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1|<strong>2013</strong> – Januar/Februar • € 14,90 CH: sFr 29,60 • A: € 16,90 • B/NL/L: € 17,40<br />
PLUS DVD: 100 Minuten<br />
Eisenbahn-Filmmagazin!<br />
Im Test: Hamburg-Köln-Express<br />
<strong>Bahn</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
<strong>2013</strong><br />
n Neue Fahrzeuge<br />
n Neue Verbindungen<br />
n Aktuelle <strong>Bahn</strong>-Trends<br />
n 45 Seiten Chronik<br />
Private: Fahrzeugparks im Wandel Problemfall: S-<strong>Bahn</strong> Berlin Lokführerbericht: Premiere auf dem Talent 2<br />
Neuheit: Hybrid-Desiro Nahverkehr: Neue Projekte Fernverkehr: Intercity im Wandel Redesign: ICmod
Alle DB-Lokomotiven<br />
auf einen Blick!<br />
nur<br />
€ 9,90<br />
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www.eisenbahnwelt.de
Inhalt<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
das jahrelange Warten hat ein Ende:<br />
Der Talent 2, die Baureihe 442 der DB,<br />
ist da! 2012 übernahm der Triebzug<br />
die ersten Einsätze, und Lokführer<br />
Christian Gloël berichtet in diesem<br />
Heft, wie seine Premiere mit dem<br />
„Hamster“ verlief. Während er zu<br />
einem positiven Fazit kommt, gibt es<br />
von anderer Seite Kritik. Auch der<br />
Start des 430, des neuen S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Triebzugs für Stuttgart, verläuft nicht<br />
ohne Schwierigkeiten. Bei Redaktionsschluss<br />
hatte er keine Zulassung. Die<br />
DB zog inzwischen die Konsequenzen<br />
aus den Erfahrungen der letzten Jahre<br />
und holte neue Hersteller ins Boot. Ob<br />
das den Etablierten einheizt? Jedenfalls<br />
bleibt es spannend im Nahverkehr.<br />
Wie die jüngsten Entwicklungen<br />
aussehen, erfahren Sie in diesem<br />
Heft – neben vielem anderen vom<br />
aktuellen <strong>Bahn</strong>geschehen.<br />
Wir wünschen interessante Lektüre<br />
und viel Vergnügen!<br />
Ihre Redaktion <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong><br />
Ein passendes Cover für<br />
Ihre DVD zum Ausschneiden<br />
finden Sie in diesem<br />
Heft auf Seite 74<br />
Titelfotos: E. Körschenhausen (kl. B.<br />
o.), DB/C. Weber (2. v. o.), E. Körschenhausen<br />
(3. v. o.); Bilder der<br />
2. Reihe v. u.: M. Hille, Kay Nietfeld/dpa,<br />
DB/J. Schmidt (v. l.); Bilder<br />
der Reihe u.: U. Miethe, V. Kolev,<br />
V. Emersleben, DB/R. Garbe (v. l.)<br />
Rücktitel: M. Henschel (gr. Bild,<br />
103 113 mit Nostalgie-IC in Düsseldorf-Oberbilk,<br />
25.05.2012),<br />
O. Strüber (u. l.), T. Werner (u. r.)<br />
Frühlingsstimmung in Bad Wildungen mit einem 646 der DB-Tochter Kurhessenbahn. Die Entwicklung<br />
des DB-Personenverkehrs 2012 dokumentiert die Chronik ab Seite 48 Dirk Höllerhage<br />
Impressionen<br />
Das war 2012<br />
Themen und Trends des <strong>Bahn</strong>-Jahres 6<br />
... Farbe bekennen<br />
Werbefahrzeuge 2012 36<br />
Immer im April<br />
Dampflokparade in Wolsztyn/Polen 80<br />
Alles außer langweilig<br />
<strong>Bahn</strong>betrieb 2012 90<br />
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Die erste Schicht<br />
Dienst auf dem 442 14<br />
Jugend gesucht<br />
DB vor der Überalterung? 19<br />
Neuland für die DB<br />
Hybrid-Desiro der Westfrankenbahn 20<br />
Das bestgeplante Projekt?<br />
Neues von Stuttgart 21 22<br />
Geduldsprobe, die nächste<br />
Das Jahr Vier der Berliner S-<strong>Bahn</strong>-Krise 24<br />
Der Neue und der Alte<br />
Mitfahrt mit HKX und Nostalgie-IC 26<br />
Das Gold-Jubiläum<br />
50 Jahre Fernschnellzug „Rheingold“ 30<br />
Abschied von der Zechenbahn<br />
Stilllegungen im Ruhrgebiet 32<br />
Aus für Otto<br />
Ende für den „Magdeburg-Berlin-Express“ 34<br />
Seit Juli 2012 gibt es private Konkurrenz<br />
für die DB zwischen Hamburg und Köln: den<br />
HKX. Mehr ab Seite 26 Marcus Henschel<br />
Ausblick<br />
Die nähere Zukunft<br />
Ausblick auf das <strong>Bahn</strong>jahr <strong>2013</strong> 4<br />
Chronik<br />
DB allgemein 40<br />
DB Fahrzeuge 42<br />
DB Personenverkehr 48<br />
DB Güterverkehr 52<br />
DB Strecken und Netz 54<br />
Privatbahnen 57<br />
Unfälle 62<br />
<strong>Bahn</strong>industrie 64<br />
Museumsbahnen 68<br />
Schweiz 75<br />
Österreich 78<br />
Weltweit 82<br />
<strong>Vorschau</strong>/Leserservice/Impressum 98<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
3
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Ausblick <strong>2013</strong><br />
Die nähere Zukunft<br />
Lieferabschluss bei der Gravita, Start wohl für 407 und Mehrmotorloks, die Mitteldeutsche<br />
S-<strong>Bahn</strong> demnächst in Betrieb: Das sind einige der Schlagzeilen, die sich für die Eisenbahn im<br />
Jahr <strong>2013</strong> abzeichnen. Vorausgesetzt, alles kommt wirklich so wie geplant<br />
Vorneweg hoch und heilig versprochen:<br />
Wir haben unseren Ausblick nicht vom<br />
Vorjahr übernommen und aufgewärmt.<br />
Ein „kenn’ ich doch schon“ stellt sich<br />
bei manchen Ankündigungen für die Eisenbahn<br />
<strong>2013</strong> zwar ein, aber das liegt daran, dass<br />
diese übers Jahr 2012 hinweg Ankündigungen<br />
blieben und die <strong>Bahn</strong> im neuen Jahr einen<br />
neuen oder überhaupt erst den Anlauf nimmt.<br />
Neues bei den Fahrzeugen<br />
So verhält es sich zum Beispiel beim ICE der<br />
Baureihe 407, der im Juni <strong>2013</strong> vielleicht den<br />
Schritt in den Plandienst macht. Das wäre<br />
dann eine über einjährige Verzögerung. Mehr<br />
Glück hat die DB mit ihren 130 neuen<br />
Gravita-Rangierloks, deren Auslieferung <strong>2013</strong><br />
planmäßig abgeschlossen sein dürfte. Nachdem<br />
nun die „Hamster(backen)“ der Baureihe<br />
442 nach und nach ihre Zulassungen erhalten,<br />
sollte auch dem Einsatzbeginn der<br />
silbergrauen Exemplare für die S-<strong>Bahn</strong> Mitteldeutschland<br />
nichts mehr im Wege stehen.<br />
Als völlig neue Baureihe wird <strong>2013</strong> der S-<br />
<strong>Bahn</strong>-Triebwagen 430 auf deutschen Gleisen<br />
erwartet. Er könnte als Ergebnis gewonnener<br />
Ausschreibungen dem „Heiligen ET“ der Baureihe<br />
420 ziemlich plötzlich den Garaus machen,<br />
die in Frankfurt am Main und Stuttgart<br />
wohl ihren Abschied nehmen. Gespannt darf<br />
man auch auf die Premiere der „Mehrmotorlok“<br />
245 sein, die in Mühldorf, Kempten und<br />
Frankfurt (Main) dem klassischen DB-Diesel<br />
218 Konkurrenz machen soll. Und ob den<br />
nordbayerischen „Spagettischaukeln“ der Baureihe<br />
610 Ende <strong>2013</strong> ein Abgang droht, bleibt<br />
abzuwarten: Durch überzählige 612er-Triebzüge<br />
müssen die Ur-Pendolini schon im Dezember<br />
2012 zumindest Einbrüche in ihre<br />
Einsatzpläne hinnehmen. Spannend bleibt zudem<br />
die Frage, wie sich der Bestand der Elloks<br />
103, 110, 139/140, 180 und 181 entwickelt.<br />
Neues bei den Strecken<br />
Schon jetzt läuft die Elektrifizierung Reichenbach<br />
– Hof, die Ende 2012 wohl bis Plauen<br />
kommt und Ende <strong>2013</strong> Hof erreichen soll.<br />
Für den Juni vorgesehen ist die Eröffnung der<br />
elektrifizierten Münstertalbahn im Schwarzwald,<br />
einer elf Kilometer langen Privatbahnstrecke,<br />
auf der die Südwestdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft<br />
dann mit zwei Elektro-<br />
Talenten fahren will. Für den gleichen Fahrzeugtyp<br />
vorgesehen, jedoch ein wenig länger<br />
und Ende <strong>2013</strong> am Start ist das bereits angesprochene<br />
Mitteldeutsche S-<strong>Bahn</strong>-Netz. Dessen<br />
Herzstück, der Leipziger City-Tunnel,<br />
liegt quasi parallel zu Auerbachs Keller unter<br />
der guten Stube der Messestadt (und sollte eigentlich<br />
schon 2006 eröffnet werden). Es<br />
bleibt jedenfalls nicht die einzige Wühlarbeit<br />
der <strong>Bahn</strong>, gibt es da doch zum Beispiel noch<br />
Stuttgart 21 ... Während das noch einige Jahre<br />
dauert, will die DB Ende <strong>2013</strong> die sanierte<br />
ICE-Strecke Bitterfeld – Halle wieder in Betrieb<br />
nehmen. Bitter fällt dabei ins Gewicht,<br />
dass die auszutauschenden, da verrosteten Y-<br />
Schwellen erst wenige Jahre alt sind.<br />
Derweil schreitet die Elektrifizierung der<br />
deutschen Hochrheinstrecke auf dem Gebiet<br />
des Schweizer Kantons Schaffhausen mit einjähriger<br />
Verzögerung gut voran und soll nun<br />
im Herbst <strong>2013</strong> abgeschlossen sein. Ende<br />
<strong>2013</strong> soll außerdem mit der Strecke Selb –<br />
Asch eine deutsch-tschechische Schienenverbindung<br />
mehr für Reisezüge zur Verfügung<br />
stehen. Noch länger währt der Neubau der Aller-Brücke<br />
bei Verden, mit dem die DB ungefähr<br />
in den Tagen, in denen dieses Heft erscheint,<br />
beginnen will. Aber nicht nur auf den<br />
Strecken tut sich was, ebenso im DB Museum<br />
Die Strecke über die Aller bei Verden bekommt<br />
eine neue Brücke südlich des heutigen<br />
Bauwerks. Im März 2012 nutzt der Regionalexpress<br />
noch den „alten“ Übergang<br />
Stefan Scheiba<br />
4
Nürnberg. Im April <strong>2013</strong> sollen der dortige<br />
Themenbereich auf die DB-AG-Zeit erweitert<br />
und die „Kinderabteilung“ neu gestaltet sein.<br />
Neues beim Betrieb<br />
Auf dem Wettbewerbsmarkt gibt es <strong>2013</strong> nur<br />
wenig Wechsel – einen der markantesten wohl<br />
im Regionalverkehr München – Rosenheim, wo<br />
Veolia mit dem Meridian (= FLIRT) die DB ablöst.<br />
Oft ist der künftige Betreiber aber der alte,<br />
etwa beim erwähnten S-<strong>Bahn</strong>-Netz der DB um<br />
Zwei neue Vergaben<br />
versprechen Spannung<br />
Halle und Leipzig oder bei der privaten Bayerischen<br />
Oberlandbahn, die weiter München mit<br />
dem Alpenvorland verbindet. Spannend sind die<br />
laufenden Verfahren, die <strong>2013</strong> zugeschlagen<br />
werden sollen, wie die Marschbahn zwischen<br />
Westerland auf Sylt und Hamburg oder das Sauerlandnetz<br />
südlich von Dortmund. Alleine bei<br />
diesen stehen insgesamt rund zehn Millionen<br />
Zugkilometer pro Jahr zur Vergabe an.<br />
Von derlei ist der Fernverkehr nicht betroffen,<br />
denn der verkehrt eigenwirtschaftlich.<br />
Was nicht verkehrt wäre, gäbe es da nicht<br />
manche Begleiterscheinung. Eine solche<br />
könnte der Fernbusbetrieb werden, denn noch<br />
ist unklar, wie sich dessen Liberalisierung auf<br />
die Besetzung der Züge im Land auswirkt, gerade<br />
abseits der ICE-Rennbahnen. Davon ungeachtet<br />
rollt ab August <strong>2013</strong> ein TGV auf der<br />
jüngst im Nahverkehr reaktivierten Strecke<br />
Müllheim – Mulhouse und verbindet Freiburg<br />
im Breisgau mit Paris. Der Bus hat da eher wenig<br />
Chancen; dreidreiviertel Stunden Reisezeit<br />
für fast 600 Kilometer Strecke sind eine Zeit,<br />
die auf der Straße wohl nur Sebastian Vettel<br />
schafft. Heiko Focken/Max Esser<br />
Fröhliche Unterhaltung am Regionalexpress in Dessau. Ob DB Regio im neuen Jahr seine Einsatzgebiete<br />
ausweiten kann?<br />
Veselin Kolev<br />
Silber tragen die Talent 2 für das Mitteldeutsche S-<strong>Bahn</strong>-Netz. Außerdem erhalten sie eine abweichende<br />
Baureihenbezeichnung als 1 442; im Bild 1 442 101<br />
Alois Hoffmann-Meier<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
5
Impressionen<br />
6
Das war 2012<br />
Das war 2012<br />
Themen und Trends des <strong>Bahn</strong>-Jahres<br />
Das alles beherrschende Ereignis gab es bei der<br />
Eisenbahn der letzten zwölf Monate nicht. Aber viele<br />
schrittweise Entwicklungen und die Erkenntnis, dass<br />
neben neuen Ansätzen alte Probleme weiter bestehen<br />
Der „Nostalgie-IC“ der DB bringt 2012 nochmals Fernverkehr im Stil<br />
der späten 70er- und frühen 80er-Jahre auf die Strecke Köln – Hamburg<br />
– Flensburg (Bild bei Appelhuelsen, 25. März). Zum Fahrplanwechsel<br />
im Dezember wird der Wochenend-Verstärkerzug dann auf<br />
normales Lok- und Wagenmaterial umgestellt<br />
Marcus Henschel<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
7
Impressionen<br />
Mit dem doppelstöckigen Elektrotriebzug KISS schickt die Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft<br />
einen Neuling in das deutsche Nahverkehrswesen – vorausgesetzt, das Fahrzeug erhält<br />
rechtzeitig die Betriebsgenehmigung. Hier ein KISS auf der InnoTrans, Sept. 2012 Uwe Miethe<br />
8
Neu im Fahrplanjahr 2011/2012 ist der<br />
private Nachtzug EN 452/453 Moskau –<br />
Berlin – Frankfurt (M) – Paris, in dem russische<br />
Schlafwagen und ab/bis Warschau ein<br />
polnischer Speisewagen fahren. Bei einer<br />
Umleitung passiert der Zug mit der Ellok<br />
120 143 Berlin-Ostkreuz Sebastian Schrader<br />
Neu im Fahrplanjahr 2012/<strong>2013</strong> sind die modernisierten IC-Wagen der DB, hier ein Blick in<br />
den Bistro-Wagen. Die Wagen fahren zuerst auf der Strecke Hamburg – Köln – Stuttgart<br />
DB/Rainer Garbe<br />
Am Start – vor dem Abschied<br />
Das Jahr 2012 wartet mit neuen Fahrzeugen<br />
und Zugverbindungen auf, gleichzeitig rückt<br />
das Dienstende einiger Oldtimer näher. Das<br />
DB Museum übernimmt die Elloks 111 001<br />
und 140 423 sowie die Diesellok 294 001 als<br />
Exponate. Wenn das mal kein Omen ist ...<br />
Eine 218-Diesellok mit „Rot-Silberlingen“ –<br />
mancherorts noch Standard-Angebot der<br />
DB und im Januar/Februar 2012 auch als<br />
„Wintermärchen-Express“ Schelklingen –<br />
Kleinengstingen unterwegs Felix Löffelholz<br />
Am 1. Juni 2012 erhält der Lokomotiv-Abstellplatz Mukran auf der Insel Rügen wieder Zuwachs.<br />
Die 140 772 hat zwölf Schwesterloks und zwei 232er-Dieselloks im Schlepp, die in<br />
Mukran auf ihr weiteres Schicksal warten (Bild in Lietzow (Rügen))<br />
Uwe Miethe<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
9
Impressionen<br />
Zurück in die 80er heißt es am 28./29. Juli auf der Riesbahn<br />
Aalen – Nördlingen – Donauwörth: Bei einer bezahlten<br />
Kleingruppenfahrt schleppen die Krokodile 194 178<br />
und 194 192 Güterzüge (Bild: 194 178 in Wörnitzstein)<br />
Stefan Aldejohann<br />
10
Foto-Sonderzüge<br />
Raus aus dem Alltag<br />
Sehnsucht nach früher oder Freude an der Abwechslung? Im Jahr<br />
2012 erleben Foto-Sonderzüge abermals einen Boom. Längst sind<br />
es nicht nur Museumsbahnen, die ihre Fahrzeuge „wie einst“ auf<br />
die Strecke schicken. Auch Privatbahnen und die DB machen mit<br />
Neue Taktik beim Kreisligaspiel ASSV Horka (rot) gegen B/W Empor<br />
Deutsch-Ossig (blau): Deutsch-Ossig attackiert, während hinten Dampflok<br />
52 8080 mit ihrem Fotogüterzug abriegelt. Der Matchplan geht auf,<br />
Deutsch-Ossig gewinnt mit 3:0 (20. Oktober 2012)<br />
Marcus Benz<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
11
Impressionen<br />
Auf der Allgäubahn darf sich der 612 wieder als „Wackel-Dackel“ empfehlen; der Triebzug hat<br />
die Genehmigung für den Neigetechnikbetrieb zurück erhalten Felix Löffelholz Mal mehr, mal weniger einladend<br />
zeigen sich die <strong>Bahn</strong>höfe der DB.<br />
Der <strong>Bahn</strong>hof von Diepholz zählt zu<br />
den Schmuckstücken G. Riepelmeier<br />
12
Reisen mit der DB<br />
Der schnittige ICE 3 ist das Trumpf-As in<br />
den Karten von DB Fernverkehr; mit seinem<br />
Tempo macht er sogar den Fliegern<br />
Konkurrenz. Allerdings bremsen ihn 2012<br />
Langsamfahrstellen auf der Rhein-Main-<br />
Strecke zeitweise aus Stefan Scheiba<br />
Weil die Zulassung für die Triebzüge Talent 2 fehlte, fuhren bis Anfang 2012 Ersatzzüge mit<br />
143er-Elloks und Doppelstock-Wagen auf der Moselstrecke. Regionalbahn 12219 rollt soeben<br />
über die Doppelstockbrücke in Bullay<br />
Peter Güttner<br />
Reisen mit der DB<br />
Eine rasante Tour im ICE, unterwegs mit der<br />
(wieder zugelassenen) Neigetechnik oder eine<br />
Fahrt im Doppelstöcker: Die Deutsche <strong>Bahn</strong><br />
bietet viele Möglichkeiten, von A nach B zu<br />
kommen. Allerdings kostet das seit Fahrplanwechsel<br />
erneut auch etwas mehr ...<br />
Auf dem Weg von Norddeich Mole nach Dresden Hbf macht IC 2037 am 13. Juli in Leipzig Hbf<br />
Kopf. Ab 2014 sollen auf dieser Linie Doppelstock-IC zum Einsatz kommen Zeno Pillmann<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
13
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Seit September 2012 ist der Talent 2 als FrankenThüringenExpress im Einsatz; am 19. Oktober<br />
2012 befährt der Vierteiler 442 608 die Trogenbachbrücke in Ludwigsstadt Uwe Miethe<br />
Dienst auf dem 442<br />
Die erste Schicht<br />
Der Dienstplan der 442-Premiere Slg. Christian Gloël<br />
Lange mussten Kunden wie Eisenbahner auf den Talent 2 warten. Im Jahr 2012 rückte der<br />
Bombardier-Elektrotriebzug endlich in den Bestand von DB Regio. Stellt sich – neudeutsch<br />
verkürzt – die Frage: Kann der Nahverkehr ...? Ein Lokführer aus Oberfranken berichtet<br />
14
Talent 2<br />
Feuertaufe bestanden: Christian Gloël im Führerstand des 442 272 auf der Rückfahrt nach<br />
Bamberg mit RB 59349 am 27. Oktober 2012<br />
Slg. Christian Gloël<br />
Gleich geht’s los: 442 772 als Regionalbahn<br />
59342 am 27. Oktober 2012 abfahrbereit auf<br />
Gleis 3 im <strong>Bahn</strong>hof Lichtenfels Christian Gloël<br />
Schneetreiben bei der Premiere: 442 772 erreicht<br />
als RB 59342 den <strong>Bahn</strong>hof Probstzella<br />
(27. Oktober 2012) Christian Gloël<br />
Der Wetterbericht hat für die Nacht zum<br />
27. Oktober starke Schneefälle in den<br />
Höhenlagen der Mittelgebirge vorhergesagt.<br />
Es wird der erste Schnee des kommenden<br />
Winters. Auch mein Dienstplan sieht für<br />
diesen Tag eine Premiere vor: die erste Schicht<br />
mit dem Elektrotriebzug der Baureihe 442,<br />
dem Talent 2 von Bombardier. Dienstbeginn ist<br />
um 4:53 Uhr in Bamberg. Nach einer fünftägigen<br />
Ausbildung am Fahrzeug und zwei Tagen<br />
Ausbildung im Fahrbetrieb soll heute meine<br />
„Feuertaufe“ stattfinden, und zwar mit dem<br />
neuen Zug des FrankenThüringenExpress<br />
(FTX) im Einsatz. Dieses Filetstück im Ausschreibungsmarkt<br />
konnte DB Regio Nordost-<br />
bayern mit Sitz in Hof ergattern. Die mit dem<br />
FTX vergebenen Leistungen umfassen Regionalexpress-Züge<br />
in einem Netz zwischen Nürnberg,<br />
Sonneberg, Jena und Würzburg.<br />
Allerdings hat sich die für Sommer 2011 geplante<br />
Auslieferung der für den FTX vorgesehenen<br />
Fahrzeuge verzögert. Zulassungsprobleme<br />
mit der Software, lautete immer wieder die Begründung<br />
des Herstellers. Daraufhin hat die DB<br />
das geplante Betriebsprogramm des FTX mit einem<br />
Ersatzkonzept realisiert. Anstelle des 442<br />
fuhren verschiedene Altfahrzeuge, vom Silberling<br />
bis zum relativ modernen Doppelstockzug, von<br />
Elloks der Baureihe 111 bis zu jenen der Baureihe<br />
146. Für meine Kollegen in den Einsatzstellen<br />
Bamberg, Lichtenfels, Coburg und Sonneberg<br />
und für mich bedeutete dies den Einsatz auf<br />
und mit vielen unterschiedlichen Fahrzeugtypen.<br />
Seit dem 18. September 2012 nun wird das Ersatzprogramm<br />
Zug für Zug abgelöst durch den<br />
Einsatz der neuen Triebwagen. Zum Fahrplanwechsel<br />
am 9. Dezember 2012 soll das ursprünglich<br />
geplante Betriebsprogramm zwischen<br />
diesen Städten mit dem Flügeln des ET 442 in<br />
Bamberg – nach Würzburg und stündlich versetzt<br />
in Lichtenfels – nach Jena endgültig starten.<br />
Wechsel von 612 auf 442<br />
Auf mich warten bei meiner Dienstpremiere im<br />
Talent 2 Leistungen im Raum Bamberg – Lichtenfels<br />
– Saalfeld. Zu Beginn der Schicht mit der<br />
Nummer 4452 habe ich den RE 4998 von Bamberg<br />
nach Lichtenfels zu fahren. Noch steht der<br />
vertraute Dieseltriebzug 612 am Gleis 6 für diese<br />
Leistung bereit. Aber in Lichtenfels wartet auf<br />
Gleis 16 nicht mehr die 111 mit den beiden Redesign-Silberlingen<br />
(Wagen der Bauart Bn); die<br />
weitere Fahrt nach Saalfeld übernimmt 442 272.<br />
Trotz der intensiven Ausbildung mit anschließender<br />
Prüfung tritt wohl jeder Lokführer mit<br />
gemischten Gefühlen zur „Feuertaufe“ an. Ein<br />
gutes Dutzend verschiedener Lok- und Triebwagentypen<br />
habe ich in meiner Lokführerlaufbahn<br />
kennen gelernt. Da kam es schon vor, dass neue<br />
Fahrzeuge nicht den Erwartungen entsprochen<br />
Mit Bangen und Hoffen<br />
zur ersten Fahrt<br />
haben. So blicke ich mit Bangen und Hoffen auf<br />
meine erste Fahrt mit dem ET 442. Die Lokführerehre<br />
gebietet es, die gestellte Aufgabe zu meistern.<br />
Das hat sich seit der Zeit der schwarzen<br />
Männer auf der Dampflok nicht geändert.<br />
Die automatische Bremsprobe, der Test der Sicherheitseinrichtungen,<br />
ein Türencheck, ein<br />
Rundgang ums Fahrzeug. Alles läuft glatt. Um<br />
6:20 Uhr steht der Zug 59342 nach Saalfeld abfahrbereit<br />
am <strong>Bahn</strong>steig des Lichtenfelser <strong>Bahn</strong>hofs.<br />
Da ist sogar noch Zeit für ein Erinnerungsfoto.<br />
Und dann, 6:41 Uhr, ist Abfahrtszeit. Die<br />
freundliche Stimme des erfolgreich programmierten<br />
FIS-Gerätes (FahrgastInformationsSystem)<br />
begrüßt die Reisenden im FrankenThüringenExpress<br />
auf der Fahrt nach Saalfeld. Der<br />
„Hamster“ schnurrt gehorsam aus dem <strong>Bahn</strong>hof.<br />
Zögerlich, wie mit einem neuen Auto, beschleunige<br />
ich den Triebwagen. Ich rieche das „Neue“<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
15
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
HINTERGRUND – DER FTX UND SEINE (ERSATZ-)FAHRZEUGE<br />
Seit Ende 2002 gehört Bamberg als Einsatzstelle<br />
zum Standort Hof. Zwischenzeitlich<br />
änderte sich die Firmierung mehrmals,<br />
bis am 1. Oktober 2010 DB Regio Nordostbayern<br />
aus der Taufe gehoben wurde. Unter<br />
dieser Firmierung bewarb sich DB Regio in<br />
einer gemeinsamen Ausschreibung der Bayerischen<br />
Eisenbahngesellschaft (BEG) und der<br />
thüringischen Nahverkehrsservicegesellschaft<br />
(NVS) um den FrankenThüringenExpress. Am<br />
20. Januar 2009 bekam DB Regio den Zuschlag<br />
für den Betrieb des elektrischen RE-<br />
Netzes zwischen Nürnberg und Sonneberg mit<br />
stündlich versetztem Flügelbetrieb Richtung<br />
Würzburg und Jena sowie die Regionalbahnleistungen<br />
zwischen Bamberg/ Kronach und<br />
Saalfeld. Nach dem schmerzlichen Verlust<br />
des Dieselnetzes Oberfranken an die private<br />
<strong>Bahn</strong>gesellschaft agilis im Juni 2011 war dieser<br />
Gewinn eine Zukunftsperspektive für den<br />
traditionsreichen DB-Standort Bamberg.<br />
Im 442-Ersatzverkehr pendelten Doppelstockzüge mit der Baureihe 146 zwischen Sonneberg<br />
und Nürnberg. Am 30. April 2012 hat RE 4105 die Füllbachtalbrücke bei Grub am Forst unterquert.<br />
Das Bauwerk ist Teil der Neubaustrecke Nürnberg – Erfurt<br />
Christian Gloël<br />
Bunte Flotte aus dem Altbestand<br />
Die verzögerte Auslieferung der für den Franken<br />
-ThüringenExpress (FTX) vorgesehenen<br />
Züge der Baureihe 442 war die Ursache dafür,<br />
dass das Betriebsprogramm des FTX ohne<br />
Flügelbetrieb am 11. Dezember 2011 mit<br />
einer bunten Flotte aus dem Altbestand der<br />
DB Regio-Fahrzeuge an den Start ging. Zwischen<br />
Nürnberg, Bamberg und Würzburg<br />
verkehrten im Zwei-Stunden-Takt Doppelstockgarnituren<br />
mit Elloks der Baureihen 146 oder<br />
111. In der anderen Stunde rollten die Doppelstockzüge<br />
zwischen Nürnberg und Sonneberg.<br />
Der RE-Stundentakt nach Sonneberg<br />
wurde realisiert, indem zwei 612er-Dieseltriebzüge<br />
zwischen Bamberg und Sonneberg<br />
pendelten. Die Relation nach Jena wurde mit<br />
VT 612 zwischen der thüringischen Universitätsstadt<br />
und Lichtenfels hergestellt. Die<br />
Züge korrespondierten untereinander in Lichtenfels<br />
bzw. Bamberg und garantierten den<br />
Kunden dadurch das Anschlusskonzept des<br />
FTX. Die Regionalbahnverbindung Bamberg –/<br />
Kronach – Saalfeld wurde mit „roten Silberlingen“<br />
der Bauart Bn und Elloks 111 und 143<br />
gefahren. Die 143 fuhr auch Taktverdichter<br />
zwischen Lichtenfels/Coburg und Sonneberg.<br />
Mit dem Start des ersten FTX-Triebzugs 442<br />
als RB 59346 Bamberg – Pressig-Rothenkirchen<br />
wurde am 18. September 2012 der Anfang<br />
vom Ende des lokbespannten Betriebs in<br />
West-Oberfranken eingeläutet. Mit dem Fahrplanwechsel<br />
am 9. Dezember 2012 sind alle<br />
Regionalzüge in Bamberg und Umgebung „lokfrei“.<br />
Nach dem Wechsel von der Dampftraktion<br />
zur Diesel- und E-Traktion in Bamberg<br />
1967 markiert der Fahrplanwechsel 45 Jahre<br />
später den Zeitpunkt für einen weiteren Wechsel<br />
zur Triebwagentraktion. CHRISTIAN GLOËL<br />
Weiterer Ersatz für Talent 2 beim FTX: links ein 612 als RE Sonneberg – Bamberg kurz vor Lichtenfels bei Schney, rechts eine 111 mit n-Wagen<br />
als RB 59350 Lichtenfels – Saalfeld bei Michelau Christian Gloël (2)<br />
förmlich, ich höre die vertrauten Geräusche der<br />
eisernen <strong>Bahn</strong>. „Nächster Halt: Michelau“ tönt es<br />
aus dem Fahrgastraum. Der GPS-geführte Fahrplan<br />
meldet +2, also zwei Minuten Verspätung.<br />
Der Fahrplan kennt keine Gnade, keine Schonfrist<br />
und fordert Höchstgeschwindigkeit. Ich denke<br />
an die Wendezeit in Saalfeld – elf Minuten –<br />
und an die Worte meines Chefs: „FTX gleich<br />
Qualitätsversprechen“. Also gut. Türen zu, Schiebetritte<br />
einfahren. Diesmal führe ich den Joystick<br />
sachte, aber entschlossen bis zum Anschlag. Feuertaufe.<br />
Kein Spiel. Die acht Fahrmotoren mit zusammen<br />
etwa 3.000 Kilowatt Leistung beschleunigen<br />
den Zug auf 150 km/h. Man kann den<br />
ET 442 auch als Rennwagen bezeichnen. Das vergleichsweise<br />
niedrige Gesamtgewicht im Verhältnis<br />
zu der Leistung der Fahrmotoren lässt fast jeden<br />
lokbespannten Zug zurück.<br />
Fahrt in den Schnee hinein<br />
Neuses bei Kronach: Es beginnt zu schneien,<br />
mein Zug ist wieder im Plan. Das Herbstlaub<br />
auf den Schienen zusammen mit einsetzendem<br />
Regen oder Schnee gehört zu den gefürchteten<br />
Situationen eines jeden Lokführers, besonders<br />
auf einem Triebzug. Während man die Laufflächen<br />
der meisten Lokomotiven mit den Bremsklötzen<br />
„putzen“ kann, ist das bei scheibengebremsten<br />
Fahrzeugen wie dem ET 442 nicht<br />
mehr möglich. Scheibenbremsen und das niedrige<br />
Zuggewicht erfordern bei schlüpfrigen<br />
Schienen besonders sorgfältige Fahrweise, damit<br />
die Radsätze keine Flachstellen bekommen oder<br />
16
Talent 2<br />
Noch dient die neu eröffnete Werkstatt der DB Regio AG in Nürnberg-Gostenhof als Heimat eines bunten Fahrzeugparks. Schon bald wird diese<br />
Fahrzeugvielfalt durch die 442-Triebwagen der Nürnberger S-<strong>Bahn</strong> und durch die „Luxusversion“ dieser Baureihe für den FrankenThüringenExpress<br />
abgelöst werden. Aufnahme vom 13. April 2012<br />
Christian Gloël<br />
Der Talent 2 in anderen Einsatzgebieten: links als „Saxonia-Express“ Dresden – Riesa – Leipzig in Dresden Hbf, rechts auf der Moselstrecke<br />
Trier – Koblenz<br />
DB/Christoph Müller (l.), Stefan Scheiba (r.)<br />
der Zug dort stehen bleibt, wo er eigentlich<br />
nicht stehen sollte. Nun habe ich also die Möglichkeit,<br />
die Reibwerte des ET 442 zu testen.<br />
Unüberhörbar wechselt die Tonlage der Fahrmotoren<br />
beim Beschleunigen wie beim Bremsen.<br />
Das signalisiert mir, welche maximalen Zugoder<br />
Bremskräfte der Triebwagen auf die feuchten<br />
Schienen bringen kann.<br />
Aber der Zug ist vorbereitet: Ein offensichtlich<br />
sehr fein konzipierter elektronischer Gleitschutz,<br />
der beim Bremsen ein Blockieren der<br />
Radsätze verhindern soll, und eine ebenso gute<br />
Leistungsbegrenzung, die beim Anfahren auf<br />
schlüpfrigen Schienen ein Schleudern der Radsätze<br />
begrenzt, helfen dem Lokführer, auch bei<br />
witterungsbedingt schwierigem Zustand der<br />
Der Triebzug hilft dem<br />
Lokführer unterwegs<br />
Schienen sicher unterwegs zu sein. Zusätzlich<br />
steht dem Lokführer bei jeder Lokomotive oder<br />
auch bei jedem Triebzug eine Sandstreueinrichtung<br />
zur Verfügung, die im Extremfall den Reibwert<br />
zwischen Rad und Schiene wesentlich verbessert.<br />
In Pressig-Rothenkirchen bleiben die Flocken<br />
schon liegen. Auf dem Rennsteig, in Steinbach<br />
am Wald, auf fast 600 Höhenmetern weht der<br />
Herbstwind den Schnee von den Dächern und<br />
das Laub von den Bäumen. Zwischen den Gleisen<br />
liegt die weiße Pracht bis zur Schienenoberkante.<br />
Ich habe mich inzwischen vertraut gemacht<br />
mit dem ET 442. Und seine komplexe<br />
Elektronik ist offenbar auch mit mir zufrieden.<br />
Glücksgefühl. Es folgt Ludwigsstadt mit der<br />
Trogenbachbrücke, und als ich die Grenze zu<br />
Thüringen am Falkenstein überquere, sind meine<br />
Gedanken ganz kurz zurück in den 80er-Jahren,<br />
als ich im kleinen Grenzverkehr zum echten<br />
Plandampf im Muldetal oder im Harz hier<br />
eingereist bin. Damals war ich 17 und hatte<br />
Bammel vor der Grenzkontrolle, heute sitze ich<br />
im Führerstand. Nicht bis Probstzella, sondern<br />
bis Saalfeld. Keine Grenze, sondern Franken -<br />
ThüringenExpress. Irgendwie ein Märchen.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
17
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Am 18. September 2012 absolviert ein Talent 2 den ersten Planeinsatz im Netz des FrankenThüringenExpress. 442 305 kehrt als Regionalbahn<br />
59353 aus Pressig-Rothenkirchen zurück nach Bamberg und passiert gerade den <strong>Bahn</strong>hof Breitengüßbach<br />
Christian Gloël<br />
Das Schneetreiben wird stärker und der<br />
Funkruf des Probstzellaer Fahrdienstleiters holt<br />
mich zurück ins Jahr 2012: „Kollege, Du fährst<br />
zwischen Hockeroda und Saalfeld im Gegengleis<br />
wegen Bäumen und Ästen im Lichtraum.“<br />
Bei Kaulsdorf nimmt sich gerade ein<br />
Pünktlich auf die Minute<br />
ist der 442 am Ziel<br />
Mitarbeiter vom Netz der unter der Schneelast<br />
gebogenen Birken an. Ich grüße und gleite mit<br />
dem 442 in den Endbahnhof der Regionalbahn<br />
59342. Pünktlich auf die Minute.<br />
TALENT 2 – NEULING MIT STARTSCHWIERIGKEITEN<br />
In den letzten Jahren war der Bombardier-<br />
Triebzug Talent 2 ein Dauergast in den <strong>Bahn</strong>-<br />
Jahrbüchern. 2007 hatte die DB das Fahrzeug<br />
in großer Zahl bestellt (bis zu 321 Stück), der<br />
Einsatz sollte 2009 beginnen. Vorgesehen<br />
waren zwei- bis fünfteilige Versionen für zwölf<br />
Gebiete. Probleme mit der Zulassung durch<br />
das Eisenbahn-Bundesamt (u.a. wegen Mängeln<br />
bei der Fahrzeugsoftware) verzögerten<br />
aber den Betriebsstart erheblich. Sie führten<br />
im Frühjahr 2011 sogar zu einem Krisen ge -<br />
spräch mit Bundesverkehrs minister Ramsau -<br />
er und Vertretern von Bombardier bzw. der DB.<br />
Derweil standen bis zu 80 Fahrzeuge „auf<br />
Halde“, sechs wurden wegen Fertigungsmängeln<br />
vor der Abnahme verschrottet. Die DB<br />
wiederum musste umfangreiche Ersatzzugleistungen<br />
stellen. Im November 2011 rollten bei<br />
der S-<strong>Bahn</strong> Nürnberg die ersten Talent 2 – die<br />
Vierteiler – im Fahrgasteinsatz. Im Jahr 2012<br />
eroberten die 442 weitere Strecken, wobei es<br />
neue Rückschläge gab. Ein Überblick:<br />
März: Erste dreiteilige Talent 2 werden vom<br />
Eisenbahn-Bundesamt zugelassen.<br />
April: Erste fünfteilige Talent 2 werden vom<br />
Eisenbahn-Bundesamt zugelassen.<br />
07. Mai: Inbetriebnahme der ersten dreiteiligen<br />
Talent 2 (442.1) bei DB Regio Nordost im<br />
Werk Berlin-Lichtenberg; am 14. Mai Beginn<br />
des Probe-Planbetriebs.<br />
10. Mai: Indienststellung der vierteiligen Talent<br />
2 (442.2) in Aachen.<br />
10. Juni: Beginn des Plandienstes der Vierteiler<br />
442.2 als „Rhein-Sieg-Express“ Aachen –<br />
Siegen; erste Planeinsätze des Dreiteilers<br />
442.1 auf der Strecke Potsdam – Berlin Hbf –<br />
Berlin-Schönefeld Flughafen sowie im Raum<br />
Berlin/Cottbus.<br />
27. Juli: Alle 442 der Relation Aachen – Siegen<br />
werden wegen Problemen mit der Türblockierung<br />
vorübergehend abgestellt.<br />
18. September: Start des Franken-Thüringen-<br />
Express mit vierteiligen Talent 2.<br />
28. September: Talent 2 kommen auch zwischen<br />
Leipzig und Dresden im Einsatz.<br />
20. Oktober: Talent 2 kommen auch im Raum<br />
Cottbus im Einsatz.<br />
Oktober: Der Gesamtbetriebsrat von DB<br />
Regio kritisiert am Talent 2 undichte Führerstände,<br />
Mängel bei der Klimaanlage und laute<br />
Geräusche während der Fahrt. Bombardier sichert<br />
Nachbesserungen zu.<br />
26. November: Bombardier kann 22 Talent 2<br />
für Mittelhessen nicht liefern. Der dortige Einsatz<br />
zum Dezember entfällt, ein neuer Termin<br />
steht noch nicht fest. KONRAD ROTHZOLL/GM<br />
Richtungswechsel in Saalfeld<br />
Beim Wechsel des Führerstands halte ich mich<br />
penibel an die „sechs F“: Führerpult aktivieren,<br />
FIS einstellen, Funk programmieren,<br />
Fahrtrichtung wählen, Federspeicherbremse<br />
prüfen, Bremsprobe mit dem Fahr-/ Bremsschalter<br />
und die Einstellung der Fahrzeugdaten.<br />
Die Elektronik fordert Perfektion. Ich<br />
melde die Regionalbahn 59349 fahrbereit<br />
nach Bamberg. Der Fahrdienstleiter antwortet:<br />
„Da kommt noch der ICE auf dem Gegengleis<br />
entgegen und dann geht’s los.“<br />
Ich informiere die Fahrgäste über die Verzögerung,<br />
als mein Blick auf den Bildschirm fällt.<br />
Das Diagnosesystem meldet: „PZB/ATP mit<br />
Störschalter ausgeschaltet. Zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />
100 km/h.“ PZB steht für „Punktförmige<br />
Zugbeeinflussung“ und beim ET 442<br />
heißt das jetzt ATP – „AutomaticTrainProtection“.<br />
Früher war das ganz einfach die Indusi (Induktive<br />
Zugsicherung). Damals wie heute überwacht<br />
das System die Beachtung der Signale<br />
durch den Lokführer. Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
wer den Störschalter betätigt oder gar eingeschaltet<br />
haben soll. Im Störungskommentar des<br />
Diagnosegerätes lese ich: „Der Fahrzeugmagnet<br />
des Zuges befindet sich direkt über einem Streckenmagnet<br />
der PZB. Fahren Sie das Fahrzeug<br />
fünf Meter in eine Richtung und starten Sie die<br />
PZB/ ATP neu.“ Kaum zu glauben, denke ich<br />
und hole mir die Zustimmung beim Fahrdienstleiter,<br />
um den Zug fünf Meter bewegen zu dürfen,<br />
und starte das ATP neu. Tatsächlich, die Störung<br />
ist beseitigt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
aufgehoben. Ich bin begeistert von der Präzision,<br />
mit der das Diagnosesystem des ET 442<br />
Störungen erkennt und dem Lokführer Handlungsanweisungen<br />
gibt. Inzwischen rollt der ICE<br />
ein und mein Ausfahrtsignal zeigt Ks 1, Ausfahrt<br />
mit 60 km/h. Nach der Ankunft in Bamberg steht<br />
für mich fest: Wir haben die Feuertaufe bestanden.<br />
Der ET 442, seine Software und ich.<br />
Christian Gloël<br />
18
DB-Belegschaft<br />
Blick in das Werk<br />
Frankfurt-Griesheim,<br />
das auch die 407<br />
versorgt (l.), und Eröffnung<br />
einer neuen<br />
Ausbildungswerkstatt<br />
in Frankfurt<br />
(Main) am 23. August<br />
2012 (u.). Im<br />
Instandhaltungsbereich<br />
droht in den<br />
nächsten Jahren<br />
eine Überalterung<br />
Helmut Scheiba (l.),<br />
DB/Axel Stephan (u.)<br />
DB kontra Überalterung<br />
Jugend gesucht<br />
„Demografiemanagement“ heißt das Stichwort, unter dem die Deutsche <strong>Bahn</strong> eine Verjüngung<br />
ihrer Belegschaft anpeilt. Bereits heute sind 43 Prozent der Mitarbeiter über 50 Jahre alt. Aber<br />
zu welchen Initiativen ist der <strong>Bahn</strong>konzern bereit?<br />
Im Herbst 2012 brachte die Deutsche <strong>Bahn</strong><br />
eine große Befragung ihrer Mitarbeiter auf<br />
den Weg. Auf Fragebögen sollten sich diese<br />
zu ihrem Unternehmen äußern. Ganz<br />
gleich, welche Aspekte genannt werden – eine<br />
Angabe dürften die Auswerter, falls die Antworten<br />
repräsentativ sind, in jedem Fall registrieren:<br />
das tendenziell hohe Lebensalter.<br />
Unter den rund 550 bei der DB ausgeübten<br />
Berufen liegt der Altersdurchschnitt bei 46 Jahren,<br />
43 Prozent der Mitarbeiter sind über 50 Jahre<br />
alt. Eine alternde Gesellschaft; in den kommenden<br />
Jahren werden über 80.000 Mitarbeiter<br />
in den Ruhestand gehen. Das betrifft weniger<br />
den von der Öffentlichkeit gesehenen Personenverkehr,<br />
sondern hauptsächlich die technischen<br />
Berufe, zum Beispiel in der Instandhaltung<br />
und in den Werken. Ein Grund zur Sorge,<br />
denn mit dem Eintritt ins Rentenalter droht<br />
wertvolles Knowhow verloren zu gehen.<br />
Alte halten, Neue holen<br />
Darauf will die Deutsche <strong>Bahn</strong> mit ihrer Personalstrategie<br />
besser eingehen als es in der Ära<br />
das <strong>Bahn</strong>chefs Hartmut Mehdorn der Fall war.<br />
Jährlich werden 8.000 Menschen eingestellt,<br />
um die Fluktuation (den Abgang wegen des<br />
Alters oder aus anderen Gründen) auszugleichen.<br />
Zu den Neuen gehören jeweils etwa<br />
500 Personen jenseits der 50 Jahre. Die älteren<br />
und erfahrenen Eisenbahner will die <strong>Bahn</strong><br />
halten, so lange es geht, indem sie die Beschäftigung<br />
an den individuellen Berufs- und<br />
Verbesserungen hier,<br />
Stopp der Ausbildung da<br />
Lebensphasen orientiert. Dazu gehören in erster<br />
Linie Neuerungen bei den Beschäftigungsbedingungen,<br />
wie<br />
• flexible Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsort,<br />
auch Teilzeitmodelle, flexibler<br />
Übergang in die Rente<br />
• stärkere Orientierung der Dienstpläne an<br />
den Bedürfnissen der Mitarbeiter<br />
• bessere Sozialleistungen, etwa mit dem „Job-<br />
Ticket“, das auch in Eisenbahnunternehmen<br />
außerhalb der DB gilt<br />
• bessere Kinderbetreuungsangebote<br />
• bessere betriebliche Gesundheitsbetreuung<br />
• Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen.<br />
Ulrich Weber, seit 1999 Personalvorstand der<br />
Deutschen <strong>Bahn</strong>, blieb nicht verborgen, dass der<br />
langjährige Sanierungskurs bei den Mitarbeitern<br />
Spuren hinterließ. Erschöpfung stellte sich ein,<br />
auch – etwa im Zusammenhang mit der Datenaffäre<br />
– eine Vertrauenskrise zwischen Mitarbeitern<br />
und Führungskräften. Das gilt es zu<br />
beheben und die Bedingungen zu verbessern.<br />
Seit drei Jahren gibt es rund 100 Projekte zur<br />
Einsatzplanung, an denen 4.400 Eisenbahner<br />
beteiligt sind. Das Bewährte sollte im November<br />
2012 in die Zusatz-Tarifverträge mit den<br />
Gewerkschaften aufgenommen werden.<br />
Doch stellt sich auch die Frage, wie ernst die<br />
DB um neue Kräfte wirbt. Anfang 2012 kündigte<br />
sie an, bis <strong>2013</strong> insgesamt 10.000 neue<br />
Mitarbeiter einstellen zu wollen. Sie hätte dann<br />
296.000 Beschäftigte weltweit. Im Oktober<br />
kündigte DB Regio an, in Thüringen, Sachsen<br />
und Sachsen-Anhalt keine Lehrlinge einzustellen.<br />
In den Jahren zuvor sei weit über Bedarf<br />
ausgebildet worden. Eisenbahnberufe, gerade<br />
in technischer Hinsicht, erfordern<br />
langjährige Ausbildung und Praxis. Da stellt<br />
sich die Frage, ob solch pauschale Verlautbarungen<br />
wirklich das richtige Signal in Sachen<br />
„Nachwuchs“ setzen. Erich Preuß/MHZ<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
19
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Die Farbe ist Programm:<br />
Der (teilweise)<br />
grün lackierte<br />
Hybrid-Desiro der DB<br />
soll Energie und Ressourcen<br />
sparen und<br />
damit die Umwelt<br />
schonen. Hier als<br />
Ausstellungsstück<br />
auf der InnoTrans<br />
Uwe Miethe<br />
Hybrid-Desiro der Westfrankenbahn<br />
Neuland für die DB<br />
Filmmagazin<br />
Eisenbahn <strong>2013</strong><br />
A le Urheber- und Leistungsschutz rechte vorbehalten.<br />
Wer diesen Film ohne aus drückliche schriftliche<br />
Geneh migung vervielfältigt, ö fentlich vorführt,<br />
sendet, verleiht, vermietet oder sonstwie gewerblich<br />
nutzt, wird zivil- und strafrechtlich verfolgt.<br />
Inhalt<br />
• Innotrans 2012 in Berlin<br />
• DB-Lokveteranen im Einsatz<br />
• Tenderlok95 027 im Kasbachtal<br />
• Dampfloktage in Meiningen<br />
• Feier: 175 Jahre Eisenbahn in Österreich<br />
u.v.a.m.<br />
© <strong>2013</strong> by <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> VIDEO<br />
GeraMond Verlag; www.geramond.de<br />
Programm<br />
INFOgemäß<br />
§ 14<br />
JuSchG<br />
…mehr auf der beiliegenden<br />
Heft-DVD!<br />
Seit Fahrplanwechsel im Dezember können Fahrgäste auf der Westfrankenbahn von Aschaffenburg<br />
nach Miltenberg ein neues Fahrgefühl erleben. Die Strecke dient als Testlabor für eine<br />
neue Antriebstechnologie, die so neu gar nicht ist: den Hybridantrieb, eingebaut in einen Desiro<br />
Wer in den Triebzug 642 129+629<br />
steigt, wird sich womöglich über die<br />
Außenwerbung wundern. Die weist<br />
den Zug als „Hybrid“ aus. Geändert hat sich<br />
aber vor allem das Fahrgeräusch, da der Zug<br />
einen neuen Antrieb bekam. Der von Siemens<br />
als Desiro Classic gebaute Triebzug wurde<br />
2011/12 einem gründlichen Umbau unterzogen.<br />
