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eb - Elektrische Bahnen Mit Hochgeschwindigkeit in die Zukunft (Vorschau)

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B 2580<br />

11/2011<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

November<br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

<strong>Mit</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Fokus<br />

Interview<br />

Ansgar Brockmeyer, Siemens<br />

Forum<br />

Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />

Regenerative <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Report<br />

Fachtagung Leistungselektronik<br />

und Leittechnik <strong>in</strong> Bern<br />

Tagung Moderne Schienenfahrzeuge 2011<br />

<strong>in</strong> Graz<br />

Thema<br />

Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel<br />

Entwicklung des Bahnmarktes<br />

<strong>in</strong> Westeuropa und <strong>in</strong> den USA<br />

Rail Power Supply Systems<br />

System design of the traction power supply<br />

for the high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g − Tianj<strong>in</strong><br />

Sicherheit<br />

Berechnungen nach DIN EN 50122-1 −<br />

Erdung im Katzenbergtunnel<br />

Alternative Energien<br />

Ökologische Beheizung von Weichen − Teil 2<br />

Fahrzeuge<br />

Cross Acceptance − Partnerschaftliches Vorgehen<br />

bei der Zulassung der Vectron-Lokomotive<br />

Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1936 – Teil 3


WISSEN für <strong>die</strong> ZUKUNFT<br />

<strong>Mit</strong> vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens <strong>die</strong>ser Zeit<br />

Bereits bei der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

<strong>die</strong> Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />

Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>tel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />

begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, <strong>die</strong> durch den Ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen<br />

hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />

prägten <strong>die</strong> Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />

anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />

Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

<strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen <strong>die</strong>ser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2011, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

CD-ROM<br />

mit ausführlichem<br />

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Oldenbourg Industrieverlag<br />

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___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland – Band 2<br />

1. Aufl age 2011, ISBN: 978-3-8356-3218-9<br />

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WZD2<strong>eb</strong>2011<br />

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Standpunkt<br />

<strong>Mit</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

I<br />

m Personenverkehr können <strong>die</strong> <strong>Bahnen</strong> seit<br />

Jahren steigende Zahlen verzeichnen. Großen<br />

Anteil daran haben <strong>die</strong> Ang<strong>eb</strong>ote im <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbereich.<br />

Sie revolutionieren den<br />

Fernverkehr der Eisenbahn: Neue Fahrzeuge mit<br />

e<strong>in</strong>er bisher nie gekannten Fülle <strong>in</strong>novativer Lösungen<br />

haben den <strong>Bahnen</strong> e<strong>in</strong>e überzeugende <strong>Zukunft</strong>sperspektive<br />

geg<strong>eb</strong>en. Die gute alte Eisenbahn setzte mit<br />

der E<strong>in</strong>führung der <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> auf Hightech-Produkte,<br />

<strong>die</strong> viel Wissen anderer Bereiche der<br />

Verkehrstechnik für ihre Innovationen nutzen.<br />

Wenn Schienenverkehrstechniker, auch unter<br />

E<strong>in</strong>beziehung von Luftverkehrstechnikern, neue<br />

Züge entwickeln, beweist <strong>die</strong>s den hohen technischen<br />

Anspruch, der an <strong>die</strong> zukunftsweisenden<br />

Konstruktionen im <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr<br />

gestellt wird. Dieses komplexe Zusammenwirken<br />

vieler Bereiche – Design, Werkstoffkunde, Elektronik,<br />

Aerodynamik – ist e<strong>in</strong>e große Herausforderung für<br />

<strong>die</strong> Produzenten. Sie gilt für <strong>die</strong> Forschung, Entwicklung,<br />

Konstruktion und natürlich auch für das<br />

Management sowie den Bau und den E<strong>in</strong>satz der<br />

neuen Produkte. Es ist das besondere Ver<strong>die</strong>nst der<br />

<strong>eb</strong>, sich <strong>die</strong>ses Themen komplexes anzunehmen.<br />

Bombar<strong>die</strong>r Transportation ist <strong>in</strong> dem Marktsegment<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> gut aufgestellt. Der<br />

Bereich verfügt mit se<strong>in</strong>en weltweit etwa 35 000<br />

Beschäftigten über e<strong>in</strong> großes Potenzial von Fachleuten.<br />

Ihr besonders Plus ist <strong>die</strong> enge Zusammenarbeit<br />

mit ihren Kollegen aus dem Luftfahrtsektor,<br />

<strong>die</strong> viele kreative Lösungen ermöglicht.<br />

Die Grundlagen für se<strong>in</strong>e führende Position hat<br />

sich Bombar<strong>die</strong>r Transportation <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jahrzehntelangen<br />

Engagement für <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />

erarbeitet. Beispielsweise war Bombar<strong>die</strong>r an der<br />

Entwicklung von fast 95 Prozent aller <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge<br />

für den Betri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Europa<br />

beteiligt. Anknüpfend an <strong>die</strong>se erfolgreiche Partnerschaftsstrategie<br />

entwickelte Bombar<strong>die</strong>r se<strong>in</strong>e<br />

eigene <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>splattform ZEFIRO.<br />

2007 bekam Bombar<strong>die</strong>r Sifang Transportation <strong>in</strong><br />

Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>en Auftrag für <strong>die</strong> Lieferung der ersten<br />

Züge <strong>die</strong>ser neuen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>s-Familie.<br />

Seitdem wurden Aufträge für 160 Züge der ZEFI-<br />

RO-Familie verg<strong>eb</strong>en. Die ZEFIRO-Familie ist <strong>die</strong><br />

konsequente Weiterentwicklung für e<strong>in</strong>en leistungsstarken<br />

und umweltfreundlichen<br />

Hochgeschw<strong>in</strong> dig keitsverkehr. Sie<br />

vere<strong>in</strong>t <strong>in</strong> sich Fachkenntnis und<br />

Erfahrung aus über zwei Jahrzehnten<br />

von mehr als 850 <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen.<br />

Innovationen im Hochge schw<strong>in</strong>digkeitszugverkehr<br />

s<strong>in</strong>d für Bombar<strong>die</strong>r<br />

zentral. Dabei ist <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />

alle<strong>in</strong> nicht das e<strong>in</strong>zige<br />

Anliegen <strong>die</strong>ses Marktsegmentes. Die<br />

Kunden wollen Kosteneffizienz komb<strong>in</strong>iert<br />

mit hohen Platzkapazitäten,<br />

modernem Design, Zuverlässigkeit,<br />

Sicherheit und umweltfreundlichen<br />

Lösungen. So konzentriert sich <strong>die</strong><br />

Arbeit von Forschung und Entwicklung<br />

besonders auf e<strong>in</strong>en niedrigen Energieverbrauch<br />

der Züge, um den Umweltvorteil der Schiene auch <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>sem Marktsegment weiter auszubauen. Hohe Energieeffizienz<br />

durch optimierte Baugruppen, zum Beispiel<br />

bei der Klimatisierung, moderne Antri<strong>eb</strong>e sowie e<strong>in</strong>e<br />

erh<strong>eb</strong>lich verbesserte Aerodynamik – das s<strong>in</strong>d Erg<strong>eb</strong>nisse<br />

<strong>die</strong>ser Forschungs- und Entwicklungsarbeit. H<strong>in</strong>zu<br />

kommen ger<strong>in</strong>ge Achslasten, hohe Sitzplatzkapazitäten<br />

und e<strong>in</strong>e komfortable, moderne und zugleich sehr flexible<br />

Innenraumausstattung. Das gewonnene Know-how<br />

wird auch <strong>in</strong> <strong>die</strong> neue Generation von Intercityzügen<br />

e<strong>in</strong>fließen.<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge stellen höchste und<br />

sehr komplexe Anforderungen an unsere Arbeit.<br />

Sich darüber auszutauschen, Erfahrungen anderer<br />

zu nutzen, ja auch zusammenzuarbeiten und neue<br />

Visio nen zu formulieren und zu verwirklichen – das<br />

gibt neue Impulse für <strong>die</strong> Fachleute der Bahnbranche.<br />

Auch aus <strong>die</strong>ser Sicht wünsche ich <strong>die</strong>sem<br />

Thema <strong>in</strong> der <strong>eb</strong> viel Erfolg.<br />

Ihr<br />

Klaus Baur<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

von Bombar<strong>die</strong>r Transportation Deutschland<br />

109 (2011) Heft 11<br />

557


Inhalt<br />

11 /2011<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Klaus Baur<br />

557 <strong>Mit</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Fokus<br />

Interview<br />

Ansgar Brockmeyer<br />

560 Highspeed: Innovationsmotor <strong>in</strong><br />

der Bahntechnik<br />

Forum<br />

U. Behmann<br />

564 Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />

565 Regenerative <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Report<br />

R. Granzer<br />

568 Fachtagung Leistungselektronik<br />

und Leittechnik <strong>in</strong> Bern<br />

M. B<strong>in</strong>swanger<br />

571 Tagung Moderne Schienenfahrzeuge<br />

2011 <strong>in</strong> Graz<br />

Titelbild<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr<br />

© 2010 Iwansntu/dreamstime.com<br />

Thema<br />

U. Behmann<br />

574 Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel


Interview Fokus<br />

Alternative Energien<br />

B. Müller<br />

601 Ökologische Beheizung von Weichen − Teil 2<br />

Ecological heat<strong>in</strong>g of switches – Part 2<br />

Réchauffage écologique d’appareils e voie –<br />

partie 2<br />

B. Schmitz<br />

577 Entwicklung des Bahnmarktes <strong>in</strong><br />

Westeuropa und <strong>in</strong> den USA<br />

Fahrzeuge<br />

Hauptbeiträge<br />

Rail Power Supply Systems<br />

W. Mahr, J. Driller, J. Lütscher<br />

608 Cross Acceptance − Partnerschaftliches<br />

Vorgehen bei der Zulassung der<br />

Vectron-Lokomotive<br />

Cross acceptance – partnership approach <strong>in</strong><br />

approv<strong>in</strong>g Vectron lokomotives<br />

Interopérabilité – une procédure de partenariat<br />

pour l‘homologation de la locomotive Vectron<br />

M. Altmann, A. Fischer, T. Tornow<br />

582 System design of the traction power supply<br />

for the high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />

Systemauslegung der Bahnstromversorgung<br />

für <strong>die</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />

Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />

Conception de l‘alimentation de traction de la<br />

ligne à vitesse Pék<strong>in</strong> – Tianj<strong>in</strong><br />

Sicherheit<br />

Nachrichten<br />

612 <strong>Bahnen</strong><br />

617 Unternehmen<br />

617 Energie und Umwelt<br />

618 Produkte und Lösungen<br />

619 Me<strong>die</strong>n<br />

624 Impressum<br />

U 3 Term<strong>in</strong>e<br />

Historie<br />

D. Behrends, Ch. Fischer,<br />

592 Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />

Erdung im Katzenbergtunnel<br />

Analysis <strong>in</strong> accordance with EN 50122-1 –<br />

Earth<strong>in</strong>g at tunnel Katzenberg<br />

Analyse de cas en conformité avec la norme<br />

EN 50122-1 – mise á la terre du tunnel de<br />

Katzenberg<br />

620 <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

im Jahre 1936 – Teil 3


Fokus Interview<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer<br />

Highspeed:<br />

Innovationsmotor<br />

<strong>in</strong> der Bahntechnik<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge fasz<strong>in</strong>ieren <strong>die</strong> Menschen überall auf der Welt: Sie stehen für Innovationskraft<br />

und Dynamik, Energieeffizienz und Komfort. Derzeit s<strong>in</strong>d auf allen Kont<strong>in</strong>enten neue Schnellfahrstrecken<br />

geplant oder bereits im Bau. Wie kann sich der schnelle Verkehr auf der Schiene <strong>in</strong> den<br />

kommenden Jahren weiterentwickeln? Und welche Attribute müssen Züge <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

um auf dem Markt bestehen zu können? Eberhard Buhl im Gespräch mit Dr. Ansgar Brockmeyer,<br />

CEO High Speed and Commuter Rail bei Siemens.<br />

<strong>eb</strong>: Herr Dr. Brockmeyer, wie schätzen Sie aktuell<br />

<strong>die</strong> Chancen des <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehrs<br />

<strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>?<br />

Dr. Brockmeyer: Derzeit sehe ich nur <strong>die</strong> Schnellfahrstrecke<br />

Nürnberg – Erfurt, <strong>die</strong> mit Unterbrechungen<br />

seit mehr als 15 Jahren im Bau ist. Die<br />

Neubaustrecke zwischen Wendl<strong>in</strong>gen und Ulm im<br />

Zusammenhang mit Stuttgart 21 klammere ich da<br />

aus; sie ist ja, unter anderem wegen der größeren<br />

Steigungen dort, ke<strong>in</strong>e <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke,<br />

sondern e<strong>in</strong>e Neubaustrecke für Intercity-Tempo.<br />

Also ke<strong>in</strong>e größeren Aktivitäten <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Gilt das auch für Fahrzeuge?<br />

<strong>Mit</strong> der Ersatzbeschaffung für ICE 1 und ICE 2 durch<br />

den ICx ist sicher auch <strong>die</strong>ser Markt e<strong>in</strong>igermaßen<br />

gesättigt. Der ICE 3 fährt noch e<strong>in</strong>e ganze Weile,<br />

sodass wir perspektivisch <strong>in</strong> Deutschland jetzt nicht<br />

von großem, weiteren Wachstum ausgehen beim<br />

Thema <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>.<br />

Und <strong>in</strong> Europa?<br />

In Europa ist das Bild etwas differenzierter. Es gibt<br />

sicherlich noch Bedarf an <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen<br />

<strong>in</strong> Südeuropa, beispielsweise <strong>in</strong> Spanien.<br />

Portugal hat se<strong>in</strong>e Pläne für den Bau <strong>die</strong>ser <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />

von Lissabon nach Madrid<br />

wegen der F<strong>in</strong>anzierung zurückgestellt, hier sehen<br />

wir also im Moment gewisse Folgen der aktuellen<br />

F<strong>in</strong>anzkrise. In England kann es se<strong>in</strong>, dass sich über<br />

Visionen h<strong>in</strong>aus doch e<strong>in</strong>mal etwas Konkretes entwickelt.<br />

In Frankreich ist im Moment e<strong>in</strong>e Diskussion<br />

über <strong>die</strong> Höhe der Trassenpreise im Gang, aber ich<br />

glaube, <strong>die</strong>ses Problem lässt sich lösen.<br />

Welche Chancen sehen Sie denn <strong>in</strong> Osteuropa, angefangen<br />

mit Russland?<br />

In Russland betreibt man sehr ernsthaft e<strong>in</strong> Planungsvorhaben<br />

für den Neubau der Strecke Moskau<br />

– St. Petersburg, und das <strong>in</strong>teressiert uns<br />

natürlich sehr. Da herrscht ja auch e<strong>in</strong> gewisser Zeitdruck<br />

wegen der Olympischen W<strong>in</strong>terspiele 2014<br />

<strong>in</strong> Sotschi, und 2018 steht dem Land <strong>die</strong> Fußballweltmeisterschaft<br />

<strong>in</strong>s Haus. Ich kann allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />

Planung von St. Petersburg über Weißrussland<br />

Richtung Deutschland sehen, das wäre sicherlich<br />

noch <strong>in</strong> weiter Ferne. In den osteuropäischen Ländern<br />

ist es überhaupt eher Intercity-Verkehr, der da<br />

560 109 (2011) Heft 11


Interview Fokus<br />

im Moment <strong>in</strong> Frage kommt. Polen hat dafür Fahrzeuge<br />

beschafft, <strong>die</strong> Ukra<strong>in</strong>e hat Fahrzeuge bestellt,<br />

dort ist also HGV ke<strong>in</strong> wirklich akutes Thema.<br />

Dafür sche<strong>in</strong>t auf dem amerikanischen Kont<strong>in</strong>ent<br />

Bewegung <strong>in</strong> <strong>die</strong> Sache zu kommen.<br />

Ja natürlich, <strong>die</strong> USA haben viel Nachholbedarf <strong>in</strong><br />

Sachen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr. Wobei es<br />

für das Gesamtvorhaben e<strong>in</strong> Rückschlag war, dass<br />

sich Floridas Gouverneur Rick Scott im F<strong>eb</strong>ruar<br />

2011 gegen <strong>die</strong> schon projektierte Schnellfahrstrecke<br />

zwischen Tampa und Orlando entschieden<br />

hat. Man wird sehen müssen, ob Kalifornien<br />

mit der Verb<strong>in</strong>dung San Francisco – Los Angeles<br />

mehr Schwung entwickelt. Aber es könnte auch<br />

se<strong>in</strong>, dass sich das Thema <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong> <strong>in</strong><br />

den USA zunächst e<strong>in</strong>mal auf schnellen Intercity-<br />

Verkehr konzentriert. Amtrak hat ja bei Siemens<br />

Lokomotiven beschafft und wird sicher zum Beispiel<br />

im mittleren Westen e<strong>in</strong>en etwas schnelleren<br />

Personenverkehr aufnehmen.<br />

Auch Brasilien will ja bis 2016 zwischen São Paulo,<br />

dem nahegelegenen Flughafen Viracopos und Rio<br />

de Janeiro e<strong>in</strong>e neue Strecke bauen ...<br />

... da stimmen auf jeden Fall <strong>die</strong> Entfernung und das<br />

Bevölkerungspotenzial an den beiden Endpunkten.<br />

Derzeit verb<strong>in</strong>den große Flugzeuge <strong>die</strong> zwei Metropolen<br />

im Halbstundentakt, damit ist schon klar, dass<br />

großes Potenzial vorhanden ist.<br />

Und Länder wie Ch<strong>in</strong>a?<br />

In Ch<strong>in</strong>a ist der Fünf-Jahres-Plan formal bestätigt<br />

worden. Zwar hat <strong>die</strong> Regierung nach dem schweren<br />

Unfall alle Investitionsvorhaben zunächst für e<strong>in</strong>e<br />

Überprüfung gestoppt, und sowohl <strong>die</strong> Infrastrukturvorhaben,<br />

<strong>die</strong> Baustellen als auch <strong>die</strong> Herstellerfirmen<br />

s<strong>in</strong>d auditiert worden. Der Bericht liegt aber im Augenblick<br />

noch nicht vor. Insofern ist auch noch nicht<br />

bekannt, welche Konsequenzen gezogen werden.<br />

Dann wäre <strong>die</strong> Frage, ob alle <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge<br />

<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a künftig nur noch mit 300 km/h<br />

fahren, eigentlich zweitrangig?<br />

Ja sicher. Ch<strong>in</strong>a ist bereit, weiter viel Geld <strong>in</strong> <strong>die</strong> Infrastruktur<br />

zu stecken und gute Voraussetzungen für<br />

HGV zu schaffen. Ob man dann mit Tempo 300 oder<br />

350 fährt, ist am Ende e<strong>in</strong>e Frage des Zugmaterials.<br />

Ich persönlich denke, <strong>die</strong> Entscheidung, mit der Auslegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zu fahren und nicht mit der<br />

möglichen Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeit, war völlig richtig.<br />

Das machen alle anderen <strong>Bahnen</strong> ja auch so.<br />

Es ist auch abhängig von der verfügbaren<br />

Infrastruktur.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs. Bei der Fahrbahn gibt es ja ke<strong>in</strong>e wesentlichen<br />

Unterschiede zwischen 300 und 350 Stundenkilometern,<br />

aber <strong>die</strong> Energieversorgung muss<br />

stärker ausgelegt se<strong>in</strong>, weil der Energieverbrauch<br />

überproportional steigt. Vor allem ist der Verschleiß<br />

am Fahrzeug höher. Das muss der jeweilige Bahnbetreiber<br />

für sich entscheiden, ob sich e<strong>in</strong> Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber anderen Verkehrsträgern<br />

noch rechnet – es ist unter dem Strich immer e<strong>in</strong>e<br />

Frage des Verschleißes, der Instandhaltung, des<br />

Energieverbrauchs und der Distanzen.<br />

Zusammengefasst könnte man auf <strong>die</strong> Idee kommen,<br />

dass der Markt für <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr<br />

generell und für Fahrzeuge im speziellen Fall<br />

doch ziemlich begrenzt ist. Wäre es denkbar, dass<br />

sich Siemens auch auf <strong>die</strong> Betreiberseite schlägt?<br />

Ich denke, dass zwischen der Kunst, e<strong>in</strong> tolles Fahrzeug<br />

zu bauen – und das nehmen wir schon für<br />

uns <strong>in</strong> Anspruch – und der, es anschließend zu<br />

betreiben, e<strong>in</strong> erh<strong>eb</strong>licher Know-how-Unterschied<br />

besteht. Wir wissen, was wir da alles nicht wissen.<br />

Überhaupt ist es nicht unser Geschäftsmodell, mit<br />

Betreibern <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form <strong>in</strong> den Wettbewerb<br />

zu gehen – das würden unsere Kunden <strong>in</strong> der Regel<br />

auch nicht so witzig f<strong>in</strong>den. Also <strong>in</strong>sofern wollen wir<br />

uns da klar heraushalten.<br />

Bleiben wir also bei dem Know-how, das Sie schon<br />

haben, konkret bei der neuen Baureihe 407, dem<br />

Velaro D. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie dar<strong>in</strong>,<br />

dass Siemens – anders als bei den früheren<br />

ICE-Generationen – <strong>die</strong> Entwicklung des kompletten<br />

Zuges von Anfang an selbst <strong>in</strong> der Hand hatte?<br />

E<strong>in</strong>e Eigenentwicklung hat <strong>in</strong>sofern große Vorteile,<br />

dass ich wirklich alles <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em eigenen Beritt<br />

habe, alles selber steuern kann und mir ke<strong>in</strong>e<br />

Gedanken zum Beispiel über Know-how-Schutz<br />

machen muss: Ich kann sehr offen, schnell und<br />

effizient arbeiten. E<strong>in</strong> Nachteil ist, dass ich tatsächlich<br />

auch alle notwendigen Ressourcen selbst<br />

aufbieten muss – und das b<strong>in</strong>det sehr große Kräfte.<br />

Deshalb haben wir uns beim ICx entschlossen,<br />

unserem Wettbewerber Bombar<strong>die</strong>r e<strong>in</strong>en Teil des<br />

Lieferumfangs zu überlassen, weil wir da <strong>in</strong> Summe<br />

besser se<strong>in</strong> können. Alles im eigenen Hause<br />

zu machen, br<strong>in</strong>gt viele Vorteile; bei ganz großen<br />

Aufgaben macht es aber durchaus S<strong>in</strong>n, Kompetenzen<br />

zu bündeln.<br />

Gilt das auch für Software? Ohne <strong>die</strong> richtige<br />

Softwareausstattung fährt ja e<strong>in</strong> moderner Zug<br />

nirgendwo h<strong>in</strong>.<br />

Das ist e<strong>in</strong> Teil der Entwicklung, den man nicht<br />

mehr verteilt organisieren kann. Inzwischen haben<br />

sogar Nasszellen Steuerungsrechner, <strong>die</strong> verschiedene<br />

Funktionen überwachen und Diagnosedaten<br />

melden – der heutige Velaro hat e<strong>in</strong>ige hundert<br />

Rechner an Bord. So ist <strong>die</strong> zentrale Herausforderung<br />

hier nicht das Erstellen, sondern das Managen<br />

<strong>die</strong>ser verschiedenen Softwaremodule, <strong>die</strong><br />

reibungslos zusammenarbeiten müssen – e<strong>in</strong>e sehr<br />

komplexe Aufgabe.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

561


Fokus Interview<br />

Das Konzept des ICx markiert ja technisch wie<br />

organisatorisch e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel. Wo<br />

sehen Sie als Hersteller <strong>die</strong> Vorzüge des E<strong>in</strong>zelwagenzuges<br />

mit Powercars gegenüber den früheren<br />

Konzepten?<br />

Tri<strong>eb</strong>züge wie der Velaro haben gegenüber e<strong>in</strong>em lokbespannten<br />

Zug den großen Vorteil, dass sie <strong>die</strong> gesamte<br />

Fahrzeuglänge den Passagieren zur Verfügung<br />

stellen, weil <strong>die</strong> Antri<strong>eb</strong>stechnik unterflur ang<strong>eb</strong>racht<br />

ist. Das kann auch der ICx. Auf der anderen Seite hat<br />

e<strong>in</strong> lokbespannter E<strong>in</strong>zelwagenzug gegenüber klassischen<br />

Tri<strong>eb</strong>zügen wie den ICE den Vorteil, dass man<br />

relativ flexibel Wagen ergänzen oder herausstellen<br />

kann. <strong>Mit</strong> dem Powercar-Konzept haben wir nun <strong>die</strong><br />

Flexibilität e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelwagenzuges <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tri<strong>eb</strong>wagenzug<br />

e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>racht: Die Bahn kann im Rahmen ihrer<br />

betri<strong>eb</strong>lichen Erfordernisse unterschiedliche Zugkonfigurationen<br />

bilden. Sie kann das zwar nicht überall<br />

und jeden Tag tun, weil dafür e<strong>in</strong> Werkstattaufenthalt<br />

nötig ist. Aber <strong>die</strong> Bahn stellt auch nicht jeden<br />

Morgen ihre Züge komplett neu zusammen – das geschieht<br />

üblicherweise mit e<strong>in</strong>igem Planungsvorlauf,<br />

wenn zum Beispiel bei Fahrplanwechseln <strong>die</strong> Kapazitäten<br />

neu festgelegt werden.<br />

<strong>Mit</strong> dem ICx kann sich <strong>die</strong> Bahn also sehr flexibel<br />

auf betri<strong>eb</strong>liche Erfordernisse und Nachfrage<br />

e<strong>in</strong>stellen?<br />

So ist es. Steigt der Bedarf, kann man e<strong>in</strong>fach weitere<br />

Wagen bestellen und <strong>die</strong> Züge verstärken. Das Konzept<br />

hat <strong>die</strong> Deutsche Bahn überzeugt. Und wir sehen<br />

auch: Wenn <strong>die</strong> Bahn ihre gesamte Fernverkehrsflotte<br />

unterhalb des ICE durch <strong>die</strong>ses e<strong>in</strong>e Produkt ersetzt,<br />

br<strong>in</strong>gt sie uns sehr großes Vertrauen entgegen.<br />

Reden wir also über <strong>die</strong> Weiterentwicklung von<br />

Zügen allgeme<strong>in</strong>, nicht nur der <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sfahrzeuge.<br />

S<strong>in</strong>d grundlegende Zug-Innovationen<br />

wie beim ICx künftig überhaupt noch denkbar?<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge s<strong>in</strong>d der Innovationsmotor<br />

<strong>in</strong> der Bahntechnik, und der ICx ist schon e<strong>in</strong><br />

sehr hoch entwickeltes Produkt. Er steht für deutliche<br />

Energiee<strong>in</strong>sparung gegenüber heutigen Zügen,<br />

er wird noch e<strong>in</strong>mal deutlich mehr Nutzfläche im<br />

Innenraum bieten und noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e deutliche<br />

E<strong>in</strong>sparung bei den L<strong>eb</strong>enszyklus-Kosten br<strong>in</strong>gen.<br />

Das s<strong>in</strong>d, denke ich, genau <strong>die</strong> Attribute, <strong>die</strong> auch <strong>in</strong><br />

<strong>Zukunft</strong> weiter gefordert se<strong>in</strong> werden. Unser Ziel ist<br />

es deshalb, <strong>die</strong>sen Schritt, den wir beim ICx für den<br />

Intercity-Bereich vollzogen haben, auch <strong>in</strong> den anderen<br />

Marktsegmenten zu tun – bei S-<strong>Bahnen</strong> <strong>eb</strong>enso<br />

wie bei <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen.<br />

Sie haben den L<strong>eb</strong>enszyklus angesprochen. Welchen<br />

Stellenwert hat das Thema Service für<br />

Siemens?<br />

Es ist e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>teressantes Geschäftsfeld für uns. E<strong>in</strong>erseits<br />

gibt es große Synergien zwischen dem Bau<br />

und der Instandhaltung der Fahrzeuge, denn ich<br />

kann schon bei der Entwicklung für niedrige Instandhaltungskosten<br />

sorgen. Andererseits gibt es solche<br />

Synergien auch zwischen Instandhaltung und Betri<strong>eb</strong><br />

der Fahrzeuge, <strong>die</strong> große, <strong>in</strong>sbesondere staatliche Betreiber<br />

wie <strong>die</strong> Deutsche Bahn auch sehr erfolgreich<br />

nutzen. Es ist so e<strong>in</strong>e Art Glaubensstreit, wo mehr Synergien<br />

zu nutzen s<strong>in</strong>d. Aber wir müssen auch nicht<br />

alles schwarz-weiß betrachten. Zum Beispiel haben<br />

wir <strong>in</strong> Spanien mit dem Jo<strong>in</strong>t-Venture zwischen uns<br />

als Hersteller und der Bahngesellschaft RENFE versucht,<br />

beide Synergien zu nutzen, und ich halte das<br />

für e<strong>in</strong> sehr valides Konzept. Wir haben dort sowohl<br />

<strong>die</strong> Kompetenzen des Herstellers als auch <strong>die</strong> des Betreibers<br />

im Spiel. Sehr effizient.<br />

Sie haben ja auch e<strong>in</strong>ige Erfahrung mit<br />

dem Service für den Desiro UK. Nutzt<br />

Ihnen <strong>die</strong>ses Knowhow zum Beispiel<br />

beim Velaro?<br />

Selbstverständlich. Es gibt bei unseren <strong>in</strong>ternationalen<br />

Instandhaltungsaktivitäten<br />

e<strong>in</strong>en engen Austausch. Dadurch haben<br />

wir e<strong>in</strong>e sehr, sehr gute Datenbasis, <strong>die</strong><br />

uns auch <strong>in</strong> <strong>die</strong> Lage versetzt, so langfristige<br />

Verpflichtungen wie den 30-Jahres-<br />

Vertrag <strong>in</strong> Russland abzuschließen. Wer<br />

sich so lang b<strong>in</strong>det, muss schon absolut sicher se<strong>in</strong>,<br />

das auch leisten können. Auch für <strong>die</strong> russischen<br />

Desiro-Regionalzüge haben wir ja jetzt den entsprechenden<br />

Servicevertrag abgeschlossen. Das ist e<strong>in</strong><br />

sehr gutes Modell, mit dem beide Seiten sehr zufrieden<br />

s<strong>in</strong>d, und es funktioniert auch im W<strong>in</strong>ter.<br />

Apropos W<strong>in</strong>ter: Russland ist ja e<strong>in</strong>e echte Herausforderung<br />

für e<strong>in</strong>en Zugbauer, der mit Temperaturschwankungen<br />

zwischen + 40 und – 40 Grad<br />

zurecht kommen muss. Der Velaro RUS weist e<strong>in</strong>ige<br />

Besonderheiten auf, beispielsweise <strong>die</strong> Kühlung<br />

der Antri<strong>eb</strong>saggregate, <strong>die</strong> kühle Luft im<br />

Sommer unter dem Fahrzeugboden, im W<strong>in</strong>ter<br />

über dem Dach ansaugt. Werden Sie solche speziellen<br />

Entwicklungen auch anderen Betreiber <strong>in</strong><br />

anderen Regionen anbieten?<br />

Natürlich können wir das, was wir geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

russischen Eisenbahn und e<strong>in</strong>igen Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />

entwickelt haben, jetzt auch anderen Betreibern<br />

anbieten – wenn auch sicher nicht e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s übertragen.<br />

Denn <strong>die</strong> Ausgangslage ist <strong>in</strong> Russland durch <strong>die</strong><br />

enormen Temperaturdifferenzen sicherlich besonders<br />

komplex. Aber es gibt e<strong>in</strong>e andere Problemstellung,<br />

<strong>die</strong> auch für Länder wie Deutschland und Frankreich<br />

relevant ist: <strong>die</strong> des Eisabwurfs und des Schotterfluges<br />

im W<strong>in</strong>ter. Das ist überall dort <strong>in</strong>teressant, wo schnelle<br />

Züge auf e<strong>in</strong>em klassischen Schotterbett fahren.<br />

Eisbrocken lösen sich vom Fahrzeug und schleudern<br />

Schotter hoch, der wichtige Teile beschädigen kann.<br />

Da haben wir jetzt mit der Deutschen Bahn e<strong>in</strong>ige<br />

sehr gute Maßnahmen <strong>in</strong> der ICE-Bestandsflotte umsetzen<br />

können, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem W<strong>in</strong>ter greifen werden.<br />

Der Velaro hat<br />

e<strong>in</strong>ige hundert<br />

Rechner an Bord<br />

562 109 (2011) Heft 11


Interview Fokus<br />

Welche Maßnahmen s<strong>in</strong>d das?<br />

Eigentlich ist es ja ganz e<strong>in</strong>fach: Bestimmte Maßnahmen<br />

an den Drehgestellrahmen verh<strong>in</strong>dern <strong>die</strong><br />

Eisablagerungen und Protektoren schützen <strong>die</strong> kritischen<br />

Bauteile vor Beschädigung. Viel wichtiger<br />

war aber, zunächst <strong>die</strong> Flugbahnen der Eisbrocken<br />

und Schotterste<strong>in</strong>e zu verstehen und <strong>die</strong> Wirkung<br />

solcher Vorgänge wissenschaftlich zu untersuchen.<br />

Dass man noch nach all den Jahren Bahntechnik<br />

so fundamentale Erkenntnisse gew<strong>in</strong>nen kann, ist<br />

schon sehr spannend.<br />

Wenn wir schon beim Klima s<strong>in</strong>d: Welcher Art waren<br />

denn <strong>die</strong> Probleme mit den Klimaanlagen der<br />

älteren ICE-Züge wirklich?<br />

Auslöser der Diskussion über <strong>die</strong> Zuverlässigkeit von<br />

Klimaanlagen war der ICE 3. Als wir den im Jahr 2000<br />

<strong>in</strong> den Verkehr brachten, gab es tatsächlich Qualitätsprobleme<br />

bei den Klimaanlagen. Wir hatten uns geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Deutschen Bahn damals für Luft als<br />

Kältemittel entschieden, um Freon oder irgende<strong>in</strong> klimaschädliches<br />

Gas zu vermeiden. Dieses neuartige System<br />

stabil zu bekommen, hat <strong>die</strong> Hersteller <strong>die</strong>ser Klimaanlagen<br />

und uns mehr Zeit gekostet als vorgesehen.<br />

Inzwischen ist das Problem ja gelöst. Bei den anderen<br />

Zügen waren Klimaanlagen eigentlich nie e<strong>in</strong> Thema.<br />

Die Ausfälle beim ICE 2 im Sommer 2010 s<strong>in</strong>d bestimmt<br />

als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>en anstehenden Klimawandel<br />

zu verstehen. Es wird heute heißer <strong>in</strong> Deutschland<br />

als früher, und <strong>die</strong>se Klimaanlage kommt zunehmend<br />

an ihre Leistungsgrenze. Daran sieht man, dass sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Zug-L<strong>eb</strong>enszyklus von 30 Jahren D<strong>in</strong>ge spürbar<br />

ändern können. Wir haben der Deutschen Bahn Nachrüstmaßnahmen<br />

vorgeschlagen, <strong>die</strong> sie jetzt auch umsetzt.<br />

Ich hoffe, damit ist auch <strong>die</strong>ses Problem gelöst.<br />

Die Klimaanlagen der aktuellen Velaro- und ICx-Züge<br />

s<strong>in</strong>d ohneh<strong>in</strong> für neue deutsche Sommer ausgelegt.<br />

Zumal ja mit Mehrsystem-Zügen wie dem Velaro<br />

D auch grenzüberschreitender Verkehr zum Beispiel<br />

nach Südfrankreich leicht machbar ist.<br />

Verkehr macht an den Grenzen nicht grundsätzlich<br />

halt – gerade <strong>in</strong> Europa, denn <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zelstaaten hier<br />

s<strong>in</strong>d nicht besonders groß. Und wir werden dem wachsenden<br />

<strong>in</strong>nereuropäischen Flugverkehr nur begegnen<br />

können, wenn wir attraktive Verb<strong>in</strong>dungen wie zum<br />

Beispiel Frankfurt – Paris bekommen. Allerd<strong>in</strong>gs fahren<br />

<strong>die</strong> Züge von Deutschland über Belgien nach Frankreich<br />

und müssen somit alle vier auf der Strecke vorkommenden<br />

Bahnstromsysteme beherrschen.<br />

Sie haben <strong>die</strong> unterschiedlichen Spannungssysteme<br />

doch durchaus im Griff.<br />

Den viel größeren Aufwand erfordern ja auch <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Signalsysteme: <strong>in</strong> Deutschland <strong>die</strong> herkömmliche<br />

L<strong>in</strong>ienzugbee<strong>in</strong>flussung, <strong>in</strong> Belgien <strong>die</strong><br />

nationalen Systeme TBL1 und TBL2 und <strong>in</strong> Frankreich<br />

TVM1 und TVM2. Zu <strong>die</strong>sen fünf nationalen Systemen<br />

kommt nach der europäischen Interoperabilitätsrichtl<strong>in</strong>ie<br />

auch noch ETCS als sechstes h<strong>in</strong>zu – und selbst das<br />

noch <strong>in</strong> verschiedenen Levels. Durch den zugeg<strong>eb</strong>en<br />

wichtigen Versuch der Standardisierung wurde also<br />

nichts abgeschafft, sondern etwas zug<strong>eb</strong>aut. Das erhöht<br />

<strong>die</strong> Komplexität des Zuges noch e<strong>in</strong>mal deutlich.<br />

ETCS soll ja nun auf allen europäischen Korridoren<br />

und Neubaustrecken <strong>in</strong>stalliert werden.<br />

Das schon. Weil man aber <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>en Zug<br />

auch mal über e<strong>in</strong>e ältere Strecke umleiten muss,<br />

können wir <strong>die</strong> alten Signalsysteme nicht e<strong>in</strong>fach<br />

weglassen. Solange es also nicht gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>e wirkliche<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichung zu erreichen, werden wir<br />

Hersteller weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes Zulassungsrisiko für<br />

<strong>die</strong>se Züge haben – und das Gesamtsystem Bahn<br />

e<strong>in</strong>en Wettbewerbsnachteil. Ich b<strong>in</strong> sicher: Die<br />

<strong>Zukunft</strong> der Mobilität <strong>in</strong> Europa wird wesentlich<br />

davon geprägt se<strong>in</strong>, ob <strong>die</strong>se standardisierte europäische<br />

Zugsicherung tatsächlich <strong>die</strong> Altsysteme<br />

ersetzen kann.<br />

Und <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> der Mobilität bei Siemens? Seit<br />

dem 1. Oktober s<strong>in</strong>d ja <strong>die</strong> Aktivitäten von Siemens<br />

Mobility aufgeteilt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Division Rail Systems,<br />

<strong>in</strong> der Ihr Geschäftsbereich High Speed and<br />

Commuter Rail zuhause ist, sowie <strong>die</strong> beiden Divisionen<br />

Mobility and Logistics und Smart Grid.<br />

Was wird sich durch <strong>die</strong>se Struktur ändern für <strong>die</strong><br />

Kunden – falls sich überhaupt etwas ändert?<br />

Es ist e<strong>in</strong>e wesentliche Veränderung zum Positiven.<br />

Wir haben mit Siemens Mobility <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

viel am Markt bewegt und waren mit unseren<br />

Produkten sehr erfolgreich. <strong>Mit</strong> der Neuaufstellung<br />

wollen wir nun das Wachstum <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Sparten gezielt fördern. Für unsere Kunden heißt<br />

das, dass wir uns noch <strong>in</strong>tensiver um sie kümmern<br />

können, dass wir <strong>in</strong> der stärkeren Spezialisierung<br />

auf Sachg<strong>eb</strong>iete <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Themen besser fokussieren<br />

und <strong>in</strong>sofern <strong>die</strong> Kunden auch besser betreuen<br />

können.<br />

Herr Dr. Brockmeyer, herzlichen Dank.<br />

ZUR PERSON<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer stu<strong>die</strong>rte Elektrotechnik an der<br />

RWTH Aachen und promovierte am dortigen Institut<br />

für Stromrichtertechnik und <strong>Elektrische</strong> Antri<strong>eb</strong>e. Seit<br />

1997 bei Siemens, war er zunächst für <strong>die</strong> Projektierung<br />

von Antri<strong>eb</strong>en für <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>s- und<br />

Regionaltri<strong>eb</strong>züge zuständig, übernahm 2001 <strong>die</strong><br />

Gesamtprojektleitung des Fahr zeugprojekts ICE T-2<br />

und 2003 <strong>die</strong> Werkleitung <strong>Elektrische</strong> Komponenten<br />

und Energieversorgung am Fertigungsstandort<br />

Krefeld. Er war ab 2006 Leiter des Geschäftsbereichs<br />

Public Transit für Züge des Nah-, Regional- und<br />

Fernverkehrs und ist seit dem 01.10.2011 CEO der<br />

Bus<strong>in</strong>ess Unit „High Speed and Commuter Rail”<br />

<strong>in</strong> der Division „Rail Systems” des neuen Siemens-<br />

Sektors „Infrastructure & Cities”.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

563


Fokus Forum<br />

Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />

Beim Wasserkraftpotenzial <strong>in</strong> Deutschland spielen <strong>die</strong> re<strong>in</strong>en Speicherkraftwerke kaum e<strong>in</strong>e Rolle. <strong>Mit</strong>tel-<br />

und langfristig wird der Klimawandel hier <strong>die</strong> Energieumwandlung aus Wasserkraft schmälern. E<strong>in</strong>e<br />

Ergänzung zum Beitrag „Hochrhe<strong>in</strong>kraftwerk Rhe<strong>in</strong>felden und Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland“ <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 10/2011.<br />

Walchenseekraftwerk,<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> 1924 (Foto:<br />

Ralf Roman Rossberg).<br />

Im Zusammenhang mit der Bearbeitung des<br />

Beitrags [1], der sich im Wesentlichen auf <strong>die</strong> Quelle<br />

[2] stützt, waren beim Umweltbundesamt (UBA)<br />

Vergleichszahlen erfragt worden, <strong>die</strong> sich nach e<strong>in</strong>igen<br />

Abklärungen <strong>in</strong> der Tabelle gegenüberstellen<br />

ließen. Die ger<strong>in</strong>gen Differenzen bei den Laufwasser-<br />

und den Pumpspeicherkraftwerken (LwKW,<br />

PSpW) erklären sich sicherlich aus Unschärfen beim<br />

Erfassen und Auswerten der nicht wenigen Daten,<br />

TABELLE<br />

Installierte Wasserkraftwerkleistung <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>in</strong> MW, Stand 2010/2011.<br />

Nur Werke mit ≥1 MW, alle Werte mit 16,7-Hz-Bahnstromgeneratoren,<br />

bei Grenzkraftwerken nur deutscher Anteil<br />

[2] UBA 2011<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> im Bau oder<br />

<strong>in</strong> Planung 1<br />

Laufwasserwerke 3 431<br />

2<br />

3 425 63<br />

Speicherwerke –<br />

3<br />

279 0<br />

Pumpspeicherwerke<br />

6 574 6 599 466<br />

Summe 10 005<br />

2<br />

10 303<br />

1<br />

nur soweit Genehmigung erteilt oder im Verfahren<br />

2<br />

schon mit Rhe<strong>in</strong>felden neu<br />

3<br />

davon ≈120 MW Walchenseekraftwerk<br />

unter anderem von rund 7 000 Kle<strong>in</strong>wasserkraftanlagen<br />

[2]. Real ist <strong>die</strong> Differenz bei den LwKW allerd<strong>in</strong>gs<br />

noch größer, denn <strong>die</strong> deutschen 75-%-Anteile<br />

an Rhe<strong>in</strong>felden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2] noch von den alten<br />

26 MW ausgewiesen, bei der UBA-Zahl dagegen<br />

schon von den neuen 100 MW bestätigt (Tabelle 1<br />

<strong>in</strong> [1]). Sonst gab es laut UBA <strong>in</strong> den letzten zwei<br />

Jahren ke<strong>in</strong>en nennenswerten Zuwachs. Mysteriös<br />

ist dagegen das Bild bei den re<strong>in</strong>en Speicherkraftwerken<br />

(SpKW). Die UBA-Zahl bestätigt zunächst,<br />

dass <strong>die</strong>se – anders als beispielsweise <strong>in</strong> Österreich<br />

und der Schweiz – <strong>in</strong> Deutschland kaum e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen, wobei noch fast <strong>die</strong> Hälfte ihrer Leistung<br />

im berühmten Walchenseekraftwerk steht (Bild). Der<br />

auf den Arbeiten dreier Ingenieurbüros und e<strong>in</strong>es<br />

Hochschul<strong>in</strong>stituts der Branche beruhende Bericht<br />

[2] erwähnt <strong>die</strong>se Art Werke überhaupt nicht. E<strong>in</strong>zelne<br />

Stellen dar<strong>in</strong> wurden so <strong>in</strong>terpretiert, als ob<br />

sie wegen Ger<strong>in</strong>gfügigkeit den Laufwasserwerken zugerechnet<br />

wären (Tabelle 2 <strong>in</strong> [1]); <strong>die</strong> Tabelle hier<br />

weckt aber nun den kaum glaublichen Verdacht, als<br />

ob sie vergessen wurden. Anzumerken ist, dass alle<br />

Oberbecken von PSpW gewisse natürliche Zuflüsse<br />

haben, von denen <strong>die</strong> größeren immerh<strong>in</strong> 10 % der<br />

Jahresarbeit aller deutschen PSpW als regenerative<br />

Energie liefern (Tabelle 2 <strong>in</strong> [1]).<br />

Als Vergleichszahlen zur Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland<br />

stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuellen Pressemitteilung aus<br />

der Industrie, dass hier <strong>in</strong> W<strong>in</strong>denergieanlagen derzeit<br />

27 GW <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong>se 8 % des „Strombedarfs<br />

des Landes“ decken.<br />

Bei allen Betrachtungen und Überlegungen zur<br />

Wasserkraft muss noch der E<strong>in</strong>fluss des Klimawandels<br />

bedacht werden, denn der kommende deutliche<br />

Temperaturanstieg wird sich auf Niederschlags- und<br />

Abflussmengen auswirken. Der Bericht [2] resümiert<br />

aus bisherigen Untersuchungen, dass dadurch <strong>in</strong><br />

Deutschland mit mittelfristig bis 4 % und langfristig<br />

bis 15 % weniger Erzeugung aus Wasserkraft<br />

gerechnet werden muss.<br />

Uwe Behmann<br />

[1] Mazurkiewicz, J.: Hochrhe<strong>in</strong>kraftwerk Rhe<strong>in</strong>felden und<br />

Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />

(2011), H. 10, S. 526–532.<br />

[2] Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

(Hrsg.): Potenzialermittlung für den Ausbau<br />

der Wasserkraftnutzung <strong>in</strong> Deutschland als Grundlage<br />

für <strong>die</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er geeigneten Ausbaustrategie –<br />

Schlussbericht. Aachen, September 2010.<br />

564 109 (2011) Heft 11


Forum Fokus<br />

Regenerative <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Dank weitsichtiger Entscheidungen <strong>in</strong><br />

Deutschland vor 80 und vor 50 Jahren<br />

lie fert hier <strong>die</strong> <strong>in</strong>ländische Wasserkraft<br />

ziem lich gleichmäßig 10 bis 15 % des <strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarfs.<br />

E<strong>in</strong> langfristiger Vertrag<br />

wird <strong>die</strong>sen Wert demnächst um fast zehn<br />

Prozentpunkte steigern. Vision der DB ist,<br />

ihre Versorgung bis 2050 ganz auf sich erneuernde<br />

Energien umzustellen.<br />

In den Anfängen der Elektrizitätsanwendung,<br />

praktisch überall durchweg zuerst<br />

mit DC, bauten Industrie- und große Gewerb<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>e,<br />

kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>den und<br />

auch so genannte Lokalbahnen außerhalb<br />

der Großstädte sich eigene dezentrale Versorgungen,<br />

wo immer es topografisch g<strong>in</strong>g<br />

mit kle<strong>in</strong>en Wasserkraftwerken (WKW).<br />

Für erste AC-<strong>Bahnen</strong> entstanden <strong>in</strong> Bayern<br />

das WKW Kammerl und das zunächst<br />

Saalachkraftwerk genannte <strong>in</strong> Reichenhall<br />

(Tabelle), beide zugleich auch zur lokalen<br />

öffentlichen Versorgung. Nach dem Ersten<br />

Weltkrieg kam Oskar von Miller mit se<strong>in</strong>er<br />

unermüdlichen Arbeit zum Erfolg und bewirkte<br />

den Bau e<strong>in</strong>es Speicherkraftwerkes<br />

<strong>in</strong> Kochel, benannt nach dem Oberbecken<br />

Walchensee, sowie dreier Laufwasserkraftwerke<br />

(LwKW) am <strong>Mit</strong>tlere-Isar-Kanal zwischen<br />

München und Landshut (Bild 1),<br />

<strong>die</strong> mit Speicher- und Ausgleichsbecken<br />

e<strong>in</strong>en Schwellbetri<strong>eb</strong> ermöglichen. Diese<br />

vier Werke wurden <strong>in</strong> etwa gleichem Maß<br />

zur Erzeugung von 1 AC 16 2 /3 Hz und von<br />

3 AC 50 Hz ausgerüstet, und zur Übertragung<br />

und Verteilung wurden getrennte<br />

Hochspannungsnetze errichtet. Kaum vorstellbar<br />

ist heute, dass <strong>die</strong>se beiden Systeme<br />

damals gleichwertig waren und e<strong>in</strong>e<br />

flächendeckende öffentliche Versorgung<br />

dabei überhaupt erst entstand.<br />

Die überaus dynamische Entwicklung<br />

<strong>in</strong> den folgenden e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrzehnten<br />

war und bleibt e<strong>in</strong> Schwerpunktthema <strong>in</strong><br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> und wird deshalb<br />

hier übersprungen. Im Jahre 1950 lieferten<br />

<strong>die</strong>se sechs WKW 82 % der Gesamterzeugung<br />

für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> der<br />

Deutschen Bundesbahn, der damals <strong>die</strong><br />

bayerischen Hauptstrecken bis an <strong>die</strong> Grenzen<br />

zu Österreich sowie bis Probstzella kurz<br />

h<strong>in</strong>ter der Zonengrenze abdeckte und bis<br />

Stuttgart g<strong>in</strong>g.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

TABELLE<br />

Installierte Wasserkraft-Nennleistungen <strong>in</strong> Deutschland für 16,7-Hz-Erzeugung,<br />

Stand 2010.<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> Werk Wirkleistung <strong>in</strong> MW Literaturquelle<br />

e<strong>in</strong>zeln summiert <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

