InAsien Thailand kulinarisch (Vorschau)
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01/13<br />
E 4,90 / CHF 9,80<br />
AU E 5,50 / LUX E 5,50<br />
Heft 1/13<br />
Januar/Februar<br />
ISSN 1438-7905<br />
Wo der wilde Mekong rauscht<br />
Chinas Südwestprovinz Yunnan<br />
Geheimtipps<br />
Die besten Strände<br />
Hier gehen inAsien-Autoren gerne baden<br />
Im Regenwald von Yakushima<br />
Alte, kalte Heimat<br />
Vietnamesen erzählen über Deutschland<br />
Weinselig in Hong Kong<br />
Erlesene Tropfen vom Perflussdelta<br />
Schrille Töne aus China<br />
Endlich die Kanton-Oper verstehen<br />
Business<br />
<strong>Thailand</strong> <strong>kulinarisch</strong><br />
Wenn in Sukhothai der Spinat fliegen lernt<br />
Viel zu tun<br />
in Indonesien<br />
Yunnan • Japan: Yakushima • Strandtipps • Wein in Hong Kong • Kanton-Oper<br />
Japans grüne Feen-Insel<br />
Korruption soll<br />
ausgemerzt werden<br />
Gelernt ist<br />
gelernt!<br />
Vietnams Ausbildungssystem<br />
wird reformiert
erleben.<br />
begegnen.<br />
verstehen.<br />
Ungeahntes erleben und Unbekanntes verstehen<br />
- Ihr Länderexperte zeigt Ihnen das<br />
Kaleidoskop der Kulturen. Genießen Sie<br />
an der Seite Ihres Reiseleiters inspirierende<br />
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Tel. 0431/54460, in Ihrem Reisebüro<br />
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editorial<br />
Das Spannende am Reisen ist ja, dass der Besucher<br />
die Gelegenheit hat, neue Welten zu entdecken.<br />
Mindestens genauso aufregend kann es sein,<br />
wenn wir unsere eigene, vertraute Welt plötzlich<br />
ganz anders erleben. Dieses Gefühl können Sie<br />
erleben, wenn Sie die Geschichten „deutscher“<br />
Vietnamesen lesen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe<br />
von inAsien präsentieren.<br />
Schwer verdaulich wird kulturelles Crossover allerdings<br />
dann, wenn der Import fremder Gebräuche<br />
zur reinen Verkaufsveranstaltung verkommt. Künstliche<br />
Weihnachtsbäume auf Singapurs Orchard<br />
Road braucht die Welt ungefähr so, wie Buddhafiguren<br />
als Berliner Schaufenster-Dekorationen.<br />
Und dennoch finden Sie bei uns im Heft einen<br />
Nikolaus im tiefsten Südostasien. Damit hat es seine<br />
besondere Bewandtnis: inAsien-Autor Michael<br />
Scholten hat sich in seiner Wahlheimat Kambodscha<br />
bei 30 Grad den roten Mantel und weißen<br />
Rauschebart angelegt, um den Kleinen die Traditionen<br />
des christlichen Festes nahe zu bringen.<br />
Zwar sind auch ihm aufblasbare Nikoläuse und<br />
eine Pizza mit Rentiergeweih in Phnom Penh nicht<br />
ganz geheuer, aber mal ganz ehrlich: Sind die kambodschanischen<br />
Kinder in Weihnachts-Outfit nicht<br />
einfach zuckersüß?<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Martin Brückner<br />
martin.brueckner@asiavision.de<br />
Asien<br />
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01/2013<br />
Allen unseren inAsien-Lesern wünschen<br />
wir einen guten Einstieg ins neue Jahr!<br />
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Reise<br />
Bildreportage: <strong>Thailand</strong><br />
Affenausbildung auf buddhistische Art 10<br />
Japan – Natur<br />
Urwaldinsel Yakushima 18<br />
Indien – Majuli<br />
Auf Bambusbrücken zu Krishna 22<br />
Lieblingsstrände<br />
inAsien-Autoren liegen in der Sonne 30<br />
Leserreise: Sri Lanka<br />
Wildes Paradieserlebnis 36<br />
Philippinen<br />
Einheimische auf Schnäppchenjagd 38<br />
Hong Kong<br />
Weine genießen in Süd-China 44<br />
Reise-Kalender<br />
Wegweiser für die ideale Reisezeit 48<br />
Kambodscha<br />
Weihnachten in Phnom Penh 50<br />
<strong>Thailand</strong><br />
Bhumibol jazzt in Bangkok! 54<br />
Zentral-<strong>Thailand</strong><br />
Ökologisch genießen 56<br />
China – Oberlauf Mekong<br />
Von Christen und Lamas 62<br />
Zurück in Vietnam<br />
Heimkehrer berichten von Deutschland 68<br />
S. 68 – Zurück in Vietnam<br />
S. 30 – Die schönsten Strände<br />
Bild: das farbamt / flickr.com<br />
S. 84 – Kanton-Oper<br />
Bild: Keith Bacongco / flickr.com<br />
Wirtschaft<br />
Vietnam<br />
Nähe zur Praxis fehlt 76<br />
Indonesien<br />
Der Präsident muss liefern 78<br />
Kultur<br />
Chinas Kanton-Oper<br />
Klang- und Farbspektakel in Reinform 84<br />
Asien <strong>kulinarisch</strong>: Indien<br />
Leckere Rezepte & wie man sie isst 93<br />
Rubrik<br />
Asien im Bild 6<br />
Travel-Meldungen 8<br />
Tipps & Trends 16<br />
Das Stichwort: Kummerbund 83<br />
Asien im www: Kunst aus Asien 60<br />
Wirtschafts-Meldungen 74<br />
Kultur-Meldungen 80<br />
Asien Promi: Mo Yan 89<br />
Medienseite 90<br />
Preisrätsel / Impressum 97<br />
Das sind unsere Titelthemen<br />
S. 62 – China, Mekong S. 38 – Philippinen<br />
Acht Töne, die die Welt bedeuten<br />
Seit der Rückgabe Hong Kongs an die Volksrepublik China ist das fulminante Klangund<br />
Farbspektakel der chinesischen Kanton-Oper zu einem Stück wiedergewonnene<br />
Identität geworden. Seite 84<br />
Zurück in Vietnam<br />
Vertragsarbeiter in der DDR, Boat People auf der Flucht vor Krieg und Armut und vietnamesische<br />
Kinder, die in der DDR zu einer sozialistischen Elite erzogen werden sollten.<br />
Einige von ihnen sind nach Vietnam zurückgekehrt – und erzählen von ihren Erlebnissen<br />
in Deutschland. Seite 68<br />
Lust auf Meer!<br />
Auf der Beliebtheitsskala liegen Strände in <strong>Thailand</strong> und auf den Malediven weit vorne.<br />
Eine gute Frage ist nur, welche davon nicht überlaufen sind und trotzdem zu den<br />
schönsten gehören. inAsien-Autoren haben sich dafür in die Sonne gelegt. Seite 30<br />
Von Christen und Lamas<br />
Fast die Hälfte seiner Länge fließt der Mekong durch China – durch enge Schluchten,<br />
umgeben von schneebedeckten Bergen. Dort wagten sich auch vor rund 200 Jahren<br />
französische Missionare hin. Welches Erbe haben sie hinterlassen? Seite 62<br />
Schnäppchenjagd auf philippinisch<br />
Hier bekommt man mit etwas Glück das, was cool, modisch und angesagt ist – aus<br />
zweiter Hand: Blusen, Hosen, Jacken und Taschen zu einem erschwinglichen Preis. Eben<br />
ukay-ukay – importiert und doch so billig! Um eine ukay-Einkaufstour jedoch glücklich<br />
und erfolgreich abzuschließen, muss man einige Regeln beachten. Seite 38<br />
Auf dem Titelbild sehen Sie Reisterrassen bei Yuanyang<br />
in der chinesischen Provinz Yunnan.<br />
4<br />
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01/2013
NEU!<br />
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Ajman<br />
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Abu Dhabi<br />
Oman<br />
Jordanien<br />
Asien<br />
<strong>Thailand</strong><br />
Kambodscha<br />
Laos<br />
Vietnam<br />
Myanmar<br />
Malaysia<br />
Singapur<br />
Indonesien<br />
China<br />
Taiwan<br />
Japan<br />
Philippinen<br />
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so individuell wie Sie selbst.<br />
Faszinierende Städte<br />
Bangkok<br />
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Hong Kong<br />
7 Tage Reise inkl. Flug mit Qatar Airways,<br />
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Zauberhaftes Arabien<br />
Abu Dhabi<br />
6 Tage Reise inkl. Flug mit Etihad,<br />
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Oman - Muscat<br />
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Strand & Meer<br />
<strong>Thailand</strong> - Krabi<br />
11 Tage Reise inkl. Flug mit Thai Airways,<br />
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Asien im Bild<br />
Nach dem Paddel kommt das Bad<br />
Wer eines der beliebtesten Onsen-Kurorte Japans besucht,<br />
der hat in Kusatsu die Wahl der Qual zwischen<br />
100 heißen Quellen. Dem schwefelhaltigen und sauren<br />
Wasser wird heilende Wirkung bei Gelenkschmerzen,<br />
chronischen Verdauungsstörungen, Arterienverkalkung<br />
und anderen Gebrechen nachgesagt. Auf jeden<br />
Fall ist es äußerst wohltuend – wenn die Bademeisterinnen<br />
es erst einmal mit ihren langen Paddeln auf eine<br />
verträgliche Temperatur runtergekühlt haben.<br />
Bei einem Gesamtwasserausstoß von etwa 34.000 Litern<br />
pro Minute bleibt im Übrigen noch soviel Thermalwasser<br />
übrig, dass zu Winterzeiten selbst die Straßen<br />
des 1.200 Meter hohen Kurortes schneefrei gehalten<br />
werden können. Und das ist gut, denn bei kalten Temperaturen<br />
lassen sich die heißen Thermalbäder (jap.<br />
Onsen) besonders genießen.<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Asien im Bild<br />
01/2013<br />
www.inasien.de
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Flugmeldungen<br />
1.-3. Februar 2013, Chiang Mai<br />
Blumenfestival<br />
-- Air China -- Seit dem 22.<br />
November setzt Air China auf<br />
der Strecke zwischen Peking<br />
und Frankfurt Langstrecken-<br />
Großraumflugzeuge vom Typ<br />
B777-300ER ein. Das bedeutet<br />
u.a. in der Economy-Klasse<br />
ergonomische Sitze mit mehr<br />
Fußfreiheit. Weil die Route Peking-Frankfurt<br />
als ausgesprochen<br />
wichtig erachtet wird,<br />
bietet Air China nun zweimal<br />
täglich Verbindungen zwischen<br />
den beiden Städten an.<br />
-- Condor -- Der deutsche<br />
Ferienflieger feierte am 6. November<br />
seinen Erstflug nach<br />
Rangun. Condor fliegt ab sofort<br />
jeden Dienstag nonstop in<br />
die größte Stadt Myanmars.<br />
Das Blumenfestival in Chiang Mai<br />
zählt jedes Jahr zu den Höhepunkten<br />
im thailändischen Veranstaltungskalender.<br />
Dann macht die nordthailändische<br />
Stadt ihrem Namen als „Rose<br />
des Nordens“ mit über 200 Pflanzenarten<br />
im Nong Buak Hat Park wieder<br />
alle Ehre: Höhepunkt des Festivals ist<br />
die festliche Parade durch die Innenstadt,<br />
an der alle Aussteller in traditioneller<br />
Tracht mit geschmückten<br />
Umzugswagen teilnehmen. Während<br />
der kühlen Jahreszeit (November bis<br />
Februar) ist in der nordthailändische<br />
Provinz Chiang Mai Blütezeit für Orchideen<br />
und weitere Schönheiten der<br />
tropischen Flora, eingebettet in den<br />
Bergen und Tälern der nordthailändischen<br />
Dschungellandschaft.<br />
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Ayurveda<br />
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net: www.ayurveda-reisen.de<br />
Goa: Bloß weg vom Spaß-Tourismus!<br />
Ein hochkarätiges Beratergremium des Goa Golden Jubilee Development Council (GGJDC)<br />
legte der Regierung des indischen Bundesstaates Goa ein neues Tourismuskonzept vor: „Goa<br />
2035 – Vision and Road Map“. Darin werden die Tourismusverantwortlichen dafür kritisiert,<br />
dass sie für Goa nur als Spaßdestination werben. Denn neben Sonne und Strand besitzt Goa<br />
eine vielfältige Kultur und ist bekannt für das harmonische Zusammenleben verschiedener<br />
Religionen. Der Rückzug vom „Sonne, Meer und Sand“-Image soll die sehr gut besuchte Küste<br />
entlasten und sich auf kleine, aber feine Konzepte konzentrieren, von denen vor allem lokale<br />
Gemeinschaften profitieren. Verschiedene Tourismusprodukte wie Abenteuerurlaub, Öko-Tourismus,<br />
Tourismus auf dem Land und Homestay-Programme könnten bei der Diversifizierung<br />
helfen. Zu dem im Internet veröffentlichten Entwurf kann die Bevölkerung zwei Monate lang<br />
Vorschläge einreichen.<br />
<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Karawane Reisen<br />
n + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + +<br />
Asien<br />
Reise-Abenteuer für Zugfans<br />
Im Mai 1891 setzte der Zarensohn Nikolaus in einer kleinen Hafenstadt am<br />
Japanischen Meer den Spatenstich für ein großes Unternehmen. Sibirien sollte<br />
mit dem fernen Moskau verbunden werden. Es begann der Bau der Transsibirischen<br />
Eisenbahn. Mit einer Länge von über 9.000 Kilometern und mehr als<br />
80 Stationen ist sie heute immer noch die längste durchgehende Zugstrecke<br />
der Welt. Wer sie kennenlernen möchte, kann 2013 einen Sonderzug besteigen,<br />
dessen Fahrt von der Hauptstadt Russlands über die einstige Metropole<br />
der Tartaren, über Ostsibirien und die Wüste Gobi bis nach China führt. Darunter<br />
die Haltestellen Moskau, Kasan, Jekaterinenburg, Nowosibirsk, Irkutsk,<br />
der Baikal-See und Peking.<br />
Der große Asien-Katalog für Ihre Kleingruppenoder<br />
Individualreise 2013 nach Südostasien:<br />
nach Laos, Vietnam, Kambodscha, <strong>Thailand</strong>, Indonesien,<br />
Malaysia, Myanmar, Indien, Bhutan, Nepal, Sri Lanka,<br />
China, Singapur und Hongkong.<br />
Karawane Reisen<br />
Asien<br />
Individual- und Gruppenreisen 2013<br />
Die 16-tägige Reise wird zwischen Mai und September an mehreren Terminen<br />
zu Preisen ab 3.890 Euro vom Rundreisen-Spezialist e-kolumbus angeboten<br />
(www.e-kolumbus.de).<br />
Laos · Vietnam · Kambodscha · <strong>Thailand</strong> · Indonesien<br />
Myanmar · Malaysia · Indien · Bhutan · Nepal · Sri Lanka<br />
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Die Experten im Hause Karawane beraten Sie persönlich<br />
und kompetent und stellen Ihre Wunschreise zum<br />
Wunschtermin individuell zusammen.<br />
Sri Lanka: bester Ayurveda-Anbieter<br />
Bereits zum vierten Mal wurden die Barberyn Ayurveda Resorts auf Sri Lanka<br />
bei den nationalen „Travel & Tourism Awards“ als bester Ayurveda-Anbieter<br />
des Landes ausgezeichnet. Der Preis würdigt vor allem die Authentizität des<br />
Angebots und die langjährige Erfahrung der traditionsreichen Resorts (www.<br />
barberyn.de). Der Resort-Gründer Sudana Rodrigo ist einer der Vorreiter des<br />
Gesundheitstourismus auf Sri Lanka. Er gründete 1984 mit dem Barberyn<br />
Reef Ayurveda Resort das erste Ayurveda-Hotel des Landes. Direkt am Strand<br />
von Beruwela an der Südwestküste gelegen, kann man hier eine authentische<br />
Ayurvedakur in tropischer Atmosphäre erleben.<br />
01/2013<br />
Reisebeispiele<br />
Alle Angebote mit Durchführungsgarantie ab 2 Personen!<br />
Laos und Kambodscha hautnah<br />
14 Tage Privatreise ab/bis Frankfurt ab € 3.230<br />
Abenteuerreise: Indochina erleben<br />
26 Tage ab Bangkok bis Hanoi ab € 1.030<br />
Bali – Insel der Götter und Dämonen<br />
7 Tage Privatreise ab/bis Denpasar ab € 873<br />
Höhepunkte Nordindiens<br />
11 Tage Privatreise ab/bis Dehli ab € 1.625<br />
Karawane Reisen<br />
China<br />
Gruppenreisen 2013<br />
Erlebnisreisen · Städtereisen · Yangtze-Kreuzfahrten<br />
Tibet · Baden in Hainan<br />
China 2013: 50 Seiten mit<br />
Gruppenreisen. Verschiedene<br />
Rundreisen durch ganz China,<br />
Städtereisen nach Peking und<br />
Shanghai, Yangtze-Kreuzfahrten.<br />
Die Kataloge für das Folgejahr<br />
erscheinen jeweils im<br />
Oktober. Gerne senden wir<br />
Ihnen die Kataloge 2013/14<br />
kostenfrei zu.<br />
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Schorndorfer Str. 149 · 71638 Ludwigsburg<br />
Tel.: (0 71 41) 28 48 - 20 · asien@karawane.de<br />
www.karawane.de
Bildreportage<br />
Affenausbildung<br />
nach buddhistischer Art<br />
Die Kokosnuss gehört zur thailändischen Küche wie der Fisch zum Wasser.<br />
Doch wie gelangt man bloß an die begehrten Nüsse in schwindelerregender<br />
Höhe? In der Affenschule in der südthailändischen Provinz Surat-Thani setzt Trainerin<br />
Somjai Saekhow auf die natürliche Neugier und die Liebe zur Kokosnuss von Makaken<br />
und bildet sie als Erntehelfer aus. Gerade für ältere Farmer ist dies oft die einzige<br />
Möglichkeit, für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Das gewaltfreie<br />
Konzept mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl ist äußert effektiv und weltweit<br />
einzigartig<br />
10<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Bildreportage<br />
Sogar in Tümpel trauen sich die eher wasserscheuen Makaken<br />
am Ende der Ausbildung, um die Kokosnuss nach dem Fall<br />
gegebenenfalls aus dem Wasser zu fischen<br />
Mit fachmännischen Handgriffen entfernt ein Kokosnussschäler<br />
die zähe Schale traditionell über einer Pfeilspitze. Dafür benötigt<br />
er in der Regel 20 Sekunden, Ungeübte hingegen fünf bis zehn<br />
Minuten - und das unter großem Kraftaufwand<br />
Trainingsparcour auf dem Gelände der Affenschule: Dazu werden Kokosnüsse an Nägeln befestigt, von denen sie die<br />
kleinen Erntehelfer entfernen sollen, bevor es in luftigen Höhen auf die „echten“ Bäume geht<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 11
Bildreportage<br />
Die bereits 1957 von Herrn Somporn Saekhow gegründete Affenschule wird heute von seiner Tochter Somjai Saekhow<br />
weitergeführt. Ihn störte der teilweise harte und gewaltsame Umgang vieler Kokosnuss-Farmer mit den kleinen<br />
Erntehelfern. Durch Saekhows spielerische Ausbildungsmethoden werden Tier und Mensch zu einem guten Team<br />
Fast alles an der Kokosnuss kann sinnvoll verwertet werden. Schließlich gehören die enthaltene Milch, das Fruchtfleisch<br />
sowie Kokosraspeln zu den großen Exportartikeln <strong>Thailand</strong>s. Übrig bleibt die Schale, die verbrannt wird<br />
12<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Bildreportage<br />
Wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist der Aufbau von Vertrauen.<br />
Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung in die neue Umgebung, wird die<br />
Aufmerksamkeit der Affen nach und nach auf die Kokosnuss gelenkt<br />
In der behutsamen Ausbildung von Somjai Saekhow lernen die<br />
Makaken in wenigen Monaten das Pflücken und Sammeln von<br />
Kokosnüssen<br />
Besonders geschickte Kletterer erhalten<br />
eine weiterführende Schulung und<br />
entwickeln sich innerhalb von zwei<br />
Jahren zu echten Experten, die täglich<br />
bis zu 1.000 Kokosnüsse ernten und<br />
aufsammeln. Im Vergleich: Ein Mensch<br />
würde unter großer Anstrengung gerade<br />
mal 200 bis 300 Nüss schaffen<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 13
Bildreportage<br />
Ist das Interesse der kleinen Pflücker erst einmal angeregt, erlernen die flinken Kletterer recht schnell das richtige Drehen<br />
der Nuss, das Abbeißen des Strunks, das Entwirren des Führungsseils, das Öffnen von Verknotungen und das Befüllen des<br />
Erntewagens<br />
Ihren Makaken-Nachwuchs in die sechsmonatige Obhut von Somjai Saekhow zu geben ist gerade für ältere Farmer oft die<br />
einzige Möglichkeit, um für den Lebensunterhalt der Familie sorgen zu können<br />
14<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Bildreportage<br />
Reiseangebote<br />
Süd-<strong>Thailand</strong><br />
Waldriesen & Bounty-Inseln<br />
14-tägige Rundreise. Höhepunkte: Bangkok,<br />
Khao Sok Nationalpark, Phuket-Town,<br />
Ko Yao Yai Phang Nga Bucht, Railay Bay,<br />
Ko Samui. Dt.-spr oder Engl.-spr. RL, Ü/F ab<br />
1.075 € p.P. im DZ, inkl. Transfers. Tel. +49<br />
2837-6638100, www.erlebe-thailand.de<br />
Safari im Khao Sok Nationalpark<br />
2-tägige Rundreise mit Elefantenerlebnis,<br />
Kanutour. Engl.spr. RL, Ü/F ab 278 €<br />
p.P. im DZ, inkl. Transfers. Tel. +49 89-<br />
61458790, www.thailand-tours.net<br />
Elephant Hills Dschungelsafari<br />
3-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />
Phuket, Krabi Surat Thani, Khao Sok.<br />
Engl.-spr. RL, Ü/F ab 348 € p.P. im DZ,<br />
inkl. Transfers. Tel. +49 40-999987130,<br />
www.antares-asien-reisen.de<br />
Unser Fotograf<br />
Mann und Tier - ein gutes Team. Bis sich dieser Erfolg einstellte,<br />
zog Somjais Vater regelmässig Mönche zu Rate. Der Erfolg der<br />
Trainingsmethode basiert nämlich auf buddhistischen Regeln und soll die<br />
Affen straffrei und spielerisch erziehen. Noch heute, nach dem Tod des<br />
Vaters, konsultiert Somjai ab und an die weisen Männer<br />
Bjoern Gantert, 1980<br />
bei Zürich geboren, lebt<br />
seit 2007 in Hamburg,<br />
wo er sich als freier<br />
Fotograf internationalen<br />
Reportagen und freien<br />
Fotoprojekten widmet.<br />
Seine Fotoserien und<br />
künstlerischen Projekte publiziert er<br />
regelmäßig in Magazinen und Ausstellungen<br />
(www.bjoerngantert.com).<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 15
+ News + + + Meldungen + + + Tipps & Trends + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + N<br />
Auf Tuchfühlung gehen<br />
Sung-Joo Kim bei der DLD Frauenkonferenz der Hubert<br />
Burda Medien<br />
„Bling Bling“ aus Europa<br />
Trifft in Europa eine größere Zahl Asiaten auf Designershops,<br />
so wird das gerne mit dem Einfall eines Heuschreckenschwarms<br />
verglichen. Edelmarken setzen heute auf Asien, das zeigen<br />
die Zahlen: So stieg der Umsatz bei LVMH (Louis Vuitton) im<br />
Jahre 2011 um 16 Prozent auf rund 24 Milliarden Euro, und das<br />
dank asiatischer Nachfrage. Ganz ähnlich sieht es bei Labeln<br />
wie Burberry, Hermès und der deutschen Taschenmarke MCM<br />
aus. 65 Prozent seiner Kunden in Deutschland sind Chinesen.<br />
Für sie fällt in Europa keine Luxussteuer an (siehe dazu auch<br />
unser Beitrag „Teure Exklusivität“, Ausgabe 6-2012). Das weiß<br />
die Chefin des Unternehmens Sung Joo Kim – im übrigen<br />
Koreanerin – zu nutzen und schneidert eifrig an einem Image,<br />
welches sich auch dem asiatischen Kunden anpasst.<br />
Bild: Hubert Burda Medien<br />
In einem Vorort von Hoi An kann man ab sofort bei einer Familie wohnen<br />
und vietnamesischen Alltag miterleben. Die kleine Anlage besteht<br />
aus fünf Bungalows, wobei einer der Bungalows von der Besitzerfamilie<br />
bewohnt wird, umgeben von einem schönen Garten inkl. Swimmingpool.<br />
Bei den gelegentlichen Abendessen bei der Gastfamilie kann man bei den<br />
gemeinsamen Vorbereitungen zu einem typisch vietnamesischen Mahl<br />
Tipps zu Ausflugsmöglichkeiten einholen. Fahrräder werden kostenfrei zur<br />
Verfügung gestellt. In die<br />
Stadt Hoi An sowie zum<br />
wunderschönen Cua Dai<br />
Strand sind es im Übrigen<br />
nur zwei Kilometer (Botanic<br />
Garden Homestay, ab<br />
22 Euro p. P. / Nacht, inkl.<br />
Frühstück, zu buchen über<br />
www.suntrips.de).<br />
Mit 73 Jahren auf 8.800 Meter<br />
Bereits vor zehn Jahren hatte die Japanerin Tamae Watanabe als älteste<br />
Frau weltweit den höchsten Gipfel erklommen. Nun hat die 73-Jährige zum<br />
zweiten Mal den Mount Everest bezwungen! Ihre Begründung: Sie wollte<br />
schlicht und einfach ihren Rekord verbessern. Seit Edmund Hillary und Tenzing<br />
Norgay haben bisher 3.000 Menschen den Aufstieg gewagt. Nicht zu<br />
vergessen bleibt jedoch: Mehrere hundert weitere schafften es nicht – sie<br />
starben bei dem Versuch durch Sturz oder an Höhenkrankheit.<br />
PHOENIX, 28.12.2012, 20.15 Uhr<br />
Mopeds & Milliardäre<br />
Die Zukunft riecht in Vietnam nach Zweitaktergemisch – die vielen Mopeds lassen kaum Platz und<br />
Sauerstoff. Doch das Land hat noch viel vor. Zwischen Hanoi und Mekong-Delta prägen Bentleys und<br />
Maybachs das Straßenbild. Mobile Zeichen des neuen Wohlstandes, den man auch zeigen will. Auf<br />
seiner Reise von Norden nach Süden hat Peter Kunz erlebt, dass der Siegergeist aus der Kriegszeit doch<br />
auch bei der jüngeren Generation psychologisch Spuren hinterlassen hat. Die modernen Drachensöhne<br />
lassen sich ungern etwas sagen und haben keinen Zweifel am Aufstieg ihres Landes. Sie werden auch<br />
die „Preußen Asiens“ genannt. Den Spitznamen tragen die Vietnamesen nicht von ungefähr.<br />
16<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
ews + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldun<br />
Flüssiger Tipp für kalte Zeiten<br />
Kinostart: 28.02.2013<br />
Drachenmädchen<br />
Rund 1.000 Kilometer von ihren Eltern entfernt, kämpfen sich Xin Chenxi (9) und<br />
Chen Xi (15) in der Masse der anderen Kinder durch den disziplinierten Alltag der<br />
mit 26.000 Schülern größten Kung-Fu-Schule Chinas in der Provinz Henan. Sie wollen<br />
eines Tages zu Chinas Kung-Fu-Elite gehören, um<br />
aus ihrer ärmlichen Herkunft ein lebenswertes Leben<br />
zu machen. Nicht alle halten den Drill stand, haben sie<br />
doch die gleichen Träume wie alle Kinder überall auf<br />
der Welt. Inigo Westmeier gelingt mit diesem Dokumentarfilm<br />
nicht nur eine treffende Darstellung der Faszination<br />
Kung Fu, sondern auch berührende Einblicke in<br />
das Seelenleben der Schülerinnen. Ein beeindruckendes<br />
Portrait mit Interviews der Trainer und des Leiters der<br />
Schule, welche sich direkt neben dem Shaolin Tempel,<br />
befindet, dem Ursprungstempel des Kung Fu.<br />
Arte, 25.-27.12.2012, jeweils 17.05 Uhr<br />
An den Ufern des Amurs<br />
Ungemütlich ist es draußen, ein Schnupfen jagt den<br />
anderen und das Immunsystem will nicht mehr so<br />
richtig. Jetzt kann Ginseng seine wohltuenden Eigenschaften<br />
entfalten. Die Heilpflanze aus Fernost hat<br />
sich in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)<br />
seit Jahrtausenden<br />
bewährt und wird vor<br />
allem gegen Müdigkeit<br />
und als Stoffwechselanreger<br />
eingesetzt. Ein<br />
Produkttipp: Korean<br />
One, 60 Gramm/Pck.<br />
(30 Btl.), Zutaten: Ginseng<br />
und Traubenzucker,<br />
Preis: 6,99 €. Zu<br />
bestellen im Internet:<br />
www.insiderasia.de<br />
Bild: www.parkroyalhotels.com<br />
Der 4.400 Kilometer lange Amur entspringt in der Mongolei, überquert die russisch-chinesische<br />
Grenze und mündet in das Ochotskische Meer zwischen der<br />
Halbinsel Kamtschatka und<br />
den Kurilen-Inseln. Der Fluss<br />
ist das ökologische Rückgrat<br />
Nordostasiens. Die dreiteilige<br />
Reihe zeigt den naturnahen<br />
und ursprünglichen Lebensraum<br />
dieser Flusslandschaft,<br />
die endlos weiten Prärien und<br />
Taiga-Wäldern sowie das Leben<br />
der lokalen Bevölkerung.<br />
Singapur<br />
Grünste Hotels der Welt<br />
Das im November eröffnete „Parkroyal on Pickering“<br />
nahe des Geschäftsviertels von Singapur ist eins der<br />
grünsten Hotels der Welt. Mit 15.000 Quadratmetern<br />
bietet das Hotel luftige Dachgärten, Pools und<br />
Wasserfälle, begrünte Terrassen und riesige grüne<br />
Wände! Der Wellness-Bereich besteht aus einem<br />
offenen Terrassenpool, einem Spa und einer Joggingstrecke<br />
hoch über den Straßen. Von der „Orchid<br />
Club Lounge“ auf dem Dach des Hotels kann man die<br />
spektakulären Panorama-Aussicht auf die Skyline der<br />
Stadt genießen (www.parkroyalhotels.com).<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 17
Reise<br />
Japan – Yakushima<br />
Die Magie des Waldes<br />
Mit „Chihiros Reise ins Zauberland“ gewann der japanische Regisseur<br />
und Manga-Künstler Hayao Miyazaki im Jahr 2002 den Oscar für den besten<br />
animierten Spielfilm. Fans japanischer Anime-Filme kennen aber auch seinen<br />
Film „Prinzessin Mononoke“, eine der erfolgreichsten Produktionen japanischer<br />
Filmgeschichte. Schauplatz ist ein uralter Regenwald, bevölkert von Göttern,<br />
Dämonen, Menschen und Tieren. Inspiration soll Miyazaki im Regenwald der<br />
japanischen Insel Yakushima gefunden haben. Und wenn man erst inmitten des<br />
undurchdringlichen Dickichts steht, weiß man auch warum<br />
18<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
Die Fantasie malt fabelhafte Wesen in den<br />
undurchdringlichen Regenwald<br />
Bild: Marcus Haid<br />
Sattes Grün, umsäumt von einem Band goldgelber<br />
Sandstrände<br />
Bild: Marcus Haid<br />
Bild: Marcus Haid<br />
Yakushima, eine fast kreisrunde Insel<br />
von 28 Kilometern Durchmesser,<br />
liegt ca. 80 Kilometer vor der Südküste<br />
von Kyushu. Der Großteil der<br />
Insel ist ein Nationalpark und seit<br />
1993 auch UNESCO-Weltnaturerbe.<br />
Aus der Sicht eines westlichen<br />
Besuchers könnte man auch genauso<br />
gut eine Reise ans Ende der Welt<br />
planen. Denn hier ist die Kommunikation<br />
in Englisch endgültig zu Ende,<br />
und Beschilderungen sind größtenteils<br />
nur mehr in japanischen<br />
Schriftzeichen vorhanden. Und das<br />
ist an sich auch ausreichend, denn<br />
hier sind auch fast keine westlichen<br />
Touristen mehr unterwegs.<br />
In der Mitte der Insel erhebt sich<br />
ein gewaltiges Gebirgsmassiv, das<br />
von den goldenen Sandstränden bis<br />
auf 1.936 Meter emporschießt und<br />
Yakushima zum südlichsten Ort Japans<br />
macht, wo im Winter Schnee<br />
auf den Bergen liegt. Diese hohen<br />
Berge sind auch der Grund dafür,<br />
dass Yakushima einer der nasses-<br />
„35 Tage Regen im Monat“, scherzen die<br />
Inselbewohner. Tatsächlich handelt es sich bei<br />
Yakushima um einen der nassesten Orte unserer Erde<br />
Bild: Marcus Haid<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 19
Reise<br />
Reiseangebote<br />
Yakushima<br />
MS Caledonian Sky:<br />
Japans verborgene Schätze<br />
13-tägige Rundreise. Höhepunkte: Tokio,<br />
Niigata, Kanazawa, Matsue, Hagi, Kyongju,<br />
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Rundreise Japan<br />
21-tägige Rundreise. Höhepunkte: Tokio,<br />
Matsumoto, Takayama, Kyoto, Koyasan,<br />
Osaka, Okayama, Hiroshima. Engl.-spr. RL,<br />
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Transfers. Djoser, Tel.: +49(0)221-9201580,<br />
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Best of Japan Tour<br />
11-tägige Rundreise. Höhepunkte: Tokio,<br />
Kamakura, Fuji-Hakone-Nationalpark, Okayama,<br />
Hiroshima, Miyajima, Nara, Kyoto.<br />
Dt.-spr. RL, Ü/F ab 2.599 Euro p.P im DZ,<br />
inkl. Flug und Transfers. Explorer Fernreisen,<br />
Tel.: +49(0)13389730, www.explorer.de<br />
Die Yakuzaru sind die neugierigen Bewohner des Waldes<br />
ten Orte dieser Erde ist. An ihren<br />
Flanken fällt eine gewaltige Menge<br />
von bis zu 10.000 mm Niederschlag<br />
pro Jahr. Nicht umsonst scherzen<br />
die Inselbewohner, dass es hier 35<br />
Tage im Monat regnet.<br />
Erlebnis Märchenwald<br />
Neben Hokkaido ist der Besuch von<br />
Yakushima für viele Japaner ein<br />
Abenteuer in der Wildnis. Dementsprechend<br />
viele kommen auch auf<br />
die Insel. Wer jedoch die kurzen<br />
und sehr gut ausgeschilderten Rundwanderwege<br />
meidet und den etwas<br />
längeren und anstrengenderen Wanderungen<br />
den Vorzug gibt, der hat<br />
den Urwald praktisch für sich allein<br />
– aus menschlicher Sicht. Rufe von<br />
Affen und Vögeln sowie das stetige<br />
Plätschern und Tropfen von Wasser<br />
aller Ortens sind die ständigen Begleiter<br />
durch das grüne Dickicht.<br />
Und wenn sich dann noch einer<br />
der kleinen einheimischen Sika-<br />
Hirsche an die Seite des Wanderers<br />
gesellt und ihn neugierig ein Stück<br />
des Weges begleitet, verschwimmen<br />
Schein und Wirklichkeit, und<br />
man hat das Gefühl, in einen uralten,<br />
verwunschenen Märchenwald<br />
eingetaucht zu sein.<br />
2.500 Jahre alte Riesen<br />
Endlos erstreckt sich ein gemäßigter<br />
Regenwald vor dem Besucher.<br />
Riesige Wurzeln schlingen<br />
sich wie gespenstische Lebewesen<br />
über Bäume und Felsen, und die<br />
menschliche Phantasie malt Gesichter<br />
und seltsame Fabelwesen<br />
in die Landschaft. Die stummen<br />
Ausführliche Reiseinformationen,<br />
Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle<br />
Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
80 Kilometer vor der Südküste von Kyushu gibt es Naturdramatik pur. Hier<br />
erheben sich 2.000 Meter hohe Berge inmittes des Ozeans<br />
Bild: Marcus Haid<br />
20<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
4 195047 404907 02<br />
E 4,90 / CHF 9,80<br />
AU E 5,50 / LUX E 5,50<br />
Heft 2/07<br />
ISSN 1438-7905<br />
Wächter der Wälder sind die gewaltigen<br />
Baumriesen der Yaku Sugi, uralte<br />
japanischen Zedern, die schon<br />
zur Entstehungszeit des Römischen<br />
Reiches in Europa zu wachsen begann.<br />
Die alt-ehrwürdigsten Zedern<br />
tragen sogar Name, und Jomonsugi,<br />
die älteste unter ihnen, ist<br />
über 2.500 Jahre alt. Während der<br />
Bild: Marcus Haid<br />
Edo-Periode Japans (1603-1868)<br />
waren Dachschindeln aus dem Holz<br />
der Yakushima-Zeder so wertvoll,<br />
dass sie anstelle von Reis als Zahlungsmittel<br />
für anfallende Steuern<br />
verwendet wurden.<br />
Am Wegesrand sind einige Makaken,<br />
sogenannte Yakuzaru, genüsslich<br />
mit der gegenseitigen Fellpflege<br />
beschäftigt. Der Tag neigt<br />
sich dem Ende zu, und es wird Zeit,<br />
den Urwald wieder zu verlassen.<br />
Dem harmonischen Bild der Affen<br />
entspringt der Gedanke, sich nun an<br />
einen goldenen Sandstrand zu setzen,<br />
die Füße in den noch warmen<br />
Sand zu stecken und zuzusehen,<br />
wie die Sonne am Horizont in den<br />
Ozean taucht.<br />
Wissenswertes<br />
Viele der längeren Wanderwege<br />
sind nur für geübte Wanderer mit<br />
guter Kondition und Ausrüstung<br />
geeignet und müssen vorab geplant<br />
werden. Sie beinhalten häufig<br />
Übernachtungen im Regenwald unter<br />
sehr einfachen Verhältnissen.<br />
Beim Buchen der Fähre von Kyushu<br />
Unser Autor<br />
Die Geschichten des Fotografen und Autors<br />
Marcus Haid entführen auf emotionale<br />
Reisen durch die Naturschönheiten<br />
unserer Erde, begleitet von ausdrucksstarken<br />
und zugleich sensiblen Fotografien<br />
(www.mh-reisefotografie.at).<br />
In seinem aktuellen Projekt, einer Fotound<br />
Filmdokumentation über Japan,<br />
nimmt er den Zuschauer<br />
auf eine<br />
fantastische Reise<br />
durch ein Land<br />
mit, das für westliche<br />
Besucher<br />
nach wie vor ein<br />
Abenteuer ist.<br />
sowie für Buchungen von Unterkünften<br />
kann es hilfreich sein, wenn<br />
einem eine Person mit Japanisch-<br />
Kenntnissen aushilft (mehr Infos:<br />
www.yakumonkey.com). Für eine<br />
unabhängige Inselerkundung ist ein<br />
Mietwagen sehr zu empfehlen.<br />
Reise<br />
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März/April<br />
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Indochina • Macau • Burma: Flusskreuzfahrt • Jade<br />
Jade – das Gold Asiens<br />
Faszinierend, wertvoll und oft gefälscht<br />
Die Kirschgänger<br />
So feiert Japan das Fest der Kirschblüten<br />
Burma: Flusskreuzfahrt<br />
auf dem Ayeyarwadi<br />
BUSINESS<br />
INDOCHINA<br />
