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03<br />
2013<br />
<strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
ISSN 1616-9298<br />
7,50 [D] 8,10 [A]<br />
8,30 [EU] sfr 13,80<br />
E 54336<br />
<strong>Journal</strong><br />
MAGAZIN FÜR<br />
MODELLBAUER UND<br />
NOSTALGIE-FANS<br />
<strong>Heißluft</strong><br />
Johnson 4-4-0 von 1892<br />
Des <strong>Dampf</strong>ers geheime große Freude ruht im Bürogebäude <strong>Dampf</strong>schlepper <strong>auf</strong> <strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Oder</strong><br />
Wiedergeburt der <strong>Dampf</strong>walze Nummer 9 Kleine Kunstwerke – Fabrikschilder
Aus unserem Buchprogramm<br />
Wilfried Heckert<br />
Der Lanz-Bulldog<br />
als Flammenfressesr 1:10<br />
ISBN 978-3-7883-1619-8<br />
Umfang 152 Seiten<br />
Best.-Nr. 45-12<br />
Preis x 23,80 [D]<br />
Wilhelm Wallner<br />
Strömungen von <strong>Dampf</strong>, Luft <strong>und</strong> Wasser in<br />
<strong>Dampf</strong>lokomotiv-Modellen<br />
ISBN 978-3-7883-1180-3<br />
Umfang 160 Seiten<br />
Best.-Nr. 180<br />
Preis x 17,90 [D]<br />
Norbert Klinner<br />
Zweizylinder-Stirlingmotoren<br />
ISBN 978-3-7883-1615-0<br />
Umfang 80 Seiten<br />
Best.-Nr. 45-11<br />
Preis x 12,80 [D]<br />
Neckar-Verlag<br />
Willi Aselmeyer<br />
<strong>Dampf</strong> 41<br />
<strong>Dampf</strong>schlepper Hein<br />
ISBN 978-3-7883-1640-2<br />
Umfang 136 Seiten, DIN A4<br />
Best.-Nr. 16-2011-01<br />
Preis x 22,50 [D]<br />
Neckar-Verlag GmbH • 78045 Villingen-Schwenningen<br />
Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-48 /-38 (Fax -50)<br />
E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />
Hintergr<strong>und</strong>: © Gerd Altmann / PIXELIO
A<br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
DAMPF<br />
Liebe<br />
Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Leser!<br />
Auch in dieser Ausgabe haben wir wieder interessante<br />
Berichte für Sie zusammengestellt. Exemplarisch<br />
möchte ich hier <strong>auf</strong> die in der letzten <strong>Vorschau</strong> angekündigten<br />
Artikel hinweisen:<br />
Ernst Schenk berichtet vom Bau seines Vakuummotors<br />
nach dem Vorbild von Robert Mann Lowne. Lesenswert<br />
ist auch der Beitrag von Jürgen Pietsch über<br />
Planung <strong>und</strong> Modellnachbau der englischen <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />
Johnsen 4-4-0 von 1892. Zum Thema Wirkungsgradsteigerung<br />
von <strong>Dampf</strong>lokomotiven schreibt<br />
Joachim Illge.<br />
Neben weiteren Berichten finden Sie in dieser Ausgabe<br />
interessante Bauvorschläge <strong>und</strong> nützliche Werkstatt-<br />
Tipps, welche <strong>auf</strong> Umsetzung in der heimischen Werkstatt<br />
warten. Auch fehlen die beliebten Praxis-Tipps<br />
nicht. Darüber hinaus berichten wir wie immer von<br />
diversen Veranstaltungen <strong>und</strong> <strong>Dampf</strong>stammtischen.<br />
Wir sind stets bemüht, die Qualität des <strong>Journal</strong>s <strong>Dampf</strong><br />
& <strong>Heißluft</strong> zu steigen <strong>und</strong> haben deshalb für Anregungen<br />
<strong>und</strong> natürlich auch für Kritik offene Ohren. In der<br />
Hoffnung, dass im vorliegenden <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> &<br />
<strong>Heißluft</strong> wieder für jeden etwas dabei ist, verbleibe ich<br />
mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen <strong>und</strong> wünsche<br />
viel Spaß beim Lesen!<br />
F. Meyer: Jubiläum in Hettstedt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Busso Hennecke: Des <strong>Dampf</strong>ers geheime große Freude<br />
ruht im Bürogebäude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Jürgen Pietsch: Johnson 4-4-0 von 1892 . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Heinz Deppe: Ein hämmernder <strong>Dampf</strong>zwerg . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Joachim Illge: Wirkungsgradsteigerung der <strong>Dampf</strong>lokomotive . . 39<br />
Klaus-Uwe Hölscher: Kleine Kunstwerke –<br />
Fabrikschilder an Hand-, Druck- <strong>und</strong> <strong>Dampf</strong>spritzen . . . . . . . . 46<br />
Gerd Gemmerich: Southern Belle –<br />
Ein nostalgisacher (<strong>Dampf</strong>-) Rückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
Joachim Winde: Mit Ketten-, Heck- <strong>und</strong> Seitenrad:<br />
<strong>Dampf</strong>schlepper <strong>auf</strong> <strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Oder</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
KERZENBOOTE<br />
Jens Johannsen: Kerzenboote Teil 5:<br />
Der Elchtest für Knatterbootantriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
VAKUUMMOTOREN<br />
Ernst Schenk: Der Vakuummotor von „Lowne“ . . . . . . . . . . . . 20<br />
HISTORIE<br />
Norbert Hinder: Über Rostanfressungen in <strong>Dampf</strong>kesseln, Teil 1 31<br />
Christian Schwarzer: Von der Arbeit eines Gutachters in<br />
<strong>Dampf</strong>kesselfragen in den Jahren 1887 bis 1914 . . . . . . . . . . . 70<br />
Christian Schwarzer: Eisenbahn-Zeitung:<br />
Unfälle <strong>auf</strong> Eisenbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
STRASSENDAMPF<br />
Gerhard Kieffer: Wiedergeburt der <strong>Dampf</strong>walze Nummer 9 . . . . 34<br />
WERKSTATT-TIPPS<br />
Hermann Höhne: Anschlag für die Fräsmaschine . . . . . . . . . . . 52<br />
Bernhard Vogel: Herstellung eines R<strong>und</strong>tisches<br />
zum Fräsen von Radien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
Hans-Georg Vöge: Ich baue einen Keramikbrenner . . . . . . . . . 80<br />
Ihr Udo Mannek<br />
Neckar-Verlag<br />
Fachbücher<br />
Baupläne<br />
Zeitschriften <strong>und</strong> mehr<br />
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HEISSLUFTMOTOREN<br />
Wolfgang Krause: <strong>Heißluft</strong>motor „Simpla-Centaurus“ . . . . . . . 74<br />
RUBRIKEN<br />
Forum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
<strong>Dampf</strong>- <strong>und</strong> Messe-Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
<strong>Dampf</strong>stammtische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
kurz & fündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
AHA! No. 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
<strong>Vorschau</strong>, Inserenten, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
3
FORUM<br />
DELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AU<br />
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Anmeldung zur<br />
8. Mannheim<strong>Dampf</strong><br />
hat begonnen<br />
Am 21. <strong>und</strong> 22. September findet die<br />
Mannheim<strong>Dampf</strong> im TECHNOSEUM statt,<br />
das größte Treffen für Liebhaber von heißen<br />
Kesseln in der Rhein-Neckar-Region.<br />
<strong>Dampf</strong>-Enthusiasten sind eingeladen, ihre<br />
selbst gebauten Kreationen zu präsentieren,<br />
ob es sich nun um <strong>Heißluft</strong>motoren,<br />
<strong>Dampf</strong>maschinen oder Gartenbahnen<br />
handelt. Die Teilnahme an der Mannheim-<br />
<strong>Dampf</strong> ist für Aussteller kostenlos. Interessierte<br />
können sich ab sofort <strong>und</strong> noch<br />
bis zum 31. August anmelden. Die Anmeldung<br />
kann per E-Mail an paedagogik@<br />
technoseum.de oder telefonisch unter Tel.<br />
+49(0)621/4298-854 erfolgen. Ansprechpartner<br />
ist TECHNOSEUM-Mitarbeiter Michael<br />
Hoffmann.<br />
Die Aussteller bekommen Stände im<br />
Ausstellungsbereich des Museums zugewiesen<br />
oder dürfen in einem eigens <strong>auf</strong>gestellten<br />
Bassin vor dem Haupteingang<br />
ihre Schiffsmodelle zu Wasser lassen.<br />
Wer einen Modell-<strong>Dampf</strong>traktor oder ein<br />
anderes Straßendampf-Fahrzeug besitzt,<br />
kann <strong>auf</strong> dem TECHNOSEUM-Vorplatz die<br />
Museumsbesucherinnen <strong>und</strong> -besucher<br />
zu kurzen Spritztouren einladen. Ins Gespräch<br />
mit anderen <strong>Dampf</strong>enthusiasten<br />
kommt man beim Aussteller-Empfang in<br />
der museumseigenen Arbeiterkneipe, der<br />
am Samstagabend stattfindet. Diejenigen,<br />
die originale <strong>Dampf</strong>maschinen, <strong>Heißluft</strong>motoren<br />
oder andere Antriebsmodelle<br />
besitzen <strong>und</strong> zu diesen mehr erfahren<br />
möchten, können sich von Experten das<br />
Alter <strong>und</strong> den Hersteller bestimmen lassen<br />
– <strong>und</strong> nebenbei erfahren, welche Bedeutung<br />
das eigene Kleinod hat. Und natürlich<br />
können auch die Aussteller das Museum<br />
erk<strong>und</strong>en, an einer <strong>Dampf</strong>-Rallye durchs<br />
Haus teilnehmen, mit einer funktionstüchtigen<br />
württembergischen T3-Lokomotive<br />
fahren oder in den Werkstätten des TECH-<br />
NOSEUMS mehr über die Konservierung<br />
<strong>und</strong> Restaurierung von Spielzeug- <strong>und</strong><br />
Modelldampfmaschinen erfahren. Weitere<br />
Informationen gibt es unter www.technoseum.de.<br />
Die Oberweser-<br />
<strong>Dampf</strong>schiffahrt<br />
Ein historischer Bildband<br />
über die traditionsreiche<br />
Weserflotte<br />
Zum 130. Jubiläum der Gründung der<br />
Oberweser-<strong>Dampf</strong>schiffahrt (OWD) vermittelt<br />
Jan Kruse dem Leser die wechselhafte<br />
Geschichte der Linien- <strong>und</strong> Ausflugsschifffahrt<br />
zwischen Hann. Münden,<br />
Hameln <strong>und</strong> Minden. Aus öffentlichen <strong>und</strong><br />
privaten Archiven, vor allem aber aus seiner<br />
eigenen, umfangreichen Sammlung<br />
hat er 204 teilweise farbige Fotografien<br />
<strong>und</strong> Dokumente ausgewählt <strong>und</strong> zu einem<br />
facettenreichen Porträt der Fahrgastschifffahrt<br />
<strong>auf</strong> der Oberweser zusammengestellt.<br />
Technikfans <strong>und</strong> Nostalgiker<br />
kommen angesichts der Detail<strong>auf</strong>nahmen<br />
<strong>und</strong> der präzisen Beschreibungen<br />
der Schiffe ins Schwärmen, Fre<strong>und</strong>e des<br />
Weserberglands genießen die w<strong>und</strong>erschöne<br />
Natur <strong>und</strong> die reizvollen Städte,<br />
die während der Fahrt am Betrachter vorbeigleiten.<br />
ISBN 978-3-95400-146-0; 18,95 € (D);<br />
128 Seiten; 204 teils farb. Abb.; Broschur;<br />
16,5 x 23,5 cm, Sutton Verlag<br />
100 Jahre<br />
Goethe <strong>auf</strong> dem Rhein<br />
Ein historischer Bildband<br />
über das<br />
Flaggschiff der KD<br />
Im Juli 2013 jährt sich der Stapell<strong>auf</strong> der<br />
„Goethe“ zum 100. Mal. Ursprünglich als<br />
kombinierter Personen- <strong>und</strong> Frachtdamp-<br />
4<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN
KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCH<br />
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fer <strong>auf</strong> Kiel gelegt, hat die „Goethe“ mittlerweile<br />
zahlreiche Umbauten <strong>und</strong> zwei Komplettrenovierungen<br />
erlebt. Bis 2008 noch<br />
als letztes <strong>Dampf</strong>schiff im Liniendienst<br />
transportiert sie bis heute, angetrieben<br />
von ihren Sch<strong>auf</strong>elrädern, Tausende Ausflügler<br />
zwischen Koblenz <strong>und</strong> Rüdesheim<br />
durch das Welterbe Mittelrheintal. Der<br />
renommierte Autor Gerd Schuth zeichnet<br />
mit r<strong>und</strong> 150 bisher weitgehend unveröffentlichten<br />
Fotografien <strong>und</strong> Dokumenten<br />
die Entwicklung von Technik <strong>und</strong> Ausstattung<br />
der „Goethe“ detailreich nach.<br />
Spektakuläre Aufnahmen von den Werft<strong>auf</strong>enthalten<br />
ermöglichen nie gekannte<br />
Einblicke. Zugleich lädt dieser Bildband<br />
zum 100. Jubiläum des Flaggschiffs zu<br />
einer nostalgischen Schiffsreise <strong>auf</strong> dem<br />
Rhein ein.<br />
Verbrennungsmotor<br />
„HANS“ von<br />
TS-Modellmaschinen<br />
Ab Ende Juni, neu im Programm von<br />
TS-Modelldampfmaschinen, befindet sich<br />
der Motor „HANS“. HANS ist ein klassisch<br />
<strong>auf</strong>gebauter liegender Einzylinder-<br />
Viertaktmotor wie er vielmals um die<br />
Jahrh<strong>und</strong>ertwende für den Stationärbetrieb<br />
gebaut wurde. Die Kühlung erfolgt<br />
nach dem bewährten Verdampferprinzip.<br />
Durch dieses wird der Motor auch nach<br />
längerer Betriebszeit noch sicher gekühlt.<br />
Der Motor besitzt einen Drosselvergaser<br />
mit welchem sich die Drehzahl ohne<br />
ISBN 978-3-95400-173-6¸ 19,95 € (D);<br />
96 Seiten; 149 überw. farb. Abb.; geb<strong>und</strong>en;<br />
16,7 x 24 cm; Sutton Verlag<br />
Schilderservice bei TS-<br />
Modelldampfmaschinen<br />
Welcher Modellbauer hat noch nicht davon<br />
geträumt, seinem „Schätzchen“ ein<br />
ordentliches Fabrikschild zu verpassen.<br />
Sicherlich lässt sich ein solches Schild<br />
auch recht kompliziert mit Anreibebuchstaben<br />
<strong>und</strong> Eisen-(III)-chlorid herausätzen.<br />
Dies ist aber nur bei größeren<br />
Schildern möglich, da die angebotenen<br />
Schriftgrößen <strong>und</strong> vor allem Schriftarten<br />
hier Grenzen setzen. Des Weiteren besteht<br />
immer die Gefahr, dass sich während des<br />
Ätzvorganges Buchstaben ablösen <strong>und</strong> die<br />
ganze Vorarbeit zunichte gemacht wird.<br />
TS-Modelldampfmaschinen bietet nun die<br />
Möglichkeit, Ihren Vorstellungen freien<br />
L<strong>auf</strong> zu lassen. Durch das Verfahren von<br />
TS-Modelldampfmaschinen ist fast jede<br />
erdenkliche Schriftart, Schriftgröße <strong>und</strong><br />
Schilderform möglich. Hierbei ist es egal,<br />
ob die Schrift oder die Umgebungsfläche<br />
erhaben sein soll. Hergestellt werden die<br />
Schilder mittels moderner Lasertechnik<br />
<strong>und</strong> einer mit Metall beschichteten Kunststoffplatte.<br />
Durch dieses Verfahren ist es<br />
möglich, selbst kleinste Buchstaben mit<br />
hoher Konturenschärfe darzustellen. Die<br />
Schilder haben eine Dicke von nur 1 mm<br />
<strong>und</strong> lassen sich problemlos biegen <strong>und</strong><br />
<strong>auf</strong>kleben. Für die Umsetzung benötigt<br />
TS-Modelldampfmaschinen nur ein Bild<br />
oder eine Skizze mit Ihren Vorstellungen.<br />
Weitere Informationen <strong>und</strong> kostenlose<br />
Angebote erhältlich bei TS-Modelldampfmaschinen.<br />
Daten<br />
Farben: Messing/Schwarz, Alu/Schwarz<br />
Material: Kunststoff<br />
Max. Größe: 300 mm x 400 mm<br />
Lieferadresse<br />
TS-Modelldampfmaschinen,<br />
Torsten Schür, Kurhausstraße 17,<br />
09548 Seiffen, Tel.: +49(0)37362/76825,<br />
E-Mail: torstenschuer@web.de,<br />
Shop: www.ts-modelldampfmaschinen.de<br />
Achtung Hersteller!<br />
Bitte senden Sie Informationen<br />
<strong>und</strong> Material von Ihren<br />
Neuheiten an die Redaktion<br />
„<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>“.<br />
Wir werden sie in der Rubrik<br />
„Forum“<br />
veröffentlichen.<br />
Unsere Leserinnen <strong>und</strong> Leser sind<br />
stets an Neuheiten interessiert!<br />
Probleme regeln lässt. Der Betrieb erfolgt<br />
mit sogenanntem Waschbenzin. Ein Betrieb<br />
mit herkömmlichem Campinggas ist<br />
aber ebenfalls über denselben Vergaser<br />
möglich. Hierfür wird nur ein geeigneter<br />
Druckregler benötigt. Durch den Gasbetrieb<br />
werden unangenehme Gerüche<br />
weitestgehend vermieden. Die Zündung<br />
des Motors erfolgt über eine Zündspule<br />
mit Unterbrecher. Erhältlich ist der Motor<br />
als Gussteilesatz mit 8 Stück Gussteilen<br />
in Alu <strong>und</strong> Grauguss sowie einem Stück<br />
R<strong>und</strong>guss für die L<strong>auf</strong>buchse <strong>und</strong> den<br />
Zeichnungsunterlagen zum Preis von<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 5<br />
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FORUM<br />
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240,– €. Ebenfalls wird der Motor fertig<br />
<strong>auf</strong>gebaut, lackiert <strong>und</strong> funktionstüchtig<br />
mit dem abgebildeten Holzunterbau zum<br />
Preis von 1200,– € angeboten. Da ein fertig<br />
<strong>auf</strong>gebauter Motor nur <strong>auf</strong> Bestellung<br />
gefertigt wird, sollte vorab die Lieferzeit<br />
erfragt werden.<br />
<strong>Dampf</strong>zugmaschine von Tuxford & Söhne aus Bosten/England<br />
Technische Daten (ohne Unterbau)<br />
Bohrung: 28 mm<br />
Hub:<br />
40 mm<br />
Gesamthöhe: ca. 245 mm<br />
Breite:<br />
ca. 155 mm<br />
Gesamtlänge: ca. 290 mm<br />
Schwungrad: 155 mm<br />
Treibstoff: Waschbenzin/<br />
Campinggas<br />
(Propan/Butan)<br />
Betriebsspannung: 12 V<br />
Drehzahl mit Regler: ca. 400–700 U/min<br />
Einlass:<br />
Schnüffelventil<br />
Auslass:<br />
gesteuert<br />
Farbe:<br />
Hellelfenbein<br />
(auch andere Farben<br />
möglich)<br />
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TS-Modelldampfmaschinen,<br />
Torsten Schür, Kurhausstraße 17,<br />
09548 Seiffen, Tel.: +49(0)37362/76825;<br />
E-Mail: torstenschuer@web.de,<br />
Shop: www.ts-modelldampfmaschinen.de<br />
Leserbrief von<br />
H. Schmidt-Römer zum<br />
Leser<strong>auf</strong>ruf in <strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2013<br />
Bei der <strong>auf</strong> dem Foto dargestellten <strong>Dampf</strong>zugmaschine<br />
handelt es sich um eine Maschine<br />
von Tuxford & Söhne aus Bosten/<br />
England. Sie ist von drei pfälzischen Gemeinden<br />
(Pirmasens, Dahn, Waldfischbach)<br />
1862 bestellt worden. Sie sollte<br />
zwei Bahnstrecken, <strong>und</strong> zwar die Station<br />
Zweibrücken der pfälzischen Ludwigsbahn<br />
mit einer Station der Maxbahn durch<br />
regelmäßige Fahrten verbinden. Vorgesehen<br />
war ein Personen- <strong>und</strong> Lastentransport.<br />
Man erhoffte sich durch den Einsatz<br />
der Maschine einen positiven Einfluss <strong>auf</strong><br />
die Entwicklung der gesamten Region.<br />
Die feierliche Inbetriebnahme war für den<br />
25. August 1862 vorgesehen. Zum ersten<br />
Einsatz kam sie am 24. Dezember 1863.<br />
Schon die erste Fahrt war eine Katastrophe.<br />
Sie war für den vorgesehenen Zweck<br />
völlig ungeeignet <strong>und</strong> ihre Unzuverlässigkeit<br />
erregte den Spott der Zeitgenossen.<br />
Zu einem regelmäßigen Einsatz ist es nie<br />
gekommen. Sie endete als stationäre Antriebsmaschine.<br />
Nach derzeitigem Kenntnisstand stellen<br />
die Versuche mit der Tuxfort‘schen Maschine<br />
die ersten „Einsatzversuche“ mit<br />
dieser Technik im deutschsprachigen<br />
Raum dar. Gut 15 Jahre später, um 1880,<br />
hat die Maschinenfabrik von Hermann Michaelis<br />
aus Chemnitz die ersten einsatzfähigen<br />
<strong>Dampf</strong>busse gebaut. Bekannt ist der<br />
Einsatz des großen <strong>Dampf</strong>busses von Michaelis<br />
in Dresden geworden, der ab dem<br />
25. Mai 1867 kurze Zeit im Linienbetrieb<br />
gefahren ist.<br />
Quelle:<br />
H. Schmidt-Römer.<br />
Der <strong>Dampf</strong>bus von Hermann Michaelis.<br />
Selbstverlag, VTGP, 2007<br />
Großer<br />
Stirling-Wandventilator<br />
von Kassner<br />
Aus der Werkstatt von Daniel Kassner<br />
stammt der neue Stirling-Wandventilator,<br />
der in <strong>auf</strong>wendiger Handarbeit gefertigt<br />
wird. Mit einem Rotordurchmesser von<br />
500 mm sorgt er an heißen Sommertagen<br />
für angenehme klimatische Verhältnisse<br />
<strong>und</strong> bietet zudem das unvergleichliche Erlebnis<br />
eines nahezu geräuschlos l<strong>auf</strong>enden<br />
Stirlings. Doch auch im Winter erfüllt der<br />
Kassner-Wandventilator einen Zweck: Er<br />
verteilt die warme Raumluft gleichmäßig<br />
<strong>und</strong> eliminiert damit einen wesentlichen<br />
Nachteil der Konvektionsheizung.<br />
Die Montage des sehr leichten Wandventilators<br />
ist denkbar einfach. Er wird mit vier<br />
normalen Dübeln an der Wand oder geeigneten<br />
Schrauben an Schränken, Schrankwänden<br />
usw. befestigt. Die Kurbelwelle ist<br />
kugelgelagert, die L<strong>auf</strong>zeit mit einer Spiritusfüllung<br />
beträgt über drei St<strong>und</strong>en.<br />
Info <strong>und</strong> Bezug:<br />
Daniel Kassner, Birnbaumsmühle 65,<br />
15234 Frankfurt/<strong>Oder</strong>,<br />
Tel. <strong>und</strong> Fax.: +49(0)335/4144210,<br />
Achtung, neue Internet-Adresse:<br />
www.kassner-motor.de,<br />
E-Mail: info@kassner-motor.de<br />
6<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN
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Museumsstraße 1, 68165 Mannheim<br />
Deutscher<br />
Maschinenhersteller<br />
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der Gartenbahnspezialist<br />
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<br />
<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 7
<strong>Dampf</strong><br />
Kompetent, gelassen<br />
<strong>und</strong> hitzeresistent,<br />
Volker Schimpf fährt<br />
die 80-PS-Lokomobile.<br />
Lokomotive in Bau<br />
Mit dem <strong>Dampf</strong>boot unterwegs<br />
Lanz-Bulldog aus Chemnitz<br />
36 Grad im Schatten, aber zum Glück ist<br />
Kühlwasser vorhanden.<br />
Jubiläum<br />
in Hettstedt<br />
F. Meyer Erfolgreich<br />
Am 18. <strong>und</strong> 19. August 2012 trafen sich nunmehr<br />
zum zwanzigsten Mal Modellbauer aus ganz<br />
Deutschland <strong>und</strong> Schweden, um am historisch<br />
bedeutsamen Standort der ersten, im Jahr 1785 aus deutschem<br />
Material <strong>und</strong> von deutschen Arbeitern <strong>und</strong> Technikern<br />
fertiggestellten Watt-<strong>Dampf</strong>maschine<br />
ihrem Hobby zu frönen. Angelockt wurden<br />
sie fast alle schon vor Jahren vom originalgetreuen<br />
Nachbau eben dieser großen<br />
Balancier-„Feuermaschine“ des Mansfeld-<br />
Museums (s. <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
3/2012), die auch während des Treffens<br />
den Museumsbesuchern vorgeführt wurde.<br />
Eine Schützengilde <strong>und</strong> ein Musikzug<br />
erwiesen den Modellbauern ihre Referenz.<br />
Hettstedts Bürgermeister ging in<br />
einer kurzen Ansprache <strong>auf</strong> die besondere<br />
Technik-Historie der Stadt <strong>und</strong> die<br />
Bedeutung der Traditionspflege ein, er dankte den Ausrichtern<br />
<strong>und</strong> den Ausstellern. Es hat sich im L<strong>auf</strong>e der Jahre<br />
eine kleine, etwa 40 Aussteller umfassende „Gemeinde“<br />
gebildet, die sich jedes Jahr in Hettstedt treffen <strong>und</strong><br />
ihre neuesten Modelle präsentieren. <strong>Dampf</strong>loks fahren <strong>auf</strong><br />
den Gleisen der Gartenbahn, <strong>Dampf</strong>boote kurven<br />
im Becken umher, faszinierende <strong>Dampf</strong>- <strong>und</strong><br />
Stirling-Tischmodelle sind am L<strong>auf</strong>en. Auch<br />
w<strong>und</strong>erschöne Verbrenner-Modelle, vom Einzylinder-Verdampfer<br />
bis zum Siebenzylinder-<br />
Sternmotor, wurden im Betrieb gezeigt. Viele<br />
Aussteller waren zehnmal <strong>und</strong> öfter dabei, aber<br />
einer schlägt sie alle. Einer war die letzten 20<br />
Jahre immer dabei: Es ist Herr Egon Müller aus<br />
37589 Echte, er hat kein Treffen ausgelassen.<br />
Erinnerungsplakette für die Teilnehmer<br />
der 20. Modelldampftage<br />
8 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Fleißige <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Mitglieder vom Förderverein<br />
Hier fehlt nur noch das Ultraleichtflugzeug<br />
Ein Aussteller aus Sachsen<br />
kam mit einer Streichholzschachtel<br />
…<br />
Rekordteilnehmer<br />
Egon Müller mit<br />
seinen schönen<br />
Modellen<br />
Hauptsache richtig <strong>Dampf</strong><br />
im Zylinder, dachte sich<br />
dieser Aussteller.<br />
Bahnfahrt mit 2-PS-Zug mit<br />
<strong>Dampf</strong>lok <strong>auf</strong> der Strecke<br />
Logo des Museums<br />
e 20. Modelldampftage im Mansfeld-Museum<br />
Die Masse der Vorbereitung, Durchführung <strong>und</strong> Nacharbeit<br />
erledigt der Förderverein des Mansfeld-Museums,<br />
Hut ab vor dem Engagement dieser Damen <strong>und</strong> Herren.<br />
<strong>Dampf</strong>-An, <strong>Dampf</strong>tage, <strong>Dampf</strong>-Ab, Mineralienbörse zwischendurch<br />
<strong>und</strong> andere Veranstaltungen werden beackert,<br />
Zelte, Tische, Gleise, Elektro-, Druckluft- <strong>und</strong><br />
Wasserleitungen <strong>auf</strong>- <strong>und</strong> abgebaut. Ein Vereinsmitglied<br />
heizte <strong>und</strong> betrieb zwei Tage lang die 80-PS-Lokomobile<br />
des Museums. Dabei kamen am Sonntag zu den gemessenen<br />
36 °C im Schatten noch weitere gefühlte 10 Grad<br />
hinzu, sobald man sich der Maschine näherte. Für Eis,<br />
Speis <strong>und</strong> Trank war gesorgt, alle Aussteller erhielten<br />
eine CD, eine schöne Teilnahmeurk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> eine noch<br />
schönere Erinnerungsplakette. Auch ein sehr informativer<br />
Jubiläums-Flyer wurde in Zusammenarbeit von Museum,<br />
Förderverein <strong>und</strong> Ausstellern erarbeitet. Die Hitze reduzierte<br />
den Besucherandrang ein wenig, mancher Bewohner<br />
des Mansfelder Landes hatte sich am Sonntag dann<br />
doch für den Badestrand am Süßen See entschieden. Der<br />
guten Stimmung tat dies keinen Abbruch, viele verabredeten<br />
sich schon für das Wiedersehen im nächsten Jahr.<br />
Am 17. <strong>und</strong> 18. August 2013 finden in Hettstedt die 21.<br />
Modelldampftage statt.<br />
Das Mansfeld-Museum wurde <strong>auf</strong> dem Gelände des<br />
„Humboldt-Schlosses“ errichtet, das im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
zeitweise das Wohnhaus des preußischen Diplomaten<br />
<strong>und</strong> Bildungsreformers Wilhelm von Humboldt war. Im<br />
Haus befindet sich außer einer sehr interessanten Humboldt-Ausstellung<br />
auch eine Ausstellung von Gerätschaften<br />
der Bergleute sowie von Gebrauchsgegenständen<br />
<strong>und</strong> Münzen aus Messing, Kupfer <strong>und</strong> Silber. Die Bronzebüste<br />
Humboldts schaute bei den 20. Modelldampftagen<br />
dem bunten Treiben zu. Ich glaube, ihm hätte es gefallen.<br />
Fotos: F. Meyer<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 9
Kerzenboote<br />
KERZENBOOTE TEIL 5<br />
Jens Johannsen<br />
Der Elchtest für Knatterbootantriebe<br />
Knatterbootantriebe funktionieren nicht immer<br />
Siehe auch:<br />
1. <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 1/2001 · Tuckerboote aus Getränkedosen<br />
2. <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 1/2008 · Studie zur Optimierung von Tuckerbootantrieben<br />
3. <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/2008 · Tuckerbootantrieb <strong>auf</strong> dem Prüfstand<br />
4. <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2009 · Kerzenbootantriebe aus Glas<br />
Der Begriff „Elchtest“, bekannt aus der Beurteilung<br />
von Leistungsmerkmalen vorwiegend von Autos,<br />
wird in diesem Aufsatz modifiziert <strong>und</strong> vereinfacht<br />
<strong>auf</strong> das Knatterboot übertragen. Beim Knatterboot soll<br />
der Elchtest nach unserer Definition als bestanden gelten,<br />
wenn der Knatterbootantrieb, der nach den Regeln<br />
der Technik fachgerecht konstruiert <strong>und</strong> gefertigt wurde,<br />
dauerhaft kräftige <strong>und</strong> regelmäßige (solange die Heizflamme<br />
brennt) Wasserjets an den Rohrenden ausstößt,<br />
die ein Spielzeugboot vorwärts treiben können. Diese<br />
Hürde schaffen bei weitem nicht alle Knatterbootantriebe<br />
<strong>und</strong> können dem Konstrukteur, besonders bei Neuanfertigungen<br />
von Antrieben, erhebliche Probleme bereiten.<br />
Worin liegt das Problem? Funktionieren nicht alle Antriebe?<br />
Das physikalische Prinzip dieser einfachen Maschine ist<br />
vielfach beschrieben, wie die folgende Auflistung zeigt:<br />
1. <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>, 2/2008, Seite 16 bis 24<br />
„Studie zur Optimierung von Tuckerbooten“.<br />
2. Bei jedem verk<strong>auf</strong>ten Knatterboot, <strong>und</strong> es sind vermutlich<br />
jährlich tausende, erklärt ein Beipackzettel den<br />
Wirkmechanismus.<br />
3. Diverse im Handel befindliche Bausätze beschäftigen<br />
sich ebenfalls mit dem Antrieb, der Entstehung der<br />
Pulsation <strong>und</strong> der Wasserjets an den Rohrenden.<br />
4. Physikalische Abhandlungen zum Thema Knatterbootantrieb,<br />
von Universitäten erstellt, findet man im<br />
Internet.<br />
Alle diese Beschreibungen suggerieren, vermutlich unabsichtlich,<br />
dass ein einfacher, meist kleiner mit Wasser<br />
gefüllter Kessel, verb<strong>und</strong>en mit einem oder besser zwei<br />
Röhrchen, die zum Wasser führen <strong>und</strong> unterhalb der Wasserlinie<br />
eintauchen, bei einer entsprechenden Beheizung,<br />
(immer!) einen pulsierenden Antrieb erzeugen. Leider ist<br />
diese Annahme falsch! Im <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>, Heft<br />
4/2008, wurde eine Vielzahl gut durchdachter Antriebe<br />
vorgestellt, von denen, aus welchen Gründen auch immer,<br />
einige nicht funktionierten oder nur eine kurzzeitige Pulsationen<br />
erzeugten. Einen solchen, zunächst hoffnungsvoll<br />
erscheinenden Pulsationsantrieb, der sich dann jedoch<br />
bei der abschließenden Prüfung als Fehlkonstruktion entpuppte,<br />
zeigt Foto Nr. 1. Auch dieser Kessel wurde bereits<br />
im Heft 4/2008 <strong>auf</strong> Seite 80 vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert.<br />
Foto 1<br />
10 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
So lautet auch an dieser Stelle die spannende Frage:<br />
Wird der Hohlrohrkessel den Elchtest bestehen?<br />
Foto Nr. 2 zeigt den Kessel im Testbetrieb.<br />
Der Hohlrohrkessel<br />
im ersten Test<strong>auf</strong>bau<br />
Foto Nr. 3 zeigt den Kessel mit Kesselzeichnung.<br />
Vorbereitung zum Elchtest!<br />
1. Der Kessel ist mit 1 bar <strong>auf</strong> Dichtheit geprüft,<br />
2. verschiedene Wasserfüllmengen im Kessel werden<br />
beim Start ausprobiert,<br />
3. die Wärmezufuhr mit kleiner <strong>und</strong> großer Heizflamme<br />
getestet.<br />
Das „erschütternde“ Testergebnis:<br />
Der Hohlrohrkessel erzeugt keine<br />
stabile Pulsation!<br />
Abgesehen von kurzzeitigen Wasserausstößen an den<br />
Austrittsrohren, beim Beginn der Beheizung, erzeugt der<br />
Hohlrohrkessel keine stabile Pulsation! Was könnte(n) die<br />
Ursache(n) für diesen Misserfolg sein? Viele Fragen tauchen<br />
<strong>auf</strong>.<br />
1. Ist die Kesselsteifigkeit zu groß?<br />
2. Bedarf es zur Erzeugung einer Pulsation einer besonderen<br />
Erregung, die bei dieser Konstruktion nicht<br />
gegeben ist? Bei dieser Überlegung ist nicht an die bekannte<br />
Kesselmembran gedacht, die, wie wir im <strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> Ausgabe 2/2008 gezeigt haben,<br />
für den Antrieb keineswegs notwendig ist.<br />
3. Welchen Einfluss hat das sog. kritische Eigenschwingungsverhalten<br />
des Rohres <strong>und</strong> der Flüssigkeitsssäule<br />
im vorgestellten Hohlrohrkessel?<br />
4. Funktioniert der Knatterbootantrieb nur bei sehr einfachen<br />
Kesselkonstruktionen?<br />
5. Könnte mit verlängerten Austrittsrohren die Pulsation<br />
erzeugt werden?<br />
Foto 2: Hohlrohrkessel, konzipiert für eine Schiffsgröße von<br />
etwa 50 cm bis 100 cm. Die Rohrenden befinden sich unterhalb<br />
der Wasseroberfläche. Die Gasflamme taucht in den Innenraum<br />
des Kessels ein. Woran mag es liegen, dieser Kessel<br />
erzeugt keine Pulsation <strong>und</strong> keine Wasserjets?<br />
Hohlrohrkessel mit Innenrohrbeheizung für<br />
Knatterboot mit 6 Austrittsrohren<br />
2<br />
30<br />
freier Zwischenraum<br />
Foto 3<br />
5<br />
Innenrohrdurchmesser<br />
Diese letzte Möglichkeit lässt sich relativ leicht überprüfen.<br />
Der Hohlrohrkessel im zweiten<br />
Test<strong>auf</strong>bau mit verlängerten<br />
Austrittsrohren<br />
Die Hoffnung, durch eine Verlängerung der Austrittsrohre<br />
zu einer stabilen Pulsation zu gelangen, basiert <strong>auf</strong> dem<br />
Gedanken, dass sich mit dieser Maßnahme<br />
1. der Einfluss der Rohrkühlung intensiviert,<br />
2. die Länge der im System schwingenden Wassersäule<br />
vervielfacht <strong>und</strong><br />
3. die Reibung wird an der Rohrinnenwand erheblich<br />
ver größert.<br />
Foto Nr. 4 zeigt den Rückstoß des Kessels. Das Bild kann<br />
für sich sprechen: Im Testwasserbecken bilden sich über<br />
eine Länge von etwa 40 cm intensive Rückstoßwellen, die<br />
Foto 4: Im zweiten Test<strong>auf</strong>bau wurden die Austrittsrohre um<br />
12 cm mit einer im Durchmesser kleineren Rohrausführung<br />
verlängert. Die zur Verlängerung verwendeten Rohre, mit dem<br />
Durchmesser da = 5 mm <strong>und</strong> di = 4 mm, können stufenlos in das<br />
Ausgangsrohr eingeschoben werden.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 11
ei richtiger, sehr kleiner Flammeneinstellung,<br />
stabil bleiben.<br />
Der erhoffte positive Einfluss der<br />
Rohrverlängerung <strong>auf</strong> die Entstehung<br />
der Pulsation hat sich<br />
mit diesem Elchtest bestätigt. Auf<br />
die oben genannten vier weiteren<br />
möglichen Einflussgrößen muss<br />
nach diesem Erfolg nicht mehr<br />
eingegangen werden.<br />
Abschließende<br />
Betrachtung<br />
Zweifellos ist der Hohlrohrkessel als Knatterbootantrieb<br />
eine interessante Weiterentwicklung der bisher bekannten<br />
Kesselb<strong>auf</strong>ormen. Seine Bauweise ist robust <strong>und</strong> fast unzerstörbar<br />
<strong>und</strong> ermöglicht den Antrieb auch von größeren<br />
Schiffsmodellbooten. Das besondere Merkmal dieser<br />
Konstruktion dürfte jedoch sein, dass der Kessel die Flamme<br />
allseitig umschließt <strong>und</strong> damit eine verbesserte Wärmeausbeute<br />
