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BoxSport Warum alle die Klitschkos so lieben (Vorschau)

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Boxsport . Februar 2013<br />

Nr. 2 . Februar 2013 . € 4,20 . spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40<br />

www.box-sport.de<br />

89. Jahrgang 1882<br />

sport<br />

DAS MAGAZIN: <strong>alle</strong>s Über PROFIS UND AMATEURE<br />

World Series:<br />

Segen oder Fluch?<br />

Ulli Wegner<br />

redet Klartext<br />

Meine<br />

Fehler,<br />

meine Träume<br />

Jürgen Brähmer<br />

rechnet ab<br />

<strong>Warum</strong> <strong>alle</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong><br />

<strong>so</strong> <strong>lieben</strong><br />

Superstar Pacquiao<br />

Werbestars am Ende und<br />

Quotenkönige<br />

Pacquiao: Verdacht<br />

auf Parkin<strong>so</strong>n<br />

King Arthur: Hickhack um <strong>die</strong><br />

Revanche gegen Stieglitz<br />

Felix Sturm: Zum<br />

Siegen verdammt


Hans Reski<br />

Das Geheimnis der <strong>Klitschkos</strong><br />

und <strong>die</strong> BDB-Jagd auf Sauerland<br />

Wladimir und Vitali Klitschko bestritten 2012 fünf<br />

Kämpfe. Die hervorragend von RTL produzierten<br />

Events hatten im Schnitt pro Fight rund elf Millionen<br />

Zuschauer vor den Bildschirmen.<br />

Das sind Quoten, von denen <strong>die</strong> anderen Box-Helden<br />

nur träumen können. Selbst Topstars wie Arthur Abraham<br />

oder Felix Sturm sind happy, wenn sie halb <strong>so</strong> viel<br />

TV-Zuschauer erreichen. Die ukrainischen Supermänner<br />

haben ihre Staatsbürgerschaft behalten, sie haben ihren<br />

Namen nicht eingedeutscht oder verändert, sie heißen<br />

weiterhin Klitschko und ihr Geheimnis heißt Brain und<br />

Power: geistige Stärke und körperliche Kraft. Womit sie<br />

<strong>so</strong>nst noch <strong>die</strong> Deutschen <strong>so</strong> fasziniert haben, dass sie<br />

quasi adoptiert worden sind, lesen Sie in unserer Titelgeschichte<br />

„Darum <strong>lieben</strong><br />

<strong>alle</strong> <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong>“ ab<br />

Seite 20.<br />

Ärger haben sie derzeit<br />

<strong>alle</strong>rdings mit dem Sauerland-Stall,<br />

der für seinen<br />

Herausforderer Alexander<br />

Povetkin um <strong>die</strong> <strong>so</strong>fortige<br />

Ansetzung des von<br />

der WBA angeordneten<br />

Titelkampfs kämpft. Das<br />

Klitschko-Management<br />

will <strong>die</strong>s herauszögern und<br />

noch eine freiwillige Titelverteidigung<br />

einschieben.<br />

Hintergründe zu <strong>die</strong>sem<br />

Disput lesen Sie auf Seite 7.<br />

Es wurde in <strong>die</strong>sem Jahr in den Profiringen bisher noch<br />

nicht geboxt. Man geht das Jahr 2013 langsam an. Doch<br />

außerhalb des Rings haben <strong>die</strong> „Sauerländer“ bereits<br />

unruhige und hektische Zeiten. Da brach sich Cruisergewichts-Weltmeister<br />

Hernandez kurz vor seinem WM-<br />

Fight <strong>die</strong> Hand. Ihm droht eine Pause von mindestens<br />

einem halben Jahr (Seite 16). Dann gab es ein Hick-Hack<br />

um <strong>die</strong> für den 2. März geplante WM-Revanche zwischen<br />

Arthur Abraham und Robert Stieglitz. Nach den<br />

ersten Trainingsbelastungen stellte King Arthur fest, dass<br />

<strong>die</strong> Vorbereitungszeit von knapp sechs Wochen für ihn<br />

zu kurz sei (Seite 19). Und dann kam noch der BDB-<br />

Präsident Thomas Pütz mit Gebrüll auf sie zu. Er fordert<br />

vehement <strong>die</strong> Rückkehr des größten deutschen Boxstalls<br />

in seinen Verband. Sein Hauptargument: Sauerland wird<br />

über seinen Fernsehsender, <strong>die</strong> ARD, vom deutschen Gebührenzahler<br />

bezahlt. Al<strong>so</strong> muss er zum Bund Deutscher<br />

Berufsboxer. Wie das <strong>die</strong> Sauerländer sehen und was sie<br />

für Gegenargumente haben, lesen Sie auf Seite 28.<br />

Während <strong>die</strong> Profis noch an ihren Veranstaltungen<br />

werkelten, flogen lediglich <strong>die</strong> German Eagles durch <strong>die</strong><br />

World Series. Doch <strong>die</strong> Adler stürzten zweimal ab, es gab<br />

Niederlagen gegen Italien und Kasachstan (Seite 48). Der<br />

Rauswurf vor dem Viertelfinale droht jetzt. Dazu immer<br />

noch kein TV-Sender und <strong>die</strong> Zuschauerzahlen sind<br />

weiterhin sehr dünn. Auch kommt jetzt <strong>die</strong> erste Kritik<br />

aus der Bundesliga. In einem Interview erklärt Hans Gerd<br />

Rosik, der Präsident von Rekordmeister Velberter BC,<br />

welche Nachteile der Bundesliga<br />

durch <strong>die</strong> World<br />

Series entstehen (Seite<br />

58). Und Ulli Wegner, der<br />

Trainer des Jahrzehnts,<br />

beschäftigt sich mit dem<br />

Thema in einer Kolumne<br />

unter dem Titel „Der<br />

Mischmasch aus Profis und<br />

Amateuren bringt uns nicht<br />

weiter“ (Seite 46). Dagegen<br />

erklärt Uwe Alten, der<br />

<strong>die</strong> AIBA-Pläne vermarktet,<br />

<strong>die</strong> positiven Seiten der<br />

neuen Boxwelt und erklärt,<br />

was <strong>die</strong> Fighter ver<strong>die</strong>nen<br />

können (Seite 50).<br />

Die AIBA hat für ihre Box-Revolution in Lausanne Millionen<br />

gebunkert – mit Hilfe von Oligarchen aus Osteuropa.<br />

Aber auch <strong>die</strong> werden sicherlich irgendwann eine<br />

Rendite sehen wollen. Die Frage bleibt: Wird das riesige<br />

AIBA-Projekt eine Erfolgsgeschichte oder ein Schritt ins<br />

Millionengrab? Fazit: Bisher wurde 2013 zu wenig geboxt,<br />

aber viel diskutiert über Kaisers Bart. Es wird Zeit,<br />

dass es endlich heißt: Ring frei – vor <strong>alle</strong>m bei den Profis.<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

3


INHALT<br />

Namen, Nachrichten, Termine............................................. 6<br />

Das unglaubliche Comeback von Rola El-Halabi................ 42<br />

Felix Sturm: Tod oder Gladiolen........................................... 8<br />

Sturm-Gegner Sam Soliman im Interview......................... 10<br />

Jürgen Brähmers Abrechnung mit Universum................... 12<br />

Hernandez brach sich wieder <strong>die</strong> Hand ............................. 16<br />

Krasniqi will Cleverly vom WM-Thron stoßen................... 18<br />

Rola El-Halabi (links)<br />

verlor zwar ihr<br />

Comeback gegen<br />

Lucia Morelli, aber<br />

ihr Rückkehr in den<br />

Ring war ein großer<br />

Sieg<br />

Seite 42<br />

Die Wikinger greifen wieder an......................................... 44<br />

Ulli Wegner redet Klartext ................................................ 46<br />

Zwei Niederlagen für <strong>die</strong> German Eagles.......................... 48<br />

Was <strong>die</strong> AIBA-Boxer ver<strong>die</strong>nen......................................... 50<br />

Am 16. März will<br />

Robin Krasniqi als<br />

neuer Weltmeister<br />

jubeln. In London<br />

fordert er Champion<br />

Nathan Cleverly<br />

heraus<br />

Seite 18<br />

Hick-Hack um Abraham-Stieglitz....................................... 19<br />

Helmut Ranze von AIBA-Präsident befördert..................... 52<br />

Lieber Lehrer als Profi: Stefan Härtel im Interview............ 54<br />

Marutyan bei U22-EM betrogen........................................ 56<br />

Velberts Macher Rosik im Interview.................................. 58<br />

Darum <strong>lieben</strong> <strong>alle</strong> <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong>........................................ 20<br />

Erdei: Comeback mit Trainer Sdunek ................................. 22<br />

Denis Boyt<strong>so</strong>v greift wieder an.......................................... 24<br />

Pulev: Erst Adamek, dann Klitschko................................... 26<br />

Ramin: Der kleine Trainer mit dem großen Box-Wissen.... 27<br />

Kommt Sauerland zum BDB zurück?.................................. 28<br />

Sidon: Abschiedskampf zum 50. ...................................... 30<br />

Manuel Charr ist jetzt auf Gürteljagd................................. 32<br />

Die <strong>BoxSport</strong>-Weltrangliste............................................... 34<br />

Pacquiao: Verdacht auf Parkin<strong>so</strong>n...................................... 36<br />

Al Haymon: Ein Phantom regiert <strong>die</strong> Box-Welt.................. 38<br />

Rocky macht Mode und redet Klartext............................... 40<br />

Der Märkische<br />

Boxring Hamm<br />

brachte<br />

Titelverteidiger<br />

Velbert in der<br />

Bundesliga an<br />

den Rand einer<br />

Niederlage<br />

Seite 60<br />

Bundesliga: Velbert wackelte gegen Hamm...................... 60<br />

Aus den Verbänden............................................................ 62<br />

Die neue Oberliga.............................................................. 64<br />

Lesen Sie nächsten Monat................................................ 66<br />

4 <strong>BoxSport</strong>


Namen Nachrichten<br />

Boxen<br />

Im fernsehen<br />

Freitag, 01. Februar 2013, Sat.1, ca. 23.00 Uhr<br />

– live aus Düsseldorf – IBF-WM-Ausscheidung<br />

im Mittelgewicht: Felix Sturm vs. Sam<br />

Soliman<br />

WBA-Interims-WM im Fliegengewicht: Susi<br />

Kentikian vs. Anastasia Toktaulova<br />

Samstag, 02. Februar 2013, ARD, ca. 22.30 Uhr -<br />

live aus Berlin – EM im Halbschwergewicht:<br />

Eduard Gutknecht vs. Jürgen Brähmer<br />

Freitag, 22. Februar 2013, Eurosport, ca. 21.00<br />

Uhr – live aus Galati/Rumänien - IBF-WM-<br />

Ausscheidung im Cruisergewicht: Alexander<br />

Alekseev vs. Garrett Wil<strong>so</strong>n<br />

Kampf im Schwergewicht mit Manuel<br />

Charr<br />

„Dobermann“ Doberstein<br />

will den nächsten Titel<br />

n Jürgen Doberstein will den<br />

nächsten Titel. Der Junioren-<br />

Weltmeister aus dem Saarland<br />

kämpft am 8. März in Saarbrücken<br />

um <strong>die</strong> WBF- Intercontinental-Meisterschaft<br />

im Supermittelgewicht.<br />

Gegner des „Dobermanns“<br />

ist der Spanier Blas<br />

Miguel Martinez, der bislang<br />

von 24 Kämpfen 18 gewinnen<br />

konnte. Im Vorprogramm will<br />

<strong>die</strong> Karlsruherin Raja Amasheh<br />

ihren im Oktober gewonnen<br />

WBF-Intercontinental-Titel der<br />

Frauen im Fliegengewicht verteidigen.<br />

Wolke feierte 70.<br />

mit Maske<br />

n Box-Olympiasieger und Profi-Trainer<br />

Manfred Wolke hat<br />

seinen 70. Geburtstag im Hotel<br />

„Fischland“ auf dem Darß gefeiert.<br />

Die Wolkes haben dort,<br />

direkt am Ostsee-Strand, einen<br />

Zweitwohnsitz. „Ich hatte einige<br />

Weggefährten wie Henry<br />

Maske und meinen ersten Trainer<br />

Martin Neef, er wird im Februar<br />

80, eingeladen. Glückwünsche<br />

erhielt ich von zahlreichen<br />

Boxfans aus ganz Deutschland“,<br />

sagte Wolke, der <strong>die</strong> <strong>so</strong>genannte<br />

Frankfurter Boxschule prägte.<br />

Das, was darunter zu verstehen<br />

ist, zeigte Maske in Perfektion:<br />

sichere Deckung, Treffer vermeiden,<br />

gutes Auge, sauber punkten,<br />

gewinnen.<br />

Zu den Geburtstags-Gratulanten<br />

gehörte auch Trainer Ulli<br />

Wegner: „Manne hat vor und<br />

Kessler kämpft in<br />

England gegen Froch<br />

nach der Wende viel für den<br />

Boxsport in Deutschland getan.“<br />

«Er war einer der besten Boxtrainer,<br />

<strong>die</strong> wir in Deutschland je<br />

hatten», beteuert Manager Wilfried<br />

Sauerland, zu dessen Unternehmen<br />

der Taktikfuchs einst<br />

gehörte. «Er war akribisch, auch<br />

fanatisch.»<br />

Das Erfolgsgespann: Manfred Wolke mit<br />

seinem Weltmeister Henry Maske<br />

n Dieser Kampf elektrisiert <strong>die</strong><br />

Boxfans. Die beiden Weltmeister<br />

Carl Froch und Mikkel Kessler<br />

treffen zum zweiten Mal<br />

aufeinander. Der Superfight<br />

im Supermittelgewicht <strong>so</strong>ll am<br />

25. Mai in London stattfinden.<br />

„Kessler gegen Froch I war ein<br />

Klassiker, der beste Kampf <strong>alle</strong>r<br />

Zeiten in Dänemark. Der zweite<br />

wird noch besser“, kündigte<br />

Kesslers Promoter K<strong>alle</strong> Sauerland<br />

an, der zusammen mit seinem<br />

Bruder Nisse den Kampf<br />

eingefädelt hat. „Wir werden<br />

wieder Geschichte schreiben.<br />

Das wird ein Kampf für <strong>die</strong><br />

Ewigkeit. Mikkel und Carl sind<br />

zwei der besten Boxer <strong>alle</strong>r Zeiten,<br />

zwei zukünftige Hall-of-<br />

Famer, und sie werden im Ring<br />

<strong>alle</strong>s geben. Wir haben hart gearbeitet,<br />

um <strong>die</strong>sen Kampf zu<br />

ermöglichen. Jetzt können wir<br />

den Boxfans in <strong>alle</strong>r Welt einen<br />

echten Mega-Event bieten.“<br />

Im April 2010 hatten sich<br />

Froch und Kessler in der zweiten<br />

Runde des Super-Six-Turniers<br />

eine wahre Ringschlacht<br />

geliefert. Damals fügte der<br />

Däne seinem englischen Kontrahenten<br />

in Herning <strong>die</strong> erste<br />

Niederlage seiner Karriere zu.<br />

„Ich wollte nichts mehr auf<br />

<strong>die</strong>ser Welt als <strong>die</strong>sen Kampf“,<br />

erklärte IBF-Champion Froch.<br />

„Ich habe nun <strong>die</strong> Chance,<br />

Revanche zu nehmen.“ „Ich<br />

hatte Carl versprochen, dass<br />

wir noch einmal kämpfen, los<br />

Nachdem der Sauerland-Stall<br />

<strong>die</strong> Zusammenarbeit mit ihm beendet<br />

hatte, war 2010 für Wolke<br />

Schluss. «Wir hätten mit ihm<br />

gern in Berlin oder Potsdam weitergearbeitet.<br />

Er wollte aber unbedingt<br />

in Frankfurt (Oder) bleiben»,<br />

erklärt Sauerland <strong>die</strong> Trennung.<br />

«Jedoch kam kein Nachwuchs<br />

mehr aus Frankfurt. Wir<br />

wollten dort Talente ansiedeln,<br />

aber das hat nicht geklappt.» Der<br />

Nachwuchs haue aus der brandenburgischen<br />

Stadt an der polnischen<br />

Grenze regelmäßig ab.<br />

Es läge nicht am Trainer, es sei<br />

eben nichts los in der Provinz,<br />

lautete <strong>die</strong> Begründung.<br />

Danilo Häußler wurde von<br />

Wolke noch zum EM-Titel geführt.<br />

Und er betreute Maske<br />

2007 bei dessen siegreichem<br />

Ein-Kampf-Comeback gegen<br />

den Amerikaner Virgil Hill. Mehr<br />

war nicht.<br />

Lieferten sich im April 2010<br />

einen tollen Kampf: Carl Froch<br />

(links) und Mikkel Kessler<br />

geht‘s“, meinte WBA-Weltmeister<br />

Kessler. „Wir sind uns<br />

beide sehr ähnlich. Carl ist<br />

ein großer Champion und hat<br />

schon überall auf der Welt gegen<br />

<strong>die</strong> Besten geboxt, genau<br />

wie ich. Bei unserem ersten<br />

Duell haben wir uns auf Biegen<br />

und Brechen bekämpft. Dieses<br />

Mal wird es genau<strong>so</strong> sein. Ich<br />

werde ganz Dänemark stolz<br />

machen.“<br />

Golovkin siegt<br />

in New York<br />

n Mittelgewichts-Weltmeister<br />

Gennady Golovkin bleibt weiter<br />

unbesiegt. Der Kasache mit<br />

Wohnsitz Stuttgart verteidigte<br />

seinen WBA-WM-Titel durch<br />

technischen K.o. in der siebten<br />

Runde gegen den Amerikaner<br />

Gabriel Rosado.<br />

Golovkin, der seine Karriere<br />

beim Hamburger Boxstall Spotlight<br />

begann, war von Beginn an<br />

Herr des Geschehens. Er marschierte<br />

pausenlos nach vorne.<br />

Rosado, der stark aus einem Cut<br />

blutete, lieferte dem Favoriten<br />

einen beherzten Kampf. In der<br />

siebten Runde aber gab seine<br />

Ecke auf. Der 25. Sieg im 25.<br />

Kampf für Golovkin.<br />

Im Hauptkampf im kleinen<br />

Theater des berühmten Madi-<br />

6 <strong>BoxSport</strong>


Termine<br />

Ob sie noch im Ring zusammenkommen? Weltmeister Wladimir Klitschko (links)<br />

und Alexander Povetkin, <strong>alle</strong>rdings nur als Papp-Aufsteller<br />

Hauen und Stechen um<br />

Klitschko - Povetkin<br />

<strong>so</strong>n Square Gardens entthronte<br />

Miguel Garcia WBO-Federgewichts-Weltmeister<br />

Orlando Salido<br />

durch technischen Punktsieg<br />

nach acht Runden.<br />

Ceylan lässt <strong>die</strong> Fäuste<br />

in Rumänien fliegen<br />

n Erol Ceylan zieht es nach Rumänien.<br />

Der Boss des Hamburger<br />

n Um <strong>die</strong> Pflichtverteidigung<br />

von Box-Superchampion Wladimir<br />

Klitschko gegen Weltmeister<br />

Alexander Povetkin<br />

gibt es ein Hauen und Stechen.<br />

Nachdem der Weltverband<br />

WBA angeordnet hatte, dass<br />

der Kampf bis Ende Februar<br />

ausgetragen werden muss,<br />

reichte das Klitschko-Lager<br />

einen Antrag auf Ausnahmebewilligung<br />

ein. Der 36-jährige<br />

Klitschko will zunächst eine<br />

freiwillige Titelverteidigung<br />

bestreiten, bevor er bereit ist,<br />

sich Povetkin zu stellen.<br />

«Dem stimmen wir nicht<br />

zu», sagte Promoter K<strong>alle</strong> Sauerland,<br />

bei dessen Unternehmen<br />

der Russe Povetkin unter<br />

Vertrag steht. Nunmehr muss<br />

das <strong>so</strong>genannte Championship<br />

Committee der WBA über den<br />

Kampftermin entscheiden.<br />

«Wenn Klitschko eine freiwillige<br />

Titelverteidigung bewilligt<br />

werden <strong>so</strong>llte, werden wir<br />

dagegen vorgehen und <strong>alle</strong><br />

Rechtsmittel ausschöpfen»,<br />

sagte Sauerland-Geschäftsführer<br />

Christian Meyer.<br />

Powetkin ist seit seinem<br />

Punktsieg im August 2010<br />

gegen Ruslan Chagaev Weltmeister<br />

bei der WBA, während<br />

Klitschko seit seinem Erfolg<br />

über David Haye der Superchampion<br />

des Verbandes ist.<br />

Die beiden Boxer hätten schon<br />

im Dezember 2008 in Mannheim<br />

in den Ring steigen <strong>so</strong>llen.<br />

Doch Powetkin musste wegen<br />

einer Bänderverletzung im<br />

linken Knöchel absagen.<br />

Spannungen gibt es auch,<br />

weil sich <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong> an<br />

TV-Partner RTL gebunden<br />

haben, während Sauerland-<br />

Kämpfe von der ARD gezeigt<br />

werden. Sauerland will den<br />

Klitschko-Kampf für <strong>die</strong> ARD<br />

ersteigern.<br />

EC-Boxstalls veranstaltet am 22.<br />

Februar in Galati. Dort will sich<br />

Ceylans Ex-Europameister Alexander<br />

Alekseev das Recht erboxen,<br />

IBF-Weltmeister Yoan Pablo<br />

Hernandez aus dem Sauerland-<br />

Stall herauszufordern. Der Russe<br />

trifft in einem Ausscheidungskampf<br />

auf den Amerikaner Garrett<br />

Wil<strong>so</strong>n aus Philadelphia. Neben<br />

Alekseev schlagen in Galati <strong>die</strong><br />

deutsche termine<br />

01. Februar 2013, Düsseldorf (Sturm)<br />

IBF-WM-Ausscheidung im Mittelgewicht: Felix Sturm vs. Sam Soliman<br />

WBA-Interims-WM im Fliegengewicht: Susi Kentikian vs. Anastasia Toktaulova<br />

02. Februar 2013, Berlin (Sauerland)<br />

EM im Halbschwergewicht: Eduard Gutknecht vs. Jürgen Brähmer<br />

IBF-Intercontinental im Halbschwergewicht: Robert Woge vs. Hakim Zoulikha<br />

Februar 2013, Ludwigsburg (Techel)<br />

Kampf im Halbmittelgewicht mit Vito Vendetta<br />

internationale termine<br />

30. Januar 2013, Sydney (Australien)<br />

IBF-WM im Mittelgewicht: Daniel Geale vs. Anthony Mundine<br />

09. Februar 2013, New York (USA)<br />

WBA-WBC-WM im Halbmittelgewicht: Danny Garcia vs. Zab Judah<br />

WBO-WM im Mittelgewicht: Peter Quillin vs. Fernando Guerrero<br />

16. Februar 2013, Atlantic City (USA)<br />

WBC-WM im Leichtgewicht: Adrien Broner vs. Gavin Rees<br />

WBC-International im Schwergewicht: Johnathon Banks vs. Seth Mitchell<br />

22. Februar 2013, Galati (Rumänien)<br />

IBF-WM-Ausscheidung im Cruisergewicht: Alexander Alekseev vs. Garrett<br />

Wil<strong>so</strong>n<br />

Kampf im Schwergewicht mit Manuel Charr<br />

22. Februar 2013, Washington (USA)<br />

IBF-WM im Halbweltergewicht: Lamont Peter<strong>so</strong>n vs. Kendall Holt<br />

23. Februar 2013, Liverpool (England)<br />

Kampf im Schwergewicht: David Price vs. Tony Thomp<strong>so</strong>n<br />

23. Februar 2013, Detroit (USA)<br />

IBF-WM im Weltergewicht: Devon Alexander vs. Kell Brook<br />

IBF-WM im Halbweltergewicht: Cornelius Bundrage vs. Ishe Smith<br />

Schwergewichtler Manuel Charr<br />

und der internationale Deutsche<br />

Meister und WBO-Europameister<br />

Christian Hammer zu. Unterstützung<br />

bei seiner Veranstaltung<br />

erhält Ceylan vom Rumänen Michael<br />

Löwe, einst Weltmeister im<br />

Hamburger Universum-Boxstall.<br />

Der heutige WBO-Funktionär<br />

(Ring- und Punktrichter) lebt<br />

wieder in seinem Heimatland<br />

und ist sehr daran interessiert,<br />

dass es in Rumänien in Zukunft<br />

große Profibox-Veranstaltungen<br />

geben wird. Ceylan: „Michaels<br />

Wort hat dort Gewicht. Ich freue<br />

mich, dass er mich <strong>so</strong> kräftig in<br />

meinem Vorhaben unterstützt.“<br />

Goda Dailydaite trifft<br />

auf Elina Tissen<br />

n Am 27. April treffen zwei der<br />

besten Federgewichts-Profiboxerinnen<br />

der Welt aufeinander:<br />

Die ungeschlagene Dortmunder<br />

Boxerin Goda Dailydaite (8<br />

Kämpfe, 8 Siege) trifft auf Elina<br />

Tissen (17 Kämpfe, 15 Siege, 2<br />

Will drei WM-Titel: Goda Dailydaite<br />

Niederlagen) aus Warendorf.<br />

Auf dem Spiel stehen <strong>die</strong> WM-<br />

Titel der WIBF, GBC und GBU.<br />

Promoter Timor Khalil, der den<br />

Kampf ersteigerte, will das Duell<br />

in der Eish<strong>alle</strong> Wischlingen in<br />

Dortmund austragen.<br />

Ex-Weltmeister Kelly<br />

Pavlik hört auf<br />

n Kelly Pavlik hat überraschend<br />

sein Karriere-Ende bekanntgegeben.<br />

Der 30 Jahre frühere Weltmeister<br />

im Mittelgewicht erklärte,<br />

in seiner Heimatstadt Youngstown<br />

im US-Bundesstaat Ohio künftig<br />

ein Gym leiten zu wollen. Pavlik<br />

stand kurz vor einem Kampf um<br />

<strong>die</strong> WM-Kronen der WBC und<br />

WBA im Supermittelgewicht gegen<br />

seinen Landsmann Andre Ward.<br />

Zweimal musste das Duell jedoch<br />

verschoben werden. Nun wurde<br />

es wegen einer Schulterverletzung<br />

Wards ganz abgesagt. „Die Absage<br />

war eine glückliche Fügung“,<br />

sagte Familienvater Pavlik. „Ich<br />

habe keine Motivation mehr. Und<br />

außerdem habe ich Angst um meine<br />

Gesundheit. Ich möchte nicht<br />

mehr weiterboxen.“ Pavlik, der in<br />

42 Kämpfen lediglich gegen Box-<br />

Legende Bernard Hopkins und gegen<br />

den heutigen Mittelgewichts-<br />

König Sergio Martinez verlor, hatte<br />

zuletzt drei Siege in Folge gefeiert.<br />

Zuvor hatte er sich wegen eines Alkoholproblems<br />

in einer Entzugsklinik<br />

behandeln lassen.<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

7


Der Kölner Box-Star steht beim Kamp<br />

Felix Sturm:<br />

Sdunek: Der Australier ist ein unbequemer Gegner<br />

Hinter der Scheibe<br />

herrscht hektisches<br />

Gewusel. Wenn Roland<br />

Bebak aus seinem<br />

Büro einen Blick ins benachbarte<br />

Gym werfen will, muss er einen<br />

Vorhang zur Seite schieben. Den<br />

gab es früher nicht. Denn früher<br />

trainierte Felix Sturm hier <strong>alle</strong>ine<br />

und sein Manager Bebak konnte<br />

ihn vom Schreibtisch aus beobachten.<br />

Nun dreht der Hausherr<br />

in einer Ecke des Gyms seine<br />

Runden mit Trainer Fritz Sdunek,<br />

in einer anderen gibt Magomed<br />

Schaburow seiner ehemaligen<br />

Weltmeisterin Susi Kentikian<br />

Anweisungen. Auch<br />

Kentikians Lebensgefährte<br />

Magomed<br />

Yangubaev<br />

<strong>so</strong>wie Sturms<br />

Kumpel Maurice<br />

Weber<br />

und Patrick<br />

Dobroschi<br />

bereiten sich<br />

in dem Studio<br />

in der Kölner<br />

Südstadt auf ihre<br />

nächsten Kämpfe<br />

vor. „Vielleicht trainiere<br />

ich das nächste Mal im Ausland“,<br />

meint Sturm. „Ich brauche meine<br />

Ruhe, ich muss mich stärker<br />

herausnehmen.“ Wenn es <strong>so</strong><br />

weit überhaupt noch kommt.<br />

Denn damit es überhaupt weitergeht<br />

im Hause Sturm, muss<br />

der Chef am 1. Februar in Düsseldorf<br />

unbedingt gewinnen.<br />

Schlägt er den Australier Sam<br />

Soliman, ist er <strong>die</strong> Nummer eins<br />

der IBF-Weltrangliste und darf<br />

wieder um den Weltmeistertitel<br />

kämpfen. Kassiert er nach der<br />

Pleite am 1. September gegen Solimans<br />

Landsmann Daniel Geale<br />

<strong>die</strong> zweite Niederlage in Folge –<br />

Sturms ehrgeiziges Projekt vom<br />

eigenen Boxstall könnte schon<br />

am Ende sein, bevor es überhaupt<br />

richtig begonnen hat.<br />

„Ich stehe immer unter<br />

Druck, bei jedem Kampf“, wiegelt<br />

Sturm ab. Aber Manager<br />

Bebak sagt: „Es geht um <strong>alle</strong>s.<br />

Felix muss <strong>die</strong>sen Kampf gewinnen.“<br />

Tod oder Gladiolen<br />

Dieses Mal konnte<br />

sich Felix Sturm<br />

von Beginn an<br />

mit Trainer<br />

Fritz Sdunek auf<br />

das Duell mit<br />

Sam Soliman<br />

vorbereiten<br />

Felix Sturms Manager<br />

Roland Bebak<br />

– <strong>so</strong> hätte es der<br />

frühere Trainer von<br />

Bayern München und<br />

heutige Nationalcoach<br />

der Niederlande, Louis van<br />

Gaal, formuliert. Schließlich ist<br />

Sturm das Aushängeschild seines<br />

Boxstalls und <strong>so</strong>mit seines<br />

Fernsehpartners Sat.1. Ein WM-<br />

Ausscheidungskampf wie jetzt<br />

gegen Soliman ist dem Privatsender<br />

gerade noch zu verkaufen<br />

– Aufbaukämpfe, <strong>die</strong> Sturm<br />

nach einer weiteren Niederlage<br />

erst einmal bestreiten müsste,<br />

sicher nicht. Undenkbar ist<br />

auch, dass Sturm im Rahmenprogramm<br />

seiner Boxer, etwa<br />

von Susi Kentikian („Sie ist<br />

wie eine kleine Schwester<br />

für mich“), auftritt. Zumal<br />

<strong>die</strong> Hamburgerin derzeit<br />

auch keinen Weltmeistertitel<br />

trägt, den sie live im<br />

Programm von Sat.1 verteidigen<br />

könnte. Sie wollte am<br />

1. Februar in Düsseldorf eigentlich<br />

Revanche nehmen<br />

an der Mexikanerin Carina<br />

Wie eine kleine Schwester: Felix<br />

Sturm, der Promoter, mit seiner<br />

Boxerin Susi Kentikian<br />

Moreno für <strong>die</strong> ungerechtfertigte<br />

Punktniederlage vom 1. Dezember.<br />

Moreno sagte das vom<br />

Weltverband WBA angeordnete<br />

Rematch <strong>alle</strong>rdings wegen Knieproblemen<br />

ab. Nun boxt Kentikian<br />

im ISS Dome um den Interims-WM-Titel<br />

der WBA gegen<br />

Anastasia Toktaulova. Die Russin<br />

hatte sie 2008 schon einmal<br />

deutlich nach Punkten besiegt.<br />

Wochenlang quälte sich<br />

Ex-Weltmeister Sturm in seinem<br />

eigenen Gym für das große<br />

Comeback. Sdunek war <strong>die</strong>ses<br />

Mal von Anfang an dabei, vor<br />

der Niederlage gegen Geale war<br />

der Trainer wegen der Vorbereitung<br />

von Vitali Klitschko auf <strong>die</strong><br />

Titelverteidigung gegen Manuel<br />

Charr erst wenige Tage vor dem<br />

Kampf zum Team Sturm gestoßen.<br />

„Felix ist gut drauf, er wird<br />

marschieren“, sagt Sdunek.<br />

„Aber das muss er auch. Soliman<br />

ist unbequem, ein unangenehmer<br />

Gegner. Er schlägt aus<br />

<strong>alle</strong>n Richtungen.“<br />

Der 39 Jahre alte Australier,<br />

dessen Landsmänner Geale und<br />

Anthony Mundine zwei Tage vor<br />

dem Duell gegen Sturm um den<br />

IBF-Titel kämpfen, hätte seinen<br />

Status als Erster der Weltrangliste<br />

gegen Sturm eigentlich nicht<br />

riskieren müssen. Er hatte seine<br />

zweite WM-Chance bereits<br />

sicher. Aber kurz vor Ende der<br />

Karriere lockte <strong>die</strong> hohe Börse<br />

aus Deutschland. „Er war nicht<br />

billig“, bestätigt Bebak. Weil<br />

Sturm im Kampfvertrag mit Geale<br />

(„Die Niederlage hat mich<br />

nicht ansatzweise gebrochen“)<br />

keine Rückkampfklausel festgeschrieben<br />

hatte, musste der<br />

Kölner den Australier einkaufen,<br />

um sich gleich wieder eine<br />

WM-Chance erarbeiten zu können.<br />

Schließlich muss er Sat.1 in<br />

<strong>die</strong>sem Jahr acht Kampfabende<br />

liefern. Dafür muss Sturm neben<br />

Kentikian weitere Boxer für seinen<br />

Stall verpflichten. „Es wür-<br />

8 <strong>BoxSport</strong>


f gegen Soliman mächtig unter Druck<br />

Tod oder Gladiolen<br />

den viele Leute umkippen, wenn<br />

sie wüssten, wer <strong>alle</strong>s bei mir<br />

anruft und für uns boxen will“,<br />

sagt Sturm. Dazu <strong>so</strong>ll auch der<br />

bislang unbesiegte Cruisergewichtler<br />

Rakhim Chakhkiev aus<br />

der Konkursmasse von Sturms<br />

früherem Arbeitgeber Universum<br />

gehören. „Ich werde meinen<br />

Stall step by step aufbauen“,<br />

sagt Sturm, der einen Tag<br />

vor dem Kampf gegen Soliman<br />

34 Jahre alt wird. Er selbst will<br />

noch mindestens acht Kämpfe<br />

machen. Sturm: „50 Kämpfe will<br />

ich machen. Und ich will keinen<br />

mehr verlieren. Mit Soliman beginnt<br />

das erste Kapitel des letzten<br />

Viertels meiner Karriere.“ Sturm<br />

kündigt an: „Ich werde bei Sat.1<br />

meine Karriere beenden.“ Damit<br />

das Ende nicht früher als geplant<br />

kommt, ist Sturm am 1. Februar<br />

zum Siegen verdammt.<br />

ARNE LEYENBERG<br />

Der doppelte<br />

Sturm: Felix Sturm<br />

vorm Spiegel in<br />

seinem Gym in der<br />

Kölner Südstadt<br />

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nicht eingeschränkt.<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

9


Sam Soliman<br />

im Gespräch mit<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

Ich habe einen<br />

Plan, wie ich<br />

Sturm schlage<br />

Muskelmann aus<br />

Australien: Sam Soliman<br />

Für beide Boxer geht es am 1. Februar um <strong>alle</strong>s: Felix Sturm darf sich nach der Pleite<br />

gegen Daniel Geale keine weitere Niederlage erlauben, Sam Soliman steht mit<br />

39 Jahren ganz kurz vor seinem Traum, noch einmal um den WM-Titel zu kämpfen.<br />

Schon einmal boxte der Australier in Deutschland, 2000 verlor er in Frankfurt gegen<br />

den Kölner Jerry Elliott. Im <strong>BoxSport</strong>-Interview erzählt Soliman, warum er dennoch<br />

gute Erinnerungen an Deutschland hat und warum er <strong>die</strong>ses Mal siegen wird.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Mr. Soliman, seit<br />

wann bereiten Sie sich auf den<br />

Kampf gegen Felix Sturm vor?<br />

Sam Soliman: Ich habe<br />

Anfang Dezember mit dem Training<br />

für das Duell gegen Felix<br />

Sturm begonnen. Ich hatte eine<br />

exzellente Sparringsphase mit<br />

verschiedenen Boxern in Melbourne.<br />

Die waren Felix in ihrem<br />

Stil sehr ähnlich. Ich bin noch<br />

zwei Kämpfe von meinem größten<br />

Traum entfernt, das werde<br />

ich mir nicht nehmen lassen. Ich<br />

trainiere jetzt seit 24 Jahren, ich<br />

habe 170 Kämpfe hinter mir. Ich<br />

könnte nicht besser drauf sein.<br />

Ich habe im Training jeden Stein<br />

umgedreht.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie lange vor<br />

dem Kampf werden Sie nach<br />

Deutschland reisen?<br />

Soliman: Ich habe Melbourne<br />

am 15. Januar verlassen<br />

und bereite mich seitdem in London<br />

auf das Duell vor. Damit ich<br />

mich an den Winter in Europa<br />

gewöhnen kann. Am 24. Januar<br />

beende ich <strong>die</strong> Vorbereitung und<br />

reise am 25. ab nach Deutschland.<br />

Ich war schon ein paar Mal<br />

in Deutschland, es hat mir sehr<br />

gut gef<strong>alle</strong>n. Deshalb freue ich<br />

mich darauf, wiederzukommen.<br />

Ich freue mich darauf, einen<br />

starken Boxer wie Felix Sturm,<br />

der schon <strong>so</strong> viel erreicht hat, zu<br />

boxen.<br />

53 Kämpfe, 42 Siege:<br />

Sam Soliman<br />

<strong>BoxSport</strong>: Was fürchten Sie<br />

an Felix Sturm am meisten? Und<br />

umgekehrt: wie haben Sie vor,<br />

Sturm Probleme zu bereiten? Auf<br />

was muss er sich einstellen?<br />

Soliman: Ich werde in fantastischer<br />

Verfassung sein am<br />

1. Februar. Das muss ich, weil<br />

Sturm ein perfekter Boxer ist, er<br />

ist einer der besten der Welt. Seine<br />

Rechte nach dem linken Jab<br />

ist seine beste Waffe und seine<br />

Führhand ist <strong>die</strong> beste im Mittelgewicht.<br />

Er will gegen mich be<strong>so</strong>nders<br />

glänzen. Trotzdem habe<br />

ich einen Plan, wie ich Sturm<br />

am 1. Februar schlagen kann.<br />

Er wird <strong>alle</strong>s geben, deshalb<br />

wird es für mich ein noch größerer<br />

Sieg. Mein Stil und meine<br />

Aktivität sind <strong>die</strong> Schlüssel für<br />

meinen Erfolg. Ich bin sehr zuversichtlich,<br />

dass ich gewinnen<br />

werde. Ich bin mir sicher: Sturm<br />

hat noch nie <strong>so</strong> jemanden wie<br />

mich geboxt. Ich lasse mich von<br />

ihm nicht dabei aufhalten, Weltmeister<br />

zu werden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie haben gegen<br />

Topleute wie Winky Wright, Anthony<br />

Mundine und Sakio Bika<br />

geboxt. Waren <strong>die</strong> stärker als<br />

Sturm?<br />

Soliman: Sturm zählt zu<br />

meinen drei besten Gegnern. Er<br />

ist in derselben Liga wie Winky<br />

Wright.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie sind bereits 39<br />

Jahre alt. Dennoch haben Sie zuletzt<br />

Ihre besten Leistungen gezeigt.<br />

Wie erklären Sie sich das?<br />

Soliman: Ich habe <strong>die</strong> Erfahrung<br />

und das Wissen, was gut<br />

für meinen Körper ist. Ich esse<br />

gesund – wie es <strong>alle</strong> Boxer tun<br />

<strong>so</strong>llten. Du musst zu den richtigen<br />

Zeiten essen, du musst wissen,<br />

was und wieviel. Ich bin <strong>so</strong><br />

gut drauf, weil ich im Training<br />

nie nachgelassen habe und ein<br />

hungriger Kämpfer geb<strong>lieben</strong><br />

bin.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Zwei Tage vor ihrem<br />

Kampf boxt IBF-Weltmeister<br />

und Sturm-Bezwinger Daniel<br />

Geale, den Sie mit einem Sieg<br />

am 1. Februar herausfordern<br />

dürften, gegen Ihren alten Rivalen<br />

Anthony Mundine, der sie<br />

bereits zweimal besiegen konnte.<br />

Wie geht der Kampf aus?<br />

Soliman: Daniel ist der bessere<br />

Boxer und ein echtes Mittelgewicht.<br />

Mundine wird weglaufen<br />

müssen, um überhaupt <strong>die</strong><br />

zwölf Runden zu überstehen.<br />

Ich weiß, wie Geale trainiert und<br />

welche Aufopferungen er dafür<br />

in Kauf nimmt. Er würde Mundine<br />

sechsmal <strong>die</strong> Woche schlagen<br />

und zweimal am Sonntag.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Was haben Sie<br />

aus dem Sieg von Geale über<br />

Sturm gelernt?<br />

Soliman: Ich habe vor <strong>alle</strong>m<br />

gelernt, dass Australier nach<br />

Deutschland gehen und siegen<br />

können. Denn wir <strong>alle</strong> erinnern<br />

uns daran, wie Danny Green damals<br />

Markus Beyer verprügelt<br />

hat – und dennoch wurde er um<br />

seinen Traum betrogen. Geales<br />

Sieg hat mir sehr viel Zuversicht<br />

gegeben.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie werden von<br />

David Stanley gemanagt und<br />

von Dave Hedgecock trainiert.<br />

Welche Rolle spielt Ihr Team für<br />

Ihren Erfolg?<br />

Soliman: Sie sind beide sehr<br />

wichtig. Mit meinem Trainer<br />

arbeite ich jetzt seit 20 Jahren<br />

zusammen, mit David Stanley<br />

seit zehn Jahren. Sie haben mir<br />

geholfen, <strong>die</strong> Nummer eins der<br />

IBF im Mittelgewicht zu werden.<br />

Und jetzt bin bereit für den größten<br />

Kampf meiner Karriere am 1.<br />

Februar gegen Felix Sturm.<br />

10 <strong>BoxSport</strong>


FREITAG 01.FEB 23:00<br />

FREUT EUCH DRAUF


Das große Sauerland-Stallduell zwischen<br />

Wegner: Nur der Sieger kann noch<br />

In der Berliner Max-Schmeling-H<strong>alle</strong> im Berliner Gym und in Kienbaum fühle ich mich<br />

steigt am 2. Februar der deutschdeutsche<br />

Boxkn<strong>alle</strong>r im Halbteidigen,<br />

obwohl mir schon klar ist, dass ich an<br />

richtig stark. Ich werde meinen Titel sicher verschwergewicht.<br />

Ex-Weltmeister <strong>die</strong> Grenzen meiner Leistungsfähigkeit gehen<br />

