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Motorsport Magazin Sebastian Vettel - die tausend Gesichter des Champs (Vorschau)

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IN DIESER AUSGABE<br />

Stephan Heublein, Chefredakteur<br />

AUSGABE<br />

30<br />

Jubiläum beim<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Viel Jubiläum - Ihr <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wird 30! In <strong>die</strong>sem<br />

Moment halten Sie unsere 30. Ausgabe in Händen, wie immer<br />

vollgepackt mit Exklusivinterviews, Technik-Hintergründen und<br />

lustigen Anekdoten aus der weiten <strong>Motorsport</strong>-Welt.<br />

Jetzt ist <strong>die</strong> entscheidende Frage: Was machen wir Besonderes in<br />

unserer 30. Ausgabe? Ganz einfach: Was wir sonst auch machen,<br />

nur noch mehr davon! Unsere Redakteure schwärmten auch<br />

<strong>die</strong>smal in aller Welt aus, um Ihnen direkt vor Ort Eindrücke von<br />

den Rennstrecken und aus den Fabriken zu verschaffen. So waren<br />

wir unter anderem in den Werken von KTM in Munderfing und bei<br />

Merce<strong>des</strong> DTM-Partner HWA in Affalterbach zu Gast, um dort einen<br />

exklusiven Blick hinter <strong>die</strong> Kulissen zu werfen.<br />

Vielen Dank! - 30 Ausgaben, 3.528 Seiten und jede Menge<br />

spannender Interviews, hintergründiger Reportagen und unterhaltsamer<br />

Geschichten - und das alles nur für Sie, unsere treuen<br />

Leserinnen und Leser. Herzlichen Dank für Ihre Treue und natürlich<br />

viel Spaß mit den kommenden 30 Ausgaben!<br />

Gerne dürfen Sie uns Ihre Meinung zum <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

mitteilen. Wen sollen wir interviewen? Worüber würden Sie gerne<br />

lesen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge, Kritik und Anregungen<br />

an: leserbriefe@motorsport-magazin.com<br />

Formel 1<br />

sebastian vettel: Seine vielen <strong>Gesichter</strong> 20<br />

paddock-regeln: Wer mag wen? 26<br />

lotus: Geheimfavorit oder viel Rauch um nichts? 30<br />

mclaren: Mit Vollgas aus der Krise 34<br />

technik: Technik-Trends 2013 40<br />

exklusiv - adrian sutil: Offene Rechnung 46<br />

history: Top-5 der Teamrückkehrer 50<br />

Automobil<br />

exklusiv: Mattias Ekström 56<br />

speed academy: 5 Fragen an Pascal Wehrlein 60<br />

wrc: Herkulesaufgabe für Hirvonen 63<br />

exklusiv: Dani Sordo 64<br />

gp2: Made in Germany 66<br />

splitter: ADAC <strong>Motorsport</strong> 70<br />

fahrzeug: Race Truck 72<br />

Motorrad<br />

honda: Pedrosa vs. Marquez 76<br />

exklusiv: Alvaro Bautista 82<br />

story: Startnummern 86<br />

analyse: CRT-Maschinen 2013 88<br />

top-5: <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Awards 2013 . 92<br />

exklusiv: Marcel Schrötter 96<br />

ktm: Werksbesuch im orangen Herz 100<br />

exklusiv: Philipp Öttl 104<br />

wsbk: Max Neukirchner - Der Rückkehrer 106<br />

freestyle: No Limits 108<br />

Service<br />

Boxenstopp 4<br />

Kolumnen 14<br />

ZIELGERADE 112<br />

Impressum 114<br />

Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro, lotus, merce<strong>des</strong>-benz<br />

2 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pro VS.<br />

Egoistische Fahrer<br />

Webber zeigte in<br />

Malaysia wenig<br />

Begeisterung<br />

Fotos: adrivo/sutton<br />

+++ PRO +++<br />

+++ CONTRA +++<br />

Der Blätterwald rauschte, das Fahrerlager schrie hell empört auf.<br />

<strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> bekam nach seinem selbst entschiedenen Überholmanöver<br />

gegen seinen Teamkollegen Mark Webber eine Ohrfeige<br />

nach der anderen. Aber warum eigentlich?<br />

Die einfache Antwort ist logisch: Die Fahrer werden von ihren Teams<br />

bezahlt - zumin<strong>des</strong>t in den Spitzenteams - und sollten sich auch<br />

gefälligst an <strong>die</strong> Anweisungen ihrer Chefs halten. Andererseits zeigt<br />

erst ein Fahrer, der den Mumm besitzt, sich über fragwürdige oder<br />

falsche Befehle seines Teams hinwegzusetzen, dass er <strong>die</strong> Millionen<br />

als Mensch auch wirklich wert ist.<br />

Seit Jahren verlangen Fans und Me<strong>die</strong>n nach mehr Charakteren in<br />

der Formel 1. Nach Fahrern wie früher, <strong>die</strong> machen, was sie denken<br />

und sich von nichts und niemandem reinreden lassen. Kimi Räikkönen<br />

ist so einer - und alle Welt liebt ihn dafür (außer vielleicht seine<br />

Chefs).<br />

<strong>Vettel</strong> war in Sepang genauso. Er wurde von Red Bull dazu erzogen,<br />

immer gewinnen zu wollen. Genau das hat er in <strong>die</strong> Tat umgesetzt<br />

und dabei den Fans gegeben, was sie wollen: Überholmanöver, nicht<br />

vier Top-Autos, <strong>die</strong> im letzten Renndrittel brav im Gänsemarsch hintereinander<br />

herfahren. Natürlich sollte es nicht zur Sitte werden,<br />

alle Vorgaben zu ignorieren, aber blinder Gehorsam ist genauso<br />

wenig gefragt.<br />

Text: Stephan Heublein<br />

Für einige hat <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> mit seinem Ego-Trip in Malaysia<br />

durchaus an Reputation gewonnen. Er hat sich ein Profil geschaffen,<br />

doch der Preis war verdammt hoch. Es wird noch lange dauern, bis<br />

<strong>die</strong> Wunden verheilt sind. Zu groß war der Vertrauensbruch innerhalb<br />

<strong>des</strong> Red-Bull-Rennstalls.<br />

<strong>Vettel</strong> hat mit seiner Befehlsverweigerung <strong>die</strong> gesamte Mannschaft<br />

schlecht aussehen lassen, allen voran Teamchef Christian Horner,<br />

der sich vorwerfen lassen musste, keine Eier zu haben. Auch <strong>die</strong><br />

über 500 Teammitglieder hatten allen Grund auf <strong>Vettel</strong> sauer zu<br />

sein, immerhin arbeiten sie das ganze Jahr, damit <strong>Vettel</strong> überhaupt<br />

in der Lage ist, Rennen zu gewinnen.<br />

Niemand von ihnen könnte es sich erlauben, <strong>die</strong> Anordnung der<br />

Teamführung zu ignorieren. Wer zahlt, schafft an. Das trifft auch<br />

auf <strong>Vettel</strong> zu. Er wird dafür bezahlt, im Sinne <strong>des</strong> Teams zu handeln.<br />

Seine Aktion war aber alles andere als das. <strong>Vettel</strong> ging ein unnötiges<br />

Risiko ein.<br />

Hätte Webber nicht professionell seine Linie gehalten, wären<br />

womöglich beide Piloten im Kiesbett gelandet wie 2010 in Istanbul.<br />

Die Konkurrenz hätte sich wie damals ins Fäustchen gelacht. Im<br />

Worst Case hätte <strong>Vettel</strong>s Ego-Trip nicht nur Red Bull wichtige WM-<br />

Punkte gekostet, sondern auch <strong>die</strong> Mannschaft den Lohn für ihre<br />

harte Arbeit.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


FORMEL 1<br />

INSIDE<br />

Text: Manuel Sperl<br />

Darauf darf Kimi<br />

einen kräftigen<br />

Schluck nehmen<br />

Gutes Omen<br />

Die Saison ist noch lang, es sind noch 18 Rennen zu fahren, es lässt sich noch nichts ableiten<br />

- alles Quatsch! Die Statistik belegt: In der Hälfte aller Formel-1-Saisons seit 1950 wurde der<br />

Auftaktsieger später auch Weltmeister. In den vergangenen 13 Jahren gelang <strong>die</strong>ses Kunststück<br />

sogar neun Mal! Und wer will schon der Statistik widersprechen?<br />

Saison Auftaktrennen Auftaktsieger Weltmeister<br />

2013 Australien Kimi Räikkönen ???<br />

2012 Australien Jenson Button <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong><br />

2011 Australien <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong><br />

2010 Bahrain Fernando Alonso <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong><br />

2009 Australien Jenson Button Jenson Button<br />

2008 Australien Lewis Hamilton Lewis Hamilton<br />

2007 Australien Kimi Räikkönen Kimi Räikkönen<br />

2006 Bahrain Fernando Alonso Fernando Alonso<br />

2005 Australien Giancarlo Fisichella Fernando Alonso<br />

2004 Australien Michael Schumacher Michael Schumacher<br />

2003 Australien David Coulthard Michael Schumacher<br />

2002 Australien Michael Schumacher Michael Schumacher<br />

2001 Australien Michael Schumacher Michael Schumacher<br />

2000 Australien Michael Schumacher Michael Schumacher<br />

Fotos: adrivo/sutton<br />

6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Top-3 Gründe<br />

Ist Kimi also schon Weltmeister?<br />

1. Kimis Sieg 2013 war sein zweiter Erfolg bei einem Auftaktrennen.<br />

Beim ersten Mal wurde er 2007 mit Ferrari Champion.<br />

2. In jeder Saison, in der ein Fahrer <strong>des</strong> Teams aus<br />

Enstone (Benetton, Renault, nun Lotus) den Auftakt-GP<br />

gewann (1994, 1995, 2006), wurde er auch Weltmeister.<br />

3. Statistik hin oder her. Der Kerl weiß einfach, was er tut:<br />

»Ein Sieg ist ein Sieg, es ist nicht wirklich wichtig, wann man<br />

ihn in der Saison holt.«<br />

»Einer unserer Fahrer ist<br />

bekannt dafür, dass er tut,<br />

was er will.«<br />

Eric Boullier<br />

Die<br />

Auftaktweltmeister<br />

Michael Schumacher<br />

Bei sechs seiner<br />

sieben Weltmeistertitel<br />

gewann Michael<br />

Schumacher das<br />

Auftaktrennen.<br />

Rekord.<br />

Was sonst?<br />

»Ich sehe mich als Sportler,<br />

nicht als Star. Ich habe 0<br />

Follower bei Twitter - also<br />

kann ich kein Star sein.«<br />

<strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong><br />

»Ich bin ein riesiger Fan<br />

von Bulldoggen. Ich gehe<br />

auch mit dem Hund Gassi,<br />

wenn Lewis Rennen fährt.«<br />

Bernie Ecclestone<br />

Juan Manuel Fangio<br />

SPRÜCHE+++SPRÜCHE+++SPRÜCHE<br />

Lupenreiner als<br />

Schumis Weste: 100%<br />

Siegquote beim<br />

Auftaktrennen seiner<br />

fünf Weltmeisterjahre.<br />

In drei Jahrzehnten<br />

(2000er,<br />

1990er, und<br />

1950er) wurde in<br />

acht Jahren der<br />

Auftaktsieger auch<br />

Weltmeister.<br />

50,79%<br />

63 F1-Weltmeister wurden seit 1950<br />

gekrönt. 32 Mal wurde der Auftaktsieger<br />

in jener Saison auch Champion.<br />

5<br />

Alle fünf aktiven<br />

F1-Champions haben<br />

min<strong>des</strong>tens in einer<br />

ihrer WM-Saisons das<br />

Auftaktrennen<br />

gewonnen.<br />

Alle fünf aktiven<br />

F1-Champions haben<br />

min<strong>des</strong>tens in einer ihrer<br />

WM-Saisons das<br />

Auftaktrennen gewonnen.<br />

A. Prost/A. Senna<br />

Sie stritten sich<br />

stets um Siege und<br />

Titel, doch in <strong>die</strong>ser<br />

Statistik teilen sie sich<br />

Platz drei mit je zwei<br />

Erfolgen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 7


Motorrad<br />

INSIDE<br />

Text: Michael Höller & Maria Pohlmann<br />

5FRAGEN AN:<br />

Cal<br />

Crutchlow<br />

1. Wenn es einen Film über dich gäbe, wie<br />

würde der Titel lauten?<br />

Puh... ‚Crazy Cal‘.<br />

2. Welcher Superheld wärst du gern?<br />

Ich weiß es nicht, Superman vielleicht.<br />

3. Wann hast du das letzte Mal richtig einen<br />

draufgemacht?<br />

Das ist lange her. Ich trinke keinen Alkohol mehr, weil<br />

das eine Katastrophe für mich ist. Es dauert immer zu<br />

lange, bis ich mich wieder davon erholt habe.<br />

4. Was ist dein Lieblings-Anmachspruch?<br />

Ich brauche keinen Anmachspruch mehr, ich<br />

habe ja meine Freundin. Ich muss aber sagen,<br />

dass ich bei solchen Sachen nicht sehr gut bin,<br />

Lucy musste mich anmachen. [lacht]<br />

5. Welchen Star wür<strong>des</strong>t du gern einmal<br />

treffen?<br />

Megan Fox.<br />

Alleinunterhalter<br />

Colin Edwards<br />

Colin Edwards unterhielt sein Publikum am Katar-<br />

Wochenende wieder einmal mit unterhaltsamen<br />

Tweets:<br />

»Kann mir bitte jemand ein Sandwich bringen?<br />

Ich habe Hunger.«<br />

Eine Muschel bei<br />

einem Wüstenrennen?<br />

Die spinnen <strong>die</strong><br />

Scheichs!<br />

»Nur zur Info: der harte Reifen funktioniert<br />

schon mal nicht mit 2mm Sand auf der ganzen<br />

Strecke.«<br />

»Jetzt vermischt sich auch noch der Regen mit dem Sand.<br />

Ich frage mich, ob Bridgestone Paddel-Reifen dabei hat.«<br />

»Ich würde euch gerne allen<br />

sagen, dass wir morgen eine<br />

Sekunde schneller sind, aber<br />

dann würdet ihr nur aufwachen<br />

und realisieren, dass es<br />

ein Traum war.«<br />

Fotos: milagro, bridgestone<br />

8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Teamkollegenvergleich<br />

Valentino Rossi zeigte beim ersten Rennen zurück<br />

auf der M1 eine starke Leistung. Da Jorge Lorenzo<br />

meist den Ton angab, bietet sich ein interner Teamvergleich<br />

an.<br />

Fakten jorge Lorenzo Valentino Rossi<br />

Trainingsbestzeit 1:56.084 (2.) 1:56.416 (4.)<br />

Qualifikation 1:54.714 (1.) 1:55.711 (7.)<br />

Gesamte Renn-Zeit 42:39.802 (1.) 42:45.792 (2.)<br />

Schnellste Rennrunde 1:55.569 (2.) 1:55.756 (3.)<br />

Ein Lichtblick bei Ducati<br />

Andrea Dovizioso war in der Qualifikation zum Katar GP so<br />

schnell, dass ihm nur drei Zehntelsekunden auf Jorge<br />

Lorenzos Pole-Zeit fehlten. Strahlende <strong>Gesichter</strong> in der<br />

Ducati-Box. »Es gelang uns, mit einem perfekten Elektronik-Setup<br />

in <strong>die</strong> Qualifikation zu gehen, also waren wir<br />

schnell in der Lage, das volle Potential <strong>des</strong> Bikes auszunutzen.«<br />

Das volle Potential der Desmosedici sah auf 22<br />

Runden leider etwas anders aus. Der Italiener war vom<br />

siebten Platz enttäuscht. Die stufenweise Entwicklung bei<br />

Ducati soll aber weitergehen und vielleicht gelingt Dovizioso<br />

schon bald eine Überraschung.<br />

Schon im zweiten Jahr zahlt sich <strong>die</strong> Idee der Claiming<br />

Rule Teams aus: Das MotoGP-Starterfeld ist so voll wie<br />

schon lange nicht mehr. Während 2010 selbst ein<br />

Fotograf auf seinem Roller noch Punkte in der Königsklasse<br />

hätte holen können, weil oft nicht einmal 15<br />

Piloten im Ziel ankamen, sieht es für <strong>die</strong> Bildreporter<br />

heute schlecht aus. Von den 24 Dauerstartern fielen in<br />

Katar zwar neun aus, das sollte 2013 allerdings nicht<br />

<strong>die</strong> Regel sein. Die Roller-Konkurrenz wäre aber auch in<br />

der Wüste leer ausgegangen.<br />

Prall<br />

gefüllt<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9


MOTORSPORT<br />

INSIDE<br />

Text: Frederik Hackbarth & Philipp Schajer<br />

Daniel Abt vertritt<br />

2013 <strong>die</strong> deutschen<br />

Farben in der GP2<br />

Fotos: adrivo/Sutton, gp2, zele racing, gp3, F3 EM, adac, renault<br />

FAN<br />

TIPP<br />

Offizieller Formel-1-<br />

Rückblick 2012<br />

<strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> hat es geschafft: Erleben Sie<br />

seinen Weg zum jüngsten Dreifach-Champion<br />

der Formel-1-Geschichte in High Definition.<br />

Alle Rennen, je<strong>des</strong> Highlight, große Emotionen -<br />

hautnah dabei. Setzen Sie sich mit den Fahrern<br />

ins Cockpit der High-Tech-Boliden und genießen<br />

Sie das Brüllen der V8-Motoren in 5.1 Surround<br />

Sound. Über fünf Stunden Filmmaterial,<br />

On-Board-Kamera-Action, Fahrerkommentare<br />

und sechs zusätzliche Funktionen - erhältlich<br />

auf DVD oder Blu-Ray Disc.<br />

aller F1-Piloten 2013<br />

fuhren auch in einer<br />

Formel 3 Serie<br />

77%<br />

aller F1-Piloten 2013<br />

fuhren auch in einer<br />

Formel Renault Serie<br />

45% aller F1-Piloten 2013<br />

fuhren auch in der GP2<br />

10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Daniel Abt<br />

Sofort Akzente<br />

setzen<br />

Daniel Abt über <strong>die</strong> GP2: »Die Autos sind eine andere<br />

Hausnummer als alles, was ich bis jetzt gefahren bin. Obwohl<br />

es mein Rookie-Jahr ist, muss es schon der Anspruch sein,<br />

mal aufs Podium zu fahren oder vielleicht sogar ein Rennen<br />

zu gewinnen - auf jeden Fall aber, bester Neueinsteiger zu<br />

werden und gute Akzente zu setzen.«<br />

Daniel Abt über Paydriver: »Ohne Sponsoren und<br />

Geld geht es im <strong>Motorsport</strong> ab einem gewissen Level<br />

nicht weiter. Die GP2 ist extrem teuer, <strong>des</strong>halb ist es immer<br />

eine Herausforderung, Sponsoren zu überzeugen. Ich<br />

glaube, auf Dauer gesehen wird <strong>die</strong>ses System ein Problem<br />

bekommen, wenn <strong>die</strong> Wirtschaft das nicht mehr hergibt. Bei<br />

den Verantwortlichen sollte wieder mehr <strong>die</strong> Förderung <strong>des</strong><br />

Nachwuchses als nur nackte Zahlen im Vordergrund stehen.«<br />

Daniel Abt über <strong>die</strong> Zukunft: »Die DTM ist neben der Formel 1<br />

für mich mit Abstand <strong>die</strong> beste Option. Es ist eine sehr professionelle<br />

Rennserie mit tollen Fans vor Ort. Ich denke, es ist eine schöne<br />

Alternative, momentan aber eben auch nur das: eine Alternative. Es<br />

gibt für mich einen großen Traum und ein großes Ziel - <strong>die</strong> Formel 1.«<br />

Hier fährt der Nachwuchs 2013<br />

AutoGP<br />

Seit 1999 kämpfen Piloten in<br />

den Einheitswagen der AutoGP<br />

um den Titel. Die bekanntesten<br />

Champions sind Felipe Massa<br />

und Romain Grosjean. Narain<br />

Karthikeyan, der in <strong>die</strong>ser<br />

Saison am Start ist, zeigt<br />

jedoch, dass <strong>die</strong> Serie keine<br />

reine Nachwuchsklasse ist.<br />

GP2<br />

Hamilton, Rosberg, Hülkenberg.<br />

Wer in der GP2 den Titel<br />

gewinnt, darf sich sehr gute<br />

Chancen auf ein Formel-1-<br />

Cockpit ausrechnen. Die Serie<br />

fährt im Rahmen der Königsklasse<br />

und bietet den Piloten<br />

daher bereits <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

Formel-1-Luft zu schnuppern.<br />

ADAC Formel Masters<br />

Das ADAC Formel Masters <strong>die</strong>nt<br />

als Bindeglied zwischen dem<br />

Kartsport und höheren<br />

Rennserien. Die Serie fährt im<br />

Rahmen <strong>des</strong> ADAC GT Masters<br />

und wurde unter anderem von<br />

Pascal Wehrlein, dem jüngsten<br />

DTM-Piloten der Geschichte,<br />

gewonnen.<br />

Formel 3<br />

Die meisten Piloten durchlaufen<br />

in ihrer Karriere eine der<br />

unterschiedlichen Formel-3-<br />

Serien, ehe der Aufstieg in eine<br />

höhere Klasse erfolgt. Um dem<br />

Wildwuchs Einhalt zu gebieten,<br />

wurde <strong>die</strong> Formel 3 Europameisterschaft<br />

neu ins Leben<br />

gerufen.<br />

Formel Renault 3.5<br />

Neben der GP2 ist <strong>die</strong> World<br />

Series by Renault das zweite<br />

große Sprungbrett für höhere<br />

Aufgaben. Zu den ehemaligen<br />

Siegern zählen Fernando<br />

Alonso, Robert Kubica und<br />

Heikki Kovalainen. Das<br />

Saisonhighlight in Monaco<br />

findet im Rahmen <strong>des</strong><br />

Formel-1-Wochenen<strong>des</strong> statt.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11


Text: michael höller<br />

DANI PEDROSA:<br />

SEIN SCHICKSALSJAHR<br />

Es könnte das Jahr <strong>des</strong> Dani Pedrosa werden. wenn da nicht sein junger, spanischer teamkollege wäre...<br />

Wann, wenn nicht jetzt? Das muss sich Dani Pedrosa in den Wintermonaten<br />

über seine Chancen auf den WM-Titel gedacht haben.<br />

Bislang hatte es in der Königsklasse für den 27-Jährigen in sieben<br />

Jahren nie zum großen Wurf gereicht, der ihm in den unteren Serien zwischen<br />

2003 und 2005 drei Mal in Folge vergönnt gewesen war. Die Gründe für sieben<br />

verpasste WM-Titel <strong>des</strong> einstigen katalanischen Wunderkinds waren mannigfaltig:<br />

Oft verletzte er sich (Pedrosa absolvierte in den letzten fünf Jahren<br />

nur zweimal alle Saisonrennen), mal war <strong>die</strong> Honda der Yamaha unterlegen<br />

und hin und wieder war der eigene Teamkollege einfach besser. So musste<br />

Pedrosa etwa in seinem Rookiejahr mit Nicky Hayden und 2011 mit Casey<br />

Stoner jeweils dem Mann gratulieren, mit dem er sich <strong>die</strong> Box bei Honda teilte.<br />

Vor dem Start in <strong>die</strong> neue Saison stellten sich aber viele <strong>die</strong>ser Faktoren mit<br />

umgekehrten Vorzeichen dar: Stoner fährt nicht länger in der MotoGP, was<br />

Pedrosa zur klaren Nummer eins bei Repsol Honda machte. Seine Verletzungsanfälligkeit<br />

konnte der kleine Katalane im Vorjahr abschütteln und ging<br />

Anfang April wohl so fit wie selten zuvor in eine Meisterschaft. Die RC213V<br />

war zudem bei den meisten Wintertests das dominante Motorrad, Pedrosa<br />

sammelte in Sepang und Austin eine Tagesbestzeit nach der anderen und<br />

konnte es sich beim Testfinale in Jerez sogar leisten, am letzten Tag bereits<br />

in der Mittagspause abzureisen. Das Momentum war auf seiner Seite, ging<br />

er doch in den letzten acht Rennen <strong>des</strong> vergangenen Jahres sechs Mal mit<br />

dem Siegerpokal nach Hause. Mit Marc Marquez bekam er zwar pfeilschnelle,<br />

aber unerfahrene und sturzanfällige Konkurrenz im eigenen Team und beim<br />

Hauptrivalen Yamaha durfte Pedrosa darauf hoffen, dass sich <strong>die</strong> wiedervereinten<br />

Superstars Jorge Lorenzo und Valentino Rossi - wie bereits in ihrer<br />

ersten gemeinsamen Ära als Teamkollegen - auf der Strecke und im Blitzlichtgewitter<br />

der Me<strong>die</strong>n gegenseitig aufreiben würden und ihm damit indirekt<br />

in <strong>die</strong> Karten spielen könnten. Kein Wunder, dass der 27-Jährige für alle<br />

Buchmacher und viele Experten der Favorit auf den WM-Titel war.<br />

Doch dann kam der Katar GP, der für ganz schöne Ernüchterung gesorgt<br />

haben dürfte. Nicht nur kamen beide Yamaha-Asse vor Pedrosa ins Ziel,<br />

auch sein junger Teamkollege zeigte ihm beim Auftakt den Auspuff und von<br />

seinem ersten Sieg auf dem Wüstenkurs war der Katalane soweit entfernt<br />

wie schon lange nicht mehr. Pedrosa hatte mit enormen Setup-Problemen<br />

zu kämpfen und erfuhr auf <strong>die</strong> harte Tour, dass man sich von Testbestzeiten<br />

nichts kaufen kann. Ja, <strong>die</strong> Saison ist noch lang. Nein, es ist nicht davon<br />

auszugehen, dass Pedrosa das Setup in jedem Rennen vergeigt. Und ja, der<br />

Katalane wird mit Sicherheit in den kommenden Monaten das eine oder<br />

andere Rennen gewinnen.<br />

Die Saison 2013 ist ob der hohen Erwartungen, denen er schon seit<br />

Beginn seiner Karriere ausgesetzt war, ein Schicksalsjahr für Pedrosa:<br />

Geht ihm der Titel erneut durch <strong>die</strong> Lappen, wäre das nicht nur eine<br />

sportliche, sondern auch eine emotionale Niederlage, von der er sich<br />

vielleicht nie wieder erholt. Der Rekord für <strong>die</strong> meisten Siege in einer<br />

Königsklasse ohne einen WM-Titel ist leider ein trauriger. Fragen Sie<br />

nach bei Stirling Moss oder Mikko Hirvonen. Diese Marke hat der Katalane<br />

mit seinen 22 MotoGP-Siegen (Stand nach dem Katar GP) allerdings<br />

aktuell inne. Mal sehen, ob er <strong>die</strong>sen »Schwarzen Peter« bis Mitte<br />

November loswerden kann. So groß waren seine Chancen jedenfalls<br />

schon lange nicht mehr.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, milagro<br />

12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Von Milchbubis und<br />

echten Kerlen<br />

Lewis hat einfach alles: Tattoos, Hund, Showbiz-Freundin und Erfolg<br />

Umringt von Fans stolziert Lewis Hamilton durch das Fahrerlager in<br />

Malaysia, in seinem Windschatten Popstar-Freundin Nicole Scherzinger.<br />

Lewis Carl Davidson Hamilton ist längst nicht mehr nur eine<br />

Attraktion auf der Rennstrecke, sondern mit seinen Brillant-Ohrringen und<br />

XXL-Tattoos auch abseits <strong>die</strong>ser. Nicht jedem gefällt das. Mit Schaudern<br />

erinnert sich so mancher McLaren-Mechaniker an <strong>die</strong> Extravaganzen <strong>des</strong><br />

Briten in den letzten Jahren. Dem PR-Team seines Ex-Rennstalls hat er in<br />

<strong>die</strong>ser Zeit ebenfalls einige schlaflose Nächte beschert. So mancher mag<br />

in seinen Alpträumen immer noch von geheimen Telemetriedaten, <strong>die</strong> durch<br />

<strong>die</strong> Twitter-Welt geistern, verfolgt werden. Und auch nicht jeder Formel-1-<br />

Fan kann mit dem extrovertierten Briten etwas anfangen.<br />

»Die einen lieben mich, <strong>die</strong> anderen hassen mich«, weiß Hamilton selbst.<br />

Doch <strong>die</strong> Zeiten, in denen er sich von Papa Anthony oder Ziehvater Ron<br />

Dennis vorschreiben ließ, was er zu tun oder zu sagen hat, sind vorbei. Der<br />

Brite hat sich mit seinem Wechsel zu Merce<strong>des</strong> endgültig aus seinen Fesseln<br />

gelöst, ist keine PR-Marionette mehr wie zu Beginn seiner Karriere. Kritik,<br />

dass er sich seinen roten Privatjet für 20 Millionen Pfund nur gekauft hat,<br />

um mal schnell zur Popstar-Freundin ans andere Ende der Welt jetten zu<br />

können, prallt an ihm ab. Wer sein XXL-Tattoo, das über seinen ganzen<br />

rechten Arm prangt, nicht mag, soll wegschauen. Das gilt auch für Papa<br />

Hamilton. »Ich brauche keinen mehr, weder <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n, noch das Team oder<br />

meine Familie, der mir sagt, was ich tun soll. Ich bin wie ich bin und wenn<br />

mich jemand nicht mag, dann ist das sein Problem und nicht meins.«<br />

Ein Befreiungsschlag, der nicht nur Hamilton gut tut, sondern auch der<br />

gesamten Formel 1. Zu lange zeigten sich <strong>die</strong> Piloten angepasst, fast schon<br />

klinisch steril. Früher als »wilde Hunde« bezeichnet, sind viele Rennfahrer<br />

von heute vertragsgeknebelte Angestellte, <strong>die</strong> auf der Pressekonferenz brav<br />

in <strong>die</strong> Kamera lächeln und gegenüber den Journalisten artig das Team und<br />

<strong>die</strong> Mannschaft für ihre großartige Arbeit über das Wochenende loben. Kimi<br />

Räikkönen, der betrunken von einer Yacht fällt oder mit einem Gummi-Delfin<br />

auf einer Parkbank einschläft, ist in der Formel 1 <strong>die</strong> Ausnahme von der<br />

Regel. Kaum einer wagt es, sich der Formel-1-Maschinerie zu widersetzen,<br />

geht es doch um Ruhm und Kohle. Hamilton geht es hingegen darum, endlich<br />

seine Persönlichkeit zeigen zu können.<br />

Statt in Teamkleidung herausgeputzt, marschiert er lässig, locker in Hip-<br />

Hop-Klamotten durch das Fahrerlager. Sein Ex-Teamchef Ron Dennis hätte<br />

das als imaginären Stinkefinger an seinen Führungsstil angesehen. Und<br />

welcher Shitstorm auf einen Fahrer einprasselt, der es wagt, seinem Teamchef<br />

den imaginären Stinkefinger zu zeigen, hat <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> zuletzt am<br />

eigenen Leib verspürt. Nach seiner Malaysia-Aktion war der mediale Aufschrei<br />

groß. »<strong>Vettel</strong> hat seine Maske fallen lassen«, titelten <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n.<br />

Dabei hat Mr. Nice Guy nur mal Ecken und Kanten gezeigt. Etwas, was ihm<br />

seine Kritiker in der Vergangenheit immer wieder absprachen. Als Konsequenz<br />

musste der Dreifachchampion vor der Formel-1-Welt zu Kreuze<br />

kriechen. Eine Entschuldigung hier, eine Entschuldigung dort. Undenkbar,<br />

dass sich Ayrton Senna oder Michael Schumacher in einer derartigen Situation<br />

zu einer Entschuldigung herabgelassen hätten. Die Großen <strong>des</strong> Rennsports<br />

waren eben alle Egomanen, aber vor allem waren sie Persönlichkeiten<br />

und keine fahrenden Buchhalter.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

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Mark Sutton<br />

Life through a lens<br />

01<br />

01 Die gesamte F1-Welt<br />

Dieses Bild zeigt den gesamten Tross, der mit dem<br />

Formel-1-Zirkus durch <strong>die</strong> Welt reist. Auf der rechten<br />

Seite stehen <strong>die</strong> Pressesprecher der Teams, in der<br />

Mitte <strong>die</strong> Fotografen und auf der linken Seite <strong>die</strong> TV-<br />

Mannschaften. Die TV-Leute kommen nicht in <strong>die</strong><br />

Mitte, gegenüber der Fahrer, weil <strong>die</strong> Fotografen alle<br />

zuerst da waren. Also mussten sie sich an der Seite<br />

anstellen und warten. Wir hatten zwei unserer Fotografen<br />

inmitten der Fotografentraube und mein Bruder<br />

Keith war auf der Seite mit den Pressesprechern. Ich<br />

machte <strong>die</strong>se Aufnahme vom Start-Turm, um eine<br />

andere Perspektive zu bekommen. Ich finde, das Bild<br />

hat eine schöne Atmosphäre.<br />

02 Doppelter Abflug<br />

So endete der Auftakt-GP für Williams-Fahrer<br />

Pastor Maldonado. Er flog im Rennen zweimal ab,<br />

vielleicht lag es an den Bremsen. Nach seinem<br />

ersten Ausritt spekulierte ich, dass es ihm möglicherweise<br />

noch einmal passieren könnte und so<br />

gelang mir <strong>die</strong>se Aufnahme. Ich fotografierte eine<br />

ganze Serie von seinem Abflug - einige haben<br />

einen schwarzen Rahmen, weil ich mit meinem<br />

500mm Objektiv durch ein Loch im Zaun fotografieren<br />

musste.<br />

03 Wasserspiele in Sepang<br />

Bei <strong>die</strong>ser Aufnahme wurde ich komplett durchnässt!<br />

Ich stehe hier mitten im Regen. Nur so konnte ich<br />

<strong>die</strong>ses Foto machen. Aber das war es wert. Kimi kam<br />

gerade von der Donnerstags-Pressekonferenz zurück,<br />

als plötzlich ein massiver Schauer über dem Fahrerlager<br />

niederging. Es war jedoch witzig anzusehen, wie<br />

<strong>die</strong> Fahrer auf einmal überall Zuflucht vor dem Regen<br />

suchten.<br />

02 03<br />

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Brabham-Alfa BT46B<br />

Der Staubsauger<br />

Text: frederik hackbarth<br />

legendäre<br />

boliden<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Was heute Adrian Newey ist, war vor 30 Jahren Gordon Murray. Der<br />

Südafrikaner stieg schnell zum Star<strong>des</strong>igner der F1 auf, zeichnete<br />

jahrelang für McLarens Boliden verantwortlich: Sein erster großer<br />

Coup gelang ihm jedoch 1978 für Brabham. Der Alfa BT46B gilt bis<br />

heute als eines der legendärsten Fahrzeuge der Königsklasse und<br />

war in seiner Konzeption so revolutionär, anders und überlegen,<br />

dass er schon nach einem Rennen, das er selbstredend gewann,<br />

wieder verboten wurde. Murray hatte sich bei der Konstruktion am<br />

Chaparral 2J von 1970 orientiert, der am Heck über zwei Ventilatoren<br />

verfügte, welche <strong>die</strong> Luft vom Unterboden wegsaugten und so für<br />

Abtrieb sorgten. Auch am Heck <strong>des</strong> Brabham wurde ein großer<br />

Ventilator montiert, der über ein Geflecht aus verschiedenen Kupplungen<br />

vom Alfa-Motor mitangetrieben wurde. Das bedeutete: je<br />

höher der Alfa drehte, <strong>des</strong>to größer war <strong>die</strong> Saugkraft <strong>des</strong> Ventilators.<br />

Abgedichtet wurde der Effekt zusätzlich durch seitliche Schürzen<br />

am Unterboden. Offiziell wurde der Propeller lediglich als Mittel zur<br />

Motorkühlung deklariert, wodurch man tatsächlich eine Rennzulassung<br />

erhielt. An der Strecke staunte <strong>die</strong> Konkurrenz nicht<br />

schlecht: Niki Lauda fuhr in Anderstorp 1978 allen auf und davon<br />

und gewann mit einer halben Minute Vorsprung. Auch wenn der<br />

Österreicher seinen Sieg behalten durfte, zog Teamchef Bernie<br />

Ecclestone den BT46B anschließend zurück, um großen Streitereien<br />

mit der verprellten Gegnerschaft zu entgehen - der Automobilweltverband<br />

erklärte den ‚Staubsauber‘ wegen seiner beweglichen<br />

aerodynamischen Einheit wenig später für regelwidrig.<br />

Technische Spezifikationen:<br />

Chassis:<br />

Aluminium-Monocoque<br />

Aufhängung (Front & Heck): Doppelter Pullrod-Querlenker<br />

Radstand:<br />

2.590 Millimeter<br />

Aggregat: Längs montierter Alfa-Romeo-Mittelmotor,<br />

12 Zylinder, 2.995 cc Hubraum<br />

Benzin:<br />

Fina/Agip<br />

Reifen:<br />

Goodyear<br />

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Foto: adrivo/Sutton<br />

alonsos<br />

everest<br />

Selbst Doppel-Weltmeister<br />

und Mythos-Marken<br />

lernen noch dazu:<br />

Ohne Frontflügel, kein<br />

Anpressdruck. Ab ins<br />

Kiesbett!<br />

Fernando Alonso. Kämpfer. Antreiber. Alleinherrscher.<br />

Bei Ferrari wird gemacht, was der Spanier sagt. Die<br />

Roten sind heutzutage mehr <strong>die</strong> Scuderia Alonso als<br />

sie je <strong>die</strong> Scuderia Schumacher waren. Stefano Domenicali<br />

braucht keine Angst zu haben, dass sich sein Star<br />

über seine Anweisungen hinwegsetzt - es ist fast<br />

umgekehrt. In Malaysia entschieden beide falsch. Die<br />

Folge: wertvolle Punkte strandeten im Kiesbett. Alonso<br />

entschuldigte sich für seine Fehleinschätzung, wohlwissend,<br />

dass <strong>die</strong>se noch entscheidend werden könnte.<br />

Ganz besonders angesichts jener Punkte, <strong>die</strong> sich <strong>Vettel</strong><br />

im gleichen Rennen in Alonso-Manier eiskalt abholte.<br />

Der Titel in Rot scheint zu Alonsos Mount Everest zu<br />

werden. - Stephan Heublein<br />

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Fotos: red bull<br />

Die<br />

<strong>Gesichter</strong><br />

DES<br />

<strong>Sebastian</strong><br />

<strong>Vettel</strong><br />

Den <strong>Vettel</strong>-Finger kennt <strong>die</strong> F1-Welt aus den vergangenen<br />

