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Motorsport Magazin Champions League - Schonungsloser WM-CHECK (Vorschau)

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IN DIESER AUSGABE<br />

AUSGABE<br />

Stephan Heublein, Chefredakteur<br />

Außerirdische<br />

im Landeanflug<br />

31<br />

Außerirdisch gut - Formel-1-Autos gewinnen Rennen und<br />

Weltmeisterschaften. Klar, ohne ein siegfähiges Auto, kann der<br />

beste Fahrer nichts ausrichten. Trotzdem sind es (noch) Menschen,<br />

die am Lenkrad drehen. Was liegt da näher, als in unserer Titelgeschichte<br />

die drei <strong>WM</strong>-Anwärter Alonso, Räikkönen und Vettel<br />

abseits ihrer Boliden zu durchleuchten. Das Problem: »Sie haben<br />

keine Schwächen, nur Stärken.« Davon ist unser neuer <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>.com Experte Christian Danner fest überzeugt. Wir stellten<br />

die Phaser auf Betäubung und prüften, ob dieses Trio wirklich so<br />

außerirdisch gut ist.<br />

Außerirdische Ursprünge - Das ursprüngliche Alien-Trio landete<br />

bereits vor ein paar Jahren auf der Erde. Allerdings nicht in<br />

Roswell, Mr. Mulder, sondern in der MotoGP. Mit Jorge Lorenzo,<br />

Valentino Rossi und Casey Stoner mischten drei Intergalaktische<br />

die Zweiradwelt gehörig auf. Einer von ihnen hat sich im vergangenen<br />

Jahr auf seine Farm in Down Under zurückgezogen, aber<br />

nicht ohne durch ein anderes Exemplar seiner Spezies ersetzt zu<br />

werden - und dieses ist nicht minder erfolgshungrig!<br />

Wie sein Vorgänger macht dieser Marc Marquez keine Anstalten,<br />

seine außerirdischen Ursprünge zu verbergen und fliegt nahezu<br />

ungebremst über die Umlaufbahnen dieser MotoGP-Welt. Unsere<br />

unerschrockene Alien-Jägerin Maria hat sich unter den normalsterblichen<br />

Erdlingen im MotoGP-Paddock umgehört. Was macht<br />

diesen Marquez so unmenschlich gut? Den vorläufigen Missionsbericht<br />

mit dem Aktenzeichen »Mondlandung« lesen Sie ab S. 74.<br />

Formel 1<br />

wm-dreikampf: Alonso, Räikkönen, Vettel 24<br />

interview: Nico Rosberg 32<br />

reifen: Der Feind in meinem Auto 36<br />

ausblick: Die Zukunft der Formel 1 40<br />

sprüche: Immer Ärger mit Bernie 46<br />

interview: Toto Wolff 48<br />

history: Denkwürdige Honda-Siege 54<br />

Automobil<br />

dtm: Interview - Augusto Farfus 60<br />

wrc: Interview - Mads Östberg 64<br />

le mans: Das Porsche Comeback 66<br />

speed academy: Interview - Marvin Kirchhöfer 70<br />

Motorrad<br />

Marquez: Mission Mondlandung 74<br />

interview: Dani Pedrosa 80<br />

ducati: Weg aus der Krise 82<br />

interview: Andrea Dovizioso 86<br />

Petrucci: Schneller als die Polizei erlaubt . 90<br />

interview: Bradley Smith 94<br />

Spies: Die Leiden des Texaners 98<br />

hintergrund: MotoGP spricht Deutsch 100<br />

sachsenring: Deutschland GP 104<br />

Moto3: Maverick Vinales - Direkt in die MotoGP? 106<br />

wsbk: Biaggis Erben bei Aprilia 108<br />

Service<br />

Boxenstopp 4<br />

Kolumnen 16<br />

ZIELGERADE 112<br />

Impressum 114<br />

Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro, Red Bull, Ferrari, Lotus<br />

4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pro VS.<br />

DTM-Podium statt F1-Schlusslicht<br />

Podium im dritten<br />

DTM-Rennen<br />

für Timo Glock<br />

Fotos: adrivo/sutton, racepress<br />

+++ PRO +++<br />

+++ CONTRA +++<br />

Die Formel 1 ist die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s - ohne Zweifel. Wer<br />

dort fährt, hat es im Rennsport geschafft - vorausgesetzt er fährt an der<br />

Spitze des Feldes mit. Den Piloten in einem Top-Auto winken Ruhm und<br />

Ehre, den Hinterbänklern winken höchstens Häme, wenn sie überhaupt<br />

von den Medien oder Fans wahrgenommen werden.<br />

Nach drei Jahren hatte Timo Glock auf dieses Dasein keine Lust mehr<br />

und suchte sein neues Glück in der DTM. So mancher Betrachter mag die<br />

DTM nach einer Karriere in der Formel 1 als Rückschritt ansehen, doch<br />

das ist ein Irrtum. Das Niveau in der DTM ist unglaublich hoch, weshalb<br />

sich selbst F1-<strong>Champions</strong> schwer taten, den Speed mitzugehen. Glock<br />

hingegen fuhr bereits in seinem dritten Rennen auf das Podest.<br />

Mit seinem dritten Platz in Spielberg zeigte der Deutsche, dass er fahrerisch<br />

mehr drauf hat als er im hoffnungslos unterlegenen Marussia in der<br />

Königklasse jemals zeigen konnte. Nicht aus der letzten Reihe zu starten<br />

sowie im Rennen mal nicht überrundet zu werden, zählte in seiner Formel-<br />

1-Zeit schon als Erfolg.<br />

Statt an der Spitze kämpfte Glock jahrelang am anderen Ende des Feldes.<br />

Er selbst hat sich immer zugetraut, mit gutem Material auf einem hohen<br />

Niveau zu fahren - in der DTM kann er endlich den Beweis erbringen. Bei<br />

BMW steht ihm ein siegfähiges Auto zur Verfügung und dass Podestplätze<br />

in der DTM mehr Spaß machen, als dem Formel-1-Feld hinterherzuschleichen,<br />

versteht sich von selbst.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Rennfahrer wollen immer gewinnen. Rennfahrer suchen aber auch stets<br />

den puren Adrenalin-Kick und die ultimative Leistung. Das Synonym dafür<br />

lautet: Formel 1. Klar, auch DTM-Autos sind schnell, Sportwagen sind<br />

leistungsstark und Rallye-Boliden driften spektakulär. Aber an den Speed<br />

und das Feeling eines Formel-1-Autos kommen sie alle als »Ersatzdroge«<br />

nicht heran.<br />

Ganz zu schweigen davon, dass allein das Image der Formel 1 das gewisse<br />

Etwas ausstrahlt. Die Formel 1 ist nicht umsonst die Königsklasse des<br />

<strong>Motorsport</strong>s. Hier erleben Stars ihren Höhepunkt, woanders verleben viele<br />

nur ihren Rennfahrer-Lebensabend. Das ist gut für sie, aber nicht für jeden.<br />

Natürlich war es für einen Topfahrer wie Glock frustrierend, mit Marussia<br />

am Ende des Feldes herumzueiern. Dennoch sind selbst erfahrene Piloten<br />

wie Vitaly Petrov oder Heikki Kovalainen enttäuscht, wenn sie mangels<br />

Sponsoren nicht mehr für Caterham oder Marussia fahren dürfen.<br />

Jeder Jungspund lechzt danach, einen F1-Boliden fahren zu dürfen, egal<br />

mit wie viel Rückstand auf die Spitze. Es ist sein Eintrittsticket zum Vorsprechen<br />

für die Big-Boys - wie einst bei Alonso oder Webber. Nur selten<br />

beginnen Rookies wie Lewis Hamilton gleich in einem titelfähigen Auto.<br />

Das Hinterbänkler-Dasein bietet mehr Schaufläche vor den Augen der<br />

Topteam-Bosse als jedes Rennen einer anderen Serie. Ein Ansturm an<br />

Tourenwagenfahrern auf die F1-Cockpits wird nie erfolgen - es ist für Jung<br />

und Alt so gut wie das Ende aller F1-Träume.<br />

Text: Stephan Heublein<br />

6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


FORMEL 1<br />

INSIDE<br />

Text: Manuel Sperl<br />

Christian Danner<br />

spricht Klartext<br />

Perez: So geht‘s nicht weiter<br />

Es ist gut, wenn junge Fahrer<br />

aggressiv und respektlos zu<br />

Werke gehen. Wenn man sich von<br />

den großen Namen des Sports<br />

einschüchtern lässt, wird man<br />

selbst nie ein Großer. Wenn man<br />

aber das gesamte Jahr über<br />

Top-Leute in Situationen bringt,<br />

wo die sagen, ‚So geht es nicht‘,<br />

dann wäre ich an seiner Stelle<br />

vorsichtig.<br />

Williams: Ab in die Tonne<br />

McLaren macht alles falsch. Das<br />

Auto kann man in die Tonne<br />

kloppen. Ähnlich sieht es bei<br />

Williams aus. Das Auto ist eine<br />

Fehlkonstruktion und gehört<br />

genauso in die Tonne.<br />

Reifen: Schwarze Schafe<br />

Die Teams sollten alle glücklich<br />

sein, dass sie über die Reifen<br />

schimpfen können. Es ist doch<br />

so: Jeder, der nicht gewinnt,<br />

schiebt das auf einen schwarzen<br />

Peter, am liebsten eine Komponente,<br />

die nicht vom Team<br />

stammt.<br />

Christian Danner ist exklusiver<br />

F1-Experte von <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com.<br />

Der TV-Kommentator bestritt 35 Formel 1<br />

Grands Prix für Osella, Arrows, Zakspeed<br />

und Rial. Bei <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

spricht er zu den Top-Themen der F1-Welt<br />

Klartext. Mehr unter: www.motorsportmagazin.com/goto/klartext<br />

Fotos: adrivo/sutton, lotus<br />

8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


»Ich sehe nicht ein, dass ich<br />

mich ändern soll. Nur wenn man<br />

etwas Dummes getan hat, muss<br />

man sich ändern. Ich habe nichts<br />

falsch gemacht«<br />

Sergio Perez<br />

»Vielleicht sollte man ihm<br />

eine runterhauen, dann<br />

versteht er es.«<br />

Kimi Räikkönen<br />

räikkönen+++vs.+++perez<br />

F1-Highlight am Nürburgring<br />

Die Formel 1 fährt wieder auf dem Nürburgring! Herzklopfen und Adrenalin,<br />

Highspeed und Grüne Hölle, Rennsport und Entertainment sind<br />

garantiert. Am 7. Juli 2013 erobert die Königsklasse beim Großen Preis<br />

von Deutschland die legendäre Rennstrecke in der Eifel und sorgt bei<br />

Fans und Fahrern für ein Highlight der <strong>Motorsport</strong>saison. Haben Sie<br />

schon Ihre Tickets? Am Nürburgring erleben Sie spannende Zweikämpfe<br />

auf dem Asphalt und die ganze Faszination der Formel 1<br />

hautnah. Es erwarten Sie ein actionreiches Programm und eine unvergessliche<br />

Atmosphäre auf einer der legendärsten Rennstrecken der<br />

Welt. Tickets gibt es unter der Ticket-Hotline: 0221-280 333 und auf<br />

www.nuerburgring.de<br />

Ab zum Nürburgring:<br />

Die Eifel ruft!<br />

Advertorial<br />

Vijay Mallya nutzte<br />

jede Gelegenheit<br />

für Werbung für<br />

seine Fluglinie<br />

Vorschlag für den Strafenkatalog<br />

Zu spät beim Fahrerbriefing: 1 Punkt<br />

Pitlane-Speeding Quali oder Rennen:<br />

• bis 10 km/h: 1 Punkt<br />

• bis 20 km/h: 2 Punkte<br />

• über 20 km/h: 3 Pun kte<br />

Frühstart: 2 Punkte<br />

Überholen des Safety Cars: 2 Punkte<br />

Überholen unter Safety Car: 1 Punkt<br />

Falscher Abstand hinter Safety Car: 1 Punkt<br />

Überschreiten der »Delta-Zeit« in SC-Phase: 2 Punkte<br />

Ignorieren der roten Boxenampel: 1 Punkt<br />

Ignorieren der Waage in der Quali: 1 Punkt<br />

»Unsafe release« nach Boxenstopp: 2 Punkte<br />

Überfahren der weißen Linie an der Boxenausfahrt: 1 Punkt<br />

Verlassen der Rennstrecke mit Zeitvorteil: 1 Punkt<br />

Zu schnell bei gelber oder roter Flagge: 2 Punkte<br />

Ignorieren blauer Flagge: 2 Punkte<br />

Ignorieren schwarzer Flagge: 3 Punkte<br />

Behinderung eines Konkurrenten: 1 Punkt<br />

Gefährliche Behinderung: 2 Punkte<br />

Abdrängen eines Konkurrenten: 1 Punkt<br />

Gefährliches Abdrängen: 2 Punkte<br />

Verursachen einer Kollision: 2 Punkte<br />

Verursachen einer gefährlichen Kollision: 3 Punkte<br />

Rennsperre: 5 Punkte<br />

Mehr zu den Strafpunkten auf S. 42<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9


Motorrad<br />

INSIDE<br />

Text: Maria Pohlmann, Michael Höller<br />

Marc Marquez ist<br />

schnell, aber legt<br />

sich auch schon<br />

mal auf die Nase<br />

»Deshalb wollte<br />

meine Mutter also<br />

nie, dass ich Boxer<br />

werde...«<br />

5FRAGEN AN:<br />

Nicky<br />

Hayden<br />

1. Wenn es einen Film über dich gäbe, wie<br />

würde der Titel lauten?<br />

Ein Film über mich? Das geht ja gut los [lacht]...<br />

Ich weiß es nicht.<br />

2. Welcher Superheld wärst du gern?<br />

Als Kind habe ich mich nie für Comics interessiert,<br />

sondern nur für Motorradfahrer. Also sage ich mal<br />

Kenny Roberts.<br />

3. Wann hast du das letzte Mal richtig einen<br />

draufgemacht?<br />

Das ist schon etwas her, ich glaube, an Silvester habe ich auf meiner<br />

Farm zu Hause eine Party mit all meinen Freunden und meiner Familie<br />

organisiert. Das war ziemlich gut.<br />

4. Was ist dein Lieblings-Anmachspruch?<br />

Ich hatte nie wirklich Glück mit Anmachsprüchen. Also versuche ich<br />

es auf anderem Wege.<br />

5. Welchen Star würdest du gern einmal treffen?<br />

Jay-Z oder Eminem, die sind cool. Frauen gibt es so viele, da kann ich<br />

mich nicht entscheiden.<br />

Fotos: milagro, ducati, wsbk<br />

10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Bart ist in: Die<br />

Superbike hat<br />

einen neuen<br />

Trend erschaffen<br />

Valentino Rossi: Top-Facts<br />

Als Valentino Rossi sein erstes<br />

Motorrad-<strong>WM</strong>-Rennen bestritt...<br />

...war Marc Marquez gerade<br />

drei Jahre alt geworden.<br />

...hatte Mick Doohan eben seinen<br />

zweiten <strong>WM</strong>-Titel geholt.<br />

...debütierte Jacques Villeneuve in der Formel 1.<br />

...befand sich die »alte DTM«<br />

gerade in ihrer Auflösung.<br />

...war Colin McRae<br />

amtierender Rallye-Weltmeister.<br />

Trendsetter<br />

In der World Superbike haben sich seit Beginn<br />

der Saison so einige Trends eingeschlichen.<br />

Ganz oben auf der Liste steht Bart-Wuchs. Nach<br />

Tom Sykes, ließ zum Beispiel auch Max Neukirchner<br />

der Natur freien Lauf. ‚In‘ scheint auch<br />

Oberlippenbart - siehe Davide Giugli<br />

ano. Ein weiterer Trend in diesem Jahr sind<br />

Kinder. Sylvain Guintoli wird zum vierten Mal<br />

Vater, Leon Haslam erwartet Kind Nummer<br />

zwei und Jonathan Rea und seine Frau bereiten<br />

sich auf den ersten Nachwuchs vor. Da sollten<br />

sich alle anderen etwas ranhalten, um im<br />

Strom mitzuschwimmen.<br />

Order of Australia<br />

Casey Stoner sammelte im Lauf seiner Karriere zwei MotoGP-<br />

Titel, 39 Pole Positions, 69 Podestplätze, 29 schnellste Runden<br />

und 38 GP-Siege. Dafür wurde er im Juni für seinen bedeutenden<br />

Beitrag zum Motorrad-Rennsport zum Mitglied des Order<br />

of Australia berufen. Der Order of Australia ist ein Orden, der von<br />

Elisabeth II. als Königin von Australien am 14. Februar 1975 mit<br />

dem Ziel der entsprechenden Würdigung von Australiens<br />

Bürgern und anderen Personen für außerordentliche Dienste<br />

eingeführt wurde.<br />

Kein Glücksbringer<br />

Lewis Hamilton besuchte in Le Mans sein<br />

erstes MotoGP-Rennen, war hellauf begeistert<br />

und drückte Valentino Rossi höchstpersönlich<br />

von der Yamaha-Box aus die Daumen. Rossi<br />

erlebte im Regen-GP allerdings eines seiner<br />

schlechtesten Rennen. Er stürzte und wurde<br />

am Ende nur Zwölfter. Der Brite taugt also nur<br />

bedingt als Glücksbringer auf zwei Rädern,<br />

vielleicht sollte er nächstes Mal seine Freundin<br />

Nicole Scherzinger oder seinen Hund Roscoe<br />

schicken...<br />

Casey Stoner<br />

kümmert sich<br />

um seine Familie<br />

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MOTORSPORT<br />

INSIDE<br />

Text: Yannick Bitzer<br />

Alex Wurz singt ein<br />

Loblied auf die<br />

Langstrecken-<strong>WM</strong><br />

Alex Wurz<br />

In der WEC geht die Post ab<br />

Fotos: adrivo/sutton, wec/DPPI<br />

Über den F1-Vergleich: »Hier herrscht ein<br />

extremer Kampf. Die Autos sind viel gefährlicher als<br />

die F1-Boliden. Der Geschwindigkeitsunterschied<br />

ist dramatisch. Das Schönste ist aber, dass wir<br />

fahren können wie wir wollen. Im Gegensatz zur<br />

Formel 1 dreht sich nicht alles um Geld und Politik.<br />

Alle Fahrer in den Top-Teams werden bezahlt. Ich<br />

kenne einige Leute, die sich mit Geld ein Cockpit<br />

schnappen wollten, aber die Hersteller haben sie<br />

nicht genommen. Das finde ich saucool.«<br />

Über die Technik: »Das technische Niveau ist<br />

im Moment einfach so extrem hoch. Es ist wirklich<br />

brutal, was hier abgeht. Da ich nach wie vor in der<br />

Formel 1 involviert bin, immer bei den besten<br />

Teams war, kann ich schon behaupten, dass hier<br />

die Post abgeht.«<br />

Über die Hersteller: »Das ist allerdings auch<br />

die Achillessehne dieses Sports. Denn nur als<br />

Werksteam kannst du gewinnen. Als Privatier<br />

kannst du kein Auto hinstellen, was die Werksteams<br />

wirklich gefährden kann. Andererseits: Die<br />

Geschichte hat gezeigt, dass Le Mans die Werke<br />

immer überlebt.«<br />

Hybrid-Renner:<br />

Der Toyota steckt<br />

voller High-Tech<br />

12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Alexander Wurz:<br />

Der frühere F1-Pilot ist schon seit geraumer Zeit in<br />

Le Mans involviert. Heute ist er Toyota-Werksfahrer,<br />

davor war er bei Peugeot. Zum ersten Mal an der<br />

Sarthe startete er 1996, und zwar in einem Porsche<br />

des heutigen Audi-Teams Joest.<br />

Mark Webber:<br />

Die kurze Le-Mans-Historie des Australiers ist eine<br />

bizarre. Bis heute unvergessen: sein spektakulärer<br />

Flug über die Kuppen vor der Indianapolis-Kurve im<br />

Mercedes-Prototypen CLR. Insgesamt zwei Starts<br />

absolvierte Webber bisher. Das Ziel sah er nie.<br />

Nick Heidfeld:<br />

Im Anschluss an das viel diskutierte Formel-1-Aus<br />

bei Lotus verschlug es »Quick Nick« in die Sportwagen-Szene.<br />

Zu seinen 183 Grands-Prix-Starts<br />

gesellen sich bis dato zwei Versuche beim Klassiker.<br />

2012 fuhr er für Rebellion, 1999 für Mercedes-Benz.<br />

Martin Brundle:<br />

Ganze acht Formel-1-Teams klapperte der Brite ab,<br />

doch vergebens. Für keines konnte er je ein Rennen<br />

gewinnen. Bei den großen 24 Stunden stand er<br />

hingegen schon einmal ganz oben: 1990 holte er im<br />

markanten Jaguar XJR12 LM den Gesamtsieg.<br />

Stefan Johansson:<br />

Der Schwede hatte gar zehn verschiedene<br />

Arbeitgeber in der Königsklasse, erfolgreicher als<br />

Brundle war er dort allerdings nicht. Wie sein<br />

ehemaliger Kollege triumphierte auch Johansson<br />

einmal in Le Mans, nämlich 1997 für Joest.<br />

Giancarlo Fisichella:<br />

Seit »Fisico« seine Formel-1-Karriere in Diensten<br />

Ferraris gänzlich beendet hat, konzentriert er sich für<br />

die rote Traditionsmarke voll auf den GT-Sport. Mit<br />

Erfolg: Im Vorjahr sicherte er sich den heiß<br />

umkämpften GT-Klassensieg.<br />

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Magische Momente am Wörthersee<br />

Wir genießen die warme Spätsommersonne, ein leichter Fahrtwind streift über das<br />

offene Verdeck und ein magischer Sonnenuntergang spiegelt sich orangerot im<br />

Wörthersee. Und es gibt sie doch - diese ganz besonderen Momente, die das<br />

Leben so lebenswert machen. Erleben auch Sie die besonderen Momente, die<br />

schönsten Routen, die exquisitesten Schmankerl und filmreife Ausblicke beim 2.<br />

Z3 & Z4 -Treffen vom 08.-15. September am Wörthersee. Die traumhaften Touren<br />

durch die mediterrane Landschaft und über die schönsten Sättel werden gespickt<br />

mit kulinarischen Highlights. Das Hauptprogramm findet vom 12.-15. September<br />

statt. Der Pauschalpreis für das Hauptprogramm für drei Nächte inklusive<br />

Gourmet-Halbpension und allen Programmen liegt bereits ab € 449,- pro Person.<br />

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Text: michael höller<br />

Wachablöse der<br />

lebenden Legende<br />

Legende. Gott. Doktor. Valentino Rossi wird immer noch verehrt, doch seine Dominanz hat ein Ende gefunden.<br />

Valentino Rossi erlebt dieser Tage bei Yamaha sein blaues Wunder. Der<br />

neunfache Motorrad-Weltmeister hatte sich nach zwei harten Jahren<br />

bei Ducati seine Heimkehr wohl anders vorgestellt, wollte um Podien<br />

und Siege, vielleicht sogar um den Titel kämpfen. Seine Fans hofften, wir<br />

Journalisten witterten ein Sensationscomeback, das wir monatelang ausschlachten<br />

könnten. Wer es auf der zickigen Desmosedici immerhin in zwei<br />

Rennen auf den zweiten Rang schafft, der müsste doch auf der weltmeisterlichen<br />

M1 Podiumsplätze am laufenden Band einfahren - so die Milchmädchenrechnung,<br />

die nicht aufging. Rossis Straucheln hat verschiedene Gründe,<br />

die der lebenden Legende immer mehr bewusst werden.<br />

Die deutlich jüngere spanische Armada mit Jorge Lorenzo, Marc Marquez und<br />

Dani Pedrosa ist dem siebenfachen MotoGP-Weltmeister in seinen beiden<br />

Ducati-Jahren enteilt, selbst mit Cal Crutchlow, Stefan Bradl oder seinem Nachfolger<br />

Andrea Dovizioso hat der Altmeister auf der Strecke seine liebe Mühe.<br />

»Das ist wie bei den Autos: Wenn da ein neues Modell auf den Markt kommt,<br />

ist es auch besser als das alte. Die Art, wie du das Bike behandeln musst, hat<br />

sich in den letzten zwei Jahren stark verändert. Das ist für einen Alten wie mich<br />

schwierig«, musste sich der 34-jährige Rossi bei seinem Heimrennen in Mugello<br />

eingestehen. Side Fact: Als der Italiener 1996 zum ersten Mal auf dem Toskana-<br />

Kurs antrat, war Shootingstar Marquez gerade einmal drei Jahre alt.<br />

Erschwerend kommt für Rossi hinzu, dass er selbst im eigenen Team nicht<br />

mehr die Nummer eins ist. Seit seinem Aufstieg in die Königsklasse wurde<br />

dem Italiener zuerst bei Honda, dann bei Yamaha und zuletzt in der vermeintlichen<br />

Traumehe bei Ducati jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Das<br />

Motorrad wurde stets so entwickelt, wie es der Dottore wollte. Diesen Status<br />

rechtfertigte er mit Siegen und <strong>WM</strong>-Titeln. Die aktuelle M1 wurde aber seit<br />

zwei Jahren ganz auf die Bedürfnisse von Lorenzo zugeschnitten. Alle Yamaha-<br />

Fahrer bestätigen, dass sie die Schräglage - und damit die Kurvengeschwindigkeit<br />

- des Weltmeisters nicht einmal annähernd erreichen können. Rossi<br />

spielt erstmals in seiner Karriere die zweite Geige in einem Team und Yamaha<br />

wird gut daran tun, die M1 auch weiterhin auf die Bedürfnisse des 26-jährigen<br />

Lorenzo abzustimmen und nicht auf jene des um acht Jahre älteren Rossi.<br />

Eines darf man auch nicht vergessen: 14 Jahre lang war der Italiener verletzungsfrei<br />

unterwegs, während Widersacher à la Sete Gibernau, Loris Capirossi<br />

oder Casey Stoner immer wieder mal angeschlagen pausieren mussten. Der<br />

Doktor schien nicht nur auf der Strecke, sondern auch körperlich unantastbar.<br />

Bis er 2010 in Mugello schmerzhaft zu Sturz kam und sich Schien- und<br />

Wadenbein brach. Seither gewann er nur noch ein einziges Rennen (Sepang<br />

2010 auf Yamaha). Wie sehr diese Sturzerfahrung den einstigen Motorrad-<br />

Halbgott vor allem im Kopf einbremst, weiß nur er selbst.<br />

Dennoch kann sich die MotoGP glücklich schätzen, dass er immer noch<br />

dabei ist. Valentino Rossi bleibt das Zugpferd Nummer eins, egal ob er<br />

schnell, langsam oder irgendetwas dazwischen ist. Seine Pressekonferenzen<br />

sind nach wie vor die am besten besuchten, an den Fanartikel-Ständen ist<br />

er immer noch die Nummer eins und kein Motorhome oder Race Truck wird<br />

so sehr belagert wie jener mit der Nummer 46. Erfolgreich oder nicht mehr<br />

- den Status der lebenden Legende wird dem Doktor niemand mehr<br />

nehmen.<br />

Fotos: milagro<br />

14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Denkwürdige<br />

Rennen<br />

Rossi gegen Stoner:<br />

Eines der besten<br />

Duelle der<br />

MotoGP-Geschichte<br />

Einfach zum<br />

Niederknien: Der<br />

Doktor küsst den<br />

heiligen Asphalt<br />

Text: markus zörweg<br />

Laguna Seca 2008 - Rossi jenseits der Grenze<br />

Der US Grand Prix 2008 schien eine klare Sache für Weltmeister Casey Stoner<br />

zu sein. Er sicherte sich deutlich die Pole Position, Valentino Rossi verlor als<br />

Zweiter fast eine halbe Sekunde. »Wenn ich Casey im Rennen schlagen will,<br />

brauche ich 30 Sekunden Startvorsprung. Oder ein Gewehr!«, scherzte der<br />

Italiener in Anbetracht Stoners Dominanz. Doch Rossi wäre nicht Rossi, würde<br />

er nicht das Unmögliche versuchen. Bereits in Runde eins machte der Yamaha-<br />

Pilot ernst. In der legendären Corkscrew-Schikane, einer steil abschüssigen<br />

Links-Rechts-Kombination, die blind angefahren wird, presste sich Rossi an<br />

Stoner vorbei. Die Antwort des Australiers ließ nicht lange auf sich warten.<br />

Nur zwei Umläufe später überholte Stoner auf seiner Ducati Rossi bei Start-<br />

Ziel. Nun war der Kampf endgültig eröffnet. »The Doctor« schlug in Kurve<br />

sechs zurück, Stoner saugte sich jedoch auf der folgenden Geraden wieder<br />

vorbei. Dann folgte die Aktion des Rennens: Stoner bremste vor der Corkscrew<br />

spät, Rossi noch später. Der Mann mit der Nummer 46 warf seine M1 in die<br />

Schikane, kam am Kurvenausgang sogar von der Strecke ab, konnte aber<br />

Stoner erneut die Führung abjagen - ein atemberaubendes Manöver. Doch<br />

der Fight ging weiter, nicht weniger als 13 Mal wechselte die Führung bis zur<br />

23. Runde. Rossi lag in Front, Stoner klebte ihm am Auspuff. Doch der Pole-<br />

Mann verbremste sich in der letzten Kurve, kam von der Strecke ab und stürzte.<br />

Das Rennen war entschieden. Der Zweikampf ging als knallhartes, aber absolut<br />

faires Duell zweier großer <strong>Champions</strong> in die Geschichte ein.<br />

Renndaten:<br />

Datum: Sonntag, 20. Juli 2008<br />

Strecke:<br />

Laguna Seca Raceway<br />

Distanz:<br />

32 Runden = 115,52 Kilometer<br />

Starter:<br />

18 (1 Ausfall: Jorge Lorenzo)<br />

Wetter:<br />

Sonnenschein, 21 Grad Lufttemperatur, 34 Grad<br />

Streckentemperatur<br />

Pole Position:<br />

Casey Stoner (1:20.700 Minuten)<br />

Schnellste Rennrunde: Casey Stoner (1:21.488 Minuten)<br />

Hart am Limit:<br />

Es staubt in<br />

Laguna Seca<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 15<br />

fotos: milagro


Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Schwarz-WeiSS-<br />

Denken ablegen<br />

Die Rechnung »Whitmarsh geht, Performance kommt« wird nicht aufgehen. Die Probleme liegen tiefer.<br />

