />

er alle Rennen der 350cc- und 500cc-Klasse<br />

gewann. Alleine sechsmal konnte er die Isle of Man<br />

TT gewinnen.<br />

1960 fuhr Surtees zweigleisig: Während er zwei<br />

Motorradweltmeisterschaften gewann und einen<br />

Rekord bei der Isle of Man TT aufstellte, arbeitete<br />

er nebenbei an seinem <strong>Formel</strong>-1-Einstieg. »Das ist<br />

in England generell schlecht: Die Leute sind zu<br />

schnell mit dem, was sie haben, zufrieden«, klagte<br />

Surtees einst über seine Landsleute. Er selbst war<br />

Surtees trat auch im<br />

eigenen Auto an - allerdings<br />

wenig erfolgreich<br />

längst nicht mit dem Erreichten zufrieden. »Das<br />

Wichtigste, was ich in meinem Leben machen<br />

musste, war es, nicht andere Leute zufrieden zu<br />

stellen, sondern mich selbst.« Gesagt, getan.<br />

Noch 1960 nahm er an seinen ersten <strong>Formel</strong>-<br />

1-WM-Läufen teil. Schon bei seinem zweiten Rennen<br />

konnte er für Lotus einen herausragenden<br />

zweiten Platz beim Großen Preis von Großbritannien<br />

in Silverstone feiern. Nach seiner überzeugenden<br />

Leistung erhielt der damals 26-Jährige ein<br />

Angebot als Nummer-eins-Fahrer von Lotus-Gründer<br />

und Teamchef Colin Chapman für die Saison<br />

1961. Surtees lehnte ab - weil er zu großes Konfliktpotential<br />

sah. Also heuerte er beim Yeoman Credit<br />

Racing Team an, das einen Cooper T53 - das Weltmeisterauto<br />

aus dem Vorjahr - einsetzte. Besonders<br />

erfolgreich verlief das Jahr nicht, mit vier Punkten<br />

reichte es nur zu Platz zwölf. Dennoch erhielt er am<br />

Ende der Saison erneut ein reizvolles Angebot. Kein<br />

geringerer als Enzo Ferrari wollte sich die Dienste


des Briten sichern. »Nicht jetzt, aber vielen Dank.«<br />

Mit diesen Worten lehnte Surtees das Angebot ab.<br />

Er blieb noch ein weiteres Jahr bei Yeoman, das von<br />

Bowmaker übernommen wurde. Nach überzeugenden<br />

Leistungen und Platz vier in der Weltmeisterschaft<br />

hatte er nun sein Grundstudium in der<br />

<strong>Formel</strong> 1 absolviert und sah sich für höhere Aufgaben<br />

gerüstet.<br />

Diese Aufgabe hieß Ferrari. Bei der Mythosmarke<br />

angekommen, gab es schon im ersten Jahr Zwist<br />

mit Teamchef Eugenio Dragoni. Beim 12-Stunden-<br />

Rennen von Sebring musste Surtees, der sich ein<br />

Auto mit Ludovico Scarfiotti teilte, seinen Ferrari<br />

250P seinem Teamkollegen überlassen. Scarifiotti<br />

musste Surtees schließlich dazu überreden, überhaupt<br />

noch am Rennen teilzunehmen. Mit Wut im<br />

Bauch fuhr das Duo den Sieg ein. Die <strong>Formel</strong>-<br />

1-Saison verlief durchwachsen: Seinem ersten Sieg<br />

und zwei weiteren Podiumsplatzierungen standen<br />

sechs Ausfälle und eine Disqualifikation gegenüber.<br />

1964 sollte dann das Jahr des John Surtees werden.<br />

Gemeinsam mit Lorenzo Bandini gelang ihm beim<br />

Saisonhighlight in Le Mans der dritte Platz. Doch<br />

die gleichzeitige Vorbereitung auf Le Mans und<br />

<strong>Formel</strong> 1 forderte auch ihre Opfer. So war der neuentwickelte<br />

Ferrari 158 nicht von Anfang an konkurrenzfähig,<br />

die fehlenden Testkilometer wirkten<br />

sich zudem auf die Haltbarkeit des Boliden aus. Mit<br />

einem fulminanten Schlussspurt und zwei Siegen<br />

schaffte es Surtees aber doch noch: Dank Streichresultaten<br />

holte er die Weltmeisterschaft mit einem<br />

Punkt Vorsprung auf Graham Hill.<br />

1965 folgte sogleich ein herber Rückschlag. Ferrari<br />

konnte Surtees kein konkurrenzfähiges Material<br />

zur Verfügung stellen, große Erfolge blieben aus.<br />

Die Saison fand zudem ein frühzeitiges Ende, weil<br />

beim Training zu einem Sportwagenrennen in<br />

Kanada die Aufhängung an seinem Lola brach und<br />

er schwer verunglückte. Nur knapp konnte er dem<br />

Tod entrinnen, doch das Ende der <strong>Motorsport</strong>karriere<br />

war noch lange nicht erreicht. 1966 ging er in<br />

eine weitere Saison mit Ferrari, doch es sollte die<br />

letzte beim Traditionsrennstall werden. Es kam zum<br />

endgültigen Bruch zwischen Surtees und Dragoni,<br />

woraufhin er nach zwei Rennen als Meisterschaftsführender<br />

Ferrari verließ und bei Cooper anheuerte.<br />

Doch die Unzuverlässigkeit des Cooper T81<br />

verhinderte den zweiten Weltmeistertitel Surtees‘<br />

und er musste sich mit WM-Rang zwei zufriedengeben.<br />

Die Wunden der gescheiterten Ferrari-<br />

Beziehung sitzen noch heute tief. »Der Rennstall<br />

Ferrari ist zu so viel mehr fähig, als er es jemals<br />

geschafft hat«, erzählt Surtees rückblickend. »Intrigen<br />

und Politik haben das verhindert, aber das ist<br />

Italien - auch wenn ich Italien liebe.«<br />

Später wechselte Surtees zu Honda und anschließend<br />

zu BRM, wo er nur wenig Erfolge feierte. Bei<br />

beiden Teams entwickelte das von ihm ins Leben<br />

gerufene Team Surtees einzelne Teile der Fahrzeuge,<br />

DAS IST IN ENGLAND GENERELL<br />

SCHLECHT: DIE LEUTE SIND ZU<br />

SCHNELL MIT DEM, WAS SIE<br />

HABEN, ZUFRIEDEN. DAS WICH-<br />

TIGSTE, WAS ICH IN MEINEM<br />

LEBEN MACHEN MUSSTE, WAR<br />

ES, NICHT ANDERE LEUTE ZU-<br />

FRIEDEN ZU STELLEN, SONDERN<br />

MICH SELBST.<br />

Nach der<br />

Ferrari-Zeit blieben<br />

große Erfolge aus<br />

bevor 1970 die vollkommene Eigenständigkeit kam.<br />

Die Gründung des eigenen Teams war aber keine<br />

Trotzreaktion auf die Diskrepanzen mit der Ferrari-<br />

Führungsriege, wie Surtees noch heute betont: »Ich<br />

wollte nie mein eigener Boss sein, Racing ist ein<br />

Mannschaftssport.« Team Surtees vertraute<br />

zunächst auf Kunden-McLaren und setzte später<br />

den TS7, eine Eigenentwicklung ein. Obwohl die<br />

Einsätze alles andere als von Erfolg gekrönt waren,<br />

ging Surtees auch 1971 mit seinem eigenen Team<br />

an den Start. Nachdem Jahr zwei in Eigenregie ähnlich<br />

erfolglos verlief, zog er sich im Jahr darauf fast<br />

komplett als aktiver Rennfahrer zurück. Doch das<br />

Team Surtees blieb noch weiter bis 1978 bestehen,<br />

1979 musste Surtees das Team wegen Geldproblemen<br />

aufgeben.<br />

Zwischen 1951 und 1972 nahm Surtees an 348<br />

Motorradrennen, 111 <strong>Formel</strong>-1-Grands-Prix und<br />

62 Sportwagenrennen teil. 521 Mal setzte der heute<br />

80-Jährige sein Leben aufs Spiel. In einer Zeit, in<br />

der tödliche Unfälle fast an der Tagesordnung<br />

waren, gewann Surtees das Russische Roulette 521<br />

Mal. Sein Sohn Henry Surtees hatte weniger Glück:<br />

Bei seinem achten Rennen in der <strong>Formel</strong> 2 verunglückte<br />

er im Alter von 18 Jahren tödlich - in einer<br />

Zeit, in der Sicherheit als beinahe selbstverständlich<br />

erachtet wurde.<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON<br />

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SLIDESHOW | MOTORRAD | #35 | 2014<br />

64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


❱<br />

SCHNAPSIDEE<br />

TEXT: MARIA POHLMANN<br />

Italienische Medien berichteten im Januar, dass Ducati 2014 komplett<br />

in der Open-Klasse starten will. Das Dementi aus Bologna folgte prompt.<br />

Grundsätzlich schien die Idee aber gar nicht so abwegig. Nach der<br />

letzten Saison, die Andrea Dovizioso und Nicky Hayden auf den Rängen<br />

acht respektive neun abschlossen, können die Ergebnisse kaum noch<br />

schlechter werden. Zudem hätten sich die Ingenieure komplett auf die<br />

Hardware-Probleme der Desmosedici konzentrieren können und dazu<br />

noch einen Sprit- und Motoren-Vorteil gehabt, bevor sie sich den Hürden<br />

der Software stellen. Andererseits würden dann nur noch Honda und<br />

Yamaha bleiben. Glück gehabt, Dorna. Schließlich gilt Werksteamschwund<br />

fast schon als eine anerkannte Krankheit in der MotoGP.<br />

FOTO: DUCATI<br />

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FOTOS: MILAGRO<br />

66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


DUELL DER<br />

GIGANTEN<br />

WER HAT IM GIGANTEN-DUELL HONDA GEGEN YAMAHA DIE NASE VORNE? WIE GROSS SIND<br />

DIE WM-CHANCEN DER VIER WERKSFAHRER? WO LIEGEN IHRE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN?<br />

DAS MOTORSPORT-MAGAZIN BLÄST ZUM GROSSEN VERGLEICH.<br />

TEXT: MICHAEL HÖLLER & MARIA POHLMANN<br />

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Repsol Honda punktet mit<br />

schneller Entwicklung und<br />

vielen Vorteilen<br />

MOTORRAD:<br />

HONDA RC213V<br />

Die Honda war das mit Abstand schnellste Motorrad der vergangenen Saison<br />

und erzielte an 16 der 18 Rennwochenenden die höchste Endgeschwindigkeit.<br />

Teilweise lagen die RC213V um zehn km/h vor den M1 von Yamaha oder den<br />

Desmosedici von Ducati. Technologisch hatte man bis zu den letzten Saisonrennen<br />

den Vorteil des stufenlosen Getriebes, das für mehr Stabilität der<br />

Motorräder in den Anbrems- und Beschleunigungsphasen sorgte. Zudem lief<br />

die Elektronik der Japaner nahezu perfekt. Superzeitlupen von Marquez‘ Slides<br />

in den Kurven zeugen davon, wie sehr die Traktionskontrolle der Honda die<br />

Piloten ans Limit gehen lässt. Auch die Zuverlässigkeit der Honda-Maschinen<br />

war im Vorjahr hervorragend, vor allem die Laufzeit der Motoren überzeugte,<br />

sodass man für die finalen Rennen sogar noch unbenutzte Aggregate auffahren<br />

konnte. »Der Motor ist bei Honda eine Bank«, wie es Alex Hofmann im Vorjahr<br />

im Gespräch mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ausdrückte. In den Satellitenteams<br />

ließ Honda mit alternativen Bremsen (Nissin bei Stefan Bradl) und einer anderen<br />

Federung (Showa bei Alvaro Bautista) experimentieren, um eventuelle<br />

Materialvorteile immer im Auge zu behalten. Im Entwicklungsteam hat Honda<br />

zudem ein Ass im Ärmel: Casey Stoner. Der begnadete Australier wird wohl<br />

nie wieder ein Rennen fahren, aber er entlastet die Einsatzfahrer mit seiner<br />

Testarbeit und hilft der Development-Abteilung mit seinen Expertisen und<br />

Tipps. Wenn man an der Honda Schwachpunkte ausmachen will, dann sind<br />

diese am ehesten noch in der Beschleunigungsphase aus langsamen Kurven<br />

zu finden. Zudem scheint die Honda sich mit den Bridgestones nicht ganz so<br />

gut zu vertragen wie die Yamaha. Vor allem Dani Pedrosa beklagte in der<br />

abgelaufenen Saison mehrfach, dass er aufgrund von nachlassendem Grip<br />

nicht immer bis ans Limit gehen konnte. Wie knifflig es ist, das richtige Setup<br />

der RC213V zu finden, wissen nur die Piloten. Pedrosa räumte jedenfalls ein,<br />

in diesem Punkt in Katar und Assen nicht die richtigen Entscheidungen getroffen<br />

zu haben<br />

FOTOS: MILAGRO, HONDA<br />

68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Yamaha macht bei<br />

der Geschwindigkeit<br />

in den Kurven gut<br />

MOTORRAD:<br />

YAMAHA M1<br />

Nicht umsonst wirbt Yamaha mit dem Slogan ‚Revs Your Heart‘ - schließlich<br />

lässt die YZR-M1 nicht nur Fahrer-, sondern auch Fan-Herzen aufheulen. Den<br />

etwas anderen Heuler erlebten die Japaner Ende 2011, als sie von Casey Stoner<br />

auf der Honda deutlich in den Schatten gestellt wurden. Also entwickelte Yamaha<br />

ein komplett neues Bike, das es ab 2012 wieder mit der Konkurrenz aufnehmen<br />

konnte - wie nicht nur Jorge Lorenzos WM-Titel bewies. Die Kurvengeschwindigkeit<br />

zählt bis heute zu den besonderen Stärken der M1, was auf eine extrem<br />

gute Traktion auf den Bridgestone-Reifen zurückzuführen ist. Honda kann in<br />

diesem Punkt kaum mithalten. Zur Mitte der vergangenen Saison machte Yamaha<br />

einen weiteren Sprung: Nach langem Drängen Lorenzos und Valentino Rossis<br />

wurde in Misano zum ersten Mal ein stufenloses Getriebe im Rennen eingesetzt.<br />

Kein Wunderwerk, dennoch brachte es beiden Piloten mehr Stabilität, einen<br />

psychologischen Auftrieb und einige Zehntelsekunden in der Rundenzeit. Für<br />

2014 haben die Ingenieure bereits ein neues Chassis parat. Auf der Kehrseite<br />

lag Yamaha am Ende der Saison 2013 deutlich hinter Honda. Begonnen beim<br />

stufenlosen Getriebe, das Honda und Ducati schon seit Jahren verwenden. Zwar<br />

sprang Yamaha im letzten Jahr mit auf den Zug auf, hatte bis dato allerdings<br />

wichtige Zeit eingebüßt. Auch im Top-Speed liegt die M1 konstant zurück, was<br />

Lorenzo und Rossi in den Kurven ausgleichen müssen. Durch Probleme auf der<br />

Bremse ist das allerdings alles andere als ein Kinderspiel. Der Mallorquiner<br />

gestand sogar, dass er ganze 15 Meter früher als die Honda-Piloten vor einer<br />

Kurve auf der Bremse ist - eine Distanz, die in der Königsklasse des Motorradsports<br />

kaum wieder gutzumachen ist. »Wir hoffen auf eine Verbesserung beim<br />

Bremsen. Damit würde es für mich viel einfacher werden, ernsthaft kämpfen<br />

zu können«, sagte Lorenzo. Doch damit nicht genug: Auch beim Beschleunigen<br />

aus der Kurve liegen die Yamaha-Fahrer deutlich hinten. Dazu kommt der starke<br />

Verschleiß an Motoren. Bei nur fünf erlaubten Aggregaten kamen beide Werksfahrer<br />