Jahren bestens. Aber <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong><br />

hat noch andere Seiten. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

zeigt <strong>die</strong> vielen <strong>Gesichter</strong> <strong>des</strong> <strong>Sebastian</strong> V.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein


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1<br />

Der Erfolgreiche<br />

Breites Grinsen, weit aufgerissene Augen, den Zeigefinger in <strong>die</strong> Luft gestreckt: <strong>die</strong>ses Gesicht ist<br />

das wohl bekannteste von <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong>. Eine solche Siegerpose zeigte der Red-Bull-Pilot schon<br />

nach beinahe unzähligen Qualifyings und Rennen. Bloß dabei zu sein, war noch nie sein Ansatz.<br />

Bereits in den Anfängen seiner Karriere fuhr <strong>Vettel</strong> in der Formel BMW von Erfolg zu Erfolg. Kleine<br />

Smiley-Aufkleber kennzeichneten seinen Siegeszug am Cockpit. Auch heute ist <strong>Vettel</strong> passionierter<br />

Pokalsammler. Der WM-Pokal gehört fast schon zum Haushaltsinventar. »Große Leistungen sind<br />

bei allem Talent das Ergebnis harter Arbeit«, betont Red-Bull-<strong>Motorsport</strong>chef Helmut Marko. <strong>Vettel</strong>s<br />

erster Formel-1-Teamchef Mario Theissen machte in <strong>des</strong>sen BMW-Zeit eine außergewöhnliche<br />

Mischung aus Talent, Intelligenz und der nötigen professionellen Einstellung beim Deutschen aus.<br />

<strong>Vettel</strong> gibt eben niemals auf, er gibt sich nie mit Mittelmaß zufrieden. Eine Stärke, <strong>die</strong> unter Umständen<br />

aber auch ins Gegenteil umschlagen kann.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Der Trotzkopf<br />

Bislang ging es für <strong>Vettel</strong> immer nur bergauf, in den Wochen nach dem<br />

Malaysia GP blies <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> erstmals ein kalter Wind ins Gesicht.<br />

Mit seinem Manöver gegen Teamkollege Mark Webber hat der Blondschopf<br />

aus Heppenheim gezeigt, dass in ihm nicht nur eine große<br />

Portion Selbstsucht schlummert, sondern auch eine ebenso große<br />

Portion Trotz. Der Boxenfunk seines Teams, Webber nicht anzugreifen,<br />

ging beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus - angeblich<br />

hat er ihn nicht verstanden. Aber das war nicht das erste Mal. Schon<br />

2011 gefiel <strong>Vettel</strong> <strong>die</strong> Anweisung <strong>des</strong> Teams nicht, in den letzten Runden<br />

langsamer zu fahren. Statt<strong>des</strong>sen ging er auf Zeitenjagd und<br />

knallte <strong>die</strong> schnellste Rennrunde auf den Asphalt - obwohl er wusste,<br />

dass <strong>die</strong>s seinem Team nicht gefiel. Geholfen hat es bekanntlich nicht.<br />

»Wir hätten ihm eine Kuh in den Weg stellen sollen«, zeigte sich Christian<br />

Horner angesichts seines trotzköpfigen Fahrers nahezu schon<br />

resignierend. <strong>Vettel</strong>s lapidare Erklärung für sein Verhalten lautete:<br />

»Manche Dinge entscheidet man aus dem Bauch heraus. Entweder<br />

man hat einen gewissen Killerinstinkt, oder man hat ihn nicht.«<br />

2<br />

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Der Reumütige<br />

3<br />

<strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> ist ein Vollblutrennfahrer. Damit lässt<br />

sich einiges entschuldigen, aber nicht alles. Und so hörte<br />

man in den vergangenen Jahren immer mal wieder ein<br />

»Sorry« vom Weltmeister. Als er in Belgien 2010 in seinem<br />

Übermut Jenson Button abschoss, bat er den<br />

McLaren-Piloten in den Wochen darauf so oft um Verzeihung,<br />

dass es selbst Button zu peinlich wurde und<br />

er <strong>Vettel</strong> bat, mit dem zu Kreuze kriechen aufzuhören.<br />

Reumütig kroch <strong>Vettel</strong> auch <strong>des</strong> Öfteren bei Teamchef<br />

Christian Horner an - unter anderem weil er im letzten<br />

Jahr <strong>die</strong> Forderung »Box, box, box, stop the car« seines<br />

Renningenieurs Guillaume Rocquelin gekonnt ignorierte<br />

und den Malaysia GP zu Ende fuhr. Ein Jahr später blieb<br />

es in Malaysia nicht nur bei einem lapidaren Buße tun.<br />

Er bat nicht nur Horner und Webber um Verzeihung,<br />

sondern reiste extra in <strong>die</strong> Teamfabrik, wo er sich bei<br />

jedem Teammitglied persönlich entschuldigte. Horner:<br />

»Er hat gesagt, dass er <strong>die</strong> Uhr leider nicht zurückdrehen<br />

kann. Er weiß, dass er etwas Falsches gemacht hat.«<br />

4<br />

Der Humorvolle<br />

Der Konkurrenz enteilte <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> in den vergangenen<br />

Jahren ein ums andere Mal. Der Schalk saß ihm jedoch stets<br />

direkt im Nacken. »Man lebt nur einmal, darum ist es wichtig,<br />

zu lachen, wann immer man kann«, erklärt <strong>Vettel</strong>. Kaum ein<br />

Interview, in dem er nicht seine humoristische Seite zeigt.<br />

Wichtige Veränderungen im Vergleich zum letzten Rennen?<br />

»Ich habe <strong>die</strong> Schuhe, Socken und Unterwäsche gewechselt!«<br />

Wie funktioniert so ein F-Kanal - Knie, Ellenbogen, Hand?<br />

»Ich muss <strong>die</strong> Arschbacken zusammenkneifen.« <strong>Vettel</strong> kann<br />

nur wenig <strong>die</strong> gute Laune verderben, dann ist aber schnell<br />

Schluss mit lustig. Ansonsten erinnert er noch immer an den<br />

gleichen Lausbuben wie zu Beginn seiner Formel-1-Karriere.<br />

Auch eine gehörige Portion Selbstironie und sein geliebter<br />

schwarzer Humor gehören bei <strong>Vettel</strong> oftmals dazu. Als er bei<br />

der Red-Bull-Präsentation darauf angesprochen wurde, ob<br />

er in <strong>die</strong>ser Saison erneut <strong>die</strong> Weltherrschaft anstrebe, sagte<br />

er nur grinsend: »Weltherrschaft? Ich bin Deutscher, aber<br />

das habe ich nicht gesagt. Ich trage ja auch keinen<br />

Schnauzbart...«<br />

→<br />

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5<br />

Der Teammensch<br />

Rauch steigt auf, <strong>die</strong> Köpfe sinken und <strong>die</strong> Führung endet jäh am Streckenrand. Nur <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> lässt sich<br />

von seinem Ausfall beim Korea GP 2010 nicht unterkriegen. Statt den Kopf hängen zu lassen und einem höchstwahrscheinlich<br />

verpassten Titel nachzutrauern, richtet <strong>Vettel</strong> das gesamte Team wieder auf - vom Mechaniker<br />

in der Box bis zum Teamchef am Kommandostand. <strong>Vettel</strong> weiß genau, wie er seine Crew hinter sich bekommt<br />

und was er ihr zu verdanken hat, wenn sie mal wieder eine zusätzliche Nachtschicht einlegen muss. Die vorwiegend<br />

englischen Mechaniker lieben seinen Sinn für britischen Humor, etwa wenn er mit ihnen gemeinsam<br />

einen ‚schmutzigen‘ Namen für sein Auto bestimmt. Das schafft ein ‚Wir‘-Gefühl und stärkt <strong>die</strong> Beziehung zum<br />

Team. Für <strong>Vettel</strong> ist es nicht nur Show, wenn er <strong>die</strong> Fotos oder Namen seiner Mechaniker auf dem Helm trägt<br />

oder sich von <strong>die</strong>sen den Kopfschutz für das Heimrennen <strong>des</strong>ignen lässt. Aber es gibt noch ein weiteres Gesicht<br />

<strong>des</strong> <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong>...<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Der Laute<br />

Der Motivator <strong>Vettel</strong> kennt nicht nur <strong>die</strong> subtilen, leisen oder humoristischen Töne. Wenn etwas in <strong>die</strong> falsche Richtung<br />

läuft, kann er auch <strong>die</strong> Stimme erheben und laut werden. »Er kann schon mal sehr ungeduldig sein und auch mal laut<br />

werden, wenn es nicht nach seiner Nase geht«, bestätigt seine Pressebetreuerin Britta Roeske. Schon in den Nachwuchsserien<br />

sagte <strong>Vettel</strong> stets seine Meinung und stand zu <strong>die</strong>ser. »<strong>Sebastian</strong> sprach <strong>die</strong> Dinge an, ohne Rücksicht darauf zu<br />

nehmen, dass Nachwuchsfahrer eine andere Rolle spielen sollten im Vergleich zu den Teamchefs«, erinnert sich Helmut<br />

Marko an <strong>die</strong> Formel-3-Zeit <strong>des</strong> Dreifach-Champions zurück. Dieses Vorgehen hat sich bis heute nicht geändert. <strong>Vettel</strong> ist<br />

nur noch zielorientierter, erfahrener und souveräner im Umgang mit seinem Team geworden. Und wer Leistung bringt, darf<br />

bei wichtigen Themen auch einmal etwas härter mit den Seinen ins Gericht gehen.<br />

6<br />

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7Der Weltoffene<br />

Rennfahrern eilt der nicht gerade rühmliche Ruf voraus, ihr Horizont<br />

beschränke sich nur auf das Auto und <strong>die</strong> Rennstrecke. <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> stellt<br />

den perfekten Gegenbeweis dar. Schon seit jeher interessiert er sich dafür,<br />

was außerhalb der Rennstrecke geschieht. Denn er weiß, dass <strong>die</strong> Glitzerwelt<br />

der Formel 1 nichts mit der realen Welt gemein hat. Er macht sich Gedanken<br />

und formuliert Missstände klar und deutlich. So kam es schon vor, dass er<br />

auf der offiziellen FIA Pressekonferenz plötzlich von seinen üblichen Antworten<br />

zum Renngeschehen abwich und über <strong>die</strong> unterschiedlichen Wertevorstellungen<br />

in Europa und In<strong>die</strong>n sinnierte. Gleichzeitig bewies er mit auswendig<br />

gelernten Sätzen wie »Aap ki aankhen bohot khoobsurat hai!« (»Danke, Sie<br />

haben schöne Augen«), <strong>die</strong> ihm nahezu akzentfrei über <strong>die</strong> Lippen kamen,<br />

unglaubliches Taktgefühl gegenüber der einheimischen Bevölkerung. <strong>Vettel</strong><br />

hat eben nicht nur eine ernste und nachdenkliche Seite, sondern verzaubert<br />

mit seinem Charme Fans und TV-Publikum.<br />

Nicht nur bei den Gegnern kennt <strong>Sebastian</strong><br />

<strong>Vettel</strong> kein Pardon, sondern auch wenn es<br />

um sein Privatleben geht. Wer Familienmitgliedern<br />

oder seiner Freundin Hannah auflauert<br />

bzw. seinem Privatgrundstück auf der<br />

Schweizer Seite <strong>des</strong> Bodensees zu nahe<br />

kommt, der hat hoffentlich einen guten<br />

Anwalt. Der 25-Jährige versteht keinen Spaß,<br />

Der Privatmensch<br />

wenn es um seine Privatsphäre geht. Niemals<br />

würde er vor der Linse der weltweiten<br />

Presse mit seiner Freundin durch das Fahrerlager<br />

schlendern. Auch über einen Account<br />

auf Twitter oder Facebook verfügt <strong>Vettel</strong><br />

nicht, obwohl es unter den aktuellen<br />

F1-Piloten fast schon zum guten Ton gehört.<br />

»Alles geht sofort um <strong>die</strong> Welt, weil das Internet<br />

ständig gefüttert werden muss«, erklärt<br />

<strong>Vettel</strong> seine Abneigung gegen soziale Netzwerke.<br />

Der Dreifach-Champion mag es ruhig<br />

und beschaulich, jegliches Stargehabe ist<br />

ihm zuwider. Privat fährt er keinen Luxusboliden,<br />

sondern einen klassischen Fiat 500.<br />

»Luxus bedeutet mir nichts. Ich bevorzuge<br />

statt Geld lieber Pokale und Rekorde.«<br />

8<br />

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Fotos: red bull<br />

Goldene<br />

Paddock-Regeln<br />

Text: Stephan Heublein<br />

Wer im Formel-1-Fahrerlager ein- und<br />

ausgeht, sollte so manche Regel beachten.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> durchforstet<br />

das komplizierte Geflecht<br />

der Formel-1-Beziehungen. Kein Wunder,<br />

dass <strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> so viele<br />

<strong>Gesichter</strong> braucht...<br />

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1. nenne jeden beim Namen<br />

Jeder hört gerne seinen Namen. Warum also nicht<br />

auch sein Auto mit dem Namen ansprechen?<br />

<strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong> macht genau das schon seit<br />

Jahren. Randy Mandy, Luscious Liz und Abbey<br />

zahlten es ihm dreifach zurück. Und obendrein<br />

verwirrte es <strong>die</strong> Konkurrenz: »Ich dachte, es wäre<br />

ein Witz, dass Seb seinen Autos Namen gibt«, sagte<br />

Fernando Alonso Anfang 2012 verdutzt. »Aber wie<br />

es aussieht, war es keiner.« Die Nachfolgerin ist<br />

schon ganz heiß: Hungry Heidi (<strong>Vettel</strong> enttäuscht:<br />

»Horny dürfen wir ja leider nicht sagen.«) hat also<br />

eine steile Vorlage zu meistern.<br />

2. Pflege deine Kontakte<br />

Einmal liebgewonnen wollen <strong>die</strong> werten Kollegen<br />

und Fahrerlager-Mitbewohner natürlich gehegt und<br />

gepflegt werden. <strong>Vettel</strong> und sein In-Team-Feind<br />

Mark Webber pflegen eine ganz besondere<br />

Tradition: Sie lassen es alle paar Jahre krachen.<br />

»Ich bin mir sicher, sie werden in den nächsten<br />

Tagen nicht gemeinsam Aben<strong>des</strong>sen gehen«,<br />

meinte Helmut Marko nach dem berühmten Clash<br />

der Stiere in Istanbul 2011. Und was sagte Dr.<br />

Marko nach Sepang 2013? »Sie werden sicher nie<br />

zusammen Weihnachten feiern.«<br />

3. Such dir ein Hobby<br />

So ein Fahrerlager-Dasein kann ziemlich einsam<br />

sein. Lewis Hamilton ist <strong>des</strong>halb auf den Hund<br />

gekommen und terrorisiert Twitter seit Jahresbeginn<br />

pausenlos mit Fotos seiner Bulldogge Roscoe<br />

- mit Kappe, mit coolen Gangsterrapper-Kopfhörern<br />

und bevorzugt beim Schlafen. <strong>Vettel</strong> gibt<br />

seinen Kollegen sogar Tipps, wie sie ihre Freizeit<br />

verbringen könnten, etwa als Gurkenzüchter: »Man<br />

muss sich vielleicht einmal überlegen, ob er<br />

[Narain Karthikeyan] beim Autofahren überhaupt<br />

noch beim richtigen Beruf ist.«<br />

4. Habe flinke Beine<br />

Gute Freunde kann bekanntlich niemand trennen.<br />

Wie innig <strong>die</strong> Beziehung zwischen <strong>Vettel</strong> und<br />

Webber ist, haben sie bereits mehrfach mit diversen<br />

Fingergesten zum Ausdruck gebracht. Das<br />

Wichtigste daran ist: auch neben der Strecke<br />

schneller zu sein als der Teamkollege. »Ich habe<br />

keine Angst vor ihm«, sagte <strong>Vettel</strong> nach dem<br />

Hornochsen-Knall anno 2011. »Er ist letztes Jahr<br />

vom Fahrrad gefallen, sein Bein ich noch etwas<br />

schwach, also kann ich immer vor ihm wegrennen.«<br />

5. Sei kein Star und hol<br />

dich da raus<br />

<strong>Vettel</strong> sieht sich nicht als Megastar, sondern als<br />

gewöhnlichen Sportler. »Ich habe 0 Follower bei<br />

Twitter - also kann ich kein Star sein«, betont er.<br />

Kontakt zum Rivalen Fernando Alonso gibt es nur<br />

auf der Strecke - angesichts seiner Liebe zu<br />

Samurai-Sprüchen vielleicht <strong>die</strong> sicherere Variante.<br />

Um sich besser kennenzulernen, unterbreitete<br />

<strong>Vettel</strong> <strong>des</strong>halb einen Vorschlag: »Ich trinke keinen<br />

Kaffee, aber wenn du reden willst, dann lade ich<br />

dich gerne auf einen Red Bull ein.« Vielleicht<br />

treffen sie sich in der Mitte zu einem Friedensgipfel<br />

bei einem Becher Sake?<br />

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Fotos: adrivo/Sutton, hamilton twitter<br />

Er mag mich,<br />

er mag mich nicht...<br />

Fernando Alonso<br />

mag <strong>Vettel</strong> nicht<br />

mochte Hamilton als Teamkollegen<br />

ganz und gar nicht<br />

lobt Hamilton jetzt als größten Gegner,<br />

Hauptsache nicht McLaren<br />

liebt Samurai-Sprüche<br />

mag langsameren Massa<br />

Helmut Marko<br />

mag Webber nicht<br />

mag <strong>Vettel</strong> jedoch sehr<br />

<strong>Sebastian</strong> <strong>Vettel</strong><br />

mag es, immer zu gewinnen<br />

mag es nicht, für Webber zu bremsen<br />

mag Kimi<br />

mag Alonso und Gurkenzüchter nicht<br />

mag es, »schau mer mal« zu sagen<br />

Mark Webber<br />

mag nicht mit <strong>Vettel</strong> Weihnachten feiern<br />

mag KERS nicht<br />

mag Kimi und Alonso<br />

stand nie auf Markos Agenda<br />

Niki Lauda<br />

mag rote Kappen<br />

mag Doppelrollen<br />

mag keine Stallregie<br />

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Mein<br />

Schaaatzzzz!!!<br />

Bernie Ecclestone<br />

mag Geld, sehr viel Geld<br />

mag Asien und überall, wo es<br />

viel Geld gibt<br />

mag <strong>Vettel</strong><br />

wünscht sich Abkürzungen,<br />

Sprinkleranlagen und Zeug<br />

Kimi Räikkönen<br />

weiß, was er tut<br />

mag eigentlich niemanden,<br />

will nur seine Ruhe haben<br />

mag Boots-Rennen in Gorilla-Kostümen<br />

isst gerne Eis<br />

mag Alkohol, viel Alkohol<br />

Max Mosley<br />

mag *zensiert*<br />

mag lange Briefwechsel mit<br />

Paul Stoddart oder wer sich<br />

sonst findet<br />

mag nicht, dass niemand seine<br />

Briefe mochte<br />

Toto Wolff<br />

mag Susie Wolff<br />

mag Williams nicht mehr<br />

so sehr wie Merce<strong>des</strong><br />

verteidigt Stallregie<br />

Lewis Hamilton<br />

mag Roscoe<br />

mag Blink-blink (Ex-Pussycat & Ohrringe)<br />

mag Merce<strong>des</strong> lieber als McLaren<br />

mochte Alonso als McLaren-<br />

Teamkollegen nicht<br />

lobt Alonso jetzt als super Fahrer,<br />

Hauptsache nicht McLaren<br />

Roscoe<br />

mag nicht ständig fotografiert werden<br />

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Fotos: adrivo/Sutton, lotus<br />

Lotus startete mit<br />

einem Erfolgserlebnis<br />

in <strong>die</strong> Saison<br />

Und er kann doch<br />

lachen: Sunnyboy<br />

Kimi Räikkönen<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Wo Rauch ist, ist auch Feuer<br />

Wie der für Malaysia typische<br />

Regen prasseln <strong>die</strong> Fragen auf<br />

Kimi Räikkönen nieder. Doch<br />

während er sich vor dem Regen<br />

in Schutz bringen kann, ist er den Journalisten<br />

hilflos ausgeliefert. Eine Situation, <strong>die</strong> der Finne<br />

hasst. Nach der dritten Frage platzt ihm der<br />

Kragen. »Ihr stellt mir ständig <strong>die</strong> gleichen Fragen.<br />

Ich weiß es nicht.« Nach dem Überraschungssieg<br />

in Australien überschlugen sich<br />

<strong>die</strong> Schlagzeilen, immerhin hatte das in Enstone<br />

stationierte Team - in jeder seiner bisherigen<br />

Teamformen, egal ob als Benetton oder Renault<br />

- nach dem Auftaktsieg in Melbourne stets auch<br />

den WM-Titel geholt. Die Basis der Mannschaft<br />

hat sich seit den Titelgewinnen 1994, 1995,<br />

2005 und 2006 nicht groß verändert, somit ist<br />

Lotus als Titelkandidat 2013 nicht an den Haaren<br />

herbeigezogen. »Lotus ist <strong>die</strong> alte Benetton-<br />

Truppe, <strong>die</strong> mit Schumacher Weltmeister wurde<br />

und <strong>die</strong> alte Renault-Truppe, <strong>die</strong> mit Alonso<br />

Weltmeister wurde - und jetzt sind sie wieder<br />

da. Die Truppe aus Enstone ist einfach gut«,<br />

lobt Marc Surer. Und auch wenn Lotus in<br />

punkto Budget und Ressourcen nicht Red Bull<br />

oder Ferrari das Wasser reichen kann, so ist<br />

Lotus für <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-Experte Chri-<br />

30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


2013 musste<br />

Räikkönen nicht bis<br />

Abu Dhabi warten<br />

Reichen <strong>die</strong> Finanzen<br />

von Lotus für den<br />

Titelkampf aus?<br />

Lotus will 2013 endgültig aus dem Schatten der Branchenriesen Red Bull, Ferrari & Co.<br />

heraustreten. Doch nicht nur der Finanzkrieg in der Formel 1 könnte dem Rennstall einen<br />

Strich durch <strong>die</strong> WM-Rechnung machen.<br />

stian Danner dennoch ein soli<strong>des</strong> Team, das es<br />

2013 im Auge zu behalten gilt. »Lotus verfügt<br />

über eine klare, technische Hierarchie, über eine<br />

klare, politische Struktur und ist mit 550 Mitarbeitern<br />

durchaus ein sehr großes Team. Da<br />

ist alles so wie es sein muss.« Anders als für<br />

manch anderen kam für Danner der Sieg im<br />

Albert Park wenig überraschend. Zum einen<br />

wegen Kimi Räikkönen: »Er befindet sich auf<br />

dem Höhepunkt seiner Schaffensphase. Solche<br />

Leute wie Kimi gibt es nicht an jeder Hausecke,<br />

das muss man neidlos zugestehen.« Zum anderen,<br />

weil der E21 von der »Nasenspitze bis zum<br />

Popo« durchdacht ist. »Man sieht einen dramatischen<br />

Unterschied zum McLaren oder Red<br />

Bull, in der Art wie sich <strong>die</strong> Aufhängung bewegt.<br />

Das kann aber nicht der einzige Grund sein,<br />

warum der Lotus mit den Reifen besser klar<br />

kommt als der Red Bull. Es ist immer ein<br />

Zusammenhang verschiedenster Parameter, <strong>die</strong><br />

du verstehen und dann in einem integrierten<br />

Ansatz umsetzen musst«, betont Danner.<br />

Doch zurück zum unwissenden Kimi Räikkönen.<br />

Den Standardsatz »I don‘t know« kennen<br />

Fans und Journalisten vom Finnen nur allzu<br />

gut. Schließlich folgt er auf jede zweite →<br />

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Frage, <strong>die</strong> Räikkönen nicht beantworten will.<br />

In Malaysia war sein Standardsatz aber keine<br />

Floskel, sondern nur <strong>die</strong> Wahrheit. Fakt ist, dass<br />

es vier bis fünf Rennen dauert, ehe man überhaupt<br />

eine fun<strong>die</strong>rte Aussage über das Kräfteverhältnis<br />

tätigen kann. Sollte sich dann das<br />

Lotus-Paket als WM-fähig herausstellen, ist das<br />

immer noch kein Freifahrtschein zum Titel.<br />

Die Weltmeisterschaft ist lang, das Entwicklungsrennen<br />

beinhart. Diese Lektion musste<br />

Lotus im Vorjahr lernen. Zwar startete das<br />

Team <strong>die</strong> Saison auf hohem Niveau und gewann<br />

zudem das drittletzte Rennen in Abu Dhabi,<br />

doch das alles ändert nichts an der Tatsache,<br />

dass Lotus in der zweiten Saisonhälfte mit dem<br />

Entwicklungstempo der Konkurrenz nicht mithalten<br />

konnte. »Das Budget ist immer ein Faktor<br />

und es ist kein Geheimnis, dass wir nicht<br />

<strong>die</strong> gleichen finanziellen Mittel wie Ferrari, Red<br />

Bull oder Merce<strong>des</strong> haben. Wenn wir mehr<br />

Sponsoren hätten, dann bin ich mir sicher, dass<br />

wir eine bessere Chance hätten, gegen <strong>die</strong>se<br />

Teams zu kämpfen«, gibt Räikkönen schonungslos<br />

zu. Im Formel-1-Umfeld ist es ein<br />

offenes Geheimnis, dass mit Ausnahme von<br />

Red Bull und Ferrari sämtliche Teams im<br />

Fahrerlager finanzielle Sorgen haben. Jeder<br />

Rennstall hat Schulden, Lotus miteingeschlossen.<br />

Im Vorjahr soll Räikkönen aufgrund seines<br />

ausgeklügelten Vertrags samt Punkteprämie<br />

Lotus sogar in <strong>die</strong> Bredouille gebracht haben,<br />

nicht sofort bezahlen zu können. Auch andere<br />

Teammitglieder sollen in der Gehalts-Warteschleife<br />

<strong>des</strong> Teams festgehangen haben. »Wo<br />

Rauch ist, ist auch Feuer. Die Berichte um <strong>die</strong><br />

Geldsorgen von Lotus kommen nicht von ungefähr.<br />

Man hörte letztes Jahr, dass sie ihre Mitarbeiter<br />

lange nicht bezahlen konnten - und<br />

das ist schwerwiegend. Man kann immer mit<br />

irgendwelchen Entschuldigungen kommen, aber<br />

das ist ganz klar ein schlechtes Zeichen«, sagt<br />

Martin Brundle dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />

Im Geschäftsbericht <strong>des</strong> Rennstalls vom 31.<br />

August 2012 belief sich der Schuldenstand auf<br />

rund 70 Millionen. Aktuell soll sich der Schuldenstand<br />

weiterhin im zweistelligen Bereich<br />

befinden, weshalb ein kürzlich geplatzter Mega-<br />

Deal mit Honeywell umso mehr schmerzt. Und<br />

auch wenn <strong>die</strong> Millionen in Form von Teambesitzer<br />

Gerard Lopez, der mit dem Verkauf von<br />

Skype zum Milliardär wurde, in greifbarer Nähe<br />

sind, so bleibt <strong>die</strong> Frage, ob und wenn ja, wie<br />

lange Lopez in <strong>die</strong> eigene Tasche greifen will.<br />

Immerhin steht mit dem neuen Motoren-Reglement<br />

2014 bereits der nächste Kostenhammer<br />

vor der Tür. »Fairerweise muss man sagen, dass<br />

Lotus nicht über das Geld verfügt wie <strong>die</strong> anderen<br />

Top-Teams, trotzdem denke ich, dass <strong>die</strong><br />

Geschichte rund um <strong>die</strong> Finanzprobleme negativer<br />

rüberkommt als sie in Wirklichkeit ist.<br />

Immerhin ist Lotus noch da und sie sind noch<br />

Der Iceman möchte<br />

noch einige Male<br />

einen Sieg bejubeln<br />

»Wo Rauch ist, ist auch<br />

Feuer. Die Berichte um<br />

<strong>die</strong> Geldsorgen von<br />

Lotus kommen nicht<br />

von ungefähr. Man<br />

hörte letztes Jahr,<br />

dass sie ihre Mitarbeiter<br />

lange nicht bezahlen<br />

konnten - und das<br />

ist schwerwiegend.«<br />

immer schnell«, meint Brundle. Die Frage ist:<br />

Wie lange noch? Mit einem reifenschonenden<br />

Auto allein gewinnt sich keine Weltmeisterschaft<br />

gegen Spitzenteams wie Red Bull oder Ferrari.<br />

Neben dem Geld sind ein weiterer entscheidender<br />

Faktor <strong>die</strong> Ingenieure, allen voran der<br />

Technikdirektor, der <strong>die</strong> Entwicklung <strong>des</strong> Autos<br />

in <strong>die</strong> richtige Richtung vorantreibt sowie ein<br />

Fahrer wie Kimi Räikkönen, der in jedem Rennen<br />

das Maximum aus dem Boliden herausholt.<br />

Doch wie über den Finanzen hängen auch hier<br />

dunkle Wolken. Der Vertrag von Räikkönen läuft<br />

mit Ende <strong>des</strong> Jahres aus, ebenso wie der Vertrag<br />

von Technikdirektor James Allison. Letzterer<br />

sorgte schon in den letzten Wochen für Schlagzeilen.<br />

Aus Formel-1-Kreisen heißt es, dass der<br />

Technische Direktor bei Lotus nicht mehr <strong>die</strong><br />

optimalen Perspektiven sieht, um sich zu entfalten,<br />

andere Teams sollen bereits mit Geldscheinen<br />

winken. Mit Verlauf der Saison werden auch<br />

<strong>die</strong> Spekulationen rund um Räikkönens Zukunft<br />

Fahrt aufnehmen. Bleibt er? Geht er?<br />

Fragen, <strong>die</strong> eine Menge Unruhe ins<br />

Team bringen und vielleicht den Blick<br />

auf das Wesentliche vergessen lassen<br />

können. Mit Sicherheit wird Lotus-<br />

Teamchef Eric Boullier alles daran setzen, um<br />

seine besten Pferde im Rennstall zu behalten<br />

beziehungsweise um einen adäquaten Ersatz zu<br />

finden, sollten Räikkönen und/oder Allison<br />

tatsächlich das Team verlassen. »Ich würde<br />

mich sehr wundern, wenn Boullier keinen Plan<br />

B hätte«, erklärt Danner. Doch Plan B hin oder<br />

her, <strong>die</strong> personellen Querelen kommen für<br />

Lotus zum ungünstigsten Zeitpunkt. Mehr denn<br />

je ist das Team auf das nötige Kleingeld und <strong>die</strong><br />

richtigen Leute angewiesen. Immerhin gilt es<br />

<strong>die</strong>se Saison nicht nur, das aktuelle Auto weiterzuentwickeln,<br />

um <strong>die</strong> Branchenriesen wie in<br />

Australien zu ärgern, sondern auch parallel am<br />

2014er Auto zu arbeiten, um konkurrenzfähig<br />

zu sein, wenn das neue Motorenreglement<br />

kommt. Eine Herausforderung, <strong>die</strong> Lotus nicht<br />

nur mittelmäßig bewältigen will. »Mittelmaß<br />

oder nur irgendwie in der Formel 1 mitzufahren,<br />

ist nicht unser Ding. Ab 2014 möchten wir<br />

um <strong>die</strong> WM mitfahren. Alles, was schneller<br />

kommt, werden wir natürlich mitnehmen«,<br />

machte Gerad Lopez gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

schon im Vorjahr deutlich.<br />

Nicht umsonst brausen <strong>die</strong> Lotus-Boliden<br />

schwarz wie <strong>die</strong> Nacht mit goldenen Streifen<br />

und roten Farbtupfern über <strong>die</strong> weltweiten<br />

Rennstrecken. Angelehnt an eines der<br />

berühmtesten Designs in der Geschichte der<br />

Formel 1 soll <strong>die</strong> Lackierung Konkurrenz, Sponsoren<br />

und Fans nur eines vermitteln - und zwar<br />

Erfolg. Diesen gilt es 2013 auf der Strecke einzufahren.<br />

Bleibt <strong>die</strong>ser aus, könnte <strong>die</strong> nächste<br />

Twitter-Meldung <strong>des</strong> Rennstalls wie folgt lauten:<br />

»Weltmeisterschaft? Abgehakt!«<br />

32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/Sutton, lotus<br />

Lotus greift <strong>die</strong><br />

Spitzenteams an<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33


Fotos: mclaren<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Mit Vollgas aus der Krise<br />

Kein Lewis Hamilton, kein Paddy Lowe, kein schnelles Auto und bald kein<br />

Hauptsponsor mehr. McLaren hat eindeutig schon bessere Zeiten erlebt.<br />

Für Vergleiche mit Williams ist es aber eindeutig noch zu früh. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> bildete einen Krisenstab.<br />

34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


D<br />

ie Anstrengungen der letzten Wochen<br />

sind ihm anzusehen. Deutlich zeichnet<br />

sich <strong>die</strong> eine oder andere tiefe Furche<br />

in seinem Gesicht ab. Martin Whitmarsh wirkt<br />

müde, das Lachen aufgesetzt, seine Antworten<br />

klangen schon einmal hoffnungsvoller. »Wir müssen<br />

akzeptieren, dass wir als Team nicht den<br />

besten Job gemacht haben.« Whitmarsh weiß um<br />

seinen wackelnden Chefsessel, schließlich gelang<br />

es ihm nicht, seit der Zepter-Übernahme von Ron<br />

Dennis 2009 eine WM-Trophäe nach Woking zu<br />

holen. »Es ist klar, dass wenn das Auto kein Erfolg<br />

ist, der Teamchef in den Fokus der Kritik rückt.<br />

Ist es andersherum, dann wird der Erfolg anderen<br />

zugeschrieben, aber so ist der Job.« Das zweitälteste<br />

Team neben Ferrari, das 182 Grand Prix, 12<br />

Fahrer- und 8 Konstrukteurstitel gewonnen hat,<br />

befindet sich in den Augen vieler in einer Abwärtsspirale<br />

Richtung Mittelfeld. Selbst Vergleiche mit<br />

Williams wurden bereits gezogen. Und tatsächlich<br />

entpuppte sich der neue McLaren-Renner zu Saisonbeginn<br />

wieder einmal als nicht WM-tauglich.<br />

Bereits abseits der Testfahrten in Barcelona soll<br />

Jenson Button seinen Jungs hinter verschlossenen<br />

Türen mitgeteilt haben, dass der MP4-28 in <strong>die</strong>ser<br />

Form keinen Grand Prix gewinnen würde. Dass<br />

es sich dabei um <strong>die</strong> grausame Wahrheit handelte,<br />

bestätigte sich im Freien Training im Albert Park,<br />

als McLaren 1,5 Sekunden hinter der Spitze lag.<br />

Ein Schock - nicht nur für das Team. »McLaren<br />

hatte letztes Jahr zu Saisonende das schnellste<br />

Auto. Natürlich hat keiner damit gerechnet, dass<br />

sie so weit zurückfallen«, bestätigt David<br />

Coulthard dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />

Anders als <strong>die</strong> Konkurrenz entschied sich McLaren<br />

gegen eine Weiterentwicklung <strong>des</strong> Vorjahresmodells<br />

und setzte statt<strong>des</strong>sen auf einen völlig neuen<br />

Ansatz. Unter anderem setzt McLaren statt auf<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35


eine Pushrod- auf eine Pullrod-Aufhängung, um<br />

mehr Anpressdruck zu erzeugen. In der Vergangenheit<br />

waren <strong>die</strong> Piloten aufgrund mangelnden<br />

Abtriebs gezwungen, mehr Flügel zu fahren,<br />

wodurch der Vorteil <strong>des</strong> Autos auf den Geraden<br />

verloren ging. »Vor ein paar Jahren war <strong>die</strong> Pullrod-Aufhängung<br />

alles andere als populär, heute<br />

entwickelt jeder in <strong>die</strong>se Richtung. Jemand muss<br />

immer der Erste sein, wenn es darum geht, ein<br />

neues Konzept auszuprobieren«, nimmt<br />

Coulthard seinen einstigen Arbeitgeber in<br />

Schutz. Auch Martin Brundle will McLarens Entscheidung<br />

nicht vorverurteilen. »Es ist immer<br />

einfach, von außen zu kritisieren. Ich wäre gerne<br />

bei dem Meeting dabei gewesen, als sie entschieden<br />

haben, einen radikalen Weg bei der vorderen<br />

Aufhängung zu gehen. So muss ich mich fragen,<br />

warum sie ein gutes Auto wie das von 2012 verändert<br />

haben, wo doch 2014 ein großer Wandel<br />

ansteht. Warum würde McLaren so ein Risiko<br />

eingehen?« Dass McLaren nicht den einfachen<br />

Weg ging wie <strong>die</strong> Konkurrenz, sieht Brundle als<br />

möglichen zukunftsweisenden Schritt an. »Der<br />

einfache Weg ist nie der Weg, um sich einen Vorteil<br />

gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen«,<br />

betont er.<br />

D<br />

ass das Konzept durchaus funktionieren<br />

kann, beweist Ferrari. »Und wenn<br />

es bei Ferrari funktioniert hat, warum<br />

soll es dann nicht bei McLaren funktionieren?«,<br />

erklärt <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-<br />

Experte Christian Danner. So weit, so gut. Doch<br />

um das etwaige Entwicklungspotenzial <strong>des</strong><br />

MP4-28 auszuschöpfen, müssen <strong>die</strong> McLaren-<br />

Ingenieure das Auto erst verstehen und genau<br />

darin liegt das große Problem. Durch das neue<br />

System fehlen McLaren wichtige Vergleichsdaten<br />

bei der Fahrzeugeinstellung. Das Fahrverhalten<br />

ist ein völlig anderes, wodurch <strong>die</strong><br />

McLaren-Ingenieure bei der Abstimmung <strong>des</strong><br />

Boliden nahezu bei null anfangen müssen.<br />

»Man darf eben nicht vergessen: was du siehst,<br />

ist nicht immer das, worum es geht. Dass das<br />

Stangerl andersherum angehängt ist, muss nicht<br />

der Grund sein, warum ein Auto geht oder<br />

nicht. Was man sehen kann, wird gern diskutiert,<br />

aber ist in 90 Prozent der Fälle nicht der<br />

Grund, warum es funktioniert oder nicht funktioniert«,<br />

betont Danner. Die Person, <strong>die</strong> in<br />

<strong>die</strong>sem Wirrwarr vielleicht den alles entscheidenden<br />

Durchblick verschaffen könnte, ist<br />

jedoch kalt gestellt. Ende <strong>des</strong> Jahres wird Technikdirektor<br />

