plus Magazin Jünger wirken (Vorschau)
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4/2013 Einfach mehr vom Leben<br />
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1/20 1 Einfach mehr vom Leben<br />
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Ja, es gibt<br />
Tage, da steht man<br />
sich selbst im Weg, da hadert<br />
man, weil früher irgendwie<br />
anscheinend alles besser war oder<br />
man selbst mit den Wirrnissen des Alltags<br />
leichter zurechtkam. Es stimmt schon, Älterwerden<br />
ist nichts für Feiglinge. Und dann? Sich in<br />
Selbstmitleid ergehen? Ich habe für mich drei Dinge<br />
entdeckt, die mir sehr zuverlässig helfen. 1. Singen, laut<br />
singen. Ob im Urlaub am Strand („Junge, komm bald wieder“<br />
oder „Winde weh’n, Schiffe geh’n“) oder zuhause (versuchen<br />
Sie mal ganz laut Elvis und „Suspicious Minds“ – herrlich). Auch<br />
unsere Autorin begann alte Volkslieder zu singen, als auf dem Jakobsweg<br />
ihre Schritte schwer wurden. Und sie bestätigt: Singen hilft.<br />
Mein zweiter Tipp, der immer wirkt: Basteln. Ob im Garten, Nähen,<br />
Stricken, Kuchenbacken – in den Stolz, etwas selbst gemacht zu haben,<br />
mischt sich immer Lebensfreude und gute Laune. Auch deshalb<br />
finden Sie ab sofort in jeder Ausgabe viele Ideen zum Selbermachen.<br />
Und das Dritte? Das ist der Kern von Ostern. Wäre es nicht ein<br />
tröstlicher Gedanke, dass es ein Leben danach gibt? Wer den<br />
kleinen Text von Hannegret Himmels (S. 16) liest, spürt,<br />
wie viel Zuversicht dies dem eigenen Leben gibt. Naiv?<br />
Vielleicht. Aber ein hübscher Gedanke ist es schon –<br />
das müssen Sie zugeben. In diesem Sinne wünsche<br />
ich Ihnen: Lassen Sie uns singen und basteln.<br />
Und um das Älterwerden – darum sorgen<br />
wir uns morgen wieder. Vielleicht ...<br />
Viel Spaß beim Lesen dieser<br />
<strong>plus</strong>-Ausgabe, Ihr<br />
Jürgen Sinn, chefredakteur<br />
4/ 2013<br />
3
im April 2013<br />
Omi, sag mal … So fangen meist die schönsten<br />
Ein Gartenreich Der Landschaftspark Dessau-Wörlitz ist weltweit<br />
Gespräche an. Wir sollten uns darauf einlassen. 10 einmalig und eines der romantischsten Ziele Ostdeutschlands. 74<br />
Besser leben<br />
10 Sag mal, Oma ... Wie<br />
sieht es im Himmel aus?<br />
Wo ist die Welt zu Ende?<br />
Bist du in Opa verliebt?<br />
Mit ihren scheinbar<br />
harmlosen Fragen bringen<br />
uns Enkelkinder oft<br />
ganz schön ins Grübeln.<br />
Warum eigentlich? Leserinnen<br />
erzählen.<br />
17 <strong>Jünger</strong> <strong>wirken</strong> I Ein paar<br />
modische Details zur<br />
eigenen Kleidung kombinieren<br />
– schon wirkt man<br />
um Jahre jünger.<br />
22 Bäuchlein kaschieren<br />
Leider wird man mit<br />
den Jahren gerade am<br />
Bauch etwas runder.<br />
Diese Styling-Tipps<br />
kaschieren wirkungsvoll.<br />
Genießen<br />
23 Rhabarber Probieren<br />
Sie diesen Kuchen mal.<br />
24 Ei, ist das lecker!<br />
Überraschende Eier-<br />
Rezepte zu Ostern.<br />
30 <strong>Jünger</strong> <strong>wirken</strong> II<br />
Es sind die Augen, die<br />
verraten, wie alt wir<br />
sind. Schminken Sie<br />
Ihre Augen und Brauen<br />
so, dass Ihr Gesicht um<br />
Jahre jünger wirkt.<br />
35 Natürlich gut Diese<br />
pflanzlichen Inhaltsstoffe<br />
machen Kosmetik<br />
besonders sanft.<br />
Fühlen<br />
37 Briefe Besonders Briefe<br />
immer aufbewahren.<br />
38 Er ist fremdgegangen!<br />
Bedeutet das das Ende<br />
einer Ehe? Eine Leserin<br />
erzählt ihre emotionale<br />
Achterbahnfahrt und<br />
eine Expertin zeigt, wie<br />
man wieder stark wird.<br />
42 Lächele mal wieder Es<br />
entspannt, macht glücklich<br />
und erfolgreich.<br />
44 Toll gemacht! 7 Regeln,<br />
um besser zu loben.<br />
Selber machen<br />
45 Oster-Karten mit einem<br />
persönlichen Gruß.<br />
46 Schöne Oster-Deko<br />
Viele kleine Ideen für<br />
ein schönes Osterfest.<br />
50 Brotbeutel selbst nähen<br />
Damit Ihr Brot länger<br />
frisch bleibt.<br />
52 Wie niedlich Kleines<br />
Kosmetiktäschchen aus<br />
Stoffresten genäht.<br />
Gesund bleiben<br />
57 Arztbesuch So sollten<br />
Sie sich vorbereiten.<br />
58 Dem Rücken zuliebe<br />
Hunderttausende<br />
werden jedes Jahr am<br />
Rücken operiert. Die<br />
meisten OPs sind aber<br />
unnötig. Deutschlands<br />
führende Ärzte entwickelten<br />
eine neue,<br />
sanfte Therapie.<br />
64 Starker Rücken Die<br />
besten Übungen für<br />
Rücken (und Bauch).<br />
65 Gut bei Wechseljahren<br />
Die wirksamsten Hilfen<br />
bei Hitze & Co.<br />
<strong>Jünger</strong> <strong>wirken</strong><br />
Es sind oft nur wenige Details, die einen jünger (oder älter) <strong>wirken</strong> lassen – einfach<br />
4 4/2013
Fotos: Malwine Rafalski, Peter Hirth/laif, doc-stock, living4media, PR<br />
„Im Licht der Ostersonne bekommen die Geheimnisse der Erde ein anderes Licht.“<br />
Nie mehr Rückenschmerz ...<br />
Die neuen, sanften Therapien.<br />
66 Zeckenbiss, und dann?<br />
Kaum wird es wärmer,<br />
kommen die Blutsauger.<br />
Diese Tipps schützen.<br />
67 Arznei richtig nehmen<br />
Unglaublich! 40 % nehmen<br />
ihre Medikamente<br />
falsch. Experten sagen,<br />
wie es richtig geht.<br />
Erleben<br />
73 Klavier Der Virtuose<br />
Lang Lang auf Tournee.<br />
74 Welch „Gartenreich“!<br />
Der Landschaftspark<br />
Dessau-Wörlitz gehört<br />
zu den herausragenden<br />
Regionen Ostdeutschlands<br />
– romantisch und<br />
weltweit einmalig.<br />
80 Herrlich spießig!<br />
Glamour, Großstadt?<br />
58<br />
Ist das niedlich Zauberhafte Oster-Deko<br />
und viele andere Ideen zum Selbermachen. 46<br />
Nichts für Schauspielerin<br />
Ann-Kathrin Kramer.<br />
Lieber lebt sie auf dem<br />
Land, Tür an Tür mit<br />
ihren Eltern.<br />
85 Auf dem Weg zu mir!<br />
Von Porto nach Santiago<br />
de Compostela pilgern<br />
ist eine Reise zu sich<br />
und durch den zauberhaften<br />
Norden Portugals.<br />
94 Angelika Euler freut<br />
sich über den 7. Zwerg.<br />
Ihre Seiten<br />
95 Familien-Gespräche Es<br />
tut gut, alles zu regeln.<br />
98 Mein Engagement<br />
Arbeitslosen Mut geben.<br />
99 PC-Seite Den Computer<br />
übersichtlich gestalten.<br />
100 Ihre Briefe<br />
Unsere Titel-Themen<br />
erkennen Sie an<br />
der unterstrichenen<br />
Seitenzahl.<br />
Rubriken<br />
6 Besser leben<br />
54 Sonnenstrahlen<br />
70 Rätsel<br />
71, 72 Sudoku<br />
84 Impressum<br />
102 <strong>Vorschau</strong><br />
104 Zum Schluss<br />
+<br />
So <strong>wirken</strong> Medikamente<br />
ab sofort viel besser<br />
Viele Arzneien <strong>wirken</strong> nicht<br />
optimal, weil Ärzte und<br />
Apotheker nicht perfekt<br />
informieren. <strong>plus</strong> zeigt:<br />
Darauf sollten Sie bei den<br />
20 meistverordneten Mitteln<br />
besonders achten, S. 67<br />
ein paar peppige modische Teile auswählen – und die Augen strahlend schminken, S. 17 und S. 30<br />
Friedrich von Bodelschwingh<br />
geld^<br />
recht<br />
4<br />
DOPPELTE BEITRÄGE<br />
JETZT STOPPEN<br />
Wie sich Rentner vor dem<br />
Griff der Kassen schützen<br />
9<br />
WENN PRIVAT-POLICE<br />
BETRIEBSRENTE WIRD<br />
Werden dann auch<br />
Sozialbeiträge fällig?<br />
10<br />
NEUES AUTO?<br />
Die wichtigsten<br />
Spartipps für den Kauf.<br />
13<br />
RENTEN-TERMIN<br />
Erwerbsgemindert? Früh<br />
oder spät in Altersrente?<br />
14<br />
BEHINDERTEN-<br />
AUSWEIS<br />
Welche Vorteile bringt<br />
welches Merkzeichen?<br />
16<br />
WIE SICHER IST<br />
BETRIEBSRENTE ...<br />
wenn man über 50<br />
arbeitslos wird?<br />
18<br />
PFLEGE-VORSORGE<br />
Lohnen die neuen<br />
Policen?<br />
19<br />
WENN MAN PFLEGT<br />
... erhält man<br />
Sonderurlaub. Gewusst?<br />
20<br />
DIE RENTEN-PLÄNE<br />
Was planen die Parteien<br />
nach der Wahl?<br />
22<br />
IHRE FRAGEN,<br />
Experten antworten.<br />
24<br />
MUSTERBRIEF<br />
Unerwünschte<br />
Waren-Sendung.<br />
24 Seiten Extra<br />
Der richtige Re<br />
April 2013<br />
geld^recht<br />
Wie Rentner sich<br />
vor dem Griff der<br />
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Beiträge<br />
Extraheft<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
I lustration: dieKLEINERT<br />
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Neue Rechte für<br />
ältere Arbeitnehmer<br />
Wer pflegebedürftige Angehörige<br />
hat, erhält mehr Sonder-Urlaub S. 19<br />
2/2013 5<br />
Günstiger zum<br />
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Wie Sie jetzt von der Rabatt-Schlacht<br />
der Herste ler profitieren S. 10<br />
P-GR0413_ 01_Cover.in d 1 2/02/13 13:40
esser leben im April<br />
5<br />
gesunde<br />
Lebensmittel<br />
Joghurt (Milchprodukte),<br />
Nüsse, Vollkorn, Obst<br />
und Gemüse sind die fünf<br />
wichtigsten Lebensmittel.<br />
Das fanden Ärzte der<br />
Harvard-University jetzt in<br />
einer Studie mit 120000<br />
Teilnehmern (!) heraus.<br />
Die fünf schlechtesten<br />
Lebensmittel für die<br />
Gesundheit? Chips, alles<br />
Frittierte, mit Zucker gesüßte<br />
Getränke, rotes und<br />
verarbeitetes Fleisch. Sich<br />
gesund zu ernähren ist<br />
also relativ einfach.<br />
FROHE OSTERN<br />
Ostern ist das wichtigste christliche Fest<br />
(trotz Weihnachtsrummel). Trotzdem hat Ostern<br />
im Kalender kein festes Datum, sondern<br />
findet immer am ersten Sonntag nach dem<br />
Frühlings-Vollmond statt. Der traditionsreiche<br />
Georgi-Ritt vor der Ettendorfer Kirche in<br />
Traunstein findet so dieses Jahr am 1. April,<br />
dem Oster-Montag, statt. Vom<br />
Oster-Termin leiten sich dann<br />
die anderen Feiertage ab.<br />
Der Sommer der Stars<br />
Leonard Cohen, Fleetwood Mac, Bruce Springsteen, Paolo Conte – viele<br />
der ganz großen Musik-Stars kommen demnächst zu Konzerten. Deshalb schnell Karten<br />
organisieren. Einige Termine Leonard Cohen • 25.6. Oberhausen, 12.7.<br />
Mannheim, 14.7. Hamburg, 17.7. Berlin Bruce Springsteen •<br />
26.5. München, 28.5. Hannover, 5.7. Mönchengladbach, 7.7. Leipzig<br />
Paolo Conte • 15.4. Hamburg, 24.6. Wien, 8.10. Salzburg<br />
Fleetwood Mac • 6.10. Köln, 14.10. Stuttgart, 16.10. Berlin<br />
Stevie Nicks (demnächst 65), Fleetwood-Mac-Sängerin<br />
6
Mehr als Kuchen-Rezepte in einem Heft<br />
1/2013<br />
Oster-Rezepte<br />
Wunderschöne Oster-Backrezepte bietet unser Sonderheft „Oster-Rezepte der Landfrauen“. Für nur 2 Euro am Kiosk.<br />
JETZT BEGINNT DIE BÄRLAUCH-ZEIT<br />
Der leicht nach Knoblauch duftende Bärlauch wächst in lichten<br />
Buchenwäldern, aber auch sehr zuverlässig im Garten.<br />
Feiern<br />
und dabei<br />
Gutes tun<br />
<br />
Leckere<br />
Kuchen<br />
vom Blech<br />
Back-Ideen<br />
Klasse Obstkuchen | Einfache Torten | Leckere Mu fins | Rührkuchen mit Pfi f<br />
In wenigen<br />
Minuten im Ofen.<br />
Und sie gelingen<br />
immer<br />
Die<br />
schönsten<br />
Dann werden<br />
Sie diese Rezepte<br />
mit Blä terteig<br />
lieben<br />
Neue Rezepte & Klassiker, die Sie begeistern werden<br />
Fruchtig & festlich<br />
Torten zu Ostern<br />
& Kochen<br />
Sie mögen<br />
es gerne<br />
herzhaft?<br />
Wie wär’s mit<br />
einer privaten<br />
BENEFIZ-FEIER? Gabriele<br />
Lettner dachte an ihrem<br />
60. Geburtstag an andere.<br />
Backen<br />
Spezial<br />
F-BAC0 13_ 01_Cover_final.in d 1 2/01/13 15:01<br />
Fotos: Martin Siepmann/ullstein bild, Getty Images, Stockfood<br />
PROBIEREN SIE MAL GEFÜLLTE HÄHNCHEN-SCHNITZEL 4 Hähnchenbrustfilets • 1 Handvoll<br />
Bärlauch • 1 Eigelb • 3 EL ger. Parmesan • 200 g Frischkäse • Salz • Pfeffer • 2 EL Öl<br />
1 Fleisch abbrausen,<br />
trocken tupfen, längs einschneiden.<br />
Auseinanderklappen<br />
und flach klopfen.<br />
2 Bärlauch abbrausen, trocken<br />
schütteln, putzen und<br />
fein hacken. Mit Eigelb und<br />
Parmesan unter Frischkäse<br />
mengen. Salzen, pfeffern.<br />
Auf je eine Fleisch-Hälfte setzen.<br />
Zweite Hälfte darüber<br />
klappen, mit Zahnstochern<br />
fixieren. Salzen, pfeffern.<br />
3 In heißem Öl von beiden<br />
Seiten bei mittlerer Hitze<br />
unter gelegentlichem Wenden<br />
etwa 6 Minuten langsam<br />
goldbraun braten.<br />
„Ich hatte Glück im Leben“,<br />
schrieb Gabriele Lettner<br />
aus Biberach, „und deshalb<br />
wollte ich zu meinem 60.<br />
etwas anderes machen. Ich<br />
verband die Feier mit dem<br />
Sammeln von Spenden.“<br />
Ihre wichtigsten Tipps:<br />
Sehr frühzeitig Freunde<br />
und Familie informieren,<br />
dass man keine Geschenke<br />
zum Geburtstag möchte.<br />
Eine Hilfsorganisation<br />
oder besser ein bestimmtes<br />
Projekt wählen; sich genau<br />
informieren, um Fragen<br />
beantworten zu können.<br />
Mindestens drei Monate<br />
vorher einladen. Mit der<br />
Einladung um Spenden für<br />
das Projekt bitten.<br />
Am besten einige Informationen<br />
beilegen. Auch<br />
klären, ob Spenden überwiesen<br />
werden sollen oder<br />
Bargeld gewünscht wird.<br />
Während der Feier nochmals<br />
die Gründe erklären<br />
und um Hilfe bitten.<br />
Spätestens vier Wochen<br />
nach der Feier über das<br />
„Ergebnis“ informieren.<br />
4/ 2013<br />
7
esser leben im April<br />
GARTEN<br />
Schöne<br />
Rosen<br />
Lust auf großartige<br />
Ausstellungen?<br />
Noch nie zuvor hatten Kunst-Museen so<br />
viele Besucher wie im letzten Jahr.<br />
Und das dürfte 2013 nicht anders sein,<br />
bei so vielen tollen Ausstellungen, z. B.:<br />
Bremen Picasso, Matisse, Chagall –<br />
Künstlerplakate, Kunsthalle, bis 14. April<br />
Münster Pablo Picasso: Die Picassos aus<br />
Arles, Picasso-Museum, bis 28. April<br />
Brüssel Neo Rauch, Palais des<br />
Beaux-Arts, bis 19. Mai<br />
München Zwischen Biedermeier und<br />
Gründerzeit: Deutschland in frühen<br />
Photographien, bis 20. Mai<br />
Auch wenn es schwerfällt – die beste Zeit,<br />
Rosen zurückzuschneiden, ist jetzt, wenn<br />
die Forsythien blühen. Auch wenn die<br />
Rosen schon zehn Zentimeter lange neue<br />
Triebe haben – kürzen Sie die Rosen auf<br />
etwa ein Drittel. Die Stöcke werden kräftiger<br />
und danken es mit einer reichen Blüte.<br />
Gestresst, traurig<br />
oder wehmütig?<br />
Dann hilft es, ein paar Minuten ältere<br />
Familienfotos oder Urlaubserinnerungen<br />
anzuschauen. Psychologen<br />
der Universität Stockholm fanden<br />
heraus: Der Blutdruck sinkt, der<br />
Körper schüttet Glückshormone aus.<br />
Jetzt beginnt wieder<br />
die Zeit der „Offenen<br />
Gärten“. Überall in<br />
Deutschland öffnen Gartenbesitzer<br />
ihre Pforten.<br />
Einfach googeln.<br />
Benedikt XVI. wird als Papst unvergessen bleiben. Die<br />
wichtigsten Stationen seines Pontifikats und Lebens zeigt<br />
unser Sonderheft (jetzt für 3,95 Euro am Kiosk oder<br />
bei unserem Abo-Service: 01 80 / 5 26 01 35*). Ein Andenken<br />
an eine große Persönlichkeit unserer Zeit.<br />
LEBENSVERSICHERUNG<br />
Vorsorge bleibt<br />
weiter erhalten<br />
Lebensversicherung wird nicht gekürzt.<br />
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wollte<br />
der Bundestag den Lebensversicherern<br />
erlauben, die Auszahl-Summen zu kürzen.<br />
Doch der Plan ist vorerst gescheitert.<br />
Das heißt: Die Versicherer müssen<br />
die versprochenen Leistungen auszahlen,<br />
auch wenn ihnen dies angesichts<br />
der Euro-Krise und niedriger Zinsen<br />
immer schwerer gelingt.<br />
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Fotos: GAP Photos, Xinhua/laif, Reisenthel, PR<br />
8 4/ 2013
Bäume glucksen – stimmt wirklich! Wer jetzt an warmen Tagen das Ohr an Buchen- oder Birkenstämme legt, hört die Pflanzensäfte aufsteigen.<br />
„Ich habe<br />
meiner Frau<br />
versprochen,<br />
mich nicht in<br />
Dinge einzumischen,<br />
um<br />
die ich mich<br />
25 Jahre nicht<br />
gekümmert<br />
habe.“<br />
Kurt Beck,<br />
ehemaliger<br />
Ministerpräsident,<br />
und seine Pläne für<br />
die Rente<br />
LESER-DISKUSSION<br />
Oje, er ist Rentner<br />
Ich möchte eine Diskussion anregen: Wie regelt ihr den<br />
Alltag, wenn der Mann zuhause ist? Ich bin noch voll<br />
berufstätig, arbeite gern, gehe 2 Mal die Woche zum<br />
Sport. Mein Mann will nichts machen. Das bisschen Haushalt<br />
und etwas Gartenarbeit im Sommer reichen ihm<br />
völlig. Ich sorge mich um seine Gesundheit und vor allem<br />
den Verlust seiner sozialen Kontakte. Da sein Alltag total<br />
langweilig ist, er erlebt ja nichts, haben wir natürlich<br />
auch nicht viel zu erzählen. Und wenn ich von der Arbeit<br />
komme, habe ich natürlich keine Lust, für seine Unterhaltung<br />
zu sorgen. Meine Frage: Wie machen andere das?<br />
Annette (möchte anonym bleiben)<br />
Wie denken Sie darüber? Was können<br />
Sie Annette raten? Schreiben Sie uns.<br />
CHIC<br />
BEQUEMER<br />
EINKAUFEN<br />
Ein Trolley ist doch<br />
nur etwas für ...<br />
Quatsch! Ein Trolley<br />
ist einfach bequem.<br />
Und chic<br />
sind die neuen Einkaufshilfen<br />
(hier<br />
von Reisenthel)<br />
obendrein.<br />
Deshalb: Shoppen<br />
Sie rücken- und<br />
gelenkschonender.<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
4/ 2013<br />
9
BESSER LEBEN<br />
„Omi,<br />
sag<br />
mal …“<br />
... wo wohnt der liebe Gott?<br />
Tut Altsein weh? Wem gehört<br />
die Welt? Mit ihren Fragen<br />
bringen uns Kinder oft ins<br />
Grübeln, weil wir plötzlich über<br />
Dinge nachdenken, die uns<br />
selbstverständlich erschienen.<br />
FOTOS malwine rafalski<br />
TEXT ulla ahrens, tessa randau<br />
Bist du in Opa verliebt?<br />
DANIELAS (6) Frage kann Oma GISELA<br />
BISKUP (64) lächelnd beantworten.<br />
„Verliebt sein, sich lieb haben, Liebe – es gibt so viele<br />
Worte für dieses schöne Gefühl. Welches man wählt?<br />
Nicht so wichtig, finde ich. Hauptsache, man vertraut<br />
sich und steht auch in schweren Zeiten fest zueinander.<br />
So wie dein Opa und ich, schon seit 27 Jahren.“<br />
10 4/ 2013
MARKETTE<br />
Wie weit geht<br />
die Welt?<br />
PETER BUSCH (64)<br />
aus Leichlingen wird<br />
von Enkel THORGE (3)<br />
oft mit solchen<br />
Fragen gelöchert.<br />
„Ich denke, es hängt<br />
von jedem selbst ab,<br />
wie groß und weit die<br />
Welt erscheint. Wer stets<br />
zuhause bleibt, denkt oft,<br />
die Welt wäre unendlich,<br />
weil draußen so viel<br />
Fremdes wartet. Wer<br />
aber viel reist – wie meine<br />
Frau und ich seit einigen<br />
Jahren –, erschließt sich<br />
immer ein Stückchen<br />
mehr. Und die Welt wird<br />
kleiner, begreifbarer. Man<br />
erlebt beeindruckende<br />
Natur wie die Gebirgswelt<br />
Nepals und die Eiswüste<br />
Grönlands, aber auch<br />
unbeschreibliches<br />
Elend wie in den<br />
Slums in Kathmandu.<br />
Auch von dieser<br />
Welt will ich Thorge<br />
erzählen – später, wenn<br />
er etwas älter ist.“<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
4/ 2013<br />
11
MARKETTE<br />
BESSER LEBEN<br />
„Wie<br />
sieht es im<br />
Himmel<br />
aus?“<br />
HANNEGRET HIMMELS<br />
(70) versucht diese Frage<br />
ihrer Enkelin MAJA (9)<br />
zu beantworten.<br />
„Maja denkt dabei<br />
natürlich immer an<br />
den blauen, weiten<br />
Himmel über uns.<br />
Für mich aber ist er<br />
mehr ein Symbol – für<br />
den Ort, an dem ich<br />
meine Lieben nach<br />
dem Tod wiedersehe.<br />
Deshalb spreche ich<br />
mit ihr schon, seit sie<br />
ganz klein ist, über<br />
diese Themen, über<br />
Gott, den Himmel.<br />
Wir beten vor den<br />
Mahlzeiten, gehen<br />
zusammen in die<br />
Kirche. Und worüber<br />
ich mich am meisten<br />
freue: Sie saugt alles<br />
zum Glauben auf, wie<br />
ein Schwamm.“<br />
12 4/ 2013
MARKETTE<br />
Das möchte RUBEN (6)<br />
von seiner Oma, der<br />
EDV-Dozentin THERESA<br />
PIEGSA (61), wissen.<br />
„Warum<br />
fühlt<br />
sich eine<br />
Stunde<br />
manchmal<br />
so lang an?“<br />
„Das Gefühl, dass<br />
die Zeit einfach nicht<br />
vergehen will, kenne ich<br />
sehr gut. Gerade wenn<br />
ich unfreiwillig warten<br />
muss – im Stau, beim<br />
Arzt, in der Schlange<br />
im Supermarkt. Und<br />
ich spüre, das Alter hat<br />
mich nicht unbedingt<br />
geduldiger gemacht.<br />
Aber ich habe Wege<br />
gefunden, mich nicht<br />
mehr über diese<br />
Situationen zu ärgern,<br />
sie auszuhalten. Morgens<br />
in der Bahn zum Beispiel<br />
lese ich ganz konsequent<br />
– 40 Minuten, die nur<br />
mir gehören. In anderen<br />
Momenten hingegen<br />
würde ich die Uhr am<br />
liebsten anhalten. Dann,<br />
wenn meine Enkel da<br />
sind, wir spielen, ich<br />
Geschichten vorlese.<br />
Dann rauscht die Zeit<br />
wie im Flug vorbei<br />
und ich versuche jede<br />
Sekunde auszukosten.“<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
4/ 2013<br />
13
BESSER LEBEN<br />
Herzklopfen vorm Auftritt<br />
eignet habe. Und dann, wenn es losgeht,<br />
wandelt sich die Angst in Adrenalin<br />
– einen Kick, der mich dazu<br />
bringt, das Beste zu geben. Insofern<br />
finde ich Lampenfieber, also Ängste,<br />
positiv. Vor allem auch, weil es mich<br />
erdet. Nie würde ich im Vorfeld den-<br />
Haben Große auch manchmal<br />
Angst?“ – es sind Fragen wie<br />
die des Nachbar-Jungen Till (8),<br />
die den TV- und Theater-Schauspieler<br />
Pierre Shrady (55) dann<br />
aus dem Konzept bringen, weil<br />
man erst nachdenken muss.<br />
Ja, natürlich habe ich ihm geantwortet,<br />
auch wenn ich mir das<br />
früher, als ich auch acht war, gar<br />
nicht vorstellen konnte. Als Kind<br />
fürchtete ich mich vor allem vor<br />
Einbrechern und bösen Monstern.<br />
Und deshalb erinnerte ich<br />
mich erst wieder durch Till an<br />
den Ort meiner Kindheit, an dem<br />
ich mich am sichersten fühlte:<br />
meine Bettdecke, unter der ich mich<br />
vergrub. Und natürlich durfte nichts<br />
mehr rausschauen. Kein Zeh. Keine<br />
Nasenspitze. Wenn ich aufs Klo musste,<br />
halfen mir selbst erfundene Regeln,<br />
meine Angst im Zaum zu halten.<br />
„Wenn ich mit dem linken Fuß aufstehe,<br />
dann kann mir das böse Monster,<br />
das überall lauerte, nichts anhaben ...“<br />
Heute hat Angst für mich natürlich<br />
ein ganz anderes Gesicht. Im Beruf<br />
begegnet sie mir vor allem als Lampenfieber.<br />
Meist schon Stunden vor<br />
dem Auftritt. Dann versuche ich mich<br />
mit vernünftigen Gedanken zu beruhigen:<br />
„Du hast alles gut gelernt,<br />
kannst deine Rolle, den Text. Es wird<br />
schon klappen.“ Manchmal streife ich<br />
noch mal über die Bühne, prüfe die<br />
Requisiten. Steht der Schreibtisch am<br />
richtigen Ort? Ist die Flasche mit dem<br />
„Will dann<br />
mein<br />
Gefühl von<br />
Honung<br />
weitergeben.“<br />
Whisky – in dem natürlich nur Apfelsaft<br />
ist – auch gefüllt? Ich lernte für<br />
mich: Die äußere Ordnung hilft mir,<br />
am Ende auch innere Ruhe zu finden.<br />
Im letzten Moment, bevor der Vorhang<br />
aufgeht oder die Klappe fällt, versuche<br />
ich gar nicht mehr zu denken. Achte<br />
auf meine Atmung, gehe noch mal den<br />
ersten Satz im Geiste durch.<br />
Alles Strategien, die ich mir im Laufe<br />
meines Lebens nach und nach ange-<br />
ken: „Morgen wirst du großartig sein.“<br />
So wie es mal ein Kollege sogar offen<br />
aussprach und dann eine ziemlich<br />
schlechte Leistung ablegte. Jeder kann<br />
versagen, auch wenn er noch so gut<br />
Angst um die Kinder<br />
vorbereitet ist. Solche Dinge passieren,<br />
niemand ist davor sicher ...<br />
Doch ich habe auch Ängste, die mich<br />
bedrücken. Auch das machte mir Tills<br />
Frage wieder bewusst. Ängste um<br />
die Menschen, die ich liebe, meine<br />
Frau und meine zwei Kinder:<br />
Sind sie gesund? Passiert ihnen<br />
auch nichts Schlimmes? Manchmal<br />
kommen bei mir Ängste völlig<br />
aus dem Nichts. Dann sehe<br />
ich zum Beispiel die Szene vor<br />
Augen, wie meine Tochter Louisa<br />
(9) fast von einem Auto erfasst<br />
wird. Ich stelle mir vor, wie<br />
ich auf die Straße springe, das<br />
Kind schnell zur Seite reiße ...<br />
Ich hoffe, dass ich niemals eine<br />
solche Situation erleben werde,<br />
bzw. sollte es doch so sein –<br />
schnell genug reagiere. Mir ist<br />
es wichtig, eingreifen zu können.<br />
Nicht passiv zu sein. Vielleicht gehöre<br />
ich deshalb auch zu den Menschen,<br />
die einfach nicht den Mund halten<br />
können. Wenn Menschen in der Straßenbahn<br />
angepöbelt werden oder jemand<br />
randaliert – ich mische mich ein.<br />
In solchen Situationen spüre ich keine<br />
Angst. Nur den Wunsch zu helfen.<br />
Dass ist mir auch wichtig, wenn andere<br />
Angst haben. Zum Beispiel, wenn<br />
meine Frau – sie ist freiberufliche Übersetzerin<br />
– nach einem fertigen Auftrag<br />
die Sorge hat, nie wieder einen neuen<br />
Sich einmischen<br />
Job zu bekommen. Dann sage ich ihr,<br />
dass sie eine von allen geachtete Übersetzerin<br />
ist, die ihren Job hervorragend<br />
macht. Ich finde, bei Angst hilft<br />
es, sich Dinge klarzumachen, Realität<br />
zu sehen. Die Sorgen nicht unrealistisch<br />
und damit zu groß werden zu<br />
lassen. Warum sollte eine Überset-<br />
14 4/ 2013
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BESSER LEBEN<br />
zerin, die so gut ist wie meine Frau,<br />
keinen neuen Auftrag erhalten? Und<br />
natürlich ist es auch wichtig, dem anderen<br />
zu zeigen, dass er nicht allein<br />
ist. Dass man ihn liebt, für ihn da ist,<br />
seine Ängste ernst nimmt. Ich nehme<br />
sie dann in den Arm, drücke sie fest<br />
– und versuche mein Gefühl der Zuversicht<br />
an sie weiterzugeben.<br />
Entscheidend ist, auch das wurde mir<br />
durch Tills einfache Frage wieder bewusst,<br />
dass Ängste nie die Oberhand<br />
gewinnen, dich nie so sehr im Griff<br />
haben, dass sie dich lähmen. Und das<br />
war es auch, was ich Till geantwortet<br />
und mit auf den Weg gegeben habe.<br />
Wie sieht es im<br />
Himmel aus,<br />
Oma? Die Frage ihrer<br />
Enkelin Maja (9)<br />
brachte Hannegret<br />
Himmels (70) dazu, über das zu reden,<br />
was ihr wichtig ist.<br />
Seit Maja Messdienerin ist, philosophieren<br />
wir häufig über Gott und<br />
Glauben. Es sind unglaublich spannende,<br />
ernste und manchmal auch<br />
lustige Gespräche, was vor allem an<br />
Majas so einfach klingenden, aber im<br />
Kern richtig spannenden Fragen liegt:<br />
Warum versteckt sich der liebe Gott?<br />
Wie sieht Gott eigentlich aus? Mag er<br />
auch die bösen Menschen? Warum<br />
erlaubt er, dass manche Kinder hungern?<br />
... Was würden Sie Ihrer Enkelin<br />
antworten? Selbst mir als ehemaliger<br />
Religionslehrerin fällt dies auf Anhieb<br />
schwer. Natürlich versuche ich offen<br />
und ehrlich zu antworten. Aber das<br />
ist gar nicht so leicht. Die Fragen zwingen<br />
mich, manchmal meine persönlichen<br />
Überzeugungen zu hinterfragen,<br />
über vieles neu nachzudenken.<br />
Wie neulich. Als Maja nach oben<br />
blickte und fragte: „Omi, wie sieht es<br />
eigentlich im Himmel aus?“<br />
Ich hätte natürlich antworten können:<br />
„Das weiß kein Mensch.“ Denn so denken<br />
schließlich viele. Aber dieser Satz<br />
hätte weder sie noch mich zufriedengestellt.<br />
Weil die Frage ja viel tiefer<br />
geht. Im Grunde will Maja mit dieser<br />
kindlichen Formulierung wissen, was<br />
wir alle wissen wollen: Gibt es ein Leben<br />
nach dem Tod? Und wenn ja, wie<br />
wird es im Himmel sein?<br />
Ich fühlte mich bei dieser Frage in<br />
meine frühe Kindheit zurückversetzt.<br />
Mit drei Jahren verlor ich meinen Vater,<br />
er fiel im Krieg. Meine Mutter tröstete<br />
uns damals damit, dass er nun<br />
im Himmel weiterleben würde und<br />
von dort aus alles mitbekäme, was<br />
wir Kinder machen. „Schaut mal, wie<br />
schön der hellste Stern, der Abendstern,<br />
leuchtet“, sagte sie immer vor<br />
dem Einschlafen. Dort ist euer Vater<br />
und wacht über euch. Das fand ich<br />
unglaublich tröstlich. Genauso wie<br />
„Ich glaube<br />
an ein<br />
Jenseits,<br />
wo ich alle<br />
wiedersehe.“<br />
die Gewissheit, dass ich meinen Vater<br />
eines Tages im Himmel wiedersehe.<br />
Und daran glaube ich bis heute – an<br />
ein Jenseits, ein Paradies, einen Ort,<br />
an dem es keine Trauer, keinen Tod<br />
gibt. Dort sind die Menschen gut, leben<br />
friedlich und gerecht miteinander.<br />
Ich bin auch davon überzeugt,<br />
Stark durch den Glauben<br />
dass nicht nur unsere Seele aufersteht,<br />
sondern auch der Körper, wie auch<br />
immer er dann aussehen mag.<br />
Im Himmel werde ich dann meine Lieben<br />
wiedersehen – nicht nur meinen<br />
Vater, auch meine Mutter. Und vor<br />
allem meinen kleinen Sohn, der nach<br />
elf Tagen starb und den ich nie in den<br />
Armen halten konnte, weil er direkt<br />
nach der sehr schweren Geburt in ein<br />
anderes Krankenhaus gebracht wurde.<br />
Wir alle haben rote Haare, deshalb<br />
stelle ich ihn mir auch als Rotschopf<br />
vor. Doch im Himmel – da bin ich fest<br />
überzeugt – sehen wir nicht so aus<br />
wie auf der Erde. Wir werden so sein,<br />
wie Gott uns haben wollte – wie auch<br />
immer das sein wird. Wie groß dieser<br />
Ort sein muss, um die ganze Menschheit<br />
aufzunehmen? Darüber zerbreche<br />
ich mir nicht den Kopf.<br />
Ich weiß, dass viele solche Gedanken<br />
für naiv halten. Aber ich glaube fest<br />
daran. Ein Glaube, der mich stark gemacht,<br />
durchs Leben getragen hat,<br />
mir die Angst vor dem Tod nahm. Dafür<br />
bin ich sehr dankbar.<br />
Ich hoffe, dass es Maja einmal ähnlich<br />
gehen wird. Deshalb nehme ich mir<br />
für unsere Gespräche immer Zeit. Weil<br />
sie mich bereichern, aber auch, weil<br />
ich spüre, dass Maja sich ernst genommen<br />
fühlt. Neulich sagte sie im Auto:<br />
Ur-Vertrauen weitergeben<br />
„Oma, ich finde es ganz toll, mit dir<br />
zusammen zu sein. Wir reden dann<br />
immer wie Erwachsene.“ Ein schöneres<br />
Kompliment hätte sie mir gar<br />
nicht machen können und ich wünsche<br />
mir sehr, dass ihr unsere Gespräche<br />
helfen, ein genauso tiefes Ur-<br />
Vertrauen ins Leben zu gewinnen.<br />
Fotos: Malwine Rafalski; Haare+Make-up: Caroline Naab<br />
16 4/ 2013
BESSER LEBEN<br />
LUST AUF MODE<br />
Frühling heißt Neues ausprobieren.<br />
Unsere Mode-Expertin KATALIN<br />
KISS hat aus all den neuen Mode-<br />
Trends die schönsten Stylings<br />
herausgepickt, die sich perfekt mit<br />
anderen Dingen kombinieren<br />
lassen und die Ihrem Aussehen<br />
frischen Pep geben.<br />
Mode,<br />
die Sie<br />
strahlen<br />
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LUST AUF NEUES ? Jersey-Blazer mit Blumendruck von Peter Hahn, ab<br />
130 Euro, Ledertasche von Liebeskind, 199 Euro (oben), Chic in Rot-<br />
Tönen (re. von Peter Hahn), Sling-Pumps (über Heine, 60 Euro)<br />
4/ 2013<br />
17
BESSER LEBEN<br />
AFRIKA<br />
Ob Zebra, Leopard<br />
oder Python – Animalprint<br />
sieht solo klasse<br />
aus, passt aber<br />
auch gut zu Jeans.<br />
FARBE DER LIEBE<br />
Rot<br />
Von Pink bis Orange –<br />
kombinieren Sie ruhig<br />
mehrere Rot-Töne.<br />
Schöner Hingucker: Kleid von<br />
Ilse Jacobsen, 219 Euro<br />
Sehr<br />
klassisch:<br />
Bouclé-<br />
Blazer, über<br />
Heine,<br />
129 Euro<br />
Kleine Farb-<br />
Akzente setzen:<br />
Armband von<br />
Yulyaffairs<br />
Weicher<br />
Stoff,<br />
schöne<br />
Länge:<br />
Leo-Kleid,<br />
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bei Marc<br />
Cain<br />
Kaschiert gut:<br />
Kleid im Afrika-<br />
Style (Heine,<br />
80 Euro). Tuch,<br />
Tamaris,<br />
18 Euro (oben)<br />
Macht schöne<br />
Beine: höher<br />
geschnittene<br />
Hose, Atelier<br />
Gardeur,<br />
100 Euro<br />
Passt zu vielen<br />
Oberteilen: Rock,<br />
Sandwich, 60 Euro<br />
Leicht<br />
und<br />
angenehm<br />
zu<br />
tragen:<br />
Bluse,<br />
Otto<br />
15 Euro<br />
Gefühl von<br />
Sommer:<br />
Sandalen,<br />
Peter Hahn<br />
(ab 99 Euro)<br />
TRENDS<br />
Kleine Accessoires, große Wirkung<br />
Stiefel mit Blüten<br />
verändern, von<br />
Wolky, 190 Euro<br />
<br />
+ =<br />
Gemustert und gestreift:<br />
Paisley-Schal,<br />
Hess Natur, 49 Euro<br />
Für windiges Wetter:<br />
Kurzmantel, Brigitte<br />
von Boch, 160 Euro<br />
18 4/ 2013
WILDER WESTEN<br />
INDIEN<br />
Romantische<br />
Fransen:<br />
Ledertasche,<br />
Tosca<br />
Blu,<br />
230<br />
Euro<br />
Glänzende<br />
Ethno-<br />
Kette über<br />
Schwab,<br />
20 Euro<br />
Federleicht:<br />
Seiden-<br />
Tunika,<br />
Steffen<br />
Schraut,<br />
149 Euro<br />
Kräftige<br />
Farben und<br />
Muster der<br />
Natur, gesehen<br />
bei Riani<br />
Leicht<br />
und verspielt:<br />
Kleid<br />
von Noa<br />
Noa,<br />
99 Euro<br />
Moderne<br />
Folklore<br />
Der Zauber des Ostens,<br />
die Romantik der Prärie<br />
– einer der großen Mode-<br />
Trends sind die Farben und<br />
Formen ferner Völker.<br />
Geschmückte<br />
Füße: Boots,<br />
H&M,<br />
40 Euro<br />
Zu den Boots passend:<br />
Gürtel, H&M, 20 Euro<br />
4/ 2013<br />
19
BESSER LEBEN<br />
GRAFIK-MUSTER<br />
Wie<br />
gemalt<br />
SCHWARZ & WEISS<br />
Berühmtes<br />
Vorbild:<br />
Ringel-Shirt,<br />
Otto Versand,<br />
20 Euro<br />
KURZE JACKEN<br />
Raffinierter<br />
Schnitt:<br />
Jacke,<br />
Sandwich,<br />
90 Euro<br />
Zarte Striche:<br />
Ballerina,<br />
Peter<br />
Kaiser,<br />
130 Euro<br />
Neue Farben<br />
Wie ein<br />
Gemälde von<br />
Mondrian:<br />
gesehen bei<br />
Roksanda<br />
Ilincic<br />
Sieht aus<br />
wie eine<br />
Motorrad-<br />
Jacke,<br />
ist aber<br />
aus Stoff:<br />
Jacke,<br />
Turnover<br />
Farbenfrohes<br />
Blumen-Muster:<br />
Kleid, Anna<br />
Aura, 159 Euro<br />
Langer, weiter Rock,<br />
kurze Jacke, gesehen<br />
bei Alba Moda<br />
20 4/ 2013
Strahlender Ausschnitt: Top,<br />
Ivi Collection, 150 Euro<br />
Fotos: Kobal Collection/fotofinder/images.de (2), Getty Images (4), Prisma, Sixtus Reimann/Visum, PR (32), privat<br />
Glanz<br />
Pailletten, Zierperlen und Metallic lassen Kleidung<br />
strahlen. Allerdings immer nur etwas Glanz-Teil tragen.<br />
Glänzende<br />
Taille:<br />
Kleid<br />
mit<br />
Gürtel,<br />
Cetout,<br />
120<br />
Euro<br />
Raffinierte<br />
Transparenz:<br />
Kleid, Noa<br />
Noa, 120 Euro<br />
TRANSPARENZ<br />
Schicke Spitze:<br />
Sling-Pumps,<br />
Heine, 60 Euro<br />
Silbriges zum<br />
Umhängen:<br />
Tasche, Tamaris,<br />
50 Euro<br />
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4/ 2013<br />
21
BESSER LEBEN<br />
BLICK LEITEN<br />
• Lenken Sie den Blick weg<br />
vom Bauch in Richtung<br />
Gesicht oder Beine.<br />
• Ideal dafür sind modische<br />
Schals und Tücher.<br />
• Auch Schuhe mit kleinem Absatz,<br />
die die Beine strecken.<br />
• Und: Achten Sie auch darauf,<br />
dass Ihre Augen (s. S. 30)<br />
schön geschminkt sind.<br />
Nähte an<br />
der Seite<br />
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Hosen haben besonders<br />
kräftige Nähte<br />
an der Außenseite<br />
der Beine – auch dies<br />
lenkt den Blick und<br />
streckt gleichzeitig<br />
das Bein. Vorsicht<br />
allerdings mit auffälligen<br />
Reißverschlüssen,<br />
die die Körpermitte<br />
betonen.<br />
WEITE KLEIDER<br />
Auch wenn Sie gerne Figur-<br />
Betonendes tragen – mit<br />
einem kleinen Bäuchlein lieber<br />
längere Tuniken oder Jacken<br />
tragen, die deutlich über<br />
den Bund der Hose oder des<br />
Rocks gehen. Ruhig auch die<br />
jetzt modernen leichten oder<br />
transparenten Stoffe als Kleid<br />
zur Jeans tragen – wirkt jünger<br />
und kaschiert perfekt.<br />
Schmale<br />
Schnitte<br />
Ideal sind schmal<br />
geschnittene Hosen<br />
mit hohem Bund –<br />
auch das streckt und<br />
kaschiert. Vorsicht<br />
allerdings, wenn man<br />
kräftigere Beine hat;<br />
dann bei Hosen auf<br />
einen sehr geraden<br />
Schnitt achten, damit<br />
keine (!) Apfelform an<br />
den Beinen entsteht.<br />
Knopfleiste<br />
Bei Jacken (egal ob<br />
bei kürzeren oder<br />
längeren Modellen)<br />
unbedingt auf eine<br />
einreihige Knopfleiste<br />
achten. Schmale<br />
Revers strecken den<br />
Oberkörper zusätzlich,<br />
sodass das Bäuchlein<br />
weniger ins Auge fällt.<br />
Wichtig gerade bei<br />
Frauen, die kleiner sind.<br />
So verschwindet<br />
ein Bäuchlein<br />
Auch wenn man sich noch so viel bewegt –<br />
oft bildet sich mit den Jahren ein kleines<br />
Bäuchlein. Doch dieses können Sie mit einfachen<br />
Styling-Tricks prima kaschieren.<br />
Ausschnitt<br />
• Alle Arten von Ausschnitt<br />
bei Oberteilen<br />
lenken gut den Blick.<br />
• Meiden sollte man<br />
dagegen Rundhals.<br />
• Um den Ausschnitt<br />
zu betonen, auffällige<br />
Ketten tragen.<br />
• Bei tiefem V-Ausschnitt<br />
ein enges<br />
Shirt darunter tragen.<br />
LAGEN-LOOK<br />
und idealerweise noch in<br />
Wickel-Optik oder mit asymmetrischen<br />
Schnitten helfen<br />
ebenfalls prima gegen ein<br />
Bäuchlein. Auch (ärmellose)<br />
Etui-Kleider mit Volants lenken<br />
ab (dann ein helleres Shirt<br />
darunter tragen). Auch<br />
Kleider mit Drapé-Effekt<br />
am Bauch kaschieren<br />
das, was betont wird.<br />
Schals &<br />
Tücher<br />
sind in diesem Frühjahr<br />
absolut in – und<br />
ideal, um von einem<br />
Bäuchlein abzulenken.<br />
Je auffälliger, desto<br />
besser. Wichtig ist,<br />
die leichten Tücher<br />
locker um den Hals<br />
wickeln. Außerdem<br />
lässt sich damit jedes<br />
Oberteil aufpeppen.<br />
SPEZIELLE<br />
OBERTEILE<br />
• Perfekt sind Blusen und<br />
Oberteile, die unter der Brust<br />
leicht ausgestellt sind und ruhig<br />
etwas länger sein können.<br />
• Die aktuellen Prinzess-Kleider<br />
und -oberteile sind ideal.<br />
• Aber auch Shirts und<br />
darüber Babydoll-Oberteile<br />
kaschieren sehr gut.<br />
Und wenn Sie gerne Figur-Betonendes tragen ...<br />
... dann darunter aber figurformende Unterwäsche. Das gilt besonders für die aktuellen, transparenten Blusen und Oberteile<br />
sowie für alle Seiden-Tops und fließende Stoffe. Eine gute Übersicht über das inzwischen riesige Angebot an intelligenten Taillenformern,<br />
Bodys, Unterhemden und -röcken usw. bietet zum Beispiel die Internet-Seite www.perfect-shaping.de<br />
Foto: Goertz<br />
22 4/ 2013
Genießen<br />
Rezepte mit Eiern >S. 24 <strong>Jünger</strong> <strong>wirken</strong> – strahlende Augen >S.30 Natur-Kosmetik >S.35<br />
Schneller<br />
Sonntagskuchen:<br />
Philadelphia-Torte<br />
mit Rhabarber-<br />
Spiegel<br />
Kleine<br />
Tipps<br />
Avocado<br />
noch hart?<br />
Dann neben<br />
Äpfel legen<br />
Lust auf<br />
Sommerblumen<br />
Jetzt direkt ins<br />
Beet säen<br />
Vorsicht mit<br />
Trocken-Obst<br />
Hat viel mehr<br />
Kalorien<br />
Foto: Stockfood<br />
„Alle Lebewesen, außer den Menschen, wissen, dass das Leben darin besteht, es<br />
zu genießen“, sagte der Schriftsteller Samuel Butler. Doch genau damit tun sich<br />
besonders die Deutschen schwer: Mehr als 80 % glauben, ganz preußisch, dass<br />
man sich Genuss erst verdienen muss. Dabei ist jetzt die schönste Zeit für<br />
spontanen Genuss: einfach in die Sonne setzen, die Augen schließen – herrlich!<br />
das schönste buch dazu:<br />
zsuzsa bank: die hellen tage<br />
4 / 2013 23
MARKETTE<br />
Bitte zu Tisch<br />
im Bistro „Chez<br />
nous“: Mit dem<br />
französischen<br />
Klassiker<br />
können Sie beim<br />
Oster-Brunch<br />
Ihre Familie erfreuen<br />
und sich<br />
für den Spaziergang<br />
