BoxSport Warum alle die Klitschkos so lieben (Vorschau)
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Boxsport . Februar 2013<br />
Nr. 2 . Februar 2013 . € 4,20 . spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40<br />
www.box-sport.de<br />
89. Jahrgang 1882<br />
sport<br />
DAS MAGAZIN: <strong>alle</strong>s Über PROFIS UND AMATEURE<br />
World Series:<br />
Segen oder Fluch?<br />
Ulli Wegner<br />
redet Klartext<br />
Meine<br />
Fehler,<br />
meine Träume<br />
Jürgen Brähmer<br />
rechnet ab<br />
<strong>Warum</strong> <strong>alle</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong><br />
<strong>so</strong> <strong>lieben</strong><br />
Superstar Pacquiao<br />
Werbestars am Ende und<br />
Quotenkönige<br />
Pacquiao: Verdacht<br />
auf Parkin<strong>so</strong>n<br />
King Arthur: Hickhack um <strong>die</strong><br />
Revanche gegen Stieglitz<br />
Felix Sturm: Zum<br />
Siegen verdammt
Hans Reski<br />
Das Geheimnis der <strong>Klitschkos</strong><br />
und <strong>die</strong> BDB-Jagd auf Sauerland<br />
Wladimir und Vitali Klitschko bestritten 2012 fünf<br />
Kämpfe. Die hervorragend von RTL produzierten<br />
Events hatten im Schnitt pro Fight rund elf Millionen<br />
Zuschauer vor den Bildschirmen.<br />
Das sind Quoten, von denen <strong>die</strong> anderen Box-Helden<br />
nur träumen können. Selbst Topstars wie Arthur Abraham<br />
oder Felix Sturm sind happy, wenn sie halb <strong>so</strong> viel<br />
TV-Zuschauer erreichen. Die ukrainischen Supermänner<br />
haben ihre Staatsbürgerschaft behalten, sie haben ihren<br />
Namen nicht eingedeutscht oder verändert, sie heißen<br />
weiterhin Klitschko und ihr Geheimnis heißt Brain und<br />
Power: geistige Stärke und körperliche Kraft. Womit sie<br />
<strong>so</strong>nst noch <strong>die</strong> Deutschen <strong>so</strong> fasziniert haben, dass sie<br />
quasi adoptiert worden sind, lesen Sie in unserer Titelgeschichte<br />
„Darum <strong>lieben</strong><br />
<strong>alle</strong> <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong>“ ab<br />
Seite 20.<br />
Ärger haben sie derzeit<br />
<strong>alle</strong>rdings mit dem Sauerland-Stall,<br />
der für seinen<br />
Herausforderer Alexander<br />
Povetkin um <strong>die</strong> <strong>so</strong>fortige<br />
Ansetzung des von<br />
der WBA angeordneten<br />
Titelkampfs kämpft. Das<br />
Klitschko-Management<br />
will <strong>die</strong>s herauszögern und<br />
noch eine freiwillige Titelverteidigung<br />
einschieben.<br />
Hintergründe zu <strong>die</strong>sem<br />
Disput lesen Sie auf Seite 7.<br />
Es wurde in <strong>die</strong>sem Jahr in den Profiringen bisher noch<br />
nicht geboxt. Man geht das Jahr 2013 langsam an. Doch<br />
außerhalb des Rings haben <strong>die</strong> „Sauerländer“ bereits<br />
unruhige und hektische Zeiten. Da brach sich Cruisergewichts-Weltmeister<br />
Hernandez kurz vor seinem WM-<br />
Fight <strong>die</strong> Hand. Ihm droht eine Pause von mindestens<br />
einem halben Jahr (Seite 16). Dann gab es ein Hick-Hack<br />
um <strong>die</strong> für den 2. März geplante WM-Revanche zwischen<br />
Arthur Abraham und Robert Stieglitz. Nach den<br />
ersten Trainingsbelastungen stellte King Arthur fest, dass<br />
<strong>die</strong> Vorbereitungszeit von knapp sechs Wochen für ihn<br />
zu kurz sei (Seite 19). Und dann kam noch der BDB-<br />
Präsident Thomas Pütz mit Gebrüll auf sie zu. Er fordert<br />
vehement <strong>die</strong> Rückkehr des größten deutschen Boxstalls<br />
in seinen Verband. Sein Hauptargument: Sauerland wird<br />
über seinen Fernsehsender, <strong>die</strong> ARD, vom deutschen Gebührenzahler<br />
bezahlt. Al<strong>so</strong> muss er zum Bund Deutscher<br />
Berufsboxer. Wie das <strong>die</strong> Sauerländer sehen und was sie<br />
für Gegenargumente haben, lesen Sie auf Seite 28.<br />
Während <strong>die</strong> Profis noch an ihren Veranstaltungen<br />
werkelten, flogen lediglich <strong>die</strong> German Eagles durch <strong>die</strong><br />
World Series. Doch <strong>die</strong> Adler stürzten zweimal ab, es gab<br />
Niederlagen gegen Italien und Kasachstan (Seite 48). Der<br />
Rauswurf vor dem Viertelfinale droht jetzt. Dazu immer<br />
noch kein TV-Sender und <strong>die</strong> Zuschauerzahlen sind<br />
weiterhin sehr dünn. Auch kommt jetzt <strong>die</strong> erste Kritik<br />
aus der Bundesliga. In einem Interview erklärt Hans Gerd<br />
Rosik, der Präsident von Rekordmeister Velberter BC,<br />
welche Nachteile der Bundesliga<br />
durch <strong>die</strong> World<br />
Series entstehen (Seite<br />
58). Und Ulli Wegner, der<br />
Trainer des Jahrzehnts,<br />
beschäftigt sich mit dem<br />
Thema in einer Kolumne<br />
unter dem Titel „Der<br />
Mischmasch aus Profis und<br />
Amateuren bringt uns nicht<br />
weiter“ (Seite 46). Dagegen<br />
erklärt Uwe Alten, der<br />
<strong>die</strong> AIBA-Pläne vermarktet,<br />
<strong>die</strong> positiven Seiten der<br />
neuen Boxwelt und erklärt,<br />
was <strong>die</strong> Fighter ver<strong>die</strong>nen<br />
können (Seite 50).<br />
Die AIBA hat für ihre Box-Revolution in Lausanne Millionen<br />
gebunkert – mit Hilfe von Oligarchen aus Osteuropa.<br />
Aber auch <strong>die</strong> werden sicherlich irgendwann eine<br />
Rendite sehen wollen. Die Frage bleibt: Wird das riesige<br />
AIBA-Projekt eine Erfolgsgeschichte oder ein Schritt ins<br />
Millionengrab? Fazit: Bisher wurde 2013 zu wenig geboxt,<br />
aber viel diskutiert über Kaisers Bart. Es wird Zeit,<br />
dass es endlich heißt: Ring frei – vor <strong>alle</strong>m bei den Profis.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
3
INHALT<br />
Namen, Nachrichten, Termine............................................. 6<br />
Das unglaubliche Comeback von Rola El-Halabi................ 42<br />
Felix Sturm: Tod oder Gladiolen........................................... 8<br />
Sturm-Gegner Sam Soliman im Interview......................... 10<br />
Jürgen Brähmers Abrechnung mit Universum................... 12<br />
Hernandez brach sich wieder <strong>die</strong> Hand ............................. 16<br />
Krasniqi will Cleverly vom WM-Thron stoßen................... 18<br />
Rola El-Halabi (links)<br />
verlor zwar ihr<br />
Comeback gegen<br />
Lucia Morelli, aber<br />
ihr Rückkehr in den<br />
Ring war ein großer<br />
Sieg<br />
Seite 42<br />
Die Wikinger greifen wieder an......................................... 44<br />
Ulli Wegner redet Klartext ................................................ 46<br />
Zwei Niederlagen für <strong>die</strong> German Eagles.......................... 48<br />
Was <strong>die</strong> AIBA-Boxer ver<strong>die</strong>nen......................................... 50<br />
Am 16. März will<br />
Robin Krasniqi als<br />
neuer Weltmeister<br />
jubeln. In London<br />
fordert er Champion<br />
Nathan Cleverly<br />
heraus<br />
Seite 18<br />
Hick-Hack um Abraham-Stieglitz....................................... 19<br />
Helmut Ranze von AIBA-Präsident befördert..................... 52<br />
Lieber Lehrer als Profi: Stefan Härtel im Interview............ 54<br />
Marutyan bei U22-EM betrogen........................................ 56<br />
Velberts Macher Rosik im Interview.................................. 58<br />
Darum <strong>lieben</strong> <strong>alle</strong> <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong>........................................ 20<br />
Erdei: Comeback mit Trainer Sdunek ................................. 22<br />
Denis Boyt<strong>so</strong>v greift wieder an.......................................... 24<br />
Pulev: Erst Adamek, dann Klitschko................................... 26<br />
Ramin: Der kleine Trainer mit dem großen Box-Wissen.... 27<br />
Kommt Sauerland zum BDB zurück?.................................. 28<br />
Sidon: Abschiedskampf zum 50. ...................................... 30<br />
Manuel Charr ist jetzt auf Gürteljagd................................. 32<br />
Die <strong>BoxSport</strong>-Weltrangliste............................................... 34<br />
Pacquiao: Verdacht auf Parkin<strong>so</strong>n...................................... 36<br />
Al Haymon: Ein Phantom regiert <strong>die</strong> Box-Welt.................. 38<br />
Rocky macht Mode und redet Klartext............................... 40<br />
Der Märkische<br />
Boxring Hamm<br />
brachte<br />
Titelverteidiger<br />
Velbert in der<br />
Bundesliga an<br />
den Rand einer<br />
Niederlage<br />
Seite 60<br />
Bundesliga: Velbert wackelte gegen Hamm...................... 60<br />
Aus den Verbänden............................................................ 62<br />
Die neue Oberliga.............................................................. 64<br />
Lesen Sie nächsten Monat................................................ 66<br />
4 <strong>BoxSport</strong>
Namen Nachrichten<br />
Boxen<br />
Im fernsehen<br />
Freitag, 01. Februar 2013, Sat.1, ca. 23.00 Uhr<br />
– live aus Düsseldorf – IBF-WM-Ausscheidung<br />
im Mittelgewicht: Felix Sturm vs. Sam<br />
Soliman<br />
WBA-Interims-WM im Fliegengewicht: Susi<br />
Kentikian vs. Anastasia Toktaulova<br />
Samstag, 02. Februar 2013, ARD, ca. 22.30 Uhr -<br />
live aus Berlin – EM im Halbschwergewicht:<br />
Eduard Gutknecht vs. Jürgen Brähmer<br />
Freitag, 22. Februar 2013, Eurosport, ca. 21.00<br />
Uhr – live aus Galati/Rumänien - IBF-WM-<br />
Ausscheidung im Cruisergewicht: Alexander<br />
Alekseev vs. Garrett Wil<strong>so</strong>n<br />
Kampf im Schwergewicht mit Manuel<br />
Charr<br />
„Dobermann“ Doberstein<br />
will den nächsten Titel<br />
n Jürgen Doberstein will den<br />
nächsten Titel. Der Junioren-<br />
Weltmeister aus dem Saarland<br />
kämpft am 8. März in Saarbrücken<br />
um <strong>die</strong> WBF- Intercontinental-Meisterschaft<br />
im Supermittelgewicht.<br />
Gegner des „Dobermanns“<br />
ist der Spanier Blas<br />
Miguel Martinez, der bislang<br />
von 24 Kämpfen 18 gewinnen<br />
konnte. Im Vorprogramm will<br />
<strong>die</strong> Karlsruherin Raja Amasheh<br />
ihren im Oktober gewonnen<br />
WBF-Intercontinental-Titel der<br />
Frauen im Fliegengewicht verteidigen.<br />
Wolke feierte 70.<br />
mit Maske<br />
n Box-Olympiasieger und Profi-Trainer<br />
Manfred Wolke hat<br />
seinen 70. Geburtstag im Hotel<br />
„Fischland“ auf dem Darß gefeiert.<br />
Die Wolkes haben dort,<br />
direkt am Ostsee-Strand, einen<br />
Zweitwohnsitz. „Ich hatte einige<br />
Weggefährten wie Henry<br />
Maske und meinen ersten Trainer<br />
Martin Neef, er wird im Februar<br />
80, eingeladen. Glückwünsche<br />
erhielt ich von zahlreichen<br />
Boxfans aus ganz Deutschland“,<br />
sagte Wolke, der <strong>die</strong> <strong>so</strong>genannte<br />
Frankfurter Boxschule prägte.<br />
Das, was darunter zu verstehen<br />
ist, zeigte Maske in Perfektion:<br />
sichere Deckung, Treffer vermeiden,<br />
gutes Auge, sauber punkten,<br />
gewinnen.<br />
Zu den Geburtstags-Gratulanten<br />
gehörte auch Trainer Ulli<br />
Wegner: „Manne hat vor und<br />
Kessler kämpft in<br />
England gegen Froch<br />
nach der Wende viel für den<br />
Boxsport in Deutschland getan.“<br />
«Er war einer der besten Boxtrainer,<br />
<strong>die</strong> wir in Deutschland je<br />
hatten», beteuert Manager Wilfried<br />
Sauerland, zu dessen Unternehmen<br />
der Taktikfuchs einst<br />
gehörte. «Er war akribisch, auch<br />
fanatisch.»<br />
Das Erfolgsgespann: Manfred Wolke mit<br />
seinem Weltmeister Henry Maske<br />
n Dieser Kampf elektrisiert <strong>die</strong><br />
Boxfans. Die beiden Weltmeister<br />
Carl Froch und Mikkel Kessler<br />
treffen zum zweiten Mal<br />
aufeinander. Der Superfight<br />
im Supermittelgewicht <strong>so</strong>ll am<br />
25. Mai in London stattfinden.<br />
„Kessler gegen Froch I war ein<br />
Klassiker, der beste Kampf <strong>alle</strong>r<br />
Zeiten in Dänemark. Der zweite<br />
wird noch besser“, kündigte<br />
Kesslers Promoter K<strong>alle</strong> Sauerland<br />
an, der zusammen mit seinem<br />
Bruder Nisse den Kampf<br />
eingefädelt hat. „Wir werden<br />
wieder Geschichte schreiben.<br />
Das wird ein Kampf für <strong>die</strong><br />
Ewigkeit. Mikkel und Carl sind<br />
zwei der besten Boxer <strong>alle</strong>r Zeiten,<br />
zwei zukünftige Hall-of-<br />
Famer, und sie werden im Ring<br />
<strong>alle</strong>s geben. Wir haben hart gearbeitet,<br />
um <strong>die</strong>sen Kampf zu<br />
ermöglichen. Jetzt können wir<br />
den Boxfans in <strong>alle</strong>r Welt einen<br />
echten Mega-Event bieten.“<br />
Im April 2010 hatten sich<br />
Froch und Kessler in der zweiten<br />
Runde des Super-Six-Turniers<br />
eine wahre Ringschlacht<br />
geliefert. Damals fügte der<br />
Däne seinem englischen Kontrahenten<br />
in Herning <strong>die</strong> erste<br />
Niederlage seiner Karriere zu.<br />
„Ich wollte nichts mehr auf<br />
<strong>die</strong>ser Welt als <strong>die</strong>sen Kampf“,<br />
erklärte IBF-Champion Froch.<br />
„Ich habe nun <strong>die</strong> Chance,<br />
Revanche zu nehmen.“ „Ich<br />
hatte Carl versprochen, dass<br />
wir noch einmal kämpfen, los<br />
Nachdem der Sauerland-Stall<br />
<strong>die</strong> Zusammenarbeit mit ihm beendet<br />
hatte, war 2010 für Wolke<br />
Schluss. «Wir hätten mit ihm<br />
gern in Berlin oder Potsdam weitergearbeitet.<br />
Er wollte aber unbedingt<br />
in Frankfurt (Oder) bleiben»,<br />
erklärt Sauerland <strong>die</strong> Trennung.<br />
«Jedoch kam kein Nachwuchs<br />
mehr aus Frankfurt. Wir<br />
wollten dort Talente ansiedeln,<br />
aber das hat nicht geklappt.» Der<br />
Nachwuchs haue aus der brandenburgischen<br />
Stadt an der polnischen<br />
Grenze regelmäßig ab.<br />
Es läge nicht am Trainer, es sei<br />
eben nichts los in der Provinz,<br />
lautete <strong>die</strong> Begründung.<br />
Danilo Häußler wurde von<br />
Wolke noch zum EM-Titel geführt.<br />
Und er betreute Maske<br />
2007 bei dessen siegreichem<br />
Ein-Kampf-Comeback gegen<br />
den Amerikaner Virgil Hill. Mehr<br />
war nicht.<br />
Lieferten sich im April 2010<br />
einen tollen Kampf: Carl Froch<br />
(links) und Mikkel Kessler<br />
geht‘s“, meinte WBA-Weltmeister<br />
Kessler. „Wir sind uns<br />
beide sehr ähnlich. Carl ist<br />
ein großer Champion und hat<br />
schon überall auf der Welt gegen<br />
<strong>die</strong> Besten geboxt, genau<br />
wie ich. Bei unserem ersten<br />
Duell haben wir uns auf Biegen<br />
und Brechen bekämpft. Dieses<br />
Mal wird es genau<strong>so</strong> sein. Ich<br />
werde ganz Dänemark stolz<br />
machen.“<br />
Golovkin siegt<br />
in New York<br />
n Mittelgewichts-Weltmeister<br />
Gennady Golovkin bleibt weiter<br />
unbesiegt. Der Kasache mit<br />
Wohnsitz Stuttgart verteidigte<br />
seinen WBA-WM-Titel durch<br />
technischen K.o. in der siebten<br />
Runde gegen den Amerikaner<br />
Gabriel Rosado.<br />
Golovkin, der seine Karriere<br />
beim Hamburger Boxstall Spotlight<br />
begann, war von Beginn an<br />
Herr des Geschehens. Er marschierte<br />
pausenlos nach vorne.<br />
Rosado, der stark aus einem Cut<br />
blutete, lieferte dem Favoriten<br />
einen beherzten Kampf. In der<br />
siebten Runde aber gab seine<br />
Ecke auf. Der 25. Sieg im 25.<br />
Kampf für Golovkin.<br />
Im Hauptkampf im kleinen<br />
Theater des berühmten Madi-<br />
6 <strong>BoxSport</strong>
Termine<br />
Ob sie noch im Ring zusammenkommen? Weltmeister Wladimir Klitschko (links)<br />
und Alexander Povetkin, <strong>alle</strong>rdings nur als Papp-Aufsteller<br />
Hauen und Stechen um<br />
Klitschko - Povetkin<br />
<strong>so</strong>n Square Gardens entthronte<br />
Miguel Garcia WBO-Federgewichts-Weltmeister<br />
Orlando Salido<br />
durch technischen Punktsieg<br />
nach acht Runden.<br />
Ceylan lässt <strong>die</strong> Fäuste<br />
in Rumänien fliegen<br />
n Erol Ceylan zieht es nach Rumänien.<br />
Der Boss des Hamburger<br />
n Um <strong>die</strong> Pflichtverteidigung<br />
von Box-Superchampion Wladimir<br />
Klitschko gegen Weltmeister<br />
Alexander Povetkin<br />
gibt es ein Hauen und Stechen.<br />
Nachdem der Weltverband<br />
WBA angeordnet hatte, dass<br />
der Kampf bis Ende Februar<br />
ausgetragen werden muss,<br />
reichte das Klitschko-Lager<br />
einen Antrag auf Ausnahmebewilligung<br />
ein. Der 36-jährige<br />
Klitschko will zunächst eine<br />
freiwillige Titelverteidigung<br />
bestreiten, bevor er bereit ist,<br />
sich Povetkin zu stellen.<br />
«Dem stimmen wir nicht<br />
zu», sagte Promoter K<strong>alle</strong> Sauerland,<br />
bei dessen Unternehmen<br />
der Russe Povetkin unter<br />
Vertrag steht. Nunmehr muss<br />
das <strong>so</strong>genannte Championship<br />
Committee der WBA über den<br />
Kampftermin entscheiden.<br />
«Wenn Klitschko eine freiwillige<br />
Titelverteidigung bewilligt<br />
werden <strong>so</strong>llte, werden wir<br />
dagegen vorgehen und <strong>alle</strong><br />
Rechtsmittel ausschöpfen»,<br />
sagte Sauerland-Geschäftsführer<br />
Christian Meyer.<br />
Powetkin ist seit seinem<br />
Punktsieg im August 2010<br />
gegen Ruslan Chagaev Weltmeister<br />
bei der WBA, während<br />
Klitschko seit seinem Erfolg<br />
über David Haye der Superchampion<br />
des Verbandes ist.<br />
Die beiden Boxer hätten schon<br />
im Dezember 2008 in Mannheim<br />
in den Ring steigen <strong>so</strong>llen.<br />
Doch Powetkin musste wegen<br />
einer Bänderverletzung im<br />
linken Knöchel absagen.<br />
Spannungen gibt es auch,<br />
weil sich <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong> an<br />
TV-Partner RTL gebunden<br />
haben, während Sauerland-<br />
Kämpfe von der ARD gezeigt<br />
werden. Sauerland will den<br />
Klitschko-Kampf für <strong>die</strong> ARD<br />
ersteigern.<br />
EC-Boxstalls veranstaltet am 22.<br />
Februar in Galati. Dort will sich<br />
Ceylans Ex-Europameister Alexander<br />
Alekseev das Recht erboxen,<br />
IBF-Weltmeister Yoan Pablo<br />
Hernandez aus dem Sauerland-<br />
Stall herauszufordern. Der Russe<br />
trifft in einem Ausscheidungskampf<br />
auf den Amerikaner Garrett<br />
Wil<strong>so</strong>n aus Philadelphia. Neben<br />
Alekseev schlagen in Galati <strong>die</strong><br />
deutsche termine<br />
01. Februar 2013, Düsseldorf (Sturm)<br />
IBF-WM-Ausscheidung im Mittelgewicht: Felix Sturm vs. Sam Soliman<br />
WBA-Interims-WM im Fliegengewicht: Susi Kentikian vs. Anastasia Toktaulova<br />
02. Februar 2013, Berlin (Sauerland)<br />
EM im Halbschwergewicht: Eduard Gutknecht vs. Jürgen Brähmer<br />
IBF-Intercontinental im Halbschwergewicht: Robert Woge vs. Hakim Zoulikha<br />
Februar 2013, Ludwigsburg (Techel)<br />
Kampf im Halbmittelgewicht mit Vito Vendetta<br />
internationale termine<br />
30. Januar 2013, Sydney (Australien)<br />
IBF-WM im Mittelgewicht: Daniel Geale vs. Anthony Mundine<br />
09. Februar 2013, New York (USA)<br />
WBA-WBC-WM im Halbmittelgewicht: Danny Garcia vs. Zab Judah<br />
WBO-WM im Mittelgewicht: Peter Quillin vs. Fernando Guerrero<br />
16. Februar 2013, Atlantic City (USA)<br />
WBC-WM im Leichtgewicht: Adrien Broner vs. Gavin Rees<br />
WBC-International im Schwergewicht: Johnathon Banks vs. Seth Mitchell<br />
22. Februar 2013, Galati (Rumänien)<br />
IBF-WM-Ausscheidung im Cruisergewicht: Alexander Alekseev vs. Garrett<br />
Wil<strong>so</strong>n<br />
Kampf im Schwergewicht mit Manuel Charr<br />
22. Februar 2013, Washington (USA)<br />
IBF-WM im Halbweltergewicht: Lamont Peter<strong>so</strong>n vs. Kendall Holt<br />
23. Februar 2013, Liverpool (England)<br />
Kampf im Schwergewicht: David Price vs. Tony Thomp<strong>so</strong>n<br />
23. Februar 2013, Detroit (USA)<br />
IBF-WM im Weltergewicht: Devon Alexander vs. Kell Brook<br />
IBF-WM im Halbweltergewicht: Cornelius Bundrage vs. Ishe Smith<br />
Schwergewichtler Manuel Charr<br />
und der internationale Deutsche<br />
Meister und WBO-Europameister<br />
Christian Hammer zu. Unterstützung<br />
bei seiner Veranstaltung<br />
erhält Ceylan vom Rumänen Michael<br />
Löwe, einst Weltmeister im<br />
Hamburger Universum-Boxstall.<br />
Der heutige WBO-Funktionär<br />
(Ring- und Punktrichter) lebt<br />
wieder in seinem Heimatland<br />
und ist sehr daran interessiert,<br />
dass es in Rumänien in Zukunft<br />
große Profibox-Veranstaltungen<br />
geben wird. Ceylan: „Michaels<br />
Wort hat dort Gewicht. Ich freue<br />
mich, dass er mich <strong>so</strong> kräftig in<br />
meinem Vorhaben unterstützt.“<br />
Goda Dailydaite trifft<br />
auf Elina Tissen<br />
n Am 27. April treffen zwei der<br />
besten Federgewichts-Profiboxerinnen<br />
der Welt aufeinander:<br />
Die ungeschlagene Dortmunder<br />
Boxerin Goda Dailydaite (8<br />
Kämpfe, 8 Siege) trifft auf Elina<br />
Tissen (17 Kämpfe, 15 Siege, 2<br />
Will drei WM-Titel: Goda Dailydaite<br />
Niederlagen) aus Warendorf.<br />
Auf dem Spiel stehen <strong>die</strong> WM-<br />
Titel der WIBF, GBC und GBU.<br />
Promoter Timor Khalil, der den<br />
Kampf ersteigerte, will das Duell<br />
in der Eish<strong>alle</strong> Wischlingen in<br />
Dortmund austragen.<br />
Ex-Weltmeister Kelly<br />
Pavlik hört auf<br />
n Kelly Pavlik hat überraschend<br />
sein Karriere-Ende bekanntgegeben.<br />
Der 30 Jahre frühere Weltmeister<br />
im Mittelgewicht erklärte,<br />
in seiner Heimatstadt Youngstown<br />
im US-Bundesstaat Ohio künftig<br />
ein Gym leiten zu wollen. Pavlik<br />
stand kurz vor einem Kampf um<br />
<strong>die</strong> WM-Kronen der WBC und<br />
WBA im Supermittelgewicht gegen<br />
seinen Landsmann Andre Ward.<br />
Zweimal musste das Duell jedoch<br />
verschoben werden. Nun wurde<br />
es wegen einer Schulterverletzung<br />
Wards ganz abgesagt. „Die Absage<br />
war eine glückliche Fügung“,<br />
sagte Familienvater Pavlik. „Ich<br />
habe keine Motivation mehr. Und<br />
außerdem habe ich Angst um meine<br />
Gesundheit. Ich möchte nicht<br />
mehr weiterboxen.“ Pavlik, der in<br />
42 Kämpfen lediglich gegen Box-<br />
Legende Bernard Hopkins und gegen<br />
den heutigen Mittelgewichts-<br />
König Sergio Martinez verlor, hatte<br />
zuletzt drei Siege in Folge gefeiert.<br />
Zuvor hatte er sich wegen eines Alkoholproblems<br />
in einer Entzugsklinik<br />
behandeln lassen.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
7
Der Kölner Box-Star steht beim Kamp<br />
Felix Sturm:<br />
Sdunek: Der Australier ist ein unbequemer Gegner<br />
Hinter der Scheibe<br />
herrscht hektisches<br />
Gewusel. Wenn Roland<br />
Bebak aus seinem<br />
Büro einen Blick ins benachbarte<br />
Gym werfen will, muss er einen<br />
Vorhang zur Seite schieben. Den<br />
gab es früher nicht. Denn früher<br />
trainierte Felix Sturm hier <strong>alle</strong>ine<br />
und sein Manager Bebak konnte<br />
ihn vom Schreibtisch aus beobachten.<br />
Nun dreht der Hausherr<br />
in einer Ecke des Gyms seine<br />
Runden mit Trainer Fritz Sdunek,<br />
in einer anderen gibt Magomed<br />
Schaburow seiner ehemaligen<br />
Weltmeisterin Susi Kentikian<br />
Anweisungen. Auch<br />
Kentikians Lebensgefährte<br />
Magomed<br />
Yangubaev<br />
<strong>so</strong>wie Sturms<br />
Kumpel Maurice<br />
Weber<br />
und Patrick<br />
Dobroschi<br />
bereiten sich<br />
in dem Studio<br />
in der Kölner<br />
Südstadt auf ihre<br />
nächsten Kämpfe<br />
vor. „Vielleicht trainiere<br />
ich das nächste Mal im Ausland“,<br />
meint Sturm. „Ich brauche meine<br />
Ruhe, ich muss mich stärker<br />
herausnehmen.“ Wenn es <strong>so</strong><br />
weit überhaupt noch kommt.<br />
Denn damit es überhaupt weitergeht<br />
im Hause Sturm, muss<br />
der Chef am 1. Februar in Düsseldorf<br />
unbedingt gewinnen.<br />
Schlägt er den Australier Sam<br />
Soliman, ist er <strong>die</strong> Nummer eins<br />
der IBF-Weltrangliste und darf<br />
wieder um den Weltmeistertitel<br />
kämpfen. Kassiert er nach der<br />
Pleite am 1. September gegen Solimans<br />
Landsmann Daniel Geale<br />
<strong>die</strong> zweite Niederlage in Folge –<br />
Sturms ehrgeiziges Projekt vom<br />
eigenen Boxstall könnte schon<br />
am Ende sein, bevor es überhaupt<br />
richtig begonnen hat.<br />
„Ich stehe immer unter<br />
Druck, bei jedem Kampf“, wiegelt<br />
Sturm ab. Aber Manager<br />
Bebak sagt: „Es geht um <strong>alle</strong>s.<br />
Felix muss <strong>die</strong>sen Kampf gewinnen.“<br />
Tod oder Gladiolen<br />
Dieses Mal konnte<br />
sich Felix Sturm<br />
von Beginn an<br />
mit Trainer<br />
Fritz Sdunek auf<br />
das Duell mit<br />
Sam Soliman<br />
vorbereiten<br />
Felix Sturms Manager<br />
Roland Bebak<br />
– <strong>so</strong> hätte es der<br />
frühere Trainer von<br />
Bayern München und<br />
heutige Nationalcoach<br />
der Niederlande, Louis van<br />
Gaal, formuliert. Schließlich ist<br />
Sturm das Aushängeschild seines<br />
Boxstalls und <strong>so</strong>mit seines<br />
Fernsehpartners Sat.1. Ein WM-<br />
Ausscheidungskampf wie jetzt<br />
gegen Soliman ist dem Privatsender<br />
gerade noch zu verkaufen<br />
– Aufbaukämpfe, <strong>die</strong> Sturm<br />
nach einer weiteren Niederlage<br />
erst einmal bestreiten müsste,<br />
sicher nicht. Undenkbar ist<br />
auch, dass Sturm im Rahmenprogramm<br />
seiner Boxer, etwa<br />
von Susi Kentikian („Sie ist<br />
wie eine kleine Schwester<br />
für mich“), auftritt. Zumal<br />
<strong>die</strong> Hamburgerin derzeit<br />
auch keinen Weltmeistertitel<br />
trägt, den sie live im<br />
Programm von Sat.1 verteidigen<br />
könnte. Sie wollte am<br />
1. Februar in Düsseldorf eigentlich<br />
Revanche nehmen<br />
an der Mexikanerin Carina<br />
Wie eine kleine Schwester: Felix<br />
Sturm, der Promoter, mit seiner<br />
Boxerin Susi Kentikian<br />
Moreno für <strong>die</strong> ungerechtfertigte<br />
Punktniederlage vom 1. Dezember.<br />
Moreno sagte das vom<br />
Weltverband WBA angeordnete<br />
Rematch <strong>alle</strong>rdings wegen Knieproblemen<br />
ab. Nun boxt Kentikian<br />
im ISS Dome um den Interims-WM-Titel<br />
der WBA gegen<br />
Anastasia Toktaulova. Die Russin<br />
hatte sie 2008 schon einmal<br />
deutlich nach Punkten besiegt.<br />
Wochenlang quälte sich<br />
Ex-Weltmeister Sturm in seinem<br />
eigenen Gym für das große<br />
Comeback. Sdunek war <strong>die</strong>ses<br />
Mal von Anfang an dabei, vor<br />
der Niederlage gegen Geale war<br />
der Trainer wegen der Vorbereitung<br />
von Vitali Klitschko auf <strong>die</strong><br />
Titelverteidigung gegen Manuel<br />
Charr erst wenige Tage vor dem<br />
Kampf zum Team Sturm gestoßen.<br />
„Felix ist gut drauf, er wird<br />
marschieren“, sagt Sdunek.<br />
„Aber das muss er auch. Soliman<br />
ist unbequem, ein unangenehmer<br />
Gegner. Er schlägt aus<br />
<strong>alle</strong>n Richtungen.“<br />
Der 39 Jahre alte Australier,<br />
dessen Landsmänner Geale und<br />
Anthony Mundine zwei Tage vor<br />
dem Duell gegen Sturm um den<br />
IBF-Titel kämpfen, hätte seinen<br />
Status als Erster der Weltrangliste<br />
gegen Sturm eigentlich nicht<br />
riskieren müssen. Er hatte seine<br />
zweite WM-Chance bereits<br />
sicher. Aber kurz vor Ende der<br />
Karriere lockte <strong>die</strong> hohe Börse<br />
aus Deutschland. „Er war nicht<br />
billig“, bestätigt Bebak. Weil<br />
Sturm im Kampfvertrag mit Geale<br />
(„Die Niederlage hat mich<br />
nicht ansatzweise gebrochen“)<br />
keine Rückkampfklausel festgeschrieben<br />
hatte, musste der<br />
Kölner den Australier einkaufen,<br />
um sich gleich wieder eine<br />
WM-Chance erarbeiten zu können.<br />
Schließlich muss er Sat.1 in<br />
<strong>die</strong>sem Jahr acht Kampfabende<br />
liefern. Dafür muss Sturm neben<br />
Kentikian weitere Boxer für seinen<br />
Stall verpflichten. „Es wür-<br />
8 <strong>BoxSport</strong>
f gegen Soliman mächtig unter Druck<br />
Tod oder Gladiolen<br />
den viele Leute umkippen, wenn<br />
sie wüssten, wer <strong>alle</strong>s bei mir<br />
anruft und für uns boxen will“,<br />
sagt Sturm. Dazu <strong>so</strong>ll auch der<br />
bislang unbesiegte Cruisergewichtler<br />
Rakhim Chakhkiev aus<br />
der Konkursmasse von Sturms<br />
früherem Arbeitgeber Universum<br />
gehören. „Ich werde meinen<br />
Stall step by step aufbauen“,<br />
sagt Sturm, der einen Tag<br />
vor dem Kampf gegen Soliman<br />
34 Jahre alt wird. Er selbst will<br />
noch mindestens acht Kämpfe<br />
machen. Sturm: „50 Kämpfe will<br />
ich machen. Und ich will keinen<br />
mehr verlieren. Mit Soliman beginnt<br />
das erste Kapitel des letzten<br />
Viertels meiner Karriere.“ Sturm<br />
kündigt an: „Ich werde bei Sat.1<br />
meine Karriere beenden.“ Damit<br />
das Ende nicht früher als geplant<br />
kommt, ist Sturm am 1. Februar<br />
zum Siegen verdammt.<br />
ARNE LEYENBERG<br />
Der doppelte<br />
Sturm: Felix Sturm<br />
vorm Spiegel in<br />
seinem Gym in der<br />
Kölner Südstadt<br />
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<strong>BoxSport</strong><br />
9
Sam Soliman<br />
im Gespräch mit<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
Ich habe einen<br />
Plan, wie ich<br />
Sturm schlage<br />
Muskelmann aus<br />
Australien: Sam Soliman<br />
Für beide Boxer geht es am 1. Februar um <strong>alle</strong>s: Felix Sturm darf sich nach der Pleite<br />
gegen Daniel Geale keine weitere Niederlage erlauben, Sam Soliman steht mit<br />
39 Jahren ganz kurz vor seinem Traum, noch einmal um den WM-Titel zu kämpfen.<br />
Schon einmal boxte der Australier in Deutschland, 2000 verlor er in Frankfurt gegen<br />
den Kölner Jerry Elliott. Im <strong>BoxSport</strong>-Interview erzählt Soliman, warum er dennoch<br />
gute Erinnerungen an Deutschland hat und warum er <strong>die</strong>ses Mal siegen wird.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Mr. Soliman, seit<br />
wann bereiten Sie sich auf den<br />
Kampf gegen Felix Sturm vor?<br />
Sam Soliman: Ich habe<br />
Anfang Dezember mit dem Training<br />
für das Duell gegen Felix<br />
Sturm begonnen. Ich hatte eine<br />
exzellente Sparringsphase mit<br />
verschiedenen Boxern in Melbourne.<br />
Die waren Felix in ihrem<br />
Stil sehr ähnlich. Ich bin noch<br />
zwei Kämpfe von meinem größten<br />
Traum entfernt, das werde<br />
ich mir nicht nehmen lassen. Ich<br />
trainiere jetzt seit 24 Jahren, ich<br />
habe 170 Kämpfe hinter mir. Ich<br />
könnte nicht besser drauf sein.<br />
Ich habe im Training jeden Stein<br />
umgedreht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie lange vor<br />
dem Kampf werden Sie nach<br />
Deutschland reisen?<br />
Soliman: Ich habe Melbourne<br />
am 15. Januar verlassen<br />
und bereite mich seitdem in London<br />
auf das Duell vor. Damit ich<br />
mich an den Winter in Europa<br />
gewöhnen kann. Am 24. Januar<br />
beende ich <strong>die</strong> Vorbereitung und<br />
reise am 25. ab nach Deutschland.<br />
Ich war schon ein paar Mal<br />
in Deutschland, es hat mir sehr<br />
gut gef<strong>alle</strong>n. Deshalb freue ich<br />
mich darauf, wiederzukommen.<br />
Ich freue mich darauf, einen<br />
starken Boxer wie Felix Sturm,<br />
der schon <strong>so</strong> viel erreicht hat, zu<br />
boxen.<br />
53 Kämpfe, 42 Siege:<br />
Sam Soliman<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was fürchten Sie<br />
an Felix Sturm am meisten? Und<br />
umgekehrt: wie haben Sie vor,<br />
Sturm Probleme zu bereiten? Auf<br />
was muss er sich einstellen?<br />
Soliman: Ich werde in fantastischer<br />
Verfassung sein am<br />
1. Februar. Das muss ich, weil<br />
Sturm ein perfekter Boxer ist, er<br />
ist einer der besten der Welt. Seine<br />
Rechte nach dem linken Jab<br />
ist seine beste Waffe und seine<br />
Führhand ist <strong>die</strong> beste im Mittelgewicht.<br />
Er will gegen mich be<strong>so</strong>nders<br />
glänzen. Trotzdem habe<br />
ich einen Plan, wie ich Sturm<br />
am 1. Februar schlagen kann.<br />
Er wird <strong>alle</strong>s geben, deshalb<br />
wird es für mich ein noch größerer<br />
Sieg. Mein Stil und meine<br />
Aktivität sind <strong>die</strong> Schlüssel für<br />
meinen Erfolg. Ich bin sehr zuversichtlich,<br />
dass ich gewinnen<br />
werde. Ich bin mir sicher: Sturm<br />
hat noch nie <strong>so</strong> jemanden wie<br />
mich geboxt. Ich lasse mich von<br />
ihm nicht dabei aufhalten, Weltmeister<br />
zu werden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie haben gegen<br />
Topleute wie Winky Wright, Anthony<br />
Mundine und Sakio Bika<br />
geboxt. Waren <strong>die</strong> stärker als<br />
Sturm?<br />
Soliman: Sturm zählt zu<br />
meinen drei besten Gegnern. Er<br />
ist in derselben Liga wie Winky<br />
Wright.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind bereits 39<br />
Jahre alt. Dennoch haben Sie zuletzt<br />
Ihre besten Leistungen gezeigt.<br />
Wie erklären Sie sich das?<br />
Soliman: Ich habe <strong>die</strong> Erfahrung<br />
und das Wissen, was gut<br />
für meinen Körper ist. Ich esse<br />
gesund – wie es <strong>alle</strong> Boxer tun<br />
<strong>so</strong>llten. Du musst zu den richtigen<br />
Zeiten essen, du musst wissen,<br />
was und wieviel. Ich bin <strong>so</strong><br />
gut drauf, weil ich im Training<br />
nie nachgelassen habe und ein<br />
hungriger Kämpfer geb<strong>lieben</strong><br />
bin.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Zwei Tage vor ihrem<br />
Kampf boxt IBF-Weltmeister<br />
und Sturm-Bezwinger Daniel<br />
Geale, den Sie mit einem Sieg<br />
am 1. Februar herausfordern<br />
dürften, gegen Ihren alten Rivalen<br />
Anthony Mundine, der sie<br />
bereits zweimal besiegen konnte.<br />
Wie geht der Kampf aus?<br />
Soliman: Daniel ist der bessere<br />
Boxer und ein echtes Mittelgewicht.<br />
Mundine wird weglaufen<br />
müssen, um überhaupt <strong>die</strong><br />
zwölf Runden zu überstehen.<br />
Ich weiß, wie Geale trainiert und<br />
welche Aufopferungen er dafür<br />
in Kauf nimmt. Er würde Mundine<br />
sechsmal <strong>die</strong> Woche schlagen<br />
und zweimal am Sonntag.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was haben Sie<br />
aus dem Sieg von Geale über<br />
Sturm gelernt?<br />