Gratwanderung<br />
zwischen zwei Kulturen<br />
Japans Fischereiflotten im<br />
Kampf um Fanggebiete<br />
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Die Asientrends<br />
auf der Internationalen<br />
Tourismusbörse<br />
MACAU Hong Kongs kleine<br />
Schwester erlebt eine ungeahnte Blüte<br />
DIE DIE MEERE<br />
LEEREN<br />
CHINAS<br />
UMWELTSORGEN<br />
Und wie die Deutschen<br />
sie lösen können
Reise<br />
Auf Bambusbrücken zu Krishnas Klöstern<br />
Mitten im Brahmaputra, einem der mächtigsten Flüsse Indiens, liegt das bezaubernde Eiland<br />
Majuli. Doch Klimawandel und alljährliche Fluten bedrohen die ehemals größte Flussinsel der<br />
Welt, die als Wiege der assamesischen Kultur gilt<br />
22<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
Wer hätte gedacht, dass ein so<br />
kleines Boot so große Lasten<br />
tragen kann. Bei 200 Menschen,<br />
50 Mopeds und drei Autos<br />
wird das Zählen langsam unmöglich.<br />
Aus allen Nähten scheint die<br />
Flussfähre zu platzen, chaotisches<br />
Treiben herrscht an Deck. Nur bei<br />
den Fahrpreisen regiert strenge Ordnung.<br />
Auf der blauen Tafel neben der<br />
Anlegestelle sind sie fein säuberlich<br />
aufgelistet. Sogar für Löwen und<br />
Tiger gibt es im Bedarfsfall Tickets,<br />
je nach Boot zum Preis zwischen 82<br />
und 91 Rupien. Da ist die Überfahrt<br />
für ganz normale Passagiere mit 15<br />
Rupien vergleichsweise günstig.<br />
Eine lebhafte Hochzeitsgesellschaft,<br />
die Gäste geschmückt mit<br />
rot-weißen Schals, die Hände der<br />
Frauen mit Henna bemalt, wartet ungeduldig<br />
auf die Abfahrt. Die Männer<br />
haben sich ihre Mützen tief ins<br />
Gesicht gezogen, denn an diesem<br />
Morgen weht ein kühler Dezemberwind.<br />
Dies ist die 8.30-Fähre<br />
von Nimati Ghat nach Kamalabari<br />
Ghat, die wichtigste Fährverbindung<br />
vom Festland nach Majuli.<br />
Die Morgennebel haben sich bereits<br />
gelüftet und geben den Blick frei<br />
auf den breiten Fluss.<br />
Bambusrohr, ein Segen<br />
Nicht immer zeigt er sich so friedlich<br />
wie jetzt. Während des Monsuns im<br />
Sommer überflutet der Brahmaputra<br />
regelmäßig weite Regionen Assams.<br />
Und er greift unaufhörlich nach<br />
Majuli. Das 80 Kilometer lange und<br />
zehn bis15 Kilometer breite Eiland<br />
ist in den letzten 60 Jahren um<br />
ein Drittel geschrumpft und misst<br />
heute nur noch 875 Quadratkilometer.<br />
Stück um Stück frisst sich der<br />
Brahmaputra in die längliche Insel.<br />
Eine Stunde dauert die Fahrt<br />
stromabwärts bis Kamalabari Ghat.<br />
Von hier ist es nicht weit bis Garamur<br />
im Zentrum von Majuli. Noch<br />
haben nicht viele Ausländer den<br />
Weg in das kleine Städtchen gefunden.<br />
Die wenigen versammeln sich<br />
zum Beispiel im „Happy Home“<br />
von Haren Narah und seiner Familie.<br />
Wie die Hälfte der Inselbewohner<br />
gehören die Narahs zur Ethnie der<br />
Mishing. Sie sind Bauern und bringen<br />
bis zu drei Reisernten pro Jahr<br />
auf dem fruchtbaren Schwemmland<br />
ein – der Hauptgrund für die Insulaner,<br />
den Brahmaputra nicht nur<br />
als Bedrohung, sondern auch als<br />
Segen zu sehen. Stelzen schützen<br />
ihre Bambushäuser vor den regelmäßigen<br />
Fluten.<br />
Aus Bambus werden hier nicht<br />
nur Hütten, Brücken, Zäune und<br />
Im Bambusrohr gegart schmecken Reis und Hähnchen<br />
besonders lecker<br />
Vogelparadies Majuli: Die Feuchtgebiete der Insel sind ein<br />
idealer Überwinterungsplatz für viele Zugvögel<br />
Möbel gebaut sowie Matten und<br />
Körbe gewebt. Die Bambusstangen<br />
dienen auch als Kochtopf. Haren<br />
Narah demonstriert das am heimischen<br />
Herd: Mit Ingwer, Zwiebeln,<br />
Knoblauch und grünem Chili<br />
eingelegte Hähnchenstücke stopft er<br />
in das hohle Rohr und verschließt<br />
das Ganze mit einem festen grünen<br />
Blatt. Dann legt er den Bambus<br />
auf die Feuerstelle. Dort garen die<br />
Fleischstücke im eigenen Saft und<br />
verbreiten einen köstlichen Duft.<br />
Sogar Reis kocht man hier auf diese<br />
Art. Dazu wird Lao Pani getrunken,<br />
goldgelbes Reisbier.<br />
Vom Kloster adoptiert<br />
Der Tourismus ist eine relativ neue<br />
Erscheinung auf Majuli. Auch Monjit,<br />
der das „Maison de Ananda“<br />
betreibt, hat regelmäßig Gäste aus<br />
dem Ausland, die die Abgeschiedenheit<br />
des Insellebens schätzen<br />
und mit dem Fahrrad die kaum<br />
befahrenen Straßen erkunden. Während<br />
des Monsuns sind die Fremden<br />
jedoch weit weg. „Wir sind die Flut<br />
gewohnt“, erzählt Monjit. „Bambus<br />
ist schnell geschnitten und wir<br />
bauen im Notfall einfach eine Etage<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 23
Reise<br />
Reiseangebot Indien<br />
22 Tage Natur & Kultur<br />
(Assam, Meghalaya, Arunachal Pradesh)<br />
Höhepunkte: mehrtägiger Aufenthalt auf<br />
der Flussinsel Majuli mit Besuch von Klöstern,<br />
Tanzaufführung der Mönche, Kochkurs<br />
zum Kochen im Bambusrohr, Radtour<br />
auf Majuli und Vogelbeobachtung / Bootsfahrt<br />
zu den seltenen Brahmaputra-Flussdelfinen<br />
/ Elefantenritt und Panzernashorn-<br />
Beobachtung im berühmten Kaziranga-<br />
Nationalpark (Assam) / mehrtägige Fahrt<br />
durch unberührte Natur und abgelegene<br />
Dörfer in Arunachal Pradesh, dem nordöstlichsten<br />
der indischen Bundesstaaten mit<br />
Blick auf schneebedeckte Himalajagipfel<br />
/ Trekking zu den „living root bridges“ im<br />
Dschungel von Meghalaya / Besuch von<br />
Teeplantagen mit Übernachtung in Teebungalows<br />
aus britischer Kolonialzeit<br />
Reisedaten 02.-23.03. / 02.-23.11 /<br />
Veranstalter ONE WORLD Reisen mit<br />
Sinnen / Reiseleitung Indien-Spezialistin<br />
und Autorin Karen Schreitmüller /<br />
Kontakt Tel. 0231-589792-0,<br />
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höher.“<br />
Holprige Sandpisten verbinden die<br />
einzelnen Dörfer. Dazwischen gedeihen<br />
hundert verschiedene Reisarten,<br />
Senf, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und<br />
Zuckerrohr. Auch für viele Tiere ist<br />
die Insel ein Rückzugsgebiet. Allein<br />
achtzig Zugvögelarten überwintern<br />
hier. Doch Majuli ist nicht nur ein<br />
einzigartiger Schutzraum für Flora<br />
und Fauna. Der Ort gilt als die<br />
Wiege der assamesischen Kultur.<br />
Freudenfest für Krishna: Täglich musizieren und tanzen die Mönche von Majuli zu<br />
Ehren der populären Gottheit<br />
Gefördert von den hinduistischen<br />
Herrschern der Ahom entwickelte<br />
sich im 15./16. Jahrhundert ein<br />
religiöses Zentrum mit einer ganz<br />
besonderen Klosterkultur. Der populäre<br />
Hirtengott Krishna steht im<br />
Zentrum der Verehrung. Von den<br />
ehemals 65 Klöstern oder Satras<br />
sind heute nur noch 22 übrig. Rund<br />
tausend Mönche leben hier.<br />
Auf schaukelnden Bambusbrücken<br />
geht es über sumpfiges Gelände<br />
zum nahe gelegenen Uttar<br />
Kamalabari Satra. Hier wird gerade<br />
für eine Tanzdarbietung geprobt.<br />
Die Tänzer haben eine lange Ausbildung<br />
hinter sich, bevor sie auf<br />
der Bühne stehen. Bereits im Alter<br />
von fünf bis sechs Jahren werden<br />
Jungen von den Klöstern adoptiert.<br />
Oftmals stammen sie aus armen Familien<br />
wie der kleine Niranjan. Er<br />
zeigt seine Fertigkeiten: Kopfstand,<br />
Handstand, Vierfüßlerstand. Lächelnd<br />
schüttelt Padma Kalita, der<br />
27-Jährige Sekretär des Klosters,<br />
sein langes schwarzes Haar: „Ich<br />
bin Mutter und Vater für diesen Jungen,<br />
wir sind eine Familie“, erklärt<br />
er stolz. In den Satras hat sich eine<br />
zölibatäre Männerkultur herausgebildet,<br />
mit einzelnen Kleinfamilien,<br />
in denen sich die älteren Mitglieder<br />
der Jüngeren annehmen.<br />
Bevor die Flut kommt<br />
Doch den Klöstern droht Gefahr.<br />
Studien zum Klimawandel prophezeien<br />
der Brahmaputra-Ebene ein<br />
ähnliches Schicksal wie anderen<br />
Flusstälern Südasiens. Die Gletscherschmelze<br />
im Himalaja sowie<br />
extreme Regenfälle während der<br />
Monsunzeit machen die stark bevölkerten<br />
Flussebenen von Indus,<br />
Ganges und Brahmaputra anfällig<br />
für immer heftigere Naturkatastrophen.<br />
Majuli soll demnach nur noch<br />
eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren<br />
haben, bevor seine einzigartige<br />
Kultur- und Naturlandschaft in den<br />
Fluten versinkt. Derzeit bemüht sich<br />
die indische Regierung um die Aufnahme<br />
des bedrohten Eilands in die<br />
Liste der UNESCO-Weltnaturerbestätten.<br />
Haren Narah, Monjit, und<br />
die Mönche von Majuli hoffen schon<br />
lange auf Unterstützung für dringend<br />
benötigte Schutzmaßnahmen.<br />
<br />
Karen Schreitmüller<br />
24 www.inasien.de<br />
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01/2013
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Reise<br />
Bild: Ranjith Shenoy<br />
Momentaufnahme Indien<br />
Wie soll man ein Land und eine Gesellschaft dokumentieren, in der gläserne Hochbauten<br />
wie Pilze aus dem Boden schießen und das Gesellschaftsleben gleichzeitig von Jahrhunderte<br />
alten Traditionen dominiert wird? Die Autorin und Fotografin Andrea Glaubacker hat den<br />
indischen Subkontinent vielfach bereist und in etlichen Momentaufnahmen festgehalten,<br />
die sich zu einem ganzen Bild zusammenfügen<br />
26<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
A<br />
vinash<br />
Brahmanen An der Spitze der Gesellschaft<br />
Sharma sitzt hinter einem<br />
Schreibtisch und versucht, Ordnung<br />
in die Ablage seines Import-Export-<br />
Geschäfts zu bringen. Er ist<br />
Brahmane, das ist aus seinem Nachnamen<br />
ersichtlich. Doch anders als<br />
alle seine Vorfahren ist er der erste,<br />
der den traditionellen Priesterberuf<br />
der Brahmanen aufgegeben hat.<br />
Zu wenig Geld bringe der Priesterjob<br />
ein und außerdem gäbe es<br />
neuerdings sogar Priester aus niedrigeren<br />
Kasten, was vor nicht allzu<br />
langer Zeit noch undenkbar gewesen<br />
wäre. Ganz oben im indischen Kastensystem<br />
stehen die Brahmanen,<br />
die traditionell Priester und Gelehrte<br />
waren und so die Gesellschaftsordnung<br />
fest im Griff hatten. Lange<br />
Zeit blieben Brahmanen unter sich.<br />
Sie waren die Priester der um 1.500<br />
v. Chr. eindringenden Arier und<br />
verstanden es ausgezeichnet, ihren<br />
sozialen und religiösen Status zu<br />
zementieren. Nur sie konnten wichtige<br />
Rituale ausüben, hatten religiöses<br />
Geheimwissen, Gelehrsamkeit<br />
und Machtpositionen inne.<br />
Reinheit war und ist teilweise<br />
noch heute ein wichtiger Aspekt,<br />
um die gesellschaftliche Hierarchie<br />
zu begründen. Fiel früher auch<br />
nur der Schatten eines Unberührbaren<br />
(Dalit) auf einen Brahmanen,<br />
musste er sich umfangreichen Reinigungsritualen<br />
unterziehen. Noch<br />
vor wenigen Jahrzehnten war es undenkbar,<br />
mit einem Unberührbaren<br />
Dabbawallahs Mumbais Henkelmänner<br />
ereits im Morgengrauen machen<br />
B sie sich auf den Weg. In ihren<br />
weißen Hosen, Jacken und Schiffchenmützen<br />
fallen sie auf, die 5.000<br />
Dabbawallahs, die täglich 200.000<br />
Mahlzeiten ausliefern.<br />
Currys, Chutneys, Chapatis –<br />
von den Gattinnen jeden Morgen<br />
zubereitet, in mehrteilige Henkelmänner,<br />
die Dabbas, gefüllt, werden<br />
sie mit dem traditionellen Lieferservice<br />
zu den Arbeitsplätzen<br />
ihrer Männer transportiert. Jeder<br />
Dabbawallah sammelt Dutzende<br />
silberner Metallbüchsen ein und<br />
eilt zu einem Treffpunkt, wo schon<br />
die Kollegen warten. Die Büchsen<br />
werden getauscht, in Kästen<br />
geschichtet und mit Karren, Fahrrädern,<br />
der Bahn oder per pedes<br />
durch Mumbai transportiert. Drei<br />
oder vier Stationen durchläuft eine<br />
Essensration mit einem jeweils<br />
anderen Lieferanten. Bis zu 70 Kilometer<br />
legt so manches Mittagessen<br />
dabei zurück. Ein logistisches<br />
Wunder, besonders, weil die meisten<br />
Dabbawallahs Analphabeten<br />
sind. Doch da die Essensbehälter<br />
Bild: Andrea Glaubacker<br />
zu speisen, etwas von ihm anzunehmen,<br />
aus dem gleichen Brunnen zu<br />
trinken. Weil manche Höherkastige<br />
auch heute noch keine von Niederkastigen<br />
zubereitete Speisen essen<br />
würden, sind Brahmanen oft Köche<br />
in besseren Restaurants. Heutzutage<br />
sind zumindest in den Städten<br />
die Strukturen aufgeweicht, auch<br />
wenn die Brahmanen noch immer<br />
in der Mehrheit wichtige Positionen<br />
in Politik und Wirtschaft besetzen.<br />
Und wenn davon berichtet wird,<br />
dass ein Minister aus der Brahmanenkaste<br />
das Büro seines Vorgängers,<br />
eines Dalit, ausräuchern ließ,<br />
erntet er dafür von vielen Indern<br />
Kopfschütteln – von mindestens<br />
ebenso vielen aber Verständnis.<br />
mit Codes aus Zahlen, Buchstaben<br />
und Farben versehen sind, die die<br />
Transportwege beschreiben, funktioniert<br />
der Service. Noch wundersamer<br />
ist in einer brodelnden,<br />
überfüllten Metropole wie Mumbai<br />
eine derartige Zuverlässigkeit<br />
der Lieferungen. Trotz alltäglichem<br />
Chaos, diverser Sammelstellen und<br />
Lieferantenhände erreicht das Essen<br />
mittags pünktlich auf die Minute<br />
den Empfänger – und der leere<br />
Behälter nachmittags wieder den<br />
Herd der Köchin.<br />
1998 hat das renommierte Wirtschaftsmagazin<br />
Forbes Global Magazine<br />
den Dabbawallahs eine Six<br />
Sigma-Bewertung verliehen, da die<br />
Fehlerquote der flinken Logistiker<br />
unter 0,0000001 Prozent liegt.<br />
Das bedeutet, dass nur einer von<br />
16 Millionen Henkelmännern entweder<br />
verloren geht oder falsch<br />
ausgeliefert wird. Somit dürften<br />
die in Kooperativen organisierten<br />
Dabbawallahs in Mumbai mit ihrem<br />
einzigartigen System die weltweit<br />
besten Logistiker sein.<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 27
Reise<br />
Bidis<br />
Die Zigarette des kleinen Mannes<br />
as Rauchverbot greift auch in Indien<br />
um sich. Vor ein paar Jahren Jahrhunderts die ersten Tabakpflan-<br />
Kurz nachdem Anfang des 17.<br />
D<br />
wurde nahezu überall geraucht, zen ins Land kamen, begann Indien<br />
mittlerweile ist es in Bahnhöfen mit der Tabakproduktion. Als Arbeiter<br />
auf den Plantagen Tabak in<br />
und öffentlichen Einrichtungen verboten,<br />
zumindest offiziell. Blätter rollten und diese rauchten,<br />
Bild: Andrea Glaubacker<br />
war die Bidi geboren. Heute gibt<br />
es die in Blätter gerollten, kleinen<br />
Zigaretten überall in Indien. Gesünder<br />
ist das Bidirauchen nicht,<br />
im Gegenteil. Da das Blatt porös<br />
ist, muss der Raucher wesentlich<br />
stärker daran ziehen, um sie am<br />
Glimmen zu halten. Im Vergleich<br />
zu einer normalen Zigarette atmet<br />
man auf diese Weise beim Rauchen<br />
der Bidi etwa dreimal so viele<br />
Schadstoffe ein. Amerikanische<br />
Marken zu rauchen ist bei der Mittel-<br />
und Oberschicht angesagt. Eine<br />
indische Gold Flake sollte es mindestens<br />
sein. Die Bidi dagegen ist<br />
die Kippe der Armen. 50 Paisa,<br />
weniger als ein Cent, kostet eine<br />
Bidizigarette am Kiosk.<br />
S<br />
The condom friend, ever useful to you<br />
chon seit Jahren wird „familiy planning“<br />
von der indischen Regierung<br />
propagiert. Mit 1,2 Milliarden<br />
Einwohnern ist Indien nach China<br />
das bevölkerungsreichste Land<br />
der Erde. Die Überbevölkerung ist<br />
eines der dringlichsten Probleme<br />
des Landes.<br />
Die Kleinfamilie ist das staatlich<br />
gewünschte Familienmodell der Zukunft<br />
und deshalb finden vor allem<br />
auf dem Land Infoveranstaltungen<br />
über Verhütung statt, da gerade<br />
hier Empfängnisschutz meist kein<br />
Thema ist. Auch wenn der Absatz<br />
Der inAsien-Buchtipp<br />
Wer von den Portraits Andrea Glaubackers<br />
zur indischen Kultur und Gesellschaft<br />
nicht genug bekommen kann, sollte zu<br />
ihrer Länderdokumentation greifen: 151<br />
Portraits zu Menschen, Religion, Gebräuchen<br />
und Orten liefern spannende<br />
Einblicke in den indischen<br />
Subkontinent.<br />
Andrea Glaubacker: Indien<br />
151, CONBOOK Verlag, ISBN<br />
978-3-943176-02-5, 14,95 € /<br />
15,40 € (A) / 21,90 sFr<br />
Bild: Andrea Glaubacker<br />
von Kondomen gestiegen ist, liegt<br />
das nicht an der Akzeptanz von<br />
Verhütung. Etwa drei Viertel der<br />
Kondome werden zweckentfremdet.<br />
Dabei wäre die Benutzung gerade<br />
heute, wo 2,4 Millionen Inder<br />
mit dem HI-Virus infiziert sind,<br />
wichtiger denn je.<br />
Verwendet werden die Kondome<br />
gerne in Webereien bei der Herstellung<br />
von Saris, da die Holzschiffchen<br />
durch das Gleitmittel der Kondome<br />
wesentlich schneller durch<br />
die Webstühle gleiten. Außerdem<br />
dienen sie als Wasserbehälter, im<br />
Straßenbau, wo sie dem Teer beigemengt<br />
werden, um die Straßenoberfläche<br />
zu glätten, oder bei der Dachdeckung<br />
als Schutz gegen heftige<br />
Monsunfälle. Doch man bleibt nicht<br />
einfallslos, um die Verwendung von<br />
Kondomen für die eigentliche Bestimmung<br />
schmackhaft zu machen.<br />
So gibt es beispielsweise welche<br />
in der Geschmacksrichtung Paan,<br />
einem Kautabak aus Betelnussblatt,<br />
Kalk und Gewürzen, der auch bei<br />
Prostituierten sehr beliebt ist. Eine<br />
Anti-Aids-Organisation baute auf<br />
die akustische Werbung und brachte<br />
den kostenfreien Handy-Klingelton<br />
„Condom a capella“ auf den Markt,<br />
in dem Sänger in allen Höhen und<br />
Tiefen „con, con, condom ...“ singen.<br />
Aufsehen im prüden Indien<br />
erregte das Kondommusical der<br />
Firma Nirodh, in dem Männer in<br />
bunten Kondomverkleidungen über<br />
das Land tanzen und singend für<br />
die Verwendung der kleinen Gummitüten<br />
werben: „I am the condom<br />
friend, ever useful to you“.<br />
28 www.inasien.de<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
Bild: Andrea Glaubacker<br />
Kolams Vom Winde verweht<br />
J<br />
eden Tag bei Sonnenaufgang<br />
malen Millionen Frauen in<br />
Südindien mit Reispulver sogenannte<br />
Kolams auf den mit Kuhdung<br />
und Wasser gereinigten Boden<br />
vor ihren Eingangstüren. Über<br />
ein Punktraster werden teils komplizierte<br />
Muster gestreut. Manche<br />
sind farbig, andere in schlichtem<br />
Weiß gehalten, wobei eine ununterbrochene<br />
Linie kennzeichnend<br />
für die Kolams ist. Sie sind ein hinduistisches<br />
Symbol und sollen den<br />
Bewohnern Glück bringen. Kolams<br />
verheißen Segen und schützen vor<br />
ungebetenen Gästen und Geistern.<br />
Diese traditionsreiche, von der<br />
Mutter zur Tochter weitergegebene<br />
Fertigkeit wird in verschiedenen<br />
Regionen Indiens zelebriert. Im<br />
Norden heißt die kunstvolle Gestaltung<br />
des Eingangsbereichs Rangoli.<br />
Jeden Morgen entstehen so unzählige<br />
Unikate, mit unterschiedlichen<br />
Bedeutungen und Symbolen. Die<br />
Haltbarkeit ist befristet, nur bis der<br />
Wind das feine Reispulver verweht,<br />
bleiben die kleinen Kunstwerke<br />
bestehen.<br />
V<br />
Schlangenbeschwörer Entzauberte Hypnotiseure<br />
orsichtig stellt Amar seine beiden<br />
Bastkörbe ab und setzt sich auf die<br />
Pflastersteine. Aus einem Stoffbeutel<br />
holt er eine Flöte und beginnt,<br />
einhändig eine eindringliche, grelle<br />
Melodie zu spielen, während er mit<br />
der anderen Hand die Deckel der<br />
Körbe abnimmt. Er ruckelt ein wenig<br />
an den Bastbehältern, langsam<br />
schlängeln sich zwei majestätische<br />
Kobras empor und richten sich stolz<br />
auf.<br />
Man sieht sie nicht mehr so oft,<br />
die Schlangenbeschwörer Indiens,<br />
seit in den 90er-Jahren ein Gesetz<br />
erlassen wurde, das die Schlangenbeschwörung<br />
unter Strafe stellt.<br />
Harte Zeiten für eine Jahrhunderte<br />
alte Zunft, die daraufhin in untouristische<br />
Gegenden auswich oder<br />
die Gefahr hoher Bußgelder in Kauf<br />
nimmt. Amar ist einer von etwa<br />
800.000 Schlangenbeschwörern in<br />
Indien. Wie in diesem Beruf üblich,<br />
hat er die Kunst von seinem Vater<br />
erlernt, doch mit Amar geht seine<br />
Familientradition zu Ende. Durch<br />
die Gesetzesänderung wird nun<br />
die einst gern gesehene Fertigkeit<br />
von modernen Indern in den Städten<br />
mit Bettelei gleichgesetzt. Sein<br />
Sohn soll es einfacher haben, mit<br />
dem wenigen Einkommen versucht<br />
er, ihm eine Ausbildung zu ermöglichen.<br />
Dabei wurde vor nicht<br />
allzu langer Zeit noch fest an die<br />
magischen Fähigkeiten der Schlangenbändiger<br />
geglaubt. Kabel-TV<br />
und Modernisierung haben die Beschwörer<br />
entzaubert. Nur auf dem<br />
Land mobilisiert der Schlangentanz<br />
nach wie vor ein großes Publikum,<br />
das von den übersinnlichen,<br />
hypnotisierenden Fähigkeiten der<br />
Beschwörer überzeugt ist und sich<br />
dankbar kalte Schauer über den<br />
Rücken jagen lässt.<br />
Schlangen sind übrigens taub,<br />
das blendende Sonnenlicht verwirrt<br />
sie und die sich bewegende Flöte<br />
wird als Angreifer eingestuft. Der<br />
schwankende Tanz ist ein Verteidigungsverhalten.<br />
Die Giftzähne sind<br />
meist nach dem Fang entfernt worden.<br />
Eine grausame Prozedur, wie<br />
Tierschützer beklagen.<br />
Bild: Andrea Glaubacker<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 29
Reise<br />
Lust auf Meer!<br />
Auf der Beliebtheitsskala liegen Strände in <strong>Thailand</strong><br />
und auf den Malediven weit vorne. Eine gute Frage ist<br />
nur, welche davon nicht überlaufen sind und trotzdem<br />
zu den schönsten gehören. Unsere inAsien-Autoren<br />
haben sich dazu für Sie in die Sonne gelegt<br />
Krabi, <strong>Thailand</strong><br />
30 www.inasien.de 01/2013
Reise<br />
D<br />
THAILAND – KRABI (Rai Leh Beach West, Ton Sai Beach, Rai Leh Beach East)<br />
ie schönsten Strände der Provinz<br />
Krabi im Süden <strong>Thailand</strong>s schmiegen<br />
sich auf einer südöstlich des<br />
Badeorts Ao Nang gelegenen Halbinsel<br />
an steil aufragenden Karstmassiven<br />
und sind nur mit Longtail-Booten<br />
zu erreichen.<br />
Der traumhafte Rai Leh Beach<br />
West etwa bietet unter hohen Kalksteinwänden<br />
800 Meter Strand vom<br />
Allerfeinsten. Baden und Schwimmen<br />
sind hier im türkisgrünen Wasser<br />
des flach abfallenden Strandes<br />
das reinste Vergnügen. Obwohl Rai<br />
Leh West während der Saison einen<br />
starken Besucheransturm verzeichnet,<br />
ist die Atmosphäre immer noch<br />
sehr entspannt. Wenn sich das Meer<br />
bei Ebbe ausreichend zurückgezogen<br />
hat, flaniert man am Strand,<br />
lässt sich massieren oder trifft sich<br />
zum Beach-Volleyball. Und nach<br />
dem farbigen Spektakel des Sonnenuntergangs<br />
folgt ein Dinner in<br />
romantischen Freiluft-Restaurants.<br />
Bei Ebbe kann man vom Rai Leh<br />
Beach West zum 400 Meter langen,<br />
goldgelben Ton Sai Beach laufen,<br />
der sich nordwestlich jenseits<br />
einer schroffen Klippe erstreckt.<br />
Hier trifft sich vor allem die jüngere<br />
Traveller-Szene. Zwar sind einige<br />
der besten Strandareale mittlerweile<br />
schon von Resorts gehobenen<br />
Standards belegt, doch am dicht<br />
bewachsenen Berghang dahinter<br />
gibt es noch die bei Backpackern<br />
beliebten Stelzenhütten. Nach dem<br />
abendlichen Sonnenuntergang-Beobachten<br />
lässt man sich in einer der<br />
urigen Bambusbars am Strand von<br />
Chill-out-Musik berieseln.<br />
Von Rai Leh West schlängelt sich<br />
ein kurzer Fußweg zwischen zwei<br />
teuren Resorts hindurch zum Rai<br />
Leh Beach East, der zum Baden<br />
ungeeignet ist und im Schatten der<br />
Traumstrände steht. Dorthin zieht<br />
es vor allem Sportive, denn die bizarren<br />
Kalksteinklippen, die hinter<br />
dem Strand aufragen, machen die<br />
Gegend zu einem wahren Kletterdorado.<br />
Vom westlichen Teil East Rai<br />
Lehs ist es ein kurzer Spaziergang<br />
um das exklusive Rayavadee Resort<br />
herum zur traumhaften Ao<br />
Phra Nang an der Spitze der Rai-<br />
Leh-Halbinsel. Die von schroffen<br />
Felswänden gesäumte Bucht ist mit<br />
einem 300 Meter langen weißen<br />
Sandstrand, türkisfarbenem Wasser,<br />
den vorgelagerten Inseln und geheimnisvollen<br />
Höhlen ein Paradies<br />
für Badegäste und Naturfreunde.<br />
Roland Dusik<br />
K<br />
THAILAND – PHUKET (Kata Beach, Kata Noi Beach, Karon Beach)<br />
ata Beach ist ideal für Phuket-Reisende,<br />
die dem Massentourismus<br />
entfliehen wollen, wie er im 20<br />
Minuten entfernten Patong vorherrscht.<br />
Der Strand liegt in einer<br />
kleinen Bucht und beherbergt direkt<br />
vor der Küste einen imposanten<br />
Felsen. Hier fühlte ich mich gleich<br />
bei meinem ersten Phuket-Besuch<br />
zu Hause und konnte mit Touristen<br />
aus aller Welt, aber auch mit vielen<br />
Einheimischen richtig entspannen.<br />
Ganz in der Nähe liegt Karon<br />
Beach, der mich am meisten überzeugte:<br />
doppelt so lang wie Kata<br />
Beach, mit einem großen Beachvolleyball-Feld<br />
und unbeschreiblich<br />
weißem Sand, der zwischen den<br />
Füßen quietscht. Wenn die Sonne<br />
untergeht, schimmert das Meer<br />
perlmuttfarben. Karon Beach bietet<br />
dem Strandliebhaber sowohl Idylle<br />
als auch Tourismus, je nach Abschnitt.<br />
Westlich vom Kata Beach liegt in<br />
einer Sackgasse Kata Noi Beach,<br />
quasi ein Privatstrand, der komplett<br />
vom Resort Katathani eingesäumt<br />
wird. Hier empfehle ich, zum Sonnenuntergang<br />
einen Tisch in Mom<br />
Tri’s Kitchen zu reservieren, dem<br />
besten Restaurant der Gegend. Bei<br />
traumhaftem Essen kann man den<br />
schönsten Sonnenuntergang über<br />
Kata Noi beobachten und dazu<br />
über WLAN der deutschen Heimat<br />
berichten.<br />
<br />
Jovan Evermann<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 31
Reise<br />
PHILIPPINEN – MARSHALL INSELN<br />
Z<br />
ugegeben, ich bin verwöhnt „in extremis“:<br />
Menschenmassen an den<br />
Stränden, Motorfahrzeuge gar, Plastikmüll,<br />
Sonnenpilze – das alles ist<br />
für mich der blanke Horror. Und<br />
die See? Wenn nicht der Meeresboden<br />
in 30 Meter Tiefe sichtbar<br />
ist, bin ich am falschen Fleck. Auch<br />
darf das Wasser nicht zu kalt sein.<br />
Selbst mit 30 Grad ist es immer<br />
noch kühler als der menschliche<br />
Körper und entzieht diesem ständig<br />
Wärme, auch wenn es sich anfangs<br />
uneinladend lau anfühlt.<br />
Ideale Kriterien erfüllen für mich<br />
nur tropische Gestade. In Südostasien,<br />
namentlich auf den Philippinen<br />
mit ihren 7.000 Inseln, gibt<br />
es viele von ihnen. Manche unter<br />
ihnen die schönsten der Welt, doch<br />
wirklich einsame sind selten geworden.<br />
Um die zu finden, muss<br />
man sich in die blaue Weite des<br />
Pazifischen Ozeans hinausbegeben,<br />
dessen winddurchzogene Lagunen<br />
mitunter kaum erkennen lassen, wo<br />
das Land endet und das Meer beginnt.<br />
Erreichbar sind sie heutzutage<br />
alle, doch je schwieriger sich die<br />
Anreise gestaltet, desto schöner ist<br />
es dort zumeist. Die Erde ist keineswegs<br />
kleiner geworden; man mache<br />
die Probe aufs Exempel. Das Foto<br />
entstand übrigens auf den Marshall-<br />
Inseln, deren Bewohner einst aus<br />
Asien kamen. Roland Hanewald<br />
E<br />
PHILIPPINEN – EL NIDO<br />
l Nido heißt auf spanisch „das<br />
Nest“. Und so ist es auch: In diesem<br />
Fischerdorf auf der philippinischen<br />
Insel Palawan gibt es keine Geldautomaten,<br />
keinen durchgehenden<br />
Strom, kein vernünftiges Krankenhaus<br />
– aber einen Ausblick aufs<br />
Meer, der einem den Atem verschlägt.<br />
Nicht nur eine ebene Wasserfläche<br />
und ein ferner Horizont ist<br />
zu sichten, sondern auch zahllose,<br />
wunderschöne Kalksteininseln:<br />
bergig, bewaldet und mit dutzenden<br />
kleinen, weißen Traumstränden, die<br />
in der Ferne funkeln wie feines Porzellan.<br />
Direkt vor El Nido liegt Cadlao<br />
Island, klein in der Fläche, aber<br />
gewaltig in der Form. Mit Bergen,<br />
die sich bis in 640 Meter Höhe erheben<br />
– ein wahrlich dramatischer<br />
Anblick in dieser Mischung aus<br />
Grau, Grün und Weiß, umrandet<br />
von hellem Blau. Zusammen bilden<br />
die Inseln das Bacuit Archipel,<br />
das mindestens so faszinierend ist<br />
wie die Halong-Bucht in Vietnam,<br />
aber weniger bekannt und weniger<br />
überfüllt. Dem Archipel ist es zu<br />
verdanken, dass der Nachrichtensender<br />
CNN die Gegend um El<br />
Nido im Mai 2012 als „schönstes<br />
Strand- und Inselziel der Philippinen“<br />
bezeichnete. Erik Lorenz<br />
32 www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
MALAYSIA – PULAU SAPI<br />
(Tunku Abdul Rahman-Meerespark)<br />
G<br />
lasklares Wasser, feiner Sandstrand,<br />
Mangrovenhaine und tropische<br />
Temperaturen: Der Abdul-Rahman-Meerespark<br />
vor der Küste von<br />
Sabah auf Borneo ist Realität gewordene<br />
Postkarten-Idylle, von der<br />
man rund ums Jahr im Büro träumt.<br />
Auf der unbewohnten Insel Pulau<br />
Sapi lassen flache Strände und wenig<br />
Strömung auch Anfänger zur<br />
Taucherbrille greifen. Rotfeuerfische<br />
und Clownfische schwimmen<br />
dem Touristen hier genauso<br />
vor die Brille wie Barrakudas.<br />
All jene, die nur ungern den<br />
ganzen Tag am Strand liegen, durchforsten<br />
die Insel auf den diversen<br />
Wanderpfaden und begegnen mit<br />
ein wenig Glück sogar Nashornvögeln<br />
– oder warten am kleinen<br />
Restaurant auf die tierischen Gäste:<br />
Bis zu zwei Meter großen Warane<br />
kriechen hier jeden Mittag aus dem<br />
dichten Gestrüpp zum Grill, wohl<br />
wissend, dass dann die Fleischreste<br />
verfüttert werden. Anreise: Per<br />
Schnellboot ab Kota Kinabalu in<br />
ca. 15 Minuten.<br />
<br />
Francoise Hauser<br />
W<br />
KAMBODSCHA – KOH RONG ISLAND<br />
as immer man sich unter einem<br />
tropischen Paradies vorstellt: Koh<br />
Rong bietet es. Kilometer lange,<br />
weiße und leere Sandstrände, türkisblaues,<br />
klares Wasser, Bambushütten<br />
und Hängematten zwischen<br />
malerischen Palmen. Um zu dieser<br />
Strandidylle zu gelangen, empfiehlt<br />
es sich, die Tickets für die Fähre<br />
einen Tag vorher in Sihanoukville<br />
zu kaufen (hin und zurück ca. zehn<br />
Dollar). Von der Touristenhochburg<br />
aus starten die Boote zweimal<br />
täglich und brauchen drei Stunden<br />
bis zu einer anderen Welt: Keine<br />
Motorengeräusche trüben die Ruhe,<br />
da es auf der Insel (bislang) keine<br />
Straßen für Autos und Motorräder<br />
gibt. Überall duftet es nach frisch<br />
gegrilltem Fisch. Den besten gibt es<br />
bei Cocos, in der Nähe des Bootsanlegestegs.<br />
Fünf Dollar kostet ein<br />
gemischter Seafood-Teller.<br />
Nach dem Essen zieht man sich<br />
in eine einzigartige Unterkunft<br />
zurück, das etwas versteckt liegende<br />
Tree House am Ende des<br />
Hauptstrands. Für 30 Dollar pro<br />
Nacht werden hier Träume wahr:<br />
ein eigenes Baumhaus mit Blick auf<br />
den Golf von <strong>Thailand</strong>! Schnorchelund<br />
Tauchtouren lassen sich über<br />
Monkey Island Republic buchen,<br />
ebenfalls am Hauptstrand gelegen.<br />
Koh Rong bietet alles,um einmal<br />
richtig abzuschalten – und somit<br />
auch kein Internet. Ina Spogahn<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 33
Reise<br />
H<br />
ier<br />
INDONESIEN – PADANG BAI (Bali)<br />
findet sich wahrlich das letzte<br />
Backpacker-Refugium auf der<br />
Ferieninsel: Umrahmt von dicht<br />
bewachsenen Hügeln liegt im Osten<br />
von Bali das Hafenstädtchen<br />
Padang Bai an einer Bucht, die<br />
vielen als die schönste der Insel<br />
gilt: feinsandig der Strand, türkisblau<br />
das Meer. Eine Bucht wie im<br />
trubeligen Badeort Kuta vor gut 30<br />
Jahren, welche ohne große Hotels<br />
und turbulentes Strandleben vor<br />
sich hin träumt. Es gibt nur ein paar<br />
einfache Pensionen und Strandlokale,<br />
die durch Freundlichkeit und<br />
Individualität bestechen und damit<br />
an die touristischen Pioniertage von<br />
Kuta erinnern.<br />
Obwohl einige hundert Meter<br />
westlich der Hauptbucht am ehemaligen<br />
Traumstrand White Sand<br />
Beach gerade von südkoreanischen<br />
Investoren ein mehrsterniges Resorthotel<br />
für solvente Badeurlauber<br />
errichtet wird, floriert in Padang<br />
Bai immer noch Balis letztes Low-<br />
Budget-Paradies, eine Domäne<br />
der Traveller mit wenig Geld, aber<br />
viel Zeit, die ohne den Komfort<br />
mehrsterniger Hotels auskommen.<br />
Am hellen Sandstrand im Ort, wo<br />
sich ein Großteil des dörflichen<br />
Lebens abspielt, herrscht noch entspannte<br />
Atmosphäre. Dort sorgen<br />
jukung genannte Auslegerboote für<br />
bunte Farbtupfer. Die traditionellen<br />
Fischerboote schmückt am holzgeschnitzten<br />
Bug ein aufgerissenes<br />
Fabeltiermaul – so wollen die Fischer<br />
im Meer hausende Dämonen<br />
abwehren.<br />
Die Idylle wäre perfekt, gäbe es<br />
nicht am westlichen Ende der Bucht<br />
jenes moderne Terminal, von dem<br />
im Stundenrhythmus die Fähren<br />
zur Nachbarinsel Lombok ablegen.<br />
Aber für eine Handvoll Rupiah<br />
kann man eines der bunt bemalten<br />
Auslegerboote mieten und zu<br />
einer der idyllischen Badebuchten<br />
östlich des Orts entfliehen, etwa<br />
zur Blue Lagoon mit farbenprächtigen<br />
Korallengärten und schönem<br />
Sandstrand, an dem hin und wie-<br />
der Gitarrenklänge am Lagerfeuer<br />
für romantische Stimmung sorgen.<br />
Ortsansässige Tauchschulen wie<br />
das von den beiden Deutschen David<br />
und Wolfgang geleitete Water<br />
Worx Dive Centre (Tel. 0062-363-<br />
41220, www.waterworxbali.com)<br />
bieten organisierte Trips zu den arten-<br />
und erlebnisreichen Tauch- und<br />
Schnorchelrevieren der Labuhan-<br />
Amuk-Bucht, etwa zur „Ziegeninsel“<br />
Nusa Kambing. Nicht zuletzt<br />