Vor fünf Jahren hat Martin Whitmarsh das Zepter bei McLaren<br />

übernommen. In dieser Zeit haben sich die Wolken über den<br />

britischen Rennstall immer stärker verdunkelt. Whitmarshs<br />

Bilanz als Teamchef fällt auf den ersten Blick bitter aus: vier Jahre in<br />

Folge ging McLaren im Titelkampf leer aus, 2013 sind die <strong>WM</strong>-Chancen<br />

erneut nahe null anzusiedeln. Wäre Martin Whitmarsh Trainer eines<br />

Fußballvereins, hätte ihn der Vorstand längst an die Luft gesetzt. Whitmarsh<br />

selbst betonte zuletzt, dass er kein Problem damit hätte, seinen<br />

Stuhl zu räumen, wenn es einen Besseren für seinen Job geben würde.<br />

»Ich brauche diesen Job und diese Erfolge nicht, um mich zu definieren«,<br />

stellte der 55-Jährige klar.<br />

Vielleicht trifft es zu, dass Whitmarsh McLaren nicht braucht, aber<br />

McLaren braucht definitiv Whitmarsh. Die Kritik an seiner Person, die<br />

vorwiegend von der britischen Insel kommt, ist durchaus legitim. Ein<br />

Traditionsrennstall wie McLaren muss performen und wenn die Erfolge<br />

ausbleiben, dann muss sich der Teamchef kritische Fragen gefallen<br />

lassen. Aber in diesem Fall gilt es, das Schwarz-Weiß-Denken abzulegen.<br />

Die Rechnung »McLaren performt nicht, also muss Whitmarsh<br />

gehen und dann performt McLaren wieder« geht hier mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

nicht auf. Die Performance eines Rennstalls hängt von<br />

mehreren Faktoren ab und auf viele davon hat der Teamchef keinerlei<br />

Einfluss. Whitmarsh ist nicht die Person, die den MP4-28 designt hat.<br />

Okay, er hat die Entscheidung abgesegnet, 2013 auf ein neues Konzept<br />

zu setzen, anstatt auf eine Weiterentwicklung des Vorjahresmodells.<br />

Das war ohne Zweifel ein Griff ins Klo, doch diese Entscheidung traf<br />

Whitmarsh nicht aus reiner Gaudi, sondern basierend auf den Daten<br />

und Analysen seines Technikteams, unter der Leitung von Paddy Lowe.<br />

Seine Kritiker werden jetzt einwerfen, dass Whitmarsh für die technische<br />

Struktur im Team verantwortlich sei und somit auch für das<br />

Endergebnis. Dazu kann ich nur sagen, dass wir uns im 21. Jahrhundert<br />

befinden und die Gruppe an Ingenieuren in einem Formel-1-Team derart<br />

groß ist, dass eine einzige Person nicht mehr den Überblick behalten<br />

kann. Und mit einem Köpfe-Rollen nur des Köpfe-Rollens wegen hätte<br />

sich Whitmarsh selbst denunziert. Denn er weiß aus seiner langjährigen<br />

Erfahrung ganz genau, welch entscheidender Erfolgsfaktor Konstanz<br />

ist. Die Formel-1-Geschichte zeigt genügend Beispiele auf - ein Negativbeispiel<br />

gefällig? Wie wär’s mit Jaguar. Nahezu im Stundentakt -<br />

überspitzt formuliert - wurden die Teamverantwortlichen ausgetauscht.<br />

Auf Teamchef Neil Ressler folgten Bobby Rahal, Niki Lauda und zuletzt<br />

Tony Purnell - kaum einer behielt da noch den Überblick. Das Ergebnis:<br />

Chaos und maßlos enttäuschende Ergebnisse. Wie es anders bzw.<br />

richtig geht, zeigt seit mehreren Jahren Red Bull Racing. Mit ihrer<br />

strukturellen Konstanz rund um Teamchef Christian Horner holten die<br />

Bullen drei <strong>WM</strong>-Titel in Folge. Wer jetzt noch immer nicht überzeugt<br />

ist, dass Whitmarsh McLaren-Teamchef bleiben sollte, der sollte sich<br />

die Statistik von Ron Dennis ansehen. In den letzten neun Jahren seiner<br />

Herrschaft fuhr McLaren nur einen Titel mit Lewis Hamilton 2008 ein.<br />

Somit muss man davon ausgehen, dass die Probleme bei McLaren<br />

nicht in der Chefetage, sondern weit tiefer liegen...<br />

Fotos: adrivo/Sutton, mclaren<br />

16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Mark Sutton<br />

Life through a lens<br />

01<br />

Folge Mark Sutton bei<br />

twitter @suttonimages<br />

01 Roscoe in da house<br />

Ich habe Roscoe bei seinem ersten Rennbesuch in<br />

Barcelona leider verpasst, also stand er ganz oben<br />

auf meiner Liste! In Monaco lief Lewis mit ihm offen<br />

durch die Boxengasse. Als Lewis dann nach oben<br />

auf die Toilette ging, blieb Roscoe unten und<br />

bewachte die Box! Danach führte er ihn in der ersten<br />

Kurve Gassi, dort gibt es auch eine kleine Wiese. Ich<br />

finde, es ist ein großartiges Foto, wie Roscoe da sitzt<br />

und die Box von Lewis bewacht. Dann rief ich ihm<br />

zu und er schaute zu mir.<br />

02 Maldonados Monaco Crash<br />

Den Start fotografierte ich aus einer Hospitality -<br />

besten Dank an meinen Freund Dave. Von dort sieht<br />

man sehr viel. Ich sah Max Chilton aus der Schikane<br />

kommen und erwischte den Unfall schon bei der<br />

Entstehung. Es war das erste Mal, dass ich mit zwölf<br />

Bildern pro Sekunde mit meiner Nikon D4 geschossen<br />

habe. Bei solchen Gelegenheiten ist das wirklich<br />

fantastisch. Ich hielt den Knopf gedrückt und machte<br />

Bilder von der ersten Berührung bis zum bitteren<br />

Ende.<br />

03 auf Vettels Helm<br />

Es war eine Ehre für uns, dass Seb unsere Fotos auf<br />

seinem speziellen Monaco-Helm verwendet hat. Er ist<br />

einer der wenigen Fahrer, die sich für die Geschichte des<br />

Sports interessieren und er hat schon viele Drucke all der<br />

Weltmeister bei uns bestellt. Er hat die Fotos von 1960<br />

und 1961 wegen Stirling Moss gewählt und sie sind alle<br />

aus unserem Archiv. Diese Bilder haben wir tatsächlich<br />

erst vor zwei Jahren wiedergefunden. Sie waren in einem<br />

Großformat und hatten eine bessere Qualität. Der Helm<br />

wurde stark beachtet und wir fühlen uns sehr geehrt, dass<br />

Seb unsere Bilder dafür verwendet hat.<br />

03<br />

fotos: adrivo/Sutton<br />

18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

02<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 18


McLaren MP4/4 Honda 1.5 V6 Turbo<br />

Das beste Auto der f1-geschichte<br />

Text: frederik hackbarth<br />

legendäre<br />

boliden<br />

Der MP4/4 gilt bis heute als das erfolgreichste und überlegenste<br />

Auto in der Geschichte der Formel 1. Auch optisch ein echter Leckerbissen<br />

für alle Rennpuristen, machte der Bolide 1988 mit der Konkurrenz<br />

kurzen Prozess: Die ganze Saison glich einer Machtdemonstration,<br />

unglaubliche 15 von 16 Rennen gewann McLaren in<br />

jenem Jahr - und wäre Ayrton Senna an einem sonnigen Spätsommertag<br />

im italienischen Monza beim Überrunden nicht mit Jean-<br />

Louis Schlesser kollidiert, hätte der MP4/4 wohl alle Rennen siegreich<br />

beendet, bei denen er jemals eingesetzt wurde. Aus der Feder<br />

von Steve Nichols stammend und unter Mithilfe von Gordon Murray<br />

konstruiert, baute die McLaren-Wunderwaffe auf Murrays Brabham<br />

BT55 von 1986 auf - durch die kleine Stirnfläche des Wagens wurde<br />

viel Luft auf den großen Heckflügel geleitet und somit eine Menge<br />

Abtrieb erzeugt. Da McLaren mit Senna und Alain Prost zudem die<br />

besten Fahrer in seinen Reihen vereinte, war man über weite Strecken<br />

der Saison nahezu unschlagbar. Das Team ließ die Rekorde<br />

nicht nur purzeln, sondern pulverisierte sie: 15 Siege, 15 Pole Positions<br />

und zehn schnellste Rennrunden demonstrierten eine nie zuvor<br />

dagewesene Dominanz. Die Konstrukteurs-<strong>WM</strong> gewann McLaren<br />

mit 199 Zählern, also mehr als der dreifachen Punktzahl des ersten<br />

Verfolgers Ferrari. Bis auf 27 Runden führte einer der beiden MP4/4<br />

jeden Umlauf der Saison an: Ein bis heute unübertroffener Rekord,<br />

der die eklatante Überlegenheit des Autos zum Ausdruck brachte,<br />

die letztendlich so erdrückend war, dass sie sogar zum kompletten<br />

Verbot der Turbomotoren im Folgejahr führte.<br />

Technische Spezifikationen:<br />

Chassis: Monocoque aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff<br />

Aufhängung (Front): Doppelter Pushrod-Querlenker<br />

Aufhängung (Heck): Doppelter Kipphebel-Querlenker<br />

Länge / Breite / Höhe: 4.394 mm / 2.134 mm / 940 mm<br />

Radstand:<br />

2.875 mm<br />

Aggregat: Längs montierter Honda-Doppelturbo-Mittelmotor<br />

RA168E, 6 Zylinder, 80° Zylinderwinkel, 900 PS<br />

Getriebe:<br />

Manuelles McLaren-6-Gang-Getriebe<br />

Benzin:<br />

Shell<br />

Reifen:<br />

Goodyear<br />

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22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: red bull racing<br />

Formel 1<br />

weisheiten<br />

Sebastian Vettel kann<br />

den vierten Titel in Serie<br />

gewinnen - nach<br />

anfänglicher<br />

Schwächephase ist der<br />

Red Bull wieder vorne<br />

»Was nicht verboten ist, ist erlaubt.« Wow‚ das klingt<br />

cool, oder? Habe ich gerade eben frei erfunden (Copyright-Ansprüche<br />

werden nicht akzeptiert), es könnte<br />

aber gut und gerne auch der Leitsatz aller Formel-1-<br />

Rennställe seit Anbeginn der Weltmeisterschaft sein.<br />

Egal wie drakonisch die Strafen der FIA auch ausfallen<br />

mögen, die Formel-1-Teams werden auch in Zukunft<br />

jede Grauzone, jede Regellücke, jeden Gummiparagraphen,<br />

jeden Toleranzbereich und jeden noch so<br />

kleinen Hoffnungsschimmer auf einen winzigen Performancevorteil<br />

eiskalt ausnutzen. Manche fliegen auf<br />

und müssen die Konsequenzen tragen, andere sind<br />

clever genug, sich gut zu verkaufen. Was nicht verboten<br />

ist, ist eben erlaubt. - Stephan Heublein<br />

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Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein<br />

Fotos: red bull, ferrari, lotus, fia<br />

Alonso. Räikkönen. Vettel. Das sind sechs Weltmeistertitel, mehr als 80 GP-Siege<br />

und die Erfahrung aus knapp 500 Grands Prix. Die absolute Crème de la Crème der<br />

Königsklasse. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> begibt sich auf die Suche nach dem schier<br />

Unmöglichen: den Schwächen der <strong>Champions</strong>.<br />

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Schwächen? Nein, nein, nein. Christian Danner schüttelt<br />

nachhaltig mit dem Kopf. So etwas gibt es nicht. Immerhin<br />

sind Kimi Räikkönen, Sebastian Vettel und Fernando Alonso<br />

die drei besten Formel-1-Rennfahrer der Welt. Es gibt eben<br />

auch Fragen, auf die kann selbst der <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-<br />

Experte keine Antwort geben. »Diese Drei auf Stärken und<br />

Schwächen abzuklopfen, ist Blödsinn«, betont Danner. »Sie<br />

haben keine Schwächen, sondern nur Stärken.« Drei Weltmeister, die unter sich<br />

sechs <strong>WM</strong>-Titel und weit über 3.500 <strong>WM</strong>-Punkte aufteilen. Drei <strong>Champions</strong> auf<br />

Augenhöhe - in allen Belangen. »Es gibt keinen Bereich, in dem Kimi schlechter<br />

ist als Fernando oder umgekehrt«, sagt Danner - und das wissen auch die drei<br />

Beteiligten im Formel-1-Titeldreikampf 2013, einer Art <strong>Champions</strong> <strong>League</strong> auf<br />

vier Rädern. Alle drei Fahrer wissen, wie gut die jeweiligen beiden Konkurrenten<br />

sind. Kennen deren Eigenheiten und Reizpunkte. Schließlich seien die Drei nicht<br />

doof, mahnt Danner und schüttelt noch einmal mit dem Kopf. »Sie sind alle<br />

gleich souverän, eben Weltmeister.« Dennoch: Am Ende kann es nur Einen<br />

geben, egal wie tadellos die anderen Beiden auch gefahren sein mögen. Spätestens<br />

nach dem <strong>WM</strong>-Finale am 24. November dieses Jahres in Brasilien steht<br />

der Formel-1-Weltmeister 2013 fest. Alonso? Räikkönen?? Vettel??? Dieser<br />

Antwort einen Schritt näher bringt uns eine Analyse der vier Schlüssel-Fähigkeiten<br />

des Champion-Trios - sind sie sehr stark, gigantisch oder gar<br />

intergalaktisch?<br />

Außenseiter: Lotus muss<br />

sich strecken, um in<br />

Schlagdistanz zu bleiben<br />

Sebastian Vettel<br />

greift nach <strong>WM</strong>-Titel<br />

Nummer vier<br />

Fernando Alonso<br />

nimmt einen<br />

neuen Anlauf zum<br />

Titelgewinn<br />

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Immer ein Lächeln<br />

im Gesicht:<br />

Sebastian Vettel<br />

1. <strong>WM</strong>-Check: Style<br />

Fotos: red bull, adrivo/Sutton<br />

Das ist eine Frage des Stils. Dieser Satz fällt im harten Racing-Geschäft eher selten,<br />

doch im Fall von Fernando Alonso, Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel ist der Titelkampf<br />

tatsächlich eine Stil-Frage. »Ein Rennfahrer kann seine Blüte nur dann erreichen,<br />

wenn er seinen Style zur Gänze auslebt«, betont <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com-Experte<br />

Christian Danner. Vor allem die Styles von Alonso und Räikkönen unterscheiden sich<br />

wie Tag und Nacht, spanisches Feuer und finnisches Eis. Alonso spielt mit der Öffentlichkeit,<br />

nutzt sie im <strong>WM</strong>-Kampf für seine psychologische Kriegsführung. »Alonso<br />

streut Frotzeleien in die Welt, um seine Ziele zu erreichen«, bestätigt Danner. Die<br />

Medien als Mittel zum Zweck zu nutzen, ist für Alonso völlig okay, anders herum gilt<br />

das nicht. Als ein Fotograf es wagte, ihn und seine Freundin vor dem Hotel abzulichten,<br />

wurde der spanische Matador zum Stier und der Fotograf zum roten Tuch. Den komplett<br />

gegenteiligen Style pflegt Kimi Räikkönen. Der Iceman-Stil ist reduziert wie seine<br />

Interviewantworten. Die Medien als taktisches Mittel gegen die Konkurrenz einzusetzen,<br />

käme ihm nie in den Sinn. »Kimi will seine Lebenszeit nicht damit verschwenden,<br />

mit Journalisten zu reden«, bestätigt Danner. Räikkönen trennt <strong>Motorsport</strong>, Privatleben<br />

und die Journaille strikt. Fälschlicherweise wird seine Art oftmals als Arroganz oder<br />

Gleichgültigkeit interpretiert, doch Räikkönen hat durchaus etwas zu sagen und weiß<br />

auch ganz genau, was im Formel-1-Zirkus vor sich geht. Doch sein Fokus ist auf das<br />

Rennfahren gerichtet. »Kimi hat das Drumherum in der Formel 1 von Anfang an<br />

ausgeblendet. Das ist definitiv ein Vorteil, weil er sich nicht auf irgendwelchen Nebenkriegsschauplätzen<br />

verzettelt«, sagt Rubens Barrichello. Als spanisch/finnischer Mix<br />

kann Vettels Style angesehen werden. Der Deutsche zeigt sich in der Öffentlichkeit<br />

zumeist von seiner coolen Seite. Kritik von Gegnern, Teamkollegen oder Medien prallen<br />

an ihm ab. Nur zwei Dinge lassen die coole Fassade bröckeln - Niederlagen und die<br />

stark abbauenden Pirelli-Reifen. »Der Seb-Style ist ambivalent«, analysiert Danner.<br />

»Beim Reifenthema hat er sehr emotional reagiert, wobei es für mich ein bisschen<br />

gesteuert gewirkt hat.«<br />

MSM Style-Zeugnis<br />

Sebastian Vettel:........................................................................... <br />

Kimi Räikkönen: .................................................................... <br />

Fernando Alonso:.................................................................. <br />

Noch ohne Ferrari-<br />

Titel: Alonso hat daran<br />

zu knabbern<br />

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2. <strong>WM</strong>-Check: feedback<br />

In der modernen Formel 1 zählt jedes Tausendstel. Mehr denn je ist Liebe zum Detail<br />

gefragt. Ein Rennfahrer muss sein Arbeitsgerät in- und auswendig kennen. Wissen,<br />

wie das Auto in jeder Situation regiert, wie er es gemeinsam mit seinen Ingenieuren<br />

abstimmen muss, um auf kleinste Veränderungen an der Streckenoberfläche, den<br />

Temperaturen oder der Windrichtung zu reagieren. Sebastian Vettel treibt die Detailverliebtheit<br />

bis aufs Äußerste und vergibt seinen Autos sogar Namen. »Er baut so<br />

lange das Auto um, bis es für ihn passt«, verrät Surer. Auf dem gleichen Level agiert<br />

Alonso. Auch er gilt als Tüftler par excellence. »Er bringt sein Auto immer auf den<br />

Punkt, sodass es genau das macht, was er im Rennen braucht.« Aus diesem Grund<br />

ist der Ferrari-Pilot auf die Renndistanz auch viel besser als im Qualifying. »Vettel<br />

und Alonso arbeiten sehr gut mit ihren Ingenieuren zusammen«, lobt der frühere<br />

Formel-1-Pilot Olivier Panis. Wie bei so vielen Themen scheiden sich bei Räikkönen<br />

auch an diesem Punkt die Geister: Viele Außenstehende meinen, dass der Finne<br />

keinen Bock auf all das habe - auf Briefings, die Arbeit mit den Ingenieuren, das<br />

genaue Einstellen des Autos. »Aber Kimi weiß genau, was er braucht, um schnell zu<br />

sein. Er braucht keine drei Stunden mit den Ingenieuren herum zu diskutieren«,<br />

betont Panis. »Er weiß, was er will und das ist der Grund, warum er so stark ist.«<br />

Der Finne gibt klare Informationen, sagt, was ihm nicht liegt und verzettelt sich nicht<br />

in unnötigen Kleinigkeiten. Verplempern Vettel und Alonso also wertvolle Zeit und<br />

Energie bei der Technikanalyse? Wohl eher nicht. Räikkönen ist einer der wenigen<br />

Instinktfahrer, die alles dem Team überlassen und dann auf der Strecke zuschlagen.<br />

Ganz getreu dem Motto: Gib ihm ein gutes Auto und er setzt es um. »Jeder Ingenieur<br />

bei Lotus liebt es, mit Kimi zu arbeiten«, verrät Lotus-Insider Davide Valsecchi, seines<br />

Zeichens Testfahrer des Teams. »Er ist im Team wahnsinnig beliebt, er ist ein Weltmeister<br />

und ein unglaublicher Rennfahrer. Wenn es drauf ankommt, packt er die<br />

Rundenzeit aus.«<br />

Vettel kennt sein<br />

Auto in- und<br />

auswendig<br />

Räikkönen<br />

konzentriert sich nur<br />

auf das Nötigste<br />

MSM feedback-Zeugnis<br />

Sebastian Vettel:................................................................. <br />

Kimi Räikkönen:............................................................................ <br />

Fernando Alonso:............................................................... <br />

Alonso gibt alles:<br />

Wer sein Auto liebt,<br />

setzt sich drauf...<br />

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3. <strong>WM</strong>-Check: Coolness<br />

Die Szene wirkt auch ein gutes halbes Jahr danach noch surreal: Brasilien GP<br />

2012. Interlagos. Kimi Räikkönen kommt von der Strecke ab, schaltet geistesgegenwärtig,<br />

erinnert sich an einen Notausgang aus seiner Debütsaison 2001<br />

und steht plötzlich vor einem verschlossenen Tor. Einen U-Turn und eine verlorene<br />

Runde später ist er wieder unterwegs. Sehr viel cooler und abgeklärter geht es<br />

kaum. Selbst eine Mischung aus Elvis, James Dean und dem Schweizer »It‘s<br />

cool man«-Berggipfel-Rauschebart könnte nicht cooler sein als der Iceman<br />

selbst. Während Alonso und Vettel gerne einmal explodieren und ihrem Temperament<br />

freien Lauf lassen, schert sich Räikkönen einen feuchten Kehricht darum<br />

- außer ein gewisser Mexikaner rückt ihm zwei Mal innerhalb eines Rennens<br />

auf die Pelle. »Vielleicht sollte man ihm mal eine aufs Maul hauen.« Und schon<br />

wieder war ein neuer T-Shirt-Verkaufsschlager geboren. Er weiß wohl wirklich,<br />

was er tut. »Alonso und Räikkönen sind mental definitiv stärker als Vettel«, ist<br />

Olivier Panis überzeugt. Der Franzose attestiert Vettel eine starke Persönlichkeit,<br />

aber bei der mentalen Stärke im Cockpit sieht er die Konkurrenten einen Tick<br />

vorne. »Nach außen hat er sich im Griff, er ist gut erzogen, aber im Auto ist er<br />

schon emotionaler«, meint Marc Surer. »Vielleicht gehen ihm die Psychospiele<br />

von Alonso doch näher als man denkt, auch wenn er sich noch nicht in einen<br />

Fehler hat drängen lassen.« Tatsächlich ist es Vettel, der Teambefehle ignoriert,<br />

Reifen verteufelt oder sich über geheim gehaltene Reifentests gehörig aufregt.<br />

Alonso und Räikkönen sind - auf der Rennstrecke - selten bis nie in Kontroversen,<br />

Skandale oder Affären verwickelt. »Außenstehende haben mich für den lieben,<br />

braven Sebastian gehalten, der auch seine Meinung für sich behält«, stellte<br />

Vettel kürzlich klar. »Aber so bin ich nicht. Das Bild, das von mir existierte vor<br />

diesem Tag, stimmte nicht.« Die ignorierte Teamorder von Malaysia wird Vettel<br />

seine gesamte Karriere begleiten - und ihn am Ende der Saison vielleicht sogar<br />

erneut zum Weltmeister machen. Um sieben Punkte.<br />

MSM Coolness-Zeugnis<br />

Sebastian Vettel:.............................................................. <br />

Kimi Räikkönen:........................................................... <br />

Fernando Alonso:............................................................ <br />

→<br />

Keiner ist so cool<br />

wie Kimi Räikkönen<br />

Fotos: adrivo/Sutton, lotus<br />

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4. <strong>WM</strong>-Check: Speed<br />

Mit 15 Pole Positions in einer Saison hat Sebastian Vettel 2011 nicht nur den Rekord<br />

von Nigel Mansell eingestellt und ein weiteres Kapitel Formel-1-Geschichte geschrieben,<br />

sondern auch den Beweis abgeliefert, dass ihm in punkto Speed auf einer schnellen<br />

Runde keiner etwas vormachen kann. »Sebastian ist auf einer Runde superschnell.<br />

Wenn es darauf ankommt, findet er stets noch eine Zehntelsekunde, wie dies einst auch<br />

bei Ayrton Senna der Fall gewesen ist. Er fährt raus und ist unter Druck schneller als je<br />

zuvor«, schwärmt Marc Surer vom Dreifach-Champion. Für den Schweizer sind Formel-<br />

1-Piloten mit Astronauten vergleichbar. »Was einen guten Astronauten von einem ausgezeichneten<br />

unterscheidet? Ein ausgezeichneter Astronaut drückt, wenn es Schwierigkeiten<br />

gibt, den richtigen Knopf.« Genau das mache Vettel auch. »Er ist unter Druck<br />

eine klasse besser als die anderen, das macht ihn aus«, betont Surer. Wenn es um den<br />

Rennspeed geht, müssen sich Räikkönen und Alonso aber keinesfalls vor dem Red-<br />

Bull-Piloten verstecken. »Ich würde sogar sagen, dass Alonso, was den reinen Speed<br />

angeht, schneller ist als Vettel und Räikkönen - wenn auch nur einen Hauch«, sagt Oliver<br />

Panis. Bei Alonso kommt zu seinem Speed auch noch taktische Cleverness und Rennintelligenz<br />

hinzu. »Fernando ist nicht der superschnellste auf einer Runde, in diesem<br />

Jahr hat ihm Felipe Massa im Qualifying durchaus schon Schwierigkeiten bereitet«,<br />

mahnt Surer. »Aber Fernando weiß, wann er angreifen soll und wann nicht. Er hat diesen<br />

Instinkt, den früher ein Nelson Piquet hatte. Piquet fuhr auch nur so schnell wie unbedingt<br />

notwendig.« Doch Vettel holt in punkto Rennintelligenz auf seine Titelrivalen auf. »Für<br />

sein Alter ist er unglaublich clever«, meint Rubens Barrichello. »Vettel versteht es, Punkte<br />

mitzunehmen, wenn er nicht gewinnen kann.« Wenn er in den Schlussrunden die Chance<br />

auf die schnellste Rennrunde wittert, tritt Vettel das Gaspedal dennoch gnadenlos bis<br />

zum Anschlag durch. Selbst sein Team kann ihn davon nicht abhalten: »Dafür gibt es<br />

keine Punkte«, knisterte es in Monaco mahnend im Boxenfunk. Vettel war es egal: »Aber<br />

Zufriedenheit.« Genau wie Räikkönen, der schon mal die schnellste Runde fährt, wenn<br />

ihm »langweilig« wird, ist Vettel eben ein echtes Vollgastier.<br />

MSM Speed-Zeugnis<br />

Sebastian Vettel: ................................................................... <br />

Kimi Räikkönen: ..................................................................... <br />

Fernando Alonso: ................................................................ <br />

Die drei Titelanwärter<br />

liegen fahrerisch<br />

auf einem Niveau<br />

Der Lotus ist wohl<br />

das schwächste der<br />

drei Top-Autos<br />

<strong>WM</strong>-TIPPs<br />

Christian Danner<br />

»Alle drei Fahrer holen alles aus einem sehr guten Auto heraus. Entscheidend<br />

ist aber, was sie herausholen, wenn es nicht so gut ist. Dann kommt<br />

es darauf an, wie ausgefuchst und abgebrüht sie sind.«<br />

Oliver Panis<br />

»Ich würde gerne auf Kimi setzen, aber ich glaube nicht, dass Lotus beim<br />

Entwicklungsrennen mithalten kann.«<br />

Marc Surer<br />

»Am einfachsten ist es auf Seb zu setzen, aber ich habe schon am Anfang<br />

des Jahres gesagt, dass Kimi der lachende Dritte sein könnte. Ich würde<br />

die Beiden gerne so richtig fighten sehen.«<br />

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5. <strong>WM</strong>-Check: Fazit<br />

Sebastian Vettel:<br />

Drei Weltmeistertitel in Folge sprechen für sich: auf dem Papier und angesichts der<br />

Ergebnisse der letzten Jahre ist Sebastian Vettel der Beste. Wie einst Michael Schumacher<br />

könnte Vettel die Formel 1 auf Jahre hinaus dominieren - natürlich auch<br />

dank seines in den vergangenen Jahren teils äußerst überlegenen Red-Bull-Boliden.<br />

Doch die Kritik, dass Vettel ausschließlich wegen seines Autos gewinne, ist nicht fair.<br />

Der Deutsche holt stets das Maximum aus sich und dem Auto heraus - und das war<br />

2013 schon einige Male nötig. Im Qualifying ist Vettel so kaum zu bezwingen. Im<br />

Titelkampf wird er bis zuletzt nicht aufgeben. So gewann er schon einmal eine<br />

verloren geglaubte <strong>WM</strong>, seine erste.<br />

MSM <strong>WM</strong>-Zeugnis<br />

Sebastian Vettel: 17 von 20 Sterne<br />

Kimi Räikkönen:<br />

Fernando Alonso wird von Millionen Tifosi verehrt, Sebastian Vettel zeigt den Deutschen<br />

und Österreichern den Vettel-Finger, aber kaum ein Fahrer bringt weltweit so<br />

viele Fanherzen zum Schmelzen wie der Iceman. Die Mischung aus Über-Racer,<br />

Antiheld und Mr. »I don‘t know« fasziniert über die Grenzen der F1-Welt hinaus.<br />

»Räikkönen weiß, wie man das Leben genießt und ist gleichzeitig ein supertoller<br />

Fahrer«, fasst Davide Valsecchi zusammen. Der Finne fährt nahezu fehlerlos, punktet<br />

konstant in jedem Rennen und kämpft sich wie in Monaco selbst nach Rückschlägen<br />

binnen weniger Runden wieder zurück zu unerwarteten Ergebnissen. So gewann er<br />

2007 schon einmal den Titel.<br />

MSM <strong>WM</strong>-Zeugnis<br />

Kimi Räikkönen: 18 von 20 Sterne<br />

Fernando Alonso:<br />

Versierter Setup-Tüftler, belesener Samurai-Fan und gewiefter Psycho-Spieler:<br />

Fernando Alonso hat das gesamte Paket; eben ein kompletter Rennfahrer, wie es so<br />

schön heißt. Der Spanier ist besonders aggressiv am Start, zeichnete sich in den<br />

vergangenen Jahren aber eher durch eine kalkulierende Fahrweise aus. Alonso ging<br />

keine allzu großen Risiken ein. Das scheint sich 2013 etwas verändert zu haben. In<br />

Malaysia entschieden er und Ferrari, den beschädigten Frontflügel nicht zu wechseln<br />

- und wurden prompt bestraft. Selbiges beim DRS-Defekt in Barcelona. Zwingt der<br />

Druck, endlich den <strong>WM</strong>-Titel mit der Scuderia gewinnen zu müssen, Alonso zu<br />

ungewohnten Fehlern und größeren Risiken?<br />

MSM <strong>WM</strong>-Zeugnis<br />

Fernando Alonso: 19 von 20 Sterne<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

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Formel 1<br />

als Denksport<br />

Text: Sönke Brederlow<br />

Clever, talentiert und verdammt schnell. So lässt sich Nico Rosberg mit nur drei Attributen<br />

treffend beschreiben. Die neue Formel 1 fordert genau solche Typen: Intelligente<br />

Rennfahrer, die klug mitdenken und sich stets an die Situation anpassen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

lässt gemeinsam mit dem Mercedes-Piloten die Synapsen glühen.<br />

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www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33<br />

Fotos: mercedes-benz


MSM: Als du in die Formel 1 kamst, wurdest du als Wunderkind<br />

der Branche gehandelt. Aber wenn man sich deine<br />

bisherige Karriere ansieht, dann scheint es, als hätte die<br />

Formel 1 viele Jahre lang vergessen, dem Wunderkind ein<br />

siegfähiges Auto zu geben...<br />

NICO ROSBERG: Sicherlich hätte ich mir zu Beginn meiner<br />

Karriere schneller mehr Erfolge erhofft, aber ich blicke weniger<br />

in die Vergangenheit als vielmehr nach vorne. Momentan<br />

befinde ich mich in einer unheimlich tollen Situation: Ich<br />

sitze im Silberpfeil und bin Teil dieses Team, das sich schon<br />

seit einiger Zeit im Aufbau befindet. Leider dauert diese Phase<br />

etwas länger, als wir erwartet hatten, aber so kann ich dabei<br />

mithelfen, das Team anzutreiben und unser gemeinsames<br />

Ziel zu erreichen, regelmäßig mit dem Silberpfeil zu gewinnen.<br />

Eine schönere Aufgabe gibt es im Rennsport wohl kaum.<br />

Nach drei schwächeren Jahren hat Mercedes in dieser Saison<br />

ganz klar einen Sprung gemacht. Was muss das Team in<br />

diesem Jahr noch unternehmen, um auf allen Streckentypen<br />

und nicht nur am Samstag ein Spitzenteam zu sein?<br />

Klar, wir haben uns verbessert, aber die Plätze fünf und sechs<br />

im Rennen sind noch nicht die Ergebnisse, die wir einfahren<br />

wollen - dazu fehlt uns noch etwas. Wir haben eine gute Basis,<br />

aber leider haben wir die Reifen auf einer längeren Distanz<br />

noch nicht gut genug im Griff. Dieses Gebiet war schon im<br />

vergangenen Jahr eine unserer Schwächen und daran müssen<br />

wir jetzt konzentriert arbeiten. Hier sind uns die anderen<br />

Teams noch einen Schritt voraus.<br />

Pirelli steht wegen der Reifen stark in der Kritik. McLaren-<br />

Sportdirektor Sam Michael erklärte, dass die Formel 1 immer<br />

mehr vom Renn- zum Denksport wird. Man könnte meinen,<br />

dass dir der »Denksport Formel 1« gefällt, immerhin hat<br />

dich Patrick Head früher als »Denker« bezeichnet.<br />

Prinzipiell ist es eine große Herausforderung, wenn auch der<br />

Kopf beim Sport gefordert wird. Wer clever mitdenkt und<br />

sich in die Technik hineinarbeitet, kann sehr viel erreichen<br />

und sich enorme Vorteile verschaffen. Das liegt mir und diese<br />

Herausforderung nehme ich gerne an. Ich bemühe mich sehr<br />

im technischen Bereich und dazu gehört auch das Reifenmanagement.<br />

Für uns Fahrer ist das eine unglaublich große, neue<br />

Herausforderung. Die Ansagen lauten dann: In Kurve drei<br />

musst du so und so viel Reifen schonen, in Kurve vier kannst<br />

du Vollgas fahren, in Kurve fünf musst du wieder vorsichtiger<br />

mit den Reifen umgehen. So ist die gesamte Strecke aufgeteilt<br />

- das macht es für mich als Fahrer und auch für meine Ingenieure<br />

sehr interessant. Klar, es ist anders als früher und wenn<br />

ich es mir aussuchen könnte, würde ich sicher lieber jede<br />

Runde Vollgas fahren, aber diese neue Herangehensweise ist<br />

ebenso spannend. Rennen wie China waren in diesem Jahr<br />

vielleicht zu extrem - wenn man nur vier Runden mit einem<br />

Reifensatz fahren kann, ist das natürlich nicht ideal, aber<br />

insgesamt ist es eine schöne Herausforderung.<br />

Du giltst als technisch versiert, magst es, mit den Ingenieuren<br />

zu arbeiten. Wie genau sieht diese Zusammenarbeit aus?<br />

Für die Fans und Zuschauer ist es nur schwer nachvollziehbar,<br />

wie viel Arbeit an einem Rennwochenende dahinter steckt.<br />

Meine Ingenieure und ich sitzen jeden Tag stundenlang<br />

zusammen. Die modernen Formel-1-Autos bieten schier<br />

34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Geschafft: Heimsieg<br />

in Monaco - wie 30<br />

Jahre zuvor sein<br />

Vater Keke<br />

unendlich viele Einstellmöglichkeiten. Das beginnt mit der<br />

Elektronik, die einen riesigen Einfluss auf das gesamte Fahrzeug<br />

hat. Mein KERS ist wie eine Art Handbremse. Wenn<br />

jemand mit einem Straßenauto in eine Kurve hineinfährt und<br />

die Handbremse zieht, bricht das Heck komplett aus. Genau<br />

dieses Verhalten haben wir mit KERS. Deshalb können wir<br />

einstellen, wie stark die »Handbremse« agiert, wenn man in<br />

die Kurve hineinfährt. Das ist nur ein Beispiel von vielen, die<br />

man als Fahrer im Cockpit optimal für sich einstellen muss.<br />

Gleichzeitig gibt es viele mechanische Einstellungen. Ich habe<br />

einen Ingenieur für die Elektronik und einen für das mechanische<br />

Setup - am Ende muss dann beides zusammenpassen.<br />

Das ist ein enorm komplexes Puzzle.<br />

Für die Fans und Zuschauer ist es nur schwer nachvollziehbar,<br />

wie viel Arbeit an einem Rennwochenende dahinter<br />

steckt. Meine Ingenieure und ich sitzen jeden Tag stundenlang<br />

zusammen. Die Autos bieten schier unendlich viele<br />

Einstellmöglichkeiten. Das beginnt mit der Elektronik, die<br />

einen riesigen Einfluss auf das gesamte Fahrzeug hat.<br />

Traumberuf<br />

F1-Fahrer: Rosberg<br />

liebt alle Facetten<br />

Es gibt oft das abgedroschene Bild, dass ein Rennfahrer nur<br />

das Pedal durchtreten muss. Tatsächlich musst du aber Techniker,<br />

Motivator, Medienmensch und vieles mehr sein -<br />

gefällt dir diese Vielfalt an deinem Beruf?<br />

Es ist schön, dass mein Beruf so viele Facetten bietet, aber<br />

am besten gefällt mir natürlich, wenn ich schnell Auto fahren<br />

kann. Die Zusammenarbeit mit den Top-Leuten in unserem<br />

Team, etwa wenn wir über die Strategie oder die Weiterentwicklung<br />

des Autos für die Zukunft diskutieren, macht mir<br />

aber auch wahnsinnig viel Spaß.<br />

Bevor du in die Formel 1 gekommen bist, hast du mit einem<br />

Studium für Luft- und Raumfahrttechnologie geliebäugelt. Wie<br />

wäre dein Leben verlaufen, wenn du den Platz angenommen<br />

hättest?<br />

Das ist sehr schwierig zu sagen. Dafür habe ich mich entschieden,<br />

weil mir Mathematik und Physik in der Schule sehr gelegen<br />

haben. Luft- und Raumfahrttechnologie ist genau eine Kombination<br />

aus diesen beiden Fächern. Vielleicht wäre ich als Aerodynamiker<br />

in ein Formel-1-Team gekommen, wenn ich gut<br />

genug gewesen wäre. Andererseits wäre es mir sicher schwer<br />

gefallen, meine Heimat Monaco zu verlassen, denn dieser bin<br />

ich doch stark verbunden.<br />

Nico Rosberg macht<br />

die neue Denksport-<br />

Formel 1 viel Spaß<br />

Fotos: mercedes-benz, adrivo/Sutton<br />

Kritische Stimmen behaupten immer mal wieder, dass du zu<br />

»artig«, »brav« und »gehorsam« seist. Bei deinem Teamkollegen<br />

Lewis ist es genau andersherum. Inwieweit - würdest du sagen<br />

- stimmt das Außenbild über dich und Lewis mit der Realität<br />

überein?<br />

Ich weiß nicht, was andere über mich denken. Als Rennfahrer<br />

muss man eine Balance finden. Es ist wichtig, aggressiv, kämpferisch<br />

und auch mal egoistisch zu sein, aber gleichzeitig muss man<br />

ein Teamplayer sein und sich gegenüber dem Team richtig verhalten.<br />

Es ist wichtig, hier die richtige Balance zu finden.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35