Soliman: Ich habe vor <strong>alle</strong>m<br />
gelernt, dass Australier nach<br />
Deutschland gehen und siegen<br />
können. Denn wir <strong>alle</strong> erinnern<br />
uns daran, wie Danny Green damals<br />
Markus Beyer verprügelt<br />
hat – und dennoch wurde er um<br />
seinen Traum betrogen. Geales<br />
Sieg hat mir sehr viel Zuversicht<br />
gegeben.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie werden von<br />
David Stanley gemanagt und<br />
von Dave Hedgecock trainiert.<br />
Welche Rolle spielt Ihr Team für<br />
Ihren Erfolg?<br />
Soliman: Sie sind beide sehr<br />
wichtig. Mit meinem Trainer<br />
arbeite ich jetzt seit 20 Jahren<br />
zusammen, mit David Stanley<br />
seit zehn Jahren. Sie haben mir<br />
geholfen, <strong>die</strong> Nummer eins der<br />
IBF im Mittelgewicht zu werden.<br />
Und jetzt bin bereit für den größten<br />
Kampf meiner Karriere am 1.<br />
Februar gegen Felix Sturm.<br />
10 <strong>BoxSport</strong>
FREITAG 01.FEB 23:00<br />
FREUT EUCH DRAUF
Das große Sauerland-Stallduell zwischen<br />
Wegner: Nur der Sieger kann noch<br />
In der Berliner Max-Schmeling-H<strong>alle</strong> im Berliner Gym und in Kienbaum fühle ich mich<br />
steigt am 2. Februar der deutschdeutsche<br />
Boxkn<strong>alle</strong>r im Halbteidigen,<br />
obwohl mir schon klar ist, dass ich an<br />
richtig stark. Ich werde meinen Titel sicher verschwergewicht.<br />
Ex-Weltmeister <strong>die</strong> Grenzen meiner Leistungsfähigkeit gehen<br />
Jürgen Brähmer fordert Europameister<br />
Eduard Gutknecht. zäher Brocken, trotzdem werde ich seinen Traum<br />
muss“, sagt Gutknecht. „Jürgen Brähmer ist ein<br />
Wer hat noch eine Zukunft im von einer WM zerstören. Jürgens große Zeit geht<br />
Berliner Sauerland-Stall? Das am 2. Februar in der Schmeling-H<strong>alle</strong> zu Ende. Ich<br />
brisante Duell ist auch ein dagegen will noch ein paar Jahre, um <strong>die</strong> Weltmeistergürtel<br />
kämpfen. Trotz der einstigen Klasse<br />
Kampf der Trainer. Brähmer<br />
ist zu seinem früheren Amateur-Trainer<br />
Karsten Röwer zu-<br />
nicht schlecht.“<br />
von Brähmer stehen meine Chancen für einen Sieg<br />
rückgekehrt, aus Gutknecht will Das sieht auch Trainer Wegner <strong>so</strong>: „Gutknecht besitzt<br />
durchaus das Können, gegen Jürgen Bräh-<br />
Eduard<br />
Meistertrainer Ulli Wegner seinen<br />
Gutknecht, der<br />
Europameister im<br />
nächsten Champion formen. mer zu triumphieren. Die be<strong>so</strong>ndere Brisanz des<br />
Halbschwergewicht<br />
„Nach den harten Trainingswochen Kampfes liegt aus meiner Sicht auch darin, dass<br />
Die große Abrechn<br />
Ich hätte früher zu Sauerland wechseln <strong>so</strong>llen – Auf dem Land ein<br />
<strong>BoxSport</strong>: Herr Brähmer,<br />
wie fühlt es sich an, im reifen<br />
Boxeralter von 34 Jahren einen<br />
Neustart zu wagen?<br />
Jürgen Brähmer: Für mich<br />
ist es eine schöne Erfahrung,<br />
noch einmal neu durchstarten<br />
zu können. Wenn man <strong>die</strong> vergangenen<br />
vier Jahre aus sportlicher<br />
Sicht betrachtet, dann muss<br />
ich doch zugeben, dass es verschenkte<br />
Jahre waren. Deshalb<br />
bin ich froh, dass ich jetzt noch<br />
einmal <strong>die</strong> Chance habe, richtig<br />
anzugreifen. Ich ärgere mich <strong>alle</strong>rdings<br />
darüber, dass ich<br />
<strong>die</strong>sen Schritt nicht früher<br />
gegangen bin.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie haben<br />
den Absprung doch rechtzeitig<br />
geschafft. Sie haben<br />
unter Firmengründer<br />
Klaus-Peter Kohl sehr gut<br />
ver<strong>die</strong>nt und auch von dessen<br />
Nachfolger Waldemar<br />
Kluch als einer von wenigen<br />
Ihr Geld bekommen,<br />
wie man hört.<br />
Brähmer: Kluch hat<br />
tatsächlich <strong>alle</strong> Absprachen,<br />
<strong>die</strong> wir hatten, eingehalten.<br />
Dennoch wusste<br />
ich schnell, dass das nicht<br />
gut gehen konnte mit seinen<br />
vielen Versprechungen.<br />
Das Problem war aber<br />
schon unter Kohl entstanden,<br />
denn ich habe schon<br />
vor meiner letzten WM-Titelverteidigung<br />
im April 2010 in Hamburg<br />
gegen Mariano Plotinsky<br />
gespürt, dass es bergab geht.<br />
Plötzlich wurden finanzielle Absprachen<br />
nicht eingehalten. Da<br />
hätte ich schon Zähne zeigen<br />
und gehen <strong>so</strong>llen. Aber ich wollte<br />
<strong>die</strong> gute Beziehung zu Herrn<br />
Kohl nicht riskieren. Wenn ich<br />
sehe, dass wir heute gar keinen<br />
Kontakt mehr haben, muss ich<br />
sagen: Schlimmer hätte es damals<br />
auch nicht kommen können.<br />
Das, was mich am meisten<br />
wurmt, ist, dass ich meinen Titel<br />
verloren habe, ohne sportlich etwas<br />
dafür zu können.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Immerhin haben<br />
Sie im Januar 2011 <strong>die</strong> Titelvereinigung<br />
mit Beibut Shumenov<br />
in Kasachstan und im Mai 2011<br />
eine Titelverteidigung in England<br />
gegen Nathan Cleverly abgesagt.<br />
Offiziell, weil Sie krank<br />
beziehungsweise verletzt waren.<br />
Daran gab es Zweifel. Was war<br />
der wirkliche Grund?<br />
Brähmer: Dass Absprachen<br />
nicht eingehalten wurden. Ich<br />
hatte das Gefühl, dass Kohl und<br />
sein Schwieger<strong>so</strong>hn Dietmar<br />
Poszwa nur noch Geld aus dem<br />
Laden rausziehen wollten. Eine<br />
Woche vor dem Kampf, wo sie<br />
dachten, dass ich keinen Rückzieher<br />
mehr machen würde,<br />
hieß es plötzlich, dass weniger<br />
Geld da sei und ich nicht das bekommen<br />
könne, was abgemacht<br />
war. Ich hatte mir nach dem Plotinsky-Kampf<br />
aber geschworen,<br />
dass ich nie mehr in den Ring<br />
steige, wenn nicht das gehalten<br />
wird, was versprochen war.<br />
Und das habe ich durchgezogen.<br />
Bis heute ärgere<br />
ich mich darüber, dass ich<br />
überhaupt den Plotinsky-<br />
Kampf gemacht habe. Aber<br />
Herr Kohl ist ein Schlitzohr,<br />
er hat es geschafft, immer<br />
wieder Hoffnung bei mir zu<br />
wecken, obwohl mein Verstand<br />
gesagt hat, dass es zu<br />
Ende ist.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Ihr Verhältnis<br />
zu Kohl war immer ein<br />
be<strong>so</strong>nderes, Sie waren sein<br />
Liebling. Kohl sagt, dass er<br />
Sie bis heute sehr gern mag.<br />
Wie stehen Sie zu ihm?<br />
Ein Bild aus vergangenen Tagen:<br />
Jürgen Brähmer freut sich im<br />
Dezember 2009 mit Trainer<br />
Michael Timm und Promoter Klaus-<br />
Peter Kohl über <strong>die</strong> erfolgreiche<br />
Titelverteidigung seines WM-Titels<br />
gegen Dimitry Sukhotsky<br />
12 <strong>BoxSport</strong>
Eduard Gutknecht und Jürgen Brähmer<br />
en Kämpfen rechnen<br />
zumindest 2013 nur der Sieger mit großen Kämpfen<br />
rechnen kann. Ich habe Stallduelle nicht be<strong>so</strong>nders<br />
gern. Da Eduard aber unbedingt gegen Brähmer<br />
kämpfen wollte, habe ich ihn mit <strong>alle</strong>r Gewissenhaftigkeit<br />
auf den Kampf vorbereitet. Brähmers<br />
Trainer Röwer hält dagegen: „Ich habe im Training<br />
gesehen, dass Jürgen noch immer richtig gut boxen<br />
kann. Ich sehe deshalb optimistisch für meinen<br />
Schützling dem Kampf<br />
entgegen. Jürgen war<br />
Das<br />
schon immer ein guter<br />
Trainierer. Diese Eigenschaft<br />
hat er jetzt<br />
noch verstärkt.“<br />
Wie Jürgen Brähmer<br />
den Kampf sieht,<br />
sport<br />
erzählt er im großen <strong>BoxSport</strong>-<br />
Interview. Außerdem rechnet der<br />
Ex-Weltmeister mit seinem früheren<br />
Boxstall Universum ab,<br />
spricht über seine Gründe für<br />
den Wechsel zu Sauerland und<br />
über sein neues Leben mit<br />
Tochter auf dem Land.<br />
INTERVIEW<br />
Björn Jensen mit Jürgen Brähmer<br />
Jürgen<br />
Brähmer,<br />
der frühere<br />
Weltmeister im<br />
Halbschwergewicht<br />
ung mit Universum<br />
neues Leben begonnen – Ich hole mir noch einmal den WM-Titel<br />
Brähmer: Da gibt es eine<br />
private und eine geschäftliche<br />
Seite. Ich habe sehr hohen Respekt<br />
vor dem, was er aufgebaut<br />
hat. Ich hatte viele Jahre eine<br />
Superzeit, bin sehr gut mit ihm<br />
gefahren und habe sehr viel<br />
von ihm gelernt. Deshalb werde<br />
ich jetzt nicht sagen, dass er<br />
ein Arsch ist. Ich bin <strong>alle</strong>rdings<br />
schon enttäuscht darüber, dass<br />
<strong>die</strong> letzten Jahre <strong>so</strong> schlecht gelaufen<br />
sind. Und ich hatte ihm<br />
nicht zugetraut, dass er am Ende<br />
versuchen würde, <strong>so</strong> viel Geld<br />
wie möglich aus dem sterbenden<br />
Unternehmen zu ziehen. Er<br />
hätte 2009, beim 25-jährigen Bestehen,<br />
Schluss machen <strong>so</strong>llen.<br />
Das wäre ein würdiger Abgang<br />
gewesen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Mit seinem designierten<br />
Nachfolger Dietmar Poszwa<br />
und dessen jungem Team<br />
sind Sie nie richtig warm geworden.<br />
<strong>Warum</strong> nicht?<br />
Brähmer: Weil ich gesehen<br />
habe, dass <strong>die</strong> zu fünft nicht<br />
das geschafft haben, was der<br />
frühere Geschäftsführer Peter<br />
Hanraths <strong>alle</strong>in gemacht hat.<br />
Als der 2005 gehen musste,<br />
war das der Anfang vom Ende<br />
Universums. Poszwa hat in<br />
meinen Augen kein Rückgrat.<br />
Wenn Kohl nicht da war, hat er<br />
den großen Zampano markiert.<br />
Wenn Kohl da war, war er klein<br />
mit Hut. Solche Leute mag ich<br />
nicht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Die In<strong>so</strong>lvenz von<br />
Universum haben Sie kommen<br />
sehen, Sie waren schon Monate<br />
vorher kurz davor, selbst den<br />
Antrag auf Eröffnung des In<strong>so</strong>lvenzverfahrens<br />
zu stellen und<br />
hatten Kluch damit in der Hand.<br />
Haben Sie Mitleid mit den Sportlern,<br />
<strong>die</strong> nun leiden müssen?<br />
Brähmer: Das muss man<br />
differenziert sehen. Ich habe<br />
einige gewarnt und versucht,<br />
ihnen Ratschläge zu geben. Sebastian<br />
Zbik zum Beispiel habe<br />
ich gesagt, er <strong>so</strong>ll sich absichern,<br />
dass er seine Börse aus dem<br />
Kampf gegen Felix Sturm bekommt.<br />
Er hat nicht gehört und<br />
dachte, er ist schlauer. Jetzt hat<br />
er kein Geld bekommen, aber er<br />
tut mir nicht leid, denn er wusste<br />
es ja <strong>alle</strong>s besser. Aber andere,<br />
<strong>die</strong> das System wirklich nicht<br />
durchschauen, tun mir schon<br />
leid. Talente wie Denis Boyt<strong>so</strong>v<br />
oder Rakhim Chakhiev werden<br />
Im April 2010 schlug Jürgen<br />
Brähmer den Argentinier<br />
Mariano Nicolas Plotinsky k.o.<br />
– der bislang letzte WM-Kampf<br />
des Schweriners<br />
zum Spielball der Interessen<br />
und wissen nicht, wie sie sich<br />
wehren können. Darüber denke<br />
ich oft nach, was aus denen in<br />
Deutschland werden <strong>so</strong>ll.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Und Sie versuchen<br />
zu helfen, Boyt<strong>so</strong>v hat immerhin<br />
mittlerweile denselben<br />
Anwalt wie Sie.<br />
Brähmer: Ich hatte das<br />
Glück, dass ich meinen Rechtsanwalt<br />
Johnny Eisenberg kennen<br />
gelernt habe. Er ist mittlerweile<br />
ein guter Freund. Mit ihm habe<br />
ich viele Nächte lang debattiert,<br />
was das Beste für mich ist. Solch<br />
ein Berater ist Gold wert.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Lassen wir <strong>die</strong><br />
Vergangenheit ruhen und schauen<br />
in <strong>die</strong> Gegenwart. <strong>Warum</strong> ist<br />
Sauerland das Beste für Sie?<br />
Brähmer: Weil Sauerland<br />
der stabilste Partner für mich ist,<br />
um in den Jahren, <strong>die</strong> mir noch<br />
bleiben, mein Potenzial auszuschöpfen.<br />
Das erste Treffen mit<br />
Wilfried Sauerland hat den Ausschlag<br />
für meine Wahl gegeben.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was hat Sie da <strong>so</strong><br />
beeindruckt?<br />
Brähmer: Ich kannte ihn<br />
gar nicht und kann bis heute<br />
nicht sagen, was ich erwartet<br />
hatte. Aber mit Sicherheit nicht<br />
ein <strong>so</strong> angenehmes und langes<br />
Gespräch, wie wir es hatten.<br />
Danach war für mich klar, dass<br />
ich mit ihm zusammenarbeiten<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
13
Ich will kein strenger Vater sein<br />
kann. Eine Woche später habe<br />
ich mich dann mit seinem Sohn<br />
K<strong>alle</strong> getroffen, und auch das<br />
Gespräch war sehr positiv. Er<br />
ist ein ganz anderer Typ als <strong>die</strong><br />
junge Universum-Garde von damals.<br />
Er lebt den Sport, ist voll<br />
bei der Sache und will aktiv mitarbeiten,<br />
um das Unternehmen<br />
voranzubringen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie werden ja<br />
häufiger unterschätzt, viele<br />
halten Sie wegen Ihrer Knast-<br />
Vergangenheit für den Prototyp<br />
des dummen Boxers. Wie<strong>so</strong> lässt<br />
Sie das eigentlich <strong>so</strong> kalt?<br />
Brähmer: Weil es mich<br />
nicht interessiert, was Menschen<br />
von mir halten, <strong>die</strong> mich nicht<br />
kennen. Bei mir ist es doch <strong>so</strong>:<br />
Wenn man mich ehrlich behandelt,<br />
kann man mit mir gut und<br />
erfolgreich arbeiten. Ich bin aber<br />
ein konsequenter Typ und mache<br />
deutlich, was mir passt und was<br />
nicht. Ich erwarte nicht, dass jemand,<br />
zu dem ich nicht nett bin,<br />
nett zu mir ist, das gilt aber auch<br />
andersherum. Und weil Sie das<br />
Thema Knast ansprechen: Ich<br />
spüre in vielen Gesprächen, dass<br />
das längst Vergangenheit ist. In<br />
meiner Heimat Schwerin ist das<br />
kein Thema mehr.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind aufs<br />
Land gezogen, haben eine Tochter.<br />
Wie viel von dem Jürgen<br />
Brähmer, der Sie waren, als Sie<br />
im Gefängnis saßen, steckt noch<br />
in Ihnen?<br />
Brähmer: Ich habe mich<br />
über <strong>die</strong> Jahre schon extrem<br />
verändert. Vieles von dem, was<br />
mich jetzt interessiert, war mir<br />
damals völlig egal.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Hat <strong>die</strong> Geburt<br />
Ihrer Tochter Jasmin vor neun<br />
Monaten dazu geführt, dass Sie<br />
das Leben anders sehen?<br />
Brähmer: Auf jeden Fall. Ich<br />
hätte früher nie gedacht, dass<br />
mir etwas <strong>so</strong> nah gehen könnte<br />
wie <strong>die</strong> derzeitige Trennung von<br />
meiner Tochter. Ich muss meine<br />
ganze Disziplin aufbringen, um<br />
nicht jeden Abend das Trainingslager<br />
zu verlassen, um zu ihr zu<br />
fahren.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Spüren Sie<br />
manchmal, dass es Menschen<br />
gibt, <strong>die</strong> Ihnen wegen Ihrer Vergangenheit<br />
nicht zutrauen, ein<br />
Kind erziehen zu können?<br />
Brähmer: Überhaupt nicht,<br />
und dazu gibt es auch keinen<br />
Anlass. Ich möchte auch kein<br />
strenger Vater sein, <strong>so</strong>ndern<br />
meine Tochter ihre Entwicklung<br />
machen lassen, wie sie sie machen<br />
will.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Und wenn sie boxen<br />
will?<br />
Brähmer: Dann <strong>so</strong>ll sie boxen.<br />
Auch wenn das nicht mein<br />
Traum ist.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Glauben Sie, dass<br />
Sie mit einem Jungen genau<strong>so</strong><br />
entspannt umgehen würden?<br />
Oder wären Sie strenger in dem<br />
Wissen um Ihre eigene Erfahrung,<br />
dass Jungs oft groberen<br />
Unfug anstellen als Mädchen?<br />
Brähmer: Ich glaube, dass<br />
ich genau<strong>so</strong> entspannt mit einem<br />
Sohn wäre, denn ich weiß<br />
Eine glückliche Familie: Jürgen<br />
Brähmer mit Lebensgefährtin<br />
Tatjana und Tochter Jasmin<br />
ja, dass der in einem anderen<br />
Umfeld aufwachsen würde als<br />
ich, und deshalb gar nicht auf<br />
<strong>die</strong> schiefe Bahn geraten würde.<br />
Ich bin der Überzeugung, dass<br />
das Elternhaus entscheidend ist<br />
für <strong>die</strong> Entwicklung der Kinder<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sind Sie ein Stück<br />
weit stolz, dass Sie es geschafft<br />
haben, Ihr Leben <strong>so</strong> gut in den<br />
Griff zu bekommen?<br />
Brähmer: Stolz? Ich weiß<br />
nicht. Ich bin eher glücklich darüber,<br />
dass ich all <strong>die</strong> Ziele, <strong>die</strong><br />
ich mir gesteckt hatte, erreicht<br />
habe, ob es nun im sportlichen<br />
oder im privaten Bereich ist.<br />
Ich glaube aber, dass das daran<br />
liegt, dass ich mir nur realistische<br />
Ziele gesteckt habe. Ich<br />
habe auch vieles von dem, was<br />
ich mir erträumt habe, nicht bekommen.<br />
Aber das waren Träume,<br />
keine Ziele. Das konnte ich<br />
zum Glück immer unterscheiden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Dann lassen Sie<br />
uns über <strong>die</strong> Zukunft reden. Was<br />
ist Ihr realistisches Ziel für Ihre<br />
Zeit bei Sauerland?<br />
Brähmer: Ganz klar, dass<br />
ich noch einmal Weltmeister<br />
werden will. Dazu muss ich am<br />
2. Februar in Berlin erst einmal<br />
gegen Eduard Gutknecht gewinnen.<br />
Im Training sehe ich, dass<br />
ich mithalten und <strong>so</strong>gar noch einen<br />
draufpacken kann. Deshalb<br />
glaube ich, dass er mich nicht<br />
besiegen kann, wenn ich gut in<br />
Schuss bin. Seine letzten Kämpfe<br />
waren nicht überragend, und<br />
ich erwarte ihn <strong>so</strong>, wie man ihn<br />
kennt: Die ersten Runden wird er<br />
versuchen, mich zu überf<strong>alle</strong>n,<br />
und dann seinen Stiefel runterboxen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Das Interesse an<br />
dem Duell ist sehr groß. Freut es<br />
Sie, dass Sie trotz Ihrer Niederlagen,<br />
Kampfabsagen und langen<br />
Pausen noch angesagt sind?<br />
Brähmer: Ich freue mich,<br />
dass das Interesse an deutschen<br />
Boxern groß ist. Für mich ist<br />
unser Kampf das interessanteste<br />
Duell, das es seit Jahren im<br />
Fernsehen zu sehen gab. Die<br />
Fans wollen sehen, wie gut ich<br />
noch bin und wie gut Eddy wirklich<br />
ist. Er führt doch bislang ein<br />
Schattendasein, für ihn ist es<br />
doch auch gut, dass ich jetzt sein<br />
Gegner bin, dann interessieren<br />
sich <strong>die</strong> Leute wenigstens mal<br />
für einen seiner Kämpfe.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Und wenn Sie<br />
verlieren?<br />
Brähmer: Dann ist das <strong>so</strong>.<br />
Mein Vertrag ist davon nicht<br />
abhängig. Ich habe für mehrere<br />
Jahre unterschrieben und will<br />
<strong>so</strong> lange boxen, wie es geht und<br />
Spaß macht. Dass ich kein Wandervogel<br />
bin, ist ja bekannt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: In Ihrer Trainingsgruppe<br />
sind Sie der Älteste,<br />
Sie geben laut Trainer Karsten<br />
Röwer viel Erfahrung an <strong>die</strong> jungen<br />
Talente in der Gruppe weiter.<br />
Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann<br />
auch als Trainer oder<br />
Manager zu arbeiten?<br />
Brähmer: Das werde ich mit<br />
Sicherheit nicht ausschließen.<br />
Ich merke ja, dass <strong>die</strong> jungen<br />
Boxer nicht nur mit sportlichen,<br />
<strong>so</strong>ndern auch mit geschäftlichen<br />
Fragen zu mir kommen.<br />
14 <strong>BoxSport</strong>
Vor seinem WM-Debüt unter deutscher Flagge<br />
Pechvogel Hernandez<br />
brach sich <strong>die</strong> Hand<br />
K.o.-König Woge boxt jetzt in Berlin um Interconti-Titel<br />
Großes Pech für Weltmeister<br />
Yoan Pablo<br />
Hernandez. Die Bühne<br />
war bereitet: Am 2. Februar<br />
<strong>so</strong>llte der IBF-Champion<br />
im Cruisergewicht in Berlin<br />
erstmals unter deutscher Flagge<br />
boxen. Der gerade eingebürgerte<br />
Kubaner <strong>so</strong>llte nach dem knappen<br />
Punktsieg über den Kana<strong>die</strong>r<br />
Troy Ross im September wieder<br />
einen klaren Erfolg feiern.<br />
Rund zwei Wochen vor dem Duell<br />
gegen den Amerikaner Eric<br />
Fields dann das große Unglück:<br />
Im Sparring gegen Tervel Pulev,<br />
Bronzemedaillengewinner der<br />
Olympischen Spiele von London<br />
und Bruder des Profi-Europameisters<br />
im Schwergewicht<br />
Kubrat Pulev, im Trainingslager<br />
in Kienbaum brach sich Hernandez<br />
<strong>die</strong> linke Schlaghand. Wegen<br />
starker Schmerzen musste er<br />
den Trainingskampf abbrechen.<br />
Eine Untersuchung ergab dann<br />
<strong>die</strong> traurige Gewissheit: Handbruch!<br />
Zum zweiten Mal. Schon<br />
bei seinem Sieg über Steve Cunningham<br />
im Februar vergangenen<br />
Jahres in Frankfurt hatte<br />
er sich einen Mittelhandbruch<br />
zugezogen. Hernandez musste<br />
mehr als sieben Monate lang<br />
pausieren, gegen Ross kehrte der<br />
Schützling von Trainer Ulli Wegner<br />
mit einem schmeichelhaften<br />
Sieg zurück.<br />
„Eine Katastrophe, ich bin<br />
maßlos enttäuscht“, sagt Hernandez,<br />
der bereits operiert wurde.<br />
Vom ersten Bruch hat er<br />
immer noch eine Metallplatte in<br />
der Hand. Jetzt drohen abermals<br />
sechs Monate Pause. Trainer<br />
Wegner: „Das ist ein verdammt<br />
harter Schlag für ihn.“ „Wir werden<br />
Pablo fest zur Seite stehen<br />
und für <strong>die</strong> bestmögliche medizinische<br />
Betreuung <strong>so</strong>rgen. Wir<br />
<strong>alle</strong> hoffen, dass er <strong>so</strong> schnell<br />
wie möglich gesund wird“, erklärte<br />
Sauerland-Geschäftsführer<br />
Frederick Ness. „Ich gebe <strong>die</strong><br />
Hoffnung nicht auf“, gibt sich<br />
Hernandez kämpferisch.<br />
Den zweiten Hauptkampf in<br />
Berlin neben der deutsch-deutschen<br />
Halbschwergewichts-Europameisterschaft<br />
zwischen Titelverteidiger<br />
Eduard Gutknecht<br />
und Jürgen Brähmer wird nun<br />
der Draufgänger aus H<strong>alle</strong>, Halbschwergewichtler<br />
Robert Woge<br />
bestreiten. Der K.o.-König aus<br />
H<strong>alle</strong>, der bislang neun seiner<br />
zehn Kämpfe vorzeitig gewann,<br />
trifft in seinem ersten Titelkampf<br />
Robert Woge (links) springt in Berlin für den verletzten Yoan Pablo Hernandez<br />
ein. Zuletzt besiegte der H<strong>alle</strong>nser den italienischen Ukrainer Serhiy Demchenko<br />
vorzeitig<br />
um <strong>die</strong> vakante IBF-Intercontinental-Meisterschaft<br />
auf den<br />
Franzosen Hakim Zoulikha.<br />
Hernandez wollte in Berlin<br />
erstmals als Deutscher zuschlagen.<br />
„Ich habe ein großes<br />
Lebensziel erreicht“, freute<br />
sich der Profi mit einem Strahlen<br />
im Gesicht. „Ich habe meine<br />
Sprachprüfung und meine<br />
Staatsbürgerprüfung bestanden.<br />
Anfang des Jahres erhielt ich<br />
meinen deutschen Pass. Damit<br />
erfüllt sich für mich ein Traum.“<br />
Der elegante Faustkämpfer lebt<br />
mit Ehefrau Shally <strong>so</strong>wie den<br />
beiden Kindern Yoan Junior und<br />
Rebeca in Berlin-Spandau. In<br />
Kuba gilt Hernandez als unerwünschte<br />
Per<strong>so</strong>n. Er darf nicht<br />
einreisen. „Ich stelle jedes Jahr<br />
einen Antrag, bis jetzt wurde er<br />
immer wieder abgelehnt“, berichtet<br />
der Boxer. „Allerdings<br />
bin ich seit 2005 in Deutschland.<br />
Ich wohne und trainiere in Berlin.<br />
Die Stadt ist längst unsere<br />
Heimat geworden.“ So sehen<br />
Seine Röntgenaufnahmen verheißen nichts<br />
Gutes: Yoan Pablo Hernandez mit gegipster<br />
linker Schlaghand<br />
das offensichtlich auch <strong>die</strong> Berliner<br />
Behörden. Nicht nur der<br />
Boxer erhält einen deutschen<br />
Pass, auch Pablos attraktive aus<br />
Kamerun stammende Ehefrau<br />
Shally wird deutsche Staatsbürgerin.<br />
Obwohl Pablo künftig unter<br />
der Flagge seiner neuen Heimat<br />
Deutschland kämpft, für<br />
Kubas Box-Fans erfüllt er eine<br />
Mission. Der Boxer war einst<br />
nach Deutschland gekommen,<br />
um als Profi Geld zu ver<strong>die</strong>nen,<br />
damit er seine Mutter Carmen<br />
in Pinar del Rio aus den Fesseln<br />
der Armut befreien kann. Was<br />
er nicht ahnte, dass ein ganzes<br />
Land mit ihm fiebert. So berichtet<br />
Carmen Hernandez, dass <strong>die</strong><br />
Nachrichten über <strong>die</strong> Kampfergebnisse<br />
ihres Sohnes wie eine<br />
Welle über <strong>die</strong> Insel schwappen.<br />
Daran wird sich wohl auch jetzt<br />
nichts ändern, wenn Yoan Pablo<br />
Hernandez demnächst unter<br />
deutscher Flagge im Ring <strong>die</strong><br />
Fäuste schwingt.<br />
16 <strong>BoxSport</strong>
Bei SES geht es weiter rund<br />
Krasniqi will Cleverly<br />
vom WM-Thron stoßen<br />
Ramona Kühne: Comeback in Potsdam nach acht Monaten Pause<br />
Nicht nur Robert Stieglitz<br />
will den Weltmeistertitel<br />
zurück nach<br />
Magdeburg holen –<br />
auch sein Stallgefährte Robin<br />
Krasniqi kämpft im März um <strong>die</strong><br />
Krone. Dem Magdeburger SES-<br />
Boxstall steht ein heißes Jahr bevor.<br />
Denn auch Weltmeisterin<br />
Ramona Kühne verteidigt ihre<br />
Titel, Ex-Champion Jan Zaveck<br />
greift wieder an und Schwergewichts-Talent<br />
Francesco Pianeta<br />
will sich in den Weltranglisten<br />
weiter nach oben boxen.<br />
Für Krasniqi geht am 16.<br />
März ein Traum in Erfüllung.<br />
Nach langer Wartezeit darf der<br />
25 Jahre alte Halbschwergewichtler<br />
aus München am 16.<br />
März WBO-Weltmeister Nathan<br />
Cleverly (Wales) herausfordern.<br />
Geboxt wird in London. „Der<br />
Kampfort ist uns egal. Wir freuen<br />
uns, dass Robin in seinem<br />
40. Profifight endlich einen Titelkampf<br />
bestreiten kann. Das<br />
Recht dazu hatte er sich schließlich<br />
schon lange erkämpft“, sagt<br />
SES-Trainer Dirk Dzemski. Der<br />
Münchner sieht dem WM-Duell<br />
optimistisch entgegen: „Ich bin<br />
froh, dass <strong>die</strong> WBO ein Machtwort<br />
gesprochen hat und sich<br />
Nathan Cleverly nicht mehr drücken<br />
kann. Ich habe <strong>so</strong> hart trainiert,<br />
wie noch nie in meinem Leben.<br />
Mein Fitness-Trainer Alfred<br />
Segerer ist bei der Bundeswehr.<br />
Er hat extra Urlaub genommen,<br />
um mich scheuchen zu können.<br />
Wir waren im Kraftraum und ich<br />
habe stundenlange Skilangläufe<br />
und Crossläufe ab<strong>so</strong>lviert. Ich<br />
fühle mich ab<strong>so</strong>lut fit. Ab 1. Februar<br />
bin ich im Magdeburg zum<br />
Technik-Training und Sparring.“<br />
Europameister Krasniqi<br />
fürchtet sich auch nicht vor einem<br />
Auftritt in England: „Ich hätte<br />
natürlich lieber in Deutschland<br />
geboxt. Als Titelverteidiger hat<br />
Der große Hoffnungsträger des Magdeburger SES-<br />
Boxstalls: Robin Krasniqi will demnächst auch als<br />
Weltmeister jubeln<br />
Cleverly das Vorrecht. Trotzdem<br />
werde ich den Kampf gewinnen.<br />
Ich weiß, dass Cleverly ein guter<br />
Boxer ist. Er provoziert gern. Ich<br />
werde mich nicht aus der Reserve<br />
locken lassen. Ich konzentriere<br />
mich ganz auf <strong>die</strong> Aktionen<br />
im Ring. Wahrscheinlich unterschätzt<br />
mich Cleverlys<br />
Management. Gerade<br />
darin sehe ich meine<br />
Chance.“<br />
Ebenfalls im<br />
März will <strong>die</strong> attraktive<br />
Weltmeisterin<br />
Ramona<br />
Kühne in ihrer<br />
Heimatregion zuschlagen.<br />
In der neuen<br />
MBS-Arena von Potsdam will<br />
sie ihre drei Titel der WBO, WIBF<br />
und WBF im Superfedergewicht<br />
zu verteidigen. „Nach acht Monaten<br />
Pause freue ich mich, dass<br />
ich endlich wieder boxen kann“,<br />
sagt <strong>die</strong> blonde Box-Lady. Die<br />
32-Jährige musste wegen eines<br />
Kreuzbandrisses pausieren. In<br />
der Ecke wird Ramona von Stefan<br />
Kühne betreut, das ist ihr<br />
Ehemann und langjähriger Trainer<br />
Stefan Böstfleisch. Durch <strong>die</strong><br />
Hochzeit mit der Weltmeisterin<br />
nahm der frühere Polizist den<br />
Namen seiner Frau an. „In Potsdam<br />
wird auch Francesco Pianeta<br />
zum ersten Mal um einen<br />
Titel boxen. Entweder kämpft er<br />
um einen EM-Titel oder um <strong>die</strong><br />
WBO-Intercontimeisterschaft“,<br />
verrät Ulf Seinforth.<br />
In Anbetracht des großen<br />
Boxerandrangs im Magdeburger<br />
SES-Gym im Stadtbezirk Olvenstedt<br />
erweiterte der Boxstall<br />
aus der Börde auch den Trainer-<br />
Stamm. Neben Dirk Dzemski<br />
lassen jetzt auch Rene Friese<br />
und Ex-Profi Kai Kurzawa <strong>die</strong><br />
Profis schwitzen.<br />
Manager Ulf Steinforth beschränkt<br />
sich mit seinen Ring-<br />
Events<br />
nämlich<br />
nicht<br />
nur auf<br />
Deutschland.<br />
So<br />
will der<br />
Slowene<br />
Jan Zaveck<br />
nach<br />
längerer<br />
Verletzung<br />
noch einmal<br />
angreifen.<br />
Natürlich<br />
in seiner Heimat Slowenien.<br />
Der Ex-Weltmeister hat als Nummer<br />
eins der WBO und Nummer<br />
drei der IBF <strong>alle</strong> Chance auf einen<br />
WM-Kampf in der zweiten Jahreshälfte.<br />
Vor einer möglichen<br />
WM muss der Weltergewichtler<br />
jedoch mindestens noch einen,<br />
vielleicht <strong>so</strong>gar zwei Kämpfe<br />
bestreiten. Natürlich will es<br />
auch der Tscheche Lukas Konecny<br />
noch einmal wissen: „Ich<br />
will 2013 nicht nur meinen 50.<br />
Kampf bestreiten, <strong>so</strong>ndern auch<br />
den WM-Gürtel erobern.“ Das<br />
sind keine<br />
leeren Worte, denn<br />
bei seinem Fight mit Titelverteidiger<br />
Zaurbek<br />
Baisangurow (Ukraine) sah<br />
Konecny in Kiew wahrlich<br />
nicht wie ein Verlierer<br />
aus.<br />
Außerdem<br />
verspricht Ulf<br />
Steinforth: „Wir<br />
haben jetzt mit<br />
Dominic Bösel, Felix<br />
Lamm, Dennis<br />
Nathan<br />
Cleverly, der<br />
Halbschwergewichts-Weltmeister der<br />
WBO aus Wales<br />
Ronert, Markus Tomala und<br />
Moritz Stahl <strong>so</strong>wie Christina<br />
Hammer eine ganze Reihe junge<br />
Boxer und Boxerinnen. Sie werden<br />
<strong>alle</strong> ihre Bewährungschance<br />
erhalten.“<br />
Manfred Hönel<br />
18 <strong>BoxSport</strong>
King Arthur: Duell mit Stieglitz verschoben<br />
Absage war vor <strong>alle</strong>m für Steinforth<br />
ein herber Schlag, da der<br />
eine andere für <strong>die</strong>sen Termin<br />
geplante Veranstaltung verschoben<br />
hatte. In Potsdam <strong>so</strong>llten<br />
zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt Ramona<br />
Kühne und Francesco Pianeta<br />
in den Ring steigen. Dies bedauerte<br />
Sauerland-Geschäftsführer<br />
Christian Meyer, der von der<br />
Entscheidung des Weltmeisters<br />
überrascht wurde: „Falls der 2.<br />
März endgültig gekippt werden<br />
muss, hoffe ich, dass <strong>die</strong>ses für<br />
<strong>die</strong> deutschen Boxfans <strong>so</strong> spannende<br />
Duell am 23. März stattfinden<br />
kann. Wir werden deswegen<br />
mit der ARD noch einmal<br />
reden.“<br />
Bei Redaktionsschluß war<br />
noch keine Entscheidung gef<strong>alle</strong>n.<br />
Am 2. März <strong>so</strong>llte in<br />
Magdeburg <strong>die</strong> große<br />
Revanche zwischen<br />
Arthur Abraham und<br />
Robert Stieglitz in der ARD steigen.<br />
Da am Vorabend <strong>die</strong> Pop-<br />
Gruppe PUR in der Getec-Arena<br />
auftritt, gab es sehr große technische<br />
Probleme beim Aufbau.<br />
Ulf Steinforth, Chef des SES-Boxstalls,<br />
bemühte sich zusammen<br />
Europameister Eduard<br />
Gutknecht läuft<br />
vorneweg, Arthur<br />
Abraham hinterher.<br />
Die ersten Testläufe in<br />
Kienbaum ernüchterten<br />
den Weltmeister<br />
mit dem Event-Management<br />
Michaelis <strong>die</strong> Probleme zu lösen.<br />
Als dann <strong>alle</strong>s <strong>so</strong> gut wie in<br />
trockenen Tüchern war, gab es<br />
ein neues Problem: Als Arthur<br />
Abraham aus seinem Armenien-Urlaub<br />
zurückkam, merkte<br />
er nach den ersten Testläufen,<br />
dass <strong>die</strong>ser Termin zu früh für<br />
ihn sei und er eine längere Vorbereitung<br />
brauche. King Arthurs<br />
Im August vergangenen Jahres nahm Arthur Abraham (links) Robert Stieglitz nach<br />
Punkten den Weltmeistertitel ab<br />
Worthoff-Boxing Ltd.<br />
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<strong>BoxSport</strong><br />
19
Darum li<br />
Die Gürteltiere:<br />
Vitali (links)<br />
und Wladimir<br />
Klitschko halten<br />
derzeit sämtliche<br />
Weltmeistertitel im<br />
Schwergewicht<br />
Die<br />
Werbeträger:<br />
Vitali (links)<br />
und Wladimir<br />
Klitschko<br />
werben für<br />
alkoholfreies<br />
Bier von<br />
Warsteiner<br />
Die Preisträger:<br />
Wladimir (links)<br />
und Vitali<br />
Klitschko mit<br />
dem Me<strong>die</strong>npreis<br />
Bambi<br />
In einem Internetforum fragte ein<br />
User: „<strong>Warum</strong> sind eigentlich <strong>die</strong><br />
<strong>Klitschkos</strong> <strong>so</strong> beliebt, obwohl <strong>die</strong><br />
Deutschen Russen oder Ukrainer<br />
gar nicht mögen?“ Ein anderer<br />
gab <strong>die</strong> Antwort: „Daran denken <strong>die</strong><br />
Leute nicht. Für sie sind das nur <strong>die</strong><br />
<strong>lieben</strong> Onkels mit der Milch-Schnitte.“<br />
Bernd Bönte, der Manager der<br />
ukrainischen Supermänner, bringt es<br />
auf den Punkt: „Sie sind authentisch<br />
und in Deutschland voll integriert.<br />
Sie sind sympathisch, bodenständig,<br />
glaubwürdig und erfolgreich. Diese<br />
Mischung erklärt ihre große Beliebtheit.“<br />
Die <strong>Klitschkos</strong> – das sind Brain<br />
und Power, geistige Stärke und körperliche<br />
Power. Sie haben es nicht<br />
nötig, ihre Nationalität zu wechseln<br />
wie viele andere Sportstars, um in<br />
Deutschland geliebt zu werden. Sie<br />
wurden einfach von den Deutschen<br />
adoptiert. Es sind heute längst ihre<br />
<strong>Klitschkos</strong>, ihr Mr. Steelhammer<br />
und ihr Dr. Eisenfaust. Sie leben in<br />
Hamburg, Kiew, Los Angeles oder<br />
New York. Zwei Globetrotter, <strong>die</strong><br />
den Deutschen ans Herz gewachsen<br />
sind. Sie sprechen Russisch, Ukrainisch,<br />
Englisch, aber auch sehr gut<br />
Deutsch. In Hamburg haben sie ihre<br />
