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5<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
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Supermarine Spitfire | Focke-Wulf Fw 190 | Avro Lancaster<br />
Entwicklung und Einsatz<br />
<strong>Geheimnis</strong> <strong>Nachtjagd</strong><br />
Wettlauf auf dem Gebiet der Funkmesstechnik<br />
■ Projekt BV 155<br />
Der Jäger fürs Extreme<br />
Spezial-Junkers Ju 52<br />
Auf den Spuren eines<br />
mysteriösen Absturzes<br />
■ Junkers W33<br />
Hans Bertrams Höllentrip<br />
Consolidated B-24<br />
Bewährungsproben<br />
für die »Liberator«<br />
■ »Quax in Afrika«<br />
Fluchtkino und Klamauk
Die bedeutendsten deutschen<br />
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Bomber, Aufklärer,<br />
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Special – Heft 9<br />
Bomber – Transporter –<br />
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Editorial<br />
Wettlauf im Dunkeln<br />
Foto D. Hermann<br />
Fliegen bei Nacht – das hat seinen ganz besonderen<br />
Reiz: Die Lichter im Cockpit sind gedimmt,<br />
der Flugfunk – tagsüber ein hektisch<br />
belegtes Frequenzband – wird zum Treffpunkt einer<br />
kleinen, verschworenen Nachteulengemeinschaft.<br />
Die funkelnden Lichter von Städten wirken wie heimelige<br />
Lagerfeuer in einer finsteren Prärie. Man<br />
fühlt sich den Sternen ein kleines Stück näher.<br />
Wie kein zweites Flugzeug für die <strong>Nachtjagd</strong> geschaffen: Heinkel He 219<br />
Für derlei Empfindungen hatten Piloten im<br />
Zweiten Weltkrieg keine Muße – für sie lauerte im<br />
Dunkeln der Gegner. Damals hatten Ingenieure bereits<br />
die Nacht zum Tag gemacht: Fernmesstechnik,<br />
Frühwarngeräte und Freund-Feind-Kennung ermöglichten<br />
es plötzlich, Kampfflugzeuge unabhängig<br />
vom Tageslicht gegeneinander antreten zu lassen.<br />
Mit tödlicher Präzision entbrannte ein Duell<br />
zwischen Nachtjägern und Bombern. Ab Seite 14 beschreibt<br />
Dietmar Hermann für Sie, liebe Leser, eines<br />
der spannendsten Kapitel im Luftkriegsgeschehen.<br />
Es gibt kaum eine Familiengeschichte, in welcher<br />
der Zweite Weltkrieg keine leidvolle Lücke hinterlassen<br />
hat. So erging es auch Klaus-Erwin Hädrich,<br />
dessen Vater Erwin Hädrich 1940 unter rätselhaften<br />
Umständen in einer Ju 52 ums Leben gekommen<br />
ist. Das tragische<br />
Schicksal ließ dem<br />
Sohn keine Ruhe. Akribisch<br />
begann er, Fotos,<br />
Briefe und amtliche<br />
Dokumente zu sichten.<br />
Was ist damals passiert?<br />
Mehr dazu ab Seite 30.<br />
In die Kategorie<br />
»tragisch-komisch« fällt<br />
der heute fast in Vergessenheit<br />
geratene zweite<br />
Teil von »Quax« mit<br />
Heinz Rühmann von<br />
1943/44. Publikumsliebling<br />
Rühmann lieferte<br />
mit diesem Streifen<br />
den kriegsgeplagten<br />
Deutschen genau das,<br />
was sie 1944 haben wollten: Ablenkung. Doch der<br />
simple Schenkelklopfer-Humor kommt einher mit<br />
einer gehörigen Portion Propaganda und NS-Zeitgeist.<br />
Stefan Bartmann nimmt Film und Schauspieler<br />
gleichermaßen unter die Lupe.<br />
Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen<br />
Markus Wunderlich<br />
Markus Wunderlich,<br />
Chefredakteur<br />
Wir stellen vor<br />
Dietmar Hermann ist Diplom-Ingenieur<br />
und gilt als<br />
Focke-Wulf-Fachmann für<br />
die Fw 187, Fw 190/Ta 152<br />
und Ta 154. Zu seiner Ausbildung<br />
als Ingenieur für Nachrichtentechnik<br />
gehörte auch<br />
die Leitungstheorie als Grundlage der Hochfrequenztechnik.<br />
Die rasante Entwicklung der<br />
Funktechnik Anfang der 1940er-Jahre weckte<br />
sein Interesse für die Technik der <strong>Nachtjagd</strong>.<br />
Mit der Recherche zur Ta 154, die auch als<br />
Nachtjäger fliegen sollte, befasste er sich intensiver<br />
mit der Geschichte der <strong>Nachtjagd</strong>.<br />
Peter W. Cohausz, Jahrgang<br />
1959, ist Vermessungsingenieur<br />
in Baden-Württemberg<br />
und war schon als Schüler<br />
von alter Flugzeugtechnik<br />
fasziniert. Er gilt als ausgewiesener<br />
Fachmann für<br />
Cockpitinstrumente. Aber nicht nur die Technik,<br />
auch die Menschen hinter den Geräten<br />
stehen stets in seinem Fokus. Insbesondere,<br />
wenn es um so ausführlich dokumentierte Geschichten<br />
wie die von Erwin Hädrich geht, die<br />
es Peter W. Cohausz erlauben, sich in die damaligen<br />
Ereignisse gut hineinzuversetzen.<br />
Stefan Bartmann war als<br />
Lokaljournalist schon eine<br />
Weile für seine Heimatzeitung<br />
in Nordbayern unterwegs,<br />
als er Mitte der<br />
1990er-Jahre sein Repertoire<br />
um den Luftfahrt- und Film-<br />
Journalismus ergänzen durfte. In dieser Ausgabe<br />
geht er der Frage nach, weshalb der<br />
Filmklassiker »Quax, der Bruchpilot« von<br />
1941 bis heute so populär ist, wogegen der<br />
Nachfolger »Quax in Afrika« aus dem Jahr<br />
1943/44 eher kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen<br />
wird ...<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
3
INHALT <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 05-13<br />
14 fortschrittlichem<br />
Hightech im Flugzeug: Auch diese Bf 110 versuchte, mit höchst<br />
Gerät der Nacht ihre <strong>Geheimnis</strong>se zu entlocken<br />
TECHNIK<br />
<strong>Nachtjagd</strong> – Ein Wettlauf mit der Technik<br />
Kampf am Nachthimmel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Als Hamburg im Feuersturm unterging, schienen die<br />
Alliierten den Nachthimmel zu dominieren – hätten<br />
dort nicht die deutschen Nachtjäger gelauert ...<br />
TECHNIK<br />
Consolidated B-24 – Teil 2<br />
TITELTHEMA<br />
TITELTHEMA<br />
In fremden Diensten gereift . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Was lange währt, wird endlich gut. Dies gilt auch für<br />
die B-24, die sich nach einem schwierigen Start zu<br />
einem effektiven Einsatzflugzeug mausert.<br />
TITELTHEMA<br />
ZEITGESCHICHTE<br />
Der rätselhafte Flug einer Ju 52<br />
Das Geisterflugzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Ein geheimnisvoller Auftrag, ein mysteriöser Flug, ein<br />
tragisches Ende: Was waren die Hintergründe eines<br />
Ju-52-Absturzes 1940?<br />
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />
Blohm & Voss Bv 155<br />
Der Griff nach extremer Höhe . . . . . . . . . . 36<br />
Sie trug die Gene der Bf 109 in sich und sollte der<br />
Mosquito Paroli bieten. Was den Briten leicht fiel,<br />
bescherte den Deutschen ein ernstes Problem …<br />
TECHNIK – COCKPIT<br />
Das größte Transportflugzeug des Zweiten Weltkrieges<br />
Verwundbarer Riese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Die Me 323 »Gigant« konnte nur mit einer ausgefeilten<br />
Instrumentierung gesteuert werden.<br />
Eine Nachrichten-Ju 52<br />
30 und ihr rätselhaftes Ende<br />
Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
Der Flug von Hans Bertram<br />
mit der Junkers W 33 »Atlantis«<br />
im Jahre 1932 ist eine<br />
drehbuchreife Extremleistung<br />
– inklusive Notlandung und<br />
über 50-tägigem Überlebenskampf<br />
in der australischen<br />
Wildnis. Wie stehen<br />
Sie zu solchen Themen?<br />
Das ist der Stoff, aus dem schöne Luftfahrtlegenden sind – lese ich immer wieder gerne.<br />
1,9 %<br />
Im Prinzip kenne ich die meisten dieser Geschichten, doch nicht selten gibt es was dazuzulernen.<br />
2,9 %<br />
Ich mag eigentlich alles zur Luftfahrtgeschichte, egal ob zivil oder militärisch. Hauptsache spannend!<br />
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95,2 %<br />
4
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Der<br />
Luftkrieg<br />
1939–1945<br />
»Battle of the Ruhr«<br />
Zu Hause stiefmütterlich behandelt, in der Ferne hochwill-<br />
22 kommen: die B-24<br />
SERIE<br />
Luftangriffe auf die deutsche Rüstungsindustrie<br />
»Battle of the Ruhr« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
1943 erreichte der Bombenkrieg eine neue, apokalyptische<br />
Dimension. Konnte die Luftwaffe das Blatt<br />
noch wenden?<br />
ZEITGESCHICHTE<br />
Flieger-Pioniere kämpfen ums Überleben<br />
Verschollen in Australien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Für Hans Bertram und seinen Bordmechaniker begann<br />
nach ihrer Notwasserung an Australiens Küste<br />
ein dramatischer Kampf ums nackte Überleben!<br />
Pionierflugzeug: Junkers W 33<br />
Sie bereitete den Bomberströmen den Weg: Die mit Oboe ausge-<br />
48 rüstete Mosquito flog den deutschen Nachtjägern stets davon<br />
FILM<br />
»Disziplin! Disziplin! Disziplin!«<br />
Fliegender Herrenmensch – Teil 2 . . . . . 68<br />
So sah Fluchtkino im »Dritten Reich« aus: »Quax in<br />
Afrika« ist eine einfach gestrickte Fliegerklamotte,<br />
die bemüht ist, politische Untertöne durch ein Klamauk-Feuerwerk<br />
zu kaschieren.<br />
OLDTIMER<br />
Edle Flugzeugmodelle aus Aluminium<br />
Ein Zahnarzt als »Flugzeugbauer« . . . . 72<br />
Modelle aus Metall verlangen viel Geschick. Doch was<br />
Young Park geschaffen hat, ist im Hinblick auf Detailgenauigkeit<br />
und Funktionalität schlicht überwältigend.<br />
LESERALBUM<br />
Bomben, Schlamm und Sektgläser<br />
Stukaflieger und Bomber – Teil 3 . . . . . . . 74<br />
Haben Sie schon mal neben einer 1000-kg-Bombe<br />
geparkt? Können Sie sich vorstellen, dass Kampfflugzeuge<br />
3000 Einsätze überstehen konnten?<br />
Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />
Avro Lancaster............. 10, 50<br />
Blohm & Voss Bv 155........ 36<br />
Boulton Paul Defiant Mk I ..... 9<br />
Consolidated B-24 ............. 22<br />
Curtiss SB2 Helldiver ......... 12<br />
De Havilland Mosquito ....... 48<br />
Dornier Do 217 ................. 50<br />
Focke-Wulf Fw 190 ......... 8, 17<br />
Handley Page Halifax ......... 52<br />
Hanriot HD 1....................... 9<br />
Heinkel He 219 ........... 21, 49<br />
Junkers Ju 52 ................... 30<br />
Junkers Ju 88...............18, 24<br />
Junkers W 33.....................62<br />
Messerschmitt Bf 110 ....... 14<br />
Messerschmitt Me 323.......42<br />
Morane-Saulnier MS.406.....35<br />
Nakajima C6N Saiun...........11<br />
North American Harvard II..... 8<br />
Supermarine Spitfire .... 12, 13<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 60<br />
Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
5<br />
Supermarine Spitfire | Focke-Wulf Fw 190 | Avro Lancaster<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
Entwicklung und Einsatz<br />
<strong>Geheimnis</strong> <strong>Nachtjagd</strong><br />
Wettlauf auf dem Gebiet der Funkmesstechnik<br />
Spezial-Junkers Ju 52<br />
Auf den Spuren eines<br />
mysteriösen Absturzes<br />
TITELBILD<br />
Ju 88: D. Hermann<br />
B-24: USAF; Profil Juanita<br />
Franzi<br />
Ju 52: Erwin Hädrich<br />
€ 5,90<br />
Consolidated B-24<br />
Bewährungsproben<br />
für die »Liberator«<br />
■ Projekt BV 155 ■ Junkers W33 ■ »Quax in Afrika«<br />
Der Jäger fürs Extreme Hans Bertrams Höllentrip Fluchtkino und Klamauk<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
5
BILD DES MONATS<br />
Die »Furie« kreischt wieder<br />
Die Hawker Fury Mk.I, K5674, der Historic<br />
Aircraft Collection (HAC) mit Charlie Brown<br />
am Steuer, aufgenommen von Richard Paver<br />
im Juli 2012 in der Nähe von Goodwood in<br />
Großbritannien. Es ist die weltweit einzige<br />
flugtüchtige Hawker Fury. Ihr Erstflug nach<br />
der zehn Jahre dauernden Restaurierung<br />
fand am 30. Juli 2012 statt. Zurzeit muss<br />
sie wegen Arbeiten am Motor am Boden<br />
bleiben, soll jedoch auf der diesjährigen Duxford<br />
Flying Legends Airshow zusammen mit<br />
den anderen ebenfalls in Duxford beheimateten<br />
Maschinen der HAC-Flotte zu sehen sein.<br />
Der Doppeldecker trägt die auffallenden Vorkriegs-Markierungen<br />
der 43 »Fighting Cocks«<br />
Squadron, die von Mai 1931 bis November<br />
1938 mit diesem Jagdflugzeug ausgerüstet<br />
gewesen war.<br />
Text und Foto Richard Paver<br />
6
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
7
PANORAMA<br />
■ FOCKE-WULF FW 190<br />
Gut abgehangen<br />
Späte »Landung«:<br />
Die Fw 190 A-8/R6<br />
ist wieder am Boden<br />
Foto Dave McDonald<br />
Am 20. Dezember 2012 hat das RAF Museum<br />
in Cosford die Fw 190A-8/R6 mit<br />
der Werknummer 733682 der IV./KG200 nach<br />
einer langen Ausleihzeit vom Imperial War<br />
Museum in Lambeth, London, zurückerhalten.<br />
Die Alliierten erbeuteten die Fw 190 bei<br />
Kriegsende in Tirstrup, Dänemark, wo sie als<br />
Führungsflugzeug einer Mistel-S-3B-Schulungsmaschine<br />
eingesetzt worden war.<br />
Da das Flugzeug im Imperial War Museum<br />
unter der Decke hing, muss das Restaurierungsteam<br />
erst umfangreiche Untersuchungen<br />
durchführen, um sicherzustellen,<br />
dass nichts verzogen ist und keine Korrosionsschäden<br />
vorhanden sind. Anschließend<br />
muss der Jäger gründlich gereinigt werden.<br />
Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung kann<br />
die Maschine frühestens zu Beginn des Frühjahrs<br />
untersucht werden. Das Museum hofft,<br />
die Fw 190 im Sommer ausstellen zu können.<br />
Dave McDonald ■<br />
■ NORTH AMERICAN HARVARD II B<br />
»Schönheitskur« für Harvard<br />
Die Restaurierung der NA Harvard II B, Werknummer 42-12417, des<br />
Newark Air Museum in England kommt voran. Im Fokus des Museums<br />
stehen zurzeit grundlegende Arbeiten an der Zelle und die »kosmetische«<br />
Restaurierung des Motors. Des Weiteren hat man den Zugangsdeckel<br />
für den rechten Kraftstofftank und den Tank selbst<br />
ausgebaut, sodass nun<br />
der rechte Flügelanschlussbereich<br />
für die<br />
Restaurateure zugänglicher<br />
ist.<br />
An anderen Rumpfbereichen<br />
trägt man die<br />
verschiedenen Farbschichten<br />
ab und dokumentiert<br />
die früheren<br />
Markierungen.<br />
Howard Heeley ■<br />
Arbeiten am Flügelanschlussbereich<br />
der NA<br />
Harvard Foto Howard Heeley,<br />
Down To Earth Promotions<br />
■ DE BRIK<br />
»Stein« aus Metall<br />
Die originale De Brik von 1913<br />
Das erste in den Niederlanden produzierte Militärflugzeug<br />
war ein fragiles Fluggerät, das 1913 gebaut und auf den<br />
Namen »De Brik« (der Stein) getauft wurde. Zum 100-jährigen<br />
Jubiläum der Militärluftfahrt in den Niederlanden entsteht<br />
derzeit in Utrecht ein Replikat der De Brik. Im Unterschied<br />
zum Original wird der Nachbau jedoch aus Metall bestehen,<br />
da es als Denkmal auf einem 4,5 Meter hohen Sockel montiert<br />
werden soll.<br />
Roger Soupart ■<br />
Foto Roger Soupart<br />
8
■ BOULTON PAUL DEFIANT MK.I<br />
Nachtjäger und<br />
Komparse<br />
Die Boulton Paul Defiant Mk.I, N1671, ist<br />
wieder in die Sammlung des RAF Museums<br />
Hendon in London zurückgekehrt, nachdem<br />
sie zuvor in zweieinhalb Jahren von der<br />
Medway Aircraft Preservation Society restauriert<br />
worden war.<br />
Der 1938 gebaute Jäger mit seinem Rückengefechtsturm<br />
ist eine der frühen mit<br />
Rolls-Royce-Merlin-III-Motor ausgerüsteten<br />
Defiant-Versionen. Sie diente lediglich bei der<br />
307 Squadron in Kirton-on-Lindsey, wohin sie<br />
im September 1940 kam.<br />
Die 307 Squadron war die erste polnische<br />
<strong>Nachtjagd</strong>staffel innerhalb der RAF und<br />
wurde später nach der polnischen Stadt<br />
Lwow (Lemberg; heute Ukraine) benannt. Im<br />
Dezember 1940 flog die Defiant mit dem Verbandskennzeichen<br />
EW-D Geleitzugpatrouillen<br />
bei Tag über der Irischen See und übernahm<br />
erst ab Januar 1941 <strong>Nachtjagd</strong>einsätze.<br />
Wie aus dem Ei gepellt: die frisch restaurierte Defiant<br />
Fotos RAF Museum Hendon<br />
Bis dahin scheint sie das Tagjagd-Tarnschema<br />
in Dark Green/Dark Earth/Sky getragen zu<br />
haben. Die Defiant blieben bei der Staffel, bis<br />
diese im August 1941 auf die leistungsstärkeren<br />
Beaufighter umrüstete. Gemäß den Archiv-Unterlagen<br />
hat die N1671 die Staffel Ende<br />
1942 verlassen und wurde in RAF Hullavington<br />
eingelagert. Nach dem Krieg nutzte<br />
man sie als Statistin im Film »Die Luftschlacht<br />
um England« und wiederholt als temporäres<br />
Ausstellungsstück im RAF Museum.<br />
Richard Chapman ■<br />
■ SOS IN DEN WOLKEN<br />
Buchneuheit!<br />
Abstürze, Bruchlandungen, Sturzflüge<br />
und spektakuläre Kidnappings.<br />
Ein spannendes Thema ist<br />
es, dessen sich Jochen W. Braun<br />
hier angenommen hat. Fesselnd<br />
und minutiös schildert der Autor die<br />
schwarzen Tage der Luftfahrtgeschichte<br />
und lässt den Leser jene<br />
tragischen Stunden hautnah nachempfinden.<br />
Authentische Aufnahmen<br />
und aufwendige Illustrationen<br />
komplettieren diese Sammlung von<br />
Flugunfällen und Unglücken. SK ■<br />
SOS in den den Wolken<br />
192 Seiten, ISBN 978-3-86245-331-3.<br />
GeraMond Verlag. Preis: 26,99 €<br />
Bezugsquelle: www.verlagshaus24.de<br />
Fühlte sich hier einsam:<br />
die Hanriot HD 1 im<br />
RAF Museum Hendon<br />
Foto François Prins<br />
■ HANRIOT HD 1<br />
Goodbye England, hello New Zealand!<br />
Der Doppeldecker Hanriot HD 1 des Royal<br />
Air Force Museum Hendon wurde<br />
nach Neuseeland geschickt. Dies geschieht im<br />
Rahmen eines Tauschgeschäftes, bei dem die<br />
Neuseeländer ihrerseits Replikate der Doppeldecker<br />
Sopwith Snipe, RE 8 und Albatros<br />
DVa nach Hendon gesandt haben (siehe<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 04/2013).<br />
Das RAF Museum hatte die Hanriot im<br />
November 1978 in flugtüchtigem Zustand von<br />
Martin Hand in San Francisco erworben. Sie<br />
war in den Originalfarben des belgischen Fliegerkorps<br />
ausgestellt, die sie aufwies, als sie im<br />
September 1918 in Les Moores stationiert war.<br />
Da dieser Flugzeugtyp aber weder vom Royal<br />
Flying Corps noch von der Royal Air Force<br />
geflogen wurde, passte er nicht in die Sammlung<br />
des RAF Museums. Die neuen Eigentümer<br />
beabsichtigen, die Hanriot in flugtüchtigen<br />
Zustand zu restaurieren. François Prins ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
9
PANORAMA<br />
Wird die »NX611« flugtüchtig restauriert, würde es<br />
weltweit drei fliegende Lancaster geben Foto François Prins<br />
■ AVRO LANCASTER<br />
Bomber-Veteran soll wieder fliegen!<br />
Die auf dem ehemaligen Flugplatz East<br />
Kirkby in Lincolnshire beheimatete<br />
Avro Lancaster Mk. VII, NX611, wird derzeit<br />
daraufhin untersucht, ob sie in flugtüchtigen<br />
Zustand restauriert werden kann.<br />
Die Merlin-Motoren des bislang statischen<br />
Exponates wurden bereits funktionsfähig gemacht,<br />
und seit acht Jahren ist die Lancaster<br />
in der Lage, auf den Abstellflächen aus eigener<br />
Kraft zu rollen.<br />
Die von Austin Motors 1945 produzierte<br />
Maschine wurde 1952 an die französischen<br />
Marineflieger (Aéronavale) verkauft und kam<br />
1965 als G-ASXX nach Großbritannien zurück.<br />
Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Flughafen<br />
Liverpool stand die Lancaster am<br />
Haupteingang von RAF Scrampton, bevor sie<br />
nach East Kirkby kam. Heute trägt der Bomber<br />
auf der linken Seite die Markierungen der Lancaster<br />
Mk.III, JB138, QR-J, »Just Jane« der 61<br />
Squadron, auf der rechten Seite die einer Lancaster<br />
der 630 Squadron. Beide Maschinen hoben<br />
von East Kirby zu ihren Einsätzen ab.<br />
Gelingt es, die notwendigen Ersatzteile<br />
aufzutreiben, kann die Lancaster innerhalb<br />
von fünf Jahren zum Fliegen gebracht werden.<br />
Großbritannien würde dann über zwei<br />
flugtüchtige Exemplare des von Roy Chadwick<br />
entwickelten Bombers verfügen.<br />
François Prins ■<br />
■ PIASECKI/VERTOL 43 UND FARMAN III<br />
Eine »Banane« für das Luftwaffen-Museum<br />
Die diesjährigen Restaurierungsarbeiten<br />
haben im Luftwaffenmuseum in Berlin-<br />
Gatow mit der »Fliegenden Banane« Piasecki/Vertol<br />
43 H-21C begonnen. Der bislang<br />
eingelagerte mittlere Transporthubschrauber<br />
Arbeiten am Anstrich und den<br />
Kennzeichen der »Banane«<br />
Foto Ralf Heldenmaier, MHM Gatow<br />
wurde in die Werfthalle gebracht, wo er komplett<br />
restauriert wird. Obwohl die Maschine<br />
auch einige Jahre im Freigelände ausgestellt<br />
war, befindet sie sich noch in einem recht guten<br />
Zustand.<br />
Der Hubschrauber ist ein Lizenzbau der<br />
Weserflug AG in Bremen und wurde 1957 mit<br />
der Werknummer WG 8 an die Heeresfliegerstaffel<br />
822 in Fritzlar ausgeliefert, wo er das<br />
Kennzeichen PA+203 erhielt. Im März 1959<br />
wurde die Staffel umbenannt in Heeresfliegertransportstaffel<br />
102 und nach Achum verlegt,<br />
wobei sich das Kennzeichen des H-21C<br />
in QF+462 änderte. Dort blieb der Vertol jedoch<br />
nicht lange, denn bereits im November<br />
1959 wurde er mit der neuen Registrierung<br />
PX+337 an das Heeresfliegerbataillon 300 in<br />
Mendig abgegeben. Letzter Einsatz-Verband<br />
war dann das Heeresfliegerregiment 35 unter<br />
dem Kennzeichen 8306, das der Hubschrauber<br />
bis heute trägt. 1971/72 wurde er ausgemustert,<br />
ehe er einige Jahre später ins Luftwaffenmuseum<br />
nach Uetersen und dann<br />
nach Gatow kam. Insgesamt hat die Bundeswehr<br />
nur 32 Exemplare dieses Hubschraubers<br />
beschafft, wovon in verschiedenen deutschen<br />
Museen noch fünf vollständig erhalten sind.<br />
Peter W. Cohausz ■<br />
10
■ ARTE-TV-TIPP<br />
Reisebilder für<br />
Bildungsbürger<br />
Eine durchaus reizvolle Idee, welche der<br />
deutsch-französische Kultursender da entwickelt<br />
hat: Arte, das Fernsehen der gebildeten<br />
Stände, schickt den Auslandsjournalisten<br />
und Fotoreporter Vincent Nguyen auf eine<br />
Etappenreise durch Europa und die West -<br />
sahara hinab – standesgemäß in einer rusti -<br />
kalen Pa 18, die er selbst fliegt. Arte serviert<br />
das 25-teilige Ergebnis ab dem 15. April täglich<br />
in leckeren 25-minütigen Häppchen am<br />
frühen Abend.<br />
Diese Version des altbewährten »Landund-Leute«-Bilderbogens<br />
ist eine bekannte Arte-Spezialität.<br />
Auf diesem Sendeplatz finden<br />
sich schon seit einiger Zeit pfiffig gemachte,<br />
hübsch fotografierte Reisereportagen, denen<br />
ein origineller Ansatz zu Anspruch verhilft –<br />
damit das Ganze nicht wie die üblichen drögen<br />
TV-Reiseprospekte aussieht.<br />
Nguyens Tour »Im Flieger über …« beginnt<br />
auf Island. Ein Flug über den widerspenstigen<br />
Vulkan (mit dem unaussprechlichen Namen),<br />
der 2010 den internationalen Flugverkehr mit<br />
seiner Aschewolke eine paar Tage lang so dankenswert<br />
lahm legte, gehört dabei ebenso dazu<br />
wie die Begegnung mit einem von Islands<br />
ältesten aktiven Piloten.<br />
Eine exotische Steigerung erfährt seine Reise<br />
durch die anschließende Serie »Per Luftpost«,<br />
mit der Nguyen die alte Route der legendären<br />
Latécoère-Luftpostlinie bis in den<br />
Senegal abfliegt. Frankreich hat viele Fliegerhelden<br />
hervorgebracht, aber nur einen mit literarischer<br />
Weltgeltung: Antoine de Saint-Exupéry,<br />
der seit 1926 seinen adligen Hals für<br />
Pierre Latécoère und seine »La Ligne« riskierte.<br />
Saint-Ex, so sein geläufiger Name in Fliegerkreisen,<br />
war Leiter des einsamen Wüstenflugplatzes<br />
von Cap Juby in Spanisch-Marokko.<br />
Schon in der ersten Folge darf<br />
sich der fliegende Reporter über<br />
den Mitflug in einer nachgebauten<br />
Breguet XIV freuen, dem einstigen<br />
Arbeitstier der Linie. Und freilich<br />
checkt er im Hotel »Grand Balcon« in Toulouse<br />
ein, wo auch die couragierten Luftpostpiloten<br />
auf ihren Einsatz gen Süden warteten.<br />
Konsequent endet Nguyens Flugreportage<br />
mit einem Flug von Cap Juby nach Dakhla<br />
im Senegal. Für den einsamkeitssüchtigen<br />
Saint-Ex war die Sahara wie geschaffen. Viele<br />
Jahre später, im nasskalten Winter 1942/43 auf<br />
Long Island im Staat New York, wird sich der<br />
deprimierte Exil-Franzose an diese Landschaft<br />
erinnern und dort seinen »Kleinen Prinzen«<br />
ansiedeln …<br />
Stefan Bartmann ■<br />
»Die Grummans kriegen uns nicht«, …<br />
Nakajima-C6N1-Saiun-Aufklärer<br />
Foto Sammlung Mühlbauer<br />
... lautet der begeisterte Funkspruch einer japanischen<br />
Marinefliegerbesatzung, als sie die<br />
verhassten US-Jäger tatsächlich hinter sich<br />
lassen kann. Die Maschine, mit der die drei<br />
jungen Männer im Spätherbst 1944 unterwegs<br />
sind, ist ein einmotoriger Aufklärer vom<br />
Typ Nakajima C6N Saiun, alliierter Codename<br />
Myrt. Die Saiun verkörpert japanische<br />
Ingenieurskunst vom Feinsten: kein gnadenloser<br />
Leichtbau mehr, sondern ausgefeilte<br />
Aerodynamik und ein starker Sternmotor,<br />
windschlüpfrig in der schlanken Rumpfzelle<br />
integriert. Nur die optische Ästhetik des Trägerflugzeuges<br />
ist dank der<br />
markant nach vorn gezogenen<br />
Hinterkante des Seitenruders<br />
leicht getrübt. Schuld daran<br />
sind die knappen Dimensionen<br />
der Hangaraufzüge. Der dreisitzige<br />
Prototyp startet erstmals<br />
am 15. Mai 1943 und kommt<br />
bald auf satte 639 km/h. Zwar<br />
hat man sich speziell von seinem<br />
Homare-Motor mehr erhofft,<br />
aber als die Saiun ab September 1944<br />
endlich im Einsatz steht, ist sie voll aufgerüstet<br />
immer noch 610 km/h schnell. Flugzeugträger<br />
hat Japan da allerdings kaum<br />
noch, sodass die meisten Maschinen an Land<br />
stationiert bleiben. Schnell genug, um vor allem<br />
den US Marinejägern aus dem Weg zu<br />
gehen, können sie bis zum bitteren Ende mit<br />
guten Erfolgsaussichten in den Kampf ziehen.<br />
Kein Wunder, dass man ihre Verwendung<br />
auch als Nachtjäger gegen die B-29-<br />
Bomber überlegt und eine nicht genau<br />
bekannte Zahl zeitweise mit »schräger Musik«<br />
bestückt. Doch gerade hier bleibt die Erfolgsbilanz<br />
mager, denn Geschwindigkeit allein<br />
reicht nicht aus. Was man dringend zusätzlich<br />
bräuchte, sind ein flächendeckendes<br />
Funkmessnetz oder ein vernünftiges Bordradar<br />
– doch über beides verfügt Japans Militär<br />
nur unzureichend. Im Endeffekt verlassen bis<br />
Kriegsende 463 Saiun die Werkhallen. Eine<br />
davon hat die zweifelhafte Ehre, das letzte im<br />
Zweiten Weltkrieg abgeschossene Flugzeug<br />
zu werden: Genau fünf Minuten vor Inkrafttreten<br />
des Waffenstillstandes fällt es am 15.<br />
August 1945 ausgerechnet einem amerikanischen<br />
Nachtjäger zum Opfer. Wenn das keine<br />
tragische Ironie ist ... Wolfgang Mühlbauer ■<br />
Saiun-Nachtjäger mit »schräger<br />
Musik« Foto Sammlung Mühlbauer<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
11
PANORAMA<br />
KLASSIKWELT BODENSEE<br />
Auftakt zur<br />
großen Messe<br />
Am Motor der Helldiver erwartet die Restaurateure noch viel Arbeit<br />
Fotos (3) Dave McDonald<br />
Die sechste Messe für Klassiker am Bodensee<br />
bietet mit rund 800 Teilnehmern für<br />
Liebhaber und Freunde der klassischen<br />
Mobilität einen umfassenden Einblick in<br />
die Oldtimer-Szene.<br />
Die Klassikwelt Bodensee und die Messe<br />
für nachhaltige Mobilität »e-mobilityworld«<br />
finden von Freitag, 14. Juni 2013,<br />
bis Sonntag, 16. Juni, statt und sind täglich<br />
von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informa -<br />
tionen unter: www.e-mobility-world.de und<br />
www.klassikwelt-bodensee.de<br />
■ CURTISS SB2C HELLDIVER UND AKAFLIEG DM-1<br />
Höllenmaschine und zahmer Gleiter<br />
In der letzten Woche des Jahres 2012 wurde<br />
die neue Mary Baker Engen Restaurierungshalle<br />
im Udvar-Hazy Center (UHC) des National<br />
Air and Space Museum (NASM) offiziell eröffnet.<br />
Das erste der dort zu restaurierenden<br />
Flugzeuge ist die SB2C-5 Helldiver mit der<br />
Werknummer 83479, die in dem später für die<br />
Besucher einsehbaren Hauptausstellungsbereich<br />
zu sehen sein wird. Die Arbeiten konzentrieren<br />
sich derzeit auf den Motor, der momentan<br />
zerlegt wird. Das Triebwerk ist die am<br />
schlechtesten gepflegte Baugruppe des Flugzeugs,<br />
da es noch nie konserviert wurde. Zunächst<br />
müssen daher die Zylinder ausgebaut<br />
werden, damit die Restaurateure Zugang zum<br />
Kurbelgehäuse erhalten, um die vorhandene<br />
Korrosion beseitigen zu können. Andere Teams<br />
arbeiten an den Tragflächen und am Rumpf.<br />
Die Helldiver muss noch umfassend gereinigt<br />
werden, bevor sie wieder ihr Aussehen aus<br />
dem Jahr 1945 haben wird.<br />
Ein weiteres Flugzeug auf der Restaurierungsliste<br />
ist die Darmstadt München DM-1.<br />
Mit dem 1944 gebauten Versuchsgleiter wollte<br />
man die Aerodynamik und Handhabung des<br />
in Entwicklung befindlichen Lippisch-Abfangjägers<br />
P.13 untersuchen. Als die DM-1 1946 in<br />
den USA eintraf, unterzogen die Amerikaner<br />
sie umfangreichen Windkanalversuchen und<br />
nutzten sie für kurze Zeit als statisches Exponat,<br />
bevor sie 1950 schließlich eingelagert<br />
wurde.<br />
Dave McDonald ■<br />
AIRLINE-MEMO<br />
Flieger-Gedächtnisspiel<br />
Wird die Zeit im Terminal mal wieder zu lang,<br />
bietet das neue Airline-Memory des Gera-<br />
Mond Verlags eine passende Ablenkung.<br />
20 Bildpaare laden ein, Flugbegleiter den<br />
richtigen Fluggesellschaften zuzuordnen!<br />
Airline-Memo. 40 Teile. ISBN 978-3-86245-<br />
734-2. Preis: 9,99 €. Bezugsquelle:<br />
www.verlagshaus24.de<br />
Der Lippisch-DM-1-Versuchsgleiter in der für die<br />
Restaurierung gebauten Haltevorrichtung<br />
■ SUPERMARINE SPITFIRE<br />
Schatzsuche gescheitert?<br />
Die DM-1, nachdem sie 1945 von US-Truppen in<br />