Fotos: adrivo/Sutton<br />

Der Feind in meinem<br />

Das schwarze Gold<br />

entscheidet über<br />

Sieg und Niederlage<br />

Die Reifen werden<br />

von den Teams<br />

gehegt und gepflegt<br />

Jammern auf höchstem Niveau: Kein Renntag vergeht ohne die<br />

unvermeidliche Reifendiskussion. Pirelli wurde vom Heilsbringer<br />

zum Prügelknaben. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> zeigt die Chronologie der<br />

Reifen-Odyssee – mit einigen verblüffenden Meinungsänderungen.<br />

36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Auto<br />

Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein<br />

Nicht geheim:<br />

Dieser Reifen gehört<br />

Nico Rosberg<br />

Schwertransport:<br />

Gummifracht im<br />

Fahrerlager<br />

Genüsslich lauscht Paul Hembery unseren Ausführungen. Selbst der<br />

urplötzliche Platzregen im Fahrerlager von Hockenheim kann sein ansteckendes<br />

Lächeln nicht vertreiben. Unsere Worte von damals wären heute<br />

wohl Balsam für seine geschundene Pirelli-Seele. Sieben verschiedene Sieger<br />

in sieben Rennen. Der Formel-1-Saisonstart 2012 war an Spannung kaum<br />

zu überbieten und Hemberys Pirelli-Reifen spielten dabei eine bedeutende<br />

Rolle. Er muss ein äußerst zufriedener Mann sein, fragen wir ihn. »Natürlich<br />

bin ich glücklich, allen voran für die Fans, die die Rennen genießen können«,<br />

entgegnet Hembery dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> an jenem Samstagnachmittag.<br />

Ein Jahr später zeigt sich eine völlig andere Szenerie. Schlagzeilenhungrige<br />

Journalisten lauern in einem kleinen Raum, ihre Blicke auf einen<br />

schwarzen Sessel gerichtet. Doch der Sessel bleibt leer, die Wasserflasche<br />

auf dem Tisch unberührt. Aus einem der glücklichsten Männer der Formel-<br />

1-Welt wurde ein Gejagter der Presse. »Ich weiß nicht, ob ich die gefragteste<br />

Person des Fahrerlagers bin, aber ja, es gibt momentan natürlich einige<br />

Fragen an mich«, gesteht Hembery dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Aufgrund<br />

der stark abbauenden Reifenmischungen befinden sich die Beliebtheitswerte<br />

von Pirelli im Sturzflug. Der geheime Reifentest von Mercedes brachte das<br />

Fass endgültig zum Überlaufen und Hembery musste einsehen, dass sich<br />

in diesem Jahr das gewohnte Spiel nicht wiederholen würde. Auf die Diskussionen<br />

nach den ersten fünf, sechs Saisonrennen folgte keine Ruhe,<br />

sondern ein ausgewachsener Wirbelsturm.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37


23. Juni 2010<br />

Organisatoren verlangt wurde, um die Show zu<br />

verbessern.«<br />

25. Januar 2012<br />

Das am schlechtesten gehütete Geheimnis der<br />

Formel 1 wird offiziell bestätigt: Pirelli wird ab<br />

2011 neuer Einheitsreifenlieferant. »Die Zielvorgaben<br />

der Veranstalter und der Rennställe waren<br />

klar: Entwickelt spezielle Reifen, die dazu beitragen,<br />

eine der größten Sportshows der Welt noch<br />

spannender zu machen«, teilt Pirelli mit.<br />

25. Juni 2010<br />

Christian Horner begrüßt die Entscheidung der<br />

FIA für den italienischen Reifenhersteller. »Es<br />

besteht mit Pirelli die Möglichkeit, etwas anderes<br />

zu machen, damit die Rennen so spannend werden<br />

wie in Montreal. Für mich war es ein faszinierendes<br />

Rennen.« Selbst Pirelli-Präsident Marco<br />

Tronchetti Provera scherzt auf der offiziellen Pressekonferenz:<br />

»Ich hoffe, dass nächstes Jahr alle<br />

Rennen mit unseren Reifen so spannend werden<br />

wie Montreal!« Zwei Jahre später ist Pirelli der<br />

Humor vergangen.<br />

17. Januar 2011<br />

Die Vorgabe ist klar: Pirelli soll den Spannungsfaktor<br />

der Rennen erhöhen. »Ab sofort wollen wir<br />

in jedem Rennen mindestens zwei Boxenstopps<br />

sehen«, sagt Hembery. Für den Reifenhersteller<br />

steht fest, dass man die Langlebigkeit der Reifen<br />

minimieren muss, um die Vorgabe zu erfüllen.<br />

05. FEBRUAR 2011<br />

Die ersten Testfahrten mit den neuen Reifen sind<br />

zu Ende und die Fahrer wenig glücklich. »Die<br />

Reifen bauen sehr stark ab und sind nicht sehr<br />

konstant«, bilanziert Fernando Alonso. Michael<br />

Schumacher kritisiert: »Es war wie auf Eis.«<br />

Pirelli lässt die Kritik der Fahrer kalt, der Reifenhersteller<br />

sieht auf seiner Seite keinen<br />

Handlungsbedarf.<br />

02. MÄRZ 2011<br />

Die Kritik verstummt nicht. »Das Problem ist,<br />

dass sie zu schnell abbauen«, meldet sich Sebastian<br />

Vettel lautstark zu Wort. »Nach 16 oder<br />

17 Runden zerfallen sie.« Vettel befürchtet, dass<br />

die Reifen die Rennen zu einer Lotterie machen.<br />

»Es ist, als ob es beim Fußball jede halbe Stunde<br />

einen Elfmeter geben würde. Real Madrid und<br />

der FC Barcelona wären darüber nicht glücklich«,<br />

meinte Alonso. Erstmals schlägt Pirelli<br />

medial zurück: »Der erhöhte Reifenabbau ist<br />

ein Feature, das speziell von den Teams und<br />

21. MÄRZ 2011<br />

Nach der Ankündigung im Winter, weniger<br />

haltbare Reifen zu bauen, um mehr Fahrfehler<br />

und Überholmanöver zu fördern, gibt Hembery<br />

die Richtung für den Saisonauftakt vor:<br />

»In Australien peilen wir zwei bis drei Stopps<br />

an. Auch wenn es in gewissen Punkten unserer<br />

Firmen-DNA widerspricht, weil unsere Straßenreifen<br />

auf maximale Haltbarkeit konstruiert<br />

sind.«<br />

25. MÄRZ 2011<br />

Nach dem Australien GP gehen die Piloten auf<br />

Schmusekurs. Schumacher räumte ein: »Die Reifen<br />

haben heute richtig gut gearbeitet. Es war sehr<br />

angenehm, die Pirelli-Reifen zu fahren.« Doch<br />

viele Medienvertreter fragen sich, wie lange der<br />

Frieden wohl anhält [und sie sollten Recht<br />

behalten].<br />

14. APRIL 2011<br />

Nach dem Malaysia GP keimt erneut Kritik auf.<br />

Dieses Mal entflammen die sogenannten Marbles<br />

oder Reifenfetzen, die sich von den Pneus<br />

ablösen, hitzige Diskussionen unter den Fahrern.<br />

»Das war heftig. Man musste echt aufpassen,<br />

dass man nicht von der Ideallinie weicht,<br />

sogar auf der Geraden«, klagt Nico Rosberg.<br />

»Ich war im Kampf mit Paul di Resta auf der<br />

Geraden und es war so, dass ich voll über die<br />

Marbles hätte fahren müssen. Da habe ich entschieden,<br />

dass ich mich hinten einreihe.« Hembery<br />

schüttelt die Äußerungen der Piloten ab:<br />

»Man kann kein Omelette zubereiten, ohne<br />

dafür Eier aufzuschlagen - oder, im Falle Malaysias,<br />

eben Gummi.«<br />

19. MAI 2011<br />

Christian Horner zeigt sich von den Pirelli-Reifen<br />

und den Veränderungen im Rennen<br />

begeistert. »Die Reifen haben die Dynamik des<br />

Rennens verändert - mehr als KERS oder DRS.<br />

Die Rennen sind intensiver, man muss in Sachen<br />

Strategie flexibel sein und verstehen, was die<br />

Konkurrenz macht.« Durch die zahlreichen<br />

Boxenstopps wie in der Türkei sei die Formel 1<br />

viel mehr zu einem Teamsport geworden. »Die<br />

Jungs in der Box sind viel mehr involviert als in<br />

den vergangenen Jahren. Ich denke, dass diese<br />

Veränderungen gut sind und die Rennen für die<br />

Zuseher spannender machen.«<br />

Das Risiko von Pirelli zahlte sich aus. Ein Jahr nach<br />

der Rückkehr in die F1 stehen die Italiener als<br />

große Gewinner da. Bei der Entwicklung für 2012<br />

geht Pirelli daher noch einen Schritt aggressiver<br />

vor, um sicherzustellen, dass die Fans eine noch<br />

bessere Show erleben.<br />

22. APRIL 2012<br />

Der Bahrain GP ruft erneut Pirelli-Kritiker<br />

Michael Schumacher auf den Plan: »Wir fahren<br />

teilweise mit 60 bis 70 Prozent durch die Kurve<br />

sonst fliegen die Reifen nach wenigen Runden von<br />

der Felge. Das finde ich nicht ganz so passend.<br />

Man sollte sich die Frage stellen, ob die Reifen eine<br />

solche Rolle spielen sollten.« Hembery platzt angesichts<br />

der Kritik der Kragen: »Am Ende des vergangenen<br />

Jahres ernteten wir harsche Kritik für<br />

unsere konservative Reifenwahl und die langweiligen<br />

Rennen. Entscheidet euch mal. Wir tun,<br />

wonach gefragt wird.« Niki Lauda stellt sich im<br />

Gespräch mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> auf die<br />

Seite der Italiener: »Die Ingenieure und Fahrer<br />

müssen aus den vorhandenen Reifen das Beste<br />

herausholen. Wer das am besten macht, steht am<br />

Ende auch oben. Das ist für alle das Gleiche.«<br />

23. MAI 2012<br />

Noch immer sorgen die Reifen für Diskussionen<br />

am laufenden Band. In Spanien hat Vettel<br />

dank der Pneus viel Spaß. »Ich bin hier in Barcelona<br />

mal 60 Runden hinter Felipe Massa<br />

hergefahren und konnte ihn nicht überholen.<br />

Heute ist das anders. Die Reifen bauen schneller<br />

ab, dann fängt das Auto an zu rutschen - das<br />

eine mehr, das andere weniger und irgendwann<br />

kommt der Zeitpunkt, an dem man<br />

vorbeikommt.«<br />

18. OKTOBER 2012<br />

Die Teams rudern zurück und räumen ein, dass<br />

sie zu Beginn der Saison die Herausforderung der<br />

Pirelli-Pneus unterschätzt haben. »Die<br />

Mischungen waren im Vergleich zu jenen von<br />

2011 eine große Überraschung. Die Daten, die wir<br />

hatten, ließen diesen Schluss vor der Saison nicht<br />

zu, aber das hat für spannende Rennen gesorgt«,<br />

sagt Mark Gillan.<br />

14. DEZEMBER 2012<br />

McLaren hofft, dass Pirelli bei den Reifen für 2013<br />

38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Saubere Sache:<br />

Reifendusche im<br />

Fahrerlager<br />

Da hatten sie noch<br />

gut lachen:<br />

Hembery und<br />

Bernie Ecclestone<br />

Reifen-Überreste:<br />

Marbles auf der<br />

Rennstrecke<br />

Paul Hembery<br />

steht <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>.com Rede<br />

und Antwort<br />

Weg mit dem Dreck:<br />

Säuberungsaktion<br />

bei Pirelli<br />

keinen allzu konservativen Weg einschlägt. »Die<br />

Rennen waren durch die Unvorhersehbarkeit der<br />

Reifen viel besser«, erklärt Sam Michael. »Das<br />

bedeutet nicht, dass die Ergebnisse unfair waren,<br />

sondern nur, dass jene Teams vorne waren, die die<br />

Reifen am besten verstanden haben und am besten<br />

mit ihnen umgegangen sind.«<br />

09. JANUAR 2013<br />

Pirelli will über 2013 hinaus in der Formel 1 bleiben<br />

und verhandelt über einen neuen Vertrag. Bis zum<br />

Februar hofft der Hersteller, alles unter Dach und<br />

Fach zu haben - ein Irrtum.<br />

21. FEBRUAR 2013<br />

Die jüngste Generation der Pirelli-Reifen wird bei<br />

den Testfahrten in Barcelona mehr und mehr zum<br />

Krisen-Thema. »Wenn man auf einem Long-Run<br />

hinter ein paar anderen Jungs hinterherfuhr, war es<br />

so, als ob sie mit Gummigeschossen auf mich schießen<br />

würden«, kritisierte Daniel Ricciardo.<br />

sein, um einen Vorteil zu finden. Es ist eine Chance,<br />

keine Bestrafung.«<br />

19 APRIL 2013<br />

Die Uhr beginnt zu ticken... Pirelli pocht auf eine<br />

Vertragsentscheidung. »Wir können und wollen<br />

nicht ewig warten. So langsam sollten sich die Teams<br />

entscheiden, was sie wollen«, betont Hembery.<br />

10. MAI 2013<br />

Schwarz, rund und in aller Munde. Das ist die Reifengeneration<br />

des Jahres 2013 - und sie sind die<br />

perfekten schwarzen Schafe. »Die Reifen sind<br />

immer schuld, das ist der neue Tenor in der Formel<br />

1«, sagt Mar Surer dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Christian<br />

Danner fügt hinzu: »Jeder, der nicht gewinnt,<br />

schiebt das auf einen schwarzen Peter ab.« Rückendeckung<br />

eilt auch in Form von Ralf Schumacher<br />

heran. »Man hat von Pirelli etwas erwartet, das<br />

schwer zu erfüllen ist - einen Reifen zu machen, der<br />

kaputtgeht, aber kontrolliert kaputt geht.«<br />

23. MÄRZ 2013<br />

25. MAI 2013<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Die Kritik an Pirelli wächst. Hembery erklärt gegenüber<br />

dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>: »Es ist doch so:<br />

Wenn wir einen konservativen Reifen bauen, steht<br />

schon lange fest, wer die Weltmeisterschaft gewinnen<br />

wird. Wenn die Fans das wollen, sollten sie vorsichtig<br />

sein, was sie sich wünschen. Wir hatten in der Vergangenheit<br />

schon eine Saison ohne Reifenwechsel<br />

und die Zuschauerzahlen sanken. Danach mussten<br />

wir mit DRS, KERS und den Reifen Neuerungen<br />

einführen, um die Rennen wieder spannender zu<br />

machen. Natürlich können wir auch zufällige Regenschauer<br />

und Safety Cars einführen. In Amerika gibt<br />

es so etwas. Dann können wir Sprinkleranlagen<br />

installieren, wie sie Bernie einmal vorgeschlagen<br />

hat.«<br />

09. APRIL 2013<br />

Pirelli erhält Rückendeckung von Alexander Wurz:<br />

»Es sind Einheitsreifen, jeder hat die gleiche Anzahl<br />

an Tests, gleich viel Zeit, sich darauf einzustellen. Die<br />

Teams müssen einfach cleverer als die Konkurrenz<br />

Die Schlinge um Pirelli zieht sich zu. Mercedes<br />

spult in Zeiten des Testverbots zwischen dem Spanien<br />

GP und dem Monaco GP auf dem Circuit de<br />

Catalunya 1.000 Testkilometer ab - im Auftrag von<br />

Pirelli. Die Konkurrenz geht auf die Barrikaden.<br />

»Wir sind davon überzeugt, dass das Reglement<br />

schwarz und weiß ist. Es ist sehr klar definiert, was<br />

man machen darf und was nicht«, stellt Christian<br />

Horner klar.<br />

08. JUNI 2013<br />

Pirelli kommt nicht aus der Schusslinie. »Ich<br />

wünschte, wir würden über Racing reden. Ich bin<br />

ein Race-Fan«, behält Hembery die Ruhe, während<br />

die Medien ungewöhnliche Vergleiche ziehen.<br />

So sei die aktuelle Formel 1 für die Piloten<br />

wie wenn Usain Bolt den 100-Meter-Sprint auf<br />

High Heels laufen müsste. Hemberys knappe Antwort:<br />

»Eigentlich ist es doch so, dass sich der Wettbewerb<br />

nicht ändert, wenn jeder in High Heels<br />

laufen muss.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39


Foto: red bull<br />

Text: Kerstin Hasenbichler & Stephan Heublein<br />

63 Jahre und kein bisschen müde: Die Königsklasse bricht<br />

in den nächsten Jahren in allen Belangen in eine neue Ära<br />

auf. Neue Regeln, neue Länder und alte Streitigkeiten:<br />

So sieht die Zukunft der Formel 1 aus.<br />

40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Der Himmel ist dunkel, die britische Flagge weht im Wind. Ein Sturm scheint rund<br />

um Milton Keynes aufzuziehen, doch Adrian Newey registriert das typisch britische<br />

Wetter nicht. Sein Fokus ist auf einen anderen aufziehenden Sturm gerichtet - das<br />

neue Reglement 2014. Mit dem Umstieg auf Sechszylinder-Turbomotoren und<br />

einem deutlich stärkeren Hybridsystem namens ERS (Energy Recovery System)<br />

steht der Formel 1 eine neue Zeitrechnung bevor. Das neue Reglement könnte die<br />

bestehende Hierarchie umkrempeln, denn Daten, Szenarien, technische Abläufe<br />

und feststehende Parameter, die den Teams und ihren Design-Genies jahrelang als<br />

eine gewaltige Evolutionsmasse zur Verfügung standen, sind bald nichts mehr wert.<br />

Newey ist sich der Herausforderung bewusst, für ihn beginnt alles wieder mit einem<br />

leeren, weißen Blatt Papier und einem Bleistift in der linken Hand. Aber nicht nur in<br />

punkto Reglement ist alles auf neu getrimmt, sondern die gesamte Formel 1 zeigt<br />

ein neues Gesicht - neue Leute, neue Strecken, neuer Ärger. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> malt ein Bild der nahen Formel-1-Zukunft.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41


01<br />

Der neue, alte Reifenhersteller<br />

Das neue Strafsystem<br />

Nicht nur das Strafpunktesystem für deutsche Autofahrer wird modernisiert,<br />

auch die Formel 1 hat sich ein ähnliches System ausgedacht. Seit einigen Jahren<br />

wird schon darüber diskutiert, in dieser Saison präsentierte die Arbeitsgruppe<br />

den Fahrern und Teams erste Ergebnisse. Das Prinzip ist simpel: Für jedes<br />

Vergehen im Laufe eines Rennwochenendes gibt es eine bestimmte Anzahl an<br />

Strafpunkten (s. Vorschlags-Liste S. 8/9). Wer die Obergrenze von zwölf Punkten<br />

überschreitet, wird für einen Grand Prix gesperrt. Parallel dazu soll es weiterhin<br />

Foto: adrio/sutton, mercedes, williams, renault02<br />

Wer kein Wahrsager ist oder keinen guten Draht<br />

zu einem Wahrsager hat, sollte besser keine<br />

Wette um den künftigen F1-Reifenausstatter<br />

eingehen. Will sich Pirelli die Schlagzeilen noch<br />

einmal drei Jahre antun? Andererseits gibt es<br />

keine wirkliche Alternative. Konkurrenten wie<br />

Bridgestone oder Hankook haben sich bereits<br />

selbst aus dem Rennen genommen. Mit Blick<br />

auf den großen Umbruch 2014 will sich keiner<br />

die Finger verbrennen. »Wer jetzt noch einsteigt,<br />

hätte keine Chance. Es kommen die Turbomotoren<br />

und keiner weiß, wie sie reagieren und sich<br />

dann beispielsweise die Gewichtsverhältnisse<br />

verhalten. Es ist nichts ausgetestet«, teilte Hankook<br />

dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> mit. Ein F1-Einstieg<br />

würde eine Vorlaufzeit von mehreren Jahren<br />

benötigen, um die Produktionskapazitäten, die<br />

Logistik sowie die reine Manpower auf die Beine<br />

zu stellen. Ebenso diffizil zu handhaben ist die<br />

Tatsache, dass noch keine endgültige Größe für<br />

die Reifen festgelegt wurde, was das Ganze für<br />

einen neuen Reifenhersteller zu einem Trip ins<br />

Blaue par excellence machen würde.<br />

Durchfahrtsstrafen, Zurückversetzungen oder Rennsperren geben, die ebenfalls<br />

zum Punktekonto hinzuaddiert werden. Der Vorteil: Die Verteilung der Strafen wird<br />

einheitlicher und übersichtlicher. »Aber die Stewards müssen vorsichtig sein, nicht<br />

für alles Strafen zu vergeben, sonst sind die Fahrer eingeschüchtert und haben<br />

Angst«, warnt Daniel Ricciardo. »Bei jeder Berührung wird der Zwischenfall untersucht,<br />

das geht manchmal ein bisschen zu weit. Wir benötigen eine Balance<br />

zwischen harten, aber fairen Zweikämpfen und strafwürdigen Aktionen.«<br />

42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


03<br />

Die neuen Gesichter<br />

‚The next Generation‘ übernimmt in der Formel 1 immer mehr das Ruder.<br />

Toto Wolff ist seit Januar der neue Mann bei Mercedes und hat nicht vor,<br />

diesen Posten allzu schnell wieder zu räumen. Cyril Abiteboul ist das neue<br />

Gesicht bei Caterham und mit 36 Jahren der jüngste Teamchef im Formel-<br />

1-Paddock. Nur ein Jahre älter ist Claire Williams, die mit Neo-Williams-CEO<br />

Mike O‘Driscoll die großen Fußstapfen ihres Vaters Sir Frank Williams, der<br />

sich mehr und mehr in das Privatleben zurückzieht, ausfüllen will. »Ich bin<br />

überzeugt, dass das Team in sicheren Händen ist«, erklärte Sir Frank Williams<br />

kürzlich. Den Weg ins Privatleben und in seinen geliebten Rosengarten<br />

könnte in den nächsten Jahren auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn<br />

einschlagen, immerhin steht mit Paddy Lowe ein potenzieller Nachfolger<br />

bereits parat. Auch seine Konterparts bei Ferrari und McLaren - Stefano<br />

Domenicali und Martin Whitmarsh - könnten im Formel-1-Paddock der<br />

Zukunft fehlen. Ohne vorzuweisende Erfolge könnte es unter Umständen<br />

nicht lange dauern, bis neue Leute in ihren Chefsesseln sitzen.<br />

04<br />

Die neuen Motoren<br />

Schon im nächsten Jahr sehen sich die Teams einer der größten technischen<br />

Veränderungen der letzten Jahrzehnte gegenüber: Adieu V8-Saugmotoren,<br />

willkommen V6-Turbo-Motoren mit erweiterter Energierückgewinnung. Das<br />

erklärte Ziel der FIA ist klar: Die Antriebsaggregate sollen umweltfreundlicher,<br />

effizienter und gesellschaftlich relevanter werden - und das bei gleichbleibender<br />

Leistung. Rund 760 PS sollen die neuen »Power Units« leisten,<br />

denen dank ERS auf Knopfdruck für 33,3 Sekunden pro Runde 163 Zusatz-<br />

PS zur Verfügung stehen werden. Die Spritmenge ist auf 100 kg, also rund<br />

140 Liter, begrenzt, die Laufleistung pro »Power Unit« liegt bei ca. 4.000<br />

km. Mit dem Comeback von Honda als Motorenpartner von McLaren ab<br />

der Saison 2015 geht ein weiterer Wunsch der FIA in Erfüllung - die Rückkehr<br />

oder der Einstieg weiterer Automobilhersteller. Die neue Motoren-Ära bedeutet<br />

aber auch einen Abschied: Cosworth wird den Sprung in die Zukunft<br />

nicht mitgehen können. Damit verschwindet Ende 2013 abermals ein ruhmreicher<br />

Name aus der Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s.<br />

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05<br />

Die neuen Strecken<br />

06<br />

Der Plan steht schon fest: 2014 geht es für die<br />

Formel 1 erstmals nach Russland und zwei Mal in<br />

die USA. Die 5,854 km lange Strecke im Olympiapark<br />

von Sochi soll trotz der Olympischen Spiele<br />

rechtzeitig fertig werden. Ebenso optimistisch<br />

geben sich die Veranstalter des F1-Rennens in New<br />

Jersey/New York, das eigentlich schon 2013 hätte<br />

stattfinden sollen. Als Alternative hält sich Bernie<br />

Ecclestone Long Beach warm. Ausgiebig um einen<br />

Grand Prix buhlt auch Thailand. Dort soll 2015 auf<br />

einem 5,995 km langen Stadtkurs in Bangkok<br />

gefahren werden: Tribünen im Fluss, eine Strecke<br />

entlang der Wahrzeichen und sogar ein Nachtrennen<br />

wurden diskutiert. Allerdings verbot die Regierung<br />

kürzlich Autorennen in der Innenstadt. In<br />

Mexiko haben Sergio Perez und Esteban Gutierrez<br />

einen F1-Boom ausgelöst, den Mr. E gerne mit einer<br />

F1-Rückkehr nach Mexico City ausnutzen würde.<br />

Das Autodromo Hermanos Rodriguez soll als Austragungsstätte<br />

herhalten. Aber nicht überall ist die<br />

Formel 1 willkommen: Ecclestones Wunsch nach<br />

einer Rückkehr nach Südafrika wurde von den Verantwortlichen<br />

in Kapstadt abgelehnt - zu teuer.<br />

Die ungebrochenen Finanzprobleme<br />

Im Formel-1-Umfeld ist es ein offenes Geheimnis, dass mit Ausnahme von<br />

Weltmeister Red Bull und Ferrari sämtliche Teams finanzielle Sorgen haben.<br />

Im Geschäftsbericht vom 31. August 2012 belief sich der Schuldenstand<br />

von Lotus auf rund 70 Millionen. Längst ist auch bei etablierten Rennställen<br />

wie Sauber, Williams oder Force India Talent nicht mehr das einzige Kriterium<br />

bei der Fahrersuche. »Die Formel 1 ist zu einer Auktion geworden«,<br />

stellte Jaime Alguersuari Anfang der Saison die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s<br />

an den Pranger. Selbst beim britischen Traditionsrennstall McLaren<br />

soll die Mitgift von Sergio Pérez in Form von engen Kontakten zum Telekommunikationsriesen<br />

Telmex seine Auswahl für das zweite Cockpit begünstigt<br />

haben. HRT hingegen konnten nicht einmal die »Zuschüsse« von<br />

Narain Karthikeyan retten. Das Team verschwand 2013 aus dem Starterfeld<br />

und andere könnten in der Zukunft folgen. Caterham und Marussia zittern<br />

sich von Rennwochenende zu Rennwochenende. Martin Whitmarsh bereitet<br />

diese Situation Kopfzerbrechen: »Es kann ganz schnell zu einem Dominoeffekt<br />

kommen.«<br />

44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


07<br />

Die anhaltenden Streitigkeiten<br />

Zwei Dinge sind in der Formel 1 so sicher wie das berühmte Amen in der Kirche:<br />

Sebastian Vettel verliert nicht gerne und die elf Formel-1-Teams sind nie alle der<br />

gleichen Meinung. Seit einer gefühlten Ewigkeit diskutieren die Teamchefs über<br />

ein neues Concorde Agreement - eine Einigung liegt in weiter Ferne. Aber nicht<br />

nur das: Fast die Hälfte der Rennställe gehört nicht mehr der Teamvereinigung<br />

FOTA an. Eine sinnvolle Interessensvertretung für die Zukunft scheint so kaum<br />

möglich. Gegner der Vereinigung werden sagen, dass die FOTA angesichts der<br />

traditionellen Zerstrittenheit unter den Teams ohnehin von Beginn an unter<br />

keinem guten Stern gestanden habe. Dem Image der Formel 1 schadet all dies<br />

enorm. Dabei besteht dringender Handlungsbedarf, wie die Finanzlage der<br />

Rennställe beweist. Seit der Ära-Mosley wird über Kostensenkungsmöglichkeiten<br />

verhandelt - ein überarbeitetes Abkommen (»RRA«) scheiterte bislang jedoch<br />

stets an den entgegengesetzten Interessen der Teams bei der Bewertung von<br />

Test-, Simulations-, Motoren- oder Personalkosten.<br />

08<br />

Der nächste Bernie<br />

Mehr als 100 Boliden vergangener Tage sollen<br />

sich in den Privatgaragen von Bernie Ecclestone<br />

stapeln. In naher Zukunft könnte auch der Formel-1-Zampano<br />

zu einem Relikt vergangener<br />

Tage werden. Seine juristischen Probleme<br />

[Anklage wegen Bestechung und Anstiftung zur<br />

Untreue, bei Redaktionsschluss galt für Ecclestone<br />

die Unschuldsvermutung] haben ihn angreifbar<br />

gemacht. Mr. E im Gefängnis? Ein Szenario,<br />

das viele noch vor zwölf Monaten für unmöglich<br />

hielten - das jetzt aber in den Bereich des Möglichen<br />

gerückt ist und nicht nur die Formel-1-<br />

Anteilseigner in Unruhe versetzt. Auch Hersteller<br />

werden mit einem Ausstieg in Verbindung<br />

gebracht. Immerhin kontrolliert Ecclestone zwei<br />

Drittel der Formula One Group - und ein Nachfolger<br />

ist nicht in Sicht. Aber auch wenn sich<br />

Ecclestone aus der Gribowsky-Affäre juristisch<br />

unbeschadet herauszieht, so nagt dennoch der<br />

Zahn der Zeit am 82-Jährigen. Doch wer soll,<br />

kann und will diesen Job im Fall der Fälle übernehmen?<br />

Nach Informationen der Times haben<br />

Mitglieder des F1-Aufsichtsrates Headhunter<br />

engagiert, um diese Frage zu klären.<br />

Foto: adrio/sutton, red bull, lotus<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45


Fotos: adrivo/sutton<br />

Immer Ärger mit Bernie<br />

Kleine Person, riesiger Erfolg. Bernie Ecclestone hat die Formel<br />

1 zu dem gemacht, was sie heute ist. Sein Geschäftssinn und sein<br />

schwarzer Humor sind weltberühmt - auch wenn er es manchmal<br />

ein bisschen übertreibt...<br />

»Wenn ich mitten in einem Grand Prix sterben würde - kein Problem!<br />

Mir wäre aber lieber, wenn es erst nach Rennende soweit wäre.«<br />

»Ich liebe es, nach Japan zu fliegen!<br />

Dort sind alle so groSS wie ich.«<br />

»Immer wenn sie denken, sie hätten mich an den Eiern, stellen<br />

sie fest, dass ihre Hände dafür gar nicht groß genug sind.«<br />

»Ich wünschte, ich könnte die ganzen Teamchef-Meetings<br />

mit Mineralwasser beliefern. Damit lieSSe sich eine Menge Geld verdienen.«<br />

»Hitler war jemand, der die Dinge geregelt bekam.«<br />

(später entschuldigte er sich für diese Aussage)<br />

»Bei manchen der modernen Auslaufzonen geht dem Fahrer das Benzin<br />

aus, bevor er in die Streckenbegrenzung kracht.«<br />

»Meine Autobiografie? Am Morgen nach meinem Tod - und<br />

die ersten zwölf Exemplare gehen an das Finanzamt.«<br />

»Max und ich sind nicht so etwas wie die Mafia - wir sind die Mafia.«<br />

46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


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Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Der Stern soll<br />

strahlen<br />

Toto Wolff hat eine klare Aufgabe: Die Silberpfeile sollen in der Formel 1 wieder<br />

strahlen. Der Weg dorthin ist nicht leicht: Kritiker, Neider und ein Berg von Arbeit<br />

versperren den Weg. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> bat Wolff zum Interview. Der<br />

Mercedes-<strong>Motorsport</strong>chef verriet uns seine silberne Philosophie.<br />

