AUTO CLASSIC Damals günstig, heute preiswert (Vorschau)
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DER ERSATZTEIL-SPEZIALIST<br />
FÜR MERCEDES W123, W124,<br />
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MANN Kraftstofffilter<br />
passend für: W124, R126, W201,<br />
R129, R/C107<br />
Bestellnr.: 494103302<br />
Vergleichsnr.: 002 477 44 01,<br />
002 477 17 01, 002 477 13 01<br />
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WAHLER Thermostat<br />
passend für: R129<br />
Bestellnr.: 494237400<br />
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CARUS Bremsenreiniger<br />
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Bei den CARUS Ersatzteilen handelt es sich um Identteile. Original Ersatzteil-Nummern dienen ausschließlich zu<br />
Vergleichszwecken. Für die gesamte Preisliste gelten freibleibende Preise. Technische Änderungen und Irrtümer<br />
vorbehalten. Warenabgabe nur solange der Vorrat reicht.
3<br />
Editorial<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
Lange waren mögliche Schäden durch E10-Kraftstoff ein kontrovers diskutiertes<br />
Thema. Ein Langzeitversuch scheint die Befürchtungen zu entkräften.<br />
Fotos: Jörn Müller-Neuhaus, Alexandra Wurl<br />
<br />
<br />
Entwarnung bei E10-Kraftstoff?<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
im Januar 2011 wurde in Deutschland E10-Kraftstoff eingeführt, der zwischen fünf und<br />
zehn Prozent Bioethanol enthält. Die in der Einführungsphase geäußerten Befürchtungen,<br />
E10 könne bei manchen Fahrzeugen zu höherem Verschleiß und sogar Schäden an Motoren<br />
und Bauteilen führen, sind bis <strong>heute</strong> weder endgültig bewiesen, noch verworfen.<br />
Ein Langzeittest des IMZU – Institut Mobile Zukunft (www.institut-mobile-zukunft.de) –<br />
scheint nun zu zeigen, dass E10 keine Gefahr für alte Technik ist. Das Institut hatte bis<br />
Ende Februar des Jahres 2013 verschiedene Fahrzeuge vom Vorkriegsbriten bis zu<br />
modernen Modellen ausschließlich mit E10 betankt und insgesamt fast eine Million<br />
Kilometer gefahren. Das Ergebnis: Der einzige in der Testzeit aufgetretene Motorschaden<br />
an einem Alfa Romeo Twinspark von 2006 wurde definitiv nicht durch den verwendeten<br />
Kraftstoff verursacht! Egal ob DKW F9, 88er-Porsche Carrera<br />
oder Citroën SM: Die vierteljährlich durchgeführten Checks<br />
zeigten keine negativen Auswirkungen.<br />
Ob man nun für seinen Oldtimer Entwarnung gibt oder weiter<br />
sicherheitshalber das teurere Super oder Super Plus tankt,<br />
muss jeder selbst entscheiden. Aber eine Entscheidungshilfe<br />
ist die Studie in jedem Falle. Ich habe nun jedenfalls keine<br />
Bedenken mehr, meinen MGB mit Biosprit zu füttern.<br />
Ihr<br />
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Klassiker auf vier Rädern abtauchen. Denn<br />
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Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
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<strong>CLASSIC</strong> seit Juli 2010. Profitieren Sie dabei<br />
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4<br />
Inhalt<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
14<br />
Titelstory<br />
<strong>Damals</strong> <strong>günstig</strong>, <strong>heute</strong> <strong>preiswert</strong><br />
Wer in den 70er-Jahren in die untere Mittelklasse – <strong>heute</strong> würde man Kleinwagen sagen –<br />
einsteigen wollte, musste zwischen 6.000 und 8.000 DM anlegen. Und hatte die Qual der<br />
Wahl: Opel Kadett, VW Käfer und Fiat 128 standen in der Hitparade der Neuzulassungen<br />
einst ganz oben und konnten doch kaum unterschiedlicher sein.<br />
+<br />
Aktuelle<br />
Marktwerte<br />
Populäre Mittelklasse<br />
der 70er-Jahre<br />
Marken & Modelle<br />
> Titelstory<br />
14 Schlager der 70er-Jahre<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> vergleicht die Hits der<br />
unteren Mittelklasse der 70er: Fiat 128,<br />
Opel Kadett C, VW Käfer 1303.<br />
> Aktuelle Markttrends<br />
24 Noch mehr Schlager<br />
Halwart Schrader präsentiert die aktuellen<br />
Markttrends von Kompakt- und<br />
Kleinwagen der 70er-Jahre.<br />
> Porträt Opel KAD B<br />
28 Die sanften Riesen<br />
Der Mercedes-Oberklasse-Konkurrent<br />
aus Rüsselsheim.<br />
> Youngtimer: Sicherheitscabrios der 80er<br />
34 Biedermänner oben ohne<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> präsentiert die Lifestyle-<br />
Hits der 80er: Ford Escort Cabrio, Opel<br />
Kadett Cabrio, VW Golf Cabrio.<br />
Golf Cabrio, Escort Cabrio, Kadett Cabrio<br />
34<br />
Henkelcabrios der 80er-<br />
Jahre<br />
> Porträt GAZ Wolga M 21<br />
40 Genosse Schwergewicht<br />
Allmählich findet die barocke,aber<br />
schwerfällige Russenlimousine auch<br />
im Westen der Republik Liebhaber.<br />
> Testfahrt NSU Typ 110<br />
48 Prinz Langnase<br />
Der NSU Typ 110 sollte die Mittelklasse<br />
erobern, konnte aber nicht überzeugen.<br />
Wie fährt er sich <strong>heute</strong>?<br />
> Rarität DeLorean DMC-12<br />
52 Seifenblase aus Edelstahl<br />
Mit dem DMC-12 wollte DeLorean die<br />
Sportwagenwelt erobern, scheiterte<br />
aber grandios.<br />
> Restaurierung BMW 2000 „Neue Klasse“<br />
78 Alpina-Glühen<br />
Seit 20 Jahren sind Rainer Voget und sein<br />
BMW 2000 unzertrennlich. Damit das so<br />
bleibt, hat er ihn komplett restauriert.<br />
> Restaurierung Fiat Barchetta, Teil 1<br />
82 Ein Boot für zwei<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt, wie man einen<br />
Youngtimer so aufbereitet, dass er zum<br />
echten Oldtimer reifen kann.<br />
> Kaufberatung Audi 50/VW Polo Typ 86<br />
112 Das doppelte Flottchen<br />
Was taugen die ersten modernen Kleinstwagen<br />
des VW-Konzerns als Oldtimer?<br />
> Kaufberatung Ford Capri I<br />
116 Das deutsche Pony-Car<br />
Einst war der Capri der Traum sportlicher<br />
Familienväter. Worauf kommt es<br />
<strong>heute</strong> beim Kauf an?<br />
Menschen & Szene<br />
> Tam McPartlands Fotoschatz<br />
44 Ein halbes Jahrhundert<br />
an der Rennstrecke<br />
Seit seinem 13. Lebensjahr fotografiert<br />
Tam McPartland an Rennstrecken<br />
in den USA.<br />
> Leserauto Renault 7<br />
86 R 5 mit Rucksack<br />
Der R 7 wurde nur in Spanien<br />
gebaut und verkauft. Ein Exemplar<br />
fand den Weg nach Gelsenkirchen.<br />
> Dreher Aircooled, Neckargmünd<br />
88 Von Luft und Liebe<br />
Thomas Dreher hat sich auf luftgekühlte<br />
VW spezialisiert und kommt<br />
auch schon mal zum Hausbesuch.<br />
> Ford Escort Mk. 1 Register<br />
90 Die Gralshüter des<br />
„Hundeknochens“<br />
Das Escort Mk 1-Register hilft, die<br />
wenigen überlebenden Exemplare zu<br />
bewahren.<br />
> Erich Hymer Museum, Bad Waldsee<br />
92 Mit 80 Wagen in die Welt<br />
Eine beeindruckende Sammlung<br />
von Caravans und Wohnmobilen<br />
seit den 30er-Jahren.<br />
> Menschen, die Geschichte schrieben<br />
106 Frédéric Loiseau<br />
Der Franzose brauste 1929 mit dem<br />
Bugatti durch die Sahara!<br />
> Südbadisches Dreiländereck<br />
108 Unterwegs mit dem großen<br />
Karmann<br />
Oldtimerwandern auf Nebenstrecken<br />
im Markgräfler Land.
Kaufberatung<br />
Porträt Opel KAD B-Baureihe<br />
INHALT | 5<br />
112 Audi 50/VW Polo Typ 86<br />
Kaufberatung<br />
116 Ford Capri I 28 Die sanften Riesen<br />
Service & Ratgeber<br />
> Workshop Türschweller ersetzen<br />
94 Rostige Türschweller<br />
ersetzen: So geht’s!<br />
Wie man durchgerostete Außenund<br />
Innentürschweller herstellt.<br />
> Know-how Hohlraumversiegelung<br />
98 Gib dem Rost keine Chance<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt, wie Hohlräume<br />
versiegelt werden, und<br />
worauf man achten muss.<br />
> Know-how Blattfedern<br />
102 So bleibt die Straßenlage<br />
optimal<br />
Wartung und Pflege von Blattfedern.<br />
> Know-how Elektrische Fensterheber<br />
104 Auf und nieder,<br />
immer wieder<br />
Wartung und Reparatur der<br />
elektrischen Komforthelfer.<br />
> Events<br />
124 Rückblick und <strong>Vorschau</strong><br />
Rückblick: ADAC Eifelrennen,<br />
Alpenrallye Kitzbühel, 333 Minuten-<br />
Rallye, ClassicSprint, Donau Classic.<br />
<strong>Vorschau</strong>: Rhein-Ahr-Eifel-Klassik,<br />
Edelweiß Bergpreis Roßfeld,<br />
Veterama Mannheim.<br />
98<br />
Hohlraumversiegelung<br />
30 Porträt<br />
GAZ Wolga M 21<br />
48<br />
Testfahrt<br />
NSU Typ 110 SC<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
8 Panorama<br />
9 Kolumne<br />
11 Oldtimerrecht<br />
55 Kleinanzeigen<br />
66 Termine<br />
91 Deuvet-Info<br />
120 Pinnwand<br />
122 Medien<br />
123 Leserbriefe<br />
122 Impressum<br />
130 <strong>Vorschau</strong><br />
www.autoclassic.de<br />
Besuchen Sie uns im Internet<br />
FAHRZEUGE IN<br />
DIESER AUSGABE<br />
Alfa Romeo Spider.....................9<br />
Audi 50....................................112<br />
Audi 80 B2 ................................12<br />
BMW 2000 „Neue Klasse“ .....78<br />
Citroën GS ................................25<br />
Citroën Visa..............................12<br />
DAF 55/66................................25<br />
DeLorean DMC-12..................52<br />
Fiat 128 Berlina........................14<br />
Fiat 508 CS Mille Miglia ...........8<br />
Fiat Barchetta...........................82<br />
Fiat Ritmo .................................12<br />
Ford Capri I ............................116<br />
Ford Escort Cabriolet..............34<br />
GAZ Wolga M 21 .....................40<br />
Jaguar C-Type............................8<br />
Mitsubishi Pajero .....................11<br />
NSU Quickly ...............................9<br />
NSU Typ 110 SC......................48<br />
Opel Kadett C...........................14<br />
Opel Kadett E Cabriolet..........34<br />
Opel Kapitän B.........................28<br />
Renault 5 Alpine ......................25<br />
Renault Siete ............................86<br />
Saab 96......................................24<br />
Volkswagen Golf I ...................26<br />
Volkswagen Golf I Cabriolet..34<br />
Volkswagen Käfer 1303 ..........14<br />
Volkswagen Polo Typ 86 ......112<br />
Volvo 66 ....................................25
6<br />
Einsteigen bitte!<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
CITROËN 2 CV 4 SPOT<br />
Ente à l’orange<br />
Foto: Alexandra Wurl<br />
Liberté! Freiheit, die sollte der orange-weiß lackierte<br />
Citroën 2 CV Spot symbolisieren, ganz im Stil der<br />
70er. 1976 feierte Citroën den Erfolg seines kultigen<br />
Federviehs 2 CV und brachte mit dem 2 CV Spot das erste<br />
limitierte Sondermodell der Ente auf den Markt.<br />
Freiheit und Spaß, das bedeutete bei schönem Sommerwetter,<br />
das Stoffsonnendach wie eine Sardinenbüchse zu<br />
öffnen, sich die Sonne auf die wallende Mähne scheinen zu<br />
lassen und mit dem 435 Kubikzentimeter kleinen 24-PS-<br />
Motor die Champs-Élysées rauf- und runterzuröhren.<br />
Und genau dorthin fand diese „Ente à l’orange“ zurück,<br />
in die Ausstellungsräume von Citroën, wo sie sich im Mai<br />
2013 recht appetitlich auf einem Tablett drehte und abenteuerlich<br />
in den spitz zulaufenden Teilen des Deckenspiegels<br />
auseinander- und wieder zusammenpuzzelte.
CITROËN 2 CV 4 SPOT | 7
8<br />
Panorama<br />
NACHRICHTEN AUS DER KLASSIKERSZENE <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
Start in Brescia: Der Jaguar<br />
C-Type war prominent besetzt<br />
mit den Schauspielern Bernhard<br />
Kuhnt und Hanna Herzsprung.<br />
Forza! Forza!<br />
> 55. MILLE MILGIA<br />
Im Mai 2013 war in Italien die Hölle los: Die<br />
55. Mille Miglia nahm fast das ganze Land<br />
in Beschlag, und zumindest für die Teilnehmer<br />
waren die Verkehrsregeln außer Kraft gesetzt.<br />
Polizisten lotsten sie sogar mit „Forza-Forza“-Rufen<br />
über rote Ampeln.<br />
Über 400 Teams starteten bei strömendem<br />
Regen in Brescia auf die erste Etappe nach Ferrara.<br />
Darunter auch ein Großaufgebot erlesener<br />
Rennkatzen: 24 Jaguar, darunter drei C-Types<br />
und ein D-Type, nahmen die dreitägige 1.600-<br />
Kilometer-Tortur unter die Räder. Doch das<br />
schlechte Wetter sorgte für organisatorische<br />
Hürden: Routenabschnitte mussten wegen<br />
Überflutung geändert werden.<br />
Strömender Regen begleitete die Teilnehmer<br />
auf weiten Strecken, nicht nur die Cabriofahrer<br />
mussten darunter leiden!<br />
Wer glaubt, die Mille Miglia sei nur eine gemütliche<br />
Ausfahrt reicher Oldieliebhaber, irrt.<br />
Susi Böck, Beifahrerin in einem Bentley Le-<br />
Mans von 1929, erzählt: „Wir haben während<br />
der Mille Miglia keine fünf Stunden geschlafen<br />
Das Team in dem roten Fiat 508 CS Mille<br />
Miglia von 1938 bewegte sein seltenes Fahrzeug<br />
beherzt durch die Landschaft.<br />
und waren von der ersten bis zur letzten Minute<br />
klatschnass! Auch vom Mittag- und Abendessen<br />
haben die Teams mit höheren Startnummern<br />
nur kümmerliche Reste gesehen.“ Dennoch<br />
wollen sie wieder teilnehmen.<br />
Fotos: Mille Miglia S.R.L., Jaguar Deutschland<br />
„Klassisch“ surfen<br />
><br />
Ausgefallene und witzige<br />
Websites für Sie entdeckt<br />
Oldtimermuseen – die „üblichen Verdächtigen“<br />
in den Großstädten sind bekannt, doch<br />
wo in Deutschland versteckt sich der Rest?<br />
Diese Seite liefert eine Liste, wo sich welche<br />
Oldtimermuseen in Deutschland befinden. Mit<br />
Übersichtskarte und weiterführenden Links.<br />
> www.oldtimermuseen.de/museen.htm<br />
Sie haben eine Schwäche für den DKW F93?<br />
Und für die schön bunte und schrille Automobilwerbung<br />
der 50er-Jahre? Dann lohnt ein Blick<br />
auf diese Seite – ein DKW F93-Fan hat fleißig<br />
Werbung und Prospektmaterial gesammelt.<br />
Viel Spaß beim Schwelgen!<br />
> www.spitzerer.de/historie/spitz_dkwwerb.htm
PANORAMA | 9<br />
Foto: Alfa Romeo<br />
Quickly wird 60<br />
> SONDERAUSSTELLUNG<br />
Schon einmal eine Feuerwehr-Quickly<br />
gesehen? Oder eine Post-Qickly mit<br />
Lastenanhänger? Bis 1. Dezember 2013<br />
feiert das Technik Museum Sinsheim den 60.<br />
Geburtstag der NSU Quickly mit einer großen<br />
Sonderausstellung. Von Serien-Mopeds und<br />
Raritäten über Umbauten bis hin zu unrestaurierten<br />
Scheunenfunden wird der Werdegang<br />
des legendären Flitzers nachgezeichnet. Und<br />
als Sahnehäubchen obendrauf bescheren<br />
Werbematerialien, Mode und Gebrauchsgegenstände<br />
der 50er- und 60er-Jahre jede<br />
Menge Zeitkolorit. Die Besucher erwartet ein<br />
Rückblick auf die Zeit des Wirtschaftswunders,<br />
als sich viele mit einem Kleinmotorrad<br />
H<br />
> 30 JAHRE AERODINAMICA<br />
für<br />
„Gummilippe“<br />
Schwarzer Kunststoff galt in den<br />
80ern als topmodern. Daher war<br />
auch das Heck des Alfa Romeo<br />
Spider Aerodinamica mit dem<br />
großen schwarzen Kunststoff-<br />
Spoiler topaktuell – wenngleich<br />
viele Alfisti aus Mangel an Begeisterung<br />
genau dieses Teil in Wagenfarbe<br />
lackieren ließen. Und<br />
dabei ist das Heck das Charakteristischste<br />
an der dritten Spider-<br />
Generation: Ihm verdankt der<br />
Wagen den Spitznamen „Gummilippe“.<br />
Von 1983 bis 1989 wurde<br />
der Aerodinamica gebaut und<br />
mauserte sich zum erfolgreichsten<br />
Alfa Spider – aus Mangel an<br />
Konkurrenz und der steigenden<br />
Nachfrage nach Cabrios. 2013<br />
werden die ersten Exemplare 30.<br />
Technisch und aerodynamisch feingeschliffen:<br />
Alfa Romeo Spider Nummer drei.<br />
Ein Bombenerfolg: Bereits ein Jahr nach<br />
ihrer Erscheinung, 1954, rollten bis zu<br />
1.000 Quicklies pro Tag vom Fließband.<br />
erstmals den Traum von einem motorisierten<br />
Fahrzeug erfüllen konnten. Weitere Informationen<br />
gibt es unter www.technik-museum.de.<br />
Durchblick<br />
rundum<br />
> NOCH MEHR SCHEIBEN VON<br />
<strong>CLASSIC</strong> <strong>AUTO</strong>GLAS<br />
Foto: Technik Museum Sinsheim<br />
Vorsicht, zerbrechlich: Für fast jeden<br />
Old- und Youngtimer liefert Classic Autoglas<br />
die passenden Scheiben.<br />
Bisher beschaffte oder reproduzierte<br />
Classic Autoglas seltene Frontscheiben,<br />
doch nun kümmert sich das Unternehmen<br />
um die Rundumsicht aus dem<br />
Oldtimer und bietet auch Seiten- und Heckscheiben<br />
an. „Unser Angebot ist breit gefächert“,<br />
so Geschäftsführer Karsten Vollberg.<br />
„Hier findet sich für fast jede Marke und jedes<br />
Modell die richtige Verglasung. Wir können<br />
so gut wie jede Scheibe, auch für ausgefallene<br />
Fahrzeuge, beschaffen oder in Sonderserien<br />
nachproduzieren.“ Das Einzige,<br />
was dazu nötig ist, ist eine einfache Papierschablone<br />
der Scheibe. Unverbindliche Anfragen<br />
können unter Tel. (02203) 10 463 19<br />
gestellt werden. Weitere Infos gibt es unter<br />
www.classic-autoglas.com.<br />
Foto: via Juliane Geller<br />
KOLUMNE<br />
Ausnahmezustand<br />
in Bella Italia<br />
Die italienische Automarke Lamborghini<br />
wird dieses Jahr 50 – und die<br />
Südländer haben schon so ausgelassen<br />
gefeiert, wie es in Deutschland<br />
undenkbar wäre!<br />
Die Via Aurelia wurde im Jahre 241 vor<br />
Christus in Auftrag gegeben und führt<br />
von Rom nach Pisa. Seitdem gab die<br />
alte Römerstraße berühmten Autos wie dem<br />
Lancia Aurelia ihren Namen. Doch sie ist mehr<br />
als eine Straße, sie ist ein Stück Italien: Zum<br />
50-jährigen Jubiläum der Marke Lamborghini<br />
veranstalteten die Italiener auf der Aurelia ein<br />
außerhalb des Landes undenkbares Spektakel.<br />
Eskortiert von einem Dutzend Polizei-Motorrädern<br />
eilten über 300 Lamborghini im Renntempo<br />
von Bologna nach Rom und zurück.<br />
Achtung, Alarm! Achtung, Alarm!<br />
Man stelle sich einmal vor, in Deutschland<br />
würden ein paar hundert Porsche von Stuttgart<br />
nach Berlin und zurück rasen – unter Polizeischutz.<br />
Das wäre die große Stunde der<br />
hyperventilierenden Medien, erhobenen Zeigefinger<br />
und die linke Spur blockierenden<br />
Oberlehrer. Kurzum: In Deutschland würde<br />
der Welt-Sicherheitsrat angerufen – mindestens.<br />
Die Italiener aber riefen die Luftwaffe zur Hilfe,<br />
die die automobilen Tiefflieger auf dem<br />
Stützpunkt Grosetto zum Zwischenstopp willkommen<br />
hieß: Die Kampfflugzeuge donnerten<br />
auf der Höhe eines Countach über das<br />
Feld und stiegen danach senkrecht in die<br />
Lüfte bis sie in den Wolken verschwanden.<br />
Die Hitze ist stärker als ein Lambo<br />
Die Bevölkerung stand über Hunderte Kilometer<br />
winkend am Rande der Aurelia. Selbst<br />
die hektischen Römer blieben gelassen, als<br />
ein halbes Dutzend historischer Lamborghinis<br />
im Feierabendstau vom Hitzekollaps<br />
dahingerafft wurde und die Straße zusätzlich<br />
blockierte. Die Lamborghinis übernachteten<br />
dann mit päpstlichem Segen auf der Borgo<br />
Santo Spirito unmittelbar vor dem Petersdom.<br />
Das war selbst für Agnostiker fast ein<br />
Grund katholisch zu werden. Dirk Maxeiner<br />
Dirk Maxeiner ist freier<br />
Publizist und<br />
Buchautor, er<br />
schreibt unter<br />
anderem für „Die<br />
Welt“. Er hat ein<br />
Faible für Oldund<br />
Youngtimer<br />
und genießt die<br />
Ausflüge mit seinem<br />
Cadillac aus<br />
den 50er-Jahren.
10 | PANORAMA<br />
RÜCKSPIEGEL<br />
Foto: Kévin Pourtout, CommonsMedia<br />
Foto: JARU/Commonsmedia<br />
1898 – Vor 115 Jahren<br />
Erste Paris Motor Show<br />
Einen Franc kostete ein Tagesticket für die<br />
erste „Mondial de l’Automobile“ (Paris Motor<br />
Show), die vom 15. Juni bis 3. Juli 1898 in<br />
den Pariser Tuilerien-Gärten stattfand. Circa<br />
140.000 Besucher bestaunten die 232 ausgestellten<br />
Automobile. 1901 zog die Messe<br />
ins Grand Palais um (siehe Foto von 1946),<br />
seit 1962 findet sie auf dem Messegelände<br />
Porte de Versailles statt.<br />
1903 – Vor 110 Jahren<br />
Busse aus der Wäscherei<br />
In einer ehemaligen Braunschweiger Wäscherei<br />
gründete Heinrich Büssing im Jahre 1903<br />
sein Büssing-Werk, wo Nutzfahrzeuge gebaut<br />
wurden. 1904 präsentierte er den ersten Omnibus<br />
für zwölf Personen, der bald mit 30<br />
km/h Spitze auf der Strecke Braunschweig –<br />
Wendeburg verkehrte. Ab den 30ern trugen<br />
die Busse neben dem Braunschweiger Löwen-<br />
Emblem ein weiteres Kennzeichen: einen verchromten<br />
Kühlergrill. 1971 übernahm MAN<br />
die Büssing AG.<br />
1908 – Vor 105 Jahren<br />
Geburt eines Riesen<br />
William C. Durant<br />
gründete<br />
1908 General<br />
Motors. Wie ein<br />
Kraken wand<br />
der Konzern<br />
seine Arme um<br />
diverse Unternehmen, darunter Buick, Oldsmobile<br />
sowie Motoren- und Straßenbahnhersteller.<br />
In den 20er- und 30er-Jahren unterstützte<br />
GM den Aufbau der Greyhound-Fernbuslinien,<br />
und während des Zweiten<br />
Weltkriegs belieferte der Automobilgroßkonzern<br />
sowohl die US-Army als auch die deutsche<br />
Wehrmacht mit Lkw.<br />
Foto: Carlos D. Rivera/CommonsMedia<br />
Schicken Sie uns<br />
Ihre Schnappschüsse!<br />
Ihr Foto kann gewinnen!<br />
> KURIOSE KFZ-UNFÄLLE GESUCHT<br />
Große und kleine Blessuren gehören zu den<br />
unschönen Begleiterscheinungen des<br />
Straßenverkehrs. Doch bei allem Übel<br />
kann man ihnen manchmal auch humoristische<br />
Aspekte abgewinnen – natürlich nur, wenn niemand<br />
dabei zu Schaden gekommen ist. Für ein<br />
Buchprojekt mit Abbildungen von amüsanten<br />
Unfallszenarien suchen wir Bildmaterial. Ihnen<br />
ist schon mal ein Missgeschick mit dem Pkw –<br />
egal welchen Alters – passiert und Sie haben es<br />
mit der Kamera festgehalten? Dann her damit!<br />
Tick-Tack<br />
> NOSTALGIE VON JACQUES LEMANS<br />
Wie spät ist es? Schnell und schnörkellos<br />
lässt sich die Zeit auf der „Nostalgie<br />
N-211“ ablesen. Jacques Lemans<br />
erfreut mit dieser neuen Kollektion nicht<br />
nur Nostalgie-Fans! Was die schicke Automatikuhr<br />
zu bieten hat? Ein massives Edelstahlgehäuse,<br />
Wasserdichte bis 5 ATM, Wochentagund<br />
Monatsanzeige, Gangreserve und vieles<br />
Gewonnen!<br />
> ADAC-EIFELRENNEN 2013<br />
Senden Sie Ihre Bildvorschläge mit Ihrem<br />
Namen, Ihrer Anschrift und einer Telefonnummer,<br />
unter der wir Sie erreichen können, und –<br />
falls vorhanden – Ihre E-Mail-Adresse an:<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Stichwort: Pleiten, Pech &<br />
Pkw, Infanteriestr. 11a, 80797 München. Oder<br />
schicken Sie uns Ihre Fotos samt Kontaktdaten<br />
per E-Mail an lektorat@geramond.de. Unter allen<br />
Einsendern bis 15. Oktober 2013 werden<br />
zehn Exemplare des Buches „Noch mehr Pleiten,<br />
Pech & Pkw“ verlost.<br />
Elegant und ohne unnötige<br />
Schnörkel: die N-211<br />
von Jacques Lemans.<br />
mehr. Und in Sachen Armband<br />
hat der Uhrenfreund<br />
die Wahl zwischen hochwertigem<br />
Leder (Uhrenpreis: 699<br />
Euro) und robustem Edelstahl<br />
(729 Euro). Infos und Bestellmöglichkeit<br />
gibt es unter:<br />
http://jacques- lemans.com/shop/de/uhren/<br />
In <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/13 haben wir zusammen mit<br />
den Veranstaltern ADAC und DAMC 05 zwei Startplätze<br />
der „Nordschleifen-Experience“ inklusive<br />
zwei Wochenendtickets für das ADAC-Eifelrennen<br />
2013 verlost, das am 14.–16. Juni stattfand. Die<br />
Glücksfee zog Heinrich Barthel aus Merzig und Peter<br />
Schmidt aus Dieburg. Außerdem gingen je zwei<br />
Wochenendtickets für das Oldtimer-Spektakel an:<br />
Ingrid Bäumker, Stuhr; Thorsten Dörr, Hechthausen;<br />
Margit Eisner, Höchberg; Horst Bahr, Grünberg; Thomas<br />
Hehlert, Wuppertal; Michael Zeger, Hünfelden-<br />
Nauheim; Matthias Barthel, Homburg; Stefan Hibbeln,<br />
Uetze; Klaus Schreiber, Köln; Axel Velten-Nickenich,<br />
Frankfurt/Main.<br />
Foto: Thomas Gaulke<br />
Foto: ADAC/DAMC 05<br />
Foto: Jacques Lemans
Sightseeing mal anders!<br />
> IM KÄFER DURCH BERLIN<br />
Tickets für<br />
den Käfer-Spaß<br />
durch Berlin sind<br />
ab 19,90 € pro<br />
Person erhältlich.<br />
ALLES WAS, RECHT IST<br />
PANORAMA | 11<br />
Eine Gefahr für das „H“:<br />
nachgefertigte<br />
Karosserieteile<br />
Viele unterschätzen den Einsatz<br />
von nachgefertigten Fahrzeugteilen.<br />
Sie sind eine heikle Sache, denn sie<br />
können die H-Zulassung gefährden!<br />
Foto: Medienbüro Marcel Gäding<br />
Ab ins Gelände!<br />
> 30 JAHRE MITSUBISHI PAJERO<br />
Auf glattem Asphalt kann jeder fahren!<br />
Seit 1983 fühlt sich der Mitsubishi<br />
Pajero weltweit auf Schotterpisten,<br />
in Schlammlöchern und Sandgruben<br />
wohl – was er auf der Rallye Paris-Dakar<br />
mehrfach unter Beweis stellte. Manche rätseln<br />
bis <strong>heute</strong>, wie sich der Name Pajero ausspricht<br />
– in spanischsprachigen Ländern<br />
muss man das definitiv nicht, da „pajero“ ein<br />
vulgäres Schimpfwort ist. Daher erhielt er<br />
dort wie auch in Nordamerika den Namen<br />
Montero. Doch ganz egal wie er heißt: Die<br />
ersten Allradler werden 2013 H-fähig.<br />
Fundstück<br />
aus der<br />
Vergangenheit<br />
> DISKUTIEREN IST SINNLOS!<br />
Für den Urlaub packt die Gattin meist<br />
mehr ein, als das Reisefahrzeugs zu<br />
fassen vermag, frei nach dem Motto:<br />
„Wir müssen es ja nicht tragen.“ Aber transportieren,<br />
und zwar sicher! Diskussionen<br />
über die Gepäckmenge sind nicht empfohlen<br />
– und damit die Urlaubsidylle nicht schon<br />
auf der Hinfahrt einen Riss bekommt, freut<br />
man(n) sich, das Übergepäck – meist Stöckelschuhe<br />
und Handtaschen – auf dem Gepäckträger<br />
verstauen zu können. Gefunden<br />
in „Auto, Motor und Sport“ 19/1954.<br />
Im Krabbeltier durch die Hauptstadt: Nicht<br />
nur Touristen, sondern auch jede Menge<br />
Berliner haben schon eine „Oldie Käfer<br />
Tour Berlin“ unternommen. Gefahren wird<br />
im Konvoi – vorweg führt ein alter VW-Bus<br />
T2 die illustre Fahrzeugparade an: Ein Stadtführer<br />
erklärt über Funk (auf Deutsch<br />
und/oder Englisch) den dahinter fahrenden<br />
Käfer-Freunden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt. Die Käfer-Fans entscheiden,<br />
ob sie sich selbst hinter das Steuer setzen<br />
oder sich einfach chauffieren lassen. Die<br />
ungewöhnlichen Stadtrundfahrten in Berlin<br />
stehen unter dem Motto „Erlebe die große<br />
Runde Freiheit“. Zwei Routen gibt es zur Auswahl:<br />
die 45-minütige Kudamm-Runde sowie<br />
die 90-minütige Ost-West-Runde. Tickets gibt<br />
es nur nach Reservierung unter www.oldiekaefer-tour-berlin.de<br />
oder telefonisch unter<br />
(030) 12 06 41 33-0.<br />
Modellbezeichnungen – im einen Land klangvoll,<br />
im anderen eine Beleidigung. Der Pajero<br />
ist das beste Beispiel.<br />
Foto: Mitsubishi Motors Deutschland<br />
Foto: Archiv Alexandra Wurl<br />
Vor wenigen Monaten hat Daimler den<br />
Nachbau eines Mercedes-Benz 300<br />
SL pressewirksam zerstören lassen,<br />
um zu unterstreichen, wie wichtig das Thema<br />
Originalität für das Unternehmen ist. Doch wer<br />
denkt, das Thema sei nur bei Nachbauten ganzer<br />
Fahrzeuge interessant, der irrt.<br />
Der bittere Nachgeschmack für das „H“<br />
Häufig werden Karosserieteile aus GFK nachgefertigt,<br />
und zwar in optisch durchaus passabler<br />
Qualität. Doch Vorsicht: Bei der Verwendung<br />
derartiger Teile am eigenen Gefährt riskiert<br />
man, kein H-Kennzeichen zu bekommen<br />
beziehungsweise sein bereits zugeteiltes H-<br />
Kennzeichen zu verlieren! Der Kriterienkatalog<br />
zur Vergabe des H-Kennzeichens spricht eine<br />
deutliche Sprache zum Thema „Außenhaut“:<br />
„Nur Originalwerkstoff beziehungsweise bei<br />
Anbauteilen anderer freigegebener Werkstoff<br />
zulässig.“ Was also bedeutet: Wenn die Karosserie<br />
im Original aus Stahl gefertigt war, ist eine<br />
GFK-Reproduktion unzulässig. Als die Einführung<br />
des Kriterienkataloges diskutiert wurde,<br />
war bei dieser Regelung der Gedanke der<br />
Originalität maßgeblich – und genau dieser<br />
Gedanke gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />
Hersteller plädieren für Originalität<br />
Auch Hersteller haben häufig Einwände gegen<br />
Nachbauten von Karosserieteilen. Die<br />
Karosserie ist meist rechtlich in Form des<br />
Geschmacksmusters geschützt. Daher sind<br />
Nachfertigungen von Karosserieteilen zumeist<br />
nur mit Freigabe des Herstellers erlaubt<br />
– ganz egal, ob diese aus GFK oder<br />
Metall sind.<br />
Fazit: Um die Erteilung oder den Besitz des<br />
H-Kennzeichens nicht zu gefährden, sollten<br />
man – wenn möglich – auf Originalteile zurückgreifen.<br />
Und für die Fälle, in denen Originalteile<br />
nicht verfügbar sind, sollte man zumindest<br />
solche Teile verwenden, die dem Originalmaterial<br />
entsprechen. Dr. Götz Knoop<br />
Haben Sie Fragen<br />
aus dem Oldtimerbereich<br />
an unseren<br />
Rechtsexperten?<br />
Dann<br />
schicken Sie eine<br />
E-Mail an:<br />
redaktion@autoclassic.de.
12 | PANORAMA<br />
Außen bieder, innen futuristisch: Mittlerweile<br />
ist der Visa selten geworden.<br />
Mit 112 PS auf die Überholspur:<br />
Die sportlichste Variante des Audi<br />
80 B2 ist der GTE quattro.<br />
Foto: Citroën<br />
… drei Mal hoch!<br />
Citroën Visa<br />
Audi 80 B2<br />
Fiat Ritmo<br />
> DIESE MODELLE FEIERN IHREN 35. GEBURTSTAG<br />
Foto: Audi Tradition<br />
So sieht 1978 kein anderes<br />
Auto aus: Mit asymmetrischer<br />
Front und absolut individuellem<br />
Design, modischem<br />
Schrägheck und viel Platz löst der<br />
Ritmo im Frühjahr 1978 den Fiat<br />
128 ab. Der Kompakte mit den<br />
Kulleraugen soll sich als 55- bis<br />
130-PS-Benziner oder 55- bis 80-<br />
PS-Diesel gegen den VW Golf I<br />
behaupten – vergeblich: Qualitätsprobleme<br />
und mangelnde Rostvorsorge<br />
verhindern den von Fiat<br />
erhofften Absatz. 1988 stehen daher<br />
die Fließbänder nach knapp<br />
1,8 Millionen Ritmo und Strada –<br />
wie er im englischsprachigen<br />
Raum heißt – still.<br />
Im Nachbarland Frankreich hingegen soll<br />
1978 ein moderner Nachfolger in die (Enten-)<br />
Fußstapfen des äußerst erfolgreichen Citroën<br />
2CV treten. Eine echte Herausforderung! Citroën<br />
bringt daher im Sommer den brandneuen<br />
Visa auf den Markt, doch die kauffreudige<br />
Foto: Fiat<br />
Was bedeutet Ritmo?<br />
Spötter sagen: „Rost in Turin montiert“.<br />
Kundschaft macht sich zunächst rar. Zudem<br />
läuft parallel noch die Ente vom Band, die die<br />
Bauzeit des Visa sogar noch um zwei Jahre,<br />
nämlich bis 1990, übertrifft. Und das Federvieh<br />
bleibt präsent, denn zu Beginn treibt<br />
den Visa ein 652 Kubikzentimeter kleiner,<br />
modifizierter Entenmotor an. Sicher,<br />
spritziges Fahren sieht anders<br />
aus, doch 1983 erscheint der 80 PS<br />
starke Visa GT, der als echter Krawallbruder<br />
auch junge Fahrer ansprechen<br />
soll. Und für den Spaß oben ohne<br />
sorgt im selben Jahr noch der Visa<br />
Plein Air.<br />
Und bei den deutschen Nachbarn?<br />
Dort verleiht Claus Luthe der zweiten<br />
Generation des Audi 80, dem B2<br />
(Typ 81), auf dem Papier die ersten<br />
Formen, doch als der Automobildesigner<br />
als Berater zu BMW wechselt,<br />
vollendet Giugiaro sein Werk. Im<br />
September 1978 wird der B2 vorgestellt, als<br />
zwei- oder viertürige Limousine, mit der bewährten<br />
Technik des Vorgängers B1. Zunächst<br />
treibt den Neuling ein Benzinmotor mit 1,3<br />
oder 1,6 Litern an und ab 1980 darf sich der<br />
Audi 80 mit 1,6 Litern auch aus der Dieselzapfsäule<br />
bedienen.<br />
Porsche Classic<br />
> ORIGINALTEILE JETZT ONLINE KAUFEN<br />
Mehr als 70 Prozent aller jemals gebauten<br />
Porsche sind <strong>heute</strong> noch<br />
auf den Straßen unterwegs. Um<br />
ihre Existenz weiterhin zu sichern, hat Porsche<br />
Classic in Deutschland eine weitere Bezugsmöglichkeit<br />
für Ersatzteile eingerichtet,<br />
einen Online-Shop, über den Porsche-Liebhaber<br />
ganz bequem von zu Hause aus Teile<br />
beziehen können. Wer sich also den Besuch<br />
eines der rund 700 Porsche-Zentren sparen<br />
möchte, die auch<br />
weiterhin über<br />
35.000 Originalersatzteile<br />
vertreiben,<br />
findet unter<br />
www.porsche.de/<br />
classic-shop eine<br />
kleine, aber feine Auswahl von rund 500 Teilen<br />
für die Modelle 356 bis zum 911er (Typ<br />
993). Und die Palette soll stetig wachsen.<br />
Auswahl an 500 original Ersatzteilen: Einfach<br />
im Porsche Classic Online-Shop nach<br />
Teilen stöbern, bestellen und auf das Paket<br />
warten.
PANORAMA | 13<br />
FÜR SIE GETESTET<br />
Autolack-Tester PRO<br />
Foto: Volvo Car Corporation<br />
Der Anfang war hart, doch nun<br />
sind die rüstigen Schweden seit 55<br />
Jahren in Deutschland vertreten.<br />
Köpfchen muss man haben!<br />
> VOLVOPREMIERE IN DEUTSCHLAND<br />
Zentralruf<br />
> NEUE SERVICE-<br />
RUFNUMMER<br />
Das Jahr 1958, Wirtschaftswunderzeit:<br />
Deutschland steht weltweit an dritter<br />
Stelle der größten Pkw-Produzenten<br />
und ist automobiltechnisch eigentlich gut versorgt.<br />
Dennoch wagt sich Volvo daran sein<br />
Schwedenblech dort an den Mann zu bringen<br />
– obwohl in Deutschland der Anteil an verkauften<br />
Importfahrzeugen nur bei neun Prozent<br />
liegt. Anfang 1958 öffnet Volvo in Frank -<br />
furt/Main seine erste Niederlassung und lässt<br />
im November sein Markenzeichen beim Deutschen<br />
Patentamt eintragen. Doch aller Anfang<br />
ist schwer: Die Importe sind sehr kostspielig<br />
und Händler lassen sich nur mühsam auftreiben.<br />
Die Zulassungszahlen steigen sehr langsam,<br />
aber immerhin steigen sie: 1962 werden<br />
814 Volvo verkauft, 1968 sind es 2.344.<br />
Und wer kauft die Schweden? Zumeist sind<br />
es in Deutschland stationierte US-Soldaten. Jedoch<br />
sind bei den ersten Importen Umrüstungsmaßnahmen<br />
vor der Zulassung nötig: So<br />
müssen beispielsweise die Meilentachos des<br />
Buckel-Volvo mit Kilometerscheiben überklebt<br />
werden. Noch im selben Jahr sorgen die Schweden<br />
für ordentlich Furore: Sie führen den Sicherheitsgurt<br />
ein und rüsten ab 1959 als erster Hersteller<br />
überhaupt den Amazon und PV544 serienmäßig<br />
mit Drei-Punkt-Sicherheitsgurten aus.<br />
Kompetente Hilfe, wenn es kracht:<br />
Seit 1. Juni 2013 ist der Zentralruf<br />
der Autoversicherer innerhalb<br />
Deutschlands ausschließlich über<br />
die gebührenfreie Servicerufnummer<br />
0800 250 26 00 zu erreichen –<br />
egal ob Sie über Festnetz, Handy<br />
oder Smartphone anrufen. Anrufer<br />
aus dem Ausland können diese<br />
Nummer nicht nutzen; ihnen steht<br />
die Festnetznummer +49 40 300<br />
330 300 zur Verfügung. Weiter Infos<br />
gibt es unter www.gdv-dl.de.<br />
Lackschichtstärken lassen sich<br />
schnell mit einem magnetischen<br />
Stift messen!<br />
Autolack-<br />
Tester PRO, ca. 30<br />
Euro, Bezugsquellen: www.auto<br />
lack-tester.de, Fachhandel, Ebay<br />
Eine der wichtigen Fragen bei der Begutachtung<br />
eines potentiellen neuen Garagenbewohners<br />
ist die Qualität der Lackierung.<br />
Glätte und Glanz lassen sich leicht<br />
beurteilen, aber wie stark die Lackschicht ist<br />
und wie es darunter aussieht, bleibt im Verborgenen.<br />
Ein praktisches Helferlein beim Kaufcheck<br />
ist der Autolack-Tester PRO – ein magnetischer<br />
Schichtstärkenmesser in Form eines dicken<br />
Filzstiftes.<br />
Der Stift misst die Lackstärke mit einem<br />
Magneten und funktioniert an Blech-, aber<br />
nicht an Aluminiumteilen. Die Anwendung ist<br />
denkbar einfach: Der Stift wird mit dem Magneten<br />
auf den Lack aufgesetzt und vorsichtig<br />
bewegt und abgehoben. Je nach Stärke der<br />
Lackschicht wird eine zylindrische Skala<br />
mehr oder weniger weit aus dem Stiftgehäuse<br />
gezogen. Die Skala zeigt die Schichtstärken<br />
in acht farblich unterschiedlichen Messbereichen<br />
an. Ist sie beispielsweise im grünen<br />
Bereich, beträgt die Schichtstärke<br />
100–200μm, was für Originallack spricht;<br />
steht die Skala im roten Bereich, entspricht<br />
dies einer Schichtstärke von 300–520 μm:<br />
Hier wurde nach einer Blechreparatur gespachtelt<br />
und überlackiert!<br />
Das Ganze funktioniert verblüffend zuverlässig,<br />
ist schnell und <strong>preiswert</strong>, denn der Tester<br />
kostet unter 30 Euro und kann helfen, teure<br />
Fehlkäufe zu vermeiden oder gute Argumente<br />
für preissenkende Verhandlungen mit dem<br />
Verkäufer liefern!<br />
Die Umfrage auf www.autoclassic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
Das Institut Mobile Zukunft hat in einem Langzeittest mit 20 Oldtimern aller Baujahre die E10-Verträglichkeit<br />
getest und festgestellt, dass in keinem Fall Schäden durch E10 aufgetreten sind. Was sind Ihre<br />
Erfahrungen mit E10-Kraftstoff?<br />
Ich tanke kein E10-Benzin.<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />
76,1 %<br />
19,2 %<br />
Ich betanke meinen Oldtimer schon länger mit E10 und habe keine Probleme damit.<br />
4,7 %<br />
Infolge der Studie werde ich meinen Oldtimer jetzt ebenfalls mit E10 betanken.<br />
Den Stift mit seinem Magnetkern<br />
einfach über das Blech führen, entfernen<br />
und anhand der herausgezogenen<br />
Farbskala die Lackschichtdicke<br />
ablesen.<br />
Foto: Alexandra Wurl
14<br />
Marken & Modelle<br />
TITELSTORY | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
FIAT 128, KADETT C, KÄFER 1303<br />
Populäre Mittelklasse für Herz und Verstand<br />
Schlager d<br />
Wer in den 70er-Jahren in die untere Mittelklasse einsteigen wollte, musste zwischen 6.000 und<br />
8.000 DM anlegen. Und hatte die Qual der Wahl: Opel Kadett, VW Käfer und Fiat 128 standen in der<br />
Hitparade der Neuzulassungen einst ganz oben und konnten kaum unterschiedlicher sein.<br />
Samstagabend, 19.30 Uhr, Berlin: Dieter<br />
Thomas Heck begrüßt im fliederfarbenen<br />
Dreiteiler sein Publikum im Studio<br />
der „Hitparade“. Wie jeden Monat. Lange Koteletten<br />
fast bis zum Kinn, dazwischen die markante<br />
Goldrandbrille. Der ehemalige Borgward-Verkäufer,<br />
der mit richtigem Namen<br />
Carl-Dieter Heckscher heißt, weiß, was die<br />
Massen begeistert: Schlager. Auch unsere drei<br />
Fotomodelle sind Schlager: Kadett und Käfer<br />
dominieren die deutsche Zulassungsstatistik<br />
der 70er-Jahre souverän. Bei den Importeuren<br />
liegt, nur knapp geschlagen vom Renault 16,<br />
der Fiat 128 auf Platz zwei. Die drei stehen beispielhaft<br />
für völlig unterschiedliche Fahrzeugkonzepte:<br />
Hier der Käfer mit dem schon lange<br />
veralteten, luftgekühlten Heckmotor, dort der<br />
technisch konservative, optisch aber moderne<br />
und geräumige Kadett mit Frontmotor und angetriebener<br />
Hinterachse und dazwischen der<br />
Fiat mit seinem damals von vielen noch misstrauisch<br />
beäugten Frontantrieb. Seinerzeit wurde<br />
an den Stammtischen mit fast religiösem<br />
Eifer über Vor- und Nachteile der Antriebskonzepte<br />
diskutiert, <strong>heute</strong> wissen wir, dass der Fiat<br />
128 mit quer eingebautem Frontmotor und<br />
Frontantrieb einen Trend setzte, dem auch<br />
VW kurz darauf mit dem Golf folgen musste.<br />
Grund genug, die drei zum <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-<br />
Vergleich zu bitten.
FIAT 128, OPEL KADETT C, VW KÄFER 1303 | 15<br />
er 70er<br />
<strong>Damals</strong><br />
<strong>günstig</strong><br />
<strong>heute</strong> <strong>preiswert</strong><br />
VW Käfer 1303<br />
Fiat 128 Berlina<br />
Opel Kadett C<br />
Diese Wagen sind ein Hit: Käfer, 128 und<br />
Kadett waren zu ihrer Zeit Bestseller. Sie lagen<br />
in der Zulassungsstatistik vorn.