2013 bereits ins Straucheln.<br />

→<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 69


Dani Pedrosa hat<br />

viel Erfahrung in der<br />

MotoGP<br />

FAHRER:<br />

HONDA:<br />

MARC MARQUEZ &<br />

DANI PREDOSA<br />

Über die Qualitäten des Marc Marquez wurde in den<br />

letzten Monaten viel geschrieben. Seine unbändige<br />

Angriffslust auf der Strecke, die extreme Fokussierung<br />

von der ersten Session an und die unglaubliche<br />

Beherrschung des Motorrads machen ihn zur heißesten<br />

Superwaffe im kommenden Jahrzehnt. Der Rookie<br />

zertrümmerte in seinem Debütjahr einen Rekord<br />

nach dem anderen und ist das neue Kronjuwel in<br />

Hondas Hall of Fame, das die Speerspitze gegen<br />

Yamaha bilden soll. Seine Ergänzung bei den Japanern<br />

bildet der routinierte Dani Pedrosa, der auf<br />

mittlerweile acht Saisons in der Königsklasse zurückblicken<br />

kann. Der Katalane ist die perfekte Verkörperung<br />

von Konstanz: In jedem seiner acht Jahre in<br />

der MotoGP fuhr er mindestens zwei Siege und acht<br />

Podiumsplätze ein, nur zweimal landete er nicht<br />

innerhalb der Top-3 der Gesamtwertung. Die Routine<br />

des Katalanen ist für das Weltmeisterteam vor allem<br />

im Bereich der Entwicklung unverzichtbar. Vier Doppelsiege<br />

und insgesamt 29 Podiumsplätze fuhr das<br />

spanische Honda-Duo im Vorjahr ein - so erfolgreich<br />

war selten zuvor eine Fahrer-Paarung in der MotoGP.<br />

So schnell das spanische Duo auch ist, so sehr dürften<br />

sie der Teamführung hin und wieder den Schweiß<br />

auf die Stirn treiben. Marc Marquez war in seiner<br />

Debütsaison äußerst sturzanfällig und flog in allen<br />

Sessions zusammengerechnet 15 Mal ab. Nur der<br />

Kolumbianer Yonny Hernandez stieg noch öfter<br />

unfreiwillig von seinem Motorrad ab. Außer einem<br />

blauen Kinn in Mugello und einer ausgerenkten<br />

Schulter samt Bänderzerrung in Silverstone kam der<br />

Rookie aber glimpflich davon. Soviel Glück ist ihm<br />

aber nicht in jeder Saison sicher. Davon kann Dani<br />

Pedrosa ein Lied singen, ist er doch einer der verletzungsanfälligsten<br />

Fahrer im Feld. Acht Rennen verpasste<br />

der Katalane in der MotoGP bereits wegen<br />

Verletzungen, von den letzten sechs Saisons fuhr er<br />

nur in zwei alle Rennen. Kaum ein exponierter Knochen<br />

von Pedrosa war noch nicht gebrochen und die<br />

unzähligen Verletzungen zu oft unglücklichen Zeitpunkten<br />

sind der Hauptgrund dafür, dass der 28-Jährige<br />

noch immer ohne Titel in der Königsklasse<br />

dasteht.<br />

70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Marc Marquez ist<br />

der junge Wilde<br />

FOTOS: MILAGRO, HONDA


Das Yamaha-Duo<br />

verspricht Erfolg<br />

FAHRER:<br />

YAMAHA: JORGE LORENZO & VALENTINO ROSSI<br />

Ob Honda, Ducati oder Yamaha: alle lecken sich die Finger nach dem zweifachen<br />

Weltmeister. Jorge Lorenzo ist gefragt wie nie und das liegt nicht unbedingt an<br />

seiner guten Statistik, sondern eher an seiner einzigartigen, präzisen Fahrweise.<br />

»Für mich ist er derzeit der perfekte Fahrer, ganz klar. Er fährt wie eine Maschine,<br />

ein Roboter. Er fährt so präzise, jede Runde wie die andere, man sieht keinen<br />

einzigen Wackler, keine Unregelmäßigkeiten. Er ist so super konzentriert und<br />

mental wie physisch stark. Das ist ein Phänomen«, lobte Bernhard Gobmeier<br />

den 26-Jährigen gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Dazu punktet Lorenzo<br />

mit großem Erfolgshunger und langjähriger Kenntnis seiner Maschine. Rossi<br />

auf der anderen Seite der Garage überzeugt mit einer Geschichte der Superlative.<br />

Der Italiener weiß genau, was er will und meistens auch, wie er es erreicht. Mit<br />

zwölf Jahren MotoGP-Erfahrung gehört er auch zu den Entwicklungsfahrern<br />

Nummer eins. Seine neun WM-Titel kommen schließlich nicht von ungefähr.<br />

Auch mit 35 Jahren ist ‚Il Dottore‘ besonders bei den Fans der ungeschlagene<br />

Champion. Schon vor einiger Zeit gab Lorenzo zu, dass er in Sachen Motorrad-<br />

Entwicklung kaum eine Ahnung hat und lediglich seine Eindrücke an die Mechaniker<br />

weitergibt. In den letzten Jahren hat der Mallorquiner definitiv dazugelernt,<br />

aber an richtigem Know-how scheint es noch zu mangeln. Dazu nagt die Unterlegenheit<br />

der Yamaha merklich an seiner Psyche. Mit seinem ungezügelten<br />

Kampfgeist stand sich Lorenzo 2013 zudem selbst ein wenig im Weg. Anstatt<br />

nach dem Schlüsselbeinbruch in Assen eine kurze Pause einzulegen, führte der<br />

starke Drang nach Punkten auf dem Sachsenring zum Desaster. Zumindest<br />

konnte Lorenzo des Öfteren siegen und stand insgesamt 14 Mal auf dem Podium.<br />

Rossi schaffte es in der vergangenen Saison lediglich unter ungewöhnlichen<br />

Umständen aufs Treppchen. Es scheint fast, als hätten ihm die beiden Jahre bei<br />

Ducati den Wind aus den Segeln genommen. Mit 35 Jahren ist er zwar noch<br />

nicht der älteste Pilot im Feld, im Kampf gegen die jungen Wilden scheint ihm<br />

allerdings etwas Dampf zu fehlen. Rossi will siegen, doch sollte er 2014 nicht<br />

in der Lage sein, etwas regelmäßiger vorne mitzuhalten, könnte ihn die MotoGP-<br />

Müdigkeit wohl bald überkommen.<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71


TEAM:<br />

HONDA<br />

Shuhei Nakamoto und Livio Suppo bilden die Doppelspitze<br />

von Repsol Honda. In allen wichtigen Personal- und Entwicklungs-Entscheidungen<br />

arbeitet das Duo zusammen<br />

- der Erfolg gibt Nakamoto und Suppo bislang Recht. Ob<br />

Casey Stoner oder Marc Marquez: Fahrer, die Honda wollte,<br />

bekam der Hersteller auch stets. Auf der politischen Bühne<br />

spielen Nakamoto und Suppo ihren Trumpf, den weltgrößten<br />

Motorrad-Konzern und einzigen Hersteller, der in allen<br />

drei Klassen seine Finger im Spiel hat, zu vertreten, eiskalt<br />

aus. Aktuell zieht man erfolgreich gegen die Einheitselektronik<br />

in der MotoGP zu Felde. Seit dem Zwischenfall von<br />

Aragon hängt der Haussegen gewaltig schief und vor allem<br />

zwischen Marquez-Manager Emilio Alzamora und Pedrosas<br />

Manager Alberto Puig herrscht Eiszeit. Der interne<br />

Zwist gipfelte im Debakel von Phillip Island, als Marquez<br />

zu spät zum Pflichtboxenstopp geholt wurde, während bei<br />

Pedrosa alles glatt lief. Die Aussagen im Anschluss an das<br />

Desaster legen nahe, dass die Kommunikation zwischen<br />

den beiden Seiten der Honda-Box gleich null war. Immerhin<br />

durfte Marquez unmittelbar nach seinem Titel die alte<br />

Stoner-Crew aus seiner Box werfen und seine alte Moto2-<br />

Mannschaft einstellen. Der innerspanische Zwist könnte<br />

Honda aufreiben - wie einst der Yamaha-Psychokrieg<br />

zwischen Lorenzo und Rossi.<br />

TEAM:<br />

YAMAHA<br />

Shuhei Nakamoto und Livio Suppo bilden die Doppelspitze<br />

von Repsol Honda. In allen wichtigen Personal- und Entwicklungs-Entscheidungen<br />

arbeitet das Duo zusammen<br />

- der Erfolg gibt Nakamoto und Suppo bislang Recht. Ob<br />

Casey Stoner oder Marc Marquez: Fahrer, die Honda wollte,<br />

bekam der Hersteller auch stets. Auf der politischen Bühne<br />

spielen Nakamoto und Suppo ihren Trumpf, den weltgrößten<br />

Motorrad-Konzern und einzigen Hersteller, der in allen<br />

drei Klassen seine Finger im Spiel hat, zu vertreten, eiskalt<br />

aus. Aktuell zieht man erfolgreich gegen die Einheitselektronik<br />

in der MotoGP zu Felde. Seit dem Zwischenfall von<br />

Aragon hängt der Haussegen gewaltig schief und vor allem<br />

zwischen Marquez-Manager Emilio Alzamora und Pedrosas<br />

Manager Alberto Puig herrscht Eiszeit. Der interne<br />

Zwist gipfelte im Debakel von Phillip Island, als Marquez<br />

zu spät zum Pflichtboxenstopp geholt wurde, während bei<br />

Pedrosa alles glatt lief. Die Aussagen im Anschluss an das<br />

Desaster legen nahe, dass die Kommunikation zwischen<br />

den beiden Seiten der Honda-Box gleich null war. Immerhin<br />

durfte Marquez unmittelbar nach seinem Titel die alte<br />

Stoner-Crew aus seiner Box werfen und seine alte Moto2-<br />

Mannschaft einstellen. Der innerspanische Zwist könnte<br />

Honda aufreiben - wie einst der Yamaha-Psychokrieg<br />

zwischen Lorenzo und Rossi.<br />

FOTOS: MILAGRO, HONDA<br />

72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


GESCHICHTE:<br />

HONDA<br />

Honda ist als weltweit größter Hersteller auch die erfolgreichste Marke in der<br />

Geschichte der Motorrad-WM. 667 Siege in allen Klassen (248 davon in der<br />

MotoGP bzw. 500cc) gehen auf das Konto der Japaner, die bislang 61 Konstrukteurs-Titel<br />

(20 davon in der Königsklasse) gewinnen konnten. Legenden wie<br />

Freddy Spencer, Mick Doohan, Casey Stoner oder Valentino Rossi konnten für<br />

Honda schon die Weltmeisterschaft gewinnen, insgesamt holten Honda-Piloten<br />

16 Mal die Fahrer-Wertung. Der erste GP-Sieg eines Piloten auf einer Honda<br />

datiert aus dem Jahr 1961, als der Australier Tom Phillis in Montjuic das 125cc-<br />

Rennen gewann und im selben Jahr für den ersten WM-Titel der Japaner sorgte.<br />

Fünf Jahre später folgte in Hockenheim der erste Sieg in der Königsklasse -<br />

durch Jim Redman, der mit sechs WM-Titeln (zwei in der 250cc, vier in der<br />

350cc-Klasse) bis heute der titelreichste Honda-Fahrer ist. In der aktuellen<br />

Konstellation Repsol Honda gibt es den im belgischen Aalst stationierten Rennstall<br />

seit 1995. Seither gewann man 10 Mal die Fahrer- und 13 Mal die<br />

Hersteller-Wertung.<br />

YAMAHA<br />

Schon seit den 1960er Jahren ist Yamaha im Motorrad-Grand-Prix vertreten.<br />

Fahrer wie Eddie Lawson, Wayne Rainey, Kenny Roberts, John Kocinski, Tetsuya<br />

Harada und Giacomo Agostini feierten schon damals WM-Titel für das japanische<br />

Unternehmen. Phil Read hält noch immer den Rekord mit fünf Weltmeister-Titeln<br />

in der 125ccm- und der 250ccm-Klasse. Ab 1999 wurde die Organisation des<br />

Werksteams nach Europa verlegt, wo fortan alle Rennaktivitäten geleitet wurden.<br />

Lediglich die technische Entwicklung blieb in Japan. Größter Yamaha-Held der<br />

neuen Ära war zweifelsohne Rossi, der die Welt und alle Mitglieder des Werks<br />

aus Iwata schon im ersten Rennen mit einem Sieg überraschte. Der Italiener<br />

triumphierte 2004, 2005, 2008 und zuletzt 2009 für den japanischen Hersteller.<br />

Mit 37 Konstrukteurs-Titeln steht Yamaha gleichauf mit MV Augusta hinter Honda<br />

in der Bestenliste auf Rang zwei. Insgesamt feierte Yamaha 480 Rennsiege in<br />

allen Klassen, muss sich aber auch in diesem Klassement Honda geschlagen<br />

geben. Lorenzo und Rossi arbeiten auf der YZR-M1 aktuell daran, diese Statistik<br />

weiter aufzuwerten.<br />

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TEXT: MARKUS ZÖRWEG<br />

OPEN<br />

FACTORY<br />

DIE NEUE MOTOGP-SAISON BRINGT DIE EINFÜH-<br />

RUNG DER KLASSEN ‚OPEN‘ UND ‚FACTORY‘. EIN<br />

NOVUM, WELCHES ZAHLREICHE VORTEILE, ZU-<br />

GÄNGE ABER AUCH STREITPUNKTE BIETET. EIN<br />

ÜBERBLICK<br />

74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Grundsätzlich unterscheidet<br />

sich das Reglement<br />

der MotoGP-Saison 2014<br />

von dem des Vorjahres<br />

nur in einem wesentlichen<br />

Punkt. Die von<br />

Anfang an zum Scheitern verurteilte CRT-Klasse<br />

ist nach zwei Jahren wieder Geschichte, an ihre<br />

Stelle tritt die neue Open-Kategorie. Im Gegensatz<br />

zu den CRTs, die während ihres Bestehens<br />

stets die Ausnahme von der Regel, sprich den<br />

Prototypen, waren, wird die Open-Klasse allerdings<br />

nun die Mehrheit des MotoGP-Feldes stellen.<br />

Lediglich die Werkspiloten von Honda,<br />

Yamaha und Ducati beziehungsweise die Satellitenfahrer<br />

Stefan Bradl bei LCR, Alvaro Bautista<br />

bei Gresini, Bradley Smith und Pol Espargaro bei<br />

Tech3 sowie Andrea Iannone bei Pramac verbleiben<br />

noch in der Factory-Klasse.<br />

Was aber bedeuten die Begriffe »Open« und<br />

»Factory« nun eigentlich? Die Vertreter der<br />

Open-Klasse haben gegenüber ihren Factory-<br />

Konkurrenten einen großen Nachteil - die Elektronik<br />

des Motorrads. Während man bei den drei<br />

großen Herstellern viel Geld und Mühe in die<br />

Weiterentwicklung der Electronic Control Unit,<br />

kurz ECU, steckt, müssen die Fahrer, die für die<br />

Open-Klasse gemeldet sind, ein Einheitssteuergerät<br />

von Magneti Marelli verwenden, an dem<br />

keine Modifikationen erlaubt sind. Somit werden<br />

die Factory-Bikes der Konkurrenz in puncto<br />

Leistung und auch Fahrbarkeit der Motorräder<br />

deutlich vorne liegen.<br />

Im Gegenzug wartet auf die Factory-Meldungen<br />

eine Reihe von Einschränkungen, die diesen<br />

Vorteil zu einem jetzt noch nicht abzuschätzenden<br />

Grad verringern werden. Der größte<br />

Nachteil für Teams wie Repsol Honda oder<br />

Yamaha Factory Racing wird das geringere<br />

Spritvolumen sein, das ihnen im Vergleich<br />

zu den Open-Startern zugestanden wird.<br />

Während diese 24 Liter Benzin für eine<br />

Renndistanz benötigen dürfen, sind die<br />

Factory-Bikes auf 20 Liter beschränkt. 20<br />

Prozent mehr Sprit pro Rennen also für die<br />

Open-Bikes - das könnte dazu führen, dass<br />

diese die Rennen bis zum Ende mit Vollgas<br />

bestreiten können, während Marc Marquez,<br />

Jorge Lorenzo und Konsorten in den letzten<br />

Runde etwas Tempo rausnehmen müssen. HRC-<br />

Boss Shuhei Nakamoto bestätigte bereits, dass<br />

die Einschränkung des Benzinverbrauchs in der<br />

Entwicklungsabteilung von Honda für einige<br />

Sorgenfalten gesorgt hat: »Das neue Reglement<br />

ist für uns als Hersteller sehr schwierig, vor allem<br />

die Begrenzung des Spritvolumens auf 20 Liter<br />

bedeutet viel Arbeit. Im <strong>Motorsport</strong> war unser →<br />

FOTOS: MILAGRO<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75


FOTOS: MILAGRO<br />

ECUs könnte sie die Pneus mehr fordern,<br />

wodurch eine weichere Mischung am hinteren<br />

Slick keinen Vorteil für die Open-Piloten darstellen<br />

würde.<br />

DIE GRÖSSTEN<br />

REGELÄNDERUNGEN<br />

DER LETZTEN JAHRE<br />

2002: Die MotoGP löst die 500ccm-Weltmeisterschaft<br />

als Königsklasse des Motorradsports<br />

ab. Die 500ccm-Zweitakter sind zwar weiterhin<br />

erlaubt, gegen die nun ebenfalls erlaubten<br />

990ccm-Viertakter sind sie aber machtlos. In der<br />

Folgesaison verschwinden sie vollkommen aus<br />

dem Starterfeld.<br />

2007: Der maximale Hubraum der MotoGP-<br />

Maschinen wird von 990 auf 800ccm gesenkt,<br />

da die Motorräder schlicht und einfach zu<br />

schnell wurden. Um die Kosten nicht unnötig in<br />

die Höhe zu treiben, wird diese Regelung auf<br />

die Dauer von fünf Jahren begrenzt.<br />

2012: Nach den geplanten fünf Jahren erfolgt<br />

der Wechsel auf 1000ccm-Motoren. Die Zylinderanzahl<br />

wird auf vier festgelegt. Aufgrund des<br />

ständig schrumpfenden Starterfeldes wird<br />

zusätzlich die CRT-Klasse innerhalb der MotoGP<br />

eingeführt, die eine Teilnahme mit schwächeren<br />

Motorrädern und einem weniger strengen<br />

Reglement ermöglicht.<br />

76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Nicky Hayden startet<br />