eignet sich Padang Bai bestens als<br />
Stützpunkt für Streifzüge im nicht<br />
nur landschaftlich, sondern auch<br />
kulturell überaus reizvollen Osten<br />
von Bali. So gerät der Ausflug<br />
in das von Nachkommen der Ureinwohner<br />
Balis bewohnte Dorf<br />
Tenganan im hügeligen Hinterland<br />
zu einer Zeitreise in eine längst<br />
vergangene Epoche. Roland Dusik<br />
N<br />
KAMBODSCHA – INDEPENDENCE BEACH (Sihanoukville)<br />
atürlich gibt es exotischere und<br />
einsamere Strände in Kambodscha,<br />
aber am wohlsten fühle ich mich<br />
am Independence Beach. Warum<br />
soll ich mit dem Holzboot zu vorgelagerten<br />
Inseln fahren, um dann am<br />
schneeweißen Strand in schlichten<br />
Holzhütten zu schlafen, die mir<br />
kein Internet, aber Ungeziefer bieten?<br />
Da lobe ich mir die Nächte<br />
und das erstklassige Frühstücksbuffet<br />
im weißgetünchten Independence<br />
Hotel. Das Innendesign<br />
des erschwinglichen Luxushotels<br />
stammte in den 1960er Jahren vom<br />
kürzlich verstorbenen König Norodom<br />
Sihanouk, der hier auch<br />
Jackie Kennedy unterbrachte. Während<br />
der Schreckensherrschaft der<br />
Roten Khmer und im Bürgerkrieg<br />
verfielen die sieben Stockwerke.<br />
Erst im neuen Jahrtausend erstrahlt<br />
das Hotel am Golf von <strong>Thailand</strong><br />
wieder in seinem bewährten Glanz.<br />
Ich bevorzuge den relativ jungen<br />
Ergänzungsbau, weil dessen Zimmer<br />
moderner sind und einen Balkon<br />
haben. Mit kurzem Umweg<br />
durch das alte Hotelgebäude oder<br />
über einen Pfad entlang der Felsenküste<br />
erreicht man den Strand.<br />
Für Hotelgäste liegen große Badetücher<br />
bereit, die Strandliegen sind<br />
ebenfalls kostenlos. Einheimische<br />
oder andere Touristen könnten den<br />
sehr gepflegten Privatstrand und<br />
zugleich den Hotelpool für nur fünf<br />
Dollar nutzen. Aber sie tun es nicht,<br />
weshalb ich den Independence Beach<br />
noch nie voll oder gar überfüllt<br />
gesehen habe.<br />
Nach Sonnenuntergang gehe ich<br />
stets bis ans Ende des Privatstrands,<br />
um auf den ersten Metern des öffentlichen<br />
Abschnitts The Small Beach<br />
Bar zu besuchen. Das kambodschanisch-schwedische<br />
Restaurant<br />
überrascht mit seiner Küche: Fischfilet<br />
mit kleinen Kartoffeln und<br />
einer Remoulade zum Niederknien,<br />
während das Meer rauscht und am<br />
klaren Nachthimmel die Sterne funkeln.<br />
Besser geht’s nicht.<br />
Michael Scholten<br />
34 www.inasien.de<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
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V<br />
ietnam<br />
VIETNAM – BAI ONG LANG (Phu Quoc)<br />
01/2013<br />
im Jahre 2012 nach Christus.<br />
Die gesamte Insel Phu Quoc ist<br />
von Badeurlaubern aus aller Herren<br />
Ländern besetzt. Ganz Phu Quoc?<br />
Nein, an der Nordwestküste trotzt<br />
der abgelegene Traumstrand Bai<br />
Ong Lang der Invasion, das letzte<br />
„Hideaway“ für naturverbundene<br />
Ruhesuchende. Vor wenigen Jahren<br />
noch ein weißer Fleck auf der<br />
touristischen Landkarte und unter<br />
Weltenbummlern als „Geheimtipp“<br />
gehandelt, hat sich Vietnams<br />
größte Insel Phu Quoc (gesprochen<br />
„Fu Wok“), die sonnenverwöhnt<br />
im Golf von <strong>Thailand</strong> nahe der<br />
kambodschanischen Küste liegt, in<br />
den letzten Jahren zu einem internationalen<br />
Urlaubsziel gemausert.<br />
Längst schon wurden am fast 25<br />
Kilometer langen Bilderbuchstrand<br />
Bai Truong oder auch Long Beach<br />
die klassischen, palmblattgedeckten<br />
Bambusbungalows von teils exklusiven<br />
Beach Resorts verdrängt.<br />
Denn die auf Devisen aus dem<br />
lukrativen Fremdenverkehr angewiesene<br />
Staatsführung in Hanoi<br />
plant, Phu Quoc im Stil von thailändischen<br />
Badezielen wie Koh Samui<br />
und Phuket zu entwickeln.<br />
Doch noch gibt es einen Rückzugsort<br />
für Individualisten: Romantiker,<br />
die Ruhe statt Rummel suchen,<br />
sind am urwüchsigen Strand<br />
Bai Ong Lang, sieben bis acht Kilometer<br />
nördlich der Inselhauptstadt<br />
Duong Dong, bestens aufgehoben.<br />
Die entspannte Atmosphäre in den<br />
dortigen Resorts – bislang gibt es<br />
nur drei kleine Ferienanlagen – lassen<br />
Stress und Hektik rasch vergessen.<br />
Der geschwungene Strand<br />
mit hellem, feinkörnigem Sand und<br />
wogenden Palmen eignet sich hervorragend<br />
zum Entspannen. Die<br />
ausgedehnten felsigen Abschnitte<br />
stören kaum. Da ein Korallenriff<br />
die Bucht schützt, eignet sich das<br />
nicht allzu tiefe Wasser super zum<br />
Baden und Schnorcheln. Am Bai<br />
Ong Lang stören weder knatternde<br />
Motorboote noch dröhnende Musikboxen<br />
die Idylle. Hier trifft zu,<br />
was als „Bonmot“ unter Inselurlaubern<br />
kursiert: „Phu Quoc lieben,<br />
heißt die aufregende Ereignislosigkeit<br />
lieben.“ Roland Dusik<br />
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www.inasien.de 35
Leser<br />
berich t en<br />
V<br />
Wildes Paradies Sri Lanka<br />
Wie ein Wüstenwanderer stapft mein Mann von einer Düne hinab. Um ihn nur Sand.<br />
Nur zum Baden ist das Meer im Yala-Nationalpark zu wild. Im See neben unserer Lodge<br />
sonnen sich Krokodile. Hoffentlich verirren die sich nicht in unseren Swimming Pool...<br />
om Indischen Ozean weht ein salziger<br />
Duft, mächtige Wellen klatschen<br />
gegen Felsen, ihre abgeschliffenen<br />
Formen erinnern an moderne<br />
Skulpturen. In der Abendstimmung<br />
leuchten sie terrakottafarben. Unsere<br />
„Chaaya Wild Lodge” liegt nur<br />
rund 500 Meter vom Yala-Nationalpark<br />
entfernt, dem größten Nationalpark<br />
im Süden der Insel. „Langsam<br />
sollten wir zur Lodge zurückgehen“,<br />
meint Thomas. Ranger hatten vor<br />
abendlichen Strandaufenthalten gewarnt,<br />
oft kämen Elefanten, manchmal<br />
sogar ein Leopard.<br />
Per Jeep geht es nächsten Morgen<br />
mit unserem Fahrer-Guide auf<br />
Erkundungstour durch flache Savanne<br />
mit dichtem Buschwerk. In<br />
den letzten Wochen hat es viel<br />
geregnet. Die Natur ist saftig grün,<br />
überall haben sich Wasserstellen<br />
gebildet. Schon bald zeigt sich am<br />
Straßenrand eine Affenherde, Sambar-Hirsche<br />
überqueren die Gras-<br />
Steppen, ein Elefant tritt aus dem<br />
Gebüsch. Beeindruckend auch die<br />
großen Pfaue. Der „Indische Nimmersatt“,<br />
ein mannshoher Verwandter<br />
unseres Storches, stakt über eine<br />
von inAsien-Leserin Irmgard Eisele-Unger<br />
überschwemmte Wiese. Plötzlich<br />
deutet unser Fahrer aufgeregt in<br />
eine Richtung: Und da liegt er auf<br />
einem Ast, ein Leopard, und blickt<br />
seelenruhig in unsere Richtung.<br />
Eindrucksvoller Abschluss unserer<br />
Safari ist eine Elefantenfamilie, die<br />
bei Sonnenuntergang am Strand<br />
spazieren geht. Wieder zurück dürfen<br />
wir uns auf Besuch freuen:<br />
Hinter unserem Bungalow hat ein<br />
Wildschwein eine Blechmülltonne<br />
umgeworden und labt sich an den<br />
Abfällen. Bevor wir uns für die<br />
Nacht betten, erblicke ich zwei Bun-<br />
36 www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
Eine mehrere Meter hohe, aus dem<br />
Stein herausgearbeitete Buddhastatue<br />
in Polonnaruwa<br />
galows weiter einen freudig<br />
erregten Elefanten, der<br />
sich an den Blättern eines<br />
Baumes satt frisst.<br />
Naturerlebnis im<br />
Kultur-Dreieck<br />
Ortswechsel. Wir befinden<br />
uns nun an einem<br />
Stausee im Hochland,<br />
aus dem umgebenden<br />
Dschungel fliegen Vogelschwärme<br />
auf. In<br />
dieser Gegend befinden sich bis<br />
zu 1.000 Jahre alte Stauseen, die<br />
bis heute als Wasserreservoire und<br />
zur Bewässerung der Reisfelder genutzt<br />
werden. Vom Schwimmen sei<br />
jedoch abgeraten, es sei denn, man<br />
möchte das Bad mit Krokodilen teilen.<br />
Weil sich hier auch die Städte<br />
und Tempelanlagen der einstigen<br />
singhalesischen Königreiche befinden,<br />
wird diese Gegend auch das<br />
„Kultur-Dreieck“ genannt. Besonders<br />
beeindruckend: die riesigen,<br />
aus einem Felsen herausgearbeiteten<br />
Buddha-Statuen in Polonnaruwa,<br />
der Felsentempel von Dambulla<br />
und die alte Königstadt Anuradhapura.<br />
Nicht weit von Polonnaruwa<br />
beobachten wir im Minneriya-Nationalpark<br />
eine Elefantenherde beim<br />
Trinken. Rund 6.000 bis 8.000 wilde<br />
Elefanten leben noch<br />
heute auf Sri Lanka. Doch<br />
Siedlungen und landwirtschaftliche<br />
Flächen dehnen<br />
sich aus, und es kommt immer<br />
wieder zu Konflikten<br />
zwischen Mensch und Tier.<br />
Der Zahn Buddhas<br />
Weiter geht es mit unserem<br />
Fahrer-Guide nach Kandy,<br />
der einstmaligen Hauptstadt<br />
des singhalesischen Königsreichs.<br />
Dort steht der<br />
„Zahntempel“, der einen<br />
Zahn Buddhas beherbergt.<br />
Der Legende nach wurde<br />
er im Haarknoten einer<br />
indischen Prinzessin nach<br />
Sri Lanka geschmuggelt.<br />
Zweimal täglich wird der<br />
goldene Schrein der Reliquie geöffnet.<br />
Dann ziehen Gläubige ehrfurchtsvoll<br />
daran vorbei und bringen<br />
Opfer dar.<br />
Bei einem Spaziergang um den<br />
See bei Kandy begegnen wir fast<br />
zwei Meter lange Echsen, die sich<br />
auf Baumstämmen sonnen und uns<br />
träge mit halb geschlossenen Augen<br />
anschielen.<br />
Zum Ende der Welt<br />
In vielen Kurven geht es weiter<br />
hinauf ins Tee-Hochland, wo einige<br />
der weltbesten Teesorten hergestellt<br />
werden. Wir wohnen in 1.900 Meter<br />
Höhe in Nuwara Eliya, einem<br />
ehemaligen Erholungsort während<br />
der britischen Kolonialzeit. Heute<br />
ist der Ort eine Mischung aus<br />
hübschen Häusern im britischen<br />
Stil, gepflegten Parks, Golfclub und<br />
einigen modernen Gebäuden. Gediegen<br />
wohnt es sich im „Grand<br />
Hotel“ mit Originalmobiliar aus<br />
der Kolonialzeit, in der Bar könnte<br />
auch Hemingway seinen Arrak getrunken<br />
haben.<br />
Unsere Wanderung zum<br />
„World’s End“ beginnt in der Frühe.<br />
Wir fahren durch Teeplantagen<br />
zur Hochebene Horton’s Plain,<br />
wo wilde Rhododendren blühen.<br />
An der östlichen<br />
Leserreisen gesucht!<br />
Auf dieser Doppelseite kann jeder zu<br />
Wort kommen, der in Asien seine ganz<br />
persönlichen Erfahrungen gemacht hat.<br />
Einzige Voraussetzung: Die Geschichte<br />
sollte mit selbst geschossenen Bildern<br />
illustriert werden, von denen ein Bild<br />
den Erzähler zeigt. Der Text sollte etwa<br />
4.000 Zeichen ohne Leerzeichen enthalten.<br />
Für jede abgedruckte Geschichte<br />
gibt es ein kostenloses Jahresabonnement<br />
von inAsien!<br />
Zuschriften bitte an:<br />
redaktion@inasien.de oder<br />
Asia Vision Verlag / Leserreise<br />
Rudolfstr. 22-24, 60327 Frankfurt<br />
Fax: +49 (0)69-665632-22<br />
Flanke wachsen hohe Nadelbäume,<br />
die sogenannten Nebelwälder, die<br />
ihren Durst an den vom Tal aufziehenden<br />
Nebelschwaden stillen.<br />
Nach 1,5 Stunden Wanderung auf<br />
schattigen Wegen haben wir das<br />
„World’s End erreicht. Eingetaucht<br />
in Nebelschwaden stürzt der Abhang<br />
1.600 Meter senkrecht ins<br />
Tal. Nur ganz kurz hat man einen<br />
nebelfreien Blick – und der ist<br />
schwindelerregend! Man versteht,<br />
dass die Bewohner Sri Lankas früher<br />
glaubten, hier am Ende der Welt<br />
angekommen zu sein.<br />
Oben: Irmgard Unger-Eisele und<br />
ihr Mann Thomas am „World´s<br />
End“. Links: Der Strand beim Yala-<br />
Nationalpark<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 37
Reise<br />
Schnäppchenjagd auf Philippinisch<br />
Hier bekommen Sie das, was cool, modisch und angesagt ist – aus zweiter Hand oder<br />
nagelneu. Blusen, Hosen, Jacken und Taschen zu einem erschwinglichen Preis. Keiner wird<br />
erfahren, dass es nur vom Flohmarkt ist. Eben ukay-ukay – importiert und doch so billig!<br />
Wir sind in einer sechsköpfigen Familie<br />
aufgewachsen, die meistens<br />
mit einem knappen Budget auskommen<br />
musste, neue Anziehsachen<br />
gab es da nur selten. Nur zu<br />
Weihnachten oder zu Beginn eines<br />
neuen Schuljahres im Juni wurde<br />
eine Ausnahme gemacht. Fast die<br />
Hälfte unserer Sachen war von der<br />
älteren Schwester oder von Kusinen<br />
geerbt. Und wenn unsere Eltern<br />
wirklich knapp bei Kasse waren,<br />
stammten selbst die Schuhe für<br />
die Schule aus zweiter Hand, auch<br />
wenn sie eine Nummer zu groß<br />
oder ein wenig zu klein waren.<br />
Zum Glück waren wir drei Mädchen<br />
mit ungefähr derselben Größe.<br />
Ansonsten haben wir versucht, die<br />
Kleidung würdevoll zu tragen, die<br />
unsere Mama sorgfältig auf den<br />
Märkten in Divisoria oder Baclaran<br />
in Manila ausgewählt hatte<br />
Natürlich haben wir uns zuweilen<br />
beklagt. Aber unser Papa sagte<br />
dann immer, man müsse praktisch<br />
bleiben, um harte Zeiten zu bewältigen.<br />
Gebrauchte, aber immer noch<br />
tragbare Kleidung weiterzugeben,<br />
war für ihn „praktisch“. Unsere<br />
Eltern haben ihr Bestes gegeben,<br />
um für uns zu sorgen. Anziehsachen,<br />
die braucht man, aber dass<br />
sie auch noch schön sein sollen, das<br />
hielten sie für (unnötigen) Luxus.<br />
Auch neue Kleider galten bei uns<br />
als Luxus, und wenn man welche<br />
kaufen wollte, musste die Kaufentscheidung<br />
als „praktisch“ eingestuft<br />
werden.<br />
Nun da wir erwachsen sind,<br />
kaufen wir Kleidung nach zwei<br />
Gesichtspunkten. Ihr Preis muss<br />
„praktisch“ sein, aber wir haben<br />
im Blick auf die Mode auch hier<br />
ein Nachholbedürfnis. Kleider sollen<br />
billig sein, aber aussehen, als<br />
hätten sie ein Vermögen gekostet.<br />
Zum Glück hat das Aufkommen<br />
von ukay-ukay, der philippinischen<br />
Version des Flohmarkts, es möglich<br />
gemacht, modisch zu sein und dabei<br />
die Haushaltskasse nicht übermäßig<br />
zu strapazieren.<br />
Mode aus zweiter Hand<br />
Wir wissen nicht mehr genau, wann<br />
wir das erste Mal ukay entdeckt<br />
haben, aber es war in den 1980er<br />
Jahren, dass ukay-ukay begann, den<br />
38<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
lokalen Markt in den Philippinen<br />
aufzumischen. Ukay-ukay bedeutet<br />
„graben“, „wühlen“ oder „durchsieben“.<br />
Es wird so genannt, weil<br />
man sich durch einen Stapel von<br />
gebrauchter Kleidung graben und<br />
diesen sichten muss. In Baguio, wo<br />
das ukay-Phänomen seinen Anfang<br />
nahm, nennt man es wagwag („abstauben“<br />
bzw. „abschütteln“), da<br />
man von der erworbenen Kleidung<br />
erst einmal den Staub abschütteln<br />
muss. In anderen Regionen ist es<br />
als segunda mano (span. „aus zweiter<br />
Hand“ bekannt, als „pre-loved“<br />
(vor-geliebt) oder als rilip (vom<br />
englischen „relief“, wobei es sich<br />
möglicherweise um einstige Kleiderspenden<br />
handelte, die eigentlich<br />
Katastrophenopfern zugute kommen<br />
sollten). Wenn es jemandem<br />
peinlich ist, dass er ukay-ukay trägt,<br />
kann man vorwitzig sein und sagen,<br />
die Kleider seien „aus UK“.<br />
UK, das sind die ersten beiden<br />
Buchstaben von ukay, ist aber eben<br />
auch die Abkürzung für United<br />
Kingdom. Um das Gesicht zu wahren,<br />
kann man also den Eindruck<br />
erwecken, es handele sich hier um<br />
ein Mitbringsel (pasalubong) eines<br />
Verwandten, der im Vereinigten<br />
Königreich (Großbritannien) lebt.<br />
Tatsächlich stammen die ersten<br />
ukay-ukay-Artikel aus der Katastrophenhilfe.<br />
Damals sammelte<br />
die Heilsarmee Anziehsachen und<br />
andere Dinge in Hongkong, den<br />
Vereinigten Staaten und in anderen<br />
Ländern und schickte sie in die<br />
Philippinen, wo sie an Opfer von<br />
Naturkatastrophen verteilt wurden.<br />
Der Strom an Spendengütern hielt<br />
an und das brachte unternehmensfreudige<br />
Filipinos, die wissen, wie<br />
man sich durchschlägt, auf die Idee,<br />
daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln.<br />
Zuerst verkauften sie bloß<br />
rilip, das nicht verteilt worden war.<br />
Schließlich aber machte die Idee<br />
Schule und nun wurden Anziehsachen,<br />
aber auch Taschen, Schuhe,<br />
Küchenutensilien und was man<br />
sich nur denken kann, günstig aus<br />
Hongkong, den USA, Japan, Süd-<br />
korea und von anderswo ins Land<br />
gebracht und an Groß- und Einzelhändler<br />
(weiter-)verkauft.<br />
Ob diese Waren nun in einer<br />
Balikbayan-Box (Pakete, die Arbeitsmigranten<br />
an ihre Lieben in die<br />
Philippinen schicken) ins Land kamen<br />
oder als ausländische Hilfe oder<br />
Kleiderspenden deklariert waren<br />
– bald fand sich die gebrauchte Ware<br />
auf den Wühltischen der Märkte.<br />
Und das zu Preisen, die oft nur ein<br />
Zehntel dessen betragen, was man<br />
in der Konfektionsabteilung des<br />
Kaufhauses dafür berappen müsste,<br />
ohne dass es sich dort notwendigerweise<br />
um eine bessere Qualität<br />
oder um modischeres Zeug handeln<br />
würde. Die ersten ukay-ukay-Läden<br />
in Baguio breiteten sich so schnell<br />
aus, dass Baguio bald zur „Ukay-<br />
Ukay-Hauptstadt der Philippinen“<br />
erklärt wurde. Mittlerweile sind die<br />
ukay-Stände und Läden überall im<br />
ganzen Land anzutreffen und finden<br />
sich wie die Jeepneys und Tricycles<br />
in jedem Stadtzentrum, auf jedem<br />
Markt und selbst in jedem kleinen<br />
barrio während der Fiesta.<br />
Vom Tellerwäscher zum<br />
Millionär<br />
Streng genommen ist das ukayukay-Geschäft<br />
verboten. Schon 1966<br />
wurde ein Gesetz verabschiedet,<br />
das „die Gesundheit des Menschen<br />
gewährleisten“ und „die Würde der<br />
Nation bewahren“ sollte, indem es<br />
„die Einfuhr von gebrauchten Textilien<br />
und Lumpen aus gewerblichen<br />
Gründen“ untersagte, wie es im Titel<br />
dieses Gesetzes hieß. Erlaubt ist ihre<br />
Einfuhr allein, wenn die gebrauchte<br />
Kleidung zu Lumpen verarbeitet<br />
werden soll, die dann wieder exportiert<br />
werden. Andernfalls kann die<br />
Ware beschlagnahmt und verbrannt<br />
werden, da sie als Schmuggelware<br />
gilt. Dem Geschäft tut das aber<br />
keinen Abbruch, und es gibt sogar<br />
parlamentarische Bemühungen, das<br />
Verbot aufzuheben. Somit könnten<br />
auch ukay-Waren besteuert werden<br />
– immerhin geschätzte 700<br />
Millionen Peso pro Jahr bei zirka<br />
eintausend Kleidungscontainern,<br />
die jährlich ins Land kommen. So<br />
könnte auch der Korruption ein<br />
Riegel vorgeschoben werden, die im<br />
Spiel ist, wo das gesetzliche Verbot<br />
umgangen wird.<br />
Für diejenigen, die das ukayukay-Geschäft<br />
unterstützen, sind<br />
dies aber nicht die wichtigsten Argumente.<br />
Sie führen vor allem ins<br />
Feld, dass ukay-ukay den kleinen<br />
Leuten ermögliche, billige Kleidung<br />
zu erwerben, die dennoch von guter<br />
Qualität ist, modisch und sogar zuweilen<br />
Markenware. Neue Kleidung<br />
dieser Art im Kaufhaus oder einer<br />
Boutique zu kaufen, ist für sie unerschwinglich.<br />
Kurzum: ukay hat die<br />
Mode demokratisiert und schicke<br />
Sachen und guten Geschmack auch<br />
für Leute mit geringem Einkommen<br />
erschwinglich gemacht. Dabei<br />
stammen ukay-ukay-Fanatiker<br />
Ukay-ukay wird nicht nur von Familien mit geringem Einkommen betrieben, auch<br />
die meisten Mittelschicht-„Fashionistas“ mit Stil sind geradezu ukay-ukay-süchtig<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 39
Reise<br />
Der inAsien-Buchtipp<br />
Das gesellschaftspolitische Handbuch<br />
in nunmehr vierter, vollständig überarbeiteter<br />
Auflage liefert einen<br />
kompakten Einblick in Geschichte<br />
und Gegenwart, Land und Leute der<br />
Philippinen. Ob zur Landwirtschaft<br />
und Landreform, zu Arbeitsmigration<br />
und sozialer Sicherung, zu Bildung,<br />
Gesundheit und Gender, Wirtschaft,<br />
Politik, Zivilgesellschaft und vielem mehr.<br />
Geschrieben von langjährigen Philippinenkennern<br />
werden die Lebenswelten und<br />
politischen Kämpfe in einem Land des<br />
globalen Südens skizziert.<br />
Rainer Werning,<br />
Niklas Reese (Hg.):<br />
Handbuch Philippinen,<br />
4. überarbeitete Auflage,<br />
500 S., Horlemann Verlag,<br />
19,90 € (D)<br />
Laut Verband der philippinischen Textilindustrie ist das Tragen von ukay-Kleidung<br />
gesundheitsschädlich. Tatsache ist, die Stücke sollten zügig in die Wäsche...<br />
nicht ausschließlich aus Familien<br />
mit geringem Einkommen. Auch<br />
die meisten Mittelschicht-Fashionistas<br />
mit Stil (zählen Sie uns beide<br />
dazu) sind ukay-ukay-süchtig. Nicht<br />
nur die Unterschicht würde daher<br />
Sturm laufen, wenn die ukay-ukays<br />
geschlossen oder besteuert würden<br />
(was die Ware teurer machen würde).<br />
Es wäre dann eine wahrlich<br />
klassenübergreifende Revolte!<br />
Die Gegner einer Legalisierung<br />
wenden dagegen ein, dass dieses<br />
Geschäft sogar schon jetzt, wo es<br />
noch illegal ist, die lokale Textilindustrie<br />
untergrabe und Arbeitsplätze<br />
vernichte. Denn neue Kleidungsstücke<br />
dürften mindestens 30 Prozent<br />
teurer sein als die Altkleider. Der<br />
Verband der philippinischen Textilindustrie<br />
behauptet sogar, dass das<br />
Tragen von ukay-Kleidung gesundheitsschädlich<br />
sein könnte. Zudem,<br />
so wird argumentiert, sei es für die<br />
Philippinen entwürdigend, wenn<br />
die Menschen hier gebrauchte Kleidung<br />
tragen und so den Eindruck<br />
erwecken, sie könnten es sich nicht<br />
leisten, Originalkleidung zu kaufen.<br />
Patriotische Filipinos sollten nie im<br />
Leben importierte Kleidung tragen.<br />
Tipps für Uneingeweihte<br />
Wie auch immer sie argumentieren,<br />
wir bleiben „ukay-ukay-Königinnen“<br />
mit Zertifikat. Ukay-ukay<br />
sei Dank, weist doch unsere Garderobe<br />
einige Stücke auf, die eines<br />
königlichen Kleiderschranks würdig<br />
wären. Wie die meisten ukay-<br />
Liebhaber gehen auch wir weniger<br />
in die ukay-ukayans, um uns mit<br />
dem Nötigsten einzudecken, sondern<br />
eher, um unseren gewaltigen<br />
Appetit nach modischer Kleidung<br />
zu stillen und so dem ständigen<br />
Druck standhalten zu können, sich<br />
schick zu machen. Wir rennen zum<br />
40<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
ukay-ukay, wenn wir besondere<br />
Kleidung für besondere Ereignisse<br />
brauchen, sei es für eine Hochzeit<br />
oder für einen öffentlichen Auftritt,<br />
wenn wir beispielsweise einen Vortrag<br />
halten. Und sogar für eine Auslandsreise<br />
ins kalte Europa können<br />
wir dort fündig werden und uns eine<br />
Wintergarderobe, Wildlederstiefel,<br />
Ledertaschen und eine Regenjacke<br />
zulegen, ohne dass wir danach mit<br />
leeren Geldbörsen dastehen. Um<br />
eine ukay-Einkaufstour glücklich,<br />
erfolgreich und stolz abzuschließen,<br />
müssen allerdings einige feste Regeln<br />
beachtet werden:<br />
Schützen Sie Ihre Gesundheit:<br />
Genau wie die Waren, die sie verkaufen,<br />
gibt es auch ukay-ukay-Geschäfte<br />
in vielen Formen und Größen.<br />
Gehen Sie in Läden, in denen<br />
die Waren erst gesäubert und behandelt<br />
werden, bevor sie verkauft werden.<br />
Der Geruch des Sprays kann<br />
einen zwar umhauen, aber er ist ein<br />
Hinweis darauf, dass die Kleidung<br />
desinfiziert wurde. Auf der anderen<br />
Seite: Wer gegen Staub allergisch<br />
ist, sei gewarnt; Altkleider, die einige<br />
Zeit auf einem Haufen lagen,<br />
können staubig sein. Hände weg<br />
vom Gesicht, wenn Sie in ukayukay<br />
wühlen, manches Kleidungsstück<br />
könnte ein Infektionsherd<br />
sein. Und nach dem Stöbern Hände<br />
waschen! Am Besten Sie bringen<br />
das Händedesinfektionsmittel als<br />
„Erste Hilfe“ gleich mit.<br />
Für den Einkauf nicht in Schale<br />
schmeißen: Ukay-ukay-Käufer<br />
suchen zwar nach schicken Sachen,<br />
für den Einkauf machen sie sich<br />
aber nicht schick. Denn sie wühlen<br />
sich durch Stapel von Kleidung, die<br />
nicht unbedingt sauber ist. Zudem<br />
tragen sie eng anliegende Sachen,<br />
so dass sie ihre Beute zum Anprobieren<br />
drüberziehen können und<br />
nicht auf Umkleidekabinen angewiesen<br />
sind. Die gibt es nicht in<br />
jedem Laden – und dann sind da<br />
noch diese Voyeure, die es auf hinreißende<br />
Körper abgesehen haben.<br />
Und natürlich auch aus gesundheitlichen<br />
Gründen; Sie wollen doch<br />
nicht unbedingt, dass muffig riechende<br />
Kleidung in direkten Kontakt<br />
mit Ihren sensiblen Körperzonen<br />
kommt, oder?<br />
Keine Wertsachen mitbringen<br />
und aufs Budget achten: Wie<br />
beim Einkaufen generell, vermeiden<br />
Sie es, auf Wertsachen und<br />
persönliche Dinge achten zu müssen,<br />
wenn sie mit dem Wühlen beschäftigt<br />
sind. Und weil ukay-ukay<br />
zugegebenermaßen Suchtcharakter<br />
hat, nehmen Sie nur so viel Bargeld<br />
mit, wie Sie brauchen und sich leisten<br />
können. Nein, ukay-ukay-Läden<br />
akzeptieren keine Kreditkarten!<br />
Da anfangen, wo es am billigsten<br />
ist: Die ukay-Märkte unter<br />
freiem Himmel sind natürlich die<br />
billigsten; hier müssen keine hohen<br />
Mieten und keine durch Klimaanlagen<br />
in die Höhe getriebene Stromrechnungen<br />
beglichen werden. Billig<br />
ist aber nicht gleich schlechte<br />
Qualität, also legen Sie hier los.<br />
Sparen Sie sich die ukay-Boutiquen<br />
für den Schluss auf, wenn Sie den<br />
letzten, verzweifelten Versuch unternehmen,<br />
das zu finden, was Sie<br />
suchen.<br />
Achte auf andere wie auf Dich<br />
selbst: Es versteht sich von selbst,<br />
dass die besten Plätze auch die sind,<br />
in denen in der Regel am meisten<br />
los ist, also acht geben, was die<br />
anderen ukay-Anhänger so treiben.<br />
Wir haben mindestens drei Arten<br />
von ukayistas ausgemacht und Sie<br />
könnten zu jedem dieser drei Typen<br />
gehören: die „Schwimmer“,<br />
die „Abgreifer“ und die „Lumpensammler“.<br />
Die Schwimmer sind die<br />
typischen ukayistas; sie arbeiten<br />
sich akribisch durch die Kleiderstapel,<br />
was wie eine Schwimmbewegung<br />
aussieht, und springen jedes<br />
Mal in die Luft, wenn sie etwas<br />
Schönes entdecken, was sie dann<br />
sofort zu den anderen Schnäppchen<br />
auf ihrem persönlichen Stapel legen.<br />
Die Abgreifer dagegen beobachten<br />
dieses Schauspiel und greifen dann<br />
und wann gierig in den Stapel, den<br />
die Schwimmer mühsam aufgehäuft<br />
haben. (Über die Streitereien über<br />
einige „billige“ Artikel, zu denen es<br />
zwischen Schwimmern und Abgreifern<br />
immer wieder kommt, redet niemand<br />
mit stolz geschwellter Brust.)<br />
Schließlich die Lumpensammler:<br />
Das sind die passiven ukayistas, die<br />
darauf warten, dass Sie Dinge beiseite<br />
legen, in der Hoffnung, dass<br />
Sie übersehen haben, wie schön die<br />
doch eigentlich sind.<br />
Unterziehen Sie die Artikel<br />
einem Qualitätscheck: Stimmt,<br />
Sie zahlen weniger für ukay-ukay,<br />
weil es sich um Gebrauchtware<br />
handelt. Aber egal wie billig es auch<br />
ist, für kaputtes Zeug sollten Sie<br />
nichts ausgeben. Daher überprüfen<br />
Sie folgende Dinge, bevor Sie sich<br />
zum Kauf entschließen: Die Farbe<br />
ist nicht verblasst, keine Flecken.<br />
Werfen Sie vor allem einen Blick in<br />
den Bereich der Achselhöhlen und<br />
des Dekolletés, keine losen Fäden<br />
an den Nähten, keine Laufmaschen,<br />
keine sichtbaren Risse oder Löcher,<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 41
Reise<br />
dass sie nach Ihrer Telefonnummer<br />
fragen, um Sie anzurufen oder zu<br />
texten, wenn neue Artikel verfügbar<br />
sind. Wenn Sie charmant genug<br />
sind (wir sind es!), wird ein neues<br />
Bündel sogar an Ort und Stelle für<br />
Sie aufgemacht.<br />
Hinten wartet schon die „neue“ ukay-Ware aus der ersten Welt. Findige ukay-Gänger sind<br />
zugegen, wenn sich die ausgehängte Ware dem Ende neigt und neue Pakete geöffnet werden<br />
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es fehlt kein Knopf, der Reißverschluss<br />
funktioniert, es passt wie<br />
angegossen.<br />
Schamlos um Nachlass (tawad)<br />
bitten: Schnäppchen heißt nicht<br />
nur gute Qualität, sondern auch<br />
so billig wie möglich. (Daher wird<br />
meist auch der Preis genannt, zu<br />
dem man das gute Stück erwerben<br />
konnte. Je billiger, desto mehr<br />
Bewunderung können Sie einheimsen.)<br />
Haben Sie sich entschlossen,<br />
etwas zu kaufen, bezahlen Sie nicht<br />
gleich, sondern loten Sie aus, ob<br />
die Verkäufer noch mit dem Preis<br />
runtergehen. Bieten Sie die Hälfte<br />
des angegebenen Preises und haben<br />
Sie ein paar Gründe parat, warum<br />
das gute Stück weniger kosten<br />
sollte – etwa den kleinen Riss dort<br />
oder das Fleckchen dort. Je mehr<br />
Sie kaufen, desto größer ist die<br />
Aussicht auf einen Preisnachlass.<br />
Und natürlich auch dann, wenn sie<br />
freundlich fragen.<br />
Bringen Sie in Erfahrung, wann<br />
wieder ein Kleiderbündel geöffnet<br />
wird: Altkleider kommen<br />
in zahllosen Bündeln an, die nicht<br />
alle auf einmal geöffnet werden.<br />
Neue Bündel werden meist erst<br />
aufgeschnürt, wenn die ausgelegte<br />
Ware sich dem Ende neigt. Freunden<br />
Sie sich mit den Händlern<br />
oder deren Mitarbeiterinnen an und<br />
fragen Sie, wann üblicherweise ein<br />
neues Bündel geöffnet wird. Einige<br />
sind sogar so entgegenkommend,<br />
Waschen und Pflege: Ein erfolgreicher<br />
ukay-ukay-Bummel ist noch<br />
nicht beendet, wenn Sie den Markt<br />
beziehungsweise das Geschäft verlassen.<br />
Die erworbenen Schätze<br />
sollten dann noch sorgfältig gewaschen<br />
und gereinigt werden, ohne<br />
dass sie dabei Schaden nehmen. Für<br />
Kleidungsstücke empfehlen wir, sie<br />
mindestens eine Stunde in farbensicherer<br />
Bleiche einzuweichen, um<br />
Flecken, die unbemerkt geblieben<br />
sind, zu entfernen und um die Kleidung<br />
zu desinfizieren. Kochen oder<br />
weichen Sie die Kleidung nicht in<br />
heißem Wasser ein. Lassen Sie die<br />
Wäsche in der Sonne trocknen, das<br />
trägt zusätzlich zur Desinfektion<br />
bei. Und nach dem ersten Mal,<br />
einmal bügeln, bevor sie getragen<br />
werden.<br />
Zu guter Letzt: Ein erfolgreicher<br />
ukay-ukay-Bummel macht nur<br />
halb so viel Spaß, wenn Sie nicht<br />
Ihren besten Kumpel mitnehmen,<br />
die ebenfalls auf ukay-ukay stehen.<br />
Es gibt ein Gefühl von Sicherheit,<br />
wenn Sie in Begleitung von Leuten<br />
sind, deren Modegeschmack Sie<br />
vertrauen und die Ihren Geschmack<br />
kennen. Ein Kumpel ist auch unverzichtbar;<br />
Sie brauchen doch jemanden,<br />
der Ihnen ehrlich sagt, ob<br />
etwas steht oder nicht. Schließlich<br />
macht es auch viel mehr Spaß,<br />
ein Schnäppchen zu finden, wenn<br />
man die Freude teilen kann. Nun<br />
sind Sie gut vorbereitet. Sorgen Sie<br />
dafür, dass Sie Ihre Erwerbungen<br />
mit Stolz tragen. Eine typische Antwort,<br />
wenn Sie ein Kompliment<br />
bekommen: „Ukay-ukay. Singkuwenta<br />
lang!“ Das ist ukay-ukay. Für<br />
nur fünfzig Peso!<br />
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42<br />
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01/2013
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Reise<br />
Weinprobe mit Farmer-Mädchen<br />
Statussymbol, Wirtschaftsgut und Genussmittel – Wein ist in Hong Kong vieles. Seit<br />
ausländische Tropfen zollfrei importiert werden können, entdecken immer mehr Genießer das<br />
Kulturgetränk für sich. Ein Streifzug durch die vielseitige Weinlandschaft des Stadtstaats<br />
Unauffällig wirkt die Tür von außen.<br />
Und doch liegt hinter der massiven<br />
Holzpforte in Hong Kongs Stadtteil<br />
Soho ein Erlebnis der besonderen<br />
Art. In der Portrait Winery können<br />
Liebhaber und Interessierte lokal<br />
hergestellte Weine kosten und kaufen.<br />
Und das in einer Atmosphäre,<br />
die eher ans Bordelais als an das<br />
Perflussdelta erinnert.<br />
Die mächtigen Holzfässer sind<br />
beileibe nicht nur zur Dekoration<br />
da. Denn Inhaber Steven Jaray stellt<br />
seine Weine selbst her. Die Produktion<br />
in Hong Kong hat vor allem<br />
wirtschaftliche Gründe. Denn von<br />
den günstigen Zöllen beim Transport<br />
in den Wachstumsmarkt China<br />
profitiert ein Hersteller nur, wenn<br />
mindestens ein Drittel des Endprodukts<br />
im Stadtstaat produziert<br />
wurde. Reines Abfüllen eines in<br />
Frankreich oder Australien hergestellten<br />
Weins in Flaschen reicht<br />
hierfür nicht.<br />
Jarays Produktionsanlagen liegen<br />
im Industrieviertel Tsuen<br />
Wan, nordwestlich von Kowloon.<br />
Auf einer Fläche von 3.716 Quadratmetern<br />
presst, gärt und lagert<br />
er die Weine. Die Trauben lässt<br />
der gebürtige Kanadier aus seinen<br />
Weinbergen in South Oregon einfliegen,<br />
andere stammen aus der<br />
australischen McLaren Vale-Region<br />
und aus dem Waipara Valley in<br />
Neuseeland. Acht bis zwölf Stunden<br />
liegen zwischen Lese und Weiterverarbeitung.<br />
Länger dürfe das auch<br />
nicht dauern, warnt der Weinexperte,<br />
sonst verlöre die Ernte wichtige<br />
Geschmackskomponenten.<br />
Bei der Weinprobe ist Jaray in seinem<br />
Element. Zu jedem der verkosteten<br />
Weine hat er eine Geschichte<br />
zu erzählen. Sein Angebot reicht<br />
von Pinot Noir bis zu Eiswein.<br />
Erstere Sorte verkauft sich jedoch<br />
deutlich besser. „Die chinesische<br />
Regierung erzählt bereits seit Jahren,<br />
dass Rotwein gesund ist“, lacht<br />
Jaray. Die Bevölkerung glaubt das<br />
gerne – und kauft Wein en masse.<br />
Im Jahr 2010 hat jeder Hong<br />
Konger Bürger im Durchschnitt 6,3<br />
Flaschen Wein getrunken! Mehr als<br />
jeder andere Asiat.<br />
„Labels, die Spaß machen“<br />
Ein Tummelplatz für Weinliebhaber<br />
ist Hong Kong erst seit wenigen<br />
Jahren. Seit die Regierung im Jahr<br />
2008 die Importzölle abgeschafft<br />
hat, erreicht ein beachtlicher Teil<br />
