eb - Elektrische Bahnen Mit Hochgeschwindigkeit in die Zukunft (Vorschau)
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B 2580<br />
11/2011<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
November<br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
<strong>Mit</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
Fokus<br />
Interview<br />
Ansgar Brockmeyer, Siemens<br />
Forum<br />
Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />
Regenerative <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Report<br />
Fachtagung Leistungselektronik<br />
und Leittechnik <strong>in</strong> Bern<br />
Tagung Moderne Schienenfahrzeuge 2011<br />
<strong>in</strong> Graz<br />
Thema<br />
Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel<br />
Entwicklung des Bahnmarktes<br />
<strong>in</strong> Westeuropa und <strong>in</strong> den USA<br />
Rail Power Supply Systems<br />
System design of the traction power supply<br />
for the high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g − Tianj<strong>in</strong><br />
Sicherheit<br />
Berechnungen nach DIN EN 50122-1 −<br />
Erdung im Katzenbergtunnel<br />
Alternative Energien<br />
Ökologische Beheizung von Weichen − Teil 2<br />
Fahrzeuge<br />
Cross Acceptance − Partnerschaftliches Vorgehen<br />
bei der Zulassung der Vectron-Lokomotive<br />
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1936 – Teil 3
WISSEN für <strong>die</strong> ZUKUNFT<br />
<strong>Mit</strong> vielen, bisher<br />
unveröffentlichten Bildern<br />
Wechselstrom-<br />
Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens <strong>die</strong>ser Zeit<br />
Bereits bei der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />
<strong>die</strong> Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />
schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />
Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
auf. Nachdem <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>tel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />
begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, <strong>die</strong> durch den Ersten Weltkrieg<br />
unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />
fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen<br />
hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />
prägten <strong>die</strong> Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />
anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />
Reichsbahn.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />
<strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />
gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen <strong>die</strong>ser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
1. Aufl age 2011, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />
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___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland – Band 2<br />
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Standpunkt<br />
<strong>Mit</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
I<br />
m Personenverkehr können <strong>die</strong> <strong>Bahnen</strong> seit<br />
Jahren steigende Zahlen verzeichnen. Großen<br />
Anteil daran haben <strong>die</strong> Ang<strong>eb</strong>ote im <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbereich.<br />
Sie revolutionieren den<br />
Fernverkehr der Eisenbahn: Neue Fahrzeuge mit<br />
e<strong>in</strong>er bisher nie gekannten Fülle <strong>in</strong>novativer Lösungen<br />
haben den <strong>Bahnen</strong> e<strong>in</strong>e überzeugende <strong>Zukunft</strong>sperspektive<br />
geg<strong>eb</strong>en. Die gute alte Eisenbahn setzte mit<br />
der E<strong>in</strong>führung der <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> auf Hightech-Produkte,<br />
<strong>die</strong> viel Wissen anderer Bereiche der<br />
Verkehrstechnik für ihre Innovationen nutzen.<br />
Wenn Schienenverkehrstechniker, auch unter<br />
E<strong>in</strong>beziehung von Luftverkehrstechnikern, neue<br />
Züge entwickeln, beweist <strong>die</strong>s den hohen technischen<br />
Anspruch, der an <strong>die</strong> zukunftsweisenden<br />
Konstruktionen im <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr<br />
gestellt wird. Dieses komplexe Zusammenwirken<br />
vieler Bereiche – Design, Werkstoffkunde, Elektronik,<br />
Aerodynamik – ist e<strong>in</strong>e große Herausforderung für<br />
<strong>die</strong> Produzenten. Sie gilt für <strong>die</strong> Forschung, Entwicklung,<br />
Konstruktion und natürlich auch für das<br />
Management sowie den Bau und den E<strong>in</strong>satz der<br />
neuen Produkte. Es ist das besondere Ver<strong>die</strong>nst der<br />
<strong>eb</strong>, sich <strong>die</strong>ses Themen komplexes anzunehmen.<br />
Bombar<strong>die</strong>r Transportation ist <strong>in</strong> dem Marktsegment<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> gut aufgestellt. Der<br />
Bereich verfügt mit se<strong>in</strong>en weltweit etwa 35 000<br />
Beschäftigten über e<strong>in</strong> großes Potenzial von Fachleuten.<br />
Ihr besonders Plus ist <strong>die</strong> enge Zusammenarbeit<br />
mit ihren Kollegen aus dem Luftfahrtsektor,<br />
<strong>die</strong> viele kreative Lösungen ermöglicht.<br />
Die Grundlagen für se<strong>in</strong>e führende Position hat<br />
sich Bombar<strong>die</strong>r Transportation <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jahrzehntelangen<br />
Engagement für <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />
erarbeitet. Beispielsweise war Bombar<strong>die</strong>r an der<br />
Entwicklung von fast 95 Prozent aller <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge<br />
für den Betri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Europa<br />
beteiligt. Anknüpfend an <strong>die</strong>se erfolgreiche Partnerschaftsstrategie<br />
entwickelte Bombar<strong>die</strong>r se<strong>in</strong>e<br />
eigene <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>splattform ZEFIRO.<br />
2007 bekam Bombar<strong>die</strong>r Sifang Transportation <strong>in</strong><br />
Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>en Auftrag für <strong>die</strong> Lieferung der ersten<br />
Züge <strong>die</strong>ser neuen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>s-Familie.<br />
Seitdem wurden Aufträge für 160 Züge der ZEFI-<br />
RO-Familie verg<strong>eb</strong>en. Die ZEFIRO-Familie ist <strong>die</strong><br />
konsequente Weiterentwicklung für e<strong>in</strong>en leistungsstarken<br />
und umweltfreundlichen<br />
Hochgeschw<strong>in</strong> dig keitsverkehr. Sie<br />
vere<strong>in</strong>t <strong>in</strong> sich Fachkenntnis und<br />
Erfahrung aus über zwei Jahrzehnten<br />
von mehr als 850 <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen.<br />
Innovationen im Hochge schw<strong>in</strong>digkeitszugverkehr<br />
s<strong>in</strong>d für Bombar<strong>die</strong>r<br />
zentral. Dabei ist <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />
alle<strong>in</strong> nicht das e<strong>in</strong>zige<br />
Anliegen <strong>die</strong>ses Marktsegmentes. Die<br />
Kunden wollen Kosteneffizienz komb<strong>in</strong>iert<br />
mit hohen Platzkapazitäten,<br />
modernem Design, Zuverlässigkeit,<br />
Sicherheit und umweltfreundlichen<br />
Lösungen. So konzentriert sich <strong>die</strong><br />
Arbeit von Forschung und Entwicklung<br />
besonders auf e<strong>in</strong>en niedrigen Energieverbrauch<br />
der Züge, um den Umweltvorteil der Schiene auch <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong>sem Marktsegment weiter auszubauen. Hohe Energieeffizienz<br />
durch optimierte Baugruppen, zum Beispiel<br />
bei der Klimatisierung, moderne Antri<strong>eb</strong>e sowie e<strong>in</strong>e<br />
erh<strong>eb</strong>lich verbesserte Aerodynamik – das s<strong>in</strong>d Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
<strong>die</strong>ser Forschungs- und Entwicklungsarbeit. H<strong>in</strong>zu<br />
kommen ger<strong>in</strong>ge Achslasten, hohe Sitzplatzkapazitäten<br />
und e<strong>in</strong>e komfortable, moderne und zugleich sehr flexible<br />
Innenraumausstattung. Das gewonnene Know-how<br />
wird auch <strong>in</strong> <strong>die</strong> neue Generation von Intercityzügen<br />
e<strong>in</strong>fließen.<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge stellen höchste und<br />
sehr komplexe Anforderungen an unsere Arbeit.<br />
Sich darüber auszutauschen, Erfahrungen anderer<br />
zu nutzen, ja auch zusammenzuarbeiten und neue<br />
Visio nen zu formulieren und zu verwirklichen – das<br />
gibt neue Impulse für <strong>die</strong> Fachleute der Bahnbranche.<br />
Auch aus <strong>die</strong>ser Sicht wünsche ich <strong>die</strong>sem<br />
Thema <strong>in</strong> der <strong>eb</strong> viel Erfolg.<br />
Ihr<br />
Klaus Baur<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von Bombar<strong>die</strong>r Transportation Deutschland<br />
109 (2011) Heft 11<br />
557
Inhalt<br />
11 /2011<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
Klaus Baur<br />
557 <strong>Mit</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
Fokus<br />
Interview<br />
Ansgar Brockmeyer<br />
560 Highspeed: Innovationsmotor <strong>in</strong><br />
der Bahntechnik<br />
Forum<br />
U. Behmann<br />
564 Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />
565 Regenerative <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Report<br />
R. Granzer<br />
568 Fachtagung Leistungselektronik<br />
und Leittechnik <strong>in</strong> Bern<br />
M. B<strong>in</strong>swanger<br />
571 Tagung Moderne Schienenfahrzeuge<br />
2011 <strong>in</strong> Graz<br />
Titelbild<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr<br />
© 2010 Iwansntu/dreamstime.com<br />
Thema<br />
U. Behmann<br />
574 Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel
Interview Fokus<br />
Alternative Energien<br />
B. Müller<br />
601 Ökologische Beheizung von Weichen − Teil 2<br />
Ecological heat<strong>in</strong>g of switches – Part 2<br />
Réchauffage écologique d’appareils e voie –<br />
partie 2<br />
B. Schmitz<br />
577 Entwicklung des Bahnmarktes <strong>in</strong><br />
Westeuropa und <strong>in</strong> den USA<br />
Fahrzeuge<br />
Hauptbeiträge<br />
Rail Power Supply Systems<br />
W. Mahr, J. Driller, J. Lütscher<br />
608 Cross Acceptance − Partnerschaftliches<br />
Vorgehen bei der Zulassung der<br />
Vectron-Lokomotive<br />
Cross acceptance – partnership approach <strong>in</strong><br />
approv<strong>in</strong>g Vectron lokomotives<br />
Interopérabilité – une procédure de partenariat<br />
pour l‘homologation de la locomotive Vectron<br />
M. Altmann, A. Fischer, T. Tornow<br />
582 System design of the traction power supply<br />
for the high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />
Systemauslegung der Bahnstromversorgung<br />
für <strong>die</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />
Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />
Conception de l‘alimentation de traction de la<br />
ligne à vitesse Pék<strong>in</strong> – Tianj<strong>in</strong><br />
Sicherheit<br />
Nachrichten<br />
612 <strong>Bahnen</strong><br />
617 Unternehmen<br />
617 Energie und Umwelt<br />
618 Produkte und Lösungen<br />
619 Me<strong>die</strong>n<br />
624 Impressum<br />
U 3 Term<strong>in</strong>e<br />
Historie<br />
D. Behrends, Ch. Fischer,<br />
592 Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />
Erdung im Katzenbergtunnel<br />
Analysis <strong>in</strong> accordance with EN 50122-1 –<br />
Earth<strong>in</strong>g at tunnel Katzenberg<br />
Analyse de cas en conformité avec la norme<br />
EN 50122-1 – mise á la terre du tunnel de<br />
Katzenberg<br />
620 <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
im Jahre 1936 – Teil 3
Fokus Interview<br />
Dr. Ansgar Brockmeyer<br />
Highspeed:<br />
Innovationsmotor<br />
<strong>in</strong> der Bahntechnik<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge fasz<strong>in</strong>ieren <strong>die</strong> Menschen überall auf der Welt: Sie stehen für Innovationskraft<br />
und Dynamik, Energieeffizienz und Komfort. Derzeit s<strong>in</strong>d auf allen Kont<strong>in</strong>enten neue Schnellfahrstrecken<br />
geplant oder bereits im Bau. Wie kann sich der schnelle Verkehr auf der Schiene <strong>in</strong> den<br />
kommenden Jahren weiterentwickeln? Und welche Attribute müssen Züge <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> mitbr<strong>in</strong>gen,<br />
um auf dem Markt bestehen zu können? Eberhard Buhl im Gespräch mit Dr. Ansgar Brockmeyer,<br />
CEO High Speed and Commuter Rail bei Siemens.<br />
<strong>eb</strong>: Herr Dr. Brockmeyer, wie schätzen Sie aktuell<br />
<strong>die</strong> Chancen des <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehrs<br />
<strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>?<br />
Dr. Brockmeyer: Derzeit sehe ich nur <strong>die</strong> Schnellfahrstrecke<br />
Nürnberg – Erfurt, <strong>die</strong> mit Unterbrechungen<br />
seit mehr als 15 Jahren im Bau ist. Die<br />
Neubaustrecke zwischen Wendl<strong>in</strong>gen und Ulm im<br />
Zusammenhang mit Stuttgart 21 klammere ich da<br />
aus; sie ist ja, unter anderem wegen der größeren<br />
Steigungen dort, ke<strong>in</strong>e <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke,<br />
sondern e<strong>in</strong>e Neubaustrecke für Intercity-Tempo.<br />
Also ke<strong>in</strong>e größeren Aktivitäten <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Gilt das auch für Fahrzeuge?<br />
<strong>Mit</strong> der Ersatzbeschaffung für ICE 1 und ICE 2 durch<br />
den ICx ist sicher auch <strong>die</strong>ser Markt e<strong>in</strong>igermaßen<br />
gesättigt. Der ICE 3 fährt noch e<strong>in</strong>e ganze Weile,<br />
sodass wir perspektivisch <strong>in</strong> Deutschland jetzt nicht<br />
von großem, weiteren Wachstum ausgehen beim<br />
Thema <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>.<br />
Und <strong>in</strong> Europa?<br />
In Europa ist das Bild etwas differenzierter. Es gibt<br />
sicherlich noch Bedarf an <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen<br />
<strong>in</strong> Südeuropa, beispielsweise <strong>in</strong> Spanien.<br />
Portugal hat se<strong>in</strong>e Pläne für den Bau <strong>die</strong>ser <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />
von Lissabon nach Madrid<br />
wegen der F<strong>in</strong>anzierung zurückgestellt, hier sehen<br />
wir also im Moment gewisse Folgen der aktuellen<br />
F<strong>in</strong>anzkrise. In England kann es se<strong>in</strong>, dass sich über<br />
Visionen h<strong>in</strong>aus doch e<strong>in</strong>mal etwas Konkretes entwickelt.<br />
In Frankreich ist im Moment e<strong>in</strong>e Diskussion<br />
über <strong>die</strong> Höhe der Trassenpreise im Gang, aber ich<br />
glaube, <strong>die</strong>ses Problem lässt sich lösen.<br />
Welche Chancen sehen Sie denn <strong>in</strong> Osteuropa, angefangen<br />
mit Russland?<br />
In Russland betreibt man sehr ernsthaft e<strong>in</strong> Planungsvorhaben<br />
für den Neubau der Strecke Moskau<br />
– St. Petersburg, und das <strong>in</strong>teressiert uns<br />
natürlich sehr. Da herrscht ja auch e<strong>in</strong> gewisser Zeitdruck<br />
wegen der Olympischen W<strong>in</strong>terspiele 2014<br />
<strong>in</strong> Sotschi, und 2018 steht dem Land <strong>die</strong> Fußballweltmeisterschaft<br />
<strong>in</strong>s Haus. Ich kann allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />
Planung von St. Petersburg über Weißrussland<br />
Richtung Deutschland sehen, das wäre sicherlich<br />
noch <strong>in</strong> weiter Ferne. In den osteuropäischen Ländern<br />
ist es überhaupt eher Intercity-Verkehr, der da<br />
560 109 (2011) Heft 11
Interview Fokus<br />
im Moment <strong>in</strong> Frage kommt. Polen hat dafür Fahrzeuge<br />
beschafft, <strong>die</strong> Ukra<strong>in</strong>e hat Fahrzeuge bestellt,<br />
dort ist also HGV ke<strong>in</strong> wirklich akutes Thema.<br />
Dafür sche<strong>in</strong>t auf dem amerikanischen Kont<strong>in</strong>ent<br />
Bewegung <strong>in</strong> <strong>die</strong> Sache zu kommen.<br />
Ja natürlich, <strong>die</strong> USA haben viel Nachholbedarf <strong>in</strong><br />
Sachen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr. Wobei es<br />
für das Gesamtvorhaben e<strong>in</strong> Rückschlag war, dass<br />
sich Floridas Gouverneur Rick Scott im F<strong>eb</strong>ruar<br />
2011 gegen <strong>die</strong> schon projektierte Schnellfahrstrecke<br />
zwischen Tampa und Orlando entschieden<br />
hat. Man wird sehen müssen, ob Kalifornien<br />
mit der Verb<strong>in</strong>dung San Francisco – Los Angeles<br />
mehr Schwung entwickelt. Aber es könnte auch<br />
se<strong>in</strong>, dass sich das Thema <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> <strong>in</strong><br />
den USA zunächst e<strong>in</strong>mal auf schnellen Intercity-<br />
Verkehr konzentriert. Amtrak hat ja bei Siemens<br />
Lokomotiven beschafft und wird sicher zum Beispiel<br />
im mittleren Westen e<strong>in</strong>en etwas schnelleren<br />
Personenverkehr aufnehmen.<br />
Auch Brasilien will ja bis 2016 zwischen São Paulo,<br />
dem nahegelegenen Flughafen Viracopos und Rio<br />
de Janeiro e<strong>in</strong>e neue Strecke bauen ...<br />
... da stimmen auf jeden Fall <strong>die</strong> Entfernung und das<br />
Bevölkerungspotenzial an den beiden Endpunkten.<br />
Derzeit verb<strong>in</strong>den große Flugzeuge <strong>die</strong> zwei Metropolen<br />
im Halbstundentakt, damit ist schon klar, dass<br />
großes Potenzial vorhanden ist.<br />
Und Länder wie Ch<strong>in</strong>a?<br />
In Ch<strong>in</strong>a ist der Fünf-Jahres-Plan formal bestätigt<br />
worden. Zwar hat <strong>die</strong> Regierung nach dem schweren<br />
Unfall alle Investitionsvorhaben zunächst für e<strong>in</strong>e<br />
Überprüfung gestoppt, und sowohl <strong>die</strong> Infrastrukturvorhaben,<br />
<strong>die</strong> Baustellen als auch <strong>die</strong> Herstellerfirmen<br />
s<strong>in</strong>d auditiert worden. Der Bericht liegt aber im Augenblick<br />
noch nicht vor. Insofern ist auch noch nicht<br />
bekannt, welche Konsequenzen gezogen werden.<br />
Dann wäre <strong>die</strong> Frage, ob alle <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge<br />
<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a künftig nur noch mit 300 km/h<br />
fahren, eigentlich zweitrangig?<br />
Ja sicher. Ch<strong>in</strong>a ist bereit, weiter viel Geld <strong>in</strong> <strong>die</strong> Infrastruktur<br />
zu stecken und gute Voraussetzungen für<br />
HGV zu schaffen. Ob man dann mit Tempo 300 oder<br />
350 fährt, ist am Ende e<strong>in</strong>e Frage des Zugmaterials.<br />
Ich persönlich denke, <strong>die</strong> Entscheidung, mit der Auslegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
zu fahren und nicht mit der<br />
möglichen Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeit, war völlig richtig.<br />
Das machen alle anderen <strong>Bahnen</strong> ja auch so.<br />
Es ist auch abhängig von der verfügbaren<br />
Infrastruktur.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs. Bei der Fahrbahn gibt es ja ke<strong>in</strong>e wesentlichen<br />
Unterschiede zwischen 300 und 350 Stundenkilometern,<br />
aber <strong>die</strong> Energieversorgung muss<br />
stärker ausgelegt se<strong>in</strong>, weil der Energieverbrauch<br />
überproportional steigt. Vor allem ist der Verschleiß<br />
am Fahrzeug höher. Das muss der jeweilige Bahnbetreiber<br />
für sich entscheiden, ob sich e<strong>in</strong> Wettbewerbsvorteil<br />
gegenüber anderen Verkehrsträgern<br />
noch rechnet – es ist unter dem Strich immer e<strong>in</strong>e<br />
Frage des Verschleißes, der Instandhaltung, des<br />
Energieverbrauchs und der Distanzen.<br />
Zusammengefasst könnte man auf <strong>die</strong> Idee kommen,<br />
dass der Markt für <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr<br />
generell und für Fahrzeuge im speziellen Fall<br />
doch ziemlich begrenzt ist. Wäre es denkbar, dass<br />
sich Siemens auch auf <strong>die</strong> Betreiberseite schlägt?<br />
Ich denke, dass zwischen der Kunst, e<strong>in</strong> tolles Fahrzeug<br />
zu bauen – und das nehmen wir schon für<br />
uns <strong>in</strong> Anspruch – und der, es anschließend zu<br />
betreiben, e<strong>in</strong> erh<strong>eb</strong>licher Know-how-Unterschied<br />
besteht. Wir wissen, was wir da alles nicht wissen.<br />
Überhaupt ist es nicht unser Geschäftsmodell, mit<br />
Betreibern <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form <strong>in</strong> den Wettbewerb<br />
zu gehen – das würden unsere Kunden <strong>in</strong> der Regel<br />
auch nicht so witzig f<strong>in</strong>den. Also <strong>in</strong>sofern wollen wir<br />
uns da klar heraushalten.<br />
Bleiben wir also bei dem Know-how, das Sie schon<br />
haben, konkret bei der neuen Baureihe 407, dem<br />
Velaro D. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie dar<strong>in</strong>,<br />
dass Siemens – anders als bei den früheren<br />
ICE-Generationen – <strong>die</strong> Entwicklung des kompletten<br />
Zuges von Anfang an selbst <strong>in</strong> der Hand hatte?<br />
E<strong>in</strong>e Eigenentwicklung hat <strong>in</strong>sofern große Vorteile,<br />
dass ich wirklich alles <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em eigenen Beritt<br />
habe, alles selber steuern kann und mir ke<strong>in</strong>e<br />
Gedanken zum Beispiel über Know-how-Schutz<br />
machen muss: Ich kann sehr offen, schnell und<br />
effizient arbeiten. E<strong>in</strong> Nachteil ist, dass ich tatsächlich<br />
auch alle notwendigen Ressourcen selbst<br />
aufbieten muss – und das b<strong>in</strong>det sehr große Kräfte.<br />
Deshalb haben wir uns beim ICx entschlossen,<br />
unserem Wettbewerber Bombar<strong>die</strong>r e<strong>in</strong>en Teil des<br />
Lieferumfangs zu überlassen, weil wir da <strong>in</strong> Summe<br />
besser se<strong>in</strong> können. Alles im eigenen Hause<br />
zu machen, br<strong>in</strong>gt viele Vorteile; bei ganz großen<br />
Aufgaben macht es aber durchaus S<strong>in</strong>n, Kompetenzen<br />
zu bündeln.<br />
Gilt das auch für Software? Ohne <strong>die</strong> richtige<br />
Softwareausstattung fährt ja e<strong>in</strong> moderner Zug<br />
nirgendwo h<strong>in</strong>.<br />
Das ist e<strong>in</strong> Teil der Entwicklung, den man nicht<br />
mehr verteilt organisieren kann. Inzwischen haben<br />
sogar Nasszellen Steuerungsrechner, <strong>die</strong> verschiedene<br />
Funktionen überwachen und Diagnosedaten<br />
melden – der heutige Velaro hat e<strong>in</strong>ige hundert<br />
Rechner an Bord. So ist <strong>die</strong> zentrale Herausforderung<br />
hier nicht das Erstellen, sondern das Managen<br />
<strong>die</strong>ser verschiedenen Softwaremodule, <strong>die</strong><br />
reibungslos zusammenarbeiten müssen – e<strong>in</strong>e sehr<br />
komplexe Aufgabe.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
561
Fokus Interview<br />
Das Konzept des ICx markiert ja technisch wie<br />
organisatorisch e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel. Wo<br />
sehen Sie als Hersteller <strong>die</strong> Vorzüge des E<strong>in</strong>zelwagenzuges<br />
mit Powercars gegenüber den früheren<br />
Konzepten?<br />
Tri<strong>eb</strong>züge wie der Velaro haben gegenüber e<strong>in</strong>em lokbespannten<br />
Zug den großen Vorteil, dass sie <strong>die</strong> gesamte<br />
Fahrzeuglänge den Passagieren zur Verfügung<br />
stellen, weil <strong>die</strong> Antri<strong>eb</strong>stechnik unterflur ang<strong>eb</strong>racht<br />
ist. Das kann auch der ICx. Auf der anderen Seite hat<br />
e<strong>in</strong> lokbespannter E<strong>in</strong>zelwagenzug gegenüber klassischen<br />
Tri<strong>eb</strong>zügen wie den ICE den Vorteil, dass man<br />
relativ flexibel Wagen ergänzen oder herausstellen<br />
kann. <strong>Mit</strong> dem Powercar-Konzept haben wir nun <strong>die</strong><br />
Flexibilität e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelwagenzuges <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tri<strong>eb</strong>wagenzug<br />
e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>racht: Die Bahn kann im Rahmen ihrer<br />
betri<strong>eb</strong>lichen Erfordernisse unterschiedliche Zugkonfigurationen<br />
bilden. Sie kann das zwar nicht überall<br />
und jeden Tag tun, weil dafür e<strong>in</strong> Werkstattaufenthalt<br />
nötig ist. Aber <strong>die</strong> Bahn stellt auch nicht jeden<br />
Morgen ihre Züge komplett neu zusammen – das geschieht<br />
üblicherweise mit e<strong>in</strong>igem Planungsvorlauf,<br />
wenn zum Beispiel bei Fahrplanwechseln <strong>die</strong> Kapazitäten<br />
neu festgelegt werden.<br />
<strong>Mit</strong> dem ICx kann sich <strong>die</strong> Bahn also sehr flexibel<br />
auf betri<strong>eb</strong>liche Erfordernisse und Nachfrage<br />
e<strong>in</strong>stellen?<br />
So ist es. Steigt der Bedarf, kann man e<strong>in</strong>fach weitere<br />
Wagen bestellen und <strong>die</strong> Züge verstärken. Das Konzept<br />
hat <strong>die</strong> Deutsche Bahn überzeugt. Und wir sehen<br />
auch: Wenn <strong>die</strong> Bahn ihre gesamte Fernverkehrsflotte<br />
unterhalb des ICE durch <strong>die</strong>ses e<strong>in</strong>e Produkt ersetzt,<br />
br<strong>in</strong>gt sie uns sehr großes Vertrauen entgegen.<br />
Reden wir also über <strong>die</strong> Weiterentwicklung von<br />
Zügen allgeme<strong>in</strong>, nicht nur der <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sfahrzeuge.<br />
S<strong>in</strong>d grundlegende Zug-Innovationen<br />
wie beim ICx künftig überhaupt noch denkbar?<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge s<strong>in</strong>d der Innovationsmotor<br />
<strong>in</strong> der Bahntechnik, und der ICx ist schon e<strong>in</strong><br />
sehr hoch entwickeltes Produkt. Er steht für deutliche<br />
Energiee<strong>in</strong>sparung gegenüber heutigen Zügen,<br />
er wird noch e<strong>in</strong>mal deutlich mehr Nutzfläche im<br />
Innenraum bieten und noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e deutliche<br />
E<strong>in</strong>sparung bei den L<strong>eb</strong>enszyklus-Kosten br<strong>in</strong>gen.<br />
Das s<strong>in</strong>d, denke ich, genau <strong>die</strong> Attribute, <strong>die</strong> auch <strong>in</strong><br />
<strong>Zukunft</strong> weiter gefordert se<strong>in</strong> werden. Unser Ziel ist<br />
es deshalb, <strong>die</strong>sen Schritt, den wir beim ICx für den<br />
Intercity-Bereich vollzogen haben, auch <strong>in</strong> den anderen<br />
Marktsegmenten zu tun – bei S-<strong>Bahnen</strong> <strong>eb</strong>enso<br />
wie bei <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen.<br />
Sie haben den L<strong>eb</strong>enszyklus angesprochen. Welchen<br />
Stellenwert hat das Thema Service für<br />
Siemens?<br />
Es ist e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>teressantes Geschäftsfeld für uns. E<strong>in</strong>erseits<br />
gibt es große Synergien zwischen dem Bau<br />
und der Instandhaltung der Fahrzeuge, denn ich<br />
kann schon bei der Entwicklung für niedrige Instandhaltungskosten<br />
sorgen. Andererseits gibt es solche<br />
Synergien auch zwischen Instandhaltung und Betri<strong>eb</strong><br />
der Fahrzeuge, <strong>die</strong> große, <strong>in</strong>sbesondere staatliche Betreiber<br />
wie <strong>die</strong> Deutsche Bahn auch sehr erfolgreich<br />
nutzen. Es ist so e<strong>in</strong>e Art Glaubensstreit, wo mehr Synergien<br />
zu nutzen s<strong>in</strong>d. Aber wir müssen auch nicht<br />
alles schwarz-weiß betrachten. Zum Beispiel haben<br />
wir <strong>in</strong> Spanien mit dem Jo<strong>in</strong>t-Venture zwischen uns<br />
als Hersteller und der Bahngesellschaft RENFE versucht,<br />
beide Synergien zu nutzen, und ich halte das<br />
für e<strong>in</strong> sehr valides Konzept. Wir haben dort sowohl<br />
<strong>die</strong> Kompetenzen des Herstellers als auch <strong>die</strong> des Betreibers<br />
im Spiel. Sehr effizient.<br />
Sie haben ja auch e<strong>in</strong>ige Erfahrung mit<br />
dem Service für den Desiro UK. Nutzt<br />
Ihnen <strong>die</strong>ses Knowhow zum Beispiel<br />
beim Velaro?<br />
Selbstverständlich. Es gibt bei unseren <strong>in</strong>ternationalen<br />
Instandhaltungsaktivitäten<br />
e<strong>in</strong>en engen Austausch. Dadurch haben<br />
wir e<strong>in</strong>e sehr, sehr gute Datenbasis, <strong>die</strong><br />
uns auch <strong>in</strong> <strong>die</strong> Lage versetzt, so langfristige<br />
Verpflichtungen wie den 30-Jahres-<br />
Vertrag <strong>in</strong> Russland abzuschließen. Wer<br />
sich so lang b<strong>in</strong>det, muss schon absolut sicher se<strong>in</strong>,<br />
das auch leisten können. Auch für <strong>die</strong> russischen<br />
Desiro-Regionalzüge haben wir ja jetzt den entsprechenden<br />
Servicevertrag abgeschlossen. Das ist e<strong>in</strong><br />
sehr gutes Modell, mit dem beide Seiten sehr zufrieden<br />
s<strong>in</strong>d, und es funktioniert auch im W<strong>in</strong>ter.<br />
Apropos W<strong>in</strong>ter: Russland ist ja e<strong>in</strong>e echte Herausforderung<br />
für e<strong>in</strong>en Zugbauer, der mit Temperaturschwankungen<br />
zwischen + 40 und – 40 Grad<br />
zurecht kommen muss. Der Velaro RUS weist e<strong>in</strong>ige<br />
Besonderheiten auf, beispielsweise <strong>die</strong> Kühlung<br />
der Antri<strong>eb</strong>saggregate, <strong>die</strong> kühle Luft im<br />
Sommer unter dem Fahrzeugboden, im W<strong>in</strong>ter<br />
über dem Dach ansaugt. Werden Sie solche speziellen<br />
Entwicklungen auch anderen Betreiber <strong>in</strong><br />
anderen Regionen anbieten?<br />
Natürlich können wir das, was wir geme<strong>in</strong>sam mit der<br />
russischen Eisenbahn und e<strong>in</strong>igen Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />
entwickelt haben, jetzt auch anderen Betreibern<br />
anbieten – wenn auch sicher nicht e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s übertragen.<br />
Denn <strong>die</strong> Ausgangslage ist <strong>in</strong> Russland durch <strong>die</strong><br />
enormen Temperaturdifferenzen sicherlich besonders<br />
komplex. Aber es gibt e<strong>in</strong>e andere Problemstellung,<br />
<strong>die</strong> auch für Länder wie Deutschland und Frankreich<br />
relevant ist: <strong>die</strong> des Eisabwurfs und des Schotterfluges<br />
im W<strong>in</strong>ter. Das ist überall dort <strong>in</strong>teressant, wo schnelle<br />
Züge auf e<strong>in</strong>em klassischen Schotterbett fahren.<br />
Eisbrocken lösen sich vom Fahrzeug und schleudern<br />
Schotter hoch, der wichtige Teile beschädigen kann.<br />
Da haben wir jetzt mit der Deutschen Bahn e<strong>in</strong>ige<br />
sehr gute Maßnahmen <strong>in</strong> der ICE-Bestandsflotte umsetzen<br />
können, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem W<strong>in</strong>ter greifen werden.<br />
Der Velaro hat<br />
e<strong>in</strong>ige hundert<br />
Rechner an Bord<br />
562 109 (2011) Heft 11
Interview Fokus<br />
Welche Maßnahmen s<strong>in</strong>d das?<br />
Eigentlich ist es ja ganz e<strong>in</strong>fach: Bestimmte Maßnahmen<br />
an den Drehgestellrahmen verh<strong>in</strong>dern <strong>die</strong><br />
Eisablagerungen und Protektoren schützen <strong>die</strong> kritischen<br />
Bauteile vor Beschädigung. Viel wichtiger<br />
war aber, zunächst <strong>die</strong> Flugbahnen der Eisbrocken<br />
und Schotterste<strong>in</strong>e zu verstehen und <strong>die</strong> Wirkung<br />
solcher Vorgänge wissenschaftlich zu untersuchen.<br />
Dass man noch nach all den Jahren Bahntechnik<br />
so fundamentale Erkenntnisse gew<strong>in</strong>nen kann, ist<br />
schon sehr spannend.<br />
Wenn wir schon beim Klima s<strong>in</strong>d: Welcher Art waren<br />
denn <strong>die</strong> Probleme mit den Klimaanlagen der<br />
älteren ICE-Züge wirklich?<br />
Auslöser der Diskussion über <strong>die</strong> Zuverlässigkeit von<br />
Klimaanlagen war der ICE 3. Als wir den im Jahr 2000<br />
<strong>in</strong> den Verkehr brachten, gab es tatsächlich Qualitätsprobleme<br />
bei den Klimaanlagen. Wir hatten uns geme<strong>in</strong>sam<br />
mit der Deutschen Bahn damals für Luft als<br />
Kältemittel entschieden, um Freon oder irgende<strong>in</strong> klimaschädliches<br />
Gas zu vermeiden. Dieses neuartige System<br />
stabil zu bekommen, hat <strong>die</strong> Hersteller <strong>die</strong>ser Klimaanlagen<br />
und uns mehr Zeit gekostet als vorgesehen.<br />
Inzwischen ist das Problem ja gelöst. Bei den anderen<br />
Zügen waren Klimaanlagen eigentlich nie e<strong>in</strong> Thema.<br />
Die Ausfälle beim ICE 2 im Sommer 2010 s<strong>in</strong>d bestimmt<br />
als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>en anstehenden Klimawandel<br />
zu verstehen. Es wird heute heißer <strong>in</strong> Deutschland<br />
als früher, und <strong>die</strong>se Klimaanlage kommt zunehmend<br />
an ihre Leistungsgrenze. Daran sieht man, dass sich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Zug-L<strong>eb</strong>enszyklus von 30 Jahren D<strong>in</strong>ge spürbar<br />
ändern können. Wir haben der Deutschen Bahn Nachrüstmaßnahmen<br />
vorgeschlagen, <strong>die</strong> sie jetzt auch umsetzt.<br />
Ich hoffe, damit ist auch <strong>die</strong>ses Problem gelöst.<br />
Die Klimaanlagen der aktuellen Velaro- und ICx-Züge<br />
s<strong>in</strong>d ohneh<strong>in</strong> für neue deutsche Sommer ausgelegt.<br />
Zumal ja mit Mehrsystem-Zügen wie dem Velaro<br />
D auch grenzüberschreitender Verkehr zum Beispiel<br />
nach Südfrankreich leicht machbar ist.<br />
Verkehr macht an den Grenzen nicht grundsätzlich<br />
halt – gerade <strong>in</strong> Europa, denn <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zelstaaten hier<br />
s<strong>in</strong>d nicht besonders groß. Und wir werden dem wachsenden<br />
<strong>in</strong>nereuropäischen Flugverkehr nur begegnen<br />
können, wenn wir attraktive Verb<strong>in</strong>dungen wie zum<br />
Beispiel Frankfurt – Paris bekommen. Allerd<strong>in</strong>gs fahren<br />
<strong>die</strong> Züge von Deutschland über Belgien nach Frankreich<br />
und müssen somit alle vier auf der Strecke vorkommenden<br />
Bahnstromsysteme beherrschen.<br />
Sie haben <strong>die</strong> unterschiedlichen Spannungssysteme<br />
doch durchaus im Griff.<br />
Den viel größeren Aufwand erfordern ja auch <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Signalsysteme: <strong>in</strong> Deutschland <strong>die</strong> herkömmliche<br />
L<strong>in</strong>ienzugbee<strong>in</strong>flussung, <strong>in</strong> Belgien <strong>die</strong><br />
nationalen Systeme TBL1 und TBL2 und <strong>in</strong> Frankreich<br />
TVM1 und TVM2. Zu <strong>die</strong>sen fünf nationalen Systemen<br />
kommt nach der europäischen Interoperabilitätsrichtl<strong>in</strong>ie<br />
auch noch ETCS als sechstes h<strong>in</strong>zu – und selbst das<br />
noch <strong>in</strong> verschiedenen Levels. Durch den zugeg<strong>eb</strong>en<br />
wichtigen Versuch der Standardisierung wurde also<br />
nichts abgeschafft, sondern etwas zug<strong>eb</strong>aut. Das erhöht<br />
<strong>die</strong> Komplexität des Zuges noch e<strong>in</strong>mal deutlich.<br />
ETCS soll ja nun auf allen europäischen Korridoren<br />
und Neubaustrecken <strong>in</strong>stalliert werden.<br />
Das schon. Weil man aber <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>en Zug<br />
auch mal über e<strong>in</strong>e ältere Strecke umleiten muss,<br />
können wir <strong>die</strong> alten Signalsysteme nicht e<strong>in</strong>fach<br />
weglassen. Solange es also nicht gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>e wirkliche<br />
Vere<strong>in</strong>heitlichung zu erreichen, werden wir<br />
Hersteller weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes Zulassungsrisiko für<br />
<strong>die</strong>se Züge haben – und das Gesamtsystem Bahn<br />
e<strong>in</strong>en Wettbewerbsnachteil. Ich b<strong>in</strong> sicher: Die<br />
<strong>Zukunft</strong> der Mobilität <strong>in</strong> Europa wird wesentlich<br />
davon geprägt se<strong>in</strong>, ob <strong>die</strong>se standardisierte europäische<br />
Zugsicherung tatsächlich <strong>die</strong> Altsysteme<br />
ersetzen kann.<br />
Und <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> der Mobilität bei Siemens? Seit<br />
dem 1. Oktober s<strong>in</strong>d ja <strong>die</strong> Aktivitäten von Siemens<br />
Mobility aufgeteilt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Division Rail Systems,<br />
<strong>in</strong> der Ihr Geschäftsbereich High Speed and<br />
Commuter Rail zuhause ist, sowie <strong>die</strong> beiden Divisionen<br />
Mobility and Logistics und Smart Grid.<br />
Was wird sich durch <strong>die</strong>se Struktur ändern für <strong>die</strong><br />
Kunden – falls sich überhaupt etwas ändert?<br />
Es ist e<strong>in</strong>e wesentliche Veränderung zum Positiven.<br />
Wir haben mit Siemens Mobility <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
viel am Markt bewegt und waren mit unseren<br />
Produkten sehr erfolgreich. <strong>Mit</strong> der Neuaufstellung<br />
wollen wir nun das Wachstum <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Sparten gezielt fördern. Für unsere Kunden heißt<br />
das, dass wir uns noch <strong>in</strong>tensiver um sie kümmern<br />
können, dass wir <strong>in</strong> der stärkeren Spezialisierung<br />
auf Sachg<strong>eb</strong>iete <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Themen besser fokussieren<br />
und <strong>in</strong>sofern <strong>die</strong> Kunden auch besser betreuen<br />
können.<br />
Herr Dr. Brockmeyer, herzlichen Dank.<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Ansgar Brockmeyer stu<strong>die</strong>rte Elektrotechnik an der<br />
RWTH Aachen und promovierte am dortigen Institut<br />
für Stromrichtertechnik und <strong>Elektrische</strong> Antri<strong>eb</strong>e. Seit<br />
1997 bei Siemens, war er zunächst für <strong>die</strong> Projektierung<br />
von Antri<strong>eb</strong>en für <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>s- und<br />
Regionaltri<strong>eb</strong>züge zuständig, übernahm 2001 <strong>die</strong><br />
Gesamtprojektleitung des Fahr zeugprojekts ICE T-2<br />
und 2003 <strong>die</strong> Werkleitung <strong>Elektrische</strong> Komponenten<br />
und Energieversorgung am Fertigungsstandort<br />
Krefeld. Er war ab 2006 Leiter des Geschäftsbereichs<br />
Public Transit für Züge des Nah-, Regional- und<br />
Fernverkehrs und ist seit dem 01.10.2011 CEO der<br />
Bus<strong>in</strong>ess Unit „High Speed and Commuter Rail”<br />
<strong>in</strong> der Division „Rail Systems” des neuen Siemens-<br />
Sektors „Infrastructure & Cities”.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
563
Fokus Forum<br />
Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />
Beim Wasserkraftpotenzial <strong>in</strong> Deutschland spielen <strong>die</strong> re<strong>in</strong>en Speicherkraftwerke kaum e<strong>in</strong>e Rolle. <strong>Mit</strong>tel-<br />
und langfristig wird der Klimawandel hier <strong>die</strong> Energieumwandlung aus Wasserkraft schmälern. E<strong>in</strong>e<br />
Ergänzung zum Beitrag „Hochrhe<strong>in</strong>kraftwerk Rhe<strong>in</strong>felden und Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland“ <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 10/2011.<br />
Walchenseekraftwerk,<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> 1924 (Foto:<br />
Ralf Roman Rossberg).<br />
Im Zusammenhang mit der Bearbeitung des<br />
Beitrags [1], der sich im Wesentlichen auf <strong>die</strong> Quelle<br />
[2] stützt, waren beim Umweltbundesamt (UBA)<br />
Vergleichszahlen erfragt worden, <strong>die</strong> sich nach e<strong>in</strong>igen<br />
Abklärungen <strong>in</strong> der Tabelle gegenüberstellen<br />
ließen. Die ger<strong>in</strong>gen Differenzen bei den Laufwasser-<br />
und den Pumpspeicherkraftwerken (LwKW,<br />
PSpW) erklären sich sicherlich aus Unschärfen beim<br />
Erfassen und Auswerten der nicht wenigen Daten,<br />
TABELLE<br />
Installierte Wasserkraftwerkleistung <strong>in</strong> Deutschland<br />
<strong>in</strong> MW, Stand 2010/2011.<br />
Nur Werke mit ≥1 MW, alle Werte mit 16,7-Hz-Bahnstromgeneratoren,<br />
bei Grenzkraftwerken nur deutscher Anteil<br />
[2] UBA 2011<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> im Bau oder<br />
<strong>in</strong> Planung 1<br />
Laufwasserwerke 3 431<br />
2<br />
3 425 63<br />
Speicherwerke –<br />
3<br />
279 0<br />
Pumpspeicherwerke<br />
6 574 6 599 466<br />
Summe 10 005<br />
2<br />
10 303<br />
1<br />
nur soweit Genehmigung erteilt oder im Verfahren<br />
2<br />
schon mit Rhe<strong>in</strong>felden neu<br />
3<br />
davon ≈120 MW Walchenseekraftwerk<br />
unter anderem von rund 7 000 Kle<strong>in</strong>wasserkraftanlagen<br />
[2]. Real ist <strong>die</strong> Differenz bei den LwKW allerd<strong>in</strong>gs<br />
noch größer, denn <strong>die</strong> deutschen 75-%-Anteile<br />
an Rhe<strong>in</strong>felden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2] noch von den alten<br />
26 MW ausgewiesen, bei der UBA-Zahl dagegen<br />
schon von den neuen 100 MW bestätigt (Tabelle 1<br />
<strong>in</strong> [1]). Sonst gab es laut UBA <strong>in</strong> den letzten zwei<br />
Jahren ke<strong>in</strong>en nennenswerten Zuwachs. Mysteriös<br />
ist dagegen das Bild bei den re<strong>in</strong>en Speicherkraftwerken<br />
(SpKW). Die UBA-Zahl bestätigt zunächst,<br />
dass <strong>die</strong>se – anders als beispielsweise <strong>in</strong> Österreich<br />
und der Schweiz – <strong>in</strong> Deutschland kaum e<strong>in</strong>e Rolle<br />
spielen, wobei noch fast <strong>die</strong> Hälfte ihrer Leistung<br />
im berühmten Walchenseekraftwerk steht (Bild). Der<br />
auf den Arbeiten dreier Ingenieurbüros und e<strong>in</strong>es<br />
Hochschul<strong>in</strong>stituts der Branche beruhende Bericht<br />
[2] erwähnt <strong>die</strong>se Art Werke überhaupt nicht. E<strong>in</strong>zelne<br />
Stellen dar<strong>in</strong> wurden so <strong>in</strong>terpretiert, als ob<br />
sie wegen Ger<strong>in</strong>gfügigkeit den Laufwasserwerken zugerechnet<br />
wären (Tabelle 2 <strong>in</strong> [1]); <strong>die</strong> Tabelle hier<br />
weckt aber nun den kaum glaublichen Verdacht, als<br />
ob sie vergessen wurden. Anzumerken ist, dass alle<br />
Oberbecken von PSpW gewisse natürliche Zuflüsse<br />
haben, von denen <strong>die</strong> größeren immerh<strong>in</strong> 10 % der<br />
Jahresarbeit aller deutschen PSpW als regenerative<br />
Energie liefern (Tabelle 2 <strong>in</strong> [1]).<br />
Als Vergleichszahlen zur Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />
stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuellen Pressemitteilung aus<br />
der Industrie, dass hier <strong>in</strong> W<strong>in</strong>denergieanlagen derzeit<br />
27 GW <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong>se 8 % des „Strombedarfs<br />
des Landes“ decken.<br />
Bei allen Betrachtungen und Überlegungen zur<br />
Wasserkraft muss noch der E<strong>in</strong>fluss des Klimawandels<br />
bedacht werden, denn der kommende deutliche<br />
Temperaturanstieg wird sich auf Niederschlags- und<br />
Abflussmengen auswirken. Der Bericht [2] resümiert<br />
aus bisherigen Untersuchungen, dass dadurch <strong>in</strong><br />
Deutschland mit mittelfristig bis 4 % und langfristig<br />
bis 15 % weniger Erzeugung aus Wasserkraft<br />
gerechnet werden muss.<br />
Uwe Behmann<br />
[1] Mazurkiewicz, J.: Hochrhe<strong>in</strong>kraftwerk Rhe<strong>in</strong>felden und<br />
Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), H. 10, S. 526–532.<br />
[2] Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(Hrsg.): Potenzialermittlung für den Ausbau<br />
der Wasserkraftnutzung <strong>in</strong> Deutschland als Grundlage<br />
für <strong>die</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er geeigneten Ausbaustrategie –<br />
Schlussbericht. Aachen, September 2010.<br />
564 109 (2011) Heft 11
Forum Fokus<br />
Regenerative <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Dank weitsichtiger Entscheidungen <strong>in</strong><br />
Deutschland vor 80 und vor 50 Jahren<br />
lie fert hier <strong>die</strong> <strong>in</strong>ländische Wasserkraft<br />
ziem lich gleichmäßig 10 bis 15 % des <strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarfs.<br />
E<strong>in</strong> langfristiger Vertrag<br />
wird <strong>die</strong>sen Wert demnächst um fast zehn<br />
Prozentpunkte steigern. Vision der DB ist,<br />
ihre Versorgung bis 2050 ganz auf sich erneuernde<br />
Energien umzustellen.<br />
In den Anfängen der Elektrizitätsanwendung,<br />
praktisch überall durchweg zuerst<br />
mit DC, bauten Industrie- und große Gewerb<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>e,<br />
kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>den und<br />
auch so genannte Lokalbahnen außerhalb<br />
der Großstädte sich eigene dezentrale Versorgungen,<br />
wo immer es topografisch g<strong>in</strong>g<br />
mit kle<strong>in</strong>en Wasserkraftwerken (WKW).<br />
Für erste AC-<strong>Bahnen</strong> entstanden <strong>in</strong> Bayern<br />
das WKW Kammerl und das zunächst<br />
Saalachkraftwerk genannte <strong>in</strong> Reichenhall<br />
(Tabelle), beide zugleich auch zur lokalen<br />
öffentlichen Versorgung. Nach dem Ersten<br />
Weltkrieg kam Oskar von Miller mit se<strong>in</strong>er<br />
unermüdlichen Arbeit zum Erfolg und bewirkte<br />
den Bau e<strong>in</strong>es Speicherkraftwerkes<br />
<strong>in</strong> Kochel, benannt nach dem Oberbecken<br />
Walchensee, sowie dreier Laufwasserkraftwerke<br />
(LwKW) am <strong>Mit</strong>tlere-Isar-Kanal zwischen<br />
München und Landshut (Bild 1),<br />
<strong>die</strong> mit Speicher- und Ausgleichsbecken<br />
e<strong>in</strong>en Schwellbetri<strong>eb</strong> ermöglichen. Diese<br />
vier Werke wurden <strong>in</strong> etwa gleichem Maß<br />
zur Erzeugung von 1 AC 16 2 /3 Hz und von<br />
3 AC 50 Hz ausgerüstet, und zur Übertragung<br />
und Verteilung wurden getrennte<br />
Hochspannungsnetze errichtet. Kaum vorstellbar<br />
ist heute, dass <strong>die</strong>se beiden Systeme<br />
damals gleichwertig waren und e<strong>in</strong>e<br />
flächendeckende öffentliche Versorgung<br />