ermöglicht. Außerdem kann der Antrieb sehr<br />
flach gebaut werden, <strong>und</strong> die im Rohr befindliche Flamme<br />
wird optimal gegen den Bootskörper abgeschirmt. Der<br />
im Foto Nr. 2 abgebildete Brenner zeichnet sich durch<br />
seine praktische Piozozündung aus. Er ist allerdings für<br />
eine schwache Flammeneinstellung, die für diesen Kesselantrieb<br />
notwendig ist, nicht optimal geeignet. Mit einer<br />
zu intensiven Flamme wird der Hohlrohrkessel überhitzt<br />
<strong>und</strong> die Pulsation endet bereits nach kurzer Zeit. Auch an<br />
dieser Stelle wird sichtbar, dass viele physikalische Fragestellungen<br />
zum Knatterbootantrieb noch ungeklärt sind<br />
<strong>und</strong> es bis zur Entwicklung eines neuen funktionierenden<br />
Antriebs ein beschwerlicher Weg sein kann. Ein Sachverhalt,<br />
der den Reiz dieses w<strong>und</strong>erbaren Spielzeugs immer<br />
wieder erneut hervorlocken kann.<br />
Die Arbeit nach dem Elchtest<br />
Hat der Kessel den Elchtest bestanden, kann die kreative<br />
Feinarbeit beginnen. Die gef<strong>und</strong>ene Kesselgröße, mit den<br />
recht langen Austrittsrohren, muss mit den Baumaßen<br />
<strong>und</strong> der Leistung eines geeigneten Brenners abgestimmt<br />
werden <strong>und</strong> führt dann in einem weiteren Schritt zur<br />
Bootsdimensionierung. Der im Testdurchl<strong>auf</strong> verwendete<br />
Boot mit Hohlrohrkessel<br />
Prinzipskizze<br />
Prinzipskzze<br />
Brenner<br />
Ein geeigneter, sehr kleiner Brenner, der eine intensive Flammentemperatur von etwa<br />
1100 Grad erzeugen kann, ist der sog. Torch-Pencilbrenner.<br />
Leistungsdaten des Brenners<br />
Bezeichnung: Fino Pencil-Lötgerät der Firma Torch<br />
Länge:<br />
197 mm<br />
Durchmesser: 13 mm<br />
Brenngas: Feuerzeugbenzin<br />
Brenndauer: > 30 Minuten<br />
Der Brenner arbeitet lageunabhängig.<br />
Brenner hat den entscheidenden Vorteil einer Piezozündung.<br />
Seine Wärmeleistung erwies sich jedoch als viel zu<br />
groß, <strong>und</strong> seine Abmessungen können nur schwerlich in<br />
einen Bootsrumpf integriert werden.<br />
Aus einer Vielzahl im Handel angebotener Kartuschenbrenner<br />
wurde der handliche <strong>und</strong> preiswerte Torch Pencil-<br />
Brenner ausgewählt. Da der Rohrkessel auch von seiner<br />
Innenseite beheizt werden kann, erwies es sich als vorteilhaft,<br />
die Kesselbeheizung über diese innen liegende Kesselbohrung<br />
(siehe Prinzipskizze) vorzunehmen. Der Raum<br />
oberhalb der Kesselrohre steht dann für den Brenner zur<br />
Verfügung. Die Abmessungen des verwendeten Pencil-<br />
Brenners sind für diese Auslegung optimal geeignet, leider<br />
besitzt der Brenner keine Piezo-Zündung.<br />
Aus diesen Überlegungen <strong>und</strong> bei Verwendung der beschriebenen<br />
Bauteile ergibt sich eine Mindestbootslänge<br />
von etwa 50 cm.<br />
Abgesehen von den fast geräuschlos pulsierenden<br />
Wasserjets arbeitet der Rohrkessel geräuschlos. Das<br />
ansonsten typische Knattergeräusch entfällt bei dieser<br />
formstabilen Hohlrohrkonstruktion völlig.<br />
Fotos: Jens Johannsen<br />
DAS KLEINE KERZENBOOT-LEXIKON: BILDBEISPIELE FÜR BESCHÄDIGTE KERZENBOOTKESSEL<br />
B D E F<br />
C<br />
B Leicht beschädigte Membran, noch<br />
funktionsfähig. Häufige Lastwechsel<br />
werden die Membran zerstören.<br />
C Die durchstoßene Membran ist nicht<br />
mehr funktionsfähig. Beim Abdrüc ken<br />
derselben bildet sich ein Wassertropfen<br />
direkt im Lochbereich.<br />
D Stark durchgerosteter Kesselboden.<br />
Da fasst immer Restwasser im Kessel<br />
verbleibt, tritt Kesselzerstörung durch<br />
Rostbildung sehr häufig ein.<br />
E Unsachgemäßes, <strong>und</strong>ichtes Einlöten<br />
der Kesselrohre verhindert den notwendigen<br />
Druck<strong>auf</strong>bau. Der neue Kessel<br />
versagt beim ersten Startversuch.<br />
F Noch unter der ursprünglich vorhandenen<br />
Lackschicht bildete sich<br />
zunächst sehr un<strong>auf</strong>fällig Rostfraß.<br />
Man erkennt, dass sich im Kessel auch<br />
Ablagerungen bilden können.<br />
12 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
DAS KLEINE<br />
KERZENBOOT-LEXIKON<br />
Häufig gestellte Fragen zum<br />
Kerzenboot/Knatterboot/Putt-Putt-Boot/Tuckerboot<br />
Ein Schüler-Lehrer-Gespräch<br />
Frage: Wie funktioniert der Antrieb eines Kerzenbootes?<br />
Schüler: Die Kerze macht alles warm, <strong>und</strong> aus den „Auspuffrohren“<br />
kommt ein Strahl <strong>und</strong> das Boot knattert los.<br />
Schüler: Ich weiß gar nicht, wo das Wasser beim Einfüllen<br />
in die Rohre bleibt, man kann ja nicht reingucken in<br />
den kleinen Topf. Es sieht so aus, als sei Luft zwischen<br />
den beiden Blechen (also dem Kessel). Ich vermute, dass<br />
sich der Kessel zuerst mit Wasser füllt, <strong>und</strong> dann läuft das<br />
Wasser auch aus dem zweiten Rohr wieder raus.<br />
Lehrer: An einem Kessel aus Glas kann man genau beobachten,<br />
wie sich der Kessel mit Wasser füllt, <strong>und</strong> man<br />
kann feststellen, dass auch etwas Luft im Kessel verbleibt.<br />
Schüler: Eine Kerze bringt das Wasser im Kessel zum Kochen,<br />
dadurch entsteht <strong>Dampf</strong> im Kessel <strong>und</strong> der <strong>Dampf</strong><br />
drückt das Wasser aus den Rohren heraus. Dadurch kann<br />
das Boot fahren.<br />
Welche Kraft der <strong>Dampf</strong> entwickeln kann, sehe ich manchmal,<br />
wenn wir mit einem <strong>Dampf</strong>kochtopf kochen <strong>und</strong> sich<br />
der Topfdeckel nicht mehr öffnen lässt.<br />
Schüler: Dass Wasser aus den Rohren ausgestoßen<br />
wird, kann man sogar mit den Fingern an den Rohrenden<br />
fühlen. Man kann sogar fühlen, dass aus beiden Rohren<br />
der Wasserausstoß gleichzeitig erfolgt.<br />
Aber wie geht es weiter, wenn das Wasser erst einmal<br />
ausgestoßen wurde? Es muss neues Wasser in den Kessel<br />
kommen, sonst könnte der Antrieb nicht so lange l<strong>auf</strong>en<br />
wie die Kerze brennt.<br />
Lehrer: Das wieder neues Wasser in den Kessel strömt,<br />
kann man sichtbar machen, indem Rohre (genau wie<br />
beim Kessel) aus Glas verwendet werden. Dieser Vorgang,<br />
den man Ansaugen nennt, ist schwieriger zu<br />
verstehen, als der Vorgang des Ausstoßens des Wassers:<br />
Der Wasserdampf kühlt sich beim Ausstoßen des<br />
Wassers an den Rohren ab, dadurch verringert sich das<br />
<strong>Dampf</strong>volumen. Es entsteht ein Unterdruck im Kessel,<br />
<strong>und</strong> es wird neues Wasser angesaugt.<br />
Nachfolgend wird durch einzelne<br />
Fragen der Antrieb des Kerzenbootes<br />
<strong>und</strong> seine Funktion noch<br />
weiter erklärt<br />
Frage: Warum haben die Kessel immer zwei Rohre?<br />
Auch mit einem Rohr funktioniert der Kessel! Mit zwei<br />
oder mehreren Rohren wird jedoch das Befüllen des Kessels<br />
einfacher, weil die Luft aus dem Kessel leichter entweichen<br />
kann.<br />
Außerdem fährt das Kerzenboot mit zwei Rohren etwas<br />
schneller.<br />
Frage: Wie entsteht das Knattergeräusch?<br />
Die obere Kesselseite besteht aus einer dünnen, vorgespannten<br />
Metallmembran, meistens aus dünnem Messingblech<br />
gefertigt, die im Takt mit dem Ansaugen <strong>und</strong><br />
Ausstoßen des Kessels aus ihrer Vorspannung hin <strong>und</strong><br />
her springt (ähnlich wie beim Knackfrosch) <strong>und</strong> dabei das<br />
Knattergeräusch erzeugt.<br />
Frage: Funktioniert der Antrieb auch ohne diese „knackende“<br />
Membrane?<br />
Ja! In unserem Buch „Kerzenboote“ werden mehrere<br />
solcher Antriebe vorgestellt.<br />
Frage: Welche Fehler können beim Selbstbau von Kerzenbootantrieben<br />
<strong>auf</strong>treten?<br />
Mangelhafte, <strong>und</strong>ichte Lötstellen am Außenrand des<br />
Kessels oder an den Anschlussstellen der Rohre zum<br />
Kessel <strong>und</strong> kleinste Löcher in der Membrane, bringen den<br />
Antrieb zum Erliegen. Kessel, die länger unbenutzt sind,<br />
fangen an zu rosten. Dadurch können ebenfalls Undichtigkeiten<br />
entstehen. Wenn ein Antrieb im Testl<strong>auf</strong> mehrere<br />
Minuten fehlerfrei „geknattert“ hat, gilt der Test als erfolgreich<br />
bestanden.<br />
Frage: Wie schnell <strong>und</strong> wie weit kann so ein Boot fahren?<br />
Die kleinen Kerzenboote fahren mit einer Geschwindigkeit<br />
von etwa 1 km pro St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> können kleine Teiche<br />
problemlos überqueren. Bei solchen Distanzen sind die<br />
Boote am Ende kaum noch sichtbar.<br />
Frage: Gibt es große Knatterboote, mit denen Menschen<br />
fahren können oder könnte man solche großen Boote<br />
bauen?<br />
Solche Boote, die dann mit großen Brennern beheizt wurden,<br />
soll es gegeben haben. Wir konnten dafür aber keine<br />
seriösen Quellenangaben finden. Machbar wird es schon<br />
sein.<br />
Frage: Was sagt die Angabe „Wirkungsgrad“ im Zusammenhang<br />
mit dem Kerzenboot?<br />
Der Wirkungsgrad einer Maschine, der angibt wie viel<br />
Prozent der <strong>auf</strong>gebrachten Energie genutzt werden, beträgt<br />
beim Kerzenboot weniger als 1 Prozent. Die restlichen<br />
99 Prozent heizen die Luft <strong>und</strong> das Wasser <strong>und</strong><br />
sind somit Verluste. Kritiker sagen, diese Antriebsform sei<br />
eine echte „Energievernichtungsmaschine“.<br />
Frage: Wo werden Knatterboote hergestellt?<br />
Die meisten Knatterboote werden in Indien <strong>und</strong> in China<br />
gefertigt. Einige Produkte, das dürfte die geringere Zahl<br />
sein, werden mit einem Öko-Siegel verk<strong>auf</strong>t.<br />
Frage: Was unterscheidet den Kerzenbootantrieb von<br />
einer <strong>Dampf</strong>maschine?<br />
Der Kerzenbootantrieb ist technisch sehr viel einfacher als<br />
die <strong>Dampf</strong>maschine <strong>und</strong> er benötigt keinen Kolben, keine<br />
Ventile, kein Gestänge, also überhaupt keine beweglichen<br />
Teile. Sein entscheidender Nachteil ist sein schlechter<br />
Wirkungsgrad.<br />
Frage: Gibt es auch Gefahren beim Spielen mit Kerzenbooten?<br />
Mit der Antwort <strong>auf</strong> diese Frage wird der Widerspruch zwischen<br />
Gesetz <strong>und</strong> Wirklichkeit deutlich. Generationen von<br />
Kindern spielten <strong>und</strong> spielen mit dem Kerzenboot, aber<br />
eigentlich dürften sie es gar nicht. Der Umgang mit offenem<br />
Feuer, <strong>und</strong> die Kerzenflamme ist ein offenes Feuer,<br />
unterliegt strengen Vorschriften, <strong>und</strong> außerdem können<br />
die Blechboote nach Sichtweise der Aufsichtsbehörden<br />
scharfe Kanten <strong>auf</strong>weisen <strong>und</strong> Kinderhände verletzen. So<br />
steht <strong>auf</strong> jeder Verk<strong>auf</strong>spackung: Kein Spielzeug! Nicht für<br />
Kinder geeignet! Nur Anschauungsmodell! (Und was machen<br />
nun die bastelhungrigen Väter?)<br />
Frage: Gibt es Literatur zum Thema Kerzenboote?<br />
Baupläne für Kerzenboote, diverse Anregungen auch für<br />
Recycling-Boote, physikalische Abhandlungen <strong>und</strong> selbst<br />
die neuesten Patentüberlegungen finden Sie in unserem<br />
Buch:<br />
Kerzenboote, Neckar-Verlag GmbH,<br />
ISBN: 978-3-7883-1616-7<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 13
Sicht entlang der offenen Nockenwellen, mittig davon: <strong>Dampf</strong>umsteuerung<br />
<strong>Dampf</strong><br />
Des <strong>Dampf</strong>ers<br />
geheime große Freude<br />
ruht im Bürogebäude<br />
Busso Hennecke<br />
N<br />
ahe der heutigen Autobahn A 2, etwas nordwestlich<br />
von Dortm<strong>und</strong>, liegt der Weiler Waltrop. Der<br />
kleine Flecken, bestehend aus einigen Höfen,<br />
schlummerte bis gegen das Jahr 1873 friedlich vor sich<br />
hin. Doch dann wurden vor Ort massive Steinkohlenflöze<br />
in einer Tiefe von etwa 500–800 Metern entdeckt <strong>und</strong> der<br />
Run <strong>auf</strong> das schwarze Gold begann mit Hochdruck. Um<br />
1902 wurde die private Steinkohlengewerkschaft Waltrop<br />
in den Königlich-Preussischen Bergfiskus geführt. Und<br />
im Hinblick <strong>auf</strong> das beginnende Wettrüsten in Europa<br />
wurde im Jahre 1904 mit der Kohleförderung begonnen,<br />
exklusiv geplant für die kaiserliche Marine <strong>und</strong> die<br />
Staatsbahn. Insgesamt gab<br />
es drei Schächte <strong>auf</strong> dem<br />
Grubenfeld von insgesamt<br />
27 Quadratkilometern. Der<br />
letzte, erst 1956 abgeteufte<br />
Schacht stand entfernt<br />
<strong>auf</strong> den Dortm<strong>und</strong>er Rieselfeldern.<br />
Die gewonnene<br />
Maschinenhalle III/IV neben<br />
Lager Manufactum<br />
Kohlemenge betrug 1906 bereits 600.000 Tonnen <strong>und</strong><br />
steigerte sich 50 Jahre später in den Wirtschaftsw<strong>und</strong>erjahren<br />
<strong>auf</strong> mehr als eine Million Tonnen. 1974 wurde<br />
auch diese Menge mit insgesamt 1,13 Mio. t Steinkohle<br />
Abschlussscheibe linkes Paar<br />
Abschlussscheibe rechtes Paar<br />
Seitenansicht links: endständiger Hoch- davor Niederdruckzylinder<br />
14 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Mitte links Halle III/IV – Mitte rechts Halle I/II, erkennbar an den Laternenentlüftungen<br />
Kreuzkopf, Treibstange, Pleuel, Kurbelzapfen, Koepescheibe<br />
Lagerbock, hinterer Bremsschuh an Koepescheibe<br />
Zentrale <strong>Dampf</strong>umsteuerung aller Zylinder, dahinter Bosch Öler<br />
pro Jahr noch übertroffen. Spät im Zweiten Weltkrieg<br />
wurde die Anlage samt Kokerei noch ausgebombt, zerstört<br />
wurden auch alle dahinführenden Brücken. Nach<br />
dem Krieg wurde wieder eingeschränkt <strong>auf</strong>gebaut.<br />
1979 kam das endgültige „Aus“ in Waltrop. Der Gebäudekomplex<br />
<strong>und</strong> die Liegenschaft wurden im Rahmen<br />
der Bauausstellung Emscherpark teilsaniert, vermietet<br />
<strong>und</strong> besteht seitdem komplett als Kulturdenkmal. Bekanntester<br />
Neumieter ist dort die renommierte Firma<br />
Manufaktum, mit ihrer Zentrale bzw. Versandzentrum,<br />
die mit den guten, bewährten Dingen des alltäglichen<br />
Lebens b<strong>und</strong>esweit an einigen finanzstarken Orten<br />
handelt. Dies ist ihr jedoch <strong>auf</strong> Discounterbasis natürlich<br />
nicht möglich. Selbst <strong>Dampf</strong>maschinen gibt es in<br />
Halle 3/4 noch: viele kleine von Wilesco zum K<strong>auf</strong>en<br />
<strong>und</strong> eine große neben dem Manufaktum-Warenlager<br />
in Waltrop – wie in deren Katalog gut zu sehen. Das<br />
Teil ist ebenfalls als Kulturdenkmal im Veranstaltungsraum<br />
erhalten.<br />
Und dieser einen, mir lange vom Bild bekannten Fördermaschine,<br />
sollte mein Erstbesuch Ende 2012 mit meinem<br />
jungen dampfinteressierten Kollegen Adrian gelten. In<br />
der Gündling-Liste unter der l<strong>auf</strong>enden Nummer 2135<br />
(s. Artikel <strong>Dampf</strong>detektiv im <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
3/2012) in der Halle 3 bzw. 4 <strong>auf</strong>gelistet als:<br />
Zwillings Tandem <strong>Dampf</strong>fördermaschine<br />
Hersteller: Eisenhütte Prinz Rudolph aus Dülmen<br />
Baujahr: 1906; Leistung: 2.500 PS<br />
Abgelesene Nr. 747 <strong>und</strong> 748 – rechtes bzw. linkes Zylinderpaar;<br />
Seilscheibendurchmesser: 10 Meter.<br />
Auf der Kurbelwelle befindet sich eine Punze der Friedrich<br />
Krupp AG in Essen von 1905.<br />
Geschätzte Daten:<br />
Hubraum: 1.300 Liter<br />
Gesamtmaschinenmasse: über 200 Tonnen<br />
Betriebsdruck ist z. Z. noch unbekannt: etwa 16–20 kg/cm³<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 15
Teilventilblick <strong>und</strong> Fahrtanzeiger im Blickzentrum<br />
Das bereits besuchte Maschinenhaus 3/4 mit seinem Lampionober<strong>auf</strong>bau<br />
– wie ein alter Zirkuswagen – sprang deutlich<br />
ins Auge <strong>und</strong> nach einiger Zeit etwas rechts – noch so<br />
ein Teil? Ein Maschinenhaus 1/2? Mit Maschine? Nichts<br />
wie hin … Gesucht, geklingelt, gefragt … alles half nichts!<br />
Gnadenlos! Ums Gebäude gegangen – nichts! Doch da<br />
gab es <strong>auf</strong> einer Ecke der Nordseite eine verzinkte Notausgangstreppe<br />
gleich bis nach ganz oben hin<strong>auf</strong>. Vorsichtig<br />
durch die Scheiben gespäht <strong>und</strong> tatsächlich: On<br />
Top erahnte ich die geglaubte Spitze einer Koepescheibe!<br />
Real oder Fantasie? Unten wieder angekommen, fragten<br />
wir überall, wer den Schlüssel zum Gebäude habe, doch<br />
man verwies uns <strong>auf</strong> den Montag zu Realarbeitszeiten.<br />
Darf ein <strong>Dampf</strong>detektiv eigentlich immer arbeiten? Hat er<br />
das als Belohnung verdient?<br />
Neuer Tag –<br />
neues <strong>Dampf</strong>detektivglück?<br />
Ende April danach, frühstückte ich morgens um 10.00 Uhr<br />
nach der Anfahrt erst einmal in der herrlichen alten, ehemaligen<br />
Lohnhalle, dem jetzigen Restaurant bei Manufaktum.<br />
Ein absolutes Erlebnis der Architektur, Ruhe <strong>und</strong><br />
Vorderer dampfbetriebener Bremsschuh <strong>und</strong> Gestänge<br />
an Koepescheibe zentral neben Ventiltrieben<br />
An den beiden Kurbeltreibzapfen, je um 90 Grad versetzt,<br />
arbeiteten jeweils ein Hoch- <strong>und</strong> Niederdruckzylinder,<br />
also insgesamt vierzylindrig zur Sicherstellung der<br />
lückenfreien, kraftvollen Startmöglichkeit <strong>und</strong> des r<strong>und</strong>en<br />
L<strong>auf</strong>es. Diese <strong>Dampf</strong>maschine hat konstruktionsbedingt<br />
ihr maximales Drehmoment in jedwelchen Stillstandspositionen.<br />
Das Compo<strong>und</strong>-System sorgte für die doppelte<br />
Ausnutzung des <strong>Dampf</strong>druckes <strong>und</strong> den gleichen<br />
<strong>Dampf</strong>- <strong>und</strong> Wasserverbrauch einer Einzylindermaschine<br />
bei weit höherer Leistung. Jeglicher Abdampf wurde<br />
zu Heiz- <strong>und</strong> Trockenzwecken in der Zeche genutzt. An<br />
drei Kesseln wurde für 30 Tonnen Wasserverbrauch pro<br />
St<strong>und</strong>e r<strong>und</strong> um die Uhr fleißig gesch<strong>auf</strong>elt mit hausgeförderter,<br />
örtlicher Kohle. Bodybuilding als Hobby entfiel<br />
bei der gesch<strong>auf</strong>elten Brennstoffmenge sicher für die<br />
Heizer.<br />
Beim ersten Besuch des Gebäudekomplexes <strong>und</strong> der verbliebenen<br />
Maschine, samstags im Februar 2013, war mir<br />
der Spurwerkturm <strong>auf</strong> der nahen Halde Brockenscheidt<br />
<strong>auf</strong>gefallen. Dieser eignete sich hervorragend zum Gesamtgeländeüberblick.<br />
Also machten Adrian <strong>und</strong> ich mich <strong>auf</strong> den Weg hügel<strong>auf</strong>wärts.<br />
Oben angekommen gab es eine w<strong>und</strong>erbare<br />
Aussicht. Da wurde uns auch sofort klar, woher der Name<br />
Spurwerkturm kommt – von den Spurlatten!<br />
Statt Umsteuerung <strong>und</strong> Bremszylinder: zentrale Treppensymetrie<br />
Umgewidmeter, dezent ergrauter Büro<strong>auf</strong>gang mit komplett<br />
entfernten Maschinenschildern<br />
16 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Übersicht: Koepescheibe, Bremsschuh <strong>und</strong> Lagerung<br />
Massiver Kurbeltrieb über Kies im Kreuzkopf<br />
Gesicherte Fixierungs- <strong>und</strong><br />
Lagerungseinstellungsschrauben<br />
Galerieblick über linkes<br />
Zylinderpaar<br />
Treibzapfen, Pleuel,<br />
verdeckte Ventilansteuerung<br />
Speisenqualität – wie überall in dieser Kette. Ja, ein absolutes<br />
Muss für jeden architektonisch oder/<strong>und</strong> maschinenkulturhistorisch<br />
Interessierten. Fahren Sie einfach mal hin!<br />
An der neu entdeckten Maschinenhalle angekommen,<br />
öffnete <strong>auf</strong> Klingelzeichen eine fre<strong>und</strong>liche, angenehme<br />
Empfangsdame, die mich nachdem ich meine Wünsche<br />
vorgetragen hatte flink in das Bürogebäude führte. Und<br />
im Inneren ganz Ton in Ton bzw. Grau in Grau lag es<br />
sanft schlummernd im Hochparterre vor mir: Das zweite<br />
<strong>Dampf</strong>maschinenensemble der Zeche Waltrop. Überwältigend.<br />
Etwa der gleiche Typ wie das erste Dinosaurier-<br />
Stahltier etwa 200 Meter westlich. Hervorragend entrostet<br />
<strong>und</strong> komplett gr<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> ergraut. Leider sämtliche<br />
Schilder, Nummern, Zylinderdeckel, Hinweise entfernt.<br />
Wer hat jene bitte für die Nachwelt gerettet? Sind es die<br />
Vornummern 745 <strong>und</strong> 746 der Prinz Rudolph Hütte?<br />
<strong>Oder</strong> 749 <strong>und</strong> 750? Nockenwellenseitige Änderungen<br />
zur 747 – 748 zu Verkleidungsdifferenzen sind sichtbar.<br />
Überholung, Reparatur oder Original? Austausch kriegsbedingt?<br />
Die andere Maschine in der Halle 3/4 ist sehr<br />
ähnlich. Beim Folgebesuch schaue ich, ob die Krupp Punze<br />
bei der Neuentdeckung ebenfalls kurbelwellenseitig<br />
ausgeführt ist. Wer macht mir in seinem Wohnzimmer ein<br />
Links von der Seite mit Zischhähnen <strong>und</strong> Bediengalerien<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 17
Lichtdurchflutete, luftig im Gebäude <strong>auf</strong>gehängte Büroräume über Förderdampfmaschinen<br />
paar aussagekräftige Fotos von den vermissten Zylinderdeckeln<br />
<strong>und</strong> Maschinenschildern? <strong>Oder</strong> wer hat Unterlageneinsicht?<br />
Wer schickt oder mailt die Dateien gern auch<br />
anonym an die <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>-Redaktion?<br />
Nach der rücksichtsvoll kurzen, wegen der Raumgröße<br />
blitzlosen Foto Session staunte ich über den geschmackvollen,<br />
maschinenzentral angeordneten, repräsentativen<br />
Treppen<strong>auf</strong>gang <strong>und</strong> die luftig <strong>auf</strong>gehängten Büroräume<br />
überall im alten Maschinenhaus rings um sein verbliebenes,<br />
fast vergessenes, inzwischen kaltes <strong>Dampf</strong>stahlherz.<br />
Wird es wohl mal wieder aktiv? <strong>Dampf</strong>steuerungen der<br />
Treibradbremse <strong>und</strong> der Umsteuerung wurden treppenbedingt<br />
entfernt. Und ganz oben über der schlummernd<br />
liegenden grauen Grazie toppte die im Februar von der<br />
Feuertreppe aus erspähte Koepescheibenspitze die Gesamtsituation.<br />
Der dem <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> nahestehende <strong>Dampf</strong>detektiv<br />
Norbert Hinder hat herausgef<strong>und</strong>en: Die graue<br />
Maschine wurde von der Isselburger Hütte Baujahr 1904<br />
gefertigt. Beide bestehenden Maschinen haben pro Drehrichtung<br />
zwei Expansionsstufen. Andere Daten sind z.<br />
Z. unbekannt. Schauen Sie doch einfach mal <strong>auf</strong> seine<br />
Homepage: www.dampfmaschinenarchiv.de<br />
Rechtes Zylinderpaar mit modernisierter Ventilsteuerung<br />
<strong>und</strong> Zylindergestaltung<br />
Fazit<br />
Nie <strong>auf</strong>geben. Denn: Wer <strong>auf</strong>gibt verliert immer! Hin<strong>auf</strong><br />
<strong>auf</strong> alle hohen <strong>und</strong> höchsten Feuertreppen dieser Welt<br />
<strong>und</strong> sorgfältig genau schauen, ob eine <strong>Dampf</strong>maschine<br />
oder deren Teile ringsherum in Sicht sind! Und natürlich<br />
brav im JDH davon berichten!<br />
Fotos: Busso Hennecke<br />
Kraftübertragung <strong>und</strong> Zischhahn Niederdruckzylinder<br />
18 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
<strong>Dampf</strong>- <strong>und</strong> Messe-Termine<br />
Es wird empfohlen, sich vor Antritt einer längeren Anfahrt beim jeweiligen Veranstalter über<br />
evtl. Änderungen zu informieren!<br />
Stand 1.7.2013 – ohne Gewähr<br />
20.–21. Juli 2013 – Schwäbisch-schweizerische Straßendampftreffen<br />
in Bisingen mit Ausstellungszelt, www.mec-balingen.de<br />
27.–28. Juli 2013 – <strong>Dampf</strong>tage „Hessenpark“ Freilichtmuseum Neu-<br />
Anspach, hans-werner.doerich@siemens.com, www.hessenpark.de<br />
27.–28. Juli 2013 – 34. Int. Historisch Festival Panningen NL<br />
Hauptthema Steyr, www.hmtklep.nl<br />
01.–04. Aug. 2013 – Pickering Traction Engine Rally 2013 GB,<br />
www.pickeringsteam.com<br />
02.–04. Aug. 2013 – 39. Steam Extravaganza, Feld-Flugplatz<br />
South Cerney/Cirencester GB, E-Mail: mail@steamextravaganza.com,<br />
ww.steamextravaganza.com/index.htm<br />
02.–04. Aug. 2013 – 28. int. Oldtimertage Tilligte, NL<br />
E-Mail: info@oltimerdag.nl, www.oldtimerdag.nl<br />
03.–04. Aug. 2013 – 10. Intern. <strong>Dampf</strong>treffen Alt-Schwerin<br />
E-Mail: agroneum@lk-seenplatte.de, www.agroneum-altschwerin.de<br />
16.–18. Aug. 2013 – 15. <strong>Dampf</strong>schifffest, Elbufer Dresden<br />
E-Mail: michael.fichte@freenet.de, www.dampfschiff-fest.de<br />
16.–18. Aug. 2013 – Vestingdagen Hafen Hellevoitsluis NL<br />
www.vestingdagenhellevoetsluis.nl<br />
17.–18. Aug. 2013 – 21. <strong>Dampf</strong>treffen Mansfeld Museum Hettstedt<br />
Tel. +49(0)3476/200753 oder Tel. +49(0)3476/200809.<br />
+49(0)3476/200753, www.mansfeld-museum-hettstedt.de<br />
17. Aug. 2013 – Abendliche <strong>Dampf</strong>erparade mit den neun<br />
Raddampfern im Rahmen des <strong>Dampf</strong>schiff-Festes mit Musik an Bord,<br />
Dresden, www.saechsische-dampfschiffahrt.de<br />
17.–18. Aug. 2013 – 18. Dreschefest Immensen, Susanne Bischoff,<br />
E-Mail: schriftfuehrerin@fhf-immensen.de, www.fhf-immensen.de<br />
17.–18. Aug. 2013 – 28. Lincolnshire Steam & Vintage Rally,<br />
Lincoln, GB, E-Mail: info@lsvr.org, www.lsvr.org<br />
24. Aug. 2013 – Stoom Stadt, Innenstadt Doetichem, NL<br />
E-Mail: info@ovm-doetinchem.nl, www.doetinchemstoomstad.nl<br />
24.–25. Aug. 2013 – <strong>Dampf</strong>tage Schluchsee, www.3Seenbahn.de<br />
25.–26. Aug. 2013 – 52. Shrewsbury Steam & Vintage Vehicle Rally<br />
GB, +44(0)1743792731, www.shrewsburysteamrally.co.uk<br />
28.8.–01.09. 2013 – 45. GDSF Great Dorset Steam Fair, GB,<br />
E-Mail: enquiries@gdsf.co.uk, www.GDSF.co.uk<br />
07.–08. Sept. 2013 – Lanz Bulldog <strong>und</strong> <strong>Dampf</strong>festival<br />
Eschach-Seifertshofen, Tel. +49(0)7975/360, Eugen Kiemele,<br />
www.museum-kiemele.de<br />
13. Sept. 2013 – Bedfordshire Steam & Country Fair Old Warden<br />
Park bei Bedford GB, Tel. +44(0)7850/195622, www.bseps.org.uk<br />
21.–22. Sept. 2013 – 8. Mannheim<strong>Dampf</strong> Technoseum,<br />
www.technoseum.de<br />
22. Sept. 2013 – 5. <strong>Dampf</strong>tag im Bergbaumuseum<br />
Oelsnitz/Erzgebirge von 10.00–17.00 Uhr<br />
Kontakt: Tel.: 037298/9394-0, www.bergbaumuseum-oelsnitz.de<br />
28.–29. Sept. 2013 – <strong>Dampf</strong>tage Museum Eslohe mit Aktionen<br />
im Rahmen von „Tatort Technik“ 10.00–18.00 Uhr,<br />
Tel. +49(0)2973/2455 <strong>und</strong> 800-220, info@museum-eslohe.de<br />
19.–20. Okt. 2013 – Westerwälder Abdampfen, Langenbach/<br />
Westerwaldkreis, Markus Mann, E-Mail: m.mann@mann-energie.de,<br />
www.wwholzpellets.de<br />
09.–10. Nov. 2013 – 17. L<strong>auf</strong>er <strong>Dampf</strong>modelltage im Industriemuseum<br />
L<strong>auf</strong>, Tel. +49(0)9123-990311, Industriemuseum L<strong>auf</strong>,<br />
Sichartstr. 5–25, 91207 L<strong>auf</strong> a.d. Pegnitz<br />
16.–17. Nov. 2013 – 17. L<strong>auf</strong>er <strong>Dampf</strong>modelltage im Industriemuseum<br />
L<strong>auf</strong>, Tel. +49(0)9123-990311, Industriemuseum L<strong>auf</strong>,<br />
Sichartstr. 5–25, 91207 L<strong>auf</strong> a.d. Pegnitz<br />
08. Dez. 2013 – Der Nikolaus kommt mit der <strong>Dampf</strong>eisenbahn<br />
<strong>Dampf</strong>LandLeute – Museum Eslohe 15.00–17.00 Uhr<br />
Tel. +49(0)2973/2455 <strong>und</strong> 800-220<br />
10.–12. Jan. 2014 – 17. Echtdampf-Hallentreffen Karlsruhe, Messe<br />
Karlsruhe, Tel. +49/(0)7261/689-0; www.echtdampf-hallentreffen.de<br />
Anzeigen<br />
Feinmechanik <strong>und</strong> Schilder für Modell-Enthusiasten<br />
Individuelle Anfertigung nach Zeichnung oder Skizze<br />
www.sdfkft.com<br />
Tel.: 0 1 6 0 - 9 0 9 5 4 8 2 9 / E-Mail: anfrage@sdfkft.com<br />
Schwarzer DF Kft, Jokai ut 5/C, H 8142 Urhida<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 19
Vakuummotoren<br />
Der Brite Robert Mann Lowne ließ 1897 den ersten<br />
Vakuummotor patentieren. In der Folge wurden<br />
durch die Firma R. M. Lowne & Sons, Catford,<br />
London, einige solcher Motoren <strong>auf</strong> den Markt gebracht.<br />
Die Besonderheit an dieser Konstruktion ist, dass die Ansaugöffnung<br />
nicht mit einem Schieber, sondern mit einem<br />
Klappdeckel verschlossen wird. Zudem läuft der Motor<br />
vor- <strong>und</strong> rückwärts, ohne dass etwas verändert wird.<br />
Im Buch „<strong>Heißluft</strong>motoren VII“ (Neckar-Verlag) sind diese<br />
Motoren genau beschrieben. Es fehlen aber genaue<br />
Hinweise über den Abl<strong>auf</strong> der Schließfunktion des Deckels.<br />
Ich dachte mir, man baut am besten ein Modell <strong>und</strong><br />
versucht, das Problem selbst zu lösen. Die im erwähnten<br />
Buch abgebildete Patentzeichnung <strong>und</strong> der abgebildete<br />
Einzylindermotor dienten mir als Gr<strong>und</strong>lage. Es handelt<br />
sich um den kleinsten Lowne-Motor. Mein Modell entspricht<br />
etwa dem Maßstab 1:2.<br />
Der Motorständer besteht aus drei Aluminiumteilen, welche<br />
<strong>auf</strong> der Fräsmaschine bearbeitet <strong>und</strong> später zusammengeschraubt<br />
wurden. Im Kühlwasserbehälter wurde ein<br />
dünnwandiges Messingrohr eingelötet. Dieses nimmt den<br />
mit einem Stellring gesicherten Zylinder (Schiebesitz) <strong>auf</strong>.<br />
Auf die L<strong>auf</strong>schienen, welche den heraustretenden Kolben<br />
stützen sollen, konnte verzichtet werden. Der Kolben<br />
wurde sehr genau (geläppt) eingepasst. Zudem wirkt die<br />
Kraft nur <strong>auf</strong> den Kolbenboden. Die Kolbenstange im Innern<br />
des Kolbens muss natürlich leicht beweglich sein.<br />
Ernst Schenk<br />
Der Vakuummotor vo<br />
20 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Die Abbildungen aus dem Buch „<strong>Heißluft</strong>motoren VII“ dienten<br />
als Gr<strong>und</strong>lage zum Bau des Modells. „Englisches Patent No.<br />
5.674 für R. M. Lowne, 1897. Längsschnitt durch die zur Klasse<br />
der <strong>Dampf</strong>maschinen gezählten „atmospheric engine“. Auf dem<br />
Sockel k sitzt der wassergefüllte Tank m, den der Zylinder a<br />
durchquert. Der Kolben b saugt die Flamme des Brenners d an,<br />
sobald der vom Gestänge g´-h-h3 gesteuerte Schieber c die<br />
Öffnung a´ im Zylinderboden freigibt.“<br />
n „Lowne“<br />
Die Abbildungen aus dem Buch<br />
„<strong>Heißluft</strong>motoren VII“ dienten<br />
als Gr<strong>und</strong>lage zum Bau des Modells.<br />
„Englischer Lowne-Einzylinder,<br />
entsprechend dem Patent<br />
von 1897. Schwerer, gusseisener<br />
Ständer für die Lager der Welle.<br />
Der Tankdeckel fehlt.<br />
Sammlung: Lowell Wagner, USA“<br />
Dies habe ich durch Einbau<br />
einer Gummimuffe erreicht.<br />
Nachdem ich die diversen<br />
Einzelteile zuerst einmal grob<br />
hergestellt hatte, konnte ich<br />
den Motor zusammenbauen<br />
<strong>und</strong> zum ersten Probel<strong>auf</strong><br />
starten.<br />
Der Motor zeigte zwar eine<br />
Reaktion, aber diese war noch<br />
zu schwach, um das Schwungrad<br />
in Gang zu setzen. Offensichtlich<br />
blieb der Deckel nicht<br />
ausreichend lange geschlos-<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 21
Der Motor in seinen Einzelteilen.<br />
Kolben mit Steuerstange.<br />
Der Motorständer besteht aus drei ausgefrästen Aluminium<br />
teilen, welche zusammengeschraubt wurden.<br />
Der Motor in seinen Einzelteilen. Der l<strong>auf</strong>ende Motor kann<br />
an den Muttern reguliert werden.<br />
sen. Ich versuchte<br />
es mit verschieden<br />
starken Federn <strong>auf</strong><br />
der Steuerstange <strong>und</strong><br />
anderen Tricks zu erreichen.<br />
Die Kurbelstange<br />
kam aber nie<br />
ohne Nachhilfe über den Totpunkt hinaus. Eine Verkürzung<br />
des Kolbenhubes <strong>und</strong> die Verwendung eines schwereren<br />
Schwungrades zeigten keine Verbesserung.<br />
Nun vergrößerte ich die Ansaugöffnung am Zylinder,<br />
stellte einen neuen Deckel her <strong>und</strong> befestigte diesen nur<br />
lose am Kipphebel. Es zeigte sich nun, dass der Deckel<br />
durch den Unterdruck im Hubraum angesaugt wurde<br />
<strong>und</strong> somit länger geschlossen blieb. Ich vergrößerte das<br />
achsiale Spiel beim Deckel <strong>auf</strong> ca. 1,5 mm <strong>und</strong> war sehr<br />
überrascht, wie der Kolben kräftig reagierte. Es kam jetzt<br />
nur noch dar<strong>auf</strong> an, den Schließpunkt des Deckels <strong>auf</strong> der<br />
Steuerstange genau einzustellen. Zwei gleich starke Federn<br />
von unterschiedlicher Länge wurden an den Enden<br />
mit Führungshülsen versehen <strong>und</strong> von oben <strong>und</strong> unten<br />
<strong>auf</strong> die Steuerstange geschoben. Mit je einer M2 Scheibenmutter<br />
können diese nun gegen den Steuerhebel<br />
geschoben werden.<br />
Nun war es plötzlich nur noch ein Vergnügen,<br />
mit dem Motor zu experimentieren. Man kann<br />
nun durch Vierteldrehung der Scheibenmuttern<br />
den l<strong>auf</strong>enden Motor in seiner Funktion beeinflussen.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Schwungrad Ø:<br />
Zylinder Ø:<br />
Ansaugöffnung Ø:<br />
Kolben Ø:<br />
Hub:<br />
100 mm<br />
21/18 mm x 68 mm<br />
13,5 mm<br />
15/18 mm x 57 mm<br />
37 mm<br />
Fotos: Ernst Schenk<br />
22<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
Der Motor in Betrieb. Der Motor vor- <strong>und</strong> rückwärts l<strong>auf</strong>end.