1913 Reichenhall 3 · 1,3 4 88 (1990), H. 1, S. 29–37<br />

1905 Kammerl 1 3 · 0,3 5 99 (2001), H. 11, S. 444–452<br />

1924 Walchensee 2 ·(9,4 + 12,0) 48 98 (2000), H. 1-2, S. 35–51<br />

1924<br />

1924; 1928<br />

1929<br />

9,2 + 10,0<br />

Aufkirchen<br />

Pfrombach 3 14,0<br />

Eitt<strong>in</strong>g<br />

8,4; 8,4<br />

67<br />

2<br />

84<br />

98<br />

98 (2000), H. 1-2, S. 35–51<br />

104 (2006), H. 11, S. 553–555<br />

1953 Reichenhall 1,3 99 88 (1990), H. 1, S. 29–37<br />

1959 Madau 4 0,1 99 95 (1997), H. 11, S. 304–309<br />

1967<br />

1969<br />

1970<br />

1971<br />

Bertoldsheim 5<br />

3 · 6,7<br />

Bittenbrunn 5<br />

3 · 6,7<br />

Bergheim 5<br />

3 · 6,7<br />

Ingolstadt 5 3 · 6,7<br />

119<br />

159<br />

179<br />

199<br />

79 (1981), H. 7, S. 263–271<br />

1992 Vohburg 6 3 · 9,5 207 91 (1993), H. 10, S. 317–320<br />

2000 Bad Abbach 3,5 211 99 (2001), H. 11, S. 453–460<br />

1976 Langenprozelten 7 2 · 75,0 361 79 (1981), H. 7, S. 272–276<br />

1<br />

1905 Inselbetri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>er Privatbahn, ab ≈1925 Verbundbetri<strong>eb</strong> mit Reichsbahnnetz möglich,<br />

1938 verstaatlicht<br />

2<br />

genauer Wert 82,6 MW, bis Anfang 1970er Jahre 70,3 MW<br />

3<br />

technisch auch als Umformer zu betreiben und DB-<strong>in</strong>tern so g<strong>eb</strong>ucht<br />

4<br />

<strong>in</strong> Bad Aibl<strong>in</strong>g, privater Betreiber, 16 2 /3-Hz-Erzeugung 1997 beendet<br />

5<br />

bis 2007 <strong>in</strong>dividuell abgestufte Nennwerte mit ∑ 82,5 MW, 1980 auf ∑ 94 MW Maximalwert<br />

gesteigert durch Erhöhung der Wehre<br />

6<br />

bis 2007 Nennwert ∑ 23,3 MW<br />

7<br />

Pumpspeicherwerk ohne nennenswerte Regenerativerzeugung<br />

Bild 1:<br />

Laufwasserkraftwerk Eitt<strong>in</strong>g am <strong>Mit</strong>tlere-Isar-Kanal, je zwei Generatoren 3 AC 8,4 MW/12 MVA<br />

(h<strong>in</strong>ten) und 1 AC 8,4 MW/14 MVA (vorn) (Foto: Ralf Roman Rossberg).<br />

565


Fokus Forum<br />

Bild 3:<br />

Donau-Laufwasserkraftwerk<br />

Vohburg,<br />

drei Turb<strong>in</strong>en je<br />

9,7 MW, Generatoren<br />

früher je 7,8 MW, jetzt<br />

9,5 MW/12 MVA (Foto:<br />

Ralf Roman Rossberg).<br />

Bild 2:<br />

E<strong>in</strong>satzplanung Kraftwerkskette <strong>Mit</strong>tlere Donau vor Betri<strong>eb</strong>saufnahme<br />

bei 150 m 3 /s (unten) und bei 320 m 3 /s (oben)<br />

jeweils für Lauf- und für Schwellbetri<strong>eb</strong>, mittlere Donauwasserführung<br />

auf <strong>die</strong>sem Flussabschnitt ≈300 m 3 /s, nutzbarer<br />

Durchfluss ≤ 500 m 3 /s bei naturgemäß ger<strong>in</strong>geren Fallhöhen,<br />

Prognose Regelarbeitsvermögen ≈ 0,5 TWh/a.<br />

Für <strong>die</strong> folgenden Umstellungen aller weiteren Hauptstrecken<br />

auf elektrischen Betri<strong>eb</strong> musste dann, wie<br />

<strong>in</strong> der Landesversorgung für den allgeme<strong>in</strong>en Wirtschaftsaufschwung,<br />

auf fossile Primär energien und<br />

auf Kernkraft gesetzt sowie auch aus 50 Hz umgewandelt<br />

werden. Während aber bei 50 Hz der Anteil der<br />

<strong>in</strong>stallierten WKW-Leistung am gesamten Kraftwerkspark<br />

und damit auch <strong>die</strong> von ihnen gelieferten Energiemengen<br />

stetig bis auf wenige Prozent zurückg<strong>in</strong>gen,<br />

f<strong>in</strong>g sich <strong>die</strong> Wasserkraft für 16 2 /3 Hz auf e<strong>in</strong>em<br />

deutlich höheren Pegel zwischen 16 und 10 % sowohl<br />

bei der Leistung wie bei der Bruttoerzeugung.<br />

Nun sagen <strong>die</strong> genauen Prozentzahlen jedoch<br />

wenig aus, denn sie hängen ja von den Bezugszahlen<br />

und damit von deren Veränderungen ab. Das s<strong>in</strong>d<br />

bei der Masch<strong>in</strong>enleistung <strong>die</strong> Zu- oder Abgänge im<br />

Gesamtanlagenpark. Beispiele hierfür seit 1980 s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong> vielen dezentralen Umformerwerke<br />

(dUfw) im ostdeutschen Streckennetz, <strong>die</strong> Dampfkraftwerke<br />

Kirchmöser und Schkopau sowie <strong>die</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />

sechs großen und si<strong>eb</strong>en kle<strong>in</strong>en Umrichteranlagen,<br />

andererseits wiederum nach und nach <strong>die</strong><br />

dUfw, mehrere ältere Dampfturbosätze sowie aktuell<br />

das Kernkraftwerk Neckarwestheim. Solchen Veränderungen<br />

folgt auch der rechnerische Anteil der WKW-<br />

Jahresarbeit, <strong>die</strong> dabei absolut noch mit dem klimabed<strong>in</strong>gten<br />

jährlichen Wasserang<strong>eb</strong>ot schwankt. Bei <strong>in</strong><br />

den 1990er Jahren veröffentlichten Zahlen muss man<br />

auch noch darauf achten, ob sie den Gesamtumsatz<br />

bedeuten oder nur den des zentral versorgten Bahnstromnetzes.<br />

Interessanter s<strong>in</strong>d also <strong>die</strong> Absolutwerte. Dazu zeigt<br />

<strong>die</strong> Tabelle, wie sich <strong>die</strong> Leistung entwickelt und bei<br />

den regenerativen Quellen verdoppelt hat. Die Masch<strong>in</strong>engruppe<br />

<strong>in</strong> Pfrombach ist hier mitgezählt, weil<br />

sie wie kürzlich beschri<strong>eb</strong>en real an Wasserturb<strong>in</strong>en<br />

läuft. Das Werk Madau war e<strong>in</strong>e für WKW kurzl<strong>eb</strong>ige<br />

Episode. Die WKW-Kette an der mittleren Donau<br />

aus vier zeichnungsgleichen Anlagen und Ausrüstungen<br />

kann mittels zweier Speicherbecken im Schwellbetri<strong>eb</strong><br />

besonders für <strong>die</strong> S-Bahn München arbeiten<br />

(Bild 2), wo <strong>die</strong> Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 420 mit anschnittgesteuerten<br />

Stromrichtern <strong>in</strong>zwischen durch solche<br />

mit PWM-Stromrichtern ersetzt s<strong>in</strong>d. Das Pumpspeicherwerk<br />

im Spessart, netzstrategisch ideal gelegen,<br />

wurde für 950 MWh Speicherenergie g<strong>eb</strong>aut.<br />

Die Generator-Nenndaten müssen nicht überall<br />

gleich den vertraglichen oder wasserrechtlichen<br />

Leistungen se<strong>in</strong>. Ferner gibt es manchmal, wie bei<br />

klassischen Fahrmotoren, auch Kurzzeitleistungen.<br />

Schließlich steht im H<strong>in</strong>tergrund, dass <strong>die</strong> Wirkleistung<br />

e<strong>in</strong>es Generators von se<strong>in</strong>er thermisch begrenzten<br />

Sche<strong>in</strong>leistung über e<strong>in</strong>en def<strong>in</strong>ierten, aber nicht<br />

zementierten Leistungsfaktor abhängt. Dieser konnte<br />

pr<strong>in</strong>zipiell für <strong>die</strong> Versorgung klassischer 16 2 /3-Hz-<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge günstiger se<strong>in</strong> als für 50-Hz-Netze;<br />

erst <strong>die</strong> Stromrichterantri<strong>eb</strong>stechnik änderte hier <strong>die</strong><br />

Anforderungen und ändert sie wieder. Leistungsdaten<br />

können sich auch durch technische Maßnahmen<br />

und E<strong>in</strong>flüsse ändern, zum Beispiel bei der Wasserhaltung<br />

und -führung, bei der Kühlung oder der Neubewicklung<br />

von Generatoren oder umgekehrt ihrer Alterung.<br />

Solche Faktoren mögen e<strong>in</strong>ige der Fußnoten<br />

<strong>in</strong> der Tabelle erklären.<br />

Die 16 2 /3-Hz-Jahresarbeit aus Wasserkraft war von<br />

1950 bis 1965 ziemlich konstant 0,36 TWh/a; ihr<br />

mehrjähriger <strong>Mit</strong>telwert stieg mit Vollbetri<strong>eb</strong> der ersten<br />

vier Donau-WKW ab Anfang der 1970er Jahre auf<br />

das 2,6-fache und mit dem Werk Vohburg ab 1993<br />

nochmal um den Faktor 1,3 (Bild 3). Das WKW Bad<br />

Abbach wirkte sich wegen ger<strong>in</strong>ger Leistung und besonderer<br />

Betri<strong>eb</strong>sweise nicht signifikant aus.<br />

Als Momentaufnahme stehen heute <strong>in</strong> den zwölf<br />

regenerativ arbeitenden WKW 7 % der <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>in</strong>stallierten 16,7-Hz-Erzeugerleistung, Neckarwestheim<br />

noch voll mitgerechnet, und liefern 9 % der<br />

566 109 (2011) Heft 11


Brutto erzeugung 12 TWh/a. Der regenerative Gesamtanteil<br />

daran ist jedoch mit aktuell 20 % deutlich höher. Etwas trägt<br />

dazu der statistische Anteil <strong>in</strong> der 50-Hz-Energie für Umwandlung<br />

bei, <strong>die</strong> gut e<strong>in</strong> Viertel der 16,7-Hz-Bruttoerzeugung liefert.<br />

Wesentlich mehr stammt aber aus gezielt e<strong>in</strong>gekauften<br />

Energiemengen wie derzeit fast 1 TWh/a aus norwegischer<br />

Wasserkraft (alle Werte leicht gerundet).<br />

Im Rahmen <strong>die</strong>ser Unternehmenspolitik haben Ende<br />

Juli 2011 DB und RWE vere<strong>in</strong>bart, dass letzteres <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2014 bis 2028 aus 14 se<strong>in</strong>er WKW an Hochrhe<strong>in</strong>,<br />

Saar, Mosel, Rur und Ruhr (Bild 4) 900 GWh/a Bahne nergie<br />

als Festmengen liefern wird, entsprechend „rund 8 %“ des<br />

Jahresbedarfs; vermutlich s<strong>in</strong>d das zwischen 7,5 und 7,8 %,<br />

denn alle Pressestellen der Welt würden sonst notorisch<br />

schreiben „fast 8 %“ oder „über 8 %“. Als Vergleichswert wird<br />

e<strong>in</strong> Drittel des Jahresbedarfs für den DB-Perso nenfernverkehr<br />

genannt. Der Gesamtauftragswert für <strong>die</strong> 13,5 TWh soll<br />

„deutlich über 1 Mrd. EUR“ se<strong>in</strong>, sicherlich ohne Preisanpassungen<br />

zu verstehen.<br />

RWE garantiert über zertifizierte Herkunftsnachweise, dass<br />

es <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Umfang an <strong>die</strong> DB aus se<strong>in</strong>en WKW liefert. Diese<br />

erhöht damit ihren 16,7-Hz-Regenerativanteil ab 2014 auf<br />

28 %. Damit kommt sie ihrem Ziel näher, <strong>die</strong>sen Wert bis<br />

2020 auf m<strong>in</strong>destens 30 bis 35 % zu erhöhen, mit weiteren<br />

gezielten E<strong>in</strong>käufen vielleicht sogar auf über 40 %, und ihrer<br />

Vision, bis 2050 ihre <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung komplett auf regenerative<br />

Energien umzustellen.<br />

Auf der Abnehmerseite verfährt <strong>die</strong> DB genau so, <strong>in</strong>dem<br />

sie <strong>die</strong> Regenerativmengen gezielt vermarktet. So bekommen<br />

<strong>die</strong> DC-S-Bahn Hamburg und der AC-Regionalverkehr<br />

im Saarland ihre Traktionsenergie vollständig auf <strong>die</strong>ses Kont<strong>in</strong>gent<br />

g<strong>eb</strong>ucht und DB Schenker Rail bietet <strong>die</strong>s se<strong>in</strong>en<br />

Kunden an. Auch für Sonderverkehre können <strong>die</strong> Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

aus dem Regenerativbudget buchen<br />

und damit wiederum bei ihrer Kundschaft punkten. Anders<br />

als zum Beispiel bei ÖBB steht allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den veröffentlichten<br />

Preisregelungen der DB Energie nicht, ob und welche<br />

Sonderkonditionen dafür gelten. Regenerativmengen, <strong>die</strong><br />

über <strong>die</strong> Summen solcher Bestellungen h<strong>in</strong>aus verbleiben,<br />

gehen <strong>in</strong> den übrigen <strong>Bahnen</strong>ergiemix oder können wieder<br />

weiter verkauft werden.<br />

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Moselstaustufe und Laufwasserkraftwerk Lehmen,<br />

Flusskilometer 21 ab Koblenz (Foto: RWE).<br />

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Fokus Report<br />

Fachtagung Leistungselektronik und<br />

Leittechnik <strong>in</strong> Bern<br />

Vom 6. bis 9. September 2011 fand <strong>in</strong> Bern <strong>die</strong> Internationale Fachmesse des öffentlichen Verkehrs<br />

suissetraffic statt. Während der Messe wurde unter anderem <strong>die</strong> Fachtagung Leistungselektronik<br />

und Leittechnik für <strong>die</strong> zweite L<strong>eb</strong>enshälfte der Schienenfahrzeuge durchgeführt.<br />

E<strong>in</strong> Tagungsbericht.<br />

Die Fachtagung zum Thema Leistungselektronik und<br />

Leittechnik für <strong>die</strong> zweite L<strong>eb</strong>enshälfte der Schienenfahrzeuge<br />

am 9. September 2011 benannte Herausforderungen,<br />

<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Sicherung des Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satzes<br />

von Schienenfahrzeugen mit modernen elektronischen<br />

Ausrüstungen zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Herkömmlich<br />

wird <strong>die</strong> L<strong>eb</strong>ensdauer von Schienenfahrzeugen<br />

mit etwa 40 Jahren angeg<strong>eb</strong>en. Dieses s<strong>in</strong>nvoll mögliche<br />

Alter ist sicherlich aktuell gültig, wenn es auf<br />

den mechanischen oder auch den elektromechanischen<br />

Teil der Fahrzeuge bezogen wird. Die modernen<br />

Schienenfahrzeuge besitzen jedoch e<strong>in</strong>en immer<br />

umfassenderen Ausrüstungsteil, der elektronische<br />

Bauelemente im Leistungsteil des Antri<strong>eb</strong>es und <strong>in</strong><br />

der Steuerung, Regelung und Überwachung des<br />

Fahrzeuges oder für Zugfahrten besitzt.<br />

Die elektronischen Baugruppen werden sowohl<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Hardware als auch der zugeordneten<br />

Software ständig weiterentwickelt. Daraus ergibt sich<br />

unter anderem, dass ab e<strong>in</strong>em nicht vorhersehbaren<br />

Zeitpunkt <strong>die</strong> ursprüngliche elektronische Technik<br />

nicht mehr zur Verfügung steht, weil neuere elektronische<br />

Lösungen wesentlich leistungsfähiger für bessere<br />

technische Anwendungen zur Verfügung stehen.<br />

Damit stehen irgendwann bei e<strong>in</strong>em Ausfall elektronischer<br />

Komponenten ke<strong>in</strong>e geeigneten Austauschmöglichkeiten<br />

mehr zur Verfügung. Dieser Umstand zw<strong>in</strong>gt<br />

alle Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) Strategien<br />

zu entwickeln, <strong>die</strong> es ermöglichen, <strong>die</strong> Schienenfahrzeuge<br />

über e<strong>in</strong>en längeren Zeitabschnitt betri<strong>eb</strong>ssicher<br />

und wirtschaftlich e<strong>in</strong>zusetzen. Die Bahn<strong>in</strong>dustrie<br />

ist gefordert, <strong>in</strong> Abstimmung mit den EVU <strong>die</strong> dafür<br />

erforderlichen technologischen Voraussetzungen zu<br />

entwickeln. Es wird sich künftig zeigen, ob im Elektronikzeitalter<br />

40 Jahre noch e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Nutzungsdauer<br />

für Schienenfahrzeuge se<strong>in</strong> werden.<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

brauchen neue Strategien<br />

Besucher der<br />

suissetraffic 2011<br />

Für Komponenten sowohl der Leistungselektronik als<br />

auch elektronischer Steuerungssysteme gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

zuverlässigen Angaben zu deren L<strong>eb</strong>ensdauer. Die<br />

aufgetretenen Elektronikausfälle kündigen sich <strong>in</strong> den<br />

wenigsten Fällen vorher an. E<strong>in</strong>e präventive Instandhaltung<br />

ist nur <strong>in</strong> den seltensten Fällen möglich. Gegenüber<br />

von mechanischen Systemen kann <strong>die</strong> Ausfallrate<br />

<strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit zunehmen. Durch <strong>die</strong><br />

Hersteller werden häufig spontan ältere elektronische<br />

Komponenten abgekündigt. Damit werden ke<strong>in</strong>e Ersatzteile<br />

mehr bereitgestellt. Das EVU ist gefordert, für<br />

den weiteren Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satz der Schienenfahrzeuge<br />

Strategien zu entwickeln. Die SBB [1] hat dafür e<strong>in</strong>e<br />

Systematik erarbeitet, nach der sie Projekte für den<br />

weiteren möglichen Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satz und e<strong>in</strong>e zweckmäßige<br />

Modernisierung von Schienenfahrzeugen<br />

prüft, Maßnahmen dazu vorbereitet und durchführt.<br />

Es wird von e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme aller zu betrachtenden<br />

Systeme, Funktionen und Komponenten des<br />

Fahrzeugs ausgegangen, und daraus werden <strong>die</strong><br />

erforderlichen Maßnahmen abgeleitet. Die Dokumentation<br />

des Ist-Zustandes muss vorhanden se<strong>in</strong>. Für<br />

Softwarelösungen ist das gegenwärtig nicht immer<br />

568 109 (2011) Heft 11


Report Fokus<br />

im erforderlichen Umfang geg<strong>eb</strong>en. Nach der Kostenzusammenstellung<br />

für <strong>die</strong> geplanten Maßnahmen werden <strong>die</strong> möglichen<br />

Risiken des Projekts betrachtet. Während der Durchführung des<br />

Projekts wird ständig e<strong>in</strong> Soll-/Ist-Vergleich durchgeführt und der<br />

geplante Projektablauf aktualisiert.<br />

Zur Realisierung der Projekte werden sowohl Lösungen <strong>in</strong>tern<br />

als auch mit externen Partnern geprüft. Berücksichtigt werden<br />

dabei unter anderem <strong>die</strong> Nutzung von Synergien mit anderen<br />

Betreibern und <strong>die</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Zusammenarbeit mit den<br />

Herstellen, um <strong>die</strong> Erfahrungen der Produkte im G<strong>eb</strong>rauch für<br />

kommende Produktentwicklungen aufzunehmen. Im Erg<strong>eb</strong>nis<br />

der Realisierung von Projekten zur Gewährleistung des Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satzes<br />

und der Modernisierung von Schienenfahrzeugen will<br />

<strong>die</strong> SBB durch e<strong>in</strong> Obsoleszenz-Management künftig erreichen,<br />

dass <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzierbarkeit der erforderlichen Maßnahmen im Bedarfsfall<br />

gewährleistet ist.<br />

Mehrere Schweizer Schmalspurbahnen haben sich <strong>in</strong> der Aktiengesellschaft<br />

RAILplus zusammengeschlossen [2], um zum Beispiel<br />

gegenüber Herstellern elektronischer Systeme <strong>die</strong> Kompetenz<br />

auf der Betreiberseite EVU zu stärken, <strong>die</strong> Verhandlungsposition zu<br />

verbessern und <strong>die</strong> Menge gleicher Teile zu erhöhen. Fachspezialisten<br />

werden bahnübergreifend e<strong>in</strong>gesetzt. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />

können zwischen den EVU ausgetauscht und mit den gewonnenen<br />

Erkenntnissen <strong>die</strong> Life Cycle Cost (LCC) gesenkt werden. Modernisierungsprojekte<br />

können geme<strong>in</strong>sam durchgeführt werden. Für<br />

RAILplus s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> große Anzahl elektronischer Systeme <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei Personenwagen und <strong>die</strong> niedrige L<strong>eb</strong>ensdauer der elektronischen<br />

Systeme <strong>die</strong> Kostentreiber. Es wird dabei von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>satzdauer<br />

von vier bis fünf Jahren für <strong>die</strong> Software und von zehn bis<br />

fünfzehn Jahren für <strong>die</strong> Hardware ausgegangen.<br />

Durch <strong>die</strong> elektronischen Systeme <strong>in</strong> den Eisenbahnfahrzeugen<br />

haben sich <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>arbeiter geändert.<br />

Die Instandhaltungsarbeiten verlangen e<strong>in</strong>e höhere<br />

technische Ausbildung des Werkstattpersonals. Die Störungssuche<br />

zum Beispiel ist komplex, Maßnahmen zur EMV s<strong>in</strong>d<br />

zu berücksichtigen und neue Techniken wie Glasfaserverkabelung<br />

s<strong>in</strong>d zu beherrschen.<br />

Ziel von RAILplus ist unter anderem, dass <strong>die</strong> Instandhaltungskosten<br />

über <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzdauer der Fahrzeuge gleichmäßig verteilt<br />

werden können. Dazu könnten Serviceverträge, <strong>die</strong> über <strong>die</strong><br />

gesamte E<strong>in</strong>satzdauer der Fahrzeuge gültig s<strong>in</strong>d, beitragen. Die<br />

Preise dafür müssen transparent aufbereitet se<strong>in</strong>.<br />

modernisieren, kann s<strong>in</strong>nvoll und wirtschaftlich se<strong>in</strong>. Bei e<strong>in</strong>em<br />

vollständigen Ersatz zum Beispiel der Traktionsausrüstung müssen<br />

der Zusatznutzen eventuell durch Energiee<strong>in</strong>sparungen<br />

und mögliche Konsequenzen durch den E<strong>in</strong>satz neuer Komponenten<br />

sorgfältig geprüft und abgewogen werden.<br />

Anlässe für Modernisierungsprojekte<br />

ABB Schweiz liefert elektronische Komponenten für <strong>die</strong> Traktionsausrüstung<br />

von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen [4]. Am Beispiel der<br />

Leistungselektronik wurden <strong>die</strong> Gründe Unterhaltungskosten,<br />

höhere Anforderungen an <strong>die</strong> Zuverlässigkeit, erhöhte Ansprüche<br />

an Komfort sowie Technik und höhere Erwartungen<br />

an e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Energieverbrauch aufgeführt, <strong>die</strong> Traktionsausrüstung<br />

zu modernisieren.<br />

Bei Thyristor- oder GTO-Stromrichtern nimmt <strong>die</strong> Verfügbarkeit<br />

der Ersatzteile ab und <strong>die</strong> Ersatzteilkosten erhöhen<br />

sich. Dadurch wird e<strong>in</strong> Obsoleszenz-Management erforderlich.<br />

Außerdem nimmt <strong>die</strong> Ausfallhäufigkeit der Systeme zu,<br />

denn elektrische Komponenten haben das Ende der L<strong>eb</strong>enserwartung<br />

erreicht. Aufgrund gesunkener Zuverlässigkeit muss<br />

<strong>die</strong> Fahrzeug-Reserve erhöht werden.<br />

Fahrplanverdichtungen erfordern e<strong>in</strong>e hohe Zuverlässigkeit<br />

der Fahrzeuge. Gleiches trifft für den Fahrgastanspruch<br />

zu, dass <strong>die</strong> Züge pünktlich verkehren. Außerdem soll der<br />

Höchst spannend.<br />

Damals waren unsere<br />

Erndungen Maßarbeit.<br />

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Planung Refit<br />

Für <strong>die</strong> zweite L<strong>eb</strong>enshälfte von Schienenfahrzeugen müssen<br />

Komponenten ersetzt werden [3]. Kann das mit identischen oder<br />

kompatiblen Komponenten erfolgen, ist das meist ohne große<br />

Probleme möglich. Schwierigkeiten können auftreten, wenn Fehler<br />

bei der Auslegung der Komponenten beseitigt werden sollen<br />

oder wenn komplizierte beziehungsweise schlecht dokumentierte<br />

<strong>in</strong>terne Schnittstellen vorhanden s<strong>in</strong>d. Funktionale Änderungen<br />

an alten Microprozessorsteuerungen erfordern den Source-Code<br />

und <strong>die</strong> alte Entwicklungsumg<strong>eb</strong>ung. Bei e<strong>in</strong>em kompletten Ersatz<br />

von Komponenten müssen <strong>die</strong> aktuell gültigen Normen und<br />

Vorschriften e<strong>in</strong>gehalten werden. Die neuen Komponenten müssen<br />

gemäß den aktuell geltenden Richtl<strong>in</strong>ien zugelassen werden.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Anzahl von Maßnahmen, um Schienenfahrzeuge zu<br />

109 (2011) Heft 11<br />

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569


Fokus Report<br />

Fahrzeuge<strong>in</strong>satz optimiert erfolgen, damit nur kle<strong>in</strong>e<br />

Fahrzeugreserven vorgehalten werden müssen, <strong>die</strong><br />

g<strong>eb</strong>undenes Kapital darstellen.<br />

sowie Diagnosedaten zu erfassen und weiter zu verarbeiten.<br />

Bei der Analyse der Antri<strong>eb</strong>sarchitektur ist<br />

zu ermitteln, ob beispielsweise <strong>die</strong> Steuergeräte und<br />

<strong>die</strong> Anschlussstecker bei den Herstellern noch verfügbar<br />

s<strong>in</strong>d. Die Softwarekomponenten müssen bekannt<br />

und nutzbar se<strong>in</strong>. Bei der Überarbeitung und der Modernisierung<br />

der Leittechnik s<strong>in</strong>d EMV-Maßnahmen<br />

besonders zu beachten. Die Antri<strong>eb</strong>stechnik und <strong>die</strong><br />

Leistungselektronik <strong>in</strong>sgesamt stellt für <strong>die</strong> Leittechnik<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche EMV-Störquelle dar. Deshalb<br />

s<strong>in</strong>d kapazitive Störe<strong>in</strong>kopplungen über Leitungskapazitäten,<br />

Induktive Störe<strong>in</strong>kopplung über Leitungs<strong>in</strong>duktivitäten<br />

und Potenzialausgleichschleifen unbed<strong>in</strong>gt<br />

zu vermeiden.<br />

Podiumsdiskussion<br />

Die Präsentationen der<br />

Fachtagung s<strong>in</strong>d unter<br />

www.suissetraffic.ch<br />

verfügbar.<br />

Kurze Reisezeiten und e<strong>in</strong> dichter Fahrplan erfordern<br />

e<strong>in</strong>e hohe Zugkraft des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs, damit<br />

der Zug schnell beschleunigt werden kann. Der<br />

Fahrgastkomfort wird weiter vervollkommnet. Moderne<br />

Diagnosesysteme ermöglichen e<strong>in</strong>e effizientere<br />

Instandhaltung der Fahrzeuge. Energiespeichersysteme<br />

können bewirken, den spezifischen Energieverbrauch<br />

zu senken.<br />

Die Sensibilität für e<strong>in</strong>en niedrigen Energieverbrauch<br />

hat sich allgeme<strong>in</strong> erhöht. <strong>Mit</strong> e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />

Energieverbrauch werden gleichzeitig weniger<br />

Energiekosten verursacht.<br />

Leittechnik <strong>in</strong> Schienenfahrzeugen<br />

In der Regel wird beim Refit von Schienenfahrzeugen<br />

e<strong>in</strong>e neue Leittechnik e<strong>in</strong>gesetzt. Die Antri<strong>eb</strong>stechnik<br />

wird überarbeitet [5]. Die Leittechnik <strong>in</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

hat <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Datenverb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

der Fahrzeugsteuerung und dem Antri<strong>eb</strong> herzustellen.<br />

Es s<strong>in</strong>d Befehle zu übermitteln, Störmeldungen<br />

In e<strong>in</strong>er anschließenden Podiumsdiskussion wurden<br />

<strong>die</strong> Inhalte und Aussagen der Vorträge konstruktiv<br />

und kritisch diskutiert. Es war zu erkennen, dass für<br />

<strong>die</strong> wirtschaftliche Sicherung des Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satzes<br />

von Schienenfahrzeugen mit modernen elektronischen<br />

Ausrüstungen über e<strong>in</strong>e angemessene L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültigen Lösungen im Voraus<br />

geschaffen werden können. Vielmehr s<strong>in</strong>d zuverlässige<br />

Betrachtungsmethoden zu entwickeln und auf<br />

konkrete Projekte anzuwenden.<br />

Roland Granzer<br />

Literatur<br />

[1] Marclay, M.: Obsoleszenz-Management am Beispiel<br />

vom Projekt LION – Modernisierung S-Bahn Zürich.<br />

Vortrag 2. Fachtagung SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />

[2] Züger, G.: Herausforderung Elektronik … aus der Sicht<br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Bahnunternehmung. Vortrag 2. Fachtagung<br />

SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />

[3] Würgler, D.: Radikaler Ersatz der Traktionsausrüstung oder<br />

m<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>vasive E<strong>in</strong>griffe zur Verlängerung der L<strong>eb</strong>ensdauer?<br />

Vortrag 2. Fachtagung SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />

[4] Keller, E.: Möglichkeiten der Leistungselektronik: Lösungen,<br />

Herausforderungen, Vorteile, Payback. Vortrag<br />

2. Fachtagung SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />

[5] Riedel, B.: Leittechnik im Retrofit - Technologien zur Integration<br />

von Antri<strong>eb</strong>ssystemen. Vortrag 2. Fachtagung<br />

SUISSETRAFFIC 2011 Bern.<br />

570 109 (2011) Heft 11


Report Fokus<br />

Tagung Moderne Schienenfahrzeuge 2011<br />

<strong>in</strong> Graz<br />

Die 40. Schienenfahrzeugtagung fand vom 11. bis 14. September 2011 an der Technischen Universität<br />

(TU) Graz statt. E<strong>in</strong> Tagungsbericht.<br />

Viele Fachleute der Bahnbranche merken sich den<br />

Term<strong>in</strong> der jeweils nächsten Schienenfahrzeugtagung<br />

so früh wie nur möglich vor. Ihr Interesse gilt<br />

n<strong>eb</strong>en dem regelmäßig auf zweie<strong>in</strong>halb Tage verteilten<br />

Vortragsprogramm auch der Möglichkeit, im<br />

<strong>in</strong>ternationalen Rahmen Kollegen und Partnern zu<br />

begegnen sowie neue persönliche Kontakte zum eigenen<br />

Aufgabeng<strong>eb</strong>iet aufzunehmen.<br />

Veranstalter der <strong>die</strong>sjährigen Schienenfahrzeugtagung<br />

an der TU Graz (Bild 1) war traditionsgemäß<br />

das Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft,<br />

<strong>die</strong> wissenschaftliche Leitung lag wieder bei<br />

em. Univ.-Prof. Klaus Rießberger.<br />

Die Randbed<strong>in</strong>gungen im Verhältnis der <strong>Bahnen</strong><br />

zur Politik wertete K. Rießberger zu Beg<strong>in</strong>n der Tagung<br />

kritisch; er merkte an, dass, was <strong>die</strong> tatsächlichen<br />

Auswirkungen angeht, für <strong>die</strong> Europäische Union<br />

leider der Erfüllungsgrad der Vorschriften vor dem<br />

technisch-wirtschaftlichen Erfolg des Schienenverkehrs<br />

steht. In e<strong>in</strong>er Pressekonferenz parallel zum Vortragsprogramm<br />

(Bild 2) verwies er auch auf <strong>die</strong> <strong>in</strong> der<br />

Zeit se<strong>in</strong>es Dienstantritts bei der TU 1984 häufig anzutreffende<br />

eisenbahnkritische Grundstimmung, aus<br />

der er persönlich <strong>die</strong> Forderung nach mehr Wissen<br />

unter dem Motto ableitete: „Die <strong>Zukunft</strong> der Bahn<br />

liegt <strong>in</strong> der Bahn der <strong>Zukunft</strong>.“ Dem folgend engagierte<br />

er sich nachhaltig für <strong>die</strong> Grazer Schienenfahrzeugtagungen,<br />

von denen <strong>die</strong> <strong>die</strong>sjährige im Zeichen<br />

zweier bedeutender Jubiläen stand: Es handelte sich<br />

um <strong>die</strong> <strong>in</strong>sgesamt 40. Tagung <strong>die</strong>ser Art, und zwar im<br />

200. Jubiläumsjahr des Bestehens der TU Graz.<br />

Die erste Grazer Schienenfahrzeugtagung datiert<br />

von 1954 und zog 80 Teilnehmer an. <strong>Mit</strong> dem Ziel<br />

e<strong>in</strong>es regelmäßigen <strong>in</strong>ternationalen Informationsaustausches<br />

folgten <strong>die</strong> weiteren Tagungen bis heute<br />

im Rhythmus von e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren. E<strong>in</strong> Großteil<br />

der Besucher kommt mehrmals oder sogar regelmäßig<br />

zu <strong>die</strong>sem Branchenschwerpunkt nach Graz. So<br />

fielen auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Jahr, sicherlich unabhängig<br />

von der Jubiläumssituation, <strong>die</strong> Vortragsnachfrage<br />

und <strong>die</strong> Besucherzahl sehr erfreulich aus. Insgesamt<br />

waren über 620 Tagungsteilnehmer (Bild 3) aus<br />

dem gesamten Tätigkeitsfeld für Schienenfahrzeuge<br />

und angrenzender Interesseng<strong>eb</strong>iete anzutreffen:<br />

Repräsentanten der Hersteller und Service-Betri<strong>eb</strong>e,<br />

der Bahnbetreiber, der Forschung und Lehre und<br />

der öffentlichen Hand.<br />

Das Vortragsprogramm umfasste über 30 Themen<br />

aus dem Fahrzeugbereich mit Schwerpunkt neuer<br />

109 (2011) Heft 11<br />

Bild 1:<br />

Komplex Neue Technik der TU Graz (Foto: Florian Klien/Wikipedia).<br />

Bild 2:<br />

Von l<strong>in</strong>ks Prof. Sünkel, Rektor der TU, em. Prof. Rießberger, Leiter der Schienenfahrzeugtagung,<br />

Prof. Veit, Institutsleiter Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft der TU, sowie Dipl.-<br />

Ing. Wiltberger, Vorstandsdirektor ÖBB Infrastruktur, <strong>in</strong> der Aula der TU Graz vor der Pressekonferenz<br />

anlässlich der 40. Tagung Moderne Schienenfahrzeuge (Foto: M. B<strong>in</strong>swanger).<br />

571


Fokus Report<br />

Bild 3:<br />

Vortragssaal <strong>in</strong> dem<br />

Komplex Neue Technik<br />

der TU Graz<br />

(Foto: M. B<strong>in</strong>swanger).<br />

Entwicklungen, aber auch der Bewährung, und ferner<br />

solche, <strong>die</strong> das Gesamtsystem Eisenbahn mit<br />

se<strong>in</strong>en vielfältigen Facetten betreffen. E<strong>in</strong>ige von ihnen<br />

aus dem G<strong>eb</strong>iet der elektrischen <strong>Bahnen</strong> s<strong>in</strong>d für<br />

e<strong>in</strong>en Überblick <strong>in</strong> der Reihenfolge der Präsentation<br />

wie folgt schlaglichtartig zusammengefasst:<br />

• C. Thoma; W. Hammer, Siemens: Vectron – <strong>die</strong><br />

neue Lokomotivgeneration für den europäischen<br />

Schienenverkehr.<br />

Der Vectron ist das Erg<strong>eb</strong>nis von zehn Jahren<br />

Erfahrung und fast 2 Mrd. km Fahrstrecke mit<br />

dem Eurospr<strong>in</strong>ter. Er deckt verschiedene Leistungsklassen<br />

als Mehrsystem-, Zweifrequenzund<br />

E<strong>in</strong>system-Lokomotive sowie als <strong>die</strong>selelektrische<br />

Variante für Güter- und Reisezüge<br />

ab. Konstruktiv fällt er durch konsequent bei<br />

allen Varianten e<strong>in</strong>gehaltenen gleichen E<strong>in</strong>bauplan<br />

auf, der bis h<strong>in</strong> zu den Komponenten der<br />

Betri<strong>eb</strong>sleittechnik reicht.<br />

• L. Altmann; P. Honnegger, Bombar<strong>die</strong>r Transportation:<br />

Die nächste Generation TRAXX – Weiterentwicklung<br />

e<strong>in</strong>er erfolgreichen Lokomotivplattform.<br />

Die TRAXX-Plattform, deren Lokomotiven bereits<br />

<strong>in</strong> 17 europäischen Ländern e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d, ist<br />

zur Erfüllung erweiterter Marktanforderungen um<br />

<strong>in</strong>novative Konzepte ergänzt worden. Beispiel ist<br />

<strong>die</strong> Last-Mile-Funktionalität, bei der für unterbrechungsfreien<br />

Betri<strong>eb</strong> über Oberleitungsnetze h<strong>in</strong>aus<br />

h<strong>in</strong> zum jeweiligen Endterm<strong>in</strong>al e<strong>in</strong> Dieselmotor<br />

sorgt; alternativ s<strong>in</strong>d hierfür auch Batterie- oder<br />

Supercaps-Speicher im Gespräch.<br />

• R. Wandtke, Stadler Pankow: Neuentwicklungen<br />

bei Stadler Pankow.<br />

Zehn Jahre nach der Gründung am Standort Berl<strong>in</strong><br />

hat <strong>die</strong> Firma e<strong>in</strong>e Reihe neuer Produkte <strong>in</strong> das<br />

Programm aufgenommen. Der Tango für Stuttgart,<br />

e<strong>in</strong> zweiteiliger Stadtbahnzug für 750 V, wird<br />

<strong>die</strong> Anzahl der dortigen S-DT8-Bestandsfahrzeuge<br />

verstärken, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Hochflur-Stahlbauweise und ihrer<br />

Antri<strong>eb</strong>sausrüstung mit vier 3AC-Fahrmotoren<br />

<strong>die</strong> technische Basis bilden. FLIRT-Tri<strong>eb</strong>züge werden<br />

für das E-Netz Rosenheim nach Maßgabe<br />

der EN 15227 konstruktiv überarbeitet. Der KISS<br />

als Doppelstockzug bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Firma <strong>in</strong><br />

drei- und vierteiliger Konfiguration <strong>in</strong> der Umsetzung,<br />

zwei- bis sechsteilige s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Varianten unterschiedlicher<br />

E<strong>in</strong>stiegshöhen möglich.<br />

• E. Andersson; S. Stichel, KTH Stockholm, Schweden:<br />

Gröna Taget – Green Tra<strong>in</strong>.<br />

Dies ist ke<strong>in</strong> realer Zug, sondern e<strong>in</strong> Forschungsprojekt<br />

mit dem Ziel, e<strong>in</strong> Konzept für <strong>die</strong> nächste<br />

Generation von <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen für<br />

Skand<strong>in</strong>avien zu entwickeln.<br />

• R. Porta; B. Kunz; M. Spillmann, Bombar<strong>die</strong>r Transportation<br />

Switzerland: Die Dual-Power-Lokomotive<br />

ALP-45DP für den amerikanischen Markt.<br />

Die Lokomotive mit der Antri<strong>eb</strong>stechnik der<br />

TRAXX MS <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit der der TRAXX-<br />

DE-Dieseltechnologie wird durchgehende Zugfahrten<br />

ohne Umsteigen auf Strecken mit oder<br />

ohne Oberleitung zwischen Kanada und den USA<br />

ermöglichen. Sie ist im elektrischen Betri<strong>eb</strong> bis zu<br />

200 km/h und sonst 160 km/h schnell, wiegt 128 t<br />

und ist 22 m lang.<br />

• L. Paulukuhn, Siemens: Velaro RUS, e<strong>in</strong> Zug für<br />

Tieftemperature<strong>in</strong>satz – Konzepte und Betri<strong>eb</strong>serfahrung.<br />

Die <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szüge für <strong>die</strong> Strecke<br />

Moskau – St. Petersburg mit AC 25 kV und DC 3 kV<br />

waren für <strong>die</strong> tiefen Temperaturen von bis –40 °C<br />

der russischen W<strong>in</strong>ter auszulegen, ohne <strong>die</strong> hohen<br />

Sommertemperaturen außer Acht zu lassen. Die<br />

Maßnahmen erstreckten sich von der gezielten<br />

Auswahl des Materials und dessen dehnungsoptimaler<br />

Anordnung bis h<strong>in</strong> zur Beheizung von Bauelementen,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong>folge der Luftfeuchtigkeit oder<br />

der Witterungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>frieren könnten.<br />

Besondere Aufmerksamkeit erforderte <strong>die</strong> Funktion<br />

des Auf- und Abrüstens. Auswertungen aus der<br />

Instandhaltung bestätigten <strong>die</strong> Wirksamkeit der<br />

Maßnahmen und ermöglichten abschließende<br />

Optimierungen.<br />

• T. Gossenbacher, SBB Personenverkehr; R. Schneider,<br />

Bombar<strong>die</strong>r Transportation: Versuche mit dem<br />

Erprobungsträger des neuen Doppelstockwagens<br />

mit Wankkompensation (WAKO).<br />

Die neuen Fernverkehrs-Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge für<br />

<strong>die</strong> SBB sollen <strong>die</strong> WAKO erhalten. Zum Nachweis<br />

der Funktions- und Zulassungsfähigkeit <strong>die</strong>ses mechatronischen<br />

Neigesystems ist mit e<strong>in</strong>em hiermit<br />

ausgerüsteten IC-2000-Wagen und seriennahen<br />

Fahrwerken mit Radsatzradialsteuerung e<strong>in</strong> Testprogramm<br />

über 40 000 km gefahren worden.<br />

450 Testkunden hatten Gelegenheit, sich über das<br />

subjektive Empf<strong>in</strong>den zum Schw<strong>in</strong>gungskomfort<br />

und Wohlbef<strong>in</strong>den zu äußern. Hierbei hat sich bei<br />

gutem Fahrkomfort <strong>die</strong> ordnungsgemäße Funktion<br />

der WAKO bestätigt, sodass <strong>die</strong> für den Taktfahrplan<br />

auf der Strecke Bern – Lausanne erforderliche<br />

kürzere Fahrzeit erreicht werden wird.<br />

572 109 (2011) Heft 11


Report Fokus<br />

• J. Schreder, Bombar<strong>die</strong>r Transportation Austria;<br />

J. Frisch, L<strong>in</strong>z L<strong>in</strong>ien: Vorzüge der neuen Straßenbahnen<br />

für L<strong>in</strong>z und des <strong>in</strong>novativen Instandhaltungskonzeptes.<br />

Die L<strong>in</strong>z L<strong>in</strong>ien erhält zurzeit 23 niederflurige si<strong>eb</strong>enteilige<br />

Straßenbahnzüge Cityrunner 2 von<br />

Bombar<strong>die</strong>r. <strong>Mit</strong> dem Liefervertrag wurde auch<br />

e<strong>in</strong> Instandhaltungsvertrag geschlossen mit der<br />

Besonderheit, dass der Hersteller Personal und<br />

Werkstätten des Betreibers nutzt. Im H<strong>in</strong>blick auf<br />

<strong>die</strong>se Vertragskonstellation war im Vorfeld vere<strong>in</strong>bart<br />

worden, <strong>in</strong>sbesondere auch Erfahrungen aus<br />

der Hauptuntersuchung der Vorgängerzüge Cityrunner<br />

1 <strong>in</strong> <strong>die</strong> Konstruktion der neuen Straßenbahntri<strong>eb</strong>züge<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

• W.-D. Richter, Siemens; C. Radócz, Budapester Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e:<br />

Das Avenio-Fahrzeugkonzept im<br />

fünfjährigen Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>satz bei den Budapester<br />

Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en.<br />

In 2006 s<strong>in</strong>d von Siemens, Wien, 40 Straßenbahnzüge<br />

geliefert worden. Die E<strong>in</strong>satzstrecke<br />

<strong>in</strong> Budapest gilt mit 10 000 P/h als e<strong>in</strong>e<br />

der weltweit am <strong>in</strong>tensivsten genutzten Straßenbahnen.<br />

Schon <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Gleis<strong>in</strong>frastruktur s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

Herausforderung. Vom Betreiber wird <strong>die</strong> Entscheidung<br />

für <strong>die</strong> 54 m langen, zu 100 % ohne<br />

E<strong>in</strong>stiegsstufe niederflurigen, mit E<strong>in</strong>zellängsantri<strong>eb</strong>en<br />

ausgerüsteten, bisher als Comb<strong>in</strong>o<br />

Plus bezeichneten E<strong>in</strong>zelgelenkzüge h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Akzeptanz, Zuverlässigkeit und Instandhaltungskosten<br />

als Glücksfall <strong>in</strong> der Fahrzeugbeschaffung<br />

bezeichnet.<br />

• S. Bowers, M&I Materials.: Hochleistungstransformatoren<br />

mit Umweltbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Es zeichnet sich ab, dass als Kühlmedium für Transformatoren<br />

M<strong>in</strong>eralöl bald ausge<strong>die</strong>nt haben wird.<br />

Auf der e<strong>in</strong>en Seite s<strong>in</strong>d es vorrangig Brandlastgesichtspunkte,<br />

<strong>die</strong> zu <strong>die</strong>ser Entwicklung beitragen,<br />

andererseits auch höhere Anforderungen an <strong>die</strong><br />

Materialausnutzung zur Masse- und Volumenm<strong>in</strong>derung<br />

bei Transformatoren. Synthetische Ester als<br />

Kühlmittel zeichnen sich, bei allerd<strong>in</strong>gs höherem<br />

Preis, unter anderem durch höhere zulässige Betri<strong>eb</strong>stemperatur<br />

und höheren Flammpunkt, bessere<br />

Wärmeleitfähigkeit und ihre Eigenschaft, abbaubar,<br />

ungiftig und nicht wassergefährdend zu se<strong>in</strong>, aus.<br />

• H. Jössl<strong>in</strong>, Innsbrucker Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e und Stubaitalbahn;<br />

F. Kaiser, ELIN EBG Traction: Energiespeicher<br />

auf Straßenbahnen: E<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />

aus Sicht des Betreibers.<br />

E<strong>in</strong>er der 32 Niederflur-Straßenbahnzüge Flexity<br />

Outlook <strong>in</strong> Innsbruck wurde mit e<strong>in</strong>em Supercaps-<br />

Energiespeicher ausgerüstet. Die Orig<strong>in</strong>alschaltung<br />

mit Bremswiderstand bli<strong>eb</strong> pr<strong>in</strong>zipiell unverändert.<br />

Obwohl sich im Betri<strong>eb</strong> bei hoher Zuverlässigkeit bereits<br />

10 % Energiee<strong>in</strong>sparung gezeigt haben, besteht<br />

<strong>die</strong> Aufgabe des Speicherfahrzeugs vor allem dar<strong>in</strong>,<br />

zu den Netzverhältnissen Erkenntnisse im H<strong>in</strong>blick<br />

auf weiteren Stadtl<strong>in</strong>ienausbau zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Zu e<strong>in</strong>igen der vorgetragenen Themen werden zu<br />

geg<strong>eb</strong>ener Zeit Beiträge <strong>in</strong> der <strong>eb</strong> ersche<strong>in</strong>en.<br />

Mehrere Vorträge behandelten Querschnittsthemen.<br />

Zu dem Problem der Schallemissionen der<br />

<strong>Bahnen</strong> wies <strong>die</strong> TU bereits <strong>in</strong> der Pressekonferenz<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass vor allem <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Neubauprojekten<br />

vorrangig <strong>in</strong> Maßnahmen gegen <strong>die</strong><br />

Schallausbreitung <strong>in</strong>vestiert und zu wenig für nachhaltige<br />

Lösungen der Geräuschvermeidung getan<br />

wird. Gerade an Bestandsstrecken, <strong>die</strong> traditionell<br />

oft über ke<strong>in</strong>e baulichen Schutzmaßnahmen verfügen,<br />

verschärfen zwischenzeitliche Verkehrszuwächse<br />

und <strong>die</strong> Erhöhung von Zuggeschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>die</strong><br />

Belastungen von Anwohnern. Hierzu ist anzumerken,<br />

dass bei <strong>die</strong>sen langfristig zudem e<strong>in</strong> subjektiver<br />

Empf<strong>in</strong>dungswandel e<strong>in</strong>treten dürfte: Bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> jüngere<br />

Vergangenheit war der Schienenverkehrslärm<br />

den Anwohnern <strong>in</strong>soweit vertraut, als Unternehmen<br />

des Geme<strong>in</strong>wesens für <strong>eb</strong>en <strong>die</strong>ses Geme<strong>in</strong>wesen,<br />

also <strong>die</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit, Verkehrsleistungen erbracht<br />

haben. Heute gehören zu den Unternehmen, <strong>die</strong> für<br />

den Verkehrslärm verantwortlich s<strong>in</strong>d, zunehmend<br />

solche, <strong>die</strong> mit den geschädigten Anwohnern <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>erlei<br />

sonstiger Beziehung stehen.<br />

Für Prof. Rießberger, der <strong>die</strong> Schienenfahrzeugtagungen<br />

seit 1972 mit großem Geschick und erfolgreich<br />

geleitet hat, war <strong>die</strong> 40. Tagung <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />

Funktion <strong>die</strong> letzte. Die Nachfolge wird Prof. Veit<br />

übernehmen.<br />

M. B<strong>in</strong>swanger<br />

109 (2011) Heft 11<br />

573


Fokus Thema<br />

Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel<br />

Beim Gotthard-Basistunnel (GBT) begann am 2. September 2011 auch auf der Nordseite der<br />

E<strong>in</strong>bau der bahntechnischen Ausrüstungen. Offiziell verkündeter Term<strong>in</strong> für <strong>die</strong> Aufnahme des<br />

Regelbetri<strong>eb</strong>s ist jetzt der Fahrplanwechsel im Dezember 2016.<br />

Die Oströhre des GBT war am 15. Oktober 2010<br />

durchschlagen worden [1], <strong>die</strong> Weströhre am<br />

23. März 2011. An <strong>die</strong>sem Tage war dar<strong>in</strong> zugleich<br />

von Bodio aus auf 16 km Länge <strong>die</strong> feste Fahrbahn<br />

fertig, deren E<strong>in</strong>bau im Juni 2011 begonnen hatte.<br />

Weiter gearbeitet werden konnte von dort aus<br />

nicht, weil im Bereich Faido stellenweise noch Rohbauarbeiten<br />

im Gange s<strong>in</strong>d. Die Verantwortung<br />

vom Rohbau-Ersteller auf den Ausrüster geht immer<br />

schrittweise über. Inzwischen ist auf <strong>die</strong>sem Gleis der<br />

Fahrleitungsbau im Gange und soll Ende 2011 fertig<br />

se<strong>in</strong> (Bild 1). Logistische Basis ist hier der Installationsplatz<br />