16 | TITELSTORY<br />
Fiat 128<br />
So waren sie – die<br />
70er: reichlich hartes<br />
Plastik im Cockpit.<br />
Der Tacho bis 180<br />
km/h stammt vom<br />
128-Rally.<br />
Dieser 128er steht<br />
auf hübschen Cromodora-<br />
Alus im zeitgenössischen 13-Zoll-Format.<br />
Wo sind denn<br />
nur die Mehr-<br />
PS? Werner<br />
Schlemmer<br />
gönnte dem<br />
kleinen Italiener<br />
eine Leistungskur.<br />
Ergebnis:<br />
gute 80 Pferde.<br />
Im März 1969 präsentieren die Turiner den<br />
Typ 128 als Limousine mit zwei oder vier<br />
Türen, wobei die zusätzlichen hinteren Portale<br />
mit Kindersicherung stattliche 300 Mark<br />
Aufpreis kosten. Eine Länge von nur 3,84 Metern<br />
reicht damals für eine Einstufung in die Mittelklasse.<br />
Doch der wahre Clou des Fiat: Er ist<br />
innen größer als außen, weil sein Motor vorn<br />
quer montiert ist und die Vorderräder antreibt.<br />
Er ist der erste frontgetriebene Fiat überhaupt.<br />
Keine Kardanwelle, kein Kardantunnel – da<br />
bleibt mehr Raum für Insassen nebst Gepäck.<br />
In zeitgenössischen Testberichten erntet der<br />
128 reichlich Lorbeeren für seine gute Raumökonomie<br />
und für die sportlichen Fahrleistungen.<br />
Der neu konstruierte Vierzylinder mit oben<br />
liegender Nockenwelle und 55 PS aus nur 1.116<br />
Kubikzentimetern hängt die Konkurrenz aus<br />
Käfer, Kadett und Ford Escort im Sprint von null<br />
auf 100 locker ab: 18,8 Sekunden! Ein VW 1303<br />
benötigt da fast fünf Sekunden länger. Auch in<br />
der Spitze zeigt der 5.650 Mark teure Fiat den<br />
Wettbewerbern die Rückleuchten: Echte 140<br />
Sachen sind drin – damals Welten, die für Diskussionen<br />
an den Stammtischen sorgen. Auch<br />
die recht straffe Federung des kleinen Italieners<br />
wird ausführlich besprochen. Vorn dämpfen Federbeine<br />
mit Schraubenfedern den Fahrbahnkontakt,<br />
hinten gibt es eine quer liegende Blattfeder<br />
mit zwei Querlenkern. Alles zusammen<br />
bringt eine gesunde Härte, die jedoch gut zum<br />
sportlichen Gesamtcharakter des 128 passt.<br />
1969 wächst die 128er-Familie<br />
1969 übernimmt Fiat die Marke Lancia und sichert<br />
sich 50 Prozent an Ferrari. Dennoch bleibt<br />
für den Ausbau der Brot-und-Butter-Modelle<br />
genug Geld in der Portokasse. Der 128 wird<br />
1970 „Auto des Jahres“, ergänzt durch den<br />
praktischen Kombi Familiare, ab 1976 Panorama<br />
genannt. Für sportliche Familienväter wird<br />
auf dem Genfer Autosalon im März 1971 der<br />
128 Rally mit 1,3-Liter-Antrieb und 67 PS für<br />
Traditionelle Stärke italienischer Limousinen :<br />
die sehr familiengerechte Raumökonomie.<br />
gut 150 Stundenkilometer Spitze vorgestellt.<br />
Stets zweitürig, ist er an der Frontstoßstange mit<br />
Zusatzlampen und mattschwarzen Zierstreifen<br />
oberhalb des Schwellers erkennbar. Für bestmögliche<br />
Verzögerung des 820 Kilogramm<br />
leichten Sportlers ist ein Bremskraftverstärker<br />
serienmäßig. 1972 erscheint das schmucke<br />
Sportcoupé mit 63 oder gar 75 Pferden. Ende<br />
des Jahres ändert sich das 128-Gesicht: Der<br />
Kühlergrill ist nun nicht mehr aus Aluminium,<br />
sondern aus schnödem Plastik. Und: Neue Türgriffe,<br />
Sitzbezüge und ein serienmäßiges Bremsservo<br />
gibt’s dazu. Anfang 1975 werden das<br />
Kombi-Coupé Berlinetta mit großer Heckklappe<br />
und umlegbarer Rückbank sowie ein Basismodell<br />
mit 45 PS präsentiert. Ende desselben<br />
Jahres erhalten alle 128 noch ein kleines Facelift:<br />
Die Rückleuchten vergrößern sich, die Stoßfänger<br />
sind nun aus Kunststoff, und eine umlaufende<br />
Gummizierleiste schützt das Blech vor<br />
Parkremplern. Dazu kommen neue Sitze, ein<br />
neues Armaturenbrett, Rechtecklampen vorn<br />
und eine Drehstromlichtmaschine. Bereits 1978<br />
steht der Nachfolger Ritmo<br />
bereit, doch wegen seiner großen<br />
Beliebtheit wird der 128<br />
in Italien noch bis 1983 hergestellt.<br />
In Serbien endet das Leben<br />
des Zastava Skala erst 2008, ein Jahr länger<br />
hält sich sogar die ägyptische Produktion des<br />
Nasr 128. Nach 2,776 Millionen gebauten<br />
Exemplaren ist aber endgültig Schluss.<br />
Der Testwagen – dezent getunt<br />
Seit 1998 gehört der rote Fiat Werner Schlemmer.<br />
Für die Komplettsanierung brauchte der
FIAT 128 | 17<br />
Wer gewinnt? Vier gegen<br />
drei – 128er mit offiziellen<br />
73, die 69er-Kawasaki<br />
Mach III von Hans Schober<br />
hat „nur“ 60 PS.<br />
KAUFBERATUNG<br />
Fiat 128<br />
Der kleine Fiat war einer der erfolgreichsten Importwagen<br />
der 70er. Leider rosteten die meisten Exemplare schnell.<br />
Die italienische Verarbeitungsqualität der 70er ist legendär schlecht. Streiks<br />
legten regelmäßig die Produktion lahm. Hinzu kommt die sprichwörtliche<br />
Lässigkeit der Arbeiter am Band. Und doch sind die pfiffigen Fiat bei uns beliebt.<br />
Weil sie sportlich und <strong>preiswert</strong> sind – und obendrein schick aussehen.<br />
gelernte Kfz-Mechaniker drei Jahre, „weil neben<br />
dem Job als Lkw-Fahrer halt nicht so viel Zeit<br />
fürs Schrauben bleibt“, wie der 56-Jährige erklärt.<br />
Die schon ab Werk gelochten Bleche in<br />
den Schwellern waren rostbedingt noch zusätzlich<br />
perforiert.<br />
Fiat-Fan Schlemmer hat mit seinem Sohn,<br />
der ebenfalls Automechaniker ist, bei der Restaurierung<br />
auch dezent Hand an die Technik gelegt:<br />
Zwei 36er-Weber-Doppelvergaser besorgen<br />
die Gemischbildung und bescheren mindestens<br />
80 muntere PS. Normalerweise hätte<br />
der Italiener mit dem 1300er-Rally-Motor sieben<br />
Pferde weniger – und selbst das war für die<br />
damalige Zeit schon ein beachtlicher Wert. Zum<br />
Vergleich: Der 1303 holt aus dem gleichen Hubraum<br />
gerade 44, der Kadett mit 100 Kubikzentimetern<br />
weniger immerhin 60 PS. Der Fiat-<br />
Vierzylinder dreht dafür höher: Erst bei 6.800<br />
Touren beginnt der rote Bereich.<br />
Der hübsche Rotling steht auf Cromodora-<br />
Alufelgen (CD 30) eines 124er-Abarth und die<br />
geteilte Stoßstange mit Zusatzscheinwerfern<br />
wie auch das Kombiinstrument mit Tacho bis<br />
180 stammen aus einem der begehrten 128er-<br />
Rally. Als optisches Bonbon hat Schlemmer den<br />
rot lackierten Luftfilter mit einem weißen Skorpion<br />
verziert – Abarths Erkennungszeichen.<br />
Karosserie<br />
Roste es, was es<br />
wolle – so könnte<br />
das Fiat-Motto<br />
lauten. Gilb findet<br />
sich besonders<br />
am Frontblech,<br />
den Lampentöpfen,<br />
den Doppelblechen<br />
der Federbeindome<br />
im<br />
Motorraum, an den Schwellern<br />
und dem darin befindlichen<br />
Stehblech,<br />
Die zweilagigen Bleche<br />
der Federbeindome<br />
rosten gern.<br />
Radläufen<br />
und Türunterkanten.<br />
Auch am<br />
Übergang der C-Säule zum<br />
Seitenteil rostet der 128 gern,<br />
weil dort das Wasser aus der<br />
Regenrinne landet. Besonderheit:<br />
Front- und Heckscheibe<br />
sind verklebt, und der Kleber<br />
altert. Folge: Wassereinbruch<br />
und Rost. Und auch der Tank<br />
im Heck neigt zum Lochfraß.<br />
Motor/Getriebe<br />
Die kleine Drehorgel<br />
verliert meist<br />
Schmierstoff. Neben<br />
den üblichen<br />
Verdächtigen wie<br />
Ventildeckel oder<br />
Ölwannendichtung<br />
schwitzt es gern am Öldruckschalter<br />
raus. Wichtig: Der<br />
Zahnriemen der Nockenwelle<br />
sollte alle 40.000 Kilometer<br />
gewechselt werden. Die Schaltbox<br />
ist eine einzige Schwachstelle:<br />
Die Synchronringe gelten<br />
als unterdimensioniert, der<br />
Fahrer hakelt sich von Gang zu<br />
Gang.<br />
Fahrwerk<br />
Das „Untergeschoss“ ist außer<br />
normalem Verschleiß weitgehend<br />
unproblematisch. Lediglich<br />
die Antriebswellen neigen<br />
zu Knackgeräuschen. Und: Der<br />
128 „frisst“ regelrecht Bremsbeläge.<br />
Was meist an<br />
der sportiven Fahrweise<br />
der Piloten liegt. Frühe<br />
Modelle, wie auch unser<br />
Testwagen, kommen ohne<br />
Bremskraftverstärker<br />
(Nachrüsten möglich)<br />
aus.<br />
Innenraum<br />
Nach 40 Jahren<br />
leiden die Stoffpolster<br />
meist unter Verschleiß,<br />
die Lehne der Rücksitzbank<br />
ist häufig sonnenbedingt<br />
ausgeblichen. Nähte<br />
platzen, Kunststoffe an Armaturenbrett<br />
und Lenkrad<br />
reißen ein. Noch ein<br />
MARKTWERTE<br />
Begehrtes Zubehör:<br />
hübsche Cromodora-Alufelgen.<br />
Am Übergang von C-<br />
Säule zum Seitenteil<br />
nagt oft der Rost.<br />
„italienische Problem“<br />
trifft auch den<br />
128: Die Elektrik ist empfindlich<br />
gegen Feuchtigkeit. Folge:<br />
Masseprobleme.<br />
Ersatzteilsituation<br />
In Deutschland sind Teile vor<br />
allem für die Karosserie relativ<br />
selten. Hardcore-Fans horten,<br />
was in ihre Garagen passt. Besonders<br />
beliebt sind Teile vom<br />
Rally. Etwas Erleichterung<br />
gibt’s im Heimatland, wo<br />
noch mancher Teileschatz<br />
ungehoben vor<br />
sich hin schlummert.<br />
Fazit<br />
Ist das Windleitblech unter der<br />
Frontscheibe durch, lohnt die<br />
komplexe Arbeit nur bei besonders<br />
begehrten Exemplaren<br />
wie Abarth, Rally oder Berlina.<br />
Generell ist das Preisniveau erstaunlich<br />
niedrig. Und das, obwohl<br />
der 128er durchaus gefragt<br />
ist, weil er hervorragend<br />
für den historischen Motorsport<br />
taugt.<br />
Fiat 128 Limousine<br />
Der kleine Fiat-Fronttriebler ist sportlich und <strong>preiswert</strong>.<br />
Wie immer bei <strong>günstig</strong>en Klassikern ist bei der<br />
Besichtigung Sorgfalt gefragt, denn schon kleinere Teilrestaurierungen<br />
können den Marktwert übersteigen.<br />
Modelle: Limousine, Kombi (Familiare/Panorama)<br />
Baujahr: 1969–82<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 6.500–7.000 2: 4.000–4.300<br />
3: 2.600–2.800 4: 1.200–1.300 5: 300
18 | TITELSTORY<br />
VW Käfer 1303<br />
Expertenrunde: „Ja, luftgekühlt<br />
ist halt doch besser.“<br />
Kawa-Pilot Hans<br />
Schober stimmt Käfer-<br />
Fahrer Willi Gütter zu.<br />
Auf großem Fuße: Die Rückleuchten heißen im Volksmund<br />
„Elefantenfuß“ und sollen Sicherheit bringen.<br />
Niedersächsische Noblesse: Mit der Modellpflege zum<br />
1303 zieht Kunststoff statt Blech ins Käfer-Cockpit.<br />
Schutzblech: Alublende<br />
am Kotflügel.<br />
Sturmerprobt und erdverwachsen, ja so sind<br />
die Niedersachsen. Die Landeshymne<br />
steht symbolisch auch für die Käfer-Kernwerte,<br />
die von Ferdinand Porsche, seinem Konstrukteur,<br />
ins runde Blech gemeißelt scheinen:<br />
luftgekühlter Boxer hinten, das Gepäckfach vorne.<br />
Genialer Nebeneffekt dieser Anordnung:<br />
Weil der Kofferraum vorn liegt, besitzt er quasi<br />
eine automatische Leuchtweitenregulierung. Beladen<br />
taucht der Bug in die Federn, der Gegenverkehr<br />
wird auch voll beladen nie geblendet.<br />
Doch zurück zum Grundsätzlichen: Der Typ<br />
1 wird für den privaten Gebrauch seit 1946 ausgeliefert.<br />
Die letzte Evolutionsstufe erreicht der<br />
Krabbler im August 1972 nach den Werkferien<br />
als VW 1303, Typ 13. Auffälligstes Merkmal: Die<br />
Frontscheibe ist größer und stark nach außen gewölbt,<br />
um den Abstand zum Fahrer zu vergrößern.<br />
Dies fordert eine geplante US-Sicherheitsvorschrift,<br />
die dann aber nie umgesetzt wurde.<br />
Am Heck finden die sogenannten Elefantenfüße,<br />
übergroße Rundrückleuchten im Sicherheitsdesign,<br />
Verwendung. Auch technisch reift der Evergreen:<br />
Alle Käfermodelle haben seitdem ein 12-<br />
Im Alter gereift: Der Käfer steht für jahrzehntelange<br />
Tradition, die in den 30er-Jahren begann.<br />
Volt-Bordnetz. Besonders das Fahrwerk wird aufwendig<br />
modifiziert. Dazu wird der gesamte Vorderwagen<br />
neu gestaltet. War bislang vorn die<br />
Kurbellenkerachse mit Gelenkarmen am Doppelrohrachsträger<br />
üblich, kommt nun reinrassige<br />
McPherson-Technik zum Einsatz. Nicht mehr<br />
Drehstäbe, sondern klassische Federbeine sorgen<br />
vorne für besten Abrollkomfort. Im Heck<br />
wird statt der betagten Pendel- jetzt die Doppelgelenkachse<br />
eingebaut. Allerdings bleibt es hier<br />
bei den Federdrehstäben des Prinzips Porsche.<br />
Auch der Boxerantrieb erstarkt dank der letzten<br />
Hubraumvergrößerung (1,3 Liter, wie 1302) auf<br />
44 PS. Im 1303 S treibt gar ein 1,6-Liter-Boxer<br />
das automobile Insekt in ungeahnte Leistungsregionen<br />
auf 50 PS.<br />
Das reicht für ein atemberaubendes Tempo<br />
von 135 Stundenkilometern und entsprechend<br />
hohe Verbräuche im Stadtverkehr, die jenseits<br />
der 14 Liter pro 100 Kilometer liegen können.<br />
Gewonnen hat der Kugelporsche auch im Innenraum.<br />
Das Armaturenbrett ist komplett verkleidet.<br />
Die Tür- und Seitenverkleidungen sind<br />
neu gestaltet. Die praktischste Änderung: Endlich<br />
nie mehr im Winter Eis kratzen von innen,<br />
denn ein zweistufiges Gebläse versucht, die<br />
Scheiben beschlag- und eisfrei<br />
zu halten. Doch es hilft<br />
nichts: Der Golf, 1974 eingeführt,<br />
kann so vieles so viel<br />
besser, dass der 1303 plötzlich<br />
zu teuer ist. Ab 1975 wird es den Käfer wieder<br />
nur mit herkömmlicher Vorderachse geben;<br />
lediglich das Cabrio wird noch bis 1980 als 1303<br />
bei Karmann vom Band laufen.<br />
Der Testwagen – rund und gesund<br />
Bis auf kleine Ausbesserungen steht unser Fotomodell<br />
im Originallack Saharabeige richtig<br />
proper da. Dieser 1303 wurde im Juli 1973 zugelassen<br />
und ist nun in dritter Hand bei einem<br />
wahren Liebhaber und Kenner: Willi Gütter ist<br />
65 Jahre alt, Augsburger, selbstständiger Kfz-
VW KÄFER 1303 | 19<br />
KAUFBERATUNG<br />
VW Käfer 1303<br />
Leider macht der Gilb auch vor der deutschen Automobillegende<br />
keinen Halt. Die Technik ist dagegen langlebig.<br />
Der Käfer ist unsterblich. Doch der Zahn der Zeit nagt auch an dem unverwüstlichen<br />
Wolfsburger: Rost ist sein ärgster Feind, und übermotivierte Nachwuchssportler,<br />
die einigen 1303 die Unschuld und die Originalität raubten,<br />
gaben ihm oft den Rest.<br />
Karosserie<br />
Der Gilb steht auf Käfer: Betroffen<br />
sind das Frontblech unter<br />
der Stoßstange, Reserveradmulde,<br />
Innenbleche an den<br />
Haltern der Stoßfänger, Dreiecksbleche<br />
an A-Säule, Türen,<br />
Bodenbleche, Trittbretter und<br />
Schweller, Endspitzen sowie<br />
der Batteriekasten unter der<br />
Rückbank. Und selbst die verchromten<br />
Stoßstangen weisen<br />
oft Rostblasen auf.<br />
Die Klimaanlage des kleinen Mannes: Praktisches<br />
Dreiecksfenster zum Aufklappen.<br />
Meister und besitzt den niedersächsischen<br />
Knubbel schon seit acht Jahren.<br />
Wohl gepflegt und selten gefahren<br />
Seitdem hat er jedoch gerade mal knappe 3.000<br />
Kilometer auf das Zählwerk des Wolfsburgers<br />
addiert. Gütter besitzt nämlich auch noch ein<br />
Audi 100 Coupé S und einen Mercedes W123,<br />
die ebenfalls regelmäßig bewegt werden wollen.<br />
Die rote Cordausstattung ist tadel- und fleckenlos,<br />
Kokosfußmatten schützen den Teppich. Vor<br />
der H-Zulassung baute der bayerische Schwabe<br />
ein originales Radio ein und erneuerte die<br />
durchgerosteten Trittbretter. Außer einer heizbaren<br />
Heckscheibe und der Nebelschlussleuchte<br />
war es das auch schon mit Extras.<br />
Heute zeigt der Tacho glaubwürdige 51.000<br />
Kilometer. Der letzte Service in der freundlichen<br />
VW-Werkstatt erfolgte 1994 bei rund 48.000 Kilometer,<br />
wie der kleine Aufkleber im Kofferraum<br />
und das dünne Scheckheft im Handschuhfach<br />
verraten. Nur einmal war der Käfer bei einem<br />
Mazda-Händler zum Pflegedienst; warum,<br />
das weiß wohl nur der Erstbesitzer.<br />
Schwachpunkt:<br />
festgerostete Türscharniere.<br />
Motor/Getriebe<br />
Zentraler Schwachpunkt ist der<br />
dritte Zylinder. Weil<br />
der Ölkühler<br />
den kühlenden<br />
Luftstrom<br />
behindert,<br />
wird dieser wärmer<br />
als die anderen drei. Folge<br />
bei Volllast: der Hitzetod. Geübte<br />
Schrauber bauen den Motor<br />
indes binnen 15 Minuten aus.<br />
Auch das Getriebe ist leicht<br />
auszubauen, falls Synchronisierung<br />
oder Kupplung schwächeln<br />
sollten.<br />
Fahrwerk<br />
Das Käfer-Fahrwerk<br />
ist unverwüstlich,<br />
nur die<br />
Aufnahmen der<br />
hinteren Drehstäbe<br />
rosten zuweilen einfach<br />
weg. Die Bremsanlage ist robust,<br />
die ringsum montierten<br />
Trommeln werden jedoch häufig<br />
bei der Wartung vergessen.<br />
Folge: verrostete Radbremszylinder<br />
und festsitzende Exzenter<br />
der Bremsspieleinstellung.<br />
Innenraum<br />
Manche Löcher im Armaturenbrett<br />
kommen von diversen,<br />
früher verbauten Zusatzinstrumenten.<br />
Beliebt und sinnvoll<br />
ist ein Ölthermometer.<br />
Die Polsterstoffe sind<br />
robust. Meist eingerissen:<br />
die Gummistulpe<br />
an der<br />
Handbremse,<br />
durch Nachstellen<br />
der Seilzüge<br />
von selbigen<br />
durchbohrt.<br />
Rostherd: Endspitzen<br />
auf Höhe der<br />
Stoßstangenhalter.<br />
MARKTWERTE<br />
Ersatzteilsituation<br />
Paradiesisch: Wenn es doch<br />
nur für alle Oldies so viele<br />
Teile gäbe wie für den<br />
Käfer! Ein Problem<br />
sind die unterschiedlichen<br />
Qualitäten.<br />
Wer lieblos nachgefertigte<br />
Radkappen oder<br />
Stoßstangen<br />
mit Dünnst-Chromschicht<br />
kauft, sieht schon bald wieder<br />
Rostrot. Hier heißt es: Augen<br />
auf beim Teilekauf!<br />
Türverkleidungen<br />
für den Käfer sind<br />
noch gut erhältlich.<br />
Fazit<br />
Der Käfer hat Deutschland<br />
mobil gemacht, und deshalb<br />
lieben wir ihn auch so. Zwar<br />
hat er einige konstruktive<br />
Schwachstellen, doch seine geniale<br />
Einfachheit und das unverwechselbare<br />
Design machen<br />
ihn einzigartig. Unser Urteil:<br />
Ein Käfer gehört einfach in<br />
jede gute Sammlung – das gilt<br />
für jeden, der es sich halbwegs<br />
leisten kann.<br />
VW Käfer 1303<br />
Deutsche Legenden haben ihren Preis: Gute Käfer kosten<br />
gutes Geld, bieten dafür aber Charisma, Zuverlässigkeit<br />
und sicheren Werterhalt. Und Fahrgenuss, den<br />
es in dieser Form sonst nirgends gibt.<br />
Modelle: 1303/1303S Baujahr: 1972–75<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 11.000/12.000 2: 6.800/8.100<br />
3: 4.400/5.200 4: 2.200/2.600 5: 700/800
20 | TITELSTORY<br />
Opel Kadett C<br />
Echte Männer: „Für dich reicht’s noch“, scheint Opel-<br />
Fan Peter Pentenrieder dem jungen Julian Schober zuzurufen.<br />
Doch die 250er Kawa geht mit 30 PS echt gut.<br />
Der Rüsselsheimer feiert in diesem Jahr<br />
einen runden Geburtstag. Der Serienanlauf<br />
startete vor 40 Jahren im August<br />
1973 – im großen Ölkrisenjahr mit seinen<br />
autofreien Sonntagen, von denen der erste am<br />
25. November stattfand. Aber der genügsame<br />
Kompakt-Opel wird dennoch ein Erfolg: Als<br />
zwei- und viertürige Limousine, Fließheckcoupé<br />
oder als Kombi mit Riesenluke im Heck, bei<br />
Opel stets Caravan genannt wird, ist der Kadett<br />
zu Diensten. Der intern C1 genannte Bochumer,<br />
der auch in Antwerpen produziert wird, basiert<br />
technisch auf seinem Vorgänger: Vierzylinder<br />
vorn, Heckantrieb, vorn meist Scheibenbremsen<br />
(Basismodell mit Trommeln), hinten Trommeln.<br />
Die Spur wurde gegenüber dem Kadett B<br />
um 20 Millimeter verbreitert, was dem Fahrverhalten<br />
zugute kommt. Ein Vierganggetriebe besorgt<br />
die Kraftübertragung. Nur für den 1.2S<br />
und 1.6S gibt’s eine Dreistufenautomatik von<br />
der Detroiter Mutter General Motors. Der Automat<br />
ist ein exquisites Extra, das 805 Mark<br />
kostet – immerhin fast zehn Prozent des Gesamtkaufpreises<br />
eines 60-PS-Zweitürers.<br />
Der Innenraum wirkt nüchtern aufgeräumt.<br />
Fünf Leute finden im anfangs 7.175 Mark teuren<br />
Ladenhüter. Für alle anderen Modelle gibt’s im<br />
selben Jahr serienmäßig eine heizbare Heckscheibe,<br />
einen Bremskraftverstärker und eine<br />
größere Lichtmaschine mit 45 Ah. 1976 verkauft<br />
der schwäbische Karosseriebetrieb Baur<br />
seine Idee vom Sicherheitscabriolet auch an<br />
Opel. Doch der Aero 1.2 S mit<br />
Basismodell Platz. Wer vier Türen braucht, zahlt<br />
375 Mark extra. Für einen kürzeren Schalthebel,<br />
die sogenannte Sportschaltung, müssen weitere<br />
109 Mark berappt werden. Selbst eine verstellbare<br />
Beifahrersitzlehne wird mit 39 Mark extra<br />
berechnet. Motorisch beginnt die Kadettenan-<br />
herausnehmbarem Targadach<br />
Zwei- und Viertürer, Kombi, Coupé, Aero Cabrio:<br />
und hinterem Klappverdeck<br />
Mehr Karosserievarianten als Opel kann keiner. fährt lediglich zwei Sommer<br />
lang und wird nur 1.242-mal<br />
stalt seit 1974 mit dem Einlitermotor und mageren<br />
40 PS. Der 1,2-Liter liefert 52 oder, in der S- 5.000 Mark mehr als die Basisvariante.<br />
produziert. Verständlich, kostet er doch satte<br />
Version, 60 PS an die Hinterräder.<br />
Ab August 1977 werden die vorderen Blinker<br />
von unterhalb der Stoßstange hoch neben die<br />
Modellvielfalt für Familie und Sport Rechtecklampen versetzt. Der Neue heißt nun<br />
Im Mai 1975 stellt Opel seinen Golf-Schläger intern C2. 1975 wird noch der 1.6S mit 75 PS<br />
vor: den Kadett City mit praktischem Schrägheck<br />
und großer Heckklappe. Ein Jahr vor dem Breitreifen, umschäumtem Vierspeichenlenk-<br />
angeboten. Er ist üppig ausgestattet mit 185er-<br />
Golf GTI erscheint das legendäre GT/E-Coupé, rad, Quarzuhr (sonst 61 Mark Aufpreis), Drehzahlmesser<br />
und weiterem Zubehör. Am Ende<br />
anfangs mit 1,9-Liter Hubraum und 105 PS<br />
dank L-Jetronic-Einspritzung. Insgesamt entstanden<br />
2.234 Stück vom meist schwarz-gelben tern Hubraum auf 115 PS. Der GT/E dient Opel<br />
der Bauzeit erstarkt der GT/E mit nun zwei Li-<br />
Opel-Blitz. Ebenfalls 1975 erscheint das Sondermodell<br />
Swinger, doch dieser Ausrutscher Aaltonen und Walter Röhrl heißen die erfolg-<br />
als Basis für seine Rennsportaktivitäten: Rauno<br />
blieb wegen der arg bunten Dekorstreifen ein reichsten Fahrer. 1978 kostet der Rüsselsheimer<br />
Der 62jährige Peter Pentenrieder ist Techniker: Klar, dass es nicht<br />
nur bei der Ölstandskontroller bleibt.<br />
Karg wie eine Mönchszelle: das Interieur. Der Aufkleber zeigt:<br />
Pentenrieders fahren auch Rallyes mit dem Automatik-Kadett.
OPEL KADETT C | 21<br />
KAUFBERATUNG<br />
Opel Kadett C<br />
Der Kadett C ist <strong>heute</strong> noch alltagstauglich und <strong>preiswert</strong>.<br />
Aber der Rost nagt auch an dem soliden Bochumer.<br />
In den rostgeplagten 70ern galt der Kadett noch als vergleichsweise langlebiges<br />
Auto. Doch die braune Pest raffte schließlich auch viele Opel jämmerlich<br />
dahin. Vorteile: eine gute Ersatzteilversorgung und langlebige Technik, die<br />
den Ruf vom Zuverlässigen einmal mehr unterstreichen.<br />
Strahler 70: Der Kadett wurde vor<br />
13 Jahren im originalen Farbton neu lackiert.<br />
Renner angemessene 14.470 Mark. Der Kadett<br />
C ist der letzte Hecktriebler der kompakten Erfolgsbaureihe.<br />
1,7 Millionen Exemplare marschieren<br />
bis 1979 vom Band, der Nachfolger<br />
setzt auf den immer populäreren Frontantrieb.<br />
Der Testwagen – umhegter Familienschatz<br />
Renate und Peter Pentenrieder sind echte Opel-<br />
Fans und schenkten den ockergelben C-Kadett<br />
ihrem Sohn Bastian als Überraschung zum<br />
achtzehnten Geburtstag. Das ist jetzt 17 Jahre<br />
her, und natürlich ist der Kadett ein vollwertiges<br />
Familienmitglied. Gerade einmal 52.262 Kilometer<br />
stehen glaubwürdig auf der Uhr des 1,2S,<br />
den die Familie aus dem oberbayerischen Germering<br />
im Jahr 2000 neu lackieren ließ. Trotz<br />
seiner 60 PS ist der Rüsselsheimer kein Renner,<br />
denn das damals so exklusive Dreistufenautomatikgetriebe<br />
lähmt den Vortrieb merklich. Innen<br />
verströmt der Kadett den Duft der 70er: Die<br />
bequemen Hahnentrittstoff-Polster sind makellos<br />
und riechen artgerecht etwas nach Plastik.<br />
Das Armaturenbrett zeigt sich unbeeindruckt<br />
von jahrelanger UV-Bestrahlung, nur das Lenkrad<br />
ist am Kranz leicht eingerissen. Dieser Opel<br />
stammt aus erster Hand und steht auf „Breitreifen“<br />
der Dimension 175 x 13, üblich waren<br />
damals mickrige 6.00 x 12er-Radialreifen oder<br />
Gürtelreifen im Format 155 SR 13. Die Ausstattung<br />
ist zeitgenössisch karg: Das zweistufige<br />
Gebläse müht sich um Luftaustausch. Am Drehschalter<br />
gezogen, wird die heizbare Heckscheibe<br />
aktiviert. Dieser Kadett ist wahrlich zeitlos –<br />
eine Uhr fehlt genauso wie ein Handschuhfach<br />
oder ein abblendbarer Innenspiegel.<br />
Designtrick: Der Tankstutzen versteckt sich<br />
hinter einer Klappe rechts in der C-Säule.<br />
Karosserie<br />
Die Frontpartie ist meist perforiert:<br />
Innenkotflügel,<br />
Stehbleche, Federbeindome<br />
Hintere Radläufe und<br />
Schweller sind meist<br />
vom Gilb befallen.<br />
im Motorraum,<br />
die A-<br />
Säule sowie die Kotflügel<br />
sind oft betroffen. Schweller,<br />
Bodenblech, hintere Radläufe,<br />
Kofferraumboden, Heckblech –<br />
nach vier Jahrzehnten Alltag gibt<br />
es nur wenige Karosseriepartien,<br />
die nicht vom Gilb angenagt<br />
werden können.<br />
Motor/Getriebe<br />
Der Antriebsstrang<br />
ist langlebig.<br />
Die Motoren<br />
erreichen biblische<br />
Laufleistungen,<br />
wenn die anfällige<br />
Wasserpumpe rechtzeitig<br />
gewechselt wird: ein typisches<br />
Opel-Leiden. Die Schaltboxen<br />
sind unproblematisch, die Automaten<br />
unzerstörbar. Nur Ölverlust<br />
am hinteren Ausgleichsgetriebe<br />
ist im Alter normal.<br />
Fahrwerk<br />
Keine besonderen Vorkommnisse:<br />
Der Heckantrieb knackt<br />
erst bei höchsten Tachoständen<br />
–die Kardanwellenlager<br />
klacken dann den Takt dazu.<br />
Die Bremsanlage ist so robust<br />
wie das restliche Fahrwerk.<br />
Innenraum<br />
Spröde Scheibendichtungen<br />
sind für manch<br />
durchrostetes<br />
Bodenblech<br />
verantwortlich.<br />
Die<br />
Sitzpolster zeigen<br />
meist altersbedingten<br />
Verschleiß. Auch<br />
„erblindete“ Scheiben<br />
verhindern gelegentlich die erlösende<br />
TÜV-Plakette.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Die Teileversorgung ist<br />
Autos wie der Kadett<br />
rollten meist<br />
auf Stahlrädern.<br />
MARKTWERTE<br />
unproblematisch: An<br />
Blechteilen im Kampf gegen<br />
den Gilb mangelt es wahrlich<br />
nicht. Auch Technikteile<br />
sind dank des langlebigen<br />
Opel-Baukastenprinzips im<br />
Handel zu bezahlbaren Kursen<br />
erhältlich. Etwas rarer: spezielle<br />
Teile für die Coupés und den<br />
bei Baur in Stuttgart gefertigten<br />
Kadett Aero.<br />
Glanzstück: die zierliche<br />
verchromte<br />
Stoßstange.<br />
Fazit<br />
Lange Bauzeit, weitgehende<br />
Teileverwendung aus dem Opel-<br />
Baukasten – der C-Kadett ist ein<br />
pflegeleichter Oldie. Und vergleichsweise<br />
<strong>günstig</strong> in Einkauf<br />
und Unterhalt ist er dazu. Opel<br />
war immer solide Mittelklasse,<br />
das hat sich auch im fortgeschrittenen<br />
Alter nicht geändert.<br />
Nur die begehrten Coupés und<br />
das Bügel-Cabrio Aero liegen<br />
längst im fünfstelligen Bereich.<br />
Opel Kadett C<br />
Limousine und Kombi sind <strong>preiswert</strong>er als die begehrten<br />
Coupés mit bis zu 115 PS, bieten ähnlichen Fahrspaß<br />
und sind dazu noch praktischer und alltagstauglicher.<br />
Weniger begehrt: Modelle mit Automatik.<br />
Modelle: 1.0–1.6S, Limousine, Kombi<br />
Baujahr: 1973–79<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 7.500–9.000 2: 4.700–5.600<br />
3: 3.000–3.600 4: 1.200–1.600 5: 300–400
22 | TITELSTORY<br />
Oldies but Goldies: VW, Fiat und Opel brauchen sich<br />
auch <strong>heute</strong> nicht verstecken. Ihre Fahrleistungen reichen<br />
locker für vergnügte Stunden auf der Landstraße.<br />
Der Vergleich<br />
Die natürliche Domäne dieses Trios in ihrer<br />
sicher nicht ganz so wilden Jugend<br />
war werktags der Arbeitsweg und am<br />
Wochenende die Autobahn ins Grüne. Heute<br />
werden sie nicht mehr im Alltag bewegt – obwohl<br />
sie den durchaus noch beherrschen würden.<br />
Denn so solide und zuverlässig wie sie sind<br />
nur wenige Oldtimer.<br />
Der Fiat gibt sich flink und agil wie ein Goldhamster<br />
im Laufrad. Die Lenkung ist direkt und<br />
präzise, wie nur Zahnstangenlenkungen es können.<br />
Die Gänge hakeln sich markentypisch unwillig<br />
durch die Kulisse, die Pedalerie steht eng<br />
beieinander und lässt sich am besten mit leichtem<br />
Schuhwerk betätigen. Der drehwillige, kernige<br />
Vierzylinder sorgt für mehr als angemessene<br />
Fahrleistungen. Der 128 trägt in diesem<br />
Trio eindeutig das Sportabzeichen. Doch er ist<br />
auch praktisch: Das Raumgefühl ist gut, die Materialien<br />
im Innenraum sind robust, die haltbaren<br />
Kunstlederpolster unseres Testwagens erscheinen<br />
jedoch eher als atmungspassiv.<br />
Auch der Opel macht einen guten Eindruck.<br />
Das Interieur wirkt aufgeräumt und pflegeleicht.<br />
Die Sitzposition ist bequem, das Gefühl am dürren<br />
Zweispeichen-Volant aber nicht ganz so<br />
exakt – da bedarf es einer harten Hand. Der 1,2-<br />
Liter schnurrt wie eine ablaufende Angelrutenrolle.<br />
Die Fahrleistungen sind nicht dramatisch,<br />
die kräftezehrende Dreistufenautomatik hemmt<br />
Mit 44 PS beginnt der Oldiespaß im Käfer, der<br />
Kadett ist etwas potenter, der Fiat richtig sportlich.<br />
den Vortrieb unseres Testwagens spürbar. Das<br />
Cockpit ist zweckmäßig und übersichtlich.<br />
Praktisch: Die Innenbeleuchtung wird logischerweise<br />
am Lichtschalter betätigt – lange eine<br />
Opel-Spezialität. Der Platz reicht für fünf, der<br />
Kofferraum ist familientauglich. Die Verarbeitungsqualität<br />
des ganzen Wagens strahlt die Solidität<br />
der 70er aus.<br />
Der stets zweitürige Wolfsburger wirkt wie<br />
ein Tresor. Allein das Geräusch beim Schließen<br />
der Türen bezeugt die hohe Fertigungsqualität.<br />
Im Innenraum überwiegt pragmatische Sachlichkeit.<br />
Ein Rundinstrument informiert über die<br />
Geschwindigkeit und den Benzinvorrat – mehr<br />
Infos braucht der Käfer-Fahrer nicht! Die Platzverhältnisse<br />
sind, nun ja, kommod. Die Lenkung<br />
arbeitet etwas teigig, die Schaltwege des Vierganggetriebes<br />
sind lang und ungenau. Das<br />
44 PS starke Boxerherz schlägt unbeirrt und beschert<br />
dem Käfer ausreichende<br />
Fahrleistungen.<br />
Überraschend ist das gut<br />
abgestimmte Fahrwerk,<br />
das willig Straßenunebenheiten<br />
schluckt und auch Schlaglöcher nur verhalten<br />
an die Insassen weitergibt.<br />
Fazit<br />
Im Jahr des Elfers haben wir unzählige Porsche<br />
auf den großen Messen in Bremen, Essen,<br />
Stuttgart und Friedrichshafen sowie auf vielen<br />
Oldtimerveranstaltungen gesehen. Aber wann<br />
haben wir zuletzt einen rostfreien Fiat 128 in<br />
freier Wildbahn erblickt, wann den letzten Kadett<br />
C bewundern können, wann einem originalen<br />
1303 an den beiden Endrohren geschnüffelt?<br />
Eben. Und deshalb sind alle drei 70er-Jah-<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller Fiat, Turin Opel, Rüsselsheim/Bochum Volkswagen, Wolfsburg<br />
Modell 128 Berlina Kadett C Käfer 1303<br />
Karosserie<br />
2- und 4-türige Limousine, Kombi, Kombicoupé 2- und 4-türige Limousine, Kombi, Schrägheck-Limousine 2-türige Limousine<br />
Motor 4-Zyl.-Reihe, Viertakt, ohc, quer eingebaut 4-Zyl.-Reihe, Viertakt, längs eingebaut 4-Zyl.-Boxer, Viertakt, luftgekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.116–1.290 993–1.584* 1.192–1.584<br />
Leistung (PS) 45–73 40–75 34-50<br />
Getriebe 4-Gang, Mittelschaltung 4-Gang, Automatik (1.2S, 1,6S) 4-Gang, Mittelschaltung, Automatik<br />
Antrieb Frontantrieb Heckantrieb Heckanieb<br />
Fahrwerk vorn McPherson-Federbeine Doppelquerlenker, Schraubenfedern, Teleskopdämpfer McPherson-Federbeine<br />
Fahrwerk hinten Querblattfeder, Querlenker, Federbeine Starrachse, Schrauenfedern, Panhardstab, Doppelgelenkachse, Längslenker, Torsionsfedern<br />
Radstand (mm) 2.448 2.395 2.420<br />
Spurweite v/h (mm) 1.308/1.313 1.300/1.299 1.394/1.349<br />
L x B x H (mm) 3.840–3.870 x 1.590 x 1.390–1.420 4.124 x 1.570 x 1.375 4.110–4.140 x 1.585 x 1.500<br />
Reifen 145x13 auf 4,4J13 Felgen 6.00 x 12, 155SR13–185/70HR13 (GT/E) 5.60 x 15, 155SR15<br />
Bremsen vorne/hinten Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln Trommeln/Trommeln<br />
Höchstgeschw. (km/h) 120–150 127-190 115–125<br />
Gewicht leer (kg) 785–820 785–960 860–890<br />
Verbrauch (l/100 km) 7,5–10 9–11,5 10–13<br />
Bauzeit 1969–83 1973–79 1972–75<br />
Neupreis (DM) 7.990 (1976, 2-Türer) 8.695 (1976, 2-Türer) 9.060 (50 PS, 1976)<br />
Club/Weblink Fiat 128 Freunde, Tel.: (08122) 8266, Alt-Opel-IG, Tel.: (02331) 843 384, diverse, Info:<br />
www.fiat128.com www.alt-opel.eu www.volkswagen-classic.de/clubs/club-liste<br />
*) 1,9 und 2 Liter nur in Rally und GT/E-Coupés, 105–115 PS, 5-Ganggetriebe<br />
Fotos: Gudrun Muschalla
FIAT 128, OPEL KADETT C, VW KÄFER 1303 | 23<br />
„Ich fahre Fiat 128, weil ich<br />
als junger Bursche bei Fiat<br />
Automechaniker gelernt habe.<br />
Das prägt.” WERNER SCHLEMMER<br />
re-Schlager auf ihre Art Topstars. Den Fiat 128<br />
lieben wir für seine gute Raumökonomie, den<br />
sportlichen Antritt und die liebevollen Details<br />
wie Handgas (dem Vorläufer des Tempomats)<br />
oder Scheibenwischer-Intervallschaltung. Die<br />
ganze Familie passt rein – ab nach Italien.<br />
Beim Kadett mögen wir die Modellvielfalt,<br />
die teutonisch schlichte Sachlichkeit, die klare<br />
Designlinie und die nahezu unkaputtbare Technik.<br />
Eben eine echte Nähmaschine, die läuft und<br />
läuft. Wie auch der Käfer, der dauerhaft in der<br />
Tiefgarage unseres Unterbewusstseins parkt.<br />
„Ich fahre Kadett, weil Opel einfach<br />
gute Autos baut. Den Kadett<br />
haben wir unserem Sohn<br />
zum 18. Geburtstag geschenkt.“<br />
PETER PENTENRIEDER<br />
Die erste Liebe darin vorm elterlichen Haus geknutscht,<br />
im Winter die gute Traktion geschätzt<br />
und die Frontscheibe innen stets händisch vom<br />
Eise befreit (oder eben nicht, falls es zum 1303<br />
reichte). Der putzmuntere Boxer schnorchelt<br />
luftgekühlt im Heck – so soll es sein.<br />
Drei Schlager für jeden Oldiegeschmack<br />
Oldiefreunde machen mit keinem der drei Verkaufsschlager<br />
der 70er etwas falsch. Der Fiat<br />
macht mit guten Fahrleistungen und sportlicher<br />
Abstimmung auch <strong>heute</strong> noch eine bella figura.<br />
„Ich fahre Käfer, weil er Kult<br />
ist und mein erstes Auto ein<br />
Ovali war – den habe ich leider<br />
damals im Straßengraben geschrottet.“<br />
WILLI GÜTTER<br />
Der Opel zieht so tapfer wie unerschrocken seine<br />
Bahnen, unbeeindruckt von modischem<br />
Schnickschnack. Der 1303 steht für die letzte<br />
Ausbaustufe der Käfer-Evolution. Sein modernisiertes<br />
Fahrwerk bietet erstaunlichen Fahrkomfort,<br />
und Platz ist schließlich in der kleinsten<br />
Hütte. Welchen nehmen? Nun, vielleicht hilft<br />
ein Blick ins Portemonnaie: Kadetten stehen<br />
schon ab 2.000 Euro stramm, fahrbare kleine<br />
Italiener kosten nur wenig mehr, lediglich das<br />
Wolfsburger Insekt ist preislich in deutlich höhere<br />
Sphären entflogen. Stefan Viktor<br />
Erhalten Sie Ihren Schatz. Geben Sie ihn in beste Hände.<br />
Vertrauen Sie dem Classic Service von Bosch.<br />
Klassiker sind bei den mehr als 50 Bosch Services mit Classic-Dienstleistungen besonders gut aufgehoben:<br />
Jeder Betrieb in unserem Classic-Netzwerk ist besonders auf Oldtimer spezialisiert, technisch überdurchschnittlich<br />
ausgestattet und erfüllt höchste Anforderungen, um Ihr Fahrzeug fachgerecht zu warten und zu<br />
reparieren. Unsere kompetenten Spezialisten tun alles, damit Ihr Schatz Ihnen noch lange erhalten bleibt.<br />
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24<br />
Marken & Modelle<br />
TITELSTORY | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
TRENDS & PREISE<br />
Populäre Mittelklasse der 70er-Jahre<br />
Aktuelle Markttrends, präsentiert von<br />
Halwart Schrader und <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Noch mehr Schlager<br />
In den 70ern vollzog sich im Kompakt- und Kleinwagenbereich eine Revolution: weg von Heckmotor,<br />
Luftkühlung und klassischen Karosserieformen wie bei Käfer oder Simca 1000, hin zum Platz sparenden<br />
Frontantrieb und kompakten Karosserien mit viel Platz für Insassen und Gepäck wie beim Renault 5.<br />
Als die Audi AG noch den schönen Namen<br />
„Audi NSU Auto Union AG“ trug,<br />
verbanden nicht nur ältere Autokenner<br />
mit der sächsischen Traditionsmarke Audi relativ<br />
schwere, solide Mittelklasse-Frontantriebswagen<br />
– Modelle, die in den 30er-Jahren gemeinsam<br />
mit Wanderer unterhalb von Horch<br />
rangierten und einen guten Ruf genossen. Seit<br />
1965 besetzte Audi mit Mittelklassemodellen<br />
wie dem Audi 100 diese Marktposition erneut.<br />
Umso größer die Überraschung, als im Juni<br />
1974 ein ziemlich kleiner, kompakter Audi 50<br />
auf den Markt kam, in der Hierarchie weit unterhalb<br />
der seit 1965 angebotenen Modelle dieser<br />
Marke.<br />
Audis neue Stiefmutter, die Volkswagen AG,<br />
ließ mit dem Typ 86 (siehe Kaufberatung S. 112)<br />
einen Versuchsballon steigen, ehe die Wolfsburger<br />
nur ein Jahr später das fast identische Auto<br />
als VW Polo folgen ließen. Die Kinderkrankheiten,<br />
sofern es welche gab, gingen damit zulasten<br />
des Imagekontos von Audi und würden nicht<br />
den Volkswagen-Ruf beschädigen, so lauteten<br />
die Überlegungen der Konzernspitze.<br />
Saab 96<br />
LANGLEBIGER INDIVIDUALIST<br />
Der<br />
Exot<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
4.200–<br />
6.500 €<br />
Der schwedische Autobauer Saab war<br />
schon immer für eigenwillige, aber<br />
qualitätsvolle Automobile bekannt. Der<br />
Saab 96 gewann zwar keine<br />
Schönheitspreise, dafür aber viele<br />
Lorbeeren im Renn- und Rallyesport.<br />
Zwischen 1960 und 1980 entstanden<br />
540.000 Limousinen sowie 110.000 Saab<br />
95 Kombis. Die Technik mit Front antrieb<br />
und Dreizylinder-Zweitaktern orientierte sich<br />
an DKW-Konzepten und sorgte für gute<br />
Fahrleistungen und eine her vorragende<br />