des in Asien konsumierten Weins<br />
den Kontinent via Hong Kong. Im-<br />
Bild: Hong Kong Tourism Board<br />
44<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
mer mehr Konsumenten lernen dadurch<br />
gute Tropfen kennen und schätzen.<br />
Eine richtige Weinkultur hat sich<br />
trotzdem noch nicht entwickelt. Die<br />
Etablierung seines Geschäfts vor Ort<br />
war daher nicht einfach, erzählt Jaray.<br />
Unter anderem stieß er auf ein banales<br />
Problem: „Chinesen scheint es schwer<br />
zu fallen, sich Weinnamen zu merken.“<br />
Um dennoch von seinen Kunden erkannt<br />
zu werden, gestaltete der Winzer<br />
seine Flaschen in einer sehr auffälligen<br />
Art und Weise – mit Bildchen von Pinup<br />
girls. Auch in den Namen der Weine<br />
tauchen diese Motive auf. So schmückt<br />
eine Flasche Meritage das Konterfei<br />
einer knapp bekleideten Pilotin: Marke<br />
„Aviator“. Und auf dem Etikett für Rosé<br />
tanzt eine junge Bäuerin mit kurzer<br />
Latzhose: Marke „Farmgirl“.<br />
Mit dieser Art der Präsentation<br />
spricht Steven Jaray das asiatische<br />
Mainstream-Publikum an. Sein Bestreben<br />
ist es nicht, edelsten Wein für<br />
einen erlauchten Kreis zu produzieren,<br />
sondern gute Qualität der wachsenden<br />
Mittelschicht nahe zu bringen. Die bunten<br />
Labels mit den fröhlichen jungen<br />
Damen sollen positive Assoziationen<br />
wecken und Wein als etwas darstellen,<br />
das Spaß macht, erklärt der Winzer.<br />
Dafür sei Hong Kong der perfekte<br />
Nährboden. „Die Leute in dieser Stadt<br />
arbeiten, um zu essen. Sie haben eine<br />
leidenschaftliche Gastronomie-Kultur,<br />
deren Erlebnis durch den richtigen<br />
Wein zum Essen perfektioniert wird.“<br />
Hongkong – Metropole<br />
der Gegensätze<br />
Eine atemberaubende Skyline, weihrauchdurchwehte chinesische<br />
Tempel, brutzelnde Garküchen am Straßenrand und riesige Einkaufszentren<br />
mit High Fashion Labels aus aller Welt – lassen<br />
auch Sie sich von der Megacity in ihren Bann ziehen.<br />
Hongkong<br />
Harbour Plaza Metropolis ||||<br />
Im östlichen Kowloon nahe einer Metro-Station befi ndet sich<br />
das beliebte Hotel der gehobenen Mittelklasse. Es bietet insgesamt<br />
4 Restaurants mit asiatischer und internationaler Küche,<br />
einen Swimmingpool mit bequemen Liegen, einen Spa-Bereich<br />
sowie ein Fitness-Center.<br />
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Auf den Flaschen des Weinherstellers Portrait Winery tanzen sich<br />
leicht bekleidete Mädchen in die Herzen der lokalen Genießer<br />
01/2013<br />
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Reise<br />
Steven Jaray ist das freundliche Gesicht der Portrait<br />
Winery (31 Staunton Street, Central). Er brennt aber<br />
nebenbei auch gerne Himbeerwodka<br />
Deutsche Weiße im<br />
Nischenmarkt<br />
Wie beliebt Wein bei der lokalen<br />
Bevölkerung ist, zeigt auch die<br />
Weinmesse, die das Hong Kong<br />
Trade Development Council (HKT-<br />
DC) Anfang November im Convention<br />
and Exhibition Centre zum<br />
fünften Mal veranstaltet hat. Über<br />
950 Aussteller aus 36 Ländern präsentierten<br />
ihre Weine, Weingüter<br />
und zugehörige Angebote an den<br />
vier Tagen der Messe mit insgesamt<br />
20.000 Besuchern!<br />
Auch Dominik Glas, Winzer aus<br />
der Pfalz, war vertreten. Erstmalig<br />
ist er nach Hong Kong gereist, zuvor<br />
war er bereits auf der Vinexpo<br />
in Beijing. Mithilfe eines lokalen<br />
Geschäftspartners verkauft er nun<br />
seit zwei Jahren die Erzeugnisse<br />
seines Familienguts in China. Der<br />
freundliche Pfälzer gewinnt der<br />
Dominanz von Rotweinen in China<br />
einen positiven Aspekt ab, denn<br />
sie lässt viel Raum für ihn und<br />
seine deutschen Winzerkollegen:<br />
„Bei den Roten sind französische<br />
und spanische Herstellungsgebiete<br />
sehr etabliert. Weißweine sind noch<br />
ein Nischenmarkt – mit viel Platz<br />
für deutsche Anbieter.“ Besonders<br />
die fruchtig-süß schmeckende<br />
Riesling-Spätlese mögen Einkäufer<br />
und Besucher gerne, die an seinen<br />
Stand kommen. Auch er sieht die<br />
Weinkultur in Asien noch in den<br />
Kinderschuhen. „Die Konsumenten<br />
hier wollen leicht trinkbaren Wein,<br />
Feinschmecker findet man noch<br />
selten.“ Auch Steven Jaray hat diese<br />
Erfahrung gemacht: „Chinesen<br />
mögen süßen Wein, der leicht bekömmlich<br />
ist. Intellektuelle Weine<br />
finden kaum Abnehmer.“<br />
Millionenschwere Auktionen<br />
Und dennoch ist Wein in Hong<br />
Kong mehr als ein Getränk. Denn<br />
auch als Wertanlage entdecken Asiaten<br />
die roten und weißen Tropfen<br />
aus dem Ausland. Einige Weine<br />
erzielen stolze Preise bei den Auktionen<br />
vor Ort. Versteigerungen von<br />
Sotheby´s und Acker Merrall &<br />
Condit´s setzen mehrere Millionen<br />
US-Dollar um. Ein Wert, der weiter<br />
steigt und wie kein anderer beweist,<br />
dass wohlhabende Chinesen für guten<br />
Wein viel Geld ausgeben.<br />
Um die Anlage in Form von roten<br />
und weißen Edeltropfen möglichst<br />
wertsteigernd zu lagern, bedarf es<br />
gewisser Voraussetzungen. Zum<br />
Beispiel darf Qualitätswein, sogenannter<br />
„Fine Wine“, nur bei Temperaturen<br />
zwischen 11 und 17 Grad<br />
und einer Luftfeuchtigkeit zwischen<br />
55 und 80 Prozent aufbewahrt werden.<br />
Anforderungen, denen die<br />
Crown Wine Cellars entsprechen.<br />
Die unterirdische Bunkeranlage<br />
diente während des zweiten Weltkriegs<br />
als Versteck für die lokale<br />
Bevölkerung. In den späten 1930er<br />
Jahren von den Briten erbaut, war<br />
sie Zentrum des Widerstands im<br />
Battle of Hong Kong. Nach der formalen<br />
Kapitulation Hong Kongs an<br />
die Japaner im Dezember 1941 fiel<br />
auch sie in die Hände der Besatzer.<br />
Heute dienen die in den Berg<br />
gehauenen Bunker der Weinkultur<br />
statt des Krieghandwerks. Seit<br />
2007 führt die Unesco sie als Teil<br />
des Weltkulturerbes. Reichlich unromantisch<br />
lagern die Weine in<br />
Holzregalen, eine Kiste über der<br />
anderen, beschriftet mit den Namen<br />
ihrer Besitzer. Eine Druckschleuse<br />
schützt sie vor Witterungseinflüssen.<br />
Betreten können Besucher die<br />
Gewölbe nur in kleinen Gruppen.<br />
Zu sehr verändert die Anwesenheit<br />
von vielen Menschen Luftfeuchtigkeit<br />
und Temperatur.<br />
„Von den insgesamt 24 Bunkern<br />
nutzen wir acht für die Lagerung“,<br />
erzählt Gregory De’Eb, Geschäftsführer<br />
der Lagerstätte. Weitere<br />
können ausgebaut werden, wenn<br />
Bedarf besteht. Fast 2.000 Kunden<br />
nutzen sie für die Aufbewahrung<br />
ihrer Qualitätsweine. Nicht alle von<br />
ihnen leben auch in Hong Kong. Etwa<br />
ein Viertel von ihnen hat seinen<br />
Wohnsitz im Ausland. Und wieder<br />
einmal sind es die fehlenden Zölle,<br />
die Hong Kong als Lagerstätte für<br />
sie interessant macht. Ohne viel<br />
bürokratischen Aufwand können<br />
die Liebhaber die Kisten mit ihren<br />
Investitionsweinen aus Europa oder<br />
den USA in den Stadtstaat schicken<br />
und dort in De’Ebs vertrauensvolle<br />
Hände geben.<br />
Die Nachfrage nach dieser<br />
Dienstleistung ist groß. „Jeden<br />
Monat erreicht uns ein Container<br />
aus Großbritannien“, berichtet der<br />
Weinfachmann. Mittlerweile lagern<br />
in den unterirdischen Verliesen<br />
200.000 Kisten Wein, insgesamt<br />
1,4 Millionen Flaschen. Für<br />
die Aufbewahrung zahlen De’Ebs<br />
Kunden einen Hong Kong Dollar<br />
pro Flasche pro Monat, etwa zehn<br />
Eurocent. Über ein dem Online-<br />
Banking ähnliches Tool können sie<br />
den Vorrat ihrer Flaschen zu jeder<br />
Zeit einsehen und gegebenenfalls<br />
den Versand veranlassen. „Falls<br />
einmal ein schickes Fest ansteht“,<br />
so De’Eb. Oft kommt das aber nicht<br />
vor. Für einen netten Weinabend<br />
laden die Genießer dann doch lieber<br />
Steven Jarays „Farmgirl“ oder das<br />
„Aviator“-Mädchen zu sich ein.<br />
Katharina Schnurpfeil<br />
46<br />
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01/2013
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Kambodscha Laos Malaysia /<br />
Singapur<br />
Vietnam:<br />
Nha Trang<br />
(1) (1) (1)<br />
(1)<br />
(1)<br />
(1)<br />
(1)<br />
Ihr Reisekalender 2013<br />
Dezember November Oktober September August Juli Juni Mai April<br />
März Februar Januar<br />
(2)<br />
(2) (2) (2)<br />
(2) (2)<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5) (5) (4) (5) (5) (5) (5) (5)<br />
(6) (6)<br />
(7)<br />
(7)<br />
(7)<br />
(7)<br />
(8)<br />
(9) (9)<br />
(10) (10)<br />
(11) (11)<br />
(11) (11) (11)<br />
48<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Indien:<br />
Kerala<br />
Indien:<br />
Rajasthan<br />
Indien:<br />
Varanasi<br />
Malediven<br />
Sri Lanka: Sri Lanka:<br />
Westküste Ostküste<br />
Nepal Mongolei Philippinen Indonesien:<br />
Java<br />
Taiwan<br />
(1) (1) (1)<br />
(2) (2) (2) (2)<br />
Extra-Service<br />
Eine Asienreise zur hiesigen Winterzeit ist durchaus<br />
verlockend angesichts der Temperaturunterschiede.<br />
Vor einer Buchung sollte man sich<br />
jedoch unbedingt über unerträgliche Hitzeperioden,<br />
mögliche Taifune, Hauptreisezeiten<br />
und die verschiedenen Feiertage informieren.<br />
Es wäre sicherlich ärgerlich, während des chinesischen<br />
Neujahrs nach China oder während<br />
des Ramadans nach Indonesien zu reisen, wenn<br />
alle Einheimischen unterwegs und viele Hotels<br />
überfüllt bzw. die Geschäfte geschlossen sind.<br />
Mit Hilfe der unten stehenden Legende gibt Ihnen<br />
der inAsien-Reisekalender einen schnellen<br />
und guten Überblick zu Wetterlagen, Feiertagen<br />
und idealen Reisezeiten. Einen schönen Urlaub<br />
wünscht Ihnen inAsien!<br />
(3) (3)<br />
* Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich die<br />
Klimaangaben auf die Hauptstadt.<br />
(5) (5) (5) (5)<br />
L e g e n d e<br />
Regenzeit<br />
> 100 mm<br />
Niederschlag/Monat<br />
Trockenzeit<br />
< 20 mm<br />
Niederschlag/Monat<br />
Taifun-Saison<br />
Kalte Jahreszeit<br />
< 15°C<br />
Monatsschnitt<br />
Heiße Jahreszeit<br />
> 28°C<br />
Monatsschnitt<br />
Hauptsaison<br />
Ideale<br />
Reisezeit<br />
Vorsicht!<br />
Lokale Feste<br />
(7) (7) (7) (7) (7)<br />
(7) (7) (7) (7) (7)<br />
(7) (7) (7) (7) (7)<br />
(7) (7) (7) (7) (7)<br />
(1) Neujahr: 01.01.2013<br />
(2) Chinesisches Neujahrsfest: 11.-13.02.2013<br />
(3) Ostern: 29.03.-01.04.2013<br />
(4) Golden Week (Japan): 29.04.-05.05.2013<br />
(5) Tag der Arbeit: 01.05.2013<br />
(6) Drachenbootfest (China): 13.06.2013<br />
(7) Ramadan: 09.07.-07.08.2013<br />
(8) Obon Week (Japan): 13.-15.08.2013*<br />
(9) Mondfest (China): 19.09.2013<br />
(10) Nationalfeiertage (China): 01.-03.10.2013<br />
(11) Weihnachten: 25.-26.12.2013<br />
* Obwohl die Obon-Tage in Japan keine offiziellen Feiertage<br />
sind, schließen viele Unternehmen für eine ganze Woche,<br />
viele Angestellte nehmen in dieser Zeit Urlaub.<br />
(11) (11) (11) (11) (11)<br />
01/2013
Reise<br />
Dank der Werbeaktion eines Mobiltelefon-Anbieters in Phnom Penh treffen an der Riverside vor<br />
dem Königspalast der Weihnachtsmann und buddhistische Mönche aufeinander<br />
Kunstschnee in Kambodscha<br />
Es gibt Momente, da traue ich meinen eigenen Augen nicht: Weihnachtsmänner! Riesige,<br />
aufblasbare Weihnachtsmänner! Dazu Tannenbäume aus Ballonseide. Und vor der Zentrale<br />
eines Telefonanbieters hängen die Straßen voller Lametta und Silbersterne. In den USA<br />
oder Europa würde mich die Glitzerwelt nicht überraschen. Aber in Phnom Penh? In der<br />
Hauptstadt eines Landes, in dem der Bevölkerungsanteil der Buddhisten so hoch ist wie die<br />
Luftfeuchtigkeit, nämlich über 90 Prozent<br />
V<br />
or zwei Jahren erlebte ich mein<br />
erstes Weihnachtsfest in Kambodscha.<br />
Damals beschränkte sich<br />
der Adventsschmuck auf ein paar<br />
Luxushotels, die ihre westlichen<br />
Gäste in „Oh du fröhliche“-Festtagsstimmung<br />
bringen wollten. Ein<br />
Hotelmanager erzählte mir, dass<br />
er den Schmuck extra aus Touristenzentren<br />
in <strong>Thailand</strong> heranschaffen<br />
musste, weil Kunstschnee,<br />
Weihnachtsmänner und blinkende<br />
Tannenbäume nirgendwo in Kambodscha<br />
erhältlich waren.<br />
Inzwischen ist diese Marktlücke<br />
augenscheinlich erkannt und geschlossen<br />
worden. Jetzt funkelt es<br />
in Phnom Penh, Siem Reap und<br />
Sihanoukville an den unpassendsten<br />
Orten. Allein in der Hauptstadt<br />
eröffneten findige Geschäftsleute<br />
Anfang Dezember mindestens ein<br />
Dutzend Christmas Shops und hoffen<br />
auf ein geschäftliches Weih-<br />
50<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
Raffles oder La Residence in der<br />
Nähe von Angkor sind komplett<br />
ausgebucht”, sagt mein Bekannter<br />
Sven Zika, Geschäftsführer der<br />
Schweizer Agentur Lolei Travel in<br />
Siem Reap.<br />
Weil die Nachfrage zu Weihnachten<br />
viel größer ist als das Angebot,<br />
setzen Fünf-Sterne-Hotels wie das<br />
La Residence ihre regulären Preise<br />
außer Kraft. Gäste müssen drei<br />
Nächte sowie das obligatorische<br />
Weihnachtsbuffet am 24. Dezemnachtswunder.<br />
Süßer die Kassen<br />
nie klingeln. Kellnerinnen in den<br />
Touristenrestaurants tragen plötzlich<br />
rot-weiße Santa-Claus-Mützen,<br />
und auch die Kassiererinnen in den<br />
Supermarktketten Lucky und Smile<br />
wurden zu diesem Kopfschmuck<br />
verdonnert. Im Schnellrestaurant<br />
Pizza Company stülpen sich die<br />
Angestellten Rentiergeweihe aus<br />
Plüsch auf.<br />
Im meinem selbsternannten „Königreich<br />
der Wunder” wundert<br />
mich gar nichts mehr. Innerhalb<br />
weniger Jahre hat sich Kambodscha<br />
vom „Bürgerkriegsland“, vom „Armenhaus<br />
Südostasiens”, vom „gefährlichsten<br />
Reiseziel der Welt” zu<br />
einer boomenden Tourismus- und<br />
Wirtschaftsnation entwickelt, in die<br />
Chinesen, Koreaner und Japaner<br />
investieren und in der die Medien<br />
einen westlichen Lebensstil aus Luxus<br />
und Popkultur vorbeten.<br />
Nach 30 Jahren Diktatur, Hunger,<br />
Leid und Bürgerkrieg und in einem<br />
Staatssystem, in dem sich die korrupte<br />
Riege um Ministerpräsident<br />
Hun Sen auch jenseits von Weihnachten<br />
beschenken lässt, will die<br />
junge Generation wieder Spaß erleben<br />
– sofern ihre Eltern der reichen<br />
Oberschicht oder der wachsenden<br />
Mittelschicht angehören und sich<br />
das leisten können.<br />
Mein guter Freund Sarin, einst<br />
Metallarbeiter in der DDR, jetzt<br />
Polizist mit Nebenjob als Tuktuk-<br />
Fahrer in Phnom Penh, sieht die<br />
Weihnachtsflut in Kambodscha<br />
skeptisch: „Die jungen Leute hinterfragen<br />
nicht die christliche Tradition<br />
des Festes, sondern nehmen<br />
es zum Anlass für Partys, Essen<br />
und Geschenke.”<br />
Weihnachtsbuffet<br />
obligatorisch<br />
Meiner eigenen, durch und durch<br />
buddhistischen Wahlverwandtschaft<br />
muss ich an Heiligabend<br />
auch nicht mit Bibel und Gottesdienst<br />
kommen. Doch in diesem<br />
Jahr setze ich in Kambodscha auf<br />
herrlich altmodische Weihnachten,<br />
Die 2 Millionen Einwohner zählende Stadt Phnom Penh im Dezember 2012, fotografiert vom<br />
Dach des im Bau befindlichen Vatannac Capitol Towers<br />
wie ich sie aus meiner eigenen<br />
Kindheit am Niederrhein kenne.<br />
Gilt es doch, das erste Wiegenfest<br />
mit unserem Sohn Tim Sovann<br />
zu feiern, der am 2. Juli in Phnom<br />
Penh zur Welt kam. Eine kleine<br />
Tanne habe ich extra aus Deutschland<br />
importieren lassen, weil ich<br />
in unserer Wohnung, die direkt an<br />
das buddhistische Kloster Wat Ounalom<br />
grenzt, keinen aufblasbaren<br />
Baum dulde. Eine digitale Kopie<br />
der verkratzten Peter-Alexander-<br />
Weihnachts-Schallplatte meiner<br />
Eltern fehlt aber noch.<br />
Weihnachts-Chic für 2 Dollar<br />
Tim Sovanns Halbschwester<br />
Amuy, aus erster Ehe meiner<br />
Freundin May, freut sich indes auf<br />
deutschen Lebkuchen und trägt seit<br />
Anfang Dezember am liebsten rotweiße<br />
Kleider. Nicht aus religiöskultureller<br />
Überzeugung, sondern<br />
weil das fast alle Kinder in Phnom<br />
Penh so tun. Auf den vielen lokalen<br />
Märkten kostet der Weihnachts-<br />
Chic, genäht in China, nur zwei<br />
Dollar.<br />
Deutlich teurer sind die Zimmer<br />
und edlen Buffets in den Luxushotels.<br />
Im Dezember ist Hochsaison,<br />
Touristen nutzen ihre Ferien und das<br />
angenehme Klima der Trockenzeit<br />
für einen Urlaub in Kambodscha.<br />
„Luxushotels wie das Amansara,<br />
Weihnachtskostüme erfreuen sich auch bei den<br />
Kindern in Phnom Penh großer Beliebtheit<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 51
Reise<br />
Reiseangebote<br />
Kambodscha<br />
Kambodscha –<br />
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Ein Buchhändler am Monivong Boulevard in Phnom Penh lässt seine<br />
Mitarbeiterinnen fleißig für das Weihnachtsgeschäft dekorieren<br />
ber buchen und dafür mindestens<br />
880 Dollar pro Person zahlen.<br />
Das Victoria Angkor Resort, unter<br />
Leitung des deutschen Direktors<br />
Hanno Stamm, erhöht die Zimmerpreise<br />
pauschal um 30 Dollar<br />
und verlangt circa 90 Dollar für ein<br />
obligatorisches Weihnachtsbuffet<br />
am Pool.<br />
Das ehrwürdige Raffles Grand<br />
Hotel d’Angkor aus dem Jahr 1932<br />
setzt ebenfalls auf ein 90 Dollar<br />
teures Weihnachtsbuffet am Pool,<br />
während das drei Jahre ältere Raffles<br />
Le Royal in Phnom Penh für 105<br />
Dollar ein Fünf-Gänge-Menu inmitten<br />
eines “typisch europäischen<br />
Weihnachtsmarktes” bietet.<br />
Von den Roten Khmer<br />
verschont<br />
Die Gemeinde der westlichen Ausländer<br />
in Phnom Penh bringt sich in<br />
der Adventszeit traditionell selbst<br />
in Festtagsstimmung. Das Expat-<br />
Kino The Flicks setzt auf bewährte<br />
Weihnachtsklassiker wie „Das<br />
Wunder von Manhattan” und „Stirb<br />
langsam”. Die internationale Frauengruppe<br />
lud am 9. Dezember zu<br />
einem Weihnachtsmarkt ein. Dafür<br />
wurden im Hotel Intercontinental<br />
70 Verkaufsstände aufgebaut, auch<br />
Santa Claus saß für die Kinder<br />
bereit.<br />
Mit der Harley Davidson fährt<br />
der dicke Mann in Rot-Weiß in<br />
der Riverhouse Lounge vor, die im<br />
Umfeld von Phnom Penhs Hostessen-Bars<br />
liegt. Die Werbezettel<br />
für die dortigen Partynächte locken<br />
mit „Sexy Santa Dancers” und versprechen<br />
den Besuchern 100 Dollar<br />
Preisgeld für das aufregendste und<br />
knappste Kostüm. Die Bar Pontoon<br />
verspricht derweil weiße Weihnachten<br />
und will am 24. Dezember ihre<br />
eigene Schneemaschine in Gang<br />
setzen.<br />
In allen Clubs, Bars und Restaurants<br />
entlang der vielbesuchten<br />
Riverside in Phnom Penh läuft der<br />
Betrieb über Weihnachten ganz<br />
normal weiter. Die Speisekarten<br />
sind um Truthahngerichte aller Art<br />
ergänzt, die dann von buddhistischen<br />
Angestellten serviert werden.<br />
Angesichts der kleinen Gruppe von<br />
Christen im Land ist die Auswahl<br />
der Kirchen und Gottesdienste sehr<br />
gering.<br />
An Heiligabend treffen sich westliche<br />
Ausländer sowie einige Vietnamesen,<br />
Koreaner und Philipinos<br />
52 www.inasien.de<br />
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finden Sie unter www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
zu englischsprachigen Gottesdiensten<br />
in Gemeindezentren oder in der<br />
Sankt Joseph-Kirche, die in den<br />
1970er-Jahren als eine der wenigen<br />
die Säuberungsaktionen der Roten<br />
Khmer überstanden hat. Die 60 Meter<br />
hohe katholische Kathedrale aus<br />
den 1950er-Jahren wurde während<br />
der Gewaltherrschaft des Diktators<br />
Pol Pot durch Zwangsarbeiter abgerissen,<br />
so wie auch buddhistische<br />
Klöster zerstört wurden.<br />
Per Moped zu den Schäfchen<br />
Heute sind nur circa 22.000 Kambodschaner<br />
Christen, zwei Drittel<br />
davon vietnamesischer Herkunft.<br />
Der deutsche Maristenbruder Bernhard<br />
Tremmel will im Auftrag der<br />
katholischen Kirche dafür sorgen,<br />
dass es wieder mehr werden. Aktuell<br />
baut der gebürtige Reinpfälzer,<br />
der als Sozialpädagoge in Bayern,<br />
Irland und Simbabwe arbeitete, in<br />
Kambodschas nordöstlicher Hochlandprovinz<br />
Mondulkiri eine Pfarrgemeinde<br />
auf.<br />
Der 64-Jährige mit dem weißgrauen<br />
Bart besucht die Bergvölker<br />
der Phnong, allesamt Anhänger des<br />
Animismus und Geisterglaubens,<br />
<strong>InAsien</strong>_Kamboscha2012_<strong>InAsien</strong> - Indien 29.11.2012 15:27 Seite 1<br />
nicht mit dem Rentierschlitten, sondern<br />
mit einer Motocross-Maschine.<br />
„Mein Ziel ist es aber nicht, die<br />
Leute zu bekehren”, sagt Bernhard<br />
Tremmel und distanziert sich von<br />
evangelikalen Sekten, die ihre Mitglieder<br />
durch einen Sack Reis erkaufen.<br />
„Wo immer die katholische<br />
Kirche eine Niederlassung hat,<br />
leistet sie soziale Arbeit und wird<br />
deshalb von den Kambodschanern<br />
hoch angesehen.”<br />
Zuvor hat Tremmel drei Jahre<br />
lang in Pailin gearbeitet, wohin<br />
viele ehemalige Rote-Khmer-Soldaten<br />
geflohen sind. In der Provinz,<br />
die an <strong>Thailand</strong> grenzt und deren<br />
Gouverneur ein Ex-Leibwächter<br />
von Pol Pot ist, entstand ein Pfarrzentrum<br />
mit Kirche, Sportplätzen,<br />
Gemüsebeeten und Obstgärten.<br />
Das Pfarrhaus wurde mit Spenden<br />
aus Spanien finanziert, die Kirche<br />
entstand mit Spenden südkoreanischer<br />
Katholiken und sieht aus<br />
wie ein buddhistischer Tempel. Die<br />
Architektur und Baumaterialien<br />
wurden kambodschanischen Traditionen<br />
angepasst.<br />
„Unsere Gemeinde führt in diesem<br />
Jahr ein Krippenspiel auf und<br />
Unser Autor<br />
Michael Scholten (41) bereist Kambodscha<br />
seit 2003 und lebt in Phnom Penh<br />
seit 2010 (www.michaelscholten.com). Ab<br />
Januar 2013 leitet der gebürtige Niederrheiner<br />
die Redaktion der KAZ, Kambodschas<br />
erster deutschsprachiger Zeitung.<br />
Die Wohnung seiner Patchwork-Familie<br />
ist nur zwei Gehminuten<br />
vom Königspalast, vom<br />
Nationalmuseum und<br />
von der Riverside entfernt.<br />
feiert sehr laute, bunte und fröhliche<br />
Weihnachten”, sagt Bernhard<br />
Tremmel. Über mangelnden Zuspruch<br />
kann sich die Kirche seit<br />
ihrer Eröffnung im Jahr 2010 nicht<br />
beklagen. „Obwohl es in Pailin<br />
kaum Christen gibt, ist das Haus<br />
bei jedem Gottesdienst voll”, sagt<br />
Bernhard Tremmel. „Dann kommen<br />
bis zu 300 Besucher mit einem<br />
Durchschnittsalter von unter 20<br />
Jahren. Davon können die Kirchen<br />
in Deutschland nur träumen!“<br />
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Entdecken und erleben Sie die Vielfalt Kambodschas<br />
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01/2013<br />
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Reise<br />
König Bhumibol und der Jazz in Bangkok<br />
Hupende Autos, knatternde Tuk-Tuks und brüllende Händler – Bangkok ist vor allem<br />
eins: laut. Wenn sich jedoch der Tag neigt, erklingen in den angesagten Jazzclubs der<br />
Millionenmetropole eher leise Töne, zu denen schon König Bhumibol wippte<br />
Vor dem Eingang des „Brown Sugar“<br />
sitzen Pärchen und löffeln Hühnersuppe,<br />
daneben chillen Jungs bei<br />
Jägermeister und Singha-Bier. An<br />
der Bar wippt eine ältere Frau im<br />
Takt, sie klatscht mit den Händen<br />
auf die Schenkel, als wolle sie<br />
gleich auf die Bühne springen. Und<br />
tatsächlich: Die alte Dame schickt<br />
sich an, das nächste Lied zu singen.<br />
Federnden Schrittes schreitet<br />
sie zur Bühne, hinter der ein Bild<br />
von Louis Armstrong prangt. Der<br />
Schriftzug „Brown Sugar“ leuchtet<br />
in roten Lettern, an der Decke sorgt<br />
ein Ventilator für Frischluftzufuhr.<br />
Die grazile Thai rückt ihren weiß<br />
gescheckten Schal zurecht, tuschelt<br />
mit dem Piano-Mann und hebt bedeutungsvoll<br />
den Zeigefinger. Es<br />
kann losgehen. Der Bass brummt,<br />
54<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
das Saxophon ertönt, die Sängerin<br />
haucht ins Mikrofon – Jazz in<br />
Bangkok.<br />
Was nur wenige wissen<br />
Es war König Bhumibol, der den<br />
amerikanischen Musikstil in <strong>Thailand</strong><br />
etablierte. Während seiner<br />
Schulzeit in der Schweiz lernte<br />
der Monarch das Saxophonspielen.<br />
Und als er 1946 den Thron bestieg,<br />
gründete er eine Jazz-Band, mit der<br />
er jeden Freitag live im Rundfunk<br />
auftrat. Irgendwann gefiel ihm die<br />
Musik im Radio nicht mehr, und<br />
Bhumibol schrieb selbst Stücke.<br />
Seine Kompositionen fanden international<br />
Beachtung. Selbst Jazz-<br />
Legende David Goodman jammte<br />
einst im Königspalast mit seiner<br />
Majestät. Der „King of Swing“,<br />
wie die Washington Post Bhumibol<br />
nannte, verschaffte dem Jazz in<br />
<strong>Thailand</strong> den Durchbruch.<br />
Die erste Einrichtung, die „Bamboo-Bar“,<br />
entstand im altehrwürdigen<br />
Oriental Hotel, in dem<br />
schon David Bowie und andere<br />
Stars nächtigten. 1985 wurde dann<br />
das „Brown Sugar“ eröffnet, was<br />
die Besitzer mit dem Label „since<br />
1985“ heute stolz betonen. Auch<br />
hier gab sich die Prominenz die Ehre:<br />
Rolling Stones-Boss Mick Jagger<br />
soll die Bar besucht und sogar<br />
gesungen haben. Ob das wirklich<br />
stimmt? „Weiß ich nicht, das kann<br />
schon sein“, sagt die Bardame mit<br />
einer gewissen Gleichgültigkeit, die<br />
ausdrücken soll: Auch ohne den alten<br />
Magier verströmt die Bar einen<br />
unvergleichlichen Zauber. Die Frau<br />
mit der goldenen Armbanduhr und<br />
dem legeren T-Shirt lächelt, ehe sie<br />
weiter emsig Cocktails mixt. Die<br />
Gäste haben Durst, und die Bar<br />
füllt sich. Das Publikum ist bunt<br />
gemischt. Vom Geschäftsmann bis<br />
zum Backpacker trifft man hier jeden.<br />
„Brown Sugar“ ist Kult.<br />
Das US-amerikanische Magazin<br />
Newsweek adelte das Etablissement<br />
zu „einer der besten Bars der Welt.“<br />
Auch der renommierte Reiseführer<br />
Lonely Planet berichtete schon<br />
über das „Brown Sugar“. Trotz der<br />
Medienpräsenz und dem kommerziellen<br />
Erfolg sind die Betreiber ihrem<br />
Konzept treu geblieben. Nicht<br />
das Mondäne oder Edle macht den<br />
Charme der Einrichtung aus, sondern<br />
ihre Originalität. Verschiedene<br />
Stilrichtungen verschwimmen zu<br />
einem einzigartigen Ambiente. An<br />
den sandig verschlemmten Wänden<br />
hängen expressionistische Bilder,<br />
in der Vitrine stehen antike Vasen,<br />
und die einfachen Holztische<br />
werden von Fragmenten einer Ziegelsteinmauer<br />
umschlossen. „The<br />
voice of contemporary place“, so<br />
lautet das Motto der Bar. Hier atmet<br />
der Zeitgeist. Und der Jazz verleiht<br />
ihm seine Stimme.<br />
Kurz vor Mitternacht<br />
Eine attraktive Thai singt Swing<br />
und Bebop. Die junge Frau mit dem<br />
kurzen Jeansrock jammt lässig vor<br />
den Bongo-Trommeln, schwingt<br />
lasziv die Hüfte und bewegt wellenförmig<br />
ihren Oberkörper. Die Erotik<br />
steckt offenbar an. Eine rothaarige<br />
junge Frau bandelt an der Bar<br />
mit einem Thai mit Bubi-Gesicht<br />
an. Immer wieder legt sie ihre Hand<br />
auf sein Bein und flüstert ihm etwas<br />
ins Ohr. Der junge Mann wirkt etwas<br />
schüchtern, die Frau macht ihm<br />
Avancen. Die Stimmung steigt. Der<br />
Kontrabass ist einem E-Bass gewichen,<br />
sonore Töne wummern aus<br />
den Boxen. Der rundliche Bassist,<br />
gekleidet in kariertem Hemd und<br />
gelben Schuhen, transportiert das<br />
Instrument nach draußen und verstaut<br />
es in einem Nebenraum. „Jazz<br />
ist eine Lebensart“, sagt der Mann<br />
namens Phet, und fügt lakonisch<br />
hinzu: „I just love it!“<br />
Den Gästen geht es genauso. Angeregt<br />
unterhalten sie sich an ihren<br />
Tischen und schäkern mit den<br />
Nachbarn. Auch das Pärchen an der<br />
Bar kommt sich näher. Inzwischen<br />
sind die beiden eng verschlungen.<br />
Für sie wird die Nacht noch weitergehen.<br />
<br />
Die Bar „Brown Sugar“<br />
liegt zentral an der Sarasin Road. Am<br />
besten an der Skytrain-Haltestelle Ratchadamri<br />
Road aussteigen (www.brownsugarbangkok.com).<br />
Für thailändische Verhältnisse<br />
sind die Getränkepreise teuer:<br />
Ein Bier (0,25 l) kostet umgerechnet vier,<br />
ein Cocktail fünf Euro. Im Vergleich: Auf<br />
dem Nachtmarkt Patpong ist ein Glas Bier<br />
für umgerechnet 1,50 Euro zu haben.<br />
Unser Tipp: Das jährlich im Oktober<br />
stattfindende „Bangkok City of Jazz”-Festival<br />
im Art and Culture Centre mit einem<br />
umfangreichen Jazz-Programm.<br />
Text und Bilder:<br />
Adrian Lobe<br />
Die Bar „Brown Sugar“ ist Kult. Hier schlürfen Backpacker neben<br />
Geschäftsmännern ihre Cocktails. Und mit jeder Stunde steigt die Stimmung<br />
01/2013<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
www.inasien.de 55
Reise<br />
Frisch aus dem Teich auf den Tisch: Wasserlilien sind eine<br />
vielseitig verwendbare <strong>kulinarisch</strong>e Spezialität (im Bild:<br />
Ernte beim „Organic Agriculture Project“ in Sukhothai)<br />
Zentral-<strong>Thailand</strong><br />
Lotusnüsse, Reisgras-Tee und<br />
fliegender Spinat<br />
Nachtmarkt in <strong>Thailand</strong> – für viele gleichbedeutend mit gefälschten Rolex-Uhren, Gucci-<br />
Handtaschen und nachgemachten Edelparfüms. Dazu Horden von Flip Flop beschuhten<br />
Touristen, die über den Preis von bedruckten T-Shirts feilschen. Wo aber kaufen Einheimische<br />
ihre <strong>kulinarisch</strong>e Leckereien ein, mit denen alle Sinnesorgane „<strong>Thailand</strong>“ schmecken können?<br />
Ein <strong>kulinarisch</strong>er Streifzug von Phitsanulok nach Sukhothai<br />
56<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
E<br />
Ein Thailänder verlangt vom Nachtmarkt<br />
seiner Stadt vor allem zwei<br />
Dinge: gute und günstige Textilien<br />
für die ganze Familie und gutes und<br />
günstiges Essen. Einen Nachtmarkt<br />
dieser Art hat die Provinzstadt<br />
Phitsanulok in Zentral-<strong>Thailand</strong> zu<br />
bieten. Dort wird Letzteres gleich<br />
in verschiedenen Variationen und<br />
an verschiedenen Örtlichkeiten geboten,<br />
insbesondere auf dem Nachtmarkt<br />
am Ufer des Nan und auf<br />
dem Nachtmarkt in der Nähe des<br />
Bahnhofs. Dort ist abends vor allem<br />
köstliches Obst und Gemüse zu<br />
kriegen, darunter Mangostan, Jackfrucht,<br />
Durian und Rambutan.<br />
Durian & Schusswaffen<br />
verboten<br />
Wie bitte, Rambutan? Lilafarbene<br />
Kugeln mit borstenfarbigen Haaren,<br />
unter der Schale milchig-weiß und<br />
in der Mitte ein Kern. Die haarige<br />
Rambutan ist mit der borstenlosen<br />
Litschi verwandt und wächst an<br />
drei bis fünf Meter hohen Bäumen.<br />
Recht saftig, erinnert sie geschmacklich<br />
an Litschi, ist aber<br />
einen Tick säuerlicher.<br />
Zwei Stände weiter sind Durian<br />
im Angebot. Grünliche, fast<br />
fußballgroße und recht stachelige<br />
Früchte, die einem besser nicht auf<br />
den Kopf fallen sollten. Die „Königin<br />
der Früchte“ ist auf Grund ihres<br />
intensiven Geruchs (daher auch<br />
ihr Name „Stinkfrucht“) allerdings<br />
nicht überall beliebt. Etwa bei thailändischen<br />
Hoteliers, denen sie im<br />
Hotelzimmer ähnlich willkommen<br />
ist wie eine Packung verdorbene<br />
Milch, die, über das Bett geschüttet,<br />
drei Tage lang einzieht. Meist ist<br />
Durian auf dem Zimmer sogar<br />
streng verboten. Warnschilder am<br />
Eingang weisen darauf hin - nebst<br />
häufigem Hinweis, dass Gleiches<br />
auch für Schusswaffen gilt. Dabei<br />
sind Durian durchaus lecker. Im<br />
Geschmack an süßlichen Vanillepudding<br />
erinnernd, besitzen sie die<br />
Konsistenz eines Käsekuchens.<br />
Ein Stück weiter scheinen tatsächlich<br />
Kartoffeln angeboten zu<br />
werden. Doch halt, seit wann büschelweise<br />
und wie Weintrauben<br />
am Stil? Und seit wann sind sie<br />
mit bloßen Fingern zu schälen und<br />
innen nicht fest, sondern geleeartig?<br />
Die vermeintlichen Kartoffeln<br />
entpuppen sich als Longkong, süßsauer<br />
schmeckende Beerenfrüchte,<br />
die direkt von der Ladefläche eines<br />
Pickups aus verkauft werden.<br />
Nur wenige Meter entfernt wirbt<br />
ein Imbiss in weißer Schrift auf<br />
grünem Grund mit „Favorit Deep<br />
Fried Insects“. In einem anderen<br />
Restaurant, welches sich auf Krabbeltiere<br />
verschiedenster Art spezialisiert<br />
hat, gibt es zur Auswahl<br />
Heuschrecken, Wasserkäfer, Maden,<br />
Sumpfgrillen, Seidenraupen,<br />
Bambuswürmer, Frösche und Hühnermägen.<br />
„Am beliebtesten sind<br />
die Bambuswürmer“, berichtet die<br />
25-jährige Verkäuferin Tak. „Wer<br />
einmal Bambuswürmer gegessen<br />
hat, der will sie immer wieder“,<br />
versichert sie. Wer geschmacklich<br />
dennoch aus der Reihe schlägt, hat<br />
bei Tak neun weitere Insektenarten<br />
zur Auswahl. Ihrer Angabe nach<br />
würden die meisten davon in der<br />
Natur eingefangen und nur wenige<br />
gezüchtet werden. Tak hat mit ihrem<br />
Insektenrestaurant alle Hände<br />
voll zu tun. Die Arbeit beginnt<br />
lange vor dem abendlichen Aufbau<br />
des Standes. Jeden Tag werden die<br />
Tiere lebendig angeliefert, anschließend<br />
gesäubert, aussortiert und eingefroren.<br />
Erst dann werden sie im<br />
Fett frittiert. An ihrem Stand in der<br />
Innenstadt von Phitsanulok werden<br />
sie häufig gleich als Snack gegessen.<br />
Wer nachwürzen will, für den<br />
stehen Pfeffer und Sojasoße bereit.<br />
„Einige meiner Kunden reisen aus<br />
anderen Provinzen an, um bei mir<br />
einzukaufen“, berichtet Tak. Das<br />
von ihren Eltern gegründete Restaurant<br />
hat einen hervorragenden<br />