Firma, <strong>die</strong> KMG, <strong>die</strong> Klitschko Management<br />
Group, zusammen mit<br />
Manager Bönte. In den USA den Boxstall<br />
K2, geführt von Tom Loeffler.<br />
Im November haben sie mit dem<br />
deutschen TV-Sender RTL einen Vertrag<br />
über weitere fünf Kämpfe abgeschlossen.<br />
Dabei ist es egal, wer<br />
von den beiden Brüdern in den Ring<br />
steigt. Realistisch ist <strong>alle</strong>rdings, dass<br />
Vitali noch den einen Kampf macht,<br />
den mit David Haye, <strong>die</strong> anderen vier<br />
Die Wohltäter: Jedes Jahr engagieren sich Wladimir (links) und<br />
Vitali Klitschko bei der Spendengala „Ein Herz für Kinder“<br />
Bärenstar<br />
Witzig in<br />
sind für Wladimir reserviert. RTL-<br />
Sportchef Manfred Loppe ist begeistert<br />
von der Zusammenarbeit: „Sie<br />
ist professionell, kreativ und erfolgreich.<br />
Wir wissen, was wir an den<br />
Weltmeistern haben und sie wissen,<br />
was sie an RTL haben.“ RTL ist der<br />
perfekte Boxsender. Das hat er schon<br />
in den Zeiten von Henry Maske und<br />
Axel Schulz bewiesen. Die Durchschnittsquote<br />
der fünf Klitschko-<br />
Kämpfe 2012 betrug 11,02 Millionen.<br />
Hier <strong>die</strong> einzelnen Quoten<br />
der Kämpfe:<br />
Vitali Klitschko – Dereck Chi<strong>so</strong>ra<br />
(18.02.2012) 12,92 Millionen Zuschauer<br />
Wladimir Klitschko – Jean-Marc Mormeck<br />
(03.03.2012) 12,28 Millionen<br />
Wladimir Klitschko – Mariusz Wach<br />
(10.11.2012) 11,83 Millionen<br />
Vitali Klitschko – Manuel Charr<br />
(08.09.2012) 9,22 Millionen<br />
Wladimir Klitschko – Tony Thomp<strong>so</strong>n<br />
(07.07.2012) 8,89 Millionen<br />
Lediglich <strong>die</strong> Premiere von Markus<br />
Lanz bei „Wetten, dass..?“ übertraf<br />
mit 13,59 Millionen von <strong>alle</strong>n<br />
Nicht-Sportsendungen <strong>die</strong> Klitschko-<br />
Kämpfe. Die Durchschnittsquote der<br />
Formel-1-Rennen lag trotz der großen<br />
Erfolge von Weltmeister Sebastian<br />
Vettel lediglich bei 5,58 Millionen.<br />
20<strong>BoxSport</strong>
eben <strong>alle</strong> <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong><br />
Der Politiker: Der ukrainische Abgeordnete Vitali Klitschko mit Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel<br />
Die Spaßvögel: Wladimir Klitschko ließ sich bei Thomas Gottschalks „Wetten,<br />
dass..?“ einen Pömpel auf den durchtrainierten Bauch werfen, Bruder Vitali freut‘s<br />
k im Ring – Quotenkönige im TV<br />
der Werbung – und nett zu <strong>alle</strong>n<br />
Aber <strong>die</strong> Sympathiewerte<br />
der K.o.-Könige hängen längst<br />
nicht nur an ihren Siegen im<br />
Ring. Ihr Charme, ihr Witz, ihre<br />
Herzlichkeit faszinieren <strong>die</strong><br />
Menschen. Sie sind vergleichbar<br />
mit Franz Beckenbauer,<br />
der wie <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong> zu <strong>alle</strong>n<br />
gleich nett und gleich höflich ist<br />
– ob Journalisten, Kollegen oder<br />
Fans. Große Streitigkeiten oder<br />
<strong>so</strong>gar Skandale gibt es einfach<br />
nicht. Deswegen reißt sich <strong>die</strong><br />
Werbeindustrie um sie. Hinter<br />
Starmoderator Günther Jauch<br />
liegen sie auf Platz<br />
zwei der Rangliste<br />
der Werbewirksamkeit<br />
von Prominenten,<br />
erstellt von der<br />
Testimonial-Agentur<br />
cpi Celebrity.<br />
Vor <strong>so</strong> Hochkarätern<br />
wie Hape Kerkeling,<br />
Magdalena<br />
Neuner, Herbert<br />
Grönemeyer oder<br />
Jürgen Klopp. Bei<br />
den Werbespots<br />
glänzen <strong>die</strong> Boxbrüder<br />
mit Charme,<br />
Intelligenz, aber<br />
auch einem Talent<br />
zur Komik. Milch-<br />
Schnitte, Eunova,<br />
Warsteiner, McFit<br />
und Hugo Boss waren<br />
jedenfalls mehr als zufrieden<br />
mit den Box-Weltmeistern,<br />
denen be<strong>so</strong>nders Stärke als Meinungsführern<br />
attestiert wurde.<br />
Diese Eigenschaft unterstrich im<br />
vorigen Jahr vor <strong>alle</strong>m noch einmal<br />
Vitali Klitschko mit seinen<br />
politischen Erfolgen im ukrainischen<br />
Wahlkampf, in dem er<br />
es als Newcomer als Wortführer<br />
der Opposition ins Parlament<br />
schaffte.<br />
Auch auf dem Parkett der <strong>so</strong>genannten<br />
High Society sind <strong>die</strong><br />
<strong>Klitschkos</strong> gern gesehen. Selbst<br />
Dr. No: Vitali Klitschko mit Manager<br />
Bernd Bönte<br />
wenn sie sich im Hintergrund<br />
halten, sind sie aufgrund ihrer<br />
Zwei-Meter-Größe stets im Blickpunkt.<br />
Sie werden anerkannt von<br />
<strong>alle</strong>n, von manchen <strong>so</strong>gar verehrt.<br />
Sie genießen Hochachtung.<br />
Sie haben Freunde wie Thomas<br />
Gottschalk, Boris Becker, Veronica<br />
Ferres, Uschi Glas und viele<br />
andere. Und Vitali Klitschko ist<br />
seit seiner politischen Karriere<br />
immer häufiger zu Gast bei Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel.<br />
Im letzten Jahr haben <strong>die</strong><br />
beiden Boxhelden noch ein ganz<br />
neues Feld erschlossen: das Musical.<br />
Als Co-Produzenten stiegen<br />
sie ein bei der Aufführung<br />
von „Fight from the Heart“, das<br />
in Hamburg läuft und auf dem<br />
ersten Film des Boxers Rocky<br />
Balboa basiert. Natürlich war<br />
auch ihr US-Freund Sylvester<br />
Stallone dabei, der <strong>die</strong> Hauptrolle<br />
in dem Film gespielt hat.<br />
Die beiden boxenden Doktoren,<br />
promovierte Sportwissenschaftler,<br />
haben aber für ihr<br />
strahlendes, blitzsauberes Image<br />
einen Helfershelfer – ihren Manager<br />
Bernd Bönte, zuständig<br />
für <strong>die</strong> Rolle des Bad Boys.<br />
Bönte: „Meine Aufgabe ist<br />
es, <strong>die</strong> Marke Klitschko zu pflegen.<br />
Da muss ich manchmal<br />
rigoros sein, um nicht beliebig<br />
zu werden. Ich sage jedem offen<br />
und ehrlich meine Meinung.<br />
Da das vielen nicht passt, gelte<br />
ich als arrogant.“ Aber Bönte<br />
hat schließlich dafür auch einen<br />
Doktortitel bekommen, nämlich<br />
den aus einem James-Bond-<br />
Film: Dr. No.<br />
Ja, um <strong>die</strong> heile Welt der<br />
<strong>Klitschkos</strong> zu verteidigen, muss<br />
er manchmal mit harten Bandagen<br />
kämpfen. Aber Bernd Bönte<br />
sieht das gelassen: „Damit muss<br />
ich leben.“<br />
HANS RESKI<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
21
Z<strong>so</strong>lt Erdei<br />
Comeback<br />
mit Hilfe von Sdunek<br />
Der ungarische Spaßvogel hat derzeit viel Pech und Ärger<br />
Der Schalk im Nacken,<br />
der ihn zu Universum-<br />
Zeiten auszeichnete<br />
und zu einem der beliebtesten<br />
Boxer im Hamburger<br />
Erfolgsstall machte, ist Z<strong>so</strong>lt<br />
Erdei abhanden gekommen. Der<br />
frühere Halbschwergewichts-<br />
Weltmeister, das ist auch durchs<br />
Telefon spürbar, ist bedrückt.<br />
Die eingereichte Scheidung von<br />
Ehefrau Arabella und <strong>die</strong> damit<br />
verbundene Trennung von<br />
seinem sechs Jahre alten Sohn<br />
Viktor macht dem 38-Jährigen<br />
zu schaffen. Auch <strong>die</strong> Ungewissheit<br />
um den Fortgang der<br />
sportlichen Laufbahn hatte zuletzt<br />
nicht dazu beigetragen, <strong>die</strong><br />
Laune zu verbessern.<br />
Dazu kam zu <strong>alle</strong>m Überfluss<br />
noch der juristische Ärger,<br />
den der Ungar mit seinem früheren<br />
Promoter, den er Anfang<br />
2010 im Streit verließ, austrug.<br />
Erdei hatte Universum auf eine<br />
Zahlung von rund 300.000 Euro<br />
verklagt, da garantierte Kämpfe<br />
nicht zustande gekommen<br />
seien. Das Hamburger Landgericht<br />
gab ihm Ende 2012 recht.<br />
Das Problem: Da Universum<br />
mittlerweile einen Antrag auf<br />
Eröffnung eines In<strong>so</strong>lvenzverfahrens<br />
gestellt hat, wird er kein<br />
Geld bekommen. „Auf dem Papier<br />
habe ich <strong>die</strong> Summe, aber<br />
in der Hand habe ich nichts“,<br />
sagt er verbittert.<br />
Seit Mitte Januar jedoch<br />
sieht der „Feuervogel“, <strong>so</strong> sein<br />
Kampfname, wieder einen Silberstreif<br />
am Horizont. Nach dem<br />
Abschied von Universum hatte<br />
er mithilfe seines Hamburger<br />
Managers Christof Hawerkamp,<br />
mit dem er wegen finanzieller<br />
Differenzen derzeit <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
ruhen lässt, unter<br />
dem Banner von US-Promoter<br />
Lou DiBella zwei Kämpfe in<br />
Übersee bestritten. Ende 2011<br />
musste er eine WM-Chance gegen<br />
Tavoris Cloud (USA) jedoch<br />
wegen eines Handbruchs absagen.<br />
Seitdem war<br />
es ruhig um ihn<br />
geworden, zumal<br />
ihn auch ein<br />
doppelter Rippenbruch<br />
erneut<br />
außer Gefecht<br />
setzte. Doch<br />
das Interesse<br />
aus den USA ist<br />
nicht erloschen.<br />
Ein Angebot für<br />
<strong>die</strong> Teilnahme<br />
an einem Viererturnier<br />
im Halbschwergewicht<br />
liegt ihm vor. Am<br />
22. März <strong>so</strong>ll er<br />
wahrscheinlich<br />
in Monaco gegen<br />
einen noch nicht<br />
benannten Gegner<br />
antreten.<br />
Erdei, der<br />
sich in seiner<br />
Heimatstadt Fot<br />
nahe Budapest<br />
mit einer Boxschule<br />
ein neues<br />
Standbein aufbauen<br />
möchte,<br />
hatte lange mit<br />
sich gerungen,<br />
ob er einen erneuten<br />
Comebackversuch<br />
wagen oder <strong>die</strong><br />
Laufbahn lieber<br />
beenden <strong>so</strong>llte.<br />
Bedingung für<br />
eine Fortsetzung:<br />
Sein langjähriger<br />
Trainer Fritz<br />
Sdunek müsse<br />
bereit sein, ihn<br />
vollumfänglich<br />
zu unterstützen.<br />
Sdunek sagte Erdei kürzlich<br />
zu, ihn nach der für 1. Februar<br />
geplanten Titelverteidigung<br />
seines nach Vitali Klitschko<br />
zweitwichtigsten Schützlings<br />
Felix Sturm in Hamburg vorzubereiten.<br />
Deshalb ist der Ungar<br />
nun bereit, <strong>die</strong> Herausforderung<br />
anzunehmen. „Ich will<br />
mein Leben weiterleben und<br />
mein Glück suchen. Es gibt<br />
nichts, was ich besser kann als<br />
boxen, und deshalb will ich<br />
kämpfen, <strong>so</strong> lange ich das Gefühl<br />
habe, dass es noch geht“,<br />
sagt er.<br />
Wird das Erfolgsgespann<br />
von einst noch einmal einen<br />
Weltmeistergürtel bejubeln<br />
können? Z<strong>so</strong>lt Erdei mit<br />
Trainer Fritz Sdunek<br />
Sdunek glaubt, dass Erdei<br />
den Weg zurück auf den WM-<br />
Thron noch einmal schaffen<br />
kann. „Außerdem wird ihn der<br />
Sport von seinen Problemen ablenken<br />
und ihm seine Lebensfreude<br />
zurückbringen“, sagt er.<br />
BJÖRN JENSEN<br />
22 <strong>BoxSport</strong>
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Denis Boyt<strong>so</strong>v<br />
war einst ein<br />
gefürchteter K.o.-<br />
Schläger im Boxring.<br />
Das Kraftpaket hat<br />
jedoch an Gewicht<br />
verloren: zu viel<br />
Stress, zu viel<br />
Ungewissheit<br />
„Ich hatte psychische Problem<br />
Boyt<strong>so</strong>v gr<br />
„2014 bin<br />
Am 9. Februar will er<br />
Denis Boyt<strong>so</strong>v erinnert sich<br />
sehnsüchtig an <strong>die</strong> Zeit mit Fritz<br />
Sdunek. Mit dem Meistertrainer in<br />
seiner Ecke zeigte er <strong>die</strong> besten<br />
Leistungen im Ring.<br />
gerte sich fortan, im Universum-<br />
Gym im Hamburger Stadtteil<br />
Lohbrügge zu trainieren. Die<br />
Folge seien Bedrohungen gegen<br />
Leib und Leben gewesen. Einen<br />
für 12. Oktober angesetzten<br />
Kampf musste Boyt<strong>so</strong>v absagen;<br />
offiziell wegen einer Nebenhöhlenvereiterung.<br />
Wie es ihm wirklich<br />
ging, <strong>so</strong>llte niemand wissen.<br />
Das Alkoholproblem, das ihm in<br />
der Szene angedichtet wurde,<br />
dementiert er zwar <strong>so</strong> vehement<br />
wie glaubhaft, doch <strong>die</strong> Psyche<br />
brachte auch <strong>die</strong> Physis durcheinander.<br />
Der Muskelberg, der<br />
rund 102 kg Kampfgewicht auf<br />
185 cm verteilt, magerte auf 94<br />
kg ab und fühlte sich, als könne<br />
er nicht einmal mehr eine Falte<br />
in ein Kopfkissen schlagen.<br />
Ein Alkoholproblem<br />
bestreitet Boyt<strong>so</strong>v<br />
Als er nachts nicht<br />
mehr schlafen konnte,<br />
als ihn <strong>die</strong> Sorgen um<br />
seine Zukunft aufzufressen<br />
drohten und er den Kopf<br />
nicht mehr frei hatte für seinen<br />
Beruf, da war Denis Boyt<strong>so</strong>v<br />
kurz davor, eine der hoffnungsvollsten<br />
Karrieren im Schwergewichtsboxen<br />
zu beenden. Es war<br />
Herbst 2012, und das ständige<br />
Ringen um <strong>die</strong> Zukunft und der<br />
Streit mit seinem Promoter Waldemar<br />
Kluch hatten den Russen<br />
zermürbt. „Ich hatte psychische<br />
Probleme und hätte am liebsten<br />
mit dem Boxen aufgehört“, sagt<br />
er im Rückblick.<br />
Denis Boyt<strong>so</strong>v, 26 Jahre<br />
alt, in 31 Profikämpfen unbesiegt,<br />
war im Herbst 2004 nach<br />
Hamburg zum Universum-Stall<br />
gekommen. Mit seinem brachialen<br />
Stil wurde er schnell zum<br />
Knockout-Spezialisten, und weil<br />
er <strong>so</strong> angstfrei wirkte wie Ivan<br />
Drago, hatte er bald das Image<br />
der Kampfmaschine. Der behutsame<br />
Aufbau unter seinem damaligen<br />
Manager Dietmar Poszwa<br />
gefiel ihm, und <strong>so</strong> wurde<br />
aus Boyt<strong>so</strong>v nach und nach einer<br />
der Boxer, denen man zutraute,<br />
den Klitschko-Brüdern ihre WM-<br />
Titel streitig zu machen. Das Interesse<br />
an ihm wuchs weltweit,<br />
und im vergangenen Jahr wurde<br />
er offiziell als Gegner für Wladimir<br />
Klitschko gehandelt.<br />
Boyt<strong>so</strong>vs Niedergang begann<br />
im Juli 2012, als der Streit<br />
zwischen dem früheren Universum-Chef<br />
Klaus-Peter Kohl und<br />
seinem Nachfolger Kluch um<br />
<strong>die</strong> Modalitäten der Geschäftsübernahme<br />
eskalierte. Der Russe<br />
wurde zum Streitobjekt, weil<br />
Kluch in ihm den „Motor“ des<br />
Unternehmens sah und befürchtete,<br />
Kohl wolle ihm sein letztes<br />
Faustpfand nehmen. Einen von<br />
Poszwa im Namen Universums<br />
ausgehandelten neuen Vertrag,<br />
den Boyt<strong>so</strong>v und dessen Berater<br />
Gagik Khachatryan unterschrieben<br />
hatten, focht Kluch an; <strong>so</strong><br />
lange, bis Khachatryan um Vertragsauflösung<br />
bat. Dieser kam<br />
Poszwa nach, auch um zu beweisen,<br />
dass man dem Sportler<br />
keinerlei Steine in den Weg legen<br />
wollte.<br />
Die Probleme fingen damit<br />
jedoch erst an, denn einen Vertrag<br />
mit Kluch wollte Boyt<strong>so</strong>v<br />
nicht unterschreiben. Er wei-<br />
Heute, rund drei Monate später,<br />
kann Boyt<strong>so</strong>v darüber reden,<br />
er wirkt befreit, wenn er es tut.<br />
Das gute Zureden seiner Familie,<br />
<strong>die</strong> er im Dezember in seiner<br />
Heimatstadt Orjol nahe Moskau<br />
besuchte, hat ihm eben<strong>so</strong> geholfen<br />
wie <strong>die</strong> Unterstützung seines<br />
Beraters und der fachliche<br />
Rat des Berliner Rechtsanwalts<br />
Johannes Eisenberg, der ihm <strong>die</strong><br />
Angst nahm, von Kluch nicht<br />
loszukommen. Und <strong>so</strong> hat sich<br />
Boyt<strong>so</strong>v nicht nur entschlossen,<br />
<strong>die</strong> Karriere fortzusetzen, er<br />
glaubt jetzt mehr denn je daran,<br />
dass er sie zum erträumten Ende<br />
bringen wird. „2013 wird mein<br />
Jahr, spätestens 2014 werde ich<br />
Weltmeister sein“, sagt er. Boyt<strong>so</strong>v<br />
sitzt in der Schusterwerkstatt,<br />
<strong>die</strong> Gagik Khachatryan seit<br />
zwölf Jahren in einem Supermarkt<br />
in Wandsbek führt, vor<br />
sich einen Kaffee, und streicht<br />
24 <strong>BoxSport</strong>
e und wollte meine Karriere schon beenden“<br />
eift wieder an:<br />
ich Weltmeister!“<br />
mit einem Aufbaukampf in den Ring zurückkehren<br />
sich, um dem Satz Nachdruck<br />
zu verleihen, über <strong>die</strong> rechte<br />
Schlaghand.<br />
Eine wulstige Narbe ist auf<br />
<strong>die</strong>ser Hand zu sehen, sie zeugt<br />
von den Operationen, <strong>die</strong> nötig<br />
waren, um <strong>die</strong> Folgen der<br />
jahrelangen Überbelastung zu<br />
beheben. Auch am rechten Ellenbogen<br />
wurde er am Jahresende<br />
operiert. Michael Ehnert,<br />
lange Jahre Vertrauensarzt des<br />
Universum-Stalls und bis heute<br />
Boyt<strong>so</strong>vs behandelnder Doktor,<br />
sagt: „Die Operationen sind <strong>so</strong><br />
gut verlaufen, dass Denis wieder<br />
voll funktionstüchtig ist.“<br />
Allerdings brauche er nach den<br />
Monaten ohne regelmäßiges<br />
Training einen systematischen<br />
Athletikaufbau. Den für 9. Februar<br />
in Berlin oder Magdeburg<br />
geplanten Aufbaukampf werde<br />
er aber bestreiten.<br />
Wie das im Streit mit Kluch<br />
ankommt, ist unsicher. Dieser<br />
hatte nach seinem Antrag auf Eröffnung<br />
eines In<strong>so</strong>lvenzverfahrens<br />
Ende November gesagt, er<br />
wolle <strong>die</strong> Verträge mit den Sportlern,<br />
für <strong>die</strong> es sich zu kämpfen<br />
lohne, in einem neuen Unternehmen<br />
weiterführen. Boyt<strong>so</strong>v<br />
gehöre nicht dazu. „Er wird sich<br />
freikaufen müssen oder bis 2016<br />
nicht mehr kämpfen“, hatte<br />
Kluch gesagt.<br />
Ein Trainer aus<br />
Übersee <strong>so</strong>ll her<br />
Khachatryan will das Duell<br />
am 9. Februar dennoch durchziehen.<br />
„Denis braucht Kämpfe,<br />
um sich <strong>die</strong> Sicherheit zu holen,<br />
dass er es noch kann“, sagt<br />
Khachatryan. Im Frühjahr <strong>so</strong>ll<br />
dann systematisch aufgebaut<br />
werden, möglichst mit einem<br />
neuen Trainer, der gesucht wird.<br />
Derzeit übt Boyt<strong>so</strong>v im alten<br />
Universum-Gym an der Walddörferstraße<br />
mit Owen Reece,<br />
eine Dauerlösung ist das nicht.<br />
Er selbst wünscht sich einen<br />
Trainer aus Übersee. „Ich würde<br />
gern <strong>die</strong> amerikanische Schule<br />
erlernen, möchte beweglicher<br />
und unbequemer werden“, sagt<br />
weil Gagik zu blauäugig sei, käme<br />
deshalb nie infrage. Khachatryan<br />
gibt zu, sich zu lange ohne<br />
juristische Hilfe auf das Gute im<br />
Gegenüber verlassen und damit<br />
einigen Schaden angerichtet zu<br />
haben. Um<strong>so</strong> wichtiger sei es<br />
nun, mit Rechtsanwalt Eisenberg<br />
einen Fachmann zur Seite<br />
In seinem bislang letzten Kampf im April in Köln enttäuschte Boyt<strong>so</strong>v bei seinem<br />
Punktsieg über den Amerikaner Dominick Guinn<br />
er. An <strong>die</strong> Zeiten mit seinem<br />
ersten Profitrainer Fritz Sdunek<br />
denkt er mit viel Wehmut zurück,<br />
„er war wie ein Vater, hat<br />
mir <strong>alle</strong>s beigebracht, was ich<br />
heute kann“. Überhaupt denke<br />
er oft an <strong>die</strong> guten Universum-<br />
Zeiten. „Klaus-Peter Kohl hat <strong>alle</strong><br />
Rechnungen bezahlt, er hat mir<br />
geholfen, als ich Steuerschulden<br />
hatte“, sagt er.<br />
Außerdem sei er vor <strong>alle</strong>m<br />
zu haben. „Ohne ihn geht nichts<br />
mehr“, sagt Khachatryan, der<br />
von 1993 bis 1999 Profi bei Universum<br />
war.<br />
Man ist vorsichtig geworden.<br />
Nicht zuletzt, weil das Interesse<br />
an Boyt<strong>so</strong>v trotz seiner mittlerweile<br />
neunmonatigen Ringabstinenz<br />
nicht abgenommen hat. Der<br />
US-Promoter Golden Boy hatte<br />
mehrfach angefragt, der Pay-TV-<br />
Sender HBO hat ihn auf der Liste.<br />
seinem Berater Khachatryan<br />
Das Berliner Sauerland-Team<br />
zum Dank verpflichtet. Sich von<br />
<strong>die</strong>sem zu trennen, wie es ihm<br />
Experten immer wieder raten,<br />
würde den schlagstarken Russen<br />
gern unter Vertrag nehmen. Felix<br />
Sturm hat mit ihm verhandelt,<br />
ihn <strong>so</strong>gar auf einer seiner Veranstaltungen<br />
boxen lassen, sich<br />
<strong>alle</strong>rdings nach eigener Aussage<br />
„gegen Denis entschieden, weil<br />
wir zwei andere Schwergewichtler<br />
unter Vertrag nehmen und<br />
aufbauen wollen“. Geärgert hat<br />
sich Khachatryan über angebliche<br />
Avancen der <strong>Klitschkos</strong>, <strong>die</strong><br />
Boyt<strong>so</strong>v gern für ihre Promotionfirma<br />
K2 East verpflichtet hätten.<br />
„Bei den <strong>Klitschkos</strong> hätte ich nie<br />
unterschrieben. Sie sind meine<br />
„Die <strong>Klitschkos</strong> sind<br />
meine Gegner“<br />
Gegner, ich will sie angreifen“,<br />
sagt Boyt<strong>so</strong>v.<br />
„Wir werden momentan mit<br />
niemandem einen Vertrag abschließen“,<br />
sagt Khachatryan.<br />
Das Comeback am 9. Februar<br />
wird in Eigenregie organisiert,<br />
<strong>alle</strong>s andere wolle man nach und<br />
nach neu aufbauen. Ein einziger<br />
Spon<strong>so</strong>r, das Audi-Autohaus<br />
Willy Tiedtke, ist geb<strong>lieben</strong>,<br />
doch der Berater ist sich sicher,<br />
dass <strong>alle</strong>s schnell gehen kann,<br />
wenn Boyt<strong>so</strong>v nun dauerhaft<br />
gesund bleibe und gute Kämpfe<br />
zeigen könne. „Ich bin sicher,<br />
dass Denis Weltmeister werden<br />
und auch <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong> schlagen<br />
kann. Aber jetzt braucht<br />
er Zeit, um wieder der Alte zu<br />
werden.“<br />
Der Kämpfer will sich <strong>die</strong>se<br />
Zeit nehmen. „Ich möchte einfach<br />
nur ein gutes Comeback.<br />
Alles andere kommt von <strong>alle</strong>in“,<br />
sagt er auf <strong>die</strong> Frage nach seinem<br />
größten Wunsch für 2013.<br />
Das vergangene Jahr hat ihn bescheiden,<br />
ja demütig gemacht.<br />
Aber es hat nicht seinen Willen<br />
gebrochen. Denis Boyt<strong>so</strong>v kann<br />
wieder ruhig schlafen.<br />
BJÖRN JENSEN<br />
<strong>BoxSport</strong> 25
Kobra Pulev: Erst Adamek –<br />
dann Krönung bei Klitschko?<br />
In Bulgarien wurde er zum Sportler des Jahres 2012 gewählt<br />
Noch ein Kampf bis<br />
Klitschko. Kubrat Pulev,<br />
<strong>die</strong> Kobra aus dem<br />
Sauerland-Boxstall,<br />
muss nur noch einen Kampf<br />
gewinnen, dann bekommt er<br />
Schwergewichts-Weltmeister<br />
Wladimir Klitschko vor <strong>die</strong><br />
Fäuste. Im September hatte sich<br />
Pulev in Hamburg im IBF-Ausscheidungskampf<br />
gegen den<br />
Weißrussen Alexander Ustinov<br />
durchgesetzt, nun ordnete der<br />
Weltverband einen „Final Eliminator“<br />
gegen Tomasz Adamek<br />
an. Der Pole, der im September<br />
2011 gegen Wladimirs Bruder<br />
Vitali im Kampf um <strong>die</strong> WBC-<br />
Krone verloren hatte, besiegte<br />
gerade Ex-Cruisergewichts-<br />
Champion Steve Cunningham,<br />
wenn auch äußerst umstritten,<br />
nach Punkten. Schon 2008, damals<br />
noch im Cruisergewicht,<br />
hatte Adamek knapp nach<br />
Punkten über den Amerikaner<br />
Die boxenden Brüder Pulev: Kubrat (links) und Tervel wurden zu Bulgariens<br />
Sportlern des Jahres gewählt<br />
gesiegt. Nun al<strong>so</strong> Pulev gegen<br />
Adamek. Bis Ende April muss<br />
der Kampf steigen.<br />
„Adamek hat viel schlechter<br />
geboxt als erwartet“, meinte<br />
Promoter K<strong>alle</strong> Sauerland, bei<br />
dem Cunningham einst auch<br />
unter Vertrag stand. „Ich hatte<br />
Cunningham deutlich als Sieger<br />
gesehen. Adamek hat keine<br />
Chance, Pulev zu schlagen.“<br />
Hagen Doering, Sportdirektor<br />
des Sauerland-Stalls, freute<br />
sich dagegen über den Sieger<br />
Adamek. „Eigentlich war mir<br />
der Sieger egal. Da Pulev boxen<br />
und hauen kann, hätte er<br />
beide besiegt“, sagt Doering.<br />
„Aber Adamek ist das bessere<br />
Business. Er bringt das starke<br />
polnische Fernsehen mit und<br />
ist in Deutschland bekannter.“<br />
Kubrat Pulev bei der Preisverleihung mit seiner Freundin Andrea und seinem Neffen<br />
Kaloian. Im Hintergrund am Handy Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering<br />
Schließlich knockte Adamek<br />
hier einst, als er noch Weltmeister<br />
im Halbschwergewicht<br />
war, den Berliner Thomas Ulrich<br />
aus.<br />
2013 <strong>so</strong>ll Pulevs Krönungs-<br />
Jahr werden. Dabei ist 2012<br />
eigentlich kaum zu toppen.<br />
Neben Ustinov hatte Europameister<br />
Pulev im vergangenen<br />
Jahr auch Alexander Dimitrenko<br />
und den Briten Michael<br />
Sprott vorzeitig besiegt. Und<br />
wurde dafür in seiner Heimatland<br />
zum Sportler des Jahres<br />
gewählt. Im olympischen Jahr<br />
setzte sich Pulev gegen <strong>die</strong> versammelte<br />
Konkurrenz – auch<br />
gegen <strong>die</strong> Sportlerinnen, in<br />
Bulgarien gibt es nur eine Wahl<br />
– durch. „Ich freue mich sehr<br />
darüber“, sagte der 31-Jährige,<br />
der auf einer großen Gala in Sofia<br />
von Ministerpräsident Bojko<br />
Boris<strong>so</strong>v ausgezeichnet wurde.<br />
„Ich bin in <strong>die</strong>sem Jahr Europameister<br />
im Schwergewicht<br />
geworden und auf Platz eins<br />
der IBF-Weltrangliste vorgerückt.<br />
Das war großartig. Aber<br />
<strong>die</strong>se Auszeichnung ist für<br />
mich enorm wertvoll, weil sie<br />
<strong>die</strong> Meinung des bulgarischen<br />
Volkes und der Journalisten widerspiegelt.“<br />
Die Preisverleihung wurde<br />
live zur besten Sendezeit<br />
im bulgarischen Fernsehen<br />
übertragen. Kubrat Pulev siegte<br />
bei der Abstimmung vor<br />
seinem Bruder Tervel, der bei<br />
den Olympischen Spielen in<br />
London <strong>die</strong> Bronze-Medaille<br />
gewonnen hatte. Den dritten<br />
Platz belegte Sprinterin Ivet<br />
Lalova. Tervel Pulev <strong>die</strong>nt dem<br />
Sauerland-Stall regelmäßig als<br />
Sparringspartner, zuletzt für<br />
Cruisergewichts-Weltmeister<br />
Yoan Pablo Hernandez. Schlägt<br />
Tervel al<strong>so</strong> demnächst wie sein<br />
Bruder auch als Profi für Sauerland<br />
zu? „Das werde ich ständig<br />
gefragt“, winkt Sportdirektor<br />
Doering ab. Aber Tervel hat<br />
bei den Olympischen Spielen in<br />
London einen Vertrag als Profi<br />
beim Weltverband unterschrieben.<br />
Seitdem wartet er darauf,<br />
dass <strong>die</strong> AIBA ihre Profis zum<br />
ersten Mal in den Ring schickt.<br />
Arne Leyenberg<br />
26 <strong>BoxSport</strong>
Seine größte Hoffnung:<br />
Mit Kubrat Pulev könnte<br />
Otto Ramin schon bald<br />
um <strong>die</strong> WM-Krone im<br />
Schwergewicht kämpfen<br />
Sein Talent: Otto Ramin<br />
mit dem Berliner<br />
Halbschwergewichtler<br />
Dustin Dirks<br />
Otto Ramin<br />
Der kleine Trainer mit<br />
dem großen Box-Wissen<br />
Im Gym von Harald Lange (links) trainiert Otto Ramin Profis, Hobbyboxer und<br />
Manager mit der gleichen Hingabe<br />
Ein riesiger Kerl, 2,03 Meter<br />
groß und 115 Kilogramm<br />
schwer, prügelt<br />
mit <strong>alle</strong>r Gewalt auf einen<br />
Sandsack ein. „Das ist David.<br />
Er ist seit ein paar Monaten<br />
bei uns. Er will einmal ein großer<br />
Boxer werden. Wenn er fleißig<br />
ist, schafft er es vielleicht. Er ist<br />
erst 17 Jahre. Talent besitzt David“,<br />
findet Trainer Otto Ramin.<br />
Natürlich träumt David von einer<br />
baldigen Profikarriere. Auf dem<br />
Ohr hört der 59-jährige Trainer<br />
aber schlecht: „David <strong>so</strong>ll erst<br />
einmal trainieren, richtig boxen<br />
lernen und als Amateur zeigen,<br />
was er für ein Kerl ist. Wir suchen<br />
für ihn gerade einen Gegner, was<br />
uns gar nicht <strong>so</strong> leicht fällt. 2,03<br />
Meter flößen doch vielen Boxern<br />
Respekt ein.“<br />
Ramin setzt bei seinen Boxern<br />
auf <strong>die</strong> Erfahrung einer möglichst<br />
erfolgreichen Amateur-Karriere:<br />
„Die harten internationalen<br />
Amateur-Turniere sind durch<br />
nichts zu ersetzen.“ Ramin blickt<br />
in <strong>die</strong> H<strong>alle</strong>n-Ecke, wo Halbschwergewichtler<br />
Dustin Dirks<br />
beim Seilspringen schwitzt. Der<br />
Berliner ist erst 23 Jahre alt und<br />
kann schon auf 26 Profikämpfe<br />
bei 19 K.o.-Siegen und den Titel<br />
eines WBA-Interconti-Champs<br />
verweisen. „Trotzdem hat Dustin<br />
bis zu einem Titelkampf noch<br />
Zeit. Ihm fehlt <strong>die</strong> Amateurzeit,<br />
deshalb werde ich nichts überstürzen.<br />
Am 2. Februar kann er<br />
erneut vor seinen zahlreichen<br />
Berliner Fans zeigen, wie weit er<br />
schon als Profi gewachsen ist“,<br />
sagt Ramin. „Zumal ich im Halbschwergewicht<br />
bei Sauerland keine<br />
Probleme sehe. Da kann sich<br />
Dustin hinter Gutknecht, Murat,<br />
Skoglund und Brähmer noch eine<br />
Weile verstecken.“<br />
Ganz anders denkt der Trainer<br />
über seinen Schwergewichtler<br />
Kubrat Pulev aus Bulgarien.<br />
Da macht Otto richtig Druck:<br />
„Kubrat hat eine lange Amateurlaufbahn<br />
mit 225 Kämpfen<br />
hinter sich. Er stand bereits bei<br />
den Amateuren im EM-Finale. Da<br />
geht <strong>die</strong> Entwicklung im Profibereich<br />
schneller. Kubrat ist reif für<br />
einen WM-Kampf.“ Pulev tauchte<br />
zum ersten Training bei Otto<br />
Ramin am 19. September 2009 im<br />
Marzahner Gym auf. „Ohne Otto<br />
Ramin wäre ich als Profi längst<br />
nicht dort, wo ich jetzt angekommen<br />
bin“, schwärmt der Profi<br />
vom Balkan. Ramin, der 1,68 Meter<br />
kleine Mann mit dem großen<br />
Box-Wissen, legte vom Assistenten<br />
bis zum Spitzentrainer eine<br />
Schulbuch-Karriere hin.<br />
Der DDR-Juniorenmeister<br />
Ramin stieg schon 1974 als Assistent<br />
beim früheren Schweriner<br />
Spitzentrainer Paul Nickel ein.<br />
„Ich sah für mich eher eine Trainer-Perspektive<br />
als eine als aktiver<br />
Boxer“, erzählt Ramin. Nach<br />
dem Sportstudium an der DHfK<br />
in Leipzig erhielt er 1977 dann<br />
tatsächlich als Trainer beim SC<br />
Traktor Schwerin einen Vertrag.<br />
Angesichts schmaler Kassen in<br />
Mecklenburg-Vorpommern blieb<br />
Ramin 1994 nach der Wende als<br />
einziger Vollzeittrainer am Olympiastützpunkt<br />
Schwerin übrig.<br />
Fritz Sdunek war längst in Hamburg<br />
beim Profiboxstall Universum<br />
unter Vertrag und Jugend-<br />
Landestrainer Michael Timm arbeitete<br />
bei einer Abrissfirma.<br />
Nach den Olympischen Spielen<br />
von 2004 machte auch der<br />
Olympiastützpunkt Schwerin<br />
dicht. Otto stand auf der Straße.<br />
In Berlin baute Harald Lange<br />
2005 sein Gym „Boxen statt Gewalt“<br />
aus. Ramin heuerte in der<br />
Hauptstadt an. Inzwischen hat er<br />
sich auch bei Sauerland Event zu<br />
einem hoch angesehenen Trainer<br />
in Erscheinung gerückt. Er trainiert<br />
Hobbyboxer, Managerboxer<br />
und Profis mit der gleichen Hingabe.<br />
Es macht ihm nichts aus,<br />
dass er nur am Wochenende im<br />
240 km von Berlin entfernten<br />
Rastow bei seiner Frau Erna aufschlägt:<br />
„Wir sind seit 39 Jahren<br />
verheiratet. Meine Frau kennt das<br />
nicht anders.“ Frau Ramin hat<br />
sich deshalb ein Hobby gesucht.<br />
Sie ist seit vielen Jahren Pistolen-<br />
Schützin, gehört in Meck-Pom<br />
zur Elite und war schon mehrfach<br />
Landesmeisterin.<br />
Manfred Hönel<br />
<strong>BoxSport</strong> 27
Zwei Standpunkte zum Streit zwischen dem Bo<br />
Sauerland Event ist der<br />
größte deutsche Box-<br />
Stall. Sauerland Event<br />
hat viele sehr gute deutsche<br />
Boxer unter Vertrag und<br />
ist seit Jahren darum bemüht,<br />
aussichtsreiche deutsche Talente<br />
an sich zu binden. Dadurch<br />
dass Sauerland aber nicht mit<br />
dem BDB zusammenarbeitet,<br />
wird <strong>die</strong>sen jungen Talenten <strong>die</strong><br />
Möglichkeit genommen, in <strong>die</strong><br />
Fußstapfen von Max Schmeling,<br />
Bubi Scholz oder Sven Ottke zu<br />
treten (um nur wenige Beispiele<br />
zu nennen) und ihre Weltkarrieren<br />
auf dem Gewinn der Deutschen<br />
Meisterschaft aufzubauen.<br />
Es mag altmodisch klingen,<br />
aber nach unserem Verständnis<br />
<strong>so</strong>llte der Weg zum internationalen<br />
Durchbruch für deutsche<br />
Boxer nach<br />
wie vor<br />
lau-<br />
Werte und Werthaltigkeit im<br />
Profi-Boxen. Langfristig ist es<br />
im eigenen Interesse von Sauerland<br />
Event, das deutsche<br />
Boxen zu stärken und zu fördern<br />
– und das geht nur über<br />
eine Zusammenarbeit mit dem<br />
BDB. Wenn der BDB zerfällt,<br />
wie es aufgrund der finanziellen<br />
Schieflage zur Zeit meiner<br />
Amtsübernahme fast passiert<br />
wäre, stirbt das Profiboxen in<br />
Deutschland. Nur <strong>die</strong> spezifische<br />
Konstellation im Profi-<br />
Boxsport in Europa macht es<br />
überhaupt möglich, dass ein<br />
deutscher Promoter, der mit<br />
deutschen Boxern Veranstaltungen<br />
in Deutschland organisiert<br />
und dabei vom deutschen<br />
öffentlich-rechtlichen Fernsehen<br />
finanziert wird, NICHT<br />
mit dem nationalen deutschen<br />
Verband zusammenarbeitet.<br />
Beides ist inzwischen kein Thema<br />
mehr. Klaus-Peter Kohl hat<br />
sich aus dem Boxen zurückgezogen,<br />
Universum ist in<strong>so</strong>lvent,<br />
der BDB hat einen neuen Präsidenten<br />
und Vorstand, und wir<br />
sind jederzeit gerne bereit, ein<br />
schlüssiges Anti-Doping-Konzept<br />
zu erarbeiten, das <strong>so</strong>wohl<br />
den Ansprüchen des öffentlichrechtlichen<br />
Fernsehens als auch<br />
den Promotern, Boxern und Managern<br />
gerecht wird.<br />
Tatsächlich hat sich der<br />
BDB den Kampf gegen das Doping<br />
auf <strong>die</strong> Fahne geschrieben,<br />
nachdem wir im vergangenen<br />
Jahr in Deutschland mit<br />
Alexander Kahl und Mariusz<br />
Wach zwei Fälle hatten und<br />
sich auch international (vor<br />
<strong>alle</strong>m in den USA) <strong>die</strong> Vergehen<br />
häufen. In<strong>so</strong>fern gibt es<br />
objektiv betrachtet keinen<br />
Grund, der dagegen spricht,<br />
Wenn Sauerland Event mit seinen<br />
deutschen Weltmeistern<br />
Arthur Abraham und Marco<br />
Huck in Deutschland veranstaltet,<br />
dann unter österreichischer<br />
Flagge. Seit 2004<br />
führt nicht mehr der Bund<br />
Deutscher Berufsboxer (BDB)<br />
Aufsicht bei den Sauerland-<br />
Veranstaltungen, <strong>so</strong>ndern der<br />