Paddy Lowe seinen Weg in Richtung<br />

Merce<strong>des</strong> antreten und natürlich soll er zur<br />

Konkurrenz so wenig wie möglich aktuelles<br />

Wissen mitnehmen. Dass es einen Zusammenhang<br />

zwischen dem Weggang von Lowe und der<br />

enttäuschenden Performance von McLaren gibt,<br />

dementiert Whitmarsh vehement. »Natürlich<br />

schmerzt es, wenn solch talentierte Leute das<br />

McLaren ist auf dem<br />

Weg zurück an <strong>die</strong><br />

Spitze der Formel 1<br />

Das Team gibt alles,<br />

um den Fehlstart<br />

auszugleichen<br />

Team verlassen. Aber wir können damit umgehen.«<br />

Eine Aussage, <strong>die</strong> Brundle dem McLaren-<br />

Teamchef durchaus abkauft. »Paddy ist ein toller<br />

Kerl, ich habe mit ihm gearbeitet. Aber ich denke<br />

nicht, dass sein Abgang ein Problem darstellt.<br />

McLaren hat so eine Ingenieurstiefe, dass ich<br />

nicht denke, dass sie der Abgang von Lowe davon<br />

abhält, das Auto konkurrenzfähig zu machen.«<br />

Der gleichen Meinung ist auch Coulthard: »Wir<br />

neigen dazu, <strong>die</strong> Performance immer nur einer<br />

Person - dem Technikdirektor, dem Fahrer, zuzuschreiben,<br />

aber Fakt ist, dass es für den Erfolg<br />

eine ganze Menge Leute benötigt.«<br />

Marc Surer hat hingegen seine Zweifel an einer<br />

Wiederauferstehung von McLaren innerhalb<br />

der nächsten Rennen. »Mal sehen, ob sie das<br />

mit der neuen Führung - ohne Paddy Lowe -<br />

schaffen. Ich würde es leicht anzweifeln. Das<br />

Feld liegt so dicht beieinander, da wird es<br />

schwierig, große Schritte zu machen.« Der<br />

Schweizer ist mit seiner Meinung nicht allein.<br />

Vor allem da neben Paddy Lowe auch<br />

Hauptsponsor Vodafone das vermeintlich sinkende<br />

Schiff verlässt. Mit Ende <strong>des</strong> Jahres stellt<br />

der Telekommunikationsriese seine Zahlungen<br />

ein. »Es hört sich vielleicht bizarr an, aber mit<br />

dem Verlust von Vodafone rechne ich McLaren<br />

nicht mehr zu den Top-Teams Red Bull, Ferrari<br />

und Merce<strong>des</strong>, wenn es um <strong>die</strong> Ressourcen, das<br />

Budget und <strong>die</strong> finanzielle Sicherheit geht«,<br />

erklärt Brundle. Heißt so viel wie: McLaren ist<br />

- passend zu den aktuellen Ergebnissen - finanziell<br />

im Mittelfeld angekommen. Neben der<br />

Weiterentwicklung <strong>des</strong> Autos, das Unmengen<br />

Fotos: adrivo/Sutton, mclaren<br />

36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


an Geld verschlingt, muss McLaren 2013 zudem<br />

erstmals Millionen für <strong>die</strong> Motoren auf das<br />

Konto von Merce<strong>des</strong> überweisen - ausgerechnet<br />

jenes Herstellers, der ihnen erst Lewis Hamilton<br />

und dann Paddy Lowe wegschnappte. Ob der<br />

Motorendeal 2014 fortgesetzt wird, ist unklar.<br />

All <strong>die</strong>se Baustellen machen <strong>die</strong> Zukunftsplanung,<br />

<strong>die</strong> Suche nach Sponsoren sowie nach<br />

qualifiziertem Personal nicht einfacher. »Im<br />

Moment spüre ich <strong>die</strong> Herausforderungen <strong>des</strong><br />

Sports«, gesteht Whitmarsh.<br />

Doch McLaren ist geübt darin, <strong>die</strong> heißen Kohlen<br />

aus dem Feuer zu holen und so verfällt bei der<br />

Edelmarke keiner in Panik. Nach dem Motto ‚mit<br />

Vollgas aus der Krise‘ wird bei McLaren rund um<br />

<strong>die</strong> Uhr gearbeitet, um <strong>die</strong> Schwachstellen <strong>des</strong><br />

Boliden so schnell wie möglich auszumerzen.<br />

»McLaren sollte in der Lage sein, Fortschritte zu<br />

erzielen. Ich würde sie keinesfalls abschreiben«,<br />

betont Coulthard. Auch Danner sieht <strong>die</strong> Truppe<br />

aus Woking weiterhin gut aufgestellt. »Sie wissen<br />

schon, was sie wollen und was sie können.« Kein<br />

anderes Team hat in der Vergangenheit öfter<br />

gezeigt, wie man eine lahme Ente in ein siegfähiges<br />

Auto verwandelt. So beispielsweise 2011<br />

als McLaren bei den Wintertests eine derart<br />

schlechte Performance zeigte, dass viele schon<br />

vor dem Saisonstart den Traditionsrennstall als<br />

»weg vom Fenster« ansahen. Drei Rennen später<br />

stand Hamilton in China auf dem Siegerpo<strong>des</strong>t.<br />

Doch der Brite ist nicht mehr Teil <strong>des</strong> Teams und<br />

somit lastet der Druck allein auf den Schultern<br />

von Jenson Button. »Die Fähigkeit von Hamilton,<br />

im Qualifying auch mal mit einem schlechten<br />

Auto eine absolute Top-Runde hinzuknallen, ist<br />

natürlich verloren gegangen. Aber Jenson verfügt<br />

über viel Erfahrung und ich denke schon, dass<br />

er das Team in <strong>die</strong> richtige Richtung führen kann.<br />

Aber natürlich fehlt eine zweite Meinung, weil<br />

Perez einfach noch nicht so weit ist«, meint Surer.<br />

Doch dank Sergio Pérez sieht McLaren ein finanzielles<br />

Licht am Ende <strong>des</strong> Schuldentunnels. Der<br />

mexikanische Telekommunikationsriese Telmex<br />

wird so gut wie fix als Hauptsponsor einsteigen.<br />

Es mag Leute geben, <strong>die</strong> angesichts der Tatsache,<br />

dass McLaren einen ‚Paydriver‘ angeheuert hat,<br />

das bittere Ende eines Traditionsrennstalls eingeläutet<br />

sehen, doch genauso könnte man sagen,<br />

dass McLaren in seiner Teamgeschichte neue<br />

Wege beschreitet. Wie beim Konzept <strong>des</strong> MP4-28<br />

wird sich erst mit der Zeit zeigen, ob es <strong>die</strong><br />

falsche Entscheidung war.<br />

»Es mag sich vielleicht bizarr anhören, aber mit dem Verlust von titelpartner<br />

Vodafone rechne ich McLaren nicht mehr zu den Top-Teams wie Red<br />

Bull, Ferrari und Merce<strong>des</strong>, wenn es um <strong>die</strong> Ressourcen, das Budget und <strong>die</strong><br />

finanzielle Sicherheit geht.«<br />

Das Setup bereitet<br />

der McLaren-Truppe<br />

noch Schwierigkeiten<br />

Der Chrompfeil soll<br />

bald wieder vorne<br />

mitmischen<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37


Text: Christian Menath<br />

Riskantes Konzept<br />

Konzept<br />

Riskantes<br />

Setup: Um das Auto möglichst immer in der aerodynamisch optimalen Position zu<br />

halten, soll sich der Bolide in Kurvenfahrten und beim Anbremsen möglichst wenig bewegen.<br />

McLaren will <strong>die</strong>ses Ziel erreichen, indem das Fahrwerk extrem hart abgestimmt<br />

wird, weshalb aktuell kein Auto unruhiger beim Überfahren der Kerbs wirkt als der MP4-<br />

28. Was in der Theorie funktioniert, bringt in der Praxis auch Probleme mit sich: Das Auto<br />

wird für <strong>die</strong> Piloten schwieriger zu fahren und der Reifen muss mehr arbeiten.<br />

Seitenkasten: Um den Luftfluss zum Heck<br />

weiter zu verbessern und den Coanda-Auspuff besser<br />

integrieren zu können, überarbeitete McLaren <strong>die</strong> Seitenkästen<br />

stark. Auffällig: Die Stufe auf der Oberseite der<br />

Seitenkästen zur Motorabdeckung hin wanderte deutlich<br />

nach innen. Somit ist <strong>die</strong> Oberfläche cleaner und das<br />

Heck wird erheblich besser angeströmt. Damit <strong>die</strong> Oberseite<br />

<strong>des</strong> Diffusors noch ausreichend Luftzufuhr erhält,<br />

sind <strong>die</strong> Seitenkästen im Auspuffbereich stark<br />

unterschnitten.<br />

Fahrwerk: Wie Ferrari vertraut nun auch McLaren<br />

auf Zugstreben, sogenannte Pullrods, an der Vorderradaufhängung.<br />

Der Unterschied zu Druckstreben, also Pushrods,<br />

klingt gravierender, als er letztendlich ist: überfährt<br />

ein Reifen eine Unebenheit, wird er angehoben. Der Pullrod<br />

zieht in der Folge am Umlenkhebel, während ein Pushrod<br />

Druckkraft darauf ausübt. Vorteile der Zugstreben: ein tiefer<br />

liegender Schwerpunkt und bessere Aerodynamik. Nachteil:<br />

Schwierigkeiten bei der Fahrzeugabstimmung.<br />

Auspuff: McLaren änderte <strong>die</strong> letzte Version <strong>des</strong> Coanda-Auspuffs der<br />

Vorsaison nur geringfügig. Die Briten setzen weiterhin auf eine Semi-Coanda-<br />

Lösung, bei der <strong>die</strong> ausströmenden Auspuffgase durch einen kleinen Schacht<br />

geleitet werden, ehe sie auf den Spalt zwischen Hinterreifen und Diffusor<br />

treffen sollen. Diese Variante ist zwar weniger effektiv als ein Voll-Coanda-<br />

Auspuff, bringt aber Vorteile bei der Auspuffführung und verbaut <strong>die</strong> Oberseite<br />

<strong>des</strong> Unterbodens nicht so stark.<br />

38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Im McLaren-Werk in Woking rollten schon viele GP-Sieger und Weltmeisterautos<br />

vom Band - der MP4-28 gehört in seiner Urform nicht dazu. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> nimmt den riskanten Konzeptwechsel unter <strong>die</strong> Lupe.<br />

Chassis: Während der Vorgänger <strong>die</strong> Stufennase umging, indem er <strong>die</strong> maximale<br />

Chassis-Höhe nicht ausnutzte, wurde beim MP4-28 das Chassis auf Maximalhöhe angehoben.<br />

Dass trotzdem keine Stufe zwischen Nase und Chassis zu sehen ist, liegt an der<br />

Schönheitsblende, <strong>die</strong> 2013 zur Kaschierung <strong>des</strong> unschönen Details eingesetzt werden<br />

darf. Vorteil <strong>des</strong> höheren Chassis: mehr Luft kann unter das Fahrzeug geleitet werden,<br />

<strong>die</strong> Folge ist mehr Abtrieb. Nachteil: Ein höherer Fahrzeugschwerpunkt.<br />

*<br />

FAZIT<br />

Die gravierendste Änderung <strong>des</strong> MP4-28 ist<br />

sicherlich <strong>die</strong> Anhebung <strong>des</strong> Chassis auf Maximalhöhe.<br />

Somit sind Referenzwerte bei der<br />

Aerodynamik aus der Vorsaison nur bedingt<br />

hilfreich. Die veränderte Vorderradaufhängung<br />

macht es den Piloten zusätzlich schwer, das<br />

richtige Setup zu finden. Die Ingenieure haben<br />

mehrere Baustellen zur gleichen Zeit aufgemacht,<br />

doch sollten sie <strong>die</strong> Änderungen verstehen,<br />

wird sich der Konzeptwechsel auszahlen.<br />

Schließlich bietet ein komplett neues Auto<br />

viel Entwicklungspotential.<br />

Foto: mclaren<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39


Fotos: ferrari, red bull, lotus<br />

40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Technik-Trends 2013<br />

Text: Christian Menath<br />

Zünglein an der Waage<br />

Je<strong>des</strong> Tausendstel zählt. Der Wettkampf der cleversten Hirne der Formel-1-Welt tobt. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> analysiert <strong>die</strong> Technik-Trends 2013 und verrät, auf welchen Gebieten <strong>die</strong><br />

Teams wertvolle Zehntel gewinnen oder verlieren können.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41


Die ‚Formel Technik‘ ist in vollem Gange. Spätestens seit dem<br />

eher mäßig verlaufenem Comeback von Michael Schumacher<br />

fragen sich <strong>die</strong> Fans: Welche Rolle spielt der Fahrer heutzutage<br />

noch? Wird <strong>die</strong> Formel 1 von der Technik dominiert? Die Antwort<br />

lautet ja. In Zeiten, in denen viele Top-Ingenieure mehr Geld<br />

ver<strong>die</strong>nen als einige Piloten, ist der Einfluss von Kleinigkeiten immens. Diese<br />

Kleinigkeiten können über Sieg oder Niederlage entscheiden, der Teufel liegt<br />

im Detail. Ein immer enger gefasstes Reglement sorgt dafür, dass <strong>die</strong> Ingenieure<br />

ständig nach neuen Lösungen, nach neuen Lücken im Reglement<br />

suchen müssen.<br />

Ist <strong>die</strong>se Entwicklung gut, oder ist das Zurückdrängen der fahrerischen Qualitäten<br />

nicht im Sinne <strong>des</strong> Sports? Diese Frage beschäftigt Fachwelt wie Fans gleichermaßen.<br />

Alexander Wurz hat dazu eine klare Meinung: »Die Formel 1 hat sich dazu<br />

verpflichtet, sich in ein ganz enges Reglement-Paket, in eine ganz enge Nische zu<br />

drängen. Das ergibt inzwischen sehr enge Rennen. Das ergibt hohe Zuschauerquoten<br />

und Interesse und das ist das System <strong>des</strong> Sports.« Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nimmt<br />

<strong>die</strong> wichtigsten Technik-Details der Saison 2013 genauer unter <strong>die</strong> Lupe. Neben<br />

der Aerodynamik gibt es in <strong>die</strong>sem Jahr auch interessante Entwicklungen am<br />

Fahrwerk - in Verbindung mit der neuen Generation der Pirelli-Reifen sicherlich<br />

kein unwesentlicher Faktor.<br />

Welche geheimen<br />

Tricks stecken in der<br />

2013er Generation?<br />

Technische Finessen<br />

Schon in den letzten Jahren sicherten<br />

sich einige Teams durch clevere<br />

Erfindungen wertvolle Zehntel. Wir<br />

blicken zurück.<br />

2005: Massedämpfer: Die unendliche<br />

Geschichte begann in Brasilien 2005. Als Fahrwerkskomponente<br />

sollte er den Maximalausschlag<br />

der mechanischen Vibrationen am Renault<br />

reduzieren. Die FIA hielt ihn - wegen <strong>des</strong><br />

Einflusses auf <strong>die</strong> Aerodynamik - abwechselnd<br />

für legal und illegal. Zum Saisonende 2006<br />

wurde der Massedämpfer endgültig für illegal<br />

erklärt.<br />

2009: Doppel-Diffusor: Brawn GP, Williams<br />

und Toyota entwickelten einen Diffusor mit zwei<br />

Kanälen. Die äußerst kontroverse Innovation<br />

sorgte für erheblich mehr Anpressdruck und verhalf<br />

Jenson Button zum WM-Titel. Bevor er 2011<br />

verboten wurde, hatten manche Teams sogar eine<br />

Dreifach-Diffusor-Version entwickelt.<br />

2010: Angeblasener Diffusor: Adrian Newey<br />

ließ den Auspuff unmittelbar vor dem Diffusor<br />

enden, um <strong>die</strong> Abgase für verbesserten Abtrieb<br />

zu nutzen. Die FIA versucht seitdem, einen aerodynamischen<br />

Nutzen von Abgasen zu unterbinden.<br />

Der Coanda-Auspuff ist der neueste Trick,<br />

das Verbot zu umgehen.<br />

2010: F-Kanal: McLaren <strong>des</strong>ignte eine Öffnung<br />

in das Monocoque, durch <strong>die</strong> <strong>die</strong> Luft zum<br />

Heckflügel geleitet wurde. Der Fahrer konnte mit<br />

dem Knie den Luftstrom unterbrechen. Zunächst<br />

legal, ist der F-Kanal seit 2011 verboten.<br />

2012: Doppel-DRS: Das System wurde von<br />

Merce<strong>des</strong> erfunden und verringerte bei aktiviertem<br />

DRS den Luftwiderstand zusätzlich. Die<br />

FIA erklärte das System für legal, verbannte es<br />

aber für 2013. Seitdem entwickeln <strong>die</strong> Teams an<br />

einem passiven System.<br />

42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


FRIC-System<br />

Der Silberpfeil war bei den<br />

ersten Rennen schnell<br />

FRIC ist das Acronym für ‚Front and<br />

Rear Inter-Connected‘. Das sagenumwobene<br />

System sorgt derzeit für fragende<br />

Blicke im Formel-1-Paddock. Nur<br />

wenige sind mit der genauen Funktionsweise<br />

vertraut. Das System verbindet<br />

alle im Fahrzeug verbauten Stoßdämpfer<br />

miteinander, verteilt <strong>die</strong> Radlasten clever<br />

und soll dafür sorgen, dass das Auto<br />

immer in der aerodynamisch optimalen<br />

Position gehalten wird. Merce<strong>des</strong> ist<br />

Pionier <strong>die</strong>ser Technologie, schon länger<br />

sollen <strong>die</strong> Ingenieure in Brackley an der<br />

Vernetzung <strong>des</strong> Fahrwerks arbeiten, der<br />

große Sprung scheint jetzt geglückt zu<br />

sein. Ursprünglich suchten <strong>die</strong> Techniker<br />

nach einer Lösung, das Heck aerodynamisch<br />

effizienter zu gestalten, da <strong>die</strong><br />

Feder-Dämpfer-Einheit an der Hinterachse<br />

Probleme beim Packaging<br />

verursachte.<br />

Ein normaler hydraulischer Dämpfer<br />

besteht aus zwei Kammern. Federt der<br />

Dämpfer ein, wird Öl von einer Kammer<br />

in <strong>die</strong> andere gepresst. Enge Kanäle und<br />

Ventile sorgen für einen Widerstand<br />

beim Fluss, sodass Dämpfungseigenschaften<br />

erreicht werden. Beim FRIC-<br />

System sind <strong>die</strong> Kammern der einzelnen<br />

Dämpfer über Hydraulikleitungen miteinander<br />

vernetzt. Flüssigkeit kann also<br />

nicht nur von einer Kammer <strong>des</strong> Dämpfers<br />

in <strong>die</strong> andere strömen, sondern<br />

auch in <strong>die</strong> Kammer eines anderen<br />

Dämpfers. Die verschiedenen Dämpfer<br />

werden entweder parallel oder überkreuzt<br />

miteinander verbunden, Rollsteifigkeit<br />

und Resistenz gegen Veränderung<br />

der Fahrzeughöhe, sogenannte<br />

‚heave stiffness‘, können somit erzeugt<br />

werden.<br />

Bei geschickter Anwendung können<br />

herkömmliche Fahrwerkskomponenten,<br />

wie dritte Federn oder Stabilisatoren,<br />

ersetzt werden. Da sich das<br />

Volumen der Hydraulikflüssigkeit bei<br />

höheren Temperaturen ausdehnt, müssen<br />

<strong>die</strong> Leitungen entsprechend gut<br />

Wärme ableiten können. Weil das Fahrwerk<br />

nur reagiert, handelt es sich nicht<br />

um eine verbotene aktive Aufhängung.<br />

Der Mehrwert <strong>des</strong> FRIC-Systems ist<br />

allerdings umstritten: »Wenn du eh<br />

schon so viele ‚Anti-Features‘ hast -<br />

also Elemente, <strong>die</strong> das Wippen <strong>des</strong><br />

Autos verhindern -, um eine bessere<br />

Aerodynamik zu haben, dann nützt dir<br />

<strong>die</strong>ses System auch gar nicht so viel«,<br />

glaubt Alexander Wurz.<br />

Fazit: Dass Merce<strong>des</strong> ohne größere<br />

äußerliche Veränderungen einen so<br />

großen Sprung machte, spricht<br />

Bände. FRIC könnte das Must-have-<br />

Gadget der Saison sein - vor allem<br />

wegen der Pirelli-Reifen.<br />

Drag Reduction Device<br />

Das Drag Reduction Device, kurz DRD, ist ein System<br />

zur Reduzierung <strong>des</strong> Luftwiderstands. Es ist nicht zu<br />

verwechseln mit dem Doppel-DRS der letzten Saison,<br />

das 2013 verboten ist. Beim Doppel-DRS, das Anfang<br />

2012 erstmals von Merce<strong>des</strong> gezeigt wurde, befanden<br />

sich in den Heckflügelendplatten Löcher, <strong>die</strong> beim Aufklappen<br />

<strong>des</strong> oberen Flügelelementes zum Vorschein<br />

kamen. Sobald der Pilot DRS aktivierte, strömte Luft in<br />

<strong>die</strong> Löcher ein. Diese wurde durch das gesamte Fahrzeug<br />

geleitet, um am Frontflügel wieder ausgeblasen zu<br />

werden, wodurch sich der Luftwiderstand verringerte.<br />

Dieses System wurde auch aktives Doppel-DRS<br />

genannt, weil durch den aktiven Eingriff <strong>des</strong> Fahrers ein<br />

zusätzlicher DRS-Effekt erzeugt wurde.<br />

Weil <strong>die</strong> FIA 2013 eben <strong>die</strong>s verbietet, arbeiten <strong>die</strong> Teams<br />

aktuell an einer passiven Variante. Um Missverständnisse<br />

zu vermeiden, wird das System als DRD und nicht als<br />

passives Doppel-DRS bezeichnet, weil es mit dem Aufklappen<br />

<strong>des</strong> Heckflügels nicht in Verbindung steht. Das<br />

Prinzip <strong>des</strong> DRD ist einfach: Durch eine Öffnung, <strong>die</strong><br />

meist in der Nähe der Airbox zu finden ist, strömt Luft in<br />

einen Schacht, der sich verzweigt. Ein Kanal endet direkt<br />

zwischen unterem Heckflügelelement (Beam-Wing) und<br />

dem Monkey-Seat - einem kleinen Zusatzflügel unter<br />

dem Heckflügel -, der andere Kanal mündet unmittelbar<br />

an der Unterseite <strong>des</strong> Heckflügelhauptelements. Erreicht<br />

das Fahrzeug eine bestimmte Geschwindigkeit, strömt<br />

<strong>die</strong> Luft zum Heckflügel und verringert somit Luftwiderstand<br />

und Abtrieb, eine Verbesserung der Höchstgeschwindigkeit<br />

ist <strong>die</strong> Folge. Bewegt sich das Auto mit<br />

geringerer Geschwindigkeit, wird <strong>die</strong> Luft ausschließlich<br />

zwischen dem Diffusor und Monkey-Seat ausgeblasen,<br />

<strong>die</strong> Aerodynamik bleibt weitgehend unbeeinflusst.<br />

Die Krux <strong>des</strong> Systems liegt in der Kalibrierung: Ab welcher<br />

Geschwindigkeit fließt <strong>die</strong> Luft durch welchen<br />

Kanal? Weil das nicht elektronisch geregelt werden darf,<br />

müssen Ventile <strong>die</strong>se Funktion übernehmen und auf jede<br />

Strecke neu angepasst werden. »Außer, man entscheidet<br />

sich für eine einzige Kalibrierung und sagt ‚dort wo es<br />

passt, da passt es und auf anderen Strecken funktioniert<br />

es dann eben nicht‘. Aber selbst <strong>die</strong> Entscheidung, auf<br />

welchen Strecken man mit DRD fährt und auf welchen<br />

nicht, ist schon schwierig«, erklärt Wurz.<br />

Fazit: Die Frage ist, bekommen <strong>die</strong> Teams das System<br />

zuverlässig zum Funktionieren. Funktioniert das<br />

System problemlos, bringt es Zeit, ist aber laut James<br />

Allison ‚keine Patentlösung‘.<br />

→<br />

Fotos: merce<strong>des</strong>, red bull, lotus, adrivo/Sutton


Der Coanda-Auspuff ist eigentlich nur eine Notlösung, weil sich <strong>die</strong> Auspuffposition<br />

durch das Reglement in sehr engen Grenzen bewegt. Ursprünglich<br />

platzierte Red-Bull-Technikchef Adrian Newey den Auspuff direkt am<br />

Unterboden, um <strong>die</strong> heißen Abgase direkt auf <strong>die</strong> Oberseite <strong>des</strong> Diffusors<br />

zu blasen. Sinn <strong>die</strong>ser Positionierung ist eine verbesserte Wirkung <strong>des</strong><br />

Diffusors. Im Optimalfall dichten <strong>die</strong> Auspuffgase den Diffusor-Rand ab,<br />

wirken also wie eine Schürze, <strong>die</strong> vor allem <strong>die</strong> von den Hinterreifen bewegte<br />

Luft abschirmen soll. Ziel der Ingenieure ist es, <strong>die</strong> Gase - trotz eingeschränkter<br />

Positionierung <strong>des</strong> Auspuffendrohrs - in den ‚Magic Gap‘ zwischen<br />

Hinterreifen und Diffusor zu leiten.<br />

Um das zu erreichen, machen sie sich den Coanda-Effekt zunutze. Dieses<br />

physikalische Phänomen führt dazu, dass sich <strong>die</strong> Abgase an <strong>die</strong> konvex<br />

geformte Oberfläche der Seitenkästen anschmiegen und daran entlang fließen.<br />

Zwei verschiedene Varianten haben sich dabei herauskristallisiert: Der<br />

Voll- und der Semi-Coanda. Auffällig: Nur Teams mit Renault-Aggregaten im<br />

Heck setzen auf <strong>die</strong> Voll-Coanda-Lösung. Alexander Wurz weiß, warum: »Der<br />

Coanda, der von oben runterbläst, ist eh nicht extrem effizient. Wenn du aber<br />

wenig Leistung verlierst - oder keine - dann ist es okay, das System auszunutzen.«<br />

Genau darin liegt der Vorteil der Renault-Teams, das Triebwerk der<br />

Franzosen verliert verhältnismäßig weniger Leistung bei <strong>die</strong>ser<br />

Auspuffführung.<br />

Beim Voll-Coanda-Auspuff führt eine Rampe, <strong>die</strong> sanft in den Unterboden<br />

übergeht, <strong>die</strong> Auspuffgase zum Diffusor. Der Vorteil: Die Auspuffgase werden<br />

besser in Abtrieb umgewandelt als bei der Semi-Variante. Bei jener werden<br />

<strong>die</strong> Auspuffgase durch einen kleinen Schacht geleitet, der mit den Seitenkästen<br />

endet. Von dort sollen sie auf den ‚Magic Gap‘ abzielen. Die logische<br />

Konsequenz: Die Gase verstreuen sich auf dem Weg dorthin und weniger<br />

Abtrieb wird generiert. Aber es ist wie immer, kein Vorteil ohne Nachteil und<br />

umgekehrt. Weil beim Voll-Coanda <strong>die</strong> Seitenkästen mehr Platz am Unterboden<br />

einnehmen, wird das Heck schlechter angeströmt. Somit ist <strong>die</strong>se Variante<br />

etwas mehr von der Menge der Auspuffgase abhängig.<br />

Fazit: Nicht nur <strong>die</strong> Abgasführung selbst, auch <strong>die</strong> gesamte Gestaltung<br />

<strong>des</strong> Heckbereichs ist <strong>die</strong> Königsdisziplin in der heutigen Formel 1.<br />

Red Bull hat <strong>die</strong> Notlösung perfektioniert, <strong>die</strong> Performance spricht<br />

für sich.<br />

Coanda-Auspuff<br />

Nur Renault-Teams<br />

wie Red Bull fahren<br />

mit Voll-Coanda<br />

44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Hier sitzt <strong>die</strong> ECU im<br />

Force India Boliden<br />

Fotos: adrivo/Sutton, renault, merce<strong>des</strong><br />

Die Einheits-ECU<br />

ist in allen Autos<br />

identisch<br />

Motor-Mapping<br />

Um mit den Auspuffgasen immer mehr Abtrieb zu erzeugen,<br />

versuchen <strong>die</strong> Ingenieure möglichst viele Gase zu<br />

generieren, auch wenn gerade gar nicht so viel Energie<br />

abgerufen wird. Das führte in der Vergangenheit schon<br />

dazu, dass selbst während der Bremsphase, wenn der<br />

Fahrer seinen Fuß komplett vom Gaspedal genommen<br />

hatte, noch Unmengen an Abgasen produziert wurden.<br />

Das sogenannte Anti-Lag-System beförderte Benzin in<br />

den Auspuffkanal, wo es sich entzündete und somit<br />

Abgase generierte, ohne weiterhin für Vortrieb zu sorgen.<br />

Weil <strong>die</strong>ses System - wie sollte es auch anders sein -<br />

verboten wurde, suchten <strong>die</strong> Ingenieure nach neuen<br />

Möglichkeiten, um einen konstanten Gasstrom zu<br />

generieren.<br />

Über das Motorsteuergerät (ECU) können verschiedene<br />

Parameter gesteuert werden und Motorkennfelder, sogenannte<br />

Mappings, fast nach Belieben programmiert<br />

werden. Das kann zu unterschiedlichen Zwecken genutzt<br />

werden, etwa um den Benzinverbrauch zu senken, mehr<br />

Leistung abzurufen, besseres Ansprechverhalten hervorzurufen<br />

oder aber, um mehr Auspuffgase zu generieren,<br />

als das der Fahrer macht. Alexander Wurz erklärt:<br />

»Wie viel Gas du hinten rausbläst, hängt nicht immer von<br />

der Gaspedalstellung ab. Die Gaspedalstellung ist ja<br />

heute nur noch da, damit der Fahrer <strong>die</strong> Leistung hat,<br />

<strong>die</strong> er im Augenblick verlangt.« Über den Zündwinkel<br />

können <strong>die</strong> Ingenieure beispielsweise den Zeitpunkt, in<br />

Abhängigkeit von der Kurbelwellenstellung, bestimmen,<br />

zu dem <strong>die</strong> Zündkerze das Benzin-Luft-Gemisch entzündet.<br />

Dieser Zeitpunkt kann bewusst ineffizient<br />

gewählt werden, damit der Motor nicht viel Leistung<br />

abgibt, aber dennoch Abgase ausstößt.<br />

Weil der Voll-Coanda-Auspuff in höherem Maß als <strong>die</strong><br />

Semi-Variante von den produzierten Abgasen abhängig<br />

ist, pochen <strong>die</strong> Voll-Coanda-Teams auf ein besonders<br />

aggressives Motor-Mapping. Da <strong>die</strong> FIA hier allerdings<br />

einschritt und ein Referenz-Mapping aus den ersten vier<br />

WM-Läufen <strong>des</strong> Vorjahres vorschreibt, das nur geringfügig<br />

verändert werden darf, befinden sich Merce<strong>des</strong>,<br />

Ferrari und Cosworth im Hintertreffen. »Da haben sie,<br />

<strong>die</strong> als erste damit begonnen haben, immer noch einen<br />

Vorteil«, sagt Wurz über Renault.<br />

Fazit: Der Rahmen, in dem sich <strong>die</strong> Teams heute<br />

bewegen, ist sehr klein. Deshalb sind in <strong>die</strong>sem<br />

Bereich keine Quantensprünge zu erwarten, <strong>die</strong><br />

Renault-Teams profitieren von der Vorreiterrolle<br />

der Franzosen.<br />

Die V8-Motoren gehen in ihre letzte<br />

Saison vor dem V6-Turbo-Motor<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45


Text: Karin Sturm<br />

Offene<br />

Rechnung<br />

Adrian Sutil ist zurück.<br />

Nach einem Jahr Zwangspause<br />

steckt der Force-<br />

India-Pilot voller Energie<br />

und Tatendrang. Sein<br />

Langzeitziel ist unverändert:<br />

Er möchte Weltmeister<br />

werden. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

traf<br />

Sutil zu einem Rück- und<br />

Ausblick.<br />

46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47


Adrian Sutil greift<br />

nach den großen<br />

Pokalen<br />

Bei Force India fühlt<br />

sich Sutil auch im<br />

zweiten Anlauf wohl<br />

MSM: Dein Comeback war auf Anhieb ein voller<br />

Erfolg, warst Du Dir immer sicher, dass das so<br />

funktionieren würde?<br />

ADRIAN SUTIL: Ich habe immer daran geglaubt,<br />

dass ich in der Formel 1 eine erfolgreiche<br />

Zukunft haben könnte und war auch das ganze<br />

letzte Jahr über immer positiv. Ich bin ein positiver<br />

Mensch, bin offen für neue Sachen. Es war<br />

natürlich toll, dass ich das letzte Cockpit bekommen<br />

habe. Aber es ist ein Mittelfeldteam, und da<br />

glaubt man natürlich nicht, dass man dann gleich<br />

das erste Rennen über einige Runden lang anführen<br />

kann - nach nur drei Testtagen. Das war dann<br />

schon alles noch besser als erwartet. Aber trotzdem<br />

habe ich mich gut gefühlt dabei. Es war<br />

nicht so, dass ich mit der Situation überfordert<br />

war. Das hat mir sehr gut gefallen - <strong>des</strong>wegen<br />

bin ich ja hier.<br />

Anfang <strong>des</strong> Winters, Ende November, Anfang<br />

Dezember, warst Du ja schon mal sehr nahe an<br />

einem Vertrag, dann hat sich alles doch wieder<br />

ewig hingezogen. Kamen in <strong>die</strong>ser Zeit Zweifel<br />

auf, dass es doch wieder nicht klappen könnte?<br />

Es war natürlich nicht einfach, aber es war trotzdem<br />

nicht so, dass ich nicht mehr schlafen<br />

konnte. Ich habe versucht, trotz allem entspannt<br />

zu bleiben. Force India war meine einzige Chance<br />

in der Formel 1. Hätte das nicht geklappt, hätte<br />

ich mir etwas anderes suchen müssen. Natürlich<br />

ist es nicht schön, so in der Luft zu hängen. Ich<br />

hätte bei<strong>des</strong> akzeptiert, ja oder nein, aber es wäre<br />

halt gut gewesen, Bescheid zu wissen, um sich<br />

bei einem nein auf etwas neues konzentrieren zu<br />

können.<br />

Gehört das zu den Dingen, <strong>die</strong> Du in dem<br />

einen Jahr Zwangspause gelernt hast: Dass<br />

Du eventuell auch ohne Formel 1 leben<br />

könntest?<br />

Ja, das habe ich gelernt, und das war,<br />

glaube ich, sehr, sehr wichtig. Aber mir<br />

haben schon <strong>die</strong>se Erfolgserlebnisse gefehlt.<br />

Das ist halt das Schöne, wenn es hier mal<br />

klappt und man das Maximale aus<br />

dem Auto herausziehen kann.<br />

Das sind Momente, <strong>die</strong> man<br />

nicht kaufen kann. Das hatte<br />

ich letztes Jahr nicht - und<br />

i c h w u s s t e : D i e s e<br />

Momente möchte ich<br />

wieder haben, und ich<br />

möchte sie noch<br />

intensiver erleben,<br />

indem ich noch<br />

mehr Erfolg<br />

habe. Deswegen<br />

habe ich<br />

gesagt: Ich<br />

m ö c h t e<br />

noch mal<br />

zurück in<br />

<strong>die</strong> Formel 1. Ich bin hier noch nicht fertig - ich<br />

bin hier erst fertig, wenn ich Weltmeister bin.<br />

Für <strong>die</strong>se Aussage - Weltmeister werden zu wollen<br />

- musstest Du schon einige Kritik einstecken.<br />

Aber Du stehst dazu?<br />

Es gibt sehr viele Zweifler hier, <strong>die</strong> einem das<br />

nicht gönnen. Aber warum soll ich nicht daran<br />

glauben. Jeder muss hier daran glauben, sonst<br />

ist er im falschen Job. Das ist ein Sport, in dem<br />

<strong>die</strong> Besten gewinnen und jeder will der Beste<br />

sein. Ich möchte gegen <strong>die</strong> Besten antreten. Und<br />

wenn ich nicht <strong>die</strong>sen Willen hätte, der Beste zu<br />

sein, dann würde ich das hier gar nicht machen.<br />

Natürlich gibt es ein paar, <strong>die</strong> nicht wirklich an<br />

sich selbst glauben. Die gönnen dann auch den<br />

anderen den Erfolg nicht. Aber <strong>die</strong> können glauben,<br />

was sie wollen. Ich stehe zu meiner Einstellung<br />

und ich arbeite hart dafür. Ob ich es erreiche,<br />

steht in den Sternen. Aber zumin<strong>des</strong>t tue<br />

ich alles dafür und kann dann hoffentlich, wenn<br />

ich alt bin, locker ins Bett gehen und sagen, ich<br />

habe wenigstens alles versucht.<br />

Wie weit spielt bei dem, was man in der Formel<br />

1 erreicht, auch das Glück eine Rolle, zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort oder zur falschen<br />