Die beiden diesel-mechanischen Antriebsanlagen<br />
(2x275 kW) wurden durch zwei<br />
dieselelektrische Powerpacks von MTU ersetzt,<br />
mit denen die in Pkw schon gebräuchliche<br />
Hybrid-Technik nun auch auf der Schiene<br />
erprobt wird.<br />
Sauberer und sparsamer<br />
Während bei elektrischen Triebfahrzeugen<br />
schon seit Jahrzehnten die beim Bremsen wiedergewonnene<br />
Energie als Strom in die Fahrleitung<br />
rückgespeist werden kann (Nutzbremse),<br />
geht bei Dieselfahrzeugen diese in der Regel<br />
als Wärme an die Umgebung. Dabei werden<br />
Einsparpotenziale von bis zu 25 % des Kraftstoffverbrauchs<br />
„verschenkt“. Dies und der<br />
Wunsch, kommenden, schärferen Abgasnormen<br />
gewachsen zu sein, hat DB Regio und die<br />
MTU in Friedrichshafen zusammengebracht.<br />
Darüber hinaus ermöglicht der neue Antrieb ein<br />
emissionsfreies Fahren in sensiblen Bereichen,<br />
wie Tunnelbahnhöfen oder Wohngebieten.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, entschieden<br />
sich die Techniker von MTU für einen Hybrid-Antrieb.<br />
Das Fahrzeug kann alternativ<br />
oder parallel durch den Dieselmotor, aber<br />
auch aus einem neu installierten Lithium-Ionen-Akku<br />
elektrisch angetrieben werden, der<br />
Das neue, im Desiro verwendete „Powerpack“ besteht aus dem Dieselmotor<br />
mit Hilfsabtrieben, dem Kurbelwellenstartergenerator, der auch<br />
als Elektromotor zum Einsatz kommt, und dem Traktionsumrichter, der<br />
die Speisung und Entladung des Akkus übernimmt MTU/Slg. Vockrodt<br />
Ein wesentliches Problem bei der Umrüstung war die Notwendigkeit, die<br />
neuen Powerpacks exakt in den Unterflurkästen der bisherigen dieselmechanischen<br />
Antriebsaggregate unterzubringen. Auch deshalb sitzen<br />
die Lithium-Ionen-Akkus auf dem Dach des Fahrzeugs MTU/Slg. Vockrodt<br />
20
Hybrid-Desiro und weitere neue Technologien<br />
STICHWORT: WEITERE NEUE TECHNOLOGIEN – MULTIMOTOR UND LAST MILE<br />
Außer am Hybrid-Antrieb arbeitet die <strong>Bahn</strong>industrie<br />
aktuell an weiteren neuen Technologien.<br />
Im September 2012, bei der<br />
Fachmesse InnoTrans in Berlin, stellte Bombardier<br />
für seine TRAXX-Familie zwei neue Varianten<br />
vor:<br />
• die TRAXX P160 DE Multi-Engine und<br />
• die TRAXX F140 AC mit „Last Mile“<br />
Die „Multi Engine“ könne, so Bombardier,<br />
durch den Dieselelektroantrieb freizügig über<br />
Grenzen hinweg eingesetzt werden. Das Neue<br />
dabei: Statt eines Dieselmotors, der über<br />
einen Generator die vier Antriebsmotoren der<br />
vierachsigen Lok (Achsfolge Bo’Bo’) versorgt,<br />
verfügt jedes Radsatzpaar über einen eigenen<br />
Dieselmotor-Generator-Kühler-Satz. Vier Caterpillar-Motoren<br />
mit zusammen 2.252 kW dienen<br />
nun als Antrieb – die Motoren sind zuschaltbar,<br />
womit sich die Leistung besser den<br />
Anforderungen anpassen und Kraftstoff sparen<br />
lässt. Außerdem ist die Lok bei Ausfall<br />
eines Motors noch fahrfähig. Ein Nachteil<br />
aber könnten höhere Unterhaltungskosten<br />
sein. Die ersten 20 (von optional 200) Maschinen<br />
kommen Mitte <strong>2013</strong> als neue Baureihe<br />
245 bei DB Regio zum Einsatz; in<br />
Kempten, Mühldorf und Frankfurt sollen sie<br />
218er vor Doppelstockzügen ersetzen. Eine<br />
erste „Multi Engine“ alias 245 war auf der InnoTrans<br />
ausgestellt.<br />
„Last Mile“ – Elektro- und Diesellok in einem<br />
Die zweite Neuheit, „Last Mile“, schließt eine<br />
Lücke im Programm: Da die meisten Güteranschlussgleise<br />
nicht elektrifiziert sind, müssen<br />
die letzten (und ersten) Kilometer einer Güterzugfahrt<br />
immer mit einer Diesellok gefahren<br />
werden, bevor die Ellok den Zug übernehmen<br />
kann. Das will Bombardier mit der neuen Lok<br />
ändern. Sie ist eine konventionelle elektrische<br />
Wechselstrom-Ellok des Typs F140 AC<br />
(entspricht der DB-185), besitzt aber zusätzlich<br />
einen kleinen Dieselmotor (180 kW) und<br />
dazu eine Speicherbatterie, um ohne Oberleitung<br />
fahren zu können. Die Last Mile soll in<br />
der Lage sein, Züge von 1.800 Tonnen auf<br />
kurzen Strecken ohne Fahrdraht anfahren und<br />
befördern zu können. Ein Praxistest steht<br />
noch aus; erste Probefahrzeuge waren bereits<br />
auf Fachmessen zu besichtigen.<br />
DR. STEFAN VOCKRODT/GM<br />
Technologie-Neuheiten von Bombardier: „Multi-Engine“-Lok 245 (l.) und eine Studie der „Last Mile“ (r.)<br />
Uwe Miethe (l.), Bombardier<br />
zudem die beim Bremsen zurückgewonnene<br />
Energie aufnimmt. Die in der Batterie gespeicherte<br />
Energie dient auch zur Versorgung der<br />
elektrischen Hilfsverbraucher im Fahrzeug.<br />
Die beiden neuen dieselelektrischen Powerpacks<br />
bestehen aus einem 315-kW-Dieselmotor,<br />
der die Abgasnorm EU III B (für Schienenfahrzeuge)<br />
erfüllt, einem Kurbelwellenstartergenerator<br />
(KSG) und dem Traktionsumwandler<br />
(TRU), die unterflur anstelle der bisherigen Antriebsaggregate<br />
eingebaut werden. Zur Reduktion<br />
der Stickstoffoxid-(NOx-)Emissionen haben<br />
die Antriebsanlagen noch selektiv arbeitende Katalysatoren<br />
(SCR) erhalten.<br />
Insgesamt erlaubt die neue Antriebsanlage<br />
• Dieselmotorantrieb für normalen Fahrbetrieb<br />
• Lastpunktanhebung des Dieselmotors zur<br />
optimalen Motorauslastung (schnellere Beschleunigung,<br />
Akku-Aufladung)<br />
• kombinierten Betrieb von Diesel-/Elektromotor<br />
für erhöhte Leistung (Booster, Beschleunigen)<br />
• reinen Elektroantrieb für besonders leisen<br />
und schadstoffarmen Betrieb<br />
• Bremsenergie-Wiedergewinnung zum Aufladen<br />
der Batterie.<br />
Der Umbau wurde ab Mai 2011 im DB Werk<br />
Kassel durchgeführt. Neben der neuen Antriebsanlage<br />
erhielt das Fahrzeug auch eine neue, mit<br />
Kohlendioxid als Kältemittel betriebene Klimaanlage<br />
und wurde im Inneren leicht modernisiert.<br />
Ende 2012 beginnt der<br />
Härtetest für den Hybrid<br />
Die neuen Litihium-Ionen-Akkus sind dagegen<br />
auf dem Dach des Fahrzeugs untergebracht.<br />
Sie versorgen auch das Niederspannungsbordnetz<br />
des Dieseltriebzugs. Solche Akkus sind heute<br />
Standard in Mobiltelefonen, Laptops oder Taschenlampen.<br />
Sie finden zunehmend für<br />
Elektro-Pkw, Pedelecs und nun Schienenfahrzeuge<br />
Verwendung. Sie bieten bei kompakter<br />
Bauweise und geringem Gewicht hohe Speicherkapazität<br />
und hohe Leistung. Die Montage<br />
auf dem Dach bietet auch den Vorteil der besseren<br />
Kühlung der Akkus durch den Fahrtwind.<br />
Die Teststrecke<br />
Die Teststrecke für den Hybrid-Desiro,<br />
Aschaffenburg – Miltenberg, wurde ausgesucht,<br />
weil sie auf ihren 37 Kilometern Länge<br />
mit 14 Zwischenhalten häufiges Bremsen<br />
und Wiederanfahren erfordert. Zusätzlich ist<br />
die Trasse kurven- und neigungsreich – optimale<br />
Bedingungen also für eine Härteerprobung<br />
des neuen Antriebs, die mit Fahrplanwechsel<br />
2012/13 beginnen sollte. Zuvor<br />
wurde der Zug dem Fachpublikum auf der Innotrans<br />
2012 präsentiert.<br />
Ist auch dieser 642 der erste Zug in Deutschland,<br />
der im Fahrgastbetrieb mit Hybrid-Antrieb<br />
läuft, so ist das Prinzip selbst für Schienenfahrzeuge<br />
nichts wirklich Neues. Im<br />
Nahverkehrsbereich fahren im Großraum Kassel<br />
wie in Nordhausen auf den Gleisen der Straßenbahn<br />
und der DB bzw. der Harzer Schmalspurbahnen<br />
seit rund acht Jahren gerne als<br />
Hybrid-Züge bezeichnete Triebwagen. Bei ihnen<br />
läuft der Abtrieb allerdings alternativ, das<br />
heißt, elektrisch unter Fahrdraht und mit Dieselmotor<br />
auf den nicht elektrifizierten Strecken.<br />
Aber auch die im 642 realisierte Hybridtechnologie<br />
ist länger bekannt und in Gebrauch: Seit<br />
einigen Jahren baut Alstom in Stendal aus früheren<br />
Reichsbahn-V-100 Hybrid-Rangierloks. Diese<br />
Technik wird in anderen Ländern, vor allem<br />
den USA, seit rund zehn Jahren angewandt, da<br />
im Rangieren besonders häufig Leerlaufverluste<br />
durch die Dieselmotoren entstehen und daher<br />
hohe Treibstoffkosten anfallen. Vossloh bietet seine<br />
Rangierloks der G6-Serie inzwischen mit Hybrid-Antrieb<br />
an und die Schweizerischen Bundesbahnen<br />
beziehen derzeit eine Serie von<br />
Hybrid-Kleinloks (Eem 923), die unter Fahrdraht<br />
wie mit Dieselmotor fahren. Einen Unterschied<br />
gibt es aber doch: Bei den Beispielen handelt es<br />
sich um Neufahrzeuge, der 642 dagegen wurde<br />
umgebaut. Mit dem Projekt will die DB auch<br />
prüfen, ob eine kostengünstige Umrüstung von<br />
Fahrzeugen möglich ist.Dr. Stefan Vockrodt<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
21
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Am 12. März 2012 laufen die Abrissarbeiten am Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs (Bildmitte). Eine Maßnahme, die für die Hallenkonstruktion<br />
noch einige Nachbesserungen nach sich ziehen wird<br />
Benjamin Beytekin/picture-alliance/dpa<br />
Neues von Stuttgart 21<br />
Das bestgeplante Projekt?<br />
Nach dem Volksentscheid 2011 sah es so aus, dass in Sachen Stuttgart 21 alles gesagt sei.<br />
Der Tunnelbahnhof kommt, basta. Im Prinzip stimmt das auch. Aber die Bauarbeiten offenbaren<br />
unerwartete Mängel, vor allem für den laufenden Betrieb<br />
Es gibt Leute in Stuttgart, die warten<br />
schon gespannt auf einen stürmischen<br />
Tag. Dann nämlich könnte es spannend<br />
werden am Hauptbahnhof. Ab Windstärke 8<br />
muss der Zugverkehr dort ruhen. Eine der<br />
wichtigsten Drehscheiben im DB-Netz und<br />
kein Zug rollt. Geht das überhaupt?<br />
Offene Flanken im Hauptbahnhof<br />
Zumindest scheint es dringend erforderlich.<br />
Denn während die Deutsche <strong>Bahn</strong> stolz von<br />
ihrem „bestgeplanten Projekt“ spricht, zeigt<br />
der Bau des Tunnelbahnhofs in der badenwürttembergischen<br />
Landeshauptstadt mittlerweile<br />
offene Flanken. Und das sogar wortwörtlich:<br />
Für die Untergrundstation wurden<br />
bis zum Frühjahr 2012 die beiden Seitenflügel<br />
des oberirdischen Hauptbahnhofs abgerissen.<br />
Die markante Hallenkonstruktion steht<br />
seitdem ziemlich nackt da. Unterstützt wird<br />
der Eindruck dadurch, dass man, um die<br />
Ramm- und Erdarbeiten vorzubereiten, sicherheitshalber<br />
sämtliche Glaselemente aus<br />
der <strong>Bahn</strong>hofshalle herausnahm. Noch wichtiger:<br />
Die Statik der Halle ruht nun nicht<br />
mehr in sich. Sie musste eilig mit gewaltigen<br />
Betonelementen beschwert und abgefangen<br />
werden. Das hilft im Normalfall, also bei wenig<br />
Wind. Frischt die Brise dagegen auf, könnte<br />
die Angriffsfläche, welche die Halle bietet,<br />
zum Problem werden. Aus Sorge vor herabfallenden<br />
Bauteilen greift dann die Regel: Betriebseinstellung<br />
ab Windstärke 8.<br />
Doch auch schon bei Windstille wirkt sich<br />
der Bau des Tunnelbahnhofs auf den Zugverkehr<br />
aus. Die Betonelemente zur Stabilisierung<br />
finden sich auf den Schienen des Gleises 8; dort<br />
halten die Züge nun planmäßig weit außerhalb<br />
der Halle und fordern von den Fahrgästen einen<br />
längeren Anmarsch. Böse Zungen sagen,<br />
da könnten die Reisenden schon einmal üben,<br />
wie es ihnen nach Herausschieben der <strong>Bahn</strong>steige<br />
um 120 Meter demnächst auf allen Gleisen<br />
ergehen wird. Das Verschieben braucht es,<br />
um die nächste Etappe im Bau des Tiefbahnhofs<br />
angehen zu können. Immerhin haben die<br />
Fahrgäste einen zeitlichen Aufschub bekommen,<br />
denn wann herausgeschoben wird, ist<br />
völlig offen. Bei den Planungen entdeckte man<br />
unter den Gleisen des Hauptbahnhofes noch<br />
jede Menge alte Gepäcktunnel, Diensträume<br />
und andere Katakomben. Deren Statik könnte<br />
dem neuen Querbahnsteig nicht gewachsen<br />
sein. Sieht so eine gute Planung aus?<br />
22
Stuttgart 21<br />
Gleich drei Mal entgleiste<br />
2012 ein IC<br />
auf den neu angeordneten<br />
Gleisen im<br />
Hauptbahnhofsvorfeld.<br />
Nach dem Unglück<br />
vom 29. September<br />
(r.) waren<br />
umfangreiche Zugumleitungen<br />
nötig,<br />
die Ausfahrt aus<br />
dem <strong>Bahn</strong>hof wurde<br />
für geschobene<br />
Züge neu geregelt<br />
(l.) M. Murat/picture-alliance/dpa<br />
(r.), Slg. GM (l.)<br />
Der <strong>Bahn</strong>betrieb 2012 deckte noch mehr<br />
Mängel auf. Baubedingt bekam das Gleisvorfeld<br />
des <strong>Bahn</strong>hofs eine neue Gleisgeometrie –<br />
und ein Problem. Gleich drei Mal hob es dort<br />
einen Intercity aus den Gleisen, immer an der<br />
gleichen Stelle, im engen Bogen vor Gleis 10.<br />
Erstmals betraf das am 24. Juli 2012 den geschobenen<br />
IC 2312 nach Hamburg, bei dem<br />
der 27,50 Meter lange Speisewagen entgleiste.<br />
Am 29. September 2012 war es der gleiche<br />
Zug mit dem gleichen Wagen. Und als die DB<br />
dem Eisenbahn-Bundesamt am lebenden Objekt<br />
beweisen wollte, dass diese Doppelung<br />
nur ein Zufall sei, wurde bei Testfahrten am<br />
Morgen des 9. Oktober 2012 zum dritten Mal<br />
der Speisewagen ausgehebelt. Die Lösung:<br />
Gleis 10 wurde komplett gesperrt.<br />
Diese Änderungen – Gleis 8 hinten, Gleis 10<br />
gar nicht – wirbeln auch den Fahrplan durcheinander.<br />
Immer wieder werden Züge auf andere<br />
Gleise verlegt, Anschlüsse vis-à-vis sind<br />
nicht unbedingt gewährleistet. Und das stellt<br />
wohl erst den Anfang dar. Spannend wird es,<br />
wenn vor dem Ausheben der Baugrube der zentrale<br />
Abgang von den (aus der Halle heraus verschobenen)<br />
Hallengleisen zum S-<strong>Bahn</strong>-Tiefbahnhof<br />
gesperrt wird. Täglich schieben sich<br />
dann Zehntausende Umsteiger durch die U-<br />
<strong>Bahn</strong>-Ebene und über schmale Treppenabgänge<br />
zur S-<strong>Bahn</strong> hinab. Dafür sind bis zu 15 Minuten<br />
Umsteigezeit vorgesehen. Ob das reicht?<br />
Apropos S-<strong>Bahn</strong>: Durch die wechselnde Gleisbelegung<br />
werden Regional- und Fernzüge im<br />
Zulauf auch auf der S-<strong>Bahn</strong> zugedachte Gleise<br />
gelegt – und bremsen diese aus. Bei allzu großen<br />
Verspätungen kann die S-<strong>Bahn</strong> wenigstens oben<br />
im geschmähten Hallenbahnhof wenden.<br />
Lücken in der Planung<br />
Wie viel Zeit der Bau des Tunnelbahnhofs in<br />
Anspruch nimmt, lässt sich bis dato nur schätzen.<br />
Nicht allein, weil unklar ist, ob die aktuell<br />
veranschlagten 4,5 Milliarden Euro ausreichen<br />
(der Risikopuffer ist dabei schon drin).<br />
Immer wieder tauchen auch Lücken oder<br />
Fehleinschätzungen in der Planung auf, die<br />
Große Betonelemente<br />
auf Gleis 8 sollen<br />
die glaslose <strong>Bahn</strong>hofshalle<br />
in Stuttgart<br />
stabilisieren. Ab<br />
Windstärke 8 reicht<br />
aber auch das nicht;<br />
dann muss der<br />
Betrieb eingestellt<br />
werden Urs Wyssli<br />
neue Vorbereitungen erfordern. Wie die Menge<br />
des für den Bau abzupumpenden Grundwassers,<br />
die zunächst mit drei Millionen Liter<br />
angenommen und 2012 innerhalb weniger<br />
Verzögerungen durch<br />
Fehleinschätzungen<br />
Monate auf fast sieben Millionen Liter korrigiert<br />
werden musste. Oder die Diskussion um<br />
den Brandschutz; die Räumzeiten im Brandfall<br />
an der Baustelle sind nach jetzigem Stand<br />
viel zu lang angesetzt.<br />
Nicht zuletzt lässt die DB für Stuttgart 21 erste<br />
Löcher in den Talkessel graben, während für<br />
einen Teil des Projekts noch die Regelung fehlt.<br />
Für den Filderbereich mit dem Flughafenanschluss,<br />
also den Anschluss des Tunnelbahnhofes<br />
Richtung Süden, gibt es bisher keine Planfeststellung.<br />
Im Extremfall entsteht ein Tunnel-<br />
Kopfbahnhof, der nach Süden mit zwei Stumpfgleisen<br />
in einer Tunnelröhre endet ... Ungeachtet<br />
dessen hält der <strong>Bahn</strong>konzern am Jahr 2020 für<br />
die Eröffnung des Tunnel-Durchgangsbahnhofs<br />
fest. So, wie es 2012 aussieht, wird es bis<br />
dahin noch einige stürmische Tage in Stuttgart<br />
geben. Nicht nur solche mit Windstärke 8.<br />
Urs Wyssli/Moritz Müller<br />
STICHWORT – START FÜR DIE NEUBAUSTRECKE WENDLINGEN – ULM<br />
Vor prominenten Gästen begann am 7. Mai nach aktuellem Stand 2,9 Mrd. Euro und soll<br />
2012 mit einem offiziellen Spatenstich bis 2020 fertig gestellt sein; die Fahrzeit<br />
der Bau des Anschlussprojekts zu Stuttgart<br />
21, der Strecke Wendlingen – Ulm. Unter anderem<br />
nahmen DB-Technikvorstand Dr. Volker<br />
Kefer und Baden-Württembergs Verkehrsminister<br />
Winfried Herrmann daran teil. Die<br />
Stuttgart – Ulm sinkt damit von 54 auf<br />
28 Minuten. Allerdings ist die Strecke, die<br />
parallel zur Autobahn 8 verläuft, mit bis zu<br />
35 Promille Steigung außer für Fernzüge nur<br />
für leichte Güterzüge bis zu 1.000 Tonnen<br />
60 Kilometer lange Neubaustrecke kostet Gewicht geeignet.<br />
MORITZ MÜLLER<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
23
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Dunkle Wolken über der S-<strong>Bahn</strong>: Verspätungen und Zugausfälle behinderten auch 2012 den Betrieb. Immerhin zählten die Elektrotriebzüge der<br />
Baureihe 485 zu den zuverlässigeren Vertretern im Berliner Bestand<br />
Sebastian Schrader<br />
Das Jahr Vier der Berliner S-<strong>Bahn</strong>-Krise<br />
Geduldsprobe, die nächste<br />
Wer geglaubt hatte, die Berliner S-<strong>Bahn</strong> käme im Jahr 2012 endlich ins Lot, musste sich bald<br />
eines Besseren belehren lassen. Wiederum gab es Störungen und Probleme im Betriebsablauf,<br />
Verspätungen und Zugausfälle. Die Gründe dafür sind vielfältig. Und schwer zu lösen<br />
Der ICE aus Basel kommt pünktlich auf<br />
Gleis 1 des Berliner Ostbahnhofs an.<br />
Schnell zum S-<strong>Bahn</strong>steig, die S 7 nach<br />
Ahrensfelde ist angezeigt. Doch es fährt die<br />
S 5 ein. „Dieser Zug endet hier… wegen einer<br />
Störung im Betriebsablauf … wir bitten um<br />
Verständnis.“ Nein, Verständnis hat man im<br />
Jahr Vier der S-<strong>Bahn</strong>-Krise nicht mehr. Inzwischen<br />
bittet die Bandansage um Entschuldigung.<br />
Und wieder kommt man wegen einer<br />
kleinen Störung später nach Hause.<br />
Zuschüsse weiter gekürzt<br />
Mit dem Abschluss der ersten neun Monate im<br />
Jahr 2012 hat der Berliner Senat als Besteller die<br />
Leistungen um 9,6 Millionen Euro gekürzt. Zugrunde<br />
gelegt wurden wiederum ausgefallene<br />
und verspätete sowie auch zu kurze Züge. Deshalb<br />
hat das Land der S-<strong>Bahn</strong> Berlin GmbH seit<br />
2008 insgesamt 140 Millionen<br />
Euro weniger überwiesen<br />
als vereinbart. Im<br />
Jahr 2011 waren es von der<br />
vereinbarten Summe von<br />
240 Millionen insgesamt<br />
46 Millionen Euro, die abgezogen<br />
wurden.<br />
Bei derartigen Meldungen<br />
platzt Peter Buchner,<br />
dem Sprecher der Geschäftsführung<br />
der S-<br />
<strong>Bahn</strong>, schon mal der Kragen.<br />
500 Viertelzüge<br />
standen im Sommer 2012<br />
dem Betrieb zur Verfügung. Damit war eine magische<br />
Zahl durchbrochen und das sei doch mal<br />
zu würdigen, so Buchner. Doch<br />
statt der benötigten 558 Viertelzüge<br />
fahren oft weniger als<br />
die avisierten 500. Der Verkehrsverbund<br />
Berlin-Brandenburg<br />
(VBB) errechnete im Mai<br />
2012 eine Pünktlichkeit von<br />
Inzwischen ist auch die Diskussion<br />
um das Eigentum an<br />
der S-<strong>Bahn</strong> entbrannt. Protestplakat<br />
gegen die Berliner S-<br />
<strong>Bahn</strong> GmbH am <strong>Bahn</strong>hof Ostkreuz,<br />
April 2012 Heiko Günther<br />
24
Berliner S-<strong>Bahn</strong> 2012<br />
Hinweise auf Zugschäden kennen viele Berliner inzwischen aus dem<br />
täglichen Erleben. Statt der benötigten 558 Viertelzüge kommen zeitweise<br />
nicht einmal 500 zum Einsatz<br />
Dieter Schmidt<br />
Am 21. August 2012 entgleiste ein S-<strong>Bahn</strong>-Zug in Berlin-Tegel. Das Stellwerkspersonal<br />
hatte zahlreiche Regeln missachtet und eine Weiche zu<br />
früh gestellt – Zeichen mangelnder Ausbildung<br />
Kay Nietfeld/dpa<br />
90 Prozent. Jeder zehnte Zug fiel aus oder war<br />
verspätet. Das war seinerzeit der wiederum<br />
schlechteste Wert seit 16 Monaten. Am 7. November<br />
2012 betrug er gar nur 87 %. Damit<br />
bleibt der Durchschnitt oft nur bei rund 92 %.<br />
Manche haben sich mit den Problemen der S-<strong>Bahn</strong><br />
abgefunden. Sie nutzen andere Verkehrsmittel<br />
Die Gründe sind vielfältig:<br />
• keine Triebfahrzeugführer sind eingeplant;<br />
• es gibt Fehler in der Fahrzeugbereitstellung;<br />
• es gibt Triebfahrzeugschäden und keinen Ersatz.<br />
So fallen täglich noch immer zahlreiche Züge<br />
in Einzel- oder Gesamtumläufen aus.<br />
Hinzu kommen die technischen Mängel an<br />
der Infrastruktur, von Rotausleuchtung in<br />
einem Gleisabstand bis zu Weichen- und Signalstörungen,<br />
aber vor allem die hohen Verspätungen<br />
durch verkürzte Wendezeiten an<br />
den Endbahnhöfen.<br />
Hoher Kranken- und Fehlbestand<br />
Einen weiteren negativen Höhepunkt gab es am<br />
Wochenende ab dem 9. November. Aufgrund<br />
fehlender Triebfahrzeugführer besteht bereits ein<br />
gekürztes Wochenendangebot, um Überstunden<br />
abzubauen. Doch neben vielen fehlenden<br />
Triebfahrzeugführern konnte man für ein Stellwerk<br />
keine Fahrdienstleiter gewinnen. Die S 2<br />
nach Bernau fiel aus. Es fuhren Busse.<br />
Der Krankenstand beim Personal ist seit Jahren<br />
hoch. Einfach gesagt, die <strong>Bahn</strong>er können<br />
nicht mehr. Die erhoffte Entlastung durch neu<br />
ausgebildete Triebfahrzeugführer seit März 2012<br />
kam erst ab dem Sommer zur Wirkung. Doch<br />
derzeitige „Fehlplanungen“ zeigen ein anderes<br />
Bild. Vor allem die S 75 nach Wartenberg ist von<br />
den Kürzungen betroffen. Bei Fußballspielen<br />
oder anderen Events im Westteil der Stadt wird<br />
sie nach Osten gebrochen, erreicht oft nicht den<br />
Endbahnhof. In dem dortigen Neubaugebiet hat<br />
man sich mit der Unzuverlässigkeit längst abgefunden<br />
und ist auf die Straßenbahn umgestiegen.<br />
Selbst im Berufsverkehr bietet die S-<strong>Bahn</strong><br />
Sitzplätze an. Das gab es vor fünf Jahren nicht!<br />
Die Entgleisung am 21. August 2012 in Tegel<br />
brachte die Frage nach der Sicherheit verstärkt<br />
auf die Tagesordnung. Unter einem ausfahrenden<br />
Zug wurde die Weiche zu früh umgestellt.<br />
Die Fahrdienstleiter missachteten zahlreiche Regeln.<br />
Offenbar richtete das Unternehmen zu sehr<br />
den Blick auf die Fahrzeuge. Die jährliche Fortbildung<br />
der Fahrdienstleiter weist für 2011 gravierende<br />
Fehlstunden auf. Der gesundheitsbedingt<br />
ausgeschiedene Leiter Betrieb hinterließ<br />
dort eine Lücke – auch das ein Fehlbestand im<br />
täglichen S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr.<br />
Problem Fahrzeuge<br />
Trotz besserer Wartung bleiben die Züge der<br />
Baureihe 481/482 das Sorgenkind. Der Winter<br />
mit Frost und Schnee fiel zwar nahezu aus, doch<br />
Tür-, Heizungs- und Antriebsstörungen waren<br />
weiter an der Tagesordnung. Teilweise wurden<br />
über Tage defekte Wagen mitgezogen. Außerdem<br />
testete die Werkstatt weiter am Gleitschutz<br />
– je Achse oder Drehgestell, war die Frage. Denn<br />
noch immer werfen die Züge automatisch<br />
Bremssand gegen das Schleudern ab, obwohl der<br />
Zug bloß in einer <strong>Bahn</strong>hofseinfahrt mit Steigung<br />
das Tempo reduziert. Gleisabschnitte werden<br />
dadurch versandet und verursachen zahlreiche<br />
Störungen an den Gleisfreimeldeanlagen.<br />
Als Übergangslösungen bestehen an den „Steigungen“<br />
Langsamfahrstellen, damit die Technik<br />
mit einer langsamen Fahrt „überlistet“ wird.<br />
Mit dem Spatenstich durch <strong>Bahn</strong>chef Rüdiger<br />
Grube und Peter Buchner im Frühjahr wird inzwischen<br />
für 6,5 Millionen Euro die S-<strong>Bahn</strong>-Betriebswerkstatt<br />
Friedrichsfelde weiter umgebaut,<br />
vor allem werden die Gleisanlagen erneuert. Man<br />
hat einen weiteren Schritt getan. Aber bis das verbesserte<br />
Werk der S-<strong>Bahn</strong> und ihren Fahrzeugen<br />
helfen kann, dürfte noch Zeit vergehen.<br />
Pech und Ärger<br />
Zu den von der S-<strong>Bahn</strong> selbst verschuldeten Problemen<br />
kommen unglückliche Vorkommnisse,<br />
die den Betrieb weiter belasten. Am 15. Dezember<br />
2011 fiel kurzzeitig die Stromversorgung für<br />
die Betriebszentrale aus. Ein Großteil der Züge<br />
stand unerreichbar auf der Strecke, denn auch<br />
beim Funknetz gab es Probleme. Stunden wurden<br />
benötigt, bis die Reisenden evakuiert waren<br />
bzw. andere, die nicht aussteigen durften, wieder<br />
die Gleise verließen. Einen Monat später<br />
blieb ein Zug in einem stromlosen Abschnitt am<br />
Ostbahnhof liegen. Das Abschieben und Evakuieren<br />
dauerte wiederum lange – und es lief ein<br />
Fußballspiel und es gab den Weihnachtsmarkt…<br />
Schließlich kommen nahezu täglich Notarzteinsätze<br />
am Zug dazu. Das zehrt an den Nerven der<br />
Beteiligten: Geschäftsführer Peter Buchner etwa<br />
beschwert sich über die Reisenden. Immer häufiger<br />
gebe es Verspätungen und Ausfälle durch erhöhtes<br />
Fahrgastaufkommen. Busse und U-<strong>Bahn</strong>en<br />
seien auch nicht besser. Immerhin ein<br />
Erfolgserlebnis hatte die Deutsche <strong>Bahn</strong>: Laut<br />
Medienberichten war ihre Schadensersatz-Klage<br />
gegen ehemalige S-<strong>Bahn</strong>-Führungskräfte im<br />
November 2012 erfolgreich; die DB erhielt demnach<br />
eine Entschädigung von rund elf Millionen<br />
Euro zugesprochen.<br />
Derweil geht die Geduld bei Kunden und<br />
Bestellern langsam zu Ende. Während Reisende<br />
nicht mehr glauben, dass eine Signalstörung<br />
alle Linien tangiert, handelte der Berliner<br />
Senat und formulierte die Ausschreibung<br />
zum Betrieb des S-<strong>Bahn</strong>-Rings ab 2017. Eine<br />
Strecke im freien Wettbewerb – das Ergebnis<br />
wird <strong>2013</strong> ermittelt. Dieter Schmidt/GM<br />
Ihre Prämie<br />
Noch mehr Auswahl unter<br />
www.bahn-extra.de/abo<br />
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<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
25
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Der Neue: Seit Juli 2012 gibt es den privaten „Hamburg-Köln-Express“; Veolia Verkehr führt den Betrieb. Weil das vorgesehene Zugmaterial,<br />
Wagen des österreichischen Triebzugs 4010, noch nicht einsatzbereit ist, fuhren verschiedene Garnituren. Im Bild das „Wochenend angebot“<br />
des HKX mit Taurus und Wagen der Nord-Ostsee-<strong>Bahn</strong> am 18. November, aufgenommen in Gelsenkirchen Hbf<br />
Oliver Strüber<br />
HKX und Nostalgie-IC<br />
Der Neue und der Alte<br />
Das gab es nur im Jahr 2012 und nur zwischen Köln und Hamburg: zwei völlig verschiedene<br />
Fernzüge auf einer Strecke. Hier der private Hamburg-Köln-Express, da der Nostalgie-Intercity<br />
der Deutschen <strong>Bahn</strong>. Hier ein Zug am Start, da einer vor dem Abschied. <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> nutzte die<br />
Gunst der Stunde und ist mit beiden mitgefahren<br />
HAMBURG-KÖLN-EXPRESS: privat unterwegs<br />
Das Angebot der Werbung klingt verlockend: Fahrpreise schon ab fünf<br />
Cent pro Kilometer, zu haben im HKX, dem Hamburg-Köln-Express.<br />
Am 23. Juli 2012 startete der private Mitbewerber der DB den Fernverkehrszug<br />
zwischen Alster und Rhein. Die Formel: In vier Stunden<br />
von Stadt zu Stadt. Viel schneller sind auch die IC der DB nicht. Was<br />
bietet der HKX, für sich gesehen und im Vergleich zur DB?<br />
Im Internet kann man sich vorab unter www.hkx.de über den Zug<br />
und die Angebote informieren. Erste Erkenntnis: Es gibt nur eine Wagenklasse.<br />
Und: Man kann die Fahrkarte gleich auf der Internetseite<br />
kaufen. Der Preis variiert je nach Buchungszeitpunkt und Auslastung,<br />
ist aber auf jeden Fall günstiger als der Kauf einer Fahrkarte direkt im<br />
Zug. Für Sonntag, den 18. November 2012, kostet die Fahrt mit dem<br />
HKX 1803 von Köln nach Münster 18 Euro, die Rückfahrt 23 Euro<br />
– klar, in der Gegenrichtung ist die Auslastung höher; es ist der erste<br />
HKX nach Süden an dem Tag. Allerdings kann man sparen: Der Preis<br />
für die Rückfahrt sinkt nochmals um zehn Prozent, sofern man Hinund<br />
Rückfahrt gleichzeitig bucht; das macht 20,70 Euro. Im Zug kostet<br />
die Rückfahrt 28 Euro. So oder so, der HKX bleibt unter der DB,<br />
die für diese Strecke 33 Euro verlangt. Und: Beim HKX ist eine Platzreservierung<br />
schon inbegriffen, die DB nimmt dafür vier Euro extra.<br />
Zugausfall? Nein, Sonderverkehr!<br />
Mit der Fahrkarte in der Tasche erwarte ich am Sonntagmittag „meinen“<br />
HKX. Es ist 11:50 Uhr, ich stehe zusammen mit geschätzten 50<br />
bis 60 Mitreisenden im Kölner Hauptbahnhof an Gleis 2. Gleich wird<br />
der HKX in die Halle rollen. Es knackt in den Lautsprechern, aha, jetzt<br />
wird der HKX angekündigt. Doch dann: „Sehr geehrte Reisende an<br />
Gleis 2, der HKX 1803 von Köln Hauptbahnhof nach Hamburg-Altona,<br />
planmäßige Abfahrt 12:01 Uhr, fällt heute aus. Ladies and<br />
26
HKX und Nostalgie-IC<br />
Der Alte: Offiziell zum Jubiläum „175 Jahre deutsche Eisenbahnen“ eingeführt, gab der „historische IC“ von DB Nostalgiereisen bis Dezember 2012<br />
auf der Strecke Köln – Hamburg (– Flensburg) sein Gastspiel. Dann stellte die DB die planmäßigen Fahrten im Stil der späten 70er-/frühen 80er-Jahre<br />
wieder ein. So stilrein wie IC 2417 am 6. März bei Haltern war das Zugpaar zum Schluss nicht mehr<br />
Marcus Henschel<br />
Rechts: Wagen des<br />
Alex halfen in der<br />
Anfangszeit beim<br />
HKX aus; am 24. Juli<br />
sind 182 530 und<br />
eine Schwesterlok<br />
mit dem Zug bei Essen-Kray<br />
unterwegs<br />
Marcus Henschel<br />
Slg. Oliver Strüber<br />
Gentlemen, …“ Und nun das Ganze noch einmal auf Englisch – Köln<br />
ist schließlich eine Weltstadt. Wie, was, der Zug fällt aus? Im gleichen<br />
Augenblick springt die elektronische Anzeigentafel um. Es erscheint<br />
die Ankündigung des HKX 1803 mit Abfahrtszeit, Laufweg und der<br />
durchlaufenden Anzeige „Zug fällt aus – train cancelled“. Na prima.<br />
Ich will mich schon abwenden, als sich ein zweiteiliger Triebzug nähert.<br />
Ersatz mit Desiro MainLine – nicht der<br />
Standard, aber immerhin ein Zug<br />
Es ist ein Desiro MainLine, den kennt man doch von der Mittelrheinbahn,<br />
oder? Genau. Groß steht „Sonderverkehr“ auf seinem Zugzielanzeiger.<br />
Und es klebt ein kleines blaues Schild hinter der Frontscheibe:<br />
HKX Köln – Hamburg-Altona. Also doch ein Zug!? Die<br />
Garnitur kommt am <strong>Bahn</strong>steig zum Stehen, die Druckpunkte für die Tür -<br />
entriegelung springen auf Grün um. Scheinbar will man uns einsteigen lassen.<br />
Kein weiterer Kommentar aus den Lautsprechern. Langsam ergrei-<br />
fen einige Wartende die Initiative, steigen ein. Kurz darauf ertönt eine junge<br />
Frauenstimme aus den Lautsprechern des Triebwagens: „Sehr geehrte<br />
Fahrgäste! Herzlich willkommen im Hamburg-Köln-Express! Bitte beachten<br />
Sie, dass in unserem Zug nur die HKX-Tickets gelten und wir andere<br />
Fahrkarten leider nicht anerkennen können. … Aufgrund von Wartungsarbeiten<br />
setzen wir heute für Sie einen Ersatzzug ein, daher sind Ihre<br />
Sitzplatzreservierungen nicht mehr gültig. Bitte suchen Sie sich daher selbst<br />
einen Sitzplatz aus. …“ Das Interieur ist für die Strecke Köln – Hamburg<br />
durchaus mutig, wurde doch ein Zug aus dem Regionalverkehr Köln<br />
– Mainz herangezogen. Aber auch wenn das nicht den angestrebten Standard<br />
darstellt, immerhin, der HKX fährt.<br />
Langsam rollt der Zug los, wir rumpeln über die Hohenzollernbrücke<br />
und nehmen bald darauf Fahrt auf. Das Beschleunigungsvermögen<br />
des Triebwagens ist hervorragend. Bei Düsseldorf-Benrath meldet sich die<br />
Zugchefin noch einmal über Lautsprecher zu Wort, verabschiedet sich<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
27
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Blick in die Garnitur der Nord-Ostsee-<strong>Bahn</strong>: Akzeptabel, aber nicht<br />
unbedingt gediegen geht die Fernreise Hamburg – Köln vonstatten.<br />
Der echte Fernzug lässt noch auf sich warten Oliver Strüber<br />
Sonderverkehr im Dienste des HKX: Ein Desiro MainLine der Mittelrheinbahn<br />
übernimmt am 18. November die Mittagsleistung Köln –<br />
Hamburg (Bild in Münster Hbf)<br />
Oliver Strüber<br />
freundlich von Aus- und Umsteigern, wünscht trotz des Regenwetters eine<br />
gute Weiterreise und einen schönen Sonntag. Diese individuelle Ansage<br />
wird sich vor den nächsten größeren <strong>Bahn</strong>höfen wiederholen. Auch<br />
kommt der Hinweis auf das provisorisch im ersten Wagen eingerichtete<br />
Verpflegungsabteil, wo es Getränke und kleine Snacks gibt. Übrigens, zu<br />
günstigen Preisen. Die Fahrkartenkontrolle wird wenig später nett und<br />
routiniert durchgeführt; Zeit für Fragen zu Fahrt und Angebot ist auch.<br />
Mit jedem weiteren Halt füllt sich der Zug, die Gepäckablagen über<br />
den Fenstern kriegen neue Taschen und Koffer. Und das Publikum?<br />
Bunt gemischt: Studenten, Familien, Alleinreisende, ältere Ehepaare<br />
– Menschen wie Du und ich. In Düsseldorf steigt eine dreiköpfige amerikanische<br />
Familie mit vier großen Koffern ein, der Zugbegleiter begrüßt<br />
sie auf Englisch und geleitet sie freundlich zum Platz. Service, der<br />
nicht selbstverständlich ist. Der HKX ist kein Zug für Arme, eher für<br />
Preisbewusste, die auf Annehmlichkeiten nicht verzichten wollen.<br />
Zurück mit der NOB<br />
Schnell verlassen wir hinter Recklinghausen das Ruhrgebiet Richtung<br />
Münsterland. Vor Buldern verliert der Zug vor einem Halt zeigenden<br />
Signal ein oder zwei Minuten, ist aber dennoch planmäßig in Müns-<br />
Slg. Heiko Focken<br />
NOSTALGIE-IC: der Vergangenheit auf der Spur<br />
Ein Freitagmittag in Köln Hbf: Auf rasselnden Drehgestellen schiebt<br />
sich die bullige Elektrolokomotive in die Halle. Rot-Beige kommt<br />
sie daher und bringt Wagen in Rot-Beige und Blau-Beige mit. Start zur<br />
Zeitreise, zum Ausflug in die späten 70er- oder 80er-Jahre, als der Intercity<br />
noch die Nummer eins war auf Deutschlands Schienen. Und<br />
das mittendrin im Betrieb der Deutschen <strong>Bahn</strong> 2012. Seit dem 18. Juni<br />
2010 hat die klassische IC-Komposition die <strong>Bahn</strong>freunde in freudigen<br />
Aufruhr versetzt. Aber nicht das 175. Jubiläum der<br />
Eisenbahn in Deutschland, wie es bei der DB hieß,<br />
brachte den Stein ins Rollen. Schlichter Wagenmangel<br />
war und ist der Anlass für diese außergewöhnliche<br />
Garnitur. Dass sich die DB aber der Exponate<br />
ihrer Nostalgiereise-Sparte bedient, hat<br />
selbst Kenner der Szene überrascht. Für den stilechten<br />
„Intercity 79“ ließ die DB unter anderem<br />
2.-Klasse-Abteilwagen aufarbeiten und rote Interregio-Wagen<br />
vom Typ Aimz in das für den Zug<br />
stimmige, wenngleich historisch nicht ganz astreine<br />
Blau-Beige umlackieren. Zuglok der Garnitur<br />
wurde – natürlich! – eine 103, das rot-beigerundliche<br />
Kraftpaket!<br />
Zum kleinen Fahrplanwechsel im Juni 2010 stellte<br />
die DB das Wochenend-Entlastungszugpaar<br />
IC 1806/1817 zwischen Köln und Hamburg auf<br />
doppelklassiges Intercity-Material der Zeit nach<br />
1979 um. Ab dem folgenden Fahrplan wurde der<br />
Laufweg des nun IC 2410/2417 genannten Zuges bis Flensburg erweitert.<br />
Wenngleich auf den Fahrplänen nicht dargestellt, so erhielt der Zug den<br />
Namen „Hanseat“.<br />
Einsteigen in den vertrauten Wagen<br />
Und so gediegen-historisch, wie der IC heißt, erscheint er mir auch. Kein<br />
Zischen kündigt die Türfreigabe an, keine blinkenden Druckknöpfe<br />
schauen mir entgegen. Stattdessen ein Messingtürgriff, hand-ergonomisch<br />
geformt, im 45-Grad-Winkel nach oben gebogen. Den muss man kraftvoll<br />
nach unten drücken, dann klappt die Drehfalttür halb in die Türöffnung<br />
zurück, fällt die unterste Trittstufe – klang! – in Position. Über<br />
drei Metallgitter-Trittstufen betrete ich den Wagen. Und schon bin ich<br />
mittendrin im „damals“: ein enger Einstiegsbereich mit Metallfußboden,<br />
links die Klotür, rechts die braunen Vierkant-Schränke „Ersatzteile“<br />
und „Wechselschilder“. Vorbei an der Tür zum winzigen Waschraum<br />
Mittendrin im „damals“ mit Abteilen,<br />
Stoffsitzen und Übersetzfenstern<br />
und durch eine Pendeltür betrete ich den Seitengang, der zwölf Abteile erschließt<br />
und selbst ein paar braune Klappsitze feilbietet. Immer noch gibt<br />
es diesen leicht staubigen Geruch, nach Zehntausenden <strong>Bahn</strong>kilometern<br />
im „Be-Em“-Wagen so vertraut wie der Geruch der eigenen Stube.<br />
Abteil 5 ist frei, ich trete ein. Fensterplatz in Fahrtrichtung, klar.<br />
Orange-braune, fast plüschige Stoffsitze mit breiten Armlehnen, darüber<br />
in zwei Ebenen Gepäcknetze in Messing-Optik, über jedem der<br />
sechs Sitze eine kleine Leselampe mit einer winzigen Glühbirne darin.<br />
Das ist sie, die vertraute Fernverkehrswelt von früher. Hier herrscht<br />
Gemütlichkeit. ICE ist irgendwann in ferner Zukunft – selbst wenn<br />
er gerade draußen auf dem Nachbargleis steht. So beginnt die Fahrt<br />
durch strahlende Wintersonne.<br />
Den Wind um die Nase wehen lassen und aus geöffnetem Fenster den<br />
Zug entlang schauen: Das ist Komfort Marke Nostalgie-IC, hier bei<br />
der Einfahrt in Hamburg Hbf<br />
Heiko Focken<br />
28
HKX und Nostalgie-IC<br />
Gar nicht so einfach, sich in Gelsenkirchen<br />
Hbf über den Privatbahn-Zug<br />
zu informieren: Der<br />
HKX-Abfahrtsplan ist ziemlich versteckt<br />
platziert. Kleine Hürde unter<br />
Konkurrenten? Oliver Strüber<br />
ter. 20 Minuten habe ich, dann<br />
trifft der Gegenzug ein. Er bietet<br />
wieder etwas Neues, nämlich das<br />
momentane Regelangebot für den<br />
Wochenendverkehr: eine angemietete Wendezuggarnitur der Nord-<br />
Ostsee-<strong>Bahn</strong> (NOB), bespannt mit einem schwarzen MRCE-Dispo-<br />
Taurus (Ellok ES 64 U2). Die Wagen sind für den Wochenendeinsatz<br />
prädestiniert: viel Platz für Kinderwagen, Fahrräder oder Rollstuhlfahrer,<br />
die ebenerdig in den Zug rollen können. Das braucht der HKX<br />
auch, denn er ist wieder gut gefüllt. Trotzdem finden Neuankömmlinge<br />
noch freie Sitze, die von den Zugbegleitern gern zu gewiesen werden.<br />
Die Sitzlandschaft liegt etwas unter dem gewöhnlichen DB-Fernverkehrskomfort<br />
der 2. Klasse: Mich erwarten blaue Stoffsitze in Großraumanordnung,<br />
durchaus akzeptabel, aber nicht unbedingt gediegen.<br />
Wieder ist die Schar der HKX-Reisenden bunt gemischt. Es gibt ein<br />
paar Fußballfans, junge Pärchen, Einzelreisende, Familien. Und wieder<br />
bemüht sich das Personal um freundliche Atmosphäre, sei es mit<br />
ÜBERBLICK: DAS HKX-ZUGANGEBOT Stand: 19.11.2012<br />
Hamburg – Köln<br />
Verkehrstage HH-Altona ab Köln Hbf an<br />
HKX 1800 Mo-Sa 06:35 10:57<br />
HKX 1802 Fr-So 11:37 15:57<br />
HKX 1804 Do-Sa 16:37 20:57<br />
Köln – Hamburg<br />
Verkehrstage Köln Hbf ab HH-Altona an<br />
HKX 1801 Fr-Sa 07:01 11:22<br />
HKX 1803 Mo-So 12:01 16:23<br />
HKX 1805 Fr-So 17:01 21:22<br />
HKX 1807 So 21:38 01:55<br />
Hilfestellung für die Reisenden oder durch pfiffige, individuell zugeschnittene<br />
Durchsagen.<br />
Das rückt den HKX trotz mancher Startschwierigkeit – zeitweise fielen<br />
Züge aus und es fuhren Busse – in ein letztlich positives Licht. Das<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt trotz Ersatzgarnituren, dazu gibt<br />
es freundlichen Service und saubere Züge. Mal abwarten, wie der „echte<br />
Betrieb“ aussieht, vor allem dessen Reisekomfort. Dann folgt die<br />
nächste Runde im Wettbewerb; auf die jetzige Privatbahn-Vorlage hat<br />
die DB mit dem modernisierten IC reagiert. Oliver Strüber/GM<br />
Neugierig trete ich nochmals in den Gang hinaus. Links eine Hand<br />
an den Fenstergriff, rechts eine Hand an den Fenstergriff. Metall im Hartplastikmantel,<br />
nicht dieses Gummizeug wie in den modernisierten Silberlingen<br />
oder im Interregio-Wagen. Leicht lässt sich das Fenster hinunterziehen,<br />
schon blicke ich nach draußen und lasse mir den Fahrtwind um die<br />
Nase wehen. Welch selten gewordenes Ritual. Rechts unter mir schlägt<br />
das Drehgestell, klackklack-klakaklaklack, während sich der „Hanseat“ über<br />
die Weichenstraßen aus dem <strong>Bahn</strong>hof windet.<br />
Aber die 103 darf Tempo machen, und auch der Nostalgie-IC kennt<br />
bei der Geschwindigkeit keine Kompromisse. Bis zu 200 km/h fährt er<br />
– wie der Intercity 1979 eben – und damit auch nicht langsamer als die<br />
anderen IC-Züge oder der ICE auf dieser Strecke. Auf der Rückfahrt<br />
sonntags von Flensburg nach Köln wird er gar zum Sprinter: Hamburg<br />
Hbf – Münster nonstop, ohne Halt in Harburg und Osnabrück und<br />
über die Umfahrung Bremens.<br />
Bevor es mit dem Fahrtwind zu ungemütlich wird, ziehe ich mich lieber<br />