Prien am Chiemsee erbeutet worden war<br />
In Myanmar (Burma) hat die Suche nach zahlreichen<br />
Spitfire, die laut Gerüchten 1945 in der<br />
Nähe von Rangun vergraben worden sein sollen<br />
(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2012), einen<br />
Rückschlag erlitten: Nach erfolglosen Grabungen<br />
haben die Behörden weitere Aktivitäten auf<br />
dem Internationalen Flughafen<br />
von Rangun einstellen lassen, so<br />
der Spitfire-Historiker und unabhängige<br />
Beobachter Peter Arnold:<br />
Man fürchte um die Glasfaserkabel<br />
und die Infrastruktur<br />
des Flughafens, die sich in der<br />
Nähe der Grabungsstelle bei<br />
Mingaladon befinden. Geophysiker<br />
hatten hier zuvor potenzielle »Hot spots«<br />
für die Nachforschung nach den Spitfire ausgemacht.<br />
Die Erkundung ist damit jedoch nicht zu<br />
Ende. Eine kleinere Gruppe des vom Spieleentwickler<br />
Wargaming.net finanzierten Grabungsteams<br />
hat sich nun nach Myitkyina zu einer anderen<br />
Grabungsstelle begeben.<br />
Dort haben die »Schatzjäger«<br />
laut Peter Arnold im Dezember<br />
erste vielversprechende Ergebnisse<br />
erzielen können.<br />
Richard Chapman/Peter Arnold ■<br />
Peter Arnold am Grabungsort<br />
in Mingaladon<br />
12
■ BEIJING LUFT- UND RAUMFAHRTMUSEUM<br />
China klotzt ran!<br />
Das im Jahr 1985 als Teil der Pekinger Universität<br />
für Luft- und Raumfahrttechnik<br />
gegründete Luft- und Raumfahrtmuseum hat<br />
im Oktober 2012 seinen neuen Ausstellungsbereich<br />
eröffnet. Das Museum, welches im<br />
Zuge der Erweiterung in »Beijing Luft- und<br />
Raumfahrtmuseum« umbenannt worden<br />
ist, stellt hier auf 8300 Quadratmetern etwa<br />
30 Flugzeuge aus. Darüber hinaus finden sich<br />
dort interaktive und technische Exponate wie<br />
Triebwerke, Flugkörper, Raumfahrzeuge und<br />
zahlreiche Flugzeugzellen. Die Maschinen<br />
waren bisher im Freien ausgestellt gewesen<br />
und haben entsprechend schwer unter der<br />
Witterung gelitten. Einige haben bereits ein<br />
kosmetisches »Facelifting« erhalten, und es ist<br />
beabsichtigt, im Laufe des kommenden Jahres<br />
sämtliche Cockpits zu restaurieren.<br />
Unter den Ausstellungsstücken befinden<br />
sich bedeutende Exemplare aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg wie die P-47D, die Il-10, die<br />
Yak-11, die C-47 und die AT-6. Ein Höhepunkt<br />
Rarität: P-61B »Black Widow«<br />
ist die P-61B Black Widow, 42-39417, der<br />
427th Night Fighter Squadron. Es handelt sich<br />
dabei um eine von drei »Schwarzen Witwen«,<br />
die von rotchinesischen Truppen während<br />
der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs entwendet<br />
worden waren. Von den beiden anderen<br />
Flugzeugen ist bekannt, dass sie vernichtet<br />
wurden.<br />
Dave McDonald ■<br />
In Reih und Glied. Dominierend ist<br />
natürlich der rote Stern<br />
Fotos Dave McDonald<br />
■ DORNIER DO 24 K-1<br />
Schöner wohnen<br />
mit Dornier<br />
Das Lake Boga Flying Boat Museum in<br />
Victoria, Australien, hat seine Sammlung<br />
um das Rumpfvorderteil eines Dornier-Do-24-K-1-Flugboots<br />
erweitert. Zuvor<br />
wurde es über mehrere Jahre als Hausboot<br />
auf dem Murray River genutzt. Bei dem<br />
Rumpfvorderteil handelt es sich um das<br />
Überbleibsel einer Do 24, von denen die<br />
niederländische Marine ursprünglich sechs<br />
Exemplare erhalten hatte. Von 1942 bis 1944<br />
waren sie bei der Royal Australian Air Force<br />
(RAAF) eingesetzt.<br />
Um weitere Korrosion zu verhindern,<br />
wurde der Rumpf neu gestrichen. Darüber<br />
hinaus hat man auch einige Arbeiten im<br />
Bereich des Flugdecks durchgeführt. Das<br />
Museum beabsichtigt, das Dornier-Überbleibsel<br />
als in Arbeit befindliches Exponat<br />
auszustellen.<br />
Dave McDonald ■<br />
■ SUPERMARINE SPITFIRE PR XIX<br />
Ohne Fahrwerk geht’s auch!<br />
Die von Rolls Royce gehaltene und betriebene<br />
Spitfire PR XIX, G-RRGN/<br />
PS853 machte am Montag, den 7. Januar,<br />
um 15:19 Uhr Ortszeit eine Bauchlandung<br />
auf dem Flughafen East Midlands. Die<br />
Spitfire befand sich im normalen Landeanflug,<br />
als beim Aufsetzen das Fahrwerk<br />
einknickte und sie auf der Hauptpiste<br />
zum Stehen kam. Eine erste Analyse der<br />
Rolls-Royce-Techniker ergab, dass sich der<br />
Die Spitfire PR XIX PS853 über der<br />
Severn-Brücke bei Bristol 1997<br />
Schaden in Grenzen hält. Die 1945 produzierte<br />
Maschine war bis 1957 bei der<br />
THUM Staffel (Wetterbeobachtung) eingesetzt<br />
und kam anschließend zur RAF<br />
Historic Flight, der heutigen Battle of Britain<br />
Memorial Flight (BBMF), ehe sie 1996<br />
verkauft wurde. Nachdem die Spitfire restauriert<br />
worden war, setzte Rolls Royce<br />
sie viele Jahre lang im Airshow-Zirkus ein.<br />
François Prins ■<br />
Foto Dave McDonald<br />
»Souterrain« mal anders: das als Hausboot<br />
benutzte Rumpfstück einer Do 24<br />
Foto François Prins<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
13
TECHNIK<br />
<strong>Nachtjagd</strong><br />
EIN WETTLAUF MIT DER TECHNIK<br />
Kampf um Deutsch<br />
Ende 1943 war sich die RAF sicher, die Luftherrschaft über Deutschland errungen zu<br />
haben. Doch dann meldeten sich die deutschen Nachtjäger unerwartet und eindrucksvoll<br />
zurück …<br />
Von Dietmar Hermann<br />
Stoisch brummten die schweren britischen<br />
Bomber der Nikolaikirche im Herzen<br />
Hamburgs entgegen, und es sah<br />
nicht so aus, als ob sie jemand aufhalten könnte.<br />
Die Flak schoss blind, die Nachtjäger irrten<br />
ziellos umher. Dann öffneten die Lancaster<br />
ihre Bombenschächte und begannen ein Zerstörungswerk,<br />
welches das Antlitz des alten<br />
Hamburg buchstäblich ausbrennen sollte. Es<br />
war die Nacht vom 24. auf den 25. Juli, die<br />
Operation »Gomorrha« hatte begonnen.<br />
Die Luftwaffe erlebt ein Debakel<br />
Das Ergebnis war in jeder Hinsicht verheerend.<br />
Innerhalb weniger Tage wurde ein großer<br />
Teil der Hansestadt zerstört, zig Tausende<br />
Zivilisten sind vor allem dem »Feuersturm«<br />
zum Opfer gefallen, den die Bomben des<br />
zweiten Großangriffs entfacht hatten. Die<br />
deutsche Luftwaffe hingegen hatte es noch<br />
nicht einmal vermocht, die Bomber auch nur<br />
nennenswert zu stören. Wie war so ein Debakel<br />
möglich?<br />
Im Sommer 1943 warf die RAF zum ersten<br />
Mal Massen von Stanniolstreifen ab. Diese<br />
Stanniolstreifen, von den Briten »Window«<br />
genannt, waren so zugeschnitten, dass ihre<br />
Funkreflexionen die deutschen Funkmessgeräte<br />
am Boden und in den Nachtjägern völlig<br />
blendeten. Damit hatte die RAF freies Spiel<br />
über Deutschlands nächtlichem Himmel. Die<br />
Folge war eine Serie von verheerenden Bombenangriffen,<br />
die mit »Gomorrha« ihren Anfang<br />
nahmen. Die bis dahin gut organisierte<br />
deutsche <strong>Nachtjagd</strong> wurde davon völlig über-<br />
rumpelt, und die RAF verlor kaum noch Maschinen<br />
an die Nachtjäger. Entsprechend optimistisch<br />
gebärdete sich der Chef des britischen<br />
Bomberkommandos, Luftmarschall<br />
Arthur Harris. Mit der anschließenden »Luftschlacht<br />
um Berlin« wollte er gar den Krieg<br />
Damit hatte die RAF freies Spiel über<br />
Deutschlands nächtlichem Himmel.<br />
entscheiden. In der Zeit vom 18. November<br />
1943 bis zum 24. März 1944 flogen die Briten<br />
16 nächtliche Großangriffe gegen die Reichshauptstadt.<br />
Sein Plan war es, Berlin »von einem<br />
Ende zum anderen zu zerstören«. Harris<br />
tönte, dass dieser Kampf 400 bis 500 eigene<br />
Bomber kosten würde, Deutschland aber den<br />
Verlust des Krieges. Er glaubte, mit dem Masseneinsatz<br />
seiner Viermots gegen Berlin und<br />
14
lands Nachthimmel<br />
Hochgerüsteter Hightech-Jäger der Nacht:<br />
Messerschmitt Bf 110 G-4/R1 des NJG 3<br />
mit FuG 202 Lichtenstein B/C<br />
Foto Sammlung Ringlstetter<br />
andere wichtige Städte die deutsche Kapitulation<br />
bis zum 1. April 1944 erzwingen zu<br />
können. Es wurde höchste Zeit, dass die Verteidiger<br />
Gegenmaßnahmen ergriffen.<br />
Wettlauf geht in die nächste Runde<br />
Wenige Wochen vor dem schweren Angriff<br />
auf Hamburg flogen erstmalig einmotorige<br />
Jäger bei Nacht gegen die schweren britischen<br />
Bomber. Da sie über keinerlei <strong>Nachtjagd</strong>ausrüstung<br />
verfügten, waren sie auf Sicht angewiesen,<br />
und die bekamen sie von den Flak-<br />
Scheinwerfern. Das Ganze ging zurück auf<br />
einen Vorschlag von Major Hajo Herrmann,<br />
es wurde später bekannt unter dem Namen<br />
»Wilde Sau«. Beim ersten Einsatz schossen<br />
die Jäger seines Versuchskommandos zwölf<br />
Bomber ab. Nach »Gomorrha« wurden nun<br />
auch die zweimotorigen Nachtjäger in gleicher<br />
Weise eingesetzt.<br />
Der Erfolg konnte sich sehen lassen: Trotz<br />
aller Störmaßnahmen gelang es den Jägern,<br />
insgesamt 123 britische Viermots während<br />
der drei schweren Angriffe auf Berlin am<br />
24. August und am 1. und 4. September 1943<br />
abzuschießen. Herrmann erhielt daher noch<br />
im September den Befehl, drei neue Geschwader<br />
aufzubauen, um die <strong>Nachtjagd</strong> zu<br />
verstärken. Mit Beginn der Schlechtwetter -<br />
periode nahmen allerdings die Erfolge der<br />
»Wilden Sau« ab, während die eigenen Verluste<br />
anstiegen. Doch diese Zeit hatte ausgereicht,<br />
um die zweimotorige <strong>Nachtjagd</strong> neu<br />
auszurichten.<br />
Die Führung hatte sich ein neues Verfahren<br />
ausgedacht, bei dem auch die Funkmesstechnik<br />
wieder zum Einsatz kommen sollte.<br />
Nachtjäger, meist in Staffelstärke, werden bei<br />
einem Bombenangriff über verschiedene<br />
Funkfeuer versammelt. Die Bodenstationen<br />
führen die Jäger dann zu den von »Win dow«-<br />
Wolken verseuchten Einflugwegen, denn dort<br />
fliegen auch die Bomber. Danach suchen sich<br />
die Nachtjäger mit ihrem Bord radar eigenständig<br />
ihr Ziel. Dieses Verfolgungsverfahren,<br />
auch »Zahme Sau« genannt, geht zurück auf<br />
einen am 29. Juli 1943 gemachten Vorschlag<br />
von Oberst von Loßberg, einem ehemaligen<br />
Kampfflieger, der nun Abteilungsleiter im<br />
Technischen Amt war. Damit gewann die<br />
<strong>Nachtjagd</strong> eine neue Dynamik.<br />
1942 testete man das Lichtenstein-BC-Gerät an einer He 111, um herauszufinden, ob eine darunter<br />
fliegende Maschine angepeilt und mit Abwurfmunition bekämpft werden kann Foto Sammlung Cohausz<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
15
TECHNIK<br />
<strong>Nachtjagd</strong><br />
Mit der Einführung des neuen FuG-220-Radargeräts konnten die Nachtjäger erstmals wieder<br />
erfolgreich eingesetzt werden. Hier eingebaut in einer Bf 110 G-4 in Werneuchen<br />
der im Sommer 1943 das bislang übliche Lichtenstein-B/C-Bordfunkmessgerät<br />
der Nachtjäger<br />
erblinden ließ, begann sich das Bild jedoch<br />
zu wandeln. Die Bomberverluste der<br />
RAF stiegen im Januar und Februar 1944 wieder<br />
an. Dafür gab es zwei Gründe, von denen<br />
die britische Luftwaffe aber zunächst keinerlei<br />
Kenntnis besaß. Die anwachsenden deut-<br />
ne Verfolgungs-<strong>Nachtjagd</strong> möglich war. Im<br />
November flogen bereits rund 50 Nachtjäger<br />
mit SN2, auch wenn es noch einige Kinderkrankheiten<br />
besaß und noch nicht völlig betriebssicher<br />
war.<br />
Das neue Funkmessgerät hatte allerdings<br />
auch seinen Preis. Durch die größere Wellenlänge<br />
fielen nämlich die Antennen deutlich<br />
Auch eine neue, raffinierte Bewaffnung trug<br />
zu den steigenden britischen Verlusten bei.<br />
Einbauübersicht der Schrägbewaffnung in einer<br />
Bf 110 G-4/R 8 Zeichnung via Herbert Ringlstetter<br />
Im November 1943 glaubte das britische<br />
Bomberkommando indes, endgültig die Luftherrschaft<br />
über Deutschland errungen zu haben.<br />
Nach dem technischen »K. o.« durch den<br />
massenhaften Einsatz von Stanniolstreifen,<br />
schen Erfolge beruhten zum einen auf dem<br />
neuen, verbesserten <strong>Nachtjagd</strong>radar. Es wurde<br />
von Telefunken in Rekordzeit entwickelt<br />
und lief unter der Bezeichnung Lichtenstein<br />
SN 2, auch als FuG 220 bekannt.<br />
Die Entwicklung des SN 2 erhielt im August<br />
1943 höchste Priorität, und im September<br />
konnten damit die ersten Maschinen<br />
ausgerüstet werden. Das neue SN-2-Funkmessgerät<br />
vereinte zwei Vorteile in sich: Es<br />
arbeitete zum einen im UKW-Bereich mit einer<br />
langen Wellenlänge und damit außerhalb<br />
des von den Briten gestörten Spektrums. Außerdem<br />
besaß es mit 120 Grad einen deutlich<br />
größeren Öffnungswinkel gegenüber den<br />
24 Grad des alten Gerätes, womit ein Bomber<br />
nun schnell erfasst werden konnte. Es erlaubte<br />
zudem, den Gegner schon in sehr großer<br />
Entfernung zu orten, sodass erstmals ei-<br />
wuchtiger aus. Die weit ausladenden Antennen<br />
am Rumpfbug erhielten deshalb sehr<br />
schnell den treffenden Beinamen »Hirschgeweih«.<br />
Wurde es in die Messerschmitt Bf 110<br />
eingebaut, kam das Flugzeug praktisch an<br />
seine Leistungsgrenze.<br />
Neben der verbesserten Funkmesstechnik<br />
trug aber auch eine raffinierte neue Bewaffnungsvariante,<br />
nämlich die »schräge Musik«,<br />
zu den steigenden britischen Verlusten bei. Bei<br />
der »schrägen Musik« handelte es sich um eine<br />
im Winkel zwischen 68 und 72 Grad nach<br />
oben gerichtete Waffe, die einen Abschuss von<br />
unten erlaubt. Über den Erfinder dieses Systems<br />
wird viel spekuliert. Erste Überlegungen<br />
dazu gab es schon 1941, die man damals aber<br />
noch nicht aufgegriffen hatte. Erstmals umgesetzt<br />
wurde die Idee von Waffenoberfeldwebel<br />
Paul Mahle, der bei einem Besuch der<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Dietmar Hermann<br />
16
Bf 110 G-4 der IV./NJG 1 in St. Trond, Herbst 1944, geflogen<br />
von Gruppenkommandeur Major Schnaufer. Er galt als einer der<br />
erfolgreichsten Nachtjäger der Welt<br />
Zeichnung Herbert Ringlstetter<br />
Cockpit und Instrumentierung der Ju 88<br />
Vollgepackt mit Hochtechnologie der 1940er-Jahre: Sicht- und Peilgeräte<br />
machten es den deutschen Verteidigern möglich, der Nacht ihre <strong>Geheimnis</strong>se<br />
zu entlocken.<br />
Fotos (3) Sammlung Cohausz<br />
Waffenerprobungsstelle Tarnewitz den versuchsweisen<br />
Einbau von Schrägwaffen zur<br />
Abwehr feindlicher Jäger in einer Do 217 sah.<br />
Die Achillesferse der Lancaster<br />
Dies ließ ihm keine Ruhe. Er wusste, wenn es<br />
ihm gelänge, ein solches System in die Bf 110<br />
einzubauen, könnte man damit die schweren<br />
britischen Bomber von unten bekämpfen.<br />
Die deutschen Piloten<br />
hatten dabei keine Gegenwehr zu<br />
befürchten, da die RAF-Viermots<br />
keine Abwehrwaffen für diese<br />
Feuerrichtung besaßen. Die Nachtjäger<br />
konnten sich somit unter die<br />
Feind-Maschine »schieben« und<br />
mit einem gezielten Feuerstoß<br />
die breiten Tragflächen mit den<br />
schweren Motoren und den großen<br />
Treibstofftanks treffen. Der<br />
So sah ein Pilot eine<br />
Lancaster in seinem Revi 16<br />
Foto Peter Cohausz<br />
Einer der legendären<br />
»Window«-Streifen.<br />
Dieser ist 24,7 Zentimeter<br />
lang und 0,6<br />
Zentimeter breit<br />
Foto Peter Cohausz<br />
Cockpit einer Ju 88 G-6. Das große Instrument ist die Funkpeiltochter<br />
des Peil G 6, darunter die Geräte des Kurskopplers<br />
Platz des Funkers in der Ju 88 C-6. Das Sichtgerät des SN 2 hatte er zwischen<br />
den Beinen. Dahinter Geräteblöcke des FuG 10 und des FuG 16<br />
Die »Wilde Sau« flog nachts<br />
mit Bf 109 und Fw 190<br />
Das Fernabstimmgerät zum SN 2 saß an der linken Kabinenwand der<br />
Ju 88 C-6. Darunter ist der elektrische Hauptschaltkasten angeordnet<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
17
TECHNIK<br />
<strong>Nachtjagd</strong><br />
Bei dieser Ju 88 G-6 mit Jumo-213-A-Motoren war die schräge Musik<br />
im hinteren Rumpfbereich angeordnet. Zudem handelt es sich<br />
um die späte Variante mit schräg gestellten Antennen des SN 2<br />
Bomber hatte dann keine Chance mehr. Mahle<br />
machte sich im Juli 1943 an die Arbeit und verankerte<br />
zwei 20-mm-MG-FF, angebracht auf<br />
einer Holzplatte, im Rumpf des Bf 110 Nachtjägers.<br />
Das Reflexvisier fand seinen Platz im<br />
Überrollbügel hinter dem Kopf des Piloten,<br />
sodass das Fadenkreuz auf eine Scheibe am<br />
Kabinendach projiziert wurde. Mahle gehörte<br />
zur II./NJG 5 in Parchim, und die Flugzeugführer<br />
der Gruppe erprobten wenig später die<br />
Schrägkanonen erstmals im Einsatz.<br />
Das neue Verfahren bewährt sich<br />
In der Nacht zum 18. August 1943 sollten 600<br />
Bomber das Raketentestzentrum Peenemünde<br />
in Schutt und Asche legen. Die Luftwaffe<br />
glaubte, dass wieder Berlin das Hauptziel<br />
sei, worauf sie die meisten Nachtjäger dorthin<br />
entsandte, aber eben nicht alle. Rund<br />
30 Nachtjäger erzielten in dieser Nacht 42 Abschüsse.<br />
Hauptmann Manfred Meurer, Gruppenkommandeur<br />
der II./NJG 5 schrieb in einem<br />
Erfahrungsbericht vom 2. Oktober 1943,<br />
dass seine Maschinen mit der versuchsweise<br />
eingebauten Schrägbewaffnung, ohne Verluste<br />
und ohne einen Treffer zu erleiden, 18 Abschüsse<br />
erzielen konnten. Der Erfolg sprach<br />
sich schnell herum, und es dauerte nicht lange,<br />
bis sich die Schrägbewaffnung auch bei<br />
den anderen Nachtjägern durchsetzte.<br />
Die britischen Verluste stiegen Zug um<br />
Zug weiter an. In der Nacht vom 21. auf den<br />
22. Januar 1944 bombardierten 648 britische<br />
Viermots Magdeburg – sie verloren 57 ihrer<br />
Bomber. Vom 19. auf den 20. Februar war ihr<br />
Ziel Leipzig, von 823 Flugzeugen gingen hier<br />
78 verloren. Allein im Januar 1944 büßten sie<br />
im Durchschnitt sechs Prozent ihrer Maschinen<br />
ein, im Februar über sieben.<br />
Schwere Verluste der RAF<br />
Der Höhepunkt der Verluste kam im März<br />
1944. Schon bei dem Angriff auf Berlin am<br />
24. und 25. März kehrten 57 von 648 Viermots<br />
nicht mehr zurück. Doch es sollte noch schlimmer<br />
kommen. Das Bomberkommando erlebte<br />
bei dem Angriff am 30. März gegen Nürnberg<br />
ein völliges Debakel. In dieser Nacht starte-<br />
Der <strong>Nachtjagd</strong>-Profi<br />
Major Victor von Loßberg war <strong>Nachtjagd</strong>-<br />
Spezialist. Er galt als Initiator des Jagdverfahrens<br />
»Zahme Sau«. Damit einher<br />
ging eine Reorganisation der <strong>Nachtjagd</strong>,<br />
weil sich das bisherige, vom General der<br />
<strong>Nachtjagd</strong> Josef Kammhuber entwickelte<br />
»Himmelbett«-Verfahren als nicht mehr<br />
zeitgemäß erwies. Loßberg war ein erfahrener<br />
Kampfflieger und unter anderem<br />
Gruppenkommandeur der III./KG 26 bis<br />
August 1941, bevor er ins Technische<br />
Amt des RLM wechselte.<br />
■<br />
Junkers Ju 88 G-6 des NJG 6 im<br />
Mai 1945. Die schwarze Bemalung<br />
des Seitenleitwerks sollte eine<br />
leistungsschwächere C-Variante der<br />
»88« vortäuschen<br />
Zeichnungen H. Ringlstetter - Aviaticus<br />
18
Verbesserte Funkmessgeräte<br />
Noch Ende des Jahres 1943 begann die<br />
Luftwaffe das verbesserte Funkgerät<br />
FuG 220 Lichtenstein SN-2 in den Nachtjägern<br />
einzubauen. Da es mit niedrigerer Frequenz<br />
von 90 MHz arbeitete, war es weit<br />
weniger empfindlich gegen elektronische<br />
Störmaßnahmen als sein Vorgänger<br />
FuG 202 Lichtenstein B/C.<br />
Allerdings musste, wegen der<br />
größeren Wellenlänge, die<br />
Antennen anlage deutlich vergrößert<br />
werden. Diese Antennen,<br />
die schnell den passenden<br />
Spitznamen<br />
»Hirschgeweih« erhielten, reduzierten<br />
die Höchst geschwindigkeit<br />
der Nachtjäger<br />
um rund 20 km/h. Die ersten<br />
SN-2-Geräte hatten noch<br />
eine schlechte Auflösung, die<br />
ein Heranführen bis auf<br />
500 Meter zum Ziel ermöglichte.<br />
Daher wurde oftmals<br />
noch eine zusätzliche kleinere Antenne an<br />
der Flugzeugnase und ein zweites Lichtenstein<br />
B/C oder C-1 für den Abstandsbereich<br />
unter 500 Metern eingebaut. Im Frühjahr<br />
1944 konnte auch der untere<br />
Abstandsbereich abgedeckt werden, nachdem<br />
das SN-2 verbessert worden war. ■<br />
Übersicht der Lichtenstein SN 2-Anlage<br />
Erprobungsmaschine Ju 88 C-6 mit »Hirschgeweih«<br />
für das Lichtenstein SN 2<br />
Fotos (2) Sammlung Cohausz<br />
ten 795 Bomber, davon 572 Lancaster und 214<br />
Halifax, um die Stadt »zu schleifen«. Doch die<br />
deutsche <strong>Nachtjagd</strong>führung erkennt trotz der<br />
Ablenkungsmanöver sehr früh das eigentliche<br />
Ziel der Bomber. Die Nachtjäger werden zu<br />
zwei Funkfeuer entlang der Bomberroute dirigiert.<br />
Noch im Anflug werden die Viermots<br />
über Belgien gestellt.<br />
Auch Oberleutnant Martin Drewes, Kommandeur<br />
der III./NJG 1, startet zum Abfangeinsatz.<br />
Er ist nicht allein, er fliegt zusammen<br />
mit seinem Bordfunker Erich Handke<br />
und dem Bordschützen Georg Petz.<br />
Mit dem neuen Lichtenstein SN2 sind<br />
die Nachtjäger wieder in der Lage, ihre<br />
Ziele zu finden. Handke dirigiert<br />
Drewes bis auf 1000 Meter an den<br />
Bomber heran, und in der mondhellen Nacht<br />
entdecken sie schließlich ihre Beute. Handke<br />
kann den Nachtjäger nur bis auf 500 heranführen,<br />
da dem SN 2 die Nahauflösung fehlt.<br />
Bei nur geringem Geschwindigkeits-Überschuss<br />
schiebt sich Drewes Nachtjäger unter<br />
Nur wenige Minuten danach stürzt die<br />
Lancaster brennend zu Boden.<br />
die Lancaster. Der Viermot fehlt noch immer<br />
eine Bodenwanne mit entsprechender Bewaffnung,<br />
sodass sie nach unten blind und wehrlos<br />
ist. Oberleutnant Drewes zielt mit seinem<br />
Reflexvisier am Kabinendach auf den linken<br />
Innenmotor der Lancaster. Dieses Visier ist auf<br />
die Schrägbewaffnung justiert, die im Rumpf<br />
hinter der Kabine eingebaut ist. Zwei 20-mm-<br />
Kanonen schießen in einem Winkel von<br />
72 Grad schräg nach oben, als Drewes auf seinen<br />
Auslöseknopf drückt. Kleine aufblitzende<br />
Flammen zeigen die Treffer in der Tragfläche.<br />
Der Einsatz der »schrägen Musik« ist nicht<br />
ungefährlich. Trifft er den Rumpf, könnten die<br />
Geschosse zur Explosion der Bomben führen,<br />
und die Lancaster würde den Nachtjäger dabei<br />
mit in die Tiefe reißen. Schnell breitet sich der<br />
Brand aus. Daher kurvt seine Maschine steil<br />
weg, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen.<br />
Nur wenige Minuten danach stürzt die<br />
Lancaster brennend zu Boden.<br />
Bis zum Morgengrauen verlor die RAF 95<br />
ihrer Bomber. Insgesamt setzte die Luftwaffe<br />
zur Abwehr der 795 feindlichen Bomber in<br />
dieser Nacht 246 ein- und zweimotorige<br />
Nachtjäger ein. Die größte Luftschlacht in der<br />
Nacht entschied die Luftwaffe für sich. Sie<br />
verlor in dieser Nacht nur fünf Nachtjäger.<br />
Durch diesen Erfolg zwang die Luftwaffe die<br />
RAF zur vorübergehenden Einstellung ihrer<br />
Sichtgerät für das FuG 220<br />
Foto Sammlung Cohausz<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
19
TECHNIK<br />
<strong>Nachtjagd</strong><br />
Die Ju 88 G-1 wurde auch von den Briten in der Luft erprobt. Gut zu erkennen<br />
sind die Seiten- und Höhenantennen auf der Tragfläche für das FuG 227<br />
Foto David Horn Collection/1000aircraftphotos.com<br />
Diese Bf 110 G-4 landete versehentlich in Dübendorf in der Schweiz, was erhebliche<br />
politische Spannungen hervorrief, da die deutsche Seite fürchtete, dass britische<br />
Agenten Einblicke in den hochgeheimen Nachtjäger erhalten. Die Maschine wurde<br />
schließlich von deutschen Spezialisten am 19. Mai 1944 gesprengt. Die Besatzung<br />
unter Leutnant Johnen konnte indes nach Deutschland zurückkehren<br />
Bomberoffensive. Harris Offensive stellte sich<br />
damit als Fehlschlag heraus.<br />
Das britische Bomberkommando erlitt mit<br />
zwölf Prozent der eingesetzten Maschinen die<br />
schwersten Verluste seit Beginn der Nachtbomberoffensive<br />
überhaupt. Selbst das Ziel<br />
Nürnberg wurde verfehlt, denn die Pfad -<br />
finder setzten ihre Leuchtmarkierungen bei<br />
Schweinfurt ab, und die meisten Bomben fielen<br />
außerhalb der Stadt.<br />
Britische Gegenmaßnahmen<br />
Der Einsatz der schrägen Musik blieb den Briten<br />
bis Ende 1943 verborgen. Obwohl die<br />
Flugzeugverluste der Bomber auffällig hoch<br />
blieben, wurde ein direkter Zusammenhang<br />
mit einer neuartigen Bewaffnung zunächst<br />
nicht hergestellt. Die Antwort lieferten heimgekehrte<br />
beschädigte britische Viermots. Bei<br />
Tragflächendurchschüssen konnte der Schusswinkel<br />
des Angreifers relativ leicht durch<br />
Das NJG 100 setzte mehrere Fw 189 als Nachtjäger ein. Selbst hier wurde ein<br />
MG 151 als Schrägbewaffnung eingebaut<br />
Das Fug-202-Lichtenstein-BC-Sichtgerät im Detail<br />
Foto Archiv Hafner<br />
20
Stahlstäbe, die durch die Ein- und Ausschusslöcher<br />
der Tragflächen geschoben wurden, ermittelt<br />
werden. Die Deutschen verwendeten<br />
im Einsatz eine Kombination von Spreng- und<br />
panzerbrechender Munition. Hätten sie ausschließlich<br />
Sprengmunition eingesetzt, wäre<br />
das nicht passiert und die Schräge Musik sicherlich<br />
noch länger geheim geblieben.<br />
Die ersten Gegenmaßnahmen, um »schräg«<br />
angreifende Nachtjäger abzuwehren, waren<br />
eher provisorischer Art. Kleine Sichtfenster im<br />
Rumpf sollten den Angreifer entdecken helfen.<br />
Außerdem stattete man die Bomber wieder<br />
mit nach unten gerichteten Waffen aus. Dies<br />
war allerdings wenig erfolgreich, da die Sicht<br />
Richtung Erdboden sehr eingeschränkt war<br />
und die neu angebrachten Maschinengewehre<br />
die Geschwindigkeit des Flugzeugs weiter verringerten.<br />
Vorschläge, auf die komplette Bewaffnung<br />
zu verzichten, um die Bomber<br />
schneller gegenüber den deutschen Nachtjägern<br />
zu machen, wurden verworfen.<br />
Daraufhin begannen erste Versuche mit<br />
radarbasierten Lösungen. Modifikationen des<br />
im Einsatz befindlichen »Monica«-Heckwarnradars<br />
brachten hier keine Besserung, da<br />
sie den Bereich unter dem Bomber nicht ausreichend<br />
erfassen konnten. Zu allem Übel<br />
nutzten die Nachtjäger dessen Emissionen,<br />
um den Bomber aufzuspüren. Eine prakti -<br />
kable Lösung fanden die Briten erst, als sie<br />
das H2S-Bodenradar erweiterten, das mit einigen<br />
Modifikationen und Zusatzbildschirm<br />
den Nahbereich besser auflösen und so einen<br />
anfliegenden Nachtjäger hinter oder unter<br />
dem Flugzeug besser erkennen konnte.<br />
Der Einsatz der schrägen Musik blieb den<br />
Briten bis Ende 1943 verborgen.<br />
Neben den technischen Verbesserungen<br />
spielte den Alliierten aber auch das Glück in die<br />
Hände: Denn am 13. Juli 1944 gelangten sie in<br />
den Besitz des kostbaren, neuen FuG 220, nachdem<br />
eine voll ausgerüstete Ju 88 G-1 wegen eines<br />
Navigationsfehlers irrtümlich auf der RAF-<br />
Basis Woodbridge in England gelandet war.<br />
Der Technikwettlauf geht weiter<br />
Die Besatzung des Obergefreiten Hans Mäckle<br />
von der III./NJG 2 bemerkte den Fehler zu<br />
spät und hatte keine Zeit mehr, die geheime<br />
Radarausrüstung zu zerstören. Neben dem<br />
FuG 220 war in der Junkers auch das den<br />
Alliierten bis dahin unbekannte FuG 227<br />
Flensburg eingebaut, das die Emissionen des<br />
Heinkel He 219 A-2 mit FuG 220. Der<br />
Nachtjäger flog 1944 bei der 2. Staffel<br />
des NJG 1<br />
Zeichnung H. Ringlstetter - Aviaticus<br />
in britischen Bombern installierten Monica-<br />
Radarwarngerätes anpeilen konnte. Diese<br />
Erkenntnis führte dazu, dass die Briten umgehend<br />
alle Monica-Radarwarnanlagen abschalteten<br />
und einige Frequenzbereiche des<br />
SN-2 blockierten. Deutsche Nachtjäger erhielten<br />
daraufhin eine neue Version der »Hirschgeweih«-Antenne<br />
mit um 45 Grad geneigten<br />
Dipolen für einen besseren Empfang der nicht<br />
blockierten Frequenzen.<br />
■<br />
»Rudeltaktik«<br />
Die »Zahme Sau« war im Prinzip eine Verfolgungsnachtjagd.<br />
Die Nachtjäger kreisten<br />
um ein zugewiesenes Funkfeuer und<br />
wurden anschließend in den feindlichen<br />
Bomberstrom eingeschleust. Hier kam<br />
es bei den Nachtjägern auf Reichweite<br />
und möglichst lange Flugdauer an. Daher<br />
ist es zu erklären, dass die Bf 110 trotz<br />
Zusatztanks mehr und mehr gegenüber<br />
der Ju 88 ins Hintertreffen geriet. ■<br />
Am 13. Juli 1944 landete dieser verbesserte Nachtjäger vom Typ Ju 88 G-1 versehentlich in<br />
Woodbridge, Großbritannien<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
21
TECHNIK<br />
Consolidated B-24 Liberator<br />
BEWÄHRUNG IN FERNOST UND NORDAFRIKA – TEIL 2<br />
In fremden Die<br />
Zuhause kritisch beäugt, beginnt die Liberator langsam, aber sicher ihr wahres Poten -<br />
zial zu entwickeln – gerade rechtzeitig, um sich in Fernost und in Nordafrika die ersten<br />
Sporen im Dienste der US-Streitkräfte zu verdienen<br />
Von Wolfgang Mühlbauer<br />
Weder das Bomber Command der<br />
RAF noch das US-Militär sind mit<br />
den ersten Liberator zufrieden (siehe<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2012). Trotzdem<br />
gilt sie für das US Army Air Corps (ab März<br />
1942 US Army Air Forces) und seine Air<br />
Power Doktrin als unumgänglich. Consolidated<br />
fährt darum ab Spätherbst 1941 zweigleisig.<br />
Zum einen baut man die restlichen von<br />
