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4 195047 404907 03<br />
03/13<br />
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AU E 5,50 / LUX E 5,50<br />
Heft 3/13<br />
Mai/Juni<br />
ISSN 1438-7905<br />
Bali • Wellness <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a • Myanmar • Pek<strong>in</strong>g • Süd-Indien • <strong>Ökohotels</strong> • Vietnam <strong>in</strong>dividuell • Ch<strong>in</strong>a Tigersprungschlucht<br />
Goldgräberstimmung<br />
im goldenen Land<br />
Myanmar und der ersehnte Touristenstrom<br />
Bus<strong>in</strong>ess<br />
GROSSES SPEZIAL<br />
Süd-Indien<br />
Kerala – Entspannen an der Klippe<br />
Bei den Göttern Tamil Nadus zu Besuch<br />
Me<strong>in</strong>ung: Wie sicher ist Indien?<br />
Ch<strong>in</strong>a: <strong>Die</strong> Tigersprungschlucht<br />
E<strong>in</strong>er der schönsten Wanderwege der Welt<br />
Hanoi & Saigon<br />
Vietnams Metropolen im Vergleich<br />
Balis Ure<strong>in</strong>wohner<br />
Jahrhunderte alte Dorfgeme<strong>in</strong>schaften<br />
Erstickte Schreie auf der Bank<br />
Ch<strong>in</strong>esische Wellness kommt auf den (Schmerz)punkt<br />
<strong>Umweltfreundlich</strong> & <strong>nachhaltig</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Ökohotels</strong> <strong>in</strong> <strong>Asien</strong><br />
Hoch, höher,<br />
Hong Kong<br />
Immobilienpreise auf<br />
Rekordkurs<br />
Tai Guys <strong>in</strong><br />
Shanghai<br />
Damenprogramm für<br />
gestandene Herren
Indien & Sri Lanka<br />
Arabien<br />
Vere<strong>in</strong>igte Arabische Emirate - Oman - Jordanien<br />
<strong>Asien</strong><br />
Thailand - Kambodscha - Laos - Vietnam - Myanmar - Malaysia<br />
S<strong>in</strong>gapur - Indonesien - Ch<strong>in</strong>a - Taiwan - Japan - Philipp<strong>in</strong>en<br />
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editorial<br />
In Nordkorea e<strong>in</strong> Regime im Wahn, Vergewaltigungen<br />
<strong>in</strong> Indien, Vogelgrippe <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. In den<br />
vergangenen Monaten wurden wir von guten<br />
Nachrichten aus <strong>Asien</strong> nicht gerade überhäuft.<br />
Abgesehen davon, dass das Gute bekanntlich selten<br />
den Weg <strong>in</strong> die News f<strong>in</strong>det, gilt es, die D<strong>in</strong>ge<br />
<strong>in</strong> die rechte Dimension zu rücken: Wenn <strong>in</strong> Pjöngjang<br />
mit dem Säbel gerasselt wird, dann ist das <strong>in</strong><br />
S<strong>in</strong>gapur nicht zu hören. Zwischen beiden Städten<br />
liegen 4.500 Kilometer. Das ist e<strong>in</strong> Fünfstundenflug.<br />
Obwohl München nur halb so weit von Damaskus<br />
entfernt liegt, geht’s im Frühjahr doch zum Wandern<br />
<strong>in</strong> die Alpen – trotz Bürgerkrieg <strong>in</strong> Syrien.<br />
Ähnliches gilt für Indien: <strong>Die</strong> Gewalttaten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
fürchterliches Verbrechen und durch nichts zu<br />
entschuldigen. Doch wer Deutschland besucht,<br />
denkt hoffentlich nicht gleich an die Morde der<br />
rechten Terrorzelle NSU. Dennoch haben wir im<br />
Rahmen unseres Spezials zu Süd<strong>in</strong>dien Fachleute<br />
und Liebhaber des Subkont<strong>in</strong>ents befragt. Lesen<br />
Sie ihre Stellungnahmen und bilden Sie sich Ihre<br />
eigene Me<strong>in</strong>ung.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Mart<strong>in</strong> Brückner<br />
mart<strong>in</strong>.brueckner@asiavision.de<br />
<strong>Asien</strong><br />
<strong>in</strong>dividuell<br />
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03/2013<br />
Zorn wurzelt <strong>in</strong> mangelnder Selbsterkenntnis und<br />
im fehlenden Verständnis für die ebenso tiefen wie<br />
unmittelbaren Ursachen , die diesen unerfreulichen<br />
Misstand ausgelöst haben.<br />
Thich Nhat Hanh<br />
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Reise<br />
Bildreportage: Thailand<br />
Der große Auftakt zur Regenzeit 10<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
<strong>Die</strong> Tigersprungschlucht 18<br />
Bali<br />
Besuch bei den letzten Ure<strong>in</strong>wohnern 24<br />
SPEZIAL SÜD-INDIEN<br />
Entspannen an der Klippe Varkalas 30<br />
Bei den Göttern Tamil Nadus 36<br />
Indien aktuell 42<br />
S. 18 – Ch<strong>in</strong>a<br />
Leserreise: <strong>Die</strong> Andamanen<br />
Zwischen Strand und Dschungel 44<br />
Myanmar<br />
Straße <strong>in</strong>s Glück 46<br />
Japan<br />
Der kle<strong>in</strong>e „Power“-Schlaf 51<br />
Taiwan<br />
Hochland-Spezialitäten 52<br />
Pek<strong>in</strong>g<br />
Leben im Hutong 56<br />
Japan<br />
Fukushima heute 61<br />
Vietnam<br />
Individuell unterwegs 62<br />
Sauber & <strong>nachhaltig</strong><br />
<strong>Asien</strong>s beste Öko-Hotels 70<br />
S. 24 – Bali<br />
S. 46 – Myanmar<br />
Wirtschaft<br />
Japan<br />
Abe auf Konfrontationskurs 76<br />
Korea<br />
Rauchende Kanonenrohre 79<br />
Hong Kong<br />
Boom im Immobiliensektor 80<br />
Kultur<br />
Shanghai<br />
<strong>Die</strong> Männer der Bus<strong>in</strong>ess-Frauen 84<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den auf Ch<strong>in</strong>esisch 86<br />
<strong>Asien</strong> kul<strong>in</strong>arisch<br />
Korea-Küche 93<br />
Rubrik<br />
<strong>Asien</strong> im Bild 6<br />
Travel-Meldungen 8<br />
Tipps & Trends 16<br />
Das Stichwort: Zucker 92<br />
<strong>Asien</strong> im www: Asia Shops 68<br />
Wirtschafts-Meldungen 74<br />
<strong>Asien</strong> Promi: Lang Lang 55<br />
Medienseite 90<br />
Preisrätsel / Impressum 97<br />
S. 29 – Süd-Indien<br />
S. 86 – Wellness <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />
Ch<strong>in</strong>as Tigersprungschlucht<br />
Hohe Berge, schroffe Abhänge, e<strong>in</strong> wilder Fluss und abgelegene Dörfer: <strong>Die</strong> Tigersprungschlucht<br />
<strong>in</strong> der ch<strong>in</strong>esischen Prov<strong>in</strong>z Yunnan ist nicht nur e<strong>in</strong>e Schlucht der Rekorde,<br />
sie bietet auch e<strong>in</strong>en der aufregendsten Wanderwege des Landes. Seite 18<br />
Balis Ure<strong>in</strong>wohner<br />
Das Volk der Bali Aga im bal<strong>in</strong>esischen H<strong>in</strong>terland von Candidasa lebt noch heute nach<br />
alten Regeln und Bräuchen aus vorh<strong>in</strong>duistischer Zeit. Seite 24<br />
SPEZIAL: Süd-Indien<br />
Der südliche Zipfel Indiens ist anders als der Rest des Subkont<strong>in</strong>ents. Tamil Nadu und<br />
Kerala standen früh unter dem E<strong>in</strong>fluss der Kolonialmächte, doch ihre wechselvolle Geschichte<br />
hat dafür gesorgt, dass die kulturelle Vielfalt zwischen Chennai und Trivandrum<br />
noch größer ist, als im Norden. Seite 29<br />
Myanmars Straße <strong>in</strong>s Glück<br />
E<strong>in</strong> Land mit vielen Gesichtern beg<strong>in</strong>nt sich nach e<strong>in</strong>em halben Jahrhundert unter e<strong>in</strong>er<br />
brutalen Militär-Junta im atemberaubenden Tempo zu öffnen. E<strong>in</strong> Besuch vor Ort bei<br />
Straßenhändlern, Hoteliers und denjenigen, an denen der Tourismusboom vorbeigeht.<br />
Seite 46<br />
Wellness <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />
Ch<strong>in</strong>esische Wellness fühlt sich gut an – h<strong>in</strong>terher. Denn hier wird geknetet, was das<br />
Zeug hält. Auch <strong>in</strong> Sachen „Interieur zum Entspannen“ dürfte manch´ Europäer überrascht<br />
se<strong>in</strong>. Seite 86<br />
Das s<strong>in</strong>d unsere Titelthemen<br />
Auf dem Titelbild sehen Sie e<strong>in</strong>en jungen Mönch vor e<strong>in</strong>er<br />
Tempelkulisse <strong>in</strong> Myanmar<br />
4<br />
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03/2013
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Das ch<strong>in</strong>esische<br />
Nationalepos: Mulan.<br />
Der Film von J<strong>in</strong>gle<br />
Ma schildert die<br />
Geschichte der legendären<br />
Held<strong>in</strong> Mulan<br />
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Vicky Zhao Wei), die<br />
anstelle ihres Vaters<br />
<strong>in</strong> die Armee e<strong>in</strong>tritt,<br />
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Datum, Unterschrift IA 03-13
<strong>Asien</strong> im Bild<br />
Indonesien<br />
Theaterränge<br />
auf Sulawesi<br />
Man weiß seit nicht mal hundert Jahren<br />
von der Existenz dieser Hochlandbewohner,<br />
die e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigen<br />
Totenkult pflegen. <strong>Die</strong> Toraja leben<br />
<strong>in</strong> den gebirgigen Hochebenen von<br />
Sulawesi. In aufwendig gemeißelten<br />
Felsnischen bestatteten sie lange Zeit<br />
ihre Toten. <strong>Die</strong> Balkone davor beherbergen<br />
geschnitzte Holzfiguren nach<br />
dem Vorbild der Toten, sogenannte<br />
Tau Tau. Sie s<strong>in</strong>d dazu bestimmt, die<br />
Seele der Toten aufnehmen – und<br />
genießen im Übrigen e<strong>in</strong>en weiten<br />
Blick auf das satte Grün der Reisfelder<br />
von Tanah Toraja. Der Glaube der Toraja<br />
wird geprägt von Ahnenkult und<br />
Animismus. Götter spielen nur e<strong>in</strong>e<br />
untergeordnete Rolle.<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 03/2013
<strong>Asien</strong> im Bild<br />
03/2013 www.<strong>in</strong>asien.de
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E<strong>in</strong> Boot komplett aus Ste<strong>in</strong> im Sommerpalast<br />
Pek<strong>in</strong>g<br />
72 Stunden visumfrei<br />
Reisetipp Nord-Laos<br />
Urlaubsreisende, die Laos abseits viel belaufener Gästepfade<br />
und bekannter Touristenorte wie Luang Prabang<br />
von e<strong>in</strong>er sehr ursprünglichen Seite entdecken wollen, sollten<br />
Ausflüge <strong>in</strong> den Norden e<strong>in</strong>planen. Vor allem Aktiv- und<br />
Naturfans bietet die Region ideale Bed<strong>in</strong>gungen für Trekk<strong>in</strong>g<br />
und bee<strong>in</strong>druckende E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Leben e<strong>in</strong>heimischer<br />
Bergstämme. Dazu Sab<strong>in</strong>e Bollmann, Expert<strong>in</strong> beim<br />
Reiseveranstalter FTI Touristik: „Laos ist touristisch noch<br />
wenig erschlossen, vor allem im Norden. Wer mit kle<strong>in</strong>em<br />
Geldbeutel reist, wird außerdem von den günstigen Nebenkosten<br />
für Souvenirs, Essen und Tr<strong>in</strong>ken begeistert<br />
se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> laotische Küche vere<strong>in</strong>t nämlich die kul<strong>in</strong>arischen<br />
E<strong>in</strong>flüsse der angrenzenden Länder. E<strong>in</strong> typisches Gericht<br />
wie laotisches Fondue mit Fleisch und frischen Kräutern<br />
ist etwa schon für umgerechnet drei Euro mit Getränk<br />
zu haben.“ Zahlreiche Flüsse, darunter der Mekong oder<br />
der Nam Ou, durchziehen das Land wie Lebensadern und<br />
bieten zahlreiche Möglichkeiten, sich auf dem Wasser<br />
fortzubewegen. Das Laos-Programm von FTI umfasst etwa<br />
e<strong>in</strong>e Auswahl unterschiedlicher Reisebauste<strong>in</strong>e, die je nach<br />
Interesse mite<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>iert werden können.<br />
Reisebeispiele: Privattour „Der Nam Ou Fluss“: drei Übernachtungen<br />
<strong>in</strong>kl. Transfer und Verpflegung ab 669 € p.P. /<br />
Privattour „Entlang des Mekong“: Dreitagestour mit zwei<br />
Übernachtungen, Verpflegung und Transfers ab 678 € p.P.<br />
Infos: www.fti.de, Tel. 01805-384 500<br />
Seit dem 1. Januar 2013 gewährt Pek<strong>in</strong>g Bürgern aus 45 Staaten, die e<strong>in</strong><br />
Visum oder e<strong>in</strong> Flugticket <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Drittland besitzen, e<strong>in</strong>en 72-stündigen, visumfreien<br />
Aufenthalt. Als Reaktion darauf haben die Fluggesellschaft Air Ch<strong>in</strong>a<br />
und e<strong>in</strong>e Reihe nationaler Fluggesellschaften für Transferpassagiere e<strong>in</strong> Ausflugsprogramm<br />
mit Exkursionen zwischen e<strong>in</strong>em und drei Tagen entwickelt.<br />
72 Stunden lang können dann Transferpassagiere durch die z<strong>in</strong>noberroten<br />
Wände schlendern und sich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von der Geschichte Pek<strong>in</strong>gs machen<br />
oder durch das gewundene Straßengewirr der Hutongs streifen (siehe<br />
Beitrag ab Seite 56) und das alltägliche Leben <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g hautnah erfahren.<br />
Indonesien<br />
Urlaub mit dem Mietwagen<br />
Wer <strong>in</strong> Indonesien e<strong>in</strong>en Mietwagen buchen will, sollte e<strong>in</strong>e Besonderheit<br />
beachten: In e<strong>in</strong>igen Ballungszentren wie Jakarta dürfen während der Hauptverkehrszeit<br />
nur Autos mit m<strong>in</strong>destens drei Insassen fahren. Zwar gibt es E<strong>in</strong>heimische,<br />
die gegen Bezahlung mitfahren, Touristen lehnen solche Angebote<br />
jedoch besser ab, denn die Polizei kontrolliert Mitfahrer immer häufiger auf<br />
Verstöße h<strong>in</strong>.<br />
<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
+ + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + News + + + Meldungen + + +<br />
Südch<strong>in</strong>a, Juni<br />
Drachenbootfest <strong>in</strong> Hongkong<br />
Am fünften Tag des fünften Mondmonats beg<strong>in</strong>nt<br />
e<strong>in</strong>es der wichtigsten Feste Ch<strong>in</strong>as. An diesem<br />
Datum im ch<strong>in</strong>esischen Mondkalender soll der<br />
Volksstamm der Wuyue schon <strong>in</strong> alter Zeit dem<br />
Drachen Opfer dargebracht haben. Auch heute<br />
noch stehen die Tage im Juni vor allem <strong>in</strong> Südch<strong>in</strong>a<br />
ganz im Zeichen des imposanten Fabelwesens.<br />
Lange Paddelboote mit kunstvoll geschnitzten<br />
Drachenköpfen und -schwänzen schnellen unter<br />
Trommelklängen um die Wette durchs Wasser.<br />
E<strong>in</strong>es der größten Festivals f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Hongkong<br />
statt. Hunderttausende verfolgen dort die Rennen<br />
der Teams, die mittlerweile nicht nur aus Ch<strong>in</strong>a,<br />
sondern aus der ganzen Welt kommen. Wer dabei<br />
se<strong>in</strong> möchte, kann <strong>in</strong> diesem Jahr mit dem Onl<strong>in</strong>e-<br />
Spezialisten e-kolumbus nach Hongkong fliegen,<br />
um die Stadt zur Zeit des Drachenbootfestes zu<br />
erleben und bei den Wettkämpfen mitzufiebern.<br />
<strong>Die</strong> achttägige Reise vom 19. bis 26. Juni 2013 ist<br />
unter www.e-kolumbus.de ab 2.230 € zu buchen.<br />
Detaillierte Infos zur Reise: Tel. 069-74305341,<br />
http://bit.ly/ZzbzLa, Tel. 069-74305341<br />
Taiwan<br />
Selbstfahrer-Rundreise<br />
Bereits im 16. Jahrhundert zog die magische Insel Taiwan im südch<strong>in</strong>esischen<br />
Meer die ersten portugiesischen Seefahrer <strong>in</strong> ihren Bann, welche ihr zu Recht<br />
den Be<strong>in</strong>amen Ilha Formosa (die Schöne) verliehen hatten. Der besondere Vorzug<br />
dieser Taiwan-Reise besteht dar<strong>in</strong>, dass die Reiseziele jeden Tag <strong>in</strong>dividuell angepasst<br />
bzw. ausgewählt werden können. <strong>Die</strong> Übernachtungen werde dazu idealer<br />
Weise vom Reiseveranstalter vorausgebucht. E<strong>in</strong> Navigationsgerät hilft dabei,<br />
die Reiseroute problemlos zu f<strong>in</strong>den. An jedem Samstag und Donnerstag kann<br />
diese neuntägige Selbstfahrer-Rundreise von der Metropole Taipeh aus begonnen<br />
werden und ist ab sofort beim Reiseveranstalter Reisefieber buchbar. Ab 1.190<br />
€ p.P. im DZ. Weitere Infos: Reisefieber-Reisen GmbH, Jens Rudolph, Tel. 06021-<br />
3065-23, jens.rudolph@reisefieber.net<br />
aytour<br />
Ayurveda<br />
<strong>in</strong> ausgesuchten Häusern <strong>in</strong> Indien,<br />
auf Sri Lanka und den Malediven<br />
Thailand, 24. Mai<br />
Höchster Feiertag<br />
Der höchste buddhistische Feiertag der Thais ist der Visakha<br />
Bucha-Tag, auch Vesakh-Fest genannt, der Vollmondtag im<br />
sechsten Mondmonat. <strong>Die</strong>ser Tag er<strong>in</strong>nert an die Geburt<br />
Buddhas, se<strong>in</strong>e Erleuchtung sowie se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>s Nirvana – also die drei wichtigsten Ereignisse<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben. Zu Buddhas Ehren gehen an diesem Tag die gläubigen Thais <strong>in</strong> die Tempel, um zu<br />
beten und den Predigten der Mönche zu lauschen. Abends f<strong>in</strong>den an vielen Orten Lichterprozessionen<br />
statt, bei denen die gläubigen Buddhisten mit Kerzen um die Tempel schreiten. In Bangkok<br />
f<strong>in</strong>den die Feierlichkeiten traditionell auf der königlichen Esplanade Sanam Luang statt. Buddhisten<br />
aus dem ganzen Umkreis kommen hierher, um vor der Buddhastatue, die prächtig dekoriert auf der<br />
Mitte des Platzes thront, ihre Gebete zu sprechen. Im nordthailändischen Chiang Mai gibt es am<br />
Abend e<strong>in</strong>e große Lichterprozession zur Tempelanlage Wat Phra That Doi Suthep.<br />
Gönnen Sie sich und Ihrem Körper<br />
e<strong>in</strong>mal etwas besonderes<br />
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net: www.ayurveda-reisen.de<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de
Bildreportage<br />
<strong>Die</strong> Rakete wird <strong>in</strong> Startposition gebracht. Frührer kam es bei Raketenstarts häufiger zu Unfällen, <strong>in</strong>zwischen s<strong>in</strong>d die<br />
Raketen stabiler gebaut. Zum Teil wird das Schwarzpulver computergesteuert komprimiert, so dass der Druck optimal ist<br />
Thailand, 10.-12. Mai<br />
<strong>Die</strong> Woche über Bauer,<br />
am Wochenende Raketenbauer<br />
10<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Bildreportage<br />
Hölzerne Abschussrampe am thailändischen „Cap<br />
Canaveral“ im Stadtpark Phaya Thaen. Auf dem<br />
12 Meter hohen Gerüst helfen fl<strong>in</strong>ke Kletterer, die<br />
Rakete nach oben zu wuchten. Der Trend zu Hight<br />
Tech zeigt sich auch hier: Wurde früher e<strong>in</strong><br />
Bambusrohr für den Raketentreibstoff<br />
verwendet, wird heute e<strong>in</strong> Abflussrohr<br />
aus Kunststoff genommen<br />
Während Touristen wegen des sonnigen Wetters nach Thailand fahren, sehnen sich die<br />
Bewohner des Nordostens spätestens ab April nach Regen. Beim Bun Bang Fai-Fest, dem Auftakt<br />
für die Regenzeit, strömen dann rund 100.000 Menschen <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>zstadt Yasothon, denn<br />
dort f<strong>in</strong>det das größte Raketenfestival Thailands statt. Am ersten der drei Festivaltage werden<br />
auf der Hauptstraße rund 50 Bühnen aufgebaut, am zweiten Tag ziehen Kapellen, Tänzer<strong>in</strong>nen<br />
und mit Raketen bestückte Prunkwagen durch die Stadt. Am dritten Tag schließlich machen<br />
die Thais ihre „Isan-Apollos“ startklar. <strong>Die</strong> größten Raketen s<strong>in</strong>d mit mehr als 100 Kilogramm<br />
Schwarzpulver bestückt und bleiben mehrere M<strong>in</strong>uten lang <strong>in</strong> der Luft<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 11
Bildreportage<br />
E<strong>in</strong>e Gruppe japanischer Gäste bei den Startvorbereitungen ihrer Raketen. <strong>Die</strong> Raketenfest-Kooperation zwischen Thailand<br />
und Japan gibt es schon seit mehr als zwanzig Jahren. Während das Raketenfest <strong>in</strong> Thailand abgehalten wird, um den<br />
Regen herbeizurufen, f<strong>in</strong>det das japanische Raketenfest im Oktober statt – und ist eher e<strong>in</strong>e Danksagung dafür, dass es<br />
genug Regen und e<strong>in</strong>e reiche Ernte gegeben hat<br />
3 – 2 – 1 – Zero! E<strong>in</strong>e Rakete auf dem Weg gen Himmel. <strong>Die</strong><br />
größten Raketen <strong>in</strong> Yasothon s<strong>in</strong>d bis zu 12 Meter lang und<br />
rund 250 Kilogramm schwer. Für e<strong>in</strong>e große Rakete werden<br />
zum Teil mehr als zwei Zentner Schwarzpulver benötigt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> Raketen bleiben zwischen dreie<strong>in</strong>halb und vier<br />
M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> der Luft. Für den Sieger gibt es e<strong>in</strong>en stattlichen<br />
Geldpreis, meist um die 1.000 Euro umgerechnet<br />
12<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Bildreportage<br />
Beim Raketenfest<br />
gehen zwei Arten<br />
von Raketen an den<br />
Start: die Raketen<br />
der thailändischen<br />
Teilnehmer, die<br />
möglichst hoch und<br />
lange fliegen sollen,<br />
und Raketen wie diese<br />
von e<strong>in</strong>em japanischen<br />
Team, welches jedes<br />
Jahr nach Yasothon<br />
anreist. Sie nehmen<br />
jedoch nicht am<br />
Wettkampf der Thai-<br />
Raketen, sondern an<br />
e<strong>in</strong>em gesonderten<br />
Wettbewerb teil. Dabei<br />
wird die Schönheit der<br />
Raketenexplosion am<br />
Himmel bewertet. In<br />
der „Königsklasse“,<br />
bei den größten und<br />
leistungsstärksten<br />
Raketen, konkurrieren<br />
meist mehr als 20<br />
Teams<br />
<strong>Die</strong> Woche über Bauer,<br />
am Wochenende<br />
Raketen-Bauer. <strong>Die</strong><br />
Teams, die mit ihren<br />
Raketen an den Start<br />
gehen, bestehen aus<br />
Ehrenamtlichen. Viele<br />
haben e<strong>in</strong>en Sponsor,<br />
der die Kosten für<br />
die Materialien mit<br />
trägt. E<strong>in</strong> wichtiges<br />
Hilfsmittel bei den<br />
Startvorbereitungen<br />
ist e<strong>in</strong> dickes und<br />
reißfestes Seil. An ihm<br />
wird die Rakete wie<br />
mit e<strong>in</strong>em Flaschenzug<br />
nach oben gehievt<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 13
Bildreportage<br />
Das sieht gut aus – diese Rakete steigt wie<br />
e<strong>in</strong> Pfeil nach oben und hat Chancen auf<br />
e<strong>in</strong>en Spitzenplatz. Doch ob sie wirklich<br />
gew<strong>in</strong>nt, wissen alle erst am Ende des<br />
Festivals. Früher wurde <strong>in</strong> Yasothon auf<br />
die Platzierung der e<strong>in</strong>zelnen Raketen<br />
auch immer kräftig gewettet. Das sieht<br />
die Polizei <strong>in</strong>zwischen nicht mehr so gern,<br />
was natürlich den Spaß der Teilnehmer<br />
e<strong>in</strong> wenig m<strong>in</strong>dert<br />
<strong>Die</strong> meisten<br />
Raketen starten<br />
programmgemäß,<br />
aber es gibt natürlich<br />
auch Rohrkrepierer.<br />
Hebt e<strong>in</strong>e Rakete<br />
nicht ab, dann freuen<br />
sich diese leicht<br />
angetrunkenen<br />
jungen Männer:<br />
Denn dem Team,<br />
dessen Raketen<br />
am Boden bleiben,<br />
droht e<strong>in</strong>e Bad im<br />
Schlamm. Aber was<br />
soll’s: Andernorts<br />
zahlt man für<br />
Moorbäder und<br />
Schlammpackungen<br />
ja sogar Geld<br />
14<br />
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03/2013
Bildreportage<br />
Reiseangebote<br />
Thailand<br />
Isaan<br />
8-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Bangkok, Khao Yai Nationalpark, Korat,<br />
Phanom Rung, Sur<strong>in</strong>, Khong Chiam,<br />
Udon Thani. Dt.-spr RL, Ü/F/M/A ab<br />
1.117 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Transfers. Asia<br />
Select, Tel. +49 (0)911-580510,<br />
www.asia-select.de<br />
Nordthailand & Goldenes Dreieck<br />
6-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Bangkok, Ayuthaya, Sukhothai,<br />
Chiang Mai, Dörfer und Goldenes<br />
Dreieck. Dt.-spr. RL, Ü/F ab 389 € p.P.<br />
im DZ, <strong>in</strong>kl. Transfers. SunTrips,<br />
Tel. +49 (0)30-887117-0, www.suntrips.de<br />
Der Umzug beim Raketenfest er<strong>in</strong>nert an Karnevalsumzüge hierzulande:<br />
Geschmückte Trucks ziehen ebenso durch die Straße wie Fußgänger, die an der<br />
Parade teilnehmen. <strong>Die</strong>se beiden Männer schieben e<strong>in</strong>en Wagen, auf dem e<strong>in</strong><br />
schwarz gepunkteter Frosch thront. Allzu lange muss das Stofftier sicher nicht<br />
mehr im Trockenen sitzen, denn das Raketenfest ist ja e<strong>in</strong>e Art Auftakt für die<br />
Regenzeit<br />
Thailand klassisch<br />
5-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />
Chiang Mai, Chiang Dao, Mae Salong,<br />
Goldenes Dreieck, Chiang Rai. Engl.-<br />
spr. RL, Ü/F ab 444 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl.<br />
Transfers. Antares <strong>Asien</strong> Reisen,<br />
Tel. +49 (0)40-999987130,<br />
www.antares-asien-reisen.de<br />
Ist das die Love Parade oder gar der Christopher Street Day? In Yasothon wird<br />
jedenfalls auf vielen Bühnen getanzt. Und selbstverständlich s<strong>in</strong>d auch zahlreiche<br />
Transsexuelle mit dabei, die sich <strong>in</strong> der Thai-Gesellschaft ke<strong>in</strong>eswegs verstecken<br />
müssen, sondern weith<strong>in</strong> akzeptiert s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Herren hier s<strong>in</strong>d eher noch beim<br />
E<strong>in</strong>tanzen – doch die Nacht kann noch lange werden<br />
03/2013<br />
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+ News + + + Meldungen + + + Tipps & Trends + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + N<br />
Hühnchen im Flieger<br />
Das Geflügeltier <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Variationen gehört zu den Fleischgerichten, die<br />
weltweit gerne <strong>in</strong> der Luft verspeist werden. Ähnlich sieht es bei Pasta aus,<br />
weswegen sie es als fleischlose Alternative meist auf die Bordkarte schafft.<br />
Weltkartendesign<br />
Monkey Bus<strong>in</strong>ess hat e<strong>in</strong>e Kulturtasche herausgebracht,<br />
bei der sich jede Zahnbürste <strong>in</strong>ternational<br />
fühlt! Bei Maßen von 27x9x16 Zentimetern f<strong>in</strong>den<br />
dar<strong>in</strong> zudem viele D<strong>in</strong>ge Platz. Innen und aussen<br />
PVC-beschichtet, also gut auswaschbar. Erhältlich<br />
für 21,50 Euro bei www.design3000.de<br />
Taiwan<br />
Im Kampf gegen das Aussterben<br />
Nach e<strong>in</strong>er aktuellen Zählung gibt es auf Taiwan derzeit wieder 1.628 Exemplare e<strong>in</strong>es<br />
Zugvogels aus der Familie der Ibisse und Löffler. <strong>Die</strong>s entspricht etwa der Hälfte se<strong>in</strong>es<br />
weltweiten Bestandes. Während er <strong>in</strong> anderen Teilen <strong>Asien</strong>s brütet, kommt er unter anderem<br />
nach Taiwan zum Überw<strong>in</strong>tern, etwa <strong>in</strong> den Taijiang-Nationalpark im Südwesten. Der<br />
Park, der größtenteils im Stadtgebiet von Ta<strong>in</strong>an liegt, umfasst große Feuchtgebiete. Da<br />
die Bestandsgrenze <strong>in</strong> dieser Region <strong>in</strong>zwischen erreicht wurde, breiten sich die Tiere nun<br />
auch weiter <strong>in</strong> Richtung Inselmitte aus. Rund e<strong>in</strong> Fünftel der Landfläche der Insel stehen<br />
unter Naturschutz, alle<strong>in</strong> den derzeit acht Nationalparks s<strong>in</strong>d mehr als 7.000 km² Fläche<br />
gewidmet. Für Vogelfreunde und Hobby-Ornithologen ist die Insel im westlichen Pazifik<br />
längst zu e<strong>in</strong>em Traumziel geworden, denn hier gibt es rund zwei Dutzend endemische<br />
Vogelarten und -unterarten, also Tiere, die man an ke<strong>in</strong>em anderen Ort der Welt f<strong>in</strong>det.<br />
Schnell noch geimpft!<br />
App-Tipp<br />
Lange Flugverspätung? Mit<br />
Fairplane kann man unterwegs<br />
Ausgleichsansprüche<br />
prüfen. Kostenlos erhältlich<br />
für fast alle Systeme!<br />
Wer vor Reiseantritt versäumt hat, se<strong>in</strong>en Impfschutz zu aktualisieren,<br />
sollte wenigstens e<strong>in</strong>e Auffrischung durchführen, weil<br />
die schon nach e<strong>in</strong> paar Tagen wirkt. Das ist sogar an mehreren<br />
Flughäfen möglich: Frankfurter Flughafenkl<strong>in</strong>ik: 24-Stunden-<br />
Service, 365 Tage im Jahr, Tel. 069-69066767 // Flughafen Düsseldorf:<br />
Betriebsärtzlicher <strong>Die</strong>nst (BAD), Beratung und Impfung,<br />
Tel. 0211-516160110 // Flughafen München: Beratung und<br />
Impfung, Tel. 089-97563344 // Flughafen Berl<strong>in</strong>-Schönefeld:<br />
Dr. Wirth, Tel. 030-60913830<br />
16<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
ews + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldun<br />
Buddha-Bärchen<br />
Ch<strong>in</strong>a-Memory für Erwachsene<br />
Sozial, ökologisch, achtsam – das ist nicht immer e<strong>in</strong>fach, aber der<br />
Buddhist und Zen-Lehrer Arne Schäfer ist von diesem Weg überzeugt<br />
und gründete 2010 das Kle<strong>in</strong>unternehmen m<strong>in</strong>dsweets, welches<br />
nach diesen buddhistischen Grundpr<strong>in</strong>zipien arbeitet. Unser<br />
Tipp: die Bio-Fruchtsaftgummibärchen Buddha Bears, hergestellt<br />
ohne Gelat<strong>in</strong>e, gluten- und lactosefrei und besonders fruchtig im Geschmack.<br />
Es werden hochwertige Zutaten <strong>in</strong> Bio-Qualität (95,5 %)<br />
verwendet, auf künstliche Zusatzstoffe und Gelat<strong>in</strong>e wird ganz verzichtet.<br />
2,89 Euro / 75 Gramm, bestellbar über www.m<strong>in</strong>dsweets.<br />
de oder im Ladengeschäft (blog.m<strong>in</strong>dsweets.de/ladenverkauf).<br />
Ganz bewusst hat Ravensburger dieses Spiel für<br />
Jugendliche und Erwachsene konzipiert. Griffig und<br />
e<strong>in</strong>prägsam bildet die Künstler<strong>in</strong> Yang Liu die deutschch<strong>in</strong>esischen<br />
Kulturunterschiede <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Grafiken<br />
ab. E<strong>in</strong>e kurze Anleitung erläutert dazu den Grundgedanken,<br />
der dah<strong>in</strong>tersteht, obwohl die witzigen Bilder<br />
im Grunde ke<strong>in</strong>e Erläuterungen brauchen. Nicht nur<br />
Ch<strong>in</strong>a-Neul<strong>in</strong>ge f<strong>in</strong>den hier viele Denkanregungen,<br />
dieses Spiel eignet sich auch als Geschenk für alte<br />
Ch<strong>in</strong>a- Hasen. Schmunzeln garantiert! Yang Liu: „East<br />
meets West“, Ravensburger, 12,98 Euro<br />
Beste Aussichten<br />
Tokio Sky Tree<br />
Wer ausreichend schw<strong>in</strong>delfrei ist, hat von diesen Aussichtsplattformen aus<br />
phänomenale Ausblicke auf folgende asiatische Metropolen:<br />
Tokio Sky Tree: Das Aussichtsdeck auf 350 Metern Höhe des <strong>in</strong>sgesamt 634<br />
Meter hohen Fernmeldeturms bietet e<strong>in</strong>e 360-Grad-Sicht auf die Stadt, während<br />
man dabei se<strong>in</strong>en Kaffee schlürft oder das dortige Restaurant besucht.<br />
Und wer noch nicht genug hat, kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verglasten Gang weitere 100 Meter<br />
nach oben laufen. Wie es hoch geht: Metro-Station Tokyo Stkytree, tägl.<br />
geöffnet von 8 bis 22 Uhr. E<strong>in</strong>tritt 11 bis 15 Euro, www.tokyo-skytree.jp/en<br />
World F<strong>in</strong>ancial Center, Shanghai: <strong>Die</strong> höchste der drei Aussichtsplattformen<br />
des ch<strong>in</strong>esischen Hochhauses liegt im 100. Stock auf 474 Metern Höhe,<br />
<strong>in</strong>klusive Glasboden. Wie es hoch geht: 100 Century Avenue, Pudong New<br />
Area, tägl. 8 bis 23 Uhr, E<strong>in</strong>tritt 6 bis 15 Euro, www.swfc-observatory.com<br />
Canton Tower, Guangzhou: Das dürfte derzeit die höchste Aussichtsplattform<br />
der Welt se<strong>in</strong>. 488 Meter hoch liegt sie auf dem 2010 eröffneten Turm.<br />
Und wenn das Wetter ke<strong>in</strong>e so gute Aussicht zulässt, s<strong>in</strong>d vor allem die Etagen<br />
103 bis 110 mit Restaurants und e<strong>in</strong>er Ausstellung über die Architektur des 600<br />
Meter hohen Turms <strong>in</strong>teressant. Wie es hoch geht: 222 Yuejiang West Road,<br />
tägl. 9 bis 22 Uhr, E<strong>in</strong>tritt 10 bis 15 Euro, www.cantontower.com/en<br />
03/2013<br />
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Reise<br />
Schmaler, steiler, spektakulärer<br />
Hohe Berge, schroffe Abhänge, e<strong>in</strong> wilder Fluss und abgelegene Dörfer: <strong>Die</strong><br />
„Tigersprungschlucht“ <strong>in</strong> der ch<strong>in</strong>esischen Prov<strong>in</strong>z Yunnan ist nicht nur e<strong>in</strong>e Schlucht<br />
der Rekorde, sie bietet auch e<strong>in</strong>en der aufregendsten Wanderwege des Landes<br />
18<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Reise<br />
Das Gesicht des greisen Mannes<br />
ist durchfurcht von tiefen Falten.<br />
Verträumt sitzt er am Wegesrand,<br />
bedenklich nahe am Abgrund. Er<br />
hat auf e<strong>in</strong>em Felsvorsprung Platz<br />
genommen, der ihm e<strong>in</strong>en Blick<br />
<strong>in</strong> die Tiefe ermöglicht. Als er den<br />
e<strong>in</strong>samen Wanderer bemerkt, der<br />
sich nähert, hebt er die rechte Hand<br />
zum Gruß und deutet zugleich mit<br />
der l<strong>in</strong>ken den steilen Hang h<strong>in</strong>ab,<br />
an dem er se<strong>in</strong>e Ziegen grasen lässt.<br />
„Zwei Dutzend Ziegen!“, ruft er,<br />
obwohl der Wanderer nunmehr be<strong>in</strong>ahe<br />
neben ihm steht, und sieht ihn<br />
stolz an. „Ihr Englisch ist sehr gut“,<br />
sagt der Wanderer und würdigt die<br />
Ziegen weiter unten. „Na, nicht<br />
gut“ entgegnet der Mann und macht<br />
e<strong>in</strong>e wegwerfende Handbewegung.<br />
„Me<strong>in</strong> Sohn spricht Englisch. Hat<br />
mir Worte beigebracht. Nicht gut.“<br />
Ziegenmilch und -käse verkaufe er,<br />
so erzählt er, h<strong>in</strong> und wieder auch<br />
etwas Fleisch. <strong>Die</strong> Ziegen s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong><br />
ganzer Besitz, se<strong>in</strong> Leben. Den<br />
Großteil se<strong>in</strong>er Zeit verbr<strong>in</strong>gt er damit,<br />
ihnen beim Grasen zuzusehen.<br />
Aussichten auf jede Menge<br />
Schweiß<br />
Es ist nicht viel Fläche, die den Menschen<br />
<strong>in</strong> der Tigersprungschlucht<br />
für Viehzucht und Landwirtschaft<br />
zur Verfügung steht, aber sie wissen<br />
sie zu nutzen. An kle<strong>in</strong>en Siedlungen<br />
führt der Pfad vorüber, und<br />
an Terrassen, auf denen Getreide<br />
und Reis angebaut wird. Dorfbewohner<br />
arbeiten emsig auf den<br />
Feldern: E<strong>in</strong> alter Mann treibt e<strong>in</strong>en<br />
widerspenstigen Bullen mit e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>scharigen Schw<strong>in</strong>gpflug vor sich<br />
her; e<strong>in</strong> Mädchen trägt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
großen geflochtenen Bastkorb, den<br />
sie sich auf den Rücken geschnallt<br />
hat, die Ernte nach Hause; e<strong>in</strong>e Frau<br />
durchwühlt die dunkle Erde nach<br />
Ste<strong>in</strong>en, die sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Topf wirft.<br />
E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bach plätschert über den<br />
Weg, Hühner und Küken tummeln<br />
sich, Schmetterl<strong>in</strong>ge spielen mit<br />
dem lauen W<strong>in</strong>d. Andere Wanderer<br />
s<strong>in</strong>d weit und breit nicht zu sehen.<br />
Der schmale Pfad ist e<strong>in</strong>er von<br />
zwei Wegen durch die Schlucht.<br />
Der untere, asphaltiert und eben,<br />
ermöglicht vor allem Tagestouristen<br />
aus der Umgebung e<strong>in</strong>en willkommenen<br />
Ausflug <strong>in</strong>s Grüne. Der<br />
obere bietet etwas anderes: aufregende<br />
Aussichten und e<strong>in</strong>e Menge<br />
Schweiß. <strong>Die</strong> Schlucht ist 15 Kilometer<br />
lang, aber die Wanderung<br />
über den oberen Pfad übersteigt<br />
diesen Wert bei weitem. H<strong>in</strong> und<br />
her w<strong>in</strong>det sich der Pfad, e<strong>in</strong>er<br />
zuckenden Schlange gleich, sich<br />
an steile Hänge schmiegend, von<br />
Südwesten nach Nordosten, vorbei<br />
am Haba-Schneeberg und dem Ja-<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 19
Reise<br />
Nach 15 Kilometern voll enger Klippen und wilder Stromschnellen schleppt sich der Yangtze müde dem nordöstlichsten Ende der Schlucht<br />
entgegen<br />
dedrachen-Schneeberg. Weit unter<br />
den Gipfeln strömt der Yangtze dah<strong>in</strong>,<br />
der mit über 6.300 Kilometern<br />
längste Fluss <strong>Asien</strong>s.<br />
Von e<strong>in</strong>em natürlichen Balkon<br />
h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Felsnase eröffnet sich<br />
unerwartet e<strong>in</strong> überwältigender<br />
Blick <strong>in</strong> die Schlucht: unten das<br />
braune Wasser, das sich um die Kurven<br />
wälzt, l<strong>in</strong>ks die mit graugrünem<br />
Gestrüpp bewachsenen Hänge, über<br />
die der Pfad führt, rechts be<strong>in</strong>ahe<br />
bedrohlich mächtige Berge. Unten<br />
krallen sich die Wurzeln e<strong>in</strong>zelner<br />
Büsche <strong>in</strong> die Risse; oben, wo die<br />
Luft dünner und kälter ist, liegt<br />
Schnee. <strong>Die</strong> bis zu 6.000 Meter<br />
hohen, gletscherbedeckten Spitzen<br />
verschw<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Wolken. Es ist<br />
e<strong>in</strong>e gewaltige, senkrechte Wand,<br />
die sich jenseits des Flusses erhebt:<br />
Sie hat die Kraft, dem Beobachter<br />
den Atem zu nehmen. Als laste ihr<br />
Gewicht auf se<strong>in</strong>en Schultern.<br />
Getränkehandel vor den<br />
„28 Biegungen“<br />
E<strong>in</strong>ige Kilometer weiter geht e<strong>in</strong>e<br />
freundliche Frau mit e<strong>in</strong>er roten<br />
Kappe e<strong>in</strong>em willkommenen Geschäft<br />
nach: Jeden Tag schleppt sie<br />
e<strong>in</strong>e Kühlbox voller Eis den Pfad<br />
herauf und bietet Wanderern kühle<br />
Getränke an. Sie sitzt auf grobem<br />
Geröll, neben sich e<strong>in</strong>e Schüssel<br />
mit Wasser, zu dem das Eis geschmolzen<br />
ist. Dar<strong>in</strong> warten Getränke<br />
<strong>in</strong> Plastikflaschen und Dosen<br />
auf ihre durstigen Käufer. <strong>Die</strong> Frau<br />
hat sich wohl überlegt, wo sie ihre<br />
Waren feilbietet. An der Wand e<strong>in</strong>er<br />
Hütte ganz <strong>in</strong> der Nähe wurde<br />
mit roter Farbe e<strong>in</strong> gutgeme<strong>in</strong>ter<br />
H<strong>in</strong>weis aufgetragen: „Stärken Sie<br />
sich vor den 28 Biegungen.“ Neben<br />
den Getränken handelt die Frau mit<br />
Walnüssen, die <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Päckchen<br />
verpackt auf e<strong>in</strong>er Decke liegen.<br />
Gerade knackt sie e<strong>in</strong>e Nuss mit<br />
e<strong>in</strong>em länglichen Ste<strong>in</strong>. „Das mache<br />
ich schon seit zwanzig Jahren“,<br />
erzählt sie gr<strong>in</strong>send und streckt<br />
e<strong>in</strong>e Hand mit der geknackten Nuss<br />
aus. Sie schmeckt ausgezeichnet,<br />
und das wenige Sekunden später<br />
verkaufte Päckchen ermutigt die<br />
Frau, die Aufmerksamkeit des<br />
Kunden auf e<strong>in</strong>e andere Art von<br />
Päckchen zu lenken: Haschisch <strong>in</strong><br />
bemerkenswerter Menge. Sie nickt<br />
aufmunternd, aber es ist Zeit, weiterzugehen.<br />
Von nun an geht es nur noch bergauf.<br />
Neue Kurven folgen auf enge<br />
Biegungen, verbunden durch steile<br />
Wegstücke aus Geröll und Staub.<br />
Höher und höher schraubt sich der<br />
Weg und fordert Waden und Ober-<br />
Verträumtes Innehalten statt<br />
Katzenwäsche: Blick <strong>in</strong> die Schlucht von<br />
der Waschecke des „Halfway Po<strong>in</strong>t“ aus<br />
20<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Reise<br />
schenkel heraus. Oben, vom höchsten<br />
Punkt der gesamten Wanderung,<br />
zeigt sich das erste Mal seit langem<br />
das Wasser, das weit unten durch<br />
e<strong>in</strong>e Stromschnelle tost. Langsam<br />
reißt die Wolkendecke auf, die bisher<br />
den Himmel bedeckte. <strong>Die</strong> Sonne<br />
fällt <strong>in</strong> die Schlucht und verleiht<br />
ihr neue Dimensionen. Mit be<strong>in</strong>ahe<br />
vier Kilometern ist sie so tief, dass<br />
sich das Klima an Kante und Sohle<br />
deutlich unterscheidet. Schneeleoparden<br />
soll es <strong>in</strong> den Bergen<br />
geben, Braune Stumpfnasenaffen<br />
und Yunnan-Goldstumpfnasen <strong>in</strong><br />
den Wäldern, und die Bengalischen<br />
Tiger, die der Schlucht ihren Namen<br />
gaben – vielleicht zeigt sich e<strong>in</strong>e der<br />
Raubkatzen noch?<br />
Mit der Gewalt von Giganten wüten tief <strong>in</strong> der Schlucht die Wasser des Yangtze um den<br />
Tigersprungste<strong>in</strong><br />
Wenn Herr Leung sich nicht um se<strong>in</strong>e Felder kümmert, erzählt er Besuchern die Geschichte über<br />
den Jäger und den Tiger<br />
Schlafen über dem Getöse<br />
Der Pfad verläuft direkt am Abgrund.<br />
Baumstämme helfen, e<strong>in</strong>e<br />
Felsspalte zu überqueren, die e<strong>in</strong><br />
steilfließender Bach <strong>in</strong> das Geste<strong>in</strong><br />
gegraben hat. Bald säumen Bambus<br />
und Farne den Weg, die Luftfeuchtigkeit<br />
steigt. E<strong>in</strong>e dünne, braune<br />
Schlange huscht vom Weg <strong>in</strong>s Unterholz.<br />
Unsche<strong>in</strong>bare Pfeile leiten<br />
vom Hauptweg fort und h<strong>in</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>em Haus, das sich als „Halfway<br />
Po<strong>in</strong>t“ ausgibt – und somit als die<br />
anvisierte Unterkunft für die Nacht.<br />
<strong>Die</strong> Zimmer s<strong>in</strong>d w<strong>in</strong>zig und spartanisch<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, aber der Blick<br />
durch die großen Schiebefenster<br />
macht alles vergessen: E<strong>in</strong> paar<br />