Ruf. Zuweilen mischt sich auch der<br />
eine oder andere mutige Ausländer<br />
in die Warteschlange vor Taks<br />
Stand. „Schmeckt ein bisschen wie<br />
eine Erdnuss, die man zu lange im<br />
Mund gehabt hat“, berichtet ein<br />
Deutscher, der gerade eine frittierte<br />
Grille verzehrt.<br />
Von fliegendem Spinat<br />
Wer es lieber vegetarisch mag, für<br />
den empfiehlt sich ein Besuch des<br />
Nachtmarktes am Ufer des Nan-<br />
Flusses. Dort steht Sawig Salipeh<br />
am Wok, und das Öl darin ist so<br />
heiß, dass es beim Kochen knackt<br />
und spratzelt wie ein hereinbre-<br />
Reise<br />
Das Organic<br />
Agriculture Project<br />
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Flughafen (www.<br />
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River Kwai, Khao Yai, Phitsanulok,<br />
Lampang, Lisu-Lodge, Mae Hong Son,<br />
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p.P. im DZ, inkl. Flug und Transfers. Gebeco,<br />
Tel. +49 (0)431-54460, www.gebeco.de<br />
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Bangkok, Ayutthaya, Suphan Buri, Nakhorn<br />
Sawan, Sukhotai, Chiang Mai, Lampang,<br />
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F/M ab 1.999 € p.P. im DZ, inkl. Transfers.<br />
East Asia Tours, Tel. +49 (0)30-4466890,<br />
www.eastasiatours.de<br />
Wer in der Garküche von Sawig Salipeh auf dem Nachtmarkt am Nan-Fluss<br />
isst, der muss sich den flambierten Wasserspinat erst verdienen. Ihm wird<br />
seine Portion auf einer zwei Meter hohen Bühne entgegengeschleudert<br />
chender tropischer Regen. Flambierter<br />
Wasserspinat oder auch Pak<br />
bung fai daeng, so nennt sich das<br />
Gericht, das er Abend für Abend<br />
im Freien zubereitet. Und das ist<br />
keine ungefährliche Angelegenheit.<br />
Das Öl im Wok ist so heiß, dass<br />
sofort eine meterhohe Stichflamme<br />
nach oben schießt, wenn Sawig<br />
den Wasserspinat nebst Gewürzen<br />
in die Pfanne gibt. Er dreht dann<br />
seinen Kopf blitzschnell zur Seite.<br />
Ein beeindruckendes Schauspiel.<br />
Doch der von lodernden Flammen<br />
umgebene Wok ist noch nicht der<br />
Höhepunkt der Koch-Show. Denn<br />
wenn der Wasserspinat, gewürzt mit<br />
Chili, Knoblauch, Fisch- und Austernsoße,<br />
nach etwa einer Minute<br />
fertig ist, müssen sich die Gäste ihr<br />
Essen erst verdienen: Sie klettern<br />
dazu auf eine etwa zwei Meter hohe<br />
Bühne und warten dort, bis ihnen<br />
ihr Essen durch die Luft entgegen<br />
fliegt. Wer reaktionsschnell ist, der<br />
fängt seine Spinatportion mit einer<br />
überdimensionalen Aluschüssel<br />
auf, wer zu langsam ist, kratzt<br />
sich den Spinat womöglich aus den<br />
Haaren. „Gemüse ist nicht teuer, da<br />
ist es nicht so schlimm, wenn mal<br />
etwas daneben geht“, meint Koch<br />
Sawig Salipeh und ergänzt: „Immer<br />
nur Gemüse kochen ist ziemlich<br />
langweilig, aber wenn wir es anders<br />
servieren, bekommt es einen<br />
gewissen Kick“. An seinem Stand,<br />
so versichert er, ist das „fliegende<br />
Gemüse“ bereits vor rund 30 Jahren<br />
erfunden worden. Inzwischen, so<br />
sagt er, wird es vielerorts nachgemacht.<br />
50 Baht, etwa 1,30 Euro,<br />
kostet eine Portion des flambierten<br />
Wasserspinats.<br />
Organisch verpackt<br />
Thais sind in Sachen Kräuter und<br />
Gewürze, aber auch beim Gemüse,<br />
zum großen Teil Selbstversorger.<br />
Rund um das Haus von Familie<br />
Yimnu, außerhalb von Phitsanulok<br />
gelegen, wachsen etwa Zitronengras<br />
und Tamarinde, Mini-Auberginen<br />
und Kokosnüsse, Bananen und Koriander,<br />
Kafir-Limetten, Ladyfin-<br />
58<br />
www.inasien.de<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
ger und Galanka. „Wenn Zitronen<br />
zu teuer sind, dann ersetzen wir Zitronensaft<br />
oft mit Tamarindensaft“,<br />
verrät Hausherrin Somjai Yimnu,<br />
die viele traditionelle, thailändische<br />
Rezepte von ihrer Mutter übernommen<br />
hat. Sie verrät auch, dass<br />
Lotus von Thailändern nicht nur als<br />
Zierpflanze oder als Opferblume<br />
für den Tempelbesuch genutzt wird<br />
und schiebt sich demonstrativ eine<br />
Lotusnuss in den Mund: „Lotosnüsse<br />
sind sehr süß und ideal als<br />
Dessert. Ich liebe sie!“ Manche<br />
Arten sind lilafarben und sehr süß<br />
im Geschmack, andere weiß. Dabei<br />
sind ihre Kerne ebenso essbar<br />
wie Blüten, Wurzeln, Mark und<br />
Knospen, die meist „Lotusnüsse“<br />
genannt werden. Mit Lotusblättern<br />
werden vor allem Süßspeisen verpackt.<br />
Ein anderes beliebtes Verpackungsmaterial<br />
für Lebensmittel sind Bananenblätter,<br />
biologisch voll abbaubar<br />
und direkt aus dem heimischen<br />
Garten von Familie Yimnu. Sehr<br />
lecker etwa der schwarze Klebereis,<br />
der mit Kokosmilch gekocht<br />
und auf Bananenblättern zu kleinen<br />
Stäbchen geformt wird, bevor sie<br />
von den Bananenblättern kunstvoll<br />
umschlossen werden.<br />
Nicht nur das Kochen und Verpacken<br />
von Reis ist in <strong>Thailand</strong><br />
eine Kunst, auch sein Anbau erfordert<br />
viel Aufmerksamkeit. Vor<br />
allem, wenn er ohne Kunstdünger<br />
und Schädlingsbekämpfungsmittel<br />
wachsen soll wie etwa beim Organic<br />
Agriculture Project in Sukohthai.<br />
Natürlich ist der Bioreis,<br />
dessen beste Körner Tag für Tag per<br />
Hand aussortiert werden, teuerer<br />
als das Produkt gängiger Anbauformen,<br />
dafür aber auch besonders<br />
schmackhaft. „Von den 150<br />
Tonnen, die hier pro Jahr angebaut<br />
werden, haben etwa 60 Tonnen Reis<br />
höchste Qualität“, berichtet Sutthawadee<br />
Charoenrath, eine leitende<br />
Mitarbeiterin des Projekts. Statt<br />
einem Euro pro Kilo – soviel kostet<br />
Reis in <strong>Thailand</strong> normalerweise auf<br />
dem Markt – wird dieser Reis für<br />
Einige Kunden reisen zu Taks Insekten-Imbiss sogar aus Nachbarprovinzen an. So gut ist die<br />
Qualität. In die Warteschlange mischen sich zeitweilig auch mutige Europäer<br />
Knoblauch und Galanga bei Familie<br />
Yimnu (Bauernhofbesuche um<br />
Phitsanulok organisiert NTP Tour,<br />
ntp_tour@yahoo.com<br />
mehr als 3,50 Euro pro Kilo verkauft.<br />
Drei verschiedene Reisfarben<br />
stehen dabei zur Auswahl: weiß,<br />
schwarz und rot.<br />
Leckeres aus Reisgras<br />
Die Biofarm des Organic Agriculture<br />
Project in Sukohthai ist<br />
derzeit weltweit der einzige Anbieter<br />
für ein sattgrünes Getränk auf<br />
Basis von Reisgras. Ausschlag für<br />
das neue Produkt waren Weizengras-<br />
und Chlorophyll-Getränke,<br />
die bereits von Supermarktketten<br />
angeboten wurden. Warum also<br />
nicht ein Pendant aus Reisgras<br />
herstellen, fragte sich Sutthawadee<br />
Charoenrath: „Unseren Reisgras-<br />
Saft haben wir zusammen mit einer<br />
Universität entwickelt. Er wirkt<br />
dabei wie chinesischer Tee, senkt<br />
das Cholesterin, und hält mit seinen<br />
Antioxygenen jung und das Gehirn<br />
in Schwung – allerdings nur bei<br />
regelmäßigem Konsum.“<br />
Für Naschkatzen hat das Organic<br />
Agriculture Project noch ein ganz<br />
besonderes Angebot: Reisgras-Eiscreme.<br />
Die Grundlage dafür ist normales<br />
Kokosnuss-Eis, das mit Reisgras-Saft<br />
veredelt wird. „Das Reisgras<br />
verändert Farbe, Geschmack<br />
und Geruch der Eiscreme“, erläutert<br />
Sutthawadee.<br />
Wer nach Sukhothai fährt, um<br />
dort Saft, Eis oder Tee auf der<br />
Basis von Reisgras zu probieren,<br />
der sollte natürlich unbedingt auch<br />
Alt-Sukhothai besuchen. Dort stößt<br />
man in einem historischen Park auf<br />
die Überbleibsel einer alten Königsstadt,<br />
die als Wiege der thailändischen<br />
Kultur angesehen wird.<br />
Und wer die Anreise von Bangkok<br />
nach Sukhothai nicht mit dem Bus<br />
oder Mietwagen, sondern per Flugzeug<br />
zurücklegt, der unterstützt damit<br />
indirekt auch die Bio-Farm: Die<br />
private Fluglinie Bangkok Airways,<br />
die auch den Flughafen in Sukhothai<br />
betreibt, ist Eigentümer des<br />
Öko-Landwirtschaftsprojekts, das<br />
für seine Betreiber im Übrigen derzeit<br />
noch keinen Gewinn abwirft.<br />
Text und Bildder: Rainer Heubeck<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 59
Asien mit Links<br />
Home Reportagen Wirtschaft Kultur<br />
Besuchen Sie inAsien im Internet: www.inasien.de<br />
www.kunst aus Asien<br />
Was soll das noch unschuldige Weiß der Wohnungswände zieren: Ein Gemälde des<br />
zeitgenössischen Japaners On Kawara oder lieber eines seines chinesischen Malerkollegen<br />
Fang Lijun? Das Angebot asiatischer Kunst – ob alt oder neu – wächst ständig. inAsien hat<br />
nach Internetseiten gesucht, die definitiv Interessantes zu bieten haben<br />
Kind ist jeder ein Künstler. Die<br />
Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener<br />
einer zu bleiben.“ Und<br />
„Als<br />
da Pablo Picasso mit seinen Worten<br />
wohl recht hat, gibt es für all diejenigen,<br />
die selbst nicht künstlerisch<br />
tätig sein wollen, immer noch die<br />
Möglichkeit, Kunst zu sammeln.<br />
Das Internet enthält dazu viele interessante<br />
Adressen, die nicht nur<br />
Gemälde und Skulpturen online anbieten,<br />
sondern auch Ausstellungshinweise<br />
geben und Stilrichtungen<br />
der asiatischen Kunst erläutern.<br />
Indonesisches<br />
Schattentheater<br />
Eine sehr interessante und schön<br />
gestaltete Internetseite mit Erläuterungen<br />
zu Stilrichtungen der Kunst<br />
ist www.kunst-asien.de. Die auf<br />
der Seite verzeichneten Galerien<br />
haben sich meist auf traditionelle<br />
Gemäldekunst spezialisiert. Sehr<br />
benutzerfreundlich und überschaubar<br />
gestaltet, ist es nur schade,<br />
dass die gegebenen Informationen<br />
nicht alle asiatischen Kunststile einschließt.<br />
Das indonesische Wort<br />
wayang etwa bedeutet „Schatten“<br />
und leitet sich vom indonesischen<br />
Schattentheater ab. Daher ist die<br />
Wayang-Malerei die klassische<br />
Malkunst Indonesiens. Was man im<br />
Internet nicht alles lernen kann.<br />
Wohnkultur<br />
Ob Kitsch auch Kunst sein kann,<br />
darüber scheiden sich die Geister.<br />
www.china-contemporary.de: Sehr benutzerfreundlich, mit vielen<br />
Infos zu chinesischen Künstlern der Gegenwart<br />
Klar ist auf jeden Fall, dass sich<br />
beides als Wohnungsdekoration<br />
eignet – vor allem, wenn man auf<br />
www.art-of-asia.net einen Blick<br />
wirft: Die Hompage mit dem minimalistischen<br />
Design ist sehr benutzerfreundlich<br />
und bietet vor allem<br />
Dekoratives und selbst Nützliches<br />
für Haus und Garten.<br />
Wer lieber hochwertige Kunstdrucke<br />
nach den großen Meistern sucht,<br />
ist bei www.kunstkopie.de richtig.<br />
Geboten wird allerdings nicht nur<br />
asiatische Kunst. Für eine gezieltere<br />
Auswahl daher einfach im Register<br />
der klar strukturierten Internetseite<br />
„asiatische Kunst“ eingeben.<br />
Chinesische Gegenwartskunst<br />
Zwei sehr interessante Internetseiten<br />
für Fans chinesischer Gegenwartskunst<br />
sind www.china-contemporary.de<br />
und www.<br />
chinesische-gegenwartskunst.de.<br />
Vorgestellt werden zeitgenössische<br />
Künstler Chinas sowie wichtige<br />
Hinweise auf Kunstveranstaltungen<br />
und Ausstellungen. Beide Seiten<br />
sind inhaltlich und im Design klar<br />
gestaltet. Letztere stellt außerdem<br />
auch aktuelle Literatur zur chinesischen<br />
Kunst vor. Zwar kann<br />
man hier keine Bilder direkt kaufen,<br />
dafür ist der Informationswert<br />
über die zeitgenössische Kunst sehr<br />
groß.<br />
Kunst des Mönchs<br />
www.artandasia.com, ist die Seite<br />
eines buddhistischen Mönchs, der<br />
60 www.inasien.de<br />
01/2013
Service Kulinarisches Reisetipps Gesundheit<br />
www.kunst-asien.de: Eine schön gestaltete Seite mit<br />
vielen Beschreibungen zu Stilrichtungen der Kunst<br />
www.artnet.de: Viel Wissenswertes rund um Auktionen,<br />
Veranstaltungen, Kunstwerke und ihre Erschaffer<br />
in <strong>Thailand</strong> auch als Künstler tätig<br />
ist. Eine sehr sehenswerte Seite,<br />
wie man beim Blick auf seine Gemälde<br />
feststellen wird. Nebenbei<br />
findet man hier auch Hinweise zu<br />
aktuellen Ausstellungen. Im Übrigen<br />
auch sehr benutzerfreundlich<br />
und schön im Design.<br />
Von Sammlern für Sammler<br />
Die Gesellschaft für asiatische<br />
Kunst und Kultur e.V. wurde von<br />
dem leidenschaftlichen Sammler<br />
Emil Preetorius gegründet, Präsident<br />
der Bayerischen Akademie der<br />
Schönen Künste. Der Schwerpunkt<br />
von www.gesellschaft-asiatischekunst-und-kultur.de<br />
liegt auf der<br />
Kunst und der Kultur Ostasiens, die<br />
gegebenen Veranstaltungstipps sollen<br />
möglichst viele Menschen erreichen.<br />
Selbst Angebote zu Kunststudienreisen<br />
finden sich hier. Wer<br />
seine Kenntnisse vertiefen möchte,<br />
kann hier auch Mitglied der Gesellschaft<br />
werden.<br />
Eine ebenfalls gut aufgebaute<br />
und sehr ähnliche Homepage ist<br />
die der Gesellschaft für indo-asiatische<br />
Kunst Berlin e.V. (www.giak.<br />
org). Sie informiert über aktuelle<br />
Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
im Berliner Museum für Asiatische<br />
Kunst, welches seit 2006 das Museum<br />
für Indische Kunst und das<br />
Museum für Ostasiatische Kunst<br />
unter seinen Namen vereint.<br />
Im Design unterschiedlich, aber<br />
gleich strukturiert ist die Internetseite<br />
www.dgok.de der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ostasiatische<br />
Kunst.<br />
Wissenswertes auf einen Klick<br />
Wer alles über Ausstellungen,<br />
Kunstauktionen, Galerien, Preise<br />
und Bewertungen von Kunstwerken<br />
erfahren möchte, sollte sich<br />
www.art.net nicht entgehen lassen.<br />
Schön minimalistisch gestaltet ist<br />
diese Seite ebenfalls. Klar, man<br />
darf den Kunstwerken ja auch nicht<br />
die Show stehlen!<br />
<br />
Simona Bianco<br />
simona.bianco@asiavision.de<br />
die besten WebSiteS<br />
Kunst aus Asien<br />
Adresse Design Inhalt<br />
www.kunst-asien.de 2 2<br />
www.art-of-asia.net 2 3<br />
www.kunstkopie.de 2 2<br />
www.china-contemporary.de 1 1<br />
www.chinesischegegenwartskunst.de<br />
2 2<br />
www.artandasia.com 2 2<br />
www.giak.org 3 2<br />
www.dgok.de 3 2<br />
www.artnet.de 1 1<br />
www.gesellschaft-asiatische-kunstund-kultur.de<br />
3 2<br />
TOP = 1, FLOP = 5<br />
www.kunstkopie.de: Wer qualitativ hochwertige Kopien großer Meistern sucht,<br />
ist hier richtig<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 61
Reise<br />
Christentum mit chinesischen Charakteristika: Der Hauptaltar der Kirche von Cizhong<br />
Am Oberlauf des Mekong in Yunnan<br />
Von Christen und Lamas<br />
Palmen, Kolonialarchitektur und tropische Früchte sind die Bilder, die beim<br />
Gedanken an den Mekong vor dem geistigen Auge erscheinen. Dabei entspringt<br />
der Strom im Himalaja und fließt fast die Hälfte seiner Länge durch China, durch enge<br />
Schluchten, umgeben von schneebedeckten Bergen. Klein, klar und reißend ist der<br />
Fluss dort und will so gar nicht seinem Klischee entsprechen<br />
62<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Vor 200 Jahren mussten französische<br />
Missionare noch gestandene<br />
Kerle sein! Mut und<br />
Ausdauer gehörten neben einer<br />
gesteigerten Portion Gottvertrauen<br />
dazu, um sich in der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts in das obere<br />
Mekong-Tal (Provinz Yunnan) zu<br />
wagen. Straßen gab es nicht, einzig<br />
brüchige Bergpfade führten über<br />
die bis über 4.000 Meter hohe Pässe.<br />
Heute bezeichnet man dieses<br />
Geflecht aus lokalen Wegen romantisch<br />
verklärt als die „Teestraße“.<br />
Den Karawanen, die mit jedem<br />
Weg zwischen Lhasa und Kunming<br />
für Seide, Tee und ein bescheidenen<br />
Auskommen ihr Leben riskierten,<br />
war diese Romantik wohl fremd.<br />
Von Nordvietnam kommend, ließen<br />
sich die französischen Missionare<br />
im 19. Jahrhundert jedoch vom<br />
Zauber der Lokalität anstecken<br />
und entdeckten im Mekong-Tal<br />
ein Stück mitteleuropäische Berglandschaft<br />
wieder, die eine ideale<br />
Basis für die Missionierungsambitionen<br />
darstellte und bestens<br />
für den Weinanbau geeignet war.<br />
Schließlich konnten die Sakramente<br />
nicht trockener Kehle durchgeführt<br />
werden. Ohnehin misstrauisch von<br />
der lokalen tibetischen Theokratie<br />
beäugt, war das Maß endgültig<br />
voll, als sich die Missionare für<br />
die Rechte der Bauern einsetzten<br />
und die religiöse Legitimation der<br />
Macht der Lamas in Frage stellten.<br />
Für viele der Kirchendiener wurde<br />
die Mission so zu einem Himmelfahrtskommando.<br />
Nur an wenigen<br />
abgelegenen Orten konnten<br />
sich vereinzelte christliche Dörfer<br />
mit ausländischen Pastoren halten,<br />
bis Anfang der 1950er Jahre alle<br />
ausländischen Gemeindevorstände<br />
die Volksrepublik China verlassen<br />
mussten. Die christliche Tradition<br />
hat sich in der Region dennoch<br />
gehalten. Ein gutes Dutzend katholische<br />
Kirchen gibt es heute noch<br />
im Mekong-Tal zwischen Deqin<br />
und Weixi. Das Gotteshaus in Cizhong<br />
ist bei weitem das am besten<br />
erhaltenste.<br />
Auf dem Boden des grauen, auch<br />
von innen unverputzten Backsteinbaus<br />
wölbt sich roter Teppich über<br />
einem unebenen Steinmosaikboden.<br />
Die Rundbögen, die das Mittelschiff<br />
von den beiden Seitenschiffen<br />
trennen, sind mit stilisierten blauen<br />
Blumen- und Rankenmotiven verziert.<br />
Über dem schlichten Altar<br />
im Sanktum schwebt eine eher unscheinbare<br />
geratene Jesusfigur. Dafür<br />
prunkt im rechten Seitenflügel<br />
eine bunte Ikone der Mutter Maria,<br />
gleich einer Figur des amerikanischen<br />
Künstlers Jeff Koons. Die<br />
hölzerne Kastendecke schmücken<br />
erdig bunte, aus dem Buddhismus<br />
entliehene Symbole.<br />
Zu Gast bei<br />
Weihrauch und Wein<br />
Von den knapp 2.000 Einwohnern<br />
Cizhongs seien gut 80 Prozent Katholiken,<br />
erzählt der greise Liu, seit<br />
ein paar Jahrzehnten Faktotum und<br />
gute Seele des Gotteshauses. Leider<br />
hätte die Gemeinde Cizhong keinen<br />
Priester und müsste sich mit Laien-<br />
Gottesdiensten begnügen. Nur an<br />
manchen hohen Feiertagen, etwa<br />
Weihnachten oder Ostern, käme ein<br />
Priester aus der Provinzhauptstadt<br />
Kunming ins Dorf. Hausmeister Liu<br />
ist ein herzlicher, aber äußerst kurzsichtiger<br />
Zeitgenosse. Das mag an<br />
seinem hohen Alter liegen. 85 Jahre<br />
alt ist er, zumindest sei dies die<br />
Schätzung, sagt er. So genau habe es<br />
damals keiner genommen, zwischen<br />
Revolution und Bürgerkrieg.<br />
Vom Kirchturm blickt man auf<br />
terrassierte Weinberge, die sich vom<br />
Ort bis fast an das Ufer des Mekong<br />
ziehen. Nur noch wenige Familien<br />
verstehen sich auf die Kunst des<br />
Weinausbaus. Unter anderem Lehrer<br />
Liu, der einst als Ministrant bei<br />
den französischen Padres diente und<br />
heute ein bescheidenes Gasthaus im<br />
Zentrum des Ortes betreibt. Gerne<br />
lädt er zur Weinprobe und erzählt<br />
von seinem turbulenten Leben. „Ich<br />
war Messdiener!“, erzählt er. „Die<br />
Patres haben viel Gutes hier in Cizhong<br />
getan, haben den Bauern Land<br />
gegeben und Schulen errichtet. Das<br />
hat mir als Junge sehr imponiert.<br />
Also bin ich nach der Schule in die<br />
Kirche gegangen und habe mir alles<br />
zeigen lassen. Wie man ministriert,<br />
ein wenig Französisch, ein paar<br />
Brocken Englisch. Nur Latein, das<br />
haben die Padres vergeblich versucht,<br />
uns Kindern beizubringen.“<br />
Er lässt seine Worte ein wenig<br />
wirken und fährt dann fort. An<br />
seiner Rhetorik und seinem Hang<br />
zur Theatralik merkt man, dass er<br />
des Öfteren Ausländer als Zuhörer<br />
hat. „1951 mussten dann die letz-<br />
Reise<br />
Tradition in der gut erhaltenen Altstadt von Deqin: Neujahrsbilder<br />
an der Haustür halten Geister und Dämonen fern<br />
Zeugnis französischer Missionierungsversuche im 19.<br />
Jahrhundert ist die Kirche von Cizhong<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 63
Reise<br />
Reiseangebote Yunnan<br />
Durch Sichuan &Yunnan<br />
12-tägige Rundreise. Höhepunkte: Chengdu,<br />
Xichang, Lugu-See, Lijiang, Dali, Nuodeng<br />
(Dorfbesuch), Kunming. Dt.-spr RL,<br />
Ü/F ab 1.799 € p.P. im DZ, inkl. Transfers.<br />
China Tours, Tel. +49 (0)40-819738-62,<br />
www.chinatours.de<br />
Flusskreuzfahrt Goldenes Dreieck<br />
17-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />
Kunming, An Bord der Mekong Sun, das<br />
Shangri-La-Land, Lijiang, Jinghong, Luang<br />
Prabang. Dt.-spr RL, Ü/VP ab 3.990 € p.P.<br />
im DZ, inkl. Flüge und Transfers. Lernidee,<br />
Tel. +49 (0)30-786000-17, www.lernidee.de<br />
Yunnan & Tibet über Land<br />
19-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte: Kunming,<br />
Dali, Lijiang, Shangri-La, Deqin, Yanjing,<br />
Ranwu-See, . Dt.-spr RL, Ü/F/M/A ab<br />
3.170 € p.P. im DZ, inkl. Flüge und Transfers.<br />
World Insight Erlebnisreisen, Tel. +49<br />
(0)800-1130114, www.world-insight.de<br />
Der Kagebo, ein noch unbezwungener Eisriese von 6.740 Metern Höhe gilt als<br />
Sitz der Schutzheiligen Karwa Kapo über 4.000 Meter oberhalb des Mekong-Tals<br />
ten Missionare Cizhong verlassen.<br />
Die kommunistische Regierung hat<br />
zwei Jahre nach der Gründung der<br />
Volksrepublik China alle westlichen<br />
Priester des Landes verwiesen.“<br />
Wieder eine kleine Pause.<br />
„Was ich von den Padres gelernt<br />
habe, konnte ich dann als Lehrer<br />
gut anwenden. Nur während der<br />
Kulturrevolution hat man mir meine<br />
westliche Erziehung vorgeworfen<br />
und ich musste mehr als zehn<br />
Jahre als Bauer arbeiten.“ Wieder<br />
macht er eine lange Pause, um<br />
seine Worte wirken zu lassen. „Von<br />
den Missionaren habe ich auch das<br />
Weinkeltern gelernt.“ Er steht auf,<br />
nimmt eine große Plastikflasche<br />
aus dem Küchenschrank. Der Wein<br />
ähnelt einem französischen Nouveau<br />
und schmeckt vor Ort wesentlich<br />
besser als nach der Rückkehr<br />
nach Europa. Derweil schenkt sich<br />
Lehrer Liu einen Schnaps ein. „Ich<br />
mag keinen Wein, der ist nur für<br />
die Touristen.“, erklärt er und trinkt<br />
sein Glas auf Ex.<br />
Flussaufwärts:<br />
Deqin und der Kagebo<br />
Folgt man der Straße das Mekongtal<br />
flussaufwärts in Richtung<br />
Norden, erreicht man die Region<br />
Deqin. Zwischen Yangzi und Mekong<br />
gelegen, ist sie einer der landschaftlich<br />
schönsten und kulturell<br />
interessantesten Orte Chinas. Am<br />
Horizont erheben sich die fast 7.000<br />
Meter hohen Berge des Kagebo<br />
(chin. Meili Xueshan, 6.740 Meter)<br />
über dem fast 5.000 Meter tiefer<br />
gelegenen Mekong-Tal. An der<br />
Grenze zu Tibet gelegen, war Deqin<br />
(3.450 Meter ü. NN.) über die<br />
Jahrhunderte eine der wichtigsten<br />
Stationen auf der Karawanenstraße<br />
nach Tibet.<br />
Der tibetische Einfluss ist schon<br />
deutlich zu spüren, auch wenn in<br />
der Stadt neben Tibetern auch Han-<br />
Chinesen und Naxi wohnen. Neben<br />
der modernen Stadt existieren in<br />
den nördlichen Außenbezirken noch<br />
Reste der alten Stadtviertel. Anders<br />
als in Zentraltibet leben die Tibeter<br />
hier nicht als Nomaden, sondern<br />
sind bereits seit Jahrhunderten als<br />
Bauern und Händler sesshaft. Vor<br />
allem entlang der Zhongxin Jie und<br />
der Dongshan Xiang im Nordosten<br />
der Stadt lohnt ein Spaziergang<br />
durch die alten Stadtviertel, wo die<br />
traditionelle Holzarchitektur noch<br />
ausgezeichnet erhalten ist.<br />
Kommt man aus dem Mekongtal,<br />
passiert man auf dem Weg nach<br />
Deqin den Naka Trashi-Tempel,<br />
Feilei Si, chinesisch für „der Tempel,<br />
der aus der Ferne angeflogen<br />
kam“. Allerdings macht er den Eindruck,<br />
als hätte er beim Anflug eine<br />
Bruchlandung gemacht. Im Tempe-<br />
64 www.inasien.de<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
linneren scheint jeder vorbeikommende<br />
Gläubige eine Buddhafigur<br />
abgestellt zu haben. Inmitten der<br />
kuriosen Ansammlung ragt der<br />
Buddha Sakyamuni heraus. Der<br />
Legende nach kam er den weiten<br />
Weg aus Indien geflogen und gab so<br />
dem Tempel seinen Namen.<br />
Auf dem kleinen Vorplatz schälen<br />
ein paar ältere Frauen Knoblauch.<br />
Zu ihrer rechten Seite türmt<br />
sich ein gut ein Meter hoher Berg<br />
ungeschälter, zu ihrer linken ein<br />
halber Meter geschälter Knoblauch.<br />
In einem Jahr werde der Tempel<br />
vollständig renoviert sein, erzählt<br />
eine „Knoblauchdame“. Erst werde<br />
der existierende Tempel abgerissen<br />
und dann an gleicher Stelle neu aufgebaut.<br />
Renovierung auf Chinesisch<br />
eben. Da kann ein Tempel abbrennen<br />
und vollständig mit neuen Materialien<br />
wieder aufgebaut werden<br />
– in den Analen steht dann trotzdem,<br />
dass er 1.200 Jahre alt ist. Mit<br />
der neugewonnenen Wertschätzung<br />
des kulturellen Erbes ist wohl ähnlich<br />
viel historische Bausubstanz<br />
verloren gegangen wie während der<br />
Kulturrevolution, als marodierende<br />
Rote Garden brandschatzend<br />
durch das Land zogen. Immerhin,<br />
die historische Stätte wird wertgeschätzt<br />
und ein Rundgang durch<br />
den Tempel birgt die eine oder andere<br />
Überraschung. Die Haupthalle<br />
ist dem Schutzheiligen des Kagebo,<br />
Kawa Karpo, gewidmet, der in<br />
einem Schrein auf einem weißen<br />
Pferd reitend dargestellt ist. Und die<br />
filigranen Wandmalereien an den<br />
Tempelwänden gehören zu den am<br />
besten erhaltenen in Yunnan.<br />
Zwei Kilometer nördlich des Tempels,<br />
an der Straße nach Tibet, steht<br />
auf der linken Seite eine Reihe von<br />
sieben mit Gebetsfahnen behängten<br />
weißen Stupas. Von hier aus bietet<br />
sich ein phantastischer Ausblick auf<br />
das Kagebo-Massiv und das Mekong-Tal.<br />
Sollten Wolken vor den<br />
schneebedeckten Gipfeln hängen,<br />
so laden mehrere kleine Teehäuser<br />
zum Verweilen ein, bis der Blick<br />
auf den Kagebo wieder frei ist.<br />
Auch wenn es keinen lokalen Priester gibt, trifft sich die lokale Gemeinde<br />
regelmäßig im Hauptschiff der Kirche von Cizhong<br />
Im Mekong-Tal haben sich zwar einige christliche Gemeinden gehalten, die<br />
Hauptreligion ist jedoch der Buddhismus in seiner tibetischen Ausprägung<br />
So manch ein Reisender hat hier<br />
schon mehrere Tage verbracht, bis<br />
der scheue Eisriese sich endlich<br />
zeigte. Es gibt unangenehmere<br />
Orte, um ein paar Tage zu verbringen.<br />
Mehrere Gasthäuser bieten<br />
einfache Doppelzimmer mit Bad<br />
an, einige davon sogar mit Blick auf<br />
den Kagebo. Sollte dieser sich hartnäckig<br />
hinter den Wolken verbergen,<br />
kann man die Zeit nutzen, ins<br />
Mekong-Tal hinabzufahren und auf<br />
den unteren Ausläufern des Ming-<br />
Yong-Gletschers zu wandern. Auch<br />
hier gibt es Übernachtungsmöglichkeiten,<br />
allerdings nur Schlafsäle mit<br />
einfachen sanitären Einrichtungen.<br />
Wer ein wenig Zeit mitbringt, kann<br />
sich den Scharen tibetischer Pilger<br />
anschließen und die traditionelle<br />
Kora um den Kagebo absolvieren.<br />
Dafür sind jedoch zwei Wochen<br />
einzuplanen.<br />
Und Zeit sollte man sich unbedingt<br />
für das obere Mekong-Tal und<br />
die Region Deqin nehmen! Denn<br />
der Weg nach Shangri-la, wie der<br />
Bezirk seit einigen Jahren in Anlehnung<br />
an das christlich-buddhistische<br />
Utopia in James Hilton Roman<br />
„Der verlorene Horizont“ heißt, ist<br />
beschwerlich. Für die 200 Kilometer<br />
lange Strecke von Zhongdian,<br />
die über mehrere 4.000er-Pässe<br />
führt, sind ungefähr sieben Stunden<br />
Fahrzeit einzuplanen. Für die teilweise<br />
recht anstrengende Fahrt wird<br />
man jedoch mit einer der schönsten<br />
Strecken Südchinas entschädigt.<br />
Text und Bilder: Volker Häring<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 65
Reise<br />
inAsien-Leserin Frederike Schneider unterwegs mit dem Zug<br />
Mit „Upgrade“ von Hohhot nach Beijing<br />
11:32 Uhr geht unser Zug durch die innermongolische Steppenlandschaft Richtung<br />
Bejing. Alles verläuft planmäßig: der Souvenirkauf und die Zusammenstellung unseres<br />
Verpflegungspakets. Doch mit dem Gepäckscanner habe ich nicht gerechnet...<br />
A<br />
lles ist vorbereitet. Aus Angst vor<br />
unseren zwar günstigen, aber sicherlich<br />
sehr unbequemen Holzklasseplätzen<br />
sowie der bevorstehenden<br />
zehnstündigen Fahrt kaufen wir uns<br />
schnell noch dicke Kissen, um unsere<br />
Sitze eigenständig „upzugraden“.<br />
Doch bevor es auf Schienen weitergeht,<br />
scheitert unsere Heimreise fast<br />
an der Sicherheitskontrolle. Chinesische<br />
Bahnhöfe sind nämlich,<br />
ähnlich wie Flughäfen, mit Gepäckscannern<br />
ausgerüstet. Das Problem:<br />
mein frisch erworbener Dolch, der<br />
mich geradewegs in den Polizeiraum<br />
des Bahnhofs befördert.<br />
Nervös blicke ich auf die Uhr, noch<br />
fünfzehn Minuten bis zur Abfahrt.<br />
Dem Polizeichef erkläre ich, dass<br />
es sich bei dem Dolch um ein<br />
mongolisches Souvenir handelt, ein<br />
Geschenk für meine Eltern, und ich<br />
könne unmöglich mit leeren Händen<br />
nach Hause kommen. Leider lässt<br />
er sich nicht erweichen, ich solle<br />
den Dolch doch nach Vorschrift<br />
verpacken lassen, sein Kollege begleite<br />
uns. Mein Finger zeigt auf die<br />
Zugtickets und dass wir in Kürze<br />
abfahren müssten. Der Kollege eilt<br />
bereits voraus, der Packspezialist<br />
hält das Vorhaben aber ebenfalls für<br />
unmöglich. Er könne in dieser knappen<br />
Zeit nicht ordnungsgemäß verpacken.<br />
Also laufen wir mit großen<br />
Schritten zurück ins Polizeizimmer.<br />
Aufgeregt beraten sich die beiden<br />
Polizisten, wie sie mit der Situation<br />
verfahren sollen. Sie einigen<br />
sich darauf, dass ich den Dolch in<br />
meinen Rucksack packe, ihn aber<br />
unter keinen Umständen während<br />
der Fahrt auspacken dürfe. Ich versichere<br />
dem Chef erneut, dass es sich<br />
lediglich um ein Geschenk handelt<br />
und ich den Dolch ganz bestimmt<br />
nicht herausholen werde. Noch fünf<br />
Minuten bis zur Abfahrt. Der Kol-<br />
66<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
lege rennt mit uns über einen speziellen<br />
Eingang zum Gleis. Außer<br />
Atem und mit einer erheblichen<br />
Menge an ausgeschüttetem Adrenalin<br />
warten wir am Bahnsteig auf unseren<br />
Zug, der, wie sollte es anders<br />
sein, nach weiteren zehn Minuten<br />
verspätet einfährt. Aber was wäre<br />
eine Reise schon ohne ein bisschen<br />
Abenteuer?<br />
Kaum öffnen sich die Türen,<br />
stürmen und drängeln die Chinesen<br />
in den Zug, als würde er losfahren,<br />
noch bevor alle eingestiegen<br />
sind. Selbstredend sind wir die einzigen<br />
Ausländer im ganzen Zug und<br />
werden dementsprechend von den<br />
Fahrgästen ungeniert angestarrt.<br />
Unsere Plätze liegen leider nicht<br />
nebeneinander: Rechts vom Gang<br />
sitzt eine Vierergruppe um einen<br />
Tisch, links sogar eine Sechsergruppe.<br />
Ich geselle mich einfach<br />
zu meinem Freund Raoul und bitte<br />
den jungen Chinesen neben ihm,<br />
mit mir zu tauschen. Ohne Murren<br />
stimmt er zu – und wird im Verlauf<br />
der Zugfahrt sogar den frei werdenden,<br />
gegenüber liegenden Platz<br />
einnehmen, da er ein wachsendes<br />
Interesse an uns und der weiblichen<br />
Sitznachbarin zeigt.<br />
Die meisten Chinesen fahren sehr<br />
lange Strecken. Eine gute Gelegenheit,<br />
ihr Verhalten über längere<br />
Zeit beobachten zu können. Ausreichend<br />
Zeit ist ja vorhanden, und<br />
man teilt das gleiche Schicksal:<br />
das des Totschlagens selbiger. Was<br />
tut man also? Schlafen, aus dem<br />
Fenster auf die ausgedehnte, innermongolische<br />
Steppenlandschaft<br />
schauen, sich unendlich langweilen<br />
oder eben – und das ist viel interessanter<br />
als schlafen – mit seinem<br />
Gegenüber ins Gespräch kommen.<br />
Anfangs noch schüchtern, unterhalten<br />
sich unsere Gegenüber Lantian<br />
und Xiufeng miteinander, schließlich<br />
auch mit uns. Wir erfahren,<br />
dass beide in Hohhot studierten,<br />
er Pharmazie, sie Russisch, und<br />
auf dem Heimweg sind. Der arme<br />
Beim Souvenirkauf am Dazhao-Tempel in Hohhot kann man viel entdecken, u.a.<br />
meinen Dolch, der uns fast um unseren Zuganschluss nach Bejing gebracht hätte<br />
Lantian muss bis nach Qingdao<br />
sogar ganze 26 Stunden in gerader<br />
Haltung auf dem Holzsitz ausharren!<br />
Vor allem sein Wissensdurst ist<br />
kaum zu stillen. Als mein Freund<br />
Raoul neben mir längst eingenickt<br />
ist, bringe ich unseren neu gewonnenen<br />
chinesischen Freunden<br />
weiterhin geduldig einige wichtige<br />
deutsche Wörter bei.<br />
Gegen 22 Uhr erreichen wir endlich<br />
Beijing. Unsere Kissen schenken<br />
wir Lantian und Xiufeng, die<br />
noch einen weiten Weg vor sich haben<br />
und über die komfortablen Reiseaccessoires<br />
unsagbar glücklich<br />
sind. Wieder einmal erfahre ich,<br />
wie einfach man Chinesen doch<br />
zufrieden stellen kann. Sie freuen<br />
sich eben noch richtig über Kleinigkeiten<br />
– ein Charakterzug, von dem<br />
sich im Westen so manch einer eine<br />
Scheibe abschneiden könnte.<br />
Zugegebenermaßen war mir vor<br />
dem Antritt der Zugfahrt wirklich<br />
bang. Doch mit der netten Begleitung,<br />
dem leckeren Proviant und<br />
der selbst zusammengeschusterten<br />
Polsterung gestaltete sich die Strecke<br />
wirklich angenehm. Im Nachhinein<br />
bin ich sogar der Meinung,<br />
dass eine Zugfahrt durch China<br />
unbedingt zu den unvergesslichen<br />
Erfahrungen gehören sollte, die ein<br />
Reisender dort machen muss. Im<br />
Zug erlebt man China eben pur!<br />