MSM: Uli Hoeneß hat im vergangenen Jahr vom<br />

neuen Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer<br />

gefordert, den Verein in derartige Erfolgshöhen zu<br />

katapultieren, dass die Konkurrenz die Mannschaft<br />

nur noch mit dem Fernglas beobachten könne.<br />

Bayern hat mit dem Triple vorgelegt, erwarten Dr.<br />

Zetsche und der Daimler-Vorstand Ähnliches von<br />

dir?<br />

TOTO WOLFF: So direkt hat es Dr. Zetsche nicht<br />

formuliert, aber der Erfolgsanspruch an die Marke<br />

ist sehr hoch und somit wird auch an uns der<br />

Anspruch gestellt, erfolgreich zu sein. Mercedes ist<br />

in der Formel 1, um die Marke strahlen zu lassen<br />

und um die Historie der Silberpfeile erfolgreich weiterzuschreiben.<br />

Der Anspruch ist es, langfristig<br />

erfolgreich zu sein. Es geht nicht darum, ein Rennen<br />

zu gewinnen oder auf dem Podium zu stehen, sondern<br />

über mehrere Jahre hinweg erfolgreich zu sein.<br />

Geschäftsführerrolle versuche ich, meinen kleinen<br />

Anteil zu liefern, damit das Team erfolgreich ist.<br />

Dabei bin ich mir bewusst, dass wir »Business-Leute«<br />

uns in einer Supportfunktion für die Jungs befinden,<br />

die für die Performance des Autos zuständig sind.<br />

So reell muss man das sehen. Meine Funktion ist, die<br />

Strukturen zu optimieren. Mir ist bewusst, dass es<br />

kritische Stimmen gibt, die meinen »Wolff stößt zu<br />

Mercedes und wirft alle raus«, aber das ist nicht der<br />

Fall. Meine Rolle ist es, die Rahmenbedingungen zu<br />

schaffen, dass die Leute in ihren Positionen bestmöglich<br />

performen - dazu zählt das Budget, der Support<br />

aus Stuttgart, den besten Mann in der besten Position<br />

zu haben sowie den einen oder anderen zu verstärken.<br />

Natürlich geht das nur im Rahmen der Effizienz<br />

von Mercedes, denn wir haben hier kein Gießkannenprinzip.<br />

Es gibt ein Effizienzprogramm im Daimlerkonzern<br />

»fit for leadership« und das gilt auch für<br />

uns.<br />

Fakt ist, dass Mercedes in den letzten drei Jahren<br />

an Strahlkraft eingebüßt hat, doch wenn ich mir die<br />

Fan-Reaktionen auf <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com und<br />

unserer Facebook-Seite ansehe - die immerhin<br />

200.000 Fans hat - dann wirkt es, als würde<br />

Mercedes mehr und mehr zum Sympathieträger<br />

werden. Kann man sagen, Toto Wolff ist ein<br />

Gewinn-Maximierer?<br />

Es freut mich, wenn die Leute das meinen. Tatsache<br />

ist, dass nicht meine Person für die Performance des<br />

aktuellen Autos zuständig ist, sondern Designchef<br />

Aldo Costa und Aerodynamikchef Mike Elliott, der<br />

im vergangenen August zum Team gestoßen ist. All<br />

die wichtigen Entscheidungen wurden von diesen<br />

Personen bereits vor Monaten getroffen. In meiner<br />

Toto Wolff im<br />

Gespräch mit dem<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Du hast die kritischen Stimmen angesprochen, die<br />

es in Verbindung mit deiner Person gibt. Liegt es an<br />

der Brisanz, dass du sowohl Anteile an Mercedes<br />

als auch an HWA besitzt, an deinem Williams-<br />

Abschied oder daran, dass die alte Garde der Journalisten<br />

mit dem Generationswechsel nicht<br />

klarkommt?<br />

Ich glaube, dass es mehrere Faktoren gibt. Mit Sicherheit<br />

ist ein Thema, dass sich die Formel 1 derzeit im<br />

Wandel befindet. Ich möchte nicht von einem Generationswechsel<br />

sprechen, aber es stoßen viele, neue<br />

Leute dazu, die nun einmal nicht 30 Jahre in der<br />

Formel 1 vorweisen können, sondern vielleicht nur<br />

drei Jahre. Für Manche ist es definitiv schwierig,<br />

damit zurechtzukommen, weil Leute verschwin- →<br />

Fotos: adrivo/suton, mercedes-benz<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49


den, mit denen sie 30 Jahre um die Welt gereist sind<br />

und mit denen sie in all den Jahren auch freundschaftliche<br />

Beziehungen aufgebaut haben. Das ist<br />

nur verständlich. Gleichzeitig finde ich, dass man<br />

den neuen Leuten eine Chance geben muss und sie<br />

nicht vorzeitig disqualifizieren darf.<br />

Mit Nico Rosberg<br />

und Lewis Hamilton<br />

hat Mercedes eine<br />

der stärksten<br />

Fahrerpaarungen<br />

Ist diese Polarisation einfach Teil deines Jobs?<br />

Mercedes polarisiert als Marke und wenn man für<br />

diese Marke arbeitet, dann polarisiert man ebenfalls.<br />

Persönlich fällt mir diese Medienpräsenz schwer - das<br />

ist nichts, was ich gesucht habe. Ich konnte die letzten<br />

20 Jahre meinen Weg verfolgen und der war ausschließlich<br />

ergebnisorientiert. Jetzt bin ich ein Partner<br />

von Mercedes, repräsentiere die Marke und bin<br />

darüber sehr stolz. Ich muss mich jeden Tag zwicken,<br />

dass ich diese Chance gekriegt habe. Dazu gehört die<br />

Marke auch medienwirksam zu repräsentieren. Liegt<br />

mir das charakterlich? Nicht wirklich. Ist es Teil meiner<br />

Rolle? Ja. Die einen denken, ich mache meinen<br />

Job gut, die anderen denken das Gegenteil.<br />

Du hast dir als Ziel gesetzt, den Mitarbeitern in<br />

Brackley eine Identität einzuhauchen. Wie genau<br />

sieht diese Identität aus?<br />

Die Mitarbeiter in Brackley haben im Verlauf der<br />

Jahre schon so vieles gehört. Mal waren sie Japaner,<br />

mal amerikanische Zigarettenverkäufer und jetzt<br />

heißen sie seit einigen Jahren Mercedes-Benz. Plötzlich<br />

kommt ein neuer Mitgesellschafter, was wieder<br />

eine neue Situation für alle ist. Mir geht es darum,<br />

das Beste aus beiden Welten zu nehmen, die Stärke<br />

und die Kraft eines multinationalen Konzerns zu<br />

nutzen, aber trotzdem die Effizienz eines mittelständischen<br />

Racing-Teams in England beizubehalten.<br />

Meine Aufgabe ist es, das Beste aus Stuttgart zu<br />

bekommen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass<br />

Brackley so gut wie möglich arbeiten kann. Das ist<br />

eine meiner Hauptrollen, die auch mit Ross [Brawn]<br />

so abgesprochen ist. Ross ist mit 15 <strong>WM</strong>-Titeln der<br />

erfolgreichste Techniker der Formel 1, meine Aufgabe<br />

muss es sein, diese Jungs so gut wie möglich zu<br />

unterstützen und ihnen all den »commercial und<br />

political stuff« abzunehmen. Ich kann das Team besser<br />

funktionieren lassen, aber ich mache das Auto<br />

nicht schneller.<br />

Im Zuge dessen wurdest du zitiert, dass diejenigen,<br />

die diese Identität nicht übernehmen wollen, nicht<br />

lange im Team bleiben werden. Das Wort »Kündigung«<br />

dürfte in England nicht gut angekommen<br />

sein.<br />

Das habe ich so nie gesagt. Ich habe gesagt, dass wir<br />

versuchen, die neuen Strukturen umzusetzen und<br />

wir hoffen, dass die Leute das annehmen. Gleichzeitig<br />

habe ich gesagt, dass wir die zu motivieren versuchen,<br />

die das nicht annehmen wollen, aber dass mancher<br />

trotzdem nicht bleiben möchte. In den Medien war<br />

danach zu lesen: »Wolff droht Brackley mit Kündigungen.«<br />

So ein Blödsinn. Diejenigen, die Freude an<br />

ihrem Job haben, werden bleiben und die anderen<br />

werden gehen.<br />

Toto Wolff will<br />

Mercedes auf<br />

Erfolgskurs bringen<br />

Die neue Führung:<br />

Wolff, Niki Lauda<br />

und Ross Brawn<br />

50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Wir stehen unter einem groSSen Druck. Unser Chef will Erfolge<br />

sehen, deshalb sind wir alle in der Formel 1. Dieser Druck liegt<br />

auf meinen Schultern und auf positive Weise versuche ich, das<br />

Team damit zu motivieren. Aber ich will gleich mit den Klischees<br />

aufräumen, dass es deshalb bei uns laut zugeht.<br />

Auch wenn das Risiko solcher Schlagzeilen besteht,<br />

ist es doch wichtig, Klartext zu reden, um zu verhindern,<br />

dass die Ergebnisse nicht wieder sukzessive<br />

schlechter werden.<br />

Natürlich. Wir stehen unter einem großen Druck.<br />

Unser Chef will Erfolge sehen, deshalb sind wir alle<br />

in der Formel 1. Dieser Druck liegt auf meinen Schultern<br />

und auf positive Weise versuche ich, das Team<br />

damit zu motivieren. Aber ich will gleich mit den<br />

Klischees aufräumen, dass es deshalb bei uns laut<br />

zugeht. Das ist nicht der Fall. Ich muss einfach versuchen,<br />

das Beste aus den Leuten herauszuholen. Da<br />

gibt es die technische, die kommerzielle, die<br />

finanzielle, die politische Seite und, und, und.<br />

Der große Fehler, der einem in der Formel<br />

1 aufgrund dieser großen Medienvisibilität<br />

passiert, ist, dass man sich zu schnell zu<br />

wichtig nimmt. Wenn das passiert, verliert<br />

man den Kontakt zum Boden. Genau das<br />

will ich verhindern. Wir sind hier in einem<br />

Mikrozirkus aber wir dürfen nicht vergessen,<br />

dass wir Sport und Entertainment<br />

betreiben. In der Welt gibt es viel wichtigere<br />

Themen als das, was wir hier tun.<br />

Zu deinen Aufgaben zählt es, beide Welten<br />

- Stuttgart und Brackley - zu vereinen.<br />

Warum ist ein deutsches Team nicht in<br />

Deutschland ansässig wie Ferrari in Italien<br />

oder Sauber in der Schweiz? Liegt es wirklich<br />

nur daran, dass man ohne die Infrastruktur<br />

und Fachkräfte aus dem »motorsport<br />

valley« in England kein erfolgreiches<br />

Team in Deutschland aufbauen kann?<br />

Es gibt zwei Gründe. Einerseits ist die Formel<br />

1 ein Sport mit High-Entry-Barriers.<br />

Das heißt, dass große Investitionen notwendig<br />

sind, um etwas auf die grüne Wiese<br />

zu stellen. Andererseits dauert es eine sehr<br />

lange Zeit, bis man Personal findet. Das gilt<br />

für alle Bereiche, vom Mechaniker bis zum<br />

Teamchef. Das geht nicht von einem Tag<br />

auf den anderen, das braucht Zeit. Deswegen<br />

sind diese Strukturen historisch gesehen<br />

an bestimmten Plätzen gewachsen,<br />

unter anderem in Maranello, in Hinwil, in<br />

Woking, in Grove und eben in Brackley.<br />

Dass das Ganze ein wenig englischlastiger<br />

ist, liegt vermutlich daran, dass die Gentleman-Driver<br />

aus den 40er und 50er Jahren<br />

mehr <strong>Motorsport</strong> betrieben haben als wir auf<br />

dem Kontinent. Diese Strukturen sind historisch →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51<br />

Fotos: adrivo/suton, mercedes-benz


gewachsen. Man kann sie nicht nehmen, abbauen<br />

und irgendwo anders wieder aufstellen.<br />

Die Silberpfeile sollen<br />

wieder an alte<br />

Traditionen anknüpfen<br />

Bei Williams konnte es zwischen dir und Patrick<br />

Head auch mal laut werden. Ist bei Mercedes Niki<br />

Lauda dein Sparring-Partner?<br />

Er ist einer meiner Sparring-Partner in verschiedensten<br />

Themen. Er bringt dem Team echte Vorteile,<br />

denn er ist unheimlich vernetzt, besitzt sehr viel<br />

Erfahrung und ist jemand, der seine Meinung sehr<br />

direkt sagt. Das ist von Vorteil, weil es hilft, sehr<br />

schnell ans Ziel zu kommen. Niki und ich kennen<br />

uns schon lange. Manchmal reiben wir uns, manchmal<br />

lachen wir miteinander, aber es ist eine gut funktionierende<br />

Beziehung. Wir haben beide das gleiche<br />

Ziel - mit dem Team langfristig erfolgreich zu sein<br />

- und das schweißt uns zusammen.<br />

Bedeutet das auch, dass Aussagen zutreffen, wonach<br />

mit dir und Lauda zwei Privatiers bereitstehen, um<br />

den Rennstall zu übernehmen, falls Mercedes vorzeitig<br />

aussteigen sollte. Oder ist diese Aussage - wie<br />

Niki es sagen würde - einfach nur »deppert«?<br />

Ich würde es gleich wie Niki formulieren. Niki und<br />

ich haben null Interesse, das Team ohne Mercedes<br />

zu führen. Man muss sich schon darüber im Klaren<br />

sein, dass zwei Privatiers so einen F1-Rennstall nicht<br />

leiten, nicht finanzieren und somit nicht langfristig<br />

überleben lassen können. Ohne einen starken Mutterkonzern<br />

im Rücken wäre die Verantwortung einfach<br />

zu groß, umso mehr hoffe ich, dass die Verbindung<br />

noch lange bestehen bleibt. Denn Niki und ich<br />

fühlen uns in unserer Junior-Rolle als Teil von<br />

Mercedes-Benz sehr wohl.<br />

Welche Elemente zeichnen die Führung eines Formel-1-Teams<br />

aus und welche deiner Erfahrungen<br />

als erfolgreicher Geschäftsmann lassen sich<br />

anwenden?<br />

Am Ende des Tages ist ein Rennstall auch ein Unternehmen.<br />

Ein Racing-Team identifiziert sich über<br />

den Erfolg auf der Rennstrecke, aber um diesen<br />

Erfolg herbeizuführen, musst du Strukturen wie ein<br />

funktionierendes Unternehmen haben. Ross und die<br />

technische Gruppe machen den sportlichen Teil sehr<br />

gut und ich versuche, den anderen Teil bereitzustellen.<br />

Wir wollen keinesfalls ein Unternehmen sein,<br />

das Rennen fährt, sondern ein Racing-Team, das<br />

kommerziell rentabel funktioniert. Aber das geht<br />

nur, wenn du ein Rennteam so gut wie eine Firma<br />

organisierst. Du brauchst gute Mitarbeiter, finanzielle<br />

Ressourcen, einen langfristigen Plan respektive eine<br />

Strategie. Da gibt es dann die Racing-Profis, die<br />

Finanzleute, die Kaufmänner und das Engineering<br />

- das alles muss funktionieren.<br />

Wolff will dem Team<br />

zu einer Siegermentalität<br />

verhelfen<br />

Welchen Einfluss hat Paddy Lowe auf den 2014er<br />

Boliden?<br />

Paddy ist ein weiterer Baustein eines hoffentlich langfristig<br />

funktionierenden Rennteams. Fix ist, dass<br />

2014 eine Revolution darstellt. Es gibt ein anderes<br />

Motorenkonzept und dadurch auch ein anderes<br />

52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Niki und ich kennen uns schon lange. Manchmal reiben wir<br />

uns, manchmal lachen wir miteinander, aber es ist eine gut<br />

funktionierende Beziehung. Wir haben beide das gleiche Ziel.<br />

Fahrzeugkonzept. Es ist eine enorme Herausforderung,<br />

weil du mit der Entwicklung des Autos viel<br />

früher beginnen musst.<br />

Lowe gilt als Top-Mann und Fakt ist, dass man die<br />

richtigen Leute an den richtigen Stellen braucht, um<br />

erfolgreich zu sein. Dieses Puzzle richtig zusammenzusetzen,<br />

ist das eine Herausforderung, die dich<br />

reizt?<br />

Ja, das ist für mich der Reiz an meiner Aufgabe. Und<br />

in den vergangenen 20 Jahren habe ich nichts anderes<br />

gemacht, als in den verschiedensten Unternehmen<br />

- früher eher in der Technologiebranche - die besten<br />

Leute so gut wie möglich funktionieren zu lassen.<br />

Grund zur Freude<br />

bei Wolff und Dr.<br />

Dieter Zetsche<br />

Die Pirelli-Reifen sind dieses Jahr ein heißes Thema.<br />

Mercedes zählt zu den Kritikern. Laut <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>.com-Experte Christian Danner habt ihr<br />

Pirelli den schwarzen Peter zugeschoben, um vom<br />

Team abzulenken. Deine Antwort?<br />

Christian kennt sich in der Branche wirklich gut aus<br />

und natürlich ist sein Argument nachvollziehbar. Ich<br />

kann mit einem Schmunzeln zustimmen, dass man<br />

das eigene Team immer hochhalten will. Fakt ist,<br />

dass der Reifen der entscheidende Faktor in diesem<br />

Jahr ist. Wir legen das ganze Wochenende danach<br />

aus, damit wir am Sonntag über die Renndistanz<br />

kommen. Dazu müssen wir zwei, drei Sekunden<br />

langsamer fahren, als wir es könnten. Das ist eine<br />

neue Art von Formel 1, eine sehr strategische Art zu<br />

fahren. Wir investieren sehr viel Zeit in die Analysen,<br />

um endlich Herr der Lage zu werden. Kurz gesagt:<br />

»Same deal for everybody and we have to get on top<br />

of it.«<br />

Immer mehr Österreicher sind im Spitzen-Management<br />

der Formel 1 anzutreffen. Man könnte fast<br />

meinen: Österreich übernimmt die Formel 1. Doch<br />

wo bleiben die rot-weiß-roten Fahrertalente?<br />

Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, wie es zu solchen<br />

Zyklen kommt, wo es manchmal mehr Fahrer<br />

und manchmal mehr Manager aus Österreich gibt.<br />

Im Moment sehe ich niemanden, der in die Nähe<br />

der Formel 1 kommt. Es gibt sicher Talente in den<br />

Juniorklassen oder im Kart, aber mir fehlt in Österreich<br />

der Nachwuchs, wo man sagt, dass der Fahrer<br />

nicht nur Talent besitzt, sondern auch die finanziellen<br />

Möglichkeiten hat, um ganz nach oben zu kommen.<br />

Es ist für junge Talente, die vielleicht im Kart sehr<br />

gute Leistungen zeigen, extrem schwierig geworden,<br />

an die Spitze der GP2 oder Formel 3 zu gelangen.<br />

Österreich ist ein sehr kleiner Markt und nicht so<br />

interessant wie andere Länder. Deshalb werden die<br />

Jungs nicht so unterstützt, damit sie ganz einfach<br />

durch die Nachwuchsserien kommen.<br />

Fotos: adrivo/suton, mercedes-benz<br />

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Fotos: adrivo/Sutton, honda<br />

Denkwürdige Honda-Siege<br />

Big in Japan Text:<br />

Frederik Hackbarth<br />

Weltwirtschaftskrise. Formel-1-Ausstieg. Schock. Honda hinterlieSS mit seinem Rückzug Ende<br />

2008 eine Leere in der F1-Welt. 2015 kehren die Japaner mit McLaren als Motorenlieferant in die<br />

Formel 1 zurück. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wirft einen Blick zurück auf die fünf gröSSten Siege<br />

der Marke mit dem markanten ‚H‘.<br />

5. Richie Ginther (Honda RA272) - Mexiko GP 1965<br />

Für den US-Amerikaner Richie Ginther<br />

und sein Honda-Werksteam<br />

war der Triumph beim Großen Preis<br />

von Mexiko in Mexiko City am 24.<br />

Oktober 1965 eine Premiere im<br />

doppelten Sinne, bedeutete er doch<br />

für beide den ersten Sieg in der<br />

Formel 1. Ginther sollte in seinem<br />

weiteren Karriereverlauf keinen weiteren<br />

F1-Erfolg mehr feiern, bei<br />

Honda kamen als Werksteam in der<br />

Königsklasse nur noch zwei Siege<br />

hinzu. Als Motorenhersteller konnten<br />

die Japaner in ihrer F1-Historie<br />

jedoch 72 Mal auf die oberste Stufe<br />

des Treppchens steigen. Beim<br />

ersten Mal führte Ginther alle 65<br />

Rennrunden an. Mit Jim Clark und<br />

Graham Hill fielen zwei große Gegner<br />

mit Motorenproblemen aus - ein<br />

Getriebedefekt bei Jackie Stewart<br />

nahm den nächsten gefährlichen<br />

Widersacher aus dem Rennen.<br />

Somit musste sich Ginther nur noch<br />

gegen den Brabham von Dan Gurney<br />

wehren - dies gelang ihm bei<br />

der Überfahrt des Zielstrichs mit<br />

knappen drei Sekunden Vorsprung.<br />

Stallkollege Ronnie Bucknum rundete<br />

das gute Honda-Teamresultat<br />

an jenem Herbsttag als Fünfter ab<br />

und holte seinerseits die ersten<br />

Punkte im Oberhaus des<br />

<strong>Motorsport</strong>s.<br />

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4. Jenson Button (Honda RA106) - Ungarn GP 2006<br />

Der bis dato letzte Sieg Hondas in der Formel 1 war einer der wohl überraschendsten<br />

des Sports. Button ging am 6. August 2006 lediglich von der 14. Startposition aus ins<br />

Rennen - Schuld war eine Zurückvückversetzung um zehn Startplätze, da der Brite<br />

zuvor seinen Motor wechseln musste, nachdem er sich eigentlich auf Rang vier qualifiziert<br />

hatte. Eine Glanzleistung des Honda-Piloten und die chaotischen Wetterverhältnisse<br />

auf dem Hungaroring spülten den damals 26-Jährigen im Verlauf der 70 Runden<br />

wieder nach vorne. Bereits in den ersten Umläufen hatte Button im Regen einige Piloten<br />

überholt - nach zehn Runden fand er sich schon wieder hinter den Top-3 und damit<br />

auf der Position wieder, von der er das Rennen eigentlich hätte aufnehmen sollen.<br />

Nachdem im späteren Rennverlauf Kimi Räikkönen und Fernando Alonso ausfielen und<br />

Button kühlen Kopf bewahrte, war der Weg zum Sieg frei. Mit einer halben Minute<br />

Vorsprung auf Pedro de la Rosa sicherte sich der bereits als ewiges Talent verschriene<br />

spätere Weltmeister in seinem 113. Grand Prix doch noch seinen langersehnten ersten<br />

F1-Triumph.<br />

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3. Gerhard Berger (McLaren-Honda MP4/6) - Japan GP 1991<br />

Vor dem vorletzten Grand Prix des Jahres war 1991 in<br />

Suzuka bereits alles für die große Honda-Party angerichtet.<br />

Die Vorzeichen vor dem Heimspiel standen gut für den<br />

dritten Titelgewinn Ayrton Sennas, der sich im Titelrennen<br />

gegen Nigel Mansell klar im Vorteil befand. Im Qualifying<br />

am Samstag setzte sich jedoch keiner der beiden Meisterschaftsaspiranten,<br />

sondern Sennas Teamkollege Gerhard<br />

Berger durch. Auch nach dem Rennstart blieben die Positionen<br />

zunächst unverändert, ehe Mansell sich nach zehn<br />

Runden hinter der führenden McLaren-Doppelspitze in<br />

Kurve eins ins Aus drehte - die Titelhoffnungen des Briten<br />

waren damit beendet und Senna, der mittlerweile die Führung<br />

von Berger übernommen hatte, alter und neuer Weltmeister.<br />

Da die beiden Teamkollegen das Geschehen ganz<br />

vorne spielerisch dominierten, schenkte der Brasilianer<br />

seinem Freund als Dank für die Unterstützung über das<br />

ganze Jahr wenige Meter vor der Ziellinie den ersten Platz<br />

zurück. Berger durfte seinen ersten McLaren-Sieg feiern<br />

und verzückte damit die Honda-Chefetage in den Boxen,<br />

die sich über den fünften Fahrertitel in Folge und den sechsten<br />

bei den Konstrukteuren freute.<br />

2. Nigel Mansell (Williams-Honda FW11B) - Mexiko GP 1987<br />

Zwar hatte Williams-Honda die Konstrukteurs-<strong>WM</strong> schon<br />

1986 geholt, damals aber den viel wichtigeren Fahrertitel<br />

knapp an Alain Prost verloren. Im Folgejahr wollte man es<br />

viel besser machen - und das gelang. Beim Großen Preis<br />

von Mexiko kam es am 18. Oktober zur großen Besonderheit:<br />

Williams-Honda sicherte sich das Championat und das<br />

gleich mit zwei Siegen an einem Tag. Doch der Reihe nach:<br />

Das Rennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez musste<br />

nach einem Unfall von Derek Warwick nach der Hälfte<br />

unterbrochen werden. Die Verantwortlichen entschieden<br />

daraufhin, die Resultate von Teil eins und Teil zwei zu kombinieren.<br />

Auch wenn am Ende des Tages Nelson Piquet als<br />

Erster die Ziellinie überquerte, musste er den Tagessieg<br />

Williams-Stallkollege Nigel Mansell überlassen, der sich im<br />

ersten Heat mit einem größeren Vorsprung durchgesetzt<br />

hatte. Dem Team konnte letztendlich egal sein, wer von<br />

beiden die Nase vorne hatte - durch den Doppelsieg konnte<br />

in den beiden letzten Rennen nur noch ein Williams-Honda-<br />

Pilot Weltmeister werden und auch der Titel als Konstrukteurs-Champion<br />

war der britisch-japanischen Truppe zu<br />

diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zu nehmen.<br />

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1. Ayrton Senna<br />

(McLaren-Honda<br />

MP4/4) - Japan GP<br />

1988<br />

Am 30. Oktober 1988 passte für Honda einfach<br />

alles zusammen: Zum einen der Fakt, dass der von<br />

den Japanern geliebte Shootingstar Ayrton Senna<br />

seinen ersten <strong>WM</strong>-Titel holte, dann die Art und<br />

Weise, wie er sich in einem dramatischen Rennen<br />

durchsetzte und die Tatsache, dass all dies ausgerechnet<br />

beim Heimspiel auf der hauseigenen Strecke<br />

von Suzuka stattfand - mit einem bravourösen<br />

Doppelsieg, versteht sich. Quasi als Krönung der<br />

wohl dominantesten Saison, die die Formel 1 jemals<br />

von einem Team zu sehen bekam. Doch ehe die<br />

Champagnerkorken knallten, musste Senna einen<br />

Husarenritt auf sich nehmen: Beim Start von der<br />

Pole Position war dem Brasilianer der Motor abgestorben.<br />

Innerhalb von nur 28 Runden raste er mit<br />

einer wilden Aufholjagd bei kniffeligen Mischbedingungen<br />

von Platz 14 wieder an die Spitze und<br />

brillierte dabei unter anderem mit Slicks auf der<br />

teilweise nassen Fahrbahn. Im Ziel hatte der neue<br />

Weltmeister 13 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten<br />

Prost und mit seinem achten Saisonsieg<br />

auch gleich eine neue Bestmarke für die meisten<br />

Siege in einer Saison aufgestellt. Im Honda-Land<br />

Japan brachen anschließend alle Dämme...<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57


58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: citroen<br />

zweiter<br />

bildungsweg<br />

Staub wirbelt Dani<br />

Sordo derzeit nur auf<br />

der Strecke auf - der<br />

richtig große<br />

Durchbruch blieb<br />

bislang aus<br />

Er denke nicht an die <strong>WM</strong>, er habe zu wenig Erfahrung,<br />

er wolle keine zu großen Erwartungen wecken<br />

- Robert Kubica steckt sehr große Anstrengungen<br />

in seine permanenten Tritte auf die Euphoriebremse.<br />

Dumm nur, dass seine Erfolge in der WRC2 ihm<br />

einen Strich durch die Rechnung machen. Rund 20<br />

Jahre auf der Rundstrecke endeten durch einen<br />

Rallye-Unfall. Immer noch kämpft er mit der Erfahrung,<br />

der Speed sucht aber bereits jetzt seinesgleichen.<br />

Im Moment ist es zwar noch etwas früh für<br />

langfristige Prognosen, eine kleine Warnung aber<br />

schon jetzt: Rallye-Welt schau dich um, vielleicht<br />

wächst hier gerade ein neuer Weltmeister auf dem<br />

zweiten Bildungsweg heran. - Marion Rott<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59


Text: Frederik Hackbarth<br />

Phänomen<br />

Farfus<br />

Offen, herzlich und erfolgreich. Augusto Farfus<br />

hat alle überrascht. Der BMW-Pilot fühlt sich<br />

in der DTM pudelwohl und hat schnell auf die<br />

Erfolgsspur gefunden. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

fragte ihn nach seinem Erfolgsgeheimnis.<br />

Fotos: BMW<br />

60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61


MSM: Augusto, für viele Experten und Fans<br />

gehörst Du nach Deinem guten Saisonstart zu den<br />

Favoriten: Die Form stimmt, das Auto auch - was<br />

kann Dich aufhalten?<br />

AUGUSTO FARFUS: Es ist immer gut, so etwas<br />

zu hören, aber wenn ich fahre, habe ich das nicht<br />

wirklich im Hinterkopf. Ich betreibe <strong>Motorsport</strong>,<br />

weil es mir Spaß macht und ich ihn mag. Natürlich<br />

gibt es auch noch diverse Nebenkriegsschauplätze<br />

- aber ich nehme jedes Rennen wie es kommt,<br />

möchte es genießen und Spaß dabei haben. Am<br />

Ende des Tages will ich nur fahren und der Beste<br />

sein. In dieser frühen Phase ist es ohnehin besser,<br />

jedes Rennen einzeln anzugehen, das Paket zu verbessern<br />

und das Beste aus den Wochenenden<br />

herauszuholen, denn es werden auch noch schwierige<br />

vor uns liegen. Darum geht es im Moment in<br />

erster Linie: Alles zu optimieren.<br />

Seit anderthalb Jahren fährst Du in der DTM -<br />

davor warst Du in der WTCC unterwegs. Nun, da<br />

Du ein etwas umfangreicheres Bild hast - was sind<br />

die größten Unterschiede zwischen den beiden<br />

Serien?<br />

Die Rennlänge, denn hier fahren wir mehr als eine<br />

Stunde lang und in der WTCC war das viel kürzer.<br />

Aber die Intensität, die hinter allem steckt, war<br />

eigentlich fast gleich, gerade wenn ich auch an die<br />

Arbeit mit den Ingenieuren denke. Allerdings sind<br />

die Autos hier natürlich viel komplexer und man<br />

hat wesentlich mehr Werkzeuge zur Verfügung,<br />

die man ausspielen kann und alles ist ausgereifter.<br />

Was die reine Arbeit hinter den Kulissen und mit<br />

dem Team anbelangt, war es doch ziemlich vergleichbar.<br />

Zwar musste ich meinen Fahrstil etwas<br />

anpassen und solche Dinge... aber am Ende des<br />

Tages ist es Racing und ein Rennauto. Ich gebe<br />

immer folgendes Beispiel: Wenn man Messi sagt,<br />

dass er am Strand oder in der Halle Fußball spielen<br />

muss, wird er immer noch wissen, wie er den Ball<br />

zu spielen hat. Er müsste sich vielleicht ein bisschen<br />

anpassen, aber nichtsdestotrotz wäre er weiterhin<br />

sehr talentiert. Ich denke, damit kann man es ganz<br />

gut vergleichen...<br />

Diesen Sommer steht für die DTM auch wieder<br />

ein Rennen auf dem Nürburgring auf dem Plan.<br />

Da dürften besonders bei Deiner Frau ganz besondere<br />

Erinnerungen hochkommen: Es gibt da ja<br />

dieses You-Tube-Video von euch beiden auf der<br />

Nordschleife...<br />

(lacht) Das ist der Wahnsinn! Es ist unglaublich,<br />

denn als ich sie vor zehn Jahren kennengelernt<br />

habe, war sie sehr mutig - sie war eine professionelle<br />

Fallschirmspringerin und ist aus Flugzeugen<br />

gesprungen! Später hat sie dann auch alle Kurse<br />

gemacht, um selbst eine Fluglizenz zu bekommen.<br />

Sie war also ein richtig mutiges Mädchen und<br />

eigentlich auch eine ganz gute Autofahrerin. Dann<br />

ist sie aber Mutter geworden und scheinbar hat das<br />

alles verändert. Was das Video betrifft... okay, wir<br />

Männer würden bei so etwas vielleicht nicht gerade<br />

schreien. Ich weiß ja nicht, ob Du schon einmal<br />

von einem guten Fahrer in einem guten Auto auf<br />

der Nordschleife mitgenommen wurdest - aber<br />

wenn Dich jemand fährt, der die Strecke wirklich<br />

in- und auswendig kennt, kann ich Dir garantieren,<br />

dass es nicht einfach für Dich wird! Ich erinnere<br />

mich noch an meine erste Runde mit Stucki in<br />

einem M5 - das ist schon ziemlich lange her, da war<br />

ich gerade neu bei BMW und die Strecke kannte<br />

ich noch überhaupt nicht. Und ich muss sagen: Das<br />

war für mich wie eine schrille Achterbahnfahrt.<br />

Als die Runde vorbei war, war ich schwer beeindruckt.<br />

Für eine Frau, die den Job zudem nicht<br />

gewöhnt ist, war das also sicherlich eine<br />

Herausforderung.<br />

Wusste Deine Frau, dass ihr Spaßvögel sie die<br />

ganze Zeit über filmt?<br />

Ja, das wusste sie schon. Was sie aber glaube ich<br />

nicht wusste, war, dass ihre Reaktion so ausfallen<br />

würde. Sie hatte mich gebeten: ‚Bitte fahr langsam<br />

und gib nicht so viel Gas.‘ Ich habe auch wirklich<br />

nicht gepusht oder war am Limit... eigentlich tut<br />

sie mir leid, arme Liri. Es ist eben doch heftig und<br />

eine intensive Erfahrung. Ich bin mir sicher, wenn<br />

ich ganz normale Leute dort herumfahren würde<br />

und für BMW machen wir ja manchmal derlei<br />

Events oder auch Taxifahrten auf der Nordschleife...<br />

da kommt es schon einmal vor, dass man anhalten<br />

muss, weil sich jemand übergeben muss. Naja,<br />

mittlerweile können meine Frau und ich darüber<br />

aber lachen.<br />

»Das ist der Wahnsinn!<br />

Es ist unglaublich,<br />

denn als ich<br />

meine frau Liri vor<br />

zehn Jahren kennengelernt<br />

habe, war sie<br />

sehr mutig - sie war<br />

eine professionelle<br />

Fallschirmspringerin<br />

und ist aus Flugzeugen<br />

gesprungen!«<br />

Stichwort lachen: Man sieht Dich immer strahlend<br />

und positiv durchs Fahrerlager laufen, von der<br />

Verbissenheit, die viele Deiner Kollegen an den<br />

Tag legen ist da nichts. Trotzdem bist Du am Ende<br />

des Tages dann aber oft schneller als sie... ist das<br />

die brasilianische Mentalität?<br />

Das könnte sein. Aber ich liebe ganz einfach den<br />

<strong>Motorsport</strong> und er war schon immer ein Teil<br />

meines Lebens. Der <strong>Motorsport</strong> hat mich zum<br />

Mann gemacht, mittlerweile auch zum Familienvater<br />

und er hat mir ermöglicht, meine eigene<br />

Familie aufzubauen. Ich bin ein Glückskind und<br />

ehrlich gesagt, wüsste ich gar nicht, was ich noch<br />

mehr von Gott und vom Leben fordern könnte.<br />

Ich habe alles. Natürlich will man immer auch<br />

erfolgreich sein und ich bin der Erste, der die Strecke<br />

verlässt, weil er zu seiner Familie möchte, weil<br />

sie mir alles bedeutet. Ich bin aber auch der Erste,<br />

der in der Früh hier ist, weil ich es liebe, hier und<br />

im Auto zu sein. Natürlich werde ich auch sauer,<br />

wenn es mal nicht so läuft, wie ich es gerne hätte<br />

- aber ich vergesse nie, dass ich alles wichtige im<br />

Leben habe. Meine Familie ist mein ein und alles...<br />

warum sollte ich also nicht lachen?<br />

Deine Siegesfeier in Hockenheim hast Du ausfallen<br />

lassen und bist lieber in Ruhe mit Deiner Familie<br />

Essen gegangen...<br />

Ja, ich mache nie Party - gut, einmal im Jahr schon,<br />

bei der BMW-Party am Ende des Jahres. Das ist<br />

immer sehr lustig. Letztes Jahr hat mir meine Frau<br />

gesagt, ich solle doch noch etwas länger dort bleiben<br />

und einmal richtig feiern. Aber ich bin eben<br />

einfach kein Partylöwe... was das betrifft, bin ich<br />

also ganz und gar nicht brasilianisch.<br />

Dass Du ein gutes Essen einer Feier vorziehst,<br />

überrascht kaum, wenn man weiß, dass Du ein<br />

sehr guter Koch bist. Deine Eltern betreiben ja<br />

sogar ein Restaurant...<br />

Ich bin in einem Restaurant aufgewachsen, wenn<br />

man so will. Aber ich musste Brasilien für meine<br />

Rennkarriere schon 1999 und im Alter von nur 15<br />

Jahren verlassen - also musste ich ein paar Dinge<br />

lernen und beim Kochen hatte ich in den Jahren<br />

davor zum Glück schon immer zugeschaut. Mittlerweile<br />

habe ich aber Liri und die kocht fantastisch,<br />

weswegen ich weniger Zeit hinter dem Herd<br />

verbringe. Ich mag es aber nach wie vor und wann<br />

immer sich die Möglichkeit ergibt, zaubere ich uns<br />

auch etwas in der Küche.<br />

Gab es in Deiner Karriere denn auch einmal einen<br />

Zeitpunkt, wo es in Richtung Formel 1 hätte gehen<br />

können - für BMW hast Du immerhin einmal<br />

Testfahrten absolviert?<br />

Der Test war wahrscheinlich schon ein bisschen zu<br />

spät für mich. Ich habe davor alles gewonnen: In<br />

der Formel Renault 2000 und in der Euro Formel<br />

3000, die man heutzutage wohl am besten mit der<br />

Renault Worldseries vergleichen könnte. Ich hatte<br />

also schon Chancen - was ich aber leider nicht<br />

hatte, war das Geld und das hat man leider auch<br />

zu meinen Zeiten ganz einfach schon gebraucht.<br />

Heute weiß das jeder, dafür haben die Medien<br />

gesorgt - somit kann man als Fahrer auch zu seinen<br />

Sponsoren gehen und sagen, ich brauche drei, vier<br />

oder sogar fünf Millionen. Mittlerweile ist das normal.<br />

Zu meinen Zeiten war das aber noch nicht so<br />

und wenn ich von einem Geldgeber so viel verlangt<br />

hätte, hätte er mir den Vogel gezeigt - vor allem in<br />

Brasilien. Eine Million US-Dollar war vor zehn<br />

Jahren in Brasilien dreimal so viel wert, wie es das<br />

heute ist. Ich bin aber trotzdem zufrieden mit dem<br />

62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Auftaktsieg für<br />

Augusto Farfus in<br />

Hockenheim<br />

Weg, den ich genommen habe. Nun sitze ich hier<br />

und bin Profirennfahrer - ich habe mir meinen<br />

Platz verdient und muss ihn mir nicht kaufen.<br />

Was ist das Ziel für dieses Jahr - die<br />

Meisterschaft?<br />

Ich glaube, jeder hat ein Schicksal. Gott hat mir<br />

meines gegeben, ich bin hier, lebe meinen Traum<br />

und genieße das. Wenn die Saison also gut genug<br />

wird, um am Ende Meister zu werden, wäre das<br />

traumhaft - wenn nicht, werde ich weiterkämpfen.<br />

Ich möchte einfach eine Saison haben, an deren<br />

Ende ich sagen kann, dass ich mein Bestes gegeben<br />

habe. Nur das zählt.<br />

Wie sieht das beim Blick in die weitere Zukunft<br />

aus? Wie lange willst Du noch <strong>Motorsport</strong> betreiben<br />

und in der DTM fahren?<br />

So lange wie es mir Spaß macht. Wenn das nicht<br />

mehr so ist, werde ich das merken. Es läuft so: Hier<br />

an der Strecke sein muss ich um 8 Uhr morgens.<br />

Ich bin aber schon um 7:30 Uhr hier, ganz einfach<br />

weil ich das will. Der Tag, an dem ich den Wecker<br />

noch einmal um 15 Minuten nach hinten verstelle<br />

und mir denke: ‚Ich habe noch Zeit, will weiterschlafen<br />

und die können schon mal ohne mich<br />

anfangen‘... das ist der Tag, an dem ich aufhören<br />

werde. Ich mache all das hier, weil es mir eine Herzensangelegenheit<br />

ist und wenn ich im Auto sitze,<br />

dann sitzt mein Herz hinter dem Lenkrad. Wenn<br />

das irgendwann nicht mehr der Fall ist, oder ich<br />

das Zweifeln anfange, dann werde ich mir Gedanken<br />

machen. Vielleicht ist das in zehn Jahren, vielleicht<br />

auch in drei. Ich bin nicht der Typ, der jetzt<br />

sagt, dass ich fahre, bis ich 38 bin oder 40. Ich fahre<br />

solange wie ich es genieße und wer weiß: Vielleicht<br />

hänge ich mit 50 hier ja immer noch rum.<br />

Der Brasilianer<br />

lässt die Funken<br />

sprühen<br />

Fotos: BMW, racepress<br />

Die DTM scheint Farfus<br />

viel besser zu liegen als<br />

viele vermutet hatten<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 63


Text: Marion Rott<br />

Kommando:<br />

U-Turn<br />

→<br />

64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Mads Östberg hatte sich für 2013 viel vorgenommen, blieb bisher aber hinter<br />