in Wien ansässige Faustkämpferverband<br />
Austria (FVA).<br />
Promoter Wilfried Sauerland<br />
war damals wegen interner<br />
Querelen geschlossen mit seinen<br />
Boxern aus dem Verband<br />
Dem BDB geht es nicht<br />
darum, unseren österreichischen<br />
Kollegen etwas „wegzunehmen“.<br />
Es geht uns nur<br />
um Fairness im Umgang miteinander,<br />
um eine sinnvolle,<br />
auch nach außen nachvoll-<br />
<strong>Warum</strong> ein<br />
deutscher Boxstall<br />
zum BDB gehört<br />
Thomas<br />
Pütz<br />
ten: Deutsche Meisterschaft<br />
– Europameisterschaft – Weltmeisterschaft.<br />
Sauerland-Boxer,<br />
<strong>die</strong> aktuell für deutsche Meisterschaften<br />
in Frage kämen, wären<br />
zum Beispiel Robert Woge,<br />
Enrico Kölling und Tyron Zeuge.<br />
Anstatt um irgendwelche<br />
„Baltic Champion Titel“ oder<br />
„Pan-Asiatischen Meisterschaften“<br />
zu boxen, <strong>so</strong>llten <strong>die</strong>se<br />
jungen Deutschen zu<strong>alle</strong>rerst<br />
Deutscher Meister werden. Kein<br />
Mensch versteht, warum ein<br />
Deutscher und ein Russe um eine<br />
„Mittelmeer-Meisterschaft“<br />
boxen.<br />
Gerade in der Zeit der (internationalen)<br />
Titel- und Verbands-Flut<br />
brauchen wir eine<br />
Rückbesinnung auf Tradition,<br />
Aber trotz der<br />
Möglichkeit, einen anderen<br />
Verband zu nutzen, gebieten<br />
es eigentlich der Anstand<br />
und auch <strong>die</strong> internationale Etikette,<br />
dass Verbände, <strong>die</strong> nicht<br />
in ihrem Heimatland aktiv sind,<br />
sich zumindest mit dem nationalen<br />
Verband abstimmen bzw.<br />
mit <strong>die</strong>sem kooperieren. So hat<br />
es der BDB gemacht, als wir mit<br />
den <strong>Klitschkos</strong> in der Schweiz,<br />
Polen und Russland veranstaltet<br />
haben. Und <strong>so</strong> dürfte man<br />
es – rein kollegial – eigentlich<br />
auch vom FVA erwarten, wenn<br />
er nach Deutschland kommt.<br />
Natürlich kennen wir <strong>alle</strong><br />
<strong>die</strong> Vorgeschichte und wissen,<br />
was dazu geführt hat, dass Sauerland<br />
Event vom BDB zum FVA<br />
gewechselt ist. Bekannt sind<br />
<strong>so</strong>wohl <strong>die</strong> Unstimmigkeiten<br />
in Bezug auf <strong>die</strong> Vorherrschaft<br />
von Universum innerhalb des<br />
BDB als auch <strong>die</strong> strittige Frage<br />
der Anti-Doping-Richtlinien.<br />
dass Sauerland Event mit dem<br />
BDB zusammenarbeitet.<br />
Das einzige schlüssige Argument,<br />
das für <strong>die</strong> Weiterführung<br />
der bisherigen Zusammenarbeit<br />
von Sauerland Event mit<br />
dem FVA spricht, ist <strong>die</strong> Loyalität<br />
des Veranstalters zu dem<br />
Verband, der ihn in schwierigen<br />
Zeiten mit offenen Armen empfangen<br />
und immer unterstützt<br />
hat. In<strong>so</strong>fern schlage ich einen<br />
Kompromiss vor: Möglich wäre<br />
eine Kooperation zwischen<br />
BDB und FVA bei Sauerland-<br />
Veranstaltungen. Man müsste<br />
<strong>die</strong>s mit der EBU noch mal prüfen,<br />
aber ich denke, es spricht<br />
nichts gegen Doppel-Lizenzen<br />
der Sauerland-Boxer (beim FVA<br />
und beim BDB) <strong>so</strong>wie <strong>die</strong> gemeinsame<br />
Durchführung von<br />
Veranstaltungen (in Deutschland)<br />
zum Beispiel mit jeweils<br />
einem Supervi<strong>so</strong>r beider Verbände<br />
und einem gemischten<br />
Kampfgericht.<br />
ziehbare Strukturen und um<br />
<strong>die</strong> Verantwortung des größten<br />
deutschen Box-Stalls gegenüber<br />
dem Profi-Boxsport<br />
in Deutschland.<br />
Mit einer möglichen Rückkehr<br />
zum BDB würde sich der<br />
größte deutsche Box-Stall klar<br />
zum deutschen Boxen bekennen.<br />
Sauerland, Klitschko und<br />
Sturm im selben Verband, das<br />
wäre mit Sicherheit auch eine<br />
Meldung, <strong>die</strong> in der deutschen<br />
Box-Öffentlichkeit sehr positiv<br />
wahrgenommen werden würde.<br />
Gemeinsam sind wir stark und<br />
können das deutsche Boxen<br />
weiter stärken, um sicherzustellen,<br />
dass der Nachwuchs, auf<br />
den wir <strong>alle</strong> angewiesen sind,<br />
auch weiterhin weiß, wofür er<br />
sich in Amateur-Gyms quält:<br />
Nämlich um einmal <strong>die</strong> Chance<br />
zu haben, Deutscher Meister,<br />
Europameister und später<br />
Weltmeister bei den Profis zu<br />
werden.<br />
28 <strong>BoxSport</strong>
x-Verband und Deutschlands größtem Promoter<br />
ausgetreten. Seit Thomas Pütz<br />
als Präsident an der Spitze des<br />
BDB steht, versucht er Sauerland<br />
zu einer Rückkehr in den<br />
traditionsreichen deutschen<br />
Verband zu bewegen. <strong>Warum</strong><br />
er Sauerland <strong>so</strong> gerne zurückholen<br />
will, schreibt Thomas<br />
Pütz exklusiv für <strong>BoxSport</strong><br />
in seiner Kolumne. Christian<br />
Meyer, Geschäftsführer der<br />
Sauerland Event GmbH, antwortet,<br />
warum sein Stall nicht<br />
wieder in den BDB eintreten<br />
und lieber weiterhin beim FVA<br />
bleiben will.<br />
Wir sehen derzeit<br />
keine Veranlassung<br />
zum BDB zurückzukehren.<br />
Der FVA<br />
arbeitet hoch<br />
professionell,<br />
er<br />
Amerika ist zum Beispiel noch<br />
längst nicht <strong>so</strong> weit. Wenn ein<br />
Boxer in den USA im selben<br />
Jahr in mehreren Bundesstaaten<br />
boxt, muss er in jedem eine<br />
Lizenz beantragen. Das ist<br />
ein ganz großes Problem. Deshalb<br />
<strong>so</strong>llten wir statt wieder<br />
Doppel-Lizenzen einzuführen<br />
lieber den nächsten Schritt<br />
gehen und eine europäische<br />
Lizenzierungsbehörde aufbauen.<br />
Daran <strong>so</strong>llte der BDB<br />
arbeiten.<br />
Wir haben den BDB damals<br />
nicht wegen der Vorherrschaft<br />
von Universum Box-Promotion<br />
verlassen, das war nicht ausschlaggebend.<br />
Wir sind weggegangen,<br />
weil der damalige BDB-<br />
Vizepräsident Hans Högner sich<br />
mehrfach sehr unangenehm öffentlich<br />
geäußert hat. Er hat<br />
wiederholt rassistische<br />
Bemerkungen ge-<br />
FVA getan. Wenn BDB-Boxer<br />
heute im Training getestet<br />
werden, was auch vorkommt,<br />
sind das Kontrollen, <strong>die</strong> vom<br />
Verband direkt angeordnet<br />
werden. Dieser Prozess muss<br />
aber komplett vom Verband<br />
abgetrennt und vollständig<br />
unabhängig durchgeführt<br />
werden. Es kann nicht sein,<br />
dass der Verband initiiert, wer<br />
wann und wo getestet wird<br />
und dann später aufgrund <strong>die</strong>ser<br />
Ergebnisse Urteile fällt.<br />
Das sagen wir dem BDB seit<br />
Jahren. Aber bislang gab es keine<br />
Anstalten, etwas zu ändern.<br />
So eine Vereinbarung kann man<br />
schließlich nicht von heute auf<br />
morgen entwickeln, es braucht<br />
ein paar Monate, bis es zur Unterschrift<br />
kommt und dann tatsächlich<br />
auch umgesetzt wird.<br />
Wir können nicht darauf warten,<br />
dass der BDB endlich was<br />
Südamerika für einen Kampf<br />
um <strong>die</strong> Intercontinental-Meisterschaft<br />
zu verpflichten, der<br />
unseren Boxer auch noch in<br />
der Rangliste weiter nach<br />
oben bringt.<br />
Wenn wir mit einem anderen<br />
deutschen Boxstall attraktive,<br />
hochwertige Kämpfe machen<br />
können, es muss ja nicht<br />
immer eine Weltmeisterschaft<br />
sein, dann machen wir <strong>die</strong> auch.<br />
Dafür brauchen wir den BDB<br />
nicht.<br />
Nebenbei bemerkt gab es<br />
auch große Karrieren von Boxern,<br />
<strong>die</strong> niemals Deutsche<br />
Meister waren: Henry Maske<br />
etwa, Arthur Abraham oder<br />
Marco Huck. Kämpfe um obskure<br />
Titel wie „Baltic“ oder<br />
„Mediterranean“ haben wir<br />
noch nie gemacht und uns<br />
auch bei den Weltverbänden<br />
dagegen ausgesprochen, <strong>so</strong>l-<br />
Darum kommt<br />
Sauerland nicht<br />
zum BDB zurück<br />
Christian<br />
Meyer<br />
schafft hervorragende Rahmenbedingungen,<br />
damit wir gutes<br />
Boxen veranstalten können. Wir<br />
sind schließlich in der Europäischen<br />
Union und da steht es uns<br />
frei, wie und mit wem wir zusammenarbeiten.<br />
Der BDB hat<br />
auch schon mehrfach Kämpfe<br />
im Ausland <strong>alle</strong>ine, ohne den<br />
nationalen Verband, beaufsichtigt.<br />
Wenn etwa ein Klitschko<br />
im Ausland boxt, führt der BDB<br />
Aufsicht.<br />
Eine gemeinsame Aufsicht<br />
von zwei Boxverbänden, wie<br />
sie Thomas Pütz vorschlägt,<br />
führt nur zu Doppelzuständigkeiten.<br />
Das ist nicht sinnvoll.<br />
Glücklicherweise sind in Europa<br />
auch Doppel-Lizenzen<br />
für <strong>die</strong> Sportler verboten.<br />
macht – gerichtet<br />
gegen Ausländer, Juden<br />
und gegen Ostdeutsche.<br />
Damit konnten und wollten<br />
wir uns nicht abfinden. Wir<br />
haben den BDB gebeten, Herrn<br />
Högner seiner Ämter zu entbinden,<br />
damit er kein Forum mehr<br />
hat. Aber der BDB hat nicht reagiert.<br />
Im Endeffekt sind heute<br />
noch immer <strong>die</strong> gleichen Per<strong>so</strong>nen<br />
beim BDB, <strong>die</strong> uns damals<br />
<strong>die</strong> Unterstützung verweigert<br />
haben.<br />
Heute besteht das Hauptproblem<br />
zudem darin, dass<br />
der BDB vor und während der<br />
Amtszeit von Thomas Pütz<br />
noch immer keine Anti-Doping-Richtlinien<br />
entwickelt<br />
hat, <strong>die</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit der Nationalen Antidoping<br />
Agentur (NADA) Wettkampfund<br />
auch Trainingskontrollen<br />
in systematischer Art ermöglichen.<br />
Wir haben das gemeinsam<br />
mit der NADA und dem<br />
tut, denn Herr Pütz hätte schon<br />
<strong>die</strong> ganze Zeit über etwas ändern<br />
können. Aber gemacht hat<br />
er nichts.<br />
Auch wir erinnern uns<br />
gerne an <strong>die</strong> Zeit, als der<br />
Deutsche Meistertitel noch<br />
eine hohe Wertigkeit hatte.<br />
Es gab tolle Kämpfe damals.<br />
Aber <strong>die</strong>se Zeit ist vorbei.<br />
Wo gibt es denn heute noch<br />
<strong>die</strong> Boxer für Kämpfe um <strong>die</strong><br />
Deutsche Meisterschaft? Der<br />
BDB ist ein Mini-Verband und<br />
neben ihm gibt es in Deutschland<br />
auch noch zwei andere.<br />
Davon ist einer <strong>so</strong>gar der mitgliederstärkste.<br />
Dieser könnte<br />
al<strong>so</strong> <strong>alle</strong>in von der Masse her<br />
viel sinnvoller eine Deutsche<br />
Meisterschaft ausrichten.<br />
Denn für Deutsche Meisterschaften<br />
muss <strong>die</strong> notwendige<br />
Konkurrenz vorhanden sein<br />
und <strong>die</strong> ist beim BDB leider<br />
nicht gegeben. Dann ist es besser<br />
für uns, einen Gegner aus<br />
che Meisterschaften aktiv anzubieten.<br />
Da sind wir einer<br />
Meinung mit dem BDB.<br />
Das Boxen in Deutschland<br />
zerfällt nicht, wenn der BDB<br />
stirbt, <strong>so</strong>ndern wenn der BDB <strong>so</strong><br />
weitermacht wie bislang. Es ist<br />
eigentlich <strong>die</strong> Aufgabe des Verbandes,<br />
konsequent neue Manager<br />
und neue Sportler an das<br />
Boxen heranzuführen. Wenn<br />
ich sehe, was <strong>die</strong> anderen Verbände<br />
in Deutschland in <strong>die</strong>ser<br />
Hinsicht machen, gibt der BDB<br />
kein gutes Licht ab. Da muss der<br />
BDB mehr tun, um auf Dauer<br />
bestehen zu können.<br />
Wir von Sauerland Event<br />
sehen uns als führend bei<br />
der Förderung des Boxens in<br />
Deutschland an. Wir haben dafür<br />
ge<strong>so</strong>rgt, dass das Berufsboxen<br />
seit den 80er Jahren wiederbelebt<br />
wurde und wir unterstützen<br />
das Amateurboxen.<br />
Sauerland steht für deutsches<br />
Boxen und deutsche Boxer.<br />
<strong>BoxSport</strong> 29
Deutschlands ältester Boxer flog nac<br />
idons Traum:<br />
Mit 50 Abschieds-Fig<br />
Sein Schicksal: Das ganze Leben war ein Kampf<br />
Still und heimlich – das<br />
war noch nie seine Art.<br />
Al<strong>so</strong> wird seine Karriere<br />
auch nicht still und<br />
heimlich ausklingen. Es wird<br />
zumindest eine rauschende Party<br />
geben. Am 4. Februar 2013<br />
wird Andreas Sidon 50 Jahre<br />
alt – am 30. März will sich der<br />
langjährige deutsche Meister im<br />
Schwergewicht mit einer großen<br />
Feier aus dem Ring verabschieden.<br />
„Dann mache ich hier in<br />
Gießen meinen Abschiedskampf<br />
und lade <strong>alle</strong> Weggefährten<br />
von früher ein“, erzählt Sidon.<br />
Dann <strong>so</strong>llen sie <strong>alle</strong> kommen:<br />
Ex-Weltmeister Sven Ottke, mit<br />
dem er einst gemeinsam für den<br />
BC Flensburg in der Bundesliga<br />
boxte, frühere Sparringspartner<br />
aus dem Sauerland-Stall wie<br />
Timo Hoffmann, Meistertrainer<br />
Ulli Wegner und Freunde des<br />
Boxers wie Ex-Weltmeister Firat<br />
Arslan.<br />
Trotz seines fortgeschrittenen<br />
Alters und trotz des jahrelangen<br />
Ärgers mit dem Boxverband<br />
boxt Sidon noch immer. Zuletzt<br />
besiegte er Anfang November in<br />
Koblenz den 14 Jahre jüngeren<br />
Profidebütanten Peter Böhm<br />
durch technischen K.o. in der<br />
dritten Runde. Sidons Reflexe<br />
haben nachgelassen, aber seine<br />
Kondition ist für einen 49-Jährigen<br />
noch immer beeindru-<br />
2005 verlor Andreas Sidon<br />
(links) durch K.o. gegen<br />
Alexander Dimitrenko<br />
Familie Sidon: Die Töchter Mandana<br />
und Saskia, Vater Andreas und Sohn<br />
Albano (von links) mit Hund Maya<br />
ckend. „Solange das Publikum<br />
nicht pfeift und ich mich nicht<br />
blamiere, sind <strong>so</strong>lche Kämpfe in<br />
Ordnung“, sagt Sidon.<br />
Am 30. März <strong>so</strong>ll Sidon im<br />
Rückkampf auf den Kana<strong>die</strong>r<br />
Sheldon Hinton treffen, gegen<br />
den er 2009 in Edmonton vorzeitig<br />
verlor. Aber eigentlich<br />
schwebt ihm zum Schluss noch<br />
ein ganz großes Ding vor. Den<br />
vier Monate älteren früheren<br />
Weltmeister Evander Holyfield<br />
würde Sidon gerne herausfordern.<br />
„Deutschland gegen<br />
Amerika, 50 gegen 50, wer ist<br />
fitter?“, würde Sidon gerne wissen.<br />
Er reiste eigens nach Miami,<br />
um Holyfield zu treffen und<br />
ihn zum Duell zu bewegen. „Er<br />
hätte dort unten einen Termin<br />
haben <strong>so</strong>llen, wir haben uns um<br />
ein paar Tage verpasst“, erzählt<br />
der Hesse. Dafür trainierte er<br />
im legendären 5th Street Gym<br />
der 2012 verstorbenen Trainer-<br />
Legende Angelo Dundee. Dort<br />
hatte Dundee den Größten, Mu-<br />
30<strong>BoxSport</strong>
h Florida ins Gym von Angelo Dundee<br />
ht gegen Holyfield<br />
Andreas Sidon mit<br />
Inhaber Dave Zeus<br />
Zalewski im berühmten<br />
5th Street Gym in Miami<br />
Evander Holyfield ist<br />
bereits 50 Jahre alt<br />
– und will immer noch<br />
weiterboxen<br />
hammad Ali, zum besten Boxer<br />
der Welt geformt. „Unglaublich,<br />
ein fantastisches Erlebnis“,<br />
schwärmt Sidon. „Schade, dass<br />
ich nicht schon früher nach Miami<br />
gegangen bin und Angelo<br />
Dundee noch kennengelernt<br />
habe.“<br />
Auch nach seinem Abschied<br />
aus dem Boxring wird Andreas<br />
Sidon weiter kämpfen. Er kann<br />
gar nicht anders. „Mein ganzes<br />
Leben ist ein Kampf, das ist<br />
mein Schicksal“, sagt der Boxer,<br />
der mittlerweile von Hartz<br />
IV lebt. Als Sidon zehn Jahre alt<br />
waren, kamen seine Eltern bei<br />
einem Autounfall ums Leben,<br />
Sidon wuchs in Kinderheimen<br />
auf, später schlug er sich als<br />
Thaiboxer in Thailand durch.<br />
2003 starb auch seine Lebensgefährtin<br />
Heike bei einem<br />
Autounfall, seitdem ist Sidon<br />
<strong>alle</strong>inerziehender Vater von drei<br />
Kindern. Die älteste Tochter<br />
Saskia macht gerade ihr Abitur,<br />
Albano und Mandana besuchen<br />
ebenfalls das Gymnasium. „Ich<br />
bin in der Erziehung ein harter<br />
Hund. Meine Kinder hatten<br />
es nicht leicht mit<br />
mir. Aber es hat sich<br />
gelohnt“, sagt der stolze<br />
Vater.<br />
Dem 18 Jahre alten Albano<br />
widmete <strong>die</strong> Gießener Lokalpresse<br />
gerade einen großen<br />
Artikel: „Talent mit großem<br />
Kampfgeist im Gepäck“ lautete<br />
<strong>die</strong> Schlagzeile. Sidon junior ist<br />
einer der besten Amateurfußb<strong>alle</strong>r<br />
Hessens. Beim SSV Lindheim<br />
in Mittelhessen kickt der 1,93<br />
Meter große Linksfuß als jüngster<br />
Spieler im Seniorenbereich.<br />
Sidon senior träumt von einer<br />
Profikarriere seines Sohnes – als<br />
Fußb<strong>alle</strong>r, nicht als Boxer. Sidon:<br />
„Er würde auch einen guten Boxer<br />
abgeben, er hat viel Talent.<br />
Aber ich denke, er wird seinen<br />
Weg im Fußball gehen.“<br />
Auch vor Gericht kämpft Sidon<br />
weiter. Der Bund Deutscher<br />
Berufsboxer (BDB) hatte Sidon<br />
im Jahr 2007 wegen gesundheitlicher<br />
Bedenken <strong>die</strong> Lizenz und<br />
damit den Deutschen Meistertitel<br />
im Schwergewicht entzogen.<br />
Das Berufungsgericht des<br />
Verbandes machte <strong>die</strong> Entscheidung<br />
rückgängig, der BDB klagte<br />
dagegen. In zweiter Instanz bekam<br />
der Verband im vergangenen<br />
Jahr Recht, Berufung nicht<br />
möglich. Deshalb zieht Sidon<br />
nun vor das Bundesverfassungsgericht<br />
in Karlsruhe, <strong>die</strong> Klage<br />
ist bereits zugelassen. Denn <strong>die</strong><br />
Entscheidung des BDB bedeutete<br />
ein Berufsverbot, das Sidon<br />
nur umgehen konnte, weil er<br />
zunächst mit einstweiligen Verfügungen<br />
in den Ring stieg, dann<br />
mit Lizenzen anderer Verbände.<br />
„Ich bin im Recht, deshalb kann<br />
ich nicht aufgeben. Was wäre ich<br />
<strong>so</strong>nst für ein Vorbild für meine<br />
Kinder?“, fragt der Boxer.<br />
In Miami traf Andreas Sidon<br />
zufällig auf Weltmeister<br />
Arthur Abraham<br />
Und dann träumt Sidon noch<br />
immer von der Box-Revolution.<br />
„Wir müssen das Boxen ganz<br />
neu aufstellen“, erzählt Sidon.<br />
„Wir brauchen regionale Ranglisten<br />
und regionale Champions,<br />
<strong>die</strong> dann gegeneinander antreten.<br />
Nur <strong>so</strong> können wir das Boxen in<br />
Deutschland retten.“ Auch, wenn<br />
er selbst nicht mehr boxt, langweilig<br />
wird Andreas Sidon wohl<br />
nicht. Sein Kampf geht weiter.<br />
Arne Leyenberg<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
31
Nach seinem Blitz-Witz-K.o. über Airich in Köln<br />
Sie wollen 2013 noch<br />
einmal angreifen:<br />
Manuel Charr und sein<br />
Cheftrainer Clive Salz<br />
Nach 44 Sekunden war <strong>alle</strong>s vorbei: Konstantin Airich krümmt sich am Boden, Manuel Charr marschiert davon<br />
Charr jetzt auf Gürteljagd<br />
Von weihnachtlicher<br />
Ruhe hält Manuel<br />
Charr nicht viel.<br />
Deshalb schlug der<br />
Schwergewichtler aus Köln drei<br />
Tage vor Heiligabend Konstantin<br />
Airich in seiner Heimatstadt<br />
k.o., und nach den Festtagen<br />
legte er gleich wieder mit dem<br />
Training los. Schließlich will er<br />
am 22. Februar in Rumänien<br />
wieder boxen. Sein zweiter Anlauf<br />
auf den WM-Thron läuft.<br />
Von der Niederlage im September<br />
in Moskau gegen WBC-<br />
Champion Vitali Klitschko hat<br />
sich Charr nicht lange beirren<br />
lassen. „Ich werde der zweite<br />
deutsche Box-Weltmeister<br />
im Schwergewicht nach Max<br />
Schmeling“, hält der gebürtige<br />
Syrer an seinen großen<br />
Plänen fest. Dass der Kampf<br />
von Vitali dominiert und in<br />
der vierten Runde wegen eines<br />
stark blutenden Cuts an<br />
Charrs Auge abgebrochen wurde,<br />
ficht den Koloss von Köln nicht<br />
an. „Vitali hat nicht gewonnen,<br />
<strong>so</strong>ndern der Ringarzt. Ich will<br />
ihn noch einmal vor <strong>die</strong> Fäuste<br />
bekommen.“ Wie er das anstellen<br />
will, weiß er auch schon ganz genau.<br />
Charr hat da <strong>so</strong> einen Plan.<br />
Er will <strong>alle</strong> regionalen Titel, <strong>die</strong> der<br />
Weltverband WBC vergibt, auf sich<br />
vereinigen und Klitschko <strong>so</strong> zu einer<br />
Neuauflage zwingen. Er ist bereits<br />
WBC-International-Silver-Champion,<br />
gegen Airich holte er sich zudem noch<br />
<strong>die</strong> Baltic- und Mediterranean-Titel.<br />
„Wenn ich erst mal <strong>alle</strong> Gürtel außer<br />
dem WM-Titel von Vitali habe, muss<br />
der Weltmeister noch mal gegen mich<br />
antreten“, meint Charr.<br />
Gegen Airich bekam er <strong>die</strong> grünen<br />
Gürtel <strong>alle</strong>rdings geschenkt. Charr<br />
stürmte im Maritim-Hotel von Köln<br />
von der ersten Sekunde an auf seinen<br />
Gegner ein. Der Hamburger machte<br />
keine Anstalten, zurückzuschlagen.<br />
Nach einem Treffer auf <strong>die</strong> Leber ging<br />
Airich zu Boden und ließ sich auszählen.<br />
Nach ganzen 44 Sekunden war der<br />
Spuk vorbei. Ein peinlicher Auftritt.<br />
„Airich war <strong>die</strong> Antwort auf Klitschko“,<br />
widerspricht Charr Gerüchten,<br />
wonach der Hamburger verletzt in<br />
den Ring gestiegen war und sich hingelegt<br />
hat. „Ich habe ihn überrollt, der<br />
Treffer hat voll gesessen.“<br />
Charr, der weiterhin in der Kölner<br />
Südstadt in seinem eigenen Gym mit<br />
den Trainern Clive Salz und Vadarn<br />
Zakarjan trainiert, hat aber auch noch<br />
einen Plan B in der Tasche. Im Mai will<br />
<strong>die</strong> WBC zum ersten Mal den „World<br />
Cup“ ausboxen lassen, ein Turnier<br />
mit acht Schwergewichtlern. „Durch<br />
meine WBC-Titel bin ich gesetzt. Der<br />
Sieger des World Cup ist automatisch<br />
Pflichtherausforderer auf den<br />
WM-Titel“, sagt Charr. Das Problem:<br />
Das Turnier dauert ein Jahr, bis dahin<br />
wird Vitali Klitschko wohl schon<br />
Box-Rentner und Vollzeit-Politiker<br />
sein. Aber auch davon lässt sich ein<br />
Manuel Charr nicht entmutigen. „Deswegen<br />
schlage ich den Kampf gegen<br />
David Haye vor“, meint Charr. „Haye<br />
will den Kampf gegen Vitali – ich will<br />
ihn auch. <strong>Warum</strong> klären wir nicht im<br />
Ring, wer <strong>die</strong> Chance auf <strong>die</strong> WM ver<strong>die</strong>nt<br />
hat? David Haye, I‘m waiting for<br />
you! Let‘s fight!“ Haye hielt sich mit<br />
einem Kommentar bislang zurück.<br />
Manchmal ist keine Antwort eben<br />
auch eine Antwort.<br />
So wird Charr auch 2013 mit seiner<br />
„Diamondboy Promotion” als<br />
sein eigener Promoter auftreten und<br />
sich nicht einem größeren Boxstall<br />
anschließen. Obwohl er nach dem<br />
Kampf gegen Vitali Angebote bekommen<br />
habe. Charr: „Die Leute haben<br />
vorher nicht an mich geglaubt, haben<br />
auf falsche Pferde gesetzt. Ich habe<br />
mir meine WM-Chance selbst erarbeitet.<br />
Ich hole mir jetzt <strong>alle</strong> kleinen<br />
Gürtel, damit ich noch einmal um <strong>die</strong><br />
WM kämpfen kann – und dann explo<strong>die</strong>re<br />
ich.“<br />
Da waren es schon zwei: Manuel Charr zeigt <strong>die</strong> Gürtel des Baltic- und Mediterranean-Champions des WBC<br />
32 <strong>BoxSport</strong>
Andreas Sidon<br />
„Ich bin stolze 49 Jahre alt und tatsächlich<br />
immer noch Deutscher Meister im Schwergewichtsboxen<br />
der Profis und das nur Dank<br />
der starken Produkte von MR. BIG!!!“<br />
Erfolge als Profi:<br />
1995 Vitzeweltmeister Thaiboxen in Bankog<br />
1997 Europameister im Kickboxen IKBO<br />
1997 Weltmeister im Kickboxen IKBO<br />
2000 Internationaler Österreichischer Meister<br />
im Schwergewicht (Profiboxen)<br />
2001 Internationaler Deutscher Meister<br />
im Schwergewicht (Profiboxen)<br />
2002 - 2010 Deutscher Meister im Schwergewicht (BDB)<br />
2003 - 2008 Weltmeister im Schwergewicht (WBB)<br />
Krea-Genic ist ein eingetragenes<br />
Markenzeichen der Smart Food Nutrition GmbH<br />
www.mr-big.eu • www.mr-big.biz • www.mr-big.info
Die Weltrangliste des<br />
Durch <strong>die</strong> konkurrierenden Weltverbände<br />
WBA, WBC, IBF und WBO gibt es im Boxen<br />
mittlerweile vier Weltmeister pro Gewichtsklasse,<br />
teilweise <strong>so</strong>gar fünf: Denn<br />
mittelgewicht<br />
Superchamp: Sergio Martinez (Argentinien) WBC<br />
01. Daniel Geale (Australien) IBF<br />
02. Felix Sturm (Deutschland)<br />
03. Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA<br />
04. Peter Quillin (USA) WBO<br />
05. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko)<br />
06. Dmitry Pirog (Russland)<br />
07. Martin Murray (England)<br />
08. Matthew Macklin (Irland)<br />
09. Sam Soliman (Australien)<br />
10. Anthony Mundine(Australien)<br />
Das Duell der Unbesiegten war eine deutliche Angelegenheit: Der Japaner Takashi Uchiyama (links) verteidigte<br />
seinen WBA-Weltmeistertitel im Superfedergewicht erfolgreich gegen den Puertoricaner Brian Vasquez. In Tokio<br />
lag Uchiyama klar nach Punkten in Führung, als Ringrichter Raul Caiz Jr. den Herausforderer in der achten Runde<br />
aus dem Kampf nahm. Der Weltmeister aus Japan blieb <strong>so</strong>mit auch in seinem 20. Kampf unbesiegt. Vasquez<br />
dagegen musste im 30. Profikampf <strong>die</strong> erste Niederlage einstecken.<br />
halbmittelgewicht<br />
Superchamp: Floyd Mayweather Jr. (USA) WBA-Super<br />
01. Saul Alvarez (Mexiko) WBC<br />
02. Austin Trout (USA) WBA<br />
03. Saul Alvarez (Mexiko) WBC<br />
04. Miguel Cotto (Puerto Rico)<br />
05. Zaurbek Baysangurov (Russland) WBO<br />
06. Cornelius Bundrage (USA) IBF<br />
07. Erislandy Lara (Kuba)<br />
08. Vanes Martirosyan (Armenien)<br />
09. James Kirkland (USA)<br />
10. Lukas Konecny (Tschechien)<br />
Schwergewicht<br />
Superchamp: W. Klitschko (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO<br />
01. Vitali Klitschko (Ukraine) WBC<br />
02. David Haye (England)<br />
03. Alexander Povetkin (Russland) WBA<br />
04. Kubrat Pulev (Bulgarien)<br />
05. Robert Helenius (Finnland)<br />
06. Tomasz Adamek (Polen)<br />
07. David Price (England)<br />
08. Denis Boyt<strong>so</strong>v (Russland)<br />
09. Ty<strong>so</strong>n Fury (England)<br />
10. Odlanier Solis (Kuba)<br />
leichtSchwergewicht (Cruiser)<br />
Superchamp: Yoan P. Hernandez (Deutschland) IBF<br />
01. Marco Huck (Deutschland) WBO<br />
02. Denis Lebedev (Russland) WBA<br />
03. Ola Afolabi (England)<br />
04. Krzysztof Wlodarczyk (Polen) WBC<br />
05. Troy Ross (Kanada)<br />
06. Firat Arslan (Deutschland)<br />
07. Mateusz Masternak (Polen)<br />
08. Antonio Tarver (USA)<br />
09. Lateef Kayode (Nigeria)<br />
10. Rakhim Chakhkiev (Russland)<br />
HalbSchwergewicht<br />
Superchamp: Chad Daw<strong>so</strong>n (USA) WBC<br />
01. Bernard Hopkins (USA)<br />
02. Tavoris Cloud (USA) IBF<br />
03. Nathan Cleverly (Wales) WBO<br />
04. Beibut Shumenov (Kasachstan) WBA<br />
05. Jean Pascal (Kanada) WBA<br />
06. Lucian Bute (Kanada)<br />
07. Jürgen Brähmer (Deutschland)<br />
08. Eduard Gutknecht (Deutschland)<br />
09. Tony Bellew (England)<br />
10. Robin Krasniqi (Deutschland)<br />
supermittelgewicht<br />
Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super, WBC<br />
01. Carl Froch (England) IBF<br />
02. Mikkel Kessler (Dänemark) WBA<br />
03. Arthur Abraham (Deutschland) WBO<br />
04. Robert Stieglitz (Deutschland)<br />
05. Thomas Oosthuizen (Südafrika)<br />
06. George Groves (England)<br />
07. Adonis Steven<strong>so</strong>n (Kanada)<br />
08. James DeGale (England)<br />
09. Edwin Rodriguez (USA)<br />
10. Marco Antonio Rubio (Mexiko)<br />
weltergewicht<br />
Superchamp: Floyd Mayweather Jr. (USA) WBC<br />
01. Juan Manuel Marquez (Mexiko)<br />
02. Timothy Bradley (USA) WBO<br />
03. Manny Pacquiao (Philippinen)<br />
04. Robert Guerrero (USA)<br />
05. Jan Zaveck (Slowenien)<br />
06. Kell Brook (England)<br />
07. Paulie Malignaggi (USA) WBA<br />
08. Devon Alexander (USA) IBF<br />
09. Victor Ortiz (USA)<br />
10. Andre Berto (USA)<br />
halbweltergewicht<br />
Superchamp: Danny Garcia WBC, WBA-Super<br />
01. Juan Manuel Marquez (Mexiko) WBO<br />
02. Lucas Martin Matthysse (Argentinien)<br />
03. Lamont Peter<strong>so</strong>n (USA) IBF<br />
04. Amir Khan (England)<br />
05. Zab Judah (USA)<br />
06. Brandon Rios (USA)<br />
07. Khabib Allakhver<strong>die</strong>v (Russland)<br />
08. Denis Shafikov (Russland)<br />
09. Mike Alvarado (USA)<br />
10. Ruslan Provodnikov (Russland)<br />
34 <strong>BoxSport</strong><br />
Die top-ten
BOXSPORT<br />
<strong>die</strong> WBA vergibt an Titelträger mit mehr<br />
als einem Gürtel auch noch den WBA-Super-Titel.<br />
Wer <strong>so</strong>ll da noch den Überblick<br />
behalten? Die Redaktionen von <strong>BoxSport</strong><br />
und der amerikanischen Box-Bibel „The<br />
Ring" natürlich. Wir sagen Ihnen, wer der<br />
Superchampion in jeder Gewichtsklasse<br />
ist und wer „nur" <strong>die</strong> Nummer 10.<br />
Stand: Januar 2013<br />
leichtgewicht<br />
Superchamp: Adrien Broner (USA) WBC<br />
01. Ricky Burns (Schottland) WBO<br />
02. Miguel Vazquez (Mexiko) IBF<br />
03. Antonio DeMarco (Mexiko)<br />
04. Sharif Bogere (Uganda)<br />
05. Richard Abril (Kuba)<br />
06. Gavin Rees (Wales)<br />
07. Raymundo Beltran (Mexiko)<br />
08. Daniel Estrada (Mexiko)<br />
09. Kevin Mitchell (England)<br />
10. John Molina (USA)<br />
superbantamgewicht<br />
Superchamp: Nonito Donaire (Philippinen) WBO<br />
01. Abner Mares (Mexiko) WBC<br />
02. Guillermo Rigondeaux (Kuba) WBA<br />
03. Jeffrey Mathebula (Südafrika)<br />
04. Alexander Bakhtin (Russland)<br />
05. Cristian Mijares (Mexiko)<br />
06. Carl Frampton (England)<br />
07. Tomoki Kameda (Japan)<br />
08. Hozumi Hasegawa (Japan)<br />
09. Vic Darchinyan (Armenien)<br />
10. Scott Quigg (England)<br />
bantamgewicht<br />
Superchamp: Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC<br />
01. Anselmo Moreno (Panama) WBA<br />
02. Leo Santa Cruz (Mexiko) IBF<br />
03. Koki Kameda (Japan)<br />
04. Pungluang Sor Singyu (Thailand) WBO<br />
05. Malcolm Tunacao (Philippinen)<br />
06. Hugo Ruiz (Mexiko)<br />
07. Julio Ceja (Mexiko)<br />
08. Ryosuke Iwasa (Japan)<br />
09. Jamie McDonnell (England)<br />
10. Hugo Cazares (Mexiko)<br />
superfedergewicht<br />
Superchamp: Yuriorkis Gamboa (Kuba)<br />
01. Takashi Uchiyama (Japan) WBA<br />
02. Juan Carlos Salgado (Mexiko) IBF<br />
03. Roman Martinez (Puerto Rico) WBO<br />
04. Diego Magdaleno (Mexiko)<br />
05. Gamaliel Diaz (Mexiko) WBC<br />
06. Juan Carlos Burgos (Mexiko)<br />
07. Argenis Mendez (Dom. Republik)<br />
08. Takahiro Ao (Japan)<br />
09. Devis Boschiero (Italien)<br />
10. Sipho Taliwe (Südafrika)<br />
federgewicht<br />
Superchamp: Chris John (Indonesien) WBA<br />
01. Miguel Garcia (USA) WBO<br />
02. Billy Dib (Australien) IBF<br />
03. Daniel Ponce De Leon (Mexiko) WBC<br />
04. Orlando Salido (Mexiko)<br />
05. Juan Manuel Lopez (Puerto Rico)<br />
06. Jhonny Gonzalez (Mexiko)<br />
07. Nicholas Walters (Jamaika)<br />
08. Javier Fortuna (Dom. Republik)<br />
09. Daud Yordan (Indonesien)<br />
10. Celestino Cab<strong>alle</strong>ro (Panama)<br />
superfliegengewicht<br />
Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argentinien) WBO<br />
01. Juan Carlos Sanchez (Mexiko) IBF<br />
02. Kohei Kono (Japan) WBA<br />
03. Tepparith Singwancha (Thailand)<br />
04. Yota Sato (Japan) WBC<br />
05. Suryan Sor Rungvisai (Thailand)<br />
06. Carlos Cuadras (Mexiko)<br />
07. Ryo Akaho (Japan)<br />
08. Rodel Mayol (Philippinen)<br />
09. Oleydong Sithsamerchai (Thailand)<br />
10. Rodrigo Guerrero (Mexiko)<br />
fliegengewicht<br />
Superchamp: Moruti Mthalana (Südafrika) IBF<br />
01. Brian Viloria (USA) WBO, WBA-Super<br />
02. Toshyaki Igarashi (Japan) WBC<br />
03. Hernan Marquez (Mexiko)<br />
04. Sonny Boy Jaro (Philippinnen)<br />
05. Milan Melindo (Philippinen)<br />
06. Rocky Fuentes (Philippinen)<br />
07. Juan Carlos Reveco (Argentinien)<br />
08. Edgar Sosa (Mexiko)<br />
09. Luis Concepcion (Panama)<br />
10. Froilan Saludar (Philippinen)<br />
Die Gewichtsklassen:<br />
Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378<br />
kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.<br />
Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg). <strong>die</strong> Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht<br />
genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam<br />
(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen<br />
(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.<br />
Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen <strong>die</strong> Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.<br />
Danny Garcia steht am 9. Februar eine heikle<br />
Aufgabe bevor. Der WBA- und WBC-Weltmeister<br />
im Halbweltergewicht trifft im Barclays Center im<br />
New Yorker Stadtteil Brooklyn auf einen echten<br />
Lokalmatadoren. Ex-Champion Zab Judah will noch<br />
einmal zurück auf den WM-Thron. Ob der Heimvorteil<br />
für <strong>die</strong> Überraschung reicht?<br />
halbfliegengewicht<br />
Superchamp: Roman Gonzalez (Nicaragua) WBA<br />
01. Adrien Hernandez (Mexiko) WBC<br />
02. Donnie Nietes (Philippinen) WBO<br />
03. Ulises Solis (Mexiko)<br />
04. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF<br />
05. Kazuto Ioka (Japan)<br />
06. Masayuki Kuroda (Japan)<br />
07. Kompayak Porpramook (Thailand)<br />
08. Ryoichi Taguchi (Japan)<br />
09. Alberto Rossel (Peru)<br />
10. Juan Palacios (Nicaragua)<br />
mini-fliegengewicht<br />
Superchamp: Mario Rodriguez (Mexiko) IBF<br />
01. Moises Fuentes (Mexiko) WBO<br />
02. Raul Garcia (Mexiko)<br />
03. Denver Cuello (Philippinen)<br />
04. Wanheng Menayothin (Thailand)<br />
05. Xiong Zhao Zhong (China) WBC<br />
06. Akira Yaegashi (Japan)<br />
07. Ryo Miyazaki (Japan) WBA<br />
08. Hekkie Budler (Südafrika)<br />
09. Carlos Buitrago (Nicaragua)<br />
10. Nkosinathi Joyi (Südafrika)<br />
<strong>BoxSport</strong> 35
Schlimme Nachricht nach schwerem K.o. gegen Marquez<br />
Pacquiao:<br />
Verdacht auf Parkin<strong>so</strong>n<br />
Aber der Boxstar will bereits im April wieder gegen Bradley in den Ring steigen<br />
Manny Pacquiao möchte<br />
nicht, dass <strong>die</strong> Fans<br />
ihn <strong>so</strong> in Erinnerung<br />
behalten: ihn, den<br />
großen Boxer, den einst Unbesiegbaren,<br />