<strong>Dampf</strong>stammtisch<br />
–<br />
ANGABEN OHNE GEWÄHR –<br />
Zur Teilnahme an einem <strong>Dampf</strong>stammtisch ist keine Vereinsmitgliedschaft<br />
erforderlich. Über Hinweise <strong>auf</strong> weitere<br />
<strong>Dampf</strong>stammtische würde sich die Redaktion freuen.<br />
Postleitzahl 00001 – 09999<br />
Postleitzahl 70000 – 79999<br />
Plauen: <strong>Dampf</strong>-Stammtisch in Plauen am 16. 4. 2013, um 19.00 Uhr. Treffpunkt: Gaststätte<br />
Morgensonne, Am Preißelpöhl 2A, 08525 Plauen. Kontakt: Michael Rannacher,<br />
Tel. (0)3741/224819<br />
Postleitzahl 10000 – 19999<br />
Berlin: Jeden 2. Freitag im Monat. Kontakt: K. Thiede · Tel. +49(0)30/36 22 934<br />
Falkensee: Jeden 2. Freitag im Monat. Kontakt: Norbert Steinemer,<br />
Tel. +49(0)3322/236287 · E-Mail: norbert.steinemer@t-online.de<br />
Postleitzahl 20000 – 29999<br />
Bruchhausen-Vilsen: Mindestens vom 01. Mai–03. Okt. an jedem Wochenende Zusammenkunft<br />
in Bruchhausen-Vilsen (zwischen Nienburg <strong>und</strong> Bremen): Fahrplanmäßiger<br />
Betrieb mit wenigstens einer <strong>Dampf</strong>lok <strong>und</strong> dazugehörenden Arbeiten. Im Rahmen<br />
der Mitgliedschaft wird eine Ausbildung zum <strong>Dampf</strong>lokheizer <strong>und</strong> <strong>Dampf</strong>lokführer<br />
angeboten. Bahnhofsbüro: Tel. +49(0)4252/9300 · Mo.–Fr. 9.00–11.00 Uhr. Uwe Franz<br />
oder Insa Konukiewitz rufen gerne zurück.<br />
Hamburg-Bramfeld: Jeden 4. Donnerstag im Monat.<br />
Kontakt: H. Goldau · Tel. +49 (0)40/7124153<br />
Kiel: Jeden 1. Freitag im Monat. Kontakt: J. Timm · Tel. +49(0)4347/8402<br />
Winsen/Luhe: Stammtisch jeden 3. Dienstag des Monats.<br />
Kontakt: Manfred Müller · Tel. +49(0)4171/4837<br />
Postleitzahl 30000 – 39999<br />
Gießen-Marburg-Alsfeld: Kontakt: Lothar Hoffmann · Tel. +49(0)6633/1334<br />
Hannover: Jeden 1. Montag im Monat ab 19.00 Uhr.<br />
Treffpunkt Gaststätte „Zorbas“, Friedenauer Str. 45<br />
Ostwestfalen-Lippe: Die Zusammenkünfte sind an jedem 1. Dienstag eines Quartals<br />
um 19.00 Uhr im Brauereimuseum Barre’s Brauwelt am südlichen Osteingang<br />
der Stadt Lübbecke, direkt an der B<strong>und</strong>esstraße 239. Ansprechpartner sind:<br />
Friedrich Bösch · Tel. +49(0)5741/5194 · E-Mail: f-bösch@gmx.de <strong>und</strong> Jürgen<br />
Meister · Tel. +49(0)5741/8529<br />
Wolfsburg: Kontakt: G. Schünemann · Tel. +49(0)5363/2822<br />
E-Mail: dampftraktorschmiede@wolfsburg.de · www.dampftraktorschmiede.com<br />
Postleitzahl 40000 – 49999<br />
Düsseldorf: Fre<strong>und</strong>eskreis Straßendampf e. V.<br />
Kontakt: Gotthard G. Sonneborn · Am Schiffgraben 12 · 28879 Grasberg<br />
Tel. +49(0)4208/919360 · E-Mail: G. G. Sonneborn@web.de<br />
Niederrhein: Info <strong>und</strong> Kontakt: Tel. +49(0)2152/4226<br />
E-Mail: RedaktionDAMPF@aol.com <strong>und</strong> www.dampfstammtisch-niederrhein.de.<br />
Stammtisch Münsterland: In allen ungeraden Monaten jeweils am 2. Donnerstag.<br />
Treffpunkt „Tönnis Häuschen“, „Pengel Anton“. Kontakt: Siegfried Winking, Schlehenweg<br />
8 · 48351 Everswinkel · Tel. +49(0)2582/7852<br />
<strong>Dampf</strong>stammtisch Dortm<strong>und</strong>: (jeder 2. Dienstag im ungeraden Monat). Gaststätte<br />
„Haus Puschnik“, Grotenbachstr. 48, 44225 Dortm<strong>und</strong>.<br />
Kontakt: Gerd Katthöfer, Tel. +49(0)2317/18497<br />
Postleitzahl 50000 – 59999<br />
Leverkusen: Jeden 3. Dienstag im Monat ab 19.00 Uhr in Leverkusen Steinbüchel.<br />
Gaststätte „Kreuzbroich“ · Heinrich-Lübke-Str. 61. Kontakt: Wolfgang Weißert. Tel.<br />
+49(0)202/84828 oder +49(0)171/5522846 · E-Mail: wolfgang.weissert@web.de<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler: Jeden 1. Donnerstag im Monat ab 19.00 Uhr in Bad<br />
Neuenahr-Heimesheim, Gaststätte „Zum Stern“, Johannisstr. 15.<br />
Kontakt: Wilhelm Scharrenbach, Tel. +49(0)2641/28903<br />
Postleitzahl 60000 – 69999<br />
Darmstadt: Aschaffenburg · Erbach · Miltenberg Offenbach Heppenheim. Jeden 2.<br />
Monat am letzten Samstag im Monat. Kontakt: O. Diehl · Tel. +49(0)6073/80697<br />
Großauheim: Kontakt: Dörich · Tel. +49(0)69/8072593 oder<br />
abends: +49(0)6181/574379<br />
Mainspitze-Ginsheim: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr. Kontakt: Manfred<br />
Treber, Tel. +49(0)6144/4682955 oder E-Mail: manfredtreber@web.de<br />
Wiesbaden: Jeden 2. Mittwoch des Monats ab 18.00 Uhr. Treffpunkt: Gaststätte „Zur<br />
Bauernschänke“, Wiesbaden-Frauenstein, Kontakt: Peter Müller · Tel. +49(0)611/20732<br />
Region Rhein-Neckar, Karlsruhe-Maxau: Stammtisch jeweils am 1. Samstag im<br />
letzten Quartalsmonat. Treffpunkt ist gegen 16.00 Uhr in der Gaststätte Rheinterrasse,<br />
Maxau am Rhein 15, in 76187 Karlsruhe-Maxau. Kontakt: G. Litty Tel. 0174/3198323<br />
oder per E-Mail: dampfstammtisch@web.de. Weitere Informationen finden Sie auch<br />
unter: www.dampfstammtisch-rhein-neckar.gerd-litty.de<br />
Sindelfingen: An jedem Sonn- <strong>und</strong> Fahrtag (Termine siehe www.dbf-s.de) ab 11.00<br />
Uhr <strong>Dampf</strong>-Frühschoppen im Biergarten am Bahnhof bei der Klostersee-Halle. Bei<br />
Regen wird der Stammtisch ins gemütliche Clubheim im Bahnhof verlegt. Kontakt:<br />
Axel M. Bretzler · Schumannstr. 22 · 71034 Böblingen · Tel. +49(0)7031/67-1988 ·<br />
Fax: +49(0)7031/674688 · E-Mail: bretzler@t-online.de · Clubanlage: Herrenwäldlestr.<br />
1 (an der Klosterseehalle) · 71063 Sindelfingen.<br />
Stuttgart · Verein-Furka-Bergstrecke, Sektion Stuttgart: Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
(außer August) ab 19.00 Uhr. Stuttgart-Hofen, Max-Eyth-See · Restaurant „Haus<br />
am See“ · Mühlhäuser Str. 311. Vom Hbf Stuttgart mit der U 14 Richtung Remseck,<br />
Haltestelle Hofen Kontakt: Eberhard Kühnle · Paul-Lincke-Straße 22 · 70195 Stuttgart<br />
Tel./Fax: +49(0)711/696175.<br />
Stuttgart · Verein der <strong>Dampf</strong>bahner Plochingen: Jeden 1. Mittwoch im Monat im<br />
Vereinsheim am Bruckenbach 16 im Gelände der ehemaligen Landesgartenschau in<br />
73207 Plochingen. Beginn ab 20.00 Uhr. In der Vereinswerkstatt wird jeden Samstag<br />
von 12.00 Uhr–18.00 Uhr an den Lokomotivmodellen gearbeitet. Interessierte <strong>Dampf</strong>modellbauer<br />
sind hierzu jederzeit herzlich willkommen. Die Parkbahn der <strong>Dampf</strong>bahner<br />
Plochingen fährt in den Neckarauen von April–Oktober an jedem Sonn- <strong>und</strong> Feiertag<br />
von 11.00–18.00 Uhr. Witterungsbedingte Ausfälle vorbehalten. Weitere Informationen:<br />
Info-Tel. +49(0)753/899522 · www.dampfbahner.de<br />
Postleitzahl 80000 – 89999<br />
München: Jeden letzten Donnerstag im Monat.<br />
Kontakt: C. Sperlich · Tel. +49(0)89/2718258<br />
Waldkraiburg: Jeden 2. Samstag im Monat, im Anschluss an den Fahrtag. Treffpunkt:<br />
Restaurant „Eibe“ in der K<strong>auf</strong>halle oder <strong>auf</strong> der Anlage.<br />
Anfragen: G. Rotsch · Tel. +49(0)8638/83678<br />
Starnberg: Jeden 2. Freitag im Monat (ehem. Wienerwald, Nähe S-Bahnhof).<br />
Kontakt: W. Schubert · Tel. +49(0)89/874763<br />
Rosenheim/Oberbayern: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 im „Mail-Keller“·<br />
Schmettererstr. 20. Kontakt: R. Schuhmacher · Tel. +49(0)8055/8000<br />
<strong>Dampf</strong>fre<strong>und</strong>e Friedrichshafen: Jeden 3. Freitag im Monat ab 19.30 im Gasthaus<br />
„Waldhorn“ in Fischbach. Gäste sind jederzeit willkommen.<br />
Kontakt: norbert messmer@msn.com<br />
Postleitzahl 90000 – 99999<br />
Nürnberg: Jeden letzten Freitag im Monat. Vereinsgaststätte „Sportpark Ziegelstein“,<br />
Hofer Straße 30 · Nürnberg. Kontakt: Ferdinand Väthröder · Tel. +49(0)911/504422<br />
Weiden-Altenstadt/Oberpfalz: Jeden 2. Mittwoch im Monat.<br />
Kontakt: G Schaffer · Tel. +49(0)9682/3750<br />
Modellbauverein Naila – Parkeisenbahn Froschgrün e. V. – Jeden 3. Dienstag im<br />
Monat, jeweils um 20.00 Uhr, im Nebenzimmer der Gaststätte Turnhalle, Hofer Str. 31,<br />
95119 Naila. Ansprechpartner: Wilfried Zerb, Steiler Weg 2, 95119 Naila, Tel:<br />
+49(0)9282/8245, E-Mail: wilfriedzerb@web.de<br />
NL Winschoten: Sonntags im Juli <strong>und</strong> August. Museum „Stoomgemaal“<br />
NL-9672 TC Winschoten, +31(0)597/425070 · Kontakt: Marten van der Laan<br />
Österreich<br />
<strong>Dampf</strong>- <strong>und</strong> Modellbau-Stammtisch Innsbruck: Zusammenkunft temporär<br />
Kontaktadresse: Günther Eckl · Michael-Gaismayrstraße 9 · A-6020 Innsbruck<br />
Tel.: +43/676/9564606 · E-Mail: guenther.eckl@chello.at<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 23
<strong>Dampf</strong><br />
Johnson<br />
4-4-0<br />
von 1892<br />
Jürgen Pietsch<br />
Geschichtliches<br />
In England wurde nicht nur die Eisenbahn erf<strong>und</strong>en, es<br />
ist meines Erachtens darüber hinaus auch das Land,<br />
welches die elegantesten Lokomotiven hervorgebracht<br />
hat. Insbesondere in der Frühzeit der Eisenbahn unterschieden<br />
sich die Lokomotiven der einzelnen Bahngesellschaften<br />
auch noch durch sehr farbenfrohe, hochglänzende<br />
Lackierungen, die von Gelb (London Brighton<br />
and South Coast Railway), Blau (Caledonian Railway),<br />
Apfelgrün (Southern Railway), Chromoxidgrün (Western<br />
Railway), Braun (West Highland Line) <strong>und</strong> Weinrot (Midland<br />
Railway) sowie weiteren Farbtönen bis zum Hochglanzschwarz<br />
reichten. Darüber hinaus bemühte man<br />
sich, die Lokomotiven durch zahlreiche Zierlinien <strong>und</strong><br />
blanke Messingteile noch schöner erscheinen zu lassen.<br />
Da die Lokomotiven im Allgemeinen einer Mannschaft<br />
bestehend aus Lokführer <strong>und</strong> Heizer, zugeordnet wurden,<br />
waren diese sehr gepflegt.<br />
Einer der größten Designer seiner Zeit war ohne Zweifel<br />
Samuel Waite Johnson (14.10.1831 bis 14.01.1912)<br />
der von 1873 bis zu seiner Pensionierung 1903 „Locomotive<br />
Superintendent“ bei der Midland Railway Gesellschaft<br />
war. Er schuf in dieser Zeit elegante, schnelle<br />
<strong>und</strong> zugkräftige Lokomotiven wie die 4-2-2 Johnson<br />
Single „Spinner“ von 1886 <strong>und</strong> die Johnson 4-4-0 von<br />
1892. Beide Loks konnten in der Ebene 300 t Züge mit<br />
einer Geschwindigkeit von 130 km/h ziehen. Die 4-2-2<br />
mit einem Treibraddurchmesser von 2,2 m kann man<br />
noch heute im Nationalen Eisenbahnmuseum in York besichtigen.<br />
Da ich bereits die Johnson Single, Johnson Compo<strong>und</strong><br />
von 1902 <strong>und</strong> die „Duchess of Sutherland“ der Midland<br />
24 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Railway als live steam Lokomotiven in Spur 1 gebaut hatte,<br />
entschloss ich mich nun, zur Vervollständigung dieser<br />
Reihe auch noch die Johnson 4-4-0 zu bauen.<br />
Planungsphase<br />
Vor der erfolgreichen Ausführung<br />
einer solchen Arbeit ist eine Planung<br />
der Arbeitsschritte unerlässlich.<br />
Es geht hierbei vor allem um<br />
die Beschaffung von technischen<br />
Unterlagen <strong>und</strong> der Gussteile für<br />
die Räder. Hinsichtlich der Unterlagen<br />
standen mir eine <strong>auf</strong><br />
den Maßstab 1:32 verkleinerte<br />
Kopie der Originalzeichnung der<br />
Lokomotive aus dem Nationalen Eisenbahnmuseum<br />
in York, ein Buch über den<br />
Eisenbahningenieur S. W. Johnson mit zahlreichen Abbildungen<br />
der Johnson 4-4-2 <strong>und</strong> eine farbige Zeichnung<br />
der Lokomotive zur Verfügung. Eine Anfrage bei dem<br />
englischen Hersteller von Gussteilen für Lokomotiven im<br />
Maßstab 1:30 <strong>und</strong> 1:32 Marc Wood ergab, dass dieser<br />
einen Satz Graugussräder für die Johnson 4-4-2 liefern<br />
konnte. Damit stand dem Beginn des Baues der Lok<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Räder <strong>und</strong> Achsen<br />
Nachdem die bestellten Graugussteile für die Räder eingetroffen<br />
waren, habe ich diese als Erstes <strong>auf</strong> Maß abgedreht.<br />
Ich war sehr überrascht wie filigran die finescale<br />
Gussteile waren <strong>und</strong> es stand genügend Material zur Verfügung,<br />
um eine L<strong>auf</strong>fläche von 6 mm herzustellen.<br />
Da die L<strong>auf</strong>räder immerhin einen Durchmesser von 64<br />
mm haben, musste ich bei meiner kleinen Drehbank die<br />
Spannbacken umdrehen, was sich später<br />
noch als Vorteil erweisen sollte.<br />
Zunächst habe ich die Räder <strong>auf</strong> der Rückseite<br />
plan gedreht <strong>und</strong> den äußeren Durchmesser<br />
<strong>auf</strong> Spurkranzdurchmesser abgedreht.<br />
Nach dieser Arbeit habe ich die Räder<br />
umgespannt <strong>und</strong> die jetzt plane Rückseite<br />
konnte an den Spannbacken gut anliegen,<br />
so dass sich die Räder beim Abdrehen <strong>und</strong><br />
Bohren nicht verschieben konnten. In einer<br />
Einspannung wurden die Räder vorne plan<br />
gedreht, die Achsbohrung ausgeführt <strong>und</strong><br />
die L<strong>auf</strong>fläche unter einer Schrägung von 3°<br />
<strong>auf</strong> Maß gebracht. Das Drehen von Grauguss<br />
ist einfach <strong>und</strong> es entsteht hierbei kein<br />
Span, sondern das Material krümelt vom<br />
Stahl ab. Zum Schluss wurden die Spurkränze der Räder<br />
noch mit einer Feile gut abger<strong>und</strong>et um ein Aufsteigen <strong>auf</strong><br />
das Schienenprofil zu vermeiden <strong>und</strong> die Räder leicht mit<br />
einer Stahlbürste gebürstet.<br />
Für die Bohrung der Löcher für die Kuppelstangenzapfen<br />
habe ich eine einfache Bohrlehre angefertigt. Diese besteht<br />
aus einem Stück 3-mm-Flachmessing, bei dem ein<br />
5,5-mm-Zapfen eingelassen ist <strong>und</strong> in einem Abstand von<br />
10 mm eine 4-mm-Bohrung eingebracht wurde. Der Zapfen<br />
wird zum Bohren der Löcher in die Achsbohrung des<br />
Rades eingesetzt <strong>und</strong> die Bohrung für die Zapfen durch<br />
das Loch in der Lehre ausgeführt. So erhält man bei allen<br />
Rädern Bohrungen im gleichen Abstand.<br />
Die Zapfen selbst sind aus 5-mm-Silberstahl gedreht <strong>und</strong><br />
wurden von der Rückseite der Räder durch M3 Senkschrauben<br />
gesichert. Zum 90° Ausrichten der Räder <strong>auf</strong><br />
der Achse habe ich mir ebenfalls eine Lehre hergestellt,<br />
da die Kuppelstangen bei ungenügender Ausrichtung<br />
klemmen würden.<br />
Fast alle von S. W. Johnson konstruierten Lokomotiven<br />
hatten Innentriebwerke. Diese Anordnung der Treibstangen<br />
begünstigt einen ruhigen L<strong>auf</strong>, weil die seitlichen<br />
Schubkräfte sich nicht so stark auswirken können <strong>und</strong> die<br />
Lok kaum ins Schlingern gerät. Gerade bei schnellen Lokomotiven<br />
haben sich in England Innentriebwerke lange<br />
gehalten, obwohl sie in der Wartung <strong>auf</strong>wendiger waren.<br />
Für mich bedeutete dies, das lichte Maß zwischen den<br />
Rahmenwangen möglichst groß zu halten. Ich entschied<br />
mich für 35 mm. Bei Rahmenwangen aus 1,5 mm Hartmessing<br />
ergab das ein Außenmaß von 38 mm. Wenn<br />
dann die Achsführungen <strong>auf</strong> jeder Seite noch ca. 1 mm<br />
überstanden ergab das bei einem Rückenmaß der Räder<br />
von 42 mm noch ein Achsspiel von je knapp 1 mm.<br />
Die Achsen der Treib- <strong>und</strong> Kuppelräder habe ich aus<br />
6-mm-Silberstahl hergestellt. Die Kuppelräder erhielten<br />
eine glatte Achse, die lediglich den Exzenter für die Speisepumpe<br />
<strong>und</strong> die beiden Achslager<br />
<strong>auf</strong>nehmen musste. Die Achslager<br />
habe ich aus 4-mm-Messing hergestellt<br />
<strong>und</strong> mit Nuten versehen, die in<br />
den Ausschnitt in den Rahmenwangen<br />
gleiten konnten. Die Nuten waren so<br />
angeordnet, dass sich außen ein Überstand<br />
von 1 mm ergab. Da die Räder<br />
mit 5,5 mm Achsbohrungen versehen<br />
waren, konnte ich die Achse <strong>auf</strong> Län-<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 25
ge schneiden <strong>und</strong> an den Enden <strong>auf</strong> 5,5 mm abdrehen,<br />
so dass die Räder einen Rückenabstand von genau 42<br />
mm hatten. Ich fixierte die Räder zunächst mit einem Sek<strong>und</strong>enkleber<br />
<strong>und</strong> verbohrte diese mittels 2 Stück M2,5<br />
Schrauben mit der Achse zur endgültigen Sicherung.<br />
Die doppelt gekröpfte Treibachse mit den Exzentern für<br />
die <strong>Dampf</strong>steuerung ließ sich nicht so leicht herstellen.<br />
Es mussten bei dieser Achse 2 Achslager, 4 Wangen<br />
für die Kurbelzapfen <strong>und</strong> 2 Exzenter untergebracht werden.<br />
Ich fertigte deshalb die Kurbelwangen aus 3-mm-<br />
Hartmessing <strong>und</strong> die Exzenter mit einer Stärke von 4 mm<br />
<strong>und</strong> einer Exzentrizität von 5 mm. Die Kurbelzapfen erhielten<br />
Achsen aus 3-mm-Silberstahl. Zur Fertigung der<br />
Kurbelwelle wurden nun in der Mitte die beiden Exzenter<br />
angeordnet <strong>und</strong> seitlich davon die Kurbelwangen mit den<br />
Kurbelzapfen <strong>und</strong> um 90° zueinander ausgerichtet. Das<br />
lichte Maß zwischen den Wangen beträgt 3,5 mm. Vorher<br />
hatte ich die Bohrungen der Kurbelwangen <strong>auf</strong> den<br />
Innenseiten gesenkt damit das Lot gut verl<strong>auf</strong>en konnte.<br />
Nun wurde die ganze Anordnung hart verlötet, wobei es<br />
dar<strong>auf</strong> ankam, die in der Mitte befindlichen Exzenter nicht<br />
mit zu verlöten. Ein schwieriges Unternehmen, das auch<br />
erst im zweiten Anl<strong>auf</strong> gelang. Danach wurden das Achsmaterial<br />
zwischen den Kurbelwangen herausgesägt <strong>und</strong><br />
die Flächen glatt gefeilt. So entstand eine zweifach gekröpfte<br />
Kurbelwelle, die trotz der Wärmebehandlung einwandfrei<br />
r<strong>und</strong> lief. Nun mussten nur noch die Achslagerführungen<br />
<strong>auf</strong>geschoben werden <strong>und</strong> danach konnten die<br />
Räder <strong>auf</strong>gesetzt werden. Die frei beweglichen Exzenter<br />
hatten durchgehende 2-mm-Gewindebohrungen erhalten<br />
<strong>und</strong> mittels Madenschrauben konnten diese hierdurch <strong>auf</strong><br />
der Welle fixiert werden. Nach der endgültigen Einstellung<br />
habe ich die Exzenter mit Weichlot untereinander <strong>und</strong> mit<br />
den Kurbelwangen verlötet. Die Herstellung der Achsen<br />
für die Tenderräder <strong>und</strong> das Drehgestell war unspektakulär<br />
<strong>und</strong> die Räder wurden zur Sicherung lediglich mit Sek<strong>und</strong>enkleber<br />
verklebt.<br />
Der Rahmen<br />
Die Rahmenwangen habe ich aus 1,5 mm Hartmessing<br />
ausgesägt <strong>auf</strong> Maß gefeilt. Man kann auch im Zeitalter der<br />
CNC-Maschinen solche Bauteile mittels einer Feile sehr<br />
genau herstellen, wenn man gut mit einer Feile umgehen<br />
kann. Die Ausschnitte für die Achslager habe ich soweit<br />
wie möglich nach oben ausgeschnitten, weil die Räder<br />
sehr hoch angebracht werden müssen. Das endgültige<br />
Maß wird praktisch vom Kessel bestimmt. Nach der Fertigstellung<br />
der Längsträger habe ich das Uml<strong>auf</strong>blech aus<br />
1-mm-Messingblech ausgeschnitten. Schließlich kamen<br />
noch die Pufferbohle <strong>und</strong> der hintere Abschluss hinzu. Danach<br />
wurden alle Teile <strong>auf</strong> einer Richtplatte ausgerichtet<br />
<strong>und</strong> mit einem Weichlot 220 °C verlötet, so dass ein stabiler<br />
Rahmen entstand. Man kann diese Teile ohne weiteres<br />
weich verlöten, weil diese Art der Verbindung sehr<br />
stabil ist <strong>und</strong> der Rahmen auch bei längerem Betrieb nur<br />
Temperaturen von etwa 60 °C erreicht.<br />
Der Zylinderblock<br />
Den zwischen den Rahmenwangen liegenden Zylinderblock<br />
habe ich aus einem Stück Messing mit den Abmessungen<br />
Breite 35 mm, Länge 28 mm <strong>und</strong> Höhe 18 mm<br />
hergestellt. Er wurde vorne in Höhe des vorderen Drehgestells<br />
mit 4 M2 Schrauben befestigt <strong>und</strong> nimmt unten<br />
deshalb auch mittels einer M3 Bohrung den Zapfen des<br />
Drehgestelles <strong>auf</strong>. Die Zylinderbohrungen betragen 11<br />
mm <strong>und</strong> wurden stufenweise bis 10,9 mm <strong>auf</strong>gebohrt <strong>und</strong><br />
dann <strong>auf</strong> das Endmaß <strong>auf</strong>gerieben. Danach habe ich die<br />
Kanäle für die <strong>Dampf</strong>führung gebohrt.<br />
Vorne erhielt der Zylinderblock eine Abdeckung aus<br />
1,5-mm-Messingblech, das mit 6 Stück M2 Schrauben<br />
dicht verschraubt wurde. Für die Triebwerkseite habe ich<br />
Zylinderdeckel mit langen Stopfbuchsen angefertigt <strong>und</strong><br />
mit je 4 Stück M2 Schrauben verschraubt. Durch die langen<br />
Stopfbuchsen sollen die Kolbenstangen eine gute<br />
Führung erhalten, weil die Kreuzköpfe ohne Führung ausgeführt<br />
worden sind.<br />
Die Kolben habe ich ebenfalls aus Messing hergestellt<br />
<strong>und</strong> mit 3-mm-Kolbenstangen aus nicht rostendem Stahl<br />
hart verlötet. Die Kolbenstangen sind <strong>auf</strong> der Kreuzkopfseite<br />
mit M3 Gewinden versehen. Die so entstandenen<br />
Rohlinge wurden mit den Nuten für die Kolbenringe versehen<br />
<strong>und</strong> <strong>auf</strong> 11,2 mm abgedreht. Danach wurden die Kolben<br />
mittels Messingschleifhülsen <strong>und</strong> einem Gemisch aus<br />
Schleifpulver <strong>und</strong> Öl eingeschliffen, so dass diese auch<br />
ohne Kolbenringe schon gut dichteten.<br />
Der Schieberkasten wurde ebenfalls aus einem Stück<br />
Messing in den Abmessungen des Zylinderblocks, jedoch<br />
26<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
mit einer Höhe von 6 mm, hergestellt. Auf der Triebwerkseite<br />
erhielt er die beiden Stopfbuchsen für die 2 mm<br />
Schieberstangen, die hart <strong>auf</strong>gelötet wurden. Die Flachschieber<br />
wurden ebenfalls aus Messing hergestellt. Der<br />
Schieberkasten wurde mit 6 Stück M2 Schrauben mit<br />
dem Zylinderblock verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> oben mit einen 1-mm-<br />
Messingblech <strong>auf</strong> dem auch die Verschraubung für die Zudampfleitung<br />
hart <strong>auf</strong>gelötet ist, abgeschlossen.<br />
Bau des <strong>Dampf</strong>kessels<br />
<strong>und</strong> des Brenners<br />
Der Kessel sollte aus einem Stück Messingrohr mit<br />
1 mm Wandstärke hergestellt werden, da ich hiermit<br />
bisher sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Nach den<br />
Unterlagen hatten die Lokomotiven von Johnson außerordentlich<br />
schlanke Kessel <strong>und</strong> es ergab sich für die<br />
4-4-0 im Maßstab 1:32 ein Kesseldurchmesser von 43<br />
mm. Da ein solches Rohr im Handel nicht zu beschaffen<br />
war, muss te ich den Kessel <strong>auf</strong> 45 mm vergrößern, was allerdings<br />
beim fertigen Modell nicht ins Auge fällt. Es wurde<br />
also ein entsprechendes Stück Rohr <strong>auf</strong> Länge geschnitten<br />
<strong>und</strong> mit der Bohrung für die Lötverschraubung für das<br />
Sicherheitsventil versehen.<br />
Danach habe ich die Lötverschraubungen für das Sicherheitsventil,<br />
<strong>Dampf</strong>entnahmeventil, Nachspeiseventil, Manometer<br />
<strong>und</strong> zwei Stopfbuchsen für die Durchführung der<br />
<strong>Dampf</strong>leitung durch den Kessel aus 10-mm-R<strong>und</strong>messing<br />
gefertigt <strong>und</strong> mit M6 x 75 bzw. M5 x 0,5 Gewinden versehen.<br />
Da bei dem geringen Kesseldurchmesser im oberen<br />
Bereich der Kesselrückwand (<strong>Dampf</strong>bereich) nicht<br />
genügend Fläche zur Verfügung steht, um alle Lötverschraubungen<br />
unterzubringen, habe ich die Lötverschraubungen<br />
<strong>auf</strong> der Kesselinnenseite mit kurzen 3-mm-Kupferleitungen<br />
versehen, die nach oben an die Kesseldecke<br />
gebogen werden. So können die Verschraubungen also<br />
auch im Wasserbereich eingelötet werden.<br />
Danach drehte ich den Schornstein <strong>und</strong> den <strong>Dampf</strong>dom<br />
aus einem Stück R<strong>und</strong>messing. Die hintere Kesselwand<br />
aus 1,5-mm-Messing erhielt 4 Bohrungen für die Lötverschraubungen<br />
für das <strong>Dampf</strong>entnahmeventil, Nachspeiseventil<br />
<strong>und</strong> Manometer <strong>und</strong> die Stopfbuchsenverschraubung<br />
sowie den Ausschnitt für das 22-mm-Heizrohr. Der<br />
vordere Kesselabschluss erhielt je einen 22-mm-Ausschnitt<br />
für das Rauchrohr <strong>und</strong> oben eine Bohrung für die<br />
Stopfbuchse. Das Rauchrohr aus 22 x 1 mm Kupferrohr<br />
wurde im vorderen Drittel mit 5 Quersiederohre aus 6 x<br />
1 mm Kupfer versehen, die sternförmig angeordnet sind,<br />
damit sie sich nicht überdecken.<br />
Alle Teile wurden nach der Fertigstelung hart verlötet <strong>und</strong><br />
ich unterziehe meine Kessel gr<strong>und</strong>sätzlich einer Wasserdruckprobe<br />
mit 10 bar <strong>und</strong> halte das Ganze mit einem Foto<br />
<strong>und</strong> Protokoll fest. Die Rauchkammer mit dem Schornstein<br />
habe ich wegen der dort <strong>auf</strong>tretenden Hitze ebenfalls<br />
hart verlötet. Sie wurde wie der Kessel aus einem Stück<br />
45-mm-Messingrohr hergestellt, das ich zur Weitung unter<br />
<strong>auf</strong>geschnitten hatte, denn die Rauchkammer wird <strong>auf</strong><br />
den Kessel geschoben. Obwohl das Rauchrohr nur einen<br />
Innendurchmesser von 20 mm hat <strong>und</strong> normalerweise<br />
für solche Rauchrohre 10-mm-Schlitzbrenner zum Einsatz<br />
kommen, habe ich für diese Lok wegen der geringen<br />
Geräuschentwicklung <strong>und</strong> des besseren Wirkungsgrades<br />
erstmalig einen Keramik-Flächenbrenner gebaut.<br />
Hierfür habe ich ein 22 x 1-mm-Kupferrohr <strong>auf</strong> einer Länge<br />
von 100 mm <strong>auf</strong>geschnitten <strong>und</strong> eines der dabei entstandene<br />
Halbrohre etwas zusammengedrückt, so dass<br />
es genau in das Rauchrohr mit einem Innendurchmesser<br />
von 20 mm hingeschoben werden konnte. Vorne wurde<br />
das Halbrohr mit einem hart eingelöteten 2-mm-Messingsegment<br />
verschlossen <strong>und</strong> hinten ein 20-mm-Drehteil<br />
mit einer Stärke von 10 mm angelötet, das gleichzeitig<br />
die Führung übernimmt <strong>und</strong> mit dem äußeren Überstand<br />
des Rauchrohres verschraubt werden kann. Als Gasverteilungsrohr<br />
wurde ein 8-mm-Messingrohr, das mit nach<br />
unten weisenden Sägeschlitzen im Abstand von 8 mm<br />
versehen wurde, in einer Höhe von 1 mm über dem Rohrboden<br />
eingelötet. Um als Mischkammer wirken zu können<br />
erhielt das Rohr außen 5 mm Zuluftbohrungen <strong>und</strong> eine<br />
0,2-mm-Düse. Die Keramikplatte wird von unten mit einer<br />
R<strong>und</strong>feile vorsichtig ausgefeilt, damit diese genau <strong>auf</strong><br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 27
dem 8-mm-Mischrohr liegen kann. Gleich der erste Zündversuch<br />
nach dem Einsetzen des Brenners zeigte die gute<br />
Qualität eines Keramikbrenners. Die Keramik zündete<br />
sofort <strong>und</strong> nach kurzer Zeit wurde das Keramikmaterial<br />
dunkelrot <strong>und</strong> darüber befanden sich blaue Flammen. Die<br />
Geräuschentwicklung war äußerst gering.<br />
Die <strong>Dampf</strong>führung des<br />
Kessels verläuft wie folgt:<br />
Vom Entnahmeventil führt ein 3-mm-Kupferrohr in einem<br />
Bogen zur Stopfbuchsenverschraubung. Es durchquert<br />
hierbei den Öler, in dem die Leitung mit einer 1-mm-Bohrung<br />
versehen wurde, so dass stets <strong>Dampf</strong>öl mitgerissen<br />
werden kann. Von der Stopfbuche führt eine zweite 3-mm-<br />
Leitung durch den Kessel, durchquert vorne ebenfalls<br />
eine Stopfbuchse <strong>und</strong> führt in einer Schl<strong>auf</strong>e im Rauchrohr<br />
(Überhitzung) zur Verschraubung des Zudampfes am<br />
Zylinderblock.<br />
Zusammenbau, Radkästen, Führerhaus<br />
sowie Wassernachspeisung<br />
Nach der Fertigstellung des Kessels <strong>und</strong> der Rauchkammer<br />
habe ich alle Teile das erste Mal zusammengebaut.<br />
Der Kessel wird hinten mit einem Winkel am Rahmen<br />
angebracht <strong>und</strong> vorne durch die mit dem Rahmen verschraubte<br />
Rauchkammer gehalten. Danach habe ich die<br />
Treib- <strong>und</strong> Kuppelräder mit einem Abstand von 1 mm zum<br />
Kessel eingesetzt <strong>und</strong> die Achslager mit M2 Schrauben<br />
am Rahmen fixiert. Nach dem Anbringen der Kuppelstangen<br />
konnte ich zu meiner Freude feststellen, dass die Räder<br />
leicht <strong>und</strong> r<strong>und</strong> liefen.<br />
Danach habe ich die Treibstangen <strong>und</strong> Exzenterstangen<br />
montiert <strong>und</strong> an die Kolben bzw. Schieberschubstangen<br />
angeschlossen. Nun konnte ich bei geöffnetem Schieberkasten<br />
die Exzenter einstellen, so dass die Flachschieber<br />
genau steuerten. Nach dem Aufsetzen des<br />
Schieberkastendeckels mittels eines Dichtungsmittels,<br />
konnte ich die Lok das erste Mal mit Luft testen. Ich<br />
habe dabei zunächst jeden Zylinder durch Losnehmen<br />
einer Treibstange einzeln getestet <strong>und</strong> musste die Exzenter<br />
noch einmal etwas nachstellen. Danach lief die<br />
Lok absolut r<strong>und</strong> bis zu einem Druck von 0,3 bar. Jetzt<br />
habe ich wie bereits beschrieben, die Exzenter weich<br />
mit den Kurbelwangen verlötet. Ich habe hierbei bewusst<br />
<strong>auf</strong> eine Rückwärtsumstellung verzichtet, da ich meine<br />
Lok mit einer Fernsteuerung fahren wollte. In England<br />
sind sog. Slipexzenter sehr beliebt. Hierbei werden die<br />
Exzenter von fest installierten Dornen <strong>auf</strong> Vorausstellung<br />
oder Zurückstellung mitgenommen. Bedingung hierfür<br />
ist aber, dass die Exzenter lose <strong>auf</strong> der Achse ruhen.<br />
Die Lok muss also vor jeder Fahrt angeschoben werden,<br />
um die Exzenter in die gewünschte Richtung zu bringen.<br />
Will man die Fahrtrichtung ändern, muss die Lok in die<br />
entgegengesetzte Richtung angeschoben werden. Eine<br />
Fernsteuerung ist bei diesem System nicht möglich.<br />
Nun konnte die Achsspeisepumpe zwischen den Treib<strong>und</strong><br />
Kuppelrädern eingebaut werden. Sie wird von einem<br />
Exzenter <strong>auf</strong> der Kuppelachse angetrieben <strong>und</strong> hat einen<br />
Hub von 5 mm <strong>und</strong> einen Kolbendurchmesser von<br />
6 mm. Wichtig ist das gute Abdichten der Rückschlagventile<br />
<strong>und</strong> ich habe deshalb die Kugelsitze mit kleinen<br />
O-Ringen bestückt.<br />
Die Eleganz der Johnson Lokomotiven wird durch<br />
einen schwungvollen Radkasten <strong>und</strong> ein harmonisches<br />
kleines Führerhaus unterstrichen. Auch diese Teile habe<br />
ich aus 1-mm-Messingblech hergestellt <strong>und</strong> weich verlötet.<br />
Zum Teil mussten hierbei Pappschablonen hergestellt<br />
werden, denn im Bereich des Kessels war viel<br />
Passarbeit angesagt. Darüber hinaus sind die Radkästen<br />
28 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
auch noch mit <strong>auf</strong>gelöteten Messingverzierungen versehen,<br />
die sich <strong>auf</strong> Hochglanz poliert, elegant von der<br />
weinroten bzw. schwarzen Lackierung abheben. Die ganze<br />
Einheit wird durch 4 Stück M2 Schrauben mit dem<br />
Rahmen verb<strong>und</strong>en.<br />
Tender, Gastank <strong>und</strong><br />
Handspeisepumpe<br />
Die Herstellung des Tenders ist für einen versierten Modellbauer<br />
unproblematisch. Für den Rahmen habe ich<br />
1,5-mm-Hartmessing verwendet. Die Räder sind nicht<br />
gefedert, sondern l<strong>auf</strong>en in Bohrungen im Rahmen. Hierbei<br />
werden die erste <strong>und</strong> dritte Achse in genau ausgerichteten<br />
Bohrungen geführt, während die mittlere Achse<br />
in einem vertikalen Langloch Unebenheiten ausgleichen<br />
kann. Diese einfache Lagerung erlaubt einen absolut sicheren<br />
Betrieb. Da der Tender über einen Außenrahmen<br />
verfügt, habe ich zur Montage der Räder die rechte Seite<br />
abnehmbar angeordnet.<br />
Der Tenderkasten wurde aus 1-mm-Messingblech gefertigt<br />
<strong>und</strong> <strong>auf</strong> 2/3 Länge durch eine Querwand in einen<br />
nassen <strong>und</strong> einen trockenem Bereich unterteilt. Im nassen<br />
Teil sind der Gastank <strong>und</strong> die Handspeisepumpe untergebracht<br />
<strong>und</strong> der trockene Teil ist für die Fernsteuerung<br />
vorgesehen. Etwas Fingerspitzengefühl ist beim Umbiegen<br />
der Tenderwände im oberen Bereich notwendig.<br />
Diese Verformung sollte eine etwas größere Kohlenlast<br />
ermöglichen.<br />
Der Gastank wurde aus einem 35-mm-Abschnitt eines<br />
70-mm-Messingrohres hergestellt. Danach wurde das<br />
Teil im Schraubstock so zu einem Oval zusammengedrückt,<br />
dass es in den Tender passte. Die Böden<br />
wurden aus 1,5-mm-Messing hergestellt <strong>und</strong> oben mit<br />
den Lötverschraubungen für das Einfüll- <strong>und</strong> Entnahmeventil<br />
versehen. Es versteht sich von selber, dass der<br />
Tank hart verlötet wurde. Danach habe ich die Handspeisepumpe<br />
hergestellt <strong>und</strong> neben dem Tank im nassen<br />
Bereich des Tenders verschraubt. Das Druckventil der<br />
Pumpe wurde oben mit einer Spindel versehen, um es<br />
bei Bedarf zu schließen.<br />
Erste Erprobung<br />
Nachdem alles zusammengebaut <strong>und</strong> verrohrt war, habe<br />
ich Lok <strong>und</strong> Tender das erste Mal gekuppelt, um die Lok<br />
<strong>auf</strong> dem Rollenprüfstand zu testen. Zunächst wurde der<br />
Öler mit Heißdampföl gefüllt <strong>und</strong> der Kessel der Lok bei<br />
geöffnetem Sicherheitsventil mit der Handspeisepumpe<br />
<strong>auf</strong> 75 % mit destilliertem Wasser gefüllt. Ich habe bei dem<br />
kleinen Kessel <strong>auf</strong> einen Wasserstand verzichtet, weil dafür<br />
einfach kein geeigneter Platz zur Verfügung stand.<br />
Anschließend wurde der Gastank mit Gas befüllt. Der<br />
Brenner zündete sofort <strong>und</strong> arbeitete fast geräuschlos.<br />
Nach etwa 3 Minuten begann die Nadel des Manometers<br />
zu steigen <strong>und</strong> nach 4 Minuten waren 3 bar erreicht. Ich<br />
öffnete den Regler <strong>und</strong> nach dem Ausstoßen des Kondensats<br />
lief die Maschine r<strong>und</strong>. Da der <strong>Dampf</strong>druck weiter<br />
anstieg, reduzierte ich die Gaszufuhr am Brenner <strong>und</strong><br />
beobachtete den weiteren L<strong>auf</strong>. Das Wasser im Tender<br />
nahm stetig ab <strong>und</strong> nach einiger Zeit war zu beobachten,<br />
dass der Auspuff lauter <strong>und</strong> wässriger wurde. Die Achsspeisepumpe<br />
war also dabei, den Kessel zu überfüllen.<br />
Jetzt kam die Spindel am Rückschlagventil der Handspeisepumpe<br />
ins Spiel <strong>und</strong> ich schloss das Ventil, so dass<br />
keine weitere Speisung erfolgte. Die Achspumpe lief also<br />
im „eigenen Saft“, was an der Pumpe keinen Schaden<br />
anrichtet, da immer so viel Leckwasser anfällt, dass diese<br />
nicht trocken l<strong>auf</strong>en kann. Nach kurzer Zeit wurde der<br />
Abdampf wieder klar <strong>und</strong> ich ließ die Lok etwa 15 Minuten<br />
ohne Nachspeisung l<strong>auf</strong>en. Danach wurde das Ventil<br />
an der Handspeisepumpe wieder geöffnet <strong>und</strong> nach zwei<br />
Pumphüben saugte die Achspumpe wieder selbsttätig an.<br />
Da die Lok ohne Last betrieben wurde, war das Überfüllen<br />
des Kessels zu erwarten.<br />
Nach einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, die Lok unter Last<br />
<strong>auf</strong> einer größeren Anlage zu testen <strong>und</strong> habe deshalb<br />
erstmal die Fernsteuerung eingebaut. Diese ist sehr einfach<br />
gehalten, denn sie besteht nur aus einem Servo, das<br />
den Regler bedient. Nach der ersten Fahrt war ich vom<br />
Leistungsvermögen dieser kleinen Lok überrascht. Mit<br />
einem Anhang von 8 Drehgestellwagen lief die Lok mit<br />
hoher Geschwindigkeit gleichmäßig über die Strecke. Ich<br />
musste wieder den Regler <strong>und</strong> das Gasventil zurücknehmen<br />
<strong>und</strong> konnte im Tender beobachten, dass die Speisepumpe<br />
tüchtig Wasser nachgespeist hatte. Nacht etwa 20<br />
Minuten beendete ich die Fahrt <strong>und</strong> ließ die Lok abkühlen.<br />
Nach dem Abschrauben des Sicherheitsventils konnte ich<br />
feststellen, dass der Füllstand der Lok etwas geringer geworden<br />
war. Bei dieser hohen Last hätte ich also nach<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 29
etwa einer halben St<strong>und</strong>e mit der Handspeisepumpe eine<br />
viertel Tenderfüllung nachspeisen müssen. Ein für mich<br />
sehr gutes Ergebnis.<br />
Lackierung<br />
Es ist klar, dass eine solch kleine, gasgefeuerte Lok nach<br />
einiger Zeit ziemlich warm wird. Da der Kessel wegen<br />
der geringen Größe keine Isolierung hat, erreicht dieser<br />
bei 4 bar eine Außentemperatur von über 100 °C. Die<br />
übrigen Teile der Lok werden bis zu 60 °C warm. Es versteht<br />
sich von selbst, dass für solche Voraussetzungen<br />
nur hochwertige Zweikomponenten Autolacke in Frage<br />
kommen. Diese sind hitzebeständig <strong>und</strong> werden so hart,<br />
dass sie poliert werden können, was für die Beseitigung<br />
von festgebrannten Wasserflecken sehr wichtig ist. Sie<br />
haben allerdings ihren Preis <strong>und</strong> für die Mindestmenge<br />
an Filler <strong>und</strong> die Farben Weinrot, Rot <strong>und</strong> Schwarz einschl.<br />
Härter <strong>und</strong> Verdünnung zahlt man im Fachhandel<br />
um die € 200,–.<br />
Als Erstes mussten Lok <strong>und</strong> Tender wieder zerlegt <strong>und</strong> wo<br />
erforderlich noch einmal fein geschliffen werden. Lediglich<br />
die Zylindereinheit blieb zusammen. Danach wurden alle<br />
Teile in einem heißen Bad mit einem starken Haushaltsreiniger<br />
gesäubert <strong>und</strong> nachgespült, so dass die Teile<br />
fettfrei waren. Nach dem Trocknen erfolgte der erste Anstrich<br />