Jürgen Brähmer fordert Europameister<br />

Eduard Gutknecht. zäher Brocken, trotzdem werde ich seinen Traum<br />

muss“, sagt Gutknecht. „Jürgen Brähmer ist ein<br />

Wer hat noch eine Zukunft im von einer WM zerstören. Jürgens große Zeit geht<br />

Berliner Sauerland-Stall? Das am 2. Februar in der Schmeling-H<strong>alle</strong> zu Ende. Ich<br />

brisante Duell ist auch ein dagegen will noch ein paar Jahre, um <strong>die</strong> Weltmeistergürtel<br />

kämpfen. Trotz der einstigen Klasse<br />

Kampf der Trainer. Brähmer<br />

ist zu seinem früheren Amateur-Trainer<br />

Karsten Röwer zu-<br />

nicht schlecht.“<br />

von Brähmer stehen meine Chancen für einen Sieg<br />

rückgekehrt, aus Gutknecht will Das sieht auch Trainer Wegner <strong>so</strong>: „Gutknecht besitzt<br />

durchaus das Können, gegen Jürgen Bräh-<br />

Eduard<br />

Meistertrainer Ulli Wegner seinen<br />

Gutknecht, der<br />

Europameister im<br />

nächsten Champion formen. mer zu triumphieren. Die be<strong>so</strong>ndere Brisanz des<br />

Halbschwergewicht<br />

„Nach den harten Trainingswochen Kampfes liegt aus meiner Sicht auch darin, dass<br />

Die große Abrechn<br />

Ich hätte früher zu Sauerland wechseln <strong>so</strong>llen – Auf dem Land ein<br />

<strong>BoxSport</strong>: Herr Brähmer,<br />

wie fühlt es sich an, im reifen<br />

Boxeralter von 34 Jahren einen<br />

Neustart zu wagen?<br />

Jürgen Brähmer: Für mich<br />

ist es eine schöne Erfahrung,<br />

noch einmal neu durchstarten<br />

zu können. Wenn man <strong>die</strong> vergangenen<br />

vier Jahre aus sportlicher<br />

Sicht betrachtet, dann muss<br />

ich doch zugeben, dass es verschenkte<br />

Jahre waren. Deshalb<br />

bin ich froh, dass ich jetzt noch<br />

einmal <strong>die</strong> Chance habe, richtig<br />

anzugreifen. Ich ärgere mich <strong>alle</strong>rdings<br />

darüber, dass ich<br />

<strong>die</strong>sen Schritt nicht früher<br />

gegangen bin.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie haben<br />

den Absprung doch rechtzeitig<br />

geschafft. Sie haben<br />

unter Firmengründer<br />

Klaus-Peter Kohl sehr gut<br />

ver<strong>die</strong>nt und auch von dessen<br />

Nachfolger Waldemar<br />

Kluch als einer von wenigen<br />

Ihr Geld bekommen,<br />

wie man hört.<br />

Brähmer: Kluch hat<br />

tatsächlich <strong>alle</strong> Absprachen,<br />

<strong>die</strong> wir hatten, eingehalten.<br />

Dennoch wusste<br />

ich schnell, dass das nicht<br />

gut gehen konnte mit seinen<br />

vielen Versprechungen.<br />

Das Problem war aber<br />

schon unter Kohl entstanden,<br />

denn ich habe schon<br />

vor meiner letzten WM-Titelverteidigung<br />

im April 2010 in Hamburg<br />

gegen Mariano Plotinsky<br />

gespürt, dass es bergab geht.<br />

Plötzlich wurden finanzielle Absprachen<br />

nicht eingehalten. Da<br />

hätte ich schon Zähne zeigen<br />

und gehen <strong>so</strong>llen. Aber ich wollte<br />

<strong>die</strong> gute Beziehung zu Herrn<br />

Kohl nicht riskieren. Wenn ich<br />

sehe, dass wir heute gar keinen<br />

Kontakt mehr haben, muss ich<br />

sagen: Schlimmer hätte es damals<br />

auch nicht kommen können.<br />

Das, was mich am meisten<br />

wurmt, ist, dass ich meinen Titel<br />

verloren habe, ohne sportlich etwas<br />

dafür zu können.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Immerhin haben<br />

Sie im Januar 2011 <strong>die</strong> Titelvereinigung<br />

mit Beibut Shumenov<br />

in Kasachstan und im Mai 2011<br />

eine Titelverteidigung in England<br />

gegen Nathan Cleverly abgesagt.<br />

Offiziell, weil Sie krank<br />

beziehungsweise verletzt waren.<br />

Daran gab es Zweifel. Was war<br />

der wirkliche Grund?<br />

Brähmer: Dass Absprachen<br />

nicht eingehalten wurden. Ich<br />

hatte das Gefühl, dass Kohl und<br />

sein Schwieger<strong>so</strong>hn Dietmar<br />

Poszwa nur noch Geld aus dem<br />

Laden rausziehen wollten. Eine<br />

Woche vor dem Kampf, wo sie<br />

dachten, dass ich keinen Rückzieher<br />

mehr machen würde,<br />

hieß es plötzlich, dass weniger<br />

Geld da sei und ich nicht das bekommen<br />

könne, was abgemacht<br />

war. Ich hatte mir nach dem Plotinsky-Kampf<br />

aber geschworen,<br />

dass ich nie mehr in den Ring<br />

steige, wenn nicht das gehalten<br />

wird, was versprochen war.<br />

Und das habe ich durchgezogen.<br />

Bis heute ärgere<br />

ich mich darüber, dass ich<br />

überhaupt den Plotinsky-<br />

Kampf gemacht habe. Aber<br />

Herr Kohl ist ein Schlitzohr,<br />

er hat es geschafft, immer<br />

wieder Hoffnung bei mir zu<br />

wecken, obwohl mein Verstand<br />

gesagt hat, dass es zu<br />

Ende ist.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Ihr Verhältnis<br />

zu Kohl war immer ein<br />

be<strong>so</strong>nderes, Sie waren sein<br />

Liebling. Kohl sagt, dass er<br />

Sie bis heute sehr gern mag.<br />

Wie stehen Sie zu ihm?<br />

Ein Bild aus vergangenen Tagen:<br />

Jürgen Brähmer freut sich im<br />

Dezember 2009 mit Trainer<br />

Michael Timm und Promoter Klaus-<br />

Peter Kohl über <strong>die</strong> erfolgreiche<br />

Titelverteidigung seines WM-Titels<br />

gegen Dimitry Sukhotsky<br />

12 <strong>BoxSport</strong>


Eduard Gutknecht und Jürgen Brähmer<br />

en Kämpfen rechnen<br />

zumindest 2013 nur der Sieger mit großen Kämpfen<br />

rechnen kann. Ich habe Stallduelle nicht be<strong>so</strong>nders<br />

gern. Da Eduard aber unbedingt gegen Brähmer<br />

kämpfen wollte, habe ich ihn mit <strong>alle</strong>r Gewissenhaftigkeit<br />

auf den Kampf vorbereitet. Brähmers<br />

Trainer Röwer hält dagegen: „Ich habe im Training<br />

gesehen, dass Jürgen noch immer richtig gut boxen<br />

kann. Ich sehe deshalb optimistisch für meinen<br />

Schützling dem Kampf<br />

entgegen. Jürgen war<br />

Das<br />

schon immer ein guter<br />

Trainierer. Diese Eigenschaft<br />

hat er jetzt<br />

noch verstärkt.“<br />

Wie Jürgen Brähmer<br />

den Kampf sieht,<br />

sport<br />

erzählt er im großen <strong>BoxSport</strong>-<br />

Interview. Außerdem rechnet der<br />

Ex-Weltmeister mit seinem früheren<br />

Boxstall Universum ab,<br />

spricht über seine Gründe für<br />

den Wechsel zu Sauerland und<br />

über sein neues Leben mit<br />

Tochter auf dem Land.<br />

INTERVIEW<br />

Björn Jensen mit Jürgen Brähmer<br />

Jürgen<br />

Brähmer,<br />

der frühere<br />

Weltmeister im<br />

Halbschwergewicht<br />

ung mit Universum<br />

neues Leben begonnen – Ich hole mir noch einmal den WM-Titel<br />

Brähmer: Da gibt es eine<br />

private und eine geschäftliche<br />

Seite. Ich habe sehr hohen Respekt<br />

vor dem, was er aufgebaut<br />

hat. Ich hatte viele Jahre eine<br />

Superzeit, bin sehr gut mit ihm<br />

gefahren und habe sehr viel<br />

von ihm gelernt. Deshalb werde<br />

ich jetzt nicht sagen, dass er<br />

ein Arsch ist. Ich bin <strong>alle</strong>rdings<br />

schon enttäuscht darüber, dass<br />

<strong>die</strong> letzten Jahre <strong>so</strong> schlecht gelaufen<br />

sind. Und ich hatte ihm<br />

nicht zugetraut, dass er am Ende<br />

versuchen würde, <strong>so</strong> viel Geld<br />

wie möglich aus dem sterbenden<br />

Unternehmen zu ziehen. Er<br />

hätte 2009, beim 25-jährigen Bestehen,<br />

Schluss machen <strong>so</strong>llen.<br />

Das wäre ein würdiger Abgang<br />

gewesen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Mit seinem designierten<br />

Nachfolger Dietmar Poszwa<br />

und dessen jungem Team<br />

sind Sie nie richtig warm geworden.<br />

<strong>Warum</strong> nicht?<br />

Brähmer: Weil ich gesehen<br />

habe, dass <strong>die</strong> zu fünft nicht<br />

das geschafft haben, was der<br />

frühere Geschäftsführer Peter<br />

Hanraths <strong>alle</strong>in gemacht hat.<br />

Als der 2005 gehen musste,<br />

war das der Anfang vom Ende<br />

Universums. Poszwa hat in<br />

meinen Augen kein Rückgrat.<br />

Wenn Kohl nicht da war, hat er<br />

den großen Zampano markiert.<br />

Wenn Kohl da war, war er klein<br />

mit Hut. Solche Leute mag ich<br />

nicht.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Die In<strong>so</strong>lvenz von<br />

Universum haben Sie kommen<br />

sehen, Sie waren schon Monate<br />

vorher kurz davor, selbst den<br />

Antrag auf Eröffnung des In<strong>so</strong>lvenzverfahrens<br />

zu stellen und<br />

hatten Kluch damit in der Hand.<br />

Haben Sie Mitleid mit den Sportlern,<br />

<strong>die</strong> nun leiden müssen?<br />

Brähmer: Das muss man<br />

differenziert sehen. Ich habe<br />

einige gewarnt und versucht,<br />

ihnen Ratschläge zu geben. Sebastian<br />

Zbik zum Beispiel habe<br />

ich gesagt, er <strong>so</strong>ll sich absichern,<br />

dass er seine Börse aus dem<br />

Kampf gegen Felix Sturm bekommt.<br />

Er hat nicht gehört und<br />

dachte, er ist schlauer. Jetzt hat<br />

er kein Geld bekommen, aber er<br />

tut mir nicht leid, denn er wusste<br />

es ja <strong>alle</strong>s besser. Aber andere,<br />

<strong>die</strong> das System wirklich nicht<br />

durchschauen, tun mir schon<br />

leid. Talente wie Denis Boyt<strong>so</strong>v<br />

oder Rakhim Chakhiev werden<br />

Im April 2010 schlug Jürgen<br />

Brähmer den Argentinier<br />

Mariano Nicolas Plotinsky k.o.<br />

– der bislang letzte WM-Kampf<br />

des Schweriners<br />

zum Spielball der Interessen<br />

und wissen nicht, wie sie sich<br />

wehren können. Darüber denke<br />

ich oft nach, was aus denen in<br />

Deutschland werden <strong>so</strong>ll.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Und Sie versuchen<br />

zu helfen, Boyt<strong>so</strong>v hat immerhin<br />

mittlerweile denselben<br />

Anwalt wie Sie.<br />

Brähmer: Ich hatte das<br />

Glück, dass ich meinen Rechtsanwalt<br />

Johnny Eisenberg kennen<br />

gelernt habe. Er ist mittlerweile<br />

ein guter Freund. Mit ihm habe<br />

ich viele Nächte lang debattiert,<br />

was das Beste für mich ist. Solch<br />

ein Berater ist Gold wert.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Lassen wir <strong>die</strong><br />

Vergangenheit ruhen und schauen<br />

in <strong>die</strong> Gegenwart. <strong>Warum</strong> ist<br />

Sauerland das Beste für Sie?<br />

Brähmer: Weil Sauerland<br />

der stabilste Partner für mich ist,<br />

um in den Jahren, <strong>die</strong> mir noch<br />

bleiben, mein Potenzial auszuschöpfen.<br />

Das erste Treffen mit<br />

Wilfried Sauerland hat den Ausschlag<br />

für meine Wahl gegeben.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Was hat Sie da <strong>so</strong><br />

beeindruckt?<br />

Brähmer: Ich kannte ihn<br />

gar nicht und kann bis heute<br />

nicht sagen, was ich erwartet<br />

hatte. Aber mit Sicherheit nicht<br />

ein <strong>so</strong> angenehmes und langes<br />

Gespräch, wie wir es hatten.<br />

Danach war für mich klar, dass<br />

ich mit ihm zusammenarbeiten<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

13


Ich will kein strenger Vater sein<br />

kann. Eine Woche später habe<br />

ich mich dann mit seinem Sohn<br />

K<strong>alle</strong> getroffen, und auch das<br />

Gespräch war sehr positiv. Er<br />

ist ein ganz anderer Typ als <strong>die</strong><br />

junge Universum-Garde von damals.<br />

Er lebt den Sport, ist voll<br />

bei der Sache und will aktiv mitarbeiten,<br />

um das Unternehmen<br />

voranzubringen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie werden ja<br />

häufiger unterschätzt, viele<br />

halten Sie wegen Ihrer Knast-<br />

Vergangenheit für den Prototyp<br />

des dummen Boxers. Wie<strong>so</strong> lässt<br />

Sie das eigentlich <strong>so</strong> kalt?<br />

Brähmer: Weil es mich<br />

nicht interessiert, was Menschen<br />

von mir halten, <strong>die</strong> mich nicht<br />

kennen. Bei mir ist es doch <strong>so</strong>:<br />

Wenn man mich ehrlich behandelt,<br />

kann man mit mir gut und<br />

erfolgreich arbeiten. Ich bin aber<br />

ein konsequenter Typ und mache<br />

deutlich, was mir passt und was<br />

nicht. Ich erwarte nicht, dass jemand,<br />

zu dem ich nicht nett bin,<br />

nett zu mir ist, das gilt aber auch<br />

andersherum. Und weil Sie das<br />

Thema Knast ansprechen: Ich<br />

spüre in vielen Gesprächen, dass<br />

das längst Vergangenheit ist. In<br />

meiner Heimat Schwerin ist das<br />

kein Thema mehr.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie sind aufs<br />

Land gezogen, haben eine Tochter.<br />

Wie viel von dem Jürgen<br />

Brähmer, der Sie waren, als Sie<br />

im Gefängnis saßen, steckt noch<br />

in Ihnen?<br />

Brähmer: Ich habe mich<br />

über <strong>die</strong> Jahre schon extrem<br />

verändert. Vieles von dem, was<br />

mich jetzt interessiert, war mir<br />

damals völlig egal.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Hat <strong>die</strong> Geburt<br />

Ihrer Tochter Jasmin vor neun<br />

Monaten dazu geführt, dass Sie<br />

das Leben anders sehen?<br />

Brähmer: Auf jeden Fall. Ich<br />

hätte früher nie gedacht, dass<br />

mir etwas <strong>so</strong> nah gehen könnte<br />

wie <strong>die</strong> derzeitige Trennung von<br />

meiner Tochter. Ich muss meine<br />

ganze Disziplin aufbringen, um<br />

nicht jeden Abend das Trainingslager<br />

zu verlassen, um zu ihr zu<br />

fahren.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Spüren Sie<br />

manchmal, dass es Menschen<br />

gibt, <strong>die</strong> Ihnen wegen Ihrer Vergangenheit<br />

nicht zutrauen, ein<br />

Kind erziehen zu können?<br />

Brähmer: Überhaupt nicht,<br />

und dazu gibt es auch keinen<br />

Anlass. Ich möchte auch kein<br />

strenger Vater sein, <strong>so</strong>ndern<br />

meine Tochter ihre Entwicklung<br />

machen lassen, wie sie sie machen<br />

will.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Und wenn sie boxen<br />

will?<br />

Brähmer: Dann <strong>so</strong>ll sie boxen.<br />

Auch wenn das nicht mein<br />

Traum ist.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Glauben Sie, dass<br />

Sie mit einem Jungen genau<strong>so</strong><br />

entspannt umgehen würden?<br />

Oder wären Sie strenger in dem<br />

Wissen um Ihre eigene Erfahrung,<br />

dass Jungs oft groberen<br />

Unfug anstellen als Mädchen?<br />

Brähmer: Ich glaube, dass<br />

ich genau<strong>so</strong> entspannt mit einem<br />

Sohn wäre, denn ich weiß<br />

Eine glückliche Familie: Jürgen<br />

Brähmer mit Lebensgefährtin<br />

Tatjana und Tochter Jasmin<br />

ja, dass der in einem anderen<br />

Umfeld aufwachsen würde als<br />

ich, und deshalb gar nicht auf<br />

<strong>die</strong> schiefe Bahn geraten würde.<br />

Ich bin der Überzeugung, dass<br />

das Elternhaus entscheidend ist<br />

für <strong>die</strong> Entwicklung der Kinder<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sind Sie ein Stück<br />

weit stolz, dass Sie es geschafft<br />

haben, Ihr Leben <strong>so</strong> gut in den<br />

Griff zu bekommen?<br />

Brähmer: Stolz? Ich weiß<br />

nicht. Ich bin eher glücklich darüber,<br />

dass ich all <strong>die</strong> Ziele, <strong>die</strong><br />

ich mir gesteckt hatte, erreicht<br />

habe, ob es nun im sportlichen<br />

oder im privaten Bereich ist.<br />

Ich glaube aber, dass das daran<br />

liegt, dass ich mir nur realistische<br />

Ziele gesteckt habe. Ich<br />

habe auch vieles von dem, was<br />

ich mir erträumt habe, nicht bekommen.<br />

Aber das waren Träume,<br />

keine Ziele. Das konnte ich<br />

zum Glück immer unterscheiden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Dann lassen Sie<br />

uns über <strong>die</strong> Zukunft reden. Was<br />

ist Ihr realistisches Ziel für Ihre<br />

Zeit bei Sauerland?<br />

Brähmer: Ganz klar, dass<br />

ich noch einmal Weltmeister<br />

werden will. Dazu muss ich am<br />

2. Februar in Berlin erst einmal<br />

gegen Eduard Gutknecht gewinnen.<br />

Im Training sehe ich, dass<br />

ich mithalten und <strong>so</strong>gar noch einen<br />

draufpacken kann. Deshalb<br />

glaube ich, dass er mich nicht<br />

besiegen kann, wenn ich gut in<br />

Schuss bin. Seine letzten Kämpfe<br />

waren nicht überragend, und<br />

ich erwarte ihn <strong>so</strong>, wie man ihn<br />

kennt: Die ersten Runden wird er<br />

versuchen, mich zu überf<strong>alle</strong>n,<br />

und dann seinen Stiefel runterboxen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Das Interesse an<br />

dem Duell ist sehr groß. Freut es<br />

Sie, dass Sie trotz Ihrer Niederlagen,<br />

Kampfabsagen und langen<br />

Pausen noch angesagt sind?<br />

Brähmer: Ich freue mich,<br />

dass das Interesse an deutschen<br />

Boxern groß ist. Für mich ist<br />

unser Kampf das interessanteste<br />

Duell, das es seit Jahren im<br />

Fernsehen zu sehen gab. Die<br />

Fans wollen sehen, wie gut ich<br />

noch bin und wie gut Eddy wirklich<br />

ist. Er führt doch bislang ein<br />

Schattendasein, für ihn ist es<br />

doch auch gut, dass ich jetzt sein<br />

Gegner bin, dann interessieren<br />

sich <strong>die</strong> Leute wenigstens mal<br />

für einen seiner Kämpfe.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Und wenn Sie<br />

verlieren?<br />

Brähmer: Dann ist das <strong>so</strong>.<br />

Mein Vertrag ist davon nicht<br />

abhängig. Ich habe für mehrere<br />

Jahre unterschrieben und will<br />

<strong>so</strong> lange boxen, wie es geht und<br />

Spaß macht. Dass ich kein Wandervogel<br />

bin, ist ja bekannt.<br />

<strong>BoxSport</strong>: In Ihrer Trainingsgruppe<br />

sind Sie der Älteste,<br />

Sie geben laut Trainer Karsten<br />

Röwer viel Erfahrung an <strong>die</strong> jungen<br />

Talente in der Gruppe weiter.<br />

Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann<br />

auch als Trainer oder<br />

Manager zu arbeiten?<br />

Brähmer: Das werde ich mit<br />

Sicherheit nicht ausschließen.<br />

Ich merke ja, dass <strong>die</strong> jungen<br />

Boxer nicht nur mit sportlichen,<br />

<strong>so</strong>ndern auch mit geschäftlichen<br />

Fragen zu mir kommen.<br />

14 <strong>BoxSport</strong>


Vor seinem WM-Debüt unter deutscher Flagge<br />

Pechvogel Hernandez<br />

brach sich <strong>die</strong> Hand<br />

K.o.-König Woge boxt jetzt in Berlin um Interconti-Titel<br />

Großes Pech für Weltmeister<br />

Yoan Pablo<br />

Hernandez. Die Bühne<br />

war bereitet: Am 2. Februar<br />

<strong>so</strong>llte der IBF-Champion<br />

im Cruisergewicht in Berlin<br />

erstmals unter deutscher Flagge<br />

boxen. Der gerade eingebürgerte<br />

Kubaner <strong>so</strong>llte nach dem knappen<br />

Punktsieg über den Kana<strong>die</strong>r<br />

Troy Ross im September wieder<br />

einen klaren Erfolg feiern.<br />

Rund zwei Wochen vor dem Duell<br />

gegen den Amerikaner Eric<br />

Fields dann das große Unglück:<br />

Im Sparring gegen Tervel Pulev,<br />

Bronzemedaillengewinner der<br />

Olympischen Spiele von London<br />

und Bruder des Profi-Europameisters<br />

im Schwergewicht<br />

Kubrat Pulev, im Trainingslager<br />

in Kienbaum brach sich Hernandez<br />

<strong>die</strong> linke Schlaghand. Wegen<br />

starker Schmerzen musste er<br />

den Trainingskampf abbrechen.<br />

Eine Untersuchung ergab dann<br />

<strong>die</strong> traurige Gewissheit: Handbruch!<br />

Zum zweiten Mal. Schon<br />

bei seinem Sieg über Steve Cunningham<br />

im Februar vergangenen<br />

Jahres in Frankfurt hatte<br />

er sich einen Mittelhandbruch<br />

zugezogen. Hernandez musste<br />

mehr als sieben Monate lang<br />

pausieren, gegen Ross kehrte der<br />

Schützling von Trainer Ulli Wegner<br />

mit einem schmeichelhaften<br />

Sieg zurück.<br />

„Eine Katastrophe, ich bin<br />

maßlos enttäuscht“, sagt Hernandez,<br />

der bereits operiert wurde.<br />

Vom ersten Bruch hat er<br />

immer noch eine Metallplatte in<br />

der Hand. Jetzt drohen abermals<br />

sechs Monate Pause. Trainer<br />

Wegner: „Das ist ein verdammt<br />

harter Schlag für ihn.“ „Wir werden<br />

Pablo fest zur Seite stehen<br />

und für <strong>die</strong> bestmögliche medizinische<br />

Betreuung <strong>so</strong>rgen. Wir<br />

<strong>alle</strong> hoffen, dass er <strong>so</strong> schnell<br />

wie möglich gesund wird“, erklärte<br />

Sauerland-Geschäftsführer<br />

Frederick Ness. „Ich gebe <strong>die</strong><br />

Hoffnung nicht auf“, gibt sich<br />

Hernandez kämpferisch.<br />

Den zweiten Hauptkampf in<br />

Berlin neben der deutsch-deutschen<br />

Halbschwergewichts-Europameisterschaft<br />

zwischen Titelverteidiger<br />

Eduard Gutknecht<br />

und Jürgen Brähmer wird nun<br />

der Draufgänger aus H<strong>alle</strong>, Halbschwergewichtler<br />

Robert Woge<br />

bestreiten. Der K.o.-König aus<br />

H<strong>alle</strong>, der bislang neun seiner<br />

zehn Kämpfe vorzeitig gewann,<br />

trifft in seinem ersten Titelkampf<br />

Robert Woge (links) springt in Berlin für den verletzten Yoan Pablo Hernandez<br />

ein. Zuletzt besiegte der H<strong>alle</strong>nser den italienischen Ukrainer Serhiy Demchenko<br />

vorzeitig<br />

um <strong>die</strong> vakante IBF-Intercontinental-Meisterschaft<br />

auf den<br />

Franzosen Hakim Zoulikha.<br />

Hernandez wollte in Berlin<br />

erstmals als Deutscher zuschlagen.<br />

„Ich habe ein großes<br />

Lebensziel erreicht“, freute<br />

sich der Profi mit einem Strahlen<br />

im Gesicht. „Ich habe meine<br />

Sprachprüfung und meine<br />

Staatsbürgerprüfung bestanden.<br />

Anfang des Jahres erhielt ich<br />

meinen deutschen Pass. Damit<br />

erfüllt sich für mich ein Traum.“<br />

Der elegante Faustkämpfer lebt<br />

mit Ehefrau Shally <strong>so</strong>wie den<br />

beiden Kindern Yoan Junior und<br />

Rebeca in Berlin-Spandau. In<br />

Kuba gilt Hernandez als unerwünschte<br />

Per<strong>so</strong>n. Er darf nicht<br />

einreisen. „Ich stelle jedes Jahr<br />

einen Antrag, bis jetzt wurde er<br />

immer wieder abgelehnt“, berichtet<br />

der Boxer. „Allerdings<br />

bin ich seit 2005 in Deutschland.<br />

Ich wohne und trainiere in Berlin.<br />

Die Stadt ist längst unsere<br />

Heimat geworden.“ So sehen<br />

Seine Röntgenaufnahmen verheißen nichts<br />

Gutes: Yoan Pablo Hernandez mit gegipster<br />

linker Schlaghand<br />

das offensichtlich auch <strong>die</strong> Berliner<br />

Behörden. Nicht nur der<br />

Boxer erhält einen deutschen<br />

Pass, auch Pablos attraktive aus<br />

Kamerun stammende Ehefrau<br />

Shally wird deutsche Staatsbürgerin.<br />

Obwohl Pablo künftig unter<br />

der Flagge seiner neuen Heimat<br />

Deutschland kämpft, für<br />

Kubas Box-Fans erfüllt er eine<br />

Mission. Der Boxer war einst<br />

nach Deutschland gekommen,<br />

um als Profi Geld zu ver<strong>die</strong>nen,<br />

damit er seine Mutter Carmen<br />

in Pinar del Rio aus den Fesseln<br />

der Armut befreien kann. Was<br />

er nicht ahnte, dass ein ganzes<br />

Land mit ihm fiebert. So berichtet<br />

Carmen Hernandez, dass <strong>die</strong><br />

Nachrichten über <strong>die</strong> Kampfergebnisse<br />

ihres Sohnes wie eine<br />

Welle über <strong>die</strong> Insel schwappen.<br />

Daran wird sich wohl auch jetzt<br />

nichts ändern, wenn Yoan Pablo<br />

Hernandez demnächst unter<br />

deutscher Flagge im Ring <strong>die</strong><br />

Fäuste schwingt.<br />

16 <strong>BoxSport</strong>


Bei SES geht es weiter rund<br />

Krasniqi will Cleverly<br />

vom WM-Thron stoßen<br />

Ramona Kühne: Comeback in Potsdam nach acht Monaten Pause<br />

Nicht nur Robert Stieglitz<br />

will den Weltmeistertitel<br />

zurück nach<br />

Magdeburg holen –<br />

auch sein Stallgefährte Robin<br />

Krasniqi kämpft im März um <strong>die</strong><br />

Krone. Dem Magdeburger SES-<br />

Boxstall steht ein heißes Jahr bevor.<br />

Denn auch Weltmeisterin<br />

Ramona Kühne verteidigt ihre<br />

Titel, Ex-Champion Jan Zaveck<br />

greift wieder an und Schwergewichts-Talent<br />

Francesco Pianeta<br />

will sich in den Weltranglisten<br />

weiter nach oben boxen.<br />

Für Krasniqi geht am 16.<br />

März ein Traum in Erfüllung.<br />

Nach langer Wartezeit darf der<br />

25 Jahre alte Halbschwergewichtler<br />

aus München am 16.<br />

März WBO-Weltmeister Nathan<br />

Cleverly (Wales) herausfordern.<br />

Geboxt wird in London. „Der<br />

Kampfort ist uns egal. Wir freuen<br />

uns, dass Robin in seinem<br />

40. Profifight endlich einen Titelkampf<br />

bestreiten kann. Das<br />

Recht dazu hatte er sich schließlich<br />

schon lange erkämpft“, sagt<br />

SES-Trainer Dirk Dzemski. Der<br />

Münchner sieht dem WM-Duell<br />

optimistisch entgegen: „Ich bin<br />

froh, dass <strong>die</strong> WBO ein Machtwort<br />

gesprochen hat und sich<br />

Nathan Cleverly nicht mehr drücken<br />

kann. Ich habe <strong>so</strong> hart trainiert,<br />

wie noch nie in meinem Leben.<br />

Mein Fitness-Trainer Alfred<br />

Segerer ist bei der Bundeswehr.<br />

Er hat extra Urlaub genommen,<br />

um mich scheuchen zu können.<br />

Wir waren im Kraftraum und ich<br />

habe stundenlange Skilangläufe<br />

und Crossläufe ab<strong>so</strong>lviert. Ich<br />

fühle mich ab<strong>so</strong>lut fit. Ab 1. Februar<br />

bin ich im Magdeburg zum<br />

Technik-Training und Sparring.“<br />

Europameister Krasniqi<br />

fürchtet sich auch nicht vor einem<br />

Auftritt in England: „Ich hätte<br />

natürlich lieber in Deutschland<br />

geboxt. Als Titelverteidiger hat<br />

Der große Hoffnungsträger des Magdeburger SES-<br />

Boxstalls: Robin Krasniqi will demnächst auch als<br />

Weltmeister jubeln<br />

Cleverly das Vorrecht. Trotzdem<br />

werde ich den Kampf gewinnen.<br />

Ich weiß, dass Cleverly ein guter<br />

Boxer ist. Er provoziert gern. Ich<br />

werde mich nicht aus der Reserve<br />

locken lassen. Ich konzentriere<br />

mich ganz auf <strong>die</strong> Aktionen<br />

im Ring. Wahrscheinlich unterschätzt<br />

mich Cleverlys<br />

Management. Gerade<br />

darin sehe ich meine<br />

Chance.“<br />

Ebenfalls im<br />

März will <strong>die</strong> attraktive<br />

Weltmeisterin<br />

Ramona<br />

Kühne in ihrer<br />

Heimatregion zuschlagen.<br />

In der neuen<br />

MBS-Arena von Potsdam will<br />

sie ihre drei Titel der WBO, WIBF<br />

und WBF im Superfedergewicht<br />

zu verteidigen. „Nach acht Monaten<br />

Pause freue ich mich, dass<br />

ich endlich wieder boxen kann“,<br />

sagt <strong>die</strong> blonde Box-Lady. Die<br />

32-Jährige musste wegen eines<br />

Kreuzbandrisses pausieren. In<br />

der Ecke wird Ramona von Stefan<br />

Kühne betreut, das ist ihr<br />

Ehemann und langjähriger Trainer<br />

Stefan Böstfleisch. Durch <strong>die</strong><br />

Hochzeit mit der Weltmeisterin<br />

nahm der frühere Polizist den<br />

Namen seiner Frau an. „In Potsdam<br />

wird auch Francesco Pianeta<br />

zum ersten Mal um einen<br />

Titel boxen. Entweder kämpft er<br />

um einen EM-Titel oder um <strong>die</strong><br />

WBO-Intercontimeisterschaft“,<br />

verrät Ulf Seinforth.<br />

In Anbetracht des großen<br />

Boxerandrangs im Magdeburger<br />

SES-Gym im Stadtbezirk Olvenstedt<br />

erweiterte der Boxstall<br />

aus der Börde auch den Trainer-<br />

Stamm. Neben Dirk Dzemski<br />

lassen jetzt auch Rene Friese<br />

und Ex-Profi Kai Kurzawa <strong>die</strong><br />

Profis schwitzen.<br />

Manager Ulf Steinforth beschränkt<br />

sich mit seinen Ring-<br />

Events<br />

nämlich<br />

nicht<br />

nur auf<br />

Deutschland.<br />

So<br />

will der<br />

Slowene<br />

Jan Zaveck<br />

nach<br />

längerer<br />

Verletzung<br />

noch einmal<br />

angreifen.<br />

Natürlich<br />

in seiner Heimat Slowenien.<br />

Der Ex-Weltmeister hat als Nummer<br />

eins der WBO und Nummer<br />

drei der IBF <strong>alle</strong> Chance auf einen<br />

WM-Kampf in der zweiten Jahreshälfte.<br />

Vor einer möglichen<br />

WM muss der Weltergewichtler<br />

jedoch mindestens noch einen,<br />

vielleicht <strong>so</strong>gar zwei Kämpfe<br />

bestreiten. Natürlich will es<br />

auch der Tscheche Lukas Konecny<br />

noch einmal wissen: „Ich<br />

will 2013 nicht nur meinen 50.<br />

Kampf bestreiten, <strong>so</strong>ndern auch<br />

den WM-Gürtel erobern.“ Das<br />

sind keine<br />

leeren Worte, denn<br />

bei seinem Fight mit Titelverteidiger<br />

Zaurbek<br />

Baisangurow (Ukraine) sah<br />

Konecny in Kiew wahrlich<br />

nicht wie ein Verlierer<br />

aus.<br />

Außerdem<br />

verspricht Ulf<br />

Steinforth: „Wir<br />

haben jetzt mit<br />

Dominic Bösel, Felix<br />

Lamm, Dennis<br />

Nathan<br />

Cleverly, der<br />

Halbschwergewichts-Weltmeister der<br />

WBO aus Wales<br />

Ronert, Markus Tomala und<br />

Moritz Stahl <strong>so</strong>wie Christina<br />

Hammer eine ganze Reihe junge<br />

Boxer und Boxerinnen. Sie werden<br />

<strong>alle</strong> ihre Bewährungschance<br />

erhalten.“<br />

Manfred Hönel<br />

18 <strong>BoxSport</strong>


King Arthur: Duell mit Stieglitz verschoben<br />

Absage war vor <strong>alle</strong>m für Steinforth<br />

ein herber Schlag, da der<br />

eine andere für <strong>die</strong>sen Termin<br />

geplante Veranstaltung verschoben<br />

hatte. In Potsdam <strong>so</strong>llten<br />

zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt Ramona<br />

Kühne und Francesco Pianeta<br />

in den Ring steigen. Dies bedauerte<br />

Sauerland-Geschäftsführer<br />

Christian Meyer, der von der<br />

Entscheidung des Weltmeisters<br />

überrascht wurde: „Falls der 2.<br />

März endgültig gekippt werden<br />

muss, hoffe ich, dass <strong>die</strong>ses für<br />

<strong>die</strong> deutschen Boxfans <strong>so</strong> spannende<br />

Duell am 23. März stattfinden<br />

kann. Wir werden deswegen<br />

mit der ARD noch einmal<br />

reden.“<br />

Bei Redaktionsschluß war<br />

noch keine Entscheidung gef<strong>alle</strong>n.<br />

Am 2. März <strong>so</strong>llte in<br />

Magdeburg <strong>die</strong> große<br />

Revanche zwischen<br />

Arthur Abraham und<br />

Robert Stieglitz in der ARD steigen.<br />

Da am Vorabend <strong>die</strong> Pop-<br />

Gruppe PUR in der Getec-Arena<br />

auftritt, gab es sehr große technische<br />

Probleme beim Aufbau.<br />

Ulf Steinforth, Chef des SES-Boxstalls,<br />

bemühte sich zusammen<br />

Europameister Eduard<br />

Gutknecht läuft<br />

vorneweg, Arthur<br />

Abraham hinterher.<br />

Die ersten Testläufe in<br />

Kienbaum ernüchterten<br />

den Weltmeister<br />

mit dem Event-Management<br />

Michaelis <strong>die</strong> Probleme zu lösen.<br />

Als dann <strong>alle</strong>s <strong>so</strong> gut wie in<br />

trockenen Tüchern war, gab es<br />

ein neues Problem: Als Arthur<br />

Abraham aus seinem Armenien-Urlaub<br />

zurückkam, merkte<br />

er nach den ersten Testläufen,<br />

dass <strong>die</strong>ser Termin zu früh für<br />

ihn sei und er eine längere Vorbereitung<br />

brauche. King Arthurs<br />

Im August vergangenen Jahres nahm Arthur Abraham (links) Robert Stieglitz nach<br />

Punkten den Weltmeistertitel ab<br />

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<strong>BoxSport</strong><br />

19


Darum li<br />

Die Gürteltiere:<br />

Vitali (links)<br />

und Wladimir<br />

Klitschko halten<br />

derzeit sämtliche<br />

Weltmeistertitel im<br />

Schwergewicht<br />

Die<br />

Werbeträger:<br />

Vitali (links)<br />

und Wladimir<br />

Klitschko<br />

werben für<br />

alkoholfreies<br />

Bier von<br />

Warsteiner<br />

Die Preisträger:<br />

Wladimir (links)<br />

und Vitali<br />

Klitschko mit<br />

dem Me<strong>die</strong>npreis<br />

Bambi<br />

In einem Internetforum fragte ein<br />

User: „<strong>Warum</strong> sind eigentlich <strong>die</strong><br />

<strong>Klitschkos</strong> <strong>so</strong> beliebt, obwohl <strong>die</strong><br />

Deutschen Russen oder Ukrainer<br />

gar nicht mögen?“ Ein anderer<br />

gab <strong>die</strong> Antwort: „Daran denken <strong>die</strong><br />

Leute nicht. Für sie sind das nur <strong>die</strong><br />

<strong>lieben</strong> Onkels mit der Milch-Schnitte.“<br />

Bernd Bönte, der Manager der<br />

ukrainischen Supermänner, bringt es<br />

auf den Punkt: „Sie sind authentisch<br />

und in Deutschland voll integriert.<br />

Sie sind sympathisch, bodenständig,<br />

glaubwürdig und erfolgreich. Diese<br />

Mischung erklärt ihre große Beliebtheit.“<br />

Die <strong>Klitschkos</strong> – das sind Brain<br />

und Power, geistige Stärke und körperliche<br />

Power. Sie haben es nicht<br />

nötig, ihre Nationalität zu wechseln<br />

wie viele andere Sportstars, um in<br />

Deutschland geliebt zu werden. Sie<br />

wurden einfach von den Deutschen<br />

adoptiert. Es sind heute längst ihre<br />

<strong>Klitschkos</strong>, ihr Mr. Steelhammer<br />

und ihr Dr. Eisenfaust. Sie leben in<br />

Hamburg, Kiew, Los Angeles oder<br />

New York. Zwei Globetrotter, <strong>die</strong><br />

den Deutschen ans Herz gewachsen<br />

sind. Sie sprechen Russisch, Ukrainisch,<br />

Englisch, aber auch sehr gut<br />

Deutsch. In Hamburg haben sie ihre<br />

Firma, <strong>die</strong> KMG, <strong>die</strong> Klitschko Management<br />

Group, zusammen mit<br />

Manager Bönte. In den USA den Boxstall<br />

K2, geführt von Tom Loeffler.<br />

Im November haben sie mit dem<br />

deutschen TV-Sender RTL einen Vertrag<br />

über weitere fünf Kämpfe abgeschlossen.<br />

Dabei ist es egal, wer<br />

von den beiden Brüdern in den Ring<br />

steigt. Realistisch ist <strong>alle</strong>rdings, dass<br />

Vitali noch den einen Kampf macht,<br />

den mit David Haye, <strong>die</strong> anderen vier<br />

Die Wohltäter: Jedes Jahr engagieren sich Wladimir (links) und<br />

Vitali Klitschko bei der Spendengala „Ein Herz für Kinder“<br />

Bärenstar<br />

Witzig in<br />

sind für Wladimir reserviert. RTL-<br />

Sportchef Manfred Loppe ist begeistert<br />

von der Zusammenarbeit: „Sie<br />

ist professionell, kreativ und erfolgreich.<br />

Wir wissen, was wir an den<br />

Weltmeistern haben und sie wissen,<br />

was sie an RTL haben.“ RTL ist der<br />

perfekte Boxsender. Das hat er schon<br />

in den Zeiten von Henry Maske und<br />

Axel Schulz bewiesen. Die Durchschnittsquote<br />

der fünf Klitschko-<br />

Kämpfe 2012 betrug 11,02 Millionen.<br />

Hier <strong>die</strong> einzelnen Quoten<br />

der Kämpfe:<br />

Vitali Klitschko – Dereck Chi<strong>so</strong>ra<br />

(18.02.2012) 12,92 Millionen Zuschauer<br />

Wladimir Klitschko – Jean-Marc Mormeck<br />

(03.03.2012) 12,28 Millionen<br />

Wladimir Klitschko – Mariusz Wach<br />

(10.11.2012) 11,83 Millionen<br />

Vitali Klitschko – Manuel Charr<br />

(08.09.2012) 9,22 Millionen<br />

Wladimir Klitschko – Tony Thomp<strong>so</strong>n<br />

(07.07.2012) 8,89 Millionen<br />

Lediglich <strong>die</strong> Premiere von Markus<br />

Lanz bei „Wetten, dass..?“ übertraf<br />

mit 13,59 Millionen von <strong>alle</strong>n<br />

Nicht-Sportsendungen <strong>die</strong> Klitschko-<br />

Kämpfe. Die Durchschnittsquote der<br />

Formel-1-Rennen lag trotz der großen<br />

Erfolge von Weltmeister Sebastian<br />

Vettel lediglich bei 5,58 Millionen.<br />

20<strong>BoxSport</strong>


eben <strong>alle</strong> <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong><br />

