Fräulein Mode Spezial Teil 2 (Vorschau)
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2,90<br />
EURO<br />
christina kruse<br />
MEXIKO<br />
<strong>Mode</strong> für<br />
Gerechtigkeit<br />
KANYE WEST<br />
Ich stellte mir vor,<br />
wie ich ihm den Speichel<br />
von den Lippen lecke<br />
JOHAN LINDEBERG<br />
ICH BIN GELANGWEILT<br />
VON MACHOS<br />
-<strong>Spezial</strong>-<br />
MODE<br />
<strong>Teil</strong><br />
2<br />
„Einsamkeit<br />
muss sein”<br />
TÖTEN IM<br />
ANZUG<br />
<strong>Mode</strong> und<br />
Gewalt<br />
VIVIENNE<br />
WESTWOOD<br />
bloggt für die<br />
Klimarevolution<br />
ANTIFRÄULEIN<br />
Alexa Chung<br />
VOGUE-CHEFIN<br />
CHRISTIANE ARP<br />
DIE JOGGINGHOSE IST<br />
TOTAL UNTERSCHÄTZT<br />
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-Emission kombiniert: 139–99 g/km.
BALLY
Illustration: Kasia Mars<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
MODE-<strong>Spezial</strong>-<br />
2<br />
12<br />
Als Shootingstar des schwedischen <strong>Mode</strong>designs gestaltet<br />
sie Streetwear mit einem High-Fashion-Twist.<br />
<strong>Fräulein</strong> schenkte sie das Schnittmuster für eines<br />
ihrer all time favorite-<strong>Teil</strong>e.<br />
122<br />
Warum Alexa Chung berühmt ist, weiß niemand mehr so richtig. Als<br />
gescheiterte <strong>Mode</strong>ratorin hat sie den Titel It-Girl kultiviert. Das macht<br />
sie zum Antifräulein dieser Ausgabe.<br />
Sie gehört seit den Neunzigern zu den ganz<br />
großen deutschen <strong>Mode</strong>ls. Gleichzeitig ist sie<br />
auf dem besten Weg eine bekannte Künstlerin<br />
zu werden. Als wir die New Yorkerin in<br />
Manhattan zum Interview trafen, haben wir<br />
sie so bodenständig erlebt, als besuchte man<br />
sie in ihrer Heimat in der Lüneburger Heide.<br />
Weil sie die Einsamkeit schätzt und man ihr<br />
den Spaß vor der Kamera immer noch ansieht,<br />
ist sie das <strong>Fräulein</strong> dieser Ausgabe.<br />
93<br />
40<br />
Was für Paris die aufwendige Haute Couture, für<br />
Mailand das erlesene Material, könnte für Mexiko das<br />
traditionelle Handwerk werden. Junge Designer<br />
führen die <strong>Mode</strong> des Landes mit den Webtechniken<br />
der Mayas in die Fashion-<strong>Mode</strong>rne.<br />
Auch wenn der Hip-Hop-<br />
Star über die Jahre immer<br />
peinlicher wurde, will<br />
unsere Autorin Doris<br />
Hardt ihm immer noch<br />
den Speichel von<br />
den Lippen lecken<br />
und schaut sich<br />
seinen Schwanz<br />
im Internet an.<br />
58<br />
Er gilt als der talentierteste Designer<br />
seit Yves Saint Laurent. Obwohl der<br />
große Belgier Dries van Noten seit<br />
Jahrzehnten als wichtigster <strong>Mode</strong>macher<br />
überhaupt gilt, hat er sich seine<br />
Unabhängigkeit bewahrt. <strong>Fräulein</strong><br />
gab er eines seiner raren Interviews.<br />
Er leitet die Ethical Fashion Initiative<br />
der UNO. Im interview spricht er<br />
über die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen<br />
der <strong>Mode</strong>industrie und<br />
seine Zusammenarbeit mit Vivienne<br />
Westwood.<br />
22<br />
78<br />
124<br />
Als <strong>Mode</strong>l wurde sie von<br />
Richard Prince, Terry<br />
Richardson und Ryan Mc-<br />
Ginley fotografiert. Mittlerweile<br />
hypnotisiert sie das<br />
Publikum mit ihrer klaren<br />
Stimme. <strong>Fräulein</strong> erzählte<br />
Hannah Cohen, welches<br />
Outfit sie bei ihrer Beerdigung<br />
tragen will.<br />
Kate and Laura Mulleavy haben mit<br />
ihren von Horrorfilmen beeinflussten,<br />
ätherischen Kollektionen die amerikanische<br />
<strong>Mode</strong> erobert – von Anna<br />
Wintour bis Michelle Obama.<br />
20
CONTRIBUTORS<br />
RANDALL BACHNER<br />
Dieses Foto entstand während, Sturm Sandy<br />
in New York tobte. Good to hear that you were<br />
safe and many thanks for the Coverstory –<br />
again!<br />
BERNAT BUSCATO<br />
bewies auch dieses Mal, dass er ein<br />
<br />
<br />
NELLA BELJA überlegte in hochschwangerem<br />
Zustand verzweifelt, was sie zum Telefonin-<br />
<br />
tragen solle. Mittlerweile ist klar, was ihr am<br />
<br />
Nella!<br />
NORA ZUM FELDE<br />
hat gar keinen Grund sich im Schrank<br />
zu verstecken... Für uns traf sie Show-DJ<br />
und Pariser Legende Michel Gaubert zum<br />
<br />
KATRIN FUNCKE<br />
Danke, liebe Katrin, für deine Kreativität und<br />
<br />
<br />
schön charmant und dennoch frech wie du.<br />
Bleib’ uns treu!<br />
MARK PILLAI<br />
ist zum ersten Mal<br />
bei <strong>Fräulein</strong> dabei –<br />
und wenn es nach<br />
uns ginge, gerne bald<br />
wieder! Für diese<br />
<br />
<br />
<br />
Casting-Projekt<br />
zur Verfügung<br />
und erklärt uns, wie<br />
diese und andere<br />
Castings ablaufen.<br />
BELA BORSODI<br />
<strong>Fräulein</strong>-Comeback – und das gleich mit so<br />
einer tollen Strecke! Komm’ uns bald wieder<br />
in Berlin besuchen.<br />
DAVID TORCASSO<br />
ist längst nicht mehr wegzudenken.<br />
<br />
vollen<br />
Essay über Gewalt und <strong>Mode</strong><br />
und half uns zwischendurch mit<br />
kleinen Texten aus. Danke, danke!<br />
Flat-Tarif inklusive Music-Flat<br />
KASIA MARS<br />
ist dieses Mal unser<br />
Contributor mit<br />
Sternchen! Denn sie<br />
illustrierte nicht nur das<br />
Inhaltsverzeichnis und<br />
unsere Sachen-gibtes-Seite,<br />
sondern auch<br />
den neuen <strong>Fräulein</strong>-<br />
Schriftzug auf dem<br />
Cover! Konfettiregen und<br />
Blumensträuße nur für<br />
dich, liebe Kasia!<br />
10<br />
MARIE-SOPHIE MÜLLER<br />
ist auch im zweiten<br />
<br />
unsere Frau in New<br />
York. Letztes Mal traf sie<br />
Waris, dieses Mal unser<br />
<strong>Fräulein</strong> Christina Kruse.<br />
Wir freuen uns schon<br />
auf mehr – egal ob aus<br />
New York oder Berlin!<br />
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VON GRÖßE 40 BIS 54
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Hinter jedem großartigen Latte Macchiato<br />
verbirgt sich ein Geheimnis.<br />
<br />
-<br />
<br />
Kritik, wenn es so viel Lob gibt.<br />
<br />
klar, dass nicht alle Leser<br />
mit einer monothe-<br />
<br />
gabe etwas anfangen<br />
-<br />
<br />
stellen, da wir denken,<br />
dass es für <strong>Fräulein</strong> ein<br />
nendes<br />
Thema ist. Wir<br />
haben auch bei unserem<br />
<br />
<br />
tikel<br />
über den Stil der<br />
Black Panther-Frauen,<br />
der Essay zu <strong>Mode</strong> und<br />
-<br />
<br />
wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung wird.<br />
signer<br />
vorkommen, die bekannt sind. Ein umfassender Überblick<br />
<br />
<br />
oder anderen Fall berechtigte Gründe zur Kritik an ihnen gibt, gehören<br />
diese Labels in eine Gesamtübersicht ganz selbstverständlich<br />
mit hinein. Sie sind dafür verantwortlich, dass junge Designer<br />
durch,<br />
dass es große kommerzielle Marken gibt, ist es möglich,<br />
dass Gelder für die Förderung von jungen Designern, jungen Talenten<br />
ausgegeben werden können.<br />
<br />
steht, jeder, der sich mit Magazinen ein bisschen beschäftigt,<br />
<br />
den letzten Monaten geleistet hat. Dafür möchte ich mich an dieser<br />
Stelle bedanken. Meine Großmutter, die schlauste Frau, die ich kenne,<br />
hat immer sagt: Der eine liebt ein Rosenblatt, der andere einen Kuh-<br />
blatt.<br />
Das führt zu einer subjektiven Sichtweise und im besten Fall zu<br />
einer Haltung. Wir glauben<br />
an <strong>Fräulein</strong> und arbeiten an<br />
diesem Magazin mit Herzblut<br />
und vollem Einsatz. Wir<br />
lieben, was wir tun, stehen<br />
voll und ganz dahinter und<br />
freuen uns deshalb über<br />
den riesigen Erfolg des<br />
Magazins.<br />
Stolz können wir Ihnen mitteilen,<br />
dass wir im nächsten<br />
<br />
<strong>Fräulein</strong> dann endlich<br />
-<br />
ßerdem<br />
werden wir ab<br />
vice<br />
einrichten. Und alle, die<br />
<br />
weitergehen, können wir beruhigen: Im nächsten Jahr wird es wieder<br />
<br />
ren<br />
wird.<br />
Es freut mich, dass Sie sich so zahlreich mit <strong>Fräulein</strong> auseinandersetzen,<br />
denn es zeigt mir, dass wir etwas richtig machen. <strong>Fräulein</strong> bewegt.<br />
Wir wollen nicht immer bequem sein und nicht immer gefallen.<br />
Wichtig ist uns vor allem: Wir wollen berühren. Wir lieben Men-<br />
<br />
denen nichts wichtiger ist als die Liebe. Die Liebe zur Familie, zu<br />
schen,<br />
die voller Leidenschaft sind und die für das eintreten, an das<br />
sie glauben. Die Menschen also, die sich jeden Tag aufs Neue den Herausforderungen<br />
des Lebens stellen! Diese Menschen sind es, die uns<br />
berühren und uns verändern. Genau darum geht es in <strong>Fräulein</strong>.<br />
<br />
Götz Offergeld<br />
14<br />
Nur ein perfekter Espresso macht<br />
aus frischer Milch eine großartige<br />
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- no -<br />
76<br />
BOTTEGA VENETA<br />
AGANOVICH<br />
Jetzt Adrenalin Probe fahren.<br />
<br />
Bottega Veneta in Mailand eine modische<br />
<br />
Jeder Look eine Liebeserklärung an die<br />
<br />
hinter dieser und allen vergangenen Kollektionen<br />
seit 2001 ist Tomas Maier. Ein deutscher<br />
<strong>Mode</strong>designer, der in Paris studierte,<br />
anschließend Erfahrungen bei Sonia Rykiel<br />
und Hermès sammelte und eines Tages<br />
nach Miami auswanderte, um dort Bademode<br />
zu entwerfen. Dass seine Kreationen<br />
-<br />
<br />
als Chefdesigner von Bottega Veneta engagierte.<br />
Er führte das Luxushaus zurück zur<br />
Tradition. Die Gründer des Labels, Michele<br />
Taddei und Renzo Zengiaro, entwickelten<br />
fahren,<br />
„intrecciato“ genannt, das bis heute<br />
bei Taschen, Schuhen und anderen Lederwaren<br />
verwendet wird.<br />
- no -<br />
77<br />
Er ist ein romantischer Lyriker, sie eine unbekannte<br />
<strong>Mode</strong>designerin. Er schreibt ihr<br />
Gedichte über eine unerfüllte Liebe und die<br />
Kunst der weiblichen Verführung, sie lässt<br />
sich vorerst nicht von ihrem Studium am<br />
Central Saint Martins ablenken. Irgendwann<br />
wird sie schwach und erwidert seine<br />
Liebe. Doch nicht nur das, sie nutzt seinen<br />
-<br />
ren<br />
gründeten sie ihr gemeinsames Label:<br />
<br />
sondere<br />
am Design: Man kann alles mit allem<br />
kombinieren. Es gibt keine vorgegebe-<br />
<br />
von Einzelstücken. Jede Saison schreibt<br />
Taylor eine neue Geschichte über eine<br />
<br />
verdreht. Mit weiblicher Verführung haben<br />
die Kollektionen auf den ersten Blick vielleicht<br />
nicht unbedingt etwas zu tun, aber<br />
wenn man gerne von starken Frauen in futuristischer<br />
Kleidung verführt wird, ist es<br />
einen zweiten Blick wert.<br />
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THE KOOPLES<br />
78<br />
- no -<br />
Wir wissen nicht, was zuerst da<br />
war, der Name des Labels oder<br />
die Idee dahinter. Die Marketing-Strategie<br />
geht jedenfalls<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
schon viel zu coolen Fotos steckt auch gleich noch<br />
eine Message: Die Idee des Labels ist es, dass die<br />
Paare ihre Lieblingssachen tauschen können. Der<br />
Unisex-Look schweißt zusammen. Das denken<br />
<br />
-<br />
-<br />
<br />
2008, doch erst seit diesem Jahr gibt es die<br />
Sachen auch in Deutschland zu kaufen. Wegen des<br />
Erfolgs in Frankreich war das wohl nur eine Frage<br />
der Zeit.<br />
Eine Marke der Daimler AG<br />
Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 8,4–4,5/5,1–3,3/6,4–3,8 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 148–98 g/km.<br />
16<br />
Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen<br />
Fahrzeugtypen. Das abgebildete Fahrzeug enthält Sonderausstattungen.
VALENTINO<br />
79<br />
Valentino Garavani gründete<br />
1959 zusammen mit seinem<br />
Freund Giancarlo Giammetti<br />
das Label Valentino.<br />
In kürzester Zeit wurde er zum<br />
Lieblingsdesigner von Elisabeth<br />
Taylor und Jackie Kennedy.<br />
Mittlerweile hat sich Garavani in<br />
den Ruhestand verabschiedet.<br />
Doch das Valentino-Imperium<br />
lebt weiter – eigensinnig und<br />
glamourös, ganz im Sinne<br />
seines Gründers.<br />
„I love beauty, it’s not my fault.“ Wer<br />
sich bei diesem Satz einen busselnden,<br />
braun gebrannten Vorzeige-Italiener<br />
vorstellt, hat sehr richtig gedacht.<br />
Valentino Garavani hat nicht nur sein<br />
Label zu einem der größten der Welt ge-<br />
-<br />
<br />
von einem Meister der Couture vorstellt: etwas<br />
überdreht, glamourös und dabei irgendwie<br />
auch immer ein bisschen skurril.<br />
ren<br />
– sein Freund, Berater und Geschäfts-<br />
<br />
tritt<br />
aus seinem Unternehmen bekannt gibt,<br />
tritt auch Giammetti von seinem Posten als<br />
Präsident zurück. Doch ein Künstler dieser<br />
Größe macht das nicht still und leise, sondern<br />
feiert eine Party in Rom, die mehrere<br />
Tage andauert und zu der Prominen-<br />
<br />
eintreffen. Und als wäre das nicht<br />
genug, ließ es sich Valentino nicht<br />
nehmen, eine Couture-Show für<br />
900 geladene Gäste zu zeigen, um<br />
sich am Ende auf dem Laufsteg<br />
ren<br />
rot, Valentino-Rot, das zur<br />
Symbolfarbe des Designers wurde.<br />
Die Gründe für seinen Rückzug<br />
tische<br />
Beteiligungsgesellschaft namens<br />
Permira kaufte im Jahr 2007 die<br />
Mehrheit des Unternehmens auf und<br />
verlängerte Valentinos Vertrag nicht,<br />
sondern ersetzte ihn durch Maria Grazia<br />
Chiuri und Pier Paolo Picciolo, die zuvor<br />
-<br />
- no -<br />
nehmen entworfen haben. Seine Nachfolger<br />
kannten das Haus Valentino also und füh-<br />
<br />
<br />
geben, was andere denken, und dass es<br />
wichtig ist, stets eine Haltung zu wahren.<br />
Seit ihrem Rückzug sind Valentino und<br />
Giammetti nur noch Gäste bei den Fashionshows,<br />
sitzen in der Front Row und<br />
schauen sich nickend das Erbe des Labels<br />
an, das sie einst zusammen erschaffen<br />
haben.<br />
Das geschah im Jahr 1959, als Valentino<br />
nach Rom zurückkehrte, nachdem er in Paris<br />
<strong>Mode</strong>design studiert und anschließend<br />
bei Schneiderlegenden wie Jean Dessès und<br />
Guy Laroche gearbeitet hatte. Schon<br />
damals gilt Valentino Garavani als<br />
<br />
riser<br />
Haute Couture Gesellschaft<br />
gefördert. In seine<br />
Heimat kehrt er schließlich<br />
mit dem Entschluss zurück,<br />
ein eigenes Label zu<br />
gründen. Um diese Vision<br />
<br />
steigt Giammetti, ein<br />
<br />
Student mit keinerlei<br />
Business-Erfahrung, in<br />
das Unternehmen seines<br />
Freundes mit ein. Zu den<br />
ersten Kundinnen gehört<br />
unter anderem die Filmlegende<br />
Elizabeth Taylor. Sie<br />
scheint wie gemacht, um Va-<br />
<br />
<br />
<br />
wird zum Lieblingsdesigner anderer<br />
Film-Diven, aber auch First Lady Jaqueline<br />
Kennedy Onassis lässt sich ihr Hochzeitskleid<br />
von ihm auf den Leib schneidern.<br />
Valentino wird vor allem durch<br />
seine eleganten Entwürfe bekannt,<br />
die den sinnlichen und weiblichen<br />
Kurven mit edlen Materialien<br />
Fotos: Zelinda Zanichelli<br />
Text: Lisa Leinen<br />
Styling : Riccardo Linarello<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
schmeicheln. Ende der 90er-Jahre verkauft<br />
Valentino auf eigenen Wunsch hin sein Unternehmen<br />
an einen Konzern, dessen Tochtergesellschaft<br />
GFT bereits seit einiger Zeit<br />
zeichnen<br />
des Vertrags soll Valentino<br />
<br />
Millionen Euro konnten diese<br />
Tränen nicht zurückhalten.<br />
sturz<br />
wird das Unternehmen<br />
2002 von einem italienischen<br />
Konzern aufgekauft,<br />
2005 wird die Valentino Fa-<br />
<br />
Beim dritten Verkauf 2007<br />
wird Valentinos Vertrag nicht<br />
mehr verlängert, weder als<br />
Chefdesigner noch als Berater.<br />
reits<br />
74 Jahre alt und dennoch<br />
näher am modischen Puls<br />
als mancher Jungdesigner.<br />
Der Vanity Fair-Journalist Matt<br />
Tyrnauer wollte dieses Phänomen<br />
auch visuell festhalten und<br />
tinos<br />
in seinem Unternehmen.<br />
Die Dokumentation „Valentino –<br />
ter<br />
ganz nah. Mit allen Dramen und<br />
<br />
Glamour-Veranstaltungen und der dazu-<br />
<br />
<br />
18<br />
19
Interview: Lisa Leinen<br />
SARAH<br />
COLETTE<br />
Zusammen mit ihrer Mutter gründete<br />
Sarah, die ihren Nachnamen ungern<br />
in der Öffentlichkeit liest, einen<br />
Store im Zentrum von Paris, der mehr<br />
als nur reine Verkaufsfläche ist.<br />
Colette wurde zum weltweiten<br />
Concept Store-Vorreiter und zu<br />
einer Oase der Trendrecherche. Egal<br />
ob <strong>Mode</strong>, Musik, Kunst oder Design,<br />
Sarah entscheidet intuitiv, was sie<br />
mag und verkauft. Wahrscheinlich<br />
hat sie genau das so weit gebracht.<br />
Dieses Jahr feiert Colette sein 15-jähriges<br />
Bestehen. Erinnern Sie sich an die Anfänge,<br />
im Jahr 1997?<br />
SARAH COLETTE Meine Mutter und ich entdeckten<br />
diesen leeren Laden und hatten<br />
sofort eine Vision, dort <strong>Mode</strong>, Kunst,<br />
Beauty, Design und sogar Gastronomie<br />
zu vereinen. Dann ging alles ganz schnell.<br />
Wir haben den Vertrag unterschrieben und<br />
Colette gegründet. Das war aufregend, Paris<br />
war zu der Zeit noch ganz anders als<br />
heute...<br />
Wie fühlt es sich an, so etwas Besonderes<br />
mit der eigenen Mutter erschaffen zu haben?<br />
S CGroßartig! Wir sind ständig auf der Suche<br />
nach etwas Neuem. Wir schauen nicht<br />
zurück, sondern nach vorne. Manchmal realisieren<br />
wir nicht so ganz, was wir erschaffen<br />
haben, selbst nach all den Jahren.<br />
Wir sind sehr glücklich, so frei und unabhängig<br />
zu sein und das zu tun, was uns<br />
<br />
Von wem haben Sie Ihr Gespür für <strong>Mode</strong><br />
gelernt?<br />
S CDas mit Colette ging so schnell und<br />
- no -<br />
80<br />
-<br />
<br />
ich erst nach und nach verstanden, durch<br />
-<br />
<br />
intuitiv.<br />
Colette ist mittlerweile nicht mehr nur ein<br />
Shop im Zentrum von Paris, sondern auch<br />
eine eigene Marke, eine Philosophie – wie<br />
erklären Sie sich diesen Erfolg?<br />
S CEs ist unmöglich, das zu erklären. Wir<br />
sind jeden Tag aufs Neue erstaunt über den<br />
Erfolg. Wir wollen auch gar nicht so tun, als<br />
-<br />
<br />
Designer und die Künstler, mit denen wir<br />
arbeiten.<br />
Haben Sie jemals daran gedacht, weitere<br />
Colette-Filialen zu eröffnen?<br />
S CNein, daran haben wir kein Interesse.<br />
Wir sind ein recht kleines Team und wir<br />
wollen den Fokus sehr gerne auch weiterhin<br />
Wir sind sehr glücklich, das zu tun,<br />
was uns Spaß macht.<br />
auf Paris richten. Wir versuchen, den Store<br />
regelmäßig zu erneuern, sind ständig auf<br />
der Suche nach neuen Künstlern und Desi-<br />
-<br />
<br />
zuletzt in Tokio und New York, diese Erfah-<br />
<br />
Ende des Tages geht es vor allem um unseren<br />
Laden in Paris.<br />
Wie kann man sich Ihren typischen<br />
Arbeitstag vorstellen?<br />
S CKann man nicht, denn jeder Tag sieht<br />
-<br />
<br />
Colette, aber auch die Mitorganisation von<br />
Events und vieles mehr.<br />
Sind Sie denn noch oft im Laden?<br />
S C <br />
regelmäßig dort vorbeizuschauen. Ich<br />
wünschte, ich hätte mehr Zeit dafür.<br />
Welche Designer beobachten Sie zurzeit<br />
besonders? Und wer gehört zu Ihren all<br />
time favorites?<br />
S CIm Moment bin ich ganz angetan<br />
<br />
Mary Katrantzou. Und zu meinen Dauerfavoriten<br />
zähle ich Comme des Garçons,<br />
Junya Watanabe und Jeremy Scott.<br />
Wahrscheinlich würden sich viele Designer<br />
über eine Colette-Kollaboration<br />
freuen – nach welchen Kriterien wählen<br />
Sie diese aus?<br />
S CDas ist das Schöne: Es gibt keine Kriterien<br />
oder Regeln. Wir arbeiten nur mit<br />
<br />
schätzen.<br />
Wie zum Beispiel Hermès. Zurzeit kann<br />
man den Hermès x Colette-Seidenschal<br />
kaufen. Wie kam diese Zusammenarbeit<br />
zustande? Und wie viel Einfluss hatten<br />
Sie auf das Design?<br />
S C<br />
<br />
<br />
2010. In der Folge entstand die Zusammenarbeit,<br />
vor allem mit dem Designer Bali<br />
Barret. Wir haben uns „Brides de Gala“<br />
ausgesucht, ein regelrechter Kult-Entwurf.<br />
Die blauen Punkte darauf symbolisieren<br />
Colette.<br />
Schauen Sie sich auch außerhalb von Paris<br />
gerne fashionweeks an?<br />
S C<br />
London und Mailand. Ich glaube, das ist<br />
wichtig, um zu sehen, wie die <strong>Mode</strong>welt<br />
grade so tickt.<br />
In welcher Stadt kaufen Sie am liebsten ein?<br />
S CIn Tokio.<br />
Was sind für Sie die fünf Must-Haves,<br />
die eine Frau besitzen sollte?<br />
S C <br />
<br />
Delettrez – Byredo-Parfüm – die aktuelle<br />
<br />
SARAH eröffnete 1997 zusammen mit ihrer Mutter<br />
<br />
fr) in Paris. Ihre Karriere begann sie als Prak-<br />
<br />
letzten Jahres ist sie mit dem Künstler und<br />
<br />
SPORTMAX<br />
Erinnern Sie sich an das erste <strong>Fräulein</strong>-Cover?<br />
Dieses zierte die intelligente und be-<br />
derin<br />
der Design Miami und Design Miami/<br />
Basel brachte sie bereits vor einigen Jahren<br />
frischen Wind in die Gestalterszene. Immer<br />
auf der Suche nach neuen, künstlerischen<br />
Herausforderungen nahm sie sich nun der<br />
<br />
an. Zusammen mit dem chinesischen Illustrator<br />
Ying Wu designte sie farbenfrohe Basics<br />
und Tücher, die neben den hübschen<br />
Motiven auch noch auf soziale Probleme<br />
wie Umweltverschmutzung hinweisen sol-<br />
<br />
much.<br />
- no -82<br />
<br />
- no -<br />
81<br />
ALTUZARRA<br />
<br />
<br />
schnell sehr berühmt geworden ist. Eine <strong>Mode</strong>schule<br />
besuchte er nie, sondern studierte Kunstgeschichte<br />
an dem kleinen elitären Swarthmore<br />
College in Pennsylvania. Den Eintritt in die <strong>Mode</strong>welt gelingt ihm<br />
über ein Praktikum bei Marc Jacobs in New York. Danach geht er<br />
zurück nach Paris, wo er aufgewachsen ist, um für zwei Jahre bei<br />
<br />
seinen Einfallsreichtum wett. 2008 gründete er sein eigenes Label<br />
in New York. Sein Glück war es, dass er in Paris einen guten Draht<br />
<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
Kleidung für die erwachsene Frau. Cathy Horn schreibt in der New<br />
York Times, wie schön es wäre, endlich mal keinen neuen Fussel-<br />
<br />
frau,<br />
die sein Label managt. Es könnte also sein, dass wir bei der<br />
<br />
<br />
schon jetzt.<br />
20 21
- no -<br />
83<br />
RODARTE<br />
Kate und Laura Mulleavy ist etwas<br />
Erstaunliches gelungen: Mit ihren<br />
düsteren, von Horrorfilmen inspirierten<br />
Entwürfen überzeugten die Rodarte-<br />
Schwestern nach ein paar wenigen<br />
Kollektionen nicht nur Kirsten Dunst<br />
und Chloë Sevigny, sondern auch<br />
Anna Wintour und Michelle Obama<br />
von ihren Couture-Visionen.<br />
Kurz nachdem das Psycho-Märchen „Black<br />
<br />
der Film als Oscar-Favorit. Und tatsächlich<br />
-<br />
<br />
2011, im Kodak Theatre entgegen. Zur Verleihung<br />
trug sie eine lilafarbene Robe ihres<br />
Lieblingslabels Rodarte. Doch nicht nur an<br />
<br />
Film schufen die Designerschwestern Kate<br />
rung<br />
für Portmans Rolle als Ballerina am<br />
Rande zum Wahnsinn. Doch das war nicht<br />
das erste Mal, dass das Label Rodarte in der<br />
Öffentlichkeit gefeiert wurde.<br />
2001 beendeten Kate und Laura Mulleavy<br />
ihr Studium der Kunstgeschichte und Englischen<br />
Literatur an der UC Berkeley, Kalifornien.<br />
In den Jahren darauf brachte ihre<br />
Mutter ihnen das Nähen bei. 2005 gründeten<br />
sie schließlich ihr eigenes Label. Ihre<br />
erste Kollektion umfasste zwar nur zehn<br />
<strong>Teil</strong>e, wurde aber sofort von US<br />
<br />
wahrgenommen, die ihnen riet:<br />
lich<br />
– bleibt dabei!“ Das Magazin<br />
„Womens Wear Daily“ wählte<br />
kurz darauf ein <strong>Teil</strong> ihrer<br />
Debütkollektion für das Cover<br />
tember<br />
2010 zeigten sie ihre<br />
Entwürfe zum ersten Mal auf<br />
der New York Fashion Week.<br />
Seitdem sind die Mulleavy-<br />
Schwestern „Everybody’s Darlings“<br />
der <strong>Mode</strong>szene. Zeitweise<br />
hörte man leise Stimmen der Kritik, ihre<br />
nig,<br />
zu wenig kommerziell. Doch die Mulleavy-Schwestern<br />
konterten: „Wir wollen<br />
schöne <strong>Mode</strong> erschaffen. Tragbarkeit ist<br />
subjektiv“, sagte Laura einmal in einem Interview<br />
mit dem amerikanischen W-Maga-<br />
„Wir wollen schöne <strong>Mode</strong><br />
erschaffen.<br />
Tragbarkeit ist subjektiv.“<br />
<br />
Balance gefunden zu haben. Rodarte steht<br />
im Kern für romantische, beinahe feenhaf-<br />
ßergewöhnlichen<br />
Muster in Kombination<br />
mit einem ungewöhnlichen Materialmix<br />
steht nicht einfach nur für mutiges Design,<br />
ein Rodarte-Kleid scheint stets eine Geschichte<br />
zu erzählen. Ihre vielseitigen Ein-<br />
<br />
hin zum australischen Outback – lassen die<br />
<br />
ihres Studiums durchschimmern.<br />
Fernab der Laufstegkollektionen entwickelte<br />
sich besonders bei den <strong>Mode</strong>bloggern ein<br />
<br />
„Radarte“ oder „Rohearte“ wurden als<br />
Schriftzug auf unifarbene T-Shirts und Pullover<br />
gedruckt und zum Verkaufsschlager.<br />
Umso schöner, wenn man bedenkt, dass Rodarte<br />
der Mädchenname ihrer Mutter ist,<br />
den die Fans nun stolz auf der Brust tragen.<br />
<br />
<br />
Michelle Obama gehören zu ihren Fans.<br />
Kate und Laura Mulleavy wurden mit un-<br />
-<br />
<br />
widmete ihnen im letzten Jahr sogar eine<br />
Einzelausstellung. Die Rodarte-Schwestern<br />
zeigen: <strong>Mode</strong> muss man nicht studiert haben,<br />
das Wichtigste ist, man hat sie im Blut.<br />
Fotos: Hadley Hudson<br />
Text: Lisa Leinen<br />
Styling : Götz Offergeld<br />
Haare: Cecilia Romero mit<br />
Produkten von Marlies Möller<br />
<br />
for Chanel<br />
<br />
<br />
22<br />
23
DRIES<br />
VAN<br />
NOTEN<br />
Der Belgier ist der letzte große<br />
unabhängige und erfolgreiche<br />
Fashiondesigner dieser Zeit. <strong>Mode</strong><br />
sieht er als kreativen Ausdruck und<br />
nicht als Wachstumsbusiness.<br />
In einem seltenen Interview erklärt<br />
Dries van Noten, warum er mit<br />
Farben arbeitet, die ihm nicht auf<br />
Anhieb gefallen, und warum ihn die<br />
Unordnung seines Gartens entspannt.<br />
Dries Van Noten wird von vielen für einen<br />
Weltenwanderer gehalten. Dabei reist er<br />
meist nur mit dem Fahrrad durch belgische<br />
Landschaften. Und ins zehn Kilometer entfernte<br />
Lier in seinen Garten voller Obstbäume,<br />
selbst angebautem Gemüse und<br />
Wiesen. Zu mehr bleibt<br />
keine Zeit. Trotzdem ge-<br />
<br />
<strong>Mode</strong>designer, der zu der<br />
<br />
ne<br />
moderne Klarheit mit<br />
den Traditionen und Stoffen<br />
anderer Kulturen in<br />
eine Einheit zu bringen.<br />
Kein anderer beherrscht<br />
wie er, das Exotische mit<br />
dem Klassischen, das Folkloristische<br />
mit dem Uniformierten<br />
zu verbinden.<br />
Dries Van Noten-Stücke<br />
sind <strong>Mode</strong>, aber nicht modisch.<br />
„Ich entwerfe Kleidung,<br />
weil ich fest an ih-<br />
<br />
glaube, nicht, um noch mehr davon zu machen“,<br />
erklärt er im Interview. So ein Satz<br />
klänge aus dem Mund anderer Designer kokett.<br />
Doch dem 54-Jährigen ist es ernst<br />
damit.<br />
Für die aktuelle Herbst/Winter-Kollektion<br />
<br />
<br />
<br />
Text: Julia Christian<br />
Styling: Götz Offergeld<br />
<br />
<br />
- no -84<br />
<br />
und koreanischen Kostümen, ließ sie foto-<br />
<br />
Muster auf seine Entwürfe. Nicht 1:1, Van<br />
<br />
<br />
legte quer, was horizontal gehört, ließ far-<br />
tärischem<br />
Khaki oder Flanell auf einer Jacke<br />
kollidieren oder gürtete messerscharfe,<br />
<br />
<br />
Jahr, zwei für Männer, zwei für Frauen, es<br />
gibt keine Pre-Collections, keine It-Bags<br />
und während andere <strong>Mode</strong>häuser ihre jährlichen<br />
Umsätze oft zu etwa 50 Prozent mit<br />
cessoires<br />
sollten sein, was ihr Name sagt:<br />
Beiwerk. 6 Prozent bringt dieses Beiwerk<br />
an Umsatz im Jahr, 94 Prozent die Kleidung.<br />
Etwa 70 Millionen Euro insgesamt. Das ist<br />
ein Witz, vergleicht man den Umsatz mit<br />
Marken wie Gucci oder Prada.<br />
Man muss diese Zahlen kennen, um zu verstehen,<br />
was diesen Mann antreibt. Ein<br />
<br />
-<br />
<br />
an einen der revolutionärsten <strong>Mode</strong>designer<br />
seiner Zeit denken lässt, der Früchte<br />
einkocht, 2008 zum „Designer of the Year“<br />
-<br />
<br />
Quadratmeter großes Lagerhaus am Godefriduskaai<br />
kein Garn und keine Paillette<br />
verlässt, die er nicht gesehen hat.<br />
Dries Van Noten tut dies, weil er als einer<br />
der wenigen verbliebenen und gleichzeitig<br />
bekannten Designer noch immer zu hundert<br />
Prozent unabhängig ist. Van Noten leitet<br />
sein Unternehmen auf altmodische Weise:<br />
Er kontrolliert täglich Verkaufszahlen und<br />
gestaltet seine weltweiten Stores selbst.<br />
Der Belgier arbeitet nicht so viel und so unaufhörlich,<br />
damit sein Unternehmen<br />
weiter wächst.<br />
<br />
besitzt er nicht. Dries Van<br />
Noten fühlt sich verantwortlich.<br />
Für Zulieferer in<br />
grund<br />
derer er in jeder Saison<br />
Stickereien in seine<br />
Kollektionen integriert, da-<br />
<br />
Überleben haben. Oder für<br />
mal<br />
ging er in den Neunzigern<br />
fast bankrott. Einmal<br />
als 1990 irakische Soldaten<br />
Kuwait besetzten und den<br />
Zweiten Golfkrieg entfachten.<br />
Van Notens schon<br />
vorher fertiggestellte Kol-<br />
<br />
weils<br />
benannt werden – alle Blazernamen<br />
lischen<br />
skirt) – hießen die Stücke unter anderem<br />
Baghdad oder Saddam. Der amerikanische<br />
Zoll verbot die Einfuhr aller georderten<br />
<strong>Teil</strong>e. Die zweite Krise begann, als die<br />
25
„Der Garten ist mein<br />
Zufluchtsort. Während man<br />
beim Design das Resultat<br />
bestimmen kann, hat man im<br />
Garten keine Kontrolle. “<br />
Holdinggesellschaften Mitte der Neunziger<br />
nicht nur Designer, sondern auch Produktionsstätten<br />
aufkauften. Dries Van Notens<br />
<br />
<br />
<br />
schlossen,<br />
die, wenn sie eine Linie verkaufen<br />
wollten, auch die anderen Linien aus<br />
men<br />
mussten. So blieb vielen Läden für andere<br />
Designer kein Budget. Van Noten ent-<br />
<br />
beit<br />
dafür zu sorgen, die Marke und seine<br />
<br />
Verantwortung fühlt er aber auch gegenüber<br />
denen, die seine <strong>Mode</strong> tragen. Weil sie<br />
einem gefallen, soll man die Stücke kaufen.<br />
Nicht weil auf dem Etikett sein Name steht.<br />
Oder weil irgendein <strong>Mode</strong>l auf einem Plakat<br />
darin glänzt. Deshalb macht er keine Werbung.<br />
Hat er noch nie.<br />