den Briten bestellten Flugzeuge, die zugleich<br />
konstruktiv verbessert sind, und liefert sie<br />
aus. Andererseits wird mit Hochdruck an einer<br />
voll kampftauglichen Version für die eigenen<br />
Luftstreitkräfte gearbeitet.<br />
So verlassen zunächst 140 Liberator II –<br />
auch LB-30 genannt – bis Anfang 1942 die<br />
Werkhallen. Während ihre Vorgänger LB-<br />
30A und LB-30B ursprünglich für Frankreich<br />
gedacht, dann aber von der RAF übernommen<br />
worden waren, ist die LB-30 von<br />
Beginn an nur für die Briten bestimmt. Viele<br />
Erkenntnisse aus den bisherigen Einsatzerfahrungen<br />
der RAF fließen in ihre Konzeption<br />
ein.<br />
22
nsten gereift<br />
Ursprünglich sollen die B-24D des Halverson Provisional Detachment nach<br />
China verlegen, werden aber stattdessen ab Juni 1942 in Nordafrika belassen<br />
Äußerlich unterscheidet sie sich von den<br />
Vorläufern besonders durch den 79 Zentimeter<br />
längeren Vorderrumpf, in dem nun auch<br />
der Navigator leidlich Platz hat. Gerüchten<br />
zufolge steckt Firmenchef Reuben Fleet persönlich<br />
dahinter: Ihm erschien angeblich die<br />
»Nase« des Bombers zu »platt« und damit das<br />
Flugzeug unattraktiv. In Wahrheit war die Verlängerung<br />
nachträglich vom französischen Auftraggeber<br />
verlangt worden. Der Antrieb ist dagegen<br />
gleich geblieben: vier Pratt & Whitney<br />
R-1830-33 Motoren ohne Lader, dafür aber mit<br />
effizienteren Curtiss Electric Luftschrauben.<br />
Außerdem ist die Leitwerksfläche größer<br />
und der hintere Rumpfbereich breiter geworden.<br />
Der Kampfwert steigt dank beschusssicherer<br />
Tanks sowie der Möglichkeit, mittig<br />
auf dem Rumpfrücken und im Heck Drehtürme<br />
einrüsten zu können, spürbar. Die Maschinen<br />
erhalten nach ihrer Übernahme durch<br />
die RAF zwei je vierfach bestückte elektro-hydraulische<br />
Drehstände von Boulton Paul.<br />
Insgesamt treffen vorerst 65 Liberator II in<br />
England ein – die restlichen 75 Stück reißt sich<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
23
TECHNIK<br />
Consolidated B-24 Liberator<br />
Entsteht als verbesserte Serienversion für die RAF: LB-30 Liberator<br />
II. Als Defensivbewaffnung kommen britische Boulton-<br />
Paul-Drehstände zum Einbau<br />
Foto via Buttler<br />
Fertigung der B-24D<br />
Für die Massenherstellung der B-24D und<br />
ihrer Nachfolger wird der Liberator Produc -<br />
tion Pool ins Leben gerufen, um die hohen<br />
Produktionsraten sicherzustellen. Nach umfangreicher<br />
Vorbereitung läuft die Fertigung<br />
ab Dezember 1941 bei Consolidated in San<br />
Diego an. Nur fünf Monate später sind auch<br />
die ersten B-24D im neuen Zweigwerk in<br />
Fort Worth, Texas, fertig. Ab Juli beginnt zusätzlich<br />
die Lizenzproduktion bei Douglas in<br />
Tulsa, Oklahoma. In beiden Fällen leistet<br />
San Diego Starthilfe und liefert zahlreiche<br />
Fertigungslinie der B-24D in San Diego<br />
Komponenten. Generell erhalten Maschinen<br />
aus San Diego das Fertigungskürzel CO,<br />
während CF für Flugzeuge aus Fort Worth<br />
steht und DT für solche aus Tulsa. San Diego<br />
stellt 2415, Fort Worth 303 und Tulsa<br />
zehn B-24D her – andere Quellen sprechen<br />
von 2381, 305 und zehn Exemplaren. Für<br />
die Produktion der Folgeversionen werden<br />
zwei weitere Lizenzbetriebe in den Pool einbezogen:<br />
Ford (FO) mit dem Werk Willow<br />
Run, Michigan, und North American (NT) in<br />
Dallas, Texas.<br />
■<br />
Foto Consolidated<br />
das US Air Corps erst einmal selbst unter den<br />
Nagel. Wider Erwarten wandern die britischen<br />
Flugzeuge nicht geschlossen zum Coastal<br />
Command – so könnte man aufgrund früherer<br />
Erfahrungen zumindest annehmen. Zumal<br />
sich die Viermot hier als Seeaufklärer gut<br />
bewährt und dringend mehr davon gebraucht<br />
werden. Nein, die RAF will die Liberator II<br />
tatsächlich als strategischen Bomber nutzen.<br />
In Etappen nach Indien<br />
Freilich nicht über Westeuropa, sondern zunächst<br />
im mittleren Osten. Hier, wo bisher<br />
meist nur älteres Fluggerät vorhanden ist,<br />
nimmt man die Liberator II schon dank ihrer<br />
großen Reichweite mit Freuden. Allerdings<br />
sind es nur einzelne Exemplare, die im Dezember<br />
1941 in Nordafrika eintreffen. Von<br />
hier aus fliegen sie bis in den folgenden Juni<br />
hinein Angriffe auf Italien sowie gegen die<br />
Streitkräfte der Achsenmächte oder bringen<br />
Nachschub für Partisanen auf dem Balkan,<br />
ehe man sie wieder abzieht.<br />
Die ersten beiden Liberator-Bombergruppen<br />
der RAF – die No 159 und No 160 Sqn –<br />
werden im Januar 1942 in England aufgestellt<br />
und sollen in Indien kämpfen. Doch bleiben<br />
beide Verbände ab März beziehungsweise<br />
Juni mehrere Monate mit ihren Bombern im<br />
Mittleren Osten hängen, wo sie intensiv an<br />
den Kriegshandlungen teilnehmen.<br />
Während die No 159 Sqn schließlich bis<br />
Oktober 1942 in Indien anlangt, muss die<br />
No 160 Sqn zahlreiche Flugzeuge an das RAF<br />
Middle East Command abgeben, ehe der Verband<br />
Anfang 1943 in Ceylon eintrifft. Beim<br />
Middle East Command beginnt wenig später<br />
schon die Umrüstung auf den Nachfolger<br />
Liberator B.Mk.III, wohingegen die letzten<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, USAF<br />
24
B-24D, serial 41-11622, »Edna Elizabeth«,<br />
der 98th BG USAAF, stationiert in<br />
Fayid. Sie musste nach dem Angriff auf<br />
Ploesti am 12. Juni 1942 in der Türkei<br />
notlanden<br />
Zeichnung Juanita Franzi<br />
Liberator II im Fernen Osten noch bis August<br />
1943 an vorderster Font kämpfen. Viele davon<br />
hat man zwischenzeitlich zu Transportern<br />
umgerüstet, die teilweise zivil bei der BOAC<br />
oder der Quantas fliegen. Die letzten sind<br />
noch 1949 bei der Berliner Luftbrücke dabei.<br />
Nun wieder einige Jahre zurück: Am<br />
19. Dezember 1941 ist die erste von neun<br />
gebauten B-24C in San Diego fertig. Die Maschinen<br />
fungieren als Vorserie für die eigentliche<br />
erste Einsatzvariante der USAAF: die<br />
B-24D. Ihr Antrieb aus vier Pratt & Whitney<br />
R-1830-41 samt Turboladern ist ebenso direkt<br />
von der XB-24B übernommen wie die selbstdichtenden<br />
Tanks. Weiterhin gibt es einen elektro-hydraulischen<br />
Drehturm von Martin auf<br />
dem Rumpfrücken unmittelbar hinter dem<br />
Cockpit und einen weiteren von Consolidated<br />
im Heck. Beide Waffenstände sind mit je<br />
zwei 12,7-mm-MG bestückt. Ähnlich wie bei<br />
der LB-30 ist der Vorderrumpf verlängert, und<br />
zwar um 78 Zentimeter. Weitere Abwehrkraft<br />
liefert ein manuell bedientes MG an der hinteren<br />
Rumpfunterseite – die sogenannte Tunnel<br />
Gun, die der Schütze auf dem Bauch liegend<br />
bedient.<br />
Endlich voll kampftauglich<br />
Trotz allem taugt auch die B-24C nicht zum<br />
Gefecht und dient nur Schul- und Trainingszwecken.<br />
Recht bald stuft man sie ähnlich der<br />
B-24A als »restricted« ein und ändert die Typbezeichnung<br />
entsprechend in RB-24C. Die<br />
neun sogenannten Production Breakdown<br />
Aircraft stellen ohnehin nur die Generalprobe<br />
für die Massenfertigung dar, deren Vorbereitungen<br />
bei Consolidated seit Jahresmitte 1941<br />
auf Hochtouren laufen (siehe Kasten S. 24).<br />
Bereits am 23. Januar 1942 steht die erste<br />
B-24D zur Auslieferung bereit – mit vier<br />
R-1830-43 Motoren, die ihre Kraft auf Hamilton<br />
Standard Propeller übertragen. Im Laufe<br />
der Herstellung schwenkt die Fertigungslinie<br />
in San Diego auf R-1830-65 Triebwerke um,<br />
während die beiden anderen beteiligten Werke<br />
in Fort Worth und Tulsa weiterhin die ursprünglichen<br />
Motoren verwenden.<br />
C-87 Liberator Express<br />
1942 wird die serienmäßige Fertigung eines Langstreckentransporters ähnlich dem britischen Transporter<br />
LB-30 Liberator II durch Umbau der B-24D beschlossen. Das Musterflugzeug ist im August<br />
fertig. Der durchgehende Frachtraum ist über eine Seitentür zugänglich, alternativ haben bis zu 25<br />
Passagiere Platz. 257 der C-87 Liberator Express genannten Maschinen sowie sechs C-87A VIP-Transporter<br />
entstehen von September 1942 bis August 1944; hinzu kommen fünf AT-22 Besatzungstrainer.<br />
Chinesische Truppen gehen<br />
an Bord einer C-87<br />
C-87 »Gulliver II« auf Trinidad,<br />
April 1943<br />
Die letzte gebaute C-87,<br />
s/n 44-52987, auf Werksflug<br />
Von Beginn an ist die Massenproduktion<br />
der B-24D von oft einsatzbedingten Verbesserungen<br />
und Modifikationen gekennzeichnet.<br />
Ein Paradebeispiel dafür ist die Abwehrbewaffnung.<br />
So wird der ursprüngliche Heckturm<br />
A-6 von Consolidated später vom A-6A<br />
mit verbesserten Sichtverhältnissen abgelöst.<br />
Davon unabhängig verlässt der Bomber anfangs<br />
die Fertigung mit nur einer zusätzlichen<br />
Kugellafette für ein 12,7-mm-MG in der Bug-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
25
TECHNIK<br />
Consolidated B-24 Liberator<br />
Zahlreiche LB-30 der RAF werden im Laufe der Zeit zu<br />
unbewaffneten Transportern umgerüstet und teilweise<br />
auch nach dem Krieg genutzt<br />
Foto via Buttler<br />
B-24E – der fehlerhafte Klon von Ford<br />
Dient meist nur als Trainer: B-24E<br />
Die B-24E unterscheidet sich nur marginal<br />
von der B-24D. Die Mehrzahl der Flugzeuge<br />
hat R-1830-65-Motoren sowie verbesserte<br />
Luftschrauben. Hauptauftragnehmer ist<br />
Ford in seiner aus dem Boden gestampften,<br />
wahrhaft gigantischen Fertigungsanlage Willow<br />
Run. Sie arbeitet nach dem Fließbandsystem<br />
des Autofabrikanten – wovor Fachleute<br />
ausdrücklich warnen. Und tatsächlich<br />
produziert man dort zwar Bomber in Rekordzeit,<br />
braucht aber lange, um in Hinblick auf<br />
die Fertigungsqualität mit den restlichen<br />
Werken im Production Pool gleichzuziehen.<br />
Bei Ford gebaute B-24E in Ladd Field, Alaska<br />
Foto USAF<br />
Deren Flexibilität im Fertigungsablauf, vor allem<br />
bei Sofortänderungen, bleibt wegen<br />
des Fließbandprinzips dagegen unerreichbar.<br />
So fungiert die B-24E praktisch nur als<br />
Lehrstück, gilt nie als fehlerfrei oder kampftauglich.<br />
Verwendung findet sie fast nur in<br />
Nordamerika als Trainer. Dennoch werden<br />
801 Exemplare hergestellt – selbst als der<br />
mangelnde Einsatzwert längst feststeht.<br />
490 Stück fertigt Ford selbst; für weitere<br />
144 aus Fort Worth sowie 167 Maschinen<br />
aus Tulsa liefert Willow Run zahlreiche Baugruppen.<br />
■<br />
Foto USAF<br />
kanzel, später kann man dort bis zu drei dieser<br />
Waffen einrüsten. Die Tunnel Gun weicht<br />
ab dem 77. Serienexemplar einem über Peris -<br />
kop gesteuerten Bendix-Kugelturm mit zwei<br />
12,7-mm-MG, der sich schnell als ebenso nutzlos<br />
wie in der B-17E (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> CLAS-<br />
SIC 04/2012) erweist – weshalb man nach 279<br />
entsprechend ausgelieferten Maschinen wieder<br />
auf die Tunnel Gun zurückgreift.<br />
LB-30 an die Pazifikfront<br />
Das bleibt so lange Übergangslösung, bis ab<br />
dem Produktionsblock 140 ein Sperry-Kugelturm<br />
zum Einbau kommt. Er lässt sich, ganz<br />
im Gegensatz zur B-17, auch während des Fluges<br />
aus- oder einfahren und jederzeit vom<br />
Schützen wieder verlassen. Im Laufe der Produktion<br />
kann die intern beförderte Abwurflast<br />
von anfänglich bis zu acht 500-kg-Bomben auf<br />
die gleiche Anzahl mit je 750 Kilogramm gesteigert<br />
werden. Hinzu kommen Unterflügel -<br />
aufhängungen für zwei 1800-kg-Bomben, die<br />
man aber kaum nutzt. Zu guter Letzt durchlaufen<br />
viele der insgesamt 2728 (nach anderer<br />
Quelle 2696) produzierten B-24D ab Herbst<br />
1942 in den Modification Yards der USAAF eine<br />
Nachrüstung auf Drehtürme im Bug.<br />
Ironischerweise sind die ersten Viermot<br />
aus San Diego, die für die USA in den Krieg<br />
ziehen, von den Briten einkassierte LB-30,<br />
genauer gesagt zwölf Flugzeuge der 11th<br />
Bomb Squadron (BS), einem Verband der 7th<br />
Bombardement Group (BG). Die Gruppe hat<br />
sie kurz nach Kriegseintritt gegen ihre B-17E<br />
ausgetauscht und soll mit dem Rest des Geschwaders<br />
auf die Philippinen verlegen.<br />
Doch der schnelle japanische Vormarsch verhindert<br />
das. Stattdessen finden sie sich nach<br />
und nach auf Java ein. Dort starten einige in<br />
26
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TECHNIK<br />
Consolidated B-24 Liberator<br />
Die insgesamt neun gebauten B-24C gelten als<br />
Vorserie der anschließend in Massenproduktion<br />
hergestellten Einsatzversion B-24D Foto Consolidated<br />
Diese Liberator II, s/n AL579, gehört zur No 159 Sqn – einem jener zwei<br />
Liberator-Verbände der RAF, die 1942 in Nordafrika kämpfen Foto RAF<br />
Ab Ende Januar 1942 sind die ersten B-24D fertig zur Auslieferung an<br />
die amerikanischen Streitkräfte<br />
der Nacht vom 16. auf den 17. Januar 1942<br />
erstmals gegen die Invasionsstreitkräfte.<br />
Weitere Einsätze, oft Seite an Seite mit den<br />
B-17E des Geschwaders, folgen. Als Anfang<br />
März der endgültige Rückzug nach Nordaustralien<br />
befohlen wird, sind nur mehr vier<br />
LB-30 übrig.<br />
Einer jener Bomber fliegt weiter nach Indien,<br />
um sich hier einem B-17E-Verband des<br />
Geschwaders anzuschließen, der mit seinen<br />
Maschinen den Nukleus der Mitte Februar<br />
aus der Taufe gehobenen 10. US-Luftflotte bildet.<br />
Der größere Teil der requirierten LB-30<br />
bleibt jedoch weit weg vom großen Kampfgetümmel<br />
und ist in Alaska, auf den Aleuten<br />
Technische Daten – Consolidated B-24D<br />
oder in Panama stationiert. 23 Stück davon<br />
werden im Lauf der Zeit wieder an die Briten<br />
zurückgegeben.<br />
Ideal für Fernost<br />
In Indien trifft dann am 7. April 1942 erstmals<br />
eine B-24D ein – zugleich die erste Maschine<br />
ihrer Art, die man in ein aktives Kriegsgebiet<br />
schickt. Sie gehört zur 436th BS, damals nördlich<br />
von Kalkutta stationiert. Erst Anfang Oktober<br />
finden weitere fünf davon den Weg<br />
dorthin. Das verdeutlicht, wie wenig Priorität<br />
moderne Nachschubgüter für den Kriegsschauplatz<br />
in Indien, Burma und China vorerst<br />
genießen.<br />
Länge<br />
20,23 m<br />
Höhe<br />
5,46 m<br />
Spannweite<br />
33,53 m<br />
Flügelfläche 97,36 m²<br />
Triebwerk<br />
vier luftgekühlte Pratt & Whittney R-1830-43 Twin Wasp<br />
14-Zylinder-Doppelsternmotoren mit je 1200 PS Startleistung<br />
Startmasse<br />
27 216 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit 488 km/h in 7620 m Höhe<br />
Reichweite<br />
maximal 5630 km<br />
Dienstgipfelhöhe<br />
9754 m<br />
Bewaffnung<br />
zehn 12,7-mm-Browning-MG<br />
maximal 3990 kg Bombenlast<br />
Besatzung<br />
bis zu zehn Mann<br />
Dabei ist eines längst klar geworden: Die<br />
LB-30/B-24 ist der am besten geeignete<br />
schwere Bomber für den Einsatz im Pazifik<br />
und fernöstlichen Raum – vor allem dank ihrer<br />
im Vergleich zur B-17 höheren Reichweite,<br />
Ausdauer und Bombenlast sowie der Fähigkeit,<br />
auch stark überladen vom Boden zu<br />
kommen. Dennoch ist oft massive Überredungskunst<br />
nötig, um den Widerwillen jener<br />
Besatzungen zu überwinden, die zuvor die so<br />
oft glorifizierte B-17 geflogen haben. Manchmal<br />
hilft hier nur die Drohung mit dem<br />
Kriegsgericht.<br />
Nadelstiche gegen Japan<br />
Erst gegen Jahresende sind die schweren<br />
Bomberverbände der Alliierten im indischburmesischen<br />
Kriegsgebiet einheitlich organisiert.<br />
Man beginnt, sie auf die B-24 umzustellen,<br />
und gewinnt langsam, aber stetig an<br />
Stärke. Im Süd- und Südwestpazifik dauert es<br />
ebenfalls bis in den Herbst 1942 hinein, ehe<br />
sich die USAAF dort ausreichend reorganisiert<br />
und die B-24D in nennenswerter Anzahl<br />
auftaucht. Mehr als Nadelstiche lassen sich also<br />
in Fernost fast das gesamte Jahr über mit<br />
ihr nicht austeilen. Davon aber sind einige<br />
recht bemerkenswert – wie etwa der Langstreckenangriff<br />
jener besagten fünf Maschinen<br />
der 436th BS am 21. Oktober 1942 auf die Lin-<br />
Hsi Kohlegruben nördlich von Peking.<br />
28
B-24D der 9th BS der 7th BG USAAF,<br />
stationiert Anfang 1943 auf der Pandaveswar<br />
Air Force Base, Indien<br />
Zeichnung Juanita Franzi<br />
Die »Festung Europa« gerät zum ersten<br />
mal wider Erwarten nicht von England, sondern<br />
von Nordafrika aus durch die B-24 der<br />
USAAF in Bedrängnis. Es handelt sich dabei<br />
um 23 Flugzeuge des Halverson Provisional<br />
Detachment (Halpro) unter dem Befehl des<br />
gleichnamigen Colonels. Sie gehören zur 98th<br />
BG, die man in Florida aufgestellt hat, um<br />
Tokyo zu bombardieren. Als sie auf der langen<br />
Überführungsroute Richtung Fernost Anfang<br />
Juni 1942 in Ägypten eintreffen, presst man sie<br />
hier aber kurzerhand ins Kampfgeschehen.<br />
Erstmals im Visier: Ploesti<br />
Am 11. Juni 1942 startet Halverson an Bord einer<br />
B-24D mit zwölf weiteren Maschinen zum<br />
ersten Bombenangriff der Amerikaner auf das<br />
europäische Festland. Ziel sind die Ölraffinerien<br />
im rumänischen Ploesti. Am frühen Morgen<br />
des folgenden Tages werfen zehn der<br />
Bomber ihre Last auf die Astra Romana Raffinerie<br />
ab, der Rest auf sekundäre Ziele. Zwar<br />
richtet der eher symbolische Angriff kaum<br />
Schaden an, wirbelt aber viel Staub auf. Fortan<br />
wird die Luftverteidigung dieser für das<br />
Dritte Reich lebenswichtigen Anlagen systematisch<br />
ausgebaut. Zu Recht, denn Ploesti<br />
wird in nicht allzu ferner Zukunft verstärkt<br />
von der B-24 heimgesucht werden.<br />
Eine B-24D der 7th BG, stationiert auf der in Indien gelegenen Pandaveswar Army Air Base,<br />
nähert sich ihrem Angriffsziel Rangoon<br />
Der Rückflug nach Ägypten gelingt Halversons<br />
Bombern aber nicht. Seine Maschine<br />
landet mit fünf anderen im Irak, drei weitere<br />
gehen in Syrien, die restlichen vier in der<br />
Türkei nieder. Um diplomatische Verwicklungen<br />
zu vermeiden, überlässt man sie den<br />
Die ›Festung Europa‹ gerät erstmals von Nordafrika<br />
aus durch die B-24 in Bedrängnis.<br />
Türken, die sie im August ihren Streitkräften<br />
eingliedern. Die US-Crews müssen eine Zeit<br />
lang als Instruktoren herhalten, wobei sich<br />
eine davon am 15. September mit einer der<br />
B-24D nach Zypern absetzt. Der Bomber<br />
wird im Anschluss jedoch wieder der Türkei<br />
zurückgegeben. Lesen Sie in einer kommenden<br />
Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>,<br />
wie es mit den Einsätzen der B-24D über<br />
Europa und ihrer technischen Entwicklung<br />
weitergeht.<br />
■<br />
Quellen (Auswahl):<br />
Bowman, M.: Consolidated B-24 Liberator.<br />
Crowood Aviation Press.<br />
Dorr, R., und Lake, J.: Consolidated B-24<br />
Liberator. In: International Air Power Review,<br />
Vol.4, S. 126ff.<br />
Dorr, R.: B-24 Liberator Units of the Pacific<br />
War. Osprey Combat Aircraft 11.<br />
O’Leary, M.: Consolidated B-24 Liberator.<br />
Osprey Production to Frontline 4.<br />
Vorbereitung zum Feindflug: eine B-24D der 27th Divisonal Squadron wird<br />
startklar gemacht, um japanische Stützpunkte auf den Aleuten anzugreifen<br />
Als sie an der Front nicht mehr gebraucht werden, lässt die USAAF viele ihrer<br />
noch verbliebenen LB-30 zu Transportern ähnlich der C-87 umbauen<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
29
ZEITGESCHICHTE<br />
Nachrichten-Ju 52<br />
DER RÄTSELHAFTE FLUG EINER JU 52<br />
Das Geisterflug<br />
Es ist ein Fliegerkrimi: Eine Luftwaffen-Ju-52 überfliegt<br />
die Schweizer Grenze und meldet sich nicht<br />
mehr. Über Frankreich fällt die Junkers schließlich<br />
französischen Jägern zum Opfer. Mit an Bord:<br />
Erwin Hädrich. Jahrelang trug sein Sohn<br />
Klaus-Erwin die Puzzleteile dieses<br />
Rätsels zusammen. Hier ist<br />
die Geschichte<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Die Junkers fliegt unbeirrt weiter nach<br />
Nordwesten und macht keine Anstalten<br />
abzudrehen. Längst ist es zu spät,<br />
denn die Deutschen werden bereits gejagt.<br />
Französische Jagdflugzeuge lassen die dreimotorige<br />
Maschine nicht aus den Augen.<br />
Schließlich befand man sich seit gut einem<br />
halben Jahr mit den »Boches« im Kriegszustand.<br />
Und so laden die französischen Piloten<br />
ihre Waffen durch, schalten das Reflexvisier<br />
ein und greifen an. Rasch kommt die Jagdmeute<br />
näher. Mit ihren 486 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
sind die Moranes fast dreimal<br />
so schnell wie die Ju 52.<br />
Die Geschossgarben pfeifen der alten Ju<br />
ums Leitwerk, erfassen sie schließlich. Eine<br />
ganze Weile hämmern die Maschinengewehre<br />
auf den langsamen Riesen ein, bis er<br />
schließlich Feuer fängt. Abwehrfeuer gibt es<br />
nicht, und Fallschirme sind auch keine zu sehen.<br />
Noch einen Kilometer fliegt die Ju 52 stur<br />
weiter, als wolle sie nicht wahrhaben, was da<br />
gerade mit ihr geschieht. Dann stürzt die Maschine<br />
in die Tiefe …<br />
Dabei hat der Tag für die Besatzung der<br />
Junkers am Morgen des 7. April 1940 noch<br />
vielversprechend begonnen. Sie gehören zur<br />
9. Flieger-Versuchs-Kompanie im Luftnachrichten-Schul-<br />
und Versuchsregiment am Fliegerhorst<br />
in Köthen, in der Magdeburger Börde.<br />
An diesem Frühlingstag erhalten sie einen<br />
besonderen Flugauftrag: ein unbewaffneter<br />
Flug über Stuttgart nach Ulm, um ein neues<br />
Funkverfahren auszuprobieren … Rückkehr<br />
am nächsten Tag.<br />
An Bord sind neun Mann: Flugzeugführer<br />
Feldwebel Gerhard Weinberg, Kommandant<br />
und Copilot Hauptmann Biel, Funker Feldwe-<br />
bel Erwin Hädrich, Feldwebel Engelhardt, Unteroffizier<br />
Heinz Fischer, Feldwebel Horst Link,<br />
Unteroffizier Erich Berndt, Leutnant Deutschbauer<br />
und Unteroffizier Horst Winkler.<br />
Plötzlich wird es still<br />
Ihre Junkers Ju 52/3mg mit dem Kennzeichen<br />
CN+DT hat ihnen bereits im Polen-Einsatz<br />
treue Dienste geleistet. Der Flug wird mit einer<br />
Zwischenlandung in Böblingen bei Stuttgart<br />
unterbrochen, ehe sie um 16:08 Uhr wieder<br />
Richtung Ulm starten.<br />
Die Junkers steigt auf eine größere Höhe,<br />
und die Flieger setzen sogleich ihre Sauerstoffmasken<br />
auf, ehe sie mit der Navigationsarbeit<br />
beginnen und dann die Kurssteuerung einschalten.<br />
Während die Motoren ruhig und zuverlässig<br />
vor sich hin brummen, erproben die<br />
Männer die Funkanlagen. Dann wird es plötz-<br />
30
zeug<br />
Fliegerporträt von Erwin<br />
Hädrich. Sein Sohn versuchte<br />
zu enträtseln, warum ...<br />
... die Nachrichten-Ju CN+DT verloren<br />
ging. Hier ist neben der<br />
Maschine die zerlegbare Bodenantenne<br />
aufgebaut. Gut erkennbar<br />
sind auch die zwei vorderen<br />
Antennenmasten<br />
lich seltsam still, Funksprüche erreichen die<br />
Bodenstellen fortan nicht mehr. Doch nicht nur<br />
das: Die Ju 52 weicht langsam von ihrem vorgesehenen<br />
Kurs ab und fliegt der schweizerischen<br />
Grenze entgegen! Um 17:03 Uhr lässt sie<br />
schließlich den deutschen Luftraum hinter<br />
sich; noch immer meldet sich die Besatzung<br />
nicht. Was haben die jungen Flieger vor?<br />
Unbeirrt setzen sie ihren Flug fort und erreichen<br />
Basel. Sie befinden sich nun gefährlich<br />
nahe am französischen Luftraum. Ist es womöglich<br />
ein Geheimauftrag, der sie hierher<br />
geführt hat? Immerhin wäre dies eine Erklärung<br />
für die absolute Funkstille, die sie noch<br />
immer einhalten. Unbemerkt bleiben sie allerdings<br />
nicht. Denn kaum haben sie die<br />
Grenze überflogen, wird die Junkers von<br />
französischer Flak beschossen, die jedoch keine<br />
Treffer verbuchen kann.<br />
Parallel dazu sind bereits acht französische<br />
MS-406-Jäger der Groupe de Chasse GC II/7<br />
»Nice« aus Luxeuil les Bains unter Staffelkapitän<br />
Papin und drei MS 406 der GC I/6 aus<br />
Chissey auf Patrouille. Sie erreichen die »Ju«<br />
gegen 16:20 Uhr französischer Zeit bei Meurcourt<br />
und schießen sie in Brand. Nach etwa<br />
einem Kilometer explodiert einer der Tanks,<br />
und die linke Tragfläche der Ju 52 bricht ab.<br />
Das ist das Ende.<br />
Die letzte Ehre<br />
Die Absturzstelle auf einer Wiese am Rand eines<br />
Waldes sieht grauenhaft aus. Französisches<br />
Militär und Polizei sichern den Bereich,<br />
untersuchen das Wrack und beginnen, die<br />
sterblichen Überreste der Besatzung zu bergen.<br />
Zwei davon sind völlig verbrannt. Die<br />
Leichen werden in ihre Fallschirme eingewickelt<br />
und in einfache Holzsärge gelegt. Im<br />
Rathaus von Meurcourt werden sie mit einer<br />
Totenwache aufgebahrt.<br />
Zu diesem Zeitpunkt des Krieges ist noch<br />
Raum für Ehrerweisungen. Am 9. April gibt es<br />
einen Gottesdienst in der Dorfkirche im<br />
Beisein von zwei Militärgeistlichen beider Konfessionen.<br />
Danach werden die Toten mit militärischen<br />
Ehren auf dem Dorffriedhof beigesetzt.<br />
Bei jedem Sarg wird salutiert und ein<br />
Horn spielt. Eine französische Mutter vertritt<br />
die abwesenden deutschen Angehörigen. Eine<br />
zweite Mutter widmet den Gefallenen ein Gedicht:<br />
»Da das Schicksal es so gewollt hat, übergeben<br />
wir Euch unserer heimatlichen Erde zur<br />
letzten Ruhestätte. Ich bringe Euch Blumen, bescheidene<br />
Blumen Frankreichs, Blumen der Erinnerung,<br />
begleitet von unserer Bewunderung<br />
für Eure erfüllte Pflicht. Der Gedanke an Eure<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
31
ZEITGESCHICHTE<br />
Nachrichten-Ju 52<br />
Erwin Hädrichs Nachrichten Ju 52, CN+DT zwischen Transportmaschinen<br />
Lieben, die Ihr daheim gelassen habt, und die<br />
Größe Eures Opfers für das Vaterland möge jeden<br />
Hass verscheuchen und unserer Hoffnung<br />
auf Frieden Platz machen.«<br />
Ein Sohn auf Spurensuche<br />
In den meisten Fällen wäre so eine tragische<br />
Geschichte hier zu Ende gewesen und heute<br />
völlig vergessen. Aber Klaus-Erwin Hädrich,<br />
dem Sohn des Bordfunkers Erwin Hädrich,<br />
hat das Schicksal seines Vaters keine Ruhe gelassen.<br />
Er wurde am 4. Oktober 1940 geboren<br />
und hat somit seinen Vater nie kennengelernt.<br />
Das Fotoalbum und die Dokumente seines<br />
Vaters, insbesondere eine Anzahl »Rundbriefe«<br />
an die Hinterbliebenen des Absturzes, bildeten<br />
für ihn die Grundlage, um das tragische<br />
Ereignis akribisch in einer Familienchronik zu<br />
dokumentieren. Viele Informationen hat er<br />
auch von seiner Mutter bekommen, die ihre<br />
Kenntnisse wiederum von Freunden und Kameraden<br />
seines Vaters hatte.<br />
Und dies ist seine Geschichte: Erwin Martin<br />
Hädrich wird am 17. Juli 1913 in Lübeck<br />
geboren und besucht dort die Mittelschule.<br />
Am 2. Mai 1935 tritt er in Waasow der Wehrmacht<br />
bei und wird bis September 1936<br />
Die Besatzungen der<br />
Nachrichten-Ju lebten<br />
meist direkt bei ihren<br />
Maschinen<br />
als Bordfunker und<br />
Fliegerschütze ausgebildet.<br />
Es muss wohl<br />
eine besondere Ausbildungsrichtung<br />
gewesen<br />
sein, denn im<br />
Juni 1936 reist er in einer<br />
Ju 52 nach Tripolis<br />
in Libyen. Das ist<br />
schon in den 1930er-<br />
Jahren etwas ganz Besonderes<br />
und geht natürlich<br />
nur in Zivil!<br />
Im Januar 1936 verpflichtet sich Erwin<br />
Hädrich für zwölf Jahre Dienst, und ab April<br />
1936 gehört er zur 9./Flieger-Versuchs-Kompanie<br />
des II./Ln-Schul- und Versuchsregiments<br />
in Köthen. Diese Einheit ist dort seit<br />
November 1937 stationiert und bildet Bodenund<br />
Bordfunker sowie Mannschaften für<br />
Hochfrequenzgeräte aus. Hier werden auch<br />
Funknavigationsverfahren wie die X- und<br />
Erinnerung an<br />
den Polenfeldzug<br />
Y-Leitstrahlverfahren<br />
entwickelt, die insbesondere<br />
bei den Luftangriffen<br />
auf England<br />
bekannt werden sollen.<br />
Stationiert sind bei<br />
der Einheit überwiegend<br />
Nachrichten-Ju<br />
52, eine Sonderausführung<br />
mit einer erweiterten und leistungsstarken<br />
Funkanlage (FuG 100). Von außen sind<br />
die Maschinen am doppelten Antennenmast<br />
direkt hinter dem Führerraum zu erkennen.<br />
Auftrag der Nachrichten-Junkers ist es,<br />
Funkverbindungen über größere Entfernungen<br />
von neu errichteten Feldflugplätzen oder<br />
›Die Größe Eures Opfers für das Vaterland<br />
möge jeden Hass verscheuchen.‹<br />
gerade eingenommenen und gesicherten<br />
Flugplätzen des Gegners herzustellen.<br />
Deshalb fliegen diese Maschinen auch immer<br />
bei den ersten Transportverbänden mit.<br />
Nach der Landung wird eine große, teleskopartig<br />
verspannte Bodenantenne neben der<br />
Maschine aufgebaut, und Informationen über<br />
den Zustand des Platzes und den Verlauf der<br />
Operation werden an das Hauptquartier des<br />
jeweiligen Fliegerkorps übermittelt, das die<br />
Luftwaffeneinsätze koordiniert.<br />
Die Ju 52 als Wohnstatt<br />
Die Besatzung wohnt bei der Maschine in<br />
einem großen Zelt. Zu einer Nachrichten-Ju<br />
gehören neben der Stammcrew aus Kommandant,<br />
Flugzeugführer, Bordfunker und<br />
Bordmechaniker auch drei Peilfunker, zwei<br />
Angehörige von Fernsprechkompanien und<br />
ein Flugsicherungsfunker.<br />
In Köthen wohnt Erwin Hädrich in einer<br />
privaten Wohnung außerhalb der Kaserne. So<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Klaus-Erwin Hädrich<br />
32