Der Politiker: Der ukrainische Abgeordnete Vitali Klitschko mit Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel<br />

Die Spaßvögel: Wladimir Klitschko ließ sich bei Thomas Gottschalks „Wetten,<br />

dass..?“ einen Pömpel auf den durchtrainierten Bauch werfen, Bruder Vitali freut‘s<br />

k im Ring – Quotenkönige im TV<br />

der Werbung – und nett zu <strong>alle</strong>n<br />

Aber <strong>die</strong> Sympathiewerte<br />

der K.o.-Könige hängen längst<br />

nicht nur an ihren Siegen im<br />

Ring. Ihr Charme, ihr Witz, ihre<br />

Herzlichkeit faszinieren <strong>die</strong><br />

Menschen. Sie sind vergleichbar<br />

mit Franz Beckenbauer,<br />

der wie <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong> zu <strong>alle</strong>n<br />

gleich nett und gleich höflich ist<br />

– ob Journalisten, Kollegen oder<br />

Fans. Große Streitigkeiten oder<br />

<strong>so</strong>gar Skandale gibt es einfach<br />

nicht. Deswegen reißt sich <strong>die</strong><br />

Werbeindustrie um sie. Hinter<br />

Starmoderator Günther Jauch<br />

liegen sie auf Platz<br />

zwei der Rangliste<br />

der Werbewirksamkeit<br />

von Prominenten,<br />

erstellt von der<br />

Testimonial-Agentur<br />

cpi Celebrity.<br />

Vor <strong>so</strong> Hochkarätern<br />

wie Hape Kerkeling,<br />

Magdalena<br />

Neuner, Herbert<br />

Grönemeyer oder<br />

Jürgen Klopp. Bei<br />

den Werbespots<br />

glänzen <strong>die</strong> Boxbrüder<br />

mit Charme,<br />

Intelligenz, aber<br />

auch einem Talent<br />

zur Komik. Milch-<br />

Schnitte, Eunova,<br />

Warsteiner, McFit<br />

und Hugo Boss waren<br />

jedenfalls mehr als zufrieden<br />

mit den Box-Weltmeistern,<br />

denen be<strong>so</strong>nders Stärke als Meinungsführern<br />

attestiert wurde.<br />

Diese Eigenschaft unterstrich im<br />

vorigen Jahr vor <strong>alle</strong>m noch einmal<br />

Vitali Klitschko mit seinen<br />

politischen Erfolgen im ukrainischen<br />

Wahlkampf, in dem er<br />

es als Newcomer als Wortführer<br />

der Opposition ins Parlament<br />

schaffte.<br />

Auch auf dem Parkett der <strong>so</strong>genannten<br />

High Society sind <strong>die</strong><br />

<strong>Klitschkos</strong> gern gesehen. Selbst<br />

Dr. No: Vitali Klitschko mit Manager<br />

Bernd Bönte<br />

wenn sie sich im Hintergrund<br />

halten, sind sie aufgrund ihrer<br />

Zwei-Meter-Größe stets im Blickpunkt.<br />

Sie werden anerkannt von<br />

<strong>alle</strong>n, von manchen <strong>so</strong>gar verehrt.<br />

Sie genießen Hochachtung.<br />

Sie haben Freunde wie Thomas<br />

Gottschalk, Boris Becker, Veronica<br />

Ferres, Uschi Glas und viele<br />

andere. Und Vitali Klitschko ist<br />

seit seiner politischen Karriere<br />

immer häufiger zu Gast bei Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel.<br />

Im letzten Jahr haben <strong>die</strong><br />

beiden Boxhelden noch ein ganz<br />

neues Feld erschlossen: das Musical.<br />

Als Co-Produzenten stiegen<br />

sie ein bei der Aufführung<br />

von „Fight from the Heart“, das<br />

in Hamburg läuft und auf dem<br />

ersten Film des Boxers Rocky<br />

Balboa basiert. Natürlich war<br />

auch ihr US-Freund Sylvester<br />

Stallone dabei, der <strong>die</strong> Hauptrolle<br />

in dem Film gespielt hat.<br />

Die beiden boxenden Doktoren,<br />

promovierte Sportwissenschaftler,<br />

haben aber für ihr<br />

strahlendes, blitzsauberes Image<br />

einen Helfershelfer – ihren Manager<br />

Bernd Bönte, zuständig<br />

für <strong>die</strong> Rolle des Bad Boys.<br />

Bönte: „Meine Aufgabe ist<br />

es, <strong>die</strong> Marke Klitschko zu pflegen.<br />

Da muss ich manchmal<br />

rigoros sein, um nicht beliebig<br />

zu werden. Ich sage jedem offen<br />

und ehrlich meine Meinung.<br />

Da das vielen nicht passt, gelte<br />

ich als arrogant.“ Aber Bönte<br />

hat schließlich dafür auch einen<br />

Doktortitel bekommen, nämlich<br />

den aus einem James-Bond-<br />

Film: Dr. No.<br />

Ja, um <strong>die</strong> heile Welt der<br />

<strong>Klitschkos</strong> zu verteidigen, muss<br />

er manchmal mit harten Bandagen<br />

kämpfen. Aber Bernd Bönte<br />

sieht das gelassen: „Damit muss<br />

ich leben.“<br />

HANS RESKI<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

21


Z<strong>so</strong>lt Erdei<br />

Comeback<br />

mit Hilfe von Sdunek<br />

Der ungarische Spaßvogel hat derzeit viel Pech und Ärger<br />

Der Schalk im Nacken,<br />

der ihn zu Universum-<br />

Zeiten auszeichnete<br />

und zu einem der beliebtesten<br />

Boxer im Hamburger<br />

Erfolgsstall machte, ist Z<strong>so</strong>lt<br />

Erdei abhanden gekommen. Der<br />

frühere Halbschwergewichts-<br />

Weltmeister, das ist auch durchs<br />

Telefon spürbar, ist bedrückt.<br />

Die eingereichte Scheidung von<br />

Ehefrau Arabella und <strong>die</strong> damit<br />

verbundene Trennung von<br />

seinem sechs Jahre alten Sohn<br />

Viktor macht dem 38-Jährigen<br />

zu schaffen. Auch <strong>die</strong> Ungewissheit<br />

um den Fortgang der<br />

sportlichen Laufbahn hatte zuletzt<br />

nicht dazu beigetragen, <strong>die</strong><br />

Laune zu verbessern.<br />

Dazu kam zu <strong>alle</strong>m Überfluss<br />

noch der juristische Ärger,<br />

den der Ungar mit seinem früheren<br />

Promoter, den er Anfang<br />

2010 im Streit verließ, austrug.<br />

Erdei hatte Universum auf eine<br />

Zahlung von rund 300.000 Euro<br />

verklagt, da garantierte Kämpfe<br />

nicht zustande gekommen<br />

seien. Das Hamburger Landgericht<br />

gab ihm Ende 2012 recht.<br />

Das Problem: Da Universum<br />

mittlerweile einen Antrag auf<br />

Eröffnung eines In<strong>so</strong>lvenzverfahrens<br />

gestellt hat, wird er kein<br />

Geld bekommen. „Auf dem Papier<br />

habe ich <strong>die</strong> Summe, aber<br />

in der Hand habe ich nichts“,<br />

sagt er verbittert.<br />

Seit Mitte Januar jedoch<br />

sieht der „Feuervogel“, <strong>so</strong> sein<br />

Kampfname, wieder einen Silberstreif<br />

am Horizont. Nach dem<br />

Abschied von Universum hatte<br />

er mithilfe seines Hamburger<br />

Managers Christof Hawerkamp,<br />

mit dem er wegen finanzieller<br />

Differenzen derzeit <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />

ruhen lässt, unter<br />

dem Banner von US-Promoter<br />

Lou DiBella zwei Kämpfe in<br />

Übersee bestritten. Ende 2011<br />

musste er eine WM-Chance gegen<br />

Tavoris Cloud (USA) jedoch<br />

wegen eines Handbruchs absagen.<br />

Seitdem war<br />

es ruhig um ihn<br />

geworden, zumal<br />

ihn auch ein<br />

doppelter Rippenbruch<br />

erneut<br />

außer Gefecht<br />

setzte. Doch<br />

das Interesse<br />

aus den USA ist<br />

nicht erloschen.<br />

Ein Angebot für<br />

<strong>die</strong> Teilnahme<br />

an einem Viererturnier<br />

im Halbschwergewicht<br />

liegt ihm vor. Am<br />

22. März <strong>so</strong>ll er<br />

wahrscheinlich<br />

in Monaco gegen<br />

einen noch nicht<br />

benannten Gegner<br />

antreten.<br />

Erdei, der<br />

sich in seiner<br />

Heimatstadt Fot<br />

nahe Budapest<br />

mit einer Boxschule<br />

ein neues<br />

Standbein aufbauen<br />

möchte,<br />

hatte lange mit<br />

sich gerungen,<br />

ob er einen erneuten<br />

Comebackversuch<br />

wagen oder <strong>die</strong><br />

Laufbahn lieber<br />

beenden <strong>so</strong>llte.<br />

Bedingung für<br />

eine Fortsetzung:<br />

Sein langjähriger<br />

Trainer Fritz<br />

Sdunek müsse<br />

bereit sein, ihn<br />

vollumfänglich<br />

zu unterstützen.<br />

Sdunek sagte Erdei kürzlich<br />

zu, ihn nach der für 1. Februar<br />

geplanten Titelverteidigung<br />

seines nach Vitali Klitschko<br />

zweitwichtigsten Schützlings<br />

Felix Sturm in Hamburg vorzubereiten.<br />

Deshalb ist der Ungar<br />

nun bereit, <strong>die</strong> Herausforderung<br />

anzunehmen. „Ich will<br />

mein Leben weiterleben und<br />

mein Glück suchen. Es gibt<br />

nichts, was ich besser kann als<br />

boxen, und deshalb will ich<br />

kämpfen, <strong>so</strong> lange ich das Gefühl<br />

habe, dass es noch geht“,<br />

sagt er.<br />

Wird das Erfolgsgespann<br />

von einst noch einmal einen<br />

Weltmeistergürtel bejubeln<br />

können? Z<strong>so</strong>lt Erdei mit<br />

Trainer Fritz Sdunek<br />

Sdunek glaubt, dass Erdei<br />

den Weg zurück auf den WM-<br />

Thron noch einmal schaffen<br />

kann. „Außerdem wird ihn der<br />

Sport von seinen Problemen ablenken<br />

und ihm seine Lebensfreude<br />

zurückbringen“, sagt er.<br />

BJÖRN JENSEN<br />

22 <strong>BoxSport</strong>


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Denis Boyt<strong>so</strong>v<br />

war einst ein<br />

gefürchteter K.o.-<br />

Schläger im Boxring.<br />

Das Kraftpaket hat<br />

jedoch an Gewicht<br />

verloren: zu viel<br />

Stress, zu viel<br />

Ungewissheit<br />

„Ich hatte psychische Problem<br />

Boyt<strong>so</strong>v gr<br />

„2014 bin<br />

Am 9. Februar will er<br />

Denis Boyt<strong>so</strong>v erinnert sich<br />

sehnsüchtig an <strong>die</strong> Zeit mit Fritz<br />

Sdunek. Mit dem Meistertrainer in<br />

seiner Ecke zeigte er <strong>die</strong> besten<br />

Leistungen im Ring.<br />

gerte sich fortan, im Universum-<br />

Gym im Hamburger Stadtteil<br />

Lohbrügge zu trainieren. Die<br />

Folge seien Bedrohungen gegen<br />

Leib und Leben gewesen. Einen<br />

für 12. Oktober angesetzten<br />

Kampf musste Boyt<strong>so</strong>v absagen;<br />

offiziell wegen einer Nebenhöhlenvereiterung.<br />

Wie es ihm wirklich<br />

ging, <strong>so</strong>llte niemand wissen.<br />

Das Alkoholproblem, das ihm in<br />

der Szene angedichtet wurde,<br />

dementiert er zwar <strong>so</strong> vehement<br />

wie glaubhaft, doch <strong>die</strong> Psyche<br />

brachte auch <strong>die</strong> Physis durcheinander.<br />

Der Muskelberg, der<br />

rund 102 kg Kampfgewicht auf<br />

185 cm verteilt, magerte auf 94<br />

kg ab und fühlte sich, als könne<br />

er nicht einmal mehr eine Falte<br />

in ein Kopfkissen schlagen.<br />

Ein Alkoholproblem<br />

bestreitet Boyt<strong>so</strong>v<br />

Als er nachts nicht<br />

mehr schlafen konnte,<br />

als ihn <strong>die</strong> Sorgen um<br />

seine Zukunft aufzufressen<br />

drohten und er den Kopf<br />

nicht mehr frei hatte für seinen<br />

Beruf, da war Denis Boyt<strong>so</strong>v<br />

kurz davor, eine der hoffnungsvollsten<br />

Karrieren im Schwergewichtsboxen<br />

zu beenden. Es war<br />

Herbst 2012, und das ständige<br />

Ringen um <strong>die</strong> Zukunft und der<br />

Streit mit seinem Promoter Waldemar<br />

Kluch hatten den Russen<br />

zermürbt. „Ich hatte psychische<br />

Probleme und hätte am liebsten<br />

mit dem Boxen aufgehört“, sagt<br />

er im Rückblick.<br />

Denis Boyt<strong>so</strong>v, 26 Jahre<br />

alt, in 31 Profikämpfen unbesiegt,<br />

war im Herbst 2004 nach<br />

Hamburg zum Universum-Stall<br />

gekommen. Mit seinem brachialen<br />

Stil wurde er schnell zum<br />

Knockout-Spezialisten, und weil<br />

er <strong>so</strong> angstfrei wirkte wie Ivan<br />

Drago, hatte er bald das Image<br />

der Kampfmaschine. Der behutsame<br />

Aufbau unter seinem damaligen<br />

Manager Dietmar Poszwa<br />

gefiel ihm, und <strong>so</strong> wurde<br />

aus Boyt<strong>so</strong>v nach und nach einer<br />

der Boxer, denen man zutraute,<br />

den Klitschko-Brüdern ihre WM-<br />

Titel streitig zu machen. Das Interesse<br />

an ihm wuchs weltweit,<br />

und im vergangenen Jahr wurde<br />

er offiziell als Gegner für Wladimir<br />

Klitschko gehandelt.<br />

Boyt<strong>so</strong>vs Niedergang begann<br />

im Juli 2012, als der Streit<br />

zwischen dem früheren Universum-Chef<br />

Klaus-Peter Kohl und<br />

seinem Nachfolger Kluch um<br />

<strong>die</strong> Modalitäten der Geschäftsübernahme<br />

eskalierte. Der Russe<br />

wurde zum Streitobjekt, weil<br />

Kluch in ihm den „Motor“ des<br />

Unternehmens sah und befürchtete,<br />

Kohl wolle ihm sein letztes<br />

Faustpfand nehmen. Einen von<br />

Poszwa im Namen Universums<br />

ausgehandelten neuen Vertrag,<br />

den Boyt<strong>so</strong>v und dessen Berater<br />

Gagik Khachatryan unterschrieben<br />

hatten, focht Kluch an; <strong>so</strong><br />

lange, bis Khachatryan um Vertragsauflösung<br />

bat. Dieser kam<br />

Poszwa nach, auch um zu beweisen,<br />

dass man dem Sportler<br />

keinerlei Steine in den Weg legen<br />

wollte.<br />

Die Probleme fingen damit<br />

jedoch erst an, denn einen Vertrag<br />

mit Kluch wollte Boyt<strong>so</strong>v<br />

nicht unterschreiben. Er wei-<br />

Heute, rund drei Monate später,<br />

kann Boyt<strong>so</strong>v darüber reden,<br />

er wirkt befreit, wenn er es tut.<br />

Das gute Zureden seiner Familie,<br />

<strong>die</strong> er im Dezember in seiner<br />

Heimatstadt Orjol nahe Moskau<br />

besuchte, hat ihm eben<strong>so</strong> geholfen<br />

wie <strong>die</strong> Unterstützung seines<br />

Beraters und der fachliche<br />

Rat des Berliner Rechtsanwalts<br />

Johannes Eisenberg, der ihm <strong>die</strong><br />

Angst nahm, von Kluch nicht<br />

loszukommen. Und <strong>so</strong> hat sich<br />

Boyt<strong>so</strong>v nicht nur entschlossen,<br />

<strong>die</strong> Karriere fortzusetzen, er<br />

glaubt jetzt mehr denn je daran,<br />

dass er sie zum erträumten Ende<br />

bringen wird. „2013 wird mein<br />

Jahr, spätestens 2014 werde ich<br />

Weltmeister sein“, sagt er. Boyt<strong>so</strong>v<br />

sitzt in der Schusterwerkstatt,<br />

<strong>die</strong> Gagik Khachatryan seit<br />

zwölf Jahren in einem Supermarkt<br />

in Wandsbek führt, vor<br />

sich einen Kaffee, und streicht<br />

24 <strong>BoxSport</strong>


e und wollte meine Karriere schon beenden“<br />

eift wieder an:<br />

ich Weltmeister!“<br />

mit einem Aufbaukampf in den Ring zurückkehren<br />

sich, um dem Satz Nachdruck<br />

zu verleihen, über <strong>die</strong> rechte<br />

Schlaghand.<br />

Eine wulstige Narbe ist auf<br />

<strong>die</strong>ser Hand zu sehen, sie zeugt<br />

von den Operationen, <strong>die</strong> nötig<br />

waren, um <strong>die</strong> Folgen der<br />

jahrelangen Überbelastung zu<br />

beheben. Auch am rechten Ellenbogen<br />

wurde er am Jahresende<br />

operiert. Michael Ehnert,<br />

lange Jahre Vertrauensarzt des<br />

Universum-Stalls und bis heute<br />

Boyt<strong>so</strong>vs behandelnder Doktor,<br />

sagt: „Die Operationen sind <strong>so</strong><br />

gut verlaufen, dass Denis wieder<br />

voll funktionstüchtig ist.“<br />

Allerdings brauche er nach den<br />

Monaten ohne regelmäßiges<br />

Training einen systematischen<br />

Athletikaufbau. Den für 9. Februar<br />

in Berlin oder Magdeburg<br />

geplanten Aufbaukampf werde<br />

er aber bestreiten.<br />

Wie das im Streit mit Kluch<br />

ankommt, ist unsicher. Dieser<br />

hatte nach seinem Antrag auf Eröffnung<br />

eines In<strong>so</strong>lvenzverfahrens<br />

Ende November gesagt, er<br />

wolle <strong>die</strong> Verträge mit den Sportlern,<br />

für <strong>die</strong> es sich zu kämpfen<br />

lohne, in einem neuen Unternehmen<br />

weiterführen. Boyt<strong>so</strong>v<br />

gehöre nicht dazu. „Er wird sich<br />

freikaufen müssen oder bis 2016<br />

nicht mehr kämpfen“, hatte<br />

Kluch gesagt.<br />

Ein Trainer aus<br />

Übersee <strong>so</strong>ll her<br />

Khachatryan will das Duell<br />

am 9. Februar dennoch durchziehen.<br />

„Denis braucht Kämpfe,<br />

um sich <strong>die</strong> Sicherheit zu holen,<br />

dass er es noch kann“, sagt<br />

Khachatryan. Im Frühjahr <strong>so</strong>ll<br />

dann systematisch aufgebaut<br />

werden, möglichst mit einem<br />

neuen Trainer, der gesucht wird.<br />

Derzeit übt Boyt<strong>so</strong>v im alten<br />

Universum-Gym an der Walddörferstraße<br />

mit Owen Reece,<br />

eine Dauerlösung ist das nicht.<br />

Er selbst wünscht sich einen<br />

Trainer aus Übersee. „Ich würde<br />

gern <strong>die</strong> amerikanische Schule<br />

erlernen, möchte beweglicher<br />

und unbequemer werden“, sagt<br />

weil Gagik zu blauäugig sei, käme<br />

deshalb nie infrage. Khachatryan<br />

gibt zu, sich zu lange ohne<br />

juristische Hilfe auf das Gute im<br />

Gegenüber verlassen und damit<br />

einigen Schaden angerichtet zu<br />

haben. Um<strong>so</strong> wichtiger sei es<br />

nun, mit Rechtsanwalt Eisenberg<br />

einen Fachmann zur Seite<br />

In seinem bislang letzten Kampf im April in Köln enttäuschte Boyt<strong>so</strong>v bei seinem<br />

Punktsieg über den Amerikaner Dominick Guinn<br />

er. An <strong>die</strong> Zeiten mit seinem<br />

ersten Profitrainer Fritz Sdunek<br />

denkt er mit viel Wehmut zurück,<br />

„er war wie ein Vater, hat<br />

mir <strong>alle</strong>s beigebracht, was ich<br />

heute kann“. Überhaupt denke<br />

er oft an <strong>die</strong> guten Universum-<br />

Zeiten. „Klaus-Peter Kohl hat <strong>alle</strong><br />

Rechnungen bezahlt, er hat mir<br />

geholfen, als ich Steuerschulden<br />

hatte“, sagt er.<br />

Außerdem sei er vor <strong>alle</strong>m<br />

zu haben. „Ohne ihn geht nichts<br />

mehr“, sagt Khachatryan, der<br />

von 1993 bis 1999 Profi bei Universum<br />

war.<br />

Man ist vorsichtig geworden.<br />

Nicht zuletzt, weil das Interesse<br />

an Boyt<strong>so</strong>v trotz seiner mittlerweile<br />

neunmonatigen Ringabstinenz<br />

nicht abgenommen hat. Der<br />

US-Promoter Golden Boy hatte<br />

mehrfach angefragt, der Pay-TV-<br />

Sender HBO hat ihn auf der Liste.<br />

seinem Berater Khachatryan<br />

Das Berliner Sauerland-Team<br />

zum Dank verpflichtet. Sich von<br />

<strong>die</strong>sem zu trennen, wie es ihm<br />

Experten immer wieder raten,<br />

würde den schlagstarken Russen<br />

gern unter Vertrag nehmen. Felix<br />

Sturm hat mit ihm verhandelt,<br />

ihn <strong>so</strong>gar auf einer seiner Veranstaltungen<br />

boxen lassen, sich<br />

<strong>alle</strong>rdings nach eigener Aussage<br />

„gegen Denis entschieden, weil<br />

wir zwei andere Schwergewichtler<br />

unter Vertrag nehmen und<br />

aufbauen wollen“. Geärgert hat<br />

sich Khachatryan über angebliche<br />

Avancen der <strong>Klitschkos</strong>, <strong>die</strong><br />

Boyt<strong>so</strong>v gern für ihre Promotionfirma<br />

K2 East verpflichtet hätten.<br />

„Bei den <strong>Klitschkos</strong> hätte ich nie<br />

unterschrieben. Sie sind meine<br />

„Die <strong>Klitschkos</strong> sind<br />

meine Gegner“<br />

Gegner, ich will sie angreifen“,<br />

sagt Boyt<strong>so</strong>v.<br />

„Wir werden momentan mit<br />

niemandem einen Vertrag abschließen“,<br />

sagt Khachatryan.<br />

Das Comeback am 9. Februar<br />

wird in Eigenregie organisiert,<br />

<strong>alle</strong>s andere wolle man nach und<br />

nach neu aufbauen. Ein einziger<br />

Spon<strong>so</strong>r, das Audi-Autohaus<br />

Willy Tiedtke, ist geb<strong>lieben</strong>,<br />

doch der Berater ist sich sicher,<br />

dass <strong>alle</strong>s schnell gehen kann,<br />

wenn Boyt<strong>so</strong>v nun dauerhaft<br />

gesund bleibe und gute Kämpfe<br />

zeigen könne. „Ich bin sicher,<br />

dass Denis Weltmeister werden<br />

und auch <strong>die</strong> <strong>Klitschkos</strong> schlagen<br />

kann. Aber jetzt braucht<br />

er Zeit, um wieder der Alte zu<br />

werden.“<br />

Der Kämpfer will sich <strong>die</strong>se<br />

Zeit nehmen. „Ich möchte einfach<br />

nur ein gutes Comeback.<br />

Alles andere kommt von <strong>alle</strong>in“,<br />

sagt er auf <strong>die</strong> Frage nach seinem<br />

größten Wunsch für 2013.<br />

Das vergangene Jahr hat ihn bescheiden,<br />

ja demütig gemacht.<br />

Aber es hat nicht seinen Willen<br />

gebrochen. Denis Boyt<strong>so</strong>v kann<br />

wieder ruhig schlafen.<br />

BJÖRN JENSEN<br />

<strong>BoxSport</strong> 25


Kobra Pulev: Erst Adamek –<br />

dann Krönung bei Klitschko?<br />

In Bulgarien wurde er zum Sportler des Jahres 2012 gewählt<br />

Noch ein Kampf bis<br />

Klitschko. Kubrat Pulev,<br />

<strong>die</strong> Kobra aus dem<br />

Sauerland-Boxstall,<br />

muss nur noch einen Kampf<br />

gewinnen, dann bekommt er<br />

Schwergewichts-Weltmeister<br />

Wladimir Klitschko vor <strong>die</strong><br />

Fäuste. Im September hatte sich<br />

Pulev in Hamburg im IBF-Ausscheidungskampf<br />

gegen den<br />

Weißrussen Alexander Ustinov<br />

durchgesetzt, nun ordnete der<br />

Weltverband einen „Final Eliminator“<br />

gegen Tomasz Adamek<br />

an. Der Pole, der im September<br />

2011 gegen Wladimirs Bruder<br />

Vitali im Kampf um <strong>die</strong> WBC-<br />

Krone verloren hatte, besiegte<br />

gerade Ex-Cruisergewichts-<br />

Champion Steve Cunningham,<br />

wenn auch äußerst umstritten,<br />

nach Punkten. Schon 2008, damals<br />

noch im Cruisergewicht,<br />

hatte Adamek knapp nach<br />

Punkten über den Amerikaner<br />

Die boxenden Brüder Pulev: Kubrat (links) und Tervel wurden zu Bulgariens<br />

Sportlern des Jahres gewählt<br />

gesiegt. Nun al<strong>so</strong> Pulev gegen<br />

Adamek. Bis Ende April muss<br />

der Kampf steigen.<br />

„Adamek hat viel schlechter<br />

geboxt als erwartet“, meinte<br />

Promoter K<strong>alle</strong> Sauerland, bei<br />

dem Cunningham einst auch<br />

unter Vertrag stand. „Ich hatte<br />

Cunningham deutlich als Sieger<br />

gesehen. Adamek hat keine<br />

Chance, Pulev zu schlagen.“<br />

Hagen Doering, Sportdirektor<br />

des Sauerland-Stalls, freute<br />

sich dagegen über den Sieger<br />

Adamek. „Eigentlich war mir<br />

der Sieger egal. Da Pulev boxen<br />

und hauen kann, hätte er<br />

beide besiegt“, sagt Doering.<br />

„Aber Adamek ist das bessere<br />

Business. Er bringt das starke<br />

polnische Fernsehen mit und<br />

ist in Deutschland bekannter.“<br />

Kubrat Pulev bei der Preisverleihung mit seiner Freundin Andrea und seinem Neffen<br />

Kaloian. Im Hintergrund am Handy Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering<br />

Schließlich knockte Adamek<br />

hier einst, als er noch Weltmeister<br />

im Halbschwergewicht<br />

war, den Berliner Thomas Ulrich<br />

aus.<br />

2013 <strong>so</strong>ll Pulevs Krönungs-<br />

Jahr werden. Dabei ist 2012<br />

eigentlich kaum zu toppen.<br />

Neben Ustinov hatte Europameister<br />

Pulev im vergangenen<br />

Jahr auch Alexander Dimitrenko<br />

und den Briten Michael<br />

Sprott vorzeitig besiegt. Und<br />

wurde dafür in seiner Heimatland<br />

zum Sportler des Jahres<br />

gewählt. Im olympischen Jahr<br />

setzte sich Pulev gegen <strong>die</strong> versammelte<br />

Konkurrenz – auch<br />

gegen <strong>die</strong> Sportlerinnen, in<br />

Bulgarien gibt es nur eine Wahl<br />

– durch. „Ich freue mich sehr<br />

darüber“, sagte der 31-Jährige,<br />

der auf einer großen Gala in Sofia<br />

von Ministerpräsident Bojko<br />

Boris<strong>so</strong>v ausgezeichnet wurde.<br />

„Ich bin in <strong>die</strong>sem Jahr Europameister<br />

im Schwergewicht<br />

geworden und auf Platz eins<br />

der IBF-Weltrangliste vorgerückt.<br />

Das war großartig. Aber<br />

<strong>die</strong>se Auszeichnung ist für<br />

mich enorm wertvoll, weil sie<br />

<strong>die</strong> Meinung des bulgarischen<br />

Volkes und der Journalisten widerspiegelt.“<br />

Die Preisverleihung wurde<br />

live zur besten Sendezeit<br />

im bulgarischen Fernsehen<br />

übertragen. Kubrat Pulev siegte<br />

bei der Abstimmung vor<br />

seinem Bruder Tervel, der bei<br />

den Olympischen Spielen in<br />

London <strong>die</strong> Bronze-Medaille<br />

gewonnen hatte. Den dritten<br />

Platz belegte Sprinterin Ivet<br />

Lalova. Tervel Pulev <strong>die</strong>nt dem<br />

Sauerland-Stall regelmäßig als<br />

Sparringspartner, zuletzt für<br />

Cruisergewichts-Weltmeister<br />

Yoan Pablo Hernandez. Schlägt<br />

Tervel al<strong>so</strong> demnächst wie sein<br />

Bruder auch als Profi für Sauerland<br />

zu? „Das werde ich ständig<br />

gefragt“, winkt Sportdirektor<br />

Doering ab. Aber Tervel hat<br />

bei den Olympischen Spielen in<br />

London einen Vertrag als Profi<br />

beim Weltverband unterschrieben.<br />

Seitdem wartet er darauf,<br />

dass <strong>die</strong> AIBA ihre Profis zum<br />

ersten Mal in den Ring schickt.<br />

Arne Leyenberg<br />

26 <strong>BoxSport</strong>


Seine größte Hoffnung:<br />

Mit Kubrat Pulev könnte<br />

Otto Ramin schon bald<br />

um <strong>die</strong> WM-Krone im<br />

Schwergewicht kämpfen<br />

Sein Talent: Otto Ramin<br />

mit dem Berliner<br />

Halbschwergewichtler<br />

Dustin Dirks<br />

Otto Ramin<br />

Der kleine Trainer mit<br />

dem großen Box-Wissen<br />

Im Gym von Harald Lange (links) trainiert Otto Ramin Profis, Hobbyboxer und<br />

Manager mit der gleichen Hingabe<br />

Ein riesiger Kerl, 2,03 Meter<br />

groß und 115 Kilogramm<br />

schwer, prügelt<br />

mit <strong>alle</strong>r Gewalt auf einen<br />

Sandsack ein. „Das ist David.<br />

Er ist seit ein paar Monaten<br />

bei uns. Er will einmal ein großer<br />

Boxer werden. Wenn er fleißig<br />

ist, schafft er es vielleicht. Er ist<br />

erst 17 Jahre. Talent besitzt David“,<br />

findet Trainer Otto Ramin.<br />

Natürlich träumt David von einer<br />

baldigen Profikarriere. Auf dem<br />

Ohr hört der 59-jährige Trainer<br />

aber schlecht: „David <strong>so</strong>ll erst<br />

einmal trainieren, richtig boxen<br />

lernen und als Amateur zeigen,<br />

was er für ein Kerl ist. Wir suchen<br />

für ihn gerade einen Gegner, was<br />

uns gar nicht <strong>so</strong> leicht fällt. 2,03<br />

Meter flößen doch vielen Boxern<br />

Respekt ein.“<br />

Ramin setzt bei seinen Boxern<br />

auf <strong>die</strong> Erfahrung einer möglichst<br />

erfolgreichen Amateur-Karriere:<br />

„Die harten internationalen<br />

Amateur-Turniere sind durch<br />

nichts zu ersetzen.“ Ramin blickt<br />

in <strong>die</strong> H<strong>alle</strong>n-Ecke, wo Halbschwergewichtler<br />