stärken!<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
24 4/ 2013
GENIESSEN<br />
Ei, wie raffiniert:<br />
Osterküche<br />
zum Verlieben<br />
Das gute alte Ei ist immer für eine kulinarische Überraschung gut.<br />
Wir legen Ihnen sieben richtig raffinierte Kreationen ins Nest, die Sie<br />
garantiert noch nicht kennen, aber ganz bestimmt lieben werden!<br />
CROQUE MADAME MIT SPIEGELEI<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
FÜR 2 PORTIONEN<br />
65 g Butter • 1 EL Mehl • 1/4 l<br />
Milch • 1 EL geriebener Parmesankäse<br />
• Salz • Muskat • 4 Scheiben<br />
Weißbrot • 2 EL Dijonsenf<br />
2 Scheiben Schinken • 75 g geriebener<br />
Hartkäse (z. B. Gruyère)<br />
2 Eier • Pfeffer aus der Mühle<br />
ZUBEREITUNG<br />
25 Minuten<br />
PRO PORTION<br />
916 kcal, 43 g Eiweiß, 56 g<br />
Fett, 58 g Kohlenhydrate, 330<br />
mg Cholesterin, 5 BE/KE<br />
1 | Ein EL Butter (ca. 25 g) zerlassen. Das Mehl einrühren<br />
und anschwitzen. Milch und Parmesan unterrühren,<br />
unter Rühren 4–5 Minuten köcheln lassen. Mit<br />
Salz und Muskat würzen, beiseitestellen.<br />
2 | Den Backofengrill vorheizen. Zwei Brotscheiben<br />
mit dem Senf bestreichen. Anschließend mit Schinken<br />
und Käse belegen. Übrige Brotscheiben darauflegen.<br />
20 g Butter aufschäumen lassen, Croques darin 2 bis<br />
3 Minuten goldbraun braten.<br />
3 | Anschließend wenden und auf der zweiten Seite<br />
ebenfalls 2 bis 3 Minuten braten. Aus der Pfanne<br />
nehmen, auf ein mit Backpapier belegtes Backblech<br />
legen. Mit der Soße bestreichen und unter dem Grill<br />
weitere 3 bis 4 Minuten gratinieren.<br />
4 | Inzwischen in der restlichen heißen Butter in einer<br />
Pfanne zwei Spiegeleier ganz klassisch braten. Mit<br />
etwas Salz und Pfeffer würzen. Dann auf die Croques<br />
gleiten lassen und sofort servieren.<br />
4 / 2013 25
MARKETTE<br />
WACHTELEI - TARTELETTS<br />
FÜR 2 PORTIONEN<br />
175 g Mehl • 60 g Butter • 60 g Schweine- oder<br />
Butterschmalz • 2–3 Stiele glatte Petersilie • 250 g<br />
Bratenaufschnitt (z. B. Schweinebraten, Kasseler)<br />
Salz • Pfeffer aus der Mühle • 12 Wachteleier<br />
150 g Schlagsahne<br />
1 | Mehl mit Butterstücken und Schmalz mit einem<br />
Messer krümelig hacken. 75 ml kaltes Wasser zufügen,<br />
mit den Händen zügig zum Mürbeteig verkneten.<br />
In Frischhaltefolie gewickelt eine Stunde kalt stellen.<br />
2 | Den Teig 5 mm dick ausrollen und 2 Kreise (ca.<br />
15 cm) ausstechen. 2 Portions-Backförmchen (à ca.<br />
300 ml) damit auskleiden, überstehende Ränder<br />
abschneiden und erneut kalt stellen.<br />
3 | Petersilie fein hacken, Braten fein würfeln,<br />
mischen, salzen und pfeffern. Die Hälfte in die<br />
Förmchen füllen. Wachteleier aufschlagen und<br />
jeweils 3 Eier auf das Fleisch geben.<br />
4 | Vorgang wiederholen, dann die Sahne darübergießen.<br />
Alles nochmals leicht salzen und pfeffern.<br />
Bei 200 °C im vorgeheizten Backofen ca. 35 Minuten<br />
goldbraun backen.<br />
ZUBEREITUNG<br />
30 Minuten<br />
PRO PORTION<br />
1300 kcal, 45 g Eiweiß, 96 g Fett, 65 g Kohlenhydrate,<br />
524 mg Cholesterin, 5,5 BE/KE<br />
Übrigens:<br />
1 Hühnerei<br />
entspricht<br />
6 Wachteleiern.<br />
POCHIERTES EI AUF SALAT<br />
FÜR 2 PORTIONEN<br />
1 Scheibe Graubrot (entrindet) • 5 EL Olivenöl<br />
1 Radicchio • 1/2 Friséesalat • 1 Zwiebel • Salz<br />
2 Sardellen • je 1/2 TL Kapern, Rosmarin, Senf • 2 EL<br />
Balsamico • Zucker • Pfeffer • 30 ml Essig • 2 Eier<br />
1 | Beim Brot die Rinde abschneiden und dann<br />
fein zerkrümeln. Anschließend in 1 EL Öl knusprig<br />
braten und auf Küchenpapier abtropfen lassen.<br />
Zwiebel schälen, würfeln, in 1 EL glasig dünsten.<br />
Salate putzen, waschen, klein schneiden und<br />
5 Minuten mitdünsten. Salzen.<br />
2 | Sardellen, Kapern, Rosmarin, Senf, Balsamico,<br />
Rest-Öl und 1 EL Wasser grob pürieren. Mit Salz,<br />
Zucker und Pfeffer abschmecken.<br />
3 | Essig mit 1/2 l Wasser zum Sieden bringen. Eier<br />
nacheinander aufschlagen und ins Wasser gleiten<br />
lassen. Mit einem Löffel vorsichtig rund formen<br />
und 4 Minuten pochieren.<br />
4 | Lauwarmen Salat auf 2 Tellern anrichten und<br />
mit dem Dressing beträufeln. Eier mit der Schaumkelle<br />
herausheben und je eins daraufsetzen. Mit<br />
den Brotbröseln bestreuen und servieren.<br />
ZUBEREITUNG<br />
35 Minuten<br />
PRO PORTION<br />
532 kcal, 16 g Eiweiß, 42 g Fett, 20 g Kohlenhydrate,<br />
198 mg Cholesterin, 1,5 BE/KE<br />
26 4/ 2013
GENIESSEN<br />
KÄSE-EIER-CREME<br />
FÜR 2 PORTIONEN<br />
2 kleine Eier • 1/2 Bund Kerbel • 150 ml Geflügelbrühe<br />
• 50 g Hartkäse (z. B. Gruyère) • Salz<br />
Pfeffer • 100 g Kirschtomaten • 1/2 EL Olivenöl<br />
1/2 TL brauner Zucker<br />
RAVIOLI MIT WACHTELEI<br />
FÜR 2 PORTIONEN<br />
1/2 P. Nudel- oder Maultaschenteig (250 g; Kühltheke)<br />
150 g Ricotta • 60 g Parmesan (gerieben) • 2 Knoblauchzehen<br />
(gehackt) • 1 EL Semmelbrösel • 1 kl. Eigelb • Salz<br />
Pfeffer • 8 Wachteleier • 30 g Butter • 1 TL Majoran<br />
1 | Eier verquirlen. Kerbel waschen, trocken<br />
schütteln und 1 Stiel beiseitelegen. Den Rest fein<br />
hacken. Käse reiben, mit gehacktem Kerbel und<br />
Brühe unter die Eier rühren. Salzen und pfeffern.<br />
2 | Eier-Käse-Masse in zwei feuerfeste Förmchen<br />
(à ca. 250 ml Inhalt) füllen und in einen Dämpfeinsatz<br />
stellen. Über kochendem Wasser zugedeckt<br />
35 Minuten dämpfen und stocken lassen.<br />
3 | Den Backofen auf 250 °C Unter- und Oberhitze<br />
(Gas: Stufe 5–6) vorheizen. Tomaten waschen, putzen<br />
und gut abtropfen lassen. Mit dem Öl und dem<br />
Zucker vermengen und salzen. In eine feuerfeste<br />
Form geben und im Ofen etwa 10 Minuten leicht<br />
karamellisieren lassen.<br />
4 | Tomaten auf die gestockte Eier-Käse-Creme<br />
verteilen. Restlichen Kerbel zerzupfen, darüberstreuen<br />
und servieren. Dazu passt Baguette.<br />
ZUBEREITUNG<br />
20 Minuten<br />
PRO PORTION<br />
245 kcal, 14 g Eiweiß, 17 g Fett, 7 g Kohlenhydrate,<br />
198 mg Cholesterin, 0,5 BE/KE<br />
1 | Aus dem Nudelteig 16 Quadrate (8 x 8 cm) schneiden.<br />
Ricotta mit 20 g Käse, 1/4 des Knoblauchs, Bröseln, Eigelb<br />
und Gewürzen mischen. Auf 8 Ravioli verteilen.<br />
2 | Wachteleier trennen, je 1 Eigelb auf die Füllung setzen.<br />
Ränder mit dem Eiweiß bestreichen, je ein 2. Teigquadrat<br />
darauflegen und gut andrücken.<br />
3 | Ravioli in kochendem Salzwasser 4–5 Minuten gar<br />
ziehen lassen. Restlichen Knoblauch in Butter goldbraun<br />
dünsten. Mit Majoran, Salz und Pfeffer würzen. Über<br />
abgetropfte Ravioli gießen, mit Parmesan bestreuen.<br />
ZUBEREITUNG<br />
45 Minuten<br />
PRO PORTION<br />
955 kcal, 42 g Eiweiß, 43 g Fett, 91 g Kohlenhydrate, 452 mg<br />
Cholesterin, 7,5 BE/KE<br />
Ei, wie lecker:<br />
Feine Osterideen<br />
4 / 2013<br />
27
GENIESSEN<br />
MUSCHELSUPPE MIT RÄUCHER-EI<br />
FÜR 2 PORTIONEN<br />
4 wachsweiche Eier (Kl. L) • 1 EL Jasminreis • 1 EL brauner Zucker<br />
1/2 EL schwarzer Tee • 40 g Ingwer • 1 Schalotte • 1 rote Chili • 2 EL<br />
Sojaöl • 1/4 l Fischfond • 1 EL Fischsoße • 100 g Austernpilze<br />
250 g Muscheln (TK, küchenfertig) • 2 Stiele Koriander • 1 Limette<br />
1 | Einen Wok mit Alufolie auslegen. Reis, Zucker, Tee hineingeben.<br />
Darauf ein Gitter setzen. Eier pellen, darauflegen, zugedeckt etwa<br />
15 Minuten räuchern.<br />
2 | Gemüse hacken, pürieren, im Öl kurz andünsten. Fond und<br />
Fischsoße zugeben, aufkochen. Pilze putzen, klein schneiden, mit<br />
Muscheln zufügen. Unter Rühren 3 bis 4 Minuten garen; dann<br />
geschlossene Muscheln wegwerfen.<br />
3 | Räucher-Eier halbieren, zur Suppe geben und auf Schüsseln<br />
verteilen. Mit Koriander bestreuen, mit Limette servieren.<br />
ZUBEREITUNG 30 Minuten<br />
PRO PORTION 577 kcal, 43 g Eiweiß, 42 g Fett, 6 g Kohlenhydrate,<br />
1050 mg Cholesterin, 0,5 BE/KE<br />
Ei, wie anders:<br />
Österliche Vorspeisen<br />
Die Suppe<br />
schmeckt<br />
auch mit<br />
Enteneiern<br />
prima!<br />
SALAT MIT<br />
WACHTELEI<br />
FÜR 2 PORTIONEN<br />
1 Ei • 3 EL Weißweinessig<br />
1/2 TL Dijonsenf • 2 EL<br />
Olivenöl • Salz • Pfeffer • 250 g<br />
Knollensellerie • 1 Stange<br />
Staudensellerie • 12 Wachteleier<br />
• 100 g Räucherforelle<br />
1 | Das Ei in kochendes<br />
Wasser geben und 4 Minuten<br />
kochen. Abschrecken, pellen,<br />
anschließend halbieren.<br />
2 | Eigelb mit Essig, Senf und<br />
1 EL Wasser fein pürieren,<br />
dabei das Öl einfließen<br />
lassen. Es soll ein cremiges<br />
Dressing entstehen. Mit Salz<br />
und Pfeffer würzen.<br />
3 | Knollensellerie schälen,<br />
waschen und in sehr feine<br />
Stifte (Julienne) schneiden.<br />
Stangensellerie waschen,<br />
putzen und ebenfalls in feine<br />
Stifte schneiden. Das Grün<br />
dann grob hacken.<br />
4 | Forelle mit den Fingern<br />
in mundgerechte Stücke<br />
zupfen. Mit dem Gemüse und<br />
dem Selleriegrün auf den<br />
Tellern anrichten.<br />
5 | Wachteleier etwa 5–6 Minuten<br />
hart kochen. Abschrecken,<br />
pellen, halbieren und<br />
auf dem Salat verteilen. Mit<br />
dem Dressing beträufeln.<br />
ZUBEREITUNG<br />
45 Minuten<br />
PRO PORTION<br />
320 kcal, 22 g Eiweiß, 23 g Fett,<br />
5 g Kohlenhydrate, 325 mg<br />
Cholesterin, 0,5 BE/KE<br />
Fotos: ACP <strong>Magazin</strong>es Ltd./Stockfood (7), Shutterstock<br />
28 4/ 2013
Kindern und Enkeln<br />
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GENIESSEN<br />
Aufhe en<br />
Fü en<br />
Verwischen<br />
Tupfen<br />
Einklopfen<br />
Abdecken<br />
Nachziehen<br />
30 4/ 2013
GENIESSEN<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
Augen<br />
Lassen Sie Ihre<br />
doppelt strahlen<br />
Tränensäcke, Augenschatten, Schlupflider – wer will die schon haben.<br />
Mit ein paar genialen Schminktricks kann man sie verschwinden lassen.<br />
Einfach Schritt für Schritt nachschminken und staunen …<br />
FOTOS fernando milani<br />
TEXT silke mietzner<br />
4/ 2013<br />
31
GENIESSEN<br />
Das hilft bei Tränensäcken<br />
Manchmal sind sie plötzlich da, diese dummen Wasser-Ansammlungen unter den Augen. Woher sie kommen?<br />
Zu viel Salz, zu wenig Schlaf. Wenn wir älter werden, wird dazu noch das Gewebe schwächer und dehnt sich leichter<br />
aus. Doch diese ab und zu auftretenden Tränensäcke verschwinden schnell wieder. Manchmal lagern sich<br />
aber auch kleine Fett-Pölsterchen unter den Augen an; die muss man einfach akzeptieren und kaschieren.<br />
KLEINE<br />
HELFER<br />
Vher<br />
Nachher<br />
A. PUDER-<br />
LIDSCHATTEN<br />
in einem sanften<br />
Braunton sieht<br />
zu jeder Augenfarbe<br />
super aus<br />
(z. B. „Mono<br />
Lidschatten“,<br />
5,95 Euro, BeYu).<br />
Braunen Lidschatten<br />
auftragen – von Wimpern<br />
bis Lidfalte. Das<br />
gibt Kontur, lenkt ab.<br />
3<br />
1<br />
Lücken in den Brauen<br />
auffüllen – mit feinen Stichen.<br />
Denn starke Brauen ziehen<br />
die Blicke an – und lenken von<br />
Tränensäcken ab.<br />
B. VOLUMEN-<br />
MASCARA füllt<br />
Wimpern auf. Das<br />
macht Schwellungen<br />
unsichtbar<br />
(z. B. „Big &<br />
Beautiful BOOM!<br />
Curved Mascara“,<br />
7,49 Euro, Astor).<br />
C. HELLER<br />
CONCEALER<br />
lässt die Tiefen<br />
unter den<br />
Tränensäcken<br />
aufblitzen (z. B.<br />
„Anti-Aging Concealer“,<br />
16,80<br />
Euro, Artdeco).<br />
5<br />
Falsche<br />
Wimpern sind<br />
super am<br />
Abend. Besser<br />
sind Volumen-<br />
Mascaras:<br />
oben zweimal<br />
auftragen,<br />
unten reicht<br />
einmal.<br />
2<br />
Schatten unter den<br />
Schwellungen mit<br />
Concealer aufhellen –<br />
die Tränensäcke treten<br />
optisch zurück.<br />
4<br />
Rund um den<br />
Wimpernkranz<br />
eine bronzefarbene<br />
Linie<br />
ziehen und<br />
verwischen.<br />
A<br />
C<br />
B<br />
32 4/ 2013
Dunkle Schatten verschwinden lassen<br />
Es gibt wohl niemanden, der nicht schon mal in den Spiegel geschaut hat und sich über dunkle Augenränder<br />
gewundert hat. Nicht ärgern, da scheint einfach das Blut durch die Haut. Das passiert, wenn man erschöpft<br />
und abgespannt ist, und verschwindet wieder. Bleiben die Schatten, sind sie entweder angeboren oder aber es<br />
sind Pigmentflecken, die durch die Sonne entstanden sind. Immer <strong>wirken</strong> Concealer wahre Wunder.<br />
4<br />
Vher Nachher KLEINE<br />
Mit schwarzem oder<br />
dunkelbraunem Kajal eine<br />
Linie rund um die Augen<br />
ziehen. Die Linie lenkt von<br />
dunklen Ringen ab.<br />
6<br />
Mit türkisem<br />
Eyeliner eine<br />
feine Linie über<br />
den Wimpern<br />
ziehen. Der<br />
kühle Ton lässt<br />
das Augenweiß<br />
strahlen.<br />
2<br />
5<br />
Mit Kajal auch<br />
den inneren<br />
Lidrand und<br />
den inneren<br />
Augenwinkel<br />
nachziehen.<br />
Transparentpuder<br />
unter die Augen tupfen,<br />
um den Concealer<br />
zu fixieren.<br />
3<br />
Hellbraunen Lidschatten<br />
auf das bewegliche Lid<br />
auftragen, das öffnet<br />
wirksam den Blick.<br />
7<br />
Zwei Lagen<br />
Mascara auf die<br />
oberen Wimpern<br />
tuschen – wasserfeste,<br />
die<br />
nicht schmiert.<br />
1<br />
Abdeckstift<br />
auftupfen. Dabei<br />
die inneren<br />
Winkel, die oft<br />
verschattet<br />
sind, nicht<br />
vergessen.<br />
HELFER<br />
A. PUDER fixiert<br />
Concealer und<br />
hat gleichzeitig<br />
einen aufhellenden<br />
Effekt<br />
(z. B. „Unifiance<br />
Kompaktpuder“,<br />
13,58 Euro, La<br />
Roche-Posay).<br />
B. CONCEALER<br />
wird mit dem<br />
Ringfinger<br />
eingearbeitet,<br />
der ist besonders<br />
sensibel (z. B. „16<br />
h-Concealer“, 10<br />
Euro, agnès b. bei<br />
www.ccbparis.de).<br />
C. EYELINER<br />
IN GELFORM<br />
wird mit Pinsel<br />
aufgetragen, ist<br />
wasserfest und<br />
farbintensiv (z. B.<br />
Cremiger Eyeliner,<br />
ca. 8 Euro,<br />
www.ccbparis.de).<br />
C<br />
A<br />
B<br />
4/ 2013<br />
33
GENIESSEN<br />
Weg mit Schlupflidern<br />
Unsere Augenlider sind leider nicht so stark wie wir selbst – schade! Denn die zarte Haut am Oberlid wird nach<br />
und nach einfach schwach. Wer hat Schuld? Die UV-Strahlen, In-die-Sonne-Blinzeln und die Schwerkraft.<br />
Und dann lässt uns mit den Jahren auch noch das gewebestützende Collagen im Stich. Natürlich kann man die<br />
Lider operativ straffen lassen. Aber man kann auch einfach damit leben und sie geschickt kaschieren.<br />
KLEINE<br />
HELFER<br />
A. BRAUEN-SET<br />
enthält Puder für<br />
mehr Farbe und<br />
Wachs, das darüber<br />
verteilt wird<br />
und Glanz gibt<br />
(z. B. „Eye Brow<br />
Set“, 18 Euro,<br />
Pupa Milano).<br />
B. LIDSCHAT-<br />
TEN in Lila sieht<br />
zu heller, Grün<br />
zu brauner Haut<br />
besser aus (z. B.<br />
„Mono-Lidschatten“,<br />
je 3,90<br />
Euro, agnès b. bei<br />
www.ccbparis.de).<br />
C. MIT CRE-<br />
MIGER GRUN-<br />
DIERUNG hält<br />
der Lidschatten<br />
selbst bei<br />
Schlupflidern<br />
(z. B. „Eye Base“,<br />
7,95 Euro, BeYu).<br />
B<br />
C<br />
A<br />
2<br />
Üppige Wimpern<br />
machen Schlupflider<br />
fast unsichtbar. Man<br />
tuscht mindestens<br />
zweimal mit<br />
Volumen-Mascara.<br />
Vher<br />
Lidschatten als<br />
Grundierung rund ums<br />
Auge auftupfen, dann<br />
verschmiert nichts.<br />
6<br />
3<br />
1<br />
Nur den inneren<br />
Rand des Unterlids<br />
mit dunkelbraunem<br />
Kajal<br />
nachziehen. Ein<br />
dicker Strich lässt<br />
das Auge eher<br />
schlaff <strong>wirken</strong>.<br />
Den Brauenbogen so nachziehen,<br />
dass der höchste<br />
Punkt etwa über dem<br />
äußeren Rand der Iris liegt.<br />
4<br />
Zweifarbiger<br />
Lidschatten<br />
öffnet das Auge.<br />
Der dunkle kommt<br />
in das Dreieck.<br />
5<br />
Der helle Lidschatten<br />
sitzt<br />
darüber und im<br />
inneren Winkel, das<br />
hellt den Blick auf<br />
und macht jung.<br />
Nachher<br />
Fotos: Fernando Milani für Oprah <strong>Magazin</strong>e/M Represents, INC. (4), Shutterstock, PR<br />
34 4/ 2013
GENIESSEN<br />
NATURKOSMETIK<br />
Sanfte Pege<br />
aus dem Garten<br />
Wer eine empfindliche Haut hat, sollte bei Shampoo,<br />
Cremes, Lotionen, aber auch bei Duschgel und<br />
Badeschaum auf diese pflanzlichen Zutaten achten.<br />
Illustrationen: Das Gartenarchiv, mauritius images (2), PR (3)<br />
In Deutschland<br />
steht<br />
Arnika<br />
auf der<br />
Roten Liste<br />
gefährdeter<br />
Arten.<br />
Also bitte<br />
nicht selbst<br />
pflücken,<br />
sondern in<br />
der Apotheke<br />
kaufen.<br />
Arnika regt den<br />
Stoffwechsel an<br />
Wer sie in der Natur erleben<br />
will, muss in die Höhe klettern.<br />
Denn Arnika findet man<br />
auf Bergwiesen. Als Wundkraut<br />
ist Arnika seit Jahrhunderten<br />
bekannt. Sie hilft, das<br />
Gewebe zu regenerieren, entspannt<br />
und regt die Lymphe<br />
an. Daher ist Arnika auch ein<br />
prima Mittel bei Muskelkater.<br />
GUTE PRODUKTE Bioturm<br />
Arnikacreme, 150 ml, 16,95<br />
Euro; Dr. Hauschka Pflegeöl<br />
Birke Arnika, 75 ml, 13 Euro<br />
SELBER MACHEN Für Arnikatinktur<br />
gegen Muskelkater<br />
30 Gramm getrocknete Blüten<br />
zwei Wochen in 200 ml Alkohol<br />
einlegen, abseihen und in<br />
einer dunklen Flasche 10 Tage<br />
ziehen lassen. Zum Auftupfen.<br />
Kornblume<br />
lindert Reizungen<br />
Früher galt sie als Unkraut;<br />
heute freut man sich wieder,<br />
wenn sie blitzblau am Rand<br />
von Getreidefeldern blüht.<br />
Und auch im Garten verzaubern<br />
Kornblumen mit<br />
ihrem Blau. Für den Balkonkasten<br />
eignet sich die kleine<br />
„Florence Blue“.<br />
Besonders wirksam sind die<br />
Auszüge aus Kornblumen für<br />
die Kopfhaut, weil sie Schuppen<br />
lösen, und für die Augen,<br />
weil sie beruhigen.<br />
GUTE PRODUKTE Lavera<br />
Hair Kornblumen Shampoo<br />
Anti Schuppen, 250 ml,<br />
6,45 Euro; Sanoflore Regard<br />
merveilleux-Augencreme,<br />
15 ml, 24,90 Euro<br />
SELBER MACHEN Kornblumenwasser<br />
tut gereizten Augen<br />
sehr gut. Eine Handvoll<br />
Blüten einige Minuten in 0,5<br />
Liter kochendem Wasser ziehen<br />
lassen, filtern, abkühlen<br />
lassen. Augen darin „baden“.<br />
Wildrose<br />
strafft<br />
Ja, die Botschafterin<br />
der Liebe – ihr Duft<br />
ist ein Seelentröster, der<br />
entspannt, zärtlich und<br />
geborgen stimmt. Dieser<br />
Heil-Effekt ist sofort zu<br />
spüren, wenn man an<br />
Rosen schnuppert. Auch<br />
auf die Haut haben Wildrosen<br />
eine wunderbare Wirkung –<br />
aus den Hagebutten wird ein<br />
straffendes Öl gewonnen.<br />
GUTE PRODUKTE Farfalla<br />
Wildrosen-Schaumbad,<br />
200 ml, 14,90 Euro; Weleda<br />
Wildrose glättende Augenpflege,<br />
10 ml, 15,95 Euro<br />
SELBER MACHEN Eine<br />
Massage mit Rosen-Körperöl<br />
hilft bei Anspannung. Dafür<br />
zwei Tropfen Rosenöl und<br />
100 ml Jojobaöl verrühren.<br />
Blüten<br />
und<br />
Früchte<br />
der Wildrose<br />
sind<br />
gleichermaßen<br />
wirksam.<br />
4/ 2013<br />
35
GENIESSEN<br />
Die<br />
Ringelblume<br />
ist eins<br />
der wirksamsten<br />
Heilkräuter<br />
überhaupt.<br />
Ringelblume beruhigt<br />
nachhaltig die Haut<br />
Sie hat ganz viele schöne<br />
Namen – Calendula, Sonnenwirbel<br />
oder Mariengold – und<br />
blüht den ganzen Sommer.<br />
Dabei speichert die Ringelblume<br />
unermüdlich Sonne, um<br />
Heilkräfte zu sammeln: Sie<br />
reinigt, lindert Entzündungen,<br />
fördert die Bildung von Gewebe.<br />
Eigenschaften, von denen<br />
empfindliche Haut profitiert.<br />
GUTE PRODUKTE Dr.<br />
Hauschka Gesichtstonikum<br />
Spezial, 100 ml, 20 Euro;<br />
Logona Lip Balm Bio-Calendula,<br />
4,5 g, 2,25 Euro<br />
SELBER MACHEN Ringelblumensalbe<br />
lindert Hautverletzungen,<br />
Blutergüsse und<br />
schmerzende Krampfadern.<br />
15 Gramm getrocknete oder<br />
25 frische Ringelblumenblüten<br />
und 125 ml Olivenöl leicht zum<br />
Sieden bringen und unter ständigem<br />
Rühren 20 Minuten<br />
ziehen lassen. Das Öl darf<br />
nicht zu heiß werden. Erst<br />
durch ein Sieb, dann durch<br />
einen Kaffeefilter gießen. Das<br />
geklärte Öl erneut mit 20<br />
Gramm Bienenwachs erhitzen,<br />
bis das Wachs schmilzt. In<br />
saubere Schraubgläser füllen<br />
und fest werden lassen.<br />
Kamelie stärkt die Haut<br />
Wie es sich für eine echte Diva<br />
gebührt, blüht die Kamelie<br />
exzentrisch im Winter – während<br />
noch Schnee liegt – und<br />
verliert ihre roten Blütenblätter<br />
einzeln. Die erinnern auf<br />
Schnee an Blutstropfen, weshalb<br />
sie in Japan als Symbol<br />
der Vergänglichkeit gilt.<br />
Doch sie hat auch viele<br />
Inhaltsstoffe, die Haut und<br />
Haar pflegen. Aus den Samen<br />
wird Öl gepresst, das reich ist<br />
an Antioxidantien.<br />
GUTE PRODUKTE Annemarie<br />
Börlind Body lind Schönheitsbalsam,<br />
200 ml, 17,90<br />
Euro; Balance me Cleanse &<br />
Smooth Face Balm, 125 ml,<br />
26,95 Euro, bei greenglam<br />
SELBER MACHEN Für eine<br />
Glanz-Haarkur massiert man<br />
einen Esslöffel erwärmtes<br />
Kamelienöl ins Haar ein. Nach<br />
20 Minuten wäscht man es<br />
gründlich mit Shampoo aus.<br />
Lavendel ist die pure<br />
Entspannung<br />
Viele haben bei dem Wort<br />
Lavendel die unendlichen<br />
Lavendelfelder Südfrankreichs<br />
vor dem inneren Auge. Aber<br />
ihr Duft, dieser wunderbare<br />
beruhigende Duft ist wohl der<br />
kostbarste Bestandteil dieser<br />
Pflanze. Er lässt unseren<br />
Körper völlig entspannen und<br />
die Sinne zur Ruhe kommen.<br />
Ideal für eine Massage oder<br />
ein Bad nach einem stresserfüllten<br />
Tag. Auf die Haut<br />
getupft tötet Lavendelöl<br />
hartnäckige Hautpilze ab.<br />
GUTE PRODUKTE Styx<br />
Badesalz Lavendelblüten,<br />
400 g, ca. 9 Euro; Farfalla<br />
Rosengeranie-Lavendel<br />
Massageöl, 50 ml, 11 Euro<br />
SELBER MACHEN Hat man<br />
Schuppen, irritierte Kopfhaut<br />
oder Haarausfall, kann man bei<br />
jedem Haarewaschen 3 bis 4<br />
Tropfen ätherisches Lavendelöl<br />
ins Shampoo mischen. Das<br />
macht man am besten in der<br />
Handfläche. Die Haare einschäumen,<br />
kurz ein<strong>wirken</strong><br />
lassen und warm ausspülen.<br />
3 FRAGEN ZU BIO-BEAUTY<br />
Was ist Natur-<br />
Kosmetik?<br />
Leider ist der Begriff<br />
nicht geschützt.<br />
Jedes Produkt,<br />
in dem nur<br />
ein einziger Natur-<br />
Bestandteil ist, kann<br />
sich damit schmücken.<br />
Nur Bio-Siegel<br />
(siehe rechts)<br />
geben eine gewisse<br />
Sicherheit.<br />
Welche Inhaltsstoffe<br />
sind drin?<br />
Echte Naturkosmetik<br />
verzichtet auf<br />
synthetische Fette,<br />
Öle, Farben, Düfte.<br />
Alle Inhaltsstoffe<br />
sind 100 % Natur.<br />
Pflanzliche Zutaten<br />
stammen aus Bio-<br />
Anbau, sind frei von<br />
Düngerrückständen<br />
und Pestiziden.<br />
Die einzigen erlaubten<br />
tierischen<br />
Zusatzstoffe sind<br />
Wachse und Honig.<br />
Der einzige Nachteil<br />
von Bio-Produkten:<br />
Sie ziehen oft auch<br />
nicht so schnell ein.<br />
Aber wenn man sie<br />
dünn aufträgt und<br />
gut einmassiert,<br />
liegen sie nicht<br />
fettig auf der Haut.<br />
Die wichtigsten<br />
Bio-Siegel<br />
Bei uns ist „Kontrollierte<br />
Naturkosmetik“<br />
vom BDIH<br />
am meisten verbreitet.<br />
Es garantiert,<br />
dass nur<br />
natürliche Inhaltsstoffe<br />
aus kontrolliertem<br />
Bio-Anbau<br />
oder Wildsammlung<br />
drin sind.<br />
Am strengsten ist<br />
das amerikanische<br />
USDA-Zertifikat.<br />
Das tragen fast nur<br />
US-Produkte. Aus<br />
Frankreich stammt<br />
EcoCert. Hier dürfen<br />
5 % der Stoffe<br />
nicht natürlichen<br />
Ursprungs sein.<br />
36 4/ 2013
Jeden Abend vorm Einschlafen an etwas denken,<br />
wofür man dankbar ist.<br />
Fühlen<br />
„Ich wurde betrogen“ >S. 38 Kraft des Lächelns >S. 42 Haben Sie heute schon gelobt? >S. 44<br />
Mehr als 80 %<br />
aller Frauen<br />
bewahren Briefe<br />
über längere<br />
Zeit auf.<br />
Kleine<br />
Ideen<br />
Mädchen<br />
Mut machen<br />
Am 26. 4. ist<br />
Girls’ Day<br />
Das schönste<br />
Geschenk?<br />
Andere<br />
kennenlernen<br />
Tanz in den Mai<br />
Welch<br />
schöner Brauch<br />
Foto: Getty Images<br />
Liebesbriefe schreibt man normalerweise, wenn man frisch verliebt ist. Aber<br />
warum? Würde sich Ihr Mann nicht über einige handgeschriebene Zeilen freuen?<br />
Klingt verrückt? Wenn schon. Schreiben Sie ihm, was Sie an ihm schätzen, worauf<br />
Sie stolz sind, warum Sie ihn (trotz seiner Macken) wieder heiraten würden<br />
– auch ältere Jungs mögen das. Und vielleicht schreibt er ja ganz gerührt zurück.<br />
kleine anregung?<br />
„liebesbriefe grosser frauen“ (marix-verlag)<br />
4 / 2013<br />
37
FÜHLEN<br />
Ich genieße jede Sekunde mit<br />
Dir! Kann es kaum noch erwarten,<br />
bis endlich wieder Freitag<br />
ist … Deine Doro.“<br />
Doro? Wer ist Doro? Ich hole mir einen<br />
Schal, weil ich plötzlich furchtbar friere.<br />
Da fällt es mir ein: Dorothea ist Georgs<br />
Sekretärin. Zu ihrem letzten Geburtstag<br />
kaufte ich noch ein Seidentuch,<br />
damit mein Mann es ihr mit ein paar<br />
netten Worten überreichen kann. Vermutlich<br />
lagen sie da schon zusammen<br />
im Bett, lachten über mich. Ich zittere<br />
am ganzen Körper, kann es nicht fassen.<br />
Chef und Sekretärin – welch abgeschmacktes<br />
Klischee. Plötzlich ist nur<br />
noch Leere in meinem Kopf.<br />
Es klopft an der Wohnungstür. „Ist etwas?“,<br />
fragt Frau Junkers, unsere Nachbarin.<br />
Erst jetzt wird mir bewusst, dass<br />
ich laut geschrien habe. „Entschuldigung,<br />
mein Fernseher war wohl zu<br />
laut …“, antworte ich hastig.<br />
Warum hast<br />
du mich<br />
betrogen?<br />
Warum ist Georg in letzter Zeit so unnahbar?<br />
Berührt sie kaum noch. Ist oft gereizt.<br />
Claudia Schumann* (damals 48) hat einen Verdacht,<br />
doch sie schiebt den ungeheuren<br />
Gedanken weit weg. Bis sie einen Brief findet …<br />
Warum gerade Doro? Früher erzählte<br />
Georg doch oft, wie bieder er sie findet.<br />
„Aber sie himmelt dich an“, erwiderte<br />
ich, ohne eine Spur von Eifersucht,<br />
weil sie auf mich immer ein<br />
wenig verhuscht wirkte.<br />
Ich kauere auf dem Schlafzimmerboden,<br />
die Arme fest um die Knie geschlungen.<br />
Wann hatten Georg und ich<br />
zum letzten Mal Sex? – Letzten Urlaub.<br />
Einmal – daran erinnere ich mich – war<br />
er ziemlich betrunken. Nahm mich<br />
schnell und hastig. Es schien mir wie<br />
kurzer, verzweifelter Sex. Heute frage<br />
ich mich: Wollte er damals etwas gutmachen?<br />
Begierde zeigen, die eigentlich<br />
schon längst der anderen gehörte?<br />
Seit 25 Jahren sind wir verheiratet.<br />
Seitdem erfüllen wir unsere Rollen:<br />
Georg, der Macher, der Karriere-<br />
38 4/ 2013
mensch; ich, die liebevolle Mutter, die<br />
die Tochter großzieht, den Haushalt<br />
schmeißt, Kontakte pflegt. Alles war<br />
geregelt, es gab keine Überraschungen<br />
mehr. War das unser Fehler?<br />
Zwei Tage später stelle ich Georg zur<br />
Rede: Er leugnet alles. Als ich ihm den<br />
Brief zeige, zuckt er mit den Schultern:<br />
„Doro hat zu viel Fantasie!“ Und<br />
dann tobt er los, brüllt, ich hätte heimlich<br />
in seinen Sachen geschnüffelt.<br />
Macht mich zur Schuldigen, spricht<br />
von einem Vertrauensbruch, der nicht<br />
wiedergutzumachen sei.<br />
Die folgenden Nächte schlafe ich auf<br />
dem Sofa. Tausend Gedanken toben<br />
in meinem Kopf: Was bin ich ohne meinen<br />
Mann? Kämpfen? Gleiches mit<br />
Gleichem vergelten? Scheidung? Ihn<br />
finanziell über den Tisch ziehen?<br />
Während Georg für fünf Tage auf<br />
Dienstreise in Frankreich ist, ziehe ich<br />
ohne Ankündigung aus. Mein ganzes<br />
Leben steckt in fünf Kartons. Tagebücher,<br />
Briefe, Schmuck, Fotos. Vanessa,<br />
meine Tochter, und ihr Freund helfen.<br />
Missmutig. Zeigen wenig Verständnis<br />
für meinen fluchtartigen Auszug. Für<br />
Vanessa zerbricht eine heile Welt. Wie<br />
ein kleines Kind will sie ihr Elternhaus<br />
beschützen – egal ob Georg und ich<br />
miteinander auskommen. „Weißt du<br />
eigentlich, was du mir antust?“, faucht<br />
sie mich wütend an. „Warum fragst du<br />
nicht deinen Vater, was er mir antut!“<br />
Meine neue Wohnung: Ein Mansarden-Zimmer<br />
mit Küchenzeile und winzigem<br />
Bad. Nachts wälze ich mich hin<br />
und her. Nicht nur mein Herz, mein<br />
ganzer Körper tut weh. Ich sitze rum.<br />
Ich warte, weil ich fest davon überzeugt<br />
bin, dass mich Georg spätestens<br />
nach drei Wochen wieder zurückholt,<br />
Abbitte leistet, eine Reise verspricht.<br />
Morgens am Küchentisch umklammere<br />
ich meine Lieblings-Kaffeetasse, die<br />
mir Vanessa als Kind zum Muttertag<br />
geschenkt hat. In meiner Verzweiflung<br />
schließe ich eine Wette ab: Wenn sich<br />
heute das Eichhörnchen auf dem<br />
Baum vor dem Fenster wieder blicken<br />
lässt, wird alles gut. Ich warte eine<br />
Stunde. Nichts passiert.<br />
Sechs Wochen nachdem ich Georg<br />
verlassen habe, zieht seine Geliebte<br />
zu ihm. In unsere Wohnung! Ich spü-<br />
„Ich habe<br />
panische<br />
Angst. Mein<br />
Herz rast.<br />
Wie soll es<br />
bloß weitergehen?<br />
Renne<br />
stundenlang<br />
im Kreis,<br />
wie ein<br />
verhaltensgestörter<br />
“<br />
Löwe.<br />
Claudia Schumann<br />
re, wie unsere Freunde heimlich hinter<br />
meinem Rücken tuscheln: „Warum ist<br />
Claudia so unsäglich dumm? Zieht aus,<br />
statt den Mann, der sie betrogen hat,<br />
aus der Wohnung zu schmeißen.“<br />
Mithilfe einer Rechtsanwältin kämpfe<br />
ich um Unterhalt. Und beginne zu begreifen:<br />
Es ist vorbei. Kein flüchtiger<br />
Kuss mehr, kein gemeinsames Glas Rotwein<br />
auf dem Sofa, kein „Bis dass der<br />
Tod euch scheidet“. Georg wird nie<br />
wieder zur mir zurückkehren.<br />
Ich habe panische Angst. Mein Herz<br />
rast. Wie soll es bloß weitergehen? Renne<br />
stundenlang in meinem 20-Quadratmeter-Zimmer<br />
im Kreis, wie ein verhaltensgestörter<br />
Löwe in einem viel zu<br />
kleinen Käfig. Ich brauche einen Job.<br />
Aber wer nimmt mich noch, mit 48?<br />
Früher war ich Werbegestalterin in<br />
einem Modehaus – aber nach der Geburt<br />
von Vanessa vor 23 Jahren bin ich<br />
zuhause geblieben.<br />
Luft. Ich brauche Luft, mache trotz<br />
Dunkelheit einen Spaziergang. Ein<br />
schwarzer Wagen rast auf mich zu –<br />
mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern.<br />
Erschrocken springe ich einen Schritt<br />
zur Seite, bleibe mit einem Absatz hängen,<br />
ein Gartenzaun hält den Sturz auf.<br />
Hat mich der Fahrer nicht gesehen?<br />
Oder doch? Ich bin mir nicht sicher.<br />
So ein Auto fährt Georg auch. Werde<br />
ich langsam verrückt?<br />
Mein Computer zeigt eine E-Mail an.<br />
Eine Einladung von Frank und Monika<br />
– uralte Freunde von Georg und mir.<br />
Ich greife zum Telefon. Frank ist am<br />
Apparat. Plötzlich habe ich keine Lust<br />
mehr, weiter drum herumzureden, zu<br />
vertuschen. Sage mit fester Stimme:<br />
„Georg und ich haben uns getrennt.“<br />
Frank schweigt nur eine Sekunde, dann<br />
sagt er: „Dann kommst du eben alleine.<br />
Wir freuen uns auf dich!“<br />
4 / 2013<br />
39
FÜHLEN<br />
Seit drei Monaten arbeite ich in einer<br />
Textilreinigung – drei Tage in der Woche.<br />
Nie hätte ich gedacht, dass mir<br />
solch ein Job gefallen könnte.<br />
Mir flattert immer noch das Herz,<br />
wenn ich Georg manchmal zufällig<br />
beim Einkaufen sehe. Ich beobachte<br />
ihn dann heimlich. Er ist dicker geworden.<br />
Steht ihm nicht. Seit er in<br />
Rente ist, trägt er keine Hemden mehr,<br />
meist nur Kapuzenjacken. Ich finde<br />
ihn albern, so auf jugendlich getrimmt.<br />
Sieht aus wie ein Mann in der<br />
Midlife-Crisis. Plötzlich spüre ich: Georg<br />
ist mir fremd geworden.<br />
bewundere ich dich!“ Von ihrem Vater<br />
erzählt sie nichts. Gut so. Ich will auch<br />
gar nichts mehr wissen. Vermutlich wird<br />
sie auch gegenüber Georg wortkarg<br />
bleiben, wenn er sich nach mir erkundigt.<br />
Oder ist ihm alles egal?<br />
In einem Karton finde ich mein altes<br />
Gesangbuch. Ich schlage es auf und<br />
lese den Spruch von Gertrudis Reimann,<br />
den Georg vor über 20 Jahren<br />
für mich hineinschrieb: „Alle Liebe, die<br />
gesät wird, geht einmal auf. Es ist nichts<br />
umsonst.“ Plötzlich ist er wieder da,<br />
dieser tiefe, stechende Schmerz – so<br />
als sei alles erst gestern passiert. Tränen<br />
verwischen meinen Mascara.<br />
Georg will immer noch keine Scheidung.<br />
Ein kleiner Triumph für mich:<br />
Wenigstens wird diese Doro nicht seine<br />
rechtmäßige Frau.<br />
40 4/ 2013<br />
Mein Friseur rät mir, die Haare blond<br />
zu färben. „Würde Sie um fünf Jahre<br />
jünger machen!“ Ich schüttle den Kopf.<br />
„Ihr Mann wäre sicher begeistert“,<br />
plappert er weiter. Da stehe ich auf<br />
und verlasse, ohne zu zögern, den<br />
Salon. Als ich später meiner Freundin<br />
Regina davon am Telefon erzähle, müssen<br />
wir gackern wie die Teenager.<br />
Grüne Wiesen und gelbe Rapsfelder<br />
fliegen vorbei. Der Frühling zeigt sich<br />
in bunter Farbenpracht. Mein Blick<br />
schweift aus dem Busfenster in die Ferne.<br />
Drei Jahre sind vergangen. Und mit<br />
meinem alten Leben hat das neue nur<br />
noch wenig zu tun. Seit einem halben<br />
Jahr bin ich Filialleiterin. Habe zwei<br />
neue Freundinnen, auf die ich mich<br />
hundertprozentig verlassen kann. Und<br />
ich bin viel unterwegs – wie an diesem<br />
langen Wochenende mit meinem Chor.<br />
„I have a dream“ von Abba stimmt<br />
Beate vorne im Bus an. Und wie eine<br />
Welle dringt der Gesang bis zu mir vor.<br />
Laut singe ich mit.<br />
Vanessa ist spontan zu Besuch. Wie sie<br />
mich anschaut, mustert – als wäre ich<br />
ihr fremd geworden. Doch dann nimmt<br />
sie mich in die Arme, flüstert: „Du bist<br />
eine verdammt tolle Frau, irgendwie<br />
„Plötzlich ist<br />
er wieder da,<br />
dieser tiefe,<br />
stechende<br />
Schmerz<br />
– so als sei<br />
alles erst<br />
gestern<br />
passiert ...<br />
Claudia Schumann<br />
In meiner Wohnung stehen wieder Fotos.<br />
Neue und alte. Auch eines von Georg<br />
und mir. Fasching, damals vor 12<br />
Jahren. Ich bin als fesche Lola verkleidet,<br />
Georg winkt als Zwerg in die Kamera.<br />
Auch in meinem Leben wird seine<br />
Rolle immer kleiner.<br />
Sieben Jahre sind wir getrennt, aber<br />
nicht geschieden. Ich fühle mich frei.<br />
Genieße es, alle Entscheidungen selbst<br />
zu treffen. Und ab und zu flirte ich ein<br />
bisschen. Seit ein paar Wochen mit Justus,<br />
meinem Nachbarn. Er wohnt ein<br />
paar Häuser weiter, ein Witwer. Wir<br />
machen lange Spaziergänge, reden viel<br />
oder schweigen manchmal stundenlang.<br />
Seit ich neulich die Treppe heruntergefallen<br />
bin, ruft er mich jeden<br />
Morgen an, fragt, ob alles in Ordnung<br />
ist. Ein schönes Gefühl.<br />
Georg, der in den letzten Jahren nur<br />
in kühlen Briefen um Unterschriften<br />
für die Steuererklärung bat, hat mir<br />
zum 55. Geburtstag einen Blumenstrauß<br />
geschickt. Weiße Lilien. Meine<br />
Lieblingsblumen – früher einmal. Ich<br />
habe sie mir kurz angesehen und dann<br />
in die Biotonne geworfen. Der bunte<br />
Frühlingsstrauß von Justus gefällt mir<br />
viel besser. Heide Uthoff<br />
“* Namen von der Redaktion geändert.<br />
Fotos: mauritius-images, plainpicture
Bloß nicht mit<br />
der Freundin<br />
sprechen!<br />
Muss ein Seitensprung immer das<br />
Ende einer Ehe bedeuten? Nein,<br />
sagt die psychologische Beraterin<br />
Silvia Fauck (59)*<br />
Frau Fauck,<br />
natürlich<br />
ist es<br />
schlimm,<br />
wenn der Partner<br />
fremdgegangen ist;<br />
aber muss es immer<br />
das Ende der Beziehung<br />
bedeuten?<br />
FAUCK Wenn es ein<br />
einmaliger „Unfall“<br />
war, sicher nein.<br />
Aber wenn der Partner<br />
immer wieder auf<br />
Abwegen ist oder<br />
vielleicht schon sehr<br />
lange eine Geliebte<br />
hat, ist die gemeinsame<br />
Basis zerstört.<br />
Dann lieber endgültig<br />
trennen?<br />
FAUCK Pauschal kann<br />
man das nie sagen.<br />
Es gibt Paare, die<br />
sich aus finanziellen<br />
Gründen nicht trennen<br />
können oder das<br />
wegen der Kinder<br />
nicht wollen. Zentral<br />
ist: Was will ICH?<br />
Was ist für MICH gut<br />
und richtig?<br />
Wie findet man das<br />
am besten heraus?<br />
FAUCK Oft hilft es,<br />
aufzuschreiben, was<br />
man an der Beziehung<br />
noch schätzt,<br />
was man vermissen<br />
würde, welche Wünsche<br />
der Partner<br />
überhaupt noch erfüllt.<br />
Dabei sehr ehrlich<br />
mit sich selbst<br />
sein, die Dinge nicht<br />
beschönigen. Viele<br />
Frauen in unserem<br />
Alter haben sich jahrelang<br />
nur um das<br />
Wohl ihrer Familien<br />
gesorgt, sich selbst<br />
hintangestellt. Wenn<br />
sie dann nüchtern<br />
Bilanz ziehen, stellen<br />
sie fest, wie wenig<br />
auf der „Haben-Seite“<br />
steht. Das ist<br />
schockierend und<br />
man fragt sich: Wem<br />
trauere ich da eigentlich<br />
nach? Und nicht<br />
selten bedeutet das<br />
Trennen eine Chance<br />
für ein neues Glück.<br />
Können Gespräche<br />
mit der Freundin<br />
weiterhelfen?<br />
FAUCK Bloß nicht!<br />
Solche Gespräche<br />
drehen sich nur im<br />
Kreis. Freunde und<br />
Familie leiden immer<br />
mit einem. Eine wertfreie<br />
Person gibt<br />
bessere Tipps.<br />
Oft sagt der Ex-<br />
Partner Sachen wie:<br />
„Du hast dich gehen<br />
lassen.“ Gibt damit<br />
der Frau die Schuld<br />
an dem Seitensprung.<br />
FAUCK Wenn er<br />
Ihnen die Schuld in<br />
die Schuhe schiebt,<br />
versucht er sich dadurch<br />
selbst eine<br />
Absolution zu erteilen.<br />
Lassen Sie sich<br />
nicht darauf ein,<br />
indem Sie sich Vorwürfe<br />
machen und<br />
fragen: „Was hätte<br />
ich anders machen<br />
können?“ Sondern<br />
blicken Sie nach<br />
vorne. Überlegen Sie:<br />
„Was brauche ICH<br />
jetzt? Verlassen Sie<br />
die Opferrolle!<br />
Wie zum Beispiel?<br />
FAUCK Indem Sie<br />
dann ganz bewusst<br />
ein neues Leben beginnen:<br />
Suchen Sie<br />
sich ein Hobby, ein<br />
Ehrenamt, treiben Sie<br />
Sport. Wenn es das<br />
Konto zulässt, buchen<br />
Sie mit einer Freundin<br />
einen Cluburlaub.<br />
Da lernt man viele<br />
Menschen kennen.<br />
Allein sein ist Gift bei<br />
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NASE<br />
VOLL?<br />
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HEUSCHNUPFEN<br />
Allergokatt kann als universelles homöopathisches<br />
Heuschnupfenmittel empfohlen<br />
werden. Bei regelmäßiger Einnahme<br />
können die allergischen Reaktionen<br />
verschwinden, das Heuschnupfenleiden<br />
wird gelindert. Rufen Sie uns an oder<br />
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Allergokatt Tabletten. Die Anwendungsgebiete<br />
leiten sich von homöopathischen Arzneimittelbildern<br />
ab. Dazu gehört: Heuschnupfen. Hinweis: Bei<br />
anhaltenden, unklaren Beschwerden, oder eitrigem<br />
Nasensekret, ist ein Arzt aufzusuchen. Tabletten<br />
enthalten Lactose. Kattwiga Arzneimittel GmbH,<br />
Zur Grenze 30, 48529 Nordhorn, www.kattwiga.de<br />
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die<br />
Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt<br />
oder Apotheker.