dabei überhaupt erst entstand.<br />
Die überaus dynamische Entwicklung<br />
<strong>in</strong> den folgenden e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrzehnten<br />
war und bleibt e<strong>in</strong> Schwerpunktthema <strong>in</strong><br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> und wird deshalb<br />
hier übersprungen. Im Jahre 1950 lieferten<br />
<strong>die</strong>se sechs WKW 82 % der Gesamterzeugung<br />
für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> der<br />
Deutschen Bundesbahn, der damals <strong>die</strong><br />
bayerischen Hauptstrecken bis an <strong>die</strong> Grenzen<br />
zu Österreich sowie bis Probstzella kurz<br />
h<strong>in</strong>ter der Zonengrenze abdeckte und bis<br />
Stuttgart g<strong>in</strong>g.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
TABELLE<br />
Installierte Wasserkraft-Nennleistungen <strong>in</strong> Deutschland für 16,7-Hz-Erzeugung,<br />
Stand 2010.<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> Werk Wirkleistung <strong>in</strong> MW Literaturquelle<br />
e<strong>in</strong>zeln summiert <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
1913 Reichenhall 3 · 1,3 4 88 (1990), H. 1, S. 29–37<br />
1905 Kammerl 1 3 · 0,3 5 99 (2001), H. 11, S. 444–452<br />
1924 Walchensee 2 ·(9,4 + 12,0) 48 98 (2000), H. 1-2, S. 35–51<br />
1924<br />
1924; 1928<br />
1929<br />
9,2 + 10,0<br />
Aufkirchen<br />
Pfrombach 3 14,0<br />
Eitt<strong>in</strong>g<br />
8,4; 8,4<br />
67<br />
2<br />
84<br />
98<br />
98 (2000), H. 1-2, S. 35–51<br />
104 (2006), H. 11, S. 553–555<br />
1953 Reichenhall 1,3 99 88 (1990), H. 1, S. 29–37<br />
1959 Madau 4 0,1 99 95 (1997), H. 11, S. 304–309<br />
1967<br />
1969<br />
1970<br />
1971<br />
Bertoldsheim 5<br />
3 · 6,7<br />
Bittenbrunn 5<br />
3 · 6,7<br />
Bergheim 5<br />
3 · 6,7<br />
Ingolstadt 5 3 · 6,7<br />
119<br />
159<br />
179<br />
199<br />
79 (1981), H. 7, S. 263–271<br />
1992 Vohburg 6 3 · 9,5 207 91 (1993), H. 10, S. 317–320<br />
2000 Bad Abbach 3,5 211 99 (2001), H. 11, S. 453–460<br />
1976 Langenprozelten 7 2 · 75,0 361 79 (1981), H. 7, S. 272–276<br />
1<br />
1905 Inselbetri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>er Privatbahn, ab ≈1925 Verbundbetri<strong>eb</strong> mit Reichsbahnnetz möglich,<br />
1938 verstaatlicht<br />
2<br />
genauer Wert 82,6 MW, bis Anfang 1970er Jahre 70,3 MW<br />
3<br />
technisch auch als Umformer zu betreiben und DB-<strong>in</strong>tern so g<strong>eb</strong>ucht<br />
4<br />
<strong>in</strong> Bad Aibl<strong>in</strong>g, privater Betreiber, 16 2 /3-Hz-Erzeugung 1997 beendet<br />
5<br />
bis 2007 <strong>in</strong>dividuell abgestufte Nennwerte mit ∑ 82,5 MW, 1980 auf ∑ 94 MW Maximalwert<br />
gesteigert durch Erhöhung der Wehre<br />
6<br />
bis 2007 Nennwert ∑ 23,3 MW<br />
7<br />
Pumpspeicherwerk ohne nennenswerte Regenerativerzeugung<br />
Bild 1:<br />
Laufwasserkraftwerk Eitt<strong>in</strong>g am <strong>Mit</strong>tlere-Isar-Kanal, je zwei Generatoren 3 AC 8,4 MW/12 MVA<br />
(h<strong>in</strong>ten) und 1 AC 8,4 MW/14 MVA (vorn) (Foto: Ralf Roman Rossberg).<br />
565
Fokus Forum<br />
Bild 3:<br />
Donau-Laufwasserkraftwerk<br />
Vohburg,<br />
drei Turb<strong>in</strong>en je<br />
9,7 MW, Generatoren<br />
früher je 7,8 MW, jetzt<br />
9,5 MW/12 MVA (Foto:<br />
Ralf Roman Rossberg).<br />
Bild 2:<br />
E<strong>in</strong>satzplanung Kraftwerkskette <strong>Mit</strong>tlere Donau vor Betri<strong>eb</strong>saufnahme<br />
bei 150 m 3 /s (unten) und bei 320 m 3 /s (oben)<br />
jeweils für Lauf- und für Schwellbetri<strong>eb</strong>, mittlere Donauwasserführung<br />
auf <strong>die</strong>sem Flussabschnitt ≈300 m 3 /s, nutzbarer<br />
Durchfluss ≤ 500 m 3 /s bei naturgemäß ger<strong>in</strong>geren Fallhöhen,<br />
Prognose Regelarbeitsvermögen ≈ 0,5 TWh/a.<br />
Für <strong>die</strong> folgenden Umstellungen aller weiteren Hauptstrecken<br />
auf elektrischen Betri<strong>eb</strong> musste dann, wie<br />
<strong>in</strong> der Landesversorgung für den allgeme<strong>in</strong>en Wirtschaftsaufschwung,<br />
auf fossile Primär energien und<br />
auf Kernkraft gesetzt sowie auch aus 50 Hz umgewandelt<br />
werden. Während aber bei 50 Hz der Anteil der<br />
<strong>in</strong>stallierten WKW-Leistung am gesamten Kraftwerkspark<br />
und damit auch <strong>die</strong> von ihnen gelieferten Energiemengen<br />
stetig bis auf wenige Prozent zurückg<strong>in</strong>gen,<br />
f<strong>in</strong>g sich <strong>die</strong> Wasserkraft für 16 2 /3 Hz auf e<strong>in</strong>em<br />
deutlich höheren Pegel zwischen 16 und 10 % sowohl<br />
bei der Leistung wie bei der Bruttoerzeugung.<br />
Nun sagen <strong>die</strong> genauen Prozentzahlen jedoch<br />
wenig aus, denn sie hängen ja von den Bezugszahlen<br />
und damit von deren Veränderungen ab. Das s<strong>in</strong>d<br />
bei der Masch<strong>in</strong>enleistung <strong>die</strong> Zu- oder Abgänge im<br />
Gesamtanlagenpark. Beispiele hierfür seit 1980 s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong> vielen dezentralen Umformerwerke<br />
(dUfw) im ostdeutschen Streckennetz, <strong>die</strong> Dampfkraftwerke<br />
Kirchmöser und Schkopau sowie <strong>die</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />
sechs großen und si<strong>eb</strong>en kle<strong>in</strong>en Umrichteranlagen,<br />
andererseits wiederum nach und nach <strong>die</strong><br />
dUfw, mehrere ältere Dampfturbosätze sowie aktuell<br />
das Kernkraftwerk Neckarwestheim. Solchen Veränderungen<br />
folgt auch der rechnerische Anteil der WKW-<br />
Jahresarbeit, <strong>die</strong> dabei absolut noch mit dem klimabed<strong>in</strong>gten<br />
jährlichen Wasserang<strong>eb</strong>ot schwankt. Bei <strong>in</strong><br />
den 1990er Jahren veröffentlichten Zahlen muss man<br />
auch noch darauf achten, ob sie den Gesamtumsatz<br />
bedeuten oder nur den des zentral versorgten Bahnstromnetzes.<br />
Interessanter s<strong>in</strong>d also <strong>die</strong> Absolutwerte. Dazu zeigt<br />
<strong>die</strong> Tabelle, wie sich <strong>die</strong> Leistung entwickelt und bei<br />
den regenerativen Quellen verdoppelt hat. Die Masch<strong>in</strong>engruppe<br />
<strong>in</strong> Pfrombach ist hier mitgezählt, weil<br />
sie wie kürzlich beschri<strong>eb</strong>en real an Wasserturb<strong>in</strong>en<br />
läuft. Das Werk Madau war e<strong>in</strong>e für WKW kurzl<strong>eb</strong>ige<br />
Episode. Die WKW-Kette an der mittleren Donau<br />
aus vier zeichnungsgleichen Anlagen und Ausrüstungen<br />
kann mittels zweier Speicherbecken im Schwellbetri<strong>eb</strong><br />
besonders für <strong>die</strong> S-Bahn München arbeiten<br />
(Bild 2), wo <strong>die</strong> Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 420 mit anschnittgesteuerten<br />
Stromrichtern <strong>in</strong>zwischen durch solche<br />
mit PWM-Stromrichtern ersetzt s<strong>in</strong>d. Das Pumpspeicherwerk<br />
im Spessart, netzstrategisch ideal gelegen,<br />
wurde für 950 MWh Speicherenergie g<strong>eb</strong>aut.<br />
Die Generator-Nenndaten müssen nicht überall<br />
gleich den vertraglichen oder wasserrechtlichen<br />
Leistungen se<strong>in</strong>. Ferner gibt es manchmal, wie bei<br />
klassischen Fahrmotoren, auch Kurzzeitleistungen.<br />
Schließlich steht im H<strong>in</strong>tergrund, dass <strong>die</strong> Wirkleistung<br />
e<strong>in</strong>es Generators von se<strong>in</strong>er thermisch begrenzten<br />
Sche<strong>in</strong>leistung über e<strong>in</strong>en def<strong>in</strong>ierten, aber nicht<br />
zementierten Leistungsfaktor abhängt. Dieser konnte<br />
pr<strong>in</strong>zipiell für <strong>die</strong> Versorgung klassischer 16 2 /3-Hz-<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge günstiger se<strong>in</strong> als für 50-Hz-Netze;<br />
erst <strong>die</strong> Stromrichterantri<strong>eb</strong>stechnik änderte hier <strong>die</strong><br />
Anforderungen und ändert sie wieder. Leistungsdaten<br />
können sich auch durch technische Maßnahmen<br />
und E<strong>in</strong>flüsse ändern, zum Beispiel bei der Wasserhaltung<br />
und -führung, bei der Kühlung oder der Neubewicklung<br />
von Generatoren oder umgekehrt ihrer Alterung.<br />
Solche Faktoren mögen e<strong>in</strong>ige der Fußnoten<br />
<strong>in</strong> der Tabelle erklären.<br />
Die 16 2 /3-Hz-Jahresarbeit aus Wasserkraft war von<br />
1950 bis 1965 ziemlich konstant 0,36 TWh/a; ihr<br />
mehrjähriger <strong>Mit</strong>telwert stieg mit Vollbetri<strong>eb</strong> der ersten<br />
vier Donau-WKW ab Anfang der 1970er Jahre auf<br />
das 2,6-fache und mit dem Werk Vohburg ab 1993<br />
nochmal um den Faktor 1,3 (Bild 3). Das WKW Bad<br />
Abbach wirkte sich wegen ger<strong>in</strong>ger Leistung und besonderer<br />
Betri<strong>eb</strong>sweise nicht signifikant aus.<br />
Als Momentaufnahme stehen heute <strong>in</strong> den zwölf<br />
regenerativ arbeitenden WKW 7 % der <strong>in</strong> Deutschland<br />
<strong>in</strong>stallierten 16,7-Hz-Erzeugerleistung, Neckarwestheim<br />
noch voll mitgerechnet, und liefern 9 % der<br />
566 109 (2011) Heft 11
Brutto erzeugung 12 TWh/a. Der regenerative Gesamtanteil<br />
daran ist jedoch mit aktuell 20 % deutlich höher. Etwas trägt<br />
dazu der statistische Anteil <strong>in</strong> der 50-Hz-Energie für Umwandlung<br />
bei, <strong>die</strong> gut e<strong>in</strong> Viertel der 16,7-Hz-Bruttoerzeugung liefert.<br />
Wesentlich mehr stammt aber aus gezielt e<strong>in</strong>gekauften<br />
Energiemengen wie derzeit fast 1 TWh/a aus norwegischer<br />
Wasserkraft (alle Werte leicht gerundet).<br />
Im Rahmen <strong>die</strong>ser Unternehmenspolitik haben Ende<br />
Juli 2011 DB und RWE vere<strong>in</strong>bart, dass letzteres <strong>in</strong> den<br />
Jahren 2014 bis 2028 aus 14 se<strong>in</strong>er WKW an Hochrhe<strong>in</strong>,<br />
Saar, Mosel, Rur und Ruhr (Bild 4) 900 GWh/a Bahne nergie<br />
als Festmengen liefern wird, entsprechend „rund 8 %“ des<br />
Jahresbedarfs; vermutlich s<strong>in</strong>d das zwischen 7,5 und 7,8 %,<br />
denn alle Pressestellen der Welt würden sonst notorisch<br />
schreiben „fast 8 %“ oder „über 8 %“. Als Vergleichswert wird<br />
e<strong>in</strong> Drittel des Jahresbedarfs für den DB-Perso nenfernverkehr<br />
genannt. Der Gesamtauftragswert für <strong>die</strong> 13,5 TWh soll<br />
„deutlich über 1 Mrd. EUR“ se<strong>in</strong>, sicherlich ohne Preisanpassungen<br />
zu verstehen.<br />
RWE garantiert über zertifizierte Herkunftsnachweise, dass<br />
es <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Umfang an <strong>die</strong> DB aus se<strong>in</strong>en WKW liefert. Diese<br />
erhöht damit ihren 16,7-Hz-Regenerativanteil ab 2014 auf<br />
28 %. Damit kommt sie ihrem Ziel näher, <strong>die</strong>sen Wert bis<br />
2020 auf m<strong>in</strong>destens 30 bis 35 % zu erhöhen, mit weiteren<br />
gezielten E<strong>in</strong>käufen vielleicht sogar auf über 40 %, und ihrer<br />
Vision, bis 2050 ihre <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung komplett auf regenerative<br />
Energien umzustellen.<br />
Auf der Abnehmerseite verfährt <strong>die</strong> DB genau so, <strong>in</strong>dem<br />
sie <strong>die</strong> Regenerativmengen gezielt vermarktet. So bekommen<br />
<strong>die</strong> DC-S-Bahn Hamburg und der AC-Regionalverkehr<br />
im Saarland ihre Traktionsenergie vollständig auf <strong>die</strong>ses Kont<strong>in</strong>gent<br />
g<strong>eb</strong>ucht und DB Schenker Rail bietet <strong>die</strong>s se<strong>in</strong>en<br />
Kunden an. Auch für Sonderverkehre können <strong>die</strong> Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
aus dem Regenerativbudget buchen<br />
und damit wiederum bei ihrer Kundschaft punkten. Anders<br />
als zum Beispiel bei ÖBB steht allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den veröffentlichten<br />
Preisregelungen der DB Energie nicht, ob und welche<br />
Sonderkonditionen dafür gelten. Regenerativmengen, <strong>die</strong><br />
über <strong>die</strong> Summen solcher Bestellungen h<strong>in</strong>aus verbleiben,<br />
gehen <strong>in</strong> den übrigen <strong>Bahnen</strong>ergiemix oder können wieder<br />
weiter verkauft werden.<br />
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Fokus Report<br />
Fachtagung Leistungselektronik und<br />
Leittechnik <strong>in</strong> Bern<br />
Vom 6. bis 9. September 2011 fand <strong>in</strong> Bern <strong>die</strong> Internationale Fachmesse des öffentlichen Verkehrs<br />
suissetraffic statt. Während der Messe wurde unter anderem <strong>die</strong> Fachtagung Leistungselektronik<br />
und Leittechnik für <strong>die</strong> zweite L<strong>eb</strong>enshälfte der Schienenfahrzeuge durchgeführt.<br />
E<strong>in</strong> Tagungsbericht.<br />
Die Fachtagung zum Thema Leistungselektronik und<br />
Leittechnik für <strong>die</strong> zweite L<strong>eb</strong>enshälfte der Schienenfahrzeuge<br />
am 9. September 2011 benannte Herausforderungen,<br />
<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Sicherung des Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satzes<br />
von Schienenfahrzeugen mit modernen elektronischen<br />
Ausrüstungen zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Herkömmlich<br />
wird <strong>die</strong> L<strong>eb</strong>ensdauer von Schienenfahrzeugen<br />
mit etwa 40 Jahren angeg<strong>eb</strong>en. Dieses s<strong>in</strong>nvoll mögliche<br />
Alter ist sicherlich aktuell gültig, wenn es auf<br />
den mechanischen oder auch den elektromechanischen<br />
Teil der Fahrzeuge bezogen wird. Die modernen<br />
Schienenfahrzeuge besitzen jedoch e<strong>in</strong>en immer<br />
umfassenderen Ausrüstungsteil, der elektronische<br />
Bauelemente im Leistungsteil des Antri<strong>eb</strong>es und <strong>in</strong><br />
der Steuerung, Regelung und Überwachung des<br />
Fahrzeuges oder für Zugfahrten besitzt.<br />
Die elektronischen Baugruppen werden sowohl<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Hardware als auch der zugeordneten<br />
Software ständig weiterentwickelt. Daraus ergibt sich<br />
unter anderem, dass ab e<strong>in</strong>em nicht vorhersehbaren<br />
Zeitpunkt <strong>die</strong> ursprüngliche elektronische Technik<br />
nicht mehr zur Verfügung steht, weil neuere elektronische<br />
Lösungen wesentlich leistungsfähiger für bessere<br />
technische Anwendungen zur Verfügung stehen.<br />
Damit stehen irgendwann bei e<strong>in</strong>em Ausfall elektronischer<br />
Komponenten ke<strong>in</strong>e geeigneten Austauschmöglichkeiten<br />
mehr zur Verfügung. Dieser Umstand zw<strong>in</strong>gt<br />
alle Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) Strategien<br />
zu entwickeln, <strong>die</strong> es ermöglichen, <strong>die</strong> Schienenfahrzeuge<br />
über e<strong>in</strong>en längeren Zeitabschnitt betri<strong>eb</strong>ssicher<br />
und wirtschaftlich e<strong>in</strong>zusetzen. Die Bahn<strong>in</strong>dustrie<br />
ist gefordert, <strong>in</strong> Abstimmung mit den EVU <strong>die</strong> dafür<br />
erforderlichen technologischen Voraussetzungen zu<br />
entwickeln. Es wird sich künftig zeigen, ob im Elektronikzeitalter<br />
40 Jahre noch e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Nutzungsdauer<br />
für Schienenfahrzeuge se<strong>in</strong> werden.<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
brauchen neue Strategien<br />
Besucher der<br />
suissetraffic 2011<br />
Für Komponenten sowohl der Leistungselektronik als<br />
auch elektronischer Steuerungssysteme gibt es ke<strong>in</strong>e<br />
zuverlässigen Angaben zu deren L<strong>eb</strong>ensdauer. Die<br />
aufgetretenen Elektronikausfälle kündigen sich <strong>in</strong> den<br />
wenigsten Fällen vorher an. E<strong>in</strong>e präventive Instandhaltung<br />
ist nur <strong>in</strong> den seltensten Fällen möglich. Gegenüber<br />
von mechanischen Systemen kann <strong>die</strong> Ausfallrate<br />
<strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit zunehmen. Durch <strong>die</strong><br />
Hersteller werden häufig spontan ältere elektronische<br />
Komponenten abgekündigt. Damit werden ke<strong>in</strong>e Ersatzteile<br />
mehr bereitgestellt. Das EVU ist gefordert, für<br />
den weiteren Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satz der Schienenfahrzeuge<br />
Strategien zu entwickeln. Die SBB [1] hat dafür e<strong>in</strong>e<br />
Systematik erarbeitet, nach der sie Projekte für den<br />
weiteren möglichen Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satz und e<strong>in</strong>e zweckmäßige<br />
Modernisierung von Schienenfahrzeugen<br />
prüft, Maßnahmen dazu vorbereitet und durchführt.<br />
Es wird von e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme aller zu betrachtenden<br />
Systeme, Funktionen und Komponenten des<br />
Fahrzeugs ausgegangen, und daraus werden <strong>die</strong><br />
erforderlichen Maßnahmen abgeleitet. Die Dokumentation<br />
des Ist-Zustandes muss vorhanden se<strong>in</strong>. Für<br />
Softwarelösungen ist das gegenwärtig nicht immer<br />
568 109 (2011) Heft 11
Report Fokus<br />
im erforderlichen Umfang geg<strong>eb</strong>en. Nach der Kostenzusammenstellung<br />
für <strong>die</strong> geplanten Maßnahmen werden <strong>die</strong> möglichen<br />
Risiken des Projekts betrachtet. Während der Durchführung des<br />
Projekts wird ständig e<strong>in</strong> Soll-/Ist-Vergleich durchgeführt und der<br />
geplante Projektablauf aktualisiert.<br />
Zur Realisierung der Projekte werden sowohl Lösungen <strong>in</strong>tern<br />
als auch mit externen Partnern geprüft. Berücksichtigt werden<br />
dabei unter anderem <strong>die</strong> Nutzung von Synergien mit anderen<br />
Betreibern und <strong>die</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Zusammenarbeit mit den<br />
Herstellen, um <strong>die</strong> Erfahrungen der Produkte im G<strong>eb</strong>rauch für<br />
kommende Produktentwicklungen aufzunehmen. Im Erg<strong>eb</strong>nis<br />
der Realisierung von Projekten zur Gewährleistung des Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satzes<br />
und der Modernisierung von Schienenfahrzeugen will<br />
<strong>die</strong> SBB durch e<strong>in</strong> Obsoleszenz-Management künftig erreichen,<br />
dass <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzierbarkeit der erforderlichen Maßnahmen im Bedarfsfall<br />
gewährleistet ist.<br />
Mehrere Schweizer Schmalspurbahnen haben sich <strong>in</strong> der Aktiengesellschaft<br />
RAILplus zusammengeschlossen [2], um zum Beispiel<br />
gegenüber Herstellern elektronischer Systeme <strong>die</strong> Kompetenz<br />
auf der Betreiberseite EVU zu stärken, <strong>die</strong> Verhandlungsposition zu<br />
verbessern und <strong>die</strong> Menge gleicher Teile zu erhöhen. Fachspezialisten<br />
werden bahnübergreifend e<strong>in</strong>gesetzt. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />
können zwischen den EVU ausgetauscht und mit den gewonnenen<br />
Erkenntnissen <strong>die</strong> Life Cycle Cost (LCC) gesenkt werden. Modernisierungsprojekte<br />
können geme<strong>in</strong>sam durchgeführt werden. Für<br />
RAILplus s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> große Anzahl elektronischer Systeme <strong>in</strong>sbesondere<br />
bei Personenwagen und <strong>die</strong> niedrige L<strong>eb</strong>ensdauer der elektronischen<br />
Systeme <strong>die</strong> Kostentreiber. Es wird dabei von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>satzdauer<br />
von vier bis fünf Jahren für <strong>die</strong> Software und von zehn bis<br />
fünfzehn Jahren für <strong>die</strong> Hardware ausgegangen.<br />
Durch <strong>die</strong> elektronischen Systeme <strong>in</strong> den Eisenbahnfahrzeugen<br />
haben sich <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>arbeiter geändert.<br />
Die Instandhaltungsarbeiten verlangen e<strong>in</strong>e höhere<br />
technische Ausbildung des Werkstattpersonals. Die Störungssuche<br />
zum Beispiel ist komplex, Maßnahmen zur EMV s<strong>in</strong>d<br />
zu berücksichtigen und neue Techniken wie Glasfaserverkabelung<br />
s<strong>in</strong>d zu beherrschen.<br />
Ziel von RAILplus ist unter anderem, dass <strong>die</strong> Instandhaltungskosten<br />
über <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzdauer der Fahrzeuge gleichmäßig verteilt<br />
werden können. Dazu könnten Serviceverträge, <strong>die</strong> über <strong>die</strong><br />
gesamte E<strong>in</strong>satzdauer der Fahrzeuge gültig s<strong>in</strong>d, beitragen. Die<br />
Preise dafür müssen transparent aufbereitet se<strong>in</strong>.<br />
modernisieren, kann s<strong>in</strong>nvoll und wirtschaftlich se<strong>in</strong>. Bei e<strong>in</strong>em<br />
vollständigen Ersatz zum Beispiel der Traktionsausrüstung müssen<br />
der Zusatznutzen eventuell durch Energiee<strong>in</strong>sparungen<br />
und mögliche Konsequenzen durch den E<strong>in</strong>satz neuer Komponenten<br />
sorgfältig geprüft und abgewogen werden.<br />
Anlässe für Modernisierungsprojekte<br />
ABB Schweiz liefert elektronische Komponenten für <strong>die</strong> Traktionsausrüstung<br />
von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen [4]. Am Beispiel der<br />
Leistungselektronik wurden <strong>die</strong> Gründe Unterhaltungskosten,<br />
höhere Anforderungen an <strong>die</strong> Zuverlässigkeit, erhöhte Ansprüche<br />
an Komfort sowie Technik und höhere Erwartungen<br />
an e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Energieverbrauch aufgeführt, <strong>die</strong> Traktionsausrüstung<br />
zu modernisieren.<br />
Bei Thyristor- oder GTO-Stromrichtern nimmt <strong>die</strong> Verfügbarkeit<br />
der Ersatzteile ab und <strong>die</strong> Ersatzteilkosten erhöhen<br />
sich. Dadurch wird e<strong>in</strong> Obsoleszenz-Management erforderlich.<br />
Außerdem nimmt <strong>die</strong> Ausfallhäufigkeit der Systeme zu,<br />
denn elektrische Komponenten haben das Ende der L<strong>eb</strong>enserwartung<br />
erreicht. Aufgrund gesunkener Zuverlässigkeit muss<br />
<strong>die</strong> Fahrzeug-Reserve erhöht werden.<br />
Fahrplanverdichtungen erfordern e<strong>in</strong>e hohe Zuverlässigkeit<br />
der Fahrzeuge. Gleiches trifft für den Fahrgastanspruch<br />
zu, dass <strong>die</strong> Züge pünktlich verkehren. Außerdem soll der<br />
Höchst spannend.<br />
Damals waren unsere<br />
Erndungen Maßarbeit.<br />
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Planung Refit<br />
Für <strong>die</strong> zweite L<strong>eb</strong>enshälfte von Schienenfahrzeugen müssen<br />
Komponenten ersetzt werden [3]. Kann das mit identischen oder<br />
kompatiblen Komponenten erfolgen, ist das meist ohne große<br />
Probleme möglich. Schwierigkeiten können auftreten, wenn Fehler<br />
bei der Auslegung der Komponenten beseitigt werden sollen<br />
oder wenn komplizierte beziehungsweise schlecht dokumentierte<br />
<strong>in</strong>terne Schnittstellen vorhanden s<strong>in</strong>d. Funktionale Änderungen<br />
an alten Microprozessorsteuerungen erfordern den Source-Code<br />
und <strong>die</strong> alte Entwicklungsumg<strong>eb</strong>ung. Bei e<strong>in</strong>em kompletten Ersatz<br />
von Komponenten müssen <strong>die</strong> aktuell gültigen Normen und<br />
Vorschriften e<strong>in</strong>gehalten werden. Die neuen Komponenten müssen<br />
gemäß den aktuell geltenden Richtl<strong>in</strong>ien zugelassen werden.<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Anzahl von Maßnahmen, um Schienenfahrzeuge zu<br />
109 (2011) Heft 11<br />
Signaltechnik<br />
Energiesysteme Lichtsysteme Türsysteme Bahnsteigtüren Warntechnik<br />
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569
Fokus Report<br />
Fahrzeuge<strong>in</strong>satz optimiert erfolgen, damit nur kle<strong>in</strong>e<br />
Fahrzeugreserven vorgehalten werden müssen, <strong>die</strong><br />
g<strong>eb</strong>undenes Kapital darstellen.<br />
sowie Diagnosedaten zu erfassen und weiter zu verarbeiten.<br />
Bei der Analyse der Antri<strong>eb</strong>sarchitektur ist<br />
zu ermitteln, ob beispielsweise <strong>die</strong> Steuergeräte und<br />
<strong>die</strong> Anschlussstecker bei den Herstellern noch verfügbar<br />
s<strong>in</strong>d. Die Softwarekomponenten müssen bekannt<br />
und nutzbar se<strong>in</strong>. Bei der Überarbeitung und der Modernisierung<br />
der Leittechnik s<strong>in</strong>d EMV-Maßnahmen<br />
besonders zu beachten. Die Antri<strong>eb</strong>stechnik und <strong>die</strong><br />
Leistungselektronik <strong>in</strong>sgesamt stellt für <strong>die</strong> Leittechnik<br />
e<strong>in</strong>e wesentliche EMV-Störquelle dar. Deshalb<br />
s<strong>in</strong>d kapazitive Störe<strong>in</strong>kopplungen über Leitungskapazitäten,<br />
Induktive Störe<strong>in</strong>kopplung über Leitungs<strong>in</strong>duktivitäten<br />
und Potenzialausgleichschleifen unbed<strong>in</strong>gt<br />
zu vermeiden.<br />
Podiumsdiskussion<br />
Die Präsentationen der<br />
Fachtagung s<strong>in</strong>d unter<br />
www.suissetraffic.ch<br />
verfügbar.<br />
Kurze Reisezeiten und e<strong>in</strong> dichter Fahrplan erfordern<br />
e<strong>in</strong>e hohe Zugkraft des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs, damit<br />
der Zug schnell beschleunigt werden kann. Der<br />
Fahrgastkomfort wird weiter vervollkommnet. Moderne<br />
Diagnosesysteme ermöglichen e<strong>in</strong>e effizientere<br />
Instandhaltung der Fahrzeuge. Energiespeichersysteme<br />
können bewirken, den spezifischen Energieverbrauch<br />
zu senken.<br />
Die Sensibilität für e<strong>in</strong>en niedrigen Energieverbrauch<br />
hat sich allgeme<strong>in</strong> erhöht. <strong>Mit</strong> e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />
Energieverbrauch werden gleichzeitig weniger<br />
Energiekosten verursacht.<br />
Leittechnik <strong>in</strong> Schienenfahrzeugen<br />
In der Regel wird beim Refit von Schienenfahrzeugen<br />
e<strong>in</strong>e neue Leittechnik e<strong>in</strong>gesetzt. Die Antri<strong>eb</strong>stechnik<br />
wird überarbeitet [5]. Die Leittechnik <strong>in</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />
hat <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Datenverb<strong>in</strong>dung zwischen<br />
der Fahrzeugsteuerung und dem Antri<strong>eb</strong> herzustellen.<br />
Es s<strong>in</strong>d Befehle zu übermitteln, Störmeldungen<br />
In e<strong>in</strong>er anschließenden Podiumsdiskussion wurden<br />
<strong>die</strong> Inhalte und Aussagen der Vorträge konstruktiv<br />
und kritisch diskutiert. Es war zu erkennen, dass für<br />
<strong>die</strong> wirtschaftliche Sicherung des Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satzes<br />
von Schienenfahrzeugen mit modernen elektronischen<br />
Ausrüstungen über e<strong>in</strong>e angemessene L<strong>eb</strong>ensdauer<br />
ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültigen Lösungen im Voraus<br />
geschaffen werden können. Vielmehr s<strong>in</strong>d zuverlässige<br />
Betrachtungsmethoden zu entwickeln und auf<br />
konkrete Projekte anzuwenden.<br />
Roland Granzer<br />
Literatur<br />
[1] Marclay, M.: Obsoleszenz-Management am Beispiel<br />
vom Projekt LION – Modernisierung S-Bahn Zürich.<br />
Vortrag 2. Fachtagung SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />
[2] Züger, G.: Herausforderung Elektronik … aus der Sicht<br />
e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Bahnunternehmung. Vortrag 2. Fachtagung<br />
SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />
[3] Würgler, D.: Radikaler Ersatz der Traktionsausrüstung oder<br />
m<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>vasive E<strong>in</strong>griffe zur Verlängerung der L<strong>eb</strong>ensdauer?<br />
Vortrag 2. Fachtagung SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />
[4] Keller, E.: Möglichkeiten der Leistungselektronik: Lösungen,<br />
Herausforderungen, Vorteile, Payback. Vortrag<br />
2. Fachtagung SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />
[5] Riedel, B.: Leittechnik im Retrofit - Technologien zur Integration<br />
von Antri<strong>eb</strong>ssystemen. Vortrag 2. Fachtagung<br />
SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />
570 109 (2011) Heft 11
Report Fokus<br />
Tagung Moderne Schienenfahrzeuge 2011<br />
<strong>in</strong> Graz<br />
Die 40. Schienenfahrzeugtagung fand vom 11. bis 14. September 2011 an der Technischen Universität<br />
(TU) Graz statt. E<strong>in</strong> Tagungsbericht.<br />
Viele Fachleute der Bahnbranche merken sich den<br />
Term<strong>in</strong> der jeweils nächsten Schienenfahrzeugtagung<br />
so früh wie nur möglich vor. Ihr Interesse gilt<br />
n<strong>eb</strong>en dem regelmäßig auf zweie<strong>in</strong>halb Tage verteilten<br />
Vortragsprogramm auch der Möglichkeit, im<br />
<strong>in</strong>ternationalen Rahmen Kollegen und Partnern zu<br />
begegnen sowie neue persönliche Kontakte zum eigenen<br />
Aufgabeng<strong>eb</strong>iet aufzunehmen.<br />
Veranstalter der <strong>die</strong>sjährigen Schienenfahrzeugtagung<br />
an der TU Graz (Bild 1) war traditionsgemäß<br />
das Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft,<br />
<strong>die</strong> wissenschaftliche Leitung lag wieder bei<br />
em. Univ.-Prof. Klaus Rießberger.<br />
Die Randbed<strong>in</strong>gungen im Verhältnis der <strong>Bahnen</strong><br />
zur Politik wertete K. Rießberger zu Beg<strong>in</strong>n der Tagung<br />
kritisch; er merkte an, dass, was <strong>die</strong> tatsächlichen<br />
Auswirkungen angeht, für <strong>die</strong> Europäische Union<br />
leider der Erfüllungsgrad der Vorschriften vor dem<br />
technisch-wirtschaftlichen Erfolg des Schienenverkehrs<br />
steht. In e<strong>in</strong>er Pressekonferenz parallel zum Vortragsprogramm<br />
(Bild 2) verwies er auch auf <strong>die</strong> <strong>in</strong> der<br />
Zeit se<strong>in</strong>es Dienstantritts bei der TU 1984 häufig anzutreffende<br />
eisenbahnkritische Grundstimmung, aus<br />
der er persönlich <strong>die</strong> Forderung nach mehr Wissen<br />
unter dem Motto ableitete: „Die <strong>Zukunft</strong> der Bahn<br />
liegt <strong>in</strong> der Bahn der <strong>Zukunft</strong>.“ Dem folgend engagierte<br />
er sich nachhaltig für <strong>die</strong> Grazer Schienenfahrzeugtagungen,<br />
von denen <strong>die</strong> <strong>die</strong>sjährige im Zeichen<br />
zweier bedeutender Jubiläen stand: Es handelte sich<br />
um <strong>die</strong> <strong>in</strong>sgesamt 40. Tagung <strong>die</strong>ser Art, und zwar im<br />
200. Jubiläumsjahr des Bestehens der TU Graz.<br />
Die erste Grazer Schienenfahrzeugtagung datiert<br />
von 1954 und zog 80 Teilnehmer an. <strong>Mit</strong> dem Ziel<br />
e<strong>in</strong>es regelmäßigen <strong>in</strong>ternationalen Informationsaustausches<br />
folgten <strong>die</strong> weiteren Tagungen bis heute<br />
im Rhythmus von e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren. E<strong>in</strong> Großteil<br />
der Besucher kommt mehrmals oder sogar regelmäßig<br />
zu <strong>die</strong>sem Branchenschwerpunkt nach Graz. So<br />
fielen auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Jahr, sicherlich unabhängig<br />
von der Jubiläumssituation, <strong>die</strong> Vortragsnachfrage<br />
und <strong>die</strong> Besucherzahl sehr erfreulich aus. Insgesamt<br />
waren über 620 Tagungsteilnehmer (Bild 3) aus<br />
dem gesamten Tätigkeitsfeld für Schienenfahrzeuge<br />
und angrenzender Interesseng<strong>eb</strong>iete anzutreffen:<br />
Repräsentanten der Hersteller und Service-Betri<strong>eb</strong>e,<br />
der Bahnbetreiber, der Forschung und Lehre und<br />
der öffentlichen Hand.<br />
Das Vortragsprogramm umfasste über 30 Themen<br />
aus dem Fahrzeugbereich mit Schwerpunkt neuer<br />
109 (2011) Heft 11<br />
Bild 1:<br />
Komplex Neue Technik der TU Graz (Foto: Florian Klien/Wikipedia).<br />
Bild 2:<br />
Von l<strong>in</strong>ks Prof. Sünkel, Rektor der TU, em. Prof. Rießberger, Leiter der Schienenfahrzeugtagung,<br />
Prof. Veit, Institutsleiter Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft der TU, sowie Dipl.-<br />
Ing. Wiltberger, Vorstandsdirektor ÖBB Infrastruktur, <strong>in</strong> der Aula der TU Graz vor der Pressekonferenz<br />
anlässlich der 40. Tagung Moderne Schienenfahrzeuge (Foto: M. B<strong>in</strong>swanger).<br />
571
Fokus Report<br />
Bild 3:<br />
Vortragssaal <strong>in</strong> dem<br />
Komplex Neue Technik<br />
der TU Graz<br />
(Foto: M. B<strong>in</strong>swanger).<br />
Entwicklungen, aber auch der Bewährung, und ferner<br />
solche, <strong>die</strong> das Gesamtsystem Eisenbahn mit<br />
se<strong>in</strong>en vielfältigen Facetten betreffen. E<strong>in</strong>ige von ihnen<br />
aus dem G<strong>eb</strong>iet der elektrischen <strong>Bahnen</strong> s<strong>in</strong>d für<br />
e<strong>in</strong>en Überblick <strong>in</strong> der Reihenfolge der Präsentation<br />
wie folgt schlaglichtartig zusammengefasst:<br />
• C. Thoma; W. Hammer, Siemens: Vectron – <strong>die</strong><br />
neue Lokomotivgeneration für den europäischen<br />
Schienenverkehr.<br />
Der Vectron ist das Erg<strong>eb</strong>nis von zehn Jahren<br />
Erfahrung und fast 2 Mrd. km Fahrstrecke mit<br />
dem Eurospr<strong>in</strong>ter. Er deckt verschiedene Leistungsklassen<br />
als Mehrsystem-, Zweifrequenzund<br />
E<strong>in</strong>system-Lokomotive sowie als <strong>die</strong>selelektrische<br />
Variante für Güter- und Reisezüge<br />
ab. Konstruktiv fällt er durch konsequent bei<br />
allen Varianten e<strong>in</strong>gehaltenen gleichen E<strong>in</strong>bauplan<br />
auf, der bis h<strong>in</strong> zu den Komponenten der<br />
Betri<strong>eb</strong>sleittechnik reicht.<br />
• L. Altmann; P. Honnegger, Bombar<strong>die</strong>r Transportation:<br />
Die nächste Generation TRAXX – Weiterentwicklung<br />
e<strong>in</strong>er erfolgreichen Lokomotivplattform.<br />
Die TRAXX-Plattform, deren Lokomotiven bereits<br />
<strong>in</strong> 17 europäischen Ländern e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d, ist<br />
zur Erfüllung erweiterter Marktanforderungen um<br />
<strong>in</strong>novative Konzepte ergänzt worden. Beispiel ist<br />
<strong>die</strong> Last-Mile-Funktionalität, bei der für unterbrechungsfreien<br />
Betri<strong>eb</strong> über Oberleitungsnetze h<strong>in</strong>aus<br />
h<strong>in</strong> zum jeweiligen Endterm<strong>in</strong>al e<strong>in</strong> Dieselmotor<br />
sorgt; alternativ s<strong>in</strong>d hierfür auch Batterie- oder<br />
Supercaps-Speicher im Gespräch.<br />
• R. Wandtke, Stadler Pankow: Neuentwicklungen<br />
bei Stadler Pankow.<br />
Zehn Jahre nach der Gründung am Standort Berl<strong>in</strong><br />
hat <strong>die</strong> Firma e<strong>in</strong>e Reihe neuer Produkte <strong>in</strong> das<br />
Programm aufgenommen. Der Tango für Stuttgart,<br />
e<strong>in</strong> zweiteiliger Stadtbahnzug für 750 V, wird<br />
<strong>die</strong> Anzahl der dortigen S-DT8-Bestandsfahrzeuge<br />
verstärken, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Hochflur-Stahlbauweise und ihrer<br />
Antri<strong>eb</strong>sausrüstung mit vier 3AC-Fahrmotoren<br />
<strong>die</strong> technische Basis bilden. FLIRT-Tri<strong>eb</strong>züge werden<br />
für das E-Netz Rosenheim nach Maßgabe<br />
der EN 15227 konstruktiv überarbeitet. Der KISS<br />
als Doppelstockzug bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Firma <strong>in</strong><br />
drei- und vierteiliger Konfiguration <strong>in</strong> der Umsetzung,<br />
zwei- bis sechsteilige s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Varianten unterschiedlicher<br />
E<strong>in</strong>stiegshöhen möglich.<br />
• E. Andersson; S. Stichel, KTH Stockholm, Schweden:<br />
Gröna Taget – Green Tra<strong>in</strong>.<br />
Dies ist ke<strong>in</strong> realer Zug, sondern e<strong>in</strong> Forschungsprojekt<br />
mit dem Ziel, e<strong>in</strong> Konzept für <strong>die</strong> nächste<br />
Generation von <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen für<br />
Skand<strong>in</strong>avien zu entwickeln.<br />
• R. Porta; B. Kunz; M. Spillmann, Bombar<strong>die</strong>r Transportation<br />
Switzerland: Die Dual-Power-Lokomotive<br />
ALP-45DP für den amerikanischen Markt.<br />
Die Lokomotive mit der Antri<strong>eb</strong>stechnik der<br />
TRAXX MS <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit der der TRAXX-<br />
DE-Dieseltechnologie wird durchgehende Zugfahrten<br />
ohne Umsteigen auf Strecken mit oder<br />
ohne Oberleitung zwischen Kanada und den USA<br />
ermöglichen. Sie ist im elektrischen Betri<strong>eb</strong> bis zu<br />
200 km/h und sonst 160 km/h schnell, wiegt 128 t<br />
und ist 22 m lang.<br />
• L. Paulukuhn, Siemens: Velaro RUS, e<strong>in</strong> Zug für<br />
Tieftemperature<strong>in</strong>satz – Konzepte und Betri<strong>eb</strong>serfahrung.<br />
Die <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge für <strong>die</strong> Strecke<br />
Moskau – St. Petersburg mit AC 25 kV und DC 3 kV<br />
waren für <strong>die</strong> tiefen Temperaturen von bis –40 °C<br />
der russischen W<strong>in</strong>ter auszulegen, ohne <strong>die</strong> hohen<br />
Sommertemperaturen außer Acht zu lassen. Die<br />
Maßnahmen erstreckten sich von der gezielten<br />
Auswahl des Materials und dessen dehnungsoptimaler<br />
Anordnung bis h<strong>in</strong> zur Beheizung von Bauelementen,<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong>folge der Luftfeuchtigkeit oder<br />
der Witterungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>frieren könnten.<br />
Besondere Aufmerksamkeit erforderte <strong>die</strong> Funktion<br />
des Auf- und Abrüstens. Auswertungen aus der<br />
Instandhaltung bestätigten <strong>die</strong> Wirksamkeit der<br />
Maßnahmen und ermöglichten abschließende<br />
Optimierungen.<br />
• T. Gossenbacher, SBB Personenverkehr; R. Schneider,<br />
Bombar<strong>die</strong>r Transportation: Versuche mit dem<br />
Erprobungsträger des neuen Doppelstockwagens<br />
mit Wankkompensation (WAKO).<br />
Die neuen Fernverkehrs-Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge für<br />
<strong>die</strong> SBB sollen <strong>die</strong> WAKO erhalten. Zum Nachweis<br />
der Funktions- und Zulassungsfähigkeit <strong>die</strong>ses mechatronischen<br />
Neigesystems ist mit e<strong>in</strong>em hiermit<br />
ausgerüsteten IC-2000-Wagen und seriennahen<br />
Fahrwerken mit Radsatzradialsteuerung e<strong>in</strong> Testprogramm<br />
über 40 000 km gefahren worden.<br />
450 Testkunden hatten Gelegenheit, sich über das<br />
subjektive Empf<strong>in</strong>den zum Schw<strong>in</strong>gungskomfort<br />
und Wohlbef<strong>in</strong>den zu äußern. Hierbei hat sich bei<br />
gutem Fahrkomfort <strong>die</strong> ordnungsgemäße Funktion<br />
der WAKO bestätigt, sodass <strong>die</strong> für den Taktfahrplan<br />
auf der Strecke Bern – Lausanne erforderliche<br />
kürzere Fahrzeit erreicht werden wird.<br />
572 109 (2011) Heft 11
Report Fokus<br />
• J. Schreder, Bombar<strong>die</strong>r Transportation Austria;<br />
J. Frisch, L<strong>in</strong>z L<strong>in</strong>ien: Vorzüge der neuen Straßenbahnen<br />
für L<strong>in</strong>z und des <strong>in</strong>novativen Instandhaltungskonzeptes.<br />
Die L<strong>in</strong>z L<strong>in</strong>ien erhält zurzeit 23 niederflurige si<strong>eb</strong>enteilige<br />
Straßenbahnzüge Cityrunner 2 von<br />
Bombar<strong>die</strong>r. <strong>Mit</strong> dem Liefervertrag wurde auch<br />
e<strong>in</strong> Instandhaltungsvertrag geschlossen mit der<br />
Besonderheit, dass der Hersteller Personal und<br />
Werkstätten des Betreibers nutzt. Im H<strong>in</strong>blick auf<br />
<strong>die</strong>se Vertragskonstellation war im Vorfeld vere<strong>in</strong>bart<br />
worden, <strong>in</strong>sbesondere auch Erfahrungen aus<br />
der Hauptuntersuchung der Vorgängerzüge Cityrunner<br />
1 <strong>in</strong> <strong>die</strong> Konstruktion der neuen Straßenbahntri<strong>eb</strong>züge<br />
e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />
• W.-D. Richter, Siemens; C. Radócz, Budapester Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e:<br />
Das Avenio-Fahrzeugkonzept im<br />
fünfjährigen Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satz bei den Budapester<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en.<br />
In 2006 s<strong>in</strong>d von Siemens, Wien, 40 Straßenbahnzüge<br />
geliefert worden. Die E<strong>in</strong>satzstrecke<br />
<strong>in</strong> Budapest gilt mit 10 000 P/h als e<strong>in</strong>e<br />
der weltweit am <strong>in</strong>tensivsten genutzten Straßenbahnen.<br />
Schon <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Gleis<strong>in</strong>frastruktur s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />
Herausforderung. Vom Betreiber wird <strong>die</strong> Entscheidung<br />
für <strong>die</strong> 54 m langen, zu 100 % ohne<br />
E<strong>in</strong>stiegsstufe niederflurigen, mit E<strong>in</strong>zellängsantri<strong>eb</strong>en<br />
ausgerüsteten, bisher als Comb<strong>in</strong>o<br />
Plus bezeichneten E<strong>in</strong>zelgelenkzüge h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Akzeptanz, Zuverlässigkeit und Instandhaltungskosten<br />
als Glücksfall <strong>in</strong> der Fahrzeugbeschaffung<br />
bezeichnet.<br />
• S. Bowers, M&I Materials.: Hochleistungstransformatoren<br />
mit Umweltbewusstse<strong>in</strong>.<br />
Es zeichnet sich ab, dass als Kühlmedium für Transformatoren<br />
M<strong>in</strong>eralöl bald ausge<strong>die</strong>nt haben wird.<br />
Auf der e<strong>in</strong>en Seite s<strong>in</strong>d es vorrangig Brandlastgesichtspunkte,<br />
<strong>die</strong> zu <strong>die</strong>ser Entwicklung beitragen,<br />
andererseits auch höhere Anforderungen an <strong>die</strong><br />
Materialausnutzung zur Masse- und Volumenm<strong>in</strong>derung<br />
bei Transformatoren. Synthetische Ester als<br />
Kühlmittel zeichnen sich, bei allerd<strong>in</strong>gs höherem<br />
Preis, unter anderem durch höhere zulässige Betri<strong>eb</strong>stemperatur<br />
und höheren Flammpunkt, bessere<br />
Wärmeleitfähigkeit und ihre Eigenschaft, abbaubar,<br />
ungiftig und nicht wassergefährdend zu se<strong>in</strong>, aus.<br />
• H. Jössl<strong>in</strong>, Innsbrucker Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e und Stubaitalbahn;<br />
F. Kaiser, ELIN EBG Traction: Energiespeicher<br />
auf Straßenbahnen: E<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />
aus Sicht des Betreibers.<br />
E<strong>in</strong>er der 32 Niederflur-Straßenbahnzüge Flexity<br />
Outlook <strong>in</strong> Innsbruck wurde mit e<strong>in</strong>em Supercaps-<br />
Energiespeicher ausgerüstet. Die Orig<strong>in</strong>alschaltung<br />
mit Bremswiderstand bli<strong>eb</strong> pr<strong>in</strong>zipiell unverändert.<br />
Obwohl sich im Betri<strong>eb</strong> bei hoher Zuverlässigkeit bereits<br />
10 % Energiee<strong>in</strong>sparung gezeigt haben, besteht<br />
<strong>die</strong> Aufgabe des Speicherfahrzeugs vor allem dar<strong>in</strong>,<br />
zu den Netzverhältnissen Erkenntnisse im H<strong>in</strong>blick<br />
auf weiteren Stadtl<strong>in</strong>ienausbau zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Zu e<strong>in</strong>igen der vorgetragenen Themen werden zu<br />
geg<strong>eb</strong>ener Zeit Beiträge <strong>in</strong> der <strong>eb</strong> ersche<strong>in</strong>en.<br />
Mehrere Vorträge behandelten Querschnittsthemen.<br />
Zu dem Problem der Schallemissionen der<br />
<strong>Bahnen</strong> wies <strong>die</strong> TU bereits <strong>in</strong> der Pressekonferenz<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass vor allem <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Neubauprojekten<br />
vorrangig <strong>in</strong> Maßnahmen gegen <strong>die</strong><br />
Schallausbreitung <strong>in</strong>vestiert und zu wenig für nachhaltige<br />
Lösungen der Geräuschvermeidung getan<br />
wird. Gerade an Bestandsstrecken, <strong>die</strong> traditionell<br />
oft über ke<strong>in</strong>e baulichen Schutzmaßnahmen verfügen,<br />
verschärfen zwischenzeitliche Verkehrszuwächse<br />
und <strong>die</strong> Erhöhung von Zuggeschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>die</strong><br />
Belastungen von Anwohnern. Hierzu ist anzumerken,<br />
dass bei <strong>die</strong>sen langfristig zudem e<strong>in</strong> subjektiver<br />
Empf<strong>in</strong>dungswandel e<strong>in</strong>treten dürfte: Bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> jüngere<br />
Vergangenheit war der Schienenverkehrslärm<br />
den Anwohnern <strong>in</strong>soweit vertraut, als Unternehmen<br />
des Geme<strong>in</strong>wesens für <strong>eb</strong>en <strong>die</strong>ses Geme<strong>in</strong>wesen,<br />
also <strong>die</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit, Verkehrsleistungen erbracht<br />
haben. Heute gehören zu den Unternehmen, <strong>die</strong> für<br />
den Verkehrslärm verantwortlich s<strong>in</strong>d, zunehmend<br />
solche, <strong>die</strong> mit den geschädigten Anwohnern <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>erlei<br />
sonstiger Beziehung stehen.<br />
Für Prof. Rießberger, der <strong>die</strong> Schienenfahrzeugtagungen<br />
seit 1972 mit großem Geschick und erfolgreich<br />
geleitet hat, war <strong>die</strong> 40. Tagung <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />
Funktion <strong>die</strong> letzte. Die Nachfolge wird Prof. Veit<br />
übernehmen.<br />
M. B<strong>in</strong>swanger<br />
109 (2011) Heft 11<br />
573
Fokus Thema<br />
Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel<br />
Beim Gotthard-Basistunnel (GBT) begann am 2. September 2011 auch auf der Nordseite der<br />
E<strong>in</strong>bau der bahntechnischen Ausrüstungen. Offiziell verkündeter Term<strong>in</strong> für <strong>die</strong> Aufnahme des<br />
Regelbetri<strong>eb</strong>s ist jetzt der Fahrplanwechsel im Dezember 2016.<br />
Die Oströhre des GBT war am 15. Oktober 2010<br />
durchschlagen worden [1], <strong>die</strong> Weströhre am<br />
23. März 2011. An <strong>die</strong>sem Tage war dar<strong>in</strong> zugleich<br />
von Bodio aus auf 16 km Länge <strong>die</strong> feste Fahrbahn<br />
fertig, deren E<strong>in</strong>bau im Juni 2011 begonnen hatte.<br />
Weiter gearbeitet werden konnte von dort aus<br />
nicht, weil im Bereich Faido stellenweise noch Rohbauarbeiten<br />