ins behagliche Abteil zurück. Madame Rot-Beige vorne hat ihre acht Wagen<br />
bestens im Griff, nach Wiehengebirge und Mittellandkanal rennt sie mit<br />
ihrer Fuhre durch die norddeutsche Tiefebene. Ein Sprung über die Weser,<br />
in Bremen Hauptbahnhof kommen wir fast fünf Minuten zu früh an.<br />
Zurück zum normalen Intercity<br />
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 wird der „Hanseat“ aus dem<br />
Programm genommen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Im<br />
Fahrplan steht der Zug unverändert. Aber künftig wird er als ganz normaler<br />
Intercity über die Gleise jagen, nicht mit Nostalgie-Fahrzeugen, sondern<br />
mit Wagen wie in vielen Hundert anderen Intercitys, bespannt mit<br />
einer der üblichen Elloks, also 101 oder 120. Wobei: Die gute alte 103<br />
an der Zugspitze hat er schon im Herbst 2012 verloren, weil die Nostalgietochter<br />
der DB eine solche nicht zuverlässig bereitstellen konnte. Nach<br />
mehrmaligem Einsatz von 111ern oder gar 110ern zog DB Fernverkehr<br />
die Reißleine und übernahm die Bespannung der 80er-Jahre-Garnitur<br />
wieder selbst. Die Kündigung des Wageneinsatzes ging dann von der Nostalgiesparte<br />
aus. Zu optimistisch hat dieser Firmenteil die Kosten des substanz-zehrenden<br />
Einsatzes kalkuliert, die er der Fernverkehrsschwester im<br />
Konzern in Rechnung stellte. Eine nicht immer glückliche Vermarktung<br />
der Waggons, einige unverhältnismäßig aufwendige Vorgaben sowie fehlende<br />
Unterstützung im Unternehmen Deutsche <strong>Bahn</strong> AG taten ein Üb-<br />
riges. Regelmäßigen Benutzern blieb eine gewisse Vernachlässigung im<br />
Pflegezustand der Nostalgiewagen nicht verborgen. Eisenbahn ist eben ein<br />
teures Geschäft. So werden die zum Teil erst vor wenigen Jahren hauptuntersuchten<br />
Wagen zunächst einmal abgestellt.<br />
In Hamburg Hbf leert sich der Zug. Die Mutter mit der kleinen Tochter,<br />
die seit Bremen einen Heidenspaß an der Liegefläche zweier ausziehbarer<br />
Sitze hatte, verlässt das Abteil. Ich bleibe im Zug und erlebe den<br />
Endspurt, vorbei an der Binnenalster mit der Stadtkulisse und weiter<br />
Richtung Norden. Hinter Neumünster wird es langsam dunkel. Die große<br />
Leuchtstoffröhre hinter ihrer bauchigen Verkleidung an der Abteildecke<br />
ist ausgeschaltet, nur eine kleine Notbeleuchtung glimmt. Warm<br />
steigt von unten, rechts neben mir, die Wärme der Heizung auf. Ich lasse<br />
mich noch ein wenig tiefer in den Sitz rutschen. Angenehm ist es, bequem,<br />
einfach... schön! Reisen wie früher, vielleicht auch etwas verklärt.<br />
Die DB Fernverkehr AG muss unterdessen schauen, wie sie den Zug<br />
für <strong>2013</strong> „produziert“. Wie sie ihn mit Waggons ausstattet, die sie eigentlich<br />
gar nicht hat. Eines aber zeigt sich sonnenklar: Hier wurde eine<br />
Chance verpasst. Kein „seht her, was wir hier haben!“, eher der Mantel des<br />
Schweigens. Traute sich die DB nicht, den „alten IC“ offensiv zu bewerben?<br />
Oder hatte sie am Ende vielleicht Angst, Reisende an einen Komfort<br />
zu gewöhnen, den heute kein ICE mehr bietet? Heiko Focken/MHZ<br />
Seitengang mit Klappsitzen: Selbst was früher eher ein Notbehelf war,<br />
weckt heute sehnsüchtige Erinnerungen. Blick in einen 2.-Klasse-<br />
Wagen des Nostalgie-IC<br />
Heiko Focken<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
29
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
50 Jahre Fernschnellzug „Rheingold“ 1962<br />
Das Gold-Jubiläum<br />
Zum Sommerfahrplan 1962 trumpfte die Deutsche Bundesbahn mit dem neuartigen „Rheingold“-Fernschnellzug<br />
auf. Ein halbes Jahrhundert später erinnerte der Freundeskreis Eisenbahn<br />
Köln an den denkwürdigen Zug. Mit einer Museumsgarnitur und einer Sonderfahrt<br />
Fahrten mit den historischen „Rheingold“-<br />
Wagen aus mehreren Epochen gehören<br />
zu den begehrtesten <strong>Bahn</strong>reise-Angeboten<br />
im Touristikbereich. Dabei beschränken<br />
sich Themen, Traktion und Strecken keineswegs<br />
allein auf das Inland. Die Züge des<br />
„Freundeskreis Eisenbahn Köln“ und seiner Betriebsgesellschaft<br />
verbinden seit Jahrzehnten gelungene<br />
Traditionspflege und komfortables Reisen<br />
auf Europas Schienen. Und doch war 2012<br />
für den Verein ein besonderes Jahr, galt es doch,<br />
einen besonderen Zug zu würdigen.<br />
Vier neue Wagentypen 1962<br />
Anknüpfend an die Erfahrungen mit dem luxuriös<br />
ausgestatteten, von der Reichsbahn ini-<br />
tiierten Express der späten 20er-Jahre, hatte<br />
die Leitung der Deutschen Bundesbahn 1960<br />
ihr Zentralamt in Minden (Westf.) beauftragt,<br />
einen neuen, modernen Wagenpark speziell<br />
für den „Rheingold“ zu entwickeln. Diesen<br />
sah die DB als einen Zug, der, „aus der Zahl<br />
der Fernschnellzüge herausgehoben, eine gewisse<br />
Tradition verkörpert“. Die Fahrzeuge<br />
entstanden in der damals aktuellen Standardlänge<br />
von 26,40 Metern, waren erstmals für<br />
160 km/h konzipiert, mit Edelholzfurnierauskleidung,<br />
erstmals Klimaanlage und goldbedampften<br />
Fenstern ausgestattet. Zugleich<br />
berücksichtigten sie die zuvor mit den TEE-<br />
Triebzügen der Baureihe VT 11.5 gesammelten<br />
Erfahrungen.<br />
So entstanden zu Beginn der 60er-Jahre vier<br />
Wagentypen, alle in der 1. Klasse. Als Sitzwagen-<br />
Varianten gab es je einen Seitengangtyp mit neun<br />
Abteilen zu je sechs komfortablen Plätzen und einen<br />
Großraumwagen mit Mittelgang und<br />
16 Sitzreihen in der Platzaufteilung 2+1, das<br />
heißt, in Fahrtrichtung verstellbaren Neigesesseln.<br />
Der Clou war jedoch der Aussichtswagen, wie er<br />
bislang nur in Amerika („Dome Car“) und als<br />
„Panoramatriebwagen“ in Italien und Frankreich<br />
Verwendung fand. Für den „Rheingold“ erhielt<br />
die DB einen mit 22 Plätzen in einer erhöhten angeordneten<br />
verglasten Kuppel ausgestatteten Aussichtswagen;<br />
in diesem hatte man außerdem eine<br />
Bar, zwei sechssitzige Seitengang-Abteile, Gepäckraum,<br />
Zugsekretariat, Telefonkabine sowie<br />
30
Maschinen- und Geräteraum für die Klimaanlage<br />
untergebracht. Außergewöhnlich war auch der<br />
mit 48 Plätzen verhältnismäßig große, erste<br />
Nachkriegs-Neubau-Speisewagen für die Deutsche<br />
Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft<br />
(DSG), dessen Wirtschaftsteil zweistöckig ausgebildet<br />
wurde. Das verschaffte ihm den Spitznamen<br />
„Buckel“-Speisewagen. Bei der Traktion<br />
entschied man sich zunächst für eine Variante der<br />
bewährten E 10.1 (E 10 1239-1244), ehe als dauerhafte<br />
Lösung dieser Elloktyp mit der elegant<br />
wirkenden Windschneide zum Einsatz kam.<br />
Bereits im Sommer 1972 wurden die neuartigen<br />
Speisewagen (WR) nicht mehr in den<br />
DB-Spitzenzügen „Rheingold“ und „Rheinpfeil“<br />
eingesetzt. Vier Jahre später zog die<br />
Deutsche Bundesbahn auch die vielgerühmten<br />
„Dome Cars“ aus dem Regelverkehr und<br />
verkaufte sie als Splittergattung an private Reiseveranstalter.<br />
Der Freundeskreis Eisenbahn Köln (FEK),<br />
seit 1970 bekannter „Rheingold“-Traditionsträger,<br />
widmete sich fortan neben der Pflege des einzig<br />
verbliebenen Rollmaterials des Reichsbahn-<br />
Vorgängers aus den Jahren 1928/29 auch der<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Souvenir aus dem Original-„Rheingold“:<br />
ein<br />
Zugbegleiter der frühen<br />
60er-Jahre<br />
Slg. Jürgen Krantz<br />
Fast wie 1962: Am<br />
27. Mai 2012 surrt<br />
E 10 1239 mit dem<br />
„Rheingold“-Zug des<br />
FEK auf der linken<br />
Rheinstrecke südwärts.<br />
Die stilechte<br />
Garnitur umfasst<br />
neun Wagen<br />
Zeno Pillmann<br />
50 Jahre Rheingold<br />
betriebsfähigen Erhaltung der ehemaligen DB-<br />
Komfortwagen der 60er-Jahre. In Schweden erwarb<br />
Dr. Günter Stier einen der Original-Aussichtswagen<br />
sowie hierzulande den letzten von<br />
ursprünglich fünf „Buckel“-Speisewagen. Beide<br />
wurden in den Zustand der Ablieferungsjahre<br />
zurückversetzt. Am Letztgenannten wird<br />
derzeit noch der Innenraum restauriert.<br />
Neuauflage der Premiere<br />
Was Außenstehende kaum für möglich gehalten,<br />
insgeheim aber erhofft hatten, wurde<br />
2012 wahr: Am 27. Mai, auf den Tag<br />
genau 50 Jahre nach der ersten planmäßigen<br />
Fahrt des DB-Fernschnellzugs<br />
„Rheingold“, gab es eine Neuauflage der<br />
seinerzeitigen, Aufsehen erregenden Premiere.<br />
Eine artgleiche Garnitur fuhr zum<br />
Gold-Jubiläum als Sonderzug über die traditionelle<br />
„Heimat“-Strecke des „Rheingold“<br />
entlang des Rheins bis Basel. Möglich geworden<br />
war das dank intensiver Arbeiten an den<br />
Original-Fahrzeugen durch die ehrenamtlich<br />
tätigen FEK-Mitglieder, die freundschaftlich<br />
verbundene Centralbahn Basel und den rührigen<br />
Lokomotivclub E 103 aus Wuppertal.<br />
Der Jubiläums-Extrazug Düsseldorf – Köln –<br />
Karlsruhe – Basel Badischer <strong>Bahn</strong>hof und zurück,<br />
geführt von der bestens gepflegten Original-<br />
„Rheingold“-„Kasten“-Lok E 10 1239, bestand<br />
aus neun (!) einheitlich kobaltblau-/elfenbeinfarbenen<br />
Wagen. Hinter der Lokomotive lief der erst<br />
zwei Tage zuvor äußerlich wieder im Ursprungs -<br />
zustand hergerichtete „Buckel“-Speisewagen, gefolgt<br />
von zwei klimatisierten Seitengang-Abteilwagen<br />
Typ Avm-62, dem 2005 aus Schweden<br />
zurückgeholten „Dome-Car“, einem 27,50 Meter<br />
langen einstöckigen, im „Rheingold“ der späten<br />
60er-Jahre eingesetzten Speisewagen , dem<br />
ebenso langen Aussichtswagen-Nachfolger<br />
ARDmh-64 sowie einem der anfänglichen<br />
„Rheingold“-Verstärkungswagen 1. Klasse mit<br />
Übersetzfenstern. Schließlich folgten noch je ein<br />
Gesellschafts- (ex-Liege-) wagen und das im FEK-<br />
Der Sonderzug bestand aus neun Wagen, darunter<br />
dem frisch renovierten „Buckel“-Speisewagen<br />
Sonderzugverkehr bewährte Generator- und Küchenfahrzeug,<br />
ein ehemals kombinierter Sitz- und<br />
Speiseraumwagen der Eilzugbauart.<br />
An zahlreichen Stellen der Fahrtstrecke erwarteten<br />
Film- und Fotofreunde die einmalige<br />
Komposition. Und in Karlsruhe stießen als<br />
Überraschung die beiden Schweizer Musiker<br />
Carlo Carletti und Gerry Tschümperlin zur<br />
Reisegesellschaft. Viel zu schnell vergingen der<br />
fünfstündige Aufenthalt in der Stadt Basel und die<br />
abendliche, von der Sonne begleitete Rückreise<br />
mit Blick auf die Schwarzwaldberge und das Elsass.<br />
Am Ende erhielt jeder Teilnehmer eine Tafel<br />
weiße Schweizer Schokolade, dekoriert mit<br />
blau-beiger Banderole, Dome Car und „Buckel“-<br />
Speisewagen. Bleibt zu hoffen, dass die elegante<br />
„Rheingold“-Garnitur der 60er-Jahre noch viele<br />
Menschen mit der hohen Reisekultur der damaligen<br />
Zeit erfreuen kann. Friedhelm Ernst<br />
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31<br />
(14 Cent/Minute von 8-18 Uhr)
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Am 16. Juni 2012 konnte die Öffentlichkeit letztmals das Bergwerk West in Kamp-Lintfort besichtigen, das Ende des Jahres schließt. Blick vom<br />
Förderturm auf das Werksgelände, auf dem an diesem Tag auch ein Sonderzug mit Lok 38 2267 der DGEG verkehrte<br />
Stefan Aldejohann<br />
Stilllegung von Bergwerksstrecken im Ruhrgebiet<br />
Abschied von der<br />
Zechenbahn<br />
Der „klassische Ruhrpott“ verschwindet immer mehr und mit ihm auch das Netz von Zechenund<br />
Bergwerksbahnen. Ende 2012 folgt der nächste gravierende Einschnitt<br />
Der Strukturwandel in der klassischen<br />
Ruhrgebietsindustrie schreitet seit<br />
Jahrzehnten beharrlich voran und ist<br />
bei der Steinkohlenförderung so gut wie abgeschlossen.<br />
Ende des Jahres 2012 gibt es im<br />
Ruhrgebiet nur noch drei Förderstandorte: das<br />
Bergwerk West in Kamp-Lintfort (Einstellung<br />
der Förderung zum 31. Dezember 2012), Auguste-Victoria<br />
in Marl (Förderende 2015) und<br />
Prosper-Haniel in Bottrop (Förderende 2018).<br />
Diese Entwicklung wirkt sich auch unmittelbar<br />
auf die Eisenbahnen aus. War das Ruhrgebiet<br />
früher wie ein Spinnennetz von Zechenbahnen<br />
durchzogen, so erinnern heute<br />
vielerorts allenfalls noch Radwege an diese<br />
Vergangenheit. Und gerade Ende 2012 schreitet<br />
diese Entwicklung weiter voran, wenn das<br />
Bergwerk West in Kamp-Lintfort seine Förderung<br />
einstellt. Anfang <strong>2013</strong> werden noch<br />
die am Bergwerk befindlichen Kohlelager leer<br />
gefahren, danach wird die ca. fünf Kilometer<br />
lange Anschlussbahn von Rheinkamp nach<br />
Kamp-Lintfort ohne Verkehr sein. Außerdem<br />
läuft beim Bergwerk Prosper-Haniel eine Umstrukturierung<br />
des Bergetransports (Berge =<br />
das mit Kohle zusammen geförderte Gestein,<br />
das in der Aufbereitung von dieser getrennt<br />
wird und anschließend auf eine Halde gebracht<br />
wird); das sorgt für die Einstellung weiterer<br />
Zechenbahnen.<br />
Bergwerk West und RBH-Strecken<br />
Das Bergwerk West geht zurück auf den 2012<br />
exakt 100 Jahre alten Förderstandort Friedrich-<br />
Heinrich, der in den letzten Jahrzehnten mit<br />
einigen anderen Zechen zu einem Verbund-<br />
32
Einschnitte bei Bergwerksbahnen im Ruhrgebiet<br />
Wieder einige weniger: Die rot markierten Zechenbahnen im Ruhrgebiet verlieren ihren Verkehr<br />
Karte/Bearbeitung: Anneli Nau<br />
bergwerk zusammengeschlossen wurde, wobei<br />
man dessen Förderung auf die Schachtanlage<br />
in Kamp-Lintfort konzentrierte. Die geförderte<br />
Kohle wird über die Anschlussbahn zunächst<br />
zum Güterbahnhof Rheinkamp (gelegen an<br />
der Kursbuchstrecke 498 Duisburg-Rheinhausen<br />
– Xanten) abgefahren, wo die Kohlezüge<br />
umgespannt werden und zu verschiedenen<br />
Zielen aufbrechen. Auch die Berge werden<br />
über die Anschlussbahn abgefahren. In etwa<br />
auf der Hälfte der Strecke liegt die Bergeumladeanlage<br />
Pattberg. Bis zur Einstellung der<br />
Förderung ist sie das Ziel zahlloser Züge, die,<br />
für Güterzüge ungewöhnlich, über „Steuerwagen“<br />
verfügen, von denen aus der Lokführer<br />
die Lok über Funkfernbedienung steuert.<br />
Die landschaftlich sehenswerte Strecke beginnt<br />
im eingezäunten, aber von außen gut<br />
einsehbaren Zechenbahnhof des Bergwerks<br />
West vor der Kulisse der sehenswerten Übertageanlagen<br />
und verläuft dann teilweise mit<br />
Hier Werksschließung,<br />
dort Halde aufgefüllt<br />
dem Charakter einer ländlichen Kleinbahn bis<br />
zu dem mit Formsignalen ausgestatteten Betriebsbahnhof<br />
Rheinkamp. Gut möglich, dass<br />
sie eine Zukunft im Schienenpersonennahverkehr<br />
zur Anbindung von Kamp-Lintfort hat.<br />
Anders sieht es bei der Einstellung der<br />
RBH-Strecken Bottrop Hafen – Rheinbaben<br />
– Gladbeck West Sbf und Abzweig Rheinbaben<br />
– Gelsenkirchen Horst Nord aus. Dies<br />
liegt insbesondere an der erwähnten Umstrukturierung<br />
der Bergeabfuhr im Bergwerk<br />
Prosper-Haniel und den damit verbundenen<br />
Rationalisierungen. Die Halde Mottbruch, deren<br />
Bergeentladestelle an den Güterbahnhof<br />
Gelsenkirchen-Horst Nord angeschlossen ist,<br />
hat die geplante Füllhöhe für die Gestaltung eines<br />
Landschaftsbauwerks erreicht. So fuhr am<br />
Mittag des 29. Septembers 2012 der letzte Zug<br />
von der Bergeverladung Prosper nach Mottbruch,<br />
mit Richtungswechsel in Rheinbaben.<br />
Seitdem werden sämtliche Berge auf die Halde<br />
Am 29. September 2012 fuhr der letzte Bergezug zur Halde Mottbruch. Hier ist der Zug schon<br />
entladen und hat mit Ellok RBH-003 Ausfahrt aus Gelsenkirchen-Horst Nord Stefan Aldejohann<br />
Haniel verbracht. Hierzu braucht es aber keine<br />
Züge, da die am Standort Prosper per Förderberg<br />
über ein Förderband zu Tage gebrachte<br />
Kohle in den Übertageanlagen von den<br />
Bergen getrennt wird, die im rücklaufenden<br />
Untertrumm des Förderbandes wieder in den<br />
Berg gebracht werden. Unterirdisch werden sie<br />
auf Bändern zum mehrere Kilometer entfernten<br />
Standort Haniel gefördert, dort erneut zu<br />
Tage gebracht und per Lkw auf die benachbarte<br />
Halde gefahren. Dieses durch Nutzung<br />
des rücklaufenden Bandes energetisch neutrale<br />
Verfahren spart die <strong>Bahn</strong>transporte ein. So<br />
wurde mit einem Großteil der anfallenden Berge<br />
auch schon vorher verfahren. Der Großteil<br />
des Verkehrs zur Halde Mottbruch endete bereits<br />
2008 mit Betriebsende des Bergwerks Lippe<br />
in Westerholt, von Prosper-Haniel gingen<br />
stets nur einzelne Bergezüge aus.<br />
Was übrig bleibt<br />
Mit Stilllegung der RBH-Strecken werden<br />
auch die Übergaben von Gelsenkirchen-Bismarck<br />
nach Gladbeck West auf benachbarte<br />
DB-Strecken verlegt. Dem mit mechanischen<br />
Stellwerken ausgestatteten <strong>Bahn</strong>hof Gelsenkirchen-Horst<br />
Nord steht aller Voraussicht<br />
nach ein massiver Rückbau bevor, denn es<br />
muss lediglich ein Anschluss der östlich des<br />
<strong>Bahn</strong>hofs gelegenen RuhrOel-Raffinerie bleiben.<br />
Die einstigen Zechenbahnen westlich davon<br />
werden abgebaut. Von dem einstigen Zechenbahnnetz<br />
im Ruhrgebiet verbleiben dann<br />
lediglich drei spärliche Fragmente, und zwar<br />
• vom <strong>Bahn</strong>hof Gladbeck West Sbf über die<br />
Zentralwerkstatt Talstraße zum Kraftwerk<br />
und zur Raffinerie Scholven<br />
• im Bereich des Güterbahnhofs Bottrop Süd<br />
als Anbindung vom Bergwerk Prosper-Haniel<br />
und der Kokerei Prosper sowie des Hafens<br />
Bottrop<br />
• im Bereich Recklinghausen Süd vorbei am<br />
Hafen Julia mit Verbindung zur Wanne-<br />
Herner Eisenbahn (WHE) sowie die Anschlussbahn<br />
von Auguste-Victoria in Marl.<br />
Stefan Aldejohann<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
33
<strong>Bahn</strong>-Trends<br />
Oben: Am 12. Dezember 2010 feierte die DB die „Taufe“ des „Magdeburg-<br />
Berlin-Express“. Auf dem Rückweg nach Sachsen-Anhalt macht der Eröffnungszug<br />
in Berlin Potsdamer <strong>Bahn</strong>hof Station<br />
Sebastian Schrader<br />
Rechts: Mit Sonderpreisen versuchte die DB, die Attraktivität des<br />
IRE zu steigern – ohne Erfolg<br />
Slg. Sebastian Schrader<br />
„Magdeburg-Berlin-Express“ eingestellt<br />
Aus für Otto<br />
Nach nur zwei Jahren kam im Dezember 2012 der Abschied<br />
vom „Magdeburg-Berlin-Express“. DB Regio AG trat auf die<br />
Bremse. Der Grund: die schwache Fahrgastauslastung<br />
In großen Buchstaben prangte es auf den<br />
Lokomotiven: „Otto hat Zugkraft“. Gemeint<br />
war Kaiser Otto der Große, der<br />
Magdeburg im zehnten Jahrhundert entscheidend<br />
geprägt hatte – und der, sinnbildlich<br />
gesehen, auch jetzt die neue Verbindung<br />
zwischen der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts<br />
und der Bundeshauptstadt Berlin prägen<br />
sollte. Zugkraft im Sinne von zugkräftigem<br />
Angebot, doch daraus wurde nichts. Nach lediglich<br />
zwei Jahren Betrieb hat die DB Regio<br />
AG den Zug nun eingestellt.<br />
Neuheit mit Schwächen<br />
Am 13. Dezember 2010 wurde dieser Interregio-Express<br />
(IRE) zwischen Magdeburg und<br />
Berlin als qualitativ hochwertiges Nahverkehrsangebot<br />
neu eingeführt. Es handelte sich<br />
um ein eigenwirtschaftlich von DB Regio betriebenes,<br />
also nicht von den betreffenden<br />
Bundesländern bezuschusstes Zugangebot,<br />
das mit regulären Fahrscheinen des Nahverkehrs<br />
nutzbar war. Der „Magdeburg-Berlin-<br />
Express“ bestand aus einer dreiteiligen<br />
Doppelstock-Wendezuggarnitur: einem Steuerwagen<br />
des Typs DABpbzfa 767.2 sowie zwei<br />
Mittelwagen der Bauart DBpza 780.3. Für<br />
den Antrieb sorgte eine Ellok der Baureihe<br />
112. Die für den IRE eingeplanten „Zugpferde“<br />
112 138 und 112 139 erhielten zum Start<br />
des neuen Zugangebotes die erwähnte Beklebung<br />
„Otto hat Zugkraft“. Auch die damals<br />
frisch ab Werk gelieferten Doppelstockwagen<br />
wurden mit weißen Klebefolien als „Magdeburg-Berlin-Express“<br />
gekennzeichnet.<br />
Anders als die bestehende Direktverbindung<br />
Berlin – Magdeburg durch die Regionalexpress-Linie<br />
RE1 verkehrte der „Magdeburg-Berlin-Express“<br />
ohne weitere Halte<br />
zwischen beiden Städten und fuhr auch nur<br />
von Montag bis Freitag in Form eines morgendlichen<br />
und eines nachmittäglichen Zugpaares.<br />
Die Fahrzeiten des IRE waren damit<br />
vor allem auf Geschäftsreisende, Berufspendler<br />
und Tagestouristen zugeschnitten. Zwar<br />
stellte der „Magdeburg-Berlin-Express“ eine<br />
Angebotserweiterung zur bisherigen RE-Linie<br />
1 dar, jedoch wurde das Potenzial des Zuges<br />
weder vom Betreiber noch von den Fahrgästen<br />
vollständig ausgeschöpft. Die Grund -<br />
voraussetzungen für ein erfolgreiches, kostendeckendes<br />
Zugangebot stimmten anscheinend<br />
nicht. Zwischen Magdeburg Hbf und Berlin<br />
Südkreuz wurde durch den IRE kein weiterer<br />
<strong>Bahn</strong>hof bedient. Das resultierte in einer vergleichsweise<br />
kurzen Fahrzeit von nur 74 oder<br />
76 Minuten. Jedoch half die Nutzung des<br />
schnellen „Magdeburg-Berlin-Express“ nicht,<br />
bedeutende Umsteigeverbindungen zu erreichen<br />
und ein wichtiger Verkehrsknoten, Potsdam<br />
Hbf, wurde durch die vom RE1 abweichende<br />
Verkehrsführung des IRE via Werder,<br />
Potsdam Pirschheide (oben), südlichen Außenring<br />
und Nord-Süd-Fernbahntunnel<br />
schlicht umfahren. Die Reise über die Berliner<br />
Stadtbahn, durch die kurvige Linienführung<br />
in Sichtweite bedeutender Berliner Sehenswürdigkeiten<br />
nicht nur für Touristen ein optischer<br />
Leckerbissen, blieb den „Otto“-Fahrgästen<br />
damit ebenso verschlossen. Die vom<br />
IRE stattdessen bediente Berliner Nord-Süd-<br />
Verbindung Südkreuz – Potsdamer Platz –<br />
Hauptbahnhof (tief) – Gesundbrunnen (wo<br />
34
„Magdeburg-Berlin-Express“<br />
Die Aufnahme vom April 2011 macht ein Problem des „Magdeburg-Berlin-Express“ deutlich: Lok 112 139 fährt mit IRE 4278 in Berlin-Südkreuz<br />
ein, und zwar auf einer Strecke, die weit entfernt von den touristischen Sehenswürdigkeiten Berlins liegt<br />
Sebastian Schrader<br />
jedoch nur das morgendliche IRE-Zugpaar<br />
hielt) war zudem bereits durch andere Nahund<br />
Stadtverkehrsangebote erschlossen.<br />
offerierte für die IRE-Relation Sonderpreise in<br />
verschiedenen Varianten: ein Einzelticket für<br />
19 Euro, ein Hin- und Rück-Einzelticket für<br />
Angebot mit Systemfehler: schnell und direkt, aber<br />
ohne wichtige Zwischenhalte und touristischen Reiz<br />
Allerdings wäre die direkte Wegführung des<br />
IRE über Potsdam Hbf und die Stadtbahn im<br />
Fahrplanjahr 2012 aufgrund von Bauarbeiten<br />
zwischen Berlin-Grunewald und Wannsee ohnehin<br />
nicht möglich gewesen. Die Attraktivität<br />
des Zuges konnte auch durch ein eigens<br />
eingeführtes Pauschalpreisangebot „Kaiser-<br />
Otto-Spezial“ nicht gesteigert werden. Dieses<br />
28 Euro mit dreitägiger Gültigkeit sowie ein<br />
Gruppentagesticket für bis zu fünf Personen<br />
für 49 Euro.<br />
Besser ohne Otto<br />
Aber auch ohne „Kaiser Otto“ hat der Fahrplanwechsel<br />
am 9. Dezember 2012 einige Verbesserungen<br />
für das Reisen zwischen Magdeburg<br />
und Berlin gebracht. Ein neuer Verkehrsvertrag<br />
für den weiterhin von DB Regio<br />
betriebenen RE1 trat in Kraft. Die bisherigen<br />
Doppelstockwendezüge bekamen hierfür eine<br />
umfassende „Frischzellenkur“ und sind nun<br />
mit Elloks der Baureihe 182 bespannt, welche<br />
die dienstälteren 112.1 und 114 ablösen.<br />
Da auch die Bauarbeiten auf der Strecke abgeschlossen<br />
sind, reduziert sich die RE-Fahrzeit<br />
zwischen Magdeburg Hbf und Berlin Hbf<br />
von den 113 bzw. 118 Minuten des alten<br />
Fahrplans auf nur noch 101 bzw. 102 Minuten.<br />
Das ist zwar etwa eine Viertelstunde langsamer<br />
als der „Otto-IRE“, es werden dafür<br />
aber auch die Fahrgäste an den <strong>Bahn</strong>höfen<br />
zwischen Magdeburg und Berlin mitgenommen.<br />
Sebastian Schrader<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
35
Impressionen<br />
Werbefahrzeuge 2012<br />
... Farbe bekennen<br />
Regionale Motive trägt der Desiro 642 415/915 der Ostdeutschen<br />
Eisenbahn-Gesellschaft, hier als OE 79523 Cottbus – Görlitz unterwegs<br />
(20. Oktober 2012)<br />
Marcus Benz<br />
Fünf 101er-Elloks wecken Interesse an Südafrika; eine von ihnen ist<br />
101 118, die am 26. Juni 2012 mit ihrem Intercity die Moselbrücke<br />
in Koblenz passiert<br />
Alexander Körner<br />
36
Werbeloks 2012<br />
Seit dem 6. Juni gibt es den Eurocity von Gdingen<br />
nach Berlin, hier mit der „Russland-Lok“<br />
370 002 der Polnischen Staatsbahn PKP bei<br />
Berlin Hbf. Zur Fußball-Europameisterschaft in<br />
Polen und der Ukraine hat die PKP je zehn Elloks<br />
vom Typ EU44 (Taurus) und vom Typ EP09 gestaltet;<br />
16 Loks zeigen die Teilnehmer der Endrunde,<br />
vier die polnischen Stadien S. Schrader<br />
Quizfrage: Wieviele Bälle fahren in dieser S-<strong>Bahn</strong> mit? Der Wagen<br />
wirbt für den Handball-Bundesligisten Hamburger SV und erinnert<br />
irgendwie auch an die Verhältnisse im Berufsverkehr Lars Brüggemann<br />
Dekorierte 120er-Elloks haben bei Märklin Tradition. Im Jahr 2012 ist<br />
es 120 112, die für den Göppinger Modellbahnhersteller Reklame<br />
fährt (Bild bei Mülheim-Styrum)<br />
Marcus Henschel<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong>
Impressionen<br />
Oben: Das geringere Güterverkehrsaufkommen an Ostern macht’s<br />
möglich. Am 6. April (Karfreitag) gibt es im Rangierbahnhof Maschen<br />
eine Parade mit den Loks des „AlbatrosExpress“: 152 134–138<br />
gehören zu DB Schenker und fahren Direktzüge von den Seehäfen zu<br />
Zielen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Erik Körschenhausen<br />
Links: Für eine Welt ohne Kinderlähmung engagiert sich der Rotary<br />
Club und ließ dazu 101 001 umgestalten. Am 26. Oktober wird die<br />
Ellok in Hamburg-Altona vorgestellt<br />
Lars Brüggemann<br />
Stellvertretend für die Werbe-111er anno 2012: Mit ein bisschen<br />
Nass und viel Folklore wird im Mai die „Biergarten“-Lok 111 066 in<br />
München Hauptbahnhof getauft<br />
Josef Mauerer<br />
„Bunter Vogel“ fast wörtlich genommen: 101 110 hält zum Fußball-<br />
Bundesligisten Eintracht Frankfurt, bei dem die DB auch einer der<br />
Sponsoren ist (Bild in Frankfurt (Main) Hauptbahnhof) Helmut Scheiba<br />
38
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Chronik<br />
Finanziell betrachtet, fuhr der DB-Personenverkehr 2012 im grünen Bereich. Am 13. Mai ist<br />
628 516 auf der Hönnetalbahn (Menden (Sauerland) – Neuenrade, RB-Linie 54) unterwegs, im<br />
Bild bei Binolen<br />
Marcus Henschel<br />
DB allgemein<br />
Höhenflug mit<br />
Schwächen<br />
Aller Voraussicht nach schließt die Deutsche <strong>Bahn</strong> das Jahr 2012 mit einem wirtschaftlichen<br />
Zuwachs ab. Die Erfolge vor allem im Personenverkehr sind allerdings nur die eine, die positive<br />
Seite der Medaille. Ihr gegenüber stehen betriebliche und strukturelle Hindernisse<br />
Die Deutsche <strong>Bahn</strong> kann mit dem Geschäft<br />
2012 zufrieden sein, denn die Einnahmen<br />
im Personenverkehr sind stabil.<br />
Beachtlich ist die Zunahme im Fernverkehr. Als<br />
Ursache werden genannt die gestiegene Zuverlässigkeit<br />
und der Umstand, dass in diesem Jahr<br />
der große Lokführerstreik ausblieb. Im Personenverkehr<br />
rechnet die DB für 2012 mit einem<br />
Zuwachs von 4,6 bis 5 Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahr, interne Prognosen gehen von 39 bis<br />
40 Milliarden Euro Umsatz aus. 2011 waren es<br />
GÜTLICHE TARIFEINIGUNG ZWISCHEN DB UND GDL<br />
37,9 Milliarden Euro. Das „Brot- und Buttergeschäft“,<br />
wie DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger<br />
Grube den <strong>Bahn</strong>betrieb nennt, soll verbessert<br />
werden. Das braucht es bei allen<br />
Erfolgsmeldungen im Verkauf auch. Selbst in den<br />
Renommierzügen fehlt es immer öfter an Stabilität.<br />
Es kommt zu Zugausfällen, und wenn die<br />
Züge fahren, können sich leichte bis mittlere<br />
Schwierigkeiten einstellen, von nicht angezeigter<br />
Platzreservierung über ausfallende Bordküche<br />
und -bistro bis hin zum Problem Klimatisierung.<br />
Zwei Jahre Arbeitsfrieden herrscht seit Mitte<br />
2012 unter der Gilde der Lokomotivführer.<br />
Zu dem von manchen befürchteten Streik während<br />
der Tarifverhandlungen der Gewerkschaft<br />
der Lokomotivführer (GdL) und der Deutschen<br />
<strong>Bahn</strong> kam es nicht. Warum? Diesmal achteten<br />
beide Seiten darauf, den Streit über Bezüge<br />
und Arbeitsbedingungen nicht eskalieren zu<br />
lassen. GdL-Vorsitzender Claus Wesels ky verstand<br />
es, die starke Position seiner Gewerkschaft<br />
zu verdeutlichen, und DB-Vorstand<br />
Ulrich Weber kannte die vermaledeite Personalsituation<br />
in seinem Unternehmen. Der permanente<br />
Personalabbau seit 1994 führte zur<br />
Missstimmung unter den Eisenbahnern und<br />
zum Mangel an qualifizierten Fachkräften. Besonders<br />
Lokomotivführer sind rar, nicht nur bei<br />
der Deutschen <strong>Bahn</strong>. So kam es nach zwei<br />
Verhandlungsrunden schon zur Einigung:<br />
3,8 Prozent mehr zum 1. Juli 2012, weitere<br />
2,4 Prozent zum 1. November <strong>2013</strong>, dazu<br />
eine um 1 Prozent höhere Altersvorsorge. Eine<br />
so schnelle Einigung hatte es schon lange<br />
nicht mehr gegeben.<br />
ERICH PREUSS<br />
Immerhin: Grubes Vorgänger, Hartmut Mehdorn,<br />
ging international auf Expansionskurs,<br />
während unter Grube ein »Börsengang überflüssig<br />
und nicht durchsetzbar ist.«<br />
Im Nahverkehr geben die Aufgabenträger<br />
große Summen zum Fahrgeld dazu und ziehen<br />
bei Nichterfüllung vereinbarter Leistungen<br />
Teilbeträge ab. Generell aber kann sich die DB<br />
auf diese Einnahmen verlassen. Das Netz erwirtschaftet<br />
mit den Trassengebühren ebenfalls<br />
einen Anteil am Umsatz (etwa 3 Prozent<br />
zum Vorjahr gestiegen), obwohl das Eisenbahnnetz<br />
hinsichtlich der Investitionen in die<br />
Anlagen (Neubau, Ausbau, Erhaltung des Bestandsnetzes)<br />
chronisch unterfinanziert ist.<br />
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer<br />
nennt eine Milliarde Euro jährlich, aber von<br />
Grube hat man öffentlich noch keine Klagen<br />
gehört. Im Gegenteil. Er sagt wiederholt: Der<br />
Personenverkehr und die Netzsparte seien die<br />
tragenden Säulen des Konzerns, sie stünden<br />
für eine »robuste Entwicklung«.<br />
Interne und externe Hürden<br />
Dabei nahmen die Zugverspätungen ständig<br />
zu, nicht wegen des Wetters, sondern ausweis-<br />
40
DB allgemein<br />
PERSONALIA BEI DER DB<br />
Unter dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Rüdiger<br />
Grube dreht sich das Personalkarussell<br />
viel langsamer als unter den Vorgängern.<br />
So gibt es für 2012 aus der Führungsriege<br />
kaum etwas zu berichten. Der bis zum 14. Dezember<br />
2011 laufende Vertrag für den promovierten<br />
Elektroingenieur Volker Kefer, Vorstand<br />
für Infrastruktur und Technik, wurde vom Aufsichtsrat<br />
bis September 2017 verlängert. Der<br />
ehemalige Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner,<br />
unter <strong>Bahn</strong>chef Hartmut Mehdorn<br />
Korruptionsbeauftragter, gab bei der Spitzel -<br />
affäre keine gute Figur ab. Grube wollte ihn<br />
nicht weiter beschäftigen. Schaupensteiner<br />
kehrte Anfang 2012 zur Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt (Main) zurück. ERICH PREUSS<br />
lich der internen Analysen infolge gestörter<br />
Anlagen: insbesondere gestörter <strong>Bahn</strong>übergangssicherungstechnik<br />
und mit der Ursache<br />
„Weichen kommen nicht in die Endlage“.<br />
Das schwächere Wachstum der Wirtschaft<br />
vor allem in Europa schlägt sich im Gütertransport<br />
nieder: Grube rechnet bei Schenker Rail für<br />
2012 mit einem Umsatzrückgang von 5 Prozent<br />
gegenüber 2011. Schenker Rail versucht, in die<br />
schwarzen Zahlen zu kommen, indem Standorte<br />
geschlossen und einige andere auch modernisiert<br />
werden, wie Halle (Saale) Gbf, indem<br />
Personal abgebaut und die Zahl der instandhaltungsaufwendigen<br />
Güterwagen verringert wird.<br />
Auch der Anteil der Eisenbahn am Gesamtverkehrsaufkommen<br />
ist keineswegs berauschend.<br />
17,7 Prozent im Güterverkehr,<br />
7,9 Prozent im Personenverkehr. Diese geringe<br />
Verkehrsleistung stagniert seit Jahren.<br />
Erfolgsmodell <strong>Bahn</strong>Card?<br />
Das erhellt auch die Zahl derer, die mit der<br />
<strong>Bahn</strong>Card reisen. Zu ihrem 20-Jährigen<br />
Jubiläum am 1. Oktober wurde bekannt:<br />
4,8 Millionen besitzen sie in Deutschland,<br />
knapp jeder 16. Bundesbürger. Dagegen fährt<br />
jeder dritte Eidgenosse mit dem »Halbtaxel«,<br />
in Österreich sind es 16 Prozent der Bürger.<br />
Die <strong>Bahn</strong>Card wurde keineswegs zur Mobilitätskarte<br />
für alle Verkehrsmittel entwickelt, sie<br />
blieb ein Rabattangebot der Deutschen <strong>Bahn</strong> und<br />
nicht einmal für alle Leistungen. Wer sich 50 Prozent<br />
Fahrpreisermäßigung erkauft hat, wird bei<br />
Sonderangeboten immer wieder benachteiligt.<br />
Links: Seit zehn Jahren<br />
bietet die DB<br />
den Fahrradmietservice<br />
„Call-a-bike“ in<br />
Großstädten an.<br />
Zum Jubiläum trat<br />
<strong>Bahn</strong>chef Dr. Rüdiger<br />
Grube auch<br />
selbst in die Pedale<br />
DB/Jet-Foto Kranert<br />
Rechts: Ihre Meinung<br />
ist gefragt. Die<br />
DB startete 2012<br />
eine Befragung der<br />
Mitarbeiter D. Schmidt<br />
Frankfurt (Main) ist Verkehrsdrehscheibe und<br />
Verwaltungssitz der Deutschen <strong>Bahn</strong> zugleich.<br />
Der Hauptbahnhof (Bildmitte) zählt 350.000 Reisende<br />
und Besucher täglich. Im „Silberturm“<br />
vorne links, einst Konzernzentrale der Dresdner<br />
Bank, sitzt seit April 2012 die DB-Tochter DB<br />
Systel. Blick vom Maintower aus, September<br />
2012 Tim Himmighofen<br />
Und nach wie vor gibt es komplizierte Tarife statt<br />
einer bundesweit durchgängigen Fahrkarte.<br />
Was die DB (und auch die Nichtbundeseigenen<br />
<strong>Bahn</strong>en) grundsätzlich behindert: Verkehrspolitisch<br />
ist nach wie vor keine Neuorientierung<br />
auf das ökologisch wertvolle Verkehrsmittel Eisenbahn<br />
in Sicht, für die jüngere Vergangenheit<br />
steht ein Schrumpfkurs. Laut VCD wurden die<br />
Gleislänge seit 1994 um 17 Prozent verkürzt,<br />
die Anzahl der Weichen um die Hälfte reduziert,<br />
etwa ein Drittel der <strong>Bahn</strong>höfe geschlossen. Bei<br />
den derzeitigen Investitionsprogrammen komme<br />
der Güterverkehr zu kurz. Ziesak: „Während<br />
für Güterzüge auf jeder Strecke eine hohe<br />
Nutzungsgebühr fällig wird, sind auf der Straße<br />
nur Lkw von zwölf Tonnen Gesamtgewicht an<br />
mautpflichtig – und das auch nur auf Autobahnen<br />
und wenigen Bundesstraßen.“<br />
Relativiert werden die Meldungen über<br />
Zuwächse noch durch die Tatsache, dass die<br />
Verschuldung der DB mit rund 17 Milliarden<br />
Euro nahezu stagniert. Zum Vergleich: Beim<br />
Beginn der <strong>Bahn</strong>reform 1994 verwiesen die<br />
Verantwortlichen stolz darauf, schuldenfrei geworden<br />
zu sein.<br />
Erich Preuß<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
41
Chronik<br />
DB-Fahrzeuge und -Werke<br />
Verjüngungskur<br />
Insgesamt 773 Intercity-Wagen werden bei DB<br />
Fernverkehr derzeit modernisiert. Im Oktober<br />
stellte die DB den ersten komplett neuen Zug<br />
vor, zum 9. Dezember sollten die ersten Wagen<br />
auch in den Betrieb gehen<br />
Filmmagazin<br />
Eisenbahn <strong>2013</strong><br />
A le Urheber- und Leistungsschutz rechte vorbehalten.<br />
Wer diesen Film ohne aus drückliche schriftliche<br />
Geneh migung vervielfältigt, ö fentlich vorführt,<br />
sendet, verleiht, vermietet oder sonstwie gewerblich<br />
nutzt, wird zivil- und strafrechtlich verfolgt.<br />
Inhalt<br />
• Innotrans 2012 in Berlin<br />
• DB-Lokveteranen im Einsatz<br />
• Tenderlok95 027 im Kasbachtal<br />
• Dampfloktage in Meiningen<br />
• Feier: 175 Jahre Eisenbahn in Österreich<br />
u.v.a.m.<br />
© <strong>2013</strong> by <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> VIDEO<br />
GeraMond Verlag; www.geramond.de<br />
INFO-<br />
Programm<br />
gemäß<br />
§ 14<br />
JuSchG<br />
…mehr auf der beiliegenden<br />
Heft-DVD!<br />
Wer die neuen Sitzreihen in den teilweise<br />
30 bis 40 Jahre alten Wagen<br />
betrachtet, fühlt sich gleich an den<br />
ICE 3 oder den ICE-T erinnert. Das ist gewollt:<br />
Die DB lässt die Innenräume der Wagen<br />
nicht nur komplett modernisieren, sondern<br />
eben auch auf ICE-Standard bringen.<br />
Außerdem werden Korrisionsschäden ausgebessert<br />
und die Klimaanlagen erneuert.<br />
773 Wagen in drei Werken<br />
Ursprünglich hatte man einmal 1.000 IC-Wagen<br />
für diese Verjüngungskur vorgesehen, im<br />
Rahmen der Generalüberholung sind es jetzt<br />
773 IC-Wagen, die bis Ende 2014 eine umfangreiche<br />
Überarbeitung erhalten. Das Umbauprogramm<br />
ICmod teilen sich drei Werke der<br />
DB Fahrzeuginstandhaltung: Das Werk Neumünster<br />
renoviert überwiegend Großraumwagen,<br />
das in Nürnberg nimmt sich der Abteilwagen<br />
an und das in Kassel der Bistrowagen.<br />
Die DB investiert rund 250 Millionen Euro und<br />
möchte die Wagen bis 2023 einsetzen. Ende<br />
2012 sollen bereits 150 Wagen fertig sein.<br />
Auch das erste Einsatzgebiet steht schon<br />
fest. Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember<br />
sollten die modernisierten Wagen auf der Strecke<br />
Hamburg – Bremen – Köln – Mainz –<br />
Stuttgart fahren. Auf der Linie Hamburg –<br />
Bremen – Köln – Mainz – Frankfurt (Main)<br />
kommen seit Fahrplanwechsel neben den bisherigen<br />
IC-Zügen mehr ICE zum Einsatz.<br />
Man möchte so der Privatbahn-Konkurrenz<br />
des HKX (Hamburg-Köln-Express) entgegen<br />
treten, doch viele HKX-Fahrgäste schätzen<br />
nicht nur die günstigen Preise, sondern eben<br />
auch den Sitzkomfort auf alten und aus ihrer<br />
Sicht besonders bequemen Sitzen.<br />
Die Modernisierung der Intercity-Züge umfasst<br />
die Erneuerung von 46.000 Sitzen mit Lederbezug<br />
in der 1. Klasse und Veloursstoff in der<br />
2. Klasse. Außerdem werden Steckdosen eingebaut<br />
und Wandverkleidungen, Tische sowie etwa<br />
42.000 Quadratmeter Teppich ausgetauscht. Die<br />
Bistrowagen erhalten eine neue Ausstattung. Zusätzlich<br />
werden im Servicewagen das Kleinkindabteil<br />
neu gestaltet und der Bereich für Rollstuhlfahrer<br />
vergrößert. Besonders hervorzuheben<br />
sind die Steckdosen an allen Sitzplätzen, die Repeater<br />
für Handy- und Internetempfang und die<br />
gelungenen Plätze für Rollstuhlfahrer. Für Blinde<br />
und Sehbehinderte gibt es an den Plätzen taktile,<br />
also fühlbare Platznummern, damit sich diese<br />
in den Wagen besser zurechtfinden.<br />
Neben den Erneuerungen im Komfortbereich<br />
spielen auch technische Maßnahmen<br />
eine Rolle. Diese Modernisierungsmaßnahmen<br />
konzentrieren sich unter anderem auf die<br />
Türen, die Klimaanlagen sowie die Energieversorgung.<br />
Umbau von 34 Bauarten<br />
Eine besondere Herausforderung des Projekts<br />
stellt die Vielzahl an unterschiedlichen Wagentypen<br />
dar: Der IC-Wagenpark umfasst<br />
nicht weniger als 34 Bau- und Unterbauarten<br />
mit unterschiedlichen Varianten. Ein standardisiertes<br />
Fertigungsverfahren ist somit<br />
kaum möglich. Zudem waren umfangreiche<br />
Vorarbeiten nötig.<br />
Die Überarbeitung der Intercity-Züge ist<br />
Teil eines umfassenden Modernisierungskonzepts<br />
der DB für den Fernverkehr. Neben den<br />
Intercity-Zügen werden aktuell noch die<br />
44 ICE 2 modernisiert. Längerfristig gesehen,<br />
stockt die DB den Bestand noch mit 17 Velaro<br />
D (Baureihe 407, siehe Meldung im Anschluss),<br />
27 Doppelstock-IC-Zügen und bis zu<br />
300 Zügen ICx auf. Lars Brüggemann/GM<br />
Noch fahren die Regionalbahnen Innsbruck – München mit 111 (Bild<br />
in Klais, 15. Januar 2012); bald sollen Talent 2 sie ersetzen Toni Burger<br />
Im Herbst unternahm die erste 146 in IC-Lackierung Probefahrten im<br />
Raum Minden. Sie wird die Doppelstock-IC ziehen Volker Emersleben<br />
42
DB-Fahrzeuge/-Werke<br />
WERKE – MELDUNGEN 2012<br />
Aus für das Werk Regensburg<br />
Zum 13. Juli (offiziell: 1. Juli) hat die DB das<br />
Werk Regensburg geschlossen. Die letzten eigenen<br />
Fahrzeuge – Dieselloks der Baureihe<br />
294 und Kleinloks der Baureihen 335 und 363<br />
– wurden auf andere Dienststellen verteilt. Die<br />
zuletzt sieben Mitarbeiter gingen teils in den<br />
Vorruhestand, teils zu anderen Bereichen der<br />
DB. Zuletzt hatte das 1905 an dieser Stelle<br />
aufgebaute Werk nur noch eine untergeordnete<br />
Bedeutung. Nach verschiedenen Betreiberwechseln<br />