Gutes für die<br />
Gesundheit<br />
In Apotheken und Drogerien gibt<br />
es eine Vielzahl frei verkäuflicher<br />
Medikamente, die gesund halten.<br />
HASTIGES ESSEN, Sprechen beim Essen oder<br />
Nervosität – Gründe für Luft im Bauch gibt es viele.<br />
Die Folgen sind oft unangenehm und manchmal<br />
schmerzhaft: gasbedingte Bauchbeschwerden wie<br />
Blähungen oder krampfartige Schmerzen. Ein Problem,<br />
das viele kennen. Denn zwei von drei Menschen<br />
haben zeitweise diese lästigen Symptome.<br />
Um die Beschwerden rasch und lang anhaltend<br />
zu lindern, sollten die Betroffenen Lefax zu den<br />
Mahlzeiten einnehmen – am besten mit dem ersten<br />
Bissen. Der Lefax-Wirkstoff Simeticon wirkt akut<br />
schaumauflösend und kann die Bildung von neuem<br />
Schaum verhindern – bis zu 24 Stunden –, wie<br />
Laborversuche gezeigt haben.<br />
Bei langfristigen Beschwerden empfiehlt sich neben<br />
der rechtzeitigen auch die regelmäßige Lefax-Einnahme.<br />
Eine Studie belegt nämlich, dass das Ausmaß<br />
der Beschwerden bei wiederholter Einnahme –<br />
mindestens drei Mal innerhalb von zwei Tagen – von<br />
Einnahme zu Einnahme signifikant abnimmt, und<br />
das bei sehr guter Verträglichkeit. Denn Lefax wirkt<br />
rein physikalisch und wird nicht vom Körper aufgenommen.<br />
Es sind daher auch keine Neben- oder<br />
Wechselwirkungen bekannt.<br />
Foto: PR<br />
Das<br />
Geheimnis<br />
unseres<br />
Lächelns<br />
Jemand lächelt freundlich – und wir lächeln<br />
automatisch zurück. Aber warum eigentlich?<br />
Stefan Verra, Experte für Körpersprache, erklärt<br />
die Geheimnisse dieser sympathischen Geste.<br />
Herr Verra, Sie<br />
beschäftigen<br />
sich seit Jahren<br />
mit unserer<br />
Körpersprache,<br />
auch mit dem Lächeln.<br />
Warum lächeln wir uns an?<br />
VERRA Das hängt mit unseren<br />
Ur-Instinkten zusammen.<br />
Bei jeder Begegnung<br />
fragen wir uns unbewusst:<br />
„Ist mein Gegenüber wohl<br />
gefährlich?“ Durch das<br />
Lächeln demonstrieren wir<br />
uns gegenseitig, dass wir<br />
42 4/ 2013
Sie Ihr Erspartes!<br />
Schützen<br />
MARKETTE<br />
Foto: gettyimages (9)<br />
harmlos sind. Nach dem<br />
Motto „Komm ruhig näher,<br />
ich tue dir nichts“.<br />
Man nennt es auch das<br />
„soziale Lächeln“.<br />
Klingt, als wäre es ein<br />
falsches oder aufgesetztes<br />
Lächeln?<br />
VERRA Nein, es ist im<br />
wahrsten Sinne des<br />
Wortes „sozial“, denn es<br />
sorgt für ein gutes Klima<br />
zwischen den Menschen.<br />
Stellen Sie sich vor, Sie<br />
stoßen im Café versehentlich<br />
die Kaffeetasse eines<br />
fremden Tischnachbarn<br />
um. Peinlich! Unwillkürlich<br />
werden Sie ihn nun<br />
entwaffnend anlächeln.<br />
Warum? Um ihm zu zeigen,<br />
dass Sie nicht in<br />
böser Absicht gehandelt<br />
haben. Sofort ist die<br />
Situation entschärft.<br />
Gibt es noch andere<br />
Arten des Lächelns?<br />
VERRA Ja, das spontane<br />
oder auch „Duchenne-<br />
Lächeln“ genannt. Dieses<br />
Lächeln entsteht aus Freude,<br />
etwa über den Anblick<br />
eines Menschen, den wir<br />
besonders mögen.<br />
Warum heißt es<br />
„Duchenne-Lächeln“?<br />
VERRA Weil es nach dem<br />
französischen Muskelforscher<br />
Duchenne<br />
benannt wurde. Er entdeckte<br />
im 19. Jahrhundert,<br />
dass man beim<br />
spontanen Lächeln zwei<br />
Muskeln benutzt: einen,<br />
der unsere Mundwinkel<br />
nach oben zieht, wie beim<br />
sozialen Lächeln, aber<br />
zusätzlich einen weiteren,<br />
der für die Lachfältchen<br />
um die Augen sorgt.<br />
Man kann also erkennen,<br />
ob jemand sozial oder<br />
spontan lächelt?<br />
VERRA Ja, wer ein sehr<br />
geübtes Auge hat, schon.<br />
Denn nur wenn auch die<br />
Augen mitlächeln, ist es<br />
wirklich spontan.<br />
Wie oft am Tag lächeln<br />
wir im Schnitt?<br />
VERRA Viel zu selten!<br />
Eine US-Studie zeigte,<br />
dass Kinder etwa 400-mal<br />
am Tag lächeln, wir Erwachsenen<br />
dagegen nur<br />
noch 12-mal.<br />
Warum? Verlernen wir<br />
das Lächeln womöglich<br />
mit den Jahren?<br />
VERRA Vielfach verkneifen<br />
sich Menschen ein<br />
Lächeln, weil sie meinen,<br />
mit ernstem Gesichtsausdruck<br />
seriöser zu <strong>wirken</strong>.<br />
Dabei zeigen Studien,<br />
dass lächelnde Menschen<br />
nicht nur sympathischer<br />
erscheinen, sie werden<br />
auch als kompetenter und<br />
sogar klüger eingeschätzt.<br />
Kann man mehr lächeln<br />
wieder lernen?<br />
VERRA Klar, nehmen Sie<br />
sich zum Beispiel vor,<br />
jedes Mal zu lächeln,<br />
wenn Sie an die Tür<br />
gehen. Oder immer dann,<br />
wenn Sie das Telefon in<br />
die Hand nehmen.<br />
Irgendwann ist das<br />
Lächeln wieder in ihrer<br />
natürlichen Mimik verankert.<br />
Und Sie werden<br />
schnell merken: Wer<br />
lächelnd durch die Welt<br />
geht, erntet auch Lächeln.<br />
Sonja Baulig<br />
i<br />
Stefan Verra<br />
ist am 10. April<br />
in Coesfeld und<br />
am 22. April<br />
in München zu<br />
erleben. Infos:<br />
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4/ 2013 43
FÜHLEN<br />
Foto: Getty Images<br />
Gut gemacht<br />
Loben Sie doch heute mal drei Menschen: Ihren Partner, eine<br />
Freundin, sich selbst (ja!). Mit diesen Regeln macht es Spaß.<br />
das sagen experten<br />
Warum muss Lob ehrlich sein?<br />
Psychologe<br />
Prof. Dr.<br />
Dieter Frey*<br />
ist Experte<br />
fürs Loben.<br />
Konkret statt<br />
schwammig<br />
Ein vages Lob wie „Tolles<br />
Essen“ tut zwar gut. Aber<br />
wertvoller wird es, wenn<br />
man konkrete Details<br />
hervorhebt, also etwa:<br />
„Wie liebevoll du den<br />
Tisch gedeckt hast!“<br />
Ohne Hintergedanken<br />
„Du kennst dich doch so<br />
gut in der Stadt aus,<br />
kannst du mich am Donnerstag<br />
mitnehmen?“ Verbindet<br />
man ein Lob mit<br />
einem Gefallen, wirkt es<br />
kühl und berechnend.<br />
„Hinter dem<br />
Rücken“<br />
Lobt man jemanden hinter<br />
seinem Rücken, wird<br />
sie oder er es irgendwann<br />
erfahren – und sich besonders<br />
geehrt fühlen.<br />
Das Ungewöhnliche<br />
suchen<br />
„Du hast eine schöne<br />
Wohnung“ – solche Sätze<br />
hat eine Frau mit einer<br />
Was macht Loben so wichtig?<br />
FREY Lob gibt jedem Selbstvertrauen, ein Gefühl<br />
von Kompetenz, von Wertschätzung. Man<br />
traut sich plötzlich mehr zu.<br />
Warum fällt es oft schwer, zu loben?<br />
FREY Wir konzentrieren uns eher auf das Negative,<br />
kritisieren gern, halten das Positive aber<br />
für selbstverständlich. Wer lobt, muss in sich<br />
schönen Wohnung schon<br />
oft gehört. Deshalb nach<br />
dem weniger Offensichtlichen<br />
schauen. Es zeigt,<br />
dass man sich wirklich für<br />
andere interessiert.<br />
Kein „aber“<br />
Psychologen fanden heraus:<br />
Eine einzige negative<br />
Kritik bleibt länger<br />
hängen, als fünfmal gelobt<br />
zu werden. Darum:<br />
Richtiges Lob ist immer<br />
uneingeschränkt positiv.<br />
Auch das<br />
Alltägliche sehen<br />
Lob für etwas Besonderes<br />
fällt leicht. Wichtig ist<br />
aber auch, was Partner<br />
oder Freundin unbemerkt<br />
tun, z. B.: „Toll, wie du für<br />
gute Stimmung in unserer<br />
Nachbarschaft sorgst.“<br />
Das richtige Maß<br />
Lob muss angemessen<br />
sein. Nur so wirkt es echt.<br />
Wer zu überschwänglich<br />
gelobt wird, fühlt sich<br />
eher veralbert.<br />
1<br />
Und wer lobt<br />
mich?<br />
Das Haus<br />
geputzt? Wer dafür<br />
Lob erwartet, ist<br />
falsch motiviert.<br />
Richtig wäre:<br />
sich selber loben<br />
und belohnen.<br />
Nicht unter den<br />
Scheffel stellen<br />
Das Fest ganz<br />
allein organisiert?<br />
Andere sollten<br />
wissen, was Sie<br />
geleistet haben –<br />
sprechen Sie ruhig<br />
darüber.<br />
Andere<br />
ansprechen<br />
Fünf Kilo<br />
abgenommen – und<br />
keiner sieht’s?<br />
Fragen Sie nach:<br />
Wie, findest du,<br />
sehe ich aus? Das<br />
Lob kommt!<br />
ruhen und von sich überzeugt sein. Wer dies<br />
nicht ist, wird immer auch Probleme haben, andere<br />
Menschen zu loben.<br />
Wie können Menschen, die mit wenig Lob<br />
aufgewachsen sind, lernen zu loben?<br />
FREY Es ist nie zu spät! Man muss diese Menschen<br />
davon überzeugen, dass Selbstvertrauen<br />
Lob braucht – Lob als Akt der Menschlichkeit.<br />
2<br />
3<br />
* von der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
44 4/ 2013
Niemand weiss, wie weit die Kräfte gehen,<br />
bis er sie versucht hat.<br />
Selber machen<br />
Niedliche Oster-Deko >S. 46 Brotbeutel aus Stoff >S. 50 Kosmetik-Täschchen >S. 52<br />
Kleine<br />
Ideen<br />
Knorrige<br />
Äste sammeln<br />
Ideale Ständer<br />
für Schmuck<br />
In den Garten<br />
pflanzen<br />
Verblühte Hyazinthen nicht<br />
wegwerfen. Zuerst die Blüte abschneiden;<br />
sind die Blätter vergilbt,<br />
diese entfernen, trocken mit Erde<br />
lagern und im Herbst aussetzen.<br />
Sehr niedlich sehen die<br />
kleinen Muscari im<br />
Rasen aus.<br />
Individueller<br />
Tür-Stopper<br />
Filz unter<br />
größeren<br />
Findling kleben<br />
Sommer-<br />
Gardinen<br />
geben Räumen<br />
ein neues<br />
Aussehen<br />
Das Schöne am Vintage-Style – alles kann man weiter nutzen und aufpeppen.<br />
Ob altes Schränkchen, wackliger Stuhl, alte Holzleiter – etwas Acrylfarbe, darüber<br />
etwas Wandfarbe, mit Schmirgelpapier und großem Nagel Gebrauchs-Spuren<br />
zeichnen, die Ränder abfassen, darauf ein Korb mit Moos, Efeu und etwas<br />
Blühendem: Fertig ist der romantische Blickfang für eine kleine Ecke im Garten.<br />
Foto: Gabi Zimmermann/Jahreszeiten Verlag<br />
vintage zum selbermachen:<br />
„zeitlos shabby“, busse seewald verlag<br />
4 / 2013 45
Eier und<br />
Häschen aus<br />
Holz gibt’s im<br />
Bastelladen, nach<br />
eigenen Ideen<br />
bemalen oder<br />
umnähen. Hübsche<br />
Ideen auch<br />
im Internet: www.<br />
dawanda.de oder<br />
mylovely-home.de<br />
Niedliche<br />
Oster-Deko<br />
Und alles können Sie ohne Vorkenntnisse selbst machen. Viel Spaß!<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
46 4/ 2013
SELBER MACHEN<br />
Häschen-Baum<br />
Eier-Wärmer<br />
SIE BRAUCHEN<br />
• trockenen Ast<br />
• Gartenschere<br />
• Einweg-Handschuhe<br />
• Acryl-Spray, matt<br />
• Zeitungspapier<br />
• weißen Übertopf<br />
• weiße Kieselsteine<br />
• Ostereier aus Holz<br />
• Osterhäschen mit<br />
Stoff überzogen<br />
1. Alle störenden<br />
Zweige entfernen,<br />
sodass Anhänger frei<br />
hängen können.<br />
Am unteren Ende alle<br />
Zweige entfernen,<br />
sodass der Ast leicht<br />
in die Steine gesteckt<br />
werden kann. Im<br />
Freien (Handschuhe)<br />
Ast besprühen (nicht<br />
ganz deckend).<br />
<br />
Vorlage<br />
für ein<br />
Blatt<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
2. Besprühten Ast<br />
auf Zeitungspapier<br />
gut trocknen lassen.<br />
Topf zu einem Drittel<br />
mit Kiesel füllen, Ast<br />
in die Mitte, restliche<br />
Kiesel dazu. Kippt<br />
der Ast, unten etwas<br />
Steckschaum in den<br />
Topf. Anschließend<br />
den Ast mit Häschen<br />
und Eiern behängen.<br />
SIE BRAUCHEN<br />
• farbigen Wollfilz<br />
• Nadel, Schere<br />
• farbiges Stickgarn<br />
• Nähgarn<br />
1. Vorlage auf 200 %<br />
kopieren. Je Eierwärmer<br />
zwei Stoff-Stücke<br />
ausschneiden. Mit<br />
Stickgarn alle Ränder<br />
umketteln. Beide Teile<br />
aufeinanderlegen, zu-<br />
sammennähen.<br />
Blüten-Vorlage auf<br />
200 % kopieren. Übertragen<br />
und je Blüte<br />
sechs Blütenblätter<br />
aus Stoff schneiden.<br />
Blätter zusammennähen<br />
(siehe Bild).<br />
2. Aus Filz eine Kugel<br />
formen und dann alles<br />
zusammen auf den<br />
Eierwärmer nähen.<br />
4 / 2013<br />
47
SELBER MACHEN<br />
Papier-Eier<br />
SIE BRAUCHEN<br />
• dünnes Schreibmaschinen-Papier<br />
• Bastelkarton (z. B.<br />
von Heyda mit<br />
Blümchen-Druck)<br />
• Cutter-Messer,<br />
Geo-Dreieck<br />
• dicke Nadel, Draht<br />
• Wachsperlen<br />
• gewachste Schnur<br />
1. Das dünne Papier<br />
in den Kopierer<br />
legen und Bastelkarton<br />
mehrfach<br />
farbkopieren.<br />
Kopiertes Papier in<br />
1 cm breite Streifen<br />
schneiden (Cutter-<br />
Messer) und dann in<br />
10 cm lange Enden.<br />
Pro Ei benötigt man<br />
12 Streifen.<br />
2. Streifen übereinanderlegen.<br />
Mit langer<br />
Nadel oben und<br />
unten durchbohren<br />
(0,5 cm vom Papierrand).<br />
Draht an einer<br />
Seite durchstecken;<br />
dicke Wachsperle von<br />
außen darauf, Draht<br />
umbiegen. Von anderer<br />
Seite 12 Perlen<br />
aufziehen.<br />
3. Dann Papierstreifen<br />
aufstecken;<br />
weitere dicke Wachsperle<br />
von außen<br />
daraufsetzen und<br />
überschüssigen Draht<br />
mit einer Zange zu<br />
einer Öse biegen.<br />
Streifen auffächern<br />
und dünne Schnur<br />
zum Aufhängen daran<br />
knoten.<br />
Selbst gemacht<br />
Obwohl diese Eier aus Papier<br />
und Wachsperlen filigran<br />
aussehen, sind sie doch relativ<br />
schnell gemacht.<br />
48 4/ 2013
Hasen-Becher<br />
Rosen-Herz<br />
Fotos: Merkel/Haase/living4media (5); loupe images, florapress (5), PR (3), shutterstock (4), Uwe Schiereck/Picture Press, Juliette Wade/GAP<br />
SIE BRAUCHEN<br />
• sehr dicken Wollfilz<br />
(mindestens 0,5 cm)<br />
• Schere, Strickgarn<br />
• Namensschilder<br />
aus Stoff (zum<br />
Einnähen)<br />
1. Vorlage auf den<br />
Stoff legen,<br />
anzeichnen und<br />
ausschneiden. Stoff<br />
eng um Eierbecher<br />
legen, mit Stecknadel<br />
zusammenstecken.<br />
Ist der Kreis<br />
Vorlage<br />
auf 200 % <br />
kopieren<br />
und ausschneiden<br />
zu weit, etwas Stoff<br />
abschneiden.<br />
<br />
2. Mit Strickgarn auf<br />
Stoß zusammennähen.<br />
Stoffschilder beschriften<br />
(z. B. „Frohe<br />
Ostern“) und auf die<br />
Rückseite nähen.<br />
SIE BRAUCHEN<br />
• Steckschaum<br />
in Herzform<br />
(Bastelladen) oder<br />
Herz aus Steckschaum-Block<br />
mit<br />
Messer schneiden<br />
• ca. 20 bis<br />
25 Rosen<br />
• einige ausgeblasene<br />
Wachteleier<br />
• verschiedene<br />
Stoffbänder<br />
• einige<br />
Efeu-Zweige<br />
1. Steckschaum gut wässern. Auf<br />
Rückseite des Steckschaum-Herzens<br />
Stoffbänder zum Aufhängen<br />
befestigen. Zusätzliche Schleifen<br />
am oberen und unteren Herz-Ende.<br />
2. Rosen auf 5 bzw. 6 cm kürzen.<br />
Dicht in das Herz stecken, in der<br />
Mitte mit den längeren Rosen<br />
beginnen, kürzere zum Rand hin.<br />
3. Ausgeblasene Eier eng<br />
dazwischen binden bzw. stecken,<br />
mit Efeu verzieren. Zum Schluss<br />
das Herz gut mit Wasser besprühen.<br />
Rosen bleiben länger frisch, wenn<br />
Steckschaum-Herz nachts<br />
gewässert wird.<br />
4 / 2013<br />
49
SELBER MACHEN<br />
Fix gestickt<br />
Brot im Baumwoll-Beutel aufzubewahren, hält es länger frisch<br />
BENÖTIGT<br />
WIRD:<br />
• Beutel mit<br />
Zug (gibt es<br />
fertig) aus<br />
Baumwolle<br />
oder Gaze<br />
• Stick-Motiv<br />
(z. B. Herz)<br />
• Stickrahmen<br />
• Stickgarn<br />
• Stoff-Rest<br />
• Marker<br />
• Nadel,<br />
Schere<br />
Motiv (z. B. Herz)<br />
mit Marker auf Vorderseite<br />
des Stoffs auftragen<br />
bzw. von Vorlage<br />
übernehmen. Leichter<br />
geht es, wenn<br />
dann der Beutel mittig<br />
(!) in den Stickrahmen<br />
eingespannt wird.<br />
Verwenden Sie<br />
Stickgarn in dreifacher<br />
Stärke. Das Motiv ist<br />
besser zu sehen.<br />
Dann (innen beginnen)<br />
das Motiv mit<br />
kleinen Stichen nachsticken.<br />
Stiche eng setzen.<br />
Gut innen vernähen.<br />
Foto: Gallo Images/living4media<br />
50 4/ 2013
Menschen Ereignisse Epochen<br />
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SELBER MACHEN<br />
Aus Stoff-Resten ein<br />
Kosmetik-Täschchen nähen<br />
Wie sieht es in Ihrer Handtasche aus? Purzeln Lippenstift,<br />
Handcreme, Wimperntusche wild durcheinander? Dieses kleine Täschchen<br />
aus Stoffresten ist niedlich und schafft Ordnung.<br />
Die Schnitt-Vorlage auf dieser Seite<br />
können Sie 1 : 1 auf Papier übertragen.<br />
Nach Vorlage<br />
2 Stück Stoff für<br />
die Tasche, 2 Stück<br />
Stoff fürs Futter,<br />
2 Stück Bügelvlies<br />
zuschneiden (1 cm<br />
Nahtzugabe in<br />
Vorlage enthalten).<br />
Motiv auf Pauspapier<br />
übertragen,<br />
auf Stoff bügeln,<br />
ausschneiden. Motiv<br />
auf gewünschte<br />
Stelle bügeln, mit<br />
kleinem Zickzackstich<br />
applizieren.<br />
Beim Platzieren<br />
darauf achten, dass<br />
ein Teil des unteren<br />
Randes der Boden<br />
der Tasche wird.<br />
Bügelvlies auf<br />
linke Seiten des Außenstoffes<br />
bügeln.<br />
Zackenlitze und<br />
Perlen aufnähen.<br />
Nun Reißverschluss<br />
rechts auf<br />
rechts entlang des<br />
oberen Taschenbogens<br />
legen, so, dass<br />
Zahnreihen auf<br />
dem Stoff liegen.<br />
Futterteil mit der<br />
rechten Seite auf<br />
Stoff und Reißverschluss<br />
legen, mit<br />
Stecknadeln fixieren.<br />
Reißverschluss<br />
ist fast nicht mehr<br />
zu sehen. Lagen<br />
entlang des oberen<br />
Bogens zusammennähen.<br />
Futter und<br />
Stoff zurückschlagen;<br />
zweite Seite<br />
genauso. Reißverschluss<br />
öffnen.<br />
Jetzt beide<br />
Stoffteile und beide<br />
Futterteile rechts<br />
auf rechts übereinanderlegen<br />
(wie<br />
»Schmetterling«,<br />
dessen Körper der<br />
Reißverschluss in<br />
der Mitte bildet).<br />
Seiten und Bodenteile<br />
zusammennähen.<br />
Ausgeschnittene<br />
Ecken offen<br />
lassen. Im Boden<br />
des Futterteils<br />
Wende-Öffnung<br />
zum Umstülpen<br />
frei lassen. Die<br />
offenen Ecken so<br />
falten, dass Naht-<br />
Enden aufeinanderliegen.<br />
Jetzt entsteht<br />
im Oberstoff<br />
und Futterteil ein<br />
Taschenboden.<br />
Nun von einer Ecke<br />
zur anderen nähen,<br />
überschüssige<br />
Nahtzugabe zurückschneiden.<br />
Oberstoff durch<br />
Futterstoff ziehen.<br />
Wendeöffnung<br />
zunähen, Futterteil<br />
in Kosmetiktasche<br />
drücken.<br />
BUCHTIPP<br />
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Perlen<br />
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(„Vliesofix“)<br />
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52 4/ 2013
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Sonnenstrahlen<br />
im April<br />
Es gibt Sätze, die geben Kraft, und manche begleiten uns als<br />
Sinn-Sprüche durchs Leben. Wir haben einen bunten Strauß an Sonnenstrahlen<br />
für Sie zusammengestellt – für jeden Tag im April.<br />
Mo. 1.<br />
Di. 2.<br />
Mi. 3.<br />
Do. 4.<br />
Fr. 5.<br />
Sa. 6.<br />
So. 7.<br />
14. Kalenderwoche<br />
OSTERMONTAG<br />
Ostern ist Hoffnung,<br />
ist neues Leben, heißt<br />
andere lieben und auch<br />
vergeben. UNBEKANNT<br />
A us den Träumen des<br />
Frühlings wird im Herbst<br />
Marmelade gemacht.<br />
PETER BAMM<br />
Die Phantasie ist ein<br />
ewiger Frühling.<br />
FRIEDRICH SCHILLER<br />
Jede r sieht, was du<br />
scheinst. Nur wenige<br />
fühlen, wie du bist.<br />
NICCOLÒ MACHIAVELLI<br />
Die Sti lle ist eine große<br />
Kunst der Unterhaltung.<br />
EDWARD GIBBON<br />
Je schle chter die<br />
Straße, desto schöner<br />
die Gegend.<br />
LORD HUTTON<br />
Dem Fröhli chen ist jedes<br />
Unkraut eine Blume.<br />
VALENTINO TINOLETTO<br />
Mi. 10.<br />
Do. 11.<br />
Fr. 12.<br />
Sa. 13.<br />
So. 14.<br />
Mo. 15.<br />
Wer Dornen sät,<br />
darf nicht erwarten,<br />
Rosen zu ernten.<br />
UNBEKANNT<br />
Alles, was ge gen die<br />
Natur ist, hat auf Dauer<br />
keinen Bestand.<br />
CHARLES DARWIN<br />
Freundschaft fließt aus<br />
vielen Quellen, am reinsten<br />
aber aus Respekt.<br />
DANIEL DEFOE<br />
Versuche nicht, vor der<br />
Vergangenheit zu fliehen<br />
– sie ist immer hinter dir.<br />
RICHARD KIMBLE<br />
Leben ist das Einatmen<br />
der Zukunft.<br />
PIERRE LEROUX<br />
16. Kalenderwoche<br />
Die Zeit ist immer reif.<br />
Es fragt sich nur, wofür.<br />
FRANÇOIS MAURIAC<br />
Mo. 8.<br />
Di. 9.<br />
15. Kalenderwoche<br />
Das Gras wächst nicht<br />
schneller, wenn man<br />
daran zieht.<br />
UNBEKANNT<br />
Was hilft al ler<br />
Sonnenaufgang, wenn<br />
wir nicht aufstehen.<br />
GEORG CHRISTOPH<br />
LICHTENBERG<br />
Di. 16.<br />
Mi. 17.<br />
Do. 18.<br />
Fr. 19.<br />
Wenn alles verl oren ist,<br />
bleibt uns die Zukunft.<br />
CHRISTIAN NESTELL BOVEE<br />
Das Leben ist z u kostbar,<br />
um es dem Schicksal zu<br />
überlassen.<br />
WALTER MOERS<br />
Nichts kann den Menschen<br />
mehr stärken als<br />
das Vertrauen, das man<br />
ihm entgegenbringt.<br />
PAUL CLAUDEL<br />
Komplimente sind<br />
Geschenke, die keiner so<br />
schnell umtauscht.<br />
KLAUS KLAGES<br />
54 4/2013
24 Seiten Extra Der richtige Renten-Termin <br />
April 2013<br />
geld^recht<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
Wie Rentner sich<br />
vor dem Griff der<br />
Krankenkasse<br />
schützen können<br />
Stoppen<br />
Sie doppelte<br />
Beiträge<br />
Illustration: dieKLEINERT<br />
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Neue ältere Rechte Arbeitnehmer<br />
für<br />
❯<br />
Wer pflegebedürftige Angehörige<br />
hat, erhält mehr Sonder-Urlaub S. 19<br />
Günstiger zum<br />
neuen Auto<br />
Wie Sie jetzt von der Rabatt-Schlacht<br />
der Hersteller profitieren S. 10
geld^recht 4/2013: In dieser Ausgabe<br />
Krankenkasse: Verhindern Sie doppelte Beiträge als Rentner S. 4 + + + Günstiger zum neuen Auto S. 10 + + + Erwerbsgemindert:<br />
Früh oder spät Altersrente beantragen? S. 13 + + + Was ist mit Behindertenausweis erlaubt? S. 14 + + + Arbeitslos? Wie sicher ist<br />
Betriebsrente? S. 16 + + + Lohnt die neue Pflege-Police? S. 18 + + + Sonderurlaub, wenn Angehörige gepflegt werden? S. 19 + + +<br />
Die Renten-Pläne der Parteien S. 20 + + + Leser fragen, Experten antworten S. 22 + + + Musterbrief: Unerwünschte Waren S. 24<br />
Immer mehr Rentner<br />
mit Abschlägen<br />
Bestes<br />
Senioren-Handy<br />
Stiftung Warentest hat<br />
gerade besonders<br />
bediener- und lesefreundliche<br />
Handys mit<br />
größeren Tasten<br />
getestet. Die Sieger:<br />
HANDY<br />
PREIS*<br />
Panasonic KX-TU 327 90<br />
Doro Phone Easy 612 120<br />
Tiptel Ergophone g020+ 110<br />
Quelle: Stiftung Warentest<br />
* Preise im Schnitt in Euro.<br />
STEUERN<br />
Ist Eigenanteil<br />
zumutbar?<br />
Wer Krankheitskosten<br />
steuerlich geltend machen<br />
will, muss immer einen<br />
Eigenanteil als zumutbare<br />
Belastung tragen. Dessen<br />
Höhe richtet sich nach<br />
Familienstand, Kindern<br />
und Einkommen. Ob und<br />
in welchem Umfang dies<br />
verfassungskonform ist,<br />
muss jetzt der Bundesfinanzhof<br />
(BFH; Az. VI B<br />
150/12 und VI B 116/12)<br />
entscheiden. Deshalb<br />
raten Steuerberatern allen,<br />
die Krankheitskosten<br />
in der Steuererklärung<br />
angegeben haben (was<br />
Finanzämter ablehnten),<br />
Einspruch einzulegen und<br />
ein Ruhen des Verfahrens<br />
zu beantragen, bis der<br />
BFH entschieden hat.<br />
Trotz Rente mit 67 – immer mehr Arbeitnehmer gehen vor der offiziellen<br />
Altersgrenze in Rente und nehmen lieber höhere Abschläge in Kauf.<br />
D<br />
as ist eine Abstimmung mit den Füßen: Immer<br />
weniger Arbeitnehmer sind bereit, bis zur normalen<br />
Altersgrenze berufstätig zu sein. Und, das<br />
ist das Erstaunliche, immer mehr Arbeitnehmer sind<br />
bereit, immer kräftigere Abschläge auf ihre Rente<br />
in Kauf zu nehmen. Das zeigen neue Zahlen der<br />
Rentenversicherung (siehe unten). Danach hat sich<br />
der Anteil der Frührentner innerhalb der letzten zehn<br />
Jahre drastisch erhöht auf jetzt gut 48 Prozent. Allen<br />
Bemühungen der Politik zum Trotz arbeitet nur<br />
noch die Hälfte der Arbeitnehmer bis zum offiziellen<br />
Rentenalter. Und: Frührentner verzichten<br />
im Schnitt auf über 100 Euro mögliche<br />
Rente im Monat – mehr als doppelt so<br />
viel wie noch vor zehn Jahren.<br />
Anteil der Frührentner<br />
wächst<br />
beständig.<br />
Jahr<br />
2001<br />
2003<br />
2005<br />
2007<br />
2009<br />
2011<br />
30,8 % 48,2 %<br />
2001 2011<br />
Abschlag*<br />
57<br />
* In Euro je Monat im Schnitt.<br />
Quelle: Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund<br />
99<br />
116<br />
115<br />
117<br />
109<br />
Fotos: PR (3), shutterstock, Getty Images, Mauritius Images<br />
2 4/ 2013
„In einer Zeit mit exzellenter Wirtschaftslage haben die<br />
Arbeitgeber die Arbeitslosigkeit bei Älteren um 35 % steigen<br />
lassen. Zugleich klagen sie über Fachkräftemangel.“<br />
Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender<br />
90<br />
PROZENT<br />
der Stromkosten<br />
kann man sparen,<br />
wenn eine alte gegen<br />
eine neue, effiziente<br />
Heizungspumpe ausgetauscht<br />
wird.<br />
Statt 160 Euro im<br />
Jahr für ein Einfamilienhaus<br />
benötigt<br />
eine neue Pumpe nur<br />
noch 16 Euro.<br />
FAO zeigt<br />
Fanggebiet<br />
Seit Kurzem ist es<br />
Pflicht, dass auf<br />
Fisch-Verpackungen<br />
angegeben wird, wo<br />
der Fisch gefangen<br />
wurde. Leider<br />
geschieht dies häufig<br />
in Form von Kürzeln<br />
– FAO 27 steht<br />
beispielsweise für<br />
den Nordost-Atlantik<br />
bis Island, wozu auch<br />
die Nordsee gehört.<br />
Nachlesen kann man<br />
die 19 weltweiten<br />
Fanggebiete leider<br />
nur im Internet: www.<br />
fischverband.de.<br />
Wichtig für den<br />
Einkauf: auf das<br />
MSC-Logo achten,<br />
das nachhaltigen<br />
Fischfang zeigt.<br />
KÜNDIGUNGSSCHUTZ<br />
Leiharbeiter zählen mit<br />
Ein wichtiges Urteil des Bundesarbeitsgerichts: Längerfristig<br />
beschäftigte Leiharbeiter müssen bei der Größe des Unternehmens<br />
mitgezählt werden (BAG; Az. 2 AZR 140/12). Das hat<br />
unmittelbare Auswirkungen auf das Kündigungsrecht. Denn das<br />
Kündigungsschutzgesetz gilt nur, wenn „in der Regel“ mehr als<br />
zehn Arbeitnehmer im Betrieb beschäftigt sind.<br />
680 Euro Rente im Monat<br />
erhält im Schnitt, wer derzeit<br />
in Rente geht. Dies sind rund<br />
8 Euro weniger als die staatliche<br />
Grundsicherung. Trotzdem<br />
beantragen derzeit<br />
nur 2,5 % aller über<br />
65 Grundsicherung.<br />
Übrigens: Um ihre Rente<br />
aufzubessern, haben bei den<br />
über 64-Jährigen rund 800 000<br />
einen Mini-Job; bei denen über<br />
75 sind es noch 120 000.<br />
VERKEHR<br />
Nach Auto-Unfall<br />
vor Ort bleiben<br />
Wer einen Unfall verursacht,<br />
muss vor Ort<br />
bleiben. Ansonsten begeht<br />
man Unfallflucht. Aber: Es<br />
reicht, die Versicherung zu<br />
informieren. Eine Pflicht,<br />
die Polizei zu rufen und<br />
deren Eintreffen abzuwarten,<br />
gibt es nicht. Dies hat<br />
der Bundesgerichtshof<br />
bestätigt (BGH; Az. IV<br />
ZR 97/11). Wird keine<br />
Polizei gerufen, könne die<br />
Versicherung nicht das<br />
Regulieren des Schadens<br />
verweigern.<br />
2 %<br />
Zins sind im Moment<br />
das Maximale bei Tagesgeld,<br />
dies bieten derzeit z. B.<br />
➤ Wüstenrot<br />
(0 71 41) 16 75 16 75 und<br />
➤ RaboDirect<br />
(08 00) 7 22 61 00.<br />
Quelle: Stiftung Warentest<br />
4/ 2013<br />
3
geld ^ recht<br />
STOPPEN<br />
SIE<br />
DIE<br />
GIERIGEN<br />
KASSEN<br />
4 4/ 2013<br />
Viele Rentner fürchten sich vor dem<br />
Finanzamt. Doch viel gefährlicher ist die<br />
Krankenkasse. Denn die kassiert von vielen<br />
doppelt und dreifach Beiträge. Deshalb<br />
sollte jeder, der über 50 ist, frühzeitig<br />
gegensteuern, um nicht in das Räderwerk der<br />
Krankenkassen zu geraten.