im Gange s<strong>in</strong>d. Die Verantwortung<br />
vom Rohbau-Ersteller auf den Ausrüster geht immer<br />
schrittweise über. Inzwischen ist auf <strong>die</strong>sem Gleis der<br />
Fahrleitungsbau im Gange und soll Ende 2011 fertig<br />
se<strong>in</strong> (Bild 1). Logistische Basis ist hier der Installationsplatz<br />
Süd <strong>in</strong> Biasca, von wo aus zu Spitzenzeiten über<br />
700 Personen arbeiten.<br />
Ähnlich wird es jetzt im Norden, wo als Logistikbasis<br />
seit Herbst 2010 bei Erstfeld auf 65 000 m 2 Fläche<br />
der Installationsplatz Nord errichtet worden war,<br />
unter anderem mit vier zusammen 7 500 m 2 großen<br />
Hallen, Werkstätten und Büros und natürlich <strong>eb</strong>enfalls<br />
Gleisanlagen.<br />
Die Arbeiten begannen mit dem E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>es<br />
ersten <strong>Mit</strong>telspannungskabels <strong>in</strong> der Oströhre (Bild 2)<br />
und erstrecken sich zunächst auf den Abschnitt Erstfeld<br />
– Amsteg – Sedrun. Im Frühjahr 2012 starten sie<br />
hier auch <strong>in</strong> der Weströhre. Die vorgelagerten Technikg<strong>eb</strong>äude<br />
werden ab Oktober 2011 ausgerüstet.<br />
Die bahntechnische Ausrüstung umfasst <strong>die</strong> Gewerke<br />
Fahrbahn, <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung, Elektroeneregieversorgung<br />
sowie Telekommunikations-,<br />
Leit- und Sicherungsanlagen und wird <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />
Bild 1:<br />
E<strong>in</strong>bau Fahrleitung Gotthard-Basistunnel Weströhre Südportal – Faido (Foto: ARGE Balfour<br />
Beatty Rail und Kummler+Matter).<br />
Reihenfolge e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut. Alles Material wird nur von<br />
den beiden Portalpaaren e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>racht, also nicht von<br />
den Zwischenangriffen für Ausbruch und Rohbau.<br />
Fast alle Transporte werden also von den beiden Installationsplätzen<br />
auf der Schiene laufen.<br />
Bauherr<strong>in</strong> ist <strong>die</strong> 1998 gegründete SBB-Tochter<br />
AlpTransit Gotthard mit zusammen rund 140 Arbeitsplätzen<br />
am Hauptsitz <strong>in</strong> Luzern sowie an Außenstellen<br />
<strong>in</strong> Altdorf, Sedrun, Faido und Bell<strong>in</strong>zona. Sie hatte am<br />
29. April 2008 mit dem Generalunternehmer Transtec<br />
Gotthard den Werkvertrag Bahntechnik Gotthard-<br />
Basistunnel geschlossen, der für 1,7 Mrd. CHF gesamthaft<br />
Planung, Ausführung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
mit 4 Mio. Arbeitsstunden umfasst. Die Auftragnehmerschaft<br />
besteht aus vier Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften:<br />
TABELLE<br />
Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel.<br />
Fahrbahn<br />
Gleise<br />
Schnellfahrweichen<br />
Betone<strong>in</strong>zelblöcke<br />
Betonfläche<br />
Betonmenge<br />
km<br />
m 2<br />
m 3 115<br />
8<br />
380 000<br />
460 000<br />
131 000<br />
Fahrstromanlagen 16,7 Hz<br />
Tragwerke Fahrleitung<br />
Tragwerke Verstärkungsleiter<br />
Drähte und Seile total<br />
Stromversorgung 50 Hz<br />
<strong>Mit</strong>telspannungskabel<br />
<strong>Mit</strong>telspannungsfelder<br />
Umspanner<br />
Niederspannungskabel<br />
Elektroschränke<br />
Leuchten<br />
beleuchtete Schilder<br />
beleuchtete Handläufe<br />
No-Break-Notstromanlagen<br />
Sicherungsanlagen<br />
Balisen<br />
Radsatzzähler<br />
Merktafeln Hauptsignal<br />
Stellwerke<br />
ETCS Radio Block Center<br />
Telekommunilkation<br />
Datenpunkte<br />
strahlendes Kabel<br />
Tunnelfunkverstärker<br />
Notrufsäulen<br />
Telefonapparate<br />
Leitsystem<br />
E<strong>in</strong>zelsteuerrechner<br />
Kopfrechner<br />
Lichtwellenleiterkabel<br />
andere Niederspannungs- und<br />
Steuerkabel<br />
km<br />
km<br />
km<br />
km<br />
km<br />
km<br />
km<br />
2 860<br />
3 200<br />
1 500<br />
1 100<br />
850<br />
290<br />
1 050<br />
2 200<br />
10 000<br />
3 500<br />
118<br />
10<br />
928<br />
712<br />
426<br />
4<br />
1<br />
70 000<br />
120<br />
280<br />
417<br />
60<br />
380<br />
19<br />
2 631<br />
1 000<br />
574 109 (2011) Heft 11
Thema Fokus<br />
• Balfour Beatty Rail und Alp<strong>in</strong>e Bau für <strong>die</strong> feste<br />
Fahrbahn<br />
• Balfour Beatty Rail und Kummler+Matter für <strong>die</strong><br />
16,7-Hz-Anlagen<br />
• Alpiq InTec und Burkhalter für <strong>die</strong> 50-Hz-Anlagen<br />
• Alcatel-Lucent und Thales Rail Signall<strong>in</strong>g Systems für<br />
Leit-, Sicherungs- und Telekommunikationstechnik<br />
Die Fahrbahn wird als low vibration track (LVT) ausgeführt.<br />
Dabei lagern <strong>die</strong> Schienen auf Betone<strong>in</strong>zelblöcken,<br />
<strong>die</strong> durch Gummischuhe vom Vergussbeton der<br />
Fahrbahnplatte getrennt s<strong>in</strong>d. Bei <strong>die</strong>sem System s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong> E<strong>in</strong>zelelemente wieder ausbau- und ersetzbar.<br />
Arbeitsgerät für den Fahrbahne<strong>in</strong>bau ist e<strong>in</strong> fast<br />
500 m langer und 800 t schwerer Betonierzug aus<br />
24 Wagen. Er wird <strong>in</strong> den Hallen des Installationsplatzes<br />
mit dem dort gelagerten Zement und den<br />
Zuschlagstoffen sowie mit Wasservorrat gefüllt. Ferner<br />
führt er <strong>die</strong> Schienen und deren Zubehörteile<br />
mit. Der Beton wird erst im Tunnel gemischt, wofür<br />
der Zug Energieanschluss für Mischer und Pumpe<br />
braucht, und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Spezialfahrzeug umgefüllt, das<br />
5 m 3 vergießen kann. Dieser Schritt wird freigeg<strong>eb</strong>en,<br />
wenn <strong>die</strong> Gleislage vermessen und auf 0,5 mm<br />
genau bestätigt ist. Der Beton muss dann 48 h lang<br />
härten. Die Mannschaften vor Ort arbeiten dreischichtig.<br />
Der Zug darf 80 km/h schnell fahren und<br />
kann 15 h lang im Tunnel bleiben. Nach jedem E<strong>in</strong>satz<br />
muss er zerlegt und gere<strong>in</strong>igt werden. Die Verlegeleistung<br />
soll mit 220 m pro Tag beg<strong>in</strong>nen und<br />
dann allmählich auf 250 m steigen.<br />
Der Zug war zuerst auf der Südseite bis vor Faido<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Dann war se<strong>in</strong>e gesamte Ausrüstung per<br />
Straßentransport nach Norden umgesetzt worden.<br />
Ob er für <strong>die</strong> Oströhre wieder dorth<strong>in</strong> kommt oder<br />
ob man <strong>die</strong>se von Norden her durchgehend ausrüstet,<br />
wird noch untersucht.<br />
Dem fortschreitenden Fahrbahne<strong>in</strong>bau müssen<br />
immer temporäre Installationen vorangehen, um<br />
<strong>die</strong> Kommunikation des Baubereichs zu sichern und<br />
<strong>die</strong>sen zu be- und entlüften, zu kühlen angesichts<br />
erwarteter Temperaturen bis 50 ºC, zu beleuchten<br />
und ihn sowie den Zug über Umspannstationen mit<br />
Energie zu versorgen.<br />
Als Fahrleitung wird e<strong>in</strong>e konventionelle Hochkette<br />
mit parallelem Verstärkungsleiter e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut<br />
(Bild 3), um <strong>die</strong> unterschiedlichen Anforderungen<br />
durch e<strong>in</strong>erseits Reisezüge mit 200 oder 250 km/h<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit und andererseits bis 4 000 t schwere<br />
Güterzüge mit 120 bis 160 km/h und entsprechend<br />
hohem Leistungsbedarf zu erfüllen. Der Fahrdraht<br />
wird 5,20 m hoch liegen. Die 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergie<br />
wird über das autarke 132-kV-Übertragungsnetz der<br />
SBB aus neuen Übertage-Unterwerken <strong>in</strong> Amsteg,<br />
Faido, Sedrun und Pollegio mit 1 AC 15 kV zugeführt.<br />
Die 50-Hz-Energie 3 AC 16 kV via Normal- und 6 kV<br />
via Ersatznetz für <strong>die</strong> Licht- und Kraft<strong>in</strong>stallationen<br />
sowie <strong>die</strong> Stromversorgung aller anderen Technik<br />
kommt aus je e<strong>in</strong>em nahe gelegenen Umspannwerk<br />
im Norden, im Süden sowie bei Sedrun und damit<br />
aus weitgehend unabhängigen Hochspannungsübertragungsnetzen.<br />
In maximal 2,8 km Abstand werden<br />
<strong>Mit</strong>telspannungsstationen mit Umspannern stehen<br />
und <strong>in</strong> den Querschlägen zwischen den beiden Röhren,<br />
also alle 330 bis 350 m <strong>die</strong> Niederspannungsverteiler<br />
sowie <strong>die</strong> Schaltschränke der Sicherungs- und<br />
der Kommuniklationstechnik.<br />
Kabel werden von jeweils zwei Multifunktionsfahrzeugen<br />
gezogen und abgespult (Bild 1), wobei <strong>die</strong><br />
maximale Ziehlänge 700 m ist und dann neu angesetzt<br />
werden muss.<br />
Die Sicherungstechnik wird als ETCS Level 2 e<strong>in</strong>gerichtet<br />
und bekommt e<strong>in</strong> eigenes Datennetz.<br />
Die Kommunikationstechnik basiert auf e<strong>in</strong>em<br />
Festnetz, <strong>in</strong> dem alle Komponenten verknüpft werden.<br />
Zu den Funkverb<strong>in</strong>dungen, <strong>die</strong> über e<strong>in</strong> strahlendes<br />
Kabel hergestellt werden, gehört auch Mobilfunk<br />
für <strong>die</strong> Reisenden.<br />
Für <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>sführung entsteht <strong>in</strong> Pollegio<br />
bei Biasca e<strong>in</strong> Tunnel Control Center (TCC). Dieses<br />
überwacht und steuert mittels des Leitsystems den<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> und fast alle Techniksysteme, und zwar<br />
Bild 2:<br />
Selbst fahrendes Multifunktionsfahrzeug für E<strong>in</strong>bau Bahntechnik im<br />
Gotthard-Basistunnel; Länge 20 m, Eigenmasse 24 t, Nutzlast 30 t<br />
(Foto: Be, September 2011).<br />
Bild 3:<br />
Querprofile Gotthard-Basistunnel, Portalbereiche und Bohrvortri<strong>eb</strong>röhren,<br />
Scheitelradius 3,93 m (Grafik: Transtec Gotthard).<br />
109 (2011) Heft 11<br />
575
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e<strong>in</strong>er SBB-Leitstelle überwacht und gesteuert, <strong>die</strong> via Datenleitungen<br />
mit dem TCC kommuniziert. Dieses koord<strong>in</strong>iert auch<br />
<strong>die</strong> Instandhaltung sowie <strong>die</strong> Interventionen bei Ereignissen.<br />
Evakuiert wird ausschließlich via Züge im Paralleltunnel; <strong>die</strong><br />
Schächte der Zwischenangriffe Sedrun und Faido entlüften<br />
nur.<br />
Die Basisstrecke fädelt aus der alten Gotthatdstrecke nicht<br />
erst an der neuen Betri<strong>eb</strong>sstelle Rynächt etwa 1 km vor dem<br />
Nordportal aus [1], sondern schon im Bahnhof Altdorf.<br />
In Zürich wird seit Kurzem der Zugbetri<strong>eb</strong> im Tunnel labormäßig<br />
simuliert. Den weiteren Term<strong>in</strong>plan haben Bundesamt<br />
für Verkehr (BAV), SBB und AlpTransit so vere<strong>in</strong>bart: Ab Dezember<br />
2013 f<strong>in</strong>den auf dem 16 km langen Gleis Weströhre Bodio<br />
– Faido Versuchsfahrten mit Geschw<strong>in</strong>digkeiten bis 230 km/h<br />
statt. Ab Oktober 2015 soll bis 280 km/h schnell <strong>in</strong> beiden<br />
Röhren durchgefahren werden. Während <strong>die</strong>ser Inbetri<strong>eb</strong>setzungsphase<br />
überg<strong>eb</strong>en <strong>die</strong> Ausrüster das Gesamtbauwerk<br />
schlüsselfertig an den Betreiber SBB. Der Testbetri<strong>eb</strong> soll vom<br />
31. Mai zum 1. Juni 2016 <strong>in</strong> den Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> übergehen, und<br />
am 16. Dezember 2016 soll der fahrplanmäßige kommer zielle<br />
Betri<strong>eb</strong> eröffnet werden. Die Gesamtstrecke NEAT Gotthard<br />
auch durch den Ceneri-Basistunnel soll 2019 fertig se<strong>in</strong>.<br />
Uwe Behmann<br />
[1] Be: Durchschlag Gotthard-Basistunnel. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
108 (2010), H. 11, S. 525–528.<br />
Materialmängel bei Entwässerungsrohren<br />
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Zum Rohbau im Gotthard-Basistunnel gehören <strong>in</strong> jeder<br />
Röhre für das Gewölbewasser beidersetige Dra<strong>in</strong>agerohre<br />
mit 200 mm Durchmesser, <strong>die</strong> alle 100 m mit e<strong>in</strong>er<br />
600-mm-Hauptleitung verbunden s<strong>in</strong>d, sowie e<strong>in</strong>e<br />
300-mm-Schmutzwasserleitung (Bild 3). Von <strong>die</strong>sen total<br />
456 km verlegten Rohren ist e<strong>in</strong> großer Teil nicht vertragskonform<br />
geliefert und bei rund 200 km besteht Verdacht<br />
auf Materialmängel. Die G<strong>eb</strong>rauchstauglichkeit<br />
ist aus heutiger Sicht nicht bee<strong>in</strong>trächtigt; e<strong>in</strong> Ausbau<br />
kommt nicht <strong>in</strong> Frage, sodass auch ke<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>- und<br />
Kostenrisiken gesehen werden. Die Untersuchungen<br />
werden 2012 Klarheit über <strong>die</strong> Alterungsbeständigkeit<br />
liefern, und erst dann ist zu bef<strong>in</strong>den, ob und welche<br />
Maßnahmen erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />
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109 (2011) Heft 11
Thema Fokus<br />
Entwicklung des Bahnmarktes <strong>in</strong><br />
Westeuropa und <strong>in</strong> den USA<br />
Vergleiche zwischen dem Bahnwesen <strong>in</strong> Westeuropa und <strong>in</strong> Nordamerika zeigen gewaltige Unterschiede<br />
bei den Strukturen wie bei den Kennzahlen und danach bei den Markterwartungen. Unabhängig davon,<br />
ob und wie letztere sich erfüllen, wird <strong>die</strong> Bahncomputerbranche profitieren.<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Im Herbst 2010 hat Siemens erstmals <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong>en<br />
Auftrag für Elektrolokomotiven erhalten: Amtrak orderte<br />
70 Lokomotiven für 468 Mio. USD, <strong>die</strong> ab 2013 geliefert<br />
und auf der bisher e<strong>in</strong>zigen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />
Boston – Wash<strong>in</strong>gton e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />
sollen. Amtrak will <strong>in</strong> den nächsten 14 Jahren se<strong>in</strong>e Flotte<br />
komplett erneuern. Von Ende 2009 bis Anfang 2011<br />
hatte schon Bombar<strong>die</strong>r Transportation 36 Zweifrequenzlokomotiven<br />
für 0,3 Mrd. USD an <strong>die</strong> New Jersey<br />
Transit Corporation (NJ Transit) geliefert, und <strong>die</strong> erste<br />
von 46 Zweikraftlokomotiven an <strong>die</strong>sen Betreiber und<br />
an Amtrak für zusammen 0,5 Mrd. USD ist im September<br />
2011 von Kassel auf den Weg gegangen.<br />
Umgekehrt str<strong>eb</strong>t der US-Konzern General Electric<br />
(GE), der <strong>in</strong> den USA das Geschäft mit Diesellokomotiven<br />
für den Güterverkehr dom<strong>in</strong>iert, auf den<br />
europäischen Bahnmarkt. Was steckt h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong>sen<br />
Entwicklungen, welche Trends lassen sich aus <strong>die</strong>sen<br />
und anderen Beispielen ableiten und wo liegen <strong>die</strong><br />
Unterschiede zwischen dem westeuropäischen* und<br />
dem amerikanischem Bahnmarkt?<br />
Ausgangssituation<br />
Nach wie vor ist der westeuropäische Markt <strong>in</strong> vieler<br />
H<strong>in</strong>sicht führend. Zu e<strong>in</strong>er hoch entwickelten Bahndichte<br />
und Infrastruktur sowie e<strong>in</strong>er dom<strong>in</strong>anten Anbieterstruktur,<br />
im Fahrzeugbereich Alstom, Ansaldo,<br />
Bombar<strong>die</strong>r, Siemens, Voith und viele kle<strong>in</strong>ere Hersteller,<br />
kommt das hohe Technologieniveau. Westeuropa, besonders<br />
mit Deutschland und Frankreich, gilt hier als<br />
Leitmarkt, der andere Weltregionen stark bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Obwohl politische Stabilität und hohe Wirtschaftskraft<br />
für e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Erhalt und Ausbau hätten<br />
sorgen können, hat <strong>die</strong> Eisenbahn nach 1950 als Massentransportmittel<br />
gegenüber Straße und Luftverkehr<br />
immer mehr verloren. Allerd<strong>in</strong>gs erl<strong>eb</strong>t sie <strong>in</strong> letzten<br />
Jahrzehnten e<strong>in</strong>e Renaissance, da nur sie <strong>die</strong> wachsenden<br />
Mobilitätsanforderungen moderner Gesellschaften<br />
* Der Begriff Westeuropa wird hier, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er UN-E<strong>in</strong>teilung,<br />
für folgende Länder mit eigenen Eisenbahnen g<strong>eb</strong>raucht:<br />
Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Niederlande, Luxemburg,<br />
Deutschland, Schweiz und Österreich.<br />
erfüllen kann. Aus <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>sicht resultieren verschiedene<br />
politische Förderprogramme, beispielsweise das<br />
der länderübergreifenden Harmonisierung im Rahmen<br />
European Rail Traffic Management System (ERTMS).<br />
Die US-amerikanischen Strukturen s<strong>in</strong>d geradezu<br />
entgegengesetzt: Während der Personenverkehr auf<br />
der Schiene bisher kaum Bedeutung hat, nimmt der<br />
Güterverkehr e<strong>in</strong>e herausragende Rolle e<strong>in</strong>. Private<br />
Unternehmen nutzen <strong>die</strong> Schiene für den Massentransport<br />
von Gütern und be<strong>die</strong>nen den gesamten<br />
Kont<strong>in</strong>ent. Hierfür werden sehr zuverlässige Fahrzeuge<br />
benutzt, wenn auch nicht auf dem gleichen<br />
Technologielevel wie <strong>in</strong> Westeuropa. Da sich <strong>die</strong> Zulassungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
stark unterscheiden, wird der<br />
Markt für Diesellokomotiven und Güterwagen fast<br />
nur mit heimischen Produkten beliefert. Hier s<strong>in</strong>d<br />
vor allem GE und Electro-Motive Diesel (EMD) für<br />
Diesellokomotiven zu nennen. Im Personenverkehr<br />
dom<strong>in</strong>ieren dagegen das Flugzeug auf größeren<br />
Strecken und das Kraftfahrzeug im Regionalbereich.<br />
Auf der Schiene existieren weitgehend s<strong>in</strong>guläre Lösungen,<br />
so <strong>die</strong> Metro-Netze und Vorortverkehre der<br />
Großstädte sowie Light-Rail-Systeme <strong>in</strong> für amerikanische<br />
Begriffe mittelgroßen Städten. Der beim<br />
Gütertransport ausgeprägte Wettbewerb der Betreiber<br />
fehlt beim Personentransport aufgrund der<br />
Monopolstellung von Amtrak im Fernverkehr und<br />
der kommunalen Insellösungen im Nahverkehr. Im<br />
Gegensatz zu den Fahrzeugen des Güterverkehrs<br />
Bild 1:<br />
E<strong>in</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szug<br />
des Acela<br />
Express überquert den<br />
Susquehanna River <strong>in</strong><br />
Maryland (Foto: James<br />
G. Howes/Wikipedia).<br />
109 (2011) Heft 11<br />
577
Fokus Thema<br />
f<strong>in</strong>det man im Personenverkehr oft europäische<br />
und asiatische Marken: Alstom und Bombar<strong>die</strong>r bei<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen, Bombar<strong>die</strong>r, Siemens<br />
und Stadler bei Dieseltri<strong>eb</strong>zügen und Kawasaki, Sumitomo<br />
und Talgo bei den Metro-Fahrzeugen und Reisezugwagen.<br />
Westeuropa ist e<strong>in</strong> weitgehend liberalisierter<br />
Markt, aber auch USA ist trotz des Buy America<br />
Act e<strong>in</strong> für den Wettbewerb relativ offener Markt.<br />
Marktspezifika und Impulse für<br />
Beschaffungen<br />
Bild 2:<br />
Der Northeast Corridor (NEC), <strong>die</strong> erste und bislang e<strong>in</strong>zige <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />
<strong>in</strong> den USA (Grafik: SPUI/Wikipedia).<br />
rot Amtrak-Strecke<br />
blau mit Nahverkehr; der Abschnitt New Rochelle – New<br />
Haven gehört der Metro North Railroad, <strong>die</strong> Strecke Providence<br />
– Boston der Massachusetts Bay Transportation<br />
Authority (MBTA).<br />
grün Amtrak-Bahnhöfe<br />
Laut SCI Verkehr hatte <strong>die</strong> Branche 2010 weltweit<br />
e<strong>in</strong> Volumen von 130 Mrd. EUR oder laut UNIFE<br />
136 Mrd. EUR, das bis 2013 auf 155 Mrd. EUR wachsen<br />
dürfte, also immerh<strong>in</strong> im <strong>Mit</strong>tel um 6 % pro Jahr.<br />
Westeuropa hat mit knapp 30 % Marktanteil unlängst<br />
<strong>die</strong> Führungsrolle an Asien & Pazifik abgeg<strong>eb</strong>en, das<br />
jetzt etwas darüber liegt. Auf Rang drei mit zusammen<br />
unter 20 % Marktanteil folgen seit vielen Jahren<br />
unverändert USA mit Kanada und Mexiko.<br />
Nordamerika hält für se<strong>in</strong>en Güterverkehr mit über<br />
30 000 Fahrzeugen <strong>die</strong> größte Diesellokomotivenflotte<br />
der Welt vor, während <strong>die</strong> westeuropäischen<br />
<strong>Bahnen</strong> gerade mal auf <strong>die</strong> Hälfte kommen. Bei den<br />
Elektrolokomotiven ist das Verhältnis umgekehrt: Hier<br />
verfügt Westeuropa mit rund 12 000 Stück über den<br />
weltweit größten Bestand, und zwar gleichermaßen<br />
für den Personen- wie den Güterverkehr. Nordamerika<br />
hat dagegen <strong>in</strong>sgesamt nur 150 solcher Fahrzeuge<br />
und hauptsächlich im Personenverkehr e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
In beiden Marktregionen werden nur ger<strong>in</strong>ge<br />
Neufahrzeugzugänge erwartet, da Westeuropa <strong>in</strong><br />
den letzten Jahren e<strong>in</strong>en großen Bedarf gedeckt hat<br />
und Nordamerika <strong>die</strong> vorhandenen Strecken nicht<br />
elektrifizieren wird.<br />
Zum öffentlichen Nahverkehr auf der Schiene<br />
zählen n<strong>eb</strong>en Commuter Rail, <strong>in</strong>klusive der vielfach<br />
autarken S-Bahnsysteme <strong>in</strong> den westeuropäischen<br />
Ballungszentren, U-Bahn, Stadt- und Straßenbahn.<br />
Metrosysteme existieren <strong>in</strong> 100 Städten auf der Welt,<br />
davon 14 <strong>in</strong> Ballungsräumen <strong>in</strong> Nordamerika. Von<br />
den weltweit 360 Straßenbahnsystemen werden <strong>die</strong><br />
Hälfte <strong>in</strong> Europa betri<strong>eb</strong>en, etwa hundert <strong>in</strong> der GUS<br />
und <strong>die</strong> Übrigen <strong>in</strong> Amerika und Asien. Die USA erl<strong>eb</strong>en<br />
zwar seit Jahren e<strong>in</strong>en Boom im öffentlichen<br />
Nahverkehr, bef<strong>in</strong>den sich aber immer noch auf e<strong>in</strong>em<br />
niedrigen Niveau mit großem Nachholbedarf.<br />
Der <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr gehört zu den<br />
stärker wachsenden und attraktivsten Marktsegmenten,<br />
da hier vorrangig technologische Innovationen zum<br />
Tragen kommen, <strong>die</strong> das Image von Lieferanten und<br />
Betreibern oder Regionen stärken. Weltweit s<strong>in</strong>d bisher<br />
über 2 000 Fahrzeuge im E<strong>in</strong>satz, vorwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Ländern Westeuropas und <strong>in</strong> Asien. In Nordamerika gibt<br />
es mit dem Acela-Express e<strong>in</strong>e <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sflotte<br />
an der Ostküste (Bilder 1 und 2), weitere Systeme<br />
bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Konzeptionsphase.<br />
Com<strong>eb</strong>ack der Bahn <strong>in</strong> den USA<br />
Bild 3:<br />
E<strong>in</strong> Netz aus neu errichteten und ertüchtigten Schnellfahrstrecken<br />
soll Reisende <strong>in</strong> den USA künftig auf <strong>die</strong> Bahn locken.<br />
Das geplante Projekt Orlando – Tampa <strong>in</strong> Florida allerd<strong>in</strong>gs<br />
hat Gouverneur Rick Scott schon im F<strong>eb</strong>ruar 2011 gestoppt.<br />
Es sche<strong>in</strong>t so als wollten <strong>die</strong> USA ihren Rückstand beim<br />
Schienenpersonenverkehr gegenüber Europa und<br />
Asien endlich aufholen: 53 Mrd. USD will <strong>die</strong> Bundesregierung<br />
<strong>in</strong> den kommenden sechs Jahren für Passagierzüge<br />
und Streckennetze ausg<strong>eb</strong>en, das meiste<br />
davon für über 1 000 Kilometer neue <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverb<strong>in</strong>dungen<br />
(Bild 3). Verkehrsplaner rechnen<br />
vor, dass <strong>die</strong> Bahn bei Reisezeiten zwischen zwei und<br />
vier Stunden e<strong>in</strong>e besonders attraktive Alternative zum<br />
Flugzeug ist. Selbst wenn e<strong>in</strong> Flug nur e<strong>in</strong>e Stunde<br />
dauert, werden mit der Abfertigung am Flughafen<br />
leicht drei Stunden daraus. Rund zehn Hochgeschw<strong>in</strong>-<br />
578 109 (2011) Heft 11
Thema Fokus<br />
digkeitskorridore für bis zu 350 km/h schnelle Züge<br />
wurden <strong>in</strong> den USA identifiziert, und 80 % der US-<br />
Amerikaner sollen bis 2035 unmittelbaren Zugang zu<br />
e<strong>in</strong>em der „Bullet Tra<strong>in</strong>s“ genannten Blitzzüge haben.<br />
Die amerikanische Bahnrenaissance hat verschiedene<br />
Gründe: Zum e<strong>in</strong>en droht den USA der Verkehrs<strong>in</strong>farkt.<br />
Laut Transportm<strong>in</strong>ister Ray La Hood werden hier<br />
<strong>in</strong> 40 Jahren 100 Mio. Menschen mehr l<strong>eb</strong>en als heute<br />
mit etwa 300 Mio. Er sagt: „Wenn wir uns mit den Straßen<br />
und Flughäfen zufrieden g<strong>eb</strong>en, <strong>die</strong> bereits heute<br />
überlastet s<strong>in</strong>d, wird <strong>die</strong> nächste Generation Amerikas<br />
Transportadern unpassierbar vorf<strong>in</strong>den.“ Zum anderen<br />
hat sich <strong>die</strong> Technik der Bahn weiter entwickelt. Nicht<br />
nur <strong>in</strong> Europa, sondern auch <strong>in</strong> Japan und Ch<strong>in</strong>a können<br />
<strong>die</strong> Amerikaner verfolgen, wie schnell und komfortabel<br />
moderne Züge gerade für mittlere Entfernungen<br />
s<strong>in</strong>d. Und schließlich treiben bereits jetzt steigende<br />
Benz<strong>in</strong>preise der Bahn neue Kunden zu. Die US-Regierung<br />
hat erkannt, dass es darum geht, den Verkehrskollaps<br />
<strong>in</strong> den Metropolen zu verh<strong>in</strong>dern, <strong>die</strong> Pendler von<br />
den übervollen Highways zu holen, <strong>die</strong> Innenstädte<br />
mit guten Nahverkehrssystemen zu bel<strong>eb</strong>en und – warum<br />
nicht – <strong>die</strong> Umwelt zu schonen. Schließlich geht<br />
es immer auch um wirtschaftliche Interessen, denn <strong>die</strong><br />
teuren Bahnprojekte könnten <strong>die</strong> Konjunktur nachhaltig<br />
ankurbeln und viele neue Arbeitsplätze schaffen.<br />
Nach Jahrzehnten ohne Investitionstätigkeit ist <strong>die</strong><br />
Herausforderung gewaltig: E<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Entfernungen<br />
im Land riesengroß, andererseits gibt es nur<br />
ganz wenige elektrifizierte Strecken, <strong>die</strong> sich auf den<br />
oberen Bereich der Ostküste und New York konzentrieren.<br />
Die Gleise s<strong>in</strong>d zum Teil über 100 Jahre alt<br />
und <strong>die</strong> wenigen Fahrzeuge s<strong>in</strong>d hoffnungslos überaltert.<br />
So liegt <strong>die</strong> Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit meist zwischen<br />
100 und 140 km/h und für <strong>die</strong> 600 km zwischen San<br />
Francisco und Los Angeles, <strong>die</strong> mit e<strong>in</strong>em Hightech-<br />
Tri<strong>eb</strong>zug <strong>in</strong> etwa zweie<strong>in</strong>halb Stunden zu bewältigen<br />
wären, braucht Amtrak derzeit sogar über elf Stunden<br />
(Bild 4). Dies ist besonders für das Heer der Geschäftsreisenden<br />
e<strong>in</strong> Grund, nicht auf Auto oder Flugzeug zu<br />
verzichten. Dementsprechend fährt jeder US-Bürger<br />
im Durchschnitt nur 80 km im Jahr mit der Bahn, <strong>die</strong><br />
Deutschen liegen immerh<strong>in</strong> bei 900 km und Schweizer<br />
oder Japaner sogar bei knapp 2 000 km.<br />
Die USA s<strong>in</strong>d übrigens ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall: Überall auf<br />
der Welt, <strong>in</strong> klassischen Bahnländern und sogar <strong>in</strong><br />
Staaten, <strong>die</strong> bislang ke<strong>in</strong>en Kilometer Gleis haben,<br />
werden Schienennetze modernisiert oder neu g<strong>eb</strong>aut<br />
und moderne Züge bestellt. Es gibt, globalisierungsbed<strong>in</strong>gt,<br />
e<strong>in</strong>e zweite Gründer-Ära. Rund 30 000 km<br />
Strecke s<strong>in</strong>d laut Internationalem Eisenbahn-Verband<br />
(UIC) <strong>in</strong> Planung oder Bau.<br />
Wenn <strong>die</strong> europäische Bahn<strong>in</strong>dustrie auf das Investitions-<br />
und damit auch Konjunkturprogramm<br />
der US-Regierung blickt, kann sie sich freuen. Für <strong>die</strong><br />
neuen Strecken werden nicht nur schnelle Tri<strong>eb</strong>züge<br />
und jeweils Hunderte von Lokomotiven und Nahverkehrszügen<br />
g<strong>eb</strong>raucht, zudem moderne Infrastruktur<br />
von der Stromversorgung bis zur Signaltechnik.<br />
Computersysteme <strong>in</strong> der Bahntechnik<br />
Für <strong>die</strong> Zulieferer von Computersystemen ergibt<br />
sich sogar e<strong>in</strong>e noch größere Chance, am Amerika-<br />
Geschäft zu profitieren, denn sie s<strong>in</strong>d nicht nur an<br />
der Ausrüstung e<strong>in</strong>er größeren Zahl von Fahrzeugen<br />
und Streckentechnik aus Europa beteiligt, sondern<br />
liefern unter Umständen auch direkt an <strong>die</strong> amerikanische<br />
Bahn<strong>in</strong>dustrie.<br />
Denn Light-Rail- oder Metrosysteme, <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>stri<strong>eb</strong>züge<br />
oder Lokomotiven, als Neufahrzeuge<br />
oder als nachgerüsteter Bestand – sie alle kommen heute<br />
nicht mehr ohne moderne Computertechnologie<br />
aus (Bild 5). Nach Bahnnormen wie der europäischen<br />
EN 50155 oder der amerikanischen AREMA speziell<br />
entwickelte und produzierte Rechner sorgen für <strong>die</strong><br />
Steuerung und Überwachung aller Funktionen im Fahrzeug<br />
– von den weniger kritischen Servicefunktionen<br />
wie Klimatisierung, Innenbeleuchtung, Sanitärbereich<br />
und Sitzplatzreservierung bis zu extrem sicherheitsrelevanten<br />
Aufgaben wie Antri<strong>eb</strong>, Geschw<strong>in</strong>digkeitsüberwachung<br />
und Bremsen. Die Führertische bestehen aus<br />
vielfältigen <strong>in</strong>telligenten Display-Systemen mit Mensch-<br />
Masch<strong>in</strong>e-Funktionalität. H<strong>in</strong>zu kommen Rechner zur<br />
Diagnose und Überwachung der Fahrzeugfunktionen<br />
und Systeme zur Kontrolle der Kommunikation im Fahrzeug,<br />
zwischen den Zuge<strong>in</strong>heiten und <strong>die</strong> drahtlose<br />
Kommunikation mit der Außenwelt. Die Fahrgasträume<br />
werden zunehmend mit Kameraüberwachung ausgestattet,<br />
deren Daten gespeichert und ausgewertet werden<br />
müssen. Die Passagiere erwarten auch während<br />
der Reise Zugang zu Internet, Mobiltelefon, Fahrt<strong>in</strong>formation,<br />
Unterhaltung oder Dienste wie Sitzreservierung<br />
und Ticket<strong>in</strong>g, was über spezielle Content-Server<br />
und Router mit Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s Netz bereitgestellt wird.<br />
Besonders bei der Fahrgast<strong>in</strong>formation halten sich <strong>die</strong><br />
Investitionen der Betreiber aber bisher <strong>in</strong> Grenzen,<br />
da <strong>die</strong> Anbieter das Equipment oft billig <strong>in</strong>stallieren,<br />
im Gegenzug dafür aber Werbee<strong>in</strong>nahmen kassieren.<br />
Das mag erklären, warum selbst <strong>in</strong> den USA bei e<strong>in</strong>em<br />
Bild 4:<br />
Der Amtrak-Fernzug Card<strong>in</strong>al New York – Chicago <strong>in</strong> Charlottesville, Virg<strong>in</strong>ia<br />
(Foto: John Mueller).<br />
109 (2011) Heft 11<br />
579
Fokus Thema<br />
Bild 5:<br />
Der gesamte Datentransfer zwischen e<strong>in</strong>em Zug und dem Rechenzentrum läuft über WLAN und/oder UMTS,<br />
GSM-P und optional GSM-R (Foto: MEN Mikro Elektronik).<br />
Bild 6:<br />
Der Tra<strong>in</strong>-Control-Rechner 190020-20 zur Lokomotivsteuerung<br />
steuert, überwacht, regelt und diagnostiziert<br />
alle vitalen Funktionen im Fahrzeug<br />
(Foto: MEN Mikro Elektronik).<br />
relativ ger<strong>in</strong>gen Personenverkehr <strong>die</strong> Zuwachsraten<br />
für Infota<strong>in</strong>ment-Systeme zum Teil deutlich über 10 %<br />
pro Jahr liegen. Als Resultat s<strong>in</strong>d dort oftmals veraltete<br />
Fahrzeuge auf überholungsbedürftigen Strecken unterwegs,<br />
<strong>die</strong> aber modernste Kommunikationstechnologie<br />
für kommerzielle Zwecke haben.<br />
Computersysteme im Bahnbetri<strong>eb</strong> müssen robust<br />
und zuverlässig se<strong>in</strong> (Bild 6). In punkto Robustheit s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong> Regeln der DIN EN 50155 (VDE 0115, IEC 571-x)<br />
Bahnanwendungen – Elektronische E<strong>in</strong>richtungen auf<br />
Schienenfahrzeugen für viele Bereiche Vorschrift. Die<br />
Norm wird von der europäischen Organisation für elektrische<br />
Normung CENELEC herausgeg<strong>eb</strong>en, beschreibt<br />
sehr detailliert <strong>die</strong> Anforderungen und verweist noch<br />
auf etwa 50 andere Normen, <strong>die</strong> <strong>eb</strong>enfalls berücksichtigt<br />
werden müssen. Dazu gehören solche über Stoß,<br />
Schw<strong>in</strong>gungen, erweiterten Temperaturbereich, Feuchte,<br />
Salzn<strong>eb</strong>el, Spannungsschwankungen – und das alles<br />
bei höchster Ausfallsicherheit über sehr lange Zeiträume.<br />
Außerdem werden auch gerät<strong>eb</strong>ezogene Normen,<br />
Zuverlässigkeitsprüfungen, elektromagnetische<br />
Verträglichkeit, Maßnahmen zur Gewährleistung der<br />
580 109 (2011) Heft 11
Thema Fokus<br />
funktionellen Sicherheit sowie e<strong>in</strong> Qualitätsmanagement<br />
beschri<strong>eb</strong>en, letzteres hier noch nach ISO 900x,<br />
während heute <strong>die</strong> meisten Kunden bereits International<br />
Railway Industry Standard (IRIS) fordern.<br />
Zusätzlich s<strong>in</strong>d Safety Integrity Level (SIL) def<strong>in</strong>iert,<br />
wenn es um <strong>die</strong> Zuverlässigkeit e<strong>in</strong>es Systems<br />
geht. Der Grad, welchen e<strong>in</strong> System hier bieten<br />
muss, wird gemäß IEC 61508 <strong>in</strong> <strong>die</strong> Klassen SIL1 bis<br />
SIL4 e<strong>in</strong>geteilt. Für jeden Level ist e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Zuverlässigkeit gefordert, <strong>die</strong> sich nach der Häufigkeit<br />
der Nutzung richtet. Fehler von sicherheitskritischen<br />
elektronischen Systemen können L<strong>eb</strong>en<br />
gefährden, erh<strong>eb</strong>lichen f<strong>in</strong>anziellen Verlust br<strong>in</strong>gen<br />
oder <strong>die</strong> Umwelt massiv schädigen. E<strong>in</strong> sicheres<br />
System ist e<strong>in</strong> System mit e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten Fehlerverhalten.<br />
Fail-safe-Systeme schalten im Falle e<strong>in</strong>es<br />
Fehlers ab, sie haben e<strong>in</strong>en sicheren Zustand.<br />
E<strong>in</strong>en Zug beispielsweise hält man an, wenn <strong>die</strong><br />
Steuerung versagt. Fehlertolerante Systeme müssen<br />
korrekt weiterarbeiten, wenn e<strong>in</strong> Teil des Systems<br />
ausgefallen ist, beispielsweise <strong>in</strong> der automatischen<br />
Zugsteuerung, der Zugbee<strong>in</strong>flussung oder <strong>in</strong> den<br />
Stellwerken. Solche Systeme bef<strong>in</strong>den sich sowohl<br />
im Fahrzeug als auch an der Strecke und bestehen<br />
häufig aus mehreren redundanten Sub-Computern<br />
und komplexer Software.<br />
Hier wird deutlich, warum sich aufgrund des<br />
hohen erwarteten Qualitätsniveaus, des notwendigen<br />
Know-hows und der erforderlichen Qualitätsmanagementsysteme<br />
<strong>die</strong> Zahl der Anbieter von<br />
Rechnern für Bahnanwendungen <strong>in</strong> Grenzen hält,<br />
auch wenn <strong>die</strong> kommerziellen Zugangsbarrieren mit<br />
der fortschreitenden Liberalisierung der Märkte immer<br />
niedriger werden. So bleibt für <strong>die</strong> Computerspezialisten<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Branche selbst bei e<strong>in</strong>em moderaten<br />
Wachstum des gesamten Bahnmarktes von<br />
durchschnittlich 6 % pro Jahr e<strong>in</strong> mehr als attraktives<br />
Marktpotenzial.<br />
Barbara Schmitz, MEN Mikro Elektronik, Nürnberg<br />
Quellen<br />
Veröffentlichungen von SCI Verkehr und UNIFE aus den letzten<br />
fünf Jahren sowie aktuelle Pressemeldungen im Internet.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
581
Rail Power Supply Systems<br />
System design of the traction power<br />
supply for the high-speed l<strong>in</strong>e<br />
Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />
Mart<strong>in</strong> Altmann, Andreas Fischer, Erlangen; Torsten Tornow, Beij<strong>in</strong>g<br />
The high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> connect<strong>in</strong>g the Capital Beij<strong>in</strong>g with the harbour city Tianj<strong>in</strong> is<br />
the first high-speed l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a dedicated only to passenger traffic and is operated at 300 km/h.<br />
The commercial service started <strong>in</strong> due time for the Olympic games <strong>in</strong> 2008. For the system design<br />
and a reliable traction power supply the simulation software Sitras ® Sidytrac was used. The program<br />
<strong>in</strong>corporates all modules necessary for the overall system design and relat<strong>in</strong>g detailed <strong>in</strong>vestigations.<br />
Measurements dur<strong>in</strong>g system <strong>in</strong>tegration test validated the simulation results.<br />
SYSTEMAUSLEGUNG DER BAHNSTROMVERSORGUNG FÜR DIE HOCHGESCHWINDIGKEITSSTRECKE<br />
BEIJING − TIANJIN<br />
Die <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>det <strong>die</strong> Hauptstadt Beij<strong>in</strong>g mit der Hafenstadt<br />
Tianj<strong>in</strong>. Sie ist <strong>die</strong> erste <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke für re<strong>in</strong>en Personenverkehr mit 300 km/h. Der<br />
kommerzielle Betri<strong>eb</strong> begann rechtzeitig zu den olympischen Spielen im Jahr 2008. Die Systemauslegung<br />
für e<strong>in</strong>e zuverlässige Stromversorgung wurde mit der Simulationssoftware Sitras ® Sidytrac<br />
durchgeführt. Das Programm verfügt über alle Module, <strong>die</strong> für e<strong>in</strong>e Gesamtauslegung und zugehörige<br />
E<strong>in</strong>zeluntersuchungen erforderlich s<strong>in</strong>d. Während der System<strong>in</strong>tegrationsphase durchgeführte Messungen<br />
bestätigten <strong>die</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse der Auslegungsrechnungen.<br />
CONCEPTION DE L’ALIMENTATION DE TRACTION DE LA LIGNE À VITESSE PÉKIN – TIANJIN<br />
La ligne à grande vitesse Pék<strong>in</strong> – Tianj<strong>in</strong> relie la capitale Pék<strong>in</strong> avec la ville portuaire de Tianj<strong>in</strong>. Elle est<br />
la première ligne à grand vitesse en Ch<strong>in</strong>e pour trafic passagers à 300 km/h. L’exploitation commerciale<br />
a commencé à temps pour les jeux olympiques en l’année 2008. Pour la conception du système<br />
et pour une alimentation de la traction fiable, le logiciel Sitras ® Sidytrac a été utilisé. Le programme<br />
<strong>in</strong>corpore tous les modules nécessaires pour la conception générale du système et les études détaillées<br />
associées. Des mesures réalisées lors des essais d’<strong>in</strong>tégration ont validé les résultats de simulation.<br />
1 Introduction<br />
The high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> connects the<br />
Capital Beij<strong>in</strong>g of the Peoples Republic of Ch<strong>in</strong>a with<br />
the neighbour<strong>in</strong>g harbour city Tianj<strong>in</strong> <strong>in</strong> north-south<br />
direction and is the first high-speed l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a dedicated<br />
only to passenger traffic [1]. For such l<strong>in</strong>es the<br />
maximum speed is above 250 km/h. The l<strong>in</strong>e, called<br />
also J<strong>in</strong>gJ<strong>in</strong>-DPL, is designed for 350 km/h. The commercial<br />
service of this l<strong>in</strong>e started on August, 1st 2008<br />
<strong>in</strong> due time for the 2008 Olympic games <strong>in</strong> Beij<strong>in</strong>g.<br />
Beside of other aspects, new railway l<strong>in</strong>es, new Roll<strong>in</strong>g<br />
Stock or major changes <strong>in</strong> operation of exist <strong>in</strong>g l<strong>in</strong>es<br />
require reliable traction power supply and contact<br />
Figure 1:<br />
Layout of the high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g-Tianj<strong>in</strong>.<br />
582 109 (2011) Heft 11
Rail Power Supply Systems<br />
Figure 2:<br />
Schematic design of traction power supply.<br />
SSP Sub-section<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t, ATS Autotransformer Station,<br />
TSS Traction Substation, SP Section<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t<br />
l<strong>in</strong>es. Numerous technical clarifications necessary <strong>in</strong><br />
such a case require powerful simulation tools to support<br />
the eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g process and to ensure the stipulated<br />
performance and quality of the <strong>in</strong>stallation.<br />
The simulation software Sitras Sidytrac was developed<br />
to support such processes. It <strong>in</strong>corporates algorithms<br />
for the overall system design and the rat<strong>in</strong>g of<br />
the ma<strong>in</strong> components, for the energy demand and<br />
for the assessment of the electric safety and electromagnetic<br />
compatibility (EMC). This simulation tool<br />
was used to design the electrical <strong>in</strong>stallations of the<br />
high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> for all necessary design<br />
steps and to prove the qualifications of suitability<br />
of the traction power supply. Dur<strong>in</strong>g the system <strong>in</strong>tegration<br />
tests the simulation results have been verified<br />
and validated, where also the assumptions for the <strong>in</strong>put<br />
parameters proved to fit to reality.<br />
viaduct with pre-fabricated segments on on-sit<strong>eb</strong>uilt<br />
support<strong>in</strong>g pillars. On the whole l<strong>in</strong>e a rigid<br />
permanent way was used consist<strong>in</strong>g of <strong>in</strong>dustrially<br />
pre-fabricated concrete track plates.First <strong>in</strong>vestigations<br />
favoured a solution of 1 AC 25 kV and 3 substations<br />
and had to be changed to a 2 AC 50/25 kV AT<br />
System with only 2 substations because of lack of HV<br />
connections to the 220 kV Network. Figure 2 shows<br />
the supply scheme of the l<strong>in</strong>e.<br />
3 Design criteria and targets<br />
The design of the traction power supply is based<br />
on daily operation with 180 tra<strong>in</strong>s Velaro CRH3<br />
(Figure 3) <strong>in</strong> each direction runn<strong>in</strong>g at 300 km/h<br />
2 L<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />
The development of population <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a’s capital<br />
and <strong>in</strong> the surround<strong>in</strong>g cities needs powerful traffic<br />
connections. This applies especially to the connection<br />
between Beij<strong>in</strong>g and the Tianj<strong>in</strong> B<strong>in</strong>hai area. The<br />
J<strong>in</strong>gJ<strong>in</strong>-DPL high-speed l<strong>in</strong>e was, therefore, planned<br />
to improve the traffic situation between the two cities<br />
with the target to reduce the travel time from 70 m<strong>in</strong><br />
to only 30 m<strong>in</strong>.<br />
The project was carried out as a turnkey project<br />
compris<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestments of 2,5 Billion US Dollar. The<br />
construction period was 27 months only. The eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
activities started <strong>in</strong> 2005 for bridges and<br />
other civil eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g works.<br />
A consortium consist<strong>in</strong>g of Siemens AG, Siemens<br />
Limited Ch<strong>in</strong>a and two local <strong>in</strong>stallation companies<br />
was awarded with the contract for the design, supply<br />
and construction of the electrical equipment of the<br />
l<strong>in</strong>e with 117 km length and built on a completely<br />
new right of way (Figure 1). It runs ma<strong>in</strong>ly on a<br />
Figure 3:<br />
High-speed tra<strong>in</strong> Siemens Velaro CRH3.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
583
Rail Power Supply Systems<br />
and <strong>in</strong> less than 30 m<strong>in</strong> between the two term<strong>in</strong>al<br />
stations. In Table 1 the technical data of the tra<strong>in</strong> are<br />
listed. The railway power supply is designed for the<br />
envisaged speed with 3 m<strong>in</strong> headway.<br />
For the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e the European standard<br />
EN 50122-1 [3] was specified for the aspects of<br />
electrical safety. Beside to the rules how to handle live<br />
parts, also the rail potential has to fulfil the requirements<br />
for electrical safety.<br />
Operational and short-circuit currents and their<br />
duration govern the thermal load of the components.<br />
Therefore, the currents <strong>in</strong> the <strong>in</strong>dividual components<br />
have to be determ<strong>in</strong>ed by calculat<strong>in</strong>g step by step<br />
the electrical network dur<strong>in</strong>g scheduled tra<strong>in</strong> operation<br />
and <strong>in</strong> case of short-circuits. Figure 2 shows the<br />
block diagram of the traction power supply. The calculation<br />
takes <strong>in</strong>to account all <strong>in</strong>dividual conductors,<br />
the ma<strong>in</strong> components and their <strong>in</strong>terconnections.<br />
The results were used for the specification of the rated<br />
values of the transformers <strong>in</strong> the substations and<br />
<strong>in</strong> the AT-stations along the l<strong>in</strong>e.<br />
Beside the thermal load also overall power demand,<br />
the power factor, unbalance, flicker and harmonics<br />
had to be considered under the most unfavourable<br />
conditions of operation.<br />
The power supply had to be verified by measurements<br />