Süd <strong>in</strong> Biasca, von wo aus zu Spitzenzeiten über<br />

700 Personen arbeiten.<br />

Ähnlich wird es jetzt im Norden, wo als Logistikbasis<br />

seit Herbst 2010 bei Erstfeld auf 65 000 m 2 Fläche<br />

der Installationsplatz Nord errichtet worden war,<br />

unter anderem mit vier zusammen 7 500 m 2 großen<br />

Hallen, Werkstätten und Büros und natürlich <strong>eb</strong>enfalls<br />

Gleisanlagen.<br />

Die Arbeiten begannen mit dem E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>es<br />

ersten <strong>Mit</strong>telspannungskabels <strong>in</strong> der Oströhre (Bild 2)<br />

und erstrecken sich zunächst auf den Abschnitt Erstfeld<br />

– Amsteg – Sedrun. Im Frühjahr 2012 starten sie<br />

hier auch <strong>in</strong> der Weströhre. Die vorgelagerten Technikg<strong>eb</strong>äude<br />

werden ab Oktober 2011 ausgerüstet.<br />

Die bahntechnische Ausrüstung umfasst <strong>die</strong> Gewerke<br />

Fahrbahn, <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung, Elektroeneregieversorgung<br />

sowie Telekommunikations-,<br />

Leit- und Sicherungsanlagen und wird <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />

Bild 1:<br />

E<strong>in</strong>bau Fahrleitung Gotthard-Basistunnel Weströhre Südportal – Faido (Foto: ARGE Balfour<br />

Beatty Rail und Kummler+Matter).<br />

Reihenfolge e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut. Alles Material wird nur von<br />

den beiden Portalpaaren e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>racht, also nicht von<br />

den Zwischenangriffen für Ausbruch und Rohbau.<br />

Fast alle Transporte werden also von den beiden Installationsplätzen<br />

auf der Schiene laufen.<br />

Bauherr<strong>in</strong> ist <strong>die</strong> 1998 gegründete SBB-Tochter<br />

AlpTransit Gotthard mit zusammen rund 140 Arbeitsplätzen<br />

am Hauptsitz <strong>in</strong> Luzern sowie an Außenstellen<br />

<strong>in</strong> Altdorf, Sedrun, Faido und Bell<strong>in</strong>zona. Sie hatte am<br />

29. April 2008 mit dem Generalunternehmer Transtec<br />

Gotthard den Werkvertrag Bahntechnik Gotthard-<br />

Basistunnel geschlossen, der für 1,7 Mrd. CHF gesamthaft<br />

Planung, Ausführung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

mit 4 Mio. Arbeitsstunden umfasst. Die Auftragnehmerschaft<br />

besteht aus vier Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften:<br />

TABELLE<br />

Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel.<br />

Fahrbahn<br />

Gleise<br />

Schnellfahrweichen<br />

Betone<strong>in</strong>zelblöcke<br />

Betonfläche<br />

Betonmenge<br />

km<br />

m 2<br />

m 3 115<br />

8<br />

380 000<br />

460 000<br />

131 000<br />

Fahrstromanlagen 16,7 Hz<br />

Tragwerke Fahrleitung<br />

Tragwerke Verstärkungsleiter<br />

Drähte und Seile total<br />

Stromversorgung 50 Hz<br />

<strong>Mit</strong>telspannungskabel<br />

<strong>Mit</strong>telspannungsfelder<br />

Umspanner<br />

Niederspannungskabel<br />

Elektroschränke<br />

Leuchten<br />

beleuchtete Schilder<br />

beleuchtete Handläufe<br />

No-Break-Notstromanlagen<br />

Sicherungsanlagen<br />

Balisen<br />

Radsatzzähler<br />

Merktafeln Hauptsignal<br />

Stellwerke<br />

ETCS Radio Block Center<br />

Telekommunilkation<br />

Datenpunkte<br />

strahlendes Kabel<br />

Tunnelfunkverstärker<br />

Notrufsäulen<br />

Telefonapparate<br />

Leitsystem<br />

E<strong>in</strong>zelsteuerrechner<br />

Kopfrechner<br />

Lichtwellenleiterkabel<br />

andere Niederspannungs- und<br />

Steuerkabel<br />

km<br />

km<br />

km<br />

km<br />

km<br />

km<br />

km<br />

2 860<br />

3 200<br />

1 500<br />

1 100<br />

850<br />

290<br />

1 050<br />

2 200<br />

10 000<br />

3 500<br />

118<br />

10<br />

928<br />

712<br />

426<br />

4<br />

1<br />

70 000<br />

120<br />

280<br />

417<br />

60<br />

380<br />

19<br />

2 631<br />

1 000<br />

574 109 (2011) Heft 11


Thema Fokus<br />

• Balfour Beatty Rail und Alp<strong>in</strong>e Bau für <strong>die</strong> feste<br />

Fahrbahn<br />

• Balfour Beatty Rail und Kummler+Matter für <strong>die</strong><br />

16,7-Hz-Anlagen<br />

• Alpiq InTec und Burkhalter für <strong>die</strong> 50-Hz-Anlagen<br />

• Alcatel-Lucent und Thales Rail Signall<strong>in</strong>g Systems für<br />

Leit-, Sicherungs- und Telekommunikationstechnik<br />

Die Fahrbahn wird als low vibration track (LVT) ausgeführt.<br />

Dabei lagern <strong>die</strong> Schienen auf Betone<strong>in</strong>zelblöcken,<br />

<strong>die</strong> durch Gummischuhe vom Vergussbeton der<br />

Fahrbahnplatte getrennt s<strong>in</strong>d. Bei <strong>die</strong>sem System s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong> E<strong>in</strong>zelelemente wieder ausbau- und ersetzbar.<br />

Arbeitsgerät für den Fahrbahne<strong>in</strong>bau ist e<strong>in</strong> fast<br />

500 m langer und 800 t schwerer Betonierzug aus<br />

24 Wagen. Er wird <strong>in</strong> den Hallen des Installationsplatzes<br />

mit dem dort gelagerten Zement und den<br />

Zuschlagstoffen sowie mit Wasservorrat gefüllt. Ferner<br />

führt er <strong>die</strong> Schienen und deren Zubehörteile<br />

mit. Der Beton wird erst im Tunnel gemischt, wofür<br />

der Zug Energieanschluss für Mischer und Pumpe<br />

braucht, und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Spezialfahrzeug umgefüllt, das<br />

5 m 3 vergießen kann. Dieser Schritt wird freigeg<strong>eb</strong>en,<br />

wenn <strong>die</strong> Gleislage vermessen und auf 0,5 mm<br />

genau bestätigt ist. Der Beton muss dann 48 h lang<br />

härten. Die Mannschaften vor Ort arbeiten dreischichtig.<br />

Der Zug darf 80 km/h schnell fahren und<br />

kann 15 h lang im Tunnel bleiben. Nach jedem E<strong>in</strong>satz<br />

muss er zerlegt und gere<strong>in</strong>igt werden. Die Verlegeleistung<br />

soll mit 220 m pro Tag beg<strong>in</strong>nen und<br />

dann allmählich auf 250 m steigen.<br />

Der Zug war zuerst auf der Südseite bis vor Faido<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Dann war se<strong>in</strong>e gesamte Ausrüstung per<br />

Straßentransport nach Norden umgesetzt worden.<br />

Ob er für <strong>die</strong> Oströhre wieder dorth<strong>in</strong> kommt oder<br />

ob man <strong>die</strong>se von Norden her durchgehend ausrüstet,<br />

wird noch untersucht.<br />

Dem fortschreitenden Fahrbahne<strong>in</strong>bau müssen<br />

immer temporäre Installationen vorangehen, um<br />

<strong>die</strong> Kommunikation des Baubereichs zu sichern und<br />

<strong>die</strong>sen zu be- und entlüften, zu kühlen angesichts<br />

erwarteter Temperaturen bis 50 ºC, zu beleuchten<br />

und ihn sowie den Zug über Umspannstationen mit<br />

Energie zu versorgen.<br />

Als Fahrleitung wird e<strong>in</strong>e konventionelle Hochkette<br />

mit parallelem Verstärkungsleiter e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut<br />

(Bild 3), um <strong>die</strong> unterschiedlichen Anforderungen<br />

durch e<strong>in</strong>erseits Reisezüge mit 200 oder 250 km/h<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit und andererseits bis 4 000 t schwere<br />

Güterzüge mit 120 bis 160 km/h und entsprechend<br />

hohem Leistungsbedarf zu erfüllen. Der Fahrdraht<br />

wird 5,20 m hoch liegen. Die 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergie<br />

wird über das autarke 132-kV-Übertragungsnetz der<br />

SBB aus neuen Übertage-Unterwerken <strong>in</strong> Amsteg,<br />

Faido, Sedrun und Pollegio mit 1 AC 15 kV zugeführt.<br />

Die 50-Hz-Energie 3 AC 16 kV via Normal- und 6 kV<br />

via Ersatznetz für <strong>die</strong> Licht- und Kraft<strong>in</strong>stallationen<br />

sowie <strong>die</strong> Stromversorgung aller anderen Technik<br />

kommt aus je e<strong>in</strong>em nahe gelegenen Umspannwerk<br />

im Norden, im Süden sowie bei Sedrun und damit<br />

aus weitgehend unabhängigen Hochspannungsübertragungsnetzen.<br />

In maximal 2,8 km Abstand werden<br />

<strong>Mit</strong>telspannungsstationen mit Umspannern stehen<br />

und <strong>in</strong> den Querschlägen zwischen den beiden Röhren,<br />

also alle 330 bis 350 m <strong>die</strong> Niederspannungsverteiler<br />

sowie <strong>die</strong> Schaltschränke der Sicherungs- und<br />

der Kommuniklationstechnik.<br />

Kabel werden von jeweils zwei Multifunktionsfahrzeugen<br />

gezogen und abgespult (Bild 1), wobei <strong>die</strong><br />

maximale Ziehlänge 700 m ist und dann neu angesetzt<br />

werden muss.<br />

Die Sicherungstechnik wird als ETCS Level 2 e<strong>in</strong>gerichtet<br />

und bekommt e<strong>in</strong> eigenes Datennetz.<br />

Die Kommunikationstechnik basiert auf e<strong>in</strong>em<br />

Festnetz, <strong>in</strong> dem alle Komponenten verknüpft werden.<br />

Zu den Funkverb<strong>in</strong>dungen, <strong>die</strong> über e<strong>in</strong> strahlendes<br />

Kabel hergestellt werden, gehört auch Mobilfunk<br />

für <strong>die</strong> Reisenden.<br />

Für <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>sführung entsteht <strong>in</strong> Pollegio<br />

bei Biasca e<strong>in</strong> Tunnel Control Center (TCC). Dieses<br />

überwacht und steuert mittels des Leitsystems den<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> und fast alle Techniksysteme, und zwar<br />

Bild 2:<br />

Selbst fahrendes Multifunktionsfahrzeug für E<strong>in</strong>bau Bahntechnik im<br />

Gotthard-Basistunnel; Länge 20 m, Eigenmasse 24 t, Nutzlast 30 t<br />

(Foto: Be, September 2011).<br />

Bild 3:<br />

Querprofile Gotthard-Basistunnel, Portalbereiche und Bohrvortri<strong>eb</strong>röhren,<br />

Scheitelradius 3,93 m (Grafik: Transtec Gotthard).<br />

109 (2011) Heft 11<br />

575


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nach Italien. Nur <strong>die</strong> 16,7 Hz-Fahrstromanlagen werden von<br />

e<strong>in</strong>er SBB-Leitstelle überwacht und gesteuert, <strong>die</strong> via Datenleitungen<br />

mit dem TCC kommuniziert. Dieses koord<strong>in</strong>iert auch<br />

<strong>die</strong> Instandhaltung sowie <strong>die</strong> Interventionen bei Ereignissen.<br />

Evakuiert wird ausschließlich via Züge im Paralleltunnel; <strong>die</strong><br />

Schächte der Zwischenangriffe Sedrun und Faido entlüften<br />

nur.<br />

Die Basisstrecke fädelt aus der alten Gotthatdstrecke nicht<br />

erst an der neuen Betri<strong>eb</strong>sstelle Rynächt etwa 1 km vor dem<br />

Nordportal aus [1], sondern schon im Bahnhof Altdorf.<br />

In Zürich wird seit Kurzem der Zugbetri<strong>eb</strong> im Tunnel labormäßig<br />

simuliert. Den weiteren Term<strong>in</strong>plan haben Bundesamt<br />

für Verkehr (BAV), SBB und AlpTransit so vere<strong>in</strong>bart: Ab Dezember<br />

2013 f<strong>in</strong>den auf dem 16 km langen Gleis Weströhre Bodio<br />

– Faido Versuchsfahrten mit Geschw<strong>in</strong>digkeiten bis 230 km/h<br />

statt. Ab Oktober 2015 soll bis 280 km/h schnell <strong>in</strong> beiden<br />

Röhren durchgefahren werden. Während <strong>die</strong>ser Inbetri<strong>eb</strong>setzungsphase<br />

überg<strong>eb</strong>en <strong>die</strong> Ausrüster das Gesamtbauwerk<br />

schlüsselfertig an den Betreiber SBB. Der Testbetri<strong>eb</strong> soll vom<br />

31. Mai zum 1. Juni 2016 <strong>in</strong> den Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> übergehen, und<br />

am 16. Dezember 2016 soll der fahrplanmäßige kommer zielle<br />

Betri<strong>eb</strong> eröffnet werden. Die Gesamtstrecke NEAT Gotthard<br />

auch durch den Ceneri-Basistunnel soll 2019 fertig se<strong>in</strong>.<br />

Uwe Behmann<br />

[1] Be: Durchschlag Gotthard-Basistunnel. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

108 (2010), H. 11, S. 525–528.<br />

Materialmängel bei Entwässerungsrohren<br />

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Zum Rohbau im Gotthard-Basistunnel gehören <strong>in</strong> jeder<br />

Röhre für das Gewölbewasser beidersetige Dra<strong>in</strong>agerohre<br />

mit 200 mm Durchmesser, <strong>die</strong> alle 100 m mit e<strong>in</strong>er<br />

600-mm-Hauptleitung verbunden s<strong>in</strong>d, sowie e<strong>in</strong>e<br />

300-mm-Schmutzwasserleitung (Bild 3). Von <strong>die</strong>sen total<br />

456 km verlegten Rohren ist e<strong>in</strong> großer Teil nicht vertragskonform<br />

geliefert und bei rund 200 km besteht Verdacht<br />

auf Materialmängel. Die G<strong>eb</strong>rauchstauglichkeit<br />

ist aus heutiger Sicht nicht bee<strong>in</strong>trächtigt; e<strong>in</strong> Ausbau<br />

kommt nicht <strong>in</strong> Frage, sodass auch ke<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>- und<br />

Kostenrisiken gesehen werden. Die Untersuchungen<br />

werden 2012 Klarheit über <strong>die</strong> Alterungsbeständigkeit<br />

liefern, und erst dann ist zu bef<strong>in</strong>den, ob und welche<br />

Maßnahmen erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />

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109 (2011) Heft 11


Thema Fokus<br />

Entwicklung des Bahnmarktes <strong>in</strong><br />

Westeuropa und <strong>in</strong> den USA<br />

Vergleiche zwischen dem Bahnwesen <strong>in</strong> Westeuropa und <strong>in</strong> Nordamerika zeigen gewaltige Unterschiede<br />

bei den Strukturen wie bei den Kennzahlen und danach bei den Markterwartungen. Unabhängig davon,<br />

ob und wie letztere sich erfüllen, wird <strong>die</strong> Bahncomputerbranche profitieren.<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Im Herbst 2010 hat Siemens erstmals <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong>en<br />

Auftrag für Elektrolokomotiven erhalten: Amtrak orderte<br />

70 Lokomotiven für 468 Mio. USD, <strong>die</strong> ab 2013 geliefert<br />

und auf der bisher e<strong>in</strong>zigen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />

Boston – Wash<strong>in</strong>gton e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

sollen. Amtrak will <strong>in</strong> den nächsten 14 Jahren se<strong>in</strong>e Flotte<br />

komplett erneuern. Von Ende 2009 bis Anfang 2011<br />

hatte schon Bombar<strong>die</strong>r Transportation 36 Zweifrequenzlokomotiven<br />

für 0,3 Mrd. USD an <strong>die</strong> New Jersey<br />

Transit Corporation (NJ Transit) geliefert, und <strong>die</strong> erste<br />

von 46 Zweikraftlokomotiven an <strong>die</strong>sen Betreiber und<br />

an Amtrak für zusammen 0,5 Mrd. USD ist im September<br />

2011 von Kassel auf den Weg gegangen.<br />

Umgekehrt str<strong>eb</strong>t der US-Konzern General Electric<br />

(GE), der <strong>in</strong> den USA das Geschäft mit Diesellokomotiven<br />

für den Güterverkehr dom<strong>in</strong>iert, auf den<br />

europäischen Bahnmarkt. Was steckt h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong>sen<br />

Entwicklungen, welche Trends lassen sich aus <strong>die</strong>sen<br />

und anderen Beispielen ableiten und wo liegen <strong>die</strong><br />

Unterschiede zwischen dem westeuropäischen* und<br />

dem amerikanischem Bahnmarkt?<br />

Ausgangssituation<br />

Nach wie vor ist der westeuropäische Markt <strong>in</strong> vieler<br />

H<strong>in</strong>sicht führend. Zu e<strong>in</strong>er hoch entwickelten Bahndichte<br />

und Infrastruktur sowie e<strong>in</strong>er dom<strong>in</strong>anten Anbieterstruktur,<br />

im Fahrzeugbereich Alstom, Ansaldo,<br />

Bombar<strong>die</strong>r, Siemens, Voith und viele kle<strong>in</strong>ere Hersteller,<br />

kommt das hohe Technologieniveau. Westeuropa, besonders<br />

mit Deutschland und Frankreich, gilt hier als<br />

Leitmarkt, der andere Weltregionen stark bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Obwohl politische Stabilität und hohe Wirtschaftskraft<br />

für e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Erhalt und Ausbau hätten<br />

sorgen können, hat <strong>die</strong> Eisenbahn nach 1950 als Massentransportmittel<br />

gegenüber Straße und Luftverkehr<br />

immer mehr verloren. Allerd<strong>in</strong>gs erl<strong>eb</strong>t sie <strong>in</strong> letzten<br />

Jahrzehnten e<strong>in</strong>e Renaissance, da nur sie <strong>die</strong> wachsenden<br />

Mobilitätsanforderungen moderner Gesellschaften<br />

* Der Begriff Westeuropa wird hier, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er UN-E<strong>in</strong>teilung,<br />

für folgende Länder mit eigenen Eisenbahnen g<strong>eb</strong>raucht:<br />

Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Niederlande, Luxemburg,<br />

Deutschland, Schweiz und Österreich.<br />

erfüllen kann. Aus <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>sicht resultieren verschiedene<br />

politische Förderprogramme, beispielsweise das<br />

der länderübergreifenden Harmonisierung im Rahmen<br />

European Rail Traffic Management System (ERTMS).<br />

Die US-amerikanischen Strukturen s<strong>in</strong>d geradezu<br />

entgegengesetzt: Während der Personenverkehr auf<br />

der Schiene bisher kaum Bedeutung hat, nimmt der<br />

Güterverkehr e<strong>in</strong>e herausragende Rolle e<strong>in</strong>. Private<br />

Unternehmen nutzen <strong>die</strong> Schiene für den Massentransport<br />

von Gütern und be<strong>die</strong>nen den gesamten<br />

Kont<strong>in</strong>ent. Hierfür werden sehr zuverlässige Fahrzeuge<br />

benutzt, wenn auch nicht auf dem gleichen<br />

Technologielevel wie <strong>in</strong> Westeuropa. Da sich <strong>die</strong> Zulassungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

stark unterscheiden, wird der<br />

Markt für Diesellokomotiven und Güterwagen fast<br />

nur mit heimischen Produkten beliefert. Hier s<strong>in</strong>d<br />

vor allem GE und Electro-Motive Diesel (EMD) für<br />

Diesellokomotiven zu nennen. Im Personenverkehr<br />

dom<strong>in</strong>ieren dagegen das Flugzeug auf größeren<br />

Strecken und das Kraftfahrzeug im Regionalbereich.<br />

Auf der Schiene existieren weitgehend s<strong>in</strong>guläre Lösungen,<br />

so <strong>die</strong> Metro-Netze und Vorortverkehre der<br />

Großstädte sowie Light-Rail-Systeme <strong>in</strong> für amerikanische<br />

Begriffe mittelgroßen Städten. Der beim<br />

Gütertransport ausgeprägte Wettbewerb der Betreiber<br />

fehlt beim Personentransport aufgrund der<br />

Monopolstellung von Amtrak im Fernverkehr und<br />

der kommunalen Insellösungen im Nahverkehr. Im<br />

Gegensatz zu den Fahrzeugen des Güterverkehrs<br />

Bild 1:<br />

E<strong>in</strong> <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szug<br />

des Acela<br />

Express überquert den<br />

Susquehanna River <strong>in</strong><br />

Maryland (Foto: James<br />

G. Howes/Wikipedia).<br />

109 (2011) Heft 11<br />

577


Fokus Thema<br />

f<strong>in</strong>det man im Personenverkehr oft europäische<br />

und asiatische Marken: Alstom und Bombar<strong>die</strong>r bei<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>szügen, Bombar<strong>die</strong>r, Siemens<br />

und Stadler bei Dieseltri<strong>eb</strong>zügen und Kawasaki, Sumitomo<br />

und Talgo bei den Metro-Fahrzeugen und Reisezugwagen.<br />

Westeuropa ist e<strong>in</strong> weitgehend liberalisierter<br />

Markt, aber auch USA ist trotz des Buy America<br />

Act e<strong>in</strong> für den Wettbewerb relativ offener Markt.<br />

Marktspezifika und Impulse für<br />

Beschaffungen<br />

Bild 2:<br />

Der Northeast Corridor (NEC), <strong>die</strong> erste und bislang e<strong>in</strong>zige <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke<br />

<strong>in</strong> den USA (Grafik: SPUI/Wikipedia).<br />

rot Amtrak-Strecke<br />

blau mit Nahverkehr; der Abschnitt New Rochelle – New<br />

Haven gehört der Metro North Railroad, <strong>die</strong> Strecke Providence<br />

– Boston der Massachusetts Bay Transportation<br />

Authority (MBTA).<br />

grün Amtrak-Bahnhöfe<br />

Laut SCI Verkehr hatte <strong>die</strong> Branche 2010 weltweit<br />

e<strong>in</strong> Volumen von 130 Mrd. EUR oder laut UNIFE<br />

136 Mrd. EUR, das bis 2013 auf 155 Mrd. EUR wachsen<br />

dürfte, also immerh<strong>in</strong> im <strong>Mit</strong>tel um 6 % pro Jahr.<br />

Westeuropa hat mit knapp 30 % Marktanteil unlängst<br />

<strong>die</strong> Führungsrolle an Asien & Pazifik abgeg<strong>eb</strong>en, das<br />

jetzt etwas darüber liegt. Auf Rang drei mit zusammen<br />

unter 20 % Marktanteil folgen seit vielen Jahren<br />

unverändert USA mit Kanada und Mexiko.<br />

Nordamerika hält für se<strong>in</strong>en Güterverkehr mit über<br />

30 000 Fahrzeugen <strong>die</strong> größte Diesellokomotivenflotte<br />

der Welt vor, während <strong>die</strong> westeuropäischen<br />

<strong>Bahnen</strong> gerade mal auf <strong>die</strong> Hälfte kommen. Bei den<br />

Elektrolokomotiven ist das Verhältnis umgekehrt: Hier<br />

verfügt Westeuropa mit rund 12 000 Stück über den<br />

weltweit größten Bestand, und zwar gleichermaßen<br />

für den Personen- wie den Güterverkehr. Nordamerika<br />

hat dagegen <strong>in</strong>sgesamt nur 150 solcher Fahrzeuge<br />

und hauptsächlich im Personenverkehr e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

In beiden Marktregionen werden nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Neufahrzeugzugänge erwartet, da Westeuropa <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren e<strong>in</strong>en großen Bedarf gedeckt hat<br />

und Nordamerika <strong>die</strong> vorhandenen Strecken nicht<br />

elektrifizieren wird.<br />

Zum öffentlichen Nahverkehr auf der Schiene<br />

zählen n<strong>eb</strong>en Commuter Rail, <strong>in</strong>klusive der vielfach<br />

autarken S-Bahnsysteme <strong>in</strong> den westeuropäischen<br />

Ballungszentren, U-Bahn, Stadt- und Straßenbahn.<br />

Metrosysteme existieren <strong>in</strong> 100 Städten auf der Welt,<br />

davon 14 <strong>in</strong> Ballungsräumen <strong>in</strong> Nordamerika. Von<br />

den weltweit 360 Straßenbahnsystemen werden <strong>die</strong><br />

Hälfte <strong>in</strong> Europa betri<strong>eb</strong>en, etwa hundert <strong>in</strong> der GUS<br />

und <strong>die</strong> Übrigen <strong>in</strong> Amerika und Asien. Die USA erl<strong>eb</strong>en<br />

zwar seit Jahren e<strong>in</strong>en Boom im öffentlichen<br />

Nahverkehr, bef<strong>in</strong>den sich aber immer noch auf e<strong>in</strong>em<br />

niedrigen Niveau mit großem Nachholbedarf.<br />

Der <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr gehört zu den<br />

stärker wachsenden und attraktivsten Marktsegmenten,<br />

da hier vorrangig technologische Innovationen zum<br />

Tragen kommen, <strong>die</strong> das Image von Lieferanten und<br />

Betreibern oder Regionen stärken. Weltweit s<strong>in</strong>d bisher<br />

über 2 000 Fahrzeuge im E<strong>in</strong>satz, vorwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Ländern Westeuropas und <strong>in</strong> Asien. In Nordamerika gibt<br />

es mit dem Acela-Express e<strong>in</strong>e <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sflotte<br />

an der Ostküste (Bilder 1 und 2), weitere Systeme<br />

bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Konzeptionsphase.<br />

Com<strong>eb</strong>ack der Bahn <strong>in</strong> den USA<br />

Bild 3:<br />

E<strong>in</strong> Netz aus neu errichteten und ertüchtigten Schnellfahrstrecken<br />

soll Reisende <strong>in</strong> den USA künftig auf <strong>die</strong> Bahn locken.<br />

Das geplante Projekt Orlando – Tampa <strong>in</strong> Florida allerd<strong>in</strong>gs<br />

hat Gouverneur Rick Scott schon im F<strong>eb</strong>ruar 2011 gestoppt.<br />

Es sche<strong>in</strong>t so als wollten <strong>die</strong> USA ihren Rückstand beim<br />

Schienenpersonenverkehr gegenüber Europa und<br />

Asien endlich aufholen: 53 Mrd. USD will <strong>die</strong> Bundesregierung<br />

<strong>in</strong> den kommenden sechs Jahren für Passagierzüge<br />

und Streckennetze ausg<strong>eb</strong>en, das meiste<br />

davon für über 1 000 Kilometer neue <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverb<strong>in</strong>dungen<br />

(Bild 3). Verkehrsplaner rechnen<br />

vor, dass <strong>die</strong> Bahn bei Reisezeiten zwischen zwei und<br />

vier Stunden e<strong>in</strong>e besonders attraktive Alternative zum<br />

Flugzeug ist. Selbst wenn e<strong>in</strong> Flug nur e<strong>in</strong>e Stunde<br />

dauert, werden mit der Abfertigung am Flughafen<br />

leicht drei Stunden daraus. Rund zehn Hochgeschw<strong>in</strong>-<br />

578 109 (2011) Heft 11


Thema Fokus<br />

digkeitskorridore für bis zu 350 km/h schnelle Züge<br />

wurden <strong>in</strong> den USA identifiziert, und 80 % der US-<br />

Amerikaner sollen bis 2035 unmittelbaren Zugang zu<br />

e<strong>in</strong>em der „Bullet Tra<strong>in</strong>s“ genannten Blitzzüge haben.<br />

Die amerikanische Bahnrenaissance hat verschiedene<br />

Gründe: Zum e<strong>in</strong>en droht den USA der Verkehrs<strong>in</strong>farkt.<br />

Laut Transportm<strong>in</strong>ister Ray La Hood werden hier<br />

<strong>in</strong> 40 Jahren 100 Mio. Menschen mehr l<strong>eb</strong>en als heute<br />

mit etwa 300 Mio. Er sagt: „Wenn wir uns mit den Straßen<br />

und Flughäfen zufrieden g<strong>eb</strong>en, <strong>die</strong> bereits heute<br />

überlastet s<strong>in</strong>d, wird <strong>die</strong> nächste Generation Amerikas<br />

Transportadern unpassierbar vorf<strong>in</strong>den.“ Zum anderen<br />

hat sich <strong>die</strong> Technik der Bahn weiter entwickelt. Nicht<br />

nur <strong>in</strong> Europa, sondern auch <strong>in</strong> Japan und Ch<strong>in</strong>a können<br />

<strong>die</strong> Amerikaner verfolgen, wie schnell und komfortabel<br />

moderne Züge gerade für mittlere Entfernungen<br />

s<strong>in</strong>d. Und schließlich treiben bereits jetzt steigende<br />

Benz<strong>in</strong>preise der Bahn neue Kunden zu. Die US-Regierung<br />

hat erkannt, dass es darum geht, den Verkehrskollaps<br />

<strong>in</strong> den Metropolen zu verh<strong>in</strong>dern, <strong>die</strong> Pendler von<br />

den übervollen Highways zu holen, <strong>die</strong> Innenstädte<br />

mit guten Nahverkehrssystemen zu bel<strong>eb</strong>en und – warum<br />

nicht – <strong>die</strong> Umwelt zu schonen. Schließlich geht<br />

es immer auch um wirtschaftliche Interessen, denn <strong>die</strong><br />

teuren Bahnprojekte könnten <strong>die</strong> Konjunktur nachhaltig<br />

ankurbeln und viele neue Arbeitsplätze schaffen.<br />

Nach Jahrzehnten ohne Investitionstätigkeit ist <strong>die</strong><br />

Herausforderung gewaltig: E<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Entfernungen<br />

im Land riesengroß, andererseits gibt es nur<br />

ganz wenige elektrifizierte Strecken, <strong>die</strong> sich auf den<br />

oberen Bereich der Ostküste und New York konzentrieren.<br />

Die Gleise s<strong>in</strong>d zum Teil über 100 Jahre alt<br />

und <strong>die</strong> wenigen Fahrzeuge s<strong>in</strong>d hoffnungslos überaltert.<br />

So liegt <strong>die</strong> Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit meist zwischen<br />

100 und 140 km/h und für <strong>die</strong> 600 km zwischen San<br />

Francisco und Los Angeles, <strong>die</strong> mit e<strong>in</strong>em Hightech-<br />

Tri<strong>eb</strong>zug <strong>in</strong> etwa zweie<strong>in</strong>halb Stunden zu bewältigen<br />

wären, braucht Amtrak derzeit sogar über elf Stunden<br />

(Bild 4). Dies ist besonders für das Heer der Geschäftsreisenden<br />

e<strong>in</strong> Grund, nicht auf Auto oder Flugzeug zu<br />

verzichten. Dementsprechend fährt jeder US-Bürger<br />

im Durchschnitt nur 80 km im Jahr mit der Bahn, <strong>die</strong><br />

Deutschen liegen immerh<strong>in</strong> bei 900 km und Schweizer<br />

oder Japaner sogar bei knapp 2 000 km.<br />

Die USA s<strong>in</strong>d übrigens ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall: Überall auf<br />

der Welt, <strong>in</strong> klassischen Bahnländern und sogar <strong>in</strong><br />

Staaten, <strong>die</strong> bislang ke<strong>in</strong>en Kilometer Gleis haben,<br />

werden Schienennetze modernisiert oder neu g<strong>eb</strong>aut<br />

und moderne Züge bestellt. Es gibt, globalisierungsbed<strong>in</strong>gt,<br />

e<strong>in</strong>e zweite Gründer-Ära. Rund 30 000 km<br />

Strecke s<strong>in</strong>d laut Internationalem Eisenbahn-Verband<br />

(UIC) <strong>in</strong> Planung oder Bau.<br />

Wenn <strong>die</strong> europäische Bahn<strong>in</strong>dustrie auf das Investitions-<br />

und damit auch Konjunkturprogramm<br />

der US-Regierung blickt, kann sie sich freuen. Für <strong>die</strong><br />

neuen Strecken werden nicht nur schnelle Tri<strong>eb</strong>züge<br />

und jeweils Hunderte von Lokomotiven und Nahverkehrszügen<br />

g<strong>eb</strong>raucht, zudem moderne Infrastruktur<br />

von der Stromversorgung bis zur Signaltechnik.<br />

Computersysteme <strong>in</strong> der Bahntechnik<br />

Für <strong>die</strong> Zulieferer von Computersystemen ergibt<br />

sich sogar e<strong>in</strong>e noch größere Chance, am Amerika-<br />

Geschäft zu profitieren, denn sie s<strong>in</strong>d nicht nur an<br />

der Ausrüstung e<strong>in</strong>er größeren Zahl von Fahrzeugen<br />

und Streckentechnik aus Europa beteiligt, sondern<br />

liefern unter Umständen auch direkt an <strong>die</strong> amerikanische<br />

Bahn<strong>in</strong>dustrie.<br />

Denn Light-Rail- oder Metrosysteme, <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>stri<strong>eb</strong>züge<br />

oder Lokomotiven, als Neufahrzeuge<br />

oder als nachgerüsteter Bestand – sie alle kommen heute<br />

nicht mehr ohne moderne Computertechnologie<br />

aus (Bild 5). Nach Bahnnormen wie der europäischen<br />

EN 50155 oder der amerikanischen AREMA speziell<br />

entwickelte und produzierte Rechner sorgen für <strong>die</strong><br />

Steuerung und Überwachung aller Funktionen im Fahrzeug<br />

– von den weniger kritischen Servicefunktionen<br />

wie Klimatisierung, Innenbeleuchtung, Sanitärbereich<br />

und Sitzplatzreservierung bis zu extrem sicherheitsrelevanten<br />

Aufgaben wie Antri<strong>eb</strong>, Geschw<strong>in</strong>digkeitsüberwachung<br />

und Bremsen. Die Führertische bestehen aus<br />

vielfältigen <strong>in</strong>telligenten Display-Systemen mit Mensch-<br />

Masch<strong>in</strong>e-Funktionalität. H<strong>in</strong>zu kommen Rechner zur<br />

Diagnose und Überwachung der Fahrzeugfunktionen<br />

und Systeme zur Kontrolle der Kommunikation im Fahrzeug,<br />

zwischen den Zuge<strong>in</strong>heiten und <strong>die</strong> drahtlose<br />

Kommunikation mit der Außenwelt. Die Fahrgasträume<br />

werden zunehmend mit Kameraüberwachung ausgestattet,<br />

deren Daten gespeichert und ausgewertet werden<br />

müssen. Die Passagiere erwarten auch während<br />

der Reise Zugang zu Internet, Mobiltelefon, Fahrt<strong>in</strong>formation,<br />

Unterhaltung oder Dienste wie Sitzreservierung<br />

und Ticket<strong>in</strong>g, was über spezielle Content-Server<br />

und Router mit Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s Netz bereitgestellt wird.<br />

Besonders bei der Fahrgast<strong>in</strong>formation halten sich <strong>die</strong><br />

Investitionen der Betreiber aber bisher <strong>in</strong> Grenzen,<br />

da <strong>die</strong> Anbieter das Equipment oft billig <strong>in</strong>stallieren,<br />

im Gegenzug dafür aber Werbee<strong>in</strong>nahmen kassieren.<br />

Das mag erklären, warum selbst <strong>in</strong> den USA bei e<strong>in</strong>em<br />

Bild 4:<br />

Der Amtrak-Fernzug Card<strong>in</strong>al New York – Chicago <strong>in</strong> Charlottesville, Virg<strong>in</strong>ia<br />

(Foto: John Mueller).<br />

109 (2011) Heft 11<br />

579


Fokus Thema<br />

Bild 5:<br />

Der gesamte Datentransfer zwischen e<strong>in</strong>em Zug und dem Rechenzentrum läuft über WLAN und/oder UMTS,<br />

GSM-P und optional GSM-R (Foto: MEN Mikro Elektronik).<br />

Bild 6:<br />

Der Tra<strong>in</strong>-Control-Rechner 190020-20 zur Lokomotivsteuerung<br />

steuert, überwacht, regelt und diagnostiziert<br />

alle vitalen Funktionen im Fahrzeug<br />

(Foto: MEN Mikro Elektronik).<br />

relativ ger<strong>in</strong>gen Personenverkehr <strong>die</strong> Zuwachsraten<br />

für Infota<strong>in</strong>ment-Systeme zum Teil deutlich über 10 %<br />

pro Jahr liegen. Als Resultat s<strong>in</strong>d dort oftmals veraltete<br />

Fahrzeuge auf überholungsbedürftigen Strecken unterwegs,<br />

<strong>die</strong> aber modernste Kommunikationstechnologie<br />

für kommerzielle Zwecke haben.<br />

Computersysteme im Bahnbetri<strong>eb</strong> müssen robust<br />

und zuverlässig se<strong>in</strong> (Bild 6). In punkto Robustheit s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong> Regeln der DIN EN 50155 (VDE 0115, IEC 571-x)<br />

Bahnanwendungen – Elektronische E<strong>in</strong>richtungen auf<br />

Schienenfahrzeugen für viele Bereiche Vorschrift. Die<br />

Norm wird von der europäischen Organisation für elektrische<br />

Normung CENELEC herausgeg<strong>eb</strong>en, beschreibt<br />

sehr detailliert <strong>die</strong> Anforderungen und verweist noch<br />

auf etwa 50 andere Normen, <strong>die</strong> <strong>eb</strong>enfalls berücksichtigt<br />

werden müssen. Dazu gehören solche über Stoß,<br />

Schw<strong>in</strong>gungen, erweiterten Temperaturbereich, Feuchte,<br />

Salzn<strong>eb</strong>el, Spannungsschwankungen – und das alles<br />

bei höchster Ausfallsicherheit über sehr lange Zeiträume.<br />

Außerdem werden auch gerät<strong>eb</strong>ezogene Normen,<br />

Zuverlässigkeitsprüfungen, elektromagnetische<br />

Verträglichkeit, Maßnahmen zur Gewährleistung der<br />

580 109 (2011) Heft 11


Thema Fokus<br />

funktionellen Sicherheit sowie e<strong>in</strong> Qualitätsmanagement<br />

beschri<strong>eb</strong>en, letzteres hier noch nach ISO 900x,<br />

während heute <strong>die</strong> meisten Kunden bereits International<br />

Railway Industry Standard (IRIS) fordern.<br />

Zusätzlich s<strong>in</strong>d Safety Integrity Level (SIL) def<strong>in</strong>iert,<br />

wenn es um <strong>die</strong> Zuverlässigkeit e<strong>in</strong>es Systems<br />

geht. Der Grad, welchen e<strong>in</strong> System hier bieten<br />

muss, wird gemäß IEC 61508 <strong>in</strong> <strong>die</strong> Klassen SIL1 bis<br />

SIL4 e<strong>in</strong>geteilt. Für jeden Level ist e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Zuverlässigkeit gefordert, <strong>die</strong> sich nach der Häufigkeit<br />

der Nutzung richtet. Fehler von sicherheitskritischen<br />

elektronischen Systemen können L<strong>eb</strong>en<br />

gefährden, erh<strong>eb</strong>lichen f<strong>in</strong>anziellen Verlust br<strong>in</strong>gen<br />

oder <strong>die</strong> Umwelt massiv schädigen. E<strong>in</strong> sicheres<br />

System ist e<strong>in</strong> System mit e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten Fehlerverhalten.<br />

Fail-safe-Systeme schalten im Falle e<strong>in</strong>es<br />

Fehlers ab, sie haben e<strong>in</strong>en sicheren Zustand.<br />

E<strong>in</strong>en Zug beispielsweise hält man an, wenn <strong>die</strong><br />

Steuerung versagt. Fehlertolerante Systeme müssen<br />

korrekt weiterarbeiten, wenn e<strong>in</strong> Teil des Systems<br />

ausgefallen ist, beispielsweise <strong>in</strong> der automatischen<br />

Zugsteuerung, der Zugbee<strong>in</strong>flussung oder <strong>in</strong> den<br />

Stellwerken. Solche Systeme bef<strong>in</strong>den sich sowohl<br />

im Fahrzeug als auch an der Strecke und bestehen<br />

häufig aus mehreren redundanten Sub-Computern<br />

und komplexer Software.<br />

Hier wird deutlich, warum sich aufgrund des<br />

hohen erwarteten Qualitätsniveaus, des notwendigen<br />

Know-hows und der erforderlichen Qualitätsmanagementsysteme<br />

<strong>die</strong> Zahl der Anbieter von<br />

Rechnern für Bahnanwendungen <strong>in</strong> Grenzen hält,<br />

auch wenn <strong>die</strong> kommerziellen Zugangsbarrieren mit<br />

der fortschreitenden Liberalisierung der Märkte immer<br />

niedriger werden. So bleibt für <strong>die</strong> Computerspezialisten<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Branche selbst bei e<strong>in</strong>em moderaten<br />

Wachstum des gesamten Bahnmarktes von<br />

durchschnittlich 6 % pro Jahr e<strong>in</strong> mehr als attraktives<br />

Marktpotenzial.<br />

Barbara Schmitz, MEN Mikro Elektronik, Nürnberg<br />

Quellen<br />

Veröffentlichungen von SCI Verkehr und UNIFE aus den letzten<br />

fünf Jahren sowie aktuelle Pressemeldungen im Internet.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

581


Rail Power Supply Systems<br />

System design of the traction power<br />

supply for the high-speed l<strong>in</strong>e<br />

Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />

Mart<strong>in</strong> Altmann, Andreas Fischer, Erlangen; Torsten Tornow, Beij<strong>in</strong>g<br />

The high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> connect<strong>in</strong>g the Capital Beij<strong>in</strong>g with the harbour city Tianj<strong>in</strong> is<br />

the first high-speed l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a dedicated only to passenger traffic and is operated at 300 km/h.<br />

The commercial service started <strong>in</strong> due time for the Olympic games <strong>in</strong> 2008. For the system design<br />

and a reliable traction power supply the simulation software Sitras ® Sidytrac was used. The program<br />

<strong>in</strong>corporates all modules necessary for the overall system design and relat<strong>in</strong>g detailed <strong>in</strong>vestigations.<br />

Measurements dur<strong>in</strong>g system <strong>in</strong>tegration test validated the simulation results.<br />

SYSTEMAUSLEGUNG DER BAHNSTROMVERSORGUNG FÜR DIE HOCHGESCHWINDIGKEITSSTRECKE<br />

BEIJING − TIANJIN<br />

Die <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>det <strong>die</strong> Hauptstadt Beij<strong>in</strong>g mit der Hafenstadt<br />

Tianj<strong>in</strong>. Sie ist <strong>die</strong> erste <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke für re<strong>in</strong>en Personenverkehr mit 300 km/h. Der<br />

kommerzielle Betri<strong>eb</strong> begann rechtzeitig zu den olympischen Spielen im Jahr 2008. Die Systemauslegung<br />

für e<strong>in</strong>e zuverlässige Stromversorgung wurde mit der Simulationssoftware Sitras ® Sidytrac<br />

durchgeführt. Das Programm verfügt über alle Module, <strong>die</strong> für e<strong>in</strong>e Gesamtauslegung und zugehörige<br />

E<strong>in</strong>zeluntersuchungen erforderlich s<strong>in</strong>d. Während der System<strong>in</strong>tegrationsphase durchgeführte Messungen<br />

bestätigten <strong>die</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse der Auslegungsrechnungen.<br />

CONCEPTION DE L’ALIMENTATION DE TRACTION DE LA LIGNE À VITESSE PÉKIN – TIANJIN<br />

La ligne à grande vitesse Pék<strong>in</strong> – Tianj<strong>in</strong> relie la capitale Pék<strong>in</strong> avec la ville portuaire de Tianj<strong>in</strong>. Elle est<br />

la première ligne à grand vitesse en Ch<strong>in</strong>e pour trafic passagers à 300 km/h. L’exploitation commerciale<br />

a commencé à temps pour les jeux olympiques en l’année 2008. Pour la conception du système<br />

et pour une alimentation de la traction fiable, le logiciel Sitras ® Sidytrac a été utilisé. Le programme<br />

<strong>in</strong>corpore tous les modules nécessaires pour la conception générale du système et les études détaillées<br />

associées. Des mesures réalisées lors des essais d’<strong>in</strong>tégration ont validé les résultats de simulation.<br />

1 Introduction<br />

The high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> connects the<br />

Capital Beij<strong>in</strong>g of the Peoples Republic of Ch<strong>in</strong>a with<br />

the neighbour<strong>in</strong>g harbour city Tianj<strong>in</strong> <strong>in</strong> north-south<br />

direction and is the first high-speed l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a dedicated<br />

only to passenger traffic [1]. For such l<strong>in</strong>es the<br />

maximum speed is above 250 km/h. The l<strong>in</strong>e, called<br />

also J<strong>in</strong>gJ<strong>in</strong>-DPL, is designed for 350 km/h. The commercial<br />

service of this l<strong>in</strong>e started on August, 1st 2008<br />

<strong>in</strong> due time for the 2008 Olympic games <strong>in</strong> Beij<strong>in</strong>g.<br />

Beside of other aspects, new railway l<strong>in</strong>es, new Roll<strong>in</strong>g<br />

Stock or major changes <strong>in</strong> operation of exist <strong>in</strong>g l<strong>in</strong>es<br />

require reliable traction power supply and contact<br />

Figure 1:<br />

Layout of the high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g-Tianj<strong>in</strong>.<br />

582 109 (2011) Heft 11


Rail Power Supply Systems<br />

Figure 2:<br />

Schematic design of traction power supply.<br />

SSP Sub-section<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t, ATS Autotransformer Station,<br />

TSS Traction Substation, SP Section<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t<br />

l<strong>in</strong>es. Numerous technical clarifications necessary <strong>in</strong><br />

such a case require powerful simulation tools to support<br />

the eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g process and to ensure the stipulated<br />

performance and quality of the <strong>in</strong>stallation.<br />

The simulation software Sitras Sidytrac was developed<br />

to support such processes. It <strong>in</strong>corporates algorithms<br />

for the overall system design and the rat<strong>in</strong>g of<br />

the ma<strong>in</strong> components, for the energy demand and<br />

for the assessment of the electric safety and electromagnetic<br />

compatibility (EMC). This simulation tool<br />

was used to design the electrical <strong>in</strong>stallations of the<br />

high-speed l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> for all necessary design<br />

steps and to prove the qualifications of suitability<br />

of the traction power supply. Dur<strong>in</strong>g the system <strong>in</strong>tegration<br />

tests the simulation results have been verified<br />

and validated, where also the assumptions for the <strong>in</strong>put<br />

parameters proved to fit to reality.<br />

viaduct with pre-fabricated segments on on-sit<strong>eb</strong>uilt<br />

support<strong>in</strong>g pillars. On the whole l<strong>in</strong>e a rigid<br />

permanent way was used consist<strong>in</strong>g of <strong>in</strong>dustrially<br />

pre-fabricated concrete track plates.First <strong>in</strong>vestigations<br />

favoured a solution of 1 AC 25 kV and 3 substations<br />

and had to be changed to a 2 AC 50/25 kV AT<br />

System with only 2 substations because of lack of HV<br />

connections to the 220 kV Network. Figure 2 shows<br />

the supply scheme of the l<strong>in</strong>e.<br />

3 Design criteria and targets<br />

The design of the traction power supply is based<br />

on daily operation with 180 tra<strong>in</strong>s Velaro CRH3<br />

(Figure 3) <strong>in</strong> each direction runn<strong>in</strong>g at 300 km/h<br />

2 L<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong><br />

The development of population <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a’s capital<br />

and <strong>in</strong> the surround<strong>in</strong>g cities needs powerful traffic<br />

connections. This applies especially to the connection<br />

between Beij<strong>in</strong>g and the Tianj<strong>in</strong> B<strong>in</strong>hai area. The<br />

J<strong>in</strong>gJ<strong>in</strong>-DPL high-speed l<strong>in</strong>e was, therefore, planned<br />

to improve the traffic situation between the two cities<br />

with the target to reduce the travel time from 70 m<strong>in</strong><br />

to only 30 m<strong>in</strong>.<br />

The project was carried out as a turnkey project<br />

compris<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestments of 2,5 Billion US Dollar. The<br />

construction period was 27 months only. The eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

activities started <strong>in</strong> 2005 for bridges and<br />

other civil eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g works.<br />

A consortium consist<strong>in</strong>g of Siemens AG, Siemens<br />

Limited Ch<strong>in</strong>a and two local <strong>in</strong>stallation companies<br />

was awarded with the contract for the design, supply<br />

and construction of the electrical equipment of the<br />

l<strong>in</strong>e with 117 km length and built on a completely<br />

new right of way (Figure 1). It runs ma<strong>in</strong>ly on a<br />

Figure 3:<br />

High-speed tra<strong>in</strong> Siemens Velaro CRH3.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

583


Rail Power Supply Systems<br />

and <strong>in</strong> less than 30 m<strong>in</strong> between the two term<strong>in</strong>al<br />

stations. In Table 1 the technical data of the tra<strong>in</strong> are<br />

listed. The railway power supply is designed for the<br />

envisaged speed with 3 m<strong>in</strong> headway.<br />

For the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e the European standard<br />

EN 50122-1 [3] was specified for the aspects of<br />

electrical safety. Beside to the rules how to handle live<br />

parts, also the rail potential has to fulfil the requirements<br />

for electrical safety.<br />

Operational and short-circuit currents and their<br />

duration govern the thermal load of the components.<br />

Therefore, the currents <strong>in</strong> the <strong>in</strong>dividual components<br />

have to be determ<strong>in</strong>ed by calculat<strong>in</strong>g step by step<br />

the electrical network dur<strong>in</strong>g scheduled tra<strong>in</strong> operation<br />

and <strong>in</strong> case of short-circuits. Figure 2 shows the<br />

block diagram of the traction power supply. The calculation<br />

takes <strong>in</strong>to account all <strong>in</strong>dividual conductors,<br />

the ma<strong>in</strong> components and their <strong>in</strong>terconnections.<br />