gab die einstige 218-Hochburg Ende 2008<br />
die letzten Strecken dieselloks dieser Baureihe<br />
ab; seitdem wurden dort Wagen für DB Regio<br />
sowie Diesel- und Kleinloks für DB Schenker<br />
gewartet. Unter den abgegebenen Maschinen<br />
befand sich auch 363 231; die Dieselrangierlok<br />
gehörte von der Indienststellung am 24. Oktober<br />
1963 bis zur Stilllegung des Standorts<br />
zum Regensburger Bestand – fast 49 Jahre.<br />
Die Anlehnung an die Innenausstattung des ICE ist gewollt: Blick in den 2.-Klasse-Bereich eines<br />
modernisierten IC-Wagens<br />
Lars Brüggemann<br />
Weitere Meldungen:<br />
VERZÖGERUNGEN BEI 407 UND<br />
DOPPELSTOCK-INTERCITY<br />
Die Modernisierung des DB-Fernverkehrs kam<br />
2012 nicht so voran wie geplant. Anfang Juni<br />
wurde der erste Hochgeschwindigkeitstriebzug<br />
Velaro D (Baureihe 407) vom Eisenbahn-Bundesamt<br />
für den Betrieb in Einfachtraktion zugelassen,<br />
was eine Personalschulung auf der<br />
Weiterentwicklung des Mehrsystem-ICE-3<br />
möglich machte. In der Folge entstanden aber<br />
neue Verzögerungen bei der Fertigstellung der<br />
Züge. Im Herbst 2012 wurde der vorgesehene<br />
Einsatz zum Fahrplanwechsel im Dezember gestrichen.<br />
Noch Mitte November konnte Siemens<br />
keinen Zeitplan nennen, nach dem die<br />
16 bestellten 407 der DB AG übergeben werden;<br />
nach Herstellerangaben gebe es Probleme<br />
mit der Zugsteuerung, welche die Lieferung behinderten.<br />
Damit fehlt der DB die für den<br />
Winter vorgesehene Fahrzeugreserve im Fernverkehr;<br />
wann die Velaro D auf der für den Betriebsstart<br />
vorgesehenen ICE-Linie 47 Köln –<br />
Stuttgart den Dienst aufnehmen, blieb offen.<br />
Mit einem Einsatz der Züge in Doppeltraktion<br />
nach Frankreich und Belgien rechnet die DB<br />
Neubau in Ulm<br />
Am 9. August feierte die DB das Richtfest für<br />
das neue Regio-Werk in Ulm. Dort entstehen<br />
eine Werkstatt für die Wartung und Instandhaltung<br />
von Elloks, Dieseltriebzügen und Doppelstockwagen<br />
sowie eine Anlage zur Außenund<br />
Innenreinigung. Das Werk erhält 14 Arbeitsstände,<br />
an denen 150 Mitarbeiter die<br />
Betreuung übernehmen; 150 Triebfahrzeuge<br />
und 180 Reisezugwagen sollen dem Werk zugeordnet<br />
werden. Zusätzlich baut die DB eine<br />
Abstellanlage mit 89 Weichen und rund 13 Kilometer<br />
Gleis; die Steuerung übernimmt ein<br />
elektronisches Stellwerk in Söflingen. Das<br />
Werk kostet rund 125 Mio. Euro und soll<br />
Ende <strong>2013</strong> den Betrieb aufnehmen.<br />
Neubauten in Köln<br />
Seit dem 15. August laufen in Köln-Nippes die<br />
Arbeiten für eine neue Werkstatt und Behandlungsanlage<br />
von DB Regio. Sie soll von Ende<br />
<strong>2013</strong> an die Elektrotriebzüge der Kölner S-<strong>Bahn</strong><br />
(Baureihe 423) und des Kölner Regionalverkehrs<br />
(Baureihe 425) betreuen. 135 Mitarbeiter<br />
wird DB Regio dort beschäftigen. Eine<br />
Besonderheit des neuen Werks stellt die Graffiti-Entfernung<br />
dar; die entsprechende Anlage<br />
kann die Farben umweltgerecht entsorgen.<br />
Zusätzlich baut DB Regio in Köln-Deutzerfeld<br />
eine Werkstatt. Sie soll ab Ende <strong>2013</strong> die im<br />
Dieselnetz Köln eingesetzten Triebwagen der<br />
Typen LINT 54 und 81 warten. KARL LAUMANN<br />
Ob er <strong>2013</strong> planmäßig durch Deutschland fährt? 2012 kam der Velaro<br />
D (407) nur zu Testeinsätzen<br />
DB/Claus Weber<br />
Der nächste Schritt zum ICx: Bei der InnoTrans in Berlin wurde ein<br />
1:1-Modell des Triebkopfs gezeigt<br />
Uwe Miethe<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
43
Chronik<br />
Am 1. Mai 2012 bringt 234 278 EC 179 von Sczeczin nach Angermünde, von wo aus er nach Berlin und Prag fährt. Der Einsatz bei EC 178/<br />
179 war die letzte Aufgabe für die DB-234; mit der Verkürzung des Laufwegs auf die Strecke Berlin – Prag entfiel sie zum 5. Juni Heiko Günther<br />
erst für 2016. Als Entschädigung erhält die DB<br />
von Siemens „gratis“ einen 17. Triebzug, der<br />
über einen verbesserten Antrieb verfügt.<br />
Ebenso zeichnet sich bereits eine Verschiebung<br />
des Betriebsstarts bei den Doppelstock-<br />
Intercity-Zügen ab. Zwar konnte die DB im<br />
Herbst 2012 eine erste Ellok der vorgesehenen<br />
Baureihe 146.2 präsentieren, Lieferverzögerungen<br />
bei den von Bombardier gefertigten<br />
Wagen verhindern aber den für Ende <strong>2013</strong><br />
vorgesehenen Dienstbeginn. Bei Redaktionsschluss<br />
war von einem Beginn im Jahr 2014<br />
die Rede. Zuerst sollen die neuen Lok-Wagen-<br />
Einheiten auf der Linie Leipzig – Hannover<br />
– Norddeich fahren, später auch auf den Verbindungen<br />
Koblenz –/Köln – Norddeich und<br />
Köln – Leipzig. Die Züge werden DB Fern-<br />
verkehr unterstellt und von dessen Personal<br />
gefahren. In Niedersachsen darf man die Doppelstock-IC<br />
auch mit DB-Regio-Fahrscheinen<br />
benutzen. Oskar Grodecke/Fritz Traser<br />
ICX-KOPFSTÜCK VORGESTELLT<br />
Einen ersten Eindruck vom Intercity-Nachfolger<br />
ICx bekamen im September 2012 die Besucher<br />
U.l.: Ein ICE-T auf<br />
der neuen Peenebrücke<br />
in Anklam. Bei<br />
den Neigetechnik-<br />
ICE zieht sich der<br />
Achstausch noch hin<br />
DB/Uwe Miethe<br />
der InnoTrans in Berlin. Dort wurde ein 1:1-Modell<br />
des Kopfstücks gezeigt. Ob es allerdings bei<br />
einem Einsatzbeginn im Jahr 2016 bleibt, lässt<br />
sich noch nicht sagen. Medienberichten zufolge<br />
gab es zwischen DB und dem Hersteller Diskussionen<br />
über die Ausstattung des Zuges. Der<br />
Elektrotriebzug ICx soll ab 2016 die IC-Lok-Wagen-Züge<br />
schrittweise ersetzen. Fritz Traser<br />
Sieht so die Ablösung für die V 60 aus? Die Ähnlichkeit zu der<br />
Bundesbahnveteranin kann die Vossloh-Lok G6 nicht leugnen; im<br />
Januar 2012 mietete DB Regio Berlin-Brandenburg zwei der Rangierdieselloks<br />
an, um sie in Berlin-Lichtenberg bzw. Cottbus zu testen.<br />
Dort haben die Maschinen bereits V 60 (Baureihen 362/363)<br />
ersetzt; die Erprobung ist auf ein Jahr angelegt. Auch DB Fernverkehr<br />
testet die neue Lok; seit Februar 2012 darf sich eine G6 in<br />
Köln Bbf beweisen.<br />
Text: Willy Grübner; Foto: M. Cantzler
DB Fahrzeuge/Werke<br />
ACHSTAUSCH BEI ICE 3 BEGONNEN<br />
Nachdem vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA)<br />
die Zulassung für die neuen, stabileren Achsen<br />
vorlag, hat die DB AG im Herbst 2012 den<br />
Achstausch beim ICE 3 (Baureihe 403/406) begonnen.<br />
Die Triebzüge der Niederländischen<br />
Staatsbahnen eingeschlossen, müssen insgesamt<br />
66 Garnituren ins Werk fahren, wo sie sukzessive<br />
rund 1.200 Achsen der neuen Generation<br />
erhalten. Um nicht allzu viele Züge aus dem ohnehin<br />
knappen Einsatzbestand abzuziehen, hat<br />
die DB AG die Arbeiten langfristig angelegt;<br />
der Tausch soll bis voraussichtlich Frühjahr<br />
2015 über die Bühne gehen. Mit den neuen<br />
Achsen kann die DB die ICE 3 wesentlich umfangreicher<br />
einsetzen, da eine Ultraschall-Untersuchung<br />
auf Haarrisse und andere Schäden<br />
dann erst alle 240.000 Kilometer erforderlich<br />
ist; die Untersuchungsfrist bei den Achsen der<br />
alten Achsengeneration liegt im Moment bei<br />
30.000 Kilometern. Beim ICE-T wird die DB<br />
die Achsen dagegen erst später auswechseln. Die<br />
Zulassung des EBA für die Achswellen des Neigetechniktriebzugs<br />
wird für <strong>2013</strong> erwartet.<br />
Leopold Happ<br />
MIET-WAGEN BEI DER DB<br />
Angesichts des Wagenmangels hat sich die DB<br />
im Jahr 2012 mehrfach mit Fahrzeugen aus<br />
Privatbahnbeständen beholfen. DBAutoZug<br />
mietete Wagen von <strong>Bahn</strong>TouristikExpress an,<br />
DB Regio Württemberg lieh Wagen bei Euro-<br />
Express-Sonderzüge; die Abteilwagen 1. bzw.<br />
2. Klasse (Gattungen Am, Bm und Bcm) wurden<br />
von Anfang April an in die RE-Züge<br />
Stuttgart – Aalen eingestellt. Der Einsatz dauerte<br />
bis Sommer. Bei DB Regio Nordost fuhren<br />
Mitte August Wagen der Eisenbahn-Bauund<br />
Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn zwischen<br />
Leipzig und Cottbus bzw. Nauen und<br />
Senftenberg.<br />
Karl Laumann<br />
ERSATZLEISTUNGEN IN DIVERSEN REGIONEN<br />
Wiederholt musste die DB im <strong>Bahn</strong>betrieb<br />
2012 für Ersatzfahrzeuge sorgen bzw. Fahrzeuglücken<br />
im Betriebsbestand schließen. So<br />
fuhr ab 1. Februar ein Wendezug mit 110-Ellok<br />
im Nahverkehrs-Dienstplan der Elektrotriebzüge<br />
425 im Raum Mannheim/Biblis/<br />
Am 18. August 2012 bespannt 115 114 von DB AutoZug IC 2353 Stralsund – Binz S. Klein<br />
ÜBERBLICK – LOK-VETERANEN DER DB 2012<br />
Wechselhaft, wenn auch ohne endgültige<br />
Abschiede verlief die Bestandsentwicklung<br />
bei den älteren Triebfahrzeugen der DB.<br />
So schwankte, je nach Bedarf im Güterverkehr,<br />
die Zahl der eingesetzten Elloks 139/140.<br />
Das Jahr <strong>2013</strong> könnte aber für manche Baureihen<br />
das Dienstende bringen. Im folgenden ein<br />
Überblick, Stand 12. Oktober 2012:<br />
Stückzahl pro Baureihe/Eigentümer: Voraussichtliche Entwicklung:<br />
4 x 103 (DB Fernverkehr, DB Museum) Abfahren der Fristen, Bestandsfahrzeuge bei DB Fernverkehr<br />
und DB Systemtechnik (FTZ)<br />
31 x 110 Bestandsfahrzeug bei FTZ, Abfahren der Fristen. Aus-<br />
(DB Regio, DB Systemtechnik FTZ Minden) laufen im Jahr <strong>2013</strong> zumindest bei DB Regio zu erwarten.<br />
215 x 111 (DB Regio) erste Abstellungen bei Fristablauf zu erwarten<br />
90 x 112 (DB Regio) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
3 x 113 (DB Fernverkehr) Abfahren der Fristen<br />
39 x 114 (DB Regio) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
12 x 115 (DB Fernverkehr) Abfahren der Fristen<br />
58 x 120 (DB Fernverkehr) Bestandsfahrzeuge bei DB Fernverkehr, FTZ und Netz;<br />
bei DB Regio Auslaufen im Jahr <strong>2013</strong> zu erwarten<br />
7 x 139 (DB Schenker Rail) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
26 x 140 (DB Schenker Rail) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
119 x 151 (DB Schenker Rail) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
140 x 155 (DB Schenker Rail) Schwankungen/ Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
10 x 180 (DB Schenker Rail) Auslaufen im Jahr <strong>2013</strong> zu erwarten<br />
16 x 181 (DB Fernverkehr) Abfahren der Fristen<br />
1 x 202 (DB Regionetz) Bestandsfahrzeug Regionetz<br />
über 200 x 218 (DB Regio, DB Fernverkehr, Schwankungen/ Veränderungen im Bestand<br />
DB Regionetz, DB Netz AG, DB Systemtechnik zu erwarten<br />
FTZ Minden, DB <strong>Bahn</strong>bau)<br />
1 x 219 (DB Regionetz) Bestandsfahrzeug Regionetz<br />
20 x 225 (DB Schenker Rail) Auslaufen im Jahr <strong>2013</strong> zu erwarten<br />
74 x 232 (DB Schenker Rail) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
25 x 233 (DB Schenker Rail) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
2 x 234 (DB Fernverkehr) Auslaufen im Jahr <strong>2013</strong> zu erwarten<br />
5 x 241 (DB Schenker Rail) Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
48 x 335 (DB SchenkerRail, DB Fernverkehr, Schwankungen/Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
DB Regio, DB Netz AG)<br />
über 220 x 362-365 (DB Schenker Rail)<br />
Schwankungen/ Veränderungen im Bestand zu erwarten<br />
AXEL WITZKE/GM<br />
Die neue DB-Baureihe 261 („Gravita 10 BB“) ist jetzt vollständig an<br />
die DB ausgeliefert. Hier im Einsatz in Thüringen DB/Jochen Schmidt<br />
Stelldichein mit 225 015 und einer 232 im Werk Ulm. 225 015 wurde<br />
als Letzte dieser Baureihe am 12. April 2012 abgezogen H. Petersen<br />
45
Chronik<br />
SCHWIERIGES JAHR FÜR DIE 103<br />
Schäden, Fristabläufe, Fragen und Rückkehr<br />
nur zum Teil gewiss: So könnte man für<br />
2012 die Situation bei den 103ern von DB Museum<br />
bzw. DB Fernverkehr umschreiben. Dabei<br />
hatte es für 103 113 zum Beispiel gut begonnen;<br />
im Mai kam die Sprinterin von der Aufarbeitung<br />
im Werk Dessau zurück. Allerdings<br />
erlitt sie am 25. Mai beim Einsatz vor dem<br />
Nostalgie-IC Köln – Flensburg einen Schaden<br />
und musste Anfang Juli wieder nach Dessau<br />
überführt werden. Dort diagnostizierten Werksmitarbeiter<br />
Schäden an einer Antriebseinheit<br />
und an den Drehgestellen. Wegen der Kosten<br />
war bis September noch kein Auftrag zur Ausbesserung<br />
der 103 113 erteilt.<br />
Wartefrist für 103 184<br />
Damit bleibt auch eine weitere Schnellfahrlok<br />
des Museumsbestandes in der Warteschleife.<br />
Schon am 14. März hatte 103 184 den Museums-TEE<br />
von Dresden nach Koblenz gebracht<br />
und sich bei der anschließenden<br />
Leerfahrt nach Köln Bbf eine große Flachstelle<br />
zugezogen. Die Untersuchung Ende<br />
März im Werk Frankfurt-Griesheim ergab, dass<br />
sämtliche Radsätze das Grenzmaß erreicht<br />
hatten. Die Lok wurde im Werk Köln-Deutzerfeld<br />
hinterstellt. Ihre Hauptuntersuchung<br />
folgt <strong>2013</strong>, da die Arbeiten an 103 113<br />
mehr Geld verschlingen als vorgesehen.<br />
103 235 wieder im Dienst<br />
Besser erging es 103 235, die zunächst<br />
wegen „Unstimmigkeiten in der Fahrzeugdokumentation“<br />
stillgelegt wurde. Nach technischer<br />
Überprüfung und Wiederinbetrieb -<br />
nahme steht sie aber seit Mitte November<br />
wieder im Einsatz und konnte am 16. November<br />
2012 auch schon einen TEE-Sonderzug<br />
von Köln nach Binz übernehmen.<br />
103 245 in Dessau<br />
Derweil wartete die „Letzte Mohikanerin“ in<br />
Reihen von DB Fernverkehr bei Redaktionsschluss<br />
noch auf die Rückkehr in den Einsatzbestand.<br />
103 245 war am 5. Februar<br />
2012 zwecks Hauptuntersuchung zum Werk<br />
Dessau überstellt worden. Dort fehlten aber<br />
noch im September neu zu fertigende Drehgestell-Ersatzteile<br />
aus der Industrie; selbst<br />
Mitte November stand die Maschine nach<br />
wie vor in Dessau.<br />
LEOPOLD HAPP<br />
Karlsruhe. Dieseltriebzug für Dieseltriebzug<br />
lautete im März die Devise bei der RE-Linie<br />
Frankfurt (Main) – Saarbrücken, auf der<br />
628/629 teilweise 612 vertraten. Auf der Außerfernbahn<br />
Garmisch-Partenkirchen – Reutte<br />
in Tirol sprang im Februar/März 2012 eine<br />
Ellok 111 mit Redesign-Silberlingen (n-Wagen)<br />
für 426-Triebzüge ein. LINT für LINT<br />
war die Formel im Sauerlandnetz; wegen Revision<br />
der 648 fuhren dort etwa zur Jahresmitte<br />
Dortmunder 640er.<br />
Einen anderen Grund hatte der Einsatz der<br />
611 und 628 auf der Höllentalbahn Freiburg –<br />
Titisee. Bauarbeiten machten einen Betrieb mit<br />
Fahrdraht in der Zeit vom 15. September bis<br />
5. Oktober unmöglich, weshalb die Dieseltriebzüge<br />
in dieser Zeit die KollegInnen von der<br />
Elektrotraktion vertraten. Karl Laumann<br />
VORERST KEINE ZULASSUNG FÜR 430<br />
Das Eisenbahn-Bundesamt hat dem neuen<br />
Stuttgarter S-<strong>Bahn</strong>-Triebzug 430 im November<br />
2012 die Zulassung verweigert. Es verlangt<br />
Nachbesserungen im Bremssystem. Der 430<br />
soll in Stuttgart den 420 ersetzen. L. Happ<br />
KURZMELDUNGEN – DB-FAHRZEUGE: ENDE 2011 BIS ENDE 2012<br />
Dezember 2011<br />
05. Dezember: Mit 624 501 mustert die DB das<br />
letzte Fahrzeug dieser Baureihe aus. Der Triebzug<br />
war seit November 2004 von der Ausbesserung<br />
zurückgestellt (z-gestellt) und befand sich<br />
zuletzt beim Stillstandsmanagement in Hamm.<br />
09. Dezember: Die letzte orientrote 140, 140<br />
024, wird z-gestellt.<br />
Nach der Hauptuntersuchung im Netinera-<br />
Werk Neustrelitz kommt Diesellok 229 181 zu<br />
DB <strong>Bahn</strong>bau in Duisburg-Wedau.<br />
10. Dezember: Mit dem Fahrplanwechsel erhält<br />
eine 115 des Bw Köln Bbf wieder eine<br />
Sonderzugleistung nach Österreich. Bis Ende<br />
März bespannt die Einheits-Ellok einen Skizug<br />
vom niederländischen Venlo nach Wörgl.<br />
– Wegen Fristabläufen bei eigenen 232er-Dieselloks<br />
mietet DB Schenker vier 232er der<br />
polnischen Tochter East West Railways an.<br />
– Als „Winterreserve“ nimmt das Werk Kiel<br />
zehn Triebwagen 628/928 vom Werk Braunschweig<br />
auf. Sie dienen als Ersatz für LINT-<br />
Triebwagen 648.3. Wegen Arbeiten an den<br />
648 fahren die 628 ab Januar auch planmäßig<br />
im Raum Lübeck. Im März fahren wieder<br />
648; die 628er gehen nach Ulm (5) bzw. Rostock<br />
(2), drei Stück bleiben in Kiel.<br />
– Wegen Lokmangels setzt die DB im Dezember/<br />
Januar Taurus-Elloks von MRCE Dispolok ein. Sie<br />
fahren bei DB Fernverkehr (IC, EC, CityNightLine)<br />
und DB Regio (Wendezüge Halle – Eisenach).<br />
Januar<br />
01. Januar: 752 004 alias 120 004 wird ausgemustert.<br />
Die letzte Vorserien-120 geht als<br />
Dauerleihgabe zum Thüringer Eisenbahnverein.<br />
02. Januar: Die DB vermietet 185 011 und<br />
012 an die RBH Logistics. Die Elloks sollen<br />
dort bis zum 30.06. fahren.<br />
20. Januar: Brand bei 120 208; die Ellok wird<br />
instand gesetzt und kehrt Anfang Februar in den<br />
Betriebsdienst zurück. Dagegen stehen die<br />
Schwestern 120 207 und 208 im Werk München.<br />
Probleme gibt es auch bei 120 201-205<br />
in Rostock, von denen mehrfach Loks ausfallen.<br />
Die DB vergibt einen Teil der Untersuchungsarbeiten<br />
an der Ellok 189 an das ÖBB-Werk<br />
Linz. Das DB-Werk in Dessau ist überlastet.<br />
Februar<br />
05. Februar: 646-Dieseltriebzüge von DB<br />
Regio nehmen den deutsch-polnischen Zugverkehr<br />
Frankfurt/Oder – Rzepin bzw. – Zielona<br />
Gora auf.<br />
11.-20. Februar: Eine Kältewelle verursacht<br />
bei den Mehrsystem-ICE 406 Probleme mit<br />
dem Systemwechsel. Die DB lässt die Triebzüge<br />
daraufhin überwiegend unter einem<br />
Stromsystem fahren. Auf der Relation Frankfurt<br />
– Amsterdam müssen die Reisenden vom<br />
11. bis 17.02. meist im Grenzbahnhof Emmerich<br />
in einen Anschlusszug umsteigen. Auf der<br />
Strecke Frankfurt – Paris wird der ICE-Verkehr<br />
vom 12. bis 20.02. in Saarbrücken gebrochen.<br />
Die ICE 3 Frankfurt – Brüssel fahren<br />
teilweise nur bis Düren.<br />
April<br />
10. April: Mit 186 338, 339, 340 werden die<br />
letzten drei 186er an DB Schenker Rail geliefert.<br />
Damit gibt es 20 der Zweisystem-Elloks<br />
bei DB Schenker in Deutschland und 45 bei<br />
der französischen Tochter ECR.<br />
24. April: Die DB präsentiert in Neu-Isenburg<br />
den ersten modernisierten 628 für die Dreieichbahn<br />
Dieburg – Buchschlag. Neun Triebzüge erhalten<br />
eine verbesserte Inneneinrichtung.<br />
Die Baureihenbezeichnungen für die neuen<br />
Triebzüge des Dieselnetzes Köln stehen fest:<br />
Die 18 Zweiteiler LINT 54 werden zu 622 001-<br />
018/501-518, die 38 Dreiteiler LINT 81 zu<br />
620 001-038/621 001-038/620 501-538.<br />
Die 186 sind jetzt vollzählig bei DB Schenker. Im Bild eine der Zweisystem-Elloks<br />
auf der Strecke Aschaffenburg – Würzburg S. Scheiba<br />
Verschiedene Loktypen kommen vor den IC Stuttgart – Zürich auf der<br />
Gäubahn zum Einsatz, unter anderem auch die 181 Felix Löffelholz<br />
46
DB-Fahrzeuge/-Werke<br />
Seit Ende 2011 fährt das Zugpaar<br />
IC 118/119 Münster – Innsbruck<br />
mit ÖBB-Wagen, hier im Juni 2012<br />
mit einer 101 zwischen Mainz<br />
und Worms<br />
Fritz Traser<br />
Mai<br />
24. Mai: DB Regio Südbaden stellt den Doppelstockwagen<br />
DBuza 748.0 mit erweiterter<br />
Fahrradtransportkapazität vor.<br />
27. Mai: Ende der Ersatzleistungen mit 218-<br />
Dieselloks und Wagenzügen auf der Hochrheinstrecke<br />
Basel Bad Bf – Erzingen. Nach<br />
Abschluss der Bauarbeiten fahren dort wieder<br />
Neigetechnik-Triebzüge 611.<br />
31. Mai: DB Regio beendet die Ersatzzugleistungen<br />
Nürnberg – Neumarkt (Opf). Die grün-silbernen<br />
Elloks gehen zurück an RBSAF (Royal Bank<br />
of Scotland Asset Finance Europe Limited). Bis<br />
Mitte Juni beendet auch DB Schenker den Einsatz<br />
von RBSAF-Leihloks<br />
182 004, ehemals silberne Porsche-Lok, trägt<br />
wieder Verkehrsrot.<br />
Juli<br />
05. Juli: DB Schenker gibt die Leihloks 185 515<br />
und 516 an Alpha Trains zurück und hat damit<br />
keine gemieteten 185er mehr im Bestand.<br />
27. Juli: Mit 430 018/518 und 019/519<br />
kommen die beiden ersten Exemplare des<br />
neuen S-<strong>Bahn</strong>-Triebzugs in den DB-Bestand.<br />
Stationiert werden sie in Plochingen.<br />
– Die DB schließt das Modernisierungsprogramm<br />
für die x-Wagen der Nürnberger S-<strong>Bahn</strong><br />
ab. 48 Wagen wurden erneuert.<br />
– Ende Juli stellt die DB mangels Bedarfs<br />
zehn Elloks der Baureihe 145 vorübergehend<br />
in Rostock-Seehafen ab.<br />
Ein 430 für Stuttgart und weitere Triebzüge<br />
von Bombardier am 27. Januar 2012 im ehemaligen<br />
Rangierbahnhof Wustermark T. Werner<br />
August<br />
18./19. August: Hochsommerliche Hitze bereitet<br />
den Klimaanlagen in IC- und ICE-Zügen wiederholt<br />
Schwierigkeiten. Insbesondere auf der<br />
Strecke Köln – Hannover – Berlin und in Nordrhein-Westfalen<br />
kommt es zu Behinderungen.<br />
24. August: Zwölf 151er werden mangels Bedarfs<br />
im Rangierbahnhof München-Nord hinterstellt.<br />
25. August: Sechs 151er-Elloks kommen zur<br />
Aufarbeitung ins Werk Dessau. Sie gehen anschließend<br />
an Hector Rail in Schweden.<br />
– DB Netz bietet die Turmtriebwagen der Baureihe<br />
704 zum Verkauf an. Die fünf 1977/78 gefertigten<br />
Fahrzeuge wurden abgestellt.<br />
– Die zu 2.-Klasse-Abteilwagen herabgestuften<br />
1.-Klasse-Wagen werden von Bvmz in<br />
Bwmz umbenannt. Das soll Verwechslungen<br />
mit den mit mehr Plätzen ausgestatteten 2.-<br />
Klasse-Großraumwagen Bvmz vermeiden.<br />
August/September: Zwei der drei 120.2 werden<br />
von Aachen nach Rostock umbeheimatet.<br />
September<br />
21. September: Mit 261 098 kommt die vorerst<br />
letzte Lok dieser Baureihe in den DB-Be-<br />
stand. Ab Oktober erhält die DB die 800 kW<br />
stärkere, als 265 eingereihte Version.<br />
23. September: Zum Oktoberfest wird ein<br />
TGV Paris – Stuttgart bis München verlängert;<br />
das Angebot gibt es auch an weiteren Sonntagen,<br />
teils mit Flügelung der Züge in Vaihingen/Enz<br />
bzw. Stuttgart Hbf.<br />
DB Netz bestellt sieben Rettungszüge für die<br />
Neubaustrecken Hannover – Würzburg und<br />
Mannheim – Stuttgart. Für 800 Mio. Euro<br />
bauen Tatravagónka (Slowakei) und Dräger<br />
36 Wagen. Bis 2018 sollen diese Züge die<br />
Rettungszüge aus den 90er-Jahren ersetzen.<br />
Oktober<br />
Die DB hat die Elloks 180 002, 007, 009-011<br />
an Skoda in Tschechien verkauft.<br />
Dezember<br />
02. Dezember: Letzte Fahrt des „Nostalgie-<br />
IC“ von Flensburg über Hamburg nach Köln.<br />
09. Dezember: Mit Fahrplanwechsel fahren<br />
TGV Euroduplex von Paris nach Stuttgart/<br />
München. FRITZ TRASER/KARL LAUMANN/GM<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
47
Chronik<br />
Oben: Roter Teppich für den neuen Zug: Seit März 2012 fährt der TGV von Frankfurt (Main)<br />
Hbf – im Bild – nach Marseille und erreicht auf französischer Seite 320 km/h Holger Peters/DB AG<br />
Rechts: Seit Ende 2011 gibt es den EuroNight Moskau – Berlin – Paris mit russischen Wagen<br />
und (ab/bis Warschau) polnischem Speisewagen<br />
Heiko Günther<br />
DB-Personenverkehr<br />
Reisen wie<br />
Gott nach Frankreich<br />
Seit einigen Jahren sind deutsch-französische Zugangebote im Aufwind. 2012 kamen neue<br />
attraktive Reisemöglichkeiten hinzu: eine TGV-Verbindung von Frankfurt nach Marseille und der<br />
Nahverkehrszug Müllheim – Mulhouse. Fortsetzung folgt ...<br />
Mit dem Schienenverkehr nach Frankreich<br />
ist es so eine Sache. Da gibt es<br />
eine klassische Staatsbahn, die in ihrem<br />
Denken und dem ihr politisch verordneten Protektionismus<br />
so völlig anders tickt als die vor fast<br />
20 Jahren in die Marktwirtschaft eines liberalisierten<br />
Schienenverkehrs entlassene Deutsche<br />
<strong>Bahn</strong> AG. Großpolitische Befindlichkeiten, die<br />
von der Parole der deutsch-französischen<br />
Freundschaft nicht immer kaschiert werden, gereichen<br />
dem Wesen eines internationalen Eisenbahnverkehrs<br />
über diese eigentlich ja gar nicht<br />
mehr existente Grenze meist nicht zum Vorteil.<br />
So verlangt Paris, dass für jedes in Frankreich eingesetzte<br />
Schienenfahrzeug eine Steuer von jährlich<br />
bis zu 30.000 Euro zu entrichten sei. Bei der<br />
Französischen Staatsbahn SNCF wird dies durch<br />
die Abschaffung der Gewerbesteuer kompensiert,<br />
wohingegen Gästen auf Frankreichs Schienen<br />
durch diese Steuer unmissverständlich klargemacht<br />
wurde, dass sie dort eigentlich eine persona<br />
non grata darstellen. Solche Hemmschuhe<br />
gibt es beim Straßenverkehr über die Grenze<br />
nicht einmal ansatzweise.<br />
Und doch ist der Schienenverkehr in die<br />
Grande Nation nach vielen mageren Jahren seit<br />
einiger Zeit von einer erstaunlichen Aufbruchstimmung<br />
geprägt. Über die Leuchttürme TGV<br />
und ICE hinaus lässt sich feststellen, dass die Entwicklung<br />
der Verkehre sans frontière (ohne Grenzen)<br />
umso pragmatischer verläuft, je weiter man<br />
sich von zentralistischen und nicht immer nachvollziehbaren<br />
Querschüssen aus Richtung Paris<br />
entfernen konnte. Gerade im „Kleinen Grenzverkehr“<br />
wird längst gelebt, was in salbungsvollen<br />
politischen Reden immer gefordert wird.<br />
48
DB-Personenverkehr<br />
MEHR INFORMATION FÜR REISENDE<br />
Gleich mehrere Informationsdienste wurden<br />
im Jahr 2012 für <strong>Bahn</strong>kunden eingerichtet.<br />
Zunächst als Pilotprojekt startete die DB<br />
im Februar einen kostenlosen Mitteilungsservice<br />
für Fernverkehrsreisende. Wer bei der Internetseite<br />
www.bahn.de ein Benutzerkonto<br />
besaß und ein Fernverkehrsticket kaufte,<br />
wurde bei Störungen im Betriebsablauf oder<br />
Verspätungen seines Zuges vorab per E-Mail<br />
informiert. Die Information bezog auch mögliche<br />
Anschlüsse und Änderungen bei den Zughalten<br />
ein. Nach dem erfolgreichen Beginn<br />
dehnte die DB das Angebot zur Jahresmitte<br />
allgemein aus. Über die Pünktlichkeit der<br />
Züge geben außerdem seit 2012 zwei weitere<br />
Internet-Seiten Auskunft. Die private Website<br />
www.zugfinder.de stellt die Angaben des DB-<br />
Reisendeninformationssystems zusammen<br />
und bildet die Fernverkehrszüge (mitsamt etwaiger<br />
Verspätungen) auch grafisch ab. Daneben<br />
veröffentlicht die Süddeutsche Zeitung<br />
seit März 2012 im Internet eine Live-Karte,<br />
welche die aktuelle Pünktlichkeit der DB-Fernzüge<br />
anzeigt. Basis dafür sind ebenfalls die<br />
Angaben der DB zu ihren Zügen. Die Aufstellung<br />
ist zu sehen unter der Internet-Adresse<br />
http://zugmonitor.sueddeutsche.de.<br />
VINCENT VOLF<br />
Und aktuell ging es in jüngster Zeit mit neuen<br />
Verbindungen weiter.<br />
Duplex-TGV, EuroNight, Nahverkehr<br />
Im <strong>Bahn</strong>-Kalender des Jahres 2012 stechen nun<br />
gleich drei Ereignisse hervor. Die von Anbeginn<br />
gut angenommenen TGV- und ICE-Fahrten<br />
nach Paris weckten bei den im Erfolg auf einmal<br />
brüderlich vereinten <strong>Bahn</strong>en SNCF und DB<br />
Lust auf mehr, was sich im März 2012 in einer<br />
durchgehenden TGV-Verbindung Frankfurt<br />
(Main) – Karlsruhe – Strasbourg – Lyon – Avig -<br />
non – Marseille (nachmittags nach Süden, morgens<br />
zurück) in den Fahrplänen niederschlug.<br />
Erstmals kam hierbei ein doppelstöckiger TGV<br />
Duplex zum Einsatz. Einige Zeit vor den angekündigten<br />
DB-Doppelstock-Intercitys führte<br />
die SNCF rechts des Rheins schon einmal vor,<br />
wie man Fernverkehr auf zwei Etagen macht.<br />
Nur der eigentlich geplante und für einen ICE-<br />
Einsatz vorgesehene „Gegenzug“ (morgens nach<br />
Süden, nachmittags zurück) lässt mangels verfügbarer<br />
DB-Triebzüge zunächst auf sich warten.<br />
Dafür wurde zum Dezember 2012 der<br />
komplette TGV-Verkehr Paris – Stuttgart –<br />
München auf Duplex-TGV umgestellt, um der<br />
noch immer steigenden Nachfrage gerecht zu<br />
werden. Erwähnt sei an dieser Stelle auch der<br />
zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 eingeführte<br />
„Transeuropean Express“, der mehrmals<br />
wöchentlich verkehrende Nachtzug<br />
EN 452/453 von Paris über Frankfurt (Main),<br />
Berlin und Warschau nach Moskau.<br />
Der Fahrplanwechsel im Dezember 2012<br />
markierte den nächsten Meilenstein im Schienenverkehr<br />
zwischen Deutschland und Frankreich.<br />
Der Ausflugsverkehr des Jahres 2006 ebnete<br />
dem „Blauwal“, dem Triebwagen<br />
X 73900 (ähnlich DB-641), den Weg für einen<br />
täglichen Reisezugverkehr über den<br />
Auf Abruf bedient Triebzug 642 227 im Frühjahr 2012 die S-<strong>Bahn</strong>-Linie von Rostock Hbf nach Rostock<br />
Seehafen Nord. Mangels Auslastung stellt die DB im Dezember den Betrieb ein Oliver Strüber<br />
PERSONENVERKEHR – WEITERE MELDUNGEN<br />
Konkurrenz durch Fernbusse?<br />
Nachdem das Bundesverwaltungsgericht im<br />
Sommer 2010 schon Fernbuslinien zuließ,<br />
wenn diese preislich deutlich unter der <strong>Bahn</strong><br />
lagen, folgte im Herbst 2012 die Genehmigung<br />
auf breiter Front. Nach einer Einigung<br />
der Regierungskoalition CDU/CSU/FDP mit<br />
den Oppositionsparteien SPD und Grüne im<br />
Bundestag sollen Fernbuslinien ab <strong>2013</strong> generell<br />
möglich sein. Die Linien dürfen lediglich<br />
keine Strecken unter 50 Kilometer Entfernung<br />
bzw. eine Stunde Reisezeit bedienen, außerdem<br />
müssen die Busse behindertengerecht<br />
sein. Damit gehört die Monopolstellung der<br />
<strong>Bahn</strong> der Vergangenheit an. BELA V. DERLETHAL<br />
Streit um Direktvergabe<br />
Anfang 2012 geriet die Vergabepraxis der<br />
Nahverkehrsservicegesellschaft Sachsen-Anhalt<br />
(NASA) in die Kritik. Konkreter Anlass ist<br />
der am 4. Dezember 2011 mit DB Regio Südost<br />
geschlossene Vertrag zum „Elektronetz<br />
Nord“, welcher der DB Ende <strong>2013</strong> den (weiteren)<br />
Betrieb von sechs Nah- bzw. Regionalverkehrslinien<br />
im Raum Magdeburg einräumt.<br />
Allerdings vergab die NASA den Auftrag im<br />
Wert von 1,04 Mrd. Euro direkt an die DB-<br />
Tochter – ein Vorgehen, das der Bundesgerichtshof<br />
im Jahr 2011 weitgehend<br />
unter sagte. Deshalb wurde<br />
der Vertrag vom Mitbewerber<br />
NBE Regio bei der Vergabekammer<br />
Halle (Saale)<br />
angefochten; die Kammer<br />
wies die Klage wegen eines<br />
Formfehlers ab, woraufhin<br />
NBE Regio im Juli erneut –<br />
diesmal vor dem Landgericht<br />
Hannover – klagte. Ein<br />
Urteil wurde für Ende November<br />
erwartet, wobei die<br />
Klage laut Beobachter<br />
wenig Aussicht auf Erfolg<br />
hat. NBE Regio erwog für<br />
den Fall einer Niederlage<br />
weitere rechtliche Schritte.<br />
Rhein. Bis zu sieben Zugpaare verbinden den<br />
neuen TGV-Knoten Mulhouse, von wo aus es<br />
in weniger als drei Stunden nach Paris geht,<br />
mit Südbaden. Der teilweise in nur 45 Minuten<br />
bis Freiburg (Breisgau) Hbf durchlaufen-<br />
Ohne Ausschreibung bekam unterdessen im<br />
Sommer DB Regio Südost den Zuschlag für<br />
Regionalexpress-Linien im Vogtland. Der dortige<br />
Zweckverband bestellt die Leistungen für<br />
eine Übergangszeit, auf die ein übergreifendes<br />
Wettbewerbsverfahren folgt. Von Dezember<br />
2012 bis Ende 2016 bedient DB Regio<br />
nun die RE-Verbindungen Dresden – Reichenbach<br />
– Hof – Nürnberg, Gera – Mehltheuer –<br />
Hof und Leipzig – Reichenbach – Hof/– Adorf.<br />
Kürzungen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat mangels<br />
verfügbarer Regionalisierungsmittel die Kürzung<br />
von Nah verkehrsleistungen angekündigt. Zum<br />
Fahrplanwechsel im Dezember 2012 sollte u.a.<br />
das An gebot auf den Strecken Stralsund – Neustrelitz,<br />
Lübeck – Bad Kleinen, Hagenow –<br />
Schwerin und auf Rügen reduziert werden.<br />
Preiserhöhungen bei der DB<br />
Auch 2012 hob die Deutsche <strong>Bahn</strong> die Preise<br />
im Nah- und Fernverkehr an. Mit dem Fahrplanwechsel<br />
am 9. Dezember verteuerten sich Einzelfahrkarten<br />
um durchschnittlich 2,8 Prozent.<br />
Weiterhin stiegen die Preise bei Zeitkarten im<br />
Regionalverkehr, so dem „Schönes-Wochenende-Ticket“,<br />
und der Mehrzahl der <strong>Bahn</strong>Card-<br />
Offerten, die im Schnitt 2,4 Prozent mehr<br />
kosten. Die DB nannte als<br />
Grund gestiegene Energiekosten.<br />
Bereits 2011 hatte<br />
sie die Preise im Schnitt um<br />
3,9 Prozent erhöht.<br />
<strong>Bahn</strong>höfe des Jahres 2012<br />
Als <strong>Bahn</strong>höfe des Jahres<br />
wählte die Allianz pro<br />
Schiene 2012 Bremen Hbf<br />
in der Kategorie Großstadt,<br />
Aschaffenburg Hbf (Foto: F.<br />
Traser) in der Kategorie<br />
Kleinstadt und Bad Schandau<br />
beim erstmals vergebenen<br />
Sonderpreis Tourismus.<br />
FELIX WALTHER/LUCA WILFERT<br />
de „Blauwal“ mag, über seine verkehrliche<br />
Funktion als Schnellverbindung zwischen<br />
zwei Großstädten hinaus, als Symbol des inzwischen<br />
wie selbstverständlich funktionierenden<br />
deutsch-französischen Schienenver-<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
49
Chronik<br />
Regionalverkehr Größe XXL? Wegen Bauarbeiten auf der Strecke<br />
München – Ingolstadt wurden im Jahr 2012 zeitweise zwei RE-Züge<br />
vereinigt gefahren<br />
Josef Mauerer<br />
Der „Blauwal“, Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft, im<br />
<strong>Bahn</strong>hof Neuenburg. Seit Dezember fahren die SNCF-Triebwagen<br />
X 73900 auch zwischen Müllheim und Mulhouse<br />
Heiko Focken<br />
kehrs gelten. Damit gibt es wieder sechs<br />
Grenzübergänge, auf denen täglicher Reisezugverkehr<br />
über die 448 Kilometer lange gemeinsame<br />
Grenze angeboten wird. Zur Erinnerung:<br />
In den 1990er-Jahren lag die Zahl der<br />
genutzten Grenzübergänge einmal bei drei.<br />
Das nennt man wohl Reisen wie Gott nach<br />
Frankreich, oder? Heiko Focken<br />
Sind das nicht ... ? Die Reisenden staunten ganz<br />
schön, als sie am Karfreitag 2012 in Dortmund<br />
an Gleis 8/10 des Hauptbahnhofs auf ihren Zug<br />
warteten. Denn die, die dort in Schwarz-Gelb<br />
standen, waren keine Fußballfans, sondern die<br />
Fußballer des deutschen Meisters Borussia<br />
Dortmund einschließlich ihres Trainers Jürgen<br />
Klopp. Sie nahmen am 6. April den Zug nach<br />
Wolfsburg und fuhren tags darauf beim dortigen<br />
VfL einen 3:1-Sieg ein<br />
Marcus Henschel<br />
KURZMELDUNGEN – DB-PERSONENVERKEHR: ENDE 2011 BIS ENDE 2012<br />
Januar: DB Regio Nord gewinnt das Los A des<br />
Netzes Mitte in Schleswig-Holstein. Damit behält<br />
die DB die RE-Leistungen Hamburg –<br />
Kiel/Hamburg – Flensburg und die RB-Leistung<br />
Neumünster – Flensburg. Ab Ende 2014<br />
fährt dort die Regionalbahn Schleswig-Holstein<br />
in dichterem Takt und mit neuen Bombardier-Doppelstock-Triebzügen<br />
TWINDEXX.<br />
Die Fahrzeuge erhalten – wie beim Los B, das<br />
die private Nordbahn gewann – eine Lackierung<br />
in Grün und Grau.<br />
DB Regio bekommt den Zuschlag für die<br />
Haard-Achse (RE 2 Münster – Essen – Düsseldorf,<br />
RE 42 Münster – Essen – Mönchengladbach).<br />
Der Vertrag beginnt Ende 2014 und<br />
läuft bis 2029. Ebenfalls von 2014 bis 2029<br />
wird der Betrieb der S-<strong>Bahn</strong>-Linien S 5/S 8<br />
Mönchengladbach – Hagen/– Dortmund an<br />
DB Regio vergeben. Dafür wird DB Regio neue<br />
S-<strong>Bahn</strong>-Triebzüge mit Toiletten beschaffen.<br />
Februar<br />
05. Februar: Neue Verbindung nach Polen:<br />
646-Triebzüge fahren von Frankfurt/Oder nach<br />
Zielona Gora (früher Grünberg) in Schlesien.<br />
28. Februar: Beim „Rheinland-Pfalz-Takt<br />
2015“ wird das Los 1 des Dieselnetzes Südwest<br />
an DB Regio vergeben. Es gilt ab Ende<br />
2015 und umfasst sechs Regionalbahn-Linien<br />
im Raum Weinheim, Worms, Neustadt/Weinstraße.<br />
Das Los 2 mit mehr als doppelt so<br />
viel Umfang geht an die Regentalbahn.<br />
– Online-Kunden der DB können das Geld für<br />
ihre Fahrkarte nun auch mit dem Internet-Bezahldienst<br />
PayPal überweisen<br />
– DB Regio behält den Betrieb auf den Linien<br />
RE 3 Stralsund – Berlin – Elsterwerda und RE 5<br />
Rostock –/Stralsund – Berlin – Falkenberg/–<br />
Lutherstadt Wittenberg. Der in der Ausschreibung<br />
gewonnene Vertrag läuft von Dezember<br />
2014 bis Dezember 2026. Die DB fährt mit<br />
lokbespannten Doppelstock-Wendezügen<br />
(RE 3) bzw. neuen elektrischen Bombardier-<br />
Doppelstock-Triebzügen TWINDEXX (RE 5). Die<br />
Triebzüge werden noch beschafft.<br />
März: Die Wortmarke „S-<strong>Bahn</strong>“ ist frei verfügbar.<br />
Laut Bundespatentgericht handelt es sich<br />
dabei um einen allgemeinen, nicht individuell<br />
schützbaren Begriff. Die DB klagt gegen die<br />
Entscheidung, so dass nun der Bundesgerichtshof<br />
entscheiden muss.<br />
23. März: Neuer Verkehrsvertrag zwischen DB<br />
und Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen<br />
für die S-<strong>Bahn</strong> Hannover. Von Dezember<br />
2012 bis Dezember 2020 fährt die DB<br />
jährlich rund 8,5 Mio. Kilometer. Teil des Vertrags<br />
sind erhöhte Sicherheits-, Pünktlichkeitsund<br />
Komfortstandards.<br />
30. März: Start des UrlaubsExpress Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Der IC fährt bis 21.10. freitags/samstags<br />
von Köln nach Heringsdorf<br />
Links: Talent 643 561 der DB am 8. April auf<br />
der von der DB übernommenen RB 51<br />
Rechts: Vom 6. Juli bis 20. August ruhte wochenends<br />
der Betrieb auf der S-<strong>Bahn</strong>-Stammstrecke<br />
in München; S-<strong>Bahn</strong>en von außerhalb<br />
fuhren den Hbf an M. Henschel (l.), J. Loschert (r.)<br />
50
Im Sommer 2012 bespannt 182 001 einen Zug der RE-Linie 2 Cottbus – Berlin – Wismar und passiert soeben Berlin-Spindlersfeld, wo ein Vierbeiner<br />
den lauen Abend genießt. Seit Dezember führt hier die ODEG den Betrieb, doch stellt DB Regio die Ersatzzüge mit Fahrzeugen wie gehabt R. Kutschke<br />
und Binz, samstags/sonntags zurück. Er wird<br />
dabei nicht mehr über Hamburg, sondern über<br />
Hannover und Berlin geführt.<br />
April: Nach eigenen Angaben setzt die DB<br />
erstmals mehr Fahrkarten über das Internet<br />
ab als über Automaten. Der Verkauf über Reisezentren<br />
liegt an dritter Stelle.<br />
– DB Regio NRW löst auf der RB-Linie 51 Dortmund<br />
– Enschede die Prignitzer Eisenbahn ab.<br />
Mai<br />
04. Mai: DB Regio Bayern kündigt an, nicht an<br />
der Ausschreibung für den Nahverkehr im<br />
Bayerischen Oberland teilzunehmen. Grund ist<br />
die Bedingung, dabei die 17 Integral-Triebzüge<br />
und die Werkstatt Lenggries zu übernehmen.<br />
Juni<br />
06. Juni: Neuer Fernzug ab Berlin: EC 54/55<br />
„Berlin-Gdynia-Express“ (BGE) fährt täglich<br />
über Frankfurt/Oder und Danzig nach Gdynia<br />
(Gdingen) an der polnischen Ostseeküste.<br />
Wie beim „Berlin-Warszawa-Express“ kooperieren<br />
die DB und die polnische Staatsbahn<br />
PKP; deren Sparte PKP Intercity stellt Lok und<br />
Wagen.<br />
10. Juni: Ab dem kleinen Fahrplanwechsel fahren<br />
sonn- und feiertags zwei zusätzliche Expresszüge<br />
München – Füssen, bestehend aus 218-Dieselloks<br />
und Redesign-Silberlingen (n-Wagen).<br />
11. Juni: Auf der Strecke Neuruppin – Herzberg<br />
(Mark) gibt es wieder fahrplanmäßigen<br />
Nahverkehr. Die Züge von DB Regio schaffen<br />
während der in Löwenberg laufenden Arbeiten<br />
für die Strecke Berlin – Rostock eine Anbindung<br />
nach Rheinsberg (siehe auch Rubrik „DB<br />
Strecken und Netz“).<br />
Juni: In Thüringen beginnt DB Regio das Projekt<br />
„Juniorzug“. Auf der Nebenstrecke Fröttstädt<br />
– Friedrichroda sowie in einigen<br />
Regionalbahnen Eisenach – Halle übernehmen<br />
Auszubildende Marketing, Fahrscheinverkauf<br />
und Betreuung der Reisenden.<br />
Ende August – Oktober: An ausgewählten<br />
Wochenenden verkehrt ein zusätzlicher TGV<br />
Paris – Stuttgart – München, gefahren mit<br />
Duplex-Zügen.<br />
Oktober: Ein 628 von DB Regio nimmt den<br />
Schülerverkehr zwischen Kiel Hbf und dem<br />
Schulzentrum in Kiel-Gaarden auf. Das Streckenstück<br />
gehört zu der aktuell nur im Museumsverkehr<br />
bedienten Kiel-Schönberger Eisenbahn.<br />
Im Mai 2012 waren Autoreisezüge im Raum<br />
Berlin noch gang und gäbe, im Bild AZ 1360<br />
bei der Durchfahrt durch Potsdam Medienstadt<br />
Babelsberg. Im November strich DB<br />
Autozug das Angebot auf eine Inlandsverbindung<br />
zusammen<br />
Ralf Kutschke<br />
November: DB Autozug streicht sieben der<br />
acht Autozugverbindungen ab Berlin. Übrig<br />
bleibt nur die zusammen mit CityNightLine bediente<br />
Inlands-Relation nach München. Begründet<br />
wird die Maßnahme mit mangelnder<br />
Auslastung der Züge.<br />
Dezember<br />
09. Dezember: Neues zum Fahrplanwechsel:<br />
– Inbetriebnahme der Verlängerung der Stuttgarter<br />
S-<strong>Bahn</strong>-Linie 4 Marbach – Backnang<br />
– Start einer CityNightLine München – Mailand<br />