Junkers Ju 52/3m, CN+DT, der<br />
9. Flieger-Versuchs-Kompanie.<br />
Die Gestaltung der Unterseite der<br />
Maschine ist spekulativ<br />
Zeichnung Herbert Ringlstetter<br />
Französisches Militär untersucht die Absturzstelle<br />
verbringt er die dienstfreie Zeit bei seiner<br />
Frau. Sein Nachbar ist Gerhard Weinberg,<br />
der Pilot der Ju 52. Am 1. Juli 1939 heiratet<br />
Hädrich seine Verlobte Irma Restorf.<br />
Eine dunkle Vorahnung<br />
Ihr Glück ist nur von kurzer Dauer, denn der<br />
schicksalhafte 7. April 1940 naht. Erwin Hädrich<br />
deutet wohl an, dass der geplante Flug<br />
für Versuchszwecke etwas Besonderes werden<br />
würde, denn seine Frau wird unruhig –<br />
vielleicht hat sie eine Vorahnung … Deshalb<br />
kehrt er morgens nochmals kurz zur Wohnung<br />
zurück, nachdem er diese bereits verlassen<br />
hatte. Er versucht, seine Frau zu beruhigen,<br />
und verabschiedet sich mit den Worten<br />
»Mach Dir keine Sorgen, mit dieser alten<br />
Mühle kommen wir immer wieder zurück!«<br />
Er ist nur 27 Jahre alt geworden.<br />
Sein Sohn Klaus-Erwin wird später nicht<br />
der Erste sein, der Licht in das rätselhafte Unglück<br />
bringen will. Bereits dem Vater des verstorbenen<br />
Horst Link, Stabsoffizier der Luftwaffe<br />
Oberstleutnant Eugen Link, ließ das<br />
Ereignis und vor allem die mysteriöse Absturzursache<br />
keine Ruhe. Er begann in seiner<br />
Freizeit zu recherchieren.<br />
Eugen Link war mehrmals in Meurcourt,<br />
untersuchte die Absturzstelle, sprach mit<br />
deutschen und französischen Augenzeugen,<br />
vermutlich sogar mit den Jagdfliegern, welche<br />
die Ju 52 abgeschossen hatten, nahm Kontakt<br />
zu deutschen Dienststellen auf und kümmerte<br />
sich um die Grabpflege. Es gelang ihm<br />
sogar, vor Ort Fotos aufzutreiben: Die Bilder<br />
zeigen, wie die Toten geborgen wurden, ebenso,<br />
wie die frischen Gräber aussahen.<br />
Er behielt die Ergebnisse seiner Recherchen<br />
nicht für sich: Eugen Link stellte mehrere<br />
Rundbriefe zusammen, die er bis 1942 an<br />
die Angehörigen der Besatzung verschickte.<br />
Transport der Särge zum Begräbnis mit einer Militäreskorte<br />
Die Toten werden in die Fallschirme gewickelt<br />
und in Holzsärge gelegt<br />
Das Rathaus von Meurcourt, in dem die Toten<br />
aufgebahrt wurden<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
33
ZEITGESCHICHTE<br />
Nachrichten-Ju 52<br />
Erwin Hädrich<br />
an seiner Ju 52<br />
Noch bis 1944 übernahm Paul Winkler diese<br />
Aufgabe; sein Sohn Horst Winkler kam<br />
ebenfalls in der Ju 52 ums Leben. Diese Briefe<br />
gewähren einen seltenen, tiefen Einblick in<br />
die damaligen Gedanken, die Ängste und<br />
den Umgang mit der Trauer bei einem solchen<br />
Verlust.<br />
Die Detektivarbeit beginnt<br />
In den ersten drei Schriftstücken bittet Link<br />
Angehörige, sich bei ihm zu melden, und beschreibt<br />
die Grabpflege.<br />
Darüber hinaus beginnt er auch mit seiner<br />
Recherchearbeit. Auf einer Karte zeichnet er<br />
den geplanten und tatsächlichen Flugweg<br />
Im Tod vereint – die Gräber der neun Flieger in Meurcourt<br />
Die aus den Wrackteilen<br />
gefertigten<br />
Gedenkmünzen<br />
und ein Stück<br />
Fallschirmseide<br />
eines Besatzungsmitgliedes<br />
nach und stellt erste Vermutungen über die<br />
Absturzursache an: Gab es einen Navigationsfehler,<br />
weil sie den Bodensee mit dem<br />
Neuenburger See verwechselt haben? Setzte<br />
die Funkanlage aus? Link legt die Stirn in<br />
Falten und beugt sich über seine Notizen.<br />
Schwer stützt er sich mit den Unterarmen auf<br />
seinem Schreibtisch ab. Ein Riss in der Sauerstoffzufuhr?<br />
Aber wer hat die Maschine<br />
dann nach Frankreich geflogen? Und vor allem:<br />
weshalb? Der Wind … Ihr Auftrag lautete,<br />
die Funkanlagen zu testen. Also haben<br />
sie die Kurssteuerung eingeschaltet, nachdem<br />
sie die vorgesehene Flughöhe erreicht hatten.<br />
Seine Vermutung: Als die Sauerstoffzufuhr<br />
unterbrochen wird, werden die Flieger müde,<br />
ihre Gesichter färben sich grau, die Lippen<br />
blau. Nach und nach verlieren sie das Bewusstsein.<br />
Vom Rest des Fluges bekommen<br />
sie nichts mehr mit. Die Junkers steuert indes<br />
selbstständig nach Süden und driftet dabei<br />
durch den Wind nach Westen, Richtung<br />
Frankreich, ab – so könnte es<br />
gewesen sein …<br />
Im Rundbrief vom<br />
19. Dezember 1940 fasst<br />
Eugen Link seine Ergebnisse<br />
schließlich zusammen,<br />
es klingt fast wie<br />
ein Trost: Er glaubt, dass<br />
die Flieger schon über<br />
deutschem Hoheitsgebiet<br />
den sogenannten »Höhentod«<br />
durch Sauerstoffmangel<br />
erlitten haben, »was in<br />
Wirklichkeit mit einer leichten<br />
Heiterkeit beginnt und<br />
ohne Schmerz den Lebensfaden in<br />
einer Sekunde erlöschen lässt. Die<br />
Windrichtung ließ die Ju 52 allein die<br />
Kurve fliegen.«<br />
Zum 7. April 1941 verschickt er die<br />
nächste Mitteilung, in welcher er nochmals<br />
ausführlich die Todesursache, den Abschuss<br />
und das Begräbnis beschreibt (Auszüge):<br />
»Das Hinausgehen aus dem Leben in den<br />
nachtodlichen Zustand konnte keinem (…)<br />
der Toten weh getan haben. Diese Überzeugung<br />
kann ich nach sechstägigem Aufenthalt<br />
in Luxeuil-les-Bains und in Meurcourt<br />
Er glaubt, dass die Flieger schon über Deutschland<br />
den Höhentod erlitten haben.<br />
aussprechen. Aus über 50 Gesprächen mit<br />
Augenzeugen, Fliegeroffizieren, aus Schilderungen<br />
des Staffelkapitäns Papin und seiner<br />
sieben Jagdflieger, aus dem Verhalten<br />
der Maschine im Flakfeuer von Belfort und<br />
bei der Begegnung mit acht Morane-Einsitzern,<br />
aus der Lage der Fallschirme, der<br />
Körperlage und aus vielen anderen, in 18<br />
Autofahrten zusammengetragenen Einzelheiten<br />
ergibt sich mir – der 300 Feindflüge<br />
hinter sich hat und auch 52 Mal mit<br />
neuzeitlichen Maschinen mitflog – die Überzeugung,<br />
dass alle neun schon vor 17 Uhr<br />
über deutschem Boden im leichten Höhenrausch<br />
aus dem Leben schieden und sowohl<br />
die französische Flak wie die acht Morane-<br />
Jäger einen fliegenden Sarg bekämpften, der<br />
ohne Feindeinwirkung den Benzinvorrat<br />
34
ausgeflogen hätte und bei ebenem Gelände<br />
mit neun unversehrten Körpern tief in<br />
Frankreich noch hätte landen können.«<br />
Die Rundbriefe gehen weiter<br />
Nicht alle Angehörigen sind von den Rundbriefen<br />
begeistert und lehnen weiteren Kontakt<br />
ab. Nicht zuletzt wegen des ganzen Aufwands<br />
und seiner Bemühungen verschweigt<br />
Link aber auch seine Enttäuschung darüber<br />
nicht: »Aber 10 000 Hinterbliebene der Luftwaffe<br />
wären froh, wenn sie so bedient wären,<br />
wie ich es tun durfte.«<br />
Ab 1942 verfasst Paul Winkler aus Berlin<br />
in Vertretung für den nach Kreta abkommandierten<br />
Link die weiteren Rundbriefe. Er war<br />
der Vater von Unteroffizier Horst Winkler.<br />
In seinem ersten Rundbrief 1/1942 schreibt er<br />
vom »Aufklärungsdienst« der Gefallenen. Gemeint<br />
hat er damit wohl den Einsatz als Funker<br />
in der Nachrichten-Ju, denn für Aufklärungsflüge<br />
hatte die Luftwaffe 1940 bereits leistungsfähigere<br />
und schnellere Flugzeuge als die<br />
behäbige Ju 52, zum Beispiel die Do 17.<br />
1943 erscheinen zwei Rundbriefe, in denen<br />
unter anderem davon die Rede ist, dass die<br />
Morane-Saulnier MS.406C1, 1 Escadrille,<br />
GC I/6 im April 1940. Geflogen<br />
wurde sie von Sergent Václav Jicha, der<br />
vier Luftsiege errungen hatte<br />
Zeichnung Herbert Ringlstetter<br />
Der Höhentod<br />
Zum Höhentod führt die Hochschule für<br />
Angewandte Wissenschaften in Hamburg<br />
aus: »Ab 4000 m über NN (Störungsschwelle)<br />
stellt sich eine Leistungsminderung<br />
ein, die mit zunehmender Höhe<br />
schwerer wird. Mit Erreichen der kritischen<br />
Schwelle (6000 bis 8000 m ü. NN) werden<br />
vom Sauerstoffmangel zuerst die darauf<br />
empfindlichen Zellen des Gehirns betroffen:<br />
Abnahme der Eigenkritik, Trägheit<br />
des Denkvermögens, ein Zustand der allgemeinen<br />
Körper- und Willensschwäche<br />
und ein Hochgefühl (Höhenrausch) stellen<br />
sich ein. Diese Symptome sind Warnzeichen<br />
in Höhen über 3000 Meter und erfordern<br />
ein rasches Verlassen der Höhe.<br />
Bei nicht sofortigem Handeln tritt Bewusstlosigkeit,<br />
Abnahme der Herztätigkeit und<br />
schließlich der Höhentod ein (lethale<br />
Schwelle). Als Zeitreserve bis zum Eintritt<br />
der Bewusstlosigkeit gilt: 7000 m:<br />
7 Minuten, 8000 m: 3 Minuten, 9000 m:<br />
80 Sekunden.« ■<br />
Oberstleutnant Links Skizze, mit der befohlenen<br />
und der tatsächlichen Flugroute<br />
Rechts: Lageplan der Absturzstelle<br />
neun Toten auf den Soldatenfriedhof nach<br />
Lure umgebettet wurden.<br />
Am 1. Januar 1944 folgt der letzte Rundbrief.<br />
Oberstleutnant Link berichtet: »Die<br />
neun wurden würdig überführt und liegen<br />
auf dem Heldenfriedhof der Flieger in Lure<br />
an der schönsten Stelle mit Bank und Bäumen,<br />
breit auseinandergezogen, mit Holzkreuzen<br />
in Form des Eisernen Kreuzes.«<br />
Es soll nicht ihre letzte Ruhestätte bleiben:<br />
Zwischen 1957 und 1962 werden die Toten erneut<br />
exhumiert und dann endgültig auf<br />
der Kriegsgräberstätte in Andilly/Meurhe-et-<br />
Moselle beigesetzt.<br />
■<br />
Bemerkungen:<br />
Die deutschen Dienstgrade sind nicht gesichert,<br />
da in den historischen Dokumenten zum<br />
Teil die französischen Bezeichnungen des Bergungskommandos<br />
übernommen wurden. Das<br />
Kennzeichen der Ju 52 könnte auch GN+DT<br />
gelautet haben. Gesichert sind nur die beiden<br />
Buchstaben DT. Das »D« war gelb oder weiß.<br />
Nach Kriegsbeginn scheinen die schwarzen<br />
drei Buchstaben außerdem mit Tarnfarbe übermalt<br />
worden zu sein, sodass das komplette<br />
Kennzeichen nur mit Mühe aus den Farbschattierungen<br />
rekonstruiert werden kann.<br />
Klaus-Erwin Hädrich würde sich freuen,<br />
wenn sich vielleicht noch Leser melden<br />
und die eine oder andere bislang unbekannte<br />
Information zum Schicksal seines<br />
Vaters liefern könnten. Hinweise leitet<br />
die Redaktion weiter.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
35
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Die fertiggestellte Bv 155 V1 in Hamburg- Finkenwärder<br />
(heute: Finkenwerder). Der Extrem-Höhenjäger startete<br />
am 8. Februar 1945 zum Erstflug<br />
HÖHENJÄGER BLOHM & VOSS BV 155<br />
Der Griff nach<br />
extremer Höhe<br />
In der deutschen Luftverteidigung klaffte eine folgenschwere Lücke, und sie hatte einen<br />
Namen: »Mosquito«. So hoch und schnell wie sie flog, war kein deutscher Jäger fähig,<br />
sie abzufangen. Ein Höhenjäger musste endlich entwickelt werden ... Von Herbert Ringlstetter<br />
Bei Messerschmitt arbeitete man 1942 im<br />
Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums<br />
(RLM) an einem speziellen Jäger,<br />
der modernisierten Bf 109 T, für den Flugzeugträger<br />
»Graf Zeppelin«. Zudem stand ein<br />
für den Einsatz in großen Höhen geeignetes<br />
Jagdflugzeug auf dem Entwicklungsplan. Als<br />
Basis diente beiden Projekten der Standardjäger<br />
Messerschmitt Bf 109.<br />
Nötig gemacht hatte die Entwicklung eines<br />
Höhenjägers der in großer Höhe fliegende<br />
und dabei noch überaus schnelle Aufklärer<br />
und Jagdbomber de Havilland Mosquito.<br />
Denn kein deutsches Jagdflugzeug war 1942<br />
in der Lage, die »Mosquito« abzufangen. Zudem<br />
erwartete die Luftwaffenführung über<br />
kurz oder lang den Einsatz von US-ame rikanischen<br />
Langstreckenbombern (B-29), die<br />
ebenfalls in sehr großen Flughöhen operieren<br />
sollten.<br />
Um die Bf 109 den Erfordernissen in großen<br />
Höhen anzupassen, vergrößerten die Ingenieure<br />
zunächst die Tragflächen. Durch diese<br />
einfache Maßnahme erhielt die »109« bei<br />
geringerer Luftdichte genügend Auftrieb. Ein<br />
Daimler-Benz DB 628 mit Lader sollte für die<br />
nötige Höhenleistung sorgen. Eine Einsatz-<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />
36
Rumpfattrappe der Bv 155. Die Motorabgase wurden über Rohre mit 14 Zentimeter Durchmesser (etwa so groß wie Ofenrohre) an den Rumpfseiten<br />
entlang dem mittig installierten Turbolader TKL 15 zugeführt<br />
Der noch offene Kettentrieb mit dem die Kabinenhaube geöffnet und<br />
geschlossen werden kann<br />
Der Rumpf der Bv 155 V1 nimmt Gestalt an. Deutlich sind die Einbuchtungen<br />
für die Abgasrohre und das Ladeluftrohr zu sehen<br />
höhe von bis zu 14 Kilometern wollte man auf<br />
diese Weise erreichen. Bezeichnet wurde das<br />
Höhenjäger-Projekt als Me 155.<br />
Da es bei Messerschmitt an ausreichender<br />
Entwicklungskapazität fehlte, verlegte man die<br />
weiteren Arbeiten nach Frankreich zur SNCAN<br />
in Paris. Dort verlief die Entwicklung jedoch<br />
schleppend und ohne wirklichen Fortschritt.<br />
Im Februar 1943 stellte man die Arbeiten am<br />
Trägerflugzeug Bf 109 T ein, da für die »Graf<br />
Zeppelin« der endgültige Baustopp verhängt<br />
worden war. Das Höhenjäger-Projekt wurde in<br />
Augsburg weiter verfolgt, nun jedoch auf Basis<br />
der Me 209, die sich als Nachfolgemodell der<br />
Bf 109 in der Entwicklung befand.<br />
Auf Anregung des RLM mündete das Vorhaben<br />
im Entwurf eines Extrem-Höhenjägers,<br />
dem Projekt P 1091. Angetrieben von einem<br />
Höhenmotor DB 628 oder DB 603, beide mit<br />
Die Maschine sollte in der Lage sein, eine Flughöhe<br />
von 17,5 Kilometern zu erreichen.<br />
Turbolader TKL 15 der Firma Hirth, sollte die<br />
Maschine in der Lage sein, eine Flughöhe von<br />
sagenhaften 17,5 Kilometern zu erreichen.<br />
Man rechnete jedoch mit einer langen Entwicklungszeit,<br />
sodass der Serienbau des jetzt<br />
schon benötigten Höhenjägers noch lange auf<br />
sich warten lassen würde. Das RLM strebte<br />
daher Mitte 1943 nach einer schnellen Lösung:<br />
Die Bf 109 G der laufenden Serie sollten<br />
zielführend umgebaut werden.<br />
Die Bf 109 G als Höhenjäger<br />
In einer ersten Entwicklungsstufe verlängerten<br />
die Messerschmitt-Ingenieure kurzerhand<br />
die Tragflächen zweier Bf 109 G-5 (V54 und<br />
V55), indem sie Zwischenstücke mit gleichbleibender<br />
Flügeltiefe einsetzten. Als Triebwerk<br />
war der DB 628 vorgesehen. Da dessen<br />
Entwicklung im Verlauf der Arbeiten aber<br />
eingestellt wurde, behielten die Maschinen ihre<br />
DB 605 A. Von diesen als Bf 109 H bezeichneten<br />
Flugzeugen mit einer Spannweite von<br />
Gigantisch für ein Jagdflugzeug: Die Spannweite<br />
der »155« maß 20,5 Meter
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
über 13 Metern wurden nur wenige Maschinen<br />
im französischen Guyancourt gebaut und<br />
im Sommer 1944 ausge liefert. Sie kamen anschließend<br />
in geringem Umfang an der Westfront<br />
zum Einsatz, überwiegend wohl als Höhenaufklärer.<br />
In einer zweiten Entwicklungsstufe sollte<br />
die Spannweite nochmals vergrößert und<br />
auch der Rumpf verlängert werden.<br />
Der reichhaltig instrumentierte, aber noch nicht ganz fertiggestellte Flugzeugführerraum der V1<br />
Ein neuer Entwurf entsteht<br />
Beim Höhenjäger der Stufe drei, dem Projekt<br />
P 1091 beziehungsweise nun Me 155 B-1 genannt,<br />
sollten wie in Stufe zwei etliche Teile,<br />
so etwa die Kabine der Me 209, übernommen<br />
werden. Im August 1943 wurde die konstruktive<br />
Ausführung von Messerschmitt nun<br />
an die Firma Blohm & Voss Flugzeugbau<br />
in Finkenwärder übergeben. Dort war, anders<br />
als bei Messerschmitt, Konstruktionskapazität<br />
frei. Zunächst wurde das Projekt von einer<br />
eigens abgestellten Ingenieursgruppe von<br />
Blohm & Voss im Messerschmitt-Stammwerk<br />
bei Augsburg und später teilweise noch in<br />
Oberammergau weiterverfolgt, wobei die Zusammenarbeit<br />
mitunter nicht ohne Reibungen<br />
verlief. Denn Chefkonstrukteur Richard<br />
Vogt und seine Mannschaft entdeckten mehr<br />
und mehr Entwurfsmängel an der Messerschmitt-Maschine,<br />
was letztlich zu einem nahezu<br />
neuen Flugzeug führte, wenngleich die<br />
Abmessungen und die Auslegung prinzipiell<br />
gleich blieben. Im Frühjahr 1944 ging das Projekt<br />
ganz in die Hände von Blohm & Voss<br />
über und erhielt die Bezeichnung Bv 155 B.<br />
Im November 1943 begann man mit dem Bau<br />
des ersten V-Musters.<br />
Die Bv 155 im Detail<br />
Der Rumpf des Extrem- Hö henjägers entstand<br />
nun in gängiger Schalenbauweise aus Dur -<br />
aluminium. Das freitragende Höhenleitwerk<br />
war wie bei der Bf 109 hoch an der Seitenflosse<br />
angesetzt und bestand ebenfalls aus<br />
Leichtmetall, genau wie das Seitenleitwerk.<br />
Als Triebwerk wählte man einen DB 603 A.<br />
Dessen Abgase wurden durch Rohre mit<br />
14 Zentimeter Durchmesser links und rechts<br />
am Rumpf entlang geleitet und einem in<br />
Rumpfmitte verbauten Turbolader TK 15 (Gerät<br />
2279) zugeführt. Die komprimierte Ladeluft<br />
wurde vom Lader durch ein weiteres Rohr mit<br />
identischem Durchmesser dem Motor zugeführt.<br />
Den Vortrieb besorgte ein verstellbarer<br />
Vierblatt-Holzpropeller mit 3,90 Meter Durchmesser.<br />
Der in großen Höhen ebenfalls steigende<br />
Kühlbedarf wurde durch zwei große Kühler<br />
unterhalb der aus Dural gefertigten Tragflächen<br />
gedeckt. Diese befanden sich im Messerschmitt-Entwurf<br />
noch auf der Oberseite. Für<br />
das mit großer Spurweite stehende Hauptfahrwerk<br />
dickte man die Flügel vor den Kühlern<br />
auf, um genug Raum für die Räder zu schaffen.<br />
38
Blohm & Voss Bv 155 V1<br />
W.Nr. 360051<br />
Finkenwärder, Februar 1945<br />
Lackierung: RLM 81/82/76<br />
Laut Vorgabe des RLM für den<br />
Sichtschutzanstrich sollten die Flächen aus<br />
Ersparnisgründen auf den Unterseiten keine<br />
Lackierung mehr erhalten. Wie auf Fotos zu<br />
sehen, erhielt die Bv 155 V1 noch einen<br />
Komplettanstrich<br />
© Herbert Ringlstetter/Aviaticus.com<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
39
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Die von den B&V-Entwicklern favorisierte Bv 155 C mit zentraler Kühleranordnung<br />
Die angestrebte Einsatzhöhe betrug 15<br />
bis 16 Kilometer und dementsprechend<br />
fielen auch die Tragflächen der Bv 155 aus.<br />
So verlängerten die Konstrukteure deren<br />
Spannweite auf beeindruckende 20,50 Meter.<br />
Dies war und ist eine aerodynamische<br />
Angelegenheit, da eine große Streckung<br />
(Verhältnis von Spannweite zu Flügeltiefe)<br />
den induzierten Widerstand verringert und<br />
die Geschwindigkeit erhöht. Klappen an<br />
den Innen- und Außenflächen dienten dazu,<br />
die Landegeschwindigkeit zu verringern.<br />
Zu den Flügelenden hin schlossen sich<br />
Querruder an.<br />
Technische Daten – Blohm & Voss Bv 155 (*Me 155 B)<br />
Einsatzzweck<br />
Höhen-Jagdflugzeug<br />
Besatzung 1<br />
Antrieb<br />
Daimler-Benz DB 603 U (A); flüssigkeitsgekühlter, hängender<br />
V-12-Zylinder- Reihenmotor mit Turbolader Hirth TKL 15<br />
Startleistung<br />
1610 PS bei 2500 U/min<br />
Leistung<br />
1600 PS in 10 000 m<br />
1450 PS in 15 000 m<br />
Sondernotleistung 1800 PS mit GM 1<br />
Luftschraube<br />
4-Blatt-Verstellpropeller<br />
Länge<br />
12,05 m<br />
Spannweite<br />
20,50 m<br />
Höhe<br />
4,18 m (waagerecht)<br />
Flügelfläche 39,00 m²<br />
Leergewicht<br />
4870 kg<br />
Rüstgewicht<br />
5520 kg (A), 5125 kg (B), 5100 kg (C), 5440 kg (D)<br />
Abfluggewicht max.<br />
6020 kg<br />
Kraftstoffmenge max. 1200 Liter<br />
Höchstgeschwindigkeit 420 km/h in Meereshöhe 520 km/h in 6000 m<br />
600 km/h in 10 000 m 650 km/h in 12 000 m<br />
690 km/h in 16 000 m<br />
Anfangssteigleistung 11,5 m/s<br />
Steigleistung<br />
3,9 m/s in 16 000 m<br />
29 min auf 16 000 m<br />
Reichweite<br />
460 km mit 595 Liter Kraftstoff in Meereshöhe<br />
560 km mit 595 Liter Kraftstoff in 10 000 m<br />
590 km mit 595 Liter Kraftstoff in 16 000 m<br />
1080 km mit 1200 Liter Kraftstoff in Meereshöhe<br />
1350 km mit 1200 Liter Kraftstoff in 10 000 m<br />
1440 km mit 1200 Liter Kraftstoff in 16 000 m<br />
Dienstgipfelhöhe<br />
16 950 m<br />
Maximal Flughöhe<br />
17 100 m<br />
Vorgesehene Varianten der Bewaffnung<br />
A 1 x MK 108 – 30 mm mit 60 Schuss<br />
2 x MG 151/20 – 20 mm mit 200 Schuss<br />
B 1 x MK 108 – 30 mm mit 60 Schuss<br />
2 x MG 151 – 15 mm mit 200 Schuss<br />
C 3 x MK 108 – 30 mm mit 60 Schuss<br />
D 3 x MK 108 mit 60 Schuss, 2 davon als Rüstsatz unter<br />
den Flächen<br />
Abwurflast<br />
An Trägern unter den Flächen möglich<br />
*Die Daten entsprechen weitestgehend dem für die Me 155 erarbeiteten Typenblatt<br />
Der Flugzeugführer in der Bv 155 saß in einer<br />
Druckkabine und sollte im Notfall per Katapultsitz<br />
aussteigen können. Dieser war von<br />
Heinkel entwickelt worden und 1944/45 bereits<br />
in etlichen Flugzeugmustern eingebaut.<br />
Für die Installation des Schleudersitzes war<br />
extra ein Spezialist von der E-Stelle Rechlin zu<br />
Blohm & Voss gekommen, da die Sache auch<br />
seine Tücken hatte und es schon zu teils tödlichen<br />
Unfällen gekommen war. Als erste<br />
Bv 155 sollte die V5 einen Katapultsitz erhalten.<br />
Als Starrbewaffnung waren in einer ersten<br />
Variante eine durch die hohle Propellernabe<br />
feuernde Motorkanone MK 108, Kaliber<br />
30 mm, sowie zwei Maschinengewehre<br />
MG 151/20 in den Flächen vorgesehen.<br />
C-Serie mit Kinnkühler<br />
Unzufrieden waren die Ingenieure indes mit<br />
der Anordnung der beiden Kühler unter den<br />
Flächen. Ein besseres Ergebnis sollte ein großer<br />
Lufteinlass unterhalb des Motors erzielen.<br />
Die Bv 155 C genannte Ausführung wurde<br />
daher auch für die wahrscheinlichere Serienversion<br />
gehalten. Wenigstens eine Holzattrappe<br />
des Rumpfes wurde noch gebaut. Ein<br />
fliegendes Exemplar der »Cäsar« entstand<br />
aber nicht mehr.<br />
Der Zentralkühler-Variante soll eine als V4<br />
bezeichnete Version mit seitlich links und<br />
rechts sowie mittig unterhalb des Rumpfes<br />
angeordneten Kühleinlässen vorausgegangen<br />
sein, deren Umsetzung aber aufwendiger gewesen<br />
wäre.<br />
»... nicht zu verantworten«<br />
Nach einiger Verzögerung bezüglich des möglichen<br />
Erstflugtermins der Bv 155 V1 stand<br />
das langflächige Versuchsflugzeug am 8. Februar<br />
1945 in Hamburg-Finkenwärder endlich<br />
zum Erstflug bereit. Um etwa zwei Stunden<br />
verzögert wurde dieser durch eine Unachtsamkeit<br />
von Flugkapitän und Chef einflieger<br />
Helmut Wasa Rodig: Beim Anschnallen stieß<br />
er gegen den Auslöser für den Kabinendach-<br />
Notabwurf, worauf sich die Haube mit einem<br />
lauten Knall in hohem Bogen verabschiedete.<br />
Nachdem das verstauchte Teil wieder zurechtgerückt<br />
war, rollte Rodig zum Start und<br />
zog die Bv 155 V1 von der Bahn.<br />
Doch der Flug währte nicht lange, da sehr<br />
viel Kühlstoff ausströmte. Aber auch sonst zeigte<br />
sich Rodig von der träge ansprechenden Maschine<br />
nicht begeistert. Probleme mit den Rudern<br />
und der unzureichenden Längsstabilität<br />
sowie zahlreiche weitere Beanstandungen veranlassten<br />
Helmut Rodig zur Feststellung: »Im<br />
derzeitigen Zustand ist die Durchführung einer<br />
weiteren Erprobung nicht zu verantworten. Es<br />
ist beabsichtigt, nach provisorischer Abhilfe<br />
noch wenige Flüge durchzuführen, um einen<br />
groben Eindruck über die Eigenschaften des<br />
Flugzeuges zu gewinnen.«<br />
40
Höhenmotor Daimler-Benz DB 603 U (A), der zusammen mit einem<br />
Hirth-Turbolader TKL 15 selbst in 10 000 Meter Höhe noch 1600 PS und<br />
in 15 000 Meter noch 1450 PS abgab<br />
Das innere Flügelsegment nahm das Fahrwerk und den mächtigen Kühler<br />
auf. Um das Hauptfahrwerk komplett verkleidet aufnehmen zu können,<br />
musste die Fläche aufgedickt werden<br />
Dennoch stieg die geringfügig veränderte<br />
Bv 155 bereits zwei Tage später wieder<br />
auf. Diesmal verlief der Flug weniger problematisch.<br />
Auch fuhr Rodig erstmals das<br />
Fahrwerk ein, was geschlagene 16 Sekunden<br />
dauerte. Im Anschluss überarbeitete man<br />
die Maschine erneut. So verlegten die Ingenieure<br />
unter anderem die Kühlstoffleitung<br />
im Bereich zwischen Brandschott und Motor.<br />
Am 28. Februar 1945 hob die Bv 155 V1<br />
schließlich zum dritten Mal ab. Flugkapitän<br />
Rodig erreichte dabei eine Geschwindigkeit<br />
von 450 km/h. Ein Höhenflug war aufgrund<br />
der anhaltenden Schwierigkeiten mit<br />
der Triebwerksanlage, den Witterungsverhältnissen<br />
und der prekären Treibstofflage<br />
nicht möglich.<br />
Letzte Versuche<br />
Ihren vierten und letzten Flug absolvierte<br />
die Bv 155 V1 am 24. April 1945. Oberfeldwebel<br />
Kurt Reuth, Einflieger bei Blohm &<br />
Voss, sollte die Maschine für Triebwerksarbeiten<br />
zu einer Messerschmitt-Werft nach<br />
Neumünster überführen. Dort kam sie jedoch<br />
nie an. Reuth bekam nach etwa fünf<br />
Minuten Probleme mit dem Motor und entschied<br />
sich für eine Notlandung auf dem in<br />
der Nähe von Neumünster gelegenen Platz<br />
Kleinkummerfeld. Oberfeldwebel Reuth<br />
legte die kränkelnde V1 auf den Bauch, für<br />
die 16 Sekunden der Fahrwerksmechanik<br />
blieb ihm nach eigener Bekundung keine<br />
Zeit mehr.<br />
Das Flugzeug hatte spätestens nach der unsachgemäßen<br />
Bergung nur noch Schrottwert.<br />
Kurz darauf rückten britische Truppen in Finkenwärder<br />
ein, gefolgt von US-Amerikanern,<br />
die nach brauchbarem Material suchten.<br />
Das zweite Versuchsflugzeug der Bv 155<br />
befand sich bei Kriegsende in weit fortgeschrittenem<br />
Bauzustand und war zu etwa<br />
Chefeinflieger Rodig zeigte sich von der träge<br />
ansprechenden Maschine nicht begeistert.<br />
Enorm waren auch die Spurweite<br />
des Fahrwerks und die Breite der<br />
hölzernen Luftschraubenblätter<br />
Bv 155 V2 in Farnborough. Die Briten gaben<br />
den Extrem-Höhenjäger später an die USA ab,<br />
wo er bis heute auf seine Restaurierung wartet<br />
90 Prozent fertiggestellt. Für weitere Bv 155<br />
waren Baugruppen oder einzelne Teile vorhanden.<br />
Insgesamt sollten laut Fertigungsplan<br />
bis Juni 1945 sieben Bv 155, drei B-<br />
sowie vier C-Maschinen, gebaut werden. Die<br />
Bv 155 V2 ging nach Farnborough in England<br />
und wurde dort bei einer Kriegsbeute-Ausstellung<br />
präsentiert. Nach ihrer Untersuchung<br />
kam sie in die USA. Neben anderen interessanten<br />
Beutemaschinen wartet sie seit<br />
vielen Jahren in der Paul Garber Restauration<br />
Facility, dem Depot des Smithsonian Air and<br />
Space Museums, in Silverhill/Maryland bei<br />
Washington auf ihre Restaurierung. ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
41
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
DAS GRÖSSTE TRANSPORT<strong>FLUGZEUG</strong> DES ZWEITEN WELTKRIEGES<br />
Verwundbarer Riese<br />
»Koloss«, »Riese«, »Gigant« – an Spitznamen mangelte es<br />
der Me 323 wahrlich nicht. Unverwundbar war sie indes<br />
keineswegs, und auch die Steuerung dieser monströsen<br />
Maschine setzte eine ausgefeilte Instrumentierung voraus<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Der Eingang in das gepanzerte Me-323-Cockpit<br />
Bereits 1941 entstand mit dem Lastensegler<br />
Me 321 ein eigens für die Invasion<br />
Großbritanniens konstruierter Transporter.<br />
Parallel dazu entwickelte Messerschmitt<br />
aber auch eine motorisierte Version<br />
dieses Giganten, die Me 323. Sie sollte es möglich<br />
machen, den ständigen Nachschubhunger<br />
der Fronttruppen zu stillen.<br />
Um diesen Koloss in die Luft zu bringen,<br />
bauten die Ingenieure in den Flügeln zunächst<br />
vier 990-PS-Gnôme-Rhône-Sternmotoren<br />
ein, die man zuvor in Frankreich in großen<br />
Mengen erbeutet hatte. Dadurch sollte<br />
die deutsche Triebwerksproduktion entlastet<br />
werden. Der Einbau von Motoren machte es<br />
allerdings erforderlich, die Tragflächen dieses<br />
ehemaligen Lastenseglers zu verstärken. Außerdem<br />
musste man die Landekufen durch<br />
ein festes Vielradfahrwerk für weiche Bodenverhältnisse<br />
ersetzen.<br />
In die Luft mit Raketenkraft<br />
Die im April 1941 beginnende Flugerprobung<br />
ergab bald, dass die Flugleistungen mit vier<br />
Antrieben nicht ausreichten, und so hatte der<br />
Gigant schließlich mit sechs Gnôme Rhône<br />
14 N 48/49 seine endgültige Form gefunden.<br />
Diese Version flog Anfang August 1941 erstmals<br />
mit dieser Triebwerksanlage.<br />
Ein Nachteil des motorisierten »Giganten«<br />
bestand darin, dass die Treibstofftanks die<br />
Zuladung auf elf bis zwölf Tonnen reduzier-<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Cohausz<br />
42
Die stärker bewaffnete Me 323 E<br />
Foto Sammlung Zeemann<br />
ten. Überlaststarts waren nur mit Raketen -<br />
unterstützung möglich. Der Einsatz von bis<br />
zu acht dieser »Rauchgeräte« erhöhte die<br />
Frachtmenge auf bis zu 15 Tonnen – das entspricht<br />
der Last von fünf Ju 52!<br />
Bei den Serienvarianten der ab Frühjahr<br />
1942 gebauten Maschinen handelte es sich um<br />
Führergerätebrett einer Me 323 D<br />
Instrumentierung einer Me 323 D im Führerraum<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Ladedruckmesser 0,6–1,8 ata Fl 20555<br />
2 elektrischer Drehzahlanzeiger (Jaeger) 300–3200 U/min franz. Gerät<br />
darüber Selbstschalterkasten<br />
3 Zündschalter Fl 21118<br />
4 Fahrtmesser 50–350 km/h Fl 22228<br />