Mehr Komfort in<br />
der „Holzklasse“<br />
dank selbst<br />
beschaffter<br />
Polsterung<br />
Nein, das ist keine<br />
Kunstpostkarte,<br />
sondern das<br />
Ergebnis eines<br />
Schnappschusses<br />
bei einem<br />
Ausflug in die<br />
innermongolische<br />
Steppenlandschaft<br />
Xilamuren<br />
01/2013<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
www.inasien.de 67
Reise<br />
Toans Erinnerungsfotos aus Deutschland<br />
Die Deutschen Vietnamesen<br />
Viel ist geschrieben worden über Vietnamesen, die nach Deutschland kamen. Es gibt Studien<br />
über die Entsendung von Kindern und Vertragsarbeitern in die DDR und über „Boat People“,<br />
die vor Krieg und Armut in die BRD flohen. Aus der Presse kennen wir die Figur des Zigarettenschmugglers<br />
und des Muster-Immigranten. Aber wer sind die „Deutschen Vietnamesen“<br />
wirklich? Die Fotografen Nguyen Phuong-Dan und Stefan Canham haben für ihr Fotobuch<br />
dreizehn Vietnamesen besucht, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in Deutschland lebten<br />
und später nach Vietnam zurückkehrten. Zwei von ihnen erzählen im Folgenden von ihren<br />
Erlebnissen - der Vertragsarbeiter Toan und die bei der Tet-Offensive verletzte Chinh<br />
Toan<br />
D<br />
er Besitzer eines vietnamesischen<br />
Restaurants in Hamburg hat für uns<br />
einen Kontakt hergestellt, und jetzt<br />
treffen wir tatsächlich Tran Van<br />
Toan auf dem Platz vor der Oper in<br />
Ho-Chi-Minh-Stadt. Mit dem Motorrad<br />
– er fährt eine Yamaha, eine<br />
etwas größere Maschine als die in<br />
Vietnam sonst übliche Honda – fahren<br />
wir zu ihm nach Hause.<br />
Toan wohnt vorübergehend in<br />
dem zweistöckigen Haus, das er<br />
für die Familie seines Bruders gebaut<br />
hat. Die Einrichtung ist provisorisch.<br />
Er entledigt sich seines<br />
Anzugs und serviert uns, auf dem<br />
Fußoden sitzend, den besten grünen<br />
Tee, den wir in unserer Zeit in Vietnam<br />
trinken werden. Toan hat mehrere<br />
Jobs, arbeitet als Abteilungsleiter<br />
in einem Stahlwerk, vermarktet<br />
Grundstücke und spekuliert an der<br />
Börse, aber nichts an ihm wirkt extravagant.<br />
Mit täglicher Meditation<br />
holt er seine gute Laune.<br />
Es hat lange gedauert, bis Toan<br />
dort ankam, wo er heute ist. 1988<br />
68<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
ging er als Vertragsarbeiter in die<br />
Tschechoslowakei und arbeitete dort<br />
zwei Jahre in der Beton-Montage.<br />
Nach dem Fall der Berliner Mauer<br />
überredeten ihn ein paar Kollegen,<br />
nach Westdeutschland zu flüchten.<br />
Er beantragte Asyl, hoffte auf eine<br />
Arbeitsgenehmigung, verliebte<br />
sich in die schönste Verkäuferin<br />
bei Horten, versuchte über Jahre in<br />
Deutschland Fuß zu fassen, wurde<br />
aber 1996 schließlich abgeschoben.<br />
Wieder in Vietnam angekommen,<br />
stand er als vertragsbrüchiger<br />
Vertragsarbeiter lange Zeit unter<br />
Beobachtung. Beruflich war es für<br />
ihn kompliziert, nicht anders als in<br />
Deutschland auch.<br />
Toan: Wir wollten arbeiten, aber<br />
sie sagten uns, dass wir keine Arbeitserlaubnis<br />
besitzen. Wir hatten<br />
zwar Papiere, doch wir waren Ausländer,<br />
Asylbewerber. Das bedeutet,<br />
wir warteten darauf, dass unsere<br />
Asylanträge bearbeitet werden, entschieden<br />
wird, ob wir bleiben dürfen<br />
oder nicht. Für mich war es eine<br />
starke seelische Belastung. Ich hatte<br />
das Gefühl, ein Mensch ohne Land,<br />
ohne Heimat zu sein. Ich lebte wie<br />
auf einem Baum ohne Wurzeln, ich<br />
wusste nicht, was mich am nächsten<br />
Tag erwarten wird. Ich wusste nur,<br />
dass ich bloß essen und herumhängen<br />
werde, essen, rumsitzen, weiter<br />
nichts.<br />
Ich habe nichts gemacht. Ich war<br />
nur zu Hause. Nach einer Weile<br />
empfand ich es als Zeitverschwendung.<br />
Wenn Tage derart verstreichen,<br />
ist es eine reine Verschwendung.<br />
Jeden Morgen habe ich etwas<br />
gegessen und mich danach wieder<br />
hingelegt. Ich war jung und gesund,<br />
es gab überhaupt keinen Grund sich<br />
wieder hinzulegen. Ich fühlte mich<br />
so nutzlos. Dann habe ich nach<br />
Möglichkeiten gesucht. Ich bin zur<br />
Ausländerbehörde gegangen und<br />
habe darum gebeten, arbeiten gehen<br />
zu dürfen. Ich hätte nicht gedacht,<br />
dass ich deswegen vier Jahre<br />
später abgeschoben werde. Ich hatte<br />
nämlich die Idee, in ein anderes<br />
In dem Haus, das er für die Familie seines Bruders gebaut hat, serviert uns Toan<br />
grünen Tee. Er konnte sich seinen Traum in Deutschland nicht erfüllen<br />
Land zu gehen, an einem anderen<br />
Ort einen Asylantrag zu stellen.<br />
Ich wollte raus aus Deutschland,<br />
nach Bulgarien, Ungarn, Frankreich<br />
oder Italien. Aber um weggehen<br />
zu können, brauchte ich unbedingt<br />
meinen Pass zurück. Ich bat also die<br />
Ausländerbehörde um meinen Pass.<br />
Der Beamte war damit einverstanden,<br />
doch nur unter der Bedingung,<br />
dass ich ein Formular ausfülle und<br />
es unterschreibe. In diesem Moment<br />
dachte ich, es wäre nur, um<br />
den Pass wieder zurückzubekommen.<br />
Erst später wurde mir klar,<br />
dass es ein Formular war, auf dem<br />
stand, dass ich freiwillig wieder<br />
nach Vietnam zurückgehen möchte.<br />
Mir hingegen sagte er, wohin ich<br />
auch immer gehe sei meine eigene<br />
Entscheidung. Er hat mich belogen.<br />
Als ich nach Deutschland kam, habe<br />
ich die gesetzlichen Vorschriften<br />
befolgt. Ich habe den deutschen<br />
Gesetzen entsprechend gehandelt,<br />
zwei Jahre lang. Ich blieb zu Hause,<br />
das Amt untersagte es mir, arbeiten<br />
zu gehen. Ich wollte es befolgen,<br />
aber nach diesen zwei Jahren blieb<br />
die Situation weiterhin unverändert.<br />
Eigentlich hatte ich mich fest<br />
dazu entschlossen, nicht schwarz<br />
01/2013<br />
In Asien-146hx49b_2011-09-pfad.indd 1 16.09.2011 09:42:52<br />
www.inasien.de 69
Reise<br />
Eine Gasse in Ho-Chi-Minh-Stadt. Lange hat es gedauert, bis Toan hier ankam: 1988 Vertragsarbeiter in der Tschechoslowakei,<br />
nach dem Fall der Berliner Mauer Flucht nach Deutschland, Asylbewerber bis zur Abschiebung nach Vietnam 1996<br />
arbeiten zu gehen. Ich hatte Angst<br />
davor, abgeschoben zu werden. Ich<br />
war jemand, der gekommen ist,<br />
um Asyl zu beantragen, und wenn<br />
man eine Aufenthaltsgenehmigung<br />
bekommen möchte, muss man eben<br />
diese Vorschriften befolgen. Später<br />
bin ich dennoch arbeiten gegangen.<br />
Ich wusste, dass ich gegen die Gesetze<br />
verstoße, aber ich hatte keine<br />
andere Möglichkeit.<br />
Für eine kurze Zeit habe ich<br />
mal in einem Park gearbeitet und<br />
gesehen, dass auch alte Menschen<br />
arbeiten mussten. Früh morgens<br />
sind sie aufgestanden, haben sich<br />
angezogen und sind arbeiten gegangen.<br />
Sie waren schon alt. Und<br />
ich, ich war zwanzig Jahre jünger<br />
als sie und habe gar nichts gemacht.<br />
Das fand ich absurd. Dann habe<br />
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ich angefangen, in Braunschweig in<br />
einem China-Restaurant Geschirr<br />
zu spülen. Der Betreiber hatte<br />
Angst, dass die Polizei uns kontrollieren<br />
und festnehmen könnte.<br />
Er zwang uns, im Restaurant zu<br />
übernachten. Ich durfte nirgendwo<br />
hin, nur zweimal im Monat durfte<br />
ich nach Hause, um mich beim Amt<br />
zurückzumelden.<br />
Es waren damals eine Menge<br />
Asylbewerber, die eine Beschäftigung<br />
suchten, und es gab viel zu<br />
wenig Arbeit. Der Lohn war deshalb<br />
auch sehr niedrig, ungefähr ein<br />
Drittel des Lohnes einer normalen<br />
Aushilfe. Der Lohn, die Bezahlung<br />
für Leute wie mich. Ich musste<br />
sehr gewissenhaft meine Aufgaben<br />
erfüllen, da ich ziemlich schnell<br />
entlassen werden konnte. Sofort<br />
entlassen. Ich musste meinem Chef<br />
absolut gehorchen. Ganz ehrlich,<br />
die Wahrheit ist, dass wir keinen<br />
anderen Ausweg hatten, deshalb<br />
haben wir für sie gearbeitet. Damals<br />
hat man jede Möglichkeit<br />
wahrgenommen. Asylbewerber hatten<br />
es sehr schwer, nicht nur der<br />
Lohn war sehr niedrig, man wurde<br />
beschimpft und behandelt wie<br />
Vieh, wie Büffel. Niemand wollte<br />
wirklich schwarz arbeiten, aber wir<br />
hatten keine andere Möglichkeit.<br />
Der Chef vom Restaurant wusste<br />
das natürlich und hat noch zusätzlichen<br />
Druck auf uns ausgeübt.<br />
Pro Tag habe ich mehr als zehn<br />
Stunden gearbeitet, zwölf, dreizehn<br />
Stunden. Wir waren gestresst, jeder<br />
hatte Angst, jeder war mutlos.<br />
Einige haben sogar geweint. Viele<br />
sagten, wenn sie es gewusst hätten,<br />
dass es so sein würde, dann wären<br />
sie gar nicht erst nach Deutschland<br />
gekommen, ihr Leben zu Hause sei<br />
im Vergleich weniger hart. Meiner<br />
Meinung nach muss man auch<br />
schwierige Situationen aushalten.<br />
Wenn man sich entschieden hat,<br />
nach Deutschland zu gehen, dann<br />
sollte man auch mit solchen Bedingungen<br />
leben können. Ich hatte den<br />
Anspruch, all den mir erteilten Aufgaben<br />
so gerecht zu werden, wie es<br />
mir möglich war. Ich musste mir<br />
so vor allem auch weniger Sorgen<br />
um meinen Arbeitsplatz machen.<br />
Glücklicherweise konnte ich alles<br />
zur Zufriedenheit des Chefs erledigen,<br />
ich habe sehr gewissenhaft gearbeitet.<br />
Dadurch hatte ich weniger<br />
Druck im Vergleich zu den anderen<br />
Freunden und Kollegen. Das heißt<br />
schlichtweg, ich wurde weniger von<br />
ihm beschimpft.<br />
70<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Chinh<br />
Wir sind nervös. Wie fotografiert<br />
man einen Menschen,<br />
der im Rollstuhl sitzt, ohne<br />
dass sich das Hilfsmittel in den<br />
Vordergrund drängt? Wir hätten<br />
uns keine Sorgen machen müssen.<br />
Chinhs Gesicht strahlt, und wenn<br />
ihr Mann sie anschaut, strahlt sein<br />
Gesicht auch. Sie ist in jeder Aufnahme<br />
gut.<br />
Vo Thi Kieu Chinh war fünf Jahre<br />
alt, als sie 1968 nach Hamburg<br />
kam. Zweieinhalb Jahre verbrachte<br />
sie im Krankenhaus Barmbek,<br />
ohne ihre Familie, später wurde<br />
sie in ein pädagogisches Zentrum<br />
nach Dehme verlegt. Während der<br />
Tet-Offensive war sie von einer<br />
Bombe verletzt worden. Aufgrund<br />
eines Vertrages zwischen Terre<br />
des Hommes und der südvietnamesischen<br />
Regierung mussten die<br />
kriegsverletzten Kinder nach ihrer<br />
Behandlung in Deutschland wieder<br />
nach Vietnam gebracht werden.<br />
1974 wurde Chinh nach Saigon<br />
geflogen und erlebte inmitten der<br />
Kriegswirren eine Odyssee durch<br />
verschiedene Heime und Einrichtungen<br />
in Vietnam und Laos. Heute<br />
wohnt sie mit ihrem Mann, den sie<br />
in jenen Tagen kennenlernte, in<br />
einem Haus für Rollstuhlfahrer in<br />
Ho-Chi-Minh-Stadt.<br />
Chinh war nur sechs Jahre in<br />
Deutschland, aber die Zeit hat gereicht,<br />
um perfekt Deutsch zu lernen.<br />
Sie fährt jeden Tag mit ihrem<br />
Trike durch den Saigoner Verkehr<br />
zur Arbeit in ein Medienunternehmen,<br />
das ihre Sprachkenntnisse<br />
braucht.<br />
CHInH: Die Zeit in Deutschland<br />
war sehr angenehm, man könnte<br />
vielleicht sagen, dass es die schönste,<br />
ja, glücklichste Zeit meines Lebens<br />
war. Ich lebte zwar weit weg<br />
von meiner Familie, weit weg von<br />
meiner leiblichen Mutter, mit all<br />
diesen fremden Menschen zusammen,<br />
aber es hat mir nie an Zuwendung<br />
oder Wärme gefehlt. Ich war<br />
ja ein Kind, ich habe nur gespielt,<br />
ich hatte nichts worüber ich mir<br />
Gedanken machen musste.<br />
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Chinh in ihrer Wohnung in Ho-Chi-Minh-Stadt. Während der Tet-Offensive<br />
wurde sie von einer Bombe verletzt. Als Fünfjährige kam sie zur Behandlung<br />
nach Deutschland<br />
01/2013<br />
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Reise<br />
Inmitten der Kriegswirren ab 1974 erlebte Chinh eine Odysee durch verschiedene Heime in Vietnam und Laos - und lernte<br />
ihren späteren Mann kennen. Heute arbeitet sie für ein Medienunternehmen, das ihre deutschen Sprachkenntnisse braucht<br />
Ich war im Barmbeker Krankenhaus<br />
und bekam später eine<br />
Pflegemutter zugewiesen. Sie kam<br />
mit ihrer Familie. Vermutlich hat<br />
sie sich vorher irgendwo dafür<br />
eingetragen, dass sie Kindern wie<br />
uns gerne ihre Unterstützung anbieten<br />
möchte. Der Verein Terre<br />
des Hommes hat mich dann<br />
vermittelt, ich weiß es nicht<br />
ganz genau, aber ich denke<br />
so war es. Sie hat mich dort<br />
regelmäßig besucht. Sie ist<br />
ins Krankenhaus gekommen<br />
und... ich erinnere mich<br />
nicht mehr so genau, ich<br />
habe nur noch das Bild im<br />
Kopf, dass sie zu mir kam und mich<br />
auf den Arm nahm. Ich war damals<br />
noch ganz klein. Dann hat sie mich<br />
mit nach Hause genommen und mit<br />
mir gespielt.<br />
Am Anfang war ich sehr traurig,<br />
ich hatte Heimweh und habe sehr<br />
viel geweint. Meine Pflegemutter<br />
hat mir später eine lustige Geschichte<br />
erzählt. Sie erzählte, dass<br />
ich mit niemandem geredet habe,<br />
ich habe nicht gesprochen und mir<br />
immer eine Decke über den Kopf<br />
gezogen, mich immer unter einer<br />
Decke versteckt. Als ich die Decke<br />
wieder herunternahm habe ich<br />
plötzlich Deutsch gesprochen.<br />
Ich habe es auch nicht verstanden,<br />
dass es so schnell ging, keine<br />
Ahnung. Ich habe plötzlich ganz<br />
schnell Deutsch gelernt. So hat es<br />
meine Pflegemutter mir erzählt. Ich<br />
selber erinnere mich nicht daran.<br />
Als ich von Hamburg nach Dehme<br />
verlegt wurde, kam meine Pflegemutter<br />
nicht mit, es war ja so weit<br />
weg. Von Hamburg nach Dehme<br />
dauert es ungefähr drei Stunden.<br />
Aber sie hat mich manchmal besucht,<br />
daher habe ich sie nicht so<br />
sehr vermisst. Als es nach Vietnam<br />
zurückging habe ich anfangs<br />
Deutschland auch nicht vermisst,<br />
weil all die Deutschen mit uns<br />
nach Vietnam geflogen sind. Die<br />
Leute, die sich um uns gekümmert<br />
haben, die Krankenschwestern und<br />
das Pflegepersonal, sie alle kamen<br />
mit uns nach Vietnam, daher war<br />
ich nicht traurig.<br />
72<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Reise<br />
Erst als sie nach dem Fall Saigons<br />
wieder nach Deutschland flogen<br />
war ich ziemlich traurig. Man hatte<br />
sich so sehr an diese Menschen gewöhnt,<br />
sie waren so etwas wie eine<br />
Familie für mich geworden. Mitte<br />
April 1975 sind wir nach Laos geflohen,<br />
weil sie Angst hatten, dass<br />
wir wieder verletzt werden könnten.<br />
Wir wurden also zu unserer Sicherheit<br />
nach Laos evakuiert. Und als<br />
wir zurück nach Vietnam mussten,<br />
das war Anfang August, das war<br />
ziemlich dramatisch, da durften die<br />
Deutschen nicht mehr mitkommen.<br />
Wir mussten alleine nach Vietnam<br />
zurück. Für uns war das sehr<br />
schwierig, weil wir die ganze Zeit<br />
über mit ihnen zusammen waren<br />
und auf einmal sollten wir mit anderen<br />
Menschen zusammenleben.<br />
Seit ich aus Deutschland wieder<br />
zurück bin, habe ich nur in<br />
Heimen gelebt und nicht bei meiner<br />
Familie. Als ich wiederkam,<br />
war meine Mutter nicht sofort da,<br />
um mich zu empfangen. Erst eine<br />
ganze Weile später kam sie, denn<br />
die Organisation musste es erstmal<br />
meiner Familie mitteilen, dass wir<br />
wieder zurück sind. Damals war<br />
es mit der Post ziemlich schwierig,<br />
nicht so wie heute. Meine Mutter<br />
fragte mich, ob ich denn wüsste<br />
wer hier vor mir steht, ob ich sie<br />
erkennen würde. Ich habe den Kopf<br />
geschüttelt. Ich schüttelte den Kopf<br />
und meinte, nein. Ich konnte kein<br />
Vietnamesisch mehr sprechen, nur<br />
ganz schlecht. Ich traute mich deshalb<br />
nicht zu sprechen. Ich hatte<br />
zwar Fotos, meine Mutter hat mir<br />
Chinh am Frankfurter Flughafen 1974: Aufgrund des Vertrags mit der südvietnamesischen<br />
Regierung mussten kriegsverletzte Kinder nach ihrer Behandlung in Deutschland wieder nach<br />
Vietnam gebracht werden<br />
Fotos nach Deutschland geschickt<br />
und auch Briefe geschrieben, aber<br />
als ich sie in Vietnam sah, habe ich<br />
sie nicht erkannt. Auf den Fotos sah<br />
sie anders aus als in der Realität.<br />
Erst später habe ich meine Mutter<br />
wiedererkannt, weil sie hin und<br />
wieder vom Land gekommen ist,<br />
um mich zu besuchen. Allmählich<br />
wurde sie mir wieder vertraut. Und<br />
ich sehe meiner Mutter sehr änlich,<br />
mein Gesicht ist dem meiner Mutter<br />
sehr ähnlich. Daher erkannte ich sie<br />
wieder. Sie hat mich öfters abgeholt<br />
und mit nach Hause genommen.<br />
Wir sind mit dem öffentlichen Bus<br />
gefahren. Ich war bei ihr zu Hause<br />
und langsam wurde sie mir vertraut.<br />
Bis 1980, dann starb meine Mutter.<br />
Meine Familie, meine beiden älteren<br />
Schwestern teilten es mir mit.<br />
Ich war sehr bestürzt, weil ich nie<br />
mit meiner Mutter zusammen leben<br />
konnte. Wir haben uns nur manchmal<br />
getroffen, aber nie zusammen<br />
gelebt.<br />
Der inAsien-Buchtipp<br />
Die Autoren haben Vietnamesen besucht,<br />
die zu verschiedenen Zeiten und aus ganz<br />
unterschiedlichen Gründen in Deutschland<br />
gelebt haben und später wieder nach<br />
Vietnam zurückgekehrt sind – oder<br />
zurückgehen mussten. In Wort und Bild<br />
dokumentiert das Buch 13 bewegende, teils<br />
aberwitzigen Geschichten von Migration<br />
und Rückkehr. Unbedingt lesen!<br />
Stefan Canham,<br />
Nguyen Phuong-Dan:<br />
„Die Deutschen Vietnamesen“,<br />
Peperoni<br />
Books, 204 Seiten,<br />
Hardcover, 34 €<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 73
+ News + + + Meldungen + + + Wirtschaft + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + M<br />
Windkrafträder bei Jaisalmer, Rajasthan<br />
Grüne Energien in Indien<br />
Nordkorea kooperiert<br />
Bild: statsminsteren kontor / flickr.com<br />
1,2 Milliarden Menschen und das Wirtschaftswunder auf dem Subkontinent bleiben<br />
nicht folgenlos: Indien ist weltweit einer der größten Erzeuger klimaschädlicher Gase.<br />
Gleichzeitig steht Indien als Windstromproduzent in der Weltrangliste auf Platz 5 und<br />
mehr als vier Millionen Biogasanlagen liefern umweltfreundliche Energie für ländliche<br />
Haushalte. Bis zum Jahr 2022 will die indische Regierung eine Solarstromkapazität<br />
von 20.000 MW aufbauen. Eine Reise durch die grüne Energiewelt Indiens bietet<br />
das WDR-Feature von Rainer Hörig, das man sich als Podcast auf der Seite des WDR<br />
herunterladen kann.<br />
China hat, eigenen Angaben zufolge, Verträge unterzeichnet,<br />
die die Wirtschaftskooperation mit Nordkorea<br />
intensivieren sollen. Laut Handelsministerium<br />
beinhalteten sie unter anderem die Entwicklung<br />
zweier Sonderwirtschaftszonen, eine in Rason an<br />
der nordkoreanischen Ostküste, die andere an der<br />
Grenze zu China. Die beiden Staaten unterzeichneten<br />
außerdem Vereinbarungen zur landwirtschaftlichen<br />
Kooperation sowie zur Zusammenarbeit in der<br />
Stromversorgung. Auch Japan hat Gespräche mit der<br />
Demokratischen Volksrepublik Korea angekündigt,<br />
das erste Mal nach vier Jahren Funkstille.<br />
Die Wut auf Japan<br />
Volkswagen profitiert von der<br />
schlechten Beliebtheitsskala Japans<br />
in China. Erstmals hat VW<br />
im größten Einzelmarkt der Marke<br />
zwei Millionen Wagen verkauft,<br />
also 18,5 Prozent mehr als<br />
im Vorjahr! Seit der Streit zwischen<br />
Japan und China um eine<br />
unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer eskaliert ist, schrumpfte hingegen<br />
der Absatz von Toyota in China um gut ein Drittel.<br />
Bild: Shazari / flickr.com<br />
Bild: Aaron Pocock<br />
Bild: David Phan Photographers<br />
Hoch hinaus!<br />
Der „5. Internationale Hochhauspreis“ wurde kürzlich in<br />
Frankfurt vergeben. Darunter kein einziges Hochhaus in<br />
Europa, dafür jedoch zwei Türme in Asien und je einer in<br />
New York, Sydney und Kanada. Das prämierte Hochhausensemble<br />
„Pinnacle“ in Singapur (rechts) besteht aus sieben<br />
Türmen, „Te Troika“ in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur<br />
(links) aus einem aus drei Einzeltürmen zusammengesetzten<br />
Gebäude.<br />
74<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
eldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen +<br />
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Sofortwissen kompakt<br />
Feng-Shui im Business<br />
Chinas letzte Glühbirne<br />
Gestalten Sie Ihre Geschäftsräume in 50<br />
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Harmonielehre Feng-Shui. Das Ziel: Wohlbefinden,<br />
frei fließende Energien und<br />
damit berufliche Kreativität und Erfolg.<br />
Dieses Kartenset liefert dazu viele Anregungen<br />
und Tipps (Leila Messner, Heragon<br />
Verlag, 6,80 € (D) / 7 € (A)<br />
Neuerdings dürfen in China keine 100-Watt-Birnen mehr verkauft werden.<br />
Die 60-Watt-Birne folgt in zwei Jahren und alle anderen in vier<br />
Jahren. Die von chinesischen Wissenschaftlern<br />
ausgerechnete Stromersparnis soll dem jährlichen<br />
Strometat von etwa fünf chinesischen Atomkraftwerken<br />
entsprechen.<br />
Phoenix, 28.12., 21:15 Uhr<br />
Marx und Mönche in Laos<br />
Auf den ersten Blick könnte man meinen, die demokratische<br />
Volksrepublik sei noch ein Land von gestern,<br />
pittoresk und anrührend. Seit einigen Jahren probiert<br />
sich Laos jedoch in einer ganz eigenen Mischung aus<br />
Sozialismus und Marktwirtschaft. Die politischen Zügel<br />
bleiben zwar fest angezogen, wirtschaftliche Freiheit<br />
wird dennoch gewährt. Während der vorsichtige Kurs<br />
wirtschaftlicher Liberalisierung und Öffnung nach außen<br />
Wirkung zeigt, gilt Laos immer noch als eines der<br />
ärmsten Länder der Welt. Doch langsam hält selbst auf<br />
den Dörfern ein bescheidener Wohlstand Einzug. Ein<br />
Film von Peter Kunz, ZDF-Studio Singapur 2012<br />
Fehlt Ihnen was?<br />
H e f t e z u m N a c h b e s t e l l e n<br />
D i e T h e m e n<br />
Ausgabe 6/99<br />
<strong>Thailand</strong>s Süden<br />
Reiseführer im Test<br />
Bali<br />
Ausgabe 2/01<br />
Wellness in Asien<br />
Bangkok<br />
Jüdisches China<br />
Ausgabe 3/01<br />
Korea<br />
Bali<br />
Städtetouren<br />
Ausgabe 2/02<br />
Der Yangzi<br />
Ko Samet<br />
Darjeeling-Tee<br />
Ausgabe 5/02<br />
<strong>Thailand</strong>s Inseln<br />
Kulturtrips China<br />
Dubai<br />
Ausgabe 6/02<br />
Indochina<br />
Städteduell<br />
Nordthailand<br />
Ausgabe 1/03<br />
China aktiv<br />
Ost-Australien<br />
Inselduell<br />
Ausgabe 3/03<br />
Chinas Heilkunst<br />
Pazifikinseln<br />
Mount Everest<br />
Ausgabe 4/03<br />
Spezial: Korea<br />
Taiko Trommler<br />
Günstiges Australien<br />
Ausgabe 5/03<br />
Indochina<br />
Neuseeland<br />
Indiens Schätze<br />
Ausgabe 6/03<br />
Indien-Spezial<br />
Mekongdelta<br />
Religionen<br />
Ausgabe 1/04<br />
China: Sichuan<br />
Burma: Inle-See<br />
Tattoo<br />
Ausgabe 2/04<br />
Indien<br />
Nordkorea<br />
Alltag in China<br />
Ausgabe 3/04<br />
Taiwan<br />
Taifun<br />
Angkor Wat<br />
Ausgabe 4/04<br />
<strong>Thailand</strong>-Spezial<br />
Bollywood<br />
Krakatau<br />
Ausgabe 5/04<br />
China-Kurzreisen<br />
Australien-Outback<br />
Kuala Lumpur<br />
Ausgabe 6/04<br />
Indiens Süden<br />
Weihnachsinsel<br />
Kamikaze<br />
Ausgabe 1/05<br />
Vietnam-Halong Bay<br />
Indien: Karnataka<br />
Piraten<br />
Ausgabe 2/05<br />
Tsunami-Spezial<br />
Indochina<br />
Nordthailand<br />
Ausgabe 3/05<br />
Indien-Goa<br />
Kokosinseln<br />
Samurai<br />
Ausgabe 2/06<br />
Philippine<br />
Laos<br />
Indien-Orissa<br />
Ausgabe 4/06<br />
Shanghai<br />
Malediven, Nepal<br />
Borobudur<br />
Ausgabe 5/06<br />
Kambodscha<br />
Hong Kong<br />
Indonesien: Sulawesi<br />
Ausgabe 3/07<br />
Borneos Orang-Utans<br />
Indien: Orissa<br />
Vietnam: Phu Quoc<br />
Ausgabe 4/07<br />
China<br />
<strong>Thailand</strong> spirituell<br />
Teezeremonie<br />
Ausgabe 5/07<br />
Olympia 2008<br />
Malediven<br />
Zen verstehen<br />
Ausgabe 6/07<br />
Kasachstan: Trekking<br />
Vietnam: Phan Tiet<br />
Japan vs Korea<br />
Ausgabe 2/08<br />
Trekking in <strong>Thailand</strong><br />
Laos<br />
Berühmte Pilgerwege<br />
Ausgabe 3/08<br />
Koh Samui<br />
Kreuzfahrten<br />
Japanische Gärten<br />
Ausgabe 4/08<br />
Annapurna- Trek<br />
Brunei<br />
Sri Lanka<br />
Ausgabe 6/08<br />
Studienreisen<br />
Japan individuell<br />
Fugu<br />
Ausgabe 1/09<br />
Kurztrips<br />
Fahrt durch Rajasthan<br />
Heiliges auf Java<br />
Ausgabe 2/09<br />
Best of China<br />
Indien: Khajuraho<br />
<strong>Thailand</strong>: Hua Hin<br />
Ausgabe 3/09<br />
Insel-Spezial<br />
So kocht Asien<br />
Sumo-Ringer<br />
Ausgabe 4/09<br />
Asiens Sommerziele<br />
Indien: Ladakh<br />
Maid-Cafés in Tokyo<br />
Ausgabe 5/09<br />
China: Nanxun<br />
Mongolei<br />
Asien de Luxe für alle<br />
Ausgabe 6/09<br />
Best of Asien<br />
Japans Burgen<br />
Asiens Top Ten<br />
Ausgabe 1/10<br />
Kulturschock China<br />
Laos und Kambodscha<br />
Malediven<br />
Ausgabe 2/10<br />
Magische Seidenstraße<br />
Shanghai und die Expo<br />
Frühling in Kyoto<br />
Ausgabe 3/10<br />
Japan unter Palmen<br />
Himmel über Beijing<br />
Asien kaut Lotte<br />
Ausgabe 5/10<br />
Geheimtipp Birma<br />
Sherpas im Himalaya<br />
Chinas Apotheken<br />
Ausgabe 6/10<br />
Gili und Lombok<br />
China Spezial<br />
Asiens Überflieger<br />
Ausgabe 4/11<br />
<strong>Thailand</strong>s Norden<br />
Unawatuna/Sri Lanka<br />
Seidenstrasse<br />
Ausgabe 6/11<br />
Macau Pocket Guide<br />
Vietnams Strände<br />
Rund um Shanghai<br />
Ausgabe 1/12<br />
Malediven<br />
Laos<br />
Burma<br />
Ausgabe 2/12<br />
Myanmar<br />
Hong Kong/Macau<br />
Nord Vietnam<br />
Ausgabe 3/12<br />
China<br />
Japan<br />
Nord-Laos<br />
Ausgabe 4/12<br />
Süd-Indien<br />
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70 Ausgaben von inAsien sollten Sie<br />
eigentlich schon besitzen, sonst fehlt<br />
Ihnen mindestens ein Mal Asien pur!<br />
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iA 01/13
Wirtschaft<br />
Bild: Distra / flickr.com<br />
Früh übt sich...<br />
Längst gehört Vietnam nicht mehr zu den schwächsten Ländern der Region; die<br />
Wirtschaft wächst mit stabilen Raten. Um diese Entwicklung zu konsolidieren,<br />
muss jedoch noch einiges an der Basis geschehen. Voraussetzung für den weiteren<br />
Aufschwung ist eine professionelle Ausbildung von Facharbeitern. Doch an ihr<br />
krankt es noch<br />
Ohne Fleiß keinen Preis. Das weiß<br />
auch die vietnamesische Regierung.<br />
Dabei mangelt es gar nicht an der<br />
Motivation, nur an deren effektiver<br />
Nutzung: Ungefähr 85 Prozent aller<br />
vietnamesischen Arbeitnehmer<br />
können keine berufliche Qualifikation<br />
vorweisen. Das ergab eine<br />
Arbeitskräfteerhebung des Statistikamtes<br />
im vergangenen Jahr. Von<br />
den 50,4 Millionen Beschäftigten<br />
im Land verfügten nur rund 3,7 Prozent<br />
über den Abschluss eines Berufsbildungsinstitutes,<br />
weitere 3,7<br />
Prozent hatten ein berufsbezogenes<br />
Kurzzeittraining absolviert.<br />
Auch mit den akademischen<br />
Abschlüssen ist es nicht weit her.<br />
76 www.inasien.de<br />
01/2013
Wirtschaft<br />
Gerade einmal 1,7 Prozent der Erwerbstätigen<br />
können einen College-<br />
Abschluss vorweisen, 6,1 Prozent<br />
verfügen über einen Hochschulabschluss.<br />
In den Wirtschaftszentren<br />
Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi lassen<br />
sich die Zahlen besser präsentieren.<br />
Hier sind 30 Prozent der Arbeitnehmer<br />
im Besitz eines Bildungszertifikats.<br />
Die meisten von ihnen<br />
haben sogar ein Studium absolviert.<br />
Im Bereich der praxisnahen Berufsbildung<br />
sieht es dagegen düster aus.<br />
Für Reformen im Beschäftigungswesen<br />
ist das Arbeitsministerium<br />
(Molisa) zuständig. Sein Ziel lautet,<br />
den Anteil der qualifizierten Arbeitnehmer<br />
bis zum Jahr 2020 auf<br />
40 Prozent anzuheben – landesweit<br />
wohlgemerkt, nicht nur in den urbanen<br />
Zentren.<br />
Kein Aufstieg ohne gut<br />
ausgebildete Bevölkerung<br />
Ein optimistisches Ziel, aber auch<br />
ein lohnendes. Denn eine flexiblere<br />
und besser ausgebildete Bevölkerung<br />
ist für den weiteren Fortschritt<br />
und die nachhaltige Entwicklung<br />
der Wirtschaft entscheidend, mahnen<br />
Vertretungen ausländischer<br />
Unternehmen wie die European<br />
Chamber of Commerce (Eurocham)<br />
in Vietnam, sowie nationale Wirtschaftsverbände.<br />
Tatsächlich ist die<br />
Nachfrage nach Fachkräften hoch.<br />
Aus dem Angebot an Ausgebildeten<br />
ist sie allerdings nicht zu decken,<br />
wie mehrere Studien feststellen.<br />
Den Befragungen zufolge suchen<br />
Unternehmen meist vergeblich nach<br />
qualifizierten Facharbeitern.<br />
Dabei sind die Bildungsvoraussetzungen<br />
eigentlich gut. Schulbildung<br />
genießt im Familienleben den<br />
höchsten Stellenwert. Fünf Jahre<br />
lang besuchen Kinder eine Grundschule,<br />
danach schließt sich eine<br />
Mittelschule an, deren Besuch von<br />
der sechsten bis zur neunten Klasse<br />
ebenfalls unter die Schulpflicht<br />
fällt. Disziplin, Motivation und<br />
Leistungen der Schüler bezeichnen<br />
Fachleute als exzellent. Die motiviertesten<br />
unter ihnen können nach<br />
dem erfolgreichen Abschluss der<br />
Mittelschule eine Prüfung ablegen,<br />
die sie zum Besuch einer öffentlichen<br />
Oberschule berechtigt. Weniger<br />
akademisch orientierte junge<br />
Erwachsene haben die Möglichkeit,<br />
sich bei rund 426 Berufsbildungsinstituten<br />
und etwa 750 kleineren<br />
Schulungszentren für eine fachliche<br />
Ausbildung zu bewerben. Betrieben<br />
werden die Einrichtungen von Provinzen,<br />
Kommunen, Ministerien,<br />
Gewerkschaften oder Unternehmen.<br />
Ihre Qualität ist jedoch sehr unterschiedlich.<br />
Berufsschüler tragen ihre<br />
Ausbildungskosten selbst<br />
Im vergangenen Jahr waren 1,86<br />
Millionen Auszubildende an den<br />
Berufsbildungsinstituten des Landes<br />
registriert, ein Plus von 17 Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr. Die Kosten<br />
für die Ausbildung tragen die Schüler<br />
selbst. Die umgerechnet zehn<br />
bis 15 US-Dollar monatlich müssen<br />
die jungen Leute aus eigener Tasche<br />
zahlen. Die Wirtschaft beteiligt sich<br />
nicht an den Ausbildungskosten.<br />
Auch die Zusammenstellung der<br />
Ausbildungsprogramme, Lerninhalte<br />
und Prüfungen geschieht ohne<br />
den Input von Betrieben. Folglich<br />
fehlt der Ausbildung der so wichtige<br />
Praxisbezug. Von einer dualen<br />
Ausbildung, wie sie in Deutschland<br />
gang und gäbe ist, kann Vietnam nur<br />
träumen. Dazu kommt, dass auch<br />
die Lehrer kaum über praktische<br />
Berufserfahrung verfügen und die<br />
Lehrpläne willkürlich umsetzen.<br />
Überdies sei die Ausstattung der<br />
Institute häufig nicht ausreichend<br />
oder aber vorhandene Ausrüstung<br />
sei defekt, beklagen Experten.<br />
Zwei bis drei Jahre dauert das<br />
Training an den Instituten. Im Erfolgsfall<br />
erhalten Auszubildende<br />
Zertifikate in drei Qualifizierungsstufen.<br />
Ein rund dreimonatiges<br />
Praktikum schließt die Ausbildung<br />
ab. Dennoch fehlt es den Absolventen<br />
nur allzu oft an Qualifikationen,<br />
die am Arbeitsplatz dringend<br />
benötigt würden. Es liegt im Anschluss<br />
also an den einstellenden<br />
Betrieben, die jungen Arbeitnehmer<br />
umfangreich in der Praxis auszubilden.<br />
Erst nach einem weiteren<br />
halb- bis ganzjährigen Training im<br />
Unternehmen seien die Absolventen<br />
als Facharbeiter einsetzbar, meinen<br />
Bildungsexperten.<br />
Wirtschaftskooperation<br />
müssen enger werden<br />
Auch die Regierung ist sich dieser<br />
Mängel bewusst und bemüht sich<br />
nach Kräften, eine leistungsfähige,<br />
den wirtschaftlichen Bedürfnissen<br />
des Landes angepasste Berufsbildung<br />
aufzubauen. In einem staatlichen<br />
Dekret vom Mai präsentierte<br />
sie das Ziel, dass bis zum Jahr 2020<br />
40 Prozent der erwerbstätigen Personen<br />
über eine berufliche Ausbildung<br />
verfügen sollen. Die Schwerpunkte<br />
liegen auf den Branchen<br />
Textil, Elektrotechnik und Elektronik,<br />
Schiffbau und Maschinenbau.<br />
Um die ambitionierten Zahlen zu<br />
erreichen, sollen mehr Institute eine<br />
qualitativ bessere Berufsbildung<br />
anbieten.<br />
Zumindest ist das Land auf dem<br />
richtigen Weg. Über die vergangenen<br />
Jahre hat sich die Lage etwas<br />
verbessert. Dennoch muss es weitere<br />
Fortschritte geben, wie auch die<br />
Generaldirektion für berufliche Bildung<br />
des Arbeitsministeriums weiß.<br />
Sie plant eine engere Kooperation<br />
mit der Wirtschaft. Zudem sollen<br />
ausgewählte Berufsbildungsinstitute<br />
und deren Abschlussprüfungen<br />
künftig internationalen Standards<br />
genügen. Diese „Talentschmiede“n<br />
werden sich auf die Hervorbringung<br />
qualifizierter Arbeitskräfte in den<br />
als strategisch ausgemachten Sektoren<br />
konzentrieren.<br />
Thomas Hundt,<br />
Korrespondent GTAI<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 77
Wirtschaft<br />
Die nächste Präsidentenwahl steht in Indonesien 2014 an. Bis dahin versucht die Regierung Yudhoyonos die Macht zu<br />
sichern, ist aber innerlich zerstritten und verliert an öffentlichen Zuspruch<br />
Der Präsident muss liefern<br />
Susilo Bambang Yudhoyono verspricht viel. Die Korruption will er ausmerzen,<br />
Banken mit Kapital versehen und das infrastrukturelle System revolutionieren. Bis dato<br />
waren diese Versprechen hauptsächlich Taktik. Nun aber müssen Taten folgen. Denn<br />
sonst wenden sich die indonesischen Wähler ab<br />
Europas Krise taugt derzeit als wohlfeile<br />