gewöhnliche<br />
Prints und Strukturen zu einer<br />
Einheit zu verbinden, brachten ihm den<br />
Ruf ein, der größte Farbkünstler seit Yves<br />
Saint Laurent zu sein. Beide eint die Sensibilität,<br />
die verschiedensten Kulturen nicht<br />
tieren.<br />
Dafür muss man nicht selber reisen.<br />
Dafür reicht ein offener Blick und ein Geist,<br />
der träumen kann. Und vielleicht ein 18<br />
Hektar großer Garten. „Der ist mein Zu-<br />
<br />
Resultat bestimmen kann, hat man im Garten<br />
keine Kontrolle. Man kann das Wetter<br />
nicht vorhersehen, nicht, wie die Blumen<br />
wachsen werden, glauben Sie es oder nicht,<br />
<br />
zutiefst.“<br />
DRIES VAN NOTENboren,<br />
wo er auch studierte. Sein gleichnamiges<br />
Label gründete er 1986. Unter diesem entwirft<br />
er jährlich vier Kollektionen, für Herren und<br />
Damen. Van Noten gehört zu den legendären
COSTUME<br />
NATIONAL<br />
85<br />
- no -<br />
In Italien hatte Ennio Capasa kein<br />
Glück. Mit seinem Umzug nach Paris<br />
kam der Erfolg. Trotzdem wird seinem<br />
eigenwilligen Label Costume National<br />
immer noch zu wenig Aufmerksamkeit<br />
zuteil.<br />
Der Name Costume National geht angeblich<br />
auf ein französisches Buch zurück, was sich<br />
mit Uniformen auseinandersetzt. Mit Uniformen<br />
haben die Entwürfe des italieni-<br />
<br />
recht wenig gemeinsam. Viel naheliegender<br />
wären sie als Hommage an Frankreich zu<br />
sehen, dem das Label Costume National seinen<br />
Erfolg zu verdanken hat. Denn die erste<br />
Laufsteg-Präsentation im Jahr 1987 in Mailand<br />
wurde nicht sonderlich viel beachtet.<br />
<br />
und Carlo – ihrem Glück und ihrem Werk<br />
eine neue Chance zu geben, und zwar in Pa-<br />
<br />
<br />
<br />
um eine Schuh- und eine Herrenkollektion.<br />
Während die Damenkollektion immer noch<br />
in Paris gezeigt wird, schicken sie die Herrenkollektion<br />
in Mailand über den Laufsteg.<br />
Seit 2002 gibt es außerdem die Luxuslinie<br />
Costume National Luxe. So recht will dies<br />
<br />
in jungen Jahren so genervt von der gut betuchten<br />
und exklusiven Kundschaft seiner<br />
Eltern gewesen sein. Diese besaßen einige<br />
Luxus-Boutiquen in Mailand. Von <strong>Mode</strong><br />
nicht wirklich angetan, beginnt Ennio trotz-<br />
<br />
<br />
Einladung von Designer Yamamoto nach Ja-<br />
<br />
und Stoffe in Kleidungsstücke umzusetzen.<br />
Klassisch, fast statisch und dennoch sehr<br />
verführerisch wirken seine Entwürfe. Er<br />
selbst nennt seine <strong>Mode</strong> gerne „Underground-Chic“,<br />
was – seien wir ehrlich – die<br />
meisten Designer gerne zur Beschreibung<br />
<br />
aber. In seiner aktuellen Kollektion widmetet<br />
er einige Entwürfe den Künstlern Mau-<br />
<br />
einiger Zeit auch die Website des Unterneh-<br />
merksamkeit<br />
für ein Label, dem oftmals zu<br />
wenig davon geschenkt wird.<br />
Fotos: Debora Mittelstaedt<br />
Interview: Nella Beljan<br />
Styling: Deborah Ferguson<br />
Hair : Cecilia Romero mit<br />
Produkten von Marlies Möller<br />
<br />
<br />
„Proserpina“, aus dem eine Zeile titelgebend<br />
für Ihr neues Album ist, hat mich sofort<br />
stark berührt. Worum geht es?<br />
MARTHA WAINWRIGHT <br />
freut mich. Das Lied hat meine Mutter Kate<br />
McGarrigle kurz vor ihrem Tod geschrie-<br />
<br />
<br />
viel mit antiker Mythologie beschäftigt.<br />
<br />
Frühling. Die Göttin wurde von Pluto in die<br />
Unterwelt entführt, er zwang sie dazu, als<br />
nas<br />
Mutter war untröstlich über den Verlust<br />
ihrer Tochter und setzte alles daran, sie<br />
zurückzubekommen. Ich wollte dieses Lied<br />
unbedingt auf meiner Platte haben, damit<br />
ben.<br />
Meine Mutter wiederum hat den Song<br />
für ihre Kinder geschrieben, aber es ist in<br />
erster Linie ein Mutter-Tochter-Lied. Während<br />
sie im Sterben lag, konnte ich nicht<br />
zu ihr reisen, da mein kleiner Sohn zwei<br />
Monate zu früh zur Welt kam und im Brutkasten<br />
lag. Dann „Come home to Mama“ zu<br />
hören, ist herzzerreißend. Ich habe mir des-<br />
<br />
<br />
ein Foto von mir genommen, auf dem ich<br />
nackt bin und etwas sexy in die Kamera blicke.<br />
Das bekommt dann gleich den Touch<br />
von: „Cum home to momma!“ (sagt es im<br />
Slang) – und verdreht die eigentliche Be-<br />
<br />
- no -<br />
86<br />
eigene verstorbene Mutter sowie an mich<br />
als verwaiste Tochter, die gerade selbst erst<br />
Mutter wurde. Ich bin ein ziemlich schuldbewusster<br />
Mensch, mir tun viele Dinge sehr<br />
leid: Mit meiner Mutter hatte ich eine ziem-<br />
<br />
war oft wütend auf sie<br />
und ziemlich schwierig<br />
im Umgang.<br />
Veränderte sich Ihre<br />
Beziehung, als Sie wussten,<br />
dass Ihre Mutter<br />
schwerkrank war?<br />
M WJa, wir haben viel<br />
über das Vergangene ge-<br />
ren<br />
keine blöden Thera-<br />
<br />
wir haben sehr direkt<br />
miteinander gestritten.<br />
Da ging es auch richtig<br />
zur Sache, denn meine<br />
Mutter war eine brillante<br />
und offene Frau. Danach<br />
war unser Verhältnis vollkommen<br />
neu, das war unglaublich wohltuend, da wir<br />
nun beide darauf aus waren, gut miteinander<br />
zu sein. Meine Mutter war eine liebevolle<br />
Mutter, wie man sie sich wünscht. Sie hat<br />
sogar ihre internationale Karriere zurückgestellt,<br />
um Rufus und mich in Kanada<br />
<br />
aus dem Musikgeschäft zurückgezogen.<br />
<br />
in ihrem Leben. Meine Mutter hat mit uns<br />
Kindern auch immer gesungen, unser Haus<br />
war voller Musik. Rufus und ich haben deshalb<br />
auch diesen Film über sie gemacht, der<br />
in diesem Jahr beim Sundance Film Festival<br />
gezeigt wurde: „Sing me the songs that say<br />
I love you.“<br />
Ein Jahr bevor Ihre Mutter an Krebs<br />
MARTHA<br />
WAINWRIGHT<br />
Eigentlich hat Martha Wainwright nichts<br />
mit Fashion zu tun. Weil wir sie aber für<br />
eine Ausnahmekünstlerin halten, deren<br />
Musik und Texte uns zutiefst<br />
berühren, haben wir sie trotzdem in<br />
unsere <strong>Mode</strong>ausgabe genommen. Denn<br />
wir wünschen uns viel mehr charakterstarke<br />
Frauen wie Martha Wainwright<br />
in der <strong>Mode</strong>welt.<br />
erkrankte, haben Sie Ihren Ehemann,<br />
den Produzenten Brad Albeta, kennengelernt.<br />
M WJa, er war, als ich ihn kennenlernte,<br />
noch in einer anderen Beziehung, aber ich<br />
habe ihn von mir überzeugen können.<br />
Daher kommt also die<br />
Zeile „I know that you’re<br />
married, but I’ve got feelings,<br />
too“?<br />
M WDas ist unfair! Das<br />
ist der Titel meines Vor-<br />
<br />
<br />
habe einen ziemlichen<br />
Drang zu erobern und<br />
bin vielen Männern<br />
bumtitel<br />
ist nicht nur<br />
auf meinen Ehemann<br />
gemünzt. Insofern muss<br />
ich zugeben, dass ich<br />
mich immer mehr angestrengt<br />
habe, wenn es<br />
mir jemand schwer gemacht hat. Das sind<br />
<br />
man kommt schwer dagegen an. Ich fand<br />
mich nie hübsch, kannte aber keine Scham<br />
und habe versucht, die Leute dazu zu bewe-<br />
<br />
auch klar, dass diese Beziehungen immer<br />
scheitern.<br />
Warum klappte es dann jetzt auf einmal,<br />
sich fest an jemanden zu binden?<br />
M WWissen Sie, mein Mann und ich sind<br />
<br />
so krank wurde, sagte ich zu Brad: Lass uns<br />
heiraten und ein Kind bekommen. Dann<br />
weiß sie, dass ihre Tochter ebenfalls<br />
etwas Ordnung in ihr chaotisches Leben<br />
<br />
<br />
29
und mir. Sich zu entschuldigen,<br />
hilft schon mal.<br />
Ihre ganze Familie plaudert in<br />
den Songs gerne aus dem Nähkästchen.<br />
Ihre Tante hat das so<br />
kommentiert: „Die Bühne ist ihr<br />
Wohnzimmer.“ Ihr Vater Loudon<br />
Wainwright III hat zum Beispiel<br />
einen ziemlich hässlichen Song<br />
mit dem Titel „Hitting you“ über<br />
Sie geschrieben…<br />
M WJa, ich hatte mit meinem<br />
Bruder bei meiner Mutter gelebt<br />
und war als Teenie zu ihm gezogen,<br />
auf diese Zeit bezog er sich<br />
in diesem Song über diese Frau,<br />
die mir unglaublich leidtat. Er<br />
sang davon, dass sie einen Neuanfang<br />
machen sollten, aber jeder<br />
für sich und räumlich voneinander<br />
getrennt. Er habe genug<br />
von diesem Streiten, da sei er lieber<br />
allein als mit ihr. Irgendwann<br />
sagte er dann, dass das<br />
Lied von mir handelte. Das war<br />
ein ziemlicher Schock. Es hat<br />
mich ziemlich stark verletzt. Und<br />
ich war böse auf ihn. Ich war damals<br />
gerade mal 14 Jahre und<br />
hatte meine ersten Jungsgeschichten.<br />
Und mein Vater war in<br />
seiner Midlife Crisis. Loudon ist<br />
ein bisschen lächerlich, wenn es<br />
um seine Songtexte geht. Er<br />
schreibt seit dreißig Jahren<br />
Songs über seine Familie, aber<br />
will keinerlei Fragen dazu beant-<br />
<br />
einen dann mit dem, was er über<br />
uns geschrieben hat. Und unterwerfen<br />
uns erneut unter sein<br />
<br />
Man“, das Lied, das mein Vater<br />
über Rufus, der gern gestillt<br />
wurde, schrieb, ist da noch harmlos.<br />
Sie hatten mit dem Song „Bloody Motherfucking<br />
Asshole“ aber einen handfesten<br />
Konter: „Poetry is no place for a heart that<br />
is a whore!“<br />
M W (lacht) Ich sag ja, ich war ziemlich<br />
sauer.<br />
Ihre Mutter hat ihren Kindern zuliebe auf<br />
die internationale Karriere verzichtet. War<br />
die Geburt Ihres Kindes ein ähnlicher<br />
Schnitt?<br />
M W <br />
<br />
<br />
aufgenommen und wollte ganz bewusst<br />
nicht zu viel Zeit nach der Geburt meines<br />
Babys dafür vergehen lassen. Eigentlich<br />
<br />
und ich war selbst überrascht, dass sie teilweise<br />
auch so aggressiv wurde. Wenn auch<br />
einige traurige Songs dabei sind. Das war<br />
eine so verwirrende Zeit, dass ich einen so<br />
unglaublichen Verlust erlitten hatte und<br />
gleichzeitig dieses unglaublich große Geschenk<br />
mit meinem eigenen Kind erhielt.<br />
<br />
es ist, als ob ich dieses Licht überall wieder-<br />
<br />
über dieses Wundervolle schreiben, denn<br />
siert.<br />
Ich muss nun Verantwortung tragen.<br />
Ich kann meine Mutter nicht mehr um Rat<br />
bitten, sie ist nicht mehr da.<br />
MARTHA WAINWRIGHT wurde 1976 geboren, als<br />
Tochter der Musik London Wainwright III und<br />
wright<br />
ist Musiker. Vor Kurzem ist ihr drittes<br />
Studioalbum „Come Home to Mama“ erschienen.<br />
<br />
ihrer Mutter und die beinah gleichzeitige Geburt<br />
ihres Sohnes.<br />
31
THE ROW<br />
87<br />
- no -<br />
Es war zugegebenermaßen nur eine Frage der Zeit, bis sie selbst zu Designerinnen werden.<br />
hene<br />
Gäste auf allen möglichen Fashionshow. Nachdem sie ihre erste Karriere als Kinderstars<br />
irgendwann in der Pubertät verwarfen, beschlossen sie, Unternehmerinnen zu werden.<br />
Die Kreationen ihres 2006 gegründeten Labels The Row zeichnen sich durch<br />
minimalistische Eleganz aus, völlig losgelöst von Trendwellen, wie sie selbst sagen. Schlicht<br />
das, was Frauen tragen wollen.<br />
CAROL LIM<br />
88<br />
- no -<br />
<br />
Design von Kenzo übernommen hat,<br />
ist der Name Carol Lim in aller Munde.<br />
Doch es war vor allem die Gründung<br />
ny,<br />
der diesen Erfolg möglich machte.<br />
<br />
schnell mehr als eine coole Boutique,<br />
<br />
In eigenen Kreationen und Kollaborationen<br />
mit unterschiedlichen Part-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sebastian Kimm<br />
BRIAN<br />
ATWOOD<br />
<br />
<br />
an der F.I.T. in New York. Den Studiumsabschluss<br />
in der Tasche arbeitete der <strong>Mode</strong>-<br />
<br />
in Mailand diverse italienische Labels so<br />
lang, bis Gianni Versace sein Talent erkannte<br />
und ihn einstellte. Für Versace arbeitete<br />
<br />
eigenen Kollektion debütierte. Parallel zu<br />
seinem Label heuert er bei Bally als Kreativdirektor<br />
an und modernisiert nebenbei<br />
das italienischen Traditionshaus. 2010 konzentriert<br />
er sich wieder ganz auf seine<br />
Schuhkollektion. Die wird von Hollywood-<br />
<br />
Mit der Mischung aus Glamour, Sexyness,<br />
Eleganz und einer gewissen Robustheit<br />
<br />
- no - Gründung immer noch den<br />
89<br />
Zeitgeist.<br />
BEDA ACHERMANN<br />
-<br />
onal<br />
Bekanntheit erlangte. In der<br />
Schweiz darf man ihn mit Fug und<br />
<br />
und <strong>Mode</strong> nennen. In den achtziger<br />
Jahren revolutionierte er bei der Männer<br />
Vogue in München die <strong>Mode</strong>foto-<br />
<br />
den völlig neuartigen Inszenierungen<br />
von <strong>Mode</strong>.<br />
<br />
Ich arbeitete mit den damals jungen<br />
Fotografen Mario Testino, Max Vadakul,<br />
Michael Comte, Herb Ritts oder<br />
mann.<br />
Er ließ Frauen mit zu großen<br />
Nasen ablichten, zeigte den jungen<br />
Sylvester Stallone in Pose oder hatte<br />
mann<br />
verachtet nichts mehr als Mittelmaß.<br />
Deshalb lieben es bekannte<br />
Fotografen, mit dem Schweizer, der<br />
am liebsten Jogginghosen von Lanvin<br />
trägt, zu arbeiten.<br />
<br />
für die <strong>Mode</strong>labels Strenesse, Windsor<br />
oder JOOP! tätig. Seine Designs<br />
<br />
<br />
<br />
Handwerkskunst, genährt von historischem<br />
Wissen.<br />
- no -<br />
90<br />
Walter Pfeiffer<br />
- No -<br />
91<br />
Fotos: David Fischer<br />
Text: Lisa Leinen<br />
Styling: Götz Offergeld<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
MAISON<br />
MARTIN<br />
M A R ELA G I<br />
32
Es ist erstaunlich, dass das Geheimnis<br />
um das wahre Antlitz von Martin<br />
Margiela immer noch nicht gelüftet<br />
wurde. Denn den Einfluss des großen<br />
unbekannten Avantgardisten der<br />
<strong>Mode</strong>welt kann man gar nicht hoch<br />
genug einschätzen. Mittlerweile ist<br />
seine Marke an Diesel verkauft - und<br />
längst nicht mehr so geheimnisvoll<br />
und schwer zu bekommen wie noch<br />
vor ein paar Jahren. Margiela selbst<br />
bleibt allerdings ein Mysterium.<br />
Eigentlich wollte er hinter seinem Label<br />
verschwinden. Doch genau diese Vision<br />
on<br />
ein, als ihm lieb sein sollte. Wer ist Martin<br />
Margiela? Gibt es ihn wirklich? Bis heute<br />
ist das nicht geklärt. Es existiert kein öffentliches<br />
Foto des avantgardistischen Desig-<br />
<br />
Was wir zu wissen glauben: 1988 gründete<br />
Martin Margiela zusammen mit Jenny<br />
Meirens, einer Einzelhandelskauffrau aus<br />
Er nähte zusammen, was nicht zusammengehörte,<br />
recycelte alte <strong>Mode</strong> oder gar Plastiktüten, kehrte Nähte nach<br />
außen und zerschnitt Schnitte.<br />
Brüssel, das Label Maison Martin Margiela.<br />
Zu Beginn gab er Interviews, ließ sich sogar<br />
<br />
ausbrach. Er wollte dagegenhalten und seine<br />
<strong>Mode</strong> in den Vordergrund stellen. Seitdem<br />
hieß es immer Maison Martin Margiela,<br />
ein kollektives „wir“-Gefühl, das ausdrücken<br />
sollte, das nicht nur er designt,<br />
sondern ein ganzes Team. <strong>Mode</strong>ls wurden<br />
-<br />
<br />
über den Laufsteg geschickt, im Lookbook<br />
wurden die Gesichter mit schwarzen Bal-<br />
<br />
dankbares Winken des Chefdesigners,<br />
stattdessen soll Margiela heimlich im<br />
<br />
zum Markenzeichen wurde. Genau wie die<br />
schriftet<br />
sind. Ist die 6 eingekreist, handelt<br />
es sich um die Damenkollektion, die 10<br />
steht für die Herrenkollektion und die 22<br />
für Schuhe. Diese Baumwollwäschebänder<br />
ausgeschnitten<br />
werden, wurden aber<br />
schnell zum Statussymbol, durch die vier<br />
schräg gestellten weißen Nähte, die von<br />
außen an der Kleidung sichtbar sind.<br />
Die Entwürfe des avantgardistischen<br />
<br />
<br />
außergewöhnlich und – auf den ersten<br />
35
Blick – eher Kunst als <strong>Mode</strong>. Er nähte zusammen,<br />
was nicht zusammengehörte, recycelte<br />
alte <strong>Mode</strong> oder gar Plastiktüten,<br />
kehrte Nähte nach außen und zerschnitt<br />
Schnitte, um etwas Neues zu erschaffen<br />
und die Konstruktion von <strong>Mode</strong> zur Schau<br />
zu stellen. Umso interessanter, dass Margiela<br />
von 1997 bis 2004 zudem als Chefdesigner<br />
beim französischen Traditionshaus<br />
Hermès fungierte.<br />
Seit 2005 gehört Maison Martin Margiela<br />
tung<br />
von Renzo Rosso. Im Dezember 2009<br />
wird bestätigt, was in der Szene längst<br />
vermutet wurde: Martin Margiela verlässt<br />
-<br />
<br />
zu groß. Seitdem entwirft ein Designteam<br />
die Kollektionen.<br />
- no -<br />
92<br />
Fotos: Randall Bachner<br />
Text: David Torcasso<br />
Styling: Bernat Buscato<br />
Haare: Cecilia Romero mit<br />
Produkten von Marlies Möller<br />
<br />
<br />
<br />
CELINE<br />
Obwohl es die Marke Céline seit<br />
1945 gibt, scheint sie erst heute<br />
auf dem Höhepunkt des Erfolgs<br />
angekommen zu sein. Eines hat sich<br />
jedoch nie geändert: Die schlichte<br />
Eleganz der Kollektionen<br />
richteten sich an die moderne<br />
kosmopolitische Frau.<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
jüngen.<br />
Der aktuelle Erfolg ist aber vor allem<br />
der charismatischen Chefdesignerin<br />
machen: Der gekonnte Umgang mit<br />
feinstem Leder macht die Röcke und<br />
<br />
ihre modernistische Schlichtheit wir-<br />
lich.<br />
Genau deshalb ist die <strong>Mode</strong> des<br />
Labels für die selbstbewusste Frau im<br />
den<br />
Partys tragbar. „Sie ist dynamisch,<br />
sie arbeitet, sie reist viel und<br />
sie verlässt sich nicht auf extravagante,<br />
allzu exzentrische Kleidung<br />
um die Leute von ihrer Persönlichkeit<br />
zu überzeugen“, sagte Gründe-<br />
<br />
<br />
Die aktuelle Kollektion zeigt Farb-<br />
<br />
auch Schwarz-Weiß-Kombination<br />
mit engen und weiten Hosen.<br />
Durch ihre modernistische Schlichtheit wirken die<br />
Entwürfe von Céline nie pompös.<br />
line<br />
ist schlicht, modern, zugleich klassisch,<br />
<br />
-<br />
regt<br />
und souverän. Fließende Röcke, aufwendig<br />
verarbeitete Blusen und weiche<br />
Strickwaren lieben die Trägerinnen von<br />
kenden<br />
Hosen in geraden und dezenten<br />
Schnitten. Doch die wahren Schmuckstücke<br />
des Labels sind die Taschen in vielfälti-<br />
<br />
<br />
<br />
Phoebe Philo bei den Schuhen<br />
<br />
Obwohl das Label für seinen<br />
cleanen Stil bekannt ist, kreierte<br />
die Engländerin ein<br />
<br />
blick<br />
sorgte für Stirnrun-<br />
<br />
Fuß für Hunderte Euro?<br />
We don‘t think so.<br />
38
Fotos: Fabrica Social, Carla Fernandez, Text: Manuel Almeida Vergara<br />
MEXIKO-<br />
no −<br />
Die <strong>Mode</strong>designer Mexikos<br />
entdecken das Potenzial traditioneller<br />
Handwerkstechniken in Verbindung<br />
mit einem sozialen Bewusstsein und<br />
finden so ihren Platz innerhalb der<br />
internationalen Fashionszene.<br />
93<br />
FEATURE<br />
Mehr denn je richtet sich die zeitgenössische<br />
<strong>Mode</strong> an ein internationales Publikum.<br />
Ob Paris, Berlin, Schanghai oder Bogota<br />
– durch das Internet verbreiten sich<br />
ten.<br />
Manchmal sogar schneller. Wahrscheinlich<br />
ist kaum ein<br />
<br />
stärker global ausgerichtet.<br />
Man könnte die <strong>Mode</strong><br />
sogar als weltweites Ge-<br />
stehen,<br />
das Looks, Traditionen<br />
und Trends aus<br />
allen <strong>Teil</strong>en der Welt zusammenträgt<br />
und dabei<br />
zu einem interkulturellen<br />
<br />
Gleichzeitig wird es für viele<br />
Designer immer wichtiger,<br />
zumindest die Marken-<br />
<br />
den Kollektionen zu thematisieren.<br />
Manchmal sogar<br />
die des Landes, in dem<br />
die Marke entstanden ist.<br />
Eine starke eigene Identität<br />
ist gerade in der globalisierten<br />
Welt wie unserer<br />
wichtiger denn je. In Mexiko<br />
ist das insofern anders,<br />
als dass es dort<br />
kaum Marken gibt, die<br />
über die Landesgrenzen hinaus bekannt<br />
sind. Beobachten kann man aber, dass auch<br />
die aktuelle mexikanische <strong>Mode</strong> zu ihren<br />
rade<br />
durch die Rückbesinnung auf eine lange<br />
Tradition wirkt sie zurzeit moderner<br />
denn je.<br />
Was in Deutschland eine eher stiefmütterli-<br />
tag.<br />
Während sich hier in jüngster Vergan-<br />
<br />
Willhelm vielleicht – niemand so recht an<br />
die Wiederbelebung der deutschen Tracht<br />
herangetraut hat, machen die mexikanischen<br />
Designer von der modischen Vergangenheit<br />
ihres Landes in Gestaltung und<br />
<br />
binden sie so in das Bild des modernen<br />
<br />
sich im Trendthema Ethical Fashion.<br />
Soziale Verantwortung, ökologisches Handeln,<br />
wirtschaftliche Fairness ist die Idee<br />
<br />
von Emilienne Limón und Dulce Martínez<br />
gegründet, fördert das Projekt, unabhängig<br />
<br />
Frauen bei der Entwicklung<br />
und Herstellung<br />
von Kleidung. Jedes Stück<br />
ist ein Unikat, das von<br />
seiner Macherin frei<br />
<br />
wird. Designs, die den<br />
<br />
Trends schaffen sollen,<br />
bei<br />
unwichtig, auf die Fertigung<br />
kommt es ihr an:<br />
„Wenn wir im Rahmen<br />
unseres Projekts ein Kleidungsstück<br />
herstellen,<br />
dann glaube ich, dass wir<br />
uns dabei gleichzeitig<br />
auch selbst ein bisschen<br />
neu erschaffen, als Gesellschaft<br />
und als Individuum“,<br />
sagt Martinez, die<br />
Industriedesign an der<br />
<br />
Universität von Mexiko<br />
studierte und bereits ihre<br />
<br />
handwerklichen Fertigkeit<br />
von Mayafrauen in Yucatan schrieb.<br />
<br />
sich in den Einzelstücken jedoch trotzdem<br />
sche<br />
Form der Tunika, wird in Oberteilen<br />
setzte<br />
Schals erinnern an die traditionellen<br />
43
farbenreichen Kernaussage der aktuellen<br />
Kollektion – eine zeitgemäße Sicht auf die<br />
Trachtenkultur des Landes. „Die Handwerkerinnen<br />
hinterlassen in jedem Stück, das<br />
sie herstellen, eine<br />
Vision ihrer Kultur<br />
und ihrer Umgebung.<br />
Sie tun das<br />
mit einer Technik,<br />
die sie seit Jahren<br />
<br />
Martínez. Der gesamte<br />
Erlös des<br />
rück<br />
in das Projekt,<br />
bei dem den<br />
<strong>Teil</strong>nehmerinnen in<br />
<br />
marktorientiertes<br />
Wissen vermittelt<br />
wird. Fabrica Social<br />
gibt momentan<br />
<br />
nicht nur die Möglichkeit, mit ihren handwerklichen<br />
Fähigkeiten zur Zukunft der<br />
mexikanischen <strong>Mode</strong> beizutragen, sondern<br />
auch die Chance, ihr Können eigenständig<br />
und gewinnbringend zu nutzen. Ganz im<br />
Sinne des Grundgedankens „Fair Trade“ hat<br />
<br />
<br />
und gewährt dem Kunden Einblicke in den<br />
<br />
<br />
sich der Ethical Fashion verschrieben. Mit<br />
der Gründung des Labels Taller Flora gelang<br />
ihr die Verschmelzung von mexi-<br />
kanischem Kostüm mit global ausgerichte-<br />
<br />
von einheimischen Schneidern unter fairen<br />
Bedingungen und mithilfe von traditionellen<br />
Handwerkstechniken anfertigen.<br />
Die Umsetzung einer<br />
solchen Linie ist<br />
nicht immer einfach,<br />
braucht die<br />
Herstellung der <strong>Teil</strong>e<br />
manchmal einige<br />
Monate. Carla Fernandez,<br />
die mit ihrer<br />
Familie in Mexiko-<br />
Stadt lebt, unterstützt<br />
ihr Projekt<br />
mit Erlösen aus ihrer<br />
nach ihr be-<br />
<br />
die industriell hergestellt<br />
wird. Für<br />
die wurde Fernandez<br />
2008 bereits mit<br />
dem „International<br />
<br />
British Council ausgezeichnet. Während<br />
Fabrica Social gestalterisch sehr nah an der<br />
mexikanischen Tracht bleibt, sind die Krea-<br />
diger,<br />
die Schnitte avantgardistischer, Farben<br />
und Muster zukunftsorientierter. So<br />
-<br />
metrischen<br />
Formen und überweiten angesetzten<br />
Ärmeln auf eine exzentrische Weise<br />
ristischen<br />
Charakter. Ist das klassische<br />
Muster in der mexikanischen Kostüm-<br />
geschichte von akkuraten Quadraten und<br />
<br />
verzerrt Carla Fernandez die und verwendet<br />
sie in einigen <strong>Teil</strong>en ausschließlich in<br />
Schwarz und Weiß.<br />
Dulce Martínez von Fabrica Social schätzt<br />
nicht nur diesen Mut zur Tradition an ihrem<br />
Land: „Ich mag es, dass die Menschen Me-<br />
gehen.<br />
Mexiko ist nicht so sehr ein Land des<br />
Trends, dafür aber eines der Chancen und<br />
Möglichkeiten. Deswegen liebe ich es, ein<br />
<br />
der sonst so trendabhängigen <strong>Mode</strong>welt<br />
macht für die Szene Mexikos besonders<br />
Sinn, da sie sich im globalen Vergleich ihren<br />
Status noch erarbeiten muss. Was für Paris<br />
die aufwendige Haute Couture, für Mailand<br />
das erlesene Material und für Berlin die lässige<br />
Streetwear ist, das könnte für Mexiko-<br />
Stadt alsbald schon das traditionelle Handwerk<br />
und ein soziales Engagement sein.<br />
Nennen wir beides zusammen einfach Mexicouture.<br />
Ein Markenzeichen, das sich<br />
<br />
<br />
einem modernen Bewusstsein für die Um-<br />
sche<br />
Gesicht des Landes. Ein Gesicht, das<br />
gleichermaßen von der Vergangenheit Mexikos<br />
und der Gegenwart der Welt zu erzählen<br />
weiß.<br />
„ Die Handwerkerinnen<br />
hinterlassen in jedem<br />
Stück, das sie herstellen,<br />
eine Vision ihrer Kultur und<br />
ihrer Umgebung.“<br />
fabricasocial.org<br />
carlafernandez.com<br />
Lassen Sie uns zu Beginn über Ihre Kindheit<br />
sprechen. Wann entdeckten Sie Ihre Liebe<br />
zur Musik?<br />
MICHEL GAUBERT Das war wahrscheinlich so<br />
mit sechs. Ich habe diese ganzen Musik-<br />
Sendungen im Fernsehen gesehen, die Namen<br />
habe ich vergessen, so was in der<br />
<br />
einerseits die Musik, aber vor allem<br />
die Performance der Musiker, das ganze<br />
Drumherum.<br />
Haben Sie als Kind selbst musiziert, zum<br />
Beispiel ein Instrument gespielt?<br />
M G Nein, niemals. Ich meine, ich habe angefangen,<br />
Klavier zu lernen, aber ich war zu<br />
<br />
auf. Musik ist ein gutes Mittel sich auszudrücken,<br />
auch wenn man selbst kein Ins-<br />
<br />
erfahren, indem ich ihren Musikgeschmack<br />
kennenlernte. Das funktioniert nicht im-<br />
<br />
hört, aber wenn das nicht der Fall ist, sagt<br />
es eine Menge.<br />
Welche Musik hat Sie damals besonders<br />
fasziniert?<br />
M G T-Rex, David Bowie, Roxy Music und<br />
<br />
Jahre. Wie gesagt: Mich hat immer das<br />
Ganze interessiert, nicht nur die Musik,<br />
sondern insbesondere die Erscheinung der<br />
Musiker, welche Geschichten die Verbin-<br />
machung<br />
einer Band zusammen erzählen.<br />
Was für ein Kosmos da kreiert wird. Leon-<br />
teressiert.<br />
Er ist ein guter Musiker, aber er<br />
<br />
normal. Ich mochte Rebellen schon immer<br />
ganz gerne.<br />
Spielte Musik eine Rolle in Ihrem Elternhaus?<br />
Welchen Beruf übten Ihre Eltern aus?<br />
M G Ich stamme aus Bougeval, das liegt<br />
etwa zehn Kilometer westlich von Paris.<br />
Mein Vater hat nicht gearbeitet. Er musste<br />
das nicht, wir hatten genug Geld. Musik war<br />
kein großes Thema in meiner Familie. Meine<br />
Mutter besaß einige Buchläden in Paris.<br />
Sie sammelte Bildbände und Magazine über<br />
<strong>Mode</strong>. Das hat mich wahnsinnig fasziniert.<br />
Hat diese frühe Prägung in Bezug auf die<br />
<strong>Mode</strong> zu Ihrem Werdegang beigetragen?<br />
M G mals<br />
keine Gedanken gemacht. Die Zeiten<br />
waren anders als heute. Ich bin jeden<br />
<br />
Leute getroffen, allerhand Dinge entdeckt,<br />
auch Drogen. Wir haben damals wirklich<br />
viele Drogen genommen.<br />
Wann hat Ihre Laufbahn als Fashion-DJ<br />
begonnen?<br />
M G Zuerst habe ich angefangen, für die<br />
Shows befreundeter Designer die Musik<br />
auszuwählen. Das waren keine bekannten<br />
Leute. Danach habe ich für das Pariser Pa-<br />
<br />
für deren Stücke ich den Sound gemacht<br />
habe. Ich habe angefangen, mich in die jeweilige<br />
gedankliche Umgebung des Stücks<br />
einzuarbeiten, dessen Stimmung zu erfassen<br />
und Musik auszuwählen, die damit<br />
<br />
Stimmt die Geschichte, dass Sie Karl Lagerfeld<br />
in einem Plattenladen kennengelernt<br />
haben, in dem Sie arbeiteten?<br />
M G Ja, Karl war Stammkunde dort und eines<br />
Tages fragte er mich, ob ich für ihn arbeiten<br />
wolle. Das war 1990. Wir kannten<br />
<br />
der Palace-Zeit.<br />
Wie erarbeiten Sie den Sound für eine Fashion-Show?<br />
Sprechen Sie sich mit den<br />
Designern ab? Sehen Sie sich vorher die<br />
Kollektion an?<br />
M G Ich arbeite mit den meisten Designern<br />
sehr eng und bereits sehr lange zusammen.<br />
Ich arbeite mit Karl seit 20 Jahren, mit Nicolas<br />
Ghesquiere seit 1998, mit Raf Simons<br />
seit 8 Jahren. Sie kennen mich und ich ken-<br />
<br />
zwei Monate vor der Show alle Entwürfe,<br />
sodass ich mir von ihr einen Eindruck machen<br />
kann. Bei Raf Simons weiß ich, was er<br />
<br />
in welche Richtung der Sound gehen soll.<br />
Bei Chanel ist alles sehr offen, ich habe viel<br />
en<br />
Bands. Dieses Jahr haben die Chromatics<br />
<br />
Sie unterhalten ein riesiges Archiv von Tonträgern,<br />
sind ständig auf Reisen, haben<br />
Termine. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen<br />
Sie?<br />
M G Fünf. Mit mir sind wir zu sechst.<br />
So viele! Das hätte ich nicht gedacht.<br />
M G den.<br />
Die meisten sind zu sehr mit ihrem eigenen<br />
Geschmack beschäftigt. Sie wollen<br />
unbedingt die Musik unterbringen, die ihnen<br />
besonders gut gefällt, dabei verstehen<br />
sie gar nicht, worum es geht...<br />
...es muss passen!<br />
M G Genau.<br />
94<br />
- no -<br />
Interview: Nora zum Felde<br />
MICHEL<br />
GAUBERT<br />
Im ersten <strong>Teil</strong> der <strong>Mode</strong>ausgabe<br />
haben wir Michel Gaubert, den<br />
Musikgott der Pariser Fashionszene,<br />
kurz vorgestellt. Jetzt<br />
spricht er im Interview über die<br />
musikalischen Vorlieben von Karl<br />
Lagerfeld und Raf Simons, über<br />
Drogen und seine Mutter.<br />
44
Fotos: Irina Gavrich<br />
Styling: Felix Leblhuber<br />
<br />
<br />
SPORT<br />
- no -<br />
95<br />
MAX
Dass es in der <strong>Mode</strong> nicht nur grell<br />
und laut zugehen muss, zeigt das<br />
Label Max Mara seit mehr als einem<br />
halben Jahrhundert. Wo andere<br />
Labels sich neu erfanden, liegt<br />
die Stärke des italienischen<br />
Traditionshauses in Disziplin und<br />
Verlässlichkeit.<br />
Max Mara gehört zu den Labels, die man<br />
sich immer mal wieder ins Gedächtnis rufen<br />
muss. Denn es fällt nicht sonderlich<br />
<br />
besonders innovative Designs. Trotzdem<br />
zeigt Max Mara stets tolle Kollektionen und<br />
das konstant seit vielen Jahrzehnten. Max<br />
Mara zählt zu den größten italienischen Er-<br />
<br />
sich bis heute in Familienbesitz. Präsident<br />
ist Luigi Maramotti, Sohn des Gründers<br />
<br />
sein eigenes Label und taufte es „Confezioni<br />
<br />
wurde der Name in Max Mara geändert.<br />
„Mara“ stammt vom Nachnamen Maramotti<br />
ab, „Max“ war eine Hommage an einen<br />