5 Schauzeichen für die Staurohrheizung Fl 32525-3<br />
6 Grobhöhenmesser 0–6000 m Fl 22316-6<br />
7 Feinhöhenmesser 0–1000 m Fl 22316-1<br />
darüber Borduhr Bo UK 1 Fl 23885<br />
8 Variometer -15/+15 m/s Fl 22382<br />
9 elektrischer Wendezeiger Fl 22407<br />
10 Horizont (pneumatisch) Fl 22426<br />
11 Führertochterkompass Fl 23334<br />
rechts daneben Deviationstabelle Fl 23906<br />
und Netzausschalter Fl 32315-2<br />
darunter Anzeigegerät für Funknavigation AFN 2 Ln 27002<br />
Abweichend davon gab es auch folgende Instrumentenanordnung bei früheren Versionen:<br />
7 Führertochterkompass am Platz der Borduhr<br />
Borduhr am Steuerhorn<br />
7 AFN 2 unter dem Feinhöhenmesser<br />
11 Horizont am Platz von Tochterkompass und AFN 2<br />
Die linke Cockpitseite<br />
der Me 323 D<br />
Foto Archiv Hafner<br />
Foto Archiv Hafner<br />
Linke Seite des Führerraums<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Pressluftdruckmesser 0–50 kg/cm²<br />
2 Trimmung<br />
3 Kopfhörer-Anschlussdose<br />
4 Sprechknopf Spk.f.1 Ln 26663<br />
5 Auslöse- und Kontrollkasten AKS-M6 für die Starthilferaketen Fl 18330-6<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
43
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Im Flug bot die Me 323 ein imposantes<br />
Bild; bei dieser Maschine steht das rechte<br />
Triebwerk<br />
Foto Sammlung F. Selinger<br />
Gerätebrett für zwei Motoren im Bordwart raum<br />
Bordwartraum, Gerätebrett vorne für zwei Motoren<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Ladedruckmesser 0,6–1,8 ata Fl 20555<br />
2 elektrischer Drehzahlanzeiger (Jaeger) 300–3200 U/min franz. Gerät<br />
3 Schmierstofftemperaturanzeiger 0–120° C Fl 20308<br />
rechte Reihe links daneben Borduhr Fl 23885<br />
4 Kraftstoffdruckmesser 0–1 kg/cm² Fl 20504-1<br />
5 Schmierstoffdruckmesser 0–10 kg/cm² Fl 20504-10<br />
6 Zündschalter Fl 21118<br />
links daneben Reststandswarnlampen (rot) Fl 32262-1<br />
rechts daneben Anlassschalter Fl 21212-1 ?<br />
hier nicht sichtbar ist der Kraftstoffvorratsanzeiger 0–900 Liter Fl 20723<br />
Der Raum des Funkers war eng. Hier sitzt er vor den Geräten des FuG 10<br />
Foto Archiv Hafner<br />
die Me 323 D und die besser bewaffnete<br />
Me 323 E mit stärkeren 1140-PS-Motoren. Insgesamt<br />
212 Exemplare beider Typen haben<br />
die Werkhallen verlassen. Zum Teil handelte<br />
es sich dabei auch um umgebaute Me-321-<br />
Lastensegler. Aufgrund der »gigantischen«<br />
Abmessungen fand die Endmontage bei Messerschmitt<br />
in Leipheim und Regensburg-<br />
Obertraubling unter freiem Himmel statt.<br />
Einzelstücke blieben die »Flakkreuzer«<br />
Me 323 E-2/WT mit insgesamt 15 Maschinen -<br />
gewehren. Aber auch diese starke Bewaffnung<br />
konnte die langsame Marschgeschwindig<br />
keit von nur 210 km/h und die eher behäbigen<br />
Flugeigenschaften nicht ausgleichen,<br />
sodass die »Gigant« ein leichtes Ziel blieb.<br />
Kampfzonentransporter<br />
Haupteinsatzgebiet war zunächst ab Herbst<br />
1942 der Mittelmeerraum, wo sie half, die<br />
Truppen der Achsenmächte in Nordafrika zu<br />
versorgen. Nachdem sie dort jedoch hohe<br />
Verluste erlitten hatte, wurden die verbliebenen<br />
Maschinen ab Mai 1943 bis Ende 1944<br />
ausschließlich an der Ostfront eingesetzt. Die<br />
Me 323 ist somit der erste echte Kampfzonentransporter<br />
gewesen.<br />
Komplette »Giganten« sind nicht erhalten<br />
geblieben, aber mehrere Holmteile, die nach<br />
1945 zum Teil als Dachträger einer Halle gedient<br />
hatten. So ist das Luftwaffenmuseum in<br />
Berlin im Besitz eines vollständigen Holms.<br />
Hier bekommt man einen Eindruck von der<br />
Größe dieser Riesen.<br />
Die Me 323 hatte ein vergrößertes und<br />
gepanzertes Cockpit, da hier aufgrund der<br />
von der Lastenseglervariante gebliebenen<br />
hohen Steuerdrücke zwei Mann und eine<br />
wesentlich umfangreichere Instrumentierung<br />
untergebracht werden mussten. Die<br />
Sitze waren jedoch bequemer und die großen<br />
Steuerräder waren durch zwei Steuerhörner<br />
ersetzt worden.<br />
44
Cockpit einer<br />
frühen Me 323 D<br />
Das Instrumentenbrett umfasste links die<br />
Navigations- und Flugüberwachungsgeräte<br />
und in der Mitte und rechts die Zündschalter,<br />
die Drehzahlmesser und die Ladedruckmesser<br />
für die sechs Triebwerke sowie einen Sicherungskasten.<br />
Die Zündschalter konnten mit einem<br />
Zentralhebel gleichzeitig geschaltet werden.<br />
Auf der linken Cockpitseite waren ein<br />
Pressluftdruckmesser für die Anlassanlage<br />
der Gnôme-Rhône-Motoren, das Trimmrad,<br />
die Kopfhörer-Anschlussdose und der Auslöse-<br />
und Kontrollkasten für die Starthilferaketen<br />
angeordnet.<br />
Steuerung der Motoren<br />
Hinter dem Cockpit hatte der Funker seinen<br />
eigenen Bereich. Bedient wurden die Triebwerke<br />
von zwei getrennten Bordwarträumen<br />
aus, die zwischen den jeweils inneren<br />
Motoren saßen. Auf insgesamt drei Instrumententafeln<br />
je Bordwartraum waren dort<br />
die Geräte untergebracht, mit denen die<br />
Gnôme-Rhône-Antriebe schließlich gesteuert<br />
werden konnten. Hinzu kamen je ein<br />
Bedienkasten mit den Luftschraubenverstellschaltern<br />
sowie ein elektrischer Sicherungskasten.<br />
Der Bedienkasten für die Luftschraubenverstellung<br />
Foto Archiv Hafner<br />
Bordwartraum, Gerätebrett rechts<br />
für den dritten Motor<br />
Nr. Gerät Anzeigebereich Gerätenummer<br />
1 Ladedruckmesser 0,6–1,8 ata Fl 20555<br />
2 elektrischer Drehzahlanzeiger (Jaeger) 300–3200 U/min franz. Gerät<br />
3 Schmierstofftemperaturanzeiger 0–120° C Fl 20308<br />
4 Kraftstoffdruckmesser 0–1 kg/cm² Fl 20504-1<br />
5 Schmierstoffdruckmesser 0–10 kg/cm² Fl 20504-10<br />
6 Zündschalter Fl 21118<br />
links daneben Anlassschalter Fl 21212-1 ?<br />
rechts daneben Reststandswarnlampe (rot) Fl 32262-1<br />
Unklar ist der Einbauort der Kraftstoffvorratsanzeigers 0–900 Liter Fl 20723<br />
Gerätebrett für einen Motor im Bordwartraum<br />
Foto Archiv Hafner<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
45
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Eine Infanterieeinheit<br />
vor dem Flug mit einer<br />
Me 323 D<br />
Der Schaltkasten Fl 18330-6 für die<br />
Starthilferaketen Foto Fernandez-Sommerau<br />
Ein französischer Drehzahlmesser von<br />
Jaeger bis 3200 U/min<br />
Der Ladedruckmesser Fl 20555 konnte nach den<br />
Betriebsbereichen des Motors eingestellt werden<br />
Vorgesehen waren auf dem Führergerätebrett<br />
noch elektrische Stellungsanzeiger<br />
für die Höhenflossentrimmung (Fl 22852)<br />
und für die Landeklappe (Fl 22851). Über<br />
dem Führergerätebrett war zudem ein FK 38<br />
(Fl 23233) als Notkompass angebracht. Der<br />
Funker hatte ebenfalls Fahrtmesser, Grobhöhenmesser<br />
und eine Borduhr an seinem<br />
Arbeitsplatz.<br />
Auf der rechten Kabinenseite war die<br />
Leuchtpistole angeordnet. Die Besatzung verständigte<br />
sich untereinander mittels Bosch-<br />
Die Me 323 ist somit der erste echte<br />
Kampfzonentransporter gewesen.<br />
Hörnern (Hupen) und Druckknöpfen. Hinzu<br />
kamen verschiedene Bedienhebel für die<br />
Triebwerke und die Kraftstoffanlage. Für die<br />
Luftschraubenverstellung gab es zwei Bedienkästen<br />
für jeweils drei Motoren. Mit Druckknöpfen<br />
konnte die Segelstellung gerastet wer-<br />
den, und für die Endstellungen der Propellerblätter<br />
gab es rote und grüne Lampen.<br />
Die Auflistungen wurden nach Fotos rekonstruiert.<br />
Einzelne Geräte können anhand<br />
der Abbildungen jedoch nicht eindeutig identifiziert<br />
werden, da bisher keine Ersatzteil -<br />
listen der Me 321 und 323 vorliegen. ■<br />
Quellen:<br />
Archiv Hafner<br />
Flugzeug Classic 8/2008<br />
Flugzeughandbuch Me 323 D-1, D-2, D-6,<br />
Ausgabe Oktober 1943<br />
46
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SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
LUFTANGRIFFE AUF DEUTSCHE STÄDTE<br />
»Battle of the<br />
Ruhr«<br />
Sie weisen den Bomben den Weg:<br />
Mosquitos, hier eine B.IV der No 105<br />
Squadron, September 1942.<br />
Die DZ353 im Vordergrund fliegt<br />
später als Pfadfinder bei der No 8<br />
Group (PFF) Foto Sammlung Mühlbauer<br />
In Schutt und Asche: 1943 nahmen die Bombenangriffe auf Deutschland an Intensität<br />
zu, und der »große Brand« suchte zunehmend die Zivilbevölkerung heim, während die<br />
Luftwaffe mit aller Kraft versuchte, das Schlimmste zu verhindern Von Peter Cronauer<br />
Im ersten Halbjahr 1943 kann das Oberkommando<br />
der Wehrmacht kaum noch<br />
Erfolge verkünden. Die Niederlage von<br />
Stalingrad ist weiterhin in aller Munde, im<br />
Mai kapitulieren die verbliebenen Achsen-<br />
Truppen in Nordafrika, und noch im selben<br />
Monat wird es auch um die bislang so lautstark<br />
propagierte »Atlantikschlacht« der<br />
U-Boot-Fahrer auffällig still.<br />
Hintergrundinformationen oder gar Details<br />
dringen hier kaum an die deutsche Öffentlichkeit.<br />
Ohnehin richtet sich deren Aufmerksamkeit<br />
vielmehr auf das, was direkt<br />
über ihren Köpfen und im Anschluss unmittelbar<br />
um sie herum geschieht: Der Bombenkrieg<br />
nimmt immer beängstigendere Dimensionen<br />
an. Die Folgen der im Februar 1942<br />
vom britischen Luftfahrtministerium verabschiedeten<br />
»Area Bombing Directive« samt<br />
»Dehousing Paper« (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 3/2012) sind im Deutschen Reich<br />
weder zu übersehen noch zu verheimlichen<br />
und schon gar nicht schön zu reden. Und<br />
selbst die sogenannten »1000-Bomber-Angriffe«<br />
auf Köln (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
9/2012), Essen oder Bremen waren nur weitere<br />
Entfesselungsstufen und bedeuteten keineswegs<br />
das Ende der Eskalation.<br />
Zudem steht das Bomber Command der<br />
RAF im Westen längst nicht mehr alleine auf<br />
weiter Flur: Ab Februar 1942 bereitete ein Vorauskommando<br />
um US-Brigadegeneral Ira C.<br />
Eaker die Stationierung des ersten US Army<br />
Bomber Command in Europa vor, und ab<br />
Mitte Juni begann unter dem Decknamen<br />
»Bolero« die Verlegung der ersten vom Kom-<br />
1.9.1939 Polenfeldzug<br />
Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />
10.5.1940 Westfeldzug<br />
9.4.1940 »Unternehmen<br />
Weserübung«<br />
10.7. bis 31.10.1940<br />
Luftschlacht um England<br />
22.6.1941 Deutscher<br />
Angriff auf die UdSSR<br />
7.12.1941 Japanischer<br />
Überfall auf Pearl Harbor<br />
1939 1940 1941 1942<br />
48
mandeur der 8. USAAF, Generalmajor Carl<br />
Spaatz, in Carolina aufgestellten Einheiten<br />
nach England. Der ehemalige Luxusliner<br />
»Queen Elisabeth« schaffte das Bodenpersonal<br />
samt Ausrüstung über »den großen<br />
Teich«, Jagd- und sonstige kleinere Maschinen<br />
erreichten ebenfalls als Schiffsfracht ihr<br />
neues Einsatzgebiet. Am 23. Juni machten<br />
sich schließlich auch die ersten schweren US-<br />
Bomber auf den rund 6000 Kilometer langen<br />
Luftweg von Nordamerika aus über Labrador,<br />
Grön-, Is- und Schottland bis nach Großbritannien.<br />
127 Luftstützpunkte stellte die<br />
RAF ihren US-amerikanischen Bündnispartnern<br />
in England zur Verfügung, und von dort<br />
aus griffen diese am 17. August erstmals ins<br />
Luftkriegsgeschehen auf dem europäischen<br />
Kriegsschauplatz ein: Ein Dutzend B-17 E der<br />
97th Bomb Group, begleitet von vier Spitfire-<br />
Staffeln, bombardierte den Verschiebebahnhof<br />
von Sotteville-les-Rouen. Seither wurde<br />
die Präsenz der schweren strategischen US-<br />
Bomberflotte in Europa kontinuierlich weiter<br />
ausgebaut und verstärkt.<br />
Durchwachsene Bilanz<br />
Zwar warfen britische und US-amerikanische<br />
Bomber 1942 insgesamt fast 54 000 Tonnen<br />
Bomben auf das Deutsche Reich und von der<br />
Wehrmacht besetzte Gebiete ab – Hitlers »Vergeltungsschläge«<br />
erreichten nicht einmal ein<br />
Sechzehntel davon –, trotzdem zog das britische<br />
Oberkommando am Ende des Jahres eine<br />
eher durchwachsene Bilanz: Laut Winston<br />
Churchill wurden »die deutsche Kriegsproduktion<br />
und die moralische Widerstandskraft<br />
der Zivilbevölkerung nicht erkennbar geschwächt«.<br />
Die Theorie des »Moral Bombings«<br />
hatte also nicht funktioniert (siehe<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/2012), und nach der<br />
Einschätzung des Oberbefehlshabers des<br />
Bomber Commands der RAF, Arthur Harris,<br />
war das Jahr 1942 eher »ein Jahr der Vorbereitungen,<br />
das dem Gegner wenig Schaden<br />
zufügte, uns aber in der Überzeugung bekräftigte,<br />
dass wir ihn mit der Bomberwaffe<br />
doch zu Boden schlagen könnten«.<br />
Dass diese Einschätzung keinesfalls unbegründet<br />
war, zeigt unter anderem ein seinerzeit<br />
geheimer Bericht des Sicherheitsdienstes<br />
der SS zur innenpolitischen Lage vom 30. Juli<br />
Früh als Ziel erkannt:<br />
Bereits im Ersten<br />
Weltkrieg galt die<br />
»Rüstungsschmiede«<br />
Ruhrgebiet als wichtiges<br />
Angriffsziel der<br />
britischen Luftwaffe<br />
Foto picture-alliance/akg<br />
Flammendes Inferno:<br />
So wie hier in Braunschweig<br />
sah es auch<br />
in vielen Städten des<br />
Ruhrgebiets aus<br />
Foto RAF<br />
Heinkel He 219 A-0 mit FuG 212. Major<br />
Streib schoss bei seinem ersten Einsatz<br />
auf dem neuen Muster in der Nacht<br />
vom 11. auf 12. Juni 1943 fünf britische<br />
Bomber ab Zeichnung H. Ringlstetter – Aviaticus<br />
1942: »Die Befürchtungen vor einer weiteren<br />
Verschärfung der feindlichen Luftangriffstätigkeit<br />
beschränken sich im Gegensatz zu den<br />
vergangenen Monaten nicht nur auf die städtische,<br />
sondern greifen in zunehmendem Maße<br />
auch auf die ländliche Bevölkerung über,<br />
die neben ihrem Leben vor allem um die mögliche<br />
Vernichtung ihres ganzen Hab und<br />
Gutes und der kommenden Ernte bangt. Zahlreiche<br />
Volksgenossen geben in diesem Zusammenhang<br />
(…) der Befürchtung Ausdruck,<br />
dass die Beherrschung des Luftraums im Westen<br />
nicht mehr in deutscher Hand sei.«<br />
Zynismus im Bombenkrieg<br />
Da jener Bericht dem britischen Bomberkommando<br />
unbekannt geblieben sein dürfte,<br />
stand aus dessen Perspektive die erkennbare<br />
2.2.1943 Untergang der<br />
6. Armee in Stalingrad<br />
1943 1944 1945<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
49
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Diese Lancaster wurde mit einer kombinierten<br />
Abwurflast aus Sprengbomben und einer<br />
»Cookie«-Luftmine beladen<br />
Foto RAF<br />
Wirkung jener strategischen Luftangriffe noch<br />
in keinem »akzeptablen« Verhältnis zum Aufwand,<br />
der dafür getrieben werden musste,<br />
wie folgende zynische Aufstellung zeigt:<br />
Rund zwei Drittel der getöteten Zivilisten waren<br />
Frauen, Kinder und alte Menschen. Auf<br />
ein Menschenleben kamen drei Tonnen Bomben,<br />
die von einem viermotorigen Bomber<br />
mit sechs bis acht Mann Besatzung ins Ziel<br />
getragen wurden. Einhundert getötete Zivilisten<br />
erforderten somit den Einsatz von ebenso<br />
vielen schweren viermotorigen Bombern,<br />
von denen dann im Einsatz durchschnittlich<br />
sechs Maschinen abgeschossen wurden, was<br />
den Verlust von 40 bis 50 Mann fliegenden<br />
Personals bedeutete. Und in dieser Hinsicht<br />
machte das Bomber Command über dem<br />
Reichsgebiet dieselbe Erfahrung, die schon<br />
Schwerfällig, aber stark bewaffnet:<br />
Nachtjäger Dornier Do 217 J-1<br />
die Luftwaffe im Einsatz über England machte:<br />
Flugzeuge waren leichter zu ersetzen als<br />
gut ausgebildete und erfahrene Besatzungen.<br />
Ernüchternder Ausblick<br />
Andererseits hatte sich die Taktik des »Bomberstroms«<br />
bewährt: Die Unfallquote durch<br />
Zusammenstöße in der Luft konnte im Lauf<br />
der Zeit gesenkt werden, während die Treffgenauigkeit<br />
des Flächenbombardements verbessert<br />
wurde. Zwar bestand in der engen<br />
Formation die Gefahr, selbst von herabfallenden<br />
Bomben getroffen zu werden, doch insgesamt<br />
war der Bomberstrom das probate<br />
Mittel, um die deutsche Luftraumverteidigung<br />
bei Nacht zu überrennen. Insbesondere<br />
das »Himmelbett«-Verfahren der deutschen<br />
<strong>Nachtjagd</strong>. Dennoch blieben Luftwaffe und<br />
Flak ein gefährlicher Gegner, den man nicht<br />
unterschätzen durfte: Im Durchschnitt büßte<br />
das britische Bomberkommando bei jedem<br />
Einsatz zwischen fünf und sechs Prozent der<br />
eingesetzten Maschinen ein, und dass ihre<br />
Oberbefehlshaber ursprünglich mit weitaus<br />
höheren Verlusten gerechnet hatten, spendete<br />
den britischen Besatzungen keinen wirklichen<br />
Trost. Die hohe Wahrscheinlichkeit, dass<br />
es innerhalb von zwanzig Einsätzen auch einen<br />
selbst »erwischt«, drückte auf die Moral.<br />
Auch galt es immer wieder, Rückschläge<br />
hinzunehmen, vor allem dann, wenn es der<br />
Gegenseite wieder einmal gelang, ein wichtiges<br />
technisches Hilfsmittel lahmzulegen,<br />
wie zum Beispiel die Ausschaltung des Funknavigationsverfahrens<br />
»GEE« durch »Heinrich«-Störsender<br />
(siehe auch den Artikel auf<br />
S. 14). Allerdings gab es gerade in dieser<br />
Hinsicht zum Jahresende neue Hoffnung: Am<br />
20. Dezember greifen Mosquito-Bomber ein<br />
Kraftwerk im ostholländischen Lutterade an,<br />
wobei sie von einem neuartigen Fernführungssystem<br />
namens »Oboe« (»Observer<br />
Bombing Over Enemy«) geleitet werden, das<br />
Bombenabwürfe selbst aus großen Höhen<br />
und ohne Sicht ermöglicht.<br />
Getrennt fliegen, gemeinsam schlagen<br />
Und dies sind nur einige Aspekte, unter denen<br />
die Führung des Bomber Command der RAF<br />
in das neue Kriegsjahr 1943 startet – und in die<br />
Konferenz von Casablanca. Bekanntlich wurde<br />
bei jenem Treffen Roosevelts mit Churchill<br />
50
und hochrangigen Militärs beider Nationen<br />
die »unconditional surrender« (»bedingungslose<br />
Kapitulation«) des Deutschen Reiches, Italiens<br />
und Japans zum gemeinsamen Kriegsziel<br />
erklärt. Die Delegationen erörterten aber auch<br />
Fragen der künftigen gemeinsamen Luftkriegsführung.<br />
Am Ende einigte man sich auf<br />
die »Combined Bomber Offensive« (CBO) der<br />
anglo-amerikanischen Kampfverbände, wobei<br />
die US-Flieger ihrer Überzeugung treu blieben,<br />
wonach nur möglichst gezielte Tagesangriffe<br />
zum Erfolg führten, während die RAF ihr Konzept<br />
des nächtlichen Flächenbombardements<br />
beibehielt. Im Klartext hieß dies: Die USAAF<br />
soll am Tag Industrieanlagen und ähnlich relevante<br />
Ziele bombardieren und die RAF Wohnviertel<br />
im Schutz der Nacht. Im optimalen Fall<br />
rund um die Uhr.<br />
Hierfür wurden Zielkategorien festgelegt,<br />
wonach U-Boot-Stützpunkte und -Produktions<br />
anlagen oberste Priorität besaßen. Danach<br />
ging es darum, die Bedrohung für den Nachschub<br />
zu verringern, auch im Hinblick auf<br />
eine mögliche bevorstehende Invasion. An<br />
zweiter Stelle stand die Flugzeugindustrie der<br />
Achsenmächte, die USAAF und RAF gleichermaßen<br />
zu schaffen machte, gefolgt von<br />
Hauptverkehrsknotenpunkten, Ölraffinerien<br />
und synthetischen Treibstoffwerken sowie<br />
Kugellagerfabriken und allgemeiner Rüstungsindustrie.<br />
Das diesbezügliche Abschluss-Kommuniqué<br />
der Konferenz enthält<br />
nochmals die bis heute umstrittene Luftkriegstheorie<br />
Giulio Douhets und weist<br />
»Terrorangriffe« auf zivile Wohnviertel als<br />
»mutmaßlich entscheidendes Mittel der<br />
Kriegs führung« aus. Der Chef des Bomber<br />
Commands, Arthur Harris, notierte dazu im<br />
Nachhinein: »Casablanca beseitigte die letzten<br />
moralischen Hemmungen, wir erhielten<br />
für den Bombenkrieg völlig freie Hand.«<br />
»Die Schlacht um die Ruhr«<br />
Am Abend des 5. März 1943 beginnt eine Serie<br />
schwerer Luftangriffe, die als »Battle oft<br />
the Ruhr« (Schlacht um die Ruhr) in die An-<br />
nalen eingehen werden. Dabei ist die Bezeichnung<br />
»Ruhr« eher symbolisch als geografisch<br />
zu verstehen, denn mit Ausnahme<br />
von Hagen bombardiert das Bomber Command<br />
der RAF innerhalb der folgenden fünf<br />
Monate sämtliche Großstädte an Rhein und<br />
Ruhr, darunter Essen, Duisburg, Düsseldorf,<br />
Gelsenkirchen, Wuppertal, Bochum, Dortmund,<br />
Oberhausen, aber auch Köln, Mannheim<br />
oder Aachen. Und doch haben sie eines<br />
gemeinsam: Sie alle liegen innerhalb der<br />
Reichweite des neuen »Oboe«-Gerätes und<br />
seiner Sender.<br />
Die britische Vorgehensweise ist dabei nahezu<br />
immer die gleiche: Mit »Oboe« ausgerüstete<br />
De Havilland Mosquito fliegen als<br />
Bei einem derartigen Angriff entsteht aus<br />
mehreren Brandherden ein Feuersturm.<br />
»Pfadfinder« vorneweg und markieren das<br />
Zielgebiet mit Leuchtkörpern. Wenige Minuten<br />
später erreicht dann der Bomberstrom das<br />
Stadtgebiet, und die Maschinen – De Havilland<br />
Mosquitos, Wickers Wellingtons, Short<br />
Stirlings, Handley Page Halifax und Avro<br />
Lancaster in unterschiedlicher Anzahl und<br />
Kombination – öffnen ihre Bombenschächte.<br />
Ihre tödliche Last besteht aus einem breiten<br />
Spektrum unterschiedlicher Abwurfwaffen,<br />
das von bis zu mehreren Tonnen schweren<br />
Luftminen über Sprengbomben unterschiedlicher<br />
Kaliber bis hin zu Brandbomben und<br />
Phosphorkanistern reicht. Bei den auch als<br />
»Wilde Sau«-Jäger Focke-Wulf<br />
Fw 190 A-6, 1943, geflogen von Major<br />
Hajo Hermann als Kommodore des<br />
JG 300<br />
Zeichnung H. Ringlstetter – Aviaticus<br />
»Blockbuster« (Wohnblockknacker) bezeichneten<br />
Luftminen ist der Name Programm: Sie<br />
decken großflächig Dachstühle ab, sprengen<br />
Fassaden und reißen Fenster und Türen samt<br />
Rahmen aus dem Mauerwerk. Die Sprengbomben<br />
verfeinern das Werk der Zerstörung,<br />
die in die entstandenen Löcher und Trümmerhaufen<br />
hineinregnenden Brandbomben<br />
und Phosphorkanister setzen Dachstühle,<br />
Treppenhäuser, Fachwerk und sonstiges<br />
Brennbares in Brand. Abhängig von der Bebauungsdichte,<br />
der Beschaffenheit von Bauund<br />
sonstigen Materialien sowie von weiteren<br />
thermischen und klimatischen Faktoren,<br />
können auf diese Weise verheerende Flächenbrände<br />
entstehen. Bei einem derartig konzentrierten<br />
Angriff auf Wuppertal entsteht aus<br />
mehreren Brandherden im Stadtteil Barmen<br />
ein Feuersturm, dem in der Nacht vom 29. auf<br />
den 30. Mai mehrere Tausend Menschen zum<br />
Opfer fallen.<br />
Verheerende Wirkung<br />
Natürlich kommt es bei manchen Einsätzen<br />
auch zu Pannen, fallen »Oboe«-Geräte aus,<br />
werden Leuchtmarkierungen an falscher Stelle<br />
gesetzt oder sind die Wetterverhältnisse so<br />
schlecht, dass nicht einmal das moderne<br />
Bodenradar »S2S« einen reibungslosen Einsatzverlauf<br />
garantiert. Wie auch immer, die<br />
Die Mosquito B.Mk.IX ist von Anfang an mit »Oboe« ausgerüstet<br />
und kommt ab April 1943 an der Front zum Einsatz<br />
Foto Sammlung Mühlbauer<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
51
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Die Halifax B.II Sers. I (Spezial), BB324, ZA-X,<br />
der 10 Squadron nahm an der »Battle of the<br />
Ruhr« teil und galt nach einem Angriff auf Mülheim<br />
am 22./23. Juni 1943 als vermisst<br />
Wirkung ist verheerend, der Bomberstrom<br />
stellt seine Effizienz unter Beweis. Am Abend<br />
des 5. März werden über der Innenstadt von<br />
Essen innerhalb von einer halben Stunde mehr<br />
als 1000 Tonnen Bomben abgeworfen, andere<br />
Stadtzentren trifft weit mehr als die doppelte<br />
Last. Jahrhundertealte Stadtkerne gehen in<br />
Flammen auf, sinken in Trümmer, sind nach<br />
dem jeweiligen Angriff nur noch eine Erinnerung<br />
an etwas, das noch am Vortag existierte.<br />
(Über Angriffe auf die Eder-, Möhne- und Sorpe-<br />
sowie Ennepe-Talsperren berich tet FLUG-<br />
ZEUG <strong>CLASSIC</strong> demnächst separat.)<br />
Krieg der Worte<br />
Dabei haben Zyniker auf beiden Seiten Hochkonjunktur.<br />
Beispielsweise funkt Arthur Harris<br />
in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 1943,<br />
während mehr als 700 Maschinen über 2000<br />
Tonnen über Dortmund abwerfen, an eine der<br />
beteiligten Besatzungen: »1939 hat Göring versichert,<br />
dass keine einzige Bombe auf das<br />
Ruhrgebiet fallen wird. Gratuliere zu der soeben<br />
gelieferten ersten 100 000. Tonne Bomben<br />
als Antwort an den Reichsmarschall.«<br />
Auf der Gegenseite gibt der Reichspressechef<br />
Otto Dietrich am 13. März 1943 Äußerungen<br />
des Reichsministers für Propaganda und<br />
Volksaufklärung, Dr. Joseph Goebbels, weiter:<br />
»Zum Luftkrieg bemerke der Minister, dass die<br />
Engländer immer genau wüssten, was zerstört<br />
worden sei, während wir über unsere Luftangriffe<br />
keine genauen Tatsachenberichte erhielten.<br />
Wir seien zu offen und zu ehrlich in<br />
unserer Berichterstattung und setzten Nachrichten<br />
in die Welt, während wir Propaganda<br />
treiben sollten. In diesem Zusammenhang weise<br />
der Minister es auch zurück, Angaben über<br />
Zerstörungen von Kirchen zu geben, da wir<br />
aus den Angaben der Engländer über zerstörte<br />
Kirchen jeweils geschlossen haben, welchen<br />
Erfolg wir hatten. Nach dem Prozentsatz der<br />
getroffenen Kirchen haben wir die Zerstörung<br />
an Bahnhöfen und Industriestätten beurteilt.<br />
Diese Anhaltspunkte dürften wir den Engländern<br />
in Zukunft nicht mehr geben. Dagegen<br />
sei selbstverständlich, dass man Berichte über<br />
einzelne weltbekannte Kulturdenkmäler, die<br />
zerstört worden sind, herausgebe.«<br />
Zudem bereitet das »Oboe«-Gerät der<br />
deutschen Führung Kopfzerbrechen. Göring<br />
fragt sich, wie der Engländer selbst bei dichtestem<br />
Nebel »bei uns die kleinste Dreckmühle«<br />
finden könne. Hitler vermutet, die<br />
Bomben würden durch Infrarotstrahlen ins<br />
Ziel gelenkt, und wieder andere Sachverständige<br />
gehen von Funkbaken aus, die von britischen<br />
Agenten in der Nähe relevanter Ziele<br />
aufgestellt werden und erst dann zu senden<br />
beginnen, wenn sie von einem Flugzeug aus<br />
Trotzdem stoßen die britischen Flieger<br />
zunehmend auf Widerstand.<br />
per Funkstrahl eingeschaltet werden. Die von<br />
den Angriffen betroffene Bevölkerung leidet<br />
immens. Die Zahl der Getöteten geht in die<br />
Tausende, Zigtausende werden verletzt,<br />
Hunderttausende obdachlos.<br />
Trotzdem stoßen die britischen Flieger zunehmend<br />
auf Widerstand. Über Ruhr und<br />
Rhein treffen sie schon bald auf die größte<br />
Flak-Ansammlung, die es je gegeben hat, sodass<br />
bald nur noch vom »Happy Valley«<br />
oder vom »Valley of no return« (Tal ohne<br />
Nach dem Krieg wurde das Werk vollendet: Die Kruppwerke nach Demontage<br />
der Maschinen und Sprengung der Werkshallen Foto picture-alliance/dpa<br />
Die Spuren des Krieges sind bis heute sichtbar: Ehemaliger Luftschutzbunker<br />
in Wuppertal-Langerfeld<br />
Foto Frank Vincentz<br />
52
Wiederkehr) die Rede ist. Und auch die deutschen<br />
Nachtjäger tragen zur sinkenden<br />
Kampfmoral der britischen Besatzungen bei:<br />
Alleine im Juni 1943 schießen sie im »Himmelbett«-Verfahren<br />
235 Bomber ab, so viele<br />
wie noch nie zuvor. In der Nacht vom 3. auf<br />
den 4. Juli, als an die 600 britische Flugzeuge<br />
wieder einmal Köln angreifen, dürften<br />
sich manche ihrer Besatzungsmitglieder verwundert<br />
die Augen gerieben haben, als sie<br />
über der von Bränden, Flakscheinwerfern<br />
und Pfadfinder-Leuchtkugeln hell erleuchteten<br />
Domstadt plötzlich von einsitzigen Tagjägern<br />
angegriffen werden. Alleine zwölf von<br />
insgesamt 30 in jener Nacht abgeschossenen<br />
Bombern fielen jenen Fw 190 und Bf 109 zum<br />
Opfer – es war die Geburtsstunde der »Wilden<br />
Sau«.<br />
Doch allen Zerstörungen zum Trotz ging<br />
die dem »Moral Bombing« zugrundeliegende<br />
These, wonach sich die getroffene Bevölkerung<br />
gegen ihre Machthaber auflehne, auch beim<br />
»Battle of the Ruhr« nicht auf. Statt zunehmend<br />
organisierten Widerstands, wie er beispielsweise<br />
nach vergleichbaren Bombenangriffen<br />
bei der norditalienischen Bevölkerung<br />
konstatiert wurde, begannen die »Volksgenossen«<br />
am nächsten Morgen in aller Frühe mit<br />
den Aufräumarbeiten. Allerdings ist im Geheimen<br />
Bericht des Sicherheitsdienstes der SS<br />
zur innenpolitischen Lage vom 6. Mai 1943<br />
von einer gewissen Animosität gegenüber der<br />
Reichshauptstadt die Rede, die sich nicht zuletzt<br />
in einem Vers widerspiegele, der an Rhein<br />
und Ruhr kursiere und sich auf Goebbels<br />
Sportpalastrede zum »Totalen Krieg« beziehe:<br />
Avro Lancaster Mk.III, WS-R, »Spirit of<br />
Russia« der 9th Squadron, Juni 1943,<br />
während der »Battle of the Ruhr«. Im Februar<br />
1945 wurde sie einer Ausbildungseinheit<br />
zugeteilt Zeichnung Juanita Franzi<br />
»Lieber Tommy, fliege weiter,<br />
wir sind alle Bergarbeiter.<br />
Fliege weiter nach Berlin,<br />
die haben alle ›ja‹ geschrien.«<br />
Mit dem Flächenangriff auf Remscheid,<br />
bei dem in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli<br />
1943 mehr als 1200 Menschen getötet<br />
wurden, endete die »Battle of the Ruhr«. Zu<br />
diesem Zeitpunkt hatte die »Operation<br />
Gomorrha« weite Teile Hamburgs bereits<br />
schwer getroffen ...<br />
■<br />
Die anderen Kriegsschauplätze im Überblick<br />