mit dem Filler, der zugleich Haftgr<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> auch<br />
kleine Kratzer überdeckt. Da dieser Anstrich bei Bedarf<br />
noch einmal übergeschliffen wird, kann<br />
er auch mit dem Pinsel <strong>auf</strong>getragen<br />
werden. Danach habe ich die Kleinteile<br />
wie Räder <strong>und</strong> einige Anbauteile mit<br />
dem Pinsel in den entsprechenden Farben<br />
gestrichen. Alle größeren Flächen<br />
müssen gespritzt werden, um einen<br />
wirklich guten Farb<strong>auf</strong>trag zu erhalten.<br />
Hier hat sich die kleine Spritzpistole für<br />
den Plastikmodellbau von Revell sehr<br />
gut bewährt. Mit einem Druck von 2,5<br />
bar kann man auch größere Flächen<br />
einwandfrei spritzen. Man sollte aber<br />
unbedingt einen Kompressor nehmen,<br />
denn die im Handel für dieses Produkt<br />
angebotenen Treibgasflaschen sind wie<br />
viele Sprayflaschen mit Propangas gefüllt <strong>und</strong> das kann<br />
gefährlich werden. Darüber hinaus sollte man unbedingt<br />
eine Atemschutzmaske tragen, denn die Nebeldämpfe<br />
dieser Lacke sind ges<strong>und</strong>heitsschädlich.<br />
Der Lack zieht nach etwa 10 Minuten an <strong>und</strong> ist nach 30<br />
Minuten staubtrocken. Die Zierlinien habe ich mittels einer<br />
Ziehfeder unter Verwendung von Revellfarben hergestellt.<br />
Wenn eine Linie mal nicht gelingt, kann man die Farbe<br />
ohne weiteres mit Feuerzeugbenzin abwischen, denn die<br />
Autolacke sind benzinfest. Das Aufbringen der Zierlinien<br />
ist sehr <strong>auf</strong>wendig <strong>und</strong> für manche Umrandungen muss<br />
man extra Schablonen aus 2-mm-Sperrholz anfertigen.<br />
Aber die Arbeit lohnt sich, denn am Ende hat man ein Modell,<br />
das für sich selbst spricht.<br />
Fazit<br />
Nach gut einem Jahr Arbeit steht nun ein Modell vor mir,<br />
mit dem ich sehr zufrieden bin. Der Bau an sich war für<br />
mich <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> meiner jahrelangen Erfahrung nicht allzu<br />
kompliziert. Die gute Funktion des erstmalig für ein<br />
22-mm-Rauchrohr gefertigten Keramikbrenners hat mich<br />
überzeugt. Ich bin überrascht über die gute Zugleistung<br />
der kleinen Lok <strong>und</strong> freue mich schon <strong>auf</strong> die ersten Langstreckenfahrten<br />
<strong>auf</strong> den Gartenbahnanlagen, die ich demnächst<br />
besuchen werde.<br />
Fotos: Jürgen Pietsch<br />
30 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Z<br />
ur Erklärung der Rostanfressungs-Ursachen ist die Erwähnung<br />
der Bedingungen nothwendig, unter welchen Eisen<br />
verrostet. An der Luft verwandelt sich das Eisen unter dem Einfluß<br />
von Feuchtigkeit, Sauerstoff <strong>und</strong> Kohlensäure in mit Eisenoxydul<br />
vermischtes Eisenoxydhydrat, das etwas Eisencarbonat<br />
<strong>und</strong> eine Spur Ammoniak einschließt; unter Wasser gebildeter<br />
Rost ist gewöhnlich reicher an Eisenoxydul, etwas magnetisch<br />
<strong>und</strong> von dunklerer Farbe. Hat das Rosten einmal begonnen,<br />
so greift es weiter um sich, da das poröse Oxydationsprodukt<br />
Feuchtigkeit, Gase <strong>und</strong> Säuren aus der umgebenden Luft oder<br />
dem Wasser <strong>auf</strong>saugt <strong>und</strong> dem ges<strong>und</strong>en Eisen neue oxydirende<br />
Stoffe zuführt. Das Rosten wird durch die verschiedene Rostfähigkeit<br />
des Eisenmaterials selbst oder durch äußere Einflüsse befördert<br />
oder gehemmt; in ersterer Beziehung sind fördernd raue<br />
Außenflächen, Gehalt an Mangan <strong>und</strong> Schwefel, ungleichmäßige<br />
Vertheilung der im Eisen vorkommenden Beimischungen,<br />
Vorkommen von Schlackenbändern; die beiden letzteren Fälle<br />
sind meist durch büschelförmige oder pockenförmige Form der<br />
Verrostung erkennbar. – Hemmend sind glatte Außenflächen,<br />
Gehalt an Kohlenstoff <strong>und</strong> Phosphor, Gleichmäßigkeit des Materials;<br />
schützend wirkt eine Glühspan- oder Inoxydationsschicht.<br />
Aeußere Einflüsse von rost-befördernder Wirkung sind in der<br />
Luft großer Gehalt an Feuchtigkeit, unter Wasser große Mengen<br />
darin ge löster Kohlensäure <strong>und</strong> Sauerstoff, sowie von Chlorverbindungen,<br />
von hemmender Wirkung z. B. Gehalt des Wassers<br />
an Calciumoxyd <strong>und</strong> Natriumcarbonat (Soda). Die Menge von im<br />
Wasser gelösten Gasen hängt zunächst ab von der Herkunft desselben<br />
(Fluß-, Quell- oder Brunnenwasser), außerdem aber von<br />
physikalischen Einflüssen in der Art, daß sie mit zunehmender<br />
Temperatur einerseits, mit abnehmendem äußeren Druck andererseits<br />
abnimmt, so daß z. B. Wasser bei etwa 70° ebenso unter<br />
einem ungefähr 80%igen Vakuum nur mehr unerhebliche Gasmengen<br />
gelöst enthält.<br />
Außer den Säuren greifen auch eine Anzahl löslicher Stoffe wie<br />
Kochsalz, Chlorammonium, Chlormagnesium, Schwefelnatrium,<br />
Aetznatron u. dgl. in der Wärme das Eisen an.<br />
In <strong>Dampf</strong>kesseln können sehr viele, von den Bestandtheilen<br />
des Speisewassers herrührende Stoffe eine mit Blechzerstörung<br />
verb<strong>und</strong>ene, chemische Wirkung ausüben; als Anfressungs-Ursachen<br />
lassen sich diesbezüglich vier Hauptgruppen unterscheiden:<br />
a) im Wasser gelöste Gase, b) unlösliche, c) lösliche Stoffe,<br />
d) flüchtige Säuren.<br />
Anfressungen (Korrosionen) durch im Wasser gelöste Gase. Diese<br />
werden in den weitaus meisten Fällen durch Zusammenwirken<br />
von Sauerstoff <strong>und</strong> Kohlensäure hervorgerufen <strong>und</strong> zwar am<br />
meisten dort, wo die Gase in Folge der Temperaturerhöhung des<br />
Wassers aus demselben frei werden <strong>und</strong> an den Kesselwänden<br />
längere Zeit anhaften können. Diese Bedingungen sind in den<br />
Unterkesseln von Unterfeuerungsanlagen erfüllt, welche daher<br />
sehr häufig von Rostanfressungen betroffen werden; an den angefressenen<br />
Stellen ergeben sich zumeist narbenförmige Zerstörungen,<br />
überdeckt mit Knollen von Eisenoxyduloxyd, die oft durch<br />
ihre Schwere an der Kesselwand herabsinken <strong>und</strong> zu rinnenförmiger<br />
Anfressung Veranlassung geben. Unterstützende Ursachen<br />
dieser Rostanfressungen sind Ruhe des Wassers (geringe Verdampfung,<br />
mäßige Heizung, geringe Kesselneigung, durch enge Stutzen<br />
behinderter Wasseruml<strong>auf</strong>, häufige Stillstände), Rostneigung<br />
des Kesselblechs, Verletzung der schützenden Außenhaut durch<br />
mechanische oder thermische Einflüsse (vorhandene Furchen<br />
oder Anrisse, Biegung, Knickung, örtliche Abkühlung). Die<br />
Rost anfressung kann bei einem <strong>und</strong> demselben Kessel oft sehr<br />
wechseln, je nach der Verdampfung <strong>und</strong> dem Gasgehalt des<br />
Teil 1 Historie<br />
Über<br />
Rostanfressungen<br />
in <strong>Dampf</strong>kesseln<br />
Recherchiert von Norbert Hinder<br />
Auszug aus einem Vortrage des Inspectors<br />
der <strong>Dampf</strong>kessel-Untersuchungs- <strong>und</strong><br />
Versicherungs-Gesellschaft a.G., J.A.<br />
Schwarz, gehalten in der Versammlung<br />
der Fachgruppe der Maschinen-Ingenieure<br />
am 23. Januar 1889 (vergl. Oesterreich-<br />
Ingenieur-Zeitung).<br />
Wassers (Jahreszeit). Rostanfressungen an der Wasserlinie treten<br />
bei <strong>Dampf</strong>kesseln oft ein, wenn dieselben mit frischem Wasser<br />
gefüllt, längere Zeit außer Betrieb stehen, weil die nach <strong>und</strong> nach<br />
frei werdenden Gasbläschen sich an der Oberfläche des Wassers<br />
sammeln, dort an dem Kesselblech ansetzen <strong>und</strong> so die Oxydation<br />
desselben bewirken. – Die durch diese Rostanfressungen eintretende<br />
Schwächung des Kessels wird am ehesten bedenklich,<br />
wenn die Längsnähte so angebracht sind, daß sie natürliche Hindernisse<br />
für das Aufsteigen der Gasbläschen an der Kesselwand<br />
<strong>auf</strong>wärts bieten. Diese Anfressungen lassen sich durch Zinkeinlagen<br />
in die bedrohten Kesseltheile nicht <strong>auf</strong>halten, vermindern<br />
aber durch Alkalität des Wassers (Soda), starke Kesselneigung<br />
<strong>und</strong> möglichste Abhaltung des Einbringens von Luft in das<br />
Wasser (Injektor, Pumpe), verhindern jedoch durch starken<br />
Wasseruml<strong>auf</strong> (mehrere Stutzen), durch Verlegung des Speisewasser-Eintrittes<br />
an eine stark erwärmte Wasserstelle, von wo die<br />
frei werdenden Gasbläschen in den <strong>Dampf</strong>raum entweichen können,<br />
<strong>und</strong> durch starke Vorwärmung des Speisewassers. – Viel seltener<br />
als die erwähnten Sauerstoff-Anfressungen sind die durch<br />
Schwefelwasserstoff, der in Wässern mit faulendem Seegras entsteht,<br />
hervorgerufenen Anfressungen, welche aber durch die bedeutende<br />
Löslichkeit dieses Gases <strong>und</strong> dessen heftige Einwirkung<br />
<strong>auf</strong> das Eisen, an allen Stellen, wo es frei wird, sehr bald eine<br />
äußerst schädliche Ausdehnung gewinnen können. Diese Anfressung<br />
kann durch Ausfällen des Schwefelwasserstoffes mittelst<br />
Eisensalzen verhindert werden.<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Aus: <strong>Dampf</strong> No. 8, Sechster Jahrg. Berlin, 22. Februar<br />
1889. Die Abschrift erfolgte wortgetreu. Es wurden lediglich<br />
einige offensichtliche Schreibfehler korrigiert.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 31
<strong>Dampf</strong><br />
Kleine <strong>und</strong> kleinste <strong>Dampf</strong>maschinen<br />
sieht man oft, ganze Mini-<br />
Anlagen jedoch selten. Dass ich<br />
gleich deren zwei baute war vorerst nicht<br />
beabsichtigt. Bei der Nummer Eins war<br />
es Neugierde. Wie würde sich die Kleine<br />
am <strong>Dampf</strong>kessel verhalten? Schließlich<br />
besteht ein klarer Unterschied zwischen<br />
hineinpusten <strong>und</strong> dem Druck, der heiß<br />
<strong>und</strong> wassergesättigt aus dem Kesselchen<br />
kommt. Wie lange würde das Maschinchen<br />
rotieren <strong>und</strong> wie verlässlich?<br />
Wer gerne rechnet, kann sich die Minianlage<br />
<strong>auf</strong> dem Papier zurechtlegen.<br />
Allein, Theorie <strong>und</strong> Praxis werden da<br />
Ein hämmernder Heinz<br />
Deppe<br />
<strong>Dampf</strong>zwerg<br />
weit auseinanderklaffen. Bei kleinem<br />
Druck entstehen aus 1 cm³ Wasser r<strong>und</strong><br />
1.000 cm³ <strong>Dampf</strong>. Auf meine kleine Anlage<br />
bezogen, ergäbe sich da ein wahres<br />
Perpetuum mobile, mit 50.000 Umdrehungen<br />
<strong>und</strong> einer St<strong>und</strong>e Betrieb. Tatsächlich<br />
lief das Maschinchen dann 10<br />
Minuten. Mit meiner kleinen <strong>Dampf</strong>anlage,<br />
die tadellos funktionierte, vergnügte<br />
ich mich geraume Zeit. Dann kehrte die<br />
Neugierde zurück. Würde der <strong>Dampf</strong>zwerg<br />
auch Arbeit leisten? Wohl kaum.<br />
Ich baute eine neue Anlage. Gleiche<br />
Zylinderbohrung, gleicher Hub. Aber<br />
der Abwechslung zuliebe diesmal eine<br />
Kolbenschiebermaschine anstatt einem<br />
Oszillator <strong>und</strong> einen horizontalen an-<br />
32 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Die wichtigsten Maße in mm:<br />
Maschinen Oszillator Kolbenschieber<br />
Ständer: 35 x 7 x 2 37x 6 x 2<br />
Zylinderrohr: Ø 6 x 5, 21 lang Ø 6 x 5, 22 lang<br />
Kolben: Ø 5, 7 lang Ø 5, 8 lang<br />
Kurbel: 7 x 5 x 2 7 x 5 x 2 (2)<br />
Hub: 8 8<br />
Kolbenschieberrohr: – Ø 4 x 3, 19 lang<br />
Schwungrad: Ø 15, 7 breit Ø 15, 7 breit<br />
Schrauben: M1,5 M1,5<br />
<strong>Dampf</strong>kessel<br />
Kessel: Ø 25, 42/22 Ø 22, 46<br />
Wandstärke ca.: 1 1<br />
Einfüllstutzen: M4 M4<br />
Rohr Ø 5 x 6 Dom Ø 8<br />
Spiritusbrenner<br />
Brennerrohr, Inhalt Watte: Ø 3 x 4, 25 lang Ø 3 x 4, 32 lang<br />
Tank: Ø 16 x 18, 20 Ø 16 x 18, 24<br />
statt einem vertikalen Kessel. Die wichtigsten Daten<br />
können der untenstehenden Liste entnommen werden.<br />
Vom Kolbenschieber versprach ich mir ein leicht besseres<br />
Drehmoment, allerdings zulasten der Betriebsdauer.<br />
Der Walzenkessel hat eine größere Heizfläche<br />
als der vertikale <strong>und</strong> daher einen besseren Wirkungsgrad.<br />
Was sollte die Neue antreiben? Wie Sie sehen,<br />
wählte ich ein Hammerwerk; es schien unproblematisch.<br />
Es zeigte sich dann auch, dass einzig die Riemenspannung<br />
etwas Fingerspitzengefühl erforderte.<br />
Die Maschine konnte die Leistung jedoch nur erbringen,<br />
als die Befeuerung intensiviert wurde… Während<br />
sieben Minuten hämmerte der <strong>Dampf</strong>zwerg dann unverdrossen<br />
dr<strong>auf</strong> los. Da die Maschine Nassdampf erhält,<br />
braucht nicht geschmiert zu werden.<br />
Obwohl die Maschinchen nicht einmal Zündholzhöhe<br />
<strong>auf</strong>weisen, war der Bau recht einfach. Ungewohnt ist die<br />
Konstruktion der Kolbenschiebermaschine. Anstelle des<br />
sonst üblichen Exzenters tritt hier eine zweite Kurbel.<br />
Sie hat den Vorteil, dass man die Hubhöhe des Ventilstifts<br />
verstellen kann. Weichlöten genügt, <strong>und</strong> an mehreren<br />
Stellen habe ich auch geklebt. Der vertikale Kessel<br />
besteht aus Aluminium, das Abzugsrohr aus Messing.<br />
Er ist mit JB-Weld geklebt.<br />
Der Walzenkessel aus Kupfer ist<br />
hartgelötet. Beide Kesselchen<br />
haben ein in der Einfüllschraube<br />
integriertes primitives Sicherheitsventil<br />
<strong>und</strong> spaßeshalber habe ich<br />
auch noch die obligate Druckprüfung<br />
(mit zwei bar) vorgenommen.<br />
Mit wenig Aufwand sind hier zwei<br />
<strong>Dampf</strong>miniaturen entstanden, die<br />
mir Abwechslung im Alltag <strong>und</strong><br />
vergnügliche St<strong>und</strong>en bescherten.<br />
Die Kommentare aus meiner näheren<br />
Umgebung waren schmeichelhaft<br />
aber bei einer betagten<br />
Dame schwang da ein leiser<br />
Vorwurf mit: Warum hast du alles<br />
so klein gemacht, ich sehe<br />
es nicht einmal recht mit meiner<br />
neuen Brille.<br />
Fotos: Heinz Deppe<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
33
StraSSendampf<br />
Gerhard Kieffer<br />
Wiedergeburt der<br />
<strong>Dampf</strong>walze Nummer 9<br />
Etwa 140 Kilometer nordöstlich von London, nahe<br />
der Küste, liegt in der Grafschaft Suffolk die beschauliche<br />
Kleinstadt Leiston. Die Maschinenfabrik<br />
Richard Garret & Sons war lange Zeit größter Arbeitgeber<br />
der ganzen Gegend. Das Unternehmen produzierte Straßendampfwalzen,<br />
<strong>Dampf</strong>traktoren, Straßenzugmaschinen<br />
<strong>und</strong> Maschinen für den Straßenbau. Die Erzeugnisse<br />
waren nicht nur in England, sondern auch <strong>auf</strong> dem Kontinent<br />
sehr gefragt. Um 1930 stellte Garret den Bau von<br />
dampfgetriebenen Maschinen ein. Die Geschäftsleitung<br />
setzte <strong>auf</strong> Dieselmotoren, denen die Zukunft gehören<br />
sollte. Trotz dieser Umstellung musste das traditionsreiche<br />
Haus 1978 die Tore schließen.<br />
Zu Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts unterhielt Garret &<br />
Sons enge Geschäftsbeziehungen zur Maschinenfabrik<br />
<strong>und</strong> Eisengießerei Theodor Ohl in Diez <strong>und</strong> Limburg an<br />
der Lahn. Ohl stellte zwar selbst Straßenbaumaschinen<br />
her, aber keine <strong>Dampf</strong>walzen. Zur sinnvollen Ergänzung<br />
der eigenen Produktpalette führte er diese Maschinen<br />
aus England ein, zum Beispiel von Aveling & Porter,<br />
Burrell & Sons <strong>und</strong> Garret & Sons. Die Spezialität von<br />
Ohl war aus zolltechnischen Gründen die Einfuhr der<br />
<strong>Dampf</strong>walzen ohne Räder. Die Zollbestimmunen orientierten<br />
sich damals am Gewicht einer Ware <strong>und</strong> nicht unbedingt<br />
am Wert wie heute. Die Räder stellte Ohl in seiner<br />
eigenen Gießerei selbst her. Übrigens den Namen<br />
Ohl gibt es heute noch. Die Firma ist inzwischen zum<br />
Hightech-Unternehmen in den Bereichen Wärme, Kälte<br />
<strong>und</strong> Gas mutiert.<br />
Die im Jahre 1905 bei Garret fertiggestellte <strong>Dampf</strong>walze<br />
mit der Fabrikationsnummer 118 gelangte 1906 nach<br />
Deutschland zu Theodor Ohl. Im gleichen Jahr konnte sie<br />
34 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Ohl an den Lohnwalzenbetrieb Ludwig Nickel & Seitz in<br />
Mannheim weiterverk<strong>auf</strong>en. Der neue Besitzer reihte die<br />
Walze unter der Nummer 9 in sein eigenes Register ein. Im<br />
Jahre 1957 verlegte Nickel & Seitz seinen Sitz nach Freiburg<br />
im Breisgau. Auch am neuen Standort war die Walze<br />
9 unentwegt im Einsatz – bis zum 30. April 1959. An jenem<br />
denkwürdigen Tag brach während der Arbeit der Königsstock,<br />
jener Klotz vor der Rauchkammer, in dem der Achsstuhl<br />
für die Vorderachse befestigt ist. In diesem Zustand<br />
war die Walze nicht mehr zu gebrauchen. Nach 53 Jahren<br />
zuverlässiger Arbeit kam das Ende ganz überraschend. In<br />
einer Ecke des Freiburger Werkhofs wurde die Maschine<br />
achtlos abgestellt <strong>und</strong> fast vergessen. Durch Vermittlung<br />
von Christof Kanz gelangte das Vehikel 39 Jahre später<br />
– 1998 – als Leihgabe zum <strong>Dampf</strong>walzen-Club Schweiz<br />
(DWCS). Damit war sie fürs Erste gerettet. In einer Werkhalle<br />
der B<strong>auf</strong>irma Ziegler AG in Liestal (Baselland) erhielt<br />
sie wenigstens einen trockenen <strong>und</strong> überdachten Platz.<br />
Die Einzylinder-<strong>Dampf</strong>walze wiegt immerhin 13,5 Tonnen<br />
<strong>und</strong> hat die Maße L x B x H/515 x 183 x 297. Maximaler<br />
Kesseldruck 10 bar. Hans Künzler aus Winterthur erhielt<br />
die <strong>Dampf</strong>walze vom <strong>Dampf</strong>walzen-Club Schweiz als<br />
Dauerleihgabe mit der Bedingung, die Maschine wieder<br />
in Gang zu bringen. Eine ehrenvolle, schwierige Aufgabe,<br />
die mehrere Jahre dauern kann. Als die Maschine 2004<br />
in Wülflingen (bei Winterthur) ankam, hätte man meinen<br />
können, sie wäre tags zuvor noch im Einsatz gestanden.<br />
Im Tender lagen zwei Sack Kohlen, im Führerstand weiterer<br />
Krempel sowie überall Straßenschmutz <strong>und</strong> Spuren<br />
offensichtlich nur notdürftig geflickter Schäden.<br />
Im April 2005 ging Hans Künzler in den wohlverdienten<br />
Ruhestand. Manche fallen dann in das berühmte Loch,<br />
weil sie plötzlich nichts mehr zu tun haben. Ganz anders<br />
bei unserem Pensionär. Auf ihn wartete eine schöne,<br />
spannende <strong>und</strong> schwierige Aufgabe. Mit Elan ging er an<br />
die Arbeit <strong>und</strong> informiert regelmäßig die Mitglieder des<br />
DWCS über den Stand der Dinge.<br />
Zunächst galt es, die Maschine so sicher abzustellen,<br />
dass man Walze <strong>und</strong> Hinterräder ohne Risiko abziehen<br />
konnte. Beim Entfernen des Kesselmantels zeigte sich<br />
die erste Überraschung. Vom Werk aus war die Maschine<br />
seinerzeit mit Holzleisten isoliert worden. Inzwischen war<br />
das Holz total verkohlt <strong>und</strong> hart wie Stein. Diese Kruste<br />
musste mit dem Nadelhammer mühsam <strong>und</strong> kräftezehrend<br />
entfernt werden. Von größter Wichtigkeit war die<br />
Frage, in welchem Zustand sind die Kesselwände?<br />
Zwei Inspektoren vom SVTI (Schweizer Verein für technische<br />
Inspektionen, entspricht dem TÜV in Deutschland)<br />
untersuchten gründlich den Kessel mit Ultraschall. Der<br />
Bef<strong>und</strong>: betriebstauglich! Das war natürlich eine große<br />
Erleichterung. Hingegen mussten alle 26 Rauchrohre ersetzt<br />
werden. Das Herausziehen der alten Rohre war eine<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 35
Plage, aber das Einwalzen <strong>und</strong> Bördeln der neuen Rohre<br />
eine Plage hoch drei. Hans Künzler erzählt, wie er sich für<br />
diese Arbeit anzog: Ein Überkleid mit Halstuch, ganz hochgezogen<br />
<strong>und</strong> dicht zugeknöpft. Handschuhe, um die Haut<br />
nicht nur zu schützen, sondern auch zu erhalten. Zwei<br />
Brillen übereinander, die eine, um zu sehen, die andere<br />
um den Schmutz fern zu halten. Eine Basketballmütze <strong>auf</strong><br />
dem Kopf, darüber einen Schießstand-Gehörschutz.<br />
Man kann sich lebhaft vorstellen, dass die Arbeiten in<br />
der engen Feuerbüchse <strong>und</strong> in der noch engeren Rauchkammer<br />
kein Honiglecken waren. Beim Bördeln kam der<br />
unerträgliche Lärm des Presslufthammers dazu. Nach<br />
Abschluss dieser Arbeiten stand eine provisorische<br />
Druckprobe an. Eine elektrische Pumpe füllte aus einem<br />
nahen Bach den Kessel mit 350 l Wasser. Mit einer Handabdruckpumpe<br />
konnten 16 bar erreicht werden. Nirgends<br />
zeigten sich Leckagen. Jetzt konnte abermals der amtliche<br />
Kesselinspektor kommen, dessen strenge Prüfung <strong>auf</strong><br />
Anhieb positiv verlief. Der Kessel hielt die geforderten 15<br />
bar 30 Minuten lang. Wenige Stellen am Kessel schwitzten<br />
etwas. Das ließ sich aber durch Stemmen leicht beheben.<br />
Die Rauchkammer war so abgezehrt<br />
<strong>und</strong> verrostet, dass sie<br />
zwangsläufig ersetzt werden<br />
musste. Aus 10 mm Stahlblech<br />
wurde ein neuer Zylinder geformt<br />
<strong>und</strong> am Langkessel angeschweißt.<br />
Die Rauchkammer<br />
muss so stabil sein, dass<br />
sie den 250 kg schweren,<br />
gegosse nen Königsstock tragen<br />
kann. Bekanntlich ist an jenem unglücklichen Apriltag des<br />
Jahre 1959 der Königsstock zweimal gerissen. Diese sehr<br />
komplizierte Reparatur erledigte fre<strong>und</strong>licherweise die<br />
kompetente Gießerei Osterwalder AG in Lyss. Nun konnte<br />
der Königsstock <strong>auf</strong> seinem Platz montiert werden. Damit<br />
waren die eigentlichen Kesselarbeiten abgeschlossen.<br />
Der Kamin wurde aus 2 mm Chromstahlblech r<strong>und</strong>erneuert<br />
<strong>und</strong> mit einem Regendeckel versehen, der sich über<br />
ein Gestänge leicht bedienen lässt. Auch die <strong>auf</strong> Hochglanz<br />
polierte neu erstellte Walzennummer „9“ ziert wieder<br />
den Kamin. Viele Teile der demontierten Walze mussten<br />
sandgestrahlt werden. Hans Künzler erinnerte sich<br />
an einen guten Modellbahnfre<strong>und</strong>, der über eine „Open-<br />
Air-Sandstrahlanlage“ verfügt. Dank dieser Apparatur ließ<br />
sich die fürchterlich staubige <strong>und</strong> lärmende Arbeit bewältigen.<br />
Eine Tortur sei es trotzdem gewesen. Um anschließend<br />
selbst dem Flugrost keine Chance zu geben, erhielt<br />
jedes sandgestrahlte Teil sofort einen leichten Überzug<br />
aus Rostschutzfarbe.<br />
Die nächsten Arbeiten konzentrierten sich <strong>auf</strong> die beweglichen<br />
Teile, wie Antriebsachse, Achslager <strong>und</strong> Kolbenstange.<br />
Da <strong>und</strong> dort kamen<br />
unangenehme Defekte<br />
zum Vorschein, die unbedingt<br />
präzise Arbeit verlangten. Die<br />
Achsen für die großen Hinterräder<br />
waren zum Beispiel so<br />
stark ausgeschlagen, dass sie<br />
überdreht, <strong>auf</strong>gespritzt <strong>und</strong> <strong>auf</strong><br />
das neue Maß eingeschliffen<br />
werden mussten. Die großen<br />
36 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Ein Blick in das Kesselbuch. Aus den Eintragungen ist<br />
deutlich zu ersehen, dass die Straßendampfwalze No. 9<br />
während ihrer 53 Arbeitsjahre streng gefordert war:<br />
28.09.1906 Eingeführt in Deutschland, an Theodor Ohl,<br />
Diez & Limburg a. d. Lahn<br />
11.1906 Ludwig Nickel & Seitz, Lohnwalzenbetrieb,<br />
Mannheim. No. 9<br />
10.12.1906 In Kontrolle, Techn. Überwachungs-Verein,<br />
Mannheim Nr. 432/4<br />
06.12.1907 Ersatz sämtlicher Siederohre<br />
14.01.1909 Ersatz von 7 Siederohren<br />
11.09.1911 Ersatz sämtlicher Siederohre<br />
20.02.1914 Ersatz sämtlicher Siederohre<br />
09.02.1922 Ersatz der Feuerbüchse <strong>und</strong> sämtlicher<br />
Siederohre<br />
07.04.1925 Versteifung des Sattelbleches in der<br />
Rauchkammer<br />
22.01.1933 Ersatz sämtlicher Siederohre<br />
08.01.1936 Ersatz sämtlicher Siederohre<br />
19.01.1938 Ersatz einiger Stehbolzen,<br />
Schweißung am Kesselabschlussring<br />
06.02.1950 2 Stehbolzen verschweißen<br />
1957 Umzug der ganzen Firma in die Bettacker<br />
straße 10, in Freiburg im Breisgau<br />
30.04.1959 Außer Kontrolle. Königsstock gebrochen.<br />
1959–1998 Abgestellt im Werkhof, Freiburg i. Br.<br />
1998–2004 Bei Firma Ziegler AG in Liestal (Schweiz)<br />
remisiert.<br />
2004–2012 In Revision in Winterthur-Wülflingen<br />
2012 In Revision <strong>und</strong> Umzug nach Wila im Tösstal<br />
(Schweiz). Hier Fortgang der Aufarbeitung<br />
Bronzelager waren oval statt r<strong>und</strong>. Ursprünglich hatten<br />
sie einen Durchmesser von 115 mm, jetzt wurden sie <strong>auf</strong><br />
119 mm ausgedreht. Die Kolbenstange war mit großen<br />
Rostflecken reich gesegnet. Sie wurde ebenfalls <strong>auf</strong>gespritzt,<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong>geschliffen. Jetzt sieht sie wieder wie neu<br />
aus. Bei einigen wenigen ganz heiklen Teilen nahm man<br />
gerne die Dienste des Technologiekonzerns<br />
Bühler AG in Uzwil<br />
(Kanton St. Gallen) in Anspruch.<br />
Das eingerostete Schwungrad<br />
ließ sich nur mit Mühe abziehen.<br />
Nachdem nun der Rost fehlt, ist<br />
die Bohrung der Nabe geringfügig<br />
zu groß. Das ließ sich relativ<br />
leicht mit zwei um 90° versetzten<br />
Nasenkeilen ausgleichen. Die<br />
Bronze-Weißmetall-Kurbelwellenlager lösten sich bei<br />
der Demontage in ihre Bestandteile <strong>auf</strong>. Die Form für<br />
ein neues Lager konnte Hans Künzler selbst anfertigen<br />
<strong>und</strong> gießen. Diese schwierige Arbeit gelang <strong>auf</strong> Anhieb<br />
w<strong>und</strong>erbar. Die weitere Bearbeitung des neuen Lagers<br />
erfolgte <strong>auf</strong> der Drehbank. Das Lager <strong>auf</strong> die Kurbel welle<br />
zu bekommen, erforderte eine Trennung in drei Teile.<br />
Das genaue Einpassen beziehungsweise Einschaben benötigte<br />
viel Zeit <strong>und</strong> noch mehr Geduld. Selbstverständlich<br />
wurde auch der Zylinderblock überarbeitet, Kolben<br />
<strong>und</strong> Stopfbuchsen erhielten neue Dichtungen.<br />
Bei der doch hochbetagten Walze darf man sich über<br />
die stark ausgeschlagene Lenkung nicht w<strong>und</strong>ern, dies<br />
betraf vor allem die Lenkkette, das Schneckenrad <strong>und</strong><br />
die Schnecke. Wer könnte heute nach so vielen Jahren<br />
genau dazu passende Teile liefern? In diesem Falle<br />
kam mit etwas Glück der Zufall zu Hilfe. Fündig wurde<br />
der begabte Restaurator in einer schon 30 Jahre alten<br />
ausgedienten „Schlieren-Aufzugswinde“ (Schweizerische<br />
Wagon- <strong>und</strong> Aufzugfabrik Schlieren AG).<br />
Beim abgeschraubten Tender kamen beachtliche Rostlöcher<br />
zum Vorschein. Diese wurden ausgeschnitten <strong>und</strong><br />
mit 5-mm-Blechen repariert. Um<br />
das Unfallrisiko im Führerstand<br />
zu minimieren, löste ein stabiles<br />
Noppenblech das durchgerostete<br />
glatte Bodenblech<br />
ab. Der Wasserkasten erhielt<br />
innen einen mehrmaligen 2K-<br />
Epoxi-Anstrich. Jetzt ist er absolut<br />
wasserdicht. Die Isolierung<br />
des Langkessels geschah <strong>auf</strong><br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 37
folgende Weise: Zuerst erhielt das Metall einen flächendeckenden<br />
Rostschutz, dann eine wärmedämmende Alufolie<br />
<strong>und</strong> darüber r<strong>und</strong>um eine Abdeckung aus trockenen<br />
Eschenholzlatten. Zum Schluss verschwindet die ganze<br />
Isolierung unter einem fein lackierten Abdeckblech. Das<br />
Ganze halten blitzblanke Messingbänder, auch Kesselringe<br />
genannt, fest zusammen.<br />
Die Maschine erhält natürlich auch wieder ihr Dach. Es<br />
wird demnächst ebenfalls sandgestrahlt, neu lackiert<br />
<strong>und</strong> die Unterseite sauber mit gehobelten Holzlatten bestückt.<br />
In r<strong>und</strong> sechs Jahren ist an der Walze sehr viel<br />
geschehen. Die bis ins letzte Detail gründliche Aufarbeitung<br />
dürfte aber schätzungsweise immer noch zwei<br />
Jahre in Anspruch nehmen. Gut Ding will Weile haben.<br />
Es sind ja oft die kleinen Dinge, die unvorhergesehen<br />
viel Zeit erfordern. Es lässt sich jetzt schon ganz klar<br />
sagen: Hans Künzler <strong>und</strong> sein Mitkrampfer (Helfer) Edi<br />
können stolz <strong>auf</strong> ihre bisher geleistete Arbeit sein. Die<br />
Renovierung ist <strong>auf</strong> dem besten Weg. Wenn sich eines<br />
Tages die Maschine aus eigener Kraft bewegt, dann<br />
sind die Schweißtropfen <strong>und</strong> die „Potztausend“<br />
der Mühsal schnell vergessen.<br />
Aus einem elenden Rosth<strong>auf</strong>en erwacht<br />
eine <strong>Dampf</strong>walze zu neuem Leben. Wer<br />
sieht dann der „Alte Dame“ in ihrem<br />
neuen Kleid an, dass sie schon deutlich<br />
mehr als einh<strong>und</strong>ert Jahre <strong>auf</strong> dem<br />
Buckel hat?<br />
Hans Künzler leistet mit der Aufarbeitung<br />
der Straßendampfwalze Nr. 9 einen herausragenden<br />
Beitrag zur Bestandserhaltung<br />
eines industriellen Kulturgutes.<br />
Sein vorbildlicher Einsatz verdient Anerkennung<br />
<strong>und</strong> Lob. An dieser Stelle auch<br />
ein „Dankeschön“ dem <strong>Dampf</strong>walzen-<br />
Club Schweiz (DWCS) in Liestal (BL),<br />
der dem Autor ebenfalls Informationen<br />
zukommen ließ.<br />
Fotos: Hans Künzler<br />
38 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
<strong>Dampf</strong><br />
Joachim Illge<br />
Wirkungsgradsteigerung<br />
der <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />
Die <strong>Dampf</strong>maschine, besonders die Lokomotivdampfmaschine<br />
in ihrer gegenwärtig am weitesten<br />
verbreiteten Form hat noch einen unbefriedigenden<br />
Wirkungsgrad. Die gegenwärtig verbreitete<br />
B<strong>auf</strong>orm hat folgende Merkmale:<br />
A) Großwasserraumkessel Bauart Stephenson, Druck<br />
von 12 bis 16 bar, Überhitzer,<br />
B) Abgastemperatur des Kessels minimal Sattdampftemperatur,<br />
um 200 °C,<br />
C) Gruppenantrieb mit einer Traktionsmaschine <strong>auf</strong> mehrere<br />
Achsen,<br />
D) Kolbenmaschine, einfache <strong>Dampf</strong>dehnung, zwei doppeltwirkende<br />
Zylinder,<br />
E) <strong>Dampf</strong>führung im Zylinder im Wechselstrom,<br />
F) Auspuff des Abdampfes.<br />
G) Vorwärmung des Speisewassers <strong>auf</strong> unter 100 °C<br />
H) Gleitlager im Triebwerk<br />
Die gegenwärtige Bauart kann bei Schmalspurmaschinen<br />
(um 300 kW) nur etwa 7 %, bei Normalspurmaschinen (um<br />
1000 kW) bestenfalls 10 % der im Brennstoff enthaltenen<br />
Energie in Traktionsarbeit umsetzen. Die Entwicklungsgeschichte<br />
von <strong>Dampf</strong>lokomotiven endet um 1960. An allen<br />
Baumerkmalen der <strong>Dampf</strong>lokomotiven ist bis dahin kontinuierlich<br />
geforscht worden, um die Effektivität zu steigern.<br />
Dann traten die Diesellokomotiven <strong>auf</strong> den Plan. Nachdem<br />
die Probleme der Kraftübertragung dieser neuen Lokomotiven<br />
gelöst worden waren, <strong>und</strong> ihre Streckentauglichkeit<br />
absehbar wurde, forschte niemand mehr an <strong>Dampf</strong>lokomotiven.<br />
Der Sprung von 10 <strong>auf</strong> 30 Prozent Wirkungsgrad<br />
konnte bei <strong>Dampf</strong> nicht erwartet werden, <strong>und</strong> um<br />
die Brennstoffpreise machte man sich keine Gedanken.<br />
Die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Arbeiten am<br />
maschinentechnischen Teil von <strong>Dampf</strong>lokomotiven sollen<br />
hier nun zusammenhängend dargestellt werden.<br />
A) Die <strong>Dampf</strong>drücke <strong>und</strong> die Temperatur sind wesentlich<br />
für die Effektivität des <strong>Dampf</strong>prozesses. Aufgr<strong>und</strong><br />
der physikalischen Zusammenhänge müssen Druck<br />
<strong>und</strong> Temperatur zusammen gesteigert werden. Höhere<br />
<strong>Dampf</strong>drücke würden aber bei der normalen B<strong>auf</strong>orm<br />
des Lokomotivkessels mit seiner Außenhülle von großem<br />
Durchmesser zu großen Wandstärken <strong>und</strong> Kesselgewich-<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 39
ten führen. Wenn jedoch anstelle des Rauchrohrkessels<br />
ein Wasserrohrkessel eingesetzt wird, der mit r<strong>und</strong>en<br />
Bauteilen von geringen Durchmessern auskommt, kann<br />
auch unter größeren Drücken das Gewicht des Kessels<br />
eingehalten werden. Versuche mit Wasserrohrkesseln<br />
waren logisch <strong>und</strong> es hat sie bei mehreren Bahnen gegeben.<br />
Aktivitäten gingen u. a. von der Schmidtschen<br />
Heißdampfgesellschaft (SHG) aus. Probleme machte<br />
dabei die Wasserzirkulation im Kessel, die zur sicheren<br />
Abführung der Wärme von den Wasserrohren notwendig<br />
ist. Man versuchte, mit natürlichem Wasseruml<strong>auf</strong> auszukommen.<br />
Bei Betriebsversuchen stellte man aber fest,<br />
dass der Wasseruml<strong>auf</strong> zu schwach ist, wahrscheinlich<br />
<strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> der begrenzten Höhe der Schienenfahrzeuge.<br />
Das Problem ließ sich nicht beheben, <strong>und</strong> vor allem<br />
beim Anfahren <strong>und</strong> Bremsen kam es immer wieder zu<br />
örtlichen Überhitzungen mit nachfolgenden Rohrschäden.<br />
Somit bliebe als Ausweg für Lokomotiven mit hohen<br />
Betriebsdrücken nur noch ein Wasserrohrkessel<br />
mit Zwangsuml<strong>auf</strong>, sprich das gesamte Wasser müsste<br />
ständig mit einer oder mehreren Pumpen umgewälzt<br />
werden. Diesen Schritt ging man bis <strong>auf</strong> eine Ausnahme<br />
bei normalen Lokomotiven nicht mehr. Für <strong>Dampf</strong>triebwagen<br />
gab es für normale Drücke automatisierte Kessel<br />
mit Zwangsdurchl<strong>auf</strong>, die praktisch fast nur aus Rohrspiralen<br />
bestanden, <strong>und</strong> die man auch für hohe Drücke<br />
benutzen könnte. Für Lokomotiven wurden solche Konstruktionen<br />
aber nicht in Erwägung gezogen.<br />
B) Die Abgase verlassen den Kessel einer <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />
mit 200 bis 300 °C, je nach Kesselanstrengung.<br />
Die Wärme, die so verloren geht, ist der Schornsteinverlust.<br />
Die Abkühlung der Gase <strong>auf</strong> unter 200 °C ist<br />
bei <strong>Dampf</strong>drücken um 14 bar ohnehin nicht möglich, weil<br />
dann die Rauchgase kälter wären als der Kessel. Somit<br />
richtet man es so ein, dass bei kleiner Last die Rauchgastemperatur<br />
am Ausgang der Siederohre gerade <strong>auf</strong> die<br />
<strong>Dampf</strong>temperatur abgefallen ist. Das bedeutet, dass bei<br />
größerer Kesselanstrengung die Rauchgase heißer abgehen<br />
müssen, sie erreichen dann maximal 300 °C. Auch<br />
ist zu bedenken, dass in den Rauchrohren meistens noch<br />
Überhitzerelemente liegen, die eine Heißdampftemperatur<br />
von 350 °C bringen sollen. Das wird erreicht, indem<br />
die Umkehrenden der Elemente weiter zum Eingang der<br />
Siederohre gelagert sind, wo noch höhere Gastemperaturen<br />
herrschen.<br />
Arbeiten zur besseren Ausnutzung des Wärmegefälles<br />
der Rauchgase wurden durch die Versuche in Italien <strong>und</strong><br />
Deutschland mit den zusätzlichen Abgas-Speisewasservorwärmern<br />
nach dem System Franco-Crosti unternommen.<br />
Die Rauchgase passierten nach dem Kessel einen<br />
separaten Wärmetauscher, der unter dem Hauptkessel<br />
angeordnet war. Dort wurden sie stärker als üblich abgekühlt,<br />
<strong>und</strong> wärmten das Speisewasser vor. Der Korrosion<br />
wurde hier versucht, durch Verwendung besonders hochwertiger<br />
Materialien bei den Heizflächen des Vorwärmers<br />
entgegenzuwirken. Allerdings entstand ein beachtliches<br />
zusätzliches Gewicht. Das System Franco-Crosti konnte<br />
betrieblich nicht überzeugen, weil der Druck im Vorwärmer<br />
nicht stabilisiert werden konnte. Dadurch kam es je<br />
nach Situation der Lok zu <strong>Dampf</strong>bildung oder Kondensation<br />
im Vorwärmer, <strong>und</strong> die Wirksamkeit der Kesselspeisung<br />
<strong>auf</strong> den Wasserstand des Hauptkessels war stark<br />
zeitverzögert.<br />
Eine bessere Lösung liegt dem Patent von J. Quellmalz<br />
zugr<strong>und</strong>e. Dort wird ein abgetrennter Teil des <strong>Dampf</strong>kessels,<br />
der <strong>auf</strong> gleicher Höhe wie der Kessel am Ende des<br />
Rauchgasweges liegt, mit Speisewasser beschickt. Dieser<br />
Vorwärmer ist dampfseitig mit dem <strong>Dampf</strong>raum des<br />
normalen Kessels verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> vorgewärmtes Speisewasser<br />
strömt dorthin über. Das garantiert, dass der<br />
Vorwärmer immer unter Kesseldruck steht, dass kaltes<br />
Speisewasser nicht zur heißen Feuerbüchse gelangen<br />
kann, <strong>und</strong> dass der Vorwärmteil immer mit den kältesten<br />
Rauchgasen in Kontakt steht <strong>und</strong> diese tiefer abkühlt, als<br />
das der übrige Kesselkörper könnte.<br />
Durch weitergehende Abkühlung der Abgase lässt sich<br />
bei beiden Systemen der Schornsteinverlust verringern<br />
<strong>und</strong> der Wirkungsgrad der Kesselanlage steigern. Beim<br />
Patent Quellmalz entstehen weitere Vorteile bei der Nutzbarmachung<br />
der Kesselreserve, <strong>und</strong> die Zusatzgewichte<br />
sind geringer als bei Franco-Crosti.<br />
C) Der Gruppenantrieb einer Traktionsmaschine <strong>auf</strong><br />
mehrere Achsen bedingt das mechanische Kuppeln der<br />
übrigen angetriebenen Räder mit der Treibachse, die<br />
gleichzeitig die Kurbelwelle der <strong>Dampf</strong>maschine ist. Bei<br />
der Standardlokomotive erfolgt das durch Stangen. Die<br />
hin- <strong>und</strong> hergehenden Massen der Stangen können durch<br />
Gegengewichte an den Radkörpern nur unvollkommen<br />
ausgeglichen werden <strong>und</strong> stören bei hohen Geschwindigkeiten<br />
den ruhigen L<strong>auf</strong>. Der Einzelachsantrieb als Alternative<br />