extra<br />
„Mit der Gesundheitsreform<br />
wurde der Beitrag<br />
der Arbeitgeber<br />
zur GKV<br />
festgeschrieben.<br />
Das gilt auch für<br />
den Zuschuss der<br />
Rentenversicherung<br />
zum Kassenbeitrag.<br />
Damit<br />
müssen Rentner<br />
mehr Kosten allein<br />
zahlen. Für die<br />
Bezieher kleiner<br />
und mittlerer<br />
Renten ist das ein<br />
riesiges Problem.“<br />
Annelie Buntenbach,<br />
Vorstand Deutscher<br />
Gewerkschaftsbund (DGB)<br />
Welches Problem verbirgt sich hinter<br />
den doppelten und dreifachen<br />
Beiträgen, die Rentner an ihre<br />
Krankenkasse zu zahlen haben?<br />
Letztlich eine formal-juristische<br />
Unterscheidung: Es gibt im System<br />
der gesetzlichen Krankenkassen<br />
pflichtversicherte und<br />
freiwillig versicherte Mitglieder.<br />
Pflichtversicherte zahlen nur auf<br />
einen Teil der Einkünfte, die sie<br />
im Ruhestand haben, Beiträge<br />
zur Krankenkasse; freiwillig Versicherte<br />
zahlen auf alle Einnahmen<br />
im Alter Beiträge. Dies kann<br />
dann dazu führen, dass ein freiwillig<br />
versicherter Rentner Krankenkassen-Beiträge<br />
auf die Rente,<br />
auf die private Rente, auf Mieteinnahmen<br />
und auf Zinsen bezahlen<br />
muss (also viermal) – während ein<br />
pflichtversicherter Rentner „nur“<br />
auf die gesetzliche Rente Beitrag<br />
zu zahlen hat. Kein Wunder, dass<br />
Katja Kracke, Juristin beim Sozialverband<br />
VdK, sagt: „Die Belastung<br />
durch die gesetzliche Krankenkasse<br />
kann bei Rentnern exorbitant<br />
höher sein als durchs Finanzamt.“<br />
Das heißt, das Problem ist nicht<br />
der Krankenkassen-Beitrag auf<br />
die Rente, sondern auf die anderen<br />
Einkünfte im Alter?<br />
Richtig. Bei der gesetzlichen<br />
Rente werden Pflicht- und freiwillig<br />
Versicherte noch gleich<br />
4 / 2013<br />
5
geld ^ recht<br />
behandelt – berechnet wird<br />
für sie der allgemeine Beitragssatz<br />
von 15,5 %. Davon<br />
trägt aber die Rentenkasse<br />
„nur“ 7,3 Prozent, sodass jeder<br />
Rentner 8,2 Prozent der<br />
Brutto-Rente an die Krankenkasse<br />
abführen muss. „Das ist<br />
ungerecht“, heißt es beispielsweise<br />
bei der Verbraucherzentrale<br />
NRW, da Rentner damit<br />
den gleichen Beitrag wie Arbeitnehmer<br />
zahlen, gleichzeitig<br />
aber keinen Anspruch auf<br />
Krankengeld hätten.<br />
Gilt dieses Prinzip für alle<br />
gesetzlichen Renten?<br />
Ja. Wer beispielsweise eine<br />
eigene Rente erhält und eine<br />
Hinterbliebenen-Rente, dem<br />
werden von beiden Renten jeweils<br />
8,2 % abgezogen – auch<br />
hier „doppelte“ Beiträge.<br />
Gilt dies auch für privat<br />
versicherte Rentner?<br />
Nein. Wer privat versichert ist,<br />
zahlt nur einen Beitrag an die<br />
eigene Krankenversicherung,<br />
EINKOMMEN<br />
egal wie viele Arten von Einkommen<br />
man im Ruhestand<br />
hat. Im Gegenzug kann man<br />
dann noch einen Zuschuss beantragen.<br />
Aber: Die Beiträge<br />
der privaten Versicherungen<br />
für Ältere sind in den letzten<br />
Jahren so rapide gestiegen,<br />
dass viele Privatversicherte<br />
alles daransetzen, um wieder<br />
zurück in die gesetzliche Kasse<br />
zu kommen (siehe unten).<br />
Erhalten denn Pflicht- und<br />
freiwillig Versicherte unterschiedliche<br />
Leistungen der<br />
gesetzlichen Krankenkasse?<br />
Freiwillig Versicherte<br />
zahlen doppelt<br />
Wer freiwillig krankenversichert ist, zahlt auf alle Alterseinkünfte<br />
Beiträge, teilweise fast doppelt so viel.<br />
PFLICHT-<br />
VERSICHERT<br />
8,2*<br />
FREIWILLIG<br />
VERSICHERT<br />
Gesetzliche Rente 8,2* 8,2*<br />
Hinterbliebenen-Rente 8,2 8,2<br />
Riester-Rente (betrieblich) 15,5 15,5<br />
Riester-Rente (privat) 0 15,5<br />
Rürup-Rente 0 15,5<br />
Betriebsrente 15,5 15,5<br />
Versorgungsbezüge 15,5 15,5<br />
Witwengeld 15,5 15,5<br />
Rente aus Versorgungswerk 15,5 15,5<br />
Honorare 15,5 15,5<br />
private Rente 0<br />
14,9<br />
Mieteinnahmen 0<br />
14,9<br />
Zinseinkünfte 0<br />
14,9<br />
* In % des Brutto-Einkommens. Quelle: Bundesgesundheitsministerium<br />
„Wichtig ist, dass freiwillige Mitglieder und privat<br />
versicherte Rentner ihre kompletten Beiträge selbst<br />
überweisen. Sie erhalten zwar auf Antrag einen Zuschuss<br />
zur Krankenversicherung, müssen aber selbst zahlen. Bei<br />
Pflichtversicherten erledigt dies die Rentenkasse, wobei<br />
sie nur einen Teil des Beitrags übernimmt.“<br />
Marion Schmidt, Verbraucherzentrale Sachsen<br />
Nein. Die Leistungen sind für<br />
alle Mitglieder gleich. Die Unterscheidung<br />
hat historische<br />
Gründe. Wer im Lauf des Berufslebens<br />
beim Einkommen<br />
die Pflichtversicherungsgrenze<br />
übersprungen hat, wird von<br />
da an als freiwillig versichert<br />
bei der Krankenkasse geführt.<br />
Werden Pflicht- und freiwillig<br />
Versicherte überall unterschiedlich<br />
behandelt?<br />
Nein. Bei den gesetzlichen Renten<br />
und bei der betrieblichen<br />
Altersvorsorge werden sie<br />
gleich behandelt. Unabhängig<br />
von ihrem Status bei der Krankenkasse<br />
zahlen Pflicht- und<br />
freiwillig Versicherte seit 2004<br />
auf alle Arten der Betriebsrente<br />
15,5 % Beiträge auf die monatlichen<br />
Überweisungen an die<br />
Krankenkasse. Und wer eine<br />
betriebliche Direktversicherung<br />
in einer Summe ausgezahlt<br />
bekommt, zahlt ebenfalls<br />
15,5 %. Da dies im Einzelfall<br />
viele Tausend Euro sind, wird<br />
dann die gesamte Beitragssumme<br />
auf zehn Jahre verteilt, sodass<br />
man jeden Monat 1/120<br />
der Beitragssumme zu zahlen<br />
hat. Die Finanz-Expertin Barbara<br />
Sternberger-Frey warnt inzwischen,<br />
dass „diese Sozialabgaben<br />
unterm Strich dazu<br />
führen, dass eine Betriebsrente<br />
unattraktiv wird“. Denn: Zu<br />
den 15,5 % für die Krankenkasse<br />
kommen noch 2,2 % für die<br />
Pflegeversicherung. Unterm<br />
Strich werden also jeden Monat<br />
fast 18 % der Betriebsrente<br />
abgezogen. Dem entkommt<br />
man nur, wenn die Betriebsrente<br />
sehr gering ist.<br />
Wo werden Pflicht- und<br />
freiwillig Versicherte dann<br />
unterschiedlich behandelt?<br />
Bei den sonstigen Einnahmen<br />
neben der Rente und der Betriebsrente.<br />
Und hier werden<br />
nur freiwillig Versicherte zur<br />
Kasse gebeten. Hintergrund<br />
ist: Bei freiwillig Versicherten<br />
Rentnern wird für das<br />
Bemessen der Beiträge „die<br />
gesamte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“<br />
berücksichtigt.<br />
Und dazu zählen auch<br />
private Renten, Zinsen, Dividenden,<br />
Einkünfte aus Vermietung<br />
und Verpachtung. Dass<br />
diese Einnahmen nur entstehen,<br />
weil jemand vorgesorgt<br />
hat und keinen Bezug zum Beruf<br />
haben, spielt keine Rolle.<br />
„Viele, die während ihres Berufslebens<br />
privat vorgesorgt<br />
haben, dachten doch nie daran,<br />
dass sie im Alter bestraft<br />
werden“, so die VdK-Juristin<br />
Katja Kracke. Selbst die Bagatellgrenze<br />
von 134,75 Euro je<br />
Monat gilt für freiwillig Versicherte<br />
nicht. „Abkassiert und<br />
über den Tisch gezogen“ fühlen<br />
sich die meisten, heißt es<br />
bei der Unabhängigen Patientenberatung<br />
in Berlin.<br />
Und was gilt für Lebens- oder<br />
Rentenversicherungen?<br />
Auch hier werden freiwillig<br />
Versicherte zur Kasse gebeten,<br />
während Pflichtversicherte<br />
nichts zahlen müssen. Und<br />
diese Ungleichbehandlung hat<br />
sogar den Segen der obersten<br />
Sozialrichter. Das musste ein<br />
Rentner aus Rheinland-Pfalz<br />
erfahren. Er hatte eine private<br />
Rentenpolice mit Kapital-<br />
6 4/ 2013
extra<br />
Pflicht<br />
oder freiwillig?<br />
So prüft die Rentenkasse,<br />
welchen Status man bei der<br />
Krankenkasse hat.<br />
HOHE<br />
BEITRÄGE IM<br />
ALTER<br />
STOPPEN<br />
Maßgeblich sind diese<br />
Fakten:<br />
➜ Entscheidend ist die<br />
Zeit des Erwerbslebens<br />
– also die Zeit von der<br />
ersten Aufnahme einer<br />
sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeit bis<br />
zum Tag des geplanten<br />
Rentenbeginns.<br />
➜ Betrachtet wird dann<br />
die zweite Hälfte des<br />
eigenen Erwerbslebens<br />
– dabei wird Tag-genau<br />
gerechnet.<br />
➜ War jemand nun in<br />
mindestens 90 Prozent<br />
der zweiten Hälfte des<br />
Erwerbslebens in einer<br />
gesetzlichen Krankenkasse,<br />
gilt man als<br />
pflichtversichert – und<br />
bleibt dies auch für die<br />
Zeit der Rente.<br />
➜ Ist dies nicht der Fall,<br />
wird man als Rentner<br />
freiwillig versichert.<br />
➜ Und nur wer pflichtversichert<br />
ist, zahlt als<br />
Rentner im Ruhestand<br />
auf zusätzliche<br />
Einnahmen (neben der<br />
Rente) keine (!) zusätzlichen<br />
Krankenkassen-<br />
Beiträge.<br />
Wieder in die<br />
Krankenkasse<br />
Wer privat versichert ist,<br />
kann als Rentner zurück in<br />
die gesetzliche Kasse.<br />
Voraussetzung dafür ist<br />
aber, dass eine Mindestversicherungszeit<br />
für die<br />
gesetzliche Krankenversicherung<br />
der Rentner<br />
erfüllt ist. Diese Vorversicherungszeit<br />
beträgt:<br />
➜ In den letzten fünf Jahren<br />
(vor Rentenbeginn)<br />
muss insgesamt 24<br />
Monate eine gesetzliche<br />
Versicherung<br />
bestanden haben,<br />
z. B. durch eine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung.<br />
➜ Wer aktuell (zum Zeitpunkt<br />
des Rentenantrags)<br />
ein Jahr lang bei<br />
einer Kasse pflichtversichert<br />
ist, erfüllt die<br />
Kriterien ebenfalls.<br />
Wieder<br />
pflichtversichert<br />
So können freiwillig<br />
versicherte Arbeitnehmer<br />
als Rentner wieder<br />
pflichtversichert werden.<br />
Maßgeblich ist hier<br />
allein die 9/10-Regel:<br />
➜ Dies hat das Bundesverfassungsgericht<br />
bereits 2002 im Sinne<br />
des Gleichheitsgrundsatzes<br />
entschieden<br />
(Az. 1 BvL 16/96).<br />
➜ Das heißt: Die Krankenkasse<br />
darf die<br />
Beitragsjahre von<br />
Arbeitnehmern nicht<br />
mehr nach pflicht- und<br />
freiwillig versichert<br />
trennen. Maßgeblich ist<br />
allein, ob man in einer<br />
gesetzlichen Krankenkasse<br />
Mitglied war.<br />
➜ Das heißt: Arbeitnehmer<br />
werden<br />
dann pflichtversichert<br />
mit Rentenbeginn,<br />
wenn sie 9/10 der<br />
zweiten Hälfte ihres<br />
Berufslebens in einer<br />
gesetzlichen Krankenkasse<br />
waren.<br />
Wieder<br />
familienversichert<br />
Besonders für Frauen, die<br />
(wieder) „Nur-Hausfrauen“<br />
sind, ist dies interessant.<br />
Doch es gibt einige<br />
Voraussetzungen, die<br />
erfüllt werden müssen:<br />
➜ Möglich ist der Wechsel<br />
in die kostenlose Mitversicherung<br />
in der gesetzlichen<br />
Krankenkasse<br />
des Ehemanns nur<br />
bis zum 55. Geburtstag<br />
der Frau – danach<br />
leider nicht mehr.<br />
➜ Die Ehefrau gibt ihre<br />
eigene Berufstätigkeit<br />
auf (z. B. wenn Angehörige<br />
gepflegt werden).<br />
➜ Und: Das regelmäßige<br />
Einkommen beträgt<br />
maximal 385 Euro bzw.<br />
bei einer gering -<br />
fügigen Beschäftigung<br />
450 Euro im Monat.<br />
4 / 2013<br />
7
geld ^ recht<br />
SO<br />
GEHT’S<br />
ZURÜCK<br />
IN DIE<br />
KASSE<br />
zu erwarten sind und womöglich<br />
eine Pflichtversicherung<br />
unmittelbar vor dem Rentenbeginn<br />
anstreben, z. B. über<br />
eine Arbeits- und damit Gehaltsreduzierung,<br />
über Arbeitslosigkeit<br />
usw.<br />
Wenn dies nicht möglich ist?<br />
Dann womöglich Leistungen<br />
aus einer Lebensversicherung,<br />
Miet- oder Zinseinnahmen auf<br />
den (pflichtversicherten oder<br />
privat versicherten) Ehepartner<br />
übertragen.<br />
Was ist mit Privatversicherten,<br />
die in die gesetzwahlrecht<br />
abgeschlossen.<br />
Die Krankenkasse behandelte<br />
auch die Kapitalzahlung<br />
so, als bekäme der Mann monatlich<br />
eine Rente ausgezahlt<br />
– und erhob Beiträge. 1/120<br />
der Auszahlsumme wurde als<br />
monatliches Einkommen berücksichtigt.<br />
2010 sagte das<br />
Bundessozialgericht (BSG)<br />
dazu: korrekt (BSG, Az. B 12<br />
KR 28/08 R).<br />
Und bei Riester-Verträgen?<br />
Gilt Ähnliches. Beiträge zahlen<br />
müssen freiwillig Versicherte<br />
und alle, die ihre Riester-Rente<br />
über den Betrieb abgeschlossen<br />
haben. Wer pflichtversichert<br />
ist oder nicht betrieblich<br />
riestert, bleibt verschont.<br />
Und bei der Geldanlage?<br />
Wer Geld angelegt hat und daraus<br />
etwas entnimmt, muss<br />
keine Krankenkassen-Beiträge<br />
zahlen. Aber: Hat man Erspartes<br />
in einen Auszahlplan<br />
angelegt und lässt sich daraus<br />
regelmäßig Geld (quasi<br />
als Rente) auszahlen, werden<br />
für freiwillig Versicherte Krankenkassen-Beiträge<br />
fällig.<br />
Was kann man tun?<br />
Zuerst unbedingt darauf achten,<br />
dass man mit Rentenbeginn<br />
als Pflichtversicherter eingestuft<br />
wird. Notwendig dafür<br />
ist, dass man 9/10 der zweiten<br />
Hälfte des Berufslebens in einer<br />
gesetzlichen Krankenkasse<br />
war (siehe vorige Seite).<br />
Und wer das nicht schafft?<br />
Der sollte genau rechnen, welche<br />
Einnahmen im Ruhestand<br />
Als Privatversicherter zurück<br />
Wieder zurück in die gesetzliche Krankenkasse<br />
schaffen es auch Privatversicherte, wenn sie frühzeitig<br />
planen. Das Schaubild zeigt 3 Wege.<br />
Ja<br />
dann nicht<br />
mehr möglich<br />
Ja<br />
Ja<br />
Älter als 55 Jahre<br />
Nein<br />
Ja<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nein<br />
Verdienst über<br />
52.200 Euro/Jahr<br />
Absenken des Verdienstes möglich<br />
durch • Teilzeit • Gehaltsumwandlung<br />
• Verzicht<br />
von Versicherungspflicht<br />
in der<br />
GKV befreit?<br />
nicht<br />
möglich<br />
möglich<br />
Arbeitslosigkeit<br />
möglich<br />
möglich<br />
Nein<br />
nicht<br />
möglich<br />
Ja<br />
Nein<br />
von Versicherungspflicht<br />
in der<br />
GKV befreit?<br />
nicht<br />
möglich<br />
Nein<br />
möglich<br />
liche Kasse zurückwollen –<br />
gibt es hier Möglichkeiten?<br />
Ja. Das Schaubild oben zeigt<br />
dies. Allerdings ist das nur<br />
möglich, wenn man noch nicht<br />
55 ist. Danach nicht mehr. Wer<br />
noch nicht 55 ist, kann zwei<br />
Wege einschlagen: Das Gehalt<br />
so weit absenken, dass man<br />
unter die Versicherungspflichtgrenze<br />
von 52.000 Euro im<br />
Jahr rutscht, z. B. durch Teilzeit<br />
oder das Einzahlen von<br />
Teilen des Gehalts in die Altersvorsorge.<br />
Oder durch eine<br />
kurze Arbeitslosigkeit. •<br />
„Um die steigenden<br />
Gesundheitskosten<br />
auf gerechtere<br />
Weise zu finanzieren,<br />
fordere<br />
ich seit Langem<br />
eine Anhebung<br />
der Beitragsbemessungsgrenze<br />
in der Krankenkasse.<br />
Das wäre<br />
das richtige<br />
Signal des Solidaritätsprinzips:<br />
Starke Schultern<br />
müssen<br />
mehr tragen als<br />
schwache. Dieser<br />
Grundsatz<br />
sollte gerade in<br />
wirtschaftlichen<br />
Krisenzeiten<br />
besonders beachtet<br />
werden.“<br />
Ulrike Mascher,<br />
Vorsitzende Sozialverband<br />
VdK<br />
Fotos: Cinetext (2), SZ-Photo, privat (3)<br />
8 4/ 2013
extra<br />
Wenn eine private Police zur<br />
Betriebsrente wurde<br />
Wenn man eine Direktversicherung privat weiterführt, werden keine Krankenkassen-<br />
Beiträge fällig. Aber was gilt, wenn man die Police privat abschloss?<br />
Werden Krankenkassen-Beiträge<br />
fällig, wenn es<br />
sich um eine<br />
betriebliche Altersvorsorge<br />
handelt?<br />
Grundsätzlich gelten alle<br />
Leistungen aus einer betrieblichen<br />
Altersvorsorge<br />
als „beitragspflichtige<br />
Einnahmen“ – und dafür<br />
sind Beiträge zur gesetzlichen<br />
Krankenkasse<br />
fällig. Das gilt auch für<br />
Renten und Einmal-Zahlungen<br />
aus einer Direktversicherung.<br />
Eine Beschwerde<br />
gegen diese<br />
Beitragspflicht hat das<br />
Bundesverfassungsgericht<br />
nicht angenommen.<br />
Gibt es Ausnahmen?<br />
Ja! Wurde die Direktversicherung<br />
zum Teil privat<br />
angespart, müssen<br />
für diesen Teil der Auszahlsumme<br />
keine Sozialbeiträge<br />
gezahlt werden.<br />
Und zwar wenn zwei<br />
Voraussetzungen gelten:<br />
Der Vertrag wurde übernommen.<br />
Das heißt umgeschrieben,<br />
und es wurden<br />
tatsächlich weiter<br />
Beiträge eingezahlt. Dies<br />
ist der Fall, wenn Arbeitnehmer<br />
ausscheiden und<br />
den Vertrag mitnehmen.<br />
Und was ist mit dem<br />
umgekehrten Fall?<br />
Das gilt auch, wenn<br />
zunächst privat eine<br />
So wird der Wert ermittelt<br />
Kapitallebens- oder<br />
Rentenversicherung abgeschlossen<br />
und später<br />
in eine Direktversicherung<br />
umgewandelt<br />
wurde, in die der Arbeitgeber<br />
einzahlte. Das<br />
Prinzip „Beitragsfreiheit<br />
Der Fall Umwandlung Direktversicherung<br />
in privaten Vertrag. Laufzeit des Vertrags:<br />
12 Jahre, monatlicher Beitrag: 180 Euro,<br />
Garantiesumme: 27.000 Euro, Umwandlung<br />
nach 6 Jahren.<br />
Alle Angaben in Euro<br />
Eingezahlte Summe 12.960<br />
- Todesfallschutz – 500<br />
- Verwaltungskosten – 450<br />
- Abschlusskosten – 1.100<br />
Wert (ohne Zins) 10.910<br />
Wert (mit Zins 2,75 %*) 11.210 **<br />
Der Vertrag hätte zum Zeitpunkt des Übergangs<br />
einen Wert von 11.210 Euro; auf<br />
diese Summe werden Kranken- und Pflegebeiträge<br />
fällig.<br />
* Garantiezins 2005.<br />
** Das ist nicht der Rückkaufswert!<br />
für alle privaten Policen“<br />
gilt auch dann.<br />
Wie werden die Teile<br />
denn abgegrenzt?<br />
Beitragspflichtig ist immer<br />
nur der vom Arbeitgeber<br />
ersparte Teil der<br />
Auszahl-Summe. Deshalb<br />
muss diese Summe<br />
in einen privaten und betrieblichen<br />
Teil getrennt<br />
werden. Beim Wechsel<br />
beträgt die betriebliche<br />
Summe (laut Schreiben<br />
des GKV-Verbandes) den<br />
versicherungsmathematischen<br />
Wert, der herausgekommen<br />
wäre, wenn<br />
der Vertrag bei Umschreibung<br />
beitragsfrei<br />
gestellt worden wäre (RS<br />
2010/581).<br />
Wie viel Beitrag muss<br />
entrichtet werden?<br />
Auf den beitragspflichtigen<br />
Wert werden 15,5 %<br />
Beitrag für die Krankenkasse<br />
und 2,05 % Pflegebeitrag<br />
fällig. Da dabei<br />
teilweise größere Summen<br />
fällig werden, wird<br />
der Gesamtbetrag in monatlichen<br />
Raten über 10<br />
Jahre eingezogen. •<br />
Übergang in Direktversicherung:<br />
Ermitteln des Anfangswertes<br />
Übergang in private Versicherung: Ermitteln<br />
des Endwertes der Direktversicherung<br />
» Privates Sparen » » Beiträge vom Arbeitgeber » » Private Beiträge » Auszahlung<br />
Mehrfacher<br />
Übergang<br />
möglich<br />
Eine privat abgeschlossene Lebensversicherung kann in eine Direktversicherung umgewandelt<br />
werden – und nach dem Ausscheiden aus dem Betrieb auch wieder privat weitergeführt werden.<br />
Das Schaubild zeigt, wo kritische Werte zu beachten sind.<br />
4 / 2013<br />
9
geld ^ recht<br />
Günstig zum<br />
neuen Auto<br />
„Jetzt mit Null-Prozent-Finanzierung“<br />
– so locken Händler derzeit potenzielle<br />
Auto-Käufer. Doch wie gut und sinnvoll<br />
ist diese Art des Autokaufs?<br />
Welche Art der Finanzierung<br />
eines<br />
neuen Autos gibt<br />
es überhaupt?<br />
In der Regel kann<br />
man ein Auto auf vier Arten finanzieren:<br />
bar bezahlen (aus<br />
Erspartem), über einen Kredit<br />
bei der Hausbank (um dann<br />
gegenüber dem Autohändler<br />
als Bar-Zahler zu agieren), die<br />
Finanzierung über die Autobank<br />
und schließlich Leasing.<br />
Wie funktioniert die Finanzierung<br />
über die Hausbank?<br />
Ganz einfach: Man nimmt einen<br />
Ratenkredit auf, bekommt<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
10 4/ 2013
extra<br />
das Geld ausbezahlt und tritt<br />
damit beim Autohändler als<br />
Bar-Zahler auf.<br />
Bringt Barzahlen Rabatte?<br />
Im Moment eher nicht. Für einen<br />
möglichen Rabatt beim<br />
Autokauf ist derzeit die Art<br />
der Bezahlung kaum entscheidend.<br />
Die meisten Händler<br />
bieten Abschläge vom Listenpreis<br />
von sich aus an, in Geld<br />
oder aber durch zusätzliche<br />
Sachleistungen. Richtig ist,<br />
dass viele Autohändler kräftige<br />
Rabatte geben, um den<br />
Verkauf anzukurbeln (siehe<br />
Übersicht nächste Seite). Die<br />
Die wichtigsten<br />
Spar-Tipps beim<br />
Autokauf<br />
Gesamthochschule Duisburg-<br />
Essen schätzt, dass derzeit gut<br />
20 % Rabatt möglich sind.<br />
Welche Vorteile hat ein Kredit<br />
bei der Hausbank?<br />
Ratenkredite sind meist nicht<br />
zweckgebunden. Sicherheiten,<br />
wie die Sicherungsübereignung<br />
des Fahrzeuges, sind oft<br />
nicht nötig, weil der Kredit aufgrund<br />
der persönlichen Bonität<br />
vergeben wird. Und: Beim<br />
Vergleichen ➝<br />
Ein und dasselbe<br />
Modell kostet bei<br />
verschiedenen<br />
Händlern unterschiedlich<br />
viel.<br />
Laufzeit testen<br />
➝ Lange Laufzeit,<br />
kleine Raten ... –<br />
immer auf Nebenkosten<br />
(Pflicht zu<br />
Vollkasko) achten.<br />
Tageszulassung<br />
➝ Auch dies<br />
bringt kräftigen<br />
Preisnachlass.<br />
Verhandeln ➝<br />
Im Schnitt gibt es<br />
derzeit 15–20 %<br />
Rabatt. Bei<br />
Sondermodellen<br />
deutlich mehr.<br />
Leasing ➝<br />
Sieht oft günstig<br />
aus, lohnt aber oft<br />
nur für Selbstständige.<br />
Überführung ➝<br />
Kostet viele Hundert<br />
Euro. Lieber<br />
im Werk abholen.<br />
Durchrechnen ➝<br />
Jede Finanzierung<br />
rechnen, auch mit<br />
und ohne Anzahlung.<br />
Nur Gesamtpreis<br />
zählt.<br />
Jahreswagen ➝<br />
Spart viele Tausend<br />
Euro. Immer<br />
gezielt danach<br />
fragen und über<br />
Internet suchen.<br />
EU-Importe ➝<br />
Bestimmte<br />
Modelle sind als<br />
Re-Import deutlich<br />
günstiger.<br />
4 / 2013<br />
11
geld ^ recht<br />
So locken die Auto-Firmen<br />
Mit Krediten ohne Zins versuchen einige<br />
Autofirmen den Verkauf anzukurbeln.<br />
HERSTELLER ZINS IN % ANZAH-<br />
LUNG*<br />
FÜR<br />
MODELLE<br />
LAUF-<br />
ZEIT**<br />
Alfa Romeo 1,99 – 5,9 alle 12 – 96<br />
Chevrolet 0 – 4,89 alle 12 – 49<br />
Fiat 0 – 5,99 alle 12 – 96<br />
Ford 1,99<br />
Fiesta Van,<br />
Transit,<br />
Tourneo<br />
12 – 72<br />
Honda 0 – 0,9<br />
Civic 12 – 48<br />
Hyundai 0,9 <br />
i30, ix35,<br />
i40<br />
Jaguar 2,99 – 4,99<br />
XF 12 – 72<br />
Jeep 0 – 6,99<br />
alle 12 – 72<br />
Lancia 0 – 6,99 alle 12 – 96<br />
Lexus 0,9 – 9,9 alle 12 – 84<br />
Mercedes 1,99<br />
Mitsubishi 0 – 6,25 <br />
B-, C-,<br />
E-Klasse,<br />
GLK, SLK<br />
ASX, Colt,<br />
Lancer,<br />
Outlander,<br />
Pajero<br />
48<br />
12 – 48<br />
12 – 96<br />
Opel 0 – 4,9 alle 12 – 49<br />
Peugeot 0 – 7,49<br />
alle 12 – 84<br />
Seat 0 alle 12 – 48<br />
Škoda 3,9 alle 12 – 72<br />
Smart 3,99 – 5,99<br />
fortwo 12 – 48<br />
Subaru 0 – 3,49 Forester 12 – 84<br />
Toyota 0,99 – 9,99 alle 12 – 84<br />
VW 0,9 <br />
Beetle<br />
Cabriolet,<br />
Eos, Golf<br />
Cabriolet<br />
* Individuell verhandelbar. ** In Monaten. Quelle: Stiftung Warentest<br />
Gute<br />
Internet-<br />
Seiten<br />
für<br />
Autokäufer<br />
12 – 48<br />
Kredit von der Bank sind längere<br />
Laufzeiten und niedrigere<br />
Raten möglich.<br />
Gibt es auch Nachteile?<br />
Ja. Viele Verträge beinhalten<br />
eine Restschuld-Versicherung.<br />
Das verteuert den Kredit. Deshalb<br />
dies mit einrechnen.<br />
Ist die Restschuld-Versicherung<br />
notwendig?<br />
Das kann nur individuell entschieden<br />
werden. Oft deckt sie<br />
nicht nur den reinen Todesfallschutz<br />
ab, sondern schließt<br />
auch Krankheit, Berufsunfähigkeit<br />
und Arbeitslosigkeit<br />
ein. Wer das wichtig findet,<br />
sollte dies abschließen.<br />
Was spricht für Barzahlen?<br />
Dass man sofort Eigentümer<br />
des Autos ist.<br />
Ist man Eigentümer, wenn per<br />
Autobank finanziert wird?<br />
Ja. Allerdings behält die Bank<br />
zur Sicherheit das Eigentum<br />
am Fahrzeug bis zum vollständigen<br />
Bezahlen des Kredites.<br />
Das heißt, die Autobank kann<br />
mahnen oder den Vertrag kündigen<br />
und das Auto anderweitig<br />
veräußern, falls man nicht<br />
zahlt. Dafür behält die Bank<br />
den Fahrzeugbrief.<br />
Warum locken Autobanken<br />
mit so niedrigen Zinsen?<br />
Der Grund ist die Absatzkrise.<br />
Deshalb locken sie über ihre eigenen<br />
Banken, nichts anderes<br />
sind die Autobanken, sogar mit<br />
0,0 %-Finanzierung.<br />
Gibt es versteckte Haken bei<br />
diesen Angeboten?<br />
Ja. Die Konditionen gelten<br />
oft nur für bestimmte Modelle.<br />
Häufig sind die günstigen<br />
Zinsen auch an eine kurze<br />
Laufzeit gebunden. Das bedeutet<br />
dann hohe monatliche Raten.<br />
Je nach Bonität muss man<br />
noch eine Anzahlung leisten,<br />
die auch schon mal 20 Prozent<br />
vom Kaufpreis betragen kann.<br />
Lohnt privates Leasing?<br />
Viele Autofirmen werben ja<br />
mit Rund-um-Leasing inkl.<br />
Versicherung und Werkstatt.<br />
Beim Leasing schließt man<br />
eine Art Mietvertrag über<br />
eine bestimmte Zeit ab und<br />
ist verpflichtet, das Auto zum<br />
Ende der Laufzeit zurückzugeben.<br />
Man erwirbt nur ein Nutzungsrecht,<br />
nicht aber das Auto<br />
selbst. Der Vorteil des Leasings:<br />
ein fester Betrag je Monat und,<br />
anders als beim Kauf, kein<br />
Wertverlust-Risiko. Dennoch<br />
kommt man für Verschleiß,<br />
Inspektionen und eventuelle<br />
Beschädigungen auf.<br />
Hinzu kommt, aus einem Leasing-Vertrag<br />
kann man nicht<br />
vorzeitig aussteigen. All das<br />
führt dazu, dass Leasing für<br />
Privatleute sehr teuer ist –<br />
auch wenn viele Rund-um-<br />
Pakete verlockend klingen.<br />
Leasing lohnt nur für Gewerbetreibende<br />
und Freiberufler,<br />
die die Raten als Betriebsausgaben<br />
steuerlich absetzen. •<br />
Die besten Auto-<br />
Kredite der Banken<br />
INSTITUT<br />
ZINS P.A.<br />
IN %<br />
HypoVereinsbank 3,25<br />
Norisbank 3,90<br />
Targobank 3,99<br />
Credit Europe Bank 4,50<br />
ING DiBa 4,95<br />
CreditPlus 4,99<br />
Anker Bank 5,24<br />
Barclaycard 5,49<br />
netbank 5,54<br />
DKB 5,55<br />
Quelle: <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong><br />
• www.mobile.de – Autos, Wohnmobile, Motorräder<br />
• www.autoscout24.de<br />
• www.pkw.de – Neu- und Gebrauchtwagen<br />
• www.neuwagenmarkt.de – Spezialdatenbank für preiswerte Neu- und Jahreswagen<br />
• www.eu-car.de – EU-Neuwagen, Neu-, Jahreswagen und Gebrauchte<br />
Foto: ddp images, Caro Fotoagentur<br />
12 4/ 2013
extra<br />
Der Fall Ein 53-jähriger Lagerarbeiter arbeitet seit 1985 (davor<br />
lagen mehrere Jahre Studium ohne Abschluss) und verdiente<br />
während seines Berufslebens etwa 3.000 Euro je Monat im Schnitt.<br />
Wegen eines Gelenk-Leidens wird er 2013 erwerbsgemindert und<br />
erhält jetzt Rente. Frühestens ist eine Altersrente mit 63 möglich<br />
(mit Abschlag), die abschlagsfreie Altersrente mit fast 67.<br />
Altersrente<br />
lieber früher<br />
oder später<br />
beantragen?<br />
Fast zwei Millionen<br />
Menschen erhalten<br />
eine Rente wegen<br />
Erwerbsminderung.<br />
Doch die gibt es nur<br />
befristet. Und so<br />
überlegen viele, die<br />
„unbefristete“ Altersrente<br />
so früh als möglich zu<br />
beantragen, trotz der<br />
Rentenabschläge. Doch<br />
genau das lohnt nicht.<br />
Daraus ergeben sich folgende Werte in der Rentenversicherung:<br />
➞ Fiktive Entgeltpunkte: 40<br />
➞ Volle Erwerbsminderungs-Rente: 961,73 Euro je Monat<br />
(11.540,76 Euro/Jahr)<br />
Betrachtet man nun das Gesamt-Einkommen für die Zeit zwischen<br />
dem 60. und 70. Lebensjahr, ergeben sich folgende Rechnungen:<br />
1. So früh als möglich Altersrente (mit Abschlag)<br />
Von 60 bis 63:<br />
3 Jahre Erwerbsminderungs-Rente<br />
je 11.540,76 Euro<br />
Von 63 bis 70:<br />
7 Jahre Altersrente (geschätzt 1.018,30<br />
Euro/Monat) = 12.219,60 Euro/Jahr<br />
Insgesamt<br />
34.622,28 Euro<br />
85.537,20 Euro<br />
120.159,48 Euro<br />
2. So spät als möglich Altersrente (ohne Abschlag)<br />
Von 60 bis 67:<br />
7 Jahre Erwerbsminderungs-Rente<br />
je 11.540,76 Euro<br />
Von 67 bis 70:<br />
3 Jahre Altersrente (geschätzt 1.129,88<br />
Euro/Monat bzw. 13.558,56 Euro/Jahr)<br />
Insgesamt<br />
80.785,32 Euro<br />
40.675,68 Euro<br />
121.461 Euro<br />
FAZIT: Wer erwerbsgemindert ist, sollte auf keinen Fall eine<br />
vorzeitige Altersrente in Anspruch nehmen. Bereits nach wenigen<br />
Jahren mit der vollen Altersrente hat man insgesamt mehr<br />
Geld erhalten, als wenn man die frühestmögliche Altersrente in<br />
Anspruch nimmt. Man sollte sich nicht blenden lassen, weil eine<br />
frühestmögliche Altersrente etwas höhere monatliche Zahlungen<br />
ergibt. Über die Jahre gleicht sich das mehr als aus. Im<br />
Beispielsfall: Erreicht der Mann den 80. Geburtstag, hat er bis<br />
dahin über 13.000 Euro mehr Rente erhalten.<br />
Fotos: privat, Plainpicture<br />
„Ganz wichtig: Seit 2008 besteht Anspruch auf Rente wegen verminderter<br />
Erwerbsfähigkeit bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze. Ist diese erreicht, z. B. mit<br />
67, wird die EM-Rente automatisch in eine Altersrente umgewandelt.“<br />
Markus Vogt, Bundesverband der Rentenberater<br />
4 / 2013<br />
13
geld ^ recht<br />
Seit 1. Januar 2013 wird der Schwerbehinderten-Ausweis<br />
auch als kleinere Plastikkarte ausgestellt. Umstellung<br />
soll für alle bis 1. Januar 2015 abgeschlossen sein. 7,2<br />
Millionen Menschen in<br />
Deutschland sind offiziell<br />
schwerbehindert.<br />
aG<br />
G<br />
RF<br />
Was ist mit<br />
Behinderten-<br />
Ausweis<br />
erlaubt?<br />
Vorrang beim Parken,<br />
Steuer-Vorteile fürs Auto,<br />
kostenlose Begleiter<br />
bei der Bahn – viele<br />
Behinderte wissen wenig<br />
über Vergünstigungen.<br />
Entscheidend ist das<br />
Merkzeichen im Ausweis.<br />
Merkzeichen für<br />
alle mit beeinträchtigter<br />
Bewegungsfähigkeit.<br />
Voraussetzung:<br />
Funktionsstörung<br />
untere Gliedmaßen<br />
und/oder Lendenwirbelsäule;<br />
GdB<br />
50; auch Herz- bzw.<br />
Lungenkrankheiten<br />
sowie Seh-,<br />
Hör- oder geistige<br />
Behinderung.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Freie Fahrt mit<br />
Wertmarke.<br />
✚ AUTO: Ermäßigte<br />
Kfz-Steuer: tatsächliche<br />
Kosten<br />
oder 0,30 Euro/<br />
km für Fahren zur<br />
Arbeit, Abzug für<br />
Privatfahrten, z. B.<br />
GdB 70: 3000 km<br />
x 0,30 Euro.<br />
✚ SONSTIGES: Höhere<br />
Sozialhilfe ab<br />
65 und bei Erwerbsminderung.<br />
„Außergewöhnliche<br />
Gehbehinderung“:<br />
Merkzeichen für<br />
alle, die sich dauernd<br />
nur mit fremder<br />
Hilfe oder nur<br />
mit großer Anstrengung<br />
außerhalb<br />
des Autos bewegen<br />
können, z. B. Querschnitts-Gelähmte,<br />
Oberschenkel-Amputierte,<br />
alle mit<br />
schwerer Krankheit.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Freie Fahrt mit<br />
Wertmarke. Auch<br />
für Begleiter.<br />
✚ AUTO: Befreiung<br />
Kfz-Steuer. Höhere<br />
Kfz-Kosten<br />
werden steuerlich<br />
anerkannt. Park-<br />
Erleichterungen,<br />
Parkplatz-Reservierung,<br />
kein<br />
Fahrverbot in<br />
Verbotszonen.<br />
✚ SONSTIGES:<br />
Fahrtkosten<br />
zum Arzt durch<br />
Krankenkasse,<br />
Fahrdienst in vielen<br />
Gemeinden.<br />
Dieses erhalten<br />
Menschen, die<br />
selbst mit Begleitung<br />
nicht<br />
an öffentlichen<br />
Veranstaltungen<br />
teilnehmen können.<br />
Notwendig ist ein<br />
GdB von mindestens<br />
80; bei Blinden<br />
und Sehbehinderten<br />
GdB ab 60, bei<br />
Hörgeschädigten ab<br />
GdB 50.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Hier gibt es keine<br />
weiteren Vergünstigungen.<br />
✚ AUTO: Dies gilt<br />
auch für ein<br />
privates Kraftfahrzeug.<br />
✚ SONSTIGES: Die<br />
GEZ-Gebühr für<br />
Rundfunk und TV<br />
wird ermäßigt<br />
(siehe Kasten<br />
unten); einige<br />
Anbieter bieten<br />
auch ermäßigte<br />
Telefongebühren.<br />
Fotos: A1PIX/Your Photo Today, plainpicture/fotofinder, Bildagentur online, Diagentur, Peter Granser/<br />
laif, mauritius images, Keystone Schweiz/laif, Miguel Villagran/dpa/picture-alliance, PR, Shutterstock<br />
... UND WAS IST MIT DER GEZ-GEBÜHR FÜR BEHINDERTE?<br />
1<br />
Wer behindert ist und bislang<br />
befreit war, muss seit Jahresbeginn<br />
2013 einen (reduzierten) Beitrag<br />
zahlen. Die Begründung, so die<br />
höchstrichterliche Rechtsprechung<br />
(!): Gleichbehandlung. Befreit wird<br />
nur, wer wenig Einkommen hat.<br />
2<br />
Befreit werden jetzt von der<br />
GEZ-Gebühr nur noch Taubblinde<br />
und Empfänger von Blindenhilfe<br />
nach § 72 SGB XII. Und alle Behinderten,<br />
die Sozialleistungen (ALG II,<br />
Sozialhilfe, Grundsicherung) beziehen.<br />
Stichwort: wenig Einkommen.<br />
3<br />
Wer einen Ausweis mit „RF“<br />
hat, muss 5,99 Euro je Monat<br />
zahlen. Gilt auch für Gehörlose,<br />
denen eine Verständigung auch mit<br />
Hörhilfe unmöglich ist, und für alle<br />
mit GdB 80, die nicht an öffentlichen<br />
Veranstaltungen teilnehmen können.<br />
14 4/ 2013
extra<br />
Im 9. Buch des Sozialgesetzbuches<br />
(SGB) sind die meisten Vergünstigungen<br />
für Behinderte festgelegt. SGB IX 25%<br />
B<br />
der Behinderten in Deutschland haben<br />
den höchsten Grad der Behinderung,<br />
den GdB 100, so viele wie nie zuvor.<br />
Gl<br />
H<br />
Bl<br />
1. KI.<br />
„H“ steht für<br />
hilflose Person, gilt<br />
für alle, die jeden<br />
Tag für mind. 2<br />
Stunden bei mind.<br />
drei Verrichtungen<br />
(z. B. An- und<br />
Auskleiden, Essen,<br />
Körperpflege, Gang<br />
zur Toilette) fremde<br />
Hilfe benötigen.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Freie Fahrt, wenn<br />
eine Wertmarke<br />
erworben wird.<br />
✚ AUTO: Befreiung<br />
von der<br />
Kfz-Steuer, kein<br />
Fahrverbot in<br />
Verbotszonen.<br />
✚ SONSTIGES:<br />
Steuer-Pauschbetrag<br />
wegen außergewöhnlicher<br />
Belastung: 3.700<br />
Euro; Befreiung<br />
von Hundesteuer;<br />
Pflegegeld; Übernahme<br />
bestimmter<br />
Fahrtkosten<br />
zum Arzt durch<br />
die Krankenkasse.<br />
Das gilt für<br />
Menschen, die für<br />
öffentliche Verkehrsmittel<br />
wegen<br />
der Behinderung<br />
regelmäßig auf<br />
Hilfe angewiesen<br />
sind. Notwendig ist<br />
mindestens GdB 50<br />
und zugleich das<br />
Merkzeichen G, H<br />
oder Gl.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Unentgeltliche<br />
Beförderung der<br />
Begleitperson<br />
oder eines Hundes<br />
im öffentlichen<br />
Nah- und<br />
Fernverkehr.<br />
✚ AUTO: Keine weiteren<br />
Vorteile.<br />
✚ SONSTIGES:<br />
Keine weiteren<br />
Vorteile.<br />
„Bl“ steht für<br />
Blindheit. Dieses<br />
Merkzeichen gilt<br />
auch, wenn die<br />
Sehschärfe auf<br />
keinem Auge mehr<br />
als 0,02 (1/50)<br />
beträgt. Auch bei<br />
anderen, schweren<br />
Sehstörungen wird<br />
„Bl“ erteilt.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Freie Fahrt mit<br />
einer Wertmarke.<br />
✚ AUTO: Befreiung<br />
Kfz-Steuer; leichteres<br />
Parken, z. B.<br />
auf reservierten<br />
Parkplätzen.<br />
✚ SONSTIGES:<br />
Steuer-Pauschbetrag<br />
(außergewöhnliche<br />
Belastung:<br />
3.700 Euro;<br />
keine Hundesteuer;<br />
kein Porto bei<br />
Blindensendung;<br />
Fahrtkosten<br />
zum Arzt durch<br />
Krankenkasse;<br />
Blindengeld.<br />
Dieses Zeichen<br />
erhalten Gehörlose.<br />
Dazu gehören auch<br />
Hörbehinderte mit<br />
einer an Taubheit<br />
grenzenden<br />
Schwerhörigkeit,<br />
wenn daneben eine<br />
schwere Sprachstörung<br />
(schwer verständliche<br />
Laute,<br />
geringer Sprachschatz)<br />
vorliegt.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Freie Fahrt, nachdem<br />
eine Wertmarke<br />
erworben<br />
wurde.<br />
✚ AUTO: Alternativ<br />
wird die Kfz-Steuer<br />
ermäßigt.<br />
✚ SONSTIGES:<br />
Recht auf Gebärdensprache<br />
bei<br />
Behörden.<br />
Dieses Sonder-<br />
Merkzeichen<br />
erhalten Schwer-<br />
Kriegsbeschädigte<br />
und Verfolgte<br />
(Bundesentschädigungsgesetz)<br />
mit<br />
GdS bzw. MdE von<br />
mind. 70, wenn deshalb<br />
bei der Bahn<br />
eine Fahrt in der<br />
1. Klasse nötig ist.<br />
Vergünstigungen:<br />
✚ BUS & BAHN:<br />
Benutzung der<br />
1. Klasse mit<br />
2.-Klasse-Fahrschein.<br />
✚ AUTO: Keine weiteren<br />
Vorteile.<br />
✚ SONSTIGES:<br />
Keine weiteren<br />
Vorteile.<br />
4<br />
Wer bisher von Rundfunkgebühren<br />
befreit war, soll eigentlich<br />
automatisch auf den ermäßigten<br />
Beitrag umgestellt werden. Dies aber<br />
unbedingt überprüfen (klappt nicht<br />
immer) und bei falschen Bescheiden<br />
Widerspruch einlegen!<br />
So hoch<br />
ist die<br />
GEZ-<br />
Gebühr<br />
Haushalt ➝ 17,98<br />
Zweit-/Ferienwohnung ➝ 17,98<br />
Behinderte Merkzeichen „RF“ ➝ 5,99<br />
Taubblinde ➝ —<br />
Betriebe bis 8 MA* ➝ 5,99<br />
Betriebe ab 9 MA* ➝ 17,98<br />
Betriebe ab 20 MA* ➝ 35,96<br />
Höchstsatz Betriebe ➝ 3.236,40<br />
Bezieher Sozialleistung** ➝ —<br />
* Mitarbeiter.<br />
** Arbeitslosengeld,<br />
Sozialhilfe,<br />
Grundsicherung,<br />
Studierende<br />
und Auszubildende,<br />
die<br />
BAföG erhalten.<br />
4 / 2013<br />
15
geld ^ recht<br />
Muss die Betriebsrente aufgelöst<br />
werden, wenn man arbeitslos ist?<br />
Wenn es in Firmen kriselt, sorgen sich alle über 50 um<br />
den Arbeitsplatz, aber auch um Betriebsrente und<br />
Altersvorsorge. Denn oft sind diese aufzulösen, bevor man<br />
staatliche Hilfen erhält. Doch wie wehrt man sich?<br />
50.000 Euro<br />
Vorsorge erlaubt<br />
Wer nach ALG Hilfe<br />