kle<strong>in</strong>e Sträucher, e<strong>in</strong>ige schmale<br />
Getreideterrassen, dah<strong>in</strong>ter der Abhang,<br />
die Bodenlosigkeit und die<br />
überwältigende Wand aus rohem<br />
Ste<strong>in</strong> direkt gegenüber. Der Yangtze<br />
tobt ungesehen <strong>in</strong> der Schlucht.<br />
Vom Innenhof führt e<strong>in</strong>e Treppe<br />
auf e<strong>in</strong>e Dachterrasse, auf der aus<br />
Baumstämmen geschlagene Stühle<br />
und Tische zum Müßiggang verleiten.<br />
Aber die stilsicheren, <strong>in</strong> die<br />
Umgebung passenden Gegenstände<br />
geraten rasch zur Nebensächlichkeit<br />
angesichts der Szenerie, die<br />
sich jenseits der Terrasse ausbreitet.<br />
Den Namen „Inspirationsterrasse“<br />
trägt sie zu Recht – e<strong>in</strong> spektakulärerer<br />
Ausblick ist schwer vorstellbar.<br />
Wer den Mut aufbr<strong>in</strong>gt, an das<br />
wacklige Holzgeländer zu treten,<br />
schaut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en tiefen Abgrund und<br />
auf die Bergwände dah<strong>in</strong>ter. Gezackte<br />
Geröllnarben und hellbraune<br />
Bahnen durchziehen das ansonsten<br />
braunschwarze Geste<strong>in</strong> wie Tränen,<br />
dort, wo nach Regenfällen das Wasser<br />
<strong>in</strong> die Schlucht schießt und dem<br />
Yangtze zusätzliche Kraft verleiht.<br />
Immer wieder wandert der Blick<br />
h<strong>in</strong>über zu den massiven Felswänden<br />
auf der anderen Seite, um jedes<br />
Mal verblüfft zu verharren. <strong>Die</strong><br />
Berge s<strong>in</strong>d riesig und dabei so nahe,<br />
als wären sie nicht mehr als e<strong>in</strong><br />
Bild, das die ausgestreckte Hand<br />
be<strong>in</strong>ahe berühren kann. An anderen<br />
Stellen ist die Schlucht noch schmaler:<br />
Zum Teil s<strong>in</strong>d es von e<strong>in</strong>er Seite<br />
zur anderen gerade e<strong>in</strong>mal dreißig<br />
bis sechzig Meter.<br />
Der gerettete Tiger<br />
E<strong>in</strong> zahnloser Mann mit verwitterten<br />
Zügen setzt sich an den Tisch<br />
und streckt se<strong>in</strong>e Hand aus. <strong>Die</strong><br />
Haut, die sich wie dünnes Papier<br />
über se<strong>in</strong>e knorrigen F<strong>in</strong>ger spannt,<br />
sieht aus, als würde sie rascheln,<br />
wenn man sie berührt.<br />
„Me<strong>in</strong> Name ist Herr Leung“,<br />
sagt er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Englisch, das nur<br />
mit großer Anstrengung zu verstehen<br />
ist, und lächelt das erste zahnlose<br />
Lächeln von vielen. Er arbeitet<br />
gelegentlich <strong>in</strong> dem Hostel, wenn<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 21
Reise<br />
Kristallklare Kaskaden ergiessen sich über den Wanderpfad, um sich hunderte Meter weiter unten mit den braunen Wassermassen zu vere<strong>in</strong>igen<br />
Hilfe benötigt wird, und kümmert<br />
sich ansonsten um e<strong>in</strong> paar nahegelegene<br />
Felder. Den Großteil der<br />
Arbeit, die für se<strong>in</strong>e Existenz nötig<br />
ist, verrichten se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und<br />
Enkelk<strong>in</strong>der.<br />
Weil er weiß, welche Art Geschichten<br />
Besucher der Schlucht<br />
gern hören, beg<strong>in</strong>nt er e<strong>in</strong>e Legende<br />
zu erzählen, die <strong>in</strong> Yunnan jedes<br />
K<strong>in</strong>d kennt: „Der Jäger war dem<br />
Tiger seit Tagen durch die Felslandschaft<br />
gefolgt. Da verharrte der<br />
Tiger, sah sich nach se<strong>in</strong>em Verfolger<br />
um und fauchte. <strong>Die</strong> Jagd stand<br />
kurz vor ihrem Ende, denn der<br />
Jäger hatte se<strong>in</strong>e Beute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Falle<br />
getrieben: Vor dem Tiger spaltete<br />
e<strong>in</strong>e Schlucht die Erde, durch die<br />
e<strong>in</strong> gewaltiger Fluss toste. In dieser<br />
ausweglosen Situation entdeckte<br />
der Tiger e<strong>in</strong>en großen Felsen, der<br />
<strong>in</strong> der Mitte des Flusses aus dem<br />
Wasser ragte. Der Tiger sprang auf<br />
den Ste<strong>in</strong> und weiter auf die andere<br />
Seite. Er überwand die Schlucht,<br />
ohne von den Fluten mitgerissen<br />
zu werden, und entkam se<strong>in</strong>em<br />
Verfolger.“<br />
<strong>Die</strong>ses Ereignis, das nach den<br />
Mythen der Bewohner Yunnans vor<br />
unermesslicher Zeit geschah, verlieh<br />
nicht nur dem rettenden Felsen<br />
Berühmtheit, sondern gab gleich<br />
der ganzen Schlucht e<strong>in</strong>en Namen,<br />
<strong>in</strong> der sich die Jagd ereignete. Heute<br />
ist die Tigersprungschlucht weniger<br />
für die ihrem Namen zugrunde<br />
liegende Legende bekannt als dafür,<br />
dass sie e<strong>in</strong>e der steilsten und<br />
tiefsten Schluchten der Welt ist. Je<br />
nach herangezogenen Kriterien ist<br />
sie sogar Spitzenreiter <strong>in</strong> beiden<br />
Kategorien.<br />
„Ich lebe <strong>in</strong> der Schlucht, seit ich<br />
denken kann“, schließt Herr Leung<br />
se<strong>in</strong>e Erzählung und verzieht den<br />
Mund erneut zu e<strong>in</strong>em Lächeln, das<br />
se<strong>in</strong>e Augen zum Funkeln br<strong>in</strong>gt.<br />
Der Mann am E<strong>in</strong>gang der Schlucht<br />
bezeichnet se<strong>in</strong>e Ziegen als se<strong>in</strong><br />
Leben, die Frau am Beg<strong>in</strong>n der „28<br />
Biegungen“ knackt seit zwanzig Jahren<br />
Walnüsse und Herr Leung kennt<br />
nichts anderes als diese Schlucht.<br />
Im Leben der meisten hier beheimateten<br />
Menschen sche<strong>in</strong>t sich nur selten<br />
etwas zu ändern. „Bald könnte<br />
sich hier viel verändern“, sagt Herr<br />
Leung, als habe er den Gedanken<br />
erraten. „Es ist unklar, wie lange<br />
es die Schlucht noch geben wird.“<br />
„Wegen der Staudämme?“ Er nickt.<br />
Im energiehungrigen Ch<strong>in</strong>a gibt<br />
es mehr als 85.000 Staudämme<br />
– die Hälfte der weltweiten Gesamtzahl.<br />
2003, als der kolossale Drei-<br />
Schluchten-Damm nur vier Jahre<br />
vor der Vollendung stand, begann<br />
die Regierung mit Planungen zu<br />
e<strong>in</strong>em weiteren Yangtze-Megastaudamm:<br />
<strong>Die</strong>ses Mal sollte die Tigersprungschlucht<br />
geflutet werden.<br />
Wäre das Projekt 2007 nicht vorerst<br />
gestoppt worden, hätte die Schlucht<br />
viele ihrer landschaftlichen Besonderheiten<br />
e<strong>in</strong>gebüßt. „Wurde der<br />
Plan nicht verworfen?“ Herr Leung<br />
zuckt mit den Schultern. „Ich weiß<br />
nicht, was der aktuelle Stand ist,<br />
ich erhalte hier nicht viele Neuigkeiten.<br />
Ich werde e<strong>in</strong>fach abwarten<br />
und das Beste hoffen.“ Er lächelt,<br />
se<strong>in</strong> Blick entfernt sich, und er verliert<br />
sich <strong>in</strong> Gedanken. Schweigen<br />
grüßt die aufziehende Dunkelheit,<br />
die sich wie e<strong>in</strong> Teppich ausbreitet<br />
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03/2013
Reise<br />
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E<strong>in</strong>e Händler<strong>in</strong> knackt mit ihren geübten Händen seit 20 Jahren Nüsse und stärkt<br />
Wanderer vor den sogenannten „28 Biegungen“<br />
und die harten Konturen der Felsen<br />
aufweicht.<br />
Es geht <strong>in</strong> die Tiefe<br />
Der nächste Tag beg<strong>in</strong>nt so, wie der<br />
vorangegangene geendet hat: mit<br />
e<strong>in</strong>em blauen Himmel, über den<br />
sich vere<strong>in</strong>zelte Wolken schieben.<br />
<strong>Die</strong> Landschaft verändert sich nur<br />
langsam. Felsnasen von e<strong>in</strong>er Größe,<br />
die sie andernorts als e<strong>in</strong>zelne<br />
Berge qualifizieren würden, ragen<br />
über die Hänge und werfen lange<br />
Schatten. Sie sehen aus, als könnten<br />
sie beim nächsten Frost abbrechen.<br />
E<strong>in</strong> Wasserfall ergießt sich wie e<strong>in</strong><br />
klarer Schleier über die Felswand<br />
und sprudelt über den Weg, e<strong>in</strong>en<br />
angenehm kühlen Sprühregen verteilend.<br />
Nach e<strong>in</strong>er letzten Steigung<br />
zu e<strong>in</strong>em exponierten Felsvorsprung<br />
geht es stetig bergab. Vere<strong>in</strong>zelte<br />
Bäume säumen den Weg, ansonsten<br />
wachsen nur Gräser, Farne und<br />
hüfthohe Sträucher, die sich an die<br />
Hänge klammern. Schließlich endet<br />
der Trampelpfad und trifft auf<br />
e<strong>in</strong>e Asphaltstraße, von der nach<br />
e<strong>in</strong> paar hundert Metern wiederum<br />
e<strong>in</strong> Pfad abzweigt. Nun geht es <strong>in</strong><br />
die Tiefe: Es folgt e<strong>in</strong>e dreiviertel<br />
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Stunde aus senkrechten Leitern mit<br />
verrosteten Stufen, die <strong>in</strong> die Felswände<br />
gehauen wurden.<br />
Der Pfad wird weniger steil und<br />
taucht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bambusdickicht e<strong>in</strong>.<br />
Der Geruch von schlammigem,<br />
aufgewühltem Wasser hängt <strong>in</strong><br />
der Luft; das mächtige Rauschen<br />
verstärkt sich mit jedem Schritt.<br />
Endlich, tief <strong>in</strong> der Schlucht, ist<br />
der Fluss erreicht, der mit se<strong>in</strong>en<br />
braunen Wassermassen durch e<strong>in</strong>e<br />
Stromschnelle wütet. Stellenweise<br />
ist das Wasser nichts als weißbrauner<br />
Schaum. Es ist e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />
Darbietung der Kraft,<br />
die Milliarden von Wassertropfen<br />
gew<strong>in</strong>nen können, wenn man sie<br />
zusammen wirft. Das Getöse ist<br />
ohrenbetäubend. Das Wasser wird<br />
gegen riesige Felsbrocken geschleudert,<br />
die vor Ewigkeiten aus den<br />
Klippen darüber abgebrochen s<strong>in</strong>d,<br />
die sich bis zu 3.800 Meter über den<br />
Fluss erheben. E<strong>in</strong>er der Felsbrocken<br />
ist der Tigersprungste<strong>in</strong>, mit<br />
dessen Hilfe der Tiger dem Jäger<br />
entkommen war.<br />
E<strong>in</strong> Tiger hat sich bislang noch<br />
nicht gezeigt – natürlich nicht, denn<br />
die Tiger Südch<strong>in</strong>as s<strong>in</strong>d vom Aussterben<br />
bedroht und wurden <strong>in</strong> der<br />
Gegend seit Jahrzehnten nicht gesehen.<br />
Doch das macht nichts, denn<br />
die Schlucht ist <strong>in</strong> ihrer Rauheit<br />
selbst wie e<strong>in</strong> Tiger: ungezähmt<br />
und wild. Ob sie nun die tiefste,<br />
steilste, schmalste und spektakulärste<br />
Schlucht der Welt ist oder<br />
nicht, sie ist gewiss e<strong>in</strong> Ort der<br />
Superlative, e<strong>in</strong> Ort des Staunens,<br />
e<strong>in</strong> Ort, an dem die Berge <strong>in</strong> den<br />
Himmel wachsen und das Wasser<br />
die Gewalt von Giganten hat.<br />
Erik Lorenz<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 23
Reise<br />
Bali / Tenganan<br />
<strong>Die</strong> Welt der letzten Bali Aga<br />
E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sanfte Hügellandschaft liegt im bal<strong>in</strong>esischen H<strong>in</strong>terland von<br />
Candidasa das Dorf Tenganan. Alte kunsthandwerkliche Traditionen haben hier bis<br />
heute überlebt, denn die Bali Aga, Nachkommen der Ure<strong>in</strong>wohner von Bali, leben<br />
noch immer nach alten Regeln und Bräuchen aus vorh<strong>in</strong>duistischer Zeit<br />
Fotos: Joachim Kraus<br />
24<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Fehlendes Bewusstse<strong>in</strong> für<br />
Körperhygiene? Im Gegenteil.<br />
<strong>Die</strong> langen F<strong>in</strong>gernägel e<strong>in</strong>es<br />
Bali Aga zeigen, dass er nicht<br />
körperlich arbeitet<br />
semble spielt und mit handgefertigten<br />
Puppen die Schauspielkunst des<br />
Wayan vollführt. Der schlanke Herr<br />
<strong>in</strong> T-Shirt und kurzen Hosen ist<br />
auch e<strong>in</strong>er der letzten Bali Aga, der<br />
die <strong>in</strong> altbal<strong>in</strong>esischer Schrift auf<br />
Blätter der Lontarpalme geritzten<br />
heiligen Texte vortragen kann. Muditadnyana<br />
ist daher hoch verehrt<br />
<strong>in</strong>nerhalb der rund 300 Personen<br />
umfassenden Dorfgeme<strong>in</strong>de, die<br />
bis heute, ganz von der Außenwelt<br />
abgeschottet, nach vorh<strong>in</strong>duistischen<br />
Traditionen lebt. Gerne gibt<br />
er im Innenhof se<strong>in</strong>es Hauses e<strong>in</strong>e<br />
weitere Kostprobe se<strong>in</strong>es Gesangs<br />
zum Besten und lässt dazu mit<br />
Klangschlegeln die glockenhellen,<br />
weichen Töne des Gamelan-Instruments<br />
erkl<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong> Puppen des<br />
Wayantheaters jedoch bewahrt er <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er fest verschlossenen Truhe auf,<br />
die er nur an bestimmten Tagen und<br />
zu besonderen Riten oder Zeremonien<br />
öffnet. Der Blick darauf bleibt<br />
zufälligen Besuchern verwehrt.<br />
Reise<br />
Webkunst, älter als unsere Zeitrechnung. Zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommt der Doppel-Ikat etwa bei religiösen Zeremonien<br />
<strong>Die</strong> Augen des alten Herrn mit dem<br />
weißen Haar funkeln frech, wenn<br />
er se<strong>in</strong>em kunstvoll aus Bronze geschmiedeten<br />
Gamelan-Instrument<br />
die ersten Töne entlockt und dazu<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichen Gesang anstimmt.<br />
Glockenre<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e<br />
Stimme, dabei ist Muditadnyana<br />
doch schon ungefähr 85 Jahre alt.<br />
So ganz genau weiß er es allerd<strong>in</strong>gs<br />
selbst nicht – und lächelt dazu entschuldigend.<br />
Muditadnyana ist e<strong>in</strong>er der Dorfältesten<br />
<strong>in</strong> Tenganan, e<strong>in</strong>er, der <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em traditionellen Gamelan-En-<br />
Fotos: Joachim Kraus<br />
Menschen der Künste<br />
Das Dorf Tenganan ist von e<strong>in</strong>er<br />
Mauer umgeben, die nur an wenigen<br />
Stellen Durchlass gewährt.<br />
<strong>Die</strong> schlichten Wohnhäuser s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Terrassenform geradl<strong>in</strong>ig zu den<br />
Hügeln h<strong>in</strong> angeordnet. Den Dorfkern<br />
bildet die rechteckige, e<strong>in</strong>em<br />
Pavillon ähnliche Versammlungshalle,<br />
wo die Dorfältesten, wie auch<br />
Muditadnyana zusammenkommen,<br />
um wichtige Entscheidungen für<br />
die Geme<strong>in</strong>schaft zu fällen. <strong>Die</strong> aus<br />
alter Zeit stammenden Dorfregeln<br />
s<strong>in</strong>d sehr streng. So darf e<strong>in</strong> Bali<br />
Aga nur e<strong>in</strong>e Person aus der Dorfgeme<strong>in</strong>schaft<br />
heiraten, ansonsten folgt<br />
die Verbannung <strong>in</strong> den östlichen<br />
Dorfteil, wo die Ausgestoßenen leben.<br />
Alternativ muss derjenige das<br />
Dorf ganz verlassen und fortan<br />
jenseits der Mauern leben. Auch<br />
der auf Bali üblichen Zahnfeilung<br />
unterziehen sich die Bali Aga nicht.<br />
Das h<strong>in</strong>duistische Kastensystem ist<br />
ihnen gänzlich fremd. Und ihre<br />
Toten verbrennen sie nicht, wie<br />
sonst auf der Insel üblich, sondern<br />
Das Weben der Stoffe erfordert Geduld und F<strong>in</strong>gerfertigkeit.<br />
Bis zu fünf Jahren kann e<strong>in</strong> Doppel-Ikat kosten<br />
bestatten sie unter der Erde.<br />
<strong>Die</strong> Bali Aga sehen sich als Menschen<br />
der Künste und der Muße, als<br />
das vom Götterkönig Indra auserkorene<br />
Volk, das auf Erden ist, um<br />
die Religion zu bewahren. Daher<br />
verrichten die als wohlhabend geltenden<br />
Dorfbewohner auch ke<strong>in</strong>e<br />
körperliche Arbeit auf den Reis-<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 25
Reise<br />
Balis Reisterrassen<br />
s<strong>in</strong>d traumhaft<br />
schön. Seit 2012 s<strong>in</strong>d<br />
sie Teil des UNESCO<br />
Weltkulturerbes<br />
feldern der Geme<strong>in</strong>schaft, sondern<br />
überlassen dies ihren Nachbarn aus<br />
den umliegenden Dörfern, die dafür<br />
e<strong>in</strong>en Teil der Ernte erhalten.<br />
Dass die Bali Aga etwa 100 Hektar<br />
Ländereien besitzen und damit zu<br />
e<strong>in</strong>er der wohlhabendsten Geme<strong>in</strong>den<br />
der Insel zählen, liegt e<strong>in</strong>er Legende<br />
zufolge an e<strong>in</strong>em besonders<br />
f<strong>in</strong>digen Dorfältesten:<br />
Der König von Bedalulua verlor<br />
im 14. Jahrhundert se<strong>in</strong> geliebtes<br />
Pferd und setzte auf das Auff<strong>in</strong>den<br />
des Tieres e<strong>in</strong>e hohe Belohnung<br />
aus. <strong>Die</strong> Männer von Tenganan<br />
suchten das Tier, fanden jedoch<br />
im Osten der Insel nur noch se<strong>in</strong>en<br />
Kadaver. Als Belohnung erbaten<br />
sie vom König, all jenes Land zu<br />
erhalten, <strong>in</strong> dessen Umkreis der<br />
Verwesungsgeruch des Tieres noch<br />
wahrnehmbar war. Der König gewährte<br />
ihnen die Bitte. E<strong>in</strong> Beamter<br />
des Königs mit e<strong>in</strong>er besonders guten<br />
Nase ritt mit den Männern über<br />
das Land, doch der Geruch des<br />
Tieres war stets vorhanden, soweit<br />
sie sich auch weg bewegten. Verzweifelt<br />
ritt der Beamte zum König<br />
zurück, die Männer <strong>in</strong>des kamen<br />
zufrieden nach Hause. Der Trick:<br />
Ihr Dorfältester hatte e<strong>in</strong> Stück<br />
verwesendes Fleisch unter se<strong>in</strong>em<br />
Sattel versteckt. E<strong>in</strong> weitläufiger<br />
Landbesitz gehörte nun ihnen, den<br />
sie fortan von den benachbarten<br />
Dorfgeme<strong>in</strong>den bestellen ließen.<br />
Zentimeter breiten Lontarpalmblätter<br />
ritzt. Damit die Gravuren gut<br />
sichtbar s<strong>in</strong>d, werden sie mit e<strong>in</strong>er<br />
Mixtur aus Asche und Öl geschwärzt.<br />
Das sei viel Arbeit, so der alte<br />
Herr, außerdem werde er mit den<br />
Jahren immer zittriger und die Augen<br />
nicht besser. Deshalb brauche<br />
er schon e<strong>in</strong>ige Wochen, um e<strong>in</strong>e<br />
ganze Geschichte zu übertragen.<br />
Und wer will, könne dann für umgerechnet<br />
300 bis 500 Dollar e<strong>in</strong>e<br />
solche Schrift erwerben.<br />
<strong>Die</strong> Bali Aga verleihen ihren<br />
Kampfhähnen gerne e<strong>in</strong>e schrille Optik<br />
Unsere Autor<strong>in</strong><br />
Susanne Wess ist seit 15 Jahren regelmäßig<br />
<strong>in</strong> <strong>Asien</strong> unterwegs. Als Autor<strong>in</strong><br />
sowie Reise- und Gastrojournalist<strong>in</strong><br />
publiziert sie<br />
<strong>in</strong> zahlreichen deutschsprachigen<br />
Pr<strong>in</strong>t- und<br />
Onl<strong>in</strong>e-Medien. Ihre ganz<br />
persönlichen Reise- und<br />
Food-Erlebnisse schildert<br />
sie <strong>in</strong> ihrem Reiseblog<br />
www.susannewess.de<br />
Auch Muditadnyana trägt e<strong>in</strong><br />
Zeichen an se<strong>in</strong>em Körper, welches<br />
besagt, dass körperliche Arbeit<br />
nicht die se<strong>in</strong>e ist: e<strong>in</strong>en kunstvoll<br />
gefeilten überlangen Daumennagel,<br />
der wie e<strong>in</strong>e Vogelkralle anmutet.<br />
Zwischen se<strong>in</strong>en knochigen Händen<br />
hält der Alte die von zwei<br />
verzierten Holzdeckeln umgebenen<br />
Blätter der Lontarpalme und liest<br />
aus den heiligen Texten vor. Muditadnyana<br />
ist Schriftgelehrter und<br />
verdient se<strong>in</strong>en Lohn unter anderem<br />
damit, dass er alte mystische Texte<br />
mit e<strong>in</strong>er Eisenfeder <strong>in</strong> die drei<br />
Fotos: Joachim Kraus<br />
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03/2013
5 Jahre für e<strong>in</strong> Tuch<br />
Wer jedoch viel Geld für e<strong>in</strong> anderes,<br />
ganz besonderes Souvenir<br />
aus Tenganan ausgeben möchte,<br />
der sollte sich bei den Weber<strong>in</strong>nen<br />
des Dorfes umsehen. Denn e<strong>in</strong>e<br />
weitere vom Aussterben bedrohte<br />
Handwerkskunst, die hier die Frauen<br />
noch beherrschen, ist das komplizierte<br />
Handwebverfahren des<br />
Doppel-Ikat (ger<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>g). <strong>Die</strong>ses<br />
Verfahren kam vor unserer Zeitrechnung<br />
mit der Dong-Son-Kultur<br />
nach Indonesien und wird heute<br />
auf Bali nur noch <strong>in</strong> Tenganan sowie<br />
auf der Nachbar<strong>in</strong>sel Lombok<br />
gepflegt.<br />
Bei dieser Webkunst werden gemusterte,<br />
im Vorfeld bündelweise<br />
bunt e<strong>in</strong>gefärbte Fäden auf e<strong>in</strong>fachen<br />
Webstühlen mit e<strong>in</strong>er besonderen<br />
Technik verarbeitet. Ikat bedeutet<br />
abb<strong>in</strong>den, und beim Doppel-<br />
Ikat werden sowohl jene Kett- als<br />
auch Schussfäden mit Bast abgebunden,<br />
die ke<strong>in</strong>e Farbe annehmen<br />
sollen. Es braucht viel Geduld und<br />
jahrelange Übung, damit am Ende<br />
die strengen geometrischen, stark<br />
stilisierten Muster entstehen, die für<br />
dieses Verfahren so typisch s<strong>in</strong>d.<br />
Bestimmte Muster des Doppel-Ikat<br />
dürfen bis heute nur zu bestimmten<br />
Anlässen getragen werden.<br />
Sieht man den Frauen bei ihrer<br />
Arbeit zu, versteht man sehr schnell,<br />
warum diese Stoffe so kostbar s<strong>in</strong>d<br />
und vor allem, warum <strong>in</strong>donesische<br />
Batikkunst seit 2009 zum Weltkulturerbe<br />
der UNESCO gehört. Bis zu<br />
fünf, ja zehn Jahre arbeiten manche<br />
von ihnen an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Ger<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>g-Tuch.<br />
<strong>Die</strong> Stoffe, die den<br />
Bal<strong>in</strong>esen zufolge über magische<br />
Kräfte verfügen und den Träger<br />
vor dämonischen Kräften, Krankheiten<br />
oder anderer körperlicher<br />
Unbill schützen, werden als sakrale<br />
Gewänder oder rituelle Schals bei<br />
wichtigen Zeremonien wie Heirat,<br />
Geburt oder Tod getragen. <strong>Die</strong> Stoffe<br />
s<strong>in</strong>d bunt, da alle Farben zum<br />
E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Hahnenkampf:<br />
P<strong>in</strong>k gegen Rot<br />
Fast möchte man me<strong>in</strong>en, die Bali<br />
Aga lieben es grell, färben sie<br />
doch auch die Federn jener Hähne<br />
<strong>in</strong> grellem Lila oder leuchtendem<br />
Orange, die sie im traditionellen<br />
Hahnenkampf gegene<strong>in</strong>ander antreten<br />
lassen. Bei diesen Kämpfen oder<br />
auch bei den Kare-Kämpfen, e<strong>in</strong>em<br />
traditionellen Fruchtbarkeitsritual,<br />
ist das ganze Dorf im Zentrum<br />
versammelt. Hier treten halbnackte,<br />
nur von e<strong>in</strong>em Rattanschild geschützte<br />
junge Männer gegene<strong>in</strong>ander<br />
an und schlagen e<strong>in</strong>ander<br />
mit stacheligen Pandanusblättern so<br />
lange, bis Blut fließt. <strong>Die</strong>ses Ritual<br />
soll die Götter dazu bewegen, dem<br />
Dorf e<strong>in</strong>e üppige Reisernte zu bescheren.<br />
Für so manchen Besucher<br />
mögen die Kämpfe der Jugendlichen<br />
brutal wirken, doch s<strong>in</strong>d sie<br />
e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> über Jahrhunderte<br />
altes Ritual, das von Opfertänzen<br />
und der Musik des heiligen Selund<strong>in</strong>g-Gamelan<br />
begleitet wird. Und<br />
so bleibt man am Ende e<strong>in</strong>es Tages<br />
staunend zurück über e<strong>in</strong> Dorf, das<br />
noch heute ganz <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
lebt, se<strong>in</strong>e Pforten für Außenstehende<br />
jeden Abend schließt und<br />
dann wieder ganz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen<br />
Welt vers<strong>in</strong>kt.<br />
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Im sogenannten Pavillon versammeln sich regelmässig wichtige Dorfmitglieder,<br />
um Entscheidungen im S<strong>in</strong>ne der Dorfgeme<strong>in</strong>schaft zu treffen<br />
03/2013<br />
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SPE Z IAL<br />
Süd-Indien erleben<br />
Der südliche Zipfel Indiens ist anders als der Rest des Subkont<strong>in</strong>ents.<br />
Tamil Nadu und Kerala standen früh unter dem E<strong>in</strong>fluss verschiedener<br />
Kolonialmächte. Noch heute spiegelt sich das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen Anteil<br />
an Christen <strong>in</strong> der Bevölkerung wider. <strong>Die</strong>se wechselvolle Geschichte<br />
hat dafür gesorgt, dass die kulturelle Vielfalt zwischen Chennai und<br />
Trivandrum noch größer ist, als im Norden.<br />
INHALT<br />
Varkala (Süd-Kerala) ....................S. 30-35<br />
Entspannen an der Klippe<br />
Tamil Nadu .......................................................S. 36-41<br />
Bei den Göttern zu Besuch<br />
Indien aktuell ..............................................S. 42-43<br />
Wie sicher lässt es sich reisen?<br />
03/2012<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 29
Spezial / Süd-Indien<br />
Varkala (Süd-Kerala)<br />
Entspannen an der Klippe<br />
Schroff geht es beim Städtchen Varkala nach unten <strong>in</strong>s Meer. Doch hat der Monsun se<strong>in</strong>en<br />
jährlichen Besuch beendet, formt sich e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>sandige Bucht. Der Ort ist zwar längst ke<strong>in</strong><br />
Geheimtipp mehr, bietet aber auf jeden Fall mehr Ruhe als die Strände von Kovalam<br />
30<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
<strong>Die</strong> Schönheit des südwest<strong>in</strong>dischen<br />
Bundesstaates Kerala zeigt sich<br />
bereits beim Landeanflug auf Trivandrum.<br />
<strong>Die</strong> gesamte Malabarküste<br />
entlang des Arabischen Meeres<br />
ist e<strong>in</strong>e Mischung aus Stränden,<br />
Steilklippen und mehr oder<br />
weniger <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander übergehenden<br />
Ortschaften. Vom Flughafen aus<br />
braucht das Taxi etwa e<strong>in</strong>e Stunde<br />
bis Varkala.<br />
Der aus dem 13. Jahrhundert<br />
stammende Janardana-Swami-<br />
Tempel, der dem Gott Vishnu geweiht<br />
ist, hat die Stadt zu e<strong>in</strong>em<br />
bedeutenden Pilgerort für H<strong>in</strong>dus<br />
werden lassen. <strong>Die</strong> 42.000 E<strong>in</strong>wohner<br />
zählende Stadt repräsentiert<br />
das typisch <strong>in</strong>dische Chaos,<br />
das man nur hassen oder lieben<br />
kann. Hier stehen neue neben alten<br />
Zweckbauten, rattern Autos neben<br />
Tuk Tuks und Bussen, strahlen die<br />
Farben der Märkte um die Wette<br />
mit noch bunteren Tempeln. Doch<br />
auch immer mehr westliche Urlauber<br />
kommen nach Varkala. Zwar<br />
s<strong>in</strong>d im Vergleich zum 30 Kilometer<br />
entfernten Strandort Kovalam<br />
die Bademöglichkeiten <strong>in</strong> Varkala<br />
begrenzt, doch bestechen se<strong>in</strong>e<br />
Strände mit wesentlich mehr Ruhe<br />
und der Schönheit der Natur.<br />
<strong>Die</strong> zwei Seiten der Klippe<br />
Das North Cliff bietet e<strong>in</strong>en herrlicher<br />
Meeresblick. Im oberen Teil<br />
der zirka 20 Meter hohen Klippe<br />
reihen sich entlang e<strong>in</strong>es Weges etliche<br />
Unterkünfte, Restaurants und<br />
Geschäfte auf, die bei Sonnenuntergang<br />
zu e<strong>in</strong>em kühlen Dr<strong>in</strong>k mit<br />
Blick von der Klippe auf das Wasser<br />
e<strong>in</strong>laden. Dann sieht man die<br />
Fischer <strong>in</strong> ihren Booten, manchmal<br />
auch <strong>in</strong> ihren E<strong>in</strong>bäumen, verschiedene<br />
Delph<strong>in</strong>schulen oder auch im<br />
Himmel kreisende Raubvögel, die<br />
sich im Sturzflug e<strong>in</strong>en Happen aus<br />
dem Meer fischen. Am Horizont<br />
ziehen Tanker und Conta<strong>in</strong>erschiffe<br />
die Küste entlang.<br />
Der erhöht liegende Teil des<br />
North Cliffs ist rund zwei Kilometer<br />
lang und fest <strong>in</strong> der Hand<br />
von Touristen aus aller Welt, vom<br />
Rucksacktouristen bis zum Individualreisenden,<br />
von der Familie<br />
bis zum Rentnerpärchen. Auf diese<br />
lukrative Kundschaft haben sich<br />
auch viele Verkäufer e<strong>in</strong>gestellt,<br />
doch im Gegensatz zu Orten <strong>in</strong><br />
Nord<strong>in</strong>dien und Rajasthan s<strong>in</strong>d die<br />
Händler <strong>in</strong> Varkala freundlich und<br />
dezent und die Restaurants bieten<br />
e<strong>in</strong>e reiche Auswahl an herrlich<br />
frischem Fisch und Krustentieren,<br />
aber auch Steaks oder vegetarische<br />
Speisen. Dazu gibt es erfrischende<br />
Joghurt-Shakes, die sogenannten<br />
Lassies, frische Fruchtsäfte, Kokosnüsse<br />
oder e<strong>in</strong> kühles Bier. Indischer<br />
Tee, sogenannter Jai, der<br />
mit Milch, Gewürzen und Zucker<br />
aufgekocht wird, rundet die Gaumenfreude<br />
bei Meeresblick ab. E<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>erer Badestand unterhalb der<br />
Spezial / Süd-Indien<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 31
Spezial / Süd-Indien<br />
<strong>Die</strong> sanften Hügel<br />
des Hochlandes<br />
auf dem Weg<br />
nach Kumily<br />
s<strong>in</strong>d durchzogen<br />
von zahlreichen<br />
Gewürzfarmen,<br />
die auch besucht<br />
werden können<br />
Klippe, der über zwei Ste<strong>in</strong>treppen<br />
erreichbar ist, lässt auch Wellenbaden<br />
zu. Der starke Wellengang<br />
erfordert jedoch Vorsicht.<br />
Über e<strong>in</strong>en großen Platz, der <strong>in</strong><br />
seltenen Fällen auch als Hubschrauberlandeplatz<br />
für e<strong>in</strong> benachbartes<br />
Krankenhaus dient, führen Treppen<br />
zu e<strong>in</strong>er unteren Stichstraße mit<br />
e<strong>in</strong>em längerem Strandabschnitt,<br />
dem South Cliff. Hier ist alles fest<br />
<strong>in</strong> <strong>in</strong>discher Hand – e<strong>in</strong>e gute Alternative<br />
zum etwas touristischeren<br />
North Cliff. Farbenprächtig gekleidete<br />
Familien schlendern hier am<br />
Sandstrand und holen sich Rat bei<br />
Schamanen, die ihre <strong>Die</strong>nste anbieten.<br />
Verliebte Pärchen lassen sich<br />
lieber vor der imposanten Naturkulisse<br />
fotografieren.<br />
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Auch am South Cliff f<strong>in</strong>den sich<br />
e<strong>in</strong>ige nette Unterkünfte, die meist<br />
im gemütlichen Wohnviertel liegen.<br />
E<strong>in</strong> Bummel durch die schattigen<br />
Straßen mit viel Grün lohnt<br />
sich. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Fischmarkt, kle<strong>in</strong>e<br />
Läden, Schulen und Privathäuser<br />
umrunden den Tempelbezirk,<br />
der idyllisch an e<strong>in</strong>em Hang liegt<br />
und wirklich e<strong>in</strong>en Besuch wert<br />
ist. Auch als westlicher Besucher<br />
wird man hier schnell zum Teil<br />
der Gesellschaft: K<strong>in</strong>der staunen<br />
mit großen Augen, Anwohner und<br />
Gläubige grüßen freundlich. Ohneh<strong>in</strong><br />
kommt man am <strong>besten</strong> mit den<br />
Menschen <strong>in</strong> Kontakt, wenn man<br />
Varkala und se<strong>in</strong>e Strandgebiete zu<br />
Fuß erkundet. Wer weniger lauffreudig<br />
ist, f<strong>in</strong>det aber an jeder<br />
Ecke e<strong>in</strong> Tuk Tuk und kommt dann<br />
eben – gewollt oder ungewollt – mit<br />
dem Fahrer <strong>in</strong>s Gespräch.<br />
Der idyllisch-abenteuerliche<br />
Weg zu den Gewürzfarmen<br />
Wer e<strong>in</strong> paar Tage an Varkalas<br />
Stränden gefaulenzt hat, sollte sich<br />
zu e<strong>in</strong>em Ausflug nach Kumily<br />
aufmachen. Los geht es früh morgens<br />
mit e<strong>in</strong>em vor Ort gebuchten<br />
Fahrer, der am <strong>besten</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
32<br />
www.<strong>in</strong>asien.de In <strong>Asien</strong>-146hx49b_2013-03-pfad.<strong>in</strong>dd 1 12.03.2013 11:44:28<br />
03/2013
Indiens fasz<strong>in</strong>ierende Natur<br />
guten Geländewagen ausgestattet<br />
se<strong>in</strong> sollte. Trotz passendem Gefährt<br />
ist Ruhe bewahren angesagt.<br />
Vor allem, wenn manche zu überquerende<br />
Brücke ke<strong>in</strong>en vertrauenserweckenden<br />
E<strong>in</strong>druck macht<br />
Kerala, das „Kokosnussland“, ist e<strong>in</strong> wahres Paradies für<br />
Naturliebhaber. Palmengesäumte Strände wechseln sich ab mit<br />
tropischem Dschungel und grünem Hochland. Ausgedehnte<br />
Gewürzgärten umhüllen Besucher mit ihrem Duft – lassen auch<br />
Sie sich verzaubern:<br />
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Rund zwei Kilometer lang ist der erhöhte Teil des North Cliffs<br />
und bietet Unterkünfte, Kaffees und Restaurants<br />
03/2013<br />
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Spezial / Süd-Indien<br />
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und der Fahrer auch noch ständig<br />
beschwichtigt: „No problem, don‘t<br />
worry!.” Und bevor ebenfalls Irritation<br />
bei den aller Ortens wehenden<br />
Fahnen mit den Insignien Hammer<br />
und Sichel aufkommt: Im Bundesstatt<br />
Kerala regieren derzeit die<br />
Kommunisten, und zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
abgewandelten <strong>in</strong>dische Variante,<br />
denn im Geschäftsleben herrscht<br />
dasselbe Handeln und Feilschen<br />
wie <strong>in</strong> ganz Indien.<br />
Wenn sich die ersten sanften Hügel<br />
des Hochlandes zeigen, streift<br />
Mehr als e<strong>in</strong> Kurzstop zwischen Kovalam und Varkala wert: Trivandrum vere<strong>in</strong>igt<br />
die reiche Kultur der Region. Viel Atmosphäre gibt es im Indian Coffee House<br />
man auch die ersten Gewürzfarmen,<br />
deren Angestellte allerlei<br />
zu Gewürzbäumen und -sträuchern<br />
erzählen können. Wer auf den Preis<br />
achtet, sollte se<strong>in</strong>en Gewürzkauf<br />
jedoch lieber an den Marktständen<br />
von Kumily tätigen, dort ist es<br />
wesentlich günstiger. <strong>Die</strong> Fahrtzeit<br />
dorth<strong>in</strong> beträgt <strong>in</strong>sgesamt fünf<br />
Stunden, Fotostopps mite<strong>in</strong>gerechnet.<br />
Dort sortieren sich die müden<br />
Knochen erst e<strong>in</strong>mal wieder bei<br />
e<strong>in</strong>em Spaziergang im Marktgetümmel.<br />
Touristen sieht man kaum,<br />
dafür e<strong>in</strong>e reichhaltige Palette an<br />
Farben und Gerüchen für die S<strong>in</strong>ne.<br />
Außerdem im Marktangebot: Tuk<br />
Tuks, Fahrräder, Sackkarren, Reissäcke,<br />
Töpfe, Pfannen, Besen, Kleidung<br />
und allerlei weitere D<strong>in</strong>ge des<br />
<strong>in</strong>dischen Alltags.<br />
Den langen Rückweg sollte<br />
man sich mit e<strong>in</strong> paar Stopps an<br />
Teeplantagen verkürzen. <strong>Die</strong> kle<strong>in</strong>en,<br />
weißen Tupfer <strong>in</strong> der sattgrünen<br />
Szenerie werden dann bei<br />
genauerem H<strong>in</strong>sehen zu fleißigen<br />
Pflücker<strong>in</strong>nen, die jedoch unter<br />
den regierenden Kommunisten<br />
nicht besser bezahlt werden als zuvor.<br />
Heftige Regenfälle können die<br />
holprigen Strassen b<strong>in</strong>nen weniger<br />
M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Seen verwandeln,<br />
durch die erfahrene Fahrer<br />
ihr Gefährt jedoch <strong>in</strong> der Regel gut<br />
h<strong>in</strong>durch manövrieren. <strong>Die</strong> sich dadurch<br />
verlängernde Autofahrt kann<br />
man zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Plausch mit<br />
dem Fahrer nutzen, etwa zur gegenwärtigen<br />
Politik. Das verspricht<br />
<strong>in</strong>teressant zu werden! Warum s<strong>in</strong>d<br />
etwa <strong>in</strong> Kerala die Kommunisten so<br />
populär? Hier herrscht e<strong>in</strong> zwiegespaltenes<br />
Me<strong>in</strong>ungsbild: E<strong>in</strong>erseits<br />
hätten sie e<strong>in</strong>ige gute Kooperativen<br />
als Vorzeigeprojekte aufgebaut, andererseits<br />
g<strong>in</strong>ge es ihnen wie allen<br />
Regierenden darum, sich erst e<strong>in</strong>mal<br />
die Taschen zu füllen und Posten<br />
mit eigenen Leuten zu besetzen,<br />
so die häufige Me<strong>in</strong>ung.<br />
E<strong>in</strong>e Zugfahrt die ist lustig...<br />
und e<strong>in</strong>e Zugfahrt ab Varkala<br />
34 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
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03/2013
Spezial / Süd-Indien<br />
<strong>Asien</strong> à la carte<br />
Das South Cliff ist fest <strong>in</strong> <strong>in</strong>discher Hand. Hier schlendern verliebte Pärchen am<br />
Strand, andere holen sich Rat bei Schamanen, die ihre <strong>Die</strong>nste anbieten<br />
e<strong>in</strong> besonderer Höhepunkt jeder<br />
Südwest<strong>in</strong>dienreise – so die herrschende<br />
Me<strong>in</strong>ung. Auf also zum<br />
Ticketschalter mit Ziel zum 50 Kilometer<br />
entfernten Trivandrum, <strong>in</strong><br />
der korrekten Version Thiruvananthapuram,<br />
Keralas Hauptstadt. Der<br />
Name ist so lang wie die Bedeutung:<br />
„Stadt der heiligen Schlange“.<br />
Tickets für den sogenannten<br />
Schnellzug, der e<strong>in</strong>e halbe Stunde<br />
braucht, s<strong>in</strong>d zwar etwas teurer,<br />
dafür s<strong>in</strong>d die Wagons jedoch nicht<br />
so überfüllt wie im regulären Zug<br />
und immer noch komfortabel genug<br />
– auch für westliche Verhältnisse.<br />
E<strong>in</strong> wenig erstaunt ist man dennoch,<br />
wenn die <strong>Die</strong>sellok mühsam<br />
schnaufend <strong>in</strong> den Bahnhof<br />
e<strong>in</strong>fährt. Touristen s<strong>in</strong>d kaum zu<br />
sehen, überhaupt steigen wenige<br />
Menschen e<strong>in</strong>. Das ändert sich<br />
jedoch mit jedem Zughalt. Dann<br />
schw<strong>in</strong>gen sich junge Inder behände<br />
mit e<strong>in</strong>em freundlichen „Excuse<br />
me“ <strong>in</strong> die oberen Pritschen und<br />
der darunter Sitzende kann schon<br />
mal von Erdnussschalen berieselt<br />
werden. <strong>Die</strong> Abteilfenster s<strong>in</strong>d im<br />
Übrigen lediglich mit Querstäben<br />
vergittert, was <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />
den vielen Deckenventilatoren für<br />
e<strong>in</strong> recht gutes Klima sorgt.<br />
Trivandrum, welche sich über<br />
sieben Hügel und durch viele Jahrhunderte<br />
w<strong>in</strong>det, ist für die meisten<br />
nur e<strong>in</strong>e kurze Station zwischen<br />
den Stränden von Kovalam und<br />
Varkala. Doch wer sich e<strong>in</strong> wenig<br />
mehr Zeit nimmt, wird hier auf die<br />
reiche Kultur der Region stoßen.<br />
Zentrales Leitsystem dazu ist die<br />
Mahatma Gandhi Road, kurz MG<br />
Road genannt. An ihrem nördlichen<br />
Ende, <strong>in</strong> den Public Gardens, liegt<br />
etwa das Napier-Museum, e<strong>in</strong> märchenhaftes<br />
Bauwerk aus e<strong>in</strong>em<br />
Stilmixtur aus Gotik, Kerala- und<br />
Mogul-Architektur. E<strong>in</strong> Besuch der<br />
Sammlung lohnt – wenn der auch<br />
nicht mit viel Informationen zu<br />
den Exponaten begleitet wird. Unbed<strong>in</strong>gt<br />
zu empfehlen ist e<strong>in</strong> Halt<br />
im Indian Coffee House, e<strong>in</strong>em<br />
kreisrundes Backste<strong>in</strong>gebäude mit<br />
viel <strong>in</strong>discher Kaffeehaus-Atmosphäre.<br />
<strong>Die</strong> Hektik der MG Road<br />
endet auch <strong>in</strong> ihren Seitengassen, <strong>in</strong><br />
denen sich auch die alten Holzbungalows<br />
im Kerala-Stil bef<strong>in</strong>den.<br />
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Besichtungstag der Bierdurst plagt:<br />
In e<strong>in</strong>em „normalen“ <strong>in</strong>dischen Lokal<br />
werden nur antialkoholische<br />
Getränke serviert. Wer dennoch<br />
nicht aufgibt, kann sich auch tagsüber<br />
<strong>in</strong> den Bars der Stadt zu e<strong>in</strong>em<br />
erfrischenden „K<strong>in</strong>gfisher” durchfragen.<br />
Peter Hulansky<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 35
Reise / Süd-Indien<br />
Das lebendige Tiruchirapalli, kurz Trichy genannt, ist idealer Ausgangspunkt zur<br />
nah gelegenen Tempelstadt Srirangam, e<strong>in</strong>e der größten Sakralanlagen Indiens<br />
Tamil Nadu<br />
Zu Besuch bei den Göttern<br />
In üppigen Palmenfeldern und entlang der Strände, die von fleißigen Fischern<br />
bevölkert werden, lässt sich das Herz dravidischer Kultur entdecken, Es ist e<strong>in</strong>e gemütliche<br />
und bunte Pilgerfahrt durch e<strong>in</strong> Land betriebsamer Tempel, bei der die Götter zu treuen<br />
Reisegefährten werden<br />
Der kle<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Flughafen<br />
von Chennai empfängt mit e<strong>in</strong>em<br />
Duft süßen Weihrauchs und dem<br />
e<strong>in</strong>ladenden Lächeln der zahlreichen<br />
Taxifahrer und Geldwechsler.<br />
Schon hier spürt man die souveräne<br />
Lässigkeit, wofür die E<strong>in</strong>wohner<br />
Tamil Nadus <strong>in</strong> ganz Indien<br />
bekannt s<strong>in</strong>d.<br />
Chennai, die Hauptstadt des<br />
süd<strong>in</strong>dischen Bundesstaates Tamil<br />
Nadu, ist e<strong>in</strong>e lebhafte Stadt, die<br />
unablässig ihr Gesicht verändert<br />
und <strong>in</strong> der Tradition und Moderne<br />
e<strong>in</strong>e sonderbare Balance gefunden<br />
haben: Da f<strong>in</strong>den neben Autos aus<br />
dem westlichen Teil der Welt noch<br />