Grafen Max, der zu der Zeit in der gleichen<br />
<br />
Äußeres bekannt war.<br />
Maramotti war einer der Ersten, die es<br />
schafften, <strong>Mode</strong> für eine größere Masse zu<br />
gen<br />
Materialien und exquisiten Wünschen<br />
treu zu bleiben. Bis heute steht Max Mara<br />
für schlichte, edle Luxusmode, mit graden<br />
<br />
<br />
-<br />
-<br />
<br />
<br />
<strong>Mode</strong>marken, letztes Jahr wurde ein Ge-<br />
<br />
<br />
liste des Labels liest sich gut – von Lagerfeld,<br />
über Narciso Rodriguez und Franco<br />
Moschino bis hin zum Erfolgs-Duo<br />
Dolce&Gabbana, alle sammelten ihre Erfahrungen<br />
beim italienischen Traditionshaus.<br />
Seit Mitte der 60er-Jahre überwacht<br />
Laura Lusuardi als Kreativdirektorin alle<br />
Kollektionen und sorgt für eine konstante<br />
<br />
49
Interview: Hendrik Lakeberg<br />
- no -<br />
96<br />
THOMAS<br />
LENTHAL<br />
Er gilt als einer der profiliertesten<br />
Artdirektoren der Welt. Thomas<br />
Lenthal entwickelt Kampagnen für<br />
Labels wie Yves Saint Laurent, Dior<br />
oder Emporio Armani. Der kultivierte<br />
Franzose entwarf das Design des<br />
Numéro Magazins und gibt das<br />
wunderbare Paradis Magazin heraus.<br />
Seinen kritischen Blick auf die<br />
Branche hat er sich dennoch bewahrt.<br />
Herr Lenthal, wie erkennen Sie, dass eine<br />
Idee gut ist?<br />
THOMAS LEHNTHAL Wenn sich ein inneres<br />
Gefühl von Harmonie einstellt. Es fühlt sich<br />
<br />
ist fast wie eine chemische Reaktion. Die<br />
meisten werden dieses Gefühl kennen. Es<br />
ist, wie wenn du jemanden triffst, mit dem<br />
<br />
Und wann ist eine Kampagne oder eine<br />
Magazinstrecke gelungen?<br />
T LUm gute Bilder zu kreieren, braucht es<br />
-<br />
<br />
mir faul vor. Nicht faul im Sinne, dass man<br />
<br />
Es geht eher um einen Mangel an kreativem<br />
<br />
sönlich<br />
ist. Ist es ehrlich gemeint, ist es ori-<br />
<br />
<br />
ist heute stärker denn je von der Vergan-<br />
gen<br />
auch für Musik und Film – für die ganze<br />
Kultur. Es ist natürlich schön, gut gemachte<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
die jedes Mal aufs Neue interessant. Seine<br />
<br />
<br />
schön und anheimelnd aussieht, dann ist es<br />
nicht mehr als Eyecandy. Das ist grundsätzlich<br />
auch okay. Es ist, was die Industrie von<br />
<br />
Foto aber dann gelungen, wenn ich es nicht<br />
sofort verstehe. Wenn ich es immer wieder<br />
anschauen kann und es trotzdem interessant<br />
bleibt. Dabei sogar bedeutsamer wird.<br />
Wie bei guter Kunst.<br />
Wird es nicht schwierig, dieses Besondere<br />
zu erkennen, wenn man sich andauernd<br />
mit <strong>Mode</strong>fotografie beschäftigt und<br />
sie ständig anschaut?<br />
T L<br />
deshalb im Moment kaum von <strong>Mode</strong>foto-<br />
<br />
ich auf dem neuesten Stand sein muss. Und<br />
<br />
<br />
<br />
Musik, lese ein Buch oder schaue mir<br />
Malerei an.<br />
Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?<br />
„Ich mag Retro nicht. Ich mag diese Eins-zu-eins-Umsetzung<br />
nicht, wenn mit einer Emotion gespielt wird,<br />
die alles nostalgisiert.“<br />
T L <br />
<br />
war eine seltsame und interessante Zeit für<br />
<br />
großen Designer, die großen Fotografen waren<br />
noch da. Helmut Newton und Guy Bour-<br />
hen<br />
unglaublich aus. Das <strong>Mode</strong>business<br />
war insgesamt viel kleiner, gleichzeitig war<br />
geben<br />
und viel enthusiastischer und ambitionierter<br />
als heute. Schnell dachte ich,<br />
wow, ich möchte <strong>Teil</strong> davon sein und mich<br />
mit dieser fantastischen Bilderwelt umgeben.<br />
Sie ist wie eine bessere Welt. Mit der<br />
<br />
<br />
– mit Distanz auf die <strong>Mode</strong> zu schauen. Meine<br />
wichtigste Fähigkeit ist wahrscheinlich,<br />
dass ich jemandem Bilder erklären kann,<br />
<br />
gegenüber steht.<br />
Kampagnenmotive müssen nicht nur den<br />
Entscheidern und Kreativdirektoren und<br />
Fotografen, sondern vor allem dem Publikum<br />
gefallen. Denken Sie, das Publikum<br />
merkt, wenn etwas wirklich neu oder gewagt<br />
ist?<br />
T L<br />
<br />
muss. Ich versuche natürlich zu vermeiden,<br />
-<br />
-<br />
<br />
meines Jobs. Wenn man für eine sehr großen<br />
<strong>Mode</strong>marke arbeitet, dann hat die einen<br />
<br />
<br />
sie es am Ende mögen werden, einfach weil<br />
sie so oft mit ihm konfrontiert werden.<br />
Darin liegt auch etwas Unheimliches, aber<br />
es ist die Wahrheit: Wenn man etwas oft ge-<br />
<br />
Publikum.<br />
Wir werden mit so vielen Bildern und Informationen<br />
geflutet, wird es dabei schwieriger<br />
in Ihrer Arbeit, einen Zeitgeist zu<br />
treffen, die richtigen Bilder im richtigen<br />
Moment zu liefern?<br />
T LIch muss den Zeitgeist nicht treffen.<br />
Wir stellen ihn her. Die Luxusindustrie informiert<br />
den Rest der Welt, was ihn aus-<br />
gandamaschinen,<br />
die es gibt. Wie viele<br />
Frauen wollen wie Gisele sein! Es ist beängstigend.<br />
Die <strong>Mode</strong>industrie hat einen<br />
<br />
wie wir die Welt sehen, wie wir uns selber<br />
sehen, was Schönheit ist. Wie ein Frauen-<br />
<br />
sein soll. Hinzu kommt, dass die <strong>Mode</strong>in-<br />
<br />
der Welt ist, was die Werbung angeht. Eine<br />
<br />
braucht mindestens zwei Jahre. Eine Kam-<br />
<br />
Monate. Von der Zeit, in der man anfängt<br />
über sie nachzudenken, bis zum Punkt, an<br />
<br />
<br />
werden.<br />
Kann man bei dieser Geschwindigkeit, dem<br />
wirtschaftlichen Druck, ernsthaft über die<br />
Verantwortung der <strong>Mode</strong> oder ihren kulturellen<br />
Wert nachdenken?<br />
T LOb <strong>Mode</strong> wertvoll ist, weiß ich nicht.<br />
tung,<br />
weil wir ein Ideal formen. Was wir<br />
ge<br />
Leute denken, was sie begehrenswert<br />
<br />
aber auch auf die Einstellung dem Leben<br />
gegenüber, auf Sex und Beziehungen.<br />
Würden Sie sagen, dass das, was Sie<br />
machen, in gewisser Weise Kunst ist?<br />
T L <br />
kreatives Erzeugnis, das bleibende Kraft<br />
hat. In diesem Sinne gibt es sehr wenig Mo-<br />
<br />
ren<br />
noch mal anschauen, um zu sagen, was<br />
davon bleibenden Wert hatte. Wenn ich mir<br />
aber die großen <strong>Mode</strong>bilder des 20. Jahrhunderts<br />
anschaue, dann sind die meisten<br />
immer noch schön und herausfordernd. Zu<br />
hersehbar.<br />
Für die Industrie ist das natürlich<br />
wichtig, weil das sicherstellen soll, dass<br />
kommerzielle Ziele erreicht werden. Das<br />
Problem ist nur: Ich habe das Gefühl, dass<br />
seit etwa 20 Jahren in Sachen Design und<br />
<br />
entwickelt sich sehr schnell, aber die Menschen<br />
sind 2012 fast genauso angezogen wie<br />
<br />
in der <strong>Mode</strong> von 1972 zu 1962 und zu 1952<br />
anschaut, dann sind sie riesig. Schauen Sie<br />
<br />
die Gebäude. Wie sich Kleidung verändert<br />
hat. Ich glaube, wir wiederholen uns vor<br />
allem, weil das im Sinne der Industrie besser<br />
kalkulierbar ist als ständig auf neue<br />
Trends zu setzen.<br />
Vielleicht ist der Hang zu Wiederholung<br />
oder die Besinnung auf Klassiker, Tradition<br />
und Herkunft in der <strong>Mode</strong> auch eine<br />
Reaktion auf die Schnelligkeit des Internets<br />
und die rasante technologische<br />
Entwicklung.<br />
T LIch würde das gerne glauben, aber ich<br />
bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Ich verstehe<br />
natürlich, warum wir uns lieber an<br />
der Vergangenheit als an der Zukunft orientieren.<br />
Was Sie beschreiben, ist eine ver-<br />
<br />
liche.<br />
Und klar, gibt es gute Gründe, verängstigt<br />
zu sein.<br />
Wir sollten also weniger ängstlich sein?<br />
T L<br />
wie die Industrie gearbeitet hat, war bis in<br />
<br />
so ökonomisch gedacht. Man hat immer<br />
siert<br />
das in der Technologie, aber bei der<br />
<strong>Mode</strong> stagniert die Entwicklung.<br />
China ist ein großer Wachstumsmarkt für<br />
die Luxus- und <strong>Mode</strong>industrie. Wird sich<br />
dadurch die Ästhetik der <strong>Mode</strong> und der<br />
Kampagnen insgesamt ändern?<br />
T L<br />
investiert dort riesige Summen. Das geht so<br />
weit, dass eigentlich monatlich erscheinende<br />
Magazine zwei Mal im Monat auf den<br />
<br />
nicht alle unterzubringen wären. Marie<br />
Claire, Elle und andere Magazine sind in<br />
China das ganze Jahr über so dick wie die<br />
<br />
<br />
eine klare Meinung haben. Man muss sehr<br />
wachsam sein. Im Moment zeigen wir den<br />
Chinesen, was wir für schön oder cool hal-<br />
<br />
<br />
man die Menge an teuren Handtaschen<br />
nimmt, die in China verkauft werden,<br />
<br />
zu funktionieren.<br />
50<br />
51
Denken Sie, dass man langfristig eine neue<br />
Bildsprache für den chinesischen Markt<br />
finden muss?<br />
T LDer chinesische Markt ändert sich sehr<br />
schnell. Immer wenn ich in China war, hatte<br />
ich aber den Eindruck, dass es dort eine<br />
Menge sehr kluge Menschen gibt, die ein<br />
gutes Verständnis für die dortigen Entwicklungen<br />
haben. Interessant ist: Mittlerweile<br />
verkaufen sich Kelley Bags in China nicht<br />
mehr so gut, weil es zu viele gibt. Wenn<br />
<br />
<br />
-<br />
fremdlich<br />
zu hören, dass die Kelley Bag in<br />
China ein Trend ist, der so schnell vorbeigehen<br />
kann wie er gekommen ist.<br />
Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?<br />
T Lnung.<br />
Die Marken investieren Unmengen an<br />
Geld und niemand stellt groß Fragen. Die<br />
Luxusindustrie ist keine Branche, die sich<br />
<br />
auszeichnet. Ihr liegt vor allem ein kauf-<br />
<br />
ßerdem<br />
läuft ja alles. Die Umsätze sind<br />
enorm. Es geht eher darum, Logistik und<br />
Kalkulation unter Kontrolle zu bringen.<br />
<br />
Schuhe tragen soll, das kümmert gerade<br />
niemanden. Wichtig ist vor allem eine Strategie<br />
zu entwickeln, um den Chinesen mitzuteilen,<br />
wie groß und erfolgreich eine Marke<br />
ist. Denn das ist es, was sie mögen.<br />
Wenn eine Kelley Bag ein flüchtiger Trend<br />
ist, besteht dann nicht die Gefahr, dass der<br />
wirtschaftliche Erfolg der europäischen<br />
Marken wie ein Strohfeuer abbrennt?<br />
T LNun, sie müssen es schaffen, begehrenswert<br />
und kostbar zu bleiben. Das ist<br />
eine Herausforderung, wenn sie die Größe<br />
und Verbreitung von Coca-Cola haben. Wie<br />
macht man Coca-Cola kostbar? Ich weiß es<br />
nicht.<br />
THOMAS LENTHAL<br />
wurde anschließend Kreativdirektor der<br />
Glamour. 1999 gründete er zusammen mit Ba-<br />
<br />
eigenes Magazin Paradis. Zwischendurch machte<br />
er sich auch in der Werbung einen Namen,<br />
<br />
Laurent. Er lebt und arbeitet in Paris.<br />
Interview: Lisa Leinen<br />
SCHNITTMUSTER<br />
- no -<br />
97<br />
CARIN<br />
WESTER<br />
Carin Wester ist der Inbegriff<br />
der skandinavischen <strong>Mode</strong>: ungezwungen,<br />
klassisch, detailverliebt<br />
– und tragbar. Die Schwedin<br />
perfektionierte einen Alltagslook,<br />
in dem sie ihn mit den typischen<br />
Carin Wester-Prints und dezenten<br />
Twists veredelt. Als Schnittmuster<br />
wählte sie eine wahre Streetwear-<br />
Allzweckwaffe: ein Cappy inklusive<br />
angenähtem Schal. Trucker Shawl<br />
nennt Wester das.<br />
Wie war Ihr Arbeitstag?<br />
CARIN WESTER Wir sind immer noch ein<br />
recht kleines Team und ich kümmere<br />
<br />
heutiger Tag: Kaffee trinken mit dem<br />
Team, Meeting, Telefonanrufe tätigen,<br />
zwei Interviews geben, unser neues Büro<br />
anschauen, Moods für die kommende<br />
<br />
und sammeln und zwei Entwürfe mei-<br />
chen.<br />
Das war’s.<br />
Designen und nähen Sie ab und an noch<br />
Kleidung nur für Sie selbst? Oder tragen<br />
Sie Ihre Kollektion?<br />
C W Ich stelle mir gerne vor, dass ich alles<br />
tragen könnte, was ich kreiere. Früher<br />
war mein Stil gewagter. Ich habe mir<br />
näht<br />
oder Second Hand-Kleidung gekauft,<br />
um sie dann nach meinen Vorstellungen<br />
zu zerschneiden und zu verschönern.<br />
Heutzutage bin ich ich da etwas<br />
fauler, ich mag bequeme Kleidung und<br />
Sneakers mittlerweile viel lieber.<br />
Wann haben Sie beschlossen, dass Sie<br />
<strong>Mode</strong>designerin werden wollten?<br />
C W <br />
als ich zu einer Party eingeladen war.<br />
Dort sah ich dieses Mädchen, die ihr<br />
Kleid mithilfe eines Burda-Schnittmusters<br />
genäht hatte. Das hat mich so beeindruckt,<br />
dass ich meine Mutter am nächsten<br />
Tag gezwungen habe, mit mir zum<br />
Markt zu gehen, um Stoffe und Schnittmuster<br />
zu kaufen. Ich wollte mir auch so<br />
<br />
ganz gut und so wurde ich irgendwann<br />
richtig süchtig nach diesem Gefühl. Ich<br />
<br />
<br />
Freunde aus der Schule nach mir fragen<br />
würde, war ich wohl die, die niemals ein<br />
<br />
Sie haben am Beckmanns College of<br />
Design in Schweden studiert. Glauben<br />
Sie, Ihre Entwürfe hätte sich mit einem<br />
Studium in Frankreich oder England<br />
verändert?<br />
C W Seit ich denken kann, beziehe ich<br />
meine Umwelt sehr stark in mein Tun<br />
und Handeln mit ein, also ja, ich bin mir<br />
sicher, mein Design wäre heute ein ganz<br />
anderes.<br />
Was inspiriert Sie?<br />
C W Meine Umgebung. Bei der letzten<br />
sessen<br />
von Essen und Restaurants. Welche<br />
schöne Vorstellung dachte ich die<br />
tags<br />
zu vereinen: Essen und <strong>Mode</strong>...<br />
Wie würden Sie den Stil Ihres Labels<br />
beschreiben?<br />
C W Es gab mal einen Journalisten, der<br />
<br />
hat. Diese Bezeichnung mochten wir alle<br />
so gerne, dass wir sie seitdem immer verwenden.<br />
Ich mag es, wenn Leute sagen,<br />
man könne sehen, dass es sich um ein<br />
Carin Wester-Stück handelt.<br />
Wie stellen Sie sich die Frau vor, die<br />
Carin Wester trägt?<br />
C W Ein bisschen wie mich selbst: Eine<br />
Frau, die <strong>Mode</strong> mit Besonderheiten und<br />
eine Liebe zum Detail mag. Die gute<br />
Qualität schätzt und einen Kleiderschrank<br />
besitzt, der gefüllt ist mit einer<br />
Mischung aus aktueller <strong>Mode</strong> und all<br />
time favorites.<br />
Sie arbeiten mit auffälligen Prints –<br />
woher kommt diese Passion?<br />
C W Ich liebe es zu zeichnen! Ich hatte<br />
während meines Studiums einen Neben-<br />
„Wir Skandinavier haben den populären<br />
, Everyday Style‘ kultiviert.“<br />
job, bei dem ich Prints für ein Unternehmen<br />
entworfen habe. Es war ein toller Job! Bei<br />
meinen eigenen Entwürfen habe ich oft-<br />
<br />
mich an den Schnitt der Kleidung wage.<br />
In Deutschland wurde Sie vor allem durch<br />
<strong>Mode</strong>blogger bekannt, die stolz ihre Carin<br />
Wester-Outfits posteten. Was denken<br />
Sie generell über das Phänomen <strong>Mode</strong>blog?<br />
C W Ich muss zugeben, dass viele der <strong>Mode</strong>blogger<br />
sehr wichtig für uns waren und<br />
immer noch sind. Indem sie ihre Out-<br />
<br />
<br />
merksam.<br />
Wie haben Sie die Veränderung von Print<br />
auf Digital erlebt – und wie viel Einfluss<br />
hatte es vielleicht sogar auf Ihre Karriere?<br />
C W Natürlich ist es großartig, dass alle<br />
<br />
in die Welt geschickt werden können.<br />
Wir haben einen eigenen Blog angelegt,<br />
<br />
ein neues Produkt auf den Markt kommt<br />
oder wir einen Moment mit den Lesern teilen<br />
wollen. Oder aber, wenn wir einen Event<br />
ankündigen wollen. Das funktioniert ein-<br />
<br />
gebe zu, es gibt nichts Schöneres, als ein<br />
Magazin in den Händen zu halten und<br />
durchzublättern.<br />
Was denken Sie, warum skandinavische<br />
<strong>Mode</strong> so beliebt ist?<br />
C W ren<br />
„Everyday Style“ kultiviert, den so viele<br />
mögen und tragen können. Die Preise sind<br />
erschwinglich und die Qualität ist gut. Zudem<br />
sind wir gut darin, neue Trends aufzu-<br />
nen,<br />
sondern auch auf der Straße gut<br />
aussehen und die Menschen darin nicht wie<br />
verkleidet erscheinen lassen.<br />
Welche anderen Designer schätzen Sie?<br />
C W <br />
mag es auch, Vintage-Klassiker zu kaufen,<br />
wie einen Burberry-Trenchcoat, eine Chanel-Tasche<br />
oder Charles Jourdan-Stilettos.<br />
son<br />
Martin Margiela und Isabel Marant<br />
vorbei.<br />
Und welche Designer haben Sie früher<br />
inspiriert?<br />
C W Das war gar kein bekannter Name,<br />
sondern die erste Show, die ich mir am<br />
Beckmans-College angesehen habe. Diese<br />
<br />
sofort begeistert und mich dazu ermutigt,<br />
mich dort zu bewerben.<br />
Gibt es einen Prominenten, den Sie gerne<br />
einmal einkleiden würden?<br />
C W <br />
eine Frau auf der Straße an mir vorbeigeht<br />
<br />
und Carin Wester trägt.<br />
Greifen Sie immer noch selbst zu Schere<br />
und Nähmaschine?<br />
C W Leider viel zu wenig, weil ich mittlerweile<br />
Leute eingestellt habe, die das viel<br />
<br />
setzte ich mich gerne vor der Show hin, um<br />
mitzuhelfen. Ein bisschen Handarbeit wirkt<br />
<br />
Wie genau arbeiten Sie an einem Schnittmuster?<br />
C W Ich versuche so viele Farben und Ideen<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
in die Druckerei für einen ersten Entwurf.<br />
Dann setzten wir uns wieder zusammen<br />
und wieder und so entsteht erst das<br />
Schnittmuster und schließlich das fertige<br />
Kleidungsstück.<br />
Aus welchem Grund haben Sie dieses<br />
Schnittmuster für <strong>Fräulein</strong> gewählt?<br />
C W Es ist ein all time favorite von mir, ein<br />
<br />
CARIN WESTER studierte <strong>Mode</strong>design am Beckmans<br />
College of Design in Stockholm und grün-<br />
<br />
Kollektionen werden jedes Jahr bei der Mercedes<br />
Benz Fashion Week in Stockholm gezeigt.<br />
52<br />
53
NR. 9<br />
THE TRUCKER SHAWL<br />
How to measure:<br />
10,5 cm<br />
18 cm<br />
23 cm<br />
9 cm<br />
160 cm<br />
12 cm<br />
A<br />
39 cm<br />
150 cm<br />
40 cm<br />
2<br />
INSTRUCTIONS:<br />
1. Measure your cap. The measurements in the picture is<br />
taken from the cap we used.<br />
2. Adjust measurements to the the pattern.<br />
3. Put the pattern pieces on the fabric. Please note which<br />
pieces should be cut twice.<br />
4. Stitch 1 cm from edge and turn together the scarf piece A.<br />
Press.<br />
5. Piece B. Stitch 1 cm from edge and turn only the the edges<br />
of the cap. Press.<br />
6. Put the piece over the cap and handstitch it together.<br />
7. Stitch the dart on piece C. Press<br />
8. Press and turn the edges. Handstich piece C on to the cap.<br />
9. Handstich the straight part of piece A on to the cap. Measure<br />
the middle and place it on the middle front part on the cap.<br />
10. Ready!<br />
Shopping list:<br />
- Approximately 150 cm of our favorite fabric.<br />
Recommended to use a lightweight fabric.<br />
- One cap. Buy one or use one you have at home.<br />
C<br />
10,5 cm<br />
B<br />
23 cm<br />
18 cm<br />
12 cm<br />
2 1<br />
9 cm<br />
39 cm<br />
23 cm<br />
14 cm<br />
54<br />
55
FENDI<br />
ARMANI, MARNI<br />
Fotos: Bela Borsodi<br />
<br />
Styling: Vanessa Giudici<br />
Printing: Lutz + Schmitt<br />
ACCESSOIRES<br />
Für die <strong>Mode</strong>industrie werden sie<br />
immer wichtiger: Die Beiwerke,<br />
die einem Outfit den entscheidenden<br />
Schliff geben. Deshalb erzählt<br />
<strong>Fräulein</strong>-Autorin Alexa von Heyden<br />
die Geschichte der Accessoires von<br />
der Antike bis in die Gegenwart und<br />
der Fotograf Bela Borsodi lichtete<br />
einige besonders schöne Exemplare<br />
ab – angelehnt an berühmte Kunstwerke.<br />
Die wahre Kunst des Stylings<br />
liegt nämlich auch im Detail. Vor<br />
allem natürlich in den Accessoires.<br />
Wer sich gerne mit <strong>Mode</strong> beschäftigt, der<br />
<br />
wieder über den Begriff „Statement“: Statement<br />
Kette, Statement Bag, Statement Pie-<br />
<br />
hör<br />
ist zunächst vor allem als ein lautes und<br />
begeistertes „Ja!“ zur <strong>Mode</strong> zu verstehen.<br />
zente<br />
zu setzen – gerade wenn der Trend<br />
insgesamt in Richtung Schlichtheit geht. Zu<br />
weißem T-Shirt und schlichter Jeans wird<br />
eine bunte Tasche oder ein auffälliges Paar<br />
<br />
Geschmack der Trägerin besonders betont.<br />
Kurz: In der <strong>Mode</strong> dreht sich zurzeit alles<br />
<br />
- no -<br />
98<br />
Der kanadische Streetstyle-Fotograf Tom-<br />
<br />
<br />
die <strong>Mode</strong>-Redakteure bei der Fashion Week<br />
in New York, Paris oder Mailand trugen:<br />
<br />
<br />
Dior, Isabel Marant und Pierre<br />
-<br />
<br />
teuren Uhr und dem Collier de Chi-<br />
<br />
vergessen die exzentrischen Hüte<br />
<br />
gerne mal eine große Plastik-Kirsche<br />
oder ein Goldenes Ei auf dem<br />
<br />
Entscheidung von Tommy Ton sich<br />
solchen Details zu widmen: Heute<br />
ten<br />
Streetstyle-Fotografen der<br />
Welt, der mit einem Bild bis zu<br />
2.000 US Dollar verdient. Und von<br />
was träumt der Mann? Er würde<br />
natürlich selbst gerne Designer<br />
sein. Den ersten Schritt hat er dieses<br />
Jahr gemacht und für das Label<br />
Club Monaco eine dreiteilige Taschen-Kollektion<br />
entworfen.<br />
<br />
einigen Fällen aber auch mit „der Krise“ zu<br />
tun. Sogar das iPhone Case will ein Eyecatcher<br />
sein – der <strong>Mode</strong>-Fan kann sich vielleicht<br />
keine Marc Jacobs-Tasche leisten,<br />
aber eine funky Plastik-Hülle mit dem Logo<br />
des Designers ist drin. Ebenfalls schwer angesagt<br />
ist das Bunny Case mit Häschen-Oh-<br />
<br />
oder Katzen-Ohren aus schwarzem Tüll<br />
56<br />
ROGER VIVIER<br />
CÉLINE
egegnet, sollte sich nicht wundern. Vermutlich<br />
stammen sie von Maison Michel, ei-<br />
<br />
– dabei wurde das Unternehmen bereits<br />
<br />
<br />
2006 ist Laetitia Crahay die Chefdesignerin<br />
<br />
<br />
Schmuckdesign bei Chanel. Die Begeiste-<br />
<br />
te<br />
Erfolgsgeschichten – und den großen Luxushäusern<br />
riesige Umsätze. So verzeich-<br />
<br />
-<br />
zent<br />
und 21,4 Prozent, beides im Vergleich<br />
zum Vorjahr). Das liegt natürlich auch an<br />
der allgemein steigenden Nachfrage auf<br />
dem chinesischen Markt nach westlichen<br />
Luxusmarken. Trotzdem wachsen die Um-<br />
<br />
zahl der etablierten Labels nicht nur dort<br />
besonders schnell.<br />
gebunden.<br />
Die Römer brauchten die Fibel,<br />
<br />
<br />
Zudem war die Fibel ein Glücksbringer oder<br />
verriet etwas über den gesellschaftlichen<br />
Rang ihres Besitzers. Fächer und die Fä-<br />
<br />
<br />
„Ich liebe Sie!“), das Taschentuch war Lu-<br />
<br />
<br />
damit es für den Fall der Fälle griffbereit<br />
war. Die Männer trugen das Taschentuch<br />
loch<br />
ihrer Jacke – ein Vorläufer des Ein-<br />
lier,<br />
wurde elegant um die Schulter getragen<br />
und sollte das Ungeziefer von seinem Besit-<br />
<br />
soires<br />
hat die <strong>Mode</strong>-Geschichte allerhand<br />
vergessene Kuriositäten zu bieten, angefan-<br />
bändern,<br />
Tabakbeutel und Krawatten für<br />
Damen, Galanterie-Degen für den Herrn,<br />
Mühlsteinkrägen, Taillengarnituren, Federfächern,<br />
Sonnenschirmen, Schmuckkämmen,<br />
dem Fichu – ein weißes dreieckiges<br />
Baumwoll- oder Leinentuch, mit dem man<br />
<br />
Muff. Die Perlenkrägen, die dank Olivia Palermo<br />
wieder in sind, trugen übrigens<br />
WHO´S WHO<br />
<br />
<br />
<br />
Miss Palermo.<br />
Heute gilt also vor allem: Ketten, Schuhe<br />
oder Taschen sind für Fashionistas wie die<br />
Farbe für den Künstler. Es ist eine Frage des<br />
Charakters, wie dick man sie aufträgt.<br />
2012 starb eine Frau, die wegen ihrer Vorlie-<br />
<br />
Stilikone galt: die italienische <strong>Mode</strong>journa-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Vor einigen Jahren widmete ihr das Londo-<br />
-<br />
<br />
<br />
Balenciaga, Fendi, Galliano und Poiret bewundern<br />
konnte. Für einen Ball hängte sie<br />
sich einst sogar zwei tote Tauben um den<br />
<br />
Was sie von allen anderen unterschied, war<br />
ihre Persönlichkeit– zweifelsohne nach wie<br />
<br />
Vermutlich hat der Trend<br />
zu Accessoires in einigen<br />
Fällen aber auch mit „der<br />
Krise“ zu tun.<br />
58 FURLA
Foto: Fabien, Text: Doris Hardt<br />
KANYE<br />
WEST<br />
Zugegeben, Kanye Wests Sexappeal<br />
hat in den letzten Jahren gelitten. Der<br />
Fall vom smartesten zum peinlichsten<br />
Popstar des Planeten ging schnell.<br />
Trotzdem machten unsere Autorin<br />
die Fotos von seinem Schwanz im<br />
Internet genauso heiß wie sein erster<br />
großer Hit, den er mit gebrochenem<br />
Kiefer einsang.<br />
<br />
hört, der für einen kurzen Moment alles<br />
verändert. Die Welt wird groß. Die Zu-<br />
-<br />
<br />
<br />
schlecht wird gut. Vor neun Jahren ist mir<br />
PIN-UP<br />
-99<br />
- no<br />
<br />
-<br />
<br />
Stimme, guter Flow, schöne Produktion.<br />
Hübsche Geschichte auch: Kanye verar-<br />
<br />
gebrochenem und verdrahtetem Kiefer. Ich<br />
<br />
<br />
<br />
große Rolle, aber Kanye wirkte auf ihm so<br />
souverän, er war das Zentrum der Smartness<br />
auf diesem Planeten. Ich stellte mir<br />
vor, wie ich ihm im Studio zärtlich den<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
war wirklich so gut, dass es mein Leben<br />
verbessert hat. Vielleicht sind also meine<br />
<br />
gentlich<br />
nicht so meiner. Beziehungsweise:<br />
<br />
einfach alles sehr, um im Register zu<br />
bleiben: fresh.<br />
Der kleine, überraschend<br />
<br />
überraschend guten Verhältnissen,<br />
der genauso<br />
<br />
Lifestyle-Quatsch reimt<br />
wie über tatsächlich relevante<br />
Themen. Der von<br />
Jay-Z unter die Fittiche ge-<br />
<br />
<br />
Mann attraktiv). Der das<br />
ganze Grauen nach Katrina<br />
auf den Punkt bringt,<br />
als er sagt: „George Bush<br />
doesn’t care about black<br />
<br />
rausbringt.<br />
Der sich aufs<br />
<br />
<br />
wenn er mal wieder<br />
einen Preis nicht gekriegt<br />
hat, dessen Selbstverliebtheit<br />
einem Schauer über<br />
<br />
Peinlichkeit kann sexy<br />
sein, denn manchmal hat<br />
sie etwas Furchtloses.<br />
Und als er Taylor Swift bei<br />
der Dankesrede unterbrach,<br />
weil er fand, Beyon-<br />
60<br />
<br />
<br />
guten Freund, und das ist cool.<br />
Dann kam „808s&Heartbreak“, ein blödes<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
amtliches Siegel auf diese Entwicklung. Ich<br />
meine, hey, total nachvollziehbar, dass es<br />
Ich stellte mir vor, wie<br />
ich ihm im Studio<br />
zärtlich den Speichel<br />
von den Lippen lecke.<br />
toll ist, so einen gigantischen Hintern zu betatschen,<br />
aber Kim Kardashian hat in ihrem<br />
Leben noch keinen einzigen auch nur halbwegs<br />
schlauen Satz gesagt. Ich hatte ihn für<br />
<br />
<br />
Mann sagen kann.<br />
Und dann ist da noch Kanyes Nebenkarriere<br />
in der <strong>Mode</strong>. Er scheint ja ein genuines<br />
Interesse zu haben für das Metier, was<br />
<br />
echt schlecht. Und diese arrogante Kanye-<br />
Dreistigkeit funktioniert halt nur, wenn<br />
Können dahintersteckt. Kanye West, hat<br />
gestellt,<br />
ist ein ziemlicher Douchebag und<br />
ich hatte ein bisschen die Hitze verloren für<br />
<br />
Twisted Fantasy“ gemacht und seither kann<br />
ich wieder nicht anders, als absolut im Büro<br />
auf den Not Safe For Work-Link zu klicken,<br />
wenn in einem amerikanischen Blog be-<br />
<br />
Douchebag man eigentlich sein muss, um<br />
als Kanye West irgendeinem Mädel ein Foto<br />
von seinem Schwanz zu schicken.<br />
KANYE WEST<br />
arbeitet zunächst als Produzent für erfolgreiche<br />
<br />
<br />
der erfolgreichsten Musiker unserer Zeit. Seit<br />
<br />
Kardashian liiert.<br />
Mit Genehmigung von Stella Magazine und The Interview People<br />
-100<br />
- no<br />
Fotos: Vivienne Westwood, Text: Vicki Woods<br />
VIVIENNE<br />
WESTWOOD<br />
Auch mit 71 Jahren ist sie Rebellin und<br />
Querdenkerin geblieben. Zusammen<br />
mit Malcom McLaren hat Vivienne<br />
Westwood den Punklook erfunden<br />
und seit den Achtzigern die <strong>Mode</strong>welt<br />
geprägt wie keine andere Designerin.<br />
Unsere Autorin Vicki Woods erhielt<br />
eine Audienz bei der ungekrönten<br />
Fashionkönigin.<br />
Bevor ich in den Eurostar gestiegen bin,<br />
um Madame Vivienne Westwood in Paris<br />
zu treffen, ging ich noch einmal die diversen<br />
Rahmenbedigungen fürs Interview durch,<br />
die mir zuvor via E-Mail mitgeteilt worden<br />
<br />
mehr ohne Rahmenbedigungen.) Eine war<br />
kollektion<br />
Westwoods, die aus einem<br />
neuen Metall namens Palladium gefertigt<br />
wird. Dieses ist zwar nicht gänzlich<br />
neu, wurde aber erst vor nicht allzu<br />
<br />
von einem Prüfungsamt zum Edelmetall<br />
ernannt.<br />
<br />
über ihr leidenschaftliches Engagement für<br />
<br />
ihrer ganz eigenen Klima-Revolution in<br />
Form ihrer Red Label Show bei der London<br />
Fashion Week zeigte. Zudem würde sie gerne<br />
über „die Organisation Cool Earth, allgemeines<br />
Umweltbewusstsein and all ihre<br />
-<br />
<br />
vorab ihren Blog activeresistance.co.uk anschauen,<br />
wo man ihr Engagement auch<br />
<br />
mich zu ihrer Zusammenarbeit mit der<br />
Ethical Fashion Initiative informieren, mit<br />
sons<br />
eine Handtaschen-Kollektion in Nairobi,<br />
Kenia, entwerfen und herstellen lässt.<br />
Ordnungsgemäß klickte ich mich durch die<br />
Webseiten. Ich blieb bei einem Foto hängen,<br />
worauf sie in kurzen Shorts und einem ihrer<br />
Klimarevolutions-Shirts abgebildet war<br />
-<br />
<br />
skurill aus. Sie hatte sich dicke, schwarze<br />
<br />
nannte es „Non-Smiley Face“. Das gleiche<br />
-<br />
<br />
<br />
Sacque back-Kleider tragen können, in dem<br />
sie sicherlich unglaublich entzückend ausgesehen<br />
hätte. Stattdessen entschied sie<br />
<br />
Look. Ich muss zugeben, dass es nicht wirk-<br />
61<br />
hört,<br />
mich einer Klimarevolution anzu-<br />
<br />
ten ist es wohl das, was Vivienne Westwood<br />
am meisten am Herzen liegt. Sie erzählt<br />
allen Interviewern, wie sehr sie sich<br />
wünscht, dass die Leute auf die Straße gehen,<br />
um die Regierung auf die globale Erwärmung<br />
aufmerksam zu machen. Sie erzählt<br />
nahezu jedem, den sie trifft, dass der<br />
wichtigste Mensch auf unserem Planeten<br />
James Lovelock ist, ein 94-jähriger Klima-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
„Millionen Lebewesen werden sterben,<br />
noch bevor das Jahrhundert zu Ende ist.<br />
-<br />
tischen<br />
Regionen.“<br />
<br />
steige, um zur Residenz des britischen Bot-<br />
<br />
jeglichen Debatten über Schiefergasgewinnung<br />
mittels Clean Fracking mit meiner<br />
<br />
herauszumanövrieren. Ich bin immer noch<br />
zu verliebt in die Erinnerung an ihre bril-<br />
<br />
ren,<br />
was auch ich gegen den Klimawandel<br />
tun kann.