Entschuldigung für Asiens<br />
Politiker – schließlich lastet der<br />
schwache Euro immer schwerer auf<br />
den Exporten und damit der Konjunktur<br />
ihrer Länder. Nicht so für<br />
Susilo Bambang Yudhoyono: „Wir<br />
können die globale Krise überleben.<br />
Unsere Wirtschaftsdaten sind stark,<br />
unsere Fiskalposition ist relativ gut,<br />
und Armut und Arbeitslosigkeit fallen.<br />
Diese Fakten sind ermutigend“,<br />
sagte der indonesische Präsident<br />
Mitte August. Mit Lob für die eigene<br />
Arbeit und sein Land indes hielt<br />
er sich nicht auf: Er mahnte, die<br />
größte Volkswirtschaft Südostasiens<br />
drohe die „goldene Gelegenheit“<br />
zu verpassen, Investoren ins<br />
Land zu holen und Wachstum zu<br />
schaffen, wenn sie nicht jetzt ihre<br />
Herausforderungen meistere. Dazu<br />
zählte Yudhoyono die Überprüfung<br />
der Investitionsgesetze, den Ausbau<br />
der Infrastruktur und den Kampf<br />
gegen die Korruption.<br />
„Unter dem alten Regime war<br />
Korruption organisiert und berechenbar.<br />
Heute ist alles offen“,<br />
sagt Hal Hill, Professor der Australian<br />
National University. Mit<br />
dem „alten System“ meint Hill<br />
das Regime des langjährigen Präsidenten<br />
Suharto, den die Asienkrise<br />
aus dem Amt gespült hatte. Er<br />
hatte das größte muslimische Land<br />
78 www.inasien.de<br />
01/2013
Wirtschaft<br />
der Erde auf Selbstbereicherung<br />
ausgerichtet und nach Schätzung<br />
der Korruptionswächter von Transparency<br />
International bis zu 35<br />
Mrd. US-Dollar in die Taschen seines<br />
Clans pumpen lassen. Bis heute<br />
muss Abraham Samad mit den<br />
Folgen kämpfen. Der seit Dezember<br />
vergangenen Jahres amtierende<br />
Chef der Antikorruptionsbehörde<br />
in der Hauptstadt Jakarta gewinnt<br />
Anerkennung, weil er beginnt, in<br />
der mächtigen Polizei aufzuräumen.<br />
„Wir zögern nicht, jeden zu<br />
verfolgen, wenn es nötig ist. Egal,<br />
ob Parteichef, Politiker oder Unternehmer.<br />
Sobald wir Beweise haben,<br />
werden wir ihn verfolgen.“ Harte<br />
Töne, denen mehr Taten folgen<br />
müssen.<br />
Auf Erfolg angewiesen<br />
Denn die Indonesier akzeptieren<br />
die Bestechung immer weniger, und<br />
für Yudhoyono wird sie zum Wahlkampfthema.<br />
Seine letzte Amtszeit<br />
endet in weniger als zwei Jahren.<br />
Seine Partei und sein Nachfolger<br />
als Präsidentschaftskandidat müssen<br />
von den Erfolgen von Yudhoyonos<br />
Regierung zehren, sind aber<br />
zerstritten und verlieren Zuspruch.<br />
Auch will der frühere General als<br />
erfolgreicher Reformer in Erinnerung<br />
bleiben. „Ich muss zugeben,<br />
es gibt immer noch viele Täter, und<br />
das sogar in der Regierung, im Parlament,<br />
bei den Regionalvertretern<br />
oder unter den Juristen“, wetterte<br />
Yudhoyono. Analysten schätzen,<br />
Korruption in Indonesien mache<br />
bis zu einem Drittel der Geschäftskosten<br />
aus.<br />
Taten müssen auch seinen beiden<br />
anderen Ankündigungen folgen:<br />
Indonesien braucht mehr<br />
Auslandskapital. Damit dies aber<br />
strömt, müssen Korruption und<br />
Bürokratie abgebaut werden. Es<br />
muss Rechtssicherheit einkehren,<br />
es muss geklärt werden, welche Anteile<br />
ausländische Unternehmen an<br />
indonesischen Firmen besitzen dürfen.<br />
Diesen Streit spürt die größte<br />
Bank Südostasiens, die Singapurer<br />
DBS Holdings. Die von ihr geplante<br />
Übernahme der indonesischen Bank<br />
Danamon für gut 7 Mrd. US-Dollar<br />
gilt als Lackmustest für die Offenheit<br />
Indonesiens.<br />
Im Luftverkehr geht es ohne Offenheit<br />
nicht mehr: Tony Fernandes,<br />
der Gründer von Asiens erfolgreichster<br />
Billigfluglinie Air Asia,<br />
will für 80 Mio. US-Dollar die<br />
indonesische Batavia Air kaufen.<br />
„Alle strömen in diesen Markt, und<br />
wenn wir dem Platzhirsch Lion Air<br />
nichts entgegensetzen, können die<br />
uns bald fressen“, sagt Fernandes,<br />
der sonst immer vor Übernahmen<br />
gewarnt hat. Lion Air, ein indonesisches<br />
Familienunternehmen,<br />
hatte Boeing Ende vergangenen<br />
Jahres mit der Bestellung von 230<br />
Maschinen zum Listenpreis von 22<br />
Mrd. US-Dollar einen Rekordauftrag<br />
beschert.<br />
Der Aufstieg der Luftfahrt, getrieben<br />
vom wachsenden Wohlstand<br />
einer immer größeren Mittelschicht,<br />
zwingt das Land zum<br />
Ausbau der Flughäfen. Die über<br />
Jahre aufgeschobene Vergrößerung<br />
des Flughafens Jakartas nimmt nun<br />
Gestalt an. Es ist der erste Ausbau<br />
des Hauptstadtflughafens seit 27<br />
Jahren. Gebaut für 22 Millionen<br />
Fluggäste, werden hier heute 50<br />
Millionen jährlich durchgeschleust,<br />
die Kapazität soll auf 62 Millionen<br />
steigen. Im April lag das Passagieraufkommen<br />
18 Prozent über dem<br />
Vorjahresniveau, im internationalen<br />
Verkehr lag das Plus bei 6 Prozent.<br />
Susilo Bambang Yudhoyono wird 2014<br />
nicht mehr als Präsidentschaftskandidat<br />
antreten. Dennoch soll seine Partei<br />
weiterhin an der Macht bleiben<br />
5 Mrd. US-Dollar für<br />
neue Häfen<br />
Auch der Hafen in Jakarta soll für<br />
3,1 Mrd. US-Dollar endlich erweitert<br />
werden, Niederländer wollen einen<br />
Containerhafen auf Sumatra für<br />
mehr als 2 Mrd. US-Dollar bauen.<br />
Auf dem Weltwirtschaftsforum in<br />
Jakarta gaben im vergangenen Jahr<br />
10 Prozent der Unternehmen an,<br />
die schlechte Infrastruktur bremse<br />
ihren Investitionswillen – 2008 hatte<br />
der Wert noch bei 16,4 Prozent<br />
gelegen. Yudhoyono kündigte an,<br />
die Investitionen in Infrastruktur<br />
im kommenden Jahr von 169 Bill.<br />
Rupiah auf 194 Bill. Rupiah (16,6<br />
Mrd. Euro) anzuheben.<br />
Das alles sind neue Töne in der<br />
größten südostasiatischen Volkswirtschaft.<br />
Sie lassen Investoren<br />
aufhorchen. Denn die Entwicklung<br />
Indonesiens passt in die Renaissance<br />
der südostasiatischen ASE-<br />
AN-Staaten. Gestützt wird das bessere<br />
Image von einem Wachstum,<br />
das im zweiten Quartal um 6,4<br />
Prozent zulegte. Im kommenden<br />
Jahr sollen es 6,8 Prozent werden.<br />
Schon jetzt verzeichnete das Inselreich<br />
mit seinen mehr als 240<br />
Millionen Einwohnern die stärkste<br />
Konjunktur der G20-Länder nach<br />
China. Dennoch warnt nicht nur<br />
Robert Prior-Wandesforde, Asien-<br />
Volkswirt der Credit Suisse, vor<br />
Übermut: „Wir sind skeptisch, dass<br />
diese Wachstumsgeschwindigkeit<br />
nachhaltig ist. Um das zu glauben,<br />
fehlen uns die Strukturreformen,<br />
die 6 bis 7 Prozent Wachstumsgeschwindigkeit<br />
festigen.“ Nachdem<br />
Indonesien in den vergangenen<br />
Monaten mit seinem Wachstum<br />
den bisherigen Hoffnungsträger<br />
Indien hinter sich gelassen hat<br />
und auch mit einer Inflationsrate<br />
von 4,5 Prozent besser als Indien<br />
abschneidet, könnte ihm auch in<br />
punkto Reformfähigkeit ein ähnliches<br />
Schicksal drohen.<br />
Dr. Christoph Hein,<br />
Asien-Pazifik-Korrespondent der<br />
Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />
mit Sitz in Singapur<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 79
+ News + + + Meldungen + + + Kultur + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen<br />
15.02.-12.05.2013, Schirn Kunsthalle<br />
Yoko Ono in Frankfurt<br />
Sie ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit. Zu ihrem 80.<br />
Geburtstag bereitet die SCHIRN Kunsthalle eine umfassende Retrospektive<br />
vor, die eine charakteristische Auswahl der letzten 60 Jahre ihres<br />
Schaffens präsentiert. Bekannt wurde Yoko Ono mit ihren richtungsweisenden<br />
Arbeiten in den<br />
frühen 1960er-Jahren,<br />
die zuerst in New York<br />
und später in Japan gezeigt<br />
wurden. Besondere<br />
Aufmerksamkeit legt die<br />
Retrospektive auf ihren<br />
Einfluss auf Fluxus-Bewegung,<br />
Konzept- und<br />
Performancekunst, Film,<br />
Musik, sowie ihren Einsatz<br />
für den Frieden.<br />
Auch mehrere große Installationen<br />
und andere aktuelle Werke werden in der Ausstellung zu<br />
sehen sein („Yoko Ono. Half a wind show“, www.schirn.de).<br />
<strong>Thailand</strong>s Farben des Tages<br />
Die meisten Thais glauben, dass Schicksal und persönliches<br />
Glück durch äußere Hilfsmittel zu beeinflussen sind und tun<br />
deshalb alles, um auf ihr eigenes Glück positiv einzuwirken. So<br />
ist etwa jedem Wochentag eine Farbe zugeordnet. Ursprung<br />
dieses Brauchs ist die hinduistische Mythologie, in der Göttern<br />
jeweils ein Planet, eine Farbe und ein Wochentag zugeordnet<br />
ist. Aus dieser Zuordnung ergibt sich dann die Farbe eines jeden<br />
Wochentages. Und wer sich schon immer fragte, warum die<br />
Farbe Seiner Majestät König Bhumibol gelb ist, den erwartet<br />
die Antwort: König Bhumibol wurde an einem Montag geboren,<br />
die Farbe des ersten Tages der Woche ist gelb. Damit<br />
drücken Thais mit gelber Kleidung an einem Montag oder zu<br />
besonderen Anlässen gerne ihre Verehrung dem König gegenüber<br />
aus. Und wie sehen die anderen Wochentage aus? Der<br />
Dienstag rosa, der Mittwoch grün, der Donnerstag orange der<br />
Freitag blau, der Samstag lila und der Sonntag rot.<br />
20.10.-20.01.2013, Köln<br />
Der Glanz der Kaiser<br />
Diese Ausstellung ist eine Sensation für Köln. Insgesamt 90 Objektgruppen aus der Verbotenen Stadt in Bejing<br />
geben Einblick in den universellen Herrschaftsanspruch der Kaiser von China und beleuchten das traditionelle Ideal<br />
des harmonisch geordneten Staates aus der Sicht des Kaiserhofs. Herausragende Kunstwerke veranschaulichen<br />
den Geschmack und den Lebensstil, aber auch die Weltsicht der chinesischen Kaiser des 17. und 18. Jahrhunderts.<br />
Offizielle Porträts, Zeremonialgewänder, ein monumentales Glockenspiel und ein komplettes Thron-Ensemble,<br />
Kultobjekte sowie einzigartige, in den kaiserlichen Manufakturen hergestellte Porzellane geben Einblick<br />
in das Leben am Kaiserhof. Astronomische Messinstrumente der europäischen Jesuitenmissionare, etwa des in<br />
Köln gebürtigen Hofastronomen Adam Schall von Bell, bezeugen das Interesse an westlichen Wissenschaften.<br />
Das Palastmuseum ist der Ort, an dem sich die Jahrtausende alte Tradition chinesischer Zivilisation sichtbar manifestiert.<br />
1987 wurde die Verbotene Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt (www.museenkoeln.de).<br />
27.01.-25.02.2013<br />
Indien: Größtes Pilgerfest<br />
Bei der mit Abstand größten Massenveranstaltung der Welt heiß es, die Menschenmassen<br />
seien sogar vom Mond aus zu sehen! Alle 12 Jahre versammeln sich Pilger zur<br />
„Kumbh Mela“ in Allahabad. Für 2013 werden 90 Millionen Pilger erwartet. Dann zieht<br />
es Hindus, Buddhisten und Jainas in die Stadt am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna<br />
und Saraswati, um sich in den heiligen Wassern von Sünden reinzuwaschen. Wer dieses<br />
Spektakel miterleben will, sollte sich der Führung ortskundiger Spezialisten anvertrauen.<br />
Der Veranstalter COMTOUR hat etwa eine besondere Gruppenreise aufgelegt, die<br />
auch den Haupttag des Festes einschließt (www.comtour.de).<br />
80<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
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26.10.- 13.10.2013, MAK Wien<br />
Meisterwerke Asiens<br />
Die MAK-Sammlung Asien in Wien ist eine der wichtigsten Asiensammlungen Europas. In<br />
der neuen Präsentation „Masterpieces“ werden nun Highlights der Sammlung ausgestellt,<br />
darunter bedeutende Objekte mit Schwerpunkt China und Japan aus dem Zeitraum vom<br />
3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 19. Jahrhundert. Ziel der Ausstellung ist es, einerseits einen<br />
historischen Überblick zu gewähren, andererseits auch die Verflechtungen und kulturellen<br />
Beziehungen der Länder untereinander und zu Europa darzustellen. Durch die Einbeziehung<br />
der Sammlung Slunecko werden auch Querverbindungen zu Vietnam und Korea<br />
hergestellt (www.mak.at).<br />
ab 14.12.2012, Hamburg<br />
Die Welt des Buddhismus<br />
bis 3.03.2013, Zürich<br />
Bengalische Bildrollen<br />
Anlässlich der jüngsten Neuerwerbungen und Schenkungen präsentiert<br />
das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg die Kunst des Buddhismus.<br />
Die Ausstellung führt die Besucher bis<br />
in das 6. Jahrhundert v. Chr., als weit vor<br />
Jesus und Mohammeds Zeit der Buddhismus<br />
mit Siddhartha Gautama seinen Anfang<br />
nahm. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen<br />
Holzskulpturen und Malerei aus China<br />
und Japan vom 6. bis 16. Jahrhundert,<br />
ergänzt durch Figuren aus Indien und<br />
Zentralasien. Sie zeigen Buddha-Gestalten,<br />
Mönche, Schutzgottheiten<br />
und Bodhisattvas, die auf dem Weg<br />
zur Erlösung von Leid befreien sollten.<br />
In der Ausstellung wird auch<br />
die tolerante Natur des Buddhismus<br />
veranschaulicht. Ihm geht es um<br />
Ethik, die Achtung gegenüber jedem<br />
Lebewesen und um Meditation. Daher<br />
war auch eine Verschmelzung mit<br />
Religionen wie dem japanischen Shintô<br />
möglich (www.mkg-hamburg.de).<br />
Die Kunst der Bildrollenmalerei und<br />
des mündlichen Vortrags der gemalten<br />
Erzählungen existiert in Indien seit<br />
mehr als zweitausend Jahren. Von<br />
Indien aus verbreitete sie sich entlang<br />
der Seidenstrasse nach China, Korea,<br />
Japan und bis nach Bali! Während<br />
die Vermittlung von religiösen und<br />
literarischen Stoffen mit Hilfe von<br />
Bildrollen heute fast überall verschwunden<br />
ist, halten sich im bengalisch<br />
geprägten Osten Indiens<br />
gleich zwei solcher Traditionen bis<br />
in die Gegenwart: die der patua<br />
und die der jadopatia. Doch während<br />
bei den jadopatia nur die<br />
alten Männer noch an der Tradition<br />
festhalten und die Jungen ihr<br />
Auskommen in anderen Berufen<br />
suchen, feiern die patua internationale<br />
Erfolge. Die Ausstellung<br />
erzählt anhand von Bildrollen<br />
die faszinierende Geschichte<br />
der indischen Bildrollenkunst<br />
(www.musethno.uzh.ch).<br />
DVD: Bilder entdecken!<br />
Entschlüsselungen von Bildsprachen erhöhen den Kunstgenuss. Dafür sorgt auch die<br />
Dokumentation aus der arte Edition über frühe Meisterwerke des Orients: persische Miniaturen<br />
aus dem aufwendig illustrierten Buch „Fünf Schätze“ (1619-1624), der mit Tusche<br />
gemalte „Berg Jingting im Herbst“ (1671) von Shitao oder der berühmteste japanische<br />
Farbholzschnitt „Die Woge“ (1831) des Japaners Katsushika Hokusai. Eine ganze Welt von<br />
Entsprechungen, Anspielungen und Figuren tummeln sich in ihren Werken! („Bilder aus<br />
Asien“, DVD, 90 Min., arte Edition, 14,90 €)<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 81
MIT EINER STUNDE<br />
DIE WELT VERÄNDERN.<br />
ES IST MÖGLICH.<br />
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www.50jahre.welthungerhilfe.de oder<br />
unter Sparkasse KölnBonn, Konto 1115,<br />
Stichwort „Stunde“.
S t i c h w o r t A s i e n<br />
Kummerbund<br />
Wenn Herren schon mal edle Seide um ihre Hüften schwingen, dann handelt es sich<br />
zumeist um einen Kummerbund. Vor gut 100 Jahren kam er als unverzichtbares<br />
Accessoire zum Smoking nach Deutschland. Sein Ursprung aber liegt in Asien<br />
Er gerät hierzulande teilweise<br />
in Vergessenheit: Dabei gibt<br />
der Kummerbund, statt einer<br />
Weste zum Smoking getragen, dem<br />
Abendanzug erst das gewisse Etwas.<br />
Meist aus Seide oder Satin<br />
gefertigt, verdeckt er den Hosenbund,<br />
denn es gilt als unfein,<br />
diesen bei festlichen Anlässen<br />
unverdeckt zu zeigen. Die Leibbinde<br />
wird in Farbe und Design<br />
mit der Schleife abgestimmt.<br />
Der Klassiker: Beide in<br />
Schwarz, das passt perfekt<br />
zur Silvestergala. Was aber<br />
so gar nicht passen will, ist<br />
der „traurige“ Name.<br />
Freude statt Kummer<br />
Ursprünglich diente das Accessoire<br />
sogar dazu, Kummer – in diesem<br />
Fall Hitze – zu vermeiden, und<br />
zwar im fernen Indien. Britische<br />
Kolonialoffiziere entdeckten hier<br />
im 19. Jahrhundert den Kummerbund<br />
für sich. Die vom Reglement<br />
der Armee bei offiziellen Anlässen<br />
vorgeschriebene Uniformweste<br />
ließ die Soldaten auf dem heißen<br />
Subkontinent einfach zu schnell<br />
ins Schwitzen geraten. Sie schauten<br />
sich daher bei den Indern den<br />
Kummerbund ab, eine Leibschärpe,<br />
die wesentlich weniger schweißtreibend<br />
und dennoch elegant war<br />
– und praktisch! Die waagrechten,<br />
nach oben offenen Falten versteckten<br />
kleine Taschen, in denen Geld,<br />
Karten und andere Kleinigkeiten<br />
verwahrt werden konnten. Der Name<br />
dieser Schärpen (Hindi: kamarband)<br />
bedeutet soviel wie<br />
Hüftgürtel bzw. Taillenband.<br />
Den Begriff übertrugen die<br />
Briten einfach dem Klang nach ins<br />
Englische cummerbund. Von hier<br />
aus wanderte der Ausdruck nach<br />
demselben Prinzip ins Deutsche<br />
und wurde zu Kummerbund. Der<br />
Begriff hat also nichts mit dem<br />
deutschen Wort „Kummer“ zu tun.<br />
Macht schmale Hüfte<br />
Wie das Wort, so brachten die britischen<br />
Soldaten auch die indische<br />
Mode nach England: In den 1890er<br />
Jahren wurde dort der Kummerbund<br />
als Alternative zur Weste in<br />
der Abendmode populär. In anderen<br />
europäischen Ländern setzte<br />
er sich erst in den 1930er-Jahren<br />
durch. Und bis heute sieht man den<br />
Kummerbund bei vielen Völkern,<br />
etwa den Griechen und Armeniern.<br />
Auch im militärischen Kontext hielt<br />
er sich tapfer am Leib, so bei der<br />
französischen Fremdenlegion oder<br />
eben in Indien.<br />
In Deutschland sieht man ihn<br />
wohl am häufigsten bei Musikern<br />
und Dirigenten. Der Kummerbund<br />
bietet einfach mehr Bewegungsfreiheit<br />
als eine Weste. Positiver Nebeneffekt:<br />
Er verleiht eine schmale<br />
Hüfte. Der Figur schmeichelnd, bequem<br />
und nicht zu warm, verbreitet<br />
der Kummerbund wahrlich alles<br />
andere als Kummer.<br />
Milena Bähnisch<br />
Keine Frage von Kummer! Der<br />
sollte durch den Kummerbund eher<br />
vermieden werden. Und zwar im<br />
fernen Indien bei sengender Hitze<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 83
Kultur<br />
Chinas Tradition der Kantonoper<br />
Acht Töne, die die Welt bedeuten<br />
Andächtige Stille im Opernhaus – das gibt es vielleicht in Europa, nicht jedoch in einer<br />
Kantonoper. Bei dem ständigen Kommen und Gehen, kleinen Schwätzchen mit dem<br />
Nachbarn und leiblichen Stärkungen bekommt man nicht nur auf der Bühne viel Kultur<br />
geboten. Seit der Rückgabe Hong Kongs an die Volksrepublik China ist die Gattung<br />
der Kantonoper mit ihrem fulminanten Klang- und Farbspektakel zu einem Stück<br />
wiedergewonnene Identität geworden<br />
84<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Kultur<br />
Es dämmert schon, als wir gegen<br />
Abend das schmucklose Gebäude<br />
der Community Hall in Sheung<br />
Shui betreten, der vorletzten U-<br />
Bahn-Station in Hong Kongs New<br />
Territories vor der Grenze zum<br />
Festlandchina. Die New Territories,<br />
in denen in den 1970er Jahren sogenannte<br />
New Towns wie Sheung Shui<br />
aus dem Boden gestampft wurden,<br />
gelten nicht gerade als Schmuckstück<br />
Hong Kongs. Nur selten verirren<br />
sich hierher Touristen.<br />
Hier finden also die Proben statt,<br />
die wir uns ansehen wollen. Ein<br />
wenig klamm und kühl ist es an<br />
diesem Februartag, und auf Heizen<br />
ist man in Hong Kong nicht<br />
eingestellt. Chan Yee Lee und ihre<br />
Mutter Li Sin Wah lotsen mich in<br />
einen dunklen Raum mit braunen<br />
Schultischen und Stühlen, Holzvertäfelung<br />
und einer Spiegelwand.<br />
Dort warten bereits sechs Damen<br />
mittleren Alters, die mich neugierig<br />
mustern. Schließlich kommt es<br />
nicht alle Tage vor, dass jemand<br />
aus dem Ausland kommt, um sich<br />
die Probe einer lokalen Laiengruppe<br />
anzuschauen. Zunächst wird<br />
allerdings red pocket money ausgetauscht,<br />
kleine rote Papiertäschchen,<br />
in die man für Freunde und<br />
Bekannte Geldscheine steckt. Das<br />
braucht Zeit, denn schließlich ist<br />
Lunar New Year, das chinesische<br />
Neujahrsfest. „Heute dauert es länger<br />
als sonst“, erklärt mir Yee Lee.<br />
„Sie haben sich seit Weihnachten<br />
nicht gesehen, da gibt es besonders<br />
viel zu erzählen.“<br />
Wer wirklich gut ist,<br />
spricht sich rum<br />
Yee Lees Mutter Li Sin Wah ist eine<br />
von etwa einem Dutzend Frauen,<br />
die bei Tse Chiu Ming, selbst professioneller<br />
Opernsänger, das Singen<br />
von Kantonopern erlernen. Ein<br />
bisschen fühlt man sich an einen<br />
Volkshochschulkurs erinnert, aber<br />
die Teilnehmerinnen, überwiegend<br />
Frauen mittleren Alters, sind durchaus<br />
ambitioniert. Mehrmals jährlich<br />
treten die Begabtesten und die, die<br />
Aufführungen im Freien sind oft kostenlos. Eine Gelegenheit, die von weniger<br />
gut Betuchten gerne wahrgenommen wird - schlechte Witterungsbedingungen<br />
eingeschlossen<br />
es sich leisten können, denn ein billiges<br />
Hobby ist das nicht, auf. Meist<br />
finden solche Laienkonzerte in den<br />
Veranstaltungshäusern der jeweiligen<br />
Stadtteile und Vororte statt.<br />
Sie sind für viele ärmere Menschen<br />
eine preisgünstige Möglichkeit,<br />
Kantonoper live zu hören. Während<br />
man für eine professionelle Oper mit<br />
bekannten Darstellern umgerechnet<br />
siebzig bis achtzig, manchmal sogar<br />
bis zu hundertdreißig Euro berappen<br />
muss, sind semi-professionelle<br />
Aufführungen einzelner Szenen<br />
oder Arien schon deutlich billiger,<br />
bei Laienaufführungen ist man mit<br />
ein paar Euro dabei. „Wundern darf<br />
man sich dann allerdings nicht, dass<br />
man hauptsächlich zwischen Freunden<br />
und Verwandten der Aufführenden<br />
sitzt“, raunt mir die Tochter<br />
einer anderen Laiensängerin zu und<br />
meint wohl damit, dass sich viele<br />
diese Art von Aufführungen lieber<br />
nicht antun.<br />
Yuen Siu Hing hat sich lange<br />
Jahre mit Kantonopern befasst<br />
und organisiert Führungen durch<br />
die thematische Dauerausstellung<br />
im Hong Kong Heritage Museum.<br />
Obgleich sie selbst singt, sieht sie<br />
die Aufführungspraxis unter Laien<br />
auch kritisch: „Viele Frauen machen<br />
das nur, weil sie dann einen Abend<br />
hübsch aussehen und im Mittelpunkt<br />
stehen. Natürlich, man sagt ja<br />
auch: In einem Opernkostüm sieht<br />
jede Frau wunderschön aus. Aber<br />
zum guten Singen gehört viel mehr.<br />
Man muss verstehen, was man<br />
Tradition und Innovation sind kein Widerspruch. Viele zeitgenössische<br />
Inszenierungen setzen auf neue Elemente der Aufführungspraxis. Wie auch in<br />
Europa, sind nicht immer alle davon begeistert<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 85
Kultur<br />
Das Auftragen des Make-ups ist eine Kunst für sich und dauert manchmal Stunden. Farben und Muster sind bedeutungstragend<br />
und einendes Element alle chinesischen Opernformen. Sie geben Auskunft über den verkörperten Charakter<br />
singt, muss die kulturellen Zusammenhänge<br />
verstehen, um die es in<br />
der Geschichte geht. Oberflächlich<br />
betrachtet geht es da oft um Intrigen<br />
am Hof, um Liebesgeschichten, es<br />
werden alte Legenden erzählt. Aber<br />
dahinter stehen Jahrtausende chinesischer<br />
Kultur und Philosophie.<br />
All das muss man dann auch noch<br />
gesanglich zum Ausdruck bringen.<br />
Und man muss sehr genau auf die<br />
Tonhöhen und ihre Akzentuierung<br />
achten. Das kann kaum einer.“<br />
Wer tatsächlich etwas kann und<br />
wer nicht, spricht sich herum. Laienvorstellungen<br />
leben eben von der lokalen<br />
Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />
Mir persönlich reichte ein einziges<br />
Hörerlebnis, mein Interesse an<br />
der Chinesischen Oper zu wecken<br />
– und das eher zufällig. Als ich<br />
meine langjährige Freundin Yee<br />
Lee 2007 in Hong Kong besuchte,<br />
sprach ich kein Wort Kantonesisch,<br />
ihre Mutter verstand weder Englisch<br />
noch Mandarin; die Konversation<br />
drohte etwas zäh zu werden. So<br />
holte sie kurzerhand ein Foto von<br />
sich im Opernkostüm hervor und<br />
begann, mir vorzusingen. Ich war so<br />
begeistert, dass mich das Kantonoper-Fieber<br />
packte und seitdem nicht<br />
mehr losließ.<br />
Wiedergewonnene Identität<br />
Li Sin Wah hat aus ihrem Talent<br />
ein Hobby gemacht. Heute tritt sie<br />
regelmäßig recht erfolgreich auf,<br />
manchmal als Solistin, manchmal<br />
in Dialogszenen. An ihrem Ausdruck<br />
arbeitet sie hart. „Ich habe<br />
mich sehr verbessert“, sagt sie,<br />
„aber zufrieden bin ich trotzdem<br />
oft nicht. Ich feile dann stundenlang<br />
zuhause am Ausdruck einzelner<br />
Szenen und versuche, die Gefühle<br />
besser zum Ausdruck zu bringen.“<br />
Wie für Li Sin Wah sind die Motive<br />
der meisten Laiensänger meist eine<br />
Kombination aus dem Wunsch, ein<br />
vorhandenes Talent zu entwickeln,<br />
dem Interesse an der eigenen Tradition<br />
und dem Bedürfnis, Gleichgesinnte<br />
kennenzulernen.<br />
In Sheung Shui gibt Lehrer Tse<br />
Chiu Ming Notenblätter aus. Heute<br />
steht eine Szene mit einem Dialog<br />
zwischen einem Liebespaar<br />
auf dem Programm. Die Frauen<br />
nehmen entsprechend ihrer Rolle<br />
Platz: Links sitzen die Besetzungen<br />
für die männlichen Rollen (kant.<br />
sang), rechts für die Rolle der weiblichen<br />
Geliebten (kant. daan). Zur<br />
zweiten Gruppe gehört auch Li Sin<br />
Wah. Doch zuerst erklärt Tse Chiu<br />
Ming die Besonderheiten der Szene.<br />
Heute wird er mit einer Geige<br />
begleiten.<br />
Manchmal, vor allem, wenn Aufführungen<br />
vorbereitet werden, übt<br />
die Gruppe auch mit anderen Musikern<br />
zusammen, die mit den für eine<br />
Kantonoper typischen, chinesischen<br />
Instrumenten spielen. Die Gruppe<br />
beginnt zu singen. Nach etwa drei<br />
Minuten unterbricht Tse. Er ist nicht<br />
zufrieden mit seinen Schülerinnen<br />
und erklärt noch einmal, worauf es<br />
im Ausdruck ankommt. Die Szene<br />
beginnt von vorn.<br />
86<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
Kultur<br />
Vor allem seit der Rückgabe<br />
Hong Kongs an die Volksrepublik<br />
China ist die Kantonoper mehr<br />
und mehr zu einem Instrument der<br />
Aushandlung von kulturellen Identitäten<br />
geworden, politisch wie für<br />
die Bürger Hong Kongs und der<br />
Kantonesisch sprechenden Provinzen<br />
auf dem Festland.<br />
Sehr großen Wert wird dabei darauf<br />
gelegt, dass Kantonoper eben<br />
nicht bloß Pekingoper auf Kantonesisch<br />
ist, sondern ihre ganz eigene<br />
Geschichte und Darstellungsform<br />
hat. Eine besondere Rolle kommt<br />
dabei dem beherzten „Kulturkampf“<br />
zu, den so manch ein Anhänger der<br />
Kantonoper der jüngeren, aber viel<br />
berühmteren Schwester Pekingoper<br />
angesagt hat.<br />
In der Tat lassen sich die Vorläufer<br />
der Kantonoper bis ins 13. Jahrhundert<br />
zurückverfolgen, während die<br />
Pekingoper ihren Ursprung im 18.<br />
Jahrhundert hat. Ob es aber auch<br />
zutrifft, dass letztere schon darum<br />
weniger wertvoll und weniger ausdrucksstark<br />
ist, weil der nördliche<br />
Dialekt nur vier Tonhöhen unterscheidet,<br />
das Kantonesische hingegen<br />
acht, da mag man seine Zweifel<br />
haben. Dies hat vor allem mit<br />
Sprach- und Minderheitenpolitik in<br />
der Volksrepublik China zu tun und<br />
der Angst davor, die eigene regionale<br />
Kultur und Sprache zu verlieren.<br />
So ganz leicht fällt es Außenstehenden<br />
natürlich nicht, Fakt von<br />
Fiktion zu trennen. Aktuelle Forschungen<br />
fangen erst an, dieser<br />
Musikform in ihrer regionalen Ausprägung<br />
auf die Spur zu kommen.<br />
Dabei wird in die Erforschung und<br />
Bewahrung dieser lokalen Tradition<br />
viel investiert. Beispiele dafür sind<br />
etwa das Chinese Opera Information<br />
Centre an der Chinese University<br />
of Hong Kong oder das Hong Kong<br />
Heritage Museum in Sha Tin mit<br />
einer großen Ausstellung zur Entwicklung<br />
der kantonesischen Form<br />
Chinesischer Oper. Um auch die<br />
Jugend für die lokale Operntradition<br />
zu begeistern, wurde sie sogar in<br />
den offiziellen Lehrplan von Hong<br />
Eine kleine Aufmerksamkeit des<br />
dankbaren Hörers an die Sängerin<br />
Kongs allgemeinbildenden Schulen<br />
aufgenommen. Dies alles ist nicht<br />
zuletzt der Tatsache zu verdanken,<br />
dass die Kunstgattung der Kantonoper<br />
2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
erklärt wurde.<br />
WC-Schlangen im<br />
Konzertsaal<br />
Westliche Besucher schrecken vor<br />
dem Besuch chinesischer Opern<br />
oft zurück. Die Furcht davor ist zu<br />
groß, ahnungslos über das Geschehene<br />
wieder herauszukommen. Zugegeben:<br />
Jedermanns Geschmack<br />
ist dieses Genre nicht, aber welche<br />
Musik ist das schon? Und zur<br />
Beruhigung: Auch chinesischen<br />
Besuchern, die mit der Gattung<br />
nicht vertraut sind, erschließt sich<br />
das Bühnengeschehen meist nicht<br />
wirklich. Sogar Yee Lee zeigte sich<br />
überrascht, nachdem wir gemeinsam<br />
mit ihrer Mutter eine Oper mit<br />
Koi Ming Fai, eine der berühmtesten<br />
zeitgenössischen Opernsängerinnen,<br />
gesehen hatten: „Ich wusste<br />
vorher eigentlich kaum etwas über<br />
Bild: eclipsx/flickr.com<br />
Die Liebe zum Detail verleiht der<br />
Kantonoper ihren Zauber<br />
Trommeln sind ein wichtiges Begleitinstrument chinesischer Opern. Für den „typisch<br />
chinesischen“ Klang sorgen traditionelle Instrumente wie die Erhu (mittig)<br />
die Kantonoper. Das Chinesisch<br />
ist sehr alt, selbst ich kenne nicht<br />
alle Ausdrücke.“ Ihre Mutter Li<br />
Sin Wah strahlt. Schließlich ist sie<br />
es, deretwegen wir überhaupt erst<br />
dort saßen.<br />
Auch wenn Gala-Abende, an denen<br />
nur einzelne Arien oder Szenen<br />
vorgetragen werden, um einiges billiger<br />
sind: Dem Interessierten sei<br />
eine klassische Aufführung empfohlen.<br />
Sie ist nicht nur ein grandioses<br />
musikalisches, sondern auch<br />
Unsere Autorin<br />
Dr. Ann-Kristin Iwersen hat Philosophie<br />
und Ethnologie in Hamburg studiert.<br />
Seit 2010 forscht sie zu Laiensängern<br />
der kantonesischen Oper in Hong<br />
Kong. Neben Musikethnologie<br />
interessiert sie sich vor allem<br />
für Literatur und Philosophie<br />
verschiedener Kulturräume mit<br />
besonderem Augenmerk auf<br />
China und Indien.<br />
Bild: eclipsx/flickr.com<br />
Bild: Arnis D/flickr.com<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 87
Kultur<br />
Kantonoper erleben<br />
Aufführungstermine findet man am<br />
einfachsten über die Internetseite des<br />
Hong Kong Tourism Board. Dort kann<br />
man Eintrittskarten auch online erwerben<br />
(www.discoverhongkong.com/german).<br />
Wer schon vor Ort ist, kann sich an<br />
Touristen-Informationen wenden, etwa<br />
das Kowloon Visitor Centre am Star<br />
Ferry Pier (Star Ferry Concourse,<br />
Tsim Sha Tsui, Kowloon, Hong Kong,<br />
http://beta.discoverhongkong.com/eng).<br />
Wer Chinesisch spricht und auch Interesse<br />
an semiprofessionellen Aufführungen<br />
hat, für den sind Aufführungen von<br />
Cantonese Operatic Songs, also Ausschnitten<br />
aus Opern, empfehlenswert.<br />
Man kann sich dazu in ganz Hong Kong<br />
direkt bei den jeweiligen Civic Centres<br />
der Stadtteile informieren, wo viele dieser<br />
Veranstaltungen üblicherweise angeschlagen<br />
werden und auch stattfinden.<br />
Zur Geschichte der Kantonoper<br />
empfehlenswert: Dauerausstellung im<br />
Hong Kong Heritage Museum (1 Man<br />
Lam Road, Sha Tin, New Territories,<br />
Hong Kong, www.heritagemuseum.gov.<br />
hk). Dort findet auch regelmäßig die<br />
einstündige und kostenfreie Cantonese<br />
Opera Appreciation Class statt.<br />
ein kulturelles Erlebnis, das man so<br />
schnell nicht vergisst: Anders als in<br />
westlichen Opernhäusern, wo man<br />
pünktlich seinen Platz einnimmt<br />
und in andächtiger Stille lauscht,<br />
bis die Pause kommt, herrscht in<br />
chinesischen Opernvorführungen<br />
ein ständiges Kommen und Gehen.<br />
Ohnehin wird jede Szene mit einer<br />
kurzen Pause abgeschlossen, in der<br />
sich die Besucher etwas zu essen<br />
holen, sich austauschen oder auf die<br />
Toilette gehen. Wer es aber dennoch<br />
nicht bis zur nächsten Pause schafft,<br />
der erledigt eben alles während der<br />
Vorführung. Im Sunbeam Theatre,<br />
wo die Toiletten direkt vom Zuschauersaal<br />
zugänglich sind, werden<br />
diese auch während der Vorstellung<br />
fleißig frequentiert. Wer<br />
vor den Toiletteneingängen sitzt, ist<br />
also doppelt geschlagen: Da in den<br />
Warteschlangen auch nach Kräften<br />
geschwatzt wird, ist weder Sehen<br />
noch Hören möglich. Auch die<br />
Sitzenden tauschen sich gerne mal<br />
darüber aus, was sie von dem halten,<br />
was da vorne gerade gespielt<br />
wird. In aller Regel trübt das aber<br />
den Genuss nur wenig – einen guten<br />
Sitzplatz vorausgesetzt. Wer sich<br />
auf die fremdartig klingende Musik<br />
einlässt, den erwartet ein fulminantes<br />
Klang- und Farbspektakel,<br />
das regelrecht so in den Bann zieht,<br />
dass man nie mehr in die reale Welt<br />
zurückkehren möchte.<br />
Umso bedauerlicher, dass das<br />
Sunbeam Theatre als einzige Spielstätte,<br />
die ausschließlich dem Genre<br />
Gerade für Gala-Abende wird oft auf traditionelle<br />
Kostüme verzichtet, so auch Yuen Siu Hing links. Im<br />
Kostüm ist sie jedoch nicht mehr wiederzuerkennen<br />
der Kantonoper gewidmet war, der<br />
städtebaulichen Entwicklung zum<br />
Opfer fallen musste. Wie es um die<br />
Zukunft der Kantonoper bestellt ist,<br />