Straßenlage. Erst 1966 wurde der<br />
mittlerweile nicht mehr zeitgemäße<br />
Zweitakter durch einen 62–68 PS starken<br />
Der Audi 50 war der<br />
erste moderne Kleinwagen<br />
der VW-Gruppe<br />
und ebnete auch den<br />
Weg für Golf und Co.<br />
Der Kleinwagen als Trendsetter<br />
Erst ein gutes Hundert Journalisten, dann eine<br />
ausgewählte Zahl von Händlern wurden von<br />
der Ingolstädter Presse- und Marketingleitung<br />
zur Vorstellung des neuen Kompakt-Audi nach<br />
Sardinien geflogen. Ich hatte seinerzeit das Vergnügen,<br />
die Audi-NSU-Hauszeitschrift „copilot“<br />
zu betreuen und gehörte – einschließlich Layouter<br />
und Fotograf Jürgen Knauss – zu den Privilegierten,<br />
die den Audi 50 gleich als Erste ausprobieren<br />
durften.<br />
Wir waren begeistert vom Temperament des<br />
50 PS leistenden 1,1-Liter-Vierzylindermotors,<br />
von der Wendigkeit des Wagens, seinem zeitlos<br />
schicken Design und der gut durchdachten,<br />
wenn auch knappen Ausstattung. Der Federungskomfort<br />
war super, die Sitze bequem, die<br />
große Heckklappe praktisch. Und da der Wagen<br />
beim Publikum hervorragende Aufnahme fand,<br />
vor allem in der besseren GL-Version mit 60 PS,<br />
stand der Einführung des baugleichen VW Polo<br />
nichts im Wege. Wir fragten uns: Wer wird jetzt<br />
noch den Käfer vermissen? Den gab es 1974<br />
V4-Viertakter aus dem Ford 12m ersetzt<br />
und damit die Leistung praktisch ver dop -<br />
pelt. So modernisiert, blieben der Saab 96<br />
und sein Kombi-Pendant Saab 95 bis<br />
Januar 1980 im Programm. <strong>Damals</strong> wie<br />
<strong>heute</strong> gelten Saab-Fahrer als Individua -<br />
listen, die in ihrem Automobil einen<br />
tech nisch interessanten, gut verarbeiteten<br />
und fahraktiven Kompaktwagen sahen.<br />
Dank der Ford-Technik sind die Baujahre ab<br />
1966 <strong>preiswert</strong> im Unterhalt und auch als<br />
Klassiker durchaus alltagstauglich. Und<br />
auch im historischen Rallyesport machen<br />
die flinken Schweden immer noch eine gute<br />
Figur!<br />
Modell: Saab 96 V4, Motor/Getriebe: V4-Zyl., 1,5 Liter Hubraum, 4-Ganggetriebe, Leistung: 62–68 PS, Fahrleistungen: 140–150 km/h, 0–100 km/h: 17–13 Sek., Gewicht: 910–970 kg,<br />
Bauzeit: 1966–80, Neupreis: 12.490 DM (1976), Club: 1. Deutscher Saab Club e. V., Tel.: (0201) 36 03 94 12, Web.: www.erster-deutscher-saab-club.de<br />
Fotos: Archiv Sven Jürisch, Magiccarpics/Richard Dredge, Bergfalke/CommonsMedia, Citroën Communication/George Guyout, AlfvanBeem/CommonsMedia, Jörn Müller-Neuhaus
TRENDS UND PREISE | 25<br />
noch immer und noch lange; weltweit wurde er<br />
als unverwüstlicher Evergreen geschätzt, so wie<br />
es den Citroën 2 CV ja ebenfalls noch immer<br />
gab und noch lange geben sollte.<br />
Kampf der Konzepte<br />
Auf dem deutschen Markt der Autos mit einem<br />
Liter Hubraum – etwas mehr oder auch weniger<br />
– ging es in den 70er-Jahren recht lebhaft zu: Fiat<br />
hatte dort eine traditionsgemäß starke Position,<br />
Opel rangierte seit 1962 mit dem Kadett<br />
ganz weit oben, im Mai 1976 gesellte sich Ford<br />
mit dem Fiesta hinzu, und die Japaner ließen<br />
auch schon grüßen. Renault, in der unteren Mittelklasse<br />
schon immer präsent, hatte mit dem<br />
R5 ab 1972 einen großen Fuß in der Tür, Peugeot<br />
mit dem 204 sogar bereits seit 1965. Bescheidene<br />
Stücke von der Torte sicherten sich<br />
auch Autobianchi mit dem A112, DAF/Volvo<br />
mit dem Typ 66, Citroën mit Ami, Dyane und<br />
GS, die Briten mit einer ganzen Armada verschiedener<br />
Typen. Schnell entwuchsen die Kleinen<br />
ihren Kinderkleidern und machten alle hinlänglich<br />
bekannten Wachstumsprozesse durch.<br />
Auch stahlen ihnen ihre größer dimensionierten<br />
Schwestermodelle bald die Schau, siehe Audi<br />
80, Golf, Volvo 343/345.<br />
Bestseller mit begrenzter Haltbarkeit<br />
Die meisten Vertreter der frühen Kompakten<br />
hat inzwischen Gevatter Rost auf dem Gewissen.<br />
Als er noch nagelneu war, besorgte ich mir<br />
einen Polo. Ich fuhr ihn zwei Jahre – länger<br />
nicht, denn schon zeigte er seine ersten Rostspuren<br />
an den Radläufen und Fenstereinrahmungen.<br />
In einem wunderschönen Exemplar,<br />
Baujahr 1976, dem ich kürzlich begegnete und<br />
das wie ladenneu vor mir stand, steckten nach<br />
Angaben des Besitzers mehr als 20.000 Euro<br />
Restaurierungsaufwand. Auf die Frage, ob ein<br />
solcher Wagen das wert sei, bekam ich die<br />
spontane Antwort: „Aber selbstverständlich! Es<br />
ist doch ein Liebhaberstück!“ Stimmt, und eine<br />
absolute Rarität inzwischen ebenfalls, was für<br />
viele der schmucken Kleinen gilt.<br />
Halwart Schrader<br />
Renault 5 Alpine<br />
KRAFTZWERG MIT ANLAGEPOTENZIAL<br />
Der R5 war der Wegbereiter für moderne Klein -<br />
wagen. Mit Re volverschaltung und mageren 34 PS<br />
erschien der R5 1972 in Frank reich. Das wollte<br />
man den Deutschen nicht zumuten, und so hatte<br />
der in der BRD angebotene R5 immerhin 36 PS!<br />
Der R5 gewann schnell viele Freunde, denn er war<br />
kompakt, <strong>preiswert</strong> und irgendwie knuffig – das<br />
ideale Stadt- und Einkaufsauto. 1975 mutierte der<br />
freundliche Zwerg als R5 Alpine mit 1,4-Liter-<br />
Vierzylinder und knackigen 93 PS zum 170<br />
Stundenkilometer schnellen Sprinter, der dank<br />
seiner Straßenlage vielen Sportwagenbesitzern<br />
frustrierende Momente bescherte. Vom halb so<br />
starken „Normal-R5“ unterschied sich der R5<br />
Alpine durch markante Alufelgen, eine Frontschürze<br />
mit Nebelscheinwerfern und ein härteres Fahrwerk.<br />
Modell: Renault 5 Alpine/Turbo, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Reihe, 1,4 Liter Hubraum, 5-Ganggetriebe, Leistung: 93–108 PS,<br />
Fahrleistungen: 173–197 km/h, 0–100 km/h: 10–9 Sek., Gewicht: 850 kg, Bauzeit: 1975–84, Neupreis: 14.120 DM<br />
(1979), Club: DARC – Dt. Renault- & Alpine Clubs, Tel.: (0209) 13 60 95, Web: www.d-arc.org<br />
Citroën GS<br />
KOMPAKTER LUXUSKREUZER<br />
„GS“ bedeutet „Grande Série“, also „große<br />
Modellreihe“. Wie bei vielen französischen<br />
Fahrzeugen trifft das „groß“ eher auf das<br />
Raumangebot zu als auf die Leistung.<br />
Macht aber nichts, denn auch <strong>heute</strong> noch<br />
schwebt man in einem GS komfortabel<br />
und sicher über die Straßen. Das Konzept<br />
überzeugte zwischen 1970 und 1986 rund<br />
2,5 Millionen Käufer. Mit Frontantrieb und einem<br />
luftgekühlten Vierzylinder-Boxer mit zwei oben<br />
liegenden Nockenwellen war der GS technisch<br />
aktuell; eine vereinfachte Version der Hydropneu -<br />
matikfederung des DS sorgte für hohen Komfort, die<br />
gute Aerodynamik ermöglichte trotz der maximal<br />
65 PS starken Motoren mit 1,1–1,3 Litern Hubraum<br />
Der Alltagsklassiker<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
2.500–<br />
4.200 €<br />
Der<br />
Anlagetipp<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
4.800–<br />
7.400 €<br />
1981 wurde der R5 Alpine Turbo<br />
mit 108 PS knapp zu einem 200-<br />
Stundenkilometer-Renner. Über<br />
70.000 Käufer entschieden sich im Laufe der<br />
Produktionszeit für Kraftzwerg, von dem die meisten<br />
verheizt oder von übereifrigen Piloten zerlegt<br />
wurden. Nur wenige haben überlebt: Mit ein Grund,<br />
warum gute R5 Alpine immer begehrter werden.<br />
Noch sind sie bezahlbar, aber die Preise steigen!<br />
überdurchschnittlich hohe Geschwindigkeiten.<br />
Ein Außenseiter ist der nur in 847 Exemplaren<br />
gebaute GS Birotor mit 105 PS starkem<br />
Wankeltriebwerk. Die meisten Birotor wurden von<br />
Citroën zurück gekauft, um keine Ersatzteilversorgung<br />
aufrecht erhalten zu müssen. 1979 erhielt der GS<br />
neben optischen Retuschen eine große Heckklappe<br />
und hieß fortan GSA. Der GS wurde 1971 zum<br />
„Europäischen Auto des Jahres“ gewählt. Heute ist<br />
er rar, aber immer noch bezahlbar.<br />
Modell: Citroën GS/GSA, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Boxer, luftgekühlt, 1,0–1,3 Liter Hubraum, 4-Gang, Automatik, Leistung: 54–<br />
65 PS, Fahrleistungen: 145–155 km/h, 0–100 km/h: 19–15 Sek., Gewicht: 880–965 kg, Bauzeit: 1970–86, Neupreis:<br />
10.390 DM (GS, 1976)–13.180 (GS Pallas, 1979), Club: GS/GSA IG, Tel.: (05373) 33 00 30, Web: www.gs-gsa.ig.de<br />
DAF 55/66, Volvo 66<br />
UNAUFFÄLLIGER AVANTGARDIST<br />
Das<br />
Schnäppchen<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
2.200–<br />
4.200 €<br />
Die Autos des niederländischen Pkw-<br />
Herstellers werden bis <strong>heute</strong> oft als<br />
langweilige Hausfrauenautos beschrieben.<br />
Völlig zu Unrecht.<br />
Denn die zu dieser Abqualifizierung führende<br />
stufenlose Vollautomatik ist zwar extrem<br />
simpel zu bedienen, aber auch das Highlight<br />
der Fahrzeuge: Bis <strong>heute</strong> hat keine andere<br />
Marke ein vergleichbares Getriebe gehabt. In<br />
Sachen Motor verließen sich die<br />
Niederländer auf Renault und verbauten den<br />
1,1-Liter-Motor aus dem Renault 8 mit 45<br />
PS, der eine Spitzengeschwindigkeit von gut<br />
135 Stundenkilometern ermöglichte. DAF 55<br />
und 66 wurden auch als Kombi und Coupé<br />
angeboten. Die Coupés mit dem Zusatz<br />
„Marathon“ im Namen hatten stets etwas<br />
mehr PS und beim DAF 66 Marathon auch<br />
einen größeren 1,3 Liter-Motor mit 57 PS.<br />
1975 übernahm Volvo den niederländischen<br />
Pkw-Hersteller und verkaufte den DAF 66<br />
fortan als Volvo 66. Die wichtigsten<br />
Änderungen: Klobige Kunststoff-Stoßfänger<br />
erhöhten die Sicherheit, und das Coupé<br />
entfiel. Stattdessen gab es die zwei- oder<br />
dreitürige Limousine als 66DL mit 1,1-Liter<br />
Hubraum und 45 PS sowie als 66GL mit<br />
dem 1,3-Liter-Triebwerk und 57 PS. Für die<br />
niederländische Armee wurde zudem ein<br />
Kübelwagen, der Typ „YA“, produziert!<br />
Modell: DAF 55/66; Volvo 66DL/GL, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Reihe, 1,1–1,3 Liter Hubraum, 4-Ganggetriebe, Automatik, Leistung: 45–57 PS, Fahrleistungen: 135–145 km/h, 0–100 km/h: 23–18<br />
Sek., Gewicht: 785–835 kg, Bauzeit: 1967–80, Neupreis: 5.594 DM (DAF 55, 1967)–10.990 (Volvo 66GL, 1979), Club: DAF Club Deutschland, Tel.: (02302) 171 67 04, Web: www.dafclub.de
26 | TITELSTORY<br />
Der Golf, hier als begehrter GTI, begründete<br />
eine neue Fahrzeugklasse<br />
und einen neuen Lebensstil.<br />
Der<br />
Meilenstein<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
4.000–<br />
6.200 €<br />
VW Golf I<br />
DER „URMETER“ ALLER KOMPAKTFAHRZEUGE<br />
Der Golf war ein Meilenstein, er machte<br />
das <strong>heute</strong> so selbstverständliche Fahrzeugkonzept<br />
mit querliegendem Motor,<br />
Frontantrieb und Heckklappe erfolgreich.<br />
Seit fast 40 Jahren ist er weltweit der wohl<br />
meistverkaufte Kompakte. VW betrat mit<br />
dem Golf konstruktives Neuland und<br />
machte dennoch vom ersten Tag an alles<br />
richtig. Die ersten Baujahre litten unter<br />
Rostproblemen, waren damit aber in den<br />
70er-Jahren keineswegs alleine. Mittlerweile<br />
sind die überlebenden Golf I gesuchte<br />
Klassiker, und zwar nicht nur als GTI. Auch<br />
die schwächeren Varianten haben ihre Fans<br />
und sind charmante Zeugen einer Zeit, in<br />
der 50 PS als völlig ausreichende Motori -<br />
sie rung für alle Tage galten. Wer <strong>heute</strong> einen<br />
Golf sucht, sollte auf eine solide und rost -<br />
freie Karosserie achten, denn schon Teil -<br />
restaurierungen können schnell den<br />
Fahrzeug wert übersteigen. Ein Golf in gutem<br />
Zustand hingegen ist auch <strong>heute</strong> noch<br />
<strong>günstig</strong> im Unterhalt und dank Heck klappe<br />
und variablem Kofferraum sehr praktisch.<br />
Modell: VW Golf, 1. Generation, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Reihe, 1,0–1,8 Liter, 4-Gang oder 5-Gang, Leistung: 50–112 PS, Fahrleistungen: 138–187 km/h, 0–100 km/h: 19–9 Sek., Gewicht:<br />
790–930 kg, Bauzeit: 1974–83, Neupreis: 7.995 (1974, Gold 50 PS), Club: 1. Original Golf 1 IG, E-Mail: info@golf1-ig.de, Web: www.golf1-ig.de<br />
MARKTPREISE UND –TRENDS Kleinwagen und Kompakte der 70er-Jahre<br />
Wie hätten Sie’s denn gern? Stehen Sie auf luftgekühlte Heckmotorschleudern, konventionelle kleine<br />
Limousinen oder doch eher auf einen modernen und flexiblen Kompakten mit Frontantrieb und<br />
Heckklappe? In den 70ern war die Auswahl groß, der „Kampf der Konzepte“ war in vollem Gange und<br />
wurde an den Stammtischen der Republik mit fast religiösem Eifer diskutiert.<br />
Momentan sind die kleinen 70er-Jahre-Klassiker noch ein <strong>preiswert</strong>es Vergnügen, vorausgesetzt, der<br />
Zustand ist gut und das Objekt der Begierde komplett. Über 10.000 Euro werden nur für Kultmobile<br />
Marke Modell Motor ccm Bj. von bis Euro (Zustd. 3–2)Trend<br />
Alfa Romeo Alfasud B-4 1.186/1.286/ 72 83 4.600–7.100 <br />
1.351<br />
Audi 50 R-4 1.052 74 78 3.400–5.300 <br />
Austin 1100/1300 R-4 1.098/1.275 63 74 2.900–4.500 <br />
1300 GT R-4 1.275 69 74 3.100–4.800 <br />
Autobianchi A 112-1000 R-4 965 73 85 3.200–5.000 <br />
A 112 Abarth R-4 982 71 77 5.200–7.700 <br />
A 112 Abarth 70HP R-4 1.049 74 85 5.900–9.000 <br />
Citroën 2 CV AZA / AZU B-2 425/602 68 70 6.300–9.600 <br />
2 CV4 / 2CV6 B-2 425/602 70 79 6.700–10.000 <br />
2 CV6 B-2 602 79 90 7.000–10.500 <br />
Ami 6 B-2 602 61 69 3.100–4.800 <br />
Ami 8 B-2 602 69 78 2.900–4.600 <br />
Ami Super B-4 1.015 73 76 3.100–4.800 <br />
Visa R-4 652/1124 78 86 2.400–3.700 <br />
GS Club 1015 B-4 1.015 71 72 2.700–4.200 <br />
GS Club 1220 B-4 1.222 73 76 2.500–3.800 <br />
GS Pallas B-4 1.222 75 79 2.600–4.100 <br />
GS X Berline B-4 1.129 75 79 2.500–3.800 <br />
Daf 55 Marathon R-4 1.108 71 72 2.200–3.400 <br />
66 Marathon R-4 1.108 72 75 2.200–3.400 <br />
Datsun Cherry 110A R-4 988 70 77 2.400–3.800 <br />
Cherry 120A R-4 1.170 70 77 2.800–4.300 <br />
Sunny B 110 R-4 1.170 72 79 1.300–2.900 <br />
Sunny B 210 R-4 1.495 74 77 1.300–2.900 <br />
Fiat 124 / 124 Speciale R-4 1.197/1.438 66 74 3.200–5.000 <br />
128 R-4 1.116/1.290 69 84 2.700–4.200 <br />
Ford Escort 1100/ R-4 1.097/1.297/1.593 68 75 2.800–4.300 <br />
1300/1600<br />
Escort II 1300/1600 R-4 1.297/1.593 75 80 4.000–6.200 <br />
Fiesta R-4 957/1.117/1.598 76 83 2.400–3.800 <br />
Hillman Imp R-4 875 67 72 2.500–4.000 <br />
Honda Civic R-4 1.238/1.488 73 79 2.800–4.300 <br />
Mazda 323 FA4 R-4 1.272/1.416 77 80 3.100–4.800 <br />
MG 1100/1300 R-4 1.098/1.275 63 71 2.900–4.500 <br />
Mini Cooper S 1275 Mk III R-4 1.275 70 71 12.300–18.500 <br />
1275 GT R-4 1.275 69 81 5.400–8.300 <br />
1100 Special R-4 1.098 76 81 5.900–9.000 <br />
Opel Kadett C R-4 993/1.196 73 79 3.500–5.500 <br />
Peugeot 204 Berline R-4 1.130/1.233 65 76 3.000–4.700 <br />
304 Berline R-4 1.288 70 80 3.100–4.900 <br />
Renault R 4 Luxe/Export R-4 845 68 75 3.200–5.000 <br />
R 4 GTL R-4 1.108 78 92 3.500–5.400 <br />
R 6 R-4 845 68 80 2.700–4.100 <br />
wie die Ente, für einige Exoten und sportliche Varianten wie echte Mini Cooper verlangt und bezahlt.<br />
Die meisten Modelle bewegen sich jedoch in der Preisklasse bis 5.000 Euro, und auch die<br />
Unterhaltskosten sind meist niedrig. Das erfordert besondere Sorgfalt bei der Wahl des passenden<br />
Klassikers, denn spätestens wenn größere Arbeiten – etwa eine Lackierung oder ein Motortausch –<br />
anstehen, übersteigen die Reparaturkosten schnell den Marktwert. Und das kann den Spaß am 70er-<br />
Jahre-Feeling ganz schnell verleiden!<br />
R6 TL R-4 1.108 69 78 2.900–4.600 <br />
R 8/R 10 R-4 956/1.108 62 73 3.800–5.900 <br />
R 8 Gordini R-4 1.255 65 70 17.200–26.000 <br />
R 8 S R-4 1.108 69 71 5.400–8.400 <br />
R5 R-4 845/956/1.289 72 85 3.200–5.000 <br />
R5 Alpine R.4 1.397 76 81 4.800–7.400 <br />
Saab V 4 R-4 1.498 60 80 4.200–6.500 <br />
Simca 1000 Rallye 1 R-4 1.188 69 78 7.100–10.800 <br />
1000 Rallye 2 R-4 1.294 72 78 8.300–12.800 <br />
1000 Rallye 3 R-4 1.294 77 78 9.200–14.000 <br />
1100 R-4 944 67 75 2.800–4.400 <br />
1100 R-4 1.118 67 81 3.000–4.700 <br />
1100 Special R-4 1.118/1.204 70 81 3.300–5.000 <br />
Skoda 100 R-4 988 69 77 2.200–3.400 <br />
105 R-4 1.046 77 88 2.000–3.100 <br />
120 LS / GLS R-4 1.174 77 89 2.500–4.000 <br />
Toyota Corolla 1200 R-4 1.166 70 75 2.300–3.500 <br />
Volkswagen Käfer 1200 B-4 1.192 67 73 4.800–7.500 <br />
Käfer 1200 (L) B-4 1.192 73 78 4.500–7.000 <br />
Käfer 1200 Mexico B-4 1.192 78 85 4.600–7.100 <br />
Käfer 1300 B-4 1.285 65 67 6.000–9.200 <br />
Käfer 1300 B-4 1.285 67 73 6.000–8.900 <br />
Käfer 1300 S B-4 1.584 72 73 5.800–8.800 <br />
Käfer 1302 (L) B-4 1.584 70 72 6.000–9.300 <br />
Käfer 1302 S (LS) B-4 1.584 70 72 6.600–10.500 <br />
Käfer 1303 S (LS) B-4 1.584 72 75 6.400–9.800 <br />
Golf I R-4 1.093/1.471 74 78 4.000–6.200 <br />
Golf I R-4 1.272/1.471 78 83 3.600–5.600 <br />
Polo R-4 895/1.093 75 80 2.800–4.000 <br />
Derby R-4 895/1.093 77 80 2.400–3.700 <br />
Volvo 66 DL / GL R-4 1.108/1.289 75 81 2.700–4.200 <br />
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PORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
OPEL KAD-B-BAUREIHE<br />
Mercedes-Konkurrenz aus Rüsselsheim<br />
Die sanften Riesen<br />
Mit den „großen Drei“ namens Kapitän, Admiral und Diplomat versuchte Opel, seit 1964 in der Oberklasse<br />
Fuß zu fassen. Mit durchwachsenem Erfolg, denn die Marke galt als zu amerikanisch. Erst im<br />
zweiten Anlauf gelang Opel 1969 ein Treffer: mit fortschrittlicher Technik und einem von Detroit gelösten<br />
Design. Doch eines fehlte noch immer: Prestige.
OPEL KAD-B-BAUREIHE | 29<br />
Opel<br />
KAD B<br />
Geheimtipp für<br />
Individualisten<br />
Kurt Schmid öffnet seine Post. Es ist der<br />
5. Februar 1970, und diesmal ist etwas<br />
von Opel dabei: ein kleines, leinengebundenes<br />
Büchlein mit gräulichem Schutzumschlag.<br />
Titel: „Der Marquis de Dion und seine geniale<br />
Idee“. Absender des beigefügten Anschreibens:<br />
der Vorstand der Adam Opel AG. Schmid zuckt<br />
kurz zusammen und untersucht die Unterschrift<br />
des Vorsitzenden, Ralph Mason, genauer: aha,<br />
aufgedruckt. Wieder nur Werbung. Doch<br />
Schmid bleibt neugierig, obwohl er mit seinem<br />
1965er-Admiral rundweg zufrieden ist.<br />
Er beginnt zu lesen. Von geringeren „ungefederten<br />
Massen“ und erhöhter „Haftreibung“ ist<br />
in dem Werk die Rede. Genauer: von den nunmehr<br />
fast 70 Jahre alten Ideen des Marquis de<br />
Dion, der sich überlegt hatte, wie sich wohl die<br />
Vorteile der Starrachse mit denen der Einzelradaufhängung<br />
verbinden ließen. Sinn und<br />
Zweck des Ganzen: eine spur- und sturzkonstante<br />
Hinterachse. Das Buch meint es ernst:<br />
„Auch in Rennwagen fand und findet sie Verwendung,<br />
desgleichen in Fahrzeugen mit so<br />
klangvollen Namen wie die englischen Aston<br />
Martin oder die italienischen Lancia, Iso Rivolta<br />
und Bizzarrini.“ Da ist Schmid zunehmend beeindruckt:<br />
Eine solche Technikoffensive hätte<br />
er wohl von Mercedes-Benz erwartet, nicht aber<br />
von Opel. Das kleine Werbekuriosum parkt er<br />
schließlich auf seinem Bücherbrett, zwischen<br />
der Brockhaus-Enzyklopädie und einem Sammelband<br />
von „Das Beste“. Der Admiral wird<br />
noch eine Weile laufen.<br />
Wieso Opel, der Zuverlässige, plötzlich in<br />
technische Avantgarde investiert? Nun, nachdem<br />
der Wirtschaftswunderglanz des Kapitän
30 | PORTRÄT<br />
Das Design des letzten Kapitän<br />
stammt aus Rüsselsheim – und<br />
wirkt trotzdem ungeheuer<br />
amerikanisch.<br />
Mit seinen Rundinstrumenten und dem großen Blendschirm blieb<br />
das Armaturenbrett lange modern. Die Lenkradschaltung war Serie.<br />
Nicht einen, sondern vier Becher kann der Beifahrer auf dem Handschuhfachdeckel<br />
parken. Opel-typisch: das Serviceheft im Fußraum.<br />
endgültig verflogen war, hatte es die Marke am<br />
Main schon Mitte der 60er-Jahre nicht mehr<br />
leicht, seine Kapitän, Admiral und Diplomat<br />
(KAD) genannten Großwagen in adäquaten<br />
Stückzahlen zu verkaufen. 1964 präsentiert, war<br />
die Technik nichts weiter als ein getreulicher<br />
Aufguss bewährter Tradition aus Übersee:<br />
Starrachse mit Längsblattfedern hinten, Doppelquerlenker<br />
und Schraubenfedern vorne und<br />
unter der Haube entweder ein Sechszylinder<br />
mit seitlicher Nockenwelle oder ein V8 von<br />
Chevrolet mit wahlweise 4,6 oder 5,4 Litern<br />
Hubraum und 190 bzw. 230 PS. Das Design<br />
stammt direkt aus Detroit, was GM-Tochter<br />
Opel zunehmend den abschätzigen Ruf einbringt,<br />
viel zu amerikanisch zu sein.<br />
Neues Design aus Rüsselsheim<br />
89.277 „KAD-A“-Modelle laufen zwischen 1964<br />
und 1968 vom Band, darunter sogar 113 Kapitän<br />
mit V8-Motor als Gipfel des Understatements.<br />
Verglichen mit dem Heckflossen-Ausstoß<br />
bei Mercedes-Benz ist das aber noch immer<br />
wenig – zumal der Prestigegewinn für Opel<br />
hinter den Erwartungen zurückbleibt. Doch ab<br />
1965 haben die Rüsselsheimer weitgehend freie<br />
Hand. Inzwischen verfügen sie über ein eigenes<br />
Designstudio, das für die KAD-B-Modelle eine<br />
eigenständige Formensprache findet – und das,<br />
ohne allzu sehr in europäische Interpretationen<br />
amerikanischer Linien zu verfallen. Anklänge<br />
an das Cokebottle-Design des Rekord C/Commodore<br />
A wären denkbar gewesen – doch die<br />
Betonung gerader Linien bei gleichzeitiger<br />
Schnörkellosigkeit liegt den Gestaltern eindeutig<br />
mehr am Herzen als kurzzeitige Modeerscheinungen.<br />
Opels Technikoffensive<br />
Nur beim Diplomat erlauben sie sich scheinbar<br />
ein Designzitat und statten ihn mit senkrechten<br />
Scheinwerfern à la Mercedes aus, während am<br />
Heck dezente, ebenfalls senkrecht angeordnete<br />
Rückleuchten zum Einsatz kommen. Ein Paul<br />
Bracq-Benz vom Typ W108 musste gegenüber<br />
der Opel-Linie erschreckend schnörkelig wirken.<br />
Ihre Aufmerksamkeit lenken die Opel-Ingenieure<br />
aber nicht nur auf die äußere Erscheinung:<br />
Um auf dem engen Oberklassemarkt ein<br />
wenig Boden gutzumachen, setzen sie auf fortschrittliche<br />
Technik, Fahrsicherheit und gute<br />
Ausstattung zum <strong>günstig</strong>en Preis.<br />
Der 1965 im KAD-A eingeführte ohc-Sechszylinder<br />
ist dazu noch modern genug: Eine Duplex-Rollenkette<br />
treibt die Nockenwelle an, die<br />
seitlich im Zylinderkopf angeordnet ist. Sie<br />
steuert die Ventile über kurze Hydraulikstößel<br />
– was das Einstellen des Ventilspiels überflüssig<br />
macht – und Kipphebel. Aus 2.784 Kubikzentimetern<br />
schöpft der Graugussklotz in seiner<br />
kleinsten Ausbaustufe (2800 S) 132 PS bei 5.200<br />
Touren, was gegenüber dem Vorgängermodell<br />
immerhin eine Leistungssteigerung um 7 PS bedeutet.<br />
Als 2800 H bringt es derselbe Motor auf<br />
145 PS, als Einspritzer (2800 E, nur im Admiral<br />
L und Diplomat) liegen sogar 165 PS an. Letztere<br />
Variante bildet das obere Leistungsende<br />
des Admiral und steht als Basismotorisierung<br />
des Diplomat im Katalog. Der glänzt natürlich<br />
auch wieder optional als V8, mit 5,4 Litern Hubraum<br />
und 230 PS. In Anbetracht des Leergewichts<br />
von 1,5 Tonnen ein ebenso beeindruckender<br />
wie angemessener Wert.<br />
Die hintere Starrachse schickt Opel endlich<br />
in Rente und investiert in ebenjene aufwendige<br />
de-Dion-Achse aus dem kleinen grauen Büchlein,<br />
das nicht nur Herrn Schmid beeindrucken<br />
wird. Ähnlich einer Starrachse besitzt sie ein<br />
Fotos: Frederik E. Scherer, Opel
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Adam Opel AG, Rüsselsheim<br />
Modell Kapitän/Admiral 2,8 S/H Admiral/Diplomat 2,8 E Diplomat V8<br />
Karosserie<br />
selbst tragende Stahlblechkarosserie, 4-türig<br />
Motor 6-Zyl.-Reihe, Viertakt, ohc, wassergekühlt, vorn längs 8-Zyl., V-Motor, wassergekühlt,<br />
vorn längs<br />
Hubraum (ccm) 2.784 2.784 5.354<br />
Leistung (PS bei U/min) 132 bei 5.200/145 bei 5.200 165 bei 5.600 230 bei 4.700<br />
Getriebe/Antrieb 4-Gang-Schaltgetriebe. Optional: Opel Dreistufen-Automatik GM Turbo-Hydramatic<br />
Fahrwerk vorn Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern, Querlenkern, Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Doppelgelenkachse (System de Dion) mit Längs- und Querlenkern, Schraubenfedern,<br />
Stabilisator. Optional: Niveauregulierung<br />
Radstand (mm) 2.845 2.845 2.845<br />
Spurweite v/h (mm) 1.510/1.505 1.510/1.505 1.510/1.505<br />
Reifen 7.00 H 14 7.00 H 14 195 H 14<br />
Bremsen v/h hydraulisch mit Servohilfe, Scheiben<br />
Beschleunigung<br />
(0-100 km/h in Sek.) 12,5/11,5 11,5 10<br />
Vmax (km/h) 175/182 190 205<br />
Maße L x B x H (mm) 4.900 x 1.852 x 1.445 4.900 x 1.852 x 1.445 4.900 x 1.852 x 1.445<br />
Leergewicht (kg) 1.475/1.495 1.510 1.690<br />
Verbrauch (l/100 km) 14 14 16<br />
Bauzeit 1969–70 (Kapitän), 1969–77 (Admiral) 1969–77<br />
Stückzahlen Kapitän/Admiral N: 11.017; Admiral L: 31.827; Diplomat E/V8: 18.725<br />
Neupreis (DM) 13.542 (Kapitän); 15.962 (Admiral); 20.257<br />
14.319 (Admiral) 17.760 (Diplomat)<br />
OPEL KAD-B-BAUREIHE | 31<br />
Watteweiche Polster dominieren auch im<br />
Fond. Auf dem Boden liegt Gummi.<br />
Basismotorisierung für Kapitän und Admiral: sechs Zylinder, 2,8 Liter,<br />
132 PS. Ein robuster Graugussklotz von ausgeprägtem Gleichmut.<br />
Ascher im Fond sind serienmäßig vorhanden und tragen im Unterschied<br />
zur Fensterkurbel sogar echten Chrom.<br />
Als Basismodell ist der Kapitän ein absoluter<br />
Nullausstatter – für Pragmatiker und Behörden.<br />
zentrales Querrohr, das die beiden Räder miteinander<br />
verbindet. Diese sind allerdings<br />
gleichzeitig an Längslenkern einzeln aufgehängt<br />
und verfügen über eine Schraubenfederung.<br />
Das Differenzial ist an einem separaten<br />
Träger am Wagenboden befestigt und treibt die<br />
Räder über Gelenkwellen an, was die ungefederten<br />
Massen reduziert. Kurz: eine für Opel<br />
untypisch komplizierte Lösung, die bei späteren<br />
Modellen nie mehr zum Einsatz kommen<br />
wird.<br />
Auch den Innenraum hat Opel mit serienmäßigen<br />
Liegesitzen vorne ins Jetzt geholt und<br />
den typischen Bandtacho durch Rundinstrumente<br />
ersetzt. Die Handbremse befindet sich<br />
nunmehr als Hebel am Wagenboden und nicht<br />
mehr unterm Armaturenbrett. Eine Knüppelschaltung<br />
kostet allerdings noch immer Aufpreis,<br />
die vier Gänge des Schaltgetriebes werden<br />
serienmäßig am Lenkrad sortiert. Ascher<br />
im Fond sind zu Zeiten, als im öffentlich-rechtlichen<br />
Fernsehen noch vor der Kamera gequalmt<br />
wird, sogar im Basismodell Kapitän so<br />
selbstverständlich wie eine Mittelarmlehne.<br />
Mit Gummimatte, ohne Holzdekor<br />
Und dabei hat der Kapitän noch am wenigsten<br />
zu bieten. „Das war ein absolutes Insiderauto“,<br />
sagt Opel Classic-Chef Wolfgang Scholz über<br />
den werkeigenen Kapitän 2800 S, der für uns<br />
Modell steht. Im Klartext: Wer sich 1969 für einen<br />
Kapitän, statt für einen Admiral oder Diplomat<br />
entscheidet, ist entweder verdammt anspruchslos<br />
oder eine Behörde.<br />
Im Innenraum gibt er sich beinahe wie ein<br />
aufgeplusterter Rekord und<br />
nicht wie ein Mercedes-Konkurrent:<br />
Statt Teppichboden<br />
liegt dem Fahrer nur eine pflegeleichte<br />
Gummimatte zu Füßen,<br />
außerdem spart sich der Kapitän auch jegliches<br />
Holzdekor am Armaturenbrett und auf<br />
den Türinnenseiten. Servolenkung hat er auch<br />
nicht, außen fehlen einige Zierleisten, z. B. an<br />
den Radläufen, und wer die Nebelscheinwerfer<br />
nicht extra bestellt, findet im Frontblech zwei<br />
schmucklose Plastikblenden als Platzhalter vor.<br />
Wenigstens verzichtet er nicht auf die im KAD<br />
serienmäßigen Scheibenbremsen.<br />
Für sein Riesen-Sparbrötchen macht Opel<br />
nicht mal Werbung, und lässt lieber Admiral und<br />
Diplomat durch die Gazetten fahren. „Wir haben<br />
nichts geändert. Wir haben alles neu gemacht.<br />
Alles! Und mehr als man braucht“, heißt<br />
es da, durchaus vollmundig.<br />
Die Presse jubelt – der Markt nicht<br />
Der Diplomat wird gegen Ende seiner Karriere<br />
gar als das „25.000 Mark-Auto“ beworben. Zitat:<br />
„Über dem Niveau des Diplomat stehen nur<br />
noch wenige Traumautos. Zu Traumpreisen.“<br />
Botschaften, die zunächst auch in der Presse ankommen.<br />
„Hobby“ jubelt: „Ehrlich: Weiter kann<br />
ein Tochterwerk von General Motors nicht gehen!<br />
Hervorragende Arbeit, die leider für den<br />
oberflächlichen Käufer vom Karosserieblech<br />
verdeckt wird!“ Und schließt nachdenklich: „Es<br />
fragt sich nur, aus welchen Gründen die Mehrheit<br />
der Käufer in dieser großen Klasse entscheidet:<br />
Sind es technische Überlegungen oder ist<br />
es der Prestigewert?“<br />
Tatsächlich würdigt die Stuttgarter „Auto, Motor<br />
und Sport“ zwar, dass „in Rüsselsheim seriö-
32 | PORTRÄT<br />
KAUFBERATUNG<br />
Opel KAD B<br />
Wenn es kein Mercedes und auch kein Ami sein soll, bleibt nur noch ein großer Opel.<br />
Opels KAD-B-Baureihe ist selten<br />
geworden – und wirklich<br />
gute Exemplare sind meist in<br />
festen Händen. Der Blenderanteil<br />
am Markt ist hoch, Wartungsstau<br />
leider an der<br />
Tagesordnung – umso schwieriger<br />
ist es, ein gutes Exemplar<br />
zu finden.<br />
Spezifisches für den<br />
letzten Kapitän ist<br />
schwer aufzutreiben.<br />
Karosserie<br />
Wie bei jedem Auto mit selbst tragender<br />
Karosserie sind die unteren 20<br />
Zentimeter genau zu inspizieren: Frontund<br />
Heckblech, Radläufe innen und<br />
außen, Stehbleche, Schweller (speziell<br />
im vorderen Bereich, wo die Schiebedachabläufe<br />
enden), Reserveradmulde,<br />
Türunterkanten<br />
etc. Achten<br />
Sie auf Modergeruch<br />
im Innenraum: Er deutet auf Feuchtigkeit<br />
hin, die durch undichte Front- oder<br />
Heckscheiben, aber auch durch Rost<br />
unter der Edelstahlleiste vor der Frontscheibe<br />
eindringt und im Fußraum stehen<br />
bleibt. Auch ist es empfehlenswert,<br />
die Rücksitzbank auszubauen, da sich<br />
hinter der Rückenlehne oft Rost verbirgt.<br />
Ein Blasen schlagendes Vinyldach<br />
ist kein gutes Zeichen: Das Blech unter<br />
dem Kunststoff war ab Werk nur grundiert,<br />
die Widerstandskraft gegen den<br />
Gilb tendiert hier also gegen null!<br />
Motoren und<br />
Getriebe<br />
Zuverlässig<br />
sind sie alle –<br />
nur oft<br />
schlecht gewartet.<br />
Bei den<br />
Sechszylindern gehören<br />
darüber hinaus eingelaufene Nockenwellen<br />
und malade Wasserpumpen<br />
zum Standard-Reparaturprogramm.<br />
Ölverlust ist (auch am<br />
Getriebe) normal, sofern sich unter<br />
dem Auto keine Pfütze bildet. Der von<br />
Chevrolet übernommene V8 ist nicht<br />
vollgasfest und leidet mitunter an einer<br />
schlechten Vergasereinstellung – hier<br />
muss ein Spezialist ran, ebenso wie bei<br />
den Doppelvergasern der Sechszylinder<br />
und der Bosch D-Jetronic, die bei korrekter<br />
Funktion den Verbrauch niedrig<br />
hält. Auch problematisch: kaputte Motorlager,<br />
die speziell beim V8 ein Festhaken<br />
des Gasgestänges auf Vollgas<br />
verursachen können!<br />
Automatikgetriebe sind, regelmäßige<br />
Ölwechsel vorausgesetzt,<br />
als langlebig bekannt. Im<br />
Unterschied dazu sind die<br />
Schaltgetriebe beinahe fragil, da<br />
unterdimensioniert – achten Sie also<br />
auf korrekte Funktion.<br />
Bremsen und Fahrwerk<br />
Lärmen kann allerdings auch die Kardanwelle,<br />
je nach Ausführung entweder<br />
durch defekte Kreuzgelenke oder Hardyscheiben.<br />
Ein häufiges Problem sind<br />
ausgeschlagene Dreieckslenker an der<br />
Vorderachse. Diese besitzen Schmiernippel,<br />
die regelmäßig mit Fett versorgt<br />
sein wollen – laufen sie trocken, zieht<br />
das Auto beim Bremsen schief, obwohl<br />
auf dem Prüfstand gleichmäßige Werte<br />
angezeigt werden. Ein weiteres Indiz ist<br />
eine schlagende Lenkung bei Geschwindigkeiten<br />
um Tempo 120.<br />
Eine große Operation ist der Austausch<br />
Kräftige Federscharniere<br />
halten die Motorhaube<br />
offen.<br />
der hinteren<br />
Radlager: Sie<br />
sind nach Jahrzehnten<br />
oft so<br />
festgebacken,<br />
dass selbst der originale Abzieher brechen<br />
kann – Achtung, Verletzungsgefahr!<br />
Und die de-Dion-Achse? Die besitzt<br />
so viele Buchsen, dass eine Komplettüberholung<br />
zur Lebensaufgabe<br />
werden kann.<br />
Innenraum und Elektrik<br />
Teile für die Innenausstattung sind<br />
Mangelware. Schauen Sie hier deshalb<br />
genau hin: Speziell farbige Armaturenbretter<br />
wie das unseres Foto-Kapitäns<br />
neigen zur Rissbildung. „Verchromte“<br />
Plastikteile verlieren gerne ihren Glanz,<br />
Der Tankdeckel verbirgt<br />
sich im Heckabschlussblech.<br />
da der Chrom einfach abblättert. Oft ist<br />
der Fahrersitz durchgesessen und die<br />
Oberkante der Rücksitzbank<br />
durch die Sonne ausgeblichen.<br />
Der Himmel<br />
kann im Laufe der Jahre<br />
durch alternden Kleber braune Flecken<br />
aufweisen.<br />
Die Elektrik hat einen leider sehr zentralen<br />
Schwachpunkt: den Sicherungskasten.<br />
Kontrollieren Sie ihn auf<br />
Schmorspuren. Probieren Sie unbedingt<br />
auch alle Schalter durch, besonders<br />
Scheibenwischer- und<br />
Lichtschalter sowie die elektrischen<br />
Fensterheber – was hier<br />
nicht funktioniert, wird teuer.<br />
MARKTWERTE<br />
KAD-B-Baureihe<br />
Auch als Sechszylinder<br />
erreichen die KAD-Opel<br />
immer höhere Preise.<br />
Modelle: Kapitän B 2,8/Admiral B 2,8<br />
Baujahr: 1969–70/1969–76<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 16.000 2: 10.200 3: 6.700<br />
4: 2.900 5: 1.000<br />
Modelle: Diplomat B 2,8 E/V8<br />
Baujahr: 1969–77<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 18.000/20.000 2: 11.500/12.800<br />
3: 7.600/8.400 4: 3.200/3.600<br />
5: 1.100/1.200<br />
Ersatzteile<br />
Die gute Nachricht zuerst: Alles,<br />
was aus US-Fertigung stammt (also<br />
V8-Motoren und deren Turbo-Hydramatic-Getriebe<br />
sowie die GM-Automatiken<br />
der Sechszylinder) lässt sich problemlos<br />
mit Ersatzteilen versorgen. Die<br />
schlechte: Alles andere lässt sich zwar<br />
irgendwie auftreiben, doch die Preise<br />
sind hoch – wenn auch nicht auf Mercedes-Niveau.<br />
Speziell Blech-, Innenausstattungs-<br />
und Fahrwerkteile sind<br />
nicht mehr zu beschaffen, Gebrauchtteile<br />
und diverse Nachfertigungen lösen<br />
das Problem nicht in Gänze. Da hilft<br />
nur ein guter Draht zur Szene.<br />
Fazit<br />
Wer einen Admiral, Diplomat oder einen<br />
der raren Kapitäne kauft, setzt ein<br />
Zeichen gegen den Mainstream. Noch<br />
<strong>heute</strong> bieten die „Großen Drei“ viel<br />
Komfort und Fahrspaß – wenn die Rahmenbedingungen<br />
stimmen.<br />
So gilt im Zweifel auch<br />
Funktionieren die<br />
Schalter nicht mehr,<br />
wird es teuer.<br />
dieses: Lieber in einen<br />
guten Sechszylinder investieren,<br />
als an einem schlechten V8 Geld<br />
verlieren!<br />
Joachim Stange/Frederik E. Scherer
OPEL KAD-B-BAUREIHE | 33<br />
ser, vollwertiger Automobilbau betrieben wird“,<br />
fällt aber vor allem hinsichtlich der Bedienung<br />
ihres Admiral 2800 E ein undiplomatisches Urteil:<br />
„Man findet in dieser Ausstattung neben aufwendigen<br />
Details unverständliche Primitivitäten.<br />
So bleibt der Gesamteindruck unbefriedigend.“<br />
Schon 1970 „befördert“ Opel den Kapitän<br />
zum Admiral N und beerdigt so klammheimlich<br />
einen großen Namen. 1972 erfährt die Baureihe<br />
ihr einziges Facelift, das sogar den Namen verdient:<br />
Das Opel-Emblem wird nun nicht mehr<br />
auf der Haube, sondern im überarbeiteten Kühlergrill<br />
platziert. Im Folgejahr bauen die Rüsselsheimer<br />
noch einen Diplomat mit verlängertem<br />
Radstand, um dem Mercedes 450 SEL<br />
Konkurrenz zu machen. Was mitten in der ersten<br />
Ölkrise gewaltig schiefgeht.<br />
Ohne Zierleiste zwischen den Rückleuchten<br />
wirkt das Kapitän-Heck<br />
zwar nackt, aber trotzdem elegant.<br />
Produktionsende nach acht Jahren<br />
Nach den Kunden verliert nun auch Opel selbst<br />
zunehmend das Interesse an seinen großen Autos.<br />
Mit nur noch knapp 2.600 Wagen – gegenüber<br />
knapp 18.000 im ersten Produktionsjahr –<br />
endet 1977 die Fertigung. Zuletzt hießen alle<br />
drei Modelle Diplomat, selbst die Standardausführung.<br />
Weil es seither nie wieder einen so großen<br />
Opel gab, ist eine Fahrt mit dem letzten Kapitän<br />
<strong>heute</strong> umso erhellender. Der erzieht schon deshalb<br />
zum entspannten Fahren, weil sein Schalthebel<br />
über Strecken bewegt wird, deren Länge<br />
gut und gerne den Federwegen des wuchtigen<br />
Wagens selbst entsprechen.<br />
Sicheres Fahrverhalten und viel Komfort<br />
Licht, Scheibenwischer und alles sonst steuert<br />
der Opel über Drucktasten, die im Blendschirm<br />
des Armaturenbretts eingelassen sind. Nur wer<br />
relativ dicht vor dem Lenkrad sitzt, kann sie bequem<br />
erreichen – was ebenso für die Pedale gilt.<br />
Ausgerüstet mit dem 132-PS-Basismotor,<br />
mag es der Kapitän eher gemütlich: Leistung ist<br />
nicht spürbar, aber vorhanden. Und das hochgelobte<br />
Fahrwerk? Nun, so modern wie einst<br />
wirkt es <strong>heute</strong> natürlich nicht mehr, doch es<br />
bleibt in flott gefahrenen Kurven immer richtungsstabil<br />
und sicher. Den amerikanischen<br />
Schaukelcharme ließ sich der Kapitän aber<br />
nicht aberziehen und wogt wohlig über den<br />
Asphalt. Auch ohne Stern im Blick ist das ein erhabenes<br />
Gefühl. Im Kapitän muss man eben<br />
kein Diplomat sein, um sich wie ein Admiral der<br />
Landstraße zu fühlen.<br />
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YOUNGTIMER | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
SICHERHEITSCABRIOS DER 80ER<br />
VW Golf Cabrio, Ford Escort Cabrio, Opel Kadett Cabrio<br />
Cabriospaß<br />
für<br />
wenig Geld<br />
VW Golf, Ford<br />
Escort, Opel<br />
Kadett<br />
Biedermänner oben ohne<br />
Was einst Spottname für das Golf Cabrio in rotem Lack mit schwarzem Henkel war, klingt inzwischen<br />
sympathisch: Erdbeerkörbchen – und diese Bezeichnung taugt <strong>heute</strong> als ironischer Gattungsname<br />
auch für seine viersitzigen Cabrio-Konkurrenten der 80er, den Opel Kadett und den Ford Escort.