Liberator GR Mk.III VLR der No 120 Squadron in Aldergrove. Die<br />
Langstrecken-Seeaufklärer machen ab Frühjahr 1943 Jagd auf deutsche<br />
U-Boote<br />
Foto Sammlung Mühlbauer<br />
Ostfront, Mittelmeerraum, Nordafrika,<br />
Reichsverteidigung … insgesamt überfordert<br />
der Luftkrieg des ersten Halbjahres<br />
1943 die Kräfte der deutschen Luftwaffe,<br />
allen Umstrukturierungen und zahlreichen<br />
Verlegungen zum Trotz.<br />
Im Westen: Im März 1943 fügen die deutschen<br />
»Wolfsrudel« den alliierten Geleitzügen<br />
im Nordatlantik nochmals schwere Verluste<br />
zu, doch anschließend bricht ihre<br />
Erfolgsbilanz ein. Ab April besitzen die Alliierten<br />
die absolute Lufthoheit über dem<br />
Ozean: Viermotorige Langstrecken-Seeaufklärer<br />
und Flugboote decken das Seegebiet<br />
nahezu lückenlos ab. Diese und auch die<br />
Flugzeuge der die Geleitzüge begleitenden<br />
Flugzeugträger machen nun mithilfe neuer<br />
Radargeräte, verbesserter Wasserbomben<br />
und Suchscheinwerfer verstärkt Jagd auf<br />
deutsche U-Boote. Nachdem alleine im Mai<br />
mehr als 40 dieser »grauen Wölfe« versenkt<br />
Diese B24D kann nach dem Bombenangriff auf Rom am 19. Juli<br />
1943 nur mit eingefahrenem Bugrad landen. Sie gehörte zur 376th<br />
BG der 9th AF<br />
Foto USAF<br />
werden, stellt der Oberbefehlshaber der<br />
Kriegsmarine, Großadmiral Karl Dönitz, den<br />
U-Boot-Krieg gegen alliierte Konvois vorübergehend<br />
ein.<br />
Im Süden: Am Samstag, den 10. Juli,<br />
landen erste anglo-amerikanische Truppen<br />
auf Sizilien, der »Italienfeldzug« der westlichen<br />
Alliierten beginnt. »Operation Husky«<br />
wird durch zahlreiche schwere strategische<br />
Luftangriffe vorbereitet und begleitet, unter<br />
anderem bombardieren am Montag, den<br />
19. Juli, Bomber der 9th Air Force sowie der<br />
Northwest African Tactical Air Force (NATAF)<br />
erstmals Ziele im Stadtgebiet von Rom. Die<br />
Besatzungen werden angewiesen, Schäden<br />
an Kirchen und Kulturdenkmälern möglichst<br />
zu vermeiden, was jedoch nicht durchgängig<br />
gelingt.<br />
Im Osten: Für das »Unternehmen Zitadelle«,<br />
die deutsche Sommeroffensive im<br />
Raum Kursk-Orel, zieht die Wehrmacht nochmals<br />
starke Kräfte zusammen. Allerdings<br />
steht sie einem zahlenmäßig deutlich überlegenen<br />
Gegner gegenüber, der durch seinen<br />
Geheimdienst bestens über die deutschen<br />
Vorbereitungen und Planungen<br />
informiert ist. Im Verlauf der am 5. Juli beginnenden<br />
größten Panzer- und Luftschlacht<br />
des Zweiten Weltkriegs fügen die von fast<br />
allen Ostfront-Abschnitten sowie aus der<br />
Reichsverteidigung zusammengezogenen<br />
Verbände der Luftwaffe ihren Gegnern horrende<br />
Verluste zu, doch sind sie nicht mehr<br />
so wie einst imstande, das Geschehen zu<br />
beeinflussen. Die Offensive wird erfolglos<br />
abgebrochen, am 12. Juli gehen die Sowjets<br />
zum Gegenangriff über, Hitler stellt das »Unternehmen<br />
Zitadelle« ein, ein Teil der Luftwaffenverbände<br />
wird vom Osten nach Italien<br />
verlegt. Die deutsche Offensivkraft ist endgültig<br />
dahin. Von nun an liegt die Initiative<br />
bis zum Kriegsende bei der Roten Armee. ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
53
MODELLBAU<br />
MESSERSCHMITT BF 109 E-7/TROP IN 1:72 VON AIRFIX/GLOW2B<br />
Bastelspaß zum Taschengeld-Preis<br />
Schickt man jemanden »in die Wüste«, bedeutet<br />
dies eigentlich nichts Gutes. Doch<br />
die neueste Bf 109 im Maßstab 1:72, die Airfix<br />
2012 auf den Markt gebracht hat, muss gewiss<br />
nicht in unwirtliche Gegenden verbannt<br />
werden, auch wenn die E-7 als Tropenversion<br />
dafür besonders geeignet erscheint.<br />
Der Kit aus neuen Formen weist recht<br />
gute Gravuren an den Oberflächen auf und<br />
besitzt ein im Hinblick auf den Maßstab<br />
ziemlich gut ausgestattetes Cockpit. Ferner<br />
verfügt der Bausatz über eine Motor-Imitation<br />
mit abnehmbarer Haube.<br />
Der Bau der »Wüsten-109« geht recht zügig<br />
voran, da die Einzelteile sehr gut passen<br />
Modellbausatz:<br />
Messerschmitt Bf 109 E-7/Trop<br />
Kit-Nr.: Airfix A02062<br />
Maßstab: 1:72<br />
Hersteller: Airfix/Glow2b<br />
Preis: 8,99 €<br />
Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />
62 Teile, Decals für zwei Maschinen<br />
Plus: Gratfreie Teile, gutes Cockpit und<br />
Fahrwerk, gute Passgenauigkeit, separate<br />
Start- und Landeklappen; Motorimitation<br />
Minus: Etwas zu tiefe Gravuren, aber das<br />
ist Geschmacksache<br />
In den Weiten Nordafrikas durfte der abwerfbare Treibstoff-Tank nicht fehlen<br />
Die Rumpfhälften vor dem Zusammenbau mit<br />
dem fertigen Cockpit<br />
Die verschliffenen Komponenten der Messerschmitt<br />
vor dem Zusammenfügen<br />
Die Unterseiten sind bereits hellblau; nun wird<br />
Sandgelb aufgetragen<br />
Modell und Fotos Othmar Hellinger<br />
54
Aus Liebe<br />
zum Detail<br />
Das weiße Band steht für den südlichsten Kriegsschauplatz, nämlich den Mittelmeerraum<br />
und somit keine umständliche Nacharbeit<br />
verlangen. Bei den Tragflächen können<br />
die beiden Start- und Landeklappen<br />
ein- oder ausgefahren dargestellt werden.<br />
Da mir die schnittige Wüstenmaschine<br />
»Schwarze 8« des JG 27 schon immer gut<br />
gefallen hat, habe ich mich für dieses<br />
Flugzeug entschieden.<br />
Lackiert habe ich das gute Stück mit<br />
Farben von Gunze. Auf der Unterseite<br />
habe ich RLM 78 Hellblau aufgetragen,<br />
während ich für die Oberseiten RLM 79<br />
mit Flecken in RLM 80 Olivgrün verwendet<br />
habe. Die Abziehbilder lassen sich<br />
sehr gut aufbringen und werden von mir<br />
anschließend mit Klarlack versiegelt. Das<br />
Fazit: ein Kit für den Taschengeldbereich,<br />
purer Bastelspaß und für Anfänger bestens<br />
geeignet.<br />
■<br />
Othmar Hellinger<br />
Jeden Monat<br />
neu am Kiosk!<br />
Nur am Boden zu empfehlen: Die Cockpit-Haube lässt sich aufgeklappt darstellen<br />
Die Tarnung ist komplett, das weiße Rumpfband<br />
musste noch nachgetragen werden<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
Sicherlich nicht die beste Startbahn, aber<br />
ein mehr als gelungenes Mini-Diorama
MODELLBAU<br />
Jet-Koloss in 1:32: MiG-23 in NVA-Ausführung<br />
MIG-23 MF »FLOGGER B« IN 1:32 VON TRUMPETER/FALLER<br />
Die MiG-23 MF ist in diesem Maßstab ein wahrer<br />
Koloss und hat jede Menge für den Bastler zu bieten<br />
Foto A. Höhne<br />
Foto A. Höhne<br />
Sämtliche Luftbremsen sind ausstellbar, so wie<br />
diese Flosse unter dem Rumpfende. Sie kann<br />
aber auch eingeklappt angebracht werden<br />
Der Enkel der Schturmovik<br />
Es mag dem Modellbauer so vorkommen, sich die einzelnen Baustufen reibungslos abarbeiten.<br />
Eine gelungene Zugabe ist das se-<br />
als hätte er ein 3D-Puzzle in der Hand,<br />
wenn er zum ersten Mal die prall gefüllte parat beigefügte Triebwerk, das Modellbauer<br />
Andreas Höhne eigentlich auf dem eigens<br />
Schachtel öffnet. Satte 565 Bauteile, die auf<br />
29 grauen und vier transparenten Gussästen mitgelieferten Transportwagen darstellen<br />
verteilt sind, bietet der chinesische Hersteller<br />
Trumpeter zum Zusammenbau an. Ent-<br />
ungenauigkeiten nicht möglich; somit ver-<br />
wollte. Leider war dies aufgrund von Pass -<br />
stehen soll der sowjetische Schwenkflügeljet schwand die Turbine im Rumpf. Modellbauer<br />
aufgepasst: Nicht das entsprechende<br />
MiG-23 MF.<br />
Die Fahrwerksbeine sind in Weißmetall Buggewicht vergessen, da sonst der Jet nicht<br />
ausgeführt und tragen zum sicheren Stand auf den Bugrädern stehen bleibt. Schön umgesetzt<br />
hingegen haben die Chinesen die ver-<br />
des schweren Modells bei. Gummireifen runden<br />
das Fahrwerk ab. Die Bauteile besitzen schiedenen Außenlasten. Hier kann man sei-<br />
feine Gravuren an den Modelloberflächen.<br />
Wie immer beginnt<br />
Die Cockpitwanne mit Schleudersitz,<br />
Steuerknüppel und den eingebauten<br />
der Bau mit dem Cockpit, das<br />
Seitenkonsolen in voller Pracht<br />
recht gut ausgestaltet ist. Die Teile<br />
passen hervorragend zusammen.<br />
Dank der Ätzteile von eduard ist<br />
Mit Ätzteilen von eduard werden<br />
das Instrumentenbrett der MiG<br />
das Instrumentenbrett und auch<br />
schon ein Kunstwerk für sich<br />
die Seitenkonsolen aufgewertet.<br />
alleine, wo jeder Strich und jede<br />
Schaut einfach besser aus! Dank<br />
Ziffer in den Uhren sichtbar ist<br />
der guten Bauanleitung lassen<br />
ne eigene Konfiguration wählen. Mit den Decals<br />
hat Andreas Höhne eine DDR-Maschine<br />
aus den 1980er-Jahren dargestellt.<br />
■<br />
Othmar Hellinger<br />
Modellbausatz: MiG-23 MF Flogger B<br />
Kit-Nr.: 03209<br />
Maßstab: 1:32<br />
Hersteller: Trumpeter/Faller<br />
Preis: ca. 90,00 €<br />
Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />
565 Teile<br />
Plus: Metallfahrwerk, Gummireifen,<br />
umfangreiche Außenlasten, toll eingerichtetes<br />
Cockpit, separates Triebwerk mit<br />
Transportwagen<br />
Minus: Passprobleme der Bauteile im<br />
mittleren Rumpfbereich<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Othmar Hellinger; Modell Andreas Höhne<br />
56
Foto hk-models<br />
Fotos, soweit nichts anders angegeben, Othmar Hellinger<br />
B-25J UND B-17G VON HK-MODELS<br />
Nicht täuschen lassen: Was hier so<br />
klein wirkt, sprengt später die Vitrine<br />
Die Riesen kommen!<br />
Auch im Modellbau denken die Chinesen nenausstattung. Die Spannweite des fertigen<br />
offenbar in großen Maßstäben: So hat Modells beträgt fast einen (!) Meter. Damit<br />
HK-Models Ende letzten Jahres die B-25J<br />
in 1:32 als »Strafer« mit Bug-MG herausgebracht.<br />
Inzwischen sind auch sämtliche Zurüstteile<br />
im Handel erschienen, und FLUG-<br />
ZEUG <strong>CLASSIC</strong> wird das gebaute Modell in<br />
diesem Jahr noch vorstellen.<br />
Ferner erreichte uns von HK ein Testshot<br />
der gigantischen B-17G. Das Bild verspricht<br />
sich der Bastler nicht lange mit der Platzfrage<br />
quälen muss, enthält der Bausatz als Sahnehäubchen<br />
eine passende Wandhalterung. Der<br />
Kit 01E04 ist für ca. 275 Euro erhältlich.<br />
Die Bausätze können über den Importeur<br />
Axels Modellbau Shop in Bodenfelde oder<br />
den Fachhandel bezogen werden.<br />
E-Mail: info@hk-models.de oder Website:<br />
ein gelungenes Kit mit vielen sehr gut detaillierten<br />
www.hk-models.de, Tel. 0 55 71/91 91 00. ■<br />
Teilen und einer umfangreichen In-<br />
Othmar<br />
Hellinger<br />
Modellbausatz: B-25J Strafer<br />
Kit-Nr.: 01E02<br />
Preis: ca. 185,00 €<br />
Diese Version besitzt eine vollverkleidete<br />
Bugnase samt Bewaffnung. Mit Ätzteilen<br />
und Brassinrädern von eduard, einem<br />
Metallfahrwerk von SAC und den tollen<br />
Decals 32056 von Zotz kann der Modellbauer<br />
die B-25 noch weiter aufpeppen.<br />
Die »Mistel« ist sicherlich<br />
eine der skurilsten Flugmaschinen<br />
der Luftwaffe<br />
gewesen und heute eine<br />
echte Herausforderung für<br />
Modellbauer! Wie Sie ein<br />
solches Projekt meistern<br />
können, erfahren sie in<br />
der neusten Ausgabe von<br />
ModellFan, die ab dem<br />
22. April im Handel erhältlich<br />
ist.<br />
Modellbau-News<br />
REVELL: SPECIAL HOBBY<br />
Bla T-2 Buckeye blalddflalsd »Camouflaged<br />
Trainer« in 1:48<br />
flasd<br />
REVELL: (Kit: SH48129). Der<br />
Bla Hersteller blalddflalsd aus Tschechien<br />
erfreut uns Mo-<br />
flasd<br />
dellbauer mit einer<br />
weiteren Variante des Jettrainers. Der Kit besitzt recht<br />
gute Gravuren an den Oberflächen, ein voll eingerichtetes<br />
Cockpit und verschiedene Resinteile. Ein<br />
Photoätzrahmen zur Verfeinerung des Cockpits liegt<br />
ebenfalls bei. Mit den Decals lassen sich insgesamt<br />
fünf Maschinen der griechischen Luftwaffe und der<br />
US Navy darstellen. Preis: 47,99 €<br />
EDUARD<br />
Nieuport 17 Weekend<br />
Edition in 1:48 (Kit:<br />
8432). Die tschechische<br />
Firma hat den<br />
französischen Doppeldecker<br />
in italienischen<br />
Farben und Decals in die Läden gebracht. Der Kit<br />
besteht »nur« aus Plastikteilen und kann in relativ<br />
kurzer Zeit gebaut werden. Eine preiswerte Alternative<br />
für uns Modellbauer. Preis: 13,50 €<br />
REVELL<br />
Junkers Ju 52/3m in<br />
1:144 (Kit: 04843).<br />
Das Unternehmen aus<br />
Bünde beschert uns<br />
die berühmte »Tante<br />
Ju« im kleinen Maßstab. Die 56 Bauteile sind<br />
sauber gefertigt und die Wellblechdarstellung auch<br />
recht gelungen. Mit den Teilen lassen sich sowohl<br />
die Rad- als auch die Skiversion bauen. Zwei<br />
Transporter können mit den Decals dargestellt<br />
werden. Preis: 11,99 €<br />
AIRFIX/GLOW2B<br />
North American F-51D<br />
Mustang in 1:72 (Kit:<br />
A02047). Der Hersteller<br />
aus England kommt mit<br />
einer komplett neuen<br />
Mustang auf den Markt. Die Modelloberflächen<br />
besitzen gute Gravuren, die Passgenauigkeit der<br />
Bauteile ist recht gut, und die Detaillierung für den<br />
Maßstab kann sich sehen lassen. Je eine Maschine<br />
der USAF und der ROKAF (südkoreanische Luftwaffe)<br />
können gebaut werden. Preis: 8,99 €<br />
EDUARD<br />
Bf 110 G-2 ProfiPack<br />
in 1:72 (Kit: 7085).<br />
eduard setzt mit einer<br />
weiteren Variante der<br />
Bf 110 die 72er-Reihe<br />
fort. Die Bauteile sind<br />
exakt gespritzt und weisen fein gravierte Oberflächen<br />
auf. Die Inneneinrichtung ist für diesen<br />
Maßstab herausragend gelungen. Mit den Ätzteilen<br />
lassen sich das Cockpit und verschiedene Partien<br />
des Flugzeuges hervorragend detaillieren. Tolle<br />
Decals lassen den Bau von vier Maschinen der<br />
deutschen Luftwaffe darstellen. Preis: 21,79 €<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
57
Markt<br />
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Luftfahrt-Archiv Hafner Salonallee 5 71638 Ludwigsburg<br />
Tel. 07141 / 90 16 03 www.luftfahrt-archiv-hafner.de Fax 07141 / 92 66 58<br />
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Unternehmens und Dokumentation<br />
ihrer Produktpalette vom Anfang der<br />
Fliegerei bis zur Gegenwart<br />
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deutschen Luftfahrtgeschichte vom<br />
Ersten Weltkrieg bis zum Jahr 2001<br />
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modellbauversand.com<br />
Modellbauversand Hanke · Merxhausener Str. 17 · 37627 Heinade · Tel.: (0 55 64) 2 00 90 62<br />
58
Tel.: 0 89 13 06 99-130 · Fax: 0 89 13 06 99-100 · E-Mail: anzeigen@verlagshaus.de<br />
FertigmodellE<br />
nur<br />
19 €<br />
Bf-109E JG51<br />
Maßstab 1:72;<br />
Länge ca. 12,3 cm<br />
Best-Nr.: AC99303<br />
Warbirdmodelle Unterberg<br />
Im Euler 24, 63584 Gründau<br />
Tel.: 06051-6189862, Fax: 06051-6189863<br />
F-104G JG32„Bavaria“<br />
Best-Nr.: 8530<br />
F-104 Starfighter<br />
Maßstab 1:72; Länge ca. 23,5 cm<br />
Metallmodell<br />
nur19 € 29 €<br />
F-104S Italian AF<br />
nur19 €<br />
„The Last Starfighter“<br />
Best-Nr.: 8521<br />
PT-17 Stearman<br />
Maßstab 1:48<br />
Spannweite ca. 20,3 cm<br />
Metallmodell<br />
mit Pilotenfiguren, Ständer<br />
Best-Nr.: HA8106<br />
nur<br />
Riesengroßes Sortiment an Fertigmodellen in 1:72 + 1:48 z.Bsp.: FW-190, Spitfire, P-51, Stearman,<br />
F-100, F-101, F-102, F-104, F-105, F-106, F-111, F-4, F-5, F-14, F-15, F-16, F-18, F-22, Mig´s, usw. Und weitere Exoten!<br />
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Absturz im Kinzigtal<br />
berichtet über die ersten Flugbewegungen<br />
seit 1895 sowie<br />
über den Aufbau und<br />
Untergang der Militärluftfahrt<br />
im hessischen Kinzigtal.<br />
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Herr Helmut Gassner,<br />
Tel. (089)<br />
13 06 99 – 520<br />
helmut.gassner<br />
@verlagshaus.de<br />
ISBN: 978-3981441901<br />
Verlag Sauer UG, Gründau<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
59
TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />
TERMINE 2013<br />
FÜR DEUTSCHLAND,<br />
ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />
APRIL<br />
20. April<br />
34. Internationale Flugzeug-Veteranen-<br />
Teile-Börse, Technik Museum Speyer,<br />
Peter Seelinger, Tel. 06341/809 06 od.<br />
0175/585 43 43, pseelinger@t-online.de<br />
24.–27. April<br />
AERO – Messe für allgemeine Luftfahrt,<br />
Messe & Flughafen Friedrichshafen,<br />
www.messe-friedrichshafen.de<br />
MAI<br />
11./12. Mai<br />
Historische Flugtage & 2. Militärhist. Treffen,<br />
Verkehrslandeplatz Großenhain, www.grossflugtage.de<br />
9.–12. Mai<br />
Flugtage, Sonderlandeplatz Laucha<br />
Dorndorf, www.lsv-laucha.npage.de<br />
18.–20. Mai<br />
Grunau-Baby-Treffen/Tag der offenen Tür<br />
(Sonntag), Sonderlandeplatz Bamberg-<br />
Breitenau, www.aeroclub-bamberg.de<br />
25./26. Mai<br />
Airportfestival, Flughafen Niederrhein/<br />
Weese, www.airport-weeze.de<br />
30. Mai.–2. Juni<br />
Flugtage, Sonderlandeplatz Kehl-Sundheim,<br />
www.kehler-flugtage.de<br />
JUNI<br />
6./7. Juni<br />
Flugtag, Verkehrslandeplatz Leipzig-Altenburg,<br />
www.grossflugtage.de<br />
14.–16. Juni<br />
Klassikwelt am Bodensee,<br />
Messe & Flughafen Friedrichshafen,<br />
www.messe-friedrichshafen.de<br />
15./16. Juni<br />
Fly-In, Ambri, Schweiz, www.p3aviation.ch<br />
22./23. Juni<br />
Oldtimertreffen, Segelfluggelände Eutingen,<br />
www.bw-in-fahrt.de<br />
28./29. Juni<br />
Airpower 2013, Internationale Airshow, Fliegerhorst<br />
Hinterstoisser, Zeltweg, Österreich,<br />
www.airpower.gv.at<br />
29. Juni<br />
Tag der offenen Tür/Flyout F-4 Phantom,<br />
Jagdgeschwader 71, Fliegerhorst Wittmund,<br />
www.phantom-pharewell.de<br />
JULI<br />
6./7. Juli<br />
Airshow, Verkehrslandeplatz Coburg Brandensteinsebene,<br />
www.aeroclub-coburg.de<br />
12./13. Juli<br />
Scalaria Air Challenge, Wolfgangsee,<br />
Österreich, www.airchallenge.info<br />
28. Juli<br />
Tag der offenen Tür, Kampfhubschrauber -<br />
regiment 26/Roth, www.deutschesheer.de<br />
AUGUST<br />
3./4. August<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz<br />
Bad Frankenhausen,<br />
www.aeroclub-frankenhausen.de<br />
8.–11. August<br />
Seefliegertreffen, Rostock/Marienehe,<br />
www.hansesail.com<br />
10./11. August<br />
Flugtage, Verkehrslandeplatz Bautzen,<br />
www.flugtage-bautzen.de<br />
16.–18. August<br />
Airday Nordholz/100 Jahre Deutsche<br />
Marineflieger, Marineflieger-Stützpunkt<br />
Nordholz, www.airday-nordholz.de<br />
17./18. August<br />
Oldtimer/Doppeldecker Fly-In, Segelflug -<br />
gelände Montabaur, www.biplanes.de<br />
23.–25. August<br />
Quaxmeet 2013, Fly-In am Flughafen<br />
Paderborn-Lippstadt, www.quax-flieger.de<br />
23.–25. August<br />
Tannkosh Fly-In, Verkehrslandeplatz<br />
Tannheim, www.tannkosh.de<br />
24./25. August<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Albstadt-<br />
Degerfeld, www.lsv-degerfeld.de<br />
24. August<br />
Hunterfest, Flugplatz St. Stephan, Schweiz,<br />
www.hunterverein.ch<br />
31. August/1. September<br />
Flugtage, Dittingen, Schweiz,<br />
www.flugtage.ch/c<br />
31. August/1. September<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Krefeld-<br />
Egelsberg, www.flugplatzfest-krefeld.de<br />
EUROPA<br />
APRIL<br />
27./28. April<br />
Oldtimer Fly-In, Strasbourg Neuhof,<br />
Frankreich, www.aileshistoriquesdurhin.fr<br />
MAI<br />
18./19. Mai<br />
Oldtimer Airshow, La Ferte Alais/Cerny,<br />
Frankreich, www.ajbs.fr<br />
20. Mai<br />
Airshow, Oostwold, Niederlande,<br />
www.oostwold-airshow.nl<br />
25. Mai<br />
Airshow, Caslav Airbase, Tschechien,<br />
www.openday2013.cz<br />
JUNI<br />
1./2. Juni<br />
Airshow, Pardubice, Tschechien,<br />
www.aviatickapout.cz<br />
8./9. Juni<br />
Aero Show, Göteborg, Schweden,<br />
www.aeroseum.se<br />
14./15. Juni<br />
Airshow, Volkel Airbase, Niederlande,<br />
www.defensie.nl/luchtmachtdagen<br />
17.–23. Juni<br />
50. Internationale Paris Airshow,<br />
Flughafen Le Bourget/Paris, Frankreich,<br />
www.paris-air-show.com<br />
JULI<br />
13./14. Juli<br />
Flying Legends Airshow, Duxford Airfield,<br />
Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />
20./21. Juli<br />
Royal International Air Tattoo, RAF Fairford,<br />
Großbritannien, www.airtattoo.com/airshow<br />
AUGUST<br />
10./11. August<br />
Wings and Wheels, Ursel Airfield, Belgien,<br />
www.wingsandwheels.be<br />
17./18. August<br />
Oldtimer Fly-In, Schaffen-Diest, Belgien,<br />
www.flyin.dac.be<br />
17./18. August<br />
Airshow, Roskilde, Dänemark,<br />
www.airshow.dk<br />
24./25. August<br />
Airshow, Radom-Sadkow, Polen,<br />
www.airshow.sp.mil.pl<br />
31. August/1. September<br />
SIAF 2013 Airshow, Sliac Airbase,<br />
Slowakei, www.siaf.sk<br />
27. August–1. September<br />
MAKS – Internationaler Luft-und Raumfahrt<br />
Salon, Moskau/Zhukovsky, Russland,<br />
www.aviasalon.com<br />
WELTWEIT<br />
APRIL<br />
9.–14. April<br />
Sun ’n Fun Fly-In, Lakeland, Florida, USA,<br />
www.sun-n-fun.org<br />
JULI<br />
29. Juli–4. August<br />
EAA AirVenture Oshkosh, Wittman Regional<br />
Airport, Wisconsin, USA, www.airventure.org<br />
Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />
Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />
eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />
Sie planen eine Veranstaltung? Teilen Sie uns<br />
diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />
Fax: 09 51/4 28 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />
Alexander Nüßlein, J.A.N. Luftfahrtdokumentation<br />
BÜCHER<br />
Fokker D.21<br />
Fokkers laatste eenmotorige jager<br />
In holländischer Sprache<br />
240 S., über 400 s/w- und Farbfotos,<br />
elf Farbprofile. Lanasta, Emmen (NL).<br />
ISBN 978-90-8616-099-0.<br />
Preis: 39,80 €<br />
Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />
Schmidt. www.christian-schmidt.com.<br />
Tel. 089/70 32 27<br />
PETER DE JONG<br />
Holländischer Jäger<br />
Die Fokker D.21 war im Vergleich zur<br />
Spitfire und Bf 109 zwar veraltet, dennoch<br />
errang sie eine beachtliche internationale<br />
Bedeutung. Es waren insbesondere<br />
die Finnen, die sie für ein brauchbares<br />
Kampfflugzeug hielten und erfolgreich<br />
nutzten. Der Autor zeichnet die interessante<br />
Entwicklungs- und Einsatzgeschichte<br />
der D.21 tiefschürfend nach,<br />
üppig illustriert mit guten Fotos und Abbildungen.<br />
Zwar gibt es nur eine kurze,<br />
englischsprachige Zusammenfassung,<br />
doch sollte der holländische Originaltext<br />
hierzulande niemanden abschrecken.<br />
Wer sich für die D.21 interessiert, kommt<br />
an diesem Buch nicht vorbei! WM<br />
FRANK GÜTH (HRSG.)<br />
Fliegerschicksale<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte<br />
Rhein/Mosel e.V. berichtet<br />
über regionale Ereignisse zwischen 1914<br />
und 1945. Zudem wird auch einigen<br />
Abstürzen in den ersten Jahren nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg angemessen Platz<br />
gewidmet. Im Vordergrund stehen die<br />
Schicksale der direkt beteiligten Protagonisten.<br />
Der inhaltliche Bogen des gut zu<br />
lesenden Buches reicht von den Nachforschungen<br />
am Absturzort bis hin zu den<br />
ebenso interessanten wie oft erschütternden<br />
Gesprächen mit Zeitzeugen – oder<br />
eben den unmittelbar Beteiligten, was die<br />
besondere Würze ausmacht. Dazu gibt es<br />
reichlich Bildmaterial.<br />
WM<br />
… als der Himmel<br />
glühte und die Erde brannte …<br />
Deutsche und alliierte Fliegerschicksale<br />
zwischen 1914 und<br />
1947<br />
202 S., ca. 300 Fotos und Abbildungen.<br />
Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft.<br />
ISBN 978-<br />
86933-083-9. Preis: 38,50 €<br />
Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />
Schmidt. www.christianschmidt.com.<br />
Tel. 089/70 32 27<br />
60
Das seltenste Flugzeug in der Sammlung<br />
ist die Fw 190 D-13 »Langnase«<br />
Jäger-Legenden nebeneinander:<br />
Fw 190 A<br />
und Bf 109 E<br />
Wenn ein Milliardär seinem Hobby frönt …<br />
In den späten 1990er-Jahren hat der Milliardär<br />
Paul Allen begonnen, seltene »Warbirds«,<br />
überwiegend aus dem Zweiten Weltkrieg,<br />
zu sammeln. Seine Leidenschaft für die<br />
Luftfahrtgeschichte ist die Motivation, diese<br />
Raritäten zu sammeln, nach höchsten Standards<br />
der Authentizität restaurieren zu lassen<br />
und sie in seinem Museum der Öffentlichkeit<br />
zu präsentieren.<br />
Anders als in den meisten Luftfahrtmuseen<br />
sind die Flugzeuge fast ausnahmslos flugfähig<br />
und werden an besonderen Tagen den Besuchern<br />
in der Luft vorgeführt. Dabei werden<br />
Das »Kraftei« der Luftwaffe: Messerschmitt<br />
Me 163 B »Komet«<br />
die Typen nach Herkunftsländern oder Themen<br />
zusammengestellt wie zum Beispiel<br />
»American Airpower«, »Pacific Legends«,<br />
»Luftwaffe day« oder »Battle of Britain«.<br />
Die Sammlung umfasst inzwischen rund<br />
20 Flugzeuge und Flugkörper, weitere selte -<br />
ne Stücke werden zurzeit restauriert. Unter<br />
den Flugzeugtypen finden sich überwiegend<br />
bekannte Legenden des Zweiten Weltkriegs<br />
aus fünf Ländern wie zum Beispiel Curtiss<br />
Tomahawk, Hellcat, Hurricane, Schturmovik,<br />
Zero, Mitchell, Mustang, Thunderbolt, Rata<br />
oder Spitfire.<br />
Die berüchtigte bemannte V1. Sie wird aus<br />
verständlichen Gründen nicht mehr geflogen<br />
Auf den deutschen Besucher warten Leckerbissen<br />
wie Fieseler Storch, Fw 190 A, die<br />
letzte Fw 190 D-13, Bf 109 E, Me 163 oder Fieseler<br />
Reichenberg.<br />
In einem gut sortierten Museumsshop können<br />
zahlreiche Souvenirs, Bücher, DVDs und<br />
vieles mehr erworben werden.<br />
Peter W. Cohausz ■<br />
Fotos Rudolf Herrgen mit bestem Dank.<br />
Checkliste<br />
Flying Heritage Collection<br />
Paine Field, 3407 109th Street SW,<br />
Everett, WA 98204, USA<br />
Telefon: 001/206/3424242<br />
Website: www.flyingheritage.com<br />
Öffnungszeiten:<br />
Täglich 10 bis 17 Uhr von Memorial Day (Ende<br />
Mai) bis Labour Day (Anfang September),<br />
ansonsten Di bis So 10 bis 17 Uhr<br />
Thanksgiving Day (Ende November) und Heiligabend<br />
geschlossen<br />
Eintrittspreise:<br />
Erwachsene 12,00 $<br />
Kinder 6 bis 15 Jahre 8,00 $<br />
Kinder unter 6 Jahren frei<br />
Rentner und Soldaten 10,00 $<br />
Gruppen ab 15 Personen 10,00 $/Person<br />
MUSEUMSTIPP<br />
»Wir zwei«<br />
Mit der Spirit of St. Louis über<br />
den Atlantik<br />
192 S., mit farbigen Karten zum<br />
Ausklappen und historischen<br />
Aufnahmen.<br />
MavenPress. ISBN: 978-3-<br />
941719-05-7. Preis: 19,90 €<br />
CHARLES LINDBERGH<br />
Der erste Atlantik-Flug<br />
Untrennbar mit seiner Maschine »Spirit of<br />
St. Louis« verbunden, präsentiert sich<br />
Charles Lindbergh in seiner Autobiographie,<br />
die kurz nach seinem im Mai 1927<br />
absolvierten Atlantiküberflug entstanden<br />
ist. Noch geprägt vom Erlebnis des Rekordflugs,<br />
beschreibt er sehr detailreich,<br />
wie er sich darauf vorbereitet hat und den<br />
Flug anschließend durchführte. Diese neu<br />
erschienene, ins Deutsche übersetzte Ausgabe<br />
enthält zudem ein Geleitwort von<br />
seiner Tochter Reeve und ist eine Empfehlung<br />
für alle, die sich nicht nur für den<br />
historischen Flug interessieren, sondern<br />
auch in die wilde Welt der Fliegerei in den<br />
1920er-Jahren abtauchen wollen. AZ<br />
M. FORSLUND UND TH. VALLET<br />
Schwedens Propellerjäger<br />
Vorgestellt werden hier die kolbenmotorgetriebenen<br />
Jagdflugzeuge der schwedischen<br />
Streitkräfte von Mitte der 1920er-<br />
Jahre bis zum Ende ihrer Ära. Die optisch<br />
wie inhaltlich hochwertige Publikation<br />
befasst sich mit einer Vielzahl entsprechender<br />
Muster, die von »Eigengewächsen«<br />
über amerikanische, britische oder<br />
italienische Jägertypen reichen. Darunter<br />
Exoten wie die Saab J 21A oder die J 6 SA<br />
14 Jaktfalken. Historiker wie Modellbauer<br />
können sich freuen, denn zu den Texten<br />
und Tabellen gibt es zahlreiche Farbprofile<br />
vom Feinsten sowie viele tolle<br />
Fotos. Fazit: Runde Angelegenheit mit<br />
gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. WM<br />
Swedish<br />
Fighter Colours 1925–1954<br />
Piston engined<br />
In englischer Sprache<br />
264 S., 353 s/w und Farbfotos,<br />
79 Farbprofile. Mushroom Model<br />
Publications. ISBN 978-83-<br />
61421-72-6. Preis: 46,00 €<br />
Bezugsquelle: Sound<br />
Tonträger/Bücher. www.soundbm.com.<br />
Tel. 0177/288 29 68<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
61
ZEITGESCHICHTE<br />
Hans Bertram<br />
FLUGPIONIERE KÄMPFEN UMS ÜBERLEBEN<br />
Verschollen in A<br />
Es ist der Alptraum eines jeden Piloten: Nach einer Notwasserung mitten im Nirgendwo<br />
sahen sich zwei Fliegerpioniere einer feindlichen Umwelt gegenüber. Der ungleiche<br />
Kampf ums Überleben begann …<br />
Von Jim Grant<br />
sche Gemeinden in Asien und Australien besuchen<br />
und ausloten, ob sich hier Exportmöglichkeiten<br />
für deutsche Flugzeuge ergaben. Zudem<br />
war es seine Absicht, Landeplätze für<br />
Wasserflugzeuge und Landflugplätze zu erkunden.<br />
Letzteres brachte den Fliegerpionieren<br />
prompt den Verdacht ein, im Auftrag der deutschen<br />
Regierung zu spionieren.<br />
Das große Abenteuer beginnt<br />
Die Junkers W.33c mit der zivilen Kennung<br />
D-1925 und dem treffenden Spitznamen »Atlantis«<br />
hob am 29. Februar 1932 in Köln zu ih-<br />
Für die meisten Piloten, die gezwungen<br />
sind, eine Notwasserung hinzulegen, ist<br />
das Schlimmste überstanden, sobald sie<br />
wieder festen Boden unter den Füßen haben.<br />