– Einstellung der Rostocker S-<strong>Bahn</strong>-Linie 3 Rostock<br />
Hbf – Seehafen Nord mangels Auslastung;<br />
zuletzt fuhren dort Triebwagen 628 und 642<br />
– Einstellung des „Magdeburg-Berlin-Express“<br />
– Einstellung d. RE Linz – Simbach – München<br />
– die RE-Linien 2 Cottbus – Wismar und 4 Stendal<br />
– Jüterbog gehen auf die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft<br />
(ODEG) über; für den RE 2<br />
stellt die DB Ersatzzüge. OSKAR GRODECKE<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
51
Chronik<br />
WEITERE MELDUNGEN<br />
Neues Konzept für Einzelwagenverkehr<br />
Unter dem Begriff „Netzwerkbahn“ will DB<br />
Schenker Rail den Ganzzug- und Einzelwagenverkehr<br />
bis 2014 neu ordnen. Dabei soll der<br />
Kunde verlässliche Auskünfte über die Fahrzeiten<br />
erhalten und während der Fahrt noch<br />
Wagen buchen bzw. in den Zug einstellen können.<br />
DB Schenker will die Neuordnung zunächst<br />
auf einzelnen Relationen testen.<br />
Im März 2012 sind 155 211 und eine 185 von Rail4Chem im Güterbahnhof Halle unterwegs. Im<br />
September begann der Umbau zur grundlegenden Modernisierung der Anlage<br />
Ralf Kutschke<br />
DB-Güterverkehr<br />
Dornröschens<br />
Rückkehr<br />
Jahrelang wurde der Güterbahnhof Halle (Saale) kaum genutzt,<br />
seit 26. September 2012 läuft die Modernisierung. Bis 2017 baut<br />
die DB eine neue Zugbildungsanlage, die den Standort zu einem<br />
der wichtigsten im deutschen Schienengüterverkehr macht<br />
Der symbolische Spatenstich der Ehrengäste<br />
verlief diesmal ein wenig anders.<br />
Kein kräftiges Aufhäufen von<br />
Sand und Erdreich, stattdessen legten Sachsen-Anhalts<br />
Verkehrsminister Thomas Webel<br />
und führende DB-Vertreter Hand an die Gleise.<br />
Gemeinsam hoben sie am 26. September<br />
2012 ein erstes Gleisjoch aus der Verankerung.<br />
Sinnbildlich für die Arbeiten, die im Güterbahnhof<br />
von Halle an der Saale in der nächsten<br />
Zeit anstehen.<br />
Zuletzt lag die Verteilstelle, die immerhin<br />
seit 1889 existiert, zu einem Gutteil brach.<br />
Nur noch 80 Wagen wurden pro Tag zusammengestellt;<br />
der Ablaufbetrieb ruhte, die Zugbildung<br />
beschränkte sich auf Übergaben im<br />
regionalen Bereich. Die Mehrzahl der Gleise<br />
blieb verwaist und wucherte langsam zu. Das<br />
Start für überlange Güterzüge<br />
Am 3. August 2012 hat das Eisenbahn-Bundesamt<br />
erste Güterzüge mit Überlänge genehmigt.<br />
Auf der Strecke von Maschen nach<br />
Pad borg/Dänemark dürfen nun Züge mit 835<br />
statt bisher 740 Metern Länge fahren. Die DB<br />
hat Fahrzeuge, Infrastruktur und Betriebsabläufe<br />
angepasst. Züge von 835 Metern Länge<br />
sind in Dänemark bereits erlaubt; bisher<br />
mussten sie bei der Einfahrt nach Deutschland<br />
geteilt werden.<br />
FELIX WALTHER<br />
ist jetzt vorbei: Für 146 Millionen Euro modernisiert<br />
die DB die Zugbildungsanlage von<br />
Grund auf. Im Güterbahnhof werden 40 Kilometer<br />
Gleise neu verlegt und über 130 Weichen<br />
eingebaut. Es entstehen 36 Richtungsgleise<br />
mit je 700 Metern Nutzungslänge und<br />
vollautomatischer Bremstechnik, 14 Ladegleise<br />
mit Ladestraßen sowie ein neuer Ablaufberg.<br />
Die Steuerung der Anlage geschieht<br />
ebenfalls vollautomatisch. Zwei Elektronische<br />
Stellwerke werden den Ablaufbetrieb sowie die<br />
Ein- und Ausfahrt der Güterzüge regeln.<br />
Wenn alles nach Plan verläuft, gehen 2015<br />
die ersten 16 Richtungsgleise in Betrieb. Zwei<br />
Jahre später sollen die Arbeiten abgeschlossen<br />
sein. Dann gehört die „Zugbildungsanlage<br />
Halle-Nord“ zu den modernsten Verteilern in<br />
Deutschland; die DB sieht sie als eines der<br />
bundesweit zehn wichtigsten Schienengüterverkehrszentren<br />
und als bedeutenden Bündelungspunkt<br />
im Einzelwagenverkehr. Dornröschens<br />
Rückkehr in die feine Gesellschaft des<br />
Frachttransportwesens drückt sich auch in<br />
Zahlen aus. Mit der Zugbildungsanlage werden<br />
150 Arbeitsplätze geschaffen. Und sie behandelt<br />
täglich 2.400 Güterwagen – 30-mal<br />
so viel wie der Güterbahnhof vor der Modernisierung.<br />
Felix Walther<br />
Noch fahren die DB-360 auf der Feuerbacher<br />
Industriebahn in Stuttgart, für <strong>2013</strong> ist der<br />
Betrieb aber nicht gesichert. Dem Regierungspräsidium<br />
liegt ein Antrag vor, Flurstücke<br />
vom <strong>Bahn</strong>betrieb freizustellen H. Focken<br />
Im März 2012 befördert 185 236 einen Kohlezug<br />
zwischen dem Kraftwerk in Ernsdorf<br />
und dem Kohlezwischenlager in Sulzbach/<br />
Saar. Der Steinkohlebergbau an der Saar ist<br />
seit 2012 Geschichte<br />
Patric Kaufmann<br />
IN KÜRZE – DB-GÜTERVERKEHR<br />
Februar<br />
03. Februar: DB Schenker richtet einen Güterzug<br />
Deutschland – Portugal ein. Einmal pro<br />
Woche bedient ein Zugpaar die Verbindung<br />
Braunschweig –/Göttingen – Lissabon/– Porto.<br />
27. Februar: Inbetriebnahme des modernisierten<br />
Rangierbahnhofs Mannheim. Die<br />
Erneuerung hat mehr als 100 Mio. Euro gekostet.<br />
Juli<br />
05. Juli: Beim Container-Umschlagterminal<br />
München-Riem geht ein drittes Modul in<br />
Betrieb. BELA V. DERLETHAL/FELIX WALTHER<br />
52
Chronik des Untergangs:<br />
Mythos und Wirklichkeit<br />
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Chronik<br />
Am 24. Juli 2012 passiert ICE 411 583 auf der Fahrt von Berlin nach Rostock das Stellwerk<br />
Abzw Karow West auf dem Berliner Außenring. Seit September nehmen die Züge von hier aus<br />
einen anderen Weg, denn die Strecke ist ab Birkenwerder gesperrt<br />
Sven Klein<br />
DB-Strecken und -Netz<br />
Zielmarke 160<br />
Seit September läuft der Ausbau der Strecke Berlin – Rostock<br />
in großem Stil. Für die umfang reiche Sanierung und Ertüchtigung<br />
wird die Magistrale noch bis April <strong>2013</strong> gesperrt bleiben.<br />
Eine Unterbrechung, die gleichwohl großen Nutzen bringt<br />
Slg. Marco Frühwein<br />
Das Projekt warf seine Schatten voraus.<br />
Bereits im Sommer 2012 stand zwischen<br />
Nassenheide und Löwenberg<br />
nur ein Gleis zur Verfügung. Vom 10. September<br />
2012 bis zum 26. April <strong>2013</strong> ist nun<br />
die Strecke Berlin – Rostock komplett gesperrt.<br />
Auf den Abschnitten Oranienburg – Löwenberg<br />
(Mark) und Waren (Müritz) – Lalendorf<br />
(– Rostock) stehen die Komplettsanierung des<br />
Oberbaus und die Ertüchtigung der Strecke<br />
an. Das Planum wird tief ausgehoben und es<br />
werden neue Gleise sowie Oberleitungsmasten<br />
gesetzt. Auf der Nord-Süd-Magistrale vom Seehafen<br />
ins Inland sollen künftig 25 Tonnen<br />
Achslast und 160 km/h möglich sein. Regionalzüge<br />
brauchen dann für die 196 Kilometer<br />
lange Strecke weniger als zwei Stunden.<br />
Gleichzeitig werden weitere Arbeiten an<br />
Brücken und <strong>Bahn</strong>steigen ausgeführt. Der<br />
<strong>Bahn</strong>hof Langhagen wird versetzt. Zahlreiche<br />
Stellwerke, beispielsweise in den <strong>Bahn</strong>höfen<br />
Nassenheide, Grüneberg oder auch Löwenberg<br />
(Mark), werden durch einen Bedienplatz<br />
in der Betriebszentrale mit Elektronischem<br />
Stellwerk (ESTW) ersetzt – damit verschwindet<br />
die noch vorhandene alte Signaltechnik.<br />
Die <strong>Bahn</strong>höfe Klockow, Kratzeburg und Kargow<br />
hatte die Deutsche <strong>Bahn</strong> bereits im Frühjahr<br />
2012 umgebaut.<br />
Umleiterzüge und Busverkehr<br />
Aufgrund der Vollsperrung verkehren zahlreiche<br />
Güterzüge sowie jeweils ein Regionalexpress, ein<br />
ICE und ein Connex-Zug über Schwerin. Die<br />
Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG)<br />
pendelt zwischen Waren und Neustrelitz. Für<br />
die meisten Reisenden gilt jedoch der Umstieg<br />
zum Bus. Neuer Verkehrsmittelpunkt für Regionalbahn,<br />
Regionalexpress und Bus ist während<br />
des Umbaus der S-<strong>Bahn</strong>hof Birkenwerder.<br />
Die DB nutzt die Umbauten auch, um die<br />
Gleisanlagen in Oranienburg nach Bomben aus<br />
dem Zweiten Weltkrieg zu durchsuchen. Wiederholt<br />
hatten solche Kriegsrelikte die Einstellung<br />
des Zugverkehrs erzwungen. Zudem sind<br />
noch andere Linien von der Sperrung betroffen,<br />
zum Beispiel in Löwenberg, wo die Prignitzer<br />
Eisenbahn den Abschnitt Templin – Zehdenick<br />
jetzt allein bedient.<br />
Insgesamt 850 Millionen Euro investieren<br />
die Europäische Union, der Bund und die<br />
DB in diesen Ausbau. Erste Erfolge kann<br />
man bereits vermelden: Vor der Streckensperrung<br />
wurde im September der Abschnitt<br />
Gransee – Fürstenberg (Havel) mit ICE-<br />
Messfahrten auf 160 km/h ertüchtigt.<br />
Dieter Schmidt<br />
54
DB Strecken und Netz<br />
Links oben: Eiszeit<br />
im ehemaligen Bw<br />
Leipzig Hbf Süd; am<br />
18. Februar hat dort<br />
Väterchen Frost<br />
einen Wasserkran in<br />
Beschlag genommen<br />
Bernd Ihlenfeld<br />
Links unten: Verschiedene<br />
<strong>Bahn</strong>höfe<br />
der DB stehen zum<br />
Verkauf – 2012 hat<br />
die <strong>Bahn</strong> deren Zahl<br />
nochmals erhöht<br />
Michael Reimer<br />
Ein Beispiel dafür, wie <strong>Bahn</strong>höfe im ländlichen Raum aufgewertet<br />
werden können, liefert der <strong>Bahn</strong>hof Kißlegg an der Strecke<br />
Memmingen – Aulendorf/– Hergatz. Ein ortsansässiges Unternehmen<br />
hat das Empfangsgebäude im Sommer 2011 von der DB gekauft<br />
und gründlich saniert. Der historische Charakter des Baus<br />
aus dem 19. Jahrhundert blieb dabei erhalten; im <strong>Bahn</strong>hof gibt es<br />
jetzt unter anderem ein Café und auf dem Dach eine Photovoltaik-<br />
Anlage. Ab <strong>2013</strong> kann man hier auch wieder Fahrkarten kaufen.<br />
Von den Kosten (1,2 Mio. Euro) übernahm das Land Baden-Württemberg<br />
350.000 Euro. Text: Felix Löffelholz, Foto: V7 Energie AG<br />
Weitere Meldungen<br />
PROBLEME BEI DEN NEUBAUSTRECKEN<br />
Wegen Mängeln an der Festen Fahrbahn und<br />
an einigen Weichen musste die DB im Juli auf<br />
der Schnellfahrstrecke Köln – Rhein/Main<br />
eine ausgedehnte Langsamfahrstelle einrichten.<br />
Bei Willroth waren den ICE-Zügen zeitweise<br />
nur 20 km/h (!) erlaubt.<br />
Mängel an der Festen Fahrbahn gab es außerdem<br />
auf der Strecke Halle (Saale) – Bitterfeld.<br />
Einige der Y-Schwellen waren lose bzw. wiesen<br />
starke Rostschäden auf. Am 2. August sperrte das<br />
Eisenbahn-Bundesamt (EBA) die Strecke, der<br />
Abschnitt wird jetzt vollständig erneuert. Während<br />
der Bauarbeiten fahren die Züge über Delitzsch,<br />
im Regionalverkehr Halle – Bitterfeld<br />
setzt man Busse ein. Willy Grübner<br />
WINTERPFLICHT FÜR <strong>BAHN</strong>HÖFE<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen müssen im<br />
Winter den verkehrssicheren Zugang zum Zug<br />
sicherstellen. Das hat der Bundesgerichtshof<br />
am 17. Januar 2012 in einem Urteil festgelegt.<br />
Reisende, die auf nicht geräumten <strong>Bahn</strong>höfen<br />
Verletzungen oder Schäden erleiden, haben gegenüber<br />
den Verkehrsunternehmen Anspruch<br />
auf Ersatzleistungen. Bela v. Derlethal<br />
NEUES KONZEPT FÜR LINDAU HBF<br />
Im Frühjahr 2012 haben die Lindauer in einem<br />
Bürgerentscheid für die Verlegung des Hauptbahnhofs<br />
von der Insel im Bodensee auf das<br />
Gelände des heutigen, nahezu verwaisten Rangierbahnhofs<br />
Lindau-Reutin votiert. Vor allem<br />
für Fernzüge bringt das Konzept große Fahrzeitgewinne,<br />
auch in Kombination mit der anstehenden<br />
Elektrifizierung der Strecken Ulm –<br />
Friedrichshafen – Lindau bzw. München –<br />
Memmingen – Lindau. Der Inselbahnhof soll<br />
erhalten bleiben, aber in deutlich verkleinerter<br />
Form. Die <strong>Bahn</strong>steiggleise werden verkürzt, die<br />
<strong>Bahn</strong>steigkanten von acht auf sechs reduziert.<br />
Abstellanlagen, Dieseltankstelle und altes Bw-<br />
Gelände verschwinden. Felix Löffelholz<br />
FORTSCHRITTE BEI DER RHEINTAL<strong>BAHN</strong><br />
Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember hat die<br />
DB den Neubauabschnitt Schliengen – Haltingen<br />
an der Rheintalbahn Karlsruhe – Basel in<br />
Betrieb genommen. Für rund 520 Mio. Euro<br />
entstand ein 17,6 Kilometer langes Streckenstück,<br />
das die kurvenreiche Verbindung Bad Bellingen<br />
– Efringen-Kirchen ersetzt und die Fahr-<br />
zeit um 15 Minuten senkt. Das Herzstück des<br />
Neubauabschnitts ist der 9,4 Kilometer lange<br />
Katzenbergtunnel, in dem die Züge in zwei getrennten<br />
Röhren mit bis zu 250 km/h fahren.<br />
Am 24. August schlossen das Bundesverkehrsministerium<br />
und die DB auch die Finanzierungsvereinbarung<br />
für den Neubauabschnitt<br />
Rastatt. Für 693 Mio. Euro soll bis 2022 eine<br />
16 Kilometer lange Strecke gebaut werden, die<br />
ebenfalls bis zu 250 km/h erlaubt. Dabei fahren<br />
die Züge in einem 4,27 Kilometer langen Tunnel<br />
unter Rastatt hindurch. K. Neuberger<br />
NUR TEILSANIERUNG DER<br />
MÜNGSTENER BRÜCKE<br />
Zwei Mal ruhte 2012 auf Deutschlands höchster<br />
Eisenbahnbrücke der Verkehr, um sie zu sanieren:<br />
Vom 7. Juli bis 19. August und vom 6.<br />
bis 21. Oktober fuhren Busse. Das Eisenbahn-<br />
Bundesamt hatte die Betriebserlaubnis für das<br />
Die umfangreichen Gleisanlagen in Lindau Hbf werden mit dem neuen <strong>Bahn</strong>hofskonzept deutlich<br />
reduziert. Am 12. September 2012 lag das noch in weiter Ferne<br />
Felix Löffelholz<br />
STRAFE FÜR SCHIENENKARTELL<br />
Wegen illegaler Preisabsprachen bei der Produktion<br />
von Schienen müssen sieben Stahlunternehmen<br />
124,5 Mio. Euro Bußgeld zahlen. Die<br />
Strafe resultiert aus einem Urteil des Bundeskartellamts<br />
von Anfang Juli 2012. Vor allem die DB<br />
hatte wegen der Absprachen jahrelang überhöhte<br />
Preise für Schienen entrichtet.K. Neuberger<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
55
Chronik<br />
Gute Aussichten dank DB Netz: Rotschwanz<br />
in Neukirchen b. Sulzbach-Rosenberg F. Kegel<br />
Am 25. November endete der Betrieb auf der Strecke Leipzig-Stötteritz – Leipzig Ost (Foto: RE<br />
auf dem Viadukt Sellerhausen); die Züge fahren ab <strong>2013</strong> durch den City-Tunnel Markus Bergelt<br />
Bauwerk an dessen Instandsetzung gebunden.<br />
Nach Abschluss der Arbeiten, die 30 Mio. Euro<br />
kosten, können neben DB-628 auch die ab<br />
<strong>2013</strong>/2014 eingesetzten schwereren LINT-<br />
Triebzüge von Abellio die Müngstener Brücke<br />
befahren. Die ursprüngliche Tragfähigkeit stellt<br />
die DB aber nicht her; damit sind weder Dampflok-Sonderfahrten<br />
noch Güterzugfahrten möglich.<br />
Zudem könnten weitere Arbeiten anfallen.<br />
Verschiedene Untersuchungen dauerten bei Redaktionsschluss<br />
noch an. Josef Kempiak<br />
NEUES VOM KAISER-WILHELM-TUNNEL<br />
Im Juni 2012 war der neue Kaiser-Wilhelm-<br />
Tunnel an der Strecke Koblenz – Trier im Rohbau<br />
fertig gestellt. Bis Ende 2012 sollte der<br />
Einbau der Festen Fahrbahn folgen, die Inbetriebnahme<br />
des Tunnels ist für Juni <strong>2013</strong> vorgesehen.<br />
Durch den alten Kaiser-Wilhelm-<br />
Tunnel fahren die Züge seit Juni 2012 nur<br />
noch im eingleisigen Betrieb; nach Inbetriebnahme<br />
des neuen Tunnels soll er auf ein Gleis<br />
zurückgebaut werden. Ab 2015 sollen die<br />
Züge hier in zwei getrennten Röhren auf jeweils<br />
einem Gleis fahren. Die Bauarbeiten kosten<br />
rund 200 Mio. Euro. Moritz Müller<br />
VERSCHÄRFUNG DER EBO<br />
Seit 1. Dezember 2012 gilt in der Eisenbahn-Bauund<br />
Betriebsordnung (EBO) eine neue Regelung<br />
zur Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB).<br />
Demnach muss die Einrichtung installiert sein<br />
• auf allen Hauptstrecken<br />
• auf Nebenbahnen, auf denen mehrere Züge<br />
gleichzeitig fahren und mehr als 80 km/h erreicht<br />
werden sowie<br />
• auf Nebenbahnen, auf denen Reisezüge fahren<br />
und mehr als 50 km/h erreicht werden.<br />
Falls die PZB nicht arbeitet, dürfen Züge maximal<br />
50 km/h fahren. Die Nachrüstung soll bis<br />
31. Dezember 2014 geschehen. Die Verschärfung<br />
der Regelung geht auf den Unfall bei Hordorf<br />
an der Strecke Magdeburg – Halberstadt<br />
zurück; im Januar 2011 hatte dort ein Güterzug<br />
ein Halt zeigendes, aber nicht mit Zugbeeinflussung<br />
ausgestattetes Signal überfahren<br />
und einen Personenzug gerammt. K. Graf<br />
TAUBENRETTUNG VOR ICE?<br />
Eine ungewöhnliche Petition erreichte DB<br />
Netz im Oktober 2012 von der Taubenrettung<br />
in Berlin. Sie forderte, dass durch Zusammenstöße<br />
mit Zügen verletzte Tauben aus<br />
dem Gleisbett geborgen werden sollten. Das<br />
Regelwerk zum Notfallmanagement müsse geändert<br />
werden und dürfe nicht nur für Großgefieder<br />
wie Schwäne gelten. D. Schmidt<br />
KURZMELDUNGEN – DB-STRECKEN UND -NETZ: ENDE 2011 – ENDE 2012<br />
Dezember 2011<br />
Bundesverkehrsministerium und DB schließen<br />
eine Finanzierungsvereinbarung zum Bau der<br />
Spessartrampen-Umfahrung. Für rund 5 Mio.<br />
Euro soll eine sieben Kilometer lange Verbindung<br />
Laufach – Heigenbrücken entstehen, die<br />
ohne Schiebedienst auskommt. Der Scheitelpunkt<br />
der alten Strecke, der Schwarz kopftunnel<br />
vor Heigenbrücken, soll dann nicht mehr genutzt<br />
werden. Im Oktober beginnen Rodungsarbeiten.<br />
Januar<br />
14. Januar-02. Februar: Wegen Stellwerksarbeiten<br />
auf der Schnellfahrstrecke fahren ICE-Züge über<br />
die alte Nord-Süd-Strecke Hannover – Göttingen.<br />
30. Januar: Laut Dr. Rüdiger Grube wird die<br />
Neubaustrecke Hamburg –/Bremen – Hannover<br />
(Y-Trasse) zunächst auf Eis gelegt.<br />
– Die Strecke (Innsbruck –) Mittenwald – Garmisch<br />
wird wegen Schneefalls mehrfach kurzzeitig<br />
gesperrt.<br />
Februar<br />
01. Februar: Nach rund vier Monaten Sanierung<br />
wird die Unstrutbahn Naumburg – Wangen<br />
wieder für den Zugverkehr geöffnet.<br />
07. Februar-31. März: Wegen Gleisbauarbeiten<br />
bei und in Bremen wird der Zugverkehr<br />
teilweise umgeleitet.<br />
März<br />
25./26.03.: Wegen Personalmangels kann<br />
das Stellwerk Mainz-Kastel in der Nachtschicht<br />
nicht besetzt werden. Zwischen 18<br />
und 6 Uhr läuft der Zugverkehr Mainz-Bischofsheim<br />
– Wiesbaden Ost über Mainz Hbf.<br />
April<br />
16. April: Am S-<strong>Bahn</strong>-<strong>Bahn</strong>hof Berlin Ostkreuz<br />
wird die neue <strong>Bahn</strong>hofshalle der Ringbahnstrecke<br />
eröffnet.<br />
30. April: Bundesverkehrsminister Peter<br />
Ramsauer startet im <strong>Bahn</strong>hof Bad Reichenhall<br />
das Infrastrukturbeschleunigungsprogramm.<br />
Für rund 100 Mio. Euro werden<br />
130 kleinere und mittlere <strong>Bahn</strong>höfe saniert.<br />
– Die DB und der Bund vereinbaren die Ertüchtigung<br />
der deutsch-polnischen Güterstrecke Hoyerswerda<br />
– Horka. Für 420 Mio. Euro werden das<br />
1946 abgebaute zweite Gleis aufgebaut sowie die<br />
Strecke elektrifiziert und signaltechnisch modernisiert.<br />
Die Arbeiten sollen Ende 2012 beginnen.<br />
Juli<br />
07. Juli-19. August: Unterbrechung der Linie 6<br />
der S-<strong>Bahn</strong> Rhein-Ruhr zwecks Sanierung.<br />
19. Juli: Vereinbarung des Lückenschlusses<br />
Sebnitz (Sachsen) – Dolni Pousteva/Tschechien<br />
(früher Niedereinsiedel).<br />
24. Juli-Ende August: Auf der Strecke Murnau<br />
– Oberammergau werden ab Bad Kohlgrub die<br />
alten Oberleitungsmasten durch neue ersetzt.<br />
August<br />
03. August: Durchschlag des letzten Tunnels<br />
an der Neubaustrecke Nürnberg – Erfurt.<br />
17. August-10. September: Wegen Bauarbeiten<br />
fahren TGV und IC zwischen Stuttgart und<br />
Karlsruhe über Pforzheim statt über Bruchsal.<br />
September<br />
15. September-05. Oktober: Wegen Bauar -<br />
beiten wird die Höllentalbahn Freiburg – Titisee<br />
gesperrt; 628-Triebwagen bedienen die<br />
Abschnitte Titisee – Neustadt bzw. – Seebrugg.<br />
Die Bundesregierung lehnt den Bau eines Eisenbahntunnels<br />
für die rechte Rheinstrecke in Rüdesheim<br />
ab. Nach ihrer Ansicht ist das Projekt<br />
unwirtschaftlich und mindert nicht genügend<br />
den Verkehrslärm in dem beliebten Touristenort.<br />
Oktober<br />
22. Oktober: Einweihung der zweiten Rheinbrücke<br />
in Basel.<br />
November<br />
5. Nov.: Eröffnung des zweiten Gleises Braunschweig<br />
– Hildesheim. K. NEUBERGER/B. HUBER<br />
56
Privatbahnen<br />
Die Schienenbus-Verbindung in der Prignitz stand 2012 wieder auf der Kippe und fand Befürworter<br />
in der Bevölkerung (r.). Die Rettung folgte im November des Jahres Rico Emersleben (2)<br />
Privatbahnen<br />
Ein weiteres Mal gerettet<br />
Lange Zeit im Jahr 2012 stand der Betrieb der Strecke Pritzwalk – Putlitz auf der Kippe. Zum<br />
Herbst kam dann die beruhigende Nachricht: Der Betrieb geht weiter, zunächst bis 2014. Nochmals<br />
eine Schonfrist für die Schienenbusse in der Prignitz<br />
Historische Loks auf<br />
der Strecke Niebüll –<br />
Dagebüll haben eine<br />
kleine Tradition;<br />
2012 setzte sich<br />
statt einer Dampflok<br />
Diesellok V 200 007<br />
vor die IC-Wagen<br />
(Bild in Dagebüll<br />
Mole) Dr. Lutz Münzer<br />
Die Diskussionen um das 17 Kilometer<br />
lange Reststück der Strecke Pritzwalk –<br />
Suckow sind nicht neu. Bereits Anfang<br />
der 90er-Jahre, nach der Wende, sanken hier die<br />
Verkehrszahlen deutlich ab, so dass die Nebenbahn<br />
Pritzwalk – Putlitz in der Prignitz schon<br />
seit Jahren ums Überleben kämpft. Der vielleicht<br />
einzige Unterschied: Nachdem die Diskussionen<br />
zunächst Reichsbahn und Deutsche <strong>Bahn</strong> AG<br />
betrafen, begleiten sie seit September 1996 Privatbahnen.<br />
Zuerst die neu gegründete Prignitzer<br />
Eisenbahn (PEG), die seinerzeit mit einem DB-<br />
Schienenbus den Betrieb übernahm.<br />
Ein Einschnitt folgte, als das Land Brandenburg<br />
zum Dezember 2006 die Finanzierung<br />
des Schienenverkehrs einstellte – womit<br />
eigentlich das Ende des Personenverkehrs bevorstand.<br />
Aber die Züge durften bleiben. Die<br />
Verkehrsgesellschaft Prignitz (VGP) entschloss<br />
sich zum Weiterbetrieb in Eigenverantwortung<br />
und ohne Zuschüsse des Landes. Dabei<br />
kooperierte sie mit dem Putlitz-Pritzwalker Eisenbahnförderverein<br />
sowie der PEG als verantwortlichem<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />
Zwischenzeitlich wird die Strecke von<br />
der RegioInfra GmbH (RIG) betrieben und<br />
die Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) hat<br />
die Verantwortung als Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
übernommen. Beide Unternehmen<br />
gehören zur ENON-Gruppe, hinter der<br />
die PEG-Gründer Thomas Becken und Mathias<br />
Tennisson stehen, nachdem sie sich aus<br />
der PEG selbst zurückgezogen haben.<br />
Neue Bedrohung 2012<br />
Da die VGP allerdings keine finanziellen Mittel<br />
mehr für den Betrieb der Verkehrsleistungen<br />
bereitstellen kann, sollte der planmäßige<br />
Schienenverkehr nach Putlitz nun im Dezember<br />
2012 enden. Am 8. November wur-<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
57
Chronik<br />
Am 13. März 2012 beendete die Mittelweserbahn mangels Auslastung den Schiebebetrieb<br />
an der Spessartrampe Laufach – Heigenbrücken. Seit 3. Juni 2004 bot die MWB den<br />
Dienst an, meist mit der aus Österreich übernommenen Ellok 1020.041 (ex E 94 103).<br />
Nach dem Einsatzende im Spessart kam das „blaue Krokodil“ nach Norden; vom 15. März<br />
bis zum Fristablauf am 27. Mai fuhr es, wie auf diesem Foto, Containerzüge zwischen<br />
Bremen und Bremerhaven<br />
Text: Karl Laumann; Aufnahme: Matthias Hille<br />
de dann bekannt, dass die VGP die Verkehrsleistungen<br />
nochmals für zwei Jahre bis Dezember<br />
2014 bestellen wird. Zwar werden dafür<br />
die Leistungen um ein Zugpaar reduziert,<br />
aber immerhin: Es bleibt überhaupt ein Verkehr<br />
auf der Strecke erhalten.<br />
Der läuft zurzeit übrigens auch wieder wie<br />
in der Anfangszeit des Privatbahnbetriebs,<br />
nämlich mit DB-Schienenbussen. Die eigentlich<br />
für die Strecke vorgesehenen Doppelstocktriebwagen<br />
der Baureihe 670 der Prig nitzer<br />
Leasing sind seit längerem schadhaft<br />
abgestellt, und so durften sich in den letzten<br />
Monaten die roten Brummer in der Prignitz<br />
beweisen. Mit dem 798 610 in Altrot und<br />
dem 798 667 in PEG-Farben stehen der EGP<br />
zwei Fahrzeuge zur Verfügung. Sie fahren auch<br />
fürs Erste weiter. Der planmäßige Schienenbuseinsatz<br />
in Deutschland ist also nach wie vor<br />
nicht zu Ende. Karl-Heinz Siebert/GM<br />
Privatbahnen – Weitere Meldungen<br />
SECHSACHSIGE DB-ELLOKS BEI SRI UND LEG<br />
Seit 2011 hat DB Schenker seine Verkaufspolitik<br />
geändert, so dass private Unternehmen<br />
nun fast jedes überzählige Triebfahrzeug der<br />
DB-Gütertochter erwerben können. Das<br />
KURZMELDUNGEN – PRIVAT<strong>BAHN</strong>EN: JANUAR BIS DEZEMBER 2012<br />
Januar<br />
– Das Unternehmen Logistik auf Schienen<br />
(LaS) beginnt einen Einzelwagenverkehr vornehmlich<br />
für die Chemiebranche zwischen<br />
dem Ruhrgebiet und dem Chemiedreieck in<br />
Bayern. Als Traktionär arbeitet es mit HTRS<br />
Süd sowie den <strong>Bahn</strong>en der Stadt Monheim zusammen.<br />
Die Leistungen werden als Chem -<br />
liner-Trainsystem vermarktet und wurden zuvor<br />
in ähnlicher Form von Transpetrol betrieben,<br />
– Wincanton Rail firmiert um zu Rhenus Rail.<br />
– SBB International nimmt für die Spedition<br />
IGS den Containerzugverkehr von Hamburg<br />
nach Nürnberg, Regensburg und München<br />
auf. Zuletzt hatten die Osthannoverschen Eisenbahnen<br />
(OHE) diese Züge gefahren, gaben<br />
aber Ende 2011 zahlreiche Ferngüterverkehre<br />
auf.<br />
– Die Anhaltisch-Brandenburgische Eisenbahngesellschaft<br />
(ABEG) übernimmt Rangierverkehrsleistungen<br />
an den Standorten Nürnberg,<br />
Regensburg und Augsburg. Später im Jahr ist<br />
sie auch im Hamburger Hafen aktiv und mit<br />
Containerzügen zwischen Hamburg und<br />
Schkopau, Bremerhaven und Berlin sowie zwischen<br />
Hamburg und Bremerhaven unterwegs.<br />
Hinter dem Unternehmen stehen ENON und<br />
die mcm logistics.<br />
– Rückwirkend zum 01.01. übernimmt die RegioInfra<br />
Gesellschaft der ENON-Gruppe das<br />
Unternehmen Prignitzer Eisenbahn Infrastruktur.<br />
Sie betreibt die Strecken Karow – Waren,<br />
Blankenburg – Dabel, Neustadt/Dosse – Kyritz,<br />
Kyritz – Pritzwalk, Pritzwalk – Meyenburg,<br />
Meyenburg – Karow – Priemerburg und Pritzwalk<br />
– Putlitz.<br />
– Ende des Monats geht das Dieselnetz Südwest<br />
an die Regentalbahn. Zu den künftig von<br />
dem Unternehmen betriebenen Leistungen<br />
gehören die Strecken Mainz – Alzey – Kirchheimbolanden,<br />
RE-Züge Frankfurt – Mainz –<br />
Bad Kreuznach – Idar Oberstein – Saarbrücken,<br />
einzelne RE-Leistungen Mainz – Bad<br />
Kreuznach – Mainz – Kaiserslautern, die RB-<br />
Leistungen Mainz – Idar Oberstein – Baumholder/Türkismühle,<br />
Ausflugszüge Koblenz –<br />
Wissembourg („Weinstraßen-Express“) und<br />
Mainz – Alzey – Wissembourg („Elsass-Express“)<br />
sowie einzelne Zugleistungen der<br />
RB Mannheim – Worms – Mainz Hbf und<br />
RB Worms – Alzey – Bingen Hbf. Im zweiten<br />
Schritt kommt der RE Kaiserslautern – Rockenhausen<br />
– Bingen – Koblenz hinzu. Der<br />
Betrieb beginnt im Dezember 2014, zum Einsatz<br />
kommen LINT-Triebwagen.<br />
März<br />
Die Firma Railsystems übernimmt das Bw<br />
Gotha von der DB. Neben Railsystems nutzt<br />
auch die IG Hirzbergbahn den Standort.<br />
– Umbenennung bei Rail4Chem; das Unternehmen<br />
fährt jetzt als Rail4Captrain GmbH.<br />
April<br />
20. April: Im DB-Werk Cottbus wird die erste<br />
für die B&V Leipzig GmbH fertig gestellte Diesellok<br />
295 vorgestellt. Das Unternehmen hat<br />
mehrere 295er bei DB Schenker gekauft.<br />
Gründung der National Express Rail mit Sitz in<br />
Düsseldorf als Tochter des weltweit tätigen<br />
Nahverkehrskonzerns National Express. Das<br />
Unternehmen soll sich an Nahverkehrsausschreibungen<br />
in Deutschland beteiligen.<br />
Mai<br />
30. Mai: Die Karlsruher Stadtbahn erhält die<br />
ersten beiden neuen Zweisystem-Stadtbahnwagen.<br />
Insgesamt fertigt Bombardier 30 Fahrzeuge<br />
des Typs Flexity Swift für die Albtal-<br />
Verkehrsgesellschaft (AVG) und die Verkehrsbetriebe<br />
Karlsruhe (VBK); die Stadtbahnwagen<br />
fahren auch auf DB-Gleisen.<br />
TX Logistik richtet einen Kombiverkehrszug<br />
Halden (Norwegen) – Verona (Italien) ein. Mit<br />
2.300 Kilometern Strecke ist dies eine der<br />
längsten intermodalen Verbindungen in<br />
Europa.<br />
Juni<br />
10. Juni: Zum Fahrplanwechsel übernimmt die<br />
Erfurter <strong>Bahn</strong> den Betrieb auf den Linien<br />
EBx 11 Erfurt – Arnstadt – Saalfeld, EBx 12<br />
Leipzig – Saalfeld, EBx 13 und EB 13 Gera –<br />
Hof, EB 21 (Erfurt) - Weimar – Gera, EB 23<br />
(Apolda) – Erfurt – Saalfeld, EB 32 Saalfeld –<br />
Blankenstein, EB 33 Leipzig – Saalfeld, EB 52<br />
Jena – Pößneck unterer <strong>Bahn</strong>hof und EB 54<br />
(Apolda) – Weimar – Kranichfeld sowie Verstärkerzüge<br />
zwischen Erfurt, Weimar und<br />
Apolda. Zur Betriebsaufnahme stehen nicht<br />
alle benötigten Regio Shuttle bereit; es fahren<br />
daher auch Leihtriebwagen, einzelne Leistungen<br />
betreibt die DB vorläufig mit<br />
642-Triebwagen weiter.<br />
– Über die Firma Railservice Alexander Neubauer<br />
(RAN) wird im Juni das Insolvenzverfahren<br />
eröffnet. Bis Ende Juli wickelt das<br />
Unternehmen noch Leistungen ab.<br />
– Power Rail übernimmt die beiden Dieselloks<br />
1801 und 1808 der Luxemburgischen Staatsbahn<br />
CFL. Nach der Hauptuntersuchung ist<br />
Lok 1806 später im Jahr bereits für Power<br />
Rail im Einsatz.<br />
– Feierliche Eröffnung der Werkstatt Ottendorf-<br />
Okrilla. Hier werden die Triebwagen der Städtebahn<br />
Sachsen (SBS) gewartet. Die SBS setzt<br />
im Raum Dresden 15 Desiro- und einen LVT/S-<br />
Triebwagen im Nahverkehr ein; im November<br />
fährt auch ein Talent-Triebwagen.<br />
Juli<br />
Transpetrol startet für Novelis den Güterzugverkehr<br />
zwischen den Standorten Nachterstedt,<br />
Göttingen und Norf. Dafür hat das<br />
Unternehmen zwei 185er-Elloks von Railpool<br />
angemietet.<br />
58
Privatbahnen<br />
nutzten Privatbahnen 2012 auch für sechsachsige<br />
Elloks: SRI Rail Invest kaufte 151 124<br />
und 170, die Leipziger Eisenbahnverkehrsgesellschaft<br />
(LEG) übernahm 155 137. Für den<br />
Lokvermieter SRI arbeitet das DB-Werk Dessau<br />
die beiden 151er auf. Lok 151 170 sollte<br />
Ende November in den Firmenfarben Blau/<br />
Rot/Silber in einem modernen Design ausgeliefert<br />
werden. Die Schwesterlok 151 124 wurde<br />
bereits Anfang November fertig und ist nun<br />
im historisch-grünen Bundesbahn-Look auf<br />
deutschen Gleisen unterwegs. Erster Mieter<br />
der Elloks ist übrigens die Eisenbahngesellschaft<br />
Potsdam (EGP). Auch die LEG ließ ihre<br />
Neuerwerbung bei der DB aufarbeiten, und<br />
zwar im Werk Cottbus. Die ehemalige Reichsbahnlok<br />
155 137 erhielt historisches Design –<br />
sprich, Reichsbahn-Aussehen – und absolvierte<br />
im Oktober eine erste Probefahrt.<br />
Karl-Heinz Siebert<br />
BETRIEBSAUFNAHME MIT HINDERNISSEN<br />
BEI DER ODEG<br />
Die größte Betriebsaufnahme hat 2012 die<br />
Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG) zu stemmen.<br />
Im Rahmen der Vergabe des Netzes<br />
Stadtbahn des Verkehrsverbunds Berlin-Bran-<br />
Verschiedene „Oldtimer“ der Deutschen <strong>Bahn</strong> fanden 2012 dankbare Abnehmer unter<br />
den Nichtbundeseigenen <strong>Bahn</strong>en. So erwarb Sunrail in Bruchhausen-Vilsen die Ellok<br />
140 002, 140 003 ging an EBM Cargo. Letztere hielt sich am 7. September in Darmstadt-<br />
Kranichstein auf und rangierte dort ihren Bauzug für die Weiterfahrt<br />
Karl Laumann<br />
– Die Spedition Emons kauft die PBG Preussen<br />
<strong>Bahn</strong> und verlegt deren Sitz nach Dresden.<br />
Emons betreibt diverse Verbindungen<br />
des Kombinierten Verkehrs und arbeitete hier<br />
bisher mit externen Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
zusammen.<br />
– Beginn des Insolvenzverfahrens für HWB<br />
Verkehr und deren Tochtergesellschaften SBE<br />
und Bw Zittau. Ein Insolvenz- und Sanierungsplan<br />
soll für den Fortbestand der Unternehmen<br />
sorgen.<br />
– Im Sommer beginnt die Stiftung Deutsche<br />
Kleinbahnen mit dem Wiederaufbau des Abschnitts<br />
Klütz – Reppenhagen der Strecke<br />
nach Grevesmühlen als 600-Millimeter-Kleinbahn.<br />
Hinter dem Projekt steht der Unternehmer<br />
Ludger Guttwein.<br />
August<br />
Gründung der RheinCargo GmbH; in ihr legen<br />
die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK)<br />
und die Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH) ihre<br />
Hafen- und <strong>Bahn</strong>sparten zusammen. Als ersten<br />
Großauftrag nimmt das neue Unternehmen<br />
im Oktober den Kohlezugverkehr Duisburg<br />
– Voerde auf.<br />
September<br />
07. September: Inbetriebnahme der dritten<br />
Baustufe des BASF-Terminals für den Kombinierten<br />
Verkehr in Ludwigshafen. Die Anlage<br />
hat jetzt 13 Umschlaggleise (vorher: sieben)<br />
und acht Portalkräne (vorher: fünf). Die BASF<br />
hat rund 80 Mio. Euro in den Ausbau investiert.<br />
– Beginn des Insolvenzverfahrens über die<br />
ODIN Logistics aus Wittenberg. Das Unternehmen<br />
hat vornehmlich Güterwagen vermarktet,<br />
über die Schwestergesellschaft ODIN Transports<br />
wurden auch Güterzugleistungen angeboten.<br />
– Die Bayerische Oberlandbahn gewinnt die<br />
Ausschreibung im Oberland und fährt über<br />
<strong>2013</strong> hinaus mit Integral-Triebzügen von München<br />
nach Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell.<br />
– Betriebsaufnahme des JadeWeserPorts. Für<br />
rund 24 Mio. Euro entstanden eine vier Kilo-<br />
Eingestellt: Sowohl die Alex-Verbindung Prag – Nürnberg (l.) als auch die ODEG-Leistungen<br />
Neustrelitz – Mirow (r.) wurden zum Dezember 2012 aufgegeben Leopold Happ (l.). Marco Frühwein<br />
meter lange Zufuhrstrecke, eine 16-gleisige<br />
Vorstellgruppe sowie ein sechsgleisiger Terminal<br />
für den kombinierten Ladungsverkehr.<br />
Oktober<br />
01. Oktober: Aus Kostengründen stellt die<br />
Vogtlandbahn den Vogtland-Express auf eine<br />
reine Busverbindung Reichenbach – Chemnitz<br />
– Berlin um. Bisher fuhren teils Züge, teils<br />
Busse auf der Relation Plauen – Berlin. Die<br />
Züge wurden von der Vogtlandbahn als eigenwirtschaftlicher<br />
Fernverkehr betrieben.<br />
– Die Westfalenbahn gewinnt das Los 1 des<br />
Netzes Emsland-Mittelland (EMIL) mit dem RE<br />
Emden – Leer – Meppen – Lingen – Rheine –<br />
Münster. Ab Dezember 2015 sollen hier<br />
FLIRT-Triebzüge des Unternehmens fahren.<br />
– Großauftrag für die Niederrheinische Verkehrsbetriebe<br />
AG (NIAG): Ab Januar <strong>2013</strong> versorgt<br />
sie zahlreiche Kraftwerke mit Kohle. Die Transporte<br />
führen von den Häfen Amsterdam, Antwerpen<br />
und Rotterdam auf der Schiene und per<br />
Binnenschiff in den Raum Moers, wo die Verteilung<br />
folgt. Im <strong>Bahn</strong>verkehr arbeitet die NIAG zum<br />
Teil mit Rhein Cargo zusammen.<br />
– Die Hessische Landesbahn (HLB) erhält das<br />
Los 2 des Eifel-Westerwald-Sieg Netzes. Das<br />
Netz umfasst zahlreiche RB-Leistungen mit<br />
jährlich rund 5,8 Millionen Zugkilometern. Der<br />
Betrieb beginnt 2015.<br />
Dezember<br />
09. Dezember: Neuordnung des Alex-Verkehrs<br />
nach Tschechien zum Fahrplanwechsel: Aufgrund<br />
geringer Nachfrage – auch durch den<br />
konkurrierenden DB-Fernbus – entfallen die<br />
beiden Direktzüge Nürnberg – Prag. Gleichzeitig<br />
wird das Angebot München – Prag von zwei<br />
auf vier Direktzüge erhöht.<br />
– Preiserhöhung beim InterConnex; z.B. steigt<br />
der Supersparpreis Berlin – Leipzig von 14<br />
auf 16 Euro. KARL-HEINZ SIEBERT/VINCENT VOLF<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
59
Chronik<br />
METRONOM – ZUG DER IDEEN<br />
Siemens brachte 2011 einen „Zug der Ideen“<br />
auf die Schiene, 2012 folgte – in anderem<br />
Zusammenhang – Metronom. Seit Juli 2012 erprobt<br />
das im regionalen Personenverkehr tätige<br />
Unternehmen in einer eigenen Wagengarnitur<br />
neue Inneneinrichtungen und Service-Angebote.<br />
Zunächst auf der Strecke Uelzen – Hannover –<br />
Göttingen können Fahrgäste die Anregungen<br />
ausprobieren; ihr Urteil entscheidet auch, ob<br />
die Innovation eingeführt wird. Im „Zug der<br />
denburg (VBB) sollen ab Dezember elektrische<br />
Doppelstocktriebzüge des Typs KISS auf<br />
den Linien RE 2 Wismar – Wittenberge –<br />
Berlin Hbf – Cottbus und RE 4 Stendal – Rathenow<br />
– Berlin Hbf – Jüterbog zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Allerdings wird diese Betriebsaufnahme<br />
nicht planmäßig ablaufen. Bei Redaktionsschluss<br />
war noch offen, ob die neuen Triebzüge<br />
rechtzeitig ihre Zulassung bekommen.<br />
Selbst dann stünden der ODEG wohl nur elf<br />
Jürgen Hörstel<br />
Ideen“ fahren zwei Ruhe-Wagen (unter anderem<br />
mit gedämpftem Licht und leiseren Durchsagen),<br />
zwei Stammwagen mit reservierbaren Plätzen<br />
im Oberteil, ein Fahrrad-Wagen sowie der<br />
zum Snack-Wagen umgestaltete Steuerwagen,<br />
der ein Automatenbistro enthält. In den Automaten<br />
werden neben kleinen Speisen und Getränken<br />
auch Kondome und Schwangerschaftstests<br />
angeboten. Weitere Testläufe mit dem Zug sollen<br />
folgen.<br />
KONRAD ROTHZOLL<br />
statt bestellter 16 Triebzüge zur Verfügung. Da<br />
sich das recht früh abzeichnete, konnte die<br />
ODEG reagieren: Mit DB Regio wurde für<br />
den RE 2 ein Weiterbetrieb mit den bisherigen<br />
Fahrzeugen vereinbart. Sollten alle Stricke<br />
reißen und die KISS-Züge nicht rechtzeitig<br />
zugelassen sein, kommen auf dem RE 4 Elloks<br />
der Baureihe 182 mit angemieteten Reisezugwagen<br />
zum Einsatz. Entsprechende Schulungs-<br />
und Probefahrten für dieses Ersatzkonzept<br />
fanden im Oktober bereits statt.<br />
Anno 2012 vorübergehend außer Betrieb, jetzt aber mit PZB-Sicherheitseinrichtung wieder im<br />
Dienst: die Esslinger Triebwagen der „Wipperliese“<br />
Christian Much<br />
Die beiden RE-Strecken gehören zur Vergabe<br />
Netz Stadtbahn mit Verkehrsleistungen<br />
in den Ländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-<br />
Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Im<br />
Rahmen dieser Ausschreibung waren in vier<br />
Losen jährlich rund 22 Millionen Zugkilometer<br />
ausgeschrieben worden. Je zwei Lose<br />
gingen an die DB und an die ODEG, bei einem<br />
Teil davon (den RB-Linien RB 33, RB 35<br />
und RB 51) nahm die ODEG bereits im Dezember<br />
2011 den Betrieb auf. Insgesamt erbringt<br />
die Privatbahn dann rund 7 Millionen<br />
Zugkilometer pro Jahr.<br />
Planmäßig ist wenigstens der erweiterte<br />
Werkstattstandort der ODEG in Eberswalde<br />
fertig geworden. Hier wartet die Tochter<br />
ODIG (Ostdeutsche Instandhaltunsggesellschaft)<br />
bereits seit längerem die ODEG-Fahrzeuge.<br />
Der Standort musste allerdings an die<br />
neuen Aufgaben angepasst und deutlich erweitert<br />
werden. Karl-Heinz Siebert<br />
PAUSE BEI DER WIPPERLIESE<br />
Weil ihnen das punktförmige Zugsicherungssystem<br />
PZB 90 fehlte, mussten die Esslinger<br />
Triebwagen auf der Strecke Klostermansfeld –<br />
Wippra Mitte 2012 vorübergehend pausieren.<br />
Nachdem die Hauptbahn Magdeburg – Sangerhausen<br />
und damit auch der <strong>Bahn</strong>hof Klostermansfeld<br />
die Einrichtung bekommen hatten,<br />
verlangte das Eisenbahn-Bundesamt diese<br />
Ausstattung auch für die Fahrzeuge der Kreisbahn<br />
Mansfelder Land; die KML führt den<br />
Betrieb auf der Stichstrecke für die DB-Regio-<br />
Tochter Burgenlandbahn. Um die Triebwagen<br />
VT 405, 407 und 408 umzurüsten, wurden<br />
diese Anfang April abgestellt. Bis 13. Mai bedienten<br />
Busse die Strecke, tags darauf übernahm<br />
Triebwagen 641 025 von DB Regio die<br />
Leistungen, der dort bis zum 6. Juli fuhr.<br />
Dann ging der Betrieb wieder auf die – mit<br />
vereinfachter PZB nachgerüsteten – Esslinger<br />
über. Der PZB-Einbau hat pro Fahrzeug etwa<br />
45.000 Euro gekostet. Willy Grübner<br />
VECTRON BEI RAILPOOL<br />
Als erste <strong>Bahn</strong>gesellschaft hat Railpool bei Siemens<br />
die Ellok Vectron bestellt. Die erste der<br />
sechs Wechselstrom-Elloks (6,4 MW Leistung)<br />
wurde am 7. November 2012 ausgeliefert,<br />
zwei weitere folgten am 20. November.<br />
Die Loks sind für Einsätze in Deutschland<br />
und Österreich vorgesehen. Uwe Miethe<br />
SONDERTRANSPORTE VON SNCF GEODIS<br />
Die Tochter der Französischen Staatsbahnen<br />
transportiert seit 2012 in Kooperation mit der<br />
Firma Vestas Windenergieanlagen auf der<br />
Schiene. Im August wurden 55 Meter lange<br />
Rotorblätter von Lauchhammer nach Dänemark<br />
befördert.<br />
Georg Müller<br />
BOB GEWINNT RECHTSSTREIT GEGEN DB<br />