Kühe e<strong>in</strong>en Ehrenplatz – und das<br />
auf zunehmend chaotischen Straßen.<br />
Im Vorbeifahren werden Letztere<br />
von Autofahrern zärtlich getätschelt,<br />
während sich erfolgreiche<br />
IT-Profis Aschestreifen als Zeichen<br />
religiöser H<strong>in</strong>gabe auf die Stirn<br />
p<strong>in</strong>seln.<br />
Dank se<strong>in</strong>er hoch geschätzten Textilprodukte<br />
und Gewürze war die<br />
36<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Stadt schon <strong>in</strong> der Antike e<strong>in</strong> beliebtes<br />
Ziel griechischer, römischer<br />
und babylonischer Händler. Viele<br />
Jahrhunderte später wurde sie zum<br />
Sitz der englischen Ost<strong>in</strong>dischen<br />
Kompanie und zu e<strong>in</strong>em Ort, <strong>in</strong> dem<br />
sich e<strong>in</strong> Großteil englischer Kolonialgeschichte<br />
abspielte, während hier<br />
gleichzeitig e<strong>in</strong>ige der e<strong>in</strong>flussreichsten<br />
<strong>in</strong>dischen Unabhängigkeitskämpfer<br />
geschult wurden.<br />
Heute bee<strong>in</strong>drucken auf den<br />
überdimensionalen und noch handgemalten<br />
Reklametafeln auf den<br />
Straßen die Helden der neuesten<br />
Tollywood-Filme mit furchterregenden<br />
Kampfszenen – Tollywood?<br />
So wird die Film<strong>in</strong>dustrie Süd<strong>in</strong>diens<br />
bezeichnet. So wie das „B“<br />
bei „Bolliwood“ für die Metropole<br />
Bombay steht, kommt das „T“<br />
bei „Tolliwood“ ursprünglich von<br />
Telugu, der größten dravidischen<br />
Sprache und der Sprache mit den<br />
drittmeisten Sprechern nach H<strong>in</strong>di<br />
und Bengali.<br />
E<strong>in</strong> Leben um die Skulptur<br />
In e<strong>in</strong>em weißen Ambassador, dem<br />
Kulttaxi Indiens, geht es durch den<br />
stockenden Verkehr Chennais <strong>in</strong><br />
Richtung des weiter südlich gelegenen<br />
Tempeldorfs Mahabalipuram.<br />
<strong>Die</strong> Reklametafeln werden abgelöst<br />
von üppigen Palmen, die immer<br />
dichter die Straße flankieren. Das<br />
Blickfeld wird bestimmt vom Grün<br />
der üppigen Vegetation, vom Blau<br />
des wolkenlosen Himmels und vom<br />
Rot fruchtbarer Lehmerde.<br />
Über Jahrtausende hat sich hier<br />
die dravidische Kultur unter den<br />
Dynastien der Pallava, Pandya und<br />
Chola entfaltet, wie die heute noch<br />
prachtvollen Tempel der Region beweisen.<br />
Dank se<strong>in</strong>er besonderen geographischen<br />
Position – im Westen<br />
von den Ghats beschützt, im Osten<br />
begrenzt vom Bengalischen Golf –<br />
blieben dem Land der Tamilen viele<br />
der brutalen Angriffe der Maurya-<br />
Könige (3. Jahrhundert) und der<br />
Moghule (13. und 14. Jahrhundert)<br />
erspart, unter denen der Norden zu<br />
leiden hatte. So konnten sich Tanz,<br />
Musik, Poesie und der H<strong>in</strong>duismus<br />
über Jahrhunderte h<strong>in</strong>weg auf raff<strong>in</strong>ierte<br />
Weise entwickeln. Noch heute<br />
bestehen die alten Traditionen<br />
unverändert.<br />
Zwei Stunden Fahrzeit s<strong>in</strong>d von<br />
Tamil Nadu aus bis zum Tempeldorf<br />
Mahabalipuram e<strong>in</strong>zukalkulieren,<br />
welches zum UNESCO Weltkulturerbe<br />
gezählt wird und von se<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>wohnern liebevoll Mahabs<br />
genannt wird. Dass der Ort rege<br />
besucht wird, verraten bei Ankunft<br />
die Klänge Bob Marleys aus e<strong>in</strong>em<br />
Café und die zahlreichen Verkaufsstände<br />
mit bunten Hippiehosen im<br />
Angebot. Tagsüber verlaufen sich<br />
die Touristen zwischen den zahlreichen<br />
Tempelanlagen und abends<br />
spazieren sie am Shore-Tempel, der<br />
sich romantisch über die Küste erhebt.<br />
Schon im siebten Jahrhundert<br />
hatte die dravidische Dynastie der<br />
Pallava die strategische Position<br />
Detail e<strong>in</strong>es H<strong>in</strong>du-Tempels <strong>in</strong> Thanjavur (Tanjore). <strong>Die</strong> angenehme Stadt auf der<br />
Tempelroute durch Tamil Nadu ist absolut sehenswert!<br />
03/2013
Reise / Süd-Indien<br />
Dörfliches Leben im süd<strong>in</strong>dischen Bundesstaat Tamil Nadu, nicht weit entfernt von Chennai, dem „Detroit des Subkont<strong>in</strong>ents“. <strong>Die</strong><br />
Jahrtausende alte dravidische Kultur konnte sich <strong>in</strong> Tamil Nadu dank se<strong>in</strong>er besonderen geographischen Lage bis heute erhalten<br />
Mahabalipurams erkannt und die<br />
betriebsame Hafenstadt zu ihrer<br />
zweiten Hauptstadt nach Kanchipuram<br />
ernannt. Über die nächsten<br />
200 Jahre entstanden noch heute<br />
gut erhaltenen Bauten, die ersten<br />
Beispiele dravidischer Architektur,<br />
bee<strong>in</strong>flusst von buddhistischen<br />
Stilelementen. <strong>Die</strong> monolithischen<br />
Rathas, das s<strong>in</strong>d Tempel <strong>in</strong> Wagenform,<br />
und die imposante, skulptierte<br />
Felsenwand Arjuna’s Penance zeigen<br />
zahlreiche Alltagsszenen und<br />
stehen <strong>in</strong> erfrischendem Kontrast<br />
zu den anderen Tempeln Tamil Nadus,<br />
die sich eher auf das Leben der<br />
Gottheiten konzentrieren.<br />
Mahabalipuram ist noch heute<br />
e<strong>in</strong> Zentrum fleißiger Bildhauer, die<br />
gerne auch bereit se<strong>in</strong>, den e<strong>in</strong>en<br />
oder anderen Touristen zu sich <strong>in</strong><br />
die Lehre zu nehmen – vorausgesetzt,<br />
die entspannte Atmosphäre<br />
verschlägt ihn für mehrere Wochen<br />
hierher. Tag für Tag begleitet der<br />
rhythmische Takt des Meißelns das<br />
friedliche Leben dieses Dorfes, wo<br />
alte Sitten und Tourismus friedlich<br />
nebene<strong>in</strong>ander leben.<br />
Wenn <strong>in</strong> Indien,<br />
leb´ wie e<strong>in</strong> Inder!<br />
<strong>Die</strong> verwöhnende Ruhe von Mahabs<br />
wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lokalen Bus Richtung<br />
0800 - 711 17 00<br />
Pondicherry zur entfernten Er<strong>in</strong>nerung.<br />
Zwischen prallen Reisetaschen<br />
und -tüten, e<strong>in</strong>em Kontrolleur,<br />
der geschickt den Überblick<br />
über die Passagiermassen behält,<br />
ist es e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Kunststück, im<br />
ruckelnden Fahrzeug die Balance<br />
zu halten. Der überfüllte „Direktbus“<br />
macht <strong>in</strong> jedem Dorf Halt, was<br />
jedes Mal e<strong>in</strong>en weiteren Schwung<br />
an Mitfahrern bedeutet. Auch das<br />
ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit, die Balance zu<br />
halten, ke<strong>in</strong>e Chance zum Umfallen.<br />
Während also Menschenmassen<br />
und gleichmäßiges Busruckeln<br />
zur unverhofften <strong>in</strong>neren Ruhe<br />
verhelfen, kann es passieren, dass<br />
man die Busstation <strong>in</strong> Pondicherry<br />
verpasst. Hoffnung gibt der Kontrolleur,<br />
der häufig erschrockene<br />
Touristen mit e<strong>in</strong>em freundlichen<br />
Schultertippen darauf h<strong>in</strong>weist,<br />
dass das Ziel der Reise erreicht<br />
ist. Nicht halb so geschickt wie<br />
die E<strong>in</strong>heimischen hüpft man dann<br />
aus dem noch rollenden Bus und<br />
macht stolpernd se<strong>in</strong>e ersten<br />
Schritte <strong>in</strong> Pondicherry.<br />
<strong>Die</strong> ehemalige französischen<br />
38<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Reise / Süd-Indien<br />
Kolonie versprüht noch heute e<strong>in</strong>en<br />
deutlichen Hauch Kolonialzeit.<br />
Nicht selten stößt man auf<br />
Boulangeries, die frisch gebackene<br />
Baguettes verkaufen. Und die<br />
gepflegten, großzügig angelegten<br />
Straßen des Zentrums werden noch<br />
<strong>Asien</strong>1304_<strong>In<strong>Asien</strong></strong>1111.qxd 28.03.2013 14:12 Seite 1<br />
immer elegant Rues genannt, während<br />
durch die Gassen um den<br />
Aschram der Mutter häufig der<br />
Klang französischer Unerhaltungen<br />
widerhallt.<br />
Wer sich an Maasi Magam an der<br />
Meerespromenade bef<strong>in</strong>det, wird<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Versammlung von Tausenden<br />
festlich gekleideten Gläubigen<br />
geraten. Es ist der Tag, an dem die<br />
Gottheiten Tamil Nadus gebadet<br />
werden. Dazu werden sie mit langen,<br />
von Trommeln angekündigten<br />
Prozessionen <strong>in</strong> bunten Ochsenkarren<br />
<strong>in</strong>s Meer gezogen. Am Strand<br />
unterhalten Essensbuden und Jongleure<br />
das Publikum. Nach dem rituellen<br />
E<strong>in</strong>tauchen kehren die Idole<br />
des Volkes <strong>in</strong> feierlichen Umzügen<br />
zu ihren jeweiligen Wohnsitzen zurück,<br />
wo sie bis tief <strong>in</strong> die Nacht<br />
vom Knallen herzhafter Feuerwerke<br />
empfangen werden. Zur selben<br />
Zeit, an e<strong>in</strong>er weniger glamourösen<br />
Ecken des Strandes, flicken Fischer<br />
noch fleißig ihre Netze. Im Dunkel<br />
der Nacht s<strong>in</strong>d dann nur noch ihre<br />
unzähligen kle<strong>in</strong>en Laternen auf<br />
dem Meer zu sehen, die e<strong>in</strong>e Stadt<br />
im Meer vorgaukeln – der Fischfang<br />
hat bis zum Morgengrauen<br />
begonnen.<br />
Weith<strong>in</strong> sichtbar ragen die vier Torbauten des Meenakshu-<br />
Tempels mit ihren 50 Metern aus dem Häusermeer der<br />
Metropole Madurai, e<strong>in</strong>er der ältesten Städte Südasiens<br />
(im Bild e<strong>in</strong> Detail)<br />
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Reich geschmückt für den Badetag der Götter Tamil Nadus. Es ist Maasi Magam,<br />
der Tag, an dem man sie <strong>in</strong> festlich dekorierten Ochsenkarren <strong>in</strong>s Meer zieht<br />
Mit Shiva <strong>in</strong> die<br />
Erleuchtung tanzen<br />
Pondicherry ist e<strong>in</strong> optimaler Ausgangspunkt<br />
zu e<strong>in</strong>igen der fe<strong>in</strong>sten<br />
Schöpfungen dravidischer Kunst:<br />
Knapp 70 Kilometer südlich liegt<br />
der imposante Thillai Nataraja-<br />
Tempel, der sich auf bee<strong>in</strong>druckenden<br />
22 Hektar ausbreitet. Schon<br />
<strong>in</strong> der Ferne zeigen sich se<strong>in</strong>e vier<br />
E<strong>in</strong>gangstore, die bis zu 50 Meter <strong>in</strong><br />
die Höhe ragen. Es ist der e<strong>in</strong>ziger<br />
große Tempelkomplex der späten<br />
Chola-Periode, erbaut im 13. und<br />
14. Jahrhundert. Der Tempelkomplex<br />
ist e<strong>in</strong> Paradebeispiel für die<br />
klassischen Vorschriften zum Bau<br />
e<strong>in</strong>es Shiva-Tempels: Vorgeschrieben<br />
s<strong>in</strong>d fünf geschlossene Bezirke,<br />
wovon der <strong>in</strong>nerste und engste das<br />
Sanctum Sanctorum umschließt,<br />
das Heiligeste des Heiligen.<br />
Obwohl sich das Leben hier traditioneller<br />
als <strong>in</strong> Pondicherry abspielt,<br />
betont so mancher Priester<br />
stolz se<strong>in</strong>e kosmopolitische E<strong>in</strong>stellung<br />
und verwandelt sich flott <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Touristenführer. H<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er<br />
dicken Glasbrille und mit drei breiten<br />
horizontalen Aschestreifen auf<br />
der Stirn, erklärt etwa der Priester<br />
Sr<strong>in</strong>ivas <strong>in</strong> gebrochenem Deutsch,<br />
dass das östliche und westliche<br />
E<strong>in</strong>gangstor Shiva als kosmischen<br />
Tänzer darstellen und die abgebildeten<br />
Tanzpositionen noch heute<br />
die Basis der Tanzkunst Bharat Natyam<br />
bilden. Eifrig erklärt er auch,<br />
dass der Königssaal auf tausend<br />
Säulen ruht, wovon e<strong>in</strong>e das Be<strong>in</strong><br />
Shivas ist.<br />
In der <strong>in</strong>nersten und heiligsten<br />
Kammer der Tempelanlage, dem<br />
Sanctum Sanctorum, bef<strong>in</strong>det sich<br />
unter e<strong>in</strong>em Dach aus massivem<br />
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Heft 2/07<br />
ISSN 1438-7905<br />
Reise / Süd-Indien<br />
Gold Shivas Hauptskulptur. Ausschließlich<br />
H<strong>in</strong>dus haben hier Zutritt.<br />
Aber auch ohne dem Darshan,<br />
dem direkten Augenkontakt<br />
mit Gott, ist der Tempel mit se<strong>in</strong>en<br />
sche<strong>in</strong>bar unendlichen Zeremonien,<br />
der mit Weihrauch geschwängerten<br />
Luft und mit se<strong>in</strong>en mystischen<br />
Gesängen e<strong>in</strong>er der fasz<strong>in</strong>ierendsten<br />
Orte der Region. Mit der Gewissheit,<br />
dass Shiva Nataraja mit<br />
se<strong>in</strong>em furchterregenden Tanz hier<br />
unermüdlich das Böse bekämpft,<br />
kann man sich vom Thillai Nataraja-Tempel<br />
beruhigt auf den Weg<br />
nach Gangakondacholapuram machen.<br />
Gesegnet und auf<br />
Wiedersehen!<br />
Was im neunten Jahrhundert die<br />
gedeihende Hauptstadt der Chola<br />
war, ist heute e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es abgelegenes<br />
Dorf, dessen vergangener<br />
Glanz nur noch durch den großen<br />
Gangakondacholapuram-Tempel<br />
zu erkennen ist. Der Shiva-Tempel<br />
ist mit se<strong>in</strong>em hohen Turm e<strong>in</strong> architektonisches<br />
Wunder und wird<br />
derzeit vom Archaeological Survey<br />
Innenansicht der 1.000-Pfeiler-Halle im Meenakshi-Tempel, Madurai. Im 16. /18.<br />
Jahrhundert entstanden, erstreckt sich der Komplex auf gewaltigen 6 Hektrar<br />
India sorgfältig restauriert. Trotz<br />
se<strong>in</strong>er monumentalen Ersche<strong>in</strong>ung<br />
und bildhauerischen Qualität wird<br />
der Tempel wenig besucht und ist<br />
daher e<strong>in</strong>e wahre Empfehlung für<br />
e<strong>in</strong>en Abstecher. Neugierige Pujaris,<br />
h<strong>in</strong>duistische Priester, könnten<br />
sich jedoch aufgefordert fühlen, den<br />
unwissenden westlichen Besucher<br />
stolz zu e<strong>in</strong>em immensen L<strong>in</strong>gam,<br />
dem weit verehrte Glied Shivas,<br />
zu führen und dort e<strong>in</strong>en privaten<br />
Gottesdienst zu improvisieren.<br />
Gesegnet und mit purpurrotem<br />
Kumkum-Pulver aus Safran oder<br />
Kurkuma auf der Stirn, geht es danach<br />
zum Dorf, wo es leckeren Kokosnuss-Saft<br />
zu kaufen gibt. Sobald<br />
der Preis nach kurzer Verhandlung<br />
feststeht, wird der strenge Gesichtsausdruck<br />
des Händlers weich und<br />
man genießt das süß-säuerliche Getränk<br />
neben ihm auf der Mauer, die<br />
dieses Mal ke<strong>in</strong>e Tempelmauer ist.<br />
Monika Hirmer<br />
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März/April<br />
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Indoch<strong>in</strong>a • Macau • Burma: Flusskreuzfahrt • Jade<br />
Jade – das Gold <strong>Asien</strong>s<br />
Fasz<strong>in</strong>ierend, wertvoll und oft gefälscht<br />
<strong>Die</strong> Kirschgänger<br />
So feiert Japan das Fest der Kirschblüten<br />
Burma: Flusskreuzfahrt<br />
auf dem Ayeyarwadi<br />
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INDOCHINA<br />
Gratwanderung<br />
zwischen zwei Kulturen<br />
Japans Fischereiflotten im<br />
Kampf um Fanggebiete<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Asien</strong>trends<br />
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MACAU Hong Kongs kle<strong>in</strong>e<br />
Schwester erlebt e<strong>in</strong>e ungeahnte Blüte<br />
DIE DIE MEERE<br />
LEEREN<br />
CHINAS<br />
UMWELTSORGEN<br />
Und wie die Deutschen<br />
sie lösen können
Spezial / Süd-Indien<br />
Indien aktuell<br />
In letzter Zeit haben Berichte von Vergewaltigungen e<strong>in</strong> schlechtes Licht auf das<br />
Reiseland geworfen. Wie reist es sich als Frau durch Indien? <strong>in</strong><strong>Asien</strong> hat nachgefragt<br />
Aufklärung nötig<br />
Es besteht e<strong>in</strong> krasser Gegensatz<br />
zwischen dem Bild Indiens, das<br />
gern als „Mutterland“ propagiert<br />
wird, und der realen Stellung der<br />
Frau. <strong>Die</strong> Selbstverständlichkeit, mit<br />
der Frauen zu Opfern von Gewalt<br />
und sexuellen Übergriffen gemacht<br />
werden, ist erschütternd. Zwar hat<br />
Indien ausreichende Gesetze zum<br />
Schutz von Frauen und der E<strong>in</strong>haltung<br />
von Menschenrechten, jedoch<br />
sche<strong>in</strong>en diese ke<strong>in</strong>e Wirkung zu<br />
haben. Fraglich ist daher, ob die neu<br />
erlassenen Gesetze zum Schutz der<br />
Frau e<strong>in</strong>e Änderung herbeiführen.<br />
Es ist natürlich e<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong> die<br />
richtige Richtung, aber die größte<br />
Herausforderung besteht dar<strong>in</strong>, an<br />
den Jahrhunderte alten Traditionen<br />
zu rütteln: In der vorvedischen Zeit<br />
galt <strong>in</strong> Indien das matriarchalische<br />
Machtsystem der Draviden, e<strong>in</strong>e<br />
Verehrung der weiblichen Gottheit<br />
Schweigekodex<br />
und damit e<strong>in</strong> hohes Ansehen der<br />
Frau. <strong>Die</strong>se Kultur wurde nach<br />
und nach von den patriarchalischen<br />
Ariern verdrängt. Heute gilt unter<br />
den G20-Staaten Indien als<br />
das Land mit dem schlechtesten<br />
Stand der Frau. Es wird Jahrzehnte<br />
Seitdem durch e<strong>in</strong>e sehr aktive<br />
Presse und zahlreiche Proteste der<br />
Bevölkerung die brutale Gruppenvergewaltigung<br />
e<strong>in</strong>es jungen Mädchens<br />
<strong>in</strong> die Öffentlichkeit getragen<br />
wurde, ist die Gesellschaft Indiens<br />
endlich aufgewacht und beg<strong>in</strong>nt,<br />
der Wahrheit <strong>in</strong>s Auge zu schauen:<br />
Viele Fälle werden nicht gemeldet,<br />
da die Opfer mit dem Stigma durch<br />
die Gesellschaft nicht leben wollen.<br />
<strong>Die</strong> Polizei ist oft nicht behilflich<br />
und die Gesellschaft ist mit e<strong>in</strong>em<br />
Schweigekodex belegt. <strong>Die</strong> Tabus,<br />
mit denen das Thema Sexualität<br />
belegt ist und die Tatsache, dass<br />
Verbrecher meist unbestraft entkommen,<br />
zeigen, dass e<strong>in</strong>e Lösung<br />
nur durch tiefgreifende Veränderungen<br />
der Gesellschaft möglich<br />
ist. Löblich ist, dass die Medien<br />
die Lage ernst genommen haben<br />
und den Prozess zur Emanzipierung<br />
unterstützen – und hoffentlich<br />
auch beschleunigen. Ich hoffe jedoch<br />
auch, dass die derzeitige Lage<br />
nicht das gesamte Bild Indiens <strong>in</strong><br />
der Welt unter e<strong>in</strong>e negative Lupe<br />
fassen wird.<br />
Monika Hirmer<br />
lebt seit fünf Jahren als<br />
Programmkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> des<br />
Goethe-Zentrums <strong>in</strong> Hyderabad<br />
dauern, diese veralteten Wertvorstellungen<br />
zu beseitigen. Gebt der<br />
<strong>in</strong>dischen Regierung Zeit, die Gesetze<br />
umzusetzen und dem Volk,<br />
diese anzunehmen. Schulungen und<br />
Aufklärungsarbeit von Seiten der<br />
Behörden zwecks Klärung e<strong>in</strong>es<br />
Vergewaltigungsfalls s<strong>in</strong>d nötig.<br />
Auch müssen Frauen den Mut besitzen,<br />
sich ihrer Familien und den<br />
Behörden anzuvertrauen. Wer etwas<br />
zur Bekämpfung des Frauenbildes<br />
<strong>in</strong> Indien beitragen möchte,<br />
kann Frauenbewegungen und die<br />
zahlreichen NGO´s <strong>in</strong> Indien f<strong>in</strong>anziell<br />
unterstützen. Sie s<strong>in</strong>d es,<br />
die auf den Straßen Indiens für Gerechtigkeit<br />
kämpfen und wertvolle<br />
Aufklärungsarbeit leisten.<br />
Sar<strong>in</strong>a Bansal-Goerke<br />
besitzt <strong>in</strong>dische Wurzeln und engagiert<br />
sich für die Rechte von Frauen<br />
und K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Indien<br />
42<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Spezial / Süd-Indien<br />
Achtsam <strong>in</strong> Delhi<br />
<strong>Die</strong> Vergewaltigungsfälle spiegeln<br />
die Zerrissenheit Indiens wider.<br />
Das riesige Land versucht e<strong>in</strong>en<br />
Spagat zwischen Moderne und<br />
konservativen Vorstellungen zu<br />
bewerkstelligen. Trotz technischen<br />
Fortschritts und Demokratie s<strong>in</strong>d<br />
Bildungschancen ungleich verteilt<br />
und das Kastensystem noch immer<br />
<strong>in</strong> der Gesellschaft verankert.<br />
Patriarchalische Strukturen sorgen<br />
dafür, dass Indien unter den 20<br />
größten Weltnationen <strong>in</strong> Sachen<br />
Stellung der Frau am schlechtesten<br />
abschneidet. Achtsam sollten Tourist<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> Delhi se<strong>in</strong>; die Hauptstadtregion<br />
ist schon lange e<strong>in</strong> Hort<br />
für Krim<strong>in</strong>elle, anders als etwa das<br />
weltstädtische Mumbai. Dass so<br />
viele Menschen aus Protest gegen<br />
Welcome to India!<br />
Im Januar b<strong>in</strong> ich vier Wochen durch<br />
Indien gereist – zwei Wochen davon<br />
als Teilnehmer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sogenannten<br />
Riksha-Rallye von Rajasthan nach<br />
Kerala, e<strong>in</strong>er Strecke von gut 3.200<br />
Kilometern, <strong>in</strong> denen unser vierköpfiges<br />
Team, bestehend aus zwei<br />
Frauen und zwei Männern, völlig<br />
auf sich gestellt war. Wir haben<br />
Unterkünfte jeweils vor Ort gesucht<br />
und gefunden. Tagsüber haben wir<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Teeküchen irgendwo am<br />
Straßenrand gegessen. Wir hatten<br />
ke<strong>in</strong> Zelt dabei, das war unnötig,<br />
Vergewaltigung und Missbrauch<br />
von Frauen auf die Straße gegangen<br />
s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong> sehr positives Signal.<br />
Anne-Katr<strong>in</strong> Schulz<br />
ist Leiter<strong>in</strong> der Unternehmenskommunikation<br />
& Market<strong>in</strong>g<br />
des Bunds der Auslands-<br />
Erwerbstätigen e.V. (BDAE)<br />
weil es entlang unserer Strecke<br />
Hotels jeder Preisklasse gab. Überall<br />
wurden wir von wildfremden<br />
Passanten mit e<strong>in</strong>em freundlichen<br />
„Welcome to India!“ begrüßt. Es<br />
gab ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige negative oder<br />
unfreundliche Reaktion. Ich würde<br />
immer wieder nach Indien reisen<br />
– ohne Angst. Es ist und bleibt<br />
e<strong>in</strong>es der sichersten Reiseländer<br />
der Welt.<br />
Edith Schiele<br />
ist Geschäftsführer<strong>in</strong> des<br />
Reiseveranstalters Wheel of India<br />
Starren und Staunen<br />
Jahrelang habe ich von Indien geträumt.<br />
Vor drei Jahren war es endlich<br />
soweit. Allen Warnungen über<br />
Krankheiten und grabschenden<br />
Männern zum Trotz habe ich mich<br />
auf den Weg gemacht. Es ist richtig:<br />
Indische Männer gaffen, was das<br />
Zeug hält. Daran muss man sich<br />
erst e<strong>in</strong>mal gewöhnen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
habe ich mich selbst beim Glotzen<br />
ertappt, so unfassbar begeistert<br />
war ich von den Menschen. Relativ<br />
schnell habe ich es nicht mehr<br />
als befremdlich empfunden, angestarrt<br />
zu werden und konnte mich<br />
auf Land und Leute e<strong>in</strong>lassen. Bei<br />
e<strong>in</strong>em zweiten Trip durch Indien<br />
im Rahmen des „Rikshaw Run“<br />
war unser Team häufig umr<strong>in</strong>gt<br />
von neugierigen Männer, denen wir<br />
pausenlos Erklärungen über uns<br />
abgeben mussten. Wir haben dafür<br />
so viel strahlende Gesichter<br />
geerntet – ohne Grabschen – dass<br />
ich jetzt noch Gänsehaut bekomme.<br />
Übrigens: <strong>Die</strong> Frauen waren<br />
genauso neugierig, nur wesentlich<br />
schüchterner und leider kaum auf<br />
den Straßen anzutreffen. Trotz aller<br />
Bestürzung über die grausamen<br />
Übergriffe auf Frauen <strong>in</strong> Indien<br />
b<strong>in</strong> ich unendlich dankbar, dass ich<br />
diese wunderbaren Reisen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
solchen Intensität und Unbefangenheit<br />
genießen konnte.<br />
Elena Ramirez-Voltaire<br />
ist Mitarbeiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er asiatischen<br />
Fluggesellschaft<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 43
Leser<br />
berich t en<br />
Indien – <strong>Die</strong> Andamanen<br />
Zwischen Strand und Dschungel<br />
Breit und menschenleer ist der weiße Sandstrand. Aus dem Regenwald dr<strong>in</strong>gen die Laute der Paradiesvögel<br />
und die Augen atmen das satte Grün, davor Bananenplantagen und Reisfelder <strong>in</strong> vollem Saft.<br />
W<br />
ir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Indien – und doch<br />
so weit weg von diesem riesigen<br />
Subkont<strong>in</strong>ent, genauer gesagt 1.200<br />
Kilometer östlich von Chennai,<br />
mitten im Golf von Bengalen. <strong>Die</strong><br />
Andamanen, e<strong>in</strong>e etwa 8.200 Quadratkilometer<br />
große, langgezogene<br />
Inselkette, steht zwar unter <strong>in</strong>discher<br />
Verwaltung, liegt aber viel<br />
näher an Burma und Thailand. <strong>Die</strong><br />
meisten der 400.000 E<strong>in</strong>wohner<br />
haben noch nie <strong>in</strong> ihrem Leben das<br />
<strong>in</strong>dische Festland betreten. Im wesentlichen<br />
bestehen die Andamanen<br />
aus den Haupt<strong>in</strong>seln Süd-Andamanen,<br />
Mittel-Andamanen und Nord-<br />
Andamanen sowie den südlichen<br />
Nicobaren. Letztere s<strong>in</strong>d nicht für<br />
den Tourismus zugänglich.<br />
Stammesvölker besiedelten bereits<br />
vor über 65.000 Jahren die<br />
Andamanen – und zwar lange bevor<br />
persische und <strong>in</strong>dische Händler vom<br />
Festland, britische und japanische<br />
Besatzer und später Zuwanderer aus<br />
Bangladesh, Birma, Thailand, Malaysia<br />
und natürlich Indien die Inseln<br />
zu ihrer neuen Heimat erkoren. Auf<br />
den Andamanen entwickelte sich so<br />
e<strong>in</strong> „kle<strong>in</strong>es Indien“ mit e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
an Ethnien, Sprachen und Religionen.<br />
Noch gibt es ke<strong>in</strong>e klobigen<br />
Hotelkomplexe oder High-Speed-<br />
Internetverb<strong>in</strong>dung, wenn auch der<br />
Tourismus seit e<strong>in</strong>igen Jahren zunimmt.<br />
<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>wohner leben mit<br />
von <strong>in</strong><strong>Asien</strong>-Leser<strong>in</strong> Anja Barth<br />
dem Wetter und dem Rhythmus der<br />
Reis- und Gemüseernte. E<strong>in</strong> bisschen<br />
Wohlstand br<strong>in</strong>gt ihnen jedoch<br />
der Tourismus und – mit e<strong>in</strong>em Tag<br />
Verspätung – die Zeitung.<br />
Insel-Hopp<strong>in</strong>g per Fähre<br />
<strong>Die</strong> kle<strong>in</strong>e Hauptstadt Port Blair<br />
auf den Süd-Andamanen ist unser<br />
Ausgangspunkt, um das Inselreich<br />
zu entdecken. Zwischen den Inseln<br />
verkehren kle<strong>in</strong>e Fähren. <strong>Die</strong><br />
Tickets hierfür zu bekommen ist<br />
nicht immer e<strong>in</strong>fach. Deshalb lieber<br />
e<strong>in</strong>en „Puffertag“ e<strong>in</strong>planen. Wir<br />
fahren also zwei Tagen später mit<br />
e<strong>in</strong>er rustikalen Fähre nach Neil Island.<br />
<strong>Die</strong> etwa 19 Quadratkilometer<br />
44 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Autor<strong>in</strong> Anja Barth und ihr Lebens- und Reisepartner<br />
auf Schnorcheltour im Wasserparadies der Andamanen<br />
Reise<br />
große Insel besteht<br />
aus e<strong>in</strong>em zentralen Dorf<br />
und vier Straßen. Dazwischen liegen<br />
Felder, Regenwald und Strand.<br />
Bei frisch gefischtem Red Snapper<br />
lernen wir den jungen Neil<br />
Island-Bewohner Diddi kennen.<br />
Am nächsten Tag unternehmen<br />
wir geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en Schnorcheltrip.<br />
Diddi zeigt uns die<br />
Korallengründe und Seegrasweiden.<br />
Leider gesellt sich das<br />
Nationaltier der Andamanen,<br />
die Dugong bzw. Seekuh,<br />
nicht zu uns.<br />
Nach e<strong>in</strong>igen Tagen absoluter<br />
Inselidylle <strong>in</strong> der Nebensaison<br />
wird es Zeit für das nächste Eiland<br />
und e<strong>in</strong> bisschen mehr Trubel:<br />
Havelock. Auch wenn e<strong>in</strong> Großteil<br />
der Insel undurchdr<strong>in</strong>glicher<br />
Dschungel ist, s<strong>in</strong>d hier die meisten<br />
Touristen anzutreffen. <strong>Die</strong> großen<br />
Tauchschulen haben sich hier<br />
niedergelassen und von Luxus bis<br />
„Low Budget“ gibt es Unterkünfte<br />
aller Preisklassen. Wir bewohnen<br />
e<strong>in</strong>e traditionelle Stelzenhütte<br />
aus Bambus und Palmenblättern<br />
<strong>in</strong> Strandnähe und erkunden die<br />
Gegend per Moped und Fahrrad.<br />
E<strong>in</strong> plötzlicher Wetterumschwung<br />
macht dem Regenwald alle Ehre.<br />
Wir lassen uns dennoch nicht<br />
von unserer geplanten Bootstour<br />
zu e<strong>in</strong>em nahe gelegenen<br />
Schnorchelgebiet<br />
abbr<strong>in</strong>gen und schwimmen<br />
mit bunten Papageifischen.<br />
Den Clownfischen<br />
w<strong>in</strong>ken wir <strong>in</strong> ihre Anemonenverstecken<br />
zu. Im Anschluss<br />
erkunden wir das<br />
kaum bewohnte Long Island, e<strong>in</strong><br />
w<strong>in</strong>ziges, fast komplett bewaldetes<br />
Inselchen. Hier fahren ke<strong>in</strong>e Autos,<br />
ke<strong>in</strong>e Rikshas, selbst Mopeds<br />
s<strong>in</strong>d selten. Es gibt nur e<strong>in</strong> privates<br />
Gästehaus. Und wir unternehmen<br />
lange Spaziergänge im Regen.<br />
Land der Jarawas<br />
Durch ruhige Mangrovengewässer<br />
schippern wir weiter nach Rangat,<br />
e<strong>in</strong>em Städtchen auf den Mittel-<br />
Andamanen. Am Anlegesteg begrüßt<br />
uns e<strong>in</strong> Schild „Beware of<br />
Crocodiles“. Doch wir wollen sowieso<br />
nicht baden, sondern nehmen<br />
den Bus gen Süden zum Abschluss<br />
unserer kle<strong>in</strong>en Rundreise. Gut zu<br />
wissen: <strong>Die</strong> Haupt<strong>in</strong>seln der Andamanen<br />
s<strong>in</strong>d durch die „Andaman<br />
Trunk Road“ (ATR) verbunden,<br />
e<strong>in</strong>er mäßig ausgebauten Nord-<br />
Süd-Trasse mit kurzen Fährverb<strong>in</strong>dungen.<br />
<strong>Die</strong> Strecke führt mitten<br />
durch das Stammesgebiet des Jarawa-Volkes.<br />
Plötzlich versperrt uns e<strong>in</strong>e Gruppe<br />
junger Männer und Frauen mitten<br />
auf der Straße den Weg. Es<br />
s<strong>in</strong>d junge Jarawas, die zusteigen<br />
wollen, gekleidet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mischung<br />
aus T-Shirts und Naturmaterialien.<br />
Um den Kopf tragen sie geflochtene<br />
Kränze aus Muscheln und<br />
Blättern. Nicht nur wir Ausländer,<br />
auch die <strong>in</strong>dischen Buspassagiere<br />
recken die<br />
Hälse. Nach wenigen<br />
Kilometern steigen<br />
die Jarawas wieder<br />
aus, verschw<strong>in</strong>den<br />
im Dschungel<br />
und lassen uns<br />
irritiert zurück.<br />
Später erfahren<br />
wir, dass das<br />
Zusammenleben<br />
zwi-<br />
Leserreisen gesucht!<br />
Auf dieser Doppelseite kann jeder zu<br />
Wort kommen, der <strong>in</strong> <strong>Asien</strong> se<strong>in</strong>e ganz<br />
persönlichen Erfahrungen gemacht hat.<br />
E<strong>in</strong>zige Voraussetzung: <strong>Die</strong> Geschichte<br />
sollte mit selbst geschossenen Bildern<br />
illustriert werden, von denen e<strong>in</strong> Bild<br />
den Erzähler zeigt. Der Text sollte etwa<br />
4.000 Zeichen ohne Leerzeichen enthalten.<br />
Für jede abgedruckte Geschichte<br />
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Asia Vision Verlag / Leserreise<br />
Rudolfstr. 22-24, 60327 Frankfurt<br />
Fax: +49 (0)69-665632-22<br />
On the road aga<strong>in</strong>. Per Bus durch Stammesgebiet<br />
auf der „Andaman Trunk Road“ (ATR)<br />
schen den <strong>in</strong>digenen Völkern und<br />
den zugezogenen Andamanen-Bewohnern<br />
e<strong>in</strong>e sensible Angelegenheit<br />
ist. Entlang der ATR untersagen<br />
H<strong>in</strong>weisschilder den Kontakt mit<br />
den Jarawas: Es ist verboten, ihnen<br />
Essen oder Kleidung zu schenken,<br />
geschweige, sie zu fotografieren.<br />
Knapp acht Stunden dauert die<br />
170 Kilometer lange, holprige Busfahrt<br />
zurück nach Port Blair. Wieder<br />
setzt e<strong>in</strong> heftiger Regenschauer<br />
e<strong>in</strong>. Er nährt diese Inseln, lässt sie<br />
im üppigen Grün wuchern, macht<br />
sie fruchtbar und gleichzeitig so<br />
undurchdr<strong>in</strong>glich.<br />
Auf Ihrem Reiseblog hat die Autor<strong>in</strong><br />
zwei Videos zu ihrer Andamanenreise<br />
e<strong>in</strong>gestellt: http://weiteweltweltweit.wordpress.com<br />
Wohnen mitten im Dschungel kann man auf<br />
Long Island<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 45
Reise<br />
Myanmar<br />
Straße <strong>in</strong>s Glück<br />
Morgens um sieben hockt Hla Hla Zan auf der Veranda auf e<strong>in</strong>em Schemel. Mittags sitzen<br />
an diesem Tisch Touristen. Jetzt hat sie e<strong>in</strong> paar Bengel um sich geschart, <strong>in</strong> kurzen Hosen,<br />
T-Shirts und Badelatschen. Sie haben vergilbte Bücher vor sich liegen, Rhomben, Quader und<br />
Dreiecke s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> abgebildet, der Satz des Pythagoras steht auf dem Programm. Denn im<br />
Htay-Htay-Restaurant unterrichtet die Lehrer<strong>in</strong> Hla Hla Zan die Strandjungen <strong>in</strong> Mathe.<br />
„S<br />
ie müssen lernen, denn jetzt kommen<br />
die Ausländer. Wir müssen uns<br />
vorbereiten“, sagt sie. Das Htay-<br />
Htay-Restaurant, e<strong>in</strong> Holzbau auf<br />
Stelzen mit e<strong>in</strong>em Dach aus Palmblättern,<br />
ist nach se<strong>in</strong>er Besitzer<strong>in</strong><br />
benannt. „Htay Htay heißt reich,<br />
sehr reich. Ich werde bald Millionär<strong>in</strong>,<br />
vielleicht Milliardär<strong>in</strong>“, lacht<br />
diese. Zu e<strong>in</strong>igem Wohlstand wird<br />
sie es br<strong>in</strong>gen. Denn ihr Restaurant<br />
mit angeschlossenem Souvenirge-<br />
schäft liegt an der Straße, die h<strong>in</strong>ter<br />
dem besterschlossenen Strand Myanmars<br />
entlang führt. Über Jahre<br />
war Ngapali Beach der Geheimtipp<br />
unter Myanmar-Kennern, die sich<br />
um die Diktatur der Generäle nicht<br />
scherten oder ihr Gewissen mit der<br />
Unterstützung von Hilfsprojekten<br />
beruhigten. Nun, wo die Generäle<br />
Myanmars ihre Uniformen abgelegt<br />
haben, soll der Strand Massen<br />
von Touristen anziehen.<br />
46<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
Soe Soe, 11, hat sich und ihre Schwester zum Anlass des<br />
Erntedankfests im Januar mit Thanaka-Paste dekoriert<br />
03/2013
Reise<br />
Wie lange wird so e<strong>in</strong>e Strandszenerie noch zu sehen se<strong>in</strong>? Schon heute leben mehr als 50.000<br />
Burmesen vom Tourismus. Und wenn Preise e<strong>in</strong> Gradmesser s<strong>in</strong>d: Hier geht es nur nach oben<br />
Sie alle werden über die Mya<br />
Py<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong> Road kommen, die vom<br />
Flugplatz Thandwe bis <strong>in</strong>s nahe Fischerdorf<br />
führt. Immer entlang der<br />
Küste verläuft die holprige Piste, gut<br />
zehn Kilometer lang. Übersät von<br />
Schlaglöchern, Pfützen, Wellen im<br />
Teer, weil Äste ihn anheben. Sie ist<br />
die Lebensader des Strandes. L<strong>in</strong>ks<br />
und rechts zeigt sich das Myanmar<br />
dieser Tage wie durch e<strong>in</strong> Brennglas.<br />
„Unsere Straße erzählt alles,<br />
was <strong>in</strong> Myanmar passiert, auf ihren<br />
wenigen Kilometern“, sagt Ole<br />
Rehländer. Der Deutsche kam 2009<br />
als Hotelmanager nach Myanmar.<br />
Heute trägt er die Verantwortung<br />
für den Aufbau des Hotels. Das<br />
Holz für dessen Fünf-Sterne-Bungalows<br />
mit Blick auf den Sonnenuntergang<br />
stammt aus Myanmar,<br />
die Ökofarben für se<strong>in</strong>e Lasur wurden<br />
aus Deutschland e<strong>in</strong>geflogen.<br />
Von dort stammt auch das Geld der<br />
Investoren. In Dubai hat Rehländer<br />
Barkeeper Than Yu überredet, <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong> Heimatland zurückzukehren.<br />
„Vor drei Jahren hätten wir ihm<br />
nur dreihundert Dollar im Monat<br />
zahlen müssen. Heute s<strong>in</strong>d es schon<br />
fast tausend“, sagt se<strong>in</strong> Chef. Und<br />
der neunundzwanzigjährige Than<br />
Yu bemerkt, dass er zwar <strong>in</strong> Dubai<br />
tausendsiebenhundert Dollar bekommen<br />
habe. „Hier <strong>in</strong> Myanmar<br />
aber ist auch alles viel billiger. Und<br />
es ist me<strong>in</strong> Heimatland.“<br />
Farbe und Stoffe aus Ch<strong>in</strong>a<br />
Das Leid und die Hoffnung, die Gew<strong>in</strong>ner<br />
und Verlierer, die Ausbeuter<br />
und ihre Opfer – sie alle leben hier,<br />
entlang der Straße. Zu den Gew<strong>in</strong>nern<br />
könnte auch Ko T<strong>in</strong> Soe zählen.<br />
Von se<strong>in</strong>em Vater hat er im Prov<strong>in</strong>zstädtchen<br />
Thandwe die vierzig Jahre<br />
alte Weberei übernommen. „Wir<br />
würden unsere Produktion gerne<br />
um fünfzig Prozent ausweiten“, erzählt<br />
der Dreiundzwanzigjährige.<br />
„Aber wir f<strong>in</strong>den nicht genug Arbeiter<strong>in</strong>nen,<br />
die die alten Muster<br />
noch beherrschen.“ Vielleicht liegt<br />
der Mangel auch daran, dass sich <strong>in</strong><br />
den nahen Luxushotels am Strand<br />
leichter Geld verdienen lässt. Tausend<br />
Kyat, gut e<strong>in</strong>en Euro, bekommt<br />
Ma Thida Kha<strong>in</strong>g, wenn sie über<br />
e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Tage e<strong>in</strong>en Longyi webt.<br />
So gleichmäßig wie die Wellen des<br />
nahen Meeres den Strand hoch laufen,<br />
treten ihre Füße die Pedale aus<br />
Bambusrohr, das Schiffchen mit<br />
dem Garn schießt sie mit Macht<br />
auf die andere Seite des klapprigen<br />
Holzwebstuhls. <strong>Die</strong> Baumwolle, die<br />
Seide, die Farben – bis auf die billige<br />
Arbeitskraft kommt alles hier<br />
aus Ch<strong>in</strong>a. „In Myanmar haben wir<br />
nicht die richtige Qualität“, sagt<br />
Soe. Für 5.000 Kyat verkauft er die<br />
Stoffe an die Hotels und Andenkenläden<br />
entlang der Strandstraße, die<br />
sie dann für 7.000 oder 8.000 Kyat<br />
an die Besucher aus Europa weiterreichen.<br />
Besonders die Männer<br />
ziehen die langen Röcke sofort über<br />
– die Komb<strong>in</strong>ation von Poloshirt mit<br />
Wickelrock gibt den Touristen jenes<br />
verwegene Gefühl, das Urlaub erst<br />
zu Urlaub macht.<br />
Longyis bietet auch die neue<br />
Boutique des Bayview Hotels an.<br />
Das Luxushotel ist e<strong>in</strong>es der ersten<br />
Häuser entlang der Strandstraße<br />
und gehört deutschen Investoren.<br />
Zwei junge deutsche Manager führen<br />
das Haus. „Für uns ist das e<strong>in</strong>e<br />
riesige Chance, uns zu bewähren,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e uns unbekannte Region<br />
vorzudr<strong>in</strong>gen“, sagt Patrick Peukert.<br />
Er ist gerade sechsundzwanzig<br />
Jahre alt, hat erst vor drei Jahren<br />
die Hotelfachschule <strong>in</strong> Luzern abgeschlossen.<br />
Und schon spürt er<br />
genau, welches Juwel er mit dem<br />
Bayview <strong>in</strong> Händen hält. Der Abtritt<br />
der Militärjunta, die Öffnung<br />
des Landes, lassen es nun richtig<br />
glänzen. „Zum ersten Mal s<strong>in</strong>d wir<br />
schon jetzt praktisch für die ganze<br />
Saison ausgebucht.“<br />
Schon im Jahr der politischen<br />
Öffnung 2011 kamen fünfundzwanzig<br />
Prozent mehr Touristen<br />
<strong>in</strong>s Land. 2012 soll ihre Zahl die<br />
Millionengrenze überspr<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong><br />
03/2013<br />
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Reise<br />
Schon <strong>in</strong> der Morgendämmerung sieht man sie nach den w<strong>in</strong>zigen Muscheln graben - die, die wenig vom großen Rad der<br />
Wirtschaft mitbekommen. Stundenlang werden sie später die Muscheln zu Ketten und Armbändern verarbeiten<br />
Cronies, die Geschäftsleute, die den<br />
Generälen nahe standen, verlegen<br />
sich mehr und mehr von illegalen<br />
Geschäften wie dem Schlagen von<br />
Holz auf den lukrativen Bau von<br />
Straßen, Hotels oder Flughäfen.<br />
Aus dem nahen Thailand und S<strong>in</strong>gapur<br />
kommen immer mehr Masch<strong>in</strong>en,<br />
und auch die deutsche<br />
Flugl<strong>in</strong>ie Condor fliegt nun wieder<br />
<strong>in</strong> die Metropole Rangun. 1996 hatte<br />
Condor den ersten Versuch gewagt,<br />
war dann aber <strong>in</strong> den Boykott unter<br />
der amerikanischen Regierung<br />
von Präsident Bush h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geflogen.<br />
So soll es diesmal nicht kommen.<br />
Schon heute leben mehr als 50.000<br />
Burmesen vom Tourismus. Und<br />
wenn die Preise e<strong>in</strong> Gradmesser<br />
s<strong>in</strong>d, dann gibt es hier nur e<strong>in</strong>e<br />
Richtung: nach oben, immer nur<br />
nach oben. „Jetzt gibt es hier ganz<br />
viele, die ganz schnell reich werden.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d das vor allem die<br />
E<strong>in</strong>heimischen. Denn die Ausländer<br />
kamen jahrelang nicht zum Zug,<br />
und nun s<strong>in</strong>d die Preise schon auf<br />
demselben Niveau wie <strong>in</strong> den thailändischen<br />
Ferienorten Koh Samui<br />
oder Phuket“, sagt Rehländer.<br />
