HDTV XXL Test-Jahrbuch 2011 (Vorschau)
Neue Programmzeitschrift Der Start von HbbTV zur letztjährigen IFA kam für viele überraschend schnell, dabei ließ die Einführung im TV-Bereich noch mehrere Monate auf sich warten. Wir haben der Plattform unter die Haube geschaut und zeigen Ihnen die aktuellen Möglichkeiten. VON CHRISTIAN HILL UND THOMAS KÖHRE Mehr Übersichtlichkeit, bessere Grafiken, moderne Navigation – das sind die wesentlichen Punkte, mit denen HbbTV die programmunterstützenden Informationen zeitgerecht aufbereiten will Die Privatsender sehen in der Plattform noch andere Chancen. Sie dient vor allem auch als neue Werbeplattform, die aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit an Attraktivität gewinnt Bilder: Auerbach Verlag, Ping 24/7 150 HDTV XXL | 1.2011 | www.hdplustv.de
Seit der viel beachteten Messe ist es verdächtig ruhig um HbbTV geworden. Dies mag in erster Linie an der geringen Anzahl verfügbarer HbbTV-Endgeräte und der niedrigen Verbreitung des Angebotes liegen. Vielerorts gleichen die erweiterten Informationsoberflächen noch einer Baustelle, die Möglichkeiten des neuen Standards könnten dagegen vielfältiger kaum sein. Voraussetzung ist lediglich ein digitaler TV-Anschluss sowie der Zugang zum Internet. HbbTV-Signale sind dank Netzwerkzugriff unabhängig vom Übertragungsweg und somit auch über DVB-T und IPTV empfangbar, allerdings ist das Angebot derzeit auf DVB-C und DVB-S beschränkt. Vom Teletext zu HbbTV Der Teletext in seiner bekannten Form wird parallel zum laufenden TV-Programm ausgestrahlt und die sogenannte Austastlücke im TV-Format PAL ausgenutzt. Die Auswertung der Seiten findet durch den Teletextdecoder im Empfangsgerät statt. Meist werden die Textseiten im Gerät auch zwischengespeichert, um einen schnellen Seitenzugriff zu ermöglichen. Ein völlig anderer Ansatz wird bei HbbTV verfolgt: Die Inhalte gelangen via Internet auf das Endgerät. Das Internet, wie Sie es vom Computer her kennen, besteht größtenteils aus dem WWW, dem World Wide Web. Die Angebote werden mit dem Internetbrowser, beispielsweise dem Internet Explorer, dargestellt. Mit einer 1:1-Portierung auf den Fernseher werden Sie also hinsichtlich der Bedienung nicht glücklich. HbbTV wählt einen eleganten und bedienungsfreundlichen Weg: Die Inhalte werden wie beim Videotext redaktionell vorbereitet auf die Reise geschickt. Jeder HbbTV-Anbieter nutzt dabei eine an die eigenen Bedürfnisse und Inhalte angepasste Form. Im Gegensatz zur Teletextnavigation erfolgt die Bedienung mithilfe des Steuerkreuzes, der OK-Taste und der vier Farbtasten. Der klassische Seitenzugriff mit den Zifferntasten tritt in den Hintergrund und ist nur noch beim Zwischenweg vonnöten. Doppelt verbunden Das klassische Rundfunksignal gleicht einer Einbahnstraße – ein Rückkanal zur Kommunikation mit dem Sender fehlt. Genau dieser wird aber für eine interaktive Erweiterung, wie HbbTV sie leisten will, benötigt. Hier muss die Breitbandverbindung des Internets zu Hilfe genommen werden. Die TV-Station als Anbieter signalisiert lediglich über das Sendesignal, dass Informationen in Form von HbbTV-Inhalten abrufbar sind. Will der Zuschauer dieses Angebot nutzen, reicht ein Tastendruck auf der Fernbedienung, um die Informationen über eine Internetverbindung abzurufen. Dies hat den Vorteil, dass die Datenflut wesentlich größer sein kann als beim aktuellen Videotext, zudem werden die Transponder des Senders nicht zusätzlich