Dustin Dirks<br />

beim Seilspringen schwitzt. Der<br />

Berliner ist erst 23 Jahre alt und<br />

kann schon auf 26 Profikämpfe<br />

bei 19 K.o.-Siegen und den Titel<br />

eines WBA-Interconti-Champs<br />

verweisen. „Trotzdem hat Dustin<br />

bis zu einem Titelkampf noch<br />

Zeit. Ihm fehlt <strong>die</strong> Amateurzeit,<br />

deshalb werde ich nichts überstürzen.<br />

Am 2. Februar kann er<br />

erneut vor seinen zahlreichen<br />

Berliner Fans zeigen, wie weit er<br />

schon als Profi gewachsen ist“,<br />

sagt Ramin. „Zumal ich im Halbschwergewicht<br />

bei Sauerland keine<br />

Probleme sehe. Da kann sich<br />

Dustin hinter Gutknecht, Murat,<br />

Skoglund und Brähmer noch eine<br />

Weile verstecken.“<br />

Ganz anders denkt der Trainer<br />

über seinen Schwergewichtler<br />

Kubrat Pulev aus Bulgarien.<br />

Da macht Otto richtig Druck:<br />

„Kubrat hat eine lange Amateurlaufbahn<br />

mit 225 Kämpfen<br />

hinter sich. Er stand bereits bei<br />

den Amateuren im EM-Finale. Da<br />

geht <strong>die</strong> Entwicklung im Profibereich<br />

schneller. Kubrat ist reif für<br />

einen WM-Kampf.“ Pulev tauchte<br />

zum ersten Training bei Otto<br />

Ramin am 19. September 2009 im<br />

Marzahner Gym auf. „Ohne Otto<br />

Ramin wäre ich als Profi längst<br />

nicht dort, wo ich jetzt angekommen<br />

bin“, schwärmt der Profi<br />

vom Balkan. Ramin, der 1,68 Meter<br />

kleine Mann mit dem großen<br />

Box-Wissen, legte vom Assistenten<br />

bis zum Spitzentrainer eine<br />

Schulbuch-Karriere hin.<br />

Der DDR-Juniorenmeister<br />

Ramin stieg schon 1974 als Assistent<br />

beim früheren Schweriner<br />

Spitzentrainer Paul Nickel ein.<br />

„Ich sah für mich eher eine Trainer-Perspektive<br />

als eine als aktiver<br />

Boxer“, erzählt Ramin. Nach<br />

dem Sportstudium an der DHfK<br />

in Leipzig erhielt er 1977 dann<br />

tatsächlich als Trainer beim SC<br />

Traktor Schwerin einen Vertrag.<br />

Angesichts schmaler Kassen in<br />

Mecklenburg-Vorpommern blieb<br />

Ramin 1994 nach der Wende als<br />

einziger Vollzeittrainer am Olympiastützpunkt<br />

Schwerin übrig.<br />

Fritz Sdunek war längst in Hamburg<br />

beim Profiboxstall Universum<br />

unter Vertrag und Jugend-<br />

Landestrainer Michael Timm arbeitete<br />

bei einer Abrissfirma.<br />

Nach den Olympischen Spielen<br />

von 2004 machte auch der<br />

Olympiastützpunkt Schwerin<br />

dicht. Otto stand auf der Straße.<br />

In Berlin baute Harald Lange<br />

2005 sein Gym „Boxen statt Gewalt“<br />

aus. Ramin heuerte in der<br />

Hauptstadt an. Inzwischen hat er<br />

sich auch bei Sauerland Event zu<br />

einem hoch angesehenen Trainer<br />

in Erscheinung gerückt. Er trainiert<br />

Hobbyboxer, Managerboxer<br />

und Profis mit der gleichen Hingabe.<br />

Es macht ihm nichts aus,<br />

dass er nur am Wochenende im<br />

240 km von Berlin entfernten<br />

Rastow bei seiner Frau Erna aufschlägt:<br />

„Wir sind seit 39 Jahren<br />

verheiratet. Meine Frau kennt das<br />

nicht anders.“ Frau Ramin hat<br />

sich deshalb ein Hobby gesucht.<br />

Sie ist seit vielen Jahren Pistolen-<br />

Schützin, gehört in Meck-Pom<br />

zur Elite und war schon mehrfach<br />

Landesmeisterin.<br />

Manfred Hönel<br />

<strong>BoxSport</strong> 27


Zwei Standpunkte zum Streit zwischen dem Bo<br />

Sauerland Event ist der<br />

größte deutsche Box-<br />

Stall. Sauerland Event<br />

hat viele sehr gute deutsche<br />

Boxer unter Vertrag und<br />

ist seit Jahren darum bemüht,<br />

aussichtsreiche deutsche Talente<br />

an sich zu binden. Dadurch<br />

dass Sauerland aber nicht mit<br />

dem BDB zusammenarbeitet,<br />

wird <strong>die</strong>sen jungen Talenten <strong>die</strong><br />

Möglichkeit genommen, in <strong>die</strong><br />

Fußstapfen von Max Schmeling,<br />

Bubi Scholz oder Sven Ottke zu<br />

treten (um nur wenige Beispiele<br />

zu nennen) und ihre Weltkarrieren<br />

auf dem Gewinn der Deutschen<br />

Meisterschaft aufzubauen.<br />

Es mag altmodisch klingen,<br />

aber nach unserem Verständnis<br />

<strong>so</strong>llte der Weg zum internationalen<br />

Durchbruch für deutsche<br />

Boxer nach<br />

wie vor<br />

lau-<br />

Werte und Werthaltigkeit im<br />

Profi-Boxen. Langfristig ist es<br />

im eigenen Interesse von Sauerland<br />

Event, das deutsche<br />

Boxen zu stärken und zu fördern<br />

– und das geht nur über<br />

eine Zusammenarbeit mit dem<br />

BDB. Wenn der BDB zerfällt,<br />

wie es aufgrund der finanziellen<br />

Schieflage zur Zeit meiner<br />

Amtsübernahme fast passiert<br />

wäre, stirbt das Profiboxen in<br />

Deutschland. Nur <strong>die</strong> spezifische<br />

Konstellation im Profi-<br />

Boxsport in Europa macht es<br />

überhaupt möglich, dass ein<br />

deutscher Promoter, der mit<br />

deutschen Boxern Veranstaltungen<br />

in Deutschland organisiert<br />

und dabei vom deutschen<br />

öffentlich-rechtlichen Fernsehen<br />

finanziert wird, NICHT<br />

mit dem nationalen deutschen<br />

Verband zusammenarbeitet.<br />

Beides ist inzwischen kein Thema<br />

mehr. Klaus-Peter Kohl hat<br />

sich aus dem Boxen zurückgezogen,<br />

Universum ist in<strong>so</strong>lvent,<br />

der BDB hat einen neuen Präsidenten<br />

und Vorstand, und wir<br />

sind jederzeit gerne bereit, ein<br />

schlüssiges Anti-Doping-Konzept<br />

zu erarbeiten, das <strong>so</strong>wohl<br />

den Ansprüchen des öffentlichrechtlichen<br />

Fernsehens als auch<br />

den Promotern, Boxern und Managern<br />

gerecht wird.<br />

Tatsächlich hat sich der<br />

BDB den Kampf gegen das Doping<br />

auf <strong>die</strong> Fahne geschrieben,<br />

nachdem wir im vergangenen<br />

Jahr in Deutschland mit<br />

Alexander Kahl und Mariusz<br />

Wach zwei Fälle hatten und<br />

sich auch international (vor<br />

<strong>alle</strong>m in den USA) <strong>die</strong> Vergehen<br />

häufen. In<strong>so</strong>fern gibt es<br />

objektiv betrachtet keinen<br />

Grund, der dagegen spricht,<br />

Wenn Sauerland Event mit seinen<br />

deutschen Weltmeistern<br />

Arthur Abraham und Marco<br />

Huck in Deutschland veranstaltet,<br />

dann unter österreichischer<br />

Flagge. Seit 2004<br />

führt nicht mehr der Bund<br />

Deutscher Berufsboxer (BDB)<br />

Aufsicht bei den Sauerland-<br />

Veranstaltungen, <strong>so</strong>ndern der<br />

in Wien ansässige Faustkämpferverband<br />

Austria (FVA).<br />

Promoter Wilfried Sauerland<br />

war damals wegen interner<br />

Querelen geschlossen mit seinen<br />

Boxern aus dem Verband<br />

Dem BDB geht es nicht<br />

darum, unseren österreichischen<br />

Kollegen etwas „wegzunehmen“.<br />

Es geht uns nur<br />

um Fairness im Umgang miteinander,<br />

um eine sinnvolle,<br />

auch nach außen nachvoll-<br />

<strong>Warum</strong> ein<br />

deutscher Boxstall<br />

zum BDB gehört<br />

Thomas<br />

Pütz<br />

ten: Deutsche Meisterschaft<br />

– Europameisterschaft – Weltmeisterschaft.<br />

Sauerland-Boxer,<br />

<strong>die</strong> aktuell für deutsche Meisterschaften<br />

in Frage kämen, wären<br />

zum Beispiel Robert Woge,<br />

Enrico Kölling und Tyron Zeuge.<br />

Anstatt um irgendwelche<br />

„Baltic Champion Titel“ oder<br />

„Pan-Asiatischen Meisterschaften“<br />

zu boxen, <strong>so</strong>llten <strong>die</strong>se<br />

jungen Deutschen zu<strong>alle</strong>rerst<br />

Deutscher Meister werden. Kein<br />

Mensch versteht, warum ein<br />

Deutscher und ein Russe um eine<br />

„Mittelmeer-Meisterschaft“<br />

boxen.<br />

Gerade in der Zeit der (internationalen)<br />

Titel- und Verbands-Flut<br />

brauchen wir eine<br />

Rückbesinnung auf Tradition,<br />

Aber trotz der<br />

Möglichkeit, einen anderen<br />

Verband zu nutzen, gebieten<br />

es eigentlich der Anstand<br />

und auch <strong>die</strong> internationale Etikette,<br />

dass Verbände, <strong>die</strong> nicht<br />

in ihrem Heimatland aktiv sind,<br />

sich zumindest mit dem nationalen<br />

Verband abstimmen bzw.<br />

mit <strong>die</strong>sem kooperieren. So hat<br />

es der BDB gemacht, als wir mit<br />

den <strong>Klitschkos</strong> in der Schweiz,<br />

Polen und Russland veranstaltet<br />

haben. Und <strong>so</strong> dürfte man<br />

es – rein kollegial – eigentlich<br />

auch vom FVA erwarten, wenn<br />

er nach Deutschland kommt.<br />

Natürlich kennen wir <strong>alle</strong><br />

<strong>die</strong> Vorgeschichte und wissen,<br />

was dazu geführt hat, dass Sauerland<br />

Event vom BDB zum FVA<br />

gewechselt ist. Bekannt sind<br />

<strong>so</strong>wohl <strong>die</strong> Unstimmigkeiten<br />

in Bezug auf <strong>die</strong> Vorherrschaft<br />

von Universum innerhalb des<br />

BDB als auch <strong>die</strong> strittige Frage<br />

der Anti-Doping-Richtlinien.<br />

dass Sauerland Event mit dem<br />

BDB zusammenarbeitet.<br />

Das einzige schlüssige Argument,<br />

das für <strong>die</strong> Weiterführung<br />

der bisherigen Zusammenarbeit<br />

von Sauerland Event mit<br />

dem FVA spricht, ist <strong>die</strong> Loyalität<br />

des Veranstalters zu dem<br />

Verband, der ihn in schwierigen<br />

Zeiten mit offenen Armen empfangen<br />

und immer unterstützt<br />

hat. In<strong>so</strong>fern schlage ich einen<br />

Kompromiss vor: Möglich wäre<br />

eine Kooperation zwischen<br />

BDB und FVA bei Sauerland-<br />

Veranstaltungen. Man müsste<br />

<strong>die</strong>s mit der EBU noch mal prüfen,<br />

aber ich denke, es spricht<br />

nichts gegen Doppel-Lizenzen<br />

der Sauerland-Boxer (beim FVA<br />

und beim BDB) <strong>so</strong>wie <strong>die</strong> gemeinsame<br />

Durchführung von<br />

Veranstaltungen (in Deutschland)<br />

zum Beispiel mit jeweils<br />

einem Supervi<strong>so</strong>r beider Verbände<br />

und einem gemischten<br />

Kampfgericht.<br />

ziehbare Strukturen und um<br />

<strong>die</strong> Verantwortung des größten<br />

deutschen Box-Stalls gegenüber<br />

dem Profi-Boxsport<br />

in Deutschland.<br />

Mit einer möglichen Rückkehr<br />

zum BDB würde sich der<br />

größte deutsche Box-Stall klar<br />

zum deutschen Boxen bekennen.<br />

Sauerland, Klitschko und<br />

Sturm im selben Verband, das<br />

wäre mit Sicherheit auch eine<br />

Meldung, <strong>die</strong> in der deutschen<br />

Box-Öffentlichkeit sehr positiv<br />

wahrgenommen werden würde.<br />

Gemeinsam sind wir stark und<br />

können das deutsche Boxen<br />

weiter stärken, um sicherzustellen,<br />

dass der Nachwuchs, auf<br />

den wir <strong>alle</strong> angewiesen sind,<br />

auch weiterhin weiß, wofür er<br />

sich in Amateur-Gyms quält:<br />

Nämlich um einmal <strong>die</strong> Chance<br />

zu haben, Deutscher Meister,<br />

Europameister und später<br />

Weltmeister bei den Profis zu<br />

werden.<br />

28 <strong>BoxSport</strong>


x-Verband und Deutschlands größtem Promoter<br />

ausgetreten. Seit Thomas Pütz<br />

als Präsident an der Spitze des<br />

BDB steht, versucht er Sauerland<br />

zu einer Rückkehr in den<br />

traditionsreichen deutschen<br />

Verband zu bewegen. <strong>Warum</strong><br />

er Sauerland <strong>so</strong> gerne zurückholen<br />

will, schreibt Thomas<br />

Pütz exklusiv für <strong>BoxSport</strong><br />

in seiner Kolumne. Christian<br />

Meyer, Geschäftsführer der<br />

Sauerland Event GmbH, antwortet,<br />

warum sein Stall nicht<br />

wieder in den BDB eintreten<br />

und lieber weiterhin beim FVA<br />

bleiben will.<br />

Wir sehen derzeit<br />

keine Veranlassung<br />

zum BDB zurückzukehren.<br />

Der FVA<br />

arbeitet hoch<br />

professionell,<br />

er<br />

Amerika ist zum Beispiel noch<br />

längst nicht <strong>so</strong> weit. Wenn ein<br />

Boxer in den USA im selben<br />

Jahr in mehreren Bundesstaaten<br />

boxt, muss er in jedem eine<br />

Lizenz beantragen. Das ist<br />

ein ganz großes Problem. Deshalb<br />

<strong>so</strong>llten wir statt wieder<br />

Doppel-Lizenzen einzuführen<br />

lieber den nächsten Schritt<br />

gehen und eine europäische<br />

Lizenzierungsbehörde aufbauen.<br />

Daran <strong>so</strong>llte der BDB<br />

arbeiten.<br />

Wir haben den BDB damals<br />

nicht wegen der Vorherrschaft<br />

von Universum Box-Promotion<br />

verlassen, das war nicht ausschlaggebend.<br />

Wir sind weggegangen,<br />

weil der damalige BDB-<br />

Vizepräsident Hans Högner sich<br />

mehrfach sehr unangenehm öffentlich<br />

geäußert hat. Er hat<br />

wiederholt rassistische<br />

Bemerkungen ge-<br />

FVA getan. Wenn BDB-Boxer<br />

heute im Training getestet<br />

werden, was auch vorkommt,<br />

sind das Kontrollen, <strong>die</strong> vom<br />

Verband direkt angeordnet<br />

werden. Dieser Prozess muss<br />

aber komplett vom Verband<br />

abgetrennt und vollständig<br />

unabhängig durchgeführt<br />

werden. Es kann nicht sein,<br />

dass der Verband initiiert, wer<br />

wann und wo getestet wird<br />

und dann später aufgrund <strong>die</strong>ser<br />

Ergebnisse Urteile fällt.<br />

Das sagen wir dem BDB seit<br />

Jahren. Aber bislang gab es keine<br />

Anstalten, etwas zu ändern.<br />

So eine Vereinbarung kann man<br />

schließlich nicht von heute auf<br />

morgen entwickeln, es braucht<br />

ein paar Monate, bis es zur Unterschrift<br />

kommt und dann tatsächlich<br />

auch umgesetzt wird.<br />

Wir können nicht darauf warten,<br />

dass der BDB endlich was<br />

Südamerika für einen Kampf<br />

um <strong>die</strong> Intercontinental-Meisterschaft<br />

zu verpflichten, der<br />

unseren Boxer auch noch in<br />

der Rangliste weiter nach<br />

oben bringt.<br />

Wenn wir mit einem anderen<br />

deutschen Boxstall attraktive,<br />

hochwertige Kämpfe machen<br />

können, es muss ja nicht<br />

immer eine Weltmeisterschaft<br />

sein, dann machen wir <strong>die</strong> auch.<br />

Dafür brauchen wir den BDB<br />

nicht.<br />

Nebenbei bemerkt gab es<br />

auch große Karrieren von Boxern,<br />

<strong>die</strong> niemals Deutsche<br />

Meister waren: Henry Maske<br />

etwa, Arthur Abraham oder<br />

Marco Huck. Kämpfe um obskure<br />

Titel wie „Baltic“ oder<br />

„Mediterranean“ haben wir<br />

noch nie gemacht und uns<br />

auch bei den Weltverbänden<br />

dagegen ausgesprochen, <strong>so</strong>l-<br />

Darum kommt<br />

Sauerland nicht<br />

zum BDB zurück<br />

Christian<br />

Meyer<br />

schafft hervorragende Rahmenbedingungen,<br />

damit wir gutes<br />

Boxen veranstalten können. Wir<br />

sind schließlich in der Europäischen<br />

Union und da steht es uns<br />

frei, wie und mit wem wir zusammenarbeiten.<br />

Der BDB hat<br />

auch schon mehrfach Kämpfe<br />

im Ausland <strong>alle</strong>ine, ohne den<br />

nationalen Verband, beaufsichtigt.<br />

Wenn etwa ein Klitschko<br />

im Ausland boxt, führt der BDB<br />

Aufsicht.<br />

Eine gemeinsame Aufsicht<br />

von zwei Boxverbänden, wie<br />

sie Thomas Pütz vorschlägt,<br />

führt nur zu Doppelzuständigkeiten.<br />

Das ist nicht sinnvoll.<br />

Glücklicherweise sind in Europa<br />

auch Doppel-Lizenzen<br />

für <strong>die</strong> Sportler verboten.<br />

macht – gerichtet<br />

gegen Ausländer, Juden<br />

und gegen Ostdeutsche.<br />

Damit konnten und wollten<br />

wir uns nicht abfinden. Wir<br />

haben den BDB gebeten, Herrn<br />

Högner seiner Ämter zu entbinden,<br />

damit er kein Forum mehr<br />

hat. Aber der BDB hat nicht reagiert.<br />

Im Endeffekt sind heute<br />

noch immer <strong>die</strong> gleichen Per<strong>so</strong>nen<br />

beim BDB, <strong>die</strong> uns damals<br />

<strong>die</strong> Unterstützung verweigert<br />

haben.<br />

Heute besteht das Hauptproblem<br />

zudem darin, dass<br />

der BDB vor und während der<br />

Amtszeit von Thomas Pütz<br />

noch immer keine Anti-Doping-Richtlinien<br />

entwickelt<br />

hat, <strong>die</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit der Nationalen Antidoping<br />

Agentur (NADA) Wettkampfund<br />

auch Trainingskontrollen<br />

in systematischer Art ermöglichen.<br />

Wir haben das gemeinsam<br />

mit der NADA und dem<br />

tut, denn Herr Pütz hätte schon<br />

<strong>die</strong> ganze Zeit über etwas ändern<br />

können. Aber gemacht hat<br />

er nichts.<br />

Auch wir erinnern uns<br />

gerne an <strong>die</strong> Zeit, als der<br />

Deutsche Meistertitel noch<br />

eine hohe Wertigkeit hatte.<br />

Es gab tolle Kämpfe damals.<br />

Aber <strong>die</strong>se Zeit ist vorbei.<br />

Wo gibt es denn heute noch<br />

<strong>die</strong> Boxer für Kämpfe um <strong>die</strong><br />

Deutsche Meisterschaft? Der<br />

BDB ist ein Mini-Verband und<br />

neben ihm gibt es in Deutschland<br />

auch noch zwei andere.<br />

Davon ist einer <strong>so</strong>gar der mitgliederstärkste.<br />

Dieser könnte<br />

al<strong>so</strong> <strong>alle</strong>in von der Masse her<br />

viel sinnvoller eine Deutsche<br />

Meisterschaft ausrichten.<br />

Denn für Deutsche Meisterschaften<br />

muss <strong>die</strong> notwendige<br />

Konkurrenz vorhanden sein<br />

und <strong>die</strong> ist beim BDB leider<br />

nicht gegeben. Dann ist es besser<br />

für uns, einen Gegner aus<br />

che Meisterschaften aktiv anzubieten.<br />

Da sind wir einer<br />

Meinung mit dem BDB.<br />

Das Boxen in Deutschland<br />

zerfällt nicht, wenn der BDB<br />

stirbt, <strong>so</strong>ndern wenn der BDB <strong>so</strong><br />

weitermacht wie bislang. Es ist<br />

eigentlich <strong>die</strong> Aufgabe des Verbandes,<br />

konsequent neue Manager<br />

und neue Sportler an das<br />

Boxen heranzuführen. Wenn<br />

ich sehe, was <strong>die</strong> anderen Verbände<br />

in Deutschland in <strong>die</strong>ser<br />

Hinsicht machen, gibt der BDB<br />

kein gutes Licht ab. Da muss der<br />

BDB mehr tun, um auf Dauer<br />

bestehen zu können.<br />

Wir von Sauerland Event<br />

sehen uns als führend bei<br />

der Förderung des Boxens in<br />

Deutschland an. Wir haben dafür<br />

ge<strong>so</strong>rgt, dass das Berufsboxen<br />

seit den 80er Jahren wiederbelebt<br />

wurde und wir unterstützen<br />

das Amateurboxen.<br />

Sauerland steht für deutsches<br />

Boxen und deutsche Boxer.<br />

<strong>BoxSport</strong> 29


Deutschlands ältester Boxer flog nac<br />

idons Traum:<br />

Mit 50 Abschieds-Fig<br />

Sein Schicksal: Das ganze Leben war ein Kampf<br />

Still und heimlich – das<br />

war noch nie seine Art.<br />

Al<strong>so</strong> wird seine Karriere<br />

auch nicht still und<br />

heimlich ausklingen. Es wird<br />

zumindest eine rauschende Party<br />

geben. Am 4. Februar 2013<br />

wird Andreas Sidon 50 Jahre<br />

alt – am 30. März will sich der<br />

langjährige deutsche Meister im<br />

Schwergewicht mit einer großen<br />

Feier aus dem Ring verabschieden.<br />

„Dann mache ich hier in<br />

Gießen meinen Abschiedskampf<br />

und lade <strong>alle</strong> Weggefährten<br />

von früher ein“, erzählt Sidon.<br />

Dann <strong>so</strong>llen sie <strong>alle</strong> kommen:<br />

Ex-Weltmeister Sven Ottke, mit<br />

dem er einst gemeinsam für den<br />

BC Flensburg in der Bundesliga<br />

boxte, frühere Sparringspartner<br />

aus dem Sauerland-Stall wie<br />

Timo Hoffmann, Meistertrainer<br />

Ulli Wegner und Freunde des<br />

Boxers wie Ex-Weltmeister Firat<br />

Arslan.<br />

Trotz seines fortgeschrittenen<br />

Alters und trotz des jahrelangen<br />

Ärgers mit dem Boxverband<br />

boxt Sidon noch immer. Zuletzt<br />

besiegte er Anfang November in<br />

Koblenz den 14 Jahre jüngeren<br />

Profidebütanten Peter Böhm<br />

durch technischen K.o. in der<br />

dritten Runde. Sidons Reflexe<br />

haben nachgelassen, aber seine<br />

Kondition ist für einen 49-Jährigen<br />

noch immer beeindru-<br />

2005 verlor Andreas Sidon<br />

(links) durch K.o. gegen<br />

Alexander Dimitrenko<br />

Familie Sidon: Die Töchter Mandana<br />

und Saskia, Vater Andreas und Sohn<br />

Albano (von links) mit Hund Maya<br />

ckend. „Solange das Publikum<br />

nicht pfeift und ich mich nicht<br />

blamiere, sind <strong>so</strong>lche Kämpfe in<br />

Ordnung“, sagt Sidon.<br />

Am 30. März <strong>so</strong>ll Sidon im<br />

Rückkampf auf den Kana<strong>die</strong>r<br />

Sheldon Hinton treffen, gegen<br />

den er 2009 in Edmonton vorzeitig<br />

verlor. Aber eigentlich<br />

schwebt ihm zum Schluss noch<br />

ein ganz großes Ding vor. Den<br />

vier Monate älteren früheren<br />

Weltmeister Evander Holyfield<br />

würde Sidon gerne herausfordern.<br />

„Deutschland gegen<br />

Amerika, 50 gegen 50, wer ist<br />

fitter?“, würde Sidon gerne wissen.<br />

Er reiste eigens nach Miami,<br />

um Holyfield zu treffen und<br />

ihn zum Duell zu bewegen. „Er<br />

hätte dort unten einen Termin<br />

haben <strong>so</strong>llen, wir haben uns um<br />

ein paar Tage verpasst“, erzählt<br />

der Hesse. Dafür trainierte er<br />

im legendären 5th Street Gym<br />

der 2012 verstorbenen Trainer-<br />

Legende Angelo Dundee. Dort<br />

hatte Dundee den Größten, Mu-<br />

30<strong>BoxSport</strong>


h Florida ins Gym von Angelo Dundee<br />

ht gegen Holyfield<br />

Andreas Sidon mit<br />

Inhaber Dave Zeus<br />

Zalewski im berühmten<br />

5th Street Gym in Miami<br />

Evander Holyfield ist<br />

bereits 50 Jahre alt<br />

– und will immer noch<br />

weiterboxen<br />

hammad Ali, zum besten Boxer<br />

der Welt geformt. „Unglaublich,<br />

ein fantastisches Erlebnis“,<br />

schwärmt Sidon. „Schade, dass<br />

ich nicht schon früher nach Miami<br />

gegangen bin und Angelo<br />

Dundee noch kennengelernt<br />

habe.“<br />

Auch nach seinem Abschied<br />

aus dem Boxring wird Andreas<br />

Sidon weiter kämpfen. Er kann<br />

gar nicht anders. „Mein ganzes<br />

Leben ist ein Kampf, das ist<br />

mein Schicksal“, sagt der Boxer,<br />

der mittlerweile von Hartz<br />

IV lebt. Als Sidon zehn Jahre alt<br />

waren, kamen seine Eltern bei<br />

einem Autounfall ums Leben,<br />

Sidon wuchs in Kinderheimen<br />

auf, später schlug er sich als<br />

Thaiboxer in Thailand durch.<br />

2003 starb auch seine Lebensgefährtin<br />

Heike bei einem<br />

Autounfall, seitdem ist Sidon<br />

<strong>alle</strong>inerziehender Vater von drei<br />

Kindern. Die älteste Tochter<br />

Saskia macht gerade ihr Abitur,<br />

Albano und Mandana besuchen<br />

ebenfalls das Gymnasium. „Ich<br />

bin in der Erziehung ein harter<br />

Hund. Meine Kinder hatten<br />

es nicht leicht mit<br />

mir. Aber es hat sich<br />

gelohnt“, sagt der stolze<br />

Vater.<br />

Dem 18 Jahre alten Albano<br />

widmete <strong>die</strong> Gießener Lokalpresse<br />

gerade einen großen<br />

Artikel: „Talent mit großem<br />

Kampfgeist im Gepäck“ lautete<br />

<strong>die</strong> Schlagzeile. Sidon junior ist<br />

einer der besten Amateurfußb<strong>alle</strong>r<br />

Hessens. Beim SSV Lindheim<br />

in Mittelhessen kickt der 1,93<br />

Meter große Linksfuß als jüngster<br />

Spieler im Seniorenbereich.<br />

Sidon senior träumt von einer<br />

Profikarriere seines Sohnes – als<br />

Fußb<strong>alle</strong>r, nicht als Boxer. Sidon:<br />

„Er würde auch einen guten Boxer<br />

abgeben, er hat viel Talent.<br />

Aber ich denke, er wird seinen<br />

Weg im Fußball gehen.“<br />

Auch vor Gericht kämpft Sidon<br />

weiter. Der Bund Deutscher<br />

Berufsboxer (BDB) hatte Sidon<br />

im Jahr 2007 wegen gesundheitlicher<br />

Bedenken <strong>die</strong> Lizenz und<br />

damit den Deutschen Meistertitel<br />

im Schwergewicht entzogen.<br />

Das Berufungsgericht des<br />

Verbandes machte <strong>die</strong> Entscheidung<br />

rückgängig, der BDB klagte<br />

dagegen. In zweiter Instanz bekam<br />

der Verband im vergangenen<br />

Jahr Recht, Berufung nicht<br />

möglich. Deshalb zieht Sidon<br />

nun vor das Bundesverfassungsgericht<br />

in Karlsruhe, <strong>die</strong> Klage<br />

ist bereits zugelassen. Denn <strong>die</strong><br />

Entscheidung des BDB bedeutete<br />

ein Berufsverbot, das Sidon<br />

nur umgehen konnte, weil er<br />

zunächst mit einstweiligen Verfügungen<br />

in den Ring stieg, dann<br />

mit Lizenzen anderer Verbände.<br />

„Ich bin im Recht, deshalb kann<br />

ich nicht aufgeben. Was wäre ich<br />

<strong>so</strong>nst für ein Vorbild für meine<br />

Kinder?“, fragt der Boxer.<br />

In Miami traf Andreas Sidon<br />

zufällig auf Weltmeister<br />

Arthur Abraham<br />

Und dann träumt Sidon noch<br />

immer von der Box-Revolution.<br />

„Wir müssen das Boxen ganz<br />

neu aufstellen“, erzählt Sidon.<br />

„Wir brauchen regionale Ranglisten<br />

und regionale Champions,<br />

<strong>die</strong> dann gegeneinander antreten.<br />

Nur <strong>so</strong> können wir das Boxen in<br />

Deutschland retten.“ Auch, wenn<br />

er selbst nicht mehr boxt, langweilig<br />

wird Andreas Sidon wohl<br />

nicht. Sein Kampf geht weiter.<br />

Arne Leyenberg<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

31


Nach seinem Blitz-Witz-K.o. über Airich in Köln<br />

Sie wollen 2013 noch<br />

einmal angreifen:<br />

Manuel Charr und sein<br />

Cheftrainer Clive Salz<br />

Nach 44 Sekunden war <strong>alle</strong>s vorbei: Konstantin Airich krümmt sich am Boden, Manuel Charr marschiert davon<br />

Charr jetzt auf Gürteljagd<br />

Von weihnachtlicher<br />

Ruhe hält Manuel<br />

Charr nicht viel.<br />

Deshalb schlug der<br />

Schwergewichtler aus Köln drei<br />

Tage vor Heiligabend Konstantin<br />

Airich in seiner Heimatstadt<br />

k.o., und nach den Festtagen<br />

legte er gleich wieder mit dem<br />

Training los. Schließlich will er<br />

am 22. Februar in Rumänien<br />

wieder boxen. Sein zweiter Anlauf<br />

auf den WM-Thron läuft.<br />

Von der Niederlage im September<br />

in Moskau gegen WBC-<br />

Champion Vitali Klitschko hat<br />

sich Charr nicht lange beirren<br />

lassen. „Ich werde der zweite<br />

deutsche Box-Weltmeister<br />

im Schwergewicht nach Max<br />

Schmeling“, hält der gebürtige<br />

Syrer an seinen großen<br />

Plänen fest. Dass der Kampf<br />

von Vitali dominiert und in<br />

der vierten Runde wegen eines<br />

stark blutenden Cuts an<br />

Charrs Auge abgebrochen wurde,<br />

ficht den Koloss von Köln nicht<br />

an. „Vitali hat nicht gewonnen,<br />

<strong>so</strong>ndern der Ringarzt. Ich will<br />

ihn noch einmal vor <strong>die</strong> Fäuste<br />

bekommen.“ Wie er das anstellen<br />

will, weiß er auch schon ganz genau.<br />

Charr hat da <strong>so</strong> einen Plan.<br />

Er will <strong>alle</strong> regionalen Titel, <strong>die</strong> der<br />

Weltverband WBC vergibt, auf sich<br />

vereinigen und Klitschko <strong>so</strong> zu einer<br />

Neuauflage zwingen. Er ist bereits<br />

WBC-International-Silver-Champion,<br />

gegen Airich holte er sich zudem noch<br />

<strong>die</strong> Baltic- und Mediterranean-Titel.<br />

„Wenn ich erst mal <strong>alle</strong> Gürtel außer<br />

dem WM-Titel von Vitali habe, muss<br />

der Weltmeister noch mal gegen mich<br />

antreten“, meint Charr.<br />

Gegen Airich bekam er <strong>die</strong> grünen<br />

Gürtel <strong>alle</strong>rdings geschenkt. Charr<br />

stürmte im Maritim-Hotel von Köln<br />

von der ersten Sekunde an auf seinen<br />

Gegner ein. Der Hamburger machte<br />

keine Anstalten, zurückzuschlagen.<br />

Nach einem Treffer auf <strong>die</strong> Leber ging<br />

Airich zu Boden und ließ sich auszählen.<br />

Nach ganzen 44 Sekunden war der<br />

Spuk vorbei. Ein peinlicher Auftritt.<br />

„Airich war <strong>die</strong> Antwort auf Klitschko“,<br />

widerspricht Charr Gerüchten,<br />

wonach der Hamburger verletzt in<br />

den Ring gestiegen war und sich hingelegt<br />

hat. „Ich habe ihn überrollt, der<br />

Treffer hat voll gesessen.“<br />

Charr, der weiterhin in der Kölner<br />

Südstadt in seinem eigenen Gym mit<br />

den Trainern Clive Salz und Vadarn<br />

Zakarjan trainiert, hat aber auch noch<br />

einen Plan B in der Tasche. Im Mai will<br />

<strong>die</strong> WBC zum ersten Mal den „World<br />

Cup“ ausboxen lassen, ein Turnier<br />

mit acht Schwergewichtlern. „Durch<br />

meine WBC-Titel bin ich gesetzt. Der<br />

Sieger des World Cup ist automatisch<br />

Pflichtherausforderer auf den<br />

WM-Titel“, sagt Charr. Das Problem:<br />

Das Turnier dauert ein Jahr, bis dahin<br />

wird Vitali Klitschko wohl schon<br />

Box-Rentner und Vollzeit-Politiker<br />

sein. Aber auch davon lässt sich ein<br />

Manuel Charr nicht entmutigen. „Deswegen<br />

schlage ich den Kampf gegen<br />

David Haye vor“, meint Charr. „Haye<br />

will den Kampf gegen Vitali – ich will<br />

ihn auch. <strong>Warum</strong> klären wir nicht im<br />

Ring, wer <strong>die</strong> Chance auf <strong>die</strong> WM ver<strong>die</strong>nt<br />

hat? David Haye, I‘m waiting for<br />

you! Let‘s fight!“ Haye hielt sich mit<br />

einem Kommentar bislang zurück.<br />

Manchmal ist keine Antwort eben<br />

auch eine Antwort.<br />

So wird Charr auch 2013 mit seiner<br />

„Diamondboy Promotion” als<br />

sein eigener Promoter auftreten und<br />

sich nicht einem größeren Boxstall<br />

anschließen. Obwohl er nach dem<br />

Kampf gegen Vitali Angebote bekommen<br />

habe. Charr: „Die Leute haben<br />

vorher nicht an mich geglaubt, haben<br />

auf falsche Pferde gesetzt. Ich habe<br />

mir meine WM-Chance selbst erarbeitet.<br />

Ich hole mir jetzt <strong>alle</strong> kleinen<br />

Gürtel, damit ich noch einmal um <strong>die</strong><br />

WM kämpfen kann – und dann explo<strong>die</strong>re<br />

ich.“<br />

Da waren es schon zwei: Manuel Charr zeigt <strong>die</strong> Gürtel des Baltic- und Mediterranean-Champions des WBC<br />

32 <strong>BoxSport</strong>


Andreas Sidon<br />

„Ich bin stolze 49 Jahre alt und tatsächlich<br />

immer noch Deutscher Meister im Schwergewichtsboxen<br />

der Profis und das nur Dank<br />

der starken Produkte von MR. BIG!!!“<br />

Erfolge als Profi:<br />

1995 Vitzeweltmeister Thaiboxen in Bankog<br />

1997 Europameister im Kickboxen IKBO<br />

1997 Weltmeister im Kickboxen IKBO<br />

2000 Internationaler Österreichischer Meister<br />

im Schwergewicht (Profiboxen)<br />

2001 Internationaler Deutscher Meister<br />

im Schwergewicht (Profiboxen)<br />

2002 - 2010 Deutscher Meister im Schwergewicht (BDB)<br />

2003 - 2008 Weltmeister im Schwergewicht (WBB)<br />

Krea-Genic ist ein eingetragenes<br />

Markenzeichen der Smart Food Nutrition GmbH<br />

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Die Weltrangliste des<br />

Durch <strong>die</strong> konkurrierenden Weltverbände<br />

WBA, WBC, IBF und WBO gibt es im Boxen<br />

mittlerweile vier Weltmeister pro Gewichtsklasse,<br />

teilweise <strong>so</strong>gar fünf: Denn<br />

mittelgewicht<br />

Superchamp: Sergio Martinez (Argentinien) WBC<br />

01. Daniel Geale (Australien) IBF<br />

02. Felix Sturm (Deutschland)<br />

03. Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA<br />

04. Peter Quillin (USA) WBO<br />

05. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko)<br />

06. Dmitry Pirog (Russland)<br />

07. Martin Murray (England)<br />

08. Matthew Macklin (Irland)<br />

09. Sam Soliman (Australien)<br />

10. Anthony Mundine(Australien)<br />

Das Duell der Unbesiegten war eine deutliche Angelegenheit: Der Japaner Takashi Uchiyama (links) verteidigte<br />

seinen WBA-Weltmeistertitel im Superfedergewicht erfolgreich gegen den Puertoricaner Brian Vasquez. In Tokio<br />

lag Uchiyama klar nach Punkten in Führung, als Ringrichter Raul Caiz Jr. den Herausforderer in der achten Runde<br />

aus dem Kampf nahm. Der Weltmeister aus Japan blieb <strong>so</strong>mit auch in seinem 20. Kampf unbesiegt. Vasquez<br />

dagegen musste im 30. Profikampf <strong>die</strong> erste Niederlage einstecken.<br />

halbmittelgewicht<br />

Superchamp: Floyd Mayweather Jr. (USA) WBA-Super<br />

01. Saul Alvarez (Mexiko) WBC<br />

02. Austin Trout (USA) WBA<br />

03. Saul Alvarez (Mexiko) WBC<br />

04. Miguel Cotto (Puerto Rico)<br />

05. Zaurbek Baysangurov (Russland) WBO<br />

06. Cornelius Bundrage (USA) IBF<br />

07. Erislandy Lara (Kuba)<br />

08. Vanes Martirosyan (Armenien)<br />

09. James Kirkland (USA)<br />

10. Lukas Konecny (Tschechien)<br />

Schwergewicht<br />

Superchamp: W. Klitschko (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO<br />

01. Vitali Klitschko (Ukraine) WBC<br />

02. David Haye (England)<br />

03. Alexander Povetkin (Russland) WBA<br />

04. Kubrat Pulev (Bulgarien)<br />

05. Robert Helenius (Finnland)<br />

06. Tomasz Adamek (Polen)<br />

07. David Price (England)<br />

08. Denis Boyt<strong>so</strong>v (Russland)<br />

09. Ty<strong>so</strong>n Fury (England)<br />

10. Odlanier Solis (Kuba)<br />

leichtSchwergewicht (Cruiser)<br />

Superchamp: Yoan P. Hernandez (Deutschland) IBF<br />

01. Marco Huck (Deutschland) WBO<br />

02. Denis Lebedev (Russland) WBA<br />

03. Ola Afolabi (England)<br />

04. Krzysztof Wlodarczyk (Polen) WBC<br />

05. Troy Ross (Kanada)<br />

06. Firat Arslan (Deutschland)<br />

07. Mateusz Masternak (Polen)<br />

08. Antonio Tarver (USA)<br />

09. Lateef Kayode (Nigeria)<br />

10. Rakhim Chakhkiev (Russland)<br />

HalbSchwergewicht<br />

Superchamp: Chad Daw<strong>so</strong>n (USA) WBC<br />

01. Bernard Hopkins (USA)<br />

02. Tavoris Cloud (USA) IBF<br />

03. Nathan Cleverly (Wales) WBO<br />

04. Beibut Shumenov (Kasachstan) WBA<br />

05. Jean Pascal (Kanada) WBA<br />

06. Lucian Bute (Kanada)<br />

07. Jürgen Brähmer (Deutschland)<br />

08. Eduard Gutknecht (Deutschland)<br />

09. Tony Bellew (England)<br />

10. Robin Krasniqi (Deutschland)<br />

supermittelgewicht<br />

Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super, WBC<br />

01. Carl Froch (England) IBF<br />

02. Mikkel Kessler (Dänemark) WBA<br />

03. Arthur Abraham (Deutschland) WBO<br />

04. Robert Stieglitz (Deutschland)<br />

05. Thomas Oosthuizen (Südafrika)<br />

06. George Groves (England)<br />

07. Adonis Steven<strong>so</strong>n (Kanada)<br />

08. James DeGale (England)<br />

09. Edwin Rodriguez (USA)<br />

10. Marco Antonio Rubio (Mexiko)<br />

weltergewicht<br />

Superchamp: Floyd Mayweather Jr. (USA) WBC<br />

01. Juan Manuel Marquez (Mexiko)<br />

02. Timothy Bradley (USA) WBO<br />

03. Manny Pacquiao (Philippinen)<br />

04. Robert Guerrero (USA)<br />

05. Jan Zaveck (Slowenien)<br />

06. Kell Brook (England)<br />

07. Paulie Malignaggi (USA) WBA<br />

08. Devon Alexander (USA) IBF<br />

09. Victor Ortiz (USA)<br />

10. Andre Berto (USA)<br />

halbweltergewicht<br />

Superchamp: Danny Garcia WBC, WBA-Super<br />

01. Juan Manuel Marquez (Mexiko) WBO<br />

02. Lucas Martin Matthysse (Argentinien)<br />

03. Lamont Peter<strong>so</strong>n (USA) IBF<br />

04. Amir Khan (England)<br />

05. Zab Judah (USA)<br />

06. Brandon Rios (USA)<br />

07. Khabib Allakhver<strong>die</strong>v (Russland)<br />

08. Denis Shafikov (Russland)<br />

09. Mike Alvarado (USA)<br />

10. Ruslan Provodnikov (Russland)<br />

34 <strong>BoxSport</strong><br />

Die top-ten


BOXSPORT<br />

<strong>die</strong> WBA vergibt an Titelträger mit mehr<br />

als einem Gürtel auch noch den WBA-Super-Titel.<br />

Wer <strong>so</strong>ll da noch den Überblick<br />

behalten? Die Redaktionen von <strong>BoxSport</strong><br />

und der amerikanischen Box-Bibel „The<br />

Ring" natürlich. Wir sagen Ihnen, wer der<br />

Superchampion in jeder Gewichtsklasse<br />

ist und wer „nur" <strong>die</strong> Nummer 10.<br />

Stand: Januar 2013<br />

leichtgewicht<br />

Superchamp: Adrien Broner (USA) WBC<br />

01. Ricky Burns (Schottland) WBO<br />

02. Miguel Vazquez (Mexiko) IBF<br />

03. Antonio DeMarco (Mexiko)<br />

04. Sharif Bogere (Uganda)<br />

05. Richard Abril (Kuba)<br />

06. Gavin Rees (Wales)<br />

07. Raymundo Beltran (Mexiko)<br />

08. Daniel Estrada (Mexiko)<br />

09. Kevin Mitchell (England)<br />

10. John Molina (USA)<br />

superbantamgewicht<br />

Superchamp: Nonito Donaire (Philippinen) WBO<br />

01. Abner Mares (Mexiko) WBC<br />

02. Guillermo Rigondeaux (Kuba) WBA<br />

03. Jeffrey Mathebula (Südafrika)<br />

04. Alexander Bakhtin (Russland)<br />

05. Cristian Mijares (Mexiko)<br />

06. Carl Frampton (England)<br />

07. Tomoki Kameda (Japan)<br />

08. Hozumi Hasegawa (Japan)<br />

09. Vic Darchinyan (Armenien)<br />

10. Scott Quigg (England)<br />

bantamgewicht<br />

Superchamp: Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC<br />

01. Anselmo Moreno (Panama) WBA<br />

02. Leo Santa Cruz (Mexiko) IBF<br />

03. Koki Kameda (Japan)<br />

04. Pungluang Sor Singyu (Thailand) WBO<br />

05. Malcolm Tunacao (Philippinen)<br />

06. Hugo Ruiz (Mexiko)<br />

07. Julio Ceja (Mexiko)<br />

08. Ryosuke Iwasa (Japan)<br />

09. Jamie McDonnell (England)<br />

10. Hugo Cazares (Mexiko)<br />

superfedergewicht<br />

Superchamp: Yuriorkis Gamboa (Kuba)<br />

01. Takashi Uchiyama (Japan) WBA<br />

02. Juan Carlos Salgado (Mexiko) IBF<br />

03. Roman Martinez (Puerto Rico) WBO<br />

04. Diego Magdaleno (Mexiko)<br />

05. Gamaliel Diaz (Mexiko) WBC<br />

06. Juan Carlos Burgos (Mexiko)<br />

07. Argenis Mendez (Dom. Republik)<br />

08. Takahiro Ao (Japan)<br />

09. Devis Boschiero (Italien)<br />

10. Sipho Taliwe (Südafrika)<br />

federgewicht<br />

Superchamp: Chris John (Indonesien) WBA<br />

01. Miguel Garcia (USA) WBO<br />

02. Billy Dib (Australien) IBF<br />

03. Daniel Ponce De Leon (Mexiko) WBC<br />

04. Orlando Salido (Mexiko)<br />

05. Juan Manuel Lopez (Puerto Rico)<br />

06. Jhonny Gonzalez (Mexiko)<br />

07. Nicholas Walters (Jamaika)<br />

08. Javier Fortuna (Dom. Republik)<br />

09. Daud Yordan (Indonesien)<br />

10. Celestino Cab<strong>alle</strong>ro (Panama)<br />

superfliegengewicht<br />

Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argentinien) WBO<br />

01. Juan Carlos Sanchez (Mexiko) IBF<br />

02. Kohei Kono (Japan) WBA<br />

03. Tepparith Singwancha (Thailand)<br />

04. Yota Sato (Japan) WBC<br />

05. Suryan Sor Rungvisai (Thailand)<br />

06. Carlos Cuadras (Mexiko)<br />

07. Ryo Akaho (Japan)<br />

08. Rodel Mayol (Philippinen)<br />

09. Oleydong Sithsamerchai (Thailand)<br />

10. Rodrigo Guerrero (Mexiko)<br />

fliegengewicht<br />

Superchamp: Moruti Mthalana (Südafrika) IBF<br />

01. Brian Viloria (USA) WBO, WBA-Super<br />

02. Toshyaki Igarashi (Japan) WBC<br />

03. Hernan Marquez (Mexiko)<br />

04. Sonny Boy Jaro (Philippinnen)<br />

05. Milan Melindo (Philippinen)<br />

06. Rocky Fuentes (Philippinen)<br />

07. Juan Carlos Reveco (Argentinien)<br />

08. Edgar Sosa (Mexiko)<br />

09. Luis Concepcion (Panama)<br />

10. Froilan Saludar (Philippinen)<br />

Die Gewichtsklassen:<br />

Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378<br />

kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.<br />

Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg). <strong>die</strong> Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht<br />

genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam<br />

(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen<br />

(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.<br />

Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen <strong>die</strong> Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.<br />

Danny Garcia steht am 9. Februar eine heikle<br />

Aufgabe bevor. Der WBA- und WBC-Weltmeister<br />

im Halbweltergewicht trifft im Barclays Center im<br />

New Yorker Stadtteil Brooklyn auf einen echten<br />

Lokalmatadoren. Ex-Champion Zab Judah will noch<br />

einmal zurück auf den WM-Thron. Ob der Heimvorteil<br />

für <strong>die</strong> Überraschung reicht?<br />

halbfliegengewicht<br />

Superchamp: Roman Gonzalez (Nicaragua) WBA<br />

01. Adrien Hernandez (Mexiko) WBC<br />

02. Donnie Nietes (Philippinen) WBO<br />

03. Ulises Solis (Mexiko)<br />

04. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF<br />

05. Kazuto Ioka (Japan)<br />

06. Masayuki Kuroda (Japan)<br />

07. Kompayak Porpramook (Thailand)<br />

08. Ryoichi Taguchi (Japan)<br />

09. Alberto Rossel (Peru)<br />

10. Juan Palacios (Nicaragua)<br />

mini-fliegengewicht<br />

Superchamp: Mario Rodriguez (Mexiko) IBF<br />

01. Moises Fuentes (Mexiko) WBO<br />

02. Raul Garcia (Mexiko)<br />

03. Denver Cuello (Philippinen)<br />

04. Wanheng Menayothin (Thailand)<br />

05. Xiong Zhao Zhong (China) WBC<br />

06. Akira Yaegashi (Japan)<br />

07. Ryo Miyazaki (Japan) WBA<br />

08. Hekkie Budler (Südafrika)<br />

09. Carlos Buitrago (Nicaragua)<br />

10. Nkosinathi Joyi (Südafrika)<br />

<strong>BoxSport</strong> 35


Schlimme Nachricht nach schwerem K.o. gegen Marquez<br />

Pacquiao:<br />

Verdacht auf Parkin<strong>so</strong>n<br />

Aber der Boxstar will bereits im April wieder gegen Bradley in den Ring steigen<br />