The results were used for the specification of the rated<br />

values of the transformers <strong>in</strong> the substations and<br />

<strong>in</strong> the AT-stations along the l<strong>in</strong>e.<br />

Beside the thermal load also overall power demand,<br />

the power factor, unbalance, flicker and harmonics<br />

had to be considered under the most unfavourable<br />

conditions of operation.<br />

The power supply had to be verified by measurements<br />

dur<strong>in</strong>g system <strong>in</strong>tegration test. As the future<br />

maximum capacity of the l<strong>in</strong>e could not be achieved<br />

for the tests, verification of the power supply was carried<br />

out for predef<strong>in</strong>ed conditions.<br />

The comparison between measured and calculated<br />

values testified that the simulation program reflects<br />

reality. So it was accepted to assess the most<br />

severe conditions by simulation only.<br />

4 System design with Sitras<br />

Sidytrac<br />

4.1 Tasks of the program<br />

For the design process of traction power supply (TPS)<br />

Siemens uses Sitras Sidytrac, which allows the simulation<br />

of the complete traction power supply dur<strong>in</strong>g<br />

scheduled tra<strong>in</strong> operation. In pr<strong>in</strong>ciple, the design of<br />

a power supply system <strong>in</strong>cludes the determ<strong>in</strong>ation of<br />

the power requirements, the substation location and<br />

rat<strong>in</strong>gs as well as the rat<strong>in</strong>g of the components. For<br />

this purpose, the use of software tools that comb<strong>in</strong>e<br />

the simulation of tra<strong>in</strong> operation with the calculation<br />

of the electric network is essential. Sitras Sidytrac<br />

conta<strong>in</strong>s the electrical model for the return circuit<br />

and the earth return circuit <strong>in</strong> order to be able to verify<br />

electrical safety and protection of <strong>in</strong>stallations <strong>in</strong><br />

case of faults as well as for satisfy<strong>in</strong>g the requirements<br />

for electromagnetic compatibility.<br />

The design steps follow the railway electrification<br />

system requirements <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the ma<strong>in</strong> components<br />

and their rat<strong>in</strong>gs. A stepwise approach allows an <strong>in</strong>tegrated<br />

verification. The use of Sitras Sidytrac forms an<br />

<strong>in</strong>tegral part of the design process ensur<strong>in</strong>g quality<br />

and flexibility throughout the complete design process<br />

tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account the specific local situations.<br />

The follow<strong>in</strong>g steps of power supply design are<br />

carried out:<br />

• General system selection <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g nom<strong>in</strong>al voltage,<br />

type of feed<strong>in</strong>g and connections to the highvoltage<br />

grid.<br />

• Subsystem design concern<strong>in</strong>g def<strong>in</strong>ition of parameters<br />

for current capacity, circuit diagrams, <strong>in</strong>terface<br />

verifications, system platform.<br />

• The equipment design concerns details on the<br />

rat<strong>in</strong>g, e. g. transformers, overhead contact l<strong>in</strong>e<br />

system, cabl<strong>in</strong>g, protection relay specification and<br />

verification of electrical safety.<br />

• The <strong>in</strong>stallation design establishes the detailed <strong>in</strong>formation<br />

for construction, e. g. specify<strong>in</strong>g criteria<br />

and protection relay sett<strong>in</strong>gs, fault levels, impedances,<br />

heat<strong>in</strong>g and losses.<br />

4.2 Features of Sitras Sidytrac<br />

Sitras Sidytrac simulates traction power supplies by<br />

fully tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account the <strong>in</strong>tended tra<strong>in</strong> operation.<br />

It was developed for the design of AC as well as<br />

DC traction power supplies to achieve<br />

• flexibility to model different network configurations<br />

• flexibility of step by step model ref<strong>in</strong>ement<br />

• standardized output formats<br />

• consideration of specific design requirements<br />

The program capabilities cover the complete tra<strong>in</strong> simulation<br />

for determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the basic l<strong>in</strong>e features and<br />

sophisticated calculat<strong>in</strong>g models of special <strong>in</strong>terest as<br />

• network load flow <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> simulation<br />

• short circuits at def<strong>in</strong>ed locations or along the l<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> customised steps<br />

• <strong>in</strong>duced voltages <strong>in</strong> parallel conductors along the<br />

l<strong>in</strong>e<br />

• electrical and magnetic fields along the l<strong>in</strong>e<br />

• stray currents at DC railways<br />

• l<strong>in</strong>e resonance phenomena<br />

• overall energy consumption and energy assessment<br />

4.3 Software architecture and data process<strong>in</strong>g<br />

Figure 4 shows the architecture of Sitras Sidytrac.<br />

The model data is organized as an object related<br />

file structure with electric network data, topography<br />

of the l<strong>in</strong>e, tra<strong>in</strong> data and operation data like time<br />

schedule and headways. The different network calculation<br />

scenarios and the representation of the required<br />

results have to be def<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> advance. The <strong>in</strong>put<br />

data and the results are compiled <strong>in</strong> a comfortable<br />

java-based presentation file.<br />

584 109 (2011) Heft 11


Rail Power Supply Systems<br />

The calculation program runs <strong>in</strong> a time-step<br />

mode. Each step conta<strong>in</strong>s tow sub-processes. The dynamic<br />

drive cycle calculation computes the required<br />

propulsion power for the next time step, tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to<br />

consideration the location, acceleration or deceleration,<br />

speed and mechanical power of each tra<strong>in</strong> as<br />

well as all effects of regenerative brak<strong>in</strong>g and subsequent<br />

energy exchange between the tra<strong>in</strong>s. The<br />

tra<strong>in</strong> model accepts various tra<strong>in</strong> and motor data as<br />

well as the def<strong>in</strong>ition of different driv<strong>in</strong>g modes like<br />

all out runn<strong>in</strong>g and coast<strong>in</strong>g. Hence the behaviour of<br />

a broad variety of electrically driven tra<strong>in</strong>s can be simulated<br />

<strong>in</strong> detail. Depend<strong>in</strong>g on various parameters,<br />

e. g. brak<strong>in</strong>g, changes <strong>in</strong> driv<strong>in</strong>g curves and state, the<br />

time step will automatically be reduced to <strong>in</strong>crease<br />

the accuracy. This procedure is followed by an electrical<br />

network calculation. For this purpose the electrical<br />

network is to be reorganized accord<strong>in</strong>g to the<br />

fixed and mov<strong>in</strong>g nodes after each time step. S<strong>in</strong>ce<br />

the tra<strong>in</strong>s are power s<strong>in</strong>ks or sources which vary with<br />

time and location, the electrical network calculation<br />

is an iterative procedure. The load flow calculation<br />

stops when the results are stable.<br />

The results and the related <strong>in</strong>put data are stored<br />

<strong>in</strong> a database and automatically processed and <strong>in</strong>to a<br />

customised output database. The usage of a standard<br />

database offers comfortable and <strong>in</strong>dividually adaptable<br />

post process<strong>in</strong>g possibilities.<br />

consumption or regenerative brak<strong>in</strong>g result <strong>in</strong> an <strong>in</strong>teraction<br />

with the propulsion force. Thus, the schedule<br />

for the tra<strong>in</strong>s is <strong>in</strong>fluenced by the electrical network<br />

behaviour. It can become necessary to correct<br />

TABLE 1<br />

Characteristics of tra<strong>in</strong> CRH3.<br />

Length of tra<strong>in</strong><br />

200 m<br />

Tare weight<br />

460 t<br />

Rotary portion of tare weight 5 %<br />

Maximum pay load<br />

76 t<br />

Maximum tra<strong>in</strong> speed<br />

for special calculations<br />

Acceleration<br />

Nom<strong>in</strong>al voltage<br />

Highest permanent voltage for 5 m<strong>in</strong><br />

Lowest permanent voltage for 10 m<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>imum voltage for normal operation<br />

300 km/h<br />

350 km/h<br />

0,53 m/s<br />

25 kV<br />

29 kV<br />

19 kV<br />

20 kV<br />

Power factor Nearly 1,0<br />

Auxiliaries load<br />

600 kW<br />

4.4 Network calculation model<br />

The load flow analysis uses a multi-conductor model<br />

which <strong>in</strong>cludes the <strong>in</strong>ductive and capacitive mutual<br />

coupl<strong>in</strong>g of all conductors along the l<strong>in</strong>e. The voltages<br />

and currents are represented by complex phasors<br />

at nom<strong>in</strong>al frequency. The network calculation<br />

is performed us<strong>in</strong>g the node potential method. This<br />

calculation process it applied for AC as well as for<br />

DC systems.<br />

The calculation model <strong>in</strong>cludes:<br />

• the <strong>in</strong>-feed from the higher-level network<br />

• the transformer and cable impedances<br />

• the autotransformers with their railway-specific<br />

equivalent circuits<br />

• the loads as impedance model or as power s<strong>in</strong>k<br />

• <strong>in</strong> case of AC railways all conductors <strong>in</strong>volved,<br />

which are represented by their <strong>in</strong>dividual impedance<br />

and mutual coupl<strong>in</strong>g. A simplified procedure<br />

with pre-calculated loop impedances is possible<br />

to reduce calculation efforts<br />

Figure 4:<br />

Architecture of Sitras Sidytrac software.<br />

For large networks with many nodes an advanced iteration<br />

method was developed, automatically adapt<strong>in</strong>g<br />

the solv<strong>in</strong>g method depend<strong>in</strong>g on the convergence<br />

of the iteration. This unique technique speeds up the<br />

load flow calculation by a factor of five to ten and furthermore<br />

improves the computational accuracy.<br />

The <strong>in</strong>dividual tra<strong>in</strong> voltages due to high power<br />

109 (2011) Heft 11<br />

Figure 5:<br />

M<strong>in</strong>imum and maximum voltages at the pantograph for normal operation along the l<strong>in</strong>e.<br />

red maximum voltage, blue m<strong>in</strong>imum voltage<br />

585


Rail Power Supply Systems<br />

and recalculate the drive cycle after calculat<strong>in</strong>g the<br />

electrical variables. Thus, the power reduction of modern<br />

vehicles dur<strong>in</strong>g undervoltage conditions is an<br />

<strong>in</strong>herent feature of the calculation.<br />

5 Power supply for the l<strong>in</strong>e<br />

Figure 6:<br />

M<strong>in</strong>imum and maximum voltage at the pantograph for normal operation depend<strong>in</strong>g on<br />

the simulation period.<br />

red maximum voltage, blue m<strong>in</strong>imum voltage<br />

TABLE 2<br />

Figure 7:<br />

Current load <strong>in</strong> secon dary w<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of transformer at<br />

substation TSS 2.<br />

red positive feeder; blue negative feeder<br />

Figure 8:<br />

Schematic connections of transformers.<br />

Operational conditions.<br />

Condition Substations<br />

<strong>in</strong> operation<br />

Tra<strong>in</strong> consist Head way<br />

m<strong>in</strong><br />

Speed<br />

km/h<br />

1 TSS1, TSS2 8 cars CRH3 3 300<br />

2 TSS1, TSS2 2 x 8 cars<br />

CRH3<br />

9 300<br />

3 TSS1, TSS2 8 cars CRH3 5 350<br />

4 TSS1, TSS2 2 x 8 cars 12 350<br />

CRH3<br />

5 TSS1 8 cars CRH3 12 300<br />

6 TSS1 2 x 8 cars 25 300<br />

CRH3<br />

5.1 Basic design calculations<br />

The schematic design of traction power supply for<br />

the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e is shown <strong>in</strong> Figure 2. There<br />

are two <strong>in</strong>-feed stations which are connected to<br />

the national 220 kV grid. These traction substations<br />

(TSS) are situated at kilometre 17,84 (TSS 1) and at<br />

kilometre 79,14 (TSS 2). In Table 2 the considered<br />

operational conditions are shown.<br />

The m<strong>in</strong>imum and maximum voltages at the<br />

pantograph were calculated with the Sitras Sidytrac<br />

program for each condition. In Figure 5 the m<strong>in</strong>imum<br />

and maximum voltages at the pantograph are<br />

depicted along the l<strong>in</strong>e. It can be seen that the maximum<br />

voltage at a pantograph is cont<strong>in</strong>uously below<br />

29 kV and the m<strong>in</strong>imum above 20 kV. Figure 6 shows<br />

m<strong>in</strong>imum and maximum voltages at the pantograph<br />

over a simulation period.<br />

Figure 7 shows the simulated load of the transformer<br />

secondary w<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs at substation TSS2 dur<strong>in</strong>g<br />

the daily operational period as calculated with the<br />

Sitras Sidytrac program.<br />

Similarly, the voltages and loads for the scenario 5<br />

(Table 2) with the substation TSS 2 out of operation<br />

and a 12 m<strong>in</strong> headway were calculated. In this case<br />

the maximum voltage is approximately 27 kV and the<br />

m<strong>in</strong>imum 21 kV, be<strong>in</strong>g as well with<strong>in</strong> the acceptable<br />

range of voltages.<br />

For the condition 6 with 25 m<strong>in</strong> headway, however,<br />

with coupled tra<strong>in</strong> units the maximum voltage<br />

was calculated with approximately 27 kV and the<br />

m<strong>in</strong>imum with 22 kV also well with<strong>in</strong> the acceptable<br />

range of voltages. These calculations confirm that the<br />

envisaged operational traffic will be possible with the<br />

chosen design of the power supply.<br />

5.2 High-voltage connection<br />

Concern<strong>in</strong>g the connection to the high-voltage grid<br />

the voltage unbalance, flicker, harmonics as well as the<br />

power factor were essential and decisive for the acceptance<br />

by the national grid operator. The stu<strong>die</strong>s were<br />

based on a network calculation with a simulated tra<strong>in</strong><br />

operation for the conditions described <strong>in</strong> clause 5.1.<br />

In order to reduce the voltage unbalance the two<br />

traction transformers of a substation are connected<br />

to different phases of a 220 kV circuit <strong>in</strong> a VV-connection<br />

as shown <strong>in</strong> Figure 8. The second 220 kV circuit<br />

is on standby for the second transformer group and,<br />

therefore, not considered <strong>in</strong> the study.<br />

586 109 (2011) Heft 11


Rail Power Supply Systems<br />

The voltage asymmetry of a three-phase system is<br />

def<strong>in</strong>ed as a relation of the positive and negative sequence<br />

component accord<strong>in</strong>g to IEC 61000-1-12 [4].<br />

For the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e also the Ch<strong>in</strong>ese standard<br />

GB/T15543 [5] had to be obeyed. Dur<strong>in</strong>g normal<br />

operation the maximum voltage unbalance must<br />

not exceed 2 %, and dur<strong>in</strong>g abnormal conditions not<br />

4 %. For this project the maximum voltage unbalance<br />

of 1,3 % at the po<strong>in</strong>t of common coupl<strong>in</strong>g to the<br />

national grid was specified with a probability of 95 %.<br />

In Figure 9 the voltage unbalance at the substation<br />

TSS2 is shown. As can be seen from this figure the<br />

voltage unbalance at substation TSS2 is more severe<br />

show<strong>in</strong>g <strong>in</strong>stantaneous values up to 2,5 %. Accord<strong>in</strong>g<br />

to the GB/T15543 [5] standard, the top 5 % of the values<br />

can be ignored. Peak operation with 3 m<strong>in</strong> headway<br />

will be performed only dur<strong>in</strong>g 35 m<strong>in</strong> per day.<br />

Due to the miss<strong>in</strong>g harmonic impedances, an<br />

estimation of the harmonic voltages bas<strong>in</strong>g on the<br />

m<strong>in</strong>imum short-circuit power of the 220 kV highvoltage<br />

grid was carried out. In Figure 11 the voltage<br />

harmonics for eleven eight-car tra<strong>in</strong>s are given.<br />

Based on the results of the network calculations<br />

the power factors at the substations were determ<strong>in</strong>ed.<br />

As required the mean power factor for 24 h<br />

was obta<strong>in</strong>ed to be 0,95 at substation TSS1. The<br />

results <strong>in</strong>dicate that the monthly mean value of<br />

the power factor at the TSS1 substation satisfies<br />

the m<strong>in</strong>imum value of 0,95 as required. For substation<br />

TSS 2 the required power factor was only<br />

0,9.<br />

Figure 9:<br />

Voltage unbalance at substation TSS 2, <strong>in</strong>stantaneous and average values, 3 m<strong>in</strong> headway.<br />

black voltage unbalance TSS2, <strong>in</strong>stantaneous value, red voltage unbalance TSS2, 5m<strong>in</strong>avarage-value,<br />

blue Voltage unbalance TSS2, 10m<strong>in</strong>-avarage-value, green Voltage unbalance<br />

TSS2, 15m<strong>in</strong>-avarage-value<br />

5.3 Electrical safety<br />

Rail potential calculations are carried out <strong>in</strong> order<br />

to identify and assess hazards dur<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> operation<br />

and <strong>in</strong> fault conditions. The rail potential is the<br />

voltage between runn<strong>in</strong>g rails and remote earth<br />

under operat<strong>in</strong>g or fault conditions when the runn<strong>in</strong>g<br />

rails are utilized for carry<strong>in</strong>g the traction return<br />

current.<br />

The short-circuit calculations for the 2 AC 50/25 kV<br />

AT System were carried out to assess the rail potential<br />

under fault conditions and for check<strong>in</strong>g the rat<strong>in</strong>g of<br />

the earth<strong>in</strong>g conductors. The maximum short-circuit<br />

currents along the l<strong>in</strong>e occur <strong>in</strong> the case with a direct<br />

short circuit between overhead contact l<strong>in</strong>e and runn<strong>in</strong>g<br />

rails. In the worst case the maximum short-circuit<br />

current reaches approximately 9 kA <strong>in</strong> case of the<br />

l<strong>in</strong>e faults near to the traction substation, as shown <strong>in</strong><br />

Figure 11. Short circuit currents between the negative<br />

feeder and runn<strong>in</strong>g rails are lower because of the<br />

higher impedance.<br />

Under tra<strong>in</strong> operation the calculations of the<br />

highest rail potential are based on maximum<br />

tra<strong>in</strong> currents when two tra<strong>in</strong>s <strong>in</strong> double traction<br />

pass each other. This worst case situation is calculated<br />

along the entire railway l<strong>in</strong>e. Dur<strong>in</strong>g nor-<br />

109 (2011) Heft 11<br />

Figure 10:<br />

Long-term and shortterm<br />

flicker.<br />

red TSS 02 long-term<br />

flicker Ptl, black TSS 02<br />

short-term flicker Pst<br />

Figure 11:<br />

Harmonic voltage distortion at substation TSS 2 with eleven 8-car tra<strong>in</strong>s.<br />

587


Rail Power Supply Systems<br />

mal operation the calculated values were approximately<br />

50 V <strong>in</strong> the middle between two track<br />

bonds, be<strong>in</strong>g below the long-term touch voltage<br />

limit of 60 V.<br />

The rails are <strong>in</strong>sulated and connected to the<br />

earth<strong>in</strong>g system by means of impedance bonds<br />

with spac<strong>in</strong>gs of approximately 1 200 m. Based<br />

on the calculations for fault conditions very high<br />

potentials are expected especially <strong>in</strong> the vic<strong>in</strong>ity of<br />

the substations as shown <strong>in</strong> Figure 11. One part<br />

of the potential occurs between the runn<strong>in</strong>g rails<br />

and the re<strong>in</strong>forced track substructure and the other<br />

part between the re<strong>in</strong>forced track substructure and<br />

the earth.<br />

Figure 12:<br />

Maximum potential of runn<strong>in</strong>g rails and structure <strong>in</strong> case of short circuits.<br />

red potential of runn<strong>in</strong>g rails, black total short circuit current, blue potential of structure<br />

Figure 13:<br />

Isol<strong>in</strong>es of maximum magnetic <strong>in</strong>duction <strong>in</strong> μT at WuQ<strong>in</strong>g<br />

Station dur<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> operation.<br />

5.4 Electromagnetic compatibility and<br />

elec tro magnetic <strong>in</strong>terference<br />

In order to assess the electromagnetic <strong>in</strong>terference<br />

of the J<strong>in</strong>gJ<strong>in</strong>-DPL Railway system to <strong>in</strong>stallations and<br />

human exposure, the electric field strengths, the magnetic<br />

field strengths and <strong>in</strong>duced voltages were calculated<br />

with Sitras Sidytrac and compared with recommended<br />

values of relevant standards and regulations.<br />

For the various cases and conditions the calculated<br />

magnetic <strong>in</strong>ductions and electric fields are below the<br />

pre-caution values concern<strong>in</strong>g human health.<br />

The magnetic fields at stations were calculated<br />

with Sitras Sidytrac dur<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong> operation simulation.<br />

Figure 13 shows the isol<strong>in</strong>es of the maximum<br />

magnetic field strength at WuQ<strong>in</strong>g station. All the<br />

values at distances of more than 4 m to conductors of<br />

overhead contact l<strong>in</strong>e system are smaller than 80 μT<br />

which is recommended <strong>in</strong> [9] as general public reference<br />

level for the frequency 50 Hz.<br />

Figure 14 shows the <strong>in</strong>duced voltages expected <strong>in</strong><br />

the cables with different lengths dur<strong>in</strong>g short-circuit<br />

conditions. The graph has to read as follows:<br />

When a cable of a certa<strong>in</strong> length, for example<br />

10 km, is shifted along the whole l<strong>in</strong>e and the actual<br />

position of the centre is 5 km <strong>in</strong>dicated at the<br />

abscissa the maximum <strong>in</strong>duced voltage is shown at<br />

the ord<strong>in</strong>ate <strong>in</strong> a short-circuit situation. These results<br />

were taken to assess the maximum <strong>in</strong>duced voltage<br />

<strong>in</strong> a parallel conductor <strong>in</strong> the way-side cable trough.<br />

These <strong>in</strong>duced voltages concern ma<strong>in</strong>ly the signall<strong>in</strong>g<br />

cables, where <strong>in</strong> the course of the system <strong>in</strong>tegration<br />

tests an advanced detailed analysis of damp<strong>in</strong>g<br />

effects due to e. g. the re<strong>in</strong>forced concrete build<strong>in</strong>g<br />

structure was carried out.<br />

5.5 Thermal capacity of overhead contact<br />

l<strong>in</strong>e and return conductors<br />

Figure 14:<br />

Induced voltage <strong>in</strong> cables.<br />

The contact l<strong>in</strong>e of the Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> l<strong>in</strong>e is equipped<br />

with the contact l<strong>in</strong>e type Sicat HA as described<br />

<strong>in</strong> [1]. For the local conditions the thermal capacity<br />

588 109 (2011) Heft 11


Rail Power Supply Systems<br />

Figure 15:<br />

Current load of overhead<br />

contact l<strong>in</strong>e.<br />

red contact wire, green<br />

messenger wire, blue<br />

negative feeder<br />

of this contact l<strong>in</strong>e type is 800 A. Figure 15 depicts<br />

the long-term currents for the contact wire, the messenger<br />

wire and the negative feeder occurr<strong>in</strong>g along<br />

the l<strong>in</strong>e. The r.m.s. current load of the contact l<strong>in</strong>e<br />

conductors shown <strong>in</strong> Figure 15 does not exceed the<br />

current-carry<strong>in</strong>g capacity of contact l<strong>in</strong>e Sicat HA.<br />

Analogous evaluations were performed for all conductors<br />

form<strong>in</strong>g the contact and the return l<strong>in</strong>e.<br />

The impedance was calculated <strong>in</strong> 100 m steps along<br />

the l<strong>in</strong>e for faults between contact l<strong>in</strong>e and runn<strong>in</strong>g<br />

rails of track 1 as well as between negative feeder<br />

and runn<strong>in</strong>g rails. Both situations, the normal feed<strong>in</strong>g<br />

configuration, where TSS1 feeds up to ATS3, as well<br />

as the situation with outage of the substation TSS2<br />

5.6 Protection relay coord<strong>in</strong>ation<br />

The overhead contact l<strong>in</strong>e is protected by over-current<br />

relays and by distance relays. Over-current protection<br />

of the upstream transformer feeders ma<strong>in</strong>ly acts as<br />

busbar protection and as a backup protection to the<br />

l<strong>in</strong>e feeders. For the l<strong>in</strong>e feeders operational currents<br />

cannot be dist<strong>in</strong>guished clearly from short-circuit current<br />

<strong>in</strong> all cases. The distance protection evaluates the<br />

impedance derived from the busbar voltage and l<strong>in</strong>e<br />

feeder current together with the correspond<strong>in</strong>g phase<br />

angle. In case of 2 AC 50/25 kV autotransformer systems<br />

the current of the l<strong>in</strong>e feeder plus the negative<br />

feeder have to be considered together.<br />

The relay coord<strong>in</strong>ation of autotransformer systems<br />

requires complex <strong>in</strong>vestigations for all short-circuit situations<br />

as well as for the operation situation. Sitras<br />

Sidytrac generates the R-X-impedance trajectory and<br />

the impedance and phase angle versus the l<strong>in</strong>e for<br />

the sett<strong>in</strong>g of the distance relays. Figure 16 shows<br />

the impedance of the l<strong>in</strong>e feeders for track 1 and<br />

the correspond<strong>in</strong>g parallel feeder of track 2, both for<br />

TSS1 and the switch<strong>in</strong>g station ATS3 towards Tianj<strong>in</strong>.<br />

Figure 16:<br />

Relay impedance of the l<strong>in</strong>e feeder for normal operation and short circuit related protection<br />

zones.<br />

Fault impedance of l<strong>in</strong>e feeders Track 1, 2 (Tr1, Tr2) between contact l<strong>in</strong>e and runn<strong>in</strong>g<br />

rail (CL-RR) or negative feeder and runn<strong>in</strong>g rail (NF-RR)<br />

at TSS1 1 Tr1, CL-RR at ATS3 5 Tr1, CL-RR<br />

2 Tr2, CL-RR 6 Tr2, CL-RR<br />

3 Tr1, NF-RR 7 Tr1, NF-RR<br />

4 Tr2, NF-RR 8 Tr2, NF-RR<br />

109 (2011) Heft 11<br />

589


Rail Power Supply Systems<br />

where TSS1 feeds the total l<strong>in</strong>e via the switch<strong>in</strong>g station<br />

ATS3 can be analyzed.<br />

With such impedance versus distance graphs together<br />

with impedance angle, an optimised protection<br />

zone and time grad<strong>in</strong>g scheme of the different feed<strong>in</strong>g<br />

sections can be established. Sitras Sidytrac facilitates<br />

this process by pre-customized graphical representations<br />

of fault impedance and protection zones.<br />

References<br />

[1] Brodkorb, A.; Tornow, T.: <strong>Elektrische</strong> Ausrüstung der<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstrecke Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong> (Electric<br />

<strong>in</strong>stallations for the dedicated high-speed passenger<br />

l<strong>in</strong>e Beij<strong>in</strong>g – Tianj<strong>in</strong>). In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

107(2009), H. 8, S. 344–350.<br />

[2] Altmann, M.; Fiegl, B.; Mokosch, M.; Schneider, E.:<br />

System design for the high-speed l<strong>in</strong>e HSL-Zuid with<br />

Sitras®Sidytrac. IEE International Conference on railway<br />

eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g, London, 2005.<br />

[3] EN 50122-1:1997: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />

– Part 1: Protective provisions relat<strong>in</strong>g to electrical<br />

safety and earth<strong>in</strong>g.<br />

[4] IEC 61000-2-12: Environment; Compatibility levels for<br />

low-frequency conducted disturbances and signal<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> public medium-voltage power supply systems; Basic<br />

EMC Publication.<br />

[5] GB/T15543-1995: Quality of electric energy supply.<br />

Admissible three-phase voltage unbalance factor. National<br />

Standard of PR Ch<strong>in</strong>a.<br />

[6] IEC 61000-1-3:1996: Electromagnetic compatibility<br />

(EMC) – Part 1-3: General – The effects of high-altitude<br />

EMP (HEMP) on civil equipment and systems.<br />

[7] IEC 61000-3-6: Electromagnetic compatibility (EMC) –<br />

Part 3: Limits – Section 6: Assessment of emission limits<br />

for distort<strong>in</strong>g loads <strong>in</strong> MV and HV power systems – Basic<br />

EMC publication.<br />

[8] GB/T14549-1993: Quality of electric energy supply.<br />

Harmonics <strong>in</strong> public supply network, National Standard<br />

of PR Ch<strong>in</strong>a.<br />

[9] ICNIR Guidel<strong>in</strong>es: Guidel<strong>in</strong>es for limit<strong>in</strong>g of exposure<br />

to time-vary<strong>in</strong>g electric, magnetic and electromagnetic<br />

fields (up to 300 GHz). International Commission on<br />

Non-Ioniz<strong>in</strong>g Radiation Protection Association, 1998.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mart<strong>in</strong> Altmann<br />

(45), stu<strong>die</strong>d Electrical Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

at the Regensburg University of Applied<br />

Science. From 1991 to 2007<br />

he was with Siemens AG as commission<strong>in</strong>g,<br />

project and systems<br />

design eng<strong>in</strong>eer for railway <strong>in</strong>stallations.<br />

In 2007 he was appo<strong>in</strong>ted as<br />

senior specialist for systems design<br />

of national and <strong>in</strong>ternational AC<br />

and DC railway electrification<br />

projects with<strong>in</strong> the Industry Sector,<br />

Mobility, Turnkey Systems.<br />

Address: Siemens AG, IC SG RE ED TP<br />

SE, Mozartstr. 33b, 91052 Erlangen,<br />

Germany;<br />

phone: +49 9131 7-23983,<br />

fax: -82823983;<br />

e-mail: mart<strong>in</strong>.altmann@siemens.com<br />

Andreas Fischer (43), education as<br />

associate eng<strong>in</strong>eer at the technical<br />

college of Siemens AG Erlangen.<br />

S<strong>in</strong>ce 1995 with Siemens AG as<br />

system design eng<strong>in</strong>eer of national<br />

and <strong>in</strong>ternational AC and DC railway<br />

electrification projects at Industry<br />

Sector, Mobility, Turnkey Systems.<br />

Address: see above;<br />

phone: +49 9131-7-22966,<br />

fax: -82822966;<br />

e-mail: andreas.s.fischer@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. Torsten Tornow (45),<br />

tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g as electrician at German<br />

Railway. Stu<strong>die</strong>d electric traction<br />

eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g at St. Petersburg<br />

transport university (PGUPS). 1993<br />

to 1995 plann<strong>in</strong>g of contact l<strong>in</strong>es<br />

at DE-Consult, Frankfurt. S<strong>in</strong>ce<br />

1995 at Siemens AG, manager for<br />

world-wide electrification projects.<br />

Certified project manager.<br />

Address: Siemens AG, SLC IC SG,<br />

Mozartstr. 33b, 91052 Erlangen,<br />

Germany;<br />

phone: +86 10 64762180;<br />

e-mail: torsten.tornow@siemens.com<br />

590 109 (2011) Heft 11


WISSEN für <strong>die</strong> ZUKUNFT<br />

2. korrigierte<br />

Auflage<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

und ihre Energieversorgung<br />

Grundlagen und Praxis<br />

Das Buch wendet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er zweiten Auflage<br />

an Stu<strong>die</strong>rende der elektrischen Energietechnik,<br />

der Regelungstechnik und des Masch<strong>in</strong>enbaus.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>en Überblick über <strong>die</strong> Grundlagen der<br />

elektrischen Zugförderung und beschreibt nach<br />

e<strong>in</strong>er Darstellung der Kommutatormotoren und<br />

deren wichtigsten Spannungsstellglieder schwerpunktmäßig<br />

<strong>die</strong> Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />

Exemplarisch werden aktuelle Hochleistungslokomotiven,<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>stri<strong>eb</strong>züge,<br />

<strong>die</strong>sel-elektrische Lokomotiven und Nahverkehrsfahrzeuge<br />

vorgestellt. Im Anschluss wird<br />

<strong>die</strong> Energieversorgung der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3 Hz,<br />

50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Leistungselektronik und der Netzrückwirkungen<br />

behandelt.<br />

A. Steimel<br />

2. Auflage 2006, 368 Seiten, Broschur<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-<strong>in</strong>fo.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag e<strong>in</strong>senden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und ihre Energieversorgung<br />

2. Aufl age 2006 für € 44,- (zzgl. Versand)<br />

ISBN: 978-3-8356-3090-1<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er<br />

Gutschrift von € 3,- auf <strong>die</strong> erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Garantie: Dieser Auftrag kann <strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen bei der Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen<br />

schriftlich widerrufen werden. Die rechtzeitige Absendung der <strong>Mit</strong>teilung genügt. Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden<br />

Kommunikation werden Ihre persönlichen Daten erfasst und gespeichert. <strong>Mit</strong> <strong>die</strong>ser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass<br />

ich per Post, Telefon, Telefax oder E-Mail über <strong>in</strong>teressante Verlagsang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert werde. Diese Erklärung kann ich jederzeit widerrufen.<br />

Bankleitzahl<br />

<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

ETFZdZ2010


Sicherheit<br />

Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />

Erdung im Katzenbergtunnel<br />

Dirk Behrends, Berl<strong>in</strong>; Christian Fischer, Halle an der Saale<br />

Durch <strong>die</strong> Technischen Spezifikationen für <strong>die</strong> Interoperabilität für das Teilsystem Energie und <strong>die</strong><br />

Revision der Normreihe EN 50122 s<strong>in</strong>d derzeit vier Regelwerke für <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und<br />

Rückleitung bei der Planung, bei der Ausführung, der Prüfung der EG-Konformität und der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

anzuwenden. Die Wirksamkeit der Erdung des Katzenbergtunnels der Neubaustrecke Karlsruhe<br />

– Basel wurde für <strong>die</strong>se Vorgaben nachgewiesen, wofür e<strong>in</strong> Berechnungsverfahren entwickelt wurde.<br />

ANALYSIS IN ACCORDANCE WITH EN 50122-1 − EARTHING AT TUNNEL KATZENBERG<br />

After issu<strong>in</strong>g of technical specifications of <strong>in</strong>teroperability for the Energy subsystem and the revision<br />

of standard series EN 50122 four specifications for electric safety, earth<strong>in</strong>g und current return need to<br />

be obeyed when plann<strong>in</strong>g, implement<strong>in</strong>g, check<strong>in</strong>g EC conformity and commission<strong>in</strong>g railway <strong>in</strong>stallations.<br />

The effectiveness of earth<strong>in</strong>g of the tunnel Katzenberg of the new high-speed l<strong>in</strong>e Karlsruhe –<br />

Basel was verified for these stipulations us<strong>in</strong>g a newly developed calculation procedure.<br />

ANALYSE DE CAS EN CONFORMITÉ AVEC LA NORME EN 50122-1 − MISE À LA TERRE DU TUNNEL<br />

DE KATZENBERG<br />

Comme suite à la parution des spécifications techniques d’<strong>in</strong>teropérabilité du sous système énergie et<br />

de la révision de la série de normes EN 50122, quatre spécifications associées à la sécurité électrique,<br />

à la mise à la terre et au retour du courant de traction doivent être respectées lors de la planification,<br />

la réalisation, la vérification de conformité CE a<strong>in</strong>si que la mise en service des <strong>in</strong>stallations ferroviaires.<br />

L’efficacité de la mise à la terre du tunnel de Katzenberg de la nouvelle ligne à grande vitesse Karlsruhe<br />

– Bâle a été vérifiée vis-à-vis de ces exigences en utilisant une nouvelle procédure de calcul.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Die Technische Spezifikation für <strong>die</strong> Interoperabilität<br />

des Teilsystems Energie des transeuropäischen<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbahnsystems (HS ENE TSI)<br />

wird auf den Neu- und Ausbaustrecken des <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sstreckennetzes<br />

seit 2002 angewendet<br />

[1; 2]. Die dort gesammelten Erfahrungen flossen <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> 2011 erschienene Technische Spezifikation für<br />

<strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems Energie im konventionellen<br />

Eisenbahnsystem (CR ENE TSI) [3] e<strong>in</strong>.<br />

Damit liegen technische Spezifikationen für <strong>die</strong> Interoperabilität<br />

für den Großteil des Schienennetzes <strong>in</strong><br />

Deutschland vor.<br />

Die Dokumente [2; 3] s<strong>in</strong>d gleich aufg<strong>eb</strong>aut und<br />

unterscheiden sich nur <strong>in</strong> Details der e<strong>in</strong>zelnen Abschnitte.<br />

Im Rahmen der Prüfungen zum Teilsystem<br />

Energie und der sich anschließenden Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

durch <strong>die</strong> Sicherheitsbehörde (EBA) s<strong>in</strong>d unterschiedliche<br />

Normenstandards anzuwenden. In der<br />

HS ENE TSI und der CR ENE TSI wird auf den Abschnitt<br />

7 der EN 50122-1:1997-06 [4] verwiesen.<br />

Somit erhält <strong>die</strong>ser Abschnitt denselben gesetzlichen<br />

Charakter wie <strong>die</strong> TSI.<br />

So s<strong>in</strong>d jetzt e<strong>in</strong>ige Fragen zu beantworten:<br />

Ist <strong>die</strong> zulässige Berührungsspannung nach der<br />

EN 50122-1:1997-06 [4] oder der niedrigere Wert<br />

aus EN 50122:2010-10 [5] bei der Abnahme e<strong>in</strong>er<br />

TSI-Strecke e<strong>in</strong>zuhalten?<br />

Die e<strong>in</strong>zuhaltende Berührungsspannung nach<br />

EN 50122-1:2010 wird mit der E<strong>in</strong>führung der<br />

Norm zur anerkannten Regel der Technik und muss<br />

daher durch das EBA bei e<strong>in</strong>er Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

herangezogen werden. Bei der EG-Prüfung e<strong>in</strong>er<br />

TEN-Strecke werden <strong>die</strong> Angaben der EN 50122-1<br />

[4] durch e<strong>in</strong>e Benannte Stelle bewertet. Bei Maßnahmen<br />

außerhalb der TSI, zum Beispiel Gleise <strong>in</strong><br />

Bahnhöfen, welche nicht unter <strong>die</strong> TSI fallen, s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong> Berührungsspannungsgrenzwerte nach [5]<br />

e<strong>in</strong>zuhalten.<br />

Die Norm EN 50122 wurde <strong>in</strong> den letzten<br />

sechs Jahren überarbeitet. Die Revision wurde<br />

im Oktober 2010 mit der Veröffentlichung der<br />

EN 50122:2010-10 mit den Teilen<br />

• Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen elektrischen<br />

Schlag,<br />

• Teil 2: Schutzmaßnahmen gegen Streuströme von<br />

DC-<strong>Bahnen</strong> und<br />

• Teil 3: Gegenseitige Bee<strong>in</strong>flussung von DC- und<br />

AC-<strong>Bahnen</strong><br />

abgeschlossen. Sie wird im September 2011 als<br />

DIN EN 50122:2011-09 [6] mit allen drei Teilen <strong>in</strong><br />

Deutschland national umgesetzt.<br />

Die revi<strong>die</strong>rte Reihe EN 50122 basiert auf den neuen<br />

Festlegungen zur Berührungsspannung, welche<br />

sich aus den neuen Werten für <strong>die</strong> (Gesamt-) Körperimpedanzen<br />

durch Fortschreibung der IEC/TS 60479-<br />

1:2005 [7] erg<strong>eb</strong>en.<br />

592 109 (2011) Heft 11


Sicherheit<br />

In [4] unterscheidet man zwischen der Berührungsspannung<br />

und der abgreifbaren Spannung. Die<br />

Berührungsspannung ist <strong>die</strong> Spannung, welche im<br />

Fehlerfall zwischen zwei gleichzeitig berührbaren Teilen<br />

auftritt. Die abgreifbare Spannung ist der Teil des<br />

Schienenpotenzials, der unter Betri<strong>eb</strong> von Menschen<br />

überbrückt werden kann. In der EN 50122-1:2010 [5]<br />

entfällt <strong>die</strong>se Unterscheidung, es gibt nur noch <strong>die</strong><br />

Berührungsspannung sowie <strong>die</strong> Körperspannung als<br />

Produkt aus dem durch den Körper fließenden Strom<br />

und der Körperimpedanz.<br />

Die EN 50122-3 als e<strong>in</strong> neuer Bestandteil der Normenreihe<br />

legt <strong>die</strong> Anforderungen für <strong>die</strong> Schutzmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> elektrische Sicherheit <strong>in</strong> ortsfesten<br />

Anlagen fest, wenn als Folge der gegenseitigen<br />

Bee<strong>in</strong>flussung von Wechselstrom- und Gleichstrombahnen<br />

<strong>die</strong> Entstehung von für Menschen oder Betri<strong>eb</strong>smittel<br />

gefährlichen Spannungen oder Strömen wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ist. Dieser Normenteil betrachtet <strong>die</strong> galvanische,<br />

<strong>in</strong>duktive und kapazitive Bee<strong>in</strong>flussung bei paralleler<br />

Gleisführung, bei Kreuzung, bei geme<strong>in</strong>samer Nutzung<br />

von Gleisen, G<strong>eb</strong>äuden und anderen Bauwerken.<br />

Aufgrund <strong>die</strong>ser Normenlage s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den laufenden<br />

Projekten grundsätzlich <strong>die</strong> angesprochenen<br />

Versionen zu betrachten. Die Prüfung der elektrischen<br />

Sicherheit mit Erdung, Rückstromführung und<br />

Potenzialausgleich im Bereich des Katzenbergtunnels<br />

ist e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>die</strong> Anwendung der Normenreihe<br />

EN 50122.<br />

2 Zusammenfassung und Bewertung<br />

der aktuellen Vorschriftenlage<br />

für e<strong>in</strong>e mit 1 AC 15 kV<br />

16,7 Hz elektrifizierte HGV-<br />

Bahn <strong>in</strong> Deutschland<br />

2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze<br />

Unabhängig von der Vorschriftenlage bestehen <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang e<strong>in</strong>ige elektrotechnische<br />

Grundsätze:<br />

• Der Tri<strong>eb</strong>strom wird von der E<strong>in</strong>speisung über e<strong>in</strong>e<br />

Oberleitungsanlage mit relativ hoher Spannung<br />

zu den Fahrzeugen auf der Strecke, von dort über<br />

e<strong>in</strong>e Gleisanlage zurück zur E<strong>in</strong>speisung (Unterwerk)<br />

geführt.<br />

• Die Gleisanlage wird forciert mit Erde verbunden.<br />

sollten dann deutlich höher als <strong>die</strong> durch den<br />

Fahrzeugbetri<strong>eb</strong> bed<strong>in</strong>gten Ströme se<strong>in</strong>, damit<br />

Schutzgeräte <strong>die</strong> betroffenen Anlagen <strong>in</strong> möglichst<br />

kurzer Zeit abschalten können.<br />

• Die so def<strong>in</strong>ierte Bahnstrom-Erdungsanlage ist mit<br />

bahnstromfremden Erdungsanlagen oder Erdern<br />

<strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>flussbereich zu koord<strong>in</strong>ieren, um<br />

– unerwünschten Bahnstromfluss durch bahnstromfremde<br />

Erdungsanlagen zu vermeiden<br />

und/oder<br />

– <strong>in</strong> Fremdnetzen erforderliche erdungsg<strong>eb</strong>undene<br />

Schutzmaßnahmen im Bereich der Bahnstrom-Erdungsanlage<br />

zu ermöglichen und/oder<br />

– den Widerstand der Bahnstrom-Erdungsanlage<br />

gezielt zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

• Die Bahnstrom-Erdungsanlage darf ihrerseits an<br />

ke<strong>in</strong>er Stelle e<strong>in</strong>e Personengefährdung hervorrufen.<br />

<strong>Mit</strong> dem <strong>in</strong> der Überschrift genannten Fokus entfällt<br />

somit <strong>die</strong> Berücksichtigung e<strong>in</strong>iger im Vorschriftenwerk<br />

enthaltener Regeln, zum Beispiel für Gleichstrombahnen,<br />

gleislose <strong>Bahnen</strong>, Stromschienenbahnen.<br />

In fachlicher Interpretation der genannten<br />

Grundsätze kann man <strong>die</strong> verbleibenden Regeln für<br />

das Erdungssystem <strong>in</strong> solche für<br />

A. Sicherstellung der Funktionalität des Bahnstromsystems,<br />

B. Sicherstellung des Schutzes des Bahnstrom- und/<br />

oder Oberleitungssystems, also der Funktionalität<br />

des Bahnstrom-Erdungssystems,<br />

C. Koord<strong>in</strong>ierung bahnstromfremder Systeme und<br />

D. Sicherstellung des Personenschutzes<br />

klassieren. Es bestehen hier nicht dargestellte Abhängigkeiten<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Kriterien. Die Kriterien<br />

A bis C wirken letztlich alle auf das Kriterium D. Es<br />

ist jedoch im Umkehrschluss nicht davon auszugehen,<br />

dass alle Kriterien A bis C erfüllt s<strong>in</strong>d, wenn D erfüllt ist.<br />

Bild 1:<br />

Katzenbergtunnel,<br />

südliches Portal<br />

(DB ProjektBau,<br />

S<strong>eb</strong>astian Roedig).<br />

Hieraus ergibt sich:<br />

• Der Tri<strong>eb</strong>strom wird über Gleisanlage und Erde<br />

geleitet; damit verr<strong>in</strong>gert sich der Widerstand des<br />

Stromweges.<br />

• Die Gleisanlage ist als Erdungsanlage, <strong>die</strong> Schienen<br />

s<strong>in</strong>d grundsätzlich als Erdleiter zu betrachten.<br />

Zusätzlich ist zu berücksichtigen:<br />

• Bei bestimmten Fehlern fließen auch Fehlerströme<br />

durch <strong>die</strong> Erdungsanlage zur E<strong>in</strong>speisung. Diese<br />

109 (2011) Heft 11<br />

593


Sicherheit<br />

Die TSI Energie 2008 [2] bewertet <strong>die</strong> Kriterien A<br />

und C <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Entwurfsprüfung relativ weich<br />

und setzt als hartes Kriterium <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung gewisser<br />

Abschnitte der EN 50122-1 [4], letztlich <strong>die</strong> Kriterien<br />

B und D, dagegen.<br />

Die Norm EN 50122-1 ist e<strong>in</strong>e vorrangig den Personenschutz<br />

<strong>in</strong> Nieder- und Hochspannungs-Bahnanlagen<br />

sicherstellende Norm und damit dem Kriterium<br />

D zuzuordnen. Sie def<strong>in</strong>iert Schutzmaßnahmen<br />

gegen elektrischen Schlag durch direktes oder <strong>in</strong>direktes<br />

Berühren <strong>in</strong> Bahnanlagen.<br />

• Schutz gegen direktes Berühren wird durch mechanische<br />

Kriterien wie Abstand, H<strong>in</strong>dernisse, Abdeckungen<br />

nachweisbar erreicht.<br />

• Schutz bei <strong>in</strong>direktem Berühren wird generell<br />

durch Bahnerdungsmaßnahmen vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />

Bahnerdung bedeutet Anschluss von leitfähigen<br />

Teilen im Oberleitungsbereich an <strong>die</strong> Bahnerdungsund<br />

somit Gleisanlage. Betri<strong>eb</strong>s- und Fehlerströme<br />

im Gleis rufen Berührungsspannungen hervor, <strong>die</strong><br />

def<strong>in</strong>ierte Werte an ke<strong>in</strong>em Punkt der Strecke überschreiten<br />

dürfen. Die Höhe ist durch Berechnung<br />

nachzuweisen und kann an bestehenden Anlagen<br />

auch durch Messungen verifiziert werden.<br />

Sowohl für Berechnungen als auch für Messungen<br />

s<strong>in</strong>d daher Angaben zu den maximal zu erwartenden<br />

Betri<strong>eb</strong>s-, das heißt Zug- und Kurzschlussströmen <strong>in</strong><br />

den Gleisen am Ort der Betrachtung unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

Bei örtlichen Messungen s<strong>in</strong>d demzufolge auch <strong>die</strong><br />

örtlichen Schienenströme zu erfassen, um <strong>die</strong> Spannungsmesswerte<br />

auf <strong>die</strong> örtlichen Maximalströme<br />

hochrechnen zu können. Im Anhang C der Norm<br />

werden Richtwerte für durchschnittliche Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

als Berechnungsgrundlage angeg<strong>eb</strong>en,<br />

e<strong>in</strong> geschlossenes Rechenverfahren aber nicht beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Die Norm beschreibt auch Anforderungen<br />

an <strong>die</strong> Stromtragfähigkeit von Bestandteilen der Erdungsanlage<br />

im Fehlerfall und berührt hiermit direkt<br />

das Kriterium B.<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 der DB [8] versucht, zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>die</strong> Kriterien A, B und C selbst abzudecken. Das<br />

geschieht richtigerweise an vielen Stellen mit harten<br />

Vorgaben, bei manchen, nicht von vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutig<br />

regelbaren Sachverhalten <strong>in</strong> Form von Empfehlungen,<br />

deren Umsetzung allerd<strong>in</strong>gs sodann zu bewerten<br />

wäre. Mangel der Richtl<strong>in</strong>ie ist jedoch, dass elektrotechnische<br />

Kennwerte zwar benannt und teilweise<br />

auch als unter „normalen Bed<strong>in</strong>gungen anzunehmen“<br />

vorgeg<strong>eb</strong>en werden, e<strong>in</strong>ige Randbed<strong>in</strong>gungen auch<br />

quantifiziert s<strong>in</strong>d, jedoch der Anwender bezüglich der<br />

Verfahrensweise bei ihm bekannten abweichenden<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen allenfalls qualitative Informationen<br />

erhält. Allerd<strong>in</strong>gs wird verbal impliziert, dass man <strong>die</strong><br />

Bed<strong>in</strong>gungen der EN 50122-1, also auch und <strong>in</strong>sbesondere<br />

das Kriterium D e<strong>in</strong>hielte, wenn alle anderen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen der Richtl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>gehalten s<strong>in</strong>d.<br />

Die <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie [8] vorgeg<strong>eb</strong>enen Kennwerte<br />

s<strong>in</strong>d meist Ableitungs- oder andere Leitwerte, <strong>die</strong><br />

– entsprechend summiert – e<strong>in</strong>en zugstromabhängig<br />

vorgeg<strong>eb</strong>enen kilometrischen Ableitungsbelag<br />

nicht unterschreiten dürfen. Es wird postuliert, dass<br />

unter E<strong>in</strong>haltung <strong>die</strong>ser Bed<strong>in</strong>gung <strong>die</strong> zulässige Berührungsspannung<br />

nicht überschritten wird, was damit<br />

aber nicht für jeden Punkt der Strecke plausibel<br />

nachgewiesen ist, da räumliche Abgrenzungen weder<br />

bei der Ermittlung des kilometrischen Ableitbelages<br />

gefordert noch bei der Auswertungsmethodik erkennbar<br />

werden. Kle<strong>in</strong>räumige und örtliche Betrachtungen<br />

s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en Teil der Richtl<strong>in</strong>ie zwar erwähnt<br />

und wenigstens Ansätze zur Berechnung des Schienenpotenzials<br />

– bei zweigleisigen Strecken an der untersuchten<br />

Stelle e<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>sstrom von zwei Zügen<br />

mit maximaler Leistung oder der örtliche Kurzschlussstrom<br />

– vorgeg<strong>eb</strong>en. <strong>Mit</strong> welchen spezifischen Werten<br />

<strong>die</strong>ser Richtl<strong>in</strong>ie, nach welchen Algorithmen und<br />

mit welchen weiteren Randbed<strong>in</strong>gungen man daraus<br />

<strong>die</strong> Berührungsspannung an der untersuchten Stelle<br />

und somit das Kriterium D bestimmt, bleibt unklar.<br />

Damit bleiben <strong>eb</strong>enso <strong>die</strong> S<strong>in</strong>nfälligkeit der zweifachen<br />

Betri<strong>eb</strong>sstromvorgabe und <strong>die</strong> Verfahrensweise<br />

bei nicht zweigleisigen Strecken oder mehrgleisigen<br />

Betrachtungsorten offen. Diese Algorithmen benötigt<br />

man übrigens <strong>eb</strong>enfalls, wenn man e<strong>in</strong>en örtlichen<br />