hat eine eigene Antriebsmaschine mit mindestens<br />
zwei Zylindern für jede angetriebene Achse, <strong>und</strong> kommt<br />
ohne die schweren Treib- <strong>und</strong> Kuppelstangen aus. Damit<br />
läuft er bei hohen Geschwindigkeiten ruhiger. Thermodynamisch<br />
ist es jedoch immer besser, die Leistung in einem<br />
großen Zylinder zu entwickeln, als in mehreren kleinen<br />
Zylindern. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist die minimale Außenoberfläche<br />
eines einzelnen großen Zylinders, das senkt die Abkühlungsverluste<br />
in die Umgebung. Somit ist die übliche<br />
B<strong>auf</strong>orm der <strong>Dampf</strong>lokomotive mit zwei großen Zylindern<br />
<strong>und</strong> Gruppenantrieb aus Sicht der Energieausnutzung bereits<br />
optimal.<br />
D) Die Alternative zur Kolbenmaschine wäre die Turbine.<br />
Die deutsche Reichsbahn Gesellschaft hatte zwei Turbinenlokomotiven<br />
im Versuchsbetrieb, woraus sich wertvolle<br />
Erkenntnisse ableiten lassen. Die <strong>Dampf</strong>turbine hat<br />
den Nachteil, dass der <strong>Dampf</strong>verbrauch beim Anfahren<br />
gegenüber einer Kolbenmaschine wesentlich größer ist.<br />
Im Beharrungsbetrieb bei Nennlast ist die <strong>Dampf</strong>turbine<br />
leicht überlegen, wobei auch das Umfeld, hauptsächlich<br />
der <strong>Dampf</strong>druck, die Hilfsmaschinen <strong>und</strong> die Kraftübertragung<br />
eine Rolle spielen. Es hat sich bei den Versuchen<br />
herausgestellt, dass das Belastungsprofil einer Lokomotive<br />
den reinen Turbinenantrieb nicht rechtfertigen kann.<br />
Die einfache <strong>Dampf</strong>dehnung ist in der Vergangenheit ausgiebig<br />
mit der doppelten <strong>Dampf</strong>dehnung verglichen worden,<br />
beide Systeme funktionieren <strong>auf</strong> Lokomotiven gut.<br />
Länderbahnen in Deutschland bauten gerne Verb<strong>und</strong>lokomotiven,<br />
die Deutsche Reichsbahn zog wegen der<br />
40 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Einfachheit <strong>und</strong> der Zugänglichkeit später die einfache<br />
<strong>Dampf</strong>dehnung vor, die an einer Maschine mit insgesamt<br />
zwei außen liegenden Zylindern auskommt, <strong>und</strong> die Unterschiede<br />
sind hinlänglich bekannt.<br />
Durch Verb<strong>und</strong>wirkung wird der innere Wirkungsgrad der<br />
<strong>Dampf</strong>maschine verbessert, jedoch steigen die Wärmeverluste<br />
durch die Zylinderoberflächen <strong>und</strong> ihre Isolierung<br />
in die Umgebung verhältnismäßig an, weil beim Verb<strong>und</strong>system<br />
nun zwei Zylinder anstelle von nur einem Zylinder<br />
erforderlich werden. Der innere Wirkungsgrad von Lokomotivdampfmaschinen<br />
mit Kolbenschiebern, einfacher<br />
<strong>Dampf</strong>dehnung <strong>und</strong> Heißdampf beträgt ca. 80 %, der von<br />
Zweifachexpansionsmaschinen 83 %, vorausgesetzt, das<br />
Druckverhältnis passt. Bei Sattdampf sind die Werte kleiner,<br />
Einfachexpansion erzielt bei Lokomotiven 68 % <strong>und</strong><br />
Zweifachexpansion 71 %. Durch die Einführung des Heißdampfes<br />
wurden die praktischen Unterschiede zwischen<br />
einfacher <strong>Dampf</strong>dehnung <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>system, die bei<br />
3 % liegen, also nicht geringer, wie gern behauptet wird.<br />
Weil aber das nutzbare Energiegefälle bei Heißdampf<br />
wesentlich größer wird, steigt der thermodynamische<br />
Wirkungsgrad, <strong>und</strong> zusätzlich sind die inneren Wirkungsgrade<br />
der Heißdampfentspannung generell noch einmal<br />
12 % besser als die bei Sattdampf. Heißdampf <strong>und</strong> Mehrfachentspannung<br />
schließen sich jedoch nicht gegenseitig<br />
aus. Ein betrieblicher Vorteil entsteht noch, weil bei Heißdampf<br />
die sonst bei Sattdampf typische Kondensation des<br />
Frischdampfes in den Zylindern wegfällt. Bei Sattdampflokomotiven<br />
musste man sich ständig <strong>auf</strong>merksam um die<br />
Zylinderentwässerung kümmern. Somit entschied man<br />
sich nicht ohne Gr<strong>und</strong> bei den Bahnen später meis tens<br />
für einfache <strong>Dampf</strong>dehnung <strong>und</strong> Heißdampf.<br />
Mit der einfachen <strong>Dampf</strong>dehnung kann man <strong>Dampf</strong> in<br />
einem Zylinder allerdings nicht beliebig weit entspannen.<br />
Entspannung <strong>auf</strong> das 4–5fache Volumen ist noch<br />
wirtschaftlich, weil die geringste praktisch mögliche Füllung<br />
einer Lokomotivmaschine mit Heusinger Steuerung<br />
25–30 % beträgt. Ein höheres Druckgefälle kann einstufig<br />
nicht mehr gut verarbeitet werden, dann ist trotz geringster<br />
Füllung der Druck am Ende des Kolbenhubes noch zu<br />
hoch. Ausgehend vom Kesselüberdruck von 12 bar wäre<br />
das ein Auspuffdruck von 2,6–3 bar. Für das Blasrohr genügen<br />
jedoch schon 0,2–0,5 bar Überdruck.<br />
Ein wünschenswert höheres Expansionsverhältnis würde<br />
ein weiteres Verkleinern der Füllung verlangen. Es macht<br />
dann Schwierigkeiten, eine so kleine Füllung mit der Steuerung<br />
exakt zu gewährleisten, auch würde die Drehungleichförmigkeit<br />
der Zweizylindermaschine unangenehm<br />
stark. Deswegen wird kleinere Leistung <strong>auf</strong> der normalen<br />
Lok praktisch durch Drosseln des Frischdampfes eingestellt.<br />
Die Größe der schädlichen Räume spielt ebenfalls<br />
eine Rolle. Der scheibenförmige Raum zwischen Kolben<br />
<strong>und</strong> Zylinderdeckel <strong>und</strong> der <strong>Dampf</strong>kanal bis zum Schieber<br />
einer Kolbenlokomotive stellen ein Volumen dar, welches<br />
bei jedem Hub neu <strong>auf</strong>gefüllt werden muss, <strong>und</strong> welches<br />
die Druckkurve bei der Entspannung des <strong>Dampf</strong>es beim<br />
Hub des Kolbens flacher verl<strong>auf</strong>en lässt. Das steht dem<br />
Wunsch nach einem hohen Entspannungsverhältnis des<br />
<strong>Dampf</strong>es im Zylinder genau entgegen. Der Sicherheitsabstand<br />
vom Kolben zum Deckel wird aber bei einer Lokomotivdampfmaschine<br />
gebraucht, die direkt <strong>auf</strong> ein federndes<br />
Fahrwerk arbeitet, sonst schlägt unter Umständen der<br />
Kolben an. Die einfache <strong>Dampf</strong>dehnung ist im Lokomotivbetrieb<br />
an der absoluten Obergrenze angelangt, an der<br />
sie gerade noch vertretbar ist. Zum Vergleich: Schiffsmaschinen<br />
mit 14 bar Frischdampfdruck arbeiten schon mit<br />
3-stufiger Expansion <strong>auf</strong> einen Kondensator.<br />
E) Die <strong>Dampf</strong>führung im Wechselstrom bedeutet, dass<br />
der heiße Frischdampf, welcher in den Zylinderhubraum<br />
strömt, denselben Kanal nutzt, wie der gleiche <strong>Dampf</strong><br />
nach der Entspannung <strong>und</strong> Abkühlung. Die Kanalwand<br />
aus Metall nimmt am Wärmeaustausch teil. Demzufolge<br />
kühlt der Frischdampf bereits im Kanal immer leicht<br />
ab, während der Abdampf nachträglich wieder <strong>auf</strong>geheizt<br />
wird. Das ist ein thermodynamischer Nachteil, der<br />
in K<strong>auf</strong> genommen wird, um eine einfache Steuerung für<br />
Ein- <strong>und</strong> Austritt gemeinsam nutzen zu können, welche<br />
meistens eine Heusinger Steuerung mit Kolbenschieber<br />
ist. Konstruktiv werden diese Kanäle so kurz wie möglich<br />
gestaltet. Wenn alternativ eine <strong>Dampf</strong>führung im Gleichstrom<br />
erfolgt, gibt es getrennte Kanäle für den Eintritt <strong>und</strong><br />
den Austritt des <strong>Dampf</strong>es. Das erfordert entweder zusätzliche<br />
Steuerorgane, die die Mechanik der Maschine komplizierter<br />
machen, oder einen längeren Kolben, der den<br />
<strong>Dampf</strong>austritt über Schlitze in der Zylinderwand selbst<br />
steuert. Dieser Kolben wird etwas schwerer als der vergleichbare<br />
scheibenförmige Kolben der Regelbauart <strong>und</strong><br />
erfordert einen längeren <strong>Dampf</strong>zylinder.<br />
F) Auspuff des Maschinenabdampfes in die freie Atmosphäre<br />
hält die Lok einfach. Der Abdampf wird in<br />
einem Blasrohr, welches einen ringförmigen Ejektor darstellt,<br />
benutzt, um Rauchgase passend zur Belastung<br />
der Lok unter Mischung <strong>und</strong> direktem Kontakt durch den<br />
Kessel zu saugen. Die Alternative, eine Kondensationsanlage,<br />
muss zunächst mit einer <strong>Dampf</strong>turbine die Leistung<br />
für ein Saugzuggebläse gewinnen. Diese Einheit,<br />
die im Prinzip einem Abgasturbolader in einem Dieselmotor<br />
entspricht, muss in der Rauchkammer der Lok<br />
untergebracht werden. Weiter wird ein Raum im Tender<br />
benötigt, wo sich die berippten Kühlflächen des Kondensators<br />
<strong>und</strong> die Luftgebläse zur Kühlung befinden. Als<br />
Nebeneffekt entsteht Ruhe. Die Arbeitsgeräusche der<br />
Lokomotive sind nur noch als Rauschen wahrnehmbar,<br />
das stoßweise „Atmen“ der Zylinder ist verschw<strong>und</strong>en.<br />
Zusätzlich entsteht Ruhe <strong>auf</strong> dem Rost, so dass weniger<br />
Brennstoff hochgerissen wird. Das unterbindet das Qualmen<br />
<strong>und</strong> Flugasche, weil die Turboanlage als Saugzug<br />
gleichmäßiger arbeitet als das Blasrohr.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich kann man eine Kondensation bei atmosphärischem<br />
Druck abl<strong>auf</strong>en lassen, dann gewinnt man<br />
zumindest das Kondensat sehr gut vorgewärmt zurück<br />
<strong>und</strong> muss die Lok nicht mit einem großen Wasservorrat<br />
ausstatten. Die Kondensation der ausgeführten Lokomotiven<br />
der Reichsbahn Baureihe 52 „KON“ war eine<br />
atmosphärische, wie aus der Beschreibung des Herstellers<br />
Henschel hervorgeht. (<strong>Dampf</strong>druck im Kondensator<br />
1,02 atü, Kondensat Temperatur 90 °C). Der Brennstoffverbrauch<br />
verringerte sich durch die ständig sehr gute<br />
Speisewasser Vorwärmung etwa um 10 %, was beim<br />
Gesamtwirkungsgrad 1 % ausmacht. Eine wesentliche<br />
<strong>Journal</strong> 41 <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 41
Leis tungssteigerung der Traktionsmaschine entsteht dadurch<br />
noch nicht, dazu müsste man im nächsten Schritt<br />
durch Intensivierung der Kühlung <strong>und</strong> Absaugung von<br />
Leckluft aus dem <strong>Dampf</strong>raum des Kondensators einen<br />
kräftigen Unterdruck <strong>auf</strong>bauen.<br />
G) Die Speisewasservorwärmung mit Abdampf. Da<br />
man ein Sieden des Speisewassers im Vorwärmer nicht<br />
zulassen möchte <strong>und</strong> weil es <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> der Temperaturen<br />
physikalisch unmöglich ist, ist die Menge der Wärme leider<br />
begrenzt, die man durch Speisewasservorwärmung<br />
aus dem Abdampf zurückgewinnen kann. Man kann dem<br />
Speisewasser nur die Flüssigkeitswärme zuführen, um es<br />
von der Temperatur im Tender <strong>auf</strong> eine Temperatur von<br />
maximal 90 °C zu bringen. Hierzu genügt etwa 1/6 des<br />
Maschinenabdampfes, wenn er kondensiert wird. Prinzipiell<br />
unterscheidet man Oberflächenvorwärmer <strong>und</strong> Mischvorwärmer.<br />
Beide Möglichkeiten wurden an Lokomotiven<br />
standardmäßig eingesetzt, <strong>und</strong> beide haben sich bewährt.<br />
Der Oberflächenvorwärmer ist <strong>auf</strong> der Druckseite der<br />
Speisepumpe in der Speiseleitung angeordnet. Speisewasser<br />
<strong>und</strong> Abdampf sind durch die Berohrung komplett<br />
voneinander getrennt. Da das Wasser mit Abdampf von<br />
ca. 100 °C beheizt wird, kann es im Vorwärmer nicht zum<br />
Sieden des Speisewassers kommen, weil das Wasser<br />
schon unter Kesseldruck steht <strong>und</strong> die Temperatur des<br />
Abdampfes dazu nicht ausreicht.<br />
Ein Mischvorwärmer ist dem gegenüber relativ simpel <strong>auf</strong>gebaut,<br />
es handelt sich lediglich um einen kleinen Tank<br />
aus Blech, in welchem dem Speisewasser vor der Speisepumpe<br />
Abdampf in ein paar Düsen am Boden zugeführt<br />
wird. Weil der Tank offen ist <strong>und</strong> normaler Luftdruck<br />
herrscht, kann ebenfalls nur eine Temperatur von 100<br />
°C erreicht werden. Damit die Speisepumpe das heiße<br />
Wasser überhaupt ansaugen kann, muss schließlich der<br />
Mischvorwärmer zur Erzeugung von statischem Druck so<br />
hoch wie möglich an der Lok angeordnet werden, meistens<br />
liegt er oben in der Rauchkammer. Außerdem benötigt<br />
man noch eine zweite Pumpe, um das kalte Wasser<br />
aus dem Tender nach oben in den Vorwärmer zu fördern.<br />
H) Mechanische Lagerung. Die Achslager <strong>und</strong> die Stangenlager<br />
von <strong>Dampf</strong>lokomotiven, die wir zu beurteilen<br />
haben, sind Gleitlager. Die Schmierung erfolgt drucklos<br />
durch Benetzung mit Öl. Das Resultat ist eine Mischreibung,<br />
die dadurch gekennzeichnet ist, dass sich die Lagerschalen<br />
gelegentlich punktförmig berühren. Diese<br />
Lagerbauart bedingt einen mechanischen Wirkungsgrad<br />
des Trieb- <strong>und</strong> Fahrwerkes der Lokomotive von 84 %. Der<br />
Wert wurde von der DRG durch Vergleiche von indizierten<br />
Leistungen der Lokzylinder <strong>und</strong> Zugkraftmessungen mit<br />
einem Messwagen gef<strong>und</strong>en. Die Verbesserung des Wirkungsgrades<br />
von Triebwerken kann wie beim Dieselmotor<br />
durch Druckuml<strong>auf</strong>schmierung erfolgen. Lagerzapfen <strong>und</strong><br />
Lagerschalen sind bei Druckölzufuhr immer durch den<br />
Schmierfilm getrennt, dann sind Wirkungsgrade um 92 %<br />
erzielbar. Die frei im Raum liegenden Lager von Triebwerken<br />
von Lokomotiven können aber so nicht geschmiert<br />
werden, weil es keine Sammelwanne zum Auffangen des<br />
abl<strong>auf</strong>enden Öls gibt. Verbesserungen an Lokomotiven<br />
wurden deswegen mit Rollenlagern vorgenommen. Rollenlager<br />
sind nicht zweigeteilt wie Gleitlager <strong>und</strong> müssen<br />
über die Lagerzapfen gestreift werden können. Deshalb<br />
ist der Einsatz als Treibstangenlager naheliegend, aber<br />
nicht als Achslager. Leider gibt es keine Messwerte, die<br />
die Wirksamkeit dieser Einzelmaßnahme belegen.<br />
A bis H – wo geht es lang?<br />
Die Maßnahmen zur Steigerung der Wirkungsgrade setzen<br />
bei den Merkmalen A bis H an, die die Energiewirtschaftlichkeit<br />
bestimmen. Die Merkmale sind funktionsbedingt<br />
nicht in jeder Kombination miteinander verträglich.<br />
Einige Merkmale nutzen das gleiche Potenzial, so dass<br />
man sie nicht addieren kann (D, E). Es gibt eine Gr<strong>und</strong>lösung,<br />
die Kondenslok mit Vakuum. Die Baumerkmale<br />
werden mit folgenden Teillösungen umgesetzt:<br />
A) <strong>Dampf</strong>kessel mit 12–16 bar wird in der Stephensonschen<br />
B<strong>auf</strong>orm beibehalten.<br />
B) Speisewasser Vorwärmer mit Rauchgas System Quellmalz<br />
C) Gruppenantrieb der Achsen bleibt erhalten.<br />
D) zweifache <strong>Dampf</strong>dehnung,<br />
E) Als ND Stufe entweder Gleichstromzylinder mit Schlitzgesteuertem<br />
Auslass oder Abdampfturbine<br />
F) Kondensation <strong>auf</strong> der Lok mit Unterdruck.<br />
G) keine Abdampf Speisewasservorwärmung<br />
H) Triebwerk mit Rollenlagern <strong>und</strong> L<strong>auf</strong>werk mit Gleitlagern.<br />
Mit einer forcierten Kondensation ließe sich das Druckgefälle<br />
an der Traktionsmaschine nach unten um 1,5 bar<br />
vergrößern, was das Energiegefälle von 542 <strong>auf</strong> 812 kWs/<br />
kg erhöht, weil das Volumen des <strong>Dampf</strong>es stark zunimmt.<br />
Je nach Vakuum <strong>und</strong> Überhitzung erreicht man Wirkungsgrade<br />
des reinen <strong>Dampf</strong>prozesses von 25–28 %, gegenüber<br />
von 19 % beim Auspuff. Mit den denkbaren Kesseln<br />
<strong>und</strong> <strong>Dampf</strong>maschinen erreicht man bestenfalls ähnliche<br />
Verhältnisse wie <strong>auf</strong> <strong>Dampf</strong>schiffen, d. h. effektive Wirkungsgrade<br />
um 15 %. Dabei muss man sich darüber im<br />
Klaren sein, dass die Kondensation selbst wiederum auch<br />
ein Energieverbraucher ist, der für Hilfsmaschinen wie<br />
Saugzuggebläse, Lüfter des Kondensators sowie Pumpen<br />
12 bis 16 Prozent der Leistung der Traktionsmaschine benötigt.<br />
Die Verhältnisse der Kondensation <strong>auf</strong> Lokomotiven<br />
sind ungünstiger als <strong>auf</strong> Schiffen, wo ausreichend kaltes<br />
Seewasser für die Kondensation zur Verfügung steht. Die<br />
Abwärme der Lokomotive muss an die Luft übertragen<br />
werden, <strong>und</strong> erfordert wesentlich größere Flächen als ein<br />
Kondensator im Schiff. Erfreulicherweise entfällt die Notwendigkeit,<br />
so häufig Wasser zu nehmen wie die Auspuffmaschine.<br />
Das benötigte Wasser wird beim Kohlen fassen<br />
mit ergänzt, <strong>und</strong> darüber hinaus werden keine weiteren<br />
Stopps oder Stationen für Wasser benötigt.<br />
Konstruktive Konsequenzen<br />
Der durch die Reduzierung des Vorratswassers eingesparte<br />
Tenderraum muss wie üblich dem Kondensator<br />
zugeteilt werden. Im Vergleich zu den atmosphärischen<br />
Kondensationsanlagen der SAR 25 oder der BR 52 Kon<br />
42 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
ist reichlich die doppelte Kühlfläche erforderlich, weil das<br />
Temperaturgefälle zwischen Abdampf <strong>und</strong> Außenluftnur<br />
noch 35 statt 75 Grad beträgt. Der Raum lässt sich sicher<br />
durch gestaffelten Einbau der Kühler in mehreren<br />
Reihen <strong>und</strong> Schlitze im Tenderboden gewinnen. Die<br />
Speisewasservorwärmung kann jetzt nur noch durch Abgas<br />
oder den Abdampf von Hilfsmaschinen erfolgen, weil<br />
der Maschinenabdampf einer Kondensationsanlage mit<br />
ca. 50 °C zu kalt ist.<br />
Antrieb<br />
Der Gruppenantrieb sollte beibehalten werden, weil er<br />
wärmewirtschaftlich eine gute Lösung ist. Auf Schnellfahreigenschaften<br />
kann verzichtet werden, <strong>Dampf</strong>lokomotiven<br />
werden ohnehin nicht als Schnellzuglokomotiven<br />
gebraucht. Wenn der Direktantrieb des Fahrwerkes beibehalten<br />
werden soll, muss <strong>auf</strong> zweistufige <strong>Dampf</strong>dehnung<br />
übergegangen werden. Die einfache <strong>Dampf</strong>dehnung ist<br />
bereits an ihrer Grenze <strong>und</strong> genügt nicht mehr, um das<br />
durch den Kondensator <strong>und</strong> sein Vakuum erhöhte Druckgefälle<br />
<strong>und</strong> das Abdampfvolumen abzuarbeiten. Es muss<br />
entweder ein Satz Niederdruckzylinder oder eine Turbine<br />
als zweite Stufe in den Hauptweg des <strong>Dampf</strong>es gelegt<br />
werden. Die Lager der Treibstangen außen werden<br />
Rollenlager. Wenn ein indirekter Antrieb mit einer schnell<br />
l<strong>auf</strong>enden Maschine über ein Untersetzungsgetriebe <strong>und</strong><br />
eine Vorgelegewelle vorgesehen wird, kann die einfache<br />
<strong>Dampf</strong>dehnung bei den Kesseldrücken um 16 bar noch<br />
beibehalten werden, da man dann die Maschine mit stark<br />
verkleinerten schädlichen Räumen konstruieren kann.<br />
Diese Maschine kann eine Druckuml<strong>auf</strong>schmierung erhalten.<br />
Die Zylinder, beim Direktantrieb zumindest die<br />
der Niederdruckstufe, werden bei beiden Versionen möglicherweise<br />
in Gleichstrombauart mit Schlitz Auslass ausgeführt,<br />
was gut zur Kondensation passt (Kompression<br />
niedrig durch niedrigen Gegendruck). Es kann versucht<br />
werden, die Dichtung der Kolben ohne Kolbenringe mit<br />
Labyrinthnuten zu erzielen, wodurch die innere Zylinderschmierung<br />
ganz entfallen kann, damit entfällt auch die<br />
Entölung des Abdampfes. Als Alternative zu einem Satz<br />
Niederdruckzylinder wäre eine Turbine denkbar, die entweder<br />
mit der Kolbenmaschine direkt kombiniert ist oder<br />
sich <strong>auf</strong> dem Tender befinden könnte <strong>und</strong> über ein Wendegetriebe<br />
in beiden Fahrtrichtungen die Tenderachsen<br />
antreibt (T 38 3255).<br />
Pumpen <strong>und</strong> Lüfter<br />
Eine Lok mit forcierter Kondensation benötigt einige zusätzliche<br />
Pumpen <strong>und</strong> Hilfsmaschinen, <strong>auf</strong> deren Zuverlässigkeit<br />
<strong>und</strong> gute Zugänglichkeit besonders Wert gelegt<br />
werden muss. Ohne Berücksichtigung der Bremseinrichtung<br />
werden benötigt:<br />
Normale Lok:<br />
Kondenslok:<br />
2 Kesselspeisepumpen<br />
2 Kesselspeisepumpen<br />
2 Kondensatpumpen<br />
1 Vakuumpumpe für Kondensator<br />
1 Saugzug für Kessel<br />
1 oder 2 Lüfter für Kondensator<br />
Schaltung <strong>und</strong> Regelung<br />
der Hilfsmaschinen<br />
Wie sich bei der Erprobung von Turbinen- <strong>und</strong> Kondenslokomotiven<br />
gezeigt hat, ist die Anordnung <strong>und</strong> Regelung<br />
der beiden leistungsstärksten Hilfsmaschinen, der Saugzugturbine<br />
für den Kessel <strong>und</strong> der Lüfterturbine für den<br />
Kondensator, entscheidend für den Erfolg des Konzeptes.<br />
Die Turbinenlokomotiven der Deutschen Reichsbahn waren<br />
zu einer Zeit im Einsatz, als an eine automatische Regelung<br />
der Leistung der Hilfsmaschinen nicht zu denken<br />
war, weil weder Messfühler noch Regler für solche Aufgaben<br />
zur Verfügung standen.<br />
Man hatte die Wahl, die Aggregate in den Hauptstrom<br />
des Maschinenabdampfes zu legen, was eine gute<br />
Regelung ergab, jedoch <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> der zu kleinen Druckgefälle<br />
schlechte Wirkungsgrade der Hilfsturbinen selbst.<br />
Die Alternative waren einzeln mit Frischdampf angetriebenen<br />
Hilfsmaschinen <strong>und</strong> manuelle Einstellung<br />
der Leis tung, auch das wurde getestet. Letzteres überforderte<br />
allerdings das Personal, <strong>und</strong> zum Beispiel häufig<br />
augenfällig schlechtere Kesselwirkungsgrade <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong><br />
unpassender Luftmengen <strong>und</strong> mangelndes Vakuum<br />
waren die Folge.<br />
Mit moderner Mess- <strong>und</strong> Regelungstechnik ist es heute<br />
möglich, <strong>und</strong> zur Erzielung eines guten Gesamtwirkungsgrades<br />
auch erforderlich, dass mindestens Saugzug<strong>und</strong><br />
Lüfterturbine der Lokomotivbelastung automatisch<br />
angepasst werden. Hierbei kann man mit Frischdampf<br />
arbeiten, was kleine <strong>und</strong> kompakte Turbinen ergibt. Das<br />
große Druckgefälle zwischen Frischdampf <strong>und</strong> Kondensator<br />
kann für den Saugzug <strong>und</strong> die Lüfter durch Hintereinanderschaltung<br />
<strong>auf</strong>geteilt werden, wodurch für jede<br />
Turbine dann eine zweistufige Bauart ausreichend ist.<br />
Regeltechnisch wird dabei die Frischdampfzufuhr zur<br />
Saugzugturbine beeinflusst, <strong>und</strong> die Lüfterturbine folgt<br />
zwangsläufig.<br />
Eine andere denkbare Schaltung wäre, die Hilfsturbinen<br />
mit einem reduzierten <strong>Dampf</strong>druck aus der Verbinderstufe<br />
zwischen der Hochdruck- <strong>und</strong> der Niederdrucktraktionsmaschine<br />
zu versorgen. Dann würde eine einstufige Bauart<br />
für beide Turbinen ausreichen. Der Druck im Verbinder<br />
stellt sich beim Fahren der Lokomotive belastungsabhängig<br />
ein, <strong>und</strong> erspart einen besonderen Regelmechanismus.<br />
Im Stillstand der Lok muss es in jedem Fall für die<br />
Hilfsbläserfunktion noch eine manuell einstellbare <strong>Dampf</strong>versorgung<br />
für den Saugzug geben. Bei Nutzung von<br />
ND-Verbinderdampf wird eine zweite <strong>Dampf</strong>versorgung<br />
der Saugzugturbine notwendig, die entweder aus einem<br />
Druckminderventil besteht oder Frischdampf in eine separate<br />
HD-Stufe der Saugzugturbine leitet. Die Vakuum- <strong>und</strong><br />
Kondensatpumpen haben eine relativ kleine Leistung. Sie<br />
könnten in das Regelkonzept der Maschinenbelastung<br />
einbezogen werden, müssen aber nicht. Wenn man die<br />
Kondensatpumpe <strong>und</strong> die Vakuumpumpe unabhängig regeln<br />
will, kann man den Flüssigkeitsspiegel im Boden des<br />
Kondensators <strong>und</strong> den Kondensatordruck als Regelgröße<br />
benutzen. Ein <strong>Dampf</strong>verbrauch für den Hilfsbetrieb von<br />
12 % des Verbrauches der Traktionsmaschine bei Maschinennennleistung<br />
wurde bei den Versuchslokomotiven der<br />
DRG als gut betrachtet.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 43
Warum keine<br />
<strong>Dampf</strong>turbinenlokomotive<br />
Die <strong>Dampf</strong>turbinenlokomotive bot <strong>auf</strong> den ersten Blick<br />
zwei Vorteile. Erstens konnte man mit einer Turbine die<br />
Vorteile der Kondensation besser ausnutzen, weil eine<br />
Turbine keine Steuerorgane im Auspuffdampf benötigt<br />
<strong>und</strong> der volle Querschnitt der <strong>Dampf</strong>kanäle für den weit<br />
entspannten <strong>Dampf</strong> ohne Hindernisse verfügbar ist. Bei<br />
einer Kolbenmaschine normaler Bauart würde der Niederdruckzylinder<br />
stets hohe Austrittsdrosselverluste am<br />
Steuerorgan erzeugen. Zweitens konnte man von einer<br />
Turbine einen ruhigeren L<strong>auf</strong> erwarten, als das mit einer<br />
Kolbenmaschine als Direktantrieb möglich ist. Besonders<br />
bei hohen Geschwindigkeiten versprach das Vorteile.<br />
Der Nachteil der Turbine ist, dass sie nicht umsteuerbar<br />
gemacht werden kann, so dass man für Vorwärts- <strong>und</strong><br />
Rückwärtsbetrieb entweder verschiedene Turbinen oder<br />
Getriebe zur Drehrichtungsumkehr benötigt. Der Aufbau<br />
einer Vorwärts- <strong>und</strong> Rückwärtsturbine <strong>auf</strong> der gleichen<br />
Welle hat zur Folge, dass die nicht benötigte Turbine im<br />
Abdampf bei nahezu Vakuum mitl<strong>auf</strong>en muss <strong>und</strong> dort<br />
Pumparbeit leistet, die zur Überhitzung des <strong>Dampf</strong>es führt<br />
<strong>und</strong> Bremsleistung vernichtet.<br />
Ein weiterer Nachteil jeder Turbine ist das starke Abfallen<br />
des Wirkungsgrades im Teillastbereich. Teillast bei einer<br />
Turbine kann nur durch abschaltbare Düsengruppen im<br />
<strong>Dampf</strong>eintritt erreicht werden, so dass das erste Rad teilbe<strong>auf</strong>schlagt<br />
wird. In den Leitstufen danach <strong>und</strong> in den<br />
weiteren Turbinenstufen entfällt diese Teilung, es füllt nun<br />
eine geringe <strong>Dampf</strong>menge die gesamten Räderkreise aus,<br />
verliert dadurch stark an Geschwindigkeit <strong>und</strong> kann dort<br />
nur noch unzureichende Arbeit verrichten, bremst unter<br />
Umständen sogar. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird es erforderlich,<br />
für Rangierfahrten entweder einen sehr großen <strong>Dampf</strong>verbrauch<br />
einzuplanen oder eine weitere Turbine kleinerer<br />
Leistung zu installieren. Vorwärts- <strong>und</strong> Rückwärtsfahrt<br />
müssen demzufolge entweder durch Kupplungen ermöglicht<br />
werden, welche die nicht benötigte Turbine stillsetzen<br />
oder ein Schaltgetriebe, welches die Drehrichtung einer<br />
einzigen Turbine umkehrt. Auf jeden Fall werden zwei verschieden<br />
große Turbinen <strong>und</strong> ein anspruchsvolles Getriebe<br />
benötigt, um im ganzen Arbeitsbereich mit gutem Wirkungsgrad<br />
fahren zu können. Das ist am Ende doch ein<br />
großer Aufwand, die Kolbenmaschine kann das alles ohne<br />
Getriebe. Wenn es nicht <strong>auf</strong> schnelles Fahren ankommt,<br />
was bei etwa 100 km/h anfängt, kann man ohne die getriebetechnisch<br />
komplizierten Turbinen auskommen, wenn<br />
es gelingt, die Kolbenmaschine in der Auspuffgestaltung<br />
besser zu machen. Sonst lohnt sich die Kondensation aus<br />
energetischer Sicht nicht, sondern nur logistisch (Wassersparen).<br />
Um die Niederdruckstufe einer Kolbenmaschine<br />
effizienter zu machen, gibt es zwei bekannte Lösungen,<br />
die Kombination der Kolbendampfmaschine mit einer<br />
Abdampfturbine <strong>und</strong> die Gestaltung des Niederdruckzylinders<br />
im Gleichstromprinzip mit Schlitzauslass. Die Abdampfturbine<br />
hätte wiederum das Problem der Drehrichtungsumkehr.<br />
Auf Schiffen setzte sich das System „Bauer<br />
Wach“ mit einer Zweifach Expansions-Kolbenmaschine<br />
<strong>und</strong> einer Abdampfturbine schnell durch, weil eine Schiffsmaschine<br />
rückwärts niemals die volle Leistung benötigt,<br />
<strong>und</strong> man deswegen rückwärts ganz ohne die Turbine auskommt.<br />
Anders ist das bei Lokomotiven. Mit der Baureihe<br />
T 38 ging die DRG einen ähnlichen Weg, <strong>und</strong> kombinierte<br />
eine vorhandene Kolbenlokomotive mit einem Turbinentriebtender,<br />
der zur Drehrichtungsumkehr ein Wendegetriebe<br />
im Antriebsstrang hatte. Dieser Lok blieb der Erfolg<br />
versagt, weil anfangs das Regelkonzept der Hilfseinrichtungen<br />
nicht funktionierte, was zeitweise einen schlechten<br />
Kesselwirkungsgrad zur Folge hatte. Nach Umbau<br />
war das zwar besser, aber die Hilfseinrichtungen lagen<br />
jetzt im Hauptstrom des <strong>Dampf</strong>es <strong>und</strong> drosselten dort, so<br />
dass keine <strong>Dampf</strong>- oder Kohlenersparnis nachzuweisen<br />
war. Die Antriebe der Hilfseinrichtungen waren noch störanfällig,<br />
lediglich der Kondensator mit Röhren hatte sich<br />
gut bewährt.<br />
Der Niederdruckzylinder mit Schlitz-Auslass wurde bei<br />
den letzten modernen Lokomobilen von Buckau-Wolf realisiert,<br />
außerdem wurde dort noch ein Teilstrom des ND<br />
Abdampfes über den Kolbenschieber gesteuert, um die<br />
Kompression des ND-Zylinders zurückzunehmen. Das<br />
Verfahren nannte sich Zweistrom-Auslass, <strong>und</strong> scheint<br />
sich bewährt zu haben.<br />
Bei der DRG gab es einen Versuch mit Gleichstromzylindern,<br />
allerdings nur einstufig, mit der Baureihe 24. Der<br />
Erfolg der 24 070 blieb aber aus, die Ursachen liegen<br />
wahrscheinlich in der Heusingersteuerung, die für die<br />
kleinen Füllungen der Gleichstromzylinder zu ungenau<br />
arbeitet. Die Lösung liegt in jedem Falle in einer zweistufigen<br />
<strong>Dampf</strong>dehnung. Bei Direktantrieb kann man die<br />
Traktionsdampfmaschine mit einem Hochdruckzylinder in<br />
der Rahmenmitte <strong>und</strong> zwei Gleichstrom-Niederdruckzylindern<br />
am Rahmen außen ausrüsten, oder man ordnet<br />
beidseitig außen zwei tandemartige Kombinationen von<br />
Hoch- <strong>und</strong> Niederdruckzylinder an, dessen ND-Teil als<br />
Gleichstromeinheit ausgeführt wird. Auf jeden Fall war<br />
die DRG mit 24 069 <strong>und</strong> 24 070 schon dicht an der richtigen<br />
Lösung. Man hätte die Zylinder nur noch anders<br />
kombinieren müssen. Wenn man den Direktantrieb nicht<br />
möchte, kann man eine schnell l<strong>auf</strong>ende, umsteuerbare<br />
Zweifach-Verb<strong>und</strong>maschine <strong>auf</strong> ein Untersetzungsgetriebe<br />
mit Blindwelle arbeiten lassen, die als ND-Einheit<br />
Gleichstromzylinder <strong>auf</strong>weist. Ein ähnlicher Vorschlag<br />
von Hanomag, aber einstufig, lag der DRG vor. Will man<br />
als ND-Stufe einer solchen Maschine eine Turbine einsetzen,<br />
so benötigt man nur für die Turbine ein Wendegetriebe.<br />
Ausblick <strong>und</strong> Kesselfeuerung<br />
Man kann von der Kondenslok keine W<strong>und</strong>er erwarten.<br />
Dass große Wärmegefälle nach unten ist viel <strong>auf</strong>wendiger<br />
zu nutzen als das obere. Die Auspuffmaschine in ihrer bekannten<br />
B<strong>auf</strong>orm ist eine robuste <strong>und</strong> einfache Lösung,<br />
die für kleine Maschinen sicher ihre Existenzberechtigung<br />
behält. Alternative Energien werden ebenfalls keine W<strong>und</strong>er<br />
vollbringen, <strong>und</strong> somit ist die <strong>Dampf</strong>lokomotive dennoch<br />
ein möglicher Ausweg aus dem finanziellen Dilemma<br />
der Erdölprodukte. Sie ist zwar populär, allerdings weder<br />
besonders modern, noch besonders alternativ. Sie bedient<br />
das Klischee vom immerfort währenden technischen<br />
Fortschritt, der alle Probleme von alleine löst, nicht. Aber<br />
44 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
sie wird funktionieren, <strong>und</strong> wenn sich die Öffentlichkeit<br />
von der Fortschritts- <strong>und</strong> Alternativgläubigkeit erholt hat,<br />
die derzeit noch in den Medien verbreitet wird, <strong>und</strong> der<br />
Leidensdruck an der Tankstelle groß genug geworden ist,<br />
kann es losgehen. Die Verbesserung der <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />
kann, abgestuft nach Maschinengröße, in mehreren<br />
Schritten erfolgen. Die Einsparung beim Kohlenverbrauch<br />
ist etwa folgende:<br />
1. Schritt: Rollenlager an den Stangen <strong>und</strong> Vorwärmer<br />
Bauart QM bringt 3 %<br />
2. Schritt: Verb<strong>und</strong>maschine bringt 4 %, insgesamt mit<br />
Schritt 1 nun 7 %,<br />
3. Schritt: Kondensation, Verb<strong>und</strong>maschine wie vorher,<br />
nun insgesamt 15 %<br />
4. Schritt: ND-Zylinder mit Schlitz Auslass oder als Turbine,<br />
nun insgesamt 24 %.<br />
Es wäre nach dem 4. Schritt der effektive Wirkungsgrad<br />
einer großen <strong>Dampf</strong>lokomotive am Zughaken <strong>auf</strong> 13 %<br />
angestiegen. In dieser Aufstellung ist sie gegen die Diesellok,<br />
die am Zughaken etwa 26 % mobilisieren kann,<br />
konkurrenzfähig, wenn eine energetisch gleichwertige<br />
Menge Dieselöl mehr als das Doppelte kostet als die Menge<br />
Kohle.<br />
Das ist schon heute so: Die Einheitstonne Importsteinkohle<br />
kostete 2011 im Schnitt 107,– Euro, <strong>und</strong> der Preis für<br />
die energetisch gleichwertige Menge von 700 kg Dieselöl,<br />
das sind etwa 823 Liter, liegt im gleichen Zeitraum bei<br />
685,– Euro. Die Weiterentwicklung der <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />
kann unter Umständen schneller notwendig werden, als<br />
man glaubt. Der Erkenntnisstand zum maschinentechnischen<br />
Teil wurde hier zusammengefasst <strong>und</strong> soll dabei<br />
helfen. Die Kesselfeuerung einer <strong>Dampf</strong>lokomotive kann<br />
nur ökonomisch mit Kohle oder Kohlenstaub betrieben<br />
werden.<br />
Ölfeuerungen sind prinzipiell technisch gut geeignet, weil<br />
einfach <strong>und</strong> leistungsfähig. Es würden aber unerträgliche<br />
Brennstoffkosten entstehen, denn selbst die Kondenslokomotive<br />
hat noch mindestens den doppelten Ölverbrauch<br />
einer gleichwertigen Diesellok. Es gibt genügend<br />
Diesellokomotiven, die effektiver mit diesem teueren<br />
Brennstoff arbeiten. Schweröl, welches vorgewärmt werden<br />
muss, eignet sich auch technisch sehr gut für den<br />
<strong>Dampf</strong>lokomotivbetrieb, wird aber dann ebenfalls knapp<br />
sein. Der Einsatz von Ölfeuerungen führt daher in eine<br />
finanzielle Sackgasse, <strong>und</strong> die Beschäftigung damit ist<br />
Zeitverschwendung. Die <strong>Dampf</strong>lokomotive der Zukunft<br />
bekommt ihre Existenzberechtigung nur aus der Tatsache,<br />
dass die Ölvorräte verknappen werden <strong>und</strong> dass nur<br />
sie mit festen Brennstoffen, d. h. den meisten Kohlesorten<br />
oder Kohlenstaub, bezahlbar betrieben werden kann. Die<br />
Arbeit an der Technik der Feuerungen, unter anderem bei<br />
der mechanischen Rostbeschickung, dem sogenannten<br />
Stoker, <strong>und</strong> bei der Kohlenstaub<strong>auf</strong>bereitung <strong>und</strong> Kohlenstaubfeuerung<br />
wird auch wieder <strong>auf</strong>genommen werden<br />
müssen, wenn es soweit ist. Das soll nicht mehr Thema<br />
dieses Beitrages sein.<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
45
<strong>Dampf</strong><br />
Normalerweise trägt jedes Produkt einen Hinweis<br />
<strong>auf</strong> seinen Hersteller <strong>und</strong> oftmals auch einen<br />
mehr oder weniger attraktiven Markennamen, der<br />
gesetzlich geschützt ist <strong>und</strong> einen gewissen Werbeeffekt<br />
haben soll. Je älter ein Erzeugnis ist, umso häufiger lässt<br />
sich sein Hersteller nicht mehr nachweisen.<br />
Dies trifft auch für historische Feuerlöschgeräte zu. So<br />
findet man manchmal an alten Handdruckspritzen keine<br />
Hinweise mehr <strong>auf</strong> den Verfertiger, da diese verloren gegangen<br />
sind oder bei allzu „gründlicher“ Restaurierung<br />
entfernt oder übermalt wurden. Fehlen zusätzlich noch<br />
schriftliche Dokumente wie zum Beispiel K<strong>auf</strong>belege <strong>und</strong><br />
Notizen in Protokollbüchern, so ist man, was den Hersteller<br />
angeht, nur <strong>auf</strong> Vermutungen angewiesen. Durch<br />
Vergleiche mit ähnlichen oder baugleichen Geräten, deren<br />
Hersteller noch bekannt sind, können eventuell Rückschlüsse<br />
gezogen werden.<br />
Umso wichtiger <strong>und</strong> wertvoller sind die an den historischen<br />
Feuerlöschgeräten noch erhaltenen Hinweise, die<br />
sich in drei Gruppen unterteilen lassen: 1.) Fabrikschilder<br />
aus Metall; 2.) Zeichen an Radnaben; 3.) gedruckte Vorlagen<br />
bzw. Farbbilder. Metallschilder sind wegen ihrer Dauerhaftigkeit<br />
am häufigsten vertreten. Auch wenn sie überstrichen<br />
wurden, sind sie als Relief noch erkennbar <strong>und</strong><br />
wieder freizulegen. Alle diese Dokumente haben nicht nur<br />
einen historischen <strong>und</strong> funktionellen Wert, sondern oftmals<br />
durchaus künstlerische Qualität, wie die folgenden<br />
Beispiele zeigen sollen.<br />
Ziegler-Schlauchadler<br />
Eine Sonderstellung nimmt ein Firmenschild ein, das<br />
den obigen Kategorien nicht zugeordnet werden kann.<br />
Die Firma Albert Ziegler in Giengen/Brenz (BW), gegründet<br />
1891, stellte zwar keine Handdruckspritzen her,<br />
sondern verzierte ihre Kleinmotorspritzen „Allemania“ in<br />
den 1930er Jahren mit der Figur eines Schlauchadlers,<br />
der den Kühlwasser-Einfüllstutzen verschließt (Foto 1).<br />
Günter Rux bezeichnet dieses markante Teil in seinem<br />
Standardwerk „Die Tragkraftspritze“, Verlag Technik Berlin.<br />
Huss-Medien, 2001, recht treffend als „Kunst an der<br />