Manny Pacquiao möchte<br />

nicht, dass <strong>die</strong> Fans<br />

ihn <strong>so</strong> in Erinnerung<br />

behalten: ihn, den<br />

großen Boxer, den einst Unbesiegbaren,<br />

mit dem Gesicht im<br />

Ringstaub, regungslos, ausgeknockt.<br />

Er möchte noch einmal<br />

zurückkommen, um das letzte<br />

Bild von ihm, das um <strong>die</strong> Welt<br />

ging, zu revi<strong>die</strong>ren. Er möchte<br />

noch einmal gegen Juan Manuel<br />

Marquez kämpfen. Ein fünftes<br />

Mal gegen den Mann, der ihn im<br />

Dezember <strong>so</strong> spektakulär k.o.<br />

geschlagen hatte. Aber Pacquiao,<br />

der Superstar von den Philippinen,<br />

hat gewaltige Gegner. Seine<br />

Frau, <strong>die</strong> ihn drängt, mit 34 Jahren<br />

endlich mit dem Boxen aufzuhören.<br />

Die im Dezember schockiert<br />

mitansehen musste, wie<br />

ihr Mann schwer ausgeknockt<br />

wurde, sie, <strong>die</strong> am Ring um ihren<br />

Mann weinte. Und vielleicht hat<br />

der Boxstar auch <strong>die</strong> Gesundheit<br />

gegen sich.<br />

Denn gleich zwei Neurologen<br />

von den Philippinen äußerten<br />

sich sehr be<strong>so</strong>rgt über Pacquiaos<br />

Gesundheitszustand – wenngleich<br />

sie ihn nicht persönlich<br />

untersuchten, <strong>so</strong>ndern lediglich<br />

Ferndiagnosen stellten. Der Boxer<br />

zeige erste Anzeichen von<br />

Parkin<strong>so</strong>n, erklärte Dr. Rustico Jimenez,<br />

Vorsitzender des Verbandes<br />

der Privatkliniken auf den<br />

Lange Gesichter bei<br />

der Rückkehr auf <strong>die</strong><br />

Philippinen:<br />

Manny Pacquiao<br />

und Ehefrau<br />

Jinkee<br />

in Manila<br />

Der brutale K.o.: Manny Pacquiao kippt, schwer am<br />

Kinn getroffen von<br />

Juan Manuel<br />

Marquez,<br />

vornüber<br />

Philippinen. Zahlreiche Boxer,<br />

der prominenteste unter ihnen<br />

ist Muhammad Ali, erkrankten<br />

aufgrund der Vielzahl an Schlägen<br />

auf den Kopf, <strong>die</strong> sie im Laufe<br />

ihrer Karrieren einstecken mussten,<br />

an Parkin<strong>so</strong>n. Ihr Gehirn ist<br />

ständig Traumata ausgesetzt. So<br />

erlitt Pacquiao gegen Marquez<br />

eine schwere Gehirnerschütterung.<br />

Jimenez meinte auf den<br />

Fernsehbildern nach dem Kampf<br />

ein Zittern der Hände Pacquiaos<br />

erkannt zu haben. Ein frühes<br />

Symptom der Parkin<strong>so</strong>nschen<br />

Krankheit, an der auch Pacquiaos<br />

Trainer Fred<strong>die</strong> Roach seit Jahrzehnten<br />

leidet. Roach macht <strong>die</strong><br />

Menge der schweren Kopftreffer,<br />

<strong>die</strong> er während seiner Karriere als<br />

mittelmäßiger Boxer kassiert hatte,<br />

für seinen heutigen Zustand<br />

verantwortlich.<br />

Auch <strong>die</strong> philippinische<br />

Ärztin Dr. Raquel Fortun zeigte<br />

sich alarmiert nach Pacquiaos<br />

Knockout, <strong>die</strong> Untersuchungen<br />

per Computertomographie des<br />

Gehirns des Boxers überzeugten<br />

sie nicht. Sie vermutete, Pacquiao<br />

habe <strong>so</strong>gar einen leichten<br />

Schlaganfall gegen Marquez erlitten.<br />

Der Ex-Weltmeister hatte<br />

sich direkt nach dem Kampf in<br />

Las Vegas und nach seiner Rückkehr<br />

auf <strong>die</strong> Philippinen in seiner<br />

Heimatstadt General Santos City<br />

untersuchen lassen. Die Untersuchungen<br />

b<strong>lieben</strong> ohne Befund.<br />

Nach Ansicht von Dr. Fortun<br />

wurde der Boxer <strong>alle</strong>rdings nicht<br />

ausreichend durchgecheckt.<br />

Pacquiao dagegen ist unbe<strong>so</strong>rgt.<br />

Er erholte sich von der<br />

schweren Niederlage im Urlaub<br />

mit seiner Familie in Israel, im<br />

Februar will er das Training wieder<br />

aufnehmen. „Es gibt keinen<br />

Grund, sich Sorgen zu machen“,<br />

erklärte Pacquiao. „Ich bin zu<br />

100 Prozent gesund. Die Statements<br />

der beiden Ärzte sind unverantwortlich<br />

und unethisch.<br />

Sie haben lediglich ihre privaten<br />

Ansichten geäußert, sich haben<br />

mich niemals untersucht.“ Pacquiaos<br />

Promoter Bob Arum kündigte<br />

an, seinen Boxer im Lou Ruvo<br />

Center der Las Vegas Cleveland<br />

Klinik gründlich untersuchen zu<br />

lassen. Das Klinikum ist auf Hirnerkrankungen<br />

wie Parkin<strong>so</strong>n und<br />

Alzheimer spezialisiert. Besteht<br />

Pacquiao <strong>alle</strong> Tests, will er im<br />

April und im September wieder<br />

in den Ring steigen.<br />

In den wohl letzten beiden<br />

Kämpfen seiner Karriere will er<br />

sich für seine überraschenden<br />

Niederlagen in seinen jüngsten<br />

zwei Kämpfen revanchieren. Zunächst<br />

will er sich von Timothy<br />

Bradley, gegen den er im Juni<br />

ungerechtfertigterweise nach<br />

Punkten verloren hatte, den<br />

WBO-Weltmeistertitel im Weltergewicht<br />

zurückholen. Dann will<br />

er sich zum fünften Mal Marquez<br />

vorknöpfen. Hinter den Kulissen<br />

wird bereits an dem Superfight<br />

gebastelt, der <strong>alle</strong> finanziellen<br />

Rekorde sprengen könnte. „Juan<br />

Manuel Marquez und ich sind<br />

beide Gentlemen“, erklärte Marquez-Manager<br />

Fernando Beltran.<br />

„Manny Pacquiao hat uns eine<br />

Chance gegeben, obwohl er das<br />

nicht musste, al<strong>so</strong> werden wir es<br />

umgekehrt genau<strong>so</strong> tun.“ Auch<br />

Marquez ist mit 39 Jahren nicht<br />

mehr der Jüngste und betonte in<br />

Interviews zuletzt immer wieder,<br />

vielleicht überhaupt nicht mehr<br />

in den Ring zurückzukehren. Von<br />

der zweistelligen Millionenbörse,<br />

<strong>die</strong> ihm noch einmal gegen Pacquiao<br />

winkt, wird er sich sicherlich<br />

ganz schnell überzeugen<br />

lassen.<br />

Nils Berg<br />

36 <strong>BoxSport</strong>


Dieses Bild schockte <strong>die</strong> ganzen Philippinen<br />

Überall auf den Philippinen versammeln sich <strong>die</strong> Menschen zum Public Viewing, wenn ihr Held Manny Pacquiao im fernen Amerika in den Ring steigt. Dieses Mal wurde<br />

es statt eines Volksfestes ein Albtraum: Die Philippiner mussten mitansehen, wie ihr Pac-Man schwer k.o. geschlagen wurde. So auch <strong>die</strong>ser kleine Junge, der in der<br />

Hauptstadt Manila wie gebannt auf <strong>die</strong> Leinwand schaut und sein Idol dort schwer getroffen am Boden liegen sieht. Minutenlang blieb Pacquiao regungslos liegen, ehe er<br />

aus eigener Kraft aufstehen konnte. Ob <strong>die</strong>ser schwere Knockout gesundheitliche Schäden beim Pac-Man hinterlassen hat, ist noch offen.<br />

<strong>BoxSport</strong> 37


Ein Phantom –<br />

der mächt<br />

Eines der seltenen Bilder von Al Haymon: Die New<br />

York Times erwischte ihn inmitten seiner Boxer Floyd<br />

Mayweather (rechts) und Andre Berto am Ring<br />

Al Haymon regiert hinter den Kulissen<br />

Dieser Mann ist ein<br />

Phantom. Es gibt<br />

praktisch keine<br />

Bilder von ihm,<br />

keine Interviews, keine<br />

Fernsehaufnahmen, er<br />

hat kein Büro. Er wirkt<br />

im wahrsten Sinne des<br />

Wortes hinter den Kulissen.<br />

Aber das äußerst<br />

erfolgreich. Al Haymon ist<br />

der derzeit vielleicht mächtigste<br />

Mann im Box-Business.<br />

Ein Big Player, der mit Millionen<br />

hantiert, der aus Boxern Stars<br />

macht, aber selbst den großen<br />

Auftritt meidet. Er ist das genaue<br />

Gegenteil des exzentrischen Don<br />

King. Aber während der einst<br />

<strong>so</strong> mächtige Promoter mit der<br />

Starkstromfrisur heute praktisch<br />

keine Rolle mehr spielt im Boxgeschäft,<br />

hat Haymon stets seine<br />

Finger im Spiel, wenn es um das<br />

große Geld geht. Er ist der Architekt<br />

der Karriere von Floyd Mayweather<br />

Jr. Er <strong>so</strong>rgt dafür, dass<br />

der derzeit beste Boxer der Welt<br />

pro Kampf mehr als 40 Millionen<br />

Dollar erhält. „Al Haymon ist ein<br />

Geist“, sagt Mayweather, der immerhin<br />

schon mal mit Haymon<br />

am Ring gesehen und fotografiert<br />

wurde. Sonst reist Haymon<br />

inkognito zu den Kämpfen seiner<br />

Klienten.<br />

Richard Schaefer, der Geschäftsführer<br />

von „Golden Boy Promotions“, ist ein<br />

Bewunderer Haymons<br />

Der 58 Jahre alte Haymon<br />

stieg schon als Schüler ins Musikgeschäft<br />

ein, promotete Musiker,<br />

veranstaltete Tourneen. Nach<br />

seinem Wirtschafts-Studium in<br />

Harvard, baute er ein Imperium<br />

auf. Er arbeitete mit Souldiva<br />

Whitney Houston, mit Rapper<br />

MC Hammer, R’n’B-Sängerin<br />

Mary J. Blige und Hollywood-<br />

Star Edd<strong>die</strong> Murphy. Nachdem<br />

Haymon als Produzent von Fernsehshows<br />

auch das mächtige TV-<br />

Geschäft kennengelernt hatte,<br />

stieg er ins Boxen ein. Schließlich<br />

war sein Bruder Profiboxer,<br />

Bobby Haymon kämpfte 1978<br />

gegen Sugar Ray Leonard. Zum<br />

ersten Mal tauchte Al Haymon<br />

im Boxgeschäft als Berater des<br />

früheren Weltmeisters Vernon<br />

Forrest auf, dann vertrat er den<br />

ehemaligen Schwergewichts-<br />

Weltmeister und Bezwinger von<br />

Wladimir Klitschko und Luan<br />

Krasniqi, Lamon Brewster. Sein<br />

Meisterstück aber ist Floyd Mayweather.<br />

Haymon lotste Mayweather<br />

aus dem Vertrag mit Promoter<br />

Bob Arum heraus, seitdem ist<br />

der Boxer selbständig. „Hätte<br />

ich Haymon von Beginn an in<br />

meinem Team gehabt, wäre ich<br />

heute vielleicht schon Milliardär“,<br />

sagt Mayweather. Denn<br />

Haymon, der auch als Promoter<br />

auftritt und eine Manager-Lizenz<br />

im US-Bundesstaat Nevada hat,<br />

ist als knallharter Verhandlungspartner<br />

bekannt, der für seine<br />

Boxer das meiste herausholt.<br />

Wer bei Haymon unter Vertrag<br />

steht, bekommt das große Geld.<br />

Und <strong>die</strong> großen Auftritte im Fernsehen.<br />

Haymons Einfluss auf <strong>die</strong><br />

mächtigen TV-Sender HBO und<br />

Showtime ist es zu verdanken,<br />

wenn Boxer, wie zuletzt Superweltergewichts-Weltmeister<br />

Austin Trout gegen Miguel Cotto,<br />

<strong>die</strong> großen Kämpfe im Pay-<br />

TV bestreiten. Richard Schaefer,<br />

Geschäftsführer von Oscar De La<br />

Hoyas „Golden Boy Promotion“<br />

nennt Haymon deshalb, „den mit<br />

Abstand cleversten Menschen,<br />

dem ich je begegnet bin“.<br />

„Er holt das meiste Geld für<br />

<strong>die</strong> Boxer heraus“, sagt TV-Produzent<br />

Jeff Wald, der mit Haymon<br />

zusammenarbeitet. „Wenn<br />

ich Boxer wäre, würde ich <strong>so</strong>fort<br />

zu Al Haymon gehen.“ So<br />

schaffte es der frühere Weltergewichts-Weltmeister<br />

Andre Berto<br />

etwa für seine Titelverteidigung<br />

gegen Carlos Quintana im April<br />

2010 in einer fast menschenleeren<br />

H<strong>alle</strong> irgendwo in Florida 1,5<br />

Millionen Dollar zu kassieren.<br />

Für seine Geschäftstüchtigkeit<br />

wird Haymon jedoch gleichzeitig<br />

auch kritisiert.Weil er seinen<br />

Boxern viel Geld für leichte Titelverteidigungen<br />

beschafft, <strong>so</strong>llen<br />

<strong>die</strong>se als Konsequenz <strong>die</strong> großen<br />

Kämpfe meiden. Wozu ein Risiko<br />

eingehen, wenn es auch leichter<br />

geht? So <strong>so</strong>ll der Superfight zwischen<br />

Mayweather und Manny<br />

Pacquiao in den vergangenen<br />

Jahren auch an Al Haymon gescheitert<br />

sein. „Al Haymons Einfluss<br />

geht weit über das gesunde<br />

Maß hinaus“, klagt HBO-Reporter<br />

Max Kellerman. „Er kann dafür<br />

<strong>so</strong>rgen, dass Aufbaukämpfe<br />

gegen handverlesene Gegner im<br />

Fernsehen gezeigt werden. Daran<br />

krankt das Boxen.“<br />

38<strong>BoxSport</strong>


igste Mann im US-Boxen?<br />

Neben Mayweather, Berto<br />

und Trout managt Haymon<br />

auch <strong>die</strong> Weltmeister Danny<br />

Garcia und Devon Alexander,<br />

vor <strong>alle</strong>m aber Supertalent<br />

Adrien Broner. Und nach<br />

den Olympischen Spielen von<br />

London nahm er gleich sechs<br />

Olympia-Boxer des US-Teams<br />

unter Vertrag.<br />

Der allmächtige Haymon<br />

könnte auch dafür <strong>so</strong>rgen, dass<br />

Rapper 50 Cent, der gerade mit<br />

Yuriorkis Gamboa sein Debüt<br />

als Promoter feierte, im Boxen<br />

scheitert. Denn zum Zerwürfnis<br />

50 Cents mit seinem zuvor besten<br />

Kumpel Mayweather <strong>so</strong>ll es<br />

gekommen sein, weil 50 Cent<br />

den Boxer aufgefordert habe,<br />

sich von seinem Berater zu trennen.<br />

50 Cents Weltmeister Billy<br />

Dib <strong>so</strong>llte seinen Titel im Federgewicht<br />

eigentlich im Rahmenprogramm<br />

von Haymon-Boxer<br />

Trout gegen Cotto verteidigen.<br />

Im letzten Moment wurde Dib<br />

von der Fightcard geschmissen.<br />

Sich als Neueinsteiger mit dem<br />

mächtigsten Mann im Boxgeschäft<br />

anzulegen – wenn das<br />

mal gutgeht.<br />

ARNE LEYENBERG<br />

Sie <strong>alle</strong> werden von ihm beraten<br />

Bild oben links: Al Haymon machte Floyd Mayweather (rechts, hier bei seinem Sieg über Miguel Cotto)<br />

zum bestbezahlten Sportler <strong>die</strong>ses Planeten. Bild oben rechts: Ex-Weltmeister Andre Berto verschaffte<br />

er Millionengagen für leichte Aufbaukämpfe. Bild links: Supertalent Adrien Broner, hier mit Ringsprecher<br />

Michael Buffer, könnte Haymons nächster Box-Superstar werden. Bild unten rechts: Danny Garcia be<strong>so</strong>rgte<br />

Haymon zwei WM-Kämpfe gegen <strong>die</strong> mexikanische Legende Erik Morales, <strong>die</strong> Garcia beide gewann. Bild unten<br />

links: Austin Trout stieg gerade mit einem Sieg über Miguel Cotto in <strong>die</strong> Riege der Top-Boxer auf<br />

<strong>BoxSport</strong> 39


Rocky macht in M<br />

„Ick orientier ma an Joop und Armani“<br />

und redet Klartex<br />

„Sturm wird scheitern und aus Charr w<br />

Millionen gewonnen,<br />

Millionen verprasst,<br />

Langzeitarbeitsloser<br />

ohne Perspektive<br />

statt Weltmeister mit glänzender<br />

Zukunft. Graciano Rocchigiani<br />

könnte am Boden zerstört<br />

sein. Aber weit gefehlt. „Grace“<br />

geht es gut, obwohl er gerade<br />

zum ersten Mal Weihnachten,<br />

seinen Geburtstag und Silvester<br />

als Hartz-IV-Empfänger feierte.<br />

„Ich bin zufrieden, weil<br />

ich sehe, wie schlecht es anderen<br />

Menschen geht. Weil ich<br />

ein paar, wirklich nur ein paar,<br />

aber dafür richtig gute Freunde<br />

habe. Und eine Familie, <strong>die</strong><br />

zu mir hält“, sagte der frühere<br />

Weltmeister im Interview mit<br />

der „Welt“. Wer Rocchigiani, der<br />

in <strong>die</strong>sem Jahr 50 Jahre alt wird,<br />

<strong>die</strong>ser Tage sieht, hat tatsächlich<br />

den Eindruck: hier ist einer mit<br />

sich und der Welt im reinen. Wo<br />

Rocky auftaucht, strahlt er und<br />

hat gute Laune. Ob am Boxring<br />

oder als Botschafter des Hilfswerks<br />

Arche für benachteiligte<br />

Kinder in Berlin-Hellersdorf. „Es<br />

geht mir auf <strong>die</strong> Nerven, dass<br />

sich <strong>alle</strong> möglichen Leute einen<br />

Kopf um meine Angelegenheiten<br />

machen. Aber ein bisschen zeigt<br />

das ja auch, dass du nicht vergessen<br />

bist“, sagt Rocchigiani,<br />

der mittlerweile außerhalb von<br />

Berlin in Großziethen in einer<br />

Pension lebt – das Zimmer zahlt<br />

ein befreundeter Gönner.<br />

Aufgegeben hat sich Rocchigiani<br />

nicht, schließlich hat er<br />

noch große Pläne. Er will demnächst<br />

seine eigene Modekollektion<br />

auf den Markt bringen.<br />

Rocky: „Ich will klein anfangen,<br />

mit meinem Partner<br />

eine Kollektion zuerst<br />

im Internet anbieten<br />

und wenn es optimal<br />

läuft, wäre ein<br />

kleiner Laden am<br />

Kudamm geil.<br />

Aber deswegen<br />

bin ich ja kein<br />

Designer.“ Der<br />

Bild-Zeitung<br />

sagte er dagegen:<br />

„Ick orientier<br />

ma an<br />

Joop und Armani.“<br />

Seine<br />

Comeback-<br />

Pläne, Bild<br />

wärmt regelmäßig<br />

ein<br />

mögliches<br />

drittes Duell<br />

gegen seinen<br />

alten Rivalen<br />

Dariusz<br />

Michalczewski<br />

auf, hat der frühere<br />

Mittel- und<br />

heutige Schwergewichtler<br />

endgültig<br />

begraben.<br />

„Ich habe<br />

mir das abgeschminkt.<br />

Dariusz kneift,<br />

es gibt keinen<br />

Kontakt, auch<br />

keinen TV-Vertrag<br />

oder eine fest<br />

gebuchte H<strong>alle</strong>.“<br />

Auch als Trainer<br />

glaubt<br />

Ihre Zusammenarbeit war nicht von Dauer: Graciano<br />

Rocchigiani und Manuel Charr<br />

Kann immer noch strahlen: Graciano Rocchigiani<br />

40<strong>BoxSport</strong>


ode<br />

Graciano Rocchigiani serviert Gänsebraten mit<br />

Klößen und Rotkohl<br />

t<br />

ird nichts“<br />

Rocchigiani, der sein eigenes Gym in seiner<br />

Geburtsstadt Duisburg wieder schließen<br />

musste, nicht mehr an den Durchbruch.<br />

Zuletzt stand er gemeinsam mit<br />

seinem Bruder Ralf, ebenfalls ein früherer<br />

Weltmeister, in der Ecke von Manuel<br />

Charr. Rocky: „Eigentlich ein ganz guter<br />

Junge, aber er wird nie Erfolg haben, weil<br />

er glaubt, <strong>alle</strong>s besser zu wissen. Er hat<br />

Talent, er hat Kraft und Mut – aber nicht<br />

wirklich Ahnung. Das Problem ist aber,<br />

du kannst von einem Boxer nicht leben,<br />

es sei denn er ist Weltmeister.“<br />

Wo Rocchigiani auftaucht, teilt er<br />

aus. Rocky spricht Klartext und niemand<br />

scheint es ihm <strong>so</strong> recht übel zu nehmen.<br />

Rocky darf das wohl. Nach eigenen Angaben<br />

trinkt er keinen Alkohol mehr und<br />

lässt <strong>die</strong> Fäuste ruhen. Allerdings ermittelt<br />

<strong>die</strong> Berliner Polizei abermals gegen<br />

Rocchigiani wegen Körperverletzung.<br />

Seinen Geburtstag <strong>so</strong>ll er in einer Treptower<br />

Kneipe feucht-fröhlich gefeiert und<br />

dem Wirt dabei im Streit mit der Faust ins<br />

Gesicht geschlagen haben. Rocky streitet<br />

<strong>alle</strong>s ab.<br />

Streit gab es auch mit Ex-Weltmeister<br />

Felix Sturm, <strong>alle</strong>rdings nur verbalen.<br />

Sturm fand es nicht <strong>so</strong> lustig, dass Rocchigiani<br />

der „Welt“ sagte: „Felix wird<br />

wahrscheinlich scheitern. Er hat seinen<br />

WM-Titel verloren, hat seine Ankündigung,<br />

nur noch gegen Top-Leute<br />

anzutreten, nicht eingehalten. Er ist<br />

sein eigener Manager. Da übernimmt<br />

er sich, statt sich auf seine Karriere<br />

zu konzentrieren. Wenn es stimmt,<br />

dass er 2013 acht Veranstaltungen<br />

auf <strong>die</strong> Beine stellen <strong>so</strong>ll, dann gute<br />

Nacht. Der kann doch nicht jedes<br />

Mal selbst in den Ring.“ Sturm konterte<br />

via Internet-Kurznachrichten<strong>die</strong>nst<br />

Twitter: „Neid ist eine<br />

schlimme Krankheit. Oh man, einer,<br />

der sich aufgibt, will mir was<br />

sagen??? Erst denken, dann lenken,<br />

Graciano...“<br />

Box-Stars als Kellner bei Frank Zander<br />

Gänsebraten<br />

für <strong>die</strong> Armen<br />

Sänger Frank Zander lud zum 18. Mal zur Armenspeisung nach<br />

Berlin in das Estrel-Hotel<br />

Gä n-<br />

sebraten Ein Weltmeister als<br />

für <strong>die</strong> Ar-Kellnermen: Da ließen sich <strong>die</strong> Box-Stars<br />

Arthur Abraham<br />

nicht lange bitten. Graciano Rocchigiani,<br />

Weltmeister Arthur Abraham<br />

und der Trainer des Jahres,<br />

Ulli Wegner, folgten der Einladung<br />

von Frank Zander. Im Festsaal des<br />

Estrel-Hotels feierten 2800 Obdachlose<br />

und bedürftige Berliner das<br />

schönste Weihnachtsfest der Stadt.<br />

Zum 18. Mal lud Sänger Zander zu<br />

Gänsekeulen, Rotkohl und Klößen.<br />

Neben Rocchigiani, Abraham und<br />

Wegner servierten Grünen-Vorsitzender<br />

Cem Özdemir, GZSZ-Schauspieler<br />

Wolfgang Bahro und Natascha<br />

Ochsenknecht den Gänsebraten.<br />

„Mein größter Wünsch wäre es<br />

aber, wenn <strong>so</strong> ein Fest irgendwann<br />

gar nicht mehr notwendig wäre“,<br />

sagte Arthur Abraham, „wenn jeder<br />

ein Zuhause und genug zu essen<br />

hat.“<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

41


Rola El-Halabi<br />

Niederlage<br />

ein Sieg<br />

Tränen nach<br />

der Comeback-<br />

Niederlage: Rola<br />

El-Halabi<br />

„Ich hatte Gänsehau<br />

Es hat<br />

etwas Tröstliches, dass<br />

es in einem Geschäft wie<br />

dem Profiboxen, in dem meist<br />

nur Sieger etwas gelten, Abende<br />

gibt wie <strong>die</strong>sen in der Ulmer<br />

Ratiopharm-Arena, bei denen<br />

das Ergebnis völlig nebensächlich<br />

ist. Natürlich muss man<br />

der Chronistenpflicht folgend<br />

erwähnen, dass Rola El-Halabi<br />

ihren ersten Kampf seit dem<br />

Attentat ihres Stiefvaters Roy<br />

(Hicham) El-Halabi, der ihr am<br />

1. April 2011 in Berlin vier Schüsse<br />

in <strong>die</strong> rechte Schlaghand, das<br />

linke Knie und beide Füße gejagt<br />

hatte und dafür sechs Jahre ins<br />

Gefängnis musste, gegen <strong>die</strong> in<br />

Offenburg lebende Italienerin<br />

Lucia Morelli, 33, verlor, <strong>die</strong><br />

sich damit <strong>die</strong> WM-Gürtel der<br />

Verbände WBF, WIBA und GBU<br />

im Leichtgewicht sicherte. Das<br />

Urteil, eine Mehrheitsentscheidung<br />

(97:93, 96:95, 95:95), war<br />

ab<strong>so</strong>lut korrekt, weil <strong>die</strong> 27-jährige<br />

Rola in den ersten drei Runden<br />

nie das Distanzgefühl fand.<br />

Die letzten sieben Runden<br />

waren <strong>alle</strong>rdings ein enges Gefecht<br />

auf Weltklasseniveau, das<br />

Werbung war für das Frauenboxen.<br />

Beide standen oft Fuß<br />

an Fuß, schlugen sehenswerte<br />

Serien und legten ein hohes<br />

Tempo vor, das vergessen ließ,<br />

dass dort eine Boxerin im Ring<br />

stand, <strong>die</strong> mehr als 30 Monate<br />

inaktiv gewesen war. „In den<br />

ersten Runden war ich zu steif<br />

und unbeweglich, ich habe zu<br />

viel in <strong>die</strong> Luft geschlagen“, sagte<br />

El-Halabi.<br />

All das geriet jedoch in den<br />

Hintergrund angesichts der<br />

Emotionen, <strong>die</strong> das mit großem<br />

medialen Echo begleitete Comeback<br />

auslöste. Schon <strong>die</strong> Nächte<br />

vor dem Kampf müssen unfassbar<br />

anstrengend für <strong>die</strong> im Libanon<br />

geborene Ulmerin gewesen<br />

sein. Von Schlaf, gab sie zu, habe<br />

sie nur träumen können. Die<br />

Wartezeit in der Kabine sei <strong>die</strong><br />

Hölle gewesen, obwohl <strong>die</strong> Trainer<br />

Jürgen Grabosch und Tommy<br />

Wiedemann versuchten, <strong>so</strong><br />

locker wie möglich zu wirken,<br />

um sie abzulenken. Die Gedanken<br />

an das Attentat in Berlin, als<br />

ihr Stiefvater kurz vor ihrer geplanten<br />

WM-Titelverteidigung<br />

gegen <strong>die</strong> Bosnierin Irma Adler<br />

in <strong>die</strong> Kabine gestürmt war und<br />

das Feuer eröffnet hatte, waren<br />

wieder da.<br />

Und waren doch vergessen,<br />

als sie <strong>die</strong> Energie spürte, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

4500 Fans beim Einmarsch auf<br />

sie übertrugen. Mit einem Zweispänner<br />

wurde sie in <strong>die</strong> Arena<br />

gefahren, <strong>die</strong> letzten Meter zum<br />

Ring bahnte sie sich durch ein<br />

Spalier aus Footballspielern, <strong>die</strong><br />

rhythmisch klatschten, begleitet<br />

Ein enger Kampf<br />

auf hohem<br />

Niveau: Lucia<br />

Morelli (rechts)<br />

erwies sich als<br />

zu stark für<br />

Rola El-Halabi<br />

von „Rola“-Sprechchören aus<br />

tausenden Kehlen. „Ich hatte<br />

Gänsehaut, es war einfach nur<br />

gigantisch“, sagte sie. Hier, das<br />

konnte jeder sehen, war eine<br />

Sportlerin, <strong>die</strong> nach Hause kam,<br />

zurück in ein Leben, das sie dennoch<br />

nie wieder <strong>so</strong> leben wird<br />

wie vor dem 1. April 2011.<br />

Allerdings hat sie das auch<br />

nie erwartet. Rola El-Halabi hatte<br />

sich vorgenommen, ihrem<br />

Stiefvater zu beweisen, dass<br />

sein Plan, ihr Leben zu zerstören,<br />

gescheitert ist. Sie hatte eine<br />

Kooperation mit dem TV-Sender<br />

Sat.1 abgelehnt, weil sie keine<br />

Inszenierung wollte, <strong>so</strong>ndern eine<br />

Veranstaltung nach ihren Vorstellungen,<br />

in ihrer Heimatstadt.<br />

Sie hat den Abend mit ihrem<br />

kleinen Team um ihren Verlobten<br />

Kosta Papastergiou in Eigenregie<br />

aufgezogen, mit einigen<br />

Vorkämpfen und einem <strong>so</strong> ungewöhnlichen<br />

wie hochklassigen<br />

Rahmenprogramm aus Artistik,<br />

Tanz und Musik. Finanziell wird<br />

sie mit einem blauen Auge aus<br />

der Veranstaltung herauskommen.<br />

So etwas können Profiboxer<br />

gut wegstecken.<br />

Vor <strong>alle</strong>m aber hat sie sich<br />

eine Gegnerin ausgewählt, <strong>die</strong><br />

zu stark war für jemanden, der<br />

30 Monate nicht geboxt hat, der<br />

sich noch am Mittag vor dem<br />

Kampf um den Ablauf des Vorprogramms<br />

gekümmert hat, und<br />

auf dessen Schultern <strong>die</strong>ser enorme<br />

psychische Druck lastete, ein<br />

überzeugendes Comeback abliefern<br />

zu wollen. Rola El-Halabi<br />

hat sich zu viel zugemutet, keine<br />

Frage, aber was will man anderes<br />

erwarten von einer, <strong>die</strong> auch<br />

in Zeiten größter Not zu stolz<br />

ist, Unterstützung vom Staat zu<br />

nehmen, und <strong>die</strong> Sätze sagt wie<br />

<strong>die</strong>sen: „Ich wollte einen ehrlichen<br />

Kampf gegen eine Gegnerin<br />

auf Weltklasseniveau, um zu<br />

zeigen, dass sich jeder Mensch<br />

seine Grenzen selbst setzt, und<br />

42<strong>BoxSport</strong>


- Das Stehaufmädchen<br />

im Boxring – aber<br />

im wahren Leben!<br />

t, es war einfach nur gigantisch“<br />

dass ich meine Grenzen überschreiten<br />

kann“?<br />

Erst als der letzte Gong ertönt<br />

war, brachen sich <strong>die</strong> Emotionen<br />

Bahn. In den Armen ihres<br />

Trainers Wiedemann, der sie im<br />

Teenageralter zur Kampfsportlerin<br />

gemacht hatte, flossen <strong>die</strong><br />

Tränen, „da ist <strong>alle</strong>s hochgekommen,<br />

was sich aufgestaut<br />

hatte“, sagte der Coach. Bei der<br />

Urteilsverkündung weinten beide<br />

Boxerinnen, auf der Pressekonferenz<br />

wurde weitergeweint.<br />

Und doch waren es Tränen der<br />

Freude, denn <strong>die</strong> Niederlage<br />

war da schon vergessen und ein<br />

möglicher Rückkampf ins Auge<br />

gefasst. „Ich bin auf jeden Fall<br />

zufrieden, denn ich habe meinen<br />

härtesten Kampf, den Kampf zurück<br />

ins Leben, gewonnen“, sagte<br />

El-Halabi.<br />

Sie ist Realistin genug, um<br />

zu wissen, dass der Weg, der<br />

auf sie wartet, kaum leichter<br />

ist. Ihre Geschichte ist jetzt erzählt,<br />

<strong>die</strong> folgenden Kämpfe, <strong>die</strong><br />

sie dem Publikum versprach,<br />

werden wieder weniger Beachtung<br />

finden. Doch das schreckt<br />

<strong>die</strong> Kämpferin nicht ab, im Gegenteil.<br />

„Ich weiß, dass <strong>die</strong>ses<br />

Comeback etwas Einmaliges<br />

war. Aber wenn ich <strong>die</strong> Begeisterung<br />

sehe, mit der mich <strong>die</strong> Menschen<br />

hier getragen haben, dann<br />

denke ich, dass ich <strong>die</strong>sen Standard<br />

halten kann“, sagte sie. „Es<br />

wird schwierig, das zu toppen.<br />

Aber ich lasse mich nicht mehr<br />

unterkriegen, denn ich habe das<br />

Schlimmste überstanden, was<br />

einem Menschen passieren kann<br />

und weiß, wie nebensächlich dagegen<br />

ein Sieg beim Boxen ist.“<br />

Als das Urteil verkündet war<br />

und <strong>die</strong> Konfettikanone ihren<br />

Inhalt mit einem lauten Knall in<br />

den Ring entleerte, da war endgültig<br />

klar, dass Rola El-Halabi<br />

es geschafft hatte, ihr Comeback<br />

ins Leben. Sie, <strong>die</strong> seit dem Attentat<br />

bei jedem platzenden<br />

Luftballon <strong>die</strong> Bilder von damals<br />

im Kopf hat, zuckte nicht einmal<br />

ansatzweise zusammen, als es<br />

knallte, <strong>so</strong>ndern hielt den Blick<br />

in Richtung Ringboden gesenkt.<br />

Jeder, der sie beobachtete, konnte<br />

spüren, dass sie in <strong>die</strong>sem Moment<br />

nur an ihren Sport dachte.<br />

Genau das war es, wonach sie<br />

sich <strong>so</strong> lange gesehnt hatte. „Ich<br />

bin froh und erleichtert, dass es<br />

jetzt vorbei ist“, sagte sie.<br />

Sie wird nun ein paar Tage<br />

ausspannen, sich ausruhen,<br />

Anfang Februar geht es in den<br />

Urlaub, „da will ich abschalten<br />

und versuchen, <strong>die</strong> vergangenen<br />

zwei Jahre irgendwie zu verarbeiten“,<br />

sagte sie. Ein wichtiger<br />

Termin wartete aber noch. Am<br />

16. Januar brachte Rola El-Halabi<br />

ihre Biografie auf den Markt.<br />

Sie heißt „Stehaufmädchen“. Einen<br />

passenderen Titel hätte man<br />

sich nicht ausdenken können.<br />

BJÖRN JENSEN<br />

Der Moment der Urteilsverkündung: Lucia Morelli geht vor Freude in <strong>die</strong> Luft,<br />

Rola El-Halabi ist enttäuscht


Die Rückkehr der Wikinger<br />

Da waren sie noch <strong>alle</strong> beisammen: Die Wikinger Sebastian<br />

Sylvester, Thomas Troelenberg, Gene Pukall, Pedro<br />

Carrion, Winne Spiering, Heiko Hühr, Hartmut Schröder<br />

und Kavin Gebhard (von links) im Jahr 2006<br />

Spiering: „In zwei Jahren m<br />

Fabian Raab <strong>so</strong>ll Arthur Abraham nacheifern – Und<br />

Nach einiger Zeit der<br />

Flaute setzen <strong>die</strong> Wikinger<br />

wieder Segel.<br />

„Wir haben uns im<br />

,Cöpenicker Boxgym‘ bei Uwe<br />

Gorecki im alten Funkwerk<br />

Köpenick eingemietet und beginnen<br />

wieder, das Box-Team<br />

Wikinger neu zu einem starken<br />

Boxstall aufzubauen. Wie wir<br />

trainiert übrigens auch Weltmeisterin<br />

Ramona Kühne vom<br />

SES-Boxstall als Mieterin in Köpenick.<br />

Zunächst werden wir<br />

mit Kleinring-Veranstaltungen<br />

einsteigen, um allmählich wieder<br />

zu wachsen“, träumt Winfried<br />

„Winne“ Spiering nach<br />

drei Jahren Promoter-Pause von<br />

einer rosigen Zukunft. „In zwei<br />

Jahren mischen wir wieder voll<br />

mit.“ Es <strong>so</strong>llen nicht nur Träume<br />

bleiben. Der 59-jährige Spiering<br />

ist schließlich kein Greenhorn<br />

in der Boxszene. Schon vor 21<br />

Jahren veranstalte der gebürtige<br />

Greifswalder in der inzwischen<br />

abgerissenen Berliner Deutschland-H<strong>alle</strong><br />

WM-Kämpfe mit Ralf<br />

Rocchigiani. Zu den Vorkämpfern<br />

zählten damals keine geringeren<br />

als der Olympiasieger und<br />

In bester Lage am Ufer der Dahme: das „Coepenicker Box-Gym“<br />

spätere Profiweltmeister Henry<br />

Maske <strong>so</strong>wie Axel Schulz. „Ich<br />

wollte den Spitzenboxern aus<br />

dem Osten beim Wechsel zu<br />

den Profis helfen“, erinnert sich<br />

Spiering. Mit den Wikingern<br />

Siegfried Kaiser und Fabian Raab<br />

will der nimmermüde Trainer<br />

Hartmut Schröder nach Sebastian<br />

Sylvester weitere Boxer an <strong>die</strong><br />

Spitze führen. Den ersten Anlauf<br />

zur Niveau-Verbesserung schaffte<br />

er mit dem Fürstenwalder<br />

Mittelgewichtler Ronny Mittag,<br />

der <strong>alle</strong>rdings nicht zu den Wikingern<br />

aber zu Schröders Trainingsgruppe<br />

gehört. In seinem<br />

18. Profifight holte sich Mittag<br />

den Junioren-Weltmeistertitel.<br />

Schröder ist fest überzeugt:<br />

„Ronny führe ich zu einem WM-<br />

Kampf. Er pusht <strong>die</strong> gesamte<br />

Trainingsgruppe. Der Bursche<br />

lebt <strong>so</strong>lide und ist ein Spitzentalent.<br />

Davon werden auch meine<br />

Wikinger profitieren.“<br />

Große Stücke hält Winne<br />

Spiering be<strong>so</strong>nders auf Raab:<br />

„Der Junge ist erst ein paar Monate<br />

bei uns. Von dem werdet ihr<br />

noch hören. Fabian kommt aus<br />

Berlin und verfügt über einen<br />

44<strong>BoxSport</strong>


sagenhaften Hammer. Ich bin<br />

überzeugt. Aus dem Burschen<br />

formt Hartmut einen Spitzenboxer.<br />

Arthur Abraham ist Fabians<br />

großes Vorbild. Dem Arthur will<br />

er nacheifern und wenn er <strong>die</strong>sen<br />

Wunsch und <strong>die</strong> Ausdauer<br />

in Einklang bringt, schafft er das<br />

auch.“ Der Tscheche Milan Ru<strong>so</strong><br />

bekam zuletzt Raabs rechte „Kanonenkugel“<br />

zu spüren. Nach<br />

zwei Niederschlägen folgte in<br />

Ru<strong>so</strong>s 17. Profikampf noch in<br />

der ersten Runde das Aus. Spiering:<br />

„Auf <strong>so</strong>lche Kämpfe mit<br />

Fallobst aus Tschechien will ich<br />

in Zukunft verzichten. Es gibt<br />

genug Beispiele, dass es nach<br />

Siegen gegen schwache Gegner<br />

oft mit der großen Boxzukunft<br />

Auch auf ihn setzen <strong>die</strong> Wikinger<br />

künftig: Nachwuchstalent Sigfried<br />

Kaiser<br />

Im Büro der Wikinger: Trainer Hartmut Schröder, Promoter Winne Spiering und Boxer Fabian Raab (von links)<br />

den Wikingern hier im Gym. Da<br />

macht <strong>die</strong> Arbeit wieder Spaß.“<br />

Inzwischen geht Schröder einem<br />

Job bei der Gabel Security<br />

GmbH nach. Das Unternehmen<br />

stellt ihn weitestgehend für das<br />

Training frei.<br />

Winfried Spiering wiederum<br />

hat sein Wikinger-Büro in<br />

Berlin-Friedrichshagen renoviert<br />

und ist voll auf Angriff<br />

fixiert: „Ich habe noch meine<br />

Immobilien und betreibe einen<br />

Sportgeräte-Handel. Im Moment<br />

sind wir noch eine kleine<br />

Box-Truppe. Ich will be<strong>so</strong>nders<br />

Punkten gegen Manuel Charr<br />

(Köln).<br />

Wie in früherer Zeit wollen<br />

<strong>die</strong> Wikinger beweisen, dass<br />

auch aus Jungen gute Profis werden<br />

können, <strong>die</strong> als Amateure<br />

nicht be<strong>so</strong>nders gefördert wurden.<br />

„Deshalb trainiert Schröder<br />

intensiv mit Jugendlichen. Dazu<br />

sind bei uns Hobbyboxer gern<br />

gesehen. Ich sage Hobbyboxer,<br />

weil ich das Wort Managerboxen<br />

nicht hören kann. Erstens<br />

sind <strong>die</strong> meisten Hobbyboxer gar<br />

keine Manager, zudem stelle ich<br />

mir beim Manager-Boxen immer<br />

Sauerland und Kohl im Ring vor.<br />

Das ist unwahrscheinlich.“<br />

Von den Hobbyboxern entwickelte<br />

sich Schwergewichtler<br />

Ben Klug sensationell. Er kletterte<br />

bereits zu zwei Profikämpfen<br />

in das Seilquadrat. Beide<br />

Male verließ er als Sieger den<br />

Ring. „Es geht doch“, schmunzelt<br />

Winfried Spiering. Trainer<br />

Schröder stimmt da nicht zu:<br />

„Boxen ist gefährlich, wenn Ben<br />

Klug als Profi boxen will, muss<br />

er auch wie ein Profi und nicht<br />

wie ein Hobbyboxer trainieren.“<br />

MANFRED HÖNEL<br />

ischen wir wieder voll mit“<br />

Ped ro Carrion kubanische Landsleute verpflichten<br />

vorbei ist, wenn <strong>die</strong> starken Boxer<br />

später kommen. Meine Jungs<br />

<strong>so</strong>llen erst einmal Deutsche<br />

Meister werden, dann sehen wir<br />

weiter.“ Nach Deutschen Meistertiteln<br />

<strong>so</strong>llen al<strong>so</strong> zunächst<br />

Halbschwergewichtler Siegfried<br />

Kaiser und der Stralsunder Halbmittelgewichtler<br />

Stefan Schröder<br />

streben. Der Stralsunder gehört<br />

als Gast ebenfalls zur Trainingsgruppe<br />

Schröder.<br />

Der Trainer ist glücklich,<br />

dass bei den Wikingern jetzt<br />

wieder eine frische Brise weht.<br />

Er war dafür mehrere Wochen<br />

von 8 Uhr morgens bis 21 Uhr im<br />

Gym auf den Beinen, obwohl er<br />

dafür keinen Cent erhielt. „Ich<br />

war froh, wieder im Boxen arbeiten<br />

zu können. Wir haben<br />

jetzt zunächst zwei Boxer und<br />

einige ganz junge Burschen von<br />

Boxer von der Ostseeküste in<br />

meinen Boxstall aufnehmen.<br />

Mit den Jungs aus Greifswald<br />

oder Stralsund hatte ich sportlich<br />

gute Erfahrungen.“ Dann<br />

zieht der „alte Fuchs“ Spiering<br />

ein As aus dem Ärmel: „Demnächst<br />

fängt bei mir der Kubaner<br />

Pedro Carrion als Co-Trainer<br />

von Hartmut Schröder an. Pedro<br />

will zur Verstärkung unseres<br />

Teams vor <strong>alle</strong>m kubanische<br />

Landsleute in unseren Stall<br />

holen.“ Der 2,04 Meter große<br />

Carrion (42) stand 2003 bei der<br />

Amateur-WM in Bangkok im Finale<br />

gegen Alexander Povetkin<br />

und unterlag knapp nach Punkten.<br />

Erst mit 35 Jahren wechselte<br />

der Kubaner zu den Profis. In<br />

seinem dritten von insgesamt<br />

nur zehn Profikämpfen unterlag<br />

der Mann aus der Karibik nach<br />

Die Wikinger sind zurück (v.r.): Boxtrainer Hartmut Schröder, Wiking-Chef Winfried<br />