Für Hans Bertram und Adolf Klausmann hingegen<br />
sollte der eigentliche Höllentrip erst<br />
jetzt beginnen, als sie 42 Tage an der Nordküste<br />
Westaustraliens ums nackte Überleben<br />
kämpfen mussten.<br />
Die Gründe, die Bertram dazu brachten, mit<br />
seiner Junkers W.33c um die halbe Welt nach<br />
Australien zu fliegen, waren eine Mischung aus<br />
Kommerz und Abenteuerlust: Er wollte deutrem<br />
großen Abenteuer ab. Die Besatzung bestand<br />
neben Pilot Bertram und Bordmechaniker<br />
Adolph Klausmann noch aus dem Copiloten<br />
Thom und dem Fotografen Alexander<br />
von Lagorio. Ihre erste Etappe war Friedrichshafen.<br />
Von da aus ging es über die Alpen<br />
– ein alptraumhafter Flug, bei dem sie blind<br />
zwischen den Bergketten manövrieren mussten.<br />
Nun hieß es, Europa Lebewohl zu sagen:<br />
Ihre nächste Station außerhalb Italiens führte<br />
sie ins türkische Alexandretta (Iskenderun),<br />
ehe sie mit verstopftem Vergaser am 18. März<br />
Bagdad erreichten.<br />
62
ustralien<br />
Die vorübergehend verlassene<br />
»Atlantis«: Hier<br />
begann der Höllentrip<br />
von ...<br />
... Hans Bertram im australischen Busch<br />
Über Basra und weitere Zwischenstationen<br />
erreichte die unermüdliche Junkers<br />
schließlich Karatschi in Britisch-Indien. Dort<br />
zog man sie aus dem Wasser und gewährte<br />
ihr eine zumindest rudimentäre Wartung.<br />
Außerdem erneuerte man ihren schwarzen<br />
Anstrich an den Flügelunterseiten und<br />
Schwimmern.<br />
Eher gemächlich ging es am 29. März die<br />
Küste entlang nach Madras, wo die »Atlantis«<br />
am 8. April eintraf. Mit der Gemütlichkeit<br />
war es jedoch schlagartig vorbei, als sie am<br />
Hier machte die tapfere Junkers Bekanntschaft<br />
mit Monsun-Gewitterfronten.<br />
15. nach Akyab (heute Sittwe, Myanmar) weiterflog.<br />
Hier machte die tapfere Junkers Bekanntschaft<br />
mit Monsun-Gewitterfronten,<br />
durch die sie auch noch wiederholt hindurchfliegen<br />
musste. Der durchgeschüttelten<br />
Besatzung wurden dann ein paar ruhige<br />
Flugtage gegönnt. So ging es zwischen dem<br />
16. April und 2. Mai über Rangun, Bangkok,<br />
Penang, Singapur und Palembang nach Batavia<br />
(heute Jakarta), der Hauptstadt Niederländisch-Indiens<br />
(heute Indonesien).<br />
Hier traf Bertram die verhängnisvolle Entscheidung,<br />
den Pionier-Flug auf Australien<br />
auszudehnen. Zuvor hatten ihn viele Einladungen<br />
erreicht, in denen er aufgefordert<br />
wurde, mit der »Atlantis« auch »Down Under«<br />
zu besuchen. Dies bedeutete jedoch,<br />
dass er Thom und von Lagorio zurücklassen<br />
musste. Denn nur so konnte er gewährleisten,<br />
dass der Treibstoff auch reichte, um die<br />
Timorsee zu überqueren und die großen Entfernungen<br />
zwischen den weit verstreut liegenden<br />
»Tankstellen« entlang der australischen<br />
Küste zu bewältigen.<br />
Doch bevor die »Atlantis« zu ihrem neuen<br />
Abenteuer aufbrach, flog Bertram die Maschine<br />
am 7. Mai zum niederländischen Marineflugplatz<br />
in Morokrembangan bei Surabaya,<br />
wo sie mit Ausnahme des Motors<br />
vollständig überholt wurde.<br />
Vom Kurs abgekommen<br />
Bertram hatte beschlossen, in der Nacht vom<br />
14. auf den 15. Mai von Kupang (Timor) nach<br />
Australien aufzubrechen. Sein Ziel war es,<br />
Darwin bei Morgengrauen zu erreichen, um<br />
so die größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit<br />
zu erregen.<br />
Beim Start war der Himmel noch klar.<br />
Doch schon bald gerieten die beiden Deutschen<br />
in dichte Wolkenformationen, die bis<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
63
ZEITGESCHICHTE<br />
Hans Bertram<br />
Die »Atlantis« steht nach der Bruchlandung in<br />
Kalgoorlie wieder auf ihrem Fahrwerk<br />
Außer Kontrolle: Die »Atlantis« bei der missglückten<br />
Landung in Kalgoorlie. Das am Boden schleifende<br />
Rumpfheck und die rechte Tragfläche<br />
wirbeln Schmutz auf<br />
zu drei Kilometer in die Höhe ragten und<br />
Bertram zwangen, stundenlang nach Instrumenten<br />
zu fliegen. Um 5:25 Uhr sah er das<br />
Meer, schätzte, dass der Wind mit 4 km/h aus<br />
Südosten wehte und ging auf etwas südlicheren<br />
Kurs, um wieder auf seine vorgesehene<br />
Route zu gelangen.<br />
Tatsächlich befand sich Bertram jedoch bereits<br />
weit westlich seines Bestimmungsortes –<br />
die Kursänderung führte ihn noch weiter von<br />
seinem Ziel weg. Und die Uhr tickte, denn<br />
der Treibstoff ging zur Neige! Kurz nach Sonnenaufgang<br />
fassten sie sich schließlich ein<br />
Herz und wasserten mit fast leerem Tank in<br />
der erstbesten Bucht, die ihnen dafür als geeignet<br />
erschien.<br />
Vermeintliche Rettung<br />
Sie brachten die »Atlantis« ans Ufer und<br />
mussten zu ihrem Entsetzen feststellen, dass<br />
sie nicht die geringste Ahnung hatten, wo sie<br />
sich befanden. Aber was wäre ein guter Flieger,<br />
wenn er nicht auch das liquide Element<br />
meistern könnte! Sie montierten einen der<br />
Schwimmer ab und funktionierten diesen<br />
kurzerhand zu einem Kanu um. Es zeigte sich<br />
jedoch rasch, dass sie bessere Flieger als Seemänner<br />
waren. Als sie die Küste entlangfuhren,<br />
beschädigte nämlich die aufgewühlte See<br />
ihr »Junkers-Kanu«, und um ein Haar wären<br />
sie ertrunken. Mit letzter Kraft erreichten sie<br />
das rettende Ufer. Endlich an Land, konnten<br />
sie ihr Glück kaum fassen: Da waren Menschen!<br />
Doch seltsamerweise rührten sich diese<br />
nicht. Es waren Aborigines, die die beiden<br />
»vom Himmel gefallenen« Deutschen mit der<br />
Ankunft eines ihrer Götter in Verbindung<br />
brachten. Daher wahrten sie einen Respektabstand,<br />
der für die beiden Europäer sicher-<br />
lich schmeichelhaft war, sie aber ihrer Rettung<br />
keinen Schritt näher brachte.<br />
In der Zwischenzeit lief die Suche nach den<br />
Junkers-Fliegern an, an der sich sowohl die<br />
Niederländer mit einem Zerstörer als auch die<br />
australische Regierung beteiligten, die unter<br />
anderem ein Postflugzeug der West Australian<br />
Airways in Wyndham charterte. Die Besatzung<br />
inspizierte gründlich alle möglichen<br />
Sie wasserten mit fast leerem Tank in der<br />
erstbesten Bucht, die geeignet erschien.<br />
Landeorte innerhalb des ausgewie senen Suchgebiets,<br />
doch fand sich keine Spur. Die »Atlantis«<br />
schien genauso vom Meer verschluckt<br />
worden zu sein wie der sagenhafte Kontinent,<br />
nach dem sie benannt worden war.<br />
Die Hoffnung war bereits im Schwinden,<br />
als am 1. Juni zwei Aborigines ein vorbeifahrendes<br />
Missionsboot anhielten und ihnen ein<br />
Von links: Klausmann, Bertram und Constable Marshall, Leiter des Suchtrupps,<br />
mit zwei der Aborigines, die die Flieger entdeckt hatten<br />
Das lebensrettende Kanu, das aus dem linken Schwimmer der Junkers<br />
W.33c, D-1925 »Atlantis«, gebaut wurde. Cape Bemier, W.A., ca. 1932<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, RAAFA Aviation Heritage Museum of WA<br />
64
Junkers W 33g der Bertram Atlantis Expedition.<br />
Die Schwimmer wurden erst später<br />
schwarz lackiert Zeichnung Herbert Ringlstetter<br />
Zigarettenetui mit den Initialen HB sowie ein<br />
Taschentuch übergaben. Die beiden konnten<br />
zwar keine genauen Angaben über den Fundort<br />
machen, doch es bedeutete, dass Bertram<br />
und Klausmann viel weiter westlich gelandet<br />
waren, als alle angenommen hatten. Wegen<br />
fehlender Funkgeräte dauerte es, bis diese<br />
Nachricht Wyndham erreichte. Doch nachdem<br />
nun sicher war, dass die Flieger Australien<br />
erreicht hatten, wurde die Suche wieder<br />
aufgenommen.<br />
Die Entdeckung von »Atlantis«<br />
Western Australian Airways stellte erneut eine<br />
Maschine zur Verfügung, die die Küstenlinie<br />
abflog. »Da!«, rief der Pilot am zweiten Tag der<br />
Suche plötzlich. »Ist das nicht …?« Sie hatten<br />
tatsächlich »Atlantis« entdeckt, zumindest das<br />
Flugzeug. Es befand sich in der Nähe von<br />
Rocky Island, 160 Kilometer westlich von<br />
Wyndham. Die beiden Deutschen waren jedoch<br />
nicht zu sehen. Die Wyndham Meat<br />
Works sandten daraufhin ein Boot aus. Innen,<br />
an einem der Cockpit-Fenster, fand die Besatzung<br />
des Bootes folgende Notiz: »27. Mai 1932.<br />
Australien. Haben heute das Flugzeug in einem<br />
zum Boot umfunktionierten Schwimmer<br />
in westlicher Richtung verlassen. Bertram.«<br />
Die Deutschen blieben jedoch unauffindbar.<br />
Erst am 22. Juni lasen freundliche Aborigines<br />
die halb verhungerten, halb verdursteten Männer<br />
auf. Sie waren dem Tode nahe, doch die<br />
Ureinwohner konnten sie dazu bringen, ausreichend<br />
zu essen und zu trinken. Nach einer<br />
Woche traf ein Polizei-Suchtrupp ein, der die<br />
beiden Flieger wieder zurück in die Zivilisa -<br />
tion brachte. So gelangten sie am 6. Juli nach<br />
Wyndham und wurden dort in ein Krankenhaus<br />
eingeliefert. Mit normaler Verpflegung<br />
und unter ärztlicher Betreuung kam Bertram<br />
rasch wieder zu Kräften, doch Klausmanns<br />
geistiger Zustand hatte sich derart verschlechtert,<br />
dass er nie wieder vollständig genas.<br />
Die Junkers wird wieder flott gemacht<br />
Die Kosten für die Suchaktion beliefen sich<br />
auf 361 Britische Pfund, die später von den<br />
Junkers Flugzeug- und Motorenwerken übernommen<br />
wurden.<br />
Am 18. September kehrten Bertram und<br />
Fred Sexton, ein Mechaniker der Western<br />
Die unverwüstliche Junkers<br />
Zäh wie die »Tante Ju«: Auch nach ihrer unfreiwilligen Salzkur und einer unsanften »Amputation«<br />
konnte die Junkers W 33 in kurzer Zeit wieder flugtüchtig gemacht werden<br />
Der neue, kleinere<br />
Schwimmer wird für<br />
den Anbau an die<br />
Junkers vorbereitet<br />
Die unterschiedlich großen<br />
Schwimmer waren auch für<br />
einen erfahrenen Wasserflugzeug-Piloten<br />
wie Bertram<br />
eine Herausforderung<br />
Die »Atlantis« wird in Freemantle auf den Kai<br />
gehoben, bevor sie zum Flughafen Maylands<br />
transportiert wird, um dort ein Fahrgestell zu<br />
erhalten. Unter der linken Tragfläche befindet<br />
sich der kleinere Schwimmer<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
65
ZEITGESCHICHTE<br />
Hans Bertram<br />
Australian Airways (WAA), mit einem Ersatzschwimmer<br />
zu dem gestrandeten Flugzeug<br />
zurück. Der Schwimmer war zwar kleiner<br />
als das Original, erfüllte jedoch trotzdem<br />
seinen Zweck. Die Maschine sah sich von ihrer<br />
Ankunft in Australien am 15. Mai bis zum<br />
18. September ungeschützt der Witterung<br />
ausgesetzt und war mittlerweile von einer<br />
Salzschicht überzogen. Bertram und Sexton<br />
versuchten, den Motor anzulassen, und zu<br />
Sextons Überraschung sprang dieser schon<br />
beim ersten Versuch an. Er reinigte Zündkerzen<br />
und Anlasser, beseitigte die Salzschicht<br />
und montierte den Ersatzschwimmer. Erstaunlicherweise<br />
waren bei der unverwüstlichen<br />
Junkers keinerlei Anzeichen von Korrosion<br />
vorhanden. Schließlich starteten sie am<br />
21. September nach Perth.<br />
Trotz der ungleichen Schwimmer zeigte die<br />
»Atlantis« nach dem Start keinerlei ungewöhnliches<br />
Flugverhalten. Allerdings musste<br />
Bertram beim Starten und Wassern genau auf<br />
Windrichtung und Tide achten, da der Flügel<br />
mit dem kleineren Schwimmer dazu neigte,<br />
ins Wasser einzutauchen. Nach ihrer Ankunft<br />
erhielt die tapfere Junkers von WAA ein Fahrwerk<br />
und wurde komplett durch gecheckt.<br />
Hans Bertram und Adolf Klausmann über Melbourne im Oktober 1932<br />
Das Replikat der »Atlantis« während der Dreharbeiten zu »Flug in die Hölle«, Broome ca. 1980<br />
Missglückte Landung<br />
Anschließend setzte die »Atlantis« endlich ihren<br />
Flug rund um Australien fort, um zuletzt<br />
über Niederländisch-Ostindien nach<br />
Deutschland zurückzukehren. Am 29. September<br />
legte Bertram jedoch eine ziemlich harte<br />
Landung vor mehr als 500 Zuschauern hin.<br />
Dabei hob die Maschine wieder ab, traf dann<br />
hart am Boden auf und rollte auf die Besucher<br />
zu. Die Zuschauer nahmen flugs die Beine in<br />
die Hand und stoben wie eine aufgescheuchte<br />
Herde auseinander. Glücklicherweise gelang<br />
es Bertram, die Junkers wieder unter Kontrolle<br />
zu bekommen und sowohl den Flüchtenden<br />
als auch dem Clubhaus auszuweichen. Allerdings<br />
legte er dabei einen Baum um, überquerte<br />
eine Straße und durchbrach einen Zaun,<br />
bevor die Junkers zum Stehen kam. Der Propeller<br />
war zerschmettert und ein Flügel leicht<br />
beschädigt, ebenso die Fahrwerkstreben. Bertram<br />
bat WAA telefonisch um Hilfe, und Fred<br />
Sexton wurde ausgesandt, das Flugzeug zu reparieren,<br />
was bis zum 2. Oktober dauerte. Am<br />
nächsten Tag konnte Bertram mit einem Pressevertreter<br />
nach Adelaide aufbrechen, bevor es<br />
weiter nach Melbourne ging. Während der folgenden<br />
fünf Wochen besuchte er Tasmanien,<br />
Sydney, Newcastle und Brisbane, ehe er nach<br />
Melbourne zurückkehrte, um seinen Heimflug<br />
vorzubereiten.<br />
Neuer Rekord?<br />
Die Gesamtflugstrecke bis zu diesem Zeitpunkt<br />
betrug 33 292 Kilometer. Bertram wollte<br />
einen Rekord für die Strecke Australien–<br />
66
Das ramponierte Replikat nach den Dreharbeiten. Heute ist es in einem<br />
australischen Museum ausgestellt<br />
Erhalten: das improvisierte »Junkers-Kanu« im Freemantle Maritime<br />
Museum<br />
Deutschland aufstellen oder alternativ wenigstens<br />
eine geeignete Route für einen<br />
Linienflug erkunden. Er versicherte sich dazu<br />
der Hilfe des außerordentlich erfahrenen<br />
»Scotty« Allan als Copilot.<br />
Als sie am 9. Dezember Melbourne verließen,<br />
war die Maschine mit Mustern australischer<br />
Produkte beladen, die Bertram nach<br />
Deutschland mitnehmen wollte. Ihre erste<br />
Station war Darwin, das sie über einen Tankstopp<br />
in Alice Springs nach 20 Stunden<br />
Flugzeit erreichten. Anschließend ging es<br />
über Birma (Niederländisch-Indien) weiter<br />
nach Surabaya.<br />
Endlich wieder zu Hause<br />
Das Pech war jedoch weiterhin ein zuverlässiger<br />
Begleiter der »Atlantis«: Bei dem Versuch,<br />
in Surabaya zu starten, kam die Junkers<br />
am 13. Dezember von der Piste ab und landete<br />
in einem der parallel dazu verlaufenden<br />
Gräben. Dabei scherte das Fahrwerk ab, und<br />
der rechte Flügel wurde so stark beschädigt,<br />
dass er nicht mehr instand gesetzt werden<br />
konnte. Junkers schickte Ersatzteile, und die<br />
niederländische Marine führte die notwendigen<br />
Reparaturen durch.<br />
Es dauerte fast vier Monate, bis das Flugzeug<br />
wieder startklar war und die »Atlantis«<br />
am 11. April den Flug fortsetzen konnte. Allerdings<br />
ohne Allan, denn dieser kehrte zuvor<br />
nach Australien zurück. Bertram trat schließlich<br />
über Batavia, Akyab (Sitwe), Allahabad<br />
(wo der rechte Flügel beschädigt wurde, als er<br />
einen Fahnenmast berührte), Jodhpur, Karat -<br />
schi, Buschehr, Aleppo und Athen den Rückflug<br />
an. Als er schließlich Berlin erreichte, waren<br />
seit seinem Start in Surabaya gerade<br />
einmal sieben Tage vergangen! Seine Ankunft<br />
auf dem Flughafen Tempelhof war für die<br />
Berliner natürlich eine Sensation – sehr zum<br />
Leidwesen einiger anderer Piloten, die just an<br />
diesem Tag an einer Flugschau teilnahmen<br />
und denen Bertram freilich die Show stahl.<br />
Das Pech war jedoch weiterhin ein<br />
zuverlässiger Begleiter der ›Atlantis‹.<br />
Vom Start bis zur Landung in Tempelhof<br />
war die Junkers 321 Stunden und 24 Minuten<br />
in der Luft gewesen. Und mit Ausnahme von<br />
Routine-Wartungsarbeiten waren an dem Motor<br />
keinerlei Arbeiten durchgeführt worden.<br />
Klausmann, der nicht in der Lage war, nach<br />
Deutschland zurückzufliegen, kehrte per Schiff<br />
zurück. Der abgetrennte Schwimmer, der als<br />
Kanu gedient hatte, blieb an dem Ort liegen,<br />
wo er aufgegeben worden war, und wurde erst<br />
1978 vom Western Australi-an Museum wieder<br />
entdeckt. Man reparierte ihn und stellte ihn<br />
im Fremantle Maritime Museum aus.<br />
1985 produzierte die Australian Broadcasting<br />
Commission (ABC) als deutsch-französisch-australische<br />
Coproduktion einen vierteiligen<br />
Spielfilm mit dem Titel »A Flight into<br />
Hell« (Flug in die Hölle), in dem der dramatische<br />
Überlebenskampf der Verschollenen<br />
geschildert wird. Der Film basiert auf Bertrams<br />
gleichnamigem Buch.<br />
■<br />
Quellen:<br />
Zeitungen aus den Jahren 1932 und 1933<br />
Hans Bertram mit einem Modell seiner Junkers W.33c im November 1985<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
67
FILM<br />
»Quax in Afrika«<br />
Versteht keinen Spaß mehr: In »Quax in Afrika« fordert<br />
Fluglehrer Groschenbügel Respekt und Disziplin!<br />
»DISZIPLIN! DISZIPLIN! DISZIPLIN!«<br />
Der fliegende<br />
Herrenmensch<br />
In die deutschen Kinos schafft es »Quax in Fahrt« erst<br />
acht Jahre nach Kriegsende – umgetauft in »Quax in<br />
Afrika«, ein befremdlicher Restposten aus dem NS-<br />
Produktionsnachlass. Hauptdarsteller Heinz Rühmann<br />
muss sich neu erfinden …<br />
Von Stefan Bartmann<br />
Eine »Notlandung in dümmlichem Klamauk«<br />
nennt ganz unverhohlen das Fischer-Filmlexikon<br />
diese verkrampft um<br />
Leichtigkeit bemühte Fliegerkomödie. Dabei<br />
waren für Heinz Rühmann, den leidenschaftlichen<br />
Sportpiloten, beide »Quax«-Filme eine<br />
Herzensangelegenheit – und dies umso<br />
mehr, nachdem sein Projekt »Vagabunden<br />
der Luft«, in dem er gemeinsam mit seinem<br />
verehrten Freund Ernst Udet hatte spielen<br />
wollen, 1933 an internen Widerständen bei<br />
der Ufa noch während der Vorbereitung gescheitert<br />
war.<br />
Der große Erfolg von »Quax, der Bruchpilot«<br />
von 1941 zog fast zwangsläufig die Fortsetzung<br />
»Quax in Fahrt« nach sich. Begonnen<br />
1943 im beschaulichen Kempten-Durach, ist<br />
der attraktive fliegerische Teil von »Quax in<br />
Afrika« (wie er bei seiner späten Premiere<br />
1953 heißen wird) schon etwa bei der Hälfte<br />
des Films erledigt. Der »Europaflug 1932« endet<br />
für Quax nämlich in einer Bruchlandung<br />
mit der D-ELLI in der afrikanischen Steppe –<br />
beziehungsweise im Sand der Mark Brandenburg.<br />
»Arische Überlegenheit«<br />
Es folgt der Crash der beiden anderen Teams<br />
der Fliegerschule »Bergried«, als sie ihrem<br />
Lehrer und Anführer zu Hilfe kommen wollen.<br />
Inspiriert wurde dieser Teil der Handlung<br />
ziemlich sicher von den Erlebnissen<br />
Ernst Udets und Elly Beinhorns, die Anfang<br />
1931 – in verschiedenen Regionen und auf<br />
verschiedenen Flügen – tatsächlich eine Zeit<br />
lang in Afrika als verschollen galten, was zu<br />
Hause für Schlagzeilen gesorgt hatte.<br />
Was nun kommt, ist deutsche Klamotte<br />
und deutscher Humor: Die D-ELLI kann repariert<br />
werden, Quax wird von Eingeborenen<br />
als »vom Himmel gefallener Gott« verehrt<br />
und mit der wilden Banani verehelicht. Nach<br />
einigem belanglosen Hin und Her und dem<br />
Beweis arischer Überlegenheit (die D-ELLI<br />
wird per Gummiseilstart (!) in die Luft befördert)<br />
entscheidet sich Quax letzten Endes<br />
doch für eine standesgemäße Heirat in »Bergried«<br />
und lässt die todtraurige Banani im »Urwald«<br />
zurück …<br />
Mehr Story gibt’s nicht. Zudem will sich<br />
dieser Setzbaukasten nicht recht zusammenfügen,<br />
und mit gut eineinhalb Stunden Laufzeit<br />
weist »Quax-II« deutliche Längen auf,<br />
sieht man von den knorrigen Dialogen einmal<br />
ganz ab. Die »Quax«-Filme mit ihrem<br />
Schenkelklopferwitz sind ohnehin ein ziemlich<br />
deutsches Phänomen und jenseits des<br />
deutschsprachigen Raums so gut wie unbekannt<br />
– obwohl »Quax, der Bruchpilot« noch<br />
während des Krieges im Ausland gezeigt<br />
wurde, so auch in Schweden, wohin Rühmann<br />
persönlich zur Uraufführung geflogen<br />
war.<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, via Stefan Bartmann<br />
68
Die Schluss-Szene in »Bergried« offenbart eine kleine Logiklücke. Denn eigentlich sind zwei der drei<br />
Klemms in »Afrika« zu Bruch gegangen …<br />
Foto Deutsche Kinemathek<br />
Denkt man sich die magere Geschichte<br />
und den unangenehmen Kasernenhof-Ton<br />
von »Quax-II« komplett weg, bleiben die gefällige<br />
Filmmusik von Werner Bochmann<br />
und wunderbare Flugaufnahmen – etwa<br />
vom fliegerischen Leben in Kempten-Durach,<br />
das als »Bergried« dient (siehe FLUG-<br />
ZEUG <strong>CLASSIC</strong> 3/2013). Auch die Vorgängergeschichte<br />
spielte auf jenem fiktiven Flugplatz;<br />
gedreht wurde 1941 jedoch in Prien am<br />
Chiemsee.<br />
Starke Kamera<br />
Dass »Quax in Afrika« optisch durchaus vorzeigbar<br />
geraten ist, hat er vor allem Heinz von<br />
Jaworsky zu verdanken, dem wohl besten<br />
Heinz Rühmann – Der Mitläufer<br />
Wer über die »Quax«-Filme<br />
spricht, kommt an Heinz Rühmann<br />
nicht vorbei. Mit dessen<br />
Einordnung haben die (Film-)<br />
Historiker bis heute ihre Probleme<br />
– insbesondere, was seine<br />
kritischen NS-Jahre betrifft, in<br />
denen seine Karriere einen produktiven<br />
Höhenflug erlebte.<br />
Zur Verklärung taugt der<br />
Schauspieler jedenfalls nicht.<br />
Rühmann selbst hat sich nie<br />
ausführlicher zu seinen Jahren<br />
im »Dritten Reich« geäußert – allenfalls in<br />
kollegial-unverbindlichen Aussagen. Er genoss<br />
seine Privilegien und war zweifellos ein<br />
gut funktionierender Teil des Systems bis<br />
zum bitteren Ende. Noch im August 1944<br />
wurde er in die exklusive Liste der »unverzichtbaren<br />
Künstler« aufgenommen.<br />
Rühmanns schauspielerisches Repertoire<br />
war in seinen jungen Jahren nicht allzu breit.<br />
In den 1930ern hatte er den Typus des unterschätzten<br />
»Kleinen Mannes« entwickelt,<br />
der sich im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />
eingerichtet hat und selten<br />
über die Stränge schlägt; auch<br />
privat lebte Rühmann so. Die<br />
meisten seiner Volksgenossen<br />
im NS-Deutschland konnten<br />
sich in dieser bedrängten Position<br />
sehr konkret wiederfinden.<br />
Wer intensiver mit ihm zu tun<br />
hatte, erkannte meist schnell,<br />
wie der Publikumsliebling (der<br />
bei fünf Filmen selbst Regie<br />
führte) wirklich war: spröde,<br />
kleinlich, eher humorlos. Rühmann<br />
schrieb all das seinem sorgfältigen,<br />
ja, pedantischen Charakter zu.<br />
Heinz Rühmann war kein Held des Widerstands,<br />
aber es gibt Beispiele, dass es ihm<br />
bisweilen an Rückgrat nicht mangelte, wenn<br />
es um seine Freunde ging. So zog er sich<br />
Goebbels’ Unmut zu, als er sich 1944 vehement<br />
für den Filmkomponisten Erich Knauf<br />
einsetzte. Vergebens – Knauf starb unter dem<br />
Fallbeil. Der selbstbewusste Ufa-Star Hans<br />
Albers hat sich bekanntlich einige saftige<br />
Frechheiten genehmigt, die wohl nur ihm und<br />
Foto picture-alliance/dpa<br />
sonst keinem erlaubt waren. Rühmann agierte<br />
sehr viel kontrollierter und stakste wie auf<br />
Zehenspitzen durchs »Dritte Reich«. Erst nach<br />
dem Krieg konnte er sich zu einer Art pazifistischer<br />
Haltung aufraffen, die sich in seinen Filmen<br />
spiegelt und dort zum Pathos steigert –<br />
wie in »Der Herr vom andern Stern« von 1948.<br />
In seiner 1982 erschienenen Autobiographie<br />
»Das war’s« (und »Ein Leben in Bildern«,<br />
’87) erweist sich Rühmann als pingeliger<br />
Chronist mit selektiver Erinnerung. Auffallend<br />
ist der beiläufige Plauderton, wenn er seine<br />
NS-Jahre sichtet. Für eine schonungslose<br />
Selbstabrechnung war Rühmann nicht geschaffen.<br />
Mit 90 Jahren drehte er seinen letzten Film:<br />
Wim Wenders’ rührend-verkopfter »In weiter<br />
Ferne, so nah!«. Darin geht es auch um<br />
Schuld und Erinnerung. Im Oktober 1994<br />
starb Heinz Rühmann – und der Blick auf sein<br />
wechselvolles Leben wurde kritischer. Vorher<br />
verspürte niemand das Bedürfnis, auf dem<br />
verehrten alten Schauspieler herumzuhacken,<br />
der den Deutschen in dunkelster Zeit einige<br />
ihrer liebsten Filme geschenkt hatte. ■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
69
FILM<br />
»Quax in Afrika«<br />
Viel Aufwand für hautnahe<br />
Bilder. Chef-Kameramann<br />
Heinz von Jaworsky sorgte<br />
für die fliegerische Atmosphäre<br />
War noch richtig komisch: »Quax, der Bruchpilot« von 1941. Klamauk<br />
mit geschickt versteckter Propaganda<br />
Foto picture-alliance<br />
deutschen Kameramann jener Jahre, wenn es<br />
um dramatische Flugaufnahmen ging. Schon<br />
im »Bruchpiloten« hatte Jaworsky bewiesen,<br />
dass er der richtige Mann für diese anspruchsvolle<br />
Aufgabe war. Auch die indizierten<br />
Propagandastreifen »D III 88« (1939) und<br />
»Kampfgeschwader Lützow« (1941) tragen<br />
seine Handschrift.<br />
Die Eröffnungssequenz von »Quax-II« ist<br />
eine brillant gefilmte Air-to-Air-Szene und ein<br />
gutes Beispiel für seine starke Arbeit, die immer<br />
ganz dicht dran am Geschehen bleibt. Bisweilen<br />
sind die schweren Kameras im Fahrwerk,<br />
zwischen den Flügelstielen oder auf<br />
dem Randbogen montiert. In einigen Aufnahmen<br />
sitzt Rühmann selbst am Knüppel.<br />
Unkomische Entgleisungen<br />
Als »Quax in Fahrt« geschnitten und zur Vorführung<br />
freigegeben wird, liegt das Regime<br />
bereits am Boden. Der letzte NS-Streifen, ein<br />
Bergfilm, wird nur noch begonnen, um den<br />
Beteiligten den Volkssturm zu ersparen; in<br />
den Kameras ist gar kein Film mehr … So<br />
kommt auch »Quax-II« nicht mehr in die<br />
deutschen Kinos und wandert in die Konkursmasse<br />
des »Dritten Reiches«. Die Alliierten<br />
erkennen sofort den wahren Geist der<br />
»Quax«-Filme und verbieten beide Teile. Erst<br />
am 28. Februar 1953 flimmert »Quax in Afrika«,<br />
wie er jetzt heißt, erstmals über eine Leinwand<br />
in Düsseldorf.<br />
Man liest heute nicht<br />
viel Gutes über den<br />
Spätstarter »Quax in<br />
Afrika«, dessen Humor<br />
bereits 1953 schwerfällig und gestrig wirken<br />
musste. Auch darum ist dem »Bruchpiloten«-<br />
Nachfolger nicht die Hingabe zuteil geworden<br />
wie seinem mit eher lockerer Hand gedrehten<br />
Vorgänger. Schlimmer noch: »Quax<br />
in Afrika« wird allgemein mit spitzen Fingern<br />
angefasst.<br />
Mit spitzen Fingern angefasst und tief in<br />
den Giftschränken des Fernsehens versenkt.<br />
Kurzkritik<br />
Selbstgefälliger, alberner<br />
»Bruchpilot«-<br />
Irrläufer, der auch<br />
mit den Jahren nicht<br />
besser wird. Brillante<br />
Flugaufnahmen<br />
stehen in starkem<br />
Kontrast zur dünnen<br />
Story. In Tendenz<br />
und Tonfall<br />
fragwürdig, filmhistorisch<br />
durchaus interessant. Als DVD<br />
problemlos erhältlich.<br />
■<br />
Der Film leidet sowohl an seinem uninspirierten<br />
Plot als auch an seinen rassistischen<br />
und unkomischen Entgleisungen. Das herablassende,<br />
vulgäre Menschenbild in den »Afrika«-Szenen<br />
wäre eine eigene Untersuchung<br />
wert; es spiegelt das Denken seiner Entstehungszeit<br />
wider. Bemerkenswerter<br />
ist, dass sich die<br />
demokratischen Filmbewerter<br />
im spröden Adenauer-<br />
Deutschland offenbar nicht daran gestört haben.<br />
Das Zeitalter der »political correctness«<br />
sollte noch ein paar Jahrzehnte auf sich warten<br />
lassen. Kein Wunder, dass »Quax in Afrika«<br />
tief in den Giftschränken des Fernsehens<br />
versenkt wurde und nur in Ausschnitten bisweilen<br />
hervorgeholt wird.<br />
Die Filmographie des passionierten Fliegers<br />
Heinz Rühmann ist lang, doch die beiden<br />
»Quax«-Teile sind seine einzigen Spielfilme<br />
aus der Welt der Sportfliegerei. Die zehn<br />
Jahre zwischen der Entstehung von »Quax in<br />
Afrika« und dessen Uraufführung sind für<br />
ihn die beruflich und finanziell schwierigsten.<br />
Der populäre Schauspieler muss eine lange<br />
Entnazifizierung über sich ergehen lassen<br />
und unangenehme Fragen beantworten. Eine<br />
kurze (in Rangsdorf gedrehte) Wochenschausequenz,<br />
die ihn als »Kurierflieger« auf<br />
einer Bü 181 zeigt, bringt ihn nach 1945 in Erklärungsnöte.<br />
Dabei hatte Rühmann hauptsächlich<br />
seine private Fliegerei am Laufen halten<br />
wollen und sich dieser Gefälligkeit zu<br />
Propagandazwecken nicht entziehen können.<br />
Schließlich wird er als »Mitläufer« abgefertigt.<br />
Liest man in seinen Erinnerungen,<br />
wird man den Eindruck nicht los, als fühlte er<br />
sich selbst mit diesem harmlosen Label noch<br />
ungerecht behandelt … Nach einem langen<br />
Durchhänger und der Insolvenz seiner eigenen<br />
Produktionsfirma »Comedia« 1951 gelingt<br />
ihm 1956 mit »Der Hauptmann von Köpenick«<br />
ein völlig unerwartetes Comeback<br />
70
Dünne Story, tolle Flugaufnahmen. Später kommen allerdings auch Miniatur-Modelle zum Einsatz. An<br />
Dreharbeiten im Ausland ist 1943/44 nicht mehr zu denken<br />
bei Kritik und Publikum, gekrönt vom späten<br />
Glanzstück »Der Tod des Handlungsreisenden«<br />
als TV-Produktion 1968.<br />
Fluchtkino<br />
Ungezählte HJ-Pimpfe sind gruppenweise in<br />
»Quax, der Bruchpilot« geschleust worden,<br />
wie sich der Schauspieler Horst Frank erinnerte.<br />
Nur Unterhaltung oder ein »ausgeklügeltes<br />
Machwerk der Wehrertüchtigungspropaganda«?<br />
So steht es in Torsten Körners<br />
lesenswerter Rühmann-Biographie »Ein guter<br />
Freund«. Die Antwort liegt wohl irgendwo<br />