Zeit am falschen Ort zu sein, Dinge, <strong>die</strong> man<br />

selbst nicht beeinflussen kann?<br />

Es hängt alles miteinander zusammen. Man muss<br />

hier nicht nur schnell fahren, man muss jeden<br />

Bereich maximieren, sich gut verkaufen, <strong>die</strong> richtigen<br />

Leute kennen, zur richtigen Zeit <strong>die</strong> richtigen<br />

Menschen treffen.<br />

Was da in der Entscheidungsphase bei Force<br />

India gelaufen ist, konntest Du letztlich selbst<br />

auch nicht mehr beeinflussen - das hatte vor<br />

allem mit einer Menge Politik zu tun?<br />

Mehr oder weniger, ja. Aber man kann es dann<br />

natürlich auch wieder anders sehen: Wäre ich<br />

immer ein schlechter Fahrer gewesen, dann hätten<br />

sie wahrscheinlich einen anderen genommen.<br />

Man hinterlässt ja schon Spuren mit allem,<br />

was man tut. So kann man am Ende vielleicht<br />

schon alles selbst beeinflussen, auch wenn man<br />

es gar nicht so merkt.<br />

Was meinst Du, hast Du 2012 sonst noch gelernt<br />

- Du betonst ja immer, das Jahr sei so wichtig<br />

für Dich gewesen?<br />

Gelassenheit, einen weiteren Blick zu haben,<br />

auch über <strong>die</strong> Formel 1 hinaus, <strong>die</strong> Formel 1 auch<br />

mal mit mehr Abstand von außen zu betrachten,<br />

ein anderes Leben zu leben. Ich habe vielleicht<br />

ein bisschen <strong>die</strong> Ruhe in mir selbst gefunden.<br />

Man sieht Möglichkeiten, sich auch ein zweites<br />

Standbein aufzubauen. Das ist wichtig, wenn<br />

man einen Sport, der einen so fordert, dass man<br />

kaum Zeit für etwas anderes hat, so lange macht.<br />

Was hast Du anderes gemacht, womit hast Du<br />

48 www. Motor-<br />

sport- <strong>Magazin</strong>.<br />

com


Sutil zeigte beim<br />

Comeback eine<br />

Glanzleistung<br />

Nach einem Jahr<br />

Zwangspause ist<br />

Sutil zurück in<br />

der F1<br />

Dich beschäftigt?<br />

Viele verschiedene Dinge - es gibt ja nicht nur<br />

Rennsport. Autos interessieren mich sehr, Sportwagen,<br />

Oldtimer, das ist meine zweite Leidenschaft<br />

neben dem Rennfahren, von der Ästhetik,<br />

dem Kunstwerk Auto bin ich sehr fasziniert...<br />

Kommt da der Künstler in Dir durch?<br />

Ja, gut möglich, dass das eben <strong>die</strong>ser Teil von mir<br />

ist. Und da gibt es so viel zu lesen, <strong>die</strong> ganze<br />

Historie interessiert mich. Ich habe auch einige<br />

Sachen über <strong>die</strong> Geschäftswelt allgemein gelesen,<br />

bin auch mal einfach so mit dem Auto nach Italien<br />

gefahren, habe mir Kultur angeschaut,<br />

Plätze, <strong>die</strong> ich noch nicht gesehen hatte. Auch<br />

wenn wir hier ständig in der ganzen Welt herumreisen,<br />

es sind ja doch meistens <strong>die</strong> gleichen<br />

Orte, wo wir hinkommen. Es gibt noch eine<br />

ganze Menge, was wir noch nicht gesehen haben.<br />

Ich habe nie Langeweile gehabt, aber einfach viel<br />

mehr Zeit. Ich konnte mir jeden Tag Zeit nehmen<br />

für ein geordnetes Mittag- und Aben<strong>des</strong>sen zu<br />

Hause, habe im gleichen Bett geschlafen. Da<br />

kommt man wirklich runter. Ich war wirklich<br />

erstaunt, wie viel Energie ich auf einmal hatte.<br />

Die letzten Jahre dachte ich, ich habe <strong>die</strong> Energie<br />

- aber letztes Jahr hatte ich viel mehr.<br />

Ist Dir dadurch erst bewusst geworden, wie viel<br />

Substanz <strong>die</strong> Formel 1 wirklich kostet?<br />

Auf jeden Fall. Dieser ganze Druck, man ist ja<br />

nie wirklich entspannt, immer geht einem<br />

irgendjemand auf <strong>die</strong> Nerven, man ist immer im<br />

Mittelpunkt. Das ist halt in <strong>die</strong>sem Job so. Hier<br />

kann man sehr, sehr viel erreichen und wenn<br />

man gewinnt, ist das wahrscheinlich ein unglaubliches<br />

Gefühl. Aber dafür ist <strong>die</strong> Arbeit auch sehr,<br />

sehr hart. Man kann auch woanders hingehen,<br />

wo man nicht ganz so hart arbeitet, aber dann<br />

ist der Erfolg auch nicht ganz so toll. Es gleicht<br />

sich alles aus. Aber wenn man hier ist, hart arbeitet,<br />

alles gibt und keinen Erfolg hat - dann macht<br />

einen das kaputt.<br />

Stellt man sich dann ab und zu <strong>die</strong> Frage, ob es<br />

das alles wert ist?<br />

Es ist es dann wert, wenn man <strong>die</strong> Perspektive<br />

hat, ganz nach vorne zu kommen. Wenn es <strong>die</strong><br />

nicht gäbe, wäre ich zu Hause geblieben. Deswegen<br />

sage ich auch offen, dass ich hier bin, um zu<br />

gewinnen und stehe dazu.<br />

In einem Caterham zu fahren, was ja Anfang<br />

2012 mal kurz ein Thema war, wäre also keine<br />

Perspektive?<br />

Man muss sich so etwas anhören und abwägen.<br />

Wenn ich so etwas mache, dann nur, wenn es<br />

wirklich eine Perspektive gibt. Vielleicht ergibt<br />

sich ja eine daraus. Es könnte schon reichen,<br />

<strong>die</strong>ses Gefühl zu haben, das könnte was werden.<br />

Aber ich war jetzt fünf Jahre dabei, das ist schon<br />

eine ordentliche Zeit, und jetzt möchte ich nicht<br />

noch einmal zehn Jahre damit verbringen, einfach<br />

nur mitzufahren. Es muss jetzt in den nächsten<br />

Jahren der Erfolg kommen. Ich habe da so<br />

meinen Zeitrahmen, in dem er kommen muss.<br />

Wenn nicht, dann weiß ich nicht, ob ich noch so<br />

lange wie möglich hier bleibe oder etwas ganz<br />

anderes tue. Ich glaube, ein gutes Beispiel ist<br />

Timo Glock, der eben keine Perspektive mehr<br />

gesehen hat und <strong>die</strong> Reißleine gezogen hat. Er<br />

ist jetzt mit einem Top-Team in <strong>die</strong> DTM gegangen.<br />

Das ist auf <strong>die</strong> Dauer sicher besser, als über<br />

Jahre in einem kleinen Team zu versauern, in<br />

dem nichts vorwärts geht.<br />

Das heißt, Ende <strong>die</strong>ses, spätestens Ende nächsten<br />

Jahres muss der Sprung in ein Top-Team<br />

gelingen - wenn Force India keines wird, was ja<br />

nicht so ganz wahrscheinlich ist?<br />

Im Prinzip schon. Aber ich freue mich auch, in<br />

<strong>die</strong>sem Jahr mit <strong>die</strong>sem Team wieder alles zu<br />

geben und vielleicht fahre ich noch ein zweites<br />

Jahr hier. Jeder Weg ist anders und auch mit <strong>die</strong>sem<br />

Team kann man Überraschungserfolge einfahren.<br />

Vielleicht sind das dann <strong>die</strong> Ergebnisse,<br />

<strong>die</strong> reichen, um den nächsten Schritt nach oben<br />

zu machen. Aber ich habe auf jeden Fall <strong>die</strong>se<br />

Perspektive - und das gibt mir <strong>die</strong> Kraft.<br />

»Diese Momente<br />

möchte ich wieder<br />

haben, und noch<br />

intensiver erleben,<br />

indem ich noch<br />

mehr Erfolg habe.<br />

Deswegen habe ich<br />

gesagt: Ich möchte<br />

noch einmal zurück<br />

in <strong>die</strong> Formel<br />

1. Ich bin hier noch<br />

nicht fertig - ich<br />

bin hier erst fertig,<br />

wenn ich Weltmeister<br />

bin.«<br />

Das Fernziel <strong>des</strong><br />

Deutschen ist klar:<br />

Der WM-Titel<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49


Fotos: adrivo/Sutton, merce<strong>des</strong>-benz<br />

Text: Frederik Hackbarth<br />

Alte Liebe rostet nicht:<br />

Zurück zum Ex-Team<br />

Adrian Sutil hat es <strong>die</strong>ses Jahr vorgemacht: Nur weil eine Tür geschlossen wird, muss sie nicht<br />

auch für immer zubleiben, dachte sich der Deutsche und kehrte mit seinem Ex-Team Force India<br />

in <strong>die</strong> Startaufstellung zurück. Für das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Anlass genug, auf fünf prominente<br />

Vorgänger Sutils zu blicken, <strong>die</strong> ebenso ein Comeback bei ihrem ehemaligen Rennstall wagten.<br />

5. Juan Manuel Fangio: Maserati (1953 - 1954 / 1957)<br />

Der legendäre Argentinier, der bei gerade einmal 51 Grand-<br />

Prix-Starts immerhin 24 Triumphe verbuchen konnte und<br />

damit bis heute <strong>die</strong> beste Siegquote in der Königsklasse<br />

hält, war kein Freund <strong>des</strong> Prinzips der verbrannten Erde<br />

- so hielt er sich alle Optionen offen und das ermöglichte<br />

ihm 1957 eine Rückkehr zu Maserati, mit denen Fangio<br />

seinen fünften und insgesamt letzten WM-Titel feierte.<br />

Zuvor war Fangio in der allerersten F1-Saison 1950 für<br />

Alfa Romeo angetreten, wurde letztendlich Vizemeister. Ein<br />

Jahr später holte er mit den Italienern den Titel, nur um für<br />

<strong>die</strong> folgenden anderthalb Jahre erstmals zu Maserati zu<br />

wechseln. 1953 und 1954 belegte Fangio erneut <strong>die</strong> Plätze<br />

zwei und eins im Gesamtklassement, wechselte in <strong>die</strong>ser<br />

Zeit jedoch zu Merce<strong>des</strong> und fuhr für <strong>die</strong> Schwaben zweimal<br />

den WM-Titel ein. Als sich <strong>die</strong> Silberpfeile im Zuge der<br />

Katastrophe von Le Mans Ende 1955 jedoch aus der F1<br />

zurückzogen, brauchte Fangio ein neues Team: Er schloss<br />

sich ein Jahr lang Ferrari an und gestaltete <strong>die</strong>ses Intermezzo<br />

mit Titel Nummer vier äußerst erfolgreich, ehe er<br />

im Folgejahr schließlich an seine alte Wirkungsstätte bei<br />

Maserati zurückkehrte, um seine große Karriere endgültig<br />

zu krönen.<br />

50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


4.<br />

Alain Prost:<br />

McLaren<br />

(1980 / 1984 -<br />

1989)<br />

Im Fall von Alain Prost war <strong>die</strong> nicht<br />

rosten wollende, alte Liebe zugleich<br />

auch <strong>die</strong> erste. Der Franzose debütierte<br />

im Alter von immerhin schon<br />

25 Jahren für McLaren in der Formel<br />

1 - das war 1980. Zwar holte er<br />

gleich in seinen ersten beiden Grand<br />

Prix auch <strong>die</strong> ersten WM-Punkte<br />

seiner noch jungen Karriere - von<br />

Erfolgen war <strong>die</strong> Rookie-Saison <strong>des</strong><br />

Mannes aus Lorette mit Gesamtplatz<br />

16 aber nicht durchzogen. Von 1981<br />

bis 1983 startete Prost für seine<br />

Landsleute von Renault, dann verließ<br />

er <strong>die</strong> Franzosen nach dem für ihn<br />

enttäuschenden Vizetitel in seinem<br />

vierten F1-Jahr allerdings wieder<br />

und wagte eine Rückkehr zu<br />

McLaren: Der Gang zurück nach<br />

Woking war für ihn jedoch keinesfalls<br />

einer nach Canossa. Zwar musste<br />

sich Prost 1984 erneut mit P2<br />

zufrieden geben, nur einen halben<br />

Punkt hinter Teamkollege Niki Lauda<br />

- insgesamt fuhr er mit McLaren in<br />

den folgenden sechs Jahren aber<br />

drei WM-Titel ein. Erst im Zuge <strong>des</strong><br />

erbitterten Stallduells mit dem jungen<br />

und aufstrebenden Ayrton Senna<br />

zerrissen <strong>die</strong> Band zwischen Prost<br />

und McLaren für immer. 1990 wagte<br />

er den Absprung in Richtung Ferrari<br />

- sein viertes und letztes Championat<br />

fuhr er 1993 mit Williams ein.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51


3. Giancarlo Fisichella:<br />

Jordan (1997 / 2002 - 2003) & Benetton / Renault (1998 - 2001 / 2005 - 2007)<br />

Der Italiener trieb das Prinzip der Rückkehr zum Ex-Team<br />

auf <strong>die</strong> Spitze, indem er es gleich zweimal und mit verschiedenen<br />

Rennställen in <strong>die</strong> Tat umsetzte. Nach seinem<br />

F1-Debüt mit Minardi wechselte Fisichella 1997 zu Jordan,<br />

wo er mit Achtungserfolgen zu überzeugen wusste. Nach<br />

einem langen hin und her - inklusive Rechtsstreit - sicherte<br />

sich für <strong>die</strong> Folgesaison schließlich Benetton <strong>die</strong> Dienste<br />

<strong>des</strong> jungen Talents. Für Flavio Briatores Mannen kämpfte<br />

der Römer sehr zu seinem Unmut in den darauffolgenden<br />

Jahren jedoch oft mit unterlegenem Material. Als der Teamchef<br />

ihm Ende 2001 dann zwar eine Vertragsverlängerung<br />

anbot, jedoch ohne Gehaltserhöhung, fühlte sich ‚Fisico‘ in<br />

seiner Ehre gekränkt und ging bewusst zurück zu Jordan,<br />

mit denen er beim chaotischen Brasilien GP 2003 seinen<br />

ersten Sieg feierte. Nach einem Gastspiel bei Sauber ging<br />

es für Fisichella 2005 dann doch noch einmal zurück in <strong>die</strong><br />

alten Benetton-Hallen nach Enstone, <strong>die</strong> mittlerweile Renault<br />

beherbergten. Dort fuhr der 229-fache GP-Starter noch<br />

bis einschließlich 2007, stand jedoch in den beiden Titeljahren<br />

seines Teamkollegen Fernando Alonso 2005 und<br />

2006 klar in <strong>des</strong>sen Schatten.<br />

2. Nigel Mansell: Williams (1985 - 1988 / 1991 - 1992 / 1994)<br />

Der für seine theatralischen Auftritte bekannte Nigel Mansell<br />

hatte sie alle: Lotus, Ferrari, McLaren und Williams - der<br />

Brite fuhr für je<strong>des</strong> große Team seiner Zeit. Eine besondere<br />

Beziehung verband den ‚Löwen‘ jedoch mit dem Traditionsrennstall<br />

aus Grove. Mit Williams feierte er gleich in seinem<br />

ersten Jahr beim Team 1985 seinen ersten Grand-Prix-Sieg<br />

und das ausgerechnet beim Heimspiel in Brands Hatch vor<br />

52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

den Toren Londons. In den beiden Folgejahren scheiterte<br />

Mansell ganz knapp am Titel, wurde zweimal Vizemeister.<br />

Auch wenn er 1989 zu Ferrari wechselte, wollte er den<br />

Traum vom WM-Titel mit Williams nicht aufgeben. Obwohl<br />

er bereits sein Karriereende erwogen hatte, kehrte er 1991<br />

erstmals ins Team zurück, nur ein Jahr später wurde Mansell<br />

mit 9 Saisonsiegen, 14 Pole Positions und 108 WM-Punkten<br />

im völlig überlegenen Williams FW14B Weltmeister.<br />

Anschließend suchte der Brite jenseits <strong>des</strong> Atlantiks eine<br />

neue Herausforderung, wurde 1993 in den USA CART-<br />

Champion. 1994 half der Mann mit dem Schnauzer nach<br />

Ayrton Sennas Tod dann ein letztes Mal für Williams aus,<br />

startete bei vier Grand Prix und gewann beim Saisonfinale<br />

in Adelaide das letzte Rennen seiner F1-Karriere.


1.<br />

Gerhard Berger:<br />

Benetton (1986 /<br />

1996 - 1997) &<br />

Ferrari (1987 -1989 /<br />

1993 - 1995)<br />

Ähnlich wie Fisichella tanzte auch der österreichische<br />

Lebemann gerne auf mehreren Hochzeiten.<br />

Sowohl bei Benetton als auch bei Ferrari verbuchte<br />

Berger gleich zwei Amtszeiten. Nach seinem Karriere-Start<br />

bei ATS und Arrows, fuhr der Tiroler 1986<br />

im von BMW befeuerten Benetton B186 in Mexiko<br />

seinen ersten Sieg in der Formel 1 ein. 1987 wechselte<br />

der Mann aus Wörgl zu Ferrari - für <strong>die</strong> Scuderia<br />

gewann er in den folgenden drei Jahren vier<br />

Grand Prix, wurde einmal WM-Dritter. Anschließend<br />

zog es ihn zu McLaren-Honda, wo er jedoch den<br />

Adjutanten für seinen guten Freund Ayrton Senna<br />

spielen musste. 1993 folgte er daher dem neuerlichen<br />

Lockruf aus Maranello: Die Tifosi liebten<br />

Berger spätestens seit seinem legendären Heimsieg<br />

in Monza 1988, nur wenige Tage nach dem Ableben<br />

Enzos Ferraris, heiß und innig. In drei weiteren Jahren<br />

mit der Scuderia konnte Berger jedoch nur<br />

einen weiteren Triumph verbuchen. 1996 wechselten<br />

er und Teamkollege Jean Alesi dann im Gegenzug<br />

für Michael Schumacher von Ferrari zu Benetton.<br />

Mit dem Team, mit dem er seinen ersten Sieg<br />

gefeiert hatte, bejubelte er 1997 in seinem geliebten<br />

Hockenheim auch seinen letzten, ehe er <strong>die</strong> Fahrerhandschuhe<br />

am Ende <strong>des</strong> Jahres endgültig an<br />

den Nagel hängte.<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53


54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: Audi<br />

Gewollte<br />

ungewissheit<br />

Audi eröffnete <strong>die</strong><br />

Langstreckensaison mit<br />

einem Sieg in Sebring.<br />

Es war der erste<br />

Hybrid-Erfolg beim<br />

12h-Rennen in Sebring.<br />

Eines ist klar: In <strong>die</strong>ser DTM-Saison geht es richtig<br />

rund! Grund dafür sind <strong>die</strong> Option-Reifen, <strong>die</strong> spannendere<br />

Rennen garantieren sollen. Der neue Pneu<br />

ist rund eine Sekunde schneller als sein Standard-<br />

Pendant. Was aber viel bedeutender ist: Die Teams<br />

konnten <strong>die</strong> Option-Reifen nur auf wenigen Strecken<br />

testen. Rennen wie Brands Hatch und Co.<br />

könnten so zur Lotterie ausarten, wenn <strong>die</strong> Fahrer<br />

dort zum ersten Mal <strong>die</strong> Options einsetzen. Vor <strong>die</strong>sem<br />

Hintergrund muss man den Wegfall der Freitags-Trainings<br />

noch kritischer betrachten, denn so<br />

blüht eine Fahrt ins Ungewisse. Der Fan darf sich<br />

aber freuen, denn <strong>die</strong>ses Jahr wird es garantiert<br />

noch enger zugehen. - Robert Seiwert<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55


Text: Marion Rott<br />

Neuzündung<br />

Mattias Ekström zählt in jeder neuen DTM-Saison zu den Titel-Favoriten.<br />

Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> unterhält sich der Audi-Pilot über <strong>die</strong> Probleme<br />

im letzten Jahr, sein Verhältnis zu Teamkollege Jamie Green und<br />

<strong>die</strong> langfristige Karriereplanung.<br />

56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: audi, red bull<br />

Mattias Ekström muss<br />

sich 2013 an einen<br />

neuen Renningenieur<br />

gewöhnen<br />

Auch in <strong>die</strong>ser Saison<br />

lautet Ekströms Motto<br />

wieder: »Go hard or go<br />

home!«<br />

Solche Bilder sollen in<br />

<strong>die</strong>sem Jahr wieder<br />

öfter zu sehen sein


Mattias Ekström erhält<br />

mit Jamie Green einen<br />

alten Bekannten als<br />

neuen Teamkollegen<br />

MSM: Du konntest 2012 kein Rennen für dich<br />

entscheiden. Wür<strong>des</strong>t du das nur am Audi festmachen<br />

oder siehst du auch bei dir noch<br />

Verbesserungspotenzial?<br />

MATTIAS EKSTRÖM: Ich konnte immerhin in<br />

München gewinnen, allerdings gab es dafür leider<br />

keine Punkte. Dass <strong>die</strong> Leistung im Auto steckte,<br />

hat Edoardo Mortara zweimal bewiesen. Ein siegfähiges<br />

Auto ist aber nur ein Teil, der andere ist <strong>die</strong><br />

Fahrbarkeit und <strong>die</strong> kam meinem Fahrstil nicht<br />

entgegen. Ich weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass<br />

ich mit einem mir liegenden Auto Rennen gewinnen<br />

und auf das Po<strong>des</strong>t fahren kann. Wenn das<br />

Auto allerdings nicht meinem Fahrstil entspricht,<br />

tue ich mir schwer, das Maximum herauszuquetschen.<br />

Sicherlich sollte ein guter Rennfahrer alles<br />

fahren können, aber von <strong>die</strong>sen perfekten Fahrern,<br />

<strong>die</strong> von Mutter Natur alles in <strong>die</strong> Wiege gelegt bekamen,<br />

gibt es nur sehr wenige. Daher kann ich rückwirkend<br />

sagen, dass wir in den Rennen, in denen<br />

wir das Auto für mich richtig hinbekommen haben,<br />

schon vorne mitkämpfen konnten. In <strong>die</strong>sem Jahr<br />

erwarte ich in <strong>die</strong>sem Bereich eine deutliche Verbesserung,<br />

denn einer der großen Pluspunkte der<br />

Testfahrten war, dass das Auto deutlich in meine<br />

Richtung angepasst wurde. Ich bin voller Hoffnung,<br />

dass ich somit in <strong>die</strong>ser Saison deutlich mehr<br />

Freude hinter dem Lenkrad haben werde.<br />

»Wenn das Auto nicht<br />

meinem Fahrstil entspricht,<br />

tue ich mir<br />

schwer, das Maximum<br />

herauszuquetschen.<br />

Sicherlich sollte ein<br />

guter Rennfahrer<br />

alles fahren können,<br />

aber von <strong>die</strong>sen perfekten<br />

Fahrern gibt es<br />

nur sehr wenige.«<br />

Mit Jamie Green hast du einen neuen Teamkollegen,<br />

der viele Jahre dein Konkurrent war. Wie ist<br />

euer Verhältnis?<br />

Wir verstehen uns neben der Strecke sehr gut und<br />

haben ein gutes Verhältnis. Ich mag seinen Humor<br />

und seine Art - wir hatten schon eine Menge<br />

lustiger Momente zusammen. Zudem sind unsere<br />

Familienverhältnisse sehr ähnlich. Auf der Strecke<br />

ist natürlich jeder ein Kämpfer und wir hatten auch<br />

ein paar Mal Krach miteinander. Das liegt allerdings<br />

bereits eine Weile zurück und mittlerweile<br />

respektieren wir uns auf der Strecke. Ich empfinde<br />

es als sehr wichtig, dass er mit neuen, frischen Ideen<br />

und der Erfahrung bei einem Gegner zu Audi<br />

gekommen ist. Wie auch immer es am Ende ausgeht,<br />

ich hoffe, dass der Bessere gewinnt und dass<br />

in <strong>die</strong>ser Beziehung Zufall und Glück keine Rolle<br />

spielen. Es macht richtig Spaß, zu wissen, dass ich<br />

einen Top-Teamkollegen habe und mit ihm zusammenarbeiten<br />

und Dinge analysieren kann. Ich bin<br />

auch durchaus offen, mir Tipps zu holen und von<br />

ihm zu lernen. Fahren muss ich aber selbst.<br />

2013 kann es für dich nur ein Ziel geben: den Titel.<br />

Hast du Angst, dass Jamie ähnlich wie Bruno<br />

Spengler letztes Jahr, bei einem neuen Team sofort<br />

zuschlägt?<br />

Ich wollte von Kin<strong>des</strong>beinen an in allen Rennserien<br />

immer gewinnen und Meister werden. Sollte<br />

irgendwann der Tag kommen, an dem ich nur noch<br />

Teilnehmer bin, dann habe ich schon lange aufgehört.<br />

Beim Blick auf Jamie oder auch Bruno Spengler:<br />

Beide haben es jahrelang bei Merce<strong>des</strong> versucht,<br />

aber es darf nicht vergessen werden, dass Gary<br />

Paffett ein sehr schneller Fahrer ist - wie auch Paul<br />

di Resta. Daher sehe ich <strong>die</strong> Situation ein wenig<br />

58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: audi<br />

anders, denn beide waren im Verhältnis<br />

zum besten Piloten in den<br />

letzten Jahren eben nicht gut<br />

genug.<br />

Jamie wird in <strong>die</strong>ser Saison mit<br />

deinem ehemaligen Renningenieur<br />

Alexander Stehlig zusammenarbeiten.<br />

Wie sehr schmerzt es<br />

dich, ihn zu verlieren?<br />

Ich hatte mit Alex so viele gemeinsame<br />

Jahre, dass ich eine neue Zündung<br />

brauchte und mit jemand<br />

anderem zusammenarbeiten<br />

wollte. Diese Situation ergab sich<br />

nun mit Florian Modlinger. Er<br />

macht einen sehr guten Eindruck<br />

und bringt neue Ideen und Impulse<br />

in <strong>die</strong> Zusammenarbeit ein. Diese<br />

Situation ist für mich sehr hilfreich<br />

- gleiches gilt aber auch für Alex.<br />

Irgendwann gehen <strong>die</strong> Ideen verloren,<br />

<strong>die</strong> Arbeit entwickelt sich<br />

zur Routine und <strong>die</strong> Innovationen<br />

nehmen ab. Ich denke, beide Seiten<br />

werden von <strong>die</strong>ser Veränderung<br />

profitieren und nach den ersten<br />

Testfahrten bin ich sehr mit Florian<br />

zufrieden.<br />

Wie lange wird es dauern, bis zwischen<br />

dir und Florian ein ähnlich<br />

blin<strong>des</strong> Verständnis wie bisher zu<br />

Alexander herrscht?<br />

Auf der technischen Ebene verfügt Florian bereits<br />

über ein extremes Verständnis, das ist außergewöhnlich.<br />

In <strong>die</strong>sem Bereich ist er sogar eine Stufe<br />

höher als Alex einzuschätzen, da er aus dem<br />

Bereich Aerodynamik kommt und derartige Dinge<br />

besser versteht - Alex hat wiederum andere Vorteile.<br />

Auf persönlicher Ebene wird es sicherlich<br />

noch eine Weile dauern.<br />

Sowohl der Freitag als auch das Warm-Up wurden<br />

gestrichen. Wie wird sich deine Herangehensweise<br />

an ein Wochenende verändern?<br />

Ich sehe <strong>die</strong> Dinge relativ locker, da das Reglement<br />

für jeden gleich ist. Es gilt, je<strong>des</strong> Mal im Auto sein<br />

Bestes zu geben. Der Samstag wird nun mit Freiem<br />

Training und Qualifying ein sehr wichtiger Tag<br />

sein. Ich glaube, dass <strong>die</strong>se Änderungen für mehr<br />

Überraschungen sorgen werden, da es in der<br />

kurzen Zeit nicht immer möglich sein wird, das<br />

Auto maximal auszuquetschen und <strong>die</strong> perfekte<br />

Abstimmung zu finden. Durch <strong>die</strong>ses Format<br />

rechne ich mit unterschiedlichen Siegern und mehr<br />

Abwechslung auf dem Po<strong>des</strong>t - das ist vermutlich<br />

auch das Ziel der Organisatoren.<br />

Audi hat sich wegen <strong>die</strong>ses geänderten Formats<br />

gegen Rookies entschieden. Erwartest du dir in<br />

Sachen Auto-Abstimmung einen Vorteil gegenüber<br />

der Konkurrenz?<br />

Vorteil oder nicht, das ist schwer zu sagen. Ein<br />

Rookie geht <strong>die</strong> Rennen mit einer anderen Einstellung,<br />

ohne Druck und mit geringeren Erwartungen<br />

an. Im Umkehrschluss punkten wir mit unserer<br />

Gelassenheit. Wer letztlich den größeren Vorteil<br />

hat, wird sich erst zeigen. Insgesamt finde ich<br />

unsere Truppe aber gut und bin überzeugt, dass<br />

wir einen starken Fahrerkader haben. Aber <strong>die</strong><br />

anderen Hersteller haben neben ihren unerfahrenen<br />

Piloten auch ihre Profis wie Gary Paffett,<br />

Bruno Spengler, Martin Tomczyk und Augusto<br />

Farfus.<br />

Viele Kritiker sind der Meinung, dass <strong>die</strong> DTM<br />

aufgrund der fehlenden Überholmanöver immer<br />

langweiliger wird. Was entgegnest du ihnen?<br />

Durch <strong>die</strong> größeren Reifen und mehr Aerodynamik<br />

bei gleichbleibendem Motor wird das Fahren<br />

einfacher und dadurch ist das Feld dichter zusammengerückt.<br />

Alles was einfach ist, ist von mehreren<br />

Menschen leichter zu bewältigen und daher sind<br />

<strong>die</strong> Zeitunterschiede sehr gering. Im Qualifying<br />

benötigt man zwar eine perfekte Runde, im Rennen<br />

fahren aber schnell alle hintereinander, weil es fast<br />

unmöglich ist, dass <strong>die</strong> Hinterräder ausbrechen.<br />

Allerdings glaube ich, dass das Wort langweilig<br />

2013 nicht mehr fallen wird. Für alle Piloten bedeuten<br />

<strong>die</strong> Optionreifen einen Lernprozess und auch<br />

das DRS wird seinen Teil beitragen. Ich würde Geld<br />

darauf wetten, dass <strong>die</strong> Rennen in <strong>die</strong>sem Jahr<br />

deutlich besser werden.<br />

Du bist 2001 dein erstes Rennen in der DTM<br />

gefahren. Was hat sich in den letzten zwölf Jahren<br />

für dich verändert und welche Dinge sind immer<br />

noch wie damals?<br />

Im Vergleich zu heute war <strong>die</strong> DTM damals deutlich<br />

familiärer und gelassener und weniger professionell.<br />

Meine Grundeinstellung ist immer noch<br />

<strong>die</strong> gleiche - alles andere hat sich verändert. Mir<br />

machte es damals Spaß, ein perfektes Rennauto zu<br />

fahren und das ist heute immer noch<br />

so. Sowohl mein Fahrverhalten als auch<br />

der Kampf um Rennsiege und <strong>die</strong> Meisterschaft<br />

ist nach wie vor identisch.<br />

Du kommst aus einer Rennfahrerfamilie.<br />

Wür<strong>des</strong>t du dich freuen, wenn dein<br />

Sohn Mats eines Tages auch mit dem<br />

Wunsch einer Rennfahrerkarriere zu dir<br />

kommen würde?<br />

Er wird machen, was immer er will - er<br />

darf alles probieren. Sollte er gerne Rennfahrer<br />

werden wollen, unterstütze ich ihn<br />

natürlich. Im Moment gilt seine große<br />

Leidenschaft aber dem Fußball und Bällen<br />

im Allgemeinen. Das Lustige ist, dass<br />

mich Fußball bisher nicht so sehr interessierte,<br />

aber jetzt habe ich begonnen, mit<br />

ihm zu üben und auch gemeinsam mit<br />

Mats Fußball im Fernsehen anzusehen.<br />

Zusammen macht das viel Spaß.<br />

Nachdem du im Winter viel Zeit mit deiner<br />

Familie verbracht hast; kommt in <strong>die</strong>sen<br />

Momenten manchmal der Gedanke eines Karriereen<strong>des</strong><br />

auf, um öfter bei der Familie zu sein?<br />

Ich bin derzeit oft bei meiner Familie. Die Zeit<br />

ist zwar kurz, dafür aber intensiv. Ein normal<br />

arbeitender Vater kann sich auch nur ein paar<br />

Stunden am Tag seinen Kindern widmen. Derzeit<br />

verbringe ich aber mehr Zeit mit meiner<br />

Familie als das in einer normalen Familie der<br />

Fall wäre. Wenn Mats irgendwann mehr Sport<br />

treiben will - vielleicht auch am Wochenende -<br />

wäre es sicherlich praktischer, wenn ich nicht<br />

mehr fahren würde. Aber im Moment sehe ich<br />

keinen Bedarf, einer kontinuierlichen, normalen<br />

Arbeit nachzugehen.<br />

Ekström gehört zu den<br />

erfahrenen Haudegen<br />

im Audi-Fahrerkader<br />

Auf geht‘s: Mattias<br />

Ekström erwartet eine<br />

schwierige Saison<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59


www.speed-academy.de<br />

Fotos: speed academy, f3 em, merce<strong>des</strong>-benz<br />

5 Fragen an<br />

Pascal Wehrlein<br />

Im Alter von 18 Jahren und 188 Tagen ist Pascal Wehrlein der jüngste DTM-Fahrer der Geschichte.<br />

Einen Teil seines kometenhaften Aufstiegs aus der Formel 3 Euro Serie in <strong>die</strong> DTM<br />

verdankt er auch der Ausbildung in der Speed Academy.<br />

Text: OLAF MEHLHOSE<br />

01: Welche Ziele hast du dir für deine erste DTM-<br />

Saison gesetzt?<br />

In den ersten Rennen wäre ich schon sehr glücklich,<br />

wenn ich den Sprung in <strong>die</strong> Punkte schaffen würde. Im<br />

weiteren Verlauf will ich dann für <strong>die</strong> eine oder andere<br />

Überraschung sorgen. Vielleicht gelingt mir sogar ein<br />

Platz auf dem Podium, auch wenn das bei der Konkurrenz<br />

sehr schwer wird.<br />

02: Du bist seit 2011 Förderkandidat in der<br />

Speed Academy. Was nimmst du aus <strong>die</strong>ser Zeit<br />

mit ins DTM-Cockpit?<br />

Sehr viel; ich habe viele verschiedene Dinge gelernt. Es<br />

gab Fahrdynamik- und Me<strong>die</strong>ntrainings, Fitness-Workshops<br />

und Seminare über <strong>die</strong> Fahrwerkseinstellungen.<br />

Insgesamt habe ich eine perfekte Ausbildung erhalten,<br />

<strong>die</strong> mir auch im professionellen Rennsport sicherlich<br />

noch helfen wird.<br />

03: Welcher Speed Academy Workshop hat dir<br />

am besten gefallen?<br />

2012 haben wir in Schweden einen Workshop zur Fahrdynamik<br />

gemacht. Die Aufgabe bestand darin, dass Auto<br />

auf eisigem Untergrund am Limit zu bewegen. Das hat<br />

natürlich Riesenspaß gemacht. Vor allem, weil der praktische<br />

Anteil sehr groß war. Die Theorie ist auch interessant<br />

und sehr wichtig, aber als Fahrer sitzt man natürlich<br />

immer am liebsten im Auto.<br />

04: 2011 hast du <strong>die</strong> Speed Academy gewonnen.<br />

Was bedeutet dir der Sieg?<br />

Es war generell ein tolles Jahr für mich. Ich habe im<br />

ADAC Formel Masters den Titel geholt und dass ich <strong>die</strong><br />

Speed Academy auch noch gewinnen konnte, war natürlich<br />

<strong>die</strong> Krönung - zumal ich in allen vier Wertungen<br />

vorne war. Damit habe ich in den Me<strong>die</strong>n für viel Aufmerksamkeit<br />

gesorgt und meinen Bekanntheitsgrad<br />

nachhaltig vergrößert.<br />

05: Was ist das für ein Gefühl, in der DTM gegen<br />

Juror Timo Glock zu fahren?<br />

Es ist schon lustig, dass wir in der DTM gegeneinander<br />

fahren und er gleichzeitig Juror ist, also meine Leistungen<br />

bei der Speed Academy bewerten muss. Auf der Strecke<br />

kann ich allerdings keine Rücksicht auf ihn nehmen.<br />

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www.speed-academy.de<br />

Text: OLAF MEHLHOSE<br />

Die Kandidaten 2013<br />

Dürfen wir vorstellen? Stefan Wackerbauer, Jason Kremer, Lucas Wolf, Marvin Dienst, Marvin Kirchhöfer,<br />