2014 auf einem<br />

Production Racer von<br />

Honda<br />

Ziel immer, möglichst viel Leistung aus einem<br />

Aggregat zu holen. Nun müssen wir auch in<br />

diesem Bereich an den Benzinverbrauch<br />

denken.«<br />

Weitere Limitierungen kommen auf die Factory-Starter<br />

in Bezug auf die Lebensdauer der<br />

Motoren zu. Lediglich fünf Aggregate sind pro<br />

Pilot für die gesamte Saison erlaubt. Bereits<br />

2013, als die Prototypen ebenfalls nur fünf<br />

Exemplare verwenden durften, gab es vor allem<br />

bei Yamaha in den letzten Rennen einen Motorenengpass.<br />

Jorge Lorenzo musste ein Triebwerk<br />

einsetzen, das bei weitem nicht so gut funktionierte<br />

wie es der entthronte Weltmeister von<br />

fabrikfrischen Aggregaten gewohnt war. Ein<br />

Problem, dass auch 2014 bei den Factory-Bikes<br />

auftreten könnte. Davor dürften hingegen die<br />

Open-Starter gefeit sein - stehen ihnen doch für<br />

die 19 Saisonläufe zwölf Motoren zur<br />

Verfügung.<br />

Momentan noch in der Schwebe ist die Einführung<br />

eines weicheren Hinterreifens für die<br />

Open-Klasse, wie es ihn bereits in der abgelaufenen<br />

Saison für die CRTs gegeben hat. Bridgestone,<br />

exklusiver Reifenlieferant der MotoGP,<br />

hält sich diese Option noch offen und wartet die<br />

Erkenntnisse der weiteren Testfahrten ab.<br />

Abhängig ist die Einführung vom Reifenverschleiß<br />

der Motorräder mit Einheitselektronik.<br />

Da diese nicht so ausgefeilt sein wird wie die<br />

von den großen Herstellern selbstentwickelten<br />

Wie auch immer die endgültigen Unterschiede<br />

zwischen Open- und Factory-Kategorie genau<br />

aussehen werden, eines ist klar: Mit Honda,<br />

Yamaha und Ducati werden alle drei großen<br />

Hersteller auch bei den Open-Bikes vertreten<br />

sein, allerdings geht jeder von ihnen einen eigenen<br />

Weg. Die größte Zahl an Open-Maschinen<br />

wird Honda mit seiner Production-Racer<br />

genannten RCV1000R stellen. Moto2-Weltmeister<br />

Scott Redding wird einen davon bei Gresini<br />

pilotieren, Aspar wird seine Fahrerpaarung<br />

Nicky Hayden und Hiroshi Aoyama damit ausrüsten<br />

und auch Karel Abraham hat sich eine<br />

der Maschinen gesichert. Bei diesem Projekt<br />

wird das gesamte Motorrad von Honda zur Verfügung<br />

gestellt. Eine Tatsache, die ein Vor- oder<br />

Nachteil sein könnte. Einerseits bürgt der Name<br />

Honda natürlich für Qualität, somit kann es<br />

nicht schaden, möglichst viele Teile vom Werk<br />

zu erhalten. Andererseits bietet ein derart abgeschlossenes<br />

Package den Teams wenig Raum<br />

zur Weiterentwicklung, was sich im Vergleich<br />

mit den Yamaha-befeuerten Maschinen als<br />

Nachteil erweisen könnte.<br />

Der zweite Motorradriese aus dem Land der<br />

aufgehenden Sonne liefert nämlich im Gegensatz<br />

zu Honda nur den Antriebsstrang an sein<br />

Open-Team Forward Racing. Aleix Espargaro<br />

und Colin Edwards werden auf einem FTR-<br />

Rahmen ihre Runden drehen, in dem Getriebe<br />

EINES IST KLAR:<br />

MIT HONDA, YA-<br />

MAHA UND DUCA-<br />

TI WERDEN ALLE<br />

DREI GROSSEN<br />

MOTORRADHER-<br />

STELLER AUCH BEI<br />

DEN OPEN-BIKES<br />

VERTRETEN SEIN,<br />

ALLERDINGS GEHT<br />

JEDER VON IHNEN<br />

EINEN EIGENEN WEG


Für Dani Pedrosa<br />

ändert sich 2014<br />

nicht viel<br />

Mit nur 5<br />

Motoren hatte<br />

Yamaha 2013<br />

schon zu<br />

kämpfen<br />

und Motor von Yamaha verbaut werden. Nur<br />

ein Open-Motorrad schickt Ducati ins Rennen.<br />

Yonny Hernandez wird bei Pramac Racing eine<br />

Desmosedici GP13 pilotieren - also ein Vorjahresmodell<br />

- allerdings mit der vorgeschriebenen<br />

Einheitselektronik.<br />

Marc Marquez<br />

gibt einfach Gas<br />

So unterschiedlich die Zugänge der Hersteller<br />

sind, so verschieden sind auch ihre Meinungen<br />

bezüglich der neuen Klasse. Die Intention von<br />

FIM und Promoter Dorna ist klar: Die Elektronik<br />

ist mittlerweile zu einem der wichtigsten<br />

Bauteile eines MotoGP-Bikes geworden, dementsprechend<br />

große finanzielle Ressourcen verschlingt<br />

die Entwicklung und Verbesserung<br />

dieser Komponente. Somit fällt es neuen oder<br />

kleineren Herstellern schwer, den Anschluss an<br />

die Großen zu finden, respektive zu halten.<br />

Durch eine Vereinheitlichung dieses Bauteils<br />

soll sich das ändern, was wiederum für volle<br />

Starterfelder und eine höhere Attraktivität des<br />

Sports sorgen soll. Läuft alles nach Plan, könnte<br />

die Einheits-ECU bald für alle Teilnehmer<br />

Pflicht werden.<br />

Scott Redding gibt sein<br />

Debüt auf dem<br />

Production Racer<br />

Gresini setzt eine<br />

Satelliten- und eine<br />

Open-Maschine ein<br />

Die Werksfahrer haben<br />

etwas weniger Sprit zur<br />

Verfügung<br />

Honda wehrte sich<br />

erfolgreich gegen die<br />

Einheitselektronik<br />

Während man sich bei Ducati von dieser Idee<br />

durchaus angetan zeigt, stößt der Gedanke bei<br />

Honda auf strikte Ablehnung. »Wenn die<br />

MotoGP eine einheitliche ECU will, dann wird<br />

Honda zu 99 Prozent aus der Weltmeisterschaft<br />

aussteigen. Der Grund, warum Honda in der<br />

MotoGP vertreten ist, liegt in der Möglichkeit,<br />

Technologien zu entwickeln. Wir sind der Meinung,<br />

dass Grands Prix dafür die beste Gelegenheit<br />

sind. Sollte uns diese Entwicklungsmöglichkeit<br />

genommen werden, dann verlieren wir<br />

einen wichtigen, ja sogar fundamentalen Grund<br />

für unser Engagement. So können wir die hohen<br />

Ausgaben nur schwer rechtfertigen. Wenn es<br />

das Ziel der Dorna ist, die Entwicklung zu stoppen,<br />

dann gibt es keinen Grund für einen Hersteller<br />

wie Honda, in der MotoGP zu bleiben«,<br />

polterte Nakamoto.<br />

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FRISCHER<br />

WIND<br />

TEXT: MICHAEL HÖLLER & MARIA POHLMANN<br />

JAHR FÜR JAHR SORGEN DIE ROOKIES IN DER MOTOGP FÜR ABWECHSLUNG, ÜBERRASCHUNGEN<br />

ODER AUCH ENTTÄUSCHUNGEN. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN NIMMT DIE NEUZUGÄNGE VOR DEM<br />

SAISONSTART 2014 UNTER DIE LUPE.<br />

78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pol Espargaro<br />

kommt mit dem<br />

Moto2-Titel in der<br />

Tasche<br />

POL<br />

ESPARGARO<br />

Pol Espargaro hat es 2014 in die MotoGP<br />

geschafft, wo er eine Yamaha M1 bei<br />

Tech 3 pilotieren wird. Mit 22 ist er<br />

damit dort angekommen, wohin er sich<br />

2006 wenige Tage nach seinem 15.<br />

Geburtstag bei seinem Debüt in Barcelona<br />

aufgemacht hat. Espargaro setzte<br />

in seiner WM-Karriere behutsam einen<br />

Schritt nach den anderen. 15 Monate<br />

nach seinem ersten Rennen stand er<br />

erstmals auf dem Podium, ein Jahr später<br />

folgte die erste Pole Position und<br />

noch ein Jahr darauf der erste Sieg.<br />

2010 duellierte er sich mit Marc Marquez<br />

und Nico Terol um die Krone in der<br />

Achtelliterklasse und musste sich aus<br />

diesem Dreikampf erst im vorletzten<br />

Rennen verabschieden. 2011 folgte der<br />

Aufstieg in die Moto2, wo er drei Jahre<br />

für den Rennstall von Sito Pons fuhr.<br />

Zehn Siege sollte er dort einfahren, 2012<br />

Vizeweltmeister hinter Marquez werden<br />

und im Vorjahr dank eines starken Saisonfinish<br />

endlich den WM-Titel holen.<br />

Sein Bruder Aleix, zu dem er ein inniges<br />

Verhältnis pflegt, wird künftig nicht<br />

mehr bei Pols Rennen an der Boxenmauer<br />

mitfiebern können, denn ab 2014<br />

sind die Espargaros Rivalen auf der<br />

Strecke.<br />

FOTOS: MILAGRO<br />

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Endlich die<br />

richtige Größe: Scott<br />

Redding fährt 2014<br />

in der MotoGP<br />

MIKE<br />

DI MEGLIO<br />

Der neue Mann an der Seite von Hector Barbera im Avintia Blusens Team<br />

ist im Grand-Prix-Zirkus kein Unbekannter. Mike di Meglio gab schon 2003<br />

sein WM-Debüt und konnte sich seitdem in der 125ccm-Klasse sukzessive<br />

nach vorne arbeiten. Obwohl er in den Jahren zuvor nur einen einzigen<br />

Sieg feiern konnte, triumphierte der Franzose 2008 bei vier Rennen und<br />

schnappte sich frühzeitig den WM-Titel, bevor er in die 250ccm-Klasse<br />

aufstieg. Dort gelang ihm auf Aprilia ein starker Einstieg und Gesamtrang<br />

acht, bevor ihn die Einführung der Moto2 zurückwarf. Trotz Plätzen jenseits<br />

der Top-20 und einer langen Verletzungspause in der letzten Saison empfahl<br />

sich der mittlerweile 26-Jährige für die Königsklasse. 2014 bestreitet<br />

di Meglio sein erstes MotoGP-Jahr auf der FTR-Kawasaki des Avintia<br />

Teams. Erste Testfahrten in Valencia und Aragon zeigten bereits einen<br />

Aufwärtstrend. Zum Start der neuen Saison will der fünffache Grand-Prix-<br />

Sieger erst einmal mit seinem neuen Teamkollegen mithalten, um dann<br />

weiter vorne anzugreifen.<br />

Nach langer<br />

Verletzung ist Mike<br />

di Meglio zurück im<br />

Geschehen<br />

SCOTT<br />

REDDING<br />

Der Brite galt einst als Wunderkind und große Hoffnung des britischen<br />

Motorrad-Sports. 2008 kam er im zarten Alter von 15 Jahren in die WM<br />

und schlug ein wie eine Bombe. Er qualifizierte sich beim Debüt in Katar<br />

als jüngster Pilot der Klasse für die erste Startreihe und krönte sich in<br />

Donington mit 15 Jahren und 170 Tagen zum jüngsten Gewinner eines<br />

WM-Rennens. Ein Rekord, den nicht einmal Marc Marquez knacken konnte.<br />

Sein Erfolg war der erste britische Sieg nach 21 Jahren Wartezeit, weshalb<br />

Redding auf der Insel bis heute großes Ansehen genießt. Gerade bei Heimrennen<br />

drehte er auf, gewann bislang zweimal, landete zwei weitere Male<br />

auf dem Podium und war nie schlechter als Fünfter. Abseits der Insel kam<br />

seine Karriere aber ein wenig ins Stocken. Nach den WM-Endrängen 11<br />

und 15 stieg er 2010 in die Moto2 auf, wo er immer wieder gute Ergebnisse<br />

einfuhr, unterm Strich aber die nötige Konstanz vermissen ließ. 2012 stellte<br />

sich diese allmählich ein und im Vorjahr kam der Durchbruch. Lange Zeit<br />

führte er in der WM-Wertung, ehe er sich auf Phillip Island das Handgelenk<br />

brach, in den letzten drei Rennen angeschlagen nur noch einen Punkt<br />

holte und sich mit Platz zwei begnügen musste. 2014 fährt der Brite eine<br />

Open-Honda bei Gresini.<br />

80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


BROC<br />

PARKES<br />

32 Jahre alt wird Broc Parkes sein, wenn er im März in Katar sein Debüt<br />

in der MotoGP gibt. Seine ersten Schritte auf dem Motorrad unternahm<br />

er in australischen und japanischen Rennserien. Erst im Alter von 20 Jahren<br />

wagte er sich nach Europa und nahm 2001 und 2002 auf einer Ducati an<br />

der Superbike-WM teil. Mehr als vereinzelte Top-10-Plätze waren für den<br />

Australier aber nicht drin, weshalb er 2003 den Abstieg in die Supersport-<br />

WM wagte. Zunächst auf Honda, später auf Yamaha gewann er bis 2008<br />

fünf Rennen und wurde zweimal Vizeweltmeister. 2009 versuchte Parkes<br />

es noch einmal in der WSBK - diesmal auf einer Kawasaki, doch der<br />

Durchbruch blieb ihm erneut verwehrt. Bis 2012 fuhr er wieder in der<br />

Supersport-WM, wo ihm in Imola 2011 ein weiterer Sieg gelang. Im Vorjahr<br />

bestritt er mit dem österreichischen YART-Team die Langstrecken-WM<br />

und einen Wildcard-Einsatz in der WSBK. 2014 fährt er eine Aprilia für<br />

Paul Bird <strong>Motorsport</strong>. Gerüchten zufolge soll sich Dorna-Boss Carmelo<br />

Ezpeleta persönlich für seine Verpflichtung stark gemacht haben, weil er<br />

eine Startaufstellung ohne einen einzigen Australier fürchtete.<br />

Broc Parkes gibt<br />

mit 32 Jahren sein<br />

Debüt in der<br />

Königsklasse<br />

LEON<br />

CAMIER<br />

Von der<br />

Superbike-WM in die<br />

MotoGP:<br />

Leon Camier<br />

Mit Leon Camier kommt 2014 ein langjähriger Superbike-Pilot in die<br />

Königsklasse. Ganz so neu ist der Brite dann aber doch nicht. Zumindest<br />

wurde er von Honda vor über zehn Jahren schon einmal zu 125ccm<br />

Testfahrten zitiert. Abgesehen von der britischen Meisterschaft blieb er<br />

der 125er aber fern. Camier startete schon mit 18 Jahren bei den 8h von<br />

Suzuka und verschrieb sich danach Supersport und Superbike. Der Pilot<br />

aus Ashford startete mit einem britischen Supersport-Titel in der Tasche<br />

in der WSS, der er ein Jahr später aber wieder den Rücken kehrte und<br />

zunächst in die britische Superbike-Meisterschaft aufstieg. Nachdem er<br />

sich auch dort den Pokal holen konnte, wechselte er 2010 zu Aprilia in<br />

die WSBK und zwei Jahre später zu Suzuki. Trotz Verletzungspech machte<br />

der 27-Jährige hier und da mit starken Ergebnissen auf sich aufmerksam<br />

und kommt in dieser Saison im Ioda Racing Team zu seinen WSBK-Wurzeln<br />

zurück. Camier wird wie sein Teamkollege Danilo Petrucci die ART-<br />

Maschine pilotieren, mit der Aleix Espargaro in der letzten Saison noch<br />

den CRT-Titel und den elften Rang der Gesamtwertung holte.<br />

FOTOS: MILAGRO, SUZUKI, HONDA<br />

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FOTO: MILAGRO<br />

Starke Saison<br />

von Alvaro<br />

Bautista<br />

- auch ohne<br />

Podestplatz<br />

82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


TEXT: MARIA POHLMANN<br />

EINSTELLUNGSSACHE<br />

KEIN PODESTPLATZ, STÜRZE, ABRÄUMER, NULLER. DEM MOTORSPORT-MAGAZIN VERRÄT ALVARO<br />

BAUTISTA IM EXKLUSIVINTERVIEW, WARUM ER DENNOCH OPTIMISTISCH IN DIE ZUKUNFT BLICKT.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83