dur<strong>in</strong>g system <strong>in</strong>tegration test. As the future<br />
maximum capacity of the l<strong>in</strong>e could not be achieved<br />
for the tests, verification of the power supply was carried<br />
out for predef<strong>in</strong>ed conditions.<br />
The comparison between measured and calculated<br />
values testified that the simulation program reflects<br />
reality. So it was accepted to assess the most<br />
severe conditions by simulation only.<br />
4 System design with Sitras<br />
Sidytrac<br />
4.1 Tasks of the program<br />
For the design process of traction power supply (TPS)<br />
Siemens uses Sitras Sidytrac, which allows the simulation<br />
of the complete traction power supply dur<strong>in</strong>g<br />
scheduled tra<strong>in</strong> operation. In pr<strong>in</strong>ciple, the design of<br />
a power supply system <strong>in</strong>cludes the determ<strong>in</strong>ation of<br />
the power requirements, the substation location and<br />
rat<strong>in</strong>gs as well as the rat<strong>in</strong>g of the components. For<br />
this purpose, the use of software tools that comb<strong>in</strong>e<br />
the simulation of tra<strong>in</strong> operation with the calculation<br />
of the electric network is essential. Sitras Sidytrac<br />
conta<strong>in</strong>s the electrical model for the return circuit<br />
and the earth return circuit <strong>in</strong> order to be able to verify<br />
electrical safety and protection of <strong>in</strong>stallations <strong>in</strong><br />
case of faults as well as for satisfy<strong>in</strong>g the requirements<br />
for electromagnetic compatibility.<br />
The design steps follow the railway electrification<br />
system requirements <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the ma<strong>in</strong> components<br />
and their rat<strong>in</strong>gs. A stepwise approach allows an <strong>in</strong>tegrated<br />
verification. The use of Sitras Sidytrac forms an<br />
<strong>in</strong>tegral part of the design process ensur<strong>in</strong>g quality<br />
and flexibility throughout the complete design process<br />
tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account the specific local situations.<br />
The follow<strong>in</strong>g steps of power supply design are<br />
carried out:<br />
• General system selection <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g nom<strong>in</strong>al voltage,<br />
type of feed<strong>in</strong>g and connections to the highvoltage<br />
grid.<br />
• Subsystem design concern<strong>in</strong>g def<strong>in</strong>ition of parameters<br />
for current capacity, circuit diagrams, <strong>in</strong>terface<br />
verifications, system platform.<br />
• The equipment design concerns details on the<br />
rat<strong>in</strong>g, e. g. transformers, overhead contact l<strong>in</strong>e<br />
system, cabl<strong>in</strong>g, protection relay specification and<br />
verification of electrical safety.<br />
• The <strong>in</strong>stallation design establishes the detailed <strong>in</strong>formation<br />
for construction, e. g. specify<strong>in</strong>g criteria<br />
and protection relay sett<strong>in</strong>gs, fault levels, impedances,<br />
heat<strong>in</strong>g and losses.<br />
4.2 Features of Sitras Sidytrac<br />
Sitras Sidytrac simulates traction power supplies by<br />
fully tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account the <strong>in</strong>tended tra<strong>in</strong> operation.<br />
It was developed for the design of AC as well as<br />
DC traction power supplies to achieve<br />
• flexibility to model different network configurations<br />
• flexibility of step by step model ref<strong>in</strong>ement<br />
• standardized output formats<br />
• consideration of specific design requirements<br />
The program capabilities cover the complete tra<strong>in</strong> simulation<br />
for determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the basic l<strong>in</strong>e features and<br />
sophisticated calculat<strong>in</strong>g models of special <strong>in</strong>terest as<br />
• network load flow <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> simulation<br />
• short circuits at def<strong>in</strong>ed locations or along the l<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> customised steps<br />
• <strong>in</strong>duced voltages <strong>in</strong> parallel conductors along the<br />
l<strong>in</strong>e<br />
• electrical and magnetic fields along the l<strong>in</strong>e<br />
• stray currents at DC railways<br />
• l<strong>in</strong>e resonance phenomena<br />
• overall energy consumption and energy assessment<br />
4.3 Software architecture and data process<strong>in</strong>g<br />
Figure 4 shows the architecture of Sitras Sidytrac.<br />
The model data is organized as an object related<br />
file structure with electric network data, topography<br />
of the l<strong>in</strong>e, tra<strong>in</strong> data and operation data like time<br />
schedule and headways. The different network calculation<br />
scenarios and the representation of the required<br />
results have to be def<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> advance. The <strong>in</strong>put<br />
data and the results are compiled <strong>in</strong> a comfortable<br />
java-based presentation file.<br />
584 109 (2011) Heft 11
Rail Power Supply Systems<br />
The calculation program runs <strong>in</strong> a time-step<br />
mode. Each step conta<strong>in</strong>s tow sub-processes. The dynamic<br />
drive cycle calculation computes the required<br />
propulsion power for the next time step, tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to<br />
consideration the location, acceleration or deceleration,<br />
speed and mechanical power of each tra<strong>in</strong> as<br />
well as all effects of regenerative brak<strong>in</strong>g and subsequent<br />
energy exchange between the tra<strong>in</strong>s. The<br />
tra<strong>in</strong> model accepts various tra<strong>in</strong> and motor data as<br />
well as the def<strong>in</strong>ition of different driv<strong>in</strong>g modes like<br />
all out runn<strong>in</strong>g and coast<strong>in</strong>g. Hence the behaviour of<br />
a broad variety of electrically driven tra<strong>in</strong>s can be simulated<br />
<strong>in</strong> detail. Depend<strong>in</strong>g on various parameters,<br />
e. g. brak<strong>in</strong>g, changes <strong>in</strong> driv<strong>in</strong>g curves and state, the<br />
time step will automatically be reduced to <strong>in</strong>crease<br />
the accuracy. This procedure is followed by an electrical<br />
network calculation. For this purpose the electrical<br />
network is to be reorganized accord<strong>in</strong>g to the<br />
fixed and mov<strong>in</strong>g nodes after each time step. S<strong>in</strong>ce<br />
the tra<strong>in</strong>s are power s<strong>in</strong>ks or sources which vary with<br />
time and location, the electrical network calculation<br />
is an iterative procedure. The load flow calculation<br />
stops when the results are stable.<br />
The results and the related <strong>in</strong>put data are stored<br />
<strong>in</strong> a database and automatically processed and <strong>in</strong>to a<br />
customised output database. The usage of a standard<br />
database offers comfortable and <strong>in</strong>dividually adaptable<br />
post process<strong>in</strong>g possibilities.<br />
consumption or regenerative brak<strong>in</strong>g result <strong>in</strong> an <strong>in</strong>teraction<br />
with the propulsion force. Thus, the schedule<br />
for the tra<strong>in</strong>s is <strong>in</strong>fluenced by the electrical network<br />
behaviour. It can become necessary to correct<br />
TABLE 1<br />
Characteristics of tra<strong>in</strong> CRH3.<br />
Length of tra<strong>in</strong><br />
200 m<br />
Tare weight<br />
460 t<br />
Rotary portion of tare weight 5 %<br />
Maximum pay load<br />
76 t<br />
Maximum tra<strong>in</strong> speed<br />
for special calculations<br />
Acceleration<br />
Nom<strong>in</strong>al voltage<br />
Highest permanent voltage for 5 m<strong>in</strong><br />
Lowest permanent voltage for 10 m<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>imum voltage for normal operation<br />
300 km/h<br />
350 km/h<br />
0,53 m/s<br />
25 kV<br />
29 kV<br />
19 kV<br />
20 kV<br />
Power factor Nearly 1,0<br />
Auxiliaries load<br />
600 kW<br />
4.4 Network calculation model<br />
The load flow analysis uses a multi-conductor model<br />
which <strong>in</strong>cludes the <strong>in</strong>ductive and capacitive mutual<br />
coupl<strong>in</strong>g of all conductors along the l<strong>in</strong>e. The voltages<br />
and currents are represented by complex phasors<br />
at nom<strong>in</strong>al frequency. The network calculation<br />
is performed us<strong>in</strong>g the node potential method. This<br />
calculation process it applied for AC as well as for<br />
DC systems.<br />
The calculation model <strong>in</strong>cludes:<br />
• the <strong>in</strong>-feed from the higher-level network<br />
• the transformer and cable impedances<br />
• the autotransformers with their railway-specific<br />
equivalent circuits<br />
• the loads as impedance model or as power s<strong>in</strong>k<br />
• <strong>in</strong> case of AC railways all conductors <strong>in</strong>volved,<br />
which are represented by their <strong>in</strong>dividual impedance<br />
and mutual coupl<strong>in</strong>g. A simplified procedure<br />
with pre-calculated loop impedances is possible<br />
to reduce calculation efforts<br />
Figure 4:<br />
Architecture of Sitras Sidytrac software.<br />
For large networks with many nodes an advanced iteration<br />
method was developed, automatically adapt<strong>in</strong>g<br />
the solv<strong>in</strong>g method depend<strong>in</strong>g on the convergence<br />
of the iteration. This unique technique speeds up the<br />
load flow calculation by a factor of five to ten and furthermore<br />
improves the computational accuracy.<br />
The <strong>in</strong>dividual tra<strong>in</strong> voltages due to high power<br />
109 (2011) Heft 11<br />
Figure 5:<br />
M<strong>in</strong>imum and maximum voltages at the pantograph for normal operation along the l<strong>in</strong>e.<br />
red maximum voltage, blue m<strong>in</strong>imum voltage<br />
585
Rail Power Supply Systems<br />
and recalculate the drive cycle after calculat<strong>in</strong>g the<br />
electrical variables. Thus, the power reduction of modern<br />
vehicles dur<strong>in</strong>g undervoltage conditions is an<br />
<strong>in</strong>herent feature of the calculation.<br />
5 Power supply for the l<strong>in</strong>e<br />
Figure 6:<br />
M<strong>in</strong>imum and maximum voltage at the pantograph for normal operation depend<strong>in</strong>g on<br />
the simulation period.<br />
red maximum voltage, blue m<strong>in</strong>imum voltage<br />
TABLE 2<br />
Figure 7:<br />
Current load <strong>in</strong> secon dary w<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of transformer at<br />
substation TSS 2.<br />
red positive feeder; blue negative feeder<br />
Figure 8:<br />
Schematic connections of transformers.<br />
Operational conditions.<br />
Condition Substations<br />
<strong>in</strong> operation<br />
Tra<strong>in</strong> consist Head way<br />
m<strong>in</strong><br />
Speed<br />
km/h<br />
1 TSS1, TSS2 8 cars CRH3 3 300<br />
2 TSS1, TSS2 2 x 8 cars<br />
CRH3<br />
9 300<br />
3 TSS1, TSS2 8 cars CRH3 5 350<br />
4 TSS1, TSS2 2 x 8 cars 12 350<br />
CRH3<br />
5 TSS1 8 cars CRH3 12 300<br />
6 TSS1 2 x 8 cars 25 300<br />
CRH3<br />
5.1 Basic design calculations<br />
The schematic design of traction power supply for<br />
the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e is shown <strong>in</strong> Figure 2. There<br />
are two <strong>in</strong>-feed stations which are connected to<br />
the national 220 kV grid. These traction substations<br />
(TSS) are situated at kilometre 17,84 (TSS 1) and at<br />
kilometre 79,14 (TSS 2). In Table 2 the considered<br />
operational conditions are shown.<br />
The m<strong>in</strong>imum and maximum voltages at the<br />
pantograph were calculated with the Sitras Sidytrac<br />
program for each condition. In Figure 5 the m<strong>in</strong>imum<br />
and maximum voltages at the pantograph are<br />
depicted along the l<strong>in</strong>e. It can be seen that the maximum<br />
voltage at a pantograph is cont<strong>in</strong>uously below<br />
29 kV and the m<strong>in</strong>imum above 20 kV. Figure 6 shows<br />
m<strong>in</strong>imum and maximum voltages at the pantograph<br />
over a simulation period.<br />
Figure 7 shows the simulated load of the transformer<br />
secondary w<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs at substation TSS2 dur<strong>in</strong>g<br />
the daily operational period as calculated with the<br />
Sitras Sidytrac program.<br />
Similarly, the voltages and loads for the scenario 5<br />
(Table 2) with the substation TSS 2 out of operation<br />
and a 12 m<strong>in</strong> headway were calculated. In this case<br />
the maximum voltage is approximately 27 kV and the<br />
m<strong>in</strong>imum 21 kV, be<strong>in</strong>g as well with<strong>in</strong> the acceptable<br />
range of voltages.<br />
For the condition 6 with 25 m<strong>in</strong> headway, however,<br />
with coupled tra<strong>in</strong> units the maximum voltage<br />
was calculated with approximately 27 kV and the<br />
m<strong>in</strong>imum with 22 kV also well with<strong>in</strong> the acceptable<br />
range of voltages. These calculations confirm that the<br />
envisaged operational traffic will be possible with the<br />
chosen design of the power supply.<br />
5.2 High-voltage connection<br />
Concern<strong>in</strong>g the connection to the high-voltage grid<br />
the voltage unbalance, flicker, harmonics as well as the<br />
power factor were essential and decisive for the acceptance<br />
by the national grid operator. The stu<strong>die</strong>s were<br />
based on a network calculation with a simulated tra<strong>in</strong><br />
operation for the conditions described <strong>in</strong> clause 5.1.<br />
In order to reduce the voltage unbalance the two<br />
traction transformers of a substation are connected<br />
to different phases of a 220 kV circuit <strong>in</strong> a VV-connection<br />
as shown <strong>in</strong> Figure 8. The second 220 kV circuit<br />
is on standby for the second transformer group and,<br />
therefore, not considered <strong>in</strong> the study.<br />
586 109 (2011) Heft 11
Rail Power Supply Systems<br />
The voltage asymmetry of a three-phase system is<br />
def<strong>in</strong>ed as a relation of the positive and negative sequence<br />
component accord<strong>in</strong>g to IEC 61000-1-12 [4].<br />
For the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e also the Ch<strong>in</strong>ese standard<br />
GB/T15543 [5] had to be obeyed. Dur<strong>in</strong>g normal<br />
operation the maximum voltage unbalance must<br />
not exceed 2 %, and dur<strong>in</strong>g abnormal conditions not<br />
4 %. For this project the maximum voltage unbalance<br />
of 1,3 % at the po<strong>in</strong>t of common coupl<strong>in</strong>g to the<br />
national grid was specified with a probability of 95 %.<br />
In Figure 9 the voltage unbalance at the substation<br />
TSS2 is shown. As can be seen from this figure the<br />
voltage unbalance at substation TSS2 is more severe<br />
show<strong>in</strong>g <strong>in</strong>stantaneous values up to 2,5 %. Accord<strong>in</strong>g<br />
to the GB/T15543 [5] standard, the top 5 % of the values<br />
can be ignored. Peak operation with 3 m<strong>in</strong> headway<br />
will be performed only dur<strong>in</strong>g 35 m<strong>in</strong> per day.<br />
Due to the miss<strong>in</strong>g harmonic impedances, an<br />
estimation of the harmonic voltages bas<strong>in</strong>g on the<br />
m<strong>in</strong>imum short-circuit power of the 220 kV highvoltage<br />
grid was carried out. In Figure 11 the voltage<br />
harmonics for eleven eight-car tra<strong>in</strong>s are given.<br />
Based on the results of the network calculations<br />
the power factors at the substations were determ<strong>in</strong>ed.<br />
As required the mean power factor for 24 h<br />
was obta<strong>in</strong>ed to be 0,95 at substation TSS1. The<br />
results <strong>in</strong>dicate that the monthly mean value of<br />
the power factor at the TSS1 substation satisfies<br />
the m<strong>in</strong>imum value of 0,95 as required. For substation<br />
TSS 2 the required power factor was only<br />
0,9.<br />
Figure 9:<br />
Voltage unbalance at substation TSS 2, <strong>in</strong>stantaneous and average values, 3 m<strong>in</strong> headway.<br />
black voltage unbalance TSS2, <strong>in</strong>stantaneous value, red voltage unbalance TSS2, 5m<strong>in</strong>avarage-value,<br />
blue Voltage unbalance TSS2, 10m<strong>in</strong>-avarage-value, green Voltage unbalance<br />
TSS2, 15m<strong>in</strong>-avarage-value<br />
5.3 Electrical safety<br />
Rail potential calculations are carried out <strong>in</strong> order<br />
to identify and assess hazards dur<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> operation<br />
and <strong>in</strong> fault conditions. The rail potential is the<br />
voltage between runn<strong>in</strong>g rails and remote earth<br />
under operat<strong>in</strong>g or fault conditions when the runn<strong>in</strong>g<br />
rails are utilized for carry<strong>in</strong>g the traction return<br />
current.<br />
The short-circuit calculations for the 2 AC 50/25 kV<br />
AT System were carried out to assess the rail potential<br />
under fault conditions and for check<strong>in</strong>g the rat<strong>in</strong>g of<br />
the earth<strong>in</strong>g conductors. The maximum short-circuit<br />
currents along the l<strong>in</strong>e occur <strong>in</strong> the case with a direct<br />
short circuit between overhead contact l<strong>in</strong>e and runn<strong>in</strong>g<br />
rails. In the worst case the maximum short-circuit<br />
current reaches approximately 9 kA <strong>in</strong> case of the<br />
l<strong>in</strong>e faults near to the traction substation, as shown <strong>in</strong><br />
Figure 11. Short circuit currents between the negative<br />
feeder and runn<strong>in</strong>g rails are lower because of the<br />
higher impedance.<br />
Under tra<strong>in</strong> operation the calculations of the<br />
highest rail potential are based on maximum<br />
tra<strong>in</strong> currents when two tra<strong>in</strong>s <strong>in</strong> double traction<br />
pass each other. This worst case situation is calculated<br />
along the entire railway l<strong>in</strong>e. Dur<strong>in</strong>g nor-<br />
109 (2011) Heft 11<br />
Figure 10:<br />
Long-term and shortterm<br />
flicker.<br />
red TSS 02 long-term<br />
flicker Ptl, black TSS 02<br />
short-term flicker Pst<br />
Figure 11:<br />
Harmonic voltage distortion at substation TSS 2 with eleven 8-car tra<strong>in</strong>s.<br />
587
Rail Power Supply Systems<br />
mal operation the calculated values were approximately<br />
50 V <strong>in</strong> the middle between two track<br />
bonds, be<strong>in</strong>g below the long-term touch voltage<br />
limit of 60 V.<br />
The rails are <strong>in</strong>sulated and connected to the<br />
earth<strong>in</strong>g system by means of impedance bonds<br />
with spac<strong>in</strong>gs of approximately 1 200 m. Based<br />
on the calculations for fault conditions very high<br />
potentials are expected especially <strong>in</strong> the vic<strong>in</strong>ity of<br />
the substations as shown <strong>in</strong> Figure 11. One part<br />
of the potential occurs between the runn<strong>in</strong>g rails<br />
and the re<strong>in</strong>forced track substructure and the other<br />
part between the re<strong>in</strong>forced track substructure and<br />
the earth.<br />
Figure 12:<br />
Maximum potential of runn<strong>in</strong>g rails and structure <strong>in</strong> case of short circuits.<br />
red potential of runn<strong>in</strong>g rails, black total short circuit current, blue potential of structure<br />
Figure 13:<br />
Isol<strong>in</strong>es of maximum magnetic <strong>in</strong>duction <strong>in</strong> μT at WuQ<strong>in</strong>g<br />
Station dur<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> operation.<br />
5.4 Electromagnetic compatibility and<br />
elec tro magnetic <strong>in</strong>terference<br />
In order to assess the electromagnetic <strong>in</strong>terference<br />
of the J<strong>in</strong>gJ<strong>in</strong>-DPL Railway system to <strong>in</strong>stallations and<br />
human exposure, the electric field strengths, the magnetic<br />
field strengths and <strong>in</strong>duced voltages were calculated<br />
with Sitras Sidytrac and compared with recommended<br />
values of relevant standards and regulations.<br />
For the various cases and conditions the calculated<br />
magnetic <strong>in</strong>ductions and electric fields are below the<br />
pre-caution values concern<strong>in</strong>g human health.<br />
The magnetic fields at stations were calculated<br />
with Sitras Sidytrac dur<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> operation simulation.<br />
Figure 13 shows the isol<strong>in</strong>es of the maximum<br />
magnetic field strength at WuQ<strong>in</strong>g station. All the<br />
values at distances of more than 4 m to conductors of<br />
overhead contact l<strong>in</strong>e system are smaller than 80 μT<br />
which is recommended <strong>in</strong> [9] as general public reference<br />
level for the frequency 50 Hz.<br />
Figure 14 shows the <strong>in</strong>duced voltages expected <strong>in</strong><br />
the cables with different lengths dur<strong>in</strong>g short-circuit<br />
conditions. The graph has to read as follows:<br />
When a cable of a certa<strong>in</strong> length, for example<br />
10 km, is shifted along the whole l<strong>in</strong>e and the actual<br />
position of the centre is 5 km <strong>in</strong>dicated at the<br />
abscissa the maximum <strong>in</strong>duced voltage is shown at<br />
the ord<strong>in</strong>ate <strong>in</strong> a short-circuit situation. These results<br />
were taken to assess the maximum <strong>in</strong>duced voltage<br />
<strong>in</strong> a parallel conductor <strong>in</strong> the way-side cable trough.<br />
These <strong>in</strong>duced voltages concern ma<strong>in</strong>ly the signall<strong>in</strong>g<br />
cables, where <strong>in</strong> the course of the system <strong>in</strong>tegration<br />
tests an advanced detailed analysis of damp<strong>in</strong>g<br />
effects due to e. g. the re<strong>in</strong>forced concrete build<strong>in</strong>g<br />
structure was carried out.<br />
5.5 Thermal capacity of overhead contact<br />
l<strong>in</strong>e and return conductors<br />
Figure 14:<br />
Induced voltage <strong>in</strong> cables.<br />
The contact l<strong>in</strong>e of the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e is equipped<br />
with the contact l<strong>in</strong>e type Sicat HA as described<br />
<strong>in</strong> [1]. For the local conditions the thermal capacity<br />
588 109 (2011) Heft 11
Rail Power Supply Systems<br />
Figure 15:<br />
Current load of overhead<br />
contact l<strong>in</strong>e.<br />
red contact wire, green<br />
messenger wire, blue<br />
negative feeder<br />
of this contact l<strong>in</strong>e type is 800 A. Figure 15 depicts<br />
the long-term currents for the contact wire, the messenger<br />
wire and the negative feeder occurr<strong>in</strong>g along<br />
the l<strong>in</strong>e. The r.m.s. current load of the contact l<strong>in</strong>e<br />
conductors shown <strong>in</strong> Figure 15 does not exceed the<br />
current-carry<strong>in</strong>g capacity of contact l<strong>in</strong>e Sicat HA.<br />
Analogous evaluations were performed for all conductors<br />
form<strong>in</strong>g the contact and the return l<strong>in</strong>e.<br />
The impedance was calculated <strong>in</strong> 100 m steps along<br />
the l<strong>in</strong>e for faults between contact l<strong>in</strong>e and runn<strong>in</strong>g<br />
rails of track 1 as well as between negative feeder<br />
and runn<strong>in</strong>g rails. Both situations, the normal feed<strong>in</strong>g<br />
configuration, where TSS1 feeds up to ATS3, as well<br />
as the situation with outage of the substation TSS2<br />
5.6 Protection relay coord<strong>in</strong>ation<br />
The overhead contact l<strong>in</strong>e is protected by over-current<br />
relays and by distance relays. Over-current protection<br />
of the upstream transformer feeders ma<strong>in</strong>ly acts as<br />
busbar protection and as a backup protection to the<br />
l<strong>in</strong>e feeders. For the l<strong>in</strong>e feeders operational currents<br />
cannot be dist<strong>in</strong>guished clearly from short-circuit current<br />
<strong>in</strong> all cases. The distance protection evaluates the<br />
impedance derived from the busbar voltage and l<strong>in</strong>e<br />
feeder current together with the correspond<strong>in</strong>g phase<br />
angle. In case of 2 AC 50/25 kV autotransformer systems<br />
the current of the l<strong>in</strong>e feeder plus the negative<br />
feeder have to be considered together.<br />
The relay coord<strong>in</strong>ation of autotransformer systems<br />
requires complex <strong>in</strong>vestigations for all short-circuit situations<br />
as well as for the operation situation. Sitras<br />
Sidytrac generates the R-X-impedance trajectory and<br />
the impedance and phase angle versus the l<strong>in</strong>e for<br />
the sett<strong>in</strong>g of the distance relays. Figure 16 shows<br />
the impedance of the l<strong>in</strong>e feeders for track 1 and<br />
the correspond<strong>in</strong>g parallel feeder of track 2, both for<br />
TSS1 and the switch<strong>in</strong>g station ATS3 towards Tianj<strong>in</strong>.<br />
Figure 16:<br />
Relay impedance of the l<strong>in</strong>e feeder for normal operation and short circuit related protection<br />
zones.<br />
Fault impedance of l<strong>in</strong>e feeders Track 1, 2 (Tr1, Tr2) between contact l<strong>in</strong>e and runn<strong>in</strong>g<br />
rail (CL-RR) or negative feeder and runn<strong>in</strong>g rail (NF-RR)<br />
at TSS1 1 Tr1, CL-RR at ATS3 5 Tr1, CL-RR<br />
2 Tr2, CL-RR 6 Tr2, CL-RR<br />
3 Tr1, NF-RR 7 Tr1, NF-RR<br />
4 Tr2, NF-RR 8 Tr2, NF-RR<br />
109 (2011) Heft 11<br />
589
Rail Power Supply Systems<br />
where TSS1 feeds the total l<strong>in</strong>e via the switch<strong>in</strong>g station<br />
ATS3 can be analyzed.<br />
With such impedance versus distance graphs together<br />
with impedance angle, an optimised protection<br />
zone and time grad<strong>in</strong>g scheme of the different feed<strong>in</strong>g<br />
sections can be established. Sitras Sidytrac facilitates<br />
this process by pre-customized graphical representations<br />
of fault impedance and protection zones.<br />
References<br />
[1] Brodkorb, A.; Tornow, T.: <strong>Elektrische</strong> Ausrüstung der<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> (Electric<br />
<strong>in</strong>stallations for the dedicated high-speed passenger<br />
l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong>). In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
107(2009), H. 8, S. 344–350.<br />
[2] Altmann, M.; Fiegl, B.; Mokosch, M.; Schneider, E.:<br />
System design for the high-speed l<strong>in</strong>e HSL-Zuid with<br />
Sitras®Sidytrac. IEE International Conference on railway<br />
eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g, London, 2005.<br />
[3] EN 50122-1:1997: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />
– Part 1: Protective provisions relat<strong>in</strong>g to electrical<br />
safety and earth<strong>in</strong>g.<br />
[4] IEC 61000-2-12: Environment; Compatibility levels for<br />
low-frequency conducted disturbances and signal<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> public medium-voltage power supply systems; Basic<br />
EMC Publication.<br />
[5] GB/T15543-1995: Quality of electric energy supply.<br />
Admissible three-phase voltage unbalance factor. National<br />
Standard of PR Ch<strong>in</strong>a.<br />
[6] IEC 61000-1-3:1996: Electromagnetic compatibility<br />
(EMC) – Part 1-3: General – The effects of high-altitude<br />
EMP (HEMP) on civil equipment and systems.<br />
[7] IEC 61000-3-6: Electromagnetic compatibility (EMC) –<br />
Part 3: Limits – Section 6: Assessment of emission limits<br />
for distort<strong>in</strong>g loads <strong>in</strong> MV and HV power systems – Basic<br />
EMC publication.<br />
[8] GB/T14549-1993: Quality of electric energy supply.<br />
Harmonics <strong>in</strong> public supply network, National Standard<br />
of PR Ch<strong>in</strong>a.<br />
[9] ICNIR Guidel<strong>in</strong>es: Guidel<strong>in</strong>es for limit<strong>in</strong>g of exposure<br />
to time-vary<strong>in</strong>g electric, magnetic and electromagnetic<br />
fields (up to 300 GHz). International Commission on<br />
Non-Ioniz<strong>in</strong>g Radiation Protection Association, 1998.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mart<strong>in</strong> Altmann<br />
(45), stu<strong>die</strong>d Electrical Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
at the Regensburg University of Applied<br />
Science. From 1991 to 2007<br />
he was with Siemens AG as commission<strong>in</strong>g,<br />
project and systems<br />
design eng<strong>in</strong>eer for railway <strong>in</strong>stallations.<br />
In 2007 he was appo<strong>in</strong>ted as<br />
senior specialist for systems design<br />
of national and <strong>in</strong>ternational AC<br />
and DC railway electrification<br />
projects with<strong>in</strong> the Industry Sector,<br />
Mobility, Turnkey Systems.<br />
Address: Siemens AG, IC SG RE ED TP<br />
SE, Mozartstr. 33b, 91052 Erlangen,<br />
Germany;<br />
phone: +49 9131 7-23983,<br />
fax: -82823983;<br />
e-mail: mart<strong>in</strong>.altmann@siemens.com<br />
Andreas Fischer (43), education as<br />
associate eng<strong>in</strong>eer at the technical<br />
college of Siemens AG Erlangen.<br />
S<strong>in</strong>ce 1995 with Siemens AG as<br />
system design eng<strong>in</strong>eer of national<br />
and <strong>in</strong>ternational AC and DC railway<br />
electrification projects at Industry<br />
Sector, Mobility, Turnkey Systems.<br />
Address: see above;<br />
phone: +49 9131-7-22966,<br />
fax: -82822966;<br />
e-mail: andreas.s.fischer@siemens.com<br />
Dipl.-Ing. Torsten Tornow (45),<br />
tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g as electrician at German<br />
Railway. Stu<strong>die</strong>d electric traction<br />
eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g at St. Petersburg<br />
transport university (PGUPS). 1993<br />
to 1995 plann<strong>in</strong>g of contact l<strong>in</strong>es<br />
at DE-Consult, Frankfurt. S<strong>in</strong>ce<br />
1995 at Siemens AG, manager for<br />
world-wide electrification projects.<br />
Certified project manager.<br />
Address: Siemens AG, SLC IC SG,<br />
Mozartstr. 33b, 91052 Erlangen,<br />
Germany;<br />
phone: +86 10 64762180;<br />
e-mail: torsten.tornow@siemens.com<br />
590 109 (2011) Heft 11
WISSEN für <strong>die</strong> ZUKUNFT<br />
2. korrigierte<br />
Auflage<br />
<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
und ihre Energieversorgung<br />
Grundlagen und Praxis<br />
Das Buch wendet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er zweiten Auflage<br />
an Stu<strong>die</strong>rende der elektrischen Energietechnik,<br />
der Regelungstechnik und des Masch<strong>in</strong>enbaus.<br />
Es gibt e<strong>in</strong>en Überblick über <strong>die</strong> Grundlagen der<br />
elektrischen Zugförderung und beschreibt nach<br />
e<strong>in</strong>er Darstellung der Kommutatormotoren und<br />
deren wichtigsten Spannungsstellglieder schwerpunktmäßig<br />
<strong>die</strong> Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />
Exemplarisch werden aktuelle Hochleistungslokomotiven,<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>stri<strong>eb</strong>züge,<br />
<strong>die</strong>sel-elektrische Lokomotiven und Nahverkehrsfahrzeuge<br />
vorgestellt. Im Anschluss wird<br />
<strong>die</strong> Energieversorgung der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3 Hz,<br />
50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Leistungselektronik und der Netzrückwirkungen<br />
behandelt.<br />
A. Steimel<br />
2. Auflage 2006, 368 Seiten, Broschur<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
www.<strong>eb</strong>-<strong>in</strong>fo.eu<br />
Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag e<strong>in</strong>senden<br />
Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />
___ Ex. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und ihre Energieversorgung<br />
2. Aufl age 2006 für € 44,- (zzgl. Versand)<br />
ISBN: 978-3-8356-3090-1<br />
Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er<br />
Gutschrift von € 3,- auf <strong>die</strong> erste Rechnung belohnt.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Garantie: Dieser Auftrag kann <strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen bei der Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen<br />
schriftlich widerrufen werden. Die rechtzeitige Absendung der <strong>Mit</strong>teilung genügt. Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden<br />
Kommunikation werden Ihre persönlichen Daten erfasst und gespeichert. <strong>Mit</strong> <strong>die</strong>ser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass<br />
ich per Post, Telefon, Telefax oder E-Mail über <strong>in</strong>teressante Verlagsang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert werde. Diese Erklärung kann ich jederzeit widerrufen.<br />
Bankleitzahl<br />
<br />
Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
ETFZdZ2010
Sicherheit<br />
Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />
Erdung im Katzenbergtunnel<br />
Dirk Behrends, Berl<strong>in</strong>; Christian Fischer, Halle an der Saale<br />
Durch <strong>die</strong> Technischen Spezifikationen für <strong>die</strong> Interoperabilität für das Teilsystem Energie und <strong>die</strong><br />
Revision der Normreihe EN 50122 s<strong>in</strong>d derzeit vier Regelwerke für <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und<br />
Rückleitung bei der Planung, bei der Ausführung, der Prüfung der EG-Konformität und der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
anzuwenden. Die Wirksamkeit der Erdung des Katzenbergtunnels der Neubaustrecke Karlsruhe<br />
– Basel wurde für <strong>die</strong>se Vorgaben nachgewiesen, wofür e<strong>in</strong> Berechnungsverfahren entwickelt wurde.<br />
ANALYSIS IN ACCORDANCE WITH EN 50122-1 − EARTHING AT TUNNEL KATZENBERG<br />
After issu<strong>in</strong>g of technical specifications of <strong>in</strong>teroperability for the Energy subsystem and the revision<br />
of standard series EN 50122 four specifications for electric safety, earth<strong>in</strong>g und current return need to<br />
be obeyed when plann<strong>in</strong>g, implement<strong>in</strong>g, check<strong>in</strong>g EC conformity and commission<strong>in</strong>g railway <strong>in</strong>stallations.<br />
The effectiveness of earth<strong>in</strong>g of the tunnel Katzenberg of the new high-speed l<strong>in</strong>e Karlsruhe –<br />
Basel was verified for these stipulations us<strong>in</strong>g a newly developed calculation procedure.<br />
ANALYSE DE CAS EN CONFORMITÉ AVEC LA NORME EN 50122-1 − MISE À LA TERRE DU TUNNEL<br />
DE KATZENBERG<br />
Comme suite à la parution des spécifications techniques d’<strong>in</strong>teropérabilité du sous système énergie et<br />
de la révision de la série de normes EN 50122, quatre spécifications associées à la sécurité électrique,<br />
à la mise à la terre et au retour du courant de traction doivent être respectées lors de la planification,<br />
la réalisation, la vérification de conformité CE a<strong>in</strong>si que la mise en service des <strong>in</strong>stallations ferroviaires.<br />
L’efficacité de la mise à la terre du tunnel de Katzenberg de la nouvelle ligne à grande vitesse Karlsruhe<br />
– Bâle a été vérifiée vis-à-vis de ces exigences en utilisant une nouvelle procédure de calcul.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Die Technische Spezifikation für <strong>die</strong> Interoperabilität<br />
des Teilsystems Energie des transeuropäischen<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbahnsystems (HS ENE TSI)<br />
wird auf den Neu- und Ausbaustrecken des <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstreckennetzes<br />
seit 2002 angewendet<br />
[1; 2]. Die dort gesammelten Erfahrungen flossen <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> 2011 erschienene Technische Spezifikation für<br />
<strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems Energie im konventionellen<br />
Eisenbahnsystem (CR ENE TSI) [3] e<strong>in</strong>.<br />
Damit liegen technische Spezifikationen für <strong>die</strong> Interoperabilität<br />
für den Großteil des Schienennetzes <strong>in</strong><br />
Deutschland vor.<br />
Die Dokumente [2; 3] s<strong>in</strong>d gleich aufg<strong>eb</strong>aut und<br />
unterscheiden sich nur <strong>in</strong> Details der e<strong>in</strong>zelnen Abschnitte.<br />
Im Rahmen der Prüfungen zum Teilsystem<br />
Energie und der sich anschließenden Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
durch <strong>die</strong> Sicherheitsbehörde (EBA) s<strong>in</strong>d unterschiedliche<br />
Normenstandards anzuwenden. In der<br />
HS ENE TSI und der CR ENE TSI wird auf den Abschnitt<br />
7 der EN 50122-1:1997-06 [4] verwiesen.<br />
Somit erhält <strong>die</strong>ser Abschnitt denselben gesetzlichen<br />
Charakter wie <strong>die</strong> TSI.<br />
So s<strong>in</strong>d jetzt e<strong>in</strong>ige Fragen zu beantworten:<br />
Ist <strong>die</strong> zulässige Berührungsspannung nach der<br />
EN 50122-1:1997-06 [4] oder der niedrigere Wert<br />
aus EN 50122:2010-10 [5] bei der Abnahme e<strong>in</strong>er<br />
TSI-Strecke e<strong>in</strong>zuhalten?<br />
Die e<strong>in</strong>zuhaltende Berührungsspannung nach<br />
EN 50122-1:2010 wird mit der E<strong>in</strong>führung der<br />
Norm zur anerkannten Regel der Technik und muss<br />
daher durch das EBA bei e<strong>in</strong>er Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
herangezogen werden. Bei der EG-Prüfung e<strong>in</strong>er<br />
TEN-Strecke werden <strong>die</strong> Angaben der EN 50122-1<br />
[4] durch e<strong>in</strong>e Benannte Stelle bewertet. Bei Maßnahmen<br />
außerhalb der TSI, zum Beispiel Gleise <strong>in</strong><br />
Bahnhöfen, welche nicht unter <strong>die</strong> TSI fallen, s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong> Berührungsspannungsgrenzwerte nach [5]<br />
e<strong>in</strong>zuhalten.<br />
Die Norm EN 50122 wurde <strong>in</strong> den letzten<br />
sechs Jahren überarbeitet. Die Revision wurde<br />
im Oktober 2010 mit der Veröffentlichung der<br />
EN 50122:2010-10 mit den Teilen<br />
• Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen elektrischen<br />
Schlag,<br />
• Teil 2: Schutzmaßnahmen gegen Streuströme von<br />
DC-<strong>Bahnen</strong> und<br />
• Teil 3: Gegenseitige Bee<strong>in</strong>flussung von DC- und<br />
AC-<strong>Bahnen</strong><br />
abgeschlossen. Sie wird im September 2011 als<br />
DIN EN 50122:2011-09 [6] mit allen drei Teilen <strong>in</strong><br />
Deutschland national umgesetzt.<br />
Die revi<strong>die</strong>rte Reihe EN 50122 basiert auf den neuen<br />
Festlegungen zur Berührungsspannung, welche<br />
sich aus den neuen Werten für <strong>die</strong> (Gesamt-) Körperimpedanzen<br />
durch Fortschreibung der IEC/TS 60479-<br />
1:2005 [7] erg<strong>eb</strong>en.<br />
592 109 (2011) Heft 11
Sicherheit<br />
In [4] unterscheidet man zwischen der Berührungsspannung<br />
und der abgreifbaren Spannung. Die<br />
Berührungsspannung ist <strong>die</strong> Spannung, welche im<br />
Fehlerfall zwischen zwei gleichzeitig berührbaren Teilen<br />
auftritt. Die abgreifbare Spannung ist der Teil des<br />
Schienenpotenzials, der unter Betri<strong>eb</strong> von Menschen<br />
überbrückt werden kann. In der EN 50122-1:2010 [5]<br />
entfällt <strong>die</strong>se Unterscheidung, es gibt nur noch <strong>die</strong><br />
Berührungsspannung sowie <strong>die</strong> Körperspannung als<br />
Produkt aus dem durch den Körper fließenden Strom<br />
und der Körperimpedanz.<br />
Die EN 50122-3 als e<strong>in</strong> neuer Bestandteil der Normenreihe<br />
legt <strong>die</strong> Anforderungen für <strong>die</strong> Schutzmaßnahmen<br />
<strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> elektrische Sicherheit <strong>in</strong> ortsfesten<br />
Anlagen fest, wenn als Folge der gegenseitigen<br />
Bee<strong>in</strong>flussung von Wechselstrom- und Gleichstrombahnen<br />
<strong>die</strong> Entstehung von für Menschen oder Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
gefährlichen Spannungen oder Strömen wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
ist. Dieser Normenteil betrachtet <strong>die</strong> galvanische,<br />
<strong>in</strong>duktive und kapazitive Bee<strong>in</strong>flussung bei paralleler<br />
Gleisführung, bei Kreuzung, bei geme<strong>in</strong>samer Nutzung<br />
von Gleisen, G<strong>eb</strong>äuden und anderen Bauwerken.<br />
Aufgrund <strong>die</strong>ser Normenlage s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den laufenden<br />
Projekten grundsätzlich <strong>die</strong> angesprochenen<br />
Versionen zu betrachten. Die Prüfung der elektrischen<br />
Sicherheit mit Erdung, Rückstromführung und<br />
Potenzialausgleich im Bereich des Katzenbergtunnels<br />
ist e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>die</strong> Anwendung der Normenreihe<br />
EN 50122.<br />
2 Zusammenfassung und Bewertung<br />
der aktuellen Vorschriftenlage<br />
für e<strong>in</strong>e mit 1 AC 15 kV<br />
16,7 Hz elektrifizierte HGV-<br />
Bahn <strong>in</strong> Deutschland<br />
2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze<br />
Unabhängig von der Vorschriftenlage bestehen <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang e<strong>in</strong>ige elektrotechnische<br />
Grundsätze:<br />
• Der Tri<strong>eb</strong>strom wird von der E<strong>in</strong>speisung über e<strong>in</strong>e<br />
Oberleitungsanlage mit relativ hoher Spannung<br />
zu den Fahrzeugen auf der Strecke, von dort über<br />
e<strong>in</strong>e Gleisanlage zurück zur E<strong>in</strong>speisung (Unterwerk)<br />
geführt.<br />
• Die Gleisanlage wird forciert mit Erde verbunden.<br />
sollten dann deutlich höher als <strong>die</strong> durch den<br />
Fahrzeugbetri<strong>eb</strong> bed<strong>in</strong>gten Ströme se<strong>in</strong>, damit<br />
Schutzgeräte <strong>die</strong> betroffenen Anlagen <strong>in</strong> möglichst<br />
kurzer Zeit abschalten können.<br />
• Die so def<strong>in</strong>ierte Bahnstrom-Erdungsanlage ist mit<br />
bahnstromfremden Erdungsanlagen oder Erdern<br />
<strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>flussbereich zu koord<strong>in</strong>ieren, um<br />
– unerwünschten Bahnstromfluss durch bahnstromfremde<br />
Erdungsanlagen zu vermeiden<br />
und/oder<br />
– <strong>in</strong> Fremdnetzen erforderliche erdungsg<strong>eb</strong>undene<br />
Schutzmaßnahmen im Bereich der Bahnstrom-Erdungsanlage<br />
zu ermöglichen und/oder<br />
– den Widerstand der Bahnstrom-Erdungsanlage<br />
gezielt zu verr<strong>in</strong>gern.<br />
• Die Bahnstrom-Erdungsanlage darf ihrerseits an<br />
ke<strong>in</strong>er Stelle e<strong>in</strong>e Personengefährdung hervorrufen.<br />
<strong>Mit</strong> dem <strong>in</strong> der Überschrift genannten Fokus entfällt<br />
somit <strong>die</strong> Berücksichtigung e<strong>in</strong>iger im Vorschriftenwerk<br />
enthaltener Regeln, zum Beispiel für Gleichstrombahnen,<br />
gleislose <strong>Bahnen</strong>, Stromschienenbahnen.<br />
In fachlicher Interpretation der genannten<br />
Grundsätze kann man <strong>die</strong> verbleibenden Regeln für<br />
das Erdungssystem <strong>in</strong> solche für<br />
A. Sicherstellung der Funktionalität des Bahnstromsystems,<br />
B. Sicherstellung des Schutzes des Bahnstrom- und/<br />
oder Oberleitungssystems, also der Funktionalität<br />
des Bahnstrom-Erdungssystems,<br />
C. Koord<strong>in</strong>ierung bahnstromfremder Systeme und<br />
D. Sicherstellung des Personenschutzes<br />
klassieren. Es bestehen hier nicht dargestellte Abhängigkeiten<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Kriterien. Die Kriterien<br />
A bis C wirken letztlich alle auf das Kriterium D. Es<br />
ist jedoch im Umkehrschluss nicht davon auszugehen,<br />
dass alle Kriterien A bis C erfüllt s<strong>in</strong>d, wenn D erfüllt ist.<br />
Bild 1:<br />
Katzenbergtunnel,<br />
südliches Portal<br />
(DB ProjektBau,<br />
S<strong>eb</strong>astian Roedig).<br />
Hieraus ergibt sich:<br />
• Der Tri<strong>eb</strong>strom wird über Gleisanlage und Erde<br />
geleitet; damit verr<strong>in</strong>gert sich der Widerstand des<br />
Stromweges.<br />
• Die Gleisanlage ist als Erdungsanlage, <strong>die</strong> Schienen<br />
s<strong>in</strong>d grundsätzlich als Erdleiter zu betrachten.<br />
Zusätzlich ist zu berücksichtigen:<br />
• Bei bestimmten Fehlern fließen auch Fehlerströme<br />
durch <strong>die</strong> Erdungsanlage zur E<strong>in</strong>speisung. Diese<br />
109 (2011) Heft 11<br />
593
Sicherheit<br />
Die TSI Energie 2008 [2] bewertet <strong>die</strong> Kriterien A<br />
und C <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Entwurfsprüfung relativ weich<br />
und setzt als hartes Kriterium <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung gewisser<br />
Abschnitte der EN 50122-1 [4], letztlich <strong>die</strong> Kriterien<br />
B und D, dagegen.<br />
Die Norm EN 50122-1 ist e<strong>in</strong>e vorrangig den Personenschutz<br />
<strong>in</strong> Nieder- und Hochspannungs-Bahnanlagen<br />
sicherstellende Norm und damit dem Kriterium<br />
D zuzuordnen. Sie def<strong>in</strong>iert Schutzmaßnahmen<br />
gegen elektrischen Schlag durch direktes oder <strong>in</strong>direktes<br />