„Winne“ Spiering, Boxer Fabian Raab und Cutman Heiko Hühr<br />

<strong>BoxSport</strong>45


Ulli Wegner<br />

EXKLUSIV<br />

Der Meistertrainer redet Klartext<br />

Der Mischmasch<br />

aus Amateuren<br />

und Profis bringt<br />

uns nicht weiter<br />

Es fehlen <strong>die</strong> richtigen<br />

Strukturen, um Weltspitze<br />

zu produzieren<br />

Ulli Wegner, zehnmal in Folge Trainer des Jahres, sieht <strong>die</strong> Entwicklungen<br />

im Amateurboxen mit Sorge. Der Cheftrainer des Berliner-<br />

Sauerland-Stalls kritisiert exklusiv im <strong>BoxSport</strong> <strong>die</strong> vielen Meisterschaften<br />

im Nachwuchsbereich, <strong>die</strong> Neuaufteilung der Gewichtsklassen,<br />

<strong>die</strong> World Series des Weltverbandes und erklärt, welche Auswirkungen<br />

<strong>die</strong> Änderungen auf das Profiboxen in Deutschland haben.<br />

Wir Profis brauchen<br />

ein starkes<br />

Amateurboxen in<br />

Deutschland. Denn<br />

<strong>die</strong> erfolgreichen Amateure werden<br />

auch erfolgreiche Profis.<br />

Gerade weil <strong>die</strong> Entwicklung in<br />

<strong>die</strong>sem Bereich <strong>so</strong> wichtig ist,<br />

achtet man be<strong>so</strong>nders darauf.<br />

Auf einmal gibt es U18-<br />

Meisterschaften, <strong>die</strong> der U19,<br />

U21 usw. Dadurch wird das Leistungsvermögen<br />

vermischt. Man<br />

<strong>so</strong>llte am Bewährten festhalten:<br />

Eine Jugendmeisterschaft für <strong>die</strong><br />

Athleten im Alter von 14-16 Jahren,<br />

dann <strong>die</strong> Junioren von 16-<br />

18 und schließlich <strong>die</strong> Senioren.<br />

Punkt. Aus. Denn manche Boxer<br />

werden nun U19-Meister und<br />

denken, sie wären schon wer.<br />

Ständig klagen <strong>die</strong> Funktionäre<br />

über zu wenig Geld und dann<br />

machen sie eine Meisterschaft<br />

nach der anderen. Das verstehe<br />

ich nicht. Da kommt nichts Vernünftiges<br />

bei raus. Wir brauchen<br />

eine ganz klare Übersicht über<br />

<strong>die</strong> Entwicklung der Jungs.<br />

Auch das halbe Profigeschäft,<br />

das der Weltverband AI-<br />

BA jetzt mit der World Series betreibt,<br />

kommt mir ein bisschen<br />

anrüchig vor. Man <strong>so</strong>llte doch<br />

bitteschön klar sagen: Das ist<br />

Profiboxen und das Amateurboxen.<br />

Dieser Mischmasch bringt<br />

uns nicht weiter.<br />

Außerdem bin ich ein ab<strong>so</strong>luter<br />

Gegner der neuen Gewichtsklassenaufteilung.<br />

Die alten<br />

Gewichtsklassen hatten Tradition.<br />

Sie hatten sich bewährt. Sie<br />

können doch nicht auf einmal<br />

schlecht sein. Das hätte man <strong>so</strong><br />

lassen <strong>so</strong>llen. Ich bin ja für Neuerungen.<br />

Aber <strong>die</strong>ses Hin- und<br />

Hergewurschtel ist doch nichts<br />

Vernünftiges. Das kommt doch<br />

beim Zuschauer gar nicht an. Es<br />

kommt mir <strong>so</strong> vor, als würde der<br />

nationale Verband deshalb mitmachen,<br />

weil es der internationale<br />

vorgibt. Damit <strong>die</strong> Herren von<br />

der AIBA ihre Tagungen machen<br />

können, dass sie etwas ändern<br />

können und wichtig sind. Aber<br />

was hat das Amateurboxen jetzt<br />

noch für Reize? Gut, in London<br />

war das olympische Boxturnier<br />

ausverkauft, aber das war eine<br />

Ausnahme, <strong>die</strong> mit der Euphorie<br />

um <strong>die</strong> Spiele zu tun hatte! Zu<br />

unserer Bundesliga, <strong>die</strong> dafür<br />

abgewertet wurde, kommen nur<br />

noch ein paar Leute.<br />

Die Bundesliga<br />

ist abgewertet<br />

Was hatten wir nach der<br />

Wende für starke Mannschaften?<br />

Traktor Schwerin, Frankfurt/Oder,<br />

Frankfurt am Main,<br />

Ahlen, Leverkusen, Berlin – das<br />

war Niveau. Mit <strong>die</strong>sen Teams<br />

konnte man richtig Zuschauer<br />

ziehen. Das müsste heute wieder<br />

entwickelt werden.<br />

Das Beste, was das deutsche<br />

Amateurboxen hat, ist <strong>die</strong> Bundeswehr.<br />

Ich konnte damals als<br />

Bundestrainer dank der Bundeswehr<br />

unter hervorragenden<br />

Bedingungen trainieren, mit genau<strong>so</strong><br />

hoher Qualität wie in der<br />

Ulli Wegner, zehnmal in Folge<br />

Trainer des Jahres in Deutschland<br />

DDR. Sogar noch besser, weil <strong>die</strong><br />

Jungs mehr Geld ver<strong>die</strong>nt haben.<br />

Hinzu kam noch <strong>die</strong> Sporthilfe.<br />

Das war für mich ein Traum.<br />

Natürlich suchen <strong>die</strong> Amateure<br />

mit ihren Neuerungen nach<br />

Möglichkeiten, dass ihre besten<br />

Jungs nicht zu den Profis abwandern.<br />

Allerdings müsste man nur<br />

zusammenarbeiten – und das<br />

kann man mit uns. Wenn <strong>die</strong><br />

Amateur-Funktionäre uns sagen,<br />

wir brauchen <strong>die</strong>sen oder<br />

jenen Jungen noch vier Jahre.<br />

<strong>Warum</strong> denn nicht? Dann muss<br />

es eine bessere Absprache geben.<br />

Schließlich haben auch wir<br />

ein Interesse daran, dass unsere<br />

Boxer eine große Amateurlaufbahn<br />

hinter sich haben. Die ist<br />

für jeden Athleten sehr wertvoll.<br />

Solche Leute wie Marco Huck<br />

und Arthur Abraham, das sind<br />

große Ausnahmen, daran <strong>so</strong>llte<br />

man sich nicht aufhängen. Hinter<br />

ihren Erfolgen steckt wahnsinnig<br />

viel Arbeit. Diesen Jungs<br />

fehlen <strong>die</strong> zahlreichen Turniere,<br />

<strong>die</strong> etwa Sven Ottke, Henry Mas-<br />

46<strong>BoxSport</strong>


ke und Markus Beyer hatten.<br />

Die konnten dank <strong>die</strong>ser Erfahrungen<br />

ihr Leistungsvermögen<br />

richtig einschätzen. Sie mussten<br />

sich unheimlich durchbeißen.<br />

Wir brauchen Leute mit guter<br />

Ausbildung. Ich muss <strong>so</strong> viel<br />

nachholen. Ein Beispiel: Dominik<br />

Britsch ist aus meiner Trainingsgruppe<br />

in vielen Bereichen<br />

der Vielseitigste, er ist in <strong>alle</strong>n<br />

Testbereichen mit Abstand der<br />

Beste. Und trotzdem fehlt ihm<br />

eine harte Amateurlaufbahn:<br />

Welt- und Europameisterschaften,<br />

Turniere in England, Rumänien<br />

und Frankreich, der Chemiepokal.<br />

Auf einmal kommt<br />

ein talentierter ausländischer<br />

Junge – und schon fehlt ihm in<br />

der Stresssituation das Durchbeißen.<br />

Der Wettkampf bleibt<br />

nun einmal immer das Kriterium<br />

der Leistung. Am liebsten hätten<br />

gleich <strong>alle</strong> <strong>die</strong> Hände gehoben<br />

und gesagt: der ist nicht brauchbar.<br />

Aber den Jungen gebe ich<br />

noch nicht auf.<br />

Die großen<br />

Talente sind da<br />

Wenn Marco Huck eine<br />

Amateurlaufbahn gehabt hätte,<br />

hätte er Alexander Povetkin<br />

vorzeitig besiegt. Er hätte nur<br />

ein bisschen taktisch klüger boxen<br />

müssen. Der Povetkin hat ja<br />

geschwommen, du meine Güte.<br />

Über das Urteil möchte ich jetzt<br />

gar nicht reden. Aber Marco hätte<br />

<strong>die</strong> Punktrichter ja eigentlich<br />

gar nicht gebraucht.<br />

Trotz <strong>alle</strong>dem haben wir im<br />

deutschen Amateurboxen gute<br />

Trainer, auch Funktionäre, <strong>die</strong><br />

sich für den Sport einsetzen.<br />

Mit Dr. Michael Bastian haben<br />

wir einen Mann, der <strong>alle</strong> großen<br />

Meisterschaften mitgemacht hat,<br />

der in vielen Bereichen schon<br />

tätig war. An Tyron Zeuge und<br />

Enrico Kölling merkt man, dass<br />

Ralf Dickert ein guter Trainer ist.<br />

Die beiden sind richtig gut ausgebildet.<br />

Es ist ein Glücksfall für<br />

jeden Trainer, mit <strong>so</strong>lchen Jungs<br />

zu arbeiten. Wenn ich nur <strong>so</strong>lche<br />

Leute wie Kölling oder Zeuge bekommen<br />

hätte nach der Zeit mit<br />

Sven Ottke und Markus Beyer,<br />

wäre ich heute ein glücklicher<br />

Mensch. Da kann man unheimlich<br />

was draus machen. Auch in<br />

Valentin Silaghi haben wir einen<br />

erfahrenen Mann. Und Michael<br />

Timm hat schon bewiesen, dass<br />

er es kann.<br />

Es gibt auch weiterhin große<br />

Talente. Ich denke da etwa<br />

an Leichtgewichtler Artur Bril<br />

Mit der AIDA im Orient: Ulli Wegner und Ehefrau Margret mit Kapitän Volker Baumgart und Sportdirektorin Silvia Fürst,<br />

rechts Ex-Schwimm-Weltmeisterin Ute Hascher-Brückner mit Ehemann Gerd und Sohn Tilmann<br />

aus Köln, der hat unheimliche<br />

Anlagen. So schlimm sieht es<br />

al<strong>so</strong> gar nicht aus. Es fehlen nur<br />

<strong>die</strong> richtigen Strukturen und das<br />

Gespür, ab<strong>so</strong>lute Weltspitze zu<br />

produzieren.<br />

Unsere hoffnungsvollsten<br />

Nachwuchs-Boxer bei Sauerland<br />

sind Kölling, Zeuge und<br />

Woge. Sie müssen sich bewähren,<br />

brauchen Prüfungen. Woge<br />

ist ein echter Profi, aber ihn habe<br />

ich leider fünf Jahre zu spät<br />

bekommen. Mal sehen, was<br />

wir aus ihm noch herausholen<br />

können. Auf Arthur Abraham<br />

können wir bauen, der hat sich<br />

wieder gefangen. Auf Yoan Pablo<br />

Hernandez auch, der jetzt <strong>so</strong>gar<br />

Deutscher ist. Bei Huck müssen<br />

wir <strong>die</strong> Entwicklung abwarten.<br />

Ich setze auch auf Eduard Gutknecht<br />

und unsere große Hoffnung<br />

Robert Helenius.<br />

Viele meiner Jungs haben<br />

mich zuletzt gefragt: Trainer,<br />

wie lange machen Sie noch? Um<br />

sie zu beruhigen und um den<br />

Jungs in unserer Trainingsgruppe<br />

Sicherheit zu geben, habe ich<br />

meinen Vertrag mit Sauerland<br />

gerade um drei Jahre verlängert.<br />

Die Verpflichtung von Otto Ramin,<br />

der mit Kubrat Pulev einen<br />

sehr starken Mann hat, empfinde<br />

ich persönlich als Glücksfall.<br />

Er lieferte schon im Amateurbereich<br />

eine hervorragende Arbeit<br />

ab und schließt jetzt daran an.<br />

Otto arbeitet akribisch, auch mit<br />

Dustin Dirks. Es wird al<strong>so</strong> noch<br />

was kommen.<br />

Talk auf der AIDA<br />

Ulli Wegner auf großer Kreuzfahrt. Nach dem WM-Sieg von<br />

Arthur Abraham über den Franzosen Mehdi Bouadla entspannte<br />

der Jahrzehnt-Trainer gemeinsam mit Ehefrau Margret auf der<br />

AIDAblu bei einer Orient-Rundreise. Wer Wegner kennt, weiß,<br />

<strong>so</strong> ganz abschalten kann der Erfolgscoach nie. So war es auch<br />

nicht weiter verwunderlich, dass es sich der Mann mit der markant<br />

rauchigen Stimme selbst in seinem Urlaub nicht nehmen<br />

ließ und bei einem Talk-Abend über seine Biographie sprach,<br />

Interviews gab und Autogramme schrieb. „Aber natürlich habe<br />

ich auch viel gelesen und ordentlich Kraft getankt, damit ich<br />

mich wieder voller Energie in <strong>die</strong> Arbeit stürzen kann“, sagte<br />

Wegner.<br />

Auf der AIDA stellte Ulli Wegner sein<br />

Buch vor und erzählte aus seinem<br />

Leben<br />

<strong>BoxSport</strong> 47


Zwei Niederlagen –<br />

Viel Pech bei Niederlage gegen Italien in Göppingen:<br />

Was für ein sensationeller<br />

Auftakt! Mit<br />

einem technischen<br />

Knockout-Sieg in<br />

Runde eins über Olympiateilnehmer<br />

Jahin Vittorio Parrinello<br />

<strong>so</strong>rgte Veaceslav Gojan in Göppingen<br />

für einen Donnerschlag<br />

im ersten Kampf der German<br />

Eagles gegen Titelverteidiger<br />

Italia Thunder. Sollte <strong>die</strong> Revanche<br />

der Eagles gegen den<br />

favorisierten Gruppenzweiten<br />

in der World Series of Boxing<br />

(WSB) doch gelingen? Rund<br />

1500 jubelnde Zuschauer in der<br />

EWS-Arena wirkten wie elektrisiert.<br />

Doch am Ende stand es<br />

3:2 für <strong>die</strong> Gäste. Auch wenn<br />

es denkbar knapp ausging und<br />

das Urteil gegen Lokalmatador<br />

Kastriot Sopa umstritten war:<br />

Letztlich war „Dolce & Gabbana<br />

Italia Thunder“ zu stark für <strong>die</strong><br />

obendrein ersatzgeschwächten<br />

German Eagles.<br />

Weil zuvor auch der Heimkampf<br />

gegen Kasachstan in<br />

Hannover mit 1:4 verloren ging,<br />

muss nun an den verbleibenden<br />

vier Kampftagen der in Göppingen<br />

eröffneten Rückrunde schon<br />

ein kleines Wunder geschehen, Qualifikationsrang vier erreicht.<br />

damit das deutsche Team noch Der Einzug ins Viertelfinale der<br />

Schwergewichtler Erik Pfeifer (links) besiegte Tony Yoka nach Punkten und bleibt in<br />

der World Series weiter ungeschlagen<br />

Gleich schlägt es beim Italiener Jahin Vittorio Parrinello (links) ein,<br />

Eagle Veaceslav Gojan siegt durch K.o.<br />

Weltliga ist akut gefährdet.<br />

Die German Eagles verharren<br />

mit insgesamt sieben Punkten<br />

nach sechs Kampftagen und<br />

zwei Siegen <strong>so</strong>wie nunmehr<br />

vier Niederlagen weiterhin auf<br />

dem vorletzten Rang fünf vor<br />

den völlig abgeschlagenen USA<br />

Knockouts.<br />

Die Eagles müssen nun<br />

gleich zweimal in Folge auswärts<br />

antreten: am 1. Februar in<br />

der Ukraine und am 9. Februar<br />

in Reno im Bundesstaat Nevada<br />

gegen das Team der USA. Zwei<br />

Hoffnungsschimmer, denn <strong>die</strong><br />

Eagles konnten in der Hinrunde<br />

beide schlagen. Danach kommen<br />

aber <strong>die</strong> starken British<br />

Lionhearts nach Deutschland,<br />

bevor <strong>die</strong> Adler zum bislang unbesiegten<br />

Gruppenprimus nach<br />

Kasachstan fliegen. Die dort beheimateten<br />

Astana Arlans sind<br />

derzeit <strong>die</strong> Besten beider Sechsergruppen.<br />

Die jeweils ersten<br />

Vier erreichen das Viertelfinale<br />

am 22. und 23. März. Das Team,<br />

welches am Ende das WSB-Finale<br />

gewinnt, streicht eine Million<br />

Dollar Titelprämie ein.<br />

Gegen Kasachstan hatten<br />

<strong>die</strong> Eagles den ersten von fünf<br />

Kämpfen schon am Vortag auf<br />

der Waage verschenkt. Weil<br />

Razvan Andreiana das Bantamgewicht<br />

bis 54 Kilogramm nicht<br />

brachte, er lag 850 Gramm über<br />

dem Limit, hatten <strong>die</strong> Kasachen<br />

bereits vor dem ersten Gong den<br />

ersten Sieg sicher. So verloren<br />

<strong>die</strong> Eagles das letzte Vorrundenduell<br />

in der Gruppe B deutlich<br />

1:4. Hätte Andreiana seinen<br />

Kampf gewonnen, <strong>die</strong> Adler hätten<br />

mit einem 2:3 in der Endabrechnung<br />

zumindest noch einen<br />

Punkt verbuchen können – einen<br />

wichtigen Punkt im Kampf<br />

um den Einzug ins Viertelfinale.<br />

So durfte Andreiana zwar gegen<br />

Bagdad Alimbekov kämpfen, er<br />

setzte <strong>so</strong>gar <strong>die</strong> klareren Treffer<br />

und der Kasache musste in der<br />

dritten Runde angezählt werden.<br />

Aber gepunktet wurde eben<br />

nicht mehr – der Sieger stand ja<br />

bereits fest. Der einzige Punkt für<br />

das Team von Eagles-Cheftrainer<br />

Valentin Silaghi gelang einem<br />

Iren – und das auch noch gegen<br />

einen Landsmann. Der deutsche<br />

48<strong>BoxSport</strong>


Eagles droht der Abflug<br />

Lokalmatador Sopa verlor umstritten nach Punkten<br />

WSB auf einen Blick<br />

Gruppe A<br />

Algerien – Argentinien 2:2<br />

Mexiko – Russland 3:2<br />

Aserbaidschan – Polen 5:0<br />

Polen – Mexiko 3:2<br />

Tabelle:<br />

Kämpfe Punkte<br />

Aserbaidschan Baku Fires 5 15<br />

Mexiko Guerreros 6 13<br />

Hussars Polen 6 9<br />

Argentinien Condors 5 7<br />

Russland Boxing Team 3 4<br />

Algerien Desert Hawks 5 3<br />

Gruppe B<br />

Ukraine – England 4:1<br />

Deutschland – Kasachstan 1:4<br />

Italien – USA 5:0<br />

England – USA 5:0<br />

Kasachstan – Ukraine 4:1<br />

Deutschland – Italien 2:3<br />

Argentinien – Aserbaidschan 2:3<br />

Tabelle:<br />

Kämpfe Punkte<br />

Astana Arlans Kasachstan 6 18<br />

Italia Thunder 6 13<br />

British Lionhearts 6 12<br />

Ukraine Otamans 6 8<br />

German Eagles 6 7<br />

USA Knockouts 6 -1<br />

Ire David Oliver Joyce setzte sich<br />

im Leichtgewicht deutlich nach<br />

Punkten (49:46, 49:46, 49:46)<br />

Ein unglücklicher Verlierer: Kastriot Sopa (links) musste sich Branimir Stankovic<br />

umstritten nach Punkten geschlagen geben<br />

gegen den kasachischen Iren<br />

Eric Martin Donovan durch.<br />

In Göppingen sicherten sich<br />

<strong>die</strong> Eagles aufgrund der Siege<br />

von Gojan (Olympiadritter von<br />

2008 aus Moldawien) und Erik<br />

Pfeifer im Schwergewicht dagegen<br />

immerhin einen Punkt. Die<br />

Entscheidung im Leichtgewicht<br />

fiel unter den Augen von Weltmeisterin<br />

Alesia Graf, Firat Arslan<br />

und Ex-Europameister Luan<br />

Krasniqi zudem äußerst knapp<br />

gegen Lokalmatador Kastriot<br />

Sopa (VfL Neckargartach) aus.<br />

Die entscheidenden Donnerschläge<br />

von „Italia Thunder“<br />

trafen <strong>die</strong> deutschen Adler Stefan<br />

Härtel, der sich dem schwer<br />

zu boxenden Rechtsausleger<br />

William Mclaughlin aus Irland<br />

geschlagen geben musste, <strong>so</strong>wie<br />

Satula Abdulai, der als Ersatzmann<br />

für den verletzten Kevin<br />

Gegen Kasachstan holte der Ire David Oliver Joyce (rechts) den<br />

einzigen Punkt für Deutschland, er besiegte seinen Landsmann Eric<br />

Martin Donovan<br />

Künzel gegen den erfahrenen Litauer<br />

Vitalijus Subacius klar verlor.<br />

Dagegen wurde neben Gojan<br />

auch Erik Pfeifer seiner Favoritenrolle<br />

gerecht. Der schwere<br />

Adler und designierte AIBA-Profi<br />

ist nach seinem trotz anfänglicher<br />

Probleme sehenswerten<br />

Sieg über das französische Riesentalent<br />

Tony Yoka weiterhin<br />

ungeschlagen in der WSB.<br />

„Wir hatten gehofft, vor heimischem<br />

Publikum gegen Italien<br />

zu gewinnen. Den Kampf von<br />

Sopa haben wir anders gesehen<br />

als <strong>die</strong> Punktrichter“, erklärte<br />

Trainer Silaghi und dankte dem<br />

Göppinger Publikum für „<strong>die</strong>se<br />

Bombenstimmung“. Silaghi:<br />

„Wir werden nun versuchen<br />

unsere Chancen zu steigern, das<br />

Viertelfinale doch noch zu erreichen.“<br />

Dafür würde der Coach<br />

seinen Schützlingen gerne mehr<br />

Vorbereitungszeit gönnen: „Es<br />

stehen schwere Zeiten bevor,<br />

aber wir wollen das Beste herausholen.“<br />

PETER JASCHKE<br />

ERGEBNISSE<br />

German Eagles – Italia<br />

Thunder 2:3<br />

Bantamgewicht<br />

Veaceslav Gojan t.K.o. 1. Runde über<br />

Jahyn Vittorio Parrinello<br />

Leichtgewicht<br />

Branimir Stankovic 3:0-PS über Kastriot<br />

Sopa<br />

Mittelgewicht<br />

William McLaughlin 3:0-PS über Stefan<br />

Härtel<br />

Halbschwergewicht<br />

Vitalijus Subacius t.K.o. 4. Runde über<br />

Satula Abdulai<br />

Schwergewicht<br />

Erik Pfeiffer 3:0-PS über Tony Yoka<br />

German Eagles – Astana<br />

Arlans Kasachstan 1:4<br />

Bantamgewicht<br />

Bagdad Alimbekov kampflos über Razvan<br />

Andreiana<br />

Leichtgewicht<br />

David Oliver Joyce 3:0-PS über Eric<br />

Martin Donovan<br />

Mittelgewicht<br />

Sergiy Derevyanchenko 3:0-PS über Xhek<br />

Paskali<br />

Halbschwergewicht<br />

Hrvoje Sep 3:0-PS über Serge Michel<br />

Schwergewicht<br />

Filip Hrgovic 3:0-PS über Eric Brechlin<br />

<strong>BoxSport</strong> 49


Ein Deutscher vermarktet <strong>die</strong> AIBA-Pläne<br />

Uwe Alten aus Frankfurt am Main hat für Sportmarketing-Agenturen<br />

im Auftrag großer Unternehmen schon im Bereich Fußball, Formel<br />

1, Tennis und Golf gearbeitet. In Lausanne, dem Hauptquartier des<br />

Internationalen Amateur-Box-Verbands (AIBA), ist er jetzt als Chef<br />

des neugegründeten Boxing Marketing Arms (BMA) verantwortlich<br />

für den weltweiten Aufbau der Profi-Box-Plattform. Par<strong>alle</strong>l dazu<br />

wurde <strong>die</strong> „World Series of Boxing“ (WSB) weiter entwickelt.<br />

Die Idee hinter dem Konzept: Die WSB ist als semiprofessioneller<br />

Team-Wettbewerb eine Art Aufbausystem für junge Boxer, bevor sie<br />

sich entscheiden, ob sie wirklich Individualboxen auf Profi-Niveau<br />

umsetzen wollen. Ab Sommer 2013 will <strong>die</strong> AIBA ein „weltumspannendes<br />

Individualranking etablieren – und <strong>die</strong> zugrundeliegenden<br />

Kämpfe organisieren“. In einem Interview mit der deutschen Ausgabe<br />

des Wallstreet Journals hat Alten auch gesagt: „Den einzigen<br />

Champion in jeder Gewichtsklasse küren künftig wir.“<br />

Ein erster Schritt war 2010 <strong>die</strong> Einführung der halbprofessionellen<br />

WSB, für welche <strong>die</strong> AIBA laut Alten in der laufenden Sai<strong>so</strong>n <strong>alle</strong>in 5,8<br />

Millionen Euro Preisgeld ausschüttet. „Bei den Spielen 2016 in Rio<br />

werden 56 AIBA-Profis und zehn über <strong>die</strong> Individualfinals der WSB<br />

Qualifizierte dabei sein“, gab AIBA-Boss Dr. Ching-Kuo Wu gegenüber<br />

der Nachrichtenagentur Reuters das große Ziel vor.<br />

Das<br />

sport<br />

gespräch<br />

Peter Jascke mit Uwe Alten<br />

Uwe Alten, Chef des<br />

neugegründeten Boxing<br />

Marketing Arms der AIBA<br />

Was <strong>die</strong> AIBA-Boxer<br />

Profis: 100.000 im Jahr – WSB bringt 3000 pro Sieg – Inv<br />

Boxsport: Herr Alten, sind<br />

Sie noch guter Dinge, oder bereuen<br />

Sie es schon, den Job übernommen<br />

zu haben, für <strong>die</strong> AIBA<br />

<strong>die</strong> World Series of Boxing WSB<br />

und <strong>die</strong> Profi-Box-Reihe APB zu<br />

vermarkten?<br />

Uwe Alten: Ich bin noch guter<br />

Dinge und zwar deswegen,<br />

weil wir, um das ganze Thema<br />

hinzubekommen, einen großen<br />

Investor brauchen. Und da sind<br />

wir relativ weit. Und wir haben<br />

gesehen, dass <strong>die</strong> Athleten <strong>die</strong><br />

Entwicklung auch goutieren: Bis<br />

jetzt hat nach Olympia noch kein<br />

Medaillengewinner bei einem<br />

Promoter unterschrieben. Das<br />

bedeutet für uns: Wir tun etwas,<br />

was <strong>die</strong> Athleten gut finden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie weit sind Sie<br />

damit, für <strong>die</strong> WSB auch einen<br />

großen Fernsehsender ins Boot<br />

zu holen?<br />

Alten: Das ist für <strong>die</strong>se Sai<strong>so</strong>n<br />

noch nicht unser Ziel gewesen.<br />

Das Ziel hieß<br />

für 2012/13,<br />

ordentliche<br />

Events auf<br />

<strong>die</strong> Beine<br />

zu stellen.<br />

Wir machen<br />

eine<br />

TV-HD-<br />

Produktion,<br />

weil<br />

wir jedem<br />

zeigen wollen,<br />

dass <strong>die</strong><br />

AIBA das kann.<br />

Die WSB-Kämpfe<br />

werden al<strong>so</strong> live auf Laola-TV,<br />

dem Livestreaming-Kanal<br />

von Sport 1, hochauflösend im<br />

Internet übertragen, damit der<br />

Boxfan sich das in hoher Qualität<br />

anschauen kann. Wir hoffen,<br />

dass der ein oder andere Fernsehsender<br />

das mitbekommt,<br />

dass hier gute sportliche Auseinandersetzungen<br />

zu sehen sind,<br />

und eventuell mal<br />

eine Reportage<br />

darüber bringt.<br />

Und dass<br />

wir dann,<br />

wenn das<br />

Individual<br />

Ranking<br />

der AIBA-<br />

Profis im<br />

kommenden<br />

Sommer<br />

anfängt, eventuell<br />

einen Sender<br />

ansprechen<br />

Hat große Pläne: Ching-Kuo<br />

Wu, Präsident des Internationalen<br />

Amateur-Box-Verbandes<br />

und mit dem zum Abschluss<br />

kommen können.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Was für ein Kraftakt!<br />

Alten: Ja, und das kostet<br />

auch ein paar Euro. Doch wir<br />

wollen den Fans, dem Publikum<br />

und der Öffentlichkeit ja zeigen,<br />

dass <strong>die</strong> Kämpfe auf hohem<br />

sportlichem Niveau sind, dass<br />

wir den Boxern <strong>die</strong> Bühne geben,<br />

<strong>die</strong> ihnen gebührt, und dass<br />

wir in der Lage sind, das auch zu<br />

finanzieren. Die TV-Anstalten<br />

<strong>so</strong>llen sagen können: Respekt,<br />

dafür, dass es ein neues Produkt<br />

ist, geben <strong>die</strong> sich schon ganz<br />

schön Mühe.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie sind Sie eigentlich<br />

zu dem Job bei der AIBA<br />

gekommen?<br />

Alten: Ich bin angesprochen<br />

worden von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

KPMG, mit<br />

ihnen zusammen einen Businessplan<br />

zu entwickeln, der erst<br />

mal eine Basis schafft und Fragen<br />

beantwortet: Kann <strong>die</strong> AIBA<br />

das machen? Welchen Wert hat<br />

eigentlich Boxsport monetär<br />

weltweit? Auf welchen Märkten<br />

kann man mit Boxsport Geld<br />

ver<strong>die</strong>nen? Wie viele Boxer haben<br />

wir überhaupt weltweit? In<br />

50<strong>BoxSport</strong>


welcher Form wird Profiboxen<br />

heute betrieben? Und wie müsste<br />

unser Modell aussehen, damit<br />

wir das erfolgreich implementieren<br />

können? Das haben wir<br />

über ein paar Monate gemacht.<br />

Und dann ganz klassisch einen<br />

Businessplan für einen Venture-<br />

Capital-Startup entwickelt. Und<br />

jetzt haben wir dafür einen klassischen<br />

Investor gesucht.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie einen<br />

gefunden, und wenn ja, wen?<br />

Alten: Wir sind hier auf einem<br />

guten, konstruktiven Weg.<br />

Wir denken, noch im ersten<br />

Quartal <strong>die</strong>ses Jahres ein Ergebnis<br />

präsentieren zu können.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie sind das ganze<br />

Unternehmen rein kaufmännisch<br />

angegangen. Hatten Sie<br />

vorher schon irgendwann mal<br />

etwas mit Boxen am Hut?<br />

Alten: Gar nichts, und das ist<br />

das Witzige dran, denn ich glaube,<br />

man geht ganz anders an etwas<br />

ran, wenn man ganz unvoreingenommen<br />

ist und gar nichts<br />

davon weiß. Bei Olympia habe<br />

ich beobachtet, dass Leichtathletik<br />

<strong>die</strong> meisten Teilnehmernationen<br />

hat, Boxen kam schon an<br />

Nummer zwei mit 78 Nationen.<br />

Da sagt man sich: Das hat eine<br />

globale Relevanz. Dabei verbindet<br />

Boxen <strong>alle</strong> Schichten von<br />

niedrigen Einkommensgruppen<br />

bis zum Millionär. Es spricht<br />

sehr viele Menschen an. Und es<br />

ist enorm faszinierend, durch <strong>die</strong><br />

Kraft, <strong>die</strong> Anstrengung, <strong>die</strong> Dynamik<br />

und Angstüberwindung,<br />

<strong>die</strong> der Sportler dafür braucht.<br />

Und für mich war es faszinierend<br />

und anspornend, einer <strong>so</strong>lchen<br />

olympischen Kern-Sportart<br />

einen Relaunch dergestalt zu<br />

geben, dass wir 2016 sagen können:<br />

Wir haben <strong>die</strong> besten Boxer<br />

der Erde professionell in Rio<br />

boxen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Nach <strong>BoxSport</strong>-<br />

Informationen werden den<br />

künftigen APB-Profis der AI-<br />

BA vier Kämpfe pro Jahr zu je<br />

25.000 Euro netto zugesichert.<br />

Abgaben werden über das APB-<br />

Management automatisch abgeführt.<br />

Das heißt, <strong>die</strong> Boxer sind<br />

<strong>so</strong>zial abgesichert. Die semiprofessionellen<br />

WSB-Kämpfer erhalten<br />

3000 Euro pro Sieg und<br />

500 Euro „Schmerzensgeld“ bei<br />

Niederlage.<br />

Alten: Die Zahlen stimmen<br />

und ich denke sie zeigen, dass<br />

wir hier ein vernünftiges Maß<br />

gefunden haben, einem Großteil<br />

der olympischen Boxer ein<br />

professionelles Betreiben ihres<br />

Sports zu ermöglichen, <strong>die</strong> weitere<br />

Teilnahmemöglichkeit an<br />

den Olympischen Spielen zu<br />

rechtfertigen und auch einen<br />

Weg aufzuzeigen, sich in einem<br />

fairen und transparenten Profi-<br />

Wettbewerb zu messen. Wenn<br />

man den Sport in den Mittelpunkt<br />

der vielfältigen Entscheidungen<br />

stellt, <strong>die</strong> bei einem<br />

<strong>so</strong>lchen Projekt zu treffen sind,<br />

dann muss am Ende der finanzielle<br />

Rahmen stimmen. Das kann<br />

aber nicht das Hauptargument<br />

für einen Boxer sein.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Während <strong>die</strong><br />

WSB-Gage sehr lukrativ ist,<br />

erscheint das APB-Salär im<br />

Verhältnis zu manchen Profi-<br />

Börsen bescheiden oder wie sehen<br />

Sie das? Könnten Sie damit<br />

Amateur-Stars wie den Ukrainer<br />

Vasile Lomachenko (Doppel-<br />

Olympiasieger und Doppel-Weltmeister)<br />

locken?<br />

Alten: Wir werden nicht <strong>alle</strong><br />

ver<strong>die</strong>nen<br />

estor und TV-Sender gesucht<br />

überzeugen und sicherlich nicht<br />

mit jedem Angebot aus den Profi-Ställen<br />

mithalten können. Das<br />

wollen wir aber auch nicht.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Kennen und<br />

wertschätzen <strong>die</strong> Athleten ihre<br />

Pläne?<br />

Alten: Wir sehen an den<br />

wenig stattgefundenen Wechseln<br />

zu den Profi-Ställen nach<br />

den Olympischen Spielen in<br />

London, dass <strong>die</strong> Sportler unsere<br />

Strategie mitgehen. Sicherlich<br />

müssen wir weitere Wege finden<br />

und beispielsweise über Spon<strong>so</strong>rengelder<br />

oder Werbeverträge<br />

Einnahmen für <strong>die</strong> Sportler zu<br />

steigern. Wir bekommen sehr<br />

viel Zustimmung für unser Vorhaben,<br />

professionelles Boxen<br />

ehrlich und nachvollziehbar im<br />

Sinne des Sports und der Sportler<br />

zu vermarkten. Deshalb sind<br />

wir sicher, dass wir uns mit <strong>die</strong>ser<br />

Strategie durchsetzen werden.<br />

Kommentar<br />

Wo sind denn<br />

<strong>die</strong> Olympiasieger?<br />

World Series – Jeder<br />

kosmopolitische<br />

Sportfreund denkt<br />

da <strong>so</strong>fort an Baseball.<br />

Best of Seven – das sind seit<br />

110 Jahren <strong>die</strong> Endspiele zwischen<br />

Yankees, Giants, Dodgers<br />

und <strong>so</strong> weiter. Die World Series<br />

in den Vereinigten Staaten gelten<br />

gleichsam als Weltmeisterschaft,<br />

weil traditionell nirgendwo<br />

auf der Welt <strong>die</strong>se Art<br />

von Schlagball besser und professioneller<br />

gespielt wird. Nun<br />

hat sich eine Sportart, <strong>die</strong> auch<br />

mit Schlagen zu tun hat, nicht<br />

mit Keulen,<br />

<strong>so</strong>ndern mit<br />

Fäusten, <strong>die</strong>sen<br />

Qualitätsbegriff<br />

zu eigen<br />

gemacht:<br />

World Series<br />

of Boxing. Der<br />

Etikettenklau<br />

ist gleichzeitig<br />

Etikettenschwindel.<br />

Gold schmeckt ihm: Der britische<br />

Olympiasieger im Superschwergewicht<br />

Anthony Joshua<br />

Denn nicht<br />

einmal <strong>die</strong> besten olympischen<br />

Boxer, geschweige denn <strong>die</strong><br />

<strong>Klitschkos</strong>, Wards oder Mayweathers,<br />

mischen in <strong>die</strong>ser<br />

Weltliga mit. Aber <strong>die</strong> bei den<br />

Olympischen Spielen in Peking<br />

und London medaillenlosen<br />

Deutschen.<br />

Als „German Eagles“ treten<br />

sie an. Das ehrgeizige Projekt<br />

des einstigen Amateur-Weltverbandes<br />

AIBA (As<strong>so</strong>ciation Internationale<br />

de Boxe Amateur), das<br />

Profiboxen neu zu erfinden und<br />

dabei den olympischen Status<br />

zu wahren, findet hierzulande<br />

bislang kaum <strong>die</strong> erhoffte Aufmerksamkeit.<br />

Wenig Zuschauer.<br />

Zwischen 500 und 1200 besuchten<br />

<strong>die</strong> bisherigen Heimkämpfe<br />

Fernsehen? Nur bei „Laola.TV“<br />

im Internet werden <strong>die</strong> Kämpfe<br />

gezeigt.<br />

Box-Experte und Journalist<br />

Hartmut Scherzer<br />

Mit großen Plänen ist der Internationale Amateur-Box-Verband (AIBA)<br />

angetreten. Die Herren aus Lausanne wollen nicht weniger als <strong>die</strong> Weltherrschaft.<br />

Mit der „World Series of Boxing“ und künftig auch eigenen<br />

Profis <strong>so</strong>ll <strong>die</strong> Box-Revolution gelingen. Künftig <strong>so</strong>ll es nur noch einen<br />