E<br />

in Start aus Reihe drei:<br />

Sicherlich hatte sich<br />

Alvaro Bautista eine<br />

etwas schnellere Qualifikationsrunde<br />

erhofft,<br />

doch auch Valentino<br />

Rossi konnte vor heimischem<br />

Publikum nicht viel mehr herausholen.<br />

Das rote Licht der Startampel geht aus, tausende<br />

Augenpaare neugieriger italienischer Rossi-Fans<br />

blicken auf die 24 MotoGP-Piloten, der Grand<br />

Prix von Mugello ist eröffnet. Bautista und Rossi<br />

kommen gut weg und biegen mit hohen Erwartungen<br />

in die erste Kurve ein. Schon in der ersten<br />

Runde bahnt sich ein harter Kampf an. Auch<br />

Andrea Iannone mischt mit. Doch nur wenige<br />

Meter weiter ist der Traum schon vorbei.<br />

»In der zweiten Kurve habe ich Bautista außenherum<br />

überholt und ich denke, dass er ziemlich<br />

weit innen fuhr. Iannone hatte ihn schon überholt<br />

und ich glaube, er hatte Angst, noch einen<br />

weiteren Platz zu verlieren, weshalb er extrem<br />

viel Gas gegeben hat, um die Tür in der Mitte der<br />

Strecke zuzumachen. Bautista war auf der linken<br />

Seite und als er auf meiner Höhe lag, stürzte er.<br />

Ich war gerade beim Richtungswechsel und als<br />

mich Bautista mit seinem Vorderrad am Fuß<br />

berührte, verlor ich die Kontrolle über mein Bike<br />

und stürzte«, schilderte Rossi.<br />

Sein spanischer Kontrahent behauptete später<br />

bei der Rennleitung vehement, den Yamaha-<br />

Fahrer nicht gesehen zu haben, half damit aber<br />

niemandem mehr. Der Italien Grand Prix war<br />

gelaufen. In Barcelona musste der Honda-Pilot<br />

ebenso früh die Segel streichen. Zum ersten Mal<br />

seit 2010 ging das Team von Fausto Gresini in<br />

der letzten Saison ohne Podestplatz nach Hause.<br />

Dennoch sieht Bautista seine Saison nicht zu<br />

negativ. Immerhin gelangen ihm neben Platz<br />

sechs der Gesamtklassifikation und als zweitbester<br />

Satellitenfahrer einige starke Auftritte. So<br />

landete der 29-Jährige in den letzten neun Rennen<br />

des Jahres 2013 ganze sieben Mal unter den<br />

besten Fünf. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach<br />

mit Bautista über Höhen, Tiefen und überraschende<br />

Wendungen.<br />

MSM: Wie würdest du die vergangene Saison<br />

aus deiner Sicht zusammenfassen?<br />

ALVARO BAUTISTA: Eigentlich haben wir uns<br />

stetig gesteigert. Am Anfang hatte ich einige<br />

Probleme mit dem Setting des Bikes. Zu Beginn<br />

hatten wir wirklich einige Sorgen. Nach dem<br />

Rennen in Barcelona, in dem ich in der ersten<br />

Runde gestürzt bin, bemerkte ich, dass ich eine<br />

Veränderung brauche. Nach diesem Rennen,<br />

entschied ich, etwas ruhiger zu bleiben und hart<br />

mit dem Bike zu arbeiten. Wir fanden ein gutes<br />

Setup. Zur Mitte der Saison machte es mir wirklich<br />

viel Spaß, das Motorrad zu fahren. So konnte<br />

ich auch dichter ans Limit gehen und meine<br />

Ergebnisse verbessern. Ich denke, dass wir jetzt<br />

eine sehr gute Basis haben. Ich kann sagen, dass<br />

ich sehr glücklich über die zweite Saisonhälfte<br />

bin, aber auch mit der ersten Saisonhälfte zufrieden<br />

war.<br />

Was war dein Höhepunkt?<br />

Ein Rennen, das sehr wichtig für mich war, war<br />

das in Laguna Seca. Dort habe ich zum ersten<br />

Mal um den Sieg gekämpft und war sehr dicht<br />

am Podium dran. Dieses Rennen war echt toll<br />

für mich. Aber auch den Lauf in Motegi habe ich<br />

sehr genossen. Ich bin nicht so gut gestartet und<br />

musste sechs Fahrer überholen, um auf Rang vier<br />

nach vorne zu kommen. Dieses Rennen war<br />

ebenso wunderbar. Ich hatte also einige<br />

Highlights.<br />

Welches Rennen war das schlimmste?<br />

Für mich war das definitiv Barcelona. Im Training<br />

war ich gut, ich bin von Platz vier aus gestartet<br />

und hatte erwartet, in diesem Rennen ums<br />

Podium kämpfen zu können. Dann bin ich aber<br />

in der ersten Runde gestürzt und das war für<br />

mich ziemlich enttäuschend. Das war das<br />

schlechteste Rennen, half mir aber gleichzeitig,<br />

meine Einstellung zu ändern. Ab diesem Rennen<br />

ging es für uns eigentlich nur bergauf.<br />

Bist du etwas enttäuscht, dass du es im letzten<br />

Jahr nicht aufs Podest geschafft hast?<br />

Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, denn<br />

2012 stand ich schließlich sogar zwei Mal auf<br />

dem Treppchen. Im letzten Jahr war ich zwei<br />

oder drei Mal richtig nah dran, aber das Niveau<br />

in dieser Kategorie war in der letzten Saison so<br />

hoch, dass es noch schwieriger war, einen<br />

Podestplatz zu holen. Natürlich wäre ich gerne<br />

auf dem Podium gelandet, aber ich bin trotzdem<br />

glücklich über unsere Leistung und unsere<br />

Ergebnisse.<br />

Wie sehr hast du die<br />

Kämpfe gegen Valentino<br />

Rossi und Stefan<br />

Bradl in den letzten<br />

Rennen genossen?<br />

Sehr! [lacht] Besonders<br />

die gegen Valentino.<br />

Er ist anders als<br />

die anderen Fahrer.<br />

Wenn man gegen ihn<br />

kämpft, dann ist er<br />

einfach auf alles vorbereitet:<br />

auf alle<br />

Arten von Angriffen,<br />

an jeder Stelle, zu<br />

jeder Zeit. Es ist<br />

schwer zu erklären, aber in jedem Fall ist es<br />

schwieriger, ihn zu schlagen als andere<br />

Fahrer.<br />

IM LETZTEN JAHR WAR ICH ZWEI<br />

ODER DREI MAL RICHTIG NAH<br />

DRAN, ABER DAS NIVEAU IN<br />

DIESER KATEGORIE WAR IN DER<br />

LETZTEN SAISON SO HOCH, DASS<br />

ES NOCH SCHWIERIGER WAR,<br />

EINEN PODESTPLATZ ZU HOLEN.<br />

Was denkst du über Marc Marquez?<br />

Unglaublich! Es ist Wahnsinn! Jeder wusste, dass<br />

er schnell ist. Das hat er in der 125ccm-Klasse<br />

und in der Moto2 schon gezeigt. Die MotoGP<br />

ist aber anders. Ab dem ersten Rennen stand er<br />

auf dem Podium. Das einzig Negative war, dass<br />

er oft gestürzt ist. Er hat daraus aber viel gelernt<br />

und Rennen für Rennen wurde er schneller und<br />

stürzte weniger. Er hat den WM-Titel wahrlich<br />

verdient. Natürlich hatte er auch ziemlich viel<br />

Glück, denn er ist nie extrem heftig gestürzt und<br />

hat sich dabei glücklicherweise auch nicht verletzt.<br />

Er hatte Glück, war gleichzeitig aber auch<br />

der Schnellste im letzten Jahr.<br />

Bekommst du Informationen vom Repsol Honda<br />

Team?<br />

Ich habe einige Informationen, aber nicht alle,<br />

weil ich ein ganz anderes Paket habe. Ich habe<br />

ein anderes Fahrwerk und andere Bremsen, deshalb<br />

erhalte ich nur die Grundinfos über das<br />

Getriebe und das Setup des Rahmens. Natürlich<br />

haben sie einen anderen Rahmen und andere<br />

Schwingen genutzt als ich und daher auch ganz<br />

andere Daten, die für mich nicht sehr wertvoll<br />

sind. Ich muss mir fast alles selbst erarbeiten.<br />

Wie lange dauert es, bis du neue Teile erhältst?<br />

Ich kann es nicht genau sagen. Ich hatte zu Saisonende<br />

eigentlich noch das gleiche Bike wie zu<br />

Beginn des Jahres. Ich habe also gar keine<br />

Updates bekommen. In Silverstone hatten wir<br />

allerdings ein anderes Verbindungsteil, als ich<br />

zuvor gefahren bin. Marc hatte es zuvor benutzt,<br />

Dani [Pedrosa] allerdings nicht. Er mochte es<br />

nicht besonders. Für mich war es nicht besser,<br />

ich hatte einfach ein anderes Gefühl auf dem<br />

Bike. Ansonsten habe ich während der Saison<br />

überhaupt keine neuen Teile bekommen.<br />

Wie lief der Test nach Valencia für dich?<br />

Der Dienstag war sehr positiv, denn ich konnte<br />

viele Dinge wie eine neue Schwinge probieren.<br />

Das war etwas besser.<br />

Dazu testete ich auch<br />

eine Hinterradgabel<br />

von Showa, die mir<br />

etwas mehr Hinterradgrip<br />

lieferte und<br />

eine komplett neue<br />

Vorderradgabel von<br />

Showa. Die funktioniert<br />

aber noch nicht<br />

wie die, die ich bis<br />

jetzt hatte. Daran<br />

müssen wir noch weiterarbeiten.<br />

Nissin<br />

lieferte ebenso komplett<br />

neue Bremsen,<br />

die mir etwas besser gefielen. Am Mittwoch habe<br />

ich das 2014er Bike probiert. Beim zweiten Run<br />

bin ich gestürzt und weiß nicht, warum. Ich bin<br />

FOTO: MILAGRO<br />

84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


2012 stand<br />

Alvaro<br />

Bautista zwei<br />

Mal auf dem<br />

Podium<br />

auf einer normalen Linie, bei normalem Tempo<br />

gefahren, genauso wie am ganzen Rennwochenende<br />

und am Dienstag beim Test. Nichts war anders. Mir<br />

ist aber einfach das Hinterrad weggerutscht. Ich<br />

konnte also nicht allzu viel Zeit auf dem neuen Bike<br />

verbringen, der Mittwoch war nicht so produktiv<br />

wie der Dienstag.<br />

Updates<br />

bekommt der<br />

Spanier im<br />

Laufe der<br />

Saison kaum<br />

Wie sehr freust du dich auf die neue Saison?<br />

Ich denke, dass wir im vergangenen Jahr eine gute<br />

Basis geschaffen haben. Unser Ziel ist es, die neue<br />

Saison so zu beginnen, wie wir 2013 aufgehört<br />

haben. Wir wollen ähnliche Ergebnisse, darum<br />

kämpfen, in jedem Rennen unter den Top-5 zu landen<br />

und uns danach verbessern, um noch näher an<br />

die Spitze heranzukommen. In diesem Jahr wird es<br />

garantiert noch schwieriger als in der Saison zuvor.<br />

Marc hat mehr Erfahrung als in diesem Jahr, Jorge<br />

[Lorenzo] wird noch härter pushen, um an ihm<br />

dranzubleiben und Dani wird versuchen, beiden zu<br />

folgen und alle wollen mit den Top-3 mithalten. Es<br />

wird also unter Garantie noch schwieriger. Wir<br />

müssen aber darauf vorbereitet sein und ich bin<br />

sehr zuversichtlich für das nächste Jahr.<br />

Auf<br />

Augenhöhe<br />

mit Stefan<br />

Bradl<br />

Erklärtes Ziel<br />

2014 sind die<br />

Top-5<br />

Was hast du im Winter gemacht?<br />

Zunächst einmal blieb ich zu Hause und habe mich<br />

ein bisschen entspannt. Im Januar habe ich dann<br />

mit meiner Vorsaison begonnen, also mein Training<br />

aufgenommen, damit ich für die Testfahrten vor<br />

Saisonbeginn topfit bin.<br />

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FOTOS: SUZUKI<br />

86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


STEINIGER<br />

WEG ZURÜCK<br />

TEXT: MARKUS ZÖRWEG<br />

SUZUKI WAGT DEN SPRUNG ZURÜCK IN DAS HAIFISCHBECKEN MOTOGP.<br />

EIN JAHR GÖNNT MAN SICH JEDOCH NOCH ZUR ENTWICKLUNG, WOMIT<br />

MAN SICHERLICH AUCH GUT BERATEN IST. DENN DIESES COMEBACK WIRD<br />

EIN HARTES STÜCK ARBEIT.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87


Es ist der 17. Juni 2013. Strahlend blauer<br />

Himmel und sommerliche Temperaturen<br />

liefern in Barcelona wie gewohnt<br />

ideale Bedingungen für die MotoGP-<br />

Testfahrten, die im Anschluss an das<br />

Rennwochenende an diesem Montag<br />

am Circuit de Catalunya stattfinden. Doch etwas<br />

ist dieses Mal anders. Für einmal sind es nicht die<br />

Superstars Valentino Rossi, Marc Marquez oder<br />

Jorge Lorenzo, die für die großen Schlagzeilen sorgen.<br />

Nein, es ist der dritte große japanische Hersteller<br />

neben Honda und Yamaha, der die ganze<br />

Aufmerksamkeit auf sich zieht. Suzuki kehrt 2015<br />

in die MotoGP zurück, vier Jahre nach dem Ausstieg<br />

aus der Serie - große Neuigkeiten für die<br />

Königsklasse des Motorradsports.<br />

Unter all die Freude über die Rückkehr mischt sich<br />

bei den Fans allerdings auch sofort eine Spur Enttäuschung.<br />

Wieso gibt es das Comeback erst 2015<br />

und nicht schon in der kommenden Saison? »Wir<br />

wollen in bestmöglicher Form einsteigen und brauchen<br />

einfach noch ein bisschen Zeit. Es gibt einige<br />

wichtige technische Veränderungen für 2014. Der<br />

maximal erlaubte Benzinverbrauch wird von 21 auf<br />

20 Liter gesenkt, daran müssen wir noch arbeiten.<br />

Und wir haben für die gesamte Saison nur fünf<br />

Motoren zur Verfügung, was uns ebenfalls Probleme<br />

bereiten könnte. Ein Jahr mehr Zeit wird für<br />

uns also sehr hilfreich sein«, so der einhellige Tenor<br />

von Seiten des Herstellers.<br />

Das erste Kräftemessen mit der Konkurrenz auf<br />

dem XRH-1 getauften Prototypen findet noch am<br />

selben Tag statt. Randy de Puniet dreht die ersten<br />

öffentlichen Runden mit der neuen Suzuki und liegt<br />

am Ende des Tages nur knapp acht Zehntel hinter<br />

Spitzenreiter Jorge Lorenzo. Dementsprechend<br />

positiv fällt das Resümee des Franzosen aus: »Ich<br />

denke, wir haben großartige Arbeit geleistet, denn<br />

ich bin nicht einmal acht Zehntelsekunden langsamer<br />

als die Besten und das nach nur 50 oder 60<br />

Runden.«<br />

Begonnen hat die Arbeit für das Suzuki-Test-Team<br />

aber natürlich schon wesentlich früher. Im März<br />

2013 bestreitet Nobuatsu Aoki, selbst 167-facher<br />

Grand-Prix-Starter, auf der hauseigenen Teststrecke<br />

im japanischen Ryuyo die Jungfernfahrt mit dem<br />

neuen Prototypen. Suzuki wagt bei der Entwicklung<br />

einen mutigen Schritt, wechselt man doch vom<br />

bisher verwendeten V4-Motor auf einen Reihenvierzylinder.<br />

»Wir befinden uns noch in einem sehr<br />

frühen Stadium des Projekts. Das Niveau des<br />

Motorrads ist aber schon deutlich höher, als ich es<br />

erwartet hatte«, lautet das erste Fazit Aokis.<br />

Bereits einen Monat später bringt Suzuki die XRH-1<br />

erstmals an eine Grand-Prix-Strecke. Am Twin-<br />

Ring-Motegi wird eifrig am neuen Motorrad gearbeitet,<br />

zwei wichtige personelle Komponenten<br />

fehlen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch im<br />

Team. Testpilot Randy de Puniet stößt erst im Mai<br />

zur Mannschaft, ebenso der neue Manager des<br />

Suzuki-Testteams, Davide Brivio. Der Italiener war<br />

bis ins Jahr 2010 Teammanager bei Yamaha und<br />

zog sich anschließend vorübergehend aus dem<br />

Rennsport zurück. Damit ist das 20 Personen starke<br />

Entwicklungsteam des MotoGP-Bikes komplett<br />

und das Projekt kann richtig Fahrt aufnehmen.<br />

Nach den ersten offiziellen Testfahrten am Circuit<br />

de Catalunya geht es für die gesamte Crew noch in<br />

derselben Woche nach Aragon, wo erneut Randy<br />

de Puniet am Gashahn der XRH-1 drehen darf.<br />

Brivio zeigt sich schon damals voll des Lobes für<br />

den 32-Jährigen, der parallel noch die volle Saison<br />

für das Aspar-Team bestreitet: »Randy macht einen<br />

super Job. Wir sind sehr froh, mit ihm arbeiten zu<br />

können. Er gibt sehr gutes Feedback und die Ingenieure<br />

arbeiten sehr gerne mit ihm zusammen.«<br />

Von Seiten Suzukis ist man zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits an einer Verlängerung der Zusammenarbeit<br />