Erdungswiderstand bestimmen will, den beispielsweise<br />

der Planer der elektrischen Energieanlagen (EEA)<br />

zur Prüfung von Abschaltbed<strong>in</strong>gungen für Schutzgeräte<br />

zwangsweise bahngeerdeter EEA benötigt. In<br />

Kenntnis des Charakters der Bahnbelastung muss <strong>die</strong><br />

Ermittlung der Berührungsspannung aus e<strong>in</strong>er konstanten<br />

Zugstromvorgabe ohneh<strong>in</strong> nur als beispielhaft<br />

e<strong>in</strong>geschätzt werden; selbst wenn also der Rest des<br />

zugrunde liegenden und für <strong>die</strong> Berührungsspannungsberechnung<br />

mit konstantem Kurzschlussstrom<br />

geeigneten Verfahrens geklärt wäre, wäre <strong>die</strong> Angemessenheit<br />

der Betri<strong>eb</strong>sstromvorgabe im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Worst-Case-Bewertung zu verifizieren.<br />

Es werden also ke<strong>in</strong>e wirklichen Dimensionierungsverfahren<br />

oder -hilfen für bestimmte Sachverhalte<br />

bereitgestellt. Obwohl [8] mit 997.0201V1 e<strong>in</strong><br />

Formblatt zur Erfassung e<strong>in</strong>iger relevanter Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

vorhält, wird andererseits e<strong>in</strong> Nachweis<br />

der E<strong>in</strong>haltung von normierten Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

auch nicht explizit gefordert.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel: Die quantitative Bestimmung zusätzlicher<br />

Erder bei unzureichender Gleisableitung ist als<br />

grundlegend für <strong>die</strong> Kriterien A und B sowie als Voraussetzung<br />

für C anzusehen; ohne <strong>die</strong>se ist e<strong>in</strong>e Prüfbarkeit<br />

des Kriteriums D <strong>in</strong> der Planungsphase nicht<br />

geg<strong>eb</strong>en. Der Verweis auf <strong>die</strong> EN 50122-1 [4], um<br />

formal das Kriterium D abzudecken, ist zwar korrekt,<br />

jedoch zum<strong>in</strong>dest bei der Planung auch mit <strong>Mit</strong>teln<br />

der Richtl<strong>in</strong>ie [8] nicht zielführend, da <strong>die</strong> Normen<br />

[4; 5; 6] auf e<strong>in</strong>en Nachweis der Berührungsspannungen<br />

abstellen, der <strong>in</strong> der Planungsphase zwangsläufig<br />

nur durch Berechnungen erbracht werden<br />

kann, welche auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Normen nicht schlüssig<br />

beschri<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

594 109 (2011) Heft 11


Sicherheit<br />

Die vorstehenden Erläuterungen können bereits<br />

verdeutlichen, weshalb Plan- und Abnahmeprüfungen<br />

für Erdungsanlagen im Auftrag des Eisenbahn-Bundesamtes<br />

bisher nicht unbed<strong>in</strong>gt das Zertifizierungsziel<br />

gemäß der TSI Energie abdecken mussten: Die Benannte<br />

Stelle, zum Beispiel Eisenbahn-Cert, kann an<br />

<strong>die</strong>ser Stelle als e<strong>in</strong>ziges Interoperabilitätskriterium gemäß<br />

Vorgabe nur <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung der EN 50122-1 bewerten,<br />

mith<strong>in</strong> – n<strong>eb</strong>en den geometrischen Vorgaben<br />

– letztlich e<strong>in</strong>en Konformitätsnachweis der Grenzwerte<br />

für <strong>die</strong> Berührungsspannungen. Wenn Zweifel an der<br />

Plausibilität berechneter Werte bestanden oder solche<br />

Berechnungen von vornhe re<strong>in</strong> nicht vorlagen, lief das<br />

Nachweisverfahren letztlich stets auf Messungen an<br />

der fertig gestellten Anlage h<strong>in</strong>aus, was gewisse wirtschaftliche<br />

Risiken birgt, da nicht sichergestellt werden<br />

kann, dass <strong>die</strong> Mess erg<strong>eb</strong>nisse <strong>die</strong> Konformität ohne<br />

weitere Maßnahmen bestätigen.<br />

Inzwischen liegen allerd<strong>in</strong>gs im Juni 2011 von<br />

DB Energie und EBC freigeg<strong>eb</strong>ene Konformitätserklärungen<br />

zwischen EN 50122-1 und DB Richtl<strong>in</strong>ie<br />

997.02 vor. In <strong>die</strong>sen durch <strong>die</strong> ELBAS erarbeiteten<br />

Konformitätserklärungen s<strong>in</strong>d folgende Kernaussagen<br />

enthalten:<br />

• Die Forderungen sowohl der vorher gültigen<br />

EN 50122-1:1997 [4] als auch der aktuellen<br />

EN 50122-1:2010 [5] werden e<strong>in</strong>gehalten, wenn <strong>die</strong><br />

Anlagen gemäß der aktuell gültigen DB-Richtl<strong>in</strong>ie<br />

997.02:2003 [8] sowie deren derzeit diskutierte, aber<br />

noch nicht veröffentlichte Überarbeitung errichtet<br />

wurden. Diese Aussage gilt mit E<strong>in</strong>schränkungen, <strong>die</strong><br />

nachfolgend nur für <strong>die</strong> im vorliegenden Zusammenhang<br />

relevanten Umstände benannt werden.<br />

• Für mehr als 1 000 m lange und nicht erdfühlige<br />

Tunnel, also auch Tübb<strong>in</strong>g-Tunnel, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> realen<br />

Verhältnisse zu betrachten.<br />

• Bei hohen Kurzschlussströmen mit Abschaltzeiten<br />

über 60 ms s<strong>in</strong>d Erdungsleiter aus Stahldraht mit<br />

10 mm Durchmesser oder Stahlseil mit 95 mm²<br />

Querschnitt unter Umständen nicht zulässig.<br />

• Verwiesene andere DB-Richtl<strong>in</strong>ien, <strong>in</strong>sbesondere<br />

solche zum Schutz anderer, vor allem elektrotechnischer<br />

Anlagen gegen Gefährdungen durch <strong>die</strong><br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung, waren nicht Gegenstand<br />

der Untersuchungen.<br />

Den Konformitätserklärungen liegen Stu<strong>die</strong>n zugrunde,<br />

<strong>in</strong> denen unter anderem mittels anerkannter<br />

Verfahren der Zugfahrtsimulation mit Netzberechnungen<br />

für variierende Zug- und Kurzschlussströme,<br />

Ableitungsbeläge und Bauteilimpedanzen, also<br />

Kriterien aus der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02, Berührungsspannungen<br />

berechnet und Grenzwerten aus EN 50122-1<br />

gegenübergestellt wurden.<br />

Damit beh<strong>eb</strong>t <strong>die</strong> Konformitätserklärung zunächst<br />

den oben benannten Mangel der formalen<br />

Nicht-vergleichbarkeit der normativen Dimensionierungsgrundlagen.<br />

Gleichzeitig impliziert sie nun<br />

e<strong>in</strong>en relativ e<strong>in</strong>fach umzusetzenden Weg e<strong>in</strong>es<br />

vor allem durch Berechnungen mit streckenspezifischen<br />

Vorgaben vali<strong>die</strong>rten Konformitätsnachweises:<br />

Das ansatzweise bereits <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02<br />

vorgeg<strong>eb</strong>ene, auch durch Kennwerte bei Standard-Bodenleitfähigkeiten<br />

untersetzte Verfahren<br />

der abschnittsweisen Ermittlung des Gesamtableitungsbelages<br />

und anschließenden Vergleiches mit<br />

M<strong>in</strong>destvorgaben für den Ableitungsbelag bei gewissen<br />

Zug- und Kurzschlussströmen kann somit<br />

angewandt werden, sofern es mit realen Werten der<br />

betrachteten Anlage ausgeführt wird. Das Verfahren<br />

ist normalerweise bereits <strong>in</strong> der Projektierungsphase<br />

abschnittsweise, geg<strong>eb</strong>enenfalls mit Variantenrechnungen,<br />

anzuwenden. In der Regel ist e<strong>in</strong>e<br />

wechselseitige Abhängigkeit von<br />

• geoelektrischen (Bodenleitfähigkeit),<br />

• verkehrlichen (Zugströme) und<br />

• anlagenkonstruktiven (Oberbau, Rückleiterkonstruktion,<br />

zusätzliche Erder)<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen erkennbar. Die berechnungsrelevanten<br />

Kennwerte müssen natürlich bekannt se<strong>in</strong>,<br />

zum Beispiel <strong>die</strong> meist vorher gemessene Bodenleitfähigkeit,<br />

oder verb<strong>in</strong>dlich vorgeg<strong>eb</strong>en werden,<br />

zum Beispiel Zugströme. Konkret als E<strong>in</strong>schränkungen<br />

der Konformität benannte Sonderfälle s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />

stets gesondert zu betrachten, notfalls auch<br />

durch Messung.<br />

Wenn weitere Messungen nicht erforderlich s<strong>in</strong>d,<br />

<strong>die</strong> Berechnungen e<strong>in</strong> gemäß Konformitätserklärung<br />

und Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 zulässiges Erg<strong>eb</strong>nis haben und<br />

<strong>die</strong> Berechnungen h<strong>in</strong>reichend plausibel s<strong>in</strong>d, kann<br />

<strong>die</strong> Anlage als TSI-konform deklariert werden, wenn<br />

darüber h<strong>in</strong>aus alle konstruktiven Vorgaben der Richtl<strong>in</strong>ie<br />

997.02 e<strong>in</strong>gehalten s<strong>in</strong>d, was im Erg<strong>eb</strong>nis der<br />

üblichen EBA-Abnahme festgestellt wird. Anderenfalls<br />

müssen Messungen an der fertiggestellten Anlage,<br />

geg<strong>eb</strong>enenfalls auch unter Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen,<br />

durchgeführt werden. Im Wortlaut der EN 50122-1<br />

s<strong>in</strong>d sowohl der theoretische Weg über Berechnungen<br />

als auch Messungen zur Verifizierung der Forderungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Berührungsspannungen ausdrücklich<br />

zugelassen.<br />

Es sei hier angemerkt, dass auch Messungen der<br />

Vorgabe von Zug- und Kurzschlussströmen an vorher<br />

abzustimmenden Messorten bedürfen, um <strong>die</strong><br />

Mess erg<strong>eb</strong>nisse entsprechend hochrechnen zu können,<br />

und <strong>die</strong> Bewertung der hochgerechneten Messerg<strong>eb</strong>nisse<br />

auch erg<strong>eb</strong>en kann, dass <strong>die</strong> Grenzwerte<br />

der EN 50122-1 nicht e<strong>in</strong>gehalten werden. Insofern<br />

liegt <strong>die</strong> Notwendigkeit auf der Hand, <strong>die</strong> Verhältnisse<br />

durch möglichst genaue Berechnungen vor Abnahme<br />

und Inbetri<strong>eb</strong>nahme zu klären.<br />

Hieraus lassen sich schlussendlich auch Anforderungen<br />

an <strong>die</strong> Erarbeitung von Gesamterdungskonzeptionen<br />

ableiten, <strong>die</strong> nachfolgend beschri<strong>eb</strong>en<br />

werden. Ließe man alle Erkenntnisse <strong>in</strong> geeigneter<br />

Form <strong>in</strong> <strong>die</strong> DB-Richtl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>fließen, wäre auch <strong>die</strong><br />

oben angedeutete Regelunsicherheit <strong>in</strong> Deutschland<br />

beseitigt.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

595


Sicherheit<br />

Bild 2:<br />

Montage der Oberleitung<br />

im Katzenbergtunnel<br />

(DB ProjektBau,<br />

S<strong>eb</strong>astian Roedig).<br />

2.2 Allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen an e<strong>in</strong>e<br />

Gesamt erdungskonzeption<br />

In den aktuell gültigen Fassungen der Richtl<strong>in</strong>iengruppe<br />

954 der DB [9] stehen entwicklungsbed<strong>in</strong>gt<br />

Begriffe wie Gesamterdungskonzept und Erdungskonzept<br />

sowie Gesamterdungsplan – geme<strong>in</strong>t ist <strong>die</strong><br />

Zusammenfassung der Erdungspläne aller Fachl<strong>in</strong>ien –<br />

und Erdungsplan – geme<strong>in</strong>t ist der Erdungsplan e<strong>in</strong>er<br />

Fachl<strong>in</strong>ie, zum Beispiel EEA – relativ eng beie<strong>in</strong>ander,<br />

haben aber den Fokus auf den Bereich e<strong>in</strong>er EEA, <strong>die</strong><br />

sich naturgemäß nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren räumlichen<br />

Bereich, zum Beispiel Bahnhof, erstreckt. Aus Sicht der<br />

Bahnstromversorgung ist aus fachlichen Gründen der<br />

Fokus auf größere räumliche Bereiche, also Streckenabschnitte<br />

bis h<strong>in</strong> zum gesamten Speis<strong>eb</strong>ereich, mit<br />

erdungstechnisch relevanten E<strong>in</strong>zelobjekten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtkonzeption wünschenswert. In den betrachteten<br />

Bereichen können natürlich auch E<strong>in</strong>zelobjekte mit<br />

EEA liegen, bei denen e<strong>in</strong> Gesamt erdungskonzept gemäß<br />

Richtl<strong>in</strong>iengruppe 954 vorliegen muss. Das kann<br />

man aber nicht bei allen aus Sicht der Bahnerdung<br />

zu bewertenden Objekten, zum Beispiel für freie Strecken,<br />

Rohrleitungskreuzungen auf freier Strecke, Brückenbauwerke<br />

auf freier Strecke, voraussetzen. Br<strong>in</strong>gt<br />

man den <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie 954 def<strong>in</strong>ierten Begriff Gesamterdungskonzept<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang mit letztgenannten<br />

Objekten, wäre über<strong>die</strong>s spätestens hier <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong> derselben Richtl<strong>in</strong>ie [9] vorgeg<strong>eb</strong>ene Federführerschaft<br />

der Fachl<strong>in</strong>ie EEA zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />

Es ist also erforderlich, <strong>die</strong> Sachverhalte zunächst<br />

begrifflich sauber zu trennen. Daher wird nachfolgend<br />

von e<strong>in</strong>er Gesamterdungskonzeption gesprochen,<br />

<strong>die</strong> primär e<strong>in</strong>e Bahnerdungskonzeption für größere<br />

Bereiche ist. Auch <strong>in</strong> Kenntnis der Systematik der <strong>die</strong><br />

Konformitätserklärungen untersetzenden Stu<strong>die</strong>n ist<br />

es naheliegend, den Speis<strong>eb</strong>ereich im Regelschaltzustand<br />

als Grundlage aller weiteren Betrachtungen und<br />

Berechnungen zu def<strong>in</strong>ieren. Die Gesamterdungskonzeption<br />

be<strong>in</strong>haltet <strong>die</strong> Bahnerdungskonzepte für aus<br />

Sicht der Bahnerdung relevante Objekte <strong>in</strong>nerhalb des<br />

betrachteten Bereiches. Für <strong>die</strong> Bahnerdung relevante<br />

Objekte s<strong>in</strong>d aus Sicht der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 zunächst:<br />

• Unterwerke<br />

• Schaltstellen<br />

• Abschnitte der freien Strecke<br />

• Bereich von Bahnhöfen und Haltepunkten<br />

• Brücken<br />

• Tunnel<br />

• Leitungskreuzungen<br />

• sonstige leitfähige Bahn zu erdende Anlagen oder<br />

Bauwerke entlang der Strecke, zum Beispiel Schallschutzwände<br />

Die Abschnitte der freien Strecke, geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />

auch <strong>die</strong> Bahnhofsbereiche, s<strong>in</strong>d topologisch jeweils<br />

so abzugrenzen, dass <strong>in</strong>nerhalb ihrer Grenzen<br />

mit e<strong>in</strong>heitlichen bahnerdungsrelevanten Dimensionierungsparametern<br />

gerechnet werden kann. Dem<br />

Formblatt 997.0201V1 folgend s<strong>in</strong>d das:<br />

• Streckenkilometrierung<br />

• zulässiger Oberstrom je Zug<br />

• örtlicher Kurzschlussstrom<br />

• Bodenleitwert<br />

• Anzahl der querverbundenen Gleise<br />

• Oberbauform, geg<strong>eb</strong>enenfalls Besonderheiten<br />

• Mastgründungsart, <strong>in</strong>sbesondere Anteil der Rammpfahlgründungen<br />

• zusätzliche Maßnahmen der Rückstromführung<br />

wie Rückleiterseile, Banderder<br />

• zusätzliche künstliche Erder<br />

• Gleisfreimeldetechnik, geg<strong>eb</strong>enenfalls mit Besonderheiten<br />

• Verweis auf deren separates Bahnerdungskonzept<br />

bei sonstigen bahnerdungsrelevanten Objekten<br />

im Bereich<br />

Die <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Form def<strong>in</strong>ierten Bereichsobjekte s<strong>in</strong>d<br />

immer berechnungsrelevant. Als berechnungsrelevant<br />

wird e<strong>in</strong> Objekt darüber h<strong>in</strong>aus def<strong>in</strong>iert, wenn se<strong>in</strong><br />

Ausbreitungswiderstand nicht vernachlässigt werden<br />

kann oder soll, zum Beispiel Bahnsteige mit vielen<br />

bahngeerdeten fundamentierten Beleuchtungs- und<br />

anderen Masten oder Schallschutzwände mit vielen<br />

fundamentierten Pfosten. Es wird darüber h<strong>in</strong>aus Bahnerdungskonzepte<br />

für <strong>in</strong>nerhalb <strong>die</strong>ser Bereiche liegende,<br />

nicht berechnungsrelevante E<strong>in</strong>zelobjekte g<strong>eb</strong>en,<br />

<strong>die</strong> nicht zw<strong>in</strong>gend mit der vollständigen oben genannten<br />

Systematik erfasst werden müssen oder mit e<strong>in</strong>er<br />

abweichenden Systematik erfasst werden sollten, um<br />

sie zum<strong>in</strong>dest nach der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 bewerten zu<br />

können. Als Beispiel seien hier kle<strong>in</strong>räumige Brückenbauwerke<br />

genannt, wenn man deren Gründung nicht<br />

als zusätzlichen Bahnerder betrachten kann oder will.<br />

Die Bahnerdungskonzepte s<strong>in</strong>d mit vom Auftragg<strong>eb</strong>er<br />

vorgeg<strong>eb</strong>enen Grundsatzdaten oder vali<strong>die</strong>rten<br />

Bestandsdaten bereits <strong>in</strong> der Entwurfsphase zu planen.<br />

Natürlich kann <strong>die</strong> Entwurfsplanung nicht alle Details<br />

berücksichtigen. Es werden <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Stadium allenfalls<br />

Bahnerdungskonzepte für größere Bereiche oder e<strong>in</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>es Bahnerdungskonzept für den gesamten zu<br />

beplanenden Bereich vorliegen, welches im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

ersten Gesamterdungskonzeption nur <strong>die</strong> zu berücksichtigenden<br />

Grundregeln zitiert. Daher s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Bahnerdungskonzepte<br />

im Verlaufe der Ausführungsplanung<br />

596 109 (2011) Heft 11


Sicherheit<br />

fortzuschreiben und objektbezogen zu konkretisieren.<br />

Im Regelfall wird sich e<strong>in</strong>e größere Zahl von separat zu<br />

berücksichtigenden Strecken- und E<strong>in</strong>zelobjekten und<br />

somit e<strong>in</strong>e größere Zahl von Bahnerdungskonzepten<br />

erg<strong>eb</strong>en. Diese müssen den gesamten beplanten und<br />

zu prüfenden Bereich vollständig abdecken.<br />

Somit kann e<strong>in</strong> hiernach zu erarbeitendes Bahnerdungskonzept<br />

für bestimmte Objekte, zum Beispiel e<strong>in</strong>en<br />

Bahnhof, letztlich identisch mit dem <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>iengruppe<br />

954 def<strong>in</strong>ierten Gesamterdungskonzept<br />

se<strong>in</strong>. Es ist aber sichergestellt, dass jedes bahnerdungsrelevante<br />

und nach EN 50122-1 zu bewertende Objekt<br />

im Bereich identifiziert und nach Richtl<strong>in</strong>ie 997.02<br />

prüfbar ist, vali<strong>die</strong>rbare elektrotechnische Kenndaten<br />

<strong>die</strong>ses Objektes, zum Beispiel der Ableitungsbelag,<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> zu aktualisierenden bahnstromtechnischen Dimensionierungsberechnungen<br />

e<strong>in</strong>gehen können und<br />

letztlich auch e<strong>in</strong>e Zertifizierung des Bereichs nach TSI<br />

Energie formal erleichtert wird.<br />

3 Berechnungsverfahren<br />

Grundlage s<strong>in</strong>d Formblätter zur Erfassung der relevanten<br />

Daten aller klassifizierten Objekte. Diese Formblätter<br />

s<strong>in</strong>d im vorliegenden Fall relativ umfassend,<br />

da sie gleichzeitig sowohl als Grundlage e<strong>in</strong>er EBA-<br />

Abnahme für alle abnahmerelevanten Objekte der<br />

Strecke <strong>die</strong> geltenden Regeln und Besonderheiten<br />

dokumentieren als auch der Erfassung der für das<br />

erarbeitete, <strong>die</strong> TSI-Zertifizierung unterstützende Rechenverfahren<br />

erforderlichen Daten <strong>die</strong>nen sollen.<br />

Entsprechend der vorstehend erläuterten Objektaufteilungssystematik<br />

ist für jedes Objekt e<strong>in</strong> objekttypbezogen<br />

vordef<strong>in</strong>iertes Formblatt anzulegen. Die relevanten<br />

Daten können Planunterlagen und streckenspezifischen<br />

Vorgaben entnommen und/oder an den ausgeführten<br />

Objekten aufgenommen werden. Die letztgenannte<br />

Möglichkeit wird sich <strong>in</strong>sbesondere im Erg<strong>eb</strong>nis von<br />

Begehungen bereits vorhandener Strecken und Objekte<br />

anbieten. In <strong>die</strong>sem Fall können <strong>die</strong> Formblätter auch<br />

H<strong>in</strong>weise auf festgestellte Mängel oder Abweichungen<br />

von der Richtl<strong>in</strong>ie 997.02 enthalten.<br />

Für <strong>die</strong> Berechnung der Streckenableitungen mit<br />

Hilfe der <strong>in</strong> den Formblättern anzug<strong>eb</strong>enden geometrischen<br />

und konstruktiven Daten der Objekte wurde<br />

e<strong>in</strong> – h<strong>in</strong>sichtlich der Be<strong>die</strong>nung gegenwärtig nur<br />

schwach automatisiertes dreidimensional rechnendes<br />

und bereichsweise unterschiedliche spezifische Bodenwiderstände<br />

berücksichtigendes Excel-Tabellenkalkulationsverfahren<br />

aufgesetzt. Hierfür wurde e<strong>in</strong>e<br />

Musterarbeitsmappe erarbeitet, welche n<strong>eb</strong>en e<strong>in</strong>er<br />

Grundlagentabelle mit den gemäß Richtl<strong>in</strong>ie 997.0202<br />

für e<strong>in</strong>en spezifischen Bodenwiderstand von 100 Ωm<br />

gültigen Standard-Ableitungsvorgaben objektspezifische<br />

Musterberechnungstabellen – das s<strong>in</strong>d derzeit e<strong>in</strong>e<br />

allgeme<strong>in</strong>e Streckenbereichstabelle sowie e<strong>in</strong>e Tabelle<br />

für nicht erdfühlige Tunnel mit Tiefenerdern – sowie<br />

e<strong>in</strong>e numerische Summentabelle enthält. Wenn später<br />

andere als <strong>die</strong> bisher vorgeg<strong>eb</strong>enen Musterobjekte berechnet<br />

werden sollen, s<strong>in</strong>d entsprechend angepasste<br />

Mustertabellen zu ergänzen. Die Summentabelle berechnet<br />

mit der Grundidee, dass gewisse Werte <strong>in</strong> allen<br />

Mustertabellen an derselben Zellenposition stehen, <strong>die</strong><br />

charakteristischen Werte für den gesamten Speis<strong>eb</strong>ereich<br />

zwischen den – zunächst als leere Streckenobjekte<br />

vorgeg<strong>eb</strong>enen – Arbeitsblättern BA und BE.<br />

In der Anwendung ist <strong>die</strong> Musterarbeitsmappe<br />

zunächst auf Datei<strong>eb</strong>ene vollständig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />

Arbeitsmappe zu kopieren. Sodann fügt man <strong>in</strong> der<br />

neuen Arbeitsmappe entsprechend der Art, Anzahl<br />

und kilometrischen Reihenfolge der im Speis<strong>eb</strong>ereich<br />

enthaltenen Objekte Kopien der passenden<br />

Mustertabellen zwischen <strong>die</strong> Tabellen BA und BE<br />

e<strong>in</strong> und füllt <strong>die</strong>se manuell mit den Objektdaten<br />

aus den Formblättern. Sofern es aus logischen<br />

Gründen erforderlich ersche<strong>in</strong>t, können <strong>die</strong> vorhandenen<br />

Tabellen BA und BE schlussendlich auch<br />

umbenannt werden. Entscheidend ist, dass immer<br />

der Bereich zwischen <strong>die</strong>sen beiden Tabellen e<strong>in</strong>schließlich<br />

<strong>die</strong>ser beiden für <strong>die</strong> Auswertung <strong>in</strong><br />

der Summentabelle fest vorgeg<strong>eb</strong>en ist, und zwar<br />

unabhängig von der relativen Position der Grundlagen-,<br />

Summen- und anderer Tabellen <strong>in</strong> der<br />

Arbeitsmappe.<br />

In der Summentabelle ersche<strong>in</strong>en nun <strong>die</strong> charakteristischen<br />

Daten für <strong>die</strong> Gesamtstrecke. Die<br />

Summentabelle kann auch manuell um erforderliche<br />

weitere tabellarische und/oder grafische Zusammenstellungen<br />

erweitert werden. Man kann nunmehr <strong>in</strong><br />

weiterer Folge entweder <strong>die</strong> Grundlagendaten und/<br />

oder <strong>die</strong> Streckenobjektdaten variieren, um den E<strong>in</strong>fluss<br />

gewisser Vorgaben oder Annahmen auf das Erg<strong>eb</strong>nis zu<br />

untersuchen. Letztlich wird man hieraus geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />

veränderte Vorgaben für <strong>die</strong> Erdungskonzepte der Objekte<br />

festlegen, <strong>die</strong> – zweckmäßigerweise e<strong>in</strong>schließlich<br />

der Dokumentation des Berechnungsweges – <strong>in</strong> den<br />

Objektformblättern nachzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

4 Anwendung des Verfahrens für<br />

den Bereich Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen<br />

der NBS/ABS Karlsruhe –<br />

Basel<br />

4.1 Beschreibung des Bereiches<br />

In <strong>die</strong>sem Bereich, der durch <strong>die</strong> Unterwerke (Uw)<br />

Müllheim und Halt<strong>in</strong>gen begrenzt wird, verläuft <strong>die</strong><br />

elektrifizierte und bisher zweigleisige Rhe<strong>in</strong>talbahn.<br />

Zwischen Schliengen und Eimeld<strong>in</strong>gen wird der<br />

zweigleisige Katzenbergtunnel neu errichtet, <strong>die</strong> an<br />

den Tunnel nördlich und südlich anschließenden Bereiche<br />

werden abschnittsweise viergleisig ausg<strong>eb</strong>aut.<br />

E<strong>in</strong>e Übersicht der Örtlichkeiten g<strong>eb</strong>en <strong>die</strong> Bilder 1-3.<br />

Die Strecke ist Bestandteil des transeuropäischen<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>snetzes (TEN). Zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>die</strong> für den HGV-Verkehr vorgesehenen zwei neuen<br />

109 (2011) Heft 11<br />

597


Sicherheit<br />

Gleise e<strong>in</strong>schließlich des Katzenbergtunnels s<strong>in</strong>d als<br />

TEN-Streckenkategorie I e<strong>in</strong>gestuft und daher auch<br />

nach TSI Energie [2] zu zertifizieren.<br />

Die zunächst <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> zu nehmenden, teilweise<br />

viergleisigen Streckenabschnitte im Bereich Schliengen<br />

– Eimeld<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>schließlich Katzenbergtunnel<br />

liegen zwischen zwei noch nicht ausg<strong>eb</strong>auten zweigleisigen<br />

Streckenabschnitten Uw Müllheim – Schliengen<br />

und Eimeld<strong>in</strong>gen – Uw Halt<strong>in</strong>gen. Die vorhandene<br />

zweigleisige Rhe<strong>in</strong>talbahn verläuft über<strong>die</strong>s<br />

parallel zum zweigleisigen Neubauabschnitt Katzenbergtunnel.<br />

Alle genannten Strecken sowie der bisher<br />

<strong>eb</strong>enfalls nicht ausg<strong>eb</strong>aute Abzweig von Halt<strong>in</strong>gen<br />

nach Basel Badischer Rangierbahnhof bilden e<strong>in</strong>en<br />

Speis<strong>eb</strong>ereich.<br />

Daraus folgt, dass <strong>die</strong> Objektaufteilung auch<br />

Berech nungen verschiedener Ausbauzustände berücksichtigen<br />

sollte. Die Objekte wurden hier letztlich<br />

so aufgeteilt, dass ausgehend vom Tunnelobjekt<br />

nördlich und südlich hiervon jeweils mehrere<br />

zwei- oder mehrgleisige Objekte für <strong>die</strong> freie Strecke<br />

def<strong>in</strong>iert, erfasst und berechnet wurden. Bahnhöfe<br />

wurden zunächst wie mehrgleisige Streckenobjekte<br />

behandelt. Innerhalb der Streckenbereiche<br />

wurden weitere Objekte def<strong>in</strong>iert und, sofern möglich,<br />

deren Daten <strong>eb</strong>enfalls erfasst, aber zunächst<br />

nicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Berechnung e<strong>in</strong>geführt. Insgesamt<br />

wurden auf <strong>die</strong>se Weise für <strong>die</strong> etwa 25 km lange<br />

Strecke n<strong>eb</strong>en dem Tunnel objekt 10 Bereichsobjekte<br />

mit 51 E<strong>in</strong>zelobjekten def<strong>in</strong>iert. Für alle Bereichsobjekte<br />

wurde vorbereitend <strong>die</strong> Bodenleitfähigkeit<br />

an jeweils mehreren Messorten bestimmt. An den<br />

beiden Uw-Standorten wurden über<strong>die</strong>s komb<strong>in</strong>ierte<br />

Erdungs- und Berührungsspannungsmessungen<br />

durchgeführt.<br />

4.2 Der Katzenbergtunnel<br />

Der Katzenbergtunnel ist e<strong>in</strong> rund 9,4 km langer<br />

Zweiröhrentunnel. Er wurde überwiegend masch<strong>in</strong>ell<br />

<strong>in</strong> Tübb<strong>in</strong>gbauweise vorgetri<strong>eb</strong>en. Lediglich<br />

an den Tunnelmündern wurden jeweils kurze<br />

Abschnitte mit Sonic-Boom-Bauwerken <strong>in</strong> offener<br />

Bauweise hergestellt. Die beiden Tunnelröhren<br />

s<strong>in</strong>d alle 500 m durch bergmännisch hergestellte,<br />

Bild 3:<br />

Kartenausschnitt des südlichen Bereiches der NBS/ABS Karlsruhe – Basel. rot NBS/ABS e<strong>in</strong>schließlich L<strong>in</strong>ienverbesserungen; schwarz bestehende Rhe<strong>in</strong>talbahn-<br />

Strecke; blau-gelb Bahnstromleitung; grün-schwarz Streckenertüchtigung (Quelle: Deutsche Bahn).<br />

598 109 (2011) Heft 11


Sicherheit<br />

konventionell geschalte Querschläge mite<strong>in</strong>ander<br />

verbunden. Der Tunnel ist <strong>in</strong>zwischen bautechnisch<br />

fertiggestellt.<br />

Für den Tunnel wurde 2002 von Balfour Beatty<br />

Rail e<strong>in</strong> erstes allgeme<strong>in</strong>es Erdungskonzept erstellt,<br />

welches allerd<strong>in</strong>gs nur den Abschnitt 4 der Richtl<strong>in</strong>ie<br />

997.0223 wiedergab. Nachdem <strong>die</strong> Tunnelbauweise<br />

mit Betontübb<strong>in</strong>gen feststand und im<br />

Zuge der Erkenntnis, dass der hier erforderliche<br />

wasserundurchlässige (WU-) Beton auch mit Stahlarmierung<br />

als pr<strong>in</strong>zipiell nicht leitfähig e<strong>in</strong>zustufen<br />

ist, wurde das Erdungskonzept für e<strong>in</strong>en nicht<br />

erdfühligen Tunnel auch konstruktiv konkretisiert.<br />

Nach weiteren Untersuchungen legte <strong>die</strong> DB Energie<br />

fest, dass <strong>die</strong> Erdfühligkeit des Tunnels, mith<strong>in</strong><br />

das Erreichen des M<strong>in</strong>destableitbelages 0,8 S/km<br />

für 900 A Zugstrom, alle<strong>in</strong> durch den E<strong>in</strong>bau von<br />

vier orthogonalen Tiefenerdern mit je 6 m Länge<br />

<strong>in</strong> jeden der 19 Querschläge erreicht wird, <strong>die</strong> mit<br />

den Erdungsanlagen der beiden Tunnelröhren zu<br />

verb<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Hierfür wurde e<strong>in</strong>e mittlere Bodenleitfähigkeit<br />

für den gesamten Tunnelbereich<br />

angenommen, ohne dass für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Querschlagsbereiche<br />

qualifizierte geoelektrische Messwerte<br />

vorlagen.<br />

Die Gefahr des Auftretens zu hoher Berührungsspannungen<br />

ist <strong>in</strong>nerhalb des Tunnels zu vernachlässigen,<br />

weil <strong>die</strong> e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>auten Steuererder und Verb<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong>en Potenzialausgleich bewirken. Man steht quasi<br />

auf e<strong>in</strong>er Äquipotenzialfläche. An den Tunnelportalen<br />

ist <strong>die</strong>se Gefahr aber umso höher e<strong>in</strong>zuschätzen, je<br />

niedriger <strong>die</strong> Ableitung des Tunnelbereiches ist.<br />

Bild 4 zeigt <strong>die</strong> ausgeführte Erdungsanlage e<strong>in</strong>er<br />

Tunnelröhre, <strong>die</strong> zwar plausibel, aber nicht ohne weiteres<br />

verifizierbar ist.<br />

Um e<strong>in</strong>en rechnerischen Nachweis der Gewährleistung<br />

des M<strong>in</strong>destableitbelages führen zu können,<br />

müssen m<strong>in</strong>destens <strong>die</strong> konkret vorhandenen<br />

Bodenleitfähigkeiten bekannt se<strong>in</strong>. Diese wurden<br />

im Zuge der Baugrunduntersuchungen leider nicht<br />

gemessen. Es lag jedoch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung der zu<br />

erwartenden geoelektrischen Werte anhand der<br />

bei Prob<strong>eb</strong>ohrungen oder bauzeitlich im Bereich<br />

oberhalb und unterhalb der Querschläge vorgefundenen<br />

Geste<strong>in</strong>sschichten jeweils als M<strong>in</strong>imum und<br />

Maximum vor.<br />

Nicht zu vernachlässigen ist weiterh<strong>in</strong> <strong>die</strong> Art des<br />

E<strong>in</strong>baus der Tiefenerder. Gemäß Ausführungsplanung<br />

und Aussagen der Tunnelbauleitung wurden<br />

<strong>die</strong> immer 6 m langen Tiefenerder aus verz<strong>in</strong>ktem<br />

Stahlrohr bis zum Anschlag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorbereitete Bohrung<br />

e<strong>in</strong>getri<strong>eb</strong>en und <strong>die</strong>se mit Beton verpresst, was<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei lockeren Geste<strong>in</strong>sschichten den<br />

tatsächlichen Übergangswiderstand unkalkulierbar<br />

macht. Abnahmemessungen der e<strong>in</strong>zelnen Tiefenerderwiderstände<br />

lagen nicht vor und lassen sich auch<br />

nicht ohne Weiteres wiederholen, da alle Tiefenerderanschlüsse<br />

und deren Verb<strong>in</strong>dungsleitungen anschließend<br />

zubetoniert wurden.<br />

Ebenfalls denkbar und als Nachweis sowohl für<br />

<strong>die</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme-Zertifizierung als auch für spätere<br />

Prüfungen ausreichend e<strong>in</strong>zuschätzen war e<strong>in</strong>e<br />

Trennung der Erdungsanlagen der Querschläge von<br />

der Längstunnelerdung, mith<strong>in</strong> der <strong>in</strong> Bild 4 mit V9<br />

bezeichneten und als trennbar suggerierten Verb<strong>in</strong>dungen.<br />

Somit hätte man <strong>die</strong> reale Impedanz e<strong>in</strong>es<br />

Querschlagsbauwerks mit se<strong>in</strong>en Tiefenerdern gegen<br />

das benachbarte Querschlagsbauwerk messen<br />

und nach Messung aller erforderlichen Komb<strong>in</strong>ationen<br />

<strong>die</strong> für e<strong>in</strong>en plausiblen rechnerischen Nachweis<br />

notwendigen Ableitungen aller Querschlagsbauwerke<br />

ermitteln können. Vor Ort wurde jedoch<br />

festgestellt, dass <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dungen V9 weder am<br />

vorhandenen Erdungspunkt <strong>in</strong> der Längstunnelröhre<br />

noch im Querschlag getrennt werden können, da<br />

<strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dungen verschweißt und <strong>eb</strong>enfalls zubetoniert<br />

waren. Die Erdungsimpedanz des gesamten<br />

Tunnelbauwerks ist mit vertretbarem Aufwand <strong>eb</strong>enfalls<br />

nicht messbar.<br />

Unter den geg<strong>eb</strong>enen Voraussetzungen war e<strong>in</strong><br />

belastbarer Nachweis der Ableitungen für den Katzenbergtunnel<br />

nicht möglich. Die Tunnelableitungen<br />

wurden aber mit den vorliegenden M<strong>in</strong>ima,<br />

Maxima und <strong>Mit</strong>telwerten der Geste<strong>in</strong>swiderstände<br />

berechnet, damit zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> theoretischer<br />

Bild 4:<br />

Erdung e<strong>in</strong>er Röhre des Katzenbergtunnels. V1 bis V9 Erdungsverb<strong>in</strong>dungen (Quelle:<br />

Balfour Beatty Rail).<br />

109 (2011) Heft 11<br />

599


Sicherheit<br />

Nachweis mit dem erarbeiteten Dimensionierungsverfahren<br />

veranschaulicht und dessen Grenzen im<br />

realen Fall aufgezeigt werden können.<br />

Hieraus folgt jedoch auch <strong>die</strong> übere<strong>in</strong>stimmende<br />

Auffassung aller Beteiligten, dass im Rahmen<br />

der Inbetri<strong>eb</strong>nahme der Tunnelstrecke Messungen<br />

der Berührungsspannungen an den Tunnelportalen<br />

erforderlich werden.<br />

Wird fortgesetzt.<br />

Literatur<br />

[1] TSI ENE HS: 2002: Entscheidung der Kommission vom<br />

30. Mai 2002 über <strong>die</strong> technische Spezifikation für <strong>die</strong><br />

Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des transeuropäischen<br />

<strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbahnsystems gemäß<br />

Artikel 6 Absatz 1 der Richtl<strong>in</strong>ie 96/48/EG (Bekannt geg<strong>eb</strong>en<br />

unter Aktenzeichen K(2002) 1949) (2002/733/EG).<br />

[2] TSI ENE HS: 2008: Entscheidung der Kommission<br />

vom 6. März 2008 über <strong>die</strong> technische Spezifikation<br />

für <strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />

transeuropäischen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sbahnsystems<br />

(Bekannt geg<strong>eb</strong>en unter Aktenzeichen K(2008) 807)<br />

(2008/284/EG).<br />

[3] TSI ENE CR: 2010: Beschluss der Kommission vom<br />

26. April 2011 über <strong>die</strong> technische Spezifikation für<br />

<strong>die</strong> Interoperabilität des Teilsystems „Energie“ des<br />

konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystems<br />

(2011/274/EU).<br />

[4] EN 50122-1:1997: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />

– Electrical safety, earth<strong>in</strong>g and the return circuit.<br />

[5] EN 50122-1:2010: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />

– Electrical safety, earth<strong>in</strong>g and the return circuit<br />

– Part 1: Protective provisions aga<strong>in</strong>st electric shock.<br />

[6] DIN EN 50122:2011-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />

Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und Rückleitung<br />

– Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag.<br />

[7] IEC/TS 60479-1:2005: Effects of current on human<br />

be<strong>in</strong>gs and livestock. General aspects.<br />

[8] DB-Richtl<strong>in</strong>ie 997.02: Oberleitungsanlagen, Rückstromführung,<br />

Erdung und Potenzialausgleich.<br />

[9] DB-Richtl<strong>in</strong>ie 954: <strong>Elektrische</strong> Energieanlagen.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends (53), Ausbildung zum Elektromonteur<br />

bei der Deutschen Reichsbahn. Bis 1991<br />

Studium Ingenieurschule für Verkehrstechnik Dresden<br />

und Humboldt Universität Berl<strong>in</strong>, 1983 bis 1991<br />

verschiedene Tätigkeiten Hauptverwaltung Masch<strong>in</strong>enwirtschaft/Abteilung<br />

<strong>Elektrische</strong> Zugförderung DR 1992<br />

bis 1994 Wissenschaftlicher <strong>Mit</strong>arbeiter Hauptabteilung<br />

Elektrotechnik der DB, 1995 verschiedene Tätigkeiten<br />

EBA, seit 2000 Systembereichsleiter Energieversorgung.<br />

Adresse: EISENBAHN-CERT beim Eisenbahn-Bundesamt,<br />

Steglitzer Damm 117 , 12169 Berl<strong>in</strong>, Deutschland;<br />

Fon: +49 30 77007-370, Fax: -5370;<br />

E-Mail:behrendsd@<strong>eb</strong>a.bund.de<br />

Dr.-Ing. Christian Fischer (55),<br />

Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />

der Deutschen Reichsbahn. Bis 1983<br />

Studium und Aspirantur an der Hochschule<br />

für Verkehrswesen „Friedrich<br />

List“ Dresden, Fachrichtung Verkehrselektrotechnik/<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong>,<br />

1979 bis 1980 Projektierungs<strong>in</strong>genieur<br />

beim Entwurfs- und Vermessungsbetri<strong>eb</strong><br />

der Deutschen Reichsbahn;<br />

bis 1992 zunächst Entwicklungs<strong>in</strong>genieur,<br />

später Abteilungsleiter für<br />

Versuche und Messungen bei der<br />

Zentralstelle Elektrotechnik der Deutschen<br />

Reichsbahn (vormals Institut<br />

für Eisenbahnwesen) <strong>in</strong> Halle an der<br />

Saale. Seit 1991 Komplementär und<br />

Geschäftsführer der NET-TREND<br />

Fischer & Partner; seit 1999 Gutachter<br />

des Eisenbahn-Bundesamtes für<br />

elektrotechnische Anlagen.<br />

Adresse: NET-TREND Fischer &<br />

Partner KG, Hordorfer Str. 7,<br />

06112 Halle, Deutschland;<br />

Fon: +49 345 29247-10, Fax: -22;<br />

E-Mail: fischer@fupkg.de<br />

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Marktspiegel_10_2011.<strong>in</strong>dd 1 21.09.11 11:00<br />

600 109 (2011) Heft 11


Alternative Energien<br />

Ökologische Beheizung<br />

von Weichen – Teil 2<br />

Bernd Müller, Zschopau<br />

In Teil 1 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 10/2011 wurde diskutiert, mit welchen unterschiedlichen Metho den Wärme aus dem<br />

Erdreich entzogen werden kann. In Teil 2 soll untersucht werden, wie <strong>die</strong> entzogenen Wärmemengen<br />

unterschiedlicher Temperatur zum Schnee- und Eisfreihalten der Weichen geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

ECOLOGICAL HEATING OF SWITCHES – PART 2<br />

Part 1 (<strong>in</strong> <strong>eb</strong> 10/2011) dealt with discussions on the various methods of extract<strong>in</strong>g heat from earth‘s<br />

<strong>in</strong>terior. Part 2 is meant to <strong>in</strong>vestigate how the extracted heat, which is of different temperatures, can<br />

be used for keep<strong>in</strong>g switches free of snow and ice.<br />

CHAUFFAGE ÉCOLOGIQUE D‘AIGUILLES – PARTIE 2<br />

Dans la partie 1 dans le n° 10/2011 de <strong>eb</strong>, la discussion portait sur les différentes méthodes utilisées pour<br />

extraire de la chaleur de la terre. La partie 2 analyse dans quelle mesure les quantités de cha-leur extraite<br />

de températures différentes sont appropriées pour ma<strong>in</strong>tenir les aiguilles hors neige et hors gel.<br />

4 Wärmeübertrag an <strong>die</strong> Schiene<br />

4.1 Umwelt- und Umg<strong>eb</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

an Schienen<br />

Um <strong>die</strong> aus dem Erdreich gewonnene Energie zur<br />

Beheizung von Weichen nutzen zu können, bedarf<br />

es spezieller Wärmeübertrager, welche <strong>die</strong> Wärme<br />

gezielt an <strong>die</strong> Baugruppen der Weichen übertragen,<br />

<strong>die</strong> durch Schnee, Eis und Frost <strong>in</strong> ihrer Bewegung<br />

e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d. Für <strong>die</strong> mechanische Gestaltung<br />

und Auslegung der Wärmeübertrager an Weichen ist<br />

<strong>die</strong> Kenntnis der an Gleisen auftretenden Belastungen<br />

und Umweltbed<strong>in</strong>gungen Voraussetzung. Die<br />

Norm EN 50125-3 [15] spezifiziert Umweltbed<strong>in</strong>gungen,<br />

<strong>die</strong> beim Entwurf und dem Betri<strong>eb</strong> ortsfester<br />

und beweglicher E<strong>in</strong>richtungen der Signaltechnik<br />

und Telekommunikation <strong>in</strong>nerhalb Europas anzutreffen<br />

s<strong>in</strong>d. Zwar zählen Wärmeübertrager e<strong>in</strong>er<br />

Weichenheizung nicht zu den E<strong>in</strong>richtungen der Signaltechnik<br />

und Telekommunikation, <strong>die</strong> genannten<br />

Umweltbed<strong>in</strong>gungen treffen auf Wärmeübertrager<br />

an Weichen aber <strong>eb</strong>enso zu. Nachstehend werden<br />

für Wärmeübertrager relevante Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

aus vorgenannter Norm aufgezählt.<br />

4.1.1 Temperatur, Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

In [15] werden <strong>in</strong> Abschnitt 4.3, Tabelle 2 für Anwendungen<br />

im Freien je nach Klimaklasse M<strong>in</strong>imaltemperaturen<br />

von –25 °C, –40 °C bis –55 °C angeg<strong>eb</strong>en.<br />

Diese Temperaturen treffen für e<strong>in</strong>en Wärmeübertrager<br />

nur zu, wenn ke<strong>in</strong>e Zufuhr von Energie erfolgt,<br />

zum Beispiel bei Defekt. Während des Heizbetri<strong>eb</strong>s<br />

ist <strong>die</strong> M<strong>in</strong>imaltemperatur <strong>die</strong> Temperatur, bei der<br />

<strong>die</strong> Weichenheizung <strong>in</strong> Abhängigkeit vom festgelegten<br />

Heizregime zu heizen beg<strong>in</strong>nt. Für <strong>die</strong> im Freien<br />

auftretenden Maximaltemperaturen werden <strong>in</strong> [15]<br />

+40 °C angeg<strong>eb</strong>en. Unberücksichtigt dabei bleibt,<br />

dass Schienen durch <strong>die</strong> E<strong>in</strong>wirkung von Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

im Sommer höhere Temperaturen bis<br />

+60 °C erreichen können. Im Heizbetri<strong>eb</strong> bestimmt<br />

<strong>die</strong> Temperatur des Fluids <strong>die</strong> Maximaltemperatur,<br />

welche <strong>in</strong> der Regel bei dessen Siedetemperatur<br />

TABELLE 5<br />

Schienenprofile für Weichen.<br />

Backenschienenprofile<br />

Bezeichnung<br />

(ehem. Bez.)<br />

Theoretische<br />

Metermasse<br />

Querschnitts fläche<br />

zugehörige Zungenschienenprofile<br />

Bezeichnung<br />

(ehem. Bez.)<br />

Theoretische<br />

Metermasse<br />

Querschnitts fläche<br />

kg/m cm² kg/m cm²<br />

49E5 (S49) 49,13 62,59 49E1A1<br />

63,14 80,43<br />

(Zu2-49)<br />

54E4 (S54) 54,31 69,19 54E1A2<br />

(Zu1-54)<br />

60E2 (UIC60) 60,03 76,48 60E2A2<br />

(Zu60E2-40)<br />

65,82 83,85<br />

72,78 92,71<br />

109 (2011) Heft 11<br />

601


Alternative Energien<br />

erreicht wird. In [15] wird <strong>eb</strong>enfalls darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

dass sich Umg<strong>eb</strong>ungstemperaturen über e<strong>in</strong>en<br />

Temperaturbereich von 20 K mit e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 0,5 K/m<strong>in</strong> ändern können.<br />

4.1.2 W<strong>in</strong>d<br />

Im Gleisbereich unterliegen Wärmeübertrager für<br />

Weichen nicht nur der E<strong>in</strong>wirkung von natürlicher,<br />

üblicherweise als W<strong>in</strong>d bezeichneter Luftbewegung,<br />

sondern auch der E<strong>in</strong>wirkung von Luftbewegungen<br />

durch vorbeifahrende Züge. Die durch Züge verursachte<br />

Luftbewegung ist sehr komplex, sodass [15]<br />

nur Anhaltswerte und H<strong>in</strong>weise zur Berechnung des<br />

Staudrucks an Bauteilen im E<strong>in</strong>wirkungsbereich des<br />

Gleiskörpers enthält. Wesentlich wichtiger ist <strong>die</strong> Tatsache,<br />

dass Luftbewegung bei niedriger Außentemperatur<br />

und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Flugschnee den Bauteilen<br />

der Weiche am meisten Wärme entziehen kann. Bezüglich<br />

der Dimensionierung von Wärmeübertragern<br />

an Weichen enthält [15] ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise und Daten.<br />

4.1.3 Regen, Schnee, Hagel, Eis<br />

Im Gegensatz zu Regen stellen Schnee, Hagel und<br />

Eis <strong>die</strong> Umweltbed<strong>in</strong>gungen dar, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e freie Bewegung<br />

der beweglichen Bauteile von Weichen beh<strong>in</strong>dern.<br />

Ziel der Beheizung von Weichen ist es, <strong>die</strong><br />

negativen Auswirkungen starken Schneefalls, Hagels<br />

oder Vereisung auf den sicheren Bahnbetri<strong>eb</strong> zu vermeiden<br />

oder zu reduzieren. [15] enthält lediglich<br />

H<strong>in</strong>weise darauf, dass unter anderem Hagelkörner bis<br />

15 mm Korngröße auftreten und alle vorkommenden<br />

Arten natürlichen Schnees sowie von Zügen aufgewirbelter<br />

Flugschnee zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>weise<br />

zu den zu berücksichtigen Niederschlagsmengen<br />

von Schnee und Hagel s<strong>in</strong>d nicht enthalten. E<strong>in</strong><br />

besonderer H<strong>in</strong>weis wird auf herabfallendes Eis geg<strong>eb</strong>en,<br />

welches sich an den Fahrgestellen der Bahnfahrzeuge<br />

sammelt. E<strong>in</strong> Eisblock, der <strong>die</strong> Bewegung der<br />