mit dem Gesicht im<br />
Ringstaub, regungslos, ausgeknockt.<br />
Er möchte noch einmal<br />
zurückkommen, um das letzte<br />
Bild von ihm, das um <strong>die</strong> Welt<br />
ging, zu revi<strong>die</strong>ren. Er möchte<br />
noch einmal gegen Juan Manuel<br />
Marquez kämpfen. Ein fünftes<br />
Mal gegen den Mann, der ihn im<br />
Dezember <strong>so</strong> spektakulär k.o.<br />
geschlagen hatte. Aber Pacquiao,<br />
der Superstar von den Philippinen,<br />
hat gewaltige Gegner. Seine<br />
Frau, <strong>die</strong> ihn drängt, mit 34 Jahren<br />
endlich mit dem Boxen aufzuhören.<br />
Die im Dezember schockiert<br />
mitansehen musste, wie<br />
ihr Mann schwer ausgeknockt<br />
wurde, sie, <strong>die</strong> am Ring um ihren<br />
Mann weinte. Und vielleicht hat<br />
der Boxstar auch <strong>die</strong> Gesundheit<br />
gegen sich.<br />
Denn gleich zwei Neurologen<br />
von den Philippinen äußerten<br />
sich sehr be<strong>so</strong>rgt über Pacquiaos<br />
Gesundheitszustand – wenngleich<br />
sie ihn nicht persönlich<br />
untersuchten, <strong>so</strong>ndern lediglich<br />
Ferndiagnosen stellten. Der Boxer<br />
zeige erste Anzeichen von<br />
Parkin<strong>so</strong>n, erklärte Dr. Rustico Jimenez,<br />
Vorsitzender des Verbandes<br />
der Privatkliniken auf den<br />
Lange Gesichter bei<br />
der Rückkehr auf <strong>die</strong><br />
Philippinen:<br />
Manny Pacquiao<br />
und Ehefrau<br />
Jinkee<br />
in Manila<br />
Der brutale K.o.: Manny Pacquiao kippt, schwer am<br />
Kinn getroffen von<br />
Juan Manuel<br />
Marquez,<br />
vornüber<br />
Philippinen. Zahlreiche Boxer,<br />
der prominenteste unter ihnen<br />
ist Muhammad Ali, erkrankten<br />
aufgrund der Vielzahl an Schlägen<br />
auf den Kopf, <strong>die</strong> sie im Laufe<br />
ihrer Karrieren einstecken mussten,<br />
an Parkin<strong>so</strong>n. Ihr Gehirn ist<br />
ständig Traumata ausgesetzt. So<br />
erlitt Pacquiao gegen Marquez<br />
eine schwere Gehirnerschütterung.<br />
Jimenez meinte auf den<br />
Fernsehbildern nach dem Kampf<br />
ein Zittern der Hände Pacquiaos<br />
erkannt zu haben. Ein frühes<br />
Symptom der Parkin<strong>so</strong>nschen<br />
Krankheit, an der auch Pacquiaos<br />
Trainer Fred<strong>die</strong> Roach seit Jahrzehnten<br />
leidet. Roach macht <strong>die</strong><br />
Menge der schweren Kopftreffer,<br />
<strong>die</strong> er während seiner Karriere als<br />
mittelmäßiger Boxer kassiert hatte,<br />
für seinen heutigen Zustand<br />
verantwortlich.<br />
Auch <strong>die</strong> philippinische<br />
Ärztin Dr. Raquel Fortun zeigte<br />
sich alarmiert nach Pacquiaos<br />
Knockout, <strong>die</strong> Untersuchungen<br />
per Computertomographie des<br />
Gehirns des Boxers überzeugten<br />
sie nicht. Sie vermutete, Pacquiao<br />
habe <strong>so</strong>gar einen leichten<br />
Schlaganfall gegen Marquez erlitten.<br />
Der Ex-Weltmeister hatte<br />
sich direkt nach dem Kampf in<br />
Las Vegas und nach seiner Rückkehr<br />
auf <strong>die</strong> Philippinen in seiner<br />
Heimatstadt General Santos City<br />
untersuchen lassen. Die Untersuchungen<br />
b<strong>lieben</strong> ohne Befund.<br />
Nach Ansicht von Dr. Fortun<br />
wurde der Boxer <strong>alle</strong>rdings nicht<br />
ausreichend durchgecheckt.<br />
Pacquiao dagegen ist unbe<strong>so</strong>rgt.<br />
Er erholte sich von der<br />
schweren Niederlage im Urlaub<br />
mit seiner Familie in Israel, im<br />
Februar will er das Training wieder<br />
aufnehmen. „Es gibt keinen<br />
Grund, sich Sorgen zu machen“,<br />
erklärte Pacquiao. „Ich bin zu<br />
100 Prozent gesund. Die Statements<br />
der beiden Ärzte sind unverantwortlich<br />
und unethisch.<br />
Sie haben lediglich ihre privaten<br />
Ansichten geäußert, sich haben<br />
mich niemals untersucht.“ Pacquiaos<br />
Promoter Bob Arum kündigte<br />
an, seinen Boxer im Lou Ruvo<br />
Center der Las Vegas Cleveland<br />
Klinik gründlich untersuchen zu<br />
lassen. Das Klinikum ist auf Hirnerkrankungen<br />
wie Parkin<strong>so</strong>n und<br />
Alzheimer spezialisiert. Besteht<br />
Pacquiao <strong>alle</strong> Tests, will er im<br />
April und im September wieder<br />
in den Ring steigen.<br />
In den wohl letzten beiden<br />
Kämpfen seiner Karriere will er<br />
sich für seine überraschenden<br />
Niederlagen in seinen jüngsten<br />
zwei Kämpfen revanchieren. Zunächst<br />
will er sich von Timothy<br />
Bradley, gegen den er im Juni<br />
ungerechtfertigterweise nach<br />
Punkten verloren hatte, den<br />
WBO-Weltmeistertitel im Weltergewicht<br />
zurückholen. Dann will<br />
er sich zum fünften Mal Marquez<br />
vorknöpfen. Hinter den Kulissen<br />
wird bereits an dem Superfight<br />
gebastelt, der <strong>alle</strong> finanziellen<br />
Rekorde sprengen könnte. „Juan<br />
Manuel Marquez und ich sind<br />
beide Gentlemen“, erklärte Marquez-Manager<br />
Fernando Beltran.<br />
„Manny Pacquiao hat uns eine<br />
Chance gegeben, obwohl er das<br />
nicht musste, al<strong>so</strong> werden wir es<br />
umgekehrt genau<strong>so</strong> tun.“ Auch<br />
Marquez ist mit 39 Jahren nicht<br />
mehr der Jüngste und betonte in<br />
Interviews zuletzt immer wieder,<br />
vielleicht überhaupt nicht mehr<br />
in den Ring zurückzukehren. Von<br />
der zweistelligen Millionenbörse,<br />
<strong>die</strong> ihm noch einmal gegen Pacquiao<br />
winkt, wird er sich sicherlich<br />
ganz schnell überzeugen<br />
lassen.<br />
Nils Berg<br />
36 <strong>BoxSport</strong>
Dieses Bild schockte <strong>die</strong> ganzen Philippinen<br />
Überall auf den Philippinen versammeln sich <strong>die</strong> Menschen zum Public Viewing, wenn ihr Held Manny Pacquiao im fernen Amerika in den Ring steigt. Dieses Mal wurde<br />
es statt eines Volksfestes ein Albtraum: Die Philippiner mussten mitansehen, wie ihr Pac-Man schwer k.o. geschlagen wurde. So auch <strong>die</strong>ser kleine Junge, der in der<br />
Hauptstadt Manila wie gebannt auf <strong>die</strong> Leinwand schaut und sein Idol dort schwer getroffen am Boden liegen sieht. Minutenlang blieb Pacquiao regungslos liegen, ehe er<br />
aus eigener Kraft aufstehen konnte. Ob <strong>die</strong>ser schwere Knockout gesundheitliche Schäden beim Pac-Man hinterlassen hat, ist noch offen.<br />
<strong>BoxSport</strong> 37
Ein Phantom –<br />
der mächt<br />
Eines der seltenen Bilder von Al Haymon: Die New<br />
York Times erwischte ihn inmitten seiner Boxer Floyd<br />
Mayweather (rechts) und Andre Berto am Ring<br />
Al Haymon regiert hinter den Kulissen<br />
Dieser Mann ist ein<br />
Phantom. Es gibt<br />
praktisch keine<br />
Bilder von ihm,<br />
keine Interviews, keine<br />
Fernsehaufnahmen, er<br />
hat kein Büro. Er wirkt<br />
im wahrsten Sinne des<br />
Wortes hinter den Kulissen.<br />
Aber das äußerst<br />
erfolgreich. Al Haymon ist<br />
der derzeit vielleicht mächtigste<br />
Mann im Box-Business.<br />
Ein Big Player, der mit Millionen<br />
hantiert, der aus Boxern Stars<br />
macht, aber selbst den großen<br />
Auftritt meidet. Er ist das genaue<br />
Gegenteil des exzentrischen Don<br />
King. Aber während der einst<br />
<strong>so</strong> mächtige Promoter mit der<br />
Starkstromfrisur heute praktisch<br />
keine Rolle mehr spielt im Boxgeschäft,<br />
hat Haymon stets seine<br />
Finger im Spiel, wenn es um das<br />
große Geld geht. Er ist der Architekt<br />
der Karriere von Floyd Mayweather<br />
Jr. Er <strong>so</strong>rgt dafür, dass<br />
der derzeit beste Boxer der Welt<br />
pro Kampf mehr als 40 Millionen<br />
Dollar erhält. „Al Haymon ist ein<br />
Geist“, sagt Mayweather, der immerhin<br />
schon mal mit Haymon<br />
am Ring gesehen und fotografiert<br />
wurde. Sonst reist Haymon<br />
inkognito zu den Kämpfen seiner<br />
Klienten.<br />
Richard Schaefer, der Geschäftsführer<br />
von „Golden Boy Promotions“, ist ein<br />
Bewunderer Haymons<br />
Der 58 Jahre alte Haymon<br />
stieg schon als Schüler ins Musikgeschäft<br />
ein, promotete Musiker,<br />
veranstaltete Tourneen. Nach<br />
seinem Wirtschafts-Studium in<br />
Harvard, baute er ein Imperium<br />
auf. Er arbeitete mit Souldiva<br />
Whitney Houston, mit Rapper<br />
MC Hammer, R’n’B-Sängerin<br />
Mary J. Blige und Hollywood-<br />
Star Edd<strong>die</strong> Murphy. Nachdem<br />
Haymon als Produzent von Fernsehshows<br />
auch das mächtige TV-<br />
Geschäft kennengelernt hatte,<br />
stieg er ins Boxen ein. Schließlich<br />
war sein Bruder Profiboxer,<br />
Bobby Haymon kämpfte 1978<br />
gegen Sugar Ray Leonard. Zum<br />
ersten Mal tauchte Al Haymon<br />
im Boxgeschäft als Berater des<br />
früheren Weltmeisters Vernon<br />
Forrest auf, dann vertrat er den<br />
ehemaligen Schwergewichts-<br />
Weltmeister und Bezwinger von<br />
Wladimir Klitschko und Luan<br />
Krasniqi, Lamon Brewster. Sein<br />
Meisterstück aber ist Floyd Mayweather.<br />
Haymon lotste Mayweather<br />
aus dem Vertrag mit Promoter<br />
Bob Arum heraus, seitdem ist<br />
der Boxer selbständig. „Hätte<br />
ich Haymon von Beginn an in<br />
meinem Team gehabt, wäre ich<br />
heute vielleicht schon Milliardär“,<br />
sagt Mayweather. Denn<br />
Haymon, der auch als Promoter<br />
auftritt und eine Manager-Lizenz<br />
im US-Bundesstaat Nevada hat,<br />
ist als knallharter Verhandlungspartner<br />
bekannt, der für seine<br />
Boxer das meiste herausholt.<br />
Wer bei Haymon unter Vertrag<br />
steht, bekommt das große Geld.<br />
Und <strong>die</strong> großen Auftritte im Fernsehen.<br />
Haymons Einfluss auf <strong>die</strong><br />
mächtigen TV-Sender HBO und<br />
Showtime ist es zu verdanken,<br />
wenn Boxer, wie zuletzt Superweltergewichts-Weltmeister<br />
Austin Trout gegen Miguel Cotto,<br />
<strong>die</strong> großen Kämpfe im Pay-<br />
TV bestreiten. Richard Schaefer,<br />
Geschäftsführer von Oscar De La<br />
Hoyas „Golden Boy Promotion“<br />
nennt Haymon deshalb, „den mit<br />
Abstand cleversten Menschen,<br />
dem ich je begegnet bin“.<br />
„Er holt das meiste Geld für<br />
<strong>die</strong> Boxer heraus“, sagt TV-Produzent<br />
Jeff Wald, der mit Haymon<br />
zusammenarbeitet. „Wenn<br />
ich Boxer wäre, würde ich <strong>so</strong>fort<br />
zu Al Haymon gehen.“ So<br />
schaffte es der frühere Weltergewichts-Weltmeister<br />
Andre Berto<br />
etwa für seine Titelverteidigung<br />
gegen Carlos Quintana im April<br />
2010 in einer fast menschenleeren<br />
H<strong>alle</strong> irgendwo in Florida 1,5<br />
Millionen Dollar zu kassieren.<br />
Für seine Geschäftstüchtigkeit<br />
wird Haymon jedoch gleichzeitig<br />
auch kritisiert.Weil er seinen<br />
Boxern viel Geld für leichte Titelverteidigungen<br />
beschafft, <strong>so</strong>llen<br />
<strong>die</strong>se als Konsequenz <strong>die</strong> großen<br />
Kämpfe meiden. Wozu ein Risiko<br />
eingehen, wenn es auch leichter<br />
geht? So <strong>so</strong>ll der Superfight zwischen<br />
Mayweather und Manny<br />
Pacquiao in den vergangenen<br />
Jahren auch an Al Haymon gescheitert<br />
sein. „Al Haymons Einfluss<br />
geht weit über das gesunde<br />
Maß hinaus“, klagt HBO-Reporter<br />
Max Kellerman. „Er kann dafür<br />
<strong>so</strong>rgen, dass Aufbaukämpfe<br />
gegen handverlesene Gegner im<br />
Fernsehen gezeigt werden. Daran<br />
krankt das Boxen.“<br />
38<strong>BoxSport</strong>
igste Mann im US-Boxen?<br />
Neben Mayweather, Berto<br />
und Trout managt Haymon<br />
auch <strong>die</strong> Weltmeister Danny<br />
Garcia und Devon Alexander,<br />
vor <strong>alle</strong>m aber Supertalent<br />
Adrien Broner. Und nach<br />
den Olympischen Spielen von<br />
London nahm er gleich sechs<br />
Olympia-Boxer des US-Teams<br />
unter Vertrag.<br />
Der allmächtige Haymon<br />
könnte auch dafür <strong>so</strong>rgen, dass<br />
Rapper 50 Cent, der gerade mit<br />
Yuriorkis Gamboa sein Debüt<br />
als Promoter feierte, im Boxen<br />
scheitert. Denn zum Zerwürfnis<br />
50 Cents mit seinem zuvor besten<br />
Kumpel Mayweather <strong>so</strong>ll es<br />
gekommen sein, weil 50 Cent<br />
den Boxer aufgefordert habe,<br />
sich von seinem Berater zu trennen.<br />
50 Cents Weltmeister Billy<br />
Dib <strong>so</strong>llte seinen Titel im Federgewicht<br />
eigentlich im Rahmenprogramm<br />
von Haymon-Boxer<br />
Trout gegen Cotto verteidigen.<br />
Im letzten Moment wurde Dib<br />
von der Fightcard geschmissen.<br />
Sich als Neueinsteiger mit dem<br />
mächtigsten Mann im Boxgeschäft<br />
anzulegen – wenn das<br />
mal gutgeht.<br />
ARNE LEYENBERG<br />
Sie <strong>alle</strong> werden von ihm beraten<br />
Bild oben links: Al Haymon machte Floyd Mayweather (rechts, hier bei seinem Sieg über Miguel Cotto)<br />
zum bestbezahlten Sportler <strong>die</strong>ses Planeten. Bild oben rechts: Ex-Weltmeister Andre Berto verschaffte<br />
er Millionengagen für leichte Aufbaukämpfe. Bild links: Supertalent Adrien Broner, hier mit Ringsprecher<br />
Michael Buffer, könnte Haymons nächster Box-Superstar werden. Bild unten rechts: Danny Garcia be<strong>so</strong>rgte<br />
Haymon zwei WM-Kämpfe gegen <strong>die</strong> mexikanische Legende Erik Morales, <strong>die</strong> Garcia beide gewann. Bild unten<br />
links: Austin Trout stieg gerade mit einem Sieg über Miguel Cotto in <strong>die</strong> Riege der Top-Boxer auf<br />
<strong>BoxSport</strong> 39
Rocky macht in M<br />
„Ick orientier ma an Joop und Armani“<br />
und redet Klartex<br />
„Sturm wird scheitern und aus Charr w<br />
Millionen gewonnen,<br />
Millionen verprasst,<br />
Langzeitarbeitsloser<br />
ohne Perspektive<br />
statt Weltmeister mit glänzender<br />
Zukunft. Graciano Rocchigiani<br />
könnte am Boden zerstört<br />
sein. Aber weit gefehlt. „Grace“<br />
geht es gut, obwohl er gerade<br />
zum ersten Mal Weihnachten,<br />
seinen Geburtstag und Silvester<br />
als Hartz-IV-Empfänger feierte.<br />
„Ich bin zufrieden, weil<br />
ich sehe, wie schlecht es anderen<br />
Menschen geht. Weil ich<br />
ein paar, wirklich nur ein paar,<br />
aber dafür richtig gute Freunde<br />
habe. Und eine Familie, <strong>die</strong><br />
zu mir hält“, sagte der frühere<br />
Weltmeister im Interview mit<br />
der „Welt“. Wer Rocchigiani, der<br />
in <strong>die</strong>sem Jahr 50 Jahre alt wird,<br />
<strong>die</strong>ser Tage sieht, hat tatsächlich<br />
den Eindruck: hier ist einer mit<br />
sich und der Welt im reinen. Wo<br />
Rocky auftaucht, strahlt er und<br />
hat gute Laune. Ob am Boxring<br />
oder als Botschafter des Hilfswerks<br />
Arche für benachteiligte<br />
Kinder in Berlin-Hellersdorf. „Es<br />
geht mir auf <strong>die</strong> Nerven, dass<br />
sich <strong>alle</strong> möglichen Leute einen<br />
Kopf um meine Angelegenheiten<br />
machen. Aber ein bisschen zeigt<br />
das ja auch, dass du nicht vergessen<br />
bist“, sagt Rocchigiani,<br />
der mittlerweile außerhalb von<br />
Berlin in Großziethen in einer<br />
Pension lebt – das Zimmer zahlt<br />
ein befreundeter Gönner.<br />
Aufgegeben hat sich Rocchigiani<br />
nicht, schließlich hat er<br />
noch große Pläne. Er will demnächst<br />
seine eigene Modekollektion<br />
auf den Markt bringen.<br />
Rocky: „Ich will klein anfangen,<br />
mit meinem Partner<br />
eine Kollektion zuerst<br />
im Internet anbieten<br />
und wenn es optimal<br />
läuft, wäre ein<br />
kleiner Laden am<br />
Kudamm geil.<br />
Aber deswegen<br />
bin ich ja kein<br />
Designer.“ Der<br />
Bild-Zeitung<br />
sagte er dagegen:<br />
„Ick orientier<br />
ma an<br />
Joop und Armani.“<br />
Seine<br />
Comeback-<br />
Pläne, Bild<br />
wärmt regelmäßig<br />
ein<br />
mögliches<br />
drittes Duell<br />
gegen seinen<br />
alten Rivalen<br />
Dariusz<br />
Michalczewski<br />
auf, hat der frühere<br />
Mittel- und<br />
heutige Schwergewichtler<br />
endgültig<br />
begraben.<br />
„Ich habe<br />
mir das abgeschminkt.<br />
Dariusz kneift,<br />
es gibt keinen<br />
Kontakt, auch<br />
keinen TV-Vertrag<br />
oder eine fest<br />
gebuchte H<strong>alle</strong>.“<br />
Auch als Trainer<br />
glaubt<br />
Ihre Zusammenarbeit war nicht von Dauer: Graciano<br />
Rocchigiani und Manuel Charr<br />
Kann immer noch strahlen: Graciano Rocchigiani<br />
40<strong>BoxSport</strong>
ode<br />
Graciano Rocchigiani serviert Gänsebraten mit<br />
Klößen und Rotkohl<br />
t<br />
ird nichts“<br />
Rocchigiani, der sein eigenes Gym in seiner<br />
Geburtsstadt Duisburg wieder schließen<br />
musste, nicht mehr an den Durchbruch.<br />
Zuletzt stand er gemeinsam mit<br />
seinem Bruder Ralf, ebenfalls ein früherer<br />
Weltmeister, in der Ecke von Manuel<br />
Charr. Rocky: „Eigentlich ein ganz guter<br />
Junge, aber er wird nie Erfolg haben, weil<br />
er glaubt, <strong>alle</strong>s besser zu wissen. Er hat<br />
Talent, er hat Kraft und Mut – aber nicht<br />
wirklich Ahnung. Das Problem ist aber,<br />
du kannst von einem Boxer nicht leben,<br />
es sei denn er ist Weltmeister.“<br />
Wo Rocchigiani auftaucht, teilt er<br />
aus. Rocky spricht Klartext und niemand<br />
scheint es ihm <strong>so</strong> recht übel zu nehmen.<br />
Rocky darf das wohl. Nach eigenen Angaben<br />
trinkt er keinen Alkohol mehr und<br />
lässt <strong>die</strong> Fäuste ruhen. Allerdings ermittelt<br />
<strong>die</strong> Berliner Polizei abermals gegen<br />
Rocchigiani wegen Körperverletzung.<br />
Seinen Geburtstag <strong>so</strong>ll er in einer Treptower<br />
Kneipe feucht-fröhlich gefeiert und<br />
dem Wirt dabei im Streit mit der Faust ins<br />
Gesicht geschlagen haben. Rocky streitet<br />
<strong>alle</strong>s ab.<br />
Streit gab es auch mit Ex-Weltmeister<br />
Felix Sturm, <strong>alle</strong>rdings nur verbalen.<br />
Sturm fand es nicht <strong>so</strong> lustig, dass Rocchigiani<br />
der „Welt“ sagte: „Felix wird<br />
wahrscheinlich scheitern. Er hat seinen<br />
WM-Titel verloren, hat seine Ankündigung,<br />
nur noch gegen Top-Leute<br />
anzutreten, nicht eingehalten. Er ist<br />
sein eigener Manager. Da übernimmt<br />
er sich, statt sich auf seine Karriere<br />
zu konzentrieren. Wenn es stimmt,<br />
dass er 2013 acht Veranstaltungen<br />
auf <strong>die</strong> Beine stellen <strong>so</strong>ll, dann gute<br />
Nacht. Der kann doch nicht jedes<br />
Mal selbst in den Ring.“ Sturm konterte<br />
via Internet-Kurznachrichten<strong>die</strong>nst<br />
Twitter: „Neid ist eine<br />
schlimme Krankheit. Oh man, einer,<br />
der sich aufgibt, will mir was<br />
sagen??? Erst denken, dann lenken,<br />
Graciano...“<br />
Box-Stars als Kellner bei Frank Zander<br />
Gänsebraten<br />
für <strong>die</strong> Armen<br />
Sänger Frank Zander lud zum 18. Mal zur Armenspeisung nach<br />
Berlin in das Estrel-Hotel<br />
Gä n-<br />
sebraten Ein Weltmeister als<br />
für <strong>die</strong> Ar-Kellnermen: Da ließen sich <strong>die</strong> Box-Stars<br />
Arthur Abraham<br />
nicht lange bitten. Graciano Rocchigiani,<br />
Weltmeister Arthur Abraham<br />
und der Trainer des Jahres,<br />
Ulli Wegner, folgten der Einladung<br />
von Frank Zander. Im Festsaal des<br />
Estrel-Hotels feierten 2800 Obdachlose<br />
und bedürftige Berliner das<br />
schönste Weihnachtsfest der Stadt.<br />
Zum 18. Mal lud Sänger Zander zu<br />
Gänsekeulen, Rotkohl und Klößen.<br />
Neben Rocchigiani, Abraham und<br />
Wegner servierten Grünen-Vorsitzender<br />
Cem Özdemir, GZSZ-Schauspieler<br />
Wolfgang Bahro und Natascha<br />
Ochsenknecht den Gänsebraten.<br />
„Mein größter Wünsch wäre es<br />
aber, wenn <strong>so</strong> ein Fest irgendwann<br />
gar nicht mehr notwendig wäre“,<br />
sagte Arthur Abraham, „wenn jeder<br />
ein Zuhause und genug zu essen<br />
hat.“<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
41
Rola El-Halabi<br />
Niederlage<br />
ein Sieg<br />
Tränen nach<br />
der Comeback-<br />
Niederlage: Rola<br />
El-Halabi<br />
„Ich hatte Gänsehau<br />
Es hat<br />
etwas Tröstliches, dass<br />
es in einem Geschäft wie<br />
dem Profiboxen, in dem meist<br />
nur Sieger etwas gelten, Abende<br />
gibt wie <strong>die</strong>sen in der Ulmer<br />
Ratiopharm-Arena, bei denen<br />
das Ergebnis völlig nebensächlich<br />
ist. Natürlich muss man<br />
der Chronistenpflicht folgend<br />
erwähnen, dass Rola El-Halabi<br />
ihren ersten Kampf seit dem<br />
Attentat ihres Stiefvaters Roy<br />
(Hicham) El-Halabi, der ihr am<br />
1. April 2011 in Berlin vier Schüsse<br />
in <strong>die</strong> rechte Schlaghand, das<br />
linke Knie und beide Füße gejagt<br />
hatte und dafür sechs Jahre ins<br />
Gefängnis musste, gegen <strong>die</strong> in<br />
Offenburg lebende Italienerin<br />
Lucia Morelli, 33, verlor, <strong>die</strong><br />
sich damit <strong>die</strong> WM-Gürtel der<br />
Verbände WBF, WIBA und GBU<br />
im Leichtgewicht sicherte. Das<br />
Urteil, eine Mehrheitsentscheidung<br />
(97:93, 96:95, 95:95), war<br />
ab<strong>so</strong>lut korrekt, weil <strong>die</strong> 27-jährige<br />
Rola in den ersten drei Runden<br />
nie das Distanzgefühl fand.<br />
Die letzten sieben Runden<br />
waren <strong>alle</strong>rdings ein enges Gefecht<br />
auf Weltklasseniveau, das<br />
Werbung war für das Frauenboxen.<br />
Beide standen oft Fuß<br />
an Fuß, schlugen sehenswerte<br />
Serien und legten ein hohes<br />
Tempo vor, das vergessen ließ,<br />
dass dort eine Boxerin im Ring<br />
stand, <strong>die</strong> mehr als 30 Monate<br />
inaktiv gewesen war. „In den<br />
ersten Runden war ich zu steif<br />
und unbeweglich, ich habe zu<br />
viel in <strong>die</strong> Luft geschlagen“, sagte<br />
El-Halabi.<br />
All das geriet jedoch in den<br />
Hintergrund angesichts der<br />
Emotionen, <strong>die</strong> das mit großem<br />
medialen Echo begleitete Comeback<br />
auslöste. Schon <strong>die</strong> Nächte<br />
vor dem Kampf müssen unfassbar<br />
anstrengend für <strong>die</strong> im Libanon<br />
geborene Ulmerin gewesen<br />
sein. Von Schlaf, gab sie zu, habe<br />
sie nur träumen können. Die<br />
Wartezeit in der Kabine sei <strong>die</strong><br />
Hölle gewesen, obwohl <strong>die</strong> Trainer<br />
Jürgen Grabosch und Tommy<br />
Wiedemann versuchten, <strong>so</strong><br />
locker wie möglich zu wirken,<br />
um sie abzulenken. Die Gedanken<br />
an das Attentat in Berlin, als<br />
ihr Stiefvater kurz vor ihrer geplanten<br />
WM-Titelverteidigung<br />
gegen <strong>die</strong> Bosnierin Irma Adler<br />
in <strong>die</strong> Kabine gestürmt war und<br />
das Feuer eröffnet hatte, waren<br />
wieder da.<br />
Und waren doch vergessen,<br />
als sie <strong>die</strong> Energie spürte, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
4500 Fans beim Einmarsch auf<br />
sie übertrugen. Mit einem Zweispänner<br />
wurde sie in <strong>die</strong> Arena<br />
gefahren, <strong>die</strong> letzten Meter zum<br />
Ring bahnte sie sich durch ein<br />
Spalier aus Footballspielern, <strong>die</strong><br />
rhythmisch klatschten, begleitet<br />
Ein enger Kampf<br />
auf hohem<br />
Niveau: Lucia<br />
Morelli (rechts)<br />
erwies sich als<br />
zu stark für<br />
Rola El-Halabi<br />
von „Rola“-Sprechchören aus<br />
tausenden Kehlen. „Ich hatte<br />
Gänsehaut, es war einfach nur<br />
gigantisch“, sagte sie. Hier, das<br />
konnte jeder sehen, war eine<br />
Sportlerin, <strong>die</strong> nach Hause kam,<br />
zurück in ein Leben, das sie dennoch<br />
nie wieder <strong>so</strong> leben wird<br />
wie vor dem 1. April 2011.<br />
Allerdings hat sie das auch<br />
nie erwartet. Rola El-Halabi hatte<br />
sich vorgenommen, ihrem<br />
Stiefvater zu beweisen, dass<br />
sein Plan, ihr Leben zu zerstören,<br />
gescheitert ist. Sie hatte eine<br />
Kooperation mit dem TV-Sender<br />
Sat.1 abgelehnt, weil sie keine<br />
Inszenierung wollte, <strong>so</strong>ndern eine<br />
Veranstaltung nach ihren Vorstellungen,<br />
in ihrer Heimatstadt.<br />
Sie hat den Abend mit ihrem<br />
kleinen Team um ihren Verlobten<br />
Kosta Papastergiou in Eigenregie<br />
aufgezogen, mit einigen<br />
Vorkämpfen und einem <strong>so</strong> ungewöhnlichen<br />
wie hochklassigen<br />
Rahmenprogramm aus Artistik,<br />
Tanz und Musik. Finanziell wird<br />
sie mit einem blauen Auge aus<br />
der Veranstaltung herauskommen.<br />
So etwas können Profiboxer<br />
gut wegstecken.<br />
Vor <strong>alle</strong>m aber hat sie sich<br />
eine Gegnerin ausgewählt, <strong>die</strong><br />
zu stark war für jemanden, der<br />
30 Monate nicht geboxt hat, der<br />
sich noch am Mittag vor dem<br />
Kampf um den Ablauf des Vorprogramms<br />
gekümmert hat, und<br />
auf dessen Schultern <strong>die</strong>ser enorme<br />
psychische Druck lastete, ein<br />
überzeugendes Comeback abliefern<br />
zu wollen. Rola El-Halabi<br />
hat sich zu viel zugemutet, keine<br />
Frage, aber was will man anderes<br />
erwarten von einer, <strong>die</strong> auch<br />
in Zeiten größter Not zu stolz<br />
ist, Unterstützung vom Staat zu<br />
nehmen, und <strong>die</strong> Sätze sagt wie<br />
<strong>die</strong>sen: „Ich wollte einen ehrlichen<br />
Kampf gegen eine Gegnerin<br />
auf Weltklasseniveau, um zu<br />
zeigen, dass sich jeder Mensch<br />
seine Grenzen selbst setzt, und<br />
42<strong>BoxSport</strong>
- Das Stehaufmädchen<br />
im Boxring – aber<br />
im wahren Leben!<br />
t, es war einfach nur gigantisch“<br />
dass ich meine Grenzen überschreiten<br />
kann“?<br />
Erst als der letzte Gong ertönt<br />
war, brachen sich <strong>die</strong> Emotionen<br />
Bahn. In den Armen ihres<br />
Trainers Wiedemann, der sie im<br />
Teenageralter zur Kampfsportlerin<br />
gemacht hatte, flossen <strong>die</strong><br />
Tränen, „da ist <strong>alle</strong>s hochgekommen,<br />
was sich aufgestaut<br />
hatte“, sagte der Coach. Bei der<br />
Urteilsverkündung weinten beide<br />
Boxerinnen, auf der Pressekonferenz<br />
wurde weitergeweint.<br />
Und doch waren es Tränen der<br />
Freude, denn <strong>die</strong> Niederlage<br />
war da schon vergessen und ein<br />
möglicher Rückkampf ins Auge<br />
gefasst. „Ich bin auf jeden Fall<br />
zufrieden, denn ich habe meinen<br />
härtesten Kampf, den Kampf zurück<br />
ins Leben, gewonnen“, sagte<br />
El-Halabi.<br />
Sie ist Realistin genug, um<br />
zu wissen, dass der Weg, der<br />
auf sie wartet, kaum leichter<br />
ist. Ihre Geschichte ist jetzt erzählt,<br />
<strong>die</strong> folgenden Kämpfe, <strong>die</strong><br />
sie dem Publikum versprach,<br />
werden wieder weniger Beachtung<br />
finden. Doch das schreckt<br />
<strong>die</strong> Kämpferin nicht ab, im Gegenteil.<br />
„Ich weiß, dass <strong>die</strong>ses<br />
Comeback etwas Einmaliges<br />
war. Aber wenn ich <strong>die</strong> Begeisterung<br />
sehe, mit der mich <strong>die</strong> Menschen<br />
hier getragen haben, dann<br />
denke ich, dass ich <strong>die</strong>sen Standard<br />
halten kann“, sagte sie. „Es<br />
wird schwierig, das zu toppen.<br />
Aber ich lasse mich nicht mehr<br />
unterkriegen, denn ich habe das<br />
Schlimmste überstanden, was<br />
einem Menschen passieren kann<br />
und weiß, wie nebensächlich dagegen<br />
ein Sieg beim Boxen ist.“<br />
Als das Urteil verkündet war<br />
und <strong>die</strong> Konfettikanone ihren<br />
Inhalt mit einem lauten Knall in<br />
den Ring entleerte, da war endgültig<br />
klar, dass Rola El-Halabi<br />
es geschafft hatte, ihr Comeback<br />
ins Leben. Sie, <strong>die</strong> seit dem Attentat<br />
bei jedem platzenden<br />
Luftballon <strong>die</strong> Bilder von damals<br />
im Kopf hat, zuckte nicht einmal<br />
ansatzweise zusammen, als es<br />
knallte, <strong>so</strong>ndern hielt den Blick<br />
in Richtung Ringboden gesenkt.<br />
Jeder, der sie beobachtete, konnte<br />
spüren, dass sie in <strong>die</strong>sem Moment<br />
nur an ihren Sport dachte.<br />
Genau das war es, wonach sie<br />
sich <strong>so</strong> lange gesehnt hatte. „Ich<br />
bin froh und erleichtert, dass es<br />
jetzt vorbei ist“, sagte sie.<br />
Sie wird nun ein paar Tage<br />
ausspannen, sich ausruhen,<br />
Anfang Februar geht es in den<br />
Urlaub, „da will ich abschalten<br />
und versuchen, <strong>die</strong> vergangenen<br />
zwei Jahre irgendwie zu verarbeiten“,<br />
sagte sie. Ein wichtiger<br />
Termin wartete aber noch. Am<br />
16. Januar brachte Rola El-Halabi<br />
ihre Biografie auf den Markt.<br />
Sie heißt „Stehaufmädchen“. Einen<br />
passenderen Titel hätte man<br />
sich nicht ausdenken können.<br />
BJÖRN JENSEN<br />
Der Moment der Urteilsverkündung: Lucia Morelli geht vor Freude in <strong>die</strong> Luft,<br />
Rola El-Halabi ist enttäuscht
Die Rückkehr der Wikinger<br />
Da waren sie noch <strong>alle</strong> beisammen: Die Wikinger Sebastian<br />
Sylvester, Thomas Troelenberg, Gene Pukall, Pedro<br />
Carrion, Winne Spiering, Heiko Hühr, Hartmut Schröder<br />
und Kavin Gebhard (von links) im Jahr 2006<br />
Spiering: „In zwei Jahren m<br />
Fabian Raab <strong>so</strong>ll Arthur Abraham nacheifern – Und<br />
Nach einiger Zeit der<br />
Flaute setzen <strong>die</strong> Wikinger<br />
wieder Segel.<br />
„Wir haben uns im<br />
,Cöpenicker Boxgym‘ bei Uwe<br />
Gorecki im alten Funkwerk<br />
Köpenick eingemietet und beginnen<br />
wieder, das Box-Team<br />
Wikinger neu zu einem starken<br />
Boxstall aufzubauen. Wie wir<br />
trainiert übrigens auch Weltmeisterin<br />
Ramona Kühne vom<br />
SES-Boxstall als Mieterin in Köpenick.<br />
Zunächst werden wir<br />
mit Kleinring-Veranstaltungen<br />
einsteigen, um allmählich wieder<br />
zu wachsen“, träumt Winfried<br />
„Winne“ Spiering nach<br />
drei Jahren Promoter-Pause von<br />
einer rosigen Zukunft. „In zwei<br />
Jahren mischen wir wieder voll<br />
mit.“ Es <strong>so</strong>llen nicht nur Träume<br />
bleiben. Der 59-jährige Spiering<br />
ist schließlich kein Greenhorn<br />
in der Boxszene. Schon vor 21<br />
Jahren veranstalte der gebürtige<br />
Greifswalder in der inzwischen<br />
abgerissenen Berliner Deutschland-H<strong>alle</strong><br />
WM-Kämpfe mit Ralf<br />
Rocchigiani. Zu den Vorkämpfern<br />
zählten damals keine geringeren<br />
als der Olympiasieger und<br />
In bester Lage am Ufer der Dahme: das „Coepenicker Box-Gym“<br />
spätere Profiweltmeister Henry<br />
Maske <strong>so</strong>wie Axel Schulz. „Ich<br />
wollte den Spitzenboxern aus<br />
dem Osten beim Wechsel zu<br />
den Profis helfen“, erinnert sich<br />
Spiering. Mit den Wikingern<br />
Siegfried Kaiser und Fabian Raab<br />
will der nimmermüde Trainer<br />
Hartmut Schröder nach Sebastian<br />
Sylvester weitere Boxer an <strong>die</strong><br />
Spitze führen. Den ersten Anlauf<br />
zur Niveau-Verbesserung schaffte<br />
er mit dem Fürstenwalder<br />
Mittelgewichtler Ronny Mittag,<br />
der <strong>alle</strong>rdings nicht zu den Wikingern<br />
aber zu Schröders Trainingsgruppe<br />
gehört. In seinem<br />
18. Profifight holte sich Mittag<br />
den Junioren-Weltmeistertitel.<br />
Schröder ist fest überzeugt:<br />
„Ronny führe ich zu einem WM-<br />
Kampf. Er pusht <strong>die</strong> gesamte<br />
Trainingsgruppe. Der Bursche<br />
lebt <strong>so</strong>lide und ist ein Spitzentalent.<br />
Davon werden auch meine<br />
Wikinger profitieren.“<br />
Große Stücke hält Winne<br />
Spiering be<strong>so</strong>nders auf Raab:<br />
„Der Junge ist erst ein paar Monate<br />
bei uns. Von dem werdet ihr<br />
noch hören. Fabian kommt aus<br />
Berlin und verfügt über einen<br />
44<strong>BoxSport</strong>
sagenhaften Hammer. Ich bin<br />
überzeugt. Aus dem Burschen<br />
formt Hartmut einen Spitzenboxer.<br />
Arthur Abraham ist Fabians<br />
großes Vorbild. Dem Arthur will<br />
er nacheifern und wenn er <strong>die</strong>sen<br />
Wunsch und <strong>die</strong> Ausdauer<br />
in Einklang bringt, schafft er das<br />
auch.“ Der Tscheche Milan Ru<strong>so</strong><br />
bekam zuletzt Raabs rechte „Kanonenkugel“<br />
zu spüren. Nach<br />
zwei Niederschlägen folgte in<br />
Ru<strong>so</strong>s 17. Profikampf noch in<br />
der ersten Runde das Aus. Spiering:<br />
„Auf <strong>so</strong>lche Kämpfe mit<br />
Fallobst aus Tschechien will ich<br />
in Zukunft verzichten. Es gibt<br />
genug Beispiele, dass es nach<br />
Siegen gegen schwache Gegner<br />
oft mit der großen Boxzukunft<br />
Auch auf ihn setzen <strong>die</strong> Wikinger<br />
künftig: Nachwuchstalent Sigfried<br />
Kaiser<br />
Im Büro der Wikinger: Trainer Hartmut Schröder, Promoter Winne Spiering und Boxer Fabian Raab (von links)<br />
den Wikingern hier im Gym. Da<br />
macht <strong>die</strong> Arbeit wieder Spaß.“<br />
Inzwischen geht Schröder einem<br />
Job bei der Gabel Security<br />
GmbH nach. Das Unternehmen<br />
stellt ihn weitestgehend für das<br />
Training frei.<br />
Winfried Spiering wiederum<br />
hat sein Wikinger-Büro in<br />
Berlin-Friedrichshagen renoviert<br />
und ist voll auf Angriff<br />
fixiert: „Ich habe noch meine<br />
Immobilien und betreibe einen<br />
Sportgeräte-Handel. Im Moment<br />
sind wir noch eine kleine<br />
Box-Truppe. Ich will be<strong>so</strong>nders<br />
Punkten gegen Manuel Charr<br />
(Köln).<br />
Wie in früherer Zeit wollen<br />
<strong>die</strong> Wikinger beweisen, dass<br />
auch aus Jungen gute Profis werden<br />
können, <strong>die</strong> als Amateure<br />
nicht be<strong>so</strong>nders gefördert wurden.<br />
„Deshalb trainiert Schröder<br />
intensiv mit Jugendlichen. Dazu<br />
sind bei uns Hobbyboxer gern<br />
gesehen. Ich sage Hobbyboxer,<br />
weil ich das Wort Managerboxen<br />
nicht hören kann. Erstens<br />
sind <strong>die</strong> meisten Hobbyboxer gar<br />
keine Manager, zudem stelle ich<br />
mir beim Manager-Boxen immer<br />
Sauerland und Kohl im Ring vor.<br />
Das ist unwahrscheinlich.“<br />
Von den Hobbyboxern entwickelte<br />
sich Schwergewichtler<br />
Ben Klug sensationell. Er kletterte<br />
bereits zu zwei Profikämpfen<br />
in das Seilquadrat. Beide<br />
Male verließ er als Sieger den<br />
Ring. „Es geht doch“, schmunzelt<br />
Winfried Spiering. Trainer<br />
Schröder stimmt da nicht zu:<br />
„Boxen ist gefährlich, wenn Ben<br />
Klug als Profi boxen will, muss<br />