Muslime unerwünscht<br />
Zu den E<strong>in</strong>heimischen, die reich<br />
werden, zählt auch Htwe Htwe:<br />
Über die alte Dame im Dorf spricht<br />
hier jeder h<strong>in</strong>ter vorgehaltener<br />
Hand: Denn sie verkauft Grundstücke<br />
gerne drei- bis viermal an<br />
unterschiedliche Käufer, bietet dem<br />
e<strong>in</strong>en den Grund und Boden, dem<br />
anderen die darauf stehenden Kokospalmen<br />
an. Von solchen Geschäftspraktiken<br />
profitieren auch<br />
die Beamten: Für den Stempel <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Dokument, das e<strong>in</strong>em deutschen<br />
Grundbuch noch am nächsten<br />
kommt, verlangten sie bis zur<br />
Öffnung 2011 noch e<strong>in</strong>en Obolus<br />
von zehntausend Kyat und e<strong>in</strong>en<br />
Longyi aus Baumwolle. E<strong>in</strong> Jahr<br />
später liegt die Bestechungsgebühr<br />
schon bei hunderttausend Kyat und<br />
zwei Seiden-Longyis.<br />
Trotz der Öffnung des Landes<br />
wird es für Peukert und se<strong>in</strong>e Leute<br />
nicht e<strong>in</strong>fach, aus dem Bayview e<strong>in</strong><br />
Juwel zu machen. Denn die Strandstraße<br />
liegt im burmesischen Bundesland<br />
Rakh<strong>in</strong>e. Dort kam es Mitte<br />
Juni 2012 zu Unruhen: Buddhisten<br />
und Muslime gerieten ane<strong>in</strong>ander,<br />
die größte Volksgruppe g<strong>in</strong>g auf<br />
die M<strong>in</strong>derheit der muslimischen<br />
Roh<strong>in</strong>gyas los. In der Prov<strong>in</strong>zstadt<br />
Sittwe, gut dreihundert Kilometer<br />
nördlich von Ngapali, brannten sie<br />
die Häuser der Muslime ab, prügelten<br />
sie zu Tode. Der Staat reagierte<br />
langsam, denn er fürchtete, wieder<br />
als Diktatur gebrandmarkt zu werden.<br />
Viel zu spät griffen Militär und<br />
Polizei durch. Mit Kraft wollten<br />
die über Nacht <strong>in</strong> der Demokratie<br />
gelandeten Generäle versuchen, jede<br />
angeordnete Gewalt zu vermeiden.<br />
Prügelnde Soldaten passten<br />
da nicht mehr <strong>in</strong>s Bild. Schließlich<br />
aber verhängte die Regierung über<br />
das gesamte Land Rakh<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e<br />
Ausgangssperre – Gift auch für<br />
die Touristenstraße. Ab sieben Uhr<br />
abends bleibt sie gespenstisch leer.<br />
<strong>Die</strong> Menschen aber machen es so,<br />
wie sie es <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten<br />
immer gemacht haben: Sie<br />
tauchen unter der Diktatur durch,<br />
biegen sich wie der Bambus im<br />
W<strong>in</strong>d, aber brechen nicht: Statt<br />
ihre Straße zu nutzen, gehen sie<br />
nach E<strong>in</strong>bruch der Dunkelheit e<strong>in</strong>fach<br />
am Strand entlang. Dort gibt<br />
es ke<strong>in</strong>e Polizei, ke<strong>in</strong>e Kontrolle.<br />
Und doch strahlen die Unruhen auf<br />
Ngapali ab: E<strong>in</strong>es der Luxushotels<br />
will ke<strong>in</strong>e Muslime mehr beschäftigen,<br />
und auch <strong>in</strong> den anderen<br />
Hotels haben sie vorsichtshalber<br />
gekündigt oder wurden h<strong>in</strong>auskomplimentiert.<br />
„Wir wollen e<strong>in</strong>fach<br />
nicht mit ihnen zusammenarbeiten,<br />
es gibt immer Ärger“, sagt e<strong>in</strong>e<br />
buddhistische Kellner<strong>in</strong> mit sanfter<br />
Stimme. Für die Muslime ist das<br />
e<strong>in</strong>e Katastrophe, für die Hotelmanager<br />
zum<strong>in</strong>dest schwierig: Denn<br />
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03/2013
die Muslim<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d oft erfahren<br />
und hatten gehobene Stellungen,<br />
wie etwa <strong>in</strong> der Buchführung.<br />
<strong>Die</strong> neuen „Perlen“<br />
Aber auch ohne Unruhen und Ausgrenzungen<br />
ist das ganz normale<br />
Hotelleben entlang der Straße e<strong>in</strong>e<br />
Herausforderung: Quark oder Joghurt,<br />
Käse oder Sch<strong>in</strong>ken, Nutella<br />
oder Marmelade müssen aus Rangun<br />
e<strong>in</strong>geflogen werden. Der Fisch aber<br />
zum<strong>in</strong>dest ist frisch, und die Fischer<br />
profitieren vom Verkauf an die Küchenchefs.<br />
Damit er frisch bleibt im<br />
Eisschrank, müssen die Hotels ihren<br />
Strom mit <strong>Die</strong>selgeneratoren gew<strong>in</strong>nen<br />
– Myanmars Stromversorgung<br />
ist e<strong>in</strong>e Katastrophe.<br />
So wie se<strong>in</strong>e Straßen, se<strong>in</strong>e Flughäfen.<br />
In Thandwe, dem kle<strong>in</strong>en<br />
Flughafen, an dem die Strandstraße<br />
beg<strong>in</strong>nt, liegt im Sommer 2012<br />
seit Monaten das Wrack e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e<br />
der KBZ-Airl<strong>in</strong>e, die über<br />
die Rollbahn schoss, nachdem der<br />
Chefpilot nicht zum <strong>Die</strong>nst antrat<br />
und se<strong>in</strong>em Kopiloten die Arbeit<br />
überließ. <strong>Die</strong> Fliegerei <strong>in</strong> Myanmar<br />
ist e<strong>in</strong> Elend, und das liegt auch<br />
an den Machtstrukturen: Ausgerechnet<br />
der erste Dollarmillionär<br />
des Landes, der Crony U Thay<br />
Zar, ließ se<strong>in</strong>e Flugl<strong>in</strong>ie Air Bagan<br />
verkommen. Es reiht sich Absturz<br />
an Be<strong>in</strong>ahe-Absturz. Ausgebildete<br />
Piloten fehlen, der Treibstoff wird<br />
zu knapp berechnet, gesparter Sprit<br />
auf dem Schwarzmarkt verhökert.<br />
Auch um die Hotels von U Thay<br />
Zar, e<strong>in</strong>es davon im deutschen<br />
Fernsehen vorgestellt als „Traumhotel<br />
Myanmar“, steht es nicht so,<br />
wie man es von Fünf-Sterne-Häusern<br />
erwartet: Stromschläge trafen<br />
Gäste beim Duschen. In e<strong>in</strong>em anderen<br />
Haus fiel e<strong>in</strong> siebenjähriges<br />
K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Abwasserschacht, der<br />
nicht abgedeckt war. U Thay Zar ist<br />
e<strong>in</strong> Beispiel dafür, wie die Generäle<br />
e<strong>in</strong>zelne Geschäftsleute fördern,<br />
um sich gegenseitig Vorteile zu<br />
sichern und das Land auszubeuten.<br />
Denn Air Bagan-Konkurrent<br />
Yangon-Airways war trotz besserer<br />
Sicherheitsstandards von der Regierung<br />
die Lizenz entzogen worden.<br />
Ke<strong>in</strong> Wunder, denn sie liegt<br />
<strong>in</strong> Händen e<strong>in</strong>es Investors aus dem<br />
Kreis der ethnischen M<strong>in</strong>derheit<br />
im Norden des Landes. Der amerikanische<br />
Geheimdienst hat U Thay<br />
Zar als „Top-Crony“ gebrandmarkt,<br />
se<strong>in</strong>e Söhne lassen sich schon mal<br />
im kanariengelben Lamborgh<strong>in</strong>i<br />
oder im Ferrari ablichten, leben<br />
zeitweise im nahen S<strong>in</strong>gapur und<br />
wissen, dass sie auf Goldadern sitzen.<br />
Denn an ihnen kommt auch<br />
im neuen Myanmar ke<strong>in</strong>er vorbei.<br />
Sie handelten mit Waffen und<br />
Edelste<strong>in</strong>en, Drogen, Gas und Holz<br />
und führten ihr dem Land abgepresstes<br />
Geld nach S<strong>in</strong>gapur oder<br />
Hongkong aus. Heute sitzen sie<br />
an den Schalthebeln, gehen bei<br />
westlichen Geschäftsleuten e<strong>in</strong> und<br />
aus, lernen schnell. Ihnen gehören<br />
die <strong>besten</strong> Hotels, der Baugrund,<br />
die bestochenen Beamten. So h<strong>in</strong>terlassen<br />
die Familien und Freunde<br />
der Cronies, den vielleicht zwanzig<br />
burmesischen Familien, die unter<br />
dem starken Mann, General Than<br />
Shwe, zu Multimillionären wurden,<br />
auch entlang der Touristenstraße ihre<br />
Spuren. Neben dem Aureum s<strong>in</strong>d<br />
dort Hotels wie das Amaz<strong>in</strong>g oder<br />
das Thande <strong>in</strong> ihren Händen oder <strong>in</strong><br />
denen der Familien der Generäle.<br />
Baugrund ist hier der Schlüssel<br />
zum Erfolg. <strong>Die</strong> burmesische Familie<br />
e<strong>in</strong>es deutschen Hoteliers, der<br />
se<strong>in</strong> Haus an der Straße betreibt,<br />
zahlte 1999 noch fünfunddreißigtausend<br />
Dollar für e<strong>in</strong> großes<br />
Strandgrundstück. Heute ist es<br />
weit mehr als e<strong>in</strong>e Million Dollar<br />
wert. Wer aber kauft, erlebt oft<br />
se<strong>in</strong> blaues Wunder: Verlässliche<br />
Grundbücher gibt es nicht, und<br />
plötzlich tauchen Vorbesitzer, Mitbesitzer<br />
oder Neubesitzer auf, die<br />
alle Rechte an dem Grund und Boden<br />
reklamieren. Für Fremde kann<br />
es teuer werden, <strong>in</strong> Myanmar Geld<br />
machen zu wollen.<br />
Der <strong>in</strong><strong>Asien</strong>-Buch-Tipp<br />
Reise<br />
E<strong>in</strong> Land mit vielen Gesichtern beg<strong>in</strong>nt<br />
sich nach e<strong>in</strong>em halben Jahrhundert<br />
Knechtschaft unter e<strong>in</strong>er brutalen Militär-<br />
Junta im atemberaubenden Tempo<br />
zu öffnen. Christoph He<strong>in</strong> und Udo<br />
Schmidt, <strong>Asien</strong>-Korrespondenten der<br />
FAZ bzw. des ARD-Hörfunks, haben die<br />
Oppositionsführere<strong>in</strong> Aung San Suu Kyi<br />
getroffen, sprachen mit Drogenbossen,<br />
Straßenhändlern, M<strong>in</strong>istern und<br />
Investoren. Ihre Reportagen zeichnen<br />
das lebendige und aufregende Bild e<strong>in</strong>es<br />
Landes im Umbruchs. Absolut lesenswert!<br />
Bei dem vorliegenden Text<br />
handelt es sich um e<strong>in</strong>en<br />
Buchauszug.<br />
Das Luxushotel Bayview ist e<strong>in</strong>es der ersten Häuser entlang der Strandstraße und<br />
wird vom 26-jährigen Patrick Peukert geführt<br />
Christoph He<strong>in</strong>, Udo<br />
Schmidt: „Reportage<br />
Burma / Myanmar. Der<br />
ste<strong>in</strong>ige Weg zur Freiheit“,<br />
Picus Verlag, 14,90 € (D)<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 49
Reise<br />
Reiseangebote Myanmar<br />
Fasz<strong>in</strong>ation Myanmar<br />
13-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Yangon, Inle See, Kyaikhtiyo, Mandalay,<br />
M<strong>in</strong>gun, Ava, Amarapura, Bagan. Dt.-<br />
spr RL, Ü/F ab 2.279 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl.<br />
Transfers. Asia Select Touristik, Tel. +49<br />
(0)911-580510, www.asia-select.de<br />
Abenteuer im Goldenen Land<br />
23-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Yangon, Heho, P<strong>in</strong>daya, Inle See,<br />
Mandalay, Irrawaddyflussfahrt,<br />
Bagan, Goldener Felsen. Dt.-spr. RL,<br />
Ü/F ab 3.590 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Flug<br />
und Transfers. a&e erlebnis:reisen,<br />
Tel. +49 (0)40-2714347-28, www.aeerlebnisreisen.de<br />
Fischer am Strand von Ngapali. Jahrelang war der schöne Küstenstreifen e<strong>in</strong><br />
Geheimtipp der Militärjunta, bald soll er Touristenmassen anziehen<br />
Highlights Myanmar<br />
6-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />
Yangon, Bagan, Mandalay, Heho, Inle<br />
See, Nyaung Shwe. Dt.-spr. RL, Ü/F ab<br />
1.187 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Transfers. ID<br />
Reisewelt, Tel. +49 (0)3491-407373,<br />
www.id-reisewelt.de<br />
<strong>Die</strong> zwei Seiten der Straße<br />
Mancher kommt aber auch hierher<br />
aus ganz anderen Motiven: Der<br />
deutsche Hotelier Oliver Esser Soe<br />
Thet beherbergt Jahr für Jahr deutsche<br />
Ärzte, die <strong>in</strong> ihren Ferien<br />
burmesische K<strong>in</strong>der mit Hasenscharte<br />
und Wolfsrachen kostenlos<br />
behandeln. Bei Oliver suchten im<br />
Sommer 2012 auch Flüchtl<strong>in</strong>ge der<br />
Roh<strong>in</strong>gyas Zuflucht. E<strong>in</strong>ige von ihnen<br />
kamen mit schweren Brandverletzungen.<br />
Sie erzählten, wie Soldaten<br />
sie <strong>in</strong> ihre Häuser gezwungen<br />
hätten, die sie dann anzündeten. In<br />
diesen Wochen geht am Strand die<br />
Angst um, bald würden auch im<br />
nahen Prov<strong>in</strong>zstädtchen Thandwe<br />
Unruhen ausbrechen. Immerh<strong>in</strong> ist<br />
die Mehrheit der Menschen dort<br />
muslimisch.<br />
<strong>Die</strong> am Strand leben, merken<br />
wenig von dem großen Rad, das<br />
entlang ihrer Straße <strong>in</strong> Politik und<br />
Wirtschaft gedreht wird. <strong>Die</strong> alte<br />
Frau und ihre Enkel<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d schon<br />
ab der Dämmerung vor sechs Uhr<br />
morgens am Strand – denn die Ebbe<br />
setzt e<strong>in</strong>. Das ist die richtige Zeit,<br />
um die w<strong>in</strong>zigen weißen Muscheln<br />
aus dem Schlick zu graben. Sie<br />
raffen sie <strong>in</strong> ihre Longyis, waschen<br />
sie im Meerwasser, tragen sie nach<br />
Hause. Stundenlang werden sie später<br />
dasitzen, um die Muscheln zu<br />
Armbändern und Halsketten auf<br />
Schnüre zu ziehen. Zweitausend<br />
Kyat verlangt die Händler<strong>in</strong> von<br />
den Gästen aus Europa dafür –<br />
die Sammler<strong>in</strong>nen bekommen nur<br />
zweihundert je Kette.<br />
Auch wenn die Touristen kommen,<br />
bleiben die meisten Burmesen<br />
entlang der Strandstraße arm. Sie<br />
müssen schon den Sprung auf die<br />
Seeseite der Straße schaffen, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>es der Hotels. So wie die Rezeptionist<strong>in</strong>,<br />
die sich Sonya nennt.<br />
Sie strahlt, wenn sie mit ihren gelb<br />
lackierten Fußnägeln am Flughafen<br />
steht, um die Gäste abzuholen. Endet<br />
ihre Schicht im Luxusresort, muss<br />
sie nur die Straße überqueren. Dort<br />
steht das Holzhaus der Familie auf<br />
Stelzen. Sonyas Vater hat die Mutter<br />
vor e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren verlassen und<br />
ist nach Rangun gegangen. Geld<br />
schickt er nicht. Also muss Sonya<br />
die Mutter und ihre vierzehnjährige<br />
Schwester mit ihrem Lohn ernähren.<br />
Auf dieser Seite der Straße wird<br />
mit spitzem Stift gerechnet. <strong>Die</strong><br />
Mutter mästet fünf Schwe<strong>in</strong>e. „Für<br />
jedes bekommen wir dreißigtausend<br />
Kyat, wenn sie groß s<strong>in</strong>d“, sagt Sonya.<br />
Das ist e<strong>in</strong> Zehntel dessen, was<br />
sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten Monat auf der<br />
gegenüberliegenden Seite verdient:<br />
Schon heute 300 Euro im Monat.<br />
<br />
Christoph He<strong>in</strong><br />
50 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
Ausführliche Reise<strong>in</strong>formationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitsh<strong>in</strong>weise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
f<strong>in</strong>den Sie unter www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Kultur<br />
„Powernapp<strong>in</strong>g“ auf Japanisch<br />
Der Japaner schläft immer und überall. Und weil das nicht wie bei uns die Ausnahme,<br />
sondern die Regel ist, gibt es für das „Schläfchen zwischendurch“ auch e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Namen: Inemuri, was übersetzt so viel heißt wie „Anwesenheitsschlaf“<br />
Wir Europäer tun uns damit<br />
schwer, <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
e<strong>in</strong>zunicken,<br />
denn wir fürchten den Kontrollverlust.<br />
<strong>Die</strong> Japaner h<strong>in</strong>gegen lieben<br />
den sogeannten Sekunden- und<br />
M<strong>in</strong>utenschlaf. Ob <strong>in</strong> der S-Bahn,<br />
<strong>in</strong> der Schule, auf der Parkbank,<br />
im Parlament, sogar auf wichtigen<br />
Meet<strong>in</strong>gs – überall nickt der Japaner<br />
e<strong>in</strong>. Und im Gegensatz zu<br />
Deutschland, wo es als grob unhöflich<br />
gilt, bei e<strong>in</strong>em Geschäftsterm<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zuschlafen, ist das <strong>in</strong> Japan<br />
gang und gäbe. Hier gilt es gar als<br />
erstrebenswert, den Nachtschlaf zu<br />
reduzieren und mit wenig Schlaf<br />
auszukommen. Denn Arbeit ist das<br />
allerwichtigste <strong>in</strong> Japan.<br />
Viele Japaner schuften nicht nur<br />
bis spät <strong>in</strong> die Nacht, sondern auch<br />
am Wochenende und nehmen die<br />
wenigen Urlaubstage, die ihnen zustehen,<br />
nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Anspruch.<br />
Ke<strong>in</strong> Wunder, dass es im Land<br />
der aufgehenden Sonne auch e<strong>in</strong><br />
Wort für „Tod durch Überarbeitung“<br />
gibt: Karoshi. Den Japanern<br />
ist es e<strong>in</strong>fach ungeme<strong>in</strong> wichtig, e<strong>in</strong><br />
Teil der Gesellschaft zu se<strong>in</strong> und ihr<br />
möglichst viel Zeit und Arbeitskraft<br />
zur Verfügung zu stellen. Dazu<br />
gehört es auch, früh aufzustehen.<br />
Langschläfer gelten <strong>in</strong> Japan als<br />
unzuverlässig.<br />
Da aber auch Japaner ganz normale<br />
Menschen s<strong>in</strong>d, muss das<br />
nächtliche Schlafdefizit anderweitig<br />
ausgeglichen werden. Und so<br />
wird „gepowernappt“, wann immer<br />
es geht. Dabei bewahrt der Japaner<br />
im Idealfall selbst im Schlaf die<br />
Haltung: Denn wer mit offenem<br />
Mund, tropfendem Speichel und<br />
weitgespreizten Be<strong>in</strong>en vor sich<br />
h<strong>in</strong> schnorchelt, dem droht Gesichtsverlust.<br />
Daher haben kreative<br />
Gesellen bestimmte Accessoires<br />
erfunden, die genau davor schützen<br />
sollen: etwa e<strong>in</strong>en Helm, bei dem<br />
sich das Visier selbständig schließt,<br />
sobald der Kopf nach vorne fällt,<br />
Gurte, die Be<strong>in</strong>e zusammen halten<br />
oder Schilder, auf denen man se<strong>in</strong>e<br />
Zielstation notieren kann, damit<br />
die Mitreisenden e<strong>in</strong>en im Fall des<br />
Falles rechtzeitig wecken können.<br />
Ganz ernst zu nehmen s<strong>in</strong>d die<br />
Ch<strong>in</strong>dogu, diese humoristischen<br />
Erf<strong>in</strong>dungen, natürlich nicht.<br />
Beim Schlafen <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
geht es übrigens nicht nur darum,<br />
sich e<strong>in</strong>e wohlverdiente Pause<br />
zu gönnen, sondern es ist auch e<strong>in</strong><br />
beliebtes Mittel, um sich sozial<br />
abzuschotten. Denn wer schläft, ist<br />
nicht verpflichtet e<strong>in</strong>zugreifen, falls<br />
die Ereignisse Zivilcourage verlangen.<br />
Deshalb steht Inemuri nicht<br />
nur dafür zu ruhen, sondern vor<br />
allem dafür, sich tot zu stellen.<br />
Unsere Autor<strong>in</strong><br />
Frühaufstehen und der Gesellschaft möglichst viel Zeit<br />
und Arbeitskraft zur Verfügung stellen - das ist <strong>in</strong> Japan<br />
angesagt. Schlafdefizite werden tagsüber mit kle<strong>in</strong>en<br />
„Powernaps“ nachgeholt<br />
Dana Phillips ist das Pseudonym von Jule Gölsdorf, Moderator<strong>in</strong> beim Nachrichtensender<br />
n-tv und der Nachmittagssendung „Hallo Hessen“ im HR-Fernsehen.<br />
Neun Jahre lang war sie auch das Gesicht der ZDF-Newssendung „logo!“ (Deutscher<br />
Fernsehpreis 2010).<br />
Für ihr zweites Buch „Aber bitte mit Sake – auf Kreuzfahrt mit<br />
tausend Japanern“ (Bastei Lübbe, € (D) 8,99 / € (A) 9,30), umrundete<br />
sie mit dem japanischen Kreuzfahrtschiff „Peaceboat“<br />
die Nordhalbkugel – alle<strong>in</strong> unter 1.000 Japanern. Bei ihrem kulturellen<br />
Experiment lernt sie: Unter den Inselgenossen gelten ganz<br />
eigene und manchmal für uns sehr sonderbare Regeln.<br />
Bild: Skip the filler, flickr.com<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 51
Reise<br />
Hochland von Taiwan<br />
Lukullische Schätze<br />
aus dem Land des Tees<br />
Als Land, das die ganze Vielfalt <strong>Asien</strong>s auf e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Insel vere<strong>in</strong>t, ist Taiwan weltweit<br />
für se<strong>in</strong>e Traditionspflege im Teekonsum bekannt. Dabei gibt es noch e<strong>in</strong> paar weitere<br />
echte Geheimtipps für Gourmets, die das E<strong>in</strong>zigartige suchen. In Taiwan wächst auch e<strong>in</strong><br />
seltener Kaffee – <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erem Umfang zwar, doch von hervorragender Qualität. Und es gibt<br />
e<strong>in</strong>en außergewöhnlichen Reis, der jahrzehntelang ausschließlich dem japanischen Kaiser<br />
vorbehalten war. Man muss schon nach Taiwan fahren, um <strong>in</strong> diesen besonderen Genuss zu<br />
kommen – die produzierten Mengen s<strong>in</strong>d zum Export e<strong>in</strong>fach zu ger<strong>in</strong>g<br />
52<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Reise<br />
Bild: Guenter Whittome, flickr.com<br />
D<br />
er beste Kaffee Taiwans kommt,<br />
nach Auffassung vieler Kenner und<br />
Genießer, aus Gukeng im Süden<br />
der Insel. Wenn die Sonne h<strong>in</strong>ter<br />
den Bergen versunken ist, dann<br />
künden nicht nur die bunten Lichter<br />
der teilweise bis tief <strong>in</strong> die Nacht<br />
geöffneten Kaffeeläden entlang der<br />
Serpent<strong>in</strong>enstraßen von dem qualitativ<br />
e<strong>in</strong>maligem Erzeugnis dieser<br />
Region, sondern auch das Rumpeln<br />
und Rattern kle<strong>in</strong>er Röstanlagen<br />
und der angenehme Duft frischgerösteter<br />
Kaffeebohnen. <strong>Die</strong> Sorte<br />
Arabica, die hier angebaut wird, ähnelt<br />
der im kenianischen oder brasilianischem<br />
Kaffee, doch der Kaffee<br />
von Gukeng zeichnet sich durch<br />
e<strong>in</strong>en besonders milden, nussigen<br />
Geschmack und hohe Bekömmlichkeit<br />
aus, die er e<strong>in</strong>em besonders<br />
niedrigen Säuregehalt verdankt.<br />
Während ihrer fünfzigjährigen<br />
Verwaltungszeit pflanzten Japaner<br />
<strong>in</strong> den dreißiger Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts die ersten<br />
Kaffeepflanzen <strong>in</strong> Gukeng, wo man<br />
schon bald auf e<strong>in</strong>er Fläche von<br />
rund 600 Hektar Kaffee anbaute,<br />
der dann hauptsächlich als Luxusgut<br />
<strong>in</strong> Japan auf den Markt kam.<br />
Nach 1945 g<strong>in</strong>g der Kaffeehandel<br />
jedoch zurück und die s<strong>in</strong>kende<br />
Zahl der Kaffeebauern spielte auf<br />
dem Weltmarkt ke<strong>in</strong>e Rolle mehr.<br />
So gab es vor der Jahrtausendwende<br />
nur noch vier Kaffeegeschäfte<br />
<strong>in</strong> den beiden Anbauregionen im<br />
Südwesten um Gukeng: Huashan<br />
und Hebaoshan.<br />
Im Jahre 2003 wurde dort zwar<br />
das erste <strong>in</strong>ternationale Kaffeefestival<br />
Taiwans gefeiert, doch noch<br />
nahm kaum jemand Notiz davon.<br />
2008 kamen bereits viermal so viele<br />
Besucher. Da ist es auch ke<strong>in</strong> Wunder,<br />
dass die Zahl der Kaffeeläden<br />
alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Huashan <strong>in</strong>zwischen wieder<br />
auf fast 100 gestiegen ist.<br />
„Weil wir als K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e Süßigkeiten<br />
hatten,” erzählt Liu Q<strong>in</strong>gsong,<br />
der Besitzer des Key Café,<br />
„stahlen wir Kaffeekirschen und<br />
aßen sie, weil sie so süß waren.<br />
Wir rösteten die Bohnen aber auch<br />
heimlich <strong>in</strong> Kochtöpfen und tranken<br />
unseren selbstgemachten Kaffee<br />
dann aus Reisschüsseln.” <strong>Die</strong>se<br />
K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen veranlassten<br />
Liu schließlich, den Kaffeeanbau<br />
professionell zu betreiben. Heute<br />
baut er se<strong>in</strong>en Kaffee auf e<strong>in</strong>er Fläche<br />
von 14.000 Quadratmetern am<br />
Hang unterhalb se<strong>in</strong>es Ladens an.<br />
In Taiwan gedeiht der Kaffee <strong>in</strong> Höhenlagen<br />
zwischen 400 und 1.300<br />
Metern über dem Meeresspiegel.<br />
Das Klima von Gukeng gleicht dem<br />
der Blue Mounta<strong>in</strong>s auf Jamaika.<br />
Wenngleich der Kaffee aus Gukeng<br />
mittlerweile <strong>in</strong> ganz Taiwan<br />
bekannt ist und geschätzt wird,<br />
f<strong>in</strong>det man ihn kaum außerhalb der<br />
e<strong>in</strong>heimischen Läden, geschweige<br />
denn im Ausland. Nachdem<br />
viele Bauern auf den Anbau der<br />
lukrativeren Betelnüsse umgestiegen<br />
s<strong>in</strong>d oder Betelnusspalmen <strong>in</strong><br />
den Kaffeeplantagen anpflanzen,<br />
um die empf<strong>in</strong>dlichen Kaffeebäume<br />
vor direktem Sonnenlicht zu<br />
schützen, werden nur noch rund<br />
80 Hektar Land <strong>in</strong> Gukeng für den<br />
eigentlichen Kaffeeanbau genutzt.<br />
Der Gukeng-Kaffee ist somit e<strong>in</strong>e<br />
echte Spezialität und e<strong>in</strong> ausgezeichnetes<br />
Reiseandenken oder e<strong>in</strong><br />
Der Kaffee von<br />
Gukeng ist<br />
besonders mild<br />
und nussig im<br />
Geschmack, zudem<br />
sehr bekömmlich<br />
dank niedrigem<br />
Säuregehalt<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 53
Reise<br />
Reiseangebote Taiwan<br />
Rund um Taiwan<br />
5-tägige Rundreise. Höhepunkte: Sonne-<br />
Mond-See, Kaohsiung, Taitung, Hualien,<br />
Fo Guang Shan Kloster, Strände mit Korallenriffen,<br />
Kent<strong>in</strong>g Nationalpark im Süden,<br />
Taroko-Schlucht. Engl.-spr RL, Ü/F ab<br />
439 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Transfers. SunTrips,<br />
Tel. +49 (0)30-8871170, www.suntrips.de<br />
Zwischen Konfuzius und Jadeberg<br />
(Ilha Formosa)<br />
16-tägige Rundreise. Höhepunkte: Taipeh,<br />
Yilan, Hualien, Taroko-Schlucht,<br />
Hehuanberg, Sonne-Mond-See, Jadeberg,<br />
Alishan, traditionelle Teefarm. Dt.-spr<br />
RL, Ü/F ab 2.590 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Flug<br />
und Transfers. Diamir, Tel. +49 (0)351-<br />
31207532, www.diamir.de<br />
Ilha Formosa Deluxe<br />
5-tägige Rundreise. Höhepunkte: Sonne-<br />
Mond-See, Kaohsiung, Kent<strong>in</strong>g, Taitung,<br />
Hualien, Taroko-Schlucht. Engl.-spr RL,<br />
Ü/F ab 415 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Transfers.<br />
ID Reisewelt, Tel. +49 (0)3491-407373,<br />
www.id-reisewelt.de<br />
König<strong>in</strong> Victoria bezeichnete den Oolong Tee aus Taiwan als „Oriental Beauty“.<br />
Knapp 20 Kilometer von Taipeh entfernt kann man die Teeplantagen besuchen<br />
und bei e<strong>in</strong>er Fahrradtour e<strong>in</strong>en herrlichen Panoramablick geniessen<br />
Mitbr<strong>in</strong>gsel für daheimgebliebene<br />
Kaffeegenießer.<br />
Der beste Oolong-Tee<br />
der Welt<br />
Schon auf der Weltausstellung 1900<br />
<strong>in</strong> Paris hat Oolong Tee aus Taiwan<br />
den ersten Preis gewonnen,<br />
von König<strong>in</strong> Victoria als „Oriental<br />
Beauty“ bezeichnet. <strong>Die</strong> Berge, das<br />
milde Klima und die traditionellen<br />
Anbaumethoden tragen dazu bei,<br />
dass taiwanischer Tee der beste ist,<br />
der weltweit vertrieben wird.<br />
Zu den bekanntesten Teespezialitäten<br />
gehören die Sorten Baojhong,<br />
Tieguany<strong>in</strong>, Dongd<strong>in</strong>g Oolong und<br />
Pekoe Oolong. Besonders geschätzt<br />
von Kennern ist der taiwanische<br />
Oolong, der zu den auserwählten<br />
halbfermentierten Sorten zählt. Das<br />
ideale Klima der Insel sorgt dafür,<br />
dass Tee <strong>in</strong> zahlreichen Regionen<br />
Taiwans angebaut wird.<br />
Teeplantagen kann man auch als<br />
Tourist problemlos besuchen, beispielsweise<br />
<strong>in</strong> P<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>. Der Ort mit<br />
6.000 E<strong>in</strong>wohnern liegt knapp 20<br />
Kilometer von Taipeh entfernt und<br />
bietet e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvolles Bild mit<br />
se<strong>in</strong>en grünen Hügeln voller Teepflanzen.<br />
E<strong>in</strong>en herrlichen Blick<br />
auf das Panorama kann man per<br />
Fahrrad genießen – gleich am Ortsausgang<br />
beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> 15 Kilometer<br />
langer Radweg. E<strong>in</strong>e Verleihstation<br />
für Fahrräder bef<strong>in</strong>det sich ebenfalls<br />
<strong>in</strong> P<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>.<br />
Abgerundet wird der Ausflug mit<br />
e<strong>in</strong>em Besuch im Teemuseum von<br />
P<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>, wo über die Geschichte der<br />
Teekultur <strong>in</strong> Taiwan und Ch<strong>in</strong>a berichtet<br />
wird. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> der Ausstellung<br />
neu gewonnen Erkenntnisse kann<br />
man dann gleich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em klassischen<br />
Teehaus im Erdgeschoss<br />
des Museums verkosten.<br />
Der Reis des japanischen<br />
Kaisers<br />
E<strong>in</strong> anderes überaus exklusives<br />
Souvenir aus Taiwan ist Yosh<strong>in</strong>o<br />
No. 1, Reis aus Chian nahe Hualien<br />
an der Ostküste. Der Reis war e<strong>in</strong>st<br />
alle<strong>in</strong> dem japanischen Kaiser Hirohito<br />
vorbehalten und gilt als der<br />
beste Reis der Welt – se<strong>in</strong> Duft ist<br />
raff<strong>in</strong>ierter, se<strong>in</strong> Geschmack süßer<br />
als herkömmliche Sorten.<br />
Heute darf nicht nur der japanische<br />
Kaiser diesen Reis essen, aber wegen<br />
der hohen Nachfrage ist Yosh<strong>in</strong>o<br />
No. 1 doppelt so teuer wie<br />
normaler Reis. E<strong>in</strong> weiterer <strong>in</strong>teressanter<br />
Stopp zur Erkundung der<br />
taiwanesischen Reistradition ist die<br />
Farm von Luoshan (Kilometer 311<br />
am Highway 9). Hier wird Besuchern<br />
gezeigt, wie erfolgreich ökologischer<br />
Landbau <strong>in</strong> Taiwan ist.<br />
54 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
Ausführliche Reise<strong>in</strong>formationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitsh<strong>in</strong>weise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
f<strong>in</strong>den Sie unter www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
…Lang Lang<br />
Mit den Cartoons von Tom &<br />
Jerry hat alles begonnen, will<br />
man der Anekdote Glauben<br />
schenken. Mit den beiden sich ständig<br />
gegenseitig jagenden Tierchen<br />
soll der Zweijährige nämlich erstmals<br />
der klassischen Musik begegnet<br />
se<strong>in</strong>. Wann, fragen Sie sich? Als<br />
Tom die Ungarische Rhapsodie Nr.<br />
2 cis-Moll von Franz Liszt auf dem<br />
Klavier spielt. Seit diesem Moment<br />
wollte Lang Lang unbed<strong>in</strong>gt Klavierstunden<br />
nehmen.<br />
A s i e n s P r o m i n e n t e<br />
<strong>Die</strong> Welt spricht über …<br />
Se<strong>in</strong>e Hände berührten mit drei Jahren zum ersten mal die weiß-schwarzen Tasten, heute<br />
s<strong>in</strong>d sie für 70 Millionen US-Dollar versichert. Lang Lang, ehemaliges Wunderk<strong>in</strong>d und<br />
heutiger Starpianist, will so vielen Menschen wie möglich klassische Musik näher br<strong>in</strong>gen<br />
Internationaler Erfolg mit 17<br />
Lang Lang kommt am 14. Juni<br />
1982 im ch<strong>in</strong>esischen Shenyang zur<br />
Welt. Er ist der ganze Stolz se<strong>in</strong>es<br />
Vaters Lang Guoren, wie auch Vorund<br />
Nachname bezeugen: „Sonnensche<strong>in</strong>“<br />
bzw. „gebildeter Herr“. Se<strong>in</strong><br />
ganzes Leben wird dieser den Sohn<br />
fördern – auch wenn das Verhältnis<br />
zwischen den beiden nicht immer<br />
e<strong>in</strong>fach ist. Lang Lang weigert sich<br />
e<strong>in</strong>mal, am Klavier zu üben, woraufh<strong>in</strong><br />
der Vater e<strong>in</strong>e Kiste mit dem<br />
Liebl<strong>in</strong>gsspielzeug des Sohnes, den<br />
sogenannten Transformers, aus dem<br />
Fenster wirft. <strong>Die</strong> eiserne Diszipl<strong>in</strong><br />
zahlt sich aus: Mit gerade fünf<br />
Jahren gew<strong>in</strong>nt Lang e<strong>in</strong>en Klavierwettbewerb<br />
<strong>in</strong> Shenyang und<br />
wird mit neun Jahren am Zentralen<br />
Musikkonservatorium <strong>in</strong> Beij<strong>in</strong>g<br />
aufgenommen. Beim Zweiten Internationalen<br />
Tschaikowsky-Wettbewerb<br />
für junge Musiker erhält er<br />
mit 13 Jahren den ersten Preis. Den<br />
<strong>in</strong>ternationalen Durchbruch hat der<br />
Siebzehnjährige, als er beim Rav<strong>in</strong>ia-Festival<br />
<strong>in</strong> Chicago für e<strong>in</strong>en<br />
erkrankten Solisten e<strong>in</strong>spr<strong>in</strong>gt und<br />
mit dem Chicago Symphony Orchestra<br />
Tschaikowskys erstes Klavierkonzert<br />
spielt.<br />
Lang Lang und Allianz-F<strong>in</strong>anzchef Oliver Bäte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> „Lang Lang International Music<br />
Foundation“ fördert junge Pianisten-Talente von morgen und wird von der Allianz unterstützt<br />
Mission Musik<br />
Beim Kartenkauf muss man besonders<br />
schnell se<strong>in</strong>, denn Lang Langs<br />
Konzerte s<strong>in</strong>d stets ausverkauft. Etliche<br />
Prom<strong>in</strong>ente haben ihn auch<br />
bereits <strong>in</strong> ihren <strong>Die</strong>nst gestellt, sei<br />
es Kofi Annan, Barack Obama,<br />
George W. Bush, Pr<strong>in</strong>z Charles,<br />
Horst Köhler oder auch Queen Elizabeth<br />
II für ihr Diamantenes Thronjubiläum<br />
im vergangenen Jahr.<br />
Er ist der erste ch<strong>in</strong>esische Pianist,<br />
der von den Berl<strong>in</strong>er und<br />
Wiener Philharmonikern sowie von<br />
den führenden amerikanischen Orchestern<br />
e<strong>in</strong>geladen und sogar zum<br />
kulturellen Botschafter Ch<strong>in</strong>as ernannt<br />
wurde. Das größte Highlight<br />
se<strong>in</strong>er bisherigen Karriere: der 8.<br />
August 2008, als er mit se<strong>in</strong>em Klavierspiel<br />
die Olympischen Spiele <strong>in</strong><br />
Beij<strong>in</strong>g eröffnete.<br />
Mittlerweile hat Lang Lang über<br />
40 Millionen ch<strong>in</strong>esische K<strong>in</strong>der<br />
zum Klavierunterricht <strong>in</strong>spiriert,<br />
e<strong>in</strong> Phänomen, welches von den<br />
Medien als „Lang Lang-Effekt“ bezeichnet<br />
wird. In der Tat engagiert<br />
sich der Künstler am Klavier sehr<br />
für die Jugend: 2008 gründete er<br />
<strong>in</strong> New York die Lang Lang International<br />
Music Foundation, die es<br />
sich zur Aufgabe macht, die <strong>besten</strong><br />
Pianisten von morgen zu fördern.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit anderen Persönlichkeiten<br />
der Öffentlichkeit möchte<br />
Lang Lang, dass sich immer mehr<br />
Jugendliche auch für klassische Musik<br />
<strong>in</strong>teressieren. Se<strong>in</strong>e Überzeugung:<br />
Musik macht das Leben besser<br />
– oder bestärkt zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> vielen<br />
schwierigen Lebenssituationen.<br />
<br />
Simona Bianco<br />
simona.bianco@asiavision.de<br />
Bild: Allianz SE, flickr.com<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 55
Reise<br />
Bild: satbir / flickr.com<br />
Ch<strong>in</strong>a – Pek<strong>in</strong>g<br />
Leben im Hutong<br />
Sie s<strong>in</strong>d Orte der Stille und lebendige Museen zugleich. Und für manch e<strong>in</strong>en, der gerne <strong>in</strong><br />
romantischen Er<strong>in</strong>nerungen schwelgt, die Er<strong>in</strong>nerung an e<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> der das Leben <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g<br />
friedlicher und e<strong>in</strong>facher zu se<strong>in</strong> schien. Um sie herum: Geschw<strong>in</strong>digkeit und Fortschritt<br />
<strong>Die</strong> melancholischen Töne der Erhu<br />
kl<strong>in</strong>gen durch die ganze Gasse,<br />
zurückgeworfen von W<strong>in</strong>keln und<br />
Wänden. An e<strong>in</strong>er Hauswand aus<br />
grauen Ziegeln sitzt der Musiker,<br />
der das Streich<strong>in</strong>strument spielt. Es<br />
ruht auf se<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ken Knie, über<br />
das er e<strong>in</strong> blaues Tuch gebreitet hat.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Rosshaarbogen streicht<br />
er über die zwei Saiten, die F<strong>in</strong>ger<br />
spr<strong>in</strong>gen gekonnt über den Bambushals.<br />
Mit diesen e<strong>in</strong>fachen Bewegungen<br />
erschafft er Melodien wie<br />
menschlicher S<strong>in</strong>gsang, so traurig,<br />
so re<strong>in</strong> als kämen sie aus e<strong>in</strong>er anderen<br />
Zeit. In gewisser Weise passt<br />
das zu dem Mann, dessen Haupt<br />
nur noch vere<strong>in</strong>zelte graue Stoppeln<br />
bedecken.<br />
Er lebte früher selbst hier, <strong>in</strong> den<br />
Hutongs Pek<strong>in</strong>gs, übersetzt Führer<strong>in</strong><br />
Yee Lee se<strong>in</strong>e Worte <strong>in</strong> der<br />
Pause zwischen zwei Liedern: „Wo<br />
e<strong>in</strong>st me<strong>in</strong> Haus stand, verläuft heute<br />
e<strong>in</strong>e Schnellstraße“, sagt er und<br />
setzt den Bogen wieder auf die Saiten,<br />
um die nächsten vergänglichen<br />
Klangfolgen <strong>in</strong> die schmalen Gassen<br />
zu entlassen. E<strong>in</strong>en Moment länger<br />
verharren die beiden Zuhörer, dann<br />
reißen sie sich los und setzen ihren<br />
Streifzug durch das alte Pek<strong>in</strong>g fort,<br />
vorbei an Ziegelfassaden, an Wäschele<strong>in</strong>en,<br />
an Gruppen alter Menschen,<br />
die an Tischen Karten oder<br />
Mahjong spielen. Fahrräder sausen<br />
durch die Gassen, Hunde und<br />
Katzen streunen herum, fliegende<br />
Händler an kle<strong>in</strong>en Ständen oder<br />
mit Handkarren bieten Happen feil.<br />
Das lebhafte Geschrei von K<strong>in</strong>dern<br />
dr<strong>in</strong>gt durch offene Türen und Tore<br />
56<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
von den Innenhöfen der Siheyuans,<br />
der vollständig ummauerten Wohnhöfe,<br />
aus denen die traditionellen<br />
Gassenviertel Pek<strong>in</strong>gs überwiegend<br />
bestehen.<br />
<strong>Die</strong> Haut e<strong>in</strong>er Schlange<br />
Auch die Tür zum Hofhaus der<br />
Familie Xú steht offen. Über e<strong>in</strong>e<br />
erhöhte Türschwelle gelangt man<br />
<strong>in</strong> den Hof, der vor Grün be<strong>in</strong>ahe<br />
zu bersten sche<strong>in</strong>t: Ranken, Büsche,<br />
Blumen, woh<strong>in</strong> das Auge sieht. An<br />
e<strong>in</strong>em Granatapfelbaum hängen die<br />
roten Früchte wie Kugeln an e<strong>in</strong>er<br />
farbenfrohen Weihnachtstanne. In<br />
der Mitte steht e<strong>in</strong> kniehoher Tisch,<br />
bedeckt mit We<strong>in</strong>trauben, umr<strong>in</strong>gt<br />
von Stühlen und Hockern, die alle<br />
besetzt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> vielfaches „Ni<br />
Hao“ erschallt. Yee Lee umarmt<br />
Alte und Junge; man kennt sich.<br />
Dreizehn Menschen aus vier Generationen<br />
leben hier <strong>in</strong> dicht ane<strong>in</strong>ander<br />
gedrängten Behausungen<br />
aus e<strong>in</strong> bis zwei Zimmern, die sich<br />
um den kle<strong>in</strong>en, gepflasterten Hof<br />
gruppieren. <strong>Die</strong> Hausherr<strong>in</strong> ist Frau<br />
Xú Zhang. Sie deutet auf zwei rasch<br />
herbeigeschaffte Hocker und auf<br />
die We<strong>in</strong>trauben und holt e<strong>in</strong> paar<br />
alte Familienfotos hervor. Frau Xú<br />
Zhang kommt <strong>in</strong>s Plaudern, über<br />
das Leben und das Land und die<br />
Stadt und die Hutongs, den Relikten<br />
früherer Zeiten. „Pek<strong>in</strong>g hat<br />
se<strong>in</strong>e Geschichte abgestreift wie<br />
e<strong>in</strong>e Schlange ihre Haut“, sagt sie<br />
seufzend, „aber wir s<strong>in</strong>d noch hier.“<br />
Schon ihre Großeltern haben hier<br />
gewohnt. Sie werde nie von hier<br />
fortziehen. Sie kenne alle Nachbarn<br />
und jeden Ste<strong>in</strong>. „Bei me<strong>in</strong>en<br />
Enkeln b<strong>in</strong> ich nicht sicher. Ich<br />
glaube nicht, dass sie hier bleiben<br />
werden.“<br />
Insbesondere um den Glockenund<br />
den Trommelturm sowie um<br />
die drei Seen Qianhai, Houhai und<br />
Xihai herum, die zusammen die<br />
Gegend Shichahai bilden, blieben<br />
viele Hutongs erhalten. Yandaixiejie,<br />
die Tabakspfeifengasse, ist e<strong>in</strong>e<br />
der ältesten Straßen der Stadt, aber<br />
Yee Lee ist sie mit ihren Ge-<br />
schäften zu touristisch, genauso wie<br />
Nanluoguxiang, nördlich der Verbotenen<br />
Stadt gelegen und eigentlich<br />
e<strong>in</strong>er der beliebtesten Hutongs.<br />
<strong>Die</strong> Geschäfte und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Besucher vernichten vielleicht e<strong>in</strong>en<br />
Teil des Charmes, nicht aber<br />
die bemerkenswerte Geschichte,<br />
die mehr als 800 Jahre – bis <strong>in</strong> die<br />
Yuan-Dynastie – zurückreicht und<br />
<strong>in</strong> der dieser Hutong wahlweise als<br />
Handelszentrum und als Residenz<br />
hoher Beamter diente.<br />
Der Charme des Anderen<br />
Yee Lee strebt zum Dongsi Hutong<br />
nahe des Tiananmen Square, ihrem<br />
liebsten. Mit den drei Kilometern,<br />
über die er sich ausdehnt, ist er,<br />
wie Yee Lee betont, der längste<br />
Hutong <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g. Doch Superlative<br />
braucht es nicht, um den Besucher<br />
zu bee<strong>in</strong>drucken. Ob touristisch<br />
wie Yandaixiejie mit se<strong>in</strong>en langen<br />
Gassen, erneuert wie Liulichang<br />
Von hier oben unentdeckt:<br />
durch die Gassen sausende<br />
Fahrräder und die zahlreichen<br />
fliegenden Händler<br />
mit se<strong>in</strong>em riesigen Antiquitätenmarkt<br />
oder anrüchig wie Bada,<br />
das vormalige Rotlichtviertel, das<br />
<strong>in</strong> der Q<strong>in</strong>g-Dynastie (1644-1911)<br />