Weichenzunge blockiert, führt <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>er<br />

Betri<strong>eb</strong>sstörung. Im Gegensatz zu den Witterungsersche<strong>in</strong>ungen<br />

Temperatur und Niederschlag kann e<strong>in</strong><br />

herabgefallener Eisblock nicht detektiert werden. Das<br />

Abtauen von Eisblöcken sollte bei der Dimensionierung<br />

der Wärmeübertrager berücksichtigt werden.<br />

4.1.4 Verschmutzung<br />

Bei der Dimensionierung und Auslegung der Wärmeübertrager<br />

an <strong>die</strong> Schienen ist mit diversen Verschmutzungsarten<br />

zu rechnen. In [15] wird bei den<br />

Verschmutzungen <strong>in</strong> chemisch, biologisch und mechanisch<br />

aktive Stoffe unterschieden. Zu den chemisch<br />

aktiven Stoffen zählen unter anderen Schwefelwasserstoffe,<br />

Unkrautvernichtungsmittel, Tausalz<br />

und <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Küstennähe Salzn<strong>eb</strong>el. Biologische<br />

aktive Stoffe s<strong>in</strong>d vorzugsweise Pflanzensamen<br />

und -bestandteile. Zu berücksichtigende mechanisch<br />

aktive Stoffe s<strong>in</strong>d Sand, Schotterste<strong>in</strong>e sowie Staub.<br />

Unter anderem ist zu beachten, dass Kohlestaub, Metallstaub<br />

und Bremsabri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Feuchtigkeit<br />

elektrisch leitend se<strong>in</strong> kann.<br />

4.1.5 Schw<strong>in</strong>gungen und Stöße<br />

Die wichtigsten Umweltbed<strong>in</strong>gungen für <strong>die</strong> mechanische<br />

Dimensionierung von Wärmeübertragern<br />

s<strong>in</strong>d Schw<strong>in</strong>gungen und Stöße, hervorgerufen durch<br />

<strong>die</strong> Überfahrt von Zügen. Gemäß [15] werden <strong>die</strong><br />

Frequenzen und Amplituden von Schw<strong>in</strong>gungen an<br />

Schienen von vielen Parametern bee<strong>in</strong>flusst, wie zum<br />

Beispiel Achslast, Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit, Bauform und<br />

Wartungszustand der Weiche, Nähe von Schienenstößen<br />

und Herzstücken von Weichen sowie Flachstellen<br />

an Rädern. Es treten Schw<strong>in</strong>gungsfrequenzen<br />

zwischen 5 Hz und 2 000 Hz auf. Effektivwerte von<br />

Beschleunigungen direkt an der Schiene s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [15]<br />

<strong>in</strong> Abschnitt 4.13.1, Tabelle 5 angeg<strong>eb</strong>en und werden<br />

<strong>in</strong> vertikaler, transversaler und longitud<strong>in</strong>aler<br />

Richtung zur Schiene unterschieden. Für Vertikalbeschleunigungen<br />

an der Schiene wird beispielsweise<br />

e<strong>in</strong> Effektivwert der Beschleunigung von 280 m/s²<br />

angeg<strong>eb</strong>en. Der Spitzenwert der Beschleunigung <strong>in</strong><br />

vertikaler Richtung durch Stöße liegt mit 480 m/s² für<br />

e<strong>in</strong>e Dauer von 6 ms noch deutlich darüber.<br />

4.1.6 <strong>Elektrische</strong> Bee<strong>in</strong>flussung<br />

Wärmeübertrager selbst s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e elektrischen Betri<strong>eb</strong>smittel,<br />

sodass von ihnen ke<strong>in</strong>e elektrischen Bee<strong>in</strong>flussungen<br />

auf andere Betri<strong>eb</strong>smittel ausgehen.<br />

Ausgenommen hiervon s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> elektrischen Heizstäbe,<br />

<strong>die</strong> auch Wärmeübertrager s<strong>in</strong>d. In der Regel<br />

s<strong>in</strong>d Wärmeübertrager aus metallischen Werkstoffen<br />

gefertigt und damit elektrisch leitend. Durch ihre<br />

Anbr<strong>in</strong>gung an Schienen unterliegen sie denselben<br />

elektrischen Belastungen wie <strong>die</strong> Schienen selbst.<br />

Schienen s<strong>in</strong>d bei elektrischer Traktion Bestandteil<br />

des Betri<strong>eb</strong>sstromkreises und führen den Rückstrom<br />

von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen zum Unterwerk. Selbst bei Dieseltraktion<br />

<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> Schienen als Rückleitung der<br />

Zugsammelschiene. Im Fehlerfall, zum Beispiel bei<br />

Riss der Oberleitung oder bei Blitze<strong>in</strong>schlag, führen<br />

<strong>die</strong> Schienen nahe dem Ereignisort den vollen Fehlerstrom.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d alle elektrischen Betri<strong>eb</strong>smittel<br />

<strong>in</strong> der Nähe der Bahnanlage über deren<br />

Hauptpotenzialausgleichsschiene und alle elektrisch<br />

leitenden Gegenstände im Oberleitungsbereich mit<br />

den Schienen verbunden.<br />

Für signal- und sicherungstechnische Zwecke werden<br />

Gleisstromkreise verwendet. E<strong>in</strong> auf den Schienen<br />

stehendes Bahnfahrzeug erzeugt über <strong>die</strong> Radsätze<br />

602 109 (2011) Heft 11


Alternative Energien<br />

e<strong>in</strong>e elektrische Überbrückung zwischen den beiden<br />

Schienen, <strong>die</strong> als Besetztmeldung erkannt wird. Entsprechend<br />

wird das Fehlen der Überbrückung als Freimeldung<br />

<strong>in</strong>terpretiert. Diese Art der Gleisfreimeldung<br />

ist auch bei Weichen noch relativ oft anzutreffen. Um<br />

<strong>die</strong> Gleisfreimeldung nicht zu bee<strong>in</strong>flussen, dürfen<br />

Wärmeübertrager e<strong>in</strong>schließlich ihrer Zuleitungen beide<br />

Schienen nicht elektrisch überbrücken.<br />

4.2 Wärmeübergang auf <strong>die</strong> Schiene<br />

Um e<strong>in</strong>e Weiche unter w<strong>in</strong>terlichen Bed<strong>in</strong>gungen betri<strong>eb</strong>sfähig<br />

zu halten, ist es erforderlich, <strong>die</strong> freie Bewegung<br />

der beweglichen Bauteile von Weichen sicherzustellen.<br />

Hierzu müssen Schnee und Eis, welche <strong>die</strong>se<br />

freie Bewegung h<strong>in</strong>dern, getaut werden. Pr<strong>in</strong>zipiell<br />

steht hierbei <strong>die</strong> Frage, ob es erforderlich ist, Weichenzungen<br />

als bewegliche Bauteile und Backenschienen<br />

als feststehende Bauteile der Weichen im Bereich der<br />

Weichenzungen selbst zu beheizen. Auf Grund der geg<strong>eb</strong>enen<br />

Weichenkonstruktionen steht für <strong>die</strong> Anbr<strong>in</strong>gung<br />

von Heize<strong>in</strong>richtungen oder Wärmeübertragern<br />

an Schienen wenig E<strong>in</strong>bauraum zur Verfügung.<br />

4.2.1 Konventionelle Heizstabanordnung<br />

Konventionelle elektrische Heizstäbe haben e<strong>in</strong>en<br />

runden oder flach-ovalen Querschnitt. E<strong>in</strong> Heizstab<br />

mit flach-ovalem Querschnitt hat relativ kle<strong>in</strong>e Abmessungen<br />

von 13 mm x 5,5 mm und lässt sich im<br />

zur Verfügung stehenden E<strong>in</strong>bauraum der Weiche<br />

zwischen Backenschiene und Weichenzunge gut <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Die vom Heizstab durch Strahlung und<br />

Leitung abgeg<strong>eb</strong>ene Wärme erwärmt <strong>die</strong> umliegenden<br />

Weichenbauteile. Bei abliegender Weichenzunge<br />

wird Schnee und Eis, welche im Zwischenraum zwischen<br />

Backenschiene und Weichenzunge <strong>die</strong> seitliche<br />

Bewegung der Weichenzunge beh<strong>in</strong>dern, abgetaut.<br />

Ist ke<strong>in</strong> Schnee oder Eis vorhanden, wird stattdessen<br />

<strong>die</strong> im Zwischenraum bef<strong>in</strong>dliche Luft durch konvektiven<br />

Wärmeübergang beheizt. Dieser Effekt kann als<br />

Energieverlust bezeichnet werden.<br />

E<strong>in</strong> direkter Wärmefluss vom Heizstab auf den Schienenfuß<br />

der Backenschiene erfolgt lediglich über <strong>die</strong><br />

nur 7,5 mm breite Auflagefläche des Heizstabs, wobei<br />

nur im Bereich der Klemmbügel e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>länglich guter<br />

Wärme leitender Kontakt besteht. E<strong>in</strong> direkter Wärmefluss<br />

von der Backenschiene auf den Gleitstuhl und<br />

<strong>die</strong> Weichenzunge erfolgt wegen der schlechten wärmetechnischen<br />

Kopplung der Weichenbauteile untere<strong>in</strong>ander<br />

nur <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gem Maß. Bei anliegender<br />

Weichenzunge bef<strong>in</strong>det sich <strong>die</strong>se relativ dicht über<br />

dem Heizstab und wird durch <strong>die</strong> Wärmestrahlung<br />

besser erwärmt als <strong>in</strong> abliegender Position. Wichtig für<br />

<strong>die</strong> freie, seitliche Bewegung der Weichenzunge ist <strong>die</strong><br />

Erwärmung der Kontaktstelle zwischen Weichenzunge<br />

und Gleitstuhl, um das Gefrieren von Feuchtigkeit<br />

zwischen Weichenzunge und Gleitstuhl zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Dies ist <strong>in</strong>sbesondere beim E<strong>in</strong>satz von Zungenrollsystemen<br />

von Bedeutung. <strong>Mit</strong> der <strong>in</strong> Bild 14 dargestellten<br />

Heizstabanordnung ist e<strong>in</strong> direkter Wärmefluss zur<br />

Kontaktstelle zwischen Weichenzunge und Gleitstuhl<br />

nicht und <strong>die</strong> Beheizung durch Wärmestrahlung nur<br />

<strong>in</strong>direkt möglich. Daher werden Zungen von Weichen<br />

mit betri<strong>eb</strong>lich hoher Bedeutung und den entsprechenden<br />

klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen optional mit<br />

e<strong>in</strong>em auf dem Schienenfuß der Weichenzunge ang<strong>eb</strong>rachten<br />

zusätzlichen Heizstab beheizt. Diese zusätzliche<br />

Heizstabbestückung verursacht e<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />

<strong>in</strong>stallierten Heizstableistung, bei Heizbetri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>en erhöhten<br />

Heizenergieverbrauch und <strong>in</strong>sgesamt höhere<br />

Energiekosten.<br />

4.2.2 Schienenprofile<br />

Für Weichen werden reguläre Vignolschienenprofile<br />

[16] und dazu passende Konstruktionsprofile für <strong>die</strong><br />

Herstellung von Weichenzungen, Herzstücken und<br />

Radlenkern [17] verwendet. Aus historischen Gründen<br />

existieren bei den europäischen Eisenbahn-Infrastrukturbetreibern<br />

unterschiedlichste Vignolschienenprofile,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>in</strong> [16] enthaltene Vielfalt begründen. Daraus<br />

abgeleitet ergibt sich e<strong>in</strong>e <strong>eb</strong>ensolche Vielfalt von Weichenkonstruktionen,<br />

<strong>die</strong> wiederum E<strong>in</strong>fluss auf den zur<br />

Verfügung stehenden E<strong>in</strong>bauraum der Weichenheizung<br />

haben. Bei der DB werden vorrangig <strong>die</strong> Schienenprofile<br />

gemäß Tabelle 5 verwendet. Die Größenunterschiede<br />

<strong>die</strong>ser Schienenprofile verdeutlicht Bild 15.<br />

4.2.3 E<strong>in</strong>bauraum und zu beheizende Bereiche<br />

an Weichen<br />

Weichen <strong>die</strong>nen vorrangig dem Zweck, <strong>die</strong> Fahrt e<strong>in</strong>es<br />

Zuges aus e<strong>in</strong>em Stammgleis <strong>in</strong> e<strong>in</strong> von ihm abzweigendes<br />

Gleis zu ermöglichen. Die grundlegenden,<br />

geometrischen und mechanischen Konstruktionen der<br />

Weichen s<strong>in</strong>d vor mehr als 150 Jahren entstanden und<br />

berücksichtigen ke<strong>in</strong>e freizuhaltenden E<strong>in</strong>bauräume<br />

für Weichenheizungen. Nac hträglich e<strong>in</strong>zubauende<br />

Bild 14:<br />

Konventionelle Heizstaba<br />

n ordnung an der<br />

Backenschiene.<br />

1 Backenschiene<br />

2 Klemmbügel<br />

3 elektrischer Heizstab<br />

4 Gleitstuhl<br />

5 Zungenschiene<br />

109 (2011) Heft 11<br />

603


Alternative Energien<br />

Bild 15:<br />

Vignolschienenprofile<br />

im G rößenvergleich.<br />

Heize<strong>in</strong>richtungen für Weichen müssen sich immer<br />

an <strong>die</strong> geg<strong>eb</strong>enen Weichenkonstruktionen anpassen,<br />

was im H<strong>in</strong>blick auf deren wärmetechnische Wirksamkeit<br />

oft nachteilig ist. Bei anliegender Weichenzunge<br />

beträgt der Abstand zwischen Backenschiene und<br />

Weichenzunge punktuell weniger als 5 mm. Kle<strong>in</strong>e<br />

Heizelemente, wie <strong>die</strong> konventionellen elektrischen<br />

Heizstäbe, erlauben es, <strong>die</strong>se beengten E<strong>in</strong>bauverhältnisse<br />

zu nutzen. Heizelemente mit größeren Abmessungen,<br />

wie Wärmeübertrager für flüssige und gasförmige<br />

Me<strong>die</strong>n, lassen sich zwischen Backenschiene und<br />

Weichenzunge nicht e<strong>in</strong>bauen.<br />

Sollen für <strong>die</strong> ökologische Beheizung von Weichen<br />

flüssige oder gasförmige Me<strong>die</strong>n mit niedriger Temperatur<br />

verwendet werden, wird für e<strong>in</strong>e gute Wärmeübertragung<br />

bei ger<strong>in</strong>gem Temperaturgefälle e<strong>in</strong>e<br />

möglichst große Schienenoberfläche benötigt. Wie<br />

<strong>in</strong> Bild 14 ersichtlich, steht dafür an der Backenschiene<br />

nur e<strong>in</strong> Teil des Schienenfußes, der Schienensteg<br />

und <strong>die</strong> Unterseite des Schienenkopfes an der Außenseite,<br />

also an der der Weichenzunge abgewandten<br />

Seite, zur Verfügung. Dieser Bereich der Schiene<br />

wird als Laschenkammer bezeichnet. In der Laschenkammer<br />

steht etwa<br />

e<strong>in</strong>e zehnfach größere<br />

Fläche für den<br />

direkten Wärmefluss<br />

zur Verfügung als für<br />

den direkten Wärmefluss<br />

bei der konventionellen<br />

Heizstabanordnung<br />

(Bild 14).<br />

Diese größere Fläche<br />

für den Wärmefluss<br />

kann durch e<strong>in</strong>en der<br />

Kontur der Laschenkammer<br />

angepassten<br />

Wärmeübertrager<br />

genutzt werden. Der mögliche E<strong>in</strong>bauraum an der<br />

Außenseite der Backenschiene wird im Längsverlauf<br />

durch Verschraubungen von Verschlussbauteilen und<br />

Zungenstützen mit der Backenschiene e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Wie schon bei der konventionellen Heizstabanordnung<br />

kann e<strong>in</strong> an der Außenseite der Backenschiene<br />

angeordneter Wärmeübertrager e<strong>in</strong>er Niedertemperatur-Weichenheizung<br />

<strong>die</strong> anliegende Weichenzunge nur<br />

ger<strong>in</strong>gfügig und <strong>die</strong> abliegende Weichenzunge nicht<br />

ausreichend beheizen. Für <strong>die</strong> separate Beheizung der<br />

Weichenzunge steht jedoch ke<strong>in</strong>e Laschenkammer<br />

analog zur Backenschiene zur Verfügung, weil der<br />

Schienenkopf der Weichenzunge zwecks Spurkranzführung<br />

nach oben h<strong>in</strong> spitz zulaufend bearbeitet ist.<br />

Wie Bild 14 zeigt, steht an der Weichenzunge für den<br />

direkten Wärmefluss nur <strong>die</strong> Fläche des Schienensteges<br />

und des im Vergleich zu Vignolschienenprofilen breiteren<br />

Schienenfußes auf der der Backenschienen abgewandten<br />

Seite zur Verfügung. Im Bereich des Zungenschienenprofils<br />

steht etwa e<strong>in</strong>e si<strong>eb</strong>enfach größere<br />

Fläche für den direkten Wärmefluss zur Verfügung als<br />

für den direkten Wärmefluss bei der konventionellen<br />

Heizstabanordnung (Bild 14). Der Wärmefluss kann<br />

durch spezielle, an <strong>die</strong> Kontur <strong>die</strong>ses Schienenbereichs<br />

angepasste Wärmeübertrager erreicht werden. Mechanisch<br />

anspruchsvoll ist <strong>die</strong> sichere Befestigung der<br />

Wärmeübertrager an der Weichenzunge. Der mögliche<br />

E<strong>in</strong>bauraum an der Weichenzunge wird im Längsverlauf<br />

durch Bohrungen im Schienenfuß e<strong>in</strong>geschränkt,<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Weichengestänge zum Umstellen der Weichenzungen<br />

e<strong>in</strong>gehängt werden.<br />

Der Wärmefluss vom Wärmeübertrager erwärmt<br />

<strong>die</strong> Backenschiene und <strong>die</strong> Weichenzunge, <strong>die</strong> ihrerseits<br />

durch Wärmeabgabe über ihre Oberfläche<br />

Schnee und Eis im Zwischenraum zwischen Backenschiene<br />

und Weichenzunge abtauen. Die Wärmeabgabe<br />

von den Schienen erfolgt auch dann, wenn<br />

ke<strong>in</strong> Schnee und Eis vorhanden ist bzw. <strong>die</strong>se bereits<br />

abgetaut s<strong>in</strong>d. In <strong>die</strong>sem Fall wird <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schienen<br />

umg<strong>eb</strong>ende Luft beheizt, was Energieverluste bedeutet.<br />

Die Höhe der Energieverluste wird durch das<br />

Temperaturgefälle bestimmt. E<strong>in</strong>e Niedertemperatur-<br />

Weichenheizung verursacht durch ihr niedriges Temperaturgefälle<br />

deutlich weniger Energieverluste gegenüber<br />

e<strong>in</strong>er konventionellen Weichenheizung mit<br />

elektrischen Widerstandsheizstäben.<br />

4.3 Schlussfolgerungen für <strong>die</strong><br />

Beheizung von Weichen<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass <strong>die</strong> Wärmeübergangsvorgänge<br />

bei der Schnee- und Eisfreihaltung<br />

und damit der sicheren Funktion der Weichen<br />

im W<strong>in</strong>ter sehr komplexer Art s<strong>in</strong>d. Ebenso verhält es<br />

sich mit den Ereignissen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Funktionsstörung<br />

verursachen können. Je nach Ereignis und Abtauvorrichtung<br />

tritt entweder Wärmeleitung, Wärmestrahlung<br />

oder Konvektion verstärkt auf. Dabei ist zu beachten,<br />

dass <strong>die</strong>se Vorgänge sicherer und schneller<br />

ablaufen, je höher <strong>die</strong> Temperatur und je größer <strong>die</strong><br />

Fläche der Abtauvorrichtung s<strong>in</strong>d. Um Energieverluste<br />

zu vermeiden, ist andererseits e<strong>in</strong> möglichst<br />

niedriges Temperaturniveau anzustr<strong>eb</strong>en. Ideal für<br />

<strong>die</strong> Verfügbarkeit der Weiche ist <strong>die</strong> punktgenaue<br />

Detektierung von Schnee und Eis im lichten Raum,<br />

um <strong>die</strong> Problematik des Eisabfalls von Bahnfahrzeugen<br />

zu beherrschen. E<strong>in</strong>e ideale Weichenheizung taut<br />

lediglich Schnee und Eis <strong>in</strong> dem lichten Raum ab, der<br />

für das Umstellen der Weichenzungen benötigt wird<br />

und verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong> Anfrieren der beweglichen Teile.<br />

In den vorangestellten Abschnitten wurde gezeigt,<br />

mit welchen <strong>Mit</strong>teln Wärme aus dem Erdreich gewonnen<br />

werden kann und wie im Vergleich <strong>die</strong> herkömmlichen<br />

elektrischen Heizstäbe <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d<br />

und funktionieren. Um <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Varianten e<strong>in</strong>er<br />

Beurteilung ihrer funktionellen Eignung unterziehen<br />

zu können, ist es notwendig, <strong>die</strong> Art und Weise des<br />

Abtauvorganges von Schnee und Eis zwischen Backenschiene<br />

und Weichenzunge mit e<strong>in</strong>igen Begriffen<br />

604 109 (2011) Heft 11


Alternative Energien<br />

der Wärmeübertragung zu beschreiben (Bild 16).<br />

Vom Heizkörper soll <strong>die</strong> Wärme durch Wärmeleitung<br />

an <strong>die</strong> Schiene fließen. In der Schiene wird sich <strong>die</strong><br />

Wärme verteilen, wobei jedoch e<strong>in</strong> großer Teil an<br />

den Schienensteg gelangt. Von dort wird <strong>die</strong> Wärme<br />

wiederum durch Wärmeleitung an den anliegenden<br />

Schnee übertragen, der aufgrund der höheren Schienentemperatur<br />

zu schmelzen beg<strong>in</strong>nt. Den bis hierher<br />

beschri<strong>eb</strong>enen Vorgang kann man vere<strong>in</strong>facht als<br />

Wärmedurchgang durch e<strong>in</strong>e <strong>eb</strong>ene mehrschichtige<br />

Wand bezeichnen, der nach folgender Gleichung<br />

Bild 16:<br />

Schematische Darstellung<br />

der Backenschienenbeheizung.<br />

·<br />

Q =<br />

t HK<br />

– t Schnee<br />

R k<br />

= k · A t HK<br />

– t Schnee<br />

abläuft. Dabei ist R k<br />

der Wärmedurchgangswiderstand,<br />

der <strong>in</strong> dem beschri<strong>eb</strong>enen Fall nur von den<br />

Wärmeleitkoeffizienten λ der e<strong>in</strong>zelnen Schichten<br />

und den Schichtstärken abhängt. Hier ist k der<br />

Wärme durchgangskoeffizient, der sich ergibt zu<br />

Bild 17:<br />

Abschmelzvorgang.<br />

k =<br />

N<br />

n=1<br />

109 (2011) Heft 11<br />

–<br />

∑ ,<br />

wenn nur <strong>die</strong> Wärmeleitung betrachtet wird. Dieser<br />

Vorgang ist schematisch im Bild 16 dargestellt.<br />

Wenn, wie hier nicht gezeigt, auch <strong>die</strong> Weichenzunge<br />

mit e<strong>in</strong>em Heizelement versehen wird, wie <strong>in</strong> Abschnitt<br />

4.2.3 beschri<strong>eb</strong>en, schmilzt der Schnee von<br />

zwei Seiten. Sobald an der Backenschiene Schnee geschmolzen<br />

ist, kommt e<strong>in</strong>e weitere Schicht, nämlich<br />

<strong>die</strong> Luftschicht h<strong>in</strong>zu, <strong>die</strong> zwischen Backenschienen<br />

und Schnee liegt. Damit verschlechtert sich der Wärmestrom<br />

an den restlichen Schnee erh<strong>eb</strong>lich. Als Vergleich<br />

sollen hier <strong>die</strong> Wärmeleitzahlen der beteiligten<br />

Schichten genannt werden:<br />

• λ Eisen<br />

= 52 W/mK<br />

• λ Eis<br />

= 2,2 W/mK<br />

• λ Luft<br />

= 0,024 W/mK<br />

Zum Vergleich hat der Wärmedämmstoff Styropor<br />

e<strong>in</strong>en Wärmeleitkoeffizienten von λ von<br />

0,029−0,045 W/mK. Diese Verhältnisse zeigt Bild 17.<br />

Wird auch <strong>die</strong> Weichenzunge beheizt, dann bildet<br />

sich <strong>die</strong>se Luftschicht auch zwischen der Weichenzunge<br />

und dem Schnee. Durch <strong>die</strong>se Luftschicht<br />

wird <strong>die</strong> Wärmeleitung stark beh<strong>in</strong>dert. Nun wird e<strong>in</strong><br />

Großteil des Wärmestromes durch Strahlung übertragen.<br />

Der Strahlungswärmestrom hängt von den<br />

Temperaturen der Materialien Schienenstahl und<br />

Schnee/Eis ab und den Flächen A 1<br />

und A 2<br />

, zwischen<br />

denen der Wärmestrom übertragen wird. Es soll hier<br />

nur pr<strong>in</strong>zipiell der Zusammenhang<br />

T 1<br />

4 4<br />

· T<br />

Q = C 1,2<br />

A 1<br />

– 2<br />

100 100<br />

genannt werden. Der Strahlungsaustauschkoeffizient<br />

C 1,2<br />

berücksichtigt <strong>die</strong> Strahlungseigenschaften des<br />

wärmeren und des kälteren Körpers und <strong>die</strong> Flächen<br />

A 1<br />

und A 2<br />

. Der Index 1 steht dabei für <strong>die</strong> Schiene<br />

beziehungsweise den Heizkörper und Index 2 für<br />

Schnee beziehungsweise Eis.<br />

Bild 18 zeigt <strong>die</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Rechnung<br />

für zwei gleich große parallele Flächen, welchen<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>die</strong> Temperatur des wärmeren Körpers auf <strong>die</strong><br />

Abschmelzleistung und <strong>die</strong> Abschmelzzeit hat. Hier<br />

ist wieder so gerechnet, dass der Wärmestrom nur<br />

von der Seite der Backenschiene kommt. Es zeigt<br />

aber deutlich, dass e<strong>in</strong>e höhere Temperatur, hier<br />

40 °C und mehr, e<strong>in</strong>en erh<strong>eb</strong>lichen E<strong>in</strong>fluss auf <strong>die</strong><br />

Abschmelzzeit hat, um Eis und Schnee zwischen Backenschiene<br />

und Weichenzunge abzutauen.<br />

Strahlungswärmestrom <strong>in</strong> W<br />

200<br />

30<br />

180<br />

160<br />

25<br />

140<br />

20<br />

120<br />

100<br />

15<br />

80<br />

60<br />

10<br />

40<br />

5<br />

20<br />

0<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Heiztemperatur T <strong>in</strong> °C<br />

Bild 18:<br />

S trahlungswärmestrom <strong>in</strong> W/m 2 und Abtauzeit <strong>in</strong> Stunden.<br />

Abtauzeit t <strong>in</strong> h<br />

605


Alternative Energien<br />

Bild 19:<br />

Heizelement unter<br />

Backenschie ne und<br />

Weichenzunge.<br />

den schon beschri<strong>eb</strong>enen Vorteil der E<strong>in</strong>speicherung<br />

von Wärme <strong>in</strong> das Erdreich, der beim Heat Pipe nicht<br />

geg<strong>eb</strong>en ist.<br />

E<strong>in</strong>e ideale Anordnung der Heizelemente zeigt<br />

Bild 20. Voraussetzung ist, dass <strong>die</strong> Heizelemente <strong>in</strong><br />

ihren geometrischen Abmessungen <strong>in</strong> den verbleibenden<br />

Freiraum ang<strong>eb</strong>racht werden können. Dabei<br />

ist nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> besonders guter Kontakt zur Wärmeleitung<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Schiene notwendig, da der abzutauende<br />

Schnee oder Eis direkt zwischen den Heizelementen<br />

liegt und der Abschmelzvorgang wie schon<br />

beschri<strong>eb</strong>en abläuft.<br />

Bild 20:<br />

Ideale Anordnung der<br />

Heizelem ente.<br />

Die e<strong>in</strong>fachen Betrachtungen zeigen aber auch, dass<br />

<strong>die</strong> Variante Heat Pipe ohne WP (Bild 12 <strong>in</strong> Teil 1)<br />

nicht genügend hohe Temperaturen liefert. E<strong>in</strong> Abtauen<br />

unter Verwendung e<strong>in</strong>er Heat Pipe ohne WP<br />

müsste großflächig unter Backenschiene und Weichenzunge<br />

angeordnet werden (Bild 19). Auf der<br />

großen mäßig warmen Fläche erfolgt der Wärmefluss<br />

durch Wärmeleitung an den zu schmelzenden<br />

Schnee, da der Schnee oder das Eis beim Schmelzen<br />

immer nachrutscht und daher auf der Wärme abg<strong>eb</strong>enden<br />

Fläche aufliegt. Die Strahlungswärme wird<br />

aber nicht ausreichen, um Schnee und Eis zwischen<br />

den Flächen zu schmelzen. Es sche<strong>in</strong>t praktisch nicht<br />

vorstellbar, dass im Bereich der Weichenschwellen,<br />

<strong>die</strong> den möglichen E<strong>in</strong>bauraum erh<strong>eb</strong>lich reduzieren,<br />

e<strong>in</strong>e derart große Wärmeübertragerfläche <strong>in</strong>stalliert<br />

werden kann.<br />

Bild 19 zeigt schematisch, wie e<strong>in</strong> großflächiges<br />

Niedertemperatur-Heizelement unter Backenschiene<br />

und Weichenzunge anzuordnen wäre. Über e<strong>in</strong>e<br />

großflächige Niedertemperaturheizung wird <strong>in</strong> [19]<br />

berichtet. Das dort beschri<strong>eb</strong>ene System besteht aus<br />

mit Sole gefüllten EWS, über <strong>die</strong> Wärme von e<strong>in</strong>em<br />

Bahnsteig im Sommer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Erdspeicher geleitet<br />

wird, aus dem sie im W<strong>in</strong>ter wieder zur Bahnsteigbeheizung<br />

zur Verfügung steht. Das EWS-System nutzt<br />

Literatur<br />

[15] DIN EN 50125-3 (VDE 0115 Teil 108-3): Bahnanwendungen<br />

– Umweltbed<strong>in</strong>gungen für Betri<strong>eb</strong>smittel –<br />

Teil 3: Umweltbed<strong>in</strong>gungen für Signal- und Telekommunikationse<strong>in</strong>richtungen.<br />

[16] DIN EN 13674-1: Bahnanwendungen – Oberbau –<br />

Schienen – Teil 1: Vignolschienen ab 46 kg/m.<br />

[17] DIN EN 13674-2: Bahnanwendungen – Oberbau –<br />

Schienen – Teil 2: Schienen für Weichen und Kreuzungen,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Vignolschienen ab 46 kg/m<br />

verwendet werden.<br />

[18] Dörr, H.; Wilhelm, K.: Schnee- und Eisfreihaltung von<br />

Bahnsteigen durch saisonale Energiegew<strong>in</strong>nung und<br />

Speicherung mit dem W<strong>in</strong>nerWay-System. In: Geothermische<br />

Energie 50/2006, S. 38–40.<br />

[19] Autorenkollektiv: Handbuch für Heizungstechnik,<br />

Beuth Verlag 2002.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr.-Ing. Bernd Müller (66),<br />

Studium <strong>in</strong> der Fachrichtung<br />

Kraft- und Arbeitsmasch<strong>in</strong>en,<br />

Forschungsstudium an der Sektion<br />

Energieumwandlung der TU Dresden<br />

(TUD), 1974 Promotion an der<br />

TUD, ab 1974 wissenschaftlicher<br />

Assistent am Masch<strong>in</strong>enlabor der<br />

TUD, ab 1976 Energieversorgung<br />

Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), ab<br />

1977 Entwicklungs<strong>in</strong>genieur für<br />

Kältetechnik bei DKK Scharfenste<strong>in</strong>,<br />

ab 1991 Leiter für Entwicklung<br />

von Wärmepumpen und -anlagen<br />

bei HIT Wärmepumpentechnik, ab<br />

2002 wissenschaftlicher <strong>Mit</strong>arbeiter<br />

TUD, Institut für Energietechnik, ab<br />

2010 pensioniert.<br />

Adresse: Zum Alten Badeplatz 6,<br />

09405, Zschopau, Deutschland;<br />

E-Mail: ensys@mailbox.tu-dresden.de<br />

606 109 (2011) Heft 11


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Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> <strong>die</strong> schlesischen Berge<br />

Zug um Zug<br />

Know-how gew<strong>in</strong>nen<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />

Entwicklung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, Bahnstromversorgungs-<br />

und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />

<strong>die</strong>ser Zeit.<br />

Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

war klar, dass <strong>die</strong> Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom<br />

ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografi -<br />

schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte. Die im<br />

Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke Lauban<br />

– Königs zelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>tel zur Elektrisierung <strong>die</strong>ser Bahnstrecke<br />

genehmigt waren, begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung,<br />

<strong>die</strong> durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen<br />

wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das letztlich zum Erfolg der elektrischen<br />

Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen hat.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2011, 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

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schriftlich absage, bekomme ich <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> für zunächst e<strong>in</strong> Jahr (12 Ausgaben)<br />

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Die sichere und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er Gutschrift von € 20,-<br />

auf <strong>die</strong> erste Rechung belohnt.<br />

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Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

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Antwort<br />

Leserservice <strong>eb</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

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Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

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Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAEBAH1111<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt <strong>die</strong>ser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt <strong>die</strong> rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. <strong>Mit</strong> <strong>die</strong>ser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> jederzeit widerrufen.


Fahrzeuge<br />

Cross Acceptance – Partnerschaftliches<br />

Vorgehen bei der Zulassung der<br />

Vectron-Lokomotive<br />

W<strong>in</strong>fried Mahr, Erlangen; Johannes Driller, Bonn; Jürg Lütscher, Bern<br />

Die serielle Zulassung e<strong>in</strong>es Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs nache<strong>in</strong>ander für mehrere Länder beansprucht viel Zeit<br />

und birgt das Risiko <strong>in</strong> sich, dass im fortgeschrittenen Zulassungsprozess notwendig werdende technische<br />

Änderungen für bereits erteilte Zulassungen erneute Nachprüfungen erfordern können. Die<br />

Zulassung des Vectron wird daher auf Basis gegenseitiger Anerkenntnis von Prüferg<strong>eb</strong>nissen parallel<br />

für mehrere Länder betri<strong>eb</strong>en.<br />

CROSS ACCEPTANCE – PARTNERSHIP APPROACH IN APPROVING VECTRON LOCOMOTIVES<br />

The one-by-one series approval of traction vehicles for several countries is time-consum<strong>in</strong>g and carries<br />

the risk that technical modifications which become necessary <strong>in</strong> the course of an approval procedure<br />

and affect approvals already granted require tests to be repeated that had already been made. For<br />

this reason, based on a mutual recognition of test results, Vectron locomotives are subjected to an<br />

approval procedure which is carried out simultaneously for several countries.<br />

INTEROPÉRABILITÉ – UNE PROCÉDURE DE PARTENARIAT POUR L’HOMOLOGATION DE LA<br />

LOCOMOTIVE VECTRON<br />

L’homologation en série d’un eng<strong>in</strong> moteur pour plusieurs pays à la suite demande beaucoup de<br />

temps et recèle le risque qu’à un stade avancé de la procédure d’homologation, des modifications<br />

techniques devenues nécessaires pour des homologations déjà octroyées exigent de nouveaux essais.<br />

C’est pourquoi l’homologation de la locomotive Vectron se fait parallèlement pour plusieurs pays, sur<br />

la base de la reconnaissance réciproque des résultats d’essais.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Bei heutigen neuen Schienenfahrzeugen und gerade<br />

bei Lokomotiven steht der grenzüberschreitende E<strong>in</strong>satz<br />

im Vordergrund. Neue Frachtkorridore entstehen.<br />

Die Ausrüstung mit dem europäischen Zugsicherungssystem<br />

ETCS schreitet voran, wenn auch langsamer als<br />

ursprünglich vorgesehen. Gerade deswegen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>telligente<br />

Lösungen gefragt, <strong>die</strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er länger<br />

währenden Übergangsphase der nationalen Zugsicherungssysteme<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen europäischen<br />

System wirtschaftlich betreibbar s<strong>in</strong>d. Dazu zählt nicht<br />

nur <strong>die</strong> modulare Struktur von <strong>in</strong>teroperabel e<strong>in</strong>zusetzenden<br />

Lokomotiven, sondern auch e<strong>in</strong>e effiziente,<br />

kostengünstige und zeitoptimierte Zulassung.<br />

2 Umfeld und bisheriges<br />

Vorgehen bei der Zulassung<br />

Die für den Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>es Schienenfahrzeugs notwendige<br />

Zulassung ist bei der zuständigen nationalen Behörde<br />

zu erwirken. Jedes Land bestimmt das dazu erforderliche<br />

Verfahren nach nationalen Gesetzen und<br />

Vorschriften, sodass sich <strong>die</strong> hoheitlichen Vorgaben<br />

sowie Ablauf und Umfang der Nachweisführung von<br />

Land zu Land stark unterscheiden können.<br />

Jahrzehntelange Erfahrungen prägten <strong>die</strong> spezifisch<br />

gewachsenen Vorschriftenstrukturen der Eisenbahnwelt.<br />

Insbesondere <strong>die</strong> nationale Ausprägung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugtechnik wurde <strong>in</strong> der Epoche der<br />

Staatsbahnen entwickelt und festgeschri<strong>eb</strong>en. Dies<br />

ist nicht nachteilig zu bewerten, kam doch <strong>die</strong> Interoperabilität<br />

bereits lange vor der beispielsweise <strong>in</strong><br />

Deutschland ab 1994 laufenden Bahnreform durch<br />

den grenzüberschreitenden E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>heitlicher Güterwagen<br />

und Reisezugwagen zu Stande. Die Traktionsmittel<br />

allerd<strong>in</strong>gs wurden <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Epoche <strong>in</strong> den<br />

verschiedenen Ländern hauptsächlich auf regionale<br />

und nationale Bedürfnisse optimiert.<br />

<strong>Mit</strong> der Bahnreform wurde, politisch gewollt, <strong>in</strong><br />

Europa e<strong>in</strong> grundlegender Wechsel e<strong>in</strong>geläutet. Die<br />

<strong>in</strong>tegrierten nationalen Staatsbahnunternehmen wurden<br />

veranlasst, ihre Schienennetze für den freien Verkehr<br />

zu öffnen. Dazu sollten neue, <strong>in</strong> allen EU-Staaten<br />

geltende Verfahren und Vorschriften <strong>die</strong> bisherigen<br />

nationalen Regelungen der e<strong>in</strong>zelnen Länder ablösen.<br />

Es stellt sich allerd<strong>in</strong>gs <strong>die</strong> Frage, wie weit <strong>die</strong>se<br />

Veränderung <strong>in</strong>zwischen fortgeschritten ist. Seit über<br />

zehn Jahren ist <strong>in</strong> Europa der Umstellungsprozess von<br />

den monopolistischen Staatsbahnen zu e<strong>in</strong>em offenen<br />

Markt mit Wettbewerb im Gang. Die Technischen Spezifikationen<br />

der Interoperabilität (TSI) beschreiben <strong>die</strong><br />

relevanten technischen Eigenschaften der Teilsysteme.<br />

608 109 (2011) Heft 11


Fahrzeuge<br />

Wird jedoch heute zu der Marktöffnung im Bahnsektor<br />

Bilanz gezogen, ist e<strong>in</strong> recht ernüchterndes<br />

Erg<strong>eb</strong>nis festzustellen. Trotz großer Anstrengungen<br />

zur Gestaltung e<strong>in</strong>er neuen e<strong>in</strong>heitlichen Bahnwelt<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der täglichen Realität des Bahnverkehrs immer<br />

noch zahlreiche nationale Vorschriften zu respektieren<br />

und länderspezifische Abläufe zu befolgen. In<br />

Teilbereichen sche<strong>in</strong>t es, dass sich <strong>die</strong> Unterschiede<br />

seit der angestoßenen Umstrukturierung noch vertieft<br />

haben und <strong>die</strong> Fertigstellung e<strong>in</strong>es kompletten<br />

e<strong>in</strong>heitlichen Regelwerkes <strong>in</strong> weite Ferne gerückt ist.<br />

Weiter muss vermerkt werden, dass <strong>die</strong> Verkehre zwischen<br />

EU- und Nicht-EU-Staaten h<strong>in</strong>sichtlich Interoperabilität<br />

kaum geregelt s<strong>in</strong>d; <strong>die</strong> TSI-Welt endet an<br />

den EU-Grenzen.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Sachstand abzuleiten, dass <strong>die</strong> europäische<br />

Bahnreform gescheitert sei, wäre voreilig.<br />

Denn zehn Jahre s<strong>in</strong>d für <strong>die</strong> Eisenbahn angesichts<br />

ihres <strong>in</strong> Europa über 175-jährigen Betri<strong>eb</strong>s ke<strong>in</strong>e prägende<br />

Zeitspanne. Die Vere<strong>in</strong>heitlichung der unterschiedlichen<br />

nationalen Ausprägungen benötigt sehr<br />

viel Zeit. Bis sich TSI-konforme Infrastrukturen <strong>in</strong> den<br />

EU-Ländern flächendeckend etabliert haben, werden<br />

noch viele Jahrzehnte verstreichen. Allerd<strong>in</strong>gs wird<br />

<strong>die</strong> Wirtschaft e<strong>in</strong>em anpassungsbedürftigen System<br />

nicht beli<strong>eb</strong>ig lange Zeit zur Erneuerung und Harmonisierung<br />

lassen.<br />

Der Schlüssel zur rascheren Harmonisierung liegt<br />

<strong>in</strong> vertieftem Wissen über das System Eisenbahn<br />

<strong>in</strong> den verschiedenen Ländern. S<strong>in</strong>d tatsächlich<br />

alle aktuell angewendeten nationalen Vorschriften<br />

länderspezifisch so unterschiedlich? Oder kann es<br />

se<strong>in</strong>, dass gleichwertige technische Systeme lediglich<br />

unterschiedlich beschri<strong>eb</strong>en werden? Wären<br />

nach systematischen Analysen Nachweise gleicher<br />

Sicherheit möglich?<br />

Um <strong>die</strong>se Fragen schlüssig beantworten zu können,<br />

müssen vorerst für jedes betrachtete Land vollständige<br />

Systembeschreibungen vorliegen. Damit<br />

<strong>die</strong> Anforderungen der e<strong>in</strong>zelnen Länder direkt verglichen<br />

werden können, s<strong>in</strong>d sie nach e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Kriterien zu sortieren. Die e<strong>in</strong>heitliche Struktur ist für<br />

e<strong>in</strong>en Vergleich der nationalen Anforderungen zentrale<br />

Voraussetzung.<br />

Erkenntnisse über <strong>die</strong>se Zusammenhänge reiften<br />

vor Jahren <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe Task Force Interop<br />

heran. Vertreter der nationalen Aufsichtsbehörden<br />

und der jeweiligen Infrastrukturbetreiber des Korridors<br />

Rotterdam – Genua treffen sich seit fast zehn<br />

Jahren periodisch, um <strong>die</strong> aktuellen nationalen Zulassungsprozesse<br />

für Mehrsystem(MS)-Lokomotiven<br />

zu koord<strong>in</strong>ieren. Aus den Arbeitsdokumenten<br />

konkreter Zulassungsprozesse wurden im Laufe der<br />

Zeit Vergleichslisten geschaffen, welche <strong>die</strong> Anforderungen<br />

der verschiedenen beteiligten Länder<br />

e<strong>in</strong>ander gegenüberstellen. Damit wurde es möglich,<br />

<strong>die</strong> nationalen Anforderungen systematisch zu<br />

vergleichen. Folgender Grundsatz entstand: Was<br />

gleichwertig ist, lässt sich auch gegenseitig anerkennen,<br />

ohne dass <strong>die</strong> entsprechenden Prüfungen<br />

<strong>in</strong> weiteren Ländern jeweils wiederholt werden<br />

müssen. Damit war <strong>die</strong> Cross Acceptance, das Verfahren<br />

der gegenseitigen Anerkennug bei der Zulassung,<br />

als Grundidee g<strong>eb</strong>oren.<br />

3 Cross-Acceptance-Verfahren<br />

3.1 Methodisches Vorgehen<br />

In der Vergangenheit hat der Zulassungsprozess für<br />

Hersteller und Betreiber nicht selten schmerzliche<br />

Erfahrungen mit sich g<strong>eb</strong>racht, wenn bestellte Fahrzeuge<br />

nicht rechtzeitig, also zum vertraglich vere<strong>in</strong>barten<br />

Term<strong>in</strong>, zugelassen geliefert werden konnten<br />

und dadurch Verkehre verspätet oder mit Ersatzfahrzeugen<br />

aufgenommen werden mussten.<br />

Die Industrie entwickelt heute <strong>die</strong> Fahrzeuge zunehmend<br />

jeweils für e<strong>in</strong>e Plattform, von der aus <strong>die</strong><br />

Produkte an Kunden <strong>in</strong> möglichst vielen Ländern<br />

mit Marktpotenzial verkauft werden können. Damit<br />

stellt sich regelmäßig <strong>die</strong> Frage nach der optimalen<br />

Vorgehensweise zur Zulassung e<strong>in</strong>es Fahrzeugtyps<br />

<strong>in</strong> mehreren Ländern. Denn wenn <strong>die</strong> nationalen<br />

Zulassungen seriell, Land für Land, abgearbeitet<br />

werden, kann jeder nächste Zulassungsprozess zu<br />

technischen Anpassungen führen, welche zu Zulassungen,<br />

<strong>die</strong> mit bisherigem technischem Stand bereits<br />

erteilt s<strong>in</strong>d, erneute Nachprüfungen erfordern.<br />

Daraus erg<strong>eb</strong>en sich iterative Prüfvorgänge <strong>in</strong> den<br />

beteiligten Ländern mit für den Antragsteller zusätzlichem<br />

Zeit- und <strong>Mit</strong>telbedarf.<br />

Beim Vectron hat Siemens daher beschlossen,<br />

auch bei der Zulassung neue Wege zu gehen. Erstmalig<br />

wird angestr<strong>eb</strong>t, <strong>die</strong> Zulassung parallel <strong>in</strong><br />

mehreren Ländern zu erlangen. Dabei wird der Fahrzeuge<strong>in</strong>satz<br />

<strong>in</strong> so genannten Korridoren vorgesehen.<br />

Siemens nutzt dabei e<strong>in</strong>e im Auftrag der betreffenden<br />

Zulassungsbehörden erstellte Datenbank (IRL,<br />

International Requirements List) über <strong>die</strong> zu erfüllenden<br />

nationalen Anforderungen. Durch Vergleichen<br />

Bild 1:<br />

E<strong>in</strong>teilung der Anforderungen an <strong>die</strong> Zulassung.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

609


Fahrzeuge<br />

Bild 3:<br />

Zugsicherungsschränke<br />

des Vectron, bestückt<br />

für den Korridor<br />

und Bewerten konnten <strong>die</strong>se Anforderungen <strong>in</strong> drei<br />

Kategorien e<strong>in</strong>geteilt werden (Bild 1):<br />

A Die Erfüllung der Anforderungen wird gegenseitig<br />

anerkannt.<br />

B Anforderungen s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>deutig zuzuordnen<br />

und im E<strong>in</strong>zelfall zu prüfen.<br />

C Anforderungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Land national zu<br />

prüfen.<br />

Zusätzlich s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> nationalen Anforderungen mit<br />

den bereits erfüllten Anforderungen der TSI zu vergleichen,<br />

um Mehrfachprüfungen zu vermeiden.<br />

Um den Zulassungsprozess so effektiv wie möglich<br />

zu gestalten, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Zulassungsbehörden und<br />

Siemens übere<strong>in</strong>gekommen, <strong>die</strong> nachzuweisenden<br />

Bild 2:<br />

Vectron-Lokomotive bei Testfahrten im Prüfcenter Wegberg-Wildenrath.<br />

DACHINL.<br />

Prüfpunkte gemäß der IRL-Datenbankstruktur auf <strong>die</strong><br />

Länderbehörden zu verteilen. Somit liegt <strong>die</strong> Last im<br />

Zulassungsverfahren auf mehreren Schultern.<br />

Die Behörden erkennen entsprechend dem e<strong>in</strong>geführten<br />

Begriff Cross Acceptance untere<strong>in</strong>ander<br />

Teilprüfungen an, sofern <strong>die</strong>se <strong>in</strong> den beteiligten<br />

Ländern als gleichwertig klassiert werden können.<br />

Dies reduziert <strong>die</strong> Zahl der Teilprüfungen bei e<strong>in</strong>er<br />

Mehrländerzulassung deutlich und senkt <strong>die</strong> Aufwendungen<br />

und <strong>die</strong> Prüfzeit, ohne dass Abstriche am Sicherheitsniveau<br />

<strong>in</strong> Kauf genommen werden müssen.<br />

Hervorzuh<strong>eb</strong>en ist, dass Cross Acceptance dabei<br />

nicht als Ersatz oder Konkurrenz zu der E<strong>in</strong>führung<br />

der TSI gedacht ist, sondern vielmehr als unterstützender<br />

Prozess, welcher <strong>in</strong> konkreten Zulassungsprojekten<br />

bottom up den langfristigen top-down-Prozess<br />

der TSI-Vorgaben beschleunigen soll. Das Vorgehen<br />

stellt e<strong>in</strong>en bilateralen Anerkennungsvorgang zwischen<br />

den Behörden zweier beteiligter Länder dar.<br />

Jedes Land kann solche Vergleiche mit mehreren<br />

Ländern durchführen. Bei e<strong>in</strong>heitlicher A-Bewertung<br />

e<strong>in</strong>es Prüfthemas kann Cross Acceptance auch weiter<br />

übertragen werden.<br />

Cross Acceptance basiert auf Transparenz; <strong>die</strong><br />

angewendeten Kriterien müssen für alle beteiligten<br />

Länder nachvollziehbar se<strong>in</strong>. Bei der Arbeitsgruppe<br />

Task Force Interop wird <strong>die</strong>se Transparenz mit der IRL<br />

erreicht. Alle Beteiligten können jederzeit <strong>die</strong> Kriterien<br />

nachvollziehen, welche zur Beurteilung e<strong>in</strong>er<br />

Fahrzeugeigenschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Land verwendet<br />

werden.<br />

Für e<strong>in</strong>e gleichzeitige Zulassung e<strong>in</strong>es neuen Fahrzeugtyps<br />