Motorspritze“. Der Ursprung des heute weltbekannten<br />
Kuns<br />
FABRIKSCHILD<br />
DRUCK- UND D<br />
Klaus-Uwe HölscherK<br />
1<br />
2<br />
46<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
3<br />
leine<br />
twerke<br />
ER AN HAND-<br />
AMPFSPRITZEN<br />
4<br />
Feuerwehrausrüsters Ziegler geht <strong>auf</strong> eine Hanfspinnerei<br />
<strong>und</strong> Schlauchweberei zurück. Der Schlauchadler<br />
sollte ein Inbegriff für die Qualität <strong>und</strong> Zuverlässigkeit<br />
des Materials sein.<br />
Beduwe – <strong>Dampf</strong>spritze in Duisburg<br />
Beginnen wir mit einem ovalen Fabrikschild aus Metall<br />
mit folgender Inschrift: „JOS. BEDUWE AACHEN 1902“.<br />
Es befindet sich an einer <strong>Dampf</strong>spritze für Pferdezug, die<br />
1902 gebaut wurde <strong>und</strong> an die Berufsfeuerwehr in Duisburg<br />
geliefert wurde (Foto 2). Sie ist die einzige Beduwe-<br />
<strong>Dampf</strong>spritze, die heute in Deutschland noch erhalten ist<br />
(Foto 3). Außerdem ist sie TÜV-abgenommen <strong>und</strong> voll<br />
funktionsfähig (Foto 4 <strong>und</strong> 5). Gegründet wurde die Firma<br />
Beduwe im Jahre 1838 als Gelbgießerei in Aachen <strong>und</strong><br />
war als Glockengließerei <strong>und</strong> Feuerspritzenfirma tätig.<br />
Zahlreiche Beduwe Zwei- <strong>und</strong> Vierrad-Handdruckspritzen<br />
sind heute noch erhalten. Einige werden auch als Versicherungsspritzen<br />
bezeichnet, da die Aachen-Münchner-<br />
Versicherung mit Beduwe zusammenarbeitete <strong>und</strong> die<br />
Anschaffung von Beduwe-Spritzen für kleinere Gemeinden<br />
bezuschusste.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
47
5<br />
Wie auch die Firma Beduwe in Aachen, begann<br />
die Firma Flader in Jöhstadt/Sachsen mit einer<br />
Gelbgießerei <strong>und</strong> stellte bald auch Handdruckspritzen<br />
her. Genau wie beim Fabrikat Beduwe ist heute<br />
auch nur noch eine Flader-<strong>Dampf</strong>spritze erhalten.<br />
Sie wurde 1911 an die Werkfeuerwehr der Chemischen<br />
Fabrik von Heyden AG in Radebeul geliefert <strong>und</strong> war<br />
zeitweise im Feuerwehrmuseum Grethen ausgestellt.<br />
Die diesem Artikel beigefügten Fotos wurden an ihrem<br />
Standort in der Feuerwache Dresden-Übigau gemacht<br />
(Fotos 6 <strong>und</strong> 7).<br />
Magirus <strong>und</strong> das Ulmer Münster<br />
Einige Feuerwehrgerätehersteller haben ihren Namen<br />
bzw. ihr Firmenzeichen an den Radnaben ihrer Handdruck-<br />
<strong>und</strong> Motorspritzen angebracht. Vom blanken Messing<br />
heben sich die Buchstaben bzw. Zeichen gut ab<br />
<strong>und</strong> sind eine Zierde an den Holzspeichenrädern. Als<br />
Beispiel für diese Kennzeichnung seien hier die Firmen<br />
Benz – Gaggenau, Gustav Adolf Fischer, Görlitz (Zeichen<br />
GAF), Conrad Dietrich Magirus – Ulm <strong>und</strong> Julius<br />
Müller – Döbeln genannt (Foto 8). Über dem Kühlergrill<br />
seiner Kraftspritzen (Löschfahrzeuge der 1920er Jahre)<br />
präsentierte Magirus sein besonders eindrucksvolles<br />
6<br />
Firmenemblem mit der Darstellung des Ulmer Münsters,<br />
das von einem Zahnrad <strong>und</strong> der Aufschrift „Magirus<br />
Ulm“ <strong>auf</strong> blauem Hintergr<strong>und</strong> umrandet wird: insgesamt<br />
ein kleines Kunstwerk an der Frontseite der Oldtimer<br />
(Foto 9).<br />
<strong>Dampf</strong>spritze in Kirchheim/Teck<br />
Auch von Magirus ist in Deutschland eine bespannte<br />
<strong>Dampf</strong>spritze erhalten geblieben. Insgesamt stellte die<br />
Ulmer Firma von 1903 bis 1914 25 <strong>Dampf</strong>spritzen her,<br />
8 davon waren selbstfahrend, wobei dieselbe <strong>Dampf</strong>maschine<br />
den Fahr- <strong>und</strong> Pumpbetrieb leistete. Die vom<br />
„Verein der Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Förderer der historischen Feuerwehrtechnik<br />
der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim/<br />
Teck“ (BW) vorbildlich restaurierte <strong>und</strong> voll funktionsfähige<br />
<strong>Dampf</strong>spritze ist Baujahr 1908 <strong>und</strong> leistet 800 Liter<br />
pro Minute (Fotos 10 <strong>und</strong> 11). Ursprünglich wurde<br />
sie nach Göppingen geliefert. Die Freiwillige Feuerwehr<br />
Kirchheim/Teck hatte 1907 eine kleinere Magirus-<strong>Dampf</strong>-<br />
7<br />
10<br />
48<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
8<br />
12<br />
9<br />
Originale Firmen –<br />
Farbschilder selten<br />
spritze erhalten, die im Katalog der Vereinigten Feuerwehrgeräte-Fabriken<br />
abgebildet, aber heute nicht mehr<br />
vorhanden ist.<br />
Nachdem Aloys Senefelder 1796 den Steindruck (Lithographie)<br />
als Flachdruckverfahren erf<strong>und</strong>en hatte,<br />
konnte man vorwiegend <strong>auf</strong> Kalkschieferplatten mit<br />
Fett-Tusche Farbdrucke herstellen. Dieses Verfahren<br />
wurde insbesondere für Werbezwecke angewendet. So<br />
druckte man Reklameblätter als farbige Glanzbilder für<br />
die verschiedensten Produkte wie zum Beispiel Liebigs<br />
Fleischextrakt, Palmin, Knorr, Stollwerck- <strong>und</strong> Suchard-<br />
Schokolade, Kathreiners Malzkaffee <strong>und</strong> Hoffmanns Wäschestärke.<br />
11<br />
Auch Feuerwehrgerätefirmen machten sich dieses<br />
Verfahren zunutze, indem sie Farbdrucke als Vorlagen<br />
gestalteten <strong>und</strong> sie an ihren Spritzen anbrachten.<br />
Obwohl diese Bilder mit Schutzlack wie Leinölfirnis versehen<br />
wurden, waren sie doch <strong>auf</strong> längere Dauer nicht<br />
gegen Feuchtigkeit oder gar Abrieb geschützt. Daher sind<br />
heute nach fast h<strong>und</strong>ert Jahren diese originalen Firmen-<br />
Farbschilder an historischen Löschgeräten nur noch selten<br />
erhalten geblieben.<br />
Besonders ansprechend <strong>und</strong> <strong>auf</strong>wändig gestaltete die Firma<br />
Magirus ihre Farbschilder. Die Ulmer Firma hatte sich<br />
1905 mit den Firmen Lieb in Biberach an der Riss <strong>und</strong><br />
Ewald in Küstrin zu den Vereinigten Feuerwehrgeräte Fabriken<br />
zusammengeschlossen <strong>und</strong> bezeichnete sich als<br />
„Bedeutendstes Etablissement der Feuerwehrbranche“.<br />
Umrahmt von Medaillen <strong>und</strong> Orden ist <strong>auf</strong> dem Farbfeld<br />
an der Spritze der umfangreiche Werkkomplex mit Ulmer<br />
Münster <strong>und</strong> Donau im Hintergr<strong>und</strong> dargestellt (Fotos<br />
12 <strong>und</strong> 13). Auf einem Farbbild der Firma Koebe – Luckenwalde<br />
ist außer dem Fabrikgelände eine Handdruckspritze<br />
abgebildet. Natürlich fehlen auch hier die Medaillen<br />
<strong>und</strong> Auszeichnungen nicht (Foto 14). Die Firma E. C.<br />
13<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 49
14<br />
17<br />
15<br />
16<br />
Flader in Jöhstadt/Sachsen <strong>und</strong><br />
Sorgenthal in Böhmen zeigt<br />
<strong>auf</strong> ihrem ovalen Farbbild eine<br />
<strong>Dampf</strong>spritze (Foto 15). Die Firma<br />
August Hönig wirbt mit der<br />
Darstellung eines helmtragenden<br />
Feuerwehrmannes („Feuer-Hönig<br />
– Köln“). Ebenfalls farbige<br />
Firmenbilder verwendete die Firma<br />
C. G. Bald<strong>auf</strong>, Feuerlöschmaschinenfabrik<br />
in Chemnitz. Über 400 Handdruckspritzen,<br />
hergestellt von der Firma Justus Christian Braun, gegründet<br />
1846 in Nürnberg, sind als heute noch erhalten nachgewiesen.<br />
Diese hohe Zahl noch vorhandener Spritzen<br />
basiert dar<strong>auf</strong>, dass im Braun-Katalog von 1901, der über<br />
300 Seiten umfasst, die kompletten Lieferlisten enthalten<br />
<strong>und</strong> somit umfangreiche Nachforschungen möglich sind.<br />
Anfangs trug die Firma Braun Hersteller, Empfänger <strong>und</strong><br />
Baujahr per Farbschrift <strong>auf</strong> den Wasserkästen ihrer Handdruckspritzen<br />
<strong>auf</strong>, später kamen Fabrikschilder aus Metall<br />
hinzu, in die die jeweilige Fabriknummer eingeschlagen ist<br />
(Foto 16). Die höchste Fabriknummer, die bisher an einer<br />
noch erhaltenen Braun-Spritze festgestellt wurde, ist die<br />
Nr. 8936, die als Baujahr 1911 ergibt.<br />
Prüfprotokoll bescheinigt Leistungen<br />
Immerhin sind noch drei Braun-<strong>Dampf</strong>spritzen in Deutschland<br />
erhalten geblieben, die alle für Pferdezug eingerichtet<br />
sind. Im Jahre 1895 erhielt die Freiwillige Feuerwehr<br />
Plattling (BY) eine <strong>Dampf</strong>spritze, die in der „Illustrirten<br />
18<br />
Haupt-Preisliste“ der Firma Braun<br />
von 1901 ausführlich beschrieben<br />
<strong>und</strong> dokumentiert ist. Ihre<br />
Leistungen sind im Prüfprotokoll<br />
genau festgehalten; „bei 100 m<br />
Schlauchlänge <strong>und</strong> einem Strahle<br />
mit einem 20 mm M<strong>und</strong>stücke 38<br />
m weit.“ Wasserlieferung: „bei 200<br />
Hub der Pumpe <strong>und</strong> 8 Atmosphären<br />
Druck 490 Liter pro Minute.“<br />
Auch die 1899 an die Freiwillige Feuerwehr Bamberg gelieferte<br />
Braun- <strong>Dampf</strong>spritze wird in schriftlichen „Zeugnissen“<br />
wegen der leichten Handhabung der Ventile <strong>und</strong><br />
Einfachheit der Bedienung gelobt. Die Plattlinger <strong>Dampf</strong>spritze<br />
ist im Deutschen Museum in München ausgestellt<br />
(Foto 17). Die dritte heute noch erhaltene Braun-<strong>Dampf</strong>spritze<br />
(Baujahr 1905) wurde an die Freiwillige Feuerwehr<br />
Hof geliefert <strong>und</strong> ist dort vorhanden.<br />
Außer Handdruckspritzen gehörten zum Angebot<br />
der Firma Louis Tidow in Hannover-Badenstedt auch<br />
<strong>Dampf</strong>spritzen, von denen heute noch zwei erhalten<br />
sind: Delmenhorst (Baujahr 1904) <strong>und</strong> Weetzen (Baujahr<br />
1912) (Foto 18). Die Zahl der nachgewiesenen Tidow-<br />
Handdruckspritzen beträgt mittlerweile ca. 100 Exemplare.<br />
Sie sind auch über Niedersachsen hinaus geliefert<br />
worden.<br />
Foto Nr. 10, 11, 12, 13 <strong>und</strong> 17: Karl Stolz, Kirchheim/Teck.<br />
Alle übrigen Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />
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Hermann Höhne<br />
Anschlag für die<br />
Fräsmaschine<br />
Ich stand vor dem Problem für meinen konstruierten<br />
Wechselstahlhalter für die Drehmaschine mehrere<br />
Halter herzustellen. Damit alle Teile die gleichen<br />
Bohrungen <strong>auf</strong> der Fräsmaschine erhalten, wollte ich<br />
diesmal keinen improvisierten Anschlag verwenden. Also<br />
stand zuerst der Bau eines solchen Anschlags an. Wie <strong>auf</strong><br />
dem Bild <strong>und</strong> in der Übersichtszeichnung zu ersehen ist,<br />
lässt sich der Anschlag in allen drei Richtungen verstellen.<br />
Für die Fertigung der Teile 1 <strong>und</strong> 2 ging ich, da diese<br />
<strong>auf</strong> dem Teilapparat gefräst wurden <strong>und</strong> das Backenfutter<br />
des Teil apparats der Frässpindel im Wege war, folgendermaßen<br />
vor: Beide Teile wurden zuerst als ein Stück – 65<br />
mm Materiallänge – bearbeitet, <strong>auf</strong> der Drehmaschine die<br />
Bohrung von 12 mm hergestellt <strong>und</strong> anschließend <strong>auf</strong><br />
der Fräsmaschine das Material in den Teilapparat eingespannt<br />
<strong>und</strong> mit dem Reitstock abgestützt.<br />
Die Aussparung für das Teil 2 wurde mit 10 mm gefräst <strong>und</strong><br />
anschließend die Aussparung mit 6 mm sowie die Nut mit<br />
5 mm gefräst. Das Werkstück wurde umgespannt <strong>und</strong> <strong>auf</strong><br />
der anderen Seite das Teil 1 gefräst. Auf der Drehmaschine<br />
habe ich dann die beiden Teile getrennt <strong>und</strong> <strong>auf</strong> Maß gedreht.<br />
Für die Teile 4, 7 <strong>und</strong> 8 ging ich ähnlich vor, da sich<br />
so kurze Teile recht schlecht spannen lassen. In ein R<strong>und</strong>material<br />
mit entsprechender Länge – ungefähr 100 mm<br />
– wurde zuerst die Bohrung für den Anschlagstift gebohrt,<br />
dann die 6-mm-Bohrung der drei Teile <strong>auf</strong> der Drehmaschine<br />
angebracht <strong>und</strong> im Schraubstock der Klemmschlitz<br />
gesägt. Das ist natürlich auch <strong>auf</strong> der Fräsmaschine möglich.<br />
Wieder in die Drehmaschine eingespannt, wurde das<br />
52 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
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Teil 7 abgestochen. Nun wurde <strong>auf</strong> der Fräsmaschine das<br />
Teil 4 mit dem Ausdrehkopf <strong>und</strong> die Aussparungen für das<br />
Teil 2 gefräst, wieder <strong>auf</strong> der Drehmaschine das Teil abgestochen,<br />
anschließend <strong>auf</strong> der Fräsmaschine das Teil<br />
8 gefräst <strong>und</strong> <strong>auf</strong> der Drehmaschine abgestochen. Durch<br />
die große Materiallänge ging es sehr gut, das Material im<br />
Niederzugschraubstock zum Fräsen einzuspannen. Das<br />
Flachmaterial für Teil 3 wurde <strong>auf</strong> Länge gesägt <strong>und</strong> in<br />
das Teil 2 so eingepasst, dass sich die Inbusschraube im<br />
ganzen Winkelbereich drehen lässt. Die Teile 1, 2 <strong>und</strong> 3<br />
wurden nun weich zusammengelötet. Hierzu habe ich die<br />
Teile <strong>auf</strong> einer „alten“ Kochplatte erhitzt, mit Flussmittel<br />
die Lötstellen bestrichen <strong>und</strong> mit Lot verzinnt, die Teile<br />
zusammengefügt <strong>und</strong> mit Lötzinn versehen. Mit etwas<br />
Geschick <strong>und</strong> Fummelei mit Zangen lässt sich das ganz<br />
gut bewerkstelligen, als Hilfsmittel diente dabei die Halterung.<br />
Der Kopf der Inbuschraube für Teil 2/6 wurde <strong>auf</strong><br />
9 mm abgedreht, damit sie sich leicht drehen lässt. Die<br />
Teile 5 <strong>und</strong> 6 sind einfach herzustellen, man muss nur dar<strong>auf</strong><br />
achten, dass sich<br />
die Bohrungen genau in<br />
der Materialmitte befinden.<br />
Ich habe mir dafür<br />
eine einfache Bohrvorrichtung<br />
gebaut – siehe<br />
Zeichnung. Damit das<br />
R<strong>und</strong>material fixiert ist,<br />
wurde eine weitere Bohrung<br />
mit Gewinde für<br />
eine Feststellschraube<br />
notwendig. Die Bohrvorrichtung <strong>und</strong> das Teil 5 wurden mit<br />
5 mm gebohrt, die Bohrvorrichtung dann <strong>auf</strong> 6 mm <strong>auf</strong>gebohrt<br />
<strong>und</strong> das Gewinde geschnitten. Das Teil 6 erhielt<br />
eine 6 mm Bohrung. Durch diese Vorgehensweise wurden<br />
die beiden Teile sehr genau in der Mitte gebohrt. Der Nutenstein<br />
wurde so gestaltet, dass er sich in die Nut des<br />
Frästisches von oben einsetzen lässt. Durch Anziehen der<br />
Befestigungsschraube dreht sich der Nutenstein so, dass<br />
er in der Nut fest sitzt. Beim Lösen der Schrauben dreht er<br />
sich in Gegenrichtung <strong>und</strong> der Anschlag kann dann entnommen<br />
werden.<br />
Auch wenn meine Zeichnungen nicht ganz normgerecht<br />
sind, so ist sicher ein erfolgreicher Nachbau möglich.<br />
Eventuell muss die eine oder andere Bohrung für die<br />
Leichtgängigkeit ein oder zwei Zehntel größer, als in der<br />
Zeichnung angegeben, gebohrt werden. Viel Erfolg!<br />
Foto <strong>und</strong> Zeichnungen: Hermann Höhne<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 53
EN<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 55
Ein altes Schiffsmodell hat den letzten Umbau erfahren <strong>und</strong> einen neuen <strong>Dampf</strong>antrieb<br />
erhalten. Mittig des Oberdecks sind die beiden Rauchabzüge zu erkennen.<br />
<strong>Dampf</strong><br />
Gerd Gemmerich<br />
SOUTHERN BELLE<br />
Ein nostalgischer (<strong>Dampf</strong>-) Rückblick<br />
Vor über vierzig Jahren sollte mein Modellbauleben,<br />
angeregt durch heranwachsende Neffen, mit<br />
der „Southern Belle“ beginnen. Der Baukasten<br />
des Mississippi-Heckraddampfers wurde zwar damals in<br />
gängigen Modellbaukatalogen angeboten, war <strong>auf</strong> dem<br />
Markt aber erst zu einem späteren Zeitpunkt käuflich<br />
zu erwerben. Die Wartezeit füllten Bau <strong>und</strong> Betrieb der<br />
„Oceanic“ aus.<br />
Für mich als Metaller besonders verlockend ist die reine<br />
Holzbauweise der Schiffsmodelle, <strong>und</strong> da bot sich<br />
„Southern Belle“ geradezu an. Trotz einfachsten Aufbaues<br />
verkörpert das Modell mit dem offenen sich drehenden<br />
Heckrad immer wieder einen Farbtupfer <strong>auf</strong> dem Gewässer.<br />
Das äußere Erscheinungsbild blieb trotz vielfältiger<br />
innerer Antriebsumbauten weitestgehend erhalten. Hinzu<br />
kamen lediglich eine zweite hölzerne Reling <strong>auf</strong> dem Oberdeck<br />
<strong>und</strong> später ein zusätzlicher keilförmiger Aufschwimmkörper<br />
unter den Rumpf, um die Tragkraft zu erhöhen.<br />
Weil zu dieser Zeit die <strong>Dampf</strong>technik für mich noch nicht<br />
aktuell war, wurde erst einmal mit Elektroantrieben experimentiert.<br />
Einem geräuschvollen Getriebemotor folgte<br />
ein anderer leiserer bis hin zu einer Schneckenradübersetzung.<br />
Kurioserweise entstammen die Schneckenräder<br />
einer Scheibenwischeranlage, die einem alten VW-Bulliwrack<br />
entnommen wurde, das frevelhaft halb abgesoffen<br />
in einer Kiesgrube entsorgt worden war. Auch ein Schottelpropeller<br />
kam kurzfristig zum Einsatz.<br />
So drehte „Southern Belle“ jahrelang zuverlässig ihre<br />
R<strong>und</strong>en, bis mich dann das <strong>Dampf</strong>fieber packte. Es lag<br />
zwangsläufig nahe, dass nach dem Einstiegsbau eines<br />
<strong>Dampf</strong>-Hochseeschleppers auch der Mississippi-<strong>Dampf</strong>er<br />
stilgerecht einen <strong>Dampf</strong>antrieb bekam. Zugute kamen diesem<br />
Vorhaben Erfahrungen, die der anfangs leichtsinnige<br />
Umgang mit der Gasbefeuerung vermittelte. Die hölzernen<br />
Aufbauten des Schleppers fielen einem Brand zum Opfer.<br />
Nur dem beherzten Eingreifen meines damaligen Schwiegersohnes<br />
war es zu verdanken, dass nicht alles verloren<br />
ging. Die Aufbauten wurden später erneuert. Es blieb ein<br />
einmaliger Vorgang.<br />
Die erste <strong>Dampf</strong>anlage für „Southern Belle“ (die zweite<br />
letztgebaute ist Anlass dieser Zeilen) bestand in den<br />
wesentlichen Bauteilen aus einer liegenden oszillierenden<br />
Einzylindermaschine, Übersetzungsgetriebe <strong>und</strong><br />
einem einfachen Flammrohrkessel aus Edelstahl. Die<br />
Kraftübertragung <strong>auf</strong> den Kurbeltrieb für das Sch<strong>auf</strong>elrad<br />
übernahm ein Zahnriemen. Zusätzlich war eine Mechanik<br />
vorhanden, die mittels eines kleinen Elektrogetriebemotors<br />
ein exzentrisch gelagertes Reibrad an das<br />
Schwungrad heranführte, sollte die <strong>Dampf</strong>mschine beim<br />
Umsteuern zur Rückwärtsfahrt <strong>auf</strong> dem Totpunkt das<br />
Wiederanl<strong>auf</strong>en verweigern. Meiner Experimentierfreude<br />
folgend habe ich nach wiederum langjährigem Betrieb<br />
alles ausgebaut <strong>und</strong> Neues geschaffen. Das „Neue“ besteht<br />
aus Zweizylinder-V-Maschine (wieder oszillierend),<br />
notwendiger Getriebeübersetzung, Kettenübertragung<br />
<strong>und</strong> zwei <strong>Dampf</strong>kesseln. Die nachfolgende Kettenübertragung<br />
lieferte mein F<strong>und</strong>us. Die Herkunft ist nicht mehr<br />
nachvollziehbar. Die Maschine ist wie fast alle von mir<br />
56 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Der Kesselraum im Vorschiff, die Brandspuren im Hintergr<strong>und</strong><br />
basieren <strong>auf</strong> grober Unachtsamkeit. Die kompakte Brennereinheit<br />
lässt sich zusammenhängend zum Nachfüllen entnehmen.<br />
Servo steuert über Kopf das Ruder an.<br />
Blick in den „Maschinenraum“, zu sehen sind die oszillierende<br />
V-Maschine, das Umsteuerventil, das Übersetzungsgetriebe <strong>und</strong><br />
der Kettenradantrieb <strong>auf</strong> die Zwischenwelle für das Sch<strong>auf</strong>elrad.<br />
gebauten doppeltwirkend. Als Zweizylinder erübrigt sich<br />
eine Anl<strong>auf</strong>hilfe. Das zwischengeschaltete Getriebe sollte<br />
früher einmal die Lenkung eines Schwimmautos übernehmen,<br />
kam aber nicht zum Einsatz. Es bot sich nach<br />
ergänzenden Modifizierungen an. Die Kunststoffzahnräder<br />
setzen unvermeidliche L<strong>auf</strong>geräusche soweit herab,<br />
dass sie nicht störend wirken. Früher schon einmal habe<br />
ich zwei Kessel eingesetzt. Diese Maßnahme drängt<br />
sich wegen geringerer Größe <strong>auf</strong>, weil mir kein Autogen-<br />
Schweißgerät zur Verfügung steht. Zudem sollten die<br />
Kessel unter Deck stehen, damit die Kesselattrappen<br />
wieder Platz finden konnten. Sie mussten dem größeren<br />
Kessel weichen. Die Attrappen waren allerdings verkürzt<br />
neu anzufertigen, um die <strong>auf</strong>ragenden Schornsteinrohre<br />
für die Brennerabwärme durchzulassen. Neu zu bauen<br />
war auch ein Gasbehälter, der über zwei Nadelventile<br />
die Brenner versorgt. Die Ventile in einem Block entstammen<br />
alten Zeiten. Selbstgebaut, arbeiten sie zuverlässig,<br />
was für den einen Brenner nur bedingt zutrifft. Mir<br />
stand nur ein originaler zur Verfügung, <strong>und</strong> so habe ich<br />
versucht, einen zweiten aus Restbeständen zusammenzustellen.<br />
Gar nicht so einfach, denn wer das Innenleben<br />
eines Handgasbrenners, der allerdings auch über Kopf<br />
arbeiten muss, einmal betrachtet hat, weiß was Strömungstechnik<br />
für einen Ungeschulten bedeuten kann.<br />
Dennoch zeigte sich am Ende ein befriedigendes Ergebnis.<br />
Schließlich ist Zuverlässigkeit gefragt, damit es nicht<br />
wieder brennt (siehe oben!). Die Ventile lassen sich nur<br />
von Hand betätigen. Kostengünstig ist der Gasbehälter<br />
aus einem Campingtank mit hohem Butangehalt nachzufüllen.<br />
Selbstverständlich geschieht das nur im Freien,<br />
wenn nicht gerade nebenan ein Feuer brennt.<br />
Zu nennen ist noch ein Umsteuerventil. Wenn ich Ähnliches<br />
auch schon früher gefertigt habe, so regte mich<br />
in diesem Fall eines von dem Modellbaukollegen Heinz<br />
Deppe an, das <strong>auf</strong> einem Foto (<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
01/2012, Seite 62) zu erkennen ist. Im Rumpf von<br />
„Southern Belle“ wird es von einem Servo angesteuert,<br />
wobei <strong>auf</strong> den passenden Drehwinkel zu achten<br />
war. Nach Abschluss notwendiger Restausrüstungen<br />
(<strong>Dampf</strong>leitungen, Öler, Auffangbehälter für Kondensat,<br />
Abdampfrohr, Federkupplung, Fernsteuerung) gab es<br />
wichtige Dinge zu klären: Stimmten <strong>Dampf</strong>erzeugung<br />
(Brenner, Kessel) <strong>und</strong> Verbrauch (<strong>Dampf</strong>maschine) überein,<br />
<strong>und</strong> war die Übersetzung von Maschine zu Sch<strong>auf</strong>elrad<br />
richtig gewählt? Ganz wichtig auch: Reichte die<br />
Tragkraft des Schiffsmodells aus? Ersteres ließ sich<br />
bei Trockenl<strong>auf</strong> <strong>auf</strong> dem Tisch bestätigen, letzte Gewissheit<br />
erbrachten dann erfolgreiche Fahrten <strong>auf</strong> dem<br />
Gewässer.<br />
Letzteres konnte vorab <strong>auf</strong> dem heimischen kleinen Fischteich<br />
geklärt werden. Nach der Trimmung liegt „Southern<br />
Belle“ zwar recht tief im Wasser, da das Modell aber ohnehin<br />
eher ein Schönwetterschiff ist, kann auch das befriedigen.<br />
Und nun: Allzeit Gute Fahrt!<br />
Fotos: Gerd Gemmerich<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 57
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
Bei der Herstellung eines Pleuels für einen neuen<br />
Stirlingmotor machte ich beim Feilen des Pleuelauges<br />
einen Feilenstrich zuviel <strong>und</strong> schon war es kein<br />
Pleuelauge mehr, sondern eine „Pleuelkartoffel“. Was zunächst<br />
negativ war, entwickelte sich als Initialzündung zur<br />
Herstellung einer Vorrichtung, um diese Radien künftig zu<br />
fräsen. Ich erinnerte mich, dass ich seit über 40 Jahren<br />
ein Schneckenrad mit dazugehörender Schnecke hatte<br />
<strong>und</strong> fand dieses Paar mit dem zweiten Handgriff. Außerdem<br />
hatte ich ein Handrad mit dem Ø 80 mm.<br />
Der nächste Schritt war eine grobe Skizze, aus der die<br />
ungefähren Maße hervorgingen. Die Sichtung meiner Materialvorräte<br />
zeigte, dass alles, bis <strong>auf</strong> das Material für das<br />
Gehäuse, vorhanden war. Ein Bekannter konnte mir mit<br />
einem Stangenrest mit 60 x 60 x 160 mm helfen. Nun gab<br />
es kein Halten mehr.<br />
Die größte Herausforderung war das Gehäuse, deshalb<br />
beschränke ich mich <strong>auf</strong> die Fertigungsbeschreibung<br />
dafür. Nach der Ermittlung des Achsabstandes stellte<br />
ich zuerst die Querbohrung Ø 22H7 zur Aufnahme der<br />
Schnecke <strong>und</strong> eines Deckels sowie die beiden Befestigungsbohrungen<br />
her. Danach spannte ich das Teil <strong>auf</strong><br />
Bernhard Vogel<br />
Herstellung eines<br />
R<strong>und</strong>tisches zum<br />
Fräsen von Radien<br />
58 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
die Planscheibe <strong>und</strong><br />
drehte die Gehäusebohrung<br />
mit Ø 42<br />
mm zur Aufnahme<br />
des Schneckenrades<br />
<strong>und</strong> Ø 16H7<br />
zur Lagerung des R<strong>und</strong>tisches<br />
sowie einen Absatz<br />
mit Ø 55 x 5 mm zur Aufnahme<br />
eines Deckels. Die<br />
Fertigungsreihenfolge der Bohrungen<br />
ist wichtig, da es durch das<br />
Ineinanderl<strong>auf</strong>en der Bohrungen zu<br />
einem unterbrochenen Schnitt kommt, der<br />
<strong>auf</strong> der Bohrmaschine bei diesen Durchmessern<br />
eine immense Unfallgefahr bedeutet.<br />
Danach riss ich die Absätze an, sägte sie <strong>auf</strong><br />
der Bandsäge vor <strong>und</strong> fräste sie sauber. Nachdem<br />
auch die Befestigungsbohrungen <strong>auf</strong>gefräst<br />
<strong>und</strong> eine Nut für Nutensteine eingefräst waren, spannte<br />
ich das Gehäuse in der Bohrung <strong>auf</strong> dem Dreibackenfutter<br />
<strong>und</strong> drehte den Absatz zum R<strong>und</strong>tisch hin r<strong>und</strong>. Die<br />
nächsten Arbeitsgänge waren Gewindebohrungen für<br />
Deckel <strong>und</strong> Nutensteine sowie das Sägen der Fasen.<br />
Nun konnte ich das Gehäuse lackieren, so dass der<br />
Lack während der Fertigungszeit der anderen<br />
Teile aushärten konnte. Die Fertigung der<br />
anderen Teile stellte keine Besonderheit<br />
dar, so dass ich <strong>auf</strong> deren Beschreibung<br />
verzichte, siehe oben.<br />
Nach Fertigung aller Teile schritt ich<br />
zur Montage, wobei ich das Axialspiel<br />
des R<strong>und</strong>tisches mittels der<br />
Sechskantmuttern M16 x 1,5 mm<br />
<strong>und</strong> der Schneckenwelle mittels<br />
Passscheibe einstellte. Die axiale Sicherung<br />
des Schneckenrades erstellte<br />
ich über einen Absatz am Gehäusedeckel.<br />
Nun konnte ich die Einsatzpremiere kaum<br />
erwarten. Dazu gehörte die Herstellung<br />
von Zentrierbolzen <strong>und</strong> Spannpratzen für<br />
den R<strong>und</strong>tisch <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>körper für<br />
das verunglückte Pleuel. Zum Fräsen der<br />
Radien wählte ich einen Schaftfräser Ø 3<br />
mm mit dem ich nach dem Ausrichten der Vorrichtung<br />
problemlos astreine Radien fräsen konnte.<br />
Eines der tollen Erfolgserlebnisse, die uns beim Modellbau<br />
immer wieder zuteil werden <strong>und</strong> die uns Antrieb bringen<br />
für die nächsten Herausforderungen.<br />
Fotos: Bernhard Vogel<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 59
Seitenradschleppdampfer in Magdeburg. Archiv Winde/Ansichtskarte Gebr. Garloff KG Magdeburg 1959<br />
<strong>Dampf</strong><br />
Joachim Winde<br />
Mit Ketten-, Heck- <strong>und</strong> Seitenrad:<br />
DAMPFSCHLEPPER AUF ELBE UND ODER<br />
Die Epoche der Radschleppdampfer ging <strong>auf</strong> der<br />
<strong>Elbe</strong> 1952 in der B<strong>und</strong>esrepublik, 1968 in der<br />
Tschechoslowakischen Republik <strong>und</strong> 1974 in der<br />
DDR (Seitenradschleppdampfer „Württemberg“) zu Ende.<br />
Auf der <strong>Oder</strong> fuhr der letzte große <strong>Dampf</strong>er in Polen 1968<br />
<strong>und</strong> in der DDR 1967 (Heckradschleppdampfer „Reiher“).<br />
Die Anfänge der Schleppschifffahrt lagen weitere 150<br />
Jahre zurück.<br />
Im Jahr 1817 traf der Personen- <strong>und</strong> Frachtdampfer „Kurier“<br />
(Länge 37,5 m, <strong>Dampf</strong>maschine 14 PS), über Havel<br />
<strong>und</strong> <strong>Elbe</strong> kommend, in Hamburg ein. Elb<strong>auf</strong>wärts<br />
erreichte im Mai 1818 der Fracht- <strong>und</strong> Schleppdampfer<br />
„Magdeburg“ (37,5 m/20 PS) dieser Reederei von Hamburg<br />
aus Magdeburg.<br />
Der Schleppverkehr von Berlin nach Hamburg wurde<br />
1831 begonnen, woran <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> der Schleppdampfer<br />
„Berlin“ der Preußischen Seehandlung beteiligt war. Die<br />
V.H.M.D.C. Vereinigte Hamburg-Magdeburger <strong>Dampf</strong>schiffahrts-Compagnie<br />
besaß 1844 acht Personen-,<br />
Fracht- <strong>und</strong> Schleppdampfer <strong>und</strong> fünf Kähne. Mit dem<br />
Schleppverkehr <strong>auf</strong> der <strong>Oder</strong> begann 1847 zwischen<br />
Stettin <strong>und</strong> Frankfurt a. d. O. der Seitenraddampfer „Prinz<br />
Carl“ (38 m/32 PS).<br />
Um 1850 betrug die Tragfähigkeit großer Kähne <strong>auf</strong> der<br />
<strong>Elbe</strong> 150 t, <strong>auf</strong> der <strong>Oder</strong> 60 t. Die Ströme befanden sich<br />
im unregulierten Zustand. Verästelungen <strong>und</strong> Untiefen im<br />
Die ersten deutschen <strong>Dampf</strong>schiffe im<br />
Fracht- <strong>und</strong> Schleppverkehr<br />
Schema der schräg liegenden <strong>Dampf</strong>maschine eines Raddampfers.<br />
Repro aus A.S. Alexandrow: Praktischer Leitfaden<br />
für Schiffsheizer, Leipzig 1953<br />
60 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Zwei Schleppzüge begegnen sich<br />
Mitte der 1960er Jahre <strong>auf</strong> der<br />
<strong>Elbe</strong>. Archiv: Winde/Jahrbuch der<br />
Schiffahrt 1966<br />
Konstruktion eines Sch<strong>auf</strong>elrades. Repro aus A.S. Alexandrow:<br />
Praktischer Leitfaden für Schiffsheizer, Leipzig 1953<br />
Flussl<strong>auf</strong>, treibende Baumstämme <strong>und</strong> andererseits die<br />
Vielzahl der Zollämter (35 entlang der <strong>Elbe</strong> bis Hamburg,<br />
die erst 1870 wegfielen) beeinträchtigten die Schifffahrt.<br />
Mitte der 1860er Jahre hatte die <strong>Elbe</strong> bei Niedrigwasser<br />
nur eine Fahrwassertiefe von 0,60 m in Böhmen, in Sachsen<br />
0,70 m, bis zur Saalemündung von 0,94 m, bis zur<br />
Havelmündung 1,16 m <strong>und</strong> nach<br />
Hamburg nur 1,40 m. Der mittlere<br />
Wasserstand der <strong>Oder</strong> betrug damals<br />
oberhalb von Breslau 0,62 m<br />
<strong>und</strong> unterhalb 0,93 m. Zur Abstellung<br />
dieses für die Schifffahrt <strong>und</strong><br />
<strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> der Überschwemmungen<br />
auch für die Landwirtschaft unhaltbaren<br />
Zustandes wurde 1866 vom<br />
preußischen Staat in Magdeburg<br />
die Elbstrombauverwaltung gebildet.<br />
1888 verabschiedete man<br />
in Preußen zur Kanalisierung der<br />
<strong>Oder</strong> von Cosel bis zur Neißemündung<br />
ein entsprechendes Gesetz.<br />
Zu dieser Zeit war der Binnenschifffahrt<br />
durch den um 1850<br />
einsetzenden Bau von Gleisstrecken<br />
entlang von Rhein,<br />
<strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Oder</strong> mit der Eisenbahn<br />
ein starker Konkurrent erwachsen.<br />
1860 waren <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> 30<br />
Schleppdampfer mit Radantrieb<br />
im Einsatz, 1856 <strong>auf</strong> der <strong>Oder</strong><br />
sieben Schiffe. Die <strong>Dampf</strong>schiffe<br />
hatten für die wechselnden<br />
Wasserstände der Ströme<br />
einen zu großen Tiefgang, einen<br />
zu hohen Kohleverbrauch<br />
<strong>und</strong> eine zu geringe Zugkraft.<br />
Um wie in Frankreich im Massengutverkehr<br />
eine Alternative<br />
zur Eisenbahn zu haben, ging<br />
man <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> ihren beiden<br />
Nebenflüssen Moldau <strong>und</strong><br />
Saale zur Kettenschifffahrt über.<br />
Schleppzüge<br />
an der Kette<br />
Die Erfindung des Franzosen<br />
Edouard de Rigny wurde technisch<br />
ausgereift seit 1854 <strong>auf</strong><br />
der Seine betrieben. Die Fortbewegung<br />
des Schleppdampfers<br />
erfolgte an einer im Flussbett<br />
liegenden Kette, die in drei<br />
bis vier Windungen über zwei<br />
<strong>auf</strong> dem Schlepper montierte,<br />
dampfbetriebene Windentrommeln<br />
bzw. Kettengreifräder verlief. Die in England für die<br />
<strong>Elbe</strong> gefertigte Stahlkette war 18–26,5 mm dick. 1866<br />
wurden die ersten 5,6 km in der Felsenstrecke durch Magdeburg<br />
verlegt, 1885 reichte dann die 735 km lange Kette<br />
von Hamburg bis Melnik in Böhmen.<br />
Eingeführt wurde die Kettenschifffahrt <strong>auf</strong> dem deutschen<br />
Elbabschnitt von Magdeburg bis<br />
Hamburg durch die V.H.M.D.C. <strong>und</strong><br />
<strong>auf</strong> der oberen <strong>Elbe</strong> von Dresden<br />
bis Magdeburg bzw. zur sächsischböhmischen<br />
Grenze bei Schmilka<br />
von der K.S.O. Kettenschiffahrt<br />
der Oberelbe Dresden. In Böhmen<br />
begann 1872 die P.D.S.G. Prager<br />
Schema einer Maschine mit zweifacher<br />
<strong>Dampf</strong>dehnung (2fach-<br />
Expansionsmaschine/2-Zylinder-<br />
Verb<strong>und</strong>maschine). Repro aus A.S.<br />
Alexandrow: Praktischer Leitfaden für<br />
Schiffsheizer, Leipzig 1953<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 61
SD Aken. Archiv Winde/Repro aus Einbaum-<strong>Dampf</strong>lok-<br />
Düsenklipper, Leipzig 1974<br />
SD Dresden. Archiv Winde/ Repro aus<br />
„Schiff <strong>und</strong> Strom“ Nr. 4/1961<br />
<strong>Dampf</strong>- <strong>und</strong> Segelschiffahrts-Gesellschaft <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong><br />
mit der Kettenschifffahrt.<br />
Vor ihrer Fusion zur „KETTE“ Ende 1881 verfügten die<br />
beiden deutschen Reedereien über 27 Kettendampfer. Zu<br />
dieser Zeit gab es <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> 4.500 Kähne von durchschnittlich<br />
80 t Tragfähigkeit. Die Schleppdampfer zogen<br />
10 bis 12 Anhänge.<br />
Die Kettendampfer waren 40 bis 55 m lang, 6,8 bis 8,2<br />
m breit. Ihre Zwillings-<strong>Dampf</strong>maschine, bzw. Verb<strong>und</strong>-<br />
<strong>Dampf</strong>maschine (Compo<strong>und</strong>maschine) als 2fach-Expansionsmaschine<br />
bei den letzten Neubauten, leistete<br />
60–280 PS. Der Tiefgang der Schiffe betrug ca. 0,40 m.<br />
Die <strong>Dampf</strong>er wurden von 1866 bis 1881 <strong>auf</strong> der Werft der<br />
V.H.M.D.C. in Buckau/Magdeburg <strong>und</strong> von 1869 bis 1903<br />
für die K.S.O. <strong>und</strong> „KETTE“ in Dresden, Roßlau <strong>und</strong> Uebigau/Dresden<br />
gebaut.<br />
Die Kettenschifffahrt hatte <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> ihre Blütezeit<br />
etwa 1885 <strong>und</strong> umfasste 40 <strong>Dampf</strong>er. Sie kam aber <strong>auf</strong><br />
der <strong>Oder</strong> nicht zur Wirkung. Erforderlich war für die Anschaffung<br />
<strong>und</strong> Verlegung der Kette ein hoher Kapitalbedarf.<br />
Die Kette versandete <strong>und</strong> musste dann <strong>auf</strong> dem<br />
Flussgr<strong>und</strong> mit Hilfe von Stangen gesucht werden. Die<br />
<strong>Dampf</strong>er waren bei Begegnungen schwerfällig. Es gab<br />
nur einen Kettenstrang, der dann zerhackt, beide Enden<br />
wieder <strong>auf</strong>gefischt <strong>und</strong> neu durch ein Kettenschloss verb<strong>und</strong>en<br />
werden musste. Die Verbesserung der Expansions-<strong>Dampf</strong>maschinen<br />
sowie der Sch<strong>auf</strong>elräder führten<br />
schließlich ab 1877 schrittweise zu einer Umstellung der<br />
Schleppschifffahrt. 1904 verkehrten <strong>auf</strong> dem deutschen<br />
Elbabschnitt noch 25 Kettendampfer, 1934 vier <strong>und</strong> zum<br />
Schluss 1945 in Magdeburg zwei Einheiten.<br />
Mit Seiten- oder Heckradantrieb<br />
Die Umorientierung <strong>auf</strong> den Sch<strong>auf</strong>elraddampfer als<br />
Schleppschiff begann, als die <strong>Elbe</strong>-<strong>Dampf</strong>schiffahrts-<br />
Gesellschaft zu ihren fünf Schleppern mit Zwillingsmaschine<br />
ab 1877 drei Raddampfer mit der kohlesparenden<br />
Verb<strong>und</strong>maschine erhielt. Mit dem K<strong>auf</strong> dieser Flotte vollzog<br />
die „KETTE“ 1881 den ersten Schritt zur modernen<br />
Schleppschifffahrt.<br />
Nachdem der Ausbau der <strong>Elbe</strong> zur Verbesserung der<br />
Schifffahrtsbedingungen in Angriff genommen worden<br />
war, spezialisierten sich <strong>auf</strong> den Bau großer Schleppdampfer<br />
mit Radantrieb für die deutschen Ströme mehrere<br />
Werften: die Gebr. Sachsenberg A.G. Maschinenfabrik<br />
<strong>und</strong> Schiffswerft Roßlau, ferner die Dresdener Maschinenfabrik<br />
& Schiffswerft Dresden-Neustadt <strong>und</strong> nach deren<br />
Verlegung wenige Kilometer elbabwärts die Schiffswerft<br />
Uebigau der „KETTE“ Deutsche <strong>Elbe</strong>-Schleppdampfschiffahrts-Aktiengesellschaft.<br />
An der <strong>Oder</strong> waren es vor<br />
allem die Caeser Wollheim Schiffswerft <strong>und</strong> Maschinenfabrik<br />
in Cosel bei Breslau <strong>und</strong> die Stettiner <strong>Oder</strong>werke.<br />
Roßlau wurde zur bedeutendsten Binnenschiffswerft Europas<br />
<strong>und</strong> brachte unter dem Oberingenieur Ernst Wilhelm<br />
Dietze viel Innovation in den Raddampferneubau.<br />
Zusammen mit der 1898 gegründeten Zweigwerft in Köln-<br />
Deutz lieferte die Gebr. Sachsenberg A.G. von 1881 bis<br />