Doch kaum im Hof angekommen, erhebt sich<br />
das Herz – wie immer, wenn man in Paris<br />
eintrifft. Der britische Botschafter, Sir Peter<br />
Ricketts, hat sehr gute Laune – wie wahrscheinliche<br />
jeder, der in einem Palast wohnt,<br />
leons<br />
Schwester für George III. gekauft wur-<br />
<br />
mit leicht bekleideten <strong>Mode</strong>ls,<br />
die ihren Walk und die<br />
dazugehörigen Drehungen<br />
in herrschaftlichen Zimmern<br />
üben. Ich entdecke<br />
Georgia May Jagger, die<br />
zwar nicht als <strong>Mode</strong>l für die<br />
Show über den Catwalk<br />
gesicht<br />
zum Launch der<br />
Palladium-Schmuckkollektion<br />
ist. So schlendert sie<br />
<br />
durch die Hallen, die übergroße<br />
Tiara und eine dazugehörige<br />
Kette sind nicht zu<br />
übersehen. Sie wirken wie<br />
Blumen, die aus gefrorener<br />
<br />
mit den Blitzlichtern der zahlreichen Fotografen<br />
um die Wette funkeln.<br />
Sie ist ein tolles Mädchen, sage ich zu Westwood,<br />
die sofort antwortet: „Oh ja, das ist<br />
sie! Sie ist so sexy, ein wildes kleines Mädchen.<br />
Schon als sie noch ganz klein war,<br />
umgab sie eine geheimnisvolle Sexyness.<br />
oh‘.“<br />
Plötzlich sehe auch ich Georgia mit<br />
<br />
Westwood mir vermitteln will. Vivienne<br />
Westwood sagt immer frei heraus, was sie<br />
denkt. Trotzdem ist sie dabei ziemlich klar<br />
<br />
die schlechteste Politikerin der Welt, denn<br />
bei ihr würde alles ganz offen kommuni-<br />
-<br />
-<br />
<br />
-<br />
<br />
Jahren und sie haben mir noch nie etwas<br />
<br />
<br />
<strong>Mode</strong> brauchte es einige Zeit für Vivienne<br />
Westwood, bis sie mit ihren Entwürfen in<br />
der großen <strong>Mode</strong>welt ankam. Die 70er waren<br />
ihre Punk-Dekade. Sie führte ein aufregendes<br />
und umtriebiges Leben und wohnte<br />
mit ihrem damaligen Partner Malcom<br />
McLaren in einer kleinen Sozialwohnung in<br />
Balham, London. Zusammen besaßen sie<br />
<br />
Let It Rock, dann Too Fast to Live, anschließend<br />
Too Young to Die und schließlich SEX<br />
<br />
hieß. Diesen traute ich mich damals kaum<br />
zu betreten: das Sortiment war so verrückt,<br />
-<br />
<br />
Ich erinnere mich an ein T-Shirt, das bei<br />
SEX verkauft wurde, auf dem zwei Männer<br />
mit Cowboy-Kleidung, untenrum aber nackt<br />
und in voller Pracht abgbildet waren. Im<br />
Jahr 1976 gaben Westwood und McLaren<br />
<br />
Seditionaries.<br />
Dann kamen die 80er; Vivienne trennte sich<br />
von McLaren und begann sich einen Namen<br />
als Designerin zu machen. Bekannt wurde<br />
sie damals unter anderem, weil so viele<br />
Mainstream-Designer ihre Entwürfe ko-<br />
<br />
<br />
dersäume,<br />
Lacroix’ Miniröcke mit Reif,<br />
Gaultiers kegelförmige BHs, die nach außen<br />
<br />
Grunde eine Hommage an die britische Designerin.<br />
Damals in den 80ern, als Westwoods<br />
Kollektionen von der Presse gefeiert<br />
Vivienne Westwood sagt immer frei heraus, was sie<br />
denkt. Sie wäre wahrscheinlich die schlechteste<br />
Politikerin der Welt, denn bei ihr würde alles ganz offen<br />
kommuniziert und verkündet werden.<br />
wurden, vertrat sie eine klare und einzigartige<br />
Position: Sie war eine Frau, sie war Britin<br />
und gleichzeitig eine der innovativsten<br />
Designerinnen des Jahrhunderts.<br />
Ich arbeitete damals für das Tatler<br />
<br />
<br />
show-Partys eingeladen. Dabei trug ich<br />
-<br />
<br />
großzügigste Designer,<br />
was Geschenke anging),<br />
aber die Schöns-<br />
<br />
<br />
<br />
in Vivienne Westwood<br />
gekleidet. Sie erntete<br />
am laufenden Band<br />
-<br />
<br />
der italienischen Mo-<br />
<br />
Valentino, Versace, die<br />
<br />
sie rumschlichen und<br />
ihr Sätze zuriefen wie<br />
„Che Bellissima“ und „Sie sind ein tolles<br />
<br />
so weiter. Das war sie in der Tat. Sie führte<br />
-<br />
-<br />
<br />
Fahne so glamourös wie niemand anderes.<br />
Karl Lagerfeld verriet Romilly eines Tages<br />
seine Begeisterung für Vivienne Westwood.<br />
Nach der Show gehen wir nach oben, wo Vi-<br />
<br />
Frau, die dafür verantwortlich ist, mir etwas<br />
über die Palladium-Schmuckkollektion<br />
zu erzählen, die Frau, die dafür verantwortlich<br />
ist, dass Westwood etwas über den Klimawandel<br />
erzählt, der charmante Botschaf-<br />
<br />
<br />
<br />
im Moment dafür verantwortlich ist, das<br />
Leben zurück in Vivienne zu hauchen.<br />
<br />
Zustand, in den Designer vor allem nach einer<br />
Show verfallen, nachdem sie tagelang<br />
<br />
ausgeschüttet, aber kaum Nahrung zu sich<br />
genommen haben. Der junge Fotograf bittet<br />
sie an einen Tisch und richtet seine Kamera<br />
auf sie. In dieser Position harrt er für gefühlte<br />
40 Minuten ohne Pause aus. Sie wirkt<br />
leicht zebrechlich, ihre Haut wirkt noch<br />
blasser als sonst und hüllt sich um die ma-<br />
<br />
Das Kleid trug sie auch zur Show. Der Fotograf<br />
redet nicht mit ihr, gibt ihr keinerlei<br />
on<br />
nicht. Er schaut zu ihr, schaut wieder auf<br />
seine Kamera. Sie bewegt sich keinen Zentimeter,<br />
und wenn doch, rückt sie sofort<br />
<br />
sorge mich ein bisschen um das Foto. Die<br />
Frau ist 71 Jahre alt, keine 50 mehr. Eine gefühlte<br />
Ewigkeit vergeht. Dann sagt sie:<br />
„Können wir aufhören, bitte? Ich sitze hier<br />
schon eine ganze Weile, ohne mich zu bewegen,<br />
und ich bin müde und wir machen<br />
immer nur das gleiche Foto.“ Der Fotograf<br />
nimmt seine Kamera runter. Besser ist das.<br />
<br />
<br />
<br />
größer, mit langem, dunklem Haar und<br />
Bart. Kennengelernt haben sie sich in Wien,<br />
als sie Gast-Professorin für <strong>Mode</strong> an der<br />
<br />
war. Ich hake das Palladium-Thema als<br />
Erstes ab und frage, wie sie am Design des<br />
dreas<br />
die Schmückstücke gestaltet habe,<br />
<br />
Liebling“ an. Er erzählt, dass der Glanz sehr<br />
<br />
anders bei künstlichem Licht aussieht. „Du<br />
kannst ein einducksvolles Schmuckstück<br />
erschaffen mit federleichtem Material. Das<br />
macht es so schön und so wirkungsvoll.“<br />
Ich frage, ob sie verheiratet sind. „Wir sind<br />
seit über zwanzig Jahren verheiratet“, sagt<br />
Westwood. „Wir haben uns im Gemeindehaus<br />
in Wandsworth trauen lassen.“ Ich:<br />
„Wandworth! Wie romantisch.“ „Ja, und<br />
keiner wusste davon.“ Westwood erzählt<br />
weiter: „Hätten wir nicht geheiratet, hätte<br />
reich<br />
war damals noch nicht in der EU.“<br />
Jemima Khan, die im Frühjahr mit ihr ein<br />
Interview für das britische Magazin New<br />
Statesman geführt hatte, fragte sie damals,<br />
<br />
ich checke nochmals, wie beständig ihre<br />
ministin?<br />
Nein, sagt sie, denn sie verstehe<br />
-<br />
testieren<br />
müssen, um zu zeigen, dass sie so<br />
gut wie die Männer sind. „Ich würde nie-<br />
fer<br />
der Gesellschaft bin. Nur weil ich als<br />
<br />
dass „Frauen in anderen Kulturen unterstützt<br />
werden sollen. Und auch in unserer<br />
Gesellschaft, wenn sie in irgendeiner Weise<br />
<br />
len.<br />
Ich fände es wirklich beängstigend in<br />
dieser Gesellschaft ein Mann zu sein.“<br />
sche<br />
Themen, aber nicht für Parteien oder<br />
Politiker. „Ich lese kaum Zeitung. Ich würde<br />
diese Leute nicht mal erkennen, wenn sie<br />
einen Raum betreten würden. David Cameron,<br />
den würde ich erkennen, und auch Ed<br />
Miliband – die sind beide hinterher.“ Hinterher?<br />
„Ja, sie leben nicht in der realen<br />
Welt, sie sind einfach hinter unserer Zeit,<br />
sie wissen nicht, was in der Welt da drau-<br />
ren<br />
Job behalten und irgendwie erzählen ihnen<br />
irgendwelche Leute, was sie tun und<br />
sagen sollen und das machen sie dann<br />
auch.“ Ich will wissen, ob sie Tony Blair ge-<br />
<br />
<br />
ich wusste nicht, wer er war. Ich habe ihn<br />
ehrlich gesagt erst verwechselt – wer ist der<br />
andere, der bereits verstorben ist – Tony…?<br />
Er war Verteidigungsminister für eine kur-<br />
<br />
mir ein, wen sie gemeint hatte. Tony Banks,<br />
der Schrecken aller Jäger, der die Hetzjagd<br />
auf Füchse kritisierte.<br />
Ich frage sie, ob ein Schwert involviert ist,<br />
wenn eine Frau zur Dame geadelt wird<br />
<br />
2006 den Verdienstorden Order of the Bri-<br />
<br />
wenn ich auf einen Ritter treffe, ist dieser<br />
ganz verzückt von der Tatsache, dass er mit<br />
<br />
zwar eine kleine Frau, aber sie benutzt ein<br />
recht großes Schwert zum Ritterschlag).<br />
Westwood nimmt diese alberne Frage sehr<br />
ernst. „Nein, es gab kein Schwert. Nicht wie<br />
bei einem Ritter. Und das Schlimmste daran<br />
ist“, antwortet sie energisch, „wenn du zum<br />
Ritter geadelt wirst, wird deine Frau auto-<br />
<br />
-<br />
<br />
Mann legt ein überraschtes „Ich?“-Gesicht<br />
auf. „Wir lieben es, verheiratet zu sein. Ich<br />
<br />
-<br />
<br />
uns scheidet‘ viel klarer. Das ist doch schön.<br />
as,<br />
dass ich gerne noch lange leben würde,<br />
um zu sehen, wo das mit der Klimaerwärmung<br />
hinführt. Und wenn ich noch 20 wei-<br />
<br />
ob wir es geschafft hätten, etwas zu ändern<br />
oder nicht. Ich würde das wirklich gerne<br />
wissen.“ Ich antworte ihr: „Zwei Wörter:<br />
Queen. Mum. Denken Sie an sie, behalten<br />
<br />
101 Jahren.“ „Dann will ich noch mal 10 Jahre<br />
mehr leben“, sagt sie ernst. „Ich will chi-<br />
ben<br />
können. Ich habe das Gefühl, dass<br />
darin das Geheimnis des Universums verborgen<br />
ist.“<br />
VIVIENNE WESTWOOD wurde 1941 als Vivienne<br />
Isabel Swire geboren. Eigentlich gelernte Grundschullehrerin,<br />
begann sie mit dem Nähen von<br />
Kinderkleidung für ihre beiden Söhne und machte<br />
diese Leidenschaft schließlich zu ihrem Beruf.<br />
<br />
62<br />
63
Wert. Und mir ging es um die Idee: Diese<br />
Männer inszenieren und machen seit vielen<br />
Jahrzehnten <strong>Mode</strong> und ich wollte drei Menschen<br />
versammeln, die das Bild der VOGUE<br />
<br />
Was halten Sie von der <strong>Mode</strong>-Blogger-<br />
Szene, welchen Einfluss hat sie?<br />
C AÜber jeden, der sich mit <strong>Mode</strong> beschäftigt,<br />
freue ich mich. Und ich weiß, dass Print<br />
<br />
deshalb arbeiten bei uns auch beide Redaktionen<br />
seit rund einem Jahr eng zusammen.<br />
Die Synergie-Effekte sind schon jetzt sehr<br />
nalismus<br />
– egal in welchem Medium. Es ist<br />
leider immer noch so, dass der in der Online-Welt<br />
oft leidet. Das fängt beim ganz<br />
Grundsätzlichen an. Und es gibt keinen<br />
Blogger, der annähernd eine ähnliche Bedeutung<br />
hätte wie eine Suzy Menkes. Das,<br />
- no -<br />
101<br />
Gibt es eine Kollektion, in der Sie diesen<br />
kulturellen Anspruch konkret umgesetzt<br />
finden?<br />
C A <br />
sind zeitgleich oft in Kollektionen mehrerer<br />
<br />
-<br />
-<br />
-<br />
„ Die Jogginghose ist komplett unterschätzt,<br />
denn wenn sie mir hilft mich gut zu fühlen, ist sie ein<br />
wunderbares Kleidungsstück.“<br />
Foto: Matthias Ziegler, Interview: Nella Beljan<br />
CHRISTIANE<br />
ARP<br />
Seit knapp zehn Jahren prägt Christiane<br />
Arp die deutsche <strong>Mode</strong>landschaft<br />
maßgeblich – als Chefredakteurin der<br />
deutschen VOGUE. Warum man für<br />
eine Tasche auch mal 3.000 Euro und<br />
mehr ausgeben kann, darauf würde<br />
die leidenschaftlich <strong>Mode</strong>begeisterte<br />
vermutlich diese Antwort geben: Weil<br />
<strong>Mode</strong> nicht nur ein ebenso wichtiger<br />
<strong>Teil</strong> der Kultur ist wie Literatur, Musik<br />
und Kunst. Sondern weil man die<br />
Kraft der <strong>Mode</strong> nicht unterschätzen<br />
darf.<br />
Wann tritt der Moment ein, in dem Christiane<br />
Arp die Heels abstreift?<br />
CHRISTIANE ARP Wenn die VOGUE Party<br />
macht! (lacht) Es stimmt, ich mag hohe<br />
Schuhe. Frauen bewegen sich darin anders,<br />
-<br />
<br />
auch sehr sexy. Es gibt Zeiten, in denen ein<br />
<br />
<br />
Sie haben mal über das Front (ein legendärer<br />
Club in Hamburg) gesagt: „Gegen die<br />
Jungs sahen wir Mädchen alt aus.“ Sie trugen<br />
enge Jeans und T-Shirts, Leder-Accessoires<br />
oder waren als Frauen geschminkt.<br />
Hat unser Geschlecht, modisch gesehen,<br />
immer noch das Nachsehen?<br />
C ABestimmt nicht. Den Look, den ich im<br />
Front gesehen habe, kannte ich einfach<br />
noch nicht, das war neu. Die Jungs in dieser<br />
Szene hatten einen eigenen Stil entwickelt.<br />
<br />
wusste, man war immer Zaungast. Das war<br />
eine tolle Position. Von dort hieß es näm-<br />
<br />
Wie entscheiden Sie, ob Sie etwas toll<br />
finden?<br />
C AIch versuche, allem Neuen gegenüber<br />
meine Unschuld zu bewahren. Man muss<br />
<br />
von anderen und auch von den eigenen Vorstellungen.<br />
Das ist sehr wichtig, um seiner<br />
Emotion, und nur seiner Emotion, zu<br />
vertrauen.<br />
Entscheiden Sie so auch, welcher Designer<br />
es zu Ihnen ins Heft schafft?<br />
C ADas ist eine Mischung aus Gefühl und<br />
Erfahrung. Ich darf mich in meiner Einschätzung<br />
eines jungen Designers nicht ir-<br />
<br />
Eins, das man nicht überhört.<br />
Nach welchen Kriterien laden Sie in den<br />
VOGUE Salon, mit dem Sie Nachwuchs<br />
fördern, ein?<br />
C AGenau so. Ich schaue mir so viel wie<br />
<br />
-<br />
<br />
wurde ich aufmerksam, weil eine meiner<br />
freundet<br />
ist und mir sagte: „Schau mal, die<br />
machen gerade ihre erste Kollektion, das<br />
könnte Dir gefallen“, und so bekam ich<br />
schon sehr früh ihre Entwürfe zu Gesicht.<br />
Sie fördern den Nachwuchs engagiert. Bei<br />
der Jubiläumsausgabe der VOGUE waren<br />
Karl Lagerfeld, Bruce Weber und Peter<br />
Lindbergh Ihre Co-Chefredakteure. Warum<br />
haben Sie sich für so erfahrene Männer<br />
entschieden und nicht für jüngere Kandidaten?<br />
C AWeil ich es so wollte! Das Wissen, das<br />
diese drei haben, ist von unschätzbarem<br />
was sie leistet, kann man nur machen,<br />
wenn man aus unglaublich viel Wissen<br />
<br />
Warum ist <strong>Mode</strong> denn wichtig und sollte<br />
die gleiche Relevanz wie bildende Kunst,<br />
Literatur oder Musik haben?<br />
C AWenn man <strong>Mode</strong> begreift, weiß man<br />
von der Macht der <strong>Mode</strong>. Wenn man gut angezogen<br />
ist, kommt man einfach besser<br />
durch den Tag. Sie fühlen sich selbstbewusster<br />
und stärker – und dabei geht es<br />
nicht darum, das neueste <strong>Teil</strong> anzuhaben.<br />
Für mich ist es zudem eine Form des Res-<br />
<br />
anzuziehen.<br />
Wie begegnen Sie dem Vorwurf der Oberflächlichkeit?<br />
C Afessionell<br />
mit <strong>Mode</strong> beschäftigt, doch gar<br />
<br />
großen kreativen Teams haben so viel an<br />
-<br />
bar<br />
und das kann ich nur beurteilen, wenn<br />
ich das Wissen habe, um diese Referenzen<br />
zu erkennen. <strong>Mode</strong> ist immer auch<br />
<br />
Das begreifen viele Menschen nicht,<br />
weil sie nicht richtig hinschauen oder es<br />
ignorieren.<br />
mantische Ode an diese Frauen. Es ist toll,<br />
wenn ich so eine Entwicklung beobachten<br />
kann. <strong>Mode</strong>design ist eine Gabe und benötigt<br />
ein großes Können. Es ist nicht nur eine<br />
<br />
Wie sind denn die Deutschen darin, sind<br />
sie gut angezogen?<br />
C AEs gibt nicht den einen deutschen Stil,<br />
es ist ein Konglomerat von unterschiedli-<br />
<br />
die Frauen anders an als in Düsseldorf oder<br />
Berlin.<br />
Apropos: Passiert es Ihnen, dass Sie zwei<br />
Stunden mit jemandem zusammen saßen<br />
und dann vergessen haben, was derjenige<br />
trug?<br />
C A<br />
Weil Ihr Grauen so groß war?<br />
C A (lacht) Nein, das Grauen würde ich mir<br />
<br />
<br />
wissen, dass sie auf mich treffen?<br />
<br />
von der VOGUE. Sagen Sie mir, was dann<br />
los ist!<br />
Oh, sehr gern! Man steht morgens hochschwanger<br />
vorm Kleiderschrank und überlegt<br />
sich ganz genau, was man anzieht, weil<br />
man mit Ihnen telefonieren wird.<br />
C A (lacht) Wann kommt denn Ihr Baby?<br />
64<br />
65
In weniger als vier Wochen.<br />
C AUnd was haben Sie an? Etwas, in dem<br />
Sie sich gut fühlen? Dann hätten wir ja sky-<br />
<br />
Dafür hätte ich noch meine Wohnung aufräumen<br />
müssen. Ich trage aber keinen Jogger!<br />
Obwohl, die Jogginghose wird ja völlig<br />
unterschätzt…<br />
C Aschätzt,<br />
denn wenn sie mir hilft mich gut zu<br />
fühlen, ist sie ein wunderbares Kleidungsstück.<br />
Ich muss nur lernen, damit umzugehen.<br />
Wenn man dem vermeintlich schlech-<br />
<br />
wie den Lieblingsstücken, dann entwickeln<br />
sie einen eigenen Stil. Ich trage sie zum Bei-<br />
-<br />
<br />
<br />
kombinieren. Das kam automatisch, man<br />
sitzt viel auf dem Fußboden, weil man etwas<br />
richtet. Und auf einmal merkt man, wie<br />
toll diese Lässigkeit ist.<br />
Mit welchen Fotografen arbeiten Sie gern<br />
zusammen?<br />
C AIch arbeite mit Peter Lindbergh sehr<br />
gern zusammen, Karl Lagerfeld ist sicher<br />
<br />
Jackson … als ich ihn kennenlernte, war er<br />
<br />
wie mit den Kleidern: Diejenigen, die uns<br />
gefallen, kommen ins Heft.<br />
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?<br />
C ADas ist ein 24/7-Prozess. Ich setze mich<br />
nicht hin und überlege. Oder wenn, dann<br />
entstehen daraus nicht die großen, maßgeblichen<br />
Entscheidungen. Die wirklich zündenden<br />
Ideen kommen, wenn ich gar nicht<br />
daran denke. Wenn ich jogge, wenn ich eine<br />
Wand sehe, an der die Farbe besonders<br />
schön abblättert und ich meinen Blick nicht<br />
<br />
aus meiner „Lieblingszeitschrift“, meine<br />
<br />
<br />
Musikrezensionen, Gedichte oder Fragmente.<br />
Und in einem ruhigen Moment, zum Bei-<br />
<br />
ich mir das an. Da entstehen meine Bilder<br />
<br />
<br />
Tollste!<br />
CHRISTIANE ARP wurde in Niedersachsen geboren<br />
<br />
<br />
Text: Lisa Leinen<br />
DIDIER<br />
LUDOT<br />
Didier Ludot gehört vielleicht nicht<br />
zu den bekanntesten, aber zu den<br />
exquisitesten Vintage-Händlern<br />
unserer Zeit. Seit fast 40 Jahren<br />
verkauft er in seinen insgesamt drei<br />
Läden in der Pariser Innenstadt edle<br />
Couture-Kunst und beinah vergessene<br />
Prêt-à-porter <strong>Mode</strong>.<br />
Monsieur Ludot kann kein Englisch –<br />
gegebenermaßen<br />
würde es auch ein bisschen<br />
das Bild von ihm zerschlagen.<br />
<br />
der Nähe des Palais Royals, verkauft der<br />
Franzose seit fast 40 Jahren exquisite<br />
Vintagekleidung. Sooft es geht, ist er noch<br />
selbst im Laden<br />
und steht seinen<br />
Stammkundinnen<br />
mit Rat zur<br />
Seite. Manche<br />
von ihnen besucht<br />
er auch zu<br />
Hause, bringt<br />
ihnen die neusten<br />
alten Kleider,<br />
oder er holt welche ab. Dann durchstöbert<br />
er den Kleiderschrank zusammen<br />
mit den wohlhabenden Damen der Pariser<br />
Gesellschaft und bekommt zu jedem<br />
Kleidungsstück die Geschichte erzählt.<br />
Wo es gekauft wurde, wann es getragen<br />
wurde, an was es die einstige Trägerin<br />
erinnert. Solche Geschichten mag Ludot.<br />
Er kennt seine Kundinnen, und sie kennen<br />
ihn. Woher diese Passion kommt? Er<br />
erzählt von seiner Kindheit und den Kleiderschränken<br />
seiner Großmutter und<br />
Mutter, die so ausgesehen haben müssen<br />
wie die seiner heutigen Kundinnen: Chanel-Kostüm<br />
auf dem Bügel, daneben ein<br />
Dior-Kleid und irgendwo dazwischen<br />
noch ein Mantel von Balenciaga. Zudem<br />
hütet er ein Kleid von Yves Saint Laurent<br />
in seinem Privatbesitz, das einst Catherine<br />
Deneuve gehörte. Im Interview rät er<br />
dazu, in schöne, teure Kleidung zu inves-<br />
-<br />
<br />
- no -<br />
102<br />
Leute geben, die schöne Vintage-Kleidung<br />
schätzen und kaufen werden. Balenciaga,<br />
Dior, Lacroix zählte er zu seinen Lieblingsdesignern,<br />
früher wie heute. Dabei ist es<br />
lem<br />
französische Designer nennt. Sie haben<br />
am besten verstanden, wie man Eleganz<br />
ausdrückt, erklärt er. Er schwärmt<br />
von seinem Besuch<br />
im Couture-<br />
<br />
das er einst besichtigen<br />
durfte.<br />
Schnell fügt er<br />
hinzu, dass er<br />
Couture übrigens<br />
für die einzige<br />
gebliebene<br />
<br />
nicht mehr das, was sie mal war, nicht<br />
mehr gut verarbeitet. Didier Ludot lebt in<br />
den großen, vergangenen Pariser <strong>Mode</strong>zeiten.<br />
Die Faszination für Vintage basiert für<br />
ihn auf der Erinnerung an etwas Gutes,<br />
Edles, Vergangenes. Ob er jemals etwas<br />
Besonderes in den Innentaschen der Kleidung<br />
gefunden habe? „Keine Diamanten“,<br />
<br />
Eintrittskarten.“ Mehr will er nicht verraten.<br />
Und wahrscheinlich ist es das,<br />
was seine Kundinnen an ihm schätzen:<br />
Diskretion.<br />
- no -<br />
103<br />
OLIVIER RIZZO<br />
Blättert man zurzeit in den großen <strong>Mode</strong>magazinen, kommt man an Olivier Rizzo kaum vorbei.<br />
Der talentierte Stylist ist exklusiv verantwortlich für die aktuellen Prada- oder Louis<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
van Beirendonck, bis er sich selbstständig machte. Heute kreiert der Workaholic nicht nur<br />
<br />
<br />
YANG LI<br />
Seine Praktika während des <strong>Mode</strong>designstudiums<br />
am Central St. Martins College<br />
absolvierte er bei Gareth Pugh und Raf Simons,<br />
von dem er gelernt hat, wie man eine<br />
Kollektion nicht nur entwirft, sondern auch<br />
strategisch ausrichtet. Mittlerweile hat<br />
Yang Li sein eigenes Label gegründet, letztes<br />
Jahr zeigte er sein Debüt. Seine <strong>Mode</strong><br />
- no -<br />
on,<br />
die sich im Detail zeigt. Wir sind uns si-<br />
mus<br />
wird man noch viel<br />
104<br />
hören.<br />
CLAIRE WAIGHT KELLER<br />
Pro Saison gibt es immer Kollektionen, die<br />
man bestaunt und für ihre Extravaganz feiert.<br />
Und es gibt jene Kollektionen, die man<br />
sich nicht nur auf dem Laufsteg, sondern<br />
auch ganz gut an sich selbst vorstellen<br />
-<br />
-<br />
<br />
das eigene Leben sein muss: Claire Waight<br />
Keller, seit Sommer letzten Jahres Chefdesignerin<br />
des französischen Luxushauses und<br />
nebenbei noch Mutter von drei Kindern. Die<br />
gebürtige Engländerin arbeitete zuvor bei<br />
<br />
von Tom Ford bei Gucci und zuletzt als<br />
Chefdesignerin bei Pringle of Scotland.<br />
- no -<br />
105<br />
JAMES DEAN (CONVERSE)<br />
James Dean war das erste große, welt-<br />
<br />
rebellischen Jugend, die sich in den<br />
Fünfzigern nicht mehr an den Werten<br />
der Eltern orientieren wollte. James<br />
<br />
neuen Unabhängigkeitswillen und einen<br />
Freiheitsdrang, auf dem von da an<br />
Generationen von Jugendkulturen be-<br />
<br />
nicht nur leidenschaftlich Porsche<br />
te,<br />
denn er verunglückte in einem), er<br />
trug auch gerne die leichten Stoffturnschuhe<br />
der Marke Converse – und<br />
machte sie damit zum Kult. Seitdem<br />
<br />
Punks bis zu den Indierockern der Ge-<br />
<br />
lich<br />
ein Basketballschuh, der 1917 zum<br />
ersten Mal auf den Markt kam, wurde<br />
er ein Symbol der Jugendkultur. Etwas<br />
weniger bekannt ist Converse’ Jack<br />
Purcell, benannt nach einem Tennis-<br />
<br />
Chuck war dies der Lieblingsschuh von<br />
<br />
nur schwer zu kriegen, legt Converse<br />
den Jack Purcell wieder auf, sodass<br />
<br />
Geschichte wieder mit Stil tragen<br />
können.<br />
- no -<br />
106<br />
© Phil Stern/CPI.<br />
66<br />
67
Text: Lisa Leinen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Thanks to Tina Newland & JN Casting<br />
<br />
107<br />
- no -<br />
ALEXANDER<br />
MCQUEEN
Der britische <strong>Mode</strong>star nahm sich<br />
2009 das Leben. Kurz danach übernahm<br />
seine rechte Hand Sarah Burton<br />
die Stelle als Chefdesignerin von<br />
Alexander McQueen. Das menschliche<br />
Drama um den großen Designer und<br />
seine <strong>Mode</strong> scheint vorerst beendet,<br />
sodass sich die Aufmerksamkeit<br />
in Zukunft ganz auf die dramatisch<br />
schönen Entwürfe des Labels richten<br />
wird. Hoffentlich.<br />
der britischen <strong>Mode</strong> hielt er seitdem von<br />
Saison zu Saison aufrecht: Er verzückte bei<br />
seinen Shows nicht nur durch Designkunst,<br />
<br />
steg.<br />
So schickte er seine <strong>Mode</strong>ls einmal<br />
blutverschmiert und in zerrissener Kleidung<br />
gehüllt oder mit Wölfen an der Leine<br />
über den Laufsteg. Er verstand es, seinen<br />
handwerklichen Perfektionismus mit<br />
kunstvollen Entwürfen zu kombinieren.<br />
Das erkannte auch das Traditionshaus<br />
Givenchy und ernannte McQueen 1997<br />
überraschend zum Chefdesigner der Haute<br />
Couture. Doch McQueen überzeugte zwar<br />
die Presse, aber nicht die Kunden.<br />
Ende 2000 verkaufte er 51% seines eigenen<br />
schen<br />
Luxusgüterkonzerns PPR, und zugleich<br />
der größte Konkurrent der LVMH<br />
siegelte<br />
er seinen Weggang von Givenchy<br />
endgültig. Fortan konzentrierte er sich nur<br />
noch auf sein eigenes Label, gründete eine<br />
-<br />
rationen<br />
ein. Zudem entwarf er seit 2004<br />
<br />
Im Mai 2007 nahm sich seine langjährige<br />
Mentorin Isabella Blow das Leben. Nicht<br />
ganz unbeteiligt daran war wohl McQueen<br />
selber. Blow soll den Deal mit der Gucci<br />
<br />
eine der wenigen von McQueens Team ohne<br />
<br />
<br />
dieser Entscheidung und erhängte sich in<br />
seiner Londoner Wohnung. Er hinterließ<br />
So dramatisch wie seine Kollektionen auf dem Laufsteg<br />
wirkten, so dramatisch war auch das Leben des Designers.<br />
Es gab Stimmen, die nach dem ersten<br />
Schock über den Selbstmord des enigmati-<br />
fel<br />
hatten, ob und wie das nach seinem<br />
Gründer benannte Label weitergeführt<br />
werden sollte. Diese sollten jedoch bald verstummen,<br />
als die neue Chefdesignerin Sarah<br />
Burton 2010 ihre erste Kollektion in Pa-<br />
<br />
im theatralischen <strong>Mode</strong>kosmos des Briten.<br />
Seit 1996 arbeitete sie als die rechte Hand<br />
McQueens und verstand seine Ideen und<br />
Visionen wie kaum jemand anderes aus sei-<br />
<br />
<br />
ten<br />
und Sarah Burton das von ihr entworfe-<br />
<br />
<br />
<br />
Lebzeiten genug. Doch so dramatisch wie<br />
seine Kollektionen auf dem Laufsteg wirkten,<br />
so dramatisch war auch das Leben des<br />
Designers und die Geschichte seines Labels.<br />
Denn trotz seines immensen Erfolgs versank<br />
das gefeierte <strong>Mode</strong>wunderkind nach<br />
den Shows immer öfter in einem Strudel<br />
<br />
reits<br />
als 16-Jähriger lernte er die englische<br />
Schneiderkunst bei den Maßschneidern der<br />
<br />