<strong>in</strong> mehreren Ländern kann <strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />

der Zulassungsaktivitäten weiter optimiert werden,<br />

<strong>in</strong>dem <strong>die</strong> verschiedenen Fachbereiche zwischen den<br />

beteiligten Behörden zur Bearbeitung aufgeteilt werden.<br />

Damit lassen sich <strong>die</strong> Kommunikationswege verkürzen<br />

und gleichzeitig bessere Strukturen erreichen.<br />

3.2 Vorgehen bei der Zulassung des Vectron<br />

<strong>Mit</strong> dem Beschluss, für den Vectron (Bild 2) <strong>die</strong> Zulassung<br />

parallel <strong>in</strong> mehreren Ländern zu erwirken, hat<br />

Siemens erstmalig den Weg der seriellen Zulassung,<br />

also der aufe<strong>in</strong>ander folgenden Zulassungen <strong>in</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Ländern verlassen.<br />

Für <strong>die</strong> Zulassung der Vectron-Lokomotiven<br />

wird der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz, Italien und den Niederlanden, abgekürzt<br />

DACHINL, als Erstkorridor vorgesehen. Diese fünf<br />

Länder erbr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sgesamt knapp 50 % des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts<br />

(GDP) der 27 EU-Staaten sowie<br />

45 % des Passagierverkehrs und 40 % des Warenverkehrs.<br />

Es ist erforderlich, <strong>die</strong> Zulassungsanforderungen<br />

<strong>die</strong>ser fünf Länder zu erfüllen. Dazu hat <strong>die</strong> Vectron-MS-Lokomotive<br />

unter anderem alle notwendigen<br />

Zugsicherungen an Bord, e<strong>in</strong>schließlich der<br />

ETCS-Ausrüstung. Des Weiteren ist der Prototyp der<br />

610 109 (2011) Heft 11


Fahrzeuge<br />

MS-Lokomotive für weitere Zulassungen mit e<strong>in</strong>er<br />

Maximalausrüstung der wichtigsten Zugsicherungssysteme<br />

für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Mit</strong>teleuropa ausgerüstet.<br />

<strong>Mit</strong>tels fest zugeordneter E<strong>in</strong>bauplätze lassen sich daraus<br />

leicht korridor- und kundenbezogene Lokomotivvarianten<br />

ableiten.<br />

Da <strong>die</strong> MS-Lokomotive e<strong>in</strong>e Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 200 km/h erreicht, ist <strong>die</strong> TSI für den<br />

<strong>in</strong>teroperablen <strong>Hochgeschw<strong>in</strong>digkeit</strong>sverkehr zu<br />

erfüllen. Des Weiteren s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Anforderungen der<br />

TSI SRT, TSI PRM und TSI ZZS zu berücksichtigen.<br />

Auf Basis der durch e<strong>in</strong>en Notified Body ausgestellten<br />

EG-Zertifikats kann der Hersteller e<strong>in</strong>e EG-Konformitätserklärung<br />

ausstellen. Diese Dokumente<br />

s<strong>in</strong>d Voraussetzung zur Erlangung der nationalen<br />

Zulassungen.<br />

Durch <strong>die</strong> Entscheidung von Siemens, <strong>die</strong> Zulassung<br />

der neuen Vectron-Lokomotiven <strong>in</strong> den<br />

genannten fünf Ländern des wichtigen Nord-Süd-<br />

Güterkorridors zeitgleich zu betreiben, ergab sich<br />

auch <strong>die</strong> Möglichkeit, für e<strong>in</strong>zelne Prüfthemen <strong>die</strong><br />

Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe unter den beteiligten Aufsichtsbehörden<br />

aufzuteilen. Siemens verfügt je<br />

Prüfthema über vorher festgelegte und def<strong>in</strong>ierte<br />

Ansprechstellen zur Koord<strong>in</strong>ation der Zulassungsaktivitäten.<br />

Diese koord<strong>in</strong>ierte Vorgehensweise<br />

schafft aber auch Abhängigkeiten. Entsprechend<br />

e<strong>in</strong>er Kletterseilschaft im G<strong>eb</strong>irge s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> beteiligten<br />

Stellen aufe<strong>in</strong>ander angewiesen und der<br />

Langsamste <strong>in</strong> der Gruppe bestimmt Tempo und<br />

Ankunftszeit. Aber <strong>die</strong> Gruppe ist geme<strong>in</strong>sam auch<br />

stark. Auftretende Streitfälle können <strong>in</strong> den regelmäßigen<br />

Koord<strong>in</strong>ationssitzungen besprochen und<br />

zielführend bere<strong>in</strong>igt werden.<br />

Geme<strong>in</strong>sam geprüft wird e<strong>in</strong>e voll ausgerüstete<br />

Vectron-MS-Lokomotive mit den fünf Länderpaketen<br />

(Bild 3). Dass Bahnunternehmen Lokomotiven mit allen<br />

fünf Länderpaketen beschaffen werden, ist wegen<br />

des dann höheren Stückpreises eher unwahrsche<strong>in</strong>lich.<br />

Vielmehr werden <strong>die</strong> meisten Bestellungen auf<br />

Lokomotiven mit zwei oder drei Länderpaketen lauten.<br />

Durch Weglassen der nicht benötigten Länderpakete<br />

entsteht für den Besteller das gewünschte<br />

Produkt; <strong>die</strong> Zulassung basiert auf der bewilligten<br />

Maximalvariante und e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Deltabetrachtung<br />

der Unterschiede.<br />

über sicherheitsrelevante Funktionen, e<strong>in</strong>er transparenten<br />

Nachweisführung und schrittweise zu<br />

e<strong>in</strong>heitlichen Vorschriften. Bei zukünftigen anderen<br />

Projekten mit weiteren Ländern werden <strong>die</strong>se Erfahrungen<br />

mit Cross Acceptance weitergeg<strong>eb</strong>en. N<strong>eb</strong>en<br />

EU-Ländern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Harmonisierungsprozesse<br />

auch weitere Länder e<strong>in</strong>bezogen; <strong>die</strong>ser Prozess muss<br />

an der EU-Grenze nicht stoppen.<br />

Die Epoche <strong>in</strong>dividueller nationaler Eigenentwicklungen<br />

geht zu Ende, <strong>die</strong> neuen länderübergreifenden<br />

TSI-Vorgaben, <strong>in</strong>teroperable Systeme und<br />

<strong>die</strong> mit Cross Acceptance strukturierten nationalen<br />

Vorgaben bestimmen <strong>die</strong> sicherheitsrelevanten und<br />

<strong>in</strong>teroperablen Eigenschaften zukünftiger Bahnfahrzeuge.<br />

Die Systemanforderungen werden sich technisch<br />

immer mehr angleichen, was <strong>die</strong> Marktöffnung<br />

unterstützen wird.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. W<strong>in</strong>fried Mahr (50),<br />

Leiter Zulassung Lokomotiven bei<br />

Siemens Infrastructure & Cities,<br />

Rail Systems, Locomotives.<br />

Adresse: Siemens AG, Infrastructure<br />

& Cities Sector, Rail Systems Division<br />

Locomotives and Components,<br />

IC RL LOC S&P HC, Werner-von-<br />

Siemens-Str. 67, 91052 Erlangen,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 9131 7-29442,<br />

Fax -24213;<br />

E-Mail: w<strong>in</strong>fried.mahr@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. Johannes Driller (47),<br />

Leiter Referat 31, Inbetri<strong>eb</strong>nahmegenehmigung<br />

Schienenfahrzeuge<br />

beim Eisenbahn-Bundesamt.<br />

Adresse: Eisenbahn-Bundesamt,<br />

He<strong>in</strong>emannstr. 6, 53175 Bonn,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 228 9826-310, Fax: -397;<br />

E-Mail: DrillerJ@<strong>eb</strong>a.bund.de<br />

4 Schlussfolgerung<br />

Die gleichzeitigen Zulassungen e<strong>in</strong>er neuen Generation<br />

von MS-Lokomotiven <strong>in</strong> fünf Ländern stellt<br />

für alle Beteiligten e<strong>in</strong>e große Herausforderung dar.<br />

Beim Aufbau der Fahrzeugplattform s<strong>in</strong>d große Vorleistungen<br />

zu erbr<strong>in</strong>gen. Bei zukünftigen Folgevarianten<br />

wird sich <strong>die</strong>se Investition jedoch positiv auf <strong>die</strong><br />

Term<strong>in</strong>- und Kostensituation auswirken.<br />

Die enge Zusammenarbeit der beteiligten Zulassungsbehörden<br />

führt zu e<strong>in</strong>em vertieften Verständnis<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Jürg Lütscher<br />

(55), Abteilung Infrastrutur, Sektion<br />

Zulassungen und Regelwerke beim<br />

Bundesamt für Verkehr (BAV).<br />

Adresse: Bundesamt für Verkehr<br />

BAV, Mühlestr. 6, Ittigen, 3003 Bern,<br />

Schweiz;<br />

Fon:+41 31 3231345,<br />

Fax: +49 31 3225595;<br />

E-Mail: juerg.luetscher@bav.adm<strong>in</strong>.ch<br />

109 (2011) Heft 11<br />

611


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Herbst- und W<strong>in</strong>tervor bereitungen der DB<br />

Die DB hat 2011 zusätzlich >70 Mio. EUR<br />

<strong>in</strong> Herbst- und W<strong>in</strong>tervorsorge <strong>in</strong>vestiert<br />

und will <strong>die</strong>s auch <strong>in</strong> den kommenden<br />

vier Jahren tun. Damit sollen Fahrzeuge<br />

und Infrastruktur auch bei extremer<br />

Witterung nachhaltig verfügbarer werden.<br />

Zur besseren Kunden<strong>in</strong>formation<br />

bei allfälligen Störungen wurden >2 000<br />

dynamische Schriftanzeiger (DSA) auf<br />

Bahnhöfen <strong>in</strong>stalliert.<br />

Zum Herbst haben 461 S-Bahntri<strong>eb</strong>züge<br />

Baureihe (BR) 423 neue<br />

Besandungsanlagen und neue Software<br />

bekommen, um das Bremsverhalten<br />

auf durch Laub rutschigen Schienen<br />

zu verbessern. Ferner wurde e<strong>in</strong> neues<br />

Verfahren zur Schienenre<strong>in</strong>igung auf<br />

besonders rutschigen Streckenabschnitten<br />

entwickelt.<br />

Für rascheres Abtauen vereister Züge<br />

wurden <strong>in</strong> den Fernverkehrswerken München,<br />

Frankfurt (Ma<strong>in</strong>), Köln, Dortmund,<br />

Hamburg und Berl<strong>in</strong> Enteisungsanlagen<br />

<strong>in</strong>stalliert und <strong>in</strong> 13 Außenre<strong>in</strong>igungsanlagen<br />

Abtauanlagen nachgerüstet,<br />

darunter auch solchen des Nahverkehrs.<br />

Mobil s<strong>in</strong>d acht Abtauzelte aufgestellt<br />

und 200 neue Heizlüfter angeschafft.<br />

Trotzdem wird <strong>die</strong> Verfügbarkeit der<br />

Personenverkehrsflotten angespannt<br />

bleiben, und zwar durch <strong>die</strong> zehnfach<br />

häufigeren Ultraschalluntersuchungen<br />

als vom Hersteller vorgesehen, <strong>die</strong> bis zu<br />

18 der 235 ICE-Züge b<strong>in</strong>den, verspätete<br />

Lieferung der 16 neuen ICE 3-Züge von<br />

Siemens und fortdauernde Lieferverzögerungen<br />

von 178 Nahverkehrstri<strong>eb</strong>zügen<br />

Talent 2 von Bombar<strong>die</strong>r.<br />

In der Infrastruktur wurde <strong>die</strong> Zahl<br />

beheizter Weichen um rund 700 auf knapp<br />

48000 vermehrt, sodass alle Weichen auf<br />

Strecken mit fahrplanmäßigem Personenverkehr<br />

beheizt s<strong>in</strong>d. Die Antri<strong>eb</strong>e von rund<br />

1200 Weichen an besonders empf<strong>in</strong>dlichen<br />

Stellen haben zusätzliche Abdeckungen gegen<br />

Schneeverwehungen und von Fahrzeugen<br />

herabfallende Eisbrocken bekommen.<br />

Ferner hat <strong>die</strong> DB alle Verträge mit Firmen<br />

modifiziert, <strong>die</strong> Bahnsteige von Schnee<br />

räumen sollen; e<strong>in</strong> GPS-gestütztes System<br />

soll den Zustand von Bahnsteigen melden<br />

und <strong>die</strong> Disposition der Räumkräfte verbessern.<br />

Die DB-Bereitschaften für technische<br />

Störungen werden ab W<strong>in</strong>terbeg<strong>in</strong>n um<br />

600 Kräfte verstärkt, und rund 6 000 Kräfte<br />

sollen <strong>in</strong> zwei Schichten Weichen schneller<br />

als bisher von Schnee und Eis räumen.<br />

DB Unternehmensstruktur<br />

Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister, Vorsitzender aussetzung sei, <strong>die</strong> sich als wirtschaftlich<br />

und <strong>Mit</strong>glied des Aufsichtsrates der DB erfolgreich und effizient bewährt habe.<br />

und deren Vorstandsvorsitzender haben Sie ermögliche <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der<br />

Anfang Oktober <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Erklärung betont, wie vorteilhaft bis 2015 zusätzlich 1 Mrd. EUR für den<br />

Schienen <strong>in</strong>frastruktur, wobei der Bund<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong>tegrierte Struktur der DB ist, das Bedarfsplan zur Verfügung stelle. Sie<br />

heißt der unternehmerische Verbund biete e<strong>in</strong>en konzernweiten Arbeitsmarkt<br />

von Netz und Betri<strong>eb</strong>. Angesichts und sie stehe dem Wettbewerb nicht<br />

des prognostizierten Wachstums im entgegen, wie <strong>die</strong> stetig wachsenden<br />

Personen- wie im Güterverkehr und Marktanteile Dritter auf dem deutschen<br />

se<strong>in</strong>er zentralen Lage <strong>in</strong> Europa brauche Schienennetz bewiesen. Das europäische<br />

Eisenbahnrecht müsse deshalb<br />

Deutschland e<strong>in</strong>en effizienten und<br />

leistungsfähigen Schienenverkehr, wofür auch künftig Organisationsformen wie<br />

der Erhalt der <strong>in</strong>tegrierten Struktur Vor- <strong>in</strong> Deutschland zulassen.<br />

Bahnstrecke<br />

Berl<strong>in</strong> – Rostock<br />

Die EU hat im Mai 2011 aus ihrem<br />

Regionalentwicklungsfonds weitere<br />

21 Mio. EUR für Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der Strecke Berl<strong>in</strong> –<br />

Rostock bewilligt, <strong>die</strong> Teil des TEN<br />

ist; von 2000 bis 2006 kamen hieraus<br />

schon 87 Mio. EUR dafür und weitere<br />

59 Mio. EUR sollen beantragt werden.<br />

Für <strong>in</strong>sgesamt derzeit 0,74 Mrd. EUR<br />

soll <strong>die</strong> Strecke bis 2015 auf 160 km/h<br />

Streckengeschw<strong>in</strong>digkeit und 25 t Radsatzlast<br />

ertüchtigt werden.<br />

Pünktlichkeitszahlen der DB<br />

Pünktlichkeit der DB- Reisezüge<br />

<strong>in</strong> % von Januar bis August 2011 für<br />

zwei Verspätungskriterien; größte<br />

Abweichungen + und – ger<strong>in</strong>gfügig<br />

gemittelt<br />

Fernverkehr<br />

< 5 m<strong>in</strong> 59 s<br />

< 15 m<strong>in</strong> 59 s<br />

Nahverkehr<br />

< 5 m<strong>in</strong> 59 s<br />

< 15 m<strong>in</strong> 59 s<br />

Personenverkehr<br />

< 5 m<strong>in</strong> 59 s<br />

< 15 m<strong>in</strong> 59 s<br />

80,4 ± 2,8<br />

92,5 ± 1,3<br />

93,5 ± 0,6<br />

98,7 ± 0,1<br />

93,2 ± 0,7<br />

98,6 ± 0,2<br />

Die DB veröffentlicht ab September<br />

2011 monatlich aktualisiert <strong>die</strong> Pünktlichkeitswerte<br />

ihrer Personenzüge. Man<br />

f<strong>in</strong>det <strong>die</strong>se beim Surfen durch <strong>die</strong> Konzernseiten,<br />

e<strong>in</strong>facher jedoch mit e<strong>in</strong>er<br />

Suchmasch<strong>in</strong>e per E<strong>in</strong>gabe „DB-Konzern<br />

– Pünktlichkeitswerte“. Basis s<strong>in</strong>d<br />

Abfahrts- und Ankunftsverspätungen der<br />

monatlich rund 0,78 Mio. Nahverkehrs-<br />

Zugfahrten und der über 0,02 Mio.<br />

Fernverkehrs-Zugfahrten. Zum Nahverkehr<br />

zählen auch alle S-<strong>Bahnen</strong>, dass<br />

heißt <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Ballungsräumen von<br />

Hannover über Rhe<strong>in</strong>-Ruhr, Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />

und Stuttgart bis München weitgehend<br />

und <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> sowie <strong>in</strong> Hamburg völlig<br />

autarken Systeme. Ab Januar 2012 sollen<br />

auch beim Nahverkehr alle Verkehrshalte<br />

e<strong>in</strong>fließen. Das genannte Zugzahlenverhältnis<br />

40 : 1 wird dann bei pauschal engenommenen<br />

mittleren Halteabständen<br />

50 km im Fern- und 2 km im Nahverkehr<br />

im Verhältnis 25 : 1 gewichtet. Interessant<br />

s<strong>in</strong>d noch <strong>die</strong> exakte Def<strong>in</strong>ition des<br />

üblichen 5-m<strong>in</strong>-Grenzwertes sowie der<br />

zusätzliche Bezug auf <strong>die</strong> im Flugverkehr<br />

übliche etwa dreimal so lange Verspätungsgrenzzeit.<br />

612 109 (2011) Heft 11


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Elektronisches Stellwerk München-Pas<strong>in</strong>g<br />

<strong>Mit</strong>te August 2011 ist das Elektronische<br />

Stellwerk (ESTW) München-Pas<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />

gegangen. Es ersetzt fünf alte Stellwerke und<br />

steuert über 780 km Kabel 415 Signale und<br />

230 Weichen von Gaut<strong>in</strong>g, Lochhausen und<br />

Obermenz<strong>in</strong>g bis Donnersberger Brücke.<br />

Der dazwischen liegende Knotenbahnhof<br />

München-Pas<strong>in</strong>g ist mit zusammen 1200<br />

Zugfahrten von Fern-, Regional-, S-Bahnund<br />

Güterverkehr an Werktagen e<strong>in</strong>er der<br />

größten Eisenbahnknotenpunkte <strong>in</strong> Bayern.<br />

Investiert wurden 130 Mio. EUR. Die Arbeiten<br />

begannen 2007, <strong>die</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

dauerte 78 h und >300 <strong>Mit</strong>arbeiter von Siemens<br />

und der DB waren dabei e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Flexity 2-Straßenbahnfahrzeuge für Blackpool<br />

Die englische Hafenstadt Blackpool<br />

hat <strong>die</strong> ersten der 16 bestellten Flexity<br />

2-Straßenbahnfahrzeuge von Bom-<br />

Ausgewählte technische Daten der<br />

Flexity 2- Straßenbahnfahrzeuge für<br />

Blackpool.<br />

Spurweite<br />

1 435 mm<br />

Länge<br />

32 230 mm<br />

Breite<br />

2 650 mm<br />

Höhe<br />

3 420 mm<br />

Masse (leer/besetzt mit 40,9 t/56,7 t<br />

4 Pers./m²)<br />

Fahrleitungsspannung<br />

Motorleistung<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>Mit</strong>tlere Beschleunigung<br />

( 2 /3 Besetzung)<br />

Verzögerung (Betri<strong>eb</strong>s-/<br />

Gefahrenbremsung)<br />

M<strong>in</strong>imaler horizontaler<br />

Kurvenradius (Strecke/<br />

Depot)<br />

DC 600 V<br />

4 x 120 kW<br />

70 km/h<br />

0,5 m/s²<br />

1,2 m/s²<br />

2,73 m/s²<br />

25 m/20 m<br />

Maximale Steigung 60 ‰<br />

Niederfluranteil 100 %<br />

Sitzplätze 74<br />

Stehplätze<br />

148 (4 Pers./m²)<br />

bar<strong>die</strong>r (BT) erhalten [1]. Damit beg<strong>in</strong>nt<br />

<strong>die</strong> fahrzeugseitige Modernisierung des<br />

ältesten britischen Straßenbahnsystems.<br />

Auf der 17,7 km langen Strecke zwischen<br />

Blackpool und Fleetwood können <strong>die</strong><br />

Fahrgäste, <strong>die</strong> zu 75 % Touristen s<strong>in</strong>d, nun<br />

zwischen den neuen 100 % Niederflurzügen<br />

oder den alten historischen Doppeldeckerstraßenbahnfahrzeugen<br />

wählen. Als<br />

Weiterentwicklung der Flexity-Fahrzeuge<br />

verfügen <strong>die</strong> Flexity 2-Straßenbahnfahrzeuge<br />

über e<strong>in</strong>en erhöhten Korrosionsschutz<br />

sowie e<strong>in</strong> verbessertes Fahrwerk<br />

auf der Basis des Drehgestells FLEXX Urban<br />

3000. Die Straßenbahnfahrzeuge<br />

bestehen aus fünf Modulen. Drei Module<br />

s<strong>in</strong>d Fahrwerkmodule, zwischen denen<br />

zwei Sänften e<strong>in</strong>gehangen s<strong>in</strong>d. Zwei<br />

Fahrwerksmodule s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Antri<strong>eb</strong><br />

ausgerüstet. Das Zweirichtungsfahrzeug<br />

verfügt über 74 Sitz- und 148 Steh plätze<br />

und ist mit e<strong>in</strong>er Klimaanlage ausgestattet.<br />

Der E<strong>in</strong>stieg geschieht über 2 Doppelschi<strong>eb</strong>etüren<br />

<strong>in</strong> den Sänften 2 und 4 und<br />

zwei E<strong>in</strong>fachschi<strong>eb</strong>etüren <strong>in</strong> den Kopfmodulen.<br />

Der neu entwickelte Führerstand<br />

verfügt unter anderem über zwei Touch-<br />

Screen-Be<strong>die</strong>nflächen.<br />

[1] N. N.: Neue Straßenbahnfahrzeuge<br />

für Blackpool. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107<br />

(2009), H. 8, S. 364.<br />

Flexity 2-Straßenbahnfahrzeug für Black pool Innenansicht<br />

(Foto: Bombar<strong>die</strong>r).<br />

Flexity 2-Straßenbahnfahrzeug für Blackpool Außenansicht<br />

(Foto: Bombar<strong>die</strong>r).<br />

Metro Delhi<br />

Bombar<strong>die</strong>r (BT) hat von der Delhi Metro<br />

Rail Corporation (DMRC) e<strong>in</strong>en Auftrag<br />

über <strong>die</strong> Lieferung von weiteren 76 MO-<br />

VIA U-Bahn-Wagen erhalten. Der Auftrag<br />

hat e<strong>in</strong>en Wert von etwa 84 Mio. EUR.<br />

Es ist e<strong>in</strong> Folgeauftrag e<strong>in</strong>er Bestellung<br />

von <strong>Mit</strong>te 2010 über 114 Fahrzeuge.<br />

Die Auslieferung wird im dritten Quartal<br />

2012 beg<strong>in</strong>nen und soll Anfang 2013 abgeschlossen<br />

se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>schließlich der neu<br />

beauftragten Züge wird <strong>die</strong> DMRC e<strong>in</strong>e<br />

Flotte von <strong>in</strong>sgesamt 614 MOVIA U-Bahn-<br />

Fahrzeugen betreiben, etwa 460 Fahrzeuge<br />

s<strong>in</strong>d bereits im E<strong>in</strong>satz. Die MOVIA-<br />

Fahrzeuge mit e<strong>in</strong>em Wagenkasten aus<br />

Edelstahl und FLEXX Metro 3000-Drehgestellen<br />

werden vollständig von BT <strong>in</strong><br />

Savli, Vadodara im Bundesstaat Gujarat <strong>in</strong><br />

In<strong>die</strong>n, gefertigt. Dieses Werk wurde neu<br />

errichtet und g<strong>in</strong>g 2008 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>.<br />

Movia U-Bahn-<br />

Wagen <strong>in</strong> Delhi<br />

(Foto: www.constructionweekonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>).<br />

109 (2011) Heft 11<br />

613


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

<strong>Elektrische</strong> Lokomotive stellt mit hoher<br />

Zugmasse Rekord <strong>in</strong> Russland auf<br />

DC-3-kV-Doppellokomotive<br />

2ES10 Granit<br />

(Foto: http://pfoto-rzd.com).<br />

Seit 2010 werden bei Ural Locomotives <strong>in</strong> Jekater<strong>in</strong>burg<br />

221 elektrische Lokomotiven vom Typ<br />

2ES10 Granit für e<strong>in</strong>e Fahrleitungsspannung<br />

DC 3 kV für <strong>die</strong> Russische Eisenbahn RŽD hergestellt.<br />

Das Werk ist e<strong>in</strong> Jo<strong>in</strong>t-Venture von Siemens<br />

(SIM) und der russischen S<strong>in</strong>ara Group. Der<br />

mechanische Teil ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung der<br />

Lokomotive 2ES6 von S<strong>in</strong>ara, der bei der neuen<br />

Lokomotive mit moderner Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik<br />

von SIM komb<strong>in</strong>iert wird. Die Lokomotive<br />

2ES10 ist e<strong>in</strong>e Doppellokomotive, <strong>die</strong> aus zwei<br />

gleichen Teilen besteht und für e<strong>in</strong>e Zugmasse<br />

von 6300 t ausgelegt ist. Im August 2011 wurde<br />

bei e<strong>in</strong>er Testfahrt mit drei Lokomotivteilen <strong>die</strong>ses<br />

Typs an der Zugspitze e<strong>in</strong> Zug mit e<strong>in</strong>er Masse<br />

von 9000 t von Jekater<strong>in</strong>burg nach Bales<strong>in</strong>o<br />

Ausgewählte technische Daten der 2ES10<br />

der RŽD.<br />

Spurweite<br />

1 520 mm<br />

Länge<br />

34 000 mm<br />

Radsatzfolge<br />

Bo’Bo‘+Bo’Bo‘<br />

Fahrleitungsspannung<br />

DC 3 kV<br />

Gesamtmotorleistung<br />

8,8 MW/8,4 MW<br />

(Stunde/dauernd)<br />

<strong>Elektrische</strong> Bremsleistung<br />

(Netzbremsung/Widerstand)<br />

Anfahrzugkraft<br />

Dauerzugkraft bei 56,2 km/h<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Radsatzlast<br />

8,4 MW/5,6 MW<br />

784 kN<br />

538 kN<br />

120 km/h<br />

24,9 t<br />

über e<strong>in</strong>e Strecke von 500 km über das Uralg<strong>eb</strong>irge<br />

befördert. Dies stellt e<strong>in</strong>en Rekord für <strong>die</strong> Zugmasse<br />

auf dem Streckennetz Russlands dar. Die üblichen<br />

Zugmassen liegen bei etwa 5500 t.<br />

Vario-Straßenbahnfahrzeuge<br />

für Potsdam<br />

Anlässlich e<strong>in</strong>es Tages der offenen Tür der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Potsdam<br />

(ViP) wurde am 17.09.2011 das erste Vario-Straßenbahnfahrzeug mit der<br />

Betri<strong>eb</strong>snummer 421 von Stadler Pankow der Öffentlichkeit präsentiert<br />

und auf den Namen der polnischen Partnerstadt Opole getauft. ViP hat<br />

<strong>in</strong>sgesamt 14 Vario-Straßenbahnfahrzeuge mit e<strong>in</strong>er Option auf vier weitere<br />

bestellt. Damit sollen sukzessive <strong>die</strong> hochflurigen Tatrabahnen ersetzt<br />

werden. Die neuen E<strong>in</strong>richtungsfahrzeuge mit der bekannten getri<strong>eb</strong>elosen<br />

Antri<strong>eb</strong>stechnik mit Radnabenmotoren haben 2,30 m Wagenkastenbreite,<br />

s<strong>in</strong>d 100 % niederflurig, vollklimatisiert und haben 4 Doppelschi<strong>eb</strong>etüren.<br />

Die fünf Fahrzeugmodule stützen sich auf drei Fahrwerke ab, von denen<br />

zwei angetri<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d. Für Sitzplätze nicht nutzbare Bereiche wurden als<br />

Gepäckab lagen ausgeführt.<br />

Ausgewählte technische Daten der Vario-<br />

Straßenbahnfahrzeuge für Potsdam.<br />

Spurweite<br />

1 435 mm<br />

Länge<br />

29 620 mm<br />

Breite<br />

2 300 mm<br />

Höhe<br />

3 400 mm<br />

Masse leer<br />

39 t<br />

Raddurchmesser (neu/abgenutzt) 650/570 mm<br />

Fahrleitungsspannung<br />

DC 600 V<br />

Motorleistung<br />

8 x 45 kW<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

70 km/h<br />

M<strong>in</strong>imaler Kurvenradius<br />

18 m<br />

Niederfluranteil 100 %<br />

E<strong>in</strong>stiegshöhe<br />

300 mm<br />

Sitzplätze 57<br />

Stehplätze 118<br />

Sanierung Baureihe 485 der S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

Die S-Bahn Berl<strong>in</strong> hat bis Oktober 2011<br />

im DB-Werk Wittenberge bei 80 zweiteiligen<br />

Viertelzügen Vz) Baureihe (BR)<br />

485 + 885, darunter 20 stillgelegten<br />

und reaktivierten, für 20 Mio. EUR <strong>die</strong><br />

Al-Wagenkästen komplett sanieren und<br />

<strong>die</strong> Innene<strong>in</strong>richtungen erneuern lassen.<br />

Die BR war von 1988 bis 1992, als<br />

<strong>die</strong> S-Bahn im Auftrag des Senats von<br />

Berl<strong>in</strong> durch <strong>die</strong> BVG betri<strong>eb</strong>en wurde,<br />

vom damaligen Lokomotivbau – Elektrotechnische<br />

Werke (LEW) <strong>in</strong> Hennigsdorf<br />

entwickelt und zum großen Teil noch<br />

als BR 270 geliefert worden. Die Sanierung<br />

war erforderlich, weil 2008 Risse<br />

<strong>in</strong> den Bodenblechen entdeckt wurden,<br />

vermutlich als Folge ungenügend<br />

ausgehärteter Schweißnähte. Nachdem<br />

bei der Bahn<strong>in</strong>dustrie ke<strong>in</strong> Sanierungsauftrag<br />

unterzubr<strong>in</strong>gen war, musste<br />

das bis dah<strong>in</strong> auf andere Fahrzeuge<br />

ausgerichtete DB-Werk zunächst bei<br />

e<strong>in</strong>er Totalzerlegung Dokumentationen<br />

erstellen, dann technische Lösungen<br />

und Fertigungsabläufe erarbeiten und<br />

e<strong>in</strong>e Montagestraße e<strong>in</strong>richten. Den<br />

vollständig entkernten und verziehfest<br />

e<strong>in</strong>gespannten Kästen werden <strong>die</strong><br />

4 mm starken Bodenbleche entfernt<br />

und neue 5 mm dicke e<strong>in</strong>geschweißt,<br />

wonach sie 72 h e<strong>in</strong>gespannt bleiben.<br />

Beim Redesign bekommen sie aufgearbeitete<br />

W<strong>in</strong>dfangwände, Seiten- und<br />

Deckenverkleidungen, neue Sitze und<br />

Innenfarben wie <strong>die</strong> beiden anderen<br />

BR der S-Bahn. Die Bearbeitung e<strong>in</strong>es<br />

Vz dauert etwa si<strong>eb</strong>en Wochen und soll<br />

zuverlässigen E<strong>in</strong>satz bis Ende 2017<br />

ermöglichen.<br />

614 109 (2011) Heft 11


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Instandhaltung der Desiro RUS-Tri<strong>eb</strong>wagenzüge<br />

Für <strong>die</strong> 54 Desiro RUS-Züge, <strong>die</strong> seit<br />

April 2011 <strong>in</strong> Krefeld hergestellt werden,<br />

hat Siemens von der Russischen Eisenbahn<br />

RŽD den Auftrag erhalten, ab 2013<br />

für <strong>die</strong> Dauer von 40 Jahren <strong>die</strong> Instandhaltung<br />

zu übernehmen. Die Depots <strong>in</strong><br />

Adler bei Sotschi und <strong>in</strong> Moskau sowie<br />

das Wartungspersonal stellen <strong>die</strong> RŽD,<br />

während Siemens unter anderem für das<br />

Management der Service-Arbeiten, <strong>die</strong><br />

Logistik sowie <strong>die</strong> Ersatzteilversorgung<br />

zuständig ist. In Spitzenzeiten werden<br />

<strong>in</strong> den beiden Depots <strong>in</strong>sgesamt bis zu<br />

80 <strong>Mit</strong>arbeiter an den Zügen tätig se<strong>in</strong>.<br />

Der Vertrag umfasst <strong>die</strong> planmäßige<br />

Instandhaltung der Desiro RUS-Züge.<br />

Dazu gehören Maßnahmen wie <strong>die</strong><br />

Überprüfung der Brems- und Fahrgast-<br />

komfortsysteme sowie alle Revisionen,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichen Abständen nötig<br />

s<strong>in</strong>d. Die ersten E<strong>in</strong>heiten werden im<br />

Herbst 2013 <strong>in</strong> Sotschi den Fahrgastbetri<strong>eb</strong><br />

aufnehmen.<br />

[1] N. N.: Olympische W<strong>in</strong>terspiele 2014:<br />

Desiro-Züge für Sotschi. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 1-2, S. 93.<br />

Metro Algier<br />

Die erste Metrol<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der algerischen<br />

Hauptstadt Algier bef<strong>in</strong>det sich derzeit<br />

<strong>in</strong> der Testphase unter realen Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen,<br />

jedoch ohne <strong>die</strong> Beförderung<br />

von Fahrgästen. Es werden alle<br />

technischen Abläufe getestet und letzte<br />

Systeme<strong>in</strong>stellungen vorgenommen. Auf<br />

e<strong>in</strong>er Streckenlänge von 9,5 km sollen<br />

ab Ende 2011 10 Stationen im regulären<br />

Fahrgastbetri<strong>eb</strong> be<strong>die</strong>nt werden. Die<br />

Strecke verläuft von der Station Haï el<br />

Badr <strong>in</strong> nördlicher Richtung zur Haltestelle<br />

Grande Poste im Zentrum von Algier. Für<br />

<strong>die</strong> gesamte L<strong>in</strong>ie 1 rechnet <strong>die</strong> Betreibergesellschaft<br />

RATP El Djazaïr mit etwa<br />

300000 Fahrgästen pro Tag. E<strong>in</strong> Konsortium,<br />

bestehend aus Siemens, CAF und der<br />

französischen V<strong>in</strong>ci Construction Grands<br />

Projets, hatte im Januar 2006 den Auftrag<br />

für den Bau der Metro erhalten. Siemens<br />

liefert <strong>die</strong> Zugsicherungstechnik <strong>in</strong> Form<br />

des automatischen Zugbee<strong>in</strong>flussungssystems<br />

vom Typ Tra<strong>in</strong>guard MT CBTC,<br />

<strong>die</strong> Telekommunikation, <strong>die</strong> Anlagen der<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und -übertragung,<br />

<strong>die</strong> Gleisanlagen sowie das Fahrkartenbe-<br />

zahlsystem und errichtete <strong>die</strong> Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale.<br />

Der spanische Fahrzeughersteller<br />

CAF liefert <strong>die</strong> 14 Metrozüge, <strong>die</strong> aus<br />

jeweils 6 Wagen bestehen. V<strong>in</strong>ci Construction<br />

errichtete Stationen, G<strong>eb</strong>äude und<br />

<strong>in</strong>stallierte <strong>die</strong> Lüftungsanlagen. Die Pläne<br />

Metro <strong>in</strong> Algier im Testbetri<strong>eb</strong> (Foto: Siemens).<br />

zum Bau der Metro <strong>in</strong> Algier datieren vom<br />

Anfang der 1980er Jahre. Die Realisierung<br />

des Metrosystems musste jedoch auf<br />

Grund f<strong>in</strong>anzieller Schwierigkeiten und<br />

<strong>in</strong>nenpolitischer Instabilität immer wieder<br />

verschoben werden.<br />

Schweizer Sorgen um Neat-Anschlüsse<br />

ETCS <strong>in</strong> der Schweiz<br />

Deutschland hat sich 1996 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Staatsvertrag mit der Schweiz verpflichtet,<br />

se<strong>in</strong>e Rhe<strong>in</strong>strecke als Neat-Zubr<strong>in</strong>ger<br />

zu ertüchtigen, und e<strong>in</strong> gleichartiges<br />

Abkommen hat Italien für se<strong>in</strong>e Seite geschlossen.<br />

In der Schweiz sieht man aber<br />

sorgenvoll bei beiden Partnern erh<strong>eb</strong>liche<br />

Verzögerungen, <strong>die</strong> kaum mehr bis zur<br />

Eröffnung des Gotthard-Basistunnels aufzuholen<br />

se<strong>in</strong> werden. Auf deutscher Seite<br />

stünden sechsstellige Zahlen an E<strong>in</strong>sprüchen<br />

gegen <strong>die</strong> Planungen an und für <strong>die</strong><br />

nächsten zehn Jahre seien von benötigten<br />

4 Mrd. EUR erst 400 Mio. EUR bewilligt;<br />

Kritiker argwöhnen hier e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungskonkurrenz<br />

des Projekts Stuttgart 21.<br />

Auch <strong>die</strong> Sparpakete der italienischen<br />

Regierung verstärken <strong>die</strong> Befürchtungen.<br />

Anders als <strong>die</strong> Schweiz haben beide<br />

Nachbarländer ke<strong>in</strong>en zweckg<strong>eb</strong>undenen<br />

Fonds zur F<strong>in</strong>anzierung der Bahn<strong>in</strong>frastruktur,<br />

vielmehr müssen <strong>die</strong> <strong>Mit</strong>tel jedes<br />

Jahr aus dem ordentlichen Staatshaushalt<br />

kommen. Während es aber im Süden über<br />

Chiasso, Lu<strong>in</strong>o und Domodossola immerh<strong>in</strong><br />

drei Bahnkorridore gibt, muss im<br />

Norden der gesamte Güterverkehr durch<br />

das Rhe<strong>in</strong>tal laufen.<br />

In der Schweiz s<strong>in</strong>d bisher <strong>die</strong> Schnellfahrstrecke<br />

Mattstetten – Rothrist und der<br />

Lötschberg-Basis tunnel mit ETSC ausgerüstet<br />

und befahren, wozu bis 2016 der Gotthard-<br />

Basistunnel kommen wird. Damit s<strong>in</strong>d dort<br />

theoretisch 2 m<strong>in</strong> Zugfolge bei 200 km/h<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit möglich, E<strong>in</strong>- und Ausfädelungen<br />

unberücksichtigt. Bis 2017 will <strong>die</strong><br />

SBB 300 Mio. EUR <strong>in</strong>vestieren, um alle rund<br />

11000 Signalpunkte ihres Streckennetzes mit<br />

ETCS Level 1 auszurüsten. Industriepartner<br />

dabei werden Siemens und Thales se<strong>in</strong>. Ab<br />

2025 soll dann das ganze Netz schrittweise<br />

auf ETCS Level 2 umgestellt werden.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

615


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Neue Fahrgast<strong>in</strong>formationssysteme für <strong>die</strong> S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

Die DB <strong>in</strong>vestiert bei der S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

36 Mio. EUR <strong>in</strong> modernere Reisenden<strong>in</strong>formationssysteme.<br />

Bis <strong>Mit</strong>te 2013 sollen alle<br />

168 Stationen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Brandenburg<br />

Echtzeitangaben zum Zugbetri<strong>eb</strong> haben,<br />

davon 135 Stellen LCD-Anzeiger mit An-<br />

gaben über nächste Zugfahrten und Zwischenstationen<br />

sowie für freie Programmierung<br />

von Infotexten und 33 Stationen<br />

mit ger<strong>in</strong>geren Fahrgastzahlen andere<br />

digitale Anlagen zur m<strong>in</strong>utengenauen Verspätungsmeldung.<br />

Auf mehreren Strecken<br />

laufen schon neue Anlagen im Testbetri<strong>eb</strong>.<br />

Ferner wird e<strong>in</strong> neues Beschallungssystem<br />

n<strong>eb</strong>en dem automatischen Abspielen<br />

vorproduzierter Standardansagen auch<br />

zentrale Durchsagen an allen Stationen<br />

ermöglichen.<br />

Transportpolizei der SBB<br />

Angesichts steigender Gewaltbereitschaft<br />

<strong>in</strong> den Zügen gegen <strong>Mit</strong>reisende und<br />

Personale wurde der ehemalige Sicherheits<strong>die</strong>nst<br />

der SBB <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

schrittweise zu e<strong>in</strong>er vollwertigen, auf den<br />

öffentlichen Verkehr spezialisierte Polizei<br />

entwickelt. Der Bundesrat hat nun mit der<br />

Verordnung über <strong>die</strong> Sicherheitsorgane der<br />

Transportunternehmen im öffentlichen Verkehr<br />

vom 17. August 2011 entschieden, dass<br />

sie mit Schusswaffen ausgerüstet werden<br />

kann und so den anderen Polizeikräften<br />

vollkommen gleichgestellt wird; <strong>die</strong> SBB<br />

plant, <strong>die</strong>s ab ab Sommer 2012 umzusetzen.<br />

Die Angehörigen der SBB Transportpolizei<br />

s<strong>in</strong>d gleich ausg<strong>eb</strong>ildet wie <strong>die</strong> bei den<br />

Kantonspolizeien. Das Grenzwachtkorps, <strong>die</strong><br />

Militärische Sicherheit und <strong>die</strong> Kantonspolizei<br />

patrouillieren bereits heute bewaffnet<br />

<strong>in</strong> den Zügen der SBB; <strong>die</strong> Transportpolizei<br />

wird <strong>die</strong> Schusswaffe verdeckt tragen.<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer <strong>in</strong> Teilzeit bei SBB<br />

Als Pilotprojekt führt <strong>die</strong> SBB ab Oktober<br />

2011 erstmals e<strong>in</strong>en Lehrgang für Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer<strong>die</strong>nst<br />

<strong>in</strong> Teilzeit. Die Ausbildung<br />

an drei Tagen pro Woche dauert 18<br />

Monate statt 12 Monate für Vollzeitkräfte,<br />

Inhalt und Anforderungen s<strong>in</strong>d identisch.<br />

Die Absolventen sollen mit 60 bis 80 % der<br />

Regelarbeitszeit Regional- und S-Bahnzüge<br />

im Großraum Zürich fahren; für <strong>die</strong> An-<br />

stellung brauchen sie e<strong>in</strong> Sprachzertifikat<br />

<strong>in</strong> Französisch oder Italienisch. Die SBB<br />

reagiert mit dem Modell auf Bedarf für<br />

mehrere hundert Kräfte durch vermehrte<br />

Zugleistungen bei gleichzeitig starken<br />

Pensionierungen <strong>in</strong> den nächsten Jahren;<br />

schon heute erfordere Mangel viele<br />

Überstunden. Sie sieht sich durch große<br />

Nachfrage und durch <strong>die</strong> Frauenquote bestätigt:<br />

E<strong>in</strong> Aufruf hatte 120 Bewerbungen<br />

g<strong>eb</strong>racht, wovon zwölf Personen und zu<br />

e<strong>in</strong>em Drittel Frauen ausgewählt wurden.<br />

Für weitere Ang<strong>eb</strong>ote will man <strong>die</strong> Resultate<br />

der ersten Runde abwarten. Die Berufsvertretung<br />

der Stammlokomotivführer<br />

ist skeptisch und bemängelt Privilegien der<br />

Teilzeiter wie festgeschri<strong>eb</strong>ene Schichten<br />

und freie Tage.<br />

Öffentliche Investitionen <strong>in</strong> Eisenbahnen<br />

Investitionen Volksrepublik Ch<strong>in</strong>a <strong>in</strong> den Schienenverkehr,<br />

rot geplant im 12. Fünfjahresplan (Quelle: SCI Verkehr).<br />

Die öffentlichen F<strong>in</strong>anzbudgets für<br />

Eisenbahn<strong>in</strong>vestitionen haben sich weltweit<br />

von 82 Mrd. EUR im Jahr 2005 auf<br />

224 Mrd. EUR <strong>in</strong> 2010 fast verdreifacht.<br />

Überdurchschnittlich stark waren dabei<br />

<strong>die</strong> Anstiege <strong>in</strong> 2008 und 2009 durch<br />

Investitionssprünge <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a (Bild) und<br />

nationale Konjunkturprogramme. Von<br />

den weltweiten öffentlichen Eisenbahn<strong>in</strong>vestitionen<br />

<strong>in</strong> 2010 bedeuteten <strong>die</strong><br />

umgerechnet 90 Mrd. EUR <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a alle<strong>in</strong><br />

40 %. Die weitere Entwicklung der Branche<br />

hängt also <strong>in</strong> nicht ger<strong>in</strong>gem Maße<br />

von Ch<strong>in</strong>a ab. Hier zeigt der 12. Fünfjahresplan<br />

gegenüber dem vorigen e<strong>in</strong><br />

verändertes Bild. Die Gesamtsumme<br />

soll zwar mit nom<strong>in</strong>al 320 Mrd. EUR das<br />

1,5-fache der realisierten 209 Mrd. EUR<br />

se<strong>in</strong>, jedoch wesentlich gleichmäßiger<br />

umgesetzt werden.<br />

Anlagenerneuerung bei der U-Bahn München<br />

Bei der U-Bahn München erreichen 40 Jahre<br />

nach der Betri<strong>eb</strong>saufnahme am 19. Oktober<br />

1971 <strong>die</strong> technischen Ausrüstungen<br />

der Gleichrichterwerke ihre L<strong>eb</strong>ensgrenze.<br />

Die Stadtwerke München (SWM) haben<br />

deshalb Lieferungen und Leistungen <strong>in</strong> si<strong>eb</strong>en<br />

Losen ausgeschri<strong>eb</strong>en und vier davon<br />

Ende Juli 2011 für 5,5 Mio. EUR an Balfour<br />

Beatty Rail verg<strong>eb</strong>en. Der Auftrag umfasst<br />

<strong>die</strong> Lieferungen und Montagen für<br />

• je e<strong>in</strong> Gleichrichterwerk im Betri<strong>eb</strong>shof<br />

Nord und <strong>in</strong> der Betri<strong>eb</strong>sanlage Süd<br />

• Erweiterung der dortigen Fahrstromanlagen,<br />

• Kuppelstelle im Bahnhof Implerstraße,<br />

• Kuppelstelle im Bahnhof Neuperlach Süd.<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen gehören dazu rund 30 km<br />

Kabel im Tunnel, Transformatoren<br />

und Gleichrichter sowie 121 Felder für<br />

Leistungs- oder Trennschalter, davon 79<br />

für Gleichrichter, für Streckenspeiser und<br />

Rückleiter sowie Melde-/Be<strong>die</strong>nfelder. Weil<br />

der U-Bahnbetri<strong>eb</strong> nicht unterbrochen<br />

werden darf, müssen bestimmte Arbeiten<br />

während der nächtlichen Betri<strong>eb</strong>sruhe<br />

ausgeführt werden, das heißt meistens bei<br />

nur zwei Stunden Arbeitszeit.<br />

616 109 (2011) Heft 11


Unternehmen Nachrichten<br />

Neue Unternehmensstruktur bei Siemens<br />

Zum 1. Oktober hat sich Siemens e<strong>in</strong>e<br />

neue Unternehmensstruktur geg<strong>eb</strong>en.<br />

Das operative Geschäft gliedert sich <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> Sektoren Energy, Healthcare, Industry<br />

sowie den neu gegründeten Sektor<br />

Infrastructure & Cities, mit dem das Unternehmen<br />

am dynamischen Wachstum<br />

von Städten und Infrastrukturen teilhaben<br />

will. Infrastructure & Cities wiederum<br />

ist unterteilt <strong>in</strong> <strong>die</strong> sechs Divisionen Rail<br />

Systems (Schienenfahrzeuge), Mobility<br />

and Logistics (Verkehrs-, Transport- und<br />

Logistikmanagement), Low and Medium<br />

Voltage (Nieder- und <strong>Mit</strong>telspannung),<br />

Smart Grid (<strong>in</strong>telligente Stromnetze) und<br />

Build<strong>in</strong>g Technologies (G<strong>eb</strong>äudetechnik)<br />

sowie Osram. <strong>Mit</strong> <strong>die</strong>ser neuen Aufstellung<br />

will Siemens se<strong>in</strong> Geschäft noch<br />

enger an den Zielmärkten ausrichten.<br />

Die Aktivitäten der 2008 g<strong>eb</strong>ildeten<br />

früheren Division Mobility s<strong>in</strong>d nun <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Sektors Infrastructure & Cities<br />

neu aufgeteilt.<br />

Die Division Smart Grid soll den<br />

Paradigmenwechsel vom herkömmlichen<br />

unidirektionalen zu e<strong>in</strong>em bidirektionalen<br />

Energie- und Kommunikationsfluss widerspiegeln.<br />

Themen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>telligente Netze<br />

für das Erzeugen, Übertragen und Verteilen<br />

von Energie für Industrie, Infrastruktur<br />

und Städte <strong>eb</strong>enso wie <strong>die</strong> Elektrifizierung<br />

von Schienenwegen – das Thema Bahnelektrifizierung<br />

ist hier angesiedelt.<br />

Die Division Rail Systems mit den<br />

vier Geschäftsbereichen (Bus<strong>in</strong>ess<br />

Units) High Speed and Commuter Rail,<br />

Metro,Coaches and Light Rail, Locomotives<br />

and Components sowie Customer<br />

Service & Transportation Solutions<br />

umfasst das gesamte Schienenfahrzeuggeschäft<br />

von Siemens – von Eisenbahnen<br />

über Metros und Lokomotiven bis h<strong>in</strong><br />

zu Straßen- und Stadtbahnen sowie <strong>die</strong><br />

dazugehörigen Service-Leistungen.<br />

Die Division Mobility and Logistics mit<br />

den drei Geschäftsbereichen Rail Automation,<br />

Infrastructure Logistics sowie Complete<br />

Transportation and E-Vehicles Infrastructure<br />

betreut Kunden, deren Geschäftsmodell auf<br />

der Optimierung von Personen- und Güterverkehr<br />

liegt. Dazu gehört das gesamte<br />

<strong>in</strong>termodale Verkehrs-, Transport- und<br />

Logistik- Management <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Bahnautomatisierung, Infrastrukturlogistik,<br />

<strong>in</strong>telligente Verkehrs- und Transportsysteme<br />

sowie alle Aktivitäten im Zusammenhang<br />

mit der Elektromobilitäts-Infrastruktur.<br />

Energie und Umwelt Nachrichten<br />

W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> der Schweiz<br />

In der Schweiz läuft offenbar e<strong>in</strong> Wettbewerb<br />

um <strong>die</strong> höchste W<strong>in</strong>denergieanlage<br />

Europas: Dem höchsten Park <strong>in</strong> 2330 m<br />

Höhe zwischen Göschenen und Andermatt<br />

[1] folgte nach wenigen Monaten<br />

jetzt <strong>die</strong> höchste Anlage mit vorerst e<strong>in</strong>em<br />