1929 (Einstellung des <strong>Dampf</strong>erbaus) der Rheinschifffahrt<br />
73 Radschleppdampfer <strong>und</strong> der Köln-Düsseldorfer 16<br />
Personenraddampfer. Die Überführung erfolgte über <strong>Elbe</strong>,<br />
Nordsee <strong>und</strong> den Rhein ohne die später angebauten Seitenräder.<br />
In Dresden-Neustadt entstand 1903 der größte<br />
Elbdampfer „Kaiser Wilhelm II“ (Länge 72 m, Breite über<br />
Radkästen 18,5 m, Leistung 1.300 PS). Das stärkste<br />
<strong>Oder</strong>dampfschiff war der 1909 in Roßlau gebaute Heckraddampfer<br />
„Kronprinzessin Cecilie“ (967 PS).<br />
Die hergestellten Schleppdampfer waren in der Regel keine<br />
Serienschiffe, sondern Einzelneubauten. Die Werften<br />
konstruierten <strong>und</strong> fertigten auch die Maschinen- <strong>und</strong> Kesselanlage.<br />
Da die Reederei Caesar Wollheim ihre <strong>Dampf</strong>schlepper<br />
in Roßlau bauen ließ, bezog die in Breslau<br />
<strong>auf</strong>gebaute Werft gleichen Namens die ersten <strong>Dampf</strong>maschinen<br />
<strong>und</strong> Kesselanlagen aus Roßlau.<br />
Die wirtschaftliche 2-Zylinder-Verb<strong>und</strong>maschine (2fach-<br />
Expansionsmaschine) mit Hoch- <strong>und</strong> Niederdruckzylinder<br />
<strong>und</strong> Einspritzkondensation leistete Anfang der 1880er<br />
Jahre maximal 400 indizierte PS. Die Werft in Roßlau an<br />
der <strong>Elbe</strong> baute bis 1882 insgesamt 15 Seitenradschleppdampfer<br />
mit Verb<strong>und</strong>maschine <strong>und</strong> 1885 den ersten<br />
<strong>Dampf</strong>er mit der erneut kohlesparenden Dreifach-Expansionsmaschine.<br />
Hoch-, Mittel- <strong>und</strong> Niederdruckzylinder<br />
waren in der Regel nebeneinander liegend bzw. schräg<br />
liegend installiert. Auf den Zylindern befanden sich die<br />
Schieberkästen <strong>und</strong> die Drosselklappe zur Regelung der<br />
<strong>Dampf</strong>zufuhr am Hochdruckzylinder. Die Leistung der<br />
Dreifach-Expansionsmaschine ließ sich im Vergleich zur<br />
einfachen Verb<strong>und</strong>maschine um bis zu 40 Prozent steigern,<br />
der Kohleverbrauch sank von 1,1 bis 1,0 kg/PS/h<br />
<strong>auf</strong> ca. 0,75 kg/PS/h. Der in Roßlau entwickelte Prototyp<br />
des Seitenradschleppers von 850 PS besaß drei Zylinder<br />
mit dem Innendurchmesser von 585 mm (Hochdruckzylinder),<br />
800 mm <strong>und</strong> 1.300 mm (Niederdruckzylinder) sowie<br />
1.600 mm Hub, die <strong>Dampf</strong>maschine 500 PS zwei<br />
Zylinder von 580 mm, 1.025 mm (Niederdruckzylinder)<br />
<strong>und</strong> 1.200 mm Hub. Lediglich die Schiffswerft Caesar<br />
Wollheim baute einige Schleppdampfer mit Vierfach-<br />
Expansionsmaschinen, so in den <strong>auf</strong> dem Rhein fahren-<br />
62<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
HD Dwina. Archiv Winde/Repro aus Franz Krohn<br />
„Schiffahrtstechnik 1“, S. 14, Berlin 1967<br />
den Seitenradschleppdampfer „Johann Knipscher V.“ (Bj.<br />
1912, 1.400 PS, 20 atü <strong>Dampf</strong>druck).<br />
Schleppdampfer für die Unterelbe bekamen kleinere<br />
Sch<strong>auf</strong>elräder mit fünf bis sieben beweglichen Sch<strong>auf</strong>eln,<br />
die immer senkrecht eintauchten. Schleppdampfer für die<br />
Oberelbe, <strong>und</strong> somit für eine stärkere Fluss-Strömung, erhielten<br />
Räder mit acht bis zehn Sch<strong>auf</strong>eln. Umgekehrt verhielt<br />
es sich mit der Umdrehungszahl. Sie betrug für die<br />
Seitenraddampfer der Oberelbe 35 bis 42 U/min, für die<br />
Unterelbe 45 bis 50 U/min. Das ab 1883 mit gekrümmten<br />
stählernen Sch<strong>auf</strong>eln <strong>und</strong> für jedes Stromgebiet konstruierte<br />
„Roßlauer Sch<strong>auf</strong>elrad“ des Oberingenieurs Dietze<br />
erbrachte einen um 30 Prozent höheren Wirkungsgrad.<br />
Etwa 1910 war die technische Entwicklung der Radschlepper<br />
beendet. Dabei dominierte <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> der über die<br />
Radkästen breitere große Seitenraddampfer von 350 PS<br />
bis 1.200 PS, <strong>auf</strong> der <strong>Oder</strong> mit ihrem engeren Fahrwasser<br />
<strong>und</strong> den mehr als 20 Schleusen im Mittel <strong>und</strong> Oberl<strong>auf</strong><br />
der Heckraddampfer von 350 PS bis 800 PS. Dieser<br />
<strong>Dampf</strong>ertyp erhielt ab 1885 an Stelle eines über die ganze<br />
Schiffsbreite durchgehenden Sch<strong>auf</strong>elrades nun zwei getrennte<br />
Räder. Die Schleppzüge erreichten im Mittel- <strong>und</strong><br />
Unterl<strong>auf</strong> der beiden Ströme bis zu den Seehäfen Hamburg<br />
<strong>und</strong> Stettin mit zehn bis zwölf Lastkähnen im Anhang<br />
Längen von 1.000 m. Oberhalb von Riesa bzw. Breslau<br />
verkürzte sich die Länge <strong>auf</strong> 500 m, gemessen am Steven<br />
des ersten bis zum Heck des letzten Schleppkahnes. Auf<br />
der <strong>Oder</strong> waren im Schleppzug acht Kähne zugelassen,<br />
doch wurde auch diese Größe gelegentlich überschritten.<br />
Entsprechend dem Ausbauzustand nach der Mittelwasserregulierung<br />
von 1880 bis 1910 galt für die <strong>Elbe</strong> vor 1945<br />
der Groß-Plauermaßkahn (Länge 67 m, Breite 8,2 m, Tiefgang<br />
2,0 m, mit 700 t Tragfähigkeit) als Regelschiff. Tatsächlich<br />
befuhren seit der Jahrh<strong>und</strong>ertwende zunehmend<br />
Elbkähne von 1.000 t (Länge 80 m, Breite 9 bis 10,5 m,<br />
Tiefgang 1,6 bis 2,0 m), ja bis zu 1.400 t, die Wasserstraße.<br />
Die Binnenschifffahrt war 1938 am Gesamtumschlag<br />
im Hafen Hamburg zu 60 Prozent am Hinterlandverkehr<br />
beteiligt <strong>und</strong> setzte 1.350 Schleppkähne ein. Auf der <strong>Oder</strong><br />
wurde zum Regelschiff der <strong>Oder</strong>- bzw. Breslauer-Maßkahn<br />
(Länge 55 m, Breite 8 m, Tg. 1,75 m mit 550 t).<br />
Schleppdampfer <strong>auf</strong> <strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Oder</strong><br />
(1960 bis 1974)<br />
HD = Heckrad (Hinterrad-)schleppdampfer<br />
SD = Seitenradschleppdampfer<br />
SD Aken: Bj. 1899, Werft „KETTE“ Uebigau/Dresden;<br />
L. 65,00 m, B. 8,30 m Rumpf/16,55 m über Radkästen,<br />
Tg. leer 0,93 m/bel. 1,30 m, Tragfähigkeit 262 t, Dreifach-Expansionsmaschine<br />
650 PS. Erbaut für „KETTE“,<br />
Schiffsname „Bellingrath“, Eigentümerwechsel 1904 <strong>und</strong><br />
1930 (N.N.V.E.), 1948 Industriewerke Sachsen-Anhalt/<br />
Schiffahrtsbetrieb Magdeburg als „Aken“, 1949 bis 1956<br />
DSU, 1957 VEB Deutsche Binnenreederei Berlin (DBR),<br />
Betriebsstelle Magdeburg, 1963 Außerdienststellung.<br />
SD Dessau: Bj. 1891, Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau;<br />
L. 66,00 m, B. 8,00 m/16,34 m, Tg. leer 1,00 m/bel. 1,30<br />
m, 273 t, Dreifach-Expansionsmaschine 650 PS. Erbaut<br />
für „KETTE“ Schiffsn. „Magdeburg“, Eigentümerwechsel<br />
<strong>und</strong> Umbenennung 1927 <strong>und</strong> 1930 (N.N.V.E.), 1948 Industriewerke<br />
Sachsen-Anhalt/Magdeburg als „Dessau“,<br />
1949 DSU, 1957 DBR, 1962 Außerdienststellung.<br />
SD Dresden: Bj. 1908, Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau;<br />
L. 67,20 m, B. 8,80 m/18,23 m, Seitenhöhe 2,85 m, Tg. leer<br />
1,02 m/bel. 1,35 m, 126 t, Dreifach-Expansionsmaschine<br />
1225 PS, 2 Kessel, Heizfläche 360 m² <strong>Dampf</strong>druck 13<br />
atü. Besatzung: 10 Mann, ab 1950 zusätzlich Bordköchin<br />
Erbaut für N.D.B.E. Dresden/Magdeburg, Schiffsn. „Preussen“,<br />
1948 <strong>Elbe</strong>schiffahrt Sachsen Dresden als „Dresden“,<br />
1949 DSU, 1957 DBR, 1962 Außerdienststellung.<br />
HD Dwina: Bj. 1909, Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau;<br />
L. 55,69 m, B. 8,07 m, Tg. leer 1,06 m, 109 t, <strong>Dampf</strong>maschine<br />
750 PS. Erbaut für G.A. Friedrich Hamburg,<br />
Schiffsname „Groß-Berlin“, Eigentümerwechsel 1919<br />
(<strong>Dampf</strong>er-Genossenschaft Fürstenberg/<strong>Oder</strong>,<br />
1927 Schiffsn. „Neptun“),<br />
1945 SOAG/1952 DOS, 1953 DSU<br />
Berlin, 1957 DBR, 1967 Außerdienststellung.<br />
SD Falke. Archiv Winde<br />
SD Falke: Bj. 1894, Werft „KETTE“<br />
Uebigau/Dresden; L. 63,48 m, B.<br />
6,48 m/14,10 m, Tg. leer 0,89 m/bel.<br />
1,16 m/ 203 t, <strong>Dampf</strong>maschine 450<br />
PS. Erbaut für „<strong>Elbe</strong>“-D-A.G Hamburg/Filiale<br />
Magdeburg, 1945 Treuhandstelle<br />
für Binnenschiffe der SBZ/<br />
DDR, 1952 Vermietung an DSU Magdeburg,<br />
1957 DBR, 1969 nach Steuerschaden<br />
in der CSSR abgewrackt.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 63
HD Hansa. Archiv Winde/Hans-Rudi Jankowsky Weil am Rhein<br />
HD Hansa: Bj. 1909, Werft Cäsar Wollheim/Breslau;<br />
L. 50,05 m, B. 8,09 m/SH 2,75 m, Tg. leer 0,93 m, bel.<br />
1,08 m, 119 t, Dreifach-Expansionsmaschine 500 PS,<br />
2-Flammrohrkessel, Heizfläche 150 m², Rostfläche 3,84<br />
m², Kesseldruck 15 atü. Erbaut für Zehrmann & Co. Havelberg,<br />
1913 an DG Fürstenberg/<strong>Oder</strong>, 1951 an DSU Berlin,<br />
1957 DBR, 1965 Außerdienststellung.<br />
HD Jenissej: Bj. 1928, Werft Cäsar Wollheim/Breslau,<br />
letzter großer <strong>Dampf</strong>erneubau der Werft; L. 57,26 m, B.<br />
9,06 m, Tg. leer 1,05 m, 167 t, Dreifach-Expansionsmaschine<br />
800 PS. Erbaut für DG Fürstenberg/<strong>Oder</strong>, Schiffsname<br />
„Nordwest“, 1945 an SOAG, umbenannt in „Jenissej“,<br />
1952 DOS, 1953 DSU, 1957 DBR, 1967 abgewrackt,<br />
d. h. verschrottet.<br />
SD Junge Garde: Bj. 1909, Werft Gebr. Sachsenberg<br />
Roßlau; L. 66,02 m, B. 7,23 m/15,18 m, Tg. leer 0,90 m,<br />
Fixpunkthöhe bei gelegten Schornsteinen <strong>und</strong> Leertiefgang<br />
4,80 m, 143 t, 2-Zylinder-Verb<strong>und</strong>maschine 625 PS.<br />
Erbaut für N.D.B.E. Dresden/Magdeburg, Schiffsname<br />
„Baden“, 1948 <strong>Elbe</strong>schiffahrt Sachsen Dresden, ab 1951<br />
DSU als „Junge Garde“, 1957 DBR, 1968<br />
Außerdienststellung, 1977 nach Verk<strong>auf</strong><br />
zum Schrottwert abgewrackt in Hamburg.<br />
HD Kama: Bj. 1910, Werft Gebr. Sachsenberg<br />
Roßlau; L. 48,24 m, B. 7,99 m Tg. leer<br />
0,94 m, 109 t, Dreifach-Expansionsmaschine<br />
500 PS, Besatzung 8 Mann. Erbaut<br />
für Gebr. Albrecht Hamburg, Schiffsname<br />
„Prignitz“, 1945 SOAG als „Kama“, 1952<br />
DOS, 1953 DSU Magdeburg, 1957 DBR,<br />
1961 von der <strong>Elbe</strong> zur <strong>Oder</strong>, 1966 Außerdienststellung,<br />
Umbau zum stationären Urlauberschiff<br />
(1968–1982).<br />
SD Lübeck: Bj. 1898 Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau; L.<br />
66,48 m, B. 8,83 m/17,87 m, Tg. leer 0,89 m/bel. 1,00 m.<br />
164 t, Dreifach-Expansionsmaschine 750 PS. Erbaut für<br />
D.Ö.D.-A.G. Dresden/Hamburg als „D.Ö.D.VII“, 1906 umbenannt<br />
in „Lübeck“, 1921 N.D.B.E. Dresden, 1948 <strong>Elbe</strong>schiffahrt<br />
Sachsen Dresden, 1952 DSU, 1957 DBR, 1968<br />
abgewrackt.<br />
SD Meissen: Bj. 1908, Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau;<br />
L. 63,81 m, B. 7,23 m/15,15 m, Fixpunkthöhe 4,54<br />
m, Tg. leer 0,92 m/bel. 1,25 m, 196 t, 2-Zylinder-Verb<strong>und</strong>maschine<br />
600 PS. Besatzung: 9 Mann, Erbaut für<br />
N.D.B.E. Dresden/Heimathafen Magdeburg, Schiffsname<br />
„Bayern“, 1948 <strong>Elbe</strong>schifffahrt Sachsen Dresden, 1949<br />
DSU/1951 Umbenennung in „Meissen“ 1957 DBR, 1968<br />
außer Dienst, 1974 zum Schrottpreis nach Dänemark<br />
verk<strong>auf</strong>t.<br />
SD Lübeck.<br />
Archiv Winde/<br />
Repro „Die<br />
Schiffahrt“ 8/59<br />
HD Jenissej – Heimathafen Berlin. Archiv Winde/Walter Ziegast<br />
64 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
HD Kama. Archiv Winde<br />
HD Petschora. Archiv Winde<br />
HD Petschora: Bj. 1909, Werft<br />
Gebr. Sachsenberg Roßlau; L. 46,10<br />
m/nach Verlängerung ab 1936 55,08<br />
m, B. 7,80 m, 134 t, Dreifach-Expansionsmaschine<br />
500 PS. Erbaut für<br />
Gebr. Albrecht Hamburg, Schiffsname<br />
„Wittenberge“, 1945 SOAG <strong>und</strong><br />
Umbenennung in „Petschora“, 1952<br />
DOS, 1953 DSU, 1957 DBR, 1958<br />
Außerdienststellung.<br />
HD Reiher. Archiv Winde<br />
HD Reiher: Bj. 1902, Werft Stettiner<br />
<strong>Oder</strong>werke, Stettin; L. 53,60 m, B.<br />
8,07 m, Tg. leer 0,85 m, Fixpunkthöhe bei gelegtem Schornstein<br />
4,65 m, 145 t, Dreifach-Expansionsmaschine 500<br />
PS, Besatzung: 8 Mann. Erbaut für OHG Spitta, Wormstedt<br />
u. Benz Havelberg, Schiffsname „Poseidon“, Eigentümerwechsel<br />
1916 <strong>und</strong> 1926 („<strong>Elbe</strong>“-DAG), Umbenennung in<br />
„Reiher“/Heimathafen Magdeburg. 1945 bei Tangermünde<br />
versenkt, 1946 gehoben, Wiederherstellung Werft Dresden-<br />
Uebigau, 1960 Errichtung eines zweiten Schornsteins <strong>und</strong><br />
SD Junge Garde.<br />
Archiv Winde<br />
SD Meissen.<br />
Archiv Peter Vester<br />
Kessels, 1951 DSU, 1957 DBR, 1961 von <strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> Saale<br />
zur <strong>Oder</strong>, letzter deutscher Schleppdampfer <strong>auf</strong> der <strong>Oder</strong>,<br />
November 1967 letzte Schlepptour, danach außer Dienst.<br />
SD Rheinland: Bj. 1896, Werft Gebr. Sachsenberg<br />
Roßlau; L. 61,80 m, B. 7,25 m/15,25 m, Tg. leer 0,80 m/<br />
bel. 1,20 m, 205 t, 2-Zylinder-Verb<strong>und</strong>maschine 450 PS.<br />
Erbaut für D.Ö.D.-A.G. Dresden, Schiffsname „D.Ö.D.<br />
IV“/1921 N.D.B.E. Dresden,<br />
umbenannt in „Rheinland“,<br />
1948 <strong>Elbe</strong>schiffahrt Sachsen<br />
Dresden, 1949 DSU, 1957<br />
DBR, 1964 Außerdienststellung.<br />
SD Rosa Luxemburg: Bj.<br />
1898, Werft Gebr. Sachsenberg<br />
Roßlau. L. 67,20 m, B.<br />
8,80 m/18,23 m, SH 2,85 m,<br />
Tg. leer 1,00 m/bel. 1,35 m,<br />
184 t, Dreifach-Expansionsmaschine,<br />
(Zylinderdurchm.<br />
500/800/1300 mm, Hub 1600<br />
mm) 1000 PS, 2 Kessel, 12.5<br />
atü. Erbaut als „V.E.& S.S.1“<br />
für VE & SS Dresden. 1904<br />
<strong>und</strong> 1930 Eigentümerwechsel<br />
<strong>und</strong> Umbenennungen,<br />
zuletzt in „N.N.V.E.32“. April<br />
1945 nach Volltreffer gesunken<br />
<strong>und</strong> wieder hergerichtet.<br />
1948 Ent eignung der<br />
N.N.V.E., <strong>Dampf</strong>er der Industriewerke<br />
Sachsen-Anhalt/<br />
Schifffahrts-betrieb Magde-<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 65
urg <strong>und</strong> Umbenennung in „Rosa<br />
Luxemburg“. 1949 DSU, 1957 DBR,<br />
1965 abgewrackt. Wegen des großen<br />
Tiefganges nur <strong>auf</strong> Unter- <strong>und</strong> Mittelelbe<br />
eingesetzt.<br />
SD Schwarzburg: Bj. 1896, Werft<br />
Gebr. Sachsenberg Roßlau, L.<br />
62,29 m, B. ü. Radkästen 13,20 m,<br />
Tg. leer 0,85 m/bel. 1,18 m, 109 t,<br />
2-Zylinder-Verb<strong>und</strong>maschine, 360<br />
PS. Kesseldampfdruck 9 atü. Die<br />
<strong>Dampf</strong>maschine hatte mit 2,1 kg<br />
Braunkohlebriketts/PS <strong>und</strong> St<strong>und</strong>e<br />
den höchs ten spezifischen Kohleverbrauch<br />
aller Seitenradschleppdampfer<br />
der DDR-Binnenschifffahrt,<br />
zusammen mit dem Seitenradsch<strong>auf</strong>eldampfer „Lausitz“<br />
(Bj. 1895, 350 PS). Erbaut für die N.D.B.E. Dresden, 1948<br />
<strong>Elbe</strong>schifffahrt Sachsen Dresden, 1951 DSU, 1957 DBR,<br />
1969 Außerdienststellung.<br />
SD Rheinland. Archiv Winde/Repro aus „Jahrbuch der Schifffahrt 1961“, S.49<br />
1948 <strong>Elbe</strong>schiffahrt Sachsen Dresden. 1949 DSU Magdeburg,<br />
1957 DBR. Letzter Seitenradschleppdampfer <strong>auf</strong><br />
der <strong>Elbe</strong>, am 30. April 1974 in Magdeburg feierlich außer<br />
Dienst gestellt, seit 1976 dort an Land zu besichtigen.<br />
SD Uhu: Bj. 1902, Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau; L.<br />
66,00 m, B. 8,80 m/17,74 m, SH 2,30 m, Tg. leer 0,87 m/<br />
bel. 1,30 m, 180 t, Dreifach-Expansionsmaschine 850 PS,<br />
Fixpunkthöhe 4,50 m. Erbaut für „<strong>Elbe</strong>“-D.A.G. Hamburg,<br />
Schiffsname „Uhu“, 1925 Heimathafen Magdeburg, 1952<br />
Treuhandstelle für Binnenschiffahrt der DDR, 1957 DBR,<br />
1960 außer Dienst, 1962 Umbau zur Jugendherberge in<br />
Ueckermünde (bis 1978 genutzt).<br />
HD Venus: Bj. 1910, Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau; L.<br />
48,27 m, B. 8,00 m, SH 2,20 m, Tg. leer 1,01 m, 71 t,<br />
Fixpunkthöhe 4,20 m, Dreifach-Expansionsmaschine, 480<br />
PS, Heizfläche 150 m², Rostfläche 3,55 m², Besatzung 8<br />
Mann. Erbaut für Zehrmann Havelberg, Schiffsname „Carolus“,<br />
1913 an DG Fürstenberg/<strong>Oder</strong>, neuer Name „Venus“,<br />
1951 an DSU Magdeburg, 1957 DBR. 1962 Wechsel<br />
von <strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> Saale zur <strong>Oder</strong>. 1966 Außerdienststellung.<br />
SD Wisla: Bj. 1908, Werft Cäsar Wollheim Breslau;<br />
L. 64,17 m, B. 7,00 m/14,44 m, Tg. leer 0,80 m, 179 t,<br />
2-Zylinder-Verb<strong>und</strong>maschine, 516 PS. Erbaut für N.D.B.E.<br />
Dresden, Schiffsname „Boehmen“, 1946 SOAG <strong>und</strong> Umbenennung<br />
in „Wisla“ (Weichsel), 1952 DOS, 1953 DSU,<br />
1957 DBR, 1970 Außerdienststellung.<br />
HD Wolga: Bj. 1909, Werft Gebr. Sachsenberg Roßlau; L.<br />
52,52 m, B. 8,16 m, 75 t, <strong>Dampf</strong>maschine 750 PS. Erbaut<br />
für Zehrmann Havelberg, Schiffsname „Saturn“, 1917 an<br />
DG Fürstenberg/<strong>Oder</strong>, 1946 an SOAG/neuer Name „Wolga“,<br />
1952 DOS, 1953 DSU, 1957 DBR, Einsatz <strong>auf</strong> der<br />
<strong>Oder</strong>. 1965 außer Dienst.<br />
Unterschiedlich der Kohleverbrauch <strong>und</strong> die Zugkraft der<br />
Raddampfer. Gefeuert wurde nach 1945 zu 1/3 Steinkohle,<br />
2/3 Braunkohlebriketts. Dafür zwei Beispiele:<br />
PS Baujahr Kohle- Zugkraft<br />
Verbrauch<br />
kg/PS t/PS<br />
SD „Dresden“ 1225 1908 1,0 6,9<br />
SD „Schwarzburg“ 360 1896 2,1 10,6<br />
Der <strong>Dampf</strong>er „Dresden“ konnte 8.453 t Bruttogewicht<br />
schleppen. Ein <strong>Elbe</strong>maßkahn von 1.000 t Tragfähigkeit<br />
hatte etwa 220 t Eigengewicht, durchschnittlich 700 t Ladung,<br />
d. h. ca. 920 t Bruttogewicht. Mit also neun Kähnen<br />
im Anhang transportierte der Schleppzug 6.300 t Güter.<br />
Der stündliche Kohleverbrauch des Schleppdampfers<br />
„Dresden“ belief sich <strong>auf</strong> 1,225 t. Der wesentlich PSschwächere<br />
<strong>Dampf</strong>er „Schwarzburg“ konnte 3.800 t Bruttogewicht,<br />
d. h. vier beladene Lastkähne mit 2.800 t Gütern<br />
befördern. Er verbrauchte in der St<strong>und</strong>e 0,756 t Kohle.<br />
Neben der Beschaffenheit der Maschinen- <strong>und</strong> Kesselan-<br />
SD Rosa Luxemburg. Archiv Winde/Repro aus Reinhard Höhne<br />
„<strong>Elbe</strong>fahrt durch Deutschland“, Dresden 1956<br />
SD Württemberg: Bj. 1909, Werft Gebr. Sachsenberg<br />
Roßlau, L. 63,80 m, B. 7,23 m,/15,17 m, SH 2,42 m,<br />
Sch<strong>auf</strong>elraddurchmesser 3,52 m, Ruder 4,20 m x 1,20<br />
m, Fixpunkthöhe 4,51 m, Tg. leer 0,91 m/bel. 1,28 m,<br />
140 t, 2-Zylinder-Verb<strong>und</strong>maschine 625 PS, 2-Flammrohrkessel,<br />
Heizfläche 130 m², Rostfläche 3,40 m², 11<br />
atü, Schornsteinhöhe über Rost 9,5 m. Besatzung 10<br />
Mann plus Bordköchin. Erbaut für N.D.B.E. Dresden,<br />
66 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
SD Schwarzburg. Archiv Winde/Repro aus<br />
„Der Verkehr“ 10/53, S. 212<br />
SD Uhu, <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> am Magdeburger Dom.<br />
Archiv Winde/Repro aus „Die Schiffahrt“ 4/59<br />
lage sowie der Konstruktion der<br />
Sch<strong>auf</strong>elräder spielte in der Praxis<br />
besonders die Strömung des<br />
Flusses eine Rolle.<br />
HD Venus. Archiv<br />
Winde/Walter Ziegast<br />
Reedereien vor 1945<br />
SD Wisla. Foto: Otto Pötzsch<br />
Die Inbetriebnahme der kapitalintensiven<br />
<strong>und</strong> viel Personal<br />
erforderlichen großen Radschleppdampfer<br />
führte seit<br />
1880 in der Elbschifffahrt zur<br />
Gründung von Großreedereien.<br />
Ab 1895 gab es sieben<br />
Gesellschaften. Den größten<br />
Schiffsbestand zählte man Mitte<br />
1914, als <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> 103<br />
Seitenradschleppdampfer verkehrten.<br />
1922 musste Deutschland<br />
im Ergebnis des Versailler<br />
Friedensvertrages 18 Seitenradschleppdampfer an die<br />
CSR abgeben, darunter die <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> eingesetzten<br />
neun Seitenradschleppdampfer der Ö.N.W.D.G. Österreichische<br />
Nord-West <strong>Dampf</strong>schifffahrts-Gesellschaft<br />
(1881–1921 Wien <strong>und</strong> Dresden) <strong>und</strong> die drei Schlepper<br />
der D.Ö.D.-A.G. Deutsch-Österreichische <strong>Dampf</strong>schifffahrts-AG<br />
(1895–1922 Dresden <strong>und</strong> Magdeburg). Im Jahre<br />
1927 zählte die Flotte <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> noch 77 deutsche<br />
<strong>und</strong> 18 Seitenradschleppdampfer der Tschechoslowakischen<br />
<strong>Elbe</strong>-Schifffahrts AG (CSPL). Dagegen erreichte<br />
die Schleppschifffahrt <strong>auf</strong> dem Rhein erst 1935 ihren Höhepunkt,<br />
als 115 Raddampfer dort registriert waren.<br />
In der <strong>Oder</strong>schifffahrt beschäftigte man vor 1945 r<strong>und</strong><br />
90 Radschleppdampfer, darunter 12 <strong>Dampf</strong>er seitens der<br />
Tschechoslowakischen <strong>Oder</strong>-Schifffahrts AG (CSPO), die<br />
nach einem Schiedsspruch der Alliierten gegen Entschädigung<br />
bzw. durch Ank<strong>auf</strong> von deutschen Reedereien abgetreten<br />
wurden.<br />
Anzahl der Radschleppdampfer:<br />
D.G.: <strong>Dampf</strong>er-Genossenschaft Deutscher Strom- <strong>und</strong><br />
Binnenschiffer e. G.m.b.H. Fürstenberg (<strong>Oder</strong>) 1899 bis<br />
1950, 1938: 15 HD, 2 SD<br />
„<strong>Elbe</strong>“ – D.A.G.: „<strong>Elbe</strong>“ – <strong>Dampf</strong>schifffahrts-Aktiengesellschaft<br />
Hamburg/Filiale Magdeburg, 1938: 10 SD<br />
„KETTE“: „KETTE“ Deutsche <strong>Elbe</strong>-Schleppdampfschiffahrts-Aktiengesellschaft<br />
Dresden (1881–1903)<br />
N.D.B.E.: Neue Deutsch-Böhmische <strong>Elbe</strong>-Aktiengesellschaft<br />
Dresden <strong>und</strong> Hamburg, 1942: 22 SD<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 67
SD Württemberg.<br />
Foto: Joachim Winde<br />
N.N.V.E.: Neue Norddeutsche <strong>und</strong> Vereinigte <strong>Elbe</strong>schifffahrts-Aktiengesellschaft<br />
Hamburg/Dresden, 1942: 21<br />
SD, 3 HD<br />
VE & SS: <strong>Dampf</strong>schiffahrts-Gesellschaft Vereinigter <strong>Elbe</strong><strong>und</strong><br />
Saale-Schiffer Dresden (1883–1893)<br />
Die Reedereien verfügten auch über andere Fahrzeuge,<br />
so zum Beispiel die N.D.B.E. 9 Schraubenschleppdampfer,<br />
4 Frachtdampfer, 9 Gütermotorschiffe <strong>und</strong> 58<br />
Schleppkähne.<br />
Reedereien nach 1945<br />
Von den nach Kriegsende vorhandenen Binnenschiffen<br />
wurden als sogenannte Beuteflotte durch die Sowjetunion<br />
u. a. requiriert: 6 HD der D.G., 3 SD der „<strong>Elbe</strong>“-<br />
D.A.G., 5 SD der N.D.B.E., 2 SD der N.N.V.E. <strong>und</strong> 4 SD<br />
der größten Privatreederei der <strong>Elbe</strong>schifffahrt, Behnke<br />
& Mewes Hamburg. Die Schleppkraft <strong>und</strong> der mit Reparationsgütern<br />
beladene Transportraum verließ die SBZ<br />
(Sowjetische Besatzungszone) über den bis 1947 von<br />
der sowjetischen Militäradministration beschlagnahmten<br />
Seehafen Stettin. Die CSPL in der Tschechoslowakei erhielt<br />
von den beschlagnahmten deutschen Schiffen der<br />
<strong>Elbe</strong>schifffahrt 2 SD <strong>und</strong> 1 HD. In der britischen Besatzungszone<br />
verblieben 14 SD.<br />
SOAG: Staatliche <strong>Oder</strong>-Schiffahrts-A.G. der UdSSR<br />
(1947–1952) aus dem Bestand deutscher Binnenschiffe,<br />
die als Beuteflotte nicht mehr in die Sowjetunion verbracht<br />
wurden. Deutsche Besatzungen <strong>auf</strong> arbeitsrechtlicher<br />
Gr<strong>und</strong>lage. Die SOAG Fürstenberg (<strong>Oder</strong>) gehörte zu den<br />
66 Großbetrieben in der SBZ/DDR, die einige Jahre unter<br />
sowjetischer Verwaltung standen. Schlepperbestand u. a.:<br />
15 SD, 12 HD, 63 Schraubenschleppdampfer.<br />
DOS: Nachfolgereederei der SOAG als VEB (Volkseigener<br />
Betrieb) Deutsche <strong>Oder</strong>schiffahrt Fürstenberg (<strong>Oder</strong>),<br />
nur von Mai 1952 bis April 1953. Mit der Auflösung gingen<br />
an die DSU Berlin 2 SD <strong>und</strong> 1 HD, DSU Magdeburg 7<br />
SD <strong>und</strong> 6 HD. Aufgr<strong>und</strong> des technischen Zustandes ließen<br />
sich 20 bis 40 Prozent der Fahrzeuge – je nach Kategorie<br />
– nicht verwenden.<br />
DSU: 1. Deutsche Schiffahrts- <strong>und</strong> Umschlagsbetriebszentrale<br />
Berlin (1949 bis 1951). Übernahm die volkseigenen,<br />
d. h. verstaatlichten Schifffahrtsbetriebe von Sachsen<br />
(u. a. 12 SD/1 HD), von Sachsen-Anhalt (6 SD/5 HD)<br />
<strong>und</strong> 1951 die aus dem Konkurs der D.G. angek<strong>auf</strong>ten 1<br />
SD/3 HD. 2. Deutscher Schiffahrts- <strong>und</strong> Umschlagsbetrieb<br />
(VEB) durch Auflösung der Betriebszentrale gegründet<br />
als DSU Berlin, DSU Magdeburg <strong>und</strong> DSU Strals<strong>und</strong> zur<br />
Ausübung der Frachtschifffahrt, des Betreibens von Binnenhäfen<br />
mit Bahnanschluss <strong>und</strong> der örtlichen Fahrgastschifffahrt.<br />
Ferner DSU Dresden für die Fahrgastschifffahrt<br />
<strong>auf</strong> der Oberelbe. Der Zugang von DOS-<strong>und</strong> DG-Schiffen<br />
erhöhte den Bestand <strong>auf</strong> 28 SD (Berlin 2, Magdeburg 26)<br />
<strong>und</strong> 16 HD (Berlin 1, Magdeburg 15).<br />
DBR: VEB Deutsche Binnenrederei Berlin (1957 bis<br />
1974), als Folge der Abgrenzungspolitik der DDR gegenüber<br />
der BR Deutschland 1975 bis 1990 VEB Binnenreederei<br />
Berlin, durch Zusammenlegen der DSU-Reedereibereiche<br />
<strong>und</strong> vorübergehender Zuordnung von sechs<br />
Schiffsreparaturwerften.<br />
Schlepper: 1958 insgesamt 40.600 PS, wovon 37,6 Prozent<br />
<strong>auf</strong> Seitenraddampfer, 15,3 Prozent <strong>auf</strong> Heckraddampfer,<br />
19,5 Prozent <strong>auf</strong> Schraubendampfer <strong>und</strong> 27,6<br />
Prozent <strong>auf</strong> Motorschlepper entfielen. Zu diesem Zeitpunkt<br />
waren in der damaligen DDR noch 26 SD <strong>und</strong> 11<br />
HD registriert. 35 <strong>Dampf</strong>er gehörten der DBR, zwei weitere<br />
SD zur Privat-Flotte.<br />
HD Wolga. Archiv<br />
Winde/Walter Ziegast<br />
1961 waren <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> noch 18 SD,<br />
3 HD <strong>und</strong> 90 Schleppkähne registriert.<br />
Die planmäßige Außerdienststellung<br />
der Radschleppdampfer begann in<br />
zwei Etappen: Mit dem Anl<strong>auf</strong>en der<br />
Neubauzugänge an 102 Motorgüterschiffen<br />
zu 700 t Tragfähigkeit ab 1960<br />
<strong>und</strong> von 50 Stromschubeinheiten ab<br />
1966.<br />
1970: DBR; Anfang des Jahres fuhren<br />
noch zwei Seitenraddampfer <strong>auf</strong><br />
der <strong>Elbe</strong>. Vom Ende dieses Jahres bis<br />
1974 verkehrte als letzter großer Steamer<br />
nur noch der SD „Württemberg“.<br />
Die neuen Motorgüterschiffe erhielten<br />
vorrangig <strong>Dampf</strong>er-Kapitäne. Die<br />
Stilllegung der <strong>Dampf</strong>er-Flotte wurde<br />
68 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
notwendig auch <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> des Personalmangels an Heizern<br />
<strong>und</strong> Bootsleuten. So benötigte der zuletzt, am 30.<br />
April 1974 außer Dienst gestellte SD „Württemberg“, ein<br />
Schlepper mittlerer Leistung, einen Schiffsführer (Kapitän),<br />
zwei Steuerleute, zwei Bootsleute, einen Maschinist,<br />
vier Heizer <strong>und</strong> Reederei-intern eine Bordköchin. Der<br />
Schleppdampfer konnte gegen die Strömung, d. h. in der<br />
Bergfahrt vier Elbkähne ziehen. Einschließlich der Kahn-<br />
Besatzung von je drei Mann wurden also für den Transport<br />
von 2.800 t Ladung 22 Mann benötigt. Ein Stromschubschiff<br />
von 475 bis 780 PS mit sechs Prähmen <strong>und</strong> 2.400 t<br />
Transportmenge erforderte dagegen nur drei Mann Besatzung<br />
plus ein Mann Landpersonal für die Pflege <strong>und</strong><br />
Wartung der besatzungslosen Leichter.<br />
Für die <strong>Oder</strong> hielt der VEB Deutsche Binnenreederei 1962<br />
noch 7 HD vor, wovon sich durchschnittlich vier Schleppdampfer<br />
im Einsatz befanden. Als Letzter wurde 1967 der<br />
„Reiher“ aus dem Verkehr genommen.<br />
Literaturverzeichnis<br />
Alexandrow, A.S.: Praktischer Leitfaden für Schiffsheizer, Leipzig 1953<br />
Autorenkollektiv: Museum <strong>und</strong> Gaststättenschiff Schleppdampfer „Württem<br />
berg“ in Magdeburg, Magdeburg 1978<br />
Düntzsch, H./ Kirsch, W.: Ernst Wilhelm Dietze – Ein Wegbereiter im<br />
Flußschiffbau, Lauenburg 1997<br />
Heinrich, F.: <strong>Elbe</strong>schiffahrt gestern <strong>und</strong> heute, Dresden 1987<br />
Zesewitz/Düntzsch/Grötschel: Kettenschiffahrt, Berlin 1987<br />
Heise, G.: Binnenschiffseichung, Leipzig 1953<br />
Jüngel, K.: Unsere <strong>Elbe</strong> im Landkreis Wittenberg, Wittenberg 2003<br />
Kaiser, M./Mahr, W.: „Zur Entwicklung der Antriebstechnik <strong>auf</strong> den<br />
<strong>Elbe</strong>dampfern“ in Dresdner Hefte Nr. 105, Dresden 2011<br />
Kaulen, P.: 150 Jahre <strong>Dampf</strong>schifffahrt <strong>auf</strong> der Oberen <strong>Elbe</strong>, Verkehrsmuseum<br />
Dresden 1981<br />
Krohn, F.: Schiffstechnik 1 – Bau <strong>und</strong> Ausrüstung von Binnenschiffen/<br />
3. Auflage, Berlin 1978<br />
Kupsch, K.: Historisches vom Strom/Beiträge zur Geschichte der <strong>Oder</strong>schiffahrt,<br />
Duisburg 1997<br />
Kurze, B./Düntzsch Helmut: Werften in Dresden 1855–1945, Beucha 2004<br />
Renker, H.: <strong>Dampf</strong>schifffahrt <strong>auf</strong> dem Rhein, Weiler bei Bingen 2008<br />
Rindt, H./Trost, H.: <strong>Dampf</strong>schiffahrt <strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Oder</strong>, den Berliner<strong>und</strong><br />
Märkischen Wasserstraßen, 2. Auflage, Lauenburg 1983<br />
Rook, H.-J.: Oldtimer der Flüsse <strong>und</strong> Meere, Leipzig/Jena/Berlin 1981<br />
Schwarz, B.: Die Schlesische <strong>Dampf</strong>er-Compagnie – Berliner Lloyd AG<br />
(Geschichte einer Reederei), 2. Auflage<br />
Schwarz, B./Grötschel, Th.: „Historisches vom Strom/<strong>Dampf</strong>- <strong>und</strong> Motorschiffe<br />
<strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong>, Bd. XV / I u. II, Duisburg 1997<br />
Süßenbach, S.: Hafenstadt am „Blauen Band“ – die Magdeburger <strong>Elbe</strong>schiffahrt,<br />
Magdeburg 2003<br />
Svare, B.: Sedmdesat pet let Ceskoslovenske Plavby Labske, Decin<br />
1997<br />
Ulrich, W.: Binnenschiffe <strong>und</strong> Binnenschiffahrt in ihrer Entwicklung,<br />
Leipzig 1954<br />
Wachs, R.: Die <strong>Dampf</strong>er der ersten <strong>Dampf</strong>schiffahrtsgesellschaft <strong>auf</strong><br />
<strong>Elbe</strong> <strong>und</strong> Havel, Rostock 1977<br />
Zesewitz, S.: Schiffbau an der <strong>Elbe</strong>, Beucha 2006<br />
Außerdem<br />
Jahrbuch der Schiffahrt 1972<br />
Köhlers Flottenkalender 2006, 2007, 2009<br />
Marinekalender der DDR 1986<br />
Paß-Register der DSU-Flotte 1/1951<br />
Registrierverzeichnis DSU-Flotte-Einsatzbereich Magdeburg<br />
31.12.1956<br />
Bericht: Die Binnenschiffahrtsflotte der DDR, Stand Mitte 1958<br />
Bericht Forschung <strong>und</strong> Entwicklung Nr. 20/3/1961 „Streckenschleppkraft<br />
<strong>auf</strong> der <strong>Elbe</strong> sowie Bedarf an Heckraddampfern <strong>auf</strong> der <strong>Oder</strong>“<br />
Registerverzeichnis der Binnenflotte der DDR, Berlin 1970<br />
Taschenlexikon „Schiffbau-Schiffahrt“, Leipzig 1980<br />
Zeitungen/Zeitschriften:<br />
navalis: 1/04, 1/06, 3/06, 1/07, 1/10, 2/10<br />
„technikus“ 9/81: „Mit Ketten-, Heck- <strong>und</strong> Seitenrad“<br />
SD Württemberg. Generalplan, Fischer/modellbau heute 5/76<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 69
Historie<br />
Christian Schwarzer<br />
Von der Arbeit eines Gutachters<br />
in <strong>Dampf</strong>kesselfragen<br />
in den Jahren 1887 bis 1914<br />
Der Ingenieur Ludwig Friedrich Heinrich Kreymann<br />
aus Lübeck, Falkenstraße 38, Leiter der<br />
Maschinistenschule, war von 1904 bis 1909 beeidigter<br />
öffentlicher Sachverständiger für Maschinen, Kessel<br />
<strong>und</strong> dahingehöriges <strong>und</strong> wurde am 21. Dez. 1909 für<br />
weitere fünf Jahre vom Stadt- <strong>und</strong> Landrat in Lübeck<br />
angestellt.<br />
Der Vorfall, der den Einsatz<br />
eines beeidigten Sachverständigen<br />
erforderte:<br />
Am 30. August 1909 war in der Kesselanlage des <strong>Dampf</strong>ers<br />
„Vesta“ eine Einbeulung des Flammrohres erfolgt.<br />
Der <strong>Dampf</strong>er verkehrte hauptsächlich zwischen Lübeck<br />
<strong>und</strong> Schwartau. Der Kapitän <strong>und</strong> Besitzer des Schiffes<br />
war <strong>auf</strong> Segelschiffen ausgebildet <strong>und</strong> hatte sich bei der<br />
Beurteilung des Zustandes der Maschine <strong>und</strong> der Kesselanlage<br />
<strong>auf</strong> seinen Maschinisten verlassen.<br />
Dieser Vorfall hatte eine <strong>auf</strong>wändige Reparatur des Kessels,<br />
verb<strong>und</strong>en mit einem längeren Ausfall der Einnahmen<br />
aus dem Personen- <strong>und</strong> Warenverkehr zur Folge.<br />
Vor der I. Zivilkammer des Landgerichts Lübeck fand<br />
am 20. April 1910 eine Verhandlung in dieser Sache<br />
statt, währen der die Gutachter P. Flügel, F. Wilde <strong>und</strong><br />
L. Kreymann <strong>auf</strong>gefordert wurden, „ein technisches Gutachten<br />
über einige fragliche Punkte der geführten Verhandlung<br />
abzugeben“.<br />
Das Gutachten ist äußerst lehrreich, da in ihm die<br />
Probleme des Kesselbetriebes <strong>auf</strong> einem <strong>Dampf</strong>er<br />
sehr gründlich <strong>und</strong> genau dargestellt werden <strong>und</strong><br />
die übliche Arbeitsweise besprochen wird. Die angeführten<br />
Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Überlegungen sind für Kesselanlagen<br />
an Land in gleicher Weise gültig.<br />
Die Abschrift des Gutachtens erfolgte wortgetreu <strong>und</strong><br />
im gleichen Aufbau wie das Original. Es wurden lediglich<br />
einige offensichtliche Schreibfehler korrigiert.<br />
70 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
ABSCHRIFT DER ORIGINAL-URKUNDE:<br />
Lübeck, den 24. Juni 1910<br />
An die<br />
I. Zivilkammer des Landgerichts Lübeck<br />
In Sachen W e t t e r i c h ./. R o t e r b e r g<br />
wurden die drei unterzeichneten Sachverständigen, die<br />
Herren Ingenieure<br />
P. Flügel, Wilde u. Kreymann<br />
bei dem am 20. April. d. J. abgehaltenen Termin <strong>auf</strong>gefordert,<br />
ein technisches Gutachten über einige fragliche Punkte<br />
der geführten Verhandlung abzugeben, sobald der damals im<br />
Termin nicht erschienene Maschinist Lange gerichtlich vernommen<br />
sei.<br />
Die Vernehmung des Lange erfolgte am 6. Mai, die Sachverständigen<br />
kommen dem Auftrage nach <strong>und</strong> erstatten das<br />
Gutachten, in welchem die Aussagen des Lange in Erwägung<br />
gezogen sind.<br />
Auf die von dem Herrn Gerichts-Vorsitzenden gestellte<br />
Frage „wie oft muss ein <strong>Dampf</strong>kessel gereinigt<br />
werden?“ antworten die Sachverständigen, dass es<br />
nicht möglich ist, eine bestimmte Zeit vorzuschreiben.<br />
Es ist üblich, einen Flussdampfschiffskessel<br />
nach ca. 600 <strong>Dampf</strong>st<strong>und</strong>en einer Reinigung im Innern<br />
zu unterwerfen, jedoch können auch Ausnahmen<br />
vorkommen, die eine Ueberschreitung der Frist<br />
ohne Bedenken gestatten lassen. Steht nämlich ein<br />
Speisewasser zur Verfügung, welches zur Kesselsteinbildung<br />
<strong>und</strong> Schlammablagerung wenig Neigung<br />
hat, so ist eine Ueberschreitung der vorstehenden<br />
Frist zulässig.<br />
Muss man aber ein nicht einwandfreies Speisewasser<br />
für den Kessel verwenden, dann muss, um<br />
einer Beschädigung der inneren Teile des Kessels<br />
vorzubeugen, in angemessenen Fristen für eine<br />
ordnungsmäßige Reinigung der feuerberührten<br />
Flächen Sorge getragen werden.<br />
Um nach Möglichkeit eine Kesselsteinbildung im<br />
Kessel zu verhüten, ist in angemessenen Zeiträumen<br />
ein Teil des Kesselwassers vermittelst der<br />
Abblasevorrichtung aus dem unteren Teile des<br />
Kessels abzublasen, auch leistet die Abschäumvorrichtung,<br />
die in der Höhe des niedrigsten<br />
Wasserstandes angebracht ist, für diesen Zweck<br />
gute Dienste.<br />
Ist dem bediensteten Maschinisten bezw. Kesselwärter<br />
bekannt, dass das Speisewasser<br />
salzhaltig ist, so ist es seine Pflicht, dafür zu<br />
sorgen, dass der Salzgehalt des Kesselwassers<br />
in niedrigen Grenzen gehalten wird. Der Salzgehalt,<br />
bezw. andere lösliche Beimengungen<br />
im Kesselwasser lassen sich mit Sicherheit<br />
mittelst Salinometer feststellen. Zeigt das Salinometer einen<br />
Salzgehalt an, der den markierten sog. blow – Strich = 9%<br />
übersteigt, dann darf der Maschinist nicht versäumen, recht<br />
oft abzublasen <strong>und</strong> abzuschäumen; dementsprechend muss<br />
das ausgeblasene Kesselwasser auch wieder durch reineres<br />
Speisewasser ersetzt werden. Der Kessel des <strong>Dampf</strong>ers<br />
Vesta ist, nachdem er am 2. Juli gereinigt war, bis zum 30.<br />
August – 60 Tage – in Betrieb gewesen; er sollte planmäßig<br />
schon am 26. August gereinigt werden, laut getroffener<br />
Vereinbarung zwischen dem Kläger <strong>und</strong> dem Beklagten<br />
wurde aber die Reinigung bis zum 31. August verschoben.<br />
Die <strong>Dampf</strong>st<strong>und</strong>en für diese 60-tägige Betriebszeit stellen<br />
sich folgend zusammen:<br />
An den Sonntagen wurden 7 an den Wochentagen 6 Fahrten<br />
von hier nach Schwartau <strong>und</strong> zurück gemacht. Da an einigen<br />