Im Streit um das Stationspreissystem erzielte<br />
die Bodensee-Oberschwaben-<strong>Bahn</strong> im November<br />
2012 gegen die DB einen Erfolg vor<br />
Gericht. Nachdem DB Station & Service die<br />
Preise für die Nutzung von <strong>Bahn</strong>höfen und<br />
Haltepunkten zum Teil erheblich erhöht hat-<br />
60
Privatbahnen<br />
Im kräftigen Orange zeigt sich die 225 100 von BBL Logistik (links), ehemals in Diensten der DB. Zu Beginn der Ferienzeit bot die Nordwestbahn<br />
am 11. und 12. Juli in der Regio-S-<strong>Bahn</strong> im Raum Bremen eine Erfrischung und verteilte kostenloses Eis (rechts) Thomas Feldmann (l.), NWB<br />
Dynamische Wellenlinien schmücken künftig Ellok 151 170 von SRI RailInvest (l.). Beim privaten Nachtzug Berlin – Malmö liegt die Betriebsführung<br />
inzwischen in Händen von Veolia, entsprechend kommen auch deren Wagen zum Einsatz (r.)<br />
SRI RailInvest (l.), Sebastian Schrader<br />
te, kürzte die auf der Strecke Aulendorf –<br />
Friedrichshafen aktive BOB die Zahlungen.<br />
Die DB klagte daraufhin; in zweiter Instanz<br />
vor dem Kammergericht Berlin bekam nun<br />
die BOB Recht. Möglicherweise klagen nun<br />
weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen gegen<br />
das Preissystem der DB. Georg Müller<br />
ÄNDERUNGEN ZUM NEUEN FAHRPLAN<br />
Die Neuerunen zum Dezember 2012:<br />
Agilis: Als letzte Strecke der Vergabe Dieselnetz<br />
Oberfranken fährt Agilis nun auch auf<br />
der Strecke Hof – Marktredwitz.<br />
EGP: Die Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />
(EGP) übernimmt für zunächst zwei Jahre die<br />
Verkehrsleistungen auf der RB 73 Pritzwalk<br />
– Neustadt (Dosse) und RB 74 Meyenburg –<br />
Pritzwalk im Auftrag des VBB, die bisher von<br />
der Prignitzer Eisenbahn erbracht wurden.<br />
Hier sollen Triebwagen des Typs LVT/S und<br />
Doppelstocktriebwagen der Baureihe 670<br />
zum Einsatz kommen.<br />
ODEG: Wie oben erwähnt, übernimmt<br />
die ODEG die Leistungen des RE 2 Wismar<br />
– Cottbus und RE 4 Stendal – Jüterbog von<br />
DB Regio. Im Gegensatz dazu entfallen die<br />
Leistungen auf der Strecke Neustrelitz – Mirow<br />
nach Abbestellung der Verkehrsleistungen.<br />
Wegen Bauarbeiten wird die Strecke Görlitz<br />
– Hoyerswerda bis auf weiteres Im<br />
Schienenersatzverkehr betrieben.<br />
VBG: Die Vogtlandbahn erhält zwar keine<br />
neuen Leistungen, im Zuge eines neuen<br />
Verkehrsvertrages ersetzen aber RegioShuttle<br />
auf verschiedenen Strecken die teilweise hier<br />
eingesetzten RegioSprinter. Der bisherige Wochenendbetrieb<br />
Adorf – Zwotental mit Triebwagen<br />
wird hingegen eingestellt.<br />
Karl-Heinz-Siebert<br />
Neues und Ersatz: Unten links die „Railpool-Vectrons“ 193 802 und 804 am 20. November bei der Ankunft in Salzburg, unten rechts die für einen<br />
ausgefallenen FLIRT der eurobahn eingesetzte DB-Garnitur im Maas-Rhein-Lippe-Netz (November 2011)<br />
Uwe Miethe (l.), Axel Witzke (r.)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
61
Chronik<br />
Am 31. Juli 2012 besucht Jan Mücke, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, die Unfallstelle in Hosena. Zum Gedenken an den getöteten<br />
Stellwerker legt er an der Ruine des Stellwerks einen Kranz nieder; der Eisenbahner war ums Leben gekommen, als der entgleiste Güterzug<br />
das Gebäude rammte<br />
Mirko Sattler/picture-alliance/dpa<br />
Unfälle<br />
Ungebremst unterwegs<br />
Am 26. Juli rammte ein Schotterzug in Hosena einen Leerwagenzug, entgleiste und riss ein<br />
Stellwerk ein; der dortige Wärter kam ums Leben. Die Ermittlungen enthüllten haarsträubende<br />
Fehlleistungen: Bei dem Güterzug waren die Bremskupplungen zwischen Lok und Wagen nicht<br />
verbunden. So bremste die Lok allein die 3.000-Tonnen-Last – ein Ding der Unmöglichkeit<br />
Der Fahrdienstleiter des <strong>Bahn</strong>hofs Hosena<br />
an der Strecke Wegliniec (Kohlfurt)<br />
– Falkenberg (Elster) traute seinen<br />
Augen nicht. Es war der 26. Juli 2012 um<br />
20:16 Uhr, als der Schotterzug DSG 49325<br />
von Schwarzkollm am Halt zeigenden Einfahrsignal<br />
vorbei fuhr und auch über den anschließenden<br />
<strong>Bahn</strong>übergang bei geöffneten<br />
Schranken rollte. Er sollte doch vor dem Einfahrsignal<br />
halten, bis die Einfahrt des Leerwagenzuges<br />
DSG 92505 aus Richtung Ruhland<br />
beendet war und die Fahrstraße von<br />
Schwarzkollm freigegeben werden konnte.<br />
Stattdessen fuhr der aus 39 Wagen bestehende<br />
Schotterzug diesem Leerwagenzug im hinteren<br />
Zugteil in die Flanke. Die Zuglokomotive,<br />
Ellok E 186 140 der Privatbahn ITL,<br />
stürzte um und wurde schwer beschädigt, die<br />
Wagen türmten sich zu einem Berg. Noch<br />
schlimmer: Das Stellwerksgebäude „W 3“<br />
wurde vom Zug gerammt und stürzte ein, der<br />
dort Dienst habende Wärter kam dabei ums<br />
Leben. Den schwer verletzten Lokführer der<br />
186 bargen Anwohner aus dem Führerraum.<br />
Er muss sich wahrscheinlich für den schweren<br />
Unfall verantworten. Denn so viel scheint<br />
festzustehen: Der Schotterzug war in Schwarzkollm<br />
ohne Bremsprobe abgefahren, die Bremskupplungen<br />
zwischen Lokomotive und Wagen<br />
waren nicht verbunden. Die Bremswirkung der<br />
Lokomotive reichte dann nicht aus, um den<br />
3.000 Tonnen schweren Zug vor dem Einfahrsignal<br />
anzuhalten.<br />
Eine Reihe von Fehlern<br />
Es war das letzte Glied in einer Kette grober<br />
Fahrlässigkeiten. Der für die Bremsprobe zuständige<br />
Wagenmeister hatte den <strong>Bahn</strong>hof<br />
Schwarzkollm verlassen, weil sich die Loko-<br />
62
Unfälle<br />
Polizeibeamte nehmen am 13. April das Zugunglück bei Mühlheim-<br />
Dietesheim (Strecke Offenbach – Hanau) auf. In der Nacht zuvor prallte<br />
der Regionalexpress auf einen Bagger, drei Menschen starben<br />
Der Gleisplan des <strong>Bahn</strong>hofs Hosena nach dem Unglück; blau markiert<br />
sind die mit verschlossenen Weichen befahrenen Abschnitte im <strong>Bahn</strong>hof<br />
Slg. Erich Preuß, Arne Dedert/picture-alliance/dpa (Bild l.)<br />
UNFÄLLE – WEITERE MELDUNGEN<br />
Zusammenprall mit Rinderherde<br />
Am 13. Januar ist ein Regionalzug der Nord-<br />
Ostsee-<strong>Bahn</strong> nach Westerland (Sylt) bei<br />
Bredstedt mit einer Rinderherde zusammengeprallt.<br />
Der Steuerwagen des Wendezuges<br />
entgleiste, ein Wagen stürzte um. Ein Reisender<br />
kam ums Leben, der Lokführer und ein<br />
Beimann wurden verletzt. Die Tiere hatten im<br />
Stall ein Gitter heruntergedrückt und waren<br />
zur 500 Meter entfernten Strecke gelaufen.<br />
Die Bergung gestaltete sich wegen des matschigen<br />
Untergrundes schwierig; die Strecke<br />
blieb drei Tage unterbrochen. Ob der Landwirt<br />
zur Rechenschaft gezogen wird, stand bei Redaktionsschluss<br />
nicht fest.<br />
Regionalexpress fährt auf Bagger<br />
Aufgrund einer fatalen Verwechslung fuhr am<br />
13. April ein Regionalexpress auf der Strecke<br />
Offenbach – Hanau in einen Zweiwege-Bagger.<br />
Der Fahrer hatte den Bagger an der falschen<br />
Stelle eingesetzt, und zwar nicht im gesperrten<br />
Baugleis, sondern im Betriebsgleis. Das<br />
Unglück forderte drei Tote, darunter den Baggerfahrer<br />
und den Lokomotivführer des Regionalexpress;<br />
zwölf Reisende wurden teils<br />
schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt<br />
stellte das Ermittlungsverfahren gegen<br />
den Fahrdienstleiter und den Aufsichtsführenden<br />
der Baustelle ein, weil allein der Baggerfahrer<br />
die Schuld trägt.<br />
Entgleister IC in Stuttgart Hbf<br />
Gleich zwei Mal kam es bei der Ausfahrt des<br />
IC 2312 im Stuttgarter Hauptbahnhof zu Unfällen.<br />
Am 24. Juli entgleiste der Speisewagen<br />
des geschobenen Fernzugs im Gleisvorfeld an<br />
Weiche 227. Das wiederholte sich am 29.<br />
September. Vermutlich entsprachen die auf -<br />
einanderfolgenden Bogen in und nach der Weiche<br />
nicht den fahrdynamischen Ansprüchen,<br />
die der 27,50 Meter lange Speisewagen bei<br />
etwas mehr als 30 km/h Geschwindigkeit<br />
stellt, mochte auch die Gleisführung den technischen<br />
Regeln entsprechen. An die Stelle der<br />
Doppelten Kreuzungsweiche war eine Einfache<br />
Weiche eingebaut worden, auf der es bei einer<br />
Probefahrt am 8. Oktober erneut zur Entgleisung<br />
eines Speisewagens kam. Bis zum<br />
17. Oktober blieben die Gleise 8 bis 10 gesperrt<br />
– dies brachte erhebliche Erschwernisse<br />
für den Stuttgarter Hauptbahnhof, den<br />
täglich 240.000 Reisende passieren.<br />
Entgleiste S-<strong>Bahn</strong> in Berlin<br />
Glimpflich verlief am 21. August die Entgleisung<br />
einer S-<strong>Bahn</strong> auf dem <strong>Bahn</strong>hof Berlin-<br />
Tegel. Der dritte und vierte Wagen des Zuges<br />
sprangen aus dem Gleis, der fünfte und<br />
sechste Wagen rollten in ein Anschlussgleis<br />
bis zur Zwangsbremsung infolge der Zugtrennung.<br />
Fünf Reisende wurden leicht verletzt.<br />
Die Rekonstruktion des Unfallhergangs enthüllte<br />
eine Verkettung von höherer Gewalt und<br />
Mängeln im Betrieb. Zu der Entgleisung war<br />
es gekommen, da eine Weiche unter dem Zug<br />
gestellt worden war. Das ist nur möglich,<br />
wenn die Fahrstraße vorzeitig aufgelöst<br />
wurde. Dem Unfall ging ein Unwetter voraus,<br />
bei dem ein Blitzschlag das Stellwerk und die<br />
nahe <strong>Bahn</strong>übergangssicherungsanlage lahmgelegt<br />
hatte. Bei der Störungsbeseitigung im<br />
Stellwerk hatte ein Sicherungstechniker den<br />
durch die Behelfsmaßnahmen im Stellwerk<br />
und an den Schranken überforderten Fahrdienstleiter<br />
gebeten, eine Weiche probehalber<br />
umzustellen. Da ihm die Sicht auf die Weiche<br />
fehlt, verließ er sich auf sein Zeitgefühl. Nicht<br />
kalkuliert hatte er, dass der Zug den <strong>Bahn</strong>übergang<br />
mit Schrittgeschwindigkeit befuhr<br />
und mehr Zeit benötigte, um die Fahrstraßenzugschlussstelle<br />
zu erreichen.<br />
Verhandlungen zu früheren Unfällen<br />
Auch nach der Berufungsverhandlung am<br />
Landgericht Frankenthal bleibt der Müllwagenfahrer<br />
schuldig, am 17. August 2010 infolge<br />
zu schneller Fahrweise bei Lambrecht einen<br />
Damm hinuntergerutscht und mit dem<br />
ICE 9556 nach Saarbrücken zusammengeprallt<br />
zu sein (15 Verletzte). 2.250 Euro Geldstrafe<br />
hat er zu bezahlen. Hinzu kommen die<br />
Gerichtskosten und die zivilrechtlichen Forderungen<br />
der Deutschen <strong>Bahn</strong>. Eine Leitplanke<br />
an der schmalen Straße hätte den Unfall sicherlich<br />
verhindert.<br />
Zum Zusammenstoß des DGS 69192 und<br />
DPN 80876 an der Überleitstelle Hordorf am<br />
29. Januar 2011 (zehn Tote, 23 zum Teil<br />
Schwerverletzte) stand der Lokomotivführer<br />
des Güterzugs DGS 69192 im Jahr 2012<br />
schweigend vor dem Landgericht Magdeburg.<br />
Das Urteil war bis zum Redaktionsschluss<br />
nicht gesprochen. Vermutet wird, er habe sich<br />
im Führerraum mit anderen Dingen als der<br />
Signalbeobachtung beschäftigt, weshalb er<br />
das Vor- und das Hauptsignal in Warn- und<br />
Haltstellung übersah. Ungeklärt ist ebenso,<br />
ob er auf der ersten oder zweiten Lokomotive<br />
war und warum er vor dem Unfall hielt.<br />
Erich Preuß<br />
probe sei erledigt! Aber warum verzichtete der<br />
Lokomotivführer auf dieses wichtige Mittel, das<br />
auch zu seiner Sicherheit gehört? Wollte er den<br />
Zug nicht weiter verspäten?<br />
Ersatz für das Stellwerk<br />
Nach dem Unglück blieb die Strecke vier Tage<br />
lang gesperrt, und selbst dann begann der Betrieb<br />
erst Schritt für Schritt wieder. Dabei hat<br />
die DB-Netzniederlassung Südost in Leipzig<br />
auch das Problem, das zerstörte Stellwerk zu ersetzen.<br />
Zunächst behalf man sich mit einer<br />
motive der ITL um eine Stunde verspätet hatte.<br />
Auch wenn es für den Lokomotivführer allein<br />
schwierig bis unmöglich ist, am 500 Meter<br />
langen Zug das Funktionieren der<br />
Druckluftbremsen zu prüfen: Ohne diese Prüfung<br />
hätte er nicht abfahren dürfen. Dem Fahrdienstleiter<br />
soll er Schwierigkeiten mit den<br />
Bremsen gemeldet haben. Nicht verwunderlich,<br />
wenn sie nicht anlegten und nicht lösten;<br />
sie hatten ja keine Verbindung zum Führerbremsventil<br />
auf der Lokomotive. 40 Minuten<br />
später erklärte der Lokomotivführer, die Bremsprovisorischen<br />
Lösung: Die Weichen der Gleise<br />
Schwarzkollm – Schwarzbach und der Strecke<br />
von und nach Brieske wurden verschlossen;<br />
die Züge fuhren zunächst nach Ersatzsignal,<br />
Ende Dezember sollten neue Lichtsignale aufgestellt<br />
werden. Für die Zukunft gibt es zwei<br />
Optionen. Denkbar ist, dass Hosena an das<br />
Elektronische Stellwerk Hoyerswerda angeschlossen<br />
wird. Möglich ist aber auch, dass ein<br />
Wärter-Gleisbildstellwerk entsteht. Genaueres<br />
hierzu stand bei Redaktionsschluss noch nicht<br />
fest.<br />
Erich Preuß/GM<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
63
Chronik<br />
Großes Interesse finden die ausgestellten Fahrzeuge auf der InnoTrans 2012 in Berlin. Links der Coradia Nordic von Alstom, in der Mitte der „Last-<br />
Mile-Vectron“ 192 961 von Siemens, rechts hinten ein Siemens-Desiro für Russland Aufnahmen des Beitrags, wenn nicht anders angegeben: Uwe Miethe<br />
<strong>Bahn</strong>industrie<br />
Neue Fahrzeuge,<br />
neue Trends<br />
Filmmagazin<br />
Eisenbahn <strong>2013</strong><br />
A le Urheber- und Leistungsschutz rechte vorbehalten.<br />
Wer diesen Film ohne aus drückliche schriftliche<br />
Geneh migung vervielfältigt, ö fentlich vorführt,<br />
sendet, verleiht, vermietet oder sonstwie gewerblich<br />
nutzt, wird zivil- und strafrechtlich verfolgt.<br />
Inhalt<br />
• Innotrans 2012 in Berlin<br />
• DB-Lokveteranen im Einsatz<br />
• Tenderlok95 027 im Kasbachtal<br />
• Dampfloktage in Meiningen<br />
• Feier: 175 Jahre Eisenbahn in Österreich<br />
u.v.a.m.<br />
© <strong>2013</strong> by <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> VIDEO<br />
GeraMond Verlag; www.geramond.de<br />
Programm<br />
INFOgemäß<br />
§ 14<br />
JuSchG<br />
…mehr auf der beiliegenden<br />
Heft-DVD!<br />
Die InnoTrans 2012 war unbestritten der Höhepunkt des Jahres bei der <strong>Bahn</strong>industrie. Die<br />
Leistungsschau präsentierte auch wieder neue Entwicklungen und neue Rekorde. Aber es ist<br />
nicht alles eitel Sonnenschein in der Branche<br />
Alle zwei Jahre ist an dieser Stelle die<br />
weltweit größte Fachmesse für Verkehrstechnik,<br />
innovative Komponenten,<br />
Fahrzeuge und Systeme, die InnoTrans,<br />
das Thema Nummer 1. Alle zwei Jahre ist von<br />
neuen Rekorden und immer mehr Weltpremieren<br />
zu lesen. Das war 2012, auf der neunten<br />
Veranstaltung, nicht anders. Die Messe<br />
Berlin legte abermals eine Rekordbilanz vor.<br />
Vom 18. bis 21. September strömten 126.110<br />
Fachbesucher (+19%) aus 140 Ländern auf<br />
das erstmals vollständig ausgebuchte Messegelände<br />
am Funkturm mit seinen 26 Hallen.<br />
Insgesamt 2.515 Aussteller (+ 12%) präsentierten<br />
ihre Produkte und Dienstleistungen.<br />
Auf den 3.500 Metern Gleis im Freigelände<br />
waren 115 Fahrzeuge ausgestellt.<br />
Schwerpunkt neue Technologien<br />
Dabei hielt der Trend zu umweltfreundlicheren<br />
und energieeffizienten Fahrzeugen an.<br />
Mehrmotor-Dieselloks wie die TRAXX F140<br />
Multi Engine (vier Motoren) von Bombardier<br />
und die Vossloh G6 ME (zwei Motoren) nutzen<br />
die viel weiter entwickelte Dieselmotortechnologie<br />
aus dem Industrie- und Lkw-Bereich<br />
für sparsamere und emissionsärmere<br />
Fahrzeuge. Ob sich die Technik mit zu- und<br />
abschaltbaren Motoren im Alltagsbetrieb bewährt,<br />
werden ab <strong>2013</strong> die ersten 20 von<br />
DB Regio bestellten TRAXX F140 als Baureihe<br />
245 zeigen.<br />
Neben den Mehrmotor-Konzepten waren<br />
auch Hybridantriebe ein wichtiges Thema.<br />
Ein Schwerpunkt: vollwertige Strecken-Elloks<br />
mit ergänzendem Hilfsdieselmotor für die so<br />
64
<strong>Bahn</strong>industrie<br />
genannte letzte Meile. Nach der TRAXX-AC-<br />
Lok 187 001 von Bombardier 2011 in München<br />
stand nun die Schwesterlok 187 002 in<br />
Berlin. Auch Siemens hat seine bisher noch<br />
nicht mit großen Verkaufserfolgen glänzende<br />
Vectron-Lokomotivplattform um eine Last-<br />
Mile-Variante mit Dieselmotor ergänzt, in<br />
Berlin vertreten durch 192 961. Und der polnische<br />
Hersteller PESA Bydgoszcz SA überraschte<br />
auf der Messe mit einer elektrischen<br />
Streckenlok mit Rangierdieselmotor, der<br />
„GAMA Marathon“ 111 Ed.<br />
Während all dies noch Einzelstücke und<br />
Prototypen sind, brachte der Schweizer Hersteller<br />
Stadler mit der zweiachsigen Hybridlok<br />
BUTLER Eem 923 eine moderne kompakte<br />
Ellok mit Diesel-Hilfsmotor aus der Serienfertigung<br />
von 30 Loks für die SBB Cargo mit.<br />
Vorgestellt wurde auch der zum Hybrid-Fahrzeug<br />
umgebaute Desiro 642 129/629 der DB<br />
(siehe Seite 20-21).<br />
Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend<br />
bis zur nächsten InnoTrans entwickelt und<br />
welche Exponate dann die Ausstellung prägen.<br />
Vom 23. bis 26. September 2014 werden wir<br />
es erfahren.<br />
UM<br />
Wichtige Aufträge und Ereignisse<br />
der deutschen <strong>Bahn</strong>industrie<br />
DEZEMBER 2011<br />
BOMBARDIER: NOCHMALS 90 TRIEBZÜGE<br />
430 FÜR DB REGIO<br />
Im Mai 2009 hatte die DB AG 83 elektrische<br />
Triebzüge der Baureihe 430 bestellt, Ende<br />
2011 erteilte sie Bombardier einen weiteren<br />
Auftrag für 90 Fahrzeuge im Wert von rund<br />
500 Mio. Euro. Sie sollen zum Fahrplanwechsel<br />
2014 auf der Rhein-Main-S-<strong>Bahn</strong> in den<br />
Einsatz gehen. Die 140 km/h schnellen Züge<br />
verfügen über 176 Sitz- und 310 Stehplätze.<br />
SIEMENS: WEITERE SAPSAN FÜR RUSSLAND<br />
Die russische <strong>Bahn</strong>gesellschaft RZD hat bei<br />
Siemens acht weitere Hochgeschwindigkeitszüge<br />
„Velaro RUS“, verbunden mit einem Service-Vertrag<br />
für die Dauer von 30 Jahren,<br />
bestellt. Das Auftragsvolumen beträgt rund<br />
600 Mio. Euro. Die Auslieferung der Züge,<br />
die im Siemens-Werk Krefeld gefertigt werden,<br />
beginnt 2014. Auch die neuen Velaro<br />
RUS sollen zwischen Moskau und St.Petersburg<br />
fahren. Das in Russland Sapsan – „Wanderfalke“<br />
– genannte Modell basiert auf der<br />
Velaro-Plattform von Siemens.<br />
FEBRUAR 2012<br />
GMEINDER: INSOLVENZVERFAHREN ERÖFFNET<br />
Die traditionsreiche Gmeinder Lokomotivenfabrik<br />
GLG aus Mosbach im Odenwald musste<br />
am 23. Februar 2012 Insolvenz anmelden. Nicht<br />
von der Insolvenz betroffen war die Gmeinder<br />
Getriebe- und Maschinenfabrik (Gmeinder Getriebe<br />
Gruppe). Der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt<br />
Marcus Winkler, setzte sich für einen<br />
Weiterbestand des Betriebes und der Arbeitsplätze<br />
ein und suchte nach einem möglichen Investor.<br />
Dieser fand sich Mitte des Jahres mit der<br />
Zagro <strong>Bahn</strong>- und Baumaschinen GmbH aus<br />
Bad Rappenau. Seit 6. Juni 2012 gehört die<br />
Gmeinder Lokomotiven GmbH zur ZAGRO<br />
Group, die nun im Bereich <strong>Bahn</strong>technik eine<br />
vollständige Produktpalette vom Rangier-Unimog<br />
über Rangiergeräte bis hin zur schweren<br />
Rangierlok anbieten kann.<br />
SIEMENS: WEITERE 20 DESIRO UK FÜR<br />
GROSSBRITANNIEN<br />
Die Flotte des Desiro UK wächst um 20 der<br />
elektrischen Regionaltriebzüge. Einen entsprechenden<br />
Auftrag erhielt Siemens Rail Systems<br />
von den Betreibern London Midland<br />
(LM), First TransPennine Express (FTPE) und<br />
der Leasinggesellschaft Angel Trains Ltd.<br />
(ATL). Das Auftragsvolumen beläuft sich auf<br />
rund 170 Mio. Euro inklusive Wartungsvertrag.<br />
Das Siemens-Werk Krefeld liefert die<br />
Fahrzeuge voraussichtlich von Ende <strong>2013</strong> bis<br />
Sommer 2014.<br />
MÄRZ 2012<br />
BOMBARDIER: 16 TWINDEXX FÜR DB REGIO<br />
Die Deutsche <strong>Bahn</strong> AG hat mit der Bombardier<br />
Transportation GmbH einen Vertrag über<br />
die Lieferung von 16 elektrischen Doppelstock-Triebzügen<br />
für den Regionalverkehr in<br />
Norddeutschland im Wert von 160 Mio. Euro<br />
geschlossen. Die vierteiligen Doppelstock-<br />
Triebzüge TWINDEXX Vario der Generati-<br />
Ab 2014 sollen die neuen TWINDEXX-Vario-<br />
Doppelstock-Triebzüge der Generation<br />
Do 2010 in Schleswig-Holstein rollen. Die<br />
Lackierung wird sich voraussichtlich in<br />
Grau-Grün ändern<br />
Bombardier<br />
KOMMENTAR: SCHUSS VOR DEN BUG<br />
Die Deutsche <strong>Bahn</strong> hat in den letzten Jahren<br />
kräftig eingekauft: Bombardier und Alstom<br />
lieferten in erster Linie Triebzüge, Siemens Lokomotiven<br />
und Triebzüge, auch Stadler durfte<br />
ein paar Fahrzeuge herstellen. Doch so sonderlich<br />
zufrieden ist man bei der <strong>Bahn</strong> mit den<br />
Neuerwerbungen nicht: Die Baureihe 440 (Coradia<br />
Continental, „Mops“) von Alstom hatte<br />
Anlaufprobleme, die Beschaffung bzw. Zulassung<br />
der 442 (Talent 2, „Hamsterbacke“) von<br />
Bombardier entwickelte sich zum Nerven aufreibenden<br />
Geduldsspiel, bis endlich 2012 die<br />
Fahrzeuge in den Betrieb gingen. Und wann der<br />
Siemens-ICE der Baureihe 407 den Plandienst<br />
aufnimmt, lässt sich noch nicht genau sagen.<br />
Bei einer solchen Zwischenbilanz verwundert es<br />
nicht, dass die DB fremd geht, sprich, bei anderen<br />
als den üblichen Herstellern nach Fahrzeugen<br />
Ausschau hält. Die Öffentlichkeit nahm mit<br />
Erstaunen zur Kenntnis, dass der spanische Hersteller<br />
CAF durchaus bei der nächsten Vergabe<br />
von Aufträgen für elektrische Triebzüge Chancen<br />
hat. Und PESA aus Polen hat schon das große<br />
Los gezogen: Bis zu 140 zweiteilige Dieseltriebzüge<br />
beabsichtigt die DB dort zu ordern. Man<br />
darf annehmen, dass konkurrenzfähige Ware anrollt<br />
– die polnische <strong>Bahn</strong>industrie hat eine lange<br />
Tradition und ist für robuste, zuverlässige und<br />
bahnfeste Fahrzeuge bekannt. Mit den LINK-<br />
Triebwagen von PESA hat sich der Auftragskuchen<br />
für die Etablierten erst einmal verkleinert.<br />
Wer in Zukunft wieder größere Stücke haben will,<br />
muss mit Qualität überzeugen. Die Entscheidung<br />
der DB ist ein Schuss vor den Bug der traditionellen<br />
Anbieter. Vielleicht sogar der Beginn eines<br />
Umdenkens.<br />
MARTIN WELTNER/GM<br />
Und wieder ein neues Fahrzeuggesicht: Der<br />
Alstom-Triebzug Coradia Continental – besser<br />
bekannt als LIREX – für DB Regio NRW soll<br />
zukünftig so aussehen<br />
Alstom<br />
on Do 2010 bestehen aus je zwei Trieb- und<br />
zwei Mittelwagen und erreichen 160 km/h.<br />
Sie werden ab 2014 auf den Strecken Kiel –<br />
Hamburg und Flensburg – Hamburg fahren.<br />
Besonderes Augenmerk wurde auch auf eine<br />
attraktive Ausstattung für die Kunden, zum<br />
Beispiel komfortable Sitzabstände, breite Türen<br />
und viel Stauraum gelegt.<br />
APRIL 2012<br />
ALSTOM/STADLER: 42 ELEKTRISCHE<br />
TRIEBZÜGE FÜR DB REGIO<br />
Die DB AG hatte im Oktober 2011 mit den<br />
Herstellern Alstom, Stadler und Construcciones<br />
y Auxiliar de Ferrocarriles (CAF) einen<br />
Rahmenvertrag über die Lieferung von<br />
400 elektrischen Triebfahrzeugen für den Regionalverkehr<br />
geschlossen. Im April 2012 folgte<br />
der erste Abruf bei Alstom und Stadler für<br />
insgesamt 42 elektrische Triebzüge im Wert<br />
von rund 215 Millionen Euro für den Regionalverkehr<br />
in Nordrhein-Westfalen. Stadler<br />
baut für DB Regio NRW 14 Triebzüge<br />
FLIRT 3 im Wert von rund 75 Mio. Euro. Sie<br />
sind für die Linie RE 42 Münster – Essen –<br />
Mönchengladbach der „Haard-Achse“ vorgesehen.<br />
Alstom fertigt 28 Triebzüge Coradia<br />
Continental, die auf der S 5 Dortmund – Hagen<br />
und der S 8 zwischen Hagen und Mönchengladbach<br />
fahren sollen. Der Auftragswert<br />
liegt bei rund 140 Mio. Euro.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
65
Chronik<br />
<strong>BAHN</strong>INDUSTRIE –<br />
WEITERE MELDUNGEN<br />
Schwellen auf Kunststoffbasis<br />
Eine besondere Form der Wiederverwertung<br />
hat die Berliner Firma PAV Recyclate entwickelt.<br />
Aus Kunststoffabfällen fertigt sie Eisenbahnschwellen.<br />
Die Rail Plastic Ties<br />
(RPT) sollen 50 Jahre halten und zu 100 %<br />
recyclebar sein. Das Eisenbahn-Bundesamt<br />
hat die Schwellen zugelassen; erste Praxistests<br />
der RPT sollen folgen.<br />
Alstom in Waibstadt<br />
Seit August 2012 nutzt Alstom Transport die<br />
Werkstatt Waibstadt der Südwestdeutschen<br />
Verkehrs-AG (SWEG). Die langfristig samt<br />
Personal angemietete Werkstatt ermöglicht<br />
die Wartung und Instandhaltung von Dieselwie<br />
Elloks; bis zu acht Stände gibt es dafür.<br />
OSKAR RABE<br />
MAI 2012<br />
ALSTOM: DB-ANTEILE AN ALS STENDAL<br />
ÜBERNOMMEN<br />
Alstom und die DB Mobility Network Logistics<br />
AG haben einen Vertrag zur Übernahme der<br />
von der DB gehaltenen 49 Prozent an dem Joint<br />
Venture ALSTOM Lokomotiven Service<br />
GmbH in Stendal unterzeichnet. Die ALS-<br />
TOM Deutschland GmbH ist damit nach<br />
knapp elf Jahren Alleingesellschafter. Das Werk<br />
übernimmt die Modernisierung von Lokomotiven<br />
sowie die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen<br />
und zum Teil auch Straßenbahnen.<br />
ALSTOM: NEUE PLATTFORM FÜR<br />
RANGIERLOKS<br />
Nach fünfjähriger Entwicklungszeit und ersten<br />
Prototypen strebt Alstom den Einstieg in<br />
den Neubau von umweltfreundlichen, dreiachsigen<br />
Rangierloks an. Geplant sind drei<br />
Antriebsvarianten (700 kW Hybrid, 700 kW<br />
Dual Engine und 1.000 kW Single Engine).<br />
Damit will man verstärkt Industrie- und Hafenbahnen<br />
ansprechen. Die ersten Lokomotiven<br />
sollen ab 2014 geliefert werden.<br />
JUNI 2012<br />
ALSTOM: WEITERE 46 CORADIA NORDIC<br />
FÜR STOCKHOLM<br />
Alstom Transport liefert 46 weitere Coradia-<br />
Die neuen Rangierloks von Alstom sollen bis<br />
zu 100 km/h fahren können, haben einen<br />
Kurvenradius von 60 Metern und eine enorm<br />
hohe Zugkraft<br />
Alstom<br />
Nordic-Regionalzüge an den schwedischen Nahverkehrsbetreiber<br />
Storstockholms Lokaltrafik<br />
(SL). Der Auftrag hat einen Wert von 440 Mio.<br />
Euro und ist Teil eines 2002 unterzeichneten<br />
Rahmenvertrags. Der sechsteilige, 160 km/h<br />
schnelle Coradia Nordic wird in Salzgitter gebaut,<br />
erste Fahrzeuge sollen 2016 bereit stehen.<br />
ALSTOM: 38 CORADIA-LINT FÜR DB REGIO<br />
Die DB und die Alstom Deutschland AG haben<br />
einen Vertrag über die Lieferung von 38 Dieseltriebzügen<br />
für den Regionalverkehr in Rheinland-Pfalz<br />
sowie Teilstrecken in Hessen und Baden-Württemberg<br />
unterzeichnet. Die Bestellung<br />
umfasst 24 Dieseltriebzüge Coradia LINT 54<br />
(Baureihe 622) mit 160 Sitzplätzen und 14 Coradia<br />
LINT 41 (Baureihe 648) mit 112 Sitzplätzen,<br />
jeweils in Regionalexpress-Ausstattung<br />
und 140 km/h schnell. Das Investitionsvolumen<br />
beträgt rund 160 Mio. Euro.<br />
Der Betrieb soll im Jahr 2015 im Dieselnetz<br />
Südwest beginnen.<br />
AUGUST 2012<br />
BOMBARDIER: WEITERE<br />
146ER AN DB REGIO<br />
Die TRAXX-Flotte der DB<br />
AG erhält Zuwachs: 32 Loks<br />
der TRAXX-Plattform im<br />
Wert von etwa 108 Mio. Euro<br />
sollen ab 2014 als Baureihe<br />
146 an die DB geliefert werden.<br />
Sie sind für den Betrieb<br />
sowohl mit den vorhandenen<br />
Reisezugwagen als auch mit<br />
Den grimmigen Blick auf andere Verkehrsteilnehmer<br />
kennen deutsche Autofahrer schon<br />
von der Frontpartie gehobener Limousinen.<br />
Jetzt hält er auch auf deutschen Schienen<br />
Einzug – mit dem LINK-Triebwagen von PESA<br />
für die Oberpfalzbahn<br />
der künftigen Generation der Doppelstockwagen<br />
ausgelegt und fahren bis zu 160 km/h.<br />
SEPTEMBER 2012<br />
PESA: RAHMENVERTRAG FÜR REGIONAL-<br />
DIESELTRIEBZÜGE MIT DER DB<br />
Die Deutsche <strong>Bahn</strong> AG hat auf der InnoTrans<br />
mit dem polnischen Hersteller PESA (Pojazdy<br />
Szynowe PESA Bydgoszcz Spółka Akcyjna<br />
Holding.) zwei Rahmenverträge geschlossen;<br />
diese regeln die mögliche Lieferung von bis zu<br />
470 Dieseltriebzügen für den Regionalverkehr.<br />
Das Vertragsmodell sieht flexible Fahrzeugkonzepte<br />
vor, die sich bei Sitzplatzzahl und<br />
Höchstgeschwindigkeit unterscheiden. Das<br />
mögliche Investitionsvolumen beträgt bis zu<br />
1,2 Mrd. Euro. Die Fahrzeuge sind bis Ende<br />
2018 abrufbar. Die Dieseltriebzüge vom Typ<br />
LINK sind als Ein-, Zwei- und Dreiteiler lieferbar;<br />
sie bieten ab 50 Sitzplätze und erreichen<br />
120 bzw. 140 km/h. Es ist der erste große<br />
Schienenfahrzeug-Vertrag zwischen DB<br />
und PESA (siehe auch Kommentar S. 65).<br />
OKTOBER 2012<br />
BOMBARDIER: GERMAN DESIGN AWARD<br />
<strong>2013</strong> FÜR DEN ZEFIRO 980<br />
Auszeichnung für Bombardier Transportation:<br />
Die Firma erhielt für den Hochgeschwindigkeitszug<br />
ZEFIRO 380 den German Design<br />
Award <strong>2013</strong>. In der Kategorie „Transportation<br />
and Public Space“ gehört er damit zu den<br />
neun besten Produkten von 1.500 Nominierungen.<br />
BOMBARDIER: NEUES DREHGESTELL-<br />
TECHNIKZENTRUM IN SIEGEN<br />
Am 30. Oktober 2012 wurde in Siegen<br />
der Grundstein für das neue Bombardier-Technikzentrum<br />
für Drehgestelle<br />
gelegt. Das neue Werk, in<br />
das 10 Mio. Euro investiert werden,<br />
vereint ein Test- und Prüfzentrum<br />
sowie ein geschäftliches<br />
Zentrum des Drehgestellbereichs.<br />
Der Betrieb soll Ende<br />
Ausgezeichnetes Design: der ZE-<br />
FIRO 380 von Bombardier, der<br />
derzeit in Deutschland und China<br />
gefertigt wird<br />
Bombardier<br />
66
<strong>Bahn</strong>industrie<br />
Der „Luxon“ auf der InnoTrans mit Besucher Dr. Volker Kefer, Vorstand von DB Technik, und Alex Dworaczek, RailAdventure-Geschäftsführer.<br />
In der – noch nicht fertig ausgebauten – Glaskuppel des Aussichtswagens sind verschiedene Einrichtungsvarianten möglich<br />
AUS „DOME CAR“ WIRD „LUXON“<br />
Die Münchner RailAdventure GmbH hat für<br />
Fahrten im gehobenen Event-Bereich<br />
2011 einen der fünf ehemaligen „Rheingold“-/<br />
„Rheinpfeil“-Aussichtswagen erworben. Der<br />
Wagen, der 2012/13 eine umfassende Modernisierung<br />
in der VIS Verkehrs Industrie Systeme<br />
GmbH Halberstadt erfährt, wurde auf der<br />
InnoTrans 2012 erstmals der Öffentlichkeit<br />
präsentiert – zunächst im wesentlichen äußerlich<br />
aufgearbeitet. Unter dem Namen „Luxon“,<br />
einem Kunstwort aus den Begriffen Luxus,<br />
Licht (Lux) und Waggon, soll der Salonwagen<br />
<strong>2013</strong> in den Einsatz gehen. UM Der äußerlich fertig gestellte „Dome Car“ beim Rollout in der VIS Halberstadt<br />
2014 beginnen. In Siegen befindet sich bereits<br />
die Drehgestellfertigung von Bombardier.<br />
BOMBARDIER: SCHLIESSUNG DES WERKS<br />
AACHEN 2014?<br />
Mitte Oktober kündigte die Geschäftsführung<br />
von Bombardier Deutschland die Schließung<br />
Test und Präsentation: im Bild links die neue<br />
dieselhydraulische Vossloh-G12-Diesellok bei<br />
Messfahrten in Neumünster, im Bild rechts<br />
die Stadler-Hybridlok Eem 923 für die SBB<br />
Cargo. Beide Lokomotiven gehen demnächst<br />
in den Planbetrieb<br />
des Standorts Aachen für das Jahr 2014 an. Als<br />
Grund nannte Bombardier eine „schwierige<br />
Auftragslage“ und die starke Abhängigkeit<br />
vom stagnierenden niederländischen Markt.<br />
Die Situation wirkt absurd: Das Werk Aachen<br />
arbeitet derzeit an zwei S-<strong>Bahn</strong>-Großaufträgen<br />
der DB für die S-<strong>Bahn</strong> Stuttgart und die S-<br />
<strong>Bahn</strong> Rhein-Main (jeweils Baureihe 430). Die<br />
Werksauslastung liegt bei 120 Prozent, es gibt<br />
verlängerte Arbeitszeiten und ein Dreischicht-<br />
System. Da der Konzern aber bereits mit Vertragsstrafen<br />
in Millionenhöhe wegen nicht<br />
fristgerechter Lieferung rechnet und ausreichend<br />
Folgeaufträge fehlen, werden 400 Festangestellte<br />
und 200 Leiharbeiter in Aachen<br />
2014 ihre Arbeitsplätze verlieren. Das Werk<br />
Aachen ist einer von zehn Bombardier-Produktionsstandorten<br />
in Deutschland. Die frühere<br />
Talbot-Waggonfabrik stellt seit 1838<br />
Schienenfahrzeuge her.<br />
UM<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
67
Chronik<br />
Zum Jubiläumsjahr der Harzer Schmalspurbahnen treten am 9. August vier Mallet-Dampfloks in Wernigerode zur Parade an. Von links nach<br />
rechts stehen 99 5901, 5902, 5906 und die Gastlok Nr. 105 der Schweizer Museumsbahn Blonay – Chamby<br />
Jürgen Hörstel<br />
Museums- und Touristikbahnen<br />
Jubiläum im Harz<br />
Filmmagazin<br />
Eisenbahn <strong>2013</strong><br />
A le Urheber- und Leistungsschutz rechte vorbehalten.<br />
Wer diesen Film ohne aus drückliche schriftliche<br />
Geneh migung vervielfältigt, ö fentlich vorführt,<br />
sendet, verleiht, vermietet oder sonstwie gewerblich<br />
nutzt, wird zivil- und strafrechtlich verfolgt.<br />
Inhalt<br />
• Innotrans 2012 in Berlin<br />
• DB-Lokveteranen im Einsatz<br />
• Tenderlok95 027 im Kasbachtal<br />
• Dampfloktage in Meiningen<br />
• Feier: 175 Jahre Eisenbahn in Österreich<br />
u.v.a.m.<br />
© <strong>2013</strong> by <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> VIDEO<br />
GeraMond Verlag; www.geramond.de<br />
Programm<br />
INFOgemäß<br />
§ 14<br />
JuSchG<br />
…mehr auf der beiliegenden<br />
Heft-DVD!<br />
Die Meterspurbahnen im Harz standen 2012 im Zeichen des 125-jährigen Jubiläums. Drei<br />
große <strong>Bahn</strong>hofsfeste, der Besuch von Gastlokomotiven und Sonderzüge ließen die Herzen von<br />
Besuchern wie Eisenbahnfreunden höher schlagen<br />
Am 7. August 1887 wurde der erste Abschnitt<br />
der für ihre romantische Streckenführung<br />
bekannten Selketalbahn<br />
zwischen Gernrode und Mägdesprung feierlich<br />
in Betrieb genommen. Damit war der<br />
Grundstein für das heute mehr als 140 Kilometer<br />
umfassende Streckennetz der Harzer<br />
Schmalspurbahnen (HSB) gelegt. Diesen besonderen<br />
Anlass würdigte die HSB 2012 mit<br />
einem in diesem Umfang einmaligen Festprogramm<br />
auf dem gesamten Streckennetz.<br />
Unter anderem gab es drei große <strong>Bahn</strong>hofsfeste,<br />
verteilt auf Nordhausen (28. April),<br />
Wernigerode (9. Juni) und Gernrode (18. August).<br />
Ganztägig wurden hier jeweils Bühnenprogramme,<br />
Führerstandsmitfahrten,<br />
Fahrzeugausstellungen, Pendelverkehre mit<br />
Sonderzügen und vieles mehr angeboten. Für<br />
Eisenbahn- und Fotofreunde gab es 26 buchbare<br />
Sonderfahrten mit Personen- und Güterzügen,<br />
Rollbockfahrten, historischen Pendelzügen,<br />
Zugüberholungen und vielem mehr.<br />
Dazu hatten die HSB jeweils individuelle<br />
Fahrpläne und Fahrkarten vorbereitet. Die<br />
1.400 Tickets für diese Sonderfahrten fanden<br />
reißenden Absatz. Zusätzlich verkehrten zahlreiche,<br />
von privaten Veranstaltern bestellte<br />
Sonder- und Fotozüge über das HSB-Netz.<br />
Höhepunkt Gastloks<br />
Das Highlight des Jubiläumsjahres war der<br />
Einsatz von Gastfahrzeugen anderer Meterspurbahnen.<br />
Harzluft schnupperten die<br />
Dampflok Nr. 105 (Baujahr 1918) der Museumsbahn<br />
Blonay-Chamby aus der Schweiz,<br />
eine Mallet-Lok, weitgehend baugleich mit<br />
der HSB-Lok 99 5906. Eine einzigartige Foto-<br />
Parade war am 9. August in Wernigerode zu<br />
bestaunen, als mit den HSB-Loks 99 5901,<br />
5902 und 5906 sowie der 105 gleich vier Mallet-Tenderloks<br />
nebeneinander stehend präsentiert<br />
wurden.<br />
Auch zwei Dieseltriebwagen fuhren leihweise<br />
im Harz: zum einen T 102 (Baujahr<br />
1950) der Selfkantbahn, welcher der Interessengemeinschaft<br />
Historischer Schienenverkehr<br />
e.V. aus Aachen gehört, zum anderen<br />
T 42 (Baujahr 1939) des Deutschen Eisenbahn-Vereins<br />
e.V. aus Bruchhausen-Vilsen.<br />
Diese Fahrzeuge wurden sowohl im Regelzugverkehr<br />
als auch im Sonderzugeinsatz eingesetzt<br />
und am 8. Juni im <strong>Bahn</strong>hof Wernigerode-Westerntor<br />
zusammen mit zwei<br />
HSB-Triebwagen fotografiergerecht ausgestellt.<br />
Einziger Wermutstropfen im Jubiläumsjahr:<br />
Aufgrund Triebwagenmangels mussten<br />
auf der Selketalbahn im August/September<br />
einige Planzüge durch Busse ersetzt werden.<br />
Zum Jubiläumsjahr legte die Deutsche Post AG<br />
außerdem eine Sonderbriefmarke auf, die einen<br />
68
Museums- und Touristikbahnen<br />
KURZMELDUNGEN – MUSEUMS- UND TOURISTIK<strong>BAHN</strong>EN: ENDE 2011 – MAI 2012<br />
Dezember 2011<br />
20. Dezember: In Possendorf/Sachsen wird<br />
ein ehemaliger 4.-Klasse-Wagen zur Erinnerung<br />
an die Windbergbahn aufgestellt.<br />
Dezember/Januar<br />
Erstmals seit 1991 fährt 99 1568 der Preßnitztalbahn<br />
wieder auf der Döllnitzbahn<br />
Oschatz – Mügeln – Glossen. Die sächsische<br />
IV K ersetzt dort die Schwesterlok 99 1574.<br />
16. Januar: Ein Brand richtet im teilweise als<br />
Museumsdepot genutzten ehemaligen Bw<br />
Leipzig Hbf Süd schwere Schäden an. Als Ursache<br />
wird Brandstiftung vermutet (siehe<br />
auch unten).<br />
Februar<br />
25. Februar: Nach einem Achsentausch wird<br />
52 7409 der DGEG Würzburg von Plochingen<br />
ins Süddeutsche Eisenbahn-Museum Heilbronn<br />
und am 10.03. weiter nach Würzburg<br />
überführt. Die Lok stand seit August 2010<br />
wegen eines Heißläufers in Plochingen.<br />
29. Februar: Im DB Museum Nürnberg wird<br />
ein Schaudepot aufgebaut, das Exponate aus<br />
dem Museumsfundus zeigt. Zu sehen gibt es<br />
u. a. ein Kurbelstellwerk von 1894, einen<br />
Gleismesswagen von 1920 sowie einen Nachbau<br />
des Cugnot-Dampfwagens von 1769.<br />
März<br />
13./15. März: Brandstifter zerstören bei der<br />
Museumsbahn Losheim Personenwagen Nr. 5<br />
der einstigen Merzig-Büschfelder Eisenbahn<br />
und beschädigen Packwagen Pwi-23 114069<br />
schwer.<br />
28. März: Museumslok E 18 047 überführt<br />
Museumsfahrzeuge aus Leipzig nach Süddeutschland.<br />
Der beim Brand im ehemaligen<br />
Bw Leipzig Hbf Süd im Januar beschädigte<br />
Triebkopf 601 014 sowie die Mittelwagen<br />
901 115, 304 und 401 kommen als Dauerleihgabe<br />
zur SVG Eisenbahn-Erlebniswelt<br />
Horb. Triebkopf 601 018 geht an das Süddeutsche<br />
Eisenbahnmuseum Heilbronn. Die<br />
Zwischenwagen 901 121 und 404 und die<br />
Elloks 110 103 und 226 werden in der DB-<br />
Museums-Außenstelle in Lichtenfels untergebracht.<br />
– Außer den DB-Fahrzeugen erhält die Eisenbahn-Erlebniswelt<br />
Horb die Dieselloks V 81<br />
(Typ Alb), V 23 und V 25 (Typ MaK 240 B)<br />
sowie einen Postwagen von der Hohenzollerischen<br />
Landesbahn (HzL).<br />
30. März: Der Verein Lübecker Verkehrsfreunde<br />
meldet Insolvenz an. Der 1936 gebaute<br />
Doppelstock-Stromlinien-Wendezug der<br />
Lübeck-Büchener Eisenbahn wird zum Verkauf<br />
angeboten.<br />
31. März: Wiedereröffnung des umgebauten<br />
und erweiterten Spreewald-Museums Lübbenau.<br />
– Der Sächsische Landtag in Dresden beschließt<br />
ein neues Finanzierungskonzept zum<br />
Erhalt der dampflokbetriebenen Schmalspurbahnen<br />
des Bundeslandes.<br />
– Wegen abgelaufener Kesselfrist wird Dampflok<br />
99 516 der Museumsbahn Schönheide<br />
fürs Erste abgestellt. Es handelt sich um die<br />
älteste erhaltene sächsische IV K.<br />
April<br />
01. April: Die Deutsche Regionaleisenbahn<br />
übernimmt das Bw Probstzella. Geplant ist,<br />
das Bw mit dem Empfangsgebäude, das der<br />
Gemeinde gehört, als museales Gesamtes<br />
eines Reichsbahn-Grenzbahnhofs zu erhalten.<br />
01. April: Die Waldeisenbahn Muskau nimmt<br />
die untersuchte Dampflok 99 3312 in Betrieb.<br />
03. April: Die Selfkantbahn erhält die in England<br />
aufgearbeitete ehemalige Lok 5 zurück.<br />
Die 1894 von Krauss gebaute kleine Meterspurlok<br />
fuhr einst im Werk „Phönix“ der<br />
Hoesch-Hüttenwerke in Dortmund-Hörde.<br />
08. April: Lok 206 des „Hessencourrier“<br />
steht wieder unter Dampf – pünktlich zum Beginn<br />
der Jubiläumsfeiern anlässlich des 40-<br />
jährigen Vereinsbestehens.<br />
11. April: 03 204 des Lausitzer Dampflok-<br />
Clubs kommt zur Hauptuntersuchung ins<br />
Dampflokwerk Meiningen.<br />
17. April: Weil die Hauptuntersuchung von<br />
Lok 99 788 noch andauert, kommt leihweise<br />
99 608 der Sächsischen Dampfeisenbahn -<br />
gesellschaft zum „Öchsle“ (Strecke Wart -<br />
hausen – Ochsenhausen). Zum Saisonbeginn<br />
am 01.05. kann der württembergische<br />
Verein aber dann doch auf 99 788 zurückgreifen.<br />
19. April: Nach äußerlicher Aufarbeitung im<br />
Dampflokwerk Meiningen wird Schlepptenderlok<br />
45 010 zurück zum DB Museum nach<br />
Nürnberg gebracht, wo man sie im Freigelände<br />
besichtigen kann. Die Lok erlitt beim<br />
Brand im Bw Nürnberg West 2005 schwere<br />
Schäden.<br />
25. April: Museumstriebwagen T06 der Ulmer<br />
Eisenbahnfreunde wird von einer Autofahrerin<br />