W<strong>in</strong>drad. Sie steht auf 2465 m Höhe kurz<br />

südlich der Passhöhe des Nufenen auf<br />

Walliser Seite n<strong>eb</strong>en dem Stausee Gries.<br />

Nach mehrmonatiger Test- und E<strong>in</strong>stellphase<br />

wurde Ende September 2011<br />

Richtfest begangen. Zur Anfahrt der 35 m<br />

langen Rotorblätter von Airolo auf <strong>die</strong><br />

Passhöhe musste e<strong>in</strong> speziell gegliederter<br />

Tieflader g<strong>eb</strong>aut werden. Der Standort<br />

erlaubt vorhandene elektrische Leitungen<br />

zu nutzen. Die bisweilen extremen Wetterverhältnisse<br />

im W<strong>in</strong>ter erforderten e<strong>in</strong><br />

Heizsystem, das <strong>die</strong> Rotorblätter schneeund<br />

eisfrei hält. Vorstu<strong>die</strong>n hätten gezeigt,<br />

dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Fauna und Flora ger<strong>in</strong>g<br />

gehalten würden, <strong>die</strong> Bewohner des<br />

Obergoms und <strong>die</strong> kantonalen Behörden<br />

hätten das Projrkt unterstützt und <strong>die</strong> Umweltverbände<br />

seien „konsultiert“ worden.<br />

Die Investition beträgt 5,5 Mio. CHF, <strong>die</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de Obergoms ist beteiligt und<br />

wird wirtschaftlich profitieren. Die Anlage<br />

soll Anfang 2012 dauerhaft ans Netz<br />

gehen und 3 GWh/a liefern.<br />

[1] N. N.: Hochster W<strong>in</strong>dpark <strong>in</strong> Europa.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 12,<br />

S. 582.<br />

Erstes W<strong>in</strong>denergierad n<strong>eb</strong>en Staumauer<br />

und -see Gries bei Ulrichen (Wallis, CH)<br />

(Foto: GriesW<strong>in</strong>d).<br />

HGÜ für W<strong>in</strong>denergie<br />

Der deutsch-niederländische Netzbetreiber<br />

TenneT hat bei ABB e<strong>in</strong>e HGÜ<br />

zum Anschluss von Offshore-W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />

<strong>in</strong> der Nordsee bestellt,<br />

<strong>die</strong> mit > 900 MW Nennleistung <strong>die</strong><br />

weltweit bisher größte <strong>die</strong>ser Art se<strong>in</strong><br />

und mit Verlusten < 1 % je Kopfstation<br />

arbeiten soll. Als Auftragswert wird<br />

≈1 Mrd. USD genannt. Angeschlossen<br />

werden der 33 km nördlich von<br />

Norderney stehende Park Gode W<strong>in</strong>d II<br />

mit 80 W<strong>in</strong>dräder à 5 MW und andere<br />

umliegende Parks. Von der Offshore-<br />

Station wird mit e<strong>in</strong>em 135 km langen<br />

See- und Landkabel zur Gegenstation<br />

bei der niedersächsischen Geme<strong>in</strong>de<br />

Dörpen 10 km südlich von Papenburg<br />

im Emsland übertragen.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

617


Nachrichten Produkte und Lösungen<br />

W<strong>eb</strong>-Zugang und Datenaustausch <strong>in</strong> Echtzeit<br />

Erstmals <strong>in</strong> Deutschland bietet <strong>die</strong> Verkehrsgesellschaft<br />

Kreis Unna kostenloses<br />

Public WLAN auf deutschen L<strong>in</strong>ienbussen<br />

an. Über <strong>in</strong> den Bussen <strong>in</strong>tegrierte<br />

NB2500 Wireless Router können <strong>die</strong><br />

Fahrgäste nach kurzer Registrierung<br />

mit ihren Smartphones oder iPods nach<br />

Beli<strong>eb</strong>en surfen. Dan<strong>eb</strong>en ermöglicht der<br />

Router <strong>die</strong> Übertragung aller relevanten<br />

Informationen für den Status der Fahr-<br />

Die mobile WLAN/UMTS Router NetBox<br />

NB2500 (Foto: Netmodule).<br />

zeuge im Sekundentakt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zentrale.<br />

Das garantiert dem Verkehrsbetri<strong>eb</strong> den<br />

jederzeit vollständigen Überblick über <strong>die</strong><br />

Fahrzeugflotte. <strong>Mit</strong> E1-Zertifizierung ist<br />

der mobile WLAN/UMTS Router NetBox<br />

NB2500 speziell für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> mobilen<br />

Netzwerken <strong>in</strong> Bussen und anderen<br />

Straßenfahrzeugen wie Taxis, Feuerwehroder<br />

Polizeifahrzeuge konzipiert.<br />

In Zügen und Straßenbahnen ermöglicht<br />

der Railway Router NB2600R<br />

Internet-Zugang und Intranet-Anb<strong>in</strong>dung<br />

über das öffentliche Mobilfunknetz. Dazu<br />

erfüllt er <strong>die</strong> höchsten Sicherheitsanforderungen<br />

der Bahnnorm EN50155 T3<br />

(-25 °C bis +70 °C) und CEN/TS 45545<br />

sowie Schock- und Vibrationsfestigkeit<br />

gemäß MIL STD 810F. Funktional bietet<br />

das Gerät e<strong>in</strong>en 5-Port-Ethernet-Switch,<br />

e<strong>in</strong>e USB-Schnittstelle, zwei Digital I/O-<br />

Schnittstellen und <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Bahntechnik<br />

spezifischen M12-Anschlüsse. Typische<br />

E<strong>in</strong>satzbereiche s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Übermittlung von<br />

Fahrgast<strong>in</strong>formationen und Daten für den<br />

elektronischen Zahlungsverkehr beim On-<br />

Board Ticket<strong>in</strong>g, Condition Monitor<strong>in</strong>g,<br />

Datalogg<strong>in</strong>g von Betri<strong>eb</strong>sdaten sowie als<br />

WLAN Access Po<strong>in</strong>t.<br />

E<strong>in</strong> umfangreiches Sicherheitspaket<br />

rundet <strong>die</strong> Grundausstattung aller NetBox<br />

Wireless Router ab: Ihre Dual SIM Fähigkeit<br />

steht für beste Verfügbarkeit mobiler<br />

Netzwerkverb<strong>in</strong>dungen. Die NetBox-<br />

Software stellt sicher, dass <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

permanent aufrechterhalten wird und<br />

ke<strong>in</strong>e Daten verloren gehen. N<strong>eb</strong>en Anschlussüberwachung<br />

und automatischer<br />

Wiederverb<strong>in</strong>dung bei Ausfall umfasst<br />

sie Fallback-Management, e<strong>in</strong>e flexible<br />

Firewall, Port-Weiterleitung, e<strong>in</strong>en VPN-<br />

Server und Client sowie ausfallsicheres<br />

Software-Update over-the-air.<br />

Info: www.netmodule.com<br />

Be<strong>die</strong>nelemente für Cockpits von Schienenfahrzeugen<br />

Zur Erstausstattung und für Modernisierungen<br />

von Schienenfahrzeugen bietet<br />

Be<strong>die</strong>nelemente der Baureihe 04 gemäß UIC 612-Richtl<strong>in</strong>ien<br />

(Foto: Stadtwerke Bonn, Mart<strong>in</strong> Magunia).<br />

Hersteller EAO <strong>in</strong> Essen se<strong>in</strong>e gemäß<br />

UIC 612-Richtl<strong>in</strong>ien gestaltete Baureihe 04<br />

an. Sie soll <strong>in</strong> hohem Maße mit vorhandenen<br />

Be<strong>die</strong>nelementen kompatibel se<strong>in</strong><br />

und durch verbessertes Design für e<strong>in</strong>en<br />

optimalen Betri<strong>eb</strong> am Fahrerarbeitsplatz<br />

sorgen. Das Sortiment umfasst quadratische<br />

und runde Leuchtmelder, Leuchtdrucktasten,<br />

Wahl- und Schlüsselschalter<br />

<strong>in</strong> der nahezu frontbündigen Bauform,<br />

<strong>die</strong> dem Fahrer e<strong>in</strong>e sichere und ergonomische<br />

Be<strong>die</strong>nung garantieren sollen.<br />

Die Schaltelemente mit der schraublosen<br />

Push-In-Anschlusstechnologie von<br />

Phoenix Contact stehen für e<strong>in</strong>e Verkürzung<br />

der Montagezeit um bis zu 70 %<br />

gegenüber herkömmlicher Anschlusstechnik.<br />

Lieferbar s<strong>in</strong>d auch spezielle Kippschalter<br />

mit bis zu fünf Schaltstellungen<br />

<strong>in</strong> beli<strong>eb</strong>iger Komb<strong>in</strong>ation von Rast- und<br />

Impulsfunktion, <strong>die</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Bauform<br />

unterscheiden und dadurch <strong>die</strong> e<strong>in</strong>deutige<br />

Zuordnung der Funktion schon durch<br />

Ertasten erleichtern.<br />

Info: www.eao.de<br />

618 109 (2011) Heft 11


Me<strong>die</strong>n Nachrichten<br />

Bücher<br />

Berl<strong>in</strong>er S-Bahn-Museum (Hrsg.):<br />

Bahnhof Zoo – Vorposten der<br />

DDR <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>: GVE, 2011; 93 S., 245 Abb., dav.<br />

137 farb.; 3,5 cm x 21,5 cm, karton.;<br />

16,80 EUR; ISBN 978-3-89218-101-9.<br />

Am Bahnhof Zoologischer Garten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Sonstige Me<strong>die</strong>n<br />

fokussierten sich 45 Jahre lang <strong>die</strong> Besonderheiten<br />

der politischen, rechtlichen und<br />

damit auch der verkehrsmäßigen und<br />

bahnbetri<strong>eb</strong>lichen Situation im geteilten<br />

Deutschland und <strong>eb</strong>enso geteilten<br />

Berl<strong>in</strong> sowie deren Veränderungen zum<br />

Schlechten und vorübergehend wieder<br />

zum Guten. Bis an <strong>die</strong> 1980er Jahre wurde<br />

hier mehr oder weniger ständig gezankt,<br />

wer was zu bestimmen hatte, nicht durfte,<br />

es versuchte und so weiter; zweimal wurde<br />

nachdrücklich gestreikt. Dass <strong>in</strong> all <strong>die</strong>ser<br />

Zeit auf 240 Arbeitsplätzen ordnungsgemäßer<br />

Eisenbahn<strong>die</strong>nst gemacht wurde<br />

und besonders <strong>die</strong> Fernverb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen West-Berl<strong>in</strong> und Bundesrepublik<br />

sowie weit darüber h<strong>in</strong>aus unspektakulär<br />

abgewickelt wurden, wird dabei gerne<br />

vergessen. Der Inhalt des Buches, das auf<br />

e<strong>in</strong>er im September und Oktober 2011<br />

stattgefundenen Ausstellung im Amerikahaus<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> beruht, ist wesentlich<br />

weiter gespannt als der Titel vermuten<br />

lässt. Natürlich beg<strong>in</strong>nt es mit dem ersten,<br />

1882 eröffneten Bau, beschreibt bauliche<br />

Veränderungen <strong>eb</strong>enso wie <strong>die</strong> oft bewusst<br />

hochgespielten sozialen Zustände <strong>in</strong>nen<br />

und außen und beklagt am Schluss <strong>die</strong><br />

Degra<strong>die</strong>rung zum Regionalbahnhof im<br />

Jahre 2006. Vielfach ist das Titelobjekt aber<br />

Anknüpfungs- oder Ausgangspunkt für viel<br />

weiter reichende Schilderungen beispielsweise<br />

zum Transitverkehr. Das Verhältnis<br />

der Bilderzahl, darunter viele Repr<strong>in</strong>ts, zur<br />

Seitenzahl zeigt schon, wie knapp und<br />

präzise <strong>die</strong> Texte s<strong>in</strong>d; beides zusammen<br />

br<strong>in</strong>gt im Zeitraffer Augenblicke aus e<strong>in</strong>em<br />

halben Jahrhundert deutscher Geschichte<br />

nahe oder <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung.<br />

Be<br />

Stu<strong>die</strong> über Bahn<strong>in</strong>vestitionen<br />

Investitionen <strong>in</strong> Bahnprojekte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Kernbereich der weltweiten Nachfrage<br />

nach Industrieprodukten. <strong>Mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />

MultiClient-Stu<strong>die</strong> SCI Verkehr auf e<strong>in</strong>er<br />

erfolgreichen Stu<strong>die</strong> aus 2009 auf und<br />

analysiert, systematisiert und vali<strong>die</strong>rt <strong>die</strong><br />

aktuellen Budgets der öffentlichen und<br />

privaten Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen.<br />

Im Anhang steht e<strong>in</strong>e tabellarische<br />

Aufstellung aller Bahn-Förderprojekte<br />

von Weltbank, Asian Development Bank,<br />

Ch<strong>in</strong>a Development Bank, African<br />

Development Bank, EIB und EBRD.<br />

Die Infrastruktur- und Fahrzeug<strong>in</strong>dustrie<br />

erhält damit für den Schienenpersonenund<br />

-güterverkehr fun<strong>die</strong>rte Aussagen zu<br />

möglichen künftigen Beschaffungen.<br />

Info: SCI Verkehr GmbH,<br />

E-Mail: v.ruehmann@sci.de<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung Nachrichten<br />

Das kle<strong>in</strong>e h als<br />

Unterschied<br />

„Der Energi<strong>eb</strong>edarf wurde .. im Jahre 1950<br />

wieder weitgehend aus Wasserkraft gedeckt,<br />

nämlich zu<br />

• 62 % aus Wasser<br />

• 32 % aus Umformern und zu<br />

• 6 % aus Wärmekraftwerken [4].“<br />

(aus e<strong>in</strong>em Beitrag <strong>in</strong> <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 46 (1975) zu e<strong>in</strong>er neuen Anlage<br />

<strong>in</strong> der DB-Bahn energie versorgung).<br />

„... <strong>in</strong>stallierte Dauerleistung ... verteilte<br />

sich auf Wasserkraftwerke mit 62%, auf<br />

Dampfkraftwerke mit 6% und auf Umformerwerke<br />

... mit 32%.“ (aus der oben<br />

genannten Quelle [4] <strong>in</strong> <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 22 (1951) zum Wiederaufbau und<br />

Stand des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es <strong>in</strong><br />

Süddeutschland).<br />

Elastisches Speisen<br />

„Federtragwerke 3‘200 Stk.“ (aus Datenblatt<br />

zum Gotthard-Basistunnel).<br />

Etwas fürs Gu<strong>in</strong>essbuch?<br />

„Der Unfall ereignete sich bei e<strong>in</strong>er der<br />

berüchtigsten E<strong>in</strong>fahrweichen <strong>in</strong> Europa.“<br />

(aus schweizerischem Press<strong>eb</strong>ericht zu<br />

e<strong>in</strong>er Flankenfahrt <strong>in</strong> Olten).<br />

Vorsicht beim Bootfahren!<br />

„Bahnkraftwerke können <strong>in</strong> Form von<br />

Wasserkraftwerken, konventionellen<br />

thermischen Kraftwerken oder Kernkraftwerken<br />

auftauchen.“ (aus dem Script zu<br />

e<strong>in</strong>em wasserwirtschaftlichen Aufsatz).<br />

Ob das wirklich hilft?<br />

„Ziel ist e<strong>in</strong>e nachhaltige Steigerung<br />

der Fahrzeug- und Infrastrukturverfügbarkeit<br />

– gerade auch bei extremer<br />

Witterung. Dazu hat <strong>die</strong> DB ... mehr als<br />

2.000 dynamische Schriftanzeiger (DSA)<br />

auf den Bahnhöfen <strong>in</strong>stalliert, ...“ (aus<br />

Presse<strong>in</strong>formation über W<strong>in</strong>tervorbereitungen).<br />

Ja, was denn nun?<br />

„... wird <strong>die</strong> Qualität im größten Eisenbahnknotenpunkt<br />

Bayerns nachhaltig<br />

stärken. – Die Fahrgäste und der Freistaat<br />

Bayern ... wollen e<strong>in</strong>e pünktliche und<br />

zuverlässige Bahn.“ – „Alle Signale auf<br />

Grün!“ (aus zwei verschiedenen Pressemitteilungen<br />

zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme des<br />

EStW München-Pas<strong>in</strong>g).<br />

109 (2011) Heft 11<br />

619


Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

im Jahre 1936 – Teil 3<br />

Schluss zu <strong>eb</strong> Heft 8/2011 Seiten 436–440<br />

Das Heft 9 war der am 12. Juni 1936<br />

vollendeten Elektrifizierung der Höllentalund<br />

Dreiseenbahn Freiburg (Breisgau) –<br />

Titisee – Neustadt (Schwarzwald) und dem<br />

Abzweig Titisee – Se<strong>eb</strong>rugg mit 1 AC 20 kV<br />

50 Hz gewidmet. Die Strecke überw<strong>in</strong>det<br />

aus dem Rhe<strong>in</strong>tal 617 m Höhendifferenz<br />

und hatte anfänglich auf fast 7 km e<strong>in</strong>en<br />

60 ‰ steilen Zahnstangenabschnitt, der<br />

erst 1933 mit schweren 1‘E1‘-Dampf-Tenderlokomotiven<br />

Baureihe (BR) 95 auf re<strong>in</strong>en<br />

Reibungsbetri<strong>eb</strong> umgestellt wurde. Nach<br />

der kurz vorher erfolgten Elektrifizierung<br />

der Hauptstrecke Budapest – Hegyeshalom<br />

mit 1 AC 16 kV 50 Hz (<strong>eb</strong> 107 (2009);<br />

H. 10, S. 459–461) war <strong>die</strong> Deutsche<br />

Reichsbahn mit den zunächst <strong>in</strong>sgesamt<br />

55,6 km Streckenlänge im Schwarzwald <strong>die</strong><br />

weltweit zweite Staatsbahn mit 50-Hz-<br />

Betri<strong>eb</strong> (Bild 20). Dieser war ausdrücklich<br />

Bild 20: Lokomotive E 344 auf der Dreiseenbahn<br />

(Bild 1 aus [38]).<br />

e<strong>in</strong> Versuch, um <strong>die</strong> Energieversorgung aus<br />

dem 3AC-Landesnetz und vier verschiedene<br />

Bauarten von 50-Hz-Lokomotiven<br />

unter schwierigen Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen zu<br />

erproben; <strong>die</strong>se sollten im kommenden Jahr<br />

beschri<strong>eb</strong>en werden.<br />

Nach e<strong>in</strong>er geschichtlich-geografischen<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> [37] behandelten <strong>die</strong> folgenden<br />

Beiträge <strong>die</strong> neu erstellten ortsfesten<br />

Anlagen, mit denen damals viel technisches<br />

Neuland beschritten wurde. Die Fahrleitungsanlage<br />

auf Basis der „bewährten“<br />

E<strong>in</strong>heitsfahrleitung 1928 mit festen Auslegern,<br />

festem Tragseil und nachgespanntem<br />

Fahrdraht bot bis auf <strong>die</strong> verlängerten<br />

Isolatoren ke<strong>in</strong>e Besonderheiten [38]; nur<br />

der Zick-Zack war wegen mehrerer Tunnel<br />

[42] von 500 auf 250 mm verkle<strong>in</strong>ert. Neu<br />

war e<strong>in</strong>e Phasentrennstelle kurz vor Titisee,<br />

<strong>die</strong> wegen der Streckenspeisung aus e<strong>in</strong>em<br />

Scott-Transformator im Unterwerk (Uw)<br />

Titisee erforderlich wurde (Bild 12 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 108<br />

(2010), H. 8-9, S. 430) [39]. Dieser bestand<br />

aus zwei Teilumspannern zu je 6500 kVA<br />

Nennleistung <strong>in</strong> T-Schaltung, <strong>die</strong><br />

bei gleicher Belastung der beiden<br />

Speis<strong>eb</strong>ezirke e<strong>in</strong>e annähernd<br />

symmetrische Belastung der drei<br />

Phasen auf der Oberspannungsseite<br />

erg<strong>eb</strong>en hätte. Da jedoch<br />

<strong>die</strong> geplante Weiterelektrifizierung<br />

bis Donauesch<strong>in</strong>gen nicht mehr<br />

zustande kam, überwog bei<br />

weitem <strong>die</strong> e<strong>in</strong>seitige Belastung<br />

von dem Steilstreckenabschnitt.<br />

Die nunmehr unvermeidlich<br />

auftretenden Unsymmetrien im<br />

Landesnetz 3 AC 110 kV 50 Hz<br />

ergaben aber <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

nachwirkende Messerg<strong>eb</strong>nisse,<br />

<strong>die</strong> nach 1945 unter französischer<br />

Besatzung zu weiteren Versuchen<br />

anregen sollten und letztlich 1950<br />

<strong>die</strong> Entscheidung der SNCF für<br />

ihre weitere Elektrifizierung mit<br />

1 AC 25 kV bee<strong>in</strong>flussten (<strong>eb</strong> 105<br />

(2007), H. 12, S. 680).<br />

E<strong>in</strong>zelheiten zum Thema<br />

Unsymmetrie fand man im Beitrag<br />

[40] e<strong>in</strong>es Vertreters des Energielieferanten<br />

Badenwerk: Die nach den<br />

damaligen Regeln für elektrische<br />

Masch<strong>in</strong>en (REM) zulässigen Werte,<br />

nämlich für das Gegensystem 5 %<br />

des symmetrischen <strong>Mit</strong>systems<br />

und 5 % Nullpunktverschi<strong>eb</strong>ung<br />

zur Strangspannung, wurden im<br />

praktischen Betri<strong>eb</strong> nicht erreicht,<br />

und zwar dank der leistungsstarken<br />

Wasserkraftmasch<strong>in</strong>en mit großzügig<br />

bemessenen Dämpferkäfigen.<br />

Selbst bei verm<strong>in</strong>derter Masch<strong>in</strong>enleistung<br />

im Sonntagsbetri<strong>eb</strong> der<br />

3AC-Verbraucher ermittelte man als<br />

zulässige 1AC-Belastung 7400 kW,<br />

<strong>die</strong> im normalen Bahnbetri<strong>eb</strong> nicht<br />

auftrat. Dass <strong>die</strong> 50-Hz-Bee<strong>in</strong>flussung<br />

der verkabelten Fernmeldeleitungen<br />

besonders beachtet<br />

werden musste, war <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

Hochschul-E<strong>in</strong>führungsvorlesung<br />

zu lesen [41]. Nach der Vorstellung<br />

unterschiedlich permeabler Bewehrungseisen<br />

und frequenzabhängiger<br />

Kabelschutzfaktoren wurde<br />

gefolgert, dass wegen der höheren<br />

Fahrleitungs<strong>in</strong>duktivität bei 50 Hz<br />

im Kurzschlussfall ke<strong>in</strong>e höheren<br />

Störbee<strong>in</strong>flussungen gegenüber<br />

16 2 / 3 Hz zu erwarten seien.<br />

<strong>Mit</strong> der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

aus dem 3AC-Landesnetz<br />

befassten sich auch weitere<br />

Beiträge. Der Autor zu [43]<br />

Bild 21: Grundsätzliche Funktion Umwandlung zwischen<br />

3 AC und 1 AC (Ausschnitt Bild 11 aus [43]).<br />

T 1,2<br />

Transformator primär und sekundär<br />

a mittels Kommutator und rotierendem Bürstensatz<br />

k Kommutatorlamellen<br />

c mittels Ventilstrecken<br />

Str Stromrichtergefäß und Ventilstrecken<br />

A Anoden<br />

T 2<br />

Sekundär-R<strong>in</strong>gwicklung mit Kommutatorlamellen (k)<br />

K Kathode<br />

Bild 22: <strong>Elektrische</strong> Größen rotierender Umformer (l<strong>in</strong>ks)<br />

und statischer Umrichter (rechts) (Bild 12 aus [43]).<br />

a Verlauf Spannungen U und Ströme J 1 AC 16 2 / 3 Hz<br />

b Verlauf Leistung 1 AC 16 2 / 3 Hz<br />

c Verlauf Leistung im Energiespeicher, l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> Drehmassen,<br />

rechts angenommen ke<strong>in</strong>er vorhanden<br />

d Verlauf Leistung 3 AC 50 Hz<br />

e 1, 2, 3<br />

Verlauf Phasenspannungen und -ströme 3 AC 50 Hz<br />

620 109 (2011) Heft 11


Historie<br />

Bild 23: Schema <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>in</strong><br />

Schweden, oben rechts Anschluss Landesnetz<br />

3 AC 50 Hz (Ausschnitt Bild 3 aus [44]).<br />

zeigte <strong>die</strong> Grundanforderungen e<strong>in</strong>es 1AC-<br />

Bahnbetri<strong>eb</strong>s und leitete aus beispielhaften<br />

Belastungsdiagrammen <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Möglichkeiten der Energieumformung ab.<br />

Dazu stellte er als Stand der Technik Masch<strong>in</strong>enumformer<br />

<strong>in</strong> Synchron-Synchron- und<br />

Asynchron-Synchron-Bauart und deren Regelmöglichkeiten<br />

vor, um dann auf <strong>die</strong> neuesten<br />

statischen Frequenzumrichter überzuleiten<br />

und deren grundsätzlich anderen<br />

Netzrückwirkungen darzustellen (Bilder 21<br />

und 22). Weiter untersuchte er am Beispiel<br />

e<strong>in</strong>iger typischer deutscher Netzstrukturen,<br />

wie sich e<strong>in</strong>e dezentrale Frequenzumformung<br />

aus 3 AC 110 kV 50 Hz an betri<strong>eb</strong>lich<br />

s<strong>in</strong>nvollen Uw-Standorten realisieren ließe.<br />

Die optimistische Empfehlung lautete, elektrische<br />

<strong>Bahnen</strong> möglichst aus dem genügend<br />

leistungsfähigen 3AC-Netz zu versorgen,<br />

das se<strong>in</strong>e Tagesspitzen nutzbr<strong>in</strong>gend durch<br />

nächtlichen Bahngüterverkehr ausgleichen<br />

und entsprechende Tarife bieten könnte,<br />

sodass <strong>die</strong> Reichsbahn Anlagekosten sparen<br />

könne und „für <strong>die</strong> Stromkosten nicht mehr<br />

auszug<strong>eb</strong>en hat als heute“.<br />

In [44] stellte der bekannte Autor aus<br />

Schweden erneut <strong>die</strong> Vorzüge der dortigen<br />

dezentralen <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mittels<br />

frequenzstarrer Synchron-Synchron-Umformer<br />

vor (Bild 23). Entgegen ihrer ursprünglichen<br />

Absicht hatte sich <strong>die</strong> SJ dem Druck<br />

der Wasserwirtschaft und schließlich e<strong>in</strong>em<br />

Reichstagsbeschluss g<strong>eb</strong>eugt und das auf<br />

der Erzbahn <strong>in</strong> Nordschweden e<strong>in</strong>geführte<br />

System zentraler 1AC-Versorgung aus e<strong>in</strong>em<br />

Wasserkraftwerk <strong>in</strong> Porjus aufgeg<strong>eb</strong>en.<br />

Argumente waren e<strong>in</strong>erseits der gegenüber<br />

3AC-Generatoren größere Platzbedarf<br />

109 (2011) Heft 11<br />

für 1AC-Generatoren und andererseits<br />

<strong>die</strong> Fähigkeit der Synchronumformer, mit<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung das weiträumige 3AC-Netz<br />

zu stabilisieren. Dies wurde auch genutzt,<br />

und entsprechend groß bis 90 km konnten<br />

<strong>die</strong> Uw-Abstände werden, weswegen<br />

allerd<strong>in</strong>gs <strong>die</strong> 15-kV-Fahrleitungen besondere<br />

Rückleiter mit Saugtransformatoren<br />

benötigten (Bild 24). Die Umformer hatten<br />

statt zugesagter 95 % nur 90 % Volllastwirkungsgrad<br />

und entsprechend beachtliche<br />

Verlustleistungen im Teillastbetri<strong>eb</strong>, sodass<br />

bei 2000 bis 3000 Jahresbenutzungsstunden<br />

nur Jahreswirkungsgrade von 76 bis<br />

81% erreicht wurden. Die Umformer waren<br />

fahrbar (Bild 25), und <strong>die</strong>sem Vorbild folgte<br />

50 Jahre später <strong>die</strong> Reichsbahn der DDR aus<br />

ganz anderen Sachzwängen.<br />

Die umgekehrte Aufgabe wurde <strong>in</strong> [45]<br />

beschri<strong>eb</strong>en, nämlich überschüssige <strong>Bahnen</strong>ergie<br />

3 AC 16 2 / 3 Hz aus Wasserkraft frequenzelastisch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> italienische Landesnetz<br />

3 AC 42 Hz e<strong>in</strong>zuspeisen. Nach Vorstellung<br />

verschiedener Umformtechniken war <strong>die</strong><br />

ausgeführte Lösung e<strong>in</strong> Asynchron-Synchron-Umformer<br />

mit Scherbius-H<strong>in</strong>termasch<strong>in</strong>e<br />

und rotierendem Frequenzwandler,<br />

also mit staunenswertem masch<strong>in</strong>ellen und<br />

schaltungstechnischen Aufwand.<br />

Der <strong>in</strong> [46] gewürdigte Herausg<strong>eb</strong>er<br />

<strong>die</strong>ser Zeitschrift war 1920 Referent für<br />

elektrische Zugförderung im Reichsverkehrsm<strong>in</strong>isterium<br />

geworden und hatte sich<br />

als treibende Kraft der Bahnelektrifizierung<br />

bleibende Ver<strong>die</strong>nste erworben. Dazu zählt<br />

unter anderem gleich nach Amtsantritt <strong>die</strong><br />

Entscheidung für den elektrischen Betri<strong>eb</strong><br />

der Berl<strong>in</strong>er Stadt-, R<strong>in</strong>g- und Vorortbahnen<br />

mit DC und Stromschiene 0,8 kV statt<br />

mit 1 AC und Oberleitung wie von se<strong>in</strong>em<br />

Vorgänger Wittfeld geplant, was nach damaligem<br />

Stand der Technik richtig war. Das<br />

daraus <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahrzehnts entstandene<br />

295 km lange S-Bahnnetz wurde zum<br />

Vorbild ähnlicher Stadtbahnsysteme. Ferner<br />

gab er Ideen für den Verbund zwischen<br />

Bahn- und öffentlichen Netzen und tri<strong>eb</strong><br />

<strong>die</strong> Entwicklung von Frequenzumrichtern<br />

und der 50-Hz-Traktion mit elektrischen<br />

Versuchslokomotiven voran.<br />

Die gelungene Konstruktion der schon<br />

mehrfach beschri<strong>eb</strong>enen 1‘Do1‘-Schnellzuglokomotive<br />

E 18 regte zu Betrachtungen<br />

an, den Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich über<br />

150 km/h zu erschließen [47]. Der Direktor<br />

der AEG-Lokomotivfabrik hatte erkannt, dass<br />

Bild 24: Streckenfahrleitung Schweden mit<br />

Rückleiter für Saugtransformatoren (booster)<br />

und Leitung AC 10 kV 50 Hz für Licht- und<br />

Kraftstromversorgung (Bild 4 aus [44]).<br />

621


Historie<br />

Bild 25: Schnittzeichnung fahrbarer Umformer<br />

Bauart III (Bild 11 aus {44]).<br />

Länge Puffer – Kurzkupplung 8 576 mm,<br />

Masse 86 t davon Rotor 26 t, Drehzahl<br />

500 m<strong>in</strong> –1<br />

von l<strong>in</strong>ks: Erregermasch<strong>in</strong>e DC 115 V 33 kW<br />

– Lager – vierpolige Synchronmasch<strong>in</strong>e 1 AC<br />

3 000 V 16 2 / 3 Hz 1 920 MW/2 400 kVA dauernd<br />

bis 6 000 kVA kurzzeitig – zwölfpolige<br />

Snchronmasch<strong>in</strong>e 3 AC 6 200 V 50 Hz<br />

2 240 kW/3 200 kVA – Lager – Erregermasch<strong>in</strong>e<br />

wie l<strong>in</strong>ks<br />

rechts kurz gekuppelter zweiachsiger Wagen<br />

mit Transformator 3/16 kV 16 2 / 3 Hz<br />

Gesamtlänge Puffer – Puffer 12 420 mm<br />

nicht <strong>die</strong> mit „5000 PS“ bei 100 km/h recht pauschal<br />

genannte Anfahr- oder Beschleunigungsleistung<br />

entscheidend sei; vielmehr sei es das Bremsvermögen<br />

für 1000 m Vorsignalabstand auf Hauptstrecken,<br />

welcher aus 180 km/h etwa 1,5 m/s 2 gleichmäßige<br />

Verzögerung erfordere. Die herkömmliche Druckluft-<br />

Klotzbremse mit ihrer stark ungleichmäßigen Charakteristik<br />

könne <strong>die</strong>s selbst <strong>in</strong> zweistufiger Ausführung<br />

(Bild 17 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> 109 (2011), H. 8, S. 439) und bei<br />

maximalem „Haftwert“ 0,17 nicht leisten. Daraus<br />

folge <strong>die</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er elektrischen, bei Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

sofort e<strong>in</strong>greifenden Zusatzbremse<br />

mit zur Klotzbremse komplementärer Charakteristik,<br />

bei der <strong>die</strong> Radsätze auch weniger zum Gleiten oder<br />

Blockieren neigen. Entsprechend sollte e<strong>in</strong>e zu höherer<br />

elektrischer Leistung weiter entwickelte E 18 ausgerüstet<br />

werden. Der Beitrag schloss mit Bekanntgabe des<br />

Reichsbahnauftrags über zwei solche Lokomotiven für<br />

180 km/h Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit, <strong>die</strong> 1939 als E 19<br />

geliefert wurden.<br />

Bild 26: Fremderregte AC-Netzbremse, Versuchsschaltung<br />

E<strong>in</strong>zeltri<strong>eb</strong>wagen ET 25 (Bild 8 aus [48]).<br />

In [48] wurden <strong>die</strong>se Gedanken für<br />

elektrische Tri<strong>eb</strong>wagen vertieft und dabei<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Leistungsanforderungen<br />

an elektrische Bremsen für Verzögerung<br />

und solche für Beharrung herausgearbeitet.<br />

Die Autoren stellten dazu drei Versuchsausführungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb der neuen BR ET 25<br />

vor (<strong>eb</strong> 108 (2010), H. 7, S. 326) vor, und<br />

zwar wechselstromerregte Widerstandsbremse,<br />

selbsterregte Reihenschluss-<br />

Widerstandsbremse und Wechselstrom-<br />

„Nutzbremse“ (Bild 26), heute richtiger als<br />

Netz- oder Rückspeis<strong>eb</strong>remse bezeichnet. Die<br />

unterschiedlichen Bremskennl<strong>in</strong>ien wurden<br />

dargestellt und bewertet, besonders <strong>die</strong>jenigen<br />

der Netzbremse. Messfahrten München<br />

– Stuttgart im Nahverkehrsfahrplan hatten<br />

am Stromabnehmer 16 % Rückspeisung<br />

erg<strong>eb</strong>en. Werte zum Leistungsfaktor (cos φ)<br />

wurden nicht genannt, aber dessen Wichtigkeit<br />

betont; e<strong>in</strong> phasenverschi<strong>eb</strong>ender<br />

Zusatzumspanner für <strong>die</strong> Motorfelderregung<br />

sollte ihn nahe 0,9 bewirken.<br />

Zur Leistungssteuerung elektrischer<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge waren mechanisch bewegte<br />

Niederspannungs-Nockenschaltwerke<br />

letzter Stand der Technik [49; 50]. Die<br />

hierfür notwendigen motorisch bewegten<br />

Antri<strong>eb</strong>e für genauen Stufenstellungszwang<br />

erforderten aufwändige K<strong>in</strong>ematik (Bild 27)<br />

mit entsprechender Überwachung, deren<br />

im Detail beschri<strong>eb</strong>ene Funktion heute nur<br />

historisch <strong>in</strong>teressant ist, aber Respekt vor<br />

den Ingenieurleistungen ver<strong>die</strong>nt.<br />

Auch über <strong>die</strong> <strong>in</strong> [51] vorgestellten<br />

neuesten „Vergasermotor“-Schnelltri<strong>eb</strong>züge<br />

e<strong>in</strong>iger US-<strong>Bahnen</strong> ist <strong>in</strong>zwischen <strong>die</strong> Zeit<br />

h<strong>in</strong>weggegangen. Erstaunt sieht der heutige<br />

Leser schwere futuristisch gestaltete vierteilige<br />

Konstruktionen mit relativ bescheidenem<br />

Platzang<strong>eb</strong>ot, <strong>die</strong> mit nur 600 PS Leistung<br />

transkont<strong>in</strong>entale Strecken mit 124 km/h<br />

Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit be<strong>die</strong>nt haben. Dagegen<br />

setzten <strong>die</strong> Dänischen Staatsbahnen<br />

(DSB) nach Fertigstellung der Kle<strong>in</strong>e-Belt-<br />

Brücke dreiteilige <strong>die</strong>sel elektrische Tri<strong>eb</strong>züge<br />

für den Schnellverkehr Kopenhagen – Westküste<br />

Jütland mit 4 x 250 PS e<strong>in</strong> und hatten<br />

beschlossen, nur noch Dieseltri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

zu beschaffen [53].<br />

Der Beitrag [52] zeigte Fortschritte bei<br />

Gewicht sparender Konstruktion und beim<br />

mechanischen Aufbau von Bahntransformatoren<br />

und ihrer Kühlung auf, wobei der<br />

Fokus am Schluss auf dem bei Tri<strong>eb</strong>wagen<br />

schon gelungenen E<strong>in</strong>bau unter dem Fahrzeugkasten<br />

und sogar im Drehgestell lag.<br />

Fast den Umfang e<strong>in</strong>es ganzen Hefts<br />

füllte der vorlesungsartige Beitrag [54],<br />

der auf physikalischen Grundbegriffen mit<br />

vielen E<strong>in</strong>flussparametern aufbauend zu<br />

normierten Kennl<strong>in</strong>ien und Kennziffern<br />

gelangte mit dem Ziel, den richtigen <strong>Mit</strong>telweg<br />

für e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Fahrplangestaltung<br />

und Fahrweise zu f<strong>in</strong>den.<br />

Ganz am Schluss des Jahrgangs stand<br />

e<strong>in</strong> sensationeller Beitrag aus Ungarn [55],<br />

der e<strong>in</strong>en neuartigen 3AC-Fahrmotor<br />

mit Kurzschlussläufer vorschlug, dessen<br />

16 2 / 3-Hz-Drehfeld durch Zünden und<br />

Löschen von Ventilen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lokomotivtauglichen<br />

Umrichter erzeugt werden<br />

sollte. Als Ventile gab es natürlich nur<br />

Hg-Dampfgefäße, über deren E<strong>in</strong>satztauglichkeit<br />

auf Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen <strong>die</strong> Versuche<br />

auf der Höllentalbahn bald Ernüchterung<br />

brachten. Immerh<strong>in</strong> war <strong>die</strong>s e<strong>in</strong>e um<br />

40 Jahre vorauseilende hoch<strong>in</strong>teressante<br />

Fleißarbeit mit viel akademisch unterlegten<br />

Messerg<strong>eb</strong>nissen, <strong>die</strong> ansche<strong>in</strong>end<br />

nicht über das Stadium von Hochschulversuchen<br />

h<strong>in</strong>aus kam.<br />

Die neu h<strong>in</strong>zugekommene Rubrik „Das<br />

Ausland beabsichtigt zu kaufen“ brachte bis<br />

auf e<strong>in</strong>e Ausschreibung aus Bulgarien über<br />

20 Straßenbahn-„Motorwagen“ ke<strong>in</strong>e Geschäftsaussichten<br />

für <strong>die</strong> deutsche Industrie.<br />

Das Ergänzungsheft „Das elektrische<br />

622 109 (2011) Heft 11


Historie<br />

Bild 27: Schaltwerkantri<strong>eb</strong><br />

E<strong>in</strong>heits-Doppeltri<strong>eb</strong>wagen ET 25<br />

(Bild 4 aus [50]).<br />

l<strong>in</strong>ks Leerlauf, Tri<strong>eb</strong>stockrolle <strong>in</strong><br />

Rücklage<br />

<strong>Mit</strong>te Leerlauf, Tri<strong>eb</strong>stockrolle <strong>in</strong><br />

Vorlage<br />

1 Motorritzel<br />

2 Zwischenrad, lose auf Welle<br />

3 Malteserkreuz fest auf<br />

Nockenwalze<br />

4 Zahnrad und Treiber fest<br />

auf Welle, Welle drehbar im<br />

Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />

5 Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />

rechts Betri<strong>eb</strong>slage, Tri<strong>eb</strong>stock im<br />

E<strong>in</strong>griff mit Malteserkreuz<br />

Eisenbahnwesen der Gegenwart“ g<strong>in</strong>g laut<br />

Vorspann auf e<strong>in</strong>e Vortragsreihe zurück, wie<br />

sie der Verband Deutscher Elektrotechniker,<br />

Gau Berl<strong>in</strong>-Brandenburg, vormals „Elektrotechnischer<br />

Vere<strong>in</strong>“, geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Außen<strong>in</strong>stitut der Technischen Hochschule<br />

(TH) Berl<strong>in</strong> von Zeit zu Zeit veranstalteten;<br />

<strong>die</strong>se Vortragsreihen behandelten jeweils<br />

den Stand e<strong>in</strong>es elektrotechnischen Sonderg<strong>eb</strong>ietes<br />

auf wissenschaftlichem Niveau<br />

und waren bestimmt für „Ingenieure und<br />

g<strong>eb</strong>ildete Nichtfachmänner“, <strong>die</strong> sich über<br />

den neuesten Stand unterrichten wollten.<br />

E<strong>in</strong>e solche Vortragsreihe hatte <strong>in</strong> den<br />

Monaten Januar bis März 1935 <strong>in</strong> der TH<br />

Berl<strong>in</strong> das Gesamtg<strong>eb</strong>iet der elektrischen<br />

<strong>Bahnen</strong> behandelt. „Auf Wunsch vieler Hörer“<br />

waren <strong>die</strong> neun Fachvorträge [56] bis<br />

[64] auf den Stand Anfang 1936 umgestaltet<br />

und „hiermit der Öffentlichkeit überg<strong>eb</strong>en“<br />

worden. Sie sollten <strong>in</strong> systematischer<br />

Themenauswahl „nach den Fortschritten<br />

der letzten Jahre“ zum ersten Mal wieder<br />

e<strong>in</strong>e ausführliche, zeigemäße Gesamtdarstellung<br />

des elektrischen Verkehswesens der<br />

Gegenwart bieten.<br />

Christian Tietze<br />

Hauptbeiträge Jahrgang 12 (1936)<br />

Hefte 9 bis 12 und Ergänzungsheft<br />

[37] Roser: Elektrisierung der Höllentalund<br />

Dreiseenbahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 9, S. 215–216.<br />

[38] Schmitt, Jakob: Die Fahr- und Speiseleitungen<br />

der Höllental- und Dreiseenbahn.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />

(1936), H. 9, S. 217–224.<br />

[39] Naderer, Georg: Das Unterwerk der<br />

Höllental- und Dreiseenbahn. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 9,<br />

S. 225–231.<br />

[40] Fettweis: Die Stromversorgung der<br />

Höllental- und Dreiseenbahn aus dem<br />

Netz des Badenwerkes. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 9, S. 231–234.<br />

109 (2011) Heft 11<br />

[41] Dobmaier: Die Fernmelde-Kabelanlagen<br />

der Höllental- und Dreiseenbahn.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 9, S. 234–242.<br />

[42] Merkle, A.: Bauliche Änderungen auf<br />

der Höllental- und Dreiseenbahn anlässlich<br />

der E<strong>in</strong>richtung des elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>s. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 9, S. 242–244.<br />

[43] Schmer, Karl: Stromversorgungs möglich<br />

keiten bei Bahnelektrisierung. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 10,<br />

S. 248–258.<br />

[44] Öfverholm, Ivan: Die Umformerwerke<br />

für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />

der Schwedischen Staatsbahnen. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 10,<br />

S. 259–266.<br />

[45] Schneider, Ludwig: Der Frequenzumformer<br />

vom Mezzocorona und andere<br />

Umformer für schwankende Frequenzen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 10, S. 264–274.<br />

[46] „<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“, Verleger u.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er: Reichsbahndirektor<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Wechmann<br />

60 Jahre alt. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />

(1936), H. 11, S. 277–278.<br />

[47] Kle<strong>in</strong>ow, Walter: <strong>Elektrische</strong> Schnellzuglokomotiven<br />

für Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

mit besonderer Berücksichtigung<br />

der Bremsung. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11, S. 278–280.<br />

[48] Michel, Otto; Kniffler, Alfred: <strong>Elektrische</strong><br />

Bremsen bei den Oberleitungstri<strong>eb</strong>wagen<br />

der Deutschen Reichsbahn. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11,<br />

S. 281–288.<br />

[49] Hermle, H.: Die Steuerung der 1´Do1´-<br />

Reichsbahn-Schnellzuglokomotive<br />

Reihe E 18. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />

(1936), H. 11, S. 289–295.<br />

[50] Balke, H.: Neue Steuerungen für E<strong>in</strong>heits-Wechselstrom-Doppeltri<strong>eb</strong>wagen<br />

der Deutschen Reichsbahn. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11,<br />

S. 295–300.<br />

[51] Schneider, L.: Amerikanische Schnell-<br />

Tri<strong>eb</strong>wagenzüge. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 11, S. 301–302.<br />

[52] Tauber, Wilhelm: Umspanner für elektrische<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 11, S. 302–307.<br />

[53] Schneider, L.: Tri<strong>eb</strong>wagen anstelle von<br />

Dampfzügen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 11, S. 307.<br />

[54] Voigtländer, Hans: Grenzen der Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bei Straßenbahnen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 12, S. 309–322.<br />

[55] Kövessi jun., Franz: E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>phasen-<br />

Dreiphasenbetri<strong>eb</strong>ssystem mit Stromrichter.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />

(1936), H. 12, S. 323–335.<br />

[56] Bergmann: E<strong>in</strong>leitung. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft.<br />

[57] Wechmann, Wilhelm: Berechtiung des<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />

S. 1–12.<br />

[58] Usbeck, Werner: Die ortsfesten Anlagen<br />

des elektrischen Zugbe tri<strong>eb</strong>es.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

Ergänzungsheft, S. 13–29.<br />

[59] Kasperowski, Ottomar: Drehumformer<br />

und Stromrichter zum Anschluß an<br />

vorhandene Drehstromnetze. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />

S. 30–42.<br />

[60] Kle<strong>in</strong>ow, Walter: <strong>Elektrische</strong> Lokomotiven.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12<br />

(1936), Ergänzungsheft, S. 43–57.<br />

[61] Müller, Paul: Die elektrische Lokomotiv-Ausrüstung<br />

– Ihre Systeme und<br />

Anwendungen im In- und Ausland.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

Ergänzungsheft, S. 58–103.<br />

[62] Schlemmer, Friedrich: <strong>Elektrische</strong> und<br />

<strong>die</strong>selelektrische Tri<strong>eb</strong>wagen. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />

S. 104–118.<br />

[63] Benn<strong>in</strong>ghoff, W.: Straßenbahnen und<br />

Untergrundbahnen: 119. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />

S. 119–139.<br />

[64] Hilsenbeck, Kurt: Bergbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), Ergänzungsheft,<br />

S. 140–156.<br />

623


Impressum<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombar<strong>die</strong>r Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, Leiter Bus<strong>in</strong>ess Segment Public Transit, Siemens Mobility, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Leiter Fahrzeugtechnik, DB Fernverkehr, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Mobility, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Ing. Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlich keitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dipl.-Ing. (FH) Peter Schließmann, Leiter Consult<strong>in</strong>g Services Ausrüstungstechnik,<br />

DB International, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Michael Witt, Lahmeyer International GmbH, Bad Vilbel<br />

Redaktion:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />

Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />

E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. (FH) Bodo Ehret, DB AG, Vorstandsressort Technik, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für <strong>die</strong> Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Mobility, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />

Internet: http://www.oldenbourg.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 57.<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

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Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

E<strong>in</strong>zelheft 33,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

E<strong>in</strong>zelausgabe als ePaper 33,00 €<br />

Abo Plus (Pr<strong>in</strong>t plus ePaper) 375,70 €<br />

Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten <strong>die</strong> Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />

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Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

<strong>Mit</strong> Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 00 13-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

624


Term<strong>in</strong>e<br />

Messen, Tagungen, Fachaustellungen<br />

11. Signal+Draht-Kongress<br />

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28.02.2012 Haus der Technik/Zweigstelle Berl<strong>in</strong><br />

Delitsch (DE) Fon: +40 30 3949-3411, Fax: -3437,<br />

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29.11.–02.12.2011 Messe Barcelona<br />

Barcelona (ES) Fon: +49 7071 365-595, Fax: -596,<br />

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E-Mail: meyer@izbe.eu,<br />

Internet: www.izbe.eu<br />

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28.-29.02.2012 Terrap<strong>in</strong>n<br />

Wien (AT) Fon: +44 20 70921000,<br />

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27.–29.03.2012 Mack Brooks Exhibitions<br />

Tur<strong>in</strong> (IT) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: expoferroviaria@mackbrooks.com,<br />

Internet: www.expoferrovia.com<br />

06.–08.12.2011 Stu<strong>die</strong>ngesellschaft für<br />

Berl<strong>in</strong> (DE) unterirdische Verkehrsanlagen e.V.<br />

Fon: +49 221 5979-50, Fax: -550,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@stuva.de,<br />

Internet: www.stuva.de<br />

56. Eisenbahntechnische Fachtagung<br />

19.01.2012 VDEI Service GmbH<br />

Leipzig (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

Internet: www.vdei.de<br />

5. Fachtagung „<strong>Elektrische</strong> Energieanlagen von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen“<br />

09.-10.02.2012 VDV-Akademie<br />

Dresden (DE) Fon: +49 221 57979-173, Fax: -8173,<br />

E-Mail: akademie(via)vdv.de,<br />

Internet: www.vdv-akademie.de<br />

Railways 2012<br />

18.-22.04.2012 Civil-Comp Press<br />

Las Palmas (ES) Fon: +44 1786 870166,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@civil-comp.com,<br />

Internet:www.civil-comp.com<br />

INFRARAIL 2012<br />

01.-03.05.2012 Mack Brooks Group<br />

Birm<strong>in</strong>gham (GB) Fon: +44 1727 8144-00, Fax: -01,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk,<br />

Internet: www.mackbrooks.com<br />

9. Internationales Rail Forum<br />

08.-10.05.2012 Montané Comunicación<br />

Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />

Internet: www.montane.eu.com<br />

14. EBA-Sachverständigentagung<br />

4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

14.–15.02.2012 DVV Media Group GmbH<br />

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Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />

E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com<br />

10.05.2012 VDEI Service GmbH<br />

Gotha (DE) Fon: +49 30 22605790,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

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