SICHERHEITSCABRIOS DER 80ER-JAHRE | 35<br />
Noble Sport sitze mit Sitzheizung und Leder im VW Golf.<br />
Im Ford Escort dominiert billig wirkendes Plastik.<br />
Captain Future: Ein<br />
Digitaltacho ist der<br />
einzige Hingucker<br />
im sonst eher tristen<br />
Opel-Innenraum.<br />
Die 80er – ein Jahrzehnt ungezügelter Lebensfreude.<br />
Die Popmusik schlug mit der<br />
Neuen Deutschen Welle, Italo- und Eurodisco<br />
merkwürdige Wellen, die Ladys trugen<br />
Leggins und die Herren Minipli-Dauerwellen.<br />
Im Fernsehen wechselten sich Dallas und Denver-Clan<br />
ab, und auf den Straßen parkten selbst<br />
vor biederen Reihenhaussiedlungen immer häufiger<br />
Cabriolets mit einem Sicherheitsbügel. Das<br />
1979 präsentierte Golf Cabrio trug den schwarzen<br />
Bügel als Erster – und<br />
traf anfangs auf nur wenig<br />
Gegenliebe. Doch im Laufe<br />
der Zeit wurde er dann doch<br />
zum Topseller, was Ford und<br />
Opel Ende der 80er-Jahre ebenfalls zum Bau<br />
von Viersitzer-Aufschnitten veranlasste, die den<br />
Wolfsburgern das Leben ein bisschen schwerer<br />
machen sollten.<br />
Stabil und sicher wie eine Burg<br />
Dank des Bügels waren die drei Aufschnitte erstaunlich<br />
solide. Selbst auf Kopfsteinpflaster<br />
hielten sich Verwindungen der Karosserien in<br />
Grenzen. Schuld daran war neben dem schwarzen<br />
Henkel bei allen auch eine massive Querstrebe<br />
zwischen den hinteren Federbeindomen.<br />
Der Kofferraum schrumpft dadurch zwar deutlich,<br />
doch wer sich mit dem Nötigsten begnügte,<br />
kam damit auch problemlos zurecht.<br />
Der Bügel stört das Frischluftvergnügen<br />
kaum, und wer nicht gerade Sascha Hehns tollkühnem<br />
Hechtsprung in den Golf nacheifern<br />
will, wird dem schwarzen Ding über dem Kopf<br />
nur kurz gram sein. Und dann begeistert feststellen,<br />
wie einfach sich ein Windschott an ihm<br />
befestigen lässt.<br />
Solide Motoren, hohe Alltagstauglichkeit<br />
Doch an den Stammtischen damals gab es neben<br />
dem Bügel noch weiteren Diskussionsbedarf:<br />
Waren nun die 95 oder 98 PS des Golf, die<br />
Großserientechnik und die Freiheit eines Cabrios<br />
machten Reiz und Erfolg der Henkelmänner aus.<br />
90 bis maximal 102 PS des Escort oder gar die<br />
115 PS des Kadett GSI das Nonplusultra? „Relax,<br />
don’t do it“, sangen Frankie goes to Hollywood,<br />
und das durfte auch als Motto für die<br />
Henkelmänner gelten. Denn Rennen konnte<br />
man mit keinem der Kat-Kastraten gewinnen.<br />
Gezügelt durch den Katalysator und die häufig<br />
verstimmte Einspritzanlage vom Typ Bosch<br />
KE-Jetronic (Ford und VW), stellen die einstigen<br />
Topmotorisierungen <strong>heute</strong> das Minimum für eine<br />
halbwegs gefahrlose Teilnahme am heutigen<br />
Verkehr dar. Doch wer sich außerhalb des hektischen<br />
Stadtverkehrs bewegt, schließt bald seinen<br />
Frieden mit den Vierzylindern, die in ihren<br />
letzten Ausbaustufen über moderne und zuverlässige<br />
Motronic-Einspritzanlagen verfügen.<br />
Dank ausreichendem Drehmoment bei niedri-
36 | YOUNGTIMER<br />
Bei dem zweifarbigen<br />
XR3 i ist das Verlangen<br />
der Dame nach -<br />
vollziehbar.<br />
gen Drehzahlen reicht das Gebotene, um lässig<br />
im fünften Gang durch die Lande zu touren und<br />
auf der Autobahn angenehme Reiseschnitte zu<br />
erreichen. Erst wenn es sportlich werden soll,<br />
strecken die G-Kat-Motoren ihre Waffen und<br />
werden beim Ausdrehen laut, zäh und brummig.<br />
Sportlich, das wird aus heutiger Sicht schnell<br />
deutlich, waren an diesen Cabrios allenfalls die<br />
Testimonials von Steffi Graf und Boris Becker.<br />
Moderne Plastikzeiten<br />
Man saß und sitzt gut in den Henkelmännern:<br />
Alle drei Kandidaten gefallen mit gut ausgeformten<br />
Sportsitzen, im Opel darf man sogar<br />
auf Recaro-Gestühl Platz nehmen. Doch vor allem<br />
bei Ford und Opel muss man deutliche Abstriche<br />
in Sachen Materialgüte und Verarbeitung<br />
hinnehmen. Das sichtbare Plastik sieht billig<br />
aus und fühlt sich so an. Wen das stört, der<br />
kann die Bauteile mit einer Rolle Filzklebeband<br />
zumindest etwas entklappern. Falls die Geräu-<br />
KAUFBERATUNG<br />
Ford Escort Cabriolet<br />
Die Mechanik des offenen Ford ist solide. Im Gegensatz zur<br />
Karosserie, an der der Rost oft schon reichlich genagt hat.<br />
Der häufig verbaute 1,6-Liter-Zweiventiler<br />
fällt allenfalls durch altersbedingte<br />
Inkontinenz auf. Bei Minimalpflege, zu<br />
der auch der regelmäßige Wechsel des<br />
Zahnriemens gehört, sind Laufleistungen<br />
von über 200.000 Kilometer die<br />
Regel. Ärger macht dagegen gerne die<br />
bis 1989 verbaute Bosch KE-Jetronic.<br />
Blätterteig und Kantenrost<br />
Den Ford plagt vor allem der<br />
Rost. Auch bei gut gepflegten<br />
Exemplaren sieht<br />
man das Drama häufig<br />
nicht auf den ersten<br />
Blick. Speziell an den<br />
Schwellerkanten und<br />
unter den zahlreichen<br />
Gummidichtungen sitzt die<br />
braune Pest. Besonders dramatisch<br />
sind Durchrostungen<br />
an den Aufnahmepunkten der<br />
Vorder- und Hinterachse. Reparaturen<br />
an diesen Stellen<br />
sind so teuer, dass sich eine<br />
Instandsetzung angesichts<br />
des geringen Wagenwerts<br />
meist nicht mehr lohnt.<br />
Gebrechliches Fahrwerk<br />
Rost ist auch der<br />
schlimmste<br />
Feind des<br />
Die Sitzbezüge der<br />
Escort-Sessel sind<br />
häufig verschlissen.<br />
Fahrwerks.<br />
Die Komponenten<br />
der Achsaufhängung<br />
rosten so dramatisch, dass<br />
der TÜV-Prüfer deswegen<br />
häufig den Daumen senkt.<br />
Auch die aufwendige Hinterachse<br />
mit ihren zahlreichen<br />
Buchsen ist oft marode. Gerissene<br />
Gummielemente lassen<br />
Querlenker oder Stabilisator<br />
unter heiterem Geklapper<br />
jede Radführung vergessen.<br />
Stoßdämpfer, Buchsen<br />
und Bremsen sind qualitativ<br />
eher mäßig und verschleißen<br />
im Vergleich<br />
zum Golf schneller.<br />
Falten, die Spuren der Jahre<br />
Trotz Sonne und Straßenstaub<br />
ist der Innenraum<br />
des Escort<br />
meist in gutem<br />
Zustand. Lediglich<br />
die<br />
Velourssitzbezüge<br />
werfen<br />
zuweilen Falten<br />
und reißen an den<br />
Nähten auch mal<br />
auf. Auch an<br />
den Türverkleidungen<br />
löst<br />
sich der Stoff<br />
oft von seinem<br />
Schaumstoffuntergrund.<br />
Mängel, mit denen<br />
man leben muss, denn Ersatzteile<br />
gibt es für den Ford<br />
weder am Teiletresen<br />
noch auf dem<br />
Rost an den Türkanten<br />
gehört bis 1989<br />
zum Standard.<br />
Schrottplatz, wo die<br />
Abwrackprämie zahlreiche<br />
Escort im Hochofen verschwinden<br />
ließ.<br />
Diese Hinterachsbefestigung<br />
ist kaum<br />
mehr zu retten.<br />
Billiges Vergnügen<br />
Für rund 2.500 Euro gibt es<br />
mit etwas Glück ein originales<br />
Topauto, das – regelmäßige<br />
Wartung vorausgesetzt –<br />
für viele Jahre sorglosen, offenen<br />
Fahrspaß garantiert.<br />
Angesichts dieses niedrigen<br />
Preisniveaus lohnt es sich<br />
kaum, in die umfangreiche<br />
Restaurierung eines Escort zu<br />
investieren.<br />
Fotos: VW Traditon, Opel, Ford, Sven Jürisch
Der 1,8-Liter-Motor im<br />
Golf ist laufruhig, sparsam<br />
und zuverlässig.<br />
SICHERHEITSCABRIOS DER 80ER-JAHRE | 37<br />
Trotz nominell 115 PS<br />
verbreitet der Opel 2,0 Liter<br />
nur wenig Fahrspaß.<br />
Der ausgereifte Ford Motor leidet unter dem<br />
Katalysator und gibt sich zugeschnürt.<br />
sche doch zu sehr überhandnehmen,<br />
sind die nachzuziehenden Schrauben<br />
gut sichtbar. Der Streber im Bunde ist<br />
der Golf. Zwar ist auch hier reichlich<br />
Hartplastik im Angebot, doch die Wolfsburger<br />
lieferten die Armaturenanlage<br />
wenigstens in noblem Schwarz aus. Dazu<br />
verwendete man kaschiertes Material<br />
(Pressspan mit Überzug) und schuf so<br />
ein etwas hochwertigeres Ambiente, das<br />
bei Bedarf sogar mit heizbaren Ledersitzen<br />
aufgehübscht werden konnte.<br />
Ein cooles Extra waren auch elektrische Verdecke.<br />
Bis auf ein leicht metallisches Kreischen<br />
fast unhörbar, sorgte eine Elektrohydraulik<br />
für das Wegklappen des Plastikdaches.<br />
Nur den Golf gab es übrigens auf Wunsch mit<br />
einem echten Stoffdach. Bei allen musste gemäß<br />
StVO vor der Abfahrt die friemelige Persenning<br />
mit ihren zahllosen Druckknöpfen<br />
über das Verdeck gefummelt werden – ein Vorgang,<br />
der ausschließlich vom männlichen Fahrer<br />
vorzunehmen war, denn der frisch manikürten<br />
Lipgloss-Queen des Abends drohte bei<br />
den störrischen Druckverschlüssen der Verlust<br />
der Fingernägel und damit der kompletten Lebensfreude.<br />
Komfort schlägt Sportfahrwerk<br />
Anders als ihre geschlossenen Pendants setzten<br />
die Cabrios von Beginn an auf den Softie hinterm<br />
Volant. Also mehr Sandra als Deep Purple.<br />
Selbst <strong>heute</strong> ist es erstaunlich, wie kommod und<br />
dennoch flott es sich mit den Zutaten<br />
der 80er leben lässt. Vorne arbeiten bei<br />
allen McPherson-Federbeine, hinten begnügen<br />
sich Opel und VW mit Verbundlenker-Hinterachsen<br />
(<strong>heute</strong> würde man<br />
Starrachse sagen), während der Escort<br />
mit einer Einzelradaufhängung auftrumpft.<br />
Ein konstruktiver Mehraufwand,<br />
der für den besten Komfort im<br />
Trio sorgt. Das fröhlich schwingende<br />
Fahrverhalten des Escort erinnert an die<br />
hervorstechenden Merkmale des damaligen<br />
Pin-up-Stars Samantha Fox. Und pariert Fahrbahnunebenheiten<br />
deutlich kommoder als Golf<br />
und Kadett, die mit etwas strafferen Dämpfern<br />
versuchen, so etwas wie Fahrdynamik vorzutäuschen.<br />
Sondermodelle ohne Ende<br />
Jedes Jahr mindestens ein Sondermodell, so<br />
lautete die Devise der Hersteller vor rund 20<br />
Jahren. Dabei kamen wunderliche Geschöpfe<br />
heraus. Besonders bei Volkswagen war man<br />
KAUFBERATUNG<br />
Golf Cabriolet<br />
Das Golf Cabriolet überzeugt mit hoher Verarbeitungs -<br />
qualität und langlebiger Technik.<br />
Die <strong>heute</strong> noch erhältlichen Fahrzeuge<br />
sind in der Regel Modelle nach dem<br />
1987 erfolgten Facelift und somit bestens<br />
gegen Rost geschützt. Unverbastelte<br />
und unfallfreie Fahrzeuge sind<br />
oft noch in rostfreiem Zustand.<br />
Verschleiß durch Tuning<br />
Nachgearbeitete Kotflügelkanten<br />
rosten<br />
unter den<br />
Kunst-<br />
stoffver-<br />
breiterun-<br />
gen (Serie ab<br />
1988), und es gibt Risse an<br />
den Abdichtungen der Karosserieteile.<br />
Wasser sorgt dann<br />
für verborgenen Rost. Auch<br />
wenn bei der Besichtigung<br />
alles origiunal ist, ein Blick in<br />
die Fahrzeugpapiere entlarvt<br />
frühere Tuningsünden.<br />
Nichts hält ewig,<br />
auch nicht der VW-<br />
Zahnriemen.<br />
Achtung Hochspannung<br />
Von Hause aus solide verkabelt,<br />
können Extras wie Hi-Fi-<br />
Umbauten Probleme bereiten.<br />
Die einzige Lösung ist der geordnete<br />
Rückbau,<br />
wobei zerlöcherte<br />
Türverkleidungen nur<br />
selten in gleicher<br />
Ausführung neu zu beschaffen<br />
sind. Ebenfalls auf der Mängelliste:<br />
überlastete Lichtschalter,<br />
lahme elektrische<br />
Fensterheber sowie<br />
durchgeschmorte<br />
Sitzheizungen.<br />
Solide Motoren<br />
Hier kann man nur einen<br />
Rat geben: Finger<br />
weg von uralten Vergaserversionen<br />
(72 PS U-Kat) oder<br />
dem anfälligen KE-Jetronic-<br />
Motor mit dem Motor-Kennbuchstaben<br />
JH. Zuverlässiger<br />
sind 1,8-Liter-Modelle mit<br />
dem Kennbuchstaben 2H.<br />
Schwankenden Leerlaufdrehzahlen<br />
begegnet man durch<br />
Ersatz oder Reinigung des<br />
Leerlaufventils. Teurer wird<br />
der Wechsel des Zahnriemens,<br />
die Instandsetzung<br />
Ist die Sitzheizung<br />
okay, kann die laue<br />
Herbstnacht kommen.<br />
eines gerissenen<br />
Abgaskrümmers<br />
oder gar der Austausch<br />
weggerosteter Stehbolzen.<br />
Ausgereifte Technik<br />
Müde Dämpfer,<br />
Fahrwerkbuchsen<br />
und<br />
Bremsen zählen<br />
zum normalen<br />
Verschleiß<br />
und können<br />
<strong>preiswert</strong><br />
ersetzt werden. Problemlos<br />
auch die Extras, wie das E-<br />
Dach oder die empfehlenswerte<br />
Servolenkung.<br />
Bei der schon damals<br />
veralteten Dreigangautomatik<br />
lassen Schaltkomfort,<br />
Temperament und Haltbarkeit<br />
zu wünschen übrig. Das Fünfganggetriebe<br />
leidet dafür an<br />
Schwächen der Synchronisierung<br />
(Kratzen beim Schalten)<br />
und ausgeschlagenen<br />
Schaltgestängen.<br />
Wenn die Achse<br />
klappert, sind meist<br />
die Domlager schuld.<br />
Preise und Ersatzteile<br />
Egal welches Modell: Eine<br />
unbeschädigte und vollständige<br />
Innenausstattung ist eines<br />
der wichtigsten Argumente,<br />
denn trotz guter Ersatzteilversorgung<br />
sind bei VW<br />
spezielle Verkleidungs- und<br />
Zierteile Mangelware.
38 | YOUNGTIMER<br />
Bertone verpasste dem Henkelmann aus Bochum eine gefällige Form, die auch <strong>heute</strong> noch attraktiv ist.<br />
sich für keinen Zeitgeist zu schade – sehr zur<br />
Freude heutiger Liebhaber. Denn während bei<br />
Ford und Opel die Sondermodelle „Boris Becker“<br />
oder „Edition“ <strong>heute</strong> keine besondere<br />
Aufmerksamkeit mehr genießen, steigen bei<br />
Mehr 80er geht nicht: Mit den Henkelcabrios<br />
zurück in eine verrückte, unbeschwerte Zeit.<br />
den VW-Modellen „Etienne Aigner“, „Quartett“<br />
oder „Classic Line“ die Marktwerte. Doch<br />
es gibt auch noch die Geheimtipps im VW-Lager.<br />
So ist das in androgynem Flamingo gehaltene<br />
Sondermodell „Fashionline“ bis <strong>heute</strong><br />
ebenso wenig auf der Shoppingliste der<br />
Sammler wie das Golf Cabrio „Bel Air“ mit seiner<br />
mediterranen Zweifarbenlackierung.<br />
Wer sich dagegen für den Opel Kadett interessiert,<br />
wird sich mehr für das im Topmodell<br />
häufig verbaute digitale Cockpit interessieren.<br />
Etwas vergleichbares<br />
konnten in der Pacman-Gesellschaft<br />
der 80er weder VW noch<br />
Ford bieten. Und auch die stylischen,<br />
aber funktionslosen, Lufteinlässe auf der<br />
Motorhaube des Aerodynamikwunders Kadett<br />
(Spitzname „Windei“) suchen bis <strong>heute</strong> ihresgleichen.<br />
Dem Ford bleibt immer noch der kleine<br />
Trost, die überdimensionalen Rallyescheinwerfer<br />
der längst vergangenen 60er-Jahre in die<br />
Neuzeit der 80er-Jahre gerettet zu haben.<br />
Fazit<br />
Kein anderes Trio erlaubt eine derart intensive<br />
Reise zurück in die Zeit der Schulterpolster und<br />
der Seidensakkos. Egal ob Ford, Opel oder VW,<br />
alle tragen ihren Bügel mit Stolz.<br />
Nun gilt es nur noch, das richtige „Tape“ mit<br />
Modern Talking oder Depeche Mode zu finden,<br />
die Haare zu toupieren und mit der RayBan auf<br />
der Nase in den Abend zu fahren. Und eventuell<br />
ist ja auch das nette Sandra-Double von damals<br />
wieder dabei. Auf dem Beifahrersitz, unter der<br />
Haube, ääh, dem Bügel. Sven Jürisch<br />
KAUFBERATUNG<br />
Opel Kadett E Cabriolet<br />
Das von Bertone in Italien gebaute Kadett Cabrio<br />
rostete noch schneller als die Limousine.<br />
Nur von Beginn an gut gepflegte<br />
Frischluft-Kadett erreichen den<br />
Status des gut erhaltenen Youngtimers.<br />
Andernfalls gammelt der<br />
Opel vor allem unterhalb der<br />
Sichtkante an Schwellern, Endspitzen<br />
(vorne unter den Kotflügeln<br />
verborgen) und Radläufen.<br />
Problemfall Fahrwerk und<br />
Unterboden<br />
Opel sparte Ende der<br />
80er-Jahre an so<br />
ziemlich allem. So<br />
auch an der Konservierung<br />
von Achsen,<br />
Leitungen oder dem<br />
Tank. Dies rächt sich mit<br />
Rost an nahezu allen Bauteilen.<br />
Besonders ärgerlich sind<br />
verrostete Benzinleitungen,<br />
die aufwendig zu ersetzen<br />
sind.<br />
Unverwüstliche<br />
Antriebstechnik<br />
Dafür gelten die Vierzylinder<br />
mit 1,6 und 2,0 Litern als<br />
zuverlässig. Zahnriemenwechsel<br />
und frisches<br />
Die Federbeinlager<br />
im Kadett sind häufig<br />
am Ende.<br />
Öl vorausgesetzt,<br />
halten die<br />
simpel konstruierten<br />
Zweiventiler ewig, was auch<br />
für die etwas knorpelig zu<br />
schaltenden Fünfganggetriebe<br />
gilt. Ärger machen allenfalls<br />
Anbauteile, wie defekte<br />
Verteilerkappen oder verschlissene<br />
Zündkabel. Vom<br />
Alter ebenfalls nicht unbeeindruckt<br />
präsentieren sich<br />
Kupplung, Antriebswellen<br />
und Abgaskrümmer. Kommen<br />
all diese Bauteile<br />
gleichzeitig auf die<br />
Defektliste, ist der<br />
Kadett meist ein<br />
wirtschaftlicher Totalschaden.<br />
Cabrio-Spaß für<br />
wenig Geld<br />
Von 1987 bis<br />
1993 dauerte<br />
das offene<br />
Opel-Vergnügen.<br />
Irgendwann<br />
Mitte des letzten<br />
Jahrzehnts verschwanden<br />
Anfang vom Ende.<br />
Kantenrost am Radlauf<br />
des Kadett.<br />
die offenen Kadetten<br />
allmählich von<br />
der Bildfläche.<br />
Wer <strong>heute</strong> einen<br />
offenen<br />
Kadett sucht,<br />
hat wenig<br />
Auswahl,<br />
braucht aber<br />
nicht wirklich viel Geld.<br />
Schon für unter 1.000<br />
Euro gibt es brauchbare<br />
Modelle mit ein<br />
paar Monaten Rest-HU,<br />
wobei das Baujahr kaum eine<br />
Rolle spielt. Da selbst<br />
Spitzenfahrzeuge nicht<br />
mehr als 3.000 Euro<br />
Quietscht der Klappmechanismus,<br />
fehlt<br />
häufig Schmierung.<br />
kosten, lohnt eine<br />
Restaurierung kaum. Wer<br />
sich dennoch ans Werk machen<br />
will und nach Teilen<br />
sucht, wird hinsichtlich der<br />
Technik sowohl bei Opel als<br />
auch auf dem freien Markt<br />
fündig. spezifische Teile sind<br />
dagegen Mangelware und<br />
meist nur durch Erwerb eines<br />
Schlachtwagens zu bekommen.
40<br />
Marken & Modelle<br />
PORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
GAZ WOLGA M 21<br />
GAZ<br />
Wolga M 21<br />
Sowjetischer<br />
Charme für<br />
Erfahrene<br />
Kommunist mit US-Flair<br />
Genosse Schwerge<br />
Variationsarme Modellpolitik – darauf setzte der sowjetische Automobilbau vor und auch nach<br />
1945. Neuerscheinungen präsentierten sich allenfalls in Dekadenabständen, doch gerade das macht<br />
russische Gefährte wie den GAZ Wolga M 21 für Oldieliebhaber interessant.<br />
Wer <strong>heute</strong> auf westdeutschen Straßen<br />
einen Wolga M 21 zu sehen bekommt,<br />
wird bisweilen erst nicht wissen,<br />
was ihm da begegnet. Aus welchem Stall<br />
kommt diese beeindruckend barocke, viertürige<br />
Stufenhecklimousine US-amerikanischer Dimension?<br />
Der erste M 21 verließ 1956 das Gorkowskij<br />
Awtomobilnyj Zawod (GAZ, deutsch: Gorkier<br />
Automobilwerk), in dem sonst hauptsächlich<br />
Nutzfahrzeuge hergestellt wurden. Er löste den<br />
Pobeda M 20 ab, mit dem die Gorkier schon fast<br />
unmittelbar nach Kriegsende in die Produktion<br />
von schweren Oberklasselimousinen eingestiegen<br />
waren. Besonders in den 50er-Jahren wurde<br />
den Sowjets immer wieder vorgehalten, in allen<br />
technischen Belangen beim kapitalistischen<br />
Klassenfeind abgekupfert zu haben. Da lag es<br />
auch beim M 21 nahe, die Ursprünge des Designs<br />
bei amerikanischen Vorbildern zu suchen.<br />
Und das nicht ganz zu Unrecht: Als Ideengeber<br />
Abkupfern vom Klassenfeind – ein berechtigter<br />
Vorwurf an die sowjetischen Konstrukteure.<br />
konnte in erster Linie der 1952er Ford Customline<br />
identifiziert werden – und das in wesentlichen<br />
Stilelementen von der Wagenfront bis zum<br />
kantigen Schwung an den hinteren Radkästen.<br />
Dennoch ist der Gesamtauftritt des Wolga eher<br />
eigenständig und von einer gewissen Hochbeinigkeit<br />
geprägt. Der Eindruck täuscht nicht einmal,<br />
denn der Wagen steht auf 15-Zoll-Felgen,<br />
die seinerzeit durchaus als stattlich gelten konnten.<br />
Lange Federwege tun ein Übriges. Diese<br />
Kombination war nicht zufällig<br />
gewählt: Der M 21 sollte auf<br />
dem nicht immer gut ausgebauten<br />
Wegenetz des riesigen Sowjetreiches<br />
seinen Mann – oder<br />
besser Hirsch – stehen. Der eindrucksvolle Paarhufer<br />
ziert den Kühlergrill, und auch im Inneren,<br />
etwa auf dem Lenkrad, wird das Symbol aufgegriffen:<br />
Erhaben, souverän und ausdauernd wie<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen, Jörn Müller-Neuhaus
GAZ WOLGA M 21 | 41<br />
Eleganter Russe: Dieser<br />
GAZ Wolga M 21, Baujahr<br />
1967, gehört zur<br />
dritten und letzten Generation<br />
namens T3 – auf<br />
den ersten Blick erkennbar<br />
am Kühlergrill mit<br />
den schmalen Rippen.<br />
Bitte einsteigen: Die schweren Türen des M 21 können nach langer Zeit durchhängen.<br />
wicht<br />
Der Tachometer ist unverwechselbar: Das Formteil aus Plexiglas ist lichtdurchlässig.<br />
der Geweihträger sollte auch der Wolga sein. Um<br />
dies der ganzen Welt zu demonstrieren, sc<strong>heute</strong>n<br />
die Verantwortlichen weder Kosten noch Mühen<br />
und schickten die 1,5 Tonnen schweren Limousinen<br />
bei internationalen Rallyes von Afrika bis<br />
Monte Carlo an den Start – mit recht guten Ergebnissen.<br />
Robust und uniform<br />
Zwar war der Wolga M 21 ausgesprochen robust<br />
konstruiert, doch konnte er weder durch Spitzenleistungen<br />
noch durch Ausstattungsvielfalt glänzen.<br />
Sein 2,5-Liter-Reihenvierzylinder war der<br />
erste Leichtmetall-OHV des Ostblocks, aber mit<br />
einer Leistung zwischen 70 und 80 PS (je nach<br />
Ausführung) konnte er dem Schwergewicht nicht<br />
mehr als 130 Stundenkilometer Spitze abringen.<br />
Dafür war sein Kraftstoffverbrauch von bis zu 16<br />
Litern schon für damalige Verhältnisse enorm –<br />
und galt im Vergleich zu seinem Vorgänger dennoch<br />
als sparsam! Doch in der Heimat des Wolga<br />
kümmerte das ohnehin nicht, denn Treibstoff<br />
war billig, und der M 21 schluckte klaglos fast jede<br />
Spritqualität. Und sollte dem Motor einmal<br />
der Treibstoff ausgehen, gab es einen manuellen<br />
Hebel an der Benzinpumpe, um die Spritleitungen<br />
wieder zu fluten. Der Wolga verfügte außerdem<br />
über gleich zwei Ölfilter: Rechts oben im<br />
Motorraum befand sich eine externe Kartusche<br />
mit Pappfilter und direkt am Block ein Spaltfilter,<br />
wie er sonst eher aus dem frühen Traktorenbau<br />
bekannt war. Dieser musste in gewissen Abständen<br />
manuell über einen kleinen Knauf gedreht<br />
werden: Im Inneren wurden dann störende Bestandteile<br />
im Schmierstoff durch ein Sieb gefiltert<br />
und in einem Sumpf gesammelt.<br />
Veraltete Technik im „neuen“ Wagen<br />
Das vom Pobeda übernommene Dreigangschaltgetriebe<br />
war schon bei der Einführung des<br />
Wolga veraltet, erster Gang und Rückwärtsgang<br />
waren nicht synchronisiert. Gebremst wurde<br />
mit vier Trommeln, zudem musste der massige<br />
Wagen ohne Servolenkung und Bremskraftverstärker<br />
auskommen.
42 | PORTRÄT<br />
KAUFBERATUNG<br />
GAZ Wolga M 21<br />
Das russische Schwergewicht benötigt eine erfahrene Hand<br />
Wer sich für einen Wolga M 21 entscheidet, sollte<br />
wissen, was er tut: Die Technik des barocken Russen<br />
ist zwar simpel und robust, braucht aber dennoch<br />
Wartung und eine erfahrene Hand. Das gilt sowohl<br />
für die Instandhaltung als auch für den Gebrauch.<br />
Allgemein<br />
Russische Klassiker mussten zu ihrer<br />
Zeit um jeden Preis laufen – auf Kosten<br />
der Originalität. Verbasteln war an<br />
der Tagesordnung. In den 90ern, nach<br />
der Öffnung des Ostblocks, tendierte<br />
das Ansehen alter Sowjettechnik gegen<br />
null: Fast schämte man sich für<br />
ihren Besitz. Fazit: Die Autos wurden<br />
oft völlig vernachlässigt.<br />
Karosserie<br />
Das selbst tragende Blechkleid wird im<br />
Bereich der vorderen Aufhängung<br />
durch einen Hilfsrahmen<br />
gestützt. Sowohl<br />
Die Originalreifen gibt es<br />
nicht mehr, von russischen<br />
Produkten ist abzuraten.<br />
beim Unterboden als<br />
auch bei den bis zu<br />
1,25 Millimeter starken Blechen ist<br />
Rost nicht unbedingt das größte Problem,<br />
doch ohne werkseitigen Korrosionsschutz<br />
hält auch der dickste Stahl<br />
nicht ewig. Die neuralgischen Punkte<br />
sind durchaus typisch: Sie reichen<br />
vom Spritzwasserbereich hinter den<br />
Vorderrädern bis in die A-Säulen und<br />
über die Scheinwerfertöpfe bis zu den<br />
Bereichen, an denen die hinteren Kotflügel<br />
angeschraubt sind. Daher: Augen<br />
auf! Anzeichen für fortgeschrittenen<br />
Verfall sind absackende Türen, wobei<br />
dies auch an müden Scharnierbolzen<br />
liegen kann. Weniger aufschlussreich<br />
sind die<br />
Spaltmaße der Karosserie,<br />
die bereits<br />
ab Werk ungleichmäßig<br />
ausfielen.<br />
Motor und Getriebe<br />
Der Motor läuft rau, ist<br />
von Natur aus laut und mag keine hohen<br />
Drehzahlen. Leichte Leckagen an<br />
Ventildeckel, Ölwanne und Kupplungsglocke<br />
sind fast normal und meist unbedenklich.<br />
Der Spaltölfilter sollte regelmäßig<br />
benutzt werden, sonst verkleben<br />
seine Sieblamellen. Hat die<br />
Maschine bereits einen modernen<br />
Kartuschen-Ölfilter,<br />
deutet dies auf einen<br />
deutlich jüngeren Austauschmotor<br />
hin. Die<br />
Schläuche des Kühlsystems<br />
werden<br />
schnell porös und rissig:<br />
Kühlflüssigkeit<br />
kann entweichen und<br />
der Motor überhitzen. Auch aus dem<br />
Getriebe sind nicht selten starke Laufgeräusche<br />
zu vernehmen, die aber<br />
nicht unbedingt auf Schäden<br />
hindeuten. Verlässlichere Anzeichen<br />
sind häufige Ölaustritte,<br />
die auf undichte<br />
Simmerringe zurückzuführen<br />
sind – erster<br />
Hinweis kann eine<br />
ölverschmierte Handbremse<br />
sein. Um den<br />
Spritverbrauch zu senken, ist ein Umbau<br />
auf Vergaser und Luftfilter aus Lada-Modellen<br />
möglich.<br />
Fahrwerk und Bremsen<br />
Das vordere Fahrwerk besaß bei den<br />
ersten Ausführungen (genannt T1 und<br />
T2) Hebelstoßdämpfer und eine Zentralschmierung.<br />
In der T3-Version<br />
(nach 1963) wurden Teleskopdämpfer<br />
verbaut und die Achsführung mit einer<br />
Menge Schmiernippel versehen. Wenn<br />
diese vernachlässigt wurden, sind<br />
meist die Achsschenkelbolzen ausgeschlagen.<br />
Auch die Federteller sollten<br />
überprüft werden. Häufig wurden die<br />
frühen Hebelstoßdämpfer nachträglich<br />
auf Teleskopdämpfer umgebaut,<br />
Die massiven Blattfedern können<br />
nach Jahren auf russischen<br />
Straßen gebrochen sein.<br />
was ohne großen Aufwand möglich<br />
ist. Der Vorteil der Hebelstoßdämpfer<br />
liegt aber unter anderem darin, dass<br />
sie bei Verschleiß nicht gleich ausgewechselt<br />
werden müssen: Hydrauliköl<br />
lässt sich zum Beispiel nachfüllen.<br />
Hinten arbeiten Blattfedern, die so<br />
groß dimensioniert sind, dass sie für<br />
die Ewigkeit gebaut scheinen. Dennoch<br />
sind sie nicht selten gebrochen<br />
und die Silentbuchsen der Aufhängungen<br />
häufig ausgeschlagen. Die Bremsen<br />
sind sehr einfach gehalten; dass<br />
ihre Bedienung einen hohen<br />
Kraftaufwand erfordert, ist<br />
Bei der Umrüstung der<br />
Rücklichter sind zusätzliche<br />
Lampen zu verbauen.<br />
normal. Nach längerem Stehen<br />
gehen die Bremszylinder in<br />
den Trommeln häufig fest. Lösen sie<br />
sich nach einigen Tritten aufs Pedal<br />
und Rollen des Fahrzeugs nicht wieder,<br />
sind sie auszuwechseln. Als einzige<br />
Besonderheit ist die Handbremse<br />
zu nennen, die auf eine Trommel an<br />
der Kardanwelle wirkt.<br />
Ersatzteilpreise<br />
Blattfedern<br />
(Satz, gebraucht)<br />
Kotflügel (vorne, neu)<br />
Türverkleidung<br />
(hinten, gebraucht)<br />
Ausstellfenster<br />
Scheibenwischermotor<br />
160 Euro<br />
300 Euro<br />
80 Euro<br />
60 Euro<br />
120 Euro<br />
Innenraum und Elektrik<br />
Kabel können durchgescheuert<br />
oder gebrochen sein, aber<br />
der Kabelbaum ist auch mit<br />
Grundkenntnissen logisch<br />
nachvollziehbar. Kompliziert<br />
wird es beim Nachrüsten auf<br />
die Erfordernisse des heutigen<br />
Straßenverkehrs: Noch gegen Ende<br />
der Bauzeit waren hinten simple Zweikammerleuchten<br />
verbaut, und eine<br />
Warnblinkanlage fehlte. Der M 21 war<br />
ab Werk mit einer Gleichstromlichtmaschine<br />
ausgestattet, doch bei den<br />
meisten Wolga hat ein Vorbesitzer bereits<br />
auf eine Drehstrom-Lichtmaschine<br />
umgerüstet. Im Innenraum sorgt<br />
durch die Heckscheibe eindringende<br />
Feuchtigkeit gern für braune Flecken<br />
an Dachhimmel oder Rücksitzbank.<br />
Achtung, Zierrat: Die<br />
Chromteile sind <strong>heute</strong><br />
kaum noch zu kriegen.<br />
Fazit und Ersatzteile<br />
Verschleißteile des Fahrwerks und der<br />
Bremsen sind problemlos erhältlich.<br />
Bei der Technik und den optischen Erkennungsmerkmalen<br />
wie Kühlerverzierungen<br />
wurde munter gemischt, weshalb<br />
sich die Modelle hinsichtlich Baujahr<br />
und Historie nicht immer<br />
zweifelsfrei einzuordnen lassen. Hinzu<br />
kommt, dass bei einem Motorwechsel<br />
russischer Autos immer auch die Typenschilder<br />
gewechselt wurden. Achten<br />
Sie darauf, dass alle Zier- und Anbauteile<br />
vorhanden sind – sie sind<br />
kaum noch zu bekommen. Für<br />
die Versorgung mit Ersatzteilen<br />
sind Kontakte nach<br />
Russland oder zu einem Club in<br />
Deutschland ratsam. Besonders in<br />
Westdeutschland ist der Wolga für den<br />
TÜV nahezu unbekannt; vor einem<br />
Prüftermin sollte die eigene Informations-<br />
und Argumentationsbasis sattelfest<br />
sein.<br />
Wärmetauscher 100 Euro<br />
Radlager (neu) 20 Euro<br />
Hauptbremszylinder (neu) 200 Euro<br />
Bremsbacken (neu) 20 Euro<br />
Zündverteiler (neu) 100 Euro<br />
Wasserpumpe (neu) 95 Euro<br />
Alle Preise ohne Gewähr; Quelle: www.volga-club.eu
GAZ WOLGA M 21 | 43<br />
Der längs eingebaute Reihenvierzylinder wird über einen einfachen<br />
Vergaser befeuert, ein Umbau auf Lada-Teile senkt die Benzinkosten.<br />
Echter Clou: Die Antenne kann vom Innenraum aus nach unten gedreht<br />
werden, das erleichtert das Einfahren in die Garage.<br />
So verwundert es nicht, dass der M 21 nicht<br />
einmal in der Sowjetunion den Stellenwert eines<br />
Nobelautos erringen konnte. Im gesamten Ostblock<br />
wurde der Wolga eher als Behördenfahrzeug<br />
– für den KGB gab es eine gepanzerte Spezialversion<br />
mit V8-Motor – oder Taxi genutzt.<br />
Die Platzverhältnisse waren üppig und die Innenausstattung<br />
bequem, wenn auch nicht von<br />
Variantenreichtum gesegnet.<br />
Das meiste folgte der Zweckmäßigkeit. An<br />
Ausstattungsdetails gab es Liegesitze, Uhr, Zigarettenanzünder<br />
und sogar ein herausnehmbares<br />
Radio serienmäßig. Sicher einzigartig:<br />
Bling, bling: Jede Menge Chrom sollte<br />
dem M 21 luxuriöses Flair verleihen.<br />
Über einen Drehknauf neben dem Innenspiegel<br />
ließ sich die Dachantenne nach unten vor die<br />
Frontscheibe drehen, um nicht am Garagendach<br />
hängen zu bleiben. Sehr wirksam soll auch<br />
die Heizungsanlage gewesen sein, die dem russischen<br />
Winter zu trotzen hatte. Und da es<br />
nach dortiger Lesart entweder warm oder kalt<br />
war, konnte sie nur im Motorraum umgestellt<br />
werden. Von innen hingegen konnte mittels<br />
Seilzug eine recht wirksame Schutzjalousie vor<br />
dem Wasserkühler auf- und zugezogen werden.<br />
Das alles war serienmäßig. Optional gab es nur<br />
ein paar unterschiedliche Farben – oder den<br />
Kombi M 22.<br />
Auch auf der Straße ein Schwergewicht<br />
Und die Fahrleistungen? Bis etwa 80 Stundenkilometer<br />
beschleunigt der M 21 recht ordentlich<br />
und rollt ruhig und gemütlich auch über<br />
schlechte Straßen. Das ändert sich bei höheren<br />
Geschwindigkeiten: Am oberen Ende macht<br />
sich das Fehlen eines vierten Gangs schmerzlich<br />
bemerkbar. Im unteren Drehzahlbereich hat der<br />
Vierzylinder aber genug Drehmoment übrig,<br />
um im dritten Gang oberhalb von 30 Stundenkilometern<br />
ruckfrei zu beschleunigen. Und zwar<br />
nicht nur auf russischen Straßen: Aufgrund<br />
niedriger Ausfuhrpreise schaffte es der GAZ<br />
Wolga M 21 als Devisenbringer dennoch recht<br />
zügig ins nichtsozialistische Europa. Ende der<br />
50er-Jahre begann der Export nach Finnland<br />
und Griechenland, kurze Zeit später folgte<br />
Westeuropa. Das belgische Unternehmen<br />
Sobimpex schloss einen Vertrag, demzufolge<br />
Wolga-Limousinen ohne Motor und Getriebe<br />
angeliefert wurden – denn dort war der hohe<br />
Benzinverbrauch der Originalmaschine ein derartiger<br />
Verkaufsmakel, dass die Autos in Brüssel<br />
Dieselmotoren von Perkins, Peugeot oder aus<br />
dem Land Rover erhielten.<br />
Sogar eine rechtsgelenkte Version ist bekannt.<br />
Die Exportfahrzeuge waren in den meisten<br />
Fällen an ihrer Zweifarblackierung zu<br />
erkennen. Mit reichhaltigen Chromapplikationen<br />
wie etwa dem mächtigen Kühlergrill<br />
versuchten die Erbauer dann doch, dem<br />
M 21 einen luxuriösen Touch zu verpassen.<br />
Während seiner Bauzeit wurde er zweimal – zumeist<br />
optisch – aufgefrischt. Einzig die Vorderachsaufhängung<br />
wurde von einem System mit<br />
Zentralschmierung und Hebelstoßdämpfern<br />
auf Schmiernippel und Teleskopdämpfer geändert.<br />
Urvater ganzer Generationen<br />
Gegen Ende der 60er erschien das Design des<br />
M 21 endgültig veraltet und wurde 1971 von<br />
dem deutlich geglätteten Nachfolgemodell M<br />
24 abgelöst. Es folgte eine Reihe von mehr oder<br />
weniger tief greifenden Neuheiten, bis GAZ im<br />
Jahr 2010 die Pkw-Herstellung einstellte.<br />
Während von den Westimporten nur ein<br />
Exemplar die letzten 40 Jahre überlebt haben<br />
soll, sind die Limousinen in ihrer angestammten<br />
Heimat noch vergleichsweise häufig anzutreffen<br />
– der Großteil der Produktion hat die damalige<br />
Sowjetunion ja auch nie verlassen. Über die<br />
Stückzahlen gibt es keine verlässlichen Quellen,<br />
doch sollen knapp 650.000 Fahrzeuge vom Typ<br />
M 21 und seiner Varianten das Werk in Gorki<br />
(<strong>heute</strong>: Nischni Nowgorod) verlassen haben.<br />
Noch langlebiger als der Wolga M 21 hat sich<br />
übrigens ausgerechnet der Motor erwiesen: Er<br />
wird <strong>heute</strong> noch in den UAZ-Geländewagen<br />
verbaut.<br />
Bodo Wistinghausen<br />
Club, Ersatzteile, Links<br />
Clubs:<br />
Volga Club, Viktor Fiege, 83308 Trostberg,<br />
Web: www.volga-club.eu<br />
Ersatzteile<br />
Wolga M 21 Store, Peter Weidling,<br />
06242 Braunsbedra, Tel. (034633) 15 90 04<br />
Web: www.wolga-m21-store.de<br />
Links<br />
www.volga.nl<br />
www.wolga-forum-deutschland.de<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
GAZ, Gorki (<strong>heute</strong>:<br />
Nischni Nowgorod),<br />
Russland<br />
Modell GAZ Wolga M 21<br />
Karosserie 4-türig, Stufenheck, selbst tragende<br />
Karosserie mit Hilfsrahmen<br />
Motor<br />
wassergekühlter Reihenvierzylinder,<br />
stehend, Leichtmetall, OHV<br />
Hubraum (ccm) 2.445<br />
Leistung (PS) 70–80 bei 4.000 U/min<br />
Getriebe Dreigangschaltgetriebe<br />
Antrieb<br />
Heck<br />
Fahrwerk vorn Einzelradaufhängung, Trapez-<br />
Dreiecksquerlenker, Hebelstoßdämpfer<br />
(Typ 1 und 2) oder Teleskopdämpfer<br />
(Typ 3)<br />
Fahrwerk hinten Starrachse mit Halbelliptik-<br />
Blattfedern<br />
Radstand (mm) 2.700<br />
Spurweite v/h (mm) 1.410 / 1.420<br />
Reifen 185 SR 15 (6.70-15)<br />
Bremsen v/h Trommeln rundum<br />
0–100 km/h (Sek.) 25<br />
Vmax (km/h) 130<br />
L x B x H (mm) 4.770 x 1.800 x 1.620<br />
Leergewicht (kg) 1.480<br />
Verbrauch (l) 9–16<br />
Bauzeit 1956–71<br />
Stückzahl ca. 660.000 (inkl. Kombis)<br />
Neupreis (DM) 7.950 (Limousine, 1960)
44<br />
Menschen & Szene<br />
RÜCKBLICK | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
HISTORISCHE RENNFOTOGRAFIEN<br />
Tam McPartlands Fotoschatz<br />
Ein halbes Jahrhundert<br />
an der Rennstrecke<br />
Zum 13. Geburtstag erhält Tam McPartland<br />
von seinem Vater eine Voigtländer Bessa<br />
als Geschenk. Das war 1961. Und was macht<br />
der junge Mann mit der Kamera? Stellt sich an<br />
die Rennstrecken im heimischen Kalifornien<br />
und fotografiert, was der Rollfilm hergibt.<br />
Auch nach 50 Jahren steht Tam McPartland noch an der Rennstrecke<br />
und fotografiert die Träume von früher auf historischen Rennveranstaltungen.<br />
Bob Edmison fuhr die gelbe Mercedes-Corvette am 4. September 1961 in Santa Barbara<br />
für das Team von Dan Whiz und Mike Koslovsky. Der Wagen wurde von Chuck Porter<br />
aus einem verunfallten 300SL wieder aufgebaut. Erst mit einem Buick-Motor, dann<br />
mit einem Corvette-V8 im Renntrim.<br />
Die frühen 60er-Jahre waren ein Paradies<br />
für rennsportbegeisterte Menschen. Maserati<br />
„Birdcage“, Lotus Eleven, Porsche<br />
356, Jaguar, MG, Ferrari und Corvette tummelten<br />
sich damals auf den Rennstrecken. Spätere<br />
Legenden wie Stirling Moss, Dan Gurney,<br />
Briggs Cunningham, Bruce McLaren, Roger<br />
Penske, um nur einige zu nennen, kämpften am<br />
Anfang ihrer Karrieren um Sieg und Ruhm, und<br />
Caroll Shelby lehrte mit seinen ersten Cobras<br />
die Konkurrenz das Fürchten. Und mittendrin<br />
der junge Tam! Zwischen Juli 1961 und April<br />
1962 entstanden so Hunderte faszinierender<br />
Aufnahmen, die der begeisterte Sport- und<br />
Rennwagenfan zudem penibel dokumentierte.<br />
Auch <strong>heute</strong> steht Tam gelegentlich wieder an<br />
den kalifornischen Rennstrecken, um die mittlerweile<br />
zu Klassikern gewordenen Legenden<br />
seiner Jugend in voller Aktion zu fotografieren<br />
– nur die Voigtländer musste einer digitalen<br />
Spiegelreflexkamera weichen!<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Fotos: Tam McPartland
HISTORISCHE RENNFOTOGRAFIEN | 45<br />
Heute wie damals<br />
geht Tam an manchen<br />
Wochenenden<br />
auf Fotojagd. Allerdings<br />
nicht mehr<br />
mit der historischen<br />
Voigtländer, sondern<br />
ganz modern<br />
und digital!<br />
Ein echter Verkaufsrenner: So versuchte Dave Ridenour im November 1961, beim Flugplatzrennen in Cotati<br />
seinen bei einem Startunfall lädierten Lister-Jaguar an den Mann zu bringen. Trotz fehlender Motorhaube<br />
wurde er Dritter!<br />
Laguna Seca,<br />
21.10.1961: Walt<br />
Davis liegt in<br />
seinem blauen<br />
Porsche Carrera<br />
vor Jay Naismith<br />
im Austin<br />
Healey und Paul<br />
Bachmanns<br />
weiß-rotem Porsche<br />
1600S.<br />
Jack McAfee galt 1961 an der US-Westküste als einer der schnellsten<br />
Fahrer auf Porsche Spyder RSK. Hier düpiert er am 22. Oktober 1961<br />
beim „Pacific Grand Prix“ in Laguna Seca Harry Heuer in seinem<br />
viel stärkeren Scarab.<br />
Tams erstes Auto war natürlich ein Sportwagen, ein Daimler SP250<br />
„Dart“, den er Ende der 60er-Jahre kaufte. Dann diente er als Teilelieferant<br />
für einen zweiten Daimler SP 250, den er fast 20 Jahre fuhr.
46 | RÜCKBLICK<br />
John „Bat“ Masterson fuhr zwischen 1955<br />
und 1965 Rennen, häufig auf Porsche. Hier<br />
kämpft er mit seinem blauen Porsche RS60<br />
gerade gegen einen Ferrari Testa Rossa, gefahren<br />
von Dick Brashear.<br />
Foto: Till Niermann/commonsMedia<br />
Mit einer Voigtländer<br />
BESSA Mittelformatkamera<br />
schoss Tam Anfang<br />
der 60er-Jahre seine faszinierenden<br />
Bilder.<br />
Auf der Suche nach dem ultimativen Siegerwagen verpflanzte Bill Dixon<br />
– hier zu sehen in Laguna Seca im Oktober 1961 – eine Corvette-Maschine<br />
mit 5,7 Litern Hubraum unter die Haube seines Maserati 300S.<br />
PAM steht für „Patrick-Adam-Mitchell“ und war ein Leichtbau-<br />
Special mit Porsche-Power im Heck. Beim „Riverside Grand Prix“<br />
im Oktober 1961 galt der leichte Spyder als Favorit in der Zweiliterklasse,<br />
musste aber mit technischen Problemen aufgeben.
HISTORISCHE RENNFOTOGRAFIEN | 47<br />
Ken Miles begann seine Rennkarriere auf MG-Specials und fuhr dann mit großem Erfolg viele<br />
Rennen auf Porsche Spyder, bevor er bei Ford zum Entwicklungsteam des GT 40 stieß.<br />
Hier verputzt er am 15. Oktober 1961 beim „Time Grand Prix“ in Riverside in seinem 1,7-Liter<br />
Porsche RS61 gerade den Ferrari 250TR von George Constantine.<br />
Am 3. und 4. März 1962<br />
fuhr ein Cobra-Prototyp<br />
in Riverside zwischen<br />
den Rennen einige Demorunden.<br />
Die Experten<br />
streiten bis <strong>heute</strong>, ob der<br />
Mann am Steuer tatsächlich<br />
„Mr. Cobra“ Caroll<br />
Shelby selbst war. Seine<br />
Copilotin hingegen wurde<br />
von Peter Brocks, dem<br />
Designer des Cobra Daytona<br />
Coupés, zweifelsfrei<br />
als Joan Cole, die Sekretärin<br />
von Mr. Shelby,<br />
identifiziert.<br />
Tam McPartland hat<br />
seine faszinierenden<br />
Aufnahmen<br />
und viele andere historische Fotos und Videos von<br />
Rennstrecken aus den 60er-Jahren auf seiner Website<br />
gesammelt: www.tamsoldracecarsite.net<br />
John Barneson zieht auf Porsche Carrera am 24. September 1961 auf der Stead Airforce<br />
Base nahe Reno an einem Austin-Healey vorbei.