Pascal Wehrlein und Sven Müller. Diese glorreichen Sieben treten im Jubiläumsjahr der Speed Academy an, um in<br />

<strong>die</strong> FuSSstapfen früherer Kandidaten wie Adrian Sutil, Nico Hülkenberg oder Christian Vietoris zu treten.<br />

1. Stefan Wackerbauer<br />

Der Senna-Fan: Stefan Wackerbauer schaffte 2013<br />

erstmals den Sprung in den Kader der Speed Academy.<br />

»Ich bin sehr stolz, von der Jury als Förderkandidat<br />

ausgewählt worden zu sein und freue mich auf <strong>die</strong>se<br />

neue Herausforderung«, sagt der 17-Jährige. Sein<br />

großes Vorbild ist Formel-1-Legende Ayrton Senna.<br />

2. Jason Kremer<br />

Der Frühstarter: Die Begeisterung für den Rennsport<br />

zeigte sich bei Jason Kremer schon früh: Im Alter von<br />

fünf Jahren saß er zum ersten Mal in einem Kart. 2013<br />

bestreitet der 18-Jährige seine dritte Saison im ADAC<br />

Formel Masters. Gelingt ihm nach Platz sieben 2011<br />

und Platz vier im Vorjahr der große Wurf?<br />

3. Lucas Wolf<br />

Der Ambitionierte: Genauso wie sein Vorbild, <strong>Sebastian</strong><br />

<strong>Vettel</strong>, will Lucas Wolf irgendwann F1-Weltmeister werden.<br />

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Nach<br />

Lehrjahren im ADAC Formel Masters und der Formel 3<br />

Euro Serie startet der 18-Jährige 2013 erst einmal in<br />

der neu geschaffenen Formel 3 EM.<br />

4. Marvin Dienst<br />

Der Neuling: Marvin Dienst ist mit 16 Jahren der jüngste<br />

Kandidat. In seiner kurzen Karriere blitzte sein Talent<br />

bereits einige Male auf. Von 2007 bis 2009 gewann er<br />

dreimal in Folge <strong>die</strong> ADAC Bun<strong>des</strong>-Meisterschaft im<br />

Kart, 2012 den Formel BMW Talent Cup. In <strong>die</strong>ser Saison<br />

startet er im ADAC Formel Masters.<br />

5. Marvin Kirchhöfer<br />

Der Titelverteidiger: Im vergangenen Jahr räumte Marvin<br />

Kirchhöfer neben dem Sieg im ADAC Formel Masters<br />

auch den Titel in der Speed Academy ab. Zuvor gab es<br />

Erfolge im ADAC Kart Masters und der Deutschen Kart-<br />

Meisterschaft. Geht <strong>die</strong> Siegesserie <strong>des</strong> 19-Jährigen<br />

auch im ATS Formel 3 Cup weiter?<br />

6. Pascal Wehrlein<br />

Der Shootingstar: Die Karriere von Pascal Wehrlein entwickelt<br />

sich in atemberaubendem Tempo. Erfolgen im<br />

ADAC Formel Masters und der Speed Academy ließ der<br />

18-Jährige in der vergangenen Saison den zweiten Platz<br />

in der Formel 3 Euro Serie folgen. Der Lohn: 2013 tritt<br />

er <strong>die</strong> Nachfolge von Ralf Schumacher in der DTM an.<br />

7. Sven Müller<br />

Der Senior: Mit 21 Jahren ist Sven Müller der älteste<br />

Förderkandidat. Nach dem knapp verpassten Titel im<br />

ADAC Formel Masters wechselte er 2012 in <strong>die</strong> Formel<br />

3 Euro Serie. In Hockenheim feierte er den ersten Sieg.<br />

Für 2013 sind weitere Erfolge fest eingeplant.<br />

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Herkulesaufgabe für<br />

Hirvonen<br />

Sebastien Loeb ist weg, Mikko Hirvonen ist der Kronprinz bei Citroen. Als neue Nummer<br />

eins muss sich der Finne eine Menge Kritik gefallen lassen. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sprach er über <strong>die</strong> Situation und seine Ziele für 2013.<br />

Text: Marion Rott<br />

Am 16. November 2011 platzte <strong>die</strong><br />

Bombe: Citroen gab <strong>die</strong> Verpflichtung<br />

von Mikko Hirvonen bekannt.<br />

Nach nur einem Jahr sieht sich Hirvonen<br />

der Aufgabe gegenüber, Citroen zu ähnlichen<br />

Erfolgen zu führen, wie das seinem über<br />

Jahre hinweg unschlagbaren Teamkollegen Sebastien<br />

Loeb gelang. Eine Herkulesaufgabe: Der<br />

Finne befindet sich nun im direkten Vergleich mit<br />

einer Legende. Eine Tatsache, <strong>die</strong> ihn zumin<strong>des</strong>t<br />

nach außen kalt lässt. »Ich kann nicht sagen, dass<br />

ich gar nichts verändert habe, aber es ist das gleiche<br />

Team und das gleiche Auto. Ich möchte einfach<br />

machen, was ich immer gemacht habe: Mein<br />

Bestes geben und versuchen zu gewinnen«, gibt<br />

sich der 32-Jährige gelassen. »Ich würde wirklich<br />

sehr gerne meinen ersten Titel gewinnen, aber es<br />

ist nicht so einfach. Ohne Frage ist es aber das<br />

Ziel.«<br />

Die Erwartungen sind hoch, denn Citroen hat<br />

vieles zu verteidigen. Neun Jahre in Folge stand<br />

<strong>die</strong> Mannschaft gemeinsam mit Loeb an der Spitze<br />

der Fahrerwertung, und seit 2008 heißt der Konstrukteurs-Weltmeister<br />

ebenfalls ununterbrochen<br />

Citroen. Hirvonen tritt also in große Fußstapfen<br />

- zu große, zumin<strong>des</strong>t nach Meinung vieler Experten.<br />

Schon seit Jahren haftet dem langjährigen<br />

Ford-Piloten der Ruf <strong>des</strong> ewigen Zweiten an. War<br />

es also klug von Citroen, <strong>die</strong> ewige Nummer zwei<br />

zu ihrer Nummer eins zu machen?<br />

Die Erfolge sprechen für sich. Hirvonen ist mit 15<br />

Siegen der derzeit erfolgreichste Fahrer im Feld der<br />

WRC. Bereits vier Mal errang er den Titel <strong>des</strong> Vize-<br />

Weltmeisters. So auch 2012 - wie alle Jahre wieder<br />

hinter Loeb. Würde man - rein hypothetisch - Loeb<br />

aus den Ergebnislisten der Saison 2012 streichen<br />

und <strong>die</strong> jeweils anderen Piloten entsprechend aufrücken<br />

lassen, hätte Hirvonen mit Citroen sechs<br />

Siege und insgesamt 261 Punkte eingefahren. Zum<br />

Vergleich: Der Rekordchampion erzielte in der<br />

abgelaufenen Saison 270 Punkte. Natürlich hinkt<br />

<strong>die</strong>ser Vergleich und Hirvonen kann nicht auf eine<br />

Stufe mit Loeb gestellt werden - verstecken muss<br />

sich der Finne jedoch nicht.<br />

→<br />

62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 63<br />

Fotos: citroen, adrivo/sutton


Loeb ist aus dem<br />

Weg, jetzt gilt es für<br />

Mikko Hirvonen<br />

»Mit Sebastien (loeb) lernt<br />

man immer dazu! Wir konnten<br />

im vergangenen jahr<br />

eine Menge Dinge bezüglich<br />

der Fahrzeug-abstimmung<br />

besprechen. Es war eine<br />

wirklich gute Sache, mit ihm<br />

zusammenzuarbeiten.«<br />

Ein weiterer Pluspunkt auf der Hirvonen-Habenseite<br />

ist seine Konstanz. Mit Ausnahme von Portugal<br />

– dort wurde er nachträglich wegen eines<br />

technischen Fehlers disqualifiziert - fuhr er bei<br />

jeder einzelnen Rallye <strong>des</strong> abgelaufenen Jahres<br />

min<strong>des</strong>tens in <strong>die</strong> Top-4. »Meine Konstanz ist<br />

meine Stärke. Wenn du <strong>die</strong> Jungs an der Spitze<br />

nicht kriegen kannst, musst du das akzeptieren<br />

und versuchen, das bestmögliche Ergebnis einzufahren<br />

und wichtige Punkte für <strong>die</strong> Weltmeisterschaft<br />

zu sammeln«, so seine Herangehensweise.<br />

Ist Defensive statt Offensive der Schlüssel? Kritiker<br />

sagen nein und nennen es eher fehlenden Killerinstinkt.<br />

Zuletzt goss Hirvonen sogar selbst Öl ins<br />

Feuer und erklärte, dass der zweite Platz für ihn<br />

mittlerweile schon normal geworden sei.<br />

2013 muss Hirvonen zeigen, dass neben dem<br />

geforderten Killerinstinkt auch Nummer-Eins-<br />

Potenzial in ihm steckt. Dass er als Speerspitze<br />

fungieren und eine Mannschaft anführen kann,<br />

hat er bereits jahrelang bei Ford bewiesen. Nach<br />

dem Rücktritt von Marcus Grönholm 2007 übernahm<br />

der damals 27-Jährige das Regiment bei der<br />

Marke mit dem Oval und sicherte ihr den zweiten<br />

Konstrukteurs-Titel in Folge.<br />

Wie in seiner Zeit bei Ford wurde Hirvonen auch<br />

bei Citroen nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern<br />

hatte Zeit, in seine Rolle zu wachsen. Ein Jahr<br />

lang fuhr der Finne an der Seite <strong>des</strong> neunfachen<br />

Champions Loeb und ist sehr dankbar für <strong>die</strong>se<br />

Chance. »Mit Sebastien lernt man immer! Wir<br />

konnten 2012 eine Menge Dinge bezüglich <strong>des</strong><br />

Fahrzeug-Setups besprechen. Es war eine wirklich<br />

gute Sache, mit ihm zusammenzuarbeiten«, sagt<br />

der 32-Jährige rückblickend.<br />

Herausforderung gegenüber: Volkswagen. Die<br />

Mannschaft aus Wolfsburg dominierte den Saisonstart<br />

und ist mit Sebastien Ogier der klare<br />

Favorit auf den Titel. Hirvonen selbst warnt jedoch<br />

davor, nur den Franzosen auf der Rechnung zu<br />

haben und wirft auch den Namen seines ehemaligen<br />

Ford-Teamkollegen Jari-Matti Latvala in den<br />

Ring. »Sebastien ist sehr stark. Er hatte <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

das Auto zu entwickeln und eine Menge<br />

damit zu fahren. Diese Chance hatte Jari-Matti<br />

nicht. Er hat bisher eine sehr gute Pace mit dem<br />

Auto gezeigt und wird sehr bald wieder an der<br />

Spitze sein«, mahnt der Finne.<br />

Die überaus starke Konkurrenz macht es dem<br />

Vize-Weltmeister nicht unbedingt leichter, sich<br />

bei Citroen zu beweisen und <strong>die</strong> Feierlaune der<br />

Franzosen aufrecht zu erhalten. Die Voraussetzungen<br />

stimmen aber: Teamfähigkeit, Konstanz,<br />

Führungsqualitäten und der unbedingte Wille<br />

nach zwölf Jahren in der WRC endlich den Titel<br />

zu holen, machen Hirvonen zur ersten Wahl für<br />

Citroen. Der Finne ist natürlich kein zweiter Sebastien<br />

Loeb und geht <strong>die</strong> Dinge auf seine Weise an,<br />

aber wie bereits der britische Erfinder Alexander<br />

Graham Bell sagte: »Geh nicht immer auf dem<br />

vorgezeichneten Weg, der nur dahin führt, wo<br />

andere bereits gegangen sind.«<br />

Die Fans drücken<br />

Hirvonen nicht<br />

nur in Mexiko <strong>die</strong><br />

Daumen<br />

Hirvonen greift 2013<br />

als Citroen-Speerspitze<br />

nach dem Titel<br />

Auch als ewigem<br />

Zweiten ist ihm das<br />

Lachen nicht<br />

vergangen<br />

Seine gewonnene Erfahrung muss Hirvonen nun<br />

gleich zum Einsatz bringen, denn anders als noch<br />

im Vorjahr sieht er sich einer ganz anderen<br />

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Im Schatten<br />

<strong>des</strong> Meisters Text: Marion Rott<br />

Dani Sordo ist nach zwei Jahren bei Mini wieder zurück bei Citroen. In seinem neuen, alten Team<br />

soll endlich der erste Sieg in der WRC her. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spricht der Spanier<br />

über seine Zeit bei Mini, <strong>die</strong> Gründe seiner Sieglosigkeit und wann sich das endlich ändern soll.<br />

Dani Sordo<br />

kehrte zu<br />

Citroen zurück<br />

MSM: Du hast zwei Jahre bei Mini verbracht und<br />

fährst nun wieder einen Citroen. Beschreibe bitte<br />

<strong>die</strong> Hauptunterschiede zwischen den beiden<br />

Autos...<br />

DANI SORDO: Die beiden Autos sind sehr unterschiedlich<br />

und nur schwer miteinander zu vergleichen.<br />

Der größte Unterschied ist aber, dass der Mini<br />

sehr steif war, während der Citroen ein sehr weiches<br />

Auto ist. Das ist auch einer der Gründe, warum ich<br />

erst wieder lernen musste, den Citroen zu fahren<br />

und erst neue Eindrücke sammeln musste.<br />

In welcher Beziehung unterscheidet sich <strong>die</strong> Arbeit<br />

mit den Ingenieuren?<br />

Citroen ist ein großes Team und wirklich professionell.<br />

Alles ist wichtig und kein einziges Detail wird<br />

außer Acht gelassen. Bei Mini wurden uns <strong>die</strong> Ingenieure<br />

von Prodrive zur Seite gestellt. Während<br />

einer Rallye waren nicht so viele Menschen vor Ort<br />

und umso weniger im technischen Team. Die Motivation<br />

war bei Mini aber in gleichem Maße wie bei<br />

Citroen vorhanden. Sie arbeiteten wirklich hart. Es<br />

war eine gute Zeit.<br />

Hast du das Gefühl, dass der auf dir lastende Druck<br />

nach deiner Rückkehr zu Citroen gestiegen ist?<br />

Vielleicht ein klein wenig, aber nicht viel. VW ist<br />

wirklich sehr stark und das bereitet uns zusätzlichen<br />

Druck. Aber ich bin gut vorbereitet und <strong>die</strong> Motivation<br />

ist deutlich wichtiger als der Druck. Ich will<br />

wirklich mein Bestes geben und wir werden<br />

kämpfen.<br />

Dein Hauptziel 2013 ist der erste Sieg in der WRC.<br />

Bieten Rallyes wie Deutschland oder Frankreich<br />

größere Chancen, da du auf Asphalt immer gute<br />

Ergebnisse erzielt hast?<br />

Ich werde bei jedem Event mein Bestes geben, aber<br />

ich habe tatsächlich in Deutschland oder Frankreich<br />

größere Chancen, weil ich auf <strong>die</strong>ser Oberfläche<br />

stärker bin. Ich will dort gewinnen - das ist<br />

ganz klar das Ziel.<br />

Du bist einer der erfahrensten Rallye-Fahrer ohne<br />

Sieg. Was ist schiefgelaufen, dass du bisher noch<br />

nicht gewinnen konntest?<br />

Es ist ganz einfach: Sebastien [Loeb] war immer<br />

schneller! Er ist besser als ich.<br />

Beim Thema Sebastien Loeb: Mexiko war <strong>die</strong> erste<br />

Rallye ohne ihn. Wie war das für dich?<br />

Natürlich war es ein bisschen merkwürdig, ihn nicht<br />

zu sehen, aber ansonsten hat sich nichts verändert.<br />

Das Team war wie immer motiviert und ist glücklich,<br />

jetzt in eine neue Herausforderung zu starten.<br />

Wie hast du dich in 100 Rallyes verändert?<br />

Ich verfüge über deutlich mehr Erfahrung und sehe<br />

einige Dinge anders. Meine Motivation ist seit <strong>die</strong>ser<br />

Zeit aber unverändert hoch.<br />

Was kannst du zu deiner Beziehung zu Mikko<br />

sagen?<br />

Mikko ist ein sehr cooler und respektvoller Junge.<br />

Daher ist unsere Beziehung sehr gut und wir lachen<br />

eine Menge zusammen. Wenn es an <strong>die</strong> Rennbesprechung<br />

geht, teilen wir unsere Gefühle in Bezug<br />

auf das Auto und <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> wir jeweils verändert<br />

haben. Das ist sehr wichtig.<br />

Und zuletzt ein Blick in <strong>die</strong> Kristallkugel: Wer wird<br />

Weltmeister in der WRC und in der Formel 1?<br />

In der WRC weiß ich es nicht, wir werden sehen.<br />

Und in der Formel 1: Hoffentlich wird es<br />

Fernando Alonso! Wie könnte ich auch anders<br />

antworten. [lacht]<br />

Fotos: citroen, adrivo/sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 65


Fotos: gp2<br />

Mit Hilmer <strong>Motorsport</strong><br />

steht 2013 erstmals ein<br />

deutsches Team in der<br />

GP2 am Start<br />

66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Robert Seiwert<br />

Deutsche<br />

Pionierarbeit<br />

Hilmer <strong>Motorsport</strong> ist das erste deutsche Team in der Geschichte der<br />

GP2. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Teamchef Franz Hilmer über <strong>die</strong><br />

Hintergründe und <strong>die</strong> Hürden <strong>des</strong> plötzlichen Einstieges.<br />

V<br />

om beschaulichen Niederwinkling<br />

in <strong>die</strong> weite Welt <strong>des</strong><br />

<strong>Motorsport</strong>s - so lautet <strong>die</strong><br />

Geschichte von Hilmer <strong>Motorsport</strong>.<br />

Das von Unternehmer Franz Hilmer<br />

geleitete Team ist <strong>die</strong> erste Mannschaft unter<br />

deutscher Flagge in der neunjährigen Geschichte<br />

der GP2. Bereits vor mehr als zehn Jahren reifte<br />

in Hilmer der Traum, ein eigenes Rennteam auf<br />

<strong>die</strong> Beine zu stellen, nun klappte es endlich.<br />

Lange ersehnt, von kurzer Hand umgesetzt:<br />

Hilmer <strong>Motorsport</strong> tritt 2013 anstelle von Ocean<br />

Racing Technology in der GP2-Serie an, nachdem<br />

Teambesitzer Tiago Monteiro wegen finanzieller<br />

Probleme <strong>die</strong> Segel streichen musste.<br />

»Das ging Knall auf Fall«, erinnert sich Hilmer<br />

im Gespräch mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> an<br />

<strong>die</strong> Strapazen <strong>des</strong> Teamaufbaus. Nur gut vier<br />

Wochen blieben dem Bayern und seiner Truppe<br />

Zeit, zwei Rennautos für <strong>die</strong> Saison aufzubauen.<br />

»Die Autos waren nicht gerade im besten<br />

Zustand«, sagt Hilmer im Hinblick auf <strong>die</strong><br />

Überbleibsel von Ocean Racing.<br />

Als Neueinsteiger suchte sich Hilmer, seit vielen<br />

Jahren als Teile-Zulieferer in der Formel 1 bekannt,<br />

namhafte Unterstützung. Der 47-Jährige fand<br />

<strong>die</strong>se in Teammanager Gianni Bianchi, einem<br />

langjährigen Vertrauten und Altbekannten aus<br />

der Formelszene. »Ich stehe seit 2003 mit Gianni<br />

Bianchi in Kontakt«, so Hilmer. »Wir haben<br />

immer gesagt, dass wir ein solches Projekt einmal<br />

angehen möchten, sobald sich eine Möglichkeit<br />

dazu bietet.« Konkret wurde das ambitionierte<br />

Unternehmen erst im Dezember vergangenen<br />

Jahres. Schnelle Entscheidungen waren gefragt,<br />

eine Übergangsheimat fand der Bayer in Italien<br />

bei JD <strong>Motorsport</strong>. Doch schon bald soll <strong>die</strong><br />

Mannschaft stan<strong>des</strong>gemäß nach Deutschland<br />

übersiedeln, genauer gesagt: ins bayerische<br />

2.500-Seelen-Dorf Niederwinkling, rund eine<br />

Stunde Autofahrt von München entfernt.<br />

»Der Plan steht und unser Ziel lautet, eine schöne<br />

GP2-Halle zu bauen, in der alles perfekt organisiert<br />

sein soll«, freut sich Hilmer auf <strong>die</strong> Erfüllung<br />

seines Traumes. Erstmals sorgte der findige →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67


Rennfan: Franz Hilmer<br />

hat sein neues<br />

GP2-Team aus<br />

Leidenschaft zum<br />

<strong>Motorsport</strong> aufgebaut<br />

Geschäftsmann im Jahr 2008 für motorsportliche<br />

Schlagzeilen, als er als <strong>die</strong> kompletten Bestände<br />

<strong>des</strong> F1-Pleiteteams Super Aguri bei einer Auktion<br />

ersteigerte. 2010 klopfte Hilmer an der Tür zur<br />

Formel 1, wollte mit einem Team unter dem<br />

renommierten Namen ‚Brabham‘ in <strong>die</strong> Königsklasse<br />

einsteigen. Letztendlich zerschlugen sich<br />

<strong>die</strong> Pläne. Nun <strong>die</strong> Rückkehr, wenn auch eine<br />

Etage tiefer - dafür unter eigenem Namen und<br />

etwas kostengünstiger. Dabei spielen wirtschaftliche<br />

Interessen für Hilmer keine übergeordnete<br />

Rolle. »Die GP2 ist nicht mein Hauptbusiness, mit<br />

dem ich Geld ver<strong>die</strong>nen muss«, erklärt er. »Es ist<br />

vielmehr eine Leidenschaft, ich bin <strong>Motorsport</strong>-<br />

Fan. Jeder erwirtschaftete Euro fließt zu 100 Prozent<br />

ins Team.« Gleichzeitig macht Hilmer keinen<br />

Hehl daraus, <strong>die</strong> Präsenz im Fahrerlager der Formel<br />

1 als Werbeplattform für seine Firma<br />

Formtech GmbH, <strong>die</strong> unter anderem Fahrwerkskomponenten<br />

für Force India herstellt, nutzen zu<br />

wollen.<br />

Mit rund drei Millionen Euro schlägt das Engagement<br />

in der GP2 jährlich zu Buche. Kein Pappenstiel<br />

und Hilmer <strong>Motorsport</strong> ist - wie so ziemlich<br />

alle anderen Teams auch - auf üppige Mitgiften<br />

der jungen Fahrer angewiesen. »Damit ein Team<br />

ordentlich funktionieren kann, muss ein Pilot etwa<br />

1,5 Millionen Euro mitbringen«, verrät Hilmer.<br />

Doch hier lag <strong>die</strong> Krux <strong>des</strong> kurzfristigen Hilmer-<br />

Einstieges in <strong>die</strong> Nachwuchsserie: Die meisten<br />

Fahrer mit ausreichendem Budget hatten schon<br />

im Herbst vergangenen Jahres Verträge bei anderen<br />

Teams unterschrieben.<br />

Am Ende fiel <strong>die</strong> Wahl auf den hoffnungsvollen<br />

US-Amerikaner Conor Daly sowie Pal Varhaug,<br />

der bereits 2011 in der GP2 fuhr. »Wir sind froh,<br />

dass wir überhaupt Fahrer gefunden haben«,<br />

macht Hilmer kein Geheimnis aus den kniffligen<br />

Umständen. Ob <strong>die</strong> beiden Youngster <strong>die</strong> gesamte<br />

Saison für Hilmer <strong>Motorsport</strong> bestreiten werden,<br />

steht in den Sternen. Daly hat bereits anderweitige<br />

Verpflichtungen, Varhaug ist auf Sponsorensuche.<br />

Die nächsten Baustellen für Hilmer. »Aber irgendwann<br />

geht das Stühle-Rücken wieder los, weil<br />

nicht alle Fahrer bei ihren Teams glücklich sind«,<br />

bleibt er dennoch gelassen.<br />

Ein ähnliches Schicksal in Bezug auf <strong>die</strong> hastige<br />

Fahrersuche teilt Russian Time, ebenfalls Neueinsteiger-Team<br />

in der GP2. Während Hilmer <strong>Motorsport</strong><br />

anstelle von Ocean Racing Technology an<br />

den Start geht, nahm Russian Time in <strong>die</strong>ser Saison<br />

den Platz der insolventen Traditionsmannschaft<br />

iSport International ein. Es gibt weitere<br />

Parallelen zu Hilmer <strong>Motorsport</strong>: Der Name lässt<br />

anderes vermuten, doch bei Russian Time wird<br />

Am Ende fiel <strong>die</strong> Wahl auf Conor<br />

Daly sowie Pal Varhaug.»Wir<br />

sind froh, dass wir überhaupt<br />

Fahrer gefunden haben. Aber<br />

irgendwann geht das Stühle-<br />

Rücken wieder los, weil nicht<br />

alle Fahrer bei ihren Teams<br />

glücklich sind.«<br />

ebenfalls deutsch gesprochen: Hinter den Kulissen<br />

zieht Teammanager Timo Rumpfkeil <strong>die</strong> Fäden.<br />

Die russische Mannschaft ist in Oschersleben<br />

beheimatet, wo Rumpfkeil mit Motopark seit Jahren<br />

erfolgreiche Nachwuchsarbeit in der deutschen<br />

Formel 3 sowie dem ADAC Formel Masters<br />

leistet. Das GP2-Engagement soll den eigenen<br />

Fahrern <strong>die</strong> nächste Stufe auf der Karriereleiter<br />

bieten. Trotz <strong>die</strong>ses Hintergrun<strong>des</strong> will Hilmer<br />

aber nichts von einem lan<strong>des</strong>internen Wettstreit<br />

in der GP2 hören: »Das ist kein deutsches Duell,<br />

weil <strong>die</strong> unter russischer Flagge starten. Sie sind<br />

in der glücklichen Lage, dass <strong>die</strong> Russen kommen<br />

und zahlen - wir verfolgen eine andere<br />

Philosophie.«<br />

Fotos: gp2<br />

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Lukas Tulovic wechselt in<br />

<strong>die</strong>ser Saison in den ADAC<br />

Junior Cup<br />

Talent - Lukas Tulovic<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Motorradrennen sind das Wichtigste<br />

Der Vater lebt es vor, der Bruder macht es nach: Kein Wunder, dass Lukas Tulovic nichts anderes<br />

einfiel, als mit sechs Jahren aufs Motorrad zu steigen. Mit dem Europa-Vizemeistertitel in der Tasche steigt<br />

der 12-Jährige 2013 in den ADAC Junior Cup auf<br />

Die Anfänge<br />

»Ich saß mit sechs Jahren zum ersten Mal auf<br />

einem Bike. Mein Papa ist früher auch Motorrad<br />

gefahren und mein Bruder hat ebenso angefangen,<br />

Motorrad zu fahren. Ich habe gesehen, wie<br />

er mit dem Pocket-Bike auf dem Parkplatz Runden<br />

gedreht hat, das hat mir gefallen und<br />

daraufhin wollte ich es auch gerne probieren.<br />

Wir haben uns langsam gesteigert, sind dann<br />

erst Mini Bike Rennen gefahren und jetzt bin<br />

ich im ADAC Junior Cup gelandet. Mein Bruder<br />

hat dann mit dem Motorradfahren aufgehört.<br />

Er spielt jetzt Fußball.«<br />

Die Erfolge<br />

»2011 bin ich mit dem Mini Bike Europameister<br />

geworden, darauf war ich schon ziemlich stolz.<br />

Die Europameisterschaft hat mir richtig gut gefallen.<br />

Da konnte ich in Frankreich sogar zwei Rennen<br />

im Regen gewinnen, das ging echt gut auf<br />

den Regenreifen. Im Jahr darauf lief es nicht mehr<br />

ganz so gut, da war ich in der Europameisterschaft<br />

nur noch Vizemeister und im ADAC Mini<br />

Bike Cup war ich nur noch Achter. Jetzt erhoffe<br />

ich mir für den ADAC Junior Cup in <strong>die</strong>sem Jahr<br />

wieder etwas mehr.«<br />

Das Ziel<br />

»Ich habe mir als Ziel gesetzt, im ADAC Junior<br />

Cup in <strong>die</strong>ser Saison erst einmal unter <strong>die</strong> besten<br />

Fünf zu kommen. Mal schauen, ob das klappt<br />

und dann sehen wir weiter. Ich könnte mir wirklich<br />

gut vorstellen, danach in der IDM zu fahren.<br />

Ganz genau weiß ich aber noch nicht, was ich<br />

danach mache, aber ich denke schon, dass ich in<br />

der Deutschen Meisterschaft an sich gut aufgehoben<br />

wäre.«<br />

DIE SCHULE<br />

»Ich gehe in meiner Stadt (Eberbach) auf das<br />

Gymnasium. In der Schule läuft es für mich sehr<br />

gut und das obwohl ich nebenbei noch bei den<br />

Rennen unterwegs bin. Ich hatte im letzten Jahr<br />

einen Gesamtdurchschnitt von 2,0. Es klappt also<br />

wirklich gut.«<br />

Die Hobbys<br />

»Neben Schule und Rennsport gehe ich zwei Mal<br />

pro Woche laufen, einmal schwimmen und zwei<br />

Mal zum Tischtennis. An den Wochenenden sind<br />

wir meistens unterwegs. Abends<br />

habe ich schon noch etwas<br />

Freizeit, um mit meiner<br />

Familie zusammen zu<br />

essen, etwas fernzusehen<br />

und meine freien<br />

Minuten zu genießen.<br />

Das Tischtennis macht<br />

mir am meisten Spaß,<br />

aber das ist und bleibt<br />

nur ein Hobby. Die<br />

Motorradrennen sind das<br />

Wichtigste für mich.«<br />

Tulovic hat<br />

schon einige<br />

Erfolge auf<br />

zwei Rädern<br />

vorzuweisen<br />

70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Motocross boomt<br />

»Sport ist mehr als Fußball - werde Motocross-Pilot.«<br />

Unter <strong>die</strong>sem Motto hat der ADAC in Zusammenarbeit<br />

mit KTM <strong>die</strong> neue ADAC MX Academy powered by KTM<br />

ins Leben gerufen. Bei Einstiegslehrgängen können<br />

ambitionierte Talente im Alter von sechs bis 14 Jahren<br />

erstmals Motocross-Luft schnuppern. »Motocross in<br />

Deutschland boomt«, sagt ADAC Sportpräsident Hermann<br />

Tomczyk. »Damit <strong>die</strong>ser Erfolg nachhaltig ist, müssen<br />

wir jetzt <strong>die</strong> Basis für <strong>die</strong> Erfolge in der Zukunft schaffen.«<br />

Professionelle Trainer vermitteln den Youngstern<br />

erste Fahrerlebnisse mit KTM-Motorrädern auf<br />

Motocross-Strecken.<br />

Riesiger Andrang auf <strong>die</strong><br />

neue ADAC MX Academy<br />

powered by KTM<br />

Jonas Geitner<br />

probierte sich bei<br />

»Deutschland sucht<br />

den Superstar«<br />

Frauen-Power<br />

3<br />

Das gab es noch nie in der Geschichte <strong>des</strong> ADAC Formel Masters - 2013 gehen<br />

gleich drei junge Damen an den Start. Die beiden Niederländerinnen Beitske<br />

Visser und Stephane Kox sowie Tina Arbinger. Visser sorgte bereits im letzten<br />

Jahr für Frauen-Power im ADAC Formel Masters: Die Lotus-Pilotin, <strong>die</strong> derzeit<br />

als talentierteste Rennfahrerin Europas gilt, gewann in ihrer Debütsaison auf<br />

Anhieb zwei Rennen und holte zwei Pole Positions. Seit 2013 ist sie auch <strong>die</strong><br />

erste Frau im Red Bull Junior Team.<br />

Der ADAC OPEL<br />

Rallye Cup<br />

überzeugte beim<br />

Debüt<br />

Beitske Visser startet 2013<br />

in ihre zweite Saison im<br />

ADAC Formel Masters<br />

Auf Tour mit<br />

Ogier & Co.<br />

Auf <strong>die</strong> Teilnehmer <strong>des</strong> neu erschaffenen ADAC OPEL<br />

RALLY CUP wartet in <strong>die</strong>ser Saison ein besonderes<br />

Schmankerl: In ihren 140 PS starken Opel Adam-Cupfahrzeugen<br />

starten sie vom 22. bis 25. August im Rahmen<br />

der ADAC Rallye Deutschland. Auf der gleichen Piste zu<br />

fahren wie <strong>die</strong> WRC-Stars Sebastien Ogier und Mikko<br />

Hirvonen - ein absolutes Highlight für jeden Rallye-Nachwuchspiloten.<br />

Der deutsche Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft<br />

beginnt <strong>die</strong>ses Jahr zum ersten Mal in Köln. Die<br />

Fahrer präsentieren ihre Autos direkt vor dem Kölner<br />

Dom und reisen anschließend weiter in Richtung Eifel.<br />

Fotos: ADAC, red bull content pool<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71


Text: Robert Seiwert<br />

King of the Road<br />

Die Werte sind der schiere Wahnsinn: über 1.000 PS, 4.000<br />

Newtonmeter Drehmoment und ein Koloss von fünf Tonnen<br />

Gewicht. Ganz klar - es geht um Race-Trucks. Truck<br />

EM-Pilotin Ellen Lohr erklärt im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>die</strong><br />

Besonderheiten <strong>die</strong>ser Renn-Monster.<br />

Motor: »Rund 1.250 PS und 4.000 Newtonmeter<br />

Drehmoment - <strong>die</strong> Trucks schieben ordentlich<br />

vorwärts, das ist der reine Spaß! Die Power<br />

muss man natürlich in Relation zum Gewicht<br />

setzen, schließlich haben wir fünf Tonnen unter<br />

dem Hintern. Per Reglement sind <strong>die</strong> Trucks auf<br />

160 km/h Topspeed begrenzt, den Sprint bis zu<br />

<strong>die</strong>ser Marke schaffen sie in unter sechs<br />

Sekunden.«<br />

Reifen: »Das Reglement schreibt Einheitsreifen<br />

vor, wir benutzen <strong>die</strong> gleichen Reifen sowohl bei<br />

trockenen als auch bei nassen Bedingungen.<br />

Auf trockener Strecke verhält sich der Reifen<br />

ähnlich wie ein Slick, aber im Nassen ist er irrsinnig<br />

schwierig zu fahren. Wenn es regnet,<br />

fühlen sich <strong>die</strong> Reifen wie kalte Slicks an - leider<br />

kann man das volle Potenzial <strong>des</strong> Autos in solchen<br />

Situationen nur bedingt ausschöpfen.«<br />

Start: »In der Truck Race EM haben wir einen<br />

fliegenden Start. Das ist je<strong>des</strong> Mal Adrenalin pur<br />

und richtige Renn-Action. Du gerätst immer mit<br />

anderen Trucks aneinander, ansonsten kommst<br />

du nicht vorbei. Ich sage: ein stehender Start<br />

ist, ausgenommen in der Formel 1, etwas für<br />

Weicheier. Ein fliegender Start hingegen ist eine<br />

viel größere Herausforderung und spannender<br />

für <strong>die</strong> Zuschauer.«<br />

Cockpit: »Im Vergleich zu normalen Rennautos<br />

sitzen wir relativ weit oben, aber das Popometer<br />

ist genauso im Einsatz. Ansonsten sieht es im<br />

Truck-Cockpit ähnlich aus wie in anderen Rennwagen:<br />

enge Schalensitze, Anzeigen und Überrollbügel.<br />

Der Rohrrahmen ist ziemlich mächtig;<br />

wenn plötzlich fünf Tonnen abfliegen, bedeutet<br />

das schon etwas.«<br />

Fahrwerk: »Von außen betrachtet erweckt es<br />

den Anschein, als wenn im Renntruck jede<br />

Menge Bewegung drin wäre - im Cockpit nimmst<br />

du das aber gar nicht wahr. Truck-Rennen kann<br />

man ein wenig mit Rallye fahren vergleichen:<br />

du musst <strong>die</strong> immense Kraft weich auf den<br />

Asphalt bringen.«<br />

Sound: »Diesel-Motoren sind nicht für tollen<br />

Rennsound bekannt, aber bei uns ist es etwas<br />

anders: bei einem Rennstart kommen insgesamt<br />

rund 30.000 PS auf Touren, da röhrt es schon<br />

ganz schön gewaltig. 12 Liter Hubraum lassen<br />

grüßen; bislang hat sich noch kein Fan über den<br />

Sound unserer Trucks beschwert.«<br />

Renn-Action: »Truck-Racing ist Rennsport pur,<br />

reinrassiges Racing. Da sitzen keine Anfänger<br />

hinter dem Steuer, das darf man nicht vergessen.<br />

Pro Wochenende fahren wir vier kurze, aber extrem<br />

spektakuläre Rennen. Bei uns geht es richtig zur<br />

Sache, da fliegen schon einmal Stoßstangen durch<br />

<strong>die</strong> Gegend. Da kann sich <strong>die</strong> eine oder andere<br />