dazwischen; über den Klassiker von 1941<br />
kann man sehr verschiedener Meinung sein.<br />
Bei »Quax in Afrika« stellt sich diese heikle<br />
Frage erst gar nicht. Denn auf seltsame, verquerte<br />
Weise ist diese holprige Fliegerklamotte<br />
weniger propagandistisch geraten als<br />
der vermeintlich lässigere »Bruchpilot«. Die<br />
Zielvorgabe von 1943/44 war eine andere:<br />
pure Ablenkung des gebeutelten Publikums<br />
von den Zumutungen des fünften Kriegsjahres<br />
– Fluchtkino mit einem Wort. Die zackigen<br />
Sprüche klingen wohlvertraut, aber<br />
sie be-deuten nichts mehr. Das Ganze bemühte<br />
»Disziplin-Können-Kameradschafts«-<br />
Geschwurbel, auf das der Film immer wieder<br />
penetrant zurückkommt, ist nur mehr Kulisse,<br />
Sprechblase, Gewölk …<br />
■<br />
Buchtipp: »Ein guter Freund – Heinz Rühmann«, von Torsten Körner<br />
Heinz Rühmanns Leben und Karriere spiegeln<br />
fast ein ganzes Jahrhundert deutsche<br />
Geschichte – vom Kaiserreich in die Weimarer<br />
Republik, vom NS-Deutschland zur Bundesrepublik.<br />
Rühmann, der vom Theater<br />
kam, hat die Anfänge des Tonfilms erlebt<br />
und den »kleinen Mann« so perfekt verkörpert<br />
wie kein Zweiter. Seine erfolgreichen<br />
Jahre im »Dritten Reich« entwickelten sich<br />
für ihn zu einem schier unmöglichen Spagat,<br />
den er nicht unbeschadet überstehen<br />
würde. Nach seinem Tod 1994 blieben viele<br />
Fragen unbeantwortet.<br />
Torsten Körner gelingt in seiner glänzend<br />
recherchierten Rühmann-Biographie »Ein<br />
guter Freund« etwas Schwieriges: Er bringt<br />
dem Leser das Idol nahe, ohne es an Distanz<br />
fehlen zu lassen. Zwar ist Rühmanns<br />
fliegerische Karriere mit nur wenigen Seiten<br />
abgehakt, wer jedoch die auffallenden<br />
Lücken in seiner Autobiographie »Das war’s«<br />
gefüllt haben möchte, ist hier richtig. Körner<br />
zeichnet das Porträt eines dünnhäutigen,<br />
in sich gekehrten Mimen, der ohne<br />
Foto picture-alliance/dpa<br />
Verdrängung nicht »Heinz Rühmann« hätte<br />
sein können. Rühmanns bekanntes Zitat:<br />
»Ich war Schauspieler, sonst nichts« bekommt<br />
somit tiefere Bedeutung.<br />
Eine bezeichnende Begebenheit schilderte<br />
der Filmproduzent Artur Brauner. Ende<br />
der 1950er-Jahre fuhren er und Rühmann<br />
mit dem Auto nach Prag. Dort wollte man<br />
sich die Schauplätze des nächsten Rühmann-Films<br />
»Der brave Soldat Schwejk« ansehen.<br />
Auf dem Weg: die KZ-Gedenkstätte<br />
Theresienstadt (die vorletzte Lebensstation<br />
des Rühmann-Freundes Kurt Gerron). Man<br />
hielt an. Brauner, der 49 Verwandte im Holocaust<br />
verloren hatte, fragte Rühmann, ob<br />
er mit ihm einen Blick auf den Ort werfen<br />
wolle. Rühmann wollte nicht – und blieb<br />
wartend im Wagen. Gelegenheit kommt nur<br />
einmal im Leben …<br />
■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
71
OLDTIMER<br />
Flugzeugmodelle<br />
Die P-51D Mustang ist Parks neuestes Modell, ihre unzähligen<br />
Aluminiumnieten sind echt. Mittels Steuerknüppel und Seitenruderpedalen<br />
können die Steuerflächen bewegt werden<br />
MODELLE AUS ALUMINIUM<br />
Ein Zahnarzt<br />
als »Flugzeugbauer«<br />
Auch so kann Recycling funktionieren: Young Park fertigt aus gebrauchtem Aluminium<br />
Flugzeugmodelle an, deren Detailgrad schlichtweg atemberaubend ist Von Craig Libuse<br />
Vielen Menschen treibt es bereits den<br />
Angstschweiß auf die Stirn, wenn sie<br />
alleine das Wort »Zahnbohrer« hören.<br />
Doch dass man damit nicht nur den<br />
empfindlichen Beißerchen zu Leibe rücken<br />
Young Park bei der Arbeit in seiner Garage<br />
Foto George F. Lee, Honolulu Star-Bulletin<br />
kann, beweist der Zahnarzt Young C. Park<br />
aus Honolulu.<br />
Schon als Kind baute er Modellflugzeuge<br />
und ließ sie fliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
entdeckte er ein neues Material, mit<br />
Cockpit-Detail von Parks zweiter<br />
F4U-D Corsair<br />
Foto Young Park<br />
dem er seiner Leidenschaft frönen konnte:<br />
Aluminium! Denn dieses lag nun nutzlos und<br />
in Massen auf militärischen Schrottplätzen<br />
rum, und Park beschloss, dass aus dem Altmetall<br />
der Flugzeuge wieder Flugzeuge werden<br />
sollten – nur deutlich kleinere.<br />
Die Ästhetik des Metalls<br />
Als er ein großes Modell der Lockheed Vega<br />
anfertigte, entschied er, Tür und Instrumententafel<br />
nicht aus Balsaholz, sondern aus Aluminium<br />
anzufertigen. Sie fielen so schön aus,<br />
dass er das unfertige Flugzeugmodell in seiner<br />
Garage aufhängte und damit begann,<br />
eine Corsair im Maßstab 1:16 zu bauen. Angeregt<br />
hierzu hatte ihn ein Artikel über historische<br />
Flugzeuge, in dem ein kurz zuvor<br />
restauriertes Jagdflugzeug mit sandgestrahlter<br />
Aluminiumoberfläche zu sehen war.<br />
Dieses »fabrikneue« Aussehen gefiel ihm und<br />
ist auch der Grund dafür, weshalb er seinen<br />
Modellen keinen Farbanstrich gibt.<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Craig Libuse<br />
72
Cockpitansicht des ersten Corsair-Modells.<br />
Besonders gut zu erkennen sind Cockpitdetails<br />
wie der Gashebel-Mechanismus<br />
Schnittmodell der Corsair. Beeindruckend ist die hohe Detailgenauigkeit, die von den Cockpit-<br />
Einbauten bis zu den Hydraulikleitungen in den Flügeln reicht<br />
Foto Young Park<br />
Außerdem wollte er das hochglanzpolierte<br />
Aussehen vieler überrestaurierter Flugzeuge<br />
vermeiden, wie sie heute oft zu sehen sind.<br />
Sein erstes Schnittmodell der F4U Corsair<br />
konstruierte er nur mithilfe von Handwerkzeugen<br />
und einem Zahnbohrer. Später legte er<br />
sich eine kleine Dreh- und Fräsmaschine zu<br />
und fertigte innerhalb eines Jahrzehnts eine<br />
zweite Corsair sowie ein Schnittmodell der<br />
P-51 Mustang an.<br />
Die Perspektive des Künstlers<br />
Park ist ein bescheidener Mann mit<br />
sanfter Stimme, der dieses<br />
Hob by einfach als persönliche<br />
Herausforderung ansah.<br />
Sein Ziel war es, ein Militärflugzeug<br />
mit den Augen<br />
eines guten Malers und nicht<br />
wie ein technischer Fotograf zu<br />
sehen. So fertigte er beispielsweise<br />
die Kaliber .50-Patronen<br />
der P-51 etwas größer, als sie im Original<br />
waren. Denn im richtigen Maßstab hätten sie<br />
die Gesamterscheinung gestört!<br />
Die Joe Martin Foundation wählte ihn<br />
schließlich 2002 zum Metallhandwerker des<br />
Jahres. Seine Modelle befinden sich heute im<br />
Museum der Stiftung in Carlsbad, Kalifornien.<br />
Weitere Informationen über Dr. Park unter<br />
www.CraftsmanshipMuseum.com/Park.htm■<br />
Die P-51D Mustang ist mit einem Rolls Royce<br />
Merlin V12 ausgerüstet. Parks Bau zeigt den<br />
Motor teilweise als Schnittmodell<br />
Linker Flügel mit den drei Browning MG und<br />
Munitionsgurten. Jede Patrone besteht aus<br />
Hülse, Geschoss und Anzündhütchen<br />
Bei Parks erster Corsair<br />
fehlen die Verkleidungen<br />
auf der linken Rumpfseite<br />
und den Flügeln, um<br />
die Details im Inneren<br />
sichtbar zu machen. Die<br />
rechte Rumpfseite ist<br />
dagegen voll beplankt<br />
Foto Young Park<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
73
LESERALBUM<br />
JUNKERS JU 88 AN DER OSTFRONT<br />
Stukaflieger und<br />
Bomber – Teil 3<br />
3000 Einsatzflüge? Noch dazu als deutscher Kampfflieger? War so etwas möglich?<br />
An der Ostfront gab es diese Rekorde tatsächlich, und die Fotos davon sind nicht<br />
die einzigen Raritäten in diesem einzigartigen Fotoalbum<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Ju 88 A, V4+NR, der<br />
7./KG 1 (III. Gruppe)<br />
Möglicherweise<br />
stammt das<br />
Fotoalbum von<br />
Oberfeldwebel<br />
Windisch, Beobach<br />
ter an Bord<br />
der Junkers<br />
Ju 88 des Ritterkreuzträgers<br />
Major<br />
Hans Keppler<br />
vom KG 1<br />
Im letzten Teil des Leseralbums begeben<br />
wir uns auf die Spuren des Kampfgeschwaders<br />
KG 1 »Hindenburg« und seiner<br />
Einsätze an der Ostfront. Die Bilder<br />
vermitteln einen lebhaften Eindruck von<br />
der Eiseskälte, dem undurchdringlichen<br />
Schlamm, aber auch von den kleinen Freuden,<br />
die die Flieger zwischendurch immer<br />
wieder erleben durften.<br />
Das Kampfgeschwader KG 1 »Hindenburg«<br />
entstand am 1. Mai 1939 in Kolberg, zunächst<br />
nur mit dem Stab und der I. Gruppe.<br />
Die Gruppen II, III und IV (Ergänzungsgruppe)<br />
folgten dann bis zum Sommer 1940. Ausgestattet<br />
war das Geschwader mit der Heinkel<br />
He 111. Ihre ersten Missionen flogen die<br />
»Hindenburg«-Kampfflieger 1939 in Polen,<br />
gefolgt vom Frankreichfeldzug 1940 und<br />
74
Auszeichnungen, Jubiläumsflüge und »Fliegergeburtstage«<br />
nach Brüchen mussten natürlich gefeiert werden.<br />
An der Wand hängen zwei Bilder aus den bekannten<br />
Messerschmitt-Farbkalendern<br />
Hier hat Major Hans Keppler (zweiter von links)<br />
gerade sein Ritterkreuz erhalten, weshalb auch<br />
die Maschine damit geschmückt ist. Er war<br />
vom 15. August bis zu seinem Tod am 3. September<br />
1942 Kommodore des KG 1<br />
Parken in zweiter Reihe kann gefährlich sein:<br />
Auf dem Schlitten liegt eine SC-1000-Bombe<br />
»Hermann«. Hinten steht eine abgedeckte Heinkel<br />
He 111. Das »WL« im Kennzeichen steht für<br />
die Luftwaffe<br />
Die letzte Besprechung kurz vor dem Start oder Meldung nach der Rückkehr vom Feindflug<br />
Einsätzen gegen England. 1941 rüstete man<br />
das KG 1 auf Junkers Ju 88 A um, ehe es in<br />
den Raum Leningrad an die Ostfront ging.<br />
Im Reichsgebiet stellte die Luftwaffenführung<br />
»Hindenburg« anschließend neu auf.<br />
Danach ging es für den Stab und die I. und<br />
II. Gruppe im Sommer 1943 nach Italien zum<br />
Einsatz gegen die auf Sizilien gelandeten Alliierten.<br />
Die III. Gruppe hingegen verschlug<br />
es wieder an die Ostfront.<br />
1944 verlegte das Geschwader endgültig<br />
ins Reich. Dort starteten die Bomber von<br />
Plätzen in Nord- und Ostdeutschland zu ihren<br />
letzten Flügen. Zum Teil erhielt das Geschwader<br />
in diesem Jahr auch die Heinkel<br />
He 177 als Einsatzmaschine.<br />
Das Fotoalbum hat Skye-Jens Moog zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Eine Besatzung des KG 1 wartet darauf,<br />
dass der erste Wart die Maschine<br />
freigibt. Der temporäre Wintertarn -<br />
anstrich ist bereits stark verwittert<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
75
LESERALBUM<br />
Junkers Ju 88 A-4, V4+FS,<br />
der 8. Staffel des KG 1<br />
Verbandsflug in Linienformation. An den Unterseiten<br />
fallen die starken Abgasspuren und die durch den Film<br />
relativ dunkel wirkenden gelben Tragflächenenden auf<br />
Sensation: Hier wird der 3000. Feindflug im Osten gefeiert, mit Kranz<br />
und handgemaltem Schild für den Fotografen<br />
76
In der Aufregung etwas<br />
unscharf, aber spektakulär:<br />
drei Ju 88 A des KG 1 drehen<br />
nach links ab<br />
Gruppenbild zum 300. Feindflug. Warme<br />
russische Mützen waren im Winter begehrte<br />
Beutestücke<br />
Eine Maschine der 8. Staffel bei<br />
einem Verbandsflug im Sommer<br />
Die schlechten Bodenverhältnisse<br />
auf den russischen Feldflugplätzen<br />
produzierten manches »Fliegerdenkmal«.<br />
Hier hat es die<br />
Ju 88 a, V4+GS, der 8./KG 1<br />
erwischt. Mit der Leine soll die<br />
Maschine auf die Luftsäcke des<br />
Anhängers gezogen werden<br />
Nahaufnahme der Ju 88 A, V4+GS«. Die zersplitterten Holzpropeller-Blätter<br />
haben viel Energie »vernichtet«, so dass die Motoren<br />
wahrscheinlich keine größeren Schäden abbekommen haben. Gut<br />
zu sehen auch der temporäre Wintertarnanstrich aus Kalkmilch<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
77
LESERALBUM<br />
Fünf Ju 88 A der 8. Staffel des KG 1 im<br />
Verbandsflug. Schön zu erkennen ist die<br />
Wirkung des Wintertarnanstrichs<br />
Eine Rarität zum Schluss: Hier haben sich 1945 drei Flieger für ein<br />
Erinnerungsfoto vor einem getarnten Mistelgespann aus Ju 88 und<br />
Fw 190 aufgestellt<br />
»Vorsicht!« steht auf der geöffneten Bodenwanne geschrieben, was<br />
angesichts der Tatsache, dass die Soldaten hier gerade mit Muskelkraft<br />
versuchen, eine 250-kg-Bombe anzubringen, eine mehr als passende<br />
Mahnung ist<br />
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
78
Fliegen bei Dunkelheit<br />
BACKGROUND<br />
DIE TÜCKEN DES NACHTFLUGS<br />
Nachts sind<br />
alle Katzen grau<br />
Nachtsichtgeräte, »Night vision goggles«, tragen<br />
Kampfpiloten auf F-16 oder Hubschraubern<br />
bei ihren Einsätzen. Als der Nachttiefflug in<br />
Deutschland in den 1960er-Jahren Routine wurde, gab<br />
es solche Zaubergläser noch nicht. Starfighter-Piloten<br />
»franzten« in Bodennähe, wo kein Funkpeilgerät mehr<br />
etwas empfängt, per Auge, Stoppuhr, Kompass und<br />
Trägheitsnavigationsgerät. Ab 1967 gab es sogenannte<br />
Radarbildvorhersagen, »Schattenspiele« von Miniaturlandschaften,<br />
erstellt von einer eigens dafür aufgebauten<br />
Zentrale der Luftwaffe in Büchel. Die Schwarz-<br />
Weiß-Schattenkonturen von Bergen und Hindernissen<br />
waren als Papierstreifen direkt auf die 1:50 000-<br />
Zielanflugkarten gedruckt und zeigten, wie das Radarbild<br />
am Drehpunkt X oder Ziel Y aussehen würde.<br />
Eine tolle Sache viele Jahrzehnte vor<br />
Navi und GPS.<br />
DIE BERUFSFLIEGEREI nach Instr<br />
umenten macht heute keinen Unterschied<br />
mehr zwischen Tag und<br />
Nacht; es gibt nur Sicht-, aber keine<br />
Helligkeitsmindestwerte für den Anflug.<br />
Doch eigentlich ist unser Auge<br />
nicht gut zum Nachtflug geeignet.<br />
Auf der Netzhaut-Oberfläche befinden<br />
sich zwei Arten von Sinneszellen,<br />
Zapfen und Stäbchen. Bei Helligkeit<br />
arbeiten die Zapfen; sie unterscheiden<br />
Farben, sind aber recht licht -<br />
unempfindlich. Im Dunkeln schaltet<br />
das Auge auf Nachtbetrieb um: Stäbchen,<br />
ringförmig um die Zapfen angebracht,<br />
reagieren sensibel auf das<br />
einfallende Licht. Leider sind sie farbenblind<br />
und lassen darum bei Nacht<br />
»alle Katzen grau« werden.<br />
AUF DEM GELBEN FLECK in der<br />
Netzhautgrube gibt es nur Zapfen;<br />
am Blinden Fleck, wo der Sehnerv<br />
austritt, verschwinden anvisierte Dinge<br />
plötzlich – »Wegsehen« bringt sie wieder zurück.<br />
Die Pupille kann sich im Dunkeln bis zu sieben Millimeter<br />
öffnen, damit viel Licht auf die Netzhaut<br />
kommt; mit zunehmendem Alter lässt diese Fähigkeit<br />
nach. Die sensible Netzhaut kann sich in zehn Sekunden<br />
auf helles Sonnenlicht einstellen, aber nachts erreichen<br />
die Stäbchen erst nach rund 45 Minuten ihre<br />
volle Empfindlichkeit. Rotlicht stört nicht.<br />
NACHTS FÄLLT DER MENSCH besonders leicht auf<br />
optische Illusionen herein. Der Gleichgewichtssinn<br />
wird übertölpelt, helles Scheinwerferlicht blendet. In<br />
der Luft täuschen Straßenlichter Landebahnen vor,<br />
Sterne verwandeln sich in einen glitzernden »Horizont«.<br />
Das Hirn spielt gern den Autokinese-Streich: Feste<br />
Lichter und Sterne gaukeln (relative) Bewegungen<br />
vor und sorgen für ein kurzes Vertigo. Lässt der Pilot<br />
den Blick wandern, verschwindet der Spuk wieder.<br />
AUCH WENN NACHTSICHTGERÄTE den Nachtflug<br />
heute sicherer machen: Es macht noch immer<br />
Spaß, wie die Vampire bei Mondlicht durch die Nacht<br />
zu streifen und rechtzeitig vor dem ersten Sonnenstrahl<br />
wieder im Bett zu liegen. Dracula lässt grüßen.<br />
Für Nachtflug-Fans: »Der Lotse«, Roman von Frederick<br />
Forsyth. Ein junger britischer Luftwaffenpilot<br />
verliert am Weihnachtsabend auf dem Heimflug von<br />
Celle nach Großbritannien die Orientierung und erlebt<br />
Wundersames: Eine alte Maschine taucht neben ihm<br />
auf und bietet Lotsendienste an.<br />
Piper-Verlag: München 2012, ISBN 3492301223<br />
Rolf Stünkel ■<br />
»Der Gleichgewichtssinn<br />
wird übertölpelt,<br />
helles Scheinwerferlicht<br />
blendet.«<br />
Nachtflüge sind reiz-,<br />
aber auch anspruchsvoll.<br />
Hier das trägergestützte<br />
U-Jagdflugzeug Breguet<br />
Br. 1050 Alize Foto Peter Doll<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2013<br />
79
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Boeing B-24 Liberator<br />
Leserbrief in Heft 3/2013<br />
Siegfried Datzmann schreibt,<br />
dass er vor rund 30 Jahren auf<br />
dem Friedhof Hochmutting in<br />
Oberschleißheim Gräber gefallener<br />
amerikanischer Soldaten entdeckt<br />
habe. Tatsächlich gibt es<br />
dort sechs Gräber von gefallenen<br />
Angehörigen der Royal Air Force<br />
(RAF). Es handelt sich um die Besatzung<br />
einer Lancaster I der No<br />
9th Squadron mit der Kennung<br />
WS-G und der Seriennummer<br />
W4185. Am 21. Dezember 1942<br />
fand der erste Luftangriff auf<br />
Oberschleißheim statt. Der Flugplatz<br />
wurde getroffen, im Ort<br />
mehrere Wohnhäuser. Fünf Oberschleißheimer<br />
Bürger und ein<br />
Fronturlauber kamen dabei um.<br />
Die Zahl der Toten im Flugplatzbereich<br />
ist nicht überliefert. Nach<br />
Zeitzeugenberichten sind mehrere<br />
Luftwaffenhelferinnen umgekommen.<br />
Die Fliegerhorstturnhalle<br />
war für die Weihnachtsfeier<br />
vorbereitet, die wenige Minuten<br />
nach dem Bombenangriff beginnen<br />
hätte sollen.<br />
Die Lancaster wurde gegen<br />
21:00 Uhr von der sogenannten<br />
Moosflak getroffen. Über dem Ort<br />
Rothschwaige brach sie auseinander.<br />
Zeitzeugen erzählten, es war,<br />
als hätte der Himmel gebrannt.<br />
Der Rumpf kam neben der Straße<br />
zwischen Oberschleißheim und<br />
Dachau herunter. An Bord befanden<br />
sich fünf Tote und ein Schwerverletzter,<br />
der Überlieferung nach<br />
der Pilot. Er wurde geborgen,<br />
starb aber leider noch in der gleichen<br />
Nacht im Fliegerhorstkrankenhaus<br />
in Oberschleißheim. Das<br />
siebte Besatzungsmitglied, der<br />
Bordmechaniker Sergeant Slater,<br />
überlebte den Absturz leicht verletzt.<br />
Leider sind keine Details<br />
Ich habe nicht schlecht gestaunt,<br />
als ich ausgerechnet in Ihrer<br />
März-Ausgabe einen Artikel über<br />
die Marineflieger entdeckt habe.<br />
Schließlich sind wir im Jubi lä ums -<br />
jahr »100 Jahre Marineflie ger«.<br />
Das ist per se schon »classic«, und<br />
der im Artikel abgebil dete Marinehubschrauber<br />
»Seaking« gehört<br />
mit seinen knapp 40 Jahren trotz<br />
immer noch exzellenter Flugeigenschaften<br />
und mehrfacher Modernisierung<br />
bei allem Respekt<br />
doch eher zu einer vergangenen<br />
Generation seiner Art.<br />
Es hat nicht lange gedauert,<br />
bis ich Inhalt, Duktus und Vorleben<br />
des Autors in Verbindung<br />
bringen konnte: Das muss ein<br />
ehemaliger Marinejagdbomberflieger<br />
geschrieben haben, denn<br />
sein Gram über die erheblichen<br />
Reduzierungen der letzten 20 Jahre<br />
bei den Marinefliegern, die seit<br />
2005 zur endgültigen Außerdienststellung<br />
der noch in Zeiten<br />
des Kalten Krieges als »Hammer<br />
der Flotte« bezeichneten Waffensysteme<br />
F 104 Starfighter und<br />
später MRCA Tornado führten,<br />
war überdeutlich herauszulesen.<br />
Glückwunsch, Herr Stünkel. In<br />
Ihrem Artikel haben Sie das bei einigen<br />
Marinefliegern seit 2003 als<br />
sehr emotional empfundene Thema<br />
»Aufgabe der Marinejagdbomber«<br />
unerwartet und vor allem<br />
für intime Kenner der Materie<br />
auf eine interessante Art wiederbelebt.<br />
Mir, als letztem Kommanüberliefert,<br />
vermutlich gelang<br />
ihm der Absprung mit dem Fallschirm.<br />
Er wurde von den SS-Leuten<br />
des KZ Dachau aufgegriffen,<br />
im dortigen Krankenhaus behandelt<br />
und später an die Luftwaffe<br />
übergeben. Den Rest des Krieges<br />
verbrachte er in Kriegsgefangenschaft.<br />
Alle Versuche, Herrn Slater<br />
in England ausfindig zu machen<br />
und mit ihm in Kontakt zu kommen,<br />
blieben leider erfolglos.<br />
Die Lancaster-Besatzung, zwei<br />
Kanadier und vier Engländer,<br />
wurden am 23. Dezember 1942<br />
vormittags mit allen militärischen<br />
Ehren auf dem Gemeindefriedhof<br />
in Oberschleißheim beigesetzt, im<br />
Ortsteil Hochmutting. Auffällig<br />
ist, dass der 1933 von den Na -<br />
tionalsozialisten abgesetzte Oberschleißheimer<br />
Bürgermeister Haselsberger<br />
aktiv daran mitgewirkt<br />
hat. Der Überlieferung nach hat<br />
auch der Schweizer Generalkon-<br />
Sie wollen uns schreiben?<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a<br />
80797 München<br />
sul an der Beisetzungszeremonie<br />
teilgenommen. Bilder von der Zeremonie<br />
sind in der Flugwerft<br />
Schleißheim zu sehen.<br />
Insgesamt wurden bis Kriegsende<br />
105 alliierte Soldaten und<br />
mehr als 50 Militärangehörige<br />
der deutschen Seite in Oberschleißheim<br />
beigesetzt. Bis auf<br />
die Lancaster-Besatzung wurden<br />
alle kurz nach Kriegsende umgebettet.<br />
In einigen Fällen wurden<br />
nur die stark verbrannten Überreste<br />
von Flugzeugbesatzungen<br />
bestattet. Sieben alliierte Soldaten<br />
konnten deshalb bis heute nicht<br />
identifiziert werden. Auch auf<br />
der deutschen Seite gibt es einige<br />
Unbekannte, SS-Leute, die am<br />
30. April 1945 bei den Kämpfen<br />
auf der sogenannten Panzerwiese<br />
gefallen sind und weder Kennmarken<br />
noch sonstige zur Identifikation<br />
tauglichen Dokumente<br />
bei sich trugen.<br />
Grab der englisch-kanadischen Lancaster-Crew: Fenwicke-Clennell,<br />
Edward, RAF, Pilot-Officer und Pilot (Flugzeugführer); Warren, Jack Passmore,<br />
RAF (Volunteer Reserve), Flight Sergeant und Observer (Beobachter<br />
oder Navigator); Clarkson, Robert Guy, RCAF, Pilot-Officer und Air Bomber<br />
(Bombenschütze); Baker, Jack Halton, RAF (Volunteer Reserve), Sergeant<br />
und Air Bomber (Bombenschütze); Edwards, John Frederick, RCAF, Flight<br />
Sergeant und Air Gunner/Wireless Operator (Bordschütze); Moffat, John<br />
Alexander Wilson, RAF (Volunteer Reserve), Pilot Officer und Air Gunner<br />
(Bordschütze, Bordfunker)<br />
Anbei ein Foto vom Grab der<br />
englisch-kanadischen Lancaster-<br />
Crew.<br />
Günter Braun,<br />
Oberschleißheim per E-Mail<br />
Background<br />
»Seeluftstreitkräfte«<br />
»Marineflieger – Rolle rückwärts«<br />
in Heft 3/2012<br />
80
deur der Fliegenden Gruppe des<br />
Marinefliegergeschwader 2, hat es<br />
gefallen, auch wenn die rein sachlichen<br />
Argumente für die damalige<br />
Entscheidung zur Aufgabe der<br />
Fähigkeit »Seekriegsführung aus<br />
der Luft« am Ende zugegebenermaßen<br />
wohl die richtigen waren.<br />
Es hat eben nur weh getan, aber an<br />
dieses Gefühl gewöhnt man sich,<br />
muss man sich eben gewöhnen.<br />
In jedem Ende steckt ja auch<br />
ein Anfang, und den haben wir<br />
mit der Neuaufstellung des Marinefliegerkommandos<br />
auf dem<br />
Marinefliegerstützpunkt Nordholz<br />
bei Cuxhaven im vergangenen<br />
Herbst und die damit verbundene<br />
Zusammenlegung der<br />
verbleibenden Marinefliegergeschwader<br />
3 »Graf Zeppelin« und<br />
Marienfliegergeschwader 5 erfolgreich<br />
vollzogen.<br />
Damit kann sich Nordholz<br />
nach fast 100 Jahren Marinefliegerei<br />
in Deutschland zu Recht »Heimat<br />
der Marineflieger« nennen,<br />
denn nirgendwo sonst in der<br />
Bundeswehr ist die Fachkompetenz<br />
der Marineflieger so konzentriert<br />
wie hier in Nordholz.<br />
Stellt man sich vor, dass die<br />
Pioniere der Militärfliegerei aus<br />
dem Jahr 1913 den Lauf der Geschichte<br />
im Jahr 2013 hätten erleben<br />
dürfen, dann wären sie sicher<br />
sehr stolz darauf, dass es in der<br />
Bundeswehr ausgerechnet Marineflieger<br />
sind, die seit Jahren mit<br />
allen verfügbaren Flugzeugmustern<br />
nahezu durchgehend im<br />
Auslandseinsatz sind oder tagtäglich<br />
hoheitliche Verpflichtungen<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
über See erfüllen.<br />
Die Marineflieger sind trotz<br />
ihrer bewegten 100-jährigen Geschichte<br />
noch da, und ich hoffe,<br />
es setzt sich die Erkenntnis durch,<br />
dass man sie auch in Zukunft<br />
brauchen wird, weil sie eben<br />
mehr sind als nur Flieger.<br />
Vielleicht ist was dran an dem<br />
Appell des Kommandeurs der<br />
Nordseeflieger an seine Marineflieger<br />
aus dem Kriegsjahr 1917:<br />
»Ihr seid Flieger, Seeleute und<br />
Soldaten zugleich. Jeder dieser<br />
drei Berufe erfordert allein schon<br />
einen ganzen Kerl.«<br />
Heute würden allerdings folgerichtig<br />
auch die weiblichen<br />
Marineflieger in diesem Ausspruch<br />
Erwähnung finden.<br />
Hans-Jörg Detlefsen,<br />
Kapitän zur See, per E-Mail<br />
Anmerkung der Redaktion Leserbriefe<br />
spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wider. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />
aus Gründen der Darstellung eines<br />
möglichst umfassenden Meinungsspektrums<br />
unserer Leser Sinn wahrend zu kürzen.<br />
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Ab sofort steht das Replikat einer<br />
Me 163 »Komet« inklusive eines Walter-<br />
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Nr. 143 I 5/13 I Mai I 14. Jahrgang<br />
Die »Lightning« am Meeresboden<br />
Schwerer<br />
Anfang für<br />
ein Ass<br />
Mit 352 Luftsiegen ging<br />
Erich Hartmann als »erfolgreichster<br />
Jagdflieger<br />
der Luftkriegsgeschichte«<br />
in die Annalen ein. Doch<br />
aller Anfang ist schwer,<br />
und so zahlte auch er<br />
zunächst viel Lehrgeld,<br />
als er gegen Ende 1942<br />
zur III./JG 52 an die<br />
Front kam.<br />
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vereinigt mit<br />
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Flugzeug Classic<br />
Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.720<br />
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Helmut Gassner<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.520<br />
helmut.gassner@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Johanna Eppert<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
Fax. +49 (0) 89.13 06 99.100<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 20 gültig ab 1.1.2013<br />
Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung<br />
Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung Zeitschriften<br />
Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriften handel:<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
Seltene Einblicke<br />
Sieht schmissig aus, die Spitfire Mk. XVI, nicht? Wir<br />
haben Zutritt erhalten zum Herz der Restaurierungswerkstatt:<br />
So wurde der neueste Zugang der »Battle of<br />
Britain Memorial Flight« auf Vordermann gebracht!<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2013 erscheint am 13. Mai 2013<br />
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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
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Lieber Leser,<br />
Sie haben Freunde,<br />
die sich ebenso für<br />
Oldtimer der Lüfte<br />
begeistern wie Sie?<br />
Dann empfehlen Sie<br />
uns doch weiter! Ich<br />
freue mich über jeden<br />
neuen Leser.<br />
Ihr Chefredakteur<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Markus Wunderlich<br />
Preise Einzelheft € 5,90 (D), € 6,50 (A), sFr. 11,50 (CH)<br />
(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />
(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandk.<br />
Für Mitglieder der »Freunde der Lufthansa JU 52 e.V.« gilt ein<br />
Verbandspreis von € 54,12 pro Jahr (12 Ausgaben).<br />
ISSN 1617-0725 • 52469<br />
Erscheinen und Bezug<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint monatlich. Sie erhalten <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt<br />
beim Verlag.<br />
© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />
eines Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />
wird keine Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />
Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich<br />
für die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanterie straße<br />
11a, 80797 München.<br />
Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />
Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />
verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos in diesem<br />
Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />
Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />
und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />
damit im Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />
Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />
StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />
sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.
Die deutsche Luftwaffe.<br />
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deutschen Luftwaffe: Ein faszinierender<br />
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Peter Cronauer, 2. Historiker der »Traditionsgemeinschaft JG 52«,<br />
kennt viele ehemalige Jagdflieger persönlich. In diesem Band<br />
lässt er sechs von ihnen zu Wort kommen, vom Ritterkreuzträger<br />
bis zum Nachwuchspiloten im letzten Aufgebot. Sie berichten<br />
von ihren Erlebnissen und Einsätzen, vom Eismeer bis Nordafrika,<br />
von der Ostfront bis in die Normandie, am Tag und in<br />
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ISBN 978-3-86245-329-0 € 22,99<br />
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Technikeuphorie: Die Geschichte<br />
der zivilen und militärischen<br />
Luftfahrt 1933 – 1945 kompetent<br />
erzählt und üppig bebildert.<br />
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