Tagen eine Extrafahrt stattfand, so sind durchschnittlich<br />
7 Fahrten pr. Tag anzunehmen. Für die ganze Tour, also<br />
Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt, ist ca. 1 St<strong>und</strong>e Zeit erforderlich, demnach<br />
belief sich die tägliche Fahrzeit <strong>auf</strong> 7 St<strong>und</strong>en. Wird<br />
nun noch für das <strong>Dampf</strong><strong>auf</strong>machen des morgens 1 ½ St<strong>und</strong>en<br />
gerechnet, so sind insgesamt 8 ½ St<strong>und</strong>en Betriebszeit<br />
täglich zu verzeichnen <strong>und</strong> demnach in 60 Tagen 60 x 8 ½ =<br />
510 <strong>Dampf</strong>st<strong>und</strong>en vorhanden.<br />
Bestellung des Gutachters<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 71
Die übliche Anzahl von 600 <strong>Dampf</strong>st<strong>und</strong>en waren also von<br />
Reinigung 2. Juli bis Einbeulen des Flammrohres 30. August<br />
noch nicht erreicht <strong>und</strong> die am 31. August vereinbarte Reinigung<br />
wäre mindestens rechtzeitig erfolgt.<br />
Dass die Reinigung des Kessels am 1. <strong>und</strong> 2. Juli von den<br />
Kesselreinigern mit der nötigen Sorgfalt ausgeführt wurde,<br />
erscheint zweifelhaft, denn das Flammrohr wurde von oben<br />
<strong>auf</strong> dem Scheitel mittels Pickhammer, seitlicher unterhalb<br />
des Heizrohres nur mittels einer Schrape vom Kesselstein<br />
befreit. Ein Absprengen des Kesselsteins von oben her, zwischen<br />
den Heizrohren hindurch, wurde unterlassen, auch<br />
die Heizrohre sind einer guten Reinigung nicht unterzogen<br />
worden. Es ist zu berücksichtigen, dass sich der Kesselstein<br />
seitlich am Flammrohr mittels einer Schrape nicht in<br />
genügender Weise entfernen lässt, weil die Heizrohre ein<br />
Arbeiten <strong>auf</strong> dem Flammrohr sehr erschweren, bzw. ganz<br />
verhindern. Daher muss angenommen werden, dass die<br />
Reinigung des Flammrohres unterhalb der Heizrohre sowie<br />
der Heizrohre selbst, nur mangelhaft ausgeführt wurde<br />
<strong>und</strong> die se Teile stellenweise noch mit Kesselstein behaftet<br />
waren. Die Aussagen der Kesselreiniger Ramke u. Eggers<br />
gehen dahin, dass in dem Kessel ziemlich viel Kesselstein<br />
– ca. ½ cm dick – vorhanden war; sie sagten aus, dass sie<br />
das Flammrohr seitlich – also dort wo die Einbeulung erfolgte<br />
– so weit sie mit Arm <strong>und</strong> Schrape kommen konnten,<br />
so gut wie möglich von Kesselstein befreit haben. Als eine<br />
gründliche Reinigung konnte die am 1. <strong>und</strong> 2. Juli erfolgte<br />
nicht gelten, dazu gehörte mehr Zeit. Der Kläger hat sich die<br />
Arbeit angesehen <strong>und</strong> war damit zufrieden.<br />
Nach erfolgter Einbeulung am 30. August hat sogleich der<br />
Kesselrevisor, Herr Ing. Wilde, das defekte Flammrohr<br />
besichtigt <strong>und</strong> in der Beule Kesselsteinablagerungen von<br />
4–5 mm Dicke vorgef<strong>und</strong>en. Es ist zu vermuten, dass sich<br />
während der 60-tägigen Betriebszeit dauernd salziges <strong>und</strong><br />
schmutziges Wasser im Kessel bef<strong>und</strong>en hat. Eine chemische<br />
Untersuchung des nach Ausblasen im Kessel verbliebenen<br />
Wassers ergab einen Salzgehalt von ca. 25%.<br />
Nach Aussagen des beeidigten<br />
Chemikers, Herrn Dr.<br />
Wetzke, scheiden sich regelmäßig<br />
während des Betriebes<br />
die den Kesselstein bildenden<br />
Bestandteile aus, gleichgültig<br />
ob der Salzgehalt des Kesselwassers<br />
hoch oder niedrig ist.<br />
Dann, wenn die Sättigungsgrenze<br />
erreicht ist, tritt eine<br />
rapide Kesselsteinbildung ein<br />
<strong>und</strong> das Salz schlägt in großen<br />
Mengen <strong>auf</strong> die Wandungen<br />
des Kessels nieder.<br />
Die 5–8 mm starke Kesselsteinschicht,<br />
welche an den<br />
inneren Wandungen des Kessels<br />
z. B. am Flammrohr, an<br />
der Feuerbuchse u. s. w. anhaftete,<br />
zeigte regelmäßige<br />
Schichten von salz- <strong>und</strong><br />
lehmartiger Natur, enthält<br />
aber nach dem Gutachten<br />
des Herrn Dr. Wetzke vom<br />
4.6.1910 an Kochsalz nur<br />
72<br />
7%. Wäre es zu der vorher erwähnten rapiden Kochsalzausscheidung<br />
gekommen, so wäre der %-Gehalt des Kesselsteins<br />
an Kochsalz ein erheblicher höherer.<br />
Ein erfahrener Maschinist muss diese Unregelmäßigkeit an<br />
den gewöhnlich nicht ganz dichten Wasserstandshähnen,<br />
Probierhähnen <strong>und</strong> sonstigen Armaturen des Kessels bemerken.<br />
An allen solchen Stellen, die auch nur die ge ringste<br />
Undichtigkeit zeigen, bilden sich Salzkrusten, sobald ein hoher<br />
Salzgehalt im Kesselwasser vorhanden ist. Es ist dann<br />
Pflicht eines jeden Maschinisten, den Salzgehalt des Kesselwassers<br />
mittels Salinometer zu prüfen.<br />
Der Kläger hat ein Salinometer, welches allen bei ihm<br />
bediensteten Maschinisten zur Verfügung steht, hiervon<br />
war auch der Beklagte – nach Aussage des Klägers – unterrichtet.<br />
Der Beklagte hat aber als alter erfahrener Maschinist<br />
das Salzmessen pflichtwidrig unterlassen <strong>und</strong> mit dem<br />
Abblasen, sowie Abschäumen des Kesselwassers ist er<br />
sehr sparsam gewesen. Nach Aussage des Kassierers Muss<br />
hat der Beklagte in der ersten Zeit seines Dienstes den<br />
Kessel abgeschäumt bezw. abgeblasen, so wie sein Vorgänger<br />
der Maschinist Mattern es getan, in der letzten Zeit,<br />
ungefähr 14 Tage vor dem Unfall, hat Muss das geräuschvolle<br />
Abblasen nicht mehr vernommen.<br />
Der Maschinist Lange hat bei seiner Vernehmung am 6.<br />
Mai 1910 ausgesagt, dass das Ventil der Abblasevorrichtung,<br />
als er den Beklagten für einen halben Tag vertreten<br />
hatte <strong>und</strong> abblasen wollte, nicht zu öffnen war. Lange wollte<br />
nicht mit Gewalt das Ventil öffnen, da er sonst die Spindel<br />
desselben hätte abbrechen können <strong>und</strong> deshalb unterließ er<br />
das Ab blasen. Hier<strong>auf</strong> hat Beklagter in demselben Termin<br />
geantwortet, dass man die Stopfbuchse des Ventils erst lösen<br />
müsse, um es öffnen zu können, denn nur mit fest angezogener<br />
Stopfbuchse halte das Ventil dicht.<br />
Der Maschinist Lange hat sogleich nach dem Unfall den Kessel<br />
<strong>auf</strong> der Vesta mit auseinandernehmen helfen <strong>und</strong> dabei gesehen,<br />
dass die vorhin erwähnte Ventilspindel abgebrochen sei. Hier<strong>auf</strong><br />
erklärt Beklagter, dass das Abbrechen der<br />
Spindel erfolgte, um eine Entleerung<br />
des Kessels vornehmen zu<br />
können. Der Kläger, welcher bei<br />
allen diesen Arbeiten zugegen war,<br />
behauptet, dass in dem Ventilgehäuse<br />
eine solche starke Salzablagerung<br />
vorhanden gewesen sei,<br />
dass ein Oeffnen des Ventils nur unter<br />
sehr erschwerenden Umständen<br />
möglich war.<br />
Die Sachverständigen müssen den Beklagten<br />
einer groben Nachlässigkeit<br />
bezichtigen, wenn solche Armaturen,<br />
welche unbedingt zur Bedienung <strong>und</strong><br />
Erhaltung des Kessels notwendig sind,<br />
in einem höchst mangelhaften Zustande<br />
vorgef<strong>und</strong>en werden.<br />
Die Behauptung, welche der Beklagte<br />
in seiner von Rechtsanwalt Dr. Hinrichsen<br />
verfassten Gegenschrift angegeben,<br />
er habe während der ganzen Betriebszeit<br />
das Wasser jeden zweiten Tag abgeblasen<br />
bezw. teilweise abgeschäumt,<br />
kann von den Sachverständigen nicht<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
anerkannt werden. Unbedingte Pflicht<br />
des Beklagten wäre es gewesen, den<br />
Kessel jeden Tag teilweise abzublasen<br />
<strong>und</strong> abzuschäumen <strong>und</strong> dieses<br />
lässt sich sehr einfach ermöglichen,<br />
wenn während der Fahrt in dem breiten<br />
fließenden Fahrwasser der Kessel<br />
über den gebräuchlichen Wasserstand<br />
<strong>auf</strong>gespeist, dann <strong>auf</strong> der Endstation<br />
Schwartau bis etwas über den niedrigsten<br />
Wasserstand abgeblasen oder<br />
abgeschäumt wird. Dieses Abblasen<br />
bezw. Abschäumen sollte, wie Kläger<br />
berichtet, des morgens während<br />
der ½-stündigen Pause in Schwartau<br />
erfolgen.<br />
Von einem vollständigen Abblasen<br />
des Kesselwassers am Abend nach<br />
der letzten Fahrt, wie der Beklagte<br />
in seiner Gegenschrift angibt, soll<br />
nach Aussage des Klägers niemals<br />
die Rede gewesen sein, denn diese<br />
Anordnung ist bei einem regelrechten<br />
Betriebe gar nicht durchführbar <strong>und</strong> auch<br />
schädlich für den Kessel.<br />
In dem am 20. April 1910 abgehaltenen Termin wurde ferner<br />
von dem Herrn Vorsitzenden die Frage gestellt:<br />
„Wer hat für die Reinigung des Kessels zu sorgen?“<br />
Hier<strong>auf</strong> antworten die Sachverständigen, dass nach ihrer<br />
Meinung der leitende Maschinist allein verantwortlich ist.<br />
In Erwägung ist hierbei zu ziehen, dass Kläger ein gelernter<br />
Seemann <strong>und</strong> daher nur mit dem Dienst an Deck<br />
eines Schiffes vertraut ist. Durch langjährige Erfahrung hat<br />
Kläger allerdings wohl einige Kenntnisse über Behandlung<br />
der Kessel <strong>und</strong> Maschinen gesammelt <strong>und</strong> ist auch zu dem<br />
Resultat gekommen, dass wenigstens alle 8 Wochen der<br />
Kessel zu reinigen sei, unter der Voraussetzung, dass der<br />
Kessel während der Zeit des Betriebes sachgemäß behandelt<br />
wird. Dass dieses nicht der Fall war, ist erwiesen, konnte<br />
aber der Kläger nicht mit Bestimmtheit wissen.<br />
Beklagter hat über den Zustand des Kessels im Innern keinen<br />
Anhalt, da er den Salzgehalt des Kesselwassers nicht<br />
mittels Salinometer festgestellt<br />
hatte; auch über die<br />
Kesselsteinbildung im Kessel<br />
war ihm nichts bekannt,<br />
da er erst am 1. Juni 1909<br />
den Betrieb übernahm <strong>und</strong><br />
nur ca. 3 Monate mit dem<br />
Schiff gefahren hatte, als die<br />
Einbeulung des Flammrohres<br />
erfolgte. Da sich der Beklagte<br />
in dieser kurzen Dienstzeit<br />
noch kein bestimmtes Urteil<br />
über den Betrieb bilden konnte,<br />
wäre es ratsam gewesen, mit<br />
der größten Vorsicht den Kessel<br />
zu behandeln.<br />
Die Unterzeichneten geben ihr<br />
Gutachten dahin ab, dass der<br />
Beklagte seinen Dienst als alter<br />
erfahrener Maschinist nicht mit<br />
der nötigen Umsicht <strong>und</strong> Sorgfalt<br />
ausgeführt hat, vielmehr sich hat<br />
grobe Nachlässigkeiten zu Schulden<br />
kommen lassen, jedoch steht<br />
diese grobe Nachlässigkeit – eine zu große Anreicherung<br />
des Salzgehaltes im Kesselwasser –, so schwerwiegend sie<br />
auch sein mag, nach Aussage mehrerer erfahrener Chemiker,<br />
in keinem ursächlichen Zusammenhang mit der Einbeulung<br />
des Flammrohrs. Die Ursache, durch welche die Einbeulung<br />
des Flammrohrs herbeigeführt ist, ist nur <strong>auf</strong> übermäßige<br />
Kessel steinablagerung zurückzuführen.<br />
Hochachtungsvoll<br />
Stempel <strong>und</strong> Unterschrift:<br />
L. Kreymann, Beeidigter Sachverständiger<br />
F. Wilde, Norddeutscher Verein zu Überwachung von<br />
<strong>Dampf</strong>kesseln<br />
P. Flügel, Beeidigter Sachverständiger<br />
Reproduktionen: Christian Schwarzer<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 73
Heissluftmotoren<br />
TEIL 1<br />
HEISSLUFTMOTOR<br />
„Simpla-Centaurus“<br />
Wolfgang Krause<br />
1.1 Teil 1: Allgemeine Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Nicht alles, was man baut, gelingt <strong>auf</strong> Anhieb. Man hüte<br />
sich davor, gleich mit zu komplizierten Objekten zu beginnen,<br />
wenn man noch Anfänger ist <strong>und</strong> noch keine einfachen<br />
Modelle vorher gebaut hat. Mir ist es so ergangen<br />
<strong>und</strong> ich schäme mich nicht, das zuzugeben!<br />
Diese Maschine ist von mir selbst entworfen <strong>und</strong> gebaut.<br />
Von vornherein hatte ich geplant, an dem Modell umfangreiche<br />
Messungen im Betrieb vorzunehmen. Dazu waren<br />
Bild 1: Versuchs-Motor<br />
viele Messhülsen zur Temperaturmessung <strong>und</strong> etliche<br />
Messstutzen für Druckmessungen eingebaut. Das Getriebe<br />
hatte eine Verstelleinrichtung, um auch während<br />
des Betriebes den Verdränger-Vorl<strong>auf</strong>winkel kontrolliert<br />
verändern zu können. Um eine gleichmäßige Beheizung<br />
<strong>und</strong> Kühlung zu erreichen, hatte ich den Verdrängerzylinder<br />
mit Doppelmantel versehen <strong>und</strong> konnte so mit<br />
<strong>Dampf</strong> beheizen <strong>und</strong> mit Leitungswasser kühlen. Sämtliche<br />
Getriebeteile, auch die Kreuzkopfschlitten, waren<br />
mit Wälzlagerung versehen, <strong>und</strong> trotzdem gelang es mir<br />
nicht, die Maschine selbsttätig in Betrieb zu halten! Die<br />
Enttäuschung darüber war schon sehr groß. Damit nun<br />
nicht alles umsonst gewesen ist, entschloss ich mich,<br />
die Maschine mit einem Elektromotor in Betrieb zu setzen.<br />
So konnte ich jedenfalls die geplanten Messreihen<br />
alle durchführen <strong>und</strong> gewann viele Erkenntnisse dabei.<br />
Da ich die Motorstrom<strong>auf</strong>nahme gemessen hatte, konnte<br />
ich auch den Unterschied zwischen „kaltem Betrieb“ <strong>und</strong><br />
„Betrieb mit Heizung <strong>und</strong> Kühlung“ erfassen. Der beheizte<br />
Versuchsmotor hilft mit <strong>und</strong> der E-Motor verringert infolge<br />
dessen die Strom<strong>auf</strong>nahme. So kann man indirekt auch<br />
eine Leistung messen!<br />
Ich habe mit unterschiedlichen Durchmessern der Arbeitskolben<br />
<strong>und</strong> mit unterschiedlichen Hublängen experimentiert.<br />
Alles half nichts, ich bekam den Motor nicht<br />
zum L<strong>auf</strong>en. Der Doppelmantel des Verdrängerzylinders<br />
ist aus 0,5 mm Messingblech nur weichgelötet. Deshalb<br />
konnte ich hier nicht mit größerem Temperaturgefälle<br />
arbeiten. Ich hatte auch noch vor, mit unterschiedlichen<br />
74 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Verdränger-Antriebsarten, wie Bogendreieck <strong>und</strong> Kreuzschleifenantrieb,<br />
zu arbeiten. Das alles erwies sich aber<br />
nun als zwecklos, ich musste erkennen, dass ich mit<br />
meinem Projekt gescheitert war!<br />
Ich erwähne die ganze Problematik nur, um die Überleitung<br />
<strong>und</strong> die Begründung zu geben, warum ich mich jetzt<br />
eingehender mit der Thermodynamik der <strong>Heißluft</strong>maschinen<br />
befassen möchte. So habe ich vor, die Theorie der<br />
Wärmetechnik dieser kleinen <strong>Heißluft</strong>-Modell-Maschinen<br />
etwas zu erläutern. Es wird dabei nicht ohne Formeln abl<strong>auf</strong>en<br />
können, aber ich werde mich bemühen diese Formeln<br />
so zu erklären, dass sie auch von weniger geübten<br />
Modellbauern hoffentlich verstanden werden können. Die<br />
Gedankengänge sollen allgemeingültig sein, so dass man<br />
auch mit den anderen Maßen der eigenen Maschinen <strong>und</strong><br />
diesen Formeln arbeiten kann. Parallel dazu habe ich ein<br />
Rechenprogramm in Excel entwickelt, das hier aber nur<br />
auszugsweise vorgestellt werden kann. Wegen des größeren<br />
Umfangs der Ausarbeitung über den HM „Simpla-<br />
Centaurus“ ist es vorgesehen, den Bericht in drei Teilen<br />
zu veröffentlichen:<br />
Teil 1: Allgemeine Gr<strong>und</strong>lagen, HM „Simpla-Centaurus“;<br />
Abmessungen, Einzelteile <strong>und</strong> Volumen<br />
Teil 2: Thermodynamik, HM „Simpla-Centaurus“ <strong>und</strong> andere<br />
HM; Druckbildung<br />
Teil 3: Druckmessungen, HM „Simpla-Centaurus“ <strong>und</strong><br />
Vergleich mit Rechenprogramm<br />
Für die nun nachfolgenden Betrachtungsgänge beziehe<br />
ich mich <strong>auf</strong> ein „Serien-Modell“:<br />
Dieser <strong>Heißluft</strong>motor, der mir Modell stehen soll, war<br />
mir für die Ausarbeitung zur Verfügung gestellt worden.<br />
Der Spiritus-Dochtbrenner ist gleich in die Gr<strong>und</strong>platte<br />
aus Aluguss integriert. Mit einem, vom Besitzer<br />
selbst gebogenen Schieber, kann die Befeuerung durch<br />
Dochtabdeckung etwas reguliert werden. Hauptsächlich<br />
aus optischen Gründen wurde das Schwungrad später<br />
noch von mir mit einem Edelstahl-Radreifen<br />
überzogen.<br />
Abgesehen von einer Verbesserung<br />
bei der Drehzahlkonstanz,<br />
wäre das für die<br />
Funktion des Modells nicht<br />
unbedingt nötig gewesen. Der<br />
Besitzer des Motors hat auch<br />
noch einen kleinen Generator<br />
<strong>auf</strong> die Gr<strong>und</strong>platte montiert,<br />
so dass es möglich war, bei<br />
l<strong>auf</strong>ender Maschine damit<br />
einen kleinen Lüfter anzutreiben.<br />
Ein durchbohrter Nippel,<br />
an den ein Druckmess-Sensor<br />
angeschlossen ist, dichtet<br />
nun den Arbeitszylinder nach<br />
außen ab. Viele Teile sind bei<br />
Serienmaschinen aus Aluguss<br />
hergestellt, nähere Einzelheiten<br />
sind aus der Maßzeichnung<br />
Bild 3 zu ersehen,<br />
hier wird dar<strong>auf</strong> nicht näher<br />
eingegangen.<br />
Bild 3: HM „Simpla-Centaurus“, Einzelteile<br />
Bild 2:<br />
HM „Simpla-Centaurus“<br />
1.2 Maße <strong>und</strong> Gewichte der Einzelteile<br />
Am Anfang theoretischer Betrachtungen muss man sich<br />
mit den Abmessungen der Einzelteile befassen. Die Maße<br />
müssen bekannt sein. Entweder liegen Baupläne vor, aus<br />
denen man die Maße entnimmt, oder man hat eigene Entwürfe.<br />
Alternativ baut man die Maschine auseinander, um<br />
die Teile zu messen. So habe ich es auch in diesem Fall<br />
gemacht, beim HM „Simpla-Centaurus“. Dann kann man<br />
auch gleich die Teile wiegen, um später mit dem Gewicht zu<br />
rechnen. Eine Zeichnung zeigt Hauptmaße <strong>und</strong> Gewichte:<br />
Bei den Gewichten interessieren eigentlich nur die Gewichte<br />
der bewegten Massen. Der Verdrängerkolben mit<br />
Kolbenstange <strong>und</strong> Pleuel wiegt 20 Gramm, <strong>und</strong> der Arbeitskolben<br />
mit Kolbenbolzen <strong>und</strong> Pleuelstange wiegt 13<br />
Gramm. Die Gewichte sind in der Zeichnung eingetragen.<br />
Alle anderen Gewichte der festen, nicht bewegten Teile<br />
üben keinen Einfluss <strong>auf</strong> die „Kinematik“ (Bewegungslehre)<br />
aus, sie sind nicht so wichtig <strong>und</strong> deshalb hier auch<br />
nicht erfasst.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 75
1.3 Zylinder-Volumen,<br />
Berechnung aus den Abmessungen<br />
Die meisten Modellbauer werden wissen, wie man Zylinderinhalte<br />
ausrechnet, trotzdem werde ich der Vollständigkeit<br />
halber hier die Formel zur Inhaltsberechnung kurz<br />
erläutern. Ich empfehle gr<strong>und</strong>sätzlich, als Maße nur cm<br />
(Zentimeter) einzusetzen! Als Ergebnis kommen dann:<br />
Die Flächen in cm² (Quadratzentimeter = cm x cm), die<br />
Volumen in cm³ (Kubikzentimeter = cm x cm x cm), <strong>und</strong><br />
bei Multiplikation der Volumen mit dem „spezifischen Gewicht“<br />
in g/cm³ das Gewicht in g (Gramm) heraus! Alle in<br />
mm gemessenen Maße müssen dann, bevor mit den Werten<br />
gerechnet wird, durch 10 geteilt werden! Im weiteren<br />
Verl<strong>auf</strong> wird das nun als bekannt vorausgesetzt, es wird<br />
nicht mehr wiederholt.<br />
π<br />
Kreisfläche: A = d 2 ∗ – → [cm ∗ cm] → cm 2 ;<br />
4<br />
darin ist π = 3,14 (Pi = Kreisflächenzahl),<br />
danach dann:<br />
Zylinderinhalt: V = A ∗ h → [cm 2 ∗ cm] → cm 3<br />
π<br />
oder gleich: V = d 2 – ∗ h → [cm 2 ∗ cm] → cm 3<br />
4<br />
D oder d [cm] Durchmesser, h [cm] für Zylinderlänge,<br />
Kolbenlänge <strong>und</strong> Hubwege als Eingabewerte <strong>und</strong><br />
A [cm²] Stirnfläche von Kolben- oder Zylinder, V [cm³]<br />
Zylinderinhalt oder Hubraum als Ergebnis.<br />
Wird z. B. der Hub des Kolbens mit h = 18 mm aus dem<br />
Typenblatt abgelesen, so ist der Hub in cm = 1,8 (18/10).<br />
Bild 4: Typenblatt<br />
Bild 5: Räume im <strong>Heißluft</strong>motor<br />
Der entsprechende Kurbelradius beträgt nur den halben<br />
Hub, also 1,8 cm/2 = 0,9 cm. Diese einfachen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
sollten hier nur einmal <strong>auf</strong>gezeigt werden. Sie werden den<br />
allermeisten Modellbauern geläufig sein. Wir sind damit<br />
nun in der Lage, alle uns interessierenden Volumen zu<br />
berechnen. Es empfiehlt sich, zunächst den Zylinderinhalt<br />
auszurechnen <strong>und</strong> davon die Verdrängung des Kolbens<br />
abzuziehen.<br />
Beim Zylinder muss mit den Innenmaßen <strong>und</strong> beim<br />
Kolben mit den Außenmaßen gerechnet werden. Mit den<br />
Maßen aus der Zeichnung Bild 3 wird das Volumen im<br />
Verdränger:<br />
π 3,14<br />
Verdränger: V z = D z<br />
2<br />
∗ – ∗ h z → V z = 1,8 2 ∗ ––– ∗ 7,8 →<br />
4 4<br />
V z = 19,85 cm 3 , Bruttovolumen<br />
π 3,14<br />
Kolben: V K = D K<br />
2<br />
∗ – ∗ h K → V K = 1,7 2 ∗ ––– ∗ 5,8 →<br />
4 4<br />
V K = 13,16 cm 3 ,<br />
Bruttoverdrängung:<br />
Für D z<br />
2<br />
ist zu setzen: 1,8 x 1,8 = 3,24 cm²; für D K<br />
2<br />
ist zu<br />
setzen: 1,7 x 1,7 = 2,89 cm²; jetzt das Nettovolumen:<br />
Verdränger: V = V z – V K → V = 19,85 – 13,16 →<br />
V = 6,69 cm 3 , Nettovolumen<br />
Dies gilt nur als Beispiel, so lassen sich alle Volumenberechnungen<br />
durchführen. Das ist dann eine Fleiß<strong>auf</strong>gabe,<br />
wenn man es genau haben möchte. Zu berücksichtigen ist<br />
ja auch noch das Volumen der Verdränger-Kolbenstange,<br />
wenn diese beim Hub in den Zylinder eintaucht. Der Rechenweg<br />
ist aber der gleiche.<br />
Solange es sich nur um die Volumenverteilung in den<br />
Zylindern eines <strong>Heißluft</strong>motors handelt, spielt für die Betrachtung<br />
zunächst noch keine Rolle, ob der Verdränger<br />
beheizt <strong>und</strong> gekühlt ist. Es wird im Bild nur dargestellt,<br />
wie viel des eingeschlossenen Luftvolumens sich jeweils<br />
in den Räumen: „Warm <strong>und</strong> Kalt, im Regenerator <strong>und</strong> im<br />
Arbeitszylinder mit Verbindungskanal“, befindet. Im Bild<br />
übertrieben dick ist auch die Verdränger-Kolbenstange<br />
eingezeichnet. So wird aber klar, dass auch dieses Volu-<br />
76<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
men bei der Verdrängung zu berücksichtigen<br />
ist. Je dünner diese<br />
Kolbenstange im Verhältnis<br />
zu dem Gesamtraum ist, desto<br />
geringer wird ihr Einfluss, das<br />
ist auch in dem nachfolgenden<br />
Volumendiagramm Bild 6 gut zu<br />
sehen. Im Betrieb eines <strong>Heißluft</strong>motors<br />
bewegen sich aber<br />
beide Kolben ständig, <strong>und</strong> der<br />
Verdrängerkolben eilt dabei<br />
noch um 90° dem Arbeitskolben<br />
voraus. Die Verteilung der einzelnen<br />
Volumen in den Räumen:<br />
„Heiß <strong>und</strong> Kalt“ im Verdrängerzylinder<br />
<strong>und</strong> das Volumen im<br />
Arbeitszylinder ändern sich also<br />
entlang der Kurbelumdrehung<br />
zwischen ihren maximalen <strong>und</strong><br />
minimalen Volumengrößen. Auch die Kolbenstange übt<br />
ihren Einfluss aus. Nur der Rauminhalt in der Verdrängerzone<br />
<strong>und</strong> der Rauminhalt im Verbindungskanal bleiben<br />
ständig gleich groß! Das nachfolgende Volumendiagramm,<br />
mit einem Berechnungsprogramm in Excel<br />
erzeugt, stellt die Zusammenhänge übersichtlich dar:<br />
1.4 Erläuterungen zum<br />
Volumendiagramm, Bild 6<br />
Die Raumlagen nach Bild 5 <strong>und</strong> die Raumgrößen nach<br />
Bild 6 sind in einheitlichen Farben dargestellt:<br />
VZ (Verdrängerzylinder)<br />
Rot Luft im Erhitzer (VK <strong>auf</strong> Kalt-Seite)<br />
Blau Luft im Kühler (VK <strong>auf</strong> Warm-Seite)<br />
Gelb Luft im Regenerator<br />
(keine Volumenänderung, immer konstant)<br />
Dunkelblau Verdrängung durch Kolbenstange<br />
AZ (Arbeitszylinder)<br />
Grün Luftvolumen im AZ, mit Totraum-Volumen<br />
<strong>und</strong> Volumen im Überströmkanal, (von<br />
Hublage des AK abhängig, Kompression<br />
<strong>und</strong> Expansion)<br />
Das Volumendiagramm Bild 6 stellt die Veränderungen<br />
der Volumengrößen in den Räumen von Verdränger- <strong>und</strong><br />
Arbeitszylinder während einer vollständigen Umdrehung<br />
der Kurbelwelle dar. Dies ist in der Skala: X-Achse 1 (Diagramm,<br />
unten von links nach rechts: 0° bis 360° Drehwinkel,<br />
für die AK-Kurbel) abzulesen.<br />
Der AK (Arbeitskolben) läuft dabei von seiner „unteren<br />
Hublage“ TU (Totpunkt, unten) bei 0°, über seine „obere<br />
Hublage“ TO (Totpunkt, oben) bei 180°, wieder in die<br />
Hublage TU bei 360° Drehwinkel. Die schwarze Kurve<br />
„AK Hub cm“, abzulesen an der rechten Diagrammseite<br />
(Y-Achse 2, Hubwege in cm), zeigt den Verl<strong>auf</strong>, der einer<br />
vollständigen Umdrehung der Kurbelwelle entspricht.<br />
Für den VK (Verdrängerkolben) gilt dabei die rote Kurve<br />
„VK Hub cm“, ebenfalls an der rechten Seite abzulesen.<br />
Durch den Verdränger-Voreilwinkel, normal 90°, ist die<br />
rote Kurve gegen die schwarze Kurve versetzt. Der VK<br />
erreicht die „obere Hublage“ in TH (Totpunkt, heiß) erst<br />
Bild 6: Volumendiagramm aus dem Rechenprogramm in Excel<br />
bei 90° <strong>und</strong> die „untere Hublage“ TK (Totpunkt, kalt) erst<br />
bei 270° Drehwinkel.<br />
Zu allen Drehwinkeln, <strong>und</strong> damit zu allen Kolben-Hublagen,<br />
können die zugehörigen Volumengrößen für die einzelnen<br />
Räume: „VK – warm <strong>und</strong> kalt“ <strong>und</strong> „AK – Kompression<br />
<strong>und</strong> Expansion“ abgelesen werden. Dazu ist die<br />
Skala an der linken Diagrammseite (Y-Achse 1, Volumen<br />
in cm³) gedacht. Alle Volumengrößen sind in dem Diagramm<br />
als <strong>auf</strong>einandergestellte Balken dargestellt. Sie<br />
ergeben in ihrer Addition das Gesamtvolumen in beiden<br />
Zylindern zum jeweiligen Drehwinkel der Kurbelwelle.<br />
Der Raum in der Regeneratorzone, gelb markiert, ist<br />
ein Ringraum zwischen VZ <strong>und</strong> VK. Soweit sich an dieser<br />
Raumgröße bei der Bewegung des VK nichts ändert,<br />
bleibt auch dieser Raum stets gleich groß. Deshalb sind<br />
die gelben Balken im Volumendiagramm alle gleich hoch!<br />
Der Einfluss durch Verdrängung von der Kolbenstange<br />
am VK ist bei diesem <strong>Heißluft</strong>motor nicht besonders hoch,<br />
aber er ist im Volumendiagramm berücksichtigt. An der<br />
unterschiedlichen Höhe der dunkelblauen Balken ist zu<br />
sehen, dass der Einfluss dann am größten ist, wenn der<br />
VK in TH bei 90° steht. Die Plungerwirkung der Verdränger-Kolbenstange<br />
kann man auch sehr schön erkennen,<br />
wenn man bei abgekuppelter Verdränger-Pleuelstange<br />
am Schwungrad dreht. Durch den dabei bewegten AK<br />
kommt es zu Über- oder Unterdruck, wodurch sich der<br />
Verdrängerkolben in entgegengesetzter Richtung bewegen<br />
wird! Die Volumenänderung durch die Kolbenstange<br />
nimmt deshalb auch, wenn auch nur in geringem Umfang,<br />
an Kompression <strong>und</strong> Expansion teil.<br />
Die elementaren Gr<strong>und</strong>lagen sind damit nun gegeben. In<br />
dem nächsten Abschnitt werde ich mich mit der Thermodynamik<br />
befassen <strong>und</strong> die daraus resultierende Druckbildung<br />
erläutern. Dazu ist auch das Volumendiagramm<br />
nach Bild 6 eine Voraussetzung.<br />
Ich hoffe, dass meine Darstellungen genügend allgemeinverständlich<br />
waren <strong>und</strong> dass meine Leserschaft interessiert<br />
ist, dem Bericht weiter zu folgen.<br />
Wird fortgesetzt<br />
Fotos <strong>und</strong> Zeichnungen: Wolfgang Krause<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 77
78 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
Die Eisenbahn-Zeitung erschien in den Jahren 1832 bis 1945 unter verschiedenen<br />
Namen <strong>und</strong> war DIE Zeitung für alles, was mit Eisenbahn <strong>und</strong> verwandten Themen Historie<br />
zusammenhing. Die Artikel behandelten die neuesten technischen Entwicklungen,<br />
die Entstehung neuer Eisenbahnlinien, schwere Unglücke <strong>und</strong> die gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen des Eisen bahnwesens.<br />
Außerdem wurden die betriebswirtschaftlichen Abrechnungen verschiedener Gesellschaften hier<br />
veröffentlicht <strong>und</strong> kommentiert.<br />
Recherchiert von Christian Schwarzer<br />
Nr. 2 Stuttgart, 12. Januar 1845<br />
Unfälle <strong>auf</strong> Eisenbahnen<br />
Deutschland<br />
Vom 3. Jan. Man erfährt aus Bruck in Steiermark,<br />
daß in der Nähe dieser Stadt <strong>auf</strong> der Staats-<br />
Eisenbahn ein großer Frevel verübt <strong>und</strong> ein ungeheures<br />
Unglück nur zufällig verhütet worden<br />
ist. Als nämlich ein Personentrain herangefahren<br />
kam, wurde an einem Wächterhäuschen das Signal<br />
für die Passirung nicht gegeben, der Locomotiveführer<br />
hielt daher an, <strong>und</strong> es zeigte sich,<br />
daß der Aufseher todt (es heißt: erdrosselt) quer<br />
über die Bahn hinlag <strong>und</strong> diese untergraben <strong>und</strong><br />
verrammelt war. Aller Wahrscheinlichkeit nach<br />
wollten die Thäter, denen die Polizei übrigens<br />
<strong>auf</strong> der Spur ist, durch Überfahrung des Wächters<br />
mit dem Train den Mord verdecken <strong>und</strong> das<br />
beabsichtigte Unglück vielleicht als Folge der eigenen<br />
Nachlässigkeit oder Bosheit des Aufsehers<br />
erscheinen lassen. Man sucht den Gr<strong>und</strong> dieses<br />
Verbrechens in Schmälerung des Privaterwerbs.<br />
Großbritannien<br />
Von Manchester meldet man ein entsetzliches<br />
Eisenahn-Unglück. Ein Angestellter der Bahn,<br />
Hr. Forsythe, will seinen Vater, auch einen Bahnbeamten,<br />
der einige Meilen von der Stadt an der<br />
Bahn wohnt, zum Leichenbegängnis seiner Schwester<br />
in die Stadt mit einer Extra-Locomotive abholen.<br />
Während des schnellen L<strong>auf</strong>s glaubt er über<br />
einen weichen Körper gefahren zu sein. Er lässt<br />
anhalten, zurückfahren, um zu untersuchen, <strong>und</strong><br />
findet seinen Vater in Stücken, todt, der eben in<br />
der nämlichen Absicht die Bahn kreuzte, als die<br />
Maschine ankam. Ein dicker Nebel verhinderte<br />
beiderseits die Aussicht.<br />
Anzeigen<br />
Weitere Bücher <strong>und</strong> Baupläne<br />
unter: www.neckar-verlag.de<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013<br />
79
kstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
Ich baue einen<br />
Keramikbrenner<br />
Hans-Georg Vöge<br />
Der Kessel war fertig. Jetzt fehlte nur noch der Brenner.<br />
Ein Gasbrenner sollte es sein, am besten ein<br />
Keramikbrenner. Aber diese Brenner einschließlich<br />
Zubehör sind nicht gerade billig <strong>und</strong> passen auch<br />
nicht immer. Ich suchte nach einer Lösung. Der Artikel<br />
aus <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2011 „Gasbrenner für<br />
Modellschiffe“ sollte mir <strong>auf</strong> die Sprünge helfen. Technisch<br />
korrekt, mit akribischer deutscher Gründlichkeit recherchiert,<br />
getestet <strong>und</strong> gebaut, empfand ich den Werdegang<br />
dieses Brenners für meine bescheidenen Belange als zu<br />
<strong>auf</strong>wendig <strong>und</strong> zu kompliziert. Ich wählte einen wesentlich<br />
einfacheren <strong>und</strong> praktikableren Weg.<br />
Auf dem Flohmarkt erstand ich für 12,– Euro einen fast<br />
neuen Camping-Gasheizstrahler. Im Prinzip war das<br />
schon der Keramikbrenner, nur passte er natürlich nicht<br />
zu meinem Kessel. Die viel zu große Heizfläche (140 x<br />
80<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp JENS JOHANNSEN<br />
... werkstatt-tipp ... werksta<br />
Brennfläche<br />
Keramik<br />
Original<br />
Skizze<br />
Kerzenboote<br />
ISBN 978-3-7883-1616-7<br />
Umfang 88 Seiten<br />
DIN A4<br />
Best.-Nr. 616<br />
Preis e 14,90 [D]<br />
Gasanschluss<br />
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4 Schrauben<br />
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Abdeckblech<br />
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www.neckar-verlag.de<br />
Umbau:<br />
Camping-Strahlheizer<br />
wird zum Keramikbrenner<br />
für stehenden Kessel<br />
AHA!<br />
No. 16<br />
120 mm) mußte reduziert <strong>und</strong> an die Brennkammer angepasst<br />
werden. Ich dachte daran, das Keramikfeld <strong>auf</strong>zuschneiden,<br />
aber dann hätte ich Probleme mit dem Gasanschluss<br />
bekommen <strong>und</strong> ob die Keramikfläche diese<br />
Prozedur überstanden hätte, wusste ich auch nicht.<br />
Nach kurzer Überlegung kam ich zu folgendem Ergebnis:<br />
Ich schraubte den stählernen Begrenzungsrahmen ab <strong>und</strong><br />
legte die Keramikeinheit mit dem Brenneranschluss frei.<br />
Der Rahmen wurde um 180 Grad gedreht <strong>und</strong> mit 80 mm<br />
langen Schrauben mit dem Keramikfeld verb<strong>und</strong>en. Der<br />
Rahmen diente nun als Brennerf<strong>und</strong>ament. Die Keramikfläche<br />
wurde bis <strong>auf</strong> einen 50 mm Durchmesser großen<br />
Ausschnitt mit einem 2 mm starken Blech abgedeckt. Das<br />
Gasventil mit Schlauch wurde wie gehabt angeschlossen<br />
– fertig war die Brennereinheit. Der Kessel wurde <strong>auf</strong> diese<br />
Konstruktion <strong>auf</strong>gesetzt <strong>und</strong> mit ihr verschraubt.<br />
Diese Lösung war so herrlich einfach, kein Teil brauchte<br />
geändert werden, alle Bohrungen passten <strong>und</strong> das Ergebnis<br />
konnte sich sehen lassen. 5–10 Minuten Anheizzeit (je<br />
nach Gasregulierung) <strong>und</strong> der erforderliche Kesseldruck<br />
von 2 bar war erreicht.<br />
Fotos <strong>und</strong> Zeichnung: Hans-Georg Vöge<br />
Informationen <strong>und</strong> Gedanken zum Bau <strong>und</strong><br />
Betrieb von <strong>Dampf</strong>maschinen, <strong>Dampf</strong>schiffen<br />
<strong>und</strong> Eisenbahnen von Prof. Bernoulli<br />
Christoph Bernoulli war Professor an der<br />
Universität Basel <strong>und</strong> verfasste mehrere Bücher<br />
über <strong>Dampf</strong>maschinen, Mühlen usw.<br />
Informationen zur Ausdehnung der<br />
Schifffahrt um 1853<br />
1854 gegeben von Prof. Bernoulli,<br />
gesammelt von C.S.<br />
1853 befahren an die fünfzig <strong>Dampf</strong>schiffe nur<br />
den Rhein; <strong>auf</strong> jedem der größern Schweizerseen<br />
finden wir welche. Seit acht Jahren hat, was so lange<br />
kaum möglich schien, eine regelmäßige <strong>Dampf</strong>verbindung<br />
zwischen England <strong>und</strong> Amerika statt. Die<br />
Überfahrt von England nach Newyork geschieht<br />
regelmäßig in 12-14, ja oft in 10-11 Tagen. Mehrere<br />
dieser Schiffe haben eine Tragkraft von mehr<br />
als 2000 Tonnen, <strong>und</strong> Maschinen von 500-1000<br />
Pferdekraft<br />
aus: Bernoulli, <strong>Dampf</strong>maschinenlehre<br />
Stuttgart <strong>und</strong> Tübingen 1854<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013 81
<strong>Vorschau</strong><br />
In den nächsten<br />
Ausgaben lesen Sie<br />
unter anderem:<br />
US-<strong>Dampf</strong>lokomotiven<br />
im Krieg<br />
Christian König<br />
IMPRESSUM<br />
Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, D-78050<br />
Villingen-Schwenningen, Postfach 1820,<br />
D-78008 Villingen-Schwenningen, Telefon<br />
+ 49 (0) 77 21 / 89 87-0, Telefax + 49 (0) 77 21/<br />
89 87-50, E-Mail: info@neckar-verlag.de,<br />
Internet: www.neckar-verlag.de<br />
Commerzbank AG, VS-Villingen (BLZ<br />
694 400 07) Konto-Nr. 1570449 / IBAN: DE<br />
13694400070157044900, BIC: COBA DE FF<br />
694 · Sparkasse Schwarzwald-Baar (BLZ<br />
694 500 65) Konto-Nr. 26197 · Volksbank eG,<br />
Schwarzwald-Baar Hegau (BLZ 694 900 00)<br />
Konto-Nr. 8915 · Postbank Stuttgart (BLZ<br />
600 100 70) Konto-Nr. 9389701<br />
Herausgeber: Ruth Holtzhauer,<br />
Beate Holtzhauer<br />
Redaktion: Udo Mannek<br />
E-Mail: mannek@neckar-verlag.de<br />
Redaktionsassistentin: Manuela Mannek<br />
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Burkhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
Ehrle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
Hartmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
Hoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
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Schlechtriem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Schwarzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
Technoseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Traub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
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82 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013
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DAMPF 38<br />
ROCKET<br />
von Dietmar Schellenberg<br />
Durch einen Zufall kam Dietmar Schellenberg mit dem <strong>Dampf</strong>modellbau in Kontakt. Angeregt durch eine<br />
kleine Live-Steam-Lokomotive für die Spur H0 interessiert er sich seitdem für die <strong>Dampf</strong>technik. Völlig infiziert<br />
<strong>und</strong> fasziniert vom oszillierenden System entstand bald die Absicht, selbst eine Rocket für die Spur I zu<br />
bauen. Diese Lokomotive für 45 mm Spurweite wurde von unserem Autor bereits <strong>auf</strong> zahlreichen <strong>Dampf</strong>veranstaltungen<br />
einem begeisterten Publikum vorgeführt.<br />
Nun liegen mit der Ausgabe „<strong>Dampf</strong> 38“ ein detaillierter Bauplan der legendären <strong>Dampf</strong>lokomotive Rocket<br />
samt Tender vor. Stücklisten, dreidimensionale Ansichten <strong>und</strong> Fotos ergänzen den erklärenden Text. Die<br />
überwiegend aus Messing zu bauende Rocket wird mit einem Spiritusbrenner betrieben. Optional ist ein<br />
5-teiliger Bauplan in DIN A0 erhältlich.<br />
Buch Bauplansatz Bauplansatz mit Buch<br />
Umfang 72 Seiten, DIN A4<br />
Best.-Nr. 16-2007-01 Best.-Nr. 9819 Best.-Nr. 663<br />
Preis e 10,50 [D] Preis e 68,– [D] Preis e 70,– [D]<br />
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