Rennserie eine Scheibe von uns abschneiden.«<br />

Vergleich DTM-Auto: »Truck-Racing und<br />

DTM sind zwei völlig unterschiedliche Welten.<br />

Im Truck hast du wenig Grip, mit extrem viel<br />

Drehmoment. Der DTM-Bolide verfügt über<br />

hohen Grip bei verhältnismäßig wenig Gewicht.<br />

Ein großer Unterschied: wenn es im Truck-Rennen<br />

zum Kontakt kommt, fliegen schon einmal<br />

<strong>die</strong> Fetzen, aber wir fahren weiter. In der DTM<br />

stöhnen viele Piloten bereits, wenn sie nur einen<br />

kleinen Aero-Flap verlieren.«<br />

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Fotos: ellen lohr<br />

Fotos: x-raid<br />

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74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: milagro<br />

im mittelpunkt<br />

Valentino Rossi<br />

erkämpfte sich seinen<br />

Podiumsplatz beim<br />

Comeback für Yamaha<br />

in Katar hart<br />

Erleichterung machte sich breit, als Valentino Rossi<br />

in Katar als Zweiter über <strong>die</strong> Ziellinie fuhr. Il Dottore<br />

kann‘s also doch noch. Aber dem nicht genug: Der<br />

Italiener wurde gefeiert, als hätte er schon <strong>die</strong> WM<br />

gewonnen. Wohl bemerkt gewann Jorge Lorenzo das<br />

Rennen mit über fünf Sekunden Vorsprung und<br />

MotoGP-Rookie Marc Marquez konnte im Kampf gegen<br />

Rossi erstaunlich gut mithalten. Der neunfache Weltmeister<br />

war also nicht alleiniger Protagonist in der<br />

Wüste. Zudem sollte es weniger überraschen, dass<br />

der 34-Jährige nicht verlernt hat, ein Motorrad zu<br />

fahren und auf dem Weltmeister-Bike schnell ist. Auch<br />

wenn es den Anschein hat: Valentino Rossi ist nicht<br />

der Nabel der MotoGP-Welt. - Maria Pohlmann<br />

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Fotos: milagro<br />

Pedrosa vs. Marquez<br />

Cara<br />

Zwei Spanier in einem Team. Beide sind schnell, talentiert und wollen an <strong>die</strong><br />

Spitze der Motorradwelt. Dani Pedrosa und Marc Marquez treten bei Honda<br />

mit- und gegeneinander in einem klassischen Stierkampf an, den das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

etwas genauer analysiert.<br />

76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


mba!<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Der Präsident <strong>des</strong> Stierkampfes eröffnet <strong>die</strong> Corrida, indem er<br />

ein weißes Taschentuch schwingt. Der Stier betritt <strong>die</strong> Arena,<br />

<strong>die</strong> Menge ist gebannt. Nun kommt auch der Torero unter dem<br />

Jubel der Massen in seiner traditionellen Tracht heran. Er<br />

schwingt seine rosafarbene Kappe und vollführt einige zum<br />

Boden geneigte Schritte. Der Handlanger <strong>des</strong> Stierkämpfers sticht seine Lanze<br />

in den Rücken <strong>des</strong> Tieres, während der Torero das Temperament, <strong>die</strong> Eigenschaften<br />

und <strong>die</strong> Stärke seines Kontrahenten abschätzt. Danach werden dem<br />

Stier drei Banderilla-Paare in den Nacken gestochen, bevor der Torero dem<br />

Stier nur noch mit seinem rotgoldenen Tuch gegenübersteht. Die Zuschauermenge<br />

beobachtet jede seiner Bewegungen mit angehaltenem Atem. Die<br />

Atmosphäre bei einem Stierkampf ist unbestritten sehr viel aufgeheizter als<br />

bei einem Fußballspiel. Die Stierkämpferkunst kann man schlichtweg nicht<br />

erklären: Man muss sie fühlen.<br />

Auch <strong>die</strong> MotoGP muss man fühlen, während das Publikum mit ange-<br />

→<br />

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haltenem Atem über <strong>die</strong> packenden Kämpfe in<br />

jedem Training, in jeder Qualifikation, in jedem<br />

Rennen staunt. Die Spannung ist spürbar, aber<br />

nicht nur bei den Zuschauern, sondern ebenso<br />

unter den Fahrern. Zwei spanische Toreros fahren<br />

ihre Hörner in <strong>die</strong>ser Saison ganz besonders aus<br />

und das obwohl beide unter einem Dach vereint<br />

sind. Ganz anders als in der Formel 1 halten <strong>die</strong><br />

Teams zwar zusammen, von umstrittener<br />

Teamorder hält <strong>die</strong> Zweiradwelt allerdings nicht<br />

viel. Deshalb werden Dani Pedrosa und Marc<br />

Marquez einfach aufeinander losgelassen.<br />

Schon unter den<br />

Flutlichtern in Katar<br />

lieferten sich <strong>die</strong><br />

beiden Spanier<br />

einen heftigen<br />

Kampf<br />

Die Rennstrecken <strong>die</strong>ser Welt bilden<br />

<strong>die</strong> Kampf-Arenen. Die rotgoldenen<br />

Tücher verwandeln sich zu<br />

orange-weißen RC213V. Die beiden<br />

Spanier gehören zu den Protagonisten,<br />

deren Kampf schon vor der Saison<br />

2013 bei den Testfahrten in Sepang und Jerez<br />

begann und in den ersten Rennen fortgesetzt<br />

wurde. Obwohl HRC-Chef Shuhei Nakamoto vor<br />

vielen Monaten noch davon sprach, dass er kein<br />

rein spanisches Werksteam haben will, entwickelten<br />

sich <strong>die</strong> Dinge anders. Nun hat er mit<br />

Pedrosa und Marquez zwei der stärksten Piloten<br />

der Weltelite in seiner Crew, ihm bleibt nichts<br />

anderes übrig, als das weiße Taschentuch zu<br />

schwenken und den Kampf damit zu eröffnen.<br />

Beide haben <strong>die</strong> gleichen Grundvoraussetzungen,<br />

riesiges Talent, <strong>die</strong> Fähigkeit zu kämpfen, zu siegen<br />

und sogar <strong>die</strong> Chance auf den Weltmeistertitel.<br />

Dabei könnten <strong>die</strong> beiden Kontrahenten<br />

unterschiedlicher kaum sein.<br />

El Matador<br />

Pedrosa betritt <strong>die</strong> Motorrad-Arena als ein erfahrener<br />

Torero. Zwar ist er nur sieben Jahre älter als<br />

sein Gegner, doch eben<strong>die</strong>se sieben Jahre voller<br />

Training, Rennpraxis und Geschick machen ihn<br />

zum Favoriten. Pedrosa sammelte schon in jungen<br />

Jahren im MoviStar Junior Cup seine ersten<br />

Erfahrungen. Dort spielte er sein Talent voll aus<br />

und wurde nach kurzer Zeit entdeckt. Alberto Puig zufolge fiel ihm der Junge<br />

aus Sabadell besonders wegen seinees Wissensdurstes und seiner Fähigkeit, <strong>die</strong><br />

Maschine durch und durch zu begreifen, auf. Ein großer Aspekt für den späteren<br />

Mentor war aber auch Pedrosas tiefe Abneigung, sich überholen zu lassen. Mit<br />

<strong>die</strong>ser Einstellung fuhr er schon in seinem ersten WM-Jahr zwei Mal aufs Po<strong>des</strong>t.<br />

Nur zwei Jahre später eroberte der spanische Matador den Titel in der 125ccm-<br />

Klasse und stieg in <strong>die</strong> mittlere Kategorie auf, wo der talentierte Pilot ohne mit<br />

der Wimper zu zucken auch auf der 250ccm Honda <strong>die</strong> kommenden beiden<br />

Jahre dominierte.<br />

Pedrosa löste das Ticket für <strong>die</strong> Königsklasse, in der er nun schon im siebten<br />

Jahr um den Titel kämpft. Noch nicht einmal in seiner ersten MotoGP-Saison<br />

platzierte sich der Honda-Fahrer außerhalb der Top-5. Viel Erfahrung, <strong>die</strong> lange<br />

Arbeit im gleichen Team mit den gleichen Leuten und seine Kenntnisse der<br />

Maschine aus japanischem Hause geben ihm im Kampf gegen seine Kontrahenten<br />

eine außergewöhnliche Überlegenheit. 22 Siege sprechen für sich. Der<br />

Matador fuhr 2012 ganze sieben Mal als Erster über <strong>die</strong> Ziellinie, toppte damit<br />

Fotos: milagro, repsol honda<br />

seinen eigenen Rekord und wird von vielen auf dem absoluten Höhepunkt<br />

seiner Karriere gesehen. Nur knapp musste er Jorge Lorenzo in der letzten<br />

Saison den Vortritt lassen. Nun muss es für den 1,60m-Mann in der<br />

MotoGP-Arena endlich noch einen Schritt weiter nach vorne gehen. Mit<br />

seinen 27 Jahren hat Pedrosa schon jetzt fast alles gewonnen, was es zu<br />

gewinnen gibt. Ein Pokal fehlt allerdings noch in seiner Sammlung: Der<br />

Titel in der Königsklasse.<br />

An Routine und Know-how fehlt es also nicht. Was Pedrosa in den letzten<br />

sieben Jahren von der Auszeichnung als bester Motorradfahrer der Welt<br />

abhielt waren seine zahlreichen Verletzungen. Der Matador stürzt nicht<br />

oft, doch wenn er von seiner Honda fällt, dann meist mit schwerwiegenden<br />

Folgen. Schon auf der 125er zurück im Jahr 2003 begann seine<br />

Schadensserie mit einem zweifachen Bruch im linken Sprungbein und<br />

dem Bruch <strong>des</strong> rechten Knöchels. Zwei Jahre später brach er sich den<br />

Oberarm und schlug sich das Dornfortsatzband an. Eine Fraktur im<br />

linken kleinen Zeh, starke Haustabschürfungen, ein erneuter Bruch <strong>des</strong><br />

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An Routine und<br />

Know-how fehlt es<br />

also nicht. Was Pedrosa<br />

in den letzten<br />

sieben Jahren<br />

von der Auszeichnung<br />

als bester<br />

Motorradfahrer<br />

der Welt abhielt<br />

waren seine zahlreichen<br />

Verletzungen.<br />

Der Rookie<br />

legte schon <strong>des</strong><br />

Öfteren vor<br />

Marc<br />

Marquez<br />

zeigte schon<br />

in der Moto2<br />

seine Klasse<br />

Dani Pedrosa<br />

bestach<br />

2012 mit<br />

Konstanz<br />

linken Zehs, starke Prellungen, Stauchung der<br />

linken Hand, Bänderzerrungen, eine Brust- und<br />

Genickverletzung, ein angebrochener Rollhügel<br />

<strong>des</strong> rechten Oberschenkelknochens, ein Bruch <strong>des</strong><br />

zweiten Mittelhandknochens, Entzündungen, ein<br />

Bruch <strong>des</strong> Fingerendglie<strong>des</strong> am linken Zeigefinger,<br />

Knochenabsplitterungen im Handgelenk, eine<br />

Speichenfraktur, Hauttransplantationen, ein dreifacher<br />

Bruch <strong>des</strong> linken Schlüsselbeins und der<br />

Bruch <strong>des</strong> rechten Schlüsselbeines mit Knochenabsplitterungen<br />

stehen in Pedrosas nicht enden<br />

wollender Krankenakte.<br />

Kaum zu glauben, dass <strong>die</strong>ser Mensch überhaupt<br />

noch in der Lage ist, seine Knochen zu bewegen.<br />

Doch kurioserweise macht er das und auf dem<br />

Motorrad sogar recht gut. Beeinträchtigungen →<br />

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Fotos: milagro, repsol honda<br />

beklagt der spanische Matador durch seine lange<br />

Verletzungsliste nicht. Doch wie gefährlich ist ein<br />

Sturz für Pedrosa? Der ‚Glasknochenmann‘ - wie<br />

ihn viele dank seiner anscheinend etwas unstabilen<br />

Gebeine nennen - kommt nur selten an einer<br />

schwer wiegenden Verletzung und einem langen<br />

Krankenhausaufenthalt vorbei. Ein großer Nachteil<br />

im WM-Kampf, bei dem jeder Punkt zählt<br />

und ein Ausfall im Kampf um den Titel schon den<br />

kompletten Verlust bedeuten kann. Das Glückliche<br />

für Pedrosa dabei ist, dass er im direkten<br />

Vergleich zum Stierkampf mehrere Anläufe hat.<br />

Während der Torero bei der Corrida de Toros nur<br />

eine Möglichkeit hat, darf der MotoGP-Pilot in<br />

<strong>die</strong>sem Jahr schon seinen achten Anlauf starten.<br />

El Toro Bravo<br />

Bis auf seinen verspäteten WM-Einstieg und<br />

seine Stürze in Malaysia war Marquez hingegen<br />

fast immer zur Stelle. Der junge Spanier wurde<br />

wie sein Kontrahent und Teamkollege von Puig<br />

entdeckt, als er einige Rennen zur spanischen<br />

Meisterschaft bestritt. Schon 2008 schaffte er den<br />

Sprung auf <strong>die</strong> Weltbühne und steigerte sich nach<br />

und nach, bis er zwei Jahre später den ersten<br />

WM-Titel in der Achtelliterklasse mit nach<br />

Hause nehmen konnte und spätestens seitdem<br />

als außergewöhnliches Talent in Spanien und der<br />

ganzen Welt gefeiert wird. Schon im ersten<br />

Moto2-Jahr gelang dem aufstrebenden Star fast<br />

der Titel, 2012 sollte es dann reichen. Von nun<br />

an fährt der Toro Bravo gegen <strong>die</strong> Besten der<br />

Welt. Wohlver<strong>die</strong>nt - meinen viele. Denn in der<br />

letzten Saison sah das Motorradpublikum zahlreiche<br />

Glanzleistungen <strong>des</strong> jungen Wilden. Die<br />

Moto2 gilt als <strong>die</strong> am härtesten umkämpfte<br />

Klasse in der Weltmeisterschaft und Marquez<br />

fuhr in <strong>die</strong>ser Klasse im letzten Jahr nicht einfach<br />

nur neun Siege ein, sondern konnte sogar zwei<br />

Rennen für sich entscheiden, bei denen er das<br />

komplette Feld der mittleren Kategorie von ganz<br />

hinten aufrollen musste. Die Zweirad-Arenen<br />

<strong>die</strong>ser Welt lagen ihm zu Füßen.<br />

Sicherlich wurde Marquez in Valencia für sein<br />

unliebsames Verhalten gegenüber der Konkurrenz<br />

mit dem letzten Startplatz bestraft. Nach einem<br />

überragenden Sieg hatten das aber alle längst vergessen.<br />

Spanische Journalisten rannten dem<br />

Werkshonda-Team <strong>die</strong> Box am ersten Testtag nach<br />

dem Moto2-Titel ein, denn alle wollten ein Interview<br />

mit dem unfassbar talentierten Fahrer. Marquez<br />

wurde allen Erwartungen gerecht und beeindruckte<br />

schon bei den Testfahrten besonders mit<br />

seinem absolut spektakulären Fahrstil und natürlich<br />

den schnellen Rundenzeiten. Sein Teamkollege<br />

wurde plötzlich zur Nebensache. Der 20-Jährige<br />

ließ sich aber nicht nur im Blitzlichtgewitter<br />

feiern, sondern bestätigte seine starken Leistungen<br />

immer wieder. Obwohl wahrscheinlich viele dagegen<br />

gesetzt hätten, hielt er mehreren atemberaubenden<br />

Zweikämpfen beim MotoGP-Debüt in<br />

Katar stand und fuhr im ersten Rennen zum ersten<br />

Po<strong>des</strong>t. Nicht vielen Aufsteigern der Neuzeit war<br />

das in den letzten Jahren gelungen. Marquez gilt<br />

schlichtweg als absolutes Ausnahmetalent und<br />

belegt <strong>die</strong> Annahmen immer wieder mit unglaublich<br />

starken Leistungen.<br />

was dem Rookie allerdings<br />

besonders in der MotoGP<br />

noch fehlt ist <strong>die</strong> Erfahrung.<br />

Viele setzten bereits vor dem<br />

Saisonauftakt darauf, dass<br />

Marquez zwar zweifelsohne schnell ist, aber hin<br />

und wieder stürzen wird, weil er sein Limit auf<br />

der 1000ccm-Maschine noch nicht genau abschätzen<br />

könne. Zum Saisonauftakt ging trotz harter<br />

Kämpfe alles gut. Dennoch ist auch Marc Marquez<br />

nicht vor Stürzen gefeit. In seinem ersten WM-<br />

Jahr 2008 und im ersten Moto2-Jahr 2011 stürzte<br />

er jeweils heftig in Sepang. Malaysia gilt für den<br />

Honda-Fahrer damit als besonders gefährlich.<br />

Auch bei den Testfahrten parkte er <strong>die</strong> RC213V<br />

schon <strong>des</strong> Öfteren im Kies und realisierte dabei<br />

selbst, dass ihm noch viel Arbeit auf dem Weg zum<br />

perfekten Ausloten seiner Grenzen bevorsteht.<br />

Die Limits muss Marquez aber auch noch in<br />

Sieben Jahre Altersunterschied<br />

machen in der<br />

Königsklasse viel aus<br />

Viele setzten bereits<br />

vor dem Saisonauftakt<br />

darauf,<br />

dass Marquez<br />

zwar zweifelsohne<br />

schnell ist, aber hin<br />

und wieder stürzen<br />

würde, weil er sein<br />

Limit noch nicht<br />

genau abschätzen<br />

könne.


Viele schwere<br />

Verletzungen<br />

warfen Dani<br />

Pedrosa immer<br />

wieder zurück<br />

Marc Marquez fährt<br />

auch gern einmal <strong>die</strong><br />

Hörner aus<br />

Zumin<strong>des</strong>t <strong>die</strong> Verständigung<br />

sollte zwischen den beiden<br />

Honda-Piloten prima klappen<br />

anderer Hinsicht kennenlernen, denn der amtierende Moto2-Weltmeister<br />

ist nicht nur für sein hohes Tempo, sondern auch für sein feuriges Temperament<br />

bekannt - typisch spanisch eben. Schon in der Moto2 fuhr er das<br />

ein oder andere Mal <strong>die</strong> Hörner aus, wenn nicht alles nach seinem Willen<br />

ging. Eine Eigenschaft, <strong>die</strong> Marquez unbedingt im Zaum halten muss. Denn<br />

im Kampf gegen <strong>die</strong> großen Jungs wird der Wille <strong>des</strong> 20-Jährigen definitiv<br />

ab und an auf der Strecke bleiben. Außerdem hat er was <strong>die</strong> Honda RC213V<br />

angeht noch einige Defizite. Marquez ist neu im Team und neu auf der<br />

Maschine, welche Eigenheiten <strong>die</strong>se hat, muss der Rookie noch herausfinden.<br />

Auch an <strong>die</strong> Arbeit seiner Crew muss sich der Neuling erst noch<br />

gewöhnen. Ein weiteres Manko ist seine Nervosität. Nach Katar gab der<br />

Mann aus Cervera zu, dass er vor dem ersten Rennen in der Königsklasse<br />

extrem aufgeregt gewesen sei. Das ist zwar keine Schande, könnte sich in<br />

Zukunft - sollte er sich vor dem Rennstart nicht entspannen können - aber<br />

zu einem Nachteil entwickeln.<br />

La Decisión<br />

Pedrosa punktet im direkten Vergleich also vor allem mit Erfahrung, Marquez<br />

mit Tempo. Sollte es dem Rookie gelingen, <strong>die</strong> ganze Saison über Punkte<br />

einzufahren und mit beiden Rädern auf dem Boden zu bleiben, wird er sicherlich<br />

schon im ersten MotoGP-Jahr schwer zu schlagen sein. Pedrosa hingegen<br />

schwächelte zum Auftakt etwas, sollte aber mit Konstanz im Kampf gegen<br />

seinen Landsmann an Boden gutmachen. Nach 18 Rennen, <strong>die</strong> definitiv an<br />

Spannung kaum zu überbieten sein werden, entscheiden <strong>die</strong> Zähler auf dem<br />

Konto beider spanischer Kämpfer.<br />

Beim Stierkampf entscheidet das Publikum, das mit Pfiffen oder dem Schwenken<br />

von Taschentüchern ihre Abneigung oder ihre Befürwortung gegenüber<br />

dem Torero, der bei positiver Bewertung eine Ehrenrunde und Ohren <strong>des</strong><br />

getöteten Stieres erhält und ansonsten ausgebuht wird. Ein Stier verlässt <strong>die</strong><br />

Kampfarena hingegen nur selten lebendig. Mit dem Leben kommt nur ein<br />

Stier davon, der so mutig und aggressiv ist und das Publikum so gut unterhält,<br />

dass er begnadigt wird.<br />

Stellt Marquez im internen Honda-Kampf den Stier, so hat er schon jetzt gute<br />

Chancen auf eine Begnadigung, denn er reißt <strong>die</strong> Zuschauer mit spannenden<br />

Überholmanövern, harten Kämpfen und spektakulärem Stil schon jetzt von<br />

den Sitzen und zeigt damit nicht nur sein Talent, sondern auch seinen Mut.<br />

Pedrosa - auf dem Höhepunkt seiner Karriere - hat seine tiefe Abneigung,<br />

sich überholen zu lassen auch nach sieben MotoGP-Jahren nicht vergessen<br />

und will endlich zur Spitze vorstoßen und schwenkt das rotgoldene Tuch<br />

weiter. Doch bis das Publikum am Ende pfeift oder mit Taschentüchern<br />

wedelt, stehen beiden spanischen Toreros noch viele Kämpfe in verschiedensten<br />

Arenen bevor.<br />

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Fotos: milagro<br />

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Neuanfang bei<br />

Gresini<br />

jetzt<br />

neu<br />

Alvaro Bautista fährt 2013 seine vierte Saison<br />

Gresini<br />

in der MotoGP. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sprach der Spanier über seine Erwartungen, <strong>die</strong><br />

Konkurrenten, <strong>die</strong> neue Lackierung sowie über<br />

Probleme und deren Lösungen.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

MSM: Wie liefen <strong>die</strong> Vorsaisontests für dich?<br />

ALVARO BAUTISTA: Wir hatten in Sepang einen guten Test, der in Jerez<br />

klappte leider nicht so wie erhofft. Nach meinen Sturz mussten wir den<br />

letzten Tag auslassen, damit ich in Katar wieder komplett fit sein konnte.<br />

Wir waren sicherlich nicht ganz so gut vorbereitet, wie wir das gerne<br />

gehabt hätten. Insgesamt lief es aber positiv. Wir fanden am Ende ein<br />

gutes Setting für <strong>die</strong> Saison, allerdings hatten wir in Katar erneut<br />

Probleme. Wir werden weiterarbeiten, aber ich bin glücklich<br />

mit der Arbeit, <strong>die</strong> das Team verrichtet.<br />

Was ist für dich neu in <strong>die</strong>sem Jahr?<br />

Wir arbeiten sehr eng und sehr hart mit Showa<br />

zusammen. Die wichtigste Änderung in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr ist <strong>die</strong> Federung. Das Motorrad an sich ist<br />

sehr ähnlich wie das, das wir im letzten Jahr<br />

schon fuhren. Die größte Veränderung für<br />

mich ist wirklich <strong>die</strong> Showa-Federung.<br />

Warum bleibst du noch immer bei der<br />

Showa-Federung, während alle anderen<br />

Honda-Fahrer mit Öhlins arbeiten?<br />

Showa gibt wirklich alles, um <strong>die</strong> Federung<br />

richtig konkurrenzfähig zu machen. Deshalb<br />

glaube ich fest an sie. Außerdem unterstützt<br />

uns auch HRC damit. Ich glaube natürlich<br />

nicht nur an Showa, sondern auch an HRC und<br />

bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, Showa<br />

wieder so konkurrenzfähig zu machen wie zuvor.<br />

Bekommst du im Laufe der Saison neue Teile zur<br />

Verbesserung deiner Honda?<br />

Sicherlich versuchen wir, uns immer zu verbessern. Wir<br />

testen das ganze Jahr über neue Teile und ich hoffe, dass wir<br />

zunächst erst einmal das Setting noch verbessern können, das wir<br />

momentan haben.<br />

→<br />

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Was ist dein Ziel in <strong>die</strong>sem Jahr?<br />

Unser Ziel ist es, unsere Gesamtposition aus der<br />

letzten Saison zu verbessern. 2012 haben wir <strong>die</strong><br />

Weltmeisterschaft an fünfter Position abgeschlossen,<br />

also ist es unser vorrangiges Ziel, <strong>die</strong>se Platzierung<br />

zu steigern. Ich weiß allerdings auch, dass<br />

das nicht leicht wird.<br />

Wie kommst du mit Bryan Staring als neuem<br />

Teamkollegen zurecht?<br />

Er ist ein netter Typ. Ich kenne ihn bisher leider<br />

noch nicht allzu gut, schließlich fährt er <strong>die</strong>ses<br />

Jahr zum ersten Mal in der MotoGP. Nach den<br />

Testfahrten und den ersten Rennen habe ich aber<br />

schon ein recht gutes Verhältnis zu ihm.<br />

Vergleichst du dich oder dein Bike manchmal<br />

mit Stefan Bradl und seiner Maschine - schließlich<br />

seid ihr beide in Satelliten-Teams von<br />

Honda untergebracht?<br />

Das ist schwierig, denn er fährt mit einer anderen<br />

Federung. Daher ist es immer schwer, uns oder<br />

unsere Motorräder zu vergleichen. Auf einigen<br />

Strecken ist er schneller als ich, auf anderen liegen<br />

wir vorne. Es ist unterschiedlich und ziemlich<br />

schwierig, einen Vergleich heranzuziehen,<br />

denn <strong>die</strong> Bikes sind zwar grundsätzlich gleich,<br />

aber <strong>die</strong> Federung ist eben anders und das macht<br />

eine Menge aus.<br />

Was denkst du über Marc Marquez?<br />

Er ist ein sehr talentierter Fahrer. Ich denke, dass<br />

er in <strong>die</strong>sem Jahr - obwohl es sein erstes Jahr in<br />

der MotoGP ist - sogar schon um <strong>die</strong> Weltmeisterschaft<br />

kämpfen kann. In meinen Augen ist er<br />

einfach unglaublich schnell.<br />

»das Grün ist positiv für uns.<br />

Ich fühle mich damit mehr als<br />

Haupt-Fahrer. Ich bin <strong>die</strong> Nummer<br />

1 im Team. Die alten Farben<br />

haben eher an <strong>die</strong> vorhergehenden<br />

Fahrer erinnert.«<br />

Es gibt viele Spanier in der MotoGP. Hast du<br />

manchmal das Gefühl, in Jorge Lorenzos und<br />

Dani Pedrosas Schatten zu stehen?<br />

Sicherlich gibt es viele spanische Fahrer in der<br />

Weltmeisterschaft. Ein Beispiel: Letztes Jahr war<br />

ich in Motegi Dritter, konnte also ein wirklich<br />

gutes Ergebnis einfahren. Wenn dann aber Spanier<br />

auf dem ersten und zweiten Platz landen,<br />

sieht es so aus, als wäre dein Ergebnis nicht so<br />

wichtig. Das ist sehr schade. Es ist immer sehr<br />

schwierig, aber ich versuche, mich einfach auf<br />

meine Arbeit zu konzentrieren.<br />

Was hast du über den Winter gemacht?<br />

Ich habe viel Fitnesstraining absolviert, denn<br />

sobald <strong>die</strong> Saison losgeht, habe ich kaum noch<br />

Zeit, so viel zu trainieren. Ich habe im Winter also<br />

vorrangig Sport gemacht, dabei verschiedenste<br />

Sportarten, um für <strong>die</strong> Saison richtig fit zu sein.<br />

Du warst der letzte Suzuki-Fahrer in der Königsklasse.<br />

Verfolgst du ihre Bemühungen um eine<br />

Rückkehr in <strong>die</strong> MotoGP?<br />

Nein, ich verfolge sie eigentlich nicht wirklich.<br />

Momentan fahre ich Honda im Team Gresini. Ich<br />

bin so glücklich mit dem Bike und fühle mich im<br />

Team pudelwohl. Ich mache mir keine Sorgen um<br />

<strong>die</strong> Zukunft. Ich habe bei Suzuki gut gearbeitet<br />

und wünsche ihnen nur das Beste für ihre Zukunft.<br />

Ich fühle mich hier aber momentan echt gut aufgehoben<br />

und denke nicht über andere nach.<br />

Dein Bike ist in <strong>die</strong>sem Jahr grün. Ist das möglicherweise<br />

ein Symbol für einen Neubeginn im<br />

Gresini Team?<br />

Ja, <strong>die</strong> Farbe <strong>des</strong> Bikes hat sich sichtlich stark<br />

verändert. Ich denke, das Grün ist positiv<br />

für uns, schließlich sind wir schon<br />

lange mit den gleichen Farben<br />

unterwegs gewesen. Außerdem<br />

wollte das Team <strong>die</strong> Motivation<br />

vor allem auch für <strong>die</strong><br />

Mechaniker damit erhöhen.<br />

Das gilt aber<br />

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genauso für mich. Ich fühle mich mit <strong>die</strong>ser Farbe<br />

jetzt mehr als Haupt-Fahrer. Ich bin <strong>die</strong> Nummer<br />

eins im Team, aber das ist in der direkten Gegenüberstellung<br />

mit der CRT-Maschine auch nicht<br />

so schwer. Die alten Farben haben eben immer<br />

eher an <strong>die</strong> vorhergehenden Fahrer erinnert und<br />

weniger an mich.<br />

Was kannst du an deinen Fahrfähigkeiten noch<br />

verbessern?<br />

Ich habe schon immer versucht, meinen Fahrstil<br />

zu ändern und mich noch besser an <strong>die</strong> MotoGP-<br />

Maschine anzupassen. Ich habe aber schon eine<br />

Menge in der MotoGP gelernt, besonders je<strong>des</strong><br />

Mal wenn ich <strong>die</strong> Chance hatte, gegen <strong>die</strong> Jungs<br />

an der Spitze zu kämpfen.<br />

Was ist für dich in <strong>die</strong>sem Jahr <strong>die</strong> größte<br />

Herausforderung?<br />

Ich denke, das Podium zu erreichen wird in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr noch schwerer als in der letzten Saison<br />

und damit <strong>die</strong> größte Herausforderung. Unser Ziel<br />

ist es, ein paar Po<strong>des</strong>tplätze einzufahren, aber ich<br />

rechne damit, dass das sehr schwer wird.<br />

Wer wird dein härtester Gegner sein?<br />

Ich vermute, das sind einfach alle. Alle MotoGP-<br />

Piloten sind sehr schnelle Fahrer und damit harte<br />

Gegner, aber ich versuche einfach immer, mich<br />

selbst zu schlagen und je<strong>des</strong> Mal auf der Strecke<br />

ein besserer Fahrer zu sein.<br />

Was wür<strong>des</strong>t du in der MotoGP verändern, wenn<br />

du <strong>die</strong> Möglichkeit dazu hättest?<br />

Das ist schwierig. Ich denke, ich würde gerne<br />

etwas an der Elektronik ändern, um <strong>die</strong> Arbeit <strong>des</strong><br />

Fahrers auf dem Motorrad wieder wichtiger zu<br />

machen. Momentan haben wir viele elektronische<br />

Hilfen, <strong>die</strong> das Können eines Piloten in den Hintergrund<br />

stellen. Außerdem wäre es meiner Meinung<br />

nach besser, wenn wir keinen einzelnen<br />

Reifenlieferanten, sondern verschiedene Reifenhersteller<br />

und damit Konkurrenz und Vielfalt in<br />

der MotoGP hätten.<br />

Was ist deine Meinung über das neue<br />

Qualifikations-Format?<br />

Ich mag es. Allzu oft sind wir jetzt noch<br />

nicht so gefahren, aber es gefällt mir,<br />

dass wir 15 Minuten haben, in denen<br />

man sich voll konzentrieren muss,<br />

um eine gute Rundenzeiten zu fahren<br />

und einen anständigen Platz in der<br />

Startaufstellung zu holen. Ich mag das<br />

neue Format wirklich.<br />

Warum fährst du schon seit Jahren mit der Startnummer<br />

19?<br />

Ich mochte immer <strong>die</strong> 17, aber als ich in <strong>die</strong> Weltmeisterschaft<br />

kam, hatte Stoner <strong>die</strong> Nummer 17.<br />

Ich musste mir also eine andere aussuchen. Sie<br />

sagten mir, dass ich mich zwischen der 14 und der<br />

19 entscheiden könne. Ich erinnerte mich, dass es<br />

in der Vergangenheit schon einige Fahrer mit der<br />

Nummer 19 gab, <strong>die</strong> einige Titel gewinnen konnten.<br />

Also entschied ich mich für <strong>die</strong> 19, <strong>die</strong> mir<br />

dabei helfen sollte, so erfolgreich wie möglich zu<br />

sein.<br />

Welche ist deine liebste Rennerinnerung?<br />

Ich habe viele Erinnerungen an gute Rennen.<br />

Wenn man sein erstes WM-Rennen gewinnt, ist<br />

das aber ein sehr wichtiger Augenblick. Ich erinnere<br />

mich also gerne zurück an Jerez 2006, als ich<br />

mein erstes Rennen in der Weltmeisterschaft<br />

gewinnen konnte.<br />

Verfolgst du auch andere Sportarten?<br />

Ja, ich mag Fußball, Tennis, Fahrradrennen, mir<br />

gefallen eigentlich fast alle Sportarten und ich sehe<br />

mir alles gern an. Ich bin da sehr offen und<br />

interessiert.<br />

Welche drei Dinge hast du immer bei dir?<br />

Ich habe immer einen Glücksbringer, meine Familie<br />

und Freunde dabei.<br />

Was planst du für <strong>die</strong> Zukunft?<br />

Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre in der MotoGP<br />

Rennen fahren kann. Was danach kommt, weiß<br />

ich nicht. In meinem Kopf dreht es sich nur um<br />

<strong>die</strong> WM-Rennen. Ich weiß nicht, was nach dem<br />

Rennsport in meinem Leben passiert, aber darüber<br />

muss ich mir momentan auch noch keine<br />

Gedanken machen.<br />

Im Vorjahr holte<br />

Bautista seine erste<br />

Pole Position<br />

Alvaro Bautista fährt<br />

seine zweite Saison<br />

für Gresini-Honda<br />

Mit Marc Marquez<br />

gibt es weitere<br />

Konkurrenz aus<br />

Spanien<br />

Fotos: milagro<br />

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Fotos: milagro<br />

Das Wesen aller Dinge<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Warum startet Jorge Lorenzo 2013 nicht mit der Nummer<br />

1? Warum steht <strong>die</strong> 46 für Valentino Rossi und was haben<br />

Stürze mit Nicky Haydens 69 zu tun? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

durchkämmt das MotoGP-Starterfeld und findet<br />

ZAHL-reiche Antworten.