ein <strong>Mode</strong>designstudium am Central Saint<br />
<br />
<br />
der Starstylistin und Muse Isabella Blow<br />
<br />
<br />
der McQueen. Seinen Ruf als Enfant terrible<br />
mert<br />
euch um meine Hunde. Sorry, ich liebe<br />
<br />
beerdigt werden. Es wird vermutet, dass<br />
<br />
Freitod gewesen ist. Kurz nach dem Tod<br />
reits<br />
angefangen Herbst/Winter-Kollektion<br />
2010 fort. „Dinge stehen nicht still! Es<br />
muss weitergehen“, sagte McQueen einmal<br />
zu ihr.<br />
71
CARVEN<br />
Vom Haute-Couture-Haus zum Ready-To-Wear-Label. Was sich meist eher umgekehrt entwickelt,<br />
ist beim französischen Label Carven tatsächlich so geschehen. Es war einmal eine<br />
größe<br />
von 1,55 m wurde sie in den Boutiquen kaum fündig auf der Suche nach einem edlen<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
jedoch ins Stocken. Die Geschäftsführung entschied, dass man wieder näher an die Frauen<br />
- no -<br />
das Telefon von Guillaume Henry, ehemaliger Givenchy-Designer. Seitdem feiert<br />
das Unternehmen ein Comeback, das von Jahr zu Jahr überzeugender ist.<br />
108<br />
HELMUT LANG<br />
<br />
- no -<br />
110<br />
- no -<br />
WOLFGANG<br />
JOOP<br />
109<br />
<br />
Menschen der Branche darf sein Name natürlich<br />
nicht fehlen: Helmut Lang. Der Ös-<br />
<br />
maßgeblich und machte sich einen Namen<br />
als „Vater der Coolness“. Charakteristisch<br />
<br />
<strong>Mode</strong>, vornehmlich in klassischen Farben<br />
wie Schwarz, Weiß und Beige. Er kombinierte<br />
hochwertige Stoffe mit damals noch<br />
unüblichen Hightech-Materialien und wurde<br />
durch seinen schlichten, avantgardistischen<br />
Stil zum Stardesigner der Kreativen.<br />
Das nach ihm benannte Label gründete er<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
90er wurden seine Kollektionen in Paris gezeigt,<br />
anschließend in New York. Lang verabschiedete<br />
sich im Jahr 2005 von dem Unternehmen,<br />
das aber weiterhin besteht. Er<br />
selbst lebt auf Long Island und arbeitet<br />
mittlerweile als Künstler.<br />
JEREMY SCOTT<br />
Denkt man an den Designer Jeremy<br />
Scott, sieht man sofort seine klobigen<br />
-<br />
<br />
giganten<br />
geworden. Bekannt ist der<br />
<br />
kreischgrünen Pullover und wild ge-<br />
<br />
aus Kansas stammenden Designer ist<br />
laut und auffällig.<br />
Es ist seine Berufung: Neben eigenen<br />
Kollektionen kreiert er Ouftifts für die<br />
Großen im Showbusiness. Scott hat<br />
wardess<br />
umgewandelt und selbst Miss<br />
Piggy ein Kostüm geschneidert. Egal<br />
aus welchem Musikgenre – sie alle mögen<br />
Jeremy Scotts verrückte Kreationen:<br />
Katy Perry, Björk, Lana del Rey,<br />
Beth Ditto, Justin Bieber oder Lady<br />
Gaga sind nur einige. Seine Verbindung<br />
von Fashion und Fun ist einzigartig<br />
<br />
Stars lieben das. Dabei sind nicht nur<br />
Kleider, sondern scheinbar die ganze<br />
<br />
auch schon Nachtclubs eingerichtet<br />
und aktuell dem Kleinwagen Smart<br />
seine bekannten Flügel angesetzt. Flie-<br />
<br />
<br />
- no -<br />
111<br />
APE SHALL NEVER KILL APE<br />
THE<br />
BATHING<br />
APE<br />
<br />
Text: David Torcasso<br />
Styling: Götz Offergeld<br />
<br />
<br />
<br />
ren,<br />
Jil Sander kehrte dieses Jahr nach jah-<br />
<br />
<br />
<strong>Mode</strong> aus. 2001 stieg er aus dem von ihm<br />
gegründeten Unternehmen JOOP! aus. Er<br />
<br />
<br />
dafür Wunderkind. 2011 wurde es stiller um<br />
<br />
Couture-Look, denn Investoren zogen ihr<br />
<br />
schließlich mit einer souveränen neuen<br />
Kollektion zurück. Der Potsdamer lässt sich<br />
nicht unterkriegen. Es war ihm immer<br />
schon egal, was andere denken.<br />
- no -<br />
112<br />
76
Es gab immer schon einen<br />
Zusammenhang von <strong>Mode</strong>, Männern<br />
und Gewalt. Der Anzug von James<br />
Bond war nicht nur perfekt geschnitten,<br />
er stand für die westliche und<br />
männliche Überlegenheit. Das hat<br />
sich geändert. Der Mann ist immer<br />
mehr zu einer tragischen Figur geworden,<br />
dem die Fähigkeit zur Gewalt<br />
als lästiges Übel anhaftet. Der neue<br />
James-Bond-Film „Skyfall“, aber<br />
auch Filmhelden wie Ryan Goslings<br />
Stuntfahrer in „Drive“ zeigen dies.<br />
Dennoch tragen beide weiterhin die<br />
modischen Insignien der Männlichkeit.<br />
Die werden umso attraktiver,<br />
denn sie verleihen der Ruine Mann<br />
eine letzte Würde.<br />
Es kann sogar einen Fashion-Moment ge-<br />
<br />
eine eingefrorene Leiche mit einem Messer<br />
zerschneidet. So cool und stilvoll gekleidet<br />
<br />
<br />
niemand. Weil Mortensen alias Nikolai eben<br />
<br />
keinen Hehl macht. Er ist bereit zur Gewalt,<br />
aber wendet sie nicht als Statussymbol seiner<br />
Gattung – dem Mann – an. Mortensen<br />
ist nicht nur durch seine Tattoos gezeichnet,<br />
-<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
gewaltsamen Männer können uns in Zeiten<br />
der Krise und Verunsicherung beruhigen,<br />
weil sie symbolisch eine Entwicklung in der<br />
<br />
sich in unserer Kultur immer weniger<br />
durch Heldentum und Machismus, sondern<br />
aus einer verzweifelten Notwendigkeit, in<br />
<br />
bestehen zu können. Wenn diese Gewalt in<br />
chen“<br />
oder in unserer Fotostrecke mit der<br />
aktuellen Kollektion des Labels Mr. Bathing<br />
<br />
Verletzlichkeit statt für strahlendes Helden-<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
auch bei den Helden unserer Zeit eine Ver-<br />
<br />
Dresscode des etablierten weißen Mannes<br />
In der Ausübung von männlicher<br />
Gewalt liegt mittlerweile eine tragische<br />
Aussichtslosigkeit<br />
<br />
Überlegenheit zu unterstreichen, ist sie<br />
<br />
Würde geworden, an die sich der gebrochene<br />
Held klammern kann.<br />
Die neuen Helden sind nicht mehr unbesiegbar,<br />
sondern rechnen jederzeit mit ih-<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
verwahrlost im letzten Dark Knight-Film<br />
zwischenzeitlich wie ein Obdachloser in<br />
seiner gigantischen Villa, inklusive fusseligem<br />
Bart und fettigen Haaren. Erst der ty-<br />
<br />
die Wut und Entschlossenheit zurück, we-<br />
-<br />
<br />
<br />
den sechziger und siebziger Jahren, ist nur<br />
noch der Schatten seiner selbst. Das Bild<br />
des treffsicheren Frauenhelden, der mit<br />
Gewalt und Tod die Welt rettet, ist längst<br />
überholt. Denn die wahren Probleme der<br />
Menschheit lassen sich nicht mit mehr mit<br />
<br />
onen<br />
und Schießereien willenlos in die<br />
<br />
mehr. Sie wissen mittlerweile, dass Macho<br />
<br />
Tod reißen wird. Bond hat in den letzten<br />
zehn Jahren nicht nur mit Bösewichten,<br />
sondern besonders mit seiner Männlichkeit<br />
<br />
smarten technischen Gimmicks und einer<br />
zynischen Rücksichtslosigkeit frohlockend<br />
zur Strecke gebracht, kriegt er heute nach<br />
gesetzten<br />
M. Und bringt er seine Verfolger<br />
um, möchte die Frau nicht mehr mit ihm<br />
schlafen, weil sie geschockt ist von der rohen<br />
Gewalt, zu der er fähig ist. Trotzdem<br />
wird in dem neuen James Bond „Skyfall“<br />
geschossen und getötet, was das Zeug hält.<br />
Die Gewalt ist, was ihm bleibt, obwohl ihn<br />
niemand mehr dafür verehrt. Die Zeichen<br />
<br />
<br />
Gesicht, erstickt seinen Kummer und<br />
dern<br />
in unzähligen Whiskeys. Er ist geschwächt<br />
und entschwindet seiner selbst,<br />
<br />
blickt.<br />
Genau in diesen Momenten schafft Bond es<br />
<br />
zu erreichen. Seine Verletzlichkeit nicht<br />
mehr hinter Machogehabe zu verstecken,<br />
sondern zu ihr zu stehen – das hat der<br />
<br />
Missionen immer besser gelernt. Und damit<br />
<br />
des modernen Mannes, zurückerobert.<br />
Doch die Realität zeigt: Gewalt ist männlich.<br />
<br />
<br />
Cowboys mit rauchendem Colt oder die<br />
<br />
<br />
Sondern Frauen, Schwarze und Latinos.<br />
„Macho, weiß, von gestern“ titelte die Wochenzeitung<br />
Die Zeit kürzlich. Die weißen<br />
Männer des Westens sind bedroht – ja vielleicht<br />
ist sogar die westliche Welt bedroht,<br />
-<br />
<br />
es noch schlechter. In Zeiten der Krise und<br />
<br />
ihre männlich dominierte Militärkraft.<br />
Diese Macht hält das Riesenland auf dem<br />
-<br />
<br />
stärker einschränken muss. Krieg ist die<br />
<br />
sich nicht so recht trennen von ihrem Sta-<br />
<br />
darauf längst nicht mehr haben, wenn sie es<br />
denn jemals gehabt hätten.<br />
<br />
walt liegt also mittlerweile eine tragische<br />
79
macht nichts besser, sondern meistens nur<br />
noch schlimmer. Diese Tragik, die immer<br />
auch eine des modernen Mannes ist, zeigt<br />
sich in den neuen Filmhelden, in dem Kontrast<br />
zwischen den Insignien der männli-<br />
<br />
<br />
technischen Gimmicks und einem zer-<br />
<br />
<strong>Mode</strong>, dass genau das den klassisch männlichen<br />
Stil wiederum zeitgemäß werden<br />
-<br />
batten.<br />
Und ihre Wirkung wird umso stärker,<br />
wenn es vor allem die <strong>Mode</strong> ist, die dem<br />
Mann ein Stück seiner alten Würde lässt.<br />
Sie kleidet die Ruine der Männlichkeit in<br />
alte Symbole, die aber mittlerweile eine<br />
ganze andere Bedeutung haben.<br />
Unter diesen neuen Helden ist auch der namenlose<br />
virtuose Stuntfahrer in dem Film<br />
„Drive“. Obwohl man kaum brutaler sein<br />
<br />
nachdenklichen Blick. Seit der Film in den<br />
Kinos lief, lieben alle Frauen den vorher unscheinbaren<br />
– nicht zu schönen, aber auch<br />
<br />
-<br />
-<br />
<br />
und das der jungen Mutter, für die er ein-<br />
<br />
seine Brutalität.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
dem stillen Namenlosen, obwohl er zuvor<br />
mit kalter Entschlossenheit Dutzende Menschen<br />
umbringt. Man tut dies vielleicht<br />
auch, weil er am Schluss des Films nicht<br />
wohl<br />
auch sie von ihm fasziniert ist. Er<br />
weiß, dass er nicht gut für die Frau ist, dass<br />
er ihr Unheil bringen wird. Er verzichtet zu<br />
ihren Gunsten auf eine gemeinsame Zu-<br />
-<br />
<br />
<br />
leihen<br />
auch Goslings Fahrer eine tragische<br />
Würde. Der Zuschauer ist Zeuge eines großen<br />
Fashion-Moments. Denn vorher hätte<br />
wohl kaum jemand ernsthaft diese Jacke<br />
tragen wollen. Gosling hat ihr die Coolness<br />
zurückgegeben.<br />
- no -<br />
113<br />
MR. BATHING APE<br />
<br />
man vor allem einen Trend verdeutlichen:<br />
Die Streetwear-Labels von einst<br />
werden erwachsen – genau wie ihre<br />
Kunden. Gestartet vor einem guten<br />
<br />
gao)<br />
wurde diese Sonderlinie seines<br />
<br />
<br />
<br />
Krawatten-Kollektion zu lancieren.<br />
<br />
Sortiment vor allem mit Logos bedruckte<br />
T-Shirts, Sweatshirts und<br />
Sneaker. Die Krawatten-Kollektion war<br />
allerdings innerhalb so kurzer Zeit<br />
ausverkauft, dass Nigo bewusst wurde:<br />
Eine Menge Fans seiner Marke tra-<br />
<br />
auch, denn zusammen mit dem Undercover-Designer<br />
Jun Takahashi hatte er<br />
<br />
Fünfzigern entwickelt und war ein Bewunderer<br />
von Prince Charles’ Kleidungsstil<br />
geworden. Nigo entschied<br />
sich also unter dem Namen Mr. Ba-<br />
lektion<br />
im englischen Stil auszuarbei-<br />
<br />
züge,<br />
die das Herzstück einer jeden<br />
Kollektion ausmachen, auf den ersten<br />
Blick so klassisch wie nur möglich:<br />
Enganliegende Schnitte, Weste unter<br />
dem Sakko, die Schuhe rahmengenäht.<br />
Den eigenen Charakter gewinnen die<br />
<br />
ten Twist. Das Logo, ein gezwirbelter<br />
<br />
Hemdbrust genäht. Fliegen und Kra-<br />
<br />
<br />
<br />
Seite der Lederschuhe, die davon abge-<br />
<br />
hergestellt werden.<br />
Natürlich ist Nigo, der auch mit Pharrell<br />
Williams die Marken Billionaire Boys Club<br />
und Ice Cream betreibt, ein Designer, der<br />
<br />
<br />
<strong>Mode</strong>ls und Nigo selber immer ein bisschen<br />
sos<br />
in amerikanischen Filmen der Fünfziger<br />
und englischen Workingclass-Kids der<br />
gleichen Zeit. Dadurch, dass die Bilder<br />
<br />
Protagonisten unverkennbar asiatisch aus-<br />
-<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
tor<br />
mit dem Zusammenhang von <strong>Mode</strong> und<br />
Gewalt auseinandergesetzt. Natürlich ist<br />
<br />
eine friedliche, aber die Coolness, die sie für<br />
Männer attraktiv macht, basiert mit Sicherheit<br />
auch auf diffusen Erinnerungen an alte<br />
<br />
ein Grund, warum sich Nigo und seine Kun-<br />
ressieren.<br />
Wie der Designer sind sie mit al-<br />
<br />
Filme, Bücher, Comics, Musik sind als Ein-<br />
<br />
lokale Tradition, Familie oder die Wirklich-<br />
<br />
nau<br />
die macht diese Kleidung zu einer<br />
schlüssigen Weiterentwicklung der Streetwear.<br />
Denn diejenigen, die immer schon am<br />
liebsten rare und fantasievoll bedruckte<br />
gen<br />
und nie ohne Skateboard auf die Straße<br />
gegangen sind, werden nicht einfach zu ei-<br />
<br />
sie ihn schon tragen müssen.<br />
83
CHRISTIAN<br />
LOUBOUTIN<br />
Fotos: Christian Hagemann<br />
Text: Lisa Leinen<br />
<br />
-114<br />
- no<br />
Er lässt Frauen auf waghalsigen<br />
Kunstwerken wie auf Wolken gehen.<br />
Der französische Schuhdesigner<br />
cleveren Innovation, beruht – wie so oft –<br />
auf einem Zufall. Nachdem seine eingereichten<br />
Skizzen aus der Druckerei wieder-<br />
<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
Ob ihm klar war, dass diese rote Sohle ihm<br />
einmal so viel Geld und Ruhm einbringen<br />
würde?<br />
Der Beginn seiner Karriere war eher mühselig.<br />
Er wollte seine ersten Entwürfe an die<br />
fen,<br />
doch sie zeigten keinerlei Interesse. Zu<br />
dieser Zeit hatte Louboutin bereits eine wilde<br />
Zeit. Mit 12 Jahren ist er von zu Hause<br />
von Monaco. Stars wie Catherine Deneuve,<br />
<br />
Lady Gaga und Sarah Jessica Parker folgten.<br />
Seine beste Kundin ist angeblich Bestseller-<br />
boutins<br />
besitzen soll und es fertig bringt,<br />
bei einem einzigen Einkauf 80 Paar auf einmal<br />
zu kaufen. So etwas nennt man dann<br />
<br />
natürlich ein Schuh-Sammler. Laut eigenen<br />
<br />
Paare, die nach Farben und nach „Louboutin“<br />
und „Nicht-Louboutin“ sortiert sind.<br />
Der heute 48-Jährige machte die Stilettos in<br />
den 80ern und 90ern wieder zum schöns-<br />
<br />
dabei oftmals 12 cm und mehr hoch, durch<br />
ein verstecktes Plateau in der Sohle hilft er<br />
den Damen beim Schummeln und lässt sie<br />
Christian Louboutin herrscht über<br />
das Reich der High Heels. Seine<br />
Ausbildung absolvierte er nicht nur<br />
bei dem Schuhmacher Roger Vivier,<br />
sondern vor allem bei den Tänzerinnen<br />
im Pariser Nachtleben.<br />
<br />
für die meisten Frauen ist er das wohl auch.<br />
Christian Louboutin: Der Star unter den Luxus-Schuhdesignern<br />
und bekannt durch<br />
waghalsige Kreationen mit roter Sohle. Die<br />
wurde zu seinem Markenzeichen. Immer<br />
wieder musste er es gegenüber anderen<br />
Firmen vor Gericht verteidigen – erst im<br />
vergangenen Jahr gegen Yves Saint Lau-<br />
<br />
weggelaufen, um bei Freunden zu wohnen,<br />
<br />
anfänglichen Misserfolgen in seiner Heimatstadt<br />
Paris lebte er ein Jahr lang in Indien,<br />
weil er sich zu dessen Kultur hingezogen<br />
fühlte. 1981 kam er zurück in die<br />
<br />
neue Schuhentwürfe. Mit denen tingelte er<br />
zu jedem Couture-Haus der Stadt. Charles<br />
Jourdan, seinerzeit einer der bekanntesten<br />
Schudesigner Frankreichs, stellte ihn ein.<br />
Dort lernte er das Handwerk der Schuhmacherkunst<br />
und traf andere Meister. So auch<br />
Roger Vivier, bei dem er anschließend arbeitete.<br />
Es folgten Stationen bei Chanel,<br />
Maud Frizon und Yves Saint Laurent. 1991<br />
eröffnete er seinen ersten eigenen Laden.<br />
Seine erste Kundin war Prinzessin Caroline<br />
graziös wirken. Diese Denkansätze stammen<br />
aus seiner Zeit im Pariser Nachtleben,<br />
wo er den Tänzerinnen in ihren Plateaus<br />
zusah und ihnen Fleisch einkaufen musste,<br />
um ihre Füße zu kühlen. Er nahm sich zum<br />
Vorsatz, kleine Kunstwerke für Frauen zu<br />
schaffen, sie aber dennoch wie auf Wolken<br />
gehen zu lassen.<br />
CHRISTIAN LOUBOUTINren,<br />
wo er auch heute noch lebt und arbeitet.<br />
Er verkauft im Jahr bis zu 600.000 Paar<br />
Schuhe und ließ sich die rote Sohle als sein<br />
Markenzeichen schützen. In über 20 Jahren<br />
hat er nicht einmal Werbung für sein Unternehmen<br />
geschaltet.<br />
85
- no -115<br />
A.P.C.<br />
Die Pariser Frauen schaffen es fast immer,<br />
stilvoll gekleidet zu sein, ohne dass es angestrengt<br />
wirkt. Dahinter stecken oft drei sim-<br />
<br />
bekannt für seine minimalistischen Frauen-<br />
und Männerkleider, die auf Tragbarkeit<br />
<br />
einfach. Das Ready-to-wear-Label hat in<br />
-<br />
-<br />
<br />
Genauso genial schlicht wie die Kleidung ist<br />
-<br />
<br />
en<br />
stammenden Designer Jean Touitou, der<br />
zuerst an der Universität Sorbonne in Paris<br />
Linguistik und Geschichte studierte und<br />
währenddessen beginnt, <strong>Mode</strong>entwürfe zu<br />
<br />
sitz.<br />
Mittlerweile bitten ihn Stars wie Kanye<br />
<br />
-<br />
beitern<br />
verkauft werden, haben klare Linien<br />
und einfache Muster. Weder Logos noch<br />
sonstiger unnötiger Schnickschnack stört<br />
das zeitgenössische Design. Deswegen wird<br />
<br />
bezeichnet. Die gedeckte Farbwahl in Ver-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
die eigentlich in ihrem wahrem Zweck zur<br />
Tarnung dienen. Das Label streut in die<br />
Frauen- und Männerlinie gerne auch Ca-<br />
<br />
Die Franzosen wollen aber keineswegs nur<br />
<br />
Mit Carharrt oder Vanessa Seward haben<br />
sie schon Kleidung entwickelt. Mit Nike,<br />
Vans oder Porselli Schuhe. Der neuste<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
Handwäsche entwickelt. Freuen wir uns,<br />
auf das, was da noch kommt!<br />
LOUIS VUITTON<br />
Aus dem traditionsbewussten<br />
Kofferhersteller Louis Vuitton ist<br />
in über 120 Jahren Geschichte<br />
die wertvollste <strong>Mode</strong>marke<br />
überhaupt geworden. Wie kein<br />
anderes Label verkörpert es eine<br />
Luxuswelt, die auf der ganzen Welt<br />
verstanden wird.<br />
<br />
<br />
<strong>Mode</strong>ls samt dazugehörigem Kofferträger<br />
ausstiegen, um die Herbst/Winter-Kol-<br />
nen<br />
Maßstab in Sachen Show-Inszenie-<br />
<br />
<br />
haben. Ob es das wert war? Wahrscheinlich<br />
schon, denn die Presseresonanz<br />
Louis Vuitton begann seine Karriere als Kofferpacker.<br />
war – trotz einem insgesamt großen Me-<br />
<br />
Neubesetzung der Chefdesigner anderer<br />
großer Häuser – riesig. Es dürfte dem Luxuskonzern<br />
LVMH, zu dem Louis Vuitton<br />
seit 1987 gehört und der zuletzt einen<br />
<br />
gab, aber wohl auch egal sein. Denn über<br />
<br />
Konzern noch seine Kundschaft beschweren.<br />
Inhaltlich versetzte Jacobs mit<br />
der Show nicht nur das Label, sondern<br />
auch die Zuschauer zurück zu den Ur-<br />
marke:<br />
Louis Vuitton begann seine Karri-<br />
<br />
<br />
darauf eröffnete er erst seine eigene<br />
Werkstatt und gründete im Jahr 1854 in<br />
Paris sein nach ihm benanntes Unterneh-<br />
<br />
die die feine Gesellschaft an das Reisege-<br />
<br />
Mobilität grundsätzlich wandelte und im-<br />
schiff<br />
gereist wurde statt mit der Kutsche.<br />
Er eröffnete sein erstes eigenes<br />
Geschäft mit dem Namen Louis Vuitton<br />
Malletier in der Nähe des heutigen Place<br />
<br />
<br />
hergestellt aus feinstem Leder, leicht,<br />
hig.<br />
Es wird sogar berichtet, dass man<br />
nach dem Untergang der Titanic, 1912, einige<br />
unsinkbare Louis Vuitton-Reisekoffer<br />
auf dem Ozean treiben sehen konnte.<br />
Schnell wurden seine Waren zum begehrten<br />
Statussymbol und so eröffnete<br />
er 1885 seinen ersten Laden außerhalb<br />
Frankreichs, in London auf der Oxford-<br />
<br />
<br />
Merkmale, das Damier. Ein schachbrettartiges<br />
Muster auf wasserfestem Leinen-<br />
<br />
<br />
Louis Vuitton im Jahr 1892 stirbt, übernimmt<br />
sein Sohn George Vuitton die Leitung.<br />
Er ist es auch, der das legendäre<br />
Monogrammuster entwirft, indem er die<br />
Initialien seines Vaters schwungvoll<br />
ineinander drucken lässt. Dieses Logo<br />
wird zum Grundstein des Label-Kults.<br />
<br />
Vuitton zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
auch die erste Damenhandtasche des Un-<br />
-<br />
<br />
-<br />
ten<br />
Großstadtfrauen, am liebsten in einer<br />
Vintage-Version. 1914 wird der bis dato<br />
- no -116<br />
Fotos: David Fischer<br />
Text: Lisa Leinen<br />
Styling: Götz Offergeld<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
86
tens damit zur Weltmarke im Luxussegement.<br />
Seit 1987 gehört die Marke zum<br />
Luxusunternehmen LVMH, die<br />
<br />
nessy<br />
zusammensetzt. 1989 wur-<br />
stand<br />
ernannt und schloss<br />
anschließend den bisherigen Louis<br />
Vuitton-Firmenleiter Henry<br />
Racamier wegen Differenzen<br />
über die Zukunft des Luxuskonzerns<br />
aus. Racamier wollte die<br />
Marke Louis Vuitton zurück in<br />
ault<br />
hatte das Gegenteil vor. Er<br />
begann den heute größten Luxuskonzern<br />
des Planeten zu formieren<br />
und wurde zum reichsten<br />
Mann Frankreichs. Zu LVMH gehören<br />
unter anderem auch Given-<br />
<br />
und Fendi. 1990 wurde Yves Ce-<br />
<br />
von Louis Vuitton. Er verlässt das<br />
<br />
Zukunft wird er sich um die Stiftung<br />
Foundation Louis Vuitton<br />
<br />
kümmern. Seine Nachfolge tritt<br />
<br />
<br />
Karriere bei Louis Vuitton blickt<br />
rück.<br />
Seit 1997 arbeitet er für das<br />
französische Traditionshaus. Un-<br />
<br />
<br />
Designer für die Damenkollektion<br />
und als Kreativdirektor für die<br />
on.<br />
Dieses Jahr feiert er sein<br />
15-jähriges Firmenjubiläum. Keine<br />
Selbstverständlichkeit in einer<br />
Zeit, in der sich das Besetzungskarussel<br />
bei den großen <strong>Mode</strong>häusern<br />
immer schneller dreht.<br />
Neben seinen Kollektionen sind<br />
<br />
Künstlern, mit denen Jacobs dem eingesessenen<br />
Label <strong>Mode</strong>rnität und Glamour ein-<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
bunten Punkte und machte sie damit nicht<br />
nur zum Sammelstück für <strong>Mode</strong>-, sondern<br />
auch für Kunstliebhaber.<br />
Das Louis Vuitton-Logo ist unter Marc Ja-<br />
<br />
wenig subtilen Erkennungszeichen einer<br />
aufstrebenden Elite geworden, die ihren<br />
Status stolz vor sich her trägt.<br />
<br />
Vuitton-Store in Schanghai neu.<br />
Da die Lederwaren besonders<br />
im asiatischen Markt viele Käu-<br />
-<br />
de<br />
Blogger Todd Selby zum<br />
bahn<br />
auf die Reise von Paris<br />
nach Schanghai geschickt. Passend<br />
auch hierbei der Bezug zu<br />
<br />
Jacobs im Frühling 2012 in<br />
gen<br />
des Unternehmens. Nebst<br />
den Taschen, die durch die Kofferträger<br />
ins rechte Licht gerückt<br />
wurden, schickte er auch<br />
die <strong>Mode</strong>ls in nostalgischen Entwürfen<br />
über den Laufsteg und<br />
verlieh dem diesjährigen Brokatstoff-Trend<br />
seine Handschrift.<br />
Für die Ready to Wear-<br />
<br />
<br />
<br />
riert von George Vuittons ikonischem<br />
Vuitton-Damier. In der<br />
Kollektion steckt zudem ein<br />
ziger,<br />
Minirock inklusive. Mit<br />
klaren und stimmigen Statements<br />
hatte Jacobs noch nie ein<br />
Problem. Wahrscheinlich steht<br />
die Marke gerade deshalb wie<br />
kein anderes Unternehmen für<br />
Luxus, der auf der ganzen Welt<br />
verstanden wird.<br />
90
- no -<br />
117<br />
Foto: Stefan Armbruster<br />
Interview: Hendrik Lakeberg<br />
HEIKO<br />
KEINATH &<br />
ALEX<br />
WIEDERIN<br />
Als Kreativdirektoren entwickeln sie<br />
mit ihren Agenturen Buero New York<br />
und Buero Swiss Kampagnen für Hugo<br />
Boss, Cavalli, Jill Stuart oder Sonia<br />
Rykiel. Sie arbeiten mit Fotografen<br />
wie Terry Richardson, David Sims<br />
oder Mario Sorrenti und gestalteten<br />
Carine Roitfelds Buch „Irreverent“.<br />
Heiko Keinath und Alex Wiederin sind<br />
dafür verantwortlich, wie wir <strong>Mode</strong><br />
sehen. Trotzdem warnen sie vor einer<br />
zunehmenden Kommerzialisierung,<br />
denn im Endeffekt geht es in der<br />
<strong>Mode</strong> und in der <strong>Mode</strong>fotografie um<br />
Inspiration und Gefühle – und nicht<br />
nur um Bilanzen.<br />
Was macht ein gelungenes <strong>Mode</strong>foto aus?<br />
ALEX WIEDERIN Ein schönes Foto sollte nicht<br />
nur schön sein, sondern dir auch zeigen,<br />
was du noch nicht gesehen hast. Ein Foto<br />
lem<br />
zurzeit ist jedoch: Man zieht viele Ideen<br />
-<br />
<br />
<br />
Helmut Newton angelehnt ist. Es gibt nur<br />
sehr wenige Fotografen, die versuchen<br />
<br />
für das <strong>Mode</strong>design. Wir reviveln und recyclen.<br />
Ein Stylist versucht kaum noch ein<br />
<br />
nen<br />
besonderen Dreh gibt. Carine Roitfeld<br />
<br />
getragen. Das war echtes Styling. Mittlerweile<br />
verwendet man in einer Editorial-<br />
Strecke den Laufsteg-Look und nimmt ein,<br />
<br />
gleiche Look, wie ihn die Marke vorgibt. Ich<br />
möchte übrigens auch keine Fashionshoots<br />
mehr sehen, in denen einem Titten entge-<br />
<br />
War die Sexualisierung der <strong>Mode</strong> der<br />
letzte große Trend?<br />
A W Ich sehe das nicht als Trend. Es ist das,<br />
was den Stylisten übrig geblieben ist. In einem<br />
Magazin, das moderelevant sein möch-<br />
<br />
darstellen, weil ansonsten die Presseagenturen<br />
dem Stylisten oder dem Magazin kei-<br />
<br />
Kollektionen abbildest, ist das dann noch<br />
<br />
nicht. Deshalb kam es zu dem naheliegenden<br />
Schritt, dem <strong>Mode</strong>l nur ein Hemd anzuziehen<br />
oder Unterwäsche.<br />
Wo sehen Sie die wichtigsten Impulse in<br />
der <strong>Mode</strong>fotografie der letzten Jahre?<br />
HEIKO KEINATH Diese kommerziellen Ver-<br />
hen<br />
sich wie ein roter Faden durch die Mo-<br />
<br />
<br />
nen<br />
und bei Magazinstrecken anders. Es<br />
<br />
konnte man an zwei Händen abzählen. Linda,<br />
Claudia, Nadja, Naomi, etc. Die wurden<br />
von drei, vier Fotografen rauf und runter fo-<br />
<br />
tollen glamourösen Effekt. Die Klamotte an<br />
sich wurde als Styling gesehen, aber vor allem<br />
für die Person, die sie trägt. Der Name<br />
Linda Evangelista war so berühmt wie der<br />
Designer selber. Er stand für einen Charak-<br />
eint.<br />
Man hat dem Fotografen gesagt: Nimm<br />
-<br />
<br />
Die Fotografen konnten etwas kreieren, was<br />
<br />
mer<br />