möchte, muss erst<br />
Erspartes aufbrauchen.<br />
Erlaubt<br />
sind 750 Euro je<br />
Lebensjahr.<br />
Schon-Vermögen bei<br />
der Altersvorsorge<br />
GEBURT MAXIMAL<br />
Vor 1. 1. 1958 48.750<br />
Nach<br />
31. 12. 1957<br />
und vor<br />
49.500<br />
1. 1. 1964<br />
Nach<br />
31. 12. 1963<br />
50.250<br />
Angaben in Euro. Quelle:<br />
Bundesagentur für Arbeit<br />
DAS GILT BEI ARBEITSLOSENGELD I<br />
Auch wenn die Arbeitsämter<br />
manchmal anderes<br />
suggerieren – die Altersvorsorge<br />
ist sicher, solange<br />
man Anspruch auf das<br />
Arbeitslosengeld I hat.<br />
Das gilt für alle Arten der Betriebsrente.<br />
Denn Arbeitslosengeld<br />
ist eine Versicherungsund<br />
keine Sozialleistung. Das<br />
heißt, Arbeitslosengeld beruht<br />
auf eigenen Beiträgen, die man<br />
eingezahlt hat.<br />
Wie lange der Anspruch auf<br />
Arbeitslosengeld I besteht,<br />
hängt vom Alter zu Beginn<br />
der Arbeitslosigkeit und der<br />
Dauer der zuvor eingezahlten<br />
Beiträge ab. Dabei gilt:<br />
• 12 Monate Arbeitslosengeld I<br />
erhält, wer unter 50 Jahre ist<br />
und mindestens 24 Monate davon<br />
Beiträge eingezahlt hat.<br />
• 3 Monate länger, also 15 Monate,<br />
erhält ALG I, wer über 50<br />
ist und mindestens 30 Monate<br />
davor einzahlte.<br />
• 18 Monate Geld von der Arbeitsagentur<br />
bekommt, wer<br />
über 55 Jahre alt ist und 36<br />
Monate Beiträge aufweist.<br />
• Und 24 Monate, die maximale<br />
Bezugsdauer, erhält, wer<br />
über 58 ist und 48 Monate Beiträge<br />
vorweisen kann.<br />
Das heißt: Während dieser Zeit<br />
muss eigenes Vermögen nicht<br />
angetastet werden. Und auch<br />
die Betriebsrente bzw. sonstige<br />
Altersvorsorge ist sicher. Und<br />
das gilt für alle Arten der Vorsorge,<br />
private Spar- und Bausparverträge,<br />
Investment-<br />
Fonds, private Renten- und<br />
Kapitallebenspolicen, sowie<br />
alle Arten der Betriebsrenten.<br />
Wichtig: Die Arbeitsagentur<br />
darf deshalb auch während<br />
dieser Zeit nicht verlangen,<br />
dass Altersvorsorge-Verträge<br />
aufgelöst werden beziehungsweise<br />
dass Vermögen auf das<br />
Arbeitslosengeld angerechnet<br />
wird, oder dieses kürzen.<br />
Die Höhe des Arbeitslosengeldes<br />
I richtet sich – ohne<br />
jede Einschränkung – allein<br />
nach dem letzten Nettoverdienst,<br />
die Zahldauer nach den<br />
Lebensjahren (siehe oben). •<br />
Wer auf einer Betriebsversammlung erfährt, dass die Firma<br />
Fotos: Hans-Christian Plambeck/laif, Frank Rumpenhorst/dpa/<br />
picture-alliance, Getty Images, privat<br />
!<br />
Was ist mit<br />
Riester-<br />
Verträgen?<br />
➽ Gut 12 Millionen Arbeitnehmer sorgen per staatlich<br />
gefördertem Riester-Vertrag fürs Alter vor. Diese Vorsorge<br />
ist immer sicher und wird im Fall der Fälle auch<br />
nicht auf Hartz IV angerechnet.<br />
➽ Voraussetzung: Der Vertrag ist so gestaltet, dass<br />
man vor der Rente nicht auf das Geld zugreifen kann.<br />
➽ Ganz wichtig: Auch wer Arbeitslosengeld II erhält,<br />
kann trotzdem (weiter) mit Riester vorsorgen. Ledige<br />
erhalten vom Staat 154 Euro als Zuschuss, wenn<br />
selbst 60 Euro pro Jahr eingezahlt werden; Ehepaare<br />
erhalten das Doppelte und für jedes Kind gibt es nochmals<br />
184 Euro pro Jahr als Zuschuss.<br />
16 4/ 2013
extra<br />
DAS GILT BEI ARBEITSLOSENGELD II<br />
Viele Arten der Betriebsrente<br />
müssen aufgelöst<br />
werden, wenn Arbeitslosengeld<br />
II beantragt wird. Doch<br />
es gibt viele Sonderregeln,<br />
um dies zu verhindern.<br />
Direktversicherung<br />
Einzahlungen des Arbeitgebers<br />
werden nicht auf das ALG II angerechnet<br />
und sind auch zum<br />
Rentenbeginn (frühestens ab<br />
62) nicht pfändbar. Das gilt<br />
selbst dann, wenn die Police<br />
vollständig auf den Arbeitnehmer<br />
übertragen wird.<br />
Vorsicht aber: Wurde die Direktversicherung<br />
einige Zeit<br />
mit eigenen Mitteln finanziert<br />
(eigene Beiträge wurden<br />
eingezahlt), zählt dieser<br />
privat gezahlte Anteil an der<br />
Betriebsrente zum anrechenbaren<br />
Vermögen (750 Euro je<br />
Lebensjahr sind erlaubt). Deshalb<br />
unbedingt auf die Freigrenzen<br />
achten (siehe auch<br />
Tabelle links)!<br />
Unterstützungskasse<br />
Heißt auch Direktzusage.<br />
Basiert ebenfalls auf einer<br />
Entgelt-Umwandlung. Der<br />
Arbeitgeber bildet dafür Pensions-Rückstellungen.<br />
Einzahlungen,<br />
die auf Beiträgen des<br />
Arbeitgebers beruhen, sind<br />
auch bei ALG II (Hartz IV) geschützt.<br />
Da eine Direktzusage<br />
kein klassischer Versicherungsvertrag<br />
ist, kann der Vertrag<br />
auch nicht bei Arbeitslosigkeit<br />
auf den Arbeitnehmer umgeschrieben<br />
werden.<br />
Und da keine privaten Einzahlungen<br />
vorliegen, bedeutet<br />
dies, dass diese Zusage nicht<br />
angetastet werden kann.<br />
Pensionsfonds<br />
In diese rechtlich selbstständige<br />
Versorgungseinrichtung<br />
zahlt lediglich der Arbeitgeber<br />
ein. Das heißt, auch hier gilt:<br />
Das vorhandene Kapital ist bei<br />
ALG II (Hartz IV) sicher.<br />
Pensionsfonds können im Gegensatz<br />
zur Direktversicherung<br />
oder Pensionskasse bei<br />
Arbeitslosigkeit nicht privat<br />
weitergeführt werden. Auch<br />
das Auflösen, Pfänden oder Beleihen<br />
ist nicht möglich. Deshalb<br />
ist diese Betriebsrente vor<br />
jeglichem Zugriff sicher.<br />
Pensionskasse<br />
Hier zahlt auch der Arbeitgeber<br />
Beiträge. Allerdings sind<br />
diese Beiträge bei ALG II nicht<br />
anrechnungsfähig. Das heißt:<br />
Das Kapital kann bis Rentenbeginn<br />
(frühestens mit 62) nicht<br />
ausgezahlt werden. Und bei<br />
Arbeitslosigkeit können Arbeitnehmer<br />
auch nicht auf die<br />
angesparten Beträge zurückgreifen<br />
oder sie zum Beispiel<br />
beleihen.<br />
Aber – und das ist entscheidend:<br />
Eine Pensionskasse kann<br />
beim Ausscheiden aus dem Job<br />
privat weiter angespart werden.<br />
Dieser private Teil ist<br />
dann aber nur bis zur Freigrenze<br />
tatsächlich geschützt.<br />
Pensionszusage<br />
Hier gibt es eine wichtige Besonderheit:<br />
Die Pensionszusage<br />
ist sofort gesetzlich unverfallbar.<br />
Wer vor Eintritt des<br />
Versorgungsfalls aus dem Betrieb<br />
ausscheidet, behält die<br />
Anwartschaft, die bis dahin<br />
aus Entgeltumwandlung finanziert<br />
wurde. Diese ist sicher<br />
bei Hartz IV. •<br />
!<br />
Was ist mit<br />
der Lebensversicherung?<br />
➽ Wer nach ALG I<br />
staatliche Hilfen<br />
möchte, muss erst<br />
eine Kapital-Lebens-<br />
bzw. private<br />
Rentenversicherung<br />
verzehren.<br />
➽ Voraussetzung:<br />
Der Vertrag ist<br />
so gestaltet, dass<br />
man jederzeit per<br />
Kündigung an das<br />
Geld kommt (jederzeitiges<br />
Verwertungsrecht).<br />
Dies ist meistens<br />
der Fall.<br />
➽ Aber: Der<br />
Verlust darf nicht<br />
höher als 10 % des<br />
geleisteten Eigenbeitrags<br />
sein.<br />
Mitarbeiter entlassen muss, sieht sich oft schon beim Arbeitsamt. Wichtig ist, dass viele Ersparnisse dennoch erhalten bleiben.<br />
„Sicher ist eine Betriebsrente immer dann vor dem Griff der<br />
Arbeitsagentur, wenn die Auszahlung vor dem eigentlichen Rentenbeginn<br />
unmöglich oder nur mit großen Verlusten möglich ist.“<br />
Holger Strohmeyer, Fachanwalt für Sozialrecht, Dortmund<br />
4 / 2013<br />
17
geld ^ recht<br />
„Zu teuer, zu<br />
unattraktiv“<br />
Seit Anfang Januar erhält jeder, der mit einer privaten<br />
Pflegeversicherung vorsorgt, einen staatlichen Zuschuss.<br />
Doch Axel Kleinlein warnt vor dem voreiligen<br />
Abschluss. Für viele ist dies teuer, für andere unattraktiv.<br />
Axel Kleinlein ist<br />
Vorstandsvorsitzender des<br />
Bundes der Versicherten.<br />
Wer einen Pflegebedürftigen in der<br />
Familie hat, weiß, wie teuer Pflege<br />
ist. Seit vielen Jahren fordert deshalb<br />
die Politik, dass besser privat<br />
vorgesorgt wird. Und die neue staatliche<br />
Förderung hilft ja gerade dabei – Stichwort<br />
Pflege-Bahr. Trotzdem hagelt es Kritik.<br />
KLEINLEIN Weil der Pflege-Bahr keine normale,<br />
übliche Pflegeversicherung mit zusätzlicher<br />
staatlicher Unterstützung ist. Denn<br />
die Versicherer sind gezwungen, jede Person<br />
aufzunehmen, besonders diejenigen,<br />
die etwa durch Vorerkrankungen ein besonders<br />
hohes Pflegerisiko haben und sonst<br />
keinen Vertrag mehr bekommen würden.<br />
Solche Personen sammeln sich in den<br />
neuen, staatlich monatlich mit fünf Euro<br />
geförderten Tarifen.<br />
Was hat das für Folgen?<br />
KLEINLEIN Diese Tarife, die eigentlich von<br />
Geringverdienern abgeschlossen werden<br />
sollten, könnten besonders teuer werden.<br />
Damit wird das Ziel einer ausreichenden<br />
Vorsorge nicht erreicht, denn die Leistungen<br />
aus den geförderten Verträgen werden<br />
in der Regel sehr gering ausfallen.<br />
Heißt das, es lohnt sich am Ende<br />
gar nicht, einen staatlich geförderten<br />
„Pflege-Vertrag“ abzuschließen?<br />
KLEINLEIN Vermutlich rentiert sich der<br />
Vertrag nur für diejenigen, die etwas älter<br />
und auch etwas kränklich sind und<br />
ansonsten keine Versicherung bekommen<br />
würden. Besonders interessant sind die<br />
Verträge also für diejenigen, bei denen das<br />
Pflegerisiko hoch ist, die vermutlich in den<br />
nächsten fünf Jahren noch nicht<br />
pflegebedürftig werden und bei denen es<br />
ab dann nicht mehr so lange dauert,<br />
bis die Pflegebedürftigkeit einsetzt.<br />
Heißt das, Sie fordern eine Reform der<br />
staatlich geförderten Pflegeversicherung?<br />
Was müsste verändert werden?<br />
KLEINLEIN Es müssten alle Versicherten<br />
gleichermaßen in das Produkt einzahlen<br />
– egal ob das Pflegerisiko hoch ist oder<br />
nicht. Nur dann kann der Risikoausgleich<br />
wirklich funktionieren. Aber ein solches<br />
System haben wir ja schon – mit der gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung.<br />
Was wurde beim Pflege-Bahr nicht berücksichtigt,<br />
was man aus den Erfahrungen<br />
der ebenfalls staatlich geförderten<br />
Riester-Rente hätte lernen können?<br />
KLEINLEIN Auf jeden Fall eine schlankere<br />
Zulagen-Organisation! Und eigentlich<br />
wäre es richtig gewesen, erst einmal zu<br />
diskutieren, ob wir uns als Gesellschaft<br />
wirklich mehr auf die privaten Versicherer<br />
stützen wollen und dafür die staatlichen<br />
Systeme schwächen. Leider glaubt die<br />
Regierung aber immer noch, dass die Privatwirtschaft<br />
stets besser sei. Dabei<br />
schulden die Versicherer in Sachen Riester<br />
noch immer den Beweis, dass sie „Vorsorge“<br />
wirklich beherrschen.<br />
!<br />
60 € je Jahr erhält, wer eine<br />
private Pflege-Versicherung<br />
abschließt. Die kostet für<br />
60-Jährige etwa 80 € im Monat,<br />
um im Pflegefall ein Tagegeld<br />
von 50 € zu erhalten.<br />
Fotos: ddp-images, privat<br />
18 4/ 2013
extra<br />
Arbeiten und pflegen?<br />
Ist ein Kind krank, müssen Eltern nicht zur Arbeit. Wenn ein Angehöriger<br />
pflegebedürftig ist und man einspringen muss, darf man dann zuhause bleiben?<br />
Elternteil mit Unfall<br />
oder Schlaganfall liegt im<br />
Krankenhaus. Gibt es<br />
Sonder urlaub, um viel dort<br />
sein zu konnen?<br />
Foto: Getty Images<br />
:<br />
Nein.<br />
Sonderurlaub nach<br />
dem Pflegegesetz<br />
gibt es nur, um<br />
kurzfristig Pflege<br />
zu organisieren<br />
(siehe rechts). Das<br />
heißt nicht, dass ein<br />
Arbeitnehmer sich<br />
nicht unbezahlt freistellen<br />
lassen kann<br />
– der Arbeit geber<br />
muss dem jedoch<br />
zustimmen.<br />
Anspruch auf Zustimmung<br />
besteht<br />
aber nicht, solange<br />
Angehörige nicht so<br />
akut von Pflegebedürftigkeit<br />
bedroht<br />
sind, dass eine kurzfristige<br />
Betreuung<br />
organisiert werden<br />
muss. Sind Angehörige<br />
in einer Klinik<br />
versorgt, gibt es für<br />
Arbeitnehmer kaum<br />
Möglichkeiten.<br />
Ein Angehoriger liegt nach<br />
einem Schlaganfall noch im Krankenhaus,<br />
wird aber demnachst entlassen. Es<br />
muss Pflege organisiert werden. Besteht<br />
Anspruch auf Sonderurlaub?<br />
Ein Elternteil wird von anderen<br />
Familienangehorigen bzw. einem<br />
Pflegedienst normalerweise versorgt.<br />
Nun fallt jemand aus und<br />
Die Pflege eines Angehorigen<br />
benotigt Zeit. Deshalb<br />
man selbst muss kurzfristig einspringen.<br />
Bekommt man<br />
will der Arbeitnehmer die<br />
Arbeitszeit reduzieren.<br />
kurzfris tig Sonderurlaub?<br />
Besteht ein Anspruch auf<br />
Teilzeit-Arbeit?<br />
:<br />
:<br />
Ja und nein.<br />
Zwar sieht die „Familien-Pflegezeit“<br />
vor, dass Arbeitnehmer<br />
das Recht haben, ihre Arbeitszeit<br />
für bis zu zwei Jahre auf<br />
bis zu 15 Stunden Arbeitszeit<br />
je Woche zu reduzieren. Das<br />
Gehalt verringert sich aber<br />
nicht im gleichen Verhältnis,<br />
sondern nur um die Hälfte der<br />
reduzierten Zeit. Ein Beispiel:<br />
Ein Arbeitnehmer arbeitet<br />
Vollzeit, reduziert wegen Pflege<br />
die Arbeitszeit auf 50 %, so<br />
erhält man 75 % des „vollen“<br />
Bruttolohns. Zum Ausgleich<br />
wird im Anschluss an die Pflegezeit<br />
wieder voll gearbeitet,<br />
das reduzierte Gehalt bleibt<br />
bei 75 %, bis das Zeitkonto<br />
ausgeglichen ist.<br />
Aber: Der Arbeitgeber muss<br />
zustimmen. Ein Rechtsanspruch<br />
auf Familienpflegezeit<br />
besteht nicht!<br />
Stimmt der Betrieb nicht zu,<br />
besteht Anspruch auf Teilzeit<br />
ohne Lohnausgleich. Diesen<br />
Teilzeit-Anspruch können Betriebe<br />
nur ablehnen, wenn es<br />
dringende Gründe gibt.<br />
:<br />
:<br />
Ja.<br />
Angehörige von<br />
Pflegebedürftigen<br />
dürfen kurzfristig<br />
bis zehn Tage Sonderurlaub<br />
nehmen,<br />
um eine Betreuung<br />
für pflegebedürftige<br />
Angehörige zu<br />
organisieren. Der<br />
Arbeitgeber darf<br />
diesen Wunsch<br />
nicht verweigern.<br />
Aber: Der Betrieb<br />
kann verlangen,<br />
dass ein ärztliches<br />
Attest vorgelegt<br />
wird, wonach der<br />
kranke Angehörige<br />
Hilfe benötigt. Eine<br />
Pflegestufe ist nicht<br />
nötig. Das Pflegezeitgesetz<br />
sieht für<br />
Arbeitgeber zwar<br />
keine Pflicht zur<br />
Lohnfortzahlung vor,<br />
aber das BGB besagt<br />
dies (s. unten).<br />
:<br />
:<br />
Ja.<br />
Ein Arbeitnehmer<br />
kann sich bis<br />
6 Monate unbezahlt<br />
freistellen lassen.<br />
Voraussetzung, der<br />
Angehörige hat<br />
mind. Pflegestufe I.<br />
Die Pflege-Auszeit<br />
gibt’s nur einmal<br />
und nur am Stück.<br />
Wichtig: Da die<br />
Krankenversicherung<br />
währenddessen<br />
ruht, muss man über<br />
den Ehepartner<br />
familienversichern.<br />
Renten-Beiträge<br />
zahlt die Pflegekasse<br />
auf Antrag, die<br />
Arbeitslosenversicherung<br />
läuft weiter.<br />
Diese Rechte haben Arbeitnehmer<br />
➽ § 2 und 5 Pflegezeitgesetz (PflegeZG): Zehn<br />
Tage Sonderurlaub, wenn kurzfristig eine<br />
Pflege organisiert werden muss.<br />
➽ § 3 Pflegezeitgesetz: Bis 6 Monate Freistellung<br />
sind möglich, um Angehörige zu pflegen.<br />
➽ § 616 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB): Anspruch<br />
auf bezahlte Freistellung, wenn jemand<br />
für nicht erhebliche (kurze!) Zeit durch einen in<br />
der Person liegenden Grund ohne eigenes Verschulden<br />
an der Arbeitsleistung gehindert ist.<br />
4 / 2013<br />
19
geld ^ recht<br />
Rente: Das planen die<br />
➼<br />
➼<br />
Rente mit 67<br />
Abschlagsfreie Rente<br />
Frührente<br />
Erwerbsminderungsrente<br />
Aufstockung geringer Renten<br />
➼<br />
➼<br />
Kinder-Erziehungszeiten<br />
➼<br />
➼<br />
➼<br />
Genereller Umbau<br />
der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung<br />
Bleibt bestehen<br />
Keine Rücknahme der<br />
bisherigen Gesetze<br />
Geltendes Recht soll bleiben:<br />
Ab 65 Jahren bei 45 Jahren<br />
Wartezeit<br />
Keine über das bisherige Rentenrecht<br />
hinausgehenden Vorschläge<br />
Anheben der bisherigen Hinzuverdienstgrenzen<br />
wird diskutiert – aber<br />
noch ohne konkrete Beschlüsse<br />
Erhöhung der Zurechnungszeiten<br />
auf 62 Jahre<br />
Lebensleistungsrente für alle,<br />
die 40 Jahre in die Rentenkasse<br />
einzahlten, privat vorgesorgt haben<br />
(Riester) und trotzdem eine<br />
Rente unter dem Niveau der Grundsicherung<br />
erhalten. Anhebung<br />
auf ca. 850 Euro. Unklar, welche<br />
rentenrechtlichen Zeiten dafür<br />
gewertet werden<br />
Soll verbessert werden. Aber keine<br />
konkreten Schritte bzw. Beschlüsse<br />
Keine Vorschläge<br />
Keine Rücknahme der<br />
bisherigen Regel<br />
Geltendes Recht soll bleiben:<br />
Ab 65 Jahren bei 45 Jahren<br />
Wartezeit<br />
Flexibler Übergang vom Erwerbsleben<br />
in den Ruhestand ab dem 60.<br />
Lebensjahr mit Abschlägen<br />
Unbegrenzte Hinzuverdienst-Möglichkeiten<br />
bei Frührente<br />
Anheben der Zurechnungszeit auf<br />
62 Jahre<br />
Freibetrag von 120 bis 150 Euro<br />
für eigene Altersvorsorge soll<br />
Niveau der Grundsicherung<br />
anheben. Statt etwa 688 Euro<br />
würde ein Geringverdiener dann<br />
über etwa 800 Euro monatlich<br />
verfügen können<br />
Keine Vorschläge<br />
Keine Vorschläge<br />
➼<br />
➼<br />
Angleichung der Renten<br />
zwischen Ost und West Keine Vorschläge Keine Vorschläge<br />
Zukünftiges Renten-Niveau<br />
(in % des letzten<br />
Netto-Einkommens)<br />
Keine Vorschläge<br />
Keine Vorschläge<br />
Fotos: PR (8)<br />
20 4/ 2013
extra<br />
Parteien<br />
Im<br />
bevorstehenden Bundestags-Wahlkampf versuchen<br />
die Parteien sich vor allem über Sozialpolitik und Rente<br />
zu profilieren. Doch was planen CDU/CSU, FDP, SPD,<br />
Grüne und Linke? Die Beschlüsse sind längst gefasst.<br />
Wird grundsätzlich nicht infrage gestellt,<br />
darf aber so lange nicht in Kraft<br />
treten, bis zumindest die Hälfte der<br />
60- bis 64-Jährigen beschäftigt ist<br />
Wer 45 Versicherungsjahre (nicht<br />
Beitragsjahre) hat, soll unabhängig<br />
vom Alter ohne Einbußen in Rente<br />
gehen können<br />
Einführung einer Teilrente ab 60<br />
Volle Rente ohne Abschlag (ohne<br />
näher konkretisiert zu sein)<br />
Nach 30 Beitragsjahren – auch<br />
nach längerer Arbeitslosigkeit oder<br />
Niedriglohn-Job – soll es mindestens<br />
850 Euro Rente im Monat geben<br />
Für alle, die trotz 30 Beitrags- und<br />
40 Versicherungsjahren nicht auf<br />
diesen Betrag kommen, soll im Sozialrecht<br />
eine neue, zweite Stufe der<br />
Grundsicherung eingeführt werden<br />
Berücksichtigungszeiten schrittweise<br />
auf Eltern ausdehnen, deren Kinder<br />
vor 1992 geboren sind<br />
Keine Vorschläge<br />
Bis 2020 sollen die Ost-Renten<br />
stufenweise auf das West-Niveau<br />
angehoben werden<br />
Darüber soll endgültig erst 2020<br />
entschieden werden<br />
Bis dahin auf aktuellem Stand<br />
stabilisieren<br />
Soll bleiben<br />
Aber: Verbesserungen beim<br />
Arbeitsschutz und bei der betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung<br />
Ab 45 Versicherungsjahren<br />
Modell wird schrittweise entwickelt<br />
Ab 60 mit Abschlägen<br />
Fließende Übergänge in den Ruhestand<br />
schaffen<br />
Teilrente ab dem 60. Lebensjahr<br />
bei Verringerung der Arbeitszeit<br />
(Teilzeit-Modell)<br />
Keine Vorschläge<br />
Garantierente. Menschen mit<br />
mindestens 30 Versicherungsjahren<br />
soll ein Mindest-Niveau<br />
von 30 Entgelt-Punkten (derzeit<br />
etwa 850 Euro je Monat)<br />
garantiert werden<br />
Keine Vorschläge<br />
Bürgerversicherung. Auch<br />
Selbstständige sollen in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung einzahlen<br />
und daraus Rente erhalten<br />
Rasche Angleichung. Aber kein<br />
konkreter Zeitplan<br />
Keine Vorschläge<br />
Sofortiger Ausstieg<br />
aus der Rente mit 67<br />
Keine Vorschläge<br />
Durch Abschaffen der Rente<br />
mit 67 sollen bisherige Regeln<br />
beibehalten werden<br />
Abschaffung der Abschläge für<br />
EM-Rente ab dem 60. Lebensjahr<br />
Solidarische Mindestrente über der<br />
Arbeitsgrenze (Teile der Linken fordern<br />
sogar eine Mindestrente von<br />
1.000 Euro je Monat)<br />
Auch für vor 1992 geborene Kinder<br />
in voller Höhe<br />
Kreis der in der gesetzlichen Rente<br />
Versicherten auf alle Erwerbstätigen<br />
ausweiten (auch Selbstständige)<br />
Die Beiträge von Gut- und Besserverdienern<br />
erhöhen<br />
Beitragsbemessungsgrenze mittelfristig<br />
abschaffen<br />
Stufenweise innerhalb der<br />
nächsten fünf Jahre<br />
Festschreiben von 51 %<br />
des Durchschnittseinkommens<br />
4 / 2013<br />
21
Sie haben Fragen?<br />
<strong>plus</strong>-Experten antworten<br />
Martin Reißig<br />
Rentenberater,<br />
Hamburg<br />
Wolfgang Wawro<br />
Steuerberaterbund,<br />
Berlin<br />
Doppelte Beiträge<br />
Ich bin nach einer Krebs-<br />
Erkrankung (Okt. 2010) seit Mitte<br />
2011, befristet bis Januar 2014,<br />
erwerbsunfähig berentet. Nun<br />
hat meine Krankenkasse festgestellt,<br />
dass ich rück<strong>wirken</strong>d zum<br />
15. 2. 2012 „freiwillig“ krankenversichert<br />
bin und nicht „pflichtversichert“<br />
– da ich meine<br />
Vorversicherungsjahre (ich war<br />
längere Zeit selbstständig und<br />
privat versichert) nicht erreicht<br />
habe. Da ich neben der Erwerbsunfähigkeitsrente<br />
auch eine<br />
private Berufsunfähigkeitsrente<br />
erhalte, muss ich jetzt monatlich<br />
392 Euro an die Krankenkasse<br />
zahlen. Ferner teilte mir meine<br />
Kasse mit, dass ich für alle Kapitaleinkünfte<br />
ebenfalls Beiträge<br />
zu bezahlen habe. Ich habe mich<br />
darüber wahnsinnig aufgeregt:<br />
Es kann doch nicht rechtens sein,<br />
dass Menschen, die vorsorgen,<br />
bestraft werden. Meine Frage:<br />
Muss ich auch für ausbezahlte<br />
Lebensversicherungen, Bausparversicherung,<br />
evtl. Gewinne oder<br />
Erbschaften Beiträge bezahlen?<br />
Eveline Hofmeier, per E-Mail<br />
Unabhängige<br />
Rentenberater<br />
vermittelt deren Bundesverband<br />
in Köln:<br />
(02 21) 2 40 66 42,<br />
www.rentenberater.de<br />
Ihr Ärger ist durchaus nachvollziehbar.<br />
Allerdings sehen<br />
die gesetzlichen Vorschriften<br />
vor, dass bei einer freiwilligen<br />
Krankenversicherung die<br />
gesamte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
des Mitglieds<br />
berücksichtigt werden muss.<br />
Dies hat zur Folge, dass – anders<br />
als bei einer Versicherungspflicht<br />
in der „Krankenversicherung<br />
der Rentner“<br />
– alle Einnahmen und Geldmittel,<br />
die das Mitglied zum<br />
Lebensunterhalt verbraucht<br />
oder verbrauchen könnte,<br />
ohne Rücksicht auf ihre steuerliche<br />
Behandlung der Beitragsbemessung<br />
zugrunde zu<br />
legen sind. Beachten Sie jedoch,<br />
dass sich der Rentenversicherungsträger<br />
an Ihrem<br />
freiwilligen Krankenversicherungsbeitrag<br />
beteiligt. Hier<br />
wird der Zuschuss geleistet,<br />
den im Falle einer Krankenversicherungspflicht<br />
die Rentenkasse<br />
übernehmen<br />
müsste. (Mehr dazu auch ab<br />
Seite 4 dieser Ausgabe.)<br />
Rente ins Ausland<br />
Wenn jemand in Deutschland die<br />
Absicht hat, den ständigen<br />
Wohnsitz als Rentner ins Ausland<br />
(EU-Staaten oder andere Länder)<br />
zu verlegen, wie erhält man<br />
dann die in Deutschland erworbene<br />
Rente ausgezahlt?<br />
Rüdiger Glauch, per E-Mail<br />
Bei Verlegung des Wohnsitzes<br />
ins Ausland wird die gesetzliche<br />
Rente auch dorthin auf<br />
ein Konto überwiesen. Der<br />
Rentenbezug läuft damit<br />
unverändert weiter.<br />
Rentenbeginn<br />
Ich bin im Februar 1950 geboren,<br />
habe fast 47 Jahre gearbeitet<br />
und auch einbezahlt, habe einen<br />
unbefristeten Behindertenausweis<br />
mit GdB von 50 %. Ich<br />
möchte ab Juli dieses Jahres in<br />
Rente gehen. Bei der Rentenversicherung<br />
hat man mir gesagt,<br />
wenn ich 3 Monate nach meinem<br />
63. Geburtstag in Rente gehe,<br />
dann bekomme ich meine Rente<br />
ohne Abzüge, weil ich einen<br />
Behindertenausweis habe und<br />
mehr als 35 Versicherungsjahre.<br />
Mein Arbeitgeber hat mit mir<br />
vereinbart, mein Arbeitsverhältnis<br />
zum 1. 7. 2013 zu beenden. Ich<br />
bekomme noch anteilige Urlaubstage<br />
und kann meine Überstunden<br />
abfeiern. Danach würden<br />
mir keine weiteren<br />
Zahlungen zustehen. Wie sieht<br />
es mit Weihnachtsgeld aus, steht<br />
mir dies auch anteilig zu? Und<br />
was würde passieren, wenn ich<br />
krank werde und die Krankmeldung<br />
über den 1. 7. 2013 hinausgehen<br />
würde, kann man mich<br />
zwingen, in Rente zu gehen?<br />
Peter Pumple, Mannheim<br />
Sofern Sie noch während des<br />
Beschäftigungsverhältnisses,<br />
also vor dem 1. 7. 2013 arbeitsunfähig<br />
erkranken, besteht<br />
ein Anspruch auf Krankengeld,<br />
wenn die<br />
Arbeits unfähigkeit dann über<br />
den 30. 6. 2013 bzw. länger<br />
als die Entgeltfortzahlungspflicht<br />
andauert. Grundsätzlich<br />
kann Sie niemand „zwingen“,<br />
die Altersrente zu<br />
beantragen. Allerdings wird<br />
von der Krankenkasse geprüft,<br />
wie lange die Arbeitsunfähigkeit<br />
besteht. Ein Rentenantrag<br />
sollte etwa drei<br />
Monate vor dem beabsichtigten<br />
Rentenbeginn gestellt<br />
werden. Die Frage, ob ein<br />
Anspruch auf ein anteiliges<br />
Weihnachtsgeld für das Jahr<br />
2013 besteht, muss von Ihrem<br />
Arbeitgeber beantwortet werden.<br />
Hier handelt es sich um<br />
eine rein arbeitsrechtliche<br />
Frage, welche aufgrund der<br />
geltenden tarif- bzw. arbeitsvertraglichen<br />
Grundlagen<br />
beurteilt werden muss.<br />
Krankengeld<br />
Ich habe zurzeit mit meiner AOK<br />
Rottal-Inn bei der Höhe des Krankengeldes<br />
Schwierigkeiten. Denn<br />
genau so wie in Ihrer Tabelle vom<br />
Juni 2012 „Streit um Krankengeld“<br />
habe ich mein Krankengeld<br />
ausgerechnet und eingefordert.<br />
Was kann ich tun?<br />
Johann Waldhäusl, Arnstorf<br />
Anhand Ihrer Angaben können<br />
wir das Krankengeld nicht<br />
exakt berechnen, da hierzu die<br />
Angaben des Arbeitgebers<br />
(Verdienstbescheinigung, die<br />
für die Berechnung des Krankengeldes<br />
abgegeben wird)<br />
erforderlich sind. Zu beachten<br />
ist, dass das Krankengeld bei<br />
„Stundenlöhnern“ nach folgender<br />
Formel berechnet<br />
wird: (Brutto-Arbeitsentgelt<br />
im Abrechnungszeitraum x<br />
regelmäßige wöchentliche<br />
Arbeitszeit) / (Stunden, in<br />
denen das Arbeitsentgelt erzielt<br />
wurde x 7). Zusätzlich<br />
werden noch die Einmalzahlungen<br />
der letzten zwölf Monate<br />
berücksichtigt. Aus dem<br />
Wir können Anfragen nur schriftlich (Brief, Fax, E-Mail)<br />
Wichtig beantworten, leider nicht telefonisch.<br />
22 4 / 2013
Gabriele Prasser<br />
Steuerberaterin,<br />
Nürnberg<br />
Karlheinz Große<br />
Bundesverband der Betriebsrentner,<br />
Wiesbaden<br />
Lars Gatschke<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband<br />
Schreiben Sie uns!<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Geld & Recht,<br />
Lindenstraße 20,<br />
50674 Köln, E-Mail:<br />
<strong>plus</strong>magazin@bayard-media.de<br />
Fotos: privat (5)<br />
errechneten täglichen Brutto-<br />
Arbeitsentgelt werden 70<br />
Prozent, max. jedoch 90 Prozent<br />
des letzten Netto-Arbeitsentgelts<br />
geleistet. Von dem<br />
errechneten Brutto-Krankengeld<br />
werden noch die Beiträge<br />
zur Renten-, Arbeitslosen- und<br />
Pflegeversicherung abgezogen.<br />
Renten-Abschlag<br />
Ich bin im Dezember 1948 geboren<br />
und beziehe seit Januar 2012<br />
Rente für langjährig Versicherte<br />
mit 7 % Abschlag. Laut Berechnung<br />
waren es 42,1222 Punkte :<br />
566 Monate = 0,0744 Punkte =<br />
Durchschnittswert für die Grundbewertung.<br />
Da ich in Österreich<br />
geboren bin und dort auch 55<br />
pflichtversicherte Beitragsmonate<br />
+ 2 Ersatzmonate hatte,<br />
war der Renten-Stichtag laut<br />
Österreichischer Pensionsversicherung<br />
August 2011. Laut dem<br />
Bescheid der Deutschen Rentenversicherung<br />
würde ich erst<br />
ab April 2015 meine Rente ohne<br />
Abschlag bekommen. Da wäre ich<br />
dann schon 65 Jahre + 4 Monate.<br />
Ist das richtig? Ich dachte, bis<br />
Geburtsjahr 48 bekäme man<br />
Rente mit 63 ohne Abschlag.<br />
Hermine Weinhardt, per E-Mail<br />
Bei Ihnen beträgt die Regelaltersgrenze<br />
65 Jahre und<br />
zwei Monate. Das heißt, dass<br />
Sie – wenn Sie im Dezember<br />
1948 geboren sind – die (abschlagsfreie)<br />
Regelaltersrente<br />
ab März 2014 beanspruchen<br />
können. Da Sie bereits die<br />
Altersrente für langjährig<br />
Versicherte beziehen, entstanden<br />
hier 7,2 Prozent (nicht<br />
7,0 Prozent) Rentenabschlag<br />
DDR-Arbeitsjahre<br />
Sie haben über die Entscheidung des Bundessozialgerichts<br />
(Az. B 4 RS 4/06 R) und die Auswirkung auf die<br />
Renten der Arbeitnehmer aus der Ex-DDR berichtet.<br />
Ich gehörte zu den Arbeitnehmern, die viele Jahre in<br />
die Zusatz-Rentenversicherung einzahlten und auch<br />
Jahresendprämien erhalten haben. Die Knappschaft<br />
Bahn See (KBS) hat die Rentenprüfung abgelehnt.<br />
Peter Mika, München<br />
Der Bezug einer Jahresendprämie führt nach<br />
dem Urteil des Bundessozialgerichts nicht generell<br />
dazu, dass diese auch bei der Rentenberechnung<br />
berücksichtigt wird. Es werden grundsätzlich<br />
nur Jahresendprämien der Berufsgruppen<br />
bzw. Zusatzversorgungssysteme berücksichtigt,<br />
welche im AAÜG (Anwartschaftsüberführungsgesetz)<br />
aufgeführt sind. Dies sind z. B. zusätzliche<br />
Altersversorgung der technischen Intelligenz,<br />
Altersversorgung der Ärzte und Zahnärzte<br />
in privaten Einrichtungen des Gesundheitswesens,<br />
Altersversorgung der Intelligenz an wissenschaftlichen,<br />
künstlerischen, pädagogischen<br />
und medizinischen Einrichtungen. Sofern Sie<br />
nicht zu diesen Personen gehören, wird ein<br />
Widerspruch keinen Erfolg haben.<br />
bei einem Rentenbeginn im<br />
Januar 2012. Von daher ist<br />
die Berechnung des Rentenabschlags<br />
grundsätzlich<br />
korrekt. Sofern Sie an der<br />
Richtigkeit Ihres Rentenbescheides<br />
Zweifel haben,<br />
sollten Sie diese von einem<br />
registrierten Rentenberater<br />
überprüfen lassen. Da in<br />
Deutschland und Österreich<br />
unterschiedliche Sozialversicherungssysteme<br />
existieren,<br />
kann der Rentenbeginn<br />
in Österreich nicht mit dem<br />
Rentenbeginn in Deutschland<br />
verglichen werden.<br />
Betriebsrente<br />
Ich bin seit 2005 im Ruhestand<br />
und erhalte auch eine Betriebsrente<br />
von monatlich etwa<br />
280 Euro. Dieser Betrag wurde<br />
seit meinem Eintritt in den Ruhestand<br />
nie erhöht. Muss das<br />
nicht automatisch geschehen?<br />
Rainer Merkel, Duisburg<br />
Automatisch muss eine<br />
Betriebsrente nicht erhöht<br />
werden. Der Arbeitgeber<br />
kann aber jedes Jahr eine<br />
regelmäßige Erhöhung<br />
vornehmen. Da dies bei<br />
Ihnen nicht erfolgt ist,<br />
sollten Sie Ihren Ex-Arbeitgeber<br />
auffordern, die Höhe<br />
der Betriebsrente zu überprüfen<br />
– und dies künftig<br />
einmal pro Jahr zu tun. Dies<br />
sieht das Betriebsrentengesetz<br />
vor. Eine höhere<br />
Betriebsrente kann der<br />
Betrieb nur aus wirtschaftlichen<br />
Gründen ablehnen<br />
und muss dies im Zweifel<br />
auch vor Gericht belegen.<br />
Aus rechtlichen Gründen dürfen unsere Experten nur allgemeine Hinweise geben. Bei konkreten Problemen wenden Sie sich direkt an<br />
Beratungsstellen der Verbraucherverbände, der Rentenversicherung oder einen Steuerberater bzw. Rechtsanwalt in Ihrer Nähe.<br />
4 / 2013<br />
23
24 Seiten Extra Der richtige Renten-Termin <br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Unerwünschte<br />
Waren stoppen<br />
Mit einem Trick versuchen Firmen<br />
Gesundheitsmittel im Abo zu<br />
vertreiben. So wehrt man sich.<br />
Gesundheit und<br />
1. ein möglichst<br />
langes Leben – wohl<br />
jeder wünscht sich<br />
das. Doch genau diesen<br />
Wunsch machen<br />
sich anscheinend immer<br />
mehr dubiose<br />
Firmen zunutze, indem<br />
sie vor allem Ältere in<br />
eine teure Falle locken.<br />
Der Trick: Am Telefon<br />
werden Nahrungsgesundheitsmittel<br />
versprochen,<br />
die garantiert<br />
deutlich güns tiger<br />
als in der Apotheke<br />
seien. Wer nicht vehement<br />
widerspricht,<br />
erhält wenige Tage<br />
später die erste Probe<br />
per Post – und in<br />
einem verklausulierten<br />
Schreiben eine Rechnung<br />
samt dem Hinweis,<br />
dass künftig<br />
einmal pro Monat eine<br />
Lieferung erfolge.<br />
Doch solche<br />
2. Abo-Fallen sind<br />
nicht erlaubt. Darauf<br />
weisen die Verbraucherzentralen<br />
hin<br />
und fordern jeden<br />
auf, mit beiliegendem<br />
Musterbrief (Einschreiben)<br />
zu widersprechen.<br />
Denn: Jeder,<br />
3. der am Telefon<br />
etwas bestellt, hat<br />
ein 14-tägiges Widerrufsrecht.<br />
Und den<br />
Trick-Firmen fällt es<br />
schwer, zu beweisen,<br />
dass ein Vertrag<br />
überhaupt zustande<br />
gekommen ist.<br />
Ganz wichtig:<br />
4. Schnell reagieren,<br />
wenn man unaufgefordert<br />
etwas zugeschickt<br />
erhalten hat<br />
und auf keinen Fall die<br />
Rechnung bezahlen.<br />
Die Sendung unfrei<br />
zurücksenden.<br />
An<br />
Unternehmen<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Ihr Schreiben vom ...<br />
Absender<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
in Ihrem Schreiben verlangen Sie einen Betrag von ...............<br />
Euro für die Belieferung mit Nahrungsergänzungsmitteln.<br />
Ich habe nach meiner Überzeugung keinen gültigen Vertrag<br />
mit Ihnen geschlossen. Daher bin ich auch nicht bereit, Ihre<br />
Forderung zu begleichen. Sollten Sie dennoch meinen, dass<br />
es zwei übereinstimmende Willenserklärungen und einen<br />
gültigen Vertrag gibt, fordere ich Sie auf, den Nachweis zu<br />
erbringen, welches Angebot über die kostenpflichtige Leistung<br />
Sie mir in welcher Weise und zu welchem Zeitpunkt machten<br />
und wie und wann ich das Angebot angenommen habe.<br />
Hilfsweise widerrufe ich den Ihrer Meinung nach bestehenden<br />
Vertrag und erkläre ausdrücklich, dass ich keine weitere Belieferung<br />
mit Nahrungsergänzungsmitteln wünsche. Hilfsweise<br />
kündige ich den Vertrag und fechte ihn auch wegen arglistiger<br />
Täuschung (§ 123 BGB) an. Außerdem erkläre ich vorsorglich<br />
noch die Anfechtung wegen Irrtums über den Inhalt der abgegebenen<br />
Willenserklärung.<br />
Gleichzeitig untersage ich Ihnen die weitere Nutzung, Verarbeitung<br />
und Weitergabe meiner Daten und fordere Sie auf,<br />
meine sämtlichen Daten zu löschen.<br />
Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit erledigt ist und<br />
bitte um eine Bestätigung innerhalb von 14 Tagen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
24 Seiten Extra<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
Mai 2013<br />
geld^recht<br />
I lustration: Corbis<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
Verstehen<br />
Sie Ihre<br />
Lebensversicherung?<br />
❯ ❯<br />
Das geht nun: Zins-<br />
Steuer zurückholen<br />
Viele haben Anspruch auf Hunderte<br />
Euro für mehrere Jahre S. 18<br />
Der beste Schutz<br />
für die Gesundheit<br />
Der große Test: Diese privaten<br />
Policen sind wirklich sinnvoll S. 12<br />
geld^recht<br />
im Mai<br />
Ab 17. 4.<br />
am Kiosk<br />
Rente Wer kann günstigere Gesetze nutzen? ++ Recht Welche Gesundheitshinweise<br />
sind auf Lebensmitteln erlaubt? ++ Lebensversicherung Dürfen<br />
Auszahlungen gekürzt werden? ++ Steuer Zinssteuer zurückholen ++<br />
P-GR0513_001VST_Cover.indd 1 21/02/13 09:10<br />
24 4/ 2013
„Die Fremde<br />
ist herrlich,<br />
solange es eine<br />
Heimat gibt,<br />
die wartet.“<br />
ERIKA MANN<br />
Sa. 20.<br />
So. 21.<br />
Mo. 22.<br />
Di. 23.<br />
Mi. 24.<br />
Do. 25.<br />
Fr. 26.<br />
Sa. 27.<br />
So. 28.<br />
Glück liegt nicht darin,<br />
zu tun, was man mag –<br />
sondern zu mögen, was<br />
man tut.<br />
J. M. BERRY<br />
Nicht das Beginnen ist zu<br />
loben, sondern das Durchhalten.<br />
KATHARINA VON SIENA<br />
17. Kalenderwoche<br />
Seelenruhe, Heiterkeit<br />
und Zufriedenheit sind<br />
Grundlagen allen Glücks,<br />
aller Gesundheit und des<br />
langen Lebens.<br />
CHRISTOPH WILHELM VON<br />
HUFELAND<br />
Drei Dinge kehren nie<br />
zurück: der Pfeil, der<br />
abgeschossen; das ausgesprochene<br />
Wort; die<br />
Tage, die verflossen.<br />
GEORG FRIEDRICH DAUMER<br />
Nicht in die ferne Zeit<br />
verliere dich! Den Augenblick<br />
ergreife, er ist dein.<br />
FRIEDRICH SCHILLER<br />
Man tut, was man kann,<br />
und legt sich schlafen.<br />
Und auf diese Weise<br />
geschieht, dass man<br />
eines Tages etwas<br />
geleistet hat.<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER<br />
Lernen ist wie rudern<br />
gegen den Strom:<br />
Sobald man aufhört,<br />
treibt man zurück.<br />
LAOTSE<br />
Gegen Schmerzen der<br />
Seele gibt es nur zwei<br />
Arzneimittel: Hoffnung<br />
und Geduld.<br />
PYTHAGORAS<br />
Wende dein Gesicht der<br />
Sonne zu, dann fallen die<br />
Schatten hinter dich!<br />
AUS AFRIKA<br />
Mo. 29.<br />
18. Kalenderwoche<br />
Wer geliebt wird, ist ni e<br />
ganz unglücklich.<br />
WILHELM VON HUMBOLDT<br />
Foto: Peter Hirth/laif<br />
Di. 30.<br />
Es ist nicht genug zu<br />
wissen, man muss es auch<br />
anwenden. Es ist nicht<br />
genug zu wollen, man<br />
muss es auch tun.<br />
JOHANN WOLFGANG<br />
VON GOETHE<br />
4/2013 55
An Ostern<br />