Weltmeister geben – natürlich aus dem Hause AIBA. Box-Experte Hartmut<br />

Scherzer deckt <strong>die</strong> Schwächen der Weltverbands-Pläne auf.<br />

Die großspurige Ankündigung<br />

der AIBA, <strong>die</strong> Londoner<br />

Olympiasieger und Medaillengewinner<br />

würden dem Weltwettbewerb<br />

mit zwölf Teams<br />

Glanz und Glamour verleihen,<br />

hat sich bisher nicht bewahrheitet.<br />

In Kuba ist Profiboxen verboten.<br />

Damit f<strong>alle</strong>n schon mal<br />

zwei Olympiasieger weg.<br />

Jeweils zwei Olympiasieger<br />

stellen auch <strong>die</strong> Ukraine und<br />

Großbritannien. Die beiden Ukrainer<br />

Oleksandr Usyk (Schwergewicht)<br />

und Vasile Lomachenko<br />

(Leichtgewicht) ließen sich<br />

immerhin<br />

zu jeweils<br />

einem<br />

Kampf, <strong>alle</strong>rdings<br />

erst<br />

mitten in<br />

der Sai<strong>so</strong>n,<br />

hinreißen.<br />

Englands<br />

Super-<br />

Star und<br />

-Schwergewichtler<br />

Anthony Joshua wird von den<br />

Profimanagern mit lukrativen<br />

Angeboten gejagt, will aber der<br />

AIBA treu bleiben, um in Rio<br />

2016 sein Gold zu verteidigen.<br />

An Geld fehlt es der AIBA<br />

(noch) nicht. Der Verband finanziert<br />

mit 5,8 Millionen Euro<br />

<strong>die</strong> gesamte Weltliga, al<strong>so</strong> auch<br />

<strong>die</strong> „German Eagles“, hat zusätzlich<br />

ein Preisgeld von einer<br />

Million Dollar für das siegreiche<br />

Team des Turniers ausgesetzt<br />

und garantiert jedem Boxer 3000<br />

für einen Sieg. Der zweite britische<br />

Olympiasieger Luke Campbell<br />

ver<strong>die</strong>nt zur Zeit beim Fernsehen<br />

mehr als im Boxring. Der<br />

Bantamgewichtler läuft lieber<br />

Schlittschuh in der britischen<br />

Promiserie „Dancing on Ice“ als<br />

<strong>die</strong> Handschuhe für <strong>die</strong> „British<br />

Lionhearts“ anzuziehen.<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

51


Von Präsident Wu zum Chef der AIBA-Regelkommission berufen<br />

Helmut Ranze<br />

Wir erreichen Helmut<br />

Ranze am Mobiltelefon.<br />

Gerade sitzt<br />

er am Steuer seines<br />

Autos auf der Rückfahrt von<br />

Bonn in seine Wahlheimat nach<br />

Worms. Der frühere Chefbundestrainer<br />

des Deutschen<br />

Boxsport-Verbands (DBV) hat<br />

in der früheren Bundeshauptstadt<br />

sein Visum für Algerien<br />

beantragt. Das ist nämlich sein<br />

nächstes Ziel. Dort gilt es dafür<br />

zu <strong>so</strong>rgen, dass der Weltboxliga-<br />

Heimkampf der „Algeria Desert<br />

Hawks“ gegen <strong>die</strong> „Argentina<br />

Condors“ ordentlich über <strong>die</strong><br />

Bühne geht.<br />

Das ist der Job eines Technischen<br />

Delegierten als eine Art<br />

Oberaufseher im Auftrag des<br />

Weltboxverbands AIBA. Und<br />

weil Ranze als einer der weltweit<br />

besten seines Fachs gilt,<br />

wurde er jetzt befördert: AIBA-<br />

Präsident Dr. Ching-Kuo Wu<br />

(Taiwan) hat den 1948 in Welver<br />

im Kreis Soest geborenen<br />

Ranze zum Vorsitzenden der<br />

einflussreichen Technik- und<br />

Regelkommission ernannt, zunächst<br />

kommissarisch bis zum<br />

AIBA-Kongress 2014.<br />

In <strong>die</strong>ser Eigenschaft <strong>so</strong>ll<br />

Ranze auch <strong>die</strong> Vorbereitung<br />

und den Ablauf der Weltmeisterschaften<br />

der männlichen Elite<br />

im kommenden Oktober in<br />

Kasachstan beaufsichtigen. Der<br />

bisherige Amtsinhaber Franco<br />

Falcinelli (Italien) war zugunsten<br />

seiner neuen Aufgaben als<br />

AIBA-Vizepräsident und Präsident<br />

des europäischen Konti-<br />

Weltreisender<br />

in Sachen Boxen<br />

In der ganzen Welt für den<br />

Boxsport unterwegs:<br />

Helmut Ranze<br />

nentalverbands<br />

EUBC von <strong>die</strong>sem<br />

Posten zurückgetreten.<br />

Als bisheriger<br />

Vizechef<br />

habe Ranze mit<br />

Führungsqualität<br />

und Fachkenntnis jene<br />

„Technical- and Rules<br />

Commission“, wie der Fachausschuss<br />

in der AIBA-Amtssprache<br />

auf Englisch heißt, zusammen<br />

mit Falcinelli in den vergangenen<br />

sechs Jahren „zu einer der<br />

produktivsten und wertvollsten<br />

innerhalb des Weltverbands<br />

gemacht“. So formuliert Wu in<br />

seinem Ernennungsschreiben<br />

an Ranze.<br />

„Das sind zwei sehr ehrenvolle<br />

Berufungen für mich“,<br />

findet Ranze, doch der 64-Jährige<br />

weiß eben<strong>so</strong>, was ihn, auch<br />

bereits im Vorfeld der WM, an<br />

Arbeit erwartet: „Bald geht es<br />

Schlag auf Schlag.“ Längst ist<br />

<strong>die</strong>ser Mann ein Weltreisender<br />

in Sachen Boxsport. Bereits seit<br />

1962 <strong>die</strong>ser Sportart verbunden,<br />

wurde der Diplom-Sportlehrer<br />

und vormalige Bundeswehr-<br />

Die AIBA-Regelkommission (von oben links nach unten links im Uhrzeigersinn): Ho<br />

Kim (Executive Officer), Angel Villareal (USA), Abdelilah Oudhgiri (Marokko), Yue<br />

Yan (China), Syed Abdul Kadir (Singapur), Richard Thomas (Schottland), Jae Kyu<br />

Jung (Südkorea), Luiz Boselli (Brasilien), Franco Falcinelli (Italien, sitzend 2.v.r.),<br />

Ching-Kuo Wu (AIBA-Präsident), Helmut Ranze, Mukhamadali Karimov (Usbekistan)<br />

Offizier vor 32 Jahren<br />

Bundestrainer.<br />

Zwischen 1980<br />

und 2004 war er<br />

bei 13 Weltmeisterschaften<br />

und<br />

sieben Olympischen<br />

Spielen<br />

dabei, galt 2005<br />

als „Dienstältester<br />

<strong>alle</strong>r Bundestrainer“.<br />

Von 1991 bis<br />

2008, als er nach den für<br />

<strong>die</strong> deutschen Boxer medaillenlosen<br />

Spielen von Peking zurück-,<br />

aber vorübergehend auch<br />

aus gesundheitlichen Gründen<br />

kürzer treten musste, stand<br />

Ranze als Chefbundestrainer<br />

und zuletzt auch als DBV-Sportdirektor<br />

in der Verantwortung.<br />

Doch bei Olympia in London<br />

saß Ranze, seit 2009 Träger<br />

des Bundesver<strong>die</strong>nstkreuzes am<br />

Bande, wieder in offizieller Mission<br />

am Boxring. Davor hatte er<br />

auch <strong>die</strong> Kampfstätte der Frauen-WM<br />

im chinesischen Qinhuangdao<br />

inspiziert, wo er eben<strong>so</strong><br />

wie schon bei verschiedenen<br />

Nachwuchs-Weltmeisterschaften<br />

und zuletzt bei den U22-EM<br />

im vergangenen Dezember in<br />

Russland als Supervi<strong>so</strong>r der AI-<br />

BA im Einsatz war.<br />

Ein weiterer Beweis für den<br />

guten Ruf, den Ranze genießt:<br />

Im Oktober 2010 benannte man<br />

ihn zu einem von 13 Kontrolleuren,<br />

<strong>die</strong> den Start der globalen<br />

Liga World Series of Boxing<br />

(WSB) begleiten <strong>so</strong>llten. Bis<br />

heute überwacht Ranze als einer<br />

der Wegbereiter den korrekten<br />

Ablauf der semiprofessionellen<br />

Serie, <strong>die</strong> gegründet wurde, damit<br />

erfolgreiche olympische Boxer<br />

nicht länger vorzeitig zu den<br />

Profis abwandern.<br />

Die Boxer im deutschen<br />

WSB-Team der German Eagles<br />

<strong>so</strong>wie das Publikum zeigen<br />

sich begeistert von der glänzend<br />

aufgemachten Reihe, <strong>die</strong><br />

Kämpfer freilich auch von den<br />

relativ ansehnlichen Gagen in<br />

Höhe von 3000 Euro pro Sieg.<br />

Somit steht Ranze an vorderster<br />

Front, was <strong>die</strong> Entwicklung des<br />

Boxsports betrifft. Wu forderte<br />

ihn in seinem Ernennungsschreiben<br />

ausdrücklich dazu<br />

auf, als Chef der Regelkommission<br />

konsequent weiter daran<br />

zu arbeiten. 2013 startet auch<br />

<strong>die</strong> Profi-Sparte der AIBA, <strong>die</strong><br />

es eben<strong>so</strong> ins Regelwerk einzuflechten<br />

gilt. Helmut Ranze geht<br />

<strong>die</strong> Arbeit nicht aus.<br />

Peter Jaschke<br />

52 <strong>BoxSport</strong>


Wiking Boxteam • Scharnweberstr. 119 • 12587 Berlin • Tel.: 030 - 29 66 87 34 • Fax: 030 - 29 66 87 35


Lieber Leh<br />

Das Interview<br />

Aber in Rio 2016 will er sich noch den<br />

sport<br />

Manfred Hönel mit Stefan Härtel<br />

Der Boxer Stefan Härtel (24) ist<br />

mehrfacher Deutscher Meister,<br />

Gewinner des Chemiepokals und<br />

gewann bei der EM und Militär-<br />

WM Bronzemedaillen. Bei den<br />

Olympischen Spielen von London<br />

belegte der Mittelgewichtler einen<br />

fünften Rang. Im Dezember<br />

wählten ihn <strong>die</strong> Leser und Experten<br />

des <strong>BoxSport</strong>s zu Deutschlands<br />

„Amateurboxer des Jahres<br />

2012“. Härtel bestritt bisher 171<br />

Kämpfe, von denen er 133 gewann.<br />

<strong>BoxSport</strong> sprach mit dem<br />

Berliner über seine Zukunft.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie sind zum<br />

Amateurboxer des Jahres gewählt<br />

worden. Bedeutet Ihnen<br />

<strong>die</strong>se Wahl etwas?<br />

Stefan Härtel: Der Boxsport<br />

wird von intensivsten Boxfans<br />

gelesen, wenn man da als Amateurboxer<br />

des Jahres gewählt<br />

wird, empfinde ich das als eine<br />

große Ehre. Die Fans und Experten<br />

erkennen meine Leistung,<br />

dass spornt mich für <strong>die</strong> Zukunft<br />

an.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie hätten nach<br />

London zu den Profis wechseln<br />

können, warum bleiben Sie<br />

Amateur?<br />

Härtel: Der wichtigste Grund<br />

für mich sind <strong>die</strong> Olympischen<br />

Spiele. Ich liebe Olympia. Wer<br />

dort eine Medaille holt, gehört<br />

für mich zu den ganz Großen<br />

im Sport. In London habe ich<br />

<strong>die</strong> Medaille verpasst, deshalb<br />

nehme ich jetzt noch einmal Anlauf,<br />

um mir vielleicht in Rio de<br />

Janeiro den Traum zu erfüllen.<br />

Ich fühle mich als Amateur auch<br />

sicherer. Da nagt eine Niederlage<br />

nicht gleich an der Existenz. Als<br />

Amateur kannst du einen Kampf<br />

einmal verlieren und trotzdem<br />

Weltmeister werden. Bei den<br />

Profis kostet eine Niederlage <strong>so</strong>fort<br />

Geld.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie schätzen Sie<br />

Ihre Möglichkeiten für <strong>die</strong> Vorbereitung<br />

der Olympischen Spiele<br />

2016 ein?<br />

Härtel: Ich muss schon ehrlich<br />

sagen, mir werden vom DBV<br />

optimale Möglichkeiten geboten.<br />

Ich gehöre zur Bundeswehr-<br />

Sportfördergruppe in Bruchsal<br />

und trainiere bei Markus Abramowski<br />

am Olympiastützpunkt<br />

in Berlin. Ich kann zahlreiche internationale<br />

Turniere bestreiten<br />

Bei den Olympischen<br />

Spielen in London<br />

war Stefan Härtel,<br />

hier mit Trainer<br />

Ralf Dickert, der<br />

erfolgreichste<br />

deutsche Boxer<br />

Boxer, Student, Soldat:<br />

Der Berliner Stefan Härtel<br />

wie im März den Chemiepokal<br />

in H<strong>alle</strong> an der Saale. Mich drücken<br />

keine finanziellen Sorgen.<br />

Ich werde wieder bei den Kämpfen<br />

der Weltboxserie eingesetzt,<br />

wie zuletzt gegen Mailand in<br />

Göppingen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie stu<strong>die</strong>ren an<br />

der Berliner Humboldt-Universität<br />

auf Lehramt in Sport und<br />

Geschichte, wie bringen Sie Sport<br />

und Beruf unter einen Hut?<br />

Härtel: Die Humboldt-Uni<br />

kommt mir sehr entgegen. Ich<br />

muss mein Studium nicht in<br />

der Regelstu<strong>die</strong>nzeit beenden.<br />

Ich habe schon einige Module<br />

hinter mir und dadurch bereits<br />

mehrere Scheine in der Tasche.<br />

Meine Eltern sehen das etwas<br />

anders, aber ich bleibe ruhig und<br />

lasse mir Zeit. Ich denke, vor den<br />

Olympischen Spielen 2016 kann<br />

ich längst mein Diplom vorzeigen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Ihre bisherigen<br />

Trainingspartner Enrico Kölling<br />

und Tyron Zeuge wechselten als<br />

Profis in den Sauerlandstall. Ärgert<br />

Sie das?<br />

Härtel: Wir sind gute Freunde<br />

geworden. Trotzdem verstehe<br />

ich <strong>die</strong> beiden, wenn sie einen<br />

anderen Weg wählen. Ich traue<br />

Enrico und Tyron durchaus eine<br />

große Profikarriere zu. Be<strong>so</strong>nders<br />

Tyron ist ein unglaubliches<br />

Sporttalent. Er hätte auch als<br />

Profifußb<strong>alle</strong>r oder als Volley-<br />

54<strong>BoxSport</strong>


als Profi<br />

Olympia-Traum erfüllen<br />

Gegen den Briten Anthony Ogogo (links), der mittlerweile einen Profivertrag bei Oscar De<br />

La Hoyas „Golden Boy Promotions“ unterschrieben hat, schied Stefan Härtel bei Olympia<br />

in London aus. Das Urteil war zweifelhaft.<br />

b<strong>alle</strong>r eine Chance. Im Boxen<br />

sehe ich ihn schon als großen<br />

Weltmeister, wenn seine Trainer<br />

Tyrons Fleiß herauskitzeln.<br />

Im Training zählt Tyron nämlich<br />

nicht gerade zu den Übereifrigen.<br />

Für <strong>die</strong> beiden Profis wachsen<br />

nun neue Boxer nach wie<br />

Abu Abdulraman von Eintracht<br />

Berlin oder Arajk Marutyan aus<br />

Schwerin.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Nach den Olympischen<br />

Spielen sind Sie in der<br />

Versenkung verschwunden. Was<br />

war los?<br />

Härtel: Ich musste gleich<br />

mehrere Sachen erledigen. Zuerst<br />

habe ich an der Uni ein paar<br />

Prüfungen in trockene Tücher<br />

gebracht, dann ab<strong>so</strong>lvierte ich in<br />

Warendorf einen sechswöchigen<br />

Lehrgang bei der Bundeswehr<br />

und schließlich musste ich mich<br />

auch noch einer Stimmband-<br />

Operation unterziehen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Glauben Sie an<br />

eine Zukunft der World Series of<br />

Boxing (Weltboxliga)?<br />

Härtel: Unbedingt. Die<br />

Weltliga ist nicht nur sportlich<br />

interessant. Sie bietet uns Athleten<br />

umfangreiche Möglichkeiten,<br />

uns zu entwickeln, Geld zu<br />

ver<strong>die</strong>nen und im olympischen<br />

Rennen zu bleiben. Ich bin fest<br />

überzeugt, <strong>die</strong> WSB wird sich<br />

ihren Platz im internationalen<br />

Boxkalender erkämpfen. Sie<br />

steht noch am Anfang, aber<br />

wenn <strong>die</strong> Geldgeber bei der Stange<br />

bleiben und ein TV-Sender <strong>die</strong><br />

meist anspruchsvollen Kämpfe<br />

überträgt, sehe ich für <strong>die</strong> WSB<br />

eine gute Zukunft.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie beurteilen<br />

Sie den Wegfall des Kopfschutzes<br />

bei den Amateuren?<br />

Härtel: Ich finde, der Kopfschutz<br />

bei den Amateuren<br />

hätte bleiben <strong>so</strong>llen, um den<br />

Unterschied zur WSB zu dokumentieren.<br />

Jetzt ist der einzige<br />

Unterschied, dass bei der WSB<br />

mit freiem Oberkörper und zwei<br />

Runden länger geboxt wird. Zunächst<br />

werden bei den Amateuren<br />

<strong>die</strong> Verletzungen steigen,<br />

denn zahlreiche Amateure boxen<br />

mit dem Kopf nach vorn,<br />

weil sie durch den Kopfschutz<br />

gedeckt waren. Das zu ändern,<br />

ist jetzt eine Trainingsfrage.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie sind Sie zum<br />

Boxen gekommen?<br />

Härtel: Boxen liegt in der<br />

Familie. Mein Vater ist Boxtrainer<br />

bei Lichtenberg 47 in Berlin.<br />

Er hat mich schon mit sieben<br />

Jahren zum Training mitgenommen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie sind Sie ins<br />

neue Jahr gekommen und was<br />

haben Sie sich für 2013 vorgenommen?<br />

Härtel. Ich war mit meiner<br />

Freundin Franziska bei einer<br />

Auch in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr will Stefan<br />

Härtel wieder beim<br />

traditionsreichen<br />

Chemiepokal<br />

in H<strong>alle</strong> im<br />

Mittelgewicht<br />

siegen<br />

Homeparty. Es war sehr lustig.<br />

Mein Vorhaben für 2013? Ein<br />

paar Prüfungen an der Uni und<br />

ein möglichst großes Boxjahr<br />

mit einem dritten Sieg beim Chemiepokal,<br />

Siege bei der WSB, einen<br />

Deutschen Meistertitel und<br />

möglichst eine Medaille bei EM<br />

oder WM.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wollen Sie im<br />

Mittelgewicht bleiben?<br />

Ohne Kopfschutz und Trikot:<br />

Stefan Härtel (links) war auch<br />

für <strong>die</strong> German Eagles in der<br />

World Series erfolgreich<br />

Härtel: Das Mittelgewicht<br />

ist durch meine Größe eine gute<br />

Chance für mich. Es ist zwar<br />

hart, jetzt noch zwei Kilo mehr<br />

Gewicht zu machen. Das Limit<br />

wurde von bisher 75 kg auf 73<br />

kg gedrückt. Dadurch muss ich<br />

noch mehr abkochen. Ich wiege<br />

meist 76 kg, das geht gerade<br />

noch <strong>so</strong>, um ohne Kraftverlust<br />

auf 73 kg zu kommen.<br />

<strong>BoxSport</strong> 55


Fünf Medaillen bei der U22-EM in Kaliningrad<br />

Marutyan um Einzug<br />

ins Finale betrogen<br />

Radovan mit Silber erfolgreichster DBV-Boxer<br />

Mit Rückenwind startet<br />

<strong>die</strong> junge Garde<br />

der Boxer mit dem<br />

Bundesadler auf der<br />

Trikotbrust ins Jahr 2013: Im<br />

russischen Kaliningrad (Königsberg)<br />

fanden unter dem Titel<br />

„Olympic Hopes“ erstmals <strong>die</strong><br />

U22-Europameisterschaften der<br />

Olympiahoffnungen zwischen<br />

19 und 22 Jahren statt.<br />

Dank des Vizemeistertitels<br />

für den Kölner Denis Radovan<br />

<strong>so</strong>wie der vier Bronzemedaillen<br />

für Hamza Touba (Neuss), Arayk<br />

Marutyan (Schwerin), Igor Teziev<br />

(Esslingen) und Christian<br />

Lewandowski (Greifswald) belegte<br />

Deutschland den sechsten<br />

Platz im Medaillenranking.<br />

Allerdings holte <strong>die</strong> Gastgebernation<br />

Russland sechs Titel,<br />

während Boxer aus Armenien,<br />

Aserbaidschan, Irland und Ukraine<br />

jeweils eine Goldmedaille<br />

mit nach Hause brachten.<br />

„Fünf Medaillen – wann hatten<br />

wir das international zuletzt?<br />

Doch vor dem Halbfinale waren<br />

wir noch <strong>die</strong> zweitstärkste Nation<br />

hinter Russland“, sagt Mannschaftsleiter<br />

Dr. Michael Bastian,<br />

der sich in Anbetracht der<br />

Umstände einerseits zufrieden<br />

zeigte, andererseits aber auch<br />

erneut feststellte: „Wir fühlen<br />

uns ungerecht behandelt.“<br />

Der beste<br />

Deutsche:<br />

Denis Radovan<br />

(ganz links) auf<br />

dem Podium in<br />

Kaliningrad<br />

Bastian ist überzeugt:<br />

„Mindestens einen Europameister<br />

hätten wir ver<strong>die</strong>nt<br />

gehabt, nämlich Marutyan.“<br />

Der nationale Weltergewichts-<br />

Champion aus Schwerin lieferte<br />

dem späteren U22-Titelgewinner<br />

Artem Zelenkovskiy,<br />

dem Dritten der jüngsten russischen<br />

Meisterschaften, nach<br />

Auskunft von Bastian mehr<br />

Denis Radovan<br />

kämpfte sich zur<br />

Silbermedaille<br />

durch<br />

als nur einen ausgeglichenen<br />

Halbfinalkampf.<br />

„Marutyan hat den Russen<br />

im Griff gehabt, doch drei osteuropäische<br />

Punktrichter im fünfköpfigen<br />

Kampfgericht haben<br />

konsequent gegen uns gepunktet“,<br />

meint der deutsche Delegationschef.<br />

So verlor der deutsche<br />

Hoffnungsträger für Olympia<br />

2016 – neben dem verletzten<br />

Wolfsburger Olympiateilnehmer<br />

Patrick Wojcicki – gegen den<br />

offenbar mit Heimvorteil ausgestatten<br />

Zelenkovskiy mit 14:17.<br />

Erneut traf es eben<strong>so</strong> auch<br />

Touba, der schon <strong>die</strong> Olympiaqualifikation<br />

in der Türkei im<br />

Frühjahr 2012 aufgrund eines<br />

Fehlurteils <strong>so</strong> tragisch verpasst<br />

hatte. Allerdings räumt Bastian<br />

ein, dass dem Neusser bei<br />

seinem ersten internationalen<br />

Start im Fliegengewicht auch<br />

noch etwas <strong>die</strong> physischen Voraussetzungen<br />

fehlten. In den<br />

vergangenen beiden Jahren war<br />

Touba schließlich im Halbfliegen<br />

angetreten. In <strong>die</strong>sem Limit trat<br />

in Kaliningrad der international<br />

unerfahrene Deutsche Meister<br />

Sergey Neumann (Saterland) an.<br />

Obendrein hatte sich Touba<br />

einen Infekt eingefangen und<br />

<strong>so</strong>llte wegen akuter Halsschmerzen<br />

eigentlich im Halbfinale gar<br />

nicht mehr antreten. Doch Touba<br />

bestand darauf zu starten. Trotz<br />

<strong>alle</strong>m verlor <strong>die</strong> Deutsche Meister-„Fliege“<br />

laut Bastian ebenfalls<br />

unver<strong>die</strong>nt, zumindest aber<br />

überhöht gegen den amtierenden<br />

Elite-Europameister Salman<br />

Alizada aus Aserbaidschan mit<br />

15:19 nach Punkten, nachdem<br />

er zuvor den Engländer Edwards<br />

hatte bezwingen können, wenn<br />

auch nur knapp mit 14:12.<br />

Allenfalls ein schwacher<br />

Trost: Touba-Bezwinger Alizada<br />

wurde im Finale von dem ebenfalls<br />

erst 19-jährigen Russen Vasily<br />

Vetkin förmlich deklassiert:<br />

Der Dritte der jüngsten Jugend-<br />

56<strong>BoxSport</strong>


Arayk Marutyan war nur mithilfe eines Fehlurteils vom<br />

Einzug ins Finale zu stoppen<br />

WM bezwang Alizada mit 21:9<br />

und sicherte sich damit seine<br />

erste Elite-Trophäe.<br />

Der Ire Ja<strong>so</strong>n Quigley war es,<br />

der im Mittelgewichtsfinale den<br />

Titeltraum von Radovan platzen<br />

ließ: Nach drei gewonnenen EM-<br />

Kämpfen verlor der zweifache<br />

Deutsche Meister vom SC Colonia<br />

jede der drei Kampfrunden<br />

gegen Quigley mit jeweils zwei<br />

Punkten Rückstand, was am Ende<br />

eine 11:17-Niederlage bedeutete.<br />

Bastians Urteil: „Das war<br />

zwar ein enger Kampf, aber das<br />

Ergebnis geht in Ordnung. Da<br />

würde ich nie etwas sagen.“<br />

Dem Junioren-WM-Dritten<br />

und späteren Vize-Europameister<br />

der U23 im Halbschwer, Petru<br />

Ciobanu aus Moldawien, musste<br />

sich der nationale U21-Meister<br />

Teziev aus dem baden-württembergischen<br />

Esslingen nach zwei<br />

vorangegangenen Siegen im<br />

Halbfinale beugen. Dagegen unterlag<br />

der superschwere Greifswalder<br />

Lewandowski, ebenfalls<br />

Deutscher U21-Meister, in der<br />

Runde der besten Vier dem späteren<br />

Titelgewinner Egor Plevako<br />

aus der Ukraine.<br />

„Diese beiden international<br />

noch unerfahrenen Jungs haben<br />

gute Leistungen gezeigt und <strong>die</strong><br />

Trainer damit angenehm überrascht“,<br />

findet Bastian. In der<br />

Ringecke von Kaliningrad standen<br />

<strong>die</strong> DBV-Trainer Ralf Dickert<br />

(Berlin) und Zoltan Lunka (Heidelberg).<br />

Für Artur Bril, den zweiten<br />

Kölner im insgesamt neunköpfigen<br />

deutschen Aufgebot, lief es<br />

dagegen nicht gut: Nach der verletzungsbedingten<br />

Pause in Folge<br />

eines Einsatzes bei der World<br />

Series of Boxing (WSB) unterlag<br />

Hamza Touba lieferte trotz Infekts eine tolle Leistung<br />

in Kaliningrad ab<br />

der U19-Weltmeister von 2010<br />

nach einem Sieg in seinem zweiten<br />

Kampf dem Waliser Joseph<br />

Cordina, den der Deutsche Eugen<br />

Burhard in seinem früheren<br />

Limit bei den WM 2011 in Baku<br />

geschlagen hatte. Cordina konnte<br />

auch nicht ins Finale vorstoßen.<br />

„Bril wirkte zum Jahresende<br />

etwas müde. Wir hatten<br />

aber auch keine unmittelbare<br />

Wettkampfvorbereitung wie <strong>die</strong><br />

anderen Nationen“, erklärt Bastian.<br />

Dies sei dem Terminchaos<br />

um <strong>die</strong> U22-EM geschuldet gewesen.<br />

Da lange unklar war, ob<br />

der EU-Boxverband (EUBC) <strong>die</strong>se<br />

überhaupt durchführt, waren<br />

auch öffentliche Fördergelder<br />

zugunsten der U19-WM „umbewilligt“<br />

worden. Folge: Die<br />

Landesverbände der U22-Starter<br />

mussten jeweils 2000 Euro an Eigenanteil<br />

aufbringen.<br />

Dazu kamen noch per<strong>so</strong>nelle<br />

Engpässe: Statt dem zwar hochtalentierten,<br />

aber international<br />

noch zu wenig erfahrenen Erik<br />

Sokolov (Waldkraiburg) hätten<br />

eigentlich Militär-Europameister<br />

Edgar Walth (Straubing) oder der<br />

frühere U17-Weltmeister und nationale<br />

U21-Meister Theo Krechlok<br />

(Berlin) im Aufgebot stehen<br />

<strong>so</strong>llen, <strong>die</strong> jedoch beide gesundheitlich<br />

noch nicht wieder auf<br />

der Höhe sind.<br />

Angesichts all <strong>die</strong>ser Störgrößen<br />

zieht Bastian unterm<br />

Strich „im Prinzip zufrieden,<br />

aber wegen der Fehlurteile etwas<br />

grantig“ Bilanz. Als Kampfrichter<br />

war der Thüringer Bernd<br />

Kemmerling im Einsatz, als Technischer<br />

Delegierter hatte Helmut<br />

Ranze (Worms) das Sagen am<br />

Ring in Kaliningrad.<br />

Peter Jaschke<br />

49 Kg: 11 Teilnehmer<br />

Sergey Neumann (BO Saterland) - 17:19 PN<br />

g. Istvan Lakatos (HUN)<br />

52 Kg: 12 Teilnehmer<br />

Hamza Touba (BR Neuss) - 14:12 PS ü.<br />

Charlie Edwards (ENG)<br />

Hamza Touba (BR Neuss) - 15:19 PN g. Salman<br />

Alizade (AZE)<br />

56 Kg: 16 Teilnehmer<br />

Erik Sokolov (VfL Waldkraiburg) - 06:15 PN<br />

g. Declan Geraghty (IRL)<br />

60 Kg: 15 Teilnehmer<br />

Artur Bril (Colonia Köln) - 15:06 PS ü. Mateusz<br />

Polski (POL)<br />

Artur Bril (Colonia Köln) - 08:15 PN g. Joseph<br />

Cordina (WAL)<br />

64 Kg: 18 Teilnehmer<br />

Artem Harutyunyan (TH Eilbeck) - 11:17 PN<br />

g. Gaybatulla Gadzhialiyev (AZE)<br />

69 Kg: 14 Teilnehmer<br />

Arayk Marutyan (Traktor Schwerin) - 13:04<br />

PS ü. Valeriy Sybru (MDA)<br />

Arayk Marutyan (Traktor Schwerin) - 12:05<br />

PS ü. Ricardas Kubcaitis (LTU)<br />

Arayk Marutyan (Traktor Schwerin) - 14:17<br />

PN g. Artem Zelenkovskiy (RUS)<br />

75 Kg: 18 Teilnehmer<br />

Denis Radovan (Colonia Köln) - 16:12 PS ü.<br />

Emil Ahmedov (AZE)<br />

Denis Radovan (Colonia Köln) - 21:11 PS ü.<br />

Evgeniy Dolgolevits (BLR)<br />

Denis Radovan (Colonia Köln) - 17:08 PS ü.<br />

Davied Faraci (SUI)<br />

Denis Radovan (Colonia Köln) - 11:17 PN g.<br />

Ja<strong>so</strong>n Quigley (IRL)<br />

Der Medaillenspiegel:<br />

Der Greifswalder Christian Lewandowski unterlag erst im Halbfinale<br />

dem späteren Titelgewinner Egor Plevako aus der Ukraine<br />

Ergebnisse der DBV-Boxer in Kaliningrad<br />

81 Kg: 12 Teilnehmer<br />

Igor Teziev (Fit Box Esslingen) - RSC-S. 3.R.<br />

ü. Nathan Thorley (WAL)<br />

Igor Teziev (Fit Box Esslingen) - 20:17 PS ü.<br />

Yago Kizirial (GEO)<br />

Igor Teziev (Fit Box Esslingen) - 09:16 P g.<br />

Petru Chobanu (MDA)<br />

91 Kg: 11 Teilnehmer<br />

(von Deutschland nicht besetzt)<br />

91+ Kg: 12 Teilnehmer<br />

Christian Lewandowski (BC Greifswald) -<br />

22:17 PS ü. Patar Belberov (BLR)<br />

Christian Lewandowski (BC Greifswald) -<br />

15:08 PS ü. Mantas Valavichus (LTU)<br />

Christian Lewandowski (BC Greifswald) -<br />

13:23 PN g. Egor Plevako (UKR<br />

Die Ergebnisse der Finals:<br />

49 Kg: Karim Sogomonyan (ARM) - 11:10<br />

PS ü. Hugh Maers (IRL)<br />

52 Kg: Vasiliy Vetkin (RUS) - 21:09 PS ü.<br />

Salman Alizade (AZE)<br />

56 Kg. Vladimir Nikitin (RUS) - 17:07 PS ü.<br />

Aram Avacyan (ARM)<br />

60 Kg: Elvin Isaev (AZE) - 17:13 PS ü. Maksim<br />

Shmiglev (RUS)<br />

64 Kg: Avak Uzlyan (RUS) - 13:08 PS ü.<br />

Evaldas Petrauskas (LTU)<br />

69 Kg: Artem Zelenkovskiy (RUS) - 21:17<br />

PS ü. Zaal Kvachatadze (GEO)<br />

75 Kg: Ja<strong>so</strong>n Quigley (IRL) - 17:11 PS ü.<br />

Denis Radovan (GER)<br />

81 Kg: Dmitriy Bivol (RUS) - 12:03 PS ü.<br />

Pertu Ciubanuo (MDA)<br />

91 Kg: Evgeniy Tishenko (RUS) - 22:07 PS<br />

ü. Gevorg Manukyn (UKR)<br />

91+Kg Egor Plevako (UKR) - 22:21 PS ü.<br />

Gasan Gimbatov (RUS)<br />

Rang: Nation Gold Silber Bronze Gesamt:<br />

01 Russland 6 2 2 10<br />

02 Aserbaidschan 1 1 2 4<br />

02 Ukraine 1 1 2 4<br />

04 Armenien 1 1 1 3<br />

05 Irland 1 1 - 2<br />

06 Deutschland - 1 4 5<br />

07 Litauen - 1 1 2<br />

08 Georgien - 1 - 1<br />

08 Moldawien - 1 - 1<br />

17 Nationen 10 10 20 40<br />

<strong>BoxSport</strong> 57


Der Meistermacher<br />

Hans Gerd Rosik ist der <strong>die</strong>nstälteste Manager der Box-Bundesliga.<br />

Seit 2003 eilt er mit dem Velberter BC von einem Deutschen Meistertitel<br />

zum nächsten, mittlerweile zum elften. Der gebürtige Velberter<br />

brachte es mit einem Großhandel für Met<strong>alle</strong> zu Wohlstand.<br />

Nach wie vor leitet der 74-Jährige sein Unternehmen. Seit 52 Jahren<br />

ist er verheiratet. Mit seiner Frau Edda hat er drei Kinder und vier<br />

Enkelkinder.<br />

Zum Boxsport ist Rosik durch Neugier gekommen. Die Trainingsh<strong>alle</strong><br />

des Velberter BC war nur zwei Kilometer von seinem Elternhaus entfernt.<br />

Er wollte sich unbedingt einmal das Training anschauen und<br />

ist geb<strong>lieben</strong>. Seit 1948 gehört er dem Velberter BC an. Sein Traum,<br />

selbst einmal als Amateur im Ring zu stehen, blieb jedoch unerfüllt.<br />

Als Jugendlicher verlor Rosik bei einem schweren Unfall fast sein<br />

gesamtes Augenlicht. Trotzdem kam er vom Boxsport nicht los. Im<br />

Verein ist er für <strong>die</strong> Bundesliga verantwortlich, eine Aufgabe, <strong>die</strong><br />

er wie kein zweiter beherrscht. Wer glaubt, dass der Grandseigneur<br />

des Boxsports ans Aufhören denkt, irrt gewaltig. Er hat mit seinem<br />

Verein noch viel vor.<br />

Kein Wanderpokal:<br />

Die Deutsche<br />

Meisterschaft ist<br />

in festen Händen,<br />

nämlich denen von<br />

Velberts Macher<br />

Hans Gerd Rosik<br />

Das<br />

sport<br />

INTERVIEW<br />

Wolfgang Wycisk mit Hans Gerd Rosik<br />

Velberts Erfolgsgehei<br />

<strong>BoxSport</strong>: 2010 hat der Weltverband<br />

AIBA mit der World Series<br />

of Boxing (WSB) eine Mega-<br />

Liga ins Leben gerufen. Wird<br />

<strong>die</strong> WSB irgendwann einmal <strong>die</strong><br />

Bundesliga zugrunde richten?<br />

Hans Gerd Rosik: Auf keinen<br />

Fall. Es ist eher fraglich, ob<br />

<strong>die</strong> WSB erfolgreich sein wird.<br />

Noch habe ich keine Veranstaltung<br />

im Fernsehen gesehen. Man<br />

braucht aber das Fernsehen, um<br />

<strong>die</strong> Kämpfe einem großen Publikum<br />

zeigen zu können. Perspektivisch<br />

wird man nämlich <strong>die</strong><br />

Einnahmen aus den Senderechten<br />

benötigen, <strong>so</strong>nst trägt sich<br />

<strong>die</strong>se Liga nicht. Die Werbung<br />

muss auch verbessert werden,<br />

denn ganz ehrlich, wer außer<br />

den eingefleischten Anhängern<br />

kennt <strong>die</strong> WSB? Wie ich gehört<br />

habe, bezahlt <strong>die</strong> AIBA <strong>die</strong> Kosten<br />

für <strong>die</strong> deutsche Mannschaft<br />

und nicht der DBV oder <strong>die</strong> Vereine.<br />

Das ist gut.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Dann ist in der<br />

Bundesliga al<strong>so</strong> <strong>alle</strong>s Friede,<br />

Freude, Eierkuchen?<br />

Rosik: Nein, auch das Liga-<br />

Management hat Hausaufgaben<br />

zu tun. Auf dem letzten Ausschuss<br />

haben wir zwar einhellig<br />

beschlossen, in sechs Gewichtsklassen<br />

zu boxen, aber das war<br />

ein Fehler. Wir müssen wieder<br />

auf acht Kämpfe kommen. Dadurch<br />

wird <strong>die</strong> Liga noch spannender.<br />

Das fordern auch <strong>die</strong> Zuschauer.<br />

Unseren Fans fehlen das<br />

Leicht- und das Superschwergewicht.<br />

Ich denke dabei aber auch<br />

an <strong>die</strong> betroffenen Sportler. Wir<br />

haben ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit genommen,<br />

erstklassig zu boxen.<br />

Dann <strong>die</strong> Gewichtsklassen, in<br />

Im Februar verabschiedete Hans Gerd Rosik den gebürtigen Tadschiken Rustan<br />

Rahimov nach dessen letztem Kampf<br />

denen geboxt wird: Überall weichen<br />

wir von der olympischen<br />

Norm ab.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie gehen aber<br />

mit dem Liga-Management heftig<br />

ins Gericht.<br />

Rosik: Quatsch, das ist eine<br />

ganz normale Lernkurve. Wir<br />

haben Fehler gemacht, jetzt<br />

müssen wir darüber sprechen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Zwei Gewichtsklassen<br />

mehr würden aber auch<br />

mehr Kosten verursachen.<br />

Rosik: Stimmt, deshalb<br />

müssen <strong>die</strong> Vereine überlegen,<br />

wie sie neue Spon<strong>so</strong>ren gewinnen<br />

können. In Velbert haben<br />

wir beschlossen, neue Wege<br />

zu gehen. <strong>Warum</strong> nicht einmal<br />

ein Betriebsfest oder eine Weihnachtsfeier<br />

mit Weltklasse-Boxen<br />

bei Henkel, Bayer, Mercedes<br />

oder Rheinmetall? Wissen Sie,<br />

was da für eine Stimmung aufkommen<br />

würde? Was das für ein<br />

Erlebnis für <strong>die</strong> Mitarbeiter wäre?<br />

Wir denken weit über <strong>die</strong> altbackene<br />

Werbepartnerschaft hinaus.<br />

Sie ist einfach nicht mehr<br />

zeitgemäß.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Zehnmal hintereinander<br />

Deutscher Meister. Das<br />

58<strong>BoxSport</strong>


Hans Gerd Rosik mit seinen Meisterboxern: Peter Mullenberg, Konstantin Buga, Gottlieb Weiß, Denis Makarov, Eugen Burhard, Artur Bril, Stefan Sittner und Erik Pfeifer<br />

(von rechts)<br />

hat bis jetzt keiner geschafft.<br />

Was ist das Geheimnis ihres Erfolges?<br />

Rosik: Ganz einfach, Velbert<br />

ist zuverlässig. Wenn wir einmal<br />

eine Zusage geben, dann halten<br />

wir sie auch. Wer in Velbert boxt,<br />

mnis heißt Vitali Boot<br />

<strong>BoxSport</strong>: Stichwort Wojcicki:<br />

Für Velbert kämpfen<br />

<strong>die</strong> Besten des deutschen Boxsports.<br />

Das kostet. Gehört<br />

<strong>die</strong> erste Mannschaft des Velberter<br />

BC Hans Gerd Rosik?<br />

Mit anderen Worten: Kein Rosik,<br />

likum ist auch zufrieden. <strong>Warum</strong><br />

<strong>so</strong>llten wir etwas verändern?<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie sind jetzt im<br />

65. Jahr beim Velberter BC – worüber<br />

haben Sie sich während<br />

<strong>die</strong>ser Zeit am meisten gefreut?<br />

Rosik: Ich bin stolz, dass der<br />

<strong>BoxSport</strong>: Dann wären Sie<br />

elfmal hintereinander Deutscher<br />

Meister. Dass wird doch<br />

auf Dauer langweilig. Viele<br />

glauben, dass Velbert durchaus<br />

in der WSB mithalten kann.<br />

Rosik: Eine WSB-Teilnahme<br />

geht auch in Velbert in Rente.<br />

Rustam Rahimov, Mike Hanke,<br />

Alexander Povernov, Dimitri<br />

Serdjoek und Vitali Boot: Sie <strong>alle</strong><br />

haben bei uns ihre Karriere beendet.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Und was ist mit<br />

ihren Einfliegern, al<strong>so</strong> den Boxern,<br />

<strong>die</strong> nur an den Wettkämpfen<br />

teilnehmen?<br />

Rosik: Welche Einflieger?<br />

<strong>BoxSport</strong>: Da wären Peter<br />

Mullenberg und Enrico de la<br />

Cruz.<br />

Rosik: Das sind keine Einflieger,<br />

das sind holländische<br />

Velberter, mit denen Hennie<br />

(Cheftrainer Hennie van Bemmel,<br />

Anm. der Redaktion) unsere<br />

Mannschaft noch stärker<br />

macht.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Mit Zuverlässigkeit<br />