noch auf ihn Bezug nimmt. Die Frauen,<br />
<br />
kann und von denen meine Mutter oder<br />
mein Vater den Namen gehört haben, sind<br />
<br />
<br />
kennt kaum noch jemand außerhalb der<br />
ke<br />
und die Klamotten sind wichtiger als das<br />
Gesicht. Das sagt viel aus. Wenn du ein Foto<br />
nicht mehr über den Charakter oder die<br />
<br />
darfst, dann wird das Bild als solches natür-<br />
<br />
Helmut Newton war der Faktor Sex auch<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A W Verändert hat sich zusätzlich auch der<br />
Kostendruck. Man schickte einen Fotografen<br />
in die Karibik und verwendete aus dem<br />
<br />
<br />
und viel mehr an einem Tages hinbekom-<br />
<br />
anderer.<br />
H KMan muss viel mehr Klamotten sehen<br />
als noch in den Neunzigern. Den Schuh, die<br />
<br />
das Kleid darf nicht angeschnitten sein. Bei<br />
6 bis 8 Motiven am Tag ist das fast ein Ma-<br />
<br />
größeren Zeitdruck.<br />
A W Früher wurden die <strong>Mode</strong>häuser von<br />
Designern geführt, denen es nicht darum<br />
ging, dass ein Foto den Look genau wie auf<br />
dem Laufsteg zeigt. Es sollte vor allem Gefühle<br />
auslösen. Es ging um Kreation. Heute<br />
werden die großen <strong>Mode</strong>häuser von Geschäftsleuten<br />
geführt, die vorgeben, dass<br />
das, was sich gut verkauft, auch auf dem<br />
<br />
hat sich in der Hinsicht stark geändert. Wir<br />
sind zu Problemlösern und Dienstleistern<br />
geworden. Wohingegen es früher mehr um<br />
Emotionen ging, was für eine Frau bzw. einen<br />
Charakter etabliert man für die jeweilige<br />
Marke oder das <strong>Mode</strong>haus. Deswegen ist<br />
es zurzeit auch so wahnsinnig schwierig für<br />
<br />
mit den großen Häusern anstatt eine völlig<br />
eigene Ästhetik zu entwickeln.<br />
Trotzdem entstehen immer noch schöne<br />
Kampagnen. Wie funktioniert es, dass am<br />
Ende nicht nur der Auftraggeber, sondern<br />
auch Sie selber zufrieden sind?<br />
A W <br />
<br />
liefern müssen, die idealerweise alle irgendwie<br />
„iconic“ sind, versuchen wir trotzdem<br />
-<br />
-<br />
<br />
<br />
gen ändern sich nur. Der Rhythmus wurde<br />
schneller und er wird noch schneller werden.<br />
Dabei ist es – wie Sie sagen – nicht so,<br />
<br />
gibt, im Gegenteil. Sie sind nur deutlich referenzierter<br />
zu Bildern, die schon entstanden<br />
sind. Man denkt in der <strong>Mode</strong> insgesamt<br />
strategischer als noch in den Neunzigern.<br />
Durch das Internet und zum Beispiel Facebook<br />
sind wir ständig mit Snapshots konfrontiert,<br />
was man zum <strong>Teil</strong> in der aktuellen<br />
<strong>Mode</strong>fotografie wiederfindet. Wird<br />
die <strong>Mode</strong>fotografie insgesamt wieder<br />
natürlicher?<br />
92 93
A W <br />
<br />
<br />
Jeder hat eine Kamera am Handy, jeder<br />
kann ständig Bilder machen. Um Emotionen<br />
auszulösen oder Träume darzustellen<br />
sind diese Bilder meistens aber nicht die<br />
richtigen. Ich denke, es gibt zwei große<br />
Strömungen: einerseits werden Bilder fast<br />
<br />
<br />
dazu führt, dass man das <strong>Mode</strong>l im echten<br />
<br />
würde, wenn es einem begegnet. Die andere<br />
Seite ist der natürlichere Weg, für den bei-<br />
<br />
etwas für sich. Es kommt aber im Endeffekt<br />
bei beidem auf den Fotografen an. Der muss<br />
<br />
H K<br />
<br />
Foto irgendwie zum Funktionieren bringen.<br />
Das übermäßige Retuschieren ist allerdings<br />
ein Trend, der nachgelassen hat. Im Endeffekt<br />
geht es vor allem um eines: Ein Foto hat<br />
für mich grundsätzlich einen hohen künstlerischen<br />
Wert. Das Schöne ist, dass die Fo-<br />
<br />
Ein Kunstwerk oder einen Film herzustel-<br />
-<br />
<br />
Moment – Retusche hin oder her. Ein Bild<br />
kommuniziert. Es sagt dir etwas, das dich<br />
<br />
Bann zieht. Kunst ist da viel subjektiver und<br />
<br />
<br />
anderen Menschen, einfach weil es wun-<br />
<br />
ist der Sonnenuntergang. Das ist natürlich<br />
ein Klischee, aber jeder schaut so ein Bild<br />
gerne an und erkennt die Schönheit darin.<br />
Die Herausforderung liegt darin, ein Foto so<br />
hinzubekommen dass die, die es anschau-<br />
<br />
Fotograf in dem Moment, in dem er es gemacht<br />
hat. Wenn das gelingt, dann kann<br />
-<br />
<br />
es beschützen, denn wenn es nicht mehr da<br />
ist, dann sieht es ziemlich grau aus.<br />
A W Wir versuchen Gefühle und einen Moment<br />
festzuhalten, die der, der auf das<br />
„ Ein <strong>Mode</strong>foto idealisiert, aber es zwingt dich zu nichts.“<br />
Bild schaut, nacherleben kann.<br />
H K <br />
eine ist wild, in ihm wachsen ungestört Blumen,<br />
die Natur übernimmt das Design. Der<br />
linig<br />
und kantig. Beide Formen können eine<br />
Schönheit haben. Beide erzeugen aber un-<br />
<br />
mich in einem natürlichen Garten besser,<br />
leichter und aufgehobener als in einem geo-<br />
<br />
Foto übertragen bedeutet das für mich: Das<br />
<br />
bekommt man vor einem Shoot ein sehr<br />
<br />
halte es für wichtig, dem Fotografen auch<br />
mal zu sagen, mit dem <strong>Mode</strong>l aus dem Set-<br />
<br />
Die Zeit der Supermodels ist vorbei. Bedeutet<br />
das, dass es weniger gute <strong>Mode</strong>ls gibt?<br />
A W <br />
auch durch die neue Schnelllebigkeit der<br />
Branche aufgelöst. Vielleicht haben die Su-<br />
stört.<br />
Es gab nicht genug für die vielen<br />
Kunden.<br />
H K <br />
viele tolle <strong>Mode</strong>ls. Mehr denn je würde ich<br />
fast sagen.<br />
A W Ich würde sogar noch einen Schritt<br />
weitergehen: Jeder Mensch ist schön. Und<br />
<br />
<br />
Trotzdem besteht nach wie vor diese seltsame<br />
Diskrepanz zwischen dem sogenannten<br />
Size Zero Ideal der <strong>Mode</strong>ls und den<br />
Kundinnen, die sich die Kleidung kaufen.<br />
A W <br />
nicht alle ausgesehen wie ihre Statuen. Die<br />
<br />
wird bleiben. Sie ist von Kultur zu Kultur<br />
verschieden und sie ändert sich.<br />
H KEin <strong>Mode</strong>foto idealisiert, aber es<br />
zwingt dich zu nichts. Man kann Schönheitsideale<br />
kritisieren, aber die <strong>Mode</strong>industrie<br />
hat nicht die Verantwortung dafür, wenn<br />
ein <strong>Mode</strong>l auf einem Foto einen sehr braunen<br />
Teint hat und sich in Frankreich Tausende<br />
junge Frauen im Solarium verbrennen. Ich<br />
halte es für wichtig, Freiheit zu lassen – sowohl<br />
für die <strong>Mode</strong>industrie als auch für den<br />
Konsumenten –, sich zu entscheiden, ob er<br />
oder sie das Ideal annehmen möchte wie es<br />
94<br />
gezeigt wird oder eben nicht.<br />
A W Viel interessanter als die Diskussion<br />
<br />
<br />
Wer leistet sie sich? Wer ist noch wirklich<br />
modisch? Den Ton geben zurzeit die Blogger<br />
vor den Fashion Shows an. Die versuchen<br />
zwar aufzufallen, aber haben oft kaum Hintergrundwissen<br />
zur <strong>Mode</strong>. Das macht sie<br />
<br />
Was passiert eigentlich, wenn ein Kunde<br />
auf Sie zugeht und sich einen neuen Kampagnenlook<br />
wünscht? Nehmen wir mal das<br />
Beispiel Versace.<br />
A W Das ist ein Haus, das auf eine lange<br />
Tradition und Kultur zurückschaut. Ein<br />
Versace-Mädchen ist blond. Wenn man das<br />
Image der Marke ändern wollte, könnte<br />
man dort anfangen. Die Frage ist nur: Macht<br />
<br />
ändern? Wahrscheinlich nicht. Versaces<br />
<br />
rum:<br />
Wenn Kunden ihr Image ändern oder<br />
<br />
eher: Wie kann ich mich von der Versace-<br />
Frau abgrenzen? Wie verbildliche ich den<br />
Charakter meiner Marke? Wo steht meine<br />
<strong>Mode</strong>?<br />
H KUnser Ziel ist dabei immer den soge-<br />
<br />
Trend dort aufzugreifen, wo man ihn noch<br />
<br />
<br />
<br />
Und natürlich hat man eine vorherbe-<br />
<br />
<br />
Fuß in Versace kleiden. Man muss sich mit<br />
<br />
voraus sein. Das ist das Schöne an <strong>Mode</strong>.<br />
Sie ist kein Märchenland, sie trägt viel Ver-<br />
<br />
verstanden. Sie sieht in der <strong>Mode</strong> auch die<br />
-<br />
schaftszweig,<br />
der stetig wächst. <strong>Mode</strong> ist<br />
deutung<br />
als viele denken. Die Entscheidung,<br />
was du morgens anziehst, ändert deinen<br />
Tag. <strong>Mode</strong> ist <strong>Teil</strong> des Lebens wie Essen<br />
und Trinken.<br />
ALEX WIEDERIN UND HEIKO KEINATH gelten als<br />
<br />
und gestalteten zahlreiche Magazine und<br />
<br />
<br />
für große <strong>Mode</strong>häuser. Darunter Hugo Boss oder<br />
Sonia Rykiel.<br />
118<br />
Fotos: Randall Bachner<br />
<br />
- no -<br />
Styling: Bernat Buscato<br />
Haare: Benoit Moeyaert for SDSH Salon NY using<br />
Bumble & Bumble<br />
<br />
Post Production: House Tribeca<br />
<strong>Mode</strong>l: Christina Kruse<br />
CHRISTINA KRUSE<br />
95<br />
Shirt COSTUME NATIONAL
Rollkragen-Pullover SPORTMAX<br />
<strong>Mode</strong>ls werden „Mädchen“ genannt,<br />
auch wenn sie schon Mitte 30 sind.<br />
Christina Kruse ist eine Frau. Schon<br />
als sie 1995 als Teenager von Steven<br />
Meisel für die italienische Vogue fotografiert<br />
wurde, war sie eine Frau. Ihr<br />
großer, schlanker Körper hat etwas<br />
Einschüchterndes. Über elegant geschwungenen<br />
Lippen und einer stolzen<br />
Nase sitzt ein Paar blauer Augen<br />
mit wachem und distanziertem Blick.<br />
Das ist die Christina Kruse, die wir<br />
von Fotos kennen.<br />
In einem Café um die Ecke ihres<br />
Apartments in Gramercy Park,<br />
Manhatten, in dem sie mit ihrem<br />
8-jährigen Sohn und ihrem Verlobten<br />
lebt, hat eine Frau Platz genommen,<br />
deren Körper man unter einer weiten<br />
Strickjacke kaum ausmachen kann.<br />
Das Gesicht verdeckt eine große<br />
schwarze Hornbrille. Die weißblonden<br />
langen Haare hat sie beiläufig nach<br />
hinten gesteckt. Sie lacht viel und<br />
obwohl sie seit mehr als 17 Jahren in<br />
New York lebt, verrät der trockene<br />
norddeutsche Klang ihrer Stimme,<br />
woher sie kommt.<br />
Weil Christina Kruse auch mitten<br />
in Manhattan so unprätentiös und<br />
authentisch wirkt, als würde man sie<br />
in ihrem Heimatdorf in der Lüneburger<br />
Heide besuchen. Weil sie mit<br />
über 30 immer noch eines der besten<br />
<strong>Mode</strong>ls überhaupt ist und man ihr den<br />
Spaß an der Arbeit vor der Kamera<br />
anmerkt. Weil sie die Einsamkeit zu<br />
schätzen weiß und auf dem besten<br />
Weg ist, eine bekannte Künstlerin zu<br />
werden, ist Christina Kruse das <strong>Fräulein</strong><br />
dieser Ausgabe.<br />
Sie leben die längste Zeit Ihres Lebens im<br />
Ausland. In welcher Sprache fühlen Sie<br />
sich zu Hause?<br />
CHRISTINA KRUSE Irgendwo zwischen Deutsch<br />
und Englisch.<br />
Es gibt Menschen, die sind in einer<br />
Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist,<br />
geistreicher, witziger und freier – so als sei<br />
das eine selbstgewählte Chance, für sich<br />
selbst die richtige Sprache zu finden. Können<br />
Sie das nachempfinden?<br />
C KVollkommen. Wenn ich Englisch<br />
-<br />
-<br />
<br />
<br />
mir: „der Zebrastreifen“.<br />
Wo sind Sie geboren?<br />
C KZwanzig Minuten südlich von Hamburg.<br />
In der Lüneburger Heide<br />
Hat es Ihre Eltern nie gestört, dass Sie so<br />
weit weggezogen sind?<br />
C K schickt,<br />
da war ich 16. Ich bin für ein Jahr<br />
auf eine amerikanische High School gegangen.<br />
Mein Vater hat mich schon, seitdem ich<br />
dreizehn war, gefragt, ob ich nicht mal ins<br />
geschlagen<br />
– er selbst hat eine Zeitlang da<br />
<br />
<br />
<br />
Wohin hat es Sie verschlagen?<br />
C K<br />
<br />
sern.<br />
Man brauchte 15 Minuten mit dem<br />
refree,<br />
ansonsten: Wüste.<br />
Sie waren dort für ein paar Monate?<br />
C KEin Jahr und das war ein tolles Jahr.<br />
Ich hab immer noch Freunde aus der Zeit.<br />
War es dann nicht schwierig zurückzukommen?<br />
C KNein, der Plan war ja weiter zur Schule<br />
<br />
-<br />
<br />
Fernstudium zu machen, durch das viele<br />
-<br />
<br />
gab keine E-Mail. Lustig eigentlich.<br />
Wo wurden Sie entdeckt?<br />
C K<br />
gefragt, ob ich nicht Lust hätte, aber damals<br />
hat es mich nicht wirklich interessiert. Ich<br />
bin ja wirklich ein Mädchen vom Dorf, mir<br />
war dieser ganze <strong>Mode</strong>lwahn gar nicht so<br />
bekannt. Dann hat mich aber noch einmal<br />
now<br />
von Mega <strong>Mode</strong>ls, der jetzt immer<br />
<br />
kann man ja mal einen Sommer machen<br />
<br />
Sommer ist lang.<br />
Sind Sie direkt nach New York?<br />
C KNein, erst wurde ich nach Mailand geschickt.<br />
(zieht die Augenbrauen weit hoch)<br />
Nicht Ihr Ding?<br />
C KDas war alles furchtbar interessant, es<br />
<br />
wahnsinnig dekadent und unwirklich. Es<br />
gab Zeiten, in denen ich dachte, ich sei auf<br />
einem Film-Set.<br />
Damals duften bei Versace nur <strong>Mode</strong>ls mit<br />
Rockstar boyfriends laufen, oder?<br />
C KNicht das ich wüsste, aber Versace war<br />
ein Erlebnis. Schon die Probe war ein<br />
Event, da haben Leute versucht in die Halle<br />
hen.<br />
Das war die Zeit von Linda, Naomi,<br />
<br />
mit einer Handbewegung durch) – die liefen<br />
einfach so an mir vorbei. Es war sehr beein-<br />
<br />
zu sehen.<br />
Was kam nach Mailand?<br />
C K <br />
und bin dann nach Paris gegangen, da fand<br />
ich die Situation nicht so dramatisch anders.<br />
Ich glaube, wenn man anfängt als <strong>Mode</strong>l<br />
zu arbeiten, ist man schnell in ähnlichen<br />
Kreisen. Leute, die gern ausgehen und sich<br />
mit jungen schlanke Damen umgeben. Man<br />
<br />
Nacht von einem Club zum anderen und<br />
<br />
<br />
waren einsame Dinner im Sushiladen an<br />
<br />
<br />
Nachtclub in Paris) ... doch, das war eine interessante<br />
Zeit.<br />
Gab es denn eine Phase, in der Sie dachten:<br />
Das ist jetzt bald vorbei, was kommt dann?<br />
C K-<br />
<br />
was ich mit meinem Leben anfangen sollte,<br />
der Erfolg als <strong>Mode</strong>l konnte ja jede Minute<br />
vorbei sein. Schon damals hab ich mich ge-<br />
halten<br />
hat.<br />
Was war Ihre Lösung?<br />
C KMein damaliger Freund sagte: Mach es<br />
doch so wie Ellen von Unwerth. Kauf dir<br />
<br />
auch gemacht. Ich habe mir innerhalb von<br />
zwei Stunden eine halbe Studioeinrichtung<br />
<br />
dann habe ich mich nicht getraut andere<br />
ren<br />
zu der Zeit alle selbst <strong>Mode</strong>ls und die<br />
wollten sofort Polaroids sehen und da steigt<br />
der Druck dann natürlich enorm, ich konnte<br />
ja schlecht sagen: Nein, die zeige ich dir<br />
nicht. Dass sie auf den Bildern unbedingt<br />
schön aussehen wollten, das war für mich<br />
hemmend und das war auch nicht mein<br />
Thema.<br />
Mir ist Ihr Name mal auf der Website<br />
einer Fotografenrepräsentanz begegnet.<br />
Kann man Sie auch als Fotografin für<br />
97
Fotoshoots buchen?<br />
C K <br />
man mich gefragt, ob ich eine Geschichte<br />
<br />
würde. War auch alles wunderbar, aber ich<br />
habe nebenbei als <strong>Mode</strong>l gearbeitet, das<br />
war einfach alles ein bisschen viel. Ich bin<br />
<br />
genau, wonach ich suche. Ich gucke durch<br />
die Kamera, sehe ein wunderschönes Mädchen,<br />
einen wunderschönen Mantel ... Und<br />
jetzt?<br />
Wie machen Sie das, wenn Sie selber vor<br />
der Kamera stehen?<br />
C K <br />
nicht um einen Mantel oder eine Hose. Da<br />
gibt es etwas, bei dem ich das Gefühl habe,<br />
es ausdrücken zu wollen.<br />
Wie in Ihren Reisebüchern?<br />
C KDiese Bücher sind auf meinen jahrelangen<br />
Reisen als <strong>Mode</strong>l entstanden. Ich<br />
<br />
und das waren die kleinen Bücher, Tinte,<br />
<br />
von mir selbst gemacht habe, wenn ich<br />
abends allein in irgendwelchen Hotelzimmern<br />
saß.<br />
War das für Sie ein Tagebuch oder ein<br />
Kunstprojekt?<br />
C KIch habe nie gedacht, ich sei eine<br />
<br />
Test mit detaillierten technischen Einzel-<br />
<br />
Zeiten, welche Gels ich benutzte und welche<br />
det<br />
wurde. Nach und nach brauchte ich das<br />
alles nicht mehr aufzuschreiben und der<br />
Platz in den Büchern wurde langsam mit<br />
Zeichnungen und Collagen gefüllt.<br />
Ein Freund, der sie gesehen hat, meinte<br />
also: Die müssen Sie zeigen, das ist Kunst!<br />
C Kmacht<br />
habe, habe ich niemals daran gedacht,<br />
dass diese Sachen jemals irgendwo<br />
hängen würden (lacht).<br />
Ihnen war es nicht zu privat diese Art Tagebücher<br />
auszustellen?<br />
C KIn jedem Foto und jeder Collage steckt<br />
ein <strong>Teil</strong> von mir, einfach weil ich es gemacht<br />
vate<br />
Person, aber da fühlte ich keine Grenze<br />
überschritten.<br />
Was antworten Sie, wenn Sie jemanden<br />
treffen, der Sie fragt, was Sie machen?<br />
C K (überlegt)<br />
man nichts weiter erklären (lacht)-<br />
<br />
selbstkritisch ist und sich seine eigenen und<br />
Du stehst da als <strong>Mode</strong>l von neun bis fünf und<br />
kriegst x-Tausende von Dollar... „I dont like it<br />
anymore?“ I dont think so!<br />
Mantel ACNE
Bluse SACAI<br />
Pullover ACNE<br />
LOUIS VUITTON
VALENTINO<br />
Schuhe CÉLINE<br />
neuen Grenzen gerade selber steckt.<br />
Ich bin <strong>Mode</strong>l, das sagen Sie nicht? Klingt<br />
einfach.<br />
C KWenn jemand Genaueres wissen will,<br />
<br />
<strong>Mode</strong>l.<br />
Was haben Sie in der letzten Woche<br />
fotografiert?<br />
C KDie Schule meines Sohnes – die denken<br />
<br />
auch ständig um Gefallen gebeten.<br />
Können die sich denn keinen leisten?<br />
C K <br />
wird da um alles Mögliche gebeten. Ein<br />
bisschen frech. Helena Christensen hatte<br />
ihr Kind auf der Schule und hat, so wie es<br />
scheint, die ganzen Fotoarbeiten für die<br />
Schule übernommen. Jetzt ist ihr Sohn alt<br />
genug, dass er nicht mehr dort zur Schule<br />
geht und jetzt bin ich dran. Ich habe schon<br />
alles gemacht: Weihnachtsmarkt, Familien-<br />
<br />
mit Kindern, Schule, Klassenzimmer, Leh-<br />
<br />
Wie wäre es mit Deutschunterricht?<br />
C K<br />
aber schon das Oktoberfest als Gastlehrerin<br />
durchgenommen.<br />
Da scheint mir hier sowieso wichtiger zu<br />
sein als in Deutschland. Nirgends so viel<br />
Oktoberfestbier getrunken wie in New York.<br />
C KOh ja! Besonders interessant übrigens:<br />
die Schleifenbindung der Schürzen.<br />
Das sagt was über die Verfügbarkeit der<br />
Dame aus, oder?<br />
C KGenau. Vorderseite, Mitte: Jungfrau,<br />
Rückseite, Mitte: Witwe, Vorderseite<br />
rechts: in festen Händen,<br />
Vorderseite links: noch zu haben.<br />
Und wo haben Sie Ihre Schleife?<br />
C KIch hab gar keine Schleife.<br />
Meine Schleife ... oh, ich bin verlobt!<br />
(Zeigt auf ihren linken Ringfinger,<br />
an dem ein schmaler Ring<br />
mit einem kleinen Diamanten<br />
steckt)<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
C KJa, ich bin verlobt, ... tatsächlich.<br />
Seit vier, fünf Monaten. Mal<br />
gucken, wie das geht.<br />
Wer ist es?<br />
C KJemand, den ich schon seit 17<br />
Jahren kenne. Ein Creative Director,<br />
mit dem ich schon 1995 gearbeitet<br />
habe.<br />
Was ist Ihnen an einem Mann<br />
wichtig?<br />
C KEs sollte jemand sein, mit<br />
dem ich gern zusammen bin und<br />
der mich so nimmt wie ich bin. Ich<br />
meine das ganz ehrlich. Man trifft<br />
selten Menschen, die man 24<br />
Stunden um sich haben kann. Ich<br />
bin ein Eigenbrötler, wenn ich<br />
<br />
mich habe, dann fangen Sachen an<br />
mich zu irritieren... (lacht). Ein<br />
bisschen Einsamkeit muss sein. Er<br />
ist auch sehr ruhig, macht sein<br />
ert<br />
etwa zwei Jahre, bis man jemanden<br />
anfängt gut kennenzulernen.<br />
Wir sind jetzt erst eineinhalb<br />
<br />
ich die Verlobung fast ein bisschen<br />
verfrüht, aber warum nicht.<br />
Hat er Sie gefragt?<br />
C KHat er. Eigentlich wollte ich nie heiraten,<br />
aber man kann ja auch erst mal für eine<br />
Weile verlobt sein, das kann auch gern fünf,<br />
sechs, sieben Jahre dauern. Das Verlobtsein<br />
ist schon ein Schritt für sich, es macht die<br />
Beziehung ein bisschen ernsthafter. Heiraten<br />
kann man immer noch.<br />
Welche Rolle spielt <strong>Mode</strong> in Ihrem Leben?<br />
C KIn meinem Kleiderschrank herrscht<br />
Ruhe – ich bevorzuge Kleidung in Schwarz,<br />
Blau, Grau und Weiß, zwischendurch ein<br />
<br />
<br />
schöner, als mir gut gekleidete exzentrische<br />
Menschen anzusehen und bewundere sie dafür,<br />
dass sie sich so mühelos stilvoll kleiden.<br />
Ich müsste mir zu viele Gedanken darüber<br />
machen, was bei mir gut<br />
aussehen könnte, und dazu<br />
habe ich morgens um halb<br />
sieben einfach keine Lust.<br />
Was sind deine drei Lieblingsstücke?<br />
C KEine blaue Strickjacke,<br />
schwarzer V-Neck-Pullover,<br />
weißes T-Shirt.<br />
Welche Designer mögen Sie?<br />
C KYamamoto für die besten<br />
Schnitte, Jil Sander für<br />
ihre Klarheit und die wunderbaren<br />
Materialien und<br />
Rogan macht gute Jeans.<br />
Das Coverfräulein der letzten<br />
Ausgabe, ...<br />
... Caroline de Maigret – die<br />
mag ich sehr gerne!<br />
... sagt im Interview, dass<br />
sie das <strong>Mode</strong>ln erst im zweiten<br />
Anlauf wirklich genießen<br />
kann, weil man in ihr<br />
nicht mehr nur das <strong>Mode</strong>l<br />
vor der Kamera sieht, sondern<br />
die Frau Caroline de<br />
Maigret. Können Sie das<br />
nachvollziehen?<br />
C KJa, klar, <strong>Mode</strong>ln ist ein<br />
zeitlich bedingter Job. Irgendwann<br />
muss man sich<br />
etwas anderes überlegen.<br />
Eventuell wird man wiederentdeckt,<br />
und dann sind<br />
es eben Frauen, die etwas<br />
Besonderes machen, über<br />
die man etwas erzählen<br />
kann. Und genießt man es<br />
mehr? Sicher. Es läuft ja<br />
jetzt eher nach seinen Bedingungen,<br />
und man ist gelassener,<br />
denn man ist ja<br />
<br />
abhängig.<br />
Sie scheinen ein pragmatischer<br />
Mensch zu sein.<br />
C K <br />
Kolleginnen sagen: „I don’t like it anymore“.<br />
Natürlich mag man das nach einer gewissen<br />
Zeit nicht mehr, wenn es alles ist, was man<br />
hat. Ich höre das oft in letzter Zeit. Mädchen,<br />
die viel jünger sind als ich und jammern,<br />
dass sie das <strong>Mode</strong>ln nicht mehr mögen,<br />
es sei nicht erfüllend. Dann denke ich:<br />
Wie hast du dir das vorgestellt? Ich verstehe<br />
<br />
Hast du dir nicht irgendwann etwas anderes<br />
überlegt? Zeit hast du doch genug bei<br />
dem vielen Warten oder am Flughafen sitzen,<br />
oder?<br />
Was ist das <strong>Mode</strong>ln für Sie?<br />
C KGanz ehrlich... es gibt keinen besseren<br />
Job unter der Sonne. Du kommst morgens<br />
rein, die Leute sind nett, die möchten, dass<br />
du gut gelaunt bist, sie massieren dir den<br />
<br />
kriegst x-Tausende von Dollar... „I dont like<br />
<br />
ja nicht, dass ich nichts anderes mehr<br />
machen kann.<br />
Shirt & Hose MARNI<br />
Rollkragen-Pullover & Trenchcoat<br />
JOLIBE<br />
Gibt es einen Fotografen, mit dem Sie besonders<br />
gern oder immer wieder zusammenarbeiten?<br />
C KJa, deshalb ist mein Sommerjob auch so<br />
ausgedehnt, glaube ich. Es ist Steven Meisel,<br />
mit dem habe ich angefangen, der hat<br />
mich sozusagen entdeckt, damals in Paris<br />
und seitdem arbeite ich immer wieder mit<br />
ihm.<br />
Wann zuletzt?<br />
C KVor etwa zwei Monaten hat er mich gefragt,<br />
ob ich einverstanden wäre, eine Ge-<br />
102<br />
103
schichte für die italienische Vogue zu foto-<br />
<br />
sieht, auch das Cover würde jemand anderen<br />
zeigen. Na klar wäre das ok, habe ich<br />
gesagt.<br />
Wenn Sie beschreiben werden, dann oft als<br />
„the teutonic blonde“, mit der hellen Hautfarbe,<br />
den langen, weißblonden Haaren und<br />
dem sehnigen Körper.<br />
C KHaha, das hört sich ja an wie eine<br />
Wikingerathletin!<br />
Ganz genau. Wie sehen Sie sich selber?<br />
C KIch mach mir darüber eigentlich keine<br />
Gedanken.<br />
Das glaube ich Ihnen nicht.<br />
C KSie könnten mich fragen: Was würden<br />
Sie in dieser oder jeder Situation machen?<br />
Ich habe natürlich moralische und ethische<br />
Grundsätze – ich weiß, was ich mag und<br />
<br />
<br />
schwierig zu beantworten.<br />
Finden Sie sich selbst schön?<br />
C KSagen wir’s mal so. Ich bin verdammt<br />
glücklich, dass ich Kleider gut tragen kann<br />
und fotogen bin, was etwas anderes als<br />
Schönsein ist. Es gibt ganz viele hübsche<br />
Mädchen. Tatiana Patitz würde ich als<br />
schön beschreiben. Ich mag Gesichter, die<br />
ungewöhnlich sind, die eigen sind – hab ich<br />
selbst eins davon? Das überlasse ich anderen<br />
Leuten, das zu beurteilen.<br />
Was ist mit Ihren langen blonden Haaren.<br />
Könnten Sie die zum Beispiel einfach abschneiden,<br />
wenn Sie Lust darauf hätten?<br />
C KWenn ich wollte, könnte ich es natürlich.<br />
Wenn Sie mich fragen, was schlecht für<br />
den Beruf ist: Ich habe zwei große Tattoos<br />
auf dem linken Oberarm, die wären, wenn<br />
mich die Meinung anderer Leute interessieren<br />
würde, vielleicht mehr ein Problem<br />
(lacht).<br />
Seit wann haben Sie die Tattoos?<br />
C KDas eine seit 2001, das andere seit 2010.<br />
Haben sie eine Bedeutung?<br />
C KDie Kobra steht für das ewige Leben<br />
und stellt ein J dar, das andere ist ein Zirkel<br />
mit Waage. Es steht für Balance und bildet<br />
<br />
Wofür stehen J und A?<br />
C K <br />
Jan, meinen Bruder, der verstorben ist.<br />
Ihr einziger Bruder?<br />
C KNein, ich habe noch zwei. Ich bin die<br />
Älteste, Jan war in der Mitte. Meine Brüder<br />
sind klasse – einer wohnt in München, der<br />
andere wohnt wieder in der Heide.<br />
Wie alt ist Ihr Sohn?<br />
CÉLINE<br />
C K<br />
Sprechen Sie Deutsch zu Hause?<br />
C K-<br />
<br />
mal in Deutschland bei meiner Mutter ist –<br />
<br />
New York in New York und in Deutschland<br />
<br />
Möchten Sie noch mehr Kinder?<br />
C KDas weiß ich nicht. Mal sehen, was die<br />
Verlobungszeit so bringt.<br />
CHRISTINA KRUSE stammt eigentlich aus der<br />
<br />
16 Jahren als <strong>Mode</strong>l entdeckt und lebt seit fast 20<br />
Jahren in New York. Neben dem <strong>Mode</strong>ln arbeitet<br />
<br />
COSTUME NATIONAL<br />
104
CARLO<br />
RIVETTI<br />
Der <strong>Mode</strong>impresario sieht<br />
sich selber als José Mourinho<br />
von Stone Island. Das ist<br />
nicht die einzige Verbindung<br />
zum Fußball, den die Marke<br />
hat. Doch nicht nur englische<br />
Fußball-Fans tragen die robuste<br />
Outdoorwear mit Stolz<br />
– auch innerhalb der <strong>Mode</strong><br />
wird Rivettis Stone Island vor<br />
allem für die Verwendung von<br />
innovativen Materialien geschätzt<br />