den Erwartungen zurück. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> spricht er über Druck,<br />

die <strong>WM</strong>-Situation und Dominator Sebastien Ogier.<br />

MSM: Du warst mit großen Erwartungen in die Saison gestartet. Mit<br />

den bisherigen Ergebnissen wirst du allerdings nicht zufrieden sein...<br />

MADS ÖSTBERG: Wir starteten mit<br />

hohen Ambitionen und der Auftakt in<br />

Monaco verlief auch noch sehr gut. In<br />

Schweden hatten wir allerdings eine schwierige<br />

Rallye, da das Auto nicht wie gewünscht<br />

funktionierte. Sehr unglücklich war natürlich<br />

mein Ausscheiden in Mexiko. Wir hatten<br />

von Beginn an den Speed und wussten<br />

bald, dass wir um eine Top-Platzierung<br />

kämpfen konnten. Daraus wurde leider<br />

nichts, was sich in Portugal durch meinen<br />

Unfall wiederholte. Auch im weiteren Verlauf<br />

lief nicht alles nach Plan. Im Moment<br />

scheinen wir einfach ziemlich viel Pech zu<br />

haben und auch von mir waren ein paar Fehler<br />

dabei. Wir müssen daraus lernen und die<br />

positiven Aspekte mitnehmen. Schließlich ist<br />

unser Speed sehr gut und irgendwann wird<br />

sich die Situation wenden und die Rallyes zu<br />

unseren Gunsten enden.<br />

Dein Teamchef Malcolm Wilson setzt große<br />

Hoffnungen in dich. Bist du enttäuscht, seinen<br />

Erwartungen bisher nicht gerecht geworden<br />

zu sein?<br />

Er hat immer noch großes Vertrauen in mich, genau wie ich<br />

selbst. Es war einfach ein schwieriger Start, gemischt<br />

mit Pech, aber jetzt gilt es, ruhig zu bleiben. Es werden<br />

auch wieder bessere Zeiten kommen und<br />

darauf müssen wir nun aufbauen. Dann kommen<br />

wir wieder an die Spitze - dort wollen wir schließlich<br />

hin.<br />

Du wartest bereits seit mehr als einem Jahr auf<br />

deinen zweiten Sieg in der WRC. Wer übt den<br />

größten Druck auf dich aus - das Team, die<br />

Medien, die Fans oder du selbst?<br />

Den größten Druck mache ich mir definitiv<br />

selbst. Das Team setzt mich nicht unter Druck.<br />

Sie lassen mich machen, was ich möchte, denn sie verstehen<br />

die momentane Situation sehr gut. Sie wissen, dass ich mich selbst genug<br />

unter Druck setze und wollen mich nicht zusätzlich belasten. Ich habe<br />

sehr hohe Anforderungen an mich selbst und will diese auch erfüllen.<br />

Aber das ist gut, denn dadurch arbeite ich konstant an mir und gebe<br />

niemals auf. Sicherlich war die Situation bisher schwierig, aber wir wissen,<br />

dass wir mit ein bisschen Glück unser Ziel erreichen können. Hoffentlich<br />

Mads Östberg will nicht nur da<br />

Feld auffüllen, sein Ziel sind<br />

Siege in der WRC<br />

gelingt uns das bald, denn das wäre eine große Erleichterung für das<br />

gesamte Team.<br />

Zum Thema Ziel: Zu Beginn der Saison ging<br />

der Blick immer wieder auf die Gesamtwertung.<br />

Siehst du momentan noch eine<br />

Chance, 2013 Weltmeister zu werden?<br />

Wir müssen uns auf jede einzelne Rallye<br />

konzentrieren. Sebastien Ogier noch von<br />

der Spitze abzufangen, ist meiner Meinung<br />

nach nicht möglich, aber die restlichen<br />

Jungs können wir noch angreifen. Im<br />

Moment denken wir allerdings nicht an den<br />

Titel, schließlich fehlen uns doch bereits<br />

einige Punkte nach vorne. Wir müssen<br />

damit beginnen, Rallyes ohne große Zwischenfälle<br />

zu beenden und dann können<br />

wir an Siege oder den Gesamtstand denken.<br />

Mein Ziel war es, auf dem Podium zu stehen<br />

und genau an dieser Stelle wollen wir<br />

jetzt wieder angreifen.<br />

Du sagst, Ogier wird wahrscheinlich nicht<br />

mehr von der Spitze zu verdrängen sein.<br />

Was macht ihn in Kombination mit Volkswagen<br />

so stark?<br />

Er hat 2012 das Auto entwickelt und auf allen verschiedenen Untergründen<br />

ausgiebig getestet. Das Auto ist zu 100 Prozent auf ihn ausgelegt und<br />

entwickelt. Damit entsteht für Sebastien eine ideale Situation. Zudem<br />

ist Volkswagen ein sehr professionelles Team mit einem großen Budget.<br />

Sie können sehr viel Testen und Entwicklungsarbeit leisten. Natürlich<br />

darf auch nicht vergessen werden, dass er ein sehr guter Fahrer ist. Er<br />

ist entschlossen und motiviert, das macht es schwer, ihn zu schlagen.<br />

Allerdings konnte ihn bisher auch noch niemand richtig unter Druck<br />

setzen. Ich bin sicher, wenn ein anderer Pilot wirklich mit ihm kämpfen<br />

sollte und ihn herausfordert, sieht die Situation anders aus.<br />

In Argentinien forderte ihn Sebastien Loeb heraus und siegte sofort wieder.<br />

Wenn du eine Fähigkeit von Loeb kopieren könntest, welche würdest<br />

du wählen?<br />

Seine Konstanz und seine Speed-Kontrolle. Er weiß genau, wann er Druck<br />

machen muss, um eine Rallye zu gewinnen. Wenn er bemerkt, dass er<br />

oder das Auto am Limit ist und nichts mehr möglich ist, steckt er zurück<br />

und fährt ein sicheres Ergebnis ein. Diese Konstanz half ihm in den letzten<br />

Jahren enorm und wäre die Fähigkeit, die ich gerne auch hätte.<br />

Wirst du 2013 noch eine Rallye gewinnen?<br />

Ich sage klar: ja. Da bin ich mir recht sicher.<br />

Fotos: citroen, adrivo/sutton<br />

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Der Porsche 962<br />

konnte bis zu 400<br />

km/h erreichen<br />

1998: der bisher<br />

letzte Sieg mit<br />

Aiello/McNish/<br />

Ortelli<br />

Der erste Test mit<br />

dem neuen Le<br />

Mans-Prototypen<br />

in Weissach<br />

Solche<br />

Jubelbilder soll es<br />

in naher Zukunft<br />

wieder geben<br />

Mit einem Rothmans-Porsche fuhr<br />

Stefan Bellof seine unvergessliche<br />

Nordschleifenrunde in 6:11 Minuten<br />

Fotos: adrivo/Sutton, porsche<br />

66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Entwicklungsparadies<br />

Porsche wagt 2014 die Rückkehr nach Le Mans und steigt in die Langstrecken-Weltmeisterschaft<br />

ein. Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz schildert im <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>, warum die Wahl auf die WEC und nicht auf die Formel 1 fiel.<br />

Text: Heiko Stritzke & Karin Sturm<br />

die Wartezeit war für Sportwagen-Fans<br />

viel zu lang. Wenn<br />

Porsche in der Saison 2014<br />

nach Le Mans zurückkehren<br />

wird, werden 16 Jahre seit dem letzten<br />

Werkseinsatz mit einem gesamtsiegfähigem<br />

Auto vergangen sein. Die Vorbereitungen auf<br />

das Debüt in der Langstrecken-Weltmeisterschaft<br />

laufen auf Hochtouren. Der Hybrid-<br />

LMP1 nach dem neuen, effizienzbasierten<br />

Reglement liegt voll im Plan. »Wir haben uns<br />

vor zwei Jahren, als wir uns für das Projekt<br />

entschieden haben, gewisse Meilensteine<br />

gesetzt und diese bislang punktgenau getroffen«,<br />

ist Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang<br />

Hatz die Ruhe selbst. Bereits kurz vor den<br />

diesjährigen 24 Stunden von Le Mans rollte<br />

der Prototyp auf der werkseigenen Teststrecke<br />

erstmals über den Asphalt. »Bald werden wir<br />

auch außerhalb Weissachs proben«, ergänzt<br />

Hatz.<br />

Nach Jahren des Engagements im GT-Sektor<br />

und dem Einsatz von LMP2-Boliden in der<br />

ALMS wurde es für Porsche Zeit, wieder in der<br />

technologischen <strong>Champions</strong> <strong>League</strong> anzutreten.<br />

»Für uns war eines klar: Wir mussten<br />

Wolfgang Hatz<br />

zieht die Fäden<br />

beim WEC-Projekt<br />

»Wir haben uns vor zwei Jahren,<br />

als wir uns für das Projekt entschieden<br />

haben, gewisse Meilensteine<br />

gesetzt und diese bislang<br />

punktgenau getroffen.«<br />

zurück in den Spitzensport und da gab es<br />

nicht viele Optionen.« Konkret standen die<br />

Formel 1 und die WEC zur Debatte. Die Wahl<br />

fiel schnell auf das Comeback im Langstreckensport<br />

- aus zweierlei Gründen: Die lange<br />

Tradition von Porsche in Le Mans, und die<br />

Relevanz für die Serienmodelle. Und genau<br />

dies war das ausschlaggebende Kriterium, wie<br />

Hatz erklärt: »Wir können hier Dinge ausprobieren,<br />

die man später auch in Straßenautos<br />

sehen wird. Mir gefällt der Ansatz des energiebasierten<br />

Reglements sehr gut. Dort können<br />

wir neue Technologien entwickeln - das<br />

ist in anderen Rennserien nicht der Fall.« Eine<br />

volle Breitseite gegen die immer größeren<br />

technischen Restriktionen in den Regelbüchern<br />

der Formel 1, die gerade die Entwicklung<br />

von Hybrid-Antrieben stark einschränken.<br />

Anders das Regelwerk der WEC, das den<br />

Hybridantrieb nahezu freistellt, was auch die<br />

Ausbildung von Nachwuchs-Kräften erlaubt:<br />

»Im neuen Reglement wird auf Effizienz und<br />

Energierückgewinnung größten Wert gelegt.<br />

Deshalb ist dies ein ideales Labor, um neue<br />

Technologien auszuprobieren und junge Ingenieure<br />

auszubilden, die das Ganze dann auch<br />

in die Serie bringen.« Porsche nimmt das →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67


Thema CO2 sehr ernst: »Wir werden mit<br />

immer stärkeren Anforderung von Gesetzesseite<br />

konfrontiert. Deswegen ist dieses Thema<br />

für uns absolut bestimmend.«<br />

Eine besondere Situation entsteht aufgrund<br />

der Rivalität mit dem Konzernbruder Audi.<br />

Dass zwei Hersteller eines Konzerns auf der<br />

Rennstrecke gegeneinander antreten, ist etwas<br />

völlig Neuartiges. Kein Problem, glaubt Hatz:<br />

»Davon profitiert der ganze Konzern. Wir probieren<br />

unterschiedliche technische Ansätze<br />

und werden dann sehen, wer das am besten<br />

umsetzt. Das wird eine sehr herausfordernde<br />

Aufgabe.« Der Respekt ist dabei groß: »Audi<br />

hat die letzten zwölf Jahre bewiesen, dass sie<br />

es wirklich können. Sie machen einen ganz<br />

hervorragenden Job.« Gleiches gelte auch für<br />

die Konkurrenz aus Japan. »Sowohl Audi als<br />

auch Toyota betreiben das auf allerhöchstem<br />

Niveau. Da muss man realistisch bleiben. Das<br />

ist sicher ein steiniger Weg, da wird uns nichts<br />

in den Schoß fallen. Wir werden auch Rückschläge<br />

erleben«, kündigt er fast schon demütig<br />

an. Eines aber wird er sich nicht nehmen lassen:<br />

»Wolfgang Dürheimer, Ulrich Baretzky<br />

und ich werden sicher das eine oder andere<br />

Weißbier zusammen trinken«, schmunzelt er<br />

mit Blick auf seinen Kollegen bei der konzerninternen<br />

Konkurrenz.<br />

Die Rückkehr nach Le Mans bedeutet für Porsche<br />

in erster Linie die Aufstellung eines völlig<br />

neuen Teams. Auf Fahrerseite sind bislang<br />

Romain Dumas und Timo Bernhard bestätigt.<br />

Seit dem Porsche 917 hat<br />

sich viel geändert, doch die<br />

Ziele bleiben dieselben<br />

»Wir fangen mit einem komplett<br />

neuen Team an. Es ist wie mit<br />

einer FuSSballmannschaft: Du<br />

kannst die besten Leute in eine<br />

Mannschaft packen, aber die<br />

müssen als solche auch zusammenspielen,<br />

und das braucht<br />

seine Zeit.«<br />

»Wir sind da nicht unter Zeitdruck«, gibt sich<br />

Wolfgang Hatz wieder ganz ruhig. Immer wieder<br />

fiel der Name Mark Webber: »Es gibt viele<br />

Optionen«, kommentiert Hatz lässig. Lieber<br />

redet er über die Herausforderung, ein komplettes<br />

Einsatz- und Entwicklungsteam auf die<br />

Beine zu stellen. »Wir fangen mit einem komplett<br />

neuen Team an. Es ist wie mit einer Fußballmannschaft:<br />

Du kannst die besten Leute in<br />

eine Mannschaft packen, aber die müssen als<br />

solche auch zusammenspielen, und das braucht<br />

seine Zeit.« Für den Start sei dabei etwas<br />

»Befruchtung von außen« notwendig, doch<br />

Porsche legt großen Wert darauf, nicht zu viel<br />

Know-how einzukaufen. »Man muss sagen,<br />

dass die Leute, die wir von außen geholt haben,<br />

nicht so viele sind. Die meisten sind Eigengewächse.«<br />

Gleiches gelte auch für die Fahrzeugentwicklung.<br />

»Wir entwickeln alles selber aus<br />

dem Werk heraus und kaufen die Technologie<br />

nicht irgendwo bei einer Firma hinzu. Ich<br />

glaube, diesen Ansatz gibt es sonst nur bei<br />

Ferrari.«<br />

Für das Comebackjahr in der nächsten Saison<br />

hat Porsche den Einsatz von zwei Prototypen ins<br />

Auge gefasst. Ein drittes Auto in Le Mans einzusetzen,<br />

kommt zunächst nicht in Frage, ist für<br />

die weitere Zukunft über 2014 hinaus jedoch<br />

nicht ausgeschlossen. »Es handelt sich nicht um<br />

ein kurzfristiges Projekt, sondern um ein langfristiges<br />

Engagement.« Gute Nachrichten also für<br />

die WEC und die Porsche-Fans, für die sich das<br />

lange Warten dann wenigstens gelohnt haben<br />

wird.<br />

Legendäre Porsche-Prototypen<br />

Porsche 917: Mit dem von 1968 bis 1973<br />

gebauten Porsche 917 gelang den Zuffenhausenern<br />

der erste Le-Mans-Sieg. Die<br />

CanAm-Versionen des V12 erreichten dank<br />

Turbo bis zu 1100 PS.<br />

68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Am Ende fiel die Wahl auf Conor<br />

Daly sowie Pal Varhaug.»Wir<br />

sind froh, dass wir überhaupt<br />

Fahrer gefunden haben. Aber<br />

irgendwann geht das Stühle-<br />

Porsche 936: Der nach Gruppe-6-Regeln<br />

aufgebaute Prototyp gewann dreimal die 24<br />

Rücken wieder los, weil nicht<br />

Stunden von Le Mans. An allen drei Erfolgen<br />

beteiligt: Jacky Ickx.<br />

alle Fahrer bei ihren Teams<br />

glücklich sind.«<br />

Porsche 956/962: Die Gruppe-C-Modelle<br />

von Porsche gehören zu den erfolgreichsten<br />

Le-Mans-Fahrzeugen überhaupt. Von 1982<br />

bis 1987 gewannen sie sechsmal hintereinander,<br />

1994 noch einmal durch ein straßenzugelassenes<br />

Derivat.<br />

Porsche 911 GT1: Mit der bisher letzten<br />

Le-Mans-Version holte Porsche 1998 den<br />

Sieg. Danach zog sich Porsche für 16 Jahre<br />

aus der Top-Kategorie in Le Mans zurück.<br />

Fotos: adrivo/Sutton


www.speed-academy.de<br />

Marvin Kirchhöfer<br />

stieg erfolgreich in<br />

die Formel 3 auf<br />

5 Fragen an<br />

Marvin Kirchhöfer<br />

Text: Robert Seiwert<br />

Marvin Kirchhöfer sorgt in seinem Debütjahr im Formel 3 Cup für mächtig Furore. Der<br />

Durchstarter der Deutsche Post Speed Academy spricht über den Druck des Erfolgs sowie<br />

seine prominenten Vorgänger.<br />

01: Was hast du dir für deine erste Formel-3-<br />

Saison vorgenommen?<br />

Ich hatte einen tollen Start in die Saison, will mich aber<br />

nicht zu sehr unter Druck setzen. Ich weiß, dass es<br />

immer mal wieder Zeiten gibt, in denen es besser oder<br />

schlechter läuft - deshalb habe ich mir zum Ziel gesetzt,<br />

an jedem Rennwochenende eine möglichst gute Performance<br />

abzuliefern und zu hoffen, dass ich am Ende<br />

vorne dabei bin.<br />

02: Viele sehen in dir eines der größten deutschen<br />

<strong>Motorsport</strong>-Talente. Wie gehst du mit diesem<br />

Druck um?<br />

Einige Menschen setzen schon gewisse Ziele für mich<br />

voraus, aber da bleibe ich ziemlich gelassen. Wenn der<br />

Druck zu sehr auf dir lastet, leistest du dir schnell Fehler<br />

- das will ich nicht. 2012 habe ich mir eine kurze Zeit<br />

lang zu viele Gedanken über die Meisterschaft gemacht<br />

und dabei den Fokus verloren. Ich habe mir fest vorgenommen,<br />

dass mir so etwas nicht mehr passieren wird.<br />

Solche Momente muss man durchstehen und seine<br />

Lehren daraus ziehen.<br />

03: Mit Adrian Sutil, Nico Hülkenberg & Co.<br />

hast du promiente Vorgänger in der Speed Academy.<br />

Ein besonderes Gefühl?<br />

Es ist eine unheimlich große Ehre für mich, mit solchen<br />

Fahrern verglichen zu werden und den gleichen Weg<br />

einschlagen zu dürfen, der auch ihnen geboten wurde.<br />

Das ist natürlich eine super Motivation und ich möchte<br />

gerne auch einmal so erfolgreich werden wie meine<br />

Vorgänger.<br />

04: Was bedeutet dir der Gesamtsieg in der<br />

Speed Academy 2012?<br />

Der bedeutet mir extrem viel! Ich konnte mich unter<br />

anderem gegen Pascal Wehrlein durchsetzen, der eine<br />

starke Formel-3-Saison fuhr und jetzt sogar in der DTM<br />

unterwegs ist. Es war ein tolles Gefühl, sich mit solch<br />

starker Konkurrenz zu messen und noch schöner, dass<br />

ich mich behaupten konnte. Ich möchte mich noch<br />

weiter steigern und meinen Titel natürlich verteidigen.<br />

05: Zum Programm der Speed Academy gehören<br />

zahlreiche Workshops. Welche haben dir<br />

bislang am besten gefallen?<br />

Ich konnte in allen Workshops etwas Nützliches lernen,<br />

aber am besten haben mir die beiden Unternehmungen<br />

mit BMW in Schweden und auf der Nürburgring Nordschleife<br />

gefallen. Als Rennfahrer war es für mich das<br />

Schönste, mich mit einem Auto auf der Strecke so richtig<br />

austoben zu können. Auf der Nordschleife konnte ich<br />

einige Tricks lernen und wer weiß, wozu das in der<br />

Zukunft einmal gut sein kann?<br />

Fotos: speed academy, bmw, ats formel 3 cup/Trienitz<br />

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Marquardt neuer<br />

Speed Academy Juror<br />

BMW <strong>Motorsport</strong>direktor<br />

Jens<br />

Marquardt<br />

Prominenter Neuzugang: BMW <strong>Motorsport</strong><br />

Direktor Jens Marquardt verstärkt die hochkarätig<br />

besetzte Fach-Jury der Deutschen<br />

Post Speed Academy. »Die Förderung junger<br />

Talente liegt mir persönlich besonders<br />

am Herzen«, sagte Marquardt. »Natürlich<br />

braucht man vor allem Talent, um erfolgreicher<br />

Rennfahrer zu werden. Doch ohne<br />

eine entsprechende Aus- und Weiterbildung<br />

sowie eine gezielte Förderung ist der Schritt<br />

in eine professionelle Karriere nur schwer<br />

zu meistern.«<br />

<strong>Motorsport</strong>-Talente<br />

bezwingen die Grüne Hölle<br />

Die Speed Academy feierte<br />

ihr Jubiläum mit einem<br />

besonderen Programm<br />

Fahrzeugbeherrschung unter Extrembedingungen: Die<br />

Förderkandidaten der Deutschen Speed Academy absolvierten<br />

ein Fahrdynamiktraining auf der Nordschleife,<br />

liebevoll auch die »Grüne Hölle« genannt. Und die deutschen<br />

<strong>Motorsport</strong>-Talente zeigten aus welchem Holz sie<br />

geschnitzt sind. Zittrige Knie? Fehlanzeige. Dafür Vollgas.<br />

Förderkandidat Sven Müller ist begeistert: »Besonders<br />

beeindruckend finde ich die schnellen Passagen wie<br />

Schwedenkreuz und Fuchshöhe. Das erfordert schon<br />

Mut, hier ans Limit zu gehen. Einfach krass.«<br />

10 Jahre Speed<br />

Academy: Zusammentreffen<br />

in Hockenheim<br />

Die Speed Academy<br />

Kandidaten am<br />

Nürburgring<br />

Fahrtraining in der<br />

Grünen Hölle<br />

Speed Academy feiert Jubiläum<br />

Die Deutsche Speed Academy feiert ihren zehnten Geburtstag.<br />

Am Jubiläumstag gab es ein Wiedersehen der besonderen<br />

Art. Ehemalige Förderkandidaten, Juroren und Kooperationspartner<br />

trafen sich zu einem total abgefahrenen<br />

Fahrtraining. In einer Team-Competition meistern sie verschiedenste<br />

Herausforderungen. Abnutzungserscheinungen gibt<br />

es nach zehn Jahren offenbar nicht. »Die Ideen gehen uns<br />

garantiert nicht aus. Wir haben noch Stoff für viele weitere<br />

Speed Academy Jahre«, versprach Projektleiter Alexander<br />

Safavi im »offiziellen« Teil des Abends<br />

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Foto: milagro<br />

Wundersamer<br />

wandel<br />

Harter Zweikampf mit<br />

Haken und Ösen:<br />

Rookie Marc Marquez<br />

gibt gegen Weltmeister<br />

Jorge Lorenzo kein<br />

bisschen nach<br />

Marc Marquez ist der neue Star am MotoGP-Himmel.<br />

Der Spanier erntet viel Kritik, aber auch Lob und<br />

kommt nach seinen starken Ergebnissen und kontroversen<br />

Aktionen definitiv in jedem Gespräch vor. Der<br />

20-Jährige bricht sämtliche Rekorde. Ein anderer<br />

Rekordbrecher tritt gleichzeitig etwas in den Hintergrund:<br />

Valentino Rossi sorgt nicht mehr für das<br />

gewohnte Aufsehen und hält sich auch in der <strong>WM</strong>-<br />

Tabelle dezent zurück. Vielleicht ist es wahrlich an<br />

der Zeit, dass der 34-Jährige einen Schritt zurücktritt<br />

und den jungen Wilden Platz macht. Für den Sport<br />

bleibt zu hoffen, dass die Ära Rossi noch nicht vorüber<br />

ist. Dennoch vollzieht sich in der Königsklasse aktuell<br />

ein wundersamer Wechsel. - Maria Pohlmann<br />

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Fotos: milagro<br />

Perfekte<br />

Mondlandung<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Die Erdanziehungskraft<br />

ist überwunden.<br />

Alles läuft perfekt.<br />

Marc Marquez startet<br />

zur Mission MotoGP.<br />

Ein kleiner Schritt für<br />

einen Spanier, aber ein<br />

groSSer für die gesamte<br />

MotoGP.<br />


»Wir heben ab.« Die Mission Mond beginnt. Eine<br />

Rakete schießt ins Weltall. »Wir verlassen die<br />

Umlaufbahn. Wir sehen, wie der Mond immer<br />

näher kommt, gehen allen Gefahren aus dem Weg<br />

und landen. Wir verlassen die Raumstation und<br />

wagen einen ersten Schritt auf dem Mond.« Nur<br />

kurze Zeit später weht die amerikanische Flagge<br />

auf dem Erdtrabanten, den zuvor noch nie ein<br />

Mensch betreten hat. Doch irgendwann ist<br />

bekanntlich immer das erste Mal.<br />

Einen ähnlich großen Schritt hat auch Marc<br />

Marquez schon zu Beginn dieser Saison<br />

gemacht. Er pflanzt zwar nicht wie sein<br />

Landsmann Jorge Lorenzo Flaggen in den<br />

Kies der Rennstrecken, doch viele würden<br />

ihn schon nach wenigen Rennen in der MotoGP<br />

als schlichtweg außerirdisch bezeichnen. Sicherlich<br />

hatte jeder schon vor dem Debüt des Spaniers hohe<br />

Erwartungen, denen er mit einem dritten Platz<br />

beim Auftakt in Katar mehr als gerecht wurde.<br />

Doch viele prognostizierten auch, dass er den<br />

einen oder anderen Rookie-Fehler einbauen, ab<br />

und an stürzen und ein schlechtes Ergebnis einfahren<br />

würde. Marquez bewies das Gegenteil, denn<br />

er siegte gleich beim zweiten Rennen und landete<br />

seitdem regelmäßig unter den Top-3. Abgesehen<br />

vom Crash in Mugello leistete sich der MotoGP-<br />

Neuling keinen einzigen gravierenden Fehler,<br />

obwohl sein Trainings-Sturzkonto bereits aufgestockt<br />

wurde. Für alle anderen - teilweise alteingesessenen<br />

- MotoGP-Piloten bedeutet das nur eines:<br />

Houston, wir haben ein Problem, und zwar ein<br />

gewaltiges. Die Mission Control im <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> Kommandozentrum begibt sich für die<br />