er auch wie ein Profi und nicht<br />
wie ein Hobbyboxer trainieren.“<br />
MANFRED HÖNEL<br />
ischen wir wieder voll mit“<br />
Ped ro Carrion kubanische Landsleute verpflichten<br />
vorbei ist, wenn <strong>die</strong> starken Boxer<br />
später kommen. Meine Jungs<br />
<strong>so</strong>llen erst einmal Deutsche<br />
Meister werden, dann sehen wir<br />
weiter.“ Nach Deutschen Meistertiteln<br />
<strong>so</strong>llen al<strong>so</strong> zunächst<br />
Halbschwergewichtler Siegfried<br />
Kaiser und der Stralsunder Halbmittelgewichtler<br />
Stefan Schröder<br />
streben. Der Stralsunder gehört<br />
als Gast ebenfalls zur Trainingsgruppe<br />
Schröder.<br />
Der Trainer ist glücklich,<br />
dass bei den Wikingern jetzt<br />
wieder eine frische Brise weht.<br />
Er war dafür mehrere Wochen<br />
von 8 Uhr morgens bis 21 Uhr im<br />
Gym auf den Beinen, obwohl er<br />
dafür keinen Cent erhielt. „Ich<br />
war froh, wieder im Boxen arbeiten<br />
zu können. Wir haben<br />
jetzt zunächst zwei Boxer und<br />
einige ganz junge Burschen von<br />
Boxer von der Ostseeküste in<br />
meinen Boxstall aufnehmen.<br />
Mit den Jungs aus Greifswald<br />
oder Stralsund hatte ich sportlich<br />
gute Erfahrungen.“ Dann<br />
zieht der „alte Fuchs“ Spiering<br />
ein As aus dem Ärmel: „Demnächst<br />
fängt bei mir der Kubaner<br />
Pedro Carrion als Co-Trainer<br />
von Hartmut Schröder an. Pedro<br />
will zur Verstärkung unseres<br />
Teams vor <strong>alle</strong>m kubanische<br />
Landsleute in unseren Stall<br />
holen.“ Der 2,04 Meter große<br />
Carrion (42) stand 2003 bei der<br />
Amateur-WM in Bangkok im Finale<br />
gegen Alexander Povetkin<br />
und unterlag knapp nach Punkten.<br />
Erst mit 35 Jahren wechselte<br />
der Kubaner zu den Profis. In<br />
seinem dritten von insgesamt<br />
nur zehn Profikämpfen unterlag<br />
der Mann aus der Karibik nach<br />
Die Wikinger sind zurück (v.r.): Boxtrainer Hartmut Schröder, Wiking-Chef Winfried<br />
„Winne“ Spiering, Boxer Fabian Raab und Cutman Heiko Hühr<br />
<strong>BoxSport</strong>45
Ulli Wegner<br />
EXKLUSIV<br />
Der Meistertrainer redet Klartext<br />
Der Mischmasch<br />
aus Amateuren<br />
und Profis bringt<br />
uns nicht weiter<br />
Es fehlen <strong>die</strong> richtigen<br />
Strukturen, um Weltspitze<br />
zu produzieren<br />
Ulli Wegner, zehnmal in Folge Trainer des Jahres, sieht <strong>die</strong> Entwicklungen<br />
im Amateurboxen mit Sorge. Der Cheftrainer des Berliner-<br />
Sauerland-Stalls kritisiert exklusiv im <strong>BoxSport</strong> <strong>die</strong> vielen Meisterschaften<br />
im Nachwuchsbereich, <strong>die</strong> Neuaufteilung der Gewichtsklassen,<br />
<strong>die</strong> World Series des Weltverbandes und erklärt, welche Auswirkungen<br />
<strong>die</strong> Änderungen auf das Profiboxen in Deutschland haben.<br />
Wir Profis brauchen<br />
ein starkes<br />
Amateurboxen in<br />
Deutschland. Denn<br />
<strong>die</strong> erfolgreichen Amateure werden<br />
auch erfolgreiche Profis.<br />
Gerade weil <strong>die</strong> Entwicklung in<br />
<strong>die</strong>sem Bereich <strong>so</strong> wichtig ist,<br />
achtet man be<strong>so</strong>nders darauf.<br />
Auf einmal gibt es U18-<br />
Meisterschaften, <strong>die</strong> der U19,<br />
U21 usw. Dadurch wird das Leistungsvermögen<br />
vermischt. Man<br />
<strong>so</strong>llte am Bewährten festhalten:<br />
Eine Jugendmeisterschaft für <strong>die</strong><br />
Athleten im Alter von 14-16 Jahren,<br />
dann <strong>die</strong> Junioren von 16-<br />
18 und schließlich <strong>die</strong> Senioren.<br />
Punkt. Aus. Denn manche Boxer<br />
werden nun U19-Meister und<br />
denken, sie wären schon wer.<br />
Ständig klagen <strong>die</strong> Funktionäre<br />
über zu wenig Geld und dann<br />
machen sie eine Meisterschaft<br />
nach der anderen. Das verstehe<br />
ich nicht. Da kommt nichts Vernünftiges<br />
bei raus. Wir brauchen<br />
eine ganz klare Übersicht über<br />
<strong>die</strong> Entwicklung der Jungs.<br />
Auch das halbe Profigeschäft,<br />
das der Weltverband AI-<br />
BA jetzt mit der World Series betreibt,<br />
kommt mir ein bisschen<br />
anrüchig vor. Man <strong>so</strong>llte doch<br />
bitteschön klar sagen: Das ist<br />
Profiboxen und das Amateurboxen.<br />
Dieser Mischmasch bringt<br />
uns nicht weiter.<br />
Außerdem bin ich ein ab<strong>so</strong>luter<br />
Gegner der neuen Gewichtsklassenaufteilung.<br />
Die alten<br />
Gewichtsklassen hatten Tradition.<br />
Sie hatten sich bewährt. Sie<br />
können doch nicht auf einmal<br />
schlecht sein. Das hätte man <strong>so</strong><br />
lassen <strong>so</strong>llen. Ich bin ja für Neuerungen.<br />
Aber <strong>die</strong>ses Hin- und<br />
Hergewurschtel ist doch nichts<br />
Vernünftiges. Das kommt doch<br />
beim Zuschauer gar nicht an. Es<br />
kommt mir <strong>so</strong> vor, als würde der<br />
nationale Verband deshalb mitmachen,<br />
weil es der internationale<br />
vorgibt. Damit <strong>die</strong> Herren von<br />
der AIBA ihre Tagungen machen<br />
können, dass sie etwas ändern<br />
können und wichtig sind. Aber<br />
was hat das Amateurboxen jetzt<br />
noch für Reize? Gut, in London<br />
war das olympische Boxturnier<br />
ausverkauft, aber das war eine<br />
Ausnahme, <strong>die</strong> mit der Euphorie<br />
um <strong>die</strong> Spiele zu tun hatte! Zu<br />
unserer Bundesliga, <strong>die</strong> dafür<br />
abgewertet wurde, kommen nur<br />
noch ein paar Leute.<br />
Die Bundesliga<br />
ist abgewertet<br />
Was hatten wir nach der<br />
Wende für starke Mannschaften?<br />
Traktor Schwerin, Frankfurt/Oder,<br />
Frankfurt am Main,<br />
Ahlen, Leverkusen, Berlin – das<br />
war Niveau. Mit <strong>die</strong>sen Teams<br />
konnte man richtig Zuschauer<br />
ziehen. Das müsste heute wieder<br />
entwickelt werden.<br />
Das Beste, was das deutsche<br />
Amateurboxen hat, ist <strong>die</strong> Bundeswehr.<br />
Ich konnte damals als<br />
Bundestrainer dank der Bundeswehr<br />
unter hervorragenden<br />
Bedingungen trainieren, mit genau<strong>so</strong><br />
hoher Qualität wie in der<br />
Ulli Wegner, zehnmal in Folge<br />
Trainer des Jahres in Deutschland<br />
DDR. Sogar noch besser, weil <strong>die</strong><br />
Jungs mehr Geld ver<strong>die</strong>nt haben.<br />
Hinzu kam noch <strong>die</strong> Sporthilfe.<br />
Das war für mich ein Traum.<br />
Natürlich suchen <strong>die</strong> Amateure<br />
mit ihren Neuerungen nach<br />
Möglichkeiten, dass ihre besten<br />
Jungs nicht zu den Profis abwandern.<br />
Allerdings müsste man nur<br />
zusammenarbeiten – und das<br />
kann man mit uns. Wenn <strong>die</strong><br />
Amateur-Funktionäre uns sagen,<br />
wir brauchen <strong>die</strong>sen oder<br />
jenen Jungen noch vier Jahre.<br />
<strong>Warum</strong> denn nicht? Dann muss<br />
es eine bessere Absprache geben.<br />
Schließlich haben auch wir<br />
ein Interesse daran, dass unsere<br />
Boxer eine große Amateurlaufbahn<br />
hinter sich haben. Die ist<br />
für jeden Athleten sehr wertvoll.<br />
Solche Leute wie Marco Huck<br />
und Arthur Abraham, das sind<br />
große Ausnahmen, daran <strong>so</strong>llte<br />
man sich nicht aufhängen. Hinter<br />
ihren Erfolgen steckt wahnsinnig<br />
viel Arbeit. Diesen Jungs<br />
fehlen <strong>die</strong> zahlreichen Turniere,<br />
<strong>die</strong> etwa Sven Ottke, Henry Mas-<br />
46<strong>BoxSport</strong>
ke und Markus Beyer hatten.<br />
Die konnten dank <strong>die</strong>ser Erfahrungen<br />
ihr Leistungsvermögen<br />
richtig einschätzen. Sie mussten<br />
sich unheimlich durchbeißen.<br />
Wir brauchen Leute mit guter<br />
Ausbildung. Ich muss <strong>so</strong> viel<br />
nachholen. Ein Beispiel: Dominik<br />
Britsch ist aus meiner Trainingsgruppe<br />
in vielen Bereichen<br />
der Vielseitigste, er ist in <strong>alle</strong>n<br />
Testbereichen mit Abstand der<br />
Beste. Und trotzdem fehlt ihm<br />
eine harte Amateurlaufbahn:<br />
Welt- und Europameisterschaften,<br />
Turniere in England, Rumänien<br />
und Frankreich, der Chemiepokal.<br />
Auf einmal kommt<br />
ein talentierter ausländischer<br />
Junge – und schon fehlt ihm in<br />
der Stresssituation das Durchbeißen.<br />
Der Wettkampf bleibt<br />
nun einmal immer das Kriterium<br />
der Leistung. Am liebsten hätten<br />
gleich <strong>alle</strong> <strong>die</strong> Hände gehoben<br />
und gesagt: der ist nicht brauchbar.<br />
Aber den Jungen gebe ich<br />
noch nicht auf.<br />
Die großen<br />
Talente sind da<br />
Wenn Marco Huck eine<br />
Amateurlaufbahn gehabt hätte,<br />
hätte er Alexander Povetkin<br />
vorzeitig besiegt. Er hätte nur<br />
ein bisschen taktisch klüger boxen<br />
müssen. Der Povetkin hat ja<br />
geschwommen, du meine Güte.<br />
Über das Urteil möchte ich jetzt<br />
gar nicht reden. Aber Marco hätte<br />
<strong>die</strong> Punktrichter ja eigentlich<br />
gar nicht gebraucht.<br />
Trotz <strong>alle</strong>dem haben wir im<br />
deutschen Amateurboxen gute<br />
Trainer, auch Funktionäre, <strong>die</strong><br />
sich für den Sport einsetzen.<br />
Mit Dr. Michael Bastian haben<br />
wir einen Mann, der <strong>alle</strong> großen<br />
Meisterschaften mitgemacht hat,<br />
der in vielen Bereichen schon<br />
tätig war. An Tyron Zeuge und<br />
Enrico Kölling merkt man, dass<br />
Ralf Dickert ein guter Trainer ist.<br />
Die beiden sind richtig gut ausgebildet.<br />
Es ist ein Glücksfall für<br />
jeden Trainer, mit <strong>so</strong>lchen Jungs<br />
zu arbeiten. Wenn ich nur <strong>so</strong>lche<br />
Leute wie Kölling oder Zeuge bekommen<br />
hätte nach der Zeit mit<br />
Sven Ottke und Markus Beyer,<br />
wäre ich heute ein glücklicher<br />
Mensch. Da kann man unheimlich<br />
was draus machen. Auch in<br />
Valentin Silaghi haben wir einen<br />
erfahrenen Mann. Und Michael<br />
Timm hat schon bewiesen, dass<br />
er es kann.<br />
Es gibt auch weiterhin große<br />
Talente. Ich denke da etwa<br />
an Leichtgewichtler Artur Bril<br />
Mit der AIDA im Orient: Ulli Wegner und Ehefrau Margret mit Kapitän Volker Baumgart und Sportdirektorin Silvia Fürst,<br />
rechts Ex-Schwimm-Weltmeisterin Ute Hascher-Brückner mit Ehemann Gerd und Sohn Tilmann<br />
aus Köln, der hat unheimliche<br />
Anlagen. So schlimm sieht es<br />
al<strong>so</strong> gar nicht aus. Es fehlen nur<br />
<strong>die</strong> richtigen Strukturen und das<br />
Gespür, ab<strong>so</strong>lute Weltspitze zu<br />
produzieren.<br />
Unsere hoffnungsvollsten<br />
Nachwuchs-Boxer bei Sauerland<br />
sind Kölling, Zeuge und<br />
Woge. Sie müssen sich bewähren,<br />
brauchen Prüfungen. Woge<br />
ist ein echter Profi, aber ihn habe<br />
ich leider fünf Jahre zu spät<br />
bekommen. Mal sehen, was<br />
wir aus ihm noch herausholen<br />
können. Auf Arthur Abraham<br />
können wir bauen, der hat sich<br />
wieder gefangen. Auf Yoan Pablo<br />
Hernandez auch, der jetzt <strong>so</strong>gar<br />
Deutscher ist. Bei Huck müssen<br />
wir <strong>die</strong> Entwicklung abwarten.<br />
Ich setze auch auf Eduard Gutknecht<br />
und unsere große Hoffnung<br />
Robert Helenius.<br />
Viele meiner Jungs haben<br />
mich zuletzt gefragt: Trainer,<br />
wie lange machen Sie noch? Um<br />
sie zu beruhigen und um den<br />
Jungs in unserer Trainingsgruppe<br />
Sicherheit zu geben, habe ich<br />
meinen Vertrag mit Sauerland<br />
gerade um drei Jahre verlängert.<br />
Die Verpflichtung von Otto Ramin,<br />
der mit Kubrat Pulev einen<br />
sehr starken Mann hat, empfinde<br />
ich persönlich als Glücksfall.<br />
Er lieferte schon im Amateurbereich<br />
eine hervorragende Arbeit<br />
ab und schließt jetzt daran an.<br />
Otto arbeitet akribisch, auch mit<br />
Dustin Dirks. Es wird al<strong>so</strong> noch<br />
was kommen.<br />
Talk auf der AIDA<br />
Ulli Wegner auf großer Kreuzfahrt. Nach dem WM-Sieg von<br />
Arthur Abraham über den Franzosen Mehdi Bouadla entspannte<br />
der Jahrzehnt-Trainer gemeinsam mit Ehefrau Margret auf der<br />
AIDAblu bei einer Orient-Rundreise. Wer Wegner kennt, weiß,<br />
<strong>so</strong> ganz abschalten kann der Erfolgscoach nie. So war es auch<br />
nicht weiter verwunderlich, dass es sich der Mann mit der markant<br />
rauchigen Stimme selbst in seinem Urlaub nicht nehmen<br />
ließ und bei einem Talk-Abend über seine Biographie sprach,<br />
Interviews gab und Autogramme schrieb. „Aber natürlich habe<br />
ich auch viel gelesen und ordentlich Kraft getankt, damit ich<br />
mich wieder voller Energie in <strong>die</strong> Arbeit stürzen kann“, sagte<br />
Wegner.<br />
Auf der AIDA stellte Ulli Wegner sein<br />
Buch vor und erzählte aus seinem<br />
Leben<br />
<strong>BoxSport</strong> 47
Zwei Niederlagen –<br />
Viel Pech bei Niederlage gegen Italien in Göppingen:<br />
Was für ein sensationeller<br />
Auftakt! Mit<br />
einem technischen<br />
Knockout-Sieg in<br />
Runde eins über Olympiateilnehmer<br />
Jahin Vittorio Parrinello<br />
<strong>so</strong>rgte Veaceslav Gojan in Göppingen<br />
für einen Donnerschlag<br />
im ersten Kampf der German<br />
Eagles gegen Titelverteidiger<br />
Italia Thunder. Sollte <strong>die</strong> Revanche<br />
der Eagles gegen den<br />
favorisierten Gruppenzweiten<br />
in der World Series of Boxing<br />
(WSB) doch gelingen? Rund<br />
1500 jubelnde Zuschauer in der<br />
EWS-Arena wirkten wie elektrisiert.<br />
Doch am Ende stand es<br />
3:2 für <strong>die</strong> Gäste. Auch wenn<br />
es denkbar knapp ausging und<br />
das Urteil gegen Lokalmatador<br />
Kastriot Sopa umstritten war:<br />
Letztlich war „Dolce & Gabbana<br />
Italia Thunder“ zu stark für <strong>die</strong><br />
obendrein ersatzgeschwächten<br />
German Eagles.<br />
Weil zuvor auch der Heimkampf<br />
gegen Kasachstan in<br />
Hannover mit 1:4 verloren ging,<br />
muss nun an den verbleibenden<br />
vier Kampftagen der in Göppingen<br />
eröffneten Rückrunde schon<br />
ein kleines Wunder geschehen, Qualifikationsrang vier erreicht.<br />
damit das deutsche Team noch Der Einzug ins Viertelfinale der<br />
Schwergewichtler Erik Pfeifer (links) besiegte Tony Yoka nach Punkten und bleibt in<br />
der World Series weiter ungeschlagen<br />
Gleich schlägt es beim Italiener Jahin Vittorio Parrinello (links) ein,<br />
Eagle Veaceslav Gojan siegt durch K.o.<br />
Weltliga ist akut gefährdet.<br />
Die German Eagles verharren<br />
mit insgesamt sieben Punkten<br />
nach sechs Kampftagen und<br />
zwei Siegen <strong>so</strong>wie nunmehr<br />
vier Niederlagen weiterhin auf<br />
dem vorletzten Rang fünf vor<br />
den völlig abgeschlagenen USA<br />
Knockouts.<br />
Die Eagles müssen nun<br />
gleich zweimal in Folge auswärts<br />
antreten: am 1. Februar in<br />
der Ukraine und am 9. Februar<br />
in Reno im Bundesstaat Nevada<br />
gegen das Team der USA. Zwei<br />
Hoffnungsschimmer, denn <strong>die</strong><br />
Eagles konnten in der Hinrunde<br />
beide schlagen. Danach kommen<br />
aber <strong>die</strong> starken British<br />
Lionhearts nach Deutschland,<br />
bevor <strong>die</strong> Adler zum bislang unbesiegten<br />
Gruppenprimus nach<br />
Kasachstan fliegen. Die dort beheimateten<br />
Astana Arlans sind<br />
derzeit <strong>die</strong> Besten beider Sechsergruppen.<br />
Die jeweils ersten<br />
Vier erreichen das Viertelfinale<br />
am 22. und 23. März. Das Team,<br />
welches am Ende das WSB-Finale<br />
gewinnt, streicht eine Million<br />
Dollar Titelprämie ein.<br />
Gegen Kasachstan hatten<br />
<strong>die</strong> Eagles den ersten von fünf<br />
Kämpfen schon am Vortag auf<br />
der Waage verschenkt. Weil<br />
Razvan Andreiana das Bantamgewicht<br />
bis 54 Kilogramm nicht<br />
brachte, er lag 850 Gramm über<br />
dem Limit, hatten <strong>die</strong> Kasachen<br />
bereits vor dem ersten Gong den<br />
ersten Sieg sicher. So verloren<br />
<strong>die</strong> Eagles das letzte Vorrundenduell<br />
in der Gruppe B deutlich<br />
1:4. Hätte Andreiana seinen<br />
Kampf gewonnen, <strong>die</strong> Adler hätten<br />
mit einem 2:3 in der Endabrechnung<br />
zumindest noch einen<br />
Punkt verbuchen können – einen<br />
wichtigen Punkt im Kampf<br />
um den Einzug ins Viertelfinale.<br />
So durfte Andreiana zwar gegen<br />
Bagdad Alimbekov kämpfen, er<br />
setzte <strong>so</strong>gar <strong>die</strong> klareren Treffer<br />
und der Kasache musste in der<br />
dritten Runde angezählt werden.<br />
Aber gepunktet wurde eben<br />
nicht mehr – der Sieger stand ja<br />
bereits fest. Der einzige Punkt für<br />
das Team von Eagles-Cheftrainer<br />
Valentin Silaghi gelang einem<br />
Iren – und das auch noch gegen<br />
einen Landsmann. Der deutsche<br />
48<strong>BoxSport</strong>
Eagles droht der Abflug<br />
Lokalmatador Sopa verlor umstritten nach Punkten<br />
WSB auf einen Blick<br />
Gruppe A<br />
Algerien – Argentinien 2:2<br />
Mexiko – Russland 3:2<br />
Aserbaidschan – Polen 5:0<br />
Polen – Mexiko 3:2<br />
Tabelle:<br />
Kämpfe Punkte<br />
Aserbaidschan Baku Fires 5 15<br />
Mexiko Guerreros 6 13<br />
Hussars Polen 6 9<br />
Argentinien Condors 5 7<br />
Russland Boxing Team 3 4<br />
Algerien Desert Hawks 5 3<br />
Gruppe B<br />
Ukraine – England 4:1<br />
Deutschland – Kasachstan 1:4<br />
Italien – USA 5:0<br />
England – USA 5:0<br />
Kasachstan – Ukraine 4:1<br />
Deutschland – Italien 2:3<br />
Argentinien – Aserbaidschan 2:3<br />
Tabelle:<br />
Kämpfe Punkte<br />
Astana Arlans Kasachstan 6 18<br />
Italia Thunder 6 13<br />
British Lionhearts 6 12<br />
Ukraine Otamans 6 8<br />
German Eagles 6 7<br />
USA Knockouts 6 -1<br />
Ire David Oliver Joyce setzte sich<br />
im Leichtgewicht deutlich nach<br />
Punkten (49:46, 49:46, 49:46)<br />
Ein unglücklicher Verlierer: Kastriot Sopa (links) musste sich Branimir Stankovic<br />
umstritten nach Punkten geschlagen geben<br />
gegen den kasachischen Iren<br />
Eric Martin Donovan durch.<br />
In Göppingen sicherten sich<br />
<strong>die</strong> Eagles aufgrund der Siege<br />
von Gojan (Olympiadritter von<br />
2008 aus Moldawien) und Erik<br />
Pfeifer im Schwergewicht dagegen<br />
immerhin einen Punkt. Die<br />
Entscheidung im Leichtgewicht<br />
fiel unter den Augen von Weltmeisterin<br />
Alesia Graf, Firat Arslan<br />
und Ex-Europameister Luan<br />
Krasniqi zudem äußerst knapp<br />
gegen Lokalmatador Kastriot<br />
Sopa (VfL Neckargartach) aus.<br />
Die entscheidenden Donnerschläge<br />
von „Italia Thunder“<br />
trafen <strong>die</strong> deutschen Adler Stefan<br />
Härtel, der sich dem schwer<br />
zu boxenden Rechtsausleger<br />
William Mclaughlin aus Irland<br />
geschlagen geben musste, <strong>so</strong>wie<br />
Satula Abdulai, der als Ersatzmann<br />
für den verletzten Kevin<br />
Gegen Kasachstan holte der Ire David Oliver Joyce (rechts) den<br />
einzigen Punkt für Deutschland, er besiegte seinen Landsmann Eric<br />
Martin Donovan<br />
Künzel gegen den erfahrenen Litauer<br />
Vitalijus Subacius klar verlor.<br />
Dagegen wurde neben Gojan<br />
auch Erik Pfeifer seiner Favoritenrolle<br />
gerecht. Der schwere<br />
Adler und designierte AIBA-Profi<br />
ist nach seinem trotz anfänglicher<br />
Probleme sehenswerten<br />
Sieg über das französische Riesentalent<br />
Tony Yoka weiterhin<br />
ungeschlagen in der WSB.<br />
„Wir hatten gehofft, vor heimischem<br />
Publikum gegen Italien<br />
zu gewinnen. Den Kampf von<br />
Sopa haben wir anders gesehen<br />
als <strong>die</strong> Punktrichter“, erklärte<br />
Trainer Silaghi und dankte dem<br />
Göppinger Publikum für „<strong>die</strong>se<br />
Bombenstimmung“. Silaghi:<br />
„Wir werden nun versuchen<br />
unsere Chancen zu steigern, das<br />
Viertelfinale doch noch zu erreichen.“<br />
Dafür würde der Coach<br />
seinen Schützlingen gerne mehr<br />
Vorbereitungszeit gönnen: „Es<br />
stehen schwere Zeiten bevor,<br />
aber wir wollen das Beste herausholen.“<br />
PETER JASCHKE<br />
ERGEBNISSE<br />
German Eagles – Italia<br />
Thunder 2:3<br />
Bantamgewicht<br />
Veaceslav Gojan t.K.o. 1. Runde über<br />
Jahyn Vittorio Parrinello<br />
Leichtgewicht<br />
Branimir Stankovic 3:0-PS über Kastriot<br />
Sopa<br />
Mittelgewicht<br />
William McLaughlin 3:0-PS über Stefan<br />
Härtel<br />
Halbschwergewicht<br />
Vitalijus Subacius t.K.o. 4. Runde über<br />
Satula Abdulai<br />
Schwergewicht<br />
Erik Pfeiffer 3:0-PS über Tony Yoka<br />
German Eagles – Astana<br />
Arlans Kasachstan 1:4<br />
Bantamgewicht<br />
Bagdad Alimbekov kampflos über Razvan<br />
Andreiana<br />
Leichtgewicht<br />
David Oliver Joyce 3:0-PS über Eric<br />
Martin Donovan<br />
Mittelgewicht<br />
Sergiy Derevyanchenko 3:0-PS über Xhek<br />
Paskali<br />
Halbschwergewicht<br />
Hrvoje Sep 3:0-PS über Serge Michel<br />
Schwergewicht<br />
Filip Hrgovic 3:0-PS über Eric Brechlin<br />
<strong>BoxSport</strong> 49
Ein Deutscher vermarktet <strong>die</strong> AIBA-Pläne<br />
Uwe Alten aus Frankfurt am Main hat für Sportmarketing-Agenturen<br />
im Auftrag großer Unternehmen schon im Bereich Fußball, Formel<br />
1, Tennis und Golf gearbeitet. In Lausanne, dem Hauptquartier des<br />
Internationalen Amateur-Box-Verbands (AIBA), ist er jetzt als Chef<br />
des neugegründeten Boxing Marketing Arms (BMA) verantwortlich<br />
für den weltweiten Aufbau der Profi-Box-Plattform. Par<strong>alle</strong>l dazu<br />
wurde <strong>die</strong> „World Series of Boxing“ (WSB) weiter entwickelt.<br />
Die Idee hinter dem Konzept: Die WSB ist als semiprofessioneller<br />
Team-Wettbewerb eine Art Aufbausystem für junge Boxer, bevor sie<br />
sich entscheiden, ob sie wirklich Individualboxen auf Profi-Niveau<br />
umsetzen wollen. Ab Sommer 2013 will <strong>die</strong> AIBA ein „weltumspannendes<br />
Individualranking etablieren – und <strong>die</strong> zugrundeliegenden<br />
Kämpfe organisieren“. In einem Interview mit der deutschen Ausgabe<br />
des Wallstreet Journals hat Alten auch gesagt: „Den einzigen<br />
Champion in jeder Gewichtsklasse küren künftig wir.“<br />
Ein erster Schritt war 2010 <strong>die</strong> Einführung der halbprofessionellen<br />
WSB, für welche <strong>die</strong> AIBA laut Alten in der laufenden Sai<strong>so</strong>n <strong>alle</strong>in 5,8<br />
Millionen Euro Preisgeld ausschüttet. „Bei den Spielen 2016 in Rio<br />
werden 56 AIBA-Profis und zehn über <strong>die</strong> Individualfinals der WSB<br />
Qualifizierte dabei sein“, gab AIBA-Boss Dr. Ching-Kuo Wu gegenüber<br />
der Nachrichtenagentur Reuters das große Ziel vor.<br />
Das<br />
sport<br />
gespräch<br />
Peter Jascke mit Uwe Alten<br />
Uwe Alten, Chef des<br />
neugegründeten Boxing<br />
Marketing Arms der AIBA<br />
Was <strong>die</strong> AIBA-Boxer<br />
Profis: 100.000 im Jahr – WSB bringt 3000 pro Sieg – Inv<br />
Boxsport: Herr Alten, sind<br />
Sie noch guter Dinge, oder bereuen<br />
Sie es schon, den Job übernommen<br />
zu haben, für <strong>die</strong> AIBA<br />
<strong>die</strong> World Series of Boxing WSB<br />
und <strong>die</strong> Profi-Box-Reihe APB zu<br />
vermarkten?<br />
Uwe Alten: Ich bin noch guter<br />
Dinge und zwar deswegen,<br />
weil wir, um das ganze Thema<br />
hinzubekommen, einen großen<br />
Investor brauchen. Und da sind<br />
wir relativ weit. Und wir haben<br />
gesehen, dass <strong>die</strong> Athleten <strong>die</strong><br />
Entwicklung auch goutieren: Bis<br />
jetzt hat nach Olympia noch kein<br />
Medaillengewinner bei einem<br />
Promoter unterschrieben. Das<br />
bedeutet für uns: Wir tun etwas,<br />
was <strong>die</strong> Athleten gut finden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie weit sind Sie<br />
damit, für <strong>die</strong> WSB auch einen<br />
großen Fernsehsender ins Boot<br />
zu holen?<br />
Alten: Das ist für <strong>die</strong>se Sai<strong>so</strong>n<br />
noch nicht unser Ziel gewesen.<br />
Das Ziel hieß<br />
für 2012/13,<br />
ordentliche<br />
Events auf<br />
<strong>die</strong> Beine<br />
zu stellen.<br />
Wir machen<br />
eine<br />
TV-HD-<br />
Produktion,<br />
weil<br />
wir jedem<br />
zeigen wollen,<br />
dass <strong>die</strong><br />
AIBA das kann.<br />
Die WSB-Kämpfe<br />
werden al<strong>so</strong> live auf Laola-TV,<br />
dem Livestreaming-Kanal<br />
von Sport 1, hochauflösend im<br />
Internet übertragen, damit der<br />
Boxfan sich das in hoher Qualität<br />
anschauen kann. Wir hoffen,<br />
dass der ein oder andere Fernsehsender<br />
das mitbekommt,<br />
dass hier gute sportliche Auseinandersetzungen<br />
zu sehen sind,<br />
und eventuell mal<br />
eine Reportage<br />
darüber bringt.<br />
Und dass<br />
wir dann,<br />
wenn das<br />
Individual<br />
Ranking<br />
der AIBA-<br />
Profis im<br />
kommenden<br />
Sommer<br />
anfängt, eventuell<br />
einen Sender<br />
ansprechen<br />
Hat große Pläne: Ching-Kuo<br />
Wu, Präsident des Internationalen<br />
Amateur-Box-Verbandes<br />
und mit dem zum Abschluss<br />
kommen können.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was für ein Kraftakt!<br />
Alten: Ja, und das kostet<br />
auch ein paar Euro. Doch wir<br />
wollen den Fans, dem Publikum<br />
und der Öffentlichkeit ja zeigen,<br />
dass <strong>die</strong> Kämpfe auf hohem<br />
sportlichem Niveau sind, dass<br />
wir den Boxern <strong>die</strong> Bühne geben,<br />
<strong>die</strong> ihnen gebührt, und dass<br />
wir in der Lage sind, das auch zu<br />
finanzieren. Die TV-Anstalten<br />
<strong>so</strong>llen sagen können: Respekt,<br />
dafür, dass es ein neues Produkt<br />
ist, geben <strong>die</strong> sich schon ganz<br />
schön Mühe.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie sind Sie eigentlich<br />
zu dem Job bei der AIBA<br />
gekommen?<br />
Alten: Ich bin angesprochen<br />
worden von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
KPMG, mit<br />
ihnen zusammen einen Businessplan<br />
zu entwickeln, der erst<br />
mal eine Basis schafft und Fragen<br />
beantwortet: Kann <strong>die</strong> AIBA<br />
das machen? Welchen Wert hat<br />
eigentlich Boxsport monetär<br />
weltweit? Auf welchen Märkten<br />
kann man mit Boxsport Geld<br />
ver<strong>die</strong>nen? Wie viele Boxer haben<br />
wir überhaupt weltweit? In<br />
50<strong>BoxSport</strong>
welcher Form wird Profiboxen<br />
heute betrieben? Und wie müsste<br />
unser Modell aussehen, damit<br />
wir das erfolgreich implementieren<br />
können? Das haben wir<br />
über ein paar Monate gemacht.<br />
Und dann ganz klassisch einen<br />
Businessplan für einen Venture-<br />
Capital-Startup entwickelt. Und<br />
jetzt haben wir dafür einen klassischen<br />
Investor gesucht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie einen<br />
gefunden, und wenn ja, wen?<br />
Alten: Wir sind hier auf einem<br />
guten, konstruktiven Weg.<br />
Wir denken, noch im ersten<br />
Quartal <strong>die</strong>ses Jahres ein Ergebnis<br />
präsentieren zu können.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind das ganze<br />
Unternehmen rein kaufmännisch<br />
angegangen. Hatten Sie<br />
vorher schon irgendwann mal<br />
etwas mit Boxen am Hut?<br />
Alten: Gar nichts, und das ist<br />
das Witzige dran, denn ich glaube,<br />
man geht ganz anders an etwas<br />
ran, wenn man ganz unvoreingenommen<br />
ist und gar nichts<br />
davon weiß. Bei Olympia habe<br />
ich beobachtet, dass Leichtathletik<br />
<strong>die</strong> meisten Teilnehmernationen<br />
hat, Boxen kam schon an<br />
Nummer zwei mit 78 Nationen.<br />
Da sagt man sich: Das hat eine<br />
globale Relevanz. Dabei verbindet<br />
Boxen <strong>alle</strong> Schichten von<br />
niedrigen Einkommensgruppen<br />
bis zum Millionär. Es spricht<br />
sehr viele Menschen an. Und es<br />
ist enorm faszinierend, durch <strong>die</strong><br />
Kraft, <strong>die</strong> Anstrengung, <strong>die</strong> Dynamik<br />
und Angstüberwindung,<br />
<strong>die</strong> der Sportler dafür braucht.<br />
Und für mich war es faszinierend<br />
und anspornend, einer <strong>so</strong>lchen<br />
olympischen Kern-Sportart<br />
einen Relaunch dergestalt zu<br />
geben, dass wir 2016 sagen können:<br />
Wir haben <strong>die</strong> besten Boxer<br />
der Erde professionell in Rio<br />
boxen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Nach <strong>BoxSport</strong>-<br />
Informationen werden den<br />
künftigen APB-Profis der AI-<br />
BA vier Kämpfe pro Jahr zu je<br />
25.000 Euro netto zugesichert.<br />
Abgaben werden über das APB-<br />
Management automatisch abgeführt.<br />
Das heißt, <strong>die</strong> Boxer sind<br />
<strong>so</strong>zial abgesichert. Die semiprofessionellen<br />
WSB-Kämpfer erhalten<br />
3000 Euro pro Sieg und<br />
500 Euro „Schmerzensgeld“ bei<br />
Niederlage.<br />
Alten: Die Zahlen stimmen<br />
und ich denke sie zeigen, dass<br />
wir hier ein vernünftiges Maß<br />
gefunden haben, einem Großteil<br />
der olympischen Boxer ein<br />
professionelles Betreiben ihres<br />
Sports zu ermöglichen, <strong>die</strong> weitere<br />
Teilnahmemöglichkeit an<br />
den Olympischen Spielen zu<br />
rechtfertigen und auch einen<br />
Weg aufzuzeigen, sich in einem<br />
fairen und transparenten Profi-<br />
Wettbewerb zu messen. Wenn<br />
man den Sport in den Mittelpunkt<br />
der vielfältigen Entscheidungen<br />
stellt, <strong>die</strong> bei einem<br />
<strong>so</strong>lchen Projekt zu treffen sind,<br />
dann muss am Ende der finanzielle<br />
Rahmen stimmen. Das kann<br />
aber nicht das Hauptargument<br />
für einen Boxer sein.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Während <strong>die</strong><br />
WSB-Gage sehr lukrativ ist,<br />
erscheint das APB-Salär im<br />
Verhältnis zu manchen Profi-<br />
Börsen bescheiden oder wie sehen<br />
Sie das? Könnten Sie damit<br />
Amateur-Stars wie den Ukrainer<br />
Vasile Lomachenko (Doppel-<br />
Olympiasieger und Doppel-Weltmeister)<br />
locken?<br />
Alten: Wir werden nicht <strong>alle</strong><br />
ver<strong>die</strong>nen<br />
estor und TV-Sender gesucht<br />
überzeugen und sicherlich nicht<br />
mit jedem Angebot aus den Profi-Ställen<br />
mithalten können. Das<br />
wollen wir aber auch nicht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Kennen und<br />
wertschätzen <strong>die</strong> Athleten ihre<br />
Pläne?<br />
Alten: Wir sehen an den<br />
wenig stattgefundenen Wechseln<br />
zu den Profi-Ställen nach<br />
den Olympischen Spielen in<br />
London, dass <strong>die</strong> Sportler unsere<br />
Strategie mitgehen. Sicherlich<br />
müssen wir weitere Wege finden<br />
und beispielsweise über Spon<strong>so</strong>rengelder<br />
oder Werbeverträge<br />
Einnahmen für <strong>die</strong> Sportler zu<br />
steigern. Wir bekommen sehr<br />
viel Zustimmung für unser Vorhaben,<br />
professionelles Boxen<br />
ehrlich und nachvollziehbar im<br />
Sinne des Sports und der Sportler<br />
zu vermarkten. Deshalb sind<br />
wir sicher, dass wir uns mit <strong>die</strong>ser<br />
Strategie durchsetzen werden.<br />
Kommentar<br />
Wo sind denn<br />
<strong>die</strong> Olympiasieger?<br />
World Series – Jeder<br />
kosmopolitische<br />
Sportfreund denkt<br />
da <strong>so</strong>fort an Baseball.<br />
Best of Seven – das sind seit<br />
110 Jahren <strong>die</strong> Endspiele zwischen<br />
Yankees, Giants, Dodgers<br />
und <strong>so</strong> weiter. Die World Series<br />
in den Vereinigten Staaten gelten<br />
gleichsam als Weltmeisterschaft,<br />
weil traditionell nirgendwo<br />
auf der Welt <strong>die</strong>se Art<br />
von Schlagball besser und professioneller<br />
gespielt wird. Nun<br />
hat sich eine Sportart, <strong>die</strong> auch<br />
mit Schlagen zu tun hat, nicht<br />
mit Keulen,<br />
<strong>so</strong>ndern mit<br />
Fäusten, <strong>die</strong>sen<br />
Qualitätsbegriff<br />
zu eigen<br />
gemacht:<br />
World Series<br />
of Boxing. Der<br />
Etikettenklau<br />
ist gleichzeitig<br />
Etikettenschwindel.<br />
Gold schmeckt ihm: Der britische<br />
Olympiasieger im Superschwergewicht<br />
Anthony Joshua<br />
Denn nicht<br />
einmal <strong>die</strong> besten olympischen<br />
Boxer, geschweige denn <strong>die</strong><br />
<strong>Klitschkos</strong>, Wards oder Mayweathers,<br />
mischen in <strong>die</strong>ser<br />
Weltliga mit. Aber <strong>die</strong> bei den<br />
Olympischen Spielen in Peking<br />
und London medaillenlosen<br />
Deutschen.<br />
Als „German Eagles“ treten<br />
sie an. Das ehrgeizige Projekt<br />
des einstigen Amateur-Weltverbandes<br />
AIBA (As<strong>so</strong>ciation Internationale<br />
de Boxe Amateur), das<br />
Profiboxen neu zu erfinden und<br />
dabei den olympischen Status<br />
zu wahren, findet hierzulande<br />
bislang kaum <strong>die</strong> erhoffte Aufmerksamkeit.<br />
Wenig Zuschauer.<br />
Zwischen 500 und 1200 besuchten<br />
<strong>die</strong> bisherigen Heimkämpfe<br />
Fernsehen? Nur bei „Laola.TV“<br />
im Internet werden <strong>die</strong> Kämpfe<br />
gezeigt.<br />
Box-Experte und Journalist<br />
Hartmut Scherzer<br />
Mit großen Plänen ist der Internationale Amateur-Box-Verband (AIBA)<br />
angetreten. Die Herren aus Lausanne wollen nicht weniger als <strong>die</strong> Weltherrschaft.<br />
Mit der „World Series of Boxing“ und künftig auch eigenen<br />
Profis <strong>so</strong>ll <strong>die</strong> Box-Revolution gelingen. Künftig <strong>so</strong>ll es nur noch einen<br />
Weltmeister geben – natürlich aus dem Hause AIBA. Box-Experte Hartmut<br />
Scherzer deckt <strong>die</strong> Schwächen der Weltverbands-Pläne auf.<br />
Die großspurige Ankündigung<br />
der AIBA, <strong>die</strong> Londoner<br />
Olympiasieger und Medaillengewinner<br />
würden dem Weltwettbewerb<br />
mit zwölf Teams<br />
Glanz und Glamour verleihen,<br />
hat sich bisher nicht bewahrheitet.<br />
In Kuba ist Profiboxen verboten.<br />
Damit f<strong>alle</strong>n schon mal<br />
zwei Olympiasieger weg.<br />
Jeweils zwei Olympiasieger<br />
stellen auch <strong>die</strong> Ukraine und<br />
Großbritannien. Die beiden Ukrainer<br />
Oleksandr Usyk (Schwergewicht)<br />
und Vasile Lomachenko<br />