Berühren <strong>in</strong> Bahnanlagen.<br />
• Schutz gegen direktes Berühren wird durch mechanische<br />
Kriterien wie Abstand, H<strong>in</strong>dernisse, Abdeckungen<br />
nachweisbar erreicht.<br />
• Schutz bei <strong>in</strong>direktem Berühren wird generell<br />
durch Bahnerdungsmaßnahmen vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />
Bahnerdung bedeutet Anschluss von leitfähigen<br />
Teilen im Oberleitungsbereich an <strong>die</strong> Bahnerdungsund<br />
somit Gleisanlage. Betri<strong>eb</strong>s- und Fehlerströme<br />
im Gleis rufen Berührungsspannungen hervor, <strong>die</strong><br />
def<strong>in</strong>ierte Werte an ke<strong>in</strong>em Punkt der Strecke überschreiten<br />
dürfen. Die Höhe ist durch Berechnung<br />
nachzuweisen und kann an bestehenden Anlagen<br />
auch durch Messungen verifiziert werden.<br />
Sowohl für Berechnungen als auch für Messungen<br />
s<strong>in</strong>d daher Angaben zu den maximal zu erwartenden<br />
Betri<strong>eb</strong>s-, das heißt Zug- und Kurzschlussströmen <strong>in</strong><br />
den Gleisen am Ort der Betrachtung unabd<strong>in</strong>gbar.<br />
Bei örtlichen Messungen s<strong>in</strong>d demzufolge auch <strong>die</strong><br />
örtlichen Schienenströme zu erfassen, um <strong>die</strong> Spannungsmesswerte<br />
auf <strong>die</strong> örtlichen Maximalströme<br />
hochrechnen zu können. Im Anhang C der Norm<br />
werden Richtwerte für durchschnittliche Randbed<strong>in</strong>gungen<br />
als Berechnungsgrundlage angeg<strong>eb</strong>en,<br />
e<strong>in</strong> geschlossenes Rechenverfahren aber nicht beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Die Norm beschreibt auch Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Stromtragfähigkeit von Bestandteilen der Erdungsanlage<br />
im Fehlerfall und berührt hiermit direkt<br />
das Kriterium B.<br />
Die Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 der DB [8] versucht, zum<strong>in</strong>dest<br />
<strong>die</strong> Kriterien A, B und C selbst abzudecken. Das<br />
geschieht richtigerweise an vielen Stellen mit harten<br />
Vorgaben, bei manchen, nicht von vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutig<br />
regelbaren Sachverhalten <strong>in</strong> Form von Empfehlungen,<br />
deren Umsetzung allerd<strong>in</strong>gs sodann zu bewerten<br />
wäre. Mangel der Richtl<strong>in</strong>ie ist jedoch, dass elektrotechnische<br />
Kennwerte zwar benannt und teilweise<br />
auch als unter „normalen Bed<strong>in</strong>gungen anzunehmen“<br />
vorgeg<strong>eb</strong>en werden, e<strong>in</strong>ige Randbed<strong>in</strong>gungen auch<br />
quantifiziert s<strong>in</strong>d, jedoch der Anwender bezüglich der<br />
Verfahrensweise bei ihm bekannten abweichenden<br />
Randbed<strong>in</strong>gungen allenfalls qualitative Informationen<br />
erhält. Allerd<strong>in</strong>gs wird verbal impliziert, dass man <strong>die</strong><br />
Bed<strong>in</strong>gungen der EN 50122-1, also auch und <strong>in</strong>sbesondere<br />
das Kriterium D e<strong>in</strong>hielte, wenn alle anderen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen der Richtl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>gehalten s<strong>in</strong>d.<br />
Die <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie [8] vorgeg<strong>eb</strong>enen Kennwerte<br />
s<strong>in</strong>d meist Ableitungs- oder andere Leitwerte, <strong>die</strong><br />
– entsprechend summiert – e<strong>in</strong>en zugstromabhängig<br />
vorgeg<strong>eb</strong>enen kilometrischen Ableitungsbelag<br />
nicht unterschreiten dürfen. Es wird postuliert, dass<br />
unter E<strong>in</strong>haltung <strong>die</strong>ser Bed<strong>in</strong>gung <strong>die</strong> zulässige Berührungsspannung<br />
nicht überschritten wird, was damit<br />
aber nicht für jeden Punkt der Strecke plausibel<br />
nachgewiesen ist, da räumliche Abgrenzungen weder<br />
bei der Ermittlung des kilometrischen Ableitbelages<br />
gefordert noch bei der Auswertungsmethodik erkennbar<br />
werden. Kle<strong>in</strong>räumige und örtliche Betrachtungen<br />
s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en Teil der Richtl<strong>in</strong>ie zwar erwähnt<br />
und wenigstens Ansätze zur Berechnung des Schienenpotenzials<br />
– bei zweigleisigen Strecken an der untersuchten<br />
Stelle e<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>sstrom von zwei Zügen<br />
mit maximaler Leistung oder der örtliche Kurzschlussstrom<br />
– vorgeg<strong>eb</strong>en. <strong>Mit</strong> welchen spezifischen Werten<br />
<strong>die</strong>ser Richtl<strong>in</strong>ie, nach welchen Algorithmen und<br />
mit welchen weiteren Randbed<strong>in</strong>gungen man daraus<br />
<strong>die</strong> Berührungsspannung an der untersuchten Stelle<br />
und somit das Kriterium D bestimmt, bleibt unklar.<br />
Damit bleiben <strong>eb</strong>enso <strong>die</strong> S<strong>in</strong>nfälligkeit der zweifachen<br />
Betri<strong>eb</strong>sstromvorgabe und <strong>die</strong> Verfahrensweise<br />
bei nicht zweigleisigen Strecken oder mehrgleisigen<br />
Betrachtungsorten offen. Diese Algorithmen benötigt<br />
man übrigens <strong>eb</strong>enfalls, wenn man e<strong>in</strong>en örtlichen<br />
Erdungswiderstand bestimmen will, den beispielsweise<br />
der Planer der elektrischen Energieanlagen (EEA)<br />
zur Prüfung von Abschaltbed<strong>in</strong>gungen für Schutzgeräte<br />
zwangsweise bahngeerdeter EEA benötigt. In<br />
Kenntnis des Charakters der Bahnbelastung muss <strong>die</strong><br />
Ermittlung der Berührungsspannung aus e<strong>in</strong>er konstanten<br />
Zugstromvorgabe ohneh<strong>in</strong> nur als beispielhaft<br />
e<strong>in</strong>geschätzt werden; selbst wenn also der Rest des<br />
zugrunde liegenden und für <strong>die</strong> Berührungsspannungsberechnung<br />
mit konstantem Kurzschlussstrom<br />
geeigneten Verfahrens geklärt wäre, wäre <strong>die</strong> Angemessenheit<br />
der Betri<strong>eb</strong>sstromvorgabe im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />
Worst-Case-Bewertung zu verifizieren.<br />
Es werden also ke<strong>in</strong>e wirklichen Dimensionierungsverfahren<br />
oder -hilfen für bestimmte Sachverhalte<br />
bereitgestellt. Obwohl [8] mit 997.0201V1 e<strong>in</strong><br />
Formblatt zur Erfassung e<strong>in</strong>iger relevanter Randbed<strong>in</strong>gungen<br />
vorhält, wird andererseits e<strong>in</strong> Nachweis<br />
der E<strong>in</strong>haltung von normierten Randbed<strong>in</strong>gungen<br />
auch nicht explizit gefordert.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel: Die quantitative Bestimmung zusätzlicher<br />
Erder bei unzureichender Gleisableitung ist als<br />
grundlegend für <strong>die</strong> Kriterien A und B sowie als Voraussetzung<br />
für C anzusehen; ohne <strong>die</strong>se ist e<strong>in</strong>e Prüfbarkeit<br />
des Kriteriums D <strong>in</strong> der Planungsphase nicht<br />
geg<strong>eb</strong>en. Der Verweis auf <strong>die</strong> EN 50122-1 [4], um<br />
formal das Kriterium D abzudecken, ist zwar korrekt,<br />
jedoch zum<strong>in</strong>dest bei der Planung auch mit <strong>Mit</strong>teln<br />
der Richtl<strong>in</strong>ie [8] nicht zielführend, da <strong>die</strong> Normen<br />
[4; 5; 6] auf e<strong>in</strong>en Nachweis der Berührungsspannungen<br />
abstellen, der <strong>in</strong> der Planungsphase zwangsläufig<br />
nur durch Berechnungen erbracht werden<br />
kann, welche auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Normen nicht schlüssig<br />
beschri<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />
594 109 (2011) Heft 11
Sicherheit<br />
Die vorstehenden Erläuterungen können bereits<br />
verdeutlichen, weshalb Plan- und Abnahmeprüfungen<br />
für Erdungsanlagen im Auftrag des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
bisher nicht unbed<strong>in</strong>gt das Zertifizierungsziel<br />
gemäß der TSI Energie abdecken mussten: Die Benannte<br />
Stelle, zum Beispiel Eisenbahn-Cert, kann an<br />
<strong>die</strong>ser Stelle als e<strong>in</strong>ziges Interoperabilitätskriterium gemäß<br />
Vorgabe nur <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung der EN 50122-1 bewerten,<br />
mith<strong>in</strong> – n<strong>eb</strong>en den geometrischen Vorgaben<br />
– letztlich e<strong>in</strong>en Konformitätsnachweis der Grenzwerte<br />
für <strong>die</strong> Berührungsspannungen. Wenn Zweifel an der<br />
Plausibilität berechneter Werte bestanden oder solche<br />
Berechnungen von vornhe re<strong>in</strong> nicht vorlagen, lief das<br />
Nachweisverfahren letztlich stets auf Messungen an<br />
der fertig gestellten Anlage h<strong>in</strong>aus, was gewisse wirtschaftliche<br />
Risiken birgt, da nicht sichergestellt werden<br />
kann, dass <strong>die</strong> Mess erg<strong>eb</strong>nisse <strong>die</strong> Konformität ohne<br />
weitere Maßnahmen bestätigen.<br />
Inzwischen liegen allerd<strong>in</strong>gs im Juni 2011 von<br />
DB Energie und EBC freigeg<strong>eb</strong>ene Konformitätserklärungen<br />
zwischen EN 50122-1 und DB Richtl<strong>in</strong>ie<br />
997.02 vor. In <strong>die</strong>sen durch <strong>die</strong> ELBAS erarbeiteten<br />
Konformitätserklärungen s<strong>in</strong>d folgende Kernaussagen<br />
enthalten:<br />
• Die Forderungen sowohl der vorher gültigen<br />
EN 50122-1:1997 [4] als auch der aktuellen<br />
EN 50122-1:2010 [5] werden e<strong>in</strong>gehalten, wenn <strong>die</strong><br />
Anlagen gemäß der aktuell gültigen DB-Richtl<strong>in</strong>ie<br />
997.02:2003 [8] sowie deren derzeit diskutierte, aber<br />
noch nicht veröffentlichte Überarbeitung errichtet<br />
wurden. Diese Aussage gilt mit E<strong>in</strong>schränkungen, <strong>die</strong><br />
nachfolgend nur für <strong>die</strong> im vorliegenden Zusammenhang<br />
relevanten Umstände benannt werden.<br />
• Für mehr als 1 000 m lange und nicht erdfühlige<br />
Tunnel, also auch Tübb<strong>in</strong>g-Tunnel, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> realen<br />
Verhältnisse zu betrachten.<br />
• Bei hohen Kurzschlussströmen mit Abschaltzeiten<br />
über 60 ms s<strong>in</strong>d Erdungsleiter aus Stahldraht mit<br />
10 mm Durchmesser oder Stahlseil mit 95 mm²<br />
Querschnitt unter Umständen nicht zulässig.<br />
• Verwiesene andere DB-Richtl<strong>in</strong>ien, <strong>in</strong>sbesondere<br />
solche zum Schutz anderer, vor allem elektrotechnischer<br />
Anlagen gegen Gefährdungen durch <strong>die</strong><br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung, waren nicht Gegenstand<br />
der Untersuchungen.<br />
Den Konformitätserklärungen liegen Stu<strong>die</strong>n zugrunde,<br />
<strong>in</strong> denen unter anderem mittels anerkannter<br />
Verfahren der Zugfahrtsimulation mit Netzberechnungen<br />
für variierende Zug- und Kurzschlussströme,<br />
Ableitungsbeläge und Bauteilimpedanzen, also<br />
Kriterien aus der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02, Berührungsspannungen<br />
berechnet und Grenzwerten aus EN 50122-1<br />
gegenübergestellt wurden.<br />
Damit beh<strong>eb</strong>t <strong>die</strong> Konformitätserklärung zunächst<br />
den oben benannten Mangel der formalen<br />
Nicht-vergleichbarkeit der normativen Dimensionierungsgrundlagen.<br />
Gleichzeitig impliziert sie nun<br />
e<strong>in</strong>en relativ e<strong>in</strong>fach umzusetzenden Weg e<strong>in</strong>es<br />
vor allem durch Berechnungen mit streckenspezifischen<br />
Vorgaben vali<strong>die</strong>rten Konformitätsnachweises:<br />
Das ansatzweise bereits <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02<br />
vorgeg<strong>eb</strong>ene, auch durch Kennwerte bei Standard-Bodenleitfähigkeiten<br />
untersetzte Verfahren<br />
der abschnittsweisen Ermittlung des Gesamtableitungsbelages<br />
und anschließenden Vergleiches mit<br />
M<strong>in</strong>destvorgaben für den Ableitungsbelag bei gewissen<br />
Zug- und Kurzschlussströmen kann somit<br />
angewandt werden, sofern es mit realen Werten der<br />
betrachteten Anlage ausgeführt wird. Das Verfahren<br />
ist normalerweise bereits <strong>in</strong> der Projektierungsphase<br />
abschnittsweise, geg<strong>eb</strong>enenfalls mit Variantenrechnungen,<br />
anzuwenden. In der Regel ist e<strong>in</strong>e<br />
wechselseitige Abhängigkeit von<br />
• geoelektrischen (Bodenleitfähigkeit),<br />
• verkehrlichen (Zugströme) und<br />
• anlagenkonstruktiven (Oberbau, Rückleiterkonstruktion,<br />
zusätzliche Erder)<br />
Randbed<strong>in</strong>gungen erkennbar. Die berechnungsrelevanten<br />
Kennwerte müssen natürlich bekannt se<strong>in</strong>,<br />
zum Beispiel <strong>die</strong> meist vorher gemessene Bodenleitfähigkeit,<br />
oder verb<strong>in</strong>dlich vorgeg<strong>eb</strong>en werden,<br />
zum Beispiel Zugströme. Konkret als E<strong>in</strong>schränkungen<br />
der Konformität benannte Sonderfälle s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />
stets gesondert zu betrachten, notfalls auch<br />
durch Messung.<br />
Wenn weitere Messungen nicht erforderlich s<strong>in</strong>d,<br />
<strong>die</strong> Berechnungen e<strong>in</strong> gemäß Konformitätserklärung<br />
und Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 zulässiges Erg<strong>eb</strong>nis haben und<br />
<strong>die</strong> Berechnungen h<strong>in</strong>reichend plausibel s<strong>in</strong>d, kann<br />
<strong>die</strong> Anlage als TSI-konform deklariert werden, wenn<br />
darüber h<strong>in</strong>aus alle konstruktiven Vorgaben der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
997.02 e<strong>in</strong>gehalten s<strong>in</strong>d, was im Erg<strong>eb</strong>nis der<br />
üblichen EBA-Abnahme festgestellt wird. Anderenfalls<br />
müssen Messungen an der fertiggestellten Anlage,<br />
geg<strong>eb</strong>enenfalls auch unter Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen,<br />
durchgeführt werden. Im Wortlaut der EN 50122-1<br />
s<strong>in</strong>d sowohl der theoretische Weg über Berechnungen<br />
als auch Messungen zur Verifizierung der Forderungen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Berührungsspannungen ausdrücklich<br />
zugelassen.<br />
Es sei hier angemerkt, dass auch Messungen der<br />
Vorgabe von Zug- und Kurzschlussströmen an vorher<br />
abzustimmenden Messorten bedürfen, um <strong>die</strong><br />
Mess erg<strong>eb</strong>nisse entsprechend hochrechnen zu können,<br />
und <strong>die</strong> Bewertung der hochgerechneten Messerg<strong>eb</strong>nisse<br />
auch erg<strong>eb</strong>en kann, dass <strong>die</strong> Grenzwerte<br />
der EN 50122-1 nicht e<strong>in</strong>gehalten werden. Insofern<br />
liegt <strong>die</strong> Notwendigkeit auf der Hand, <strong>die</strong> Verhältnisse<br />
durch möglichst genaue Berechnungen vor Abnahme<br />
und Inbetri<strong>eb</strong>nahme zu klären.<br />
Hieraus lassen sich schlussendlich auch Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Erarbeitung von Gesamterdungskonzeptionen<br />
ableiten, <strong>die</strong> nachfolgend beschri<strong>eb</strong>en<br />
werden. Ließe man alle Erkenntnisse <strong>in</strong> geeigneter<br />
Form <strong>in</strong> <strong>die</strong> DB-Richtl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>fließen, wäre auch <strong>die</strong><br />
oben angedeutete Regelunsicherheit <strong>in</strong> Deutschland<br />
beseitigt.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
595
Sicherheit<br />
Bild 2:<br />
Montage der Oberleitung<br />
im Katzenbergtunnel<br />
(DB ProjektBau,<br />
S<strong>eb</strong>astian Roedig).<br />
2.2 Allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen an e<strong>in</strong>e<br />
Gesamt erdungskonzeption<br />
In den aktuell gültigen Fassungen der Richtl<strong>in</strong>iengruppe<br />
954 der DB [9] stehen entwicklungsbed<strong>in</strong>gt<br />
Begriffe wie Gesamterdungskonzept und Erdungskonzept<br />
sowie Gesamterdungsplan – geme<strong>in</strong>t ist <strong>die</strong><br />
Zusammenfassung der Erdungspläne aller Fachl<strong>in</strong>ien –<br />
und Erdungsplan – geme<strong>in</strong>t ist der Erdungsplan e<strong>in</strong>er<br />
Fachl<strong>in</strong>ie, zum Beispiel EEA – relativ eng beie<strong>in</strong>ander,<br />
haben aber den Fokus auf den Bereich e<strong>in</strong>er EEA, <strong>die</strong><br />
sich naturgemäß nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren räumlichen<br />
Bereich, zum Beispiel Bahnhof, erstreckt. Aus Sicht der<br />
Bahnstromversorgung ist aus fachlichen Gründen der<br />
Fokus auf größere räumliche Bereiche, also Streckenabschnitte<br />
bis h<strong>in</strong> zum gesamten Speis<strong>eb</strong>ereich, mit<br />
erdungstechnisch relevanten E<strong>in</strong>zelobjekten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Gesamtkonzeption wünschenswert. In den betrachteten<br />
Bereichen können natürlich auch E<strong>in</strong>zelobjekte mit<br />
EEA liegen, bei denen e<strong>in</strong> Gesamt erdungskonzept gemäß<br />
Richtl<strong>in</strong>iengruppe 954 vorliegen muss. Das kann<br />
man aber nicht bei allen aus Sicht der Bahnerdung<br />
zu bewertenden Objekten, zum Beispiel für freie Strecken,<br />
Rohrleitungskreuzungen auf freier Strecke, Brückenbauwerke<br />
auf freier Strecke, voraussetzen. Br<strong>in</strong>gt<br />
man den <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie 954 def<strong>in</strong>ierten Begriff Gesamterdungskonzept<br />
<strong>in</strong> Zusammenhang mit letztgenannten<br />
Objekten, wäre über<strong>die</strong>s spätestens hier <strong>die</strong><br />
<strong>in</strong> derselben Richtl<strong>in</strong>ie [9] vorgeg<strong>eb</strong>ene Federführerschaft<br />
der Fachl<strong>in</strong>ie EEA zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />
Es ist also erforderlich, <strong>die</strong> Sachverhalte zunächst<br />
begrifflich sauber zu trennen. Daher wird nachfolgend<br />
von e<strong>in</strong>er Gesamterdungskonzeption gesprochen,<br />
<strong>die</strong> primär e<strong>in</strong>e Bahnerdungskonzeption für größere<br />
Bereiche ist. Auch <strong>in</strong> Kenntnis der Systematik der <strong>die</strong><br />
Konformitätserklärungen untersetzenden Stu<strong>die</strong>n ist<br />
es naheliegend, den Speis<strong>eb</strong>ereich im Regelschaltzustand<br />
als Grundlage aller weiteren Betrachtungen und<br />
Berechnungen zu def<strong>in</strong>ieren. Die Gesamterdungskonzeption<br />
be<strong>in</strong>haltet <strong>die</strong> Bahnerdungskonzepte für aus<br />
Sicht der Bahnerdung relevante Objekte <strong>in</strong>nerhalb des<br />
betrachteten Bereiches. Für <strong>die</strong> Bahnerdung relevante<br />
Objekte s<strong>in</strong>d aus Sicht der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 zunächst:<br />
• Unterwerke<br />
• Schaltstellen<br />
• Abschnitte der freien Strecke<br />
• Bereich von Bahnhöfen und Haltepunkten<br />
• Brücken<br />
• Tunnel<br />
• Leitungskreuzungen<br />
• sonstige leitfähige Bahn zu erdende Anlagen oder<br />
Bauwerke entlang der Strecke, zum Beispiel Schallschutzwände<br />
Die Abschnitte der freien Strecke, geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />
auch <strong>die</strong> Bahnhofsbereiche, s<strong>in</strong>d topologisch jeweils<br />
so abzugrenzen, dass <strong>in</strong>nerhalb ihrer Grenzen<br />
mit e<strong>in</strong>heitlichen bahnerdungsrelevanten Dimensionierungsparametern<br />
gerechnet werden kann. Dem<br />
Formblatt 997.0201V1 folgend s<strong>in</strong>d das:<br />
• Streckenkilometrierung<br />
• zulässiger Oberstrom je Zug<br />
• örtlicher Kurzschlussstrom<br />
• Bodenleitwert<br />
• Anzahl der querverbundenen Gleise<br />
• Oberbauform, geg<strong>eb</strong>enenfalls Besonderheiten<br />
• Mastgründungsart, <strong>in</strong>sbesondere Anteil der Rammpfahlgründungen<br />
• zusätzliche Maßnahmen der Rückstromführung<br />
wie Rückleiterseile, Banderder<br />
• zusätzliche künstliche Erder<br />
• Gleisfreimeldetechnik, geg<strong>eb</strong>enenfalls mit Besonderheiten<br />
• Verweis auf deren separates Bahnerdungskonzept<br />
bei sonstigen bahnerdungsrelevanten Objekten<br />
im Bereich<br />
Die <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Form def<strong>in</strong>ierten Bereichsobjekte s<strong>in</strong>d<br />
immer berechnungsrelevant. Als berechnungsrelevant<br />
wird e<strong>in</strong> Objekt darüber h<strong>in</strong>aus def<strong>in</strong>iert, wenn se<strong>in</strong><br />
Ausbreitungswiderstand nicht vernachlässigt werden<br />
kann oder soll, zum Beispiel Bahnsteige mit vielen<br />
bahngeerdeten fundamentierten Beleuchtungs- und<br />
anderen Masten oder Schallschutzwände mit vielen<br />
fundamentierten Pfosten. Es wird darüber h<strong>in</strong>aus Bahnerdungskonzepte<br />
für <strong>in</strong>nerhalb <strong>die</strong>ser Bereiche liegende,<br />
nicht berechnungsrelevante E<strong>in</strong>zelobjekte g<strong>eb</strong>en,<br />
<strong>die</strong> nicht zw<strong>in</strong>gend mit der vollständigen oben genannten<br />
Systematik erfasst werden müssen oder mit e<strong>in</strong>er<br />
abweichenden Systematik erfasst werden sollten, um<br />
sie zum<strong>in</strong>dest nach der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 bewerten zu<br />
können. Als Beispiel seien hier kle<strong>in</strong>räumige Brückenbauwerke<br />
genannt, wenn man deren Gründung nicht<br />
als zusätzlichen Bahnerder betrachten kann oder will.<br />
Die Bahnerdungskonzepte s<strong>in</strong>d mit vom Auftragg<strong>eb</strong>er<br />
vorgeg<strong>eb</strong>enen Grundsatzdaten oder vali<strong>die</strong>rten<br />
Bestandsdaten bereits <strong>in</strong> der Entwurfsphase zu planen.<br />
Natürlich kann <strong>die</strong> Entwurfsplanung nicht alle Details<br />
berücksichtigen. Es werden <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Stadium allenfalls<br />
Bahnerdungskonzepte für größere Bereiche oder e<strong>in</strong><br />
allgeme<strong>in</strong>es Bahnerdungskonzept für den gesamten zu<br />
beplanenden Bereich vorliegen, welches im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />
ersten Gesamterdungskonzeption nur <strong>die</strong> zu berücksichtigenden<br />
Grundregeln zitiert. Daher s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Bahnerdungskonzepte<br />
im Verlaufe der Ausführungsplanung<br />
596 109 (2011) Heft 11
Sicherheit<br />
fortzuschreiben und objektbezogen zu konkretisieren.<br />
Im Regelfall wird sich e<strong>in</strong>e größere Zahl von separat zu<br />
berücksichtigenden Strecken- und E<strong>in</strong>zelobjekten und<br />
somit e<strong>in</strong>e größere Zahl von Bahnerdungskonzepten<br />
erg<strong>eb</strong>en. Diese müssen den gesamten beplanten und<br />
zu prüfenden Bereich vollständig abdecken.<br />
Somit kann e<strong>in</strong> hiernach zu erarbeitendes Bahnerdungskonzept<br />
für bestimmte Objekte, zum Beispiel e<strong>in</strong>en<br />
Bahnhof, letztlich identisch mit dem <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>iengruppe<br />
954 def<strong>in</strong>ierten Gesamterdungskonzept<br />
se<strong>in</strong>. Es ist aber sichergestellt, dass jedes bahnerdungsrelevante<br />
und nach EN 50122-1 zu bewertende Objekt<br />
im Bereich identifiziert und nach Richtl<strong>in</strong>ie 997.02<br />
prüfbar ist, vali<strong>die</strong>rbare elektrotechnische Kenndaten<br />
<strong>die</strong>ses Objektes, zum Beispiel der Ableitungsbelag,<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> zu aktualisierenden bahnstromtechnischen Dimensionierungsberechnungen<br />
e<strong>in</strong>gehen können und<br />
letztlich auch e<strong>in</strong>e Zertifizierung des Bereichs nach TSI<br />
Energie formal erleichtert wird.<br />
3 Berechnungsverfahren<br />
Grundlage s<strong>in</strong>d Formblätter zur Erfassung der relevanten<br />
Daten aller klassifizierten Objekte. Diese Formblätter<br />
s<strong>in</strong>d im vorliegenden Fall relativ umfassend,<br />
da sie gleichzeitig sowohl als Grundlage e<strong>in</strong>er EBA-<br />
Abnahme für alle abnahmerelevanten Objekte der<br />
Strecke <strong>die</strong> geltenden Regeln und Besonderheiten<br />
dokumentieren als auch der Erfassung der für das<br />
erarbeitete, <strong>die</strong> TSI-Zertifizierung unterstützende Rechenverfahren<br />
erforderlichen Daten <strong>die</strong>nen sollen.<br />
Entsprechend der vorstehend erläuterten Objektaufteilungssystematik<br />
ist für jedes Objekt e<strong>in</strong> objekttypbezogen<br />
vordef<strong>in</strong>iertes Formblatt anzulegen. Die relevanten<br />
Daten können Planunterlagen und streckenspezifischen<br />
Vorgaben entnommen und/oder an den ausgeführten<br />
Objekten aufgenommen werden. Die letztgenannte<br />
Möglichkeit wird sich <strong>in</strong>sbesondere im Erg<strong>eb</strong>nis von<br />
Begehungen bereits vorhandener Strecken und Objekte<br />
anbieten. In <strong>die</strong>sem Fall können <strong>die</strong> Formblätter auch<br />
H<strong>in</strong>weise auf festgestellte Mängel oder Abweichungen<br />
von der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 enthalten.<br />
Für <strong>die</strong> Berechnung der Streckenableitungen mit<br />
Hilfe der <strong>in</strong> den Formblättern anzug<strong>eb</strong>enden geometrischen<br />
und konstruktiven Daten der Objekte wurde<br />
e<strong>in</strong> – h<strong>in</strong>sichtlich der Be<strong>die</strong>nung gegenwärtig nur<br />
schwach automatisiertes dreidimensional rechnendes<br />
und bereichsweise unterschiedliche spezifische Bodenwiderstände<br />
berücksichtigendes Excel-Tabellenkalkulationsverfahren<br />
aufgesetzt. Hierfür wurde e<strong>in</strong>e<br />
Musterarbeitsmappe erarbeitet, welche n<strong>eb</strong>en e<strong>in</strong>er<br />
Grundlagentabelle mit den gemäß Richtl<strong>in</strong>ie 997.0202<br />
für e<strong>in</strong>en spezifischen Bodenwiderstand von 100 Ωm<br />
gültigen Standard-Ableitungsvorgaben objektspezifische<br />
Musterberechnungstabellen – das s<strong>in</strong>d derzeit e<strong>in</strong>e<br />
allgeme<strong>in</strong>e Streckenbereichstabelle sowie e<strong>in</strong>e Tabelle<br />
für nicht erdfühlige Tunnel mit Tiefenerdern – sowie<br />
e<strong>in</strong>e numerische Summentabelle enthält. Wenn später<br />
andere als <strong>die</strong> bisher vorgeg<strong>eb</strong>enen Musterobjekte berechnet<br />
werden sollen, s<strong>in</strong>d entsprechend angepasste<br />
Mustertabellen zu ergänzen. Die Summentabelle berechnet<br />
mit der Grundidee, dass gewisse Werte <strong>in</strong> allen<br />
Mustertabellen an derselben Zellenposition stehen, <strong>die</strong><br />
charakteristischen Werte für den gesamten Speis<strong>eb</strong>ereich<br />
zwischen den – zunächst als leere Streckenobjekte<br />
vorgeg<strong>eb</strong>enen – Arbeitsblättern BA und BE.<br />
In der Anwendung ist <strong>die</strong> Musterarbeitsmappe<br />
zunächst auf Datei<strong>eb</strong>ene vollständig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />
Arbeitsmappe zu kopieren. Sodann fügt man <strong>in</strong> der<br />
neuen Arbeitsmappe entsprechend der Art, Anzahl<br />
und kilometrischen Reihenfolge der im Speis<strong>eb</strong>ereich<br />
enthaltenen Objekte Kopien der passenden<br />
Mustertabellen zwischen <strong>die</strong> Tabellen BA und BE<br />
e<strong>in</strong> und füllt <strong>die</strong>se manuell mit den Objektdaten<br />
aus den Formblättern. Sofern es aus logischen<br />
Gründen erforderlich ersche<strong>in</strong>t, können <strong>die</strong> vorhandenen<br />
Tabellen BA und BE schlussendlich auch<br />
umbenannt werden. Entscheidend ist, dass immer<br />
der Bereich zwischen <strong>die</strong>sen beiden Tabellen e<strong>in</strong>schließlich<br />
<strong>die</strong>ser beiden für <strong>die</strong> Auswertung <strong>in</strong><br />
der Summentabelle fest vorgeg<strong>eb</strong>en ist, und zwar<br />
unabhängig von der relativen Position der Grundlagen-,<br />
Summen- und anderer Tabellen <strong>in</strong> der<br />
Arbeitsmappe.<br />
In der Summentabelle ersche<strong>in</strong>en nun <strong>die</strong> charakteristischen<br />
Daten für <strong>die</strong> Gesamtstrecke. Die<br />
Summentabelle kann auch manuell um erforderliche<br />
weitere tabellarische und/oder grafische Zusammenstellungen<br />
erweitert werden. Man kann nunmehr <strong>in</strong><br />
weiterer Folge entweder <strong>die</strong> Grundlagendaten und/<br />
oder <strong>die</strong> Streckenobjektdaten variieren, um den E<strong>in</strong>fluss<br />
gewisser Vorgaben oder Annahmen auf das Erg<strong>eb</strong>nis zu<br />
untersuchen. Letztlich wird man hieraus geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />
veränderte Vorgaben für <strong>die</strong> Erdungskonzepte der Objekte<br />
festlegen, <strong>die</strong> – zweckmäßigerweise e<strong>in</strong>schließlich<br />
der Dokumentation des Berechnungsweges – <strong>in</strong> den<br />
Objektformblättern nachzuführen s<strong>in</strong>d.<br />
4 Anwendung des Verfahrens für<br />
den Bereich Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen<br />
der NBS/ABS Karlsruhe –<br />
Basel<br />
4.1 Beschreibung des Bereiches<br />
In <strong>die</strong>sem Bereich, der durch <strong>die</strong> Unterwerke (Uw)<br />
Müllheim und Halt<strong>in</strong>gen begrenzt wird, verläuft <strong>die</strong><br />
elektrifizierte und bisher zweigleisige Rhe<strong>in</strong>talbahn.<br />
Zwischen Schliengen und Eimeld<strong>in</strong>gen wird der<br />
zweigleisige Katzenbergtunnel neu errichtet, <strong>die</strong> an<br />
den Tunnel nördlich und südlich anschließenden Bereiche<br />
werden abschnittsweise viergleisig ausg<strong>eb</strong>aut.<br />
E<strong>in</strong>e Übersicht der Örtlichkeiten g<strong>eb</strong>en <strong>die</strong> Bilder 1-3.<br />
Die Strecke ist Bestandteil des transeuropäischen<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>snetzes (TEN). Zum<strong>in</strong>dest<br />
<strong>die</strong> für den HGV-Verkehr vorgesehenen zwei neuen<br />
109 (2011) Heft 11<br />
597
Sicherheit<br />
Gleise e<strong>in</strong>schließlich des Katzenbergtunnels s<strong>in</strong>d als<br />
TEN-Streckenkategorie I e<strong>in</strong>gestuft und daher auch<br />
nach TSI Energie [2] zu zertifizieren.<br />
Die zunächst <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> zu nehmenden, teilweise<br />
viergleisigen Streckenabschnitte im Bereich Schliengen<br />
– Eimeld<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>schließlich Katzenbergtunnel<br />
liegen zwischen zwei noch nicht ausg<strong>eb</strong>auten zweigleisigen<br />
Streckenabschnitten Uw Müllheim – Schliengen<br />
und Eimeld<strong>in</strong>gen – Uw Halt<strong>in</strong>gen. Die vorhandene<br />
zweigleisige Rhe<strong>in</strong>talbahn verläuft über<strong>die</strong>s<br />
parallel zum zweigleisigen Neubauabschnitt Katzenbergtunnel.<br />
Alle genannten Strecken sowie der bisher<br />
<strong>eb</strong>enfalls nicht ausg<strong>eb</strong>aute Abzweig von Halt<strong>in</strong>gen<br />
nach Basel Badischer Rangierbahnhof bilden e<strong>in</strong>en<br />
Speis<strong>eb</strong>ereich.<br />
Daraus folgt, dass <strong>die</strong> Objektaufteilung auch<br />
Berech nungen verschiedener Ausbauzustände berücksichtigen<br />
sollte. Die Objekte wurden hier letztlich<br />
so aufgeteilt, dass ausgehend vom Tunnelobjekt<br />
nördlich und südlich hiervon jeweils mehrere<br />
zwei- oder mehrgleisige Objekte für <strong>die</strong> freie Strecke<br />
def<strong>in</strong>iert, erfasst und berechnet wurden. Bahnhöfe<br />
wurden zunächst wie mehrgleisige Streckenobjekte<br />
behandelt. Innerhalb der Streckenbereiche<br />
wurden weitere Objekte def<strong>in</strong>iert und, sofern möglich,<br />
deren Daten <strong>eb</strong>enfalls erfasst, aber zunächst<br />
nicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Berechnung e<strong>in</strong>geführt. Insgesamt<br />
wurden auf <strong>die</strong>se Weise für <strong>die</strong> etwa 25 km lange<br />
Strecke n<strong>eb</strong>en dem Tunnel objekt 10 Bereichsobjekte<br />
mit 51 E<strong>in</strong>zelobjekten def<strong>in</strong>iert. Für alle Bereichsobjekte<br />
wurde vorbereitend <strong>die</strong> Bodenleitfähigkeit<br />
an jeweils mehreren Messorten bestimmt. An den<br />
beiden Uw-Standorten wurden über<strong>die</strong>s komb<strong>in</strong>ierte<br />
Erdungs- und Berührungsspannungsmessungen<br />
durchgeführt.<br />
4.2 Der Katzenbergtunnel<br />
Der Katzenbergtunnel ist e<strong>in</strong> rund 9,4 km langer<br />
Zweiröhrentunnel. Er wurde überwiegend masch<strong>in</strong>ell<br />
<strong>in</strong> Tübb<strong>in</strong>gbauweise vorgetri<strong>eb</strong>en. Lediglich<br />
an den Tunnelmündern wurden jeweils kurze<br />
Abschnitte mit Sonic-Boom-Bauwerken <strong>in</strong> offener<br />
Bauweise hergestellt. Die beiden Tunnelröhren<br />
s<strong>in</strong>d alle 500 m durch bergmännisch hergestellte,<br />
Bild 3:<br />
Kartenausschnitt des südlichen Bereiches der NBS/ABS Karlsruhe – Basel. rot NBS/ABS e<strong>in</strong>schließlich L<strong>in</strong>ienverbesserungen; schwarz bestehende Rhe<strong>in</strong>talbahn-<br />
Strecke; blau-gelb Bahnstromleitung; grün-schwarz Streckenertüchtigung (Quelle: Deutsche Bahn).<br />
598 109 (2011) Heft 11
Sicherheit<br />
konventionell geschalte Querschläge mite<strong>in</strong>ander<br />
verbunden. Der Tunnel ist <strong>in</strong>zwischen bautechnisch<br />
fertiggestellt.<br />
Für den Tunnel wurde 2002 von Balfour Beatty<br />
Rail e<strong>in</strong> erstes allgeme<strong>in</strong>es Erdungskonzept erstellt,<br />
welches allerd<strong>in</strong>gs nur den Abschnitt 4 der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
997.0223 wiedergab. Nachdem <strong>die</strong> Tunnelbauweise<br />
mit Betontübb<strong>in</strong>gen feststand und im<br />
Zuge der Erkenntnis, dass der hier erforderliche<br />
wasserundurchlässige (WU-) Beton auch mit Stahlarmierung<br />
als pr<strong>in</strong>zipiell nicht leitfähig e<strong>in</strong>zustufen<br />
ist, wurde das Erdungskonzept für e<strong>in</strong>en nicht<br />
erdfühligen Tunnel auch konstruktiv konkretisiert.<br />
Nach weiteren Untersuchungen legte <strong>die</strong> DB Energie<br />
fest, dass <strong>die</strong> Erdfühligkeit des Tunnels, mith<strong>in</strong><br />
das Erreichen des M<strong>in</strong>destableitbelages 0,8 S/km<br />
für 900 A Zugstrom, alle<strong>in</strong> durch den E<strong>in</strong>bau von<br />
vier orthogonalen Tiefenerdern mit je 6 m Länge<br />
<strong>in</strong> jeden der 19 Querschläge erreicht wird, <strong>die</strong> mit<br />
den Erdungsanlagen der beiden Tunnelröhren zu<br />
verb<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Hierfür wurde e<strong>in</strong>e mittlere Bodenleitfähigkeit<br />
für den gesamten Tunnelbereich<br />
angenommen, ohne dass für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Querschlagsbereiche<br />
qualifizierte geoelektrische Messwerte<br />
vorlagen.<br />
Die Gefahr des Auftretens zu hoher Berührungsspannungen<br />
ist <strong>in</strong>nerhalb des Tunnels zu vernachlässigen,<br />
weil <strong>die</strong> e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>auten Steuererder und Verb<strong>in</strong>der<br />
e<strong>in</strong>en Potenzialausgleich bewirken. Man steht quasi<br />
auf e<strong>in</strong>er Äquipotenzialfläche. An den Tunnelportalen<br />
ist <strong>die</strong>se Gefahr aber umso höher e<strong>in</strong>zuschätzen, je<br />
niedriger <strong>die</strong> Ableitung des Tunnelbereiches ist.<br />
Bild 4 zeigt <strong>die</strong> ausgeführte Erdungsanlage e<strong>in</strong>er<br />
Tunnelröhre, <strong>die</strong> zwar plausibel, aber nicht ohne weiteres<br />
verifizierbar ist.<br />
Um e<strong>in</strong>en rechnerischen Nachweis der Gewährleistung<br />
des M<strong>in</strong>destableitbelages führen zu können,<br />
müssen m<strong>in</strong>destens <strong>die</strong> konkret vorhandenen<br />
Bodenleitfähigkeiten bekannt se<strong>in</strong>. Diese wurden<br />
im Zuge der Baugrunduntersuchungen leider nicht<br />
gemessen. Es lag jedoch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung der zu<br />
erwartenden geoelektrischen Werte anhand der<br />
bei Prob<strong>eb</strong>ohrungen oder bauzeitlich im Bereich<br />
oberhalb und unterhalb der Querschläge vorgefundenen<br />
Geste<strong>in</strong>sschichten jeweils als M<strong>in</strong>imum und<br />
Maximum vor.<br />
Nicht zu vernachlässigen ist weiterh<strong>in</strong> <strong>die</strong> Art des<br />
E<strong>in</strong>baus der Tiefenerder. Gemäß Ausführungsplanung<br />
und Aussagen der Tunnelbauleitung wurden<br />
<strong>die</strong> immer 6 m langen Tiefenerder aus verz<strong>in</strong>ktem<br />
Stahlrohr bis zum Anschlag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorbereitete Bohrung<br />
e<strong>in</strong>getri<strong>eb</strong>en und <strong>die</strong>se mit Beton verpresst, was<br />
<strong>in</strong>sbesondere bei lockeren Geste<strong>in</strong>sschichten den<br />
tatsächlichen Übergangswiderstand unkalkulierbar<br />
macht. Abnahmemessungen der e<strong>in</strong>zelnen Tiefenerderwiderstände<br />
lagen nicht vor und lassen sich auch<br />
nicht ohne Weiteres wiederholen, da alle Tiefenerderanschlüsse<br />
und deren Verb<strong>in</strong>dungsleitungen anschließend<br />
zubetoniert wurden.<br />
Ebenfalls denkbar und als Nachweis sowohl für<br />
<strong>die</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme-Zertifizierung als auch für spätere<br />
Prüfungen ausreichend e<strong>in</strong>zuschätzen war e<strong>in</strong>e<br />
Trennung der Erdungsanlagen der Querschläge von<br />
der Längstunnelerdung, mith<strong>in</strong> der <strong>in</strong> Bild 4 mit V9<br />
bezeichneten und als trennbar suggerierten Verb<strong>in</strong>dungen.<br />
Somit hätte man <strong>die</strong> reale Impedanz e<strong>in</strong>es<br />
Querschlagsbauwerks mit se<strong>in</strong>en Tiefenerdern gegen<br />
das benachbarte Querschlagsbauwerk messen<br />
und nach Messung aller erforderlichen Komb<strong>in</strong>ationen<br />
<strong>die</strong> für e<strong>in</strong>en plausiblen rechnerischen Nachweis<br />
notwendigen Ableitungen aller Querschlagsbauwerke<br />
ermitteln können. Vor Ort wurde jedoch<br />
festgestellt, dass <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dungen V9 weder am<br />
vorhandenen Erdungspunkt <strong>in</strong> der Längstunnelröhre<br />
noch im Querschlag getrennt werden können, da<br />
<strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dungen verschweißt und <strong>eb</strong>enfalls zubetoniert<br />
waren. Die Erdungsimpedanz des gesamten<br />
Tunnelbauwerks ist mit vertretbarem Aufwand <strong>eb</strong>enfalls<br />
nicht messbar.<br />
Unter den geg<strong>eb</strong>enen Voraussetzungen war e<strong>in</strong><br />
belastbarer Nachweis der Ableitungen für den Katzenbergtunnel<br />
nicht möglich. Die Tunnelableitungen<br />
wurden aber mit den vorliegenden M<strong>in</strong>ima,<br />
Maxima und <strong>Mit</strong>telwerten der Geste<strong>in</strong>swiderstände<br />
berechnet, damit zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> theoretischer<br />
Bild 4:<br />
Erdung e<strong>in</strong>er Röhre des Katzenbergtunnels. V1 bis V9 Erdungsverb<strong>in</strong>dungen (Quelle:<br />
Balfour Beatty Rail).<br />
109 (2011) Heft 11<br />
599
Sicherheit<br />
Nachweis mit dem erarbeiteten Dimensionierungsverfahren<br />
veranschaulicht und dessen Grenzen im<br />
realen Fall aufgezeigt werden können.<br />
Hieraus folgt jedoch auch <strong>die</strong> übere<strong>in</strong>stimmende<br />
Auffassung aller Beteiligten, dass im Rahmen<br />
der Inbetri<strong>eb</strong>nahme der Tunnelstrecke Messungen<br />
der Berührungsspannungen an den Tunnelportalen<br />
erforderlich werden.<br />
Wird fortgesetzt.<br />
Literatur<br />
[1] TSI ENE HS: 2002: Entscheidung der Kommission vom<br />
30. Mai 2002 über <strong>die</strong> technische Spezifikation für <strong>die</strong><br />
Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des transeuropäischen<br />
<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbahnsystems gemäß<br />
Artikel 6 Absatz 1 der Richtl<strong>in</strong>ie 96/48/EG (Bekannt geg<strong>eb</strong>en<br />
unter Aktenzeichen K(2002) 1949) (2002/733/EG).<br />
[2] TSI ENE HS: 2008: Entscheidung der Kommission<br />
vom 6. März 2008 über <strong>die</strong> technische Spezifikation<br />
für <strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />
transeuropäischen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbahnsystems<br />
(Bekannt geg<strong>eb</strong>en unter Aktenzeichen K(2008) 807)<br />
(2008/284/EG).<br />
[3] TSI ENE CR: 2010: Beschluss der Kommission vom<br />
26. April 2011 über <strong>die</strong> technische Spezifikation für<br />
<strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />
konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems<br />
(2011/274/EU).<br />
[4] EN 50122-1:1997: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />
– Electrical safety, earth<strong>in</strong>g and the return circuit.<br />
[5] EN 50122-1:2010: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />
– Electrical safety, earth<strong>in</strong>g and the return circuit<br />
– Part 1: Protective provisions aga<strong>in</strong>st electric shock.<br />
[6] DIN EN 50122:2011-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und Rückleitung<br />
– Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag.<br />
[7] IEC/TS 60479-1:2005: Effects of current on human<br />
be<strong>in</strong>gs and livestock. General aspects.<br />
[8] DB-Richtl<strong>in</strong>ie 997.02: Oberleitungsanlagen, Rückstromführung,<br />
Erdung und Potenzialausgleich.<br />
[9] DB-Richtl<strong>in</strong>ie 954: <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends (53), Ausbildung zum Elektromonteur<br />
bei der Deutschen Reichsbahn. Bis 1991<br />
Studium Ingenieurschule für Verkehrstechnik Dresden<br />
und Humboldt Universität Berl<strong>in</strong>, 1983 bis 1991<br />
verschiedene Tätigkeiten Hauptverwaltung Masch<strong>in</strong>enwirtschaft/Abteilung<br />
<strong>Elektrische</strong> Zugförderung DR 1992<br />
bis 1994 Wissenschaftlicher <strong>Mit</strong>arbeiter Hauptabteilung<br />
Elektrotechnik der DB, 1995 verschiedene Tätigkeiten<br />
EBA, seit 2000 Systembereichsleiter Energieversorgung.<br />
Adresse: EISENBAHN-CERT beim Eisenbahn-Bundesamt,<br />
Steglitzer Damm 117 , 12169 Berl<strong>in</strong>, Deutschland;<br />
Fon: +49 30 77007-370, Fax: -5370;<br />
E-Mail:behrendsd@<strong>eb</strong>a.bund.de<br />
Dr.-Ing. Christian Fischer (55),<br />
Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />
der Deutschen Reichsbahn. Bis 1983<br />
Studium und Aspirantur an der Hochschule<br />
für Verkehrswesen „Friedrich<br />
List“ Dresden, Fachrichtung Verkehrselektrotechnik/<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong>,<br />
1979 bis 1980 Projektierungs<strong>in</strong>genieur<br />
beim Entwurfs- und Vermessungsbetri<strong>eb</strong><br />
der Deutschen Reichsbahn;<br />
bis 1992 zunächst Entwicklungs<strong>in</strong>genieur,<br />
später Abteilungsleiter für<br />
Versuche und Messungen bei der<br />
Zentralstelle Elektrotechnik der Deutschen<br />
Reichsbahn (vormals Institut<br />
für Eisenbahnwesen) <strong>in</strong> Halle an der<br />
Saale. Seit 1991 Komplementär und<br />
Geschäftsführer der NET-TREND<br />
Fischer & Partner; seit 1999 Gutachter<br />
des Eisenbahn-Bundesamtes für<br />
elektrotechnische Anlagen.<br />
Adresse: NET-TREND Fischer &<br />
Partner KG, Hordorfer Str. 7,<br />
06112 Halle, Deutschland;<br />
Fon: +49 345 29247-10, Fax: -22;<br />
E-Mail: fischer@fupkg.de<br />
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600 109 (2011) Heft 11
Alternative Energien<br />
Ökologische Beheizung<br />
von Weichen – Teil 2<br />
Bernd Müller, Zschopau<br />
In Teil 1 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 10/2011 wurde diskutiert, mit welchen unterschiedlichen Metho den Wärme aus dem<br />
Erdreich entzogen werden kann. In Teil 2 soll untersucht werden, wie <strong>die</strong> entzogenen Wärmemengen<br />
unterschiedlicher Temperatur zum Schnee- und Eisfreihalten der Weichen geeignet s<strong>in</strong>d.<br />
ECOLOGICAL HEATING OF SWITCHES – PART 2<br />
Part 1 (<strong>in</strong> <strong>eb</strong> 10/2011) dealt with discussions on the various methods of extract<strong>in</strong>g heat from earth‘s<br />
<strong>in</strong>terior. Part 2 is meant to <strong>in</strong>vestigate how the extracted heat, which is of different temperatures, can<br />
be used for keep<strong>in</strong>g switches free of snow and ice.<br />
CHAUFFAGE ÉCOLOGIQUE D‘AIGUILLES – PARTIE 2<br />
Dans la partie 1 dans le n° 10/2011 de <strong>eb</strong>, la discussion portait sur les différentes méthodes utilisées pour<br />
extraire de la chaleur de la terre. La partie 2 analyse dans quelle mesure les quantités de cha-leur extraite<br />
de températures différentes sont appropriées pour ma<strong>in</strong>tenir les aiguilles hors neige et hors gel.<br />
4 Wärmeübertrag an <strong>die</strong> Schiene<br />
4.1 Umwelt- und Umg<strong>eb</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
an Schienen<br />
Um <strong>die</strong> aus dem Erdreich gewonnene Energie zur<br />
Beheizung von Weichen nutzen zu können, bedarf<br />
es spezieller Wärmeübertrager, welche <strong>die</strong> Wärme<br />
gezielt an <strong>die</strong> Baugruppen der Weichen übertragen,<br />
<strong>die</strong> durch Schnee, Eis und Frost <strong>in</strong> ihrer Bewegung<br />
e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d. Für <strong>die</strong> mechanische Gestaltung<br />
und Auslegung der Wärmeübertrager an Weichen ist<br />
<strong>die</strong> Kenntnis der an Gleisen auftretenden Belastungen<br />
und Umweltbed<strong>in</strong>gungen Voraussetzung. Die<br />
Norm EN 50125-3 [15] spezifiziert Umweltbed<strong>in</strong>gungen,<br />
<strong>die</strong> beim Entwurf und dem Betri<strong>eb</strong> ortsfester<br />
und beweglicher E<strong>in</strong>richtungen der Signaltechnik<br />
und Telekommunikation <strong>in</strong>nerhalb Europas anzutreffen<br />
s<strong>in</strong>d. Zwar zählen Wärmeübertrager e<strong>in</strong>er<br />
Weichenheizung nicht zu den E<strong>in</strong>richtungen der Signaltechnik<br />
und Telekommunikation, <strong>die</strong> genannten<br />