gerammt. Den Saisonstart auf der Strecke<br />
Amstetten – Gerstetten am 01.05. bestreitet<br />
deshalb ein 628-Triebzug der DB.<br />
29. April: Start des „Heide-Elbe-Express“<br />
auf der Strecke Lüneburg – Bleckede. Be -<br />
treiberin der Wochenend-Touristikzüge ist<br />
die „Bleckeder Kleinbahn“ der Arbeitsgemeinschaft<br />
Verkehrsfreunde Lüneburg.<br />
30. April: Die Dampf Plus GmbH verlegt die<br />
Dampflok 18 201 und ihre Reisezugwagen<br />
von Nossen nach Lutherstadt Wittenberg.<br />
30. April: Dampflok 86 346 der Ulmer Eisenbahnfreunde<br />
wird von Menzingen nach Münsingen<br />
verlegt und dort in den Bestand der<br />
Schwäbischen Alb-<strong>Bahn</strong> aufgenommen. Sie<br />
soll bis Jahresende in Betrieb gehen.<br />
– Beim Lokschuppen des DGEG-Museums<br />
Neustadt/Weinstraße werden Mängel entdeckt.<br />
Weil sich die Schlusssteine über den<br />
Einfahrtstoren senken und das Dach undicht<br />
ist, muss das Bauwerk stabilisiert und abgedichtet<br />
werden. Das Museum bittet um Spenden<br />
für die Baumaßnahmen, da die<br />
Eigenmittel hierzu nicht ausreichen.<br />
– Ein Denkmal mit Gleisen und Fahrzeugen,<br />
unter anderem Kleinlok Kö 4872, erinnert bei<br />
der Landesgartenschau in Nagold an die ehemalige<br />
Schmalspurbahn nach Altensteig.<br />
Mai<br />
03. Mai: Weil das Freigelände im DB Museum<br />
Nürnberg neu gestaltet wird, verlegt die DB die<br />
Museumsloks 50 622 und E 75 09 ins Dampflokwerk<br />
Meiningen. Beide Fahrzeugen erlitten beim<br />
Brand in Nürnberg West 2005 schwere Schäden;<br />
sie sollen museal aufgearbeitet werden.<br />
03. Mai: Lok 52 8168 des Bayerischen Eisenbahnmuseums<br />
absolviert nach ihrer Kesselhauptuntersuchung<br />
die Lastprobefahrt. Die<br />
Dampflok bespannt einen 1.500-Tonnen-Güterzug<br />
von Nördlingen über Wassertrüdingen<br />
nach Gunzenhausen.<br />
05. Mai: Lok 03 2155 von Wedler & Franz Lokomotivdienstleistungen<br />
(WFL) fährt den ersten<br />
Sonderzug nach der Wiederaufarbeitung.<br />
Die Fahrt führt von Nossen über Meißen,<br />
Dresden und Freiberg zurück nach Nossen.<br />
06. Mai: Kleinlok V 23 der Bayerischen Cargobahn,<br />
eine der ersten Köf III der Bundesbahn,<br />
kommt zur Schwäbischen Alb-<strong>Bahn</strong>. Ziel ist<br />
die baldige Aufarbeitung.<br />
12.-20. Mai: Lok 99 4511 der IG Preßnitztalbahn<br />
fährt beim Prignitzer Kleinbahnmuseum<br />
Lindenberg.<br />
17.-20. Mai: Zu den Schwarzenberger Eisenbahntagen<br />
fährt erstmals wieder die reparierte<br />
Lok 50 3616 des Vereins Sächsischer<br />
Eisenbahnfreunde.<br />
22. Mai: Die hauptuntersuchte IV-K-Dampflok<br />
99 1574 des DBV-Fördervereins „Wilder Robert“<br />
unternimmt ihre Lastprobefahrt.<br />
– Die Dresdner Museumslok E 77 10 ist wieder<br />
betriebsbereit. Spender haben ihre Fahrwerksuntersuchung<br />
ermöglicht.<br />
– In Jöhstadt wird die Hauptuntersuchung der<br />
Heeresfeldbahnlok „Aquarius C“ der Rügenschen<br />
Bäderbahnen abgeschlossen. Die Lok<br />
fährt noch im Juni auf der Preßnitztalbahn.<br />
Anlässlich der 6. Historik Mobil im Raum<br />
Zittau – Jonsdorf stellte die Sächsisch-<br />
Oberlausitzer Eisenbahn-Gesellschaft ihren<br />
„Reichsbahnzug“ vor. Für die Garnitur im<br />
Aussehen der 30er-Jahre hatte man Zuglok<br />
99 731 in einen Fotografieranstrich versetzt<br />
– Schlemmkreide und Spiritus machten<br />
es möglich.<br />
Frank Heilmann<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
69
Chronik<br />
KURZMELDUNGEN – MUSEUMS- UND TOURISTIK<strong>BAHN</strong>EN: JUNI – DEZEMBER 2012<br />
Juni<br />
09./10. Juni: Der Wismarer Schienenbus T 1<br />
der Museums-Eisenbahn Minden fährt wieder. Er<br />
war seit 1986 wegen Motorschadens abgestellt.<br />
23. Juni: Erste Sonderzugfahrt von 23 1019<br />
nach der Hauptuntersuchung. Die Maschine<br />
des Lausitzer Dampflok-Clubs bringt einen<br />
Zug von Cottbus nach Bad Schandau.<br />
– Zur Erinnerung an die Meterspurbahn Gera-<br />
Pforten – Wuitz-Mumsdorf wird in Pölzig<br />
Wagen 99-61-01 auf ein Gleisstück gesetzt.<br />
– In Kiel-Meimersdorf brennt Triebwagen<br />
VT 80 (ex Kiel-Schönberger Eisenbahn) ab.<br />
Das Fahrzeug der Deutschen Regional-Eisenbahn<br />
ist nicht mehr aufzuarbeiten.<br />
Juli<br />
07. Juli: Vorerst letzter Einsatz des DT 504<br />
der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg.<br />
Am 10.07. enden bei dem Dieseltriebwagen<br />
(ex Osthannoversche<br />
Eisenbahnen) die Fristen.<br />
11. Juli: Fahrwerksschaden bei Lok 03 2155<br />
von WFL, die als Gastlok auf der Vulkan-Eifel-<br />
<strong>Bahn</strong> unterwegs ist. Bis Monatsende übernimmt<br />
eine Diesellok V 100 die Mitt wochsfahrten<br />
Gerolstein – Kaisersesch, dann fährt<br />
52 8131 von Wedler & Franz.<br />
16. Juli: Nach einer Hauptuntersuchung und<br />
Reparaturen ist Lok 35 1019 des Lausitzer<br />
Dampflokclubs Cottbus wieder betriebsfähig<br />
22. Juli-12. August: Diesellok V 200 007<br />
fährt Reisezüge zwischen Niebüll und Dagebüll;<br />
sie vertritt die Dampflok „S 1916“ der<br />
Angelner Dampfeisenbahn (s. auch S. 57-61).<br />
24. Juli: Im Lokschuppen Selb wird die Drehscheibe<br />
zwecks Instandsetzung ausgebaut.<br />
– Lok „Plettenberg“ des Dt. Eisenbahn-Vereins<br />
Bruchhausen-Vilsen kommt für einige<br />
Wochen wieder in ihre alte Heimat nach Plettenberg-Hüinghausen.<br />
Bei der Märkischen Museumseisenbahn<br />
bespannt sie Sonderzüge.<br />
August<br />
03. August: Die IG Spreewaldbahn erhält von<br />
den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) den<br />
Schwerkleinwagen (SKL) 24 und den Beiwagen<br />
4313. Der Verein will die Fahrzeuge betriebsfähig<br />
aufarbeiten und beim Gleisbau einsetzen.<br />
03./04. August: Lok P 8 „2455 Posen“ wird<br />
von Dieringhausen zu ihrer neuen Heimstätte,<br />
den Geraer Eisenbahnwelten, überführt.<br />
09./10. August: Diesellok 218 105 überführt<br />
die Elloks 10 468 und 488 nach Rottweil. Die<br />
BSW-Freizeitgruppe „Die Bügelfalte 110 –<br />
110 488-4“ möchte 110 488 im Zustand als<br />
Ablieferungslok 112 488 herrichten.<br />
10.-12. August: Mit 99 608 der Sächsischen<br />
Dampfeisenbahn-Gesellschaft Sonderfahrten<br />
fährt erstmals seit 2006 wieder eine sächsische<br />
IV K in Carlsfeld.<br />
11./12. August: Die Museumseisenbahn Hanau<br />
präsentiert die vom DB Museum leihweise überlassenen<br />
Dieselloks 212 001 und 062.<br />
20. August: Im Güterbahnhof Hamm greift die<br />
Bundespolizei einen Dieb von Diesellokteilen<br />
auf. Der 51-Jährige wollte diese für Loks seines<br />
Eisenbahnfreunde-Vereins verwenden.<br />
21. August: Abnahme der 50 307 des Vereins<br />
VSM in den Niederlanden. Die ehemalige<br />
Reko-Lok 50 3564 entspricht wieder großteils<br />
dem Ablieferungszustand von 1940.<br />
Das Verkehrsmuseum Dresden löst die Dauerausstellung<br />
„Städtischer Nahverkehr“ auf und<br />
verteilt die Exponate auf andere Standorte<br />
verteilt bzw. gibt sie an ihre Besitzer zurück.<br />
September<br />
15./16. September: Beim 3. Brückenfest fährt<br />
die 2009 nachgebaute Dampflok I K Nr. 54<br />
erstmals bei der Museumsbahn Schönheide.<br />
29./30. September: Bei den Dieseltagen im<br />
DB Museum Koblenz-Lützel wird 218 137 in<br />
Kieselgrau-Orange präsentiert. Die Farben<br />
trug die Diesellok für die City-<strong>Bahn</strong> in den Jahren<br />
1984 bis 1994.<br />
– Die Schienenflieger KG in Hannover erwirbt<br />
VT 41 und VT 42, die zu Dieseltriebwagen umgebauten<br />
Ex-Akkutriebwagen 515 511 und<br />
523. Die Fahrzeuge sollen auf der Strecke Rinteln<br />
– Stadthagen Probefahrten absolvieren<br />
und später im Sonderzugverkehr zum Einsatz<br />
kommen. Zuletzt fuhren sie im Raum Zittau.<br />
– In Klütz, früher Endpunkt der Normalspurstrecke<br />
aus Grevesmühlen, beginnt der Wiederaufbau<br />
von Gleisanlagen. Die „Stiftung<br />
Deutsche Kleinbahnen“ will eine 600-Millimeter-Strecke<br />
nach Gutow errichten.<br />
– Unbekannte brechen in die Wagenhalle der<br />
DGEG in Würzburg-Zell ein und entwenden<br />
Teile der Dampflok 52 7409 sowie Werkzeug.<br />
Die DGEG beziffert den Schaden auf mehrere<br />
10.000 Euro.<br />
Oktober<br />
03., 06., 07. Oktober: Anlässlich „100 Jahre<br />
Kasbachtalbahn“ fährt Dampflok 95 027 Sonderzüge<br />
auf der Strecke Linz – Kalenborn. Unterstützt<br />
wird sie von Diesellok 215 068.<br />
19. Oktober: Eröffnung des umgestalteten<br />
Freigeländes des DB Museums in Nürnberg.<br />
Unter anderem können Besucher hier Signale<br />
und Weichen mit einem Stellwerk bedienen.<br />
– Die Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen<br />
heizt Lok T 3 „930“ an<br />
– Die Freunde der Zahnradbahn Honau – Lichtenstein<br />
nehmen Zahnradlok 97 501 nach<br />
rund 25 Jahren Aufarbeitung in Betrieb.<br />
Dezember<br />
Der DB-Konzern löst die Abteilung DB Nostalgie<br />
mangels Rendite auf. Die Fahrzeuge – Elloks<br />
103, Wagen des TEE „Rheingold“ und Wagen<br />
des Nostalgie-IC Köln – Flensburg – kommen<br />
zum DB Museum, teilweise auch zu DB Regionetze<br />
und Fernverkehr. Die 15 Mitarbeiter erhalten<br />
andere Arbeitsplätze im <strong>Bahn</strong>konzern. Das<br />
„Profitcenter“ TEE Rheingold beendet zum<br />
02. Januar <strong>2013</strong> seine Charter- und Regelverkehrsfahrten.<br />
Oskar Rabe/Luca Wilfert<br />
historischen Dampfzug inmitten der für den<br />
Harz so charakteristischen bergigen Fichtenwälder<br />
zeigt. Mit einem Wert von 0,45 Euro<br />
konnte sie gleich die Jubiläumspostkarten vor<br />
Ort frankieren. Martin Weltner/GM<br />
Mitte Oktober 2012 fuhr 95 027 auf der Brexbachtalbahn Neuwied – Siershahn<br />
Dirk Höllerhage<br />
Weitere Meldungen<br />
HEINA GANZLIN UND KEIN ENDE<br />
Streitigkeiten zwischen dem alten und neuen<br />
Verein HeiNa Ganzlin waren schon 2011 ein<br />
Thema und setzten sich 2012 fort. Die Reste der<br />
Fahrzeugsammlung aus Röbel, außer der<br />
50 3638, fuhr die PRESS Richtung Süden ab.<br />
Neue Standorte sollten Plau und Bernau (b Berlin)<br />
sein. Als am 14. März im <strong>Bahn</strong>hof Berlin-<br />
Lichtenberg die 52 8029 stand und Stunden<br />
später im Bernauer Triebwagenschuppen verschwand,<br />
ahnte noch niemand etwas vom Diebstahl<br />
dieser Lok aus dem Zwischenstandort<br />
Schöneicher Plan bei Zossen. Doppelseitige Beiträge<br />
in der Tagespresse beschäftigten sich mit<br />
70
Museums- und Touristikbahnen<br />
Ungewöhnlicher Einsatz beim Alex Hof – München. Am 14. Oktober zog Schnellfahrlok 18 201 den Zug bis Regensburg<br />
Christian Tscharre<br />
dem Vorfall und dem Disput zwischen altem<br />
und neuem Vorsitzenden. Die eigenmächtige<br />
Fahrzeugübernahme gab es bei dem Verein<br />
schon das zweite Mal, denn zuvor holte sich ein<br />
nicht ausbezahlter Alteigentümer seine Dieselloks<br />
zurück. Die Posse um 52 8029 endete noch<br />
nicht einmal mit der bereits angelaufenen<br />
Zwangsversteigerung der Konkursmasse. Stunden<br />
vor dem Ende des Verfahrens stoppte ein<br />
anderer Jurist die Aktion. Weiteres dazu blieb<br />
bis Redaktionsschluss offen. Michael Reimer<br />
WEITERE VERURTEILUNGEN BEI DER<br />
PARKEISEN<strong>BAHN</strong><br />
Wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen<br />
wurden zum 1. November 2012 weitere<br />
ehemalige Mitglieder der Berliner Parkeisenbahn<br />
verurteilt. Zwei Lokführer erhielten<br />
Freiheitsstrafen von zwölf bzw. 15 Monaten<br />
auf Bewährung. Die zumeist milden Strafen<br />
resultierten aus Teilanklagen. Bei der Parkei-<br />
01 150 ist zurück!<br />
Die Schnellzugdampflok<br />
der DB erhielt im<br />
Werk Meiningen einen<br />
neuen Kessel und<br />
stand am 14. August<br />
erstmals wieder unter<br />
Dampf. Am 15. August<br />
erteilte das Eisenbahn-<br />
Bundesamt die Betriebszulassung.<br />
01 118 der Historischen<br />
Eisenbahn<br />
Frankfurt bekam in<br />
Meiningen eine neue<br />
Feuerbüchse und kehrte<br />
am 1. September<br />
zurück an den Main<br />
Text: L. Happ; Foto: M. Benz<br />
Zwischen Rottenbach und Katzhütte vertreten gelegentlich Museums-„Ferkeltaxen“ die üblichen 641-Triebzüge (u.l., Bild in Katzhütte); in<br />
Warthausen gab es am 19. Mai eine Fotoparade mit 99 788, 99 716 und Gastlok 99 608 aus Sachsen<br />
Helmut Scheiba (l.), Tobias Welzer (r.)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
71
Chronik<br />
Ellok 140 423 gehört jetzt zum DB Museum; im Juli überführt sie Museumsfahrzeuge von der<br />
Ausstellung im Werk Nürnberg zurück an den Rhein, hier bei Mainz-Kostheim Helmut Scheiba<br />
senbahn hatte sich über ein Dutzend Ausbilder<br />
– vom Betriebsleiter, <strong>Bahn</strong>hofsleiter,<br />
Schaffner bis zum Lokführer – vor allem<br />
männliche Kinder gefügig gemacht. Die<br />
Staatsanwaltschaft in Berlin war über die Geheimhaltungspraxis<br />
bei Parkeisenbahn, anderen<br />
Vereinen und Arbeitgeber <strong>Bahn</strong> erschüttert.<br />
Dieter Schmidt<br />
NEUZUGÄNGE IN KOBLENZ-LÜTZEL<br />
Prominenten Zuwachs bekam das DB Museum<br />
in der Rhein-Mosel-Stadt 2012. Stilecht holte<br />
die Museumslok E 40 128 am 8. Februar die<br />
Diesellok 290 001 aus Seddin in die Koblenzer<br />
„Nostalgiestube“ des Konzerns. Am 2. März traf<br />
aus eigener Kraft 111 001 ein. Für den Symbolpreis<br />
von einem Euro erwarb das DB Museum<br />
am 1. Juni 2012 die ozeanblau-beige lackierte<br />
140 423. Die Güterzug-Ellok, die tags<br />
zuvor offiziell aus dem Bestand genommen worden<br />
war, erhielt einen neuen Anstrich und kam<br />
auch schon für den neuen Eigentümer zum Einsatz.<br />
Am 20. Juli brachte sie Museumsfahrzeuge<br />
nach Nürnberg zur 100-Jahr-Feier des dortigen<br />
Ausbesserungswerks. Weitere Leistungen sind<br />
möglich; die Fristen von 140 423 laufen erst am<br />
20. September 2014 ab. Oskar Rabe<br />
PLANDAMPF MIT DEM HENKEL-ZUG<br />
Schon verschiedentlich machte der von der Bayern<strong>Bahn</strong><br />
für die Firma Schwarzkopf & Henkel<br />
gefahrene Güterzug Wassertrüdingen – Langenfeld<br />
mit seinen Zugloks auf sich aufmerksam.<br />
Am 27./28. August kam ein weiteres Kapitel<br />
hinzu: Die Dampfloks 41 1144 der IG Werratal<br />
Eisenach und 41 1150 des Bayerischen<br />
Eisenbahnmuseums (BEM) beförderten den<br />
Güterzug von Nördlingen bis Darmstadt-Kranichstein.<br />
An beiden Tagen konnten Eisenbahnfans<br />
auch mit dem Henkel-Zug reisen; hinter<br />
den Loks liefen D-Zug-Wagen mit. Bereits<br />
im April hatte die BEM-Tochter Bayern<strong>Bahn</strong><br />
die Leergarnitur des Henkel-Zugs mit der BEM-<br />
Dampflok 01 066 bespannt. Josef Kempiak<br />
MUSEUM WITTENBERGE ERÖFFNET<br />
Am 26. Oktober wurde in Wittenberge ein Eisenbahnmuseum<br />
eröffnet, das im ehemaligen<br />
<strong>Bahn</strong>betriebswerk seinen Platz gefunden hat.<br />
Mit Fördermitteln hatte die Stadt das von der<br />
Deutschen <strong>Bahn</strong> seit Jahren nicht mehr benötigte<br />
und verkommene Gelände von Grund<br />
auf saniert. Mit einem großen Halbrundschuppen,<br />
einer 23-Meter-Drehscheibe und<br />
zwei Wassertürmen repräsentiert das neue<br />
Ist noch alles in Ordnung? Fachkundige Inspektion<br />
an Lok 18 505 im Museum der Deutschen<br />
Gesellschaft für Eisenbahngeschichte in<br />
Neustadt an der Weinstraße Marcus Benz<br />
Neue Heimat Wittenberge: Dampfloks aus<br />
Salzwedel im Museums-Bw Christiane Schomaker<br />
Museum ein typisches <strong>Bahn</strong>betriebswerk zur<br />
Dampflokzeit. Unterschlupf fand im Museum<br />
die umfangreiche Fahrzeugsammlung der<br />
Dampflokfreunde Salzwedel – die engagierten<br />
Eisenbahnfreunde hatten ihr bisheriges Domizil,<br />
das Bw Salzwedel, aufgeben müssen, da<br />
die Stadt das Areal anderweitig nutzen will.<br />
Martin Weltner<br />
Ein bisschen Deutsche Reichsbahn: Am 6. Oktober 2012 war Ellok 244 044 mit einem Foto-Güterzug im Raum Sachsen unterwegs (u.l.). Die<br />
Pressnitztalbahn transportierte im Mai 2012 die wieder aufgearbeitete Molli-Dampflok 99 2323 nach Norden (u.r.). Die Tenderlok kam aus<br />
dem Dampflokwerk Meiningen<br />
Uwe Möckel (l.), Helmut Scheiba (r.)<br />
72
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Schweiz<br />
Schweiz<br />
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Dem Schienen-Regionalverkehr<br />
in der Schweiz droht Ungemach.<br />
Das Bundesamt für Verkehr hat<br />
festgestellt, dass weit mehr als<br />
die Hälfte aller Regionalbahn -<br />
linien weniger als 50 Prozent<br />
der Kosten decken. Steht eine<br />
Stilllegungswelle bevor?<br />
Bislang hatte die Schweiz stets den Ruf eines<br />
Eisenbahn-Musterlandes. Nicht zu<br />
Unrecht: Das Alpenland besitzt eines<br />
der dichtesten Schienennetze der Welt und<br />
weist Spitzenzahlen bei Zugangeboten und bei<br />
Reisendenzahlen auf. Doch die glänzende Bilanz<br />
wird inzwischen getrübt. Um die Finanzen<br />
im schweizerischen <strong>Bahn</strong>betrieb steht es<br />
Wie lange werden im Depot von Le Sepey noch Triebwagen stehen? Die Strecke Aigle – Le<br />
Sepey – Les Diablerets ist eine der Regionalbahnen, denen die Umstellung auf Busverkehr<br />
droht<br />
Dr. Hans-Bernhard Schönborn<br />
scheinbar schlechter als bislang angenommen<br />
wurde.<br />
175 von 300 Linien stark defizitär<br />
Auslöser dafür ist eine Untersuchung des Bundesamts<br />
für Verkehr (BAV). Demnach erreichen<br />
derzeit rund 175 der 300 regionalen<br />
Eisenbahnlinien nicht einmal einen Kostendeckungsgrad<br />
von 50 Prozent. Die Eisenbahn<br />
als Zuschussbetrieb – das steht mittlerweile<br />
immer mehr zur Diskussion.<br />
In einer Verordnung zur „<strong>Bahn</strong>reform 2“<br />
wird das Thema „Kostendeckungsgrad für Regionalbahnlinien“<br />
behandelt, und die Schweizer<br />
Regierung hat im September 2010 beschlossen,<br />
die Maßnahme „Umstellung von<br />
<strong>Bahn</strong> auf Bus“ weiter zu verfolgen. Gestützt darauf<br />
möchte das BAV einheitliche Kriterien entwickeln,<br />
welche einzelfallweise eine Prüfung<br />
von <strong>Bahn</strong>linien ermöglichen. Denn in Zukunft<br />
soll bei vielen Linien vor größeren Investitionen<br />
in die Betriebsmittel geprüft werden, ob nicht<br />
wirtschaftlichere Alternativen mit einem besseren<br />
Kosten-Nutzen-Verhältnis bestehen.<br />
Automatisch soll die Umstellung allerdings<br />
nicht geschehen. Vor einem solchen Entscheid<br />
soll zum Beispiel die Substanz der Infrastruktur<br />
überprüft werden, um Fehlinvestitionen zu<br />
GOTTHARDSTRECKE – UNTERBRECHUNGEN NACH FELSSTÜRZEN<br />
Am 7. März 2012 stürzten auf der Gotthard-<br />
Nordrampe zwischen Intschi und Gurtnellen<br />
mehrere hundert Kubikmeter Gestein zu<br />
Tal, wurden aber größtenteils von den Schutzbauwerken<br />
aufgefangen. Um lockeres Gestein<br />
zu sprengen, blieb die <strong>Bahn</strong>strecke knapp<br />
eine Woche geschlossen; im Personenverkehr<br />
fuhren Busse zwischen Flüelen und Göschenen,<br />
die Güterzüge wurden teilweise über die<br />
Lötschberg–Simplon-Achse umgeleitet.<br />
Am 5. Juni 2012 kam es unweit der ersten Abbruchstelle<br />
zu einem weiteren Felssturz, der<br />
ein Menschenleben forderte. Die Gotthard-<br />
Strecke musste diesmal für vier Wochen unterbrochen<br />
werden.<br />
Aufwendige Umleitungen, neue Felsstürze<br />
Da die Brennerroute wegen Sanierungsarbeiten<br />
nur eingeschränkt befahrbar war, gab es<br />
nur weiträumige Umfahrungsmöglichkeiten<br />
über die Tauern- oder Mont-Cenis-Route sowie<br />
die Lötschberg-Simplon-Achse. Dort wurden<br />
durch Einschrän kungen bei der Rollenden<br />
Landstraße (RoLa) und dem Autoverlad Brig –<br />
Iselle 135 Güterzugtrassen geschaffen, die<br />
aber für 120 tägliche Güterzüge am Gotthard<br />
und 90 am Lötschberg nicht ausreichten. Eine<br />
Annahmesperre im Rangierbahnhof Domodossola<br />
erschwerte den Betrieb weiter.<br />
Nach starken Regenfällen rutschte am 14. November<br />
bei Gurtnellen, nahe der früheren Abbrüche,<br />
Geröll ab und verschüttete die<br />
Gotthardstrecke ein weiteres Mal. Die Strecke<br />
blieb mehrere Tage gesperrt, die Züge nahmen<br />
wieder den Weg über Lötschberg und Simplon.<br />
Die Kosten für die Instandsetzung bzw. die<br />
durch die Unglücke verursachten Einnahmeverluste<br />
waren bei Redaktionsschluss noch nicht<br />
abzuschätzen. DR. H.-B. SCHÖNBORN/GM<br />
Links: Ein Felssturz<br />
am Gotthard unterbrach<br />
den Betrieb für<br />
rund vier Wochen und<br />
erzwang Umleitungen<br />
Dr. H.-B. Schönborn<br />
Rechts: Hochbetrieb<br />
während der Gotthard-Sperrung<br />
am<br />
22. Juni in Frutigen<br />
mit drei Güterzügen<br />
und geschobenem<br />
Intercity (l.) A. Schmutz<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
75
Chronik<br />
SCHWEIZ – WEITERE MELDUNGEN<br />
Großverteiler Coop mit eigenem<br />
Verkehrsunternehmen<br />
Coop, ein Großverteiler im Schweizer Detailhandel<br />
(Einzelhandel), will die nationalen und<br />
regionalen Verteilzentren reduzieren und die<br />
Transportwege ändern. Dafür hat Coop vor<br />
zwei Jahren das im kombinierten Verkehr tätige<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen „Railcare“<br />
übernommen. Zurzeit führt es mit<br />
einem festen Fahrplan je ein Zugpaar Felsberg<br />
– Frauenfeld – Härkingen – Daillens und Härkingen<br />
– Niederbottigen – Brig – Visp; die<br />
Wechselbehälter werden mittels Kran, Reach-<br />
Stacker oder direktem Horizontalverschub auf<br />
die eigenen Lkw verladen. Weitere Verbindungen<br />
unter anderem ins Tessin sollen folgen,<br />
wobei die höchstens 300 Meter langen und<br />
700 Tonnen schweren Züge mit 120 km/h<br />
verkehren können.<br />
ETR 610 nachbestellt<br />
Um die Qualität des Nord–Süd-Verkehrs vor<br />
allem auf der Gotthard-Achse zu verbessern,<br />
haben die SBB verschiedene Varianten für<br />
den Ersatz der ETR 470 („Cisalpino“-Neigezüge)<br />
geprüft. Mitte 2012 entschied man sich<br />
für die Nachbestellung von acht ETR 610, welche<br />
– wie die bereits vorhandenen sieben<br />
Garnituren – in Genf gewartet werden. Mit<br />
ausschlaggebend für die Entscheidung war,<br />
dass die Züge technisch zuverlässig und<br />
rasch verfügbar sind und auch eine Zulassung<br />
für Deutschland und Österreich besitzen.<br />
Modernes Rollmaterial für die Zentralbahn<br />
2012 begann die Ablieferung von neuen Zahnrad-<br />
und Adhäsionstriebzügen an die meterspurige<br />
Zentralbahn; im Einzelnen erhielt die<br />
<strong>Bahn</strong> vier Siebenteiler (Spitzname „Adler“)<br />
und sechs Dreiteiler (Spitzname „Fink“). Die<br />
Siebenteiler für die IR-Züge Luzern – Meiringen<br />
– Interlaken Ost bestehen aus zwei dreiteiligen<br />
Triebmodulen, welche den Dreiteilern<br />
ähneln, aber jeweils nur einen Führerstand<br />
haben, und einem dazwischen eingereihten<br />
Speisewagen. Die Dreiteiler sollen morgens<br />
und abends im Luzerner S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr eingesetzt<br />
werden und tagsüber die Siebenteiler<br />
verstärken. Sie können auch ein Triebmodul<br />
ersetzen, dann allerdings ohne Übergang zum<br />
Speisewagen, weil es für vier IR-Umläufe nur<br />
vier Fahrzeuge gibt. Ab Dezember <strong>2013</strong> sollen<br />
die Fahrzeuge den Verkehr komfortabler gestalten<br />
und beschleunigen.<br />
Ende des Wachstums beim<br />
SBB-Personenverkehr?<br />
Im ersten Halbjahr 2012 nahmen erstmals<br />
seit langem die gefahrenen Personenkilometer<br />
und der Gewinn bei den SBB ab. Diese<br />
nannten als Gründe die rückläufige Nachfrage<br />
im Freizeit- und Tourismusverkehr, den höheren<br />
Personalaufwand (bei zwei Zugbegleitern<br />
im Fernverkehr) und die gestiegenen Trassenund<br />
Energiekosten. Steigende Frequenzen<br />
gab es auf der TGV-Verbindung Zürich – Basel<br />
– Paris und im Regionalverkehr.<br />
Doppelstock-Triebzüge für die Berner S-<strong>Bahn</strong><br />
Im September nahm die BLS ihren ersten<br />
Doppelstock-Triebzug RABe 515 001 mit dem<br />
Namen „Stadt Bern“ in Betrieb. In Analogie zu<br />
den „Nina“ und „Lötschbergern“ erhalten die<br />
Züge nach dem Berner Wappentier, dem<br />
Bären, den Spitznamen „Mutz“, eine Abkürzung<br />
für „moderner, universeller Triebzug“.<br />
Später wird es auch die französische Variante<br />
„Ours“ („Bär“) geben.<br />
Neue Zugsicherung bei den SBB<br />
Bis Ende 2017 werden die SBB auf ihrem<br />
Schienennetz die vorhandenen Zugsicherungssysteme<br />
„Signum“ und „ZUB“ durch das<br />
europäisch standardisierte „European Train<br />
Control System“ (ETCS) ersetzen. Die Investitionen<br />
für rund 11.000 ETCS-Standorte belaufen<br />
sich im Rahmen des Programms „ETCS<br />
Netz“ über die Leistungsvereinbarung mit<br />
dem Bund auf eine Summe von mehr als<br />
300 Millionen Franken.<br />
Vierstrom-Zug fährt wieder<br />
Der RAe TEE II 1053 ist wieder da! Im Auftrag<br />
von SBB Historic hat die Südostbahn den berühmten<br />
Vierstrom-Triebzug des TEE-Verkehrs<br />
instand gesetzt. Unter anderem wurden in der<br />
Werkstatt von Samstagern die Trieb- und Laufdrehgestelle<br />
einer Revision unterzogen, der<br />
Umformer getauscht und eine neue Steuerelektronik<br />
installiert.<br />
DR. HANS-BERNHARD SCHÖNBORN/TONI BURGER (RAE)<br />
Starke Schneefälle erschweren im Februar<br />
den Betrieb. Deutlich gezeichnet zeigt<br />
sich das Rollmaterial der Matterhorn-Gotthard-<strong>Bahn</strong><br />
in Andermatt (16.02.) H. Günther<br />
Bei Stadler heißt er KISS, bei der BLS MUTZ: der<br />
doppelstöckige Elektrotriebzug in der Ausführung für<br />
die Berner S-<strong>Bahn</strong>. Am 25. Mai wird Zug 515002 von<br />
Erlen nach Bern überführt Armin Schmutz (2)<br />
Die Zentralbahn, die Voliere auf Schienen:<br />
In Brienzwiler begegnen sich am<br />
23. März bei Tests Triebzug 160001-1<br />
FINK (l.) und 130001-1 SPATZ (r.)<br />
Die BLS-Elloks Re 4/4 fahren neben Güterzügen und Golden-Pass-Zügen auch noch stilechte<br />
Regionalzüge von Interlaken bis Spiez. Hier am 14. September kurz vor Spiez Florian Martinoff<br />
vermeiden. Auch die Frage, ob die Strecke<br />
dem regionalen Personenverkehr oder auch<br />
anderen Verkehrsarten wie dem Fern- oder<br />
Güterverkehr diene, hat für die Entscheidung<br />
eine große Bedeutung. Ein weiteres wichtiges<br />
Kriterium bei der Überprüfung ist der Zustand<br />
des Rollmaterials; dieses soll mindestens<br />
20 bis 30 Jahre eingesetzt werden und kann<br />
gerade bei Schmalspurbahnen nicht problemlos<br />
auf andere Linien verschoben werden.<br />
Fusion als Lösung?<br />
In den vergangenen Jahren haben zahlreiche<br />
Regionalbahnen etwa durch Fusionen versucht,<br />
Kosten zu sparen. Doch sind Zusammenführungen<br />
aufgrund der historischen und<br />
geografischen Gegebenheiten in der Schweiz<br />
76
Schweiz<br />
An der Strecke Sulgen – Gossau steigt im Frühjahr 2012 ein Bootswettbewerb. Und die Reisenden der S 5 St. Gallen – Weinfelden haben Glück: Gerade,<br />
als ihr Stadler-Triebzug der SBB-Tochter Thurbo die Brücke passiert, wagen Kermit, Miss Piggy und das Muppet-Schiff den Stapellauf Eva Schaller<br />
nicht einfach. Ein typisches Beispiel sind die<br />
„neuen“ Appenzeller <strong>Bahn</strong>en, die aus den „alten“<br />
Appenzeller <strong>Bahn</strong>en (AB), der Trogenerbahn<br />
(TB), der Rorschach–Heiden-Bergbahn<br />
(RHB), einer normalspurigen Zahnradbahn,<br />
und der Bergbahn Rheineck–Walzenhausen<br />
(RhW), einer ehemaligen Standseilbahn mit<br />
1.200 Millimeter Spurweite, entstanden. Nur<br />
die meterspurigen AB und TB haben eine<br />
Gleisverbindung, zudem hat jede <strong>Bahn</strong> ihr eigenes<br />
Stromsystem. Auch gemeinsame Bestellungen<br />
von Rollmaterial helfen Kosten zu sparen,<br />
doch sind die Unterschiede bei den<br />
betrieblichen Bedürfnissen groß, wie die Ausschreibung<br />
von vier Westschweizer <strong>Bahn</strong>gesellschaften<br />
über 17 Züge zeigt: Zwei- oder<br />
dreiteilige Züge mit einem oder zwei Triebwagen,<br />
mit oder ohne 1. Klasse, aber vor allem<br />
für unterschiedliche Stromsysteme stellen die<br />
Hersteller vor große – und für den Auftraggeber<br />
teure – Herausforderungen.<br />
Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren<br />
konkrete Maßnahmen angesichts der Defizitlage<br />
noch nicht festgelegt. So bleiben zum Thema<br />
– und seiner Bedeutung – bis dato vor allem<br />
Fragen. Waren die Berechnungen ein<br />
Warnsignal, das die Regionallinien letztlich wieder<br />
„auf Kurs“ bringen könnte? Oder sind die<br />
<strong>Bahn</strong>en jetzt „angezählt“? In welche Richtung<br />
die Reise geht, dürfte die nähere Zukunft zeigen.<br />
Dr. Hans-Bernhard Schönborn/GM<br />
KURZMELDUNGEN – SCHWEIZ: FEBRUAR BIS DEZEMBER 2012<br />
Februar: Die Ralpin nimmt für die Rollende<br />
Landstraße Freiburg – Novara 20 neue Liegewagen<br />
in Betrieb. Die klimatisierten SBB-Liegewagen<br />
des Typs Bcm61 wurden dafür<br />
teilweise umgebaut; unter anderem erhielten<br />
sie einen Aufenthaltsraum mit Küche.<br />
April<br />
06. April: Zu Ostern wird die Hochrheinstrecke<br />
auf dem Teilstück Schaffhausen – Erzingen<br />
wegen Sanierungsarbeiten gesperrt; dies<br />
dauert bis Ende Mai.<br />
19. April: Die SBB präsentieren in Zürich den<br />
innen wie außen aufgearbeiteten Elektrotriebwagen<br />
RAe 4/8 („Churchill-Pfeil“).<br />
– Bei der Museumsbahn Blonay – Chamby<br />
fährt Lok 4 wieder. Die Meterspur-Kastendampflok<br />
wurde 1900 von Krauss in München<br />
für die Strecke Ferrara – Codigoro – Porto-Garibaldi<br />
in Italien gebaut.<br />
August: Die Deutsche <strong>Bahn</strong> beauftragt die<br />
Firma Balfour Beatty mit der Elektrifizierung<br />
des überwiegend auf Schweizer Gebiet liegenden<br />
Streckenstücks Erzingen – Schaffhausen.<br />
Zwischen Erzingen und Beringen soll zudem<br />
ein zweites Gleis verlegt werden.<br />
Dezember<br />
09. Dezember: Pro Tag fährt ein TGV Paris –<br />
Bern weiter bis Interlaken. TONI BURGER<br />
Zum <strong>Bahn</strong>jubiläum „150 Jahre Bern – Lausanne“<br />
veranstaltet SBB Historic am 2. September<br />
eine Sonderfahrt mit Lok C 5/6<br />
2978. Bei Grandvaux gibt der „Elefant“ dem<br />
Wein eine rauchige Note mit ... Armin Schmutz<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
77
Chronik<br />
Österreich<br />
Jahr der<br />
Filmmagazin<br />
Eisenbahn <strong>2013</strong><br />
A le Urheber- und Leistungsschutz rechte vorbehalten.<br />
Wer diesen Film ohne aus drückliche schriftliche<br />
Geneh migung vervielfältigt, ö fentlich vorführt,<br />
sendet, verleiht, vermietet oder sonstwie gewerblich<br />
nutzt, wird zivil- und strafrechtlich verfolgt.<br />
Inhalt<br />
• Innotrans 2012 in Berlin<br />
• DB-Lokveteranen im Einsatz<br />
• Tenderlok95 027 im Kasbachtal<br />
• Dampfloktage in Meiningen<br />
• Feier: 175 Jahre Eisenbahn in Österreich<br />
u.v.a.m.<br />
© <strong>2013</strong> by <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> VIDEO<br />
GeraMond Verlag; www.geramond.de<br />
Rahmen des viergleisigen Ausbaus zwischen<br />
Wien und St. Pölten errichtete Lainzer Tunnel.<br />
Das 12,8 Kilometer lange Bauwerk kostete<br />
1,3 Milliarden Euro. Es stellt eine unterirdische<br />
Verbindung zwischen der Westbahn (Weichen-<br />
Programm<br />
INFOgemäß<br />
§ 14<br />
JuSchG<br />
…mehr auf der beiliegenden<br />
Heft-DVD!<br />
Inbetriebnahmen<br />
„175 Jahre Eisenbahn in Österreich“ feierte das Alpenland<br />
2012, passend dazu gab es große Neueröffnungen. Erste Züge<br />
fahren nach Wien Hauptbahnhof und auf zwei Neubaustrecken<br />
Der Fahrplanwechsel zum 9. Dezember<br />
2012 bedeutet für das österreichische<br />
<strong>Bahn</strong>netz die Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme<br />
zahlreicher Großbauvorhaben.<br />
Der 9. Dezember 2012 geht daher gleich<br />
mehrfach in die Geschichte der ÖBB Infrastruktur<br />
AG ein: Neben der Teilinbetriebnahme<br />
des Wiener Hauptbahnhofs stehen zwei<br />
neue Hochleistungsstrecken zur Verfügung.<br />
Teilinbetriebnahme Wien Hbf<br />
Seit 2009 laufen die Bauarbeiten zum neuen<br />
Wiener Hauptbahnhof. Die gesamte Betriebsabwicklung<br />
des ehemaligen Südbahnhofs<br />
wurde auf den <strong>Bahn</strong>hof Wien-Meidling<br />
vorverlegt, zugleich nahm man den neuen<br />
Standort Wien-Matzleinsdorf für das Aufund<br />
Abrüsten der Züge, für Wartungs- und<br />
Versorgungsarbeiten in Betrieb. Mit der Teil -<br />
inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofes<br />
verliert der jetzige <strong>Bahn</strong>hof Wien-Südbahnhof<br />
Ostbahn seine Bedeutung und wird aufgelassen.<br />
Dieser wurde für die Arbeiten um ca.<br />
200 Meter in südliche Richtung verlegt.<br />
Auf dem Areal des Süd- und Ostbahnhofs,<br />
der dortigen Zugförderungsanlagen und des<br />
Frachtenbahnhofs entstand ein mehrgleisiger<br />
Neubau, der beide <strong>Bahn</strong>hofsteile als Durchgangsbahnhof<br />
verbindet. Auf dem nördlichen<br />
Teil stehen anstelle des Südbahnhofs heute<br />
Bürotürme. Im Süden wurde ein neues Wohnviertel<br />
mit weitläufigen Parkanlagen gebaut.<br />
Die vollständige Inbetriebnahme des<br />
Hauptbahnhofes ist für den Fahrplanwechsel<br />
2014 vorgesehen. Bis dahin fahren hier Nahverkehrszüge:<br />
die REX-Züge von und nach<br />
Bratislava-Petrzalka sowie Deutschkreutz und<br />
die Linien S 60/S 80 der Wiener Schnellbahn.<br />
Lainzer Tunnel<br />
Außerdem gingen zum 9. Dezember verschiedene<br />
Strecken(-Abschnitte) in Betrieb, so der im<br />
ÖSTERREICH – WEITERE MELDUNGEN<br />
Sperrung am Brenner<br />
Unterlassene Instandhaltungen an der Brenner-Nordrampe<br />
erforderten 2012 eine in der<br />
Geschichte dieser <strong>Bahn</strong>strecke noch nie da<br />
gewesene Streckensperre. Für die Sanierung<br />
verhängte die ÖBB Infrastruktur AG mehrere<br />
Wochenendsperren von Juni bis September,<br />
eine Gesamtsperre von ca. sechs Wochen<br />
und legte außerdem für bestimmte Zeiten eingleisigen<br />
Betrieb fest. Insgesamt wurden während<br />
der Brennersperre über 1.700 Güterzüge<br />
umgeleitet. Für den Personenverkehr bestand<br />
ein Schienenersatzverkehr.<br />
Neue Werbeloks<br />
Im Eisenbahn-Jubiläumsjahr 2012 rollten weitere<br />
Werbeträger auf Österreichs Gleise. Der<br />
Triebzug ET 4124.014 erhielt den Schriftzug<br />
„50 Jahre Wiener S-<strong>Bahn</strong>“. Die Railjet-Garnitur<br />
49 mit Lok 1116.249 wurde zum Jubiläumszug<br />
auserkoren und über die gesamte Länge<br />
mit einer durchgehenden Österreich-Flagge in<br />
Rot-Weiß-Rot beklebt. Neu waren außerdem<br />
die Werbeloks 1116.138 „50 Jahre Heeres-<br />
Sport“, 1216.020 „175 Jahre Eisenbahn in<br />
Österreich“ (gestaltet von der Designerin Gudrun<br />
Geiblinger) und 1116.264 „Radio Ö3“.<br />
Der Triebzug 4024.089 fährt mit der Aufschrift<br />
„KitzSki“ Reklame für den Wintersportort<br />
Kitzbühel. Er soll als Sonderzug Rosenheim<br />
– Kitzbühel verkehren.<br />
Jubiläumsfeiern in Österreich<br />
Rundes Jubiläum, Ecken und Kanten bei den<br />
Feiern – so könnte man die Veranstaltungen<br />
zu „175 Jahre Eisenbahn in Österreich“ bezeichnen.<br />
Im Vergleich zu den 150-Jahr-Feiern<br />
1987 waren die Festivitäten im Jahr 2012 verhalten,<br />
oft fehlte es auch an geeignetem historischen<br />
Rollmaterial. So blieben die<br />
<strong>Bahn</strong>hofsfeste in den Landeshauptstädten<br />
ohne große Attraktionen. Immerhin gab es<br />
zahlreiche kleinere Aktivitäten und einen Jubiläumssonderzug<br />
des deutschen Veranstalters<br />
IGE-<strong>Bahn</strong>touristik.<br />
Spatenstich für Semmering-Basistunnel<br />
Ende April 2012 fand der feierliche Spatenstich<br />
für das neue Tunnelprojekt unter der<br />
Semmeringstrecke statt. Mehrmalige Umplanungen<br />
ließen die Kosten für das Projekt steigen<br />
(Prognose: 3,1 Milliarden Euro) und<br />
führten auch dazu, dass der Tunnel um fast<br />
ein Drittel länger wird. Die Fertigstellung des<br />
gut 28 Kilometer langen Bauwerkes ist für<br />
2024 vorgesehen.<br />
Zugverkehr Udine – Villach<br />
Unter dem Titel „MiCoTra“ begann zum kleinen<br />
Fahrplanwechsel im Juni 2012 ein grenzüberschreitender<br />
Zugverkehr zwischen Villach und<br />
Udine; die Österreichischen Bundesbahnen<br />
(Wagen) und die italienische FUC (Lok) bieten<br />
zwei Zugpaare in Tagesrandlage an. Die Züge<br />
sind mit dem ÖBB-Fernverkehr verknüpft und vor<br />
allem für Touristen und Ausflügler gedacht.<br />
RJ-Ablieferung abgeschlossen<br />
Mit der 51. Garnitur endete die Produktion<br />
des Railjets für die ÖBB. Die letzte Garnitur<br />
wurde am 30. Juli im <strong>Bahn</strong>hof Wien-Meidling<br />
auf den Namen „railjet fifty-one“ getauft.<br />
Vectron-Vorführfahrten<br />
Vom 14. September bis zum 1. Oktober 2012<br />
absolvierte die Siemens-Vectron-Lok 193.901<br />
Vorführfahrten in Österreich. Ob die ÖBB aus<br />
den Vorführungen Konsequenzen ziehen, war<br />
bei Redaktionsschluss nicht bekannt.<br />
Einschränkungen bei der Außerfernbahn<br />
Wegen Diebstahls von Kupfer- und weiteren<br />
Kabeln wurde der elektrische Betrieb Reutte –<br />
Garmisch im Oktober für eine Woche eingestellt.<br />
Es fuhren Dieselloks. M. INDERST/GM<br />
78
Österreich<br />
Vergangenheit und Zukunft: Museumslok<br />
33.132 am 20. August in Launsdorf (o.) und<br />
Modell des Wiener Hauptbahnhofs nach Fertigstellung<br />
(u.) Christian Tscharre (o.), ÖBB<br />
Österreichs längste Flagge fuhr in Form der Jubiläums-Railjet-Garnitur 49 durchs Land, hier aufgenommen<br />
im Inntal<br />
Markus Inderst<br />
Abschluss mit Nr. 51: Namenszug auf der letzten<br />
ausgelieferten Railjet-Garnitur Markus Inderst<br />
halle Hadersdorf), der Südbahn (Hetzendorf)<br />
und der Donauländebahn mit dem neuen Wiener<br />
Hauptbahnhof dar. Bis zur Vollinbetriebnahme<br />
des Hauptbahnhofs 2014 wird der Tunnel<br />
nur im Güterverkehr benützt und die<br />
Verbindungsbahn Wien-Hütteldorf – Meidling<br />
entlasten.<br />
Neubaustrecke Tullnerfeld<br />
Großen Nutzen für den Fernverkehr hat die in<br />
Betrieb genommene 44 Kilometer lange Neubaustrecke<br />
durch das Tullnerfeld. Die Strecke<br />
beginnt von Wien aus gesehen in der Weichenhalle<br />
Hadersdorf und verläuft ab der Landesgrenze<br />
zu Niederösterreich in zwei Einzelröhren<br />
von 14,4 Kilometern Länge durch den<br />
Wienerwald. Es folgt ein 17 Kilometer langer<br />
Abschnitt im freien Gelände mit dem neuen<br />
<strong>Bahn</strong>hof Tullnerfeld, wo es Anknüpfungen zur<br />
Bestandsstrecke gibt. Der letzte, 12,6 Kilometer<br />
lange Abschnitt mündet beim Knoten<br />
Wagram in die Bestandsstrecken ein. Die Strecke<br />
hat insgesamt 1,5 Milliarden Euro gekostet<br />
und bringt 15 Minuten Fahrzeitersparnis<br />
im Abschnitt Wien – St. Pölten.<br />
Tunnelabschnitten. Aus Kostengründen wurde<br />
auf den Einbau von Weichenverbindungen verzichtet,<br />
ebenso auf die Einbindung des fertig<br />
gestellten, dreigleisigen Bergbahnhofes Vomp,<br />
von dem nur die Gleisanlagen zu sehen sind.<br />
Den immensen Baukosten von mehr als zwei<br />
Milliarden Euro stehen allerdings nur drei Minuten<br />
Fahrzeitersparnis gegenüber, weshalb für<br />
die Railjet-Verbindung Innsbruck – Salzburg<br />
kaum nennenswerte Verbesserungen eintreten.<br />
Einführung von ETCS<br />
Mit der Inbetriebnahme der Neubaustrecken<br />
geht auch ein neues Sicherungssystem im Bereich<br />
der ÖBB Infrastruktur AG in Betrieb. Fortan<br />
fährt man mit ETCS Level 2. Markus Inderst<br />
Am 26. Mai 2012 hat 103 235 einen Sonderzug aus Deutschland nach Selzthal gebracht. In<br />
der dortigen Zugförderungsstelle wird sie zum Fototermin mit ÖBB-Elloks der Reihen 1042,<br />
1044 und 1016/1116/1216 aufgestellt Christian Tscharre<br />
Neubaustrecke Unterinntalbahn<br />
Als letztes Großprojekt geht die 40 Kilometer<br />
lange Unterinntalstrecke – auch Brenner-Flachbahn<br />
genannt – in Betrieb. Sie besteht aus drei<br />
Verknüpfungsstellen (Radfeld/Kundl, Stans<br />
und Baumkirchen) und zwei zweigleisigen<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
79
Impressionen<br />
Dampflokparade in Wolsztyn/Polen<br />
Immer im April<br />
Jedes Jahr am letzten Aprilwochenende bietet PKP Cargo eine Dampflokparade im Raum<br />
Wolsztyn, an Europas letzter Dienststelle mit plan mäßigem Normalspurdampf. Am ersten<br />
Tag werden die Dampfrösser – Einheimische wie Gäste – im <strong>Bahn</strong>betriebswerk und am<br />
<strong>Bahn</strong>hof in Szene gesetzt. Am zweiten Tag geht es dann auf die Strecke<br />
Tiefes Blau für<br />
Wolsztyns Paradelok:<br />
Lichterspiel<br />
auf der Pm 36-2<br />
Text: Dominika Skonieczna;<br />
Aufnahmen:<br />
Daniel Klawczynski<br />
Keine Dampflok,<br />
aber auch ein<br />
Blickfang ist die<br />
Spezialdraisine<br />
auf Fiat-Basis<br />
80
Dampf in Wolsztyn<br />
Nach den Vorführungen werden die Maschinen im<br />
<strong>Bahn</strong>betriebswerk zum Besichtigen aufgestellt<br />
Dampf und Ruß und Begeisterung<br />
ohne Ende –<br />
Jung und Alt sind bei<br />
der Veranstaltung dabei<br />
Lokparade im <strong>Bahn</strong>hof<br />
Wolsztyn. Die Veranstaltung<br />