ratlose Konkurrenz auf die knifflige Fehlersuche.<br />

Was macht Marquez<br />

eigentlich so stark?<br />

1. Schnelligkeit<br />

Seit seiner allerersten Runde auf der Honda<br />

RC213V nach dem Saisonfinale in Valencia gab<br />

Marquez einfach gnadenlos Gas. Obwohl es bei<br />

seiner ersten Ausfahrt auf dem spanischen Kurs<br />

teilweise feucht war und einige der erfahrenen<br />

Piloten gar nicht erst rausgingen, um nichts zu<br />

riskieren, fuhr Marquez als gäbe es kein morgen<br />

mehr. Der 20-Jährige konnte die Rundenzeiten<br />

der ganz Großen schon am ersten Tag locker mithalten<br />

und setzte bei beiden Sepang-Tests sogar<br />

noch einen drauf, obwohl er dort schon die ersten<br />

harten Begegnungen mit dem Kies hatte.<br />

Scheinbar furchtlos stieg Marquez jedes Mal von<br />

Neuem wieder auf seine Maschine und drehte den<br />

Hahn auf. Der eigentliche Durchbruch war für den<br />

Spanier allerdings der Test und später der Grand<br />

Prix in Texas. Die Strecke, die keiner der Piloten<br />

vorher je gesehen hatte, schien dem Honda-Fahrer<br />

wahre Freude zu bereiten. Die Konkurrenz auf<br />

Fotos: milagro<br />

Marc Marquez lässt sich<br />

von dem ganzen Rummel<br />

um ihn nicht aus der<br />

Ruhe bringen<br />

Yamaha hatte auf dem neuen Kurs generell Probleme,<br />

doch auch Teamkollege Dani Pedrosa<br />

konnte nichts gegen Marquez ausrichten. Er fuhr<br />

schlichtweg wie von einem anderen Stern.<br />

2. Talent<br />

Hört man sich im Fahrerlager um, dann sind sich<br />

die Konkurrenten einig, dass Marquez besonders<br />

mit einer speziellen Fähigkeit besticht: »Talent! Er<br />

ist ein sehr talentierter Junge und dazu kommt<br />

sein großer Ehrgeiz«, sagt sein Teamkollege. Dass<br />

der Spanier eine unglaubliche Fähigkeit in die<br />

Wiege gelegt bekommen hat, wurde auch schon<br />

im vergangenen Jahr in der Moto2 deutlich.<br />

Während in der mittleren Klasse alle Piloten hart<br />

kämpfen müssen, um vorne mitzuhalten, startet<br />

Marquez eben einfach mal als Letzter und schießt<br />

wie eine Rakete durch das ganze Feld zum Sieg.<br />

Auch Fahrern in anderen Serien bleibt seine Fähigkeit<br />

nicht verborgen. »Er fährt wirklich stark, ein<br />

unglaublich schneller, talentierter Junge. Er arbeitet<br />

mit der gleichen Crew, mit der ich gearbeitet habe,<br />

als ich Casey Stoner letztes Jahr ein paar Mal ersetzen<br />

durfte. Sie sind alle wirklich clever und bringen<br />

ihm viel bei«, verrät Jonathan Rea. »Ich habe mich<br />

schon oft mit dem Elektronik-Ingenieur unterhalten<br />

und auch er ist ziemlich überrascht von seiner<br />

Pace. Aber er macht auch einige Fehler. Das ist aber<br />

völlig normal. Er kämpft in seinem Rookie-Jahr um<br />

den Titel, das ist einfach unglaublich! Sicherlich ist<br />

er der nächste große Star der MotoGP.«<br />

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Ein außergewöhnlicher<br />

Fahrstil der<br />

seinesgleichen<br />

sucht<br />

»Er ist unglaublich!<br />

Er hat seinen<br />

Werksplatz<br />

verdient. Er<br />

ist einer der<br />

Besten. Ein<br />

sehr, sehr<br />

talentierter<br />

und auch ein<br />

netter Junge.<br />

Er ist ein sehr<br />

höflicher,<br />

junger renn-<br />

Fahrer.«<br />

Marquez gilt als einer<br />

der talentiertesten<br />

Piloten<br />

3. Persönlichkeit<br />

Marquez siegt ohne mit der Wimper zu zucken und<br />

ist schon seit Jahren extrem erfolgreich. An seiner<br />

Persönlichkeit ändert das nicht viel: Der 20-Jährige<br />

gilt als zurückhaltend. Marquez ist ruhig, aber auch<br />

höflich und zuvorkommend. Oft redet er nur dann,<br />

wenn er wirklich gefragt wird und lässt eben lieber<br />

Taten für sich sprechen.<br />

Auch Cal Crutchlow ist vom Rookie begeistert. »Er<br />

ist unglaublich! Er hat seinen Werksplatz definitiv<br />

verdient. Er ist einer der Besten. Ein sehr, sehr talentierter<br />

und auch ein netter Junge. Er ist ein sehr<br />

höflicher, junger Fahrer. Ich bin beeindruckt. Ich<br />

denke, jeder ist beeindruckt. Ich kann mir nicht<br />

vorstellen, dass irgendjemand momentan etwas<br />

Schlechtes über ihn sagt. Das spricht für sich.«<br />

4. Motivation<br />

Während Weltmeister wie Jorge Lorenzo mehrere<br />

Jahre brauchen , um die MotoGP-Maschine sicher<br />

auf nasser Strecke zu bewegen und dabei auch noch<br />

die Kontrolle zu behalten, gelang Marquez dieses<br />

Lernkunststück in nur acht Runden. In seinem<br />

ersten Regenrennen in Le Mans fuhr er in den<br />

ersten Runden recht vorsichtig und versuchte<br />

zunächst, ein gutes Gefühl zu finden. Nach exakt<br />

acht Runden gelang ihm das: Marquez fuhr schnellere<br />

Rundenzeiten als die Spitze und angelte sich<br />

sogar noch einen Podestplatz.<br />

»Marquez ist fantastisch. Er ist schnell und war<br />

→<br />

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Unter den<br />

Rookies hat<br />

Marquez klar<br />

die Nase vorn<br />

Der 20-Jährige<br />

redet nicht<br />

viel...<br />

... er lässt<br />

lieber Taten<br />

sprechen<br />

Schnell wie<br />

eine Rakete<br />

In acht Runden<br />

hatte Marquez<br />

den Dreh im<br />

Regen raus<br />

Fotos: milagro, repsol honda<br />

78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: milagro<br />

schon immer schnell. Es ist faszinierend zu beobachten,<br />

denn er hat nicht viel Erfahrung, aber er<br />

kann Rennen gewinnen und ist einfach super<br />

schnell. Ich bin gespannt, ob er durch die ‚Sturz-<br />

Phase‘ kommt und noch immer schnell ist. Stoner,<br />

Lorenzo, sie haben diese Phase alle durchgemacht<br />

und als sie zurückkamen und die Situation noch<br />

einmal neu bewerteten, machte es sie manchmal<br />

langsamer oder sie stürzten weiter. Ich denke, das<br />

ist eine Schlüsselperiode für Marquez. Er macht die<br />

Meisterschaft definitiv spannender und hoffentlich<br />

kann er auf dem Bike sitzenbleiben und noch mehr<br />

Rennen gewinnen«, verrät Superbike Pilot Leon<br />

Haslam seine Beobachtungen.<br />

5. Fahrstil<br />

Sein Fahrstil ist aber wohl der Aspekt, der die Massen<br />

am meisten zum Staunen bringt. Normalerweise<br />

ist es ein schlechtes Zeichen, wenn ein Pilot<br />

mit dem Ellenbogen über den Asphalt schleift. Oft<br />

schlittert das Bike funkensprühend davon und die<br />

Aktion endet im Kies. Bei Marquez gehört der<br />

Ellenbogen auf dem Asphalt hingegen zum ganz<br />

normalen Wahnsinn, der ihm eine Menge Respekt<br />

und Begeisterung der Fans einbringt.<br />

Während andere Aufsteiger Jahre brauchen, um<br />

ihren Fahrstil von einem Moto2-Bike auf die große<br />

Maschine anzupassen, fährt der Spanier einfach<br />

weiter wie gewohnt und slidet darauf, was das Zeug<br />

hält. Marquez hat einen außergewöhnlichen Fahrstil.<br />

Sogar der amtierende Weltmeister bewundert<br />

ihn dafür: »Sein Fahrstil ist extrem technisch und<br />

schnell«, stellte Lorenzo verblüfft fest.<br />

Der neue Stoner?<br />

Casey Stoner kam nicht nur lokal gesehen von einem<br />

anderen Kontinent, sondern fahrerisch genauso wie<br />

Marquez von einem anderen Planeten. Vielen stockte<br />

der Atem, als der Australier in Frankreich 2012<br />

bekannt gab, dass er schon mit 27 Jahren den Helm<br />

an den Nagel hängen will, doch wohl kaum einer<br />

hatte erwartet, dass es jemanden geben würde, der<br />

seine Lücke in fast ähnlicher Art und Weise ausfüllen<br />

könnte. Der außerirdische Fahrstil bringt Marquez<br />

nicht nur viel Lob ein, sondern legt auch oft einen<br />

Vergleich nahe. Schließlich war auch Stoner für<br />

Außergewöhnliches bekannt. »Ihr Fahrstil ist ähnlich,<br />

denn beide bewegen sich intensiv auf dem Bike<br />

und fahren über die Kerbs«, sagt Honda-Boss Livio<br />

Suppo.<br />

Der Australier bewegte die Honda ebenso imposant<br />

wie sein Nachfolger. Pedrosa hatte Stoner zwei Jahre<br />

lang an seiner Seite und kennt ihn gut. Auch mit<br />

seinem neuen Teamkollegen kommt er super zurecht<br />

und kann wohl die besten Vergleiche anstellen. »Ich<br />

glaube, dass sie beide wohl sehr aggressiv fahren und<br />

extrem viel sliden. Ihr Fahrstil ist schon ziemlich<br />

ähnlich«, grübelt er. Eine Gemeinsamkeit kann<br />

Pedrosa nach den ersten Rennen an der Seite von<br />

Marquez aber mit Sicherheit ausschließen: »Ihre<br />

Persönlichkeiten kann man aber definitiv nicht vergleichen.«<br />

Besonders witzig fand Pedrosa immer,<br />

dass Stoner von vielen Leuten nicht verstanden<br />

wurde. Marquez sei da ganz anders geartet.<br />

Dennoch scheinen beide zu der Spezies der außergewöhnlichsten<br />

Piloten der Motorradwelt zu gehören.<br />

»Kann er den <strong>WM</strong>-Titel gewinnen? Ja. Kann<br />

er ihn dieses Jahr gewinnen? Ja! Alle haben gesagt,<br />

er könnte den <strong>WM</strong>-Titel nicht gewinnen, weil er<br />

nicht konstant genug sein könne, aber ich denke,<br />

er hat eine sehr gute Chance. Vielleicht sogar eine<br />

Bessere als all die anderen«, glaubt Crutchlow, der<br />

wie viele andere der Meinung ist, dass sich beide<br />

Piloten - zumindest fahrerisch - sehr ähneln und<br />

den einen oder anderen Konkurrenten sogar mit<br />

ihrer außergewöhnlichen Fahrtechnik zum Verzweifeln<br />

bringen können.<br />

Bleibt nur noch ein Mysterium zu klären: Ducati.<br />

Da Marquez‘ Fahrstil dem von Stoner so ähnelt,<br />

könnte er durchaus auch in der Lage sein, als einer<br />

der Wenigen auf der Desmosedici zurechtzukommen.<br />

»Anders, aber ja, das könnte gut möglich<br />

sein«, vermutet Andrea Dovizioso. Der Generaldirektor<br />

von Ducati Corse ist bereit: »Bringt ihn mir<br />

wenn es darauf<br />

ankommt,<br />

macht Marquez<br />

nicht die<br />

Fehler, die ihm<br />

als Neuling im<br />

Vorfeld<br />

unterstellt<br />

wurden.<br />

ran und wir reden weiter«, scherzt Bernhard Gobmeier.<br />

Stoner kam bisher als Einziger mit dem roten<br />

Biest zurecht und nicht einmal Rennlegende Valentino<br />

Rossi war in der Lage, das Motorrad zu<br />

beherrschen.<br />

Warum kann sich auch der Generaldirektor nicht<br />

wirklich erklären. »Das ist eine gute Frage, aber eine<br />

richtige Antwort darauf kann niemand geben. Casey<br />

ist ein absolutes Fahrwunder. Er ist nicht nur ein<br />

Talent, sondern ein Fahrwunder, unvergleichbar mit<br />

jedem anderen sehr guten Fahrer - und wir hatten<br />

bei Ducati viele sehr gute Fahrer wie Marco Melandri,<br />

Nicky Hayden oder Valentino Rossi, die wirklich die<br />

besten Fahrer der Welt sind. Das was Casey Stoner<br />

gemacht hat, konnte keiner. Das war auch die Krux<br />

des Ganzen. Da Casey Stoner damit zurechtkam,<br />

ging Ducati immer davon aus, dass das Problem am<br />

Fahrer und nicht am Motorrad liegt.«<br />

Für Gobmeier gilt Marquez wie Stoner als absolutes<br />

Fahrtalent. »Das hat man schon in den letzten zwei<br />

Jahren in der Moto2 gesehen«, unterstreicht er. Ob<br />

er mit der Ducati besser zurechtkommen würde als<br />

andere, weiß er aber nicht. »Das kann man schlecht<br />

beurteilen. Eines ist sicher und das muss man neidlos<br />

sagen: Er kommt sicherlich mit jedem Motorrad<br />

gut zurecht und ist schnell. Außerdem muss ich<br />

auch offen zugeben, dass unser Motorrad - vor<br />

allem über die Renndistanz - nicht leicht zu fahren<br />

ist. Es ist ein sehr schwer zu bändigendes Biest und<br />

das versuchen wir zu mildern.«<br />

Völlig losgelöst<br />

Während einige Weltmeister Wochen, Monate oder<br />

sogar Jahre brauchten, um sich in der Königsklasse<br />

einzuleben, die Schwierigkeiten der Elektronik, die<br />

Beherrschbarkeit der Reifen und der enorm starken<br />

Maschinen zu überwinden, kam Marquez einfach<br />

in die Honda-Box und schoss förmlich auf der<br />

RC213V auf und davon. Sicherlich musste der Pilot<br />

aus Cervera schon den einen oder anderen Sturz<br />

wegstecken. Dennoch steigt er furchtlos, voller<br />

Motivation und mit einem riesigen Talent immer<br />

wieder von Neuem auf seine Maschine, gibt einfach<br />

Gas, slidet durch die Kurven und lässt seinen Ellenbogen<br />

dabei nahezu locker am Boden schleifen.<br />

Besonders wenn es darauf ankommt, macht Marquez<br />

eben nicht die Fehler, die ihm als MotoGP-<br />

Neuling schon im Vorfeld unterstellt wurden. Er<br />

übertrifft die Erwartungen. Obwohl Stoner ein<br />

anderer Typ war, weist der Rookie viele Parallelen<br />

zum Australier auf und landet mit seinem Bike an<br />

jedem Rennwochenende von Neuem auf einem<br />

völlig neuen Planeten, den zuvor noch keiner<br />

betreten hat. Das Universum steht ihm offen, der<br />

neue Stern am MotoGP-Himmel verspricht viel,<br />

hält viel und hat noch viel zu erwarten. Während<br />

Pedrosa, Lorenzo, Rosi und Co. noch am Boden<br />

kämpfen, hat er bereits abgehoben. Völlig losgelöst<br />

von der Erde.<br />

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Text: Maria Pohlmann<br />

Alles unter<br />

Kontrolle<br />

Dani Pedrosa hat in dieser Saison einen enorm starken Rookie<br />

als neuen Teamkollegen. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach<br />

der Spanier über Shootingstar Marc Marquez, Altmeister Casey<br />

Stoner und gab einen Einblick in sein Privatleben.<br />

Mit seinem neuen<br />

Teamkollegen<br />

kommt Pedrosa<br />

gut zurecht<br />

Glücklich<br />

bei Honda<br />

MSM: Hast du ein wenig das Gefühl, von Marc<br />

Marquez in den Schatten gestellt zu werden?<br />

DANI PEDROSA: Nein, absolut nicht.<br />

Andersherum gefragt: Was ist in dieser Saison<br />

deine größte Herausforderung?<br />

Ich würde sagen, allgemein sind es die Rennen.<br />

Sie sind herausfordernd und das ist alles, worauf<br />

ich mich konzentrieren muss. Die Konkurrenz<br />

ist stark, aber sie ist in jedem Jahr stark. Alle versuchen,<br />

ihre Bikes von Jahr zu Jahr zu verbessern<br />

und sich selbst noch zu steigern, aber die Rennen<br />

an sich sind es, die eine sehr große Herausforderung<br />

darstellen. Ich will einfach versuchen, stark<br />

zu sein und das am besten in jeder Situation.<br />

Hast du jemals darüber nachgedacht, ein anderes<br />

Motorrad als Honda zu fahren?<br />

Manchmal schon, wenn man vor einem neuen<br />

Vertrag steht und einige andere Hersteller interessiert<br />

sind. Dann denkt man schon darüber<br />

nach. Aber seit ich in der <strong>WM</strong> bin, fuhr ich schon<br />

immer auf Honda und ich war immer glücklich,<br />

in diesem Team zu sein.<br />

Vermisst du Casey Stoner?<br />

Ja, ein bisschen schon. Er hat immer eine gute<br />

Show gezeigt und auch eine große Herausforderung<br />

dargestellt. Er wurde manchmal etwas missverstanden<br />

von außen. Wenn man ihn aber etwas<br />

besser kennt, dann versteht man das alles besser<br />

und das war dann lustig. Es gab echt coole Situationen<br />

mit ihm. Casey war zwei Jahre lang mit<br />

mir in einer Box. Ich hatte einen großen Respekt<br />

vor seinem Fahrstil und wie hart er gepusht hat.<br />

Er gehört definitiv zu den Besten.<br />

Wie kannst du die Meisterschaft in diesem Jahr<br />

gewinnen?<br />

Ich muss Rennen gewinnen! Ich muss mehr Rennen<br />

als alle anderen gewinnen und weniger Fehler<br />

als all die anderen machen.<br />

Die Yamaha-Fahrer beschweren sich, dass sie<br />

kein stufenloses Getriebe haben. Wie viel macht<br />

das aus?<br />

Ach, wir könnten uns da über andere Sachen<br />

beschweren. Ich glaube nicht, dass es einen so<br />

riesigen Unterschied macht, wie sie glauben. Ich<br />

denke, in einigen anderen Punkten sehen wir, dass<br />

sie einen Vorteil haben. Das ist am Ende genau<br />

das Gleiche. Wir denken, sie haben hier und da<br />

einen extremen Vorteil und am Ende ist der gar<br />

nicht so riesig. Das ist wohl überall gleich.<br />

Wie würdest du deine Stärken und Schwächen<br />

einschätzen?<br />

Ich weiß nicht. Ich fahre gut, ich versuche, wenige<br />

Fehler zu machen und immer die besten Linien<br />

zu finden. Offensichtlich macht es jeder anders.<br />

Wenn man in einer Gruppe fährt, kann man oft<br />

nicht seinen eigenen Fahrstil perfekt durchziehen.<br />

Dadurch gehen die Stärken manchmal etwas<br />

unter - je nach Fahrstil. Eine meiner Stärken ist<br />

aber meine Konzentration. Wenn es auf das Rennen<br />

zugeht, ist meine Konzentration enorm hoch.<br />

In den letzten Jahren hatte ich einige Schwächen<br />

und habe mich nach und nach verbessert. Ich<br />

habe noch immer Schwächen, aber ich werde sie<br />

nicht verraten. [lacht]<br />

Welchen Fahrer findest du aus persönlichen<br />

Gründen am besten?<br />

Das ist in einem Wettbewerb wie diesem schwer<br />

zu sagen. Es ist immer leichter, wenn man Fahrer<br />

aus anderen Sportarten trifft - wie Motocross<br />

oder aus dem Autorennsport. Erst dann kann<br />

man wirklich tief in die Persönlichkeit eintauchen,<br />

denn man muss gegen sie nicht antreten.<br />

Aber ich habe auch zu Marc ein gutes<br />

Verhältnis.<br />

Was ist für dich der perfekte Ausgleich zum<br />

Fahren und Trainieren?<br />

Ich beschäftige mich gerne mit anderen Dingen,<br />

mit denen ich Spaß habe. Ich kann viel Spaß<br />

mit einem guten Film haben, ich kann auch<br />

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Pedrosa braucht<br />

immer<br />

Beschäftigung<br />

Fotos: milagro<br />

Spaß beim Fahren eines anderen Motorrads<br />

haben. Ich stürze mich gerne in Abenteuer ohne<br />

einen festgelegten Ort oder Plan. Ich betreibe<br />

auch Windsurfing. Ich muss einfach immer<br />

irgendetwas tun und meinen Kopf beschäftigen.<br />

Das mag ich.<br />

Was war das Verrückteste, das du je getan hast?<br />

Normalerweise bin ich ein Mensch, der nie die<br />

Kontrolle verliert. Ich habe Freunde, die gerne<br />

einmal die Kontrolle verlieren und ziehe ab und<br />

an mit ihnen los. [lacht] Wir haben schon so<br />

Einiges gemacht, aber ich kann das nicht<br />

erklären.<br />

Konzentration<br />

gehört zu<br />

Pedrosas Stärken<br />

Hast du schon mal über ein Leben nach der<br />

MotoGP nachgedacht?<br />

Nein, ich weiß es nicht. Diese Frage hat sich mir<br />

noch nicht gestellt und ich bin mir nicht sicher,<br />

was ich gerne tun würde. Ich lehre gerne, aber<br />

dabei rede ich nicht über Rennsport. Wenn ich<br />

zum Beispiel in einem guten Restaurant war,<br />

empfehle ich es gerne anderen und erzähle<br />

ihnen, was am Essen so gut ist. Ich erkläre solche<br />

guten Dinge gerne meinen Freunden. Vielleicht<br />

kann ich jemandem etwas beibringen. Das<br />

hängt aber alles davon ab, wie und wann ich<br />

meine Karriere beende und wie ich mich dann<br />

fühle, wenn sie beendet ist.<br />

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Auf dem<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Weg zurück<br />

Fotos: milagro<br />

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Bernhard Gobmeier<br />

hat die Verantwortung<br />

bei Ducati<br />

Ducati gibt alles, um schon bald wieder an der Weltspitze mitmischen<br />

zu können. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit dem neuen<br />

Generaldirektor der Italiener, Bernhard Gobmeier, über die Probleme,<br />

deren Lösungen und den Weg zurück zu altem Glanz.<br />

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Nicky Hayden<br />

kämpft schon über<br />

4 Jahre mit dem<br />

Biest<br />

Bernhard<br />

Gobmeier fühlt<br />

sich im neuen<br />

Team wohl<br />

In Le Mans gießt es wie aus Kübeln. Die Startampel<br />

schaltet auf Grün um, Andrea Dovizioso<br />

übernimmt die Führung. Widererwartend lässt<br />

er Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Valentino Rossi<br />

und alle anderen Favoriten weit hinter sich. Der<br />

Italiener behauptet sich viele Runden an der<br />

Spitze. Doch dann lässt der Regen nach, Honda<br />

legt zu und Pedrosa zieht an ihm vorbei. Wenige<br />

Runden später auch Cal Crutchlow auf der Kunden-Yamaha.<br />

Ganz am Ende sogar noch Marc<br />

Marquez. Wieder kein Podest. Doch immerhin<br />

ein Aufwärtstrend nach all der harten Arbeit.<br />

Seit 2007 dauert die Dürreperiode der Roten an.<br />

Seit dem Erfolg mit Casey Stoner gewann Ducati<br />

weder einen <strong>WM</strong>-Titel, noch mit Überlegenheit<br />

ein Rennen. Im Gegenteil: Seit vielen Jahren können<br />

die Italiener maximal einen Blumentopf<br />

gewinnen. Auch ein neunfacher Weltmeister<br />

brachte keine Änderung. Valentino Rossi stand<br />

in seinen beiden Ducati-Jahren auf verlorenem<br />

Posten. In dieser Saison übernimmt Andrea<br />

Dovizioso das Steuer der Desmosedici an der<br />

Seite von Nicky Hayden. Der deutsche Automobilkonzern<br />

Audi hat das große Ruder im Hintergrund<br />

fest in die Hand genommen. Die Folge:<br />

Die Testfahrten wurden ausgedehnt, Pramac<br />

bekam Werksmaterial und die Chefposten wurden<br />

neu besetzt - Ducati ist im Wandel. Auch<br />

Bernhard Gobmeier ließ sich nicht lange Bitten<br />

und zog von München nach Bologna - von BMW<br />

zu Ducati.<br />

Seit dem Erfolg mit Casey Stoner gewann<br />

Ducati weder einen <strong>WM</strong>-Titel, noch mit Überlegenheit<br />

ein Rennen. Im Gegenteil: Seit<br />

vielen Jahren können die Italiener maximal<br />

einen Blumentopf gewinnen.<br />

Der neue Generaldirektor von Ducati Corse trifft<br />

in seiner neuen Wahlheimat allerdings auf viele<br />

Probleme. »Nicht alle Maßnahmen sind zielführend.<br />

Es ist eine Anpassungsarbeit für Chassis<br />

und Reifen notwendig. Der Reifen hat für das<br />

Fahrverhalten den größten Einfluss am Motorrad<br />

und ist anders gebaut als der Reifen aus den Jahren<br />

2007 und 2008, wo das nicht ein so großes<br />

Thema war«, erklärt der Technik-Guru nach der<br />

Konfrontation mit den Problemen, die nach und<br />

nach aus der Welt geschafft werden sollen.<br />

»Momentan arbeiten wir an beiden Bereichen:<br />

Das eine ist das Gefühl zum Motorrad. Dort sind<br />

wir schon einen ordentlichen Schritt weiter<br />

gekommen. Das zweite Thema ist das Umlegen,<br />

woran wir noch viel mehr arbeiten müssen. Das<br />

ist die Kurvenfahrt im stationären Zustand, also<br />

das, was man im Fachjargon Untersteuern<br />

nennt.«<br />

Genau an diesem Untersteuern und vielen anderen<br />

Kleinigkeiten arbeitet Testfahrer Pirro im<br />

Moment unermüdlich. In Jerez fuhr er den<br />

Grand Prix bereits mit einem neuen Chassis, das<br />

Dovizioso und Hayden am Testtag danach<br />

erhielten. »Das neue Chassis ist nur ein Zwischenstand«,<br />

erklärt Gobmeier. »Dabei wollen<br />

wir genau diese beiden Themen verbessern und<br />

im Endziel komplett eliminieren. Wir sind noch<br />

nicht am Ziel. Nicht dass jemand meint, mit dem<br />

neuen Chassis sei alles gelöst und zu 100 Prozent<br />

besser. Aber wir haben damit schon an einzelnen<br />

Punkten Verbesserungen erzielt.« Als nächstes<br />

wollen die Italiener dann auf den gesammelten<br />

Daten aufbauen und mit dem Chassis weitere<br />

Entwicklungs- und Anpassungsarbeiten<br />

vornehmen.<br />

Ein Valentino Rossi erleichterte all das in seinen<br />

zwei Jahren bei Ducati kaum. Schließlich bekam<br />

er ständig neue Teile an die Rennstrecke geliefert,<br />

die eigentlich zuvor hätten ausgiebig getestet<br />

werden müssen. Im Falle Rossi wurde der eine<br />

oder andere Test schlichtweg gestrichen. »Wir<br />

haben sehr viel Arbeit. Zum Beispiel haben wir<br />

jetzt verschiedene Teile, die im letzten Jahr nicht<br />

84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Besonders das<br />

Umlegen macht<br />

Probleme<br />

Fotos: milagro, ducati<br />

Die<br />

Motivation<br />

bleibt<br />

sorgfältig getestet worden sind, einem eingehenden<br />

Test unterzogen«, bestätigt Gobmeier,<br />

der sich über erste Erkenntnisse und bereits verwendete<br />

Teile freut. »Viele Dinge sind nicht komplett<br />

neu. Zwischen dem ersten Test in Sepang<br />

sowie dem ersten und dem zweiten Rennen<br />

haben wir verschiedene Dinge ins Motorrad einfließen<br />

lassen. Das waren alles Dinge, von denen<br />

schon Prototypen-Teile vorhanden waren, die<br />

dann getestet wurden und auch tatsächlich zu<br />

einer Verbesserung des Fahrverhaltens geführt<br />

haben.«<br />

Obwohl alle Beteiligten viel Geduld brauchen - es<br />

geht voran. Auch Audi steht helfend zur Seite<br />

und kontrolliert die Arbeit. »Es besteht ein Austausch<br />

an Informationen und Strategien. Außerdem<br />

wollen wir im einen oder anderen Bereich<br />

auch die Technologien von Audi nutzen, die auf<br />

die Motorräder anwendbar sind, und fangen<br />

bereits an, diese einfließen zu lassen«, spielt Gobmeier<br />

auf Elektronik, Kühlung und Leichtbau an.<br />

»Audi war der erste Hersteller, der ein Vollaluminium-Großserienfahrzeug<br />

hergestellt hat, was<br />

sich über die Jahre weiterentwickelt hat. Erst<br />

jüngst hatten wir einen Fall, in dem wir Kohlefaserrohmaterial<br />

gebraucht haben, das man in<br />

Italien nirgends findet - also haben wir es einfach<br />

bei Audi abgegriffen.«<br />

Perfekte neue Bedingungen für Ducati. Nicht nur<br />

finanzielle Mittel sind vorhanden, sondern auch<br />

Technologien. Obendrauf stehen mit Dovizioso<br />

Chronologie der Ducati-Krise<br />

Casey Stoner beherrschte die Desmosedici als Einziger<br />

2007: Ducati verpflichtet Casey Stoner, der gewinnt auf<br />

Anhieb 10 von 18 Saisonrennen und wird überlegen<br />

Weltmeister. Loris Capirossi gewinnt einen Grand Prix,<br />

wodurch sich Ducati auch den Konstrukteurstitel<br />

sichert.<br />

2008: Stoner fährt eine weitere starke Saison, kann<br />

seinen Titel aber nicht verteidigen. Er wird Vize-Weltmeister.<br />

Marco Melandri, der Capirossi ersetzt, enttäuscht<br />

und wird nur 17. in der <strong>WM</strong>.<br />

2009: Stoner wird Vierter in der Fahrerweltmeisterschaft,<br />

ihn bremst allerdings eine Zwangspause wegen<br />

Laktoseintoleranz. Neben Stoner tritt Nicky Hayden für<br />

Ducati an. Der Amerikaner belegt <strong>WM</strong>-Platz 13.<br />

und Hayden zwei hochmotivierte MotoGP-Fahrer<br />

in den Startlöchern. Seit Beginn der Saison<br />

stand zwar noch keiner von beiden auf dem<br />

Treppchen, doch der Aufwärtstrend hält an und<br />

im Vergleich zur Rossi-Ära sollte ein vereinzelter<br />

Podestplatz nicht nur dafür herhalten, die Massen<br />

zu beruhigen und einen kleinen Achtungserfolg<br />

im Nassen zu erzielen. Ducati strebt an,<br />

unter sämtlichen Bedingungen schon bald wieder<br />

regelmäßig ganz vorne mitzumischen und dazu<br />

sind die Italiener, die Deutschen und der Amerikaner<br />

auf dem besten Weg.<br />

2010: Wie im Vorjahr reicht es für Stoner nur zu <strong>WM</strong>-<br />

Rang vier. Hayden steigert sich etwas und wird <strong>WM</strong>-<br />

Siebter. Für Ducati bedeutet das wie im Vorjahr den<br />

dritten Platz in der Konstrukteurs-<strong>WM</strong>.<br />

2011: Es sollte das große Comebackjahr für Ducati<br />

werden. Superstar Valentino Rossi wechselt ins Team,<br />

doch auch er kommt mit der störrischen Desmosedici<br />

nicht zurecht und muss sich mit Platz sieben in der <strong>WM</strong><br />

begnügen, einen Rang vor Teamkollege Nicky Hayden.<br />

2012: Auch im zweiten Jahr mit Rossi läuft es nicht<br />

wesentlich besser. Rang sechs für den Doctor und zwei<br />

Podiumsplätze sind das höchste der Gefühle. In der<br />

Konstrukteurs-<strong>WM</strong> hat Ducati gegen Honda und Yamaha<br />

nicht den Hauch einer Chance.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85


86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Maria Pohlmann<br />

Rote<br />

Fehlersuche<br />

Fotos: milagro<br />

Problem: Desmosedici. Lösung: Noch unbekannt. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

macht sich zusammen mit Andrea Dovizioso auf Ursachensuche und entdeckt<br />

den einen oder anderen schwerwiegenden Fehler im System.<br />

Honda, Yamaha, Ducati. Andrea Dovizioso hat<br />

schon fast alle Hersteller in der MotoGP durch.<br />

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung<br />

übernahm er zu Beginn dieser Saison ein<br />

schweres Erbe - jenes von Valentino Rossi bei<br />

Ducati. Bekanntermaßen keine leichte Aufgabe,<br />

schließlich kam nicht einmal der neunfache<br />

Weltmeister mit dem roten Biest zurecht. Für<br />

Rossi reichte es in zwei Jahren nur zu vereinzelten<br />

Podestplätzen, von Siegen konnte er nur träumen.<br />

Dovizioso möchte das gerne ändern und<br />

hat sich für das Projekt GP13 einiges vorgenommen.<br />

Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach er<br />

über die Vor- und Nachteile der Desmosedici<br />

und wie er die zahlreichen Sorgen gemeinsam<br />

mit seinem neuen Team endlich begraben will.<br />

MSM: Viele Ducati-Fahrer sagten, dass das<br />

Hauptproblem der Desmosedici Untersteuern<br />

und das schlechte Gefühl zum Vorderrad ist. Ist<br />

das bei dir ähnlich?<br />

ANDREA DOVIZIOSO: Ja, das stimmt. Untersteuern<br />

und ein mangelndes Gefühl zum Vorderrad<br />

sind die hauptsächlichen Beschwerden.<br />

Aber das ist nur die Konsequenz und nicht das<br />

Grundproblem, denn das ist ein anderes. Das<br />

alles passiert, weil sich das Motorrad nicht richtig<br />

umlegen lässt, also müssen wir das Bike in jeder<br />

Kurve extrem in die jeweilige Richtung drücken<br />

und wenn man es so stark drückt, bekommt man<br />

Untersteuern. Das ist also die Konsequenz.<br />

Was müsst ihr am Motorrad ändern, um die Probleme<br />

zu beheben?<br />

Das ist eine gute Frage! Ich würde gern eine klare<br />

Antwort geben, aber wir probieren momentan<br />

noch viele Sachen, um das Problem in den Griff<br />

zu bekommen. Es ist wirklich sehr schwierig,<br />

denn mit dem Chassis kann man wirklich sehr<br />

viele verschiedene Dinge anstellen. Wir versuchen<br />

noch immer, das alles erst einmal zu verstehen.<br />

Aber wir arbeiten wirklich extrem hart,<br />

um zunächst in jede mögliche Richtung zu<br />

gehen, diese dann zu verstehen und aus dem, was<br />

wir an Erfahrungen gewinnen, das Beste<br />

herauszusuchen.<br />

Womit fangt ihr an?<br />

Das erste neue Teil war das Chassis, das wir am<br />

Montag nach dem Spanien Grand Prix in Jerez<br />

getestet haben. Das wird uns aber bei unserem<br />

Problem beim Umlegen des Bikes nicht wirklich<br />

weiterbringen. Allerdings sollte das Verhalten<br />

der Maschine am Kurveneingang mit dem neuen<br />

Chassis besser werden. Dieses Chassis habe ich<br />

schon vor der Saison in Malaysia getestet, daher<br />

konnte ich in etwa abschätzen, was es bringt.<br />

Insgesamt wird es damit nicht einen riesigen<br />

Sprung geben und es hat auch nichts mit dem<br />

Umlegen zu tun. Aber so müssen wir beginnen:<br />

Wir brauchen neue Teile, müssen mit ihnen<br />

testen und arbeiten und uns dann nach und nach<br />

steigern.<br />

Wie wichtig ist es, dazu einen Testfahrer wie<br />

Michele Pirro zu haben?<br />

Ich bin wirklich glücklich, dass wir Michele als<br />

Testfahrer haben. Denn er hat zwar nicht allzu<br />

viel Erfahrung in der MotoGP - also kann er auch<br />

nicht alles wissen - aber wichtig ist, dass er ein<br />

schneller Fahrer ist und unter Rennbedingungen<br />

testen kann. Er muss verstehen, was er da gerade<br />

testet. Das Verhältnis zu ihm ist gut, auch Ducati<br />

ist sehr glücklich mit ihm. Ich hatte außerdem<br />

schon oft das gleiche Gefühl wie er, was bedeutet,<br />

dass wir auch ähnliches Feedback geben. Das ist<br />

auf jeden Fall ein gutes Zeichen.<br />

Welche Änderung wünschst du dir an der<br />

Desmosedici?<br />

Das Umlegen. Bis wir das Umlegen nicht verbessern,<br />

können wir auch die Lücke auf die anderen<br />

Fahrer an der Spitze nicht schließen. Daran müssen<br />

wir auf jeden Fall erst einmal arbeiten.<br />

Was sind die Stärken der Maschine?<br />

Wir haben wirklich guten Grip. Wir haben viel<br />

Grip und können das Hinterrad extrem belasten.<br />

Das ist ein sehr positiver Punkt und auch der →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87