<strong>alle</strong>in bekommt man aber<br />

kein schlagkräftiges Team zusammen.<br />

Rosik (lacht): Bayern München<br />

hat Spieler-Beobachter,<br />

ich habe Vitali Boot. Wenn Boot<br />

mich anruft und sagt, „da ist ein<br />

Boxer, der gut zu euch passt“,<br />

dann ist es auch <strong>so</strong>. Zuletzt war<br />

das bei Patrick Wojcicki.<br />

keine Bundesliga?<br />

Rosik: Das habe<br />

ich oft gehört, aber es<br />

stimmt einfach nicht.<br />

Richtig ist, dass ich in Velbert<br />

viele Geschäftsfreunde<br />

habe, <strong>die</strong> den Verein ebenfalls<br />

finanziell unterstützen.<br />

Das würden sie auch ohne mich<br />

tun. Allerdings möchten sie in<br />

der Öffentlichkeit nicht genannt<br />

werden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie sieht es mit<br />

dem Nachwuchs aus?<br />

Rosik: Gott sei Dank plagen<br />

uns da zurzeit keine Sorgen.<br />

Aber auch hier müssen wir langfristig<br />

denken. Im Herbst startet<br />

in NRW eine internationale<br />

Oberliga, um uns in den höheren<br />

Ligen zuzuarbeiten. Das ist<br />

eine exzellente Idee. Ich hoffe,<br />

sie macht auch in den anderen<br />

Bundesländern Schule.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie basteln sicherlich<br />

schon an der Mannschaft<br />

für <strong>die</strong> nächste Sai<strong>so</strong>n. Wird es<br />

Überraschungen geben?<br />

Rosik: Keiner unserer Jungs<br />

geht in Rente, <strong>alle</strong> zeigen tolles<br />

Boxen. Man sieht, dass sie Spaß<br />

am Sport haben. Und unser Pub-<br />

VBC seit 41 Jahren zuhause ungeschlagen<br />

ist. Das weiß kaum<br />

jemand. Aber was mich wirklich<br />

gefreut hat, ist, dass wir 2003<br />

nach unserem Aufstieg in <strong>die</strong><br />

Erste Bundesliga, gleich<br />

Deutscher Meister<br />

geworden<br />

sind.<br />

Box-<br />

Sport: Und<br />

geärgert?<br />

Rosik:<br />

Ich habe<br />

starke Nerven.<br />

Mich<br />

bringt nichts<br />

aus der Ruhe.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Spreche ich eigentlich<br />

schon mit dem Manager<br />

des neuen Deutschen Meisters?<br />

Rosik: Noch nicht ganz,<br />

aber wir haben vor, den Sack<br />

vor unserem letzten Kampf in<br />

Babelsberg zuzumachen.<br />

würden wir auf keinen Fall finanzieren<br />

können. Aber an einer EU-<br />

Liga hätte ich richtig Spaß. Das<br />

wäre auch finanziell machbar.<br />

Wir hatten ja schon einmal<br />

gemeinsam mit Holland,<br />

Dänemark<br />

und Polen in<br />

einer Liga<br />

geboxt. <strong>Warum</strong><br />

wir damit<br />

aufgehört haben,<br />

weiß ich eigentlich<br />

nicht. Hierüber <strong>so</strong>llte<br />

<strong>die</strong> AIBA einmal nachdenken.<br />

Velbert wäre<br />

Der ehemalige<br />

Superschwergewichtler Vitali<br />

Boot entdeckt als Scout <strong>die</strong><br />

Talente für den Velberter BC<br />

auf <strong>alle</strong> Fälle dabei.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Herr Rosik, wenn<br />

Sie drei Wünsche frei hätten?<br />

Rosik: Ich brauche nur zwei.<br />

Erstens Gesundheit und zweitens,<br />

noch viele schöne Jahre mit<br />

dem Velberter BC, denn für mich<br />

ist noch lange nicht Schluss.<br />

<strong>BoxSport</strong> 59


Mullenbergs Tiefschlag –<br />

da wackelte Velbert<br />

1.<br />

BUNDESLIGA<br />

Das haben wir hier noch<br />

lange nicht gewonnen“,<br />

sagte Mike Hanke,<br />

Velberts Co-Trainer<br />

vor dem Bundesliga-Kampf zwischen<br />

dem MBR Hamm und dem<br />

Velberter Box-Club. Hanke <strong>so</strong>llte<br />

Recht behalten, denn der MBR<br />

boxte seine Gäste an den Rand<br />

einer Niederlage.<br />

Trotz der schlauchenden Europameisterschaft<br />

wollte es sich<br />

Mittelgewichtler Denis Radovan<br />

nicht nehmen lassen, für den<br />

Club in den Ring zu steigen. Mit<br />

einer <strong>so</strong>uveränen Leistung und<br />

29 Punkten Vorsprung gewann er<br />

gegen Hamms Nuri Yesil deutlich.<br />

Für Velbert lief eigentlich <strong>alle</strong>s<br />

nach Plan, denn auch Denis Makarov<br />

ließ im Bantamgewicht<br />

nichts anbrennen. Was er gegen<br />

Hamms gefürchteten Rechtsausleger,<br />

Bashir Hassan, anpackte,<br />

gelang: Rechts-Links zum Kopf,<br />

trockene Haken zum Körper. Am<br />

Ende der dritten Runde schüttelte<br />

Hassan frustriert den Kopf. Er<br />

wusste, dass er nur noch durch<br />

K.o. gewinnen konnte. Aber<br />

Makarov stand auch nach dem<br />

Schlussgong und sicherte mit einem<br />

25:8 den zweiten Sieg für<br />

seine Mannschaft.<br />

Nun begann <strong>die</strong> Stunde des<br />

MBR. Aytekin Yöreci dominierte<br />

klar den Deutschen Meister Eugen<br />

Burhard und holte <strong>die</strong> ersten<br />

Punkte für Hamm. Nach ihm<br />

<strong>so</strong>rgte Max van der Pas für eine<br />

kleine Sensation. Er gewann gegen<br />

den müden Olympia-Boxer<br />

Weiss rettete durch Sieg über Schellenberg das Unentschieden<br />

Patrick Wojcicki, der nur <strong>die</strong><br />

erste Runde für sich entscheiden<br />

konnte. Jetzt lag es an Velberts<br />

Peter Mullenberg, gegen Elvis<br />

Hetemi den alten Abstand wieder<br />

herzustellen. Doch es kam<br />

ganz anders. Mullenberg rutschte<br />

bei einem Leberhaken ab und<br />

traf seinen Gegner unterhalb<br />

der Gürtellinie. Für <strong>die</strong>sen Tiefschlag<br />

wurde er disqualifiziert,<br />

was für lautstarken Unmut bei<br />

den Velberter Fans <strong>so</strong>rgte.<br />

Eugen Schellenberg hätte mit<br />

seinem Sieg in der Königsklasse<br />

für Hamm <strong>alle</strong>s klar machen<br />

können, aber gegen den starken<br />

Gottlieb Weiss war nichts zu machen.<br />

Mit 9:9 trennten sich Velbert<br />

und Hamm, ein Unentschieden,<br />

das Velbert fast <strong>so</strong> schmerzt, wie<br />

eine Niederlage. Deshalb war<br />

VBC-Coach Hennie van Bemmel<br />

mit seinen Boxern nicht immer<br />

zufrieden: „Eigentlich hätte vor<br />

Mullenberg schon <strong>alle</strong>s klar sein<br />

müssen, aber leider haben mich<br />

heute zwei meiner Leistungsträger<br />

enttäuscht. Bei Mullenbergs<br />

Kampf will ich nicht diskutieren,<br />

ob es ein Tiefschlag war,<br />

oder nicht. Ich hätte nur gerne<br />

gewusst, ob Hetemi wirklich<br />

kampfunfähig war.“<br />

Bereits am 2. Februar treffen<br />

beide Mannschaften wieder<br />

aufeinander. Zuhause muss der<br />

VBC unbedingt gewinnen, wenn<br />

er bereits als Deutscher Meister<br />

zum SV Motor Babelsberg fahren<br />

will.<br />

Gottlieb Weiss<br />

(links) verhinderte<br />

einen Hammer<br />

Sieg mit seinem<br />

Erfolg über Eugen<br />

Schellenberg<br />

Der Hammer Elvis Hetemi wurde nach dem Tiefschlag Peter Mullenbergs erst<br />

angezählt – dann jedoch wurde der Velberter disqualifiziert<br />

MBR Hamm - Velberter BC<br />

09:09 Z: 300<br />

58 Kg: Denis Makarov (VBC) - 25:08 PS ü.<br />

Bashir Hassan (MBR)<br />

65 Kg: Aytekin Yöreci (MBR) - 19:12 PS ü.<br />

PS ü. Eugen Burhard (VBC)<br />

70 Kg: Max van der Pas (MBR) - 14:12 PS ü.<br />

Patrick Wojcicki (VBC)<br />

78 Kg: Denis Radovan (VBC) - 37:08 PS ü.<br />

Nuri Yesil (MBR)<br />

82 Kg: Elvis Hetemi (MBR) - Disq.-S. 2. R.<br />

ü. Peter Mullenberg (VBC)<br />

92 Kg: Gottlieb Weiss (VBC) - 21:10 PS ü.<br />

Eugen Schellenberg<br />

Tabelle:<br />

1. Velberter BC 22 5 51:39 8-2<br />

2. SV Motor Babelsberg 6 57:51 7-5<br />

ERGEBNISSE<br />

3. Nordhäuser SV 5 46:44 5-5<br />

4. MBR Hamm 5 40:50 4-6<br />

5. BC Straubing 5 40:50 2-8<br />

Die nächsten Kämpfe<br />

02.02.2013 Nordhäuser SV - BC Straubing<br />

(19.30 Uhr)<br />

02.02.2013 Velberter BC - MBR Hamm<br />

(19.00 Uhr)<br />

16.02.2013 SV Motor Babelsberg - Nordhäuser<br />

SV (18.00 Uhr)<br />

16.02.2013 Velberter BC - BC Straubing<br />

(19.00 Uhr)<br />

23.02.2013 SV Motor Babelsberg - Velberter<br />

BC 22 (18.00 Uhr)<br />

23.02.2013 Nordhäuser SV - MBR Hamm<br />

(19.30 Uhr)<br />

60<strong>BoxSport</strong>


„Boxen statt Gewalt“<br />

„Boxen statt Gewalt“ jetzt auch mit<br />

Boxtraining für Manager, Ingenieure, Ärzte,<br />

Lehrer und andere Geistesschaffende. Als<br />

Trainer steht Profi-Trainer Otto Ramin und<br />

weiter examinierte Trainer zur Verfügung.<br />

jetzt auch für Manager<br />

Wo wird geboxt?<br />

Boxh<strong>alle</strong> in Berlin-Marzahn, Eisenacher Straße 123<br />

Wann wird geboxt?<br />

Jeden Donnerstag und Freitag von 13 – 15 Uhr. Nach<br />

Vereinbarung sind auch andere Trainingszeiten möglich.<br />

Wo kann man sich anmelden?<br />

Mobil: 0178 -600 5555 oder 030 42 0049 92 und im<br />

Internet unter: Boxring-Eintracht@gmx.com<br />

Unternehmensberater Dr. Wilhelm Paffenhausen (rechts)<br />

beim Pratzentraining mit Harald Lange<br />

Oliver Hess (links), Manager<br />

der Bergwerk Berlin GmbH,<br />

ist vom Managerboxen<br />

begeistert


AUS DEN VERBÄNDEN<br />

BAYERN<br />

Bezirkstag Oberfranken<br />

beschließt Neuerungen<br />

Zum vom TV 1887 Marktredwitz-Dörflas<br />

ausgerichteten Bezirkstag<br />

2013 kamen neben dem<br />

Ersten Bürgermeister auch Bezirkssportwart<br />

Rainer Schübel<br />

(Hof), der Präsident des Bayerischen<br />

Amateur-Box-Verbands<br />

(BABV) Heinz-Günter Deuster,<br />

BABV-Landessportwart Heiner<br />

Pauckner und BABV-Kampfrichterobmann<br />

Ulli Langer als Ehrengäste<br />

nach Marktredwitz.<br />

In seinem Rechenschaftsbericht<br />

legte Schübel dar, dass <strong>die</strong> Veranstaltungstätigkeit<br />

gegenüber<br />

dem Vorjahr nicht zurückgegangen<br />

ist. Zukünftig <strong>so</strong>llen über<br />

Schnupperkurse in Jugendzentren<br />

und auch in den Schulen<br />

Jugendliche für den Boxsport<br />

begeistert werden. Durch Dinnerboxen,<br />

Einladungskämpfe<br />

und gemischte Veranstaltungen<br />

mit Kickboxern <strong>so</strong>llen Vergleichskämpfe<br />

aufgewertet und<br />

<strong>so</strong> mehr Zuschauer angelockt<br />

werden. Für be<strong>so</strong>ndere Ver<strong>die</strong>nste<br />

um den Boxsport erhielt<br />

Boxpionier Willy Kastner (ATSV<br />

Kulmbach) von BABV-Präsident<br />

Deuster <strong>die</strong> Goldene Ehrennadel.<br />

Mit der Silbernadel wurden Uwe<br />

Fischer (Coburg), Robert Mey<br />

(Hof), Alois Kraus (Marktredwitz)<br />

und Ringarzt Dr. Manfred<br />

Hentsch (Marktredwitz) ausgezeichnet.<br />

Der Bezirkstag 2014<br />

findet in Kulmbach statt. Die<br />

Meisterschaften 2014 werden<br />

vom TV Marktredwitz-Dörflas<br />

ausgerichtet.<br />

Nur wenige Teilnehmer beim<br />

Bezirkstag Oberbayern<br />

Die Beteiligung am Bezirkstag<br />

Oberbayern, der traditionsgemäß<br />

in München stattfand, war<br />

in <strong>die</strong>sem Jahr enttäuschend<br />

gering. Von 29 Vereinen waren<br />

lediglich zwölf Vereinsvertreter<br />

der Einladung in <strong>die</strong> Landeshauptstadt<br />

gefolgt. Erfreulich<br />

dagegen war, dass elf Gäste nach<br />

München gekommen waren, unter<br />

ihnen der Präsident des Bayerischen<br />

Amateur-Box-Verbandes<br />

(BABV) Heinz-Günter Deuster<br />

und BABV-Verbandsarzt Dr. Otmar<br />

Galla-Brosch. Bezirkssportwart<br />

Horst Kolb ehrte <strong>die</strong> „runden“<br />

Geburtstagskinder Sigi<br />

Willberger vom TSV Peißenberg<br />

(75 Jahre) und Franz Germ vom<br />

TSV Haar (65 Jahre). Ein stilles<br />

Gedenken erfolgte für <strong>die</strong> im<br />

vergangenen Jahr verstorbenen<br />

langjährigen Ringärzte und Unterstützer<br />

des BABV, Dr. Wilhelm<br />

Funke (Erding) und Dr. Klaus<br />

Athenstädt (Fürstenfeldbruck).<br />

Für be<strong>so</strong>ndere Ver<strong>die</strong>nste um<br />

den Boxsport erhielt Günter<br />

Ziegler von DJK Bavaria Rosenheim<br />

von Präsident Deuster <strong>die</strong><br />

BABV-Ehrennadel in Gold. Als<br />

Ausrichter der Oberbayerischen<br />

Meisterschaften 2014 stellte sich<br />

der BC Piccolo Fürstenfeldbruck<br />

zur Verfügung.<br />

BERLIN<br />

Trauer um Winfried Wendland<br />

Der Ehrenvorsitzende des BFC<br />

80, Winfried Wendland, ist nach<br />

längerer Krankheit im Alter von<br />

83 Jahren verstorben. „Winne“<br />

war nach dem 2. Weltkrieg als<br />

Wachmann bei der US Army beschäftigt<br />

und begann dort seine<br />

aktive Boxlaufbahn, <strong>die</strong> er später<br />

im SBC 26 fortsetzte. Nach<br />

Beendigung seiner Laufbahn<br />

widmete er sich ehrenamtlichen<br />

Aufgaben als Trainer und Sportwart<br />

und war maßgeblich daran<br />

beteiligt, dass <strong>die</strong> SBC-Jugendabteilung<br />

sechsmal mit dem Senatspreis<br />

für <strong>die</strong> beste Jugendarbeit<br />

ausgezeichnet wurde. Vier<br />

Jahre lang war er als Verbandsjugendwart<br />

tätig und bildete mit<br />

dem Landestrainer Hanne Hoth<br />

ein erfolgreiches Duo. 1978 organisierte<br />

er <strong>die</strong> Deutschen Juniorenmeisterschaften<br />

in der Sömmering-H<strong>alle</strong>.<br />

1980 gründete<br />

Wendland den Box-Freizeitclub<br />

und war als Vorsitzender und<br />

Trainer erfolgreich. Für seine<br />

Ver<strong>die</strong>nste um den Boxsport<br />

wurde Winfried Wendland mit<br />

der Goldenen Nadel des Berliner<br />

und des Deutschen Boxverbandes<br />

ausgezeichnet.<br />

HESSEN<br />

Jassmann schmeißt<br />

in Korbach hin<br />

Reinhard Jassmann hat nach<br />

zehn Jahren sein Amt als Abteilungsleiter<br />

beim TSV Korbach<br />

niedergelegt. Jassmann protestiert<br />

damit gegen <strong>die</strong> seiner<br />

Ansicht nach mangelnden Trainingsmöglichkeiten<br />

in Korbach.<br />

Weil <strong>alle</strong> H<strong>alle</strong>n in der Kreisstadt<br />

in den Weihnachtsferien belegt<br />

waren und <strong>die</strong> Boxer keinen Platz<br />

zum trainieren hatten, zog der<br />

frühere Deutsche Meister Jassmann<br />

<strong>die</strong> Konsequenzen und<br />

trat zurück. „Im Sommer mag es<br />

schon mal im Freien gehen, im<br />

Winter funktioniert das nicht“,<br />

Nur noch Trainer, kein Abteilungsleiter<br />

mehr: der frühere Deutsche Meister<br />

Reinhard Jassmann<br />

sagt der Vater des hoffnungsvollen<br />

Nachwuchsboxers Mario<br />

Jassmann und Bruder des früheren<br />

deutschen Profi-Meisters<br />

Manfred Jassmann. „Wir haben<br />

seit Jahren den H<strong>alle</strong>nschlüssel<br />

und kümmern uns in den Ferien<br />

selbst um <strong>alle</strong>s, <strong>so</strong>gar um den<br />

Winter<strong>die</strong>nst“, sagt Jassmann<br />

und fühlt sich vom Fach<strong>die</strong>nst<br />

Sport des Landkreises und dem<br />

Gebäudemanagement des Kreises<br />

im Stich gelassen. Selbst persönliche<br />

Gespräche mit Landrat<br />

Reinhard Kubat brachten keinen<br />

Erfolg. Auch <strong>die</strong> Vereinsführung<br />

des Hauptvereins, TSV Korbach,<br />

habe ihn nicht unterstützt und<br />

<strong>alle</strong>s nur einfach abgenickt,<br />

klagt Jassmann. Als Trainer und<br />

Betreuer will er sich dennoch<br />

weiterhin für <strong>die</strong> Boxjugend<br />

einzusetzen. Die Boxer planen<br />

nun, sich im kommenden Jahr<br />

in einer neugebauten H<strong>alle</strong> eines<br />

Sportstudios einzumieten.<br />

NIEDERSACHSEN<br />

BC Braunschweig setzt<br />

auf Lokalmatadoren<br />

Am 19. Januar starteten in Niedersachsen<br />

<strong>die</strong> Verbandsmeisterschaften.<br />

Die Vorschlussrunde<br />

am 2. Februar richtet<br />

der Braunschweiger Boxclub<br />

72 aus. Trainer Thomas Meyer<br />

hofft, dass von seinen acht an<br />

den Start gegangenen Kämpfern<br />

Vitali Kozlov, Patryk Sipowicz,<br />

Jakob Richter, Martin Kollek,<br />

Julian Nelke und Marcus Nos<strong>so</strong>l<br />

noch einige vor eigenem Publikum<br />

zuschlagen werden. Dieses<br />

Mal sind auch zwei Nachwuchskämpfer<br />

des BC am Start: der<br />

erst 14 Jahre alte Johann Koch<br />

und Satan Feysel. Meyer: „Sie<br />

sind sehr ehrgeizig und trainingsfleißig.“<br />

Seelze: Zwei Siege bei<br />

den Meisterschaften<br />

Die <strong>die</strong>sjährigen Verbandsmeisterschaften<br />

fingen für den BSK<br />

Hannover-Seelze vielversprechend<br />

an: vergangenen Samstag<br />

starteten in der Vorrunde mit<br />

Oguzhan Kaiyikci (bis 63 kg)<br />

und Arian Sadikovic (bis 75 kg)<br />

zwei Seelzer Athleten, <strong>die</strong> beide<br />

ihre Kämpfe für sich entscheiden<br />

konnten. Kaiyikci setzte sich<br />

nach Punkten gegen Ferhad Mirza<br />

(BC Kenpokan) durch. Auch<br />

Sadikovic feierte einen Punktsieg,<br />

er bezwang den Göttinger<br />

Kaihan Safi. Der BSK hat in<br />

nächster Zeit einiges vor: nicht<br />

nur steht <strong>die</strong> nächste Runde der<br />

Meisterschaften in Salzgitter an,<br />

auch <strong>die</strong> Vorbereitungen und<br />

der Vorverkauf für den zweiten<br />

Heimkampf der Box-Bundesliga<br />

im Autohaus Günther haben<br />

schon begonnen. Am 16. Februar<br />

ist dort der BC Chemnitz zu<br />

Gast.<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Werner Schäfer feierte 60.<br />

Wenige verkörpern den Boxsport<br />

mehr als Werner Schäfer. Es gibt<br />

kaum ein Land auf der Welt, in<br />

dem er nicht geboxt hat, nie ging<br />

Schäfer in all seinen Kämpfen<br />

Noch immer im Ring:<br />

Werner Schäfer als Ringrichter<br />

62 <strong>BoxSport</strong>


BAYERN<br />

Frankenmeisterschaft<br />

Samstag, 02. Februar 2013 – 13.00<br />

Uhr und Sonntag, 03. Februar 2013<br />

- 10.30 Uhr; Ort: Stein, Turnh<strong>alle</strong> in<br />

der Mühlstraße 31<br />

Box-Club Weiding<br />

n 3. Oberpfälzer Newcomer-Boxen:<br />

Samstag, 10. Februar 2013 - 14.00<br />

Uhr; Ort Weiding, Braun Arena, Im<br />

Gewerbepark 4-10<br />

BC Piccolo Fürstenfeldbruck<br />

n Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />

16. Februar 2013 - 12.00 Uhr;<br />

Ort: Fürstenfeldbruck, Jahnh<strong>alle</strong> am<br />

Volksfestplatz<br />

Nordbayerische Jugend-<br />

Meisterschaft<br />

n Samstag, 23. Februar 2013 -<br />

15.00 Uhr; Ort: Würzburg, Sporth<strong>alle</strong><br />

Adalbert-Stifter-Schule<br />

k.o. Alles nahm seinen Anfang<br />

beim BC Ratingen, wo Schäfer<br />

mit 14 Jahren das erste Mal <strong>die</strong><br />

Box-Handschuhe anzog. Im Fliegengewicht<br />

holte er 1970 seinen<br />

ersten Deutschen Meistertitel.<br />

Sechs weitere <strong>so</strong>llten folgen.<br />

Dreimal nahm er an Weltmeisterschaften<br />

teil, darunter 1974<br />

in Havanna, der ersten Box-<br />

Weltmeisterschaft überhaupt.<br />

Auch bei Olympia ging der Kaderboxer<br />

dreimal an den Start. Die<br />

Teilnahme für München sicherte<br />

sich der Mülheimer erst nach<br />

einem Ausscheidungskampf gegen<br />

René Weller. Bei den Spielen<br />

verlor er in der Vorrunde gegen<br />

den Ghanaer Joe Destimo mit<br />

2:3. Viele schimpften nach dem<br />

Kampf über ein „krasses Fehlurteil“,<br />

<strong>alle</strong>n voran Bundestrainer<br />

Dieter Wemhöner. „Wenn ich geboxt<br />

hätte, hätte ich gewonnen“,<br />

frotzelt Weller noch heute, wie<br />

Schäfer erzählt. Die beiden waren<br />

trotz <strong>alle</strong>r Rivalität im Ring<br />

aber immer gut befreundet.<br />

Wenn Schäfer über München<br />

erzählt, leuchten seine Augen.<br />

Insbe<strong>so</strong>ndere der Einmarsch der<br />

Athleten bei der Eröffnungsfeier<br />

hat es ihm angetan. „Diesen Moment<br />

werde ich nie vergessen“,<br />

erzählt Schäfer.<br />

Für Mülheim und Leverkusen<br />

boxte Schäfer in der Bundesliga,<br />

bevor er 1989 im Alter von<br />

37 Jahren <strong>die</strong> Box-Handschuhe<br />

für immer auszog. Weit über 600<br />

Kämpfe bestritt er - Rekord. Be<strong>so</strong>nders<br />

dankbar ist er der Stadt<br />

Mülheim, bei der er als Angestellter<br />

arbeitet. „Ohne <strong>die</strong> Hilfe<br />

der Stadt Mülheim wäre ich nie<br />

<strong>so</strong> weit gekommen“. Schäfer ist<br />

seinem Sport treu geb<strong>lieben</strong>,<br />

denn noch heute steht er im Ring.<br />

Nicht mehr als Sportler, <strong>so</strong>ndern<br />

als Kampfrichter.<br />

DBS-Boxlehrgang<br />

forderte <strong>die</strong> Manager<br />

TV Kempten<br />

Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />

23. Februar 2013 - 13.00 Uhr;<br />

Ort: Kempten, TVK-H<strong>alle</strong>, Aybühlweg<br />

67<br />

BR Allgäu Immenstadt<br />

Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />

02. März 2013 - 14.00 Uhr; Ort<br />

Blaichach, Mehrzweckh<strong>alle</strong>, Grüntenstraße<br />

HAMBURG<br />

SV Polizei Hamburg<br />

n Nachwuchsveranstaltung: Samstag,<br />

16. Februar 2013 - 18.00 Uhr;<br />

Ort: Hamburg-Altona, Polizeisporth<strong>alle</strong>,<br />

Haubachstraße. 62<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Niederrhein-Meisterschaft<br />

n Finale: Samstag, 02. Februar<br />

2013 - 16 Uhr; Ort: Mülheim, Sporth<strong>alle</strong><br />

Mehr als 20 Teilnehmer, unter<br />

ihnen vier Frauen, nahmen am<br />

19. Manager-Boxlehrgang des<br />

Dortmunder Boxsport 20/50<br />

teil. Die beiden Lehrgangsleiter<br />

Trainer Siegfried Kucznierz und<br />

DBS-Vorsitzender Dieter Schumann<br />

brachten den Akteuren<br />

das Faustfechten bei, Körper und<br />

Geist gefordert. Die Manager<br />

lernten Entschlossenheit und<br />

blitzschnelles Erfassen der Lage.<br />

Die strengen Lehrgangsleiter ließen<br />

keine Schwächen<br />

durchgehen.<br />

Die Teilnehmer<br />

machten trotzdem<br />

begeistert<br />

mit und zeigten<br />

Mut, Entschlossenheit<br />

und<br />

Kampfeswillen<br />

wie erfolgreiche<br />

Boxer. Als Lohn<br />

erhielten sie am<br />

letzten Abend aus<br />

der Hand des bekannten Theaterschauspielers<br />

Jürgen Mikol,<br />

der vor einigen Jahren <strong>die</strong> Hauptrolle<br />

in dem Jugendtheaterstück<br />

„Das Herz eines Boxers“ von<br />

Regisseur Lutz Hübner spielte,<br />

ihre hart ver<strong>die</strong>nten Diplome.<br />

Zum Schluss wurden <strong>alle</strong> Manager<br />

im DBS-Vereinslokal „Zum<br />

Volmarsteiner Platz“ nach einigen<br />

Dortmunder Bierchen mit<br />

einem dreifachen „Ring frei“<br />

verabschiedet.<br />

Die abgekämpften Manager nach dem harten Training beim DBS 20/50. Vorne<br />

knieend mit der DBS-Förderurkunde Theaterschauspieler Jürgen Mikol<br />

TERMINKALENDER DER AMATEURE<br />

Schüler, Jugend, Junioren: Samstag,<br />

23. Februar 2013 - 16 Uhr und<br />

Sonntag, 24. Februar 2013 – 11.00<br />

Uhr; Ort: Wesel, Deich-Haus, Grav-<br />

Insel 1<br />

Wuppertal<br />

n Wuppertal-Cup: Samstag, 02.<br />

Februar 2013 - 16 Uhr; Ort: Wuppertal,<br />

Sporth<strong>alle</strong> Gathe, Gathe 6<br />

BR Hilden<br />

n Kampf gegen ABCC Appeldorn<br />

(NL): Samstag, 02. März 2013 - 16<br />

Uhr; Ort: Hilden, Stadtwerke Hilden<br />

Arena, Grünstraße 4<br />

Düsseldorf<br />

n Düsseldorfer Stadtmeisterschaft:<br />

Samstag, 09. März 2013 - 16 Uhr<br />

und Sonntag, 10. März 2013 –<br />

11.00 Uhr; Ort: Düsseldorf, Boxh<strong>alle</strong><br />

d. TuS Gerresheim, Heyestr. 61<br />

Colonia-Geschäftsführer Franz<br />

Zimmermann ehrte <strong>die</strong> Kölner<br />

Nachwuchsboxer; ganz hinten stehen<br />

<strong>die</strong> Jugend-Trainer Erwin Radovan und<br />

Sergey Bril<br />

Jugendboom beim<br />

S.C. Colonia<br />

Jugendboom in der Domstadt.<br />

25 Kinder im Alter von acht bis<br />

zwölf Jahren trainieren derzeit<br />

beim S.C. Colonia 06 Köln. Im<br />

Box-Gym der Colonia wurden<br />

nun <strong>die</strong> Schüler ausgezeichnet,<br />

<strong>die</strong> bereits länger als ein halbes<br />

Jahr im Training sind und an<br />

den Kinder- Sommer-Spielen<br />

<strong>so</strong>wie an der Kinder- und Jugend-<br />

Olympiade teilgenommen<br />

haben, <strong>die</strong> <strong>alle</strong> vier Jahre im<br />

Olympia-Jahr stattfindet. Die<br />

Kinder- und Jugend- Olympiade<br />

wird seit 1960 in <strong>alle</strong>n Olympischen<br />

Sportarten in Köln ausgetragen<br />

und vom Turnverband<br />

Köln 1876 e.V. ausgerichtet. Die<br />

Ehrungen der Kinder nahm der<br />

Geschäftsführer Franz Zimmermann<br />

vor.<br />

Boxring Neuss<br />

n Cup des Boxring Neuss: Samstag,<br />

16. März 2013 – 16.00 Uhr; Ort:<br />

Neuss, Boxh<strong>alle</strong>, Frankenstraße 63<br />

Saarland<br />

BC 82 Völklingen<br />

n Saarland-Meisterschaft, Vorrunde:<br />

Freitag, 01. März 2013 - 20.00<br />

Uhr; Ort: Völklingen, Heidstock,<br />

Mehrzweckh<strong>alle</strong><br />

Finale: Samstag, 02. März 2013 -<br />

20.00 Uhr, Völklingen, Heidstock,<br />

Mehrzweckh<strong>alle</strong><br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

AC Einigkeit Elmshorn<br />

n Verband<strong>so</strong>ffene Vergleichskämpfe:<br />

Samstag, 02. Februar 2013 -<br />

18.00 Uhr; Ort: Elmshorn, Olympia-<br />

H<strong>alle</strong>, Matthias-Kahlke-Promenade<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

63


Ein Rapper Star der neuen Oberliga?<br />

Das neue Jahr begann der Boxsport-<br />

Verband Nordrhein-Westfalen mit<br />

einem Paukenschlag: denn <strong>die</strong> Boxer<br />

aus NRW haben eine internationale<br />

Oberliga gegründet. Auch Athleten,<br />

<strong>die</strong> bis jetzt noch nicht <strong>die</strong> deutsche Staatsbürgerschaft<br />

besitzen, dürfen starten. Die<br />

NRW-Boxer hoffen, dass ihr Beispiel in anderen<br />

Bundesländern Schule macht. Die Ligakämpfe<br />

<strong>so</strong>llen im September beginnen, da<br />

der Veranstaltungskalender wegen den Weltund<br />

Europameisterschaften keine früheren<br />

Termine zulässt. Sechs Mannschaften nehmen<br />

in der ersten Sai<strong>so</strong>n teil. Wanne-Eickel<br />

stellt gemeinsam mit Marl-Hüls eine Staffel<br />

und startet neben dem MBR Hamm für<br />

Westfalen. Der Bonner BC und <strong>die</strong> Kampfgemeinschaft<br />

Colonia 06 Köln/TSV Bayer Leverkusen<br />

werden den Mittelrhein vertreten.<br />

Dinslaken, Duisburg, Kamp-Lintfort, Moers,<br />

und Wesel gründen ein Team, das für den<br />

Niederrhein antreten wird. Nach 15 Jahren<br />

wird auch Düsseldorf wieder in einer Liga<br />

vertreten sein. Zusammen mit Hilden startet<br />

<strong>die</strong> Landeshauptstadt ebenfalls für den Niederrhein.<br />

Es wird in zwei Gruppen geboxt,<br />

<strong>die</strong> beiden Gruppenersten machen den Meister<br />

unter sich aus.<br />

Düsseldorf tritt mit einem ganz interessanten<br />

Athleten im Schwergewicht an. Robert<br />

Zyla ist Angestellter, Student, Rap-Musiker<br />

und Düsseldorfs bester Amateur-Boxer<br />

in der Königsklasse. Zyla arbeitet bei einem<br />

großen Reifenhersteller als SAP-Administra-<br />

BOXRING HANAU<br />

Erleben Sie <strong>die</strong> 2.Bundesliga – LIVE –<br />

Begleiten Sie unser Team nach Chemnitz am Sa., 2. 2. 2013 mit dem<br />

FAN-SONDERZUG<br />

• Inklusive Transfer zur Sporth<strong>alle</strong><br />

• Verbindliche Anmeldung erforderlich.<br />

• Nur <strong>so</strong> lange Vorrat reicht!<br />

• Teilnahme nur nach schriftlicher Bestätigung!<br />

Kostenlose Anmeldung: www.boxringhanau.de od. www.ffh.de<br />

•Ffm-Süd,<br />

Abfahrt<br />

Fan-Reise „Mission: Aufstieg in <strong>die</strong> 1 . Bundesliga“ im Nostalgie-Zug.<br />

ca. 8.00 Uhr<br />

Partywagen, mit Speisen und Getränken, Schlagerparty mit „The Voice<br />

•Offenbach Hbf,<br />

of Peter Maffay“ (Reiner Vogl), DJ Blondi u. a.<br />

Abfahrt ca. 8.20 Uhr<br />

Prominente aus Politik, Wirtschaft und Sport begleiten den Fan-Sonderzug:<br />

•Hanau Hbf, Abfahrt ca. 8.45 Uhr<br />

René Weller, „Mr. Fallrückzieher“ Klaus Fischer u. v. m.<br />

•Chemnitz Hbf, Ankunft ca. 16.00 Uhr<br />

Tel. 0 61 83/9 21 08 54<br />

oder 0 1 71/9 27 23 28<br />

Kostenfreie Mitfahrt/freier Eintritt!<br />

Termine Boxring Hanau:<br />

2.2.2013 in Chemnitz<br />

16.2.2013 in Weimar<br />

16.3.2013 in Wismar<br />

6.4.2013 in Hanau<br />

Heimkampf<br />

vs. BSK Seelze<br />

WWW.boxringhanau.de<br />

Fan-Sonderzug nach Chemnitz am 2. 2. 2013, 2. Bundesliga – LIVE –<br />

Boxclub Chemnitz 94 vs. Boxring Hanau 09<br />

Schwergewichtler Robert Zyla<br />

tor. Nebenbei stu<strong>die</strong>rt er Wirtschaftsinformatik.<br />

Mit 18 Jahren kam er zum Sportring<br />

Garath, wo ihm Trainer Önder Yildiz zeigte,<br />

wie man boxt. Yildiz coacht ihn noch heute.<br />

Zyla weiß, was ihn in der Oberliga erwartet,<br />

denn hier hat er bereits für Ringfrei Oberhausen<br />

gekämpft. Der vierfache Westdeutsche<br />

Meister ist das, was man im Rheinland eine<br />

Kante nennt: Groß, breitschultrig und muskulös.<br />

Aber er hat auch eine andere Seite, <strong>die</strong><br />

man an dem 29-Jährigen zunächst gar nicht<br />

vermutet. Er produziert Rap-Musik. Mittlerweile<br />

hat er sich in der Szene einen Namen<br />

gemacht, denn unter „Ryba Records“ findet<br />

man seine Lyrik nicht nur auf YouTube und<br />

Facebook. Für <strong>die</strong> Oberliga ist das Schwergewicht<br />

fest eingeplant und im Ring wird er<br />

nicht rappen, <strong>so</strong>ndern <strong>die</strong> Fäuste sprechen<br />

lassen.<br />

Hanaus<br />

neuester Coup<br />

Der Boxring Hanau <strong>so</strong>rgt für Wirbel<br />

in der Zweiten Bundesliga. Nicht<br />

nur sportlich läuft es rund für <strong>die</strong><br />

Hessen, durch <strong>die</strong> Verpflichtung<br />

des ehemaligen Profi-Europameister René<br />

Weller als Trainer <strong>so</strong>rgten sie auch außerhalb<br />

des Rings für Schlagzeilen. Hanaus<br />

umtriebiger Macher Ulrich Bittner ist immer<br />

für eine Idee gut. Mal ließ er seine Boxer<br />

im Fußballstadion zuschlagen, dann Open<br />

Air im Amphitheater und <strong>so</strong>gar tatsächlich<br />

auf der Theaterbühne. Die neueste Idee des<br />

Box-Präsidenten: Zum Auswärtskampf am<br />

2. Februar in Chemnitz karrt er <strong>die</strong> Hanauer<br />

Boxfans mit einem Sonderzug an. Mit dabei<br />

bei der Fan-Reise unter dem Motto „Mission:<br />

Aufstieg in <strong>die</strong> 1. Bundesliga“ im Nostalgie-<br />

Zug: Weller und der frühere Fußballnationalspieler<br />

Klaus Fischer. Ein Partywagen<br />

<strong>so</strong>ll <strong>die</strong> Fans in Stimmung bringen, bevor in<br />

Sachsen <strong>die</strong> Fäuste im Ring fliegen. An Bord<br />

wird es bereits eine Schlagerparty geben.<br />

64<strong>BoxSport</strong>


Lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />

Felix Sturm quält sich<br />

für seine Rückkehr auf<br />

den WM-Thron. Nur<br />

wenn er den Australier<br />

Sam Soliman am 1.<br />

Februar in Düsseldorf<br />

besiegt, darf er noch<br />

einmal um den Titel im<br />

Mittelgewicht kämpfen.<br />

Sturms Bezwinger<br />

Daniel Geale setzt<br />

seinen IBF-Gürtel am 30.<br />

Januar in Sydney gegen<br />

Ex-Weltmeister Anthony<br />

Mundine aufs Spiel.<br />

Nächster<br />

Erscheinungstermin ist<br />

für Abonnenten<br />

der 28. Februar,<br />

ab dem 2. März<br />

im Handel<br />

Arthur Abraham hat<br />

wieder gut lachen.<br />

2012 kehrte der<br />

Berliner zurück auf den<br />

WM-Thron, mit drei<br />

Siegen wurde er zu<br />

Deutschlands „Boxer des<br />

Jahres“<br />

Felix Sturm<br />

Gelingt Felix Sturm gegen Sam Soliman das<br />

Comeback? Kämpft der Kölner noch einmal um<br />

einen WM-Titel oder steht er vor dem Aus? Große<br />

Berichte und Analysen vom Kampf in Düsseldorf.<br />

Brähmer oder Gutknecht?<br />

Nur der Sieger des Kampfes zwischen Eduard<br />

Gutknecht und Jürgen Brähmer hat eine Zukunft im<br />

Sauerland-Stall und darf um <strong>die</strong> WM kämpfen. Alles<br />

über das deutsch-deutsche EM-Duell von Berlin.<br />

King Arthur<br />

Großes Interview mit Arthur Abraham: Der<br />

Weltmeister verrät seine Zukunftspläne.<br />

Die Meisterjagd von SES<br />

Der Magdeburger SES-Stall nimmt Anlauf auf <strong>die</strong><br />

WM-Titel. Mit Robin Krasniqi, Robert Stieglitz,<br />

Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260/261/334)<br />

Redaktion: Arne Leyenberg<br />

Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn Jensen,<br />

Bertram Job, Matthias Kerber, Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich, Alexander<br />

Mazur, Gunnar Meinhardt, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer, Wolfgang Wycisk<br />

Fotos in <strong>die</strong>ser Ausgabe: ap, DBV, dapd, dpa, Hascher-Brückner, Müller, Sauerland<br />

Event, SES, Sturm Box-Promotion, Universum, Warsteiner, WBC, Wende<br />

Layout: Katharina Büchner, Michael Rosenstein, Bernd Schulte zur Wissen<br />

Internet: www.sportverlag.de<br />

E-Mail der Redaktion: boxsport@sportverlag.de<br />

Verlag: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 16, 50672 Köln<br />

Tel.: (0221) 2587-0, Fax: (0221) 2587-200<br />

Verlagsleitung: Lutz Bandte<br />

Vertriebsleitung: Tobias Weidmann<br />

Anzeigen, Koordination: Gino Casale. Tel. (0221) 2587-261.<br />

E-Mail: boxsport@sportverlag.de.<br />

IMPRESSUM<br />

Jan Zaveck, Lukas Konecny, Francesco Pianeta und<br />

Ramona Kühne will Promoter Ulf Steinforth hoch<br />

hinaus.<br />

Der neue Mayweather<br />

Leichtgewichts-Weltmeister Adrien Broner <strong>so</strong>ll<br />

Floyd Mayweather als besten Boxer der Welt<br />

beerben. Broner ist nicht nur <strong>so</strong> gut wie sein großes<br />

Vorbild, er ist auch genau<strong>so</strong> ein Show-Man.<br />

World Series<br />

Große Berichte und Analysen von den Kämpfen in<br />

der Ukraine und den USA in der AIBA-Weltserie.<br />

Schaffen es <strong>die</strong> Eagles doch noch ins Viertelfinale?<br />

Der Macher von Hanau<br />

Ulrich Bittner ist immer für eine verrückte Idee gut.<br />

Nicht nur mit der Verpflichtung von René Weller<br />

<strong>so</strong>rgt der Box-Präsident für Schlagzeilen. Er rockt <strong>die</strong><br />

2. Liga.<br />

Es gilt <strong>die</strong> Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1.1.2012.<br />

Abonnement: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 11, 50672 Köln,<br />

Telefon (0221) 2587-243, E-Mail: service@sportverlag.de.<br />

Einzelverkauf: Partner Me<strong>die</strong>nservices GmbH,<br />

Postfach 81 06 40, 70523 Stuttgart, Fax.: (0711) 7252320<br />

Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />

BOXSPORT erscheint monatlich, Einzelpreis: € 4,20. Jahresabonnementpreis<br />

(12 Ausgaben): € 45,60. Abonnementkündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf<br />

des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb schriftlich bekannt zu<br />

geben. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil <strong>die</strong>ser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />

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