über 2.000 Bordelle beherbergte,<br />
sie s<strong>in</strong>d alle fasz<strong>in</strong>ierend. Sie alle<br />
versprühen – auf verschiedene<br />
Weise und <strong>in</strong> unterschiedlichem<br />
Ausmaß – den Charme e<strong>in</strong>es anderen<br />
Pek<strong>in</strong>g. Mal braucht man etwas<br />
mehr Fantasie, mal ist es offensichtlicher.<br />
<strong>Die</strong> Hutongs s<strong>in</strong>d nicht<br />
nur Ziegel und Dachsch<strong>in</strong>deln, sie<br />
s<strong>in</strong>d die Menschen, die <strong>in</strong> ihnen<br />
leben und lebten; Geschichtszeugen<br />
der Stadt. Nicht aufgehübscht,<br />
nicht glamourös, aber echt. „Wenn<br />
die Verbotene Stadt e<strong>in</strong> Traum ist“,<br />
sagt Yee Lee langsam und nachdenklich,<br />
„dann s<strong>in</strong>d die Hutongs<br />
die Wirklichkeit.“<br />
Me<strong>in</strong> Freund, der Tourist<br />
Sie führt von e<strong>in</strong>em Hutong zum<br />
nächsten, durch Parks, <strong>in</strong> denen<br />
Reise<br />
Siheyuan bedeutet Vierseithof. Zwischen Ziegelmauern,<br />
Türschwellen und Wäschele<strong>in</strong>en spielt sich der Alltag ab<br />
Das Tagewerk ist getan. Mit Imbissbeutel und Instrument<br />
kehrt der Erhu-Spieler <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Neubauwohnung zurück<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 57
Reise<br />
Kle<strong>in</strong>e Inseln der Ruhe und des Lebens <strong>in</strong> der Großfamilie. Dicht gedrängt, wie auf der Suche nach Halt, kauert das alte Pek<strong>in</strong>g zu Füßen des neuen<br />
Wer für se<strong>in</strong>en Pek<strong>in</strong>gbesuch e<strong>in</strong>e ortskundige Führer<strong>in</strong><br />
mit guten Englischkenntnissen sucht, kann Kontakt zu Yee<br />
Lee aufnehmen. Auf Wunsch begleitet sie Reisende auch<br />
zu anderen Zielen <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a (www.waytobeij<strong>in</strong>g.com).<br />
Senioren Tai Chi-Verrenkungen<br />
vollführen, über vielbefahrene Straßen,<br />
vorüber an Glas und Beton,<br />
und schließlich wieder h<strong>in</strong>aus aus<br />
dem Trubel und h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die labyr<strong>in</strong>thartigen<br />
Gassen. <strong>Die</strong> meisten<br />
von ihnen verlaufen, den Regeln<br />
des Feng Shui folgend, nordsüdlich<br />
oder ostwestlich. Manche s<strong>in</strong>d<br />
aber auch schräg oder führen <strong>in</strong><br />
Sackgassen. <strong>Die</strong> schmalste Gasse<br />
ist weniger als e<strong>in</strong>en halben Meter<br />
breit; der kürzeste Hutong erstreckt<br />
sich über gerade e<strong>in</strong>mal zehn Meter;<br />
der verw<strong>in</strong>keltste hat Dutzende<br />
Abbiegungen – und h<strong>in</strong>ter jeder davon<br />
bieten sich neue Szenen, neue<br />
E<strong>in</strong>drücke, neue E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> den<br />
Alltag gegenwärtiger und vergangener<br />
Leben.<br />
Seit vier Jahren führt die 26-jährige<br />
Yee Lee, die Tourismus studiert<br />
und sich als Führer<strong>in</strong> selbstständig<br />
gemacht hat, Besucher durch Pek<strong>in</strong>g,<br />
je nach Saison an zwei bis<br />
sechs Tagen <strong>in</strong> der Woche. Mit dem<br />
Fotoapparat, der um ihren Hals<br />
baumelt, und ihrem Jeans-Rucksack<br />
sieht sie selbst e<strong>in</strong> wenig aus wie e<strong>in</strong>e<br />
Tourist<strong>in</strong>. Unterhält sie sich mit<br />
Bewohnern der Hutongs, stellt sie<br />
ihre Kunden nicht als solche vor.<br />
„Das ist me<strong>in</strong> guter Freund Erik“,<br />
sagt sie stattdessen, und fügt h<strong>in</strong>zu:<br />
„der gleichzeitig me<strong>in</strong> Tourist ist.“<br />
<strong>Die</strong>se Reihenfolge ist ihr wichtig.<br />
Mit vielen früheren Kunden hält sie<br />
über das Internet Kontakt, manche<br />
senden ihr sogar Produkte zu, die <strong>in</strong><br />
Ch<strong>in</strong>a schwer zu bekommen s<strong>in</strong>d.<br />
Darauf, dass sie die ch<strong>in</strong>esische<br />
Kultur an Menschen aus aller Welt<br />
weitergeben kann, ist sie stolz. Es<br />
sei e<strong>in</strong>e gute Arbeit. Sie helfe den<br />
Leuten, Pek<strong>in</strong>g zu begreifen. „Aber<br />
für me<strong>in</strong>e Haut ist me<strong>in</strong>e Arbeit<br />
sehr schlecht“, sagt sie lächelnd.<br />
„Sie ist viel dunkler als die von<br />
Frauen, die im Büro arbeiten. Ich<br />
muss sehr viel laufen. Für e<strong>in</strong>e Frau<br />
ist das harte Arbeit.“<br />
Wenn sie es wirklich als harte<br />
Arbeit empf<strong>in</strong>det, lässt sie es sich<br />
nicht anmerken. In e<strong>in</strong>er Mischung<br />
aus ungezwungener Fröhlichkeit<br />
und höflicher Zurückhaltung<br />
gibt Yee Lee, um Ecken biegend,<br />
Erklärungen ab und scheut sich<br />
nicht, auch mal herzlich und laut<br />
zu lachen. Sie war schon Hunderte<br />
Male <strong>in</strong> den Hutongs, schaut sich<br />
aber immer noch unentwegt um<br />
auf der Suche nach <strong>in</strong>teressanten<br />
Details, die sie teilen kann. Sie<br />
freut sich über Kle<strong>in</strong>igkeiten wie<br />
e<strong>in</strong>e rosa Blüte, beklagt sich über<br />
zu volle Gassen – und sie hat klare<br />
Me<strong>in</strong>ungen. „Für manche Leute<br />
bedeutet Pek<strong>in</strong>g breite Straßen und<br />
hässliche Betonbauten, für andere<br />
das Olympiastadium und der Tiananmen-Square.<br />
Das ist Uns<strong>in</strong>n. Es<br />
58<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
gibt nur e<strong>in</strong> echtes Pek<strong>in</strong>g: das der<br />
Hutongs. Leider ist nicht mehr sehr<br />
viel davon übrig.“<br />
Ende und Neuanfang<br />
Hunderte, gar Tausende Hutongs<br />
mussten <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten<br />
Hochhäusern und Highways<br />
weichen. Jene Hutongs, die<br />
bis heute überlebt haben, sche<strong>in</strong>en<br />
jedoch gesichert. Lokale und <strong>in</strong>ternationale<br />
Denkmalschützer machen<br />
sich geme<strong>in</strong>sam mit den Bewohnern<br />
für ihren Erhalt stark. Sie<br />
s<strong>in</strong>d wie Inseln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em reißenden<br />
Strom; e<strong>in</strong> Stück Stillstand <strong>in</strong>mitten<br />
ständiger Veränderung. Aus längeren<br />
Gassen heraus s<strong>in</strong>d Baukräne<br />
zu sehen, die <strong>in</strong> der Ferne neue<br />
Wohnblocks hochziehen.<br />
„Das ist der Wandel der Zeit“,<br />
sagt Yee Lee schulterzuckend. „Alles<br />
hat e<strong>in</strong>e Zeit. E<strong>in</strong> neues Ch<strong>in</strong>a<br />
entsteht, und e<strong>in</strong> neues Pek<strong>in</strong>g. <strong>Die</strong><br />
D<strong>in</strong>ge entwickeln sich weiter. Bei<br />
euch Westlern ist Geschichte und<br />
Kultur e<strong>in</strong>e gerade L<strong>in</strong>ie – von der<br />
Vergangenheit <strong>in</strong> die Zukunft. Bei<br />
uns ist sie e<strong>in</strong> Kreis. Auf den e<strong>in</strong><br />
neuer Kreis folgt. Und noch e<strong>in</strong>er.<br />
In sich geschlossen. E<strong>in</strong> wenig wie<br />
der Kreislauf des Lebens. Menschen<br />
kommen und gehen, und<br />
genauso ist es mit Gebäuden. Wir<br />
erf<strong>in</strong>den uns neu, wieder und wieder.<br />
Wir s<strong>in</strong>d wie Ameisen. Wir<br />
erschaffen, vernichten, erf<strong>in</strong>den,<br />
zerstören, bauen neu auf. Ende und<br />
In zahlreichen Garküchen gibt es<br />
Teigtaschen, Fleisch am Spieß oder<br />
Lammfleisch-Feuertopf zu probieren<br />
Neuanfang folgen aufe<strong>in</strong>ander, immer<br />
wieder e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit bildend.<br />
Ohne vergessen zu werden.“<br />
<strong>Die</strong> Ch<strong>in</strong>esen haben e<strong>in</strong> tiefes<br />
Verständnis für ihre Vergangenheit,<br />
für das Erbe ihrer Vorfahren, für<br />
die alten Gedichte und Sagen, weniger<br />
aber für alte Ziegel und altes<br />
Holz. „<strong>Die</strong> Hutongs s<strong>in</strong>d Überbleibsel<br />
e<strong>in</strong>er anderen Zeit“, sagt<br />
Yee Lee. „Wer ehrlich ist, erkennt:<br />
<strong>Die</strong>se Zeit ist vorbei.“ Angesichts<br />
des betroffenen Blickes und Stirnrunzelns,<br />
das sie hervorruft, lacht<br />
sie. „Trotzdem hoffe ich, dass sie<br />
die restlichen Hutongs unangetastet<br />
lassen! Sie schaffen, was E<strong>in</strong>kaufszentren<br />
und Hochhäuser niemals<br />
vermögen: Sie geben der Stadt e<strong>in</strong>e<br />
Seele.“<br />
Blumen oder Zentralheizung<br />
Der Streifzug endet, wo er begonnen<br />
hat. Der Erhu-Spieler lehnt noch<br />
immer sitzend an der Ziegelwand.<br />
Gelegentlich läuft e<strong>in</strong> Passant vorbei.<br />
Niemand außer Yee Lee und<br />
ihrem Begleiter hält an, um ihm zu<br />
lauschen. <strong>Die</strong> traurige Melodie der<br />
Erhu verkl<strong>in</strong>gt. Der letzte Ton verharrt<br />
<strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung, hallt nach,<br />
nistet sich im Kopf als ungreifbare<br />
Melancholie e<strong>in</strong> und macht<br />
das Herz schwer. <strong>Die</strong>ser arme, alte<br />
Mann. <strong>Die</strong> große Zeit der Hutongs<br />
ist genauso vorbei wie die se<strong>in</strong>e.<br />
E<strong>in</strong>stmals waren es etwa 6.000;<br />
übrig s<strong>in</strong>d um die 100. Und auch<br />
se<strong>in</strong> Zuhause gibt es nicht mehr. Er<br />
lebt jetzt außerhalb. Für ihn sicher<br />
e<strong>in</strong> furchtbarer Schicksalsschlag.<br />
„E<strong>in</strong> Schicksalsschlag?“, spricht er<br />
durch Yee Lee zu dem westli-<br />
Unser Autor<br />
Erik Lorenz entdeckte früh<br />
se<strong>in</strong>e Leidenschaft für das<br />
Reisen und das Schreiben.<br />
Mit dem Buch Streifzug<br />
durch Laos – Abenteuer im<br />
Land der tausend Elefanten<br />
legte er die bisher umfassendste<br />
deutsche Reisebeschreibung<br />
dieses fasz<strong>in</strong>ierenden Landes vor. Für<br />
Ch<strong>in</strong>a, e<strong>in</strong> Land, das er mehrfach bereist<br />
und <strong>in</strong> dem er e<strong>in</strong> halbes Jahr studiert<br />
hat, empf<strong>in</strong>det er e<strong>in</strong>e tiefe Leidenschaft,<br />
die das Ergebnis vieler kostbarer<br />
Er<strong>in</strong>nerungen und Freundschaften ist<br />
(www.Erik-Lorenz-Autor.de).<br />
Reise<br />
2007 bat die Regierung 200 Familien, ihre Hutongs für ausländische Gäste zu<br />
öffnen. Familie Xú ist e<strong>in</strong>e der wenigen, die noch immer Besucher e<strong>in</strong>laden<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 59
Reise<br />
Reiseangebote Pek<strong>in</strong>g<br />
Klassisches Ch<strong>in</strong>a<br />
8-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Pek<strong>in</strong>g, Ausflug zur Großen Mauer und<br />
Sommerpalast, Xi’an, Rikschafahrt durch<br />
Hutongs, Shanghai. Dt.-spr RL, Ü/F/M/A<br />
ab 889 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Transfers.<br />
Reisefieber, Tel. +49 (0)6021-3065-23,<br />
www.reisefieber.net<br />
Beij<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>mal anders<br />
6-tägige Spezialtour. Höhepunkte:<br />
Pek<strong>in</strong>g, Radtour durch die Hutongs,<br />
Kochkurs, Kaiserpalast. Dt.-spr. RL, Ü/F<br />
ab 898 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Transfers.<br />
DerTour, Tel. +49 (0)69-95885928,<br />
www.dertour.de<br />
Das Kulturerbe Ch<strong>in</strong>as<br />
17-tägige Kulturreise. Höhepunkte:<br />
Shenyang, Pek<strong>in</strong>g, Chengde, Datong,<br />
P<strong>in</strong>gyao, Xi’an, Nanj<strong>in</strong>g. Dt.-spr. RL, Ü/F<br />
ab 2.899 € p.P. im DZ, <strong>in</strong>kl. Flug und<br />
Transfers. CAISSA Touristic,<br />
Tel. +49 (0)69-2713391-0,<br />
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„Es gibt nur e<strong>in</strong> echtes Pek<strong>in</strong>g“, sagt die Reiseführer<strong>in</strong> Yee Lee, „das der Hutongs.<br />
Leider ist nicht mehr sehr viel davon übrig.“<br />
chen Besucher. „Aber ganz und gar<br />
nicht! Was machst du überhaupt für<br />
e<strong>in</strong> betretenes Gesicht? Ich hatte<br />
Glück!” Das Hutong-Haus, <strong>in</strong> dem<br />
er gelebt hatte, war alt und feucht<br />
gewesen. Das Dach leckte, die Toilette<br />
war jenseits e<strong>in</strong>es H<strong>in</strong>terhofs,<br />
oft war es bitterkalt. „Heute s<strong>in</strong>d<br />
viele Hutongs halbwegs saniert und<br />
verfügen über Strom und all das.<br />
Aber nicht damals! Bevor du den<br />
Verlust e<strong>in</strong>er solchen Bruchbude<br />
bedauerst, solltest du zunächst e<strong>in</strong>mal<br />
selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er leben!“, sagt<br />
er mit e<strong>in</strong>em herausfordernden<br />
Gr<strong>in</strong>sen. „Ich habe jetzt fließendes<br />
Wasser, e<strong>in</strong>e Zentralheizung und<br />
e<strong>in</strong> vernünftiges Klo.“ „Aber Sie<br />
kommen gern hierher zurück?“<br />
„Unbed<strong>in</strong>gt! Manchmal spiele ich<br />
auch vorm Bahnhof oder vor e<strong>in</strong><br />
paar Geschäften, aber hierher setze<br />
ich mich, wenn mir etwas sentimental<br />
zumute ist und ich über die alten<br />
Zeiten nachdenken möchte. Hier<br />
ist es so schön ruhig. Hier gibt es<br />
ke<strong>in</strong>en Verkehr, ke<strong>in</strong> unablässiges<br />
Motorengejaule. Doch spätestens<br />
wenn ich daran denke, wie es durch<br />
die Decke tropfte und wie mühsam<br />
alles war, verfliegt die Sentimentalität<br />
wie e<strong>in</strong> verblichener Traum.“<br />
Der alte Mann stellt fest, es sei<br />
Zeit heimzukehren. Er wickelt die<br />
Erhu <strong>in</strong> das Tuch, das auf se<strong>in</strong>em<br />
Knie liegt, und klappt den Hocker<br />
zusammen. Mit e<strong>in</strong>em letzten Gruß<br />
verschw<strong>in</strong>det er um e<strong>in</strong>e Ecke, auf<br />
dem Weg zu se<strong>in</strong>er Neubauwohnung.<br />
Xú Zhang h<strong>in</strong>gegen war anderer<br />
Me<strong>in</strong>ung als der alte Mann. E<strong>in</strong>e<br />
Neubauwohnung, das wäre nichts<br />
für sie. Sie wolle nicht die Tür<br />
schließen und sich <strong>in</strong> Zimmern<br />
e<strong>in</strong>sperren, sondern draußen sitzen,<br />
mit ihren Nachbarn schwatzen und<br />
die Fußgänger grüßen. Und <strong>in</strong> ihrem<br />
Hof Blumen pflanzen. So wie<br />
sie es seit K<strong>in</strong>dertagen kennt.<br />
Was ist Fort-, was Rückschritt?<br />
Was Verbesserung und was Verlust?<br />
Es gibt ke<strong>in</strong>e klaren Antworten,<br />
nur den Kreislauf aus Vergehen<br />
und Entstehen. Ch<strong>in</strong>a erf<strong>in</strong>det sich<br />
neu, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis. Und <strong>in</strong> der<br />
Mitte des Kreises liegt Pek<strong>in</strong>g, wo<br />
Hochhäuser über Hutongs ragen<br />
und das Gestern mit ausgestreckter<br />
Hand <strong>in</strong> das Heute reicht.<br />
60 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
Ausführliche Reise<strong>in</strong>formationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitsh<strong>in</strong>weise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
f<strong>in</strong>den Sie unter www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Reise<br />
Japan<br />
Zwei Jahre danach<br />
Bild: Global2000, flickr.com<br />
Auch zwei Jahre nach der Erdbeben- und Reaktorkatastrophe von Fukushima s<strong>in</strong>d die<br />
Auswirkungen auf den Tourismus <strong>in</strong> Japan noch deutlich spürbar: Um Sicherheit für Japan-<br />
Reisende zu schaffen, haben die Strahlenschutzexperten des TÜV Rhe<strong>in</strong>land, e<strong>in</strong>er der führenden<br />
unabhängigen Prüfdienstleister im Tourismus, e<strong>in</strong> neues Prüfprogramm entwickelt, mit dem sie die<br />
radiologische Belastung der wichtigsten touristischen Reiseziele <strong>in</strong> Japan untersuchen<br />
Nach der Erdbebenkatastrophe<br />
vom 11. März 2011<br />
<strong>in</strong> der Region Fukushima<br />
brach der Tourismus <strong>in</strong> Japan vollständig<br />
e<strong>in</strong>. Auch zwei Jahre danach<br />
s<strong>in</strong>d die Auswirkungen auf<br />
den Tourismus deutlich spürbar:<br />
2012 lag die Zahl deutscher und<br />
europäischer Touristen nach Angaben<br />
der Japan Tourism Market<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> Tokio rund e<strong>in</strong> Viertel unter<br />
den Buchungszahlen aus der Zeit<br />
vor der Katastrophe. Teilweise verzeichnen<br />
Reiseveranstalter immer<br />
noch e<strong>in</strong>en Rückgang um weit über<br />
50 Prozent.<br />
Nun hat TÜV Rhe<strong>in</strong>land die beliebtesten<br />
japanischen Reiseziele<br />
und Reiserouten unter radiologischen<br />
Gesichtspunkten überprüft<br />
und als vollkommen unbedenklich<br />
e<strong>in</strong>gestuft. <strong>Die</strong> Experten haben dazu<br />
an den mehr als 35 Reisezielen<br />
und deren Umgebung detailliert die<br />
Dosisleistung gemessen sowie Boden-<br />
und Pflanzenproben entnommen.<br />
<strong>Die</strong> aus dem Reaktorunfall<br />
resultierende Strahlenexposition<br />
erwies sich als vollkommen unbedenklich.<br />
Neben diesen aktuell<br />
durchgeführten Messungen haben<br />
die Fachleute für das Projekt die<br />
bereits seit März 2011 erhobenen<br />
eigenen Messdaten von TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />
<strong>in</strong> Japan herangezogen sowie<br />
zusätzlich die veröffentlichten Daten<br />
japanischer Behörden ausgewertet.<br />
Das Ergebnis: <strong>Die</strong> für Touristen<br />
resultierende Strahlenexposition <strong>in</strong>folge<br />
solcher Kontam<strong>in</strong>ationen ist<br />
völlig unbedenklich“, so Dr. Jens-<br />
Uwe Schmollack, Strahlenschutzexperte<br />
bei TÜV Rhe<strong>in</strong>land und<br />
Japankenner.<br />
<strong>Die</strong> Messungen der Experten erfolgten<br />
im Auftrag der Sol<strong>in</strong>ger<br />
Agentur JF Tours, dem größten<br />
deutschen Organisator für Japan-<br />
Tourismus. Zu den renommierten<br />
Agenturkunden gehören unter anderem<br />
die Reiseveranstalter Dertour,<br />
FTI Touristik, Meier’s Weltreisen,<br />
Thomas Cook und Berge & Meer.<br />
JF Tours hat deshalb von TÜV<br />
Rhe<strong>in</strong>land für die bereits kontrollierten<br />
Routen das Prüfzeichen<br />
„Radiologisch sichere Umwelt“ erhalten.<br />
TÜV Rhe<strong>in</strong>land ist seit Jahrzehnten<br />
im Bereich Strahlenschutz<br />
aktiv, zum Beispiel auch nach der<br />
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.<br />
Der unabhängige Prüfdienstleister<br />
verfügt über sehr gut ausgestattete<br />
Labors sowie empf<strong>in</strong>dliche<br />
mobile Messtechnik. Strahlenschutzmessungen<br />
werden nach <strong>in</strong>ternationalen<br />
Sicherheitsstandards<br />
durchgeführt.<br />
Untersuchte Reiseziele s<strong>in</strong>d neben<br />
dem Großraum Tokio und Nikko<br />
unter anderem der Fuji-Hakone-Nationalpark,<br />
Nagoya, der Großraum<br />
Kyoto/Osaka, Hiroshima mit der<br />
Insel Miyajima sowie beliebte Touristenorte<br />
auf der Süd<strong>in</strong>sel Kyushu.<br />
Weitere Ziele im Gebiet der japanischen<br />
Alpen sollen noch zertifiziert<br />
werden. Das für die geprüften<br />
Reiserouten ausgestellte Zertifikat<br />
zur „Radiologisch sicheren Umwelt“<br />
hat e<strong>in</strong>e Gültigkeit von e<strong>in</strong>em<br />
Jahr, dann s<strong>in</strong>d aktuelle Überprüfungen<br />
vorgesehen.<br />
03/2013<br />
Ausführliche Reise<strong>in</strong>formationen, Visabestimmungen,<br />
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Reise<br />
Hanoi & Saigon<br />
Zwei ungleiche Schwestern<br />
Es war diese e<strong>in</strong>e Reise im Februar, nach der ich endgültig beschloss: Nie wieder<br />
besuche ich Vietnam im Schlepptau e<strong>in</strong>es Reiseleiters! <strong>Die</strong> Agentur, bei der ich die<br />
teure Privatreise gebucht hatte, genießt eigentlich e<strong>in</strong>en guten Ruf. Me<strong>in</strong>e Vorfreude<br />
war groß, doch nach zehn verkorksten Tagen war me<strong>in</strong>e Wut größer<br />
62<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Reise<br />
Flaggenparade <strong>in</strong> Hanoi: An hohen Feiertagen wie dem vietnamesischen<br />
Neujahrsfest erweisen sich die Hauptstädter als besonders patriotisch<br />
Im Alltag der Menschen nimmt die Bedeutung von Ho Chi M<strong>in</strong>h ab,<br />
doch der Souvenirhandel rund um den Nationalhelden blüht<br />
Ho Chi M<strong>in</strong>hs Mausoleum <strong>in</strong><br />
Hanoi ist freitags geschlossen?<br />
<strong>Die</strong> Reiseleiter<strong>in</strong> fuhr<br />
mich an e<strong>in</strong>em Freitag h<strong>in</strong>, so blieb<br />
die Totenruhe des balsamierten Nationalhelden<br />
ungestört. Der angeblich<br />
deutschsprachige Reiseleiter <strong>in</strong><br />
Hue und Danang leierte auswendig<br />
gelernte und wirre Sätze herunter.<br />
Stellte ich Fragen, kicherte er bloß,<br />
denn er verstand weder Deutsch<br />
noch Englisch. Der Reiseleiter <strong>in</strong><br />
Saigon kannte sich nur <strong>in</strong> Seidenfabriken<br />
und Souvenirshops aus,<br />
die meisten Sehenswürdigkeiten<br />
hatte er selbst noch nie besucht.<br />
So hörte er sehr <strong>in</strong>teressiert zu,<br />
wenn man ihm etwas über die Kathedrale,<br />
die Hauptpost oder den<br />
Präsidentenpalast erzählte.<br />
Dass ich ke<strong>in</strong>en wütenden Vietnam-Krieg<br />
vom Zaun gebrochen<br />
habe, lag alle<strong>in</strong> daran, dass diese<br />
Pauschalreise nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bauste<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er längeren Vietnam-Tour<br />
war. Vorher und nachher hatte ich<br />
Puffertage e<strong>in</strong>gebaut, um Hanoi,<br />
Saigon und das Mekong-Delta im<br />
Alle<strong>in</strong>gang bereisen und fotografieren<br />
zu können. Zum Glück. Denn<br />
so erlebte ich die eigentlichen Höhepunkte<br />
me<strong>in</strong>er Tour – ungestört<br />
von Reiseleitern.<br />
Im Gewirr der Altstadt<br />
Hanoi und Saigon s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Paradies<br />
für Individualisten. Breite Boulevards<br />
und enge Gassen laden zum<br />
Schlendern und Entdecken e<strong>in</strong>,<br />
größere Strecken legt man günstig<br />
mit der Rikscha und dem Taxi<br />
zurück. In den Museen <strong>in</strong>formieren<br />
englischsprachige Texttafeln,<br />
im Präsidentenpalast von Saigon<br />
ist die englischsprachige Führung<br />
gleich im E<strong>in</strong>trittspreis enthalten.<br />
An anderen Orten kommt man mit<br />
Händen, Füßen und e<strong>in</strong>em guten<br />
Reisebuch weiter.<br />
Im direkten Vergleich zu ihrer<br />
sexy Schwester Saigon wirkt die<br />
Hauptstadt Hanoi grau und verschlafen,<br />
doch auch sie entwickelt<br />
sich vom Mauerblümchen immer<br />
mehr zur Ballschönheit. Im Zentrum<br />
liegt der Hoan Kiem-See,<br />
538 Hektar groß und e<strong>in</strong> nicht zu<br />
übersehender Orientierungspunkt.<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e rote Brücke führt vom<br />
Ufer zum gutbesuchten Ngoc Son-<br />
Tempel auf der Jadeberg-Insel. Andere<br />
Sehenswürdigkeiten wie das<br />
Rathaus, das Kolonialviertel, die<br />
Kathedrale und die Altstadt s<strong>in</strong>d<br />
vom Hoan Kiem-See spielend zu<br />
Fuß erreichbar.<br />
Im Gewirr der Altstadt verläuft<br />
man sich leicht – und das ist auch<br />
gut so. Denn jede Ecke bietet neue<br />
Fotomotive. <strong>Die</strong> 36 Gassen tragen<br />
die Namen der Waren, die dort<br />
e<strong>in</strong>st vorrangig verkauft wurden:<br />
Der Saigon-Fluss lädt zum Spaziergang auf der Promenade e<strong>in</strong>.<br />
Gut zu sehen ist der Fluss von der Terrasse des Hotels Majestic<br />
Obst, Gemüse, Grabste<strong>in</strong>e, Korbwaren,<br />
Reisnudeln, Instrumente,<br />
Papier, Seide. Heute ist das stark<br />
durchmischt, außerdem s<strong>in</strong>d Plastiktand<br />
und DVD-Raubkopien dazugekommen.<br />
Doch der Charme<br />
der alten Häuser ist geblieben. E<strong>in</strong><br />
Blick durch offene Türen zeigt, wie<br />
unglaublich tief man <strong>in</strong> diese Tunnel-<br />
und Röhrenhäuser h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehen<br />
kann. Viele Hunderttausend der 6,5<br />
Millionen E<strong>in</strong>wohner Hanois arbeiten<br />
und leben hier.<br />
Kriegszentrale<br />
<strong>in</strong>klusive Privatk<strong>in</strong>o<br />
Hanois welthistorisch bedeutendster<br />
Ort ist der Ba D<strong>in</strong>h-Platz. Hier<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 63
Reise<br />
Waschen, schneiden - alles draussen. In Hanois Altstadt-Labyr<strong>in</strong>th ist das goldene Handwerk<br />
zu Hause. Neben Händlern aller Art gehen hier auch Freiluft-Friseure ihrer Arbeit nach<br />
rief Ho Chi M<strong>in</strong>h am 2. September<br />
1945 Vietnams Unabhängigkeit<br />
aus. Doch die Franzosen gaben die<br />
Kolonie, die sie ab 1858 aufgebaut<br />
hatten, nicht kampflos her. Erst<br />
am 7. Mai 1954 endete der für<br />
beide Seiten verlustreiche Indoch<strong>in</strong>akrieg.<br />
Fortan trennte der 17. Breitengrad<br />
den kommunistischen Norden<br />
vom kapitalistischen Süden.<br />
Ho Chi M<strong>in</strong>h wollte die E<strong>in</strong>heit,<br />
Südvietnams Präsident Ngo D<strong>in</strong>h<br />
<strong>Die</strong>m rief die USA zur Hilfe. <strong>Die</strong><br />
bombardierten ab 1964 Nordvietnam<br />
und versuchten vergeblich, den<br />
Truppen- und Waffentransport auf<br />
dem Ho-Chi-M<strong>in</strong>h-Pfad Richtung<br />
Süden zu verh<strong>in</strong>dern. Ho Chi M<strong>in</strong>h<br />
starb 1969, doch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Geiste<br />
fiel am 30. April 1975 Saigon. E<strong>in</strong><br />
Jahr später wurden beide Landesteile<br />
zur Sozialistischen Republik<br />
Vietnam vere<strong>in</strong>t.<br />
Das Mausoleum, das viele Vietnamesen<br />
und Touristen auf dem<br />
Ba D<strong>in</strong>h-Platz besuchen, dürfte es<br />
eigentlich gar nicht geben. Ho Chi<br />
M<strong>in</strong>h hatte testamentarisch verfügt,<br />
e<strong>in</strong>geäschert werden zu wollen.<br />
Doch se<strong>in</strong>e Partei beschloss,<br />
den Ex-Präsidenten nach Len<strong>in</strong>s<br />
Vorbild <strong>in</strong> Moskau für die Ewigkeit<br />
zu balsamieren.<br />
Ganz <strong>in</strong> der Nähe des Mausoleums<br />
können Ho Chi M<strong>in</strong>hs<br />
schlichte Wohn- und Arbeitsstätten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gepflegten Parklandschaft<br />
besichtigt werden. Protzig wirkt<br />
dagegen das 1990 von den Sowjets<br />
gespendete Ho-Chi-M<strong>in</strong>h-Museum.<br />
Doch bee<strong>in</strong>druckt dort weniger<br />
die riesige Statue des Präsidenten,<br />
sondern vielmehr die große Zahl<br />
gestochen scharfer Schwarzweiß-<br />
Fotografien, die Ho Chi M<strong>in</strong>h <strong>in</strong><br />
allen Stationen se<strong>in</strong>es Lebens und<br />
Kämpfens zeigen – zweifelsohne<br />
e<strong>in</strong> PR-Genie. So entstand das Bild<br />
vom gütigen „Onkel Ho“, der den<br />
Bauern und Fischern bei ihrer Arbeit<br />
half, mit K<strong>in</strong>dern tanzte und<br />
e<strong>in</strong>e an Selbstaufgabe grenzende<br />
Bescheidenheit vorlebte.<br />
Während die Regierung bemüht<br />
ist, das Andenken an Ho Chi M<strong>in</strong>h<br />
64<br />
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03/2013
Reise<br />
zu wahren (was aber offenbar nicht<br />
die Flut kitschiger Onkel-Ho-Souvenirs<br />
verh<strong>in</strong>dert), wird der Vater<br />
der Nation <strong>in</strong> Saigon immer<br />
mehr zur Randfigur der Geschichte.<br />
Kaum jemand nutzt noch den offiziellen<br />
Namen Ho-Chi-M<strong>in</strong>h-City.<br />
Vor allem junge Menschen, und<br />
davon hat Vietnam extrem viele,<br />
bevorzugen den Namen Saigon. <strong>Die</strong><br />
moderne Stadt ist um e<strong>in</strong> Vielfaches<br />
lebendiger als die Hauptstadt Hanoi.<br />
Hier regiert seit Mitte der 80er<br />
Jahre die Marktwirtschaft, hier ist<br />
das F<strong>in</strong>anz- und Geschäftszentrum<br />
mit se<strong>in</strong>en Hochhäusern, Shopp<strong>in</strong>gcentern,<br />
Nobelhotels und populären<br />
Discobars wie dem „Apocalypse<br />
Now“ zu Hause. Am Abend leuchten<br />
die angestrahlten Kolonialbauten<br />
und die neuen Kaufhäuser<br />
um die Wette. Teure Luxusmarken,<br />
immer öfter sogar die echten, s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> den klimatisierten Läden und<br />
Boutiquen zu f<strong>in</strong>den. Anfangs wundert<br />
man sich, dass direkt vor den<br />
gut sortierten Kaufhäusern noch<br />
allerlei Straßenhändler Wasserflaschen,<br />
Kokosnüsse oder Blumen<br />
anbieten. Viele von ihnen s<strong>in</strong>d<br />
die Verlierer der vietnamesischen<br />
Geschichte. Sie hielten e<strong>in</strong>st der<br />
USA die Treue, wurden <strong>in</strong> Umerziehungslager<br />
gesteckt oder flohen<br />
<strong>in</strong>s Ausland, kamen illegal zurück<br />
und erhalten bis heute ke<strong>in</strong>e Lizenz<br />
für e<strong>in</strong> eigenes Geschäft. <strong>Die</strong>se<br />
Menschen sprechen vom „Fall Saigons“,<br />
während viele andere die Erstürmung<br />
des Präsidentenpalastes<br />
am 30. April 1975 als „Befreiung<br />
Saigons“ bezeichnen.<br />
Das Ho-Chi-M<strong>in</strong>h-Museum <strong>in</strong> Hanoi wurde 1990 zum 100. Geburtstag des Nationalhelden<br />
eröffnet. <strong>Die</strong> Sowjetunion stellte den Architekten und trug e<strong>in</strong>en Großteil der Baukosten<br />
<strong>Die</strong> hundert Räume des Palastes,<br />
der heute offiziell „Palast der<br />
Wiedervere<strong>in</strong>igung“ heißt, lohnen<br />
e<strong>in</strong>en Besuch: nicht nur wegen der<br />
Kriegszentrale im Keller, sondern<br />
auch wegen der dekadent ausgestatteten<br />
Festsäle und Partyräume samt<br />
Privatk<strong>in</strong>o.<br />
Das meistbesuchte Museum Saigons<br />
hieß bei se<strong>in</strong>er Gründung „Museum<br />
der ch<strong>in</strong>esischen und amerikanischen<br />
Kriegsverbrechen“. Weil<br />
das aber Touristen aus Ch<strong>in</strong>a und<br />
den USA verprellte, wurde es <strong>in</strong><br />
„Kriegsmuseum“ umbenannt. Wie<br />
jedes Museum Vietnams präsentiert<br />
es e<strong>in</strong>en Fuhrpark aus Panzern,<br />
Flugzeugen, Hubschraubern und<br />
Bomben, doch e<strong>in</strong>drucksvolle Fotos<br />
und Texttafeln zeugen vom wahren<br />
Grauen des Vietnam-Krieges, der<br />
nie offiziell erklärt wurde und der<br />
<strong>in</strong> Vietnam überall nur „Amerikanischer<br />
Krieg“ heißt.<br />
Feierabendbier<br />
auf dem Majestic<br />
Der Besuch zweier historischer Hotels<br />
sollte fester Bestandteil e<strong>in</strong>es<br />
Saigon-Trips se<strong>in</strong>. Man muss dort<br />
nicht wohnen, kann aber zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong>en Kaffee oder se<strong>in</strong> Feierabendbier<br />
auf der Dachterrasse e<strong>in</strong>planen.<br />
Das 1925 erbaute Majestic liegt am<br />
Ende von Saigons Flaniermeile Duong<br />
Dong Khoi. E<strong>in</strong> alter Fahrstuhl<br />
br<strong>in</strong>gt Besucher zur Dachterrasse<br />
<strong>in</strong> der fünften Etage. Der Blick<br />
auf den Fluss und den Hafen ist<br />
e<strong>in</strong>malig. An den Wänden hängen<br />
Fotos früherer Gäste, darunter der<br />
Schriftsteller Graham Greene, der<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 65
Reise<br />
Reiseangebote<br />
Vietnam <strong>in</strong>dividuell<br />
Highlights & Angkor (Kambodscha)<br />
22-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Hanoi, Halong Bucht, per Dschunke<br />
zur Tropfste<strong>in</strong>höhle Surprise, Lao Cai,<br />
Trekk<strong>in</strong>gtour im Bergland, Bergort Sapa,<br />
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Mekong-Flusskreuzfahrt Lotosblüte<br />
14-tägige Erlebnisreise mit 8-tägiger<br />
Flusskreuzfahrt von Saigon nach Angkor<br />
Wat. Höhepunkte: Saigon, Mekong<br />
Delta, Cai Be, V<strong>in</strong>h Long, Phnom Penh.<br />
Dt.-spr. RL, Ü/F ab 3.640 € p.P. im DZ,<br />
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Maßgeschneidert reisen<br />
Teilen Sie dem Reiseveranstalter Ihre<br />
persönlichen Wünsche über den<br />
Fragebogen <strong>in</strong> der unten stehenden<br />
Website mit. Sie werden e<strong>in</strong>en<br />
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erhalten, über dessen Details Sie mit<br />
dem Länderexperten abschließend<br />
sprechen. Dt.-spr. RL <strong>in</strong>kl. alle Transfers.<br />
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Zum Tet-Fest im Februar erhöht sich das Mandar<strong>in</strong>enbäumchen-Aufkommen auf Vietnams<br />
Straßen schlagartig, denn jede Familie br<strong>in</strong>gt ihren Festtagsbaum nach Hause<br />
Saigon mit „Der stille Amerikaner“<br />
e<strong>in</strong> literarisches Denkmal setzte.<br />
Auch Frankreichs K<strong>in</strong>ostar Cather<strong>in</strong>e<br />
Deneuve wohnte im Majestic,<br />
als sie im Oscar-prämierten Epos<br />
„Indoch<strong>in</strong>e“ mitwirkte.<br />
Das Rex Hotel erlangte Berühmtheit,<br />
als die US Army ab 1962 jeden<br />
Tag im Theatersaal e<strong>in</strong>e Pressekonferenz<br />
abhielt und selbst dann noch<br />
optimistisch berichtete, als es nichts<br />
Gutes mehr zu verkünden gab. <strong>Die</strong><br />
Vietnamesen nennen den Raum bis<br />
heute „Lügenzentrum“. Lobby und<br />
Treppenhaus des Rex Hotels versprühen<br />
den spröden Charme e<strong>in</strong>es<br />
Bürohauses, als das es 1959 auch<br />
gebaut wurde. Erst die Amerikaner<br />
machten es zu e<strong>in</strong>em Vier-Sterne-Hotel<br />
mit kitschig dekorierter<br />
Dachterrasse, von der aus man auf<br />
das Rathaus blicken kann.<br />
Ganz <strong>in</strong> der Nähe steht die neoromanische<br />
Kathedrale Notre-Dame,<br />
die von 1877 bis 1883 errichtet<br />
wurde. Nach der Vertreibung der<br />
66 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
Ausführliche Reise<strong>in</strong>formationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitsh<strong>in</strong>weise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
f<strong>in</strong>den Sie unter www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
französischen Kolonialmacht haben<br />
die Vietnamesen das alte Erbe<br />
nicht zerstört, sondern gehegt und<br />
gepflegt. So lockt im Schatten der<br />
Kathedrale auch das alte Postamt<br />
mit e<strong>in</strong>er imposanten eisernen Deckenkonstruktion,<br />
die ke<strong>in</strong> Ger<strong>in</strong>gerer<br />
als Gustave Eiffel verantwortet<br />
haben soll.<br />
Mit Vietnamesen<br />
<strong>in</strong>s Gespräch kommen<br />
Was für uns die Tanne zu Weihnachten,<br />
ist für 84 Millionen Vietnamesen<br />
das bis zu anderthalb<br />
Meter hohe Mandar<strong>in</strong>enbäumchen<br />
zum mehrtägigen Tet-Fest, welches<br />
auf dem Moped nach Hause transportiert<br />
wird. Das wichigste Familienfest<br />
wird Anfang oder Mitte Februar<br />
begangen und bietet die beste<br />
Gelegenheit, mit Vietnamesen <strong>in</strong><br />
Kontakt zu kommen. Wenn es dann<br />
„Chuc Mung Nam Moi!“ (Frohes<br />
neues Jahr) heißt, herrscht <strong>in</strong> den<br />
Tempeln reges Treiben: Festlich<br />
gekleidete Menschen beten, verbrennen<br />
falsche Geldsche<strong>in</strong>e und<br />
werden echte Geldsche<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die<br />
Spendenboxen. Westliche Besucher<br />
s<strong>in</strong>d beim Tet-Fest besonders willkommen,<br />
denn für Vietnamesen ist<br />
es wichtig, wem sie am Neujahrstag<br />
begegnen: <strong>Die</strong>se Personen s<strong>in</strong>d<br />
repräsentativ für den Verlauf des<br />
weiteren Jahres. E<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich<br />
reicher Europäer, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ärmeren<br />
Wohngegend auftaucht, kann so<br />
zum Hoffnungsträger ganzer Nachbarschaften<br />
werden.<br />
Das Militärhistorische Museum <strong>in</strong> Hanoi zeigt nicht nur Kriegsschrott, sondern <strong>in</strong>formiert auch<br />
auf zahlreichen Fototafeln über den Indoch<strong>in</strong>akrieg und den „amerikanischen Krieg“<br />
Von Saigon durchs Mekong-<br />
Delta nach Kambodscha<br />
E<strong>in</strong>e dreitägige Reise <strong>in</strong>s Mekong-<br />
Delta, <strong>in</strong>klusive Kost und Logis,<br />
kann ab Saigon schon für unglaubliche<br />
30 Dollar gebucht werden.<br />
Natürlich ist der Touristenbus dann<br />
so voll wie die Hotels, die Restaurants<br />
und später auch die Boote,<br />
mit denen man den höchst sehenswerten<br />
schwimmenden Markt von<br />
Can Tho oder Dörfer <strong>in</strong> Chau Doc<br />
besucht. Doch der Zweck heiligt<br />
hier ausnahmsweise den Massentourismus,<br />
sofern man den Ausflug<br />
<strong>in</strong>s Mekong-Delta vor allem als<br />
günstige Etappe auf se<strong>in</strong>er Weiterreise<br />
nach Kambodscha sieht: Ab<br />
Chau Doc fährt mehrmals täglich<br />
e<strong>in</strong> Schnellboot auf dem Mekong<br />
sechs Stunden bis nach Phnom<br />
Penh. Das Visum gibt‘s für 20<br />
Dollar an der Grenze. Natürlich<br />
dauert der mehrtägige Umweg über<br />
das Mekong-Delta deutlich länger<br />
als der e<strong>in</strong>stündige Flug oder die<br />
siebenstündige Busfahrt von Saigon<br />
nach Phnom Penh, aber die schon<br />
<strong>in</strong> Saigon buchbare Komb<strong>in</strong>ation<br />
aus Tourpaket und Bootsticket ist<br />
e<strong>in</strong> erlebnisreiches Extra mit unschlagbarem<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis!<br />
Unser Autor<br />
Michael Scholten,<br />
41, lebt mit se<strong>in</strong>er<br />
Familie <strong>in</strong> Phnom<br />
Penh und ist Chefredakteur<br />
der <strong>in</strong><br />
deutscher Sprache<br />
ersche<strong>in</strong>enden<br />
Kambodschanischen<br />
Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Zeitung<br />
(www.k-a-z.<strong>in</strong>fo). Der gebürtige Niederrhe<strong>in</strong>er<br />
und Globetrotter bereist auch<br />
regelmäßig Kambodschas Nachbarländer<br />
Vietnam, Laos und Thailand<br />
(www.michaelscholten.com).<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 67
<strong>Asien</strong> mit L<strong>in</strong>ks<br />
Home Reportagen Wirtschaft Kultur<br />
Besuchen Sie <strong>in</strong><strong>Asien</strong> im Internet: www.<strong>in</strong>asien.de<br />
www.asiashop<br />
E<strong>in</strong>en Wok gibt es <strong>in</strong> jedem Haushaltswarengeschäft. Wer jedoch auch das passende<br />
ch<strong>in</strong>esische Geschirr dazu haben möchte oder so manche Kochzutat, der ist bei<br />
asiatischen Onl<strong>in</strong>eshops gut aufgehoben<br />
Wer nicht gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
lebt, hat es manchmal schwer, an<br />
bestimmte Kochzutaten für se<strong>in</strong>en<br />
asiatischen Abend zu gelangen.<br />
Viele Spezialgeschäfte bef<strong>in</strong>den<br />
sich etwa <strong>in</strong> Industriegebieten, die<br />
nur per Auto zugänglich s<strong>in</strong>d – vorausgesetzt,<br />
man weiß, wo sie sich<br />
bef<strong>in</strong>den. In diesen Fällen kann das<br />
Internet mit e<strong>in</strong>em weitreichenden<br />
Angebot aushelfen. Bei Durchsicht<br />
der Seiten wird man im Übrigen der<br />
Versuchung ausgesetzt, eventuell<br />
auch das e<strong>in</strong> oder andere Wellnessprodukt<br />
oder schöne Deko für die<br />
eigenen vier Wände gleich mitzubestellen.<br />
Von Kokoswasser bis<br />
Porzellan<br />
www.asiatasty.de bietet gleich auf<br />
der Startseite frisches Kokoswasser<br />
an. Und tatsächlich ist das schmackhafte<br />
Getränk nicht nur erfrischend,<br />
sondern erwiesenermaßen auch<br />
gesund. Benutzerfreundlich und<br />
klar gestaltet gibt es hier frisches<br />
www.asiamarkt-w<strong>in</strong>g.de: Zwar gibt es hier ke<strong>in</strong>e<br />
Kochvideos, dafür aber e<strong>in</strong>ige Rezepte zum<br />
Nachkochen. Das Design: eher mittelmäßig<br />
www.k<strong>in</strong>g-kao.de: Der Onl<strong>in</strong>e-Shop hat sich bei sehr ansprechendem Design auf<br />
ch<strong>in</strong>esische und thailändische Produkte spezialisiert<br />
Obst und Gemüse, Geschenkartikel,<br />
Haushaltsgeräte, Porzellan und<br />
Keramik im Angebot – und natürlich<br />
sämtliche asiatische Kochzutaten.<br />
<strong>Die</strong> Preise s<strong>in</strong>d erschw<strong>in</strong>glich.<br />
Selbst e<strong>in</strong> ausführlicher Produktvergleich<br />
lässt sich mit drei<br />
Klicks herstellen. <strong>Die</strong> Spezialisation<br />
der Seite: südostasiatische<br />
Produkte, thailändische Gemüse<br />
und Kräuter, Instantnudeln, G<strong>in</strong>seng<br />
aus Korea und Shirataki-Nudeln<br />
aus Japan. Außerdem: e<strong>in</strong>e große<br />
Auswahl an asiatischen Saucen.<br />
Wie e<strong>in</strong> Chefkoch bratet<br />
Über sämtliche asiatischen Lebensmitteln<br />
bis über tolle Rezepte und<br />
Kochvideos reicht das Angebot auf<br />
www.asiafoodland.de. <strong>Die</strong> Anordnung<br />
wirkt zwar auf den ersten<br />
Blick etwas chaotisch und das Design<br />
nicht besonders klar strukturiert,<br />
durch den blauen Menübalken<br />
auf der Startseite lässt sich jedoch<br />
alles schnell f<strong>in</strong>den. Im Hauptangebot:<br />
asiatische Lebensmittel, aber<br />