mit de Puniet interessiert. Die Krux an der Sache:<br />

Bei den Japanern plant man keine Renneinsätze für<br />

2014 und wie jeder Racer will auch de Puniet nicht<br />

nur testen, sondern sich mit seinen Gegnern auf<br />

der Strecke messen. Schlussendlich erzielt man mit<br />

dem fünffachen Grand-Prix-Sieger aber doch eine<br />

Übereinkunft für 2014. Er wird sich zu 100 Prozent<br />

auf die Arbeit als Testpilot bei Suzuki konzentrieren<br />

und keine Einsätze für ein weiteres Team<br />

bestreiten.<br />

Aktuell versucht de Puniet, die Führungsetage bei<br />

Suzuki von der Wichtigkeit einiger Wildcard-<br />

Einsätze zu überzeugen, um einen regelmäßigen<br />

Gratmesser zu haben, wie weit man mit dem Projekt<br />

denn tatsächlich vorangeschritten ist. »Ich<br />

habe den Leuten bei Suzuki erklärt, dass man in<br />

Rennen viel mehr lernt als beim Testen. Ich bin<br />

nicht der Boss von Suzuki, aber wenn sie schon<br />

bis 2015 warten, müssen sie vorher ein paar Rennen<br />

fahren, denn das ist etwas völlig anderes als<br />

Testfahrten«, stellt er seinen Standpunkt klar. Für<br />

ihn selbst ist die kommende Saison ganz klar ein<br />

Übergangsjahr. Durch erfolgreiche Testarbeit hofft<br />

er, einen Platz als Einsatzpilot bei Suzuki für das<br />

Jahr 2015 zu ergattern. Eine möglicherweise sportlich,<br />

definitiv aber finanziell hochinteressante<br />

Zukunftsperspektive. Wie die Fahrerpaarung beim<br />

Wiedereinstieg der Marke aussehen wird, ist aber<br />

noch völlig offen. Gute Möglichkeiten werden<br />

jedenfalls Eugene Laverty eingeräumt, der zur<br />

neuen Saison zum Superbike-Team Suzukis<br />

gewechselt ist und 2015 den Sprung zu den Prototypen<br />

schaffen könnte.<br />

Wer auch immer die XRH-1 in ihrer ersten vollen<br />

MotoGP-Saison pilotieren wird, leicht werden es<br />

die Fahrer und das Team nicht haben. Schon vor<br />

dem Rückzug aus der Königsklasse war man meilenweit<br />

von der Spitze entfernt. Die Statistik spricht<br />

eine deutliche Sprache: Zuletzt schaffte ein Suzuki-<br />

Pilot im Jahr 2008 den Sprung auf das Podium der<br />

ersten Drei, damals war es Loris Capirossi, der beim<br />

tschechischen Grand Prix in Brünn den dritten<br />

Platz belegte. Für den letzten Sieg muss man noch<br />

ein Jahr weiter in den Geschichtsbüchern zurückblättern.<br />

Chris Vermeulen feierte mit seinem Triumph<br />

im Regen von Le Mans 2007 nicht nur seinen<br />

einzigen Karriereerfolg, sondern fuhr gleichzeitig<br />

den einzigen Grand-Prix-Sieg für Suzuki in den<br />

letzten zwölf MotoGP-Saisons ein. Zuletzt konnte<br />

man sich im Jahr 2000 mit Kenny Roberts junior<br />

den Weltmeistertitel sichern. Ernüchternde<br />

Bilanzen also, die Suzuki in naher Zukunft aufbessern<br />

möchte, um vielleicht irgendwann wieder an<br />

die Erfolge der späten 70er, 80er und frühen 90er<br />

Jahre anschließen zu können. Damals konnte man<br />

mit Barry Sheene, Marco Luccinelli, Franco Uncini<br />

und Kevin Schwantz fünf Weltmeistertitel<br />

einfahren.<br />

Ob das gelingen wird, darf aber durchaus bezweifelt<br />

werden. Denn die versammelte Konkurrenz, vor<br />

allem aber Honda und Yamaha, hat während der<br />

Abwesenheit Suzukis keinesfalls geschlafen. Ganz<br />

im Gegenteil: In puncto Leistung und Handling<br />

konnte man in den vergangenen Jahren noch einmal<br />

deutlich zulegen, ein Blick auf die purzelnden<br />

Rundenrekorde aus dem Vorjahr sagt alles über die<br />

Stärke der aktuellen Motorrad-Generation aus, von<br />

IM MÄRZ 2013 BESTREITET NOBUATSU AOKI<br />

IM JAPANISCHEN RYUYO DIE JUNGFERN-<br />

FAHRT MIT DEM NEUEN PROTOTYPEN<br />

den überragenden Talenten wie Marc Marquez oder<br />

Jorge Lorenzo einmal ganz abgesehen. Brivio ist<br />

sich der Herausforderung, die auf ihn und sein<br />

Team wartet, durchaus bewusst: »Natürlich gibt es<br />

eine lange Liste mit Punkten, an denen wir noch<br />

arbeiten müssen. Wir müssen uns auch noch ausführlich<br />

mit der Elektronik und den Regeln, die<br />

2015 gelten werden, befassen.«<br />

In einigen Bereichen schreitet man jedoch bereits<br />

recht gut voran. »Wir konnten verschiedene Rahmen<br />

testen und die Geometrie bewegt sich in die<br />

richtige Richtung. Über den Motor konnten wir<br />

auch wichtige Erkenntnisse sammeln und uns nun<br />

auf den Leistungsoutput und den Spritverbrauch<br />

konzentrieren. All das motiviert uns zusätzlich für<br />

2015 eine konkurrenzfähige Maschine zu entwickeln.<br />

Es wird aber eine große Herausforderung zu<br />

den Spitzenteams aufzuschließen«, bleibt der Italiener<br />

auf dem Boden der Tatsachen.<br />

88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Suzuki reihte<br />

sich bei den<br />

offiziellen<br />

Testfahrten ein<br />

Randy de Puniet schlüpft<br />

2014 komplett in die<br />

Testfahrer-Rolle<br />

FOTOS: SUZUKI<br />

Davide Brivio<br />

bringt als neuer<br />

Manager viel<br />

Erfahrung mit<br />

In dieser Saison<br />

soll der Anschluss<br />

geschafft werden<br />

Im März 2013 rollte die<br />

Suzuki erstmals wieder auf<br />

einer Rennstrecke<br />

Noch fährt die<br />

XHR-1 mit<br />

Bosch-Elektronik<br />

In einem Jahr<br />

will Randy de<br />

Puniet wieder<br />

Rennen fahren<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 89


TOP<br />

DIE LEGENDÄRSTEN<br />

STRECKEN DER MOTOGP<br />

TEXT: MICHAEL HÖLLER<br />

TRADITION VERPFLICHTET: HIER WURDEN EINST LEGENDEN GEBOREN, DOCH<br />

LÄNGST SIND DIESE ASPHALTBÄNDER SELBST LEGENDÄR. DIE TOP-5 TRADITIONS-<br />

STRECKEN DES AKTUELLEN RENNKALENDERS.<br />

1: ASSEN<br />

Er ist auch als die Kathedrale des Motorradsports<br />

bekannt: der TT Circuit Assen. Seit der Premierensaison<br />

im Jahr 1949 gastiert die Motorrad-WM in der<br />

niederländischen 67.000-Einwohner-Stadt. Assen<br />

kommt damit auf die Rekordzahl von bisher 65 Rennen.<br />

Im Laufe der Jahre veränderte sich der Kurs<br />

mehrfach. Anfangs wurde auf offenen Straßen<br />

gefahren, erst 1955 wurde eine permanente Rennstrecke<br />

in Assen gebaut. Diese war ursprünglich 7,7<br />

km lang, ehe sie 2006 durch den Wegfall der Nordkurve<br />

auf 4,5 km verkürzt wurde. Seit jeher unverändert<br />

ist die Start/Ziel-Gerade, der gegenüber die<br />

imposante Haupttribüne steht. Assen rühmt sich damit,<br />

die einzige Strecke im Kalender zu sein, die rein nach<br />

den Bedürfnissen des Motorradsports errichtet wurde.<br />

So sind alle Kurven leicht überhöht und die langgezogenen<br />

kombinierten Kurven-Passagen Turn 2/3/4 und<br />

12/13/14 lassen jeden Motorradfahrer mit der Zunge<br />

schnalzen. Auch für die Fans ist Assen ein Zweirad-<br />

Mekka. 100.000 Zuschauern bietet die Anlage Platz.<br />

Allerdings litt das Rennen in den vergangenen Jahren<br />

unter Zuschauerschwund, weshalb bereits überlegt<br />

wurde, den Grand Prix der Niederlande auf Sonntag<br />

zu verlegen. Traditionell findet das Rennen in Assen<br />

an einem Samstag statt weil in den Anfangszeiten die<br />

frommen Kirchgänger am Sonntag nicht durch das<br />

Knattern der Motoren gestört werden sollten.<br />

90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


FOTOS: HONDA<br />

2: BRÜNN<br />

Tschechien zählt zwar nicht unbedingt zu den großen Motorrad-Nationen, doch<br />

der Grand Prix der Tschechischen Republik (bis 1992 Grand Prix der Tschechoslowakei)<br />

hat in der MotoGP eine lange Tradition. 1965 gastierte die WM<br />

erstmals in Brünn. Gefahren wurde auf einem 13,94 km langen Kurs auf öffentlichen<br />

Straßen direkt vor den Toren der zweitgrößten Stadt Tschechiens. 1975<br />

wurde die Strecke, die auch durch Wälder und um umliegende Dörfer führte,<br />

auf 10,92 km verkürzt, ehe 1982 das vorläufige Aus für den tschechischen<br />

Grand Prix erfolgte. Der Straßenkurs war nicht mehr zeitgemäß, sodass innerhalb<br />

des nordwestlichen Abschnitts der ehemaligen Strecke ein neuer, moderner<br />

Kurs unter dem Namen Masaryk Ring errichtet wurde. 1987 gab Brünn sein<br />

Comeback im MotoGP-Zirkus und ist heute aus dem WM-Kalender nicht mehr<br />

wegzudenken. 44 Rennen fanden bisher auf tschechischem Boden statt, wo<br />

unter anderem Valentino Rossi 1996 im Alter von 17 Jahren seinen ersten<br />

GP-Sieg feierte. Die Strecke zeichnet sich nicht nur durch ihre perfekte Einbettung<br />

in die umliegende Landschaft und damit einhergehende Höhenunterschiede<br />

aus, sondern lockt Jahr für Jahr auch über 200.000 Fans an. Von der<br />

großen Naturtribüne im Infield überblicken die Zuseher mehr als ein Drittel der<br />

gesamten Strecke.<br />

3: SACHSENRING<br />

Der Brno Circuit zählt zu<br />

den beliebtesten Kursen<br />

in Europa<br />

Bei einer Aufzählung der Traditionsstrecken darf der Sachsenring nicht fehlen,<br />

denn bereits 28 Mal gastierte die Motorrad-WM im Osten Deutschlands. 8,7<br />

km war der temporäre Straßenkurs durch Hohenstein-Ernstthal einst lang, als<br />

er als Großer Preis der DDR im Jahr 1961 seinen Weg in den Rennkalender<br />

fand. 1972 kam allerdings das Aus. Offiziell wegen Sicherheitsbedenken, inoffiziell<br />

weil die SED-Führung sich im Jahr zuvor daran stieß, dass die anwesenden<br />

Fans aus der DDR beim Sieg des Westdeutschen Dieter Braun während<br />

der Siegerehrung die BRD-Hymne lauthals mitsangen. Mit dem Zusammenbruch<br />

der DDR kam auch für den temporären Straßenkurs das endgültige Aus. Nach<br />

jahrelangen Verhandlungen konnte 1996 schließlich der neue, von Hermann<br />

Tilke konstruierte Sachsenring eröffnet werden, der 1998 die Motorrad-WM<br />

erneut anlocken konnte. Rasch entwickelte sich die Strecke zum Publikumsmagneten,<br />

jährlich finden am MotoGP-Rennwochenende über 200.000 Fans<br />

den Weg an die Strecke. Diese ist mit nur 3,6 km die kürzeste im gesamten<br />

Kalender. Das Layout zählt bei den Fahrern nicht zu den beliebtesten, vor allem<br />

die sieben Linkskurven im Vorfeld von Turn 11 sorgten im Vorjahr für eine<br />

Sturz-Orgie inklusive anschließender Sicherheits-Debatte im Fahrerlager. Die<br />

Möglichkeiten eines Umbaus der entsprechenden Passagen sind aufgrund der<br />

natürlichen geographischen Bedingungen allerdings begrenzt.<br />

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4: JEREZ<br />

Montjuich, Jarama, Barcelona, Valencia, Aragon - die Liste an spanischen<br />

Motorrad-Strecken ist lang. Doch keiner dieser Kurse kommt an die Tradition<br />

von Jerez heran, wo bisher 26 MotoGP-Rennen ausgetragen wurden. Zwar<br />

wurde der Circuito de Jerez erst im Dezember 1985 eröffnet, doch schon<br />

anderthalb Jahre später war die Motorrad-WM erstmals zu Gast. Seit 1987<br />

stand der Kurs ununterbrochen im Rennkalender und trägt seit jeher das Prädikat<br />

des offiziellen Spanien Grand Prix. Die weit über hunderttausend<br />

Zuschauer finden zum größten Teil auf den Naturtribünen entlang des Mittelsektors<br />

Platz, vor allem in den Kurven neun und zehn herrscht aufgrund der<br />

Architektur und der unmittelbaren Nähe zur Strecke regelrechte Stadionatmosphäre.<br />

Hier findet sich auch der künstlich angelegte Teich, in dem etwa Jorge<br />

Lorenzo 2010 nach seinem ersten MotoGP-Sieg auf spanischem Boden ein<br />

kurzes Bad nahm. In der finalen Kurve spielten sich bereits mehrfach Dramen<br />

ab, wie etwa 2005 im Duell zwischen Valentino Rossi und Sete Gibernau oder<br />

im Vorjahr zwischen Lorenzo und Marc Marquez. Mit nur 4,4 km Länge zählt<br />

die Strecke zu den kürzeren im Kalender, die Atmosphäre ist dafür umso dichter.<br />

Außerhalb der Saison zählt der Circuito de Jerez aufgrund des gemäßigten<br />

Klimas zu den beliebtesten Teststrecken.<br />

FOTOS: HONDA<br />

92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Nicht irritieren lassen:<br />

Mittlerweile sind die Kerbs<br />

der Strecke in italienischen<br />

Farben gestrichen<br />

5: MUGELLO<br />

1974 wurde die permanente Rennstrecke im toskanischen<br />

Mugello errichtet, zwei Jahre später gastierte<br />

die Motorrad-WM erstmalig auf dem über fünf Kilometer<br />

langen Kurs. Unter der Bezeichnung Grand Prix<br />

der Nationen, Grand Prix von San Marino und Grand<br />

Prix von Italien fanden bislang 24 Rennen in Mugello<br />

statt, das seit 1991 ununterbrochen im Kalender steht<br />

und seit 1994 den Italien GP ausrichtet. 1988 kaufte<br />

Ferrari den Kurs als zusätzliche Testmöglichkeit für<br />

das <strong>Formel</strong>-1-Team, davon profitierten aber auch die<br />

Motorradfahrer, denn die Scuderia ließ die Strecke<br />

auf höchste Sicherheitsstandards heben. Vom Prestigegewinn<br />

durch die Ferrari-Übernahme ganz zu<br />

schweigen. Bis zur Aufnahme des Circuit of the Americas<br />

in den Rennkalender verfügte Mugello mit seiner<br />

Geraden von 1.141 Metern über die längste aller<br />

WM-Strecken. Der Kurs fügt sich perfekt in die malerische<br />

Umgebung ein und neben zahlreichen Tribünen<br />

finden die Fans auch auf den Wiesen der umliegenden<br />

Hügel Zuschauerzonen. Vor allem nach Siegen<br />

von Valentino Rossi ist dort die Hölle los. Bislang<br />

konnte der Dottore bereits neun Mal in Mugello siegen,<br />

allerdings zog er sich dort 2010 auch seinen<br />

offenen Unterschenkelbruch zu.<br />

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BEI<br />

LAUNE<br />

BLEIBEN<br />

GINO REA GING 2013 GRÖSSTENTEILS ALS PRIVATIER<br />

AN DEN START UND FUHR DABEI NICHT NUR EIN<br />

VORJAHRESBIKE, SONDERN CHECKTE AUCH DATEN<br />

UND WAR SEIN EIGENER CREWCHIEF. DAS MOTOR-<br />

SPORT-MAGAZIN SPRACH MIT DEM BRITEN ÜBER EINE<br />

SCHWIERIGE SAISON.<br />

TEXT: MARIA POHLMANN<br />

MSM: Du hattest eine ziemlich spannende Saison 2013…<br />

GINO REA: Es war auf jeden Fall spannend, aber gleichzeitig auch<br />

eine schwierige Herausforderung am Anfang, als sich das Team, bei<br />

dem ich schon einen Vertrag unterschrieben hatte, wieder aus der<br />

WM zurückzog. Damit saßen wir da und hatten keine Option mehr.<br />

Also haben wir entschieden, ein eigenes Team aufzubauen, was eine<br />

große Herausforderung war. Unterstützer konnten mir über eine<br />

Website helfen, das Budget zusammenzubekommen. So fuhren wir<br />

ein paar Mal mit einer Wildcard und konnten damit einen Partner<br />

aus der Tschechischen Republik anlocken. Wir schlossen<br />

uns mit ihnen zusammen und konnten so noch mehr<br />

Wildcard-Einsätze bestreiten. Wenn man bedenkt, dass<br />

wir auf einer alten Maschine fuhren und das Team selbst<br />

betrieben haben, konnten wir ein paar wirklich gute<br />

Ergebnisse holen. Dann fragte mich das spanische<br />

Arginano Team, ob ich die Übersee-Rennen für sie<br />

fahren wollte und ich konnte ihnen die besten Ergebnisse<br />

liefern, die sie im letzten Jahr hatten. Beim letzten Rennen<br />

in Valencia trat ich wieder mit meinem eigenen Team an.<br />

Wie konntest du quasi aus dem Nichts ein eigenes Team<br />

zusammenstellen?<br />

Die Basis kam von FTR. Sie unterstützten uns und gaben uns etwas<br />

Equipment aus dem Vorjahr. So fingen wir an. Wir mussten das Budget<br />

zusammenbekommen und dazu brauchten wir einige kleinere<br />

Sponsoren, die bereit waren, uns zu unterstützen. Die Team-Basis war<br />

quasi zu Hause. Wir hatten einen kleinen Camper, einen Sprinter mit<br />

zwei Betten für meinen Dad und mich. Freunde waren meine Mechaniker.<br />

Die Daten habe ich mir selbst angesehen und ausgewertet. Ich<br />

war also mein eigener Crew-Chief, habe das Bike abgestimmt, die<br />

Geometrie und das Fahrwerk eingestellt und mich um die ganzen<br />

Daten gekümmert. Das war natürlich sehr hart, aber ich denke, es hat<br />

sich ausgezahlt.<br />

Was war das Schwierigste?<br />

Ich glaube, das Schwierigste war, viele Jobs gleichzeitig zu machen<br />

und mit einem so geringen Budget zu arbeiten. Wir hatten kein großes<br />

Budget, also konnten wir auch nicht testen. An den Rennwochenenden<br />

ging es direkt los. Wir hätten ein paar Tests gut gebrauchen können,<br />

denn das Bike ist alt und wir hatten viele Probleme. Da ich mein<br />

eigener Crew-Chief war und das Bike selbst abstimmte, sah es nach<br />

den Sessions nicht etwa so aus, dass ich in die Box kam und einem<br />

Crew-Chief all meine Sorgen und Wünsche mitgeteilt hätte, sondern<br />

ich habe mich selbst an den Computer gesetzt und mir alles angesehen.<br />

Es war insgesamt eine große Herausforderung. [lacht]<br />

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Warst du sehr erleichtert, als du kurz vor Saisonstart realisiert hast,<br />