– und gilt als einer der<br />
ersten Streetwear-Marken<br />
überhaupt.<br />
Sie stammen aus einer Familie mit<br />
einer langen Tradition in der Textilindustrie.<br />
Können Sie uns erzälen,<br />
wie Sie zu Stone Island gekommen sind?<br />
CARLO RIVETTI Meine Familie arbeitet mittlerweile<br />
in der 8. Generation mit <strong>Mode</strong> und<br />
rik<br />
an, in den 1920ern siedelten wir uns in<br />
der Nähe von Turin an und übernahmen die<br />
<br />
-<br />
<br />
die einzigartige Idee, Wollstoff zu gummie-<br />
tierfreudig.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg ging<br />
<br />
<br />
eine Familie, die Kleidung nach theoretischen<br />
Maßeinheiten fertigen ließ. Daraus<br />
-<br />
-<br />
-<br />
<br />
GFT stand für Made in Italy im <strong>Mode</strong>bereich.<br />
Wir waren nun sehr gut im formellen<br />
<strong>Teil</strong> des <strong>Mode</strong>business, aber ich sah 1982,<br />
dass da eine neue Welle kommen würde,<br />
-<br />
-<br />
- no -<br />
119<br />
<br />
Wir suchten nach dem besten Label, das<br />
den<br />
zwei Marken, die von dem Designer<br />
Massimo Osti gegründet wurde. Das waren<br />
beite<br />
ich also mit Stone Island.<br />
Als Sie die Marke damals kauften, haben<br />
Sie sie verändert?<br />
C RNein, wir habe nichts verändert. Das ist<br />
wie mit der Natur. Sie entwickelt sich durch<br />
-<br />
<br />
schon damals so stark, man kann sie nur<br />
langsam weiter entwickeln. Viele der Kol-<br />
<br />
<br />
<br />
Größen.<br />
Inwiefern?<br />
C RDie Kleidung der 80er war anders ge-<br />
<br />
wie heute. Das Größensystem hat sich stark<br />
<br />
so wichtig. Die Produkte waren so neu und<br />
unerwartet, dass die Größen noch kein Thema<br />
waren. Viel wichtiger war die Innovation<br />
der Stoffe.<br />
Stone Island hat das Image, in Sachen Materialien<br />
sehr fortschrittlich zu sein. Welche<br />
Materialien hat Stone Island als Erstes<br />
verwendet?<br />
C R <br />
<br />
den<br />
Stoff eingesetzt haben. Er<br />
basierte auf Polyester, der mit ei-<br />
<br />
<br />
Wir haben 1985 auch als Erste<br />
mit einem termosensitiven Stoff<br />
gearbeitet, der die Farbe mit der<br />
<br />
Würden Sie sagen, dass zurzeit<br />
so viel in der Bekleidungstechnologie<br />
passiert wie in den Anfangsjahren<br />
von Stone Island?<br />
C R<br />
Wir schauen uns sehr viel<br />
mehr in anderen Bereichen als<br />
der klassischen <strong>Mode</strong>-Textilindustrie<br />
nach neuen Material-<br />
mobilbranche<br />
oder im Gesundheitssektor.<br />
Die Technologie<br />
schreitet sehr schnell voran.<br />
Gleichzeitig ist die ökonomische<br />
Situation insgesamt nicht gut. Ein wichtiger<br />
<br />
<br />
geben. Ein neues Gefühl, eine neue<br />
Erfahrung.<br />
Haben Sie deshalb die Linie Stone Island<br />
Shadow gegründet?<br />
C RStone Island Shadow ist meine Formel<br />
1. Mit Stone Island muss ich die Geschichte<br />
des Labels berücksichtigen, seine Tradition<br />
<br />
forschen und radikal auf Innovation zu setzen.<br />
<strong>Teil</strong>weise testen wir bei Shadow ein<br />
neues Material, ein anderes Layering, viel-<br />
<br />
in die normale Stone Island-Kollektion<br />
aufzunehmen.<br />
Haben Sie eigentlich nie daran gedacht, eine<br />
Frauenlinie zu lancieren?<br />
C RNiemals.<br />
Warum nicht?<br />
C RStone Island ist eine Marke für Männer.<br />
Es gibt nur eine Möglichkeit für Frauen<br />
Stone Island zu tragen: Indem sie ein <strong>Teil</strong><br />
von ihrem Freund klauen und es anziehen.<br />
CARLO RIVETTI gilt als Pate der Marke Stone<br />
<br />
Stone Island zeigte man dem leidenschaftlichen<br />
<br />
gegen Deutschland. Dab ei hatte er Tränen in<br />
<br />
- no -<br />
120<br />
CASTINGS<br />
MARK PILLAI<br />
Fotos: Mark Pillai<br />
Protokoll: Daniel Seetal<br />
106
Der Fotograf Mark Pillai lebt in Paris<br />
und arbeitet für Magazine wie Elle,<br />
Vogue oder Dazed and Confused. Für<br />
seine Shootings ist er auf Castings<br />
angewiesen. <strong>Fräulein</strong> erzählte er,<br />
wie diese funktionieren und warum<br />
er sich entschlossen hat, <strong>Mode</strong>ls zu<br />
freien Castings einzuladen, die keinen<br />
Zweck haben, außer ein schönes<br />
Porträt.<br />
Ich kann mich noch gut an die ersten Castings<br />
erinnern. Ich habe mich gefühlt als<br />
müsste ich zum ersten Mal eine viel erfah-<br />
tent<br />
in Hamburg und sollte für den Fotografen,<br />
bei dem ich arbeitete, Polaroids<br />
machen, auf Grund derer er sich dann für<br />
<br />
ganzen tollen <strong>Mode</strong>ls kamen in<br />
sein kleines Büro. Ich stand<br />
schüchtern mit der Kamera da<br />
und habe gefragt, ob ich ein Foto<br />
machen darf. Ich wusste gar<br />
nicht, was ich mit diesen Wahnsinnsfrauen<br />
vor mir anfangen<br />
sollte. Mittlerweile ist das ganz<br />
anders.<br />
Bei einem Casting läuft es meisten<br />
so ab: Man hat bestimmte<br />
Vorgaben, sagen wir die Kollektion<br />
eines bestimmten Labels,<br />
ein bestimmter Look oder ein<br />
bestimmtes Sujet. Damit soll<br />
man bis zu 16 Seiten füllen. Man<br />
braucht also eine Frau, die auch<br />
nend<br />
bleibt. Man muss sich vorstellen<br />
können, wie sie mit dem<br />
<br />
wird, was man mit ihren Haaren<br />
machen kann. Passt sie vom<br />
<br />
die nötige Eleganz? Stimmen die<br />
<br />
Castings laufen heute meistens<br />
über E-Mail. Man bekommt von<br />
<strong>Mode</strong>lagenturen sogenannte Packages<br />
geschickt, die bis zu 20<br />
<strong>Mode</strong>ls beinhalten können. Die<br />
Portfolios sind als PDF herunterladbar.<br />
Zusätzlich ist es für mich von<br />
<br />
treffen kann, um mir ein eigenes Bild von<br />
ihnen machen zu können. Die Wahl des <strong>Mode</strong>ls<br />
ist für mich essenziell für ein Shooting.<br />
Wenn das Casting nicht stimmt, dann wird<br />
die ganze Fotostrecke meistens nichts.<br />
Wenn du nach dem Casting eine Favoritin<br />
hast, ist noch lange nicht sicher, dass du sie<br />
auch bekommst. Manchmal beginnt die<br />
ganze Suche dann noch einmal von vorne.<br />
Man kann das mit einem Puzzle vergleichen,<br />
das nach und nach fertig wird.<br />
Manchmal geht das sehr schnell. Manchmal<br />
entscheidet sich erst einen Tag vor dem<br />
Shoot, mit welchem <strong>Mode</strong>l du arbeitest.<br />
Man darf auch nicht vergessen, dass diese<br />
<br />
Mädchen kommen vielleicht gerade von einem<br />
anderen Casting für eine <strong>Mode</strong>nschau,<br />
wo sie mit 50 anderen in der Schlange warten<br />
mussten, um begutachtet zu werden.<br />
Manche sind müde, manche sehr verunsichert.<br />
Kurz bevor ich sie sehe, ziehen sie<br />
sich schnell wieder die High Heels an, weil<br />
<br />
oft, dass sie die Schuhe wieder ausziehen<br />
können, damit sie sich wohler fühlen. Man<br />
muss behutsam sein, denn viele Mädchen<br />
sind noch sehr jung und unerfahren und<br />
kommen oft von weit her.<br />
Es gibt Tage, da habe ich Ruhe und Muße,<br />
da nehme ich mir Zeit für eigene GoSees.<br />
Das sind dann keine themen- oder kunden-<br />
<br />
an und frage, ob „New Faces“ in der Stadt<br />
sind, welche ich noch nicht gesehen habe.<br />
<br />
als die <strong>Mode</strong>ls für einen bestimmten Zweck<br />
zu casten. Ich habe keine Vorgaben, kein<br />
<br />
und ganz auf das Mädchen einlassen und<br />
chen<br />
Momenten überraschende Bilder.<br />
Diese Fotos sind Übungen für mich, Skiz-<br />
<br />
Über die Jahre ist so ein Casting-Tagebuch<br />
entstanden mit mittlerweile über 1200 <strong>Mode</strong>ls.<br />
Meistens verbringe ich nur eine kurze<br />
Zeit mit den Mädchen. Dabei versuche ich<br />
etwas über die Person zu erfahren. Es ist<br />
ziemlich oft der Fall, dass die Frauen, wel-<br />
Wenn andere sagen, ein<br />
bestimmtes <strong>Mode</strong>l sei nicht<br />
gut, dann denke ich<br />
manchmal : „Doch, die ist<br />
cool, die ist stark, die ist<br />
nicht wie jede andere Frau.“<br />
Oft erkenne ich das aber<br />
auch erst mit dem Blick<br />
durch die Kamera.<br />
che anfangs wie ein Mauerblümchen wir-<br />
<br />
<br />
kleiden, entdecke ich am Ende vielleicht<br />
eine ganz andere Seite. Wenn andere sagen,<br />
ein bestimmtes <strong>Mode</strong>l sei nicht gut, dann<br />
denke ich manchmal : „Doch, die ist cool,<br />
die ist stark, die ist nicht wie jede andere<br />
Frau.“ Oft erkenne ich das aber auch erst<br />
mit dem Blick durch die Kamera.<br />
Ich glaube schon, dass ich mich inzwischen<br />
ganz gut in die <strong>Mode</strong>ls hineinversetzen<br />
kann. Um allerdings etwas Unerwartetes<br />
von ihnen zu bekommen, muss ich sie teilweise<br />
herausfordern. Es hängt vom <strong>Mode</strong>l<br />
und von meiner Stimmung ab, wie diese<br />
<br />
ich in zwei Minuten ein tolles Bild habe. Es<br />
kann aber auch sein, dass ich mich langsam<br />
<br />
<br />
ständigen:<br />
„I show you“, das verstehen die<br />
meisten noch. Ich versuche ihnen dann vorzumachen,<br />
was ich meine. Manchmal wirke<br />
ich dabei wie ein Clown hinter der Kamera,<br />
<br />
nur um das Bild.<br />
MARK PILLAI wurde in Pforzheim geboren und<br />
lebt mit seiner Familie in Paris. Seine Fotos sind<br />
in verschiedenen internationalen Publikationen<br />
erschienen, u.a. in Dazed and Confused UK, Ten,<br />
VOGUE<br />
gehören außerdem Hugo Boss, JOOP!, Givenchy<br />
und H&M.<br />
109
ZORA MANN &<br />
HANNAH<br />
HALLERMANN<br />
- no -<br />
121<br />
Fotos: Kristin Loschert<br />
Interview: Daniel Seetal
Zora Cahusac Mann war in den Neunzigern<br />
auf dem Sprung Supermodel<br />
zu werden. Helmut Newton, David<br />
LaChapelle und Karl Lagerfeld fotografierten<br />
sie. Sie war das Gesicht von<br />
Kampagnen für Prada, Louis Vuitton<br />
oder Chanel. Trotzdem entschied sie<br />
sich für ein Studium an der elitären<br />
Kunsthochschule Villa Arson in Nizza<br />
und fing noch mal von vorne an. Dort<br />
lernte sie ihre beste Freundin, die<br />
Künstlerin Hannah Hallermann, kennen.<br />
Zusammen teilen sich die beiden<br />
in Berlin ein Atelier. <strong>Fräulein</strong> fotografierte<br />
sie in den Kleidern des Labels<br />
Augustin Teboul und sprach mit ihnen<br />
über Freundschaft, Macho-Professoren<br />
und was sie aneinander lieben.<br />
Können Sie sich an den ersten Moment erinnern,<br />
an dem Sie sich begegnet sind?<br />
ZORA MANN Nicht genau. Wir haben uns<br />
länger angenähert. Wir sind nicht sofort<br />
Freundinnen geworden.<br />
HANNAH HALLERMANN <br />
befreundet waren, habe ich zu Zora mal gesagt,<br />
dass ich sie anfangs sehr seltsam fand.<br />
<br />
vor mir gehabt hätte, weil ich immer so laut<br />
<br />
lief in erster Linie über die Kunst und nicht<br />
thisch<br />
waren.<br />
Z MWir haben uns bei Hängungen unserer<br />
<br />
wir ein Team geworden und haben uns immer<br />
wieder unterstützt. Du hattest eine<br />
Wärme und eine Großzügigkeit, die ich vorher<br />
nicht gekannt habe.<br />
H HEin Moment, an dem ich Zora zu schätzen<br />
gelernt habe, war, als wir uns zufällig<br />
trafen und ich sie gefragt habe, wie es mit<br />
der Malerei läuft. Zora meinte: „Es läuft<br />
richtig Scheiße.“ Ich fand das toll, weil das<br />
so gerade heraus und direkt kam.<br />
Was sucht man in einer Freundin?<br />
Z MOft ist es so wie in der Liebe, dass man<br />
jemanden erkennt. Eine Verbundenheit und<br />
<br />
H H<br />
ich als Wahl-Schwestern. Was mir an Zora<br />
immer gefallen hat, ist ihre Eigenheit. Sie<br />
<br />
nicht kannte, auch in der Kunst. Den Mut,<br />
sich gesellschaftlichen Konventionen nicht<br />
<br />
der Malerei“, das kam aus vollem Herzen.<br />
Es hatte etwas Unmaskiertes.<br />
Ist diese Lautheit bei Hannah etwas, das<br />
Sie als Pendent zu sich gesehen haben?<br />
Z MVollkommen. In Hannahs lautem La-<br />
<br />
sehr leidenschaftlich für das ein, was sie<br />
<br />
Als <strong>Mode</strong>l war <strong>Mode</strong> für Sie natürlich wichtig.<br />
Wie hat sich das geändert, als Sie nach<br />
Nizza auf die Kunsthochschule gegangen<br />
sind?<br />
Z Mstudentin<br />
verkleidet. Ich wollte, dass man<br />
nicht merkt, dass ich <strong>Mode</strong>l war, habe absichtlich<br />
Pullover mit Löchern getragen. Es<br />
war auch die einzige Zeit in meinem Leben,<br />
in der ich Sneaker getragen habe und Hoo-<br />
<br />
-<br />
<br />
beschäftigt zu haben.<br />
War das durchschaubar?<br />
H HJa, schon. Man muss sich vorstellen,<br />
<br />
teilweise in einem engen Minirock mit<br />
High Heels im Metallatelier schweißten.<br />
Zora und ich waren unter den Frauen, die<br />
das nicht gemacht haben. Ich hatte schon<br />
<br />
<br />
als attraktive Frau wahrgenommen zu werden,<br />
sondern für mein Können. Das hat uns<br />
verbunden.<br />
Dass so viele schöne Frauen an der Schule<br />
waren, lag an den männlichen Professoren?<br />
H HNa klar. Ich habe mal den Direktor gefragt,<br />
ob er nicht mal eine Frau als Professorin<br />
einstellen möchte. Da hat er mir auf den<br />
Hintern gehauen, und gesagt, du hast doch<br />
-<br />
113
und ich hatte einen guten Draht zu ihm.<br />
Man wollte mich in der Schule auch durchfallen<br />
lassen, weil man mich für unbelehrbar<br />
hielt. Ich habe einem Professor mal vor<br />
<br />
Z MIch liebe es an dir, dass du so bist.<br />
In der <strong>Mode</strong> ist es offensichtlich, aber würden<br />
Sie sagen, dass es in der Kunst einen<br />
weiblichen Ausdruck gibt?<br />
H H<br />
-<br />
<br />
Frauen fragt man, ob sie weibliche Kunst<br />
machen, aber einen Mann fragt keiner, ob<br />
seine Kunst männlich ist. Es ist ein bisschen,<br />
als ob jemand aus dem nichts sagt, ich<br />
<br />
„ Freunde helfen dabei<br />
Distanz zu gewinnen.“<br />
Sie teilen sich ein Atelier. Inwiefern ist das<br />
für Ihre Arbeit wichtig?<br />
H H <br />
Dimension. Ich vermisse, was es zum Beisiel<br />
im Surrealismus gab, dass Künstler sich<br />
<br />
Dieser ganze Quatsch, dass jeder Künstler<br />
für sich alleine groß werden muss. Warum<br />
soll man in der Kunst nicht eine Freundin<br />
an die Hand nehmen, wenn man denkt,<br />
dass sie etwas Besonderes macht. Eine<br />
<br />
-<br />
<br />
Z MIch glaube auch nicht mehr an diese<br />
<br />
-<br />
<br />
gut. Von ihm kommt auch der schöne<br />
<br />
aber jeder Künstler ist ein Mensch.<br />
H HGenau. Gute Kunst hält für mich eine<br />
<br />
<br />
möglichst viele angeht. Die Schwierigkeit<br />
liegt darin, eine Distanz zu sich und seiner<br />
<br />
Distanz zu gewinnen.<br />
Z MMan macht keine Kunst für sich allein.<br />
H HUnd man macht sie auch nicht allein.<br />
ZORA MANNS<br />
und Radierungen, sind unter zoramann.org<br />
<br />
HANNAH HALLERMANNS Installationen und<br />
Zeichnungen unter: hh-art.com.<br />
114
Fotos: Ethical Fashion Initiative<br />
Interview: Marcel Malachowski<br />
SIMONE<br />
CIPRIANI<br />
Der UN-Generalsekretär hat Simone<br />
Cipriani damit beauftragt, die <strong>Mode</strong>industrie<br />
gerechter und veranwortungsbewusster<br />
zu machen. Der<br />
Italiener spricht als Repräsentant der<br />
Ethical Fashion Initiative zum Beispiel<br />
auf Suzy Menkes´ einflussreicher IHT<br />
Luxury Conference. Vor allem reist er<br />
aber zu den Produktionsstätten der<br />
<strong>Mode</strong>industrie in Afrika und Asien und<br />
entwickelt Maßnahmen gegen die oft<br />
menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen<br />
– mit zunehmendem Erfolg.<br />
Herr Cipriani, Sie haben die Ethical Fashion<br />
Initiative ins Leben gerufen. Warum eigentlich?<br />
Ist das normale <strong>Mode</strong>-Business so<br />
unethisch?<br />
SIMONE CIPRIANI Nun, wenn man sich die<br />
dingungen<br />
vieler Beschäftigter in der Textilindustrie<br />
ansieht, dann muss man leider<br />
sagen: Ja, es gibt sehr viel zu tun. Ich bin<br />
zwar gerade in Genf, von wo aus wir das<br />
ganze Projekt betreuen und weltweit mit<br />
unseren Partnern in Kontakt sind, aber ich<br />
<br />
um mir vor Ort Fabriken und Produktionsstätten<br />
anzusehen. Das, was ich dort sehe,<br />
ist nicht unbedingt das, was man sich unter<br />
<br />
Sondern?<br />
S C-<br />
-<br />
<br />
<br />
meistens miserabel. Selbst wenn die Le-<br />
<br />
<br />
<br />
Leben mit ihm möglich ist. Das muss sich<br />
ändern. Die Ethical Fashion Initiative wur-<br />
de zu diesem Zweck von<br />
der UN-Generalversammlung<br />
ins Leben gerufen.<br />
Ich denke, es war<br />
höchste Zeit – und es ist<br />
sehr gut, dass das Ganze<br />
im Rahmen der UNO geschieht,<br />
so können wir<br />
hoffentlich sehr viel erreichen.<br />
In der Vergangenheit ist<br />
die UNO bei solchen<br />
Projekten eher als korrupt<br />
aufgefallen, einige<br />
wur-den auch schlecht<br />
gemanagt. Millionen von Geldern flossen<br />
in die Hände unfähiger UN-Bürokraten<br />
und bestechlicher Politiker.<br />
S C <br />
aus der Vermittlung zwischen Designern<br />
und großen Kleidungsunternehmen auf der<br />
<br />
<br />
die Idee der Ethical Fashion bekanntmachen,<br />
<strong>Mode</strong>-Ikonen wie Vivienne Westwood<br />
und Stella McCartney unterstützen<br />
-<br />
ten<br />
wir bereits die australische Kette Sun-<br />
Bite und den Schweizer Vertrieb Manor<br />
gewinnen.<br />
Die Fashionszene stand dem Thema bisher<br />
aber eher reserviert gegenüber, obwohl die<br />
Missstände offensichtlich sind.<br />
„Wir brauchen eine Revolution des verantwortlichen<br />
Handelns! Gerade beim Thema <strong>Mode</strong> kann man das<br />
Nützliche sehr gut mit dem Angenehmen verbinden.“<br />
S CDas stimmt leider, aber auch da scheint<br />
sich viel zu ändern. Man muss den Konsu-<br />
ten.<br />
Ihre Kollegin Suzy Menkes hat mich in<br />
diesem Jahr zur Luxury Conference der International<br />
Herald Tribune eingeladen, um<br />
<br />
Friedman von der Financial Times London<br />
hat uns dem britischen Publikum vorgestellt.<br />
Ich denke, auch die Leser der Zeitschrift<br />
<strong>Fräulein</strong> sind sehr aufgeschlossen<br />
für solche Themen. In Deutschland gibt es<br />
viele Menschen, die sich für dieses Thema<br />
interessieren, aber es müssen mehr<br />
werden.<br />
Ethische <strong>Mode</strong> wird oft verwechselt mit<br />
Ethno- und Öko-<strong>Mode</strong>. Vor allem Letztere<br />
ist ja bekanntlich sehr schmerzhaft für die<br />
<br />
<br />
<strong>Mode</strong> haben sich einige sehr unschöne<br />
Trends entwickelt ...<br />
S CDamit haben wir nichts zu tun! Unser<br />
Ziel ist gute <strong>Mode</strong> mit hochwertiger Verar-<br />
dings<br />
sind uns natürlich nachhaltige Produktionsweisen<br />
wichtig. Insgesamt geht es<br />
darum, die ganze Produktionskette umzustellen:<br />
von den Ressourcen bis zum Verkauf.<br />
Wir sind nicht auf Designs festgelegt,<br />
konzentrieren uns aber auch auf schöne<br />
<br />
ge<br />
Länder haben modisch viel zu bieten, die<br />
breite Masse sollte das viel stärker<br />
mitbekommen.<br />
Sie arbeiten auch mit lokalen Designern zum<br />
Beispiel aus Afrika zusammen. Gerade in<br />
Nigeria, der Elfenbeinküste oder Südafrika<br />
ist in Bezug auf die <strong>Mode</strong> sehr viel Interessantes<br />
entstanden.<br />
S CJa, wir möchten unbedingt auch die<br />
Kreativen in diesen Ländern fördern, denn<br />
dort gibt es sehr viele, gute Ideen. Die Globalisierung<br />
ist eine tolle Sache, wenn man<br />
sie richtig und gerecht betreibt, sodass alle<br />
etwas von ihr haben.<br />
Ein Problem könnte sein, dass etwa in den<br />
USA und in Europa die Armut immer größer<br />
wird. Auch in Griechenland oder in Südita-<br />
- no -<br />
122<br />
lien haben viele Menschen durch die mörderische<br />
Politik der großen Unternehmen<br />
und der Schuldenpolitik von Angela Merkel<br />
nicht mehr genug Geld, um ausreichend und<br />
gesund zu essen. Ist da qualitativ hochwertige<br />
Kleidung nicht eher ein nachrangiges<br />
Problem?<br />
S CJa, da haben Sie völlig recht. Die neue<br />
<br />
das bei meinen drei großen Töchtern. Wenn<br />
<br />
<br />
Taschen für 15 Euro – das ist mittlerweile<br />
Standard im Textil-Segment. Ich verlange<br />
natürlich nicht von Leuten, die<br />
<br />
dass sie viel Geld für Kleidung aus-<br />
<br />
können, sollten darüber nachdenken,<br />
Produkte aus einer verantwortlichen<br />
Produktion zu kaufen. Denn<br />
sonst unterstützen sie die Unmenschlichkeit<br />
in der Welt. <strong>Mode</strong> ist<br />
ein Milliarden-Business, man muss<br />
das Geld nur richtig investieren und<br />
dabei an die Zukunft denken.<br />
Normalverdiener sollten also Ihrer<br />
Meinung nach über ihren Tellerrand<br />
schauen und helfen, das Leben anderer<br />
Menschen zu verbessern?<br />
S CJa, unbedingt! Ich bin schockiert,<br />
wenn ich mir den Zustand der<br />
Welt anschaue. So kann das auf keinen<br />
Fall weitergehen. Die Menschen<br />
<br />
die Menschen in den Industrie-Län-<br />
miert<br />
auf Teufel komm raus! Wir<br />
brauchen eine Revolution des verantwortlichen<br />
Handelns! Und gerade<br />
beim Thema <strong>Mode</strong> kann man das<br />
nehmen<br />
verbinden. <strong>Mode</strong> bringt die<br />
Menschen zusammen, sie macht<br />
<br />
auch in ihrer Erwirtschaftung sozial<br />
tur<br />
konnten wir bereits nachweislich<br />
<br />
schaffen bzw. verbessern, in denen<br />
-<br />
<br />
wieder nach Kenia, zurzeit ein<br />
-<br />
<br />
stark in Burkina Faso und Ghana.<br />
Wir hoffen, dort nicht nur die<br />
Produktion für große Unternehmen<br />
verstärken zu können, sondern auch Part-<br />
<br />
gewinnen zu können. Das heißt, zu unseren<br />
Zielen in nächster Zeit gehört zunehmend,<br />
<br />
lassen.<br />
Mit dem Label der ethischen <strong>Mode</strong> wird aber<br />
aus Werbe- und Image-Gründen viel Unsinn<br />
getrieben. Es ist häufig kaum mehr als ein<br />
Marketinggag.<br />
S CVöllig richtig beobachtet, aber bei uns<br />
geht es nur um handfeste Ergebnisse. Wir<br />
können unsere Erfolge vor Ort nachweisen,<br />
die Lebensbedingungen vieler, sehr vieler<br />
<br />
und Umgebung haben sich durch unsere<br />
geladen,<br />
sich dort ein Bild davon zu machen.<br />
Gerade in Kenia haben wir sehr viel er-<br />
<br />
der breiten Konsumentenschichten auf diese<br />
Regionen lenken – auch eine Zusammenarbeit<br />
etwa mit einem Giganten wie Wal-<br />
Mart, wenn sie zielführend wäre, ist nicht<br />
ausgeschlossen.<br />
In Mitteleuropa geht der Markt für Haute<br />
116
Couture zurück. Die mit Abstand größten<br />
Umsätze werden in Russland, China und<br />
den arabischen Ländern erreicht. Sie wünschen<br />
sich auch dort verantwortungsvollere<br />
Konsumenten?<br />
S CIhr Wort in Gottes Ohr! Durch die gesellschaftlichen<br />
Veränderungen dort hoffe<br />
ich natürlich, dass die, die in diesen Ländern<br />
das Geld haben, es verantwortungsbewusst<br />
ausgeben.<br />
Erhoffen Sie sich das auch durch die Politikwechsel<br />
in Europa?<br />
S C <br />
<br />
die Politik um einiges sozial verantwortlicher<br />
wird. Wenn ich in der Welt unterwegs<br />
bin, höre ich viele Schreckensmeldungen<br />
auch aus meiner Heimat Italien. Ich bin zu<br />
Weihnachten wieder in Italien, bei meinen<br />
Eltern. Ich hoffe nicht, dass sich das Land<br />
bis dahin durch die Krise sehr zum Schlech-<br />
<br />
sehr viel Neues und auch Gutes im Gange.<br />
Die Menschen sind nicht mehr so blind wie<br />
früher. Der reine Egoismus ist out.<br />
Denken sie, die <strong>Mode</strong>-Industrie steht insgesamt<br />
vor einer Revolution?<br />
S CIch hoffe es zumindest! Es gibt sehr<br />
viel, was unbedingt verändert werden<br />
<br />
Ich verrate Ihnen noch etwas, Sie sind der<br />
erste Journalist, dem ich´s erzähle: Wir wollen<br />
mit unseren kenianischen Partnern ein<br />
ganz neues Produktionsverfahren zur Ledergerbung<br />
etablieren. Ich komme ja aus<br />
<br />
einem Baum dort lässt sich ein natürlicher<br />
Farbstoff gewinnen. Wir brauchen keine<br />
<br />
weniger mit Giften und Gefährdung für die<br />
ben<br />
möglich, aber auch daran arbeiten wir,<br />
<br />
großartige Neuerung. Die <strong>Mode</strong> der Zukunft<br />
muss eine andere sein als die bisherige.<br />
Das steht für mich fest.<br />
Mio dio, Sie meinen also tatsächlich, die<br />
Menschheit ist noch zu erretten von ihrer<br />
Dummheit und der Kampf für eine wirklich<br />
bessere Welt geht weiter?<br />
S CSi, si, si, was bleibt einem anderes<br />
übrig…<br />
SIMONE CIPRIANIS leitet die Ethical Fashion Initiative<br />
bei der ITC – einer Organisation der UNO.<br />
Die meiste Zeit lebt und arbeitet er genau dort,<br />
<br />
Infos unter: intracen.org<br />
− no −<br />
123<br />
Wann ist ein Kleidungsstück für Sie <strong>Mode</strong>?<br />
DIRK SCHÖNBERGER Wenn es über den<br />
Status eines Nutzobjekts hinausgeht.<br />
Wenn es mehr wird als ein Stück, das<br />
man morgens anzieht.<br />
Und durch was wird dies beeinflusst?<br />
Durch den Menschen, der es anzieht oder<br />
durch das, was es ist?<br />
D SDurch das, was es ist. Es gibt wenige<br />
Fälle, in denen ein weißes T-Shirt <strong>Mode</strong><br />
wird. Dann muss die Person schon sehr<br />
besonders sein. Das gab es sicherlich.<br />
Wenn Marlon Brando ein weißes T-Shirt<br />
<br />
sind vorbei.<br />
Sie sind in Köln geboren und in Leverkusen<br />
aufgewachsen. Gab es für Sie ein<br />
modisches Erweckungserlebnis?<br />
D Sçons<br />
nach Paris kamen, um dort ihre Kollektionen<br />
zu zeigen.<br />
Wie haben Sie davon erfahren?<br />
D SIch habe „The Face“, „i-D“ und<br />
<br />
trem viel Musik gehört. Das Positive am<br />
Rheinland war, dass es für die britische<br />
<br />
ich mir jede Woche die britischen Charts<br />
anhören. Leverkusen, wo ich aufgewachsen<br />
bin, hat mich wenig interessiert, das<br />
nahe gelegene Köln schon mehr. Da konnte<br />
ich alles kaufen, was ich haben wollte:<br />
vor allem Musik und <strong>Mode</strong>. Beides hat<br />
-<br />
<br />
New Wave. Mein Stil war an diesen Ein-<br />
<br />
Den haben Sie dann an sich selbst durchexerziert?<br />
D S<br />
Was war Ihre durchgedrehteste Idee?<br />
Foto: Collier Schorr, Interview: Mareike Nieberding<br />
DIRK<br />
SCHÖNBERGER<br />
Sein Handwerk hat er in Antwerpen<br />
gelernt, seinen Stil im Rheinland als<br />
Fan der britischen Popmusik der<br />
Achtziger. Nach seinem eigenen Label<br />
und einem Zwischenstopp als Chefdesigner<br />
von JOOP! ist Dirk Schönberger<br />
als Kreativdirektor von Adidas einer<br />
der weltweit einflussreichsten deutschen<br />
<strong>Mode</strong>macher der Gegenwart<br />
geworden.<br />
D SDurchgedreht war ich sicher nie –<br />