48<br />
Marken & Modelle<br />
TESTFAHRT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
NSU TYP 110 SC<br />
Ein sachlicheres<br />
Armaturenbrett<br />
unterscheidet<br />
den Mittelklasse-NSU<br />
vom<br />
sportlichen<br />
Prinz.<br />
NSU<br />
Typ 110 SC<br />
Vergessener Bestseller<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
auf Testfahrt<br />
Prinz<br />
Langnase<br />
Er sollte in die Mittelklasse vorstoßen und die Lücke zwischen dem engen Prinz 1000 und dem<br />
Paradepferd Ro 80 schließen. Als verlängerter Prinz blieb der NSU Typ 110 aber ein Kompromiss –<br />
und wurde Spießers Liebling. Doch was kann er wirklich?<br />
Das alles war NSU: viel Leistung im kleinen<br />
Auto. Unschlagbare Straßenlage serienmäßig.<br />
„TT“ als Gattungs- und Rufname.<br />
Halb geöffnete Motorhauben, die einem<br />
luftgekühlten Kraftpaket im Heck zu mehr Kühlung<br />
verhalfen. Und am anderen Ende der Modellpalette:<br />
Wankelmotoren, technische Avantgarde,<br />
Luthe-Design. Aber auch das: biedere<br />
Hausmannskost im verschlimmbesserten Mittelklasse-Prinz<br />
namens „Typ 110“, von der Welt<br />
als „Prinz Langnase“ verspottet.<br />
Kaum ist der unbedarfte Schreiberling losgefahren,<br />
muss er schon kurbeln: Der 110er ist so<br />
lang, dass er nicht um eine enge Haarnadel herumkommt.<br />
Bettina Beißwenger und Heinz-Peter<br />
Ulrichskötter fahren ihren weißen Typ 110<br />
SC im Alltag und kennen das Problem: „Beim<br />
Prinz heißt es da ‚einlenken und zurück aufs<br />
Gas‘, doch der 110er ist halt um einiges länger“,<br />
erklärt Bettina. „Doch so oder so haben die beiden<br />
Autos einen ganz unterschiedlichen Charakter<br />
– das fängt bei der Größe des Kofferraums<br />
an und hört beim Fahrverhalten auf.“<br />
Auf den ersten Blick ist das erstaunlich, blieben<br />
Technik und Linienführung verglichen mit<br />
Weil NSU das Geld für eine Neukonstruktion<br />
fehlt, verlängert Claus Luthe den Prinz.<br />
dem Prinz 1000 doch praktisch unverändert.<br />
Und es ist ja nicht so, dass Chefdesigner Claus<br />
Luthe keine Ideen für einen NSU der Mittelklasse<br />
hatte – ganz im Gegenteil: Ein modisches<br />
Schrägheck-Auto entstand 1964 als Modell, und<br />
sogar renommierte Designer wie der Baden-Badener<br />
Louis Lepoix arbeiteten der Neckarsulmer<br />
Entwicklungsabteilung zu. Doch die Corvair-Linie<br />
blieb – aus Kostengründen. Und Luthe<br />
blieb keine andere Wahl, als die Front in die<br />
Länge zu ziehen und glupschige Breitband-<br />
Scheinwerfer einzubauen.<br />
So ungleich gestreckt musste der Prinzen-<br />
Bruder eher wie ein tölpelhafter<br />
Cousin wirken. Vor allem hinterm<br />
Steuer fällt die streng horizontal verlaufende<br />
Linie unangenehm auf: „Eigenartig<br />
im ersten Eindruck die<br />
scheinbar nach vorn ansteigende Motorhaube,<br />
ein wahrer Berg, an den man sich erst gewöhnen<br />
muss“, schrieb Paul Simsa in MOT. Immerhin:<br />
Die Rundumsicht ist dank großer Fensterflächen<br />
und dürrer Dachsäulchen rundum bestens.<br />
Fotos: Frederik E. Scherer, mit freundlicher Genehmigung von GAZOLINE, www.gazoline.net
NSU TYP 110 SC | 49<br />
Fahren mit Begeisterung NSU:<br />
Heinz-Peter und Bettina.<br />
Werbung damals: biederes<br />
Auto, biedere Kunden.<br />
Sein Gesicht mit grobmaschigem Alugrill machte den Typ 110 weithin erkennbar. Ein ganz<br />
bewusstes Statement, das ihn nach Mittelklasse aussehen ließ und vom Prinz abhob.<br />
Der Schalthebel<br />
liegt<br />
griff<strong>günstig</strong><br />
und wird oft<br />
gebraucht.<br />
Im Unterschied zum Prinz ist der Kofferraum<br />
des Typ 110 wirklich riesig.<br />
Die Fond-Passagiere sitzen beengt und bequem.<br />
Waldi nickt zufrieden.<br />
Wer zum ersten Mal hinter dem großen<br />
Lenkrad sitzt, möchte testweise irgendwo parken.<br />
Groß bemessen und Prinzen-typisch flach<br />
gestellt, scheint das biedere Hupenring-Volant<br />
einem Lkw entlehnt; der Typ 110 passt eben<br />
nicht ins übliche NSU-Klischee: In seinen Werbeprospekten<br />
gab es keine Rennszenen zu sehen,<br />
sondern steif gebügelte Katalogfamilien.<br />
Mit Kindern in zugeknöpften Strickwesten, deren<br />
schwarz beschlipste Väter mit Pfeife im<br />
MODELLGESCHICHTE NSU TYP 110<br />
Seit 1961 baut NSU den Prinz 4 mit Zweizylinder-<br />
Motor. Durch Verlängern des Radstands um 210<br />
und der Karosserie um 350 Millimeter hinter der B-<br />
Säule entsteht ab 1964 der Prinz 1000 mit vier Zylindern<br />
und anfangs 43 PS, der mit oben liegender<br />
Nockenwelle, siebenfacher Kurbelwellenlagerung<br />
und V-förmig hängenden Ventilen ideale Voraussetzungen<br />
für den Rennsport mitbringt. Zwischen Vorstadt<br />
und Nordschleife werden die Typen TT (65 PS)<br />
und TTS (70 PS) zu Legenden.<br />
Bereits im September 1964 beginnt in Neckarsulm<br />
die Arbeit an einem neuen Mittelklassemodell.<br />
Codename: „Prinz 1000 LL“ für „Lange Linie“. Weil<br />
das Geld für eine vollständig neue Karosserie fehlt,<br />
wird die des Prinz noch einmal nach vorne vergrößert,<br />
was eine stärker geneigte Frontscheibe, aber<br />
auch einen größeren Koffer- und Fußraum zur Folge<br />
Mundwinkel und Fahrerhandschuhen einen<br />
auf sportlich machten.<br />
Eher unsportlich: das Armaturenbrett<br />
Für sie zeichnete Louis Lepoix ein Armaturenbrett<br />
aus Kunststoff und Holzimitatfolie, das mit<br />
seinem Breitbandtacho zwar <strong>heute</strong> noch formal<br />
gelungen wirkt, aber so eckig und ganz ohne<br />
Drehzahlmesser kaum Wildheit aufkommen<br />
lässt. Mit dem Abstand von knapp 45 Jahren<br />
hat. Der Innenraum wird bewusst bieder und hochwertig<br />
gestaltet, um sich von den kleinen Prinzen<br />
abzuheben. Bei seinem Erscheinen 1965 besitzt<br />
der werkintern „Typ 77“ genannte Typ 110 bei<br />
1.085 Kubikzentimetern immerhin 53 PS. Er kostet<br />
mit 5.800 DM knapp 400 DM mehr als ein Prinz<br />
1000, Scheibenbremsen vorne gibt es gegen Aufpreis.<br />
1966 erscheinen die Varianten 110 S und SC:<br />
60 PS aus nunmehr 1.177 Kubikzentimetern haben<br />
sie beide, das C steht jedoch für „Comfort“ und beinhaltet<br />
unter anderem eine aufgewertete Innenausstattung.<br />
Ab 1967 wird der Typ 110 durch den optisch<br />
unveränderten NSU 1200 ersetzt, der nur noch<br />
55 PS parat hält. Er ist ab 1969 auch mit der Halbautomatik<br />
des Ro 80 lieferbar. Die Baureihe wird<br />
1973 eingestellt.<br />
zeigt sich außerdem, wie eine gute Idee an<br />
Form verlieren kann: Ursprünglich sollte sich<br />
der Handschuhfachdeckel dezent in die Form<br />
des Armaturenbretts einfügen und nur durch einen<br />
kleinen Pfeil auffallen, der die Öffnungsrichtung<br />
anzeigt. Heute verzieht sich das Teil in<br />
alle Himmelsrichtungen: Kunststoff aus einer<br />
Zeit, als selbst ein Export-Käfer nur lackiertes<br />
Blech zu bieten hatte.<br />
Nachgerüstet: Recaro-Sportsitze<br />
Noch immer in der Absicht, in der Mittelklasse<br />
einen guten Start zu machen, gab sich das Originalgestühl<br />
enorm weich – und ohne Seitenhalt.<br />
„Weil wir viel fahren und auch nicht auf<br />
Kopfstützen verzichten wollten, haben wir zeitgenössische<br />
Recaro-Sportsitze eingebaut; das<br />
macht das Einsteigen zwar schwieriger, aber<br />
wenigstens sitzt man auch auf langen Strecken<br />
gut“, erklärt Bettina. Ob sie ihren NSU auch entsprechend<br />
sportlich bewegt?<br />
Im Heck scharren jedenfalls 60 stattliche<br />
Pferdchen aus vollen 1.177 Kubikzentimetern<br />
mit den Hufen. Vier Gänge halten sie bei Laune,<br />
die sich sehr präzise unterscheiden lassen – sofern<br />
sich der Fahrer ein klein wenig vorbeugt, um<br />
den Schalthebel zu erreichen. Ebenfalls auffällig:<br />
Im Unterschied zum Prinz besitzt der 110er keine<br />
stehenden, sondern hängende Pedalen: Zwischengasstöße<br />
gehen einem da wesentlich leichter<br />
von der Schuhsohle – hilfreich, wenn man gerade<br />
Serpentinen hinaufeilt und dabei vom Drit-
50 | TESTFAHRT<br />
Auch am Heck will der<br />
Typ 110 nicht sportlich<br />
aussehen und gönnt sich<br />
eigene Rückleuchten.<br />
ten in den Zweiten zurückschaltet, um das satte<br />
Drehmoment von 82,4 Nm und die Drehfreude<br />
des ohc-Motors voll auszukosten.<br />
Straßenlage: befriedigend<br />
Doch auch in den Niederungen des Drehzahlkellers<br />
geht es noch entspannt vorwärts. Motorleistung<br />
und Getriebeübersetzung sind perfekt<br />
aufeinander abgestimmt – ein fünfter Gang<br />
wird selten vermisst. Bettina und Heinz-Peter<br />
weisen sogar darauf hin, dass sich die Hatz auf<br />
beachtliche 120 Stundenkilometer allein im Dritten<br />
ausfechten lässt. Doch am Berg sind diese<br />
Zahlen nicht so wichtig. Hier kurbelt der Herrenfahrer<br />
noch wie einst: engagiert auch mal die<br />
linke Straßenseite ausnutzend, um eine S-Kurve<br />
abzukürzen. Auf der Suche nach dem Scheitelpunkt<br />
mal länger am Gas bleibend, bevor er die<br />
servolosen Scheibenbremsen mit einem beherzten<br />
Tritt zur Mitarbeit auffordert – die sportliche<br />
Gangart ist auch dem Typ 110 nicht fremd.<br />
Doch die Straßenlage setzt dem Enthusiasmus<br />
am Lenkrad schon bald Grenzen. Sie entlarvt<br />
den 110er als das, was er ist: ein ziemlicher<br />
Kompromiss, nicht nur äußerlich. Die Vorderachse<br />
gleicht konstruktiv dem Prinz 1000, mit<br />
doppelten Querlenkern, Schraubenfedern und<br />
Der Typ 110 ist ein ziemlicher Kompromiss –<br />
nicht nur äußerlich, sondern auch auf der Straße.<br />
Querstabilisator, der jedoch nicht vor, sondern<br />
hinter der Achse eingebaut ist. Ebenso sind hinten<br />
wie gewohnt Schräglenker mit Schraubenfedern<br />
und Gummizusatzfedern am Werk. Der<br />
verlängerte Radstand allerdings verursacht vorne<br />
Nickschwingungen und – bei allzu forscher<br />
Gangart – hinten mal ein Ausbrechen, sofern<br />
niemand blitzschnell gegenlenkt. Darüber hinaus<br />
versuchten sich die NSU-Ingenieure an einer<br />
Komfortabstimmung des Fahrwerks – mit<br />
mäßigem Erfolg. In Frankreich urteilte L’<strong>AUTO</strong>-<br />
JOURNAL einst vernichtend: „Er ist zu lang, um<br />
ein praktisches Stadtauto zu sein, und zu unkomfortabel<br />
für längere Strecken.“<br />
Die Pfeife rauchenden Familienväter<br />
von damals werden<br />
nie in diese Bereiche vorgedrungen<br />
sein. Doch wer<br />
mit der Schaltung, dem großen<br />
Lenkrad, der spät ansprechenden Kupplung<br />
und den servolosen Scheibenbremsen zu jonglieren<br />
weiß, röhrt plötzlich sogar mit einem<br />
Typ 110 die Berge rauf und runter. Denn das ist<br />
NSU.<br />
Frederik E. Scherer<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
NSU Motorenwerke<br />
AG, Neckarsulm<br />
Modell<br />
Typ 110 SC<br />
Motor/Getriebe 4-Zyl.-Reihenmotor, 4-Gang,<br />
oben liegende Nockenwelle,<br />
luftgekühlt, Heckantrieb<br />
Hubraum (ccm) 1.177<br />
Leistung (PS) 60 bei 5.600 U/min<br />
Bremsen v/h hydraulisch;<br />
Scheiben/Trommeln<br />
Fahrwerk v/h doppelte Querlenker,<br />
Schraubenfedern, Querstabilisator/Schräglenker<br />
mit<br />
Schraubenfedern, Gummi-<br />
Zusatzfedern<br />
Reifen 4,5 J x 13<br />
Radstand (mm) 2.440<br />
Maße (L x B x H in mm) 4.000 x 1.500 x 1.390<br />
Vmax (km/h) 150<br />
Leergewicht (kg) 720<br />
Bauzeit 1966–67<br />
(ges. Baureihe: 1965–72)<br />
Stückzahl 13.729;<br />
alle Mod. 228.968<br />
Neupreis (DM) 6.200<br />
Marktwert (Euro)* 3.200–5.000<br />
* Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic, Zustand 3–2<br />
Der luftgekühlte Vierzylinder mit oben liegender Nockenwelle ist auch hier, mit 60 PS, keineswegs<br />
schwach. Unser Foto-Auto besitzt einen nachgerüsteten Katalysator.
gegen<br />
Deutschlands<br />
Fernweh.<br />
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Name<br />
Vorname<br />
Straße<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Datum Unterschrift<br />
Hausnummer<br />
AutoCl513
52<br />
Marken & Modelle<br />
RARITÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
DELOREAN DMC-12<br />
DeLorean<br />
DMC-12<br />
Zurück in die<br />
Zukunft<br />
Scheitern, aber richtig!<br />
Seifenblase<br />
aus Edelstahl<br />
Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des DeLorean DMC-12 ist<br />
spannend wie ein Krimi und dabei so bizarr, dass sie von Lesern<br />
und Kritikern wohl als „völlig abwegig“ verrissen worden wäre.<br />
Ein schier unglaubliches Kapitel Automobilgeschichte ...<br />
Alles hätte so schön werden können, hätte<br />
sich Firmengründer John Zachary De-<br />
Lorean mit zu wenig Geld und zu viel<br />
Gier nicht selbst die Luft aus den Reifen gelassen.<br />
Nach seinem erzwungenen Abgang als Vizepräsident<br />
von General Motors im Jahr 1973<br />
wollte DeLorean, der mit der Entwicklung von<br />
Muscle-Cars wie dem Pontiac GTO und dem<br />
Firebird große Erfolge feierte, seine eigene Vision<br />
eines sicheren, ethisch und ökologisch korrekten<br />
Sportwagens verwirklichen: Stardesigner<br />
Giorgetto Giugiaro modellierte aus seiner bevorzugten<br />
Keilform zunächst die futuristischen<br />
Linien des DMC-12. Es folgte Lotus, die den<br />
Wagen mit zahlreichen Anleihen vom Lotus<br />
Die Grundidee des DeLorean war politisch korrekt:<br />
Langlebig, sicher und ökologisch sollte er sein.<br />
Esprit in eine völlig andere Richtung entwickelte<br />
als anfänglich geplant. Schließlich der britische<br />
Staat, der mit der Bereitstellung von 78 Millionen<br />
britischen Pfund den Aufbau einer hochmodernen<br />
Automobilmanufaktur im von Arbeitslosigkeit<br />
geprägten Nordirland ermöglichte. Es<br />
war der Versuch der damals herrschenden Labour-Regierung,<br />
eine politisch und religiös tief<br />
zerrissene Region zu befrieden und durch Arbeitsplätze<br />
und Wohlstand der IRA den Nährboden<br />
zu entziehen.<br />
Probleme nach einem guten Start<br />
Da kam John Z. DeLorean mit seinen Plänen<br />
gerade recht, und Großbritannien stieg 1978 als<br />
Hauptinvestor bei der DeLorean Motor Company<br />
Limited (DMCL) ein. Im Gegenzug verpflichtete<br />
sich die DMCL, den DMC-12 in Dunmurry,<br />
einem Stadtteil von Belfast, zu fertigen.<br />
So weit, so gut: Der Wagen kam bei der Markteinführung<br />
gut an, auch die anfänglichen Startprobleme<br />
in der Fertigung waren bald überwunden,<br />
doch dann beschloss DeLorean, die Produktionsrate<br />
zu verdoppeln, um für den<br />
Börsengang der neuen Muttergesellschaft De-<br />
Lorean Motor Holdings (DMH) der Wall Street<br />
diese als erfolgreiches Unternehmen präsentieren<br />
zu können. Die Folgen: zahlreiche, aus der<br />
überstürzten Produktionsverdopplung resultierende<br />
Qualitätsmängel und eine rapide sinkende<br />
Liquidität durch die auf Halde stehenden<br />
Fahrzeuge.<br />
Gute Idee, schlecht umgesetzt<br />
Nach den ursprünglichen Planungen DeLoreans<br />
hätte die selbst tragende Karosserie des<br />
DMC-12 aus einem neuartigen Kunststoff bestehen<br />
sollen. Als der zweisitzige Flügeltürer<br />
1981 in Belfast endlich vom Band lief, saß stattdessen<br />
eine mit Edelstahlblechen<br />
belegte Karosserie<br />
aus Fiberglas auf dem<br />
Stahlchassis. Was war geschehen?<br />
Das einst so innovative<br />
Konzept für ein langlebiges, rostfreies<br />
und sportliches Automobil wurde unter Zeitund<br />
Kostendruck immer mehr eingedampft. Da<br />
der neue Sportwagen extern von Lotus in Rekordzeit<br />
entwickelt wurde, war der DMC-12 am<br />
Ende nicht viel mehr als ein Lotus Esprit mit<br />
Edelstahlhülle und wenig sportlichem Heckmotor.<br />
Nur noch die Flügeltüren waren von der<br />
Grundidee übrig geblieben.<br />
Zudem sah der Zweisitzer deutlich sportlicher<br />
aus, als der nicht sehr leistungsstarke, 2,7<br />
Liter große „PRV-V6“, der auch in braven Limousinen<br />
wie dem Renault 25 oder dem Peugeot<br />
605 Dienst tat, liefern konnte. PRV stand<br />
für die Mitglieder des Konsortiums aus Peugeot,<br />
Renault und Volvo, die Anfang der 70er-Jahre<br />
diesen Motor gemeinsam entwickelten. Aus<br />
dem geplanten, hoch innovativen und leistungsstarken<br />
Sportwagen der Zukunft war im Laufe<br />
der Entwicklung ein Schäfchen im Wolfspelz geworden.<br />
Auch die Tatsache, dass der DMC-12<br />
zunächst nur in den USA angeboten wurde und<br />
damit von der Nachfrage eines einzigen Marktes<br />
abhängig war, beschleunigte noch den Zusam-<br />
Der als Mittelmotor platzierte brave Euro-V6 so<br />
ausreichende, keinesfalls aufregende Fahrleistun
DELOREAN DMC-12 | 53<br />
Die Flügeltüren waren das<br />
bezeichnende Stylingmerkmal<br />
der Flunder aus Belfast.<br />
rgte für<br />
gen.<br />
Front- und Heckpartie waren aus verformbarem<br />
Kunststoff, die für hohe Unfallsicherheit sorgten.<br />
Die Inneneinrichtung des Zweisitzers ist nüchtern, aber<br />
durchaus luxuriös und komfortabel.
54 | RARITÄT<br />
Sachliche Linien und die für<br />
ein Mittelmotor-Coupé große<br />
Fensterflächen prägen<br />
den Edelstahlklassiker.<br />
menbruch der Firma. Das alles brach ihm in<br />
Kombination mit den anfangs großen Qualitätsproblemen,<br />
dem Geschäftsgebahren von John<br />
Z. DeLorean und den Vertriebsquerelen letztendlich<br />
das Genick.<br />
Mit Vollgas in die Pleite<br />
Damit nicht genug, entzog DeLorean der<br />
DMCL zu viel Kapital für andere Unternehmungen<br />
und seinen luxuriösen Lebensstil. Ende<br />
1981 kam es zudem zu einer tief greifenden Rezession<br />
auf beiden Seiten des Atlantiks. Und als<br />
ob dies nicht genügen würde, hatte auch noch<br />
die britische Regierung gewechselt. Und mit ihr<br />
trat die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher auf<br />
den Plan, die die Privatisierung verstaatlichter<br />
Unternehmen radikal durchsetzte. Noch zwei<br />
Mal akzeptierte sie Kreditbürgschaften für die<br />
permanent klamme DMCL, die dritte Anfrage<br />
lehnte sie ab, weil es für den DMC-12 einfach<br />
zu wenig Käufer gab, um die DMCL weiterzuführen.<br />
DeLorean, der zusammen mit Lotus-<br />
Gründer Colin Chapman durch ein komplexes<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Transaktionssystem bereits zuvor über 17,5<br />
Millionen Dollar an Investorengeldern für andere<br />
Projekte unterschlagen hatte, versuchte<br />
verzweifelt, neues Kapital zu erschließen. Dabei<br />
weigerte er sich bis zum bitteren Ende, die weltweiten<br />
Vertriebsrechte des DMC-12 an Neuinvestoren<br />
abzugeben, die die DMCL übernehmen<br />
wollten, weshalb diese wieder absprangen.<br />
Ein Krimi zum Finale<br />
Sogar die Erlöse aus einem – letztlich vom FBI<br />
eingefädelten – Drogenschmuggel sollten helfen,<br />
die bereits seit Februar 1982 insolvente<br />
DMCL am Leben zu erhalten. DeLorean selbst<br />
wurde am 19. Oktober 1982 aquf einem flughafen<br />
im den USA mit Drogen im Gepäck verhaftet,<br />
am Folgetag meldete die DMCL ihre Liquidation<br />
an – nach noch nicht einmal zwei Jahren<br />
Serienproduktion des DMC-12. Wegen des<br />
dubiosen Zutuns des FBI, das DeLorean den<br />
Drogendeal zur Rettung seiner Firma vorgeschlagen<br />
hatte, wurde DeLorean zwar vom Vorwurf<br />
des Drogenschmuggels freigesprochen,<br />
Hersteller<br />
DeLorean Motor Company Ltd (DMCL), Dunmerry, Irland<br />
Modell<br />
DeLorean DMC-12<br />
Bauzeit 21.1.1981–24.12.1982<br />
Motor<br />
Typ PRVV6–B28E/F, V6, wassergekühlt, Katalysator<br />
Hubraum (ccm) 2.849<br />
Leistung (PS) 132 @ 5.500 U/min<br />
Getriebe<br />
5-Gangschaltung oder 3-Gangautomatik, Heckantrieb<br />
Chassis<br />
Doppelgabel-Zentralrohrrahmen („Backbone“-Chassis) aus Stahl, gegen Korrosion beschichtet<br />
mit Epoxidharz<br />
Karosserie Außenpanele aus gebürstetem Edelstahl, aufgebracht auf einer Karosserie-Trägerstruktur<br />
aus GFK<br />
Fahrwerk vorne Obere Dreieckslenker mit unterem Querlenker und Stabilisator, Schraubenfedern, Stoßdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Ein Längslenker und zwei Querlenker, Schraubenfedern, Stoßdämpfer<br />
Felgen/Reifen Vorne 6 Zoll/195/60VR14; hinten 8 Zoll/235/60VR15<br />
Bremsen v/h Scheibe/Scheibe, Zweikreis mit Servo<br />
Spur v/h (mm) 1.590/1.595<br />
Die filigranen<br />
Maße (L x B x H/mm) 4.267 x 1.990 x 1.140<br />
Aluspeichen<br />
Leergewicht (kg) 1.268<br />
gehörten<br />
Vmax (km/h) 198<br />
zur Serienausstattung<br />
Verbrauch (l/100 km) 10–11<br />
Stückzahlen 8.987<br />
des DMC-12.<br />
Marktwert (Euro)* 15.800–23.800<br />
* Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic, Zustand 3–2<br />
aber sein Sportwagentraum war geplatzt und<br />
2.600 Iren wieder arbeitslos.<br />
Dramatisches Ende nach nur zwei Jahren<br />
Sie gehörten, neben den Ingenieuren von Lotus<br />
und der DMCL, zu den Tausenden kleinen Helden,<br />
die den Preis für die Gier des großen Bösewichts<br />
John Z. DeLorean zahlten, der getrieben<br />
war von Rachegelüsten gegenüber seinem<br />
früheren Arbeitgeber General Motors, die er<br />
nicht in den Griff bekam. Nur deshalb wollte er<br />
gegen jeden betriebswirtschaftlichen Sachverstand<br />
und bestehende Gesetze so schnell wie<br />
möglich ein riesiges Firmenimperium aufbauen,<br />
um sich in gleicher Augenhöhe mit General Motors<br />
zu positionieren, und scheiterte dabei filmreif.<br />
So erscheint es fast als Ironie des Schicksals,<br />
dass der DMC-12 lediglich als „Zeitmaschine<br />
mit Stil“ in der Filmtrilogie „Zurück in die<br />
Zukunft“ zu einer unsterblichen Ikone der Auto-<br />
und Filmgeschichte wurde.<br />
Zurück in die Gegenwart!<br />
Knapp 9.000 DeLorean DMC-12 wurden gebaut,<br />
bis die Produktion 1982 eingestellt und das Unternehmen<br />
liquidiert wurde. Mittlerweile werden<br />
von einer texanischen Firma (www.delorean.<br />
com), die den Firmenmantel übernommen hat,<br />
wieder gebrauchte sowie von Grund auf restaurierte<br />
DeLorean DMC-12 verkauft. Der Traum<br />
vom Edelstahl-Flügeltürer ist also wieder erfüllbar!<br />
Michael Schäfer<br />
Der DMC-12 von „Zurück in die Zukunft“<br />
steht in den Universal Studios Hollywood.<br />
Fotos: Stephan Lindloff, Michael Schäfer, Cliff/CommonsMedia
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MGB GT V8, BJ 1973, 3.5l, 136 PS, MGB<br />
GT V8 Chrommodel in absolutem Originalzustand.<br />
Sonnendach. So weit ersichtlich<br />
Unfallfrei. Seit 1979 in zweiter Hand.<br />
Wurde 2005 in einer Garage abgestellt<br />
und vor kurzen wiederentdeckt. Alle erforderlichen<br />
Schweißarbeiten sind bereits<br />
durchgeführt worden und anschließend<br />
sauber verzinnt. Der MG ist lackier vorbereitet.<br />
Trockeneis - gestrahlt und Epoxy<br />
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Linkslenker MG RV8 aus 1993 mit<br />
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66 | Termine | Veranstaltungsübersicht<br />
Old- und Youngtimer-Treffen,<br />
Teilemärkte, Rallyes und mehr<br />
Für die Terminankündigungen sind ausschließlich die Veranstalter verantwortlich. Verlag und<br />
Redaktion übernehmen keine Haftung. Bitte tragen Sie ihre Termine und Veranstaltungen<br />
kostenlos ein auf der Web-Seite www.autoclassic.de<br />
PLZ 0<br />
09.–11.08.2013<br />
02691 Verbandsgemeinde Adenau,<br />
41. AvD Oldtimer Grand Prix,<br />
Nürburgring, Pressestelle des AvD,<br />
Tel. (069) 660 63 68,<br />
www.avd-oldtimer-grand-prix.de<br />
03.–06.10.2013<br />
06493 Alexisbad, 1.000 Kurven<br />
HistoTour 2013, Deutsche Oldtimer-<br />
Reisen, Udo Freialdenhofen,<br />
Tel. (02403) 961 07 90,<br />
Mobil 0151 41 23 50 55,<br />
info@deutsche-oldtimer-reisen.de,<br />
www.deutsche-oldtimer-reisen.de<br />
PLZ 1<br />
24.–25.08.2013<br />
15831 Diedersdorf, US Car Classics,<br />
Schloss Diedersdorf, Simone Peppel,<br />
info@agentur-peppel.de,<br />
www.uscarclassics.de<br />
19.–22.09.2013<br />
17192 Groß Plasten, Salz und<br />
Seen, HistoTour 2013, Deutsche<br />
Oldtimer-Reisen, Udo Freialdenhofen,<br />
Tel. (02403) 961 07 90,<br />
Mobil 0151 41 23 50 55,<br />
info@deutsche-oldtimer-reisen.de,<br />
www.deutsche-oldtimer-reisen.de<br />
PLZ 2<br />
10.–11.08.2013<br />
24848 Kropp, Ford- und Dodge-Treffen,<br />
Waldsportplatz, Bodo Cadillac,<br />
Verein Oldtimerfreunde Kropp,<br />
bodo@oldtimerfreunde.org,<br />
www.oldtimerfreunde.de<br />
25.08.2013<br />
29221 Celle, Oldtimer und<br />
Fachwerk, Innenstadt,<br />
oldiefreunde@celle-tourismus.de,<br />
www.celle-oldtimer-fachwerk.de<br />
05.09. –08.09.2013<br />
24306 Niederkleveez, Schimmelreiter<br />
HistoTour 2013, Deutsche Oldtimer-<br />
Reisen, Udo Freialdenhofen,<br />
Tel. (02403) 961 07 90,<br />
Mobil 0151 41 23 50 55,<br />
info@deutsche-oldtimer-reisen.de,<br />
www.deutsche-oldtimer-reisen.de<br />
14.09.2013<br />
23769 Fehmarn, 7. Fehmarn<br />
Oldtimertreffen, Marktplatz,<br />
OT Burg, Bernd Johannsen,<br />
bernd-johannsen@t-online.de<br />
22.09.2013<br />
21272 Egestorf, 6. Oldtimertreffen,<br />
Hotel Egestorfer Hof, Tel. (04172) 480,<br />
info@egestorferhof.de,<br />
www.egestorferhof.de<br />
31.01.–02.02.14<br />
28215 Bremen, Bremen Classic Motorshow,<br />
Theodor-Heuss-Allee,<br />
Tel. (0421) 350 55 25,<br />
info@classicmotorshow.de,<br />
www.classicmotorshow.de<br />
PLZ 3<br />
17.08.2013<br />
35108 Allendorf Eder, 4. Ederbergland<br />
Classic, Günter Tönges,<br />
Tel. (06451) 23 01 10,<br />
guetoe@web.de,<br />
www.amsc-lahn-eder.de<br />
21.–22.09.2013<br />
31319 Sehnde-Wehmingen, Treffen<br />
historischer Feuerwehrfahrzeuge,<br />
Hannoversches Straßenbahn-Museum,<br />
Hohenfelser Straße 16,<br />
vorstand@tram-museum.de,<br />
www.tram-museum.de<br />
PLZ 4<br />
17.–18.08.2013<br />
47929 Grefrath, 8. US-Car- und<br />
Bike-Show, Eissportzentrum,<br />
12. Hamburger Stadtpark-Revival<br />
07 - 08. Sept. 2013<br />
Foto: via Simone Peppel<br />
www.motorevival.de<br />
l.ingenhaag@motor-events-media.de,<br />
www.us-car-show.de<br />
22.–25.08.2013<br />
48477 Hörstel-Riesenbeck,<br />
Vierspänner HistoTour 2013,<br />
Deutsche Oldtimer-Reisen,<br />
Udo Freialdenhofen,<br />
Tel. (02403) 961 07 90,<br />
Mobil 0151 41 23 50 55,<br />
info@deutsche-oldtimer-reisen.de,<br />
www.deutsche-oldtimer-reisen.de<br />
30.11.–08.12.2013<br />
45131 Essen, Essen Motor Show<br />
2013, Messe Essen, Norbertstr. 2,<br />
S.I.H.A. Ausstellungen Promotion GmbH,<br />
Tel. (02407) 173 00, Fax (02407) 177 11,<br />
info@siha.de, www.siha.de<br />
PLZ 5<br />
16.08.13–18.08.2013<br />
56076 Koblenz, 15. Opel<br />
Panoramatreffen für Kadett A, Rekord<br />
und Kapitän P, Claudia Brand,<br />
claudia.brand-a@gmx.de,<br />
www.panoramatreffen.de<br />
25.08.2013<br />
55232 Alzey, 4. Alzeyer Oldtimertreffen,<br />
im historischen Stadtkern, Autoglas<br />
Sander, Tel. (06731) 99 39 69,<br />
autoglassander@t-online.de,<br />
www.autoglassander.de<br />
25.08.2013<br />
50266 Frechen-Hebbelrath,<br />
7. Oldtimer- und Treckertreffen,<br />
Antoniusstr., Freiwillige Feuerwehr<br />
Frechen-Hebbelrath, Franz-Xaver Petz,<br />
Tel. (02234) 34 71,<br />
Mobil 0172 173 22 94,<br />
franz-xaver.petz@koeln.de<br />
30.08.–01.09.2013<br />
56564 Neuwied, 4. Food Rallye, Food Hotel,<br />
Langendorferstr., Eckhard Daniels,<br />
info@young-oldtimer-neuwied.de,<br />
www.young-oldtimer-neuwied.de<br />
01.09.2013<br />
55743 Idar-Oberstein,<br />
3. Idar-Obersteiner Klassikertag,<br />
Christian Friedel, Anmeldung:<br />
Tel. (06781) 648 83,<br />
christian.friedel@idar-oberstein.de,<br />
www.stadtmarketing-idar-oberstein.de<br />
06.–08.09.2013<br />
59964 Medebach, Oldtimertreffen,<br />
Andreas Ricken,<br />
post@oldtimerclub-medebach.de,<br />
www.oldtimerclub-medebach.de<br />
Foto: via Christian Friedel Foto: Siha<br />
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06.–08.09.2013<br />
51429 Bergisch Gladbach,<br />
5. Schloss Bensberg Classics,<br />
Grandhotel Schloss Bensberg,<br />
Kadettenstr., KPRN Network GmbH,<br />
Luise Wunderlich,<br />
Tel. (033) 24 04 77 18 13,<br />
Wunderlich.Luise@kprn.de,<br />
www.sbc2013.de,<br />
www.schlossbensberg.de<br />
07.09.2013<br />
56727 Mayen, 9. Int. ADAC<br />
Moselschieferclassic 2013,<br />
Rund um die Moselschieferstr.,<br />
info@acmayen.de, www.acmayen.de<br />
19.10.2013<br />
54578 Basberg, 3. Oberehe<br />
Klassik 2012, Lissendorferstr.<br />
17, MSC Oberehe e.V. im ADAC,<br />
Wolfgang Bürgel, Tel. (0177)<br />
677 11 36, Fax (06593) 98 97 30,<br />
wolfgang.buergel@msc-oberehe.de<br />
01.11.2013<br />
59581 Warstein, 1. „Warsteiner“<br />
Halloween-Ausfahrt Classic 2013,<br />
Marcel Schlöffel, Tel. (02902) 70 18 17,<br />
mschloeffel@msf-warstein.de,<br />
www.msf-warstein.de<br />
PLZ 6<br />
09.–11.08.2013<br />
68159 Mannheim, Bertha Benz-<br />
Fahrt 2013, Automuseum<br />
Dr. Carl Benz, Ilvesheimer Str. 26,<br />
68526 Ladenburg, Tel. (06203) 18 17 86,<br />
Fax (06203) 25 03,<br />
www.bertha-benz-fahrt.de<br />
16.–18.08.2013<br />
65582 Diez, Die romantische Lahn,<br />
W. Merfels,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
17.08.2013<br />
67659 Kaiserslautern,<br />
2. ADAC RallyeTrifels Historic,<br />
Frank Werz, Tel. (0631) 371 25 50,<br />
f.werz@esc-gmbh.de,<br />
www.rallye-trifels.de<br />
24.–25.08.2013<br />
67826 Feilbingert, 12. Ausstellung<br />
von Bulldogs, Schleppern<br />
und Geräten, Karl Hans Kraus,<br />
Tel. (06362) 99 31 71,<br />
lanz.bulldog.nordpfalz@web.de,<br />
www.lbc-Nordpfalz.de<br />
Foto: via Luise Wunderlich
Anzeigenschluss Kleinanzeigen<br />
für die Ausgabe 6/2013 ist der<br />
05.09.2013<br />
Termine | 67<br />
31.08.–01.09.2013<br />
60486 Frankfurt/Main, 20. Oldtimer -<br />
treffen von Schiene und Straße,<br />
Rebstockpark, Frankfurter Feldbahn,<br />
Tel. (069) 70 92 92, ffmev@feldbahn-ffm.de,<br />
www.feldbahn-ffm.de<br />
01.09.2013<br />
67346 Speyer, Benzingespräch beim Frühschoppen,<br />
Technik Museum Speyer, Am<br />
Technik Museum 1, Corinna Handrich,<br />
Tel. (06232) 67 08 68,<br />
handrich@technik-museum.de,<br />
www.technik-museum.de<br />
06.10.2013<br />
67346 Speyer, Benzingespräch beim Frühschoppen,<br />
Technik Museum Speyer, Am<br />
Technik Museum 1, Corinna Handrich,<br />
Tel. (06232) 67 08 68,<br />
handrich@technik-museum.de,<br />
www.technik-museum.de<br />
12.–13.10.2013<br />
66121 Saarbrücken, 4. Saarländische<br />
ADAC Oldtimertage, Am Staden 9,<br />
ADAC Saarland e.V., Aysegül Wiedersporn,<br />
Tel. (0681) 687 00 33,<br />
Fax (0681) 687 00 30,<br />
ayseguel.wiedersporn@srl.adac.de,<br />
www.motorsport-saar.de<br />
PLZ 7<br />
25.08.2013<br />
78713 Schramberg, 3. Wirtschafts wunder-Klassik,<br />
Gelände ErfinderZeiten,<br />
Gewerbepark H.A.U., Harald Burger,<br />
Tel. (07422) 293 01,<br />
harald.burger@schramberg.de,<br />
www.auto-und-uhrenwelt.de<br />
01.09.2013<br />
70173 Stuttgart, Historische Automobile<br />
im Schlosshof, Neues Schloss, Axel<br />
Niedermann, info@mcs-stuttgart.de,<br />
www.mcs-stuttgart.de<br />
07.09.2013<br />
79777 Ühlingen, DKW Munga-Treffen,<br />
Andreas Ptack,<br />
info@auto-union-veteranen-club.de,<br />
www.auto-union-veteranen-club.de<br />
12.–15.09.2013<br />
72270 Baiersbronn, Baiersbronn<br />
Classic, info@baiersbronn.de,<br />
classic.baiersbronn.de<br />
13.–15.09.2013<br />
75365 Calw-Stammheim,<br />
2. Altblech Motor Weekend,<br />
info@kunicom.de, www.motor-weekend.de<br />
27.–29.09.2013<br />
74072 Heilbronn, 3. ADAC Rallye<br />
Käthchen Classic, Alexander Timler,<br />
Tel. (07131) 319 17,<br />
alex.timler@mc-heilbronn.de,<br />
www.kaethchen-classic.de<br />
18.10.2013<br />
70794 Filderstadt, MCD-Lauf zur<br />
Clubmeisterschaft in Anneau Du<br />
Rhin, Hohe Straße 74, Gentleman<br />
Drivers Club, Fritz Gölz,<br />
Tel. (0711) 779 41 51,<br />
e.loercher@la-strada.info<br />
18.–20.10.2013<br />
71540 Murrhardt, Schwäbischer<br />
Wald – Ausfahrt, Hofberg 42,<br />
BMW Veteranen-Club<br />
Deutschland e.V., Norbert Hopp,<br />
Tel. (07192) 43 16,<br />
info@bmw-veteranenclub.de<br />
19.10.2013<br />
76689 Schweigen-Rechtenbach,<br />
Weintor-Automobil-Auslese, Bacchusstr. 4,<br />
Gerhard Müller, Tel. (06342) 77 70,<br />
WAA@OC-DeutschesWeintor.de,<br />
www.weintor-automobil-auslese.de<br />
PLZ 8<br />
10.08.2013<br />
83703 Gmund/Tegernsee,<br />
1. Youngtimertreffen für Fahrzeuge<br />
der Baujahre 1970–1990,<br />
Volksfestplatz, Wolfgang Lehnerer,<br />
whlehnerer@t-online.de,<br />
www.oldtimerclub-tegernseertal.de<br />
11.08.2013<br />
83703 Gmund/Tegernsee,<br />
13. Oldtimertreffen für Automobile<br />
und Motorräder bis Baujahr 1970,<br />
Gmund, Wolfgang Lehnerer,<br />
whlehnerer@t-online.de,<br />
www.oldtimerclub-tegernseertal.de<br />
05.–08.09.2013<br />
85669 Pastetten, Über die Deutsche Alpenstraße<br />
vom Bodensee zum Königssee,<br />
Markus Zawadke, info@klassikertouren.de,<br />
www.klassikertouren.de<br />
08.09.2013<br />
85229 Markt Indersdorf,<br />
Oldtimertreffen, Ortsteil Ried,<br />
Bulldogfreunde Indersdorf e.V.,<br />
Stefan Sedlmair, Mobil 0172 695 24 05,<br />
Servicesev1@gmx.de<br />
13.–15.09.2013<br />
83735 Bayrischzell, 2. Wendelstein<br />
Historic, Region Tegernsee – Schliersee,<br />
Oliver Reitz, reitz@wendelstein-historic.de,<br />
www.wendelstein-historic.de<br />
29.09.2013<br />
85669 Moosstetten, Bavarian Summer<br />
Tour, ab Moosstetten/bei Markt Schwaben,<br />
Mietoldtimer&Mehr, info@mietoldtimer.de,<br />
www.mietoldtimer.de<br />
29.09.2013<br />
86830 Schwabmünchen,<br />
Oldtimertreffen, Michaelimarkt,<br />
Christoph Schupp,<br />
christoph.schupp@freunde-alter-fahrzeuge.de,<br />
www.freunde-alter-fahrzeuge.de<br />
03.–06.10.2013<br />
80339 München, 50. Jubiläums-Revival<br />
der Rallye München – Wien – Budapest,<br />
Tel. (089) 519 51 16,<br />
info@mue-wie-bu.de,<br />
www.muenchen-wien-budapest.de<br />
06.10.2013<br />
85669 Moosstetten, Durchs<br />
Chiemgau zum Wilden Kaiser,<br />
ab Moosstetten/bei Markt Schwaben,<br />
Mietoldtimer&Mehr,<br />
info@mietoldtimer.de,<br />
www.mietoldtimer.de<br />
12.10.2013<br />
83022 Rosenheim, 8. ADAC Kathrein<br />
Historic, RG Rosenheim e.V.<br />
im ADAC, Michael Hetz,<br />
Mobil 0176 70 37 17 72,<br />
mikehetz@freenet.de,<br />
www.rg-rosenheim.de<br />
13.10.2013<br />
82110 Germering, 10-Seen-Classic-<br />
Rallye, Pascal Kapp Rallye-Team,<br />
Rallye-Hotline, Tel. (089) 84 20 84,<br />
info@pascal-kapp.de,<br />
www.pascal-kapp.de<br />
Foto: via Mirko Sutter<br />
09.11.2013<br />
84332 Herbertsfelden, 7. ADAC<br />
Sternfahrt zur Abschlussfeier Touristik,<br />
SFG Trostberg-Kienberg e.V. im ADAC,<br />
Kurt Teichner, Tel. (08721) 54 57,<br />
www.sfg-trostberg.de<br />
PLZ 9<br />
17.08.2013<br />
94209 Regen, 27. Ostbayerisches<br />
Bulldog- und Oldtimertreffen<br />
www.bulldogschrauber.de<br />
18.08.2013<br />
90411 Nürnberg, Meilenstein –<br />
Sommer-Ausfahrt für Genießer,<br />
Ofenwerk – Zentrum für mobile Classic,<br />
Klingenhofstr. 72, Wolfgang Apel,<br />
info@highlights-magazin.de,<br />
www.sommer-ausfahrt.de<br />
01.09.2013<br />
96106 Ebern, ADAC Ebern Klassik<br />
Rallye, Alte Kaserne, Gotthard<br />
Schleicher, Tel. (09531) 94 00 44,<br />
gspaletten@aol.com, www.ac-ebern.de<br />
14.09.2013<br />
90411 Nürnberg, England-Treffen 2013,<br />
Ofenwerk – Zentrum für mobile Klassik,<br />
Wolfgang Apel, info@highlights-magazin.de,<br />
www.ofenwerk.de<br />
11.–14.10.2013<br />
94234 Viechtach, Saab-Treffen im<br />
Bayerischen Wald, Schnitzmühle,<br />
Matthias Ketterl,<br />
matthias.ketterl@gmx.de,<br />
www.schnitzmühle.de<br />
19.–20.10.2013<br />
90411 Nürnberg, Meilenstein<br />
Herbst-Ausfahrt für Genießer, Ofenwerk,<br />
Klingenhofstr. 72, Wolfgang Apel,<br />
ausfahrten@meilenstein-magazin.de,<br />
www.herbst-ausfahrt.de<br />
Italien<br />
27.–31.08.2013<br />
38033 Cavalese /Val di Fiemme,<br />
ADAC Trentino Klassik, ADAC e.V., 80686<br />
München, Tel. (089) 76 76 58 85,<br />
Fax (089) 76 76 22 27,<br />
adac-trentino-classic@adac.de,<br />
www.adac.de/oldtimer<br />
30.08.–01.09.2013<br />
32043 Cortina d'Ampezzo, Coppa d'Oro<br />
delle Dolomiti, Marta Piccirilli,<br />
m.piccirilli@gruppomeet.it,<br />
www.coppadorodelledolomiti.it<br />
12.–19.09.2013<br />
43100 Parma, Schlössertour Parma, W.<br />
Merfels, ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
20.–27.09.2013<br />
25087 Salo, Giro di Laghi, W. Merfels,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
03.–10.10.2013<br />
39040 Seis, Genießer Herbst in Südtirol,<br />
W. Merfels,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
Schweiz<br />
29.08.2013–01.09.2013<br />
3800 Interlaken, Sternfahrt<br />
Victoria Jungfrau, Egon Tauscher,<br />
e.tauscher@gmx.de,<br />
www.egontauscher.de
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BMW 2000 TI<br />
„Neue Klasse“ individuell restauriert<br />
Alpina-Glühen<br />
Von Kindesbeinen an konnte Rainer Voget dem Charme der<br />
„Neuen Klasse“ von BMW nicht widerstehen – logisch, dass er<br />
unbedingt ein Exemplar haben musste. Seit 20 Jahren sind er<br />
und sein BMW 2000 ein Herz und eine Seele.<br />
Die schmalen<br />
Rückleuchten gehören<br />
zur Vorgängerbaureihe,<br />
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Voget einfach besser.<br />
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2000 TI<br />
In 20 Jahren<br />
zweimal restauriert<br />
In neuem Glanz: Nach<br />
Chamonixweiß und Granadarot<br />
präsentiert sich Rainer<br />
Vogets „Neue Klasse“<br />
nun in Derbygrau.<br />
In Chamonixweiß und mit blauer Inneneinrichtung<br />
stand der 1971 gebaute BMW 2000<br />
mit der Zweiliter-Vierzylindermaschine bei<br />
einem Fähnchenhändler in Hamburg. 18 Monate<br />
TÜV hatte er noch und war bis auf ein paar<br />
Roststellen an Kotflügeln und Frontmaske im<br />
Originalzustand: Grund genug für den Elektrotechnikstudenten<br />
Rainer Voget, im Mai 1994 zuzuschlagen<br />
– für 1.000 DM. Nachdem der rechte<br />
vordere Stoßdämpfer und die Hinterreifen<br />
ausgetauscht waren, nutzte er ihn knapp zwei<br />
Jahre als Alltagsfahrzeug – was natürlich Spuren<br />
hinterließ. Voget musste seinen BMW auffrischen,<br />
um ihn erhalten zu können. Sein Studium<br />
war erfolgreich beendet, die Festanstellung<br />
fehlte noch – er hatte also genug Zeit für<br />
den BMW! Mit zwei Freunden mietete er eine<br />
Scheune mit Hebebühne auf einem ehemaligen<br />
Bauernhof bei Lübeck.<br />
Ein tilux als Teilespender<br />
Der BMW 2000 wurde zerlegt, denn der gesamte<br />
Vorderbau mit A-Säule, Kotflügelauflage und<br />
Frontschürze musste instand gesetzt und die<br />
hinteren Stoßdämpferaufnahmen komplett ersetzt<br />
werden – doch woher die Teile nehmen?<br />
Voget fand ein Schnäppchen in Form eines<br />
BMW 2000 tilux. Der war zwar im Gesamtzustand<br />
noch schlechter, lieferte aber anständige<br />
Ersatzteile: Neben guten gebrauchten Kotflügeln,<br />
einer nagelneuen Beifahrertür und den<br />
beiden Stabilisatoren war ein überholter TI-Motor<br />
mit Solex-Doppelvergasern im Preis enthalten.<br />
Und zu Vogets großer Freude erteilte ihm<br />
BMW die Freigabe für den Umbau.<br />
Der Viertürer bekam ein neues Farbkleid in<br />
Granadarot, ein Originalton für den 2000er. Das<br />
Wertgutachten von 1998 bezifferte den Zustand<br />
mit 2+ und 13.800 DM. Mit einem passenden<br />
Wohnwagen am Haken, einem Constructam<br />
Comet von 1969, reiste Familie Voget kreuz und<br />
quer durch Deutschland – bei der ersten Reise<br />
war Sohn Erik gerade einmal drei Wochen alt.<br />
Diese Erlebnisse schweißten den Familienvater<br />
und seinen BMW zusammen.<br />
Die Jahre vergingen, Vogets kauften sich in<br />
Baden-Württemberg ein altes Fachwerkhaus<br />
mit Platz zum Schrauben, doch die Renovierung<br />
kostete so viel Zeit, dass Voget den BMW vernachlässigen<br />
musste. Teilweise löste sich der rote<br />
Lack im Motor- und Kofferraum sowie an<br />
den Türinnenseiten, und es kam der chamonixweiße<br />
Erstlack zum Vorschein. Zudem kalkte<br />
das Rot langsam aus – ein häufiges Problem bei<br />
roten Lacken.<br />
Das feuerrote<br />
Spielmobil: So sah der<br />
BMW 2000 von Rainer<br />
Voget fast 20 Jahre lang aus.<br />
BMW 2000-Schnauze mit 1800er-Heck<br />
Jetzt oder nie: Rainer Voget entschloss sich zu<br />
einer Komplettrestaurierung im Stil der frühen<br />
60er-Jahre, bei der die eckigen Hauptscheinwerfer<br />
des 2000er erhalten blieben, während<br />
das Heck die kleinen Rückleuchten des 1800er<br />
bekommen sollte – diese gefielen Voget nämlich<br />
besser.<br />
Die nötigen Karosserieteile in gutem Zustand<br />
fand er in der Schweiz. Bevor es aber an die eigentliche<br />
Restaurierung ging, sollte erst ein leistungsgesteigerter<br />
Motor neu und alltagstauglich
80 | RESTAURIERUNG<br />
Next generation: Sohn<br />
Erik interessiert sich<br />
ebenfalls für die alte<br />
Technik von Papas<br />
liebstem Spielzeug.<br />
aufgebaut und so lange gefahren werden, bis er<br />
problemlos lief. Auf eine Anfrage im Forum des<br />
BMW-02-Clubs hin meldete sich der in Clubkreisen<br />
bekannte „Bäckerbub“, der einen entsprechenden<br />
Motor zu Vogets vollster Zufriedenheit<br />
aufbaute.<br />
Der Hunger nach mehr Leistung<br />
Bis auf Zylinderkopf, Motorblock und Kurbelwelle<br />
wurde der Motor komplett mit Neuteilen<br />
aufgebaut. Der Zylinderkopf erhielt eine 304-<br />
Grad-Nockenwelle, 46-Millimeter-Einlass- und<br />
38-Millimeter-Auslassventile – alle erweitert<br />
und geglättet – sowie verstärkte Ventilfedern<br />
von Schrick. Die neuen Ventilführungen wurden<br />
gekürzt, die Verdichtung erhöht und die<br />
Kipphebel erleichtert und poliert. Die Ansaugbrücken<br />
wurden an die neuen 45er-Weber-<br />
Doppelvergaser angepasst, der Motorblock<br />
aufs zweite Übermaß gebohrt, gehont und geplant,<br />
die Pleuel je um 100 Gramm erleichtert<br />
und poliert. Das Schwungrad verlor 30 Prozent<br />
Gewicht und wurde zusammen mit Kurbelwelle<br />
und Kupplung feingewuchtet. Abgasseitig bekam<br />
der BMW noch einen Fächerkrümmer<br />
und eine Edelstahlauspuffanlage. Der Fliehkraftverteiler<br />
erhielt außerdem eine elektronische<br />
Zündanlage von Laubtec. Später kam<br />
noch ein Ölkühler mit Thermostat und größerem<br />
Ölfilter hinzu.<br />
Auf dem Leistungsprüfstand lieferte der Motor<br />
alltagstaugliche 150 PS bei 6.100 U/min<br />
und ein Drehmoment von über 200 Nm bei<br />
4.890 U/min. Das entsprach ziemlich genau<br />
dem Spezialmotor, den Alpina Mitte der 60er<br />
für 2.500 DM für den BMW 2000 Ti anbot. Die<br />
leistungssteigernden Maßnahmen waren also<br />
zeitgenössisch – wichtig für die spätere Eintragung<br />
in die Fahrzeugpapiere! Die Gesamtkosten<br />
für dieses Herzstück beliefen sich allerdings<br />
auf über 7.000 Euro.<br />
Um die alte Rohkarosse perfekt aufbauen zu<br />
können, fertigte Voget ein Gestell an, um die Karosserie<br />
drehen zu können: So zeigte sich das<br />
Fotos: Michael Grote, Rainer Voget<br />
Der Originalmotor<br />
kehrte<br />
nach der Restaurierung<br />
nicht wieder<br />
an seinen<br />
Platz zurück.<br />
Die Blecharbeiten<br />
erledigte<br />
Rainer<br />
Voget<br />
selbst.<br />
Die viertürige<br />
Karosserie<br />
wurde an allen<br />
Schwachstellen<br />
sandgestrahlt<br />
und<br />
gründlich<br />
saniert.<br />
Viele Befestigungsteile<br />
wurden nach<br />
dem Strahlen<br />
gelb verzinkt.<br />
Damit die Alpina-Felgen<br />
mit<br />
den 195er-<br />
Gummis passten,<br />
mussten<br />
die Radläufe<br />
modifiziert<br />
werden.