dass du zumindest ein paar Rennen per Wildcard fahren kannst?<br />

Natürlich! Ich habe am Anfang geplant, so viele Rennen zu fahren<br />

wie möglich. Ehrlich gesagt hatte ich aber nicht erwartet, dass es so<br />

viele werden. Nach drei oder vier Rennwochenenden war unser Budget<br />

bereits aufgebraucht. Dann kamen wir zum Glück mit der tschechischen<br />

Firma Montaze Broz zusammen und teilten alles 50 zu 50.<br />

So konnten wir mehr Rennen bestreiten als erwartet, das war natürlich<br />

gut.<br />

Gab es noch weitere Probleme während der Saison?<br />

Ja, insgesamt ist es schwer, bei Laune zu bleiben, wenn man sein<br />

eigenes Geld braucht, um Rennen zu fahren und in den Rennen dann<br />

Probleme mit dem Bike hat und sein wahres Potential nicht zeigen<br />

kann. Das ist mental sehr hart. Man muss echt versuchen, guter Dinge<br />

zu bleiben und jeden auch noch so kleinen positiven Moment<br />

mitzunehmen.<br />

Gino Rea war<br />

zeitweise<br />

Crewchief und<br />

Fahrer zugleich<br />

Wie viel Geld hast du für ein Rennwochenende gebraucht?<br />

Die Wildcard allein kostet 12.500 Euro, da sind Motor, Reifen, Sprit<br />

und Kupplung dabei. Das sind die ersten Kosten eines Wochenendes,<br />

dazu kommt das Geld, das man braucht, um zu den<br />

Rennstrecken zu gelangen. Man muss das Bike und vor<br />

allem die Ersatzteile mitbringen. Falls man durch<br />

einen Sturz Schaden verursacht, können die Ersatzteile<br />

von 15.000 über 20.000 bis hin zu 40.000 Euro<br />

kosten.<br />

Was wünschst du dir für die Zukunft?<br />

Ich möchte mich in der Moto2 beweisen. In<br />

Valencia qualifizierte ich mich mit einem<br />

extrem alten Bike unter den Top-15 und ich<br />

hoffe, dass das zeigt, wozu ich in der Lage bin.<br />

Mein endgültiges Ziel ist es natürlich, um den<br />

Moto2-Titel zu kämpfen. Ich hätte gerne das Bike<br />

und die Crew, um zu zeigen, was ich drauf habe.<br />

FOTOS: MILAGRO<br />

Denkst du die Dorna und/oder IRTA sollten mehr für talentierte<br />

Fahrer wie dich tun?<br />

Ich glaube, es ist schwer für sie. Durch die wirtschaftlichen Probleme<br />

hat kaum einer Geld, es ist also für niemanden leicht. Viele der anderen<br />

Fahrer haben viel mehr Geld und viel mehr Sponsoren aus der ganzen<br />

Welt. Es ist schwer für sie [Dorna], viel für mich zu tun. Sie helfen aus,<br />

wo sie können. Unglücklicherweise können sie aber nicht so sehr<br />

helfen, um meinem Team ein großes Budget zu besorgen.<br />

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FOTO: MILAGRO, KIEFER RACING<br />

96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


ES KANN<br />

NUR<br />

BESSER<br />

WERDEN<br />

TEXT: MARIA POHLMANN<br />

STEFAN KIEFER NIMMT KEIN BLATT VOR DEN MUND:<br />

2013 WAR EINE KATASTROPHE. MIT LUCA GRÜNWALD<br />

UND GABRIEL RAMOS SOLL ES FÜR DAS KIEFER RACING<br />

TEAM IN DIESER SAISON WIEDER AUFWÄRTS GEHEN.<br />

Eine erfolglose Saison in der Moto2 bewegte das Kiefer Racing Team<br />

zum Wechsel in die kleine Klasse. Das Jahr 2013 sollte ein Neustart<br />

mit zwei jungen talentierten Moto3-Fahrern werden, entwickelte sich<br />

aber schnell zum Desaster. »Zusammenfassend kann man nur sagen,<br />

dass die Saison extrem bescheiden war und so verlaufen ist, wie wir<br />

es uns überhaupt nicht vorgestellt hatten«, erklärt Stefan Kiefer ohne<br />

Umschweife. Am Ende des Jahres tauchen weder Toni Finsterbusch noch Florian<br />

Alt in der Gesamtwertung auf. Der einfache Grund dafür: Keiner von beiden hat<br />

es in 17 Rennen geschafft, auch nur einen Punkt zu holen.<br />

»Toni fuhr seine zweite Saison, also dachten wir uns schon, dass wir in die Nähe<br />

der Punkte fahren und öfter Mal einen Zähler holen könnten. Das ist uns leider<br />

nicht gelungen, was für beide Seiten alles andere als zufriedenstellend war. Bei Flo<br />

als Red Bull MotoGP Rookies Meister auf der 125er mussten wir davon ausgehen,<br />

dass es im Laufe der Saison nach vorne gehen würde. Das ist aber leider auch nicht<br />

passiert«, bedauert Kiefer. Im Gegenteil: Bis zum Ende der Saison war Alt 15 cm<br />

gewachsen, was für ihn und seine Crew ein riesiger Nachteil war. »Er kam voll in<br />

die Entwicklungsphase und alles in allem hat ihn das komplett behindert. Ab Mitte<br />

der Saison kämpfte er mit tauben Beinen, herausspringenden Rückenwirbeln und<br />

lauter solchen Dingen. So kann man natürlich keine Moto3-WM fahren. Von dieser<br />

Seite aus ist es also auch nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten.« →


Erste Tests bot die<br />

spanische<br />

Meisterschaft<br />

Probe in der CEV<br />

Toni Finsterbusch<br />

brachte nicht die<br />

gewünschte<br />

Leistung<br />

Probleme mit den Motorrädern gab es kaum.<br />

»Mit der Kalex-KTM kann Jonas Folger aufs<br />

Podium fahren und mit unserer Maschine wäre<br />

das grundsätzlich auch machbar gewesen. Sicherlich<br />

haben wir auch ein, zwei kleine Fehler<br />

gemacht. Das passiert in jedem Jahr und garantiert<br />

auch in jedem Team. Von der Seite her lagen<br />

wir komplett im Durchschnitt. Besonders im Fall<br />

von Florian ist es auf den Fahrer zurückzuführen«,<br />

äußert der Teammanager, der einsieht: »Die<br />

Saison war schlecht. Wir müssen sie abhaken und<br />

sehen, dass es 2014 besser wird. Das ist nicht<br />

schwierig und wird uns bestimmt gelingen.«<br />

Ein erstes Licht am Ende des Tunnels leuchtete<br />

bereits Ende 2013 auf. Luca Grünwald fuhr in<br />

Australien und Japan seine ersten Rennen für das<br />

Kiefer Racing Team, nachdem Alt mit gebrochenem<br />

Arm pausieren musste. »Das war alles<br />

sehr, sehr kurzfristig. Die Erfahrung, dort zu<br />

fahren, war schön. Ich hatte sogar ein Ergebnis,<br />

das okay war. Natürlich war es eine riesige Umstellung,<br />

vom Supersport-Bike wieder zurück auf die<br />

Moto3. Dazu kannte ich die beiden Strecken nicht.<br />

Ich denke, dass ich mich ganz gut angestellt habe.<br />

Das Team hat sich auch gefreut, dass ich relativ<br />

gut dabei war. Ich glaube, es hat gut funktioniert.<br />

Wir haben gut zusammengearbeitet und ich habe<br />

mich gefreut, dass sie so glücklich darüber waren«,<br />

lautete das Fazit des Ersatzfahrers, der in der Saison<br />

2013 hauptsächlich in der Supersport-Klasse<br />

der SUPERBIKE*IDM unterwegs war.<br />

Nach Platz 22 auf Phillip Island<br />

stürzte Grünwald zwar in<br />

Japan, beeindruckte aber mit<br />

starken Trainingsleistungen<br />

und einer guten Arbeitsmoral.<br />

»Der Einsatz von Luca war<br />

kurzfristig. Wir waren letztes Jahr schon an ihm<br />

dran. Die finanzielle Lücke war damals aber überhaupt<br />

nicht zu schließen. Auch heute ist sie noch<br />

schwer zu schließen, aber wir wollten das Risiko<br />

eingehen, insbesondere nach den beiden Einsätzen<br />

in Australien und Japan, die außergewöhnlich<br />

gut waren. Er war nicht nur auf Anhieb<br />

schneller als unsere Einsatzfahrer, die zuvor<br />

schon 15 Rennen gefahren waren, sondern auch<br />

die Art und Weise, wie er an die Sache heranging,<br />

wie er mit uns geredet hat und uns technisch<br />

voranbringen konnte, war für uns sehr beeindruckend.<br />

Deshalb haben wir uns für ihn entschieden«,<br />

erklärt Kiefer.<br />

Dank einiger Sponsoren konnte Grünwald die<br />

Reise nach Übersee größtenteils abdecken. »An<br />

sich hat alles geklappt«, schildert er zufrieden.<br />

»Das Team hat sich sehr gefreut, war zufrieden<br />

mit meiner Leistung und ich wollte natürlich<br />

schon immer in der Weltmeisterschaft fahren.<br />

Wir haben darüber geredet und mein neuer<br />

Manager hat sich darum gekümmert. So hat sich<br />

Luca Grünwald<br />

überzeugte schon<br />

beim Einsatz in<br />

Übersee<br />

die Möglichkeit ergeben, dass ich die komplette<br />

kommende Saison bei Kiefer Racing fahren kann.<br />

Ich habe natürlich zugeschlagen und jetzt freue<br />

ich mich, dass ich endlich mal ein ganzes Jahr<br />

fahren darf.«<br />

Ein ganzes Jahr WM fahren darf 2014 auch<br />

Gabriel Ramos. Der Venezolaner empfahl sich<br />

durch die spanische Meisterschaft. Kiefer erklärt,<br />

warum er sich gerade für Ramos als zweiten Fahrer<br />

entschied: »Etwa zur Mitte der Saison bin ich<br />

zur spanischen Meisterschaft nach Albacete<br />

gefahren und hatte mir natürlich schon zuvor<br />

überlegt, dass er ein interessanter Fahrer sein<br />

könnte. Er ist 19 Jahre alt und hat in den letzten<br />

beiden Jahren riesige Schritte gemacht.« Der<br />

Teammanager ist allerdings auch darauf gefasst,<br />

dass Ramos etwas Zeit brauchen wird, um sich<br />

einzuleben. »Ich denke, dass wir mit ihm sportlich<br />

zwar erst einmal etwas weiter hinten beginnen<br />

- wenn man sich allein die Resultate der CEV<br />

ansieht - aber ich denke gleichzeitig, dass er mit<br />

seinem ganzen Paket gut aufgestellt ist. Er hat<br />

einen Techniker, der genau Bescheid weiß, wie<br />

man einen Motorradrennfahrer zu führen hat,<br />

dazu hat er zwei weitere gute Berater um sich. Es<br />

funktioniert. Er ist finanziert - das ist für uns<br />

auch ganz wichtig.«<br />

Kiefer macht kein Geheimnis daraus, dass der<br />

junge Pilot aus Venezuela auch aus Vermarktungsgründen<br />

sehr reizvoll war. »Wir denken<br />

nicht nur sportlich, dass es nach vorne gehen<br />

kann. Auch das Paket, das er mitbringt, passt.<br />

Dazu ist er Venezolaner. Da wir im nächsten Jahr<br />

zum ersten Mal wieder einen Grand Prix in<br />

FOTO: MILAGRO, KIEFER RACING


Es gibt ja unendlich viele Möglichkeiten bei diesen<br />

Maschinen, das zu finden, was einem gefällt.<br />

Wir werden bestimmt ein paar Rennen dazu<br />

brauchen, dann brauche ich noch ein paar Rennen,<br />

um mich an das starke Tempo und alles zu<br />

gewöhnen.« Später will Grünwald versuchen,<br />

weiter nach vorne zu kommen. »Ich will viel lernen<br />

und mich so gut wie möglich verkaufen. Mal<br />

schauen, wie es dann im übernächsten Jahr weitergehen<br />

kann.«<br />

MIT DER KALEX-KTM KANN JONAS FOLGER AUFS<br />

PODIUM FAHREN. MIT UNSERER MASCHINE WÄRE DAS<br />

AUCH MACHBAR GEWESEN. SICHERLICH HABEN WIR<br />

AUCH EIN, ZWEI KLEINE FEHLER GEMACHT.<br />

Nach einem enttäuschenden Moto2-Jahr 2012<br />

und einer katastrophalen Saison 2013 hofft Kiefer<br />

mit seinen neuen vielversprechenden Piloten nun<br />

ebenso, wenigstens ein paar Schritte nach vorne<br />

zu kommen. Die Punkteränge, die schon im letzten<br />

Jahr das erklärte Ziel waren, sollten zumindest<br />

in greifbare Nähe rücken. »Ich würde mich wirklich<br />

sehr freuen, wenn wir es tatsächlich schaffen,<br />

sportlich wieder in die richtige Richtung zu kommen.<br />

Wir gehen fest davon aus, dass es in diesem<br />

Jahr wieder besser wird.«<br />

Argentinien, also Südamerika fahren, ist unser<br />

Fahrer für die Dorna und alle Beteiligten sehr<br />

interessant. Wir haben das also gerne gemacht.«<br />

Gerne gesellt sich auch Grünwald zum spanisch<br />

sprechenden Teamkollegen: »Ich hoffe, dass wir<br />

uns ganz gut verstehen.« Dazu muss Ramos aber<br />

erst einmal noch an seinem Englisch feilen.<br />

Üben konnte er bereits bei einem ersten Rollout<br />

vor den offiziellen Wintertests der IRTA. Doch<br />

nicht nur die Sprache, sondern besonders das<br />

Tempo auf der Kalex-KTM sollte verbessert<br />

werden. »Ich glaube, wir bekommen von KTM<br />

einen neuen Motor. Wie es momentan aussieht,<br />

werden Rahmen und Schwingen von 2013 sein.<br />

Damit kann man natürlich auch noch etwas<br />

Geld sparen und Geld ist bekanntlich ja sowieso<br />

immer knapp«, erklärt Grünwald, der allerdings<br />

keinen Nachteil darin sieht, die Maschine aus<br />

dem Vorjahr zu pilotieren. »Das Bike hat ja<br />

schon 2013 sehr gut funktioniert, wie man bei<br />

Jonas sah. Die Änderungen für 2014 sind -<br />

soweit ich weiß - geringfügig. Falls es im Laufe<br />

des Jahres die Möglichkeit gibt, auf das neue<br />

Bike zu wechseln, wenn die Ergebnisse stimmen,<br />

dann freue ich mich. Wir fangen aber erst einmal<br />

mit dem 2013er Modell an.«<br />

Der 19-Jährige ist sich sicher, dass er etwa eine<br />

halbe Saison brauchen wird, um sich richtig in<br />

der Weltmeisterschaft einzuleben. »Ich denke,<br />

wenn wir zu Beginn der Saison zwischen 10 und<br />

20 liegen, wäre das sehr, sehr gut. Ich brauche<br />

natürlich ein paar Rennen, um mich an alles zu<br />

gewöhnen. Wir werden sehen, wie schnell das<br />

geht und wie wir das Bike abstimmen können.<br />

Florian Alt ist in<br />

einer Saison 15<br />

cm gewachsen<br />

Stefan Kiefer will<br />

2014 wieder Licht<br />

am Ende des<br />

Tunnels sehen<br />

Mit Gabriel Ramos<br />

kommen erfahrene<br />

Betreuer ins Team<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99


EIN<br />

TEXT: MARIA POHLMANN<br />

NEUANFANG<br />

VOLTCOM CRESCENT SUZUKI - NICHT NUR DER NAME KLINGT 2014 ANDERS. MIT EUGENE LAVERTY UND ALEX<br />

LOWES STARTET DAS TEAM NEU DURCH. DAS MOTORSPORT-MAGAZIN SPRACH MIT BEIDEN PILOTEN.<br />

H<br />

orrorcrash auf dem Nürburgring, siebenfacher Fußbruch in Istanbul:<br />

Leon Camier konnte fast die Hälfte der Saison 2013 vergessen.<br />

Jules Cluzel sollte die Kohlen aus dem Feuer holen, zeigte ein<br />

starkes Debüt-Jahr und doch war es nicht genug. In dieser Saison<br />

läutet Suzuki eine neue Ära ein. Camier und Cluzel flogen raus, Vizeweltmeister<br />

und BSB-Champion kamen. Eugene Laverty bringt dabei nicht nur eine Menge<br />

Superbike-Erfahrung mit, sondern auch zwölf Rennsiege in drei Jahren und<br />

den Vizetitel von Aprilia. Er gilt schon seit Jahren als heißer Siegkandidat.<br />