darüber streiten Gelehrte wie Laien.<br />
Denn auch das aus der „Heritage-<br />
Politik“ resultierende Engagement<br />
für ihren Erhalt zeigt unerwünschte<br />
Folgen: Im Zuge der Vermarktung<br />
der lokalen Tradition als Weltkulturerbe<br />
machen sind nämlich Tendenzen<br />
einer Zementierung traditioneller<br />
Formen bemerkbar, die die<br />
natürliche Vielfalt und Dynamik<br />
der lebendigen Tradition ersticken<br />
könnte.<br />
Dennoch: So lange Menschen wie<br />
Li Sin Wah singen, so lange wird<br />
die Kantonoper am Leben bleiben<br />
und sich als das weiterentwickeln,<br />
was sie ursprünglich immer war:<br />
eine Volkstradition.<br />
88<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
…Mo Yan<br />
A s i e n s P r o m i n e n t e<br />
Die Welt spricht über …<br />
Zwiespältig ist das Bild vom jüngst gekürten Nobelpreisträger für Literatur 2012. Die<br />
einen feiern ihn als großen Schriftsteller unseres Zeitalters, die anderen bezeichnen ihn<br />
als Opportunisten, regimetreu und wenig kritisch<br />
„S<br />
prich nicht“ bzw. „der<br />
Sprachlose“ bedeutet das<br />
Pseudonym Mo Yan. Seine<br />
Eltern hätten ihm in gefährlichen<br />
Zeiten beigebracht, den Mund zu<br />
halten, um bloß keinen Ärger zu<br />
bekommen, so Mo Yan. Sie waren<br />
Bauern in der Provinz Shandong,<br />
und als 1966 in China die Kulturrevolution<br />
ausbrach, musste Guan<br />
Moye, so sein bürgerlicher Name,<br />
mit 12 Jahren die Schule verlassen<br />
und auf dem Land arbeiten, später<br />
in einer Fabrik.<br />
Scharfer Realismus<br />
Mo Yan ist nicht mit großer Literatur,<br />
sondern mit den Erzählungen<br />
der Bauern aufgewachsen. In seiner<br />
Gegend, wie er in einem Interview<br />
schildert, wussten manche unter<br />
ihnen ihre Zuhörer nach getaner<br />
Arbeit mit spannenden Geschichten<br />
und Anekdoten zu fesseln. Und<br />
genau das wurde der Traum von<br />
Mo: wie diese Bauern endlos Geschichten<br />
erzählen zu können.<br />
In der Tat gründet seine Erzählkunst<br />
auf den Kindheits- und Jugenderinnerungen<br />
in der Provinz.<br />
1976 begann er sein Studium der<br />
Literatur, verfasste eigene Erzählungen<br />
und trat der Befreiungsarmee<br />
des Volkes bei. Seine erste<br />
Kurzgeschichte veröffentlichte er<br />
1981. Doch erst 1987 gelang ihm<br />
der literarische Durchbruch mit<br />
dem Roman Hong gaoliang jiazu<br />
(Das rote Kornfeld). Mit scharf<br />
gezeichnetem Realismus schildert<br />
er darin eine Familiengeschichte im<br />
China des 20. Jahrhunderts, inbegriffen<br />
Banditenkultur, japanischer<br />
Okkupation und der Schilderung<br />
der schweren Bedingungen des verarmten<br />
chinesischen Landproletariats.<br />
1987 wurde der Roman von<br />
Zhang Yimou erfolgreich verfilmt.<br />
Kritiklos oder subversiv?<br />
„Mo Yan vereint mit halluzinatorischem<br />
Realismus Märchen,<br />
Geschichte und Gegenwart“, so<br />
der O-Ton im Rahmen der Nobelpreisverleihung.<br />
Inspirieren ließ<br />
er sich dazu übrigens in seinen<br />
Jugendjahren, eigenen Angaben zufolge,<br />
vom „magischen Realismus“<br />
des lateinamerikanischen Schriftstellers<br />
Gabriel García Márquez.<br />
Tatsächlich erschafft Mo Yan in<br />
seinen Romanen eine Welt aus einer<br />
Mischung aus Phantasie und<br />
Wirklichkeit, aus historischen und<br />
sozialen Perspektiven, die an Márquez<br />
erinnern.<br />
Und obwohl regimekritische chinesische<br />
Schriftsteller dem Meister<br />
der Sprache eine kritiklose Haltung<br />
vorwerfen, wurden zwei seiner Romane<br />
(Die Knoblauchrevolte und<br />
die Schnapsstadt) aufgrund ihrer<br />
scharfen Kritik an der zeitgenössischen,<br />
chinesischen Gesellschaft<br />
als subversiv angesehen. Vielleicht<br />
muss ein Autor wie Mo Yan einfach<br />
nur die Realität messerscharf<br />
darstellen, um den Leser das endgültige<br />
Urteil zu überlassen.<br />
Simona Bianco<br />
simona.bianco@asiavision.de<br />
Mo Yan 2008 zum Anlass seiner Lesung im Hamburger<br />
Gymnasium Marienthal. Ein Jahr später hat er China als<br />
Gastland bei der Frankfurter Buchmesse vertreten<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 89
+ News + + + Meldungen + + + Bücher, Filme, CDs + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen<br />
Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal<br />
In der überarbeiteten Neuausgabe von Christian Kracht und Eckhart Nickel wird<br />
der Leser zum Zeitzeugen und Zivilisationsforscher: Er ist mit den beiden vor Ort,<br />
als der letzte König mit einem „Coup d’État“ die Macht ergreift – und kurz darauf<br />
die Monarchie ihr Ende findet. Er erlebt die Reinkarnation Buddhas unter dem<br />
Geburtsbaum des Meisters, trinkt Tee mit dem Maoisten Prachanda und erfährt,<br />
wie der Alltag berühmter Hippies in der Freak Street aussah und was man heute<br />
braucht, um preiswert eine Fluglinie zu gründen. Ja, und dann sollte man noch<br />
wissen, warum man einmal im Jahr das Annapurna-Massiv umrunden sollte.<br />
Christian Kracht, Eckhart Nickel: „Gebrauchsanweisung für Kathmandu und<br />
Nepal“, Piper, 192 Seiten, 14,99 € (D) / 15,50 € (A)<br />
Taiwan neu erklärt<br />
Japanisch für Dummies<br />
Japanisch lernen? Zu schwer, zu langwierig, aussichtslos.<br />
So zumindest lautet das allgemeine Vorurteil aus<br />
deutscher Sicht. Eriko Sato, Dozentin für Japanisch<br />
an der New York State University, tritt mit diesem<br />
Buch an, genau dies zu widerlegen. Einfach heruntergebrochen<br />
erläutert sie die Struktur der Sprache<br />
und verzichtet dabei konsequent auf die japanische<br />
Schrift: Sämtliche Beispielsätze sind in Umschrift<br />
gehalten. Für Studenten der Japanologie mag dies<br />
nicht sinnvoll sein, für alle anderen jedoch entfällt<br />
damit eine große Hürde. Das Fazit: Einfacher kann<br />
man es sich nicht machen: Dieses Buch ist sogar als<br />
Badewannen-Lektüre geeignet!<br />
Taiwans Baukunst ist jung: Erst nach 1945, nach dem Ende der japanischen<br />
Besatzung, konnte sich ein eigener Stil entwickeln. Im<br />
Ausland fast völlig verkannt, zeichnet sich die Insel heute durch<br />
eine Fülle von spektakulären Gebäuden aus. Der Architekt Ulf<br />
Meyer hat die spannendsten 125 Projekte ausgesucht und präsentiert<br />
sie mit viel Karten- und Bildmaterial. Für all jene, die sich<br />
schon immer mal fragten,<br />
was hinter all den aufregenden<br />
Wolkenkratzern<br />
und Designer-Gebäuden<br />
steckt, ist dies die passende<br />
Referenz – und<br />
eine Anregung, beim der<br />
nächsten Taiwan-Reise<br />
unbedingt das eine andere<br />
bisher unbekannte<br />
Stadtviertel zu besuchen.<br />
Ulf Meyer: „Architekturführer<br />
Taiwan“, DOM<br />
Publishers, 250 Seiten,<br />
28 €<br />
Eriko Sato: „Japanisch für Dummies“, Wiley-VCH<br />
Verlag, 351 Seiten, inkl. CD, 22,95 €<br />
90<br />
www.inasien.de<br />
01/2013
+ + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + +News + + + Meldungen + + + News + + +<br />
Auswandern ohne anzukommen<br />
„Picture brides“ nannte man die japanischen Bräute, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf<br />
den Weg nach Amerika machten, um japanische Einwanderer zu heiraten. Ihre Träume zerplatzen<br />
schnell: Die Ehemänner stellten sich meist als ungehobelte Kerle raus, und den meisten gelang es bis<br />
ans Lebensende nicht, in Amerika heimisch zu werden. Nicht zuletzt, weil sie nach dem japanischen<br />
Angriff auf Pearl Harbour als potentielle Spione galten und in Internierungslagern verschwanden.<br />
Das Besondere an diesem Buch ist jedoch nicht nur das Thema. Die Wir-Perpektive lässt die individuelle<br />
Unterschiede verschwinden und zieht doch – oder vielleicht gerade deshalb – den Leser<br />
unerbittlich in die tragische Geschichte.<br />
Julie Otsuka: „Wovon wir träumten“, Mare, 159 Seiten, 18 €<br />
Kannste knicken!<br />
Japanisches Design besticht durch Schlichtheit und Liebe zum Detail. Genau<br />
das macht es möglich, mit einfachen Mitteln einen Hauch Fernost in den deutschen<br />
Alltag zu bringen. Adeline Klam<br />
zeigt Schritt für Schritt, wie man mit<br />
wenigen Knicken oder Klebepunkten<br />
kleine Deko-Objekte und Geschenke<br />
herstellt. Außer japanischem Papier,<br />
das es mittlerweile in jeder gut sortierten<br />
Papeterie gibt, braucht es dazu<br />
wenige Utensilien. Sämtliche Beispiele<br />
sind auch für handwerklich Unbegabte<br />
gut umzusetzen.<br />
Adeline Klam: „Japan Papierwerkstatt“,<br />
Edition Michael Fischer, 144<br />
Seiten, 16,90 €<br />
Musik<br />
JayJayJay<br />
Drei Musiker singen gemeinsam Mantras, also heilige Wörter<br />
bzw. Sätze aus dem indischen Sanskrit. Ihre Musik ist<br />
vor allem für all diejenigen geeignet, die sich gegen Ende<br />
des Jahres wieder ganz auf sich selbst besinnen möchten.<br />
Einfach mitsingen, zuhören oder sich besingen lassen!<br />
Film / DVD-Neuerscheinung<br />
Flucht aus Tibet<br />
JayJayJay, Silenzio Music, 19,50 €<br />
Die junge Medizinstudentin Johanna (Hannah Herzsprung) will hoch hinaus: In Tibet möchte sie<br />
einen Achttausender bezwingen. Doch die schneebedeckten Gipfel scheinen unüberwindbar,<br />
das Land ist riesig, die tibetische Kultur voller Geheimnisse. Da macht Johanna auf einer ihrer<br />
Trekkingtouren eine Entdeckung, die ihr Leben von Grund auf verändert. Und so ist sie bald auf<br />
einer abenteuerlichen Reise hoch oben im Himalaya unterwegs – denn laut eines Orakels muss der<br />
„Goldene Junge“, der als legitimer Nachfolger des Dalai Lama gilt, außer Landes gebracht werden.<br />
Eine magische Abenteuerreise in die Kulisse tibetischer Klöster und in die Bergwelt des Himalaya,<br />
inspiriert von wahren Begebenheiten.<br />
Die Autorin und Regisseurin Maria Blumencron engagiert sich seit über zehn Jahren dafür, dem<br />
tibetischen Volk eine Stimme zu geben. Inspiriert von wahren Geschichten, entwickelte sie das<br />
Drehbuch von „Flucht aus Tibet“ und adaptierte den Stoff als Kinofilm.<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 91
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Kultur<br />
Bild: Meena Kadri<br />
Indischer geht‘s nicht!<br />
Wo ist denn die Vorspeise, und warum steht der Nachtisch schon auf dem Tisch? Eine<br />
indische Mahlzeit unterscheidet sich fundamental von einer europäischen. Vorspeisen<br />
existieren nicht, und das Essen wird erst recht nicht in Gängen serviert. Ein kleiner<br />
Ausflug zu indischen Gepflogenheiten mit dem Fachmann Pushpesh Pant<br />
Schaut man auf einen gedeckten<br />
Tisch in Indien, so ist der in der Regel<br />
eine wahre Augenweide: Eine<br />
Vielzahl von Gerichten, etwa Hühner-<br />
und Fischgerichte, Fleischspieße<br />
(Kebabs) und Currys, dampfen<br />
in kleinen Schüsseln auf einem<br />
großen runden Serviertablett, dem<br />
thali. Andere werden auf Bananenblättern<br />
serviert. Gereicht werden<br />
dazu knusprige Snacks wie<br />
Samosas oder Onion Bhajiya und<br />
die Grundnahrungsmittel Brot und<br />
Reis. Für gewöhnlich gibt es mindestens<br />
ein Gericht ohne und eines<br />
mit Sauce. Dazu isst man fast obligatorisch<br />
Dal, Sambhar oder Karhi<br />
(Joghurtklöße). Bei Brot und Reis<br />
bedient man sich nach dem persönlichen<br />
Geschmack. Milchprodukte<br />
kommen in Form von Naturjoghurt<br />
oder Raita auf den Tisch und sind<br />
selbst bei der bescheidensten Mahlzeit<br />
ein Muss.<br />
01/2013<br />
www.inasien.de 93
Kultur<br />
Der inAsien-Buchtipp<br />
20 Jahre lang hat Pushpesh Pant, Professor<br />
an der Universität von Delhi und Kochbuch-<br />
Autor, indische Familienrezepte gesammelt<br />
und getestet. Zusammengekommen sind<br />
über 1.000 Rezepte, vom Fisch-Curry aus<br />
Goa bis zum Schmalzgebäck aus Rajasthan.<br />
Viele Gerichte sind hierzulande noch nicht<br />
bekannt und bieten auch erfahreneren<br />
Köchen Neues zum Ausprobieren. Alle<br />
Rezepte sind im Übrigen so konzipiert,<br />
dass sie auch mit dem<br />
deutschen Warensortiment<br />
gut nachgekocht werden<br />
können.<br />
„Indien. Das Kochbuch“,<br />
Edel Verlag, 816 Seiten,<br />
Hardcover mit Tasche,<br />
39,95 € (D) / 41,10 € (A)<br />
Ein Inder sorgt zu Hause im Übrigen<br />
immer dafür, dass Chutneys<br />
und Pickles (süßsauer eingelegtes<br />
Gemüse) vorrätig sind. Sie werden<br />
zu jeder Mahlzeit gereicht, so dass<br />
alle Grundgeschmacksrichtungen<br />
angeboten werden und nach der indischen<br />
Vorstellung eines guten und<br />
gesunden Essens für unterschiedliche<br />
Farben und Konsistenzen sorgen.<br />
Eine Süßspeise, zum Beispiel<br />
Reispudding oder Halwa, gehört<br />
ebenfalls dazu. Getränke, hauptsächlich<br />
Sherbets, für die Fruchtsaft<br />
mit Milch, Sahne oder Eiweiß angerührt<br />
werden, bietet man Gästen<br />
vor dem Essen an. Kleine Mengen<br />
mancher Getränke, etwa Buttermilch,<br />
werden auch während den<br />
Mahlzeiten getrunken.<br />
Brot statt Gabel<br />
Als Grundprinzip einer indischen<br />
Mahlzeit gilt, dass sie der Jahreszeit<br />
und dem Anlass entsprechen<br />
muss. Größere festliche Bankette<br />
sind daher wesentlich vielfältiger,<br />
mit verschiedenen Fischgerichten,<br />
Wachteln und Rebhühnern und<br />
präsentieren aufwendige und ungewöhnliche<br />
Rezepte.<br />
Oft mischt man Gerichte unterschiedlicher<br />
<strong>kulinarisch</strong>er Regionen.<br />
So wäre es durchaus nicht<br />
ungewöhnlich, Tandoori Tikka aus<br />
dem Punjab, Korma aus Avadh<br />
und Biryani aus Hyder abad neben<br />
Snacks aus Gujarat, Broten aus Kerala<br />
und Süßspeisen aus Bengalen<br />
nebeneinander auf den Tisch zu<br />
bringen.<br />
In der Tat ist dies in den meisten<br />
Häusern Indiens üblich – außer bei<br />
religiös-rituellen Mahlzeiten. Doch<br />
sollte dies keinen Enthusiasten davon<br />
abhalten, ein rein regionales<br />
Menü zu kochen. Ein indischer<br />
Feinschmecker verwendet bei Tisch<br />
übrigens weder Messer noch Gabel<br />
oder Löffel. Die Finger, unterstützt<br />
von verschiedenen Brotsorten, reichen<br />
ihm vollauf.<br />
Küche der Mogule<br />
Die indische Küche ist für viele<br />
ein Synonym für die Gerichte der<br />
Mogule, die vom 16. bis 19. Jahrhundert<br />
über beinahe ganz Indien<br />
herrschten. Und tatsächlich wurden<br />
zu ihrer Zeit viele Gerichte erfunden,<br />
etwa Kormas und Biryanis.<br />
Die weltweite Leidenschaft für<br />
indisches Essen geht geschichtlich<br />
bis ins erste Jahrtausend vor Christus<br />
zurück, als ein griechischer<br />
Gesandter Zuckerrohr als „mit Honig<br />
gefüllten indischen Bambus“<br />
beschrieb. Später lockte der Reichtum<br />
an wohlriechendem Pfeffer,<br />
Nelken, Kardamom und Zimt arabische<br />
Händler an die Malabarküste<br />
im Südwesten Indiens.<br />
Auch den portugiesischen Eroberer<br />
Vasco da Gama zog es 1498<br />
wegen des äußerst lukrativen Gewürzhandels<br />
nach Indien. Zu dieser<br />
Zeit waren Gewürze ein Vielfaches<br />
ihres Gewichts in Gold wert, und<br />
die importierte Menge an Gewürzen<br />
deckte die von Gamas Expeditionen<br />
verursachten Kosten<br />
mehrfach. Es wird berichtet, dass<br />
er allein von einer seiner indischen<br />
Fahrten 1.500 Tonnen Pfeffer,<br />
28 Tonnen Ingwer, acht Tonnen<br />
Zimt und sieben Tonnen Nelken<br />
mitbrachte. Und während Indiens<br />
Gewürze ganz Europa verzückten,<br />
führten die europäischen Händler<br />
die <strong>kulinarisch</strong>en Geheimnisse von<br />
Hefebrot, Süßgebäck und Nudeln<br />
im Land ein. Als Gegenleistung<br />
machten die Inder sie mit den Gaumenfreuden<br />
von Currys, Mangos<br />
und Chutneys bekannt.<br />
Frühstück mit Reis und Fisch<br />
Im 17. Jahrhundert kamen die<br />
Engländer nach Indien und ließen<br />
sich von den Gerüchen, visuellen<br />
Eindrücken und Geräuschen des<br />
Subkontinents betören. Viele fanden<br />
Geschmack an den einheimischen<br />
Delikatessen und Aromen,<br />
so dass deren Zutaten bald den<br />
Weg nach England fanden, wie man<br />
an Gerichten wie Kedgeree, einem<br />
Frühstück aus Reis und Fisch, und<br />
an der herzhaften Fleischsuppe<br />
Mulligatawny unschwer erkennt.<br />
In der jüngsten Vergangenheit<br />
hat sich Indien in gesellschaftlicher<br />
und wirtschaftlicher Hinsicht rasant<br />
verändert; davon blieben auch<br />
viele <strong>kulinarisch</strong>e Traditionen nicht<br />
unberührt. Die jüngere Generation<br />
ist weitaus experimentierfreudiger.<br />
Seit auch in Indien Halbfertigprodukte<br />
wie Tamarindenextrakt oder<br />
Kokosmilch erhältlich sind, ist auch<br />
die beschwerliche Küchenarbeit um<br />
einiges leichter geworden.<br />
Authentische indische Rezepte<br />
verwenden oft erstaunlich große<br />
Mengen am Butterfett Ghee. Diese<br />
kann man durchaus reduzieren,<br />
nachdem man das Rezept einmal<br />
auf traditionelle Weise gekocht hat.<br />
Auch Gewürzmengen lassen sich<br />
auf den persönlichen Geschmack<br />
abstimmen. Wichtig ist, das Fleisch<br />
schön weich zu kochen, wobei man<br />
regelmäßig prüfen sollte, dass die<br />
Sauce nicht zu sehr einkocht. Durch<br />
Marinieren, zum Beispiel in roher<br />
Papaya, wird das Fleisch zarter<br />
und schneller gar. Wird Fleisch mit<br />
Knochen verwendet, verlängert sich<br />
die Garzeit.<br />
94 www.inasien.de 01/2013
Kultur<br />
Asienrezepte zum S ammeln<br />
Lal Machhali<br />
Fisch in rotem Chili-Chutney<br />
Bild: Andy Sewell Bild: Andy Sewell<br />
Methi Murg<br />
Hähnchen mit Bockshornkleeblattern<br />
www.inasien.de 95
Kultur<br />
Zutaten (für 4 Pers.)<br />
• 750 g festes Fischfilet ohne Haut<br />
• 1 EL Pflanzenöl<br />
• Salz<br />
Für die Marinade<br />
• 1-2 TL gemahlene Gelbwurz<br />
• 4 Knoblauchzehen, geschält und<br />
zerdrückt<br />
• 1 EL Limettensaft<br />
• ½ TL Zucker<br />
Für die rote Chili-Paste<br />
• 6 getrocknete rote Chilischoten<br />
• 40 g Kokosflocken<br />
• 1 TL Essig<br />
Rezept aus: „Indien - Das Kochbuch“, Edel Verlag<br />
Lal Machhali<br />
Fisch in rotem Chili-Chutney<br />
Zubereitung 25-30 Min. / Ruhe- und Garzeit 15-20 Min.<br />
Zubereitung<br />
Für die Marinade in einer Schüssel Gelbwurz, Knoblauch, Limettensaft, Zucker<br />
und Salz gut verrühren. Den Fisch auf eine große Platte legen und damit<br />
gründlich einreiben. Abdecken und 30 Minuten im Kühlschrank marinieren.<br />
Für die Chili-Wurzpaste die getrockneten Chilischoten, Kokosflocken und<br />
Essig in einem Mixer pürieren. Falls nötig, etwas Wasser zugeben, damit<br />
die Paste cremig wird. Das Öl in einem Topf stark erhitzen, die Würzpaste<br />
zugeben und nur leicht anbraten, so dass die leuchtend rote Farbe nicht<br />
nachdunkelt. Die Hitze reduzieren, den Fisch einlegen und 125 ml Wasser<br />
zugießen. Sanft umrühren und alles 7-8 Minuten köcheln lassen, bis der<br />
Fisch gar ist.<br />
A sienrezepte zum Sammeln<br />
Zutaten (für 4 Pers.)<br />
• 1 TL Ingwerpaste<br />
• 1 TL Knoblauchpaste<br />
• 2 Zwiebeln, geschalt und in Ringe<br />
geschnitten • 2 EL Joghurt, aufgeschlagen<br />
• 1 TL Cayennepfeffer • 1/2 TL<br />
gemahlene Gelbwurz • 1 mittelgroßes<br />
Brathahnchen, in Stucke zerteilt • 175 ml<br />
Pflanzenöl • 2 große Kardamomkapseln<br />
• 1 Zimtstange, 2-3 cm lang • 3 grüne<br />
Chilischoten, entkernt und gehackt<br />
• 1/2 TL gemahlene Kümmelsamen<br />
• 125 g frische Bockshornkleeblatter,<br />
gehackt • Saft von 1 Limette • Salz<br />
Rezept aus: „Indien - Das Kochbuch“, Edel Verlag<br />
Methi Murg<br />
Hähnchen mit<br />
Bockshornkleeblattern<br />
Zubereitung 30 Min. / Marinier- und Garzeit 45 Min.<br />
Zubereitung<br />
Für die Marinade Ingwer- und Knoblauchpaste, die Hälfte der Zwiebelringe,<br />
Joghurt, Cayennepfeffer und Gelbwurz in einer großen Schüssel verrühren<br />
und salzen. Die Hähnchenstücke einlegen und darin wenden. Abdecken und<br />
20 Minuten im Kühlschrank marinieren. Die Hälfte des Öls in einem großen<br />
Topf schwach erhitzen und darin die Hähnchenstücke 8-10 Minuten anbräunen.<br />
750 ml Wasser zugießen und alles etwa 30 Minuten köcheln lassen, bis<br />
zwei Drittel des Wassers verkocht sind und das Fleisch gar ist. Das restliche Öl<br />
in einer Pfanne bei mittlerer Hitze heiß werden lassen. Kardamomkapseln,<br />
Zimtstange, grüne Chilischoten, Kümmelsamen sowie die restlichen Zwiebelringe<br />
zugeben und 1-2 Minuten anbraten, bis der Kardamom anschwillt.<br />
Den Bockshornklee unterheben und 3-4 Minuten mitbraten. Das Hähnchenfleisch<br />
einlegen und köcheln lassen, bis die Bockshornkleeblatter aromatisch<br />
duften und die Hähnchenstücke in einer dicken Sauce schwimmen. Zum<br />
Schluss den Limettensaft über das Gericht träufeln.<br />
96<br />
www.inasien.de
inAsien-Preisrätsel<br />
GEWINNNEN SIE ein von drei Kartensets „Erleuchtung<br />
zum Frühstück – Zen im Alltag“<br />
von Sandy Taikyu Kuhn Shimu (Schirner Verlag).<br />
Die 108 Karten mit Anleitung machen den<br />
Geist des Zen im Alltag erlebbar: Denn ob<br />
Geld, Kindererziehung, Ernährung, Liebe oder<br />
Freizeit, kleine Rituale der Achtsamkeit verhelfen<br />
zu mehr Bewusstheit. Untermalt<br />
werden die Übungen von Anekdoten<br />
rund um die Lehre des Zen.<br />
Schicken Sie das Lösungswort<br />
bis zum 13. Februar 2013 an:<br />
Asia Vision Verlag<br />
Rudolfstraße 22–24<br />
60327 Frankfurt<br />
oder an: redaktion@inasien.de<br />
Lösungswort<br />
der letzten Ausgabe:<br />
Chatuchak<br />
s1818 .39-57<br />
mit Farbe<br />
bedecken<br />
Gewonnen haben:<br />
Claudia Öttgen, Beilstein<br />
Rolf Wilkening, Frankfurt am Main<br />
Christina Weinreich, Berlin<br />
N E<br />
T I G E R H A I<br />
A D E L P U N M U T<br />
K N G A B E P H I L<br />
U T E N S I L L F R E I<br />
R E U E L F L I P F R A<br />
L T S E R I E A S A U<br />
W A G E M U T G A S S I S M<br />
K U E R P F U E R S N E W A<br />
B R H E G E R R M N E<br />
E I F E R I S A N A Z I<br />
N P U S L I C K G L A S<br />
P O L I C E H W I E N<br />
E P E H G E P A E C K<br />
A N S A G E R D R K<br />
Q U E R E L E<br />
Z N<br />
(1-9) Chatuchak<br />
1<br />
ugs.:<br />
übel,<br />
schlecht,<br />
hässlich<br />
früherer<br />
brasil.<br />
Fußballstar<br />
in<br />
Gesteinsmasse<br />
gleicher<br />
Weise<br />
Fruchtsaftgallert<br />
Künstlerentgelt<br />
kurz für:<br />
an dem<br />
Klasse,<br />
Kategorie<br />
einer<br />
Ware<br />
Abk.:<br />
okay<br />
2<br />
fossiler<br />
Brennstoff<br />
3<br />
4<br />
Steifpapier,<br />
Pappe<br />
4<br />
2<br />
Staat<br />
in Nordwestafrika<br />
Werbung<br />
Unterarmknochen<br />
Trinkbehältnis<br />
für Heißgetränke<br />
Musikrichtung<br />
Nebenfluss<br />
d.<br />
Rheins<br />
5<br />
zu<br />
betreten<br />
Verbindungsbolzen<br />
Zierpflanze<br />
Ältestenrat<br />
Auerochse<br />
Unbeweglichkeit<br />
Notiz<br />
(Nota)<br />
6<br />
wider<br />
früheres<br />
mexik.<br />
Indianervolk<br />
Internet-<br />
Abk.:<br />
Good<br />
Luck<br />
5<br />
wild,<br />
unbändig<br />
Gruppe<br />
von<br />
Rätsellösern<br />
Schau,<br />
Revue<br />
(engl.)<br />
3<br />
Eisenbahn<br />
ein<br />
Edelgas<br />
Teufel<br />
James<br />
Bond<br />
ist<br />
einer<br />
Befugnis<br />
„Sitzung“<br />
beim<br />
Schneider<br />
Fluss<br />
durch<br />
Innsbruck<br />
der<br />
„Fernseh-<br />
Oscar“<br />
auserlesen<br />
Gliedmaße<br />
®<br />
1<br />
s1818 .58-58<br />
Abk.:<br />
Aktiengesellschaft<br />
südosteurop.<br />
Gebirge<br />
russ.<br />
männlicher<br />
Vorname<br />
aus<br />
diesem<br />
Grund<br />
Lehre<br />
der<br />
Dichtkunst<br />
Kf.: Kaufvertrag<br />
Sinnesorgan<br />
schwerfallende<br />
Spende<br />
weiblicher<br />
Naturgeist<br />
Ruhe-,<br />
Polstermöbel<br />
Regelverstoß<br />
(Sport)<br />
positive<br />
Elektrode<br />
Fernsprechapparat<br />
Abk.:<br />
Self-Extracting<br />
Archive<br />
6<br />
Gewürzblatt<br />
Beförderungszeittafel<br />
hohes<br />
Laufgestell<br />
unverschlossen<br />
Strom<br />
in Westeuropa<br />
frühere<br />
landwirtsch.<br />
Gehilfin<br />
kleines,<br />
flaches<br />
Segelboot<br />
persönliches<br />
Fürwort<br />
Impressum inAsien<br />
inAsien<br />
erscheint zweimonatlich im:<br />
Asia Vision Verlag<br />
Rudolfstraße 22–24<br />
60327 Frankfurt<br />
Tel.: +49 (0)69-665632-0<br />
Fax.: +49 (0)69-665632-22<br />
Internet: www.inasien.de<br />
E-Mail: redaktion@inasien.de<br />
Chefredakteur: Martin Brückner<br />
Redaktion: Ann-Karin Heyer<br />
Layout: Muhammet Simsek<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Milena Bähnisch, Simona Bianco, Stefan<br />
Canham, Roland Dusik, Jovan Evermann,<br />
Bjoern Gantert, Andrea Glaubacker, Volker<br />
Häring, Marcus Haid, Roland Hanewald,<br />
Francoise Hauser, Rainer Heubeck, Ann-<br />
Kristin Iwersen, Erik Lorenz, Nguyen<br />
Phuong-Dan, Katharina Schnurpfeil, Michael<br />
Scholten, Karen Schreitmüller, Ina Spogahn,<br />
Rainer Werning<br />
Anzeigenverkauf: Dagmar Hummel<br />
Druck: Dierichs Druck, Kassel<br />
Vertrieb: VU Verlagsunion Walluf<br />
Bildnachweise:<br />
Titel: Shutterstock // Inhalt (S. 4): flickr.com, Stefan Canham, Nguyen Phuong-Dan,<br />
Shutterstock // Asien im Bild (S. 6-7): Shutterstock // Travel-Meldungen (S. 8-9):<br />
Thailändische Fremdenverkehrsamt, Shutterstock, e-kolumbus // Bildreportage (S.<br />
10-15): Bjoern Gantert // Tipps & Trends (S. 16-17): polyband Medien GmbH, insider<br />
Asia, Hubert Burda Medien, Shutterstock, )) www.parkroyalhotels.com, Shutterstock //<br />
Japan Yakushima (S. 18-21): Marcus Haid // Indien Majuli (S. 22-24): Karen Schreitmüller<br />
// Indien in Portraits (S. 26-29): Andrea Glaubacker, Ranjith Shenoy (www.facebook.<br />
com/pages/Ranjith-Shenoy-Photography/173355882693551 // Top Ten der Strände (S.<br />
30-35): Jovan Evermann, Roland Hanewald, Erik Lorenz, Francoise Hauser, Ina Spogahn,<br />
Michael Scholten, Shutterstock // Philippinen Schnäppchenjagd (S. 38-42): flickr.com //<br />
Hongkong (S. 44-46): Katharina Schnurpfeil // Reisekalender (S. 48-49): Shutterstock<br />
// Weihnachten in Kambodscha (S. 50-53): Michael Scholten // Jazz in Bangkok<br />
(S. 54-55): Adrian Lobe // Kulinarischer Streifzug durch <strong>Thailand</strong> (S. 56-59): Rainer<br />
Heubeck // China Mekong (S. 62-65): Volker Häring // Die deutschen Vietnamesen<br />
(S. xx-xx): Nguyen Phuong-Dan, Stefan Canham // Wirtschafts-Meldungen (S. 74-75):<br />
Shutterstock, flickr.com, David Phan Photographers, Aaron Pocock // Vietnam (S. 76-<br />
77): flickr.com // Indonesien (S. 78-79): Shutterstock // Kultur-Meldungen (S: 80-81):<br />
Völkerkundemuseum Zürich, Kunsthalle Schirn, Shutterstock, MKG, The Palace Museum,<br />
MAK/Katrin Weißkirchen, MAK/Kawamoto Masukichi // Stichwort (83): Shutterstock //<br />
China Kantonoper (S. 84-88): Ann-Kristin Iwersen, Shutterstock, flickr.com // Asien Promi<br />
(S. 89): Johannes Kolfhaus, Gymn. Marienthal (Wikimedia) // Asien <strong>kulinarisch</strong> (S. 93-96):<br />
Meena Kadri, Andy Sewell // <strong>Vorschau</strong> (S: 98): Shutterstock<br />
Sämtliche Artikel und Informationen sind<br />
nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.<br />
Eine Gewährleistung für ihre<br />
Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch<br />
nicht übernommen werden. Zuschriften an<br />
die Redaktion sind erwünscht, Rücksendung<br />
erfolgt gegen beigefügtes Rückporto. Für<br />
die Rücksendung von Fotos o. Ä. wird keine<br />
Gewährleistung übernommen. Es gelten<br />
die Geschäftsbedingungen des Verlags. Beiträge,<br />
Fotos und grafische Darstellungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Ihr Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, ihre Vervielfältigung auf<br />
fotomechanischem oder anderem Weg sowie<br />
die Nutzung auf Datenträgern bedarf<br />
der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />
Bezugsbedingungen<br />
Kioskverkauf: Deutschland 4,90 Euro,<br />
Schweiz CHF 9,80, Österreich 5,50 Euro<br />
Einzelbestellung beim Verlag: 6,80 Euro<br />
Abonnements: 27,50 Euro, CHF 57,–<br />
01/2013<br />
www.inasien.de<br />
97
<strong>Vorschau</strong><br />
Ausgabe 2/2013 erscheint am 27. FEBRUAR<br />
<strong>Thailand</strong> in Feierlaune<br />
Das farbenfrohe Songkran und das kerzen- und weihrauchreiche Loy<br />
Krathong-Fest sind wohl fast jedem <strong>Thailand</strong>reisenden bekannt. Sie sind<br />
jedoch nur zwei von vielen Feiertagen, die von den Thais begangen<br />
werden. Ein Überblick über die interessantesten und manchmal auch<br />
verrückten Feierlichkeiten.<br />
Zentralasien im Überblick<br />
Sie haben keinen Zugang zum Ozean und ihre Flüsse<br />
erreichen ihn erst gar nicht. Im Altertum und Mittelalter<br />
wurden sie von Großreichen regiert – und dennoch ist<br />
wenig von Skythen, Saken und Timuriden bekannt, die<br />
das heutige Zentralasien prägten.<br />
Volksfest Kirschblüte<br />
Sie ist eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur: die<br />
Kirschblüte. Mögen im Februar und März auch bereits Pflaumen- und<br />
Pfirsichbäume blühen, das Aufspringen der Sakura-Knospen wird im<br />
ganzen Land ausgiebig gefeiert.<br />
Trekking auf dem Dach der Welt<br />
ITB 2013<br />
Vom 6. bis 10. März ist es wieder soweit: Auf der<br />
Internationalen Tourismusbörse in Berlin stellen sich wieder<br />
Destinationen weltweit vor. Was es von den Asiaten zu<br />
berichten gibt, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe.<br />
Die Wandermöglichkeiten in Ladakh sind schier unbegrenzt – und die<br />
Konkurrenz unter den Reiseagenturen ist groß. Bei Strecken zwischen<br />
zwei Tagen und vier Wochen kann man entweder nur mit einem<br />
Rucksackträger von Teehaus zu Teehaus ziehen oder sich gleich einer<br />
ganzen Karawane anschließen. Unsere Autorin hat auf dem Weg zum<br />
5.000er letzteres gewählt.<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn angekündigte Beiträge aus aktuellem Anlass verschoben werden.<br />
98 www.inasien.de 01/2013
Um NachrichteN für aUsseNhaNdel eiNe Woche laNg kosteNlos<br />
UNd UNverbiNdlich zU testeN, koNtaktiereN sie<br />
mechtild.gieNaU@mbmmedieN.de oder 0049 (69) 665632-15<br />
Alle Informationen zu Nachrichten für Außenhandel und weiteren Fachpublikationen der MBM Medien GmbH: www.maerkte-weltweit.de
ThAilAnd<br />
Triumph für<br />
Thaksin<br />
Messen & Kongresse<br />
China präsentiert<br />
sich auf der CeBIT<br />
MAcher & MärKTe<br />
Ratan Tata – Manager<br />
mit Macht und Bedacht<br />
chinA<br />
31<br />
Neue Chancen für<br />
das Perlflussdelta<br />
AsiA Bridge<br />
:::<br />
Glaubt man den Prognosen,<br />
geht Indonesiens Stahlindustrie<br />
goldenen Zeiten entgegen. In<br />
wichtigen Abnehmerbranchen<br />
Trends | Analysen | Strategien für Ihr Asiengeschäft 11:2011<br />
<br />
Indonesien<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
vereinigt mit<br />
aktuell ASIA<br />
stehen die Zeichen auf Wachstum.<br />
Beispielsweise erwarten<br />
Experten, dass die größte ASE-<br />
iMMoBilienMärKTe<br />
steter<br />
Aufstieg<br />
<br />
AN-Nation in den kommenden<br />
zwei Jahren <strong>Thailand</strong> als führenden<br />
Automarkt überholen wird.<br />
Produktion und Verkauf sollen<br />
auf jährlich 1,2 Millionen Autos<br />
und 8,1 Millionen Motorräder<br />
anwachsen. Der dafür benötigte<br />
Stahl wird zumeist importiert.<br />
Um den einheimischen Markt<br />
für ausländische Anbieter von<br />
Ausgangsstoffen und Verarbeitungsmaschinen<br />
zugänglicher zu<br />
machen, kooperiert das indonesische<br />
Industrieministerium ab<br />
diesem Jahr mit der Deutschen<br />
Messe AG als Gastgeber der „Indonesia International<br />
Steel, Iron and Aluminium Expo and<br />
Forum“ (Inasal).<br />
<br />
Auf dieser neuen Messe werden vom 11. bis 13. Juli internationale<br />
Aussteller die gesamte Bandbreite der Aluminium-,<br />
Eisen- und Stahltechnologie zeigen. Die Ausstellungsfläche<br />
wird sich im Jakarta Convention Center befinden, das<br />
ursprünglich für eine Gipfelkonferenz der Bewegung der<br />
Blockfreien Staaten gebaut worden war. Nun dient es als<br />
Hauptumschlagplatz für Stahlwaren aus dem In- und Ausland.<br />
Das Angebot der Ausstellungsplattform umfasst die ganze<br />
Produktkette der Aluminium-, Eisen- und Stahlindustrie.<br />
Von Rohmaterialien über Verarbeitungstechnologie bis hin<br />
zum Endvertrieb werden Besucher der „Inasal“ alles vorfinden.<br />
Überdies bieten Aussteller Rohre und Kabel an.<br />
Organisiert wird die „Inasal“ von Hannover Fairs International,<br />
einer Tochtergesellschaft der Deutschen Messe AG<br />
<br />
<br />
<br />
Aussteller zu öffnen und Netzwerkmöglichkeiten für Produzenten<br />
und Konsumenten zu schaffen. „Damit erschließen<br />
wir für unsere Kunden zusätzliche Geschäftsperspektiven<br />
auf dem wichtigen asiatischen Markt“, berichtet Dr. Andreas<br />
Gruchow, der im Vorstand der Deutschen Messe AG fürs<br />
Auslandsgeschäft verantwortlich zeichnet.<br />
<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
:::<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mit der „Inasal“ erweitert die Deutsche Messe ihr Portfolio<br />
in den Bereichen Gießerei und Metallurgie. Zu dem gleichen<br />
Thema existieren bereits etablierte Messen des Hannoveraner<br />
Messeanbieters. Die Fachmessen „Ankiros/Annofer“ und<br />
„Aluexpo“ in der Türkei erfreuen sich beispielsweise schon<br />
in Hannover, in Kooperation mit dem indonesischen Messeveranstalter<br />
Wahyu Promo Citra. Das dreitägige Event zielt<br />
issn: 1864-3752<br />
darauf ab, den indonesischen Handelsplatz für ausländische<br />
seit Jahren eines großen Zuspruchs. Auch die in Indien beworbenen<br />
Fachausstellungen „Ifex“, „Metex“ und „Alu India“, die<br />
die Deutsche Messe AG gemeinsam mit der Kölnmesse YA<br />
Tradefair bewirbt, sind geschätzte Branchenveranstaltungen.<br />
„Umso mehr freuen wir uns, jetzt auch auf dem indonesischen<br />
Wachstumsmarkt vertreten zu sein“, so Gruchow. Die Wei-<br />
Mit newsletter<br />
des dAW<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
:::