andere mögen das anders sehen. Ich habe<br />
<br />
Mitschüler Jeans trugen, und richtige<br />
Männerschuhe, während die anderen irgendwelche<br />
beliebigen Schuhe anhatten.<br />
vaters<br />
umgeschneidert, aus dem Jackett<br />
eine Kurzjacke gemacht, und bin damit in<br />
die Schule gegangen.<br />
Gibt es ein Kleidungsstück aus der Zeit,<br />
das Sie niemals weggeben würden?<br />
D S<br />
schenkt.<br />
Den würde ich nie weggeben.<br />
Von Helmut Lang hab ich auch alles auf-<br />
mut<br />
Lang fand ich fantastisch.<br />
Wenn damals jemand zu Ihnen gesagt<br />
hätte, in ein paar Jahren sitzt du bei Joop!<br />
und dann bei Adidas. Hätten Sie sich das<br />
vorstellen können?<br />
D SNatürlich hätte ich mir das vorstellen<br />
lich<br />
gesagt: „Ne, das glaub ich nicht.“<br />
<br />
eine Leidenschaft. Da gab es diese Schuhe,<br />
die ich unbedingt haben wollte.<br />
Welche waren das?<br />
D S <br />
jahrelang keine Turnschuhe getragen.<br />
<br />
<br />
<br />
meine Mutter hat mir einen Vogel gezeigt.<br />
Letztendlich hat meine Großmutter<br />
ihn mir gekauft, weil ich einfach<br />
nicht mehr aufgehört habe, darüber<br />
zu reden.<br />
Sie beharren stets darauf, dass es<br />
in Deutschland keine <strong>Mode</strong>-, sondern<br />
eher eine Textilindustrie gibt. Worin liegt<br />
für Sie der Unterschied?<br />
D S <br />
<br />
<br />
<br />
in Berlin mittlerweile eine wachsende Kultur<br />
von jungen Designern, die das mittel-<br />
<br />
<br />
allem eine Textilindustrie.<br />
Sie haben mal gesagt, „Ich mag Gebäude,<br />
die einen Inhalt nach außen verkörpern“.<br />
Gilt das auch für Ihr <strong>Mode</strong>design?<br />
D S<br />
die für einen Inhalt steht und nicht nur reines<br />
Styling ist.<br />
Was meinen Sie mit Inhalt? Zum Beispiel<br />
eine politische Haltung?<br />
D S<br />
meiner aktuellen Tätigkeit<br />
nicht unbedingt<br />
mein Fokus. Man denke<br />
nur an die Entwicklung<br />
zigern<br />
zu den Neunzigern,<br />
wie das Powerdressing<br />
durch Techno<br />
und die ganze Streetfashion<br />
ersetzt wurde. Da<br />
änderten sich nicht nur<br />
Trends, sondern es fand<br />
eine Veränderung der<br />
Gesellschaft statt. Das<br />
sant,<br />
wenn so etwas<br />
<br />
Wie geht man mit der<br />
Aufgabe um, eine Kollektion<br />
für Adidas zu<br />
entwerfen, die sowohl<br />
den Kids in Chicago als<br />
auch denen in Kyoto und<br />
in Leverkusen gefallen<br />
muss?<br />
D S (lacht)weise<br />
ist natürlich kom-<br />
<br />
Zeit, in der ich vor allem<br />
mein eigenes Label gemacht<br />
habe. Wenn man<br />
eine Kollektion für sich<br />
selbst entwirft, kann<br />
man radikal vorgehen,<br />
seinen eigenen Look de-<br />
<br />
Marke, bei der es nicht<br />
darum geht, <strong>Mode</strong> zu<br />
machen. Das, was wir machen, wird <strong>Mode</strong>.<br />
Es geht nicht darum, einen High-Fashion-<br />
ten<br />
Klamotten zu machen, also genau das,<br />
was unsere Kunden von uns erwarten. Und<br />
<br />
<br />
ganze Bandbreite abzudecken. Deshalb geht<br />
es nie nur um den einen Konsumenten, sondern<br />
um mehr oder weniger alle Konsumenten,<br />
die da draußen rumlaufen und<br />
<br />
Hat sich Ihre Perspektive auf die <strong>Mode</strong>branche<br />
in den Jahren Ihrer Tätigkeit verändert?<br />
D SIn gewisser Weise ja. In den Neunzi-<br />
<br />
Marketinggeschichte und es gab ganz andere<br />
Freiheiten. Heute muss man, egal wie<br />
-<br />
<br />
„Man hat nicht mehr so viel Ruhe, ein Business<br />
aufzubauen. Viele junge Designer werden<br />
einfach verbrannt.“<br />
werden. Dazu wird alles immer schneller<br />
und das Interesse an einem jungen Designer<br />
wird schnell durch den nächsten jungen<br />
Designer ersetzt. Man hat nicht mehr so viel<br />
Ruhe, ein Business aufzubauen. Viele junge<br />
Designer werden einfach verbrannt. Das ist<br />
schade.<br />
Ist der Beruf des Designers vor dem Hintergrund,<br />
den Sie grad ausgeführt haben,<br />
noch erstrebenswert?<br />
D SEr wird immer erstrebenswert sein.<br />
<br />
vielen schönen Blumen drauf, die man<br />
<br />
<br />
manchmal.<br />
Bei Ihrem eigenen Label haben Sie in<br />
einem Maßstab produziert, in dem Sie<br />
die Dinge weitestgehend selbst in der<br />
Hand halten konnten. Wieviel belgischer<br />
Avantgardist steckt noch<br />
in Dirk Schönberger?<br />
D SIch weiß nicht, ob<br />
ich jemals ein belgischer<br />
<br />
<br />
als Designer unter meinem<br />
eigenen Namen werde<br />
ich sicherlich nie der<br />
führte<br />
Designer sein. Ich<br />
werde immer eine gewisse<br />
Unberechenbarkeit haben.<br />
Diese Seite von mir schlummert<br />
im Moment. Das ist<br />
ein bisschen wie der Hulk.<br />
Und der Hulk schläft gerade.<br />
(lacht)<br />
DIRK SCHÖNBERGER studierte<br />
<strong>Mode</strong>design an der ESMOD<br />
in München und ging an-<br />
<br />
Dort gründete er 1996 sein<br />
eigenes Label, verkaufte es<br />
-<br />
<br />
als Chefdesigner bei JOOP!<br />
und seit 2010 als Kreativdirektor<br />
bei adidas.<br />
118
Der schwedische <strong>Mode</strong>mogul Johan<br />
Lindeberg hat sich nach J.Lindeberg<br />
nun ganz auf sein neues Label BLK<br />
DNM (ausgesprochen: Black Denim)<br />
konzentriert. Das ist für ihn Trennungstherapie<br />
und persönlicher Ausdruck<br />
zugleich. Was zunächst nach<br />
dem Gegenteil von cool klingt, ist es<br />
dennoch. In New York gilt BLK DNM<br />
zurzeit als hipstes Label überhaupt.<br />
BLK DNM ist ja ziemlich casual und cool,<br />
Ihr altes Label J.Lindeberg dagegen war<br />
sehr elegant. Was bedeutet Coolness für<br />
Sie? Gehört man zur in-crowd, wenn man<br />
die richtige Marke trägt?<br />
JOHAN LINDEBERG Ich habe so viele Dinge in<br />
meinem Leben gemacht, alles hat seine<br />
Phasen. Eigentlich geht es doch immer darum,<br />
sich selbst auszudrücken, auch mit einer<br />
Marke. Ich habe einige Jahre bei Diesel<br />
als CEO gearbeitet. Danach wollte ich etwas<br />
<br />
lichste,<br />
was mir in meinem Leben im <strong>Mode</strong>bereich<br />
gelungen ist. Da geht es nicht ums<br />
<br />
BLK<br />
DNM<br />
BLACK<br />
DENIM<br />
überall her, wahrscheinlich besonders aus<br />
meiner Vergangenheit. Ich bin in Schweden<br />
aufgewachsen, ich denke, das sieht man<br />
<br />
auch das Raue von Diesel mit Konfektion im<br />
chen<br />
diesen arty Downtown-New-York-<br />
Look mit einem schicken Twist. Es ist eine<br />
<br />
ich am liebsten mag.<br />
Wie kam es dazu?<br />
J L Ich wollte eine neue Marke schaffen.<br />
Dann habe ich mich von meiner Frau getrennt.<br />
Durch den Launch der DNM-Kollektion<br />
konnte ich das verarbeiten. Die Tren-<br />
<br />
Fotos: Hadley Hudson<br />
Interview: Sally Fuls<br />
Styling: Götz Offergeld<br />
Haare: Cecilia Romero mit<br />
Produkten von Marlies Möller<br />
<br />
for Chanel<br />
<br />
<br />
Es gibt eine Redensart, die sagt: Der beste<br />
Weg, um über eine Frau hinwegzukommen,<br />
ist, sie in Literatur zu verwandeln. Haben<br />
Sie Ihre Frau in <strong>Mode</strong> verwandelt?<br />
J L (lacht) Ja, das kann man so sagen. Ich<br />
wollte meine innere Verwüstung in etwas<br />
Positives umkehren. Deswegen habe ich<br />
auch einen Film zum Launch der ersten<br />
Kollektion gedreht. Eigentlich geht es darin<br />
um meine Scheidung – es ist mehr meine<br />
<br />
Trennung gab es drei Dinge, die ich mir vorgenommen<br />
hatte: ein Label gründen und<br />
New York genießen, mit all den Restaurants<br />
und Galerien. Und, am wichtigsten: ein guter<br />
Vater zu sein.<br />
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?<br />
J L <br />
den Blog zu BLK DNM. Das ist nicht nur<br />
eine <strong>Mode</strong>marke, es ist ein kreatives Pro-<br />
<br />
für mich entdeckt und bin seitdem ein lei-<br />
-<br />
sonal<br />
sind. Das ist nichts für mich, denn ich<br />
<br />
<br />
um zu erklären, wie ich Dinge sehe, also<br />
auch: Wofür steht meine Marke? Meine<br />
<br />
mit den <strong>Mode</strong>ls und allen Beteiligten. Ich<br />
möchte generell nur mit Leuten arbeiten,<br />
- no -<br />
124<br />
<br />
<br />
raw. Es geht mehr um Persönlichkeiten als<br />
um Schönheiten.<br />
Wonach suchen Sie Ihre <strong>Mode</strong>ls aus?<br />
J L Ich liebe Frauen mit Selbstbewusstsein,<br />
unabhängige Frauen. Eigentlich sollten die<br />
ja eh die Weltherrschaft übernehmen.<br />
Warum das?<br />
J L Es ist einfach an der Zeit! Ich bin gelangweilt<br />
von Macho-Männern. Frauen haben<br />
so viel mehr Potenzial und Wirkung!<br />
Gibt es einen Unterschied für Sie im Entwerfen<br />
von Frauen- und Männerkleidung?<br />
Mögen Sie Ersteres mehr?<br />
J L Vielleicht. Meine Frauen sollen stark<br />
<br />
ne<br />
Dandy-Prise haben. Mick und Bianca<br />
<br />
Mann und eine maskuline Frau.<br />
Sie selbst sind oft auf den Foto Ihrer Kollektionen<br />
zu sehen. Warum?<br />
J L Ich wollte das Ganze dokumentarisch<br />
aussehen lassen. Ein bisschen wie ein Tagebuch.<br />
Und mittlerweile ist mein Gesicht ja<br />
fast bekannter als mein Name.<br />
Gehört das für Sie zur Marke BLK DNM?<br />
Was wollen Sie erreichen?<br />
J L <br />
Energie verbreiten! Das Ganze ist wie eine<br />
Reise. Ich möchte keine Marke machen, die<br />
sich nur an meine Freunde in New York<br />
shion<br />
ist für mich genauso wichtig wie Poli-<br />
<br />
jetzt nicht weiter über Politik reden muss...<br />
Also kam alles ganz natürlich? Keine Marketingstrategie,<br />
nur kreative Impulse?<br />
J L Ja. Ich mag es nicht, Recherchen anstellen<br />
zu müssen. In den 90ern ist Marketing<br />
<br />
<br />
<br />
das, was ich liebe, nicht das, was andere lieben.<br />
Ich habe keine Lust, mir von einem<br />
Händler sagen lassen zu müssen, dass Pink<br />
gerade in ist.
IRIS VAN HERPEN<br />
15 Lippenstifte,<br />
RÄTSEL<br />
- no -129<br />
Illustration: Anje Jager<br />
die <strong>Fräulein</strong> tragen will, und 10 Fehler, die zu finden sind!<br />
Jeder Entwurf ein kleines Kunstwerk. So abgedroschen dieser Satz auch<br />
<br />
<br />
<br />
McQueen und Viktor&Rolf. Ihr eigenes Label gründete sie 2007, seitdem<br />
<br />
Materialien und Formen. Die Kleidung muss dabei nicht tragbar sein.<br />
<br />
-<br />
<br />
Chambre Syndicale de la Haute Couture ernannt – mit gerade mal 28<br />
-<br />
-<br />
-<br />
<br />
Gaga und Sängerin Björk.<br />
- no -<br />
127<br />
- no -<br />
125<br />
NICOLA FORMICHETTI<br />
Liest man die Liste seiner Projekte, stellt<br />
man sich als Erstes die Frage: Wann<br />
schläft dieser Mann eigentlich? Kreativdirektor<br />
bei MUGLER, Stylist und Berater<br />
<br />
denken, wie viel Zeit alleine dies in<br />
<br />
<br />
anderen Magazinen, Blogger und Tumbler-Fan<br />
by Heart und Fashiondirector<br />
<br />
jemand hat die zeitgenössische <strong>Mode</strong> so<br />
gut verstanden wie Nicola Formichetti.<br />
REI<br />
KAWAKUBO<br />
<br />
und Literatur in Tokio studierte, begann<br />
<br />
gründete sie mit Comme des Garçons ihr<br />
eigenes Label. Kawakubo macht es sich<br />
etten<br />
mit neuen Formvariationen zu<br />
durchbrechen. Ihre erste Show in Paris,<br />
1981, galt als Skandal. Dabei war sie die<br />
Erste, die den „Fetzenlook“ salonfähig<br />
machte, indem sie den Outftis unsaubere<br />
-<br />
<br />
-<br />
<br />
- no -<br />
126<br />
- no -<br />
LUIS VENEGAS<br />
128<br />
Er gehört zu der Sorte kreativer Menschen,<br />
in deren Notizbücher man gerne<br />
mal blättern wollen würde. Luis Venegas<br />
ist Redakteur und Herausgeber von<br />
<br />
<br />
X-Men Comix zurückgeht), EY!Megateen<br />
und Candy. Letzteres beschäftigt sich vor<br />
allem mit der Darstellung von Transsexu-<br />
<br />
trägen<br />
renommierter Fotografen wie Bruce<br />
Weber, Terry Richardson, Larry Clark<br />
und vielen anderen. Jeder will ein <strong>Teil</strong><br />
kationen<br />
von Venegas sein. Sein erstes<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
te<br />
er bei seinen jetzigen Projekten nicht<br />
mehr haben.<br />
122<br />
123
Illustration: Katrin Funke, Text: Wäis Kiani<br />
ALEXA<br />
CHUNG<br />
Manche Promis sind berühmt und<br />
man weiß nicht, warum. Auch das<br />
englische Vorzeige-It-Girl Alexa<br />
Chung passt in diese Kategorie.<br />
Unterm Strich nicht mehr als ein<br />
talentloser Kleiderbügel, scheint ihre<br />
einzige Fähigkeit darin zu bestehen,<br />
die richtigen Klamotten zu tragen und<br />
mit hippen Boyfriends anzubändeln.<br />
gleichsweise<br />
harmlos, sorgt dennoch für<br />
viel zu viel Verdruss, obwohl sie eigentlich<br />
nichts tut außer herumzustehen, um ihre<br />
sehr coolen Klamotten zu zeigen und mit<br />
immer gleicher Miene in die Kameras zu<br />
<br />
britische It-Girl, das noch weniger leistete<br />
als die untalentierte Sienna Miller, aber<br />
-<br />
reitet<br />
es mir Wollust, das sonst aus meinem<br />
Wortschatz verbannte Wort hier öffentlich<br />
auf der Zunge zergehen zu lassen: IT-GIRL.)<br />
<br />
schlimm wie Heidekönigin von irgendeinem<br />
Kaff zu sein. Dennoch kultiviert die<br />
<br />
ein It-Girl leisten muss: Das vollkommen<br />
<br />
Mulberry hat eine Tasche nach ihr benannt,<br />
die zu einem Bestseller wurde. Vogue, Elle<br />
<br />
dem Cover. Karl Lagerfeld verliebte sich in<br />
<br />
deswegen in der ersten Reihe. Ihre besten<br />
Freundinnen sind Promi-Kids und endlos<br />
viele Designer bezahlen sie, damit sie ihre<br />
Sachen anzieht. Das High Street Label New<br />
Look ließ sie unter ihrem Namen eine miese<br />
Kollektion entwerfen, nachdem sich alle<br />
<br />
gar<br />
so schnell verkauft, dass die Webseite<br />
des Labels zusammenbrach. Natürlich ist<br />
sie, wie es sich für ein It-Girl gehört, nur mit<br />
It-Boys zusammen, um auch in der Jungs-<br />
<br />
<br />
<br />
130<br />
- no -<br />
ANTIFRÄULEIN<br />
Strokes sein Nachfolger. Wegen ihm ist sie<br />
<br />
bleiben bislang unbeeindruckt. Der It-Girl<br />
Markt ist dort anscheinend schon übersät-<br />
<br />
echte <strong>Mode</strong>ratorin zu werden, scheitert gerade.<br />
2009 hatte sie es schon mal versucht,<br />
ihre MTV-Sendung, wurde nach sechs Mo-<br />
<br />
<br />
men“<br />
sagte sie. Wir glauben, sie hat keine<br />
<br />
Ihre neue US-Show „24-Hour Catwalk“, ist<br />
eine lahme Sendung in der vier Nachwuchsdesigner<br />
in 24 Stunden eine Kollektion erstellen<br />
und sich von einer Jury bewerten<br />
lassen müssen. Nach Durchbruch sieht<br />
auch das nicht aus. Selbst die sonst so lobhudelnden<br />
Medien in ihrer Heimat lästern<br />
über sie. Es ist an der Zeit zu erkennen,<br />
dass sie nicht mehr ist als ein kaum talentiertes,<br />
mittelhübsches Chick, die zur rechten<br />
Zeit am rechten Ort war und in den<br />
von Stylisten für sie zusammengestellten<br />
Looks, die sich alle Mädchen weltweit wünschen<br />
und nicht bezahlen können, ganz cool<br />
<br />
Style. Sie wird, so wie auch Sarah Jessica<br />
<br />
Wenn sie vor einem unerkannt in einer Kinoschlange<br />
in Hackney steht, sieht sie aus<br />
wie eine Million Middleclass Engländerinnen<br />
auch. Sie ist aber schuld, dass der Bubikragen<br />
so weit in den Mainstream vordrang,<br />
dass ihn jetzt jede Yoga-Lehrerin<br />
trägt. Man kann ihr deswegen nicht unbedingt<br />
dankbar sein, und die Idee, Chanel<br />
Nehmt Alexa die Klamotten und es bleibt: nichts.<br />
mit ungekämmten Haaren streetsmarte<br />
<br />
<br />
ist auch nicht gerade beeindruckend. Nehmt<br />
<br />
„Ich denke, es ist an der Zeit, dass Frauen<br />
nicht nach ihrem Äußeren beurteilt werden,<br />
sondern mehr nach ihrem Intellekt“, sagte<br />
sie Fashionista.com. Ihr Wunsch ist uns<br />
Befehl.<br />
ALEXA CHUNG<br />
<br />
entdeckt. Sie arbeitete als Fernsehmoderatorin<br />
<br />
moderierte sie ihre eigene Sendung auf MTV –<br />
allerdings nur für wenige Monate.<br />
124
Als <strong>Mode</strong>l wurde Hannah Cohen von<br />
Terry Richardson, Richard Prince oder<br />
Ryan McGinley fotografiert. Als Sängerin<br />
hat die 26-Jährige gerade ihr erstes<br />
Album veröffentlicht. Wir haben die<br />
New Yorkerin für unsere Rubrik<br />
„Das trag’ ich für die Ewigkeit“ gefragt,<br />
womit sie am liebsten beerdigt werden<br />
möchte. Hannah Cohen wählte<br />
ein Kleid aus den dreißiger<br />
Jahren und erzählte uns, wie sie sich<br />
ihren Tod vorstellt.<br />
− no −<br />
131<br />
Foto: Hannah Cohen, Protokoll: David Torcasso<br />
HANNAH<br />
COHEN<br />
DAS TRAG’ ICH<br />
FÜR DIE<br />
EWIGKEIT<br />
Ich habe mich im vergangenen Jahr oft mit<br />
dem Thema Tod beschäftigt. Im Februar ist<br />
ein guter Freund gestorben. Ich habe viel<br />
Zeit mit seiner Frau verbracht und mit ihr<br />
<br />
alt. Das ist sehr traurig – aber ich bin dankbar<br />
für die Zeit, die ich mit ihm verbringen<br />
durfte. Manchmal bin ich gelassen gegenüber<br />
dem Tod, manchmal macht mir die<br />
<br />
<br />
leben nach dem Tod weiter, vielleicht in ei-<br />
<br />
einfach die Lichter ausgehen und Schluss<br />
ist. Ich bin kürzlich mit einer Freundin von<br />
<br />
„Mach dir keine Sorgen. Wir werden nicht<br />
bei einem Flugzeugabsturz sterben. Das haben<br />
wir nicht verdient.“ Ich denke, ich werde<br />
im Schlaf sterben. Ganz friedlich, natür-<br />
<br />
Viele meiner Freunde und Verwandten sind<br />
Musiker und teilweise früh an Krebs oder<br />
zessives<br />
Leben geführt haben. Mein Vater<br />
hat viel Zeit mit ihnen im Krankenhaus ver-<br />
<br />
auszog, in New York als <strong>Mode</strong>l arbeitete,<br />
<br />
irgendwann realisiert, dass die Kerze bei<br />
diesem Lifestyle relativ rasch runterbrennt.<br />
<br />
nicht für dieses „live fast, die young“-Ding,<br />
das man Musikern gerne zuschreibt.<br />
Ich beschäftige mich auch in meinen Songs<br />
mit dem Tod – aber nicht nur mit dem Tod<br />
als Ende des Lebens, sondern auch etwa<br />
mit dem Tod von Beziehungen. Das Ende<br />
der Liebe kann wie ein „kleiner Tod“ sein.<br />
Ich hatte letzten Sommer großen Liebeskummer.<br />
Ich habe Trauer und Schmerz<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
„Ich bin in das Kleid so verliebt, dass ich es gerne in<br />
meinem Grab tragen würde.”<br />
<br />
amüsant. Und habe mir mit 26 Jahren auch<br />
noch keine großen Gedanken darüber ge-<br />
<br />
genstände<br />
aufbewahren. Ich habe einen<br />
kleinen Schrein in meinem Zimmer über ei-<br />
-<br />
cessoires,<br />
Souvenirs, Geschenke, Bücher<br />
etc. Meine Schwester lebt in London, meine<br />
Eltern in San Francisco, ich in New York.<br />
<br />
mich an sie erinnern. Nicht nur Fotos, sondern<br />
auch Dinge, die ihnen gehören oder sie<br />
mir geschenkt haben. Die Mutter von meinem<br />
Produzenten hat mir vor einigen Monaten<br />
ein wunderschönes Kleid geschenkt.<br />
Ich trage es auf dem Foto, dass ich ihnen geschickt<br />
habe. Es ist von der Mutter ihres<br />
<br />
nicht nur schön, sondern trägt auch eine<br />
Geschichte in sich. Ich trage es nur zu be-<br />
burtstag.<br />
Ich bin in das Kleid so verliebt,<br />
dass ich es gerne in meinem Grab tragen<br />
würde.<br />
Ich möchte auch, dass an meinem Begräbnis<br />
coole Musik, vielleicht von James<br />
so<br />
wünschen, dass die Leute an meinem<br />
Begräbnis eine Party machen. Nicht weil sie<br />
sich freuen, dass ich gegangen bin, sondern<br />
weil das Weinen und Trauern nicht in meinem<br />
Sinne ist. Die Gäste meiner Beerdigung<br />
<br />
verabschieden. Meine Familie und Freunde<br />
sollten fröhlich, nicht traurig sein, wenn sie<br />
das letzte Mal mit mir „zusammen“ sind.<br />
<br />
erzählte mir, wie sie dort ein Begräbnis ver-<br />
<br />
verbrannt, dann versammelt sich die Familie<br />
in einem Kreis um die Urne, essen Bohnen<br />
und verabschieden sich so von dem Toten.<br />
Das ist ein sehr schöner Weg. Ich hoffe<br />
auch, dass das letzte Essen vor meinem<br />
Tod ein besonders gutes sein wird. Weil ich<br />
mag gutes Essen.<br />
Die traditionelle Totenzeremonie in der<br />
<br />
keinen Sinn mehr. Ein Priester, der dich<br />
<br />
seltsam. Das sollten nur deine Freunde tun.<br />
Ich habe aber noch genug Zeit zu entscheiden,<br />
ob ich mich verbrennen lassen oder in<br />
einem Sarg begraben werden soll. Verbren-<br />
<br />
ausstreuen ist irgendwie auch eine schöne<br />
Vorstellung. Falls ich begraben werde, sollen<br />
mein Grabstein mit einem schönen<br />
ne<br />
eine Familie und Kinder haben. Die sollten<br />
das tun, weil sie mich kennen. Vielleicht<br />
wird es aber auch eine Textzeile aus meinen<br />
Songs sein. Wobei das ist noch zu früh jetzt.<br />
Meine besten Songs habe ich noch nicht<br />
geschrieben.<br />
HANNAH COHEN<br />
Francisco nach New York und arbeitet dort als<br />
<strong>Mode</strong>l. Nebenbei brachte sie sich das Gitarre-<br />
<br />
<br />
127
IMPRESSUM<br />
<strong>Fräulein</strong> ist eine<br />
Off One’s Rocker Ltd. Produktion<br />
mit Redaktionssitz:<br />
<br />
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www.fraeulein-magazin.com<br />
CHEFREDAKTEUR UND KREATIVDIREKTOR<br />
V.i.S.d.P.<br />
Götz Offergeld<br />
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Wer bekommt die Seltenen Erden aus China? Was<br />
machen die Neonazis in Europa? Welche Folgen<br />
hat der Landraub für Afrika? Wie verändert der<br />
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* Kostenfreier Versand im Inland<br />
ART-DIREKTION<br />
Barbara Krimm, StudioKrimm<br />
REDAKTION<br />
STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR<br />
Hendrik Lakeberg<br />
MODE / STIL<br />
Lisa Leinen<br />
BEAUTY<br />
Lisa Leinen<br />
TEXTCHEF<br />
Eckart Eisenblätter<br />
ASSISTENZ DER CHEFREDAKTION<br />
<br />
GRAFIK DEPARTMENT<br />
Robin John Berwing<br />
POST PRODUCTION<br />
Malte Rettberg, Linda Sinewe<br />
FOTOGRAFEN<br />
<br />
Debora Mittelstaedt, Matthias Ziegler, Christian<br />
Hagemann, Zelinda Zanichelli, Hadley Hudson,<br />
Randall Bachner, David Fischer, Irina Gavrich,<br />
Jean-Francois Carly, Kristin Loschert,<br />
Collier Schorr<br />
ILLUSTRATOREN<br />
<br />
AUTOREN<br />
<br />
Vicki Woods, Mareike Nieberding, Sally Fuls,<br />
<br />
<br />
Marcel Malachowski, Wäis Kiani, Doris Hardt<br />
VERLAG<br />
Off Ones Rocker Publishing Ltd.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Geschäftsführer: Hannes von Matthey<br />
Herausgeber: Götz Offergeld<br />
Verlagsleitung: Katharina Kuhn<br />
<br />
<br />
PRESSEKONTAKT<br />
Pauline Hoch<br />
<br />
VERTRIEB<br />
BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />
Römerstr. 90<br />
79618 Rheinfelden<br />
<br />
DRUCKEREI<br />
Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG<br />
Frankfurter Str. 168<br />
<br />
www.ddm.de<br />
COVER<br />
Foto: Randall Bachner<br />
FRÄULEIN-SCHRIFTZUG<br />
Kasia Mars<br />
Besonderer Dank an<br />
Jan-Nico Meyer<br />
ANZEIGENVERKAUF:<br />
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Niedersachsen)<br />
Dirk Struwe, Medienvermarktung e.K.<br />
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Vereinsstr. 20, 41472 Neuss<br />
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Palais Kronberg, Frankfurter Str. 111,<br />
61476 Kronberg<br />
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<br />
Bruno Marrenbach, MMS Marrenbach<br />
Medien-Service<br />
Lachenmeyerstr. 25, 81827 München<br />
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JB Media surl, Jeffrey Byrnes<br />
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Die Konzentration des Reichtums und die Spekulation<br />
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müssen Millionen von Menschen in Nord und Süd<br />
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Mit Beiträgen von Elmar Altvater, Nicola Liebert, Ulrike<br />
Herrmann, David Graeber, Slavoj Žižek u.a. – und einem<br />
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broschiert, 112 Seiten, 8,50 €<br />
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Le Monde diplomatique<br />
PF 61 02 29<br />
10923 Berlin<br />
T (030) 25 90 21 38<br />
F (030) 25 90 25 38<br />
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SACHEN GIBT’S<br />
In der letzten Ausgabe haben wir<br />
die Kleidungsstücke vorgeschlagen,<br />
die jede Frau im Schrank<br />
haben sollte. Diesmal wollen wir<br />
das Gleiche für die Männer tun. Die<br />
Grundregel bleibt gleich: Lieber auf<br />
einzelne all time favorit-<strong>Teil</strong>e sparen<br />
und sie immer wieder mit<br />
gutem<br />
Gefühl neu tragen und kombinieren.<br />
Dreiteiliger Anzug<br />
<br />
kommen, auch nächstes Jahr. Mit einem<br />
-<br />
<br />
dem Kauf noch bei einem Schneider der<br />
<br />
<br />
Hosen leicht zu kurz.<br />
bunte socken<br />
Dunkle Jeans und schwarze Schuhe und dazwischen<br />
blitzt eine gestreifte Socke hervor.<br />
Je bunter, desto besser. Besonders schöne<br />
<br />
GRAUES SWEATSHIRT<br />
Was gibt es Besseres, als am Wochenende<br />
einfach ein bequemes Sweatshirt überzuziehen,<br />
mit dem man sich sowohl auf der<br />
-<br />
<br />
hält warm.<br />
WEISSES HEMD<br />
tung<br />
geschafft hat, muss wohl nicht mehr<br />
geklärt werden. Passt immer. Die schönsten<br />
gibt es von Hermès und Thom Browne<br />
<br />
chino<br />
<br />
Jeans! Egal ob in Beige, Kaki, Schwarz oder<br />
Blau. Vorsicht mit knallbunten Farben.<br />
<br />
und wohl kombiniert sein.<br />
UHR<br />
<br />
<br />
<br />
– NO –<br />
132<br />
Strickjacke<br />
Egal ob übers Hemd oder T-Shirt, wer Car-<br />
<br />
<br />
Klassische Jeans<br />
<br />
Levi’s oder Lee. Wichtig ist nur: Eine Jeans<br />
<br />
WEISSES T-SHIRT<br />
Darf nicht im Kleiderschrank fehlen! Im<br />
besten Falle hat man gleich mehrere zur<br />
Hand, denn ja: Weiße T-Shirts kann man<br />
auch jeden Tag tragen.<br />
Converse Jack<br />
Purcell<br />
Der verkannte all time favorit-Sneaker!<br />
KASCHMIRMANTEL<br />
<br />
immer kühler. Das wenige, was wirklich<br />
wärmt, sind Daunen und Kaschmir.<br />
Portemonnaie<br />
<br />
für Ihn. Da er es im besten Falle mit sich<br />
trägt, sollte es aus einem besonderen Mate-<br />
<br />
schlicht, elegant und vor allem funktional<br />
sein.<br />
Bomberjacke<br />
en<br />
eine Bomberjacke ans Herz gelegt.<br />
Selbstredend tun wir das auch hier. Und<br />
ja, wir verweisen wieder auf die guten Stücke<br />
von Maharishi.<br />
Feuerzeug<br />
Kommt einfach gut, wenn man statt Plastik-<br />
<br />
edles Feuerzeug reichen kann.<br />
PENNYLOAFERS<br />
<br />
man sie bezeichnen mag, sie gehören in den<br />
Schuhschrank jedes Mannes.<br />
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