(Leichtgewicht) ließen sich<br />
immerhin<br />
zu jeweils<br />
einem<br />
Kampf, <strong>alle</strong>rdings<br />
erst<br />
mitten in<br />
der Sai<strong>so</strong>n,<br />
hinreißen.<br />
Englands<br />
Super-<br />
Star und<br />
-Schwergewichtler<br />
Anthony Joshua wird von den<br />
Profimanagern mit lukrativen<br />
Angeboten gejagt, will aber der<br />
AIBA treu bleiben, um in Rio<br />
2016 sein Gold zu verteidigen.<br />
An Geld fehlt es der AIBA<br />
(noch) nicht. Der Verband finanziert<br />
mit 5,8 Millionen Euro<br />
<strong>die</strong> gesamte Weltliga, al<strong>so</strong> auch<br />
<strong>die</strong> „German Eagles“, hat zusätzlich<br />
ein Preisgeld von einer<br />
Million Dollar für das siegreiche<br />
Team des Turniers ausgesetzt<br />
und garantiert jedem Boxer 3000<br />
für einen Sieg. Der zweite britische<br />
Olympiasieger Luke Campbell<br />
ver<strong>die</strong>nt zur Zeit beim Fernsehen<br />
mehr als im Boxring. Der<br />
Bantamgewichtler läuft lieber<br />
Schlittschuh in der britischen<br />
Promiserie „Dancing on Ice“ als<br />
<strong>die</strong> Handschuhe für <strong>die</strong> „British<br />
Lionhearts“ anzuziehen.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
51
Von Präsident Wu zum Chef der AIBA-Regelkommission berufen<br />
Helmut Ranze<br />
Wir erreichen Helmut<br />
Ranze am Mobiltelefon.<br />
Gerade sitzt<br />
er am Steuer seines<br />
Autos auf der Rückfahrt von<br />
Bonn in seine Wahlheimat nach<br />
Worms. Der frühere Chefbundestrainer<br />
des Deutschen<br />
Boxsport-Verbands (DBV) hat<br />
in der früheren Bundeshauptstadt<br />
sein Visum für Algerien<br />
beantragt. Das ist nämlich sein<br />
nächstes Ziel. Dort gilt es dafür<br />
zu <strong>so</strong>rgen, dass der Weltboxliga-<br />
Heimkampf der „Algeria Desert<br />
Hawks“ gegen <strong>die</strong> „Argentina<br />
Condors“ ordentlich über <strong>die</strong><br />
Bühne geht.<br />
Das ist der Job eines Technischen<br />
Delegierten als eine Art<br />
Oberaufseher im Auftrag des<br />
Weltboxverbands AIBA. Und<br />
weil Ranze als einer der weltweit<br />
besten seines Fachs gilt,<br />
wurde er jetzt befördert: AIBA-<br />
Präsident Dr. Ching-Kuo Wu<br />
(Taiwan) hat den 1948 in Welver<br />
im Kreis Soest geborenen<br />
Ranze zum Vorsitzenden der<br />
einflussreichen Technik- und<br />
Regelkommission ernannt, zunächst<br />
kommissarisch bis zum<br />
AIBA-Kongress 2014.<br />
In <strong>die</strong>ser Eigenschaft <strong>so</strong>ll<br />
Ranze auch <strong>die</strong> Vorbereitung<br />
und den Ablauf der Weltmeisterschaften<br />
der männlichen Elite<br />
im kommenden Oktober in<br />
Kasachstan beaufsichtigen. Der<br />
bisherige Amtsinhaber Franco<br />
Falcinelli (Italien) war zugunsten<br />
seiner neuen Aufgaben als<br />
AIBA-Vizepräsident und Präsident<br />
des europäischen Konti-<br />
Weltreisender<br />
in Sachen Boxen<br />
In der ganzen Welt für den<br />
Boxsport unterwegs:<br />
Helmut Ranze<br />
nentalverbands<br />
EUBC von <strong>die</strong>sem<br />
Posten zurückgetreten.<br />
Als bisheriger<br />
Vizechef<br />
habe Ranze mit<br />
Führungsqualität<br />
und Fachkenntnis jene<br />
„Technical- and Rules<br />
Commission“, wie der Fachausschuss<br />
in der AIBA-Amtssprache<br />
auf Englisch heißt, zusammen<br />
mit Falcinelli in den vergangenen<br />
sechs Jahren „zu einer der<br />
produktivsten und wertvollsten<br />
innerhalb des Weltverbands<br />
gemacht“. So formuliert Wu in<br />
seinem Ernennungsschreiben<br />
an Ranze.<br />
„Das sind zwei sehr ehrenvolle<br />
Berufungen für mich“,<br />
findet Ranze, doch der 64-Jährige<br />
weiß eben<strong>so</strong>, was ihn, auch<br />
bereits im Vorfeld der WM, an<br />
Arbeit erwartet: „Bald geht es<br />
Schlag auf Schlag.“ Längst ist<br />
<strong>die</strong>ser Mann ein Weltreisender<br />
in Sachen Boxsport. Bereits seit<br />
1962 <strong>die</strong>ser Sportart verbunden,<br />
wurde der Diplom-Sportlehrer<br />
und vormalige Bundeswehr-<br />
Die AIBA-Regelkommission (von oben links nach unten links im Uhrzeigersinn): Ho<br />
Kim (Executive Officer), Angel Villareal (USA), Abdelilah Oudhgiri (Marokko), Yue<br />
Yan (China), Syed Abdul Kadir (Singapur), Richard Thomas (Schottland), Jae Kyu<br />
Jung (Südkorea), Luiz Boselli (Brasilien), Franco Falcinelli (Italien, sitzend 2.v.r.),<br />
Ching-Kuo Wu (AIBA-Präsident), Helmut Ranze, Mukhamadali Karimov (Usbekistan)<br />
Offizier vor 32 Jahren<br />
Bundestrainer.<br />
Zwischen 1980<br />
und 2004 war er<br />
bei 13 Weltmeisterschaften<br />
und<br />
sieben Olympischen<br />
Spielen<br />
dabei, galt 2005<br />
als „Dienstältester<br />
<strong>alle</strong>r Bundestrainer“.<br />
Von 1991 bis<br />
2008, als er nach den für<br />
<strong>die</strong> deutschen Boxer medaillenlosen<br />
Spielen von Peking zurück-,<br />
aber vorübergehend auch<br />
aus gesundheitlichen Gründen<br />
kürzer treten musste, stand<br />
Ranze als Chefbundestrainer<br />
und zuletzt auch als DBV-Sportdirektor<br />
in der Verantwortung.<br />
Doch bei Olympia in London<br />
saß Ranze, seit 2009 Träger<br />
des Bundesver<strong>die</strong>nstkreuzes am<br />
Bande, wieder in offizieller Mission<br />
am Boxring. Davor hatte er<br />
auch <strong>die</strong> Kampfstätte der Frauen-WM<br />
im chinesischen Qinhuangdao<br />
inspiziert, wo er eben<strong>so</strong><br />
wie schon bei verschiedenen<br />
Nachwuchs-Weltmeisterschaften<br />
und zuletzt bei den U22-EM<br />
im vergangenen Dezember in<br />
Russland als Supervi<strong>so</strong>r der AI-<br />
BA im Einsatz war.<br />
Ein weiterer Beweis für den<br />
guten Ruf, den Ranze genießt:<br />
Im Oktober 2010 benannte man<br />
ihn zu einem von 13 Kontrolleuren,<br />
<strong>die</strong> den Start der globalen<br />
Liga World Series of Boxing<br />
(WSB) begleiten <strong>so</strong>llten. Bis<br />
heute überwacht Ranze als einer<br />
der Wegbereiter den korrekten<br />
Ablauf der semiprofessionellen<br />
Serie, <strong>die</strong> gegründet wurde, damit<br />
erfolgreiche olympische Boxer<br />
nicht länger vorzeitig zu den<br />
Profis abwandern.<br />
Die Boxer im deutschen<br />
WSB-Team der German Eagles<br />
<strong>so</strong>wie das Publikum zeigen<br />
sich begeistert von der glänzend<br />
aufgemachten Reihe, <strong>die</strong><br />
Kämpfer freilich auch von den<br />
relativ ansehnlichen Gagen in<br />
Höhe von 3000 Euro pro Sieg.<br />
Somit steht Ranze an vorderster<br />
Front, was <strong>die</strong> Entwicklung des<br />
Boxsports betrifft. Wu forderte<br />
ihn in seinem Ernennungsschreiben<br />
ausdrücklich dazu<br />
auf, als Chef der Regelkommission<br />
konsequent weiter daran<br />
zu arbeiten. 2013 startet auch<br />
<strong>die</strong> Profi-Sparte der AIBA, <strong>die</strong><br />
es eben<strong>so</strong> ins Regelwerk einzuflechten<br />
gilt. Helmut Ranze geht<br />
<strong>die</strong> Arbeit nicht aus.<br />
Peter Jaschke<br />
52 <strong>BoxSport</strong>
Wiking Boxteam • Scharnweberstr. 119 • 12587 Berlin • Tel.: 030 - 29 66 87 34 • Fax: 030 - 29 66 87 35
Lieber Leh<br />
Das Interview<br />
Aber in Rio 2016 will er sich noch den<br />
sport<br />
Manfred Hönel mit Stefan Härtel<br />
Der Boxer Stefan Härtel (24) ist<br />
mehrfacher Deutscher Meister,<br />
Gewinner des Chemiepokals und<br />
gewann bei der EM und Militär-<br />
WM Bronzemedaillen. Bei den<br />
Olympischen Spielen von London<br />
belegte der Mittelgewichtler einen<br />
fünften Rang. Im Dezember<br />
wählten ihn <strong>die</strong> Leser und Experten<br />
des <strong>BoxSport</strong>s zu Deutschlands<br />
„Amateurboxer des Jahres<br />
2012“. Härtel bestritt bisher 171<br />
Kämpfe, von denen er 133 gewann.<br />
<strong>BoxSport</strong> sprach mit dem<br />
Berliner über seine Zukunft.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind zum<br />
Amateurboxer des Jahres gewählt<br />
worden. Bedeutet Ihnen<br />
<strong>die</strong>se Wahl etwas?<br />
Stefan Härtel: Der Boxsport<br />
wird von intensivsten Boxfans<br />
gelesen, wenn man da als Amateurboxer<br />
des Jahres gewählt<br />
wird, empfinde ich das als eine<br />
große Ehre. Die Fans und Experten<br />
erkennen meine Leistung,<br />
dass spornt mich für <strong>die</strong> Zukunft<br />
an.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie hätten nach<br />
London zu den Profis wechseln<br />
können, warum bleiben Sie<br />
Amateur?<br />
Härtel: Der wichtigste Grund<br />
für mich sind <strong>die</strong> Olympischen<br />
Spiele. Ich liebe Olympia. Wer<br />
dort eine Medaille holt, gehört<br />
für mich zu den ganz Großen<br />
im Sport. In London habe ich<br />
<strong>die</strong> Medaille verpasst, deshalb<br />
nehme ich jetzt noch einmal Anlauf,<br />
um mir vielleicht in Rio de<br />
Janeiro den Traum zu erfüllen.<br />
Ich fühle mich als Amateur auch<br />
sicherer. Da nagt eine Niederlage<br />
nicht gleich an der Existenz. Als<br />
Amateur kannst du einen Kampf<br />
einmal verlieren und trotzdem<br />
Weltmeister werden. Bei den<br />
Profis kostet eine Niederlage <strong>so</strong>fort<br />
Geld.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie schätzen Sie<br />
Ihre Möglichkeiten für <strong>die</strong> Vorbereitung<br />
der Olympischen Spiele<br />
2016 ein?<br />
Härtel: Ich muss schon ehrlich<br />
sagen, mir werden vom DBV<br />
optimale Möglichkeiten geboten.<br />
Ich gehöre zur Bundeswehr-<br />
Sportfördergruppe in Bruchsal<br />
und trainiere bei Markus Abramowski<br />
am Olympiastützpunkt<br />
in Berlin. Ich kann zahlreiche internationale<br />
Turniere bestreiten<br />
Bei den Olympischen<br />
Spielen in London<br />
war Stefan Härtel,<br />
hier mit Trainer<br />
Ralf Dickert, der<br />
erfolgreichste<br />
deutsche Boxer<br />
Boxer, Student, Soldat:<br />
Der Berliner Stefan Härtel<br />
wie im März den Chemiepokal<br />
in H<strong>alle</strong> an der Saale. Mich drücken<br />
keine finanziellen Sorgen.<br />
Ich werde wieder bei den Kämpfen<br />
der Weltboxserie eingesetzt,<br />
wie zuletzt gegen Mailand in<br />
Göppingen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie stu<strong>die</strong>ren an<br />
der Berliner Humboldt-Universität<br />
auf Lehramt in Sport und<br />
Geschichte, wie bringen Sie Sport<br />
und Beruf unter einen Hut?<br />
Härtel: Die Humboldt-Uni<br />
kommt mir sehr entgegen. Ich<br />
muss mein Studium nicht in<br />
der Regelstu<strong>die</strong>nzeit beenden.<br />
Ich habe schon einige Module<br />
hinter mir und dadurch bereits<br />
mehrere Scheine in der Tasche.<br />
Meine Eltern sehen das etwas<br />
anders, aber ich bleibe ruhig und<br />
lasse mir Zeit. Ich denke, vor den<br />
Olympischen Spielen 2016 kann<br />
ich längst mein Diplom vorzeigen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Ihre bisherigen<br />
Trainingspartner Enrico Kölling<br />
und Tyron Zeuge wechselten als<br />
Profis in den Sauerlandstall. Ärgert<br />
Sie das?<br />
Härtel: Wir sind gute Freunde<br />
geworden. Trotzdem verstehe<br />
ich <strong>die</strong> beiden, wenn sie einen<br />
anderen Weg wählen. Ich traue<br />
Enrico und Tyron durchaus eine<br />
große Profikarriere zu. Be<strong>so</strong>nders<br />
Tyron ist ein unglaubliches<br />
Sporttalent. Er hätte auch als<br />
Profifußb<strong>alle</strong>r oder als Volley-<br />
54<strong>BoxSport</strong>
als Profi<br />
Olympia-Traum erfüllen<br />
Gegen den Briten Anthony Ogogo (links), der mittlerweile einen Profivertrag bei Oscar De<br />
La Hoyas „Golden Boy Promotions“ unterschrieben hat, schied Stefan Härtel bei Olympia<br />
in London aus. Das Urteil war zweifelhaft.<br />
b<strong>alle</strong>r eine Chance. Im Boxen<br />
sehe ich ihn schon als großen<br />
Weltmeister, wenn seine Trainer<br />
Tyrons Fleiß herauskitzeln.<br />
Im Training zählt Tyron nämlich<br />
nicht gerade zu den Übereifrigen.<br />
Für <strong>die</strong> beiden Profis wachsen<br />
nun neue Boxer nach wie<br />
Abu Abdulraman von Eintracht<br />
Berlin oder Arajk Marutyan aus<br />
Schwerin.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Nach den Olympischen<br />
Spielen sind Sie in der<br />
Versenkung verschwunden. Was<br />
war los?<br />
Härtel: Ich musste gleich<br />
mehrere Sachen erledigen. Zuerst<br />
habe ich an der Uni ein paar<br />
Prüfungen in trockene Tücher<br />
gebracht, dann ab<strong>so</strong>lvierte ich in<br />
Warendorf einen sechswöchigen<br />
Lehrgang bei der Bundeswehr<br />
und schließlich musste ich mich<br />
auch noch einer Stimmband-<br />
Operation unterziehen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Glauben Sie an<br />
eine Zukunft der World Series of<br />
Boxing (Weltboxliga)?<br />
Härtel: Unbedingt. Die<br />
Weltliga ist nicht nur sportlich<br />
interessant. Sie bietet uns Athleten<br />
umfangreiche Möglichkeiten,<br />
uns zu entwickeln, Geld zu<br />
ver<strong>die</strong>nen und im olympischen<br />
Rennen zu bleiben. Ich bin fest<br />
überzeugt, <strong>die</strong> WSB wird sich<br />
ihren Platz im internationalen<br />
Boxkalender erkämpfen. Sie<br />
steht noch am Anfang, aber<br />
wenn <strong>die</strong> Geldgeber bei der Stange<br />
bleiben und ein TV-Sender <strong>die</strong><br />
meist anspruchsvollen Kämpfe<br />
überträgt, sehe ich für <strong>die</strong> WSB<br />
eine gute Zukunft.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie beurteilen<br />
Sie den Wegfall des Kopfschutzes<br />
bei den Amateuren?<br />
Härtel: Ich finde, der Kopfschutz<br />
bei den Amateuren<br />
hätte bleiben <strong>so</strong>llen, um den<br />
Unterschied zur WSB zu dokumentieren.<br />
Jetzt ist der einzige<br />
Unterschied, dass bei der WSB<br />
mit freiem Oberkörper und zwei<br />
Runden länger geboxt wird. Zunächst<br />
werden bei den Amateuren<br />
<strong>die</strong> Verletzungen steigen,<br />
denn zahlreiche Amateure boxen<br />
mit dem Kopf nach vorn,<br />
weil sie durch den Kopfschutz<br />
gedeckt waren. Das zu ändern,<br />
ist jetzt eine Trainingsfrage.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie sind Sie zum<br />
Boxen gekommen?<br />
Härtel: Boxen liegt in der<br />
Familie. Mein Vater ist Boxtrainer<br />
bei Lichtenberg 47 in Berlin.<br />
Er hat mich schon mit sieben<br />
Jahren zum Training mitgenommen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie sind Sie ins<br />
neue Jahr gekommen und was<br />
haben Sie sich für 2013 vorgenommen?<br />
Härtel. Ich war mit meiner<br />
Freundin Franziska bei einer<br />
Auch in <strong>die</strong>sem<br />
Jahr will Stefan<br />
Härtel wieder beim<br />
traditionsreichen<br />
Chemiepokal<br />
in H<strong>alle</strong> im<br />
Mittelgewicht<br />
siegen<br />
Homeparty. Es war sehr lustig.<br />
Mein Vorhaben für 2013? Ein<br />
paar Prüfungen an der Uni und<br />
ein möglichst großes Boxjahr<br />
mit einem dritten Sieg beim Chemiepokal,<br />
Siege bei der WSB, einen<br />
Deutschen Meistertitel und<br />
möglichst eine Medaille bei EM<br />
oder WM.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wollen Sie im<br />
Mittelgewicht bleiben?<br />
Ohne Kopfschutz und Trikot:<br />
Stefan Härtel (links) war auch<br />
für <strong>die</strong> German Eagles in der<br />
World Series erfolgreich<br />
Härtel: Das Mittelgewicht<br />
ist durch meine Größe eine gute<br />
Chance für mich. Es ist zwar<br />
hart, jetzt noch zwei Kilo mehr<br />
Gewicht zu machen. Das Limit<br />
wurde von bisher 75 kg auf 73<br />
kg gedrückt. Dadurch muss ich<br />
noch mehr abkochen. Ich wiege<br />
meist 76 kg, das geht gerade<br />
noch <strong>so</strong>, um ohne Kraftverlust<br />
auf 73 kg zu kommen.<br />
<strong>BoxSport</strong> 55
Fünf Medaillen bei der U22-EM in Kaliningrad<br />
Marutyan um Einzug<br />
ins Finale betrogen<br />
Radovan mit Silber erfolgreichster DBV-Boxer<br />
Mit Rückenwind startet<br />
<strong>die</strong> junge Garde<br />
der Boxer mit dem<br />
Bundesadler auf der<br />
Trikotbrust ins Jahr 2013: Im<br />
russischen Kaliningrad (Königsberg)<br />
fanden unter dem Titel<br />
„Olympic Hopes“ erstmals <strong>die</strong><br />
U22-Europameisterschaften der<br />
Olympiahoffnungen zwischen<br />
19 und 22 Jahren statt.<br />
Dank des Vizemeistertitels<br />
für den Kölner Denis Radovan<br />
<strong>so</strong>wie der vier Bronzemedaillen<br />
für Hamza Touba (Neuss), Arayk<br />
Marutyan (Schwerin), Igor Teziev<br />
(Esslingen) und Christian<br />
Lewandowski (Greifswald) belegte<br />
Deutschland den sechsten<br />
Platz im Medaillenranking.<br />
Allerdings holte <strong>die</strong> Gastgebernation<br />
Russland sechs Titel,<br />
während Boxer aus Armenien,<br />
Aserbaidschan, Irland und Ukraine<br />
jeweils eine Goldmedaille<br />
mit nach Hause brachten.<br />
„Fünf Medaillen – wann hatten<br />
wir das international zuletzt?<br />
Doch vor dem Halbfinale waren<br />
wir noch <strong>die</strong> zweitstärkste Nation<br />
hinter Russland“, sagt Mannschaftsleiter<br />
Dr. Michael Bastian,<br />
der sich in Anbetracht der<br />
Umstände einerseits zufrieden<br />
zeigte, andererseits aber auch<br />
erneut feststellte: „Wir fühlen<br />
uns ungerecht behandelt.“<br />
Der beste<br />
Deutsche:<br />
Denis Radovan<br />
(ganz links) auf<br />
dem Podium in<br />
Kaliningrad<br />
Bastian ist überzeugt:<br />
„Mindestens einen Europameister<br />
hätten wir ver<strong>die</strong>nt<br />
gehabt, nämlich Marutyan.“<br />
Der nationale Weltergewichts-<br />
Champion aus Schwerin lieferte<br />
dem späteren U22-Titelgewinner<br />
Artem Zelenkovskiy,<br />
dem Dritten der jüngsten russischen<br />
Meisterschaften, nach<br />
Auskunft von Bastian mehr<br />
Denis Radovan<br />
kämpfte sich zur<br />
Silbermedaille<br />
durch<br />
als nur einen ausgeglichenen<br />
Halbfinalkampf.<br />
„Marutyan hat den Russen<br />
im Griff gehabt, doch drei osteuropäische<br />
Punktrichter im fünfköpfigen<br />
Kampfgericht haben<br />
konsequent gegen uns gepunktet“,<br />
meint der deutsche Delegationschef.<br />
So verlor der deutsche<br />
Hoffnungsträger für Olympia<br />
2016 – neben dem verletzten<br />
Wolfsburger Olympiateilnehmer<br />
Patrick Wojcicki – gegen den<br />
offenbar mit Heimvorteil ausgestatten<br />
Zelenkovskiy mit 14:17.<br />
Erneut traf es eben<strong>so</strong> auch<br />
Touba, der schon <strong>die</strong> Olympiaqualifikation<br />
in der Türkei im<br />
Frühjahr 2012 aufgrund eines<br />
Fehlurteils <strong>so</strong> tragisch verpasst<br />
hatte. Allerdings räumt Bastian<br />
ein, dass dem Neusser bei<br />
seinem ersten internationalen<br />
Start im Fliegengewicht auch<br />
noch etwas <strong>die</strong> physischen Voraussetzungen<br />
fehlten. In den<br />
vergangenen beiden Jahren war<br />
Touba schließlich im Halbfliegen<br />
angetreten. In <strong>die</strong>sem Limit trat<br />
in Kaliningrad der international<br />
unerfahrene Deutsche Meister<br />
Sergey Neumann (Saterland) an.<br />
Obendrein hatte sich Touba<br />
einen Infekt eingefangen und<br />
<strong>so</strong>llte wegen akuter Halsschmerzen<br />
eigentlich im Halbfinale gar<br />
nicht mehr antreten. Doch Touba<br />
bestand darauf zu starten. Trotz<br />
<strong>alle</strong>m verlor <strong>die</strong> Deutsche Meister-„Fliege“<br />
laut Bastian ebenfalls<br />
unver<strong>die</strong>nt, zumindest aber<br />
überhöht gegen den amtierenden<br />
Elite-Europameister Salman<br />
Alizada aus Aserbaidschan mit<br />
15:19 nach Punkten, nachdem<br />
er zuvor den Engländer Edwards<br />
hatte bezwingen können, wenn<br />
auch nur knapp mit 14:12.<br />
Allenfalls ein schwacher<br />
Trost: Touba-Bezwinger Alizada<br />
wurde im Finale von dem ebenfalls<br />
erst 19-jährigen Russen Vasily<br />
Vetkin förmlich deklassiert:<br />
Der Dritte der jüngsten Jugend-<br />
56<strong>BoxSport</strong>
Arayk Marutyan war nur mithilfe eines Fehlurteils vom<br />
Einzug ins Finale zu stoppen<br />
WM bezwang Alizada mit 21:9<br />
und sicherte sich damit seine<br />
erste Elite-Trophäe.<br />
Der Ire Ja<strong>so</strong>n Quigley war es,<br />
der im Mittelgewichtsfinale den<br />
Titeltraum von Radovan platzen<br />
ließ: Nach drei gewonnenen EM-<br />
Kämpfen verlor der zweifache<br />
Deutsche Meister vom SC Colonia<br />
jede der drei Kampfrunden<br />
gegen Quigley mit jeweils zwei<br />
Punkten Rückstand, was am Ende<br />
eine 11:17-Niederlage bedeutete.<br />
Bastians Urteil: „Das war<br />
zwar ein enger Kampf, aber das<br />
Ergebnis geht in Ordnung. Da<br />
würde ich nie etwas sagen.“<br />
Dem Junioren-WM-Dritten<br />
und späteren Vize-Europameister<br />
der U23 im Halbschwer, Petru<br />
Ciobanu aus Moldawien, musste<br />
sich der nationale U21-Meister<br />
Teziev aus dem baden-württembergischen<br />
Esslingen nach zwei<br />
vorangegangenen Siegen im<br />
Halbfinale beugen. Dagegen unterlag<br />
der superschwere Greifswalder<br />
Lewandowski, ebenfalls<br />
Deutscher U21-Meister, in der<br />
Runde der besten Vier dem späteren<br />
Titelgewinner Egor Plevako<br />
aus der Ukraine.<br />
„Diese beiden international<br />
noch unerfahrenen Jungs haben<br />
gute Leistungen gezeigt und <strong>die</strong><br />
Trainer damit angenehm überrascht“,<br />
findet Bastian. In der<br />
Ringecke von Kaliningrad standen<br />
<strong>die</strong> DBV-Trainer Ralf Dickert<br />
(Berlin) und Zoltan Lunka (Heidelberg).<br />
Für Artur Bril, den zweiten<br />
Kölner im insgesamt neunköpfigen<br />
deutschen Aufgebot, lief es<br />
dagegen nicht gut: Nach der verletzungsbedingten<br />
Pause in Folge<br />
eines Einsatzes bei der World<br />
Series of Boxing (WSB) unterlag<br />
Hamza Touba lieferte trotz Infekts eine tolle Leistung<br />
in Kaliningrad ab<br />
der U19-Weltmeister von 2010<br />
nach einem Sieg in seinem zweiten<br />
Kampf dem Waliser Joseph<br />
Cordina, den der Deutsche Eugen<br />
Burhard in seinem früheren<br />
Limit bei den WM 2011 in Baku<br />
geschlagen hatte. Cordina konnte<br />
auch nicht ins Finale vorstoßen.<br />
„Bril wirkte zum Jahresende<br />
etwas müde. Wir hatten<br />
aber auch keine unmittelbare<br />
Wettkampfvorbereitung wie <strong>die</strong><br />
anderen Nationen“, erklärt Bastian.<br />
Dies sei dem Terminchaos<br />
um <strong>die</strong> U22-EM geschuldet gewesen.<br />
Da lange unklar war, ob<br />
der EU-Boxverband (EUBC) <strong>die</strong>se<br />
überhaupt durchführt, waren<br />
auch öffentliche Fördergelder<br />
zugunsten der U19-WM „umbewilligt“<br />
worden. Folge: Die<br />
Landesverbände der U22-Starter<br />
mussten jeweils 2000 Euro an Eigenanteil<br />
aufbringen.<br />
Dazu kamen noch per<strong>so</strong>nelle<br />
Engpässe: Statt dem zwar hochtalentierten,<br />
aber international<br />
noch zu wenig erfahrenen Erik<br />
Sokolov (Waldkraiburg) hätten<br />
eigentlich Militär-Europameister<br />
Edgar Walth (Straubing) oder der<br />
frühere U17-Weltmeister und nationale<br />
U21-Meister Theo Krechlok<br />
(Berlin) im Aufgebot stehen<br />
<strong>so</strong>llen, <strong>die</strong> jedoch beide gesundheitlich<br />
noch nicht wieder auf<br />
der Höhe sind.<br />
Angesichts all <strong>die</strong>ser Störgrößen<br />
zieht Bastian unterm<br />
Strich „im Prinzip zufrieden,<br />
aber wegen der Fehlurteile etwas<br />
grantig“ Bilanz. Als Kampfrichter<br />
war der Thüringer Bernd<br />
Kemmerling im Einsatz, als Technischer<br />
Delegierter hatte Helmut<br />
Ranze (Worms) das Sagen am<br />
Ring in Kaliningrad.<br />
Peter Jaschke<br />
49 Kg: 11 Teilnehmer<br />
Sergey Neumann (BO Saterland) - 17:19 PN<br />
g. Istvan Lakatos (HUN)<br />
52 Kg: 12 Teilnehmer<br />
Hamza Touba (BR Neuss) - 14:12 PS ü.<br />
Charlie Edwards (ENG)<br />
Hamza Touba (BR Neuss) - 15:19 PN g. Salman<br />
Alizade (AZE)<br />
56 Kg: 16 Teilnehmer<br />
Erik Sokolov (VfL Waldkraiburg) - 06:15 PN<br />
g. Declan Geraghty (IRL)<br />
60 Kg: 15 Teilnehmer<br />
Artur Bril (Colonia Köln) - 15:06 PS ü. Mateusz<br />
Polski (POL)<br />
Artur Bril (Colonia Köln) - 08:15 PN g. Joseph<br />
Cordina (WAL)<br />
64 Kg: 18 Teilnehmer<br />
Artem Harutyunyan (TH Eilbeck) - 11:17 PN<br />
g. Gaybatulla Gadzhialiyev (AZE)<br />
69 Kg: 14 Teilnehmer<br />
Arayk Marutyan (Traktor Schwerin) - 13:04<br />
PS ü. Valeriy Sybru (MDA)<br />
Arayk Marutyan (Traktor Schwerin) - 12:05<br />
PS ü. Ricardas Kubcaitis (LTU)<br />
Arayk Marutyan (Traktor Schwerin) - 14:17<br />
PN g. Artem Zelenkovskiy (RUS)<br />
75 Kg: 18 Teilnehmer<br />
Denis Radovan (Colonia Köln) - 16:12 PS ü.<br />
Emil Ahmedov (AZE)<br />
Denis Radovan (Colonia Köln) - 21:11 PS ü.<br />
Evgeniy Dolgolevits (BLR)<br />
Denis Radovan (Colonia Köln) - 17:08 PS ü.<br />
Davied Faraci (SUI)<br />
Denis Radovan (Colonia Köln) - 11:17 PN g.<br />
Ja<strong>so</strong>n Quigley (IRL)<br />
Der Medaillenspiegel:<br />
Der Greifswalder Christian Lewandowski unterlag erst im Halbfinale<br />
dem späteren Titelgewinner Egor Plevako aus der Ukraine<br />
Ergebnisse der DBV-Boxer in Kaliningrad<br />
81 Kg: 12 Teilnehmer<br />
Igor Teziev (Fit Box Esslingen) - RSC-S. 3.R.<br />
ü. Nathan Thorley (WAL)<br />
Igor Teziev (Fit Box Esslingen) - 20:17 PS ü.<br />
Yago Kizirial (GEO)<br />
Igor Teziev (Fit Box Esslingen) - 09:16 P g.<br />
Petru Chobanu (MDA)<br />
91 Kg: 11 Teilnehmer<br />
(von Deutschland nicht besetzt)<br />
91+ Kg: 12 Teilnehmer<br />
Christian Lewandowski (BC Greifswald) -<br />
22:17 PS ü. Patar Belberov (BLR)<br />
Christian Lewandowski (BC Greifswald) -<br />
15:08 PS ü. Mantas Valavichus (LTU)<br />
Christian Lewandowski (BC Greifswald) -<br />
13:23 PN g. Egor Plevako (UKR<br />
Die Ergebnisse der Finals:<br />
49 Kg: Karim Sogomonyan (ARM) - 11:10<br />
PS ü. Hugh Maers (IRL)<br />
52 Kg: Vasiliy Vetkin (RUS) - 21:09 PS ü.<br />
Salman Alizade (AZE)<br />
56 Kg. Vladimir Nikitin (RUS) - 17:07 PS ü.<br />
Aram Avacyan (ARM)<br />
60 Kg: Elvin Isaev (AZE) - 17:13 PS ü. Maksim<br />
Shmiglev (RUS)<br />
64 Kg: Avak Uzlyan (RUS) - 13:08 PS ü.<br />
Evaldas Petrauskas (LTU)<br />
69 Kg: Artem Zelenkovskiy (RUS) - 21:17<br />
PS ü. Zaal Kvachatadze (GEO)<br />
75 Kg: Ja<strong>so</strong>n Quigley (IRL) - 17:11 PS ü.<br />
Denis Radovan (GER)<br />
81 Kg: Dmitriy Bivol (RUS) - 12:03 PS ü.<br />
Pertu Ciubanuo (MDA)<br />
91 Kg: Evgeniy Tishenko (RUS) - 22:07 PS<br />
ü. Gevorg Manukyn (UKR)<br />
91+Kg Egor Plevako (UKR) - 22:21 PS ü.<br />
Gasan Gimbatov (RUS)<br />
Rang: Nation Gold Silber Bronze Gesamt:<br />
01 Russland 6 2 2 10<br />
02 Aserbaidschan 1 1 2 4<br />
02 Ukraine 1 1 2 4<br />
04 Armenien 1 1 1 3<br />
05 Irland 1 1 - 2<br />
06 Deutschland - 1 4 5<br />
07 Litauen - 1 1 2<br />
08 Georgien - 1 - 1<br />
08 Moldawien - 1 - 1<br />
17 Nationen 10 10 20 40<br />
<strong>BoxSport</strong> 57
Der Meistermacher<br />
Hans Gerd Rosik ist der <strong>die</strong>nstälteste Manager der Box-Bundesliga.<br />
Seit 2003 eilt er mit dem Velberter BC von einem Deutschen Meistertitel<br />
zum nächsten, mittlerweile zum elften. Der gebürtige Velberter<br />
brachte es mit einem Großhandel für Met<strong>alle</strong> zu Wohlstand.<br />
Nach wie vor leitet der 74-Jährige sein Unternehmen. Seit 52 Jahren<br />
ist er verheiratet. Mit seiner Frau Edda hat er drei Kinder und vier<br />
Enkelkinder.<br />
Zum Boxsport ist Rosik durch Neugier gekommen. Die Trainingsh<strong>alle</strong><br />
des Velberter BC war nur zwei Kilometer von seinem Elternhaus entfernt.<br />
Er wollte sich unbedingt einmal das Training anschauen und<br />
ist geb<strong>lieben</strong>. Seit 1948 gehört er dem Velberter BC an. Sein Traum,<br />
selbst einmal als Amateur im Ring zu stehen, blieb jedoch unerfüllt.<br />
Als Jugendlicher verlor Rosik bei einem schweren Unfall fast sein<br />
gesamtes Augenlicht. Trotzdem kam er vom Boxsport nicht los. Im<br />
Verein ist er für <strong>die</strong> Bundesliga verantwortlich, eine Aufgabe, <strong>die</strong><br />
er wie kein zweiter beherrscht. Wer glaubt, dass der Grandseigneur<br />
des Boxsports ans Aufhören denkt, irrt gewaltig. Er hat mit seinem<br />
Verein noch viel vor.<br />
Kein Wanderpokal:<br />
Die Deutsche<br />
Meisterschaft ist<br />
in festen Händen,<br />
nämlich denen von<br />
Velberts Macher<br />
Hans Gerd Rosik<br />
Das<br />
sport<br />
INTERVIEW<br />
Wolfgang Wycisk mit Hans Gerd Rosik<br />
Velberts Erfolgsgehei<br />
<strong>BoxSport</strong>: 2010 hat der Weltverband<br />
AIBA mit der World Series<br />
of Boxing (WSB) eine Mega-<br />
Liga ins Leben gerufen. Wird<br />
<strong>die</strong> WSB irgendwann einmal <strong>die</strong><br />
Bundesliga zugrunde richten?<br />
Hans Gerd Rosik: Auf keinen<br />
Fall. Es ist eher fraglich, ob<br />
<strong>die</strong> WSB erfolgreich sein wird.<br />
Noch habe ich keine Veranstaltung<br />
im Fernsehen gesehen. Man<br />
braucht aber das Fernsehen, um<br />
<strong>die</strong> Kämpfe einem großen Publikum<br />
zeigen zu können. Perspektivisch<br />
wird man nämlich <strong>die</strong><br />
Einnahmen aus den Senderechten<br />
benötigen, <strong>so</strong>nst trägt sich<br />
<strong>die</strong>se Liga nicht. Die Werbung<br />
muss auch verbessert werden,<br />
denn ganz ehrlich, wer außer<br />
den eingefleischten Anhängern<br />
kennt <strong>die</strong> WSB? Wie ich gehört<br />
habe, bezahlt <strong>die</strong> AIBA <strong>die</strong> Kosten<br />
für <strong>die</strong> deutsche Mannschaft<br />
und nicht der DBV oder <strong>die</strong> Vereine.<br />
Das ist gut.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Dann ist in der<br />
Bundesliga al<strong>so</strong> <strong>alle</strong>s Friede,<br />
Freude, Eierkuchen?<br />
Rosik: Nein, auch das Liga-<br />
Management hat Hausaufgaben<br />
zu tun. Auf dem letzten Ausschuss<br />
haben wir zwar einhellig<br />
beschlossen, in sechs Gewichtsklassen<br />
zu boxen, aber das war<br />
ein Fehler. Wir müssen wieder<br />
auf acht Kämpfe kommen. Dadurch<br />
wird <strong>die</strong> Liga noch spannender.<br />
Das fordern auch <strong>die</strong> Zuschauer.<br />
Unseren Fans fehlen das<br />
Leicht- und das Superschwergewicht.<br />
Ich denke dabei aber auch<br />
an <strong>die</strong> betroffenen Sportler. Wir<br />
haben ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit genommen,<br />
erstklassig zu boxen.<br />
Dann <strong>die</strong> Gewichtsklassen, in<br />
Im Februar verabschiedete Hans Gerd Rosik den gebürtigen Tadschiken Rustan<br />
Rahimov nach dessen letztem Kampf<br />
denen geboxt wird: Überall weichen<br />
wir von der olympischen<br />
Norm ab.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie gehen aber<br />
mit dem Liga-Management heftig<br />
ins Gericht.<br />
Rosik: Quatsch, das ist eine<br />
ganz normale Lernkurve. Wir<br />
haben Fehler gemacht, jetzt<br />
müssen wir darüber sprechen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Zwei Gewichtsklassen<br />
mehr würden aber auch<br />
mehr Kosten verursachen.<br />
Rosik: Stimmt, deshalb<br />
müssen <strong>die</strong> Vereine überlegen,<br />
wie sie neue Spon<strong>so</strong>ren gewinnen<br />
können. In Velbert haben<br />
wir beschlossen, neue Wege<br />
zu gehen. <strong>Warum</strong> nicht einmal<br />
ein Betriebsfest oder eine Weihnachtsfeier<br />
mit Weltklasse-Boxen<br />
bei Henkel, Bayer, Mercedes<br />
oder Rheinmetall? Wissen Sie,<br />
was da für eine Stimmung aufkommen<br />
würde? Was das für ein<br />
Erlebnis für <strong>die</strong> Mitarbeiter wäre?<br />
Wir denken weit über <strong>die</strong> altbackene<br />
Werbepartnerschaft hinaus.<br />
Sie ist einfach nicht mehr<br />
zeitgemäß.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Zehnmal hintereinander<br />
Deutscher Meister. Das<br />
58<strong>BoxSport</strong>
Hans Gerd Rosik mit seinen Meisterboxern: Peter Mullenberg, Konstantin Buga, Gottlieb Weiß, Denis Makarov, Eugen Burhard, Artur Bril, Stefan Sittner und Erik Pfeifer<br />
(von rechts)<br />
hat bis jetzt keiner geschafft.<br />
Was ist das Geheimnis ihres Erfolges?<br />
Rosik: Ganz einfach, Velbert<br />
ist zuverlässig. Wenn wir einmal<br />
eine Zusage geben, dann halten<br />
wir sie auch. Wer in Velbert boxt,<br />
mnis heißt Vitali Boot<br />
<strong>BoxSport</strong>: Stichwort Wojcicki:<br />
Für Velbert kämpfen<br />
<strong>die</strong> Besten des deutschen Boxsports.<br />
Das kostet. Gehört<br />
<strong>die</strong> erste Mannschaft des Velberter<br />
BC Hans Gerd Rosik?<br />
Mit anderen Worten: Kein Rosik,<br />
likum ist auch zufrieden. <strong>Warum</strong><br />
<strong>so</strong>llten wir etwas verändern?<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind jetzt im<br />
65. Jahr beim Velberter BC – worüber<br />
haben Sie sich während<br />
<strong>die</strong>ser Zeit am meisten gefreut?<br />
Rosik: Ich bin stolz, dass der<br />
<strong>BoxSport</strong>: Dann wären Sie<br />
elfmal hintereinander Deutscher<br />
Meister. Dass wird doch<br />
auf Dauer langweilig. Viele<br />
glauben, dass Velbert durchaus<br />
in der WSB mithalten kann.<br />
Rosik: Eine WSB-Teilnahme<br />
geht auch in Velbert in Rente.<br />
Rustam Rahimov, Mike Hanke,<br />
Alexander Povernov, Dimitri<br />
Serdjoek und Vitali Boot: Sie <strong>alle</strong><br />
haben bei uns ihre Karriere beendet.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Und was ist mit<br />
ihren Einfliegern, al<strong>so</strong> den Boxern,<br />
<strong>die</strong> nur an den Wettkämpfen<br />
teilnehmen?<br />
Rosik: Welche Einflieger?<br />
<strong>BoxSport</strong>: Da wären Peter<br />
Mullenberg und Enrico de la<br />
Cruz.<br />
Rosik: Das sind keine Einflieger,<br />
das sind holländische<br />
Velberter, mit denen Hennie<br />
(Cheftrainer Hennie van Bemmel,<br />
Anm. der Redaktion) unsere<br />
Mannschaft noch stärker<br />
macht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Mit Zuverlässigkeit<br />
<strong>alle</strong>in bekommt man aber<br />
kein schlagkräftiges Team zusammen.<br />
Rosik (lacht): Bayern München<br />
hat Spieler-Beobachter,<br />
ich habe Vitali Boot. Wenn Boot<br />
mich anruft und sagt, „da ist ein<br />
Boxer, der gut zu euch passt“,<br />