zieht jährlich<br />
eine große Fanschar an<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
81
Chronik<br />
Sommerzeit ist Urlaubszeit! Im russischen St. Petersburg warten Reisende in der Moskovsky<br />
Station auf ihren Anschluss nach Moskau<br />
Marco Frühwein<br />
Weltweit<br />
Ende einer<br />
Legende<br />
Am 28. September 2012 wurde ein Kapitel nordamerikanischer,<br />
genauer, kanadischer Eisenbahngeschichte geschlossen.<br />
Letztmals war an diesem Tag der „Northlander“ unterwegs;<br />
der Reisezug der Ontario Northland Railway verband die<br />
Metropole Toronto mit dem rund 700 Kilometer entfernten<br />
Cochrane in der nördlichen Provinz Alberta<br />
Zum Schluss hat er sich einfach nicht<br />
mehr gerechnet. In den letzten Jahren<br />
waren es bloß noch 50 bis 80 Reisende,<br />
die den „Northlander“ nahmen – zu wenig,<br />
um den Zug wirtschaftlich zu betreiben. Die<br />
hohen Defizite führten im Mai 2012 zum Beschluss<br />
des Verkehrsministeriums von Ontario,<br />
den <strong>Bahn</strong>verkehr einzustellen und ersatzweise<br />
Busse einzusetzen.<br />
„Good Bye, Northlander“<br />
Seit 1902 fuhren Reisezüge auf der Strecke zwischen<br />
Toronto und Cochrane, wobei der Laufweg<br />
durch die dünn besiedelte kanadische Provinz einmal<br />
geändert wurde. Hierzulande erlangte der<br />
„Northlander“ Bekanntheit durch ein Märklin-<br />
Modell des ursprünglich niederländisch-schweizerischen<br />
Diesel-TEE-Triebzuges RAm, der Ende<br />
der 70er-Jahre in den blau-gelben Farben des<br />
Northlanders aufgelegt wurde. Das war kein Fantasieprodukt,<br />
denn zwischen 1977 und 1992 verkehrten<br />
die ehemaligen TEE-Garnituren tatsächlich<br />
in Kanada, anfangs noch mit den<br />
Original-Motorwagen, die aber den rauen kanadischen<br />
Witterungsbedingungen nicht lange<br />
stand hielten und schon um 1980 durch konventionelle<br />
EMD-Dieselloks vom Typ FP 7 ersetzt<br />
wurden. Übrigens: Auch hiervon brachte der<br />
Späte Ehrung für Ungarns Vizeweltmeister: Die Taurus-Ellok 470.010<br />
der Ungarischen Staatsbahn MÁV wurde 2012 mit den Konterfeis der<br />
Fußball-Nationalspieler von 1954 dekoriert<br />
Friedrich Strasser<br />
Der „Rote Blitz“ schaukelt Touristen romantisch über die Insel Mallorca.<br />
Auf dem Weg von Sollér nach Palma legt der elektrische Schmalspurzug<br />
am Mirador del Pujol d’en Banya einen Halt ein Alexandra Wurl<br />
82
Weltweit<br />
Zwei Tage vor Betriebsende, am 26. September<br />
2012, führt Diesellok 1809 ihre Schwesterlok<br />
1800 und den überlangen „Northlander“.<br />
Bei Englehart, Ontario, geht es südwärts<br />
über den Englehart River Michael Bellmann<br />
eine rund viermonatige „Abschiedszeit“ auf<br />
Kanadas Gleisen. Am 28. September 2012<br />
fuhr dann – recht schmucklos und ohne große<br />
Beachtung – die letzte Garnitur. Seitdem<br />
gibt es bei der Ontario Northland Railway<br />
nur noch einen Reisezug. Der Polar Bear Express<br />
von Timmins nach Moosonee erwirtschaftet<br />
zwar ebenfalls ein Defizit, doch erschließt<br />
er zahlreiche Ortschaften, die auf<br />
dem Straßenweg nicht erreichbar sind. Das<br />
dürfte seine Chancen auf ein Fortbestehen<br />
deutlich heben. Martin Weltner/GM<br />
deutsche Modellbahnhersteller später Fahrzeuge<br />
in Miniatur heraus. Und ganz gleich, um welche<br />
Version es sich handelte; so mancher Eisenbahnfreund<br />
aus Europa wurde dadurch auf den farbenfrohen<br />
kanadischen Reisezug aufmerksam.<br />
Betrieblich noch interessant: Obwohl die aus<br />
Europa übernommenen Wagengarnituren wendezugtauglich<br />
waren, fuhr man sie in Kanada stets<br />
Motorwagen bzw. Lok voraus – aus Angst, die<br />
leichten Steuerwagen könnten im Schubbetrieb<br />
bei den rauen Winterverhältnissen entgleisen. An<br />
den Endpunkten wendete die komplette Lok-<br />
Wagen-Komposition auf Gleisdreiecken. Nach<br />
Abstellung der Züge im Jahre 1992 wurde der<br />
Northlander als normaler Wagenzug gefahren.<br />
Eine Diesellok, eine weitere, ihrer Fahrmotoren<br />
beraubte Lok als Energieversorgungs-Fahrzeug,<br />
zwei Sitzwagen und ein Cafeteria/Lounge-Wagen<br />
aus den späten 60er-Jahren bildeten den<br />
Zugstamm, der bei Bedarf verstärkt werden<br />
konnte. In zehn bis elf Stunden Fahrzeit wurde<br />
die Strecke mit ihren zuletzt 14 Halten bewältigt.<br />
Da es sich um einen Tageszug handelte,<br />
wurden zwei Zuggarnituren benötigt.<br />
Noch ein Reisezug bleibt<br />
Nach dem Beschluss des Verkehrsministeriums<br />
blieb dem „Northlander“ im Jahr 2012<br />
Weitere Meldungen:<br />
AFGHANISTAN<br />
Das gebirgige Land in Südasien hat jetzt<br />
eine Eisenbahn! Am 3. Februar erreichte erstmals<br />
ein Güterzug über die 75 Kilometer<br />
lange Neubaustrecke von der usbekischen<br />
Grenze her den Güterbahnhof Naibabad bei<br />
der Stadt Mazar-i-Sharif. Die Strecke mit der<br />
Spurweite 1.520 Millimeter wird von der Usbekischen<br />
Eisenbahn UTY betrieben, da in<br />
Afghanistan noch keine <strong>Bahn</strong>gesellschaft besteht.<br />
Tomas Meyer-Eppler<br />
ITALIEN<br />
Am 28. April nahm mit NTV (Nuovo Tras -<br />
porti Viaggiatori) das erste private Fernverkehrsunternehmen<br />
den Betrieb auf. Es setzt<br />
erstmals den von Alstom entwickelten Hochgeschwindigkeitstriebzug<br />
AGV ein. In den<br />
drei Wagenklassen „Club“, „Prima“ und<br />
„Smart“ finden 19, 143 und 288 Fahrgäste<br />
hinter großen Fensterscheiben Platz. Von den<br />
25 bestellten Zügen waren bei Betriebsbeginn<br />
13 vorhanden. Mit ihnen wurde die Strecke<br />
Mailand – Rom – Neapel bedient. Im Laufe<br />
des Jahres wurde der Verkehr auf die Strecken<br />
Mailand – Venedig, Mailand – Turin und<br />
Neapel – Salerno ausgedehnt. Den Zentralbahnhof<br />
in Mailand und den <strong>Bahn</strong>hof Termini<br />
in Rom dürfen die privaten Züge nach<br />
Intervention der staatseigenen <strong>Bahn</strong> Trenitalia<br />
nicht anfahren.<br />
TME<br />
Ausgefallenes Design hat sie schon, jetzt kommen nochmals neue<br />
coole Farben dazu: die tschechische Ellok-Reihe 230 („Laminatka“)<br />
in der Lackierung von CD Cargo in Rajka<br />
Raimund Whynal<br />
Auch in Weißrussland gibt es den FLIRT: Im Hauptbahnhof der Hauptstadt<br />
Minsk steht einer der modernen Triebzüge neben einem Fahrzeug<br />
aus sowjetischer Produktion (Sommer 2012) Marco Frühwein
Chronik<br />
Klassische französische <strong>Bahn</strong>hofsarchitektur und modern(isiert)er Nahverkehr der Staatsbahn SNCF: Im März 2012 steht der diesellokbespannte<br />
R 3831 in La Rochelle Ville bereit<br />
Josef Mauerer<br />
ANGOLA<br />
Die chinesische Lokomotiv- und Fahrzeugfabrik<br />
CNR Dalian hat die ersten von 15 Dieselloks<br />
für das Kapspurnetz des Landes<br />
geliefert. Die Maschinen leisten 1.715 kW<br />
und erreichen 160 km/h. Mit speziellen<br />
Staubfiltern für die Fahrt in Wüstenregionen<br />
und mit Klimageräten für die Führerräume<br />
ausgestattet, kommen sie auf der wieder aufgebauten<br />
756 Kilometer langen Strecke Namibe<br />
– Menongue zum Einsatz. Am 18. Juni<br />
erreichte der erste Reisezug der CFB (Caminhos<br />
de ferro do Angola) nach 30 Jahren den<br />
<strong>Bahn</strong>hof Kunje.<br />
TME<br />
ARGENTINIEN<br />
Das Verkehrsunternehmen TBA hat im Jahr<br />
2012 weitere 15 Triebwagen des Typs „Wadloper“<br />
aus den Niederlanden gekauft. Die Fahrzeuge<br />
sind für den Einsatz in Argentinien und<br />
Uruguay vorgesehen. Bereits 2011 gingen zehn<br />
„Wadloper“ nach Südamerika. T. L. Gatos<br />
ÄTHIOPIEN<br />
Der Binnenstaat im Nordosten Afrikas soll<br />
wieder eine funktionierende Eisenbahn erhalten.<br />
Die Meterspurstrecke von der Hauptstadt Addis<br />
Abeba nach dem jenseits der Landesgrenze liegenden<br />
Hafen Dschibuti, die nach und nach bis<br />
auf ein von Dschibuti ausgehendes Reststück<br />
stillgelegt wurde, soll durch eine moderne Normalspurstrecke<br />
ersetzt werden. Das sieht der Vertrag<br />
zwischen der äthiopischen Regierung und<br />
einem chinesischen Unternehmen vor. Die 339<br />
Kilometer lange eingleisige und elektrifizierte<br />
Strecke deckt zunächst die östliche Hälfte der<br />
Meterspurbahn ab, endet aber an der Grenze zu<br />
Dschibuti. Für den Bau der westlichen 330 Kilometer<br />
nach Addis Abeba gibt es eine Absichtserklärung,<br />
und die Regierung von Dschibuti will<br />
die fehlenden 100 Kilometer von der Grenze bis<br />
zum Container-Terminal in Doraleh am Roten<br />
Meer bauen. Die Fertigstellung wurde für 2017<br />
angekündigt.<br />
TME<br />
BELGIEN<br />
Auf dem Mittelstreifen der Autobahn A 19<br />
verläuft der Diabolo-<strong>Bahn</strong>komplex, den der<br />
belgische König Albert II. am 7. Juni 2012 feierlich<br />
eröffnete. Die Strecke verbindet den<br />
<strong>Bahn</strong>hof Brussels Airport mit der neuen <strong>Bahn</strong>strecke<br />
Schaarbek – Mechelen. Zum Fahrplanwechsel<br />
im Dezember 2012 sollten über diesen<br />
nördlichen <strong>Bahn</strong>anschluss stündlich acht Di-<br />
Äthiopien: Der alte <strong>Bahn</strong>hof in Addis Abeba liegt günstig am Rand<br />
des Zentrums. Mit dem Omnibusverkehr auf dem Vorplatz bietet er<br />
gute Anschlussmöglichkeiten für künftige <strong>Bahn</strong>reisende T. Meyer-Eppler<br />
Neue Lackierung für Frankreichs TGV: Im Farbschema „Carmillon“<br />
präsentiert sich einer der Hochgeschwindigkeitstriebzüge im Frühjahr<br />
2012 im <strong>Bahn</strong>hof Paris Nord Francois Droisy
Weltweit<br />
Rückblende: Im Sommer 1986 fuhr der „Northlander“ noch mit FP-7-Diesellok und den europäischen TEE-Wagen. Gerade eben trifft Lok Nummer<br />
1986 – passend zum Aufnahmejahr – mit ihrer Fuhre im <strong>Bahn</strong>hof Gravenhurst ein. Links der Fahrplan des Zuges, Stand 1980<br />
Martin Weltner (Foto), Slg. Konrad Rothzoll (Plan)<br />
rektzüge von Brüssel bzw. Leuven zum Flughafen<br />
fahren. Jean-Baptiste Meyer<br />
BULGARIEN<br />
Den Bulgarischen Staatsbahnen BDZ droht<br />
weiter der finanzielle Kollaps. Im Herbst 2012<br />
erwog die bulgarische Regierung verschiedene<br />
Ansätze, um die <strong>Bahn</strong>schulden zu begleichen.<br />
Unter anderem geht es um 25 Elektro-Desiros,<br />
welche die deutsche KfW-Bank als Gegenwert<br />
für 41 Mio. Euro ausstehender<br />
Zahlungen an andere Interessenten verkaufen<br />
will. Die BDZ hat seit 2011 zahlreiche Züge<br />
gestrichen, die Schmalspurbahn Septemvri –<br />
Dobrinischte blieb aber erhalten. V. Kolev<br />
CHINA<br />
Kurz vor Jahresende 2011 ging der erste Abschnitt<br />
der Hochgeschwindigkeitsstrecke Kanton<br />
(Guangzhou) – Hongkong in Betrieb. Er ist 102<br />
Kilometer lang und verbindet Kanton mit Shenzhen.<br />
Die Neubaustrecke wird täglich mit 36 Zugpaaren<br />
mit der Baureihe CRH 3 (Siemens Velaro)<br />
bedient; die Züge fahren 300 km/h. Am 1. Juli<br />
2012 folgte die Inbetriebnahme einer weiteren,<br />
291 Kilometer langen Neubaustrecke von<br />
Wuhan nach Yichang. Die Linie ist für Güterund<br />
Reisezüge und bis zu 200 km/h konzipiert.<br />
Gegenüber der weiter nördlich verlaufenden Altbaustrecke<br />
verkürzt sich die Fahrzeit der schnellsten<br />
Züge von etwa viereinhalb auf unter zwei<br />
Stunden. Täglich werden 26 schnelle Zugpaare<br />
sowie weitere fünf lokbespannte Zugpaare angeboten.<br />
Als Triebzüge kommen die Baureihen<br />
CRH 2 (nach Kawasaki-Vorbild) bzw. CRH 5<br />
(nach Alstom-Vorbild) zum Einsatz. TME<br />
DÄNEMARK<br />
Als Folge des Desasters mit den italienischen<br />
Dieseltriebzügen IC4 hat die dänische<br />
Regierung eine großflächige Streckenelektrifizierung<br />
beschlossen – zuverlässige elektrische<br />
Fernverkehrszüge sind leichter zu beschaffen<br />
als Dieselzüge, die meist Sonderwünschen<br />
entsprechen. Im Juni wurde der Presse mitgeteilt,<br />
dass 512 Streckenkilometer mit Fahrdraht<br />
überspannt werden sollen. Höchste<br />
Priorität hat die 114 Kilometer lange Strecke<br />
Lunderskov – Esbjerg, die man bis 2015 fertig<br />
stellen will. Teuerste Einzelmaßnahme ist<br />
die Neubaustrecke Kopenhagen – Ringsted,<br />
die 2020 in Betrieb gehen und von Reisezügen<br />
mit bis zu 250 km/h befahren werden<br />
soll. Im Vorgriff auf die feste Fehmarnbelt-<br />
Querung wird auch die 258 Kilometer lange<br />
Strecke Ringsted – Nyköbing – Rödby auf<br />
zwei Gleise ausgebaut und elektrifiziert. Die<br />
Fertigstellung ist für 2018 vorgesehen.<br />
Derweil erhielten die IC4-Triebzüge von AnsaldoBreda<br />
zum 2. Juli 2012 erneut die Zulassung<br />
für den Fahrgastverkehr. Wegen technischer<br />
Schwierigkeiten standen die Züge seit<br />
November 2011 still. TME/L. Happ<br />
FRANKREICH<br />
Die SNCF hat bei Alstom weitere 40 TGV-<br />
Doppelstockzüge des Typs „Euroduplex“ bestellt.<br />
Die erste Serie von 55 Zügen befindet sich seit<br />
2011 für den TGV Rhein-Rhone in Auslieferung.<br />
Im Anschluss daran werden ab 2015 die<br />
nun bestellten Züge geliefert. Sie sind mit zwei<br />
Triebköpfen à 4.640 kW und den Sicherungssystemen<br />
für Frankreich, Deutschland, Luxemburg<br />
und die Schweiz ausgerüstet, einige Züge<br />
auch mit denen für Spanien. Sie können unter<br />
den drei Stromsystemen 1.500 Volt Gleichstrom<br />
und 15 bzw. 25 kV Wechselstrom verkehren. Bei<br />
25 kV Wechselstrom beträgt die Höchstgeschwindigkeit<br />
320 km/h.<br />
In Südfrankreich wurde eine weitere Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
in Angriff genommen.<br />
Die 60 Kilometer lange Verbindung soll die<br />
Städte Nimes und Montpellier entlasten und<br />
wird daher auch von Güterzügen befahrbar<br />
sein. An mehreren Stellen entstehen Verbindungen<br />
zu den vorhandenen Güter- und Rei-<br />
Miau, hier ist mein <strong>Bahn</strong>hof! Aufmerksames Personal unterstützt die<br />
Mitarbeiter der weißrussischen Eisenbahnen und betreut außerdem<br />
die Reisenden in der Station Maladziecna<br />
Marco Frühwein<br />
Seit Juni 2012 kommt man wieder per Zug auf den Puy-de-Dome. Die<br />
Fahrzeuge stammen von Stadler, die <strong>Bahn</strong> wird von einem kanadischfranzösischen<br />
Konsortium betrieben<br />
David Hruza<br />
85
Chronik<br />
ITALIEN: WIEDER MEHR NACHTZÜGE<br />
Seit 12. Juni 2012 bietet Trenitalia wieder<br />
mehr Nachtzugverbindungen zwischen<br />
Nord- und Süditalien an. So wurden die Zugläufe<br />
Milano – Lecce (zwei Zugpaare) und Milano<br />
– Palermo/– Siracusa (ein Zugpaar)<br />
reaktiviert, nachdem zum Fahrplanwechsel im<br />
Dezember 2011 ein Großteil des nächtlichen<br />
Angebotes gestrichen worden war. Gegen<br />
diese Maßnahme protestierten zahlreiche entlassene<br />
Mitarbeiter und fanden Sympathie in<br />
der Bevölkerung, was offensichtlich zum Erfolg<br />
führte. Die Züge werden aus den Schlaf-,<br />
Liege- und Sitzwagen gebildet, die nach den<br />
Kürzungen zur Abstellung vorgesehen waren.<br />
Die planmäßig 22-stündige Fahrt von Palermo<br />
nach Milano über eine Strecke von rund<br />
1.600 Kilometern dürfte allerdings nur für<br />
hartgesottene Reisende in Frage kommen.<br />
Nicht von den Kürzungen betroffen war unterdessen<br />
die von Trenitalia angebotene Relation<br />
Rom – Sizilien; am 11. April 2012 befährt ein<br />
Nachtzug die Strecke Siracusa – Catania<br />
(links). Text/Foto: Felix Löffelholz<br />
sezugstrecken. Die Inbetriebnahme ist für Ende<br />
2016 angestrebt. Nimes und Montpellier werden<br />
über die beiden neuen <strong>Bahn</strong>höfe Manduel-<br />
Redessan und Odysseum erschlossen. TME<br />
Im Herbst 2012 erhielten die Staatsbahnen<br />
SNCF die ersten Vorserienfahrzeuge des<br />
neuen Triebzugs Regio 2N zu Testzwecken.<br />
Von den teils ein-, teils doppelstöckigen Garnituren<br />
hat die SNCF 129 Fahrzeuge fest bestellt;<br />
ein Rahmenvertrag sieht die Lieferung<br />
von 860 Einheiten vor. M. de Zillisheim<br />
Seit 26. Mai gibt es eine <strong>Bahn</strong>verbindung<br />
auf den Puy-de-Dome, einen 1.465 Meter<br />
hohen Vulkankegel bei Clermont-Ferrand.<br />
Die 4,8 Kilometer lange Meterspurstrecke beginnt<br />
in 890 Metern Höhe, führt auf 1.408<br />
Meter Höhe am Berg und ist mit einer Zahnstange<br />
des Systems Strub versehen. Zum Einsatz<br />
kommen Elektrotriebwagen von Stadler.<br />
Nach Einstellung der Dampfeisenbahn 1925<br />
hat der Puy-de-Dome nun wieder <strong>Bahn</strong>anschluss.<br />
Allerdings wurde es ein Neustart mit<br />
Hindernissen: Ein schweres Gewitter am Eröffnungstag<br />
26. Mai fügte der Strecke schwere<br />
Schäden zu; die Inbetriebnahme verzögerte<br />
sich auf den 16. Juni. Jean-Baptiste Meyer<br />
GROSSBRITANNIEN<br />
Der Londoner <strong>Bahn</strong>hof London Bridge, der<br />
aus einem Kopfbahnhof und einem daneben angeordneten<br />
Durchgangsbahnhof besteht, wird<br />
umgestaltet. Eine großzügige Eingangshalle soll<br />
das komplizierte und unübersichtliche System<br />
der <strong>Bahn</strong>steigzuwege ersetzen. Der Bau des<br />
Kopfbahnhofs geht auf die Anfangszeit der Eisenbahn<br />
zurück. Danach wurde immer wieder<br />
ergänzt. Mehrfach wurde das Signalsystem dem<br />
Stand der Technik angepasst, denn die acht<br />
Gleise des Kopfteils und die sechs des Durchgangsteils<br />
gehören zu den stärkstbelasteten in<br />
Großbritannien. Noch mehr Verkehr ist durch<br />
die im Bau befindliche Nord-Südstrecke „Thameslink“<br />
zu erwarten. Zwei Durchgangsgleise<br />
kommen hinzu, dem Kopfbahnhof werden<br />
dafür zwei Gleise weggenommen. In diesem Bereich<br />
beginnen auch die Umbauarbeiten im Oktober<br />
<strong>2013</strong>. Ende 2017 soll der „neue“ <strong>Bahn</strong>hof<br />
London Bridge fertig gestellt sein. TME<br />
Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in<br />
London übernahm auch die Eisenbahn Transportaufgaben.<br />
Unter dem Namen „Javelin“ –<br />
Speer – pendelte ein Hitachi-Hochgeschwindigkeitstriebzug<br />
der Baureihe 395 zwischen dem<br />
<strong>Bahn</strong>hof St. Pancras im Stadtzentrum und Stratford,<br />
dem Ort des olympischen Zentrums. Auch<br />
zu den Paralympischen Spielen war der Einsatz<br />
des „Speers“ vorgesehen. Oskar Rabe<br />
Der japanische Hersteller Hitachi baut Express-Triebzüge<br />
für Großbritannien. Als Hauptteilhaber<br />
von Agility Trains liefert die Firma 596<br />
Wagen für den Hitachi Super Express. Der<br />
Triebzug soll zwischen London und Schottland<br />
(East Coast Main Line) und zwischen London,<br />
Bristol und Swansea (Great Western Main Line)<br />
fahren. Teil des Vertrags, der einen Umfang von<br />
5,7 Mrd. Euro hat, ist auch die Instandhaltung.<br />
Unter anderem errichtet Hitachi hierfür vier<br />
neue Werke. Die Fertigung der Expresszüge soll<br />
ein neu erbautes Werk in Großbritannien ab<br />
2015 übernehmen. P. Myers<br />
INDONESIEN<br />
Mit rabiaten Methoden versucht eine <strong>Bahn</strong>gesellschaft<br />
in Indonesien das Schwarzfahren<br />
zu verhindern. Entlang der Strecke wurden<br />
Eisengerüste montiert und an diesen Betonkugeln<br />
aufgehängt, die beinahe die Dächer<br />
der durchfahrenden Züge streifen. Die Absicht,<br />
damit Schwarzfahrer von den Dächern<br />
zu holen, wurde von Menschenrechtsgruppen<br />
hart kritisiert.<br />
S. Weber<br />
Er hat Generationen von Kindern verzaubert und bei der Finnischen<br />
Staatsbahn schaffte der kleine Maulwurf aus Tschechien auch den<br />
Sprung auf einen Regionaltriebzug. Bild in Helsinki Marco Frühwein<br />
Der Olympionike auf Londons Gleisen: Mit dem Hochgeschwindigkeitszug<br />
„Javelin“ – Speer – kamen Besucher vom <strong>Bahn</strong>hof St. Pancras<br />
(Foto) zum olympischen Zentrum in Stratford<br />
Andrew Thompson
Weltweit<br />
Am 8. September ist im slowakischen Zvolen der 14. Dampflok-Grand-Prix im Gange. Es nehmen teil die „einheimische“ 464.001, Lok BKV 27<br />
aus Budapest, die KuK 3033 des österreichischen Museums Strasshof sowie die slowakische 422.0108 (von links). Eine der vier Disziplinen<br />
ist der Sprint, den BKV 27 gerade für sich entscheidet. Auch insgesamt trägt die kleine Grüne den Sieg davon ...<br />
Thomas Böhme<br />
ITALIEN<br />
Ein Vierklassensystem führt die italienische<br />
Staatsbahn Trenitalia in ihren Frecciarossa-Zügen<br />
(„Rote Pfeile“) ein. Anstelle der bisherigen zwei<br />
Klassen gibt es neu die Angebote Standard, Premium,<br />
Business und Executive. In der billigsten<br />
Klasse mit 272 Sitzen und dem Sitzteiler 2 + 2<br />
beträgt die Sitzbreite 55,5 Zentimeter und der<br />
Abstand zum Vordersitz 106 Zentimeter – deutlich<br />
mehr als im ICE. Die Premiumklasse in<br />
Zugmitte besteht aus 134 Ledersitzen, die durch<br />
gläserne Trennwände etwas mehr Privatsphäre<br />
schaffen. Die Fahrgäste erhalten Zeitungen und<br />
einen Willkommenstrunk. Die Business-Klasse<br />
umfasst 159 Sitze in der Anordnung 1 + 2; Mobiltelefone<br />
dürfen nicht benutzt werden, dafür<br />
gibt es kostenlose Getränke am Platz. Acht superkomfortable<br />
Sitze bietet die oberste Kategorie<br />
dem Fahrgast; Sitzteiler 1 + 1 – wie im Vorkriegs-<br />
Rheingold. Hinzu kommen sechs Sitze in einem<br />
großen Konferenzabteil. Damit will Trenitalia der<br />
privaten <strong>Bahn</strong>gesellschaft NTV Paroli bieten.<br />
17,8 Kilometer misst die Neubaustrecke, die<br />
Bologna überwiegend im Tunnel unterquert<br />
und um die Jahreswende 2012/13 in Betrieb<br />
geht. Sie verbindet die Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
Bologna – Florenz und Bologna –<br />
Mailand und entlastet die oberirdischen Altbaustrecken<br />
von den Hochgeschwindigkeitszügen.<br />
Unter dem Hauptbahnhof von Bologna<br />
gibt es in 23 Metern Tiefe einen Haltepunkt<br />
mit vier Gleisen, zwei für durchfahrende Züge<br />
und zwei an <strong>Bahn</strong>steigen.<br />
TME<br />
In Italien haben Zoll und Polizei im Juli zwei<br />
Millionen gefälschte Tickets entdeckt. Die in<br />
China produzierten Fahrkarten galten sämtlich<br />
für die Strecke von Rom zum Flughafen Fiumicino<br />
und fielen beim Scannen des Transportcontainers<br />
auf. Die falschen Fahrscheine hatten einen<br />
Wert von mehr als 28 Mio. Euro. M. Gobbi<br />
KANADA<br />
Die ehemaligen DB-Triebwagen-Garnituren<br />
Schienenbus 1: Von der belgischen Museumsbahn „cfv3v Mariembourg“<br />
kam der ehemalige DB-Triebwagen 795 669 im Jahr 1978 zur<br />
luxemburgischen Museumsbahn Fond-de-Gras<br />
Marco Frühwein<br />
Schienenbus 2: Im Vorortverkehr von Uruguays Hauptstadt Monte -<br />
video gab es 2012 sogar noch ein Fahrzeug im Plandienst. Es handelt<br />
sich um Triebwagen 162, einen VT 95<br />
B. Dahlberg<br />
87
Chronik<br />
NIEDERLANDE: FYRA UND PLAN V<br />
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember<br />
2012 ergaben sich in den Niederlanden<br />
größere Änderungen im Fahrzeugeinsatz. Die<br />
seit September 2009 zwischen Amsterdam<br />
Centraal und Breda im Vorlaufbetrieb fahrenden,<br />
160 km/h schnellen Wagenzüge mit Elloks<br />
der Baureihe 186 (Foto) wurden durch<br />
die neuen Hochgeschwindigkeitstriebzüge der<br />
Baureihe V250 von AnsaldoBreda abgelöst.<br />
Ursprünglich sollten diese bereits seit Einführung<br />
des FYRA-Hochgeschwindigkeitsnetzes<br />
fahren. Zeitgleich endete der Einsatz der mit<br />
belgischen Elloks der Staatsbahn-Reihe 28<br />
bespannten BeNeLux-IC zwischen Amsterdam<br />
und Brüssel; diese Züge wurden in das neue<br />
FYRA-Konzept integriert, das die Verwendung<br />
der V250 und die Nutzung der Schnellfahrstrecke<br />
HSL Zuid bis Antwerpen vorsieht.<br />
Aktuell sind die aus den 60er-Jahren stammenden<br />
Nahverkehrstriebwagen NS Mat’64<br />
der Serie Plan V die ältesten eingesetzten Einheiten<br />
der Niederländischen Staatsbahnen<br />
(NS). Nachdem die Strecke Zwolle – Emmen<br />
zum Fahrplanwechsel auf Arriva überging,<br />
dürften die Regionen Limburg und Hochbrabant<br />
die letzten Refugien der Plan V sein.<br />
Text/Aufnahme: Philipp Kuhenne<br />
628/928 102 und 103 haben eine neue Heimat<br />
in Übersee gefunden. Die Chemins de Fer<br />
Charlevoix, Tochter der Eisenbahngesellschaft<br />
Le Massif, setzt sie in der kanadischen Provinz<br />
Quebec ein, wo sie Quebec und Charlevoix<br />
mit einem Skihotel verbinden. Im Januar 2012<br />
wurden die Fahrzeuge in ihre neue Heimat<br />
verschifft. Der Verkauf lief über das Handelsunternehmen<br />
Heros in Zürich. P. Myers<br />
MAROKKO<br />
Im Königreich ist eine Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
im Bau. Ab Ende 2015 soll die Fahrzeit<br />
zwischen Tanger und Casablanca nur noch zwei<br />
Stunden zehn Minuten statt derzeit vier Stunden<br />
45 Minuten betragen. Die Neubaustrecke führt<br />
über 200 Kilometer von Tanger nach Kénitra,<br />
dann wechseln die Züge auf die modernisierte<br />
Linie nach Rabat und Casablanca. Die Staatsbahn<br />
ONCF hat für den Betrieb 14 Doppelstock-TGV<br />
bei Alstom bestellt. Sie sind für 25<br />
kV Wechselstrom auf der Neubaustrecke und 3<br />
kV Gleichstrom im Altnetz ausgerichtet und sollen<br />
mit bis zu 320 km/h verkehren. TME<br />
PORTUGAL<br />
Die portugiesische Regierung hat im März<br />
alle Pläne zum Bau von normalspurigen<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecken gestrichen.<br />
Stattdessen soll der Bau von Güterzugstrecken<br />
in der Spurweite 1.435 Millimeter von den<br />
Atlantikhäfen Sines und Aveiro nach dem übrigen<br />
Europa untersucht werden. Auslöser für<br />
die Entscheidung ist die Wirtschaftskrise, in<br />
der Portugal sich befindet. TME<br />
SAUDI-ARABIEN<br />
Ab 2015 oder 2016 sollen Talgo-Züge über<br />
die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mekka<br />
über Dschidda nach Medina fahren. Die<br />
Saudi Railways Organization hat 35 der 320<br />
km/h schnellen und 215 Meter langen Züge<br />
mit Einachslaufwerken zwischen den Wagen<br />
bestellt; sie werden von den Baureihen 102<br />
und 112 der spanischen Staatsbahn Renfe abgeleitet.<br />
Die Triebköpfe liefert Bombardier. In<br />
den 13 Mittelwagen finden 417 Fahrgäste in<br />
zwei Wagenklassen Platz. Zusätzlich wird ein<br />
VIP-Zug geliefert, der der königlichen Familie<br />
und ihrer Gefolgschaft vorbehalten ist und<br />
auch über Schlafwagen verfügt. Die zweigleisige<br />
Strecke zwischen den beiden heiligen<br />
Städten wird 450 Kilometer lang und mit 25<br />
kV 60 Hz elektrifiziert.<br />
TME<br />
SLOWAKEI<br />
Gleich mit zwei Ereignissen ließ die Museumsbahn<br />
von Cierny Balog im Jahr 2012 aufhorchen.<br />
Im Januar vereinbarte sie mit der<br />
Staatsbahn ZSR die Übernahme der elektrischen<br />
Schmalspurbahn Trencianska Tepla –<br />
Trencianska Teplice zum 1. April. Am 30. April<br />
ging dann bei der Schwarzgranbahn in Cierny<br />
Balog ein rund drei Kilometer langes Streckenstück<br />
in Betrieb. Besonderheit der neuen 760-<br />
Millimeter-Strecke ist, dass sie auch durch ein<br />
Fußballstadion führt; das Gleis liegt zwischen<br />
Tribüne und Spielfeld. Josef Kempiak<br />
SPANIEN<br />
Ab dem 31. Juli <strong>2013</strong> werden die spanischen<br />
Breitspur-, Normalspur- und Schmalspurstrecken<br />
dem Wettbewerb im Reisezugverkehr ge-<br />
Mit einer Alstom-Lok des Typs Prima II verlässt ein IC der marokkanischen<br />
<strong>Bahn</strong>gesellschaft ONCF Marrakesch Richtung Casablanca. Dieser<br />
Abschnitt soll bald zweigleisig ausgebaut werden T. Meyer-Eppler<br />
Im polnischen Luban Slaski, dem früheren Lauban in Schlesien, haben<br />
es sich die Stellwerker gemütlich gemacht. Gardinen und Pflanzen<br />
machen den Arbeitsplatz Tag wie Nacht heimelig Marcus Benz<br />
88
Weltweit<br />
öffnet. Das beschloss das spanische Kabinett am<br />
20. Juli 2012. Bislang gab es Wettbewerb nur<br />
im Güterverkehr und allein im konventionellen<br />
Breitspurnetz. Bei der Umstrukturierung wird<br />
die Nationalbahn Renfe in vier Gesellschaften<br />
(Personenverkehr, Güterverkehr, Fahrzeugunterhaltung,<br />
Fahrzeugvermietung) zerlegt. Die<br />
staatliche Meterspurbahngesellschaft FEVE<br />
wird Ende 2012 aufgelöst. Ihre Gleisanlagen<br />
gehen auf die Infrastrukturgesellschaft ADIF<br />
über, Betrieb und Fahrzeuge auf die Renfe bzw.<br />
später die neuen Gesellschaften. TME<br />
Seit 16. Februar 2012 fahren elektrische<br />
Züge auch von Palma über Inca zum Abzweigbahnhof<br />
Enllac. Die Serveis ferroviaris<br />
de Mallorca nahm den zweigleisigen Meterspurabschnitt<br />
etwa ein halbes Jahr später als<br />
geplant in Betrieb. Allerdings ist die Elektrifizierung<br />
damit noch nicht abgeschlossen; von<br />
Enllac nach Sa Pobla und Manacor reist man<br />
weiter in Dieseltriebzügen. T. L. Gatos<br />
TSCHECHIEN<br />
Tierische Neuheiten bereichern den Fuhrpark<br />
der Tschechischen Staatsbahn CD. Mit<br />
Dieseltriebwagen der Baureihe 844 („Regio-<br />
Shark“, auf deutsch: Regio-Hai) des polnischen<br />
Herstellers PESA will die CD im<br />
Haifischbecken Schienennahverkehr bestehen.<br />
Weiter beschafft werden die Elektrotriebwagen<br />
„Regio-Panter“, mit denen die CD<br />
sich auch zukünftig Nahverkehrsleistungen<br />
krallen möchte. Daneben hat die Staatsbahn<br />
RegioShuttle RS1 von Stadler bestellt.<br />
Aber auch Tschechiens Privatbahnen rüsten<br />
auf: Das Unternehmen Leo Express ging zum<br />
9. Dezember 2012 mit einem gleichnamigen<br />
Zug an den Start. Das Fahrzeug, ein fünfteiliger<br />
FLIRT-Triebzug, bietet 237 Sitzplätze in<br />
drei Wagenklassen: Economy (212 Plätze),<br />
Business (19 Plätze) und Premium (6 Plätze),<br />
wobei der Betreiber großen Wert auf Komfort<br />
legt. So soll die Premium-Klasse der teuersten<br />
Klasse eines Langstreckenflugs entsprechen.<br />
Die Fahrzeuge bedienen die Strecke Praha<br />
(Prag) – Olomouc (Olmütz) – Ostrava<br />
(Ostrau) – Bohumin, auf der bereits die CD<br />
und die Privatbahn RegioJet um Marktanteile<br />
ringen.<br />
Felix Bracht<br />
Um die geforderte Barrierefreiheit zu bieten,<br />
setzte die CD von April bis Ende Oktober 2012<br />
Ziemlich verändert haben sich die ehemaligen DB-Triebwagen 614 in rumänischen Diensten.<br />
Im Sommer 2012 hält eines der umgebauten Fahrzeuge im <strong>Bahn</strong>hof Cicuea Josef Mauerer<br />
gemietete 642er von DB Regio ein. Vier „Desiro“-Triebwagen<br />
bedienten die Strecken Decin<br />
– Rumburk und Rumburk – Dolni Poustevna.<br />
Auf der Strecke Karlsbad – Marienbad fuhren<br />
bis September RegioSprinter der Vogtlandbahn.<br />
Sie wurden dann durch Triebzüge 813.1/913.1<br />
von GW Train Regio abgelöst. Josef Kempiak<br />
Die CD haben ihre Railjet-Bestellung bei Siemens<br />
reduziert. Statt 16 Garnituren werden acht<br />
bestellt, allerdings mit jeweils acht statt sieben<br />
Wagen. Die Züge sollen ab Dezember 2014 auf<br />
der Strecke Prag – Brünn – Wien – Graz mit<br />
österreichischen 1216-Ellok fahren. TME<br />
TÜRKEI<br />
Der Marmaray-Tunnel, die 14 Kilometer<br />
lange Bosporus-Unterquerung zwischen dem<br />
europäischen und dem asiatischen Teil Istanbuls,<br />
nähert sich der Fertigstellung. Anfang<br />
2012 nahm außerdem ein spanisch-türkisches<br />
Konsortium den Ausbau der Zulaufstrecken<br />
in Angriff. 63 Kilometer, im Westen ab Halkali<br />
und im Osten bis Gebze, werden modernisiert<br />
und von zwei- auf dreigleisig erweitert.<br />
Unterdessen laufen die Arbeiten, um die Stadt<br />
Bursa ans <strong>Bahn</strong>netz anzuschließen. Im Bau ist<br />
eine 75 Kilometer lange zweigleisige Strecke,<br />
die in Bilecik von der Hauptstrecke Istanbul –<br />
Ankara abzweigt. Auf ihr sollen Hochgeschwindigkeitszüge<br />
mit bis zu 250 km/h sowie<br />
Güterzüge fahren. Bis zum geplanten Start<br />
Mitte 2015 müssen 20 Tunnel, 44 Brücken<br />
und 20 Viadukte gebaut werden. TME<br />
UNGARN<br />
Zum 15. Juni hat die Ungarische Staatsbahn<br />
MÁV den inländischen Speisewagenbetrieb<br />
eingestellt. Der Vertrag mit der<br />
Cateringfirma endete und wurde angesichts<br />
zu geringer Einnahmen nicht neu vergeben.<br />
In den internationalen Zügen laufen weiterhin<br />
Speisewagen. Josef Kempiak<br />
Mit Unterstützung der Europäischen Union<br />
hat die MÀV 2012 die Fertigung von Reisezugwagen<br />
wieder in die Wege geleitet. Nach<br />
einem am 31. Januar geschlossenen Vertrag<br />
entstehen im Ausbesserungswerk von Szolnok<br />
50 Wagen des Typs „IC Plus“. Die 200 km/h<br />
schnellen Wagen sollen auch international<br />
zum Einsatz kommen. Leopold Happ<br />
USA<br />
Der Hurrikan „Sandy“ sorgte Ende Oktober<br />
im New Yorker <strong>Bahn</strong>verkehr für Chaos.<br />
Vorortstrecken der New York Transit wurden<br />
durch Wind und Regen verwüstet. Vier Wochen<br />
später waren die meisten Strecken wieder<br />
befahrbar, teils mit eingeschränktem Fahrplan.<br />
Nur die 68 Kilometer lange elektrifizierte<br />
Vorortstrecke New York Penn Station/<br />
Hoboken – Gladstone konnte bis Ende November<br />
noch nicht in Betrieb gehen. MW<br />
Goldene Zeiten für Tschechiens Reisende? Der FLIRT-Triebzug des<br />
Leo Express wirbt um sie mit attraktiven Farben und neuartiger Inneneinrichtung<br />
Andrew Thompson<br />
Kampfansage an die Konkurrenz? Ob sich der „Regio-Shark“ der CD<br />
in Tschechiens Nahverkehr durchbeißt, wird die Zukunft zeigen (Bild<br />
in Domazlice)<br />
Thomas Szymanowski<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong>
Impressionen<br />
<strong>Bahn</strong>betrieb<br />
Alles außer langweilig<br />
90
<strong>Bahn</strong>betrieb<br />
Vielfalt der Fahrzeuge, breites Zugangebot, immer wieder etwas Neues und zwischendrin<br />
so mancher Anklang an früher: Der aktuelle <strong>Bahn</strong>betrieb ist eine Fundgrube für<br />
Eisenbahnfreunde. Fundstücke aus dem <strong>Bahn</strong>geschehen 2012<br />
Wie lange wohl noch 180er im Elbtal den Dampfern aus<br />
Dresden begegnen? Im Zeitalter von 185 und 189 gehen die<br />
Leistungen für die älteren Zweisystem-Elloks aus tschechischer<br />
Produktion zurück. Am 23. Juli kommt 180 017<br />
mit einem Kesselwagenzug durch Pirna<br />
Georg Wagner<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
91
Impressionen<br />
Sommer, Sonne, Sonnenblumen: Zwei LINT-Triebwagen der Nordwestbahn<br />
brummen Anfang September bei Krefeld-Meerbusch buchstäblich durch<br />
die Felder. Die Privatbahn bedient hier die Verbindungen RE 7 Krefeld –<br />
Neuss – Köln und RE 10 Kleve – Krefeld – Düsseldorf Thomas Feldmann<br />
Petrus ist pünktlich: Am ersten Tag der Winterzeit gibt es in Süddeutschland auch den ersten<br />
Schnee. Aber echte Fans hält das nicht auf (München-Nockherberg, 28. Oktober)Johnny Loschert<br />
92
Wetter 2012<br />
Ende August/Anfang September ist die Zeit des Rosenheimer Herbstfestes. Dann fährt auch<br />
der „Rohrdorfer Wiesn-Express“ auf dem Streckenstück Rosenheim – Rohrdorf. Anno 2012<br />
zieht 260 106 von Logistik Wiesböck einen Esslinger Beiwagen durchs frühherbstliche Land<br />
Michael Krische<br />
Ohne große Kapriolen<br />
In den vergangenen Jahren spielte das<br />
Wetter der <strong>Bahn</strong> manchen Streich, 2012<br />
hält es sich – Stand Redaktionsschluss –<br />
zurück. Aber auch so ist die <strong>Bahn</strong> in der<br />
Natur immer wieder eindrucksvoll<br />
Ende Juli ist eine 218-Diesellok mit ihrem<br />
RE auf der Strecke Bad Vilbel –<br />
Stockheim unterwegs. Die Kornrollen<br />
bilden einen kräftigen Kontrast zur verkehrsroten<br />
Zuggarnitur Dr. Frank Halter<br />
Typisches Aprilwetter herrscht am 21. April über Düsseldorf-Rath: 203 305 von DB Gleisbau dieselt<br />
mit ihrem Zug unter Sonne, aber hinten braut sich auch etwas zusammen ... Marcus Henschel<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
93
Impressionen<br />
Abseits der Magistralen findet man im Kalirevier rund um Heringen und Unterbreizbach ein<br />
kleines Dieselparadies. Am 13. September verlässt 294 646 mit Kalizug EK 55313 Heimboldshausen<br />
Marcus Benz<br />
Gute alte Zeit<br />
Selbst 2012 gibt es sie noch, die Relikte aus dem<br />
Betrieb vergangener Jahre, die viele Erinnerungen<br />
wecken. Und dann sind da die letzten Chancen:<br />
die Fahrzeuge, Züge oder Strecken auf Abruf, die<br />
man vorher tunlichst miterleben will<br />
Im Güterbahnhof<br />
von Herborn erinnert<br />
eine Uhr an<br />
die Jahre, als hier<br />
Waren umgeschlagen<br />
wurden. Inzwischen<br />
liegt die<br />
Anlage brach, die<br />
Zeit steht nicht<br />
nur auf dem Zifferblatt<br />
still (Bild<br />
vom 30. Mai)<br />
Dr. Lutz Münzer<br />
Vor den werktäglichen Verstärkerzügen<br />
vom Niederrhein ins Ruhrgebiet fahren<br />
noch 110er des Betriebshofs Dortmund<br />
mit n-Wagen. Am 10. August kehrt<br />
110 402 mit ihrer RB 35 von Duisburg<br />
zurück nach Wesel Philipp Kuhenne<br />
94
„Historische <strong>Bahn</strong>“<br />
Vermutlich kann man das schon unter Auslaufbetrieb verbuchen:<br />
Lediglich zwei Intercity-Züge gibt es im Fahrplanjahr 2011/2012<br />
auf der Strecke Koblenz – Trier, kein großes Pensum für die Elloks<br />
der Baureihe 181. Am 8. September eilt 181 215 mit ihrem IC<br />
durch Kattenes an der Mosel Marcus Henschel, Rico Emersleben (Bild u.r.)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Der <strong>Bahn</strong>hof ist das Tor zur Stadt, also lohnt es sich, hier zu<br />
werben. Die freundliche Zeichnung vom Tierpark Senftenberg<br />
tröstet im Oktober 2012 über die anonyme Station hinweg<br />
95
Impressionen<br />
Drei mal K: Auf dem Weg von Karlsruhe nach<br />
Kreuzlingen macht der Regionalexpress am<br />
8. August 2012 in Konstanz Station. Ellok<br />
146 231 wirbt auf der Seitenwand für einen<br />
Besuch der Schwarzwaldbahn Zeno Pillmann<br />
Weil IC 131 am 23. Juni verspätet in Emden Hbf eintrifft, springt die mit einer Sonderfahrt anwesende<br />
Museumsdampflok 01 1066 als Zuglok nach Emden Außenhafen ein. So kann der<br />
IC-Lokführer vorschriftsgemäß pausieren<br />
Claus-Peter Heißenbüttel<br />
Viel Gepäck haben die Reisenden, die<br />
am 18. August mit dem IC „Rottaler<br />
Land“ von Passau nach Hamburg fahren.<br />
Taschen und Koffer kommen per<br />
Karren zum Zug – ganz klassisch<br />
Toni Burger<br />
96
Nur noch ein Jahr lang erleben Alina und ihr Pferd auf der Strecke München – Rosenheim die<br />
111er-Elloks mit Doppelstock-Wagen. Ende <strong>2013</strong> will Veolia hier mit Meridian-(= FLIRT-)Triebzügen<br />
starten<br />
Veselin Kolev<br />
Gewohntes und Ungewohntes<br />
Klar, den Intercity kennt man. Aber mit<br />
Dampflok? Auch Gepäckkarren von früher<br />
sind hier und da im Dienst. Die <strong>Bahn</strong> 2012<br />
bietet Normales wie Überraschungen. Oder<br />
einfach: eine Mischung mit viel Flair<br />
Der rot-beige Speisewagen im Alex ist für die Reisenden schon ein guter Bekannter. Im<br />
Abendblau des 14. Oktober rangiert Regentalbahn-Diesellok D 04 ihn und einen weiteren<br />
Alex-Wagen in Regensburg<br />
Christian Tscharre<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
97
<strong>Vorschau</strong> – Leserservice – Impressum<br />
Freuen Sie sich auch auf das nächste Heft: <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 2/<strong>2013</strong><br />
Die Berliner S-<strong>Bahn</strong><br />
Das Rückgrat der Metropole: Auch wenn es nach den Krisenmeldungen der jüngeren Zeit nicht den Anschein hat: Die<br />
S-<strong>Bahn</strong> spielt für den Berliner Nahverkehr eine überaus wichtige Rolle. Und sie ist ein Stück Stadtgeschichte. Das kommende<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> stellt Ihnen die Berliner S-<strong>Bahn</strong> vor: die Anfänge, die Entwicklung, die Fahrzeuge, den Zugbetrieb<br />
während der Teilung und nach der Wiedervereinigung und, nicht zu vergessen, die aktuelle Problematik. Ein Ausflug mit<br />
vielen Daten, Fakten, brillanten Aufnahmen und mit reichlich Lokalkolorit!<br />
Aufnahme: Ralph Lüderitz<br />
Impressum<br />
1/<strong>2013</strong> l Januar/Februar<br />
24. Jahrgang l Nummer 122<br />
Internet: www.eisenbahnwelt.de<br />
Redaktionsanschrift:<br />
<strong>BAHN</strong>-<strong>EXTRA</strong><br />
Postfach 40 02 09 80702 München<br />
l<br />
Tel. +49 (0) 89.13.06.99.720, Fax - 700<br />
E-Mail: redaktion@geramond.de<br />
Redaktionsleitung: Michael Krische<br />
Verantwortl. Redakteur: Thomas Hanna-Daoud<br />
Redaktion: Martin Weltner, Alexandra Wurl<br />
Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />
Layout: Karin Vierheller, Rico Oehme<br />
Mitarbeit: Stefan Aldejohann, Heiko Focken, Chris -<br />
tian Gloël, Markus Inderst, Veselin Kolev, Philipp<br />
Kuhenne, Tomas Meyer-Eppler, Uwe Miethe, Erich<br />
Preuß, Michael Reimer, Dr. Hans-Bernhard Schönborn,<br />
Oliver Strüber, Dr. Stefan Vockrodt u.v.m.<br />
Abo-Hotline, Kundenservice,<br />
GeraMond-Programm<br />
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Fax - 100; helmut.gassner@verlagshaus.de;<br />
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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.<strong>2013</strong><br />
Litho: Cromika, Verona<br />
Druck: Stürtz GmbH,<br />
Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg<br />
Verlag:<br />
l<br />
l<br />
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