belastet. Die praktisch grenzenlosen Kapazitäten des Internets bieten den Stationen alle Möglichkeiten, die Zusatzinformationen zeitgemäß zu gestalten und ebenjenen Rückkanal aufzubauen, über den eine Interaktion mit dem Inhalteanbieter stattfinden kann. Mehrsprachig CE-HTML ist die Sprache, die die Verknüpfung von Internet und Fernsehen benutzerfreundlich und vielseitig zugleich bewältigen soll. Zum Baukasten gehört XHTML, eine erweiterbare Auszeichnungssprache, die grob die Anordnung, Einbettung und Darstellung von Informationen regelt. Für die Designfeinheiten leiht sich HbbTV die Spezialsprache CSS aus und wandelt diese für Bedürfnisse von Fernsehgeräten ab. CSS TV Profil 1.0 sorgt für ausreichend große Buchstaben und Bilder, sodass diese auch bei einem vergrößerten Abstand zum Apparat gut erkennbar sind. Zusätzlich löst es wichtige Navigationsfragen, denn der Zuschauer ist nicht auf eine Tastatur angewiesen. Ebenfalls nicht vergessen wurde eine Skriptsprache, die die gegenseitige Kommunikation ermöglicht und auf Benutzereingaben reagiert. Dies eröffnet erst den weiten Kosmos der Interaktion bis hin zu möglichen E-Commerce-Anwendungen. Optisch verbessert gibt sich der bisherige Teletext im HbbTV-Format. Die Inhalte werden im Design des HbbTV-Angebots des jeweiligen Programmanbieters dargestellt. Zu vielen Textseiten gibt es kleine Bilder oder Infografiken, wie man es aus dem WWW kennt. Das wichtigste Plus ist aber die größere Schrift – sie ist nun perfekt auf großen Flachbildfernsehern zu erkennen. Die Navigation mittels der Zifferntasten ist hier weiterhin möglich, alternativ nutzen Sie das Steuerkreuz auf der Fernbedienung. Die Seiten laden ebenso schnell wie beim bisherigen Teletext, aber man ist hier nicht auf eine maximale Zeichenzahl beschränkt. Mehrseitige Nachrichten blättern Sie mit dem „Weiter“-Knopf um. Die Textseiten können außerdem mit Videomaterial versehen werden, wodurch der Textanbieter Nachrichtenclips aus den News-Sendungen des Programms beifügen kann. Mit einem Tastendruck sind sie abrufbar und starten quasi sofort. Nebenbei läuft das aktuelle Programm in einem kleinen Fenster weiter. Großes Zögern Auf die automatisch eingeblendeten Hinweise der HbbTV-Inhalte beim Anwählen eines Senders stößt der Zuschauer noch selten. Lediglich acht Kanäle sowie alle dritten Programme der ARD stellen bereits die internetgestützten Applikationen bereit. Wer auf HbbTV zugreifen möchte, benötigt einen der wenigen verfügbaren Receiver mit entsprechender Unterstützung. Einen großen Anstieg an Zugriffen wird es erst geben, wenn die Funktionen in einem netzwerkfähigen Fernsehgerät zu Ihnen nach Hause kommen. Philips zeigt in diesem Punkt die fortgeschrittensten Ansätze und kündigte Die Menüleiste erscheint nach dem Drücken der roten Taste auf der Fernbedienung. Mit dem Steuerkreuz und den farbigen Tasten navigieren Sie durch das HbbTV-Angebot Die klassische Darstellung des Videotextes können Sie in Details beeinflussen: Dank der Skriptsprache CSS verändern Sie Textfelder und Schriftfarbe Den größten Fortschritt stellt die optische Aufwertung von Informationen durch hochauflösende Grafiken dar. Diese waren im Teletext nur ein unansehnlicher Pixelbrei Das ZDF beschränkt sein HbbTV-Angebot größtenteils auf Videobeiträge vergangener Sendungen. Die Suche wird durch sinnvolle Einteilungen in Kategorien erleichtert HD-Inhalte 151
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