Ein Mal ist kein Mal, doppelt hält besser, aller guten Dinge sind<br />

drei, alle Viere von sich strecken, Fünfe gerade sein lassen -<br />

Zahlen sind Objekte <strong>des</strong> menschlichen Denkens, <strong>die</strong> schon seit<br />

über 4.000 Jahren den Alltag beherrschen und oft eine wichtige Bedeutung<br />

haben. Auch im Motorradrennsport spielen Ziffern eine große Rolle und sind<br />

nicht wegzudenken. Was <strong>die</strong> Nummer 1 zu bedeuten hat, sollte jedem klar<br />

sein. Jorge Lorenzo war 2012 <strong>die</strong> Nummer 1, trotzdem entschied er sich in<br />

<strong>die</strong>ser Saison bei seiner angestammten Startnummer 99 zu bleiben. Als sich<br />

der Mallorquiner 2010 den Titel in der Königsklasse<br />

sicherte, wechselte er zur sagenumwobenen<br />

1. »Seit Wayne Rainey war ich der erste<br />

Yamaha-Fahrer, der sich <strong>die</strong> Nummer 1 anheftete.<br />

Ich hatte mit der 1 aber kein Glück. Mit der 99<br />

konnte ich zwei Titel gewinnen. Die 99 ist einfach<br />

meine Nummer und <strong>die</strong> will ich nicht mehr<br />

ändern«, erklärt Lorenzo.<br />

»Es gibt ein paar Nummern im Sport, <strong>die</strong> man<br />

aufhängen sollte, um <strong>die</strong>ser Person Tribut zu zollen«,<br />

meint Kevin Schwantz. Im US-Sport ist das<br />

Gang und Gäbe, den Legenden einer Sportart auf<br />

<strong>die</strong>se Art und Weise Tribut zu zollen. Beim Basketball<br />

hängen <strong>die</strong> Trikots der Legenden Michael Jordan und Magic Johnson<br />

wie selbstverständlich unter dem Hallendach. Auch beim Fußball hat es von<br />

Seiten der argentinischen Nationalmannschaft Versuche gegeben, <strong>die</strong> Nummer<br />

10 zu Ehren von Diego Maradona nie wieder zu vergeben. Eine Nummer, <strong>die</strong><br />

unwillkürlich mit einer Person verknüpft wird, ist <strong>die</strong> 46. Sie wird schon heute<br />

einer Legende <strong>des</strong> Motorradsports zugeschrieben: Valentino Rossi.<br />

Rossi erbte <strong>die</strong> legendäre Nummer von seinem Vater, denn schon Graziano<br />

Rossi war in den 70er Jahren erfolgreich mit der 46 unterwegs, <strong>die</strong> später<br />

zum unverkennbaren Markenzeichen seines Sohnes wurde. »Ich bin nie in<br />

einem offiziellen Motorrad- oder Autorennen ohne <strong>die</strong>se Startnummer<br />

gefahren. Die 46 ist einfach sehr wichtig für mich«, bestätigt Rossi. Nicky<br />

Hayden war seiner Startnummer etwas weniger ergeben. Nach seinem Titel<br />

im Jahr 2006 schmückte der Amerikaner sein Dekor mit der Zahl der Besten.<br />

Dabei hat <strong>die</strong> 69 bei den Haydens eine lange Tradition. »Ich nutze <strong>die</strong> Nummer<br />

»Ich nutze <strong>die</strong> 69 seit ich mit<br />

dem Motorradfahren begonnen<br />

habe. mein Dad hat gesagt,<br />

dass er sie sich ausgesucht<br />

hat, weil er oft gestürzt ist.<br />

Denn er wollte, dass <strong>die</strong> Zahl<br />

auch gelesen werden konnte,<br />

wenn das Motorrad umgedreht<br />

im Kies lag.«<br />

69 seit ich mit dem Motorradfahren begonnen habe, einfach weil mein Dad<br />

sie schon hatte, als er noch Rennen gefahren ist. Er hat immer gesagt, dass<br />

er sich <strong>die</strong>se Nummer ausgesucht hat, weil er oft gestürzt ist. Denn er wollte,<br />

dass <strong>die</strong> Zahl auch gelesen werden konnte, wenn das Motorrad umgedreht<br />

im Kies lag.«<br />

Andrea Dovizioso setzt nicht auf Kopfstände, macht in <strong>die</strong>ser Saison aber<br />

eine andere spezielle Ausnahme. Er fährt <strong>die</strong> Werks-Ducati Nummer 04.<br />

»Eigentlich gibt es keinen wirklichen Grund,<br />

warum ich in <strong>die</strong>sem Jahr eine 0 vor meine 4<br />

gesetzt habe, einfach um einmal etwas anders<br />

zu machen. Vielleicht hat das schon mal jemand<br />

in der Vergangenheit gemacht, aber sollte es so<br />

sein, dann kann ich mich nicht daran erinnern.<br />

Ich denke einfach, dass es auf dem Motorrad<br />

wirklich gut aussieht, aber einen besonderen<br />

Grund gibt es dafür nicht«, erklärt der Italiener.<br />

Auch Stefan Bradl machte mit der 6,5 einmal eine<br />

Ausnahme. Die seltsame Nummer wurde dem<br />

Zahlinger allerdings aus kommerziellen Gründen<br />

von seinem Sponsor vorgeschrieben. Beim Aufstieg<br />

in <strong>die</strong> MotoGP musste Bradl sich von seiner<br />

65 verabschieden, da <strong>die</strong> für immer und ewig Loris Capirossi gehören sollte.<br />

Also wurde <strong>die</strong> 5 schlichtweg gestrichen. »Die Nummer 6 bringt mir Glück,<br />

denn ich hatte als bester Rookie in meiner ersten Saison in der Königsklasse<br />

einen sehr guten Einstieg.«<br />

Eine gute Debüt-Saison wird auch von Marc Marquez erwartet, der mit seinem<br />

Geburtsjahr um <strong>die</strong> Rennstrecken <strong>die</strong>ser Welt fährt. Teamkollege Dani Pedrosa<br />

bekam <strong>die</strong> 26 schon in seinen ersten Rennen der spanischen Meisterschaft<br />

zugeteilt und blieb einfach dabei. Cal Crutchlow wäre gern bei der 5 geblieben.<br />

»In einem Jahr konnte ich <strong>die</strong> aber nicht nutzen, also habe ich einfach eine 3<br />

davor gesetzt und <strong>die</strong>se Nummer dann behalten«, erklärt der Brite den Hintergrund.<br />

Ob 35, 26, 93, 6, 04, 69, 46 oder 99 - fast jeder Fahrer verbindet eine<br />

Geschichte mit seiner Startnummer, <strong>die</strong> nicht immer unbedingt mit Erfolgen<br />

oder Misserfolgen verknüpft sein muss. Was Pythagoras vor über 2.500 Jahren<br />

feststellte, gilt eben auch noch heute: »Die Zahl ist das Wesen aller Dinge.«<br />

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Helden<br />

aus<br />

der<br />

zweiten<br />

Reihe<br />

<strong>die</strong> crt-piloten kämpfen in einer eigenen<br />

Liga. Fechten ihre eigenen Kämpfe aus. Jorge<br />

Lorenzo und Valentino Rossi begegnen ihnen<br />

nur bei Überrundungen. Trotzdem sind <strong>die</strong><br />

crt-zweikämpfe so spannend wie nie.<br />

Text: Michael Höller<br />

Fotos: milagro<br />

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Fotos: milagro


Sie fahren ihre eigene Meisterschaft innerhalb<br />

der Königsklasse - jene zwölf Piloten, <strong>die</strong> für<br />

<strong>die</strong> kleinen Privatteams der MotoGP auf den<br />

Rennstrecken <strong>die</strong>ser Welt im Windschatten<br />

der großen Werks-Rennställe unterwegs sind.<br />

Weniger Leistung, weniger Weiterentwicklung,<br />

weniger technische Finessen und dennoch<br />

pfeilschnell und stets im Nacken der Werkspiloten<br />

auf ihren Prototypen auf einen Fehler<br />

lauernd: Das ist <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> auch in <strong>die</strong>ser<br />

Saison auf <strong>die</strong> Mannen rund um Aleix<br />

Espargaro und Colin Edwards wartet. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> warf einen Blick auf <strong>die</strong><br />

fünf unterschiedlichen Motorräder der Claiming<br />

Rule Teams.<br />

Karel<br />

Abraham<br />

fährt eines<br />

der vier<br />

Aprilia-Bikes<br />

auch 2013 gibt es für <strong>die</strong> Konkurrenz wohl kein<br />

Vorbeikommen: Neben Aleix Espargaro und<br />

Randy de Puniet (vom spanischen Aspar-<br />

Team) sind auch der Kolumbianer Yonny<br />

Hernandez (Paul Bird <strong>Motorsport</strong>) sowie der<br />

Tscheche Karel Abraham (Cardion AB Motoracing)<br />

auf italienischem Material unterwegs.<br />

Came Ioda<br />

Racing setzt in<br />

<strong>die</strong>sem Jahr auf<br />

Power von<br />

BMW<br />

FTR-Kawasaki<br />

Auch Kawasaki wagte unter dem CRT-Reglement<br />

in der vergangenen Saison den Sprung<br />

zurück in <strong>die</strong> WM. Der Hersteller befeuert in<br />

<strong>die</strong>ser Saison gleich vier Motorräder <strong>die</strong>ser<br />

Kategorie, was eine Verdoppelung <strong>des</strong> Engagements<br />

im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.<br />

Verbaut sind <strong>die</strong> japanischen Triebwerke, <strong>die</strong><br />

von der in <strong>die</strong>ser Saison noch optionalen Einheitselektronik<br />

von Magneti Marelli gesteuert<br />

werden, in einem Chassis der britischen<br />

<strong>Motorsport</strong>-Schmiede FTR (Fabrication Techniques<br />

Racing Motorcycles), <strong>die</strong> unter anderem<br />

auch in der Moto3 mit Honda gemeinsame<br />

Sache auf der Jagd nach dem neuen Primus<br />

KTM macht. In der MotoGP setzt neben dem<br />

Schweizer Forward Racing Team, das 2012<br />

noch auf Suter-BMW fuhr, auch <strong>die</strong> spanische<br />

Mannschaft von Avintia Blusens auf <strong>die</strong>se<br />

Kombination. Damit sind mit Colin Edwards,<br />

Claudio Corti, Hiroshi Aoyama und Hector<br />

Barbera vier erfahrene Piloten mit einer FTR-<br />

Kawasaki in den 18 Saisonrennen auf Punktemission<br />

und der Jagd nach den ART-Piloten.<br />

Ioda Suter BMW<br />

Im Vorjahr kam es zum großen Bruch zwischen<br />

Forward Racing mit Colin Edwards und<br />

dem Schweizer Chassis-Hersteller Suter Racing<br />

Technology. Schon während der Saison machte<br />

ART GP13<br />

Die Einführung <strong>des</strong> CRT-Reglements im Vorjahr<br />

lockte unter anderem Aprilia zurück in<br />

<strong>die</strong> MotoGP. Anfänglich musste man sich heftige<br />

Kritik gefallen lassen: Die Italiener würden<br />

das CRT-Reglement nur als Vorwand für einen<br />

versteckten Werkseinsatz nutzen. Denn <strong>die</strong><br />

ART (Kürzel für Aprilia Racing Technology)<br />

GP13 ist eine reinrassige Aprilia. Neben Motor<br />

und Chassis kommt auch <strong>die</strong> Elektronik aus<br />

dem Hause Piaggio und basiert auf dem Superbike<br />

RSV4, das in einer anderen Spezifikation<br />

auch in der WSBK zum Einsatz kommt. Über<br />

eine Aberkennung <strong>des</strong> CRT-Status muss man<br />

sich 2013 keine Gedanken mehr machen, <strong>die</strong><br />

Diskussionen sind vom Tisch. Vergangene Saison<br />

waren drei der besten vier Piloten der<br />

CRT-Wertung auf dem ART-Bike unterwegs,<br />

90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Kawasaki<br />

stattet 2013<br />

zwei CRT-Teams<br />

mit Motoren<br />

aus


man mit dem italienischen Ioda<br />

Racing Project gemeinsame<br />

Sache - eine Partnerschaft, <strong>die</strong><br />

für 2013 ausgeweitet wurde.<br />

Der Rennstall schickt zusätzlich<br />

zu Danilo Petrucci den tschechischen<br />

Rookie Lukas Pesek,<br />

der nach einer kleinen Auszeit<br />

wieder zurück im <strong>Motorsport</strong><br />

ist, ins Rennen. An der Konfiguration<br />

der Maschine hat sich<br />

nichts geändert: Das Suter-<br />

Chassis wird von Ioda adaptiert,<br />

<strong>die</strong> Kraft kommt vom S<br />

1000 RR aus dem Hause BMW.<br />

Bei der Elektronik setzt <strong>die</strong> italienische Mannschaft<br />

bei ihrem deutsch-schweizerischen<br />

Motorrad auf <strong>die</strong> vereinheitlichte Engine Control<br />

Unit von Magneti Marelli.<br />

FTR-Honda MGP 13<br />

Honda darf als größter Motorrad-Produzent<br />

auch bei den Claiming Rule Teams nicht fehlen.<br />

Die Japaner schicken beim italienischen<br />

Traditionsteam von Fausto Gresini eine<br />

Maschine ins Rennen. Das Geschoss soll den<br />

australischen Rookie Bryan Staring (25) zu<br />

seinen ersten WM-Punkten tragen. Das Chassis<br />

kommt von der britischen Rennschmiede<br />

Bryan<br />

Staring pilotiert<br />

<strong>die</strong> einzige<br />

FTR-Honda<br />

FTR, womit Staring <strong>die</strong>selbe Alu-Konstruktion<br />

fährt wie seine vier Konkurrenten der<br />

Kawasaki-Fraktion. Die Besonderheit: Wie<br />

auch bei Alvaro Bautista, der eine reinrassige<br />

RC213V fährt, setzt Gresini auch bei Staring<br />

auf eine Federung <strong>des</strong> japanischen Unternehmens<br />

Showa. Die Trauben hängen hoch: Beim<br />

Saisonfinale in Valencia sorgte Starings Vorgänger<br />

Michele Pirro mit Rang fünf für das<br />

beste Einzelergebnis eines Fahrers auf einem<br />

CRT-Bike.<br />

PBM01<br />

Motorrad-Veteran Paul Bird, einst für den<br />

Kawasaki-Einsatz in der Superbike-WM<br />

zuständig, geht mit seinem Rennstall in <strong>die</strong>ser<br />

Saison erstmals mit einem selbst entwickelten<br />

Chassis an den Start. Gebaut vom GPMS Technology,<br />

wird <strong>die</strong> Maschine von einem getunten<br />

999cc-V4-Motor aus dem Hause Aprilia befeuert<br />

und von der ab 2014 verpflichtenden Einheitselektronik<br />

von Magneti Marelli gesteuert.<br />

Im Vorfeld kam es allerdings zu einer kleinen<br />

Verzögerung, weshalb das Bike erst beim zweiten<br />

Wintertest in Sepang erstmals ausgeführt<br />

werden konnte. Die Ehre <strong>des</strong> einzigen Fahrers<br />

<strong>des</strong> nach dem Einsatzteam Paul Bird <strong>Motorsport</strong><br />

benannten PBM01-Chassis kommt dem<br />

nordirischen Veteranen Michael Laverty zuteil,<br />

der im Alter von 31 Jahren in <strong>die</strong>ser Saison ein<br />

sehr spätes WM-Debüt feiert.<br />

Fotos: milagro<br />

Honda darf als gröSSter<br />

Motorrad-Produzent auch<br />

bei den Claiming Rule Teams<br />

nicht fehlen. Die Japaner<br />

schicken beim italienischen<br />

Traditionsteam von Fausto<br />

Gresini eine Maschine ins<br />

crt-Rennen. Das Geschoss<br />

soll den australischen<br />

Rookie Bryan Staring (25) in<br />

<strong>die</strong>ser saison zu seinen ersten<br />

WM-Punkten tragen.<br />

Paul Bird<br />

versuchte sich<br />

erstmals an<br />

einem Chassis<br />

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Text: Jule Krause<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Awards 2013<br />

Der April läutete den abschlieSSenden Auftakt der Zweirad-Saison ein, Zeit also<br />

für das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ein paar Sonderpreise zu vergeben.<br />

Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass<br />

alle wichtigen Film- und Musik-Preise bereits<br />

am Anfang eines Jahres vergeben werden?<br />

Im Sport allerdings ist das anders, da wählen<br />

alle immer nur den Sportler <strong>des</strong> Jahres, <strong>die</strong><br />

Aktion <strong>des</strong> Jahres oder den Idioten <strong>des</strong> Jahres,<br />

wenn sich ein Jahr dem Ende zuneigt.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> schließt sich den<br />

großen Machern der Welt an und wagt sich<br />

in <strong>die</strong> Award-Szene. Wir vergeben <strong>die</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Awards 2013 zum komplettierten<br />

Saisonstart der motorisierten Zweiradkünstler,<br />

denn immerhin wurden wir auch<br />

von November bis April ausgezeichnet<br />

unterhalten.<br />

5: Bester Spruch<br />

Danilo Petrucci erhält den <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> Award für den Spruch <strong>des</strong> Jahres<br />

- und das obwohl wir doch erst am Anfang der Saison stehen. Doch wir sind<br />

sicher, dass es 2013 nicht vielen gelingen wird, mit einem einzigen Satz für so<br />

viel Mitgefühl bei den Me<strong>die</strong>n zu sorgen. Der 22-Jährige kam beim zweiten<br />

MotoGP-Test in Malaysia zu folgender Erkenntnis: »Ich habe heute verstanden,<br />

dass es sich bei Motorrädern wie mit den Frauen verhält - ich werde sie nie<br />

verstehen.« Wir schließen daraus, dass dem Ioda Racing Fahrer eine wirklich<br />

taffe Saison in der CRT-Kategorie ins Haus steht und bieten daher ein wenig<br />

moralische Unterstützung für den Polizisten aus Italien, da wir ihm leider weder<br />

ein besseres Bike noch ein Handbuch für Frauen anbieten können.<br />

Fotos: milagro, honda<br />

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4: Bemerkenswerteste Leistung<br />

Dieser Preis geht an alle Teilnehmer, <strong>die</strong> das Los hatten, <strong>die</strong> Wintertestfahrten<br />

in Europa zu bestreiten. Egal ob Moto2, Moto3 oder Superbike seit<br />

Jahren schlägt man sich auf den spanischen Strecken mit den widrigsten<br />

Wetterbedingungen herum. Von drei Testtagen kann meist nur einer effektiv<br />

genutzt werden, da Regen und mittlerweile auch Schnee oder Eisglätte den<br />

Teams einen fetten Strich durch den Testplan machen. Dennoch bleiben<br />

alle Beteiligten tapfer, reisen weiter nach Aragon, Jerez oder Valencia und<br />

wenn <strong>die</strong> offiziellen Tests nicht genutzt werden können, weil es Väterchen<br />

Frost am Mittelmeer immer besser gefällt, dann werden <strong>die</strong> Sparvorhaben<br />

kurzerhand ausgesetzt, das Budget aufgestockt und zwei bis drei extra<br />

Privattests angesetzt. Für <strong>die</strong>se teure und dennoch durchaus bemerkenswerte<br />

Hartnäckigkeit sollten Teams und Fahrer nicht nur mit Grippe belohnt<br />

werden, sondern auch mit einer kleinen Anerkennung.<br />

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3: Bester Diplomat<br />

Der Motorradsport sorgt <strong>des</strong> Öfteren für <strong>die</strong> irrsten und wirrsten Auswüchse,<br />

<strong>die</strong> man sich so vorstellen kann - oder, wenn <strong>die</strong> Vorstellungskraft nicht<br />

reicht, zu heftigem Kopfschütteln verleiten. In den letzten Jahren ist vor<br />

allem ‚Go Green‘ ein beliebter Trend. Dabei geht es nicht darum, wirklich<br />

umsetzbare Alternativen für <strong>die</strong> mobile Zukunft der Menschheit vorzustellen,<br />

sondern einfach nur um positive Publicity à la ‚schaut her, wir tun<br />

etwas, chakka - jetzt geht und kauft unsere herkömmlich betriebenen<br />

Motorräder‘. Ein Opfer <strong>die</strong>ser Strategie sind in <strong>die</strong>ser Saison Cal Cruchtlow<br />

und das Tech 3 Team. Denn Yamaha stattete sie mit Elektro-Mofas aus, <strong>die</strong><br />

nicht wirken, als würden sie irgendetwas transportieren können, oder es<br />

im Fahrerlager von A nach B schaffen. Dennoch zeigte sich der sonst so<br />

forsche Crutchlow unglaublich diplomatisch und meinte: »Unser neuer<br />

Team-Roller eignet sich nur wenig, um damit um <strong>die</strong> Strecke zu fahren,<br />

aber hey, dafür ist er umweltfreundlich.«<br />

Fotos: milagro, bmw, ktm<br />

2: Fairnesspreis 2013<br />

Es geschah im ersten Rennen der neuen Superbike-Saison auf Phillip Island. In<br />

Runde zwölf kolli<strong>die</strong>rten Polesetter Carlos Checa und BMW-Fahrer Marco<br />

Melandri miteinander, nachdem der Spanier zu hart auf <strong>die</strong> Bremsen gestiegen<br />

war. In einem solchen Fall ist es nicht unüblich, dass Fahrer durch Gesten ihre<br />

‚Freude‘ zum Ausdruck bringen, ab und zu sieht man auch Fäuste im Einsatz.<br />

Doch Marco Melandri merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Checa war nach<br />

seinem Sturz einfach liegen geblieben, woraufhin der Italiener Helfer herbei<br />

winkte und zum 40-Jährigen lief, um nach ihm zu sehen. Am Ende hatte Checa<br />

Glück, er kam mit einer schweren Gehirnerschütterung davon und Melandri<br />

stockte sein Sympathiepunktekonto ordentlich auf.


1: Bestes Drehbuch<br />

Jeffrey Herlings könnte nach seinem vierten Sieg in Folge beim Heimrennen<br />

in Valkenswaard den Preis für eine herausragende Serie einstreichen,<br />

doch der MX2-Fahrer schaffte es 2013 tatsächlich, noch einen<br />

drauf zu setzen. Seit 2010 dominiert er <strong>die</strong> Rennen in seiner Heimat,<br />

doch <strong>die</strong> Show, <strong>die</strong> der KTM-Fahrer in <strong>die</strong>sem Jahr abzog, dürfte für<br />

viele Gegner eine ordentlich Klatsche gewesen sein. Herlings wurde<br />

nach der Qualifikation disqualifiziert und musste daher von Startplatz<br />

40 ins Rennen gehen. Der vierte Sieg in Folge schien fraglich - nur hatte<br />

<strong>die</strong>s niemand dem 19-Jährigen gesagt. Bereits nach den ersten Kurven<br />

hatte er sich in <strong>die</strong> Top-10 vorgearbeitet, bei Rennhalbzeit übernahm er<br />

<strong>die</strong> Spitze und siegte. Im zweiten Lauf verzichtete er auf seinen Raketenstart<br />

und hatte 21 Sekunden Rückstand auf <strong>die</strong> Spitze, nur um am<br />

Ende doch als Erster ins Ziel zu kommen und auf heimischem Boden<br />

erneut zu triumphieren. Drama Baby!<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95


Erfahrung<br />

und<br />

zeit<br />

Bei Marcel Schrötter ging<br />

es schon zu Beginn <strong>des</strong><br />

Jahres auf und ab. Mit dem<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach<br />

der Moto2-Pilot, woran es<br />

fehlte, was er alternativ in<br />

petto hatte und wohin sein<br />

Weg führen soll.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Fotos: milagro<br />

96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


MSM: Dein Winter gestaltete sich ziemlich<br />

schwierig... Was genau ist passiert?<br />

MARCEL SCHRÖTTER: Bis Weihnachten<br />

dachte ich eigentlich, dass alles so läuft, wie<br />

geplant. Wir sind im letzten Jahr noch den Test<br />

in Valencia gefahren, bei dem alles recht gut<br />

aussah. Dann kam eins nach dem anderen: Es<br />

hieß, dass einige Sponsoren nicht weitermachen.<br />

Als weitere Probleme hinzukamen, dachten<br />

wir uns, dass eine komplette Saison momentan<br />

gar nicht machbar ist. Es sah schlichtweg<br />

alles ganz anders aus, als es mit den Leuten ausgemacht<br />

war, <strong>die</strong> mich zuerst unterstützen<br />

wollten. Dazu sind Leute abgesprungen, <strong>die</strong> in<br />

Valencia noch zugesichert hatten, dass sie dabei<br />

sind. Wir standen ziemlich blöd da, denn wir<br />

wussten nicht, woher wir auf <strong>die</strong> Schnelle das<br />

ganze Geld herbekommen sollten. Dadurch hat<br />

sich alles verzögert. Aber jetzt bin ich froh, dass<br />

ich fahren kann.<br />

Ist deine Saison komplett abgesichert?<br />

Die Saison ist komplett abgedeckt. Wir müssen<br />

uns keine Sorgen mehr machen. Ich habe einen<br />

Manager, der das alles im Griff hat. Trotzdem<br />

ist jeder Sponsor wichtig, denn einige Dinge wie<br />

<strong>die</strong> Reisekosten, <strong>die</strong> ich selbst übernehmen<br />

muss, sind noch nicht ganz abgesichert. Mein<br />

Manager kann auf Dauer nicht alles auf sich<br />

nehmen. Wir bleiben <strong>des</strong>halb dran. Aber da er<br />

das Ganze übernommen hat, ist <strong>die</strong> Situation<br />

fürs Erste geregelt.<br />

Was denkst du allgemein über <strong>die</strong> Situation,<br />

dass viele Fahrer Geld mitbringen müssen, um<br />

in der Weltmeisterschaft zu fahren?<br />

Ich finde es schade. Der Sport ist schön und<br />

jeder macht es, weil er gern dabei ist und damit<br />

sein Hobby zum Beruf machen kann. Dass man<br />

dafür bezahlen muss, um sein Leben zu fahren,<br />

ist wirklich schade. So soll es nicht sein. Früher<br />

- also vor meiner WM-Zeit - war meines Erachtens<br />

alles noch recht geregelt, jeder Fahrer<br />

wurde bezahlt und ich finde es schade, dass das<br />

so anscheinend nicht mehr möglich ist und<br />

damit auch viele Talente auf der Strecke<br />

bleiben.<br />

Hattest du einen Plan B?<br />

Das ist eine gute Frage. Im Winter habe ich<br />

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gedanklich viele Dinge durchgespielt, überlegt,<br />

welche Alternativen für mich möglich sind. Es<br />

hätte schon Möglichkeiten gegeben, irgendwo<br />

anders zu fahren. Die spanische Meisterschaft<br />

kam aber nicht in Frage, weil da teilweise ähnliche<br />

Beträge von den Teams verlangt werden<br />

und wir zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt eigentlich so gut<br />

wie gar nichts hatten. Aber im Grunde genommen,<br />

habe ich immer daran geglaubt, dass es<br />

mit der WM klappt und <strong>die</strong> Hoffnung nicht<br />

aufgegeben.<br />

Fotos: milagro, team sag<br />

Gino Rea ist in keinem Team untergekommen<br />

und startet jetzt privat mit einer Wildcard bei<br />

den Rennen in Europa. Wäre das für dich auch<br />

in Frage gekommen?<br />

Eher nicht, weil wir einfach keine Möglichkeit<br />

dazu hatten. Beziehungen, um an Motorräder<br />

und Team-Equipment heranzukommen, wären<br />

vielleicht vorhanden gewesen, aber ich weiß<br />

nicht, wie ich das privatfinanziert zusammengebracht<br />

hätte. Irgendeine Möglichkeit hätte es<br />

schon gegeben, aber einen Plan B hatten wir uns<br />

nicht wirklich überlegt. Gino Rea hatte zum<br />

Beispiel auch bei meinem Team angefragt und<br />

soweit ich informiert bin, hatte er schon Geld<br />

im Gepäck. Es fiel ihm also sicherlich leichter,<br />

etwas Derartiges auf <strong>die</strong> Beine zu stellen, auch<br />

wenn es selbst bei ihm nicht für eine komplette<br />

Saison reicht. Schon ein paar Rennen sind ein<br />

riesiger Aufwand. An einem solchen Wochenende<br />

ist man mit Verschleißteilen, Reisekosten<br />

und allem Drum und Dran sicher um <strong>die</strong> 10.000<br />

Euro los und das hätte ich zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt<br />

- als es so schlecht aussah - nicht umsetzen<br />

können.<br />

Was rechnest du dir in <strong>die</strong>sem Jahr aus?<br />

Über <strong>die</strong> ganze Saison gesehen ist es mein Ziel,<br />

so oft wie möglich Punkte zu holen. Wir sind<br />

ziemlich gut aufgestellt. Ich habe ein großartiges<br />

Team und ein prima Motorrad. Ich bin auch was<br />

<strong>die</strong> Fitness angeht sehr gut vorbereitet. Selbst<br />

in der schwierigen Zeit habe ich weiter hart<br />

trainiert. Klar wird der Anfang der Saison hart<br />

sein, weil wir einen Rückstand haben, aber<br />

wenn wir <strong>die</strong>sen aufholen, können wir unser<br />

Ziel erreichen und das sind ganz klar <strong>die</strong><br />

Punkteränge. Wenn dazu noch der ein oder<br />

andere Top-10-Platz herausspringt, haben wir<br />

<strong>die</strong> Saison super abgeschlossen.<br />

Wer sind 2013 <strong>die</strong> schwersten Gegner?<br />

Da kann und will ich keine Namen nennen. Es<br />

ist bekannt, dass <strong>die</strong> Moto2 <strong>die</strong> vermutlich stärkste<br />

Klasse im ganzen Motorradsport ist. Sie ist<br />

<strong>die</strong> schwerste, konkurrenzfähigste und engste<br />

Klasse. An jedem Wochenende werden sich<br />

einzelne Grüppchen bilden - an der Spitze und<br />

im Mittelfeld. Ich glaube, dass es <strong>die</strong>ses Jahr<br />

Marcel Schrötter<br />

hofft auf eine<br />

rosige Zukunft<br />

So sollen <strong>die</strong> Gegner<br />

Schrötter oft sehen<br />

- von hinten<br />

noch einen Tick enger zugehen wird als letztes<br />

Jahr, denn in der letzten Saison waren noch ein<br />

paar Fahrer dabei, <strong>die</strong> einfach nur große Sponsoren<br />

oder woher auch immer Geld hatten und<br />

<strong>des</strong>halb fahren konnten. Zudem waren viele<br />

sehr junge Fahrer am Start. Dieses Jahr sind<br />

hingegen viele relativ große Namen im Feld.<br />

Was könntest du fahrerisch noch verbessern?<br />

Jeder Fahrer kann sich noch verbessern, aber<br />

wenn ich wüsste, was es genau ist, dann würde<br />

ich es natürlich sofort machen. Das kommt einfach<br />

mit dem Fahren. Man muss so viele Runden<br />

wie möglich zurücklegen, testen, je<strong>des</strong><br />

Rennen mitnehmen und dann verbessert man<br />

sich automatisch Schritt für Schritt. Natürlich<br />

muss man mit dem Team zusammen auch hart<br />

arbeiten, Daten auswerten und überlegen, was<br />

an welcher Stelle noch besser geht. Man muss<br />

seine eigenen Daten mit schnelleren Fahrern<br />

vergleichen, wenn man <strong>die</strong>se zur Verfügung hat,<br />

und viel ausprobieren oder man versucht, sich<br />

bei schnelleren Fahrern etwas abzuschauen und<br />

das umzusetzen. Seinen Fahrstil kann man nicht<br />

von heute auf morgen ändern. Das ist als würde<br />

ein Rechtshänder versuchen, mit Links zu<br />

schreiben. Es gibt viele Punkte, <strong>die</strong> man verbessern<br />

kann. Man muss hart daran arbeiten und<br />

einfach Stück für Stück weiterschauen. Die<br />

Daten innerhalb <strong>des</strong> Teams abzugleichen ist<br />

sehr hilfreich. Da steht zwar nicht, was man<br />

genau besser machen soll, aber man kann <strong>die</strong><br />

Unterschiede im Speed sehen und versuchen,<br />

<strong>die</strong> jeweiligen Kurven zu ändern. So lernt man:<br />

durch Erfahrung und durch Zeit.<br />

Was könnte am Bike noch verbessert werden?<br />

Gibt es im Laufe der Saison Updates?<br />

Das weiß ich nicht. Momentan müssen wir uns<br />

da keine Sorgen machen und brauchen gar nicht<br />

daran denken. Ich habe jetzt ein 2012er Motorrad,<br />

das ist super. Der Unterschied zu den<br />

2013er Maschinen soll nicht allzu groß sein. Es<br />

gibt sogar Fahrer, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Wahl zwischen beiden<br />

hatten und auf dem alten Bike blieben. Vor<br />

allem in der ersten Saisonhälfte müssen wir uns<br />

98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Mit Sandro Cortese<br />

kommt es zum<br />

deutschen<br />

Moto2-Duell<br />

»Ich freue mich <strong>die</strong>ses Jahr<br />

riesig auf den Sachsenring, weil<br />

ich endlich mal auf Top-Material<br />

fahre und dann dort bei<br />

meinem heimrennen zeigen kann,<br />

was ich drauf habe.«<br />

darüber keine Gedanken machen. Ich muss erst<br />

einmal schauen, dass ich den Testrückstand gut<br />

aufholen und <strong>die</strong> Lücke schließen kann, damit<br />

wir dahin kommen, wo wir hinwollen - also in<br />

Richtung Punkte. Dann werden wir schauen,<br />

wo ich mich verbessern kann oder welches Teil<br />

man vielleicht probieren könnte, um einen<br />

Unterschied zu machen.<br />

Auf welches Rennen freust du dich am<br />

meisten?<br />

Ich freue mich <strong>die</strong>ses Jahr riesig auf den Sachsenring,<br />

weil ich seitdem ich in der WM bin<br />

endlich mal auf Top-Material fahre und dort<br />

zeigen kann, was ich drauf habe. In den letzten<br />

zwei bis drei Jahren war ich allein durchs Material<br />

schon sehr eingeschränkt und trotz guter<br />

Leistungen nie wirklich vorne dabei. Außerdem<br />

freue ich mich auch, dass der Sachsenring nicht<br />

zu Beginn der Saison ist und ich hoffe, dass wir<br />

bis dahin wirklich gut dabei sind und ich dort<br />

vor den heimischen Fans eine tolle Leistung<br />

zeigen kann.<br />

Der Winter verlief<br />

für Schrötter sehr<br />

turbulent<br />

Wie soll deine Zukunft aussehen?<br />

Erst einmal hoffe ich, dass es so weitergeht.<br />

Mein Ziel ist es, <strong>die</strong>ses Jahr das zu nutzen, was<br />

wir zur Verfügung haben. Ich will mich mehr<br />

zeigen, in Richtung der Top-10 kommen. Dabei<br />

ist es keine Verpflichtung, regelmäßige Top-10-<br />

Plätze einzufahren, wir werden uns auch über<br />

jeden Platz in den Top-15 freuen. Wenn wir das<br />

schaffen, sollte es für das nächste Jahr ganz gut<br />

aussehen. Ich würde mir auch wünschen, dass<br />

im nächsten Jahr alles frühzeitig geregelt ist,<br />

dass wir eine super Vorbereitung hinlegen, den<br />

ein oder anderen Test vorher machen, alle<br />

IRTA-Tests voll ausnutzen, wirklich top vorbereitet<br />

zum ersten Rennen kommen und am Ende<br />

<strong>des</strong> Jahres <strong>die</strong> Top-10 anvisieren können. Mein<br />