Können dem Nordiren diese Triumphe auch auf der GSX-R gelingen? »Ich<br />

glaube, dass wir das schaffen können. Wir sind unglaublich motiviert und<br />

hungrig auf Siege. Ich habe das Gefühl, eine großartige Truppe um mich zu<br />

haben und das Wichtigste ist, dass das Team an mich glaubt.«<br />

Neben Laverty vertraut die Crew um Paul Denning 2014 auch auf Alex Lowes.<br />

Nach seinem hart erkämpften Triumph in der britischen Superbike stand der<br />

Zwilling bei vielen Teams verschiedener Meisterschaften ganz oben auf der<br />

Wunschliste. Obwohl er zum Ende der letzten Saison noch in der MotoGP<br />

gehandelt wurde, fand er den Weg in die World Superbike. »Ich hatte einige<br />

Gespräche, um in der MotoGP zu fahren, aber als sich die Möglichkeit ergab,<br />

mit Suzuki zu arbeiten, griff ich direkt zu. Das ist für meine Karriere momentan<br />

die beste Entscheidung und ich freue mich sehr darauf«, schildert der Brite,<br />

der sich glücklich schätzt, an der Seite des Vizeweltmeisters anzutreten.<br />

»Das ist ein perfektes Ziel für mich. Sicherlich wird er richtig schnell<br />

und gut sein, also werde ich so viel ich kann von ihm lernen.«<br />

Irlands Motorradfahrer des Jahres 2013 schätzt die Situation<br />

ähnlich ein: »Ich finde es gut, einen schnellen Teamkollegen<br />

zu haben«, sagt er zum britischen Superbike-Meister, von<br />

dem er erwartet, selbst angetrieben zu werden. »Alex ist<br />

jung und sehr zielstrebig, was für die Team-Moral nur gut<br />

sein kann. Wir werden uns gegenseitig pushen, um uns<br />

während der Saison zu verbessern und daher wird<br />

es keine Zeit geben, um sich auf irgendwelchen<br />

Lorbeeren auszuruhen.« Bereits nach dem ersten<br />

Test ruhte sich keiner der beiden neuen Piloten<br />

aus. »Mein Fokus bei den weiteren Tests lag auf der<br />

Elektronik.<br />

Die Traktionskontrolle funktioniert nicht richtig und bringt das Bike aus der<br />

Balance, wenn ich aggressiv fahren will. Meine Trainingsstarts waren beim<br />

ersten Test nicht konstant und daher müssen wir das Gefühl zur Kupplung<br />

noch verbessern«, nahm sich Laverty vor. Sein erster Eindruck von Chassis<br />

und Motor der GSX-R sei sehr gut gewesen. »Aber ich kann schon fühlen,<br />

dass aus dem Paket noch mehr herauszuholen ist.«<br />

Alex Lowes zeigte<br />

schon bei den Tests<br />

hohes Potential<br />

Lowes will zunächst aus sich selbst noch etwas mehr herausholen. »Ich mag<br />

das Bike wirklich und habe es schon in Jerez sehr genossen, damit zu fahren.<br />

2013 hat mir so viel Spaß gemacht und ich hatte ein großartiges Gefühl auf<br />

der Honda, also war ich vor dem ersten Fahren der Suzuki etwas besorgt,<br />

aber ehrlich gesagt liebe ich es und kann es kaum erwarten, wieder zu fahren<br />

und die Saison 2014 zu beginnen. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen den<br />

Bikes und ich fühle mich schon jetzt wohl. Das Chassis funktioniert sehr gut<br />

und die Elektronik ist für mich komplett neu, denn in der BSB gibt es keine,<br />

also muss ich meinen Stil einfach ein bisschen anpassen.« Für den 23-Jährigen<br />

steht bis zum Start der Saison also fest, dass er seinen Fahrstil an die<br />

neue Maschine und speziell auf die elektronischen Hilfen abstimmen muss.<br />

»Nur so kann ich das Beste aus der Suzuki herauszuholen, also arbeite<br />

ich hauptsächlich daran.«<br />

In seiner ersten WSBK-Saison will Lowes sein Bestes geben<br />

und so viel wie möglich lernen. »Mein erstes Ziel ist es aber<br />

natürlich, meinen Teamkollegen zu schlagen!« Dabei<br />

besteht für den Rookie das größte Problem in der<br />

mangelnden Streckenkenntnis. »Ich denke, die Strecken<br />

zu lernen und gleichzeitig zu versuchen, die<br />

besten Superbike-Fahrer der Welt zu schlagen,<br />

ist meine größte Herausforderung«,<br />

gibt er zu. Sein<br />

Teamkollege hat<br />

ganz andere<br />

Sorgen: »Ich<br />

möchte Suzuki<br />

zurück auf die<br />

oberste Stufe des<br />

Podiums bringen.<br />

Der letzte Suzuki-<br />

Sieg war 2010 und<br />

das scheint schon sehr<br />

lange her zu sein.« Laverty<br />

ist sich aber auch sicher, dass<br />

es kein Kinderspiel werden dürfte, von<br />

Saisonbeginn an ganz vorne mitzumischen.<br />

»Ich weiß, dass wir dort<br />

ankommen können, ich bin mir nur nicht<br />

sicher, wie viel Zeit das in Anspruch<br />

nehmen wird.«<br />

100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Als Vizeweltmeister<br />

hat Eugene<br />

Laverty nur noch<br />

ein Ziel vor Augen<br />

FOTOS: SUZUKI<br />

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TEXT: MARIA POHLMANN<br />

VOM<br />

WASCHBRETT<br />

ÜBER<br />

DEN<br />

TRIPLE<br />

INS ZIEL<br />

LEHMIGER BODEN, SCHARFE KURVEN, ATEMBERAUBENDE SPRÜNGE: FREDDY VERSTRAETEN IST DER<br />

KOPF HINTER DEN STRECKEN IM ADAX SX CUP. DEM MOTORSPORT-MAGAZIN STAND DER BELGIER BEIM<br />

SUPERCROSS IN DORTMUND REDE UND ANTWORT.<br />

Mit jeder Strecke<br />

versucht Freddy<br />

Verstraeten etwas<br />

Neues<br />

Nicht alle<br />

Fahrer sind<br />

zufrieden<br />

MSM: Wie bist du zum Streckenbau<br />

gekommen?<br />

FREDDY VERSTRAETEN: Ich bin früher selbst<br />

gefahren. Mein Vater war acht oder neun Jahre<br />

lang der Veranstalter des Supercross in Leipzig<br />

und beim ersten Mal 1995 meinte er direkt<br />

‚Freddy, du musst die Strecke bauen.‘ Ich hatte<br />

damals absolut keine Erfahrung im Streckenbau,<br />

lediglich als Fahrer. Dennoch habe ich es<br />

gewagt. Ich habe direkt Achim [Mittag]<br />

kennengelernt, der ein sehr guter Baggerfahrer<br />

ist und wir haben jedes Jahr zusammen die<br />

Strecke in Leipzig gebaut. Am Anfang waren die<br />

Kurse wirklich nicht gut. 1998 hat Giuseppe<br />

Luongo, der heutige Präsident von Youthstream<br />

[Hauptvermarkter der MX-WM] angefragt, ob<br />

ich die Strecken für ihn überall bauen könnte,<br />

was ich dann sechs Jahre lang gemacht habe.<br />

Wann und wie hast du mit der Planung für das<br />

Supercross in Dortmund begonnen?<br />

Ich beginne früh mit dem Design und versuche,<br />

das jedes Jahr neu zu gestalten. Schon im<br />

Sommer fragen die Veranstalter an, wie die<br />

Strecke aussehen wird, damit sie mit dem<br />

Design werben und Tickets verkaufen können.<br />

Alles andere läuft relativ flüssig. Wir kommen<br />

schon montags an - genau wie die Erde und<br />

dann beginnen wir direkt mit dem Bau der<br />

Strecke.<br />

Ist jede Strecke anders?<br />

Ich versuche, jedes Mal neue Strecken zu<br />

entwerfen. Viele Möglichkeiten bleiben mir aber<br />

nicht, denn wir haben überall nur vier Bahnen,<br />

weil die Hallen für Supercross ziemlich klein<br />

sind. Trotzdem versuche ich immer, verschiedene<br />

Dinge einzubauen. Mit dem Layout kann<br />

ich nicht groß variieren. Das ist schwer. Bisher<br />

ist es mir aber immer gelungen, irgendetwas<br />

Neues einzubauen.<br />

Was inspiriert dich?<br />

Ich bin früher selbst gefahren und wenn ich<br />

baue, sitze ich auch immer auf meinem<br />

Motorrad, schließlich muss von der Geschwindigkeit<br />

über die Winkel und Abstände alles<br />

passen. Ich durchdenke alles sehr genau und<br />

habe auch Vorstellungen davon, was ich hier<br />

oder da noch bauen und verändern kann. Ich<br />

versuche immer etwas Neues, was aber auch<br />

nicht immer unbedingt besser ist. [lacht]<br />

Standard-Dinge wie Waschbrett und ein<br />

dreifacher Sprung sind immer drin. Außerdem<br />

wollen die Veranstalter einen schönen Ziel-<br />

102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Die deutschen<br />

Supercross-<br />

Hallen sind<br />

verhältnismäßig<br />

klein<br />

Die Piloten<br />

sorgen auf dem<br />

Lehmboden für<br />

beste Action<br />

Beim Start geht<br />

es eng zu<br />

FOTOS: SUPERCROSS DORTMUND, JAN BRUCKE<br />

sprung haben. Damit sind schon drei von den<br />

vier Bahnen weg. Dann gibt es noch einen<br />

technischen Abschnitt. Wichtig ist immer, dass<br />

man gut überholen kann.<br />

Wo hast du in den letzten Jahren Strecken<br />

gebaut?<br />

Wir bauen für den ADAC SX Cup alle Strecken in<br />

Deutschland, aber auch in Holland. In Schweden,<br />

Finnland und Dänemark bauen wir auch<br />

jedes Jahr ein bis zwei Strecken. Outdoor<br />

kümmern wir uns auch um einige Strecken des<br />

ADAC MX Masters. Draußen bauen wir die<br />

Kurse aber nicht komplett neu, sondern<br />

präparieren sie nur. In der WM haben wir 2013<br />

den Lausitzring gebaut, eine ganz neue Strecke,<br />

die nach einer Woche wieder weg war. In<br />

Lommel - wo ich wohne - kümmern wir uns<br />

auch um den Kurs zur Weltmeisterschaft. Dazu<br />

kommen noch einige Privatstrecken für Fahrer<br />

wie Stefan Everts. Für die MX-Schule, die er mit<br />

seinem Vater Harry Everts betreibt, haben wir<br />

zuletzt in Spanien drei Strecken gebaut.<br />

Welches war bisher dein schwierigstes<br />

Projekt?<br />

Die Strecke auf dem Lausitzring war ziemlich<br />

schwer. Wir hatten nur vier Tage Zeit, dazu war<br />

an diesen Tagen auch noch Training auf der<br />

Asphalt-Strecke, also konnten wir nur morgens<br />

und nachts ein paar Stunden arbeiten, dazu war<br />

die Strecke noch ziemlich anspruchsvoll. Das<br />

war echt schwierig.<br />

Welche war die schönste Strecke, die du<br />

jemals gebaut hast?<br />

Eigentlich werden unsere Strecken mit wachsender<br />

Erfahrung immer besser. Mein absoluter<br />

Favorit war die SX-Strecke in Herning, Dänemark,<br />

aber auch die beim ADAC SX Cup in<br />

Stuttgart 2013 war super. Dort war das Layout<br />

gut und es gab viele Stellen zum Überholen.<br />

Nervt es dich, wenn sich Fahrer über etwas<br />

beschweren oder bist du eher dankbar über<br />

den Input?<br />

Man kann nicht jeden Fahrer zufriedenstellen.<br />

Jeder will etwas anderes, sie meckern immer,<br />

aber das höre ich nicht mehr. Wenn es noch ein<br />

Problem gibt und sie damit zu mir kommen,<br />

dann schaue ich mir das schon an, aber ich<br />

entscheide selbst, ob es Grund für Änderungen<br />

gibt oder nicht. Man kann es aber nie allen Recht<br />

machen, denn alle haben andere Ideen.<br />

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SLIDESHOW | MOTORSPORT | #35 | 2014<br />

❱ LEGENDEN-<br />

BESCHMUTZUNG<br />

TEXT: ROBERT SEIWERT<br />

FOTO: X-RAID<br />

Dakar - die gefährlichste Rallye der Welt. Mythos und <strong>Motorsport</strong> in<br />

seiner reinsten Form. Dieses Jahr wurde das Rennen vom Teamorder-<br />

Vorfall bei X-Raid überschattet. Stallregie bei der härtesten Hatz der<br />

Welt? Das klingt nach Legenden-Beschmutzung. Teamorder wird nie<br />

einen Publikumspreis gewinnen, doch nur allzu gern wird vergessen,<br />

was heutzutage den Sport beherrscht: eine Menge Geld. Teambesitzer<br />

Sven Quandts Aufgabe besteht darin, den größtmöglichen Erfolg für<br />

seine Truppe herauszuholen. Welcher Fahrer am Ende gewinnt, gerät<br />

zur Nebensache. Das mag nicht heroisch klingen, ist aber die logische<br />

Konsequenz der Professionalisierung des Sports.<br />

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DAKAR<br />

2014<br />

IST NICHT<br />

FORMEL 1<br />

TEXT: ROBERT SEIWERT<br />

NANI ROMA HAT STÉPHANE PETERHANSELS SIEGESZUG BEI DER RALLYE DAKAR<br />

GESTOPPT UND SICH ZUM ZWEITEN MAL IN SEINER KARRIERE DEN GESAMTSIEG<br />

GESICHERT. MIT DEM MOTORSPORT-MAGAZIN SPRICHT DER X-RAID-PILOT ÜBER<br />

DIE KONTROVERSE TEAMORDER, SEINEN VERSTORBENEN CO-PILOTEN UND DEN<br />

DAKAR-HYPE IN SPANIEN.