auch Küchenutensilien, Dekoration<br />
und Geschenkideen. Vor allem die<br />
Saucenzubereitung und -aufbewahrung<br />
wird sehr sorgfältig beschrieben.<br />
Achtung bei Schärfegrad 10!<br />
Der ist auch hier als schier „unmenschlich“<br />
beschrieben. Preislich<br />
gibt es bei diesem Onl<strong>in</strong>e-Shop<br />
nichts zu beanstanden. Se<strong>in</strong>e Be-<br />
68<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Service Kul<strong>in</strong>arisches Reisetipps Gesundheit<br />
www.asiatasty.de: Sehr benutzerfreundlich mit klarem, e<strong>in</strong>fachen Design. Neben<br />
der großen Auswahl an südostasiatischen Produkten gibt es weitreichende<br />
Informationen zu den e<strong>in</strong>zelnen Produkten<br />
www.<strong>in</strong>siderasia.de: Schönes Design und hoher<br />
Servicegrad. Alles rund um asiatische Lebensmittel,<br />
Haushaltswaren und Lifestyle-Produkte<br />
sonderheit: die Auszeichnung durch<br />
das eKomi-Siegel Gold auf Grund<br />
von Produktqualität, schnellen Lieferzeiten<br />
und Freundlichkeit des<br />
Kundendienstes.<br />
Fe<strong>in</strong>kost & Lifestyle<br />
www.<strong>in</strong>siderasia.de ist nicht nur<br />
sehr benutzerfreundlich, klar und<br />
übersichtlich strukturiert, sondern<br />
auch ansprechend im Design. Se<strong>in</strong><br />
Produktangebot: e<strong>in</strong>e große Auswahl<br />
an Fe<strong>in</strong>kost- und Lebensmittelprodukten,<br />
Küchenutensilien und<br />
Lifestyleprodukten. Ab e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kaufswert<br />
von 50 Euro ist die Lieferung<br />
versandkostenfrei. Wer etwa<br />
e<strong>in</strong> außergewöhnliches Geschenk<br />
sucht, sollte sich das Angebot der<br />
Seite anschauen.<br />
Lebensmittel von A bis Z<br />
Kochfans aufgepasst: Viele gut<br />
nachkochbare Rezepte bietet die<br />
Seite www.asiamarkt-w<strong>in</strong>g.de,<br />
wenn auch ke<strong>in</strong>e Kochvideos. Und<br />
auch wenn das Design der Seite<br />
vielleicht nicht besonders attraktiv<br />
ist, Übersichtlichkeit und e<strong>in</strong> umfangreiches<br />
Lebensmittelangebot<br />
s<strong>in</strong>d garantiert. Schade nur, dass es<br />
<strong>in</strong>mitten des Angebots an Schalen,<br />
Tellern, Stäbchen und Tassen ke<strong>in</strong>en<br />
Wok oder Reiskocher gibt.<br />
Viele Gewürze und Lebensmittel,<br />
jedoch ke<strong>in</strong>e Lifestyleprodukte<br />
und Haushaltswaren f<strong>in</strong>den sich auf<br />
www.my-asia-shop.de. Das Design:<br />
langweilig, dafür aber sehr<br />
benutzerfreundlich.<br />
Thai-Produkte onl<strong>in</strong>e<br />
<strong>Asien</strong> ist bekannt für se<strong>in</strong>e diversen<br />
Massage- und Wellnesspraktiken.<br />
Das greift www.asienshop-gp.de<br />
auf. Hier gibt es nicht nur <strong>in</strong> guter<br />
Übersicht sämtliche asiatische Lebensmittelprodukte<br />
und Rezepte im<br />
Angebot, sondern auch Produkte<br />
für Thai-Massagen. Adressen für<br />
Spezialisten <strong>in</strong> dieser Sektion werden<br />
gleich mitgeliefert. Etwas ungewöhnlich:<br />
Thai-Zeitschriften und<br />
Billigflüge werden auf der Seite<br />
gleich mitangeboten.<br />
Auf www.k<strong>in</strong>g-kao.de gibt es<br />
e<strong>in</strong>e große Auswahl an Lebensmitteln,<br />
Haushaltswaren und Lifestyle-<br />
Produkten aus Thailand. Und das<br />
bei hübscher und e<strong>in</strong>facher Gestaltung.<br />
Simona Bianco<br />
simona.bianco@asiavision.de<br />
die <strong>besten</strong> WebSiteS<br />
Asia Shop<br />
Adresse Design Inhalt<br />
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zu sehen. Der Onl<strong>in</strong>e-Shop wurde mit dem eKomi-Siegel Gold ausgezeichnet<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 69
Reise<br />
Das „Bangkok<br />
Tree House“ <strong>in</strong><br />
Bangkok<br />
<strong>Umweltfreundlich</strong>e Hotels <strong>in</strong> <strong>Asien</strong><br />
<strong>Die</strong> meisten Hotels unternehmen ihre <strong>besten</strong> Anstrengungen, negative Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />
e<strong>in</strong>zuschränken, doch nur e<strong>in</strong>e Handvoll begeht die Extrameile, so viele Geschäftsentscheidungen<br />
wie möglich daraufh<strong>in</strong> auszurichten, dass sie mit ökologischen Standpunkten vere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d<br />
Für Hotels wird es immer e<strong>in</strong>facher<br />
sicherzustellen, dass e<strong>in</strong> Maximum<br />
an Komfort mit so wenig Umweltbelastung<br />
wie möglich e<strong>in</strong>hergeht.<br />
Dafür sorgen nicht nur Solarzellen<br />
und wassersparende Toilettenspülungen,<br />
sondern preisgünstigere<br />
Techniken, <strong>nachhaltig</strong>e Baumaterialien,<br />
die Nutzung der natürlichen<br />
Schwerkraft anstatt mechanischer<br />
Wasserpumpen, sowie die E<strong>in</strong>haltung<br />
<strong>in</strong>ternationaler Umweltschutzstandards.<br />
E<strong>in</strong>ige Hotels organisieren<br />
auch Müllsammelaktionen,<br />
<strong>in</strong>vestieren <strong>in</strong> bewährte Umweltschutzverfahren<br />
und verbessern dadurch<br />
nicht nur ihre eigene Nachhaltigkeit,<br />
sondern helfen im gleichen<br />
Maße den Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrer<br />
unmittelbaren Umgebung.<br />
Thailand – Bangkok<br />
Bangkok Tree House (3*)<br />
E<strong>in</strong>e Liste der bemerkenswertesten<br />
ökofreundlichen Hotels und<br />
Resorts hat die Hotelsuchmasch<strong>in</strong>e<br />
www.agoda.com aufgestellt, von<br />
denen jedes se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen<br />
Beitrag zur Schaffung e<strong>in</strong>es für die<br />
Gäste komfortablen Gleichgewichts<br />
mit Mutter Natur leistet.<br />
Thailands Hauptstadt Bangkok ist<br />
nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Ort, den man<br />
mit <strong>Umweltfreundlich</strong>keit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
br<strong>in</strong>gt, doch das Bangkok<br />
Tree House ist e<strong>in</strong>e bemerkenswerte<br />
Ausnahme. Das Hotel liegt mitten<br />
<strong>in</strong> der „grünen Lunge“ Bangkoks,<br />
e<strong>in</strong>er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Außenbezirk<br />
bef<strong>in</strong>dlichen, auf drei Seiten vom<br />
Chao Phraya-Fluss e<strong>in</strong>gesäumten<br />
und nahezu unbebauten Halb<strong>in</strong>sel.<br />
Man hat viel Aufwand betrieben,<br />
um sich nicht nur als <strong>nachhaltig</strong>,<br />
sondern gar als „umweltfreundlich“<br />
zu profilieren. Beispielsweise entfernt<br />
das Hotel für jede Buchung<br />
auf eigene Kosten e<strong>in</strong> Kilogramm<br />
Müll aus dem Fluss. Weggeworfene<br />
Behälter und Treibholz werden<br />
als Pflanzkübel und Klettergitter<br />
im hauseigenen organischen Gemüsegarten<br />
genutzt, der nicht nur<br />
Schatten spendet, sondern auch das<br />
Rohmaterial für die Küche liefert.<br />
70<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Vietnam<br />
Six Senses N<strong>in</strong>h Van Bay (5*)<br />
Reise<br />
Sich an die dramatischen Kalkste<strong>in</strong>klippen<br />
der N<strong>in</strong>h Van-Bucht<br />
an der Südostküste Vietnams anschmiegend,<br />
bietet das Six Senses<br />
üppigen Dschungel, weiße Sandstrände<br />
und abgeschiedenen 5-Sterne-Luxus<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Paket vere<strong>in</strong>t.<br />
Noch besser: <strong>Die</strong> ganze Anlage<br />
orientiert sich am Gesichtspunkt<br />
der ökologischen Nachhaltigkeit.<br />
Erbaut aus erneuer- oder wiederverwertbaren<br />
Materialien und auf<br />
e<strong>in</strong>e Art entworfen, welche die<br />
Zirkulation der frischen Seebrisen<br />
zur Luftkühlung überall im Hotel<br />
erlaubt, wiederverwertet das Six<br />
Senses auch se<strong>in</strong> Abwasser zur<br />
Bewässerung der Gärten, sammelt<br />
Regenwasser und ermöglicht Gästen<br />
die Teilnahme an verschiedenen<br />
Projekten zur Rehabilitierung der<br />
Umwelt, wie beispielsweise dem<br />
Anpflanzen von Bäumen. Das Restaurant<br />
verwendet lokal gefangenen<br />
Fisch und Gemüse aus dem eigenen<br />
Küchengarten, während der Spa für<br />
se<strong>in</strong>e Ganzkörperbehandlungen nur<br />
100 Prozent natürliche Produkte<br />
e<strong>in</strong>setzt. www.sixsenses.com/sixsensesn<strong>in</strong>hvanbay<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
URBN Hotel Shanghai (5*)<br />
In e<strong>in</strong>er umgebauten Fabrik <strong>in</strong><br />
Shanghais ehemals französischem<br />
Konzessionsgebiet untergebracht,<br />
ist das m<strong>in</strong>imalistische URBN<br />
Hotel Shanghai Ch<strong>in</strong>as allererstes<br />
kohlenstoffneutrale Hotel. E<strong>in</strong>e<br />
Tatsache, von der man sich selbst<br />
überzeugen kann, sobald man se<strong>in</strong>en<br />
Fuß <strong>in</strong> die Lobby oder e<strong>in</strong>es<br />
der Gästezimmer setzt. Das dort<br />
verwendete, farbenfrohe und von<br />
allerlei Grünpflanzen umgebene<br />
Holz stammt aus alten Häusern<br />
und wurde damit wiederverwertet.<br />
Nachhaltigkeit zählt zu den Schlüsselgrundsätzen<br />
beim Betrieb des<br />
Hotels, das energieeffiziente Beleuchtung<br />
anwendet und se<strong>in</strong>e volle<br />
Kohlenstoffneutralität dadurch erzielt,<br />
dass es aktiv am „E<strong>in</strong>e Million<br />
Bäume“-Projekt teilnimmt, e<strong>in</strong>er<br />
Initiative, die Kohlenstoffemissionen<br />
entgegenwirkt, <strong>in</strong>dem sie<br />
Baumsetzl<strong>in</strong>ge ankauft, die sodann<br />
<strong>in</strong> der mongolischen Kunlun-Wüste<br />
angepflanzt werden.<br />
www.urbnhotels.com/urbn-shanghai/welcome<br />
<strong>Die</strong> Kleiderre<strong>in</strong>igung wird mit biologisch<br />
abbaubaren Waschmitteln<br />
durchgeführt und die Kleidungsstücke<br />
werden <strong>in</strong> der Sonne zum Trocknen<br />
aufgehängt. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
wird auch 100 Prozent des Stroms<br />
für die Außenbeleuchtungen durch<br />
W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en und Solarzellen erzeugt.<br />
Nicht zu vergessen wären natürlich<br />
auch die wunderbar ruhigen<br />
Abende <strong>in</strong>mitten üppiger Vegetation<br />
und mit kühlenden Flussbrisen<br />
weitab von der Luftverschmutzung<br />
der Innenstadt.<br />
www.bangkoktreehouse.com<br />
Philipp<strong>in</strong>en<br />
Nature’s Village Resort,<br />
Negros Occidental (4*)<br />
Während im H<strong>in</strong>tergrund der dramatische<br />
Berggipfel des Mt. Marapara<br />
aufragt, tut das Nature’s<br />
Village Resort gut daran, sich <strong>in</strong><br />
Sachen Umweltschutz e<strong>in</strong> ähnlich<br />
hohes Ziel zu stecken. Es hat jenes<br />
durch die konsequente Durchführung<br />
<strong>nachhaltig</strong>er Praktiken, sowie<br />
der Aufklärung se<strong>in</strong>er Gäste<br />
bezüglich Ökotourismus auch erreicht.<br />
Immerh<strong>in</strong> wurde das Hotel<br />
als Anerkennung im Jahr 2010 für<br />
den ASEAN Green Hotel Recognition<br />
Award nom<strong>in</strong>iert. Organische<br />
Gemüse aus dem Hotelgarten wird<br />
<strong>in</strong> allen Gerichten verwendet und<br />
das Innendekor des Hotels wird<br />
von wiederverwerteten Materialien<br />
aus der ganzen Region bestimmt,<br />
beispielsweise Glasperlen von ausrangierten<br />
Bojen.<br />
www.naturesvillageresort.net<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 71
Reise<br />
Malaysia – Sarawak<br />
Borneo Highlands Resort, Kuch<strong>in</strong>g (3*)<br />
<strong>Die</strong> Insel Borneo ist bekannt für<br />
ihr vielfältiges Ökosystem, e<strong>in</strong>schließlich<br />
uralter Regenwälder,<br />
ausgedehnter Höhlensysteme und<br />
Tausenden von Wildtierarten, von<br />
denen viele vom Aussterben bedroht<br />
s<strong>in</strong>d. Es sollte eigentlich nur<br />
angemessen se<strong>in</strong>, wenn e<strong>in</strong> Hotel<br />
se<strong>in</strong> Bestes versucht, sich diesem<br />
Ökosystem anzupassen, und es<br />
sche<strong>in</strong>t, dass das Borneo Highlands<br />
Resort dies bewerkstelligt<br />
hat. Mehr als 1.000 Meter über dem<br />
Meeresspiegel gelegen – dort wo<br />
die drückende Schwüle des Tieflandes<br />
kühler und erfrischender<br />
Luft gewichen ist – nutzt das Hotel<br />
die Produkte organischer Bauernhöfe<br />
für die servierten Mahlzeiten<br />
und stellt Gästen e<strong>in</strong>en ausgebildeten<br />
Gemüsegärtner zur Seite, der<br />
ihnen erklären kann, was sie gerade<br />
verzehren und woher es stammt.<br />
<strong>Die</strong> maximale Gästebelegung pro<br />
Tag ist strikt auf 60 Personen beschränkt,<br />
um die Auswirkungen<br />
auf die Umgebung so ger<strong>in</strong>g wie<br />
möglich zu halten.<br />
www.borneohighlands.com.my<br />
Malaysia – Melaka<br />
Philea Resort and Spa, Ayer Keroh (5*)<br />
Wenn schon umweltbewusster Urlaub,<br />
dann richtig. Dafür ist das<br />
Philea Resort and Spa wie geschaffen.<br />
Entworfen im Stil e<strong>in</strong>es alp<strong>in</strong>en<br />
Dorfes und erbaut aus lokalem<br />
Fichtenholz, sowie Marmor aus den<br />
berühmtem Ste<strong>in</strong>brüchen der nahegelegenen<br />
Prov<strong>in</strong>z Perak, stellt<br />
das Resort sicher, dass diese neuen<br />
Materialien durch wiederverwertete<br />
Stoffe ausbalanciert werden<br />
– und es dennoch an reichlich Komfort<br />
nicht mangelt. Beispielsweise<br />
wurden die bee<strong>in</strong>druckenden Möbel<br />
und viele Dekorelemente aus<br />
Materialen hergestellt, die aus alten<br />
Schiffswracks und Eisenbahnwaggons<br />
stammen. <strong>Die</strong> Anlage bettet<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en speziell angepflanzten<br />
Wald aus 3.000 Bäumen e<strong>in</strong>, die<br />
angenehmen Schatten spenden und<br />
die ohneh<strong>in</strong> schon üppige Umgebung<br />
weiter verschönern.<br />
www.phileahotel.com.my/resort_<br />
melaka_malaysia<br />
72 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
Ausführliche Reise<strong>in</strong>formationen,<br />
Visabestimmungen, Gesundheitsh<strong>in</strong>weise<br />
und aktuelle Kurse asiatischer<br />
Währungen f<strong>in</strong>den Sie unter<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Reise<br />
Thailand – Ko Samui<br />
The Tongsai Bay (5*)<br />
Das Ökosystem e<strong>in</strong>er jeden Insel<br />
kann lediglich e<strong>in</strong>e beschränkte<br />
Menge an Ressourcen bereitstellen.<br />
Schon ab dem ersten Tag se<strong>in</strong>er<br />
Erbauung hat das The Tongsai Bay<br />
auf der Insel Koh Samui deshalb<br />
se<strong>in</strong>en Teil dazu beigetragen, die<br />
Umwelt nicht allzu sehr zu bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
Zum Beispiel vermied<br />
man während der Bauarbeiten das<br />
Abholzen von Bäumen. Heute verfolgt<br />
das Hotel se<strong>in</strong> eigenes „grünes<br />
Projekt“, <strong>in</strong> dessen Rahmen Wasser<br />
und selbst Erde wiederverwertet<br />
werden, sowie anstatt Plastik Stofftüten<br />
und Keramikflaschen zum<br />
E<strong>in</strong>satz kommen. Außerdem wird<br />
die von Klimaanlagen ausgestoßene<br />
Wärme zur Wassererhitzung herangezogen.<br />
Das Hotel wiederverwertet<br />
auch se<strong>in</strong>en organischen Müll, der<br />
kompostiert und zur Düngung der<br />
hoteleigenen Gärten benutzt wird,<br />
welche die Küche mit organischem<br />
Gemüse versorgen. E<strong>in</strong>heimische<br />
Schulk<strong>in</strong>der werden im Zuge des<br />
Projekts über e<strong>in</strong>e kohlenstoffarme<br />
Lebensweise aufgeklärt und das<br />
Hotel organisiert und f<strong>in</strong>anziert<br />
Müllsammel- und Baumpflanzaktionen.<br />
In Sachen Umweltschutz <strong>besten</strong>s<br />
durchorganisiert, sollte es The<br />
Tongsai Bay leicht fallen, se<strong>in</strong>en<br />
Privatstrand und das umgebende<br />
Ökosystem noch lange Zeit gesund<br />
zu erhalten.<br />
www.tongsaibay.co.th<br />
Indien – Neu-Delhi<br />
The Park New Delhi Hotel (5*)<br />
Oft verschreiben sich gerade kle<strong>in</strong>ere<br />
Hotels ökofreundlichen Praktiken.<br />
Umso schöner, wenn sich auch e<strong>in</strong><br />
Riesenhotel wie das The Park New<br />
Delhi darum bemüht, den Umwelte<strong>in</strong>fluss<br />
se<strong>in</strong>es Betriebes so ger<strong>in</strong>g<br />
wie möglich zu halten. Gleich<br />
neben Connaught Place gelegen,<br />
e<strong>in</strong>em der größten F<strong>in</strong>anz- und<br />
Handelsbezirke Neu-Delhis, geht<br />
der Luxus des Hotels niemals auf<br />
Kosten se<strong>in</strong>er Umweltschutzziele.<br />
<strong>Die</strong> Beleuchtung im ganzen Haus<br />
wird durch stromsparende LED-<br />
Leuchten bewältigt, währen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges<br />
System den Wasserdruck<br />
kontrolliert und ständig anpasst, um<br />
so der Verschwendung des kostbaren<br />
Nass vorzubeugen. Das Hotel<br />
sammelt auch eifrig Regenwasser,<br />
das zur Bewässerung der Gärten<br />
herangezogen wird und selbst die<br />
Mülltüten s<strong>in</strong>d zu 100 Prozent biologisch<br />
abbaubar.<br />
www.theparkhotels.com/m/locations/newdelhi<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 73
+ News + + + Meldungen + + + Wirtschaft + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + M<br />
Indien<br />
Größte Versicherung der Welt<br />
Sie wird schon als Vorbild für weitere Schwellenländer<br />
gefeiert, die geplante staatliche Versicherung von 1,2<br />
Milliarden Indern. Trotz aller Jubelrufe gibt es jedoch<br />
auch Protest – und zwar nicht ganz zu unrecht.<br />
Denn bei der Krankenversicherung, die Familien von<br />
bis zu fünf Personen e<strong>in</strong>e weitgehend kostenfreie<br />
Behandlung zusichert, ist wohl auch mit unnötigen<br />
Behandlungen und falschen Abrechnungen zu kalkulieren.<br />
Vorab sollten die Bürger daher auch genauer<br />
über die Kartennutzung <strong>in</strong>formiert werden, so die<br />
Kritiker. Der Vorschlag: e<strong>in</strong>e genossenschaftlich organisierte<br />
Krankenversicherung, etwa die traditionelle<br />
Dorfgeme<strong>in</strong>schaft, die das Budget verwalte und bei<br />
Behandlungen Gelder freigebe.<br />
Deutschland - Ch<strong>in</strong>a<br />
Wer hat die Nase vorn?<br />
Das schnelle Wachstum des Handels zwischen Deutschland und Ch<strong>in</strong>a hat zu<br />
e<strong>in</strong>er hohen gegenseitigen Abhängigkeit der deutschen und der ch<strong>in</strong>esischen<br />
Wirtschaft geführt. Deutschland ist vor allem bei Computern, Laptops und<br />
Textilien abhängig von ch<strong>in</strong>esischen E<strong>in</strong>fuhren. Umgekehrt ist die ch<strong>in</strong>esische<br />
Industrie besonders stark auf den Import deutscher Masch<strong>in</strong>en angewiesen,<br />
so das Ergebnis e<strong>in</strong>er Analyse der deutsch-ch<strong>in</strong>esischen Handelsbeziehungen<br />
im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Betrug der ch<strong>in</strong>esische Anteil der deutschen<br />
Textilimporte aus Ch<strong>in</strong>a 1992 nur knapp sieben Prozent, so liegt er <strong>in</strong>zwischen<br />
bei über 31 Prozent! Noch stärker stieg Deutschlands Abhängigkeit von<br />
ch<strong>in</strong>esischen Büromasch<strong>in</strong>en, Computern und Laptops. Hier wuchs der Anteil<br />
auf 44 Prozent. Da es sich bei e<strong>in</strong>em Großteil der Importe aus Ch<strong>in</strong>a allerd<strong>in</strong>gs<br />
um Konsumgüter handelt und Ch<strong>in</strong>a ke<strong>in</strong> Monopol <strong>in</strong> der Herstellung aufweist,<br />
ist die strategische Abhängigkeit Deutschlands von Ch<strong>in</strong>a ger<strong>in</strong>ger als<br />
die Abhängigkeit Ch<strong>in</strong>as von Deutschland, denn Ch<strong>in</strong>as Wirtschaft würde bei<br />
Lieferschwierigkeiten der benötigten Masch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> große Probleme geraten.<br />
Kambodscha<br />
Erste deutschsprachige Zeitung<br />
<strong>Die</strong> Kambodschanische Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung (KAZ) <strong>in</strong>formiert ab sofort Auswanderer<br />
und Touristen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz <strong>in</strong> ihrer Muttersprache<br />
über aktuelle und historische Ereignisse im Königreich. <strong>Die</strong> zweimonatlich<br />
ersche<strong>in</strong>ende Zeitung konzentriert sich auf Geschichten über die Arbeit, das Leben<br />
und den Urlaub aller Deutschsprachigen <strong>in</strong> Kambodscha. Nach Botschaftsangaben<br />
leben derzeit mehr als 1.000 Deutsche, Schweizer und Österreicher <strong>in</strong> Kambodscha,<br />
ferner bereisten alle<strong>in</strong> im Jahr 2012 mehr als 100.000 deutschsprachige Touristen<br />
das südostasiatische Land. <strong>Die</strong> KAZ ist <strong>in</strong> Kambodscha für e<strong>in</strong>en US-Dollar erhältlich<br />
und dort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Auflage von 5.000 Exemplaren erschienen. <strong>Die</strong> erste Ausgabe<br />
ist auf der Homepage www.k-a-z.<strong>in</strong>fo als Gratis-Download verfügbar. Sie enthält<br />
u.a. Berichte über die Arbeit deutscher Restauratoren <strong>in</strong> den Tempelanlagen von<br />
Angkor und über e<strong>in</strong>en deutschen Berater der kambodschanischen Regierung,<br />
blickt aber auch auf den ersten Auslandse<strong>in</strong>satz der Bundeswehr <strong>in</strong> Kambodscha<br />
1992 und 1993 zurück. Zudem <strong>in</strong>formiert der Service-Teil der KAZ über Arbeitsgenehmigungen<br />
und Mietverträge für Ausländer. Kontakt: redaktion@k-a-z.<strong>in</strong>fo<br />
74<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
eldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + N<br />
We<strong>in</strong>markt Ch<strong>in</strong>a<br />
<strong>Die</strong> Jebsen Group, e<strong>in</strong> führendes Market<strong>in</strong>g- und<br />
Vertriebsunternehmen für Premium-Produkte mit<br />
langjähriger Präsenz im Großraum Ch<strong>in</strong>a, vermeldet<br />
e<strong>in</strong>e 25-prozentige Steigerung ihres We<strong>in</strong>geschäfts,<br />
darunter etwa Henkell und De<strong>in</strong>hard<br />
aus Deutschland sowie Champagne Boll<strong>in</strong>ger aus<br />
Frankreich. Jebsen unterstützt ausländische We<strong>in</strong>händler,<br />
durch e<strong>in</strong> etabliertes Netzwerk lokaler<br />
Vertriebskanäle <strong>in</strong> die Region zu expandieren.<br />
Denn We<strong>in</strong>konsum ist e<strong>in</strong>er der aufkommenden<br />
Lifestyle-Trends Ch<strong>in</strong>as. Nach Angaben der Internationalen<br />
Organisation für Rebe und We<strong>in</strong> stieg der<br />
ch<strong>in</strong>esische We<strong>in</strong>konsum zwischen 2001 und 2011<br />
um 55 Prozent. Ch<strong>in</strong>a ist zum drittgrößten Export-<br />
Markt für europäische We<strong>in</strong>e aufgestiegen.<br />
Kooperationen<br />
Bei PAL Flug und Hotel buchen<br />
<strong>Asien</strong>s führende Hotelbuchungsseite hat sich mit<br />
Philipp<strong>in</strong>e Airl<strong>in</strong>es (PAL) zusammengeschlossen.<br />
<strong>Die</strong> Partnerschaft bietet den Kunden von PAL<br />
nunmehr e<strong>in</strong>fachen Zugang zu Hotelangeboten<br />
sowohl <strong>in</strong> den Philipp<strong>in</strong>en als auch an <strong>in</strong>ternationalen<br />
Dest<strong>in</strong>ationen durch die maßgeschneiderte<br />
Hotelbuchungsseite<br />
www.agoda.com/PAL,<br />
welche direkt mit der PAL-Webseite verl<strong>in</strong>kt ist.<br />
<strong>Die</strong> aufgeführten Angebote s<strong>in</strong>d dabei auf PAL‘s<br />
Flugnetz abgestimmt, damit Kunden sowohl ihre<br />
Flüge als auch Hotels <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schritt buchen<br />
können. PAL ist die erste und älteste kommerzielle<br />
Fluggesellschaft <strong>Asien</strong>s und verb<strong>in</strong>det bereits seit<br />
1941 die Philipp<strong>in</strong>en mit der Welt.<br />
Fehlt Ihnen was?<br />
H e f t e z u m N a c h b e s t e l l e n<br />
D i e T h e m e n<br />
Ausgabe 6/99<br />
Thailands Süden<br />
Reiseführer im Test<br />
Bali<br />
Ausgabe 2/01<br />
Wellness <strong>in</strong> <strong>Asien</strong><br />
Bangkok<br />
Jüdisches Ch<strong>in</strong>a<br />
Ausgabe 3/01<br />
Korea<br />
Bali<br />
Städtetouren<br />
Ausgabe 2/02<br />
Der Yangzi<br />
Ko Samet<br />
Darjeel<strong>in</strong>g-Tee<br />
Ausgabe 5/02<br />
Thailands Inseln<br />
Kulturtrips Ch<strong>in</strong>a<br />
Dubai<br />
Ausgabe 6/02<br />
Indoch<strong>in</strong>a<br />
Städteduell<br />
Nordthailand<br />
Ausgabe 1/03<br />
Ch<strong>in</strong>a aktiv<br />
Ost-Australien<br />
Inselduell<br />
Ausgabe 3/03<br />
Ch<strong>in</strong>as Heilkunst<br />
Pazifik<strong>in</strong>seln<br />
Mount Everest<br />
Ausgabe 4/03<br />
Spezial: Korea<br />
Taiko Trommler<br />
Günstiges Australien<br />
Ausgabe 5/03<br />
Indoch<strong>in</strong>a<br />
Neuseeland<br />
Indiens Schätze<br />
Ausgabe 6/03<br />
Indien-Spezial<br />
Mekongdelta<br />
Religionen<br />
Ausgabe 1/04<br />
Ch<strong>in</strong>a: Sichuan<br />
Burma: Inle-See<br />
Tattoo<br />
Ausgabe 2/04<br />
Indien<br />
Nordkorea<br />
Alltag <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />
Ausgabe 3/04<br />
Taiwan<br />
Taifun<br />
Angkor Wat<br />
Ausgabe 4/04<br />
Thailand-Spezial<br />
Bollywood<br />
Krakatau<br />
Ausgabe 5/04<br />
Ch<strong>in</strong>a-Kurzreisen<br />
Australien-Outback<br />
Kuala Lumpur<br />
Ausgabe 6/04<br />
Indiens Süden<br />
Weihnachs<strong>in</strong>sel<br />
Kamikaze<br />
Ausgabe 1/05<br />
Vietnam-Halong Bay<br />
Indien: Karnataka<br />
Piraten<br />
Ausgabe 2/05<br />
Tsunami-Spezial<br />
Indoch<strong>in</strong>a<br />
Nordthailand<br />
Ausgabe 3/05<br />
Indien-Goa<br />
Kokos<strong>in</strong>seln<br />
Samurai<br />
Ausgabe 2/06<br />
Philipp<strong>in</strong>e<br />
Laos<br />
Indien-Orissa<br />
Ausgabe 4/06<br />
Shanghai<br />
Malediven, Nepal<br />
Borobudur<br />
Ausgabe 5/06<br />
Kambodscha<br />
Hong Kong<br />
Indonesien: Sulawesi<br />
Ausgabe 3/07<br />
Borneos Orang-Utans<br />
Indien: Orissa<br />
Vietnam: Phu Quoc<br />
Ausgabe 4/07<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
Thailand spirituell<br />
Teezeremonie<br />
Ausgabe 5/07<br />
Olympia 2008<br />
Malediven<br />
Zen verstehen<br />
Ausgabe 6/07<br />
Kasachstan: Trekk<strong>in</strong>g<br />
Vietnam: Phan Tiet<br />
Japan vs Korea<br />
Ausgabe 2/08<br />
Trekk<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Thailand<br />
Laos<br />
Berühmte Pilgerwege<br />
Ausgabe 3/08<br />
Koh Samui<br />
Kreuzfahrten<br />
Japanische Gärten<br />
Ausgabe 4/08<br />
Annapurna- Trek<br />
Brunei<br />
Sri Lanka<br />
Ausgabe 6/08<br />
Studienreisen<br />
Japan <strong>in</strong>dividuell<br />
Fugu<br />
Ausgabe 1/09<br />
Kurztrips<br />
Fahrt durch Rajasthan<br />
Heiliges auf Java<br />
Ausgabe 2/09<br />
Best of Ch<strong>in</strong>a<br />
Indien: Khajuraho<br />
Thailand: Hua H<strong>in</strong><br />
Ausgabe 3/09<br />
Insel-Spezial<br />
So kocht <strong>Asien</strong><br />
Sumo-R<strong>in</strong>ger<br />
Ausgabe 4/09<br />
<strong>Asien</strong>s Sommerziele<br />
Indien: Ladakh<br />
Maid-Cafés <strong>in</strong> Tokyo<br />
Ausgabe 5/09<br />
Ch<strong>in</strong>a: Nanxun<br />
Mongolei<br />
<strong>Asien</strong> de Luxe für alle<br />
Ausgabe 6/09<br />
Best of <strong>Asien</strong><br />
Japans Burgen<br />
<strong>Asien</strong>s Top Ten<br />
Ausgabe 1/10<br />
Kulturschock Ch<strong>in</strong>a<br />
Laos und Kambodscha<br />
Malediven<br />
Ausgabe 2/10<br />
Magische Seidenstraße<br />
Shanghai und die Expo<br />
Frühl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Kyoto<br />
Ausgabe 3/10<br />
Japan unter Palmen<br />
Himmel über Beij<strong>in</strong>g<br />
<strong>Asien</strong> kaut Lotte<br />
Ausgabe 5/10<br />
Geheimtipp Birma<br />
Sherpas im Himalaya<br />
Ch<strong>in</strong>as Apotheken<br />
Ausgabe 6/10<br />
Gili und Lombok<br />
Ch<strong>in</strong>a Spezial<br />
<strong>Asien</strong>s Überflieger<br />
Ausgabe 4/11<br />
Thailands Norden<br />
Unawatuna/Sri Lanka<br />
Seidenstrasse<br />
Ausgabe 6/11<br />
Macau Pocket Guide<br />
Vietnams Strände<br />
Rund um Shanghai<br />
Ausgabe 1/12<br />
Malediven<br />
Laos<br />
Burma<br />
Ausgabe 2/12<br />
Myanmar<br />
Hong Kong/Macau<br />
Nord Vietnam<br />
Ausgabe 3/12<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
Japan<br />
Nord-Laos<br />
Ausgabe 4/12<br />
Süd-Indien<br />
Soft Adventure<br />
Korea<br />
70 Ausgaben von <strong>in</strong><strong>Asien</strong> sollten Sie<br />
eigentlich schon besitzen, sonst fehlt<br />
Ihnen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Mal <strong>Asien</strong> pur!<br />
Oder haben Sie <strong>in</strong><strong>Asien</strong> etwa verliehen<br />
und nicht zurück bekommen?<br />
Macht nichts. E<strong>in</strong>fach nachbestellen!<br />
E<strong>in</strong>ige Ausgaben s<strong>in</strong>d<br />
leider vergriffen.<br />
Asia Vision Verlag<br />
Rudolfstr. 22-24<br />
60327 Frankfurt<br />
Faxbestellung:<br />
+49 (0)69-665632-22<br />
Bitte senden Sie mir folgende Ausgabe(n) von <strong>in</strong> <strong>Asien</strong>! zum Preis von 6,80 Euro (Ausland 7,50 Euro) je Heft<br />
Ausgabe(n):<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Nr.<br />
Ich bezahle per Banke<strong>in</strong>zug<br />
Überweisung<br />
PLZ, Ort<br />
Konto-Nr. BLZ Geld<strong>in</strong>stitut<br />
E-Mail: abo@<strong>in</strong>asien.de Datum, Unterschrift<br />
iA 03/13
Wirtschaft<br />
Bild: Mullenkedheim, flickr.com<br />
Das Bild des japanischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten ist <strong>in</strong>ternational bereits etwas beschädigt<br />
Abe auf Konfrontationskurs<br />
Der neue, alte M<strong>in</strong>isterpräsident Sh<strong>in</strong>zo Abe will die Wirtschaft ankurbeln und gegenüber<br />
Ch<strong>in</strong>a nicht nachgeben. <strong>Die</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten g<strong>in</strong>gen zunächst auf Distanz, Südostasien<br />
könnte derweil von Abes Kurs profitieren<br />
Mitte Januar brach der neu gewählte<br />
japanische M<strong>in</strong>isterpräsident Sh<strong>in</strong>zo<br />
Abe zu se<strong>in</strong>er ersten Auslandsreise<br />
auf: Nach der Absage durch<br />
die USA führte diese nicht wie geplant<br />
nach Amerika, sondern nach<br />
Südostasien – für Abe e<strong>in</strong> Schlag<br />
<strong>in</strong>s Gesicht. Den Amerikanern<br />
stößt bei ihrer <strong>Asien</strong>politik bitter<br />
auf, dass Abe nicht nur den Sh<strong>in</strong>tound<br />
den Meiji-Schre<strong>in</strong> <strong>in</strong> Tokio besuchte,<br />
die für die Militarisierung<br />
Japans stehen, sondern auch, dass<br />
er die längst überfällige Entschuldigung<br />
an die Zwangsprostituierten<br />
während des Zweiten Weltkrieges<br />
überprüfen lassen will. Beides führt<br />
<strong>in</strong> Südkorea, Ch<strong>in</strong>a, aber beispielsweise<br />
auch <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur zu Distanz<br />
gegenüber Japan. „Wenn Herr Abe<br />
den schw<strong>in</strong>denden E<strong>in</strong>fluss Japans<br />
<strong>in</strong> der Region umkehren will, ist<br />
dies ganz e<strong>in</strong>fach nicht der richtige<br />
Weg dafür“, kommentierte die S<strong>in</strong>gapurer<br />
Staatspresse.<br />
<strong>Die</strong> Abe-Politik mag daheim helfen,<br />
den konservativen Kurs zu<br />
festigen. Für den Rest der Welt ist<br />
sie e<strong>in</strong> Spiel mit dem Feuer, wie<br />
jede Provokation der Volksrepublik<br />
Ch<strong>in</strong>a. Dabei braucht Abe, der<br />
siebte Premierm<strong>in</strong>ister Japans <strong>in</strong><br />
nur sechs Jahren, derzeit vor allem<br />
zwei D<strong>in</strong>ge: Verbündete und e<strong>in</strong>en<br />
wirtschaftlichen Aufschwung. „E<strong>in</strong>e<br />
starke Volkswirtschaft ist die<br />
Energiequelle für Japan. Ohne sie<br />
gibt es ke<strong>in</strong>e Zukunft für unser<br />
Land“, erklärte der neue M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
nach se<strong>in</strong>er Wahl.<br />
Schulden runter<br />
Nachdem er die Absage aus Wash<strong>in</strong>gton<br />
erhalten hatte, reiste er deshalb<br />
nach Thailand, Indonesien und<br />
Vietnam. Zuvor hatte se<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister<br />
und früherer Vorgänger,<br />
Taro Aso, schon Myanmar besucht<br />
76<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Wirtschaft<br />
und der zivilen Regierung gleich<br />
weitere Schulden erlassen. Außenm<strong>in</strong>ister<br />
Fumio Kishida g<strong>in</strong>g derweil<br />
auf Tour auf die Philipp<strong>in</strong>en,<br />
nach S<strong>in</strong>gapur, Brunei-Darussalam<br />
und Australien. <strong>Die</strong> neue japanische<br />
Regierung def<strong>in</strong>iert damit ihre Ziele<br />
schon über ihre Reisediplomatie:<br />
Sie sucht stärkere Anb<strong>in</strong>dung an<br />
den Südosten der Region, auch um<br />
e<strong>in</strong> Gegengewicht zum mächtigen<br />
Ch<strong>in</strong>a zu schaffen. Zugleich erhoffen<br />
sich die Japaner, ihr Wirtschaftswachstum<br />
durch Produktion und Investitionen<br />
<strong>in</strong> den ASEAN-Staaten<br />
und Indien zu stärken. Sie haben im<br />
Streit um die Inseln im Südch<strong>in</strong>esischen<br />
Meer e<strong>in</strong>mal mehr erfahren,<br />
dass Ch<strong>in</strong>a als Produktionsstätte<br />
und Markt Risiken für sie birgt.<br />
Sh<strong>in</strong>zo Abe kam mit se<strong>in</strong>en Liberaldemokraten<br />
und der mit ihnen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Koalition verbundenen religiösen<br />
Neue-Komeito-Partei am<br />
zweiten Weihnachtstag <strong>in</strong>s Amt.<br />
Seitdem verteilt er Geschenke an<br />
se<strong>in</strong> Volk: Bis zur Wahl zum Oberhaus<br />
des japanischen Parlaments<br />
Mitte Juli, so sche<strong>in</strong>t Abes Ziel zu<br />
lauten, muss das Wahlvolk überzeugt<br />
werden, nur die LDP sei die<br />
Richtige für Nippon. Und das geht,<br />
<strong>in</strong> Japan wie im Rest der Welt,<br />
am <strong>besten</strong> mit Geld. So drängt die<br />
Regierung auf e<strong>in</strong>e lockere Geldpolitik,<br />
die sie mit gigantischen<br />
Konjunkturprogrammen und aggressiver<br />
Industriepolitik flankiert.<br />
Abe und Aso entstammen Politikerdynastien.<br />
Abe war bereits von September<br />
2006 bis September 2007<br />
Regierungschef. Aso folgte 2008<br />
und führte die LDP 2009 <strong>in</strong> ihre<br />
schwerste Wahlniederlage.<br />
Es regnet Konjunkturpakete<br />
„Unsere Priorität liegt <strong>in</strong> der Belebung<br />
unserer Volkswirtschaft. Wir<br />
wollen wieder e<strong>in</strong>e Gesellschaft<br />
schaffen, <strong>in</strong> der die Menschen für<br />
harte Arbeit belohnt werden. Um<br />
das h<strong>in</strong>zubekommen, müssen wir<br />
die chronische Deflation besiegen<br />
und e<strong>in</strong>en starken Yen haben“,<br />
umriss Abe se<strong>in</strong> Programm. Er<br />
versprach, 600.000 Arbeitsplätze<br />
zu schaffen und das Wirtschaftswachstum<br />
im nächsten Fiskaljahr<br />
auf 2% zu heben. 2011 war die<br />
zweigrößte asiatische Volkswirtschaft<br />
um 0,6% geschrumpft.<br />
Abes erstes Konjunkturpaket umfasste<br />
gut 20 Bill. Yen (umgerechnet<br />
168 Mrd. Euro). Mehr als die<br />
Hälfte davon trägt die Regierung <strong>in</strong><br />
Tokio, der Rest soll von Kommunen<br />
und dem Privatsektor gestemmt<br />
werden. Umgerechnet 35 Mrd. Euro<br />
sollen <strong>in</strong> den Wiederaufbau des<br />
von der Erdbeben-, Tsunami- und<br />
Atomkatastrophe im März 2011<br />
schwer getroffenen Nordostens<br />
sowie <strong>in</strong> die Restaurierung von<br />
Tunneln, Brücken und anderer veralteter<br />
Infrastruktur fließen. Mit<br />
30 Mrd. Euro sollen Unternehmen<br />
bei der Expansion <strong>in</strong>s Ausland unterstützt<br />
werden. Zugleich will die<br />
Regierung als „sicher“ e<strong>in</strong>gestufte<br />
Atomreaktoren wieder ans Netz<br />
lassen. Auch den Bau neuer Reaktoren<br />
wollen die Liberaldemokraten<br />
wieder prüfen. Abes Vorgänger Yoshihiko<br />
Noda hatte e<strong>in</strong>en vollständigen<br />
Ausstieg bis 2040 geplant.<br />
Abe sprach von e<strong>in</strong>em „Raketenstart“,<br />
der Japan endlich zurück<br />
<strong>in</strong> die Wachstumszone führen soll.<br />
Das Konjunkturpaket soll den Teufelskreis<br />
durchbrechen, der Japan<br />
bislang <strong>in</strong> Rezession und Deflation<br />
mit fallenden Preisen gefangen hält.<br />
<strong>Die</strong> westlichen Beobachter sprechen<br />
lieber von e<strong>in</strong>em „Aufschwung auf<br />
Pump“. Viele er<strong>in</strong>nert die Politik<br />
an die der 1980er Jahre. Natürlich<br />
reagierte die Börse mit e<strong>in</strong>em Kurssprung<br />
auf die Ankündigung des<br />
Gelddruckens. Zugleich aber steigt<br />
die Sorge vor e<strong>in</strong>er neuerlichen weltumspannenden<br />
Abwertungsrunde.<br />
<strong>Die</strong> japanische Zentralbank hat<br />
bereits auf Abes Politikwechsel reagiert:<br />
Sie stockte ihren Etat zum<br />
Ankauf von Wertpapieren um weitere<br />
10 Bill. Yen auf 101 Bill. Yen<br />
auf. F<strong>in</strong>anziert wird das Programm<br />
über neue Schulden, obwohl das<br />
Land der aufgehenden Sonne heute<br />
schon mit weit mehr als dem<br />
Doppelten se<strong>in</strong>er jährlichen Wirtschaftsleistung<br />
verschuldet ist. Der<br />
Leitz<strong>in</strong>s – derzeit bei 0,1% – könnte<br />
auf null Prozent heruntergefahren<br />
werden. „<strong>Die</strong> Bank erkennt an, dass<br />
die japanische Wirtschaft vor großen<br />
Herausforderungen steht und die<br />
Deflation so schnell wie möglich<br />
zu überw<strong>in</strong>den ist, um zu Preisstabilität<br />
und Wachstum zurückzukehren“,<br />
hieß es <strong>in</strong> der Mitteilung. Abe<br />
fordert von ihr e<strong>in</strong> Inflationsziel<br />
von 2%. An se<strong>in</strong>em Vorgänger und<br />
heutigen F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister ist es, die<br />
Größe der Herausforderung zu umschreiben:<br />
„Seit Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges hatten wir niemals mit<br />
Inflation zu tun. Ehrlich gesagt, hatte<br />
das niemand auf der Welt.“Mehr<br />
Sorgen macht die Welt sich um<br />
Abes Ch<strong>in</strong>a-Kurs. <strong>Die</strong> Schre<strong>in</strong>-Besuche<br />
gaben e<strong>in</strong>en Vorgeschmack<br />
e<strong>in</strong>er wohl konfrontativeren Politik<br />
<strong>in</strong> den nächsten Jahren. „Japans<br />
nationale Sicherheit ist mit e<strong>in</strong>er<br />
klaren gegenwärtigen Gefahr konfrontiert“,<br />
sagte Abe mit Blick auf<br />
den großen Nachbarn und dessen<br />
Streben. Es war der Auftakt zu<br />
e<strong>in</strong>em Aufstocken des japanischen<br />
Rüstungsetats. So versprach er, e<strong>in</strong><br />
Jahrzehnt von Kürzungen des Militärhaushalts<br />
zu beenden. E<strong>in</strong>fach<br />
wird der Weg für Abe aber nicht:<br />
Denn die enorme Staatsverschuldung<br />
bremst se<strong>in</strong> Vorhaben genauso<br />
wie e<strong>in</strong>e pazifistische Verfassung<br />
und e<strong>in</strong> Ausgabelimit für<br />
Rüstungszwecke <strong>in</strong> Höhe von 1%<br />
des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts.<br />
<strong>Die</strong> Militärs selber wittern Morgenluft.<br />
Sie forderten sofort 212<br />
Mrd. Yen für den Kauf von Abwehrraketen<br />
und die bessere Ausrüstung<br />
ihrer amerikanischen F-15-<br />
Kampfflugzeuge. Mit 59,3 Mrd.<br />
US-Dollar ist Japans Militärhaushalt<br />
der sechstgrößte der Welt. Der<br />
ungeliebte Nachbar Ch<strong>in</strong>a liegt mit<br />
143 Mrd. US-Dollar auf Platz zwei.<br />
Dr. Christoph He<strong>in</strong> ist<br />
<strong>Asien</strong>-Pazifik-Korrespondent der<br />
Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>en Zeitung<br />
mit Sitz <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 77
ThAilAnd<br />
Triumph für<br />
Thaks<strong>in</strong><br />
Messen & Kongresse<br />
Ch<strong>in</strong>a präsentiert<br />
sich auf der CeBIT<br />
MAcher & MärKTe<br />
Ratan Tata – Manager<br />
mit Macht und Bedacht<br />
ch<strong>in</strong>A<br />
31<br />
Neue Chancen für<br />
das Perlflussdelta<br />
AsiA Bridge<br />
:::<br />
Glaubt man den Prognosen,<br />
geht Indonesiens Stahl<strong>in</strong>dustrie<br />
goldenen Zeiten entgegen. In<br />
wichtigen Abnehmerbranchen<br />
Trends | Analysen | Strategien für Ihr <strong>Asien</strong>geschäft 11:2011<br />
<br />
Indonesien<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
vere<strong>in</strong>igt mit<br />
aktuell ASIA<br />
stehen die Zeichen auf Wachstum.<br />
Beispielsweise erwarten<br />
Experten, dass die größte ASE-<br />
iMMoBilienMärKTe<br />
steter<br />
Aufstieg<br />
<br />
AN-Nation <strong>in</strong> den kommenden<br />
zwei Jahren Thailand als führenden<br />
Automarkt überholen wird.<br />
Produktion und Verkauf sollen<br />
auf jährlich 1,2 Millionen Autos<br />
und 8,1 Millionen Motorräder<br />
anwachsen. Der dafür benötigte<br />
Stahl wird zumeist importiert.<br />
Um den e<strong>in</strong>heimischen Markt<br />
für ausländische Anbieter von<br />
Ausgangsstoffen und Verarbeitungsmasch<strong>in</strong>en<br />
zugänglicher zu<br />
machen, kooperiert das <strong>in</strong>donesische<br />