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Gesund bleiben<br />
Gesunder Rücken >S. 58 Wechseljahre >S.65 Zeckenbiss >S. 66 Arznei nehmen >S. 67<br />
Offener Blick,<br />
freundliches<br />
Lächeln – jeder<br />
Dritte vermisst<br />
das beim<br />
Hausarzt.<br />
Gesunde<br />
Termine im<br />
April<br />
Freiburg<br />
Marathon<br />
mit Fitness-<br />
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[ 6. – 7. 4. ]<br />
Die 66<br />
50<strong>plus</strong>-Messe,<br />
München<br />
[ 12. – 14. 4. ]<br />
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Wer Parodontitis hat, sollte<br />
den Partner darüber<br />
informieren. Denn die<br />
auslösenden Bakterien sind<br />
ansteckend. Zahnärzte<br />
können testen, ob der<br />
Partner auch<br />
behandelt werden<br />
sollte.<br />
Venentag<br />
Bundesweite<br />
Aktionen, z. B.<br />
in Apotheken<br />
[ 20. 4. ]<br />
Stress einfach weglächeln – das geht! Psychologinnen an der Universität Kansas/USA<br />
haben herausgefunden, dass bewusstes Lächeln in Stress-Situationen zumindest für<br />
einige Minuten entspannend wirkt. Sarah Pressman, Leiterin der Studie, rät deshalb:<br />
„Gerät man kurzfristig unter psychischen Druck, etwa weil man den Schlüssel verlegt<br />
hat, lächeln. Das entspannt sofort und der Schlüssel findet sich rascher wieder.“<br />
Foto: Getty Images<br />
buchtipp: ellen müller,<br />
zum glück gibt es lachen, 14,95 euro<br />
4 / 2013<br />
57
GESUND BLEIBEN<br />
Diese Therapie für<br />
den Rücken ist besser<br />
als jede OP<br />
400 000 Menschen werden jedes Jahr am Rücken operiert –<br />
bis zu 80 % der OPs sind unnütz, sagen Experten. Denn man muss<br />
Rückenschmerz anders behandeln – mit Radfahren, Gesprächen!<br />
Früher Morgen im Rückenzentrum<br />
am Michel in Hamburg. Seit zehn<br />
Minuten tritt Sabine Hoffmann<br />
unentwegt in die Pedale des Ergotrainers.<br />
Zufrieden blickt die 47-Jährige<br />
mit den dunklen Locken auf die Anzeige<br />
des Gerätes: 3 800 Meter hat sie zurückgelegt.<br />
Dass sie die Aufwärmeinheit so<br />
locker schafft, kann die Büro-Angestellte<br />
noch immer kaum fassen: „Vor drei Wochen<br />
hatte ich noch so starke Schmerzen,<br />
dass ich weder sitzen noch stehen<br />
konnte.“ Jetzt steigt sie flink und gut gelaunt<br />
vom Sattel, schaut sich nach dem<br />
nächsten freien Gerät um. Noch ein rascher<br />
Schluck Mineralwasser, dann geht<br />
es zum Ruderseilzug.<br />
Der lichtdurchflutete Raum im zweiten<br />
Stock des Rückenzentrums gleicht eher<br />
einem Fitnesscenter in einem Luxushotel<br />
als einem auf Rückenschmerzen spezialisierten<br />
medizinischen Zentrum. Überall<br />
58 4/ 2013
DIE DEUTSCHEN<br />
HABEN „RÜCKEN“<br />
VIER VON FÜNF HATTEN SCHON<br />
MAL STARKE RÜCKENSCHMER-<br />
ZEN, AM HÄUFIGSTEN (63 %)<br />
IN DER LENDENWIRBELSÄULE.<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
4/ 2013<br />
59
GESUND BLEIBEN<br />
Sport statt<br />
Morphium<br />
Wegen eines Bandscheibenvorfalls<br />
hatte Monika<br />
Bressler (55) trotz OPs<br />
unerträgliche Schmerzen.<br />
Bis sie Sport „verschrieben“<br />
bekam.<br />
Nach der ersten OP vor<br />
11 Jahren war ich eine<br />
Zeit lang schmerzfrei,<br />
doch dann kamen die<br />
Beschwerden zurück.<br />
Weil die erste OP gut<br />
geholfen hatte, ließ ich<br />
mich wieder operieren.<br />
Aber der Eingriff brachte<br />
nichts. Ich musste<br />
danach sogar Morphium<br />
nehmen, um den Tag<br />
zu überstehen, weil die<br />
Schmerzen noch stärker<br />
waren. Aber von diesem<br />
Medikament abhängig<br />
sein? Es musste doch<br />
eine Alternative geben ...<br />
Von einem Arzt erfuhr<br />
ich von der multimodalen<br />
Schmerztherapie<br />
und meldete mich sofort<br />
dafür an. Was ich dort<br />
erlebte, war eine Offenbarung<br />
für mich. Wurde<br />
mir früher von meinem<br />
Orthopäden Sport<br />
ausdrücklich verboten,<br />
lernte ich jetzt, dass Radfahren,<br />
Schwimmen, Walken<br />
meine wichtigsten<br />
Medikamente sind. Und<br />
das Morphium? Brauche<br />
ich nicht mehr ...<br />
stehen moderne Geräte, absolvieren<br />
sportlich gekleidete Menschen, die<br />
meisten zwischen 40 und 50, konzentriert<br />
ihre Übungen. Dass hier jemand<br />
heftige Rückenschmerzen hat<br />
– kaum zu erkennen.<br />
Und trotzdem, die meisten, die<br />
ins Rückenzentrum kommen, haben<br />
eine lange Leidensgeschichte<br />
hinter sich. Monatelange Schmerzphasen,<br />
erfolglose OPs, unzählige<br />
Versuche mit schulmedizinischen<br />
und alternativen Heilmethoden haben<br />
die meisten schon hinter sich.<br />
Gerade auf solche Fälle, aber auch<br />
auf alle anderen Rückenprobleme, ist<br />
das Rückenzentrum mit einem ganz<br />
besonderen Ansatz spezialisiert – mit<br />
der multimodalen interdisziplinären<br />
Schmerztherapie.<br />
„Das Besondere an dieser ganzheitlichen<br />
Therapie ist, dass Orthopäden,<br />
Physiotherapeuten und<br />
Psychologen sehr eng zusammenarbeiten“,<br />
erklärt<br />
Nicolai Borkowski, Orthopäde<br />
im Rückenzentrum.<br />
Chirurgen oder einen OP-<br />
Saal sucht man hier dagegen<br />
vergeblich.<br />
Denn aktuelle Forschungen<br />
bestätigen, es gibt in<br />
der Regel nicht den einen<br />
orthopädischen Grund für<br />
Rückenschmerzen. „Meist<br />
spürt man sie erst, wenn<br />
85% DER<br />
RÜCKEN-<br />
SCHMERZEN<br />
HABEN KEINE<br />
EINDEUTIGE<br />
URSACHE.<br />
PROF. DIETRICH<br />
GRÖNEMEYER<br />
mehrere Dinge zusammenkommen“, sagt Borkowski.<br />
Seiner Erfahrung nach ist es besonders<br />
fatal, wenn diese Dinge zusammenkommen:<br />
• zu wenig Bewegung und Sport im Alltag,<br />
• schwache, unterentwickelte Muskeln,<br />
• eine sitzende Tätigkeit,<br />
• Stress im privaten oder beruflichen Umfeld.<br />
Oder schlichtweg Verschleiß, wie bei Georg<br />
Janta. Dem großen, sportlichen Typ sieht man<br />
es nicht an, aber „ein Orthopäde hat mir den Rücken<br />
eines 80-Jährigen attestiert“, erzählt Janta.<br />
Drei bis vier Mal im Jahr hatte der erst 45-Jährige<br />
deswegen so extreme Rückenschmerzen, dass<br />
er sich über Tage kaum noch bewegen konnte.<br />
Jetzt liegt der Maschinenbau-Techniker auf<br />
einem schrägen Brett, das in einer Sprossenwand<br />
eingehängt ist. Mit den Armen greift er<br />
Physiotherapie<br />
gehört zur<br />
multimodalen<br />
Schmerztherapie<br />
wie Sport und<br />
Gespräche.<br />
hinter sich an die Quersprossen, gleichzeitig<br />
hebt er die Beine an, das trainiert<br />
die Bauchmuskeln. Kleine Schweißperlen<br />
stehen auf seiner Stirn. Mit konzentrierter<br />
Miene versucht er das Gleichgewicht zu<br />
halten. „Die Übung ist viel schwieriger, als sie<br />
aussieht“, erklärt Physiotherapeutin Maike Steinbrück.<br />
Janta müht sich, scheint sich wegen seiner<br />
Beschwerden aber nicht recht zu trauen –<br />
aus Angst vor größeren Schmerzen. Doch die<br />
bleiben aus. „Das ist in der Physio- und Sporttherapie<br />
eines unserer wichtigsten Ziele“, sagt<br />
Steinbrück, „Bewegung und Belastung wieder<br />
positiv erleben, lernen, der eigenen Leistungsfähigkeit<br />
wieder zu vertrauen.“<br />
„Angst ist für die Menschen, die zu uns kommen,<br />
ganz typisch“, sagt Nicolai Borkowski. Der<br />
dynamisch <strong>wirken</strong>de Orthopäde kommt regelmäßig<br />
in den Trainingsraum, um mit den Physiotherapeuten<br />
konkrete Übungen durchzugehen<br />
und nach seinen Patienten zu schauen. „Sehen<br />
60 4/ 2013
Meine schnelle<br />
GESUND BLEIBEN<br />
Energiewende!<br />
Sie die Übungen wie ein Medikament“, beruhigt<br />
er Georg Janta. Und erklärt: „Damit Bewegung<br />
wirkt, muss sie auch richtig dosiert sein. Unterfordern<br />
Sie sich, verbessert sich nichts. Überfordern<br />
Sie sich, können Schmerzen auftreten.“<br />
Damit das nicht passiert, betreuen, wie auch heute,<br />
immer zwei Physio- und ein Sporttherapeut<br />
gleichzeitig das Training. Auch eine Psychologin<br />
ist stets in der Nähe. Und auch sie unterstützt<br />
die Patienten dabei, an ihre Grenzen zu gehen.<br />
Jetzt aber muss Britta Maurus zu einem Einzelgespräch.<br />
Mit einer Frau, die schon einmal an der<br />
Bandscheibe operiert<br />
wurde und dennoch<br />
jeden Tag Schmerzen<br />
hat. „Warum muss<br />
ich denn mit Rückenschmerzen<br />
zur Psychologin?,<br />
fragte mich die<br />
Dame erstaunt, als ich<br />
den Termin mit ihr ausmachte“,<br />
erinnert sich<br />
Britta Maurus. Diese<br />
Frage hört die Psychologin<br />
immer wieder.<br />
„In den Gesprächen<br />
mache ich den Betroffenen<br />
dann klar,<br />
dass nicht nur organische<br />
Gründe Rückenschmerzen<br />
beeinflussen.<br />
In vielen Fällen<br />
spielt die Psyche eine<br />
wesentliche Rolle.“<br />
Was vielen gar nicht<br />
bewusst sei, die meisten<br />
auch nicht wahrhaben<br />
wollten: Wer unter<br />
Stress steht, zum Beispiel<br />
am Arbeitsplatz,<br />
spannt unbewusst die<br />
Muskeln an. Normalerweise<br />
löst sich der<br />
Druck abends wieder.<br />
Ist der Stress aber zu<br />
ERSTE HILFE<br />
FÜR DEN RÜCKEN<br />
1. Bewegen, z. B.<br />
spazieren gehen,<br />
sanft dehnen; fördert<br />
Durchblutung.<br />
2. Kälte oder<br />
Wärme, je nachdem,<br />
was man besser<br />
verträgt, z. B.<br />
Kühlpack oder<br />
Wärmflasche; etwa<br />
alle 2 Stunden für<br />
10 Minuten.<br />
3. Schmerzmittel,<br />
etwa ASS,<br />
Paracetamol oder<br />
Ibuprofen – damit<br />
Muskeln nicht unnötig<br />
verkrampfen.<br />
4. Zum Arzt, wenn<br />
Beschwerden länger<br />
als 2–3 Tage anhalten<br />
oder sehr<br />
stark sind. Bitte<br />
keine falsche Tapferkeit<br />
beweisen.<br />
groß, bleibt die Spannung auf Dauer. Das hat<br />
dann fatale Folgen: Der Stress macht uns immer<br />
schmerzempfindlicher.<br />
Doch diese Schmerzspirale lässt sich durchbrechen.<br />
Wie, kann man gerade in einem Kursraum<br />
des Rückenzentrums beobachten. Acht<br />
Menschen liegen entspannt auf Gymnastikmatten<br />
am Boden, während eine Trainerin mit ru-<br />
Von Doppelherz system:<br />
die Energieformel mit Sofort-Effekt.<br />
Doppelherz system VITAMIN B12 PLUS ENERGIE:<br />
liefert schnell und gezielt Energie, hilft die Konzentration<br />
zu verbessern und die geistige Leistungsfähigkeit<br />
zu erhalten.<br />
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und Konzentration zu<br />
steigern<br />
• Dextrose liefert dem Körper<br />
schnell Energie<br />
AUFTANK-EFFEKT:<br />
• Vitamin B12 kann zur<br />
Verringerung von<br />
Erschöpfung beitragen<br />
und unterstützt die<br />
normale Funktion des<br />
Nervensystems<br />
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normalen geistigen<br />
Leistungsfähigkeit bei<br />
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GESUND BLEIBEN<br />
40 Prozent<br />
mehr Kraft<br />
Georg Janta (45) hat<br />
für sich entdeckt,<br />
Krafttraining ist das<br />
beste Mittel für einen<br />
gesunden Rücken.<br />
Ich bin Techniker und als<br />
solcher vertraue ich Zahlen.<br />
Meine Lieblingszahl<br />
heißt im Moment 40.<br />
Denn um so viel Prozent<br />
konnte ich die Kraft in<br />
meinem Rücken und<br />
Bauch bereits steigern.<br />
Dafür habe ich nicht<br />
etwa Monate gebraucht,<br />
sondern gerade mal<br />
4 Wochen gezieltes Training<br />
im Rahmen der multimodalen<br />
Therapie. Der<br />
Erfolg – das ist vielleicht<br />
typisch männlich – macht<br />
mich ehrgeizig. Nicht nur<br />
wegen der tollen Werte.<br />
Sondern auch weil ich<br />
spüre, wie gut mir jedes<br />
Training, jede Übung<br />
an den Geräten tut. Die<br />
Schmerzen im Rücken<br />
sind deutlich weniger<br />
geworden, manchmal<br />
vergesse ich sie sogar<br />
und bin stolz, wenn ich<br />
beim Blick in den Spiegel<br />
bemerke, dass mein<br />
Rücken irgendwie aufrechter,<br />
meine Haltung<br />
selbstbewusster wirkt.<br />
higer, sanfter Stimme sie anleitet. „Rechte Hand<br />
fest zur Faust ballen, bis drei zählen, langsam<br />
wieder lösen.“ So geht die Reise weiter Stück für<br />
Stück durch den Körper, eine halbe Stunde lang.<br />
„Diese Progressive Muskelentspannung genannte<br />
Methode sorgt dafür, dass man sich wieder<br />
bewusst wird, wie sich angespannte und vor<br />
allem entspannte Muskeln anfühlen“, erklärt Psychologin<br />
Maurus. Weitere Techniken, um zu entspannen,<br />
aber auch Verhaltenstherapie und Genusstraining<br />
sollen Menschen wie Georg Janta<br />
und Sabine Hoffmann helfen, Stress besser zu<br />
bewältigen. Auch den Stress, den die Schmerzen<br />
selbst auslösen. Denn Rückenmuskeln sind<br />
das Gedächtnis der Seele, sie<br />
speichern, was einen belastet<br />
und ärgert. „Training, das entspannt,<br />
hilft diesen Schmerzspeicher<br />
zu überschreiben<br />
und gehört deshalb unbedingt<br />
zur multimodalen interdiszi-<br />
Viele Rückenschmerzen<br />
entstehen, weil<br />
sich die Bandscheiben<br />
vorwölben.<br />
IMMER MEHR OPS<br />
Bis zu 80 % aller<br />
Rücken-OPs sind<br />
überflüssig.<br />
Dennoch wird<br />
immer Öfter operiert,<br />
wie diese<br />
Zahlen zeigen:<br />
146410<br />
112317<br />
BANDSCHEIBE +43 %<br />
45718<br />
WIRBELVERSTEIFUNG +220%<br />
2004 2009<br />
plinären Schmerztherapie<br />
dazu“, sagt die Expertin.<br />
Die Therapie, die hierzulande<br />
an zahlreichen weiteren<br />
Zentren angeboten wird (Kassen<br />
zahlen nach Einzelfallprüfung), ist damit der<br />
ideale Gegenentwurf zu einem verhängnisvollen<br />
OP-Trend in Deutschland: Wurden 2005 noch<br />
121 000 Menschen am Rücken operiert, sind es<br />
heute schon mehr als 170000. Tendenz weiter<br />
steigend. Und das sind nur die Bandscheiben-<br />
OPs; insgesamt zählt das Statistische Bundesamt<br />
derzeit rund 400000 Eingriffe am Rücken.<br />
Fast hätte auch Sabine Hoffmann dazu gezählt.<br />
Weil bei ihr seit der Kindheit Wirbel verschoben<br />
sind, entschied ihr damaliger Neurochirurg im<br />
Oktober 2012: „Dann müssen wir eben operieren.“<br />
Doch so schnell wollte Sabine Hoffmann<br />
nicht unters Messer. Sie erkundigte sich bei ihrer<br />
Hausärztin, ließ nicht locker<br />
und erfuhr so schließlich von<br />
der multimodalen interdiszi-<br />
160 407<br />
plinären Schmerztherapie.<br />
Für Rücken-Experte Borkowski<br />
ein schönes Beispiel, wie<br />
man es als Betroffener machen<br />
sollte. Er rät dringend:<br />
„Bevor man sich am Rücken<br />
operieren lässt, sollte man immer<br />
die zweite Meinung eines<br />
weiteren Experten einholen.<br />
Am besten von jemandem, der<br />
auch die multimodale interdisziplinäre<br />
Therapie kennt.“<br />
Denn Experten sind sich einig,<br />
eine OP ist nur in wenigen<br />
Fällen nötig. Dann nämlich,<br />
wenn es zu Ausfallerscheinungen<br />
kommt, sich beispielsweise<br />
Arme oder Beine plötzlich<br />
• taub anfühlen oder ständig kribbeln,<br />
• sie ganz oder teilweise gelähmt sind<br />
• und/oder Nerven auf Dauer geschädigt<br />
werden können.<br />
Das alles war bei Sabine Hoffmann nicht<br />
der Fall. Sie hatte zwar Schmerzen, konnte<br />
aber nach ihrem ersten Diagnose-Gespräch<br />
im Rückenzentrum vor drei Wochen sofort<br />
mit sanftem Training starten. Inzwischen<br />
ist sie richtig ehrgeizig geworden.<br />
Nach ihren Übungen an den Geräten ist<br />
sie an der vorletzten Station ihres Zirkels<br />
angelangt. Sie sitzt auf einer blauen Matte,<br />
hält die Füße gut einen halben Meter<br />
hoch und hebt einen braunen Medizinball<br />
mit den Händen erst auf die linke Körperseite,<br />
dann auf die rechte, ohne die Füße<br />
abzusetzen. 40 Mal will sie das wenigstens<br />
Quelle: Der Spiegel<br />
Fotos: Doc-Stock, gettyimages (2), privat (3)<br />
62 4/ 2013
GESUND BLEIBEN<br />
schaffen. Denn sie weiß: „Diese Übung kräftigt<br />
ganz gezielt meine Schwachstelle, die unteren<br />
Muskeln am Rücken, und den Bauch.“ Die verschobenen<br />
Wirbel rutschen dadurch zwar nicht<br />
wieder an ihren Platz. Aber mit gut trainierten<br />
Muskeln kann sie die Schmerzen kontrollieren<br />
und vielleicht sogar ganz ausschalten. Außerdem<br />
vertraut sie ihrem Rücken täglich mehr.<br />
„Die Patienten müssen also selber viel tun, damit<br />
sie ihre Rückenprobleme in den Griff bekommen“,<br />
sagt Nicolai Borkowski, „aber wir nehmen<br />
sie dabei immer wieder an die Hand.“ Dazu gehört<br />
auch, mit weitverbreiteten Irrtümern aufzuräumen,<br />
was für manches Aha-Erlebnis sorgt.<br />
„Ich habe hier zum Beispiel gelernt, dass es keine<br />
falschen Bewegungen für den Rücken gibt,<br />
nur angenehme und weniger angenehme“, erzählt<br />
Sabine Hoffmann. Auch ewiges Geradesitzen<br />
ist gar nicht so gesund. Viel besser: häufiger<br />
die Position wechseln, sich auch mal hinfläzen.<br />
Besonders verblüffend fand die 47-Jährige, dass<br />
man Kisten oder Wäschekörbe nicht mit geradem<br />
Rücken heben muss, sondern so, wie man<br />
es spontan macht. „Wer hätte gedacht, dass es<br />
so einfach ist, dem Rücken zu helfen“, lacht die<br />
Dunkelhaarige und macht sich an ihre letzte<br />
Übung. Zehn Liegestütze, aber auf den Knien.<br />
WIE STRESS SCHMERZT<br />
Locker lassen,<br />
ganz nebenbei<br />
Sabine Hoffmann<br />
(47) kann jetzt beim<br />
U-Bahn-Fahren ihre<br />
Muskeln entspannen.<br />
5 Stationen, schon fühle<br />
ich mich leicht und entspannt.<br />
Denn ohne dass<br />
es irgendjemand bemerkt,<br />
gehe ich auf eine Reise<br />
durch meinen Körper.<br />
Spanne erst die Hände,<br />
dann Arme, Schultern,<br />
Waden nacheinander<br />
ganz bewusst an. Und lasse<br />
nach etwa 10 Sekunden<br />
wieder los. Der Effekt ist<br />
klasse: All die verkrampften<br />
Muskeln nach einem<br />
anstrengenden Tag in der<br />
Stadt lassen locker.<br />
Ärger, Hektik, Frust – dies verursacht im Rücken<br />
eine Kette von negativen Reaktionen.<br />
Bei Muskel- und<br />
Gelenkschmerzen * :<br />
Ein aktiver Alltag mit viel Bewegung hält fi t. Doch oft<br />
machen sich mit zunehmendem Alter Schmerzen<br />
an Muskeln und Gelenken bemerkbar. Ursache dafür<br />
sind häufi g Entzündungen.<br />
Mit EnzymKraft gegen<br />
die Schmerz-Ursache.<br />
Enzyme sind an fast allen körpereigenen Reaktionen<br />
beteiligt. Der Wobenzym-Forschung ist es<br />
gelungen, mit Wobenzym <strong>plus</strong> eine hochaktive,<br />
natürliche Enzymkombi nation zu entwickeln. Diese<br />
beschleunigt den Ablauf von Entzündungen. Symptome<br />
wie Schwellungen und Schmerzen gehen deutlich<br />
schneller zurück.<br />
Wobenzym ® <strong>plus</strong><br />
stoppt Entzündungen<br />
wirkt abschwellend und<br />
lindert somit den Schmerz<br />
1. VERSPANNTE MUSKELN<br />
Stress, egal ob seelisch<br />
oder körperlich, setzt<br />
Nerven unter Hochspannung.<br />
Folge: Muskeln verkrampfen,<br />
schmerzen.<br />
2. SCHMERZ-GEDÄCHTNIS<br />
Halten Schmerzen mehrere<br />
Tage an, verselbstständigen<br />
sie sich, d. h. sie<br />
„brennen“ sich in Nerven<br />
und Gehirn ein.<br />
4. KRAFTLOSE MUSKELN<br />
Schwache Muskeln können<br />
Gelenke und Wirbel<br />
schlecht stützen, führen,<br />
stabilisieren. Der Körper<br />
versucht das zu kompensieren,<br />
indem er Muskeln<br />
noch mehr anspannt.<br />
3. ERSCHÖPFUNG<br />
Dauerschmerz ermüdet Körper<br />
und Geist. Man will<br />
sich nur noch ausruhen;<br />
aber zu viel Ruhe verursacht<br />
dann Muskelabbau.<br />
Machen Sie jetzt eine<br />
Wobenzym ® <strong>plus</strong>-Kur<br />
Besonders wenn Sie immer wieder unter entzündungsbedingten<br />
Muskel- und Gelenkschmerzen*<br />
leiden, empfi ehlt sich eine längerfristige An wendung<br />
von Wobenzym <strong>plus</strong> als Kur.<br />
Wobenzym <strong>plus</strong> ist auch in der Langzeit-Anwendung<br />
sehr gut verträglich.<br />
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Enzyme können einfach mehr.<br />
* Als Folge von Verletzungen und verschleißbedingten Gelenkentzündungen<br />
(aktivierten Arthrosen).<br />
Gute Übungen, um Rückenschmerzen vorzubeugen, S. 64<br />
Wobenzym ® <strong>plus</strong> ist ein entzündungshemmendes Arzneimittel<br />
(Antiphlogistikum): Anwendungsgebiete: Schwellungen und<br />
Ent zündungen als Folge von Verletzungen, Venenentzündungen<br />
(Throm bophlebitis), verschleißbedingte Gelenkentzündungen (aktivierte<br />
Arthrosen). Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie bitte<br />
die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.<br />
Stand 06/2010<br />
MUCOS Pharma GmbH & 4/ Co. 2013 KG 13509 63Berlin<br />
EV-RA-01/2012
GESUND BLEIBEN<br />
MEHR FITNESS: Klasse Übungen für den Rücken<br />
1<br />
A<br />
B<br />
Diagonalheben<br />
Ausgangsposition ist der<br />
Vierfüßlerstand. Dann linken<br />
Arm und rechtes Bein<br />
gleichzeitig langsam waagerecht<br />
strecken. Langsam<br />
zurück, bis Knie und<br />
Ellenbogen sich berühren.<br />
Etwa 10 Mal. Übung mit<br />
anderem Arm-Bein-Paar<br />
wiederholen.<br />
2<br />
4<br />
Brücke<br />
Frontstütz<br />
Bauchlage, auf Unterarme<br />
stützen. Rumpf, Po und Beine auf<br />
eine Linie heben, ca. 5 Sekunden<br />
halten, absetzen. 10 Mal.<br />
Rückenlage, Arme gerade neben dem<br />
Körper, Beine anwinkeln. Po heben, bis<br />
Oberschenkel, Hüfte und Brust eine<br />
Linie bilden. Etwa 5 Sekunden halten,<br />
langsam zurück. Schwerer: Mit angehobenem<br />
Po noch ein Bein langsam<br />
strecken und kurz halten. Insgesamt<br />
ca. 10 Mal wiederholen.<br />
3<br />
Seitstütz<br />
Seitenlage, Füße über Kreuz.<br />
Hüfte heben, bis Rumpf und Beine<br />
eine Linie bilden. Ca. 5 Sek. halten,<br />
absetzen. 10 Mal pro Seite.<br />
B<br />
A<br />
Vom<br />
Rücken-<br />
Zentrum<br />
Hamburg<br />
empfohlen!<br />
5<br />
7<br />
Brustheber<br />
Rückenlage, Unterschenkel kniehoch<br />
ablegen. Nabel leicht einziehen.<br />
Kopf und Brust langsam<br />
heben, langsam zurück. 10 Mal.<br />
Schulterdrücken<br />
Mit dem Rücken eine<br />
Fußlänge entfernt zu<br />
einer Wand stellen,<br />
anlehnen. Ellenbogen<br />
auf Schulterhöhe<br />
heben und sich von<br />
der Wand etwas wegdrücken.<br />
Kurz halten,<br />
zurück. 10 Mal.<br />
6<br />
Rückenlift<br />
Bauchlage, Stirn auf Hände, Nabel<br />
etwas einziehen. In fließender<br />
Bewegung Rumpf etwas heben,<br />
kurz halten, senken. 10 Mal.<br />
8 Kopfschieber<br />
A: Hände drücken<br />
gegen Stirn, Kopf<br />
hält dagegen. B:<br />
Hand über dem Ohr<br />
versucht Kopf zur<br />
Seite zu drücken,<br />
wieder dagegen<br />
halten. Je ca. 5 Sek.<br />
halten, 10 Mal.<br />
A B 9<br />
A<br />
B<br />
Beinsenker<br />
Rückenlage, kleines<br />
Kissen zwischen<br />
die rechtwinkligen<br />
Knie klemmen,<br />
Unterschenkel<br />
waagerecht. Nabel<br />
leicht einziehen. In<br />
fließender Bewegung<br />
Füße langsam<br />
bis kurz über den<br />
Boden senken, langsam<br />
zurück. 10 Mal.<br />
Illustration: Mareile Busse<br />
64 4/ 2013
www.remifemin.de<br />
Sanfte Hilfe für<br />
die Wechseljahre<br />
Jetzt aktiv werden gegen Hitzewallungen,<br />
Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen:<br />
mit Remifemin ® <strong>plus</strong>.<br />
Spätestens mit Mitte 50 erlebt jede Frau ihre<br />
Wechseljahre. Zwei von drei haben dadurch<br />
Beschwerden. Kräuter-Medizin und Sport helfen.<br />
Foto: gettyimages<br />
<br />
Hilft der<br />
Seele<br />
Typisches Gefühl:<br />
„Ich bin oft nervös<br />
und leicht reizbar,<br />
obwohl es eigentlich<br />
gar keinen Grund<br />
dafür gibt.“<br />
Dagegen hilft: Johanniskraut.<br />
Ideal<br />
sind fertige Präparate<br />
damit, weil man<br />
täglich 900 mg des<br />
speziellen Johanniskraut-Extrakts<br />
braucht, damit es<br />
zuverlässig wirkt.<br />
........................<br />
<br />
Wieder gut<br />
schlafen<br />
Typisches Gefühl:<br />
„Ich fühle mich<br />
erschöpft und müde,<br />
obwohl ich eigentlich<br />
genug schlafe.“<br />
Dagegen hilft: Spezieller<br />
Schlaftee.<br />
Dazu 25 g Passionsblumenkraut,<br />
30 g<br />
Melissenblätter,<br />
35 g Baldrianwurzel,<br />
10 g Lavendelblüten<br />
gut mischen. Daraus<br />
täglich 5 Mal einen<br />
Tee brühen (abends<br />
2–3 Tassen): 1 ge-<br />
häufter TL der Mischung<br />
mit 1 Tasse<br />
heißem Wasser<br />
übergießen und 20<br />
Minuten zugedeckt<br />
ziehen lassen.<br />
........................<br />
<br />
Wirkt bei<br />
Hitzeschüben<br />
Typisches Gefühl:<br />
„Aus dem Nichts<br />
wird mir plötzlich<br />
viel zu heiß und ich<br />
bekomme Schweißausbrüche.“<br />
Dagegen hilft: Auf<br />
Kaffee, Alkohol,<br />
scharfe Gewürze<br />
und Nikotin verzichten.<br />
Außerdem weniger<br />
Fleisch und stattdessen<br />
viel Gemüse<br />
und Salat essen.<br />
........................<br />
Schmilzt<br />
Pfunde ab<br />
Typisches Gefühl:<br />
„Ich esse nicht mehr<br />
als früher, nehme<br />
aber deutlich zu.“<br />
Dagegen hilft:<br />
Mehr bewegen.<br />
Zügig spazieren<br />
gehen, Nordic Walking<br />
oder auch jeder<br />
andere Sport verbrennen<br />
Fett.<br />
<br />
Gut für<br />
die Liebe<br />
Typisches Gefühl:<br />
„Sex tut weh, deshalb<br />
ist mir die Lust<br />
daran vergangen.“<br />
Dagegen hilft: Wasserlösliche<br />
Gleitmittel<br />
(Drogerie, Apotheke),<br />
denn weniger<br />
Östrogen macht die<br />
Schleimhäute der<br />
Vagina trockener.<br />
Das Heilkraut<br />
für den Wechsel<br />
Traubensilberkerze<br />
enthält pflanzliche Inhaltsstoffe,<br />
die ähnlich<br />
wie Östrogen <strong>wirken</strong>.<br />
Traditionell wird die<br />
Heilpflanze gegen<br />
Hitzewallungen angewendet.<br />
Wichtig: bitte<br />
Einnahme mit Frauenärztin<br />
abklären!<br />
Wirkt rein pflanzlich • Extra hoch dosiert<br />
Hormonfrei und gut verträglich<br />
* Quelle: meistverkauftes Präparat in seiner In dikationsgrupape,<br />
lt. IMS PharmaTrend.<br />
Remifemin ® <strong>plus</strong>, Anwendungsgebiete: Beschwerden<br />
in den Wech sel jahren (Klimakterium) wie<br />
Hitze wallungen, Schweißaus brüche, depressive Verstimmungszustände,<br />
psychovegetative Störun g en<br />
wie Niedergeschlagenheit, innere Anspannung,<br />
Reiz barkeit, Konzentra tions schwäche, Schlaflosigkeit,<br />
Angst und/ oder nervöse Unruhe. Enthält Lactose.<br />
Packungsbeilage beachten. Zu Risiken und<br />
Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage<br />
und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Apo thekenpflichtig.<br />
Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG,<br />
Bahnhofstr. 35, 38259 Salzgitter
GESUND BLEIBEN<br />
Vorsicht, Zecken<br />
beißen jetzt schon<br />
Mit den milderen Temperaturen kommen auch sie zurück: die Zecken. Wie Sie sich vor den<br />
Spinnentierchen schützen und im Falle eines Bisses richtig handeln, erklären diese 3 Tipps:<br />
Gefährlichem<br />
Biss<br />
vorbeugen<br />
Ob bei der Gartenarbeit<br />
oder beim<br />
Wandern – wenn man<br />
durch höheres Gras<br />
geht, immer feste,<br />
eng anliegende Kleidung<br />
tragen (Hose in<br />
Strümpfe stecken).<br />
Auf freie Haut spezielle<br />
Insektenschutzmittel<br />
auftragen,<br />
etwa Autan Protection<br />
Plus Zeckenschutz<br />
Pumpspray<br />
(100 ml ca. 10 Euro)<br />
oder Insektenspray<br />
Ballistol Stichfrei<br />
Pumpspray (100 ml<br />
ca. 6,45 Euro).<br />
1 2 3<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Diese<br />
Körperstellen<br />
genau<br />
kontrollieren<br />
Die Pfeile zeigen,<br />
wo Zecken<br />
am liebsten<br />
zubeißen.<br />
Hat man eine<br />
entdeckt, diese<br />
nie am Körper,<br />
nur am Kopf<br />
greifen und<br />
herausziehen.<br />
Bildet sich eine<br />
Aura an der<br />
Biss-Stelle,<br />
rasch zum Arzt.<br />
Richtig<br />
entfernen<br />
Trotz Schutz den Körper<br />
zwischendurch sicherheitshalber<br />
nach Zecken absuchen.<br />
Dabei vor allem auf<br />
diese Stellen konzentrieren:<br />
➞ Kopfhaut und hinter<br />
den Ohren,<br />
➞ Achseln,<br />
➞ Region um Brustwarzen,<br />
➞ Schamgegend<br />
➞ und Kniekehlen.<br />
Wurde man tatsächlich<br />
gebissen, die Zecke rasch<br />
entfernen. Dazu am besten<br />
mit einer Splitter-Pinzette<br />
(gebogene Spitze, siehe<br />
Bild links) oder speziellen<br />
Zeckenzange (Apotheke,<br />
Tierbedarf, ca. 4 Euro) den<br />
Kopf greifen und ohne<br />
Drehen vorsichtig herausziehen.<br />
Wichtig: Zecke in<br />
kleinem Behälter und gut<br />
gekühlt (Kühlschrank) gut<br />
4 Wochen aufbewahren!<br />
Biss-Stelle<br />
beobachten<br />
Juckreiz und gerötete Haut<br />
in den ersten Stunden bzw.<br />
3–4 Tage nach dem Biss<br />
sind normal. Dagegen hilft<br />
eine Salbe mit Kortison,<br />
z. B. Fenistil Hydrocort<br />
(50 g ca. 12,95 Euro).<br />
Aber: Zeigt sich nach einigen<br />
Tagen (meist 5 bis 29<br />
Tagen) ein kreisförmiger,<br />
roter Ausschlag um den<br />
Biss, rasch zum Arzt gehen<br />
(Zecke mitbringen). Die<br />
sogenannte Wanderröte<br />
(auch Aura genannt) ist ein<br />
typischer Hinweis auf eine<br />
akute Borreliose (zunächst<br />
hat man häufig grippeähnliche<br />
Symptome, später<br />
verschiedene Beschwerden,<br />
z. B. Gelenk- und Rückenschmerzen).<br />
Um den Verdacht abzusichern,<br />
die Zecke beim Arzt<br />
untersuchen lassen.<br />
Tomas Jelinek<br />
ist Facharzt für<br />
Innere Medizin<br />
und Leiter<br />
des Berliner<br />
Centrums für<br />
Reise- und Tropenmedizin.<br />
MITTEL GEGEN BORRELIOSE<br />
• Bei konkretem Verdacht auf Borreliose verschreiben<br />
Ärzte Antibiotika, um die Borrelien abzutöten; das<br />
Mittel muss man mindestens zwei Wochen nehmen.<br />
• Anders als gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis,<br />
Form von Hirnhautentzündung) gibt es gegen<br />
Borreliose keine Impfung. Tipp: Wer in Süddeutschland<br />
und Österreich lebt oder Urlaub macht, sollte sich<br />
gegen FSME impfen lassen, da Zecken den Erreger in<br />
diesen Regionen besonders häufig in sich tragen.<br />
Foto: privat; Illustrationen: Anita Kolb, Shutterstock<br />
66 4/ 2013
GESUND BLEIBEN<br />
So wirkt<br />
Arznei besser<br />
Wie viele Tabletten haben Sie heute schon genommen?<br />
4, 5? Keine Sorge, das ist ganz normal. Bei vielen<br />
Älteren sind es sogar 9, 10 – am Tag! Problematisch<br />
ist: „40 % nehmen ihre Tabletten falsch, mit<br />
fatalen Folgen“, mahnt der Experte Prof.<br />
Gerd Glaeske – und erläutert, wie es richtig geht.<br />
Es passiert ja ganz oft. Man<br />
sitzt bei der Hausärztin und<br />
die sagt: „Ihr Cholesterin ist<br />
zu hoch, dagegen verschreibe<br />
ich Ihnen mal was.“ Mit dem Rezept<br />
geht man dann zur nächsten Apotheke.<br />
Bekommt sein Medikament.<br />
Und dann ...? Dann werden 40 Prozent<br />
der verordneten Mittel gar nicht<br />
oder falsch eingenommen, so eine<br />
Studie der Central Krankenversicherung.<br />
„Einer der wichtigsten Gründe<br />
dafür ist, dass einige Ärzte nicht<br />
richtig oder unverständlich erklären,<br />
warum man ein Medikament nehmen<br />
sollte“, sagt Prof. Gerd Glaeske,<br />
Pharmazeut an der Universität Bremen.<br />
Typisch sei das beispielsweise bei<br />
zu hohem Blutdruck, den spürten die<br />
meisten nicht. „Und weil man keine<br />
4/ 2013<br />
67
GESUND BLEIBEN<br />
Beschwerden hat, denken<br />
viele, hoher Blutdruck ist<br />
doch gar nicht so schlimm<br />
– und nehmen die Mittel<br />
nicht oder nur hin und wieder“,<br />
so Glaeske. „Würden<br />
Ärzte aber genau erläutern,<br />
wie durch Hochdruck etwa<br />
Nieren, Herz oder Gehirn<br />
Schaden nehmen können,<br />
wäre man viel eher bereit,<br />
die Medikamente konsequent<br />
richtig zu nehmen.“<br />
Glaeske beobachtet häufig<br />
auch diese Gründe für falsch<br />
genommene Medikamente:<br />
• Man denkt, die Krankheit<br />
sei vorbei, und setzt das Mittel<br />
ab oder nimmt weniger<br />
davon. Das kommt häufig<br />
bei Antibiotika und Mitteln<br />
gegen Pilze vor. Die Gefahr<br />
dabei: Die Infektion kehrt<br />
zurück, weil sich noch einige<br />
Erreger im Körper befinden,<br />
die wegen der geringen<br />
Menge an Wirkstoffen<br />
aber resistent wurden.<br />
• Oder man hat Angst<br />
vor möglichen Nebenwirkungen,<br />
die in der Packungsbeilage<br />
stehen.<br />
Richtig<br />
einnehmen<br />
WIRKSTOFF* ZUM BEISPIEL IN NICHT GLEICHZEITIG** MIT WANN AM BESTEN? GUT ZU WISSEN!<br />
L-Thyroxin<br />
(Schilddrüsen-<br />
Hormon)<br />
Metoprolol<br />
(Betablocker,<br />
Blutdrucksenker)<br />
Omeprazol<br />
(z. B. gegen<br />
Sodbrennen,<br />
Magengeschwüre)<br />
Metamizol<br />
(Fieber, krampfartige<br />
Magen-Darm-<br />
Beschwerden)<br />
Pantoprazol<br />
(z. B. gegen<br />
Sodbrennen)<br />
Diclofenac<br />
(Schmerzmittel)<br />
L-Thyroxin<br />
Henning,<br />
Euthyrox<br />
Metohexal,<br />
Metoprolol,<br />
Lopresor<br />
Omep,<br />
Buscogast,<br />
Antra<br />
Novaminsulfonratiopharm,<br />
Analgin,<br />
Nopain<br />
Pantozol,<br />
rifun<br />
Diclofenacratiopharm,<br />
Allvoran,<br />
Diclo,<br />
Voltaren<br />
Amiodaron (bei gestörtem<br />
Herzrhythmus), Sertralin<br />
(Antidepressivum), Cumarin<br />
(Blutverdünner)<br />
Antidepressiva (v. a.<br />
MAO-Hemmer, trizyklische<br />
Antidepressiva)<br />
Keine Wechselwirkungen<br />
bekannt<br />
Wirkstoff kann viele<br />
Medikamente beeinflussen,<br />
etwa Diuretika und Immunhemmer.<br />
Wirkstoff kann viele Medikamente<br />
beeinflussen, etwa<br />
Blutverdünner und Mittel<br />
gegen Pilzinfektionen.<br />
Wirkstoff kann viele Medikamente<br />
beeinflussen, etwa<br />
Antidepressiva, Entwässerungsmittel.<br />
Arzt oder<br />
Apotheker informieren!<br />
Tabletten sollte man stets mit 200 ml<br />
Wasser einnehmen. Aber es gibt noch<br />
mehr Tipps, damit die 20 am häufigsten<br />
verordneten Wirkstoffe optimal helfen.<br />
Morgens,<br />
30 Minuten vor<br />
dem Frühstück<br />
Nach dem<br />
Frühstück<br />
Morgens,<br />
20 Minuten vor<br />
dem Frühstück auf<br />
nüchternen Magen<br />
Bei akuten Schmerzen,<br />
unabhängig<br />
von Mahlzeiten<br />
Vor dem Frühstück<br />
Nach Anweisung<br />
des Arztes<br />
Kaffee und Sojaprodukte<br />
mit mind.<br />
2 Stunden Abstand<br />
Wird auch vorbeugend<br />
gegen Migräne<br />
verschrieben<br />
Bei Magengeschwüren<br />
nicht<br />
ohne Rücksprache<br />
mit Arzt absetzen<br />
Nicht mit Alkohol<br />
einnehmen<br />
Nicht mit Milch<br />
oder Mineralwasser<br />
mit Kohlensäure<br />
nehmen<br />
Während der<br />
Behandlung keinen<br />
Alkohol<br />
Prof. Gerd Glaeske<br />
forscht zum Thema<br />
Arzneimittel-Versorgung<br />
an der Universität<br />
Bremen.<br />
Ibuprofen<br />
(Schmerzmittel,<br />
Fieber)<br />
Simvastatin<br />
(Cholesterinsenker)<br />
Ibuprofen,<br />
Aktren,<br />
Optalidon<br />
SimvaHEXAL,<br />
Denan,<br />
Zocor<br />
Kortison, Gerinnungshemmer<br />
(z. B. Marcumar)<br />
Viele Medikamente, u. a.<br />
Antibiotika, Ciclosporin,<br />
Amiodaron, Verapami<br />
Direkt nach bzw.<br />
zur Mahlzeit<br />
In der Regel<br />
abends, mit oder<br />
ohne Mahlzeit<br />
Nicht häufiger als 10<br />
Mal im Monat. Während<br />
der Behandlung<br />
keinen Alkohol<br />
Grapefruitsaft nur<br />
mit großem Abstand<br />
(mehr als 4 Stunden)<br />
„In beiden Fällen ist es<br />
wichtig, sich vom Arzt oder<br />
Apotheker ausführlich beraten<br />
zu lassen“, sagt Prof.<br />
Glaeske. Das sei ohnehin<br />
ratsam, weil es immer auf<br />
den Einzelfall ankommt,<br />
wann und wie man Medikamente<br />
richtig einnimmt<br />
(siehe Übersicht rechts).<br />
Erst recht, wenn man mehrere<br />
verschiedene Tabletten<br />
Ramipril<br />
(Blutdrucksenker)<br />
Levothyroxin,<br />
Kaliumiodid<br />
(gegen vergrößerte<br />
Schilddrüse)<br />
Bisoprolol<br />
(Betablocker, v. a.<br />
gegen Bluthochdruck)<br />
Bisoprololratiopharm,<br />
Cordalin,<br />
Fondril<br />
Ramiprilratiopharm,<br />
Vesdil<br />
Thyronajod<br />
Henning<br />
Antidepressiva, Medikamente<br />
gegen Herzrhythmus-<br />
Störung und zu hohe<br />
Blutzuckerwerte<br />
Ciclosporin, trizyklische<br />
Antidepressiva, Allopurinol,<br />
Lithiumsalze, nicht-steroidale<br />
Entzündungshemmer<br />
Antidiabetika, Cumarin,<br />
Cholesterinsenker<br />
Morgens auf<br />
nüchternen<br />
Magen<br />
Üblicherweise zum<br />
Frühstück, auf jeden<br />
Fall immer zur<br />
gleichen Tageszeit<br />
30 Minuten vor<br />
dem Frühstück<br />
Nicht mit Alkohol<br />
Keinen Alkohol<br />
während der<br />
Behandlung; wenig<br />
Salz essen<br />
Kaffee nur mit<br />
mindestens zwei<br />
Stunden Abstand<br />
Fotos: plainpicture, privat<br />
68 4/ 2013
Ab 60 schluckt fast<br />
jeder Pillen<br />
Anteil* der Frauen bzw.<br />
Männer, die Medikamente nehmen<br />
müssen<br />
94<br />
89<br />
83<br />
75<br />
40–49<br />
Jahre<br />
* In %. Quelle: BARMER GEK Arzneimittelreport 2012<br />
50–59 60–69 70–79<br />
WIRKSTOFF* ZUM BEISPIEL IN NICHT GLEICHZEITIG** MIT WANN AM BESTEN? GUT ZU WISSEN!<br />
Budesonid,<br />
Formoterol<br />
(Asthma, Lungenkrankheit<br />
COPD)<br />
Phenprocoumon<br />
(Blutverdünner)<br />
Metformin<br />
(bei Diabetes<br />
Typ 2)<br />
Amoxicillin und<br />
Clavulansäure<br />
(Antibiotika)<br />
Acetylsalicylsäure<br />
(Schmerzmittel,<br />
Fieber)<br />
Allopurinol<br />
(bei Gicht, Nierensteinen)<br />
Amlodipin<br />
(gegen Bluthochdruck,<br />
Angina<br />
pectoris)<br />
Enalapril<br />
(gegen Bluthochdruck,<br />
Herzschwäche)<br />
Fluoxetin<br />
(Antidepressivum)<br />
Symbicort<br />
Marcumar,<br />
Falithrom,<br />
Phenprogamma<br />
Biocos,<br />
Diabesin,<br />
Thiabet,<br />
Metformin-<br />
Puren<br />
Amoclav,<br />
amoxidura,<br />
Augmentan<br />
Aspirin,<br />