BMW 2000 TI | 81<br />
gesamte Ausmaß der Rostschäden. Wieder<br />
musste der gesamte Vorderbau mit A-Säule,<br />
Kotflügelauflage und Frontschürze instand gesetzt<br />
werden. Hinzu kamen noch die Wagenheberaufnahme<br />
am linken Schweller sowie einzelne<br />
Löcher in den hinteren Radkästen. Abschließend<br />
schweißte der BMW-Freund eine neue<br />
Heckschürze samt Leuchtenträger vom 1800er<br />
ein, behielt aber die Front mit den großen<br />
Rechteckscheinwerfern bei. Um eine gute Basis<br />
für die spätere Lackierung zu haben, wurde die<br />
komplette Rohkarosse sandgestrahlt und grundiert.<br />
Anschließend wurden noch die hinteren<br />
Radläufe umgebördelt und herausgezogen, damit<br />
die neuen 6 und 7x15’’-Alpina-Felgen mit<br />
der 195/60 HR 15-Bereifung auch passten.<br />
Guter Schutz muss sein!<br />
Zum Schluss wurden alle Nähte versiegelt, der<br />
Unterboden und die Radhäuser grundiert, mit<br />
Steinschlagschutz versehen und mehrfach mit<br />
Brantho-Korrux 3 in 1 in Dunkelgrau gestrichen.<br />
Während Hauben und Türen noch aufbereitet<br />
wurden, konnten die Lackierarbeiten beginnen.<br />
Zwischenzeitlich hatte Voget die Achsen<br />
zerlegt und alle<br />
Gummilager demontiert. Zusammen<br />
mit dem Tank, den<br />
Stabilisatoren, Federbeinen,<br />
Fahrwerkfedern, Bremsankerplatten,<br />
dem Motorhaubenhalter und diversen<br />
anderen Kleinteilen wanderte alles zum Sandstrahlen<br />
und Kunststoffbeschichten. Alle<br />
Schrauben, die weiterverwendet werden sollten,<br />
ließ er galvanisch verzinken.<br />
Beim Farbton erlaubte er sich eine Abweichung<br />
vom Orginial und entschied sich für Derbygrau,<br />
das Anfang der 60er den 1500er und<br />
1800er kleidete. Doch fertig lackiert in der heimatlichen<br />
Scheune angekommen, musste der<br />
BMW zunächst monatelang zugedeckt in der<br />
Ecke stehen – Arbeiten am Haus gingen vor.<br />
Wieder am Werk komplettierte Voget die<br />
Achsen mit neuen Lagern und baute die Bilstein-Sportstoßdämpfer<br />
und die um 30 Millimeter<br />
gepressten Federn ein. Radbremszylinder,<br />
Bremsbacken und Handbremsseile hinten sowie<br />
innen belüftete und gelochte Bremsscheiben<br />
mit Bremssätteln sind Neuteile. Mit den<br />
neuen Alpina-Felgen stand der BMW endlich<br />
wieder auf eigenen Füßen.<br />
Die letzten Bastelarbeiten<br />
Die Batterie wanderte aus Platzgründen in den<br />
Kofferraum. Den Kabelbaum hat Voget für die<br />
zusätzlichen Verbraucher erweitert, mit neuen<br />
Steckern versehen und anschließend komplett<br />
neu mit Baumwollgewebeband umwickelt.<br />
Neue Scheinwerfer und Rückleuchten lagen<br />
bereit. Der Motor und das Fünfgangsportgetriebe<br />
wurden als Einheit montiert. Nachdem<br />
auch Tank, Kühler, Elektrolüfter und alle Wasserschläuche<br />
mit den entsprechenden Flüssigkeiten<br />
aufgefüllt und eingebaut waren, kam der<br />
spannende Moment: Zündung, Start – der Motor<br />
sprang sofort an. Doch das Fehlen der Auspuffanlage<br />
machte sich lautstark bemerkbar.<br />
Nach diesem Erfolg ging der restliche Zusammenbau<br />
viel leichter von der Hand. Die Türen<br />
Ein Mitglied des BMW-02-Clubs zauberte Vogets<br />
BMW ordentlich Dampf unter die Motorhaube.<br />
wurden komplettiert und mit neuen Dichtungen<br />
versehen. Bevor aber die Scheiben eingesetzt<br />
werden konnten, musste ein neuer Teppichsatz<br />
verlegt und der neue Dachhimmel<br />
eingezogen werden – erst der dritte, eigens angefertigte<br />
passte einwandfrei. Schließlich<br />
tränkte er den BMW noch zur Rostvorsorge<br />
mit mehreren Litern Fluid-Film.<br />
Der lang ersehnte Termin<br />
Dann war es Zeit für die Zulassung – der BMW-<br />
Freund wollte endlich fahren! Ziel war, dass alle<br />
technischen Veränderungen in die Fahrzeugpapiere<br />
eingetragen wurden und der Wagen das<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller Bayerische Motoren -<br />
werke AG, München<br />
Modell<br />
2000 TI<br />
Karosserie Limousine, 4-türig<br />
Motor 4-Zyl.-Reihe, 4-Takt, wasser -<br />
gekühlt, Heckantrieb<br />
Hubraum (ccm) 1.990<br />
Leistung (PS) 150 bei 6.100 U/min<br />
Getriebe 4-Gang-Schaltgetriebe<br />
Fahrwerk vorne Querlenker mit Federbeinen und<br />
Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Schräglenker mit Schrauben -<br />
federn, Teleskopstoßdämpfer<br />
Radstand (mm) 2.550<br />
Spurweite v/h (mm)1.340/1.385<br />
Reifen 195/60 HR 15’’<br />
Bremsen v/h Scheiben/Scheiben<br />
0–100 km/h (Sek.) 11<br />
Vmax<br />
195 km/h<br />
L x B x H (mm) 4.500 x 1.710 x 1.450<br />
Leergewicht (kg) 1.130<br />
Verbrauch (l) 13,5<br />
Bauzeit 1966–72<br />
(BMW 2000 gesamt)<br />
Neupreis (DM) 14.290 (2000 Tii, 1970)<br />
Marktwert (Euro)* 10.000–15.400<br />
(BMW 2000 TI)<br />
Infos<br />
BMW 02 Club e.V.,<br />
42399 Wuppertal,<br />
Tel. (02191) 464 82 50,<br />
E-Mail: info@bmw-02-club.de,<br />
Web: www.bmw-02-club.de<br />
* Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic, Zustand 3–2<br />
H-Kennzeichen behalten konnte. Im Vorfeld<br />
hatte der Mann aus Rudersberg schon diverse<br />
Unterlagen und alte Testberichte aus den 60ern<br />
über Alpina-Fahrzeuge und -zubehör gesammelt,<br />
sodass die Eintragungen im Juli 2012 über<br />
den GTÜ-Oldtimerspezialisten Peter Deuschle<br />
auch klappten. Zu guter Letzt montierte Voget<br />
auch erneut die Anhängerkupplung für den<br />
Constructam Comet – seitdem ist das Gespann<br />
wieder komplett.<br />
Michael Grote<br />
Der Lackierer<br />
lieferte eine<br />
tadellose Arbeit<br />
ab und<br />
brachte<br />
Glanz in die<br />
graue Hütte.<br />
Vorsichtig wurde das neue<br />
Triebwerk an seinen Platz<br />
befördert – nur nicht den<br />
Lack zerkratzen!<br />
Erst der dritte, eigens<br />
angefertigte Dachhimmel<br />
saß perfekt!<br />
Die Schweißnähte<br />
schützte<br />
Rainer Voget<br />
mit Dichtmasse<br />
aus<br />
der Kartusche.<br />
Gerade noch rollbar: Auf so kleinen Rädern<br />
sollte der BMW nie wieder stehen.
82<br />
Service & Ratgeber<br />
RESTAURIERUNG | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
FIAT BARCHETTA, TEIL 1<br />
Hübsches Cabrio für wenig Geld<br />
Ein Boot für zwei<br />
Der Traum vom eigenen Klassiker muss nicht an einem knappem Budget oder<br />
dem Wunsch nach Alltagstauglichkeit scheitern. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt an einer<br />
Barchetta, wie ein „Verbrauchtwagen“ fit für ein zukünftiges Klassikerleben wird.<br />
Serie Teil 1<br />
Restaurierung<br />
Fiat<br />
Barchetta<br />
Die Fiat Barchetta war in den 90er-Jahren<br />
die Neuinterpretation eines offenen<br />
Zweisitzers. „Barchetta“, das bedeutet<br />
„kleines Boot“, sollte dem Mazda MX5 Paroli<br />
bieten. Das Design erinnerte an den Ferrari 166,<br />
der zwischen 1948 und 1951 gebaut wurde.<br />
Schönheit verkauft sich, und so fand der Barchetta<br />
schnell zahlreiche Liebhaber. 131 PS aus<br />
1,8 Litern Hubraum und ein hervorragendes<br />
Fahrwerk (die Barchetta basiert auf einer verkürzten<br />
Punta-Plattform) versprachen bei gerade<br />
mal 1.060 Kilogramm Kampfgewicht viel<br />
Fahrfreude. Richtig gute Fiat Barchetta mit wenig<br />
Kilometern findet man ab 4.000 Euro, aber<br />
fahrbereite Exemplare ohne gravierende Schäden<br />
an Technik und Karosserie mit einer HU-<br />
Plakette für einen schönen Cabriosommer gibt<br />
es schon für unter 1.500 Euro. Ein Schnäppchen.<br />
Und eine schöne Basis, um im Winter das<br />
„Bötchen“ Schritt für Schritt wieder in guten Zustand<br />
zu versetzen. Natürlich gilt das grundsätzlich<br />
auch für jeden anderen Youngtimer oder<br />
kommenden Klassiker der 80er- und 90er-Jahre,<br />
und es gilt für geschlossene Fahrzeuge natürlich<br />
genauso wie für Cabrios!<br />
Das richtige Exemplar finden<br />
Wie bei jedem Autokauf sollte man das Objekt<br />
der Begierde intensiv auf Probleme und Defekte<br />
untersuchen. Im Hinblick auf die spätere Wie-<br />
Links vorne ist ein Riss im Lack, der sich als<br />
zentimeterdicke Spachtelorgie entpuppt.<br />
Unter der scheinbar harmlosen Lackblase<br />
rechts verbirgt sich viel Rost.<br />
Die Trennfuge vom Kotflügel zum Schwellerblech<br />
hat nur oberflächlichen Rost.
JETZT DIE KLASSIKER<br />
VON MORGEN RETTEN<br />
Im ersten Teil unserer neuen Serie machen wir<br />
eine Bestandsaufnahme und stellen fest, welche<br />
Arbeiten an unserem Projekt nötig sind, um<br />
es wieder in einen rundum guten und erhaltenswerten<br />
Zustand zu versetzen.<br />
FIAT BARCHETTA, TEIL 1 | 83<br />
Der Innenraum und das Armaturenbrett sind recht verwohnt, aber nicht zerstört. Eine gründ -<br />
liche Reinigung und ein originales Radio sind alles, was hier benötigt wird.<br />
Auf den ersten Blick<br />
ist unser „Verbrauchtwagen“<br />
gar nicht schlecht, und die<br />
Inspektion zeigt: Mit vertretbarem<br />
Aufwand kann dieses Cabrio zum<br />
echten Klassiker reifen.<br />
Unser Experte<br />
prüft die Stärke<br />
der Lackschicht und<br />
markiert verdächtige Bereiche<br />
für eine spätere genaue<br />
Inspektion.<br />
deraufbereitung sollte man sich vorab genau<br />
über das Modell, seine Stärken, Schwächen und<br />
die Kosten, etwa für Ersatzteile, informieren.<br />
Fehler, die später richtig ins Geld gehen, wie<br />
starker Rost an tragenden Teilen, ein defekter<br />
Motor, ein laut rasselndes Getriebe oder ein marodes<br />
Stoffverdeck, sollten bei den Preisverhandlungen<br />
berücksichtigt werden. Beachten<br />
Sie aber auch scheinbare Kleinigkeiten: Eine<br />
dauernd leuchtende Airbag- oder ABS-Kontrollleuchte<br />
etwa ist ein Durchfallgrund bei der HU,<br />
und es kann sehr teuer werden, wenn die davon<br />
überwachten Teile ersetzt werden müssen: Airbags<br />
und Steuergeräte kosten schnell einige<br />
Hundert Euro. Pro Stück!<br />
Die bei der Barchetta bekannten Schwachstellen<br />
sind schnell aufgezählt. So ist das Blech<br />
an der Kofferraum- und der Motorhaube eigentlich<br />
zu dünn und wird im Laufe der Jahre durch<br />
das Öffnen und Schließen der Deckel meist<br />
leicht verformt. Wenn die Gummidichtung rund<br />
um den Verdeckkasten brüchig ist, läuft Regenwasser<br />
ins Innere des Kastens und sorgt dort<br />
für Rost. Auch die Dichtungen rund um die<br />
Scheinwerfer der ersten Serie erwiesen sich als<br />
undicht. Das Wasser drang so auch ins Innere<br />
der Kotflügel und verwandelte Blech in Rost.<br />
Sichtbar werden die Folgen durch große Rostblasen<br />
rund um die Scheinwerfer und oft auch<br />
um die Lampenfassungen. Die Behebung dieser<br />
Die inneren Radläufe sind völlig marode und<br />
müssen auf beiden Seiten erneuert werden.<br />
Das intere Scharnier der linken Tür ist gebrochen<br />
und muss geschweißt werden.<br />
Im Motorraum stören nur einige laienhaft<br />
verlegte Kabel den akzeptablen Eindruck.
84 | RESTAURIERUNG<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Schönheitsfehler wie der angerostete Batteriehalter und der geflickte Luftfilteransaugschlauch<br />
sind schnell behoben.<br />
Folgekosten prüfen<br />
vor dem Kauf!<br />
Achten Sie bei Fahrzeugen der 90er-Jahre<br />
unbedingt auf die korrekte Funktion aller<br />
elektronischen Bauteile: Eine Airbag-Kontrolleuchte,<br />
die nach dem Anlassen leuchtet,<br />
deutet auf ein defektes Steuergerät<br />
oder einen defekten Airbag hin und ist ein<br />
Durchfallgrund bei der HU. Steuergeräte<br />
und Airbags kosten leicht mehrere Hundert<br />
Euro pro Stück. Da wird auch ein sonst gutes<br />
Fahrzeug schnell zum Teileträger.<br />
Rostprobleme ist aufwendig, weil die Kotflügel<br />
mit der Karosserie verschweißt sind.<br />
Bestandsaufnahme<br />
Auch bei unserer Barchetta finden sich die bekannten<br />
Problemzonen. Die Fronthaube leidet<br />
unter dem typischen Knick an der vorderen<br />
Kante, neben den Frontscheinwerfern sieht<br />
man Rostblasen unter dem Lack. Ein Riss entlang<br />
der Stoßkante, an der zwei Bleche aufeinandertreffen,<br />
verrät eine schlecht gespachtelte<br />
frühere Reparatur.<br />
Ein Blick in die Radläufe unserer Barchetta<br />
lässt Böses erahnen. Einer der Vorbesitzer hatte<br />
ultrabreite Neunzollfelgen in die Radhäuser gezwängt,<br />
wie ein Blick in die Fahrzeugpapiere<br />
verrät. Jetzt sind zwar die serienmäßigen Alus<br />
wieder montiert, aber die für die „Schlappen“<br />
umgebördelten Radläufe sind entlang der Bördelkanten<br />
in weiten Teilen durchgerostet.<br />
Links prangt entlang der Tür und des hinteren<br />
Kotflügels eine lang gezogene Beule, die<br />
sich mithilfe eines geschickten Smart-Repair-<br />
Spezialisten korrigieren lässt.<br />
Ein verdächtiges Knackgeräusch an der Fahrertür<br />
erweist sich bei genauer Betrachtung als<br />
gebrochenes Türgelenk an der A-Säule. Dieses<br />
Gelenk muss im Laufe der Barchetta-Überholung<br />
auf jeden Fall ausgetauscht werden.<br />
Der Technikcheck<br />
Auch wenn dem Motor der Barchetta der Ruf<br />
als Problemfall anhaftet, scheint bei diesem<br />
Exemplar die Technik in Ordnung zu sein. Der<br />
Motor läuft einwandfrei, Schaltung, Servolenkung<br />
und Kupplung funktionieren unauffällig.<br />
Lediglich einige laienhaft miteinander verbundene<br />
elektrische Kabel stören den guten Eindruck<br />
unter der Motorhaube – eine Motorreinigung<br />
sowie ein Wechsel aller Flüssigkeiten und<br />
Filter sind hier ausreichend. Auch Unterboden,<br />
Fahrwerk und Bremsen sind problemfrei und<br />
bedürfen keiner weiteren Maßnahme.<br />
Der Dellendoktor schlägt zu<br />
Wir werden im ersten Schritt die Dellen in der<br />
Motorhaube und auf der linken Seite behandeln<br />
und dann die Rostblasen um die Frontscheinwerfer<br />
entfernen.<br />
Wir starten mit der Delle an der Motorhaubenkante.<br />
Um die Struktur der Delle beurteilen<br />
Fazit des Checks: Diese Barchetta kann mit vertretbarem<br />
Aufwand wieder sehr schön werden.<br />
zu können, setzen wir eine gleichmäßig leuchtende<br />
Lampe ein, die mit einer Folie mit parallelen<br />
Linien ausgestattet ist. Die Lampe wird so<br />
angebracht, dass die Reflexion der Linien direkt<br />
über die Beule verläuft. Vertiefungen im Blech<br />
erkennt man an der optischen Verbreiterung,<br />
Erhöhungen an sich verengenden Linien.<br />
Die Spitzen der Delle werden zunächst mit einem<br />
angeschliffenen Hartholz flach geklopft.<br />
Danach wird mit einem Kugelhammer oder<br />
Schlichthammer die Randzone im weiteren Verlauf<br />
der horizontalen Linie mit ganz leichten<br />
Schlägen getrieben. Diese Stauchung wirkt sich<br />
vor allem im Zentrum der Delle aus, die sich<br />
Stück für Stück verkleinert. Auch im horizontalen<br />
Bereich wird nun entlang des Auslaufs der<br />
Beule mit leichten Schlägen das Blech entspannt.<br />
Im Prinzip ist es eine sternförmige Entlastung<br />
der Randbereiche, die die Delle langsam<br />
anhebt und glättet. Die Schläge mit dem leichten<br />
Hammer dürfen nur sehr leicht ausgeführt<br />
werden. Erstens soll die Lackschicht nicht zerstört<br />
werden, zum Zweiten würden zu harte<br />
Schläge genau das Gegenteil bewirken und<br />
neue Überspannungen erzeugen, die neue Verformungen<br />
mit sich führen.<br />
Die lang gezogene Beule an der Seite der Barchetta<br />
kann mit einem Karosseriespanner herausgezogen<br />
werden. Die Brücke mit der Zugmechanik<br />
wird an die Karos -<br />
serie angesetzt. Ein schmaler<br />
Teller enthält einen Heißkleber,<br />
der entlang der Falte der Beule<br />
angebracht wird. Die Mechanik<br />
des Karosseriespanners wird, nachdem der Kleber<br />
angezogen hat, wie bei einem Abzieher mit<br />
einem Schraubenschlüssel angezogen. Der Zug,<br />
der auf den mit dem Spanner verklebten Blechbereich<br />
beim Anziehen entsteht, zieht die Karosseriefalte<br />
heraus und schafft so wieder eine<br />
glatte Oberfläche.<br />
In den nächsten Monaten werden wir Schritt<br />
für Schritt dokumentieren, wie aus dem billigen<br />
Verbrauchtwagen ein Vorzeige-Youngtimer<br />
wird, der in Würde zum Klassiker reifen und viel<br />
Fahrfreude bereiten kann. Kay MacKenneth<br />
Fotos: Kay MacKenneth, Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Die Lager und Gummis an den Achsen sind<br />
in Ordnung, die Bremsen in gutem Zustand.<br />
Dellendoktor 1: Der Knick an der Motorhaube<br />
wird mit vorsichtigen Schlägen entfernt.<br />
Dellendoktor 2: Die Schramme in der Tür<br />
wird mit einem Karosseriespanner repariert.
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86<br />
Menschen & Szene<br />
LESER<strong>AUTO</strong> | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
RENAULT 7<br />
Renault<br />
Siete<br />
Spanischer<br />
Franzose<br />
Sabine Krause-Holtermann<br />
wollte immer einen R 7 und fand<br />
ihren Traumwagen in Spanien.<br />
Exot aus dem Urlaubsparadies<br />
R5 mit Rucksack<br />
Sabine Krause-Holtermann wusste schon immer, was sie wollte. Mit dem Renault-Virus infiziert, haben<br />
es ihr die Exoten der Marke angetan. Ein R 6 war das erste Auto ihrer Sammlung, vor Jahren aus<br />
dem Elsass geholt. Es folgte ein R 5 Cabrio – und dann sollte es ein R 7 sein. Ja, den gibt es wirklich!<br />
Der Renault 7 ist für den R 5 das, was der<br />
VW Santana für den Passat ist: die viertürige<br />
Stufenheckversion. Aber während<br />
ein Santana vielen ein Begriff ist, kennen den R<br />
7 allenfalls Spanienurlauber, die ihn in den 70er-<br />
Jahren mal ein paar Tage als Mietwagen gefahren<br />
haben. Obwohl parallel zum R 5 entwickelt,<br />
ist er in Europa nur bei der spanischen Renault-<br />
Tochter FASA vom Band gelaufen. Denn in Südeuropa<br />
und speziell in Spanien war die Nachfrage<br />
nach Stufenheckmodellen besonders<br />
groß: Für einen Iberer gehörte an ein Auto eben<br />
ein „richtiger“ Kofferraum.<br />
Aus dem Spanienurlaub kannte auch Sabine<br />
Krause-Holtermann den seltenen Renault. In<br />
Deutschland hat es den kompakten Stufenheckler<br />
nie gegeben, also blieb nur der Import aus<br />
Der Renault 7 ist ein R 5 mit vier Türen und<br />
Kofferraum – und wurde nur in Spanien gebaut.<br />
dem sonnigen Süden. Schließlich fand sie – dem<br />
Internet sei Dank – ein interessantes Exemplar<br />
in der Nähe von Barcelona, weiß lackiert und aus<br />
dem ersten Produktionsjahr. Die Verständigung<br />
mit dem Verkäufer klappte auf Anhieb erstaunlich<br />
gut: Der Mann war Reiseleiter für Extremtouren<br />
und kam ursprünglich aus dem Heidelberger<br />
Raum. „Das war ein ganz Cooler“, erinnert<br />
sich die Frau aus Gelsenkirchen lachend.<br />
„Als ich ihm erklärte, dass Fotos nun einmal nur<br />
eine begrenzte Aussagekraft haben, und ich könne<br />
schlecht nur für eine Fahrzeugbesichtigung<br />
nach Spanien reisen, meinte er, das sei kein Problem!“<br />
Stattdessen machte ihr der Mann einen<br />
unwiderstehlichen Vorschlag: „Er bot mir an, den<br />
Wagen per Transport nach Deutschland zu schicken.<br />
Sollte mir das Auto nicht gefallen, könnte<br />
ich es problemlos zurückverfrachten lassen.“<br />
Diese Gelegenheit wollte<br />
sich der Renault-Fan aus dem<br />
Ruhrgebiet nicht entgehen lassen,<br />
obwohl: „So richtig dran<br />
geglaubt habe ich erst, als ein<br />
paar Tage drauf, morgens um sechs Uhr, der Autotransporter<br />
vor der Türe stand.“ Entgegen allen<br />
Befürchtungen hatte der Landsmann auf der<br />
Iberischen Halbinsel sein Fahrzeug nicht durch<br />
die rosarote Brille betrachtet, als er ihn beschrieb.<br />
Der weiße Renault Siete, wie er in Spanien ur-<br />
Fotos: Michael Grote
DIE FAKTEN<br />
RENAULT 7 | 87<br />
Renault Siete (R7)<br />
Eigentlich sollte der R 5 von Beginn an in drei Karosserievarianten<br />
ausgeliefert werden: als drei- und<br />
fünftürige Schräghecklimousine mit Heckklappe sowie<br />
als viertürige Stufenhecklimousine. Der Fünftürer<br />
erschien erst 1979, der Viertürer wurde fertig entwickelt,<br />
aber 1972 doch nicht präsentiert. Einer der<br />
Gründe für den Stopp könnte der R 6 gewesen sein,<br />
dem man mit dem R 7 im eigenen Hause Konkurrenz<br />
gemacht hätte. Da die Produktionsanlagen jedoch<br />
bereits existierten, entschloss sich Renault,<br />
den R 7 ab 1974 bei der spanischen Renault-Tochter<br />
FASA für den heimischen Markt zu produzieren.<br />
Er unterschied sich vom R 5 auch durch die Chromstoßstangen<br />
und einen um sechs Zentimeter verlängerten<br />
Radstand. Die kleine Stufenhecklimousine<br />
traf den Geschmack der Iberer offenbar genau, denn<br />
insgesamt sollen bis 1984 etwa 240.000 Exemplare<br />
des „R 5 mit Rucksack“ produziert worden sein.<br />
Hersteller<br />
FASA-Renault, Valladolid/Spanien<br />
Typ Renault Siete (R 7)<br />
Karosserie 4-türige Stufenhecklimousine auf Basis Renault 5<br />
Bauzeit 1974–83<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Viertakt-Reihe, ohv, 1 Liter Hubraum, wassergekühlt<br />
Leistung (kW/PS) 37/50 bei 5.500 U/min<br />
Getriebe<br />
4-Gang, vollsynchronisiert, Knüppelschaltung, Frontantrieb<br />
Vmax (km/h) 132<br />
Fahrwerk vorn/hinten Doppel-Dreieckslenker, Längstorsionsstäbe, Stabilisator/<br />
Längslenker, Quertorsionsstäbe, Stabilisator<br />
Bremsen vorn/hinten Scheiben/Trommeln<br />
Maße L x B x H (mm) 3.890 × 1.525 × 1.400<br />
Radstand (mm) rechts: 2.505, links: 2.535<br />
Leergewicht (kg) 815<br />
Verbrauch (l/100 km) 6,5<br />
Besitzer<br />
Sabine Krause-Holtermann, Gelsenkirchen<br />
sprünglich hieß, war rostfrei, mit frischem spanischen<br />
TÜV versehen und – bis auf eine Macke<br />
in der hinteren rechten Tür – makellos. Sabine<br />
Krause-Holtermann überwies umgehend den geforderten<br />
Kaufpreis nach Spanien.<br />
Traumauto mit Aufmerksamkeitsgarantie<br />
„Dieses Auto hatte ich mir seit Jahren gewünscht“,<br />
gesteht die 45-jährige, die dem Bundesverband<br />
der Renault- und Alpine-Clubs vorsitzt.<br />
Aufpolieren, die in Deutschland vorschriftsmäßige<br />
Warnblinkanlage nachrüsten, und schon<br />
konnte sie ihre Neuerwerbung dem deutschen<br />
TÜV vorführen, um das in Deutschland einmalige<br />
Exemplar anschließend auf ihre 07er-Nummer<br />
eintragen zu lassen. Seitdem ist sie mit dem<br />
Kompaktflitzer, der 50 PS leistet und gut 130<br />
Stundenkilometer Spitze läuft, mehr als 4.000<br />
problemlose Kilometer gefahren, fast ausschließlich<br />
zu Markentreffen. Dort ist dem ungewöhnlichen<br />
Viertürer stets höchste Aufmerksamkeit<br />
sicher: „Selbst Händler staunen, wenn<br />
sie ihn sehen“, weiß Sabine Krause-Holtermann<br />
zu berichten. „Von vorn fallen in erster Linie die<br />
Chromstoßstangen auf, denn der R 5 hatte von<br />
Anfang an Kunststoff-Prallschilde. Doch spätestens,<br />
wenn sie ihn zum ersten Mal von der Seite<br />
sehen, fallen auch Fachleuten in schöner Regelmäßigkeit<br />
die Kinnladen runter!“<br />
Trennen wird sich die Gelsenkirchenerin, die<br />
sich ihren Lebensunterhalt mit einem Büroservice<br />
verdient, von dem seltenen Stück nicht freiwillig:<br />
„Auf der Heckscheibe gibt es einen Aufkleber:<br />
‚Ich träume nicht mein Leben, ich lebe<br />
meinen Traum.’ Genau so ist es – ich habe mir<br />
mit dem Kauf dieses Renault Siete einen Traum<br />
erfüllt. Und Träume sind nun mal nicht verkäuflich!“<br />
Da kann man nur allzeit unfallfreie Fahrt<br />
wünschen, denn vor allem ein Heckschaden<br />
wäre gewiss fatal …<br />
Michael Grote<br />
Die Chromstoßstangen gab es nur beim R 7.<br />
Der zuverlässige Einlitermotor leistet 50 PS.<br />
Im Profil wirkt der R 7<br />
deutlich erwachsener als<br />
der R 5, ein Ergebnis des<br />
längeren Radstands.<br />
Dieser „R 5 mit Rucksack“<br />
ist der vermutlich<br />
einzige R 7 in<br />
Deutschland.
88<br />
Menschen & Szene<br />
WERKSTATT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
DREHER AIRCOOLED<br />
Vorsicht, Funkenflug!<br />
Thomas Dreher muss des<br />
Öfteren zur Flex greifen.<br />
Spezialist für luftgekühlte VW<br />
Von Luft und Liebe<br />
Bei Thomas Dreher dreht sich seit jeher alles um luftgekühlte Volkswagen. Seit sechs Jahren hilft er in<br />
Neckargemünd Käfer- und Bulli-Fans, die mit ihrem VW-Latein am Ende sind – auch in deren Garage!<br />
Manche Dinge gehören einfach zusammen.<br />
So wie Thomas Dreher und der<br />
Käfer. Seit sechs Jahren kümmert sich<br />
der 52-jährige Maschinenbautechniker in Neckargemünd<br />
mit seinem Einmannbetrieb „Dreher<br />
aircooled“ um luftgekühlte Klassiker, vorwiegend<br />
aus dem Hause VW, überwiegend Käfer<br />
und Bullis. Sogar seine Werkstatt ist quasi<br />
luftgekühlt, hinter den Sandsteinmauern von<br />
1911 gibt es weder Klimaanlage noch Heizung.<br />
„Im Winter muss ich mich halt warm schaffen“,<br />
so Dreher. Und zu schaffen hat er genug!<br />
Mobiler Service für Krabbeltiere<br />
Als Mitbegründer des ersten VW-Clubs in der<br />
Region – anfangs mit dem schrulligen Namen<br />
„Wolfsburg Nightriders of Heidelberg“ – ist er<br />
seit 30 Jahren ein geschätzter Kenner der Szene.<br />
Sein besonderes Händchen für Käfer, Bulli und<br />
Co. hat sich herumgesprochen: Wer mit seinem<br />
Wolfsburger Latein am Ende ist, kommt zu Dreher.<br />
Oder Dreher zu ihm. Denn der Käfer-Spezialist<br />
bietet auch einen Mobilservice an: „Oft<br />
ist es so, dass irgendwo ein Auto in der Garage<br />
oder Scheune steht und nicht mehr recht laufen<br />
will, und die Leute haben keine Möglichkeit, zu<br />
mir zu kommen.“ Also packt er sein „Notköfferchen“<br />
– da kann es schon mal nach Cuxhaven<br />
Experten-Tipp: Thomas Dreher<br />
„Wer sich für einen luftgekühlten VW interessiert,<br />
sollte nicht nur nach dem äußeren Erscheinungsbild<br />
gehen, sondern auch mal unter das Blechkleid<br />
schauen. Ganz wichtig beim Käfer sind der Rahmenkopf,<br />
die Ecken hinter den Drehstäben sowie die Reserveradmulde.<br />
Bei Unsicherheiten lieber einen<br />
Fachmann hinzuziehen, z. B. den örtlichen VW-Club.“<br />
oder Österreich gehen. Doch solche Aufträge<br />
kombiniert er mit Messebesuchen oder Urlaubsfahrten,<br />
andernfalls sei das für den Kunden<br />
kaum bezahl- und für ihn schwer realisierbar.<br />
„Das Hauptgeschäft sind kleinere Reparaturen“,<br />
so Dreher. Und da der Käfer nie eine Luxuskarosse<br />
war, wird <strong>heute</strong> bei der Instandhaltung<br />
oder Instandsetzung meist eher gekleckert als<br />
geklotzt.<br />
Käfer-Puzzle aus Obstkisten<br />
Im Grunde ist die Technik der luftgekühlten VW-<br />
Motoren zuverlässig und bewährt. Aber Dreher<br />
weiß auch: „Je älter die Autos werden, desto<br />
mehr muss man daran machen.“ Verschiedene<br />
Kunden vertrauen auf seine 35-jährige Käfer-Erfahrung:<br />
der VW-Neuling, der sein Erbe in Opas<br />
Scheune entdeckt hat, der Otto-Normal-Oldiebesitzer,<br />
dessen Bulli oder Käfer partout nicht<br />
mehr möchte, sowie der Selfmade-Restaurator,<br />
der beim Zusammenbau den Überblick verloren<br />
hat. „Die Teile kommen dann in Obstkisten zu<br />
mir, und ich darf mich auf die Suche machen,<br />
was wo hin muss“, schildert Dreher. „Wenn jemand<br />
sein Auto selbst restaurieren will, ist das<br />
zunächst mal eine tolle Sache. Aber man muss<br />
sich im Klaren sein, dass das Jahre dauern<br />
kann.“ Doch in der Ruhe liegt die Kraft.<br />
Fotos: Kurt Frey
DREHER AIRCOOLED | 89<br />
Bei Dreher aircooled<br />
werden<br />
vor allem Bullis<br />
und Käfer<br />
wieder fit gemacht.<br />
Die<br />
Mechanik des<br />
Bulli T2a kam<br />
in Obstkisten –<br />
per Post aus<br />
Leipzig.<br />
„Alle Teile werden vor dem Einbau geprüft,<br />
denn Sicherheit geht vor“, erklärt Dreher und<br />
zeigt den Bremskraftverstärker des leuchtorangefarbenen<br />
T2a-Bullis, der auf der Hebebühne<br />
thront. Auf den ersten Blick habe dieser einen<br />
tauglichen Eindruck gemacht, auf den zweiten<br />
seine rostbröselige Seite gezeigt und auf den<br />
dritten seinen Weg auf den Schrott besiegelt.<br />
Manchmal muss es eben ein Neuteil sein.<br />
Wenn der Selfmade-Restaurator die Nase voll<br />
hat, greift Dreher aircooled in die Trickkiste.<br />
Bis in den sechsstelligen Bereich<br />
Wenn der T2a fertig ist,wird er ein weiteres Aushängeschild<br />
für Drehers Arbeit sein. Dazu zählt<br />
auch ein Sambabus von 1963, der, nachdem<br />
Dreher dessen komplette Mechanik wiederaufgebaut<br />
hatte, mit einem Wertgutachten von fast<br />
100.000 Euro aus der Halle rollte. Oder ein Rometsch<br />
Lawrence, der nach seiner Vollrestaurierung<br />
gar auf knapp 160.000 Euro taxiert wurde.<br />
An der Wand hängen auch Fotos von Drehers<br />
aktuellem Dienstwagen, einem 1303 Cabrio<br />
von 1976: „Der war einen Meter kürzer, als<br />
ich ihn bekommen habe; er befand sich bei einem<br />
doppelten Auffahrunfall in der Mitte.“ Heute<br />
glänzt er wieder in voller Länge.<br />
Alle der knapp zwei Dutzend Käfer und Bullis,<br />
die in und um die aircooled-Werkstatt stehen, haben<br />
ihre eigene Geschichte. Wie der blaue 1302,<br />
der auf Kundenwunsch mit schlumpfblauem<br />
Mattlack und ohne jeden Chromschmuck seine<br />
Wiedergeburt feiern soll. „Die Autos sind mit relativ<br />
einfachen Mitteln wieder instand zu setzen“,<br />
so Dreher. Es ist das ausgereifte, robuste Konzept<br />
des luftgekühlten Volkswagens, das ihn fasziniert:<br />
„Die Technik funktioniert einfach!“<br />
Mit den Jahren hat Dreher natürlich alle möglichen<br />
Macken des Käfers entdeckt. Daher muss<br />
er seine Kunden ab und an „desillusionieren“.<br />
So auch die junge Dame, die voller Stolz mit ihrem<br />
just erworbenen Sunny Bug zu ihm kam:<br />
Von oben sah er in der Tat prima aus, das<br />
„Häusle“, die Karosserie, präsentierte sich vielversprechend.<br />
Von unten betrachtet<br />
war der Traumkäfer<br />
aber „lebensgefährlich“, erinnert<br />
sich Dreher: „Der Rahmenkopf<br />
war praktisch komplett abgefault.“<br />
Bei aller Liebe – es ist ratsam, vor einer<br />
Kaufentscheidung einen Experten einen Blick<br />
aufs und vor allem unters Wunschauto werfen<br />
zu lassen. Thomas Dreher hilft unterdessen<br />
auch, wenn das Kind, also der Käfer, schon in<br />
den Brunnen gefallen ist. Damit er auch in Zukunft<br />
läuft und läuft und läuft …<br />
Kurt Frey<br />
DIE FAKTEN<br />
Leistungsangebot<br />
Reparaturen, mobiler Reparaturservice, Restaurierungen,<br />
Ersatzteile, Rost- und Hohlraumschutz,<br />
Motortechnik, Tuning und Gebrauchtwagen.<br />
Kein Weg ist zu<br />
weit: Ein spanischer<br />
Student fuhr<br />
seinen 1200er in verblichenem<br />
Siegellackrot von<br />
Spanien nach Heidelberg, um ihn<br />
für den TÜV aufbessern zu lassen.<br />
Kontakt:<br />
Dreher aircooled<br />
Spezialist für luftgekühlte<br />
Volkswagen<br />
Thomas Dreher<br />
Güterbahnhofstr. 13<br />
69151 Neckargemünd<br />
Tel. 0174 536 28 39<br />
E-Mail: dreheraircooled@freenet.de
90<br />
Menschen & Szene<br />
CLUBPORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
ESCORT MK 1 REGISTER GERMANY<br />
Top restauriert:<br />
Preziosen wie<br />
der „Hundeknochen“<br />
der finnischen<br />
Rallyelegende<br />
Hannu<br />
Mikkola werden<br />
gerne auf Ausstellungen<br />
präsentiert.<br />
Seit 1989 versucht das Escort MK 1 Register Germany,<br />
die noch überlebenden Escort MK1-Modelle der Baujahre<br />
1968 bis 1974 vor dem Verschwinden zu retten.<br />
Escort Mk 1-Club mit Ersatzteildepots<br />
Die Gralshüter des<br />
„Hundeknochens“<br />
Einst war der Ford Escort Mk 1 ein Millionenseller, doch dann vegetierte das Brot-und-Butter-Auto<br />
der britischen und deutschen Ford-Werke vor sich hin. Das Escort MK 1 Register Germany bewahrt<br />
die wenigen, die der Rost nicht geholt hat.<br />
DIE FAKTEN<br />
Club: Escort Mk 1 Register Germany<br />
Gründungsjahr: 1989<br />
Mitgliedsbeitrag: 20 € jährlich<br />
Mitglieder: ca. 50<br />
Clubaktivitäten: Ausfahrten, Stand<br />
auf Messen, Modell -<br />
archive, Restaurierungsberatung,<br />
Ersatzteil -<br />
beschaffung, inter -<br />
nationale Kontakte<br />
Kontakt: Klaus Blasum<br />
(Vorsitzender),<br />
Tel. (0172) 635 72 75,<br />
E-Mail: webmaster@<br />
escort1.de,<br />
Web: www.escort1.de<br />
Als europäischer Ableger des US-Konzerns<br />
Ford betrat der Escort Mk 1 im<br />
Jahre 1968 Neuland, da die großen<br />
Märkte wie England und Deutschland bis dahin<br />
verschiedene Modelle gefahren waren und nun<br />
mit dem Escort ein „gemeinsames“ Auto hatten.<br />
Doch der einstige Kassenschlager, der aufgrund<br />
seines markanten Kühlergrills den<br />
Spitznamen „Hundeknochen“<br />
bekam, fristete bald ein undankbares<br />
Dasein als Rostlaube,<br />
bis 1989 das Escort Mk 1<br />
Register Germany ins Leben<br />
gerufen wurde. Da war die Fertigung des Mk 1<br />
schon seit 15 Jahren eingestellt, und die meisten<br />
hatten bereits das Zeitliche gesegnet.<br />
Eigentlich ist der Club aus dem westfälischen<br />
Hamm eine Interessengemeinschaft (IG), es<br />
gibt also weder eine Satzung noch eine Jahreshauptversammlung.<br />
Die meisten Mitglieder<br />
kennen den Escort seit ihrer Jugend. Einige besaßen<br />
1989 sogar noch ihre ersten Exemplare<br />
– was nicht ungewöhnlich war, hatte der Escort<br />
doch zur Massenmotorisierung junger Leute in<br />
den späten 70ern beigetragen. Besonders in Erinnerung<br />
geblieben sind die erfolgreichen<br />
Sportableger des Escort, wie der RS 2000, die<br />
im Rallye- wie Rundstreckensport reüssierten.<br />
Zu Beginn kümmerte sich die IG vor allem um<br />
Teilesammlungen an verschiedenen Standorten<br />
versorgen Escort-Besitzer mit dem Wichtigsten.<br />
diese Sportler, doch nun liegt der Fokus auf<br />
sämtlichen Modellen der Baujahre 1968 bis<br />
1974, und gerade die „einfachen“ Versionen<br />
sind zu wahren Raritäten geworden und stehen<br />
damit an der Schwelle zur positiven Wertentwicklung.<br />
Aus gutem Grund: „Einmal ordentlich<br />
in Form gebracht sind die Fahrzeuge dankbare<br />
Alltagsklassiker und auch für Anfänger durch-<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen/Klaus Blasum
in jeder<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Eine Information des DEUVET,<br />
Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge<br />
DEUVET auf der Klassikwelt Bodensee<br />
Klassiker: Anlageobjekt und historisches Kulturgut<br />
Feurio: Dieser<br />
„Hundeknochen“ war<br />
bei der Werkfeuerwehr<br />
Saarlouis tätig, wo der<br />
Escort ab 1970 gebaut wurde.<br />
aus geeignet“, so der Vorsitzende Klaus Blasum.<br />
Aber die Escort-Freunde lieben den Wagen<br />
auch für seine ästhetischen Reize: Die Coke-<br />
Bottle-Line, eine Gürtellinie, die über den Hinterrädern<br />
geschwungen ist, beschert ihm USamerikanisches<br />
Flair.<br />
Kontakte nach England sind das A und O<br />
Die rund 50 Mitglieder sind auf Deutschland,<br />
die Nachbarländer und das Mutterland des<br />
„Hundeknochens“ verteilt: Denn in England<br />
sind die Fahrzeuge noch <strong>heute</strong> – im Gegensatz<br />
zu Deutschland – recht weit verbreitet. Kontakte<br />
auf die Insel dienen so nicht nur den Clubaktivitäten,<br />
sondern vor allem der Ersatzteilversorgung.<br />
Und genau darin besteht das Hauptanliegen<br />
des Clubs: Gleich an mehreren<br />
Standorten haben sie Teilesammlungen aufgebaut,<br />
sodass die Lage insgesamt entspannt gesehen<br />
werden kann. Im Einzelfall werden sogar<br />
Teile in eigener Regie nachgefertigt.<br />
Jeder Interessent ist willkommen und gut aufgehoben,<br />
denn in der IG bündelt sich ein außergewöhnliches<br />
technisches Wissen, verbunden<br />
mit einem umfangreichen Archiv! Nahezu jedes<br />
Mitglied hat eigene Restaurierungserfahrungen<br />
und kann wertvolle Tipps liefern. „Und wenn<br />
jemand Omas alten Escort geerbt hat und damit<br />
im historischen Bergsport fahren will, können<br />
wir auch hier alle notwendigen Informationen<br />
liefern, was zu tun ist“, erklärt Klaus Blasum.<br />
Auf den großen Klassikerausstellungen wie<br />
der Bremen Classics oder der Techno Classica<br />
sind die Escort-Freunde schon seit Jahren fester<br />
Bestandteil und zeigen regelmäßig echte Preziosen,<br />
wie etwa das Originalfahrzeug der finnischen<br />
Rallyelegende Hannu Mikkola. Heute<br />
sind sie ein anerkannter Partner des Unternehmens<br />
Ford, das, wie viele andere, die Oldtimerszene<br />
entdeckt hat. Bodo Wistinghausen<br />
Oldtimer als Kapitalanlage war das Thema einer<br />
Expertenrunde unter Leitung des DEUVET-Vizepräsidenten<br />
Dr. Götz Knoop zum Auftakt der Messe.<br />
Die DEUVET-Akademie informierte über aktuelle<br />
politische Entwicklungen in der Klassikszene.<br />
Im abhörsicheren NATO-Saal des Bundeskanzleramtes<br />
fand die fast vierstündige Sitzung unter Teilnahme<br />
von Kulturstaatsminister Bernd Neuman statt. Ihm<br />
wurden die wesentlichen Grundlagen des historischen<br />
Kulturgutes Mobilität vorgestellt. Hierzu gab es<br />
Vorträge zur kulturhistorischen Bedeutung, zum Wirtschaftsfaktor<br />
und zur Charta von Turin.<br />
Im zweiten Teil der Sitzung stellte der Europaabgeordnete<br />
Bernd Lange die Historic Vehicle Group in<br />
Brüssel vor und berichtete zur Parlamentstätigkeit in<br />
Sachen Oldtimerdefinition der Europäischen Union.<br />
Der ADAC-Sportpräsident gab einen Überblick über<br />
die neu geordneten Aktivitäten im Bereich Oldtimer<br />
des Automobilclubs. Weitere Themen betrafen die Verbringung<br />
von Altfahrzeugen und eine fragwürdige Studie<br />
des Umweltbundesamtes zu den Umweltzonen.<br />
SO ERREICHEN SIE UNS<br />
Dr. Götz Knoop machte eindeutig klar, dass das viel<br />
zitierte „lukrative Anlageobjekt“ die absolute Ausnahme<br />
darstellt. Er betonte in seinem Plädoyer für das<br />
Sammlerfahrzeug, keinesfalls die Kosten zu vergessen,<br />
die nach dem Erwerb für Unterhalt und Pflege<br />
entstehen. Auch ein top restauriertes, aber nicht bewegtes<br />
Sammlerfahrzeug birgt erhebliche Risiken<br />
durch Standschäden und Korrosion. „Wie will man<br />
auf der einen Seite die Aufwendungen für Kauf, Unterhaltung<br />
und Restaurierung eines historischen<br />
Fahrzeugs, auf der anderen Seite das technische Vergnügen,<br />
die mobile Lebensfreude und die eigenen Erinnerungen<br />
bewerten?“, fragte der DEUVET-Vize die<br />
Podiumsteilnehmer und Gäste der gut besuchten Eröffnungsveranstaltung.<br />
Insiderinformationen vermittelte der Bundesverband<br />
auch bei der Podiumsdiskussion der DEUVET-<br />
Akademie. Gastgeber war wieder Dr. Götz Knoop.<br />
Derzeit wird der zukünftige Status von klassischen<br />
Fahrzeugen im Europäischen Parlament diskutiert,<br />
mit dem Ziel, eine EU-weite Definition des Oldtimers<br />
zu erreichen. Das Podium erwartet, dass der kulturelle<br />
Aspekt des Oldtimers in die Gesetzgebung einfließen<br />
muss, ohne jedoch dem Besitzer alle Freiheiten<br />
für eine geeignete Restaurierung zu nehmen. Dabei<br />
wird auf die Empfehlungen der „Charta of Turin“ verwiesen,<br />
die ebenfalls aktueller Gesprächsstoff auf<br />
dem Podium war und allseits begrüßt wurde, da sie<br />
zum Erhalt der Kraftfahrzeuggeschichte beiträgt und<br />
der Szene die notwendige Orientierung bieten kann.<br />
Parlamentskreis Automobiles Kulturgut, 3. Juni 2013<br />
Abhörsichere Informationsveranstaltung<br />
Auch volkstümliche Klassiker<br />
wie der VW Käfer werden<br />
als Anlageobjekt gekauft.<br />
DEUVET-Vizepräsident Dr. Götz Knoop und<br />
Peter Schneider, Präsident des DEUVET,<br />
vertraten im abhörsicheren NATO-Saal die<br />
Positionen der deutschen Interessenvertretung<br />
für Oldtimerbesitzer.<br />
www.deuvet.de, E-Mail: info@deuvet.de, Tel.: (08624) 891 2412, Fax: (08624) 891 90 33<br />
(Di. und Do., 9–13 Uhr), Büro Peter Schneider, werktags 8–17 Uhr: (02204) 613 46<br />
Foto: Klassikwelt Bodensee, Messe Friedrichshafen<br />
Foto: Deuvet
92<br />
Menschen & Szene<br />
MUSEUM | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
ERWIN HYMER MUSEUM<br />
Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee<br />
Mit 80 Wagen<br />
in die Welt<br />
Klassiker und Caravaning passen zueinander – wie das Erwin Hymer Museum<br />
in Bad Waldsee zeigt. Beeindruckende Gespanne und Reisemobile veranschaulichen,<br />
wie Automobilisten seit Beginn der 30er-Jahre die Welt entdeckten.<br />
Am 11. April 2013 verstarb Erwin Hymer<br />
im Alter von 82 Jahren, doch sein Machwerk<br />
lebt im Erwin Hymer Museum in<br />
Bad Waldsee weiter.<br />
Mit seinem leuchtend roten Rahmen soll die<br />
komplett verglaste Museumsfassade an Caravanfenster<br />
erinnern, denn Hymer ist ein Begriff<br />
in der automobilen Reisewelt. Der moderne<br />
Museumsbau bietet auf 6.000 Quadratmetern<br />
eine beeindruckende Ausstellung, und<br />
diese geht weit über ein Firmenmuseum<br />
hinaus: Es werden Automobile, Wohnwagen<br />
und Reisefahrzeuge unterschiedlichster<br />
Marken gezeigt.<br />
Die Geschichte des Reisens<br />
Einer Traumstraße nachempfunden,<br />
zieht sich der Rundgang durch die Ausstellungshalle.<br />
Und da die Geschichte<br />
mit der Eroberung der Alpen beginnt,<br />
stehen wir am Startpunkt einer windungsreichen<br />
Passstrecke. Wir schreiben<br />
die frühen 30er-Jahre: Historische Gespanne<br />
begleiten den Weg ins Hochgebirge.<br />
Den Anfang markiert das „Wohnauto“<br />
von Arist Dethleffs, 1931 für den Eigengebrauch<br />
gebaut. Uralte Reiseaccessoires<br />
zeichnen ein lebendiges Bild. Populär ist damals<br />
auch Sportbergers Karawane S 39, die von einem<br />
Opel 4 PS von 1929 den Berg hinaufgezogen<br />
wird. Sicherlich eine Herausforderung bei<br />
20 PS Motorleistung!<br />
Nach dem Krieg sind pragmatische Lösungen<br />
angesagt, wie der Sportberger G2 von 1946: Der<br />
Pragmatismus der Nachkriegszeit:<br />
„Brezelkäfer“<br />
mit Sportberger G 2.<br />
hier von einem „Brezelkäfer“ gezogene Wagen<br />
war die praktische Mischform aus Nutz- und<br />
Wohnanhänger. Kreativ mutet auch der Dornier<br />
Delta an, ein Kleinwagen-Prototyp aus den<br />
50er-Jahren, dessen Verwandtschaft mit dem<br />
Zündapp Janus unübersehbar ist. Die Besonderheit<br />
des Mini-Reisemobils sind seine zur Liegefläche<br />
verwandelbaren Sitzbänke. Die Konstruktion<br />
stammt von Erwin Hymer, der vor seinem<br />
Einstieg in die Caravaning-Branche<br />
bei Dornier tätig war.<br />
Träume der 50er-Jahre<br />
Manches Traumziel weckt die Reisewünsche<br />
der Menschen. So führt der Rundgang<br />
zu einigen Sehnsuchtsorten. Nach<br />
den Herausforderungen der Alpenstraßen<br />
wird Italien in den 50ern zum deutschen<br />
Urlaubstraum. Indien, Marokko<br />
oder Nordamerika stehen für weitere<br />
Verlockungen. Auch die Ostsee, wie die<br />
Seebäder in der DDR, zieht reiselustige<br />
Automobilisten an. Das Museum widmet<br />
sich nicht nur dem Trabant 601 Universal<br />
mit aufgebautem Müller-Autodachzelt.<br />
Fotos: Frank Wündsch
ERWIN HYMER MUSEUM, BAD WALDSEE | 93<br />
Praktischer Minimalismus: Der Dornier Delta<br />
bietet zur Liegefläche umbaubare Sitzbänke.<br />
Zu sehen sind weitere DDR-Fahrzeuge, beispielsweise<br />
der Weferlinger LC 9/200.<br />
Größter Wohnkomfort im Gepäck<br />
Sehr schick präsentiert sich das Borgward Isabella<br />
Coupé mit seiner eleganten Zweifarbenlackierung<br />
und dem Dethleffs Nomad im<br />
Schlepp. Interessante technische Lösungen<br />
werden gezeigt: Nicht nur Klapp-, Hub- oder<br />
Aufstelldächer sorgen in kleinen Fahrzeugen für<br />
Stehhöhe – im Hadi Columbus T 295 wird der<br />
Boden abgesenkt. Ein echtes Highlight ist das<br />
Mikafa Reisemobil De Luxe der Mindener Karosseriefabrik<br />
mit dem V8-Motor des BMW<br />
502. 1959 kostete es samt Dachterrasse mehr<br />
als 50.000 DM und war damit genauso teuer<br />
wie ein Einfamilienhaus in guter Lage! Gleich<br />
nebenan steht ein feuerroter Fiat 500 – nicht als<br />
Auf Italien-Reise?<br />
Klassische Wohnwagengespanne<br />
wecken Erinnerungen<br />
an Zeiten<br />
üppigen Wirtschaftswachstums.<br />
„Beiboot“, sondern als Zugfahrzeug eines passend<br />
lackierten Laika 500 Wohnwagens. Auf<br />
seine nächste Ausfahrt scheint der Caravano 3<br />
zu warten. Der modern wirkende Campingbus<br />
war 1961 das erste Hymer-Wohnmobil auf Basis<br />
des Borgward Kastenwagens B 611.<br />
Urlaubslaune pur: Reisen erster Klasse im Mikafa<br />
De Luxe mit V8-Motor und eigener Dachterrasse.<br />
Den Weg ins Erdgeschoss begleiten Renault<br />
Dauphine, Ford Taunus 12 M und Mercedes-<br />
Benz Heckflosse, jeweils mit Wohnwagen, versteht<br />
sich. Dann sticht der extravagante Schäfer<br />
Orion I ins Auge, ein integriertes Wohnmobil<br />
von 1973 mit eigenständiger Kunststoff-Karosserie<br />
auf Mercedes-Transporter-Basis. Fast zehn<br />
Meter lang ist der 1969er-Airstream 31 „Sovereign<br />
of the Road“. Der US-Wohnwagen hat<br />
Backofen und Badewanne und wird von einem<br />
nicht weniger beeindruckenden 1958er-Straßenkreuzer<br />
des Typs Edsel Ranger gezogen. Dass<br />
es auch ganz anders geht, zeigt der Lamborghini<br />
Espada S1: Auch der viersitzige<br />
V12-Sportwagen hat einen<br />
Caravan an der Anhängerkupplung.<br />
Der Museumsfundus umfasst<br />
etwa 200 Fahrzeuge. Rund 80 zeigen die<br />
Entwicklung der Reisewelt. Passend zum Ausstellungsthema<br />
werden im Museumsrestaurant<br />
Caravano Speisen aus aller Herren Länder angeboten.<br />
Im Shop gibt es Bücher zur Kultur- und<br />
Technikgeschichte, Reiseführer und Souvenirs.<br />
Frank Wündsch<br />
DIE FAKTEN<br />
Erwin Hymer Museum<br />
Das Museum führt in die Welt des Reisens und zeigt<br />
mit Fahrzeugen vielfältiger Marken, wie Autofahrer seit<br />
den 30ern ihre Feriensehnsüchte stillen. Der Rundgang<br />
ist einer windungsreichen Passstraße nachempfunden.<br />
Der Besucher entdeckt Ziele und Epochen vom „Wohnauto“<br />
des Jahres 1931 bis zum Lamborghini Espada<br />
S1 als außergewöhnliches Zugfahrzeug.<br />
Traumhafte Mobilität:<br />
Borgward Isabella<br />
Coupé mit Dethleffs-<br />
Wohnwagen.<br />
Anschrift und Kontakt<br />
Robert-Bosch-Straße 7<br />
88339 Bad Waldsee<br />
Tel. (07524) 97 66 76 00<br />
www.erwin-hymer-museum.de<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 10.00–18.00 Uhr,<br />
donnerstags bis 21.00 Uhr<br />
(Einlass bis 1 Stunde vor Schließung)<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene 9,50 €,<br />
Kinder/Jugendliche (6–18 Jahre) 4,50 €<br />
Führungen<br />
Auf Deutsch, bis zu 20 Personen, 80,00 €
94<br />
Service & Ratgeber<br />
WORKSHOP | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
BLECHBEARBEITUNG, TEIL 4<br />
Video auf<br />
www.autoclassic.de<br />
in Kooperation mit<br />
Für eine stabile Karosserie<br />
Rostige Türschweller<br />
ersetzen: So geht’s!<br />
Türschweller sind die wohl problematischsten Teile jeder selbst tragenden Karosserie. Sind sie<br />
durchgerostet, leidet die Stabilität des Fahrzeuges und damit die Fahrsicherheit erheblich. Neue<br />
Türschweller sind dann zwingend nötig. Wie man Außen- und Innenschweller selbst herstellt, zeigt<br />
unser <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Blechspezialist.<br />
Beinahe jedem ist es wohl schon einmal<br />
passiert: Nach dem Erwerb eines „neuen<br />
Gebrauchten“ entdeckt man, dass die eigentlich<br />
so gesund aussehenden Türschweller<br />
völlig marode sind und das Drama vom Vorbesitzer<br />
mit abenteuerlichsten Materialien wie<br />
Kunststoff, dünnem Blech, Glasfaserspachtel<br />
und den unvermeidlichen Popnieten kaschiert<br />
wurde. Solcher Pfusch ist nicht nur ein Durchfallgrund<br />
bei der HU-Untersuchung. Es ist vor<br />
allem ein Sicherheitsrisiko: Türschweller sind<br />
bei Fahrzeugen mit selbst tragender Karosse ein<br />
wichtiger Teil der tragenden Fahrzeugstruktur.<br />
Sind sie durchgerostet, kann sich das Chassis<br />
verwinden und so die Fahrwerkgeometrie verändern.<br />
Besonders bei Cabrios kann sich die<br />
Karosse so verbiegen, dass etwa Türen oder<br />
Klappverdecke nicht mehr richtig schließen.<br />
Aber auch bei Fahrzeugen mit separatem Rahmen<br />
wie etwa dem MGA oder einem Austin<br />
Healey müssen die Türschweller in rostfreiem<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Zustand sein: Sind sie morsch, leidet zwar nicht<br />
die Fahrwerkgeometrie, aber die Karosserie verwindet<br />
sich, was von ungleichen Spaltmaßen<br />
bis hin zu sichtbar verschobenen Front- und<br />
Heckpartien führen kann. Um die Fahrsicherheit<br />
und Verwindungssteifigkeit wiederherzustellen,<br />
müssen marode Türschweller fachgerecht<br />
ersetzt werden. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt, wie<br />
man neue Türschweller aus einer Tafel Blech<br />
herstellt.<br />
Kay MacKenneth<br />
Übertragen Sie die<br />
Form des Türschwellers<br />
und aller neu<br />
zu schaffenden<br />
Blechteile immer erst am Original<br />
auf ein Stück starkes Papier oder<br />
Karton, das sie als Schablone zum<br />
Ausschneiden aus der Blechtafel<br />
verwenden. So vermeiden Sie teuren<br />
Verschnitt und erhalten passgenauere<br />
Ergebnisse.<br />
Fotos: Kay MacKenneth
BLECHBEARBEITUNG, TEIL 4 | 95<br />
Äußere Türschweller herstellen: Ein kompletter Türschweller<br />
besteht in der Regel aus mindestens zwei Teilen:<br />
dem Außenschweller und einem dahinter verborgenen<br />
Blech, das die Karosseriestruktur weiter versteift.<br />
Die Anfertigung des äußeren Schwellers ist nicht sehr<br />
kompliziert.<br />
1 2<br />
Der marode Schweller wird im ersten Schritt abgetrennt. Im oberen<br />
Bereich wird der Schweller mit einer Trennscheibe oder Blechschere<br />
abgeschnitten, die Schweißpunkte unten werden mit dem Meißel<br />
gelöst oder aufgebohrt.<br />
Wenn der alte Schweller entfernt ist, sieht man auch, ob der innere<br />
Schweller ebenfalls ersetzt werden muss. Oberflächlicher Rost an<br />
allen stehen bleibenden Blechpartien wird nun sorgfältig mit einer<br />
Drahtbürste entfernt, bis das Blech blank ist.<br />
3 4 5<br />
Der äußere Schweller wird mit einer Pelikanschere,<br />
etwa von Bessey, zugeschnitten.<br />
Das Blech sollte härter sein, da der Schweller<br />
extremen Kräften ausgesetzt ist.<br />
Das Blech wird zwischen zwei Stahlleisten<br />
eingespannt, entlang der Kante der Stahlleiste<br />
wird dann die untere Bördelkante mit<br />
einem Hammer um 90 Grad abgekantet.<br />
Nach dem schrittweisen Abkanten wird das<br />
Blech umgedreht und der Falz mit einem<br />
schweren glatten Amboss und einem Glättehammer<br />
vorsichtig geglättet.<br />
6 7 8<br />
Durch das Abkanten und Glätten entsteht<br />
im Blech immer leichter Verzug, der mit einem<br />
Stauchgerät herausgenommen wird,<br />
damit die richtige Form erhalten bleibt.<br />
Um die endgültige runde Form des Schwellers<br />
zu formen, wird ein Rohrstück mit passendem<br />
Durchmesser in der Länge des neuen<br />
Schwellers hinter das Blech gespannt.<br />
Nun wird das Blech mit der Hand über das<br />
Rohr gebogen, bis die gewünschte Form erreicht<br />
ist. Dabei sollte kein Hammer eingesetzt<br />
werden, damit die Rundung glatt wird.<br />
9 10<br />
Idealerweise sollte der fast fertige neue Türschweller abschließend<br />
durch eine Rollenstreckmaschine geführt werden, um eventuelle<br />
Spannungen im Blech zu entfernen. Alternativ kann das Blech auch<br />
mit einem Spannhammer bearbeitet werden.<br />
Der Türschweller ist fast fertig. Es wird nun an die Karosse angehalten<br />
und am oberen Rand noch auf die benötigte Höhe abgeschnitten.<br />
Achten Sie darauf, dass genug Material bleibt, um den<br />
Schweller mit dem vorhandenen Blech verschweißen zu können.