Industriem<strong>in</strong>isterium ab<br />
diesem Jahr mit der Deutschen<br />
Messe AG als Gastgeber der „Indonesia International<br />
Steel, Iron and Alum<strong>in</strong>ium Expo and<br />
Forum“ (Inasal).<br />
<br />
Auf dieser neuen Messe werden vom 11. bis 13. Juli <strong>in</strong>ternationale<br />
Aussteller die gesamte Bandbreite der Alum<strong>in</strong>ium-,<br />
Eisen- und Stahltechnologie zeigen. <strong>Die</strong> Ausstellungsfläche<br />
wird sich im Jakarta Convention Center bef<strong>in</strong>den, das<br />
ursprünglich für e<strong>in</strong>e Gipfelkonferenz der Bewegung der<br />
Blockfreien Staaten gebaut worden war. Nun dient es als<br />
Hauptumschlagplatz für Stahlwaren aus dem In- und Ausland.<br />
Das Angebot der Ausstellungsplattform umfasst die ganze<br />
Produktkette der Alum<strong>in</strong>ium-, Eisen- und Stahl<strong>in</strong>dustrie.<br />
Von Rohmaterialien über Verarbeitungstechnologie bis h<strong>in</strong><br />
zum Endvertrieb werden Besucher der „Inasal“ alles vorf<strong>in</strong>den.<br />
Überdies bieten Aussteller Rohre und Kabel an.<br />
Organisiert wird die „Inasal“ von Hannover Fairs International,<br />
e<strong>in</strong>er Tochtergesellschaft der Deutschen Messe AG<br />
<br />
<br />
<br />
Aussteller zu öffnen und Netzwerkmöglichkeiten für Produzenten<br />
und Konsumenten zu schaffen. „Damit erschließen<br />
wir für unsere Kunden zusätzliche Geschäftsperspektiven<br />
auf dem wichtigen asiatischen Markt“, berichtet Dr. Andreas<br />
Gruchow, der im Vorstand der Deutschen Messe AG fürs<br />
Auslandsgeschäft verantwortlich zeichnet.<br />
<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
:::<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mit der „Inasal“ erweitert die Deutsche Messe ihr Portfolio<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Gießerei und Metallurgie. Zu dem gleichen<br />
Thema existieren bereits etablierte Messen des Hannoveraner<br />
Messeanbieters. <strong>Die</strong> Fachmessen „Ankiros/Annofer“ und<br />
„Aluexpo“ <strong>in</strong> der Türkei erfreuen sich beispielsweise schon<br />
<strong>in</strong> Hannover, <strong>in</strong> Kooperation mit dem <strong>in</strong>donesischen Messeveranstalter<br />
Wahyu Promo Citra. Das dreitägige Event zielt<br />
issn: 1864-3752<br />
darauf ab, den <strong>in</strong>donesischen Handelsplatz für ausländische<br />
seit Jahren e<strong>in</strong>es großen Zuspruchs. Auch die <strong>in</strong> Indien beworbenen<br />
Fachausstellungen „Ifex“, „Metex“ und „Alu India“, die<br />
die Deutsche Messe AG geme<strong>in</strong>sam mit der Kölnmesse YA<br />
Tradefair bewirbt, s<strong>in</strong>d geschätzte Branchenveranstaltungen.<br />
„Umso mehr freuen wir uns, jetzt auch auf dem <strong>in</strong>donesischen<br />
Wachstumsmarkt vertreten zu se<strong>in</strong>“, so Gruchow. <strong>Die</strong> Wei-<br />
Mit newsletter<br />
des dAW<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
:::
Wirtschaft<br />
Fe<strong>in</strong>dbildproduktion auf Hochtouren<br />
„Wir Koreaner waren gezwungen, die längste Zeit des Lebens auf rauchenden<br />
Kanonenrohren unseren Reis zu kochen.“ <strong>Die</strong>sen Satz äußerte Hwang Sok-Yong,<br />
Südkoreas bedeutendster zeitgenössischer Autor, zur Situation der Menschen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em zweigeteilten Land<br />
Nun also rauchen sie wieder,<br />
die Kanonenrohre. Als<br />
Partitur dient e<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>dbildproduktion<br />
mit martialischen<br />
Zügen. Demnach ist Nordkorea der<br />
letzte stal<strong>in</strong>istische Gulag-Staat,<br />
kommandiert von e<strong>in</strong>em pausbäckigen<br />
Politlümmel, der se<strong>in</strong>e Allmachtsphantasien<br />
ungestraft auslebt.<br />
US-Präsident George W. Bush<br />
bezeichnete den am 17. Dezember<br />
2011 verstorbenen Kim Jong-<br />
Il, den Vater des jetzigen Staatsund<br />
Parteichefs Kim Jong-Un, als<br />
„Pygmäen“ und seit Anfang 2002<br />
(neben Irak und Iran) als dritten<br />
Sachwalter e<strong>in</strong>er „Achse des Bösen“.<br />
Pjöngjangs Propaganda hielt<br />
stramm dagegen: <strong>Die</strong> USA seien<br />
„e<strong>in</strong>e Nation von Kannibalen“,<br />
„von moralischer Lepra befallen“<br />
und man werde sie <strong>in</strong> „e<strong>in</strong>em Flammenmeer<br />
ersticken“.<br />
Größtmögliche Abschreckung<br />
Im März 2013 jährte sich zum<br />
zehnten Mal der E<strong>in</strong>marsch von<br />
US-befehligten Truppen <strong>in</strong> den Irak.<br />
2003 kommentierte die politische<br />
Führung <strong>in</strong> Pjöngjang auf ihre Art:<br />
„Der trotz des Widerstandes der <strong>in</strong>ternationalen<br />
Geme<strong>in</strong>schaft geführte<br />
Krieg <strong>in</strong> Irak hat gelehrt, dass<br />
e<strong>in</strong>e Nation über e<strong>in</strong>e angemessene<br />
militärische Stärke verfügen sollte,<br />
um ihre Souveränität zu verteidigen.“<br />
Pjöngjang beharrt „auf dem<br />
Recht, e<strong>in</strong> größtmögliches Abschreckungspotenzial<br />
zum Selbstschutz<br />
zu unterhalten“. <strong>Die</strong>ses reklamierte<br />
es erst recht während der diesjährigen<br />
südkoreanisch-amerikanischen<br />
Großmanöver. Modernste<br />
Zerstörer der US-Mar<strong>in</strong>e und Tarn-<br />
kappenbomber der US-Luftwaffe<br />
demonstrierten militärische Stärke,<br />
weckten aber auch Er<strong>in</strong>nerungen an<br />
den Koreakrieg (1950-53). Damals<br />
hatten B-29-Geschwader das Land<br />
buchstäblich geplättet und erstmalig<br />
Napalm e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Ke<strong>in</strong> Friedensvertrag<br />
<strong>Die</strong> Logik der Machthaber <strong>in</strong><br />
Pjöngjang ist ebenso berechenbar<br />
wie systemimmanent: Wenn wir<br />
schon nicht <strong>in</strong>ternational als Freund<br />
geachtet s<strong>in</strong>d, wollen wir wenigstens<br />
als ebenbürtiger Fe<strong>in</strong>d geächtet<br />
werden, um auf Augenhöhe Direktverhandlungen<br />
mit den USA zu<br />
führen. Worüber? E<strong>in</strong> Vermächtnis<br />
des Koreakrieges mit mehr als 4,6<br />
Millionen Toten ist e<strong>in</strong> im Grenzort<br />
Panmunjom am 27. Juli 1953<br />
ausgehandeltes Waffenstillstandsabkommen.<br />
Unterzeichnet wurde<br />
dies lediglich von der Volksrepublik<br />
Ch<strong>in</strong>a, Nordkorea und e<strong>in</strong>em<br />
US-General im Auftrag der Vere<strong>in</strong>ten<br />
Nationen. Südkoreas Präsident<br />
Rhee Syngman verweigerte die<br />
Unterschrift und wollte den Krieg<br />
unbed<strong>in</strong>gt fortsetzen. 60 Jahre<br />
nach Kriegsende, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ostasien<br />
symbolträchtige Zahl, besteht e<strong>in</strong><br />
Kalkül Pjöngjangs dar<strong>in</strong>, mit allen<br />
Mitteln darauf h<strong>in</strong>zuwirken, dieses<br />
Abkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Friedensvertrag<br />
<strong>in</strong>klusive Sicherheitsgarantien<br />
zu überführen.<br />
Der promovierte Politikwissenschaftler<br />
Ra<strong>in</strong>er Wern<strong>in</strong>g ist<br />
Koautor des 2012 im Wiener Promedia<br />
Verlag erschienenen Buches<br />
„Korea: Von der Kolonie zum<br />
geteilten Land“<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 79
Wirtschaft<br />
E<strong>in</strong>e Blase ist es nicht<br />
In Ch<strong>in</strong>as Metropolen steigen die Preise für Immobilien. <strong>Die</strong> Gründe dafür s<strong>in</strong>d hohe<br />
Kreditpreise und die große Nachfrage. Um e<strong>in</strong>e spekulative Marktverzerrung handelt es sich<br />
dagegen nicht. Der Begriff der Blase ist also unangebracht<br />
Yifeng Chan sucht e<strong>in</strong>e Wohnung.<br />
Zwei oder drei Zimmer mit etwa<br />
60 bis 70 Quadratmeter sollen es<br />
se<strong>in</strong>, gelegen zwischen dem zweiten<br />
und dem vierten Stadtr<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />
Beij<strong>in</strong>g. Dafür hat der Angestellte<br />
zwei Millionen Yuan veranschlagt,<br />
umgerechnet etwa 240.000 Euro.<br />
Rund 3.700 Euro also je Quadratmeter.<br />
Was sich nach viel anhört,<br />
ist, gemessen an den Verhältnissen<br />
<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>as Hauptstadt, eigentlich<br />
schon fast e<strong>in</strong> Sonderangebot. Denn<br />
die Preise gehen zurück. Darum<br />
zögert Yifeng Chan, e<strong>in</strong>en Kaufvertrag<br />
zu unterschreiben: „Ich<br />
warte, bis die Preise noch weiter<br />
zurückgehen.“ <strong>Die</strong> Immobiliensituation<br />
<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a mag angespannt<br />
se<strong>in</strong>. Doch dass sich das Land <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Immobilienblase bef<strong>in</strong>det, ist<br />
unwahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Blasen s<strong>in</strong>d spekulative Marktverzerrungen,<br />
die den Realbezug<br />
des Marktes vollständig verdrängen.<br />
Sie entstehen, wenn die Marktteilnehmer<br />
Preise alle<strong>in</strong> aufgrund ihrer<br />
Erwartungen und im Gegensatz zu<br />
fundamentalen Daten bilden. Das<br />
heißt, anstatt zu fragen, wie viele<br />
Immobilien gebaut und verkauft<br />
werden oder wie hoch die Rate der<br />
leerstehenden Objekte ist, würden<br />
Preise alle<strong>in</strong> mit der Hoffnung auf<br />
künftige Verkäufe gemacht. Doch<br />
das ist <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a nicht der Fall.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Kennzeichen für die<br />
Entstehung von Vermögensblasen<br />
ist e<strong>in</strong>e Preisentwicklung, die losgelöst<br />
von den sich ändernden Realitäten<br />
stattf<strong>in</strong>det. Als die Regierung<br />
im vergangenen Jahr etwa beschloss,<br />
e<strong>in</strong>e Sondersteuer auf Luxusobjekte<br />
zu erheben, g<strong>in</strong>g deren<br />
Nachfrage um 42 Prozent zurück.<br />
Als die ch<strong>in</strong>esische Nationalbank<br />
die Z<strong>in</strong>ssätze schrittweise von 5,5<br />
auf 6,75 Prozent erhöhte, wurde die<br />
Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt<br />
zunächst e<strong>in</strong>gedämmt<br />
und fiel danach <strong>in</strong>s Negative.<br />
Schattenbanken mildern<br />
Insolvenzgefahr<br />
Im Zusammenhang mit den F<strong>in</strong>anzierungskosten<br />
gilt es, die e<strong>in</strong>e<br />
oder andere Besonderheit des ch<strong>in</strong>esischen<br />
Immobilienmarktes zu<br />
beachten. Banken verlangen <strong>in</strong> der<br />
Regel 20 Prozent Eigenkapital, damit<br />
sie e<strong>in</strong> Objekt f<strong>in</strong>anzieren. In<br />
der Praxis f<strong>in</strong>anzieren die meisten<br />
Privatleute m<strong>in</strong>destens 50 Prozent<br />
des Kaufpreises aus anderen Quellen,<br />
etwa durch Eigenkapital, e<strong>in</strong><br />
Darlehen aus dem Kreis der Fa-<br />
80<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Wirtschaft<br />
milie oder e<strong>in</strong>en Kredit von e<strong>in</strong>er<br />
Schattenbank. Dennoch bleibt die<br />
Z<strong>in</strong>sbelastung für Kreditnehmer<br />
hoch. Nicht selten übersteigt sie die<br />
Hälfte des monatlichen Haushaltse<strong>in</strong>kommens.<br />
Im Juni dieses Jahres vollzogen<br />
Zentralbank und Regierung e<strong>in</strong>e<br />
Wende <strong>in</strong> ihrer (Geld-)Politik.<br />
<strong>Die</strong> Leitz<strong>in</strong>sen wurden gesenkt,<br />
die M<strong>in</strong>destreservesätze ebenfalls,<br />
entsprechend lockerer sitzt – <strong>in</strong>sbesondere<br />
im Bausektor – wieder<br />
das Geld. Auch im Reich der Mitte<br />
keimt die Sorge auf, hohe Z<strong>in</strong>sen<br />
könnten das Wirtschaftswachstum<br />
drosseln. Bereits im März hatte die<br />
Regierung ihre Wachstumsprognose<br />
fürs laufende Jahr auf 7,5 Prozent<br />
reduziert – es wäre die niedrigste<br />
Rate seit 1990. Bevor sich die Wirtschaft<br />
noch mehr abkühlen konnte,<br />
legte die Regierung e<strong>in</strong> Stützungsprogramm<br />
auf, auch wenn sie selbst<br />
es nicht so nennt.<br />
E<strong>in</strong> Problem bei der Konjunkturstützung<br />
könnte der Kampf gegen<br />
mögliche Übertreibungen am<br />
Immobilienmarkt se<strong>in</strong>. Wegen der<br />
Lockerung der Geldpolitik und<br />
der Versuche e<strong>in</strong>iger Geme<strong>in</strong>den,<br />
die Wirtschaft über Anreize für<br />
Hauskäufer anzuschieben, haben<br />
Regierungsvertreter zuletzt wiederholt<br />
vor e<strong>in</strong>er erneut drohenden<br />
Überhitzung am Immobilienmarkt<br />
gewarnt. Auch wenn die Fakten<br />
derzeit noch dagegen sprechen,<br />
gibt zum<strong>in</strong>dest die Entwicklung <strong>in</strong><br />
Beij<strong>in</strong>g, Shanghai und Guangzhou<br />
Anlass zur Sorge. Auch <strong>in</strong> Städten,<br />
die sich bewusst <strong>in</strong> Richtung der<br />
Metropolen entwickeln, ziehen die<br />
Preise an. Erkennbar ist das beispielsweise<br />
<strong>in</strong> Xian, Q<strong>in</strong>gdao und<br />
Xiamen. Doch auf der Makroebene<br />
dürften sich diese Ängste als übertrieben<br />
erweisen.<br />
Es steht die Reifephase an<br />
<strong>Die</strong> Preisentwicklung zwischen den<br />
Jahren 2008 und 2010 hatte viel<br />
damit zu tun, dass die ch<strong>in</strong>esische<br />
Wirtschaft nicht nur zweistellig<br />
wuchs, sondern gerade <strong>in</strong> den<br />
Städten die Infrastruktur erneuert<br />
wurde. Das führte zu e<strong>in</strong>em höheren<br />
Zustrom an Menschen. Nicht<br />
nur Wanderarbeiter zogen <strong>in</strong> die<br />
Ballungsräume, auch Vertreter der<br />
Mittelklasse machten sich aus dem<br />
Landes<strong>in</strong>neren auf den Weg <strong>in</strong> die<br />
Metropolen.<br />
<strong>Die</strong> Phase der drastischen Preissteigerungen<br />
sche<strong>in</strong>t der Vergangenheit<br />
anzugehören. Was nun im<br />
ch<strong>in</strong>esischen Immobilienmarkt<br />
ansteht, ist die Reifephase. Das<br />
bedeutet e<strong>in</strong>en relativen Rückgang<br />
von Wachstumszahlen, die aber<br />
im positiven Bereich bleiben. <strong>Die</strong><br />
Maklermärkte für Bestandsimmobilien<br />
dürften sich auf der anderen<br />
Seite vergrößern, ebenso wie die<br />
Unterschiede zwischen e<strong>in</strong>zelnen<br />
Standorten. Preise werden sich also<br />
fundamental anders entwickeln, je<br />
nach dem, wo wer welche Immobilie<br />
kaufen will.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte von Yifeng Chan<br />
zeigt all diese Trends exemplarisch.<br />
Der Interessent für e<strong>in</strong>e Eigentumswohnung<br />
versucht, die<br />
Unterschiede zwischen Standorten<br />
zu se<strong>in</strong>em Vorteil zu nutzen. „Luxuswohnungen<br />
stören mich nicht,<br />
aber ich werde nicht dort kaufen,<br />
wo es zu viele Luxusobjekte<br />
gibt. Das verteuert nur alle anderen<br />
Wohnungen.“ Denn Chan weiß: „In<br />
Ch<strong>in</strong>a brauchen die meisten e<strong>in</strong>e<br />
Immobilie als Lebensmittelpunkt<br />
und nicht als Anlageobjekt.“ Und<br />
das sollte alle beruhigen.<br />
Henrique Schneider<br />
(h.schneider@sgv-usam.ch)<br />
ist Chefökonom im Schweizerischen<br />
Gewerbeverband sgv, dem größten<br />
Dachverband der Schweizer Wirtschaft.<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 81
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Kambodscha<br />
OCHSENTOUR FÜR DIE ERNTE<br />
Mehr als e<strong>in</strong>e Million Euro kostete das <strong>in</strong> nur drei Monaten erbaute Krematorium,<br />
<strong>in</strong> dem der Leichnam des früheren kambodschanischen Königs Norodom<br />
Sihanouk am 3. Februar <strong>in</strong> Phnom Penh verbrannt wurde (siehe Meldung <strong>in</strong><br />
Ausgabe 02-2013). Der 30 Meter hohe Hauptturm der Anlage, prom<strong>in</strong>ent<br />
gelegen zwischen Königspalast und Nationalmuseum, wurde im März abgerissen,<br />
doch die Besuchertribünen blieben für die jährlich <strong>in</strong> der Hauptstadt abgehaltene<br />
Pflugzeremonie erhalten: Zum Auftakt der Regenzeit werden König<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
Hunde vor Kochtopf gerettet<br />
Im März diesen Jahres haben ch<strong>in</strong>esische<br />
Tierschützer rund 900 verme<strong>in</strong>tlich<br />
gestohlene Hunde vor der<br />
kul<strong>in</strong>arischen Verarbeitung gerettet.<br />
Gefunden wurden sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lastwagen,<br />
der von Chongq<strong>in</strong>g mit Ziel Guangdong<br />
(Süd-Ch<strong>in</strong>a) unterwegs war.<br />
Norodom Sihamoni und viele Ehrengäste am 28.<br />
Mai überwachen, wie zwei geschmückte Ochsen<br />
den Boden pflügen. Anschließend setzt man<br />
den Tieren sieben Goldschalen mit Reis, Mais,<br />
Bohnen, Sesam, frisch gemähtem Gras, Wasser<br />
und We<strong>in</strong> vor. Was die Ochsen fressen, gilt <strong>in</strong> der<br />
kommenden Saison als besonders ertragreiches<br />
Produkt. Doch Vorsicht! Entscheiden sich die<br />
Tiere für den We<strong>in</strong>, drohen Kambodschas Bauern<br />
Überflutungen und andere Katastrophen. Das M<strong>in</strong>isterium für Tourismus<br />
bietet jedes Jahr e<strong>in</strong>e begrenzte Zahl an Sitzplätzen für Touristen. Doch auch,<br />
wer nicht auf der überdachten Tribüne sitzen darf, bekommt viel von dem bunten<br />
Spektakel mit. Am Morgen ziehen die Ochsen und alle anderen Beteiligten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Parade über den Sothearos Boulevard zum Zeremonieplatz.<br />
Verkauft werden sollten die Hunde an Restaurants, denn <strong>in</strong> der südch<strong>in</strong>esischen Prov<strong>in</strong>z gelten<br />
sie als wahre Delikatesse – was leider die Nachfrage größer macht als das Angebot. Aber isst<br />
man <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a nicht generell gerne Hund? Ne<strong>in</strong>, lieber Leser, auch <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a ist der Hund zum<br />
beliebten Haustier avanciert, und immer mehr Menschen engagieren sich für se<strong>in</strong>en Schutz.<br />
Bild: gruntzooki, flickr.com<br />
Phoenix, 12.05., 21:45 Uhr<br />
Alltag <strong>in</strong> „Dilli Dilli“<br />
Delhi, von ihren Bewohnern liebevoll<br />
„Dilli Dilli“ genannt, ist e<strong>in</strong>e Stadt der<br />
Superlative. Immenser Reichtum trifft auf<br />
bittere Armut, Tradition auf Moderne.<br />
E<strong>in</strong>erseits Alt-Delhi mit se<strong>in</strong>en Jahrhunderte<br />
alten Basaren, noch heute größter<br />
Umschlagplatz für Gewürze weltweit,<br />
andererseits Neu-Delhi mit se<strong>in</strong>en vielen<br />
Grünflächen, breiten Alleen und Parks<br />
aus britischer Vergangenheit. Ob zu Fuß,<br />
mit dem Fahrrad oder der Riksha, Jürgen<br />
Osterhage nimmt die Zuschauer<br />
mit <strong>in</strong> den Alltag der Hauptstadt und zu<br />
fasz<strong>in</strong>ierenden Geschichten se<strong>in</strong>er Bewohner.<br />
82<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
+ + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + News + + + Meldungen + + +<br />
Bern, bis 12. Mai 2013<br />
Paul Klee <strong>in</strong> Japan<br />
Zürich, bis 16. Juni 2013<br />
Massenkult<br />
Zum ersten Mal wird der Versuch gestartet, Paul<br />
Klees Beschäftigung mit ostasiatischer Kunst umfassend<br />
darzustellen. Bisher wurde meist nur se<strong>in</strong>e<br />
Beziehung zum klassischen Japonismus gezeigt. In<br />
Japan wertete man im Übrigen Paul Klee als kulturellen<br />
Mittler zwischen Japan und dem Westen<br />
(„Vom Japonismus zu Zen. Paul Klee und der Ferne<br />
Osten“, Zentrum Paul Klee Bern, www.zpk.org).<br />
Im Herbst 1968 herrschte <strong>in</strong> ganz Ch<strong>in</strong>a das „Mango-Fieber“. <strong>Die</strong> exotische Frucht<br />
war allgegenwärtig: Mangos aus Wachs wurden <strong>in</strong> Glaskästen ausgestellt und als<br />
Zeichen für Mao Zedongs Güte nahezu religiös verehrt. Riesige Mangos aus Pappmaché<br />
wurden <strong>in</strong> der Nationalfeiertagsparade mitgetragen und symbolisierten e<strong>in</strong>en<br />
populistischen Machtwechsel. Bald erschienen Mangos auf Bettbezügen,Geschirr<br />
und anderen Gebrauchsgegenständen. <strong>Die</strong> Ausstellung erzählt die Geschichte dieses<br />
ungewöhnlichen Propagandasymbols (Museum Rietberg Zürich, www.rietberg.ch).<br />
Meditationsmusik<br />
Sui Zen<br />
Zu hören s<strong>in</strong>d auf der CD von Viz Michael Kremietz<br />
fünf „Honkyokus“, traditionelle Urstücke<br />
des japanischen Zen-Buddhismus, aufgenommen<br />
im Eko<strong>in</strong>-Tempel <strong>in</strong> Koyasan. Viz Michael Kremietz<br />
experimentiert seit Anfang der 90er Jahre mit<br />
Weltmusik und Klang<strong>in</strong>stallationen sowie Theater-<br />
und Performancemusik. Derzeit widmet er sich se<strong>in</strong>en zwei Haupt<strong>in</strong>strumenten,<br />
der japanischen Zenflöte Shakuhachi und dem australischen W<strong>in</strong>dhorn Didgeridoo.<br />
Desweiteren auf der CD: drei Eigenkompositionen, davon e<strong>in</strong>e 23-m<strong>in</strong>ütige Klangcollage<br />
(Silenzio Music, 19,50 €).<br />
arte, 30.04.-03.05.2013<br />
Gehört die Zukunft Ch<strong>in</strong>a?<br />
Der arte-Programmschwerpunkt zeichnet e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb<br />
Jahrhunderte ch<strong>in</strong>esischer Geschichte<br />
nach – vom ersten Opiumkrieg 1839 bis zur<br />
Ernennung Xi J<strong>in</strong>p<strong>in</strong>gs zum Präsidenten der<br />
Volksrepublik im März 2013. Das Magaz<strong>in</strong> „Mit<br />
offenen Karten – Ch<strong>in</strong>a im Wandel“ blickt auf<br />
das Reich der Mitte, und die Reihe „Nächster<br />
Halt – Pek<strong>in</strong>g“ unternimmt fünf Touren durch<br />
das moderne Ch<strong>in</strong>a. <strong>Die</strong> Dokumentation „<strong>Die</strong><br />
ch<strong>in</strong>esische Faust“ befasst sich mit dem Aufschwung<br />
des Boxkampfs im Ch<strong>in</strong>a der Gegenwart, und mit dem Oscar nom<strong>in</strong>ierten<br />
ch<strong>in</strong>esischen Spielfilm „Hero“ zeigt arte e<strong>in</strong>e der aufwendigsten und<br />
teuersten Produktionen der ch<strong>in</strong>esischen Filmgeschichte. Das alles und noch vieles<br />
mehr bietet der anstehende Programmschwerpunkt bei arte!<br />
Frankfurt, 04.-09.06.2013<br />
Japanisches Filmfestival<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr <strong>in</strong> den neuen Locations Künstlerhaus<br />
Mousonturm und der Naxoshalle präsentiert<br />
die weltweit größte Plattform für japanischen Film<br />
an sechs Tagen über 130 neue Produktionen. Als<br />
Deutschlandpremieren etwa die neuen Werke der<br />
beiden Altmeister Takashi Miike und Kiyoshi Kurosawa.<br />
E<strong>in</strong> breites Rahmenprogramm wird ebenfalls<br />
angeboten. Geplant s<strong>in</strong>d neben verschiedenen Vorträgen<br />
unter anderem Workshops zu japanischem<br />
Schwertkampf, e<strong>in</strong> Konzert der japanischen Performance-Gruppe<br />
Kao=S, Shiatsu-Massage für Babys<br />
und vieles mehr (www.nipponconnection.com).<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 83
Kultur<br />
Der „Shanghai Guy Tai“ sitzt<br />
nicht zu Hause<br />
Immer mehr Bus<strong>in</strong>ess-Frauen aus der ganzen Welt zieht es beruflich nach Shanghai.<br />
Sie br<strong>in</strong>gen ihre Ehepartner mit, die sogenannten „Guy Tais“. Für Shoppen und<br />
Kaffeeklatsch haben die jedoch ke<strong>in</strong>e Zeit<br />
Shanghai. „Ich drängte als erster aus<br />
dem Aufzug. Später nahm me<strong>in</strong>e<br />
Frau mich beiseite und sagte, das<br />
sei unhöflich gewesen. Freilich hatte<br />
sie Recht“, sagt Howard Firestone.<br />
Doch kommen Gelegenheiten, da<br />
verpuffen die Kräfte der Vornehmheit,<br />
und die Realität übernimmt.<br />
Es sei die so andersartige Kultur,<br />
die e<strong>in</strong>en dazu treibe, sich anders zu<br />
verhalten, sich mehr nach außen h<strong>in</strong><br />
zu öffnen. „Noch nirgends hatte ich<br />
so viele Freunde wie <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a”, sagt<br />
der Kanadier. Er und der <strong>in</strong> Afrika<br />
geborene sowie <strong>in</strong> Amerika aufgewachsene<br />
Eric S. Johnson s<strong>in</strong>d<br />
befreundet. Kennengelernt haben<br />
sie sich <strong>in</strong> der Guy Tai Community<br />
<strong>in</strong> Shanghai.<br />
Mann ohne Beschäftigung<br />
Dem sprachübergreifenden Begriff<br />
Guy Tai liegen die Wörter guy<br />
(Mann) und tai tai (respektvoll für<br />
84 www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Kultur<br />
Ehefrau) zu Grunde. Als Tai Tais<br />
werden <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a oft Frauen ohne<br />
Beschäftigung bezeichnet, die mit<br />
ihren Ehemänner <strong>in</strong>s Ausland gehen,<br />
die als hochdotierte Führungskräfte<br />
<strong>in</strong>ternationaler Unternehmen<br />
<strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esische Städte entsendet werden.<br />
Und deren Zahl ist hoch, denn<br />
der Wirtschaftsboom <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a hat<br />
viele Ausländer und ihre Tai Tais<br />
<strong>in</strong>s Land gebracht, besonders <strong>in</strong> die<br />
Metropolen Pek<strong>in</strong>g und Shanghai.<br />
<strong>Die</strong> Ex-Pat-Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> Shanghai<br />
zählt alle<strong>in</strong> 80.000 Mitglieder!<br />
Für sie gilt es, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen<br />
Kultur zurechtzuf<strong>in</strong>den und neue<br />
Netzwerke aufzubauen.<br />
Ihr männliches Pendant s<strong>in</strong>d die<br />
Guy Tais. Vor zehn Jahren gegründet,<br />
zählt die Guy Tai-Organisation<br />
<strong>in</strong> Shanghai heute mehr als 100<br />
männliche Mitglieder – Tendenz<br />
steigend. Denn da e<strong>in</strong>er wachsenden<br />
Zahl Bus<strong>in</strong>essfrauen e<strong>in</strong>e Stelle<br />
im Ausland angeboten wird, wächst<br />
auch die Zahl der mitreisenden<br />
Ehemänner. Sie kommen aus europäischen<br />
und außereuropäischen<br />
Ländern und s<strong>in</strong>d zwischen 20 und<br />
70 Jahren alt.<br />
Doch was machen diese Männer<br />
eigentlich den lieben langen Tag?<br />
<strong>Die</strong> meisten haben selbst erfolgreiche<br />
Karrieren vorzuweisen. Etwa<br />
der Kanadier Howard Firestone,<br />
der vor dem Umzug nach Shanghai<br />
Market<strong>in</strong>g-Vizepräsident e<strong>in</strong>es<br />
Internet-Start-Ups war mit e<strong>in</strong>em<br />
hohen Monatsgehalt und flexiblen<br />
Arbeitsstunden. Als se<strong>in</strong>e Frau von<br />
ihrem Jobangebot <strong>in</strong> Shanghai erzählte,<br />
gab es für ihn nur noch die<br />
Frage: „Können wir es uns dann<br />
leisten, dass ich nicht arbeite?“ Als<br />
sie bejah te, fiel dem 66-Jährigen<br />
die Entscheidung leicht.<br />
ayi (Haushaltshilfe) f<strong>in</strong>den, die sie<br />
im Haushalt entlastet und sich um<br />
die Kle<strong>in</strong>en kümmert. Andere s<strong>in</strong>d<br />
nur für kurze Zeit Guy Tais, arbeiten<br />
von Zuhause <strong>in</strong> Teilzeitjobs oder<br />
als Freiberufler. Sie engagieren sich<br />
ehrenamtlich, unterrichten etwa<br />
Englisch. Dazu Eric S. Johnson:<br />
„Der typische Shanghai Guy Tai<br />
sitzt nicht Zuhause und wartet, dass<br />
die K<strong>in</strong>der von der Schule kommen.<br />
Fast alle von uns haben irgende<strong>in</strong><br />
Unternehmen. Wir s<strong>in</strong>d daher eher<br />
e<strong>in</strong> „social club“ der Männer, deren<br />
Aktivitäten nicht aus e<strong>in</strong>em 9 bis 17<br />
Uhr-Bürojob bestehen. Und genau<br />
dies gilt <strong>in</strong>zwischen für die meisten<br />
Guy Tais, die <strong>in</strong> den seltensten<br />
Fällen ke<strong>in</strong>er Beschäftigung nachgehen.”<br />
Der Mathematiker blickt<br />
auf 20 Jahre Berufserfahrung <strong>in</strong> 30<br />
Ländern zurück. Se<strong>in</strong> derzeitiges<br />
Betätigungsfeld: Cyber-Security.<br />
Firestone h<strong>in</strong>gegen br<strong>in</strong>gt K<strong>in</strong>dern<br />
von Wanderarbeitern Englisch bei.<br />
„Ob sie später e<strong>in</strong> anderes Leben<br />
haben werden als ihre Eltern, ist<br />
fraglich. Aber ich beschäftige mich<br />
und ich kann etwas zurückgeben”,<br />
so Firestone, der die meiste Zeit<br />
<strong>in</strong> Toronto gelebt hat, aber auch <strong>in</strong><br />
Montreal und Wien.<br />
Permanenter Lebenswandel<br />
Genau wie ihr weibliches Pendant,<br />
die Tai Tais, organisieren auch die<br />
Guy Tais Aktivitäten für die Gruppe,<br />
doch ist dies nur „guy stuff“,<br />
etwa Pokerabende, Go-Kart<strong>in</strong>g,<br />
Tequila-Tast<strong>in</strong>g oder Mart<strong>in</strong>i Sessions.<br />
Ihr Leben wandelt sich permanent.<br />
„Vier me<strong>in</strong>er <strong>besten</strong> Freunde<br />
s<strong>in</strong>d erst kürzlich aus Shanghai<br />
weggezogen. Ihre Frauen hatten als<br />
Präsident<strong>in</strong>nen von mult<strong>in</strong>ationalen<br />
Unternehmen neue Stellen angeboten<br />
bekommen“, sagt Firestone.<br />
Und woh<strong>in</strong> geht er nach der Zeit<br />
<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a? „Vielleicht <strong>in</strong> Rente, vielleicht<br />
verabschiedet sich auch me<strong>in</strong>e<br />
55-jährige Partner<strong>in</strong> aus dem<br />
Berufsleben. Doch ihr Job als Vizepräsident<strong>in</strong><br />
bei Pfizer gefällt ihr”,<br />
sagt Firestone, der über se<strong>in</strong> Leben<br />
als Guy Tai sagt: „Es ist e<strong>in</strong> Abenteuer,<br />
ans andere Ende der Welt zu<br />
gehen.“<br />
Edith Daibel<br />
Mehr zu den „Guy Tais“ und ihren Aktivitäten<br />
gibt es auf www.guytai.net<br />
Pokerabende &<br />
Englischunterricht<br />
„Für jüngere Guy Tais, die ihre<br />
berufliche Karriere noch vor sich<br />
haben, ist es schwieriger“, bemerkt<br />
Firestone. „Für sie kann es e<strong>in</strong><br />
großes Zugeständnis se<strong>in</strong>.“ <strong>Die</strong><br />
meisten haben K<strong>in</strong>der, müssen e<strong>in</strong>e<br />
Der Kanadier Howard Firestone nutzt die gewonnene Zeit <strong>in</strong> Shanghai und unterrichtet K<strong>in</strong>der<br />
von Wanderarbeitern <strong>in</strong> der englischen Sprache<br />
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Kultur<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den auf Ch<strong>in</strong>esisch<br />
Bahn frei für das Qi!<br />
Ch<strong>in</strong>esische Wellness fühlt sich gut an – h<strong>in</strong>terher. Für Bachblüten gibt es<br />
h<strong>in</strong>gegen ke<strong>in</strong>e Chance. Oder kann man die essen?<br />
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Gälte es den Beweis zu suchen, dass<br />
Ch<strong>in</strong>esen völlig anders ticken, es<br />
wäre e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nlose Angelegenheit.<br />
<strong>Die</strong> Ch<strong>in</strong>esen haben ihn nämlich<br />
schon längst erbracht, vor mehr als<br />
2.000 Jahren.<br />
Spätestens seit dem Huángdì<br />
Neijıng, e<strong>in</strong>em mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Werk, das zu Beg<strong>in</strong>n unserer Zeitrechnung<br />
entstand, weiß die Welt:<br />
Es ist das Qi, die unsichtbare Energie,<br />
die den ch<strong>in</strong>esischen Körper<br />
nährt. Während wir Westler profan<br />
Kalorien verbrennen, uns ab und<br />
zu mit schlechtem Gewissen e<strong>in</strong>e<br />
Schokolade gönnen und unter<br />
dem Strich sowieso zu viele davon<br />
zuführen, verfügt der Ch<strong>in</strong>ese<br />
über e<strong>in</strong> komplexes System an Leitbahnen,<br />
den Meridianen, die die<br />
Qi-Energie durch den Körper leiten<br />
und die Organe damit versorgen.<br />
Versiegt dieser Fluss, dann schlägt<br />
des Menschen letztes Stündle<strong>in</strong>.<br />
Es ist daher von allergrößter Bedeutung,<br />
a) diese Energie durch<br />
die korrekte Ernährung zu erhalten<br />
und b) ihr freien Fluss zu gewähren.<br />
Wehe, das Qi stockt oder erreicht<br />
die Organe nicht, dann drohen<br />
Krankheiten oder gar Schlimmeres.<br />
Vorbeugend, so wie e<strong>in</strong> Bremsen-<br />
Check beim TÜV oder e<strong>in</strong>e große<br />
Inspektion, lässt sich der Ch<strong>in</strong>ese<br />
daher gerne beim Masseur die<br />
Qi-Kanäle auf Vordermann br<strong>in</strong>gen.<br />
Im <strong>besten</strong> Falle spürt dieser<br />
präventive Meridian-Klempner die<br />
Probleme auf, bevor sie sich als<br />
Krankheiten äußern – ausgenommen<br />
all jene Salons, die sich auf<br />
das etwas hochpreisigere „Happy<br />
End<strong>in</strong>g“ spezialisiert haben, was<br />
die weiblichen Leser jedoch weniger<br />
<strong>in</strong>teressieren dürfte (und ihnen<br />
auch nicht angeboten wird).<br />
„Ambiente-Trallalla“<br />
lenkt nur ab<br />
Alles <strong>in</strong> allem kl<strong>in</strong>gt dies verdächtig<br />
nach dem, was wir <strong>in</strong> Europa unter<br />
Wellness verstehen, und meist<br />
wird es auch als solche angeboten.<br />
Doch Achtung: Nehmen Sie diesen<br />
Begriff nicht allzu wörtlich! Der<br />
Kultur<br />
Durch die Massage der Meridiane - so werden <strong>in</strong><br />
der Traditionellen Ch<strong>in</strong>esischen Mediz<strong>in</strong> (TCM) die<br />
sogenannten „Energiebahnen“ des Körpers bezeichnet -<br />
werden Energieblockaden gelöst, z.B. Verspannungen<br />
Der Fuß verrät´s: Dort, wo es am meisten schmerzt,<br />
können Gesundheitsprobleme genauer def<strong>in</strong>iert<br />
werden, da auch die Füße an das Meridiansystem des<br />
Körpers angebunden s<strong>in</strong>d<br />
ganz große Unterschied, so fasste<br />
es e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Freund treffend <strong>in</strong><br />
Worte, ist der: Bei e<strong>in</strong>er westlichen<br />
Wellnessbehandlung fühlt sich der<br />
Kunde schon besser, wenn er nur<br />
durch die Tür <strong>in</strong> den Salon tritt.<br />
Bei der ch<strong>in</strong>esischen Behandlung<br />
erst, wenn sie vorbei ist. Dafür aber<br />
umso <strong>nachhaltig</strong>er.<br />
Das Ambiente ist dabei eher gewöhnungsbedürftig:<br />
Gemütliches<br />
Schummerlicht? Ganz schlecht und<br />
unseriös: Der Asiate will sehen,<br />
was vor sich geht, und dabei auch<br />
noch das e<strong>in</strong>e oder andere Schwätzchen<br />
halten, natürlich mit Blickkontakt.<br />
Der neueste Klatsch, hierzulande<br />
zwischen Waschen, Legen<br />
und Föhnen auf den aktuellen Stand<br />
gebracht, wird <strong>in</strong> Fernost bei der<br />
Massage verbreitet. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Liegen s<strong>in</strong>d daher auch nicht abgetrennt,<br />
sondern alle auf engstem<br />
Raum nebene<strong>in</strong>ander aufgereiht<br />
– sehr praktisch für Masseur<strong>in</strong>nen<br />
und Kund<strong>in</strong>nen gleichermaßen, so<br />
muss niemand brüllen. Plätschernde<br />
Entspannungsmusik würde dabei<br />
auch nur stören. Stattdessen leuchtet<br />
das gleißende Neonlicht unbarmherzig<br />
die Falten aus, während<br />
der Patient von Liege Drei lautstark<br />
und quer durch den Salon mit der<br />
Empfangsdame plaudert.<br />
Auch Duftöle, parfümierte Kräutertees<br />
und all der andere, verme<strong>in</strong>tlich<br />
asiatische Tand s<strong>in</strong>d hier nicht<br />
erwünscht – zum Essen ist man ja<br />
schließlich nicht gekommen! Ist<br />
der Salon zu schick e<strong>in</strong>gerichtet,<br />
s<strong>in</strong>d die Liegen fett gepolstert und<br />
die E<strong>in</strong>richtung luxuriös, duftet es<br />
gar verführerisch, bleibt am Ende<br />
die Kundschaft weg. Nicht nur<br />
wegen der zu befürchtenden hohen<br />
Preise. Säuselt im H<strong>in</strong>tergrund die<br />
Musik allzu verlockend, vermutet<br />
der Ostasiate „Schmu“. <strong>Die</strong> Angestellten<br />
sollen sich schließlich auf<br />
das Wesentliche konzentrieren und<br />
sich nicht von allerhand Ambiente-<br />
Trallala e<strong>in</strong>lullen lassen. Und für<br />
e<strong>in</strong> paar Tropfen Duftwasser zahlt<br />
ke<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>ese zehn Euro mehr. Dass<br />
die Masseur<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Nylonkittelschürze<br />
oft eher an stämmige<br />
R<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>nen denn an Wellness-Elfen<br />
er<strong>in</strong>nern, fällt dabei schon gar<br />
nicht mehr <strong>in</strong>s Gewicht.<br />
Wenn´s zur Sache geht<br />
Auch die Massagen selbst s<strong>in</strong>d,<br />
sagen wir mal vorsichtig, anders.<br />
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Kultur<br />
In e<strong>in</strong>em typisch ch<strong>in</strong>esischen Massagesalon ist die Atmosphäre Nebensache. Außerdem sieht<br />
man im Neonlicht doch den Nachbarn viel besser!<br />
Nach e<strong>in</strong>igen sanften M<strong>in</strong>uten,<br />
die das Opfer <strong>in</strong> Sicherheit wiegen,<br />
geht es zur Sache. Tief und<br />
heftig, erbarmungslos. Wimmern,<br />
lautes Luft-durch-die-Zähne-ziehen<br />
und unterdrückte Schmerzensschreie<br />
spornen die Masseur<strong>in</strong>nen<br />
erst so richtig an. Denn dort, wo<br />
es wehtut, steckt der Teufel im<br />
Gebe<strong>in</strong>! Hier heißt es mit vollen<br />
Händen zulangen, zerquetschen,<br />
dehnen, drücken, flach schlagen<br />
und würgen, so lange, bis die letzte<br />
Verspannung aufgibt. Selbst e<strong>in</strong>e<br />
unschuldige Fußmassage wird so zu<br />
e<strong>in</strong>em Grenzerlebnis: Vergleichsweise<br />
zierliche Masseur<strong>in</strong>nen können<br />
auch e<strong>in</strong>en muskelbepackten<br />
Sportler mit e<strong>in</strong>igen wenigen Griffen<br />
an der Fußsohle so effizient zu<br />
Boden br<strong>in</strong>gen, dass man es fast als<br />
Kampfsportart lernen möchte. Und<br />
während sie ihre sich w<strong>in</strong>denden<br />
Opfer durchwr<strong>in</strong>gen, ohne sie auch<br />
nur e<strong>in</strong>es mitleidigen Blickes zu<br />
würdigen, plaudern die Angestellten<br />
munter über Wohnungspreise,<br />
Nagelmaniküre, die Kleidung des<br />
Patienten oder den Zustand der<br />
Füße – me<strong>in</strong> Gott haben die westlichen<br />
Frauen große Quadratlatschen.<br />
Übrigens auch die, die ganz<br />
offensichtlich Ch<strong>in</strong>esisch sprechen.<br />
Ganz nebenbei erfährt man als S<strong>in</strong>olog<strong>in</strong><br />
daher auch allerhand über<br />
das Deutschenbild der Ch<strong>in</strong>esen:<br />
Große Füße haben wir sowieso (kicher,<br />
kicher), angenehm helle Haut<br />
(was wir ja nicht wirklich gerne hören),<br />
s<strong>in</strong>d aber viel zu behaart (auch<br />
nicht gut) und alles <strong>in</strong> allem eher<br />
klobig (danke!). Auch der H<strong>in</strong>weis,<br />
man verstünde doch das e<strong>in</strong>e oder<br />
andere, kann den Redefluss nicht<br />
stoppen: „Hey Xiaom<strong>in</strong>g, die fette<br />
Ausländer<strong>in</strong> spricht Ch<strong>in</strong>esisch.“<br />
Kle<strong>in</strong>er Vermerk auf der mentalen<br />
Agenda: zehn Kilo abnehmen, dann<br />
Masseuse töten.<br />
Ch<strong>in</strong>esische Wellness ist also e<strong>in</strong>e<br />
harte Diszipl<strong>in</strong>, die sich lediglich<br />
am Ergebnis misst. Geht es<br />
dem Kunden am Ende gut, fühlt er<br />
sich nach der Massage besser, ist<br />
das Ziel erreicht. Welche Qualen<br />
auf dem Weg dah<strong>in</strong> zu überstehen<br />
s<strong>in</strong>d, ist am Ende der Behandlung<br />
vergessen. All dies wäre nämlich<br />
gar nicht der Rede wert, wenn es<br />
nicht auf wundersame Weise wirken<br />
würde und man nicht spätestens<br />
e<strong>in</strong>e Woche später wieder um e<strong>in</strong>en<br />
Term<strong>in</strong> bei just jener Masseur<strong>in</strong><br />
bitten würde, die all die Haut-Haar-<br />
Fett-Beleidigungen von sich gab.<br />
Erschreckend ist langfristig auch<br />
diese Erkenntnis: Sie ist eigentlich<br />
ganz nett, diese unbarmherzige Frau<br />
mit der scharfen Zunge. Aus der<br />
Prov<strong>in</strong>z, weit weg von der Großstadt,<br />
das K<strong>in</strong>d lebt bei den Eltern,<br />
man sieht sich alle sechs Monate<br />
e<strong>in</strong>mal. „Ja, das ist hart.“ E<strong>in</strong> Lächeln.<br />
„Muss se<strong>in</strong>“, denn was sie <strong>in</strong><br />
Shanghai <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Monat verdient,<br />
mag nicht viel se<strong>in</strong>, ist aber immer<br />
noch mehr, als sie im Heimatdorf<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr verdienen könnte.<br />
Irgendwie wird nach dem zweiten<br />
Treffen aus der Fußmassage mit<br />
Beleidigungen und Heileffekt e<strong>in</strong>e<br />
Gesprächsmassage mit Sprachlektion.<br />
Auch das tut gut.<br />
Mit Schwimmflügel <strong>in</strong> die<br />
Therme<br />
Doch die nächste Herausforderung<br />
wartet schon auf den westlichen Besucher:<br />
die heiße Quelle. In vielen<br />
Regionen Ch<strong>in</strong>as und vor allem auf<br />
der geothermisch besonders aktiven<br />
Insel Taiwan locken an jeder Ecke<br />
Hotels mit heißen Badeanlagen.<br />
Und sagen Sie bloß nicht, niemals,<br />
vor allem nicht beim E<strong>in</strong>checken,<br />
dies sei e<strong>in</strong>e japanische Erf<strong>in</strong>dung,<br />
auch wenn es vielleicht stimmt:<br />
<strong>Die</strong> Ch<strong>in</strong>esen haben’s erfunden und<br />