Acesal,<br />
Togal,<br />
Aspro<br />
Allo,<br />
Jenapurinol,<br />
Milurit,<br />
Uripurinol<br />
Norvasc<br />
Benalapril,<br />
enalapril-corax,<br />
XANEF<br />
Fluctin,<br />
Fluineurin,<br />
Fluxet<br />
L-Thyroxin, Antidepressiva<br />
(MAO-Hemmer),<br />
Antihistaminika<br />
Andere Gerinnungshemmer,<br />
Mittel gegen Gicht bzw.<br />
Herzrhythmus-Störung,<br />
Einnahme von<br />
Schilddrüsen-Hormonen,<br />
Epileptika,<br />
Kortison<br />
Kortison,<br />
Asthma-Medikamente<br />
Eventuell bei empfängnisverhütenden<br />
Mitteln<br />
Gerinnungshemmer,<br />
nicht-steroidale Analgetika,<br />
Kortison, Diabetes-Mittel<br />
Gerinnungshemmer<br />
(Marcumar u. Ä.), Diabetes-<br />
Mittel, Salicylsäure<br />
Bestimmte Enzym-Hemmer,<br />
Antidepressiva wie<br />
Johanniskraut<br />
Beta-Blocker, Medikamente<br />
zur Entwässerung, Alkohol<br />
verstärkt Wirkung.<br />
Keine MAO-Hemmer oder<br />
andere Stimmungs-Aufheller<br />
Vor dem Essen<br />
Täglich zur<br />
gleichen Zeit<br />
Nach den<br />
Mahlzeiten<br />
Zu oder nach<br />
einer Mahlzeit<br />
Zu oder<br />
unmittelbar nach<br />
Mahlzeit<br />
Bestimmt Arzt<br />
Täglich zur selben<br />
Zeit zu Mahlzeit<br />
oder dazwischen<br />
Täglich zur<br />
selben Zeit<br />
Zur Mahlzeit oder<br />
dazwischen<br />
* Wirkstoffe sortiert nach Häufigkeit, mit der sie verschrieben werden.<br />
** Wichtigste Wechselwirkungen. Je nach Kombination kann es ausreichen, Medikamente mit genügend Abstand zu<br />
nehmen. Bestimmte Wirkstoffe dürfen aber auch gar nicht gleichzeitig eingenommen werden. Daher Ärzte und Apotheker<br />
immer auf alle Mittel (auch nicht verschreibungspflichtige) hinweisen, die man aktuell nimmt.<br />
Nach Inhalation<br />
Mund ausspülen<br />
oder Zähne putzen,<br />
um Arzneireste<br />
zu entfernen<br />
Brokkoli, Grünkohl,<br />
Rosenkohl, Spinat,<br />
Weizenkeime und<br />
Zwiebeln nur in<br />
Maßen, da sie viel<br />
Vitamin K enthalten,<br />
das Wirkung verringert<br />
Während der<br />
Behandlung keinen<br />
Alkohol<br />
Kann mit Alkohol<br />
ggf. Reaktionsfähigkeit<br />
bremsen<br />
Kann zu Magenproblemen<br />
führen,<br />
besonders wenn<br />
man gleichzeitig<br />
Alkohol trinkt<br />
Ausreichend trinken,<br />
Medikament wirkt<br />
besser<br />
Kann mit Alkohol<br />
Reaktionsfähigkeit<br />
einschränken<br />
Alkohol kann<br />
Wirkung verstärken<br />
– mind. 2 Stunden<br />
Abstand.<br />
Sicherheitshalber<br />
keinen Alkohol<br />
verschrieben bekommen hat,<br />
die man täglich nehmen soll,<br />
was nicht die Ausnahme,<br />
sondern bei Älteren eher<br />
die Regel ist. Immerhin 40<br />
Prozent aller Frauen über 65<br />
zum Beispiel nehmen täglich<br />
mindestens neun verschiedene<br />
Wirkstoffe.<br />
Das Problem: „Die Mittel<br />
können sich gegenseitig<br />
verstärken. Es kann aber<br />
auch sein, dass ein Mittel<br />
das andere hemmt“, sagt<br />
Prof. Glaeske, „so müssen<br />
immerhin 10 Prozent<br />
der Menschen über 65 ins<br />
Krankenhaus, weil es bei ihnen<br />
zu gefährlichen Wechselwirkungen<br />
zwischen Medikamenten<br />
kommt.“<br />
Dabei lassen sich viele<br />
Neben- und Wechselwirkungen<br />
vermeiden. Entscheidend<br />
ist, die Medikamente<br />
zum richtigen<br />
Zeitpunkt bzw. mit dem<br />
passenden Abstand zueinander<br />
einzunehmen. „Kortisonhaltige<br />
Tabletten beispielsweise<br />
nimmt man<br />
üblicherweise morgens,<br />
weil dann die körpereigene<br />
Produktion des Hormons<br />
Kortisol am geringsten ist“,<br />
so der Arzneimittel-Experte.<br />
Sein Tipp: „Viele Apotheken<br />
haben spezielle<br />
Computer-Programme, die<br />
überprüfen, ob sich Medikamente<br />
miteinander vertragen.“<br />
Tun sie es nicht,<br />
können Apotheker bzw.<br />
Ärzte fast immer nach verträglichen<br />
Alternativen<br />
suchen. Ulrich Steen<br />
4/ 2013 69
Ladys Week im Warmbaderhof<br />
Abschalten, sich verwöhnen lassen, Zeit für sich haben und nebenbei<br />
etwas abnehmen? „Eine ganze Woche nur für mich“ – Entspannung für<br />
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Thalasso-Programm, Fitnesstraining). Weitere Informationen: Warmbaderhof<br />
Kur-Golf-Thermenhotel, A-9504 Warmbad-Villach, (0043)<br />
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70 4/ 2013<br />
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MARKETTE<br />
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(dementielles Syndrom).<br />
mit 3-fach-Wirkung:<br />
1 Verbessert die Durchblutung<br />
2 Erhöht den Sauerstoffgehalt<br />
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Lösung aus<br />
Heft 3/13:<br />
Florenz<br />
Gingium ®<br />
Geistig aktiv. Freude am Leben.<br />
Gewinner des Rätsels in der Februar-Ausgabe:<br />
Lieselotte Deipenbrock, Münster<br />
Lösungswort: Espresso<br />
Der Gewinn: 1 x 3 Ü/VP für 2 Personen im Warmbaderhof, Österreich,<br />
Warmbad-Villach. Herzlichen Glückwunsch!<br />
Gingium ® intens 120 mg, Filmtabletten: Wirkstoff: Ginkgobiloba-Blätter-Trockenextrakt.<br />
Anwendungsgebiete: Sym ptomatische<br />
Behandlung von hirnorganisch bedingten geistigen<br />
Lei stungs einbußen. Im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes<br />
bei fortschreitender Abnahme bzw. Verlust<br />
erwor bener geistiger Fähigkeiten mit den Haupt be schwer den:<br />
Ge dächtnisstörungen, Konzentrationsstörun gen, Nieder geschlagenheit,<br />
Schwindel, Ohrensausen, Kopf schmer zen (Vor<br />
Be handlungsbeginn sollte geklärt werden, ob die Krankheitszeichen<br />
nicht auf einer spezifisch zu behandelnden<br />
Grund erkrankung beruhen.). Verlängerung der schmerzfreien<br />
Geh strecke bei arterieller Verschlusskrankheit in den Gliedmaßen<br />
(Claudicatio intermittens im Stadium II nach<br />
FONTAINE) im Rahmen physikalisch-therapeutischer Maßnahmen.<br />
Durch Durchblutungsstörungen oder altersbedingte<br />
Rück bildungsvorgänge bedingte/r Schwindel bzw. Ohrgeräusche<br />
(unterstützende Behandlung). Enthält Lactose. Zu<br />
Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage<br />
und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker! Mat.-Nr.:<br />
3/ 2013 71<br />
2/51003652 Stand: November 2011, Hexal AG, 83607 Holzkirchen,<br />
www.hexal.de
Sudoku<br />
In jeder Zeile, Spalte und jedem 9er-Block aus 3 x 3 Käst chen müssen alle Zahlen von 1 bis 9 stehen! Beim leichten Su doku<br />
oben links sind die Sechsen ein guter Ansatz, beim mittelschweren Sudoku daneben der 9er-Block in der Mitte links. Bei dem<br />
Sudoku unten links ergibt sich die neunte Spalte, beim schweren Sudoku ergeben sich drei Zahlen im Mittelblock unten.<br />
AUFLÖSUNGEN<br />
72 4/ 2013
Erleben<br />
Einmaliges Gartenreich >S. 74 Ann-Kathrin Kramer >S. 80 Der andere Jakobsweg>S. 85<br />
Entdeckt Chopin<br />
immer wieder neu:<br />
Chinas Ausnahme-<br />
Pianist Lang Lang.<br />
Kultur-Tipps<br />
im April<br />
Spektakulär:<br />
„Die Medici“<br />
Ausstellung in<br />
Mannheim<br />
Welttag des<br />
Buches: Tolle<br />
Lesungen im<br />
ganzen Land<br />
[ 23. 4. ]<br />
Foto: Sony Music<br />
Ach, Chopin! „Mit fünf habe ich meinen ersten Chopin-Walzer gelernt“, erinnert<br />
sich Lang Lang (30). „Seitdem ist er mein ständiger Begleiter.“ Der chinesische<br />
Star-Pianist hat seinem Idol das „The Chopin Album“ gewidmet – wunderbare<br />
Etüden zum Träumen und Schwelgen. Wer Lang Lang live erleben möchte: Am<br />
17. 4. spielt er in Mannheim, am 7. 7. in Stuttgart.<br />
Überraschend:<br />
Jeanne Moreau<br />
in „A Lady<br />
in Paris“<br />
ab 18. 4.<br />
im Kino<br />
musik zum lesen: rosemarie marschner:<br />
das mädchen am klavier. roman, 2013<br />
4 / 2013<br />
73
SPÜRST<br />
DU DIE FREIE<br />
Luft<br />
ZUM<br />
ATMEN?<br />
„Hier ist es unendlich schön“, schwärmte Goethe bereits vor 200 Jahren. Und wer<br />
sich heute wie Christa Hasselhorst durch das Gartenreich Dessau-Wörlitz treiben<br />
lässt, kann dies gut verstehen. Denn über 20 Kilometer erstreckt sich entlang der<br />
Elbe einer der schönsten Landschaftsparks Europas, der zu Recht Welterbe ist.<br />
74 4/ 2013
ERLEBEN<br />
Herzstück<br />
Schloss Wörlitz gilt<br />
als klassizistisches<br />
Paradestück des<br />
Gartenreichs.<br />
Star-Architekt von<br />
Erdmannsdorff<br />
gestaltete es nach<br />
dem Vorbild englischer<br />
Landhäuser.<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
4/ 2013<br />
75
ERLEBEN<br />
Fürstlich<br />
Flanieren durch<br />
ihr Reich:<br />
Fürstin Louise<br />
und Fürst Franz<br />
(dargestellt von<br />
Schauspielern).<br />
G<br />
anz aufgeregt schwirren<br />
Schmetterlinge, Bienen und<br />
Hummeln zwischen Jasmin, Flieder<br />
und Maiglöckchen umher. Nur<br />
ein Zitronenfalter fliegt eigene<br />
Wege, steuert in Schlangenlinien auf<br />
einen weiß blühenden Kirschbaum zu.<br />
Ein typischer Maitag 1778.<br />
Auf einer Decke unterm Kirschbaum liegt<br />
Wo<br />
Johann Wolfgang von Goethe; daneben eine<br />
zarte, 1,62 Meter kleine Frau – Fürstin Louise<br />
von Anhalt-Dessau. Er, bereits berühmter Dichter<br />
und Weimarer Geheimrat, im grauen Sommeranzug<br />
zum weißen Hemd. Sie, ganz noble Dame<br />
Louise mit Goethe plauderte<br />
vom Hof, im bodenlangen, weich fallenden, beigen<br />
Chemisenkleid, ein blaues Seidenband leger<br />
durch die braunen Locken geschlungen. Die jungen<br />
Leute, beide Ende zwanzig, plaudern über<br />
Literatur. Später schreibt Louise in ihr Tagebuch:<br />
„Goethe zeichnete, ich stickte – als sich ein Bienenschwarm<br />
über uns in den Baum setzte.“<br />
Das Luisium, in dem sich die beiden Naturliebhaber<br />
treffen, ist Louises Lieblingsort – ein 50<br />
Hektar großes Landschaftsgebiet, das Ehemann<br />
Fürst Franz ihr als ganz persönliches Stück Natur<br />
zu Füßen legte. Und bis heute der idyllischste Teil<br />
76 4/ 2013
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
des Gartenreichs Dessau-Wörlitz. Schon der Name<br />
„Gartenreich“: Goethe hätte es nicht besser ausdrücken<br />
können. Weltweit einmalig, eine Kulturlandschaft,<br />
die doch nur die Schönheit der Natur<br />
feiern möchte: sechs Schlösser und sieben Park-<br />
Anlagen vereinen sich zu einem<br />
Gesamtkunstwerk von 20 Kilometer<br />
Länge und sieben Kilometer<br />
Breite. Eingestreut finden sich<br />
100 Skulpturen und Monumente,<br />
die wie Edelsteine das<br />
Areal zwischen Dessau und Wörlitz<br />
schmücken. Eine romantische<br />
Natur-Landschaft nach<br />
englischem Vorbild und von<br />
Menschenhand geschaffen. Und<br />
vielleicht ist es genau dieses Wissen,<br />
das heute viele aus aller Welt<br />
anlockt (der Eintritt ist frei), um<br />
per Rad, auf Wanderwegen oder per Gondel auf<br />
Flüssen und Seen dieses Idyll zu entdecken.<br />
Dabei gab es hier Anfang des 18. Jahrhunderts<br />
nur Brach- und Ackerland. Doch „die Götter haben<br />
dem Fürsten erlaubt, einen Traum um sich<br />
herum zu schaffen“, schrieb Goethe in Briefen.<br />
Einen Traum, zu dem sich Fürst Ferdinand III.<br />
Franz von Anhalt-Dessau (1740 bis 1817) bei Besuchen<br />
in England inspirieren ließ. Er wollte auch<br />
in seinem Fürstentum Landschaftsparks nach englischem<br />
Vorbild erschaffen. Und so entstand ab<br />
1764 entlang der Elbe im heutigen Sachsen-Anhalt<br />
ein gigantisches grünes Raumkonzept. Eines,<br />
das in ganz Europa für Aufsehen sorgte.<br />
Englische Ideen für modernes Leben<br />
„Der Park war Ausdruck einer ganz neuen Denkweise.<br />
Franz wollte mehr Freiheit und Bildung<br />
für sein Volk“, sagt Ludwig Trauzettel, selber Landschaftsarchitekt<br />
und aktueller Chefgärtner des<br />
Gartenreichs. Deshalb schuf der Fürst den Garten<br />
auch nicht nur für sich, seine Louise oder die Hof-<br />
Gesellschaft, sondern er lud seine Untergebenen<br />
ein, das Gartenreich zu besuchen. Vor allem sollten<br />
sie erfahren, „wie modernes Wohnen aussehen<br />
kann – mit Toilette im Haus, mit Wasserleitungen,<br />
mit Pumpe oder Speiseaufzug“. Fürst Franz wollte<br />
seinem Volk aber auch beibringen, wie man auf<br />
moderne Art Äcker bestellt, ergänzt Uwe Quilitzsch<br />
von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, der<br />
heute die Pflege des Gartenreichs untersteht.<br />
Franz, ganz aufgeklärter Reformer, spannte die<br />
Bevölkerung gleich mit ein. „Das Gartenreich wurde<br />
zur Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme für die<br />
DER<br />
PARK STEHT<br />
FÜR<br />
Freiheit<br />
UND<br />
Bildung<br />
Menschen zwischen Dessau und Wörlitz“, sagt<br />
Ludwig Trauzettel. Die Elbe war damals noch nicht<br />
eingedeicht, und Hochwasser-Katastrophen vernichteten<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts regelmäßig<br />
die Ernten. „Die Menschen hungerten und waren<br />
dankbar für Aufgaben und<br />
Lohn vom Fürsten“, so Trauzettel.<br />
Handwerklich geschickte<br />
Bauern statteten das zaunfreie<br />
und damit für jedermann<br />
begehbare Gartenreich mit pittoresken<br />
Gebäuden, Brücken,<br />
Skulpturen, großem Teich, sogar<br />
mit einem künstlichen Vulkan<br />
aus. Und, ganz typisch für<br />
den englischen Landschaftsgarten,<br />
jedoch für die deutschen<br />
Fürstentümer bis dahin gänzlich<br />
unbekannt: Die Gärten<br />
wurden um vorhandene landwirtschaftliche Flächen<br />
gebaut. So pflanzten die Bauern Buchsbäume,<br />
Eiben und Platanen um Getreidefelder. Aber<br />
auch für die Zeit exotische mediterrane Kübelpflanzen<br />
wie Zitronen- und Orangenbäumchen<br />
fanden im Gartenreich ein Zuhause – bis heute<br />
gehegt in der Orangerie Oranienbaum.<br />
Kleinod<br />
Die Villa Hamilton<br />
(im Osten der Anlage)<br />
beherbergt 120<br />
Original-Kunstwerke,<br />
viele aus Italien.<br />
4/ 2013<br />
77
ERLEBEN<br />
Einsam<br />
unterm<br />
freien<br />
Himmel,<br />
genoss<br />
ich viele<br />
Stunden<br />
die schöne<br />
Morgenluft,<br />
die<br />
Stille, und<br />
fühlte mich<br />
auf einmal<br />
wohl.“<br />
Fürstin Louise<br />
(1750 bis 1811)<br />
als 47-Jährige<br />
Doch für die Fürstin blieb der Lieblingsteil des<br />
Gartenreichs das Luisium. „Hier fühlte sie sich<br />
sam wohlsten“, weiß Uwe Quilitzsch. Denn bei<br />
allem Bemühen um Reformen, modernes Denken<br />
und Aufklärung – Louise war unglücklich in<br />
ihrer Ehe. Einer Schicksalsgemeinschaft, eingefädelt<br />
aus politischer Räson von Friedrich dem<br />
Großen, ihrem mächtigen Onkel. Zwei Jahre nach<br />
der Hochzeit kam zwar 1769 Erbprinz Friedrich<br />
zur Welt. Aber Louise teilte zu dieser Zeit längst<br />
nicht mehr das Bett mit ihrem lebenslustigen zehn<br />
Jahre älteren Mann. Der wohnte mit einer Gärtners-Tochter<br />
und drei gemeinsamen Kindern in<br />
morganatischer Ehe (Verbindung mit Partnerin<br />
von niederem Rang) im Gotischen Haus, nordwestlich<br />
von Schloss Wörlitz.<br />
Gleichwohl – das Fürstenpaar achtete sich respektvoll,<br />
wahrte stets die Fassade. Wohl auch<br />
deshalb schenkte der Fürst seiner melancholischen,<br />
aber hoch gebildeten Gattin zum Trost<br />
das Luisium. „Ich war viele Stunden unter freiem<br />
Himmel einsam, genoss der schönen Morgenluft,<br />
der Stille und fühlte mich einmal wohl“, schrieb<br />
Louise nach einem Spaziergang durch „ihr Reich“<br />
Ein Schloss wie eine Fata Morgana<br />
im Mai 1778. Noch im gleichen Jahr wurde im<br />
Luisium ein Sommerschlösschen gleichen Namens<br />
fertig gebaut. Wie eine Fata Morgana, fast<br />
unwirklich, erscheint diese Residenz noch heute,<br />
wenn man vom Blumen-Gartenhaus kommend<br />
über die graziös gebogene Brücke auf das Schlösschen<br />
zuschlendert. Inmitten der flachen Elb-Landschaft,<br />
gerahmt von mächtigen Blutbuchen und<br />
über 200 Jahre alten Edelkastanien, liegt die klassizistische<br />
Villa auf einer Anhöhe. Mehr ein Landhaus<br />
als ein Schloss, das sich malerisch in einem<br />
kleinen See daneben spiegelt.<br />
Viele von Louises Ideen flossen darin ein. Die<br />
Preußen-Prinzessin kam 1750 als Louise Henriette<br />
Wilhelmine von Brandenburg-Schwedt zur<br />
Welt. Ihr elegant-weiblicher Stil, der sich in Kleidung,<br />
Konversation und Kunstverstand niederschlug,<br />
wurde während ihrer Ehe ab 1767 weiter<br />
geschult. Den Feinschliff holte sie sich auf vielen<br />
Auslandsreisen – ins geliebte Rom und in die<br />
neuen englischen Parks, die sie mit ihrem Mann<br />
besichtigte. Doch die bis etwa 1800 im Gartenreich<br />
verwirklichten Visionen des Fürstenpaares<br />
– sie verblassten während der Napoleonischen<br />
Kriege und der Neuordnung des Deutschen<br />
Reichs. Zweiter Weltkrieg und DDR-Zeit versetzten<br />
die Märchenlandschaft Dessau-Wörlitz<br />
Antik<br />
Der Venustempel im Norden des<br />
Wörlitzer Parks erinnert an römische Vorbilder.<br />
in einen Dornröschenschlaf. Den Rest erledigte<br />
schließlich 2002 das Hochwasser der Elbe.<br />
„Es zerstörte die pflanzliche Struktur des Luisiums<br />
größtenteils“, erinnert sich Chefgärtner<br />
Trauzettel, „und doch war das gleichzeitig die<br />
Chance, den ursprünglichen Garten wie zu<br />
Zeiten Louises wiederherzustellen.“<br />
Zum Beispiel den rechteckigen Küchengarten,<br />
der nahe beim Schloss nach historischem Vorbild<br />
rekonstruiert wurde. Kohl, Rote Bete und<br />
Rüben wurden zu Louises Zeit hier angebaut.<br />
„Viele von diesen Gemüsesorten sind auch heute<br />
noch im Küchengarten zu sehen“, sagt Trauzettel.<br />
Zwar sei nicht verbrieft, dass die Fürstin<br />
hier selber anpflanzte und erntete. Doch an anderer<br />
Stelle zeigte sie sich durchaus tatkräftig,<br />
trotz ihrer häufigen Erkältungen und Niedergeschlagenheit,<br />
die zu zahlreichen Klinik-Aufent-<br />
Louises Pappeln stehen immer noch<br />
halten führte: „Ich kochte heute viel Kirschen<br />
ein, sowie ich Ende vorigen Monats viel Johannisbeersaft<br />
zubereitet hatte“, schrieb sie in ihr<br />
Tagebuch. Ebenfalls verbürgt: eine Mammut-<br />
Pflanzaktion im März 1781, als Louise eigenhändig<br />
die Samen für 452 Lombardische Pappeln<br />
in die Erde steckte. Die Bäume überstanden sogar<br />
das Hochwasser 2002 und sorgen auch jetzt<br />
noch im Luisium für Mittelmeer-Flair. Genauso<br />
wetterfest erweist sich bis heute die lebensgroße<br />
verhüllte Frauenskulptur, die sich seit Louises<br />
78 4/ 2013
Zeit inmitten uralter, weit ausladender Eichen<br />
versteckt. Sie findet man heute neben der Ruine<br />
eines römischen Triumphbogens nur wenige<br />
Hundert Meter östlich der Orangerie.<br />
Den Jahrhunderten standgehalten hat auch<br />
das Schlangenhaus, ein neugotischer Pavillon im<br />
Süden des östlichen Luisium-Parks. In dem rotbraunen<br />
Backsteinhäuschen, das auf einem kleinen<br />
Grashügel thront, traf sich die wissensdurstige<br />
Fürstin regelmäßig mit Vertrauten wie<br />
Goethe. „Ich liebe es, die freiere Luft einzuatmen“,<br />
schrieb sie in ihr Tagebuch und ergänzte,<br />
dass sie ihre zierliche Nase so gerne in die rosavioletten<br />
Blüten der Türkenbund-Lilien mit ihrem<br />
süßen Duft stecke. Und sich an den farbenfrohen<br />
Teppichen aus Krokussen, Wildtulpen und<br />
Blausternchen erfreue. Eine heile Welt.<br />
Lediglich das Mähen, Blöken und Muhen der<br />
Schafe, Ziegen und Kühe unterbrach damals wie<br />
heute die Stille. „Denn Teile des Gartenreichs<br />
werden noch immer landwirtschaftlich genutzt<br />
– an dieser Fürsten-Idee halten wir fest“, so Chefgärtner<br />
Trauzettel. „Eine geniale Idee“, schwärmt<br />
Maria Ernst, Besucherin aus Essen: „Denn wer<br />
das Gartenreich betritt, ist sofort bezaubert von<br />
der unvergleichlichen Atmosphäre, wo es hinter<br />
jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt.“<br />
Lust auf Dessau und Wörlitz?<br />
HINKOMMEN<br />
Auto Von Süden<br />
Autobahn A 9 Richtung<br />
Berlin, Ausfahrt<br />
Dessau-Ost oder<br />
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ca. 465 Kilometer ab<br />
München). Von Norden<br />
über Autobahn<br />
A 24/A 9 Richtung<br />
Berlin, dann Richtung<br />
Leipzig; Ausfahrt<br />
Dessau-Ost<br />
oder Vockerode (ca.<br />
350 Kilometer ab<br />
Hamburg).<br />
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Dessau-Wörlitz<br />
(300 km 2 Fläche) ist<br />
täglich von April bis<br />
Oktober geöffnet,<br />
der Eintritt ist frei.<br />
Nähere Auskünfte<br />
bei der Kulturstiftung<br />
Dessau-Wörlitz,<br />
✆ (03 40) 64 61 50,<br />
oder unter www.<br />
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Dessau-Wörlitz<br />
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Gartenreich<br />
Dessau-Wörlitz<br />
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Dessau<br />
Historischer<br />
Friedhof<br />
Alten<br />
Schloss und<br />
Lustgarten<br />
Tiergarten<br />
Luisium<br />
Schwedenhaus<br />
Jonitz<br />
Mildensee<br />
Pötnitz<br />
Vockerode<br />
Fliederwall<br />
Bertingpark<br />
Whs. am<br />
Berting<br />
Whs.* zum<br />
Pferde<br />
Wörlitz<br />
Schulhaus<br />
Griesen<br />
Mosigkau<br />
Dessauer Heide<br />
Möster Wiesen<br />
Oranienbaumer<br />
Heide<br />
Oranienbaum<br />
* Whs. = Wallwachhaus<br />
5 km<br />
Kirchen Historische Bauwerke Schlösser<br />
Kulturstiftung Dessau-Wörlitz Gartenreich Dessau-Wörlitz<br />
4/ 2013<br />
79
ERLEBEN<br />
ANN-KATHRIN KRAMER<br />
„ Wir sind<br />
so herrlich<br />
spießig“<br />
Fachwerkhaus, großer Garten, die<br />
Eltern gleich nebenan. Schauspielerin<br />
Ann-Kathrin Kramer liebt ihr ganz<br />
normales Leben mit Ehemann Harald<br />
Krassnitzer. Aber ob der auch ihr<br />
neues Hobby Klavierspielen schätzt?<br />
Gaby Herzog war in Wuppertal und<br />
hat mal nachgefragt ...<br />
FOTOS | Thorsten Wingenfelder<br />
Berlin, Hamburg, München<br />
– wer Berühmtheiten treffen<br />
will, muss in Metropolen<br />
reisen. Nicht so bei Ann-Kathrin<br />
Kramer. „Café du Congo“ in Wuppertal<br />
lautet ihr Vorschlag für unser<br />
Treffen. Und im gemütlichen Café<br />
mitten im Luisenviertel rasseln geräuschvoll<br />
Bohnen durch die Kaffeemühle,<br />
während Ann-Kathrin<br />
Kramer „sich erst mal einrichten<br />
muss“: Sie platziert Lederjacke und<br />
Handtasche auf dem Stuhl neben<br />
sich, stellt ihr Handy aus, ordert<br />
schwarzen Tee, fährt sich noch mal<br />
kurz durch die blonde Mähne,<br />
richtet die dezent grau geschminkten<br />
Augen aufs Gegenüber und sagt<br />
80 4/ 2013
REISE „Mit & seinem KULTUR Charme<br />
hat er mich sofort<br />
eingewickelt“,<br />
schwärmt Ann-<br />
Kathrin Kramer, die<br />
Schauspiel-Kollegen<br />
Harald Krassnitzer<br />
1998 bei Dreharbeiten<br />
kennenlernte.<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
4/ 2013<br />
81
ERLEBEN<br />
KRAMER Als ich Harald kennenlernte,<br />
wollte er auf keinen Fall zu<br />
mir nach München ziehen. Ihm war<br />
die Stadt zu aufgekratzt. Mein<br />
Mann strahlt sehr viel Ruhe und<br />
Geborgenheit aus. Je länger ich mit<br />
ihm zusammen war, desto mehr<br />
wuchs auch in mir die Sehnsucht,<br />
sich ins Private zurückzuziehen.<br />
Wir sind beide ständig unterwegs,<br />
immer unter Beobachtung. In<br />
meinem Heimatort kümmert es<br />
niemanden, ob ich beim Fernsehen<br />
arbeite. Es interessiert viel mehr,<br />
was wir im Garten anpflanzen. Der<br />
Umzug zurück aufs Land war wie<br />
eine Erleichterung. Mein Alltag ist<br />
sehr viel überschaubarer geworden.<br />
Sie wohnen wieder Tür an Tür mit<br />
Ihren Eltern – ein gutes Gefühl?<br />
KRAMER Oh ja, denn meine Familie<br />
ist mir unheimlich wichtig. Wir<br />
halten ohne Wenn und Aber zusammen.<br />
Familie hat gegenüber Freunden<br />
eine andere Qualität. Ich mag<br />
dieses Zwangsläufige, Unausweichliche,<br />
Bedingungslose, das „Verwandt-Sein“<br />
mit sich bringt.<br />
Es war eine Gefühlsentscheidung ...<br />
KRAMER Ja. Vernunft ist nicht mein<br />
oberster Ratgeber. Ich versuche<br />
nicht immer alles zu kontrollieren.<br />
Viele machen ständig Pläne: „Dann<br />
will ich heiraten, ein Haus bauen,<br />
Kinder bekommen – und wenn ich<br />
am 12. 12. 2025 in Rente gehe, mache<br />
ich eine Segeltour.“ So bin ich<br />
nicht. Ich mache keine Pläne.<br />
Wirklich nie?<br />
KRAMER Wenn Wünsche Gestalt<br />
annehmen sollen, muss man aktiv<br />
werden. Zum Beispiel mit der Bank<br />
sprechen, wenn man ein Haus kaufen<br />
will. Aber meine Wünsche sind<br />
flexibel. Wenn sie sich nicht realisieren<br />
lassen, dann geht nicht die<br />
Welt unter, sondern ich vertraue darauf,<br />
dass etwas anderes passiert.<br />
Dieses Vertrauen ins Leben hatten<br />
Sie schon immer. Sie sind mit 16<br />
von der Schule abgegangen ...<br />
KRAMER Ich wollte raus in die Welt,<br />
mein Leben selbst in die Hand nehlächelnd:<br />
„Kann losgehen!“, drückt<br />
den Rücken durch, neigt den Kopf<br />
leicht nach vorne und legt beide<br />
Hände akkurat auf die Tischplatte.<br />
Frau Kramer, es sieht gerade fast<br />
so aus, als säßen Sie am Klavier ...<br />
KRAMER (lacht und klimpert mit den<br />
Fingern auf der Tischplatte) Ja, das<br />
könnte sein. Liegt wohl daran, dass<br />
ich seit einem Jahr Unterricht<br />
nehme. Damit habe ich mir einen<br />
Kindheitstraum erfüllt!<br />
Als Erwachsene ein Instrument<br />
lernen, gar nicht so einfach, oder?<br />
KRAMER Vielleicht muss man an<br />
bestimmte Übungen anders herangehen,<br />
weil man mit den Händen<br />
Jahre nicht so virtuos umgegangen<br />
ist. Alle Finger einzeln nach unten<br />
zu bewegen, ist mir am Anfang<br />
schwergefallen. Jetzt geht’s. Aber<br />
ich bin nicht ehrgeizig. Für mich<br />
ist es Meditation.<br />
Was für ein Klavier haben Sie?<br />
KRAMER Ein altes japanisches Lackklavier.<br />
Mir gefällt die Idee, dass<br />
etwas mit dem Alter schöner wird.<br />
So wie Ihr altes Fachwerkhaus?<br />
KRAMER Genau, wir haben es vor<br />
13 Jahren gekauft. Es ist Teil einer<br />
ehemaligen Klosteranlage und dürfte<br />
zwischen 400 und 600 Jahre alt<br />
sein. Da gibt es ständig etwas<br />
zu renovieren. Aber ich mag diese<br />
besondere Ausstrahlung.<br />
Bergisches Land – das klingt nicht<br />
gerade glamourös ...<br />
Am 10. 5. ist Kramer in „Alles für<br />
meine Tochter“ (ARD) zu sehen.<br />
„Pläne?<br />
Mache<br />
ich nicht.<br />
Lieber lasse<br />
ich Dinge<br />
passieren.“<br />
men. Und wäre nie auf die Idee<br />
gekommen, meine Eltern zu fragen.<br />
Ich habe mir eine Lehrstelle als<br />
Schauwerbegestalterin gesucht, bin<br />
mit dem Vertrag nach Hause und<br />
habe meinen Eltern gezeigt, wo sie<br />
unterschreiben müssen. Sie haben<br />
mich ziehen lassen, damit ich bei<br />
mir selber ankommen kann.<br />
… mit Mann und Kind im trauten<br />
Eigenheim im Bergischen ...<br />
KRAMER (lacht) Schön spießig,<br />
nicht wahr? Aber genau diese Spießigkeit<br />
empfinde ich als Freiheit.<br />
Ich gestalte mein Leben, wie ich es<br />
will. Doch wenn es sich eines Tages<br />
nicht mehr richtig anfühlt, würde<br />
ich mein Täschchen packen und<br />
gehen. Was nicht bedeutet, dass ich<br />
immer auf dem Sprung bin. Aber<br />
nur weil das Haus gerade renoviert<br />
und der Garten so schön angelegt<br />
ist, hindert mich das nicht daran,<br />
Haus und Garten zu verlassen.<br />
Keine Angst vor Veränderungen,<br />
auch nicht vor dem Älterwerden?<br />
KRAMER Das Schöne am Älterwerden<br />
ist, dass es langsam passiert.<br />
Man hat Zeit, sich damit anzufreunden.<br />
Und es gibt keine Alternative.<br />
Für mich ist meine Mutter ein Vorbild<br />
– Mitte 70 und wunderschön.<br />
Was können Sie sich noch von<br />
Ihren Eltern abschauen?<br />
KRAMER Wie sie ihre Beziehung<br />
leben, nämlich sehr aktiv. Auch<br />
Harald und ich setzen uns stark<br />
miteinander auseinander. Versu-<br />
82 4/ 2013
chen zu ergründen, was wir voneinander<br />
wollen. Dabei ist es uns<br />
egal, wie wir nach außen <strong>wirken</strong>,<br />
ob wir uns gegenseitig schmücken.<br />
Na ja, Sie schmücken sich gegenseitig<br />
doch ganz gut.<br />
KRAMER Aber um das zu wissen,<br />
muss ich nicht dauernd über den<br />
roten Teppich flanieren. Diese Öffentlichkeit<br />
gibt mir nichts. Ich finde<br />
spannend, was in der Partnerschaft<br />
passiert. Möchte, dass mein<br />
Partner mich spiegelt, ich durch ihn<br />
etwas mehr über mich erfahre,<br />
immer ein bisschen schlauer werde.<br />
Ihr Mann sagte mal, dass eine<br />
Beziehung erst dann richtig spannend<br />
wird, wenn es Probleme gibt.<br />
KRAMER (lacht) Typisch, das kann<br />
nur von ihm sein. So was würde ich<br />
nie sagen. Ich finde, dass eine Beziehung<br />
dann spannend wird, wenn<br />
es keine Probleme mehr gibt. Wenn<br />
man die Machtspielchen hinter sich<br />
hat. Dann geht’s los, dann hat man<br />
eine andere Kommunikation gefunden,<br />
taucht in tiefere Sphären ein.<br />
Ist das nicht langweilig?<br />
KRAMER Nee. Dann kommt das,<br />
was meine Eltern haben. Die haben<br />
immer irgendwas zu besprechen.<br />
Was sie gelesen haben, wie sie das<br />
finden, was sie vorhaben. Die beiden<br />
sind in ihrer Beziehung schon<br />
einen Schritt weiter.<br />
Und wie weit sind Sie?<br />
KRAMER Auf einem guten Weg.<br />
Man darf nicht unterschätzen:<br />
Harald ist Österreicher, geht mit<br />
anderem Tempo durchs Leben.<br />
Anderes Tempo?<br />
KRAMER Ja, seine Langsamkeit hat<br />
mich am Anfang wahnsinnig gemacht.<br />
Auch unsere Sicht auf Dinge<br />
oder die Art, wie wir sie ausdrücken,<br />
ist oft sehr unterschiedlich.<br />
Harry hat oft mit meiner Direktheit<br />
zu kämpfen. Für mich ist ein Wort<br />
ein Wort. Nein bedeutet nein. Das<br />
ist nicht unhöflich, sondern ehrlich.<br />
Für einen Österreicher ist das klare<br />
Nein aber ein Schock. Der sagt<br />
nicht Nein, sondern „schaun mer<br />
mal“. Er lässt sich immer ein Hintertürchen<br />
offen.<br />
Und wenn Ihr Mann klar und deutlich<br />
sagen würde: Schatz, du<br />
spielst einfach schrecklich<br />
schlecht Klavier?<br />
KRAMER (lacht) Okay, okay. Manchmal<br />
finde ich es schon ganz charmant,<br />
dass er Österreicher ist.<br />
Ihr Leben<br />
4. 4. 1966 in Wuppertal geboren<br />
1997 Geburt von Sohn Leo (Vater:<br />
Schauspieler Jan Josef Liefers)<br />
2009 heiratet Harald Krassnitzer;<br />
engagiert sich für „Dunkelziffer e. V.“<br />
(gegen Kindesmissbrauch) und die<br />
Bundesstiftung Kinderhospiz<br />
Investieren Sie in<br />
Zukunft.<br />
Foto: Wotext 2mm Abstand !!!!!!!!!!!<br />
SOS-Pate werden<br />
schon mit 1 € am Tag<br />
www.sos-kinderdorf.de<br />
4/ 2013 83
Was ich nie<br />
bereut habe ...<br />
... mir ein<br />
wirklich gutes<br />
Fahrrad geleistet<br />
zu haben<br />
und dafür<br />
komplett<br />
aufs Auto zu<br />
verzichten.<br />
... dass ich meinen<br />
Mann geheiratet<br />
habe. Wir kennen<br />
uns, seit wir zehn<br />
sind. Fast unser<br />
ganzes Leben.<br />
Und irgendwie<br />
wussten wir schon<br />
damals, dass<br />
wir zusammengehören.<br />
Hannegret Himmels,<br />
die ab S. 10 schwierige<br />
Kinderfragen<br />
beantwortet.<br />
erscheint in der Bayard Media GmbH & Co. KG. ISSN 1619-6023<br />
Lindenstraße 20, 50674 Köln, Telefon: (02 21) 2 77 57-0, Fax: (02 21) 2 77 57-10,<br />
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Chefredaktion: Jürgen Sinn (V.i.S.d.P.)<br />
Stellvertretende Chefredakteurin: Alexandra Schlump<br />
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Redaktion: Bernd Bücheler, Elke Kressin, Tessa Randau,<br />
Heiko Schlierenkamp<br />
Layout: Corinne Desponds (Leitung), Anita Kolb, Sabine von Riewel<br />
Bildredaktion: Silke Frigge, Christina Neis (frei)<br />
Sekretariat: Elke Peterson<br />
Schlussredaktion: Bernd Kuschmann<br />
Ständige Autoren: Steuerberaterin Gabriele Prasser, Katrin Koelle,<br />
Rechtsanwalt Rainer Steppan, Elisabethstraße 3, 40217 Düsseldorf<br />
Verlag: Bayard Media GmbH & Co. KG, Böheimstraße 8, 86153 Augsburg,<br />
Telefon: (0821) 455481-0, Fax: (0821) 455481-10<br />
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Seit 1. Januar 2013 gilt die Anzeigen preisliste „<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>“ Nr. 13 sowie die<br />
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Der Einzel verkaufspreis inkl. Mehrwertsteuer zzt. 3,30 Euro. Das Jahres abonnement kostet zzt. 39,60 Euro, Heftpreis<br />
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Genehmigung des Verlags. Das gilt auch für die Aufnahme in elek tronische Datenbanken sowie für Vervielfältigungen<br />
auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos haften Redaktion und Verlag nicht.<br />
… statt zwei gleich<br />
alle drei Katzenbabys<br />
adoptiert zu haben,<br />
die sonst getötet<br />
worden wären.<br />
Autorin Silke Mietzner,<br />
die ab Seite 35 über<br />
Naturkosmetik berichtet.<br />
... dass ich<br />
so viele gute<br />
Sachen gegessen<br />
habe, auch<br />
wenn ich davon<br />
etwas rundlich<br />
geworden bin!<br />
Angelika Euler,<br />
die ab S. 94 aus ihrem<br />
turbulenten Leben<br />
berichtet.<br />
Fotos: shutterstock, getty images, privat<br />
84 4/ 2013
ERLEBEN<br />
Weltberühmte<br />
Zeichen am Jakobsweg:<br />
steinerner Wegweiser<br />
bei Rates,<br />
Jakobus-Statue nahe<br />
Santiago, ...<br />
Immer den<br />
Muscheln<br />
nach<br />
... Azulejo-<br />
Fliesen an<br />
der Capela<br />
das Almas<br />
in Porto.<br />
Der ruhigste und schönste Jakobsweg verläuft parallel zur<br />
Atlantikküste durch Portugal. Er führte Gaby Herzog nicht nur<br />
nach Santiago de Compostela, sondern auch zu sich selbst ...<br />
Blick & Seele schweifen lassen: Aussicht von Valenças Stadtmauer über den Grenzfluss Minho ins spanische Tui<br />
4/ 2013 85
ERLEBEN<br />
ie Morgensonne glitzert auf den kleinen<br />
Muscheln und Schneckenhäuschen,<br />
die von der Flut an Land gespült<br />
werden. Möwen stehen regungslos auf<br />
ihren dünnen gelben Beinen und halten<br />
den Schnabel in den salzigen Atlantik-Wind.<br />
Der kleine Strand bei Gafa,<br />
vier Fußstunden nördlich von Porto,<br />
wirkt frühmorgens herrlich still. Und<br />
nachdem sich das Wasser zurückgezogen<br />
hat, ist der feuchte Sand angenehm<br />
fest. Perfekt zum Laufen.<br />
Aber ich bin nicht die Erste an diesem<br />
Morgen, sondern folge den Abdrücken<br />
der Trekking-Stiefel von zwei<br />
anderen. Bereits vor einer halben Stunde<br />
bei Sonnenaufgang, auf Höhe einer<br />
Windmühle, habe ich die zwei kleinen<br />
Punkte am Horizont ausgemacht. Das<br />
hier müssen ihre Spuren sein. Ich beschließe,<br />
mein Tempo nicht zu erhöhen,<br />
um die beiden nicht einzuholen.<br />
Denn ich will das euphorische Gefühl,<br />
das immer wieder in mir aufsteigt, ganz<br />
genießen: unterwegs sein, einfach mal<br />
weg, ganz allein, ohne Handy, nur ich<br />
und mein Rucksack – und doch eingebettet,<br />
als Teil einer uralten Bewegung.<br />
235 Kilometer bis Santiago<br />
Mit Hunderten Menschen verbindet<br />
mich in diesen Tagen dasselbe Ziel. Wir<br />
sind auf dem Weg nach Santiago de<br />
Compostela – und auch ein wenig zu<br />
uns selbst. Langsam, Schritt für Schritt,<br />
immer den gelben Pfeilen nach, die an<br />
Hauswände, auf Bordsteinkanten oder<br />
an Laternenmasten gemalt sind.<br />
Schon seit dem 9. Jahrhundert pilgern<br />
Menschen zum Grab von Jakobus<br />
dem Älteren in der spanischen Region<br />
Galizien. Damals wurde die (angeblich)<br />
letzte Ruhestätte des Apostels, der<br />
auf der iberischen Halbinsel missioniert<br />
haben soll, wiederentdeckt. Aus ganz<br />
Europa brachen Gläubige auf, um an<br />
dem Reliquienschrein in der Kathedrale<br />
zu beten – bis der Wallfahrtsgedanke<br />
in der frühen Neuzeit, im Zuge der<br />
Reformation und Aufklärung des 16.<br />
Jahrhunderts, an Popularität verlor.<br />
Erst vor etwa 20 Jahren erlebte die<br />
Pilgerbewegung eine Renaissance, später<br />
(nicht zuletzt durch Hape Kerkeling)<br />
bei uns sogar einen Boom. Heute<br />
sind es Jahr für Jahr fast eine Viertelmillion<br />
Frauen und Männer, die sich<br />
auf die Pilgerreise nach Santiago de<br />
Compostela machen. Dabei wählen die<br />
meisten den klassischen Jakobsweg,<br />
den Camino Francés, der über die Pyrenäen<br />
quer durch Nord-Spanien führt<br />
und der gerade im Sommer unter den<br />
Füßen der vielen Wanderer ächzt.<br />
Mein Weg, der Caminho Português,<br />
dagegen ist kürzer – und sehr viel entspannter.<br />
Deshalb habe ich mich für<br />
diese Variante entschieden. Denn was<br />
ich darüber gelesen hatte, klang verlockend:<br />
Etwa zehn Tage wandert man<br />
235 Kilometer auf dem „portugiesischen<br />
Weg“, der in Porto beginnt und<br />
„Meine Sinne schärfen sich als<br />
würde sich ein Schleier lösen.“<br />
zunächst die raue Atlantikküste entlangführt.<br />
Landeinwärts geht es ohne<br />
größere Steigungen auf schmalen<br />
Waldpfaden, Feld- und Schotterwegen<br />
oder kopfsteingepflasterten Dorfsträßchen<br />
nach Rates, Barcelos und über<br />
die eindrucksvolle Steinbrücke von<br />
Ponte de Lima, bis zu den Bergen von<br />
Labruja. Nach der Zitadelle in Valença<br />
übertritt man den Grenzfluss Minho<br />
nach Spanien. Von da sind es noch etwa<br />
114 Kilometer bis ans Ziel.<br />
Für mich aber waren es heute Morgen,<br />
als ich von Gafa losging, noch gut<br />
200 km bis Santiago. Doch in solchen<br />
Distanzen zu denken, habe ich mir<br />
schon am zweiten Tag abgewöhnt, das<br />
macht nur Angst. Ich rechne lieber in<br />
Etappen, und das heißt: heute erst mal<br />
bis Rates kommen, 24 Kilometer.<br />