Umweltbed<strong>in</strong>gungen treffen auf Wärmeübertrager<br />
an Weichen aber <strong>eb</strong>enso zu. Nachstehend werden<br />
für Wärmeübertrager relevante Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />
aus vorgenannter Norm aufgezählt.<br />
4.1.1 Temperatur, Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />
In [15] werden <strong>in</strong> Abschnitt 4.3, Tabelle 2 für Anwendungen<br />
im Freien je nach Klimaklasse M<strong>in</strong>imaltemperaturen<br />
von –25 °C, –40 °C bis –55 °C angeg<strong>eb</strong>en.<br />
Diese Temperaturen treffen für e<strong>in</strong>en Wärmeübertrager<br />
nur zu, wenn ke<strong>in</strong>e Zufuhr von Energie erfolgt,<br />
zum Beispiel bei Defekt. Während des Heizbetri<strong>eb</strong>s<br />
ist <strong>die</strong> M<strong>in</strong>imaltemperatur <strong>die</strong> Temperatur, bei der<br />
<strong>die</strong> Weichenheizung <strong>in</strong> Abhängigkeit vom festgelegten<br />
Heizregime zu heizen beg<strong>in</strong>nt. Für <strong>die</strong> im Freien<br />
auftretenden Maximaltemperaturen werden <strong>in</strong> [15]<br />
+40 °C angeg<strong>eb</strong>en. Unberücksichtigt dabei bleibt,<br />
dass Schienen durch <strong>die</strong> E<strong>in</strong>wirkung von Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />
im Sommer höhere Temperaturen bis<br />
+60 °C erreichen können. Im Heizbetri<strong>eb</strong> bestimmt<br />
<strong>die</strong> Temperatur des Fluids <strong>die</strong> Maximaltemperatur,<br />
welche <strong>in</strong> der Regel bei dessen Siedetemperatur<br />
TABELLE 5<br />
Schienenprofile für Weichen.<br />
Backenschienenprofile<br />
Bezeichnung<br />
(ehem. Bez.)<br />
Theoretische<br />
Metermasse<br />
Querschnitts fläche<br />
zugehörige Zungenschienenprofile<br />
Bezeichnung<br />
(ehem. Bez.)<br />
Theoretische<br />
Metermasse<br />
Querschnitts fläche<br />
kg/m cm² kg/m cm²<br />
49E5 (S49) 49,13 62,59 49E1A1<br />
63,14 80,43<br />
(Zu2-49)<br />
54E4 (S54) 54,31 69,19 54E1A2<br />
(Zu1-54)<br />
60E2 (UIC60) 60,03 76,48 60E2A2<br />
(Zu60E2-40)<br />
65,82 83,85<br />
72,78 92,71<br />
109 (2011) Heft 11<br />
601
Alternative Energien<br />
erreicht wird. In [15] wird <strong>eb</strong>enfalls darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass sich Umg<strong>eb</strong>ungstemperaturen über e<strong>in</strong>en<br />
Temperaturbereich von 20 K mit e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von 0,5 K/m<strong>in</strong> ändern können.<br />
4.1.2 W<strong>in</strong>d<br />
Im Gleisbereich unterliegen Wärmeübertrager für<br />
Weichen nicht nur der E<strong>in</strong>wirkung von natürlicher,<br />
üblicherweise als W<strong>in</strong>d bezeichneter Luftbewegung,<br />
sondern auch der E<strong>in</strong>wirkung von Luftbewegungen<br />
durch vorbeifahrende Züge. Die durch Züge verursachte<br />
Luftbewegung ist sehr komplex, sodass [15]<br />
nur Anhaltswerte und H<strong>in</strong>weise zur Berechnung des<br />
Staudrucks an Bauteilen im E<strong>in</strong>wirkungsbereich des<br />
Gleiskörpers enthält. Wesentlich wichtiger ist <strong>die</strong> Tatsache,<br />
dass Luftbewegung bei niedriger Außentemperatur<br />
und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Flugschnee den Bauteilen<br />
der Weiche am meisten Wärme entziehen kann. Bezüglich<br />
der Dimensionierung von Wärmeübertragern<br />
an Weichen enthält [15] ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise und Daten.<br />
4.1.3 Regen, Schnee, Hagel, Eis<br />
Im Gegensatz zu Regen stellen Schnee, Hagel und<br />
Eis <strong>die</strong> Umweltbed<strong>in</strong>gungen dar, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e freie Bewegung<br />
der beweglichen Bauteile von Weichen beh<strong>in</strong>dern.<br />
Ziel der Beheizung von Weichen ist es, <strong>die</strong><br />
negativen Auswirkungen starken Schneefalls, Hagels<br />
oder Vereisung auf den sicheren Bahnbetri<strong>eb</strong> zu vermeiden<br />
oder zu reduzieren. [15] enthält lediglich<br />
H<strong>in</strong>weise darauf, dass unter anderem Hagelkörner bis<br />
15 mm Korngröße auftreten und alle vorkommenden<br />
Arten natürlichen Schnees sowie von Zügen aufgewirbelter<br />
Flugschnee zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>weise<br />
zu den zu berücksichtigen Niederschlagsmengen<br />
von Schnee und Hagel s<strong>in</strong>d nicht enthalten. E<strong>in</strong><br />
besonderer H<strong>in</strong>weis wird auf herabfallendes Eis geg<strong>eb</strong>en,<br />
welches sich an den Fahrgestellen der Bahnfahrzeuge<br />
sammelt. E<strong>in</strong> Eisblock, der <strong>die</strong> Bewegung der<br />
Weichenzunge blockiert, führt <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>er<br />
Betri<strong>eb</strong>sstörung. Im Gegensatz zu den Witterungsersche<strong>in</strong>ungen<br />
Temperatur und Niederschlag kann e<strong>in</strong><br />
herabgefallener Eisblock nicht detektiert werden. Das<br />
Abtauen von Eisblöcken sollte bei der Dimensionierung<br />
der Wärmeübertrager berücksichtigt werden.<br />
4.1.4 Verschmutzung<br />
Bei der Dimensionierung und Auslegung der Wärmeübertrager<br />
an <strong>die</strong> Schienen ist mit diversen Verschmutzungsarten<br />
zu rechnen. In [15] wird bei den<br />
Verschmutzungen <strong>in</strong> chemisch, biologisch und mechanisch<br />
aktive Stoffe unterschieden. Zu den chemisch<br />
aktiven Stoffen zählen unter anderen Schwefelwasserstoffe,<br />
Unkrautvernichtungsmittel, Tausalz<br />
und <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Küstennähe Salzn<strong>eb</strong>el. Biologische<br />
aktive Stoffe s<strong>in</strong>d vorzugsweise Pflanzensamen<br />
und -bestandteile. Zu berücksichtigende mechanisch<br />
aktive Stoffe s<strong>in</strong>d Sand, Schotterste<strong>in</strong>e sowie Staub.<br />
Unter anderem ist zu beachten, dass Kohlestaub, Metallstaub<br />
und Bremsabri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Feuchtigkeit<br />
elektrisch leitend se<strong>in</strong> kann.<br />
4.1.5 Schw<strong>in</strong>gungen und Stöße<br />
Die wichtigsten Umweltbed<strong>in</strong>gungen für <strong>die</strong> mechanische<br />
Dimensionierung von Wärmeübertragern<br />
s<strong>in</strong>d Schw<strong>in</strong>gungen und Stöße, hervorgerufen durch<br />
<strong>die</strong> Überfahrt von Zügen. Gemäß [15] werden <strong>die</strong><br />
Frequenzen und Amplituden von Schw<strong>in</strong>gungen an<br />
Schienen von vielen Parametern bee<strong>in</strong>flusst, wie zum<br />
Beispiel Achslast, Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit, Bauform und<br />
Wartungszustand der Weiche, Nähe von Schienenstößen<br />
und Herzstücken von Weichen sowie Flachstellen<br />
an Rädern. Es treten Schw<strong>in</strong>gungsfrequenzen<br />
zwischen 5 Hz und 2 000 Hz auf. Effektivwerte von<br />
Beschleunigungen direkt an der Schiene s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [15]<br />
<strong>in</strong> Abschnitt 4.13.1, Tabelle 5 angeg<strong>eb</strong>en und werden<br />
<strong>in</strong> vertikaler, transversaler und longitud<strong>in</strong>aler<br />
Richtung zur Schiene unterschieden. Für Vertikalbeschleunigungen<br />
an der Schiene wird beispielsweise<br />
e<strong>in</strong> Effektivwert der Beschleunigung von 280 m/s²<br />
angeg<strong>eb</strong>en. Der Spitzenwert der Beschleunigung <strong>in</strong><br />
vertikaler Richtung durch Stöße liegt mit 480 m/s² für<br />
e<strong>in</strong>e Dauer von 6 ms noch deutlich darüber.<br />
4.1.6 <strong>Elektrische</strong> Bee<strong>in</strong>flussung<br />
Wärmeübertrager selbst s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e elektrischen Betri<strong>eb</strong>smittel,<br />
sodass von ihnen ke<strong>in</strong>e elektrischen Bee<strong>in</strong>flussungen<br />
auf andere Betri<strong>eb</strong>smittel ausgehen.<br />
Ausgenommen hiervon s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> elektrischen Heizstäbe,<br />
<strong>die</strong> auch Wärmeübertrager s<strong>in</strong>d. In der Regel<br />
s<strong>in</strong>d Wärmeübertrager aus metallischen Werkstoffen<br />
gefertigt und damit elektrisch leitend. Durch ihre<br />
Anbr<strong>in</strong>gung an Schienen unterliegen sie denselben<br />
elektrischen Belastungen wie <strong>die</strong> Schienen selbst.<br />
Schienen s<strong>in</strong>d bei elektrischer Traktion Bestandteil<br />
des Betri<strong>eb</strong>sstromkreises und führen den Rückstrom<br />
von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen zum Unterwerk. Selbst bei Dieseltraktion<br />
<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> Schienen als Rückleitung der<br />
Zugsammelschiene. Im Fehlerfall, zum Beispiel bei<br />
Riss der Oberleitung oder bei Blitze<strong>in</strong>schlag, führen<br />
<strong>die</strong> Schienen nahe dem Ereignisort den vollen Fehlerstrom.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d alle elektrischen Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
<strong>in</strong> der Nähe der Bahnanlage über deren<br />
Hauptpotenzialausgleichsschiene und alle elektrisch<br />
leitenden Gegenstände im Oberleitungsbereich mit<br />
den Schienen verbunden.<br />
Für signal- und sicherungstechnische Zwecke werden<br />
Gleisstromkreise verwendet. E<strong>in</strong> auf den Schienen<br />
stehendes Bahnfahrzeug erzeugt über <strong>die</strong> Radsätze<br />
602 109 (2011) Heft 11
Alternative Energien<br />
e<strong>in</strong>e elektrische Überbrückung zwischen den beiden<br />
Schienen, <strong>die</strong> als Besetztmeldung erkannt wird. Entsprechend<br />
wird das Fehlen der Überbrückung als Freimeldung<br />
<strong>in</strong>terpretiert. Diese Art der Gleisfreimeldung<br />
ist auch bei Weichen noch relativ oft anzutreffen. Um<br />
<strong>die</strong> Gleisfreimeldung nicht zu bee<strong>in</strong>flussen, dürfen<br />
Wärmeübertrager e<strong>in</strong>schließlich ihrer Zuleitungen beide<br />
Schienen nicht elektrisch überbrücken.<br />
4.2 Wärmeübergang auf <strong>die</strong> Schiene<br />
Um e<strong>in</strong>e Weiche unter w<strong>in</strong>terlichen Bed<strong>in</strong>gungen betri<strong>eb</strong>sfähig<br />
zu halten, ist es erforderlich, <strong>die</strong> freie Bewegung<br />
der beweglichen Bauteile von Weichen sicherzustellen.<br />
Hierzu müssen Schnee und Eis, welche <strong>die</strong>se<br />
freie Bewegung h<strong>in</strong>dern, getaut werden. Pr<strong>in</strong>zipiell<br />
steht hierbei <strong>die</strong> Frage, ob es erforderlich ist, Weichenzungen<br />
als bewegliche Bauteile und Backenschienen<br />
als feststehende Bauteile der Weichen im Bereich der<br />
Weichenzungen selbst zu beheizen. Auf Grund der geg<strong>eb</strong>enen<br />
Weichenkonstruktionen steht für <strong>die</strong> Anbr<strong>in</strong>gung<br />
von Heize<strong>in</strong>richtungen oder Wärmeübertragern<br />
an Schienen wenig E<strong>in</strong>bauraum zur Verfügung.<br />
4.2.1 Konventionelle Heizstabanordnung<br />
Konventionelle elektrische Heizstäbe haben e<strong>in</strong>en<br />
runden oder flach-ovalen Querschnitt. E<strong>in</strong> Heizstab<br />
mit flach-ovalem Querschnitt hat relativ kle<strong>in</strong>e Abmessungen<br />
von 13 mm x 5,5 mm und lässt sich im<br />
zur Verfügung stehenden E<strong>in</strong>bauraum der Weiche<br />
zwischen Backenschiene und Weichenzunge gut <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Die vom Heizstab durch Strahlung und<br />
Leitung abgeg<strong>eb</strong>ene Wärme erwärmt <strong>die</strong> umliegenden<br />
Weichenbauteile. Bei abliegender Weichenzunge<br />
wird Schnee und Eis, welche im Zwischenraum zwischen<br />
Backenschiene und Weichenzunge <strong>die</strong> seitliche<br />
Bewegung der Weichenzunge beh<strong>in</strong>dern, abgetaut.<br />
Ist ke<strong>in</strong> Schnee oder Eis vorhanden, wird stattdessen<br />
<strong>die</strong> im Zwischenraum bef<strong>in</strong>dliche Luft durch konvektiven<br />
Wärmeübergang beheizt. Dieser Effekt kann als<br />
Energieverlust bezeichnet werden.<br />
E<strong>in</strong> direkter Wärmefluss vom Heizstab auf den Schienenfuß<br />
der Backenschiene erfolgt lediglich über <strong>die</strong><br />
nur 7,5 mm breite Auflagefläche des Heizstabs, wobei<br />
nur im Bereich der Klemmbügel e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>länglich guter<br />
Wärme leitender Kontakt besteht. E<strong>in</strong> direkter Wärmefluss<br />
von der Backenschiene auf den Gleitstuhl und<br />
<strong>die</strong> Weichenzunge erfolgt wegen der schlechten wärmetechnischen<br />
Kopplung der Weichenbauteile untere<strong>in</strong>ander<br />
nur <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gem Maß. Bei anliegender<br />
Weichenzunge bef<strong>in</strong>det sich <strong>die</strong>se relativ dicht über<br />
dem Heizstab und wird durch <strong>die</strong> Wärmestrahlung<br />
besser erwärmt als <strong>in</strong> abliegender Position. Wichtig für<br />
<strong>die</strong> freie, seitliche Bewegung der Weichenzunge ist <strong>die</strong><br />
Erwärmung der Kontaktstelle zwischen Weichenzunge<br />
und Gleitstuhl, um das Gefrieren von Feuchtigkeit<br />
zwischen Weichenzunge und Gleitstuhl zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Dies ist <strong>in</strong>sbesondere beim E<strong>in</strong>satz von Zungenrollsystemen<br />
von Bedeutung. <strong>Mit</strong> der <strong>in</strong> Bild 14 dargestellten<br />
Heizstabanordnung ist e<strong>in</strong> direkter Wärmefluss zur<br />
Kontaktstelle zwischen Weichenzunge und Gleitstuhl<br />
nicht und <strong>die</strong> Beheizung durch Wärmestrahlung nur<br />
<strong>in</strong>direkt möglich. Daher werden Zungen von Weichen<br />
mit betri<strong>eb</strong>lich hoher Bedeutung und den entsprechenden<br />
klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen optional mit<br />
e<strong>in</strong>em auf dem Schienenfuß der Weichenzunge ang<strong>eb</strong>rachten<br />
zusätzlichen Heizstab beheizt. Diese zusätzliche<br />
Heizstabbestückung verursacht e<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />
<strong>in</strong>stallierten Heizstableistung, bei Heizbetri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>en erhöhten<br />
Heizenergieverbrauch und <strong>in</strong>sgesamt höhere<br />
Energiekosten.<br />
4.2.2 Schienenprofile<br />
Für Weichen werden reguläre Vignolschienenprofile<br />
[16] und dazu passende Konstruktionsprofile für <strong>die</strong><br />
Herstellung von Weichenzungen, Herzstücken und<br />
Radlenkern [17] verwendet. Aus historischen Gründen<br />
existieren bei den europäischen Eisenbahn-Infrastrukturbetreibern<br />
unterschiedlichste Vignolschienenprofile,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>in</strong> [16] enthaltene Vielfalt begründen. Daraus<br />
abgeleitet ergibt sich e<strong>in</strong>e <strong>eb</strong>ensolche Vielfalt von Weichenkonstruktionen,<br />
<strong>die</strong> wiederum E<strong>in</strong>fluss auf den zur<br />
Verfügung stehenden E<strong>in</strong>bauraum der Weichenheizung<br />
haben. Bei der DB werden vorrangig <strong>die</strong> Schienenprofile<br />
gemäß Tabelle 5 verwendet. Die Größenunterschiede<br />
<strong>die</strong>ser Schienenprofile verdeutlicht Bild 15.<br />
4.2.3 E<strong>in</strong>bauraum und zu beheizende Bereiche<br />
an Weichen<br />
Weichen <strong>die</strong>nen vorrangig dem Zweck, <strong>die</strong> Fahrt e<strong>in</strong>es<br />
Zuges aus e<strong>in</strong>em Stammgleis <strong>in</strong> e<strong>in</strong> von ihm abzweigendes<br />
Gleis zu ermöglichen. Die grundlegenden,<br />
geometrischen und mechanischen Konstruktionen der<br />
Weichen s<strong>in</strong>d vor mehr als 150 Jahren entstanden und<br />
berücksichtigen ke<strong>in</strong>e freizuhaltenden E<strong>in</strong>bauräume<br />
für Weichenheizungen. Nac hträglich e<strong>in</strong>zubauende<br />
Bild 14:<br />
Konventionelle Heizstaba<br />
n ordnung an der<br />
Backenschiene.<br />
1 Backenschiene<br />
2 Klemmbügel<br />
3 elektrischer Heizstab<br />
4 Gleitstuhl<br />
5 Zungenschiene<br />
109 (2011) Heft 11<br />
603
Alternative Energien<br />
Bild 15:<br />
Vignolschienenprofile<br />
im G rößenvergleich.<br />
Heize<strong>in</strong>richtungen für Weichen müssen sich immer<br />
an <strong>die</strong> geg<strong>eb</strong>enen Weichenkonstruktionen anpassen,<br />
was im H<strong>in</strong>blick auf deren wärmetechnische Wirksamkeit<br />
oft nachteilig ist. Bei anliegender Weichenzunge<br />
beträgt der Abstand zwischen Backenschiene und<br />
Weichenzunge punktuell weniger als 5 mm. Kle<strong>in</strong>e<br />
Heizelemente, wie <strong>die</strong> konventionellen elektrischen<br />
Heizstäbe, erlauben es, <strong>die</strong>se beengten E<strong>in</strong>bauverhältnisse<br />
zu nutzen. Heizelemente mit größeren Abmessungen,<br />
wie Wärmeübertrager für flüssige und gasförmige<br />
Me<strong>die</strong>n, lassen sich zwischen Backenschiene und<br />
Weichenzunge nicht e<strong>in</strong>bauen.<br />
Sollen für <strong>die</strong> ökologische Beheizung von Weichen<br />
flüssige oder gasförmige Me<strong>die</strong>n mit niedriger Temperatur<br />
verwendet werden, wird für e<strong>in</strong>e gute Wärmeübertragung<br />
bei ger<strong>in</strong>gem Temperaturgefälle e<strong>in</strong>e<br />
möglichst große Schienenoberfläche benötigt. Wie<br />
<strong>in</strong> Bild 14 ersichtlich, steht dafür an der Backenschiene<br />
nur e<strong>in</strong> Teil des Schienenfußes, der Schienensteg<br />
und <strong>die</strong> Unterseite des Schienenkopfes an der Außenseite,<br />
also an der der Weichenzunge abgewandten<br />
Seite, zur Verfügung. Dieser Bereich der Schiene<br />
wird als Laschenkammer bezeichnet. In der Laschenkammer<br />
steht etwa<br />
e<strong>in</strong>e zehnfach größere<br />
Fläche für den<br />
direkten Wärmefluss<br />
zur Verfügung als für<br />
den direkten Wärmefluss<br />
bei der konventionellen<br />
Heizstabanordnung<br />
(Bild 14).<br />
Diese größere Fläche<br />
für den Wärmefluss<br />
kann durch e<strong>in</strong>en der<br />
Kontur der Laschenkammer<br />
angepassten<br />
Wärmeübertrager<br />
genutzt werden. Der mögliche E<strong>in</strong>bauraum an der<br />
Außenseite der Backenschiene wird im Längsverlauf<br />
durch Verschraubungen von Verschlussbauteilen und<br />
Zungenstützen mit der Backenschiene e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Wie schon bei der konventionellen Heizstabanordnung<br />
kann e<strong>in</strong> an der Außenseite der Backenschiene<br />
angeordneter Wärmeübertrager e<strong>in</strong>er Niedertemperatur-Weichenheizung<br />
<strong>die</strong> anliegende Weichenzunge nur<br />
ger<strong>in</strong>gfügig und <strong>die</strong> abliegende Weichenzunge nicht<br />
ausreichend beheizen. Für <strong>die</strong> separate Beheizung der<br />
Weichenzunge steht jedoch ke<strong>in</strong>e Laschenkammer<br />
analog zur Backenschiene zur Verfügung, weil der<br />
Schienenkopf der Weichenzunge zwecks Spurkranzführung<br />
nach oben h<strong>in</strong> spitz zulaufend bearbeitet ist.<br />
Wie Bild 14 zeigt, steht an der Weichenzunge für den<br />
direkten Wärmefluss nur <strong>die</strong> Fläche des Schienensteges<br />
und des im Vergleich zu Vignolschienenprofilen breiteren<br />
Schienenfußes auf der der Backenschienen abgewandten<br />
Seite zur Verfügung. Im Bereich des Zungenschienenprofils<br />
steht etwa e<strong>in</strong>e si<strong>eb</strong>enfach größere<br />
Fläche für den direkten Wärmefluss zur Verfügung als<br />
für den direkten Wärmefluss bei der konventionellen<br />
Heizstabanordnung (Bild 14). Der Wärmefluss kann<br />
durch spezielle, an <strong>die</strong> Kontur <strong>die</strong>ses Schienenbereichs<br />
angepasste Wärmeübertrager erreicht werden. Mechanisch<br />
anspruchsvoll ist <strong>die</strong> sichere Befestigung der<br />
Wärmeübertrager an der Weichenzunge. Der mögliche<br />
E<strong>in</strong>bauraum an der Weichenzunge wird im Längsverlauf<br />
durch Bohrungen im Schienenfuß e<strong>in</strong>geschränkt,<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Weichengestänge zum Umstellen der Weichenzungen<br />
e<strong>in</strong>gehängt werden.<br />
Der Wärmefluss vom Wärmeübertrager erwärmt<br />
<strong>die</strong> Backenschiene und <strong>die</strong> Weichenzunge, <strong>die</strong> ihrerseits<br />
durch Wärmeabgabe über ihre Oberfläche<br />
Schnee und Eis im Zwischenraum zwischen Backenschiene<br />
und Weichenzunge abtauen. Die Wärmeabgabe<br />
von den Schienen erfolgt auch dann, wenn<br />
ke<strong>in</strong> Schnee und Eis vorhanden ist bzw. <strong>die</strong>se bereits<br />
abgetaut s<strong>in</strong>d. In <strong>die</strong>sem Fall wird <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schienen<br />
umg<strong>eb</strong>ende Luft beheizt, was Energieverluste bedeutet.<br />
Die Höhe der Energieverluste wird durch das<br />
Temperaturgefälle bestimmt. E<strong>in</strong>e Niedertemperatur-<br />
Weichenheizung verursacht durch ihr niedriges Temperaturgefälle<br />
deutlich weniger Energieverluste gegenüber<br />
e<strong>in</strong>er konventionellen Weichenheizung mit<br />
elektrischen Widerstandsheizstäben.<br />
4.3 Schlussfolgerungen für <strong>die</strong><br />
Beheizung von Weichen<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass <strong>die</strong> Wärmeübergangsvorgänge<br />
bei der Schnee- und Eisfreihaltung<br />
und damit der sicheren Funktion der Weichen<br />
im W<strong>in</strong>ter sehr komplexer Art s<strong>in</strong>d. Ebenso verhält es<br />
sich mit den Ereignissen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Funktionsstörung<br />
verursachen können. Je nach Ereignis und Abtauvorrichtung<br />
tritt entweder Wärmeleitung, Wärmestrahlung<br />
oder Konvektion verstärkt auf. Dabei ist zu beachten,<br />
dass <strong>die</strong>se Vorgänge sicherer und schneller<br />
ablaufen, je höher <strong>die</strong> Temperatur und je größer <strong>die</strong><br />
Fläche der Abtauvorrichtung s<strong>in</strong>d. Um Energieverluste<br />
zu vermeiden, ist andererseits e<strong>in</strong> möglichst<br />
niedriges Temperaturniveau anzustr<strong>eb</strong>en. Ideal für<br />
<strong>die</strong> Verfügbarkeit der Weiche ist <strong>die</strong> punktgenaue<br />
Detektierung von Schnee und Eis im lichten Raum,<br />
um <strong>die</strong> Problematik des Eisabfalls von Bahnfahrzeugen<br />
zu beherrschen. E<strong>in</strong>e ideale Weichenheizung taut<br />
lediglich Schnee und Eis <strong>in</strong> dem lichten Raum ab, der<br />
für das Umstellen der Weichenzungen benötigt wird<br />
und verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong> Anfrieren der beweglichen Teile.<br />
In den vorangestellten Abschnitten wurde gezeigt,<br />
mit welchen <strong>Mit</strong>teln Wärme aus dem Erdreich gewonnen<br />
werden kann und wie im Vergleich <strong>die</strong> herkömmlichen<br />
elektrischen Heizstäbe <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d<br />
und funktionieren. Um <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Varianten e<strong>in</strong>er<br />
Beurteilung ihrer funktionellen Eignung unterziehen<br />
zu können, ist es notwendig, <strong>die</strong> Art und Weise des<br />
Abtauvorganges von Schnee und Eis zwischen Backenschiene<br />
und Weichenzunge mit e<strong>in</strong>igen Begriffen<br />
604 109 (2011) Heft 11
Alternative Energien<br />
der Wärmeübertragung zu beschreiben (Bild 16).<br />
Vom Heizkörper soll <strong>die</strong> Wärme durch Wärmeleitung<br />
an <strong>die</strong> Schiene fließen. In der Schiene wird sich <strong>die</strong><br />
Wärme verteilen, wobei jedoch e<strong>in</strong> großer Teil an<br />
den Schienensteg gelangt. Von dort wird <strong>die</strong> Wärme<br />
wiederum durch Wärmeleitung an den anliegenden<br />
Schnee übertragen, der aufgrund der höheren Schienentemperatur<br />
zu schmelzen beg<strong>in</strong>nt. Den bis hierher<br />
beschri<strong>eb</strong>enen Vorgang kann man vere<strong>in</strong>facht als<br />
Wärmedurchgang durch e<strong>in</strong>e <strong>eb</strong>ene mehrschichtige<br />
Wand bezeichnen, der nach folgender Gleichung<br />
Bild 16:<br />
Schematische Darstellung<br />
der Backenschienenbeheizung.<br />
·<br />
Q =<br />
t HK<br />
– t Schnee<br />
R k<br />
= k · A t HK<br />
– t Schnee<br />
abläuft. Dabei ist R k<br />
der Wärmedurchgangswiderstand,<br />
der <strong>in</strong> dem beschri<strong>eb</strong>enen Fall nur von den<br />
Wärmeleitkoeffizienten λ der e<strong>in</strong>zelnen Schichten<br />
und den Schichtstärken abhängt. Hier ist k der<br />
Wärme durchgangskoeffizient, der sich ergibt zu<br />
Bild 17:<br />
Abschmelzvorgang.<br />
k =<br />
N<br />
n=1<br />
109 (2011) Heft 11<br />
–<br />
∑ ,<br />
wenn nur <strong>die</strong> Wärmeleitung betrachtet wird. Dieser<br />
Vorgang ist schematisch im Bild 16 dargestellt.<br />
Wenn, wie hier nicht gezeigt, auch <strong>die</strong> Weichenzunge<br />
mit e<strong>in</strong>em Heizelement versehen wird, wie <strong>in</strong> Abschnitt<br />
4.2.3 beschri<strong>eb</strong>en, schmilzt der Schnee von<br />
zwei Seiten. Sobald an der Backenschiene Schnee geschmolzen<br />
ist, kommt e<strong>in</strong>e weitere Schicht, nämlich<br />
<strong>die</strong> Luftschicht h<strong>in</strong>zu, <strong>die</strong> zwischen Backenschienen<br />
und Schnee liegt. Damit verschlechtert sich der Wärmestrom<br />
an den restlichen Schnee erh<strong>eb</strong>lich. Als Vergleich<br />
sollen hier <strong>die</strong> Wärmeleitzahlen der beteiligten<br />
Schichten genannt werden:<br />
• λ Eisen<br />
= 52 W/mK<br />
• λ Eis<br />
= 2,2 W/mK<br />
• λ Luft<br />
= 0,024 W/mK<br />
Zum Vergleich hat der Wärmedämmstoff Styropor<br />
e<strong>in</strong>en Wärmeleitkoeffizienten von λ von<br />
0,029−0,045 W/mK. Diese Verhältnisse zeigt Bild 17.<br />
Wird auch <strong>die</strong> Weichenzunge beheizt, dann bildet<br />
sich <strong>die</strong>se Luftschicht auch zwischen der Weichenzunge<br />
und dem Schnee. Durch <strong>die</strong>se Luftschicht<br />
wird <strong>die</strong> Wärmeleitung stark beh<strong>in</strong>dert. Nun wird e<strong>in</strong><br />
Großteil des Wärmestromes durch Strahlung übertragen.<br />
Der Strahlungswärmestrom hängt von den<br />
Temperaturen der Materialien Schienenstahl und<br />
Schnee/Eis ab und den Flächen A 1<br />
und A 2<br />
, zwischen<br />
denen der Wärmestrom übertragen wird. Es soll hier<br />
nur pr<strong>in</strong>zipiell der Zusammenhang<br />
T 1<br />
4 4<br />
· T<br />
Q = C 1,2<br />
A 1<br />
– 2<br />
100 100<br />
genannt werden. Der Strahlungsaustauschkoeffizient<br />
C 1,2<br />
berücksichtigt <strong>die</strong> Strahlungseigenschaften des<br />
wärmeren und des kälteren Körpers und <strong>die</strong> Flächen<br />
A 1<br />
und A 2<br />
. Der Index 1 steht dabei für <strong>die</strong> Schiene<br />
beziehungsweise den Heizkörper und Index 2 für<br />
Schnee beziehungsweise Eis.<br />
Bild 18 zeigt <strong>die</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Rechnung<br />
für zwei gleich große parallele Flächen, welchen<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>die</strong> Temperatur des wärmeren Körpers auf <strong>die</strong><br />
Abschmelzleistung und <strong>die</strong> Abschmelzzeit hat. Hier<br />
ist wieder so gerechnet, dass der Wärmestrom nur<br />
von der Seite der Backenschiene kommt. Es zeigt<br />
aber deutlich, dass e<strong>in</strong>e höhere Temperatur, hier<br />
40 °C und mehr, e<strong>in</strong>en erh<strong>eb</strong>lichen E<strong>in</strong>fluss auf <strong>die</strong><br />
Abschmelzzeit hat, um Eis und Schnee zwischen Backenschiene<br />
und Weichenzunge abzutauen.<br />
Strahlungswärmestrom <strong>in</strong> W<br />
200<br />
30<br />
180<br />
160<br />
25<br />
140<br />
20<br />
120<br />
100<br />
15<br />
80<br />
60<br />
10<br />
40<br />
5<br />
20<br />
0<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Heiztemperatur T <strong>in</strong> °C<br />
Bild 18:<br />
S trahlungswärmestrom <strong>in</strong> W/m 2 und Abtauzeit <strong>in</strong> Stunden.<br />
Abtauzeit t <strong>in</strong> h<br />
605
Alternative Energien<br />
Bild 19:<br />
Heizelement unter<br />
Backenschie ne und<br />
Weichenzunge.<br />
den schon beschri<strong>eb</strong>enen Vorteil der E<strong>in</strong>speicherung<br />
von Wärme <strong>in</strong> das Erdreich, der beim Heat Pipe nicht<br />
geg<strong>eb</strong>en ist.<br />
E<strong>in</strong>e ideale Anordnung der Heizelemente zeigt<br />
Bild 20. Voraussetzung ist, dass <strong>die</strong> Heizelemente <strong>in</strong><br />
ihren geometrischen Abmessungen <strong>in</strong> den verbleibenden<br />
Freiraum ang<strong>eb</strong>racht werden können. Dabei<br />
ist nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> besonders guter Kontakt zur Wärmeleitung<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Schiene notwendig, da der abzutauende<br />
Schnee oder Eis direkt zwischen den Heizelementen<br />
liegt und der Abschmelzvorgang wie schon<br />
beschri<strong>eb</strong>en abläuft.<br />
Bild 20:<br />
Ideale Anordnung der<br />
Heizelem ente.<br />
Die e<strong>in</strong>fachen Betrachtungen zeigen aber auch, dass<br />
<strong>die</strong> Variante Heat Pipe ohne WP (Bild 12 <strong>in</strong> Teil 1)<br />
nicht genügend hohe Temperaturen liefert. E<strong>in</strong> Abtauen<br />
unter Verwendung e<strong>in</strong>er Heat Pipe ohne WP<br />
müsste großflächig unter Backenschiene und Weichenzunge<br />
angeordnet werden (Bild 19). Auf der<br />
großen mäßig warmen Fläche erfolgt der Wärmefluss<br />
durch Wärmeleitung an den zu schmelzenden<br />
Schnee, da der Schnee oder das Eis beim Schmelzen<br />
immer nachrutscht und daher auf der Wärme abg<strong>eb</strong>enden<br />
Fläche aufliegt. Die Strahlungswärme wird<br />
aber nicht ausreichen, um Schnee und Eis zwischen<br />
den Flächen zu schmelzen. Es sche<strong>in</strong>t praktisch nicht<br />
vorstellbar, dass im Bereich der Weichenschwellen,<br />
<strong>die</strong> den möglichen E<strong>in</strong>bauraum erh<strong>eb</strong>lich reduzieren,<br />
e<strong>in</strong>e derart große Wärmeübertragerfläche <strong>in</strong>stalliert<br />
werden kann.<br />
Bild 19 zeigt schematisch, wie e<strong>in</strong> großflächiges<br />
Niedertemperatur-Heizelement unter Backenschiene<br />
und Weichenzunge anzuordnen wäre. Über e<strong>in</strong>e<br />
großflächige Niedertemperaturheizung wird <strong>in</strong> [19]<br />
berichtet. Das dort beschri<strong>eb</strong>ene System besteht aus<br />
mit Sole gefüllten EWS, über <strong>die</strong> Wärme von e<strong>in</strong>em<br />
Bahnsteig im Sommer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Erdspeicher geleitet<br />
wird, aus dem sie im W<strong>in</strong>ter wieder zur Bahnsteigbeheizung<br />
zur Verfügung steht. Das EWS-System nutzt<br />
Literatur<br />
[15] DIN EN 50125-3 (VDE 0115 Teil 108-3): Bahnanwendungen<br />
– Umweltbed<strong>in</strong>gungen für Betri<strong>eb</strong>smittel –<br />
Teil 3: Umweltbed<strong>in</strong>gungen für Signal- und Telekommunikationse<strong>in</strong>richtungen.<br />
[16] DIN EN 13674-1: Bahnanwendungen – Oberbau –<br />
Schienen – Teil 1: Vignolschienen ab 46 kg/m.<br />
[17] DIN EN 13674-2: Bahnanwendungen – Oberbau –<br />
Schienen – Teil 2: Schienen für Weichen und Kreuzungen,<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Vignolschienen ab 46 kg/m<br />
verwendet werden.<br />
[18] Dörr, H.; Wilhelm, K.: Schnee- und Eisfreihaltung von<br />
Bahnsteigen durch saisonale Energiegew<strong>in</strong>nung und<br />
Speicherung mit dem W<strong>in</strong>nerWay-System. In: Geothermische<br />
Energie 50/2006, S. 38–40.<br />
[19] Autorenkollektiv: Handbuch für Heizungstechnik,<br />
Beuth Verlag 2002.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. Bernd Müller (66),<br />
Studium <strong>in</strong> der Fachrichtung<br />
Kraft- und Arbeitsmasch<strong>in</strong>en,<br />
Forschungsstudium an der Sektion<br />
Energieumwandlung der TU Dresden<br />
(TUD), 1974 Promotion an der<br />
TUD, ab 1974 wissenschaftlicher<br />
Assistent am Masch<strong>in</strong>enlabor der<br />
TUD, ab 1976 Energieversorgung<br />
Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), ab<br />
1977 Entwicklungs<strong>in</strong>genieur für<br />
Kältetechnik bei DKK Scharfenste<strong>in</strong>,<br />
ab 1991 Leiter für Entwicklung<br />
von Wärmepumpen und -anlagen<br />
bei HIT Wärmepumpentechnik, ab<br />
2002 wissenschaftlicher <strong>Mit</strong>arbeiter<br />
TUD, Institut für Energietechnik, ab<br />
2010 pensioniert.<br />
Adresse: Zum Alten Badeplatz 6,<br />
09405, Zschopau, Deutschland;<br />
E-Mail: ensys@mailbox.tu-dresden.de<br />
606 109 (2011) Heft 11
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E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />
Entwicklung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, Bahnstromversorgungs-<br />
und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />
<strong>die</strong>ser Zeit.<br />
Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />
war klar, dass <strong>die</strong> Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom<br />
ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografi -<br />
schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte. Die im<br />
Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke Lauban<br />
– Königs zelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
auf. Nachdem <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>tel zur Elektrisierung <strong>die</strong>ser Bahnstrecke<br />
genehmigt waren, begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung,<br />
<strong>die</strong> durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen<br />
wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />
fortgesetzt, das letztlich zum Erfolg der elektrischen<br />
Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen hat.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />
Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt <strong>die</strong>ser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt <strong>die</strong> rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. <strong>Mit</strong> <strong>die</strong>ser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />
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Fahrzeuge<br />
Cross Acceptance – Partnerschaftliches<br />
Vorgehen bei der Zulassung der<br />
Vectron-Lokomotive<br />
W<strong>in</strong>fried Mahr, Erlangen; Johannes Driller, Bonn; Jürg Lütscher, Bern<br />
Die serielle Zulassung e<strong>in</strong>es Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs nache<strong>in</strong>ander für mehrere Länder beansprucht viel Zeit<br />
und birgt das Risiko <strong>in</strong> sich, dass im fortgeschrittenen Zulassungsprozess notwendig werdende technische<br />
Änderungen für bereits erteilte Zulassungen erneute Nachprüfungen erfordern können. Die<br />
Zulassung des Vectron wird daher auf Basis gegenseitiger Anerkenntnis von Prüferg<strong>eb</strong>nissen parallel<br />
für mehrere Länder betri<strong>eb</strong>en.<br />
CROSS ACCEPTANCE – PARTNERSHIP APPROACH IN APPROVING VECTRON LOCOMOTIVES<br />
The one-by-one series approval of traction vehicles for several countries is time-consum<strong>in</strong>g and carries<br />
the risk that technical modifications which become necessary <strong>in</strong> the course of an approval procedure<br />
and affect approvals already granted require tests to be repeated that had already been made. For<br />
this reason, based on a mutual recognition of test results, Vectron locomotives are subjected to an<br />
approval procedure which is carried out simultaneously for several countries.<br />
INTEROPÉRABILITÉ – UNE PROCÉDURE DE PARTENARIAT POUR L’HOMOLOGATION DE LA<br />
LOCOMOTIVE VECTRON<br />
L’homologation en série d’un eng<strong>in</strong> moteur pour plusieurs pays à la suite demande beaucoup de<br />
temps et recèle le risque qu’à un stade avancé de la procédure d’homologation, des modifications<br />
techniques devenues nécessaires pour des homologations déjà octroyées exigent de nouveaux essais.<br />
C’est pourquoi l’homologation de la locomotive Vectron se fait parallèlement pour plusieurs pays, sur<br />
la base de la reconnaissance réciproque des résultats d’essais.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Bei heutigen neuen Schienenfahrzeugen und gerade<br />
bei Lokomotiven steht der grenzüberschreitende E<strong>in</strong>satz<br />
im Vordergrund. Neue Frachtkorridore entstehen.<br />
Die Ausrüstung mit dem europäischen Zugsicherungssystem<br />
ETCS schreitet voran, wenn auch langsamer als<br />
ursprünglich vorgesehen. Gerade deswegen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>telligente<br />
Lösungen gefragt, <strong>die</strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er länger<br />
währenden Übergangsphase der nationalen Zugsicherungssysteme<br />
h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen europäischen<br />
System wirtschaftlich betreibbar s<strong>in</strong>d. Dazu zählt nicht<br />
nur <strong>die</strong> modulare Struktur von <strong>in</strong>teroperabel e<strong>in</strong>zusetzenden<br />
Lokomotiven, sondern auch e<strong>in</strong>e effiziente,<br />
kostengünstige und zeitoptimierte Zulassung.<br />
2 Umfeld und bisheriges<br />
Vorgehen bei der Zulassung<br />
Die für den Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>es Schienenfahrzeugs notwendige<br />
Zulassung ist bei der zuständigen nationalen Behörde<br />
zu erwirken. Jedes Land bestimmt das dazu erforderliche<br />
Verfahren nach nationalen Gesetzen und<br />
Vorschriften, sodass sich <strong>die</strong> hoheitlichen Vorgaben<br />
sowie Ablauf und Umfang der Nachweisführung von<br />
Land zu Land stark unterscheiden können.<br />
Jahrzehntelange Erfahrungen prägten <strong>die</strong> spezifisch<br />
gewachsenen Vorschriftenstrukturen der Eisenbahnwelt.<br />
Insbesondere <strong>die</strong> nationale Ausprägung<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugtechnik wurde <strong>in</strong> der Epoche der<br />
Staatsbahnen entwickelt und festgeschri<strong>eb</strong>en. Dies<br />
ist nicht nachteilig zu bewerten, kam doch <strong>die</strong> Interoperabilität<br />
bereits lange vor der beispielsweise <strong>in</strong><br />
Deutschland ab 1994 laufenden Bahnreform durch<br />
den grenzüberschreitenden E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>heitlicher Güterwagen<br />
und Reisezugwagen zu Stande. Die Traktionsmittel<br />
allerd<strong>in</strong>gs wurden <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Epoche <strong>in</strong> den<br />
verschiedenen Ländern hauptsächlich auf regionale<br />
und nationale Bedürfnisse optimiert.<br />
<strong>Mit</strong> der Bahnreform wurde, politisch gewollt, <strong>in</strong><br />
Europa e<strong>in</strong> grundlegender Wechsel e<strong>in</strong>geläutet. Die<br />
<strong>in</strong>tegrierten nationalen Staatsbahnunternehmen wurden<br />
veranlasst, ihre Schienennetze für den freien Verkehr<br />
zu öffnen. Dazu sollten neue, <strong>in</strong> allen EU-Staaten<br />
geltende Verfahren und Vorschriften <strong>die</strong> bisherigen<br />
nationalen Regelungen der e<strong>in</strong>zelnen Länder ablösen.<br />
Es stellt sich allerd<strong>in</strong>gs <strong>die</strong> Frage, wie weit <strong>die</strong>se<br />
Veränderung <strong>in</strong>zwischen fortgeschritten ist. Seit über<br />
zehn Jahren ist <strong>in</strong> Europa der Umstellungsprozess von<br />
den monopolistischen Staatsbahnen zu e<strong>in</strong>em offenen<br />
Markt mit Wettbewerb im Gang. Die Technischen Spezifikationen<br />
der Interoperabilität (TSI) beschreiben <strong>die</strong><br />
relevanten technischen Eigenschaften der Teilsysteme.<br />
608 109 (2011) Heft 11
Fahrzeuge<br />
Wird jedoch heute zu der Marktöffnung im Bahnsektor<br />
Bilanz gezogen, ist e<strong>in</strong> recht ernüchterndes<br />
Erg<strong>eb</strong>nis festzustellen. Trotz großer Anstrengungen<br />
zur Gestaltung e<strong>in</strong>er neuen e<strong>in</strong>heitlichen Bahnwelt<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der täglichen Realität des Bahnverkehrs immer<br />
noch zahlreiche nationale Vorschriften zu respektieren<br />
und länderspezifische Abläufe zu befolgen. In<br />
Teilbereichen sche<strong>in</strong>t es, dass sich <strong>die</strong> Unterschiede<br />
seit der angestoßenen Umstrukturierung noch vertieft<br />
haben und <strong>die</strong> Fertigstellung e<strong>in</strong>es kompletten<br />
e<strong>in</strong>heitlichen Regelwerkes <strong>in</strong> weite Ferne gerückt ist.<br />
Weiter muss vermerkt werden, dass <strong>die</strong> Verkehre zwischen<br />
EU- und Nicht-EU-Staaten h<strong>in</strong>sichtlich Interoperabilität<br />
kaum geregelt s<strong>in</strong>d; <strong>die</strong> TSI-Welt endet an<br />
den EU-Grenzen.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Sachstand abzuleiten, dass <strong>die</strong> europäische<br />
Bahnreform gescheitert sei, wäre voreilig.<br />
Denn zehn Jahre s<strong>in</strong>d für <strong>die</strong> Eisenbahn angesichts<br />
ihres <strong>in</strong> Europa über 175-jährigen Betri<strong>eb</strong>s ke<strong>in</strong>e prägende<br />
Zeitspanne. Die Vere<strong>in</strong>heitlichung der unterschiedlichen<br />
nationalen Ausprägungen benötigt sehr<br />
viel Zeit. Bis sich TSI-konforme Infrastrukturen <strong>in</strong> den<br />
EU-Ländern flächendeckend etabliert haben, werden<br />
noch viele Jahrzehnte verstreichen. Allerd<strong>in</strong>gs wird<br />
<strong>die</strong> Wirtschaft e<strong>in</strong>em anpassungsbedürftigen System<br />
nicht beli<strong>eb</strong>ig lange Zeit zur Erneuerung und Harmonisierung<br />
lassen.<br />
Der Schlüssel zur rascheren Harmonisierung liegt<br />
<strong>in</strong> vertieftem Wissen über das System Eisenbahn<br />
<strong>in</strong> den verschiedenen Ländern. S<strong>in</strong>d tatsächlich<br />
alle aktuell angewendeten nationalen Vorschriften<br />
länderspezifisch so unterschiedlich? Oder kann es<br />
se<strong>in</strong>, dass gleichwertige technische Systeme lediglich<br />
unterschiedlich beschri<strong>eb</strong>en werden? Wären<br />
nach systematischen Analysen Nachweise gleicher<br />
Sicherheit möglich?<br />
Um <strong>die</strong>se Fragen schlüssig beantworten zu können,<br />
müssen vorerst für jedes betrachtete Land vollständige<br />
Systembeschreibungen vorliegen. Damit<br />
<strong>die</strong> Anforderungen der e<strong>in</strong>zelnen Länder direkt verglichen<br />
werden können, s<strong>in</strong>d sie nach e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Kriterien zu sortieren. Die e<strong>in</strong>heitliche Struktur ist für<br />
e<strong>in</strong>en Vergleich der nationalen Anforderungen zentrale<br />
Voraussetzung.<br />
Erkenntnisse über <strong>die</strong>se Zusammenhänge reiften<br />
vor Jahren <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe Task Force Interop<br />
heran. Vertreter der nationalen Aufsichtsbehörden<br />
und der jeweiligen Infrastrukturbetreiber des Korridors<br />
Rotterdam – Genua treffen sich seit fast zehn<br />
Jahren periodisch, um <strong>die</strong> aktuellen nationalen Zulassungsprozesse<br />
für Mehrsystem(MS)-Lokomotiven<br />
zu koord<strong>in</strong>ieren. Aus den Arbeitsdokumenten<br />
konkreter Zulassungsprozesse wurden im Laufe der<br />
Zeit Vergleichslisten geschaffen, welche <strong>die</strong> Anforderungen<br />
der verschiedenen beteiligten Länder<br />
e<strong>in</strong>ander gegenüberstellen. Damit wurde es möglich,<br />
<strong>die</strong> nationalen Anforderungen systematisch zu<br />
vergleichen. Folgender Grundsatz entstand: Was<br />
gleichwertig ist, lässt sich auch gegenseitig anerkennen,<br />
ohne dass <strong>die</strong> entsprechenden Prüfungen<br />
<strong>in</strong> weiteren Ländern jeweils wiederholt werden<br />
müssen. Damit war <strong>die</strong> Cross Acceptance, das Verfahren<br />
der gegenseitigen Anerkennug bei der Zulassung,<br />
als Grundidee g<strong>eb</strong>oren.<br />
3 Cross-Acceptance-Verfahren<br />
3.1 Methodisches Vorgehen<br />
In der Vergangenheit hat der Zulassungsprozess für<br />
Hersteller und Betreiber nicht selten schmerzliche<br />
Erfahrungen mit sich g<strong>eb</strong>racht, wenn bestellte Fahrzeuge<br />
nicht rechtzeitig, also zum vertraglich vere<strong>in</strong>barten<br />
Term<strong>in</strong>, zugelassen geliefert werden konnten<br />
und dadurch Verkehre verspätet oder mit Ersatzfahrzeugen<br />
aufgenommen werden mussten.<br />
Die Industrie entwickelt heute <strong>die</strong> Fahrzeuge zunehmend<br />
jeweils für e<strong>in</strong>e Plattform, von der aus <strong>die</strong><br />
Produkte an Kunden <strong>in</strong> möglichst vielen Ländern<br />
mit Marktpotenzial verkauft werden können. Damit<br />
stellt sich regelmäßig <strong>die</strong> Frage nach der optimalen<br />
Vorgehensweise zur Zulassung e<strong>in</strong>es Fahrzeugtyps<br />
<strong>in</strong> mehreren Ländern. Denn wenn <strong>die</strong> nationalen<br />
Zulassungen seriell, Land für Land, abgearbeitet<br />
werden, kann jeder nächste Zulassungsprozess zu<br />
technischen Anpassungen führen, welche zu Zulassungen,<br />
<strong>die</strong> mit bisherigem technischem Stand bereits<br />
erteilt s<strong>in</strong>d, erneute Nachprüfungen erfordern.<br />
Daraus erg<strong>eb</strong>en sich iterative Prüfvorgänge <strong>in</strong> den<br />
beteiligten Ländern mit für den Antragsteller zusätzlichem<br />
Zeit- und <strong>Mit</strong>telbedarf.<br />
Beim Vectron hat Siemens daher beschlossen,<br />
auch bei der Zulassung neue Wege zu gehen. Erstmalig<br />
wird angestr<strong>eb</strong>t, <strong>die</strong> Zulassung parallel <strong>in</strong><br />
mehreren Ländern zu erlangen. Dabei wird der Fahrzeuge<strong>in</strong>satz<br />
<strong>in</strong> so genannten Korridoren vorgesehen.<br />
Siemens nutzt dabei e<strong>in</strong>e im Auftrag der betreffenden<br />
Zulassungsbehörden erstellte Datenbank (IRL,<br />
International Requirements List) über <strong>die</strong> zu erfüllenden<br />
nationalen Anforderungen. Durch Vergleichen<br />
Bild 1:<br />
E<strong>in</strong>teilung der Anforderungen an <strong>die</strong> Zulassung.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
609
Fahrzeuge<br />
Bild 3:<br />
Zugsicherungsschränke<br />
des Vectron, bestückt<br />
für den Korridor<br />
und Bewerten konnten <strong>die</strong>se Anforderungen <strong>in</strong> drei<br />