dann ist es auch <strong>so</strong>. Zuletzt war<br />
das bei Patrick Wojcicki.<br />
keine Bundesliga?<br />
Rosik: Das habe<br />
ich oft gehört, aber es<br />
stimmt einfach nicht.<br />
Richtig ist, dass ich in Velbert<br />
viele Geschäftsfreunde<br />
habe, <strong>die</strong> den Verein ebenfalls<br />
finanziell unterstützen.<br />
Das würden sie auch ohne mich<br />
tun. Allerdings möchten sie in<br />
der Öffentlichkeit nicht genannt<br />
werden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie sieht es mit<br />
dem Nachwuchs aus?<br />
Rosik: Gott sei Dank plagen<br />
uns da zurzeit keine Sorgen.<br />
Aber auch hier müssen wir langfristig<br />
denken. Im Herbst startet<br />
in NRW eine internationale<br />
Oberliga, um uns in den höheren<br />
Ligen zuzuarbeiten. Das ist<br />
eine exzellente Idee. Ich hoffe,<br />
sie macht auch in den anderen<br />
Bundesländern Schule.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie basteln sicherlich<br />
schon an der Mannschaft<br />
für <strong>die</strong> nächste Sai<strong>so</strong>n. Wird es<br />
Überraschungen geben?<br />
Rosik: Keiner unserer Jungs<br />
geht in Rente, <strong>alle</strong> zeigen tolles<br />
Boxen. Man sieht, dass sie Spaß<br />
am Sport haben. Und unser Pub-<br />
VBC seit 41 Jahren zuhause ungeschlagen<br />
ist. Das weiß kaum<br />
jemand. Aber was mich wirklich<br />
gefreut hat, ist, dass wir 2003<br />
nach unserem Aufstieg in <strong>die</strong><br />
Erste Bundesliga, gleich<br />
Deutscher Meister<br />
geworden<br />
sind.<br />
Box-<br />
Sport: Und<br />
geärgert?<br />
Rosik:<br />
Ich habe<br />
starke Nerven.<br />
Mich<br />
bringt nichts<br />
aus der Ruhe.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Spreche ich eigentlich<br />
schon mit dem Manager<br />
des neuen Deutschen Meisters?<br />
Rosik: Noch nicht ganz,<br />
aber wir haben vor, den Sack<br />
vor unserem letzten Kampf in<br />
Babelsberg zuzumachen.<br />
würden wir auf keinen Fall finanzieren<br />
können. Aber an einer EU-<br />
Liga hätte ich richtig Spaß. Das<br />
wäre auch finanziell machbar.<br />
Wir hatten ja schon einmal<br />
gemeinsam mit Holland,<br />
Dänemark<br />
und Polen in<br />
einer Liga<br />
geboxt. <strong>Warum</strong><br />
wir damit<br />
aufgehört haben,<br />
weiß ich eigentlich<br />
nicht. Hierüber <strong>so</strong>llte<br />
<strong>die</strong> AIBA einmal nachdenken.<br />
Velbert wäre<br />
Der ehemalige<br />
Superschwergewichtler Vitali<br />
Boot entdeckt als Scout <strong>die</strong><br />
Talente für den Velberter BC<br />
auf <strong>alle</strong> Fälle dabei.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Herr Rosik, wenn<br />
Sie drei Wünsche frei hätten?<br />
Rosik: Ich brauche nur zwei.<br />
Erstens Gesundheit und zweitens,<br />
noch viele schöne Jahre mit<br />
dem Velberter BC, denn für mich<br />
ist noch lange nicht Schluss.<br />
<strong>BoxSport</strong> 59
Mullenbergs Tiefschlag –<br />
da wackelte Velbert<br />
1.<br />
BUNDESLIGA<br />
Das haben wir hier noch<br />
lange nicht gewonnen“,<br />
sagte Mike Hanke,<br />
Velberts Co-Trainer<br />
vor dem Bundesliga-Kampf zwischen<br />
dem MBR Hamm und dem<br />
Velberter Box-Club. Hanke <strong>so</strong>llte<br />
Recht behalten, denn der MBR<br />
boxte seine Gäste an den Rand<br />
einer Niederlage.<br />
Trotz der schlauchenden Europameisterschaft<br />
wollte es sich<br />
Mittelgewichtler Denis Radovan<br />
nicht nehmen lassen, für den<br />
Club in den Ring zu steigen. Mit<br />
einer <strong>so</strong>uveränen Leistung und<br />
29 Punkten Vorsprung gewann er<br />
gegen Hamms Nuri Yesil deutlich.<br />
Für Velbert lief eigentlich <strong>alle</strong>s<br />
nach Plan, denn auch Denis Makarov<br />
ließ im Bantamgewicht<br />
nichts anbrennen. Was er gegen<br />
Hamms gefürchteten Rechtsausleger,<br />
Bashir Hassan, anpackte,<br />
gelang: Rechts-Links zum Kopf,<br />
trockene Haken zum Körper. Am<br />
Ende der dritten Runde schüttelte<br />
Hassan frustriert den Kopf. Er<br />
wusste, dass er nur noch durch<br />
K.o. gewinnen konnte. Aber<br />
Makarov stand auch nach dem<br />
Schlussgong und sicherte mit einem<br />
25:8 den zweiten Sieg für<br />
seine Mannschaft.<br />
Nun begann <strong>die</strong> Stunde des<br />
MBR. Aytekin Yöreci dominierte<br />
klar den Deutschen Meister Eugen<br />
Burhard und holte <strong>die</strong> ersten<br />
Punkte für Hamm. Nach ihm<br />
<strong>so</strong>rgte Max van der Pas für eine<br />
kleine Sensation. Er gewann gegen<br />
den müden Olympia-Boxer<br />
Weiss rettete durch Sieg über Schellenberg das Unentschieden<br />
Patrick Wojcicki, der nur <strong>die</strong><br />
erste Runde für sich entscheiden<br />
konnte. Jetzt lag es an Velberts<br />
Peter Mullenberg, gegen Elvis<br />
Hetemi den alten Abstand wieder<br />
herzustellen. Doch es kam<br />
ganz anders. Mullenberg rutschte<br />
bei einem Leberhaken ab und<br />
traf seinen Gegner unterhalb<br />
der Gürtellinie. Für <strong>die</strong>sen Tiefschlag<br />
wurde er disqualifiziert,<br />
was für lautstarken Unmut bei<br />
den Velberter Fans <strong>so</strong>rgte.<br />
Eugen Schellenberg hätte mit<br />
seinem Sieg in der Königsklasse<br />
für Hamm <strong>alle</strong>s klar machen<br />
können, aber gegen den starken<br />
Gottlieb Weiss war nichts zu machen.<br />
Mit 9:9 trennten sich Velbert<br />
und Hamm, ein Unentschieden,<br />
das Velbert fast <strong>so</strong> schmerzt, wie<br />
eine Niederlage. Deshalb war<br />
VBC-Coach Hennie van Bemmel<br />
mit seinen Boxern nicht immer<br />
zufrieden: „Eigentlich hätte vor<br />
Mullenberg schon <strong>alle</strong>s klar sein<br />
müssen, aber leider haben mich<br />
heute zwei meiner Leistungsträger<br />
enttäuscht. Bei Mullenbergs<br />
Kampf will ich nicht diskutieren,<br />
ob es ein Tiefschlag war,<br />
oder nicht. Ich hätte nur gerne<br />
gewusst, ob Hetemi wirklich<br />
kampfunfähig war.“<br />
Bereits am 2. Februar treffen<br />
beide Mannschaften wieder<br />
aufeinander. Zuhause muss der<br />
VBC unbedingt gewinnen, wenn<br />
er bereits als Deutscher Meister<br />
zum SV Motor Babelsberg fahren<br />
will.<br />
Gottlieb Weiss<br />
(links) verhinderte<br />
einen Hammer<br />
Sieg mit seinem<br />
Erfolg über Eugen<br />
Schellenberg<br />
Der Hammer Elvis Hetemi wurde nach dem Tiefschlag Peter Mullenbergs erst<br />
angezählt – dann jedoch wurde der Velberter disqualifiziert<br />
MBR Hamm - Velberter BC<br />
09:09 Z: 300<br />
58 Kg: Denis Makarov (VBC) - 25:08 PS ü.<br />
Bashir Hassan (MBR)<br />
65 Kg: Aytekin Yöreci (MBR) - 19:12 PS ü.<br />
PS ü. Eugen Burhard (VBC)<br />
70 Kg: Max van der Pas (MBR) - 14:12 PS ü.<br />
Patrick Wojcicki (VBC)<br />
78 Kg: Denis Radovan (VBC) - 37:08 PS ü.<br />
Nuri Yesil (MBR)<br />
82 Kg: Elvis Hetemi (MBR) - Disq.-S. 2. R.<br />
ü. Peter Mullenberg (VBC)<br />
92 Kg: Gottlieb Weiss (VBC) - 21:10 PS ü.<br />
Eugen Schellenberg<br />
Tabelle:<br />
1. Velberter BC 22 5 51:39 8-2<br />
2. SV Motor Babelsberg 6 57:51 7-5<br />
ERGEBNISSE<br />
3. Nordhäuser SV 5 46:44 5-5<br />
4. MBR Hamm 5 40:50 4-6<br />
5. BC Straubing 5 40:50 2-8<br />
Die nächsten Kämpfe<br />
02.02.2013 Nordhäuser SV - BC Straubing<br />
(19.30 Uhr)<br />
02.02.2013 Velberter BC - MBR Hamm<br />
(19.00 Uhr)<br />
16.02.2013 SV Motor Babelsberg - Nordhäuser<br />
SV (18.00 Uhr)<br />
16.02.2013 Velberter BC - BC Straubing<br />
(19.00 Uhr)<br />
23.02.2013 SV Motor Babelsberg - Velberter<br />
BC 22 (18.00 Uhr)<br />
23.02.2013 Nordhäuser SV - MBR Hamm<br />
(19.30 Uhr)<br />
60<strong>BoxSport</strong>
„Boxen statt Gewalt“<br />
„Boxen statt Gewalt“ jetzt auch mit<br />
Boxtraining für Manager, Ingenieure, Ärzte,<br />
Lehrer und andere Geistesschaffende. Als<br />
Trainer steht Profi-Trainer Otto Ramin und<br />
weiter examinierte Trainer zur Verfügung.<br />
jetzt auch für Manager<br />
Wo wird geboxt?<br />
Boxh<strong>alle</strong> in Berlin-Marzahn, Eisenacher Straße 123<br />
Wann wird geboxt?<br />
Jeden Donnerstag und Freitag von 13 – 15 Uhr. Nach<br />
Vereinbarung sind auch andere Trainingszeiten möglich.<br />
Wo kann man sich anmelden?<br />
Mobil: 0178 -600 5555 oder 030 42 0049 92 und im<br />
Internet unter: Boxring-Eintracht@gmx.com<br />
Unternehmensberater Dr. Wilhelm Paffenhausen (rechts)<br />
beim Pratzentraining mit Harald Lange<br />
Oliver Hess (links), Manager<br />
der Bergwerk Berlin GmbH,<br />
ist vom Managerboxen<br />
begeistert
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
BAYERN<br />
Bezirkstag Oberfranken<br />
beschließt Neuerungen<br />
Zum vom TV 1887 Marktredwitz-Dörflas<br />
ausgerichteten Bezirkstag<br />
2013 kamen neben dem<br />
Ersten Bürgermeister auch Bezirkssportwart<br />
Rainer Schübel<br />
(Hof), der Präsident des Bayerischen<br />
Amateur-Box-Verbands<br />
(BABV) Heinz-Günter Deuster,<br />
BABV-Landessportwart Heiner<br />
Pauckner und BABV-Kampfrichterobmann<br />
Ulli Langer als Ehrengäste<br />
nach Marktredwitz.<br />
In seinem Rechenschaftsbericht<br />
legte Schübel dar, dass <strong>die</strong> Veranstaltungstätigkeit<br />
gegenüber<br />
dem Vorjahr nicht zurückgegangen<br />
ist. Zukünftig <strong>so</strong>llen über<br />
Schnupperkurse in Jugendzentren<br />
und auch in den Schulen<br />
Jugendliche für den Boxsport<br />
begeistert werden. Durch Dinnerboxen,<br />
Einladungskämpfe<br />
und gemischte Veranstaltungen<br />
mit Kickboxern <strong>so</strong>llen Vergleichskämpfe<br />
aufgewertet und<br />
<strong>so</strong> mehr Zuschauer angelockt<br />
werden. Für be<strong>so</strong>ndere Ver<strong>die</strong>nste<br />
um den Boxsport erhielt<br />
Boxpionier Willy Kastner (ATSV<br />
Kulmbach) von BABV-Präsident<br />
Deuster <strong>die</strong> Goldene Ehrennadel.<br />
Mit der Silbernadel wurden Uwe<br />
Fischer (Coburg), Robert Mey<br />
(Hof), Alois Kraus (Marktredwitz)<br />
und Ringarzt Dr. Manfred<br />
Hentsch (Marktredwitz) ausgezeichnet.<br />
Der Bezirkstag 2014<br />
findet in Kulmbach statt. Die<br />
Meisterschaften 2014 werden<br />
vom TV Marktredwitz-Dörflas<br />
ausgerichtet.<br />
Nur wenige Teilnehmer beim<br />
Bezirkstag Oberbayern<br />
Die Beteiligung am Bezirkstag<br />
Oberbayern, der traditionsgemäß<br />
in München stattfand, war<br />
in <strong>die</strong>sem Jahr enttäuschend<br />
gering. Von 29 Vereinen waren<br />
lediglich zwölf Vereinsvertreter<br />
der Einladung in <strong>die</strong> Landeshauptstadt<br />
gefolgt. Erfreulich<br />
dagegen war, dass elf Gäste nach<br />
München gekommen waren, unter<br />
ihnen der Präsident des Bayerischen<br />
Amateur-Box-Verbandes<br />
(BABV) Heinz-Günter Deuster<br />
und BABV-Verbandsarzt Dr. Otmar<br />
Galla-Brosch. Bezirkssportwart<br />
Horst Kolb ehrte <strong>die</strong> „runden“<br />
Geburtstagskinder Sigi<br />
Willberger vom TSV Peißenberg<br />
(75 Jahre) und Franz Germ vom<br />
TSV Haar (65 Jahre). Ein stilles<br />
Gedenken erfolgte für <strong>die</strong> im<br />
vergangenen Jahr verstorbenen<br />
langjährigen Ringärzte und Unterstützer<br />
des BABV, Dr. Wilhelm<br />
Funke (Erding) und Dr. Klaus<br />
Athenstädt (Fürstenfeldbruck).<br />
Für be<strong>so</strong>ndere Ver<strong>die</strong>nste um<br />
den Boxsport erhielt Günter<br />
Ziegler von DJK Bavaria Rosenheim<br />
von Präsident Deuster <strong>die</strong><br />
BABV-Ehrennadel in Gold. Als<br />
Ausrichter der Oberbayerischen<br />
Meisterschaften 2014 stellte sich<br />
der BC Piccolo Fürstenfeldbruck<br />
zur Verfügung.<br />
BERLIN<br />
Trauer um Winfried Wendland<br />
Der Ehrenvorsitzende des BFC<br />
80, Winfried Wendland, ist nach<br />
längerer Krankheit im Alter von<br />
83 Jahren verstorben. „Winne“<br />
war nach dem 2. Weltkrieg als<br />
Wachmann bei der US Army beschäftigt<br />
und begann dort seine<br />
aktive Boxlaufbahn, <strong>die</strong> er später<br />
im SBC 26 fortsetzte. Nach<br />
Beendigung seiner Laufbahn<br />
widmete er sich ehrenamtlichen<br />
Aufgaben als Trainer und Sportwart<br />
und war maßgeblich daran<br />
beteiligt, dass <strong>die</strong> SBC-Jugendabteilung<br />
sechsmal mit dem Senatspreis<br />
für <strong>die</strong> beste Jugendarbeit<br />
ausgezeichnet wurde. Vier<br />
Jahre lang war er als Verbandsjugendwart<br />
tätig und bildete mit<br />
dem Landestrainer Hanne Hoth<br />
ein erfolgreiches Duo. 1978 organisierte<br />
er <strong>die</strong> Deutschen Juniorenmeisterschaften<br />
in der Sömmering-H<strong>alle</strong>.<br />
1980 gründete<br />
Wendland den Box-Freizeitclub<br />
und war als Vorsitzender und<br />
Trainer erfolgreich. Für seine<br />
Ver<strong>die</strong>nste um den Boxsport<br />
wurde Winfried Wendland mit<br />
der Goldenen Nadel des Berliner<br />
und des Deutschen Boxverbandes<br />
ausgezeichnet.<br />
HESSEN<br />
Jassmann schmeißt<br />
in Korbach hin<br />
Reinhard Jassmann hat nach<br />
zehn Jahren sein Amt als Abteilungsleiter<br />
beim TSV Korbach<br />
niedergelegt. Jassmann protestiert<br />
damit gegen <strong>die</strong> seiner<br />
Ansicht nach mangelnden Trainingsmöglichkeiten<br />
in Korbach.<br />
Weil <strong>alle</strong> H<strong>alle</strong>n in der Kreisstadt<br />
in den Weihnachtsferien belegt<br />
waren und <strong>die</strong> Boxer keinen Platz<br />
zum trainieren hatten, zog der<br />
frühere Deutsche Meister Jassmann<br />
<strong>die</strong> Konsequenzen und<br />
trat zurück. „Im Sommer mag es<br />
schon mal im Freien gehen, im<br />
Winter funktioniert das nicht“,<br />
Nur noch Trainer, kein Abteilungsleiter<br />
mehr: der frühere Deutsche Meister<br />
Reinhard Jassmann<br />
sagt der Vater des hoffnungsvollen<br />
Nachwuchsboxers Mario<br />
Jassmann und Bruder des früheren<br />
deutschen Profi-Meisters<br />
Manfred Jassmann. „Wir haben<br />
seit Jahren den H<strong>alle</strong>nschlüssel<br />
und kümmern uns in den Ferien<br />
selbst um <strong>alle</strong>s, <strong>so</strong>gar um den<br />
Winter<strong>die</strong>nst“, sagt Jassmann<br />
und fühlt sich vom Fach<strong>die</strong>nst<br />
Sport des Landkreises und dem<br />
Gebäudemanagement des Kreises<br />
im Stich gelassen. Selbst persönliche<br />
Gespräche mit Landrat<br />
Reinhard Kubat brachten keinen<br />
Erfolg. Auch <strong>die</strong> Vereinsführung<br />
des Hauptvereins, TSV Korbach,<br />
habe ihn nicht unterstützt und<br />
<strong>alle</strong>s nur einfach abgenickt,<br />
klagt Jassmann. Als Trainer und<br />
Betreuer will er sich dennoch<br />
weiterhin für <strong>die</strong> Boxjugend<br />
einzusetzen. Die Boxer planen<br />
nun, sich im kommenden Jahr<br />
in einer neugebauten H<strong>alle</strong> eines<br />
Sportstudios einzumieten.<br />
NIEDERSACHSEN<br />
BC Braunschweig setzt<br />
auf Lokalmatadoren<br />
Am 19. Januar starteten in Niedersachsen<br />
<strong>die</strong> Verbandsmeisterschaften.<br />
Die Vorschlussrunde<br />
am 2. Februar richtet<br />
der Braunschweiger Boxclub<br />
72 aus. Trainer Thomas Meyer<br />
hofft, dass von seinen acht an<br />
den Start gegangenen Kämpfern<br />
Vitali Kozlov, Patryk Sipowicz,<br />
Jakob Richter, Martin Kollek,<br />
Julian Nelke und Marcus Nos<strong>so</strong>l<br />
noch einige vor eigenem Publikum<br />
zuschlagen werden. Dieses<br />
Mal sind auch zwei Nachwuchskämpfer<br />
des BC am Start: der<br />
erst 14 Jahre alte Johann Koch<br />
und Satan Feysel. Meyer: „Sie<br />
sind sehr ehrgeizig und trainingsfleißig.“<br />
Seelze: Zwei Siege bei<br />
den Meisterschaften<br />
Die <strong>die</strong>sjährigen Verbandsmeisterschaften<br />
fingen für den BSK<br />
Hannover-Seelze vielversprechend<br />
an: vergangenen Samstag<br />
starteten in der Vorrunde mit<br />
Oguzhan Kaiyikci (bis 63 kg)<br />
und Arian Sadikovic (bis 75 kg)<br />
zwei Seelzer Athleten, <strong>die</strong> beide<br />
ihre Kämpfe für sich entscheiden<br />
konnten. Kaiyikci setzte sich<br />
nach Punkten gegen Ferhad Mirza<br />
(BC Kenpokan) durch. Auch<br />
Sadikovic feierte einen Punktsieg,<br />
er bezwang den Göttinger<br />
Kaihan Safi. Der BSK hat in<br />
nächster Zeit einiges vor: nicht<br />
nur steht <strong>die</strong> nächste Runde der<br />
Meisterschaften in Salzgitter an,<br />
auch <strong>die</strong> Vorbereitungen und<br />
der Vorverkauf für den zweiten<br />
Heimkampf der Box-Bundesliga<br />
im Autohaus Günther haben<br />
schon begonnen. Am 16. Februar<br />
ist dort der BC Chemnitz zu<br />
Gast.<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Werner Schäfer feierte 60.<br />
Wenige verkörpern den Boxsport<br />
mehr als Werner Schäfer. Es gibt<br />
kaum ein Land auf der Welt, in<br />
dem er nicht geboxt hat, nie ging<br />
Schäfer in all seinen Kämpfen<br />
Noch immer im Ring:<br />
Werner Schäfer als Ringrichter<br />
62 <strong>BoxSport</strong>
BAYERN<br />
Frankenmeisterschaft<br />
Samstag, 02. Februar 2013 – 13.00<br />
Uhr und Sonntag, 03. Februar 2013<br />
- 10.30 Uhr; Ort: Stein, Turnh<strong>alle</strong> in<br />
der Mühlstraße 31<br />
Box-Club Weiding<br />
n 3. Oberpfälzer Newcomer-Boxen:<br />
Samstag, 10. Februar 2013 - 14.00<br />
Uhr; Ort Weiding, Braun Arena, Im<br />
Gewerbepark 4-10<br />
BC Piccolo Fürstenfeldbruck<br />
n Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />
16. Februar 2013 - 12.00 Uhr;<br />
Ort: Fürstenfeldbruck, Jahnh<strong>alle</strong> am<br />
Volksfestplatz<br />
Nordbayerische Jugend-<br />
Meisterschaft<br />
n Samstag, 23. Februar 2013 -<br />
15.00 Uhr; Ort: Würzburg, Sporth<strong>alle</strong><br />
Adalbert-Stifter-Schule<br />
k.o. Alles nahm seinen Anfang<br />
beim BC Ratingen, wo Schäfer<br />
mit 14 Jahren das erste Mal <strong>die</strong><br />
Box-Handschuhe anzog. Im Fliegengewicht<br />
holte er 1970 seinen<br />
ersten Deutschen Meistertitel.<br />
Sechs weitere <strong>so</strong>llten folgen.<br />
Dreimal nahm er an Weltmeisterschaften<br />
teil, darunter 1974<br />
in Havanna, der ersten Box-<br />
Weltmeisterschaft überhaupt.<br />
Auch bei Olympia ging der Kaderboxer<br />
dreimal an den Start. Die<br />
Teilnahme für München sicherte<br />
sich der Mülheimer erst nach<br />
einem Ausscheidungskampf gegen<br />
René Weller. Bei den Spielen<br />
verlor er in der Vorrunde gegen<br />
den Ghanaer Joe Destimo mit<br />
2:3. Viele schimpften nach dem<br />
Kampf über ein „krasses Fehlurteil“,<br />
<strong>alle</strong>n voran Bundestrainer<br />
Dieter Wemhöner. „Wenn ich geboxt<br />
hätte, hätte ich gewonnen“,<br />
frotzelt Weller noch heute, wie<br />
Schäfer erzählt. Die beiden waren<br />
trotz <strong>alle</strong>r Rivalität im Ring<br />
aber immer gut befreundet.<br />
Wenn Schäfer über München<br />
erzählt, leuchten seine Augen.<br />
Insbe<strong>so</strong>ndere der Einmarsch der<br />
Athleten bei der Eröffnungsfeier<br />
hat es ihm angetan. „Diesen Moment<br />
werde ich nie vergessen“,<br />
erzählt Schäfer.<br />
Für Mülheim und Leverkusen<br />
boxte Schäfer in der Bundesliga,<br />
bevor er 1989 im Alter von<br />
37 Jahren <strong>die</strong> Box-Handschuhe<br />
für immer auszog. Weit über 600<br />
Kämpfe bestritt er - Rekord. Be<strong>so</strong>nders<br />
dankbar ist er der Stadt<br />
Mülheim, bei der er als Angestellter<br />
arbeitet. „Ohne <strong>die</strong> Hilfe<br />
der Stadt Mülheim wäre ich nie<br />
<strong>so</strong> weit gekommen“. Schäfer ist<br />
seinem Sport treu geb<strong>lieben</strong>,<br />
denn noch heute steht er im Ring.<br />
Nicht mehr als Sportler, <strong>so</strong>ndern<br />
als Kampfrichter.<br />
DBS-Boxlehrgang<br />
forderte <strong>die</strong> Manager<br />
TV Kempten<br />
Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />
23. Februar 2013 - 13.00 Uhr;<br />
Ort: Kempten, TVK-H<strong>alle</strong>, Aybühlweg<br />
67<br />
BR Allgäu Immenstadt<br />
Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />
02. März 2013 - 14.00 Uhr; Ort<br />
Blaichach, Mehrzweckh<strong>alle</strong>, Grüntenstraße<br />
HAMBURG<br />
SV Polizei Hamburg<br />
n Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />
16. Februar 2013 - 18.00 Uhr;<br />
Ort: Hamburg-Altona, Polizeisporth<strong>alle</strong>,<br />
Haubachstraße. 62<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Niederrhein-Meisterschaft<br />
n Finale: Samstag, 02. Februar<br />
2013 - 16 Uhr; Ort: Mülheim, Sporth<strong>alle</strong><br />
Mehr als 20 Teilnehmer, unter<br />
ihnen vier Frauen, nahmen am<br />
19. Manager-Boxlehrgang des<br />
Dortmunder Boxsport 20/50<br />
teil. Die beiden Lehrgangsleiter<br />
Trainer Siegfried Kucznierz und<br />
DBS-Vorsitzender Dieter Schumann<br />
brachten den Akteuren<br />
das Faustfechten bei, Körper und<br />
Geist gefordert. Die Manager<br />
lernten Entschlossenheit und<br />
blitzschnelles Erfassen der Lage.<br />
Die strengen Lehrgangsleiter ließen<br />
keine Schwächen<br />
durchgehen.<br />
Die Teilnehmer<br />
machten trotzdem<br />
begeistert<br />
mit und zeigten<br />
Mut, Entschlossenheit<br />
und<br />
Kampfeswillen<br />
wie erfolgreiche<br />
Boxer. Als Lohn<br />
erhielten sie am<br />
letzten Abend aus<br />
der Hand des bekannten Theaterschauspielers<br />
Jürgen Mikol,<br />
der vor einigen Jahren <strong>die</strong> Hauptrolle<br />
in dem Jugendtheaterstück<br />
„Das Herz eines Boxers“ von<br />
Regisseur Lutz Hübner spielte,<br />
ihre hart ver<strong>die</strong>nten Diplome.<br />
Zum Schluss wurden <strong>alle</strong> Manager<br />
im DBS-Vereinslokal „Zum<br />
Volmarsteiner Platz“ nach einigen<br />
Dortmunder Bierchen mit<br />
einem dreifachen „Ring frei“<br />
verabschiedet.<br />
Die abgekämpften Manager nach dem harten Training beim DBS 20/50. Vorne<br />
knieend mit der DBS-Förderurkunde Theaterschauspieler Jürgen Mikol<br />
TERMINKALENDER DER AMATEURE<br />
Schüler, Jugend, Junioren: Samstag,<br />
23. Februar 2013 - 16 Uhr und<br />
Sonntag, 24. Februar 2013 – 11.00<br />
Uhr; Ort: Wesel, Deich-Haus, Grav-<br />
Insel 1<br />
Wuppertal<br />
n Wuppertal-Cup: Samstag, 02.<br />
Februar 2013 - 16 Uhr; Ort: Wuppertal,<br />
Sporth<strong>alle</strong> Gathe, Gathe 6<br />
BR Hilden<br />
n Kampf gegen ABCC Appeldorn<br />
(NL): Samstag, 02. März 2013 - 16<br />
Uhr; Ort: Hilden, Stadtwerke Hilden<br />
Arena, Grünstraße 4<br />
Düsseldorf<br />
n Düsseldorfer Stadtmeisterschaft:<br />
Samstag, 09. März 2013 - 16 Uhr<br />
und Sonntag, 10. März 2013 –<br />
11.00 Uhr; Ort: Düsseldorf, Boxh<strong>alle</strong><br />
d. TuS Gerresheim, Heyestr. 61<br />
Colonia-Geschäftsführer Franz<br />
Zimmermann ehrte <strong>die</strong> Kölner<br />
Nachwuchsboxer; ganz hinten stehen<br />
<strong>die</strong> Jugend-Trainer Erwin Radovan und<br />
Sergey Bril<br />
Jugendboom beim<br />
S.C. Colonia<br />
Jugendboom in der Domstadt.<br />
25 Kinder im Alter von acht bis<br />
zwölf Jahren trainieren derzeit<br />
beim S.C. Colonia 06 Köln. Im<br />
Box-Gym der Colonia wurden<br />
nun <strong>die</strong> Schüler ausgezeichnet,<br />
<strong>die</strong> bereits länger als ein halbes<br />
Jahr im Training sind und an<br />
den Kinder- Sommer-Spielen<br />
<strong>so</strong>wie an der Kinder- und Jugend-<br />
Olympiade teilgenommen<br />
haben, <strong>die</strong> <strong>alle</strong> vier Jahre im<br />
Olympia-Jahr stattfindet. Die<br />
Kinder- und Jugend- Olympiade<br />
wird seit 1960 in <strong>alle</strong>n Olympischen<br />
Sportarten in Köln ausgetragen<br />
und vom Turnverband<br />
Köln 1876 e.V. ausgerichtet. Die<br />
Ehrungen der Kinder nahm der<br />
Geschäftsführer Franz Zimmermann<br />
vor.<br />
Boxring Neuss<br />
n Cup des Boxring Neuss: Samstag,<br />
16. März 2013 – 16.00 Uhr; Ort:<br />
Neuss, Boxh<strong>alle</strong>, Frankenstraße 63<br />
Saarland<br />
BC 82 Völklingen<br />
n Saarland-Meisterschaft, Vorrunde:<br />
Freitag, 01. März 2013 - 20.00<br />
Uhr; Ort: Völklingen, Heidstock,<br />
Mehrzweckh<strong>alle</strong><br />
Finale: Samstag, 02. März 2013 -<br />
20.00 Uhr, Völklingen, Heidstock,<br />
Mehrzweckh<strong>alle</strong><br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
AC Einigkeit Elmshorn<br />
n Verband<strong>so</strong>ffene Vergleichskämpfe:<br />
Samstag, 02. Februar 2013 -<br />
18.00 Uhr; Ort: Elmshorn, Olympia-<br />
H<strong>alle</strong>, Matthias-Kahlke-Promenade<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
63
Ein Rapper Star der neuen Oberliga?<br />
Das neue Jahr begann der Boxsport-<br />
Verband Nordrhein-Westfalen mit<br />
einem Paukenschlag: denn <strong>die</strong> Boxer<br />
aus NRW haben eine internationale<br />
Oberliga gegründet. Auch Athleten,<br />
<strong>die</strong> bis jetzt noch nicht <strong>die</strong> deutsche Staatsbürgerschaft<br />
besitzen, dürfen starten. Die<br />
NRW-Boxer hoffen, dass ihr Beispiel in anderen<br />
Bundesländern Schule macht. Die Ligakämpfe<br />
<strong>so</strong>llen im September beginnen, da<br />
der Veranstaltungskalender wegen den Weltund<br />
Europameisterschaften keine früheren<br />
Termine zulässt. Sechs Mannschaften nehmen<br />
in der ersten Sai<strong>so</strong>n teil. Wanne-Eickel<br />
stellt gemeinsam mit Marl-Hüls eine Staffel<br />
und startet neben dem MBR Hamm für<br />
Westfalen. Der Bonner BC und <strong>die</strong> Kampfgemeinschaft<br />
Colonia 06 Köln/TSV Bayer Leverkusen<br />
werden den Mittelrhein vertreten.<br />
Dinslaken, Duisburg, Kamp-Lintfort, Moers,<br />
und Wesel gründen ein Team, das für den<br />
Niederrhein antreten wird. Nach 15 Jahren<br />
wird auch Düsseldorf wieder in einer Liga<br />
vertreten sein. Zusammen mit Hilden startet<br />
<strong>die</strong> Landeshauptstadt ebenfalls für den Niederrhein.<br />
Es wird in zwei Gruppen geboxt,<br />
<strong>die</strong> beiden Gruppenersten machen den Meister<br />
unter sich aus.<br />
Düsseldorf tritt mit einem ganz interessanten<br />
Athleten im Schwergewicht an. Robert<br />
Zyla ist Angestellter, Student, Rap-Musiker<br />
und Düsseldorfs bester Amateur-Boxer<br />
in der Königsklasse. Zyla arbeitet bei einem<br />
großen Reifenhersteller als SAP-Administra-<br />
BOXRING HANAU<br />
Erleben Sie <strong>die</strong> 2.Bundesliga – LIVE –<br />
Begleiten Sie unser Team nach Chemnitz am Sa., 2. 2. 2013 mit dem<br />
FAN-SONDERZUG<br />
• Inklusive Transfer zur Sporth<strong>alle</strong><br />
• Verbindliche Anmeldung erforderlich.<br />
• Nur <strong>so</strong> lange Vorrat reicht!<br />
• Teilnahme nur nach schriftlicher Bestätigung!<br />
Kostenlose Anmeldung: www.boxringhanau.de od. www.ffh.de<br />
•Ffm-Süd,<br />
Abfahrt<br />
Fan-Reise „Mission: Aufstieg in <strong>die</strong> 1 . Bundesliga“ im Nostalgie-Zug.<br />
ca. 8.00 Uhr<br />
Partywagen, mit Speisen und Getränken, Schlagerparty mit „The Voice<br />
•Offenbach Hbf,<br />
of Peter Maffay“ (Reiner Vogl), DJ Blondi u. a.<br />
Abfahrt ca. 8.20 Uhr<br />
Prominente aus Politik, Wirtschaft und Sport begleiten den Fan-Sonderzug:<br />
•Hanau Hbf, Abfahrt ca. 8.45 Uhr<br />
René Weller, „Mr. Fallrückzieher“ Klaus Fischer u. v. m.<br />
•Chemnitz Hbf, Ankunft ca. 16.00 Uhr<br />
Tel. 0 61 83/9 21 08 54<br />
oder 0 1 71/9 27 23 28<br />
Kostenfreie Mitfahrt/freier Eintritt!<br />
Termine Boxring Hanau:<br />
2.2.2013 in Chemnitz<br />
16.2.2013 in Weimar<br />
16.3.2013 in Wismar<br />
6.4.2013 in Hanau<br />
Heimkampf<br />
vs. BSK Seelze<br />
WWW.boxringhanau.de<br />
Fan-Sonderzug nach Chemnitz am 2. 2. 2013, 2. Bundesliga – LIVE –<br />
Boxclub Chemnitz 94 vs. Boxring Hanau 09<br />
Schwergewichtler Robert Zyla<br />
tor. Nebenbei stu<strong>die</strong>rt er Wirtschaftsinformatik.<br />
Mit 18 Jahren kam er zum Sportring<br />
Garath, wo ihm Trainer Önder Yildiz zeigte,<br />
wie man boxt. Yildiz coacht ihn noch heute.<br />
Zyla weiß, was ihn in der Oberliga erwartet,<br />
denn hier hat er bereits für Ringfrei Oberhausen<br />
gekämpft. Der vierfache Westdeutsche<br />
Meister ist das, was man im Rheinland eine<br />
Kante nennt: Groß, breitschultrig und muskulös.<br />
Aber er hat auch eine andere Seite, <strong>die</strong><br />
man an dem 29-Jährigen zunächst gar nicht<br />
vermutet. Er produziert Rap-Musik. Mittlerweile<br />
hat er sich in der Szene einen Namen<br />
gemacht, denn unter „Ryba Records“ findet<br />
man seine Lyrik nicht nur auf YouTube und<br />
Facebook. Für <strong>die</strong> Oberliga ist das Schwergewicht<br />
fest eingeplant und im Ring wird er<br />
nicht rappen, <strong>so</strong>ndern <strong>die</strong> Fäuste sprechen<br />
lassen.<br />
Hanaus<br />
neuester Coup<br />
Der Boxring Hanau <strong>so</strong>rgt für Wirbel<br />
in der Zweiten Bundesliga. Nicht<br />
nur sportlich läuft es rund für <strong>die</strong><br />
Hessen, durch <strong>die</strong> Verpflichtung<br />
des ehemaligen Profi-Europameister René<br />
Weller als Trainer <strong>so</strong>rgten sie auch außerhalb<br />
des Rings für Schlagzeilen. Hanaus<br />
umtriebiger Macher Ulrich Bittner ist immer<br />
für eine Idee gut. Mal ließ er seine Boxer<br />
im Fußballstadion zuschlagen, dann Open<br />
Air im Amphitheater und <strong>so</strong>gar tatsächlich<br />
auf der Theaterbühne. Die neueste Idee des<br />
Box-Präsidenten: Zum Auswärtskampf am<br />
2. Februar in Chemnitz karrt er <strong>die</strong> Hanauer<br />
Boxfans mit einem Sonderzug an. Mit dabei<br />
bei der Fan-Reise unter dem Motto „Mission:<br />
Aufstieg in <strong>die</strong> 1. Bundesliga“ im Nostalgie-<br />
Zug: Weller und der frühere Fußballnationalspieler<br />
Klaus Fischer. Ein Partywagen<br />
<strong>so</strong>ll <strong>die</strong> Fans in Stimmung bringen, bevor in<br />
Sachsen <strong>die</strong> Fäuste im Ring fliegen. An Bord<br />
wird es bereits eine Schlagerparty geben.<br />
64<strong>BoxSport</strong>
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />
Felix Sturm quält sich<br />
für seine Rückkehr auf<br />
den WM-Thron. Nur<br />
wenn er den Australier<br />
Sam Soliman am 1.<br />
Februar in Düsseldorf<br />
besiegt, darf er noch<br />
einmal um den Titel im<br />
Mittelgewicht kämpfen.<br />
Sturms Bezwinger<br />
Daniel Geale setzt<br />
seinen IBF-Gürtel am 30.<br />
Januar in Sydney gegen<br />
Ex-Weltmeister Anthony<br />
Mundine aufs Spiel.<br />
Nächster<br />
Erscheinungstermin ist<br />
für Abonnenten<br />
der 28. Februar,<br />
ab dem 2. März<br />
im Handel<br />
Arthur Abraham hat<br />
wieder gut lachen.<br />
2012 kehrte der<br />
Berliner zurück auf den<br />
WM-Thron, mit drei<br />
Siegen wurde er zu<br />
Deutschlands „Boxer des<br />
Jahres“<br />
Felix Sturm<br />
Gelingt Felix Sturm gegen Sam Soliman das<br />
Comeback? Kämpft der Kölner noch einmal um<br />
einen WM-Titel oder steht er vor dem Aus? Große<br />
Berichte und Analysen vom Kampf in Düsseldorf.<br />
Brähmer oder Gutknecht?<br />
Nur der Sieger des Kampfes zwischen Eduard<br />
Gutknecht und Jürgen Brähmer hat eine Zukunft im<br />
Sauerland-Stall und darf um <strong>die</strong> WM kämpfen. Alles<br />
über das deutsch-deutsche EM-Duell von Berlin.<br />
King Arthur<br />
Großes Interview mit Arthur Abraham: Der<br />
Weltmeister verrät seine Zukunftspläne.<br />
Die Meisterjagd von SES<br />
Der Magdeburger SES-Stall nimmt Anlauf auf <strong>die</strong><br />
WM-Titel. Mit Robin Krasniqi, Robert Stieglitz,<br />
Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260/261/334)<br />
Redaktion: Arne Leyenberg<br />
Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn Jensen,<br />
Bertram Job, Matthias Kerber, Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich, Alexander<br />
Mazur, Gunnar Meinhardt, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer, Wolfgang Wycisk<br />
Fotos in <strong>die</strong>ser Ausgabe: ap, DBV, dapd, dpa, Hascher-Brückner, Müller, Sauerland<br />
Event, SES, Sturm Box-Promotion, Universum, Warsteiner, WBC, Wende<br />
Layout: Katharina Büchner, Michael Rosenstein, Bernd Schulte zur Wissen<br />
Internet: www.sportverlag.de<br />
E-Mail der Redaktion: boxsport@sportverlag.de<br />
Verlag: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 16, 50672 Köln<br />
Tel.: (0221) 2587-0, Fax: (0221) 2587-200<br />
Verlagsleitung: Lutz Bandte<br />
Vertriebsleitung: Tobias Weidmann<br />
Anzeigen, Koordination: Gino Casale. Tel. (0221) 2587-261.<br />
E-Mail: boxsport@sportverlag.de.<br />
IMPRESSUM<br />
Jan Zaveck, Lukas Konecny, Francesco Pianeta und<br />
Ramona Kühne will Promoter Ulf Steinforth hoch<br />
hinaus.<br />
Der neue Mayweather<br />
Leichtgewichts-Weltmeister Adrien Broner <strong>so</strong>ll<br />
Floyd Mayweather als besten Boxer der Welt<br />
beerben. Broner ist nicht nur <strong>so</strong> gut wie sein großes<br />
Vorbild, er ist auch genau<strong>so</strong> ein Show-Man.<br />
World Series<br />
Große Berichte und Analysen von den Kämpfen in<br />
der Ukraine und den USA in der AIBA-Weltserie.<br />
Schaffen es <strong>die</strong> Eagles doch noch ins Viertelfinale?<br />
Der Macher von Hanau<br />
Ulrich Bittner ist immer für eine verrückte Idee gut.<br />
Nicht nur mit der Verpflichtung von René Weller<br />
<strong>so</strong>rgt der Box-Präsident für Schlagzeilen. Er rockt <strong>die</strong><br />
2. Liga.<br />
Es gilt <strong>die</strong> Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1.1.2012.<br />
Abonnement: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 11, 50672 Köln,<br />
Telefon (0221) 2587-243, E-Mail: service@sportverlag.de.<br />
Einzelverkauf: Partner Me<strong>die</strong>nservices GmbH,<br />
Postfach 81 06 40, 70523 Stuttgart, Fax.: (0711) 7252320<br />
Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />
BOXSPORT erscheint monatlich, Einzelpreis: € 4,20. Jahresabonnementpreis<br />
(12 Ausgaben): € 45,60. Abonnementkündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf<br />
des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb schriftlich bekannt zu<br />
geben. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil <strong>die</strong>ser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />
Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter <strong>die</strong>ses<br />
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66 <strong>BoxSport</strong>
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