basta!<br />
So auch im Tienlai Spr<strong>in</strong>g Resort,<br />
e<strong>in</strong>er Anlage im Yangm<strong>in</strong>gs-<br />
88<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
„Back Rub“ kl<strong>in</strong>gt verräterisch<br />
harmlos...<br />
han-Nationalpark vor den Toren<br />
Taipehs, wo das heilende Nass der<br />
Kengzip<strong>in</strong>g-Quelle <strong>in</strong> zehn verschiedene<br />
Freiluftbecken geleitet<br />
wird. Vor der Kulisse rauer Bergwelten<br />
lassen sich hier besser gestellte<br />
Taiwaner den Stress aus den<br />
Gliedern dampfen. Doch auch hier<br />
herrscht, bei allen optischen Zugeständnissen,<br />
e<strong>in</strong>e pragmatische<br />
Haltung. Ganz am Anfang waren<br />
die Becken beduftet und <strong>in</strong> verschiedenen<br />
beruhigenden Farben<br />
gehalten, gibt der Geschäftsführer<br />
zu. Doch mit Blütenzusatz konnte<br />
das Publikum eher wenig anfangen:<br />
„Wir baden nicht <strong>in</strong> Gemüse, wir<br />
essen es“, fügt e<strong>in</strong>e Angestellte trocken<br />
h<strong>in</strong>zu. Seit vielen Jahren wird<br />
das Wasser also so serviert, wie es<br />
aus der Quelle kommt. Durchsichtig.<br />
Dem Badespaß tut es ke<strong>in</strong>en<br />
Abbruch. Während die wehleidigen<br />
Westler noch vorsichtig mit dem<br />
Zeh das blubbernde Wasser prüfen,<br />
hüpfen nache<strong>in</strong>ander die Sprosse<br />
e<strong>in</strong>er Großfamilie <strong>in</strong> die kochende<br />
Brühe. Schwimmflügel, Reifen und<br />
sogar e<strong>in</strong> Eimerchen fliegen h<strong>in</strong>terher.<br />
In jeder europäischen Therme<br />
wäre dies e<strong>in</strong>e Kriegserklärung an<br />
die pensionierten Besucher, <strong>in</strong> Taiwan<br />
ist es Normalität. <strong>Die</strong> schwefeligen<br />
Dämpfe der Quelle s<strong>in</strong>d gut<br />
gegen fast alle Leiden des Verdauungssystems<br />
und des Kreislaufs, sie<br />
entspannen und sorgen für guten<br />
Schlaf, also sollen gefälligst alle<br />
Familienmitglieder <strong>in</strong> den Genuss<br />
dieser fördernden Maßnahme kommen.<br />
Wellness ist Volksport: von<br />
meditativer Ruhe oder ehrfurchtsvoller<br />
Atmosphäre daher ke<strong>in</strong>e<br />
Spur. Nur den ungeübten Ausländer<br />
fällt die Wasserkur wie e<strong>in</strong>en<br />
morschen Baumstamm.<br />
In den kle<strong>in</strong>en Lovers Pools mit<br />
Aussicht über Gipfel und Wälder<br />
des Nationalparks wird es dann fast<br />
noch romantisch. Doch das Management<br />
hat vorgesorgt: Wenige<br />
Meter weiter sprudelt das Brunnenwasser<br />
direkt und unverdünnt<br />
aus der Erde. Wer will, kann hier<br />
mit e<strong>in</strong>em Drahtkörbchen an e<strong>in</strong>er<br />
Bambusstange <strong>in</strong> der Quelle noch<br />
e<strong>in</strong> Ei kochen. Das hat mit Wellness<br />
nicht mehr viel zu tun, bee<strong>in</strong>druckt<br />
aber Besucher und vielleicht ist es<br />
ja doch gut für das Qi.<br />
Der <strong>in</strong><strong>Asien</strong>-Buchtipp<br />
<strong>Die</strong> Buchautor<strong>in</strong> Heike Barai, geboren<br />
1969, hat S<strong>in</strong>ologie mit dem Schwerpunkt<br />
modernes Ch<strong>in</strong>a studiert. Sie<br />
schreibt zudem als Journalist<strong>in</strong> u.a. für<br />
<strong>Die</strong> Welt, Spiegel Onl<strong>in</strong>e und Focus Onl<strong>in</strong>e.<br />
Kultur<br />
... doch der<br />
Tu<strong>in</strong>a-Masseur,<br />
ob bl<strong>in</strong>d oder<br />
nicht, nimmt den<br />
Patienten gekonnt<br />
ause<strong>in</strong>ander, so<br />
dass man sich erst<br />
h<strong>in</strong>terher wirklich<br />
gut fühlt<br />
Ihre neueste Publikation enthält amüsant<br />
geschriebene und vor allem skurrile<br />
Geschichten über die Eigenheiten der<br />
Ch<strong>in</strong>esen, die jeden Reisenden <strong>in</strong> das<br />
„Land des Lächelns“ schon zum Lachen<br />
oder manchmal auch<br />
zur Verzweiflung gebracht<br />
haben.<br />
Heike Barai: „Darum<br />
nerven Ch<strong>in</strong>esen.<br />
Der ungeschm<strong>in</strong>kte<br />
Wahns<strong>in</strong>n des ch<strong>in</strong>esischen<br />
Alltags“, Piper<br />
Verlag, 200 S. 8,99 €<br />
(D) / 9,30 € (A)<br />
Im ch<strong>in</strong>esischen Kulturraum darf Wellness Spaß machen - wie hier im<br />
taiwanesischen Tienlai Spr<strong>in</strong>g Resort<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 89
+ News + + + Meldungen + + + Bücher, Filme, CDs + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldunge<br />
Lesung von Gert Heidenreich<br />
Frösche<br />
In se<strong>in</strong>em jüngsten Roman erzählt<br />
Mo Yan <strong>in</strong> lebensprallen<br />
und oft auch komischen Szenen<br />
von den Schicksalen der<br />
Frauen und K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ch<strong>in</strong>esischen<br />
Heimat Gaomi, von<br />
Familiendramen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ländlich-patriarchalischen Gesellschaft und<br />
von den dramatischen Folgen der Geburtenpolitik für die Menschen<br />
<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. Mo Yan wurde <strong>in</strong> Deutschland 1993 mit dem Roman Das<br />
rote Kornfeld bekannt und mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet.<br />
Für se<strong>in</strong>en Roman Frösche erhielt er 2011 den Mao-Dun-Literaturpreis.<br />
Mo Yan ist Träger des Literaturnobelpreises 2012.<br />
Mo Yan: „Frösche“, gekürzte Lesung, gelesen von Gert Heidenreich,<br />
624 M<strong>in</strong>., 2 CDs, 24,99 € (D) / 36,70 sFr<br />
Flussreise von Ch<strong>in</strong>a nach<br />
Vietnam<br />
Er ist Wohnstätte, Handelsweg, Lebensader<br />
und Mythos. Mal zwängt er sich ungezähmt<br />
durch enge Schluchten, mal fließt er schüchtern<br />
durch weite Ebenen oder wird zum reißenden<br />
Wasserfall. Das Abenteuer beg<strong>in</strong>nt im schroffen<br />
Norden von Yunnan und führt <strong>in</strong>s seichte Delta<br />
von Vietnam. Mit den e<strong>in</strong>drucksvollen Bildaufnahmen<br />
reist man quasi mit auf noblen Luxusschiffen,<br />
abgewrackten Seelenverkäufern oder<br />
auf dem Landweg mit den „Öffentlichen“.<br />
Sche<strong>in</strong> und Se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Shanghai<br />
<strong>Die</strong> launische Performance-Künstler<strong>in</strong> Margot<br />
W<strong>in</strong>craft folgt dem Ruf e<strong>in</strong>er Shanghaier Galerie,<br />
um dort e<strong>in</strong>e Installation mit lebenden Models<br />
zu <strong>in</strong>szenieren. Mit im Schlepptau ist die ihr<br />
ergebene Assistent<strong>in</strong> Luisa, aus deren Perspektive<br />
die Geschichte erzählt wird. Doch warum hat<br />
sich W<strong>in</strong>craft auf dieses seltsame Abenteuer e<strong>in</strong>gelassen?<br />
Künstlerisch ist das Projekt aus Luisas<br />
Sicht gar nicht so hochkarätig. Immer deutlicher<br />
wird, dass W<strong>in</strong>craft ganz eigene Gründe hat, die<br />
sie nach Shanghai locken – und sie haben nichts<br />
mit Kunst zu tun. Erfrischend ist: <strong>Die</strong>ses Buch<br />
spielt zwar <strong>in</strong> Shanghai, doch es geht zur Abwechslung<br />
e<strong>in</strong>mal nicht um die <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Unterschiede zwischen Ost und West, sondern<br />
die oberflächliche Welt der modernen Kunst.<br />
E<strong>in</strong>e wunderbare Lektüre für all jene, die die<br />
Szene und Galerien vor Ort kennen!<br />
Silke Scheuermann: „Shanghai Performance“,<br />
Fischer Taschenbuch, 311 Seiten, 9,99 €<br />
Annett & Mario Weigt: „Mekong – E<strong>in</strong>e Flussreise von Ch<strong>in</strong>a nach Vietnam“, Stürtz<br />
Verlag, 128 Seiten, € 19,95<br />
Koreanische Ansichten<br />
Zehn kurze Thriller, zehn phantastische Schlaglichter auf das Leben <strong>in</strong> Südkorea: E<strong>in</strong> bisschen<br />
düster s<strong>in</strong>d sie, skurril und unwirklich, wie so viele Werke des kle<strong>in</strong>en Wirtschaftswunderlands.<br />
Young-Ha Kim, der nicht umsonst zu den bekanntesten Autoren Koreas gehört,<br />
lässt se<strong>in</strong>e Leser zwischen Realität und Illusion zappeln, schickt sie <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>samkeit der<br />
Großstadt und <strong>in</strong> die kaputten Beziehungen zwischen jungen Koreaner<strong>in</strong>nen und ihren<br />
Macho-Partnern, die die Emanzipation verschlafen haben. <strong>Die</strong> vielschichtigen Geschichten<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e seichte Lektüre, dafür aber kunstfertig übersetzt – und natürlich spannend.<br />
Young-Ha Kim: „E<strong>in</strong> seltsamer Vere<strong>in</strong>“, Konkursbuchverlag, 285 Seiten, 10,90 €<br />
90<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
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n + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + +<br />
Von der Macht der Träume<br />
Schnell mal Ch<strong>in</strong>esisch lernen<br />
Zehn K<strong>in</strong>der müssen zusammenkommen, sonst kann es <strong>in</strong> Belitung<br />
ke<strong>in</strong>e Schule geben. Mit Ach und Krach kommt die Zahl zusammen,<br />
doch immer wieder ist die Schule bedroht. <strong>Die</strong> „Regenbogentruppe“<br />
kämpft um sie, denn die K<strong>in</strong>der wissen: Nur Bildung kann sie aus der<br />
Armut retten. <strong>Die</strong>ser autobiographische Roman ist e<strong>in</strong>e Geschichte von<br />
der Macht der Bücher und der Kraft der Träume, aber auch der Realität,<br />
denn anders als im Märchen<br />
siegt hier nicht zw<strong>in</strong>gend das<br />
Gute. Der <strong>in</strong>donesische Bestseller<br />
ist mitreißend geschrieben, ohne<br />
pathetisch zu werden. E<strong>in</strong>fach<br />
e<strong>in</strong>e rundum schöne Geschichte,<br />
die <strong>in</strong> Indonesien fast über Nacht<br />
zum Bestseller wurde. Immerh<strong>in</strong><br />
fünf Millionen mal g<strong>in</strong>g es dort<br />
schon über den Ladentisch.<br />
Andrea Hirata: „<strong>Die</strong> Regenbogentruppe“,<br />
Hanser Verlag, 270<br />
Seiten, 19,90 €<br />
Zweimal zehn M<strong>in</strong>uten<br />
täglich reichen aus, um<br />
sich die Grundlagen des<br />
Ch<strong>in</strong>esischen anzueignen.<br />
So zum<strong>in</strong>dest verspricht<br />
es der Turbo-Kurs. In der<br />
Tat kommt dieser Sprachkurs<br />
schnell zur Sache.<br />
In 30 straffen Lektionen<br />
mit abwechslungsreichen<br />
Übungen werden alle<br />
wichtigen Aspekte des Alltags<br />
behandelt. Und weil<br />
die ch<strong>in</strong>esische Grammatik<br />
nicht allzu komplex ist, f<strong>in</strong>den auch hier die wichtigsten<br />
Elemente Platz. Simultandolmetscher wird man damit nicht,<br />
e<strong>in</strong>e solide Basis für weitere Studien ist aber allemal dr<strong>in</strong>. Alles<br />
<strong>in</strong> allem führen Buch und CD <strong>in</strong> erfrischend modernen Strukturen<br />
zum Sprachniveau A1. Damit lassen sich die meisten<br />
Situationen e<strong>in</strong>er Ch<strong>in</strong>a-Reise bewältigen.<br />
Dagmar Zißler-Gürtler: „Lextra Turbokurs Fit <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>esisch“,<br />
Cornelsen Verlag, 128 Seiten, mit Audio-CD, 16,95 €<br />
Geographischer Rundumschlag<br />
Der Titel trügt e<strong>in</strong> wenig: Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich ke<strong>in</strong> Reiseführer, sondern<br />
e<strong>in</strong>e geographische Landeskunde. <strong>Die</strong>se allerd<strong>in</strong>gs überzeugt<br />
durch knappe und fokussierte Darstellungen. Klassisch gegliedert <strong>in</strong> die<br />
Bereiche Kultur, Natur, Geschichte, Bevölkerung, Wirtschaft, Stadt- und<br />
Landleben, spricht der Band<br />
vor allem Ch<strong>in</strong>a-Neul<strong>in</strong>ge an,<br />
die hier e<strong>in</strong>e Fülle von H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />
f<strong>in</strong>den.<br />
Zahlreiche Karten und Grafiken<br />
lockern die Datenfülle<br />
auf. Dank se<strong>in</strong>es schlanken<br />
Formats ist das Buch zudem<br />
reisetauglich. Deshalb unser<br />
Tipp: unbed<strong>in</strong>gt mitnehmen!<br />
<strong>Die</strong>ter Böhn: „Auf Tour –<br />
Ch<strong>in</strong>a“, Spr<strong>in</strong>ger Spektrum,<br />
189 Seiten, 19,95 €<br />
Lass los!<br />
In Ostasien ist der junge<br />
Mönch Ryunosuke Koike<br />
e<strong>in</strong> philosophischer Superstar:<br />
Mehr als 250.000 mal<br />
verkaufte sich dieses Buch<br />
alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimat Japan.<br />
Und auch <strong>in</strong> Korea<br />
führt es die Bestseller-Listen<br />
an. Se<strong>in</strong> Geheimnis:<br />
Kurz und knapp vermittelt er buddhistische Lebensweisheiten,<br />
die unter dem Strich mehr Ruhe und Lebensqualität<br />
versprechen. Er erklärt, wie man se<strong>in</strong>e Gedanken ausschaltet,<br />
negative Gefühle bezw<strong>in</strong>gt und mit mehr Achtsamkeit<br />
durchs Leben geht – das moderne Leben wohl gemerkt. Vor<br />
allem tut er dies unaufdr<strong>in</strong>glich, ohne zu missionieren und<br />
<strong>in</strong> so e<strong>in</strong>fachen Worten, dass man ihm auch als westlicher<br />
Mensch entspannt folgen kann.<br />
Ryunosuke Koike: „<strong>Die</strong> Kunst des Nichtdenkens“, Piper Verlag,<br />
240 Seiten, 16,99 €<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 91
S t i c h w o r t A s i e n<br />
Zucker<br />
E<strong>in</strong>e Welt ohne Zucker? Nicht vorstellbar. Zu früheren Zeiten jedoch schon, als Zucker<br />
nämlich so kostbar war, dass es als „weißes Gold“ bezeichnet wurde. Und dieses<br />
brachten Kreuzfahrer aus dem Osten mit<br />
lernde italienische Sänger Zucchero<br />
Namenspate, auch wenn wir<br />
Deutschen das Wort aus dem Italienischen<br />
importiert haben. Ursprünglich<br />
basiert der Begriff Zucker<br />
auf dem Alt<strong>in</strong>dischen sarkara,<br />
was so viel bedeutete wie Kies,<br />
Geröll, Grieß. E<strong>in</strong>e Vermutung ist,<br />
dass diese Begriffe mit dem Herstellungsprozess<br />
des Zuckers zusammenhängen<br />
könnten.<br />
Vom Zuckerrohr aus Indien...<br />
Um den Zuckersaft zu extrahieren,<br />
wurde der Zuckerrohr <strong>in</strong> Indien zunächst<br />
gekaut. Schon Alexander der<br />
Große lernte es hier kennen. Se<strong>in</strong>en<br />
Se<strong>in</strong>e Heimat, so mag man denken,<br />
ist Südamerika. Brasilien<br />
ist heute zwar <strong>in</strong> der Tat der<br />
weltgrößte Zuckerproduzent, doch<br />
Zuckerrohr kennt man <strong>in</strong> Amerika<br />
vergleichsweise erst seit Kurzem.<br />
Columbus hatte es e<strong>in</strong>st aus Europa<br />
mitgebracht. In Indien h<strong>in</strong>gegen<br />
wurde schon im Jahr 6.000 v. Chr.<br />
Zuckerrohr angebaut. E<strong>in</strong>ige Sorten<br />
haben dort ihren Ursprung, andere<br />
s<strong>in</strong>d wohl von Neugu<strong>in</strong>ea und Ostasien<br />
aus nach Westen gewandert.<br />
Se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dische Herkunft schlägt<br />
sich auch <strong>in</strong> der Wortgeschichte<br />
des Zuckers nieder. Natürlich war<br />
nicht der „Senza una donna“-trälgriechischen<br />
Landsleuten war bis<br />
dah<strong>in</strong> vor allem Honig als Süßmittel<br />
bekannt. Rohrzucker blieb<br />
auch <strong>in</strong> <strong>Asien</strong> relativ unbedeutend,<br />
bis die Inder bessere Produktionstechniken<br />
entwickelt hatten und es<br />
ihnen gelang, Zucker aus e<strong>in</strong>gekochtem<br />
Zuckerrohrsaft heraus zu<br />
kristallisieren. <strong>Die</strong> Kristalle ließen<br />
sich gut lagern und transportieren.<br />
Man nannte sie khanda (Stück,<br />
Gebrochenes). Darauf basiert noch<br />
heute im Deutschen das Wort Kandiszucker.<br />
Indische Seeleute sorgten<br />
für die Verbreitung des Zuckers,<br />
buddhistische Mönche brachten ihn<br />
nach Ch<strong>in</strong>a. Dort wurde er fortan<br />
als Zutat zum Kochen und für Desserts<br />
genutzt.<br />
Nicht nur e<strong>in</strong>e Vielzahl an Gewürzen, auch Zuckerrohr stammt ursprünglich aus <strong>Asien</strong><br />
… zum Luxusgut <strong>in</strong> Europa<br />
Über Italien und Deutschland gelangte<br />
der Zucker letztendlich <strong>in</strong><br />
den europäischen Sprachraum: In<br />
der Spätantike importierte Rom sogenanntes<br />
saccharum aus Indien<br />
und Persien. <strong>Die</strong> Araber, die den<br />
Zucker durch die Perser und Inder<br />
kennenlernten, führten den Zuckerrohranbau<br />
auf Sizilien und <strong>in</strong> Spanien<br />
e<strong>in</strong>. Auch Kreuzfahrer brachten<br />
das „weiße Gold“ nach Europa mit,<br />
wo es bis <strong>in</strong>s 18. Jahrhundert e<strong>in</strong><br />
kostbares Genussmittel der Reichen<br />
und Adligen blieb oder als Arznei<br />
verwendet wurde. Erst durch die<br />
Entdeckung der Zuckerrübe und<br />
die <strong>in</strong>dustrielle Herstellung im 19.<br />
Jahrhundert fand Zucker E<strong>in</strong>zug<br />
<strong>in</strong> den Alltag der Menschen weltweit.<br />
Und se<strong>in</strong> Ursprungsland Indien<br />
bleibt bis heute nach Brasilien<br />
der zweitgrößte Zuckerproduzent<br />
weltweit.<br />
<br />
Milena Bähnisch<br />
92<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Kultur<br />
Der Geschmack Koreas<br />
Was zeichnet eigentlich das Wesen der koreanischen Küche aus? Drei Koreaner<strong>in</strong>nen<br />
er<strong>in</strong>nern sich an ihre kul<strong>in</strong>arischen Erlebnisse und haben ihre Liebl<strong>in</strong>gsgerichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Kochbuch zusammengestellt. E<strong>in</strong> geschmackvoller Weg zu e<strong>in</strong>er vitam<strong>in</strong>reichen Küche, die<br />
mit wenigen, aber dafür charakterreichen Gewürzen auskommt<br />
<strong>Die</strong> drei Mahlzeiten des Tages<br />
unterscheiden sich <strong>in</strong> Korea<br />
kaum vone<strong>in</strong>ander. Sie bestehen<br />
aus e<strong>in</strong>er Hauptspeise (Jusik)<br />
und verschiedenen kalten und<br />
warmen Nebenspeisen (Busik), die<br />
stets gleichzeitig serviert und gegessen<br />
werden. Gelegentlich folgt noch<br />
e<strong>in</strong>e schlichte Nachspeise wie Obst<br />
oder e<strong>in</strong> traditionelles Getränk, etwa<br />
Sikhye, e<strong>in</strong> süßer Reistrunk.<br />
Gängige Hauptspeisen s<strong>in</strong>d Gerichte<br />
mit Reis, Brei und Nudeln.<br />
Wenn die Hauptspeise e<strong>in</strong> Reisgericht<br />
ist, gibt es dazu m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>e gehaltvolle Nebenspeise, etwa<br />
e<strong>in</strong>e Suppe, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>topf oder<br />
Schmortopf. Außerdem werden üblicherweise<br />
drei, fünf, sieben oder<br />
neun Beilagen aufgetischt – die<br />
königlichen Mahlzeiten während<br />
der Joseon-Dynastie (1392-1910)<br />
wurden sogar mit zwölf Beilagen<br />
serviert.<br />
<strong>Die</strong> Beilagen, die <strong>in</strong> separaten<br />
Schälchen serviert werden, umfassen<br />
Gerichte mit Gemüse, Pilzen,<br />
Tofu, Fisch, Meeresfrüchten und<br />
Fleisch sowie Pfannkuchen. Geschmacklich<br />
werden sie durch die<br />
Komb<strong>in</strong>ation unterschiedlicher Gewürze<br />
wie Salz, Sojasauce, Sesamöl,<br />
geröstete Sesamsamen, Knoblauch,<br />
Ingwer, Chilipulver, Sojabohnenund<br />
Chilipaste stetig variiert.<br />
Bild: Verlagshaus Jacoby & Stuart 2011<br />
Grundnahrungsmittel<br />
Reis & Kimchi<br />
<strong>Die</strong> zwei wichtigsten Bestandteile<br />
der koreanischen Küche, die bei<br />
kaum e<strong>in</strong>er Mahlzeit fehlen, s<strong>in</strong>d<br />
Reis – es handelt sich dabei immer<br />
um Rundkornreis – und Kimchi. Der<br />
Reis wurde <strong>in</strong> Korea früher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
eisernen Topf auf e<strong>in</strong>em Holzofen<br />
gekocht. Heute besitzen fast alle<br />
koreanischen Haushalte e<strong>in</strong>en elektrischen<br />
Reiskocher. <strong>Die</strong> Hersteller<br />
versuchen, ihre Geräte immer mehr<br />
dem Pr<strong>in</strong>zip des eisernen Topfes<br />
anzunähern, um dem gekochten<br />
Reis die gleichen Eigenschaften zu<br />
verleihen. <strong>Die</strong> unterste Schicht Reis<br />
wird dabei goldbraun angebraten<br />
und später zum Kochen e<strong>in</strong>es Reistees<br />
(Nurungji) verwendet.<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 93
Kultur<br />
Der <strong>in</strong><strong>Asien</strong>-Buchtipp<br />
In atmosphärischen Texten erzählen<br />
drei Koreaner<strong>in</strong>nen von der Küche ihrer<br />
Großmütter, von Straßenmärkten und<br />
von gesunden Gerichten, zu denen sie<br />
ihre Liebl<strong>in</strong>gsrezepte liefern. Mit Illustrationen<br />
von T<strong>in</strong>a Kraus. <strong>Die</strong> vorliegenden<br />
Texte, Illustrationen<br />
und Rezepte stammen<br />
von ihnen.<br />
Sunkyoung Jung,<br />
Yun-Ah Kim, M<strong>in</strong>bok<br />
Kou: Das Korea-<br />
Kochbuch, Jacoby<br />
Stuart Verlag, ISBN<br />
978-3-941787-43-8<br />
19,95 € (D), 20,60<br />
€(A) / 28,50 SFr<br />
Kimchi spielte früher im W<strong>in</strong>ter<br />
als Vitam<strong>in</strong>- und Nährstoffquelle<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Deshalb<br />
ist der Spätherbst <strong>in</strong> Korea<br />
seit jeher eng mit dem<br />
Gimjang, der traditionellen<br />
Kimchi-Zubereitung,<br />
verbunden.<br />
Das Gemüse<br />
wird dabei<br />
durch Fermentierung<br />
haltbar gemacht.<br />
Dazu wird Ch<strong>in</strong>akohl mit<br />
viel Salz und anderen Gewürzen<br />
e<strong>in</strong>gelegt, aber auch Fisch, Meeresfrüchte<br />
oder Fleisch werden untergemischt.<br />
Heute ist Kimchi zwar<br />
der gängige Name für den scharf<br />
e<strong>in</strong>gelegten Ch<strong>in</strong>akohl, eigentlich<br />
bezeichnet es jedoch die Zubereitungsart.<br />
So gibt es außerdem Kimchi<br />
aus Rettich, Gurke, Kugelrettich<br />
und Frühl<strong>in</strong>gszwiebeln. Inzwischen<br />
f<strong>in</strong>det man auch im W<strong>in</strong>ter frisches<br />
Gemüse auf dem Markt, doch<br />
viele Koreaner pflegen weiterh<strong>in</strong><br />
die Tradition des Gimjang, weil<br />
der späte Herbstch<strong>in</strong>akohl e<strong>in</strong>fach<br />
besser schmeckt.<br />
Ursprünglich wurde Kimchi <strong>in</strong><br />
braunen Tongefäßen gelagert – Chilipaste,<br />
Sojasauce und Sojabohnenpaste<br />
werden noch heute so aufbewahrt,<br />
weil Tongefäße „atmen“ und<br />
die Temperatur im Innern gleich<br />
bleibt. <strong>Die</strong>se Kimchi-Gefäße wurden<br />
früher im W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> der Erde<br />
vergraben und mit Reisstroh zugedeckt,<br />
damit das Gemüse nicht<br />
gefror. Heute besitzen fast alle koreanischen<br />
Haushalte neben dem<br />
normalen Kühlschrank e<strong>in</strong>en extra<br />
Kimchi-Kühlschrank.<br />
Kimchi kann sowohl frisch verzehrt,<br />
als auch lange Zeit, sogar<br />
mehrere Jahre, gelagert werden. <strong>Die</strong><br />
fermentierte Version dient nicht nur<br />
als Beilage, sondern wird auch als<br />
Zutat benutzt, etwa für Pfannkuchen,<br />
Reisgerichte, E<strong>in</strong>töpfe, Seetangrollen,<br />
Teigtaschen oder Nudelgerichte.<br />
Von den Sitten am Tisch<br />
<strong>Die</strong> koreanische Tischkultur ist von<br />
genauen Regeln geprägt, die allerd<strong>in</strong>gs<br />
durch e<strong>in</strong>e zunehmende<br />
Anpassung an westliche Gewohnheiten<br />
immer mehr aufgeweicht<br />
werden. Gegessen wird traditionell<br />
an niedrigen, etwa dreißig Zentimeter<br />
hohen Tischen. Beim Essen<br />
sitzt man im Schneidersitz auf dem<br />
Boden, was für Koreaner e<strong>in</strong>e sehr<br />
entspannte Sitzhaltung ist, und dadurch,<br />
dass es überall Fußbodenheizungen<br />
gibt, ist es auch von unten<br />
nicht kalt. Straßenschuhe s<strong>in</strong>d im<br />
Haus ohneh<strong>in</strong> tabu, sie werden im<br />
E<strong>in</strong>gangsbereich ausgezogen.<br />
Zum Essen bekommt jeder e<strong>in</strong>e<br />
eigene Reis- und Suppenschale. <strong>Die</strong><br />
Beilagen und Hauptgerichte werden<br />
<strong>in</strong> separaten Schälchen serviert, aus<br />
denen sich alle geme<strong>in</strong>sam bedienen.<br />
Bei e<strong>in</strong>em großen Essen ist der<br />
Tisch dabei von den vielen Schälchen<br />
komplett bedeckt. Gegessen<br />
wird mit Löffel und Stäbchen aus<br />
Metall; dabei liegt der Löffel l<strong>in</strong>ks<br />
von den Stäbchen, die Reisschale<br />
steht l<strong>in</strong>ks von der Suppenschale.<br />
Mit dem Löffel werden Reis und<br />
Suppe gegessen, mit den Stäbchen<br />
bedient man sich von den übrigen<br />
Gerichten. Es gilt als unhöflich,<br />
Löffel und Stäbchen gleichzeitig<br />
zu benutzen. E<strong>in</strong> weiteres Tabu ist<br />
das Naseputzen bei Tisch. Wer sich<br />
dr<strong>in</strong>gend die Nase putzen muss,<br />
verlässt dafür die Tafel. Schmatzen<br />
h<strong>in</strong>gegen galt früher als Zeichen<br />
von Behaglichkeit, wird aber <strong>in</strong>zwischen<br />
als unhöflich betrachtet.<br />
Weiterh<strong>in</strong> ist es üblich, sich beim<br />
geselligen Tr<strong>in</strong>ken gegenseitig e<strong>in</strong>zuschenken.<br />
Beim E<strong>in</strong>schenken<br />
sollte die Flasche mit beiden Händen<br />
gehalten werden; ebenso sollte<br />
man se<strong>in</strong> Glas mit beiden Händen<br />
halten. Insbesondere jüngere Menschen<br />
erweisen durch das beidhändige<br />
Servieren den Älteren ihren<br />
Respekt. Bei e<strong>in</strong>er Mahlzeit warten<br />
alle Anwesenden ab, bis der Älteste<br />
Löffel oder Stäbchen <strong>in</strong> die Hand<br />
nimmt und damit das Startsignal<br />
zum Essen gibt. Das Gleiche gilt<br />
für das Tr<strong>in</strong>ken: Der Älteste hebt<br />
zuerst das Glas, die Jüngeren wenden<br />
ihr Gesicht beim Tr<strong>in</strong>ken aus<br />
Höflichkeit etwas ab.<br />
Bild: Verlagshaus Jacoby & Stuart 2011<br />
94<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
03/2013
Kultur<br />
Dak Saenggangjorim<br />
Ingwerhuhn<br />
<strong>Asien</strong>rezepte zum S ammeln<br />
Bild: Verlagshaus Jacoby & Stuart 2011<br />
Chaesojapchae<br />
Glasnudelsalat<br />
www.<strong>in</strong>asien.de 95
Kultur<br />
Dak Saenggangjorim<br />
Ingwerhuhn<br />
Zutaten (für 4 Pers.)<br />
• 1 Hähnchen oder 8 Hähnchenschenkel<br />
• 10 cm frische Ingwerwurzel<br />
• 1 Knoblauchzehe<br />
• 40 ml dunkle Sojasauce (J<strong>in</strong>ganjang)<br />
• 1 gehäufter TL Chilipaste (Gochujang)<br />
• 400 ml Wasser für das Huhn oder 300 ml<br />
Wasser für die Hähnchenschenkel<br />
• ½ Lauchstange (längs halbiert)<br />
• 1 Karotte<br />
• ½ rote Paprikaschote<br />
• ½ gelbe Paprikaschote<br />
• 1 Zwiebel<br />
Zubereitung<br />
Das Hähnchen gründlich waschen und zerteilen. Den Ingwer schälen<br />
und fe<strong>in</strong> reiben, den Knoblauch durch e<strong>in</strong>e Presse drücken. <strong>Die</strong> Sojasauce<br />
und die Chilipaste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pfanne mit 400 ml Wasser verrühren<br />
und erhitzen. Achten Sie darauf, dass die Mischung nicht allzu salzig<br />
ist, sonst e<strong>in</strong>fach noch etwas Wasser h<strong>in</strong>zufügen. Ingwer, Knoblauch<br />
und Hähnchenstücke <strong>in</strong> die Pfanne geben und zugedeckt etwa e<strong>in</strong>e<br />
halbe Stunde köcheln lassen, bis das Fleisch gar ist. Den Lauch und die<br />
Karotte <strong>in</strong> dünne schräge Scheiben schneiden. <strong>Die</strong> Paprikaschoten und<br />
die Zwiebel <strong>in</strong> größere Würfel schneiden. Das Gemüse nach etwa 20<br />
M<strong>in</strong>. zum Fleisch geben und nach Belieben bissfest oder weicher garen.<br />
Sofort mit Reis servieren.<br />
A sienrezepte zum Sammeln<br />
Chaesojapchae / Glasnudelsalat<br />
Zutaten (für 4 Pers.)<br />
• 200 g Glasnudeln (Dangmyeon)<br />
• 1 mittelgroße Gemüsezwiebel<br />
• 2 große Karotten<br />
• 1 mittelgroße Stange Lauch<br />
• 1 gelbe Paprikaschote<br />
• 1 rote Paprikaschote<br />
• 2 EL Sesamsamen<br />
• 50 ml dunkle Sojasauce (J<strong>in</strong>ganjang)<br />
• 1 EL Sesamöl<br />
• 5 cm frische Ingwerwurzel<br />
• 2 Knoblauchzehen<br />
• schwarzer Pfeffer<br />
• Petersilie oder Kresse zum Dekorieren<br />
• Pflanzenöl zum Braten<br />
Zubereitung<br />
<strong>Die</strong> Glasnudeln <strong>in</strong> kochendem Wasser nach Packungsanweisung kochen;<br />
sie sollten bissfest bleiben. Abgießen, mit kaltem Wasser spülen und<br />
stehen lassen. <strong>Die</strong> Zwiebel halbieren und <strong>in</strong> dünne Streifen schneiden.<br />
<strong>Die</strong> Karotten <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>e Stifte schneiden. Den Lauch <strong>in</strong> Blöcke von etwa<br />
7 cm Länge zerteilen und jeden Block der Länge nach <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>e Streifen<br />
schneiden. <strong>Die</strong> Paprikaschoten vierteln, Kerne und Trennwände entfernen<br />
und <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>e Streifen schneiden. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gemüse separat <strong>in</strong><br />
wenig Öl kurz bissfest braten. Mit den hellen Gemüsesorten beg<strong>in</strong>nen,<br />
denn die dunkleren geben beim Braten Farbe ab und würden die Farbe<br />
der helleren verändern. Das gebratene Gemüse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Schüssel<br />
schichten. <strong>Die</strong> Sesamsamen ohne Fett <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pfanne rösten, bis sie<br />
duften. <strong>Die</strong> Glasnudeln <strong>in</strong> etwa 10 cm lange Stücke schneiden. Achtung:<br />
Nicht erschrecken, wenn die Nudeln zusammenklumpen. Sobald sie mit<br />
dem Gemüse vermengt werden, zerfallen sie schnell wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne<br />
Nudeln. Glasnudeln, Sojasauce, Sesamsamen, Sesamöl, den fe<strong>in</strong>geriebenen<br />
Ingwer und den zerdrückten Knoblauch mit dem Gemüse gut<br />
vermengen und mit Pfeffer würzen. Den lauwarmen Salat auf e<strong>in</strong>er<br />
Platte anrichten, nach Belieben mit Kresse oder Petersilie dekorieren.<br />
Bild: Verlagshaus Jacoby & Stuart 2011<br />
96<br />
www.<strong>in</strong>asien.de
<strong>in</strong><strong>Asien</strong>-Preisrätsel<br />
GEWINNNEN SIE e<strong>in</strong>e von drei DVDs Myn<br />
Bala, Krieger der Steppe. Zentralasien,<br />
18. Jahrhundert: Mongolische Reiter,<br />
Nachfahren der berühmten Horde Dsch<strong>in</strong>gis<br />
Khans, beherrschen die Steppe. E<strong>in</strong>e Gruppe<br />
junger Krieger stellt sich ihnen heldenhaft.<br />
Regisseur Akan Satajew <strong>in</strong>szenierte<br />
e<strong>in</strong> prächtig ausgstattetes Epos mit<br />
e<strong>in</strong>em Großaufgebot an Komparsen<br />
und bee<strong>in</strong>druckenden Schlachten.<br />
Schicken Sie das Lösungswort<br />
bis zum 30 Mai 2013 an:<br />
Asia Vision Verlag<br />
Rudolfstraße 22–24<br />
60327 Frankfurt<br />
oder an: redaktion@<strong>in</strong>asien.de<br />
Lösungswort<br />
der letzten Ausgabe:<br />
Zentralasien<br />
Gewonnen haben:<br />
Klaus Hielscher, Schollene<br />
Günther Krause, Hamburg<br />
Antonia Reul-Kallenberg, Köln<br />
e<strong>in</strong>e der<br />
Kle<strong>in</strong>en<br />
Sunda<strong>in</strong>seln<br />
Endpunkt<br />
des<br />
Rennens<br />
Z M<br />
F E I E R T A G<br />
M O O S D R U E G E<br />
O K O E S E W E R K<br />
A N R U F E R S O G G I<br />
B O E S L G E N E R E L L<br />
L S B E B E N L B O E<br />
B E H E X E N H P L A N S C<br />
I C E T S R E G I E I D E E<br />
K M G A R E N R I S A R<br />
E M D E N G R A H M E I<br />
N N T S A L A T M A N N<br />
I R R E A L B R E B E<br />
S I E L M A R O N E N<br />
A U T O M A T B S L<br />
U N S I T T E<br />
P S<br />
(1-12) Zentralasien<br />
1<br />
s1818 .39-59<br />
Figur <strong>in</strong><br />
„<strong>Die</strong><br />
Räuber”<br />
ital.<br />
Artikel<br />
2<br />
gernhaben<br />
Spielzeug<br />
Abk.:<br />
Stück<br />
poetisch:<br />
altes<br />
Pferd<br />
kurz für:<br />
an das<br />
3<br />
Opernsologesang<br />
2<br />
4<br />
Längenmaß<br />
zuversichtlich<br />
5<br />
von der<br />
Regel abweichend<br />
5<br />
Beigefügtes<br />
schüchtern<br />
6<br />
6<br />
12<br />
unfreier<br />
Mensch<br />
Stück<br />
e<strong>in</strong>es<br />
Ganzen<br />
7<br />
18<br />
Münze <strong>in</strong><br />
Kroatien<br />
feierliches<br />
Versprechen<br />
Kaffeesorte,<br />
-getränk<br />
13<br />
Abk.:<br />
Selbstbedienung<br />
8<br />
holl.<br />
Käsesorte<br />
ausgesucht,<br />
exquisit<br />
10<br />
fächerförmige<br />
Flussmündung<br />
spitzer<br />
Pflanzenteil<br />
4<br />
9<br />
Ausruf<br />
der<br />
Überraschung<br />
Seemannsbeklei-<br />
dung<br />
Trag- u.<br />
Reittier<br />
<strong>in</strong> südl.<br />
Ländern<br />
metallhaltiges<br />
M<strong>in</strong>eral<br />
Flachs<br />
15<br />
Abk.:<br />
Mehrzahl<br />
Baustoff<br />
Ungeziefer<br />
handeln<br />
9<br />
10<br />
exakt<br />
7<br />
Abk.:<br />
Lichtschutzfaktor<br />
regelwidrige<br />
Stellung<br />
(Fußball)<br />
sonderbar;<br />
wählerisch<br />
Ausdrucksform<br />
Babymundtuch<br />
®<br />
s1818 .58-60<br />
11<br />
Sitzmöbel<br />
3<br />
12<br />
Abk.:<br />
unter<br />
Umständen<br />
Berufstätigkeit<br />
Spielgerät<br />
für den<br />
Strand<br />
osteurop.<br />
Völkergruppe<br />
Abk.:<br />
Turn- und<br />
Sportvere<strong>in</strong><br />
Datum<br />
mit feierlichem<br />
Anlass<br />
deutsche<br />
Vorsilbe<br />
13<br />
Mutter<br />
(Kosename)<br />
gewaltsam<br />
gestohlen<br />
16<br />
deutsches<br />
Mittelgebirge<br />
Heidekraut<br />
14<br />
Magenschmerz<br />
Feldbahnwagen<br />
19<br />
15<br />
8<br />
Infektionskrankheit<br />
Zeichen<br />
für<br />
Thoron<br />
dänische<br />
Nordsee<strong>in</strong>sel<br />
Zweikampf<br />
16<br />
14<br />
Ausruf<br />
des<br />
Ekels<br />
11<br />
Abk.:<br />
Mediz<strong>in</strong><br />
Körperkraft<br />
Sprachrohr<br />
17<br />
1<br />
vorspr<strong>in</strong>gende<br />
Spitze<br />
18<br />
17<br />
Kfz-Z.<br />
Senegal<br />
19<br />
Impressum <strong>in</strong><strong>Asien</strong><br />
<strong>in</strong><strong>Asien</strong><br />
ersche<strong>in</strong>t zweimonatlich im:<br />
Asia Vision Verlag<br />
Rudolfstraße 22–24<br />
60327 Frankfurt<br />
Tel.: +49 (0)69-665632-0<br />
Fax.: +49 (0)69-665632-22<br />
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Redaktion: Ann-Kar<strong>in</strong> Heyer<br />
Layout: Muhammet Simsek<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Milena Bähnisch, Anja Barth, Simona Bianco,<br />
Edith Daibel, Jule Gölsdorf, Christoph He<strong>in</strong>,<br />
Francoise Hauser, Ra<strong>in</strong>er Heubeck,<br />
Monika Hirmer, Peter Hulansky,<br />
Erik Lorenz, Henrique Schneider,<br />
Michael Scholten, Ra<strong>in</strong>er Wern<strong>in</strong>g, <strong>Asien</strong><br />
kul<strong>in</strong>arisch: Sunkyoung Jung, Yun-Ah Kim<br />
und M<strong>in</strong>bok Kou<br />
Anzeigenverkauf: Dagmar Hummel<br />
Druck: <strong>Die</strong>richs Druck, Kassel<br />
Vertrieb: VU Verlagsunion Walluf<br />
Bildnachweise:<br />
Titel: Shutterstock // Inhalt (S. 4): Shutterstock // <strong>Asien</strong> im Bild (S. 6-7): Shutterstock<br />
// Travel-Meldungen (S. 8-9): Shutterstock, Reisefieber GmbH // Bildreportage (S. 10-<br />
15): Ra<strong>in</strong>er Heubeck // Tipps & Trends (S. 16-17): Shutterstock, Taipei Tourism Office,<br />
design3000, Ravensburger Spiele, M<strong>in</strong>dsweets // Ch<strong>in</strong>a Tigersprungschlucht (S. 18-23):<br />
Erik Lorenz // Indonesien Bali (S. 24-27): Joachim Kraus // Süd-Indien, Tamil Nadu (S.<br />
30-35): Monika Hirmer, Shutterstock // Süd-Indien, Kerala (S. 36-41): Peter Hulansky,<br />
Shutterstock, flickr.com // Leserreise Andamanen (S. 44-45): Anja Barth // Burma (S.<br />
46-50): Christoph He<strong>in</strong>, Shutterstock // Japan Powernapp<strong>in</strong>g (S. 51): flickr.com // Taiwan<br />
Hochland (S. 52-54): Shutterstock, flickr.com // <strong>Asien</strong>s Prom<strong>in</strong>ente (S.88): Allianz SE,<br />
flickr.com // Pek<strong>in</strong>g Hutongs (S. 56-60): Yee Lee, Shutterstock, flickr.com // Japan<br />
Fukushima (S. 61): flickr.com // Vietnam <strong>in</strong>dividuell (S. 62-67): Michael Scholten // <strong>Asien</strong>s<br />
<strong>Ökohotels</strong> (S. 70-73): Agoda.com // W-Meldungen (S. 74-75): F<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>es, Shutterstock<br />
// Japan Politik (S. 76-77): flickr.com // Korea Politik (S. 79): Shutterstock // Hongkong<br />
Immobilien (S. 80-81): Shutterstock // Kultur-Meldungen (S. 82-83): Silenzio Music,<br />
Michael Scholten, flickr.com, Shutterstock, Museum Rietberg, Zentrum Paul Klee Bern<br />
// Shanghai Guy Tais (S. 84-85): Edith Daibel // Ch<strong>in</strong>a Wellness (S. 86-89): Francoise<br />
Hauser, Shutterstock // Stichwort (S. 92): Shutterstock // <strong>Asien</strong> kul<strong>in</strong>arisch (S. 93-96):<br />
Verlagshaus Jacoby & Stuart 2011 // <strong>Vorschau</strong> (S. 98): Shutterstock<br />
Sämtliche Artikel und Informationen s<strong>in</strong>d<br />
nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.<br />
E<strong>in</strong>e Gewährleistung für ihre<br />
Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch<br />
nicht übernommen werden. Zuschriften an<br />
die Redaktion s<strong>in</strong>d erwünscht, Rücksendung<br />
erfolgt gegen beigefügtes Rückporto. Für<br />
die Rücksendung von Fotos o. Ä. wird ke<strong>in</strong>e<br />
Gewährleistung übernommen. Es gelten<br />
die Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen des Verlags. Beiträge,<br />
Fotos und grafische Darstellungen s<strong>in</strong>d<br />
urheberrechtlich geschützt. Ihr Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, ihre Vervielfältigung auf<br />
fotomechanischem oder anderem Weg sowie<br />
die Nutzung auf Datenträgern bedarf<br />
der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen<br />
Kioskverkauf: Deutschland 4,90 Euro,<br />
Schweiz CHF 9,80, Österreich 5,50 Euro<br />
E<strong>in</strong>zelbestellung beim Verlag: 6,80 Euro<br />
Abonnements: 27,50 Euro, CHF 57,–<br />
03/2013<br />
www.<strong>in</strong>asien.de<br />
97
<strong>Vorschau</strong><br />
Ausgabe 4/2013 ersche<strong>in</strong>t am 26. JUNI<br />
Ayurveda auf Sri Lanka<br />
E<strong>in</strong> bisschen Massage und Wellness mit teurem Schnickschnack drum<br />
herum? Unsere <strong>in</strong><strong>Asien</strong>-Autor<strong>in</strong> hat es am eigenen Leib ausprobiert und<br />
berichtet, was es mit e<strong>in</strong>er Ayurveda-Kur wirklich auf sich hat.<br />
Gesundheitstourismus<br />
Mehr als die Hälfte aller befragten Europäer<br />
kann sich vorstellen, mediz<strong>in</strong>ische Hilfe gezielt im<br />
Ausland zu suchen. H<strong>in</strong>tergrund: Kostenexplosion<br />
im Gesundheitswesen und lange Wartezeiten bei<br />
hochspezialisierten Fachärzten. <strong>in</strong><strong>Asien</strong> erläutert<br />
Chancen und Risiken.<br />
Trekk<strong>in</strong>g auf dem Dach der Welt<br />
Ke<strong>in</strong> Handy, ke<strong>in</strong> Internet – beim Trekk<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Nord-Indien bleibt der<br />
Alltag am Flughafen zurück. Zwar ist Ladakh gut erschlossen, doch<br />
jenseits ausgetrampelter Pfade gibt es noch zahlreiche Routen, die nur<br />
von e<strong>in</strong>heimischen Bauern genutzt werden. Mit e<strong>in</strong>er Pferdekarawane<br />
können fitte Wanderer <strong>in</strong> unberührte Gebiete vorstoßen.<br />
Kuala Lumpur, e<strong>in</strong> Doppelporträt<br />
Sie ist Tochter e<strong>in</strong>es Schweizer Lithographen und e<strong>in</strong>er<br />
ch<strong>in</strong>esischen Malaysier<strong>in</strong> und gewann <strong>in</strong> ihrer Geburtstadt<br />
Kuala Lumpur die Misswahl. Das Porträt e<strong>in</strong>er Metropole<br />
und ihrer Menschen – mit vielen Reisetipps!<br />
Japans Geisterwelten<br />
Bei aller Moderne: Japan ist voller Geister und Monster, wenn man nur<br />
weiß, so man sie suchen muss - und wie man sie h<strong>in</strong>terher wieder los<br />
wird! E<strong>in</strong> Spaziergang durch die Unterwelt, auf den Spuren von Yurei<br />
und Yokai...<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn angekündigte Beiträge aus aktuellem Anlass verschoben werden.<br />
98 www.<strong>in</strong>asien.de 03/2013
Damit „Recht“ für Frauen<br />
ke<strong>in</strong> Fremdwort bleibt<br />
hilft<br />
Auch heute noch bleiben vielen Frauen auf der Welt ihre Rechte<br />
verwehrt und die Armut trifft sie besonders hart.<br />
CARE gibt ihnen e<strong>in</strong>e Chance – durch Bildung und Unterstützung<br />
im Kampf für gleiche Rechte.<br />
Bilden Sie mit uns aus:<br />
Spendenkonto 4 40 40<br />
Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98
erleben.<br />
begegnen.<br />
verstehen.<br />
Ungeahntes erleben und Unbekanntes verstehen<br />
- Ihr Länderexperte zeigt Ihnen das<br />
Kaleidoskop der Kulturen. Genießen Sie<br />
an der Seite Ihres Reiseleiters <strong>in</strong>spirierende<br />
Begegnungen weltweit.<br />
Wir empfehlen Indien:<br />
Süd<strong>in</strong>dien zum Kennenlernen,<br />
10- Tage-Erlebnisreise ab € 1.735<br />
Fasz<strong>in</strong>iernder Süden mit Hausbootfahrt,<br />
6-Tage-Erlebnisreise ab € 2.695<br />
Weitere Informationen unter<br />
Tel. 0431/54460, <strong>in</strong> Ihrem Reisebüro<br />
und unter www.Gebeco.de