Kategorien e<strong>in</strong>geteilt werden (Bild 1):<br />
A Die Erfüllung der Anforderungen wird gegenseitig<br />
anerkannt.<br />
B Anforderungen s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>deutig zuzuordnen<br />
und im E<strong>in</strong>zelfall zu prüfen.<br />
C Anforderungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Land national zu<br />
prüfen.<br />
Zusätzlich s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> nationalen Anforderungen mit<br />
den bereits erfüllten Anforderungen der TSI zu vergleichen,<br />
um Mehrfachprüfungen zu vermeiden.<br />
Um den Zulassungsprozess so effektiv wie möglich<br />
zu gestalten, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Zulassungsbehörden und<br />
Siemens übere<strong>in</strong>gekommen, <strong>die</strong> nachzuweisenden<br />
Bild 2:<br />
Vectron-Lokomotive bei Testfahrten im Prüfcenter Wegberg-Wildenrath.<br />
DACHINL.<br />
Prüfpunkte gemäß der IRL-Datenbankstruktur auf <strong>die</strong><br />
Länderbehörden zu verteilen. Somit liegt <strong>die</strong> Last im<br />
Zulassungsverfahren auf mehreren Schultern.<br />
Die Behörden erkennen entsprechend dem e<strong>in</strong>geführten<br />
Begriff Cross Acceptance untere<strong>in</strong>ander<br />
Teilprüfungen an, sofern <strong>die</strong>se <strong>in</strong> den beteiligten<br />
Ländern als gleichwertig klassiert werden können.<br />
Dies reduziert <strong>die</strong> Zahl der Teilprüfungen bei e<strong>in</strong>er<br />
Mehrländerzulassung deutlich und senkt <strong>die</strong> Aufwendungen<br />
und <strong>die</strong> Prüfzeit, ohne dass Abstriche am Sicherheitsniveau<br />
<strong>in</strong> Kauf genommen werden müssen.<br />
Hervorzuh<strong>eb</strong>en ist, dass Cross Acceptance dabei<br />
nicht als Ersatz oder Konkurrenz zu der E<strong>in</strong>führung<br />
der TSI gedacht ist, sondern vielmehr als unterstützender<br />
Prozess, welcher <strong>in</strong> konkreten Zulassungsprojekten<br />
bottom up den langfristigen top-down-Prozess<br />
der TSI-Vorgaben beschleunigen soll. Das Vorgehen<br />
stellt e<strong>in</strong>en bilateralen Anerkennungsvorgang zwischen<br />
den Behörden zweier beteiligter Länder dar.<br />
Jedes Land kann solche Vergleiche mit mehreren<br />
Ländern durchführen. Bei e<strong>in</strong>heitlicher A-Bewertung<br />
e<strong>in</strong>es Prüfthemas kann Cross Acceptance auch weiter<br />
übertragen werden.<br />
Cross Acceptance basiert auf Transparenz; <strong>die</strong><br />
angewendeten Kriterien müssen für alle beteiligten<br />
Länder nachvollziehbar se<strong>in</strong>. Bei der Arbeitsgruppe<br />
Task Force Interop wird <strong>die</strong>se Transparenz mit der IRL<br />
erreicht. Alle Beteiligten können jederzeit <strong>die</strong> Kriterien<br />
nachvollziehen, welche zur Beurteilung e<strong>in</strong>er<br />
Fahrzeugeigenschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Land verwendet<br />
werden.<br />
Für e<strong>in</strong>e gleichzeitige Zulassung e<strong>in</strong>es neuen Fahrzeugtyps<br />
<strong>in</strong> mehreren Ländern kann <strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />
der Zulassungsaktivitäten weiter optimiert werden,<br />
<strong>in</strong>dem <strong>die</strong> verschiedenen Fachbereiche zwischen den<br />
beteiligten Behörden zur Bearbeitung aufgeteilt werden.<br />
Damit lassen sich <strong>die</strong> Kommunikationswege verkürzen<br />
und gleichzeitig bessere Strukturen erreichen.<br />
3.2 Vorgehen bei der Zulassung des Vectron<br />
<strong>Mit</strong> dem Beschluss, für den Vectron (Bild 2) <strong>die</strong> Zulassung<br />
parallel <strong>in</strong> mehreren Ländern zu erwirken, hat<br />
Siemens erstmalig den Weg der seriellen Zulassung,<br />
also der aufe<strong>in</strong>ander folgenden Zulassungen <strong>in</strong> den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Ländern verlassen.<br />
Für <strong>die</strong> Zulassung der Vectron-Lokomotiven<br />
wird der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Deutschland, Österreich, der<br />
Schweiz, Italien und den Niederlanden, abgekürzt<br />
DACHINL, als Erstkorridor vorgesehen. Diese fünf<br />
Länder erbr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sgesamt knapp 50 % des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts<br />
(GDP) der 27 EU-Staaten sowie<br />
45 % des Passagierverkehrs und 40 % des Warenverkehrs.<br />
Es ist erforderlich, <strong>die</strong> Zulassungsanforderungen<br />
<strong>die</strong>ser fünf Länder zu erfüllen. Dazu hat <strong>die</strong> Vectron-MS-Lokomotive<br />
unter anderem alle notwendigen<br />
Zugsicherungen an Bord, e<strong>in</strong>schließlich der<br />
ETCS-Ausrüstung. Des Weiteren ist der Prototyp der<br />
610 109 (2011) Heft 11
Fahrzeuge<br />
MS-Lokomotive für weitere Zulassungen mit e<strong>in</strong>er<br />
Maximalausrüstung der wichtigsten Zugsicherungssysteme<br />
für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Mit</strong>teleuropa ausgerüstet.<br />
<strong>Mit</strong>tels fest zugeordneter E<strong>in</strong>bauplätze lassen sich daraus<br />
leicht korridor- und kundenbezogene Lokomotivvarianten<br />
ableiten.<br />
Da <strong>die</strong> MS-Lokomotive e<strong>in</strong>e Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von 200 km/h erreicht, ist <strong>die</strong> TSI für den<br />
<strong>in</strong>teroperablen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr zu<br />
erfüllen. Des Weiteren s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Anforderungen der<br />
TSI SRT, TSI PRM und TSI ZZS zu berücksichtigen.<br />
Auf Basis der durch e<strong>in</strong>en Notified Body ausgestellten<br />
EG-Zertifikats kann der Hersteller e<strong>in</strong>e EG-Konformitätserklärung<br />
ausstellen. Diese Dokumente<br />
s<strong>in</strong>d Voraussetzung zur Erlangung der nationalen<br />
Zulassungen.<br />
Durch <strong>die</strong> Entscheidung von Siemens, <strong>die</strong> Zulassung<br />
der neuen Vectron-Lokomotiven <strong>in</strong> den<br />
genannten fünf Ländern des wichtigen Nord-Süd-<br />
Güterkorridors zeitgleich zu betreiben, ergab sich<br />
auch <strong>die</strong> Möglichkeit, für e<strong>in</strong>zelne Prüfthemen <strong>die</strong><br />
Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe unter den beteiligten Aufsichtsbehörden<br />
aufzuteilen. Siemens verfügt je<br />
Prüfthema über vorher festgelegte und def<strong>in</strong>ierte<br />
Ansprechstellen zur Koord<strong>in</strong>ation der Zulassungsaktivitäten.<br />
Diese koord<strong>in</strong>ierte Vorgehensweise<br />
schafft aber auch Abhängigkeiten. Entsprechend<br />
e<strong>in</strong>er Kletterseilschaft im G<strong>eb</strong>irge s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> beteiligten<br />
Stellen aufe<strong>in</strong>ander angewiesen und der<br />
Langsamste <strong>in</strong> der Gruppe bestimmt Tempo und<br />
Ankunftszeit. Aber <strong>die</strong> Gruppe ist geme<strong>in</strong>sam auch<br />
stark. Auftretende Streitfälle können <strong>in</strong> den regelmäßigen<br />
Koord<strong>in</strong>ationssitzungen besprochen und<br />
zielführend bere<strong>in</strong>igt werden.<br />
Geme<strong>in</strong>sam geprüft wird e<strong>in</strong>e voll ausgerüstete<br />
Vectron-MS-Lokomotive mit den fünf Länderpaketen<br />
(Bild 3). Dass Bahnunternehmen Lokomotiven mit allen<br />
fünf Länderpaketen beschaffen werden, ist wegen<br />
des dann höheren Stückpreises eher unwahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Vielmehr werden <strong>die</strong> meisten Bestellungen auf<br />
Lokomotiven mit zwei oder drei Länderpaketen lauten.<br />
Durch Weglassen der nicht benötigten Länderpakete<br />
entsteht für den Besteller das gewünschte<br />
Produkt; <strong>die</strong> Zulassung basiert auf der bewilligten<br />
Maximalvariante und e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Deltabetrachtung<br />
der Unterschiede.<br />
über sicherheitsrelevante Funktionen, e<strong>in</strong>er transparenten<br />
Nachweisführung und schrittweise zu<br />
e<strong>in</strong>heitlichen Vorschriften. Bei zukünftigen anderen<br />
Projekten mit weiteren Ländern werden <strong>die</strong>se Erfahrungen<br />
mit Cross Acceptance weitergeg<strong>eb</strong>en. N<strong>eb</strong>en<br />
EU-Ländern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Harmonisierungsprozesse<br />
auch weitere Länder e<strong>in</strong>bezogen; <strong>die</strong>ser Prozess muss<br />
an der EU-Grenze nicht stoppen.<br />
Die Epoche <strong>in</strong>dividueller nationaler Eigenentwicklungen<br />
geht zu Ende, <strong>die</strong> neuen länderübergreifenden<br />
TSI-Vorgaben, <strong>in</strong>teroperable Systeme und<br />
<strong>die</strong> mit Cross Acceptance strukturierten nationalen<br />
Vorgaben bestimmen <strong>die</strong> sicherheitsrelevanten und<br />
<strong>in</strong>teroperablen Eigenschaften zukünftiger Bahnfahrzeuge.<br />
Die Systemanforderungen werden sich technisch<br />
immer mehr angleichen, was <strong>die</strong> Marktöffnung<br />
unterstützen wird.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. W<strong>in</strong>fried Mahr (50),<br />
Leiter Zulassung Lokomotiven bei<br />
Siemens Infrastructure & Cities,<br />
Rail Systems, Locomotives.<br />
Adresse: Siemens AG, Infrastructure<br />
& Cities Sector, Rail Systems Division<br />
Locomotives and Components,<br />
IC RL LOC S&P HC, Werner-von-<br />
Siemens-Str. 67, 91052 Erlangen,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-29442,<br />
Fax -24213;<br />
E-Mail: w<strong>in</strong>fried.mahr@siemens.com<br />
Dipl.-Ing. Johannes Driller (47),<br />
Leiter Referat 31, Inbetri<strong>eb</strong>nahmegenehmigung<br />
Schienenfahrzeuge<br />
beim Eisenbahn-Bundesamt.<br />
Adresse: Eisenbahn-Bundesamt,<br />
He<strong>in</strong>emannstr. 6, 53175 Bonn,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 228 9826-310, Fax: -397;<br />
E-Mail: DrillerJ@<strong>eb</strong>a.bund.de<br />
4 Schlussfolgerung<br />
Die gleichzeitigen Zulassungen e<strong>in</strong>er neuen Generation<br />
von MS-Lokomotiven <strong>in</strong> fünf Ländern stellt<br />
für alle Beteiligten e<strong>in</strong>e große Herausforderung dar.<br />
Beim Aufbau der Fahrzeugplattform s<strong>in</strong>d große Vorleistungen<br />
zu erbr<strong>in</strong>gen. Bei zukünftigen Folgevarianten<br />
wird sich <strong>die</strong>se Investition jedoch positiv auf <strong>die</strong><br />
Term<strong>in</strong>- und Kostensituation auswirken.<br />
Die enge Zusammenarbeit der beteiligten Zulassungsbehörden<br />
führt zu e<strong>in</strong>em vertieften Verständnis<br />
Dipl.-El.-Ing. ETH Jürg Lütscher<br />
(55), Abteilung Infrastrutur, Sektion<br />
Zulassungen und Regelwerke beim<br />
Bundesamt für Verkehr (BAV).<br />
Adresse: Bundesamt für Verkehr<br />
BAV, Mühlestr. 6, Ittigen, 3003 Bern,<br />
Schweiz;<br />
Fon:+41 31 3231345,<br />
Fax: +49 31 3225595;<br />
E-Mail: juerg.luetscher@bav.adm<strong>in</strong>.ch<br />
109 (2011) Heft 11<br />
611
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Herbst- und W<strong>in</strong>tervor bereitungen der DB<br />
Die DB hat 2011 zusätzlich >70 Mio. EUR<br />
<strong>in</strong> Herbst- und W<strong>in</strong>tervorsorge <strong>in</strong>vestiert<br />
und will <strong>die</strong>s auch <strong>in</strong> den kommenden<br />
vier Jahren tun. Damit sollen Fahrzeuge<br />
und Infrastruktur auch bei extremer<br />
Witterung nachhaltig verfügbarer werden.<br />
Zur besseren Kunden<strong>in</strong>formation<br />
bei allfälligen Störungen wurden >2 000<br />
dynamische Schriftanzeiger (DSA) auf<br />
Bahnhöfen <strong>in</strong>stalliert.<br />
Zum Herbst haben 461 S-Bahntri<strong>eb</strong>züge<br />
Baureihe (BR) 423 neue<br />
Besandungsanlagen und neue Software<br />
bekommen, um das Bremsverhalten<br />
auf durch Laub rutschigen Schienen<br />
zu verbessern. Ferner wurde e<strong>in</strong> neues<br />
Verfahren zur Schienenre<strong>in</strong>igung auf<br />
besonders rutschigen Streckenabschnitten<br />
entwickelt.<br />
Für rascheres Abtauen vereister Züge<br />
wurden <strong>in</strong> den Fernverkehrswerken München,<br />
Frankfurt (Ma<strong>in</strong>), Köln, Dortmund,<br />
Hamburg und Berl<strong>in</strong> Enteisungsanlagen<br />
<strong>in</strong>stalliert und <strong>in</strong> 13 Außenre<strong>in</strong>igungsanlagen<br />
Abtauanlagen nachgerüstet,<br />
darunter auch solchen des Nahverkehrs.<br />
Mobil s<strong>in</strong>d acht Abtauzelte aufgestellt<br />
und 200 neue Heizlüfter angeschafft.<br />
Trotzdem wird <strong>die</strong> Verfügbarkeit der<br />
Personenverkehrsflotten angespannt<br />
bleiben, und zwar durch <strong>die</strong> zehnfach<br />
häufigeren Ultraschalluntersuchungen<br />
als vom Hersteller vorgesehen, <strong>die</strong> bis zu<br />
18 der 235 ICE-Züge b<strong>in</strong>den, verspätete<br />
Lieferung der 16 neuen ICE 3-Züge von<br />
Siemens und fortdauernde Lieferverzögerungen<br />
von 178 Nahverkehrstri<strong>eb</strong>zügen<br />
Talent 2 von Bombar<strong>die</strong>r.<br />
In der Infrastruktur wurde <strong>die</strong> Zahl<br />
beheizter Weichen um rund 700 auf knapp<br />
48000 vermehrt, sodass alle Weichen auf<br />
Strecken mit fahrplanmäßigem Personenverkehr<br />
beheizt s<strong>in</strong>d. Die Antri<strong>eb</strong>e von rund<br />
1200 Weichen an besonders empf<strong>in</strong>dlichen<br />
Stellen haben zusätzliche Abdeckungen gegen<br />
Schneeverwehungen und von Fahrzeugen<br />
herabfallende Eisbrocken bekommen.<br />
Ferner hat <strong>die</strong> DB alle Verträge mit Firmen<br />
modifiziert, <strong>die</strong> Bahnsteige von Schnee<br />
räumen sollen; e<strong>in</strong> GPS-gestütztes System<br />
soll den Zustand von Bahnsteigen melden<br />
und <strong>die</strong> Disposition der Räumkräfte verbessern.<br />
Die DB-Bereitschaften für technische<br />
Störungen werden ab W<strong>in</strong>terbeg<strong>in</strong>n um<br />
600 Kräfte verstärkt, und rund 6 000 Kräfte<br />
sollen <strong>in</strong> zwei Schichten Weichen schneller<br />
als bisher von Schnee und Eis räumen.<br />
DB Unternehmensstruktur<br />
Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister, Vorsitzender aussetzung sei, <strong>die</strong> sich als wirtschaftlich<br />
und <strong>Mit</strong>glied des Aufsichtsrates der DB erfolgreich und effizient bewährt habe.<br />
und deren Vorstandsvorsitzender haben Sie ermögliche <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der<br />
Anfang Oktober <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />
Erklärung betont, wie vorteilhaft bis 2015 zusätzlich 1 Mrd. EUR für den<br />
Schienen <strong>in</strong>frastruktur, wobei der Bund<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong>tegrierte Struktur der DB ist, das Bedarfsplan zur Verfügung stelle. Sie<br />
heißt der unternehmerische Verbund biete e<strong>in</strong>en konzernweiten Arbeitsmarkt<br />
von Netz und Betri<strong>eb</strong>. Angesichts und sie stehe dem Wettbewerb nicht<br />
des prognostizierten Wachstums im entgegen, wie <strong>die</strong> stetig wachsenden<br />
Personen- wie im Güterverkehr und Marktanteile Dritter auf dem deutschen<br />
se<strong>in</strong>er zentralen Lage <strong>in</strong> Europa brauche Schienennetz bewiesen. Das europäische<br />
Eisenbahnrecht müsse deshalb<br />
Deutschland e<strong>in</strong>en effizienten und<br />
leistungsfähigen Schienenverkehr, wofür auch künftig Organisationsformen wie<br />
der Erhalt der <strong>in</strong>tegrierten Struktur Vor- <strong>in</strong> Deutschland zulassen.<br />
Bahnstrecke<br />
Berl<strong>in</strong> – Rostock<br />
Die EU hat im Mai 2011 aus ihrem<br />
Regionalentwicklungsfonds weitere<br />
21 Mio. EUR für Maßnahmen zur<br />
Verbesserung der Strecke Berl<strong>in</strong> –<br />
Rostock bewilligt, <strong>die</strong> Teil des TEN<br />
ist; von 2000 bis 2006 kamen hieraus<br />
schon 87 Mio. EUR dafür und weitere<br />
59 Mio. EUR sollen beantragt werden.<br />
Für <strong>in</strong>sgesamt derzeit 0,74 Mrd. EUR<br />
soll <strong>die</strong> Strecke bis 2015 auf 160 km/h<br />
Streckengeschw<strong>in</strong>digkeit und 25 t Radsatzlast<br />
ertüchtigt werden.<br />
Pünktlichkeitszahlen der DB<br />
Pünktlichkeit der DB- Reisezüge<br />
<strong>in</strong> % von Januar bis August 2011 für<br />
zwei Verspätungskriterien; größte<br />
Abweichungen + und – ger<strong>in</strong>gfügig<br />
gemittelt<br />
Fernverkehr<br />
< 5 m<strong>in</strong> 59 s<br />
< 15 m<strong>in</strong> 59 s<br />
Nahverkehr<br />
< 5 m<strong>in</strong> 59 s<br />
< 15 m<strong>in</strong> 59 s<br />
Personenverkehr<br />
< 5 m<strong>in</strong> 59 s<br />
< 15 m<strong>in</strong> 59 s<br />
80,4 ± 2,8<br />
92,5 ± 1,3<br />
93,5 ± 0,6<br />
98,7 ± 0,1<br />
93,2 ± 0,7<br />
98,6 ± 0,2<br />
Die DB veröffentlicht ab September<br />
2011 monatlich aktualisiert <strong>die</strong> Pünktlichkeitswerte<br />
ihrer Personenzüge. Man<br />
f<strong>in</strong>det <strong>die</strong>se beim Surfen durch <strong>die</strong> Konzernseiten,<br />
e<strong>in</strong>facher jedoch mit e<strong>in</strong>er<br />
Suchmasch<strong>in</strong>e per E<strong>in</strong>gabe „DB-Konzern<br />
– Pünktlichkeitswerte“. Basis s<strong>in</strong>d<br />
Abfahrts- und Ankunftsverspätungen der<br />
monatlich rund 0,78 Mio. Nahverkehrs-<br />
Zugfahrten und der über 0,02 Mio.<br />
Fernverkehrs-Zugfahrten. Zum Nahverkehr<br />
zählen auch alle S-<strong>Bahnen</strong>, dass<br />
heißt <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Ballungsräumen von<br />
Hannover über Rhe<strong>in</strong>-Ruhr, Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />
und Stuttgart bis München weitgehend<br />
und <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> sowie <strong>in</strong> Hamburg völlig<br />
autarken Systeme. Ab Januar 2012 sollen<br />
auch beim Nahverkehr alle Verkehrshalte<br />
e<strong>in</strong>fließen. Das genannte Zugzahlenverhältnis<br />
40 : 1 wird dann bei pauschal engenommenen<br />
mittleren Halteabständen<br />
50 km im Fern- und 2 km im Nahverkehr<br />
im Verhältnis 25 : 1 gewichtet. Interessant<br />
s<strong>in</strong>d noch <strong>die</strong> exakte Def<strong>in</strong>ition des<br />
üblichen 5-m<strong>in</strong>-Grenzwertes sowie der<br />
zusätzliche Bezug auf <strong>die</strong> im Flugverkehr<br />
übliche etwa dreimal so lange Verspätungsgrenzzeit.<br />
612 109 (2011) Heft 11
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Elektronisches Stellwerk München-Pas<strong>in</strong>g<br />
<strong>Mit</strong>te August 2011 ist das Elektronische<br />
Stellwerk (ESTW) München-Pas<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />
gegangen. Es ersetzt fünf alte Stellwerke und<br />
steuert über 780 km Kabel 415 Signale und<br />
230 Weichen von Gaut<strong>in</strong>g, Lochhausen und<br />
Obermenz<strong>in</strong>g bis Donnersberger Brücke.<br />
Der dazwischen liegende Knotenbahnhof<br />
München-Pas<strong>in</strong>g ist mit zusammen 1200<br />
Zugfahrten von Fern-, Regional-, S-Bahnund<br />
Güterverkehr an Werktagen e<strong>in</strong>er der<br />
größten Eisenbahnknotenpunkte <strong>in</strong> Bayern.<br />
Investiert wurden 130 Mio. EUR. Die Arbeiten<br />
begannen 2007, <strong>die</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
dauerte 78 h und >300 <strong>Mit</strong>arbeiter von Siemens<br />
und der DB waren dabei e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Flexity 2-Straßenbahnfahrzeuge für Blackpool<br />
Die englische Hafenstadt Blackpool<br />
hat <strong>die</strong> ersten der 16 bestellten Flexity<br />
2-Straßenbahnfahrzeuge von Bom-<br />
Ausgewählte technische Daten der<br />
Flexity 2- Straßenbahnfahrzeuge für<br />
Blackpool.<br />
Spurweite<br />
1 435 mm<br />
Länge<br />
32 230 mm<br />
Breite<br />
2 650 mm<br />
Höhe<br />
3 420 mm<br />
Masse (leer/besetzt mit 40,9 t/56,7 t<br />
4 Pers./m²)<br />
Fahrleitungsspannung<br />
Motorleistung<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
<strong>Mit</strong>tlere Beschleunigung<br />
( 2 /3 Besetzung)<br />
Verzögerung (Betri<strong>eb</strong>s-/<br />
Gefahrenbremsung)<br />
M<strong>in</strong>imaler horizontaler<br />
Kurvenradius (Strecke/<br />
Depot)<br />
DC 600 V<br />
4 x 120 kW<br />
70 km/h<br />
0,5 m/s²<br />
1,2 m/s²<br />
2,73 m/s²<br />
25 m/20 m<br />
Maximale Steigung 60 ‰<br />
Niederfluranteil 100 %<br />
Sitzplätze 74<br />
Stehplätze<br />
148 (4 Pers./m²)<br />
bar<strong>die</strong>r (BT) erhalten [1]. Damit beg<strong>in</strong>nt<br />
<strong>die</strong> fahrzeugseitige Modernisierung des<br />
ältesten britischen Straßenbahnsystems.<br />
Auf der 17,7 km langen Strecke zwischen<br />
Blackpool und Fleetwood können <strong>die</strong><br />
Fahrgäste, <strong>die</strong> zu 75 % Touristen s<strong>in</strong>d, nun<br />
zwischen den neuen 100 % Niederflurzügen<br />
oder den alten historischen Doppeldeckerstraßenbahnfahrzeugen<br />
wählen. Als<br />
Weiterentwicklung der Flexity-Fahrzeuge<br />
verfügen <strong>die</strong> Flexity 2-Straßenbahnfahrzeuge<br />
über e<strong>in</strong>en erhöhten Korrosionsschutz<br />
sowie e<strong>in</strong> verbessertes Fahrwerk<br />
auf der Basis des Drehgestells FLEXX Urban<br />
3000. Die Straßenbahnfahrzeuge<br />
bestehen aus fünf Modulen. Drei Module<br />
s<strong>in</strong>d Fahrwerkmodule, zwischen denen<br />
zwei Sänften e<strong>in</strong>gehangen s<strong>in</strong>d. Zwei<br />
Fahrwerksmodule s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Antri<strong>eb</strong><br />
ausgerüstet. Das Zweirichtungsfahrzeug<br />
verfügt über 74 Sitz- und 148 Steh plätze<br />
und ist mit e<strong>in</strong>er Klimaanlage ausgestattet.<br />
Der E<strong>in</strong>stieg geschieht über 2 Doppelschi<strong>eb</strong>etüren<br />
<strong>in</strong> den Sänften 2 und 4 und<br />
zwei E<strong>in</strong>fachschi<strong>eb</strong>etüren <strong>in</strong> den Kopfmodulen.<br />
Der neu entwickelte Führerstand<br />
verfügt unter anderem über zwei Touch-<br />
Screen-Be<strong>die</strong>nflächen.<br />
[1] N. N.: Neue Straßenbahnfahrzeuge<br />
für Blackpool. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107<br />
(2009), H. 8, S. 364.<br />
Flexity 2-Straßenbahnfahrzeug für Black pool Innenansicht<br />
(Foto: Bombar<strong>die</strong>r).<br />
Flexity 2-Straßenbahnfahrzeug für Blackpool Außenansicht<br />
(Foto: Bombar<strong>die</strong>r).<br />
Metro Delhi<br />
Bombar<strong>die</strong>r (BT) hat von der Delhi Metro<br />
Rail Corporation (DMRC) e<strong>in</strong>en Auftrag<br />
über <strong>die</strong> Lieferung von weiteren 76 MO-<br />
VIA U-Bahn-Wagen erhalten. Der Auftrag<br />
hat e<strong>in</strong>en Wert von etwa 84 Mio. EUR.<br />
Es ist e<strong>in</strong> Folgeauftrag e<strong>in</strong>er Bestellung<br />
von <strong>Mit</strong>te 2010 über 114 Fahrzeuge.<br />
Die Auslieferung wird im dritten Quartal<br />
2012 beg<strong>in</strong>nen und soll Anfang 2013 abgeschlossen<br />
se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>schließlich der neu<br />
beauftragten Züge wird <strong>die</strong> DMRC e<strong>in</strong>e<br />
Flotte von <strong>in</strong>sgesamt 614 MOVIA U-Bahn-<br />
Fahrzeugen betreiben, etwa 460 Fahrzeuge<br />
s<strong>in</strong>d bereits im E<strong>in</strong>satz. Die MOVIA-<br />
Fahrzeuge mit e<strong>in</strong>em Wagenkasten aus<br />
Edelstahl und FLEXX Metro 3000-Drehgestellen<br />
werden vollständig von BT <strong>in</strong><br />
Savli, Vadodara im Bundesstaat Gujarat <strong>in</strong><br />
In<strong>die</strong>n, gefertigt. Dieses Werk wurde neu<br />
errichtet und g<strong>in</strong>g 2008 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>.<br />
Movia U-Bahn-<br />
Wagen <strong>in</strong> Delhi<br />
(Foto: www.constructionweekonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>).<br />
109 (2011) Heft 11<br />
613
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
<strong>Elektrische</strong> Lokomotive stellt mit hoher<br />
Zugmasse Rekord <strong>in</strong> Russland auf<br />
DC-3-kV-Doppellokomotive<br />
2ES10 Granit<br />
(Foto: http://pfoto-rzd.com).<br />
Seit 2010 werden bei Ural Locomotives <strong>in</strong> Jekater<strong>in</strong>burg<br />
221 elektrische Lokomotiven vom Typ<br />
2ES10 Granit für e<strong>in</strong>e Fahrleitungsspannung<br />
DC 3 kV für <strong>die</strong> Russische Eisenbahn RŽD hergestellt.<br />
Das Werk ist e<strong>in</strong> Jo<strong>in</strong>t-Venture von Siemens<br />
(SIM) und der russischen S<strong>in</strong>ara Group. Der<br />
mechanische Teil ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung der<br />
Lokomotive 2ES6 von S<strong>in</strong>ara, der bei der neuen<br />
Lokomotive mit moderner Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik<br />
von SIM komb<strong>in</strong>iert wird. Die Lokomotive<br />
2ES10 ist e<strong>in</strong>e Doppellokomotive, <strong>die</strong> aus zwei<br />
gleichen Teilen besteht und für e<strong>in</strong>e Zugmasse<br />
von 6300 t ausgelegt ist. Im August 2011 wurde<br />
bei e<strong>in</strong>er Testfahrt mit drei Lokomotivteilen <strong>die</strong>ses<br />
Typs an der Zugspitze e<strong>in</strong> Zug mit e<strong>in</strong>er Masse<br />
von 9000 t von Jekater<strong>in</strong>burg nach Bales<strong>in</strong>o<br />
Ausgewählte technische Daten der 2ES10<br />
der RŽD.<br />
Spurweite<br />
1 520 mm<br />
Länge<br />
34 000 mm<br />
Radsatzfolge<br />
Bo’Bo‘+Bo’Bo‘<br />
Fahrleitungsspannung<br />
DC 3 kV<br />
Gesamtmotorleistung<br />
8,8 MW/8,4 MW<br />
(Stunde/dauernd)<br />
<strong>Elektrische</strong> Bremsleistung<br />
(Netzbremsung/Widerstand)<br />
Anfahrzugkraft<br />
Dauerzugkraft bei 56,2 km/h<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
Radsatzlast<br />
8,4 MW/5,6 MW<br />
784 kN<br />
538 kN<br />
120 km/h<br />
24,9 t<br />
über e<strong>in</strong>e Strecke von 500 km über das Uralg<strong>eb</strong>irge<br />
befördert. Dies stellt e<strong>in</strong>en Rekord für <strong>die</strong> Zugmasse<br />
auf dem Streckennetz Russlands dar. Die üblichen<br />
Zugmassen liegen bei etwa 5500 t.<br />
Vario-Straßenbahnfahrzeuge<br />
für Potsdam<br />
Anlässlich e<strong>in</strong>es Tages der offenen Tür der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Potsdam<br />
(ViP) wurde am 17.09.2011 das erste Vario-Straßenbahnfahrzeug mit der<br />
Betri<strong>eb</strong>snummer 421 von Stadler Pankow der Öffentlichkeit präsentiert<br />
und auf den Namen der polnischen Partnerstadt Opole getauft. ViP hat<br />
<strong>in</strong>sgesamt 14 Vario-Straßenbahnfahrzeuge mit e<strong>in</strong>er Option auf vier weitere<br />
bestellt. Damit sollen sukzessive <strong>die</strong> hochflurigen Tatrabahnen ersetzt<br />
werden. Die neuen E<strong>in</strong>richtungsfahrzeuge mit der bekannten getri<strong>eb</strong>elosen<br />
Antri<strong>eb</strong>stechnik mit Radnabenmotoren haben 2,30 m Wagenkastenbreite,<br />
s<strong>in</strong>d 100 % niederflurig, vollklimatisiert und haben 4 Doppelschi<strong>eb</strong>etüren.<br />
Die fünf Fahrzeugmodule stützen sich auf drei Fahrwerke ab, von denen<br />
zwei angetri<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d. Für Sitzplätze nicht nutzbare Bereiche wurden als<br />
Gepäckab lagen ausgeführt.<br />
Ausgewählte technische Daten der Vario-<br />
Straßenbahnfahrzeuge für Potsdam.<br />
Spurweite<br />
1 435 mm<br />
Länge<br />
29 620 mm<br />
Breite<br />
2 300 mm<br />
Höhe<br />
3 400 mm<br />
Masse leer<br />
39 t<br />
Raddurchmesser (neu/abgenutzt) 650/570 mm<br />
Fahrleitungsspannung<br />
DC 600 V<br />
Motorleistung<br />
8 x 45 kW<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
70 km/h<br />
M<strong>in</strong>imaler Kurvenradius<br />
18 m<br />
Niederfluranteil 100 %<br />
E<strong>in</strong>stiegshöhe<br />
300 mm<br />
Sitzplätze 57<br />
Stehplätze 118<br />
Sanierung Baureihe 485 der S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />
Die S-Bahn Berl<strong>in</strong> hat bis Oktober 2011<br />
im DB-Werk Wittenberge bei 80 zweiteiligen<br />
Viertelzügen Vz) Baureihe (BR)<br />
485 + 885, darunter 20 stillgelegten<br />
und reaktivierten, für 20 Mio. EUR <strong>die</strong><br />
Al-Wagenkästen komplett sanieren und<br />
<strong>die</strong> Innene<strong>in</strong>richtungen erneuern lassen.<br />
Die BR war von 1988 bis 1992, als<br />
<strong>die</strong> S-Bahn im Auftrag des Senats von<br />
Berl<strong>in</strong> durch <strong>die</strong> BVG betri<strong>eb</strong>en wurde,<br />
vom damaligen Lokomotivbau – Elektrotechnische<br />
Werke (LEW) <strong>in</strong> Hennigsdorf<br />
entwickelt und zum großen Teil noch<br />
als BR 270 geliefert worden. Die Sanierung<br />
war erforderlich, weil 2008 Risse<br />
<strong>in</strong> den Bodenblechen entdeckt wurden,<br />
vermutlich als Folge ungenügend<br />
ausgehärteter Schweißnähte. Nachdem<br />
bei der Bahn<strong>in</strong>dustrie ke<strong>in</strong> Sanierungsauftrag<br />
unterzubr<strong>in</strong>gen war, musste<br />
das bis dah<strong>in</strong> auf andere Fahrzeuge<br />
ausgerichtete DB-Werk zunächst bei<br />
e<strong>in</strong>er Totalzerlegung Dokumentationen<br />
erstellen, dann technische Lösungen<br />
und Fertigungsabläufe erarbeiten und<br />
e<strong>in</strong>e Montagestraße e<strong>in</strong>richten. Den<br />
vollständig entkernten und verziehfest<br />
e<strong>in</strong>gespannten Kästen werden <strong>die</strong><br />
4 mm starken Bodenbleche entfernt<br />
und neue 5 mm dicke e<strong>in</strong>geschweißt,<br />
wonach sie 72 h e<strong>in</strong>gespannt bleiben.<br />
Beim Redesign bekommen sie aufgearbeitete<br />
W<strong>in</strong>dfangwände, Seiten- und<br />
Deckenverkleidungen, neue Sitze und<br />
Innenfarben wie <strong>die</strong> beiden anderen<br />
BR der S-Bahn. Die Bearbeitung e<strong>in</strong>es<br />
Vz dauert etwa si<strong>eb</strong>en Wochen und soll<br />
zuverlässigen E<strong>in</strong>satz bis Ende 2017<br />
ermöglichen.<br />
614 109 (2011) Heft 11
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Instandhaltung der Desiro RUS-Tri<strong>eb</strong>wagenzüge<br />
Für <strong>die</strong> 54 Desiro RUS-Züge, <strong>die</strong> seit<br />
April 2011 <strong>in</strong> Krefeld hergestellt werden,<br />
hat Siemens von der Russischen Eisenbahn<br />
RŽD den Auftrag erhalten, ab 2013<br />
für <strong>die</strong> Dauer von 40 Jahren <strong>die</strong> Instandhaltung<br />
zu übernehmen. Die Depots <strong>in</strong><br />
Adler bei Sotschi und <strong>in</strong> Moskau sowie<br />
das Wartungspersonal stellen <strong>die</strong> RŽD,<br />
während Siemens unter anderem für das<br />
Management der Service-Arbeiten, <strong>die</strong><br />
Logistik sowie <strong>die</strong> Ersatzteilversorgung<br />
zuständig ist. In Spitzenzeiten werden<br />
<strong>in</strong> den beiden Depots <strong>in</strong>sgesamt bis zu<br />
80 <strong>Mit</strong>arbeiter an den Zügen tätig se<strong>in</strong>.<br />
Der Vertrag umfasst <strong>die</strong> planmäßige<br />
Instandhaltung der Desiro RUS-Züge.<br />
Dazu gehören Maßnahmen wie <strong>die</strong><br />
Überprüfung der Brems- und Fahrgast-<br />
komfortsysteme sowie alle Revisionen,<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichen Abständen nötig<br />
s<strong>in</strong>d. Die ersten E<strong>in</strong>heiten werden im<br />
Herbst 2013 <strong>in</strong> Sotschi den Fahrgastbetri<strong>eb</strong><br />
aufnehmen.<br />
[1] N. N.: Olympische W<strong>in</strong>terspiele 2014:<br />
Desiro-Züge für Sotschi. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 1-2, S. 93.<br />
Metro Algier<br />
Die erste Metrol<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der algerischen<br />
Hauptstadt Algier bef<strong>in</strong>det sich derzeit<br />
<strong>in</strong> der Testphase unter realen Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen,<br />
jedoch ohne <strong>die</strong> Beförderung<br />
von Fahrgästen. Es werden alle<br />
technischen Abläufe getestet und letzte<br />
Systeme<strong>in</strong>stellungen vorgenommen. Auf<br />
e<strong>in</strong>er Streckenlänge von 9,5 km sollen<br />
ab Ende 2011 10 Stationen im regulären<br />
Fahrgastbetri<strong>eb</strong> be<strong>die</strong>nt werden. Die<br />
Strecke verläuft von der Station Haï el<br />
Badr <strong>in</strong> nördlicher Richtung zur Haltestelle<br />
Grande Poste im Zentrum von Algier. Für<br />
<strong>die</strong> gesamte L<strong>in</strong>ie 1 rechnet <strong>die</strong> Betreibergesellschaft<br />
RATP El Djazaïr mit etwa<br />
300000 Fahrgästen pro Tag. E<strong>in</strong> Konsortium,<br />
bestehend aus Siemens, CAF und der<br />
französischen V<strong>in</strong>ci Construction Grands<br />
Projets, hatte im Januar 2006 den Auftrag<br />
für den Bau der Metro erhalten. Siemens<br />
liefert <strong>die</strong> Zugsicherungstechnik <strong>in</strong> Form<br />
des automatischen Zugbee<strong>in</strong>flussungssystems<br />
vom Typ Tra<strong>in</strong>guard MT CBTC,<br />
<strong>die</strong> Telekommunikation, <strong>die</strong> Anlagen der<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und -übertragung,<br />
<strong>die</strong> Gleisanlagen sowie das Fahrkartenbe-<br />
zahlsystem und errichtete <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale.<br />
Der spanische Fahrzeughersteller<br />
CAF liefert <strong>die</strong> 14 Metrozüge, <strong>die</strong> aus<br />
jeweils 6 Wagen bestehen. V<strong>in</strong>ci Construction<br />
errichtete Stationen, G<strong>eb</strong>äude und<br />
<strong>in</strong>stallierte <strong>die</strong> Lüftungsanlagen. Die Pläne<br />
Metro <strong>in</strong> Algier im Testbetri<strong>eb</strong> (Foto: Siemens).<br />
zum Bau der Metro <strong>in</strong> Algier datieren vom<br />
Anfang der 1980er Jahre. Die Realisierung<br />
des Metrosystems musste jedoch auf<br />
Grund f<strong>in</strong>anzieller Schwierigkeiten und<br />
<strong>in</strong>nenpolitischer Instabilität immer wieder<br />
verschoben werden.<br />
Schweizer Sorgen um Neat-Anschlüsse<br />
ETCS <strong>in</strong> der Schweiz<br />
Deutschland hat sich 1996 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Staatsvertrag mit der Schweiz verpflichtet,<br />
se<strong>in</strong>e Rhe<strong>in</strong>strecke als Neat-Zubr<strong>in</strong>ger<br />
zu ertüchtigen, und e<strong>in</strong> gleichartiges<br />
Abkommen hat Italien für se<strong>in</strong>e Seite geschlossen.<br />
In der Schweiz sieht man aber<br />
sorgenvoll bei beiden Partnern erh<strong>eb</strong>liche<br />
Verzögerungen, <strong>die</strong> kaum mehr bis zur<br />
Eröffnung des Gotthard-Basistunnels aufzuholen<br />
se<strong>in</strong> werden. Auf deutscher Seite<br />
stünden sechsstellige Zahlen an E<strong>in</strong>sprüchen<br />
gegen <strong>die</strong> Planungen an und für <strong>die</strong><br />
nächsten zehn Jahre seien von benötigten<br />
4 Mrd. EUR erst 400 Mio. EUR bewilligt;<br />
Kritiker argwöhnen hier e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungskonkurrenz<br />
des Projekts Stuttgart 21.<br />
Auch <strong>die</strong> Sparpakete der italienischen<br />
Regierung verstärken <strong>die</strong> Befürchtungen.<br />
Anders als <strong>die</strong> Schweiz haben beide<br />
Nachbarländer ke<strong>in</strong>en zweckg<strong>eb</strong>undenen<br />
Fonds zur F<strong>in</strong>anzierung der Bahn<strong>in</strong>frastruktur,<br />
vielmehr müssen <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>tel jedes<br />
Jahr aus dem ordentlichen Staatshaushalt<br />
kommen. Während es aber im Süden über<br />
Chiasso, Lu<strong>in</strong>o und Domodossola immerh<strong>in</strong><br />
drei Bahnkorridore gibt, muss im<br />
Norden der gesamte Güterverkehr durch<br />
das Rhe<strong>in</strong>tal laufen.<br />
In der Schweiz s<strong>in</strong>d bisher <strong>die</strong> Schnellfahrstrecke<br />
Mattstetten – Rothrist und der<br />
Lötschberg-Basis tunnel mit ETSC ausgerüstet<br />
und befahren, wozu bis 2016 der Gotthard-<br />
Basistunnel kommen wird. Damit s<strong>in</strong>d dort<br />
theoretisch 2 m<strong>in</strong> Zugfolge bei 200 km/h<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit möglich, E<strong>in</strong>- und Ausfädelungen<br />
unberücksichtigt. Bis 2017 will <strong>die</strong><br />
SBB 300 Mio. EUR <strong>in</strong>vestieren, um alle rund<br />
11000 Signalpunkte ihres Streckennetzes mit<br />
ETCS Level 1 auszurüsten. Industriepartner<br />
dabei werden Siemens und Thales se<strong>in</strong>. Ab<br />
2025 soll dann das ganze Netz schrittweise<br />
auf ETCS Level 2 umgestellt werden.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
615
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Neue Fahrgast<strong>in</strong>formationssysteme für <strong>die</strong> S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />
Die DB <strong>in</strong>vestiert bei der S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />
36 Mio. EUR <strong>in</strong> modernere Reisenden<strong>in</strong>formationssysteme.<br />
Bis <strong>Mit</strong>te 2013 sollen alle<br />
168 Stationen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Brandenburg<br />
Echtzeitangaben zum Zugbetri<strong>eb</strong> haben,<br />
davon 135 Stellen LCD-Anzeiger mit An-<br />
gaben über nächste Zugfahrten und Zwischenstationen<br />
sowie für freie Programmierung<br />
von Infotexten und 33 Stationen<br />
mit ger<strong>in</strong>geren Fahrgastzahlen andere<br />
digitale Anlagen zur m<strong>in</strong>utengenauen Verspätungsmeldung.<br />
Auf mehreren Strecken<br />
laufen schon neue Anlagen im Testbetri<strong>eb</strong>.<br />
Ferner wird e<strong>in</strong> neues Beschallungssystem<br />
n<strong>eb</strong>en dem automatischen Abspielen<br />
vorproduzierter Standardansagen auch<br />
zentrale Durchsagen an allen Stationen<br />
ermöglichen.<br />
Transportpolizei der SBB<br />
Angesichts steigender Gewaltbereitschaft<br />
<strong>in</strong> den Zügen gegen <strong>Mit</strong>reisende und<br />
Personale wurde der ehemalige Sicherheits<strong>die</strong>nst<br />
der SBB <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
schrittweise zu e<strong>in</strong>er vollwertigen, auf den<br />
öffentlichen Verkehr spezialisierte Polizei<br />
entwickelt. Der Bundesrat hat nun mit der<br />
Verordnung über <strong>die</strong> Sicherheitsorgane der<br />
Transportunternehmen im öffentlichen Verkehr<br />
vom 17. August 2011 entschieden, dass<br />
sie mit Schusswaffen ausgerüstet werden<br />
kann und so den anderen Polizeikräften<br />
vollkommen gleichgestellt wird; <strong>die</strong> SBB<br />
plant, <strong>die</strong>s ab ab Sommer 2012 umzusetzen.<br />
Die Angehörigen der SBB Transportpolizei<br />
s<strong>in</strong>d gleich ausg<strong>eb</strong>ildet wie <strong>die</strong> bei den<br />
Kantonspolizeien. Das Grenzwachtkorps, <strong>die</strong><br />
Militärische Sicherheit und <strong>die</strong> Kantonspolizei<br />
patrouillieren bereits heute bewaffnet<br />
<strong>in</strong> den Zügen der SBB; <strong>die</strong> Transportpolizei<br />
wird <strong>die</strong> Schusswaffe verdeckt tragen.<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer <strong>in</strong> Teilzeit bei SBB<br />
Als Pilotprojekt führt <strong>die</strong> SBB ab Oktober<br />
2011 erstmals e<strong>in</strong>en Lehrgang für Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer<strong>die</strong>nst<br />
<strong>in</strong> Teilzeit. Die Ausbildung<br />
an drei Tagen pro Woche dauert 18<br />
Monate statt 12 Monate für Vollzeitkräfte,<br />
Inhalt und Anforderungen s<strong>in</strong>d identisch.<br />
Die Absolventen sollen mit 60 bis 80 % der<br />
Regelarbeitszeit Regional- und S-Bahnzüge<br />
im Großraum Zürich fahren; für <strong>die</strong> An-<br />
stellung brauchen sie e<strong>in</strong> Sprachzertifikat<br />
<strong>in</strong> Französisch oder Italienisch. Die SBB<br />
reagiert mit dem Modell auf Bedarf für<br />
mehrere hundert Kräfte durch vermehrte<br />
Zugleistungen bei gleichzeitig starken<br />
Pensionierungen <strong>in</strong> den nächsten Jahren;<br />
schon heute erfordere Mangel viele<br />
Überstunden. Sie sieht sich durch große<br />
Nachfrage und durch <strong>die</strong> Frauenquote bestätigt:<br />
E<strong>in</strong> Aufruf hatte 120 Bewerbungen<br />
g<strong>eb</strong>racht, wovon zwölf Personen und zu<br />
e<strong>in</strong>em Drittel Frauen ausgewählt wurden.<br />
Für weitere Ang<strong>eb</strong>ote will man <strong>die</strong> Resultate<br />
der ersten Runde abwarten. Die Berufsvertretung<br />
der Stammlokomotivführer<br />
ist skeptisch und bemängelt Privilegien der<br />
Teilzeiter wie festgeschri<strong>eb</strong>ene Schichten<br />
und freie Tage.<br />
Öffentliche Investitionen <strong>in</strong> Eisenbahnen<br />
Investitionen Volksrepublik Ch<strong>in</strong>a <strong>in</strong> den Schienenverkehr,<br />
rot geplant im 12. Fünfjahresplan (Quelle: SCI Verkehr).<br />
Die öffentlichen F<strong>in</strong>anzbudgets für<br />
Eisenbahn<strong>in</strong>vestitionen haben sich weltweit<br />
von 82 Mrd. EUR im Jahr 2005 auf<br />
224 Mrd. EUR <strong>in</strong> 2010 fast verdreifacht.<br />
Überdurchschnittlich stark waren dabei<br />
<strong>die</strong> Anstiege <strong>in</strong> 2008 und 2009 durch<br />
Investitionssprünge <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a (Bild) und<br />
nationale Konjunkturprogramme. Von<br />
den weltweiten öffentlichen Eisenbahn<strong>in</strong>vestitionen<br />
<strong>in</strong> 2010 bedeuteten <strong>die</strong><br />
umgerechnet 90 Mrd. EUR <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a alle<strong>in</strong><br />
40 %. Die weitere Entwicklung der Branche<br />
hängt also <strong>in</strong> nicht ger<strong>in</strong>gem Maße<br />
von Ch<strong>in</strong>a ab. Hier zeigt der 12. Fünfjahresplan<br />
gegenüber dem vorigen e<strong>in</strong><br />
verändertes Bild. Die Gesamtsumme<br />
soll zwar mit nom<strong>in</strong>al 320 Mrd. EUR das<br />
1,5-fache der realisierten 209 Mrd. EUR<br />
se<strong>in</strong>, jedoch wesentlich gleichmäßiger<br />
umgesetzt werden.<br />
Anlagenerneuerung bei der U-Bahn München<br />
Bei der U-Bahn München erreichen 40 Jahre<br />
nach der Betri<strong>eb</strong>saufnahme am 19. Oktober<br />
1971 <strong>die</strong> technischen Ausrüstungen<br />
der Gleichrichterwerke ihre L<strong>eb</strong>ensgrenze.<br />
Die Stadtwerke München (SWM) haben<br />
deshalb Lieferungen und Leistungen <strong>in</strong> si<strong>eb</strong>en<br />
Losen ausgeschri<strong>eb</strong>en und vier davon<br />
Ende Juli 2011 für 5,5 Mio. EUR an Balfour<br />
Beatty Rail verg<strong>eb</strong>en. Der Auftrag umfasst<br />
<strong>die</strong> Lieferungen und Montagen für<br />
• je e<strong>in</strong> Gleichrichterwerk im Betri<strong>eb</strong>shof<br />
Nord und <strong>in</strong> der Betri<strong>eb</strong>sanlage Süd<br />
• Erweiterung der dortigen Fahrstromanlagen,<br />
• Kuppelstelle im Bahnhof Implerstraße,<br />
• Kuppelstelle im Bahnhof Neuperlach Süd.<br />
Im E<strong>in</strong>zelnen gehören dazu rund 30 km<br />
Kabel im Tunnel, Transformatoren<br />
und Gleichrichter sowie 121 Felder für<br />
Leistungs- oder Trennschalter, davon 79<br />
für Gleichrichter, für Streckenspeiser und<br />
Rückleiter sowie Melde-/Be<strong>die</strong>nfelder. Weil<br />
der U-Bahnbetri<strong>eb</strong> nicht unterbrochen<br />
werden darf, müssen bestimmte Arbeiten<br />
während der nächtlichen Betri<strong>eb</strong>sruhe<br />
ausgeführt werden, das heißt meistens bei<br />
nur zwei Stunden Arbeitszeit.<br />
616 109 (2011) Heft 11
Unternehmen Nachrichten<br />
Neue Unternehmensstruktur bei Siemens<br />
Zum 1. Oktober hat sich Siemens e<strong>in</strong>e<br />
neue Unternehmensstruktur geg<strong>eb</strong>en.<br />
Das operative Geschäft gliedert sich <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Sektoren Energy, Healthcare, Industry<br />
sowie den neu gegründeten Sektor<br />
Infrastructure & Cities, mit dem das Unternehmen<br />
am dynamischen Wachstum<br />
von Städten und Infrastrukturen teilhaben<br />
will. Infrastructure & Cities wiederum<br />
ist unterteilt <strong>in</strong> <strong>die</strong> sechs Divisionen Rail<br />
Systems (Schienenfahrzeuge), Mobility<br />
and Logistics (Verkehrs-, Transport- und<br />
Logistikmanagement), Low and Medium<br />
Voltage (Nieder- und <strong>Mit</strong>telspannung),<br />
Smart Grid (<strong>in</strong>telligente Stromnetze) und<br />
Build<strong>in</strong>g Technologies (G<strong>eb</strong>äudetechnik)<br />
sowie Osram. <strong>Mit</strong> <strong>die</strong>ser neuen Aufstellung<br />
will Siemens se<strong>in</strong> Geschäft noch<br />
enger an den Zielmärkten ausrichten.<br />
Die Aktivitäten der 2008 g<strong>eb</strong>ildeten<br />
früheren Division Mobility s<strong>in</strong>d nun <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Sektors Infrastructure & Cities<br />
neu aufgeteilt.<br />
Die Division Smart Grid soll den<br />
Paradigmenwechsel vom herkömmlichen<br />
unidirektionalen zu e<strong>in</strong>em bidirektionalen<br />
Energie- und Kommunikationsfluss widerspiegeln.<br />
Themen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>telligente Netze<br />
für das Erzeugen, Übertragen und Verteilen<br />
von Energie für Industrie, Infrastruktur<br />
und Städte <strong>eb</strong>enso wie <strong>die</strong> Elektrifizierung<br />
von Schienenwegen – das Thema Bahnelektrifizierung<br />
ist hier angesiedelt.<br />
Die Division Rail Systems mit den<br />
vier Geschäftsbereichen (Bus<strong>in</strong>ess<br />
Units) High Speed and Commuter Rail,<br />
Metro,Coaches and Light Rail, Locomotives<br />
and Components sowie Customer<br />
Service & Transportation Solutions<br />
umfasst das gesamte Schienenfahrzeuggeschäft<br />
von Siemens – von Eisenbahnen<br />
über Metros und Lokomotiven bis h<strong>in</strong><br />
zu Straßen- und Stadtbahnen sowie <strong>die</strong><br />
dazugehörigen Service-Leistungen.<br />
Die Division Mobility and Logistics mit<br />
den drei Geschäftsbereichen Rail Automation,<br />
Infrastructure Logistics sowie Complete<br />
Transportation and E-Vehicles Infrastructure<br />
betreut Kunden, deren Geschäftsmodell auf<br />
der Optimierung von Personen- und Güterverkehr<br />
liegt. Dazu gehört das gesamte<br />
<strong>in</strong>termodale Verkehrs-, Transport- und<br />
Logistik- Management <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Bahnautomatisierung, Infrastrukturlogistik,<br />
<strong>in</strong>telligente Verkehrs- und Transportsysteme<br />