Ziel ist es, im nächsten Jahr relativ weit vorne<br />

dabei sein zu können. Darüber hinaus denke<br />

ich noch nicht nach. Klar ist es das Ziel, so weit<br />

vorne wie möglich zu landen, damit es vielleicht<br />

auch für einen Po<strong>des</strong>tplatz oder <strong>die</strong> Top-5<br />

reicht. Ich will aber nicht allzu weit vorausschauen.<br />

Ich will im nächsten Jahr auf Angriff<br />

fahren und danach wird sich zeigen, wohin<br />

unser Weg führt.<br />

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Hier pocht das<br />

orange<br />

Herz<br />

Text: Michael Höller<br />

KTM konnte im Vorjahr 20 WM-Titel in den unterschiedlichsten<br />

Motorrad-Kategorien einfahren. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> durfte<br />

der Rennsport-Abteilung in Oberösterreich einen Besuch abstatten<br />

und sprach mit Wolfgang Felber, dem Hirn hinter dem<br />

erfolgreichen Moto3-Renner, der Sandro Cortese im Vorjahr<br />

den Titel einbrachte.<br />

Fotos: ktm<br />

KTM - drei Buchstaben, <strong>die</strong> längst zum Inbegriff<br />

kerniger Offroad-Geschosse auf zwei<br />

Rädern geworden sind. Im vergangenen Jahr<br />

fasste der österreichische Hersteller aber auch<br />

im internationalen Straßensport wieder so richtig<br />

Fuß. In der Moto3-Klasse bejubelte KTM<br />

gemeinsam mit Sandro Cortese den ersten Titel<br />

in der Fahrer-WM, zum Drüberstreuen reichte<br />

es für <strong>die</strong> Österreicher auch zum Triumph in<br />

der Konstrukteurs-Wertung - nach 2005 zum<br />

zweiten Mal.<br />

Im beschaulichen oberösterreichischen Örtchen<br />

Munderfing (2.757 Einwohner) steht seit rund<br />

einem Jahr das orangene Herzstück der <strong>Motorsport</strong>-Bemühungen<br />

von KTM Factory Racing.<br />

Auf 3.500 Quadratmetern arbeiten über 60<br />

Leute an der Konzeption, Entwicklung und dem<br />

Aufbau der zukünftigen Einsatzfahrzeuge auf<br />

Asphalt, Schotter oder Sand.<br />

Unzählige Motorräder wurden hier in den<br />

ersten Monaten <strong>die</strong>ses Jahres aufgebaut und<br />

machten sich von dem kleinen Städtchen aus in<br />

alle Welt auf zu den Einsatzteams. Etwa zu Aki<br />

Ajo und seinem Moto3-Rennstall, zu spanischen<br />

Talenten wie Maverick Vinales oder Alex Marquez,<br />

aber auch in <strong>die</strong> Offroad-Werkstätten in<br />

Belgien oder Italien, wo diverse Motocross- und<br />

Enduro-Einsätze vorbereitet werden. Einige<br />

Motorräder schafften von hier aus sogar den<br />

Sprung über den Großen Teich, wo KTM seit<br />

eineinhalb Jahren mit Stars wie Ryan Dungey<br />

oder Ken Roczen <strong>die</strong> Supercross-Szene gehörig<br />

aufmischt.<br />

Alleine rund 70 Maschinen und fast 150 Motoren<br />

für den Grand-Prix-Sport setzte KTM in den Wintermonaten<br />

in Munderfing zusammen. Von den<br />

Production-Racern für <strong>die</strong> diversen nationalen<br />

Meisterschaften bis hin zu den reinrassigen Werksmaschinen<br />

für <strong>die</strong> Moto3. »Da reisen <strong>die</strong> Teams<br />

mit ihren Trucks und ihrem Werkzeug an, wir<br />

bauen <strong>die</strong> Motorräder gemeinsam auf und nach<br />

zwei Tagen sind sie wieder weg«, erklärt Technikchef<br />

Wolfgang Felber, der seit 31 Jahren beim<br />

österreichischen Hersteller beschäftigt ist. Die<br />

Anzahl der KTM-Bikes in der kleinsten Klasse →<br />

100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Das halbe<br />

Moto3-Feld fährt<br />

2013 auf KTM<br />

Sandro Corteses<br />

Maschine steht<br />

bereits im<br />

Schauraum<br />

Das Werksteam:<br />

Arthus Sissis, Luis<br />

Salom, Zulfahmi<br />

Khairuddin (v.l.n.r.)<br />

Khairuddin verhilft<br />

KTM zu Bekanntheit<br />

in Südostasien


der Motorrad-WM stieg in <strong>die</strong>ser Saison von fünf<br />

auf acht. Anfragen erhielt man - ob der Erfolge im<br />

letzten Jahr - weit mehr. »Wir konnten uns quasi<br />

<strong>die</strong> besten Fahrer und Teams aussuchen«, sagt<br />

Felber stolz. Diese indirekte Anerkennung ist der<br />

Lohn für <strong>die</strong> harte Arbeit in den vorangegangenen<br />

Jahren. Erste Experimente für <strong>die</strong> Konzeption<br />

liefen bereits im Herbst 2010 an. »Da sind wir<br />

grundsätzliche Basistests gefahren, haben mit der<br />

Kühlergröße gespielt, Vibrationen gemessen und<br />

solche Dinge«, führt der Technikchef aus.<br />

»Anfang 2011 ließ ich den ersten Konstrukteur<br />

beginnen, im August war der Motor das erste Mal<br />

auf dem Prüfstand und einen Monat später gab es<br />

den ersten richtigen Test«, so Felber weiter. Damit<br />

war <strong>die</strong> Arbeit aber noch lange nicht zu Ende: »Im<br />

vergangenen Jahr sind wir mehr oder weniger mit<br />

einem Experimental-Motorrad gestartet, weil es<br />

eine völlig neue Klasse war und wir uns größtmögliche<br />

Freiheit lassen wollten, um etwa auch<br />

<strong>die</strong> Geometrie verbessern zu können. Insgesamt<br />

hat es dann über das ganze Jahr drei große Updates<br />

gegeben.« Auf den Erfahrungen <strong>des</strong> letzten Jahres<br />

wurde das Motorrad für 2013 komplett neu gestaltet<br />

- ab den Sommermonaten ein fließender Prozess,<br />

der parallel zur Titeljagd bewältigt werden<br />

musste. »Es war brutal und ist im Winter noch<br />

brutaler geworden«, sagt Felber. »Es kristallisiert<br />

sich bis Juni oder Juli heraus, wie das Motorrad<br />

für nächstes Jahr ausschauen soll. Und ab dann<br />

brennt der Hut. Die Konstruktion, <strong>die</strong> Beschaffung<br />

der Teile, <strong>die</strong> Tests und dann noch <strong>die</strong> ganze Logistik,<br />

damit du genug Ersatzteile hast. Jedem von<br />

uns hängt jetzt noch <strong>die</strong> Zunge heraus«, meint das<br />

KTM-Urgestein.<br />

Die Liste an<br />

KTM-Weltmeistern<br />

ist lang<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>lauscht<br />

den Erklärungen<br />

Hier werden <strong>die</strong> künftigen<br />

Sieg-Motorräder aufgebaut<br />

Aktuell geht es in Munderfing wieder etwas<br />

ruhiger zu. Die neue Motorrad-Generation ist<br />

bereits an den Rennstrecken, <strong>die</strong> Planungen für<br />

2014 laufen erst in einigen Wochen an. Während<br />

der Saison sind <strong>die</strong> Hallen der <strong>Motorsport</strong>-Fabrik<br />

ohnehin fast leer. Nur <strong>die</strong> abgestellten Trucks, eifrige<br />

Mechaniker und aufgebockte Dakar-Maschinen<br />

zeugen davon, dass man sich mitten im orangenen<br />

Rennherz befindet. Da wäre etwa das<br />

Dakar-Servicefahrzeug, das erst im Januar quer<br />

durch Südamerika Marc Coma bei seinem fünften<br />

Triumph für KTM beim Klassiker Geleitschutz<br />

gab. Beim Besuch <strong>des</strong> <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />

gleicht der Truck nur einem stählernen Gerüst.<br />

Er wird gerade umgebaut, weil <strong>die</strong> Mechaniker-<br />

Crew neue Vorstellungen von einer optimierten<br />

Lagerung <strong>des</strong> umfangreichen Werkzeugsatzes<br />

hätte, heißt es. Eine Halle weiter steht auch der<br />

neue Moto3-Servicetruck frisch lackiert und wartet<br />

blitzsauber auf seinen allerersten Einsatz. Erstmals<br />

wird das mit österreichischem Kennzeichen<br />

beflaggte Gefährt den KTM-Piloten während den<br />

elf Europarennen der Motorrad-WM eine zentrale<br />

Anlaufstelle für ihre Anliegen bieten. Mit an Bord:<br />

Drei »Verbindungsmänner« - quasi <strong>die</strong> Augen und<br />

»Es war brutal und<br />

ist im Winter noch<br />

brutaler geworden.<br />

Es kristallisiert<br />

sich bis Juni oder<br />

Juli heraus, wie das<br />

Motorrad aussehen<br />

soll. ab dann<br />

brennt der Hut.«<br />

Ohren von KTM an der Rennstrecke, welche <strong>die</strong><br />

Zentrale in Österreich mit den wichtigsten Informationen<br />

versorgen.<br />

Technikchef Felber verschlägt es nämlich nicht<br />

mehr oft in <strong>die</strong> Boxengasse, dafür hat er Männer<br />

wie Konrad Hefele, der seinen Arbeitsplatz künftig<br />

im brandneuen KTM-Truck hat. »Wir sind bei<br />

den Rennen mit einem Ersatzteile-Kontingent vor<br />

Ort, müssen aber auch <strong>die</strong> Daten der Teams sammeln<br />

und bei jeglichen Problemen mit Rat und<br />

Tat zur Seite stehen«, erklärt der Deutsche seine<br />

Aufgabe. Vor allem gehe es aber um <strong>die</strong> Versorgung<br />

der <strong>Motorsport</strong>-Zentrale mit den wichtigsten<br />

Daten für künftige Entwicklungen der Factory-<br />

Bikes. »Wir verfolgen <strong>die</strong> Fahrerkommentare, der<br />

Rest läuft über <strong>die</strong> klassische Datenanalyse«, führt<br />

Hefele aus.<br />

Am Bildschirm wird mittlerweile auch ein Großteil<br />

der Entwicklungsarbeit in Munderfing erledigt.<br />

»Wir sind in <strong>die</strong>ser Hinsicht sehr modern<br />

unterwegs und arbeiten viel mit Simulationen«,<br />

so Felber. »Wenn du es richtig angehst, ist das kein<br />

extra Aufwand, weil du dir dadurch viel empirisches<br />

Testen ersparst. Beim Motor etwa kennst<br />

du <strong>die</strong> Performance schon im Vorhinein exakt.<br />

Aber auch was das Fahrwerk oder <strong>die</strong> Aerodynamik<br />

betrifft, kannst du schon extrem viel sehr<br />

genau simulieren. Im Windkanal siehst du ja nur,<br />

ob etwas funktioniert oder nicht funktioniert, wir<br />

wollen aber immer wissen, warum das so ist und<br />

wie es besser ginge.«<br />

102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Die perfekte Position:<br />

Sissis auf der Jagd<br />

Fotos: ktm<br />

Maverick Vinales<br />

zählt zu den<br />

WM-Favoriten<br />

Immer wieder wurde KTM mit einem Einstieg in<br />

<strong>die</strong> Superbike-WM in Verbindung gebracht. Aus<br />

technischer Sicht macht das aktuell für Felber<br />

wenig Sinn: »Dazu müsste man <strong>die</strong> RC8 neu auflegen,<br />

um <strong>die</strong> richtige Basis zu haben, denn im<br />

Grunde muss bei den Superbikes der Impuls für<br />

<strong>die</strong> Serienmotorräder aus dem Rennsport kommen<br />

und nicht umgekehrt.« Auch personell würde<br />

der Start eines WSBK-Projekts aktuell den Rahmen<br />

sprengen. »Für ein professionelles Engagement<br />

müssten wir <strong>die</strong> Moto3-Truppe quasi spiegeln<br />

und eine Mannschaft mit 20 bis 22<br />

kompetenten Leuten aufbauen. All das würde<br />

wahrscheinlich eine Vorlaufzeit von zwei bis drei<br />

Jahren benötigen«, so Felber.<br />

»Wir ten<strong>die</strong>ren bei KTM ohnehin immer dazu,<br />

uns zu viel vorzunehmen«, meint der Technikchef<br />

mit einem Lächeln im Gesicht. Der Erfolg gibt<br />

KTM allerdings Recht: 20 WM-Titel konnte der<br />

Hersteller im Vorjahr quer über alle Motorrad-<br />

Kategorien absahnen. Das sticht Besuchern der<br />

Rennsport-Fabrik im Eingangsbereich sofort an<br />

einer Art »Wall of Champions« ins Auge. In einem<br />

kleinen Seitenraum bewahrt man zudem ausgemusterte<br />

Sieger-Maschinen, etwa von Marc Coma,<br />

Mika Kallio oder auch Cortese, in einer Art provisorischem<br />

Museum auf. Längst ist <strong>die</strong>ses viel zu<br />

klein, um tatsächlich je<strong>des</strong> siegreiche Bike in Szene<br />

zu setzen. Überhaupt ist das erst vor einem Jahr<br />

bezogene Herzstück <strong>des</strong> orangen Rennsports in<br />

Munderfing fast schon wieder zu klein für das<br />

umfangreiche und sich ständig ausweitende Engagement.<br />

Vor kurzem musste in der Halle der<br />

Moto3-Ingenieure bereits <strong>die</strong> erste Zwischendecke<br />

eingezogen werden.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103


Von der Schulbank in diE<br />

Motorrad-WM<br />

Text: Michael Höller<br />

MSM: Philipp, wie groß ist <strong>die</strong> Vorfreude auf<br />

<strong>die</strong> neuen Herausforderungen in der Moto3?<br />

PHILIPP ÖTTL: Die Vorfreude ist groß, ich will auf<br />

jeden Fall das Beste aus <strong>die</strong>ser Chance machen.<br />

Die Tests verliefen im Großen und Ganzen ja sehr<br />

positiv.<br />

Worin liegen <strong>die</strong> Unterschiede im Fahrverhalten<br />

zwischen deinem aktuellen Moto3-<br />

Bike und den Motorrädern, <strong>die</strong> du in den<br />

letzten Jahren in der IDM und dem Red Bull<br />

Rookies Cup gefahren bist?<br />

Die Moto3-Maschine ist einfacher zu fahren als ein<br />

125er-Motorrad. Alles, was ich bisher im Rookies<br />

Cup oder der IDM gefahren bin, ließ weit mehr<br />

Fehler zu. Das Moto3-Bike ist da viel einfacher zu<br />

bewegen. Es ist zwar schwerer, aber dafür viel<br />

gutmütiger. Im Regen ist es ebenfalls leichter zu<br />

fahren, weil du <strong>die</strong> Motorbremse hast, <strong>die</strong> dir ein<br />

Gefühl von Sicherheit gibt.<br />

Du wirst in <strong>die</strong>ser Saison einige neue<br />

Rennstrecken besuchen. Wie schwierig ist<br />

es für dich, mit unbekannten Layouts<br />

zurecht zu kommen?<br />

Katar, Austin, Le Mans, Indianapolis und <strong>die</strong><br />

Strecken in Motegi, Sepang und Phillip Island<br />

werden für mich komplett neu sein. Aber in der<br />

Vergangenheit konnte ich mich eigentlich immer<br />

rasch an neue Kurse gewöhnen. Da sehe ich kein<br />

Problem.<br />

Du besuchst noch <strong>die</strong> Schule. Wie lässt sich<br />

das mit deinem Engagement in der Motorrad-WM<br />

vereinbaren?<br />

Es wird sicher etwas stressiger, da der Abschluss in<br />

der Realschule vor der Tür steht. So lange <strong>die</strong> Noten<br />

und mein Benehmen passen, darf ich eigentlich<br />

immer los zu den Rennen und da gab es bislang<br />

auch nie Probleme.<br />

Wirst du dich nach deinem Schulabschluss<br />

voll und ganz dem Motorradsport widmen?<br />

Nein, weil das weder meine Eltern noch ich wollen.<br />

Es kann nicht sein, dass ein 16-Jähriger bloß<br />

Rennfahrer ist. Man weiß ja auch nicht, wie lange<br />

das Ganze so gut klappt. Die Karriere kann 15 Jahre<br />

dauern, aber auch in zwei Jahren vorbei sein. Ich<br />

möchte auf jeden Fall etwas haben, auf das ich<br />

zurückgreifen kann, falls Plan A nicht aufgeht. Ich<br />

werde an <strong>die</strong> HTL (Höhere Technische Lehranstalt)<br />

in Salzburg wechseln und dort in der Abendschule<br />

den Maschinenbauzweig besuchen. Die Kurse<br />

wären dreimal in der Woche, das ließe sich gut mit<br />

meinem Trainingsplan vereinbaren.<br />

Apropos Training: Wie<br />

sehr hat sich<br />

Fotos: ktm, milagro


Philipp Öttl stellt sich <strong>die</strong>ses Jahr erstmals der internationlen<br />

Nachwuchselite in der Moto3-Klasse der Motorrad-<br />

WM. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> bat den jungen Bayern zum<br />

Gespräch.<br />

<strong>die</strong>ses durch deinen Aufstieg auf WM-<br />

Niveau verändert?<br />

Ich habe mir einen Trainer zugelegt. Letztes Jahr<br />

habe ich ständig quasi im roten Bereich meines<br />

Körpers trainiert. Jetzt trainiere ich nach Anweisungen<br />

und mit Pulsmesser, dadurch bin ich<br />

definitiv auf einem besseren Fitnessstand.<br />

Wie sehr konnte dir dein Vater [Peter Öttl;<br />

111 WM-Starts, 5 Siege] bei deinem<br />

Einstieg in den Motorradsport helfen?<br />

Seine Tipps haben mit den Einstieg erleichtert. Er<br />

hat mit einiges gezeigt, wie man richtig Rennen<br />

fährt. Das hat mich weitergebracht.<br />

In der Moto3 gibt es mit dir, Jonas Folger,<br />

Florian Alt und Toni Finsterbusch <strong>die</strong>ses<br />

Jahr gleich vier deutsche Fahrer. Wie groß<br />

ist <strong>die</strong> Rivalität zwischen euch? Ihr duelliert<br />

euch ja nicht nur auf der Rennstrecke,<br />

sondern indirekt auch an der<br />

Sponsorenfront.<br />

Klar ist eine gewisse Konkurrenz da. Vielleicht nicht<br />

mit Jonas Folger, weil der schon in anderen Sphären<br />

unterwegs ist, wo wir so rasch wohl nicht hinkommen<br />

werden. Zu Florian Alt und Toni Finsterbusch ist<br />

aber schon ein Rivalitätsverhältnis da. Man muss<br />

sich aber immer auf sich selbst konzentrieren. Wenn<br />

der beste deutsche Neueinsteiger nur 25. oder 30.<br />

wird, hat niemand etwas davon.<br />

Wie sehr hilft es dir, dass du mit deinem<br />

Team einen Zweijahresvertrag hast und<br />

nicht gleich im Rookie-Jahr Leistung<br />

bringen musst?<br />

Es ist gut, <strong>die</strong>se Sicherheit und den Rückhalt zu<br />

haben. Das nimmt natürlich etwas Druck von<br />

meinen Schultern.<br />

Was hast du dir für dein erstes Jahr in der<br />

Motorrad-WM vorgenommen?<br />

Ich wäre gerne am Ende <strong>des</strong> Jahres unter den<br />

besten 20 der Endabrechnung. Langfristig wäre ich<br />

gerne über einen langen Zeitraum erfolgreich. Aber<br />

das ist wohl bei jedem Rennfahrer so.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105


D i e R ü c k k e h r<br />

Zwei erfolglose Jahre in der Moto2 trieben Max Neukirchner in <strong>die</strong> Superbike-WM<br />

zurück. Der Wiedereinstieg gestaltete sich allerdings schwieriger als erwartet.<br />

Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nennt der neue Panigale-Pilot <strong>die</strong> Gründe.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Abstimmungsschwierigkeiten,<br />

langsame Rundenzeiten, Enttäuschungen,<br />

Stürze, Verletzung -<br />

Max Neukirchners Saison 2012<br />

konnte sich im Rekordbuch der Negativmeldungen<br />

durchaus sehen lassen. Ansonsten gab<br />

es wenig Rekordverdächtiges. »Ich hatte kein<br />

Gefühl im Grenzbereich und sobald ich in den<br />

Grenzbereich kam, bin ich gestürzt«, beschreibt<br />

der Sachse nüchtern. Bevor Neukirchner noch<br />

mehr Frustration hinnahm, entschied er sich<br />

für den Weg zurück in <strong>die</strong> World Superbike.<br />

»Ich habe mich riesig gefreut, wieder in <strong>die</strong><br />

Superbike zu kommen. Bisher war das <strong>die</strong> einzige<br />

Klasse, in der ich richtig Erfolg hatte - und<br />

schon nach den ersten Runden habe ich festgestellt,<br />

dass mir <strong>die</strong> Superbike mehr liegt, dass<br />

ich mehr Platz auf dem Motorrad und mehr<br />

Spaß darauf habe. Auch mit der zusätzlichen<br />

Leistung komme ich viel besser zurecht.«<br />

Besser zurechtkommen ist nur <strong>die</strong> eine Seite<br />

der Medaille. Aber rekordverdächtiger Wechsel?<br />

Fehlanzeige. Gleich im ersten Freien Training<br />

zum Saisonauftakt flog Neukirchner von<br />

seiner Kunden-Panigale ab und knallte heftig<br />

auf den Rücken. »Mehrere Fehler führten zu<br />

106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Neukirchner fährt<br />

2013 auf Ducati ab<br />

»Ich hatte so heftige Schmerzen,<br />

dass ich das gesamte Wochenende<br />

lang Schmerztabletten nehmen<br />

musste.«<br />

<strong>die</strong>sem Sturz. Die Traktionskontrolle machte<br />

Probleme, der neue Asphalt war ein Problem<br />

mit Wellen, <strong>die</strong> es vorher nie gegeben hat.<br />

Außerdem hatten wir einen neuen Entwicklungsreifen<br />

von Pirelli ausprobiert, <strong>die</strong> Balance<br />

<strong>des</strong> Motorrads war noch nicht so, wie wir sie<br />

gerne wollten.« Direkt nach dem Sturz konnte<br />

sich Neukirchner nicht bewegen. »Ich dachte<br />

im ersten Moment, dass <strong>die</strong> Saison damit schon<br />

wieder gelaufen war.« Doch der 30-Jährige<br />

hatte Glück im Unglück. Die Verletzungserfahrung<br />

hatte ihn eines gelehrt: vertraue nie<br />

dem ersten Arzt-Urteil. Also ließ sich Neukirchner<br />

mehrfach durchchecken, bis schließlich<br />

feststand, dass er <strong>die</strong> beiden ersten Rennen<br />

der Saison fahren kann, ohne sich Sorgen um<br />

Folgeschäden zu machen.<br />

»Ich hatte so heftige Schmerzen, dass ich das<br />

ganze Wochenende lang Schmerztabletten nehmen<br />

musste, um es überhaupt zu ertragen. Am<br />

Ende haben wir aber trotz Schmerzen ein sehr<br />

gutes Wochenende hingelegt«, schätzte sich<br />

der Rückkehrer glücklich. Mit Platz zehn und<br />

elf war er trotz Rückenverletzung schon nah<br />

ans erklärte Saisonziel herangefahren: einen<br />

Platz unter den Top-10. Um <strong>die</strong>sen Vorsatz am


Fotos: max neukirchner<br />

Ende zu erreichen, hat Neukirchner noch viel<br />

Arbeit an der Panigale 1199 vor sich. »Ich habe<br />

mich drauf gesetzt und komme bis jetzt recht<br />

gut damit zurecht. Ich finde, <strong>die</strong> neue Panigale<br />

hat sehr viel Potential. Das hat auch Carlos<br />

Checa mit der Superpole in Australien bewiesen.<br />

Wir können noch viel am Motorrad verbessern.<br />

Ich denke, dass wir uns überhaupt erst<br />

einmal richtig einspielen müssen. Wir wissen,<br />

woran wir arbeiten müssen. Wir wissen, dass<br />

es noch viel, viel besser geht.«<br />

Damit es noch besser geht, darf Neukirchner<br />

sogar einen Blick in <strong>die</strong> Daten <strong>des</strong> Werksteams<br />

werfen und sehen, wie der Weltmeister von<br />

2011 und Ayrton Badovini ihre Ducati abgestimmt<br />

haben. »Aber jeder Fahrer ist anders«,<br />

winkt er ab. »Hier und dort werden wir sicherlich<br />

andere Wege gehen, aber bei Dingen wie<br />

der Übersetzung hilft es schon, in <strong>die</strong> Daten<br />

der anderen reinzuschauen. Ein Datenaustausch<br />

findet auf jeden Fall statt.« Aufs Abgucken<br />

ist Neukirchner also weniger konzentriert,<br />

lieber fokussiert sich der Privatfahrer<br />

ganz auf sich, sein Bike und seine Crew. »Aber<br />

natürlich freuen wir uns bei Tests oder in den<br />

Rennen, wenn wir am Ende in unmittelbarer<br />

Die WSBK ist <strong>die</strong><br />

neue Heimat<br />

Neukirchners<br />

»Natürlich freuen wir uns bei<br />

Tests oder in den Rennen, wenn<br />

wir am Ende in unmittelbarer Nähe<br />

zum Werksteam sind.«<br />

Nähe zum Werksteam sind.« In unmittelbarer<br />

Nähe zu den Werks-Kollegen wollte Neukirchner<br />

auch in Brünn ankommen. Doch das Rennen<br />

auf dem tschechischen Kurs wurde abgesagt.<br />

Trotzdem freut sich der Ducati-Pilot<br />

besonders auf <strong>die</strong> Pisten, <strong>die</strong> er in zwei Moto2-<br />

Jahren nicht besuchen konnte. »Es gibt aber<br />

auch sonst viele schöne Rennstrecken. In<br />

Monza habe ich schon gewonnen, dort werden<br />

<strong>die</strong> anderen Maschinen auf den langen Geraden<br />

aber etwas besser sein, bei uns fehlt besonders<br />

<strong>die</strong> Top-End-Leistung noch etwas. Auf<br />

Laguna Seca bin ich gespannt. Es gibt schon<br />

einige Rennstrecken, <strong>die</strong> mir gefallen.«<br />

Rekordverdächtige Resultate werden im Comeback-Jahr<br />

auf der neuen Maschine sicherlich<br />

schwer. Neukirchner selbst würde sich mit<br />

einer reibungslosen Saison ohne Abstimmungsschwierigkeiten,<br />

mit schnellen Rundenzeiten,<br />

ohne Enttäuschungen, Stürze und Verletzungen<br />

und dazu bestenfalls guten<br />

Ergebnissen zufrieden geben. Denn seine<br />

Zukunft sieht der Stollberger in der WSBK.<br />

»Wenn unsere Leistung <strong>die</strong>ses Jahr stimmt,<br />

werde ich auf jeden Fall in der Superbike-WM<br />

bleiben.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107


Fotos: red bull content pool<br />

NOLIMITsText: Maria Pohlmann<br />

Was als SpaSS begann, ist heute ein knallharter Wettkampf,<br />

der sich in ungeahnten Dimensionen weiterentwickelt.<br />

Gibt es im Freestyle Motocross absolut keine<br />

Grenzen? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hörte sich bei Experten<br />

und Fahrern um.


Runden drehen ist total langweilig,<br />

alles wiederholt sich. Springen wir<br />

lieber über <strong>die</strong> Hügel und machen<br />

einige verrückte Stunts dabei.‘<br />

Genau das müssen sich ‚Mad‘ Mike Jones, Edgar<br />

Torronteras, Mike Metzger, Carey Hart, Travis<br />

Pastrana und Co. in den 90er Jahren gedacht<br />

haben. Freeride hieß das Stichwort und so machten<br />

sich <strong>die</strong> Urväter <strong>des</strong> Freestyle Motocross<br />

damals frei vom Spießertum der Rennställe, den<br />

vorgeschriebenen Runden und der Zeitenjagd und<br />

setzten sich einfach auf ihre Bikes, um auf südkalifornischen<br />

Hügeln und Dünen nach BMX-<br />

Vorbild Spaß zu haben. Freeriden an sich ist auch<br />

heute noch Spaß pur, Freestyle Motocross ist<br />

hingegen zu einem knallharten Wettkampf geworden,<br />

in dem nur <strong>die</strong> Besten eine Chance auf den<br />

Sieg haben.<br />

Schon 1999 wurde FMX als eigenständige Disziplin<br />

bei den X-Games aufgenommen und durch<br />

<strong>die</strong> Faszination am Sport war <strong>die</strong> Bewegung Freestyle<br />

Motocross nicht mehr aufzuhalten. Alles<br />

begann mit einfachen Tricks, ein Whip war damals<br />

schon ein wahres Wunder und beeindruckte <strong>die</strong><br />

Massen. Auch heute zählt der Whip noch zu den<br />

stylischsten Tricks, allerdings hat den schon fast<br />

jeder MX-Pilot drauf. Ein FMX-Pokal ist damit<br />

definitiv nicht mehr zu holen. »Ungefähr im Jahr<br />

2000 dachten ein paar Jungs in Amerika über<br />

Einfache Tricks<br />

gehören zum<br />

Standard je<strong>des</strong><br />

FMX-Fahrers<br />

»Die Frage ist in allen Freestyle<br />

Sportarten immer <strong>die</strong><br />

Gleiche: Wo geht es hin? Keiner<br />

kann sich vorstellen, wo es<br />

wirklich hingeht. Aber schon<br />

<strong>die</strong> BMXer, Skateboarder oder<br />

Snowboarder haben in der<br />

Vergangenheit gezeigt, dass<br />

es immer weitergeht.«<br />

einen Backflip auf dem Fahrrad nach. Viele dachten,<br />

dass das nicht möglich sein würde«, erinnert<br />

sich Petr Pilat. Wer in FMX-Geschichte genau<br />

aufgepasst hat, weiß aber, dass Hart vor genau<br />

13 Jahren den ersten Backflip bei den Gravity<br />

Games landete und damit eine neue Ära<br />

einläutete.<br />

Pastrana toppte <strong>die</strong> Backflip-Experimente vieler<br />

Fahrer nur sechs Jahre später mit dem Double<br />

Backflip. »Heute können wir alle Tricks mit dem<br />

Backflip kombinieren, einen Double Backflip und<br />

einen Frontflip springen. Ich weiß wirklich nicht,<br />

ob das irgendwo aufhört«, meint Pilat. Die schnelle<br />

Entwicklung erstaunt viele, sogar <strong>die</strong> Fahrer<br />

selbst. »Vor zehn Jahren wurde ausgerechnet,<br />

dass ein Backflip nicht möglich sei und jetzt<br />

machen wir den schon doppelt«, sagt Kai Haase.<br />

Immer weiter, immer höher, immer verrückter.<br />

<strong>Sebastian</strong> ‚Busty‘ Wolter kennt sich in der Szene<br />

bestens aus und beschreibt: »Die Frage ist in allen<br />

Freestyle Sportarten immer <strong>die</strong> Gleiche: Wo geht<br />

es denn hin? Keiner kann sich dabei vorstellen,<br />

wo es wirklich hingeht. Aber schon <strong>die</strong> BMXer,<br />

Skateboarder oder Snowboarder haben in der<br />

Vergangenheit gezeigt, dass es immer weitergeht.<br />

Irgendeiner hat immer eine bekloppte Idee.<br />

Genauso ist das auch beim Freestyle Motocross.«<br />

Die Tricks werden immer schwieriger und technisch<br />

anspruchsvoller, was laut dem ehema- →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109


ligen FMX-Profi auch bedeutet, dass <strong>die</strong> dünne<br />

Linie, auf der sich <strong>die</strong> Piloten bewegen, immer<br />

schmaler wird.<br />

2012 zeigten viele Freestyler Rock Solid Backflips,<br />

<strong>die</strong> zuvor unvorstellbar waren. »Jetzt sieht man,<br />

dass es geht und daraufhin werden sich ein paar<br />

Jungs wieder überlegen, was sie danach machen.<br />

Vielleicht fangen sie das Motorrad nach dem Rock<br />

Solid Backflip schon mit einer Hand wieder auf«,<br />

erklärt der Mitbegründer der deutschen FMX-<br />

Szene. Das letzte Jahr war auch das Jahr der<br />

Body Varials. Tom Pages ist nur einer der Fahrer,<br />

der den Volt und noch weitere Tricks wie den Flair<br />

schon standardmäßig ins Repertoire aufgenommen<br />

hat. Sogar Special Flips beherrschten <strong>die</strong><br />

Trick-Vielfalt. Busty Wolter gibt zu bedenken: »Das<br />

Interessante ist, dass der Flair eigentlich 2008<br />

schon zum ersten Mal gezeigt wurde und jetzt vier<br />

Jahre gebraucht hat, bis einer kam, der sich dem<br />

Ganzen wirklich angenommen hat. Tom Pages hat<br />

gesagt, dass er zwei Jahre lang an <strong>die</strong>sem Trick<br />

gearbeitet hat und auch am Special Flip. Es<br />

braucht heute einfach viel mehr Zeit. Früher ist<br />

man einmal fahren gegangen und hat direkt einen<br />

neuen Trick erfunden. Das geht heute einfach<br />

nicht mehr.«<br />

Die Trick-Welt wird sich definitiv weiterdrehen.<br />

Aber wie kann man Double Backflips und Frontflips<br />

noch steigern, Tricks noch spektakulärer,<br />

atemberaubender und dabei auch riskanter<br />

machen? »Ich denke, dass viele Jungs mit 360ern<br />

anfangen werden und dabei Kombos machen.<br />

Ansonsten kann ich nicht genau sagen, wie der<br />

Trick aussehen wird, aber ich weiß: Es wird immer<br />

weitergehen. Wir können uns auch in zehn Jahren<br />

wieder zusammensetzen, uns fragen, wie es weitergehen<br />

wird und keine Antwort darauf haben.<br />

Wenn man dann aber auf <strong>die</strong> letzten zehn Jahre<br />

zurückblickt, wird man sehen, dass es weiterging«,<br />

ist der gebürtige Berliner sicher. »Erst vor kurzem<br />

hat ein Typ in Amerika einen Doppel-Frontflip<br />

gemacht. Der war zwar nur ins Foampit, aber er<br />

hat es gemacht. Das ist echt verrückt«, gibt Brice<br />

Nicht nur <strong>die</strong> Tricks,<br />

sondern auch <strong>die</strong><br />

Wettbewerbsorte<br />

werden immer<br />

vielfältiger<br />

Der ständige Kampf<br />

gegen <strong>die</strong><br />

Schwerkraft<br />

Tom Pages ist einer<br />

der Wenigen, der den<br />

Body Varial richtig<br />

drauf hat


Der Whip ist zwar<br />

leicht, aber noch<br />

immer einer der<br />

stylischsten Tricks<br />

Hannes Ackermann<br />

versucht mit den<br />

verrücktesten<br />

Freestylern<br />

mitzuhalten<br />

Izzo zu, der selbst kein Fan von Double Backflip<br />

oder Frontflip ist. »Dabei muss man einfach ein<br />

zu hohes Risiko eingehen. Ich will nur einen sauberen<br />

Run zeigen, einen guten Stil haben und<br />

nicht Kopf und Kragen bei solchen Sachen wie<br />

Double Backflip oder Frontflip riskieren.«<br />

Ä<br />

hnlich sieht es auch Jose<br />

Miralles. »Für mich sind<br />

viele Tricks sehr gefährlich.<br />

Ich würde nie einen<br />

Frontflip oder einen Double<br />

Backflip versuchen.<br />

Ich bevorzuge Whips und<br />

<strong>die</strong> ganz normalen Tricks.<br />

Ich denke, dass viele Leute damit dann noch variieren<br />

werden. Jack Strong hat den Frontflip schon<br />

mit nur einer Hand gemacht. Travis Pastrana, Josh<br />

Sheehan... sie alle haben den Double Backflip schon<br />

versucht. Vielleicht werden sie den noch variieren,<br />

aber ich finde das ziemlich gefährlich.« Die Altmeister<br />

versuchen also den ‚sicheren‘ Weg einzuschlagen.<br />

Die Jugend hingegen will nachziehen. »Seit<br />

einiger Zeit schwirrt ein Video auf Youtube vom Double<br />

Frontflip rum, also ich denke... Ich denke gar<br />

nichts. Ich ziehe einfach hinterher und versuche,<br />

das Beste draus zu machen«, erklärt der 21-jährige<br />

Kai Haase, der wie ein weiteres deutsches FMX-<br />

Aushängeschild unbedingt am Ball bleiben will.<br />

Hannes Ackermann rechnet schon in naher Zukunft<br />

mit Frontflip- und Double-Backflip-Kombinationen<br />

und weiteren Body Varials.<br />

»Ich hoffe, dass noch mehr Jungs <strong>die</strong> Body Varials<br />

ausprobieren werden. Hoffentlich werden <strong>die</strong> Strecken<br />

größer und es gibt bald mehr Dirt-Jumps bei<br />

den Wettbewerben«, drückt Libor Podmol seine<br />

Wünsche für <strong>die</strong> FMX-Zukunft aus. Nach einer<br />

rasanten Entwicklung in den letzten Jahrzehnten<br />

dürften dem Freestyle Motocross auch spannende<br />

Aussichten bevorstehen. Wie in kaum einer anderen<br />

Sportart werden dabei weiterhin physikalische<br />

Gesetze schlichtweg außer Kraft gesetzt. Aber kann<br />

der Evolution nicht irgendwann ein Riegel vorgeschoben<br />

werden? Der Weltmeister von 2010 glaubt,<br />

dass <strong>die</strong> Entwicklung irgendwann ein Ende hat.<br />

»Sicherlich gibt es Grenzen, denn wir haben noch<br />

immer nur ein Bike und sind auch nur Menschen,<br />

aber ich denke, wir haben das Limit jetzt noch nicht<br />

erreicht.« Mit seiner Meinung steht Podmol allerdings<br />

fast alleine da. »Es gibt kein Limit«, ist sich<br />

Miralles sicher. Auch Ackermann, Haase und der<br />

Japaner Daisuke Suzuki sind überzeugt, dass es im<br />

Freestyle Motocross keine Grenzen gibt. »Man kann<br />

wirklich nichts voraussagen. Sicherlich gibt es Grenzen,<br />

aber ich habe keine Ahnung wo«, lacht David<br />

Rinaldo.<br />

Nach Busty Wolter sind auch physikalische Grenzen<br />

für den Freestyle-Sport überschreitbar. FMX sei ein<br />

ständiger Kampf gegen <strong>die</strong> Schwerkraft. »Ich habe<br />

<strong>die</strong> Tätowierung ‚Gambling with gravity‘ nicht ohne<br />

Grund. Genau das ist es, was wir machen: Wir<br />

schreiben <strong>die</strong> physikalischen Gesetze immer wieder<br />

neu.« Beim Motocross Backflip hätten Ingenieure<br />

»Sicherlich gibt es Grenzen,<br />

denn wir haben noch immer<br />

nur ein Bike und sind auch nur<br />

Menschen, aber ich denke, wir<br />

haben das Limit jetzt noch<br />

nicht erreicht.« Mit seiner Meinung<br />

steht Podmol allerdings<br />

fast alleine da. »Es gibt<br />

kein Limit«, ist Miralles sicher.<br />

zuvor ausgerechnet, dass er gar nicht funktionieren<br />

kann. »Das hatten wir sogar schriftlich. Carey Hart<br />

wusste das, hat es trotzdem versucht und es hat<br />

geklappt.« Inzwischen ist der Backflip an der Tagesordnung,<br />

wird variiert und sogar in seiner Schwierigkeit<br />

mehr als verdoppelt. Die Freestyler von Morgen<br />

könnten noch zu ganz anderem fähig sein. »Die<br />

Grenzen <strong>des</strong> Denkbaren werden immer wieder neu<br />

verschoben. Klar können wir <strong>die</strong> Physik an sich nicht<br />

verändern, aber <strong>die</strong> vier- oder fünfjährigen Kids, <strong>die</strong><br />

jetzt sehen, dass man Vorwärts-, Rückwärtssaltos,<br />

Double Backflips und 360er machen kann, <strong>die</strong> sehen<br />

das als ganz normal an und wer weiß, auf welche<br />

Ideen sie dann in ein paar Jahren kommen, wenn<br />

sie beginnen, Freestyle Motocross zu fahren?«<br />

Fotos: red bull content pool<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111


Im Eingangsbereich grüßt Rennsportgeschichte:<br />

ein AMG Merce<strong>des</strong> CLR aus dem Jahr 1999 - der<br />

letzte Merce<strong>des</strong>, der in Le Mans startete.<br />

Besuch<br />

bei hwa<br />

Die DTM schläft nie: auch nicht in der<br />

winterpause. das motorsport-magazin besuchte<br />

das DTM-Werk von hwa in affalterbach.<br />

Hier entstehen <strong>die</strong> Konzepte und Designentwürfe<br />

für das Auto. Die Arbeiten für <strong>die</strong> aktuelle<br />

Fahrzeuggeneration begannen im Juni 2010.<br />

Das Auto besteht aus einem Carbon-Chassis mit<br />

Überrollstruktur aus Stahl und neuen Crashstrukturen<br />

vorne, hinten sowie an den Seiten.<br />

Vom Empfang bis in <strong>die</strong> Werkshallen: Überall<br />

weisen unzählige Pokale und mehr oder minder<br />

ästhetisch gelungene Trophäen auf Erfolge hin.<br />

112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Das Herz <strong>des</strong> HWA-Werks: Auf den vier<br />

Prüfständen werden <strong>die</strong> V8-DTM-Motoren für <strong>die</strong><br />

Saison eingefahren und getestet.<br />

Übung macht den Meister: Regelmäßig treten <strong>die</strong><br />

Mechaniker in der Fabrik zu Boxenstopp-Übungen<br />

an. Hier muss jeder Handgriff sitzen.<br />

Die komplette Elektronik samt Lenkrad wird<br />

inhouse erledigt. Pro Auto werden mehrere<br />

Kilometer an Kabeln verlegt.<br />

Das Endergebnis der harten Arbeit: Ein Merce<strong>des</strong><br />

AMG C-Coupé bereit für <strong>die</strong> zehn Saisonrennen<br />

und den Kampf gegen Audi und BMW.<br />

Fotos: merce<strong>des</strong>-benz<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113


gleich rot<br />

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motorsport-magazin<br />

ausgabe 31 erscheint<br />

am 27.06.2013<br />

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