Roma gewann die<br />

Dakar nach 2004<br />

zum zweiten Mal<br />

FOTOS: X-RAID, DAKAR, SHAKEDOWN TEAM<br />

Nani Roma:<br />

Gefeierter Volksheld<br />

in Spanien<br />

Dominant: Drei<br />

MINIS fuhren dieses<br />

Jahr aufs Podium<br />

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Roma startete zum<br />

dritten Mal für<br />

X-Raid bei der Dakar<br />

2014<br />

Nani Roma sorgte<br />

für den dritten Sieg<br />

von X-Raid in Folge<br />

MSM: Nani, dein Sieg bei der diesjährigen Dakar war sehr emotional.<br />

Beschreibe bitte deine Gefühle.<br />

NANI ROMA: Ja, da schwangen eine Menge Emotionen mit. Das ist mehr<br />

als nur ein Sieg, es ist das Ergebnis der Arbeit eines ganzen Jahres. Es sind<br />

nicht nur diese zwei Wochen in Südamerika, da steckt viel mehr dahinter.<br />

Das kann man nicht mit der <strong>Formel</strong> 1 oder MotoGP vergleichen, wo man<br />

während der Saison mehrere Siege erzielen kann - bei der Dakar hast du nur<br />

ein einziges Mal die Chance dazu.<br />

Was war dein erster Gedanke, als du die Ziellinie überquert hast?<br />

Ich habe zuerst an meinen 2006 verstorbenen Co-Piloten Henri Magne<br />

gedacht. Er war ein toller Mensch und er sagte mir einmal: »Nani, irgendwann<br />

gewinnst du die Dakar in der Auto-Kategorie.« Leider konnte er nicht<br />

dabei sein, als es klappte. Natürlich habe ich auch an die Jungs meines X-Raid-<br />

Teams gedacht, denn solch ein Rennen gewinnst du nie allein.<br />

Denkst du während der Rennen manchmal an den tragischen Unfall, bei<br />

dem dein Co-Pilot verstarb?<br />

Nein, jetzt nicht mehr. Im ersten Jahr nach dem Unfall hatte ich das schon<br />

manchmal im Hinterkopf, aber seitdem ist viel Zeit vergangen. Ich glaube,<br />

dass Menschen in der Lage sind, schlechte Momente vergessen zu können.<br />

Es ist komisch, aber ich kann das komplett ausblenden. Viel lieber denke<br />

ich an die schönen Momente mit Henri zurück. Wenn der Tag kommt, an<br />

dem ich mich nur noch an Negatives aus der Vergangenheit erinnere, höre<br />

ich sofort mit dem <strong>Motorsport</strong> auf.<br />

Welcher deiner Dakar-Siege war schwieriger? 2004 auf dem Motorrad oder<br />

jetzt mit dem MINI?<br />

Der Erfolg auf der KTM war schon ziemlich hart, weil es in der Motorrad-<br />

Kategorie viele gute Fahrer gab. Aber im Auto ist der Druck noch einmal<br />

ganz anders. Ich habe bei X-Raid mit Stéphane Peterhansel und Nasser<br />

Al-Attiyah sehr starke Teamkollegen, und gegen die muss man erst einmal<br />

bestehen. Hinzu kommen noch Top-Fahrer wie Carlos Sainz. Ich bin froh,<br />

dass ich diesem Druck in meinem dritten Dakar-Jahr mit dem MINI gewachsen<br />

war.<br />

Welcher Sieg bedeutet dir persönlich mehr?<br />

Beide Siege waren natürlich toll, aber 2004 war ich der erste Spanier in der<br />

Geschichte, der das Rennen gewinnen konnte. Als ich mich damals auf den<br />

Weg zur Dakar machte, kannte mich in meiner Heimat niemand. Als ich<br />

knapp einen Monat später mit dem Sieg im Gepäck heimreiste, war die<br />

Resonanz überwältigend. Wow, plötzlich kannte mich jeder! Inzwischen bin<br />

ich in Spanien bekannter, aber nach meinem diesjährigen Sieg war es auch<br />

toll, als mich Leute auf der Straße ansprachen und mir gratulierten.<br />

Roma fuhr dieses<br />

Jahr bereits seine<br />

19. Rallye Dakar<br />

108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


ICH MAG SO ETWAS NICHT. ICH DENKE, DASS<br />

JEDER FAHRER GLEICH BEHANDELT WERDEN<br />

SOLLTE. ICH FREUE MICH SEHR ÜBER MEINEN<br />

SIEG, UND ALLES ANDERE INTERESSIERT IN EIN<br />

PAAR WOCHEN SOWIESO NIEMANDEN MEHR.<br />

In Deutschland ist die Rallye Dakar nicht mehr so populär wie früher.<br />

Wie sieht es in Spanien aus?<br />

In meiner Heimat ist die Rallye Dakar sehr beliebt! Zwei TV-Sender<br />

berichteten täglich über die Rallye. Das Tollste daran: Nicht nur <strong>Motorsport</strong>-Fans<br />

interessieren sich bei uns für die Dakar, sondern alle möglichen<br />

Schichten. Vielleicht ist das in Deutschland auch wieder der Fall,<br />

wenn ein einheimischer Fahrer Erfolg hat. Bei uns war es mit der <strong>Formel</strong><br />

1 doch nicht anders: Die hat in Spanien jahrelang niemanden interessiert,<br />

bis Fernando Alonso kam und Weltmeister wurde.<br />

Dann sollte X-Raid-Teamchef Sven Quandt den deutschen Dakar-Fans<br />

vielleicht einen Gefallen tun und nächstes Jahr einen deutschen Fahrer<br />

für sich starten lassen. Mit dem MINI scheint Erfolg programmiert zu<br />

sein...<br />

Ja, das wäre eine Möglichkeit. Man kann aber nicht einfach sagen: »Ich<br />

setze mich in den MINI und habe automatisch Erfolg.« Das Team hat<br />

jahrelang darauf hingearbeitet, so etwas kann man sich kaum vorstellen.<br />

Es ist wie in jedem anderen Sport auch: Du kannst nur erfolgreich sein,<br />

wenn du hart dafür arbeitest.<br />

Die MINIS dominieren die Dakar seit einigen Jahren. Droht das nicht<br />

langweilig zu werden?<br />

Manchmal machen es sich die Leute einfach und sagen, dass du im MINI<br />

ja sowieso Erfolg hast. Das stimmt aber nicht, der menschliche Faktor<br />

spielt eine sehr wichtige Rolle bei einer langen Rallye wie der Dakar. In<br />

der <strong>Formel</strong> 1 heißt es häufig, dass Red Bull immer gewinnt. Das liegt<br />

aber auch daran, dass Sebastian Vettel ein sehr guter Fahrer ist. Mark<br />

Webber hatte schließlich das gleiche Auto. Ich sehe es in anderen Sportarten<br />

auch gern, wenn Teams eng gegeneinander kämpfen, aber X-Raid<br />

leistet eben die beste Arbeit und hat meiner Meinung nach die besten<br />

Fahrer. Das macht den Unterschied.<br />

Kurz vor Rennende sorgte die Teamorder bei X-Raid für Aufsehen. Wie<br />

siehst du das persönlich?<br />

Teamorder gab es schon immer bei der Rallye Dakar. Stéphane gewann<br />

so etwa die Dakar 2007. Dieses Jahr war es fair von Svend Quandt zu<br />

sagen, dass wir alle etwas langsamer fahren sollen, damit es alle drei<br />

MINIS auf das Podium schaffen. Mehr hat er Nasser, Stéphane und mir<br />

nicht vorgegeben. Er hat nie gesagt, dass Stéphane anhalten und mir ins<br />

Ziel folgen soll. Der Grund, warum am Ende Gas rausgenommen werden<br />

sollte: Stéphane war mit zwei Reifenschäden unterwegs, ich hatte nur<br />

noch einen guten Reifen für die restlichen 400 Kilometer bis ins Ziel<br />

und Nasser musste zwischendurch anhalten, um ein beschädigtes Rad<br />

zu wechseln.<br />

Aus Sicht der Zuschauer sah es aber unglücklich aus, als Stéphane<br />

plötzlich anhielt, du ihn überholt hast und zum Sieg gefahren bist.<br />

Ja, das verstehe ich auch. Aber es ist schon erstaunlich, wenn man einmal<br />

bedenkt, dass der Veranstalter der Dakar aus Frankreich kommt und<br />

auch die TV-Produktion in französischer Hand ist: Als ich im vergangenen<br />

Jahr 20 Minuten lang auf Stéphane warten musste, wurde das mit<br />

keinem Wort erwähnt! Als Stéphane dieses Jahr aber ein paar Minuten<br />

auf mich wartete, wurde eine Riesen-Geschichte daraus gemacht... Ich<br />

mag so etwas nicht, denn ich denke, dass jeder Fahrer - egal aus welchem<br />

Land - gleich behandelt werden sollte. Aber ich freue mich sehr über<br />

meinen Sieg, und alles andere interessiert in ein paar Wochen sowieso<br />

niemanden mehr.<br />

Hast du dich anschließend mit Stéphane ausgesprochen?<br />

Ja, und es gab überhaupt keine Probleme. Er weiß auf und abseits der<br />

Strecke sehr genau, was er tut. Er übt gern Druck auf seine Konkurrenten<br />

aus, aber ich habe ihm gesagt, dass so etwas nichts für mich ist. In der<br />

ersten Woche lief es nicht gut bei ihm: Er hatte Reifenschäden am Auto,<br />

machte Fehler und kam einmal von der Route ab. Ich kam zu Beginn<br />

hingegen super zurecht. In der zweiten Rennhälfte fuhr er sehr stark<br />

und ich hatte ein paar Probleme. Am Ende wurde er Zweiter und ich<br />

gewann die Dakar - das war‘s.<br />

Weißt du schon, ob du 2015 wieder für X-Raid bei der Dakar antrittst?<br />

Ich denke schon, aber wir müssen den Vertrag natürlich noch aushandeln.<br />

Ich glaube, dass mich Teamchef Sven Quandt gern wieder an Bord<br />

hätte und ich würde ebenfalls gern beim Team bleiben. Ich fühle mich<br />

bei X-Raid sehr wohl und kenne die Mannschaft sehr gut. Das sollte die<br />

ganze Sache einfacher gestalten. Nächstes Jahr wird es wieder eine neue<br />

Herausforderung für X-Raid, weil sie jeder besiegen will - jeder will die<br />

MINIS killen.<br />

Du bist jetzt 42 Jahre alt. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber<br />

gemacht, wann mit dem <strong>Motorsport</strong> Schluss ist?<br />

Im Vergleich zu einigen anderen Fahrern bin ich doch noch jung! Stéphane<br />

Peterhansel ist 49 und Carlos Sainz 52 Jahre alt. Wenn ich eines<br />

Tages nicht mehr die Leidenschaft für den Sport empfinde, höre ich auf.<br />

Aber im Moment bin ich voll motiviert. Ich will weiter an mir arbeiten,<br />

weiter kämpfen und Rennen gewinnen. Wenn du mitten in der Wüste<br />

fährst und niemand um dich herum ist, musst du einfach diese Leidenschaft<br />

haben, um weiterzumachen. Schau dir Carlos Sainz an: Der ist<br />

seit Jahren total rennverrückt, ein erstaunlicher Typ - ich habe großen<br />

Respekt vor ihm.<br />

Bei der Dakar kommt es immer wieder zu Todesfällen. Wie gehst du<br />

damit um?<br />

Das ist wirklich schlimm und einer der negativen Aspekte dieser Rallye.<br />

Die Organisatoren setzen sich extrem für die Sicherheit ein, aber man<br />

darf nicht vergessen, dass es unter den Dakar-Teilnehmern sowohl Profis<br />

als auch reine Amateure gibt. Das ist auf der einen Seite toll, auf der<br />

anderen sind gewisse Amateure aber vielleicht nicht richtig auf das Rennen<br />

vorbereitet. Eine knifflige Angelegenheit. Wenn jemand stirbt, ist<br />

das der Horror. Man denkt immer an seine Familie und seine Freunde.<br />

Allzu viel Zeit zum Nachdenken bleibt euch sowieso nicht, ihr müsst ja<br />

weiter das Rennen fahren.<br />

Richtig, man muss sich weiter aufs Rennfahren konzentrieren. Wenn<br />

aber ein Freund oder guter Bekannter stirbt, ist das sehr schwierig. Am<br />

Tag danach ist es unheimlich schwierig, konzentriert zu bleiben - das<br />

musst du aber, das gehört eben dazu.<br />

Glaubst du, dass die Sicherheit noch weiter verbessert werden kann?<br />

Ja, man kann sich immer verbessern und das Streben nach mehr Sicherheit<br />

darf niemals aufhören. Man glaubt aber kaum, wie hart die Organisatoren<br />

dafür arbeiten. Dieses Jahr gab es so viele Rettungshubschrauber<br />

und ärztliches Personal war ständig in der Nähe - ich habe mich auf<br />

jeden Fall absolut sicher gefühlt.<br />

FOTOS: X-RAID, DAKAR, SHAKEDOWN TEAM<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109


LEGENDÄRE<br />

BOLIDEN<br />

MITSUBISHI<br />

PAJERO<br />

EVOLUTION<br />

FOTOS: MITSUBISHI<br />

DER KÖNIG TEXT: SAMY ABDEL AAL<br />

VON AFRIKA<br />

MYTHOS DAKAR. KAUM EINE RENNSPORT-VERANSTALTUNG IST SO BERÜHMT (UND BERÜCH-<br />

TIGT) WIE DIE DAKAR. DER MITSUBISHI PAJERO GEHÖRT ZU DEN ERFOLGREICHSTEN FAHRZEU-<br />

GEN IN DER DAKAR-GESCHICHTE - EINE ECHTE LEGENDE<br />

110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


TECHNISCHE DATEN<br />

Name: Mitsubishi Pajero<br />

Evolution MPR13<br />

Baujahr: 2007<br />

Länge: 4,193 mm<br />

Breite: 1.990 mm<br />

Höhe: 1.840 mm<br />

Radstand: 2.775 mm<br />

Motor: 6-Zylinder, 24 Ventile<br />

Hubraum: 3.997 ccm<br />

Leistung: 270 PS / 5.550 U/Min.<br />

Mitsubishi<br />

sammelte mit dem<br />

Pajero Sieg um Sieg<br />

ür Fans der Rallye Dakar ist der Name Pajero noch heute ein Mythos. Knapp<br />

F<br />

25 Jahre bewies sich Mitsubishis Musterknabe auf der härtesten Rallye der<br />

Welt und ist mit zwölf Gesamtsiegen bis heute das erfolgreichste Fahrzeugmodell<br />

der Dakar-Geschichte. Alleine vor der Verlegung des Events nach<br />

Südamerika siegte der Pajero sieben Jahre in Serie bei der damals noch hauptsächlich vom<br />

französischen Paris ins senegalesische Dakar durchgeführten Königsrallye. Das Modell<br />

Pajero Evolution dürfte den Kontrahenten dabei noch heute den Angstschweiß auf die<br />

Stirn treiben. Als im Jahr 2002 die Richtlinien für Super-Production-Fahrzeuge bei der<br />

Rallye Dakar in Kraft traten, entwickelte Mitsubishi Motors den MPR10. Fortan startete<br />

der Pajero in der Fahrzeugkategorie T1, der Klasse der modifizierten<br />

Cross-Country-Rallyefahrzeuge.<br />

Der Pajero musste<br />

nach dem Umzug<br />

nach Südamerika<br />

weichen<br />

Sieben Siege in<br />

Folge für Mitsubishi<br />

mit dem Pajero<br />

Direkt bei der Jungfernausfahrt im Rahmen der Desert Challenge der Vereinigten Arabischen<br />

Emirate im Herbst 2002 siegte Dakar-Legende Stephane Peterhansel auf dem<br />

MPR10 und läutete somit den unvergleichlichen Triumphzug des Pajero Evolution ein - und<br />

das noch vor dem offiziellen Dakar-Debüt. Dieses verlief nicht minder erfolgreich. Der<br />

zweifache Dakar-Sieger Hiroshi Masuoka gewann seinen letzten Titel für das russische<br />

Team KAMAZ bei der Premiere der damals neuesten Mitsubishi-Rallyekreation im Januar<br />

2003. Im folgenden Jahr führte kein Weg an Rekordsieger Peterhansel vorbei, der ebenfalls<br />

auf einem vom KAMAZ-Team eingesetzten MPR10 siegte. Bereits zuvor hatte er im Herbst<br />

2003 seinen Titel bei der UAE Dessert Challenge erfolgreich verteidigt. Der weiterentwickelte<br />

Pajero war nach weiteren Modifikationen des Technischen Reglements nun mit<br />

einem 4,0-Liter-Sechszylindermotor ausgestatten - statt wie bisher mit 3,5 Liter Hubraum.<br />

Die vorgeschriebene Gewichtszunahme auf mindestens 1.825 kg statt bis dahin 1.750 kg<br />

stellte Mitsubishi zunächst vor Probleme hinsichtlich der Fahrzeugbalance. Durch eine<br />

zentralere und tiefere Positionierung des Motors wurden diese jedoch bestmöglich<br />

ausgemerzt.<br />

Den Triumph in der Saison 2005 feierte Peterhansel allerdings auf der weiterentwickelten<br />

Version MPR11, ein Jahr darauf siegte sein französischer Landsmann Luc Alphand im<br />

in Sachen Haltbarkeit und Standfestigkeit extrem verbesserten MPR12. Die perfekte<br />

Bilanz von fünf Erfolgen bei fünf Starts für den Mitsubishi Pajero Evolution sicherte<br />

erneut Peterhansel im Jahr 2007, dieses Mal jedoch auf dem Entwicklungsmodell MPR13.<br />

Der Name der siegreichen Mannschaft lautete nach fünf Siegen in Folge für KAMAZ<br />

nun allerdings MAN. Aus Gründen mangelnder Sicherheit wurde die Rallye Dakar im<br />

Jahr 2008 nach Terrordrohungen nicht nur gänzlich abgesagt, sondern aus Angst vor<br />

einem erneuten Ausfall ab dem folgenden Jahr komplett nach Südamerika verlegt. Mit<br />

dem geografischen Umzug auf den südamerikanischen Kontinent endete auch das Engagement<br />

des ‚Mr. 100%‘ bei der Rallye Dakar, denn das veränderte Landschaftsbild erforderte<br />

fortan den Einsatz von Dieselfahrzeugen. Mitsubishi setzt seit dem auf den Lancer<br />

- und wartet auf einen weiteren Erfolg. Der Mythos Pajero Evolution erhält dadurch<br />

weiteren Nährboden.<br />

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Robert fährt<br />

nur Autos mit<br />

schönen<br />

Nasen!<br />

MOTORSPORT-MAGAZIN.COM<br />

DTM-Test? Kann<br />

warten. Markus<br />

Winkelhock und<br />

seine Jungs hatten<br />

nur Augen für<br />

unser Heft.<br />

112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Bitte hier den<br />

Vertrag<br />

unterschreiben,<br />

Bernie...<br />

Robert traf Michael<br />

Schumacher in Le<br />

Castellet.<br />

#keepfightingmichael<br />

MITTENDRIN STATT NUR DABEI<br />

Hm, lecker!<br />

McLaren hat<br />

klar die besten<br />

Kekse!<br />

Gewinnerin:<br />

Unsere Leserin<br />

Maren durfte mit<br />

Lewis im Safety<br />

Car fahren!<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, BMW<br />

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DIE NEUE<br />

ÄRA LÄUFT!<br />

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