sowie alle Aktivitäten im Zusammenhang<br />
mit der Elektromobilitäts-Infrastruktur.<br />
Energie und Umwelt Nachrichten<br />
W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> der Schweiz<br />
In der Schweiz läuft offenbar e<strong>in</strong> Wettbewerb<br />
um <strong>die</strong> höchste W<strong>in</strong>denergieanlage<br />
Europas: Dem höchsten Park <strong>in</strong> 2330 m<br />
Höhe zwischen Göschenen und Andermatt<br />
[1] folgte nach wenigen Monaten<br />
jetzt <strong>die</strong> höchste Anlage mit vorerst e<strong>in</strong>em<br />
W<strong>in</strong>drad. Sie steht auf 2465 m Höhe kurz<br />
südlich der Passhöhe des Nufenen auf<br />
Walliser Seite n<strong>eb</strong>en dem Stausee Gries.<br />
Nach mehrmonatiger Test- und E<strong>in</strong>stellphase<br />
wurde Ende September 2011<br />
Richtfest begangen. Zur Anfahrt der 35 m<br />
langen Rotorblätter von Airolo auf <strong>die</strong><br />
Passhöhe musste e<strong>in</strong> speziell gegliederter<br />
Tieflader g<strong>eb</strong>aut werden. Der Standort<br />
erlaubt vorhandene elektrische Leitungen<br />
zu nutzen. Die bisweilen extremen Wetterverhältnisse<br />
im W<strong>in</strong>ter erforderten e<strong>in</strong><br />
Heizsystem, das <strong>die</strong> Rotorblätter schneeund<br />
eisfrei hält. Vorstu<strong>die</strong>n hätten gezeigt,<br />
dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Fauna und Flora ger<strong>in</strong>g<br />
gehalten würden, <strong>die</strong> Bewohner des<br />
Obergoms und <strong>die</strong> kantonalen Behörden<br />
hätten das Projrkt unterstützt und <strong>die</strong> Umweltverbände<br />
seien „konsultiert“ worden.<br />
Die Investition beträgt 5,5 Mio. CHF, <strong>die</strong><br />
Geme<strong>in</strong>de Obergoms ist beteiligt und<br />
wird wirtschaftlich profitieren. Die Anlage<br />
soll Anfang 2012 dauerhaft ans Netz<br />
gehen und 3 GWh/a liefern.<br />
[1] N. N.: Hochster W<strong>in</strong>dpark <strong>in</strong> Europa.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 12,<br />
S. 582.<br />
Erstes W<strong>in</strong>denergierad n<strong>eb</strong>en Staumauer<br />
und -see Gries bei Ulrichen (Wallis, CH)<br />
(Foto: GriesW<strong>in</strong>d).<br />
HGÜ für W<strong>in</strong>denergie<br />
Der deutsch-niederländische Netzbetreiber<br />
TenneT hat bei ABB e<strong>in</strong>e HGÜ<br />
zum Anschluss von Offshore-W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />
<strong>in</strong> der Nordsee bestellt,<br />
<strong>die</strong> mit > 900 MW Nennleistung <strong>die</strong><br />
weltweit bisher größte <strong>die</strong>ser Art se<strong>in</strong><br />
und mit Verlusten < 1 % je Kopfstation<br />
arbeiten soll. Als Auftragswert wird<br />
≈1 Mrd. USD genannt. Angeschlossen<br />
werden der 33 km nördlich von<br />
Norderney stehende Park Gode W<strong>in</strong>d II<br />
mit 80 W<strong>in</strong>dräder à 5 MW und andere<br />
umliegende Parks. Von der Offshore-<br />
Station wird mit e<strong>in</strong>em 135 km langen<br />
See- und Landkabel zur Gegenstation<br />
bei der niedersächsischen Geme<strong>in</strong>de<br />
Dörpen 10 km südlich von Papenburg<br />
im Emsland übertragen.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
617
Nachrichten Produkte und Lösungen<br />
W<strong>eb</strong>-Zugang und Datenaustausch <strong>in</strong> Echtzeit<br />
Erstmals <strong>in</strong> Deutschland bietet <strong>die</strong> Verkehrsgesellschaft<br />
Kreis Unna kostenloses<br />
Public WLAN auf deutschen L<strong>in</strong>ienbussen<br />
an. Über <strong>in</strong> den Bussen <strong>in</strong>tegrierte<br />
NB2500 Wireless Router können <strong>die</strong><br />
Fahrgäste nach kurzer Registrierung<br />
mit ihren Smartphones oder iPods nach<br />
Beli<strong>eb</strong>en surfen. Dan<strong>eb</strong>en ermöglicht der<br />
Router <strong>die</strong> Übertragung aller relevanten<br />
Informationen für den Status der Fahr-<br />
Die mobile WLAN/UMTS Router NetBox<br />
NB2500 (Foto: Netmodule).<br />
zeuge im Sekundentakt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zentrale.<br />
Das garantiert dem Verkehrsbetri<strong>eb</strong> den<br />
jederzeit vollständigen Überblick über <strong>die</strong><br />
Fahrzeugflotte. <strong>Mit</strong> E1-Zertifizierung ist<br />
der mobile WLAN/UMTS Router NetBox<br />
NB2500 speziell für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> mobilen<br />
Netzwerken <strong>in</strong> Bussen und anderen<br />
Straßenfahrzeugen wie Taxis, Feuerwehroder<br />
Polizeifahrzeuge konzipiert.<br />
In Zügen und Straßenbahnen ermöglicht<br />
der Railway Router NB2600R<br />
Internet-Zugang und Intranet-Anb<strong>in</strong>dung<br />
über das öffentliche Mobilfunknetz. Dazu<br />
erfüllt er <strong>die</strong> höchsten Sicherheitsanforderungen<br />
der Bahnnorm EN50155 T3<br />
(-25 °C bis +70 °C) und CEN/TS 45545<br />
sowie Schock- und Vibrationsfestigkeit<br />
gemäß MIL STD 810F. Funktional bietet<br />
das Gerät e<strong>in</strong>en 5-Port-Ethernet-Switch,<br />
e<strong>in</strong>e USB-Schnittstelle, zwei Digital I/O-<br />
Schnittstellen und <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Bahntechnik<br />
spezifischen M12-Anschlüsse. Typische<br />
E<strong>in</strong>satzbereiche s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Übermittlung von<br />
Fahrgast<strong>in</strong>formationen und Daten für den<br />
elektronischen Zahlungsverkehr beim On-<br />
Board Ticket<strong>in</strong>g, Condition Monitor<strong>in</strong>g,<br />
Datalogg<strong>in</strong>g von Betri<strong>eb</strong>sdaten sowie als<br />
WLAN Access Po<strong>in</strong>t.<br />
E<strong>in</strong> umfangreiches Sicherheitspaket<br />
rundet <strong>die</strong> Grundausstattung aller NetBox<br />
Wireless Router ab: Ihre Dual SIM Fähigkeit<br />
steht für beste Verfügbarkeit mobiler<br />
Netzwerkverb<strong>in</strong>dungen. Die NetBox-<br />
Software stellt sicher, dass <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
permanent aufrechterhalten wird und<br />
ke<strong>in</strong>e Daten verloren gehen. N<strong>eb</strong>en Anschlussüberwachung<br />
und automatischer<br />
Wiederverb<strong>in</strong>dung bei Ausfall umfasst<br />
sie Fallback-Management, e<strong>in</strong>e flexible<br />
Firewall, Port-Weiterleitung, e<strong>in</strong>en VPN-<br />
Server und Client sowie ausfallsicheres<br />
Software-Update over-the-air.<br />
Info: www.netmodule.com<br />
Be<strong>die</strong>nelemente für Cockpits von Schienenfahrzeugen<br />
Zur Erstausstattung und für Modernisierungen<br />
von Schienenfahrzeugen bietet<br />
Be<strong>die</strong>nelemente der Baureihe 04 gemäß UIC 612-Richtl<strong>in</strong>ien<br />
(Foto: Stadtwerke Bonn, Mart<strong>in</strong> Magunia).<br />
Hersteller EAO <strong>in</strong> Essen se<strong>in</strong>e gemäß<br />
UIC 612-Richtl<strong>in</strong>ien gestaltete Baureihe 04<br />
an. Sie soll <strong>in</strong> hohem Maße mit vorhandenen<br />
Be<strong>die</strong>nelementen kompatibel se<strong>in</strong><br />
und durch verbessertes Design für e<strong>in</strong>en<br />
optimalen Betri<strong>eb</strong> am Fahrerarbeitsplatz<br />
sorgen. Das Sortiment umfasst quadratische<br />
und runde Leuchtmelder, Leuchtdrucktasten,<br />
Wahl- und Schlüsselschalter<br />
<strong>in</strong> der nahezu frontbündigen Bauform,<br />
<strong>die</strong> dem Fahrer e<strong>in</strong>e sichere und ergonomische<br />
Be<strong>die</strong>nung garantieren sollen.<br />
Die Schaltelemente mit der schraublosen<br />
Push-In-Anschlusstechnologie von<br />
Phoenix Contact stehen für e<strong>in</strong>e Verkürzung<br />
der Montagezeit um bis zu 70 %<br />
gegenüber herkömmlicher Anschlusstechnik.<br />
Lieferbar s<strong>in</strong>d auch spezielle Kippschalter<br />
mit bis zu fünf Schaltstellungen<br />
<strong>in</strong> beli<strong>eb</strong>iger Komb<strong>in</strong>ation von Rast- und<br />
Impulsfunktion, <strong>die</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Bauform<br />
unterscheiden und dadurch <strong>die</strong> e<strong>in</strong>deutige<br />
Zuordnung der Funktion schon durch<br />
Ertasten erleichtern.<br />
Info: www.eao.de<br />
618 109 (2011) Heft 11
Me<strong>die</strong>n Nachrichten<br />
Bücher<br />
Berl<strong>in</strong>er S-Bahn-Museum (Hrsg.):<br />
Bahnhof Zoo – Vorposten der<br />
DDR <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>: GVE, 2011; 93 S., 245 Abb., dav.<br />
137 farb.; 3,5 cm x 21,5 cm, karton.;<br />
16,80 EUR; ISBN 978-3-89218-101-9.<br />
Am Bahnhof Zoologischer Garten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Sonstige Me<strong>die</strong>n<br />
fokussierten sich 45 Jahre lang <strong>die</strong> Besonderheiten<br />
der politischen, rechtlichen und<br />
damit auch der verkehrsmäßigen und<br />
bahnbetri<strong>eb</strong>lichen Situation im geteilten<br />
Deutschland und <strong>eb</strong>enso geteilten<br />
Berl<strong>in</strong> sowie deren Veränderungen zum<br />
Schlechten und vorübergehend wieder<br />
zum Guten. Bis an <strong>die</strong> 1980er Jahre wurde<br />
hier mehr oder weniger ständig gezankt,<br />
wer was zu bestimmen hatte, nicht durfte,<br />
es versuchte und so weiter; zweimal wurde<br />
nachdrücklich gestreikt. Dass <strong>in</strong> all <strong>die</strong>ser<br />
Zeit auf 240 Arbeitsplätzen ordnungsgemäßer<br />
Eisenbahn<strong>die</strong>nst gemacht wurde<br />
und besonders <strong>die</strong> Fernverb<strong>in</strong>dungen<br />
zwischen West-Berl<strong>in</strong> und Bundesrepublik<br />
sowie weit darüber h<strong>in</strong>aus unspektakulär<br />
abgewickelt wurden, wird dabei gerne<br />
vergessen. Der Inhalt des Buches, das auf<br />
e<strong>in</strong>er im September und Oktober 2011<br />
stattgefundenen Ausstellung im Amerikahaus<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> beruht, ist wesentlich<br />
weiter gespannt als der Titel vermuten<br />
lässt. Natürlich beg<strong>in</strong>nt es mit dem ersten,<br />
1882 eröffneten Bau, beschreibt bauliche<br />
Veränderungen <strong>eb</strong>enso wie <strong>die</strong> oft bewusst<br />
hochgespielten sozialen Zustände <strong>in</strong>nen<br />
und außen und beklagt am Schluss <strong>die</strong><br />
Degra<strong>die</strong>rung zum Regionalbahnhof im<br />
Jahre 2006. Vielfach ist das Titelobjekt aber<br />
Anknüpfungs- oder Ausgangspunkt für viel<br />
weiter reichende Schilderungen beispielsweise<br />
zum Transitverkehr. Das Verhältnis<br />
der Bilderzahl, darunter viele Repr<strong>in</strong>ts, zur<br />
Seitenzahl zeigt schon, wie knapp und<br />
präzise <strong>die</strong> Texte s<strong>in</strong>d; beides zusammen<br />
br<strong>in</strong>gt im Zeitraffer Augenblicke aus e<strong>in</strong>em<br />
halben Jahrhundert deutscher Geschichte<br />
nahe oder <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung.<br />
Be<br />
Stu<strong>die</strong> über Bahn<strong>in</strong>vestitionen<br />
Investitionen <strong>in</strong> Bahnprojekte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Kernbereich der weltweiten Nachfrage<br />
nach Industrieprodukten. <strong>Mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />
MultiClient-Stu<strong>die</strong> SCI Verkehr auf e<strong>in</strong>er<br />
erfolgreichen Stu<strong>die</strong> aus 2009 auf und<br />
analysiert, systematisiert und vali<strong>die</strong>rt <strong>die</strong><br />
aktuellen Budgets der öffentlichen und<br />
privaten Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen.<br />
Im Anhang steht e<strong>in</strong>e tabellarische<br />
Aufstellung aller Bahn-Förderprojekte<br />
von Weltbank, Asian Development Bank,<br />
Ch<strong>in</strong>a Development Bank, African<br />
Development Bank, EIB und EBRD.<br />
Die Infrastruktur- und Fahrzeug<strong>in</strong>dustrie<br />
erhält damit für den Schienenpersonenund<br />
-güterverkehr fun<strong>die</strong>rte Aussagen zu<br />
möglichen künftigen Beschaffungen.<br />
Info: SCI Verkehr GmbH,<br />
E-Mail: v.ruehmann@sci.de<br />
Bl<strong>in</strong>dleistung Nachrichten<br />
Das kle<strong>in</strong>e h als<br />
Unterschied<br />
„Der Energi<strong>eb</strong>edarf wurde .. im Jahre 1950<br />
wieder weitgehend aus Wasserkraft gedeckt,<br />
nämlich zu<br />
• 62 % aus Wasser<br />
• 32 % aus Umformern und zu<br />
• 6 % aus Wärmekraftwerken [4].“<br />
(aus e<strong>in</strong>em Beitrag <strong>in</strong> <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 46 (1975) zu e<strong>in</strong>er neuen Anlage<br />
<strong>in</strong> der DB-Bahn energie versorgung).<br />
„... <strong>in</strong>stallierte Dauerleistung ... verteilte<br />
sich auf Wasserkraftwerke mit 62%, auf<br />
Dampfkraftwerke mit 6% und auf Umformerwerke<br />
... mit 32%.“ (aus der oben<br />
genannten Quelle [4] <strong>in</strong> <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 22 (1951) zum Wiederaufbau und<br />
Stand des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es <strong>in</strong><br />
Süddeutschland).<br />
Elastisches Speisen<br />
„Federtragwerke 3‘200 Stk.“ (aus Datenblatt<br />
zum Gotthard-Basistunnel).<br />
Etwas fürs Gu<strong>in</strong>essbuch?<br />
„Der Unfall ereignete sich bei e<strong>in</strong>er der<br />
berüchtigsten E<strong>in</strong>fahrweichen <strong>in</strong> Europa.“<br />
(aus schweizerischem Press<strong>eb</strong>ericht zu<br />
e<strong>in</strong>er Flankenfahrt <strong>in</strong> Olten).<br />
Vorsicht beim Bootfahren!<br />
„Bahnkraftwerke können <strong>in</strong> Form von<br />
Wasserkraftwerken, konventionellen<br />
thermischen Kraftwerken oder Kernkraftwerken<br />
auftauchen.“ (aus dem Script zu<br />
e<strong>in</strong>em wasserwirtschaftlichen Aufsatz).<br />
Ob das wirklich hilft?<br />
„Ziel ist e<strong>in</strong>e nachhaltige Steigerung<br />
der Fahrzeug- und Infrastrukturverfügbarkeit<br />
– gerade auch bei extremer<br />
Witterung. Dazu hat <strong>die</strong> DB ... mehr als<br />
2.000 dynamische Schriftanzeiger (DSA)<br />
auf den Bahnhöfen <strong>in</strong>stalliert, ...“ (aus<br />
Presse<strong>in</strong>formation über W<strong>in</strong>tervorbereitungen).<br />
Ja, was denn nun?<br />
„... wird <strong>die</strong> Qualität im größten Eisenbahnknotenpunkt<br />
Bayerns nachhaltig<br />
stärken. – Die Fahrgäste und der Freistaat<br />
Bayern ... wollen e<strong>in</strong>e pünktliche und<br />
zuverlässige Bahn.“ – „Alle Signale auf<br />
Grün!“ (aus zwei verschiedenen Pressemitteilungen<br />
zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme des<br />
EStW München-Pas<strong>in</strong>g).<br />
109 (2011) Heft 11<br />
619
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
im Jahre 1936 – Teil 3<br />
Schluss zu <strong>eb</strong> Heft 8/2011 Seiten 436–440<br />
Das Heft 9 war der am 12. Juni 1936<br />
vollendeten Elektrifizierung der Höllentalund<br />
Dreiseenbahn Freiburg (Breisgau) –<br />
Titisee – Neustadt (Schwarzwald) und dem<br />
Abzweig Titisee – Se<strong>eb</strong>rugg mit 1 AC 20 kV<br />
50 Hz gewidmet. Die Strecke überw<strong>in</strong>det<br />
aus dem Rhe<strong>in</strong>tal 617 m Höhendifferenz<br />
und hatte anfänglich auf fast 7 km e<strong>in</strong>en<br />
60 ‰ steilen Zahnstangenabschnitt, der<br />
erst 1933 mit schweren 1‘E1‘-Dampf-Tenderlokomotiven<br />
Baureihe (BR) 95 auf re<strong>in</strong>en<br />
Reibungsbetri<strong>eb</strong> umgestellt wurde. Nach<br />
der kurz vorher erfolgten Elektrifizierung<br />
der Hauptstrecke Budapest – Hegyeshalom<br />
mit 1 AC 16 kV 50 Hz (<strong>eb</strong> 107 (2009);<br />
H. 10, S. 459–461) war <strong>die</strong> Deutsche<br />
Reichsbahn mit den zunächst <strong>in</strong>sgesamt<br />
55,6 km Streckenlänge im Schwarzwald <strong>die</strong><br />
weltweit zweite Staatsbahn mit 50-Hz-<br />
Betri<strong>eb</strong> (Bild 20). Dieser war ausdrücklich<br />
Bild 20: Lokomotive E 344 auf der Dreiseenbahn<br />
(Bild 1 aus [38]).<br />
e<strong>in</strong> Versuch, um <strong>die</strong> Energieversorgung aus<br />
dem 3AC-Landesnetz und vier verschiedene<br />
Bauarten von 50-Hz-Lokomotiven<br />
unter schwierigen Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen zu<br />
erproben; <strong>die</strong>se sollten im kommenden Jahr<br />
beschri<strong>eb</strong>en werden.<br />
Nach e<strong>in</strong>er geschichtlich-geografischen<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> [37] behandelten <strong>die</strong> folgenden<br />
Beiträge <strong>die</strong> neu erstellten ortsfesten<br />
Anlagen, mit denen damals viel technisches<br />
Neuland beschritten wurde. Die Fahrleitungsanlage<br />
auf Basis der „bewährten“<br />
E<strong>in</strong>heitsfahrleitung 1928 mit festen Auslegern,<br />
festem Tragseil und nachgespanntem<br />
Fahrdraht bot bis auf <strong>die</strong> verlängerten<br />
Isolatoren ke<strong>in</strong>e Besonderheiten [38]; nur<br />
der Zick-Zack war wegen mehrerer Tunnel<br />
[42] von 500 auf 250 mm verkle<strong>in</strong>ert. Neu<br />
war e<strong>in</strong>e Phasentrennstelle kurz vor Titisee,<br />
<strong>die</strong> wegen der Streckenspeisung aus e<strong>in</strong>em<br />
Scott-Transformator im Unterwerk (Uw)<br />
Titisee erforderlich wurde (Bild 12 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 108<br />
(2010), H. 8-9, S. 430) [39]. Dieser bestand<br />
aus zwei Teilumspannern zu je 6500 kVA<br />
Nennleistung <strong>in</strong> T-Schaltung, <strong>die</strong><br />
bei gleicher Belastung der beiden<br />
Speis<strong>eb</strong>ezirke e<strong>in</strong>e annähernd<br />
symmetrische Belastung der drei<br />
Phasen auf der Oberspannungsseite<br />
erg<strong>eb</strong>en hätte. Da jedoch<br />
<strong>die</strong> geplante Weiterelektrifizierung<br />
bis Donauesch<strong>in</strong>gen nicht mehr<br />
zustande kam, überwog bei<br />
weitem <strong>die</strong> e<strong>in</strong>seitige Belastung<br />
von dem Steilstreckenabschnitt.<br />
Die nunmehr unvermeidlich<br />
auftretenden Unsymmetrien im<br />
Landesnetz 3 AC 110 kV 50 Hz<br />
ergaben aber <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
nachwirkende Messerg<strong>eb</strong>nisse,<br />
<strong>die</strong> nach 1945 unter französischer<br />
Besatzung zu weiteren Versuchen<br />
anregen sollten und letztlich 1950<br />
<strong>die</strong> Entscheidung der SNCF für<br />
ihre weitere Elektrifizierung mit<br />
1 AC 25 kV bee<strong>in</strong>flussten (<strong>eb</strong> 105<br />
(2007), H. 12, S. 680).<br />
E<strong>in</strong>zelheiten zum Thema<br />
Unsymmetrie fand man im Beitrag<br />
[40] e<strong>in</strong>es Vertreters des Energielieferanten<br />
Badenwerk: Die nach den<br />
damaligen Regeln für elektrische<br />
Masch<strong>in</strong>en (REM) zulässigen Werte,<br />
nämlich für das Gegensystem 5 %<br />
des symmetrischen <strong>Mit</strong>systems<br />
und 5 % Nullpunktverschi<strong>eb</strong>ung<br />
zur Strangspannung, wurden im<br />
praktischen Betri<strong>eb</strong> nicht erreicht,<br />
und zwar dank der leistungsstarken<br />
Wasserkraftmasch<strong>in</strong>en mit großzügig<br />
bemessenen Dämpferkäfigen.<br />
Selbst bei verm<strong>in</strong>derter Masch<strong>in</strong>enleistung<br />
im Sonntagsbetri<strong>eb</strong> der<br />
3AC-Verbraucher ermittelte man als<br />
zulässige 1AC-Belastung 7400 kW,<br />
<strong>die</strong> im normalen Bahnbetri<strong>eb</strong> nicht<br />
auftrat. Dass <strong>die</strong> 50-Hz-Bee<strong>in</strong>flussung<br />
der verkabelten Fernmeldeleitungen<br />
besonders beachtet<br />
werden musste, war <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />
Hochschul-E<strong>in</strong>führungsvorlesung<br />
zu lesen [41]. Nach der Vorstellung<br />
unterschiedlich permeabler Bewehrungseisen<br />
und frequenzabhängiger<br />
Kabelschutzfaktoren wurde<br />
gefolgert, dass wegen der höheren<br />
Fahrleitungs<strong>in</strong>duktivität bei 50 Hz<br />
im Kurzschlussfall ke<strong>in</strong>e höheren<br />
Störbee<strong>in</strong>flussungen gegenüber<br />
16 2 / 3 Hz zu erwarten seien.<br />
<strong>Mit</strong> der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
aus dem 3AC-Landesnetz<br />
befassten sich auch weitere<br />
Beiträge. Der Autor zu [43]<br />
Bild 21: Grundsätzliche Funktion Umwandlung zwischen<br />
3 AC und 1 AC (Ausschnitt Bild 11 aus [43]).<br />
T 1,2<br />
Transformator primär und sekundär<br />
a mittels Kommutator und rotierendem Bürstensatz<br />
k Kommutatorlamellen<br />
c mittels Ventilstrecken<br />
Str Stromrichtergefäß und Ventilstrecken<br />
A Anoden<br />
T 2<br />
Sekundär-R<strong>in</strong>gwicklung mit Kommutatorlamellen (k)<br />
K Kathode<br />
Bild 22: <strong>Elektrische</strong> Größen rotierender Umformer (l<strong>in</strong>ks)<br />
und statischer Umrichter (rechts) (Bild 12 aus [43]).<br />
a Verlauf Spannungen U und Ströme J 1 AC 16 2 / 3 Hz<br />
b Verlauf Leistung 1 AC 16 2 / 3 Hz<br />
c Verlauf Leistung im Energiespeicher, l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> Drehmassen,<br />
rechts angenommen ke<strong>in</strong>er vorhanden<br />
d Verlauf Leistung 3 AC 50 Hz<br />
e 1, 2, 3<br />
Verlauf Phasenspannungen und -ströme 3 AC 50 Hz<br />
620 109 (2011) Heft 11
Historie<br />
Bild 23: Schema <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>in</strong><br />
Schweden, oben rechts Anschluss Landesnetz<br />
3 AC 50 Hz (Ausschnitt Bild 3 aus [44]).<br />
zeigte <strong>die</strong> Grundanforderungen e<strong>in</strong>es 1AC-<br />
Bahnbetri<strong>eb</strong>s und leitete aus beispielhaften<br />
Belastungsdiagrammen <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Möglichkeiten der Energieumformung ab.<br />
Dazu stellte er als Stand der Technik Masch<strong>in</strong>enumformer<br />
<strong>in</strong> Synchron-Synchron- und<br />
Asynchron-Synchron-Bauart und deren Regelmöglichkeiten<br />
vor, um dann auf <strong>die</strong> neuesten<br />
statischen Frequenzumrichter überzuleiten<br />
und deren grundsätzlich anderen<br />
Netzrückwirkungen darzustellen (Bilder 21<br />
und 22). Weiter untersuchte er am Beispiel<br />
e<strong>in</strong>iger typischer deutscher Netzstrukturen,<br />
wie sich e<strong>in</strong>e dezentrale Frequenzumformung<br />
aus 3 AC 110 kV 50 Hz an betri<strong>eb</strong>lich<br />
s<strong>in</strong>nvollen Uw-Standorten realisieren ließe.<br />
Die optimistische Empfehlung lautete, elektrische<br />
<strong>Bahnen</strong> möglichst aus dem genügend<br />
leistungsfähigen 3AC-Netz zu versorgen,<br />
das se<strong>in</strong>e Tagesspitzen nutzbr<strong>in</strong>gend durch<br />
nächtlichen Bahngüterverkehr ausgleichen<br />
und entsprechende Tarife bieten könnte,<br />
sodass <strong>die</strong> Reichsbahn Anlagekosten sparen<br />
könne und „für <strong>die</strong> Stromkosten nicht mehr<br />
auszug<strong>eb</strong>en hat als heute“.<br />
In [44] stellte der bekannte Autor aus<br />
Schweden erneut <strong>die</strong> Vorzüge der dortigen<br />
dezentralen <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mittels<br />
frequenzstarrer Synchron-Synchron-Umformer<br />
vor (Bild 23). Entgegen ihrer ursprünglichen<br />
Absicht hatte sich <strong>die</strong> SJ dem Druck<br />
der Wasserwirtschaft und schließlich e<strong>in</strong>em<br />
Reichstagsbeschluss g<strong>eb</strong>eugt und das auf<br />
der Erzbahn <strong>in</strong> Nordschweden e<strong>in</strong>geführte<br />
System zentraler 1AC-Versorgung aus e<strong>in</strong>em<br />
Wasserkraftwerk <strong>in</strong> Porjus aufgeg<strong>eb</strong>en.<br />
Argumente waren e<strong>in</strong>erseits der gegenüber<br />
3AC-Generatoren größere Platzbedarf<br />
109 (2011) Heft 11<br />
für 1AC-Generatoren und andererseits<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit der Synchronumformer, mit<br />
Bl<strong>in</strong>dleistung das weiträumige 3AC-Netz<br />
zu stabilisieren. Dies wurde auch genutzt,<br />
und entsprechend groß bis 90 km konnten<br />
<strong>die</strong> Uw-Abstände werden, weswegen<br />
allerd<strong>in</strong>gs <strong>die</strong> 15-kV-Fahrleitungen besondere<br />
Rückleiter mit Saugtransformatoren<br />
benötigten (Bild 24). Die Umformer hatten<br />
statt zugesagter 95 % nur 90 % Volllastwirkungsgrad<br />
und entsprechend beachtliche<br />
Verlustleistungen im Teillastbetri<strong>eb</strong>, sodass<br />
bei 2000 bis 3000 Jahresbenutzungsstunden<br />
nur Jahreswirkungsgrade von 76 bis<br />
81% erreicht wurden. Die Umformer waren<br />
fahrbar (Bild 25), und <strong>die</strong>sem Vorbild folgte<br />
50 Jahre später <strong>die</strong> Reichsbahn der DDR aus<br />
ganz anderen Sachzwängen.<br />
Die umgekehrte Aufgabe wurde <strong>in</strong> [45]<br />
beschri<strong>eb</strong>en, nämlich überschüssige <strong>Bahnen</strong>ergie<br />
3 AC 16 2 / 3 Hz aus Wasserkraft frequenzelastisch<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> italienische Landesnetz<br />
3 AC 42 Hz e<strong>in</strong>zuspeisen. Nach Vorstellung<br />
verschiedener Umformtechniken war <strong>die</strong><br />
ausgeführte Lösung e<strong>in</strong> Asynchron-Synchron-Umformer<br />
mit Scherbius-H<strong>in</strong>termasch<strong>in</strong>e<br />
und rotierendem Frequenzwandler,<br />
also mit staunenswertem masch<strong>in</strong>ellen und<br />
schaltungstechnischen Aufwand.<br />
Der <strong>in</strong> [46] gewürdigte Herausg<strong>eb</strong>er<br />
<strong>die</strong>ser Zeitschrift war 1920 Referent für<br />
elektrische Zugförderung im Reichsverkehrsm<strong>in</strong>isterium<br />
geworden und hatte sich<br />
als treibende Kraft der Bahnelektrifizierung<br />
bleibende Ver<strong>die</strong>nste erworben. Dazu zählt<br />
unter anderem gleich nach Amtsantritt <strong>die</strong><br />
Entscheidung für den elektrischen Betri<strong>eb</strong><br />
der Berl<strong>in</strong>er Stadt-, R<strong>in</strong>g- und Vorortbahnen<br />
mit DC und Stromschiene 0,8 kV statt<br />
mit 1 AC und Oberleitung wie von se<strong>in</strong>em<br />
Vorgänger Wittfeld geplant, was nach damaligem<br />
Stand der Technik richtig war. Das<br />
daraus <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahrzehnts entstandene<br />
295 km lange S-Bahnnetz wurde zum<br />
Vorbild ähnlicher Stadtbahnsysteme. Ferner<br />
gab er Ideen für den Verbund zwischen<br />
Bahn- und öffentlichen Netzen und tri<strong>eb</strong><br />
<strong>die</strong> Entwicklung von Frequenzumrichtern<br />
und der 50-Hz-Traktion mit elektrischen<br />
Versuchslokomotiven voran.<br />
Die gelungene Konstruktion der schon<br />
mehrfach beschri<strong>eb</strong>enen 1‘Do1‘-Schnellzuglokomotive<br />
E 18 regte zu Betrachtungen<br />
an, den Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich über<br />
150 km/h zu erschließen [47]. Der Direktor<br />
der AEG-Lokomotivfabrik hatte erkannt, dass<br />
Bild 24: Streckenfahrleitung Schweden mit<br />
Rückleiter für Saugtransformatoren (booster)<br />
und Leitung AC 10 kV 50 Hz für Licht- und<br />
Kraftstromversorgung (Bild 4 aus [44]).<br />
621
Historie<br />
Bild 25: Schnittzeichnung fahrbarer Umformer<br />
Bauart III (Bild 11 aus {44]).<br />
Länge Puffer – Kurzkupplung 8 576 mm,<br />
Masse 86 t davon Rotor 26 t, Drehzahl<br />
500 m<strong>in</strong> –1<br />
von l<strong>in</strong>ks: Erregermasch<strong>in</strong>e DC 115 V 33 kW<br />
– Lager – vierpolige Synchronmasch<strong>in</strong>e 1 AC<br />
3 000 V 16 2 / 3 Hz 1 920 MW/2 400 kVA dauernd<br />
bis 6 000 kVA kurzzeitig – zwölfpolige<br />
Snchronmasch<strong>in</strong>e 3 AC 6 200 V 50 Hz<br />
2 240 kW/3 200 kVA – Lager – Erregermasch<strong>in</strong>e<br />
wie l<strong>in</strong>ks<br />
rechts kurz gekuppelter zweiachsiger Wagen<br />
mit Transformator 3/16 kV 16 2 / 3 Hz<br />
Gesamtlänge Puffer – Puffer 12 420 mm<br />
nicht <strong>die</strong> mit „5000 PS“ bei 100 km/h recht pauschal<br />
genannte Anfahr- oder Beschleunigungsleistung<br />
entscheidend sei; vielmehr sei es das Bremsvermögen<br />
für 1000 m Vorsignalabstand auf Hauptstrecken,<br />
welcher aus 180 km/h etwa 1,5 m/s 2 gleichmäßige<br />
Verzögerung erfordere. Die herkömmliche Druckluft-<br />
Klotzbremse mit ihrer stark ungleichmäßigen Charakteristik<br />
könne <strong>die</strong>s selbst <strong>in</strong> zweistufiger Ausführung<br />
(Bild 17 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 109 (2011), H. 8, S. 439) und bei<br />
maximalem „Haftwert“ 0,17 nicht leisten. Daraus<br />
folge <strong>die</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er elektrischen, bei Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
sofort e<strong>in</strong>greifenden Zusatzbremse<br />
mit zur Klotzbremse komplementärer Charakteristik,<br />
bei der <strong>die</strong> Radsätze auch weniger zum Gleiten oder<br />
Blockieren neigen. Entsprechend sollte e<strong>in</strong>e zu höherer<br />
elektrischer Leistung weiter entwickelte E 18 ausgerüstet<br />
werden. Der Beitrag schloss mit Bekanntgabe des<br />
Reichsbahnauftrags über zwei solche Lokomotiven für<br />
180 km/h Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit, <strong>die</strong> 1939 als E 19<br />
geliefert wurden.<br />
Bild 26: Fremderregte AC-Netzbremse, Versuchsschaltung<br />
E<strong>in</strong>zeltri<strong>eb</strong>wagen ET 25 (Bild 8 aus [48]).<br />
In [48] wurden <strong>die</strong>se Gedanken für<br />
elektrische Tri<strong>eb</strong>wagen vertieft und dabei<br />
Unterschiede <strong>in</strong> den Leistungsanforderungen<br />
an elektrische Bremsen für Verzögerung<br />
und solche für Beharrung herausgearbeitet.<br />
Die Autoren stellten dazu drei Versuchsausführungen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der neuen BR ET 25<br />
vor (<strong>eb</strong> 108 (2010), H. 7, S. 326) vor, und<br />
zwar wechselstromerregte Widerstandsbremse,<br />
selbsterregte Reihenschluss-<br />
Widerstandsbremse und Wechselstrom-<br />
„Nutzbremse“ (Bild 26), heute richtiger als<br />
Netz- oder Rückspeis<strong>eb</strong>remse bezeichnet. Die<br />
unterschiedlichen Bremskennl<strong>in</strong>ien wurden<br />
dargestellt und bewertet, besonders <strong>die</strong>jenigen<br />
der Netzbremse. Messfahrten München<br />
– Stuttgart im Nahverkehrsfahrplan hatten<br />
am Stromabnehmer 16 % Rückspeisung<br />
erg<strong>eb</strong>en. Werte zum Leistungsfaktor (cos φ)<br />
wurden nicht genannt, aber dessen Wichtigkeit<br />
betont; e<strong>in</strong> phasenverschi<strong>eb</strong>ender<br />
Zusatzumspanner für <strong>die</strong> Motorfelderregung<br />
sollte ihn nahe 0,9 bewirken.<br />
Zur Leistungssteuerung elektrischer<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge waren mechanisch bewegte<br />
Niederspannungs-Nockenschaltwerke<br />
letzter Stand der Technik [49; 50]. Die<br />
hierfür notwendigen motorisch bewegten<br />
Antri<strong>eb</strong>e für genauen Stufenstellungszwang<br />
erforderten aufwändige K<strong>in</strong>ematik (Bild 27)<br />
mit entsprechender Überwachung, deren<br />
im Detail beschri<strong>eb</strong>ene Funktion heute nur<br />
historisch <strong>in</strong>teressant ist, aber Respekt vor<br />
den Ingenieurleistungen ver<strong>die</strong>nt.<br />
Auch über <strong>die</strong> <strong>in</strong> [51] vorgestellten<br />
neuesten „Vergasermotor“-Schnelltri<strong>eb</strong>züge<br />
e<strong>in</strong>iger US-<strong>Bahnen</strong> ist <strong>in</strong>zwischen <strong>die</strong> Zeit<br />
h<strong>in</strong>weggegangen. Erstaunt sieht der heutige<br />
Leser schwere futuristisch gestaltete vierteilige<br />
Konstruktionen mit relativ bescheidenem<br />
Platzang<strong>eb</strong>ot, <strong>die</strong> mit nur 600 PS Leistung<br />
transkont<strong>in</strong>entale Strecken mit 124 km/h<br />
Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit be<strong>die</strong>nt haben. Dagegen<br />
setzten <strong>die</strong> Dänischen Staatsbahnen<br />
(DSB) nach Fertigstellung der Kle<strong>in</strong>e-Belt-<br />
Brücke dreiteilige <strong>die</strong>sel elektrische Tri<strong>eb</strong>züge<br />
für den Schnellverkehr Kopenhagen – Westküste<br />
Jütland mit 4 x 250 PS e<strong>in</strong> und hatten<br />
beschlossen, nur noch Dieseltri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
zu beschaffen [53].<br />
Der Beitrag [52] zeigte Fortschritte bei<br />
Gewicht sparender Konstruktion und beim<br />
mechanischen Aufbau von Bahntransformatoren<br />
und ihrer Kühlung auf, wobei der<br />
Fokus am Schluss auf dem bei Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
schon gelungenen E<strong>in</strong>bau unter dem Fahrzeugkasten<br />
und sogar im Drehgestell lag.<br />
Fast den Umfang e<strong>in</strong>es ganzen Hefts<br />
füllte der vorlesungsartige Beitrag [54],<br />
der auf physikalischen Grundbegriffen mit<br />
vielen E<strong>in</strong>flussparametern aufbauend zu<br />
normierten Kennl<strong>in</strong>ien und Kennziffern<br />
gelangte mit dem Ziel, den richtigen <strong>Mit</strong>telweg<br />
für e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Fahrplangestaltung<br />
und Fahrweise zu f<strong>in</strong>den.<br />
Ganz am Schluss des Jahrgangs stand<br />
e<strong>in</strong> sensationeller Beitrag aus Ungarn [55],<br />
der e<strong>in</strong>en neuartigen 3AC-Fahrmotor<br />
mit Kurzschlussläufer vorschlug, dessen<br />
16 2 / 3-Hz-Drehfeld durch Zünden und<br />
Löschen von Ventilen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lokomotivtauglichen<br />
Umrichter erzeugt werden<br />
sollte. Als Ventile gab es natürlich nur<br />
Hg-Dampfgefäße, über deren E<strong>in</strong>satztauglichkeit<br />
auf Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen <strong>die</strong> Versuche<br />
auf der Höllentalbahn bald Ernüchterung<br />
brachten. Immerh<strong>in</strong> war <strong>die</strong>s e<strong>in</strong>e um<br />
40 Jahre vorauseilende hoch<strong>in</strong>teressante<br />
Fleißarbeit mit viel akademisch unterlegten<br />
Messerg<strong>eb</strong>nissen, <strong>die</strong> ansche<strong>in</strong>end<br />
nicht über das Stadium von Hochschulversuchen<br />
h<strong>in</strong>aus kam.<br />
Die neu h<strong>in</strong>zugekommene Rubrik „Das<br />
Ausland beabsichtigt zu kaufen“ brachte bis<br />
auf e<strong>in</strong>e Ausschreibung aus Bulgarien über<br />
20 Straßenbahn-„Motorwagen“ ke<strong>in</strong>e Geschäftsaussichten<br />
für <strong>die</strong> deutsche Industrie.<br />
Das Ergänzungsheft „Das elektrische<br />
622 109 (2011) Heft 11
Historie<br />
Bild 27: Schaltwerkantri<strong>eb</strong><br />
E<strong>in</strong>heits-Doppeltri<strong>eb</strong>wagen ET 25<br />
(Bild 4 aus [50]).<br />
l<strong>in</strong>ks Leerlauf, Tri<strong>eb</strong>stockrolle <strong>in</strong><br />
Rücklage<br />
<strong>Mit</strong>te Leerlauf, Tri<strong>eb</strong>stockrolle <strong>in</strong><br />
Vorlage<br />
1 Motorritzel<br />
2 Zwischenrad, lose auf Welle<br />
3 Malteserkreuz fest auf<br />
Nockenwalze<br />
4 Zahnrad und Treiber fest<br />
auf Welle, Welle drehbar im<br />
Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
5 Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
rechts Betri<strong>eb</strong>slage, Tri<strong>eb</strong>stock im<br />
E<strong>in</strong>griff mit Malteserkreuz<br />
Eisenbahnwesen der Gegenwart“ g<strong>in</strong>g laut<br />
Vorspann auf e<strong>in</strong>e Vortragsreihe zurück, wie<br />
sie der Verband Deutscher Elektrotechniker,<br />
Gau Berl<strong>in</strong>-Brandenburg, vormals „Elektrotechnischer<br />
Vere<strong>in</strong>“, geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />
Außen<strong>in</strong>stitut der Technischen Hochschule<br />
(TH) Berl<strong>in</strong> von Zeit zu Zeit veranstalteten;<br />
<strong>die</strong>se Vortragsreihen behandelten jeweils<br />
den Stand e<strong>in</strong>es elektrotechnischen Sonderg<strong>eb</strong>ietes<br />
auf wissenschaftlichem Niveau<br />
und waren bestimmt für „Ingenieure und<br />
g<strong>eb</strong>ildete Nichtfachmänner“, <strong>die</strong> sich über<br />
den neuesten Stand unterrichten wollten.<br />
E<strong>in</strong>e solche Vortragsreihe hatte <strong>in</strong> den<br />
Monaten Januar bis März 1935 <strong>in</strong> der TH<br />
Berl<strong>in</strong> das Gesamtg<strong>eb</strong>iet der elektrischen<br />
<strong>Bahnen</strong> behandelt. „Auf Wunsch vieler Hörer“<br />
waren <strong>die</strong> neun Fachvorträge [56] bis<br />
[64] auf den Stand Anfang 1936 umgestaltet<br />
und „hiermit der Öffentlichkeit überg<strong>eb</strong>en“<br />
worden. Sie sollten <strong>in</strong> systematischer<br />
Themenauswahl „nach den Fortschritten<br />
der letzten Jahre“ zum ersten Mal wieder<br />
e<strong>in</strong>e ausführliche, zeigemäße Gesamtdarstellung<br />
des elektrischen Verkehswesens der<br />
Gegenwart bieten.<br />
Christian Tietze<br />
Hauptbeiträge Jahrgang 12 (1936)<br />
Hefte 9 bis 12 und Ergänzungsheft<br />
[37] Roser: Elektrisierung der Höllentalund<br />
Dreiseenbahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 9, S. 215–216.<br />
[38] Schmitt, Jakob: Die Fahr- und Speiseleitungen<br />
der Höllental- und Dreiseenbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />
(1936), H. 9, S. 217–224.<br />
[39] Naderer, Georg: Das Unterwerk der<br />
Höllental- und Dreiseenbahn. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 9,<br />
S. 225–231.<br />
[40] Fettweis: Die Stromversorgung der<br />
Höllental- und Dreiseenbahn aus dem<br />
Netz des Badenwerkes. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 9, S. 231–234.<br />
109 (2011) Heft 11<br />
[41] Dobmaier: Die Fernmelde-Kabelanlagen<br />
der Höllental- und Dreiseenbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 9, S. 234–242.<br />
[42] Merkle, A.: Bauliche Änderungen auf<br />
der Höllental- und Dreiseenbahn anlässlich<br />
der E<strong>in</strong>richtung des elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>s. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 9, S. 242–244.<br />
[43] Schmer, Karl: Stromversorgungs möglich<br />
keiten bei Bahnelektrisierung. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 10,<br />
S. 248–258.<br />
[44] Öfverholm, Ivan: Die Umformerwerke<br />
für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />
der Schwedischen Staatsbahnen. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 10,<br />
S. 259–266.<br />
[45] Schneider, Ludwig: Der Frequenzumformer<br />
vom Mezzocorona und andere<br />
Umformer für schwankende Frequenzen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 10, S. 264–274.<br />
[46] „<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“, Verleger u.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er: Reichsbahndirektor<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Wechmann<br />
60 Jahre alt. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />
(1936), H. 11, S. 277–278.<br />
[47] Kle<strong>in</strong>ow, Walter: <strong>Elektrische</strong> Schnellzuglokomotiven<br />
für Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
mit besonderer Berücksichtigung<br />
der Bremsung. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11, S. 278–280.<br />
[48] Michel, Otto; Kniffler, Alfred: <strong>Elektrische</strong><br />
Bremsen bei den Oberleitungstri<strong>eb</strong>wagen<br />
der Deutschen Reichsbahn. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11,<br />
S. 281–288.<br />
[49] Hermle, H.: Die Steuerung der 1´Do1´-<br />
Reichsbahn-Schnellzuglokomotive<br />
Reihe E 18. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />
(1936), H. 11, S. 289–295.<br />
[50] Balke, H.: Neue Steuerungen für E<strong>in</strong>heits-Wechselstrom-Doppeltri<strong>eb</strong>wagen<br />
der Deutschen Reichsbahn. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11,<br />
S. 295–300.<br />
[51] Schneider, L.: Amerikanische Schnell-<br />
Tri<strong>eb</strong>wagenzüge. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 11, S. 301–302.<br />
[52] Tauber, Wilhelm: Umspanner für elektrische<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11, S. 302–307.<br />
[53] Schneider, L.: Tri<strong>eb</strong>wagen anstelle von<br />
Dampfzügen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 11, S. 307.<br />
[54] Voigtländer, Hans: Grenzen der Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
bei Straßenbahnen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 12, S. 309–322.<br />
[55] Kövessi jun., Franz: E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>phasen-<br />
Dreiphasenbetri<strong>eb</strong>ssystem mit Stromrichter.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />
(1936), H. 12, S. 323–335.<br />
[56] Bergmann: E<strong>in</strong>leitung. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft.<br />
[57] Wechmann, Wilhelm: Berechtiung des<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />
S. 1–12.<br />
[58] Usbeck, Werner: Die ortsfesten Anlagen<br />
des elektrischen Zugbe tri<strong>eb</strong>es.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
Ergänzungsheft, S. 13–29.<br />
[59] Kasperowski, Ottomar: Drehumformer<br />
und Stromrichter zum Anschluß an<br />
vorhandene Drehstromnetze. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />
S. 30–42.<br />
[60] Kle<strong>in</strong>ow, Walter: <strong>Elektrische</strong> Lokomotiven.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />
(1936), Ergänzungsheft, S. 43–57.<br />
[61] Müller, Paul: Die elektrische Lokomotiv-Ausrüstung<br />
– Ihre Systeme und<br />
Anwendungen im In- und Ausland.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
Ergänzungsheft, S. 58–103.<br />
[62] Schlemmer, Friedrich: <strong>Elektrische</strong> und<br />
<strong>die</strong>selelektrische Tri<strong>eb</strong>wagen. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />
S. 104–118.<br />
[63] Benn<strong>in</strong>ghoff, W.: Straßenbahnen und<br />
Untergrundbahnen: 119. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />
S. 119–139.<br />
[64] Hilsenbeck, Kurt: Bergbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />
S. 140–156.<br />
623
Impressum<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombar<strong>die</strong>r Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, Leiter Bus<strong>in</strong>ess Segment Public Transit, Siemens Mobility, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />
und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />
<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />
Abteilung Benannte Stelle, Wien<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Leiter Fahrzeugtechnik, DB Fernverkehr, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Mobility, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Ing. Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlich keitsarbeit,<br />
DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />
Dipl.-Ing. (FH) Peter Schließmann, Leiter Consult<strong>in</strong>g Services Ausrüstungstechnik,<br />
DB International, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Michael Witt, Lahmeyer International GmbH, Bad Vilbel<br />
Redaktion:<br />
Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />
Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />
E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />
Fachredaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. (FH) Bodo Ehret, DB AG, Vorstandsressort Technik, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für <strong>die</strong> Hauptbeiträge)<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Mobility, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />
81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />
Internet: http://www.oldenbourg.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 57.<br />
Redaktionsbüro:<br />
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Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Postfach 9161<br />
97091 Würzburg,<br />
Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />
E-Mail: leserservice@oldenbourg.de<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ ersche<strong>in</strong>t 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement 289,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
E<strong>in</strong>zelheft 33,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
E<strong>in</strong>zelausgabe als ePaper 33,00 €<br />
Abo Plus (Pr<strong>in</strong>t plus ePaper) 375,70 €<br />
Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten <strong>die</strong> Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />
s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
<strong>Mit</strong> Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 00 13-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
624
Term<strong>in</strong>e<br />
Messen, Tagungen, Fachaustellungen<br />
11. Signal+Draht-Kongress<br />
03.–04.11.2011 DVV Media Group GmbH<br />
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Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />
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− Die Anwendung der neuen Blitzschutznorm<br />
DIN VDE 0185-305<br />
28.02.2012 Haus der Technik/Zweigstelle Berl<strong>in</strong><br />
Delitsch (DE) Fon: +40 30 3949-3411, Fax: -3437,<br />
E-Mail: h.cramer-jekosch@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-berl<strong>in</strong>.de<br />
29.11.–02.12.2011 Messe Barcelona<br />
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56. Eisenbahntechnische Fachtagung<br />
19.01.2012 VDEI Service GmbH<br />
Leipzig (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />
Internet: www.vdei.de<br />
5. Fachtagung „<strong>Elektrische</strong> Energieanlagen von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen“<br />
09.-10.02.2012 VDV-Akademie<br />
Dresden (DE) Fon: +49 221 57979-173, Fax: -8173,<br />
E-Mail: akademie(via)vdv.de,<br />
Internet: www.vdv-akademie.de<br />
Railways 2012<br />
18.-22.04.2012 Civil-Comp Press<br />
Las Palmas (ES) Fon: +44 1786 870166,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@civil-comp.com,<br />
Internet:www.civil-comp.com<br />
INFRARAIL 2012<br />
01.-03.05.2012 Mack Brooks Group<br />
Birm<strong>in</strong>gham (GB) Fon: +44 1727 8144-00, Fax: -01,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk,<br />
Internet: www.mackbrooks.com<br />
9. Internationales Rail Forum<br />
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Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />
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14. EBA-Sachverständigentagung<br />
4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
14.–15.02.2012 DVV Media Group GmbH<br />
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Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />
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10.05.2012 VDEI Service GmbH<br />
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