Wie vor mir schon Abertausende<br />
Menschen nutze ich das Verkehrsnetz<br />
der Römer, die nach dem Zweiten Punischen<br />
Krieg (200 v. Chr. bis 400 n.<br />
Chr.) das heutige Portugal zu ihrer Provinz<br />
machten. Entlang der alten Römer-<br />
Routen siedelten sich Menschen an. Es<br />
entstanden Dörfer und Städte, dazu<br />
Festungen und Klöster, Hospize und<br />
Viadukte, die bis heute erstaunen.<br />
Fünf Kilometer vor Vila do Conde,<br />
auf halber Strecke nach Rates, regnet<br />
es plötzlich Muscheln. Mit einem dumpfen<br />
„Plock“ kracht ein Schalentier auf<br />
die Pflastersteine – und zerplatzt. Was<br />
dahintersteckt? Eine schlaue Möwe!<br />
Von einem Felsen hat der Vogel Miesmuscheln<br />
geerntet. Doch anstatt die<br />
Kalk-Schale selber mit dem Schnabel<br />
zu knacken, lässt die Möwe die Schwerkraft<br />
diese Arbeit erledigen und kommt<br />
so leichter an den Leckerbissen.<br />
Als ich in Vila do Conde an einem<br />
Tante-Emma-Lädchen vorbeikomme,<br />
ist auch für mich Zeit für eine Vesper.<br />
Außer einem Notfall-Müsli-Riegel und<br />
einer Flasche Wasser fällt der Pilger-<br />
Proviant meist spärlich aus. Mit Askese<br />
hat das nichts zu tun. Im Gegenteil:<br />
Alles, was Pilger in den Rucksack packen,<br />
müssen sie auch selber tragen.<br />
86 4/ 2013
Proviant: nur Müsli-Riegel<br />
Pilgern im<br />
Zeichen der<br />
Muschel: Einsame<br />
Waldwege<br />
wie hier<br />
bei Valença<br />
wechseln<br />
sich ab mit<br />
lebhafter Folklore<br />
in Portos<br />
Altstadt.<br />
Sechs bis acht Stunden am Tag! „Bom<br />
dia“, ruft die Verkäuferin im „Mini-<br />
Market“ fröhlich, als die Türglocke bimmelt,<br />
und preist sofort das frische Gebäck:<br />
als „apetitoso“ und „delicioso“!<br />
Dass ich kein Wort Portugiesisch spreche,<br />
ist nicht weiter schlimm, wir verstehen<br />
uns hervorragend! Die süßen<br />
„Pastéis de Nata“ duften nach Zitronenschale<br />
und leuchten orange-gelb.<br />
Portugiesische Bäcker sind besonders<br />
großzügig bei der Verwendung von Eigelb.<br />
Angeblich stammen die Rezepte<br />
aus Nonnenklöstern. Die frommen<br />
Frauen sollen mit Eiweiß ihre Leinen-<br />
Hauben gestärkt haben, übrig bleibender<br />
Dotter wurde verbacken.<br />
Als ich mich zum Gehen wende, ruft<br />
mich Lurdes, die Verkäuferin, noch einmal<br />
zurück. Ihr sei aufgefallen, dass<br />
ich noch keine Muschel habe. Schon<br />
seit der Antike gilt sie als Heils- und<br />
Glücksbringer. Einer Legende nach rettete<br />
einst der heilige Jakobus einen<br />
jungen Adligen vor dem Ertrinken. Als<br />
dieser aus dem Wasser stieg, war er<br />
über und über mit den Schalentieren<br />
bedeckt. Lurdes schenkt mir eine prächtige<br />
Muschel, die sie eigentlich für 1,50<br />
Euro verkauft, und knotet sie mit rotem<br />
Band an meinem Rucksack fest: „Perfeito“,<br />
sagt sie zufrieden. In meinem<br />
Reiseführer lese ich später, dass die<br />
Muschel auch ganz praktischen Nutzen<br />
hatte: Sie wurde zum Wasserschöpfen<br />
verwendet. Noch heute sprudeln zahlreiche<br />
Quellen am Wegesrand. Hinweisschilder<br />
versprechen, dass man<br />
hier unbedenklich seinen Durst stillen<br />
kann. Wasser direkt von der Quelle trinken<br />
– wieder so einer dieser kleinen<br />
Typische, ruhige Landschaft im Norden<br />
Portugals – das Auge kann weit schweifen,<br />
während man ruhig weitergeht. Wie viel<br />
man gelaufen ist, spürt man erst abends.<br />
Glücksmomente für mich als Stadtmenschen,<br />
in denen ich die Natur ganz unmittelbar<br />
spüre. Und merke, wie sich<br />
die Sinne schärfen – als würde sich ein<br />
Schleier lösen, mich klarer sehen und<br />
empfinden lassen.<br />
Der intensive harzige Duft der Pinienhaine<br />
und die ätherischen Öle der<br />
Eukalyptuswälder wechseln sich auf<br />
dem weiteren Weg nach Rates ständig<br />
ab. Es kommt mir vor, als würde ich<br />
nicht bloß näher an Santiago, sondern<br />
vor allem näher an mich selbst heranrücken.<br />
Und das ist auch der eigentliche<br />
Grund meiner Reise. Weg vom<br />
täglichen Stress, ruhig werden, meine<br />
Mitte finden. Habe ich wirklich letzte<br />
Woche, aus Ärger über einen inkom-<br />
Schritt für Schritt zu mir<br />
petenten Callcenter-Mitarbeiter, einen<br />
wütenden zweiseitigen Beschwerdebrief<br />
geschrieben? Wie absurd.<br />
Meine Schritte werden gleichmäßiger,<br />
im Kopf tauchen längst vergessene<br />
Erinnerungen auf. Ich denke an<br />
meine Freundin Eva Beck. Wir spielten<br />
jeden Nachmittag zusammen, in der<br />
Grundschule saß sie neben mir. Was<br />
sie wohl macht? Wir haben nicht einmal<br />
mehr telefoniert. Seltsam. Zwischendurch<br />
singe ich Volks- und Kinderlieder:<br />
„Es klappert die Mühle am<br />
rauschenden Bach.“ Peinlich? Egal!<br />
4/ 2013<br />
87
ERLEBEN<br />
Zwischen Prunk und<br />
Plackerei: Kirche<br />
Igreja São Francisco<br />
in Porto; Schotterpiste<br />
bei Barcelo.<br />
Laut Definition ist ein Pilger jemand,<br />
der „in der Fremde sein Heil sucht“.<br />
Zwar ist Pilgern nicht mehr nur christlich<br />
motiviert. Doch 70 Prozent der<br />
etwa 200 000 Menschen, die 2012 zu<br />
Fuß oder per Rad in Santiago ankamen,<br />
gaben spirituelle Gründe für den<br />
Marsch an. Für die meisten ist es ein<br />
Wandern zu sich selbst, die Hoffnung,<br />
Antworten auf offene Fragen zu finden,<br />
die Energie heiliger Orte zu spüren.<br />
Höhepunkt ist für viele natürlich die<br />
Ankunft in Santiago de Compostela.<br />
In den Gassen der Altstadt drängeln<br />
sich heute in den Sommermonaten die<br />
Pilger und lassen sich auf dem Meilenstein<br />
mit der Nummer „0“ vor dem Dom<br />
fotografieren. Jeden Mittag, Punkt 12<br />
Uhr, findet die heilige Messe für die<br />
Wallfahrer statt. Ein Gottesdienst mit<br />
Zitronensaft peppt mich auf<br />
viel Weihrauch und tiefen Emotionen:<br />
Einige Wanderer weinen vor Glück, andere<br />
lachen, liegen sich nur noch erschöpft<br />
in den Armen.<br />
Doch bis dahin ist es für mich noch<br />
ein weiter Weg. Dafür ist meine heutige<br />
Etappe fast geschafft. In Borgonha,<br />
einem Dorf kurz vorm Tagesziel Rates,<br />
schenkt mir ein alter Bauer eine Zitrone,<br />
mit der ich mein Quell-Wasser in<br />
der Trinkflasche aufpeppe. Fast das<br />
ganze Jahr über gibt es in Portugal Zitrusfrüchte.<br />
Im Mai sind die ersten Äpfel<br />
reif, im Sommer gibt es Pfirsiche,<br />
Pflaumen und Aprikosen, im Herbst<br />
Nüsse, Trauben und Birnen, im Winter<br />
Kiwi. Alles, was über den Zaun hängt,<br />
gehört der Allgemeinheit und darf geerntet<br />
werden – ein schöner Brauch.<br />
Am Abend treffe ich in der Pilgerunterkunft<br />
von Rates das Pärchen, dem<br />
ich am Morgen am Strand gefolgt bin.<br />
Elfi und Hubert, beide Mitte 50, leben<br />
nahe Hamburg, sind aber in Reutlingen<br />
geboren. Und sprechen einen lustigen<br />
Mix aus Norddeutsch und Schwä-<br />
Krise? Schnell überwunden<br />
bisch. Kurz vor Rates hatte es<br />
angefangen zu regnen. Deswegen hocken<br />
wir jetzt gemeinsam im spartanisch<br />
eingerichteten Aufenthaltsraum<br />
und halten unsere kalten Füße vor ei-<br />
„Warum nicht Kinderlieder<br />
singen - hört ja hier niemand.“<br />
nen Elektroradiator. Meine Laune hatte<br />
einen Tiefpunkt erreicht, als ich hier<br />
tropfnass ankam. „Was musst du dir<br />
beweisen?“, schimpfte ich mit mir.<br />
„Mallorca wäre auch schön gewesen.“<br />
Doch auch dieses Mal überwand ich<br />
die Wanderkrise schnell. Jetzt teilen<br />
wir gemeinsam die Wärme des Öfchens,<br />
eine Flasche Vinho Verde, sprechen<br />
über die Wirksamkeit von Hirschtalg-<br />
Creme bei Blasen. Und dass man doch<br />
eigentlich erstaunlich wenig zum Leben<br />
braucht. Hubert hebt das Glas.<br />
„Man sollte dem Glück nicht hinterherrennen“,<br />
sagt er. „Das ist genau<br />
die falsche Taktik. Das Glück ist langsam<br />
unterwegs.“ Wie recht er hat.<br />
Morgen geht es weiter, Schritt für<br />
Schritt, Richtung Santiago.<br />
Lust auf Pilgern?<br />
PILGERAUSWEIS<br />
• In Portugal u. a. in der Kathedrale<br />
von Porto für 0,75 Euro.<br />
• In Deutschland u. a. über<br />
kirchliche Vereine wie Freundeskreis<br />
der Jakobuspilger,<br />
(0 52 51) 5 06 86 77, www.<br />
jakobusfreunde-paderborn.eu,<br />
für 7,50 Euro (inkl. Versand).<br />
Der Ausweis wird an Stationen<br />
entlang des Weges abgestempelt.<br />
Um in günstigen Pilgerunterkünften<br />
übernachten zu<br />
dürfen, benötigt man den Pass.<br />
BESTE ZEIT<br />
Der Mai ist für Portugal ideal.<br />
Die Temperaturen (am Tag ca.<br />
20 Grad) sind angenehm, entlang<br />
der Route blühen Wiesen<br />
und Felder. Im Hochsommer<br />
erreichen die Temperaturen<br />
häufig 35 Grad. Sonnenschutz<br />
und Hut gehören zum wichtigen<br />
Pilgerzubehör!<br />
HINKOMMEN<br />
• Mit dem Flugzeug nach<br />
Porto, z. B. mit TAP ab/bis Hamburg,<br />
ca. 150 Euro. Informationen:<br />
www.flytap.com<br />
MEHR ERFAHREN<br />
• Turismo de Portugal,<br />
(0 30) 2 54 10 60, Internet:<br />
www.visitportugal.com<br />
Vom portugiesischen Jakobsweg<br />
gibt es 5 Varianten.<br />
Gaby Herzog wählte die eingezeichnete<br />
Route.<br />
Gafa<br />
Porto<br />
Santiago de Compostela<br />
Padrón<br />
Valença<br />
Barcelos<br />
Rates<br />
Portugal<br />
Spanien<br />
Fotos: Jens Schwarz (3), Gregor Lengler (2), The Figaro <strong>Magazin</strong>e (alle laif), Manuel Meyer/dpa/picture-alliance, Manfred Goergens/Visum, Getty Images (2), alimdi, Shutterstock; Karte: Sabine von Riewel<br />
88 4/ 2013
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(8) um männliche Verstärkung.<br />
Zu lange schon ist<br />
alles um sie herum rosarot,<br />
heißt es ständig: „Vorsicht,<br />
nicht so grob!“, „Seid lieb<br />
zu den Mädchen“.<br />
Ja, wenn es nach<br />
ihnen ginge, sollte endlich<br />
ein „echtes Mannsbild“<br />
her! Einer, der nicht sofort<br />
losheult, wenn man<br />
ihn schubst. Einer, der mit<br />
Baggern statt mit Barbies<br />
spielt ... Aber denkste!<br />
Seit gestern steht es 5 : 2.<br />
Denn Meí ist da: zierlich,<br />
mit dunklem Schopf. Eine,<br />
die in die Riege der eigenwilligen<br />
Mädchen passt<br />
wie ein fehlendes Puzzlestück.<br />
Schon bei ihrer<br />
Ankunft macht sie klar:<br />
SIE bestimmt, wo es langgeht.<br />
Nicht irgendein Arzt,<br />
der ein Datum errechnet<br />
hat. Nein, Meí kommt,<br />
wenn SIE es für richtig<br />
hält: nämlich zwei Wochen<br />
später. Was sich die<br />
junge Dame in Zukunft<br />
noch in den Kopf setzt?<br />
Man darf gespannt sein ...<br />
Und wie ist es bei Ihnen?<br />
Mit welchen liebenswerten<br />
Eigenheiten bringen<br />
Ihre Enkel Sie immer<br />
wieder zum Schmunzeln?<br />
Schreiben Sie uns (Adresse<br />
Seite 3). Wir freuen<br />
uns auf Ihre Briefe.<br />
Foto: Peter Rigaud/shotview photographers; Styling: Katalin Kiss; Kleidung: www.peterhahn.de<br />
94 4/ 2013
esonderen<br />
Ihre Seiten<br />
S chreiben<br />
Sie uns !<br />
Vorsorgen Ihre schönsten Fotos Mein Ehrenamt Übersicht auf dem Desktop Ihre Briefe & Ideen<br />
Die letzten Dinge<br />
regeln – das befreit<br />
Noch nicht einmal jeder Dritte hat<br />
ein Testament gemacht. Viele belastet<br />
dies – und trotzdem will man sich<br />
nicht darum kümmern. Auch Evelyne<br />
Meizner (62) aus Bamberg ging es so.<br />
Bis sie sich ein Herz fasste – und alles<br />
regelte, auch wie sie beerdigt werden<br />
möchte. Ein kleiner Schritt, der ihr<br />
jetzt im Nachhinein wie eine<br />
Befreiung vorkommt. Warum?<br />
Bitte umblättern.<br />
Foto: plainpicture<br />
4 / 2013 95
Ihre Seiten<br />
DIE LETZTEN DINGE REGELN<br />
Mit den Kindern sprechen<br />
ist schwer, aber wichtig<br />
Wer ein<br />
Testament<br />
und auch<br />
andere Vorsorge wie<br />
Betreuungsvollmacht<br />
und Patientenverfügung<br />
gemacht hat,<br />
sollte mit den Kindern<br />
sprechen, rät die Psychologin<br />
Silke Haase*<br />
aus Berlin. Das entlastet<br />
die ganze Familie<br />
und schafft Vertrauen.<br />
Frau Haase, wann und<br />
warum überhaupt sollte<br />
man die eigene Beerdigung<br />
planen?<br />
HAASE Dann, wenn man genaue<br />
Vorstellungen dazu<br />
hat. Und wenn man das Gefühl<br />
hat, dass dies die Familie<br />
entlasten könnte. Am<br />
besten plant man dies,<br />
wenn es einem gesundheitlich<br />
gut geht. Dann drückt<br />
dieses schwierige Thema<br />
nicht so auf die Stimmung,<br />
sondern am Ende wirkt es<br />
sehr befreiend.<br />
Häufig wollen aber z. B.<br />
die Kinder gar nicht<br />
darüber sprechen ...<br />
HAASE Wichtig ist: Machen<br />
Sie deutlich, dass es Ihnen<br />
sehr am Herzen liegt, darüber<br />
zu reden. Wenn Kinder<br />
abwehrend bei diesem Thema<br />
reagieren, beruht das<br />
oft auf einem Missverständnis:<br />
Sie denken, dass das<br />
Thema Mutter oder Vater<br />
belasten würde. Und sie<br />
möchten die Eltern deshalb<br />
schonen. Andererseits sind<br />
es aber auch oft die Kinder,<br />
die sich nicht mit dem möglichen<br />
Tod ihrer Eltern beschäftigen<br />
wollen.<br />
Also auch in die Lage<br />
der Kinder versetzen?<br />
HAASE Auf jeden Fall. Die<br />
Gefühle der Kinder sind<br />
sehr wichtig, auch wenn es<br />
um Details geht. Wenn eine<br />
Mutter zum Beispiel anonym<br />
im Friedwald bestattet<br />
werden will, der Sohn aber<br />
lieber ein traditionelles<br />
Grab für die Mutter hätte,<br />
sollte man nachfragen:<br />
„Warum ist dir das wichtig?“<br />
Vielleicht braucht der<br />
Sohn diesen Ort, zum Besuchen,<br />
Grabpflegen, um<br />
mit der Trauer umzugehen.<br />
Und die Mutter dachte vielleicht,<br />
sie will es ihren Kindern<br />
so einfach wie möglich<br />
machen, niemanden mit<br />
der Grabpflege belasten.<br />
Soll man die eigenen<br />
Wünsche in der Familie<br />
zur Diskussion stellen?<br />
HAASE Eher nicht. Wenn<br />
man klare Vorstellungen<br />
hat, sollte man die auch äußern.<br />
Einfacher für alle ist<br />
es natürlich, wenn man<br />
auch praktische Dinge wie<br />
das Finanzielle dabei schon<br />
geregelt hat.<br />
Obwohl es ein ernstes<br />
Thema ist – viele, die ein<br />
Testament oder auch<br />
eine Betreuungs – bzw.<br />
Vorsorgevollmacht oder<br />
Patientenverfügung<br />
gemacht haben, fühlen<br />
sich dann befreit ...<br />
HAASE Das stimmt. Weil die<br />
meisten sich schon längere<br />
Zeit damit beschäftigt haben.<br />
Vielen ist es ein Bedürfnis,<br />
diese Dinge zu regeln.<br />
Und ganz wichtig: Am<br />
Ende überwiegt das Gefühl,<br />
die Familie für den Fall<br />
der Fälle nicht mit ungeklärten<br />
Fragen zurückzulassen.<br />
Letztlich hilft man der<br />
Familie, weil z. B. die Kinder<br />
genau wissen: „Das hat<br />
Mama oder Papa so gewollt<br />
– und deshalb ist es richtig.“<br />
Gut zu wissen<br />
Damit später alles<br />
nach Wunsch<br />
läuft, auch an diese<br />
Dinge denken:<br />
• Mit einer Freundin<br />
über alles reden.<br />
Denn jemand<br />
sollte sofort vor Ort<br />
ansprechbar sein,<br />
wenn die Kinder<br />
weiter entfernt<br />
leben.<br />
• Wer die Beerdigungskosten<br />
selbst<br />
tragen will, sollte<br />
dafür Geld auf<br />
einem speziellen<br />
Konto hinterlegen<br />
– und auch dies den<br />
Kindern mitteilen.<br />
Wie wollen<br />
Sie beerdigt<br />
werden?<br />
Schreiben Sie<br />
uns: Adresse<br />
Seite 3.<br />
96 4/ 2013
„Am 7. April ist Weltgesundheitstag. Wie jedes Jahr gönne ich mir an diesem Tag eine Massage – macht Spaß und tut richtig gut.“ L. Krauss, Hildesheim<br />
»Das werde ich nie vergessen«<br />
* www.freie-psychotherapeuten-berlin.de Fotos: privat (4)<br />
Unvergesslicher<br />
Hochzeitstag<br />
Das Bild zeigt einen<br />
ganz besonderen Tag:<br />
An Ralfs 60. Geburtstag<br />
im Mai 2010 haben<br />
wir geheiratet. Ich bin<br />
sicher, dass mein Mann<br />
unseren Hochzeitstag<br />
niemals vergisst!<br />
Inge Baumann, Berlin<br />
Seinen Hochzeitstag vergisst<br />
mein Mann nie<br />
Mein Vertrag mit Leon<br />
Mit 65 auf dem Moped<br />
Zwi ings-Party<br />
im Oldtimer<br />
Unser<br />
besonderer<br />
Geburtstag<br />
„Meine Zwillingsschwester<br />
und ich wurden<br />
2011 60 Jahre alt.<br />
Auf einer Messe fand<br />
ich einen Postbus von<br />
1947, den ich mietete.<br />
Mit den Gästen fuhren<br />
wir die Deutsche Weinstraße<br />
bei herrlichem<br />
Wetter lang. Unterwegs<br />
hatte ich ein<br />
Picknick organisiert.<br />
Alle waren begeistert!<br />
Dieses Foto erinnert<br />
mich immer daran.<br />
Karin Kaufeld aus<br />
Sippersfeld<br />
Kürzlich fiel mir beim Aufräumen dieser Zettel meines Enkels Leon in die Hände. Unterwegs mit der<br />
Familie sah ich die Abfahrt nach „Reit im Winkl“ und sagte: Da würde ich gerne mal hin. Einige Tage später<br />
überreichte mir Leon, damals 9, die beiliegende „Abmachung/Einladung“. Ich war total gerührt.<br />
Liebe Leute, stellt euch das mal bildlich vor: 2015 bin ich fast 65! Doris Wichelmann, Wallgau<br />
?„Warum war der<br />
Winter so kalt – trotz<br />
Erderwärmung?“<br />
LESERINNEN FRAGEN<br />
Uta Cigella, Mannheim<br />
EXPERTEN ANTWORTEN<br />
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat dazu neue wissenschaftliche<br />
Studien ausgewertet. Die legen nahe, dass paradoxerweise<br />
die globale Erwärmung gerade zu strengeren<br />
Wintern führt, weil das arktische Eis im Sommer schneller<br />
schmilzt. Dadurch können Luftströme entstehen, die arktische<br />
Luft im Winter bis nach Europa und zu uns bringen.<br />
!<br />
4 / 2013<br />
97
Ihre Seiten<br />
MEIN ENGAGEMENT<br />
Menschen ohne Job helfen<br />
Ein Brötchen und einen<br />
Kaffee, etwas Trost und<br />
Geborgenheit – Ingrid<br />
Stettnisch weiß, dass<br />
Arbeitslose manchmal<br />
vor allem eines brauchen:<br />
Zuspruch.<br />
Freitags putzt sich Magdalene immer besonders<br />
heraus. Weiße Bluse, geblümter Rock, die Haare<br />
hochgesteckt: So sitzt sie an unserem großen<br />
gedeckten Tisch. „Auf das Frühstück freue ich<br />
mich die ganze Woche“, sagt die 57-Jährige und<br />
lächelt. Magdalene hat viel hinter sich: Scheidung,<br />
Krebs, Depression, Alkohol – und dann<br />
vor fünf Jahren die Kündigung. Als ich sie kennenlernte,<br />
war sie sehr in sich gekehrt, zurückhaltend,<br />
redete kaum. Erst nach vielen Gesprächen<br />
taute sie auf. Jetzt sitzt sie jeden Freitag<br />
von zehn bis zwölf am gleichen Platz bei uns<br />
im „AnnaPunkt“. Inmitten von 25, 30 Leuten,<br />
die ihr Schicksal teilen. Ohne Job oder Perspektive,<br />
aber mit viel Erfahrung mit dem Gefühl,<br />
nicht gebraucht zu werden.<br />
Wenn ich Kaffee einschenke, den Brötchen-<br />
Korb herumreiche oder die Butter nachfülle,<br />
denke ich oft daran, dass es mir ganz ähnlich<br />
erging wie „meinen“ Gästen. Vor 7 Jahren der<br />
Tiefpunkt in meinem Leben – mein Mann arbeitslos,<br />
ich selbst sehr krank. Heute geht es<br />
uns wieder besser und ich möchte etwas zurückgeben<br />
– an Menschen wie Magdalene. Deshalb<br />
organisiere ich seit einem Jahr mit anderen<br />
Freiwilligen das Arbeitslosen-Frühstück, eine<br />
Initiative der evangelischen Diakonie<br />
Augsburg. Im Begegnungszentrum<br />
Annahof können wir einen großen,<br />
hellen Saal nutzen. Wir geben uns jedes<br />
Mal viel Mühe, die Tische schön<br />
und liebevoll zu decken. Fairtrade-<br />
Kaffee und Orangensaft spendet der<br />
Annahof, alles andere wird von Spenden<br />
bezahlt. Auch die Gäste geben<br />
zwei Euro dazu – das ist vielen wichtig,<br />
denn Almosen will keiner.<br />
Die meisten, die kommen, sind zwischen<br />
40 und 60: Langzeitarbeitslose,<br />
Frauen mit kleinen Renten, einige körperlich<br />
eingeschränkt. Sie suchen das<br />
Gespräch – untereinander, mit uns,<br />
dem Pfarrer, dem Sozialpädagogen.<br />
Er hilft auch, Formulare auszufüllen<br />
oder mit Behörden umzugehen. Sie<br />
brauchen jemanden zum Reden – über<br />
ihre Traurigkeit bei jeder abgelehnten<br />
Bewerbung, über das Gefühl, sich<br />
wertlos zu fühlen. Ich verstehe unsere<br />
Gesellschaft nicht: Es steckt doch<br />
in jedem ein Talent, das irgendwo gebraucht<br />
wird. Warum gibt es nur so<br />
wenig Chancen für die Menschen hier?<br />
Magdalene versucht, das Beste daraus<br />
zu machen. Neulich habe ich ihr<br />
spontan ein Alpenveilchen geschenkt.<br />
Mit strahlenden Augen<br />
und einer Umarmung hat sie sich<br />
bedankt. Da wurde mir richtig<br />
warm ums Herz. Ich finde: Jeder<br />
soll hier ein wenig glücklicher gehen,<br />
als er hereingekommen ist.<br />
WIR SUCHEN ...<br />
... Schicksale des<br />
1. Weltkrieges<br />
2014 erinnern sich Frankreich<br />
und Deutschland<br />
an den Beginn des 1. Weltkrieges.<br />
Dazu suchen der<br />
französische Historiker<br />
Jean-Louis Beaucarnot und<br />
der deutsche Journalist<br />
Johannes Wetzel für ein<br />
Forschungsprojekt Kontakt<br />
zu deutschen Familien, deren<br />
Schicksal durch diesen<br />
Krieg verändert wurde:<br />
Eheleute, die sich aus den<br />
Augen verloren, Paare, die<br />
zusammenfanden; Familien,<br />
die plötzlich kleiner wurden<br />
oder alles verloren – oder<br />
neues Glück fanden; Menschen,<br />
die Heimat, Beruf,<br />
Religion wechselten – oder<br />
anderes erlebten. Wer<br />
möchte uns von Erinnerungen<br />
erzählen? Bitte melden<br />
Sie sich per E-Mail unter<br />
FamilienImErstenWeltkrieg@<br />
gmail.com oder per Post<br />
bei Johannes Wetzel,<br />
Verlag 1. Weltkrieg, Postfach<br />
10 26 27, 70022 Stuttgart.<br />
Fotos: SZ-Photo (3), privat (2), Shutterstock<br />
INGRID STETTNISCH (56) AUS KÖNIGSBRUNN IST VERHEIRATET UND HAT EINE TOCHTER.<br />
98 4/ 2013
Ihr Computer<br />
Bessere Übersicht auf dem Desktop<br />
Auf dem Bildschirm<br />
des<br />
Computers<br />
sammeln sich<br />
schnell alle<br />
möglichen<br />
Dateien und<br />
Symbole. Und<br />
kaum sucht<br />
man mal etwas<br />
– ein Foto,<br />
einen Text –,<br />
ist es nicht<br />
auffindbar ...<br />
Brigitte Kafka<br />
vom Senioren-<br />
Internet-Café<br />
Intern@tto in<br />
Gladbeck<br />
zeigt, wie man<br />
sich Übersicht<br />
verschafft.<br />
1Dateien sichten<br />
Man speichert Texte,<br />
bearbeitet Fotos, lädt<br />
Seiten aus dem Internet<br />
– und alles sammelt sich<br />
kreuz und quer auf dem<br />
Bildschirm. Doch es gibt<br />
Tricks, sich auf dem<br />
„Desktop“ – dem Schreibtisch<br />
des PCs – wieder<br />
zurechtzufinden:<br />
• Symbole z. B. für Dateien,<br />
Fotos und Programme in<br />
ihrer Größe verändern.<br />
• Dateien nach Typ (Foto,<br />
Text etc.) sortieren.<br />
• Ähnliche Dateien sinnvoll<br />
zusammenfassen.<br />
2Größere Symbole<br />
Praktisch ist bei Windows:<br />
eine besondere<br />
Funktion, mit der man<br />
die Größe der Symbole<br />
verändern kann. Je größer<br />
die Symbole, desto<br />
besser kann man die Inhalte<br />
erkennen, ohne die<br />
Dokumente zu öffnen. So<br />
sieht man z. B. ein Foto im<br />
Miniformat. Um die Symbol-Größe<br />
zu ändern, mit<br />
der rechten Maustaste auf<br />
eine freie Stelle des Desktop-Hintergrunds<br />
klicken.<br />
• Im Untermenü – das<br />
heißt in dem neuen Fenster,<br />
das sich nun öffnet –<br />
auf „Ansicht“ klicken.<br />
• Im nächsten Untermenü<br />
dann per Mausklick die<br />
gewünschte Symbolgröße<br />
auswählen: „groß“, „mittel“<br />
oder „klein“.<br />
3Besser sortieren<br />
Auf „Sortieren nach“<br />
klicken und auswählen,<br />
wie die Symbole angeordnet<br />
werden sollen.<br />
• Im folgenden Untermenü<br />
kann man Symbole<br />
alphabetisch, nach Dateigröße,<br />
Typ oder Änderungsdatum<br />
ordnen.<br />
• Sinnvoll: nach Dateityp<br />
sortieren. So werden z. B.<br />
alle Fotos automatisch<br />
zusammen abgelegt, genau<br />
wie alle Textdateien.<br />
1. Klicken Sie<br />
mit der rechten<br />
Maustaste auf<br />
den blauen Hintergrund<br />
des<br />
Bildschirms.<br />
2. Im Fenster,<br />
das sich nun<br />
öffnet, mit<br />
linker Maustaste<br />
auf „Ansicht“<br />
klicken.<br />
4Ordner erstellen<br />
Dateien auf dem<br />
Desktop sollte man in<br />
Ordnern sortieren.<br />
• Dazu wieder mit der<br />
rechten Maustaste auf<br />
eine freie Stelle des Desktop-Hintergrunds<br />
klicken.<br />
• Dann auf „neu“, dann<br />
auf „Ordner“ – schon<br />
erscheint ein Ordner.<br />
• In die blau hinterlegte<br />
Fläche darunter klicken<br />
und den Ordner benennen,<br />
z. B. 60. Geburtstag.<br />
• Dann die Fotodateien<br />
mit links anklicken und<br />
mit gezogener Maustaste<br />
in den Ordner ziehen.<br />
3. Dann im<br />
nächsten<br />
Untermenü<br />
mit links auf<br />
„Symbolgröße“<br />
klicken.<br />
Flach und<br />
leicht<br />
Hauchdünn,<br />
schickes<br />
Design und<br />
leicht: Die neuen<br />
Ultrabooks<br />
laufen den<br />
herkömmlichen<br />
Notebooks<br />
den Rang ab.<br />
Von Testern<br />
empfohlen:<br />
Das „Asus<br />
Zenbook Prime<br />
UX31A“. Tolle<br />
Bildschirm-<br />
Auflösung,<br />
man ist schnell<br />
im Internet. Ab<br />
1.000 Euro im<br />
Fachhandel.<br />
Dateien<br />
suchen<br />
Sie haben eine<br />
Datei abgelegt,<br />
wissen aber<br />
nicht, wo?<br />
„Windows-<br />
Taste + f“<br />
drücken und<br />
einen Suchbegriff<br />
eingeben.<br />
Haben<br />
Sie auch<br />
eine Frage?<br />
IM NÄCHSTEN HEFT<br />
Schneller Überblick über Ihre Bibliotheken<br />
Schreiben Sie<br />
uns: Adresse<br />
Seite 3.<br />
4 / 2013 99
Ihre Seiten<br />
Danke für<br />
Ihre Post!<br />
SCHLANK BLEIBEN, 10/2012<br />
Weit gereistes Traumkleid<br />
Danke schön<br />
Unbedingt muss ich mal ein<br />
Dankeschön loswerden. Ich bin<br />
schon sehr lange Abonnentin und<br />
freue mich jeden Monat auf das<br />
<strong>Magazin</strong>. Ein großes Lob geht<br />
an die Redaktion, die uns Leserinnen<br />
immer wieder mit neuen<br />
Ideen und Tipps einstimmen.<br />
Ich kann nur sagen: Weiter so!<br />
K. Musch, per E-Mail<br />
Lese-Freuden<br />
Meinen Lesestoff suche ich oft<br />
nach Ihren Bücherseiten aus<br />
– und habe dabei immer tolle<br />
Literatur entdeckt. Vielen Dank<br />
dafür! Die Seiten sammele ich in<br />
meiner Schublade. So geht mir<br />
der Bücher-Nachschub nie aus.<br />
S. Schiller, Herzogenaurach<br />
GEPRÜGELTE GENERATION, 3/2013<br />
Ihr Bericht hat mich sehr berührt,<br />
weil auch bei mir alte, lange verdrängte<br />
Geschichten wieder aufgewühlt wurden. Ja,<br />
auch ich wurde verprügelt, heute würde man<br />
sogar sagen, brutal verprügelt – von meinem Vater.<br />
Ich wusste gar nicht, wie sehr dies noch in mir nagt.<br />
Vielen Dank für diesen Beitrag.<br />
Hanns-Dieter Landwehr, Ulm<br />
Das Kleid, das ich bei<br />
Ihrer Mode-Produktion<br />
tragen durfte, hat<br />
mir so gut gefallen,<br />
dass ich es nach<br />
der Bildvorlage<br />
von einer<br />
hervorragenden<br />
Schneiderin<br />
anfertigen ließ.<br />
Inzwischen hat es<br />
unsere Kreuzfahrt<br />
mit der AIDAdiva von<br />
Ägypten nach Thailand<br />
mitgemacht. Danke für<br />
den unvergesslichen<br />
Tag im Foto-Studio.<br />
Christel Seiferth, 65, Bremen<br />
ERZÄHLEN SIE UNS IHRE GESCHICHTE<br />
Kanzlerin für eine Woche<br />
Politikerinnen und Politiker sitzen, so scheint es, an den<br />
Schalthebeln der Macht – und entscheiden doch oft so,<br />
dass es den Bürgern wenig nützt oder die Falschen trifft.<br />
Wenn Sie entscheiden dürften, Kanzlerin für eine Woche<br />
wären und das Land nach Ihren Ideen lenken dürften:<br />
Was würden Sie persönlich ändern, abschaffen, in die<br />
Wege leiten, verbieten oder anstoßen? Und: Was wäre Ihr<br />
Herzensprojekt? Schreiben Sie uns! Adresse Seite 3.<br />
FITNESS-STUDIOS, 12/2012<br />
Fit & Vital mit 50<br />
Danke für den tollen Bericht. Ich bin selbst<br />
Trainerin aus Hannover und Referentin für<br />
50+-Kurse. Bei mir heißen die Kurse „Fit &<br />
Vital“ oder auch „Aktiv älter werden“ und<br />
decken alles ab, was man fürs Älterwerden<br />
braucht. Begonnen bei Gehirntraining<br />
über Herz-Kreislauf-Training bis hin zu Kraft-<br />
Übungen und Stretching für die Beweglichkeit.<br />
Und zum Abschluss gibt’s für jeden, der<br />
mag, ein Kaffeetrinken mit mir.<br />
Angie Kauss, Hannover, per E-Mail<br />
100 4/ 2013
Schreiben<br />
Sie uns:<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong>, Chefredaktion,<br />
Lindenstraße 20, 50674 Köln,<br />
<strong>plus</strong>magazin @bayard-media.de,<br />
✆ (02 21) 2 77 57-0,<br />
Fax (02 21) 2 77 57-10<br />
ANGELIKA EULER, 1/2013<br />
Leben pur<br />
Ich war baff, als ich dies las! Frau<br />
Euler beschreibt genau meine Situation.<br />
Auch ich singe im Chor und<br />
trat im Altenheim auf, habe eine<br />
pflegebedürftige demente Mutter.<br />
Und auch ich habe Angst davor, wie<br />
es einmal bei mir selber wird.<br />
Vielen Dank für Ihre Kolumnen,<br />
liebe Frau Euler. Das ist Leben pur!<br />
Carla Lehmberg, Brandenburg<br />
Das Gewissen<br />
Seit zwei Jahren besuche ich mehrmals<br />
pro Woche meine 95-jährige,<br />
altersdemente Mutter im Heim.<br />
Und der kluge Spruch: Einen alten<br />
Baum verpflanzt man nicht, stimmt<br />
auch: Es ist schon eine gewaltige<br />
Veränderung, die die alten Leute<br />
erfahren müssen. Viele fühlen<br />
sich abgeschoben, die Angehörigen<br />
empfinden Scham und schlechtes<br />
Gewissen – die traurigen Blicke verfolgen<br />
mich in den Schlaf.<br />
Waltraud Burghardt, per E-Mail<br />
STRENGER VATER, 1/2013<br />
Gefühle gegen die<br />
eigene Mutter?<br />
Die Strenge des jungen Vaters richtet<br />
sich, so mein Eindruck, eigentlich<br />
nicht gegen die Kinder, sondern gegen<br />
seine Mutter. Vielleicht hat er in<br />
seiner Kindheit etwas vermisst, was<br />
die Oma den Enkeln jetzt geben kann.<br />
Heidrun Eickhoff, Heiligenwald, per E-Mail<br />
LESERBRIEFE, 12/2012<br />
Tierisch aufgeregt<br />
Über den Brief der Leserin, die schrieb,<br />
sie wolle keine Artikel über Hunde lesen,<br />
habe ich mich zunächst „tierisch<br />
aufgeregt“. Sie hat wohl noch nie die<br />
Liebe und Treue eines Hundes erfahren<br />
dürfen. Meine Erfahrung unterstreiche<br />
ich mit einem Zitat von Franz von Assisi:<br />
„Dass der Hund das Liebste sei,<br />
sagst du, o Mensch, sei Sünde?<br />
Der Hund ist dir im Sturme treu,<br />
der Mensch nicht mal im Winde.“<br />
Gilla Keute, Darmstadt<br />
LASS UNS WIEDER<br />
STRICKEN, 1/2013<br />
Jeden Monat<br />
neue Ideen<br />
Ihre Themen finde ich immer<br />
sehr interessant, aber ich hätte<br />
einen Vorschlag: Sie erwähnen,<br />
dass wieder mehr gestrickt wird.<br />
Wie wäre es, wenn Sie monatlich<br />
eine Anleitung drucken würden<br />
und nicht nur auf das Internet<br />
verweisen würden. Es gibt noch<br />
Leute, die kein Internet haben.<br />
Waltraud Reckziegel, Böblingen<br />
Liebe Frau Reckziegel, das ist<br />
eine gute Idee! Genau aus diesem<br />
Grund finden Sie bereits<br />
in dieser Ausgabe unsere neue<br />
Rubrik „Selber machen“. Darin<br />
zeigen wir fortan jeden Monat<br />
viele schöne Dinge, die Sie selber<br />
nähen, stricken, häkeln, basteln<br />
können. Denn es gibt nichts<br />
Schöneres, als<br />
selbst etwas<br />
zu machen.<br />
Fotos: Klaus Erich Haun, privat, Shutterstock<br />
Keine Angst<br />
Ich selbst, 58, arbeite in der Verwaltung<br />
eines Seniorenheimes.<br />
Niemand wünscht, von anderen abhängig<br />
zu sein. Aber die Menschen<br />
wissen die Hilfe auch zu schätzen.<br />
Vor meinen Kollegen, die liebevoll<br />
mit unseren Bewohnern umgehen,<br />
ziehe ich den Hut. Sie zeigen<br />
mir, dass ich keine Angst vor<br />
dieser Abhängigkeit haben muss.<br />
Brigitte Herrmann, Eich<br />
IHRE IDEEN<br />
Kontaktlinsen<br />
suchen<br />
Für alle, die auch schon<br />
mal, wie ich, eine Kontaktlinse<br />
in der Wohnung<br />
verloren haben, ein Tipp:<br />
über die Staubsaugerdüse<br />
einen Nylonstrumpf ziehen<br />
und vorsichtig saugen. Die<br />
Linse bleibt dran hängen.<br />
T. Sanner, per E-Mail<br />
Präzises<br />
Wetter<br />
Ich habe eine tolle Internetseite<br />
gefunden, bei der die<br />
Wettervorhersage bisher<br />
immer sehr zuverlässig war:<br />
www.yr.no. Das ist die Seite<br />
des norwegischen Wetterdienstes,<br />
man kann auch die<br />
englische Version anklicken.<br />
L. Scholte, Rheinfelden<br />
Gute-Laune-<br />
Tipp<br />
Zu Ihren 40 Tipps aus Heft<br />
3/2013 hätte ich noch einen,<br />
der mir sehr hilft. Wenn<br />
man morgens schwer aus<br />
dem Bett kommt: Licht<br />
anmachen, Fenster öffnen<br />
und sich dann noch mal drei<br />
Minuten aufs Bett setzen.<br />
Silke Müller, per E-Mail<br />
4 / 2013 101
u<br />
DER EXTRA RATGEBER VON<br />
VORSCHAU<br />
Mai<br />
2013<br />
geld^<br />
recht<br />
Extra<br />
Sonderregeln bei der Rente<br />
<br />
geld^recht<br />
Mai 2013<br />
Extraheft<br />
Zum Heraustrennen und Sammeln<br />
I lustration: Corbis<br />
Verstehen<br />
Sie Ihre<br />
Lebensversicherung?<br />
❯ ❯<br />
Das Steuer geht zurückholen<br />
nun: Zins-<br />
Viele haben Anspruch auf Hunderte<br />
Euro für mehrere Jahre S. 18<br />
Der beste Schutz<br />
für die Gesundheit<br />
Der große Test: Diese privaten<br />
Policen sind wirklich sinnvo l S. 12<br />
P-GR0513_ 01VST_Cover.in d 1 21/02/13 09:10<br />
ERHALTEN SIE DAS<br />
VERSPROCHENE GELD?<br />
Wie Sie die Standmitteilung<br />
Ihrer Lebensversicherung<br />
kontrollieren.<br />
+<br />
DIE BESTEN ZUSATZ-<br />
POLICEN FÜR 50PLUS<br />
Für Zähne und bessere<br />
Klinik – Kranken-Zusatzpolicen<br />
im Test.<br />
+<br />
GESÜNDER<br />
EINKAUFEN<br />
Welche Gesundheits-<br />
Werbebotschaften sind<br />
eigentlich seriös?<br />
+<br />
SONDERREGELN BEI<br />
DER RENTE<br />
Wer kann noch das<br />
alte, bessere Renten-<br />
Recht nutzen?<br />
+<br />
DER RECYCLING-<br />
RATGEBER<br />
So können Sie mit alten<br />
Dingen Gutes tun.<br />
+<br />
UND VIELE<br />
WEITERE THEMEN<br />
Fotos: Getty Images (2), David Maupile/laif, GAP Photos; Illustration: Getty Images<br />
Ob Botox oder Augenlider straffen – auch<br />
wenn’s niemand zugibt: Noch nie gab es so viele<br />
Schönheits-OPs. Doch welche sind sinnvoll?<br />
Bitte eine neue Hüfte<br />
Die wichtigsten Tipps vor<br />
und nach einer Hüft-OP:<br />
• Die besten Kliniken<br />
• Die neuen, sanften<br />
Methoden und Therapien<br />
• Die wirksamste Fitness<br />
Frischer aussehen<br />
Süß, herzhaft oder<br />
Müsli – was ist das<br />
gesündeste Frühstück<br />
für alle über 50? Der<br />
große Test zeigt es.<br />
102 4/ 2013
Jetzt fühle ich mich frei<br />
Im Lauf der Jahre sammeln sich viele Dinge an. Und vieles wird<br />
irgendwann zur Last. Deshalb: Entrümpeln Sie! Keller und Schubladen,<br />
aber auch Erinnerungen. <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> zeigt, dass Entrümpeln befreit.<br />
Auf den Spuren des Königs<br />
Ruhig und idyllisch – die Berge um Garmisch<br />
gehören zu den schönsten Wander-<br />
Regionen der Alpen. Das wusste<br />
schon Ludwig II. Auf geht’s:<br />
Kommen Sie mit auf eine<br />
einmalige Berg-Tour.<br />
10<br />
Pflanz-Pläne für<br />
pflegeleichte<br />
Balkon-Kästen<br />
Zauberhafte Sträuße<br />
Überall beginnt es zu blühen. Holen Sie sich wunderschöne<br />
Natur-Blüten ins Haus. Und wie Sie kunstvoll natürliche<br />
Sträuße binden, zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt.<br />
Bis ins hohe Alter fit, schlank und sportlich<br />
bleiben – wahrscheinlich träumt jede Frau und jeder<br />
Mann davon. Dass dies eigentlich kinderleicht ist,<br />
zeigen Leserinnen und Leser zwischen 50 und 80. Und sie verraten<br />
auch, wie man kleine, sanfte Übungen in den<br />
Alltag einbaut und so neben einer strafferen Figur<br />
vor allem viel mehr Lebensqualität gewinnt.<br />
Das ist unsere Love-Story<br />
Jedes Paar kann auch nach vielen Jahren genau<br />
erzählen, wann es „Zoom“ gemacht hat.<br />
<strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> sucht Ihre Geschichte! Erzählen Sie<br />
uns davon – und gewinnen Sie eine Traumreise.<br />
Plus: Die besten Internet-Seiten für Frauen, um einen<br />
Partner kennenzulernen.<br />
Das neue <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> – ab 17. April an Ihrem Kiosk<br />
4/ 2013 103
Zum Schluss<br />
Foto: Elliott Erwitt / Magnum Photos / Agentur Focus<br />
Sonnenschein wirkt köstlich,<br />
Regen erfrischend,<br />
Wind aufrüttelnd,<br />
Schnee erheiternd.<br />
Wo bleibt da<br />
das schlechte Wetter?<br />
John Ruskin (1819 – 1900)<br />
104 4/ 2013
12 x <strong>plus</strong> <strong>Magazin</strong> lesen und<br />
Gratis-Geschenk 1:<br />
20,– € BestChoice EinkaufsGutschein<br />
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Gratis-Geschenk 2: Elegantes Design-Radio<br />
Uhrenradio mit AM/FM-Tuner, Anschluss für alle<br />
MP3- und MP4-Player sowie Weckfunktion. In<br />
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Maße: ca. 20 x 10 x 9 cm<br />
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Gratis-Geschenk 3: 3-tlg. Reise-Set<br />
Da passt ordentlich was rein:<br />
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Gratis-Geschenk 4: Sport- und Reisetasche »Boccaria«<br />
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Ausflüge. • Mit stabilen Henkeln. Farbe: rot oder blau,<br />
Material Microfaser. Maße ca. 67,5 x 38 x 17 cm<br />
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Die ersten 111 Besteller/innen erhalten zusätzlich<br />
ein tolles Überraschungsgeschenk.<br />
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