96 | WORKSHOP<br />
Innere Türschweller herstellen: Der innere Schweller<br />
dient zur Versteifung der Struktur. Der Schweller selbst<br />
ist meist durch eingearbeitete Sicken verstärkt, entweder<br />
mit Nuten im Blech, meist aber mit offenen Rundsicken.<br />
Wir zeigen, wie Rundsicken in der Hobbywerkstatt<br />
entstehen.<br />
1 2<br />
Nachdem das Blech für den inneren Schweller passend zugeschnitten<br />
und die Rohform gebogen wurde, werden die Rundsicken hergestellt.<br />
Dazu benötigt man zwei Lochschneider in verschiedenen<br />
Größen.<br />
Der Mittelpunkt der Sicke wird markiert und gebohrt. Mit einem<br />
Kegelbohrer wird das Loch so vergrößert, dass die Spannschraube<br />
des Lochschneiders hindurchpasst. Lochschneider gibt es in verschiedenen<br />
Größen im Baumarkt in der Sanitärabteilung.<br />
3 4 5<br />
Der kleinere Lochschneider wird durch das<br />
gebohrte Loch fixiert. Die Sicke wird durch<br />
das Anziehen der Spannschraube mit einem<br />
Schraubenschlüssel herausgetrennt.<br />
Nun kommt der größere Lochschneider zum<br />
Einsatz. Die Schneide wird umgedreht auf<br />
die Spannschraube aufgesetzt und zentriert<br />
über dem zuvor geschnittenen Loch fixiert.<br />
Die Schraube wird nun angezogen, und die<br />
beiden Teile ziehen sich ineinander. Da die<br />
untere Spannbacke größer ist als das Loch,<br />
zieht sie das Blech mit in die obere Schale.<br />
6 7<br />
Da die Schneide des Lochschneiders umgedreht wurde, wird das<br />
Blech nicht getrennt, sondern lediglich verformt. Löst man nun die<br />
Schraube und entfernt die beiden Backen, erkennt man die durch<br />
den Druck umgebördelte Sicke.<br />
Rundsicken werden durch eine zusätzliche Sicke entlang des Sickenrandes<br />
stabiler. Um einen solchen Sickenrand zu formen, benötigt<br />
man ein extra Werkzeug, das man aus einem Stück Buchenholz<br />
herstellt, und ein Stahlrohr mit dem Durchmesser der Sicke.
BLECHBEARBEITUNG, TEIL 4 | 97<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
8<br />
Ein Loch, das dem gewünschten Durchmesser der Sickenwölbung<br />
entspricht, wird in das Holz gebohrt. Das Holz wird dann am Bohrloch<br />
getrennt, sodass eine Mulde im Holz entsteht, mit der später<br />
die Sickenwölbung gehämmert wird.<br />
Wenn Sie die alten Türschweller entfernen, leidet die Stabilität<br />
der Karosserie enorm. Sie müssen daher vor allem<br />
bei Cabrios die Karosse so unterstützen, dass sie sich<br />
auch ohne Schweller nicht verziehen kann.<br />
• Grundsätzlich ist es daher auch zu empfehlen, immer erst eine Seite<br />
komplett zu erneuern, bevor der alte Schweller auf der anderen Seite<br />
entfernt wird.<br />
• Besonders bei Cabrios sollten Sie vor dem Entfernen eines Türschwellers<br />
unbedingt eine Versteifung zwischen A-Säule und B-Säule einschrauben<br />
oder besser einschweißen. Das verhindert Verzug und kann<br />
nach Beendigung der Reparatur leicht wieder entfernt werden.<br />
9<br />
Nun wird das Blech auf das Rundrohr geführt. Das Holzwerkzeug<br />
wird getrieben, bis sich der Rand wölbt. Am besten geschieht dies<br />
mit einem Kunststoffhammer, damit keine harten Umformspuren<br />
zurückbleiben. Je glatter eine Sicke ist, desto stabiler wird sie.<br />
Für die Versteifung einer Karosserie werden einfache T-<br />
oder H-Profile in den Türausschnitten verschweißt.<br />
Lesen Sie noch oder<br />
sammeln Sie schon ?<br />
Archivieren Sie Ihre<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Ausgaben in<br />
der praktischen Sammel -<br />
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98<br />
Service & Ratgeber<br />
KNOW-HOW | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
HOHLRAUMVERSIEGELUNG<br />
Eine Hebebühne bietet optimale Arbeitsbedingungen<br />
für einen wirklichen<br />
perfekten Rundum-Hohlraumschutz.<br />
So wird der Klassiker langfristig geschützt<br />
Gib dem<br />
keine Chance<br />
Rost innen wie außen ist der Erzfeind des Oldtimers. Wesentlich tückischer als der Rost an der Ober -<br />
fläche ist jener Gilb, der in Hohlräumen nistet und sich unbemerkt durch das Blechkleid frisst. Wie man<br />
Rost in den Griff bekommt und neuen verhindert, hat <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> sich von Fachleuten zeigen lassen.
HOHLRAUMVERSIEGELUNG | 99<br />
Eingangskontrolle:<br />
Mit einer Endoskopkamera<br />
werden die Hohlräume<br />
auf den<br />
Grad des Rostbefalls<br />
untersucht.<br />
Wärme hilft: Bei<br />
einer Temperatur<br />
von 45 Grad<br />
verflüssigt sich<br />
das Korrosionsschutzmittel<br />
Liquid AR.<br />
WAS ROSTSCHUTZ KOSTET<br />
Selber machen oder machen lassen?<br />
Eine komplette Rostschutzvorsorge bei einem VW Käfer – wie in unserem Beispiel<br />
mit Fluid Film und Perma Film – schlägt in der Korrosionsklinik mit rund<br />
550 Euro zu Buche. Größere Fahrzeuge mit verwinkelten Hohlräumen sind<br />
entsprechend teurer.<br />
• Ob „Do-it-yourself“ <strong>günstig</strong>er ist, ist ein Rechenexempel. Allein das Material<br />
schlägt mit 100 oder mehr Euro zu Buche. Selbst wenn ein Kompressor bereits<br />
vorhanden ist, kommt die Anschaffung einer vernünftigen Druckbecherpistole<br />
und der Spezialsonden hinzu.<br />
• Für eine einmalige Anwendung am einzigen eigenen Oldtimer und die Auffrischung<br />
im Abstand von mehreren Jahren lohnt sich die Anschaffung kaum;<br />
für eine Schraubergemeinschaft hingegen kann sie durchaus sinnvoll sein.<br />
Mithilfe einer<br />
langen Sonde<br />
wird das Schutzfett<br />
in den Hohlräumen<br />
verteilt.<br />
Bei Konservierungsmitteln unterscheidet<br />
man Wachse und Fette. Dabei haben sich<br />
Mittel auf Fettbasis in diversen Tests als<br />
langfristig überlegen erwiesen. Das Material hat<br />
eine hohe Kriechwirkung – ähnlich wie ein Öltropfen<br />
auf einem Löschblatt – und dringt somit<br />
in Winkel, Ecken und Nähte vor, in die es beim<br />
Hineinsprühen in die Hohlräume nicht sofort gelangen<br />
konnte. Außerdem bleibt Fett elastisch<br />
und härtet nicht aus. Es kann also vom Rost mit<br />
der Zeit nicht so leicht unterwandert werden.<br />
Vielmehr neigt Korrosionsschutz auf Fettbasis<br />
dazu, Oberflächenrost zu durchdringen und so<br />
an einer weiteren Ausbreitung zu hindern.<br />
Um sich einen Überblick zu verschaffen, wo<br />
wie viel Korrosionsschutz ins Fahrzeug eingebracht<br />
werden muss, ziehen Experten Hohlraumschutzpläne<br />
zurate, die bei den Herstellern<br />
der Rostschutzmittel für die meisten gängigen<br />
Fahrzeugtypen der letzten 50 Jahre vorgehalten<br />
werden. Der 1965er VW 1300 auf diesen Seiten<br />
verfügt über ein separates Fahrwerk und hat daher<br />
nur wenige geschlossene Hohlräume. Im<br />
Gegensatz zu Fahrzeugen mit selbst tragender<br />
Karosserie mussten deshalb keine zusätzlichen<br />
Zugangslöcher gebohrt werden, wie Nikolai Antonczyk,<br />
Inhaber der „Korrosionsklinik“ in Haan<br />
bei Düsseldorf, erläutert: „Im Regelfall müssen<br />
für einen wirksamen Korrosionsschutz Hohlräume<br />
zugänglich gemacht werden. Dafür werden<br />
Löcher mit zehn Millimeter Durchmesser<br />
gebohrt, damit die Sonden dort eingeführt werden<br />
können. Die Bohrlöcher müssen selbstverständlich<br />
entgratet werden, damit die Sonden<br />
nicht hängen bleiben oder beschädigt werden.“<br />
Danach werden die Kanten mit etwas Lack versiegelt.<br />
Nach den Schutzmaßnahmen werden<br />
die Löcher mit Kunststoff- oder Gummistopfen<br />
dicht verschlossen.<br />
Rostcheck mit der Spionagekamera<br />
Um den Zustand der Ausgangsbasis abschätzen<br />
zu können, untersucht der Experte die Hohlräume<br />
mit einer Endoskopkamera. Dabei zeigt sich<br />
in den Innenräumen der Längsträger des Käfers<br />
leichter Rostbefall, aber der ist für den Fachmann<br />
nach fast 50 Jahren kein Alarmzeichen:<br />
„Die Oxydation an der Oberfläche ist in diesem<br />
Fall kein Problem, denn unser Schutzmittel<br />
Je nach verwendetem Material schützt eine<br />
Hohlraumversiegelung bis zu 15 Jahre vor Rost.<br />
Fluid Film haftet an der rauen Oberfläche besser,<br />
ist in der Lage, den Rost zu durchdringen<br />
und damit seine weitere Ausbreitung zu verhindern.“<br />
Hätte der Rost in den Hohlräumen bereits<br />
ausgelassene Urständ gefeiert, wäre vor<br />
ADRESSEN<br />
• Korrosionsklinik, 42781 Haan-Gruiten,<br />
Thunbuschstr. 5, Tel.: (02104) 93 78 70,<br />
www.korrosionsklinik.de<br />
• Hodt Korrosionsschutz GmbH, Flurstr. 8,<br />
21465 Wentorf bei Hamburg,<br />
Tel.: (040) 72 90 40 30, www.hodt.de<br />
• Mike Sander, Am Bahnhof 4, 25358 Horst,<br />
Tel.: (04126) 20 95, www.mike-sander.de<br />
der Konservierung eine Behandlung mit Rostumwandler<br />
sinnvoll gewesen. Sinnvoll ist es<br />
auch, vor der Konservierung der Türen die Seitenscheiben<br />
komplett hochzukurbeln: Andernfalls<br />
kann sich das Konservierungsfett auf ihnen<br />
niederschlagen und beim späteren Schließen<br />
auch die Schachtleisten verunreinigen.<br />
Hohlraumschutz ist eine heiße Sache<br />
Wärme ist bei der Konservierung wichtig, denn<br />
umso besser ist die Fließeigenschaft des auf<br />
Wollfett basierenden Mittels. Hodt bietet Rostschutzmittel<br />
mit unterschiedlichen Schutzeigenschaften<br />
an. Fluid Film Liquid A<br />
hat eine Viskosität wie Olivenöl,<br />
daher muss es zur Verarbeitung<br />
nicht zuvor erwärmt werden. Allerdings<br />
hat es auch keine sehr<br />
hohen Haftungsqualitäten, was die Langzeitwirkung<br />
einschränkt. „Wenn ein Fahrzeug ausschließlich<br />
mit Liquid A geschützt wird, empfiehlt<br />
sich eine Auffrischung nach ungefähr zwei Jahren“,<br />
rät Anton czyk. Einen wesentlich längeren<br />
Schutz erreicht man mit zusätzlicher Anwendung<br />
von Liquid AR. Dieses Produkt ist bei Zimmertemperatur<br />
zäh wie Honig und wird für die Verarbeitung<br />
auf etwa 45 Grad erwärmt. Dann lässt<br />
es sich problemlos mittels Druckbecherpistole<br />
und Sonde verteilen. Weil Liquid AR nach dem<br />
Abkühlen seine zähflüssige Konsistenz zurückgewinnt,<br />
bleibt es viel länger schützend an Ort<br />
und Stelle. Bis zu 15 Jahre soll eine Schutzbehandlung<br />
mit diesem Produkt halten.<br />
Um das Konservierungsmittel einzubringen,<br />
benutzt Matthias Pekrul von der Firma Hodt, die<br />
das am Käfer verwendete Programm von Fluid
100 | KNOWHOW<br />
DIE FAKTEN<br />
Hohlraumschutz selber gemacht<br />
Wenn eine Werkstatt – möglichst mit Hebebühne –<br />
und ein guter Kompressor vorhanden sind, ist eine<br />
Hohlraumversiegelung in Eigenregie kein Hexenwerk.<br />
Nötige Ausstattung:<br />
• Kompressor, Druckbecherpistole, Hohlraumsonden,<br />
Bohrmaschine, Abklebefolie.<br />
• Möglichst den Hohlraumschutzplan des jeweiligen<br />
Fahrzeugs.<br />
Zu schützende Fahrzeugbereiche:<br />
• Holme und andere Hohlräume am Rahmen oder<br />
am selbst tragenden Chassis.<br />
• Hohlräume in Türen, Haubenfalze, doppellagige<br />
Bleche (zwischen Tank und Unterboden).<br />
• Unterboden, Radkästen, Front- und Heckschürze.<br />
Nötige Vorarbeiten:<br />
• Entfernen von losem Unterbodenschutz am Unterboden<br />
und in den Radkästen.<br />
Auch Achsteile<br />
können rosten und<br />
werden deshalb<br />
mit Perma Film<br />
geschützt.<br />
Es setzt allerdings Zeit, Sorgfalt, gute Vorarbeit bei<br />
der Reinigung und dem Abkleben sowie das richtige<br />
Handwerkszeug voraus.<br />
• Sorgfältige Reinigung von Unterboden und Radkästen<br />
von Schmutz und Ölresten.<br />
• Löcher zur Einbringung des Schutzmittels in Hohlräume<br />
bohren, am Hohlraumschutzplan orientieren!<br />
• Abkleben von Auspuff, Bremsen, Fahrwerkgummis,<br />
Entfernen der Räder.<br />
Hohlraumschutz durchführen:<br />
• Schutzmittel auf die empfohlene Verarbeitungstemperatur<br />
aufwärmen.<br />
• Einführen der passenden Sonde in den Hohlraum,<br />
Druckluft aufbauen.<br />
• Einbringen des Schutzmittels durch langsames<br />
Drehen und Zurückziehen der Sonde.<br />
• Unterboden und Radkästen entweder mit dem<br />
Pinsel oder der Druckluftpistole behandeln.<br />
Film vertreibt, Sonden mit bis zu einem Meter<br />
Länge. Angeschlossen an eine Druckluftpistole,<br />
führt Pekrul die Sonde bis zum Anschlag ein, gibt<br />
Druck drauf und zieht sie langsam und mit drehenden<br />
Bewegungen wieder heraus. Ist der<br />
Hohlraum größer – wie beim Käfer der Mitteltunnel<br />
hinter dem Rahmenkopf –, wird der Vorgang<br />
mehrmals wiederholt. „In jedem Fall ist darauf<br />
zu achten, dass sich die Abläufe an den<br />
Hohlräumen, aber auch beispielsweise an den<br />
Unterkanten der Türen nicht zusetzen oder bereits<br />
verstopft sind“, erläutert Pekrul. Denn gegen<br />
Wassermengen, die etwa bei einer Wagenwäsche<br />
in einen Hohlraum geraten, dann aber<br />
nicht mehr hinaus können, ist auf Dauer auch<br />
die beste Konservierung machtlos.<br />
Sonderfall Unterboden<br />
Am Unterboden ist eine Behandlung mit mehr<br />
oder weniger flüssigen Fetten nicht zu empfehlen,<br />
denn sie würden bei Regenfahrten durch<br />
Spritzwasser rasch weggewaschen. Als dauerhafte<br />
Lösung bietet Antonczyk in seiner Korrosionsklinik<br />
eine Unterbodenbehandlung mit<br />
Perma Film an. Dafür wird der zuvor von<br />
Schmutz und Öl gereinigte Unterboden zuerst<br />
mit Fluid Film behandelt. „Dies ist wichtig, damit<br />
eventuell vorhandene alte Unterbodenschutzschichten<br />
reaktiviert und wieder geschmeidig<br />
gemacht werden. Tropfenbildung ist<br />
auf jeden Fall zu vermeiden, überschüssiges<br />
Material abzuwischen, bevor Perma Film aufgetragen<br />
wird. Dies kann mit dem Pinsel geschehen<br />
oder ebenfalls mithilfe einer Druckluftpistole<br />
und einer Sonde. „Die optimale Verarbeitungstemperatur<br />
liegt hier bei mindestens 25<br />
Grad“, weiß Matthias Pekrul. Auch Achsteile<br />
und das Differenzial können so geschützt werden.<br />
Auf Gummiteilen oder Bremsschläuchen<br />
hat es aber nichts zu suchen. Nicht nur, weil<br />
Gummi nicht rostet: Es könnte zu Unverträglichkeiten<br />
kommen. Bei trockener Witterung<br />
lässt sich das Fahrzeug nach Abschluss der Unterbodenkonservierung<br />
sofort wieder benutzen.<br />
„Der Fahrtwind fördert den Trocknungsprozess<br />
sogar“, betont Pekrul, aber er warnt auch: „Eine<br />
Fahrt im strömenden Regen sollten Sie anfangs<br />
vermeiden.“ Michael Grote, Jens Del’Ali<br />
Haubenfalze, die Innenseiten der Türen und ähnlich gefährdete Stellen<br />
der Karosserie werden mit einem kurzen Sprühkopf so behandelt,<br />
dass möglichst kein überschüssiges Rostschutzmittel ausläuft.<br />
Gut verpackt: Dieser Kapitän wurde in der Werkstatt von Mike<br />
Sander perfekt abgeklebt, damit das Korrosionsschutzfett nur an<br />
die Stellen gelangt, an denen es erwünscht ist.<br />
Fotos: Michael Grote, Jens Del´Ali
Schlachten, Technik,<br />
Feldherren<br />
Das neue Heft ist da.<br />
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102<br />
Service & Ratgeber<br />
KNOW-HOW | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
BLATTFEDERN VERSTEHEN<br />
Gamaschen zum Schutz der Blattfedern<br />
vor Schmutz waren bis in die<br />
60er-Jahre ein beliebtes Zubehör.<br />
Blattfedern pflegen leicht gemacht<br />
So bleibt die<br />
Straßenlage optimal<br />
Blattfedern können durch ihre Materialbeschaffenheit und Formgebung mechanische Energie elastisch<br />
aufnehmen und wieder abgeben. Im Fahrzeugbau sind sie seit der Kutschenära bis <strong>heute</strong> präsent<br />
– obwohl Blattfedern nicht gerade als der letzte Schrei gelten. Sie haben eben andere Qualitäten.<br />
Wegen ihres einfachen und robusten<br />
Aufbaus machen sie im Betrieb selbst<br />
bei schweren Belastungen oft über<br />
Jahrzehnte keine Probleme. Und wenn doch<br />
mal was kaputtgeht, kann sprichwörtlich jeder<br />
Dorfschmied zwischen Flensburg und Feuerland<br />
helfen. Keine schlechten Voraussetzungen<br />
für den Einsatz in Nutzfahrzeugen und Geländewagen.<br />
Doch auch im Pkw kann die Blattfeder<br />
glänzen: Sie vereinfacht im Vergleich zu modernen<br />
Radaufhängungen wie McPherson-Federbeinen<br />
die Achskonstruktion und damit<br />
auch Wartung und Reparatur. Weil keine Federbeindome<br />
nötig sind, bleibt im Innenraum auch<br />
mehr Platz für Koffer und Komfort. Oft übernehmen<br />
sie achs- oder radführende Aufgaben,<br />
sodass weitere Achsführungen überflüssig sind.<br />
Blattfedern verteilen die auftretenden Kräfte auf<br />
mehrere Punkte und damit auf eine größere<br />
Fläche als Spiralfedern.<br />
Die Vorteile überwiegen viele Nachteile<br />
All das machte und macht die Blattfeder zum<br />
Mittel der Wahl, wenn es um einfache, robuste<br />
und <strong>günstig</strong>e Lösungen im Fahrwerkbau geht.<br />
Die Nachteile nimmt man da gern in Kauf: das<br />
relativ hohe Gewicht etwa oder den schlechteren<br />
Komfort gegenüber der Spiralfeder. Und<br />
auch diese Nachteile können durch moderne<br />
Materialien fast vollständig eliminiert werden:<br />
Federblätter aus Faserverbundstoffen wie glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff sind sehr viel leichter,<br />
bieten bessere Dämpfungseigenschaften<br />
und werden deshalb für verschiedene, meist<br />
sportliche Fahrzeugmodelle als – zumeist teures<br />
– Zubehör angeboten.<br />
An der Hinterachse waren Blattfedern bis in<br />
die 80er-Jahre hinein, meist in Kombination mit<br />
einer Starrachse, bei vielen Fahrzeugen Standard.<br />
Vorne findet man sie fast nur an Vorkriegsfahrzeugen,<br />
die dort auch eine Starrachse<br />
besitzen. Blattfedern können parallel oder quer<br />
Fotos: Archiv Jörn Müller-Neuhaus, Sfoskett/CommonsMedia, Archiv Alexandra Wurl
Bei diesem Rennwagen<br />
von Napier-<br />
Railton sorgen<br />
doppelte Querblattfedern<br />
an der<br />
Hinterachse für<br />
die Achsführung.<br />
BLATTFEDERN VERSTEHEN | 103<br />
Nicht nur am Bugatti T37 wurden viertelelliptische Blattfedern<br />
verbaut, auch der Austin-Healey Sprite und viele<br />
andere Modelle wurden so gefedert.<br />
Die hintere Blattfedernaufnahme ist meist mit solch<br />
einem Schäkel ausgeführt. Die Gummiblöcke müssen<br />
in gutem Zustand sein, damit die Achse nicht mitlenkt.<br />
Der Klassiker: Zwei halbelliptische Längsblattfedern<br />
mit Starrachse waren bis in die 70er-Jahre hinein bei<br />
vielen Fahrzeugen Standard.<br />
Die U-Bolzen, mit denen die Achse an der Feder befestigt<br />
ist, können sich dehnen und so das Fahrverhalten<br />
negativ beeinflussen.<br />
zur Achse eingebaut sein, bei Pkw sind meist<br />
halb- oder viertelelliptische Federn im Einsatz.<br />
Blattfedern und deren Aufnahmen müssen regelmäßig<br />
geschmiert werden, etwa durch Auftragen<br />
von Grafitfett zwischen den Federblättern<br />
mit dem Pinsel. Dazu wird das Paket demontiert,<br />
alternativ kann man auch die<br />
Blattfedern stehen unter Spannung: Beim Ausbau<br />
sollte erst der hintere Schäkel entfernt werden.<br />
Federblätter mit einem Schraubendreher oder<br />
Montiereisen spreizen – dazu muss der Wagen<br />
natürlich angehoben und die Blattfeder entlastet<br />
sein. Vor dem Einfetten sollte man altes Fett<br />
und Schmutz zwischen den Federblättern entfernen.<br />
Das ist oft auch nur an den Enden der<br />
Federlagen erforderlich. Andere Federn sind in<br />
Sachen Schmierung wartungsfrei. Sie haben<br />
Einlagen aus Gummi oder gewachstem Tuch.<br />
Lederhüllen als Federschutz<br />
Besonders bei Vorkriegsoldtimern sind die<br />
Blattfedern häufig mit einem starken Seil oder<br />
Band umwickelt. Das schützt vor Dreck und<br />
Feuchtigkeit und erhöht die Lebensdauer. Eine<br />
andere Möglichkeit des Federnschutzes sind<br />
Lederhüllen, die um die Federn gelegt werden.<br />
Manche dieser Lederhüllen haben gar Schmiernippel,<br />
mit denen die darin verborgenen Federn<br />
geschmiert und somit geschmeidig gehalten<br />
werden. Auch <strong>heute</strong> gibt es noch Anbieter, die<br />
solche Lederhüllen produzieren und auch für<br />
Nachkriegsfahrzeuge anbieten.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Spezialisten<br />
Fachbetriebe, die Blattfedern<br />
aufarbeiten und neu<br />
anfertigen können, gibt es<br />
in jeder Region. Im Branchenbuch und im<br />
Internet findet man sie am ehesten unter<br />
den Suchbegriffen „Blattfedern“, „Federn“<br />
oder unter „Technische Federn“.<br />
Sogar auf Ebay gibt es mindestens einen<br />
Betrieb, der Reparatur und Neuanfertigung<br />
von Blattfedern deutschlandweit anbietet.<br />
Blattfedern-Bausatz<br />
Die einzelnen Federblätter einer Blattfeder<br />
werden im Normalfall von mehreren starken<br />
Klammern zusammengehalten, die vor den beschriebenen<br />
Arbeiten entfernt<br />
werden müssen. Diese<br />
Klammern verhindern ein<br />
Verdrehen und Verrutschen<br />
der Federblätter. Ist die Feder<br />
stark verrostet oder beschädigt, muss sie ausgebaut,<br />
vollständig zerlegt und restauriert werden.<br />
Oft sind auch einzelne Federblätter gebrochen,<br />
was man nur bei genauem Hinsehen bemerkt.<br />
Dann muss das defekte Federblatt ersetzt werden,<br />
wozu das Blattfedernpaket ebenfalls komplett<br />
zerlegt werden muss. Beim Zusammenbau<br />
sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass<br />
die Klammern wieder an ihren alten Platz kommen.<br />
Außerdem wichtig: Wenn die Klammern<br />
rundum direkt und fest an den Federn aufliegen,<br />
kann sich das Federpaket nicht mehr frei um die<br />
Längsachse verwinden. Das nötige Einbauspiel<br />
sollte im Werkstatthandbuch aufgeführt sein.<br />
Besser zum Fachmann<br />
Für die Aufarbeitung und Restaurierung gibt<br />
man die Federn am besten in einen Fachbetrieb.<br />
Zwar ist die Blattfeder nicht gerade ein<br />
Hightechteil, aber wer hat schon einen Glühofen?<br />
Von dem anderen Equipment oder gar<br />
der nötigen Erfahrung ganz zu schweigen. Für<br />
erstaunlich moderate Preise richten die Spezialisten<br />
alte Blattfedern wieder her, wenn nötig<br />
auch mit eigens angefertigten Teilen. Auch Sonderwünsche<br />
wie Höher- oder Tieferlegungen<br />
oder eine andere Federhärte sind für den Federnexperten<br />
kein Problem.<br />
Dem Hobbyschrauber bleibt meist nur, bei<br />
Verschleiß neue Buchsen in die Federnaugen<br />
einzusetzen und für die richtige Wartung zu sorgen.<br />
Denn durch Alterung, Korrosion und Belastung<br />
können Blattfedern „müde“ werden –<br />
das Auto sinkt unmerklich ab, die Straßenlage<br />
wird schlechter. Im Extremfall bricht die Feder,<br />
dann hat der Straßenkreuzer Schlagseite. Merke:<br />
Auch Blattfedern brauchen ab und an etwas<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Peter Müller
104<br />
Service & Ratgeber<br />
KNOW-HOW | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
ELEKTRISCHE FENSTERHEBER<br />
Elektrische Fensterheber selbst reparieren<br />
Auf und nieder,<br />
immer wieder<br />
Elektrische Fensterheber verlangen nur selten<br />
nach Aufmerksamkeit. Doch reagiert die Scheibe<br />
beim Druck auf den Taster nicht, ist die Not groß.<br />
Wir zeigen, woran es am häufigsten hapert<br />
und wie man den Mängeln begegnet.<br />
So einfach kann es sein. Ein Fensterhebermechanismus<br />
mit Seilzugantrieb modernster<br />
Bauart.<br />
Daimler-Benz überließ bei der S-Klasse des<br />
Typs W140 nichts dem Zufall und quälte<br />
den Fensterheber bereits im Versuch bis<br />
zum Exitus.<br />
Ein Knopfdruck, und leise sirrend bewegt<br />
sich das Seitenfenster, wie von Zauberhand<br />
bewegt, nach oben oder unten.<br />
Meist klappt das ohne Probleme, erst im Alter<br />
wird das Auf und Nieder langsamer oder setzt<br />
ganz aus. Spätestens jetzt ist es Zeit, sich mit<br />
dem Innenleben in der Tür zu beschäftigen.<br />
Die schweren Scherenheber der frühen Jahre<br />
wurden zu Beginn der 80er-Jahre von wesentlich<br />
leichteren Modellen mit Seilzugtechnik abgelöst.<br />
Immer arbeitet ein kleiner Elektromotor<br />
mit einer Untersetzung daran, das Fenster gegen<br />
sein Eigengewicht und die auftretenden<br />
Reibungskräfte der Dichtungen und Führungsschienen<br />
zu bewegen. Ist der Widerstand zu<br />
groß, weil die Scheibe schwergängig ist, schaltet<br />
der Motor dank Überlastungsschutz ab, um es<br />
nach erfolgreicher Abkühlung erneut zu versuchen.<br />
In Ausnahmefällen, wie beim Mercedes<br />
600 aus den 60er-Jahren, kamen auch kräftige<br />
hydraulische Heber zum Einsatz, die aber in der<br />
Praxis kaum eine Rolle spielen.<br />
Hauptsache gut geschmiert<br />
Wenn das Fenster immer schwergängiger wird,<br />
ist meist das Schmiermittel in den Führungsschienen<br />
der Fenster verhärtet. Um die Fensterführungen<br />
und die Mechanik neu zu schmieren,<br />
muss die Türverkleidung entfernt werden, denn<br />
nur so kommt man an die Mechanik des Fensterhebers<br />
heran. Demontageanleitungen der<br />
gängigsten Typen finden sich im Internet, oft<br />
auch beim Hersteller oder den Fahrzeugclubs.<br />
Kleiner Tipp: Beim Teilepartner des Vertrauens<br />
gleich eine Handvoll neuer Befestigungsclips für<br />
die Türverkleidung bestellen, denn die alten<br />
Clips brechen beim Entfernen oft ab.<br />
Doch vor dem Schmieren muss der Fensterheber<br />
gereinigt werden. Dazu baut man ihn am<br />
besten komplett aus. Danach werden die alten<br />
Fettreste mit Lappen und Reinigungsbenzin<br />
gründlich entfernt, bevor neues Schmierfett aufgetragen<br />
wird. Vorsicht ist allerdings geboten,<br />
wenn das Fett mit Kunststoffgleitschienen in<br />
Berührung kommt, denn mitunter reagiert der<br />
Kunststoff allergisch auf Schmiermittel und<br />
lässt diesen binnen kürzester Zeit zerbröseln.<br />
Den frisch geschmierten Fensterheber kann<br />
Fotos: Sven Jürisch, Daimler-Benz, Bosch
ELEKTRISCHE FENSTERHEBER | 105<br />
Erste Hilfe bei Störungen: Die häufigsten Fehler bei elektrischen Fensterhebern.<br />
Tipp<br />
1<br />
Vergammelte Bowdenzüge und gelöste Befestigungen<br />
der Verbindungsbolzen sorgen<br />
häufig für den Totalausfall.<br />
Tipp<br />
2<br />
Streikt der Motor, ist meist der gesamte<br />
Mechanismus zu demontieren. Bei Audis<br />
der 80er muss sogar der Türrahmen raus.<br />
Tipp<br />
3<br />
Brüchige Kabelisolierungen sind besonders<br />
in der Fahrertür Fehlerursache Nr. 1.<br />
Abhilfe schafft nur großflächiger Ersatz.<br />
man an der Autobatterie testen, bevor er wieder<br />
zurück in die Tür kommt. Beim Zusammenbau<br />
muss die Halteschiene der Scheibe so eingestellt<br />
werden, dass das Fenster beim Öffnen und<br />
Schließen nicht verkantet. Das würde den E-<br />
Motor überfordern und eine erneute Abschaltung<br />
zur Folge haben.<br />
Problemfall Elektrik<br />
Wenn der Fensterheber trotz direkten Anschlusses<br />
an die Batterie keinen Mucks von sich gibt,<br />
ist der Motor mit großer Wahrscheinlichkeit defekt.<br />
Wohl dem, der dann einen neuen oder gebrauchten<br />
Ersatzmotor aus dem Hut zaubern<br />
kann. Ansonsten ist Basteln angesagt. Meistens<br />
kann man den Elektromotor zerlegen und verschlissene<br />
Kohlen gegen neue aus dem Elektronikmarkt<br />
auswechseln. Ist dagegen der Rotor<br />
verschlissen, hilft nur noch Ersatz, genauso<br />
wenn die Wicklung durchgebrannt ist.<br />
Bewegt sich die Scheibe trotz funktionierenden<br />
Motors im eingebauten Zustand nicht, kann<br />
der Fehler in der Fahrzeugelektrik liegen. Mit<br />
einem Spannungsprüfer und dem Stromlaufplan<br />
des Fahrzeugs wird nun der Kabelbaum<br />
durchgemessen. Erste Station ist die Fahrertür,<br />
in der bei vielen Modellen die Schalterkonsole<br />
aller Fensterheber sitzt. Der Kabelbaum ist hier<br />
besonders umfangreich, was sich in einem dicken<br />
Knäuel Kabel am Übergang der Tür zur A-<br />
Säule äußert. Oft ist die Isolierung der Kabel in<br />
diesem Bereich am Ende: Eines oder mehrere<br />
Kabel sind durchtrennt oder beschädigt.<br />
Kabel ersetzen wie ein Profi<br />
Wenn beim Betätigen des Fensterheberschalters<br />
regelmäßig die Sicherung herausfliegt, liegt<br />
der Fehler vermutlich darin. Da das Problem<br />
auch an allen anderen Türen auftreten kann,<br />
versteht es sich von selbst, alle Übergänge am<br />
Fahrzeug zu kontrollieren.<br />
Fehlerhafte Kabel werden herausgetrennt<br />
und ersetzt. Löten oder gar Lüsterklemmen sind<br />
dabei für eine zuverlässige Verbindung tabu.<br />
Der Fachmann greift zu Stoßverbindern, die er<br />
wegen der zunehmenden Dicke des Kabelbaumes<br />
versetzt zueinander anordnet. Beim Erhitzen<br />
des Stoßverbinders mit dem Feuerzeug sollte<br />
man stets einen nassen Lappen zur Hand haben,<br />
denn schnell kann ein benachbartes Kabel<br />
Oxidierte Kabel und defekte Isolierungen sind<br />
die Hauptursachen für Fensterheberprobleme.<br />
angesengt werden. Wichtig ist auch, für die Reparatur<br />
dieselben Kabelquerschnitte zu verwenden,<br />
die vom Hersteller verbaut wurden. Tipp:<br />
Wer sich auf dem Schrottplatz ein Stück Kabelbaum<br />
besorgt, kann mit den originalen Kabelfarben<br />
arbeiten, was professioneller ist, als irgendwelche<br />
Kabel aus der Grabbelkiste als Ersatz<br />
zu verwenden.<br />
Steuergeräte meist unschuldig<br />
Die seit den 90ern verwendeten Steuergeräte<br />
sind dagegen selten schuld, wenn Fensterheber<br />
streiken. Meist erkennt man bereits an einem<br />
verschmorten Geruch, ob sie ihre letzte Schaltung<br />
ausgeführt haben. Dann hilft nur Ersatz,<br />
aber erst, nachdem alle Leitungen auf Kurzschlüsse<br />
überprüft wurden, denn andernfalls<br />
droht erneut der sofortige Exitus. Mit dem Voltmeter<br />
wird an den einzelnen Pins der Relaisbelegungen<br />
des Steuergerätes gemessen, ob der<br />
Strom dahin gelangt, wo er soll oder ob ein<br />
Masseschluss vorliegt. Funktioniert der Fensterheber<br />
dann noch immer nicht, kann einfach<br />
ein Schalter defekt sein. Um dies zu testen,<br />
tauscht man den Verdächtigen gegen einen anderen<br />
Schalter aus dem Auto,<br />
denn mehrere Schalter sind<br />
selten gleichzeitig defekt.<br />
Die einfachste und <strong>preiswert</strong>este<br />
Problemlösung soll<br />
allerdings nicht verschwiegen werden. Unabhängig<br />
von der technischen Versiertheit hat es<br />
nämlich auch schon Oldiefahrer gegeben, die<br />
einfach wieder vier Kurbeln in ihr Auto eingebaut<br />
haben.<br />
Sven Jürisch<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Kurbeln statt drücken –<br />
Tipps für mechanische Fensterheber<br />
Bis auf die Elektrik funktionieren mechanische<br />
Fensterheber genauso wie elektrische.<br />
Bei schwergängigen mechanischen Fensterhebern<br />
müssen die Fensterführungen und der<br />
Kurbelmechanismus ebenso neu gefettet werden<br />
wie bei elektrischen Fenstern. Wer trotz<br />
schwergängiger Mechanik versucht, das Fenster<br />
durch zu großen Krafteinsatz an der Fensterkurbel<br />
zu öffnen, kann die Mechanik verformen<br />
oder gar zerstören. Bei einigen<br />
Antrieben mit Untersetzung kann sich<br />
dabei die Trägerplatte für das Untersetzungsgetriebe<br />
verformen, was zu überspringenden<br />
Zahnrädern führt. Dann darf man nicht einfach<br />
weiter kurbeln. Denn häufig sind deformierte<br />
Zahnräder an der Mechanik nicht mehr zu ersetzen,<br />
und der Fensterheber ist ein Fall für<br />
den Schrott.<br />
Bis weit in die 90er-<br />
Jahre hinein war die<br />
Mittelkonsole angestammter<br />
Platz<br />
der Fensterheberschalter<br />
bei<br />
Daimler.