Andrea Dovizioso gibt<br />

die Hoffnung noch<br />

lange nicht auf<br />

Die Pace in der<br />

Qualifikation<br />

passt<br />

Grund dafür, dass wir in der Qualifikation<br />

schnell sein können. Das klappt dummerweise<br />

aber nur in der ersten Runde, beziehungsweise<br />

auf einer Runde, danach wird es wieder<br />

schlechter. Das ist dann auch wieder das Problem<br />

auf die Renndistanz. Der Grip ist also<br />

positiv und negativ zugleich.<br />

Bereust du deinen Wechsel zu Ducati?<br />

Nein, denn ich bin wirklich zuversichtlich,<br />

dass ich die Möglichkeit habe, all unsere Probleme<br />

zu lösen. Wenn wir das schaffen, ist es<br />

etwas ganz Besonderes, hier bei einem italienischen<br />

Team fahren zu dürfen. Diese schwierige<br />

Situation herrscht bei Ducati schon einige<br />

Jahre und ich habe die Chance, das zu verbessern.<br />

Das ist wirklich eine großartige Sache.<br />

Außerdem bin ich wirklich zuversichtlich, dass<br />

uns das gelingen wird.<br />

Wie viel Einfluss hat Audi nach der<br />

Übernahme?<br />

Es ist wirklich wichtig, Audi über uns zu<br />

haben. Audi ist ein sehr großes und erfolgreiches<br />

Unternehmen, das uns bei unseren<br />

Zielen weiterhelfen kann.<br />

»ich bin wirklich zuversichtlich,<br />

dass ich die<br />

Möglichkeit habe, all unsere<br />

Probleme zu lösen.<br />

Wenn wir das schaffen,<br />

ist es etwas ganz<br />

Besonderes.«<br />

Kannst du dir nach den ersten Rennen auf der<br />

Ducati erklären, warum Casey Stoner der einzige<br />

Fahrer war, der mit dem Bike zurechtkam?<br />

Ich denke, das zu erklären dauert zu lange. Als<br />

Casey noch Ducati fuhr, herrschte eine ganz<br />

andere Situation. Honda und Yamaha waren noch<br />

nicht so extrem stark wie jetzt, sie haben nicht so<br />

dominiert. Das Niveau insgesamt war niedriger.<br />

Die Wahrheit ist aber nun einmal, dass nur Casey<br />

auf der Desmosedici gewinnen konnte. Er hat die<br />

Messlatte enorm hoch gelegt. Er konnte sich sehr<br />

gut an das Bike anpassen und mit all den Problemen<br />

umgehen. Ich sage immer, dass Casey der<br />

schnellste Fahrer ist und war. Ich behaupte aber<br />

auch, dass er genau jetzt in diesem Moment nicht<br />

die gleichen Ergebnisse einfahren könnte, wie es<br />

ihm in der Vergangenheit gelungen ist. Jedes Jahr<br />

ändern sich die Regeln, die Reifen haben sich verändert,<br />

die Elektronik hat sich verändert... Es ist<br />

schwierig, das heute zu vergleichen.<br />

Wie verstehst du dich mit Nicky Hayden als<br />

Teamkollegen?<br />

Es läuft wirklich gut. Wir verstehen uns prima<br />

und er ist ein entspannter Typ. Wir können uns<br />

über alles Mögliche unterhalten. Das war mir<br />

schon vor meinem Wechsel zu Ducati klar. Er war<br />

88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Wahrer Luxus bedeutet<br />

für mich so zu leben, wie<br />

ich momentan lebe. Ich<br />

bin glücklich, denn ich<br />

kann den Sport ausüben,<br />

den ich liebe und damit<br />

geld verdienen.<br />

auch ein Grund dafür, warum ich mich so sehr<br />

darauf gefreut habe, hierher - zu Ducati - zu<br />

kommen.<br />

Was denkst du über das neue Qualifikationsformat?<br />

Hast du etwas mehr Druck?<br />

Nein, ich habe nicht mehr Druck. Das Format ist<br />

wirklich gut, denn wir haben 30 Minuten im<br />

vierten Freien Training vor der Qualifikation, in<br />

denen wir intensiv für das Rennen vorarbeiten<br />

können und dabei auch ähnliche Bedingungen<br />

haben wie im Rennen, weil das vierte Freie Training<br />

am Samstag fast zur gleichen Zeit stattfindet<br />

wie das Rennen am Sonntag. Das ist echt gut.<br />

Danach gibt es 15 Minuten in der zweiten Qualifikation,<br />

in denen wir 100 Prozent pushen müssen,<br />

um die besten Startplätze abzugreifen. 15 Minuten<br />

sind dabei ausreichend. Es ist also perfekt.<br />

Du bist bisher bester Ducati-Pilot in dieser Saison.<br />

Wir fühlt sich das an?<br />

Es ist immer wichtig, der Schnellste auf dem Bike<br />

zu sein. Auf der Ducati fühlt es sich natürlich<br />

umso besser an. Insgesamt ist das eine positive<br />

Sache, für uns ist es aber wichtiger, unsere Probleme<br />

zu lösen, um dann einmal gemeinsam an<br />

der Spitze mithalten zu können.<br />

Fotos: milagro<br />

Dir ist es zum Beispiel in der Qualifikation in<br />

Katar auch gelungen, Valentino Rossi auf der<br />

Yamaha zu schlagen...<br />

Das ist nicht so wichtig. Das Wichtigste für mich<br />

sind die Rennen und die Ergebnisse, die ich in den<br />

Rennen holen kann.<br />

Wo siehst du deine Zukunft?<br />

Ich bin überzeugt, dass ich den Ingenieuren bei<br />

Ducati das richtige Feedback geben kann, um die<br />

Probleme mit der Desmosedici zu lösen. Ich bin<br />

glücklich, hier zu sein und die Möglichkeit zu<br />

haben, an einer Lösung der Probleme zu arbeiten.<br />

Wenn es uns gelingen sollte, diese ganzen Sorgen<br />

zu beseitigen, können wir in Zukunft um richtig<br />

gute Ergebnisse kämpfen. Ich weiß nicht, ob das<br />

genug sein wird, um noch viele weitere Jahre hier<br />

zu bleiben. Aber auf jeden Fall müssen wir beginnen,<br />

den Rückstand auf die Spitze zu reduzieren<br />

und Schritt für Schritt immer näher an Honda<br />

und Yamaha heranzukommen.<br />

Was bedeutet wahrer Luxus für dich?<br />

Wahrer Luxus bedeutet für mich so zu leben, wie<br />

ich momentan lebe. Ich bin glücklich, denn ich<br />

kann den Sport ausüben, den ich liebe und damit<br />

auch noch Geld verdienen. Ich muss morgens<br />

nicht um sieben Uhr aufstehen und in irgendein<br />

Büro rennen. Ich habe also wirklich Glück und<br />

damit bin ich mehr als zufrieden.<br />

Wie kann man dich auf die Palme bringen?<br />

Oh, da gibt es viele Dinge! [lacht]<br />

Dovizioso lässt sich von<br />

Rückschlägen nicht aus<br />

dem Konzept bringen<br />

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Text: Maria Pohlmann<br />

Schneller als die<br />

Danilo Petrucci fährt nicht nur schnell Motorrad, sondern<br />

ist auch ausgebildeter Polizist. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ver-<br />

Fotos: milagro<br />

90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Polizei erlaubt!<br />

rät er, welche Vor- und Nachteile der Beruf mit sich bringt und<br />

warum er besonders zu Hause einen ganz anderen Kampf führt.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 91


Im zarten Alter von drei Jahren saß der kleine<br />

Danilo zum ersten Mal auf einem Bike, mit<br />

sieben fuhr er sein erstes Rennen. Neun<br />

Jahre später wechselte er von Trial und Cross<br />

auf die Straße. Heute ist er 22 Jahre alt und fährt in<br />

der MotoGP. Danilo Petrucci hat einen beachtlichen<br />

Werdegang hinter sich. »Obwohl ich schon viele<br />

Jahre Motorrad fahre, begann meine eigentliche<br />

Karriere im Straßenrennsport erst 2006. Ich habe<br />

also noch nicht so viel Erfahrung. Ich denke, Valentino<br />

Rossi hatte 2006 schon sieben oder acht <strong>WM</strong>-<br />

Titel gewonnen«, sagt er lachend. Petrucci will schon<br />

seit Jahren in die Fußstapfen seines großen Vorbilds<br />

treten - das allerdings nicht Rossi heißt.<br />

»Ich war immer ein riesiger Fan von Loris Capirossi«,<br />

gibt der Italiener zu. Capirossi habe ihm<br />

nicht nur auf dem Motorrad, sondern auch in anderer<br />

Hinsicht imponiert: »Mein Vater hat in der<br />

Vergangenheit mit ihm gearbeitet und schon als<br />

Kind habe ich beobachtet, dass Loris als Polizist<br />

Motorrad fuhr. Er war immer mein Vorbild, also<br />

wollte ich auch Polizist werden. Um eines Tages wie<br />

Loris zu sein, muss ich aber noch drei <strong>WM</strong>-Titel<br />

gewinnen. Das wird wohl der schwierigste Teil«,<br />

scherzt Petrucci, der vor zwei Jahren mit seiner<br />

Ausbildung zum Polizisten begonnen hat.<br />

Danilo Petrucci kann<br />

nicht nur schnell<br />

Motorrad fahren<br />

Als Fan von Loris<br />

Capirossi...<br />

Fotos: milagro, team sag<br />

Um zur Polizia zu gehören, musste Petrucci ein Jahr<br />

lang im Internat leben. »Es war sehr hart, denn ich<br />

brauchte immer eine Sondergenehmigung, um zu<br />

den Rennen zu fahren. Wenn ich nach den Rennwochenenden<br />

wieder nach Hause kam, musste ich<br />

gleich wieder zurück ins Internat, um zu trainieren«,<br />

schildert Petrucci, der damals in der Superstock1000-Meisterschaft<br />

fuhr. Die Ausbildung<br />

bestand jedoch nicht nur aus körperlichem Training,<br />

besonders geistig musste Petrucci viel beweisen.<br />

»Man muss die italienischen Gesetze lernen,<br />

Zivilgesetze, Strafrecht und all sowas. Außerdem<br />

muss man einen Führerschein machen. Das Wichtigste<br />

war aber, das Schießen mit der Waffe. Am<br />

Ende bekommt man eine Waffe und diese hast du<br />

dein ganzes Leben lang. Aufs Schießtraining wurde<br />

also besonderer Wert gelegt.«<br />

Petrucci empfand das Ausbildungsjahr als die bisher<br />

härteste Zeit seines Lebens. »Es war sehr, sehr schwer,<br />

besonders im Sommer. Man muss immer in der<br />

Polizeistation leben und hat nur wenige Tage frei. Ich<br />

erinnere mich, dass ich zwei Wochen Urlaub hatte<br />

und in diesen zwei Wochen hatte ich zwei Rennen,<br />

das war also komplett verschenkt und ich hatte in<br />

diesem Jahr nie wirklich frei«, grübelt er. Aber der<br />

Motorradfahrer hatte Glück - nach einem Jahr war<br />

die intensive Anfangszeit vorbei. »Ich glaube, dass<br />

ich am Ende des Jahres der glücklichste Mensch auf<br />

der Welt war«, strahlt Petrucci, dessen Polizeiausbildung<br />

aber nicht nur ein zweites Standbein ist, sondern<br />

noch viel mehr Vorteile mit sich bringt.<br />

Fotos: milagro<br />

Denn die italienischen Beamten stellen sich in<br />

sämtlichen Sportarten auf. »Das ist eine seltsame<br />

Sache, besonders für Leute, die nicht in Italien<br />

leben. Sie verstehen das System bei der Polizei nicht.<br />

In Italien haben wir viele Sportgruppen der Staatskräfte<br />

wie Feuerwehrmänner, Carabinieri, Finanzbeamte<br />

und Polizisten, die in sämtlichen Sportarten<br />

wie etwa Kajak, beim Schwimmen oder sogar bei<br />

den olympischen Spielen antreten«, erklärt der<br />

Polizist. Die sportlichen Italiener vertreten damit<br />

ihre Nation auf internationaler Ebene und machen<br />

wie Petrucci mit Polizeilogos auf der Lederkombi<br />

Werbung für die Staatsgewalten.<br />

»Noch schwieriger ist wohl zu verstehen, dass wir<br />

den Job nach der Ausbildung nicht ausüben«,<br />

erklärt Petrucci weiter. Er selbst ist nach dem Jahr<br />

2011 wieder hauptberuflich Motorrad gefahren.<br />

»Ich habe die Ausbildung, die Sachen und die Waffe,<br />

habe aber ich habe noch nie in diesem Beruf gearbeitet<br />

und all das noch nicht benutzt. Wenn ich<br />

eines Tages nicht mehr Rennen fahre, kann ich<br />

einen richtigen Job bei der Polizei ausüben.« Dabei<br />

...fehlt dem Italiener<br />

nur noch ein Titel<br />

»Ich habe noch nie in diesem<br />

Beruf gearbeitet. Wenn ich eines<br />

Tages nicht mehr Rennen fahre,<br />

kann ich einen richtigen Job bei<br />

der Polizei ausüben.«<br />

stellt die Polizei keine niedrigen Anforderungen.<br />

Wäre Petrucci in der italienischen Meisterschaft<br />

unterwegs und würde nach zwei Jahren nicht unter<br />

die Top-3 kommen, würde er zum Polizeidienst<br />

eingezogen und könnte den Helm an den Nagel<br />

hängen. »In der Weltmeisterschaft gibt es aber keine<br />

vorgeschriebenen Ergebnisse. Für mich ist es<br />

momentan in der MotoGP auch recht schwer zu<br />

gewinnen oder unter die Top-3 zu gelangen. Für<br />

sie ist es gut genug, dass ich in der <strong>WM</strong> dabei bin<br />

und das Polizeilogo in der ganzen Welt trage.«<br />

92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Mit Sandro Cortese<br />

kommt es zum<br />

deutschen<br />

Moto2-Duell<br />

Danilo Petrucci<br />

Team:<br />

Came IodaRacing Project<br />

Maschine:<br />

Ioda-Suter<br />

Geburtsort:<br />

Terni<br />

Geburtsdatum: 24.10.1990<br />

Gewicht:<br />

76 kg<br />

Größe:<br />

181 cm<br />

Karriere<br />

2007 Europäische Superstock 600 Meisterschaft (Imperiale Moto / Yamaha)<br />

2008 Europäische Superstock 600 Meisterschaft (Team Trasimeno / Yamaha)<br />

2009 Europäische Superstock 600 Meisterschaft (Yamaha Italia Jr. Trasimeno/ Yamaha)<br />

2010 Superstock 1000 Cup (Team Pedercini / Kawasaki)<br />

2011 Superstock 1000 Cup (Barni Racing Team / Ducati)<br />

2012 MotoGP (Came IodaRacing / Ioda-Suter)<br />

2013 MotoGP (Came IodaRacing / Ioda-Suter)<br />

Danilos geheimes Leben<br />

MotoGP-Pilot? Polizist? Danilo Petrucci ist das<br />

alles noch nicht genug! Auf seiner Website<br />

www.danilopetrucci.it präsentiert er sich auch<br />

noch als eine Art Superheld mit Zorro-Maske.<br />

Aber Vorsicht: Sein »Secret Life« gibt es ausschließlich<br />

in italienischer Sprache. Der rockige<br />

Soundtrack und die coole Comic-Grafik gleichen<br />

das aber allemal aus.<br />

Außerdem hat das Tragen der Polizia-Logos noch<br />

einen weiteren Vorteil: Petrucci wird von der Polizei<br />

bezahlt. »Denn das ist meine Arbeit für sie. Das ist<br />

eine historische Sache, im Sport wird unser Land<br />

repräsentiert. Dazu ist es in einigen Sportarten sehr<br />

schwer, zu überleben, wenn man nicht vom Staat<br />

bezahlt wird. Für gute Leistungen zahlen sie außerdem<br />

einen Bonus. Die beliebtesten Athleten in<br />

Italien kommen vom Militär«, schwärmt er.<br />

Solange Petrucci in der MotoGP fährt, muss er<br />

also nicht zum richtigen Polizeidienst und kann<br />

sich abseits der Rennstrecken anderen Dingen<br />

widmen. »Ich kämpfe mit meinem Zuhause«,<br />

lacht er. »Ich lebe alleine und für mich ist es<br />

immer wieder eine Herausforderung, die Wäsche<br />

zu waschen und das Haus zu putzen. Es ist nicht<br />

so leicht für einen Mann wie mich, ein Haus sauber<br />

zu halten. Das ist nach dem Training meine<br />

Hauptaktivität. Wenn ich abends noch genügend<br />

Kraft habe, gehe ich mit meinen Freunden aus.<br />

Ich bin abseits der Rennstrecken gern<br />

‚normal‘.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93


Kompletter<br />

Neubeginn<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Fotos: milagro<br />

Als Rookie hat es ein Fahrer in der Königsklasse<br />

nie leicht. Bradley Smith beschreibt im Interview,<br />

wie sehr sich sein Leben seit dem Einstieg<br />

in die MotoGP verändert hat und bietet viele<br />

interessante Einblicke.<br />

94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


MSM: Wie war der Wechsel von der Moto2 in die MotoGP<br />

für dich?<br />

BRADLEY SMITH: Der Wechsel hat einen großen Unterschied<br />

gemacht. Nicht nur das Bike, sondern auch der<br />

Lebensstil. Du hast viel mehr zu tun und du stehst viel<br />

mehr im Fokus. Es gibt mehr Druck von außen, weil viel<br />

mehr Leute beobachten, was du machst. Es ist anders, aber<br />

es macht viel Spaß.<br />

Wie schwer war die fahrerische Umstellung?<br />

Das war sehr hart. Die Yamaha erfordert einen sehr spezifischen<br />

Fahrstil. Ich musste mich ziemlich stark anpassen.<br />

Beim Wechseln aus der 125er Klasse in die Moto2<br />

habe ich meinen Stil schon extrem ändern müssen und<br />

nun gehe ich eher wieder zurück zu meinem 125er-Stil.<br />

Es war hart und ich versuche noch immer, mich zu verbessern,<br />

aber ich sehe selbst schon gute Steigerungen.<br />

Ist es genauso schwer, die richtigen Linien mit dem größeren<br />

Bike zu finden?<br />

Ja, das ist komplett anders. Es ist total verschieden: wie<br />

man bremst, wie man in die Kurven einfährt. Alles passiert<br />

viel schneller, denn das MotoGP-Bike ist natürlich so<br />

unglaublich schnell. Bei 314 km/h anzubremsen, einen<br />

Referenzpunkt und eine Linie zu finden ist etwas ganz<br />

anderes. Alles passiert so viel schneller, also muss man<br />

probieren, alles schon früher in die richtige Richtung zu<br />

bewegen. Es ist nicht leicht.<br />

Nach deinen ersten Punkten in Texas hast du gesagt, dass<br />

du nun endlich in der MotoGP angekommen bist. Was<br />

ist der nächste Schritt?<br />

Viel konkurrenzfähiger zu werden! 15 Sekunden hinter<br />

dem Sieger in Austin waren definitiv zu viel. Mein Fokus<br />

liegt immer darauf, in Qualifikation zwei zu kommen und<br />

mich immer weiter vorne zu qualifizieren, um danach mit<br />

den Werks-Ducati-Fahrern zu kämpfen. Ich will versuchen,<br />

im Rennen in der Nähe von Nicky Hayden und<br />

Andrea Dovizioso zu landen, nicht unbedingt in der Qualifikation,<br />

aber in den Rennen.<br />

Der Rookie of the Year Titel scheint schon jetzt verloren.<br />

Stört es dich, dass Marc Marquez alle Lorbeeren erntet<br />

oder bist du eher froh, weil du etwas ungestörter arbeiten<br />

kannst?<br />

Das ist kein Problem. Marc ist ein unglaubliches Talent. →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95


Mit der MotoGP-<br />

Maschine muss der<br />

Rookie noch<br />

Erfahrungen<br />

sammeln<br />

Für Bradley Smith änderte sich das ganze Leben<br />

Er hat schon jetzt Weltmeister geschlagen! Für mich<br />

ist es also keine Schande, gegen ihn zu verlieren.<br />

Ich konzentriere mich eher auf Andrea Iannone<br />

und versuche, so nah wie möglich an ihm dranzubleiben<br />

und ihn in so vielen Rennen wie möglich<br />

zu schlagen. In einigen Läufen hat er mich schon<br />

geschlagen, also muss ich anfangen, ihn zu schlagen.<br />

Mein Rookie of the Year Kampf findet gegen ihn<br />

statt. Marquez hat die MotoGP schon gewonnen.<br />

Er schlägt alle. Wir haben alle das gleiche<br />

Problem.<br />

»Momentan ist es schwer, wirklich genau zu<br />

sagen, wo ich am Ende der Saison vielleicht<br />

landen kann. Wenn ich gegen Saisonende in<br />

Richtung der Top-6 komme, wäre ich wirklich<br />

glücklich.«-<br />

Wie sehr hilft dir Cal Crutchlow?<br />

Bei den Testfahrten hat er mir sehr viel geholfen.<br />

Alle haben beim Testen immer etwas mehr Zeit,<br />

wir konnten entspannen und es langsam angehen.<br />

Wir wussten, was wir tun können. Wir hatten fünf<br />

oder zehn Runden, in denen er mit mir rausgefahren<br />

ist, um mir zu helfen. An einem Rennwochenende<br />

konzentriert er sich auf sich selbst, da ist<br />

es also nicht so leicht.<br />

Was ist nach den ersten Rennen dein Gesamteindruck<br />

von der MotoGP?<br />

Für mich wird ein Traum Wirklichkeit. Es ist eine<br />

fantastische Serie für mich und es ist eine große<br />

Ehre, hier fahren zu dürfen. Sicherlich gibt mir das<br />

viel Motivation, weiterzumachen, um hier bleiben<br />

zu können. Die MotoGP ist der Ort, an dem ich für<br />

den Rest meiner Karriere bleiben will. Wenn ich<br />

das schaffen will, muss ich immer härter arbeiten,<br />

meine Ergebnisse verbessern und damit zeigen, dass<br />

ich mir meinen Platz hier verdient habe. Momentan<br />

macht es sehr viel Spaß.<br />

Wo kannst du dich verbessern?<br />

Überall! Momentan wirklich überall. Es gibt so viel,<br />

dass ich an mir selbst verbessern kann. Ich will<br />

immer mehr Erfahrung mit dem Bike sammeln,<br />

mir immer mehr Wissen über das Motorrad aneignen.<br />

Ich kann noch viel verbessern, in allen<br />

Bereichen. Es gibt keinen riesigen Schritt in einem<br />

bestimmten Bereich, sondern einfach nur viele<br />

kleinere Dinge in verschiedenen Bereichen und<br />

dann können wir sicherlich gute Verbesserungen<br />

erzielen.<br />

Cal Crutchlow beschwert sich ab und an über den<br />

Nachteil eures Bikes gegenüber der Werks-<br />

Yamaha. Was denkst du darüber?<br />

Yamaha beliefert uns mit sehr, sehr gutem Material.<br />

Ich persönlich sehe kaum einen großen<br />

Unterschied zwischen unseren Maschinen und<br />

den Werksbikes. Ich denke, Yamaha ist sehr fair<br />

mit dem, was sie für unser Team tun. Unser Bike<br />

ist vielleicht nicht in der Lage, Rennen zu gewinnen,<br />

aber auf jeden Fall gut genug, um auf dem<br />

Podium zu landen. Für ein Satellitenteam ist das<br />

extrem gut. Ich habe also keine Probleme. Mein<br />

Top-Speed ist genauso gut wie ihrer. Mein Chassis<br />

und alles andere ist auch ziemlich dicht dran. Ich<br />

kann mich momentan wirklich nicht<br />

beschweren.<br />

Gibt es Unterschiede zwischen deinem Bike und<br />

dem deines Teamkollegen?<br />

Ja, Cal hat die neusten Entwicklungsschritte. Es gibt<br />

das Werksbike, dann Cals und danach kommt<br />

meine Maschine. Mein Motorrad ist das Startmotorrad<br />

aus dem letzten Jahr. Für mich ist das im<br />

Moment aber völlig okay.<br />

Was hat sich um dich herum geändert, seit du<br />

MotoGP fährst?<br />

Alles hat sich verändert. Ich habe ein viel stressigeres<br />

Leben. Ich habe kaum noch Zeit für die<br />

Dinge, die ich normal immer gemacht habe. Ich<br />

habe immer zu tun, ich muss immer irgendwo sein.<br />

Es ist ein bisschen verrückt, denn man kann sein<br />

normales Leben nicht mehr wirklich leben. Du<br />

bekommst eine Art Stundenplan, musst demnach<br />

morgens aufwachen und dies und das erledigen.<br />

Ich möchte das aber gegen nichts in der Welt<br />

ändern, auch wenn es bedeutet, dass es für mich<br />

viel härter ist.<br />

96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Erkennen dich jetzt mehr Leute auf der Straße?<br />

In England ist das nicht so krass. Aber wenn man<br />

zum Beispiel in Spanien ist, dann schon. Ich war<br />

jahrelang in einem spanischen Team und habe eine<br />

gute Fangemeinde in Spanien. Wenn man jetzt in<br />

der MotoGP fährt, wird man von jedem etwas mehr<br />

beachtet. Das ist schön. Ich bekomme viel Unterstützung,<br />

was mir ein gutes Gefühl gibt.<br />

Was ist deine schwerste Herausforderung in der<br />

MotoGP?<br />

Momentan ist es wohl einfach, alles über die<br />

Yamaha zu lernen und meinen Fahrstil an das<br />

Motorrad anzupassen. Dazu die anderen Fahrer.<br />

Hier fahren die besten Piloten der Welt. Sie haben<br />

niemals einen schlechten Tag und sind immer<br />

extrem schnell. Selbst wenn ich alles gebe, bin ich<br />

über eine Sekunde langsamer. Die Fahrer sind also<br />

ein großes Problem hier. [lacht]<br />

Fotos: milagro<br />

Für Smith wird<br />

2013 ein<br />

Traum wahr<br />

Kannst du dir vorstellen, einen anderen Job<br />

auszuüben?<br />

Nicht wirklich, ich kenne mich nur beim Motorradfahren<br />

aus. Ich mag Sport - alles, was mit Sport<br />

zu tun hat. Ich bin aber auch an Psychologie interessiert.<br />

Wenn ich nicht fahren würde, würde ich<br />

trotzdem gerne etwas mit Sport zu tun haben und<br />

wäre vielleicht ein Coach für einen Sportler oder<br />

ein Psycho-Trainer oder irgendetwas in der Art. Ich<br />

bin auch an Naturwissenschaften interessiert. Mich<br />

interessiert alles, was mit dem menschlichen Körper<br />

zu tun hat. Es muss aber irgendetwas mit Sport zu<br />

tun haben, ein Büro-Job wäre wirklich nichts für<br />

mich.<br />

Wer ist dein Idol?<br />

Mein Idol ist Ricky Carmichael, der Motocross-<br />

Champion. Wir haben beide rote Haare. Wenn man<br />

jung ist, wird man deshalb immer wieder damit<br />

aufgezogen. Es gibt immer irgendwelche Spitznamen<br />

oder irgendetwas. Daher war es wirklich cool,<br />

dass es jemanden mit roten Haaren gab, der im<br />

Motocross richtig erfolgreich war. Das ist wohl ein<br />

Grund dafür. Außerdem gefiel mir aber auch wie<br />

er die Serien dominiert hat und das über eine so<br />

lange Zeit. Dazu seine harte Arbeit, aber auch wie<br />

er den Motocross-Sport verändert hat. Er hat sich<br />

einen Trainer genommen und extrem hart gearbeitet.<br />

Er ist eine Art Innovator, was wirklich schön zu<br />

beobachten war.<br />

Was ist dein Ziel dieses Jahr?<br />

Ich will mich enorm verbessern. Momentan ist es<br />

schwer, wirklich genau zu sagen, wo ich am Ende<br />

der Saison vielleicht landen kann. Wenn ich gegen<br />

Saisonende in Richtung der Top-6 komme, wäre<br />

ich wirklich glücklich. Um Podestplätze zu kämpfen<br />

ist vielleicht im zweiten Jahr drin. Wenn ich im<br />

Laufe der Saison einen sechsten Platz holen kann,<br />

ist das meiner Meinung nach schon ein wirklich<br />

großer Erfolg.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97


»Mein letztes schmerzfreies Rennen ist leider<br />

schon eine Weile her - irgendwann vor Sepang im<br />

letzten Jahr«, gesteht Ben Spies am Rande des<br />

MotoGP-Rennens in Mugello dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>. Wenige Stunden später muss der verletzungsgeplagte<br />

Texaner sein Comeback verschieben<br />

und für Qualifying und Rennen passen. Der<br />

28-Jährige hat im letzten halben Jahr nach teils<br />

schweren Stürzen eine körperliche Tortur hinter<br />

sich: Schulter, Rücken, Brustkorb - kaum ein Teil<br />

des Oberkörpers, an dem es nicht zwickt. Zwischen<br />

seinem heftigen Abflug in Sepang und dem<br />

gescheiterten Comebackversuch in Mugello<br />

konnte Spies nur zwei von sieben Rennen in<br />

Angriff nehmen. Eine einmonatige Pause im Mai<br />

nach dem durchwachsenen Heimrennen in Austin<br />

inklusive Rückzug in die US-amerikanische Heimat<br />

hatte nicht die erhoffte Besserung gebracht,<br />

das Rennen in Italien kam einfach noch zu früh.<br />

»Dabei fühlen sich Schulter, Rücken und Brustkorb<br />

viel besser an, als das letzte Mal, als ich auf<br />

meinem Motorrad gesessen bin«, so Spies.<br />

»Zumindest kann ich mir nichts vorwerfen und<br />

habe alles in meiner Macht stehende getan: Rund<br />

zwei bis fünf Stunden an Rehabilitation pro Tag<br />

bis hin zu Massagen. Ich habe im Rahmen der<br />

Reha viele neue Dinge ausprobiert, die ich noch<br />

nie zuvor getan habe und wollte mich damit<br />

immer weiter an das Limit herantasten. Die Stabilität<br />

der Schulter hat oberste Priorität.« An dieser<br />

arbeitet der Texaner schon seit dem Winter, als er<br />

fast sechs Wochen seinen Arm in einer Schlinge<br />

tragen musste und monatelang nicht auf einem<br />

Rennmotorrad Platz nehmen konnte. Mittlerweile<br />

keimen bereits erste Gerüchte über ein vorzeitiges<br />

Karriereende des Superbike-Weltmeisters von<br />

2009 auf. Dass seine Karriere im letzten halben<br />

Jahr einen deutlichen Knick verzeichnete, ist<br />

offenkundig.<br />

Anfang 2011 war Ben Spies zum Werksteam von<br />

Yamaha gestoßen, um dort in die Fußstapfen des<br />

zu Ducati abgewanderten Valentino Rossi zu stoßen.<br />

Vor rund zwei Jahren gelang ihm in Assen<br />

im siebten Rennen für die Werksmannschaft mit<br />

dem ersten Sieg seiner Karriere auch der vermeintliche<br />

Durchbruch. Seither ging es für den 28-jährigen<br />

Texaner aber stetig bergab. Dem Premierensieg<br />

folgten nur noch zwei weitere Platzierungen<br />

auf dem Podium. Neben dem Ausbleiben der<br />

Ergebnisse - oft auch durch Pech mit der Technik<br />

bedingt - nistete sich nach und nach der Verletzungsteufel<br />

bei Spies ein. Auf Philipp Island<br />

machte er 2011 das erste Mal in Yamaha-Farben<br />

so richtig Bekanntschaft mit der Härte des<br />

Asphalts und musste nach einem Trainingscrash<br />

das Rennen auslassen.<br />

2012 folgte der Gau: Kein einziger Podiumsplatz,<br />

fünf Ausfälle in der zweiten Saisonhälfte und letztlich<br />

eine schwere Schulterverletzung, die Spies‘<br />

Saison in Sepang schon zwei Rennen vor Schluss<br />

beendete. Damit war erstmals seit 2004 (damals<br />

Carlos Checa) ein Yamaha-Werksfahrer in einem<br />

Jahr ohne eine einzige Platzierung unter den Top-3<br />

eines Rennens geblieben. Der Abschied wäre wohl<br />

auch ohne die Rückkehr von Rossi beschlossene<br />

Sache gewesen. Im Winter erfolgte der Abstieg in<br />

die Reihen der Kundenteams zu Pramac Racing<br />

und der Umstieg von der durch hohe Fahrbarkeit<br />

ausgezeichneten Yamaha M1 auf die als schwierig<br />

98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: milagro<br />

Die Leiden des<br />

Text: MICHAEL HÖLLER<br />

Ben Spies<br />

Seit einem Sturz im Oktober versucht Ben Spies, den Verletzungs-teufel<br />

abzuschütteln. Zwangspausen, ein Karriereknick und ein Motorrad-<br />

Wechsel setzten dem Texaner zu. Sein harter Weg zurück.<br />

geltende Ducati Desmosedici. Für Spies<br />

bedeutete dieser Wechsel des Arbeitgebers<br />

aber auch gleichzeitig eine<br />

kleine Entlastung. »Alles ist hier viel<br />

ruhiger, die Atmosphäre entspannter.<br />

In einem Werksteam fühlst du dich<br />

ständig wie auf einem roten Teppich,<br />

der Druck ist größer und du bist auch<br />

abseits der Strecke ständig am Limit«,<br />

gesteht der Texaner, der stets so wirkte,<br />

als würde er das Rampenlicht nicht<br />

richtig genießen können.<br />

Ben Spies will<br />

endlich wieder<br />

schmerzfrei fahren<br />

Abseits des Blitzlichtgewitters geht es<br />

für den 28-jährigen Texaner bis Saisonende<br />

nur mehr um eines: »Für mich<br />

zählt nur noch zurück auf das Motorrad<br />

zu kommen, Runden zu sammeln<br />

und endlich wieder schmerzfrei fahren<br />

zu können.« So soll der lange Leidensweg<br />

des Ben Spies ein Ende finden und<br />

möchte er die Gerüchteköche bezüglich<br />

eines verletzungsbedingten Karriere-Aus<br />

Lügen strafen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99


Dominique<br />

Aegerter<br />

Text: Michael Höller & Maria Pohlmann<br />

Stefan<br />

Bradl<br />

Der Paddock spricht Deutsch<br />

Hier wird Deutsch gesprochen! Dank der <strong>WM</strong>-Titel von Stefan Bradl und Sandro<br />

Cortese steigt das Ansehen der Fahrer aus dem deutschsprachigen Raum in der<br />

Motorrad-<strong>WM</strong> immer weiter. Auch die Schweizer Jungs und die Österreicher von<br />