106<br />
Menschen & Szene<br />
PORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
FRÉDÉRIC LOISEAU<br />
50 Jahre vor der ersten Rallye Dakar<br />
Zwei der Sahara-Bugattis 1929 in einem Ausstellungsraum<br />
in Algier; vorn Frédéric Loiseau am Steuer seines Wagens.<br />
Mit 100 Sachen<br />
durch die Sahara<br />
In 34 Tagen von Nordafrika bis zum Golf von Guinea und retour: Dafür wurde Frédéric Loiseau 1929 in<br />
seinem Bugatti berühmt. Halwart Schrader traf den Quasi-Erfinder der Dakar-Rallye im Jahre 1973.<br />
Auf den ersten Blick mag mancher<br />
diesen Bugatti für verschandelt<br />
und vermurkst halten:<br />
Da hat doch jemand aus dem<br />
Tourensportwagen, Baujahr 1928,<br />
einen Pick-up gemacht – das Spitzheck<br />
abgesägt und durch eine simple<br />
Holzkiste ersetzt. Was für eine<br />
Schändung …<br />
Doch dieses Auto gehört zu der<br />
riesigen Bugatti-Kollektion im<br />
Schlumpf-Museum und ist keineswegs<br />
ein verbasteltes Opfer der<br />
Nachkriegszeit, als so mancher<br />
schöne Klassiker zum Nutzfahrzeug<br />
degradiert wurde – den Zwängen<br />
der damaligen Fahrzeugnot gehorchend.<br />
Es handelt sich bei dem<br />
1928er-Typ 40 1,5 Liter vielmehr<br />
um einen werksseitig vorgenommenen<br />
Umbau. Den Auftrag erteilte<br />
ein junger Offizier der französischen<br />
Armee – für ein außerordentlich<br />
sportliches Unterfangen. Und<br />
nicht nur einer, sondern vier Wagen<br />
wurden einer solchen Operation unterzogen.<br />
Einer ist erhalten geblieben.<br />
Leider hat man die ursprünglich<br />
naturhölzerne Frachtkiste irgendwann<br />
blau lackiert, dem Wagen Kotflügel<br />
angeschraubt, Scheinwerfer<br />
jüngeren Datums verpasst und die<br />
weiße Ledersitzbank mit schwarzem<br />
Leder bezogen.<br />
Lieutenant Frédéric Loiseau hieß<br />
der Mann, der 1929 am Lenkrad dieses<br />
Bugatti die Sahara und einen Teil<br />
2004 erschien eine Neuauflage<br />
von Loiseaus Buch über seine<br />
Expedition im Jahre 1929.<br />
Fotos: Archiv Halwart Schrader
FRÉDÉRIC LOISEAU | 107<br />
Der im Schlumpf-Museum ausgestellte Loiseau-Wagen, leider<br />
nicht mehr ganz dem Original entsprechend.<br />
Monsieur Loiseau zeigt Halwart Schrader stolz das Buch, das 1932<br />
über seine Fahrt erschienen ist.<br />
Rast am Bidon 5 mitten in der Sahara. Leere Ölfässer markierten in<br />
großen Abständen die Wüstenroute von Nord nach Süd.<br />
des Urwalds von Guinea mit einem Schnitt von<br />
100 Stundenkilometern durchqueren wollte. Ich<br />
habe ihn 1973 kennengelernt. Als ich ihn aufsuchte,<br />
kam er gerade vom Supermarkt zurück<br />
und trug eine schwere Einkaufstasche. Der von<br />
seiner Mitwelt fast vergessene Afrikaheld bewohnte<br />
in der Rue de Franco Nr. 100 in Nizza ein<br />
Appartement, das nur aus einer Wohnküche und<br />
einer Schlafkammer bestand. Die Adresse hatte<br />
ich von André Binda bekommen, einem bekannten<br />
Architekten und Häusermakler an der Côte<br />
d’Azur mit vielen wertvollen Klassikern in diversen<br />
Garagen.<br />
Überraschender Besuch<br />
Monsieur Loiseau war einigermaßen überrascht,<br />
dass ihn ein junger Deutscher aufsuchte und sich<br />
für seine Geschichte interessierte: „Mich kennen<br />
ja nicht einmal die Franzosen mehr!“ 1929 hatten<br />
er und fünf Kameraden – darunter ein Arzt und<br />
ein Mechaniker – mit den vier umgebauten Bugatti-Sportwagen<br />
in 34 Tagen Nordafrika bis hinunter<br />
zum Golf von Guinea und zurück durchquert.<br />
Eine Strecke von 14.000 Kilometern.<br />
Mit ihren bescheidenen 1,5-Liter-Motoren waren<br />
die Wagen auf den Sandpisten bis zu 125<br />
Stundenkilometer schnell. Sensationell! Durch<br />
Sensationell: Mit bis zu 125 km/h bretterten die<br />
„Camionettes“ über die Sandpisten der Sahara.<br />
den Umbau waren die 750 Kilogramm schweren<br />
Autos in „Camionettes“ verwandelt worden; die<br />
großen Kästen hinter den vorderen Sitzen waren<br />
für Benzin- und Wasserkanister gedacht – eine<br />
Zuladung von 800 Kilogramm war möglich. Loiseaus<br />
Wagen wurde weniger schwer beladen, damit<br />
er schneller sein und vorausfahren konnte.<br />
Und sein Auto hatte keine Frontscheibe. Der Museumswagen<br />
entbehrt <strong>heute</strong> die Trittbretter und<br />
andere Details, wie Vergleiche mit alten Fotos<br />
erkennen lassen.<br />
Das Abenteuer in Buchform<br />
Der freundliche alte Herr lieh mir ein Exemplar<br />
seines Buches, das 1932 über die abenteuerliche<br />
Reise veröffentlicht worden war. 2004 erschien<br />
es in einer Neuauflage mit einem Foto auf der<br />
Rückseite des Einbandes, das ich anlässlich meines<br />
Besuchs bei Loiseau aufgenommen und ihm<br />
anschließend zugeschickt hatte.<br />
Frédéric Loiseau, Jahrgang 1891, war der<br />
Sohn eines Diplomaten und einer russischen<br />
Prinzessin. Er wuchs auf einem Schloss im Jura<br />
auf. Im Ersten Weltkrieg war er Aufklärungsflieger,<br />
anschließend diente er beim französischen Militär<br />
in Marokko. Der Kolonialdienst war für ihn etwas<br />
langweilig, weshalb er sich in seiner reichlichen<br />
Freizeit dem Motorsport zuwandte.<br />
Er beteiligte sich an diversen<br />
Rennen und unternahm auch eine<br />
Rekordfahrt von Casablanca<br />
nach Paris und retour.<br />
Vermögend, wie er von Haus aus war, konnte<br />
er sich solch kostspielige Liebhabereien auch erlauben.<br />
Pferde gehörten ebenfalls zu seiner Leidenschaft.<br />
Als „der Mann, der als Erster mit 100<br />
Sachen die Sahara durchquerte“ wurde Loiseau<br />
damals groß gefeiert.<br />
Am Ende bleibt ein Schmunzeln<br />
Ein Jahr nach unserer Begegnung, 1974, ist Frédéric<br />
Loiseau als wenig begüterter Pensionär verstorben.<br />
Mit einem Schmunzeln erinnere ich mich<br />
aber an unser Treffen, als ich dem 82-jährigen<br />
Quasi-Erfinder der Dakar-Rallye anbot, die Einkaufstasche<br />
die Treppe hinauf zu tragen, denn da<br />
war ich an den Falschen geraten: „Junger Freund,<br />
für wie altersschwach halten Sie mich denn ...?!“<br />
Halwart Schrader
108<br />
Menschen & Szene<br />
REISE | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
SÜDBADISCHES DREILÄNDERECK<br />
Nebenstrecken-Idyllen mit dem großen Karmann-Ghia<br />
Blütenfahrt<br />
durchs Markgräflerland<br />
Um Toskana-Luft zu schnuppern, muss man nicht den Brenner passieren. Wo Deutschland, die<br />
Schweiz und Frankreich aneinander grenzen, kommt fast italienisches Urlaubsfeeling auf: Nahe<br />
der Richtung Basel führenden Autobahn öffnet sich bei Heitersheim das Tor ins Markgräflerland.<br />
In Sichtweite des ehemaligen Malteserschlosses<br />
machten Forscher vor einigen<br />
Jahren eine aufsehenerregende Entdeckung:<br />
Grabungen brachten die Villa urbana, einen römischen<br />
Gutshof aus dem ersten Jahrhundert<br />
zutage. Hier entstand das Römermuseum Villa<br />
urbana, Heitersheims neuer Anziehungspunkt.<br />
Am einstigen Schlossgraben vorbei, fahren wir<br />
mit dem Karmann Ghia nach Wettelbrunn.<br />
Das Markgräflerland ist eine freundlich wirkende<br />
Hügellandschaft. Obstbaumreihen wechseln<br />
sich ab mit Streuobstwiesen, Spargelfeldern und<br />
Rebflächen. Unsere Tour verläuft abseits der<br />
Hauptverkehrsströme durch ländliche Dörfer mit<br />
romantischem Gepräge und bunt verputzten, teils<br />
fachwerkverzierten Häusern. Freundliche Gasthöfe<br />
und heimelige Plätze mit heiter wasserspeienden<br />
Brunnen laden ein zur Rast.<br />
Die Früchte dieses kleinen Paradieses am<br />
Oberrhein kann man direkt beim Erzeuger in einer<br />
der vielen Straußenwirtschaften genießen.<br />
Geschmückte Besen am Fahrbahnrand weisen<br />
den Weg. Wenn im Frühling die Obstbäume in<br />
voller Blüte stehen, wird schon bald der erste<br />
Spargel serviert – feldfrisch. Und im Herbst locken<br />
neuer Wein, Zwiebel- und Flammkuchen.<br />
Im Winter ist es vielleicht der taufrische Feldsalat,<br />
im späten Frühling die ersten Erdbeeren<br />
und zu jeder Jahreszeit ein guter Tropfen Wein.<br />
Nach Ballrechten-Dottingen liegt der Abstecher<br />
in Richtung Betberg an. Die folgenden Kilometer<br />
auf dem 1,5-spurigen Sträßchen schärfen<br />
die Sinne. „Noblinggasse“, „Rebstraße“ oder<br />
Fotos: Frank Wündsch
SÜDBADISCHES DREILÄNDERECK | 109<br />
Ländliche Romantik: Unter dem weit herausragenden Walmdach<br />
lädt ein Gasthaus in Schillighof ein zur zünftigen Rast.<br />
Klassische Eleganz: Mit dem nobel wirkeden<br />
großen Karmann-Ghia führt die Entdeckungstour<br />
durch beschauliche Dörfer.<br />
Farbige Welt: Ein buntes Tulpenfeld blüht mit<br />
schneeweißen Obstbäumen um die Wette.
110 | REISE<br />
Vor Ort verwandelt<br />
manche Hausbrennerei<br />
die Früchte der Obstbäume<br />
in edle Brände.<br />
Blütenzauber: Blick auf das Torgebäude des<br />
einstigen Malteser Schlosses in Heitersheim.<br />
„Burgunderweg“ lauten die Wegbezeichnungen<br />
winziger Weiler. In Reih’ und Glied stehende<br />
Obstbäume und weite Weinfelder säumen den<br />
Weg. Mal aussichtsreich, mal hohlwegartig<br />
schlängelt sich die Straße zum Dorf St. Ilgen.<br />
An den Rebstöcken reift der Gutedel<br />
Gegenüber der Kirche verwandelt ein Brennereihof<br />
seine Obsternte in Hochprozentiges, wie<br />
Kirsch- oder Zwetschgenwasser und Quittenbrand.<br />
Der Fahrweg steigt an und rückt den<br />
Schwarzwaldbergen etwas näher. Mitten durch<br />
die Reben verbindet eine Landstraße die Orte<br />
Laufen und Britzingen, deren wohl auffälligste<br />
Häuser die Genossenschaften der Winzer sind.<br />
Für das Markgräflerland charakteristisch ist vor<br />
allem der Gutedel: Seit Jahrhunderten ist dieser<br />
bekömmliche weiße Zechwein hier heimisch.<br />
Auch vorzügliche Rotweine gedeihen in der<br />
Sonne des Dreiländerecks.<br />
Unser nächstes Ziel ist das Heilbad Badenweiler.<br />
Das Überqueren des Schwärzepasses<br />
gibt den Blick frei auf die Burgruine und den<br />
sich über die Blauenhänge erstreckenden Kurort.<br />
Pinien und Zypressen begleiten die Auffahrt<br />
ins Kurbad, dessen römische Badruine wohl zu<br />
den besterhaltenen Thermenanlagen nördlich<br />
der Alpen zählt. Mehrere Badebecken samt antiker<br />
Fußbodenheizung zeugen eindrucksvoll<br />
von der Badekultur des ersten Jahrhunderts.<br />
Heute kurt man mit Burgblick in der benachbarten<br />
Cassiopeia-Therme zwischen Kuppel-,<br />
Marmor- und römisch-irischem<br />
Bad, Wellnessoase und Saunalandschaft.<br />
Gleich nebenan strecken<br />
sich im Kurpark riesige<br />
Mammutbäume dem Himmel<br />
entgegen. Ein Kaffeehaus bietet Entspannung<br />
mit Blick auf Exotisches: einen Bananenbaum.<br />
Bei Lipburg tauchen wir ein ins Blütenmeer.<br />
Eine schmale Waldstraße führt hinüber ins benachbarte<br />
Feldberg. Die Talschaft rund um den<br />
Ort lässt Toskana-Flair aufkommen: Rebstöcke<br />
und Kirschbäume erstrecken sich endlos über die<br />
sanfte Hügellandschaft mit ihrem mildem Klima.<br />
Wer diese Harmonie länger auskosten will, findet<br />
im romantischen Garten der Wirtschaft Ochsen<br />
vielleicht den richtigen Platz dafür. Bald verlassen<br />
wir die Landstraße und biegen durch die<br />
Obstwiesen ab nach Schalsingen, vorbei an einer<br />
weiteren Hausbrennerei.<br />
Ein duftendes Meer: Im Eggener Tal reicht die<br />
Kirchblütenpracht ganz nah ans Cockpit heran<br />
Lohnender Aufstieg zum Schloss Bürgeln<br />
Das Rokokoschloss Bürgeln, auf einer sonnigen<br />
Bergnase gelegen, ist ein Wahrzeichen der Region<br />
und beliebtes Ausflugsziel. Schlossführung<br />
und Rosengarten lohnen den 300 Meter langen<br />
Anstieg vom Parkplatz. Von den begehrten Plätzen<br />
der Caféterrasse hat man einen guten Blick<br />
hinab ins Eggener Tal. Wer im Frühling hineinfährt,<br />
sieht sofort, warum es auch Kirschblütental<br />
genannt wird. Zu einem landschaftlichen<br />
Höhepunkt zählt sicherlich die Tour nach Feuerbach:<br />
Spätestens jetzt reicht die Kirschblütenpracht<br />
ganz nah ans Cockpit heran. Im Bummeltempo<br />
genießen wir den schneeweißen Farbenzauber<br />
unzähliger Kirsch- und Apfelbäume,<br />
die sich bis zum Horizont auf den Obstwiesen<br />
verteilen. Bald mogeln sich einige Rebstöcke in<br />
das Blütenmeer, bis wir das in einen sonnenverwöhnten<br />
Talkessel schlummernde Feuerbach<br />
erreichen.<br />
Von hier ist es nur noch ein Katzensprung in<br />
die Töpferstadt Kandern. Eine besondere Attraktion<br />
ist der sonntags verkehrende, historische<br />
Nebenbahnzug. Mit der „Holzklasse“ rattern<br />
und schnaufen die uralten Dampfzüge
SÜDBADISCHES DREILÄNDERECK | 111<br />
durchs Kandertal – eine schöne Abwechslung<br />
zum komfortablen Karmann. Unsere Tour nach<br />
Schillighof führt über eine kurvenreiche Bergstraße.<br />
Bergzauber und Toskana-Flair<br />
Der Schwarzwald rückt immer näher. Nach ruhiger<br />
Fahrt verleitet die Strecke nun zum Griff<br />
an den Schalthebel. Offenbar erfreut sich diese<br />
Etappe auch bei Motor- und Radfahrern großer<br />
Beliebtheit. Gleich nach dem Vogelpark Steinen<br />
folgen wir dem nördlichen Talrand bis zu einem<br />
urigen Wirtshaus. Unter dem ausladenden<br />
Walmdach des Hirschen wie in der jahrhundertealten<br />
Gaststube mit ihrer flachen Holzdecke<br />
stärken sich Einheimische und Ausflügler<br />
bei einer zünftigen Vesper. Beinahe fühlt man<br />
sich in die „gute alte Zeit“ zurückversetzt. Wie<br />
das Leben damals war, zeigt einige Kilometer<br />
weiter der Schneiderhof von 1698. Das Bauernhaus<br />
führt in die Lebens- und Arbeitswelt unserer<br />
Vorfahren, in Zeiten, in denen man im<br />
Schwarzwald vom Automobil wohl nicht einmal<br />
Weitblick: Vom Aussichtsturm<br />
auf dem<br />
Blauen schauen wir<br />
über das Markgräflerland<br />
bis zur<br />
Schweiz.<br />
träumte. Bis ins Jahr 1985 wurde das Haus<br />
samt der urigen Rauchküche noch bewohnt!<br />
Die Serpentinen in Richtung Sallneck verlangen<br />
das Zurückschalten in den zweiten<br />
Gang. Bald taucht am Horizont die markante<br />
Kulisse eines der höchsten Schwarzwaldberge<br />
auf, des 1.414 Meter hohen Belchen.<br />
Kühe und Kälber im jungen Weidegrün beobachten<br />
unsere Talfahrt auf der schmalen<br />
Bergstraße. Die tiefstehende Sonne blitzt<br />
durchs Laubwaldgrün. Nach ein paar Kilometern<br />
Bergfahrt stehen wir vor dem historischen<br />
Blauenhaus. Der eiserne Aussichtsturm<br />
des Blauen bietet einen weiten Blick<br />
über Südschwarzwald, den Schweizer Jura,<br />
Frankreichs Vogesen, die Metropole Basel<br />
am Rheinknie – und hinab ins Markgräflerland,<br />
das sich 1.000 Höhenmeter unter uns<br />
ausbreitet. Wollen wir den Sonnenuntergang<br />
auf dem Gipfel genießen oder ins wohlig<br />
warme Thermalwasser eintauchen? Eine<br />
schwierige Entscheidung zwischen Gebirge<br />
und Toskana-Flair. Frank Wündsch<br />
DIE FAKTEN<br />
Idyllische Nebenstrecken durchs Rebland und dunkle Wälder<br />
Das Markgräflerland, südlich von Freiburg zwischen Schwarzwald und Rhein gelegen, ist für sein mildes Klima bekannt.<br />
Rund um die sich in der Hügellandschaft versteckenden Dörfer kehrt der Frühling oft einige Wochen früher ein als anderswo.<br />
Reisezeit<br />
Ausfahrten mit dem Klassiker sind<br />
besonders reizvoll, wenn sich die<br />
sanfte Kulturlandschaft mit ihren<br />
Wein- und Obstbauflächen im Frühling<br />
in ein Meer leuchtender Kirschblüten<br />
verwandelt. Kaum weniger reizvoll<br />
ist der farbenprächtige Herbst.<br />
Anreise<br />
Der Ausgangspunkt in Heitersheim<br />
liegt wenige Kilometer entfernt von<br />
der Autobahn A 5 Frankfurt–Basel,<br />
Ausfahrt Hartheim/Heitersheim. Ein<br />
Terminal des DB Autozugs befindet<br />
sich in Lörrach.<br />
Essen, Trinken, Übernachten<br />
Gasthaus zum Hirschen, Schillighof,<br />
79585 Steinen-Weitenau,<br />
Tel. (07627) 412,<br />
www.hirschen-schillighof.de<br />
Gasthof Ochsen, 79379 Müllheim-<br />
Feldberg, Tel. (07631) 35 03,<br />
www.ochsen-feldberg.de<br />
Grandhotel Römerbad ****S,<br />
79410 Badenweiler, Tel. (07632)<br />
700, www.hotel-roemerbad.de<br />
Hotel & Kaffeehaus Siegle ***,<br />
79410 Badenweiler, Tel. (07632)<br />
822 41, www.hotelgarnisiegle.de<br />
Landgasthof Mattenmühle,<br />
79418 Schliengen-Niedereggenen,<br />
Tel. (07635) 82 30 30<br />
Schloss Bürgeln gilt als Wahrzeichen<br />
der Region.<br />
Löffler’s Winzerhof Strauße, 79219<br />
Staufen-Wettelbrunn, Info: Weingut<br />
Löffler, Tel. (07633) 63 07,<br />
www.weingut-loeffler.de<br />
Sulzbach Straussi, 79423<br />
Heitersheim, Info: Weingut<br />
Lampp, Tel. (07634) 4272,<br />
www.weingut-lampp.de<br />
Wellness-Privathotel Post<br />
an der Therme ****,<br />
79410 Badenweiler,<br />
Tel. (07632) 824 80,<br />
www.privathotel-post.de<br />
(Infos zu weiteren Unterkünften<br />
bei den örtlichen<br />
Touristinformationen)<br />
Geschichte erfahren im Bauernhausmuseum<br />
Schneiderhof.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Bauernhausmuseum Schneiderhof<br />
in Kirchhausen, 79585 Steinen-<br />
Endenburg, Tel. (07629) 15 53,<br />
Nebenbahnfreuden in<br />
der „Holzklasse“: die<br />
Kandertalbahn.<br />
www.bauernhausmuseum-schneiderhof.de<br />
Brennereihof Eichin, 79295 Sulzburg-St.<br />
Ilgen, Tel. (07634) 59 24 18<br />
Cassiopeia-Therme, 79410 Badenweiler,<br />
Tel. (07632) 79 92 00,<br />
www.cassiopeiatherme.de<br />
Kandertalbahn, 79400 Kandern,<br />
Info: Tourist-Information Kandern,<br />
Tel. (07626) 97 23 56,<br />
www.kandertalbahn.de<br />
Markgräfler Museum Müllheim,<br />
79379 Müllheim, Tel. (07631)<br />
154 46, www.muellheim.de<br />
Museum im Schloss Heitersheim,<br />
79423 Heitersheim,<br />
Tel. (07634) 52 81 75,<br />
www.museum-im-schloss.de<br />
Römermuseum Villa urbana, 79423<br />
Heitersheim, Tel. (07634) 59 53 47,<br />
www.heitersheim.de<br />
Römische Badruine Badenweiler,<br />
79410 Badenweiler, Info: s. o.<br />
Cassiopeia-Therme,<br />
www.badruine-badenweiler.de<br />
Schloss Bürgeln, 79418 Schliengen,<br />
Tel. (07626) 237,<br />
www.schlossbuergeln.de<br />
Informationen<br />
Schwarzwald Tourismus GmbH,<br />
79104 Freiburg, Tel. (0761) 89 64<br />
60, www.schwarzwald-tourismus.info<br />
(Alle Angaben ohne Gewähr)
112<br />
Marken & Modelle<br />
KAUFBERATUNG | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
AUDI 50/VW POLO I, TYP 86<br />
Alltagstaugliche Kleinwagen der 70er<br />
Das doppelte<br />
Flottchen<br />
Das Glück der kleinen Leute: Audi 50 und Polo I<br />
(Typ 86) waren die ersten modernen Kleinstwagen<br />
im VW-Konzern. Was von den 70er-Jahre-<br />
Zwergen übrig blieb, klärt unsere Kaufberatung.<br />
Im Jahr 1974 sah die Welt für den Volkswagen-Konzern<br />
ziemlich trüb aus. Der ewig<br />
gleiche Klang der Boxermotoren in den hoffnungslos<br />
veralteten Karosserien vertrieb die<br />
Kunden und langweilte zunehmend die Autotester.<br />
„Zu lahm, zu laut und zu durstig“, lautete das<br />
einhellige Urteil, was sich auch in den immer<br />
schlechteren Verkaufszahlen niederschlug. Rudolf<br />
Leiding, seit 1971 Konzernchef der Wolfsburger,<br />
investierte daher bereits 1972 1,2 Milliarden<br />
Mark und legte die Nachfolgegeneration<br />
für Käfer und Co. auf Kiel. Darunter befanden<br />
sich der Audi 80 und der Passat sowie auch die<br />
im Jahr 1974 nahezu zeitgleich lancierten Modelle<br />
VW Golf, VW Scirocco und Audi 50.<br />
Edler Mini aus Ingolstadt<br />
Mit dem Audi 50 konstruierten die Ingolstädter<br />
einen höchst modernen Kompaktwagen. Die<br />
von Altmeister Bertone gezeichnete Schrägheckkarosserie<br />
lehnte sich formal eng an den<br />
bei Giugiaro entstandenen Entwurf des größeren<br />
VW Golf an, was für die Einbindung des<br />
kleinen Audi – und wenig später auch des VW<br />
Polo – in die neue Designsprache der beiden<br />
Marken wichtig war. Der ausschließlich als<br />
Zweitürer lieferbare Kompakte durfte nämlich<br />
nur bis Juli 1978 die vier Ringe am Bug tragen,<br />
ab März 1975 rundete der VW Polo das Volkswagen-Programm<br />
nach unten ab.<br />
Wer sich <strong>heute</strong> für einen der beiden Kompakten<br />
oder gar für die Stufenheckvariante VW<br />
Derby interessiert, hat es schwer: Nahezu alle<br />
Fahrzeuge des auf ein Minimum geschrumpften<br />
Bestands sind mehr oder minder stark vom<br />
Rost befallen. Audi 50 und Polo waren, bis auf<br />
wenige Ausnahmen, reine „Verbrauchsautos“<br />
und litten unter der seinerzeit minderwertigen<br />
Stahlqualität sowie einer zeitweise miserablen<br />
Rostvorsorge. Speziell frühe Modelle dürften<br />
daher kaum noch als ungeschweißte Originale<br />
zu finden sein, während bei Fahrzeugen ab 1979<br />
noch die Chance besteht, „Omas Erbstück“ zu<br />
ergattern.<br />
Karosserie – Rost macht erfinderisch<br />
Um es kurz zu machen: Einen Polo zu restaurieren<br />
war in den 80ern etwa so unvorstellbar,<br />
wie Lady Diana hinter der Käsetheke des heimischen<br />
Supermarkts vorzufinden. Also wurde<br />
der sich ausbreitende Rost an Polo und Audi 50<br />
für den nächsten TÜV mit sonderbarsten Eigenkreationen<br />
in Form modelliert. Mit dem Erfolg,<br />
dass nach wenigen Monaten unter doppelt aufgeschweißten<br />
Reparaturblechen und dicken<br />
Spachtelschichten der Verfall umso schneller<br />
seinen Lauf nahm.
AUDI 50/VW POLO I, TYP 86 | 113<br />
Mit dem Polo begann für Volkswagen<br />
eine bis <strong>heute</strong> andauernde Erfolgsgeschichte<br />
im Kleinwagensegment.<br />
Als Audi 50 startete der Kleinwagen seine<br />
Karriere, bevor er als VW Polo erschien.<br />
MARKTWERTE<br />
Das Angebot an Audi 50 und VW Polo Typ 86 ist gering.<br />
Gute Exemplare wechseln nur selten den Besitzer.<br />
Die Rostprobleme waren durch miese Blechqualität<br />
und Konstruktionsfehler hausgemacht.<br />
Besonders problematisch sind – neben den<br />
üblichen Schwachstellen wie Falze und Kanten<br />
– vor allem die Bereiche am Übergang des Seitenteils<br />
zu den Schwellern vor dem Hinterrad.<br />
Hier liegen drei Bleche aufeinander, außerdem<br />
wurde werkseitig ein Schaumstoffkeil zur besseren<br />
Geräuschdämmung in den Hohlraum geklemmt;<br />
eindringendes Spritz- oder Kondenswasser<br />
nimmt er auf wie ein Schwamm, und so<br />
gammelt das nur unzureichend konservierte<br />
Seitenteil langsam, aber sicher von innen durch.<br />
Um den Hohlraum zu überprüfen, sollte die innere<br />
Seitenverkleidung demontiert werden. Ist<br />
das nicht möglich, hilft ein Magnet weiter, mit<br />
Der sachliche Innenraum des Kompakt-Audi<br />
war verglichen mit der Konkurrenz wohnlich<br />
ausgestattet.<br />
Auch beim VW Polo war das Armaturenbrett<br />
mit Holzdekor versehen, aber der Instrumententräger<br />
war einfacher gehalten.<br />
dem zumindest die übelsten Spachtelorgien in<br />
diesem Bereich von außen entlarvt werden können.<br />
Sind an dieser Stelle erhebliche Vorschäden<br />
zu erkennen, ist die Instandsetzung aufwendig<br />
und teuer.<br />
Doch das Seitenteil hält noch mehr Tücken<br />
bereit, denn rechts sorgt der häufig porös gewordene<br />
Tankentlüftungsschlauch<br />
oft genug für substanzschädigende<br />
Feuchtigkeit.<br />
Die braune Pest nistet<br />
sich auch gerne unter der<br />
elastischen, aber porösen Nahtabdichtung zum<br />
Heckabschlussblech ein, was sich durch Blasenbildung<br />
an dieser Stelle bemerkbar macht. Dass<br />
das Heckabschlussblech natürlich auch im Bereich<br />
der angrenzenden Reserveradmulde vom<br />
Rost befallen wird, sei nur der Vollständigkeit<br />
halber erwähnt.<br />
Audi 50<br />
Baujahr und Ausstattung spielen beim<br />
Marktwert keine Rolle. Audi 50 sind seltener<br />
als vergleichbare VW Polo und haben<br />
deshalb ein etwas höheres Preisniveau.<br />
Modelle: Audi 50 LS/GLS Baujahr: 1974–78<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 10.000 2: 6.200 3: 3.200 4: 1.400 5: 300<br />
VW Polo<br />
Beim Polo sind neben besonders frühen,<br />
originalen und unverbastelten Fahrzeugen<br />
vor allem die „GT“-Sondermodelle ab<br />
1979 die ungekrönten Könige.<br />
Modelle: VW Polo/Derby Baujahr: 1975–82<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 7.000 2: 4.300 3: 2.800 4: 1.400 5: 400<br />
Neben diesen typischen Stellen verwundert<br />
die Polo-/Audi 50-Baureihe aber auch mit ungewöhnlichen<br />
Rostnestern. Dazu gehört unter<br />
anderem das Dach, das auch bei Modellen ohne<br />
Schiebedach gerne rostet. Der Grund ist, ähnlich<br />
wie im Seitenteil, hausgemacht, denn VW<br />
verwendete bis 1979 einen hygroskopischen<br />
Kleber an den Dachstreben. Die gespeicherte<br />
Feuchtigkeit auf der blank gescheuerten und<br />
schlecht konservierten Dachhaut sorgt dann für<br />
den Rest, was sich durch sichtbare Blasen auf<br />
der Dachhaut bemerkbar macht. Wenn man<br />
dem Kleinen nun aber schon aufs Dach steigt,<br />
lohnt sich auch ein Blick auf die Scharniere der<br />
ebenfalls stark rostgefährdeten Heckklappe.<br />
Zwar sind sie aus Guss, brechen aber aufgrund<br />
ihrer hohen Belastung nicht selten an der Verschraubung<br />
aus dem Karosserieblech aus – was<br />
nur dann von Vorteil ist, wenn die Heckklappe
114 | KAUFBERATUNG<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Die Schwachstellen des kompakten Typ 86<br />
Haltbare Technik, unkomplizierter Aufbau und niedrige Kosten: Audi 50 und<br />
VW Polo wären ideale Sorglos-Youngtimer – wenn die Karosserie nicht so<br />
furchtbar rostanfällig wäre!<br />
9<br />
4<br />
1. Seitenteile: Dreifach überlappende Bleche<br />
und dazwischenliegende dauerfeuchte Schaumstoffdämmteile<br />
führen hier zu bösen Durchrostungen.<br />
2. Kotflügel: Rost tritt häufig an den Übergängen<br />
zur Karosserie und an der Verschraubung zur A-<br />
Säule hin auf.<br />
3. Heckklappe: Sie gammelt meist gut sichtbar an<br />
der Unterkante sowie im Bereich der Scharniere.<br />
4. Fahrwerk: Sind die Gummibuchsen der Achsen<br />
sowie die Faltenbälge der Gelenkwellen schon erneuert<br />
worden, gibt’s Pluspunkte.<br />
5. Schwellerbleche: Sehen die Seitenschweller<br />
so aus, kommt jede Hilfe zu spät, und Totalersatz<br />
muss her.<br />
6. Sitze: Unter Schonsitzbezügen verbergen sich<br />
häufig neuwertige Originalsitze. Doch Vorsicht, der<br />
Stoff ist nach 40 Jahren äußerst porös.<br />
7. Türen: Sie gammeln im Bereich der Schachtleiste<br />
sowie an den Unterkanten. Ersatz ist rar und<br />
teuer.<br />
8. Heckabschlussblech: Ein häufiges Terrain für<br />
Pfuschreparaturen mit Spachtelmasse. Rostschäden<br />
sind meist am Übergang zu den Seitenteilen<br />
sowie im Bereich der Reserveradmulde zu finden.<br />
9. Stoßfänger: Die verchromten Stoßstangen rosten<br />
im Bereich der Halter durch. Erkennbar ist<br />
dies von oben an der pickligen Verchromung.<br />
10. Tank: Rost im Inneren verstopft die Spritleitungen,<br />
ein neuer Tank ist dann unverzichtbar.<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
2<br />
6<br />
7 8<br />
5<br />
1<br />
10<br />
3<br />
an ihrer Unterkante unrettbar zerfressen ist und<br />
ohnehin entsorgt werden muss.<br />
Sind all diese Punkte einigermaßen zufriedenstellend,<br />
bleibt die Prüfung des vorderen Fußraums<br />
übrig. Steht unter den im Basismodell<br />
verbauten Gummimatten oder dem Teppich<br />
des luxuriöseren „GL“ das Wasser oder müffelt<br />
das Dämmmaterial, ist Feuchtigkeit eingedrungen.<br />
Neben dem durch Rost zersetzten Übergang<br />
der A-Säule zum Schweller kann auch ein<br />
poröser Windlauf schuld an der Malaise sein.<br />
Wer ganz sicher gehen will, greift zum Wasserschlauch<br />
und lässt das Auto von außen beregnen,<br />
während im Inneren der Weg des eindringenden<br />
Wassers verfolgt wird.<br />
Auch an den Aufnahmen der Federbeine<br />
sorgt die braune Pest für Verdruss. Diese sind<br />
für höhere Stabilität mit einer zusätzlichen Lage<br />
Blech versehen, was Reparaturen extrem aufwendig<br />
und teuer macht, zumal es kaum mehr<br />
originale Reparaturbleche gibt.<br />
Antrieb und Fahrwerk – zäh und langlebig<br />
Mit den Vierzylindern „Made by Audi“ legte der<br />
Volkswagen-Konzern in den frühen 70ern den<br />
Grundstein für seinen späteren Erfolg. Die robusten<br />
Motoren machten, egal in welcher Hubraumklasse,<br />
auch bei stiefmütterlichster Behandlung<br />
kaum Ärger. So auch im Audi 50 und<br />
im Polo, wo vier Hubraumgrößen zum Einsatz<br />
kamen, die konstruktiv jedoch identisch waren.<br />
Ein robuster Graugussblock mit einer fünffach<br />
gelagerten Kurbelwelle bildet eine solide Basis<br />
für ein langes Motorleben. <strong>Damals</strong> neu eingeführte<br />
Querstrom-Zylinderköpfe ergänzten den<br />
simplen Grundaufbau. Dass gelegentlich die<br />
Kopfdichtungen den Dienst quittieren, ist ebenso<br />
normaler Verschleiß wie defekte Wasserpumpen<br />
oder ausgeschlagene Zündverteiler.<br />
Positiv: Nahezu alle Arbeiten an den Motoren<br />
lassen sich in Eigenregie durchführen, so auch<br />
das gelegentliche Nachstellen der Ventile und<br />
ein regelmäßiger Zahnriemenwechsel. Eher<br />
können die Vergaser mit Startautomatik Probleme<br />
bereiten: Sie werden mit Kühlwasser vorgewärmt,<br />
was zum Problem wird, wenn das Fahrzeug<br />
lange ohne Korrosionsschutz im Kühlwasser<br />
stand. Dann dürfte allerdings auch der Rest<br />
des Motors samt Heizung und Kühler nur noch<br />
Schrottwert haben; ein Blick auf die Färbung<br />
des Kühlwassers hilft, einem solch kapitalen<br />
Standschaden auf die Spur zu kommen. Die 0,9-<br />
und 1,3-Liter-Motoren mit 40 und 60 PS werden<br />
noch händisch per Choke gestartet und kennen<br />
derlei Probleme nicht. Elektrische Bauteile wie<br />
Anlasser oder Lichtmaschine sind unauffällig,<br />
ähnlich wie die Zündanlage, bei der es allerdings<br />
einen Satz Kerzenstecker und Kabel samt<br />
Verteilerkappe und Läufer einzukalkulieren gilt.<br />
Ein gutes Zeugnis kann auch dem Fahrwerk<br />
ausgestellt werden. Dank simpler Bauweise mit<br />
McPherson-Federbeinen vorne und Verbundlenkerachse<br />
hinten sind auch nach 40 Jahren<br />
außer einem Satz Stoßdämpfer und Gummibuchsen<br />
samt Bremsschläuchen keine außergewöhnlichen<br />
Überraschungen zu erwarten.<br />
Lediglich den Aufnahmen der Achselemente an<br />
der Karosserie sollte ein wachsames Auge ge-<br />
Fotos: Audi Tradition, VW Classic, Schemman
AUDI 50/VW POLO I, TYP 86 | 115<br />
Weitgehend ohne Mitbewerber:<br />
Der VW Derby behauptete sich<br />
über zwei Modellgenerationen.<br />
Club<br />
IG Typ 86 (VW Polo, VW Derby, Audi 50)<br />
Ansprechpartner S. Schemmann,<br />
E-Mail: Sebastian.schemmann@web.de,<br />
Tel.: 0172 574 51 72, www.audi-50.de<br />
schenkt werden: Hat der Rost hier zugeschlagen,<br />
ist das betreffende Auto meist nicht mehr<br />
zu retten.<br />
Entscheidend für den Kauf eines Typ 86 sollte die<br />
Vollständigkeit sein: Teile gibt es nicht mehr.<br />
Ideales Einstiegsauto: Kaputtschrauben<br />
kann man den soliden<br />
Motor kaum.<br />
Innenraum mit begrenzter Haltbarkeit<br />
40 Jahre UV-Bestrahlung gehen an keiner Innenausstattung<br />
spurlos vorüber. Die Bezüge der<br />
Vollschaumsitze sind meist so dünn und brüchig,<br />
dass bereits der Kontakt mit einer rustikalen<br />
Jeans das Ende bedeuten kann. Gleichzeitig<br />
bröselt der darunterliegende Schaumstoff in<br />
gelben Flocken auf die Auslegeware des GL<br />
oder den Gummiteppich des Basismodells. Die<br />
Armaturenbretter sind da deutlich härter im<br />
Nehmen, was auch für den Dachhimmel und die<br />
Schalter gilt. Das ab Modelljahr 1979 neu gestaltete<br />
Kombiinstrument macht ebenfalls<br />
kaum Probleme, und wenn doch, lässt es sich<br />
mit etwas Geschick in Eigenregie reparieren.<br />
Teile und Preise<br />
„Gibt es nicht, entfallen oder nicht mehr lieferbar“,<br />
lauten die Antworten, wenn ein Typ-86-<br />
Eigner am Teiletresen des VW-Händlers steht.<br />
Beim Audi-Teilehändler wird man ihn eventuell<br />
sogar – je nach Alter des Lageristen – mit großen<br />
Augen mehrmals nach dem Fahrzeugtyp<br />
fragen. Audi …, bitte was?<br />
Um es kurz zu machen:<br />
Volkswagen und Audi haben<br />
bis auf wenige Ausnahmen<br />
keine Ersatzteile für den Typ<br />
86 mehr im Angebot. Mit Glück lassen sich<br />
manche Technikteile aus dem restlichen Konzernangebot<br />
finden, bei Karosserie oder gar Innenraum<br />
sieht es allerdings erschütternd<br />
schlecht aus. Und auch das Angebot auf dem<br />
freien Markt ist extrem dünn, weshalb Neueinsteiger<br />
gut beraten sind, sich der Interessengemeinschaft<br />
anzuschließen. Dort gibt es neben<br />
guten Tipps auch Zugang zu privaten Teilebeständen,<br />
und manchmal lässt sich auch ein halbwegs<br />
gut erhaltenes Exemplar aus Liebhaberhand<br />
auftreiben.<br />
Die Preise sind dabei Verhandlungssache.<br />
Von „geschenkt“ für völlig durchgefaulte<br />
Schlachtwagen bis hin zu 4.000–5.000 Euro für<br />
schön erhaltene oder teilrestaurierte Modelle<br />
reicht die realistische Bandbreite. Die Zeiten,<br />
als sich „Omas Schätzchen“ noch aus einer Vorstadtgarage<br />
bergen ließ, sind aber schon lange<br />
vorbei, und das Angebot an Audi 50, Polo und<br />
Derby tendiert generell gegen null. Worüber<br />
sich vor allem jene freuen können, die dem<br />
kleinsten Audi seit Jahren die Treue halten.<br />
Sven Jürisch<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Audi /Volkswagen<br />
Modell<br />
Audi 50/Volkswagen Polo;<br />
Typ 86<br />
Karosserie 2-türige Limousine, selbst<br />
tragend<br />
Motor (Benziner) 4-Zyl.-Reihe, Viertakt,<br />
Wasserkühlung<br />
Hubraum (ccm) 895–1.272<br />
Leistung (PS) 40-60<br />
Getriebe<br />
Viergang-Mittelschaltung,<br />
synchronisiert<br />
Antrieb<br />
Frontmotor, Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorn McPherson-Federbeinachse<br />
Fahrwerk hinten Koppellenker, Schrauben -<br />
federn, Teleskopdämpfer<br />
Radstand (mm) 2.335<br />
Spurweite v/h (mm) 1.306/1.332<br />
Reifen<br />
165x13<br />
Bremsen vorne/hinten Scheiben(Trommeln Polo<br />
40 PS)/Trommeln, hydraulisch<br />
Beschleunigung 0–100 km/h (Sek.) 21,2–13,5<br />
Höchstgeschw. (km/h) 132–155<br />
LxBxH (mm) 3.500 x 1.560 x 1.344<br />
Gewicht leer (kg) 685-720<br />
Verbrauch (l/100 km) ca. 6,9–8,8 Liter<br />
Bauzeit 1974-82<br />
Stückzahl über 700.000<br />
Neupreis (DM) 7.500 (VW Polo 1975)<br />
Club/Weblink http://www.audi-50.de,<br />
http://forum.polomagazin.de
116<br />
Marken & Modelle<br />
KAUFBERATUNG | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
FORD CAPRI I<br />
Der kleine Bruder des Ford Mustang<br />
Ford<br />
Capri I<br />
Kultcoupé<br />
mit Rost -<br />
problemen<br />
Das deutsche Pony-Car<br />
Ein familientaugliches Sportcoupé – der stille Traum junger Väter Ende der 60er-Jahre. Viele griffen<br />
zu, andere träumen bis <strong>heute</strong> von ihm. Wir zeigen, worauf es beim Capri-Kauf ankommt.<br />
Die Konzeption des Capri mit seiner langen<br />
Motorhaube und dem Stummelheck<br />
erinnert an den amerikanischen Ford<br />
Mustang. Tatsächlich lautete der interne Name<br />
des Coupés „Colt“ – eine Bezeichnung für junge<br />
Hengste. Doch Alterserscheinungen machen<br />
<strong>heute</strong> so manchen Mini-Mustang zum lahmen<br />
Klepper.<br />
Karosserie<br />
Das formschöne Blechkleid des Coupés franst<br />
mit den Jahren aus: Der Rost holt sich im vorderen<br />
Bereich häufig den Querträger, die Lampentöpfe<br />
und die Übergänge zu den Kotflügeln.<br />
Letztere sind verschweißt und daher nicht so<br />
leicht auszutauschen. Die Auflagefläche darunter<br />
ist ebenfalls anfällig für Oxidation, und auch<br />
Sport-Feeling mit Platz für vier Erwachsene –<br />
so pries Ford Anfang der 70er den Capri an.<br />
die Längsträger im Motorraum verdienen erhöhte<br />
Aufmerksamkeit. Wenn die oberen Federbeindome<br />
Rost zeigen, ist das aus zwei Gründen<br />
von Nachteil: Einerseits ist dort auf der rechten<br />
Seite die Fahrgestellnummer eingeschlagen,<br />
und andererseits ist davon auszugehen, dass die<br />
oberen Stützlager der Federbeine bereits nicht<br />
mehr vorhanden sind.<br />
Der Windschutzscheibenrahmen<br />
und das Windleitblech darunter<br />
sind keine häufigen Rostherde;<br />
der Bereich zwischen der Spritzwand<br />
und den vorderen Seitenteilen<br />
hingegen verdient einen aufmerksamen<br />
Blick, ebenso der untere Bereich der A-Säule.<br />
Die Schweller leiden des Öfteren an den Folgen<br />
verstopfter Abläufe, bis sich der Gilb nach au-
Clubs<br />
FORD CAPRI I | 117<br />
Capri-Club Deutschland e.V.<br />
Ober der Linde 17, 53639 Ittenbach, Tel. (02223)<br />
234 23, www.capri-club-deutschland.de<br />
Alt Ford Freunde e.V.<br />
Walter Klein, 1. Vorsitzender, 50935 Köln, Tel. (0221)<br />
943 61 20, E-Mail-Kontaktformular über Website,<br />
www.alt-ford-freunde.de<br />
Fotos: Frederik E. Scherer, mit freundlicher Genehmigung von GAZOLINE, www.gazoline.net, Michael Grote<br />
ßen durchfrisst. Leidtragende sind vor allem die<br />
Wagenheberaufnahmen und die Türunterkanten.<br />
Den Wagenboden kann der Interessent am<br />
besten beurteilen, wenn er die vorderen Sitze<br />
ausbaut und den Bodenteppich anhebt. Auch<br />
die Sitzbefestigungen lassen sich auf diese Weise<br />
sehr gut auf Risse untersuchen, die sehr häufig<br />
vorkommen. Von unten ist an diesen Stellen<br />
außer viel schwarzer Pampe – die einen möglichen<br />
Flickenteppich überdeckt – nicht viel zu<br />
sehen.<br />
Offensichtlicher sind da schon Rostschäden an<br />
den hinteren Blattfederaufnahmen – ein Bereich,<br />
der sich nur mit viel Aufwand sanieren lässt, weil<br />
die Hinterachse ausgebaut werden muss – und<br />
das lohnt sich nicht immer. Falls es doch so weit<br />
kommen sollte, bietet sich der Austausch der serienmäßig<br />
dreilagigen Querblattfeder gegen ein<br />
Exemplar aus dem Capri RS an: Dessen serienmäßiges<br />
Einblattexemplar verbessert die Straßenlage<br />
des Kölner Sportcoupés merklich.<br />
Die hinteren Radhäuser schwächeln dort, wo<br />
der äußere Radlauf und der Innenkotflügel verschweißt<br />
sind. Der Kofferraum hingegen hält selten<br />
unangenehme Überraschungen bereit. Nur<br />
in schweren Fällen ist der Boden durchgefault.<br />
Motor/Antrieb<br />
Technisch erweist sich der Capri als eher unproblematischer<br />
Kandidat. Die meisten Motoren<br />
sind als haltbar bekannt, egal, ob es sich um die<br />
eher phlegmatischen Vierzylinder-V-Motoren<br />
aus dem P6 oder die V6-Triebwerke aus dem<br />
Taunus P7 beziehungsweise seinem Nachfolger<br />
Granada handelt. Laufleistungen von einer<br />
Viertelmillion Kilometern sind problemlos<br />
machbar, die übliche Wartung vorausgesetzt.<br />
Lediglich die Novotex-Stirnräder, die bei den V-<br />
Motoren anstelle einer Steuerkette oder eines<br />
Zahnriemens die Nockenwelle antreiben, neigen<br />
mit zunehmendem Alter zu Karies. Doch<br />
die Konstruktion des Motors sorgt dafür, dass<br />
selbst bei plötzlichem Aussetzen des Nockenwellenantriebs<br />
Ventile und Kolben normalerweise<br />
keinen Schaden nehmen.<br />
Lediglich mangelndes Temperament macht<br />
die Vierzylindermotoren von 1.300 bis 1.700<br />
Kubikzentimetern Hubraum zur zweiten Wahl:<br />
Die Sechszylinder mit einem Hubraum von<br />
zwei bis 2,6 Litern passen eindeutig besser zum<br />
Ersatzteilpreise<br />
Motordichtsatz 6-Zylinder neu<br />
Kühler neu<br />
Capri RS-Felgen überholt, Satz<br />
Motorhaube gebraucht<br />
Bremskraftverstärker neu<br />
85 Euro<br />
125 Euro<br />
1.200 Euro<br />
200 Euro<br />
200 Euro<br />
Quelle: Internet<br />
Rückwärtig kombiniert der Capri die abfallende C-Säule eines Fließhecks mit einem Stufenheck-Kofferraum.<br />
Die Rückleuchten stammen vom Ford Escort.<br />
Selbst in der XL-Version hat der Capri 1500 nicht mal einen Drehzahlmesser an Bord. Das<br />
Dreispeichenlenkrad ist aber angenehm klein, der Schalthebel liegt gut in der Hand.<br />
MODELLGESCHICHTE FORD CAPRI<br />
sportlichen Auftritt des Capri. Mit Vorsicht zu<br />
genießen ist allerdings der nach seiner Herkunft<br />
benannte „Essex-Motor“. Bei drei Litern Hubraum<br />
ist die Topmotorisierung mit 138 PS zwar<br />
nicht ganz so leistungsstark, in vielen ihrer<br />
Komponenten aber dennoch zu schwach dimensioniert.<br />
Das zugehörige Getriebe ist als hakelig<br />
bekannt. Dass die Essex-Komponenten<br />
mit zölligen Schrauben verbunden sind, während<br />
der Rest des Capri mit metrischen Verbindungen<br />
zusammengehalten wird, ist ein weiteres<br />
Manko – kein wirklich schrauberfreundliches<br />
Konglomerat!<br />
Achsen, Bremsen und Elektrik<br />
An der Vorderachse und den unteren Querlenkern<br />
werden die Stabilisatorgummis mit der<br />
Zeit bröselig. Folge: Die Lenkung wirkt<br />
Anfang 1969 feierte der Capri I auf dem Brüsseler<br />
Automobilsalon sein Debüt. Das viersitzige Coupé<br />
basierte auf der Bodengruppe des britischen Ford<br />
Cortina und wurde sowohl auf der Insel als auch<br />
auf dem Kontinent gebaut. Dabei verwendete Ford<br />
unterschiedliche Motoren und Fahrwerkkomponenten,<br />
sodass die ersten Baureihen je nach Herkunft<br />
in Sachen Ersatzteile nur begrenzt kompatibel<br />
sind: Während Ford England Reihenmotoren einbaute,<br />
kamen im restlichen Europa die V-Triebwerke<br />
des Taunus zum Einsatz. Nach den Werkferien<br />
1972 erschien der Ford Capri mit neuen Frontlampen<br />
und vergrößerten Heckleuchten. Die seitlichen<br />
Lufteinlassattrappen wurden hingegen kleiner. Anstelle<br />
der Vierzylinder-V-Motoren kamen Reihenmotoren<br />
unter die Hauben, die V6 hingegen blieben<br />
im Programm. Mit rund 784.000 Exemplaren<br />
war der Capri I eines der erfolgreichsten Sportcoupés<br />
seiner Zeit und wurde 1974 vom Capri II abgelöst.
118 | KAUFBERATUNG<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Das sind die Problemzonen des „Mini-Mustang“<br />
Technisch gesehen ist der Capri I ein unkomplizierter Gefährte. Bei sorgfältiger<br />
Wartung halten die Motoren – egal ob V4 oder V6 – so gut wie ewig. Problematisch<br />
bleiben die Ersatzteilversorgung und das rostanfällige Blechkleid.<br />
8<br />
3<br />
9<br />
10<br />
6<br />
7<br />
2<br />
5<br />
4<br />
1<br />
1. Augenleiden: Prüfen Sie unbedingt, ob die<br />
Lampentöpfe faul sind.<br />
2. Frontecke: Die Verbindung zwischen Stehblech<br />
und Kotflügel gammelt gern.<br />
3. Durchgesessen: Die Stoffbespannung der Sitzflächen<br />
unterliegt mit den Jahren dem Verschleiß.<br />
4. Cool bleiben: Der Kühler neigt mit wachsendem<br />
Alter zu Inkontinenz.<br />
6. Trägerstärke: Wie stabil sehen die Längsträger<br />
aus? Sind die Federbeinaufnahmen morsch?<br />
7. Kante zeigen: Die Türunterkanten sind<br />
Schwachstellen, ebenso die Schweller.<br />
8. Der hintere Radlauf ergibt sich gern dem Rost.<br />
Die hinteren Bremsen neigen zu Standschäden.<br />
9. Rissbildung: Das Armaturenbrett steckt jahrelange<br />
Sonneneinstrahlung nicht immer gut weg.<br />
MARKTWERTE<br />
Käufer müssen beachten, dass der Capri I sowohl in<br />
England als auch in Deutschland gefertigt wurde und<br />
Ersatzteile nur begrenzt kompatibel sind. Das kostet<br />
nicht nur Geld, sondern auch Zeit.<br />
5. Leckage: Die Korkdichtungen an den Ventildeckeln<br />
halten nicht ewig dicht.<br />
10. Uhrensammlung: Sind die Instrumente auch<br />
in der Mittelkonsole vollständig und intakt?<br />
1 2 3 4<br />
Ford Capri I, V4/V6<br />
Die Vierzylinder sind in Anschaffung und<br />
Unterhalt <strong>günstig</strong>er als die Sechszylinder.