KTM tragen ihren Teil dazu bei.<br />

Jonas<br />

Folger<br />

Randy<br />

Krummenacher<br />

Fotos: milagro<br />

100 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Sandro<br />

Cortese<br />

Tom<br />

Lüthi<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 101


Jonas Folger<br />

kämpft 2013<br />

gegen die<br />

Spanier<br />

Stefan Bradl fährt<br />

mit FC Bayern<br />

München Power<br />

Wenn man durch das MotoGP-Fahrerlager und die<br />

Boxen wandert, sind bei der Verständigung in<br />

erster Linie Spanisch und Italienisch hilfreich. Ein<br />

Großteil der Fahrer, Mechaniker und Teamverantwortlichen<br />

kommt aus diesen beiden Ländern und<br />

zumindest eine dieser beiden Sprachen ist für Personal aus Drittländern<br />

als Fremdsprache sehr nützlich. Neben Englisch wird aber auch Deutsch<br />

immer wichtiger im Paddock und ist immer öfter zu vernehmen. Zehn<br />

Piloten (sieben Deutsche und drei Schweizer) mit deutscher Muttersprache<br />

tummeln sich 2013 in den drei Klassen der Motorrad-<strong>WM</strong>, hinzu<br />

kommen einige Teams unter deutscher oder<br />

Schweizer Flagge, wie etwa das Racing Team Germany,<br />

Dynavolt Intact GP, Kiefer Racing oder Interwetten<br />

Paddock. Mit dem österreichischen Hersteller<br />

KTM kommt der aktuelle Primus unter den<br />

Moto3-Bikes aus dem deutschsprachigen Raum<br />

und mit Bernhard Gobmeier hat ein Bayer die<br />

<strong>Motorsport</strong>geschicke des gesamten Ducati-Konzerns<br />

in seinen Händen. In der Moto2 duellieren<br />

sich um die vorderen Plätze ausschließlich Piloten<br />

auf einem Chassis des Schweizer Ingenieurs Eskil<br />

Suter oder von der schwäbischen Schmiede Kalex.<br />

Schließlich mischt auch noch BMW ein wenig mit,<br />

stellt neben dem Pace Car, einer neuen Hospitality<br />

und dem BMW M Award, für den schnellsten<br />

MotoGP-Piloten, Motoren für das italienische MotoGP-Team Came Ioda-<br />

Racing. Nicht zuletzt wird im Hintergrund immer mehr Deutsch gesprochen,<br />

so legt etwa das französische MotoGP-Team von Tech 3 die<br />

Geschicke von Hospitality und Pressebetreuung in die Hände von zwei<br />

deutschen Damen.<br />

102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Neben Englisch wird<br />

aber auch Deutsch<br />

immer wichtiger<br />

im Paddock und ist<br />

immer öfter zu vernehmen.<br />

Zehn Piloten<br />

mit deutscher Muttersprache<br />

tummeln<br />

sich in den 3 Klassen.<br />

Der aktuelle Boom ist den Erfolgen der<br />

letzten Jahre geschuldet: allen voran<br />

Stefan Bradl und Sandro Cortese, die<br />

in den letzten beiden Jahren <strong>WM</strong>-Titel<br />

erobern konnten. »Man muss ganz klar<br />

sagen, dass mit den Erfolgen und vor<br />

allem den Titeln das Ansehen steigt«,<br />

ist sich der amtierende Moto3-Champion<br />

Cortese im Gespräch mit dem<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sicher. Vor allem<br />

das Medieninteresse würde bei Podiumsplätzen, Siegen und Titeln rasch und<br />

erheblich steigen. »Bei uns in Deutschland war das Interesse lange niedrig, weil<br />

wir keine Fahrer hatten. Top-10-Ergebnisse reichen da nicht aus, du musst Podiumsplätze<br />

und Siege einfahren, dann schalten die Medien ein. Das ist in jeder<br />

Sportart so. Ein Gegenbeispiel ist Tennis: das interessiert in Deutschland aktuell<br />

niemanden. Vor 20 Jahren war das mit Boris Becker und Steffi Graf noch anders<br />

- da hat Tennis geboomt. Im Motorradsport war es genau umgekehrt.«<br />

Auch Bradl, seit 2005 in der <strong>WM</strong> dabei und 2011 Titelträger der Moto2, sieht<br />

die Aufwärtstendenz: »Wir hatten zwei Weltmeister binnen zwei Jahren. Das<br />

hat das Standing des deutschsprachigen Raums ganz<br />

klar gefestigt und gestärkt. Aber es gibt im Vergleich<br />

zu Italien oder Spanien noch immer einen unglaublichen<br />

Aufholbedarf. Wir dürfen das noch nicht überbewerten<br />

und müssen so weiterarbeiten wie bisher.<br />

Speziell für Deutschland sieht es beim Nachwuchs ja<br />

nicht so schlecht aus.« Mit Philipp Öttl und Florian<br />

Alt konnten gleich zwei Rookies im Winter einen<br />

Stammplatz in der Moto3, wo auch Jonas Folger und<br />

Toni Finsterbusch fahren, ergattern. »Denen muss<br />

man Zeit geben, aber sie haben sicher das Potenzial,<br />

in den nächsten paar Jahren weit nach oben zu kommen«,<br />

glaubt Bradl. Als mitverantwortlich für den<br />

Aufstieg des Junioren-Duos sieht der deutsche<br />

MotoGP-Pilot den Rookies Cup an - eine kostengünstige<br />

Alternative zu den nationalen Nachwuchsklassen. »Vor allem im Rahmenprogramm<br />

der <strong>WM</strong> zu fahren, ist definitiv eine gute Sache. Da haben<br />

sich diese Jungs gut gemacht und haben sich das <strong>WM</strong>-Ticket verdient«, so<br />

Bradl. Der Rookies Cup ist in der Chefetage ebenfalls eine deutschsprachige<br />

Angelegenheit, eine österreichische im Speziellen: Vom Red-Bull-Konzern


von Dietrich Mateschitz gesponsert, sind die Talente auf Motorrädern von<br />

KTM unterwegs und werden vom fünffachen GP-Sieger August Auinger<br />

gecoacht und betreut.<br />

Das Zuschauerinteresse untermauert den Motorrad-Boom im Herzen Europas:<br />

Zum Rennen auf dem Sachsenring pilgern seit Jahren regelmäßig über 200.000<br />

Fans. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass der Red Bull Ring in Spielberg ein<br />

Rennen ausrichten könnte, der Streckenchef des Salzburgrings (zwischen 1971<br />

und 1994 fixer Bestandteil des <strong>WM</strong>-Kalenders) gab unlängst in einem Interview<br />

bekannt, die MotoGP zurück nach Salzburg holen zu wollen. Ähnliche<br />

Gerüchte sind in der Schweiz noch in weiter Ferne: Dort wurde erst vor zwei<br />

Jahren das Rundstreckenverbot aufgehoben. Dennoch konnte sich dort eine<br />

Motorrad-Szene entwickeln, die sich in der <strong>WM</strong> etablieren konnte.<br />

<strong>WM</strong>-Starter sicher. »Es ist für alle<br />

gut, egal ob Deutsche oder Schweizer.<br />

Jeder kann von den anderen profitieren<br />

und mit Stefan haben wir auch<br />

ein Zugpferd in der MotoGP-Klasse.<br />

Wenn ich auf die Schweiz schaue:<br />

dort war 20 Jahre vor mir in den<br />

Medien nicht viel über den Motorradsport<br />

zu finden. Jetzt wird wieder<br />

auf breiter Front davon berichtet. Da<br />

haben auch die Titel von Stefan und<br />

Sandro mitgeholfen, dass das Interesse<br />

breiter wurde.«<br />

Mit seinem Titel machte<br />

Cortese 2012 gute<br />

Werbung für den Sport<br />

Fotos: milagro<br />

So krönte sich Tom Lüthi 2005 in der Achtelliterklasse zum ersten deutschsprachigen<br />

Weltmeister seit 1993 (Dirk Raudies). »Die Reputation des ganzen<br />

geographischen Raumes ist auf jeden Fall gestiegen«, ist sich der 168-fache<br />

Tom Lüthi freut sich über<br />

die deutschsprachige<br />

Beteiligung<br />

Seit Krummenacher und<br />

Aegerter in einem Team<br />

fahren, stieg das<br />

Interesse in der Schweiz<br />

Dennoch sind vor allem die Schweizer<br />

Jungs noch ein wenig gehandicapt.<br />

»Da wir in der Schweiz leider<br />

keine Rennstrecken haben, kann ich<br />

nicht groß auf Asphalt trainieren.<br />

Dadurch haben wir einen Nachteil<br />

gegenüber anderen Fahrern, aber ich<br />

war viele Jahre auf dem Motocross-<br />

Bike unterwegs und es macht immer<br />

noch Freude ein wenig zu jumpen<br />

und im Dreck rumzuwühlen. Ich<br />

fahre auch noch viel Supermotard,<br />

dafür muss ich aber auch immer nach<br />

Italien und Frankreich fahren«, so<br />

Aegerter<br />

wuchs mit<br />

Motocross<br />

auf<br />

Dominique Aegerter, der aktuell in der Moto2-Klasse fährt. Teamkollege<br />

und Landsmann Randy Krummenacher bläst in dasselbe Horn. »Das Trainieren<br />

ist sehr schwer. Wir sind da im Nachteil und müssen immer sehr weit<br />

reisen, um Motorrad zu fahren. Mittlerweile geht das besser, weil ich auch<br />

selbst mit dem Auto irgendwo hinfahren kann. Es ist aber immer noch<br />

beschwerlich, denn wir müssen sehr viel Zeit investieren.«<br />

Ein gestiegenes Interesse bemerkt aber auch Aegerter: »Wir haben seit Anfang<br />

April viele Medientermine, außerdem wurde auch viel über mich in den<br />

Schweizer Medien berichtet. Das lag zum einen bestimmt daran, dass Lüthi<br />

verletzt war und zum anderen, weil ich recht gut unterwegs war«, erklärt der<br />

Schweizer, der keine landesinterne Rivalität sieht. »Die Medien haben das<br />

Ganze unheimlich gepusht, Tom und mich immer verglichen und einen<br />

Kampf daraus gemacht. So ist es aber nicht. Ich komme eigentlich ganz gut<br />

mit ihm zurecht, obwohl ich nicht allzu viel Kontakt zu ihm habe.«<br />

Der Kontakt untereinander hält sich auch bei den deutschen Fahrern in<br />

Grenzen. »Jeder geht seinen eigenen Weg«, erklärt Cortese. »Das heißt nicht,<br />

dass es irgendwelche Feindschaften gäbe, aber jeder hat seine Arbeit. Man<br />

versteht sich gut, doch es gibt an den Rennwochenenden einfach zu viel zu<br />

tun, als dass man gemeinsam abhängen könnte.« Schließlich hat die deutschsprachige<br />

Armada in den nächsten Jahren noch viel vor. »Ich sehe noch viel<br />

Potenzial«, so Cortese. »Deutschland ist eine Motorradnation, viele fahren<br />

hier selbst. Momentan schlummert es aber noch ein bisschen und wartet<br />

nur darauf, geweckt zu werden. Mit Jonas, Marcel, Stefan, den Rookies, mir,<br />

KTM und den Schweizer Jungs sind wir aber auf einem guten Weg.«<br />

»Die Nachwuchsförderung muss richtig gewesen sein, dass es so viele<br />

Deutschsprachige jetzt geschafft haben«, glaubt auch Lüthi. »Hoffen wir, dass<br />

das nicht abreißt und so weitergeht.« Vielleicht klappt es in einigen Jahren<br />

sogar mit einem deutschsprachigen Sieger in der MotoGP. In der Königsklasse<br />

gab es bislang erst einen Deutschen (Edmund Czihak 1974) und einen<br />

Schweizer (Michel Frutschi 1982), die ein Rennen in der höchsten Serie der<br />

Motorrad-<strong>WM</strong> gewinnen konnten.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103


Der Countdown läuft<br />

Auf zum eni<br />

Motorrad<br />

Grand Prix<br />

Deutschland<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

In wenigen Wochen steht das absolute Highlight<br />

für die deutschen Motorradfans auf dem<br />

Programm: der eni Motorrad Grand Prix<br />

Deutschland. Besonders die einheimischen<br />

Piloten blicken dem Rennwochenende voller<br />

Vorfreude entgegen.<br />

Sandro Cortese, Moto3 Weltmeister und offizieller<br />

Botschafter für den Sachsenring Grand Prix, erhält<br />

in diesem Jahr seine eigene Fantribüne. Sein<br />

Heimrennen wird für ihn so zu einem ganz besonderen<br />

Höhepunkt der Saison, insbesondere angesichts<br />

seines Sieges im Vorjahr, mit dem er erster<br />

deutscher Gewinner nach 41 Jahren wurde: »Das<br />

war ein einmaliges Erlebnis, denn ein Heim-<br />

Grand-Prix ist etwas ganz Spezielles.«<br />

Sein Moto2-Kollege Marcel Schrötter, der<br />

im ADAC Junior Cup erste Rennerfahrung<br />

sammelte, freut sich ebenso auf den einzigen<br />

deutschen <strong>WM</strong>-Lauf. »Ich verbinde mit<br />

dem Sachsenring sehr gute Momente. Der<br />

Kurs ist sehr anspruchsvoll und kurvenreich,<br />

aber gerade das macht Spaß.« Doch<br />

dem noch lange nicht genug: Auch Jonas<br />

Folger zählt zu den Fahrern aus der ADAC<br />

Talentschmiede und kämpft in dieser Saison<br />

hart gegen die spanischen Konkurrenten um<br />

die Spitzenpositionen. Dahin will er auch<br />

beim deutschen <strong>WM</strong>-Lauf auf dem Sachsenring:<br />

»Dort war ich noch nie auf dem<br />

Podium. Das ist ganz klar ein Ziel in dieser<br />

Saison.«<br />

Stefan Bradl gilt in der Königsklasse als größtes<br />

deutsches Aushängeschild. In wenigen Tagen<br />

können seine Freunde und die deutschen Fans<br />

ihn beim Lauf auf dem Sachsenring sehen. Der<br />

Countdown läuft. »Die Fans dort sind toll, das ist<br />

weltweit einmalig«, sagt Bradl, »nicht umsonst<br />

ist der Sachsenring so ein Zuschauermagnet.«<br />

Tickets für den Sachsenring:<br />

SRM-Tickethotline: +49(0) 3723 49 99 11<br />

Online-Shop: www.sachsenring-gp.de<br />

Die Stars von morgen<br />

Im Rahmen des »eni Motorrad Grand Prix Deutschland« findet auch der Saisonhöhepunkt<br />

des ADAC Junior Cup statt. In der Einstiegsklasse lernen junge Talente die Grundlagen<br />

des Rennfahrens und können ihre Fähigkeiten sukzessive verbessern.<br />

Die jüngsten Erfolge deutscher Motorradrennfahrer sind auch Folge der<br />

erfolgreichen Nachwuchsarbeit des ADAC in den diversen Motorradnachwuchsserien<br />

wie dem ADAC Pocket Bike Cup, dem ADAC Mini Bike Cup oder<br />

dem ADAC Junior Cup. In den vergangenen zehn Jahren schafften insgesamt<br />

elf Fahrer aus dem ADAC Mini Bike Cup sowie dem ADAC Junior Cup den<br />

Sprung in die Motorrad-Weltmeisterschaft. Der Schweizer Thomas Lüthi, Stefan<br />

Bradl und Sandro Cortese gewannen jeweils einen Weltmeistertitel.<br />

Fotos: milagro, ADAC <strong>Motorsport</strong><br />

104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71<br />

Fotos: ADAC, red bull content pool


Text: Maria Pohlmann<br />

Direkt in die MotoGP?<br />

Michel-Metraux-Trophäe im Debüt-Jahr, <strong>WM</strong>-Kampf in der zweiten Saison und<br />

2013 ganz hoch im <strong>WM</strong>-Kurs: Maverick Vinales gilt als riesiges Talent. Dem<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verriet er, wie es in dieser Saison mit dem Titel klappen soll.<br />

im dritten Jahr der Weltmeisterschaft soll es<br />

für Maverick Vinales endlich klappen. Der<br />

junge Spanier begann 2011 in der 125er<br />

Klasse und gilt seit seiner ersten Saison als<br />

funkelnder Stern am spanischen Motorradhimmel.<br />

Schon im Rookie-Jahr sicherte er sich im Team von<br />

Paris Hilton Platz drei in der <strong>WM</strong>-Wertung und<br />

auch im letzten Jahr landete er auf einer FTR-<br />

Honda unter den ersten Drei. Obwohl es zum Saisonende<br />

2012 einige Schwierigkeiten mit Team und<br />

Manager gab und Vinales vor einem Grand Prix<br />

sogar abreiste, rissen sich die Teams im GP-Fahrerlager<br />

förmlich um das Talent. In dieser, seiner dritten<br />

Saison in der kleinen Kategorie, sitzt Vinales<br />

endlich auf einer KTM und liegt nach dem ersten<br />

Saisondrittel auf <strong>WM</strong>-Kurs.<br />

»Ich bin so glücklich, dass ich jetzt auf KTM fahren<br />

kann«, sagt der Fahrer des Calvo Teams, dessen<br />

Teammanger Pablo Nieto mit eigener Rennerfahrung<br />

aushelfen kann. »Auch unser Team arbeitet<br />

wunderbar mit KTM zusammen, trotzdem ist es<br />

kein Kinderspiel, in diesem Jahr vorne mitzuhalten.«<br />

Der Kampf an der Moto3-Spitze tobt schon<br />

seit dem Saisonauftakt in Katar. Luis Salom, Alex<br />

Rins und Alex Marquez heißen die starken Gegner<br />

aus dem eigenen Land. Ab und an kann auch Jonas<br />

Folger mitmischen. Die fast rein spanische Angelegenheit<br />

bereitet dem Fahrer aus Figueres aber<br />

keine Sorgen. »Ich finde die Situation sehr gut. Wir<br />

können alle den Pokal mit nach Spanien bringen<br />

und damit unsere Landsleute stolz machen und mir<br />

persönlich ist es nicht so wichtig, woher meine<br />

Gegner kommen.«<br />

Vinales konnte in dieser Saison bereits mehrere<br />

Rennen für sich entscheiden - leicht ist aber etwas<br />

anderes. »Ich muss dauernd hart pushen, im Laufe<br />

des Rennwochenendes viel mit dem Team zusammenarbeiten.<br />

Dazu brauche ich noch ein bisschen<br />

Glück und dann klappt es«, verrät er sein Geheimrezept<br />

mit dem er eine bisher sehr erfolgreiche<br />

Saison zeigen kann. Beim Heim-Grand-Prix in<br />

Jerez de la Frontera und beim Frankreich GP unter<br />

»Auch unser Team arbeitet<br />

wunderbar mit KTM zusammen,<br />

trotzdem ist es kein Kinderspiel,<br />

vorne mitzuhalten.«<br />

schwierigen Bedingungen ging es bereits auf.<br />

Außerdem stand Vinales in Katar, Texas und<br />

Mugello auf dem Podium - mehr Punkte kann ein<br />

Fahrer kaum holen und schon gar nicht in der hart<br />

umkämpfen Moto3-Klasse. »Ich bin bisher wirklich<br />

glücklich, denn ich bin in jedem Rennen aufs<br />

Podest gekommen und stehe an der <strong>WM</strong>-Spitze,<br />

so sollte es weitergehen«, schmunzelt er.<br />

Vinales will um jeden Preis in diesem Jahr Weltmeister<br />

werden. Um die harten Gegner aber dauerhaft<br />

zu schlagen, versucht er die <strong>WM</strong>-Wertung<br />

auszublenden. »Wir müssen Rennen für Rennen<br />

vorgehen und uns im Laufe der Saison immer weiter<br />

steigern. Nur so ist es möglich, gegen die starke<br />

Konkurrenz zu gewinnen«, weiß er. Zur Steigerung<br />

ist zunächst einmal Arbeit an der KTM notwendig.<br />

»Wir haben damit immer viel zu tun und es gibt<br />

ständig etwas zu verbessern. Momentan arbeiten<br />

wir hart am Chassis, am Motor... im Grunde an<br />

allen Teilen.« Ob während der Saison noch Updates<br />

aus Mattighofen kommen, weiß der Spanier noch<br />

nicht.<br />

Sicher ist sich der 18-Jährige allerdings, woran er<br />

selbst noch arbeiten muss. »Auf der Bremse bin ich<br />

ziemlich stark. Dafür fehlt mir in der Kurvenmitte<br />

meist ein bisschen der Speed, aber da versuche ich<br />

mich noch zu verbessern, denn das hat etwas mit<br />

meinem Fahrstil zu tun. Wir versuchen, uns in allen<br />

Bereichen noch zu steigern, wir müssen noch besser<br />

werden.« Um dieses Ziel zu erreichen, trainiert<br />

Vinales fast an jedem Tag in der Woche im Fitnessstudio,<br />

auf dem MX- oder dem Mountainbike. »Ich<br />

fahre aber auch gerne Kart und verfolge in meiner<br />

Freizeit Supercross, Boxen und viele andere Sportarten«,<br />

verrät er.<br />

Schon seit Beginn seiner Karriere vor 15 Jahren<br />

eifert Vinales einem großen Vorbild nach. Valentino<br />

Rossi. Er ist der Fahrer, den ich schon als Kind verfolgt<br />

und bewundert habe.« Eines Tages will auch<br />

der Michel-Metraux-Preisträger genau dort ankommen,<br />

wo sein Idol jetzt ist: in der MotoGP. Dazu<br />

wird Vinales aber noch den einen oder anderen<br />

Zweikampf austragen und einige Rennen gewinnen<br />

müssen. Pläne für das kommende Jahr hat er<br />

zumindest noch nicht gefasst. Lachend ergänzt<br />

Vinales: »Vielleicht wechsle ich ja direkt in die<br />

MotoGP!«<br />

Fotos: milagro<br />

106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107


Text: Maria Pohlmann<br />

Erbe<br />

Eugene Laverty<br />

versucht die RSV4<br />

noch weiter zu<br />

verbessern<br />

Guintoli und Laverty<br />

bilden die optimale<br />

Fahrerpaarung<br />

Sylvain Guintoli will<br />

seine Konstanz<br />

beibehalten<br />

108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Sylvain Guintoli löste Max Biaggi in dieser Saison ab und sammelt einen Podestplatz<br />

nach dem anderen. Doch auch Eugene Laverty ist extrem schnell<br />

unterwegs. Liegt Aprilia Racing souverän auf Titelkurs?<br />

Auf der Aprilia fühlte<br />

sich der Franzosen<br />

ab dem ersten Test<br />

wohl<br />

Fotos: wsbk<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109


Fotos: wsbk<br />

Die Konkurrenz<br />

lässt nicht<br />

locker<br />

Auf einigen<br />

Rennstrecken steht<br />

mehr Arbeit an als<br />

auf anderen<br />

in halber Punkt bringt die<br />

Entscheidung: in Magny-<br />

Cours holt Aprilia endlich den<br />

ersehnten <strong>WM</strong>-Titel. Max<br />

Biaggi geht mit Stil, nämlich<br />

als Weltmeister, und hinterlässt eine Lücke bei Aprilia,<br />

die schwer zu füllen scheint. Nach dem ersten<br />

Drittel der neuen Superbike-Saison ist der Italiener<br />

jedoch so gut wie vergessen. Sylvain Guintoli hat<br />

zosen, der die Meisterschaft nach den ersten Renn-<br />

seinen Platz im Aprilia Racing Team eingenommen wochenenden der neuen Saison souverän anführt.<br />

und das so stilvoll, wie es Biaggi selbst kaum übertreffen<br />

könnte. »Für mich ist es gut, einen Fahrer auf<br />

der anderen Seite der Box zu haben, der sehr ähnlich<br />

unterwegs ist, weil ich mich so verbessern<br />

kann«, schätzt Eugene Laverty ein, der noch vor<br />

Beginn der Saison als Nummer-eins-Fahrer gehandelt<br />

worden war.<br />

Wichtigste sei es, so weiterzumachen, einige Ren-<br />

Status hin oder her: Laverty ist froh über seinen<br />

neuen Teamkollegen. »Er fährt das Bike ähnlich wie<br />

ich. In einigen Bereichen fährt er besser als ich und<br />

in anderen fahre ich besser als er, also denke ich,<br />

dass wir voneinander lernen. Max war ein anderer starke Leute hinter sich haben muss, um Erfolg zu<br />

Fahrertyp, es war also schwer, von ihm etwas zu<br />

lernen, denn er fuhr das Bike anders. Wenn wir hintereinander<br />

fahren, habe ich bei Sylvain manchmal<br />

das Gefühl, als würde ich mir selbst folgen. Wir können<br />

voneinander lernen und das ist schön.« Wie der<br />

Nordire lernt auch Guintoli viel von seinem Stallgelich.<br />

Ich denke also, dass es deshalb so gut läuft.«<br />

fährten. »Wir teilen die Daten und ich denke, wir<br />

verstehen beide, dass es gut ist, das zu tun, denn<br />

wir helfen uns damit gegenseitig. Ich bin glücklich,<br />

dass er ein starker Teamkollege ist, denn das macht<br />

mich besser. Ich denke, wir haben das gleiche<br />

Gefühl, also läuft es wirklich sehr gut.«<br />

Ein gutes Gefühl hatte Guintoli seit seiner ersten<br />

Minute auf der RSV4, was seine schnellen Rundenzeiten<br />

unterstrichen. »Ich genieße es wirklich, die<br />

RSV4 zu fahren. Ich habe das Gefühl, als wäre ich das Bike richtig zu pushen.«<br />

eins mit dem Bike und deshalb konnte ich von<br />

Beginn an schnell sein. Auch mit dem Team komme<br />

ich super zurecht, sie haben wirklich viel Erfahrung.<br />

Ich bin glücklich«, lautet die Einschätzung des Fran-<br />

Guintoli ist kein Rookie, doch zum ersten Mal<br />

bekommt er genau das, was er braucht, um ganz<br />

vorne mitzumischen. »Ich fahre schon lange Rennen,<br />

aber das ist das erste Mal, dass ich ein Bike, ein<br />

Team und alles habe, um wirklich um den Titel<br />

kämpfen zu können. Bisher sieht es gut aus.« Das ist es mein Motorrad«, sagt er.<br />

nen zu gewinnen und so oft wie möglich aufs<br />

weiter nach vorne. Aktuell führt das Team die Her-<br />

Podium zu kommen.<br />

stellerwertung an, Guintoli steht ganz vorne in der<br />

Um ebendiese Ziele zu erreichen, verrät Guintoli<br />

sein Erfolgsrezept: »Mit der Zeit lernt man, dass man<br />

haben und diesen auch kontinuierlich zu haben. Ein<br />

starkes Motorrad und starke Leute pushen dich<br />

immer. Das ist wirklich wichtig. Mein persönlicher<br />

Schlüssel zum Erfolg ist es, das Fahren zu genießen<br />

und auf diesem Bike genieße ich das Fahren wirk-<br />

Damit der Aprilia-Neuzugang das Fahren auf der<br />

im Winter viel Arbeit geleistet und das Motorrad<br />

nicht nur auf seine Bedürfnisse angepasst. »Wir<br />

haben das Bike zu einer Rennmaschine gemacht.<br />

Max ist sehr behutsam, er fährt das Bike weicher.<br />

Ich wollte das Bike so haben, um etwas kräftiger zu<br />

sein und das haben wir gemacht. Ich mag es lieber,<br />

härter zu bremsen und härter zu beschleunigen, also<br />

Dabei hatte Laverty selbst erst ein Jahr Zeit, um die<br />

Maschine kennenzulernen. In der ersten Saisonhälfte<br />

des letzten Jahres habe sich der Nordire<br />

zunächst an das Motorrad angepasst, bis er<br />

bemerkte, dass es eine bessere Lösung wäre, die<br />

RSV4 an ihn anzupassen. »Deshalb konnte ich ab<br />

diesem Zeitpunkt auch so viele gute Ergebnisse<br />

holen. Ich stand ein paar Mal auf dem Podium,<br />

konnte Rennen gewinnen und beim Wintertest<br />

haben wir das Bike weiter an mich angepasst. Jetzt<br />

So geht es für Aprilia Racing in dieser Saison immer<br />

Fahrerwertung. Laverty hatte hingegen nicht immer<br />

Glück. »Ein Drittel der Saison ist schon vorbei. Ich<br />

muss so weitermachen wie zuvor. In Assen, Monza,<br />

Donington und Portimao hatten wir Pech. Am Freitag<br />

war es immer nass. Wir wollten aber mit dem Bike<br />

etwas ausprobieren und am Freitag in Portimao hat<br />

es endlich geklappt. Das Wichtigste ist, weiterzumachen.<br />

Kawasaki hat einige Schritte nach vorne<br />

gemacht und wir mussten das auch. Am Freitagnachmittag<br />

in Portugal ist es uns gelungen«, spielt<br />

er auf eine Verbesserung am Hinterrad an. Mit einem<br />

RSV4 genießen kann, hat sein Teamkollege schon neuen Stoßdämpfer sei das Bike nun stabiler, kontrollierbarer<br />

und schlichtweg besser für die Rennen,<br />

die Aprilia hat allerdings nicht immer dominiert.<br />

Rennsiege sind für Guintoli schon nicht mehr so<br />

110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Laverty hat<br />

die RSV4 an<br />

sich<br />

angepasst<br />

Guintoli ist nicht einfach nur in Biaggis FuSSstapfen getreten, sondern hat<br />

sein Erbe übernommen und gemeinsam mit Laverty weiter ausgebaut. Biaggi<br />

selbst kann nur zuschauen.<br />

wichtig, wie konstant zu punkten. Von Anfang an<br />

hatte er die <strong>WM</strong> ständig im Hinterkopf. »Die Meisterschaft<br />

ist wichtig, darum sind wir hier. Wir wollen<br />

den Titel gewinnen. Ich denke schon seit dem ersten<br />

Rennen daran. Um die Meisterschaft zu gewinnen,<br />

muss man aber Rennen gewinnen und auf dem<br />

Podium stehen. Wenn mir jemand zu Beginn des<br />

Jahres gesagt hätte, dass ich die <strong>WM</strong> nach fünf<br />

Rennen anführen würde, hätte ich wohl gesagt ‚Vergiss<br />

es!‘ Es läuft also gut. Es ist vielleicht für alle<br />

etwas überraschend, dass ich noch immer da oben<br />

stehe, aber wir sind auf jeder Strecke stark. Also<br />

warum nicht? Darauf konzentrieren wir uns.«<br />

Guintoli ist aber auch der festen Überzeugung, dass<br />

dieses Vorhaben nicht leicht umzusetzen sein wird.<br />

Keines der bisher gefahrenen Rennen war leicht.<br />

»Jedes Rennen ist ein Kampf«, meint er. »Sie waren<br />

bisher alle hart und das wird sich sicherlich auch<br />

nicht ändern. Das erste Rennen auf Phillip Island<br />

war vielleicht am schwersten, aber auch gleichzeitig<br />

das, für das ich die beste Belohnung bekam. Ich bin<br />

nicht gut gestartet und musste wirklich hart pushen,<br />

doch am Ende habe ich gewonnen.« Laverty hatte<br />

andernorts Probleme. »Donington war schwierig.<br />

Seit ich Superbike fahre, hatte ich dort noch nie ein<br />

richtig gutes Ergebnis. Dieses Jahr war es besser<br />

und ich konnte verstehen, warum ich zuvor dort<br />

Probleme hatte. Einige Strecken sind leichter zu<br />

fahren als andere. In Portimao, Aragon und Donington<br />

muss ich etwas mehr arbeiten, aber das gefällt<br />

mir. Ich verbessere mich gerne und vielleicht kann<br />

ich im nächsten Jahr in Donington um den Sieg<br />

kämpfen.«<br />

Raum nach oben ist laut dem 27-Jährigen immer.<br />

Da Kawasaki als stärkster Konkurrent gilt, plant<br />

Laverty genau die Bereiche zu verbessern, in denen<br />

die Japaner gut sind. »Unser Bike ist als komplettes<br />

Paket sehr stark, aber es gibt einige Bereiche, in<br />

denen Kawasaki etwas besser ist, zum Beispiel am<br />

Kurvenausgang. Letztes Jahr waren sie da schon<br />

sehr stark und sie sind es auch weiterhin und es war<br />

immer schwierig, sie in diesem Punkt anzugreifen.<br />

Die Änderung, die wir am Freitagnachmittag in Portimao<br />

vorgenommen haben, geht schon in diese<br />

Richtung. Wir können Sykes jetzt am Kurvenausgang<br />

folgen und das ist es, was wir brauchten.«<br />

Guintoli sieht die Schwächen eher bei sich als an<br />

der Maschine. »Ich versuche, etwas aggressiver zu<br />

sein. Ich fahre wirklich ruhig und manchmal vielleicht<br />

etwas zu ruhig. Ich probiere also nur ein kleines<br />

bisschen aggressiver zu fahren. Das bedeutet nicht,<br />

das sich meinen Fahrstil ändern will, ich brauche<br />

nur etwas mehr Aggressivität. Daran arbeite ich.«<br />

Mit eben dieser Arbeit, einer Menge Erfahrung und<br />

einem riesigen Potential ist Guintoli so stark in die<br />

Saison gestartet, dass er sich selbst überraschen<br />

konnte. Damit ist der 30-Jährige nicht einfach nur<br />

in Biaggis Fußstapfen getreten, sondern hat sein<br />

Erbe übernommen und gemeinsam mit Laverty weiter<br />

ausgebaut. Biaggi selbst kann nur zuschauen.<br />

Er ist als Experte beim italienischen TV aber zumindest<br />

nah dran und wird sich sicherlich ärgern, wenn<br />

Guintoli am Jahresende die Nummer eins an seine<br />

Maschine klebt.<br />

Das Aprilia Racing<br />

Team ist auf jeder<br />

Rennstrecke stark<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111


Auch Weltmeister müssen mit ihren Vierbeinern<br />

Gassi gehen - selbst bei Testfahrten. Der Hund<br />

freut sich sichtlich, der Champion weniger.<br />

FORMEL WAU WAU<br />

Die Formel 1 ist nicht erst seit Roscoe auf den Hund gekommen. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-MAgazin zeigt die tierliebe seite der formel 1.<br />

Roscoe kam schon viel herum. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> schenkte ihm für die Reisen ein cooles<br />

Hundespielzeug in Lewis' Lieblingsfarbe Lila.<br />

112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Links: Abendessen im Hause Jarno Trulli - da darf<br />

der Vierbeiner nicht fehlen. Rechts: Rene Arnoux<br />

samt Hund und Freundin im Fahrerlager.<br />

Der unvergessene Ayrton Senna erholt sich vor<br />

seinem ersten Grand Prix in seiner Heimat in Sao<br />

Paulo - an seiner Seite ein vierbeiniger Freund.<br />

James Hunt spielt mit seinem Hund Oscar an<br />

einem Strand in Spanien. Übrigens: Auch Hunt-Fan<br />

Kimi Räikkönen hatte einen Schäferhund<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113


Nächste<br />

runde:<br />

motorsport-magazin<br />

ausgabe 32 erscheint<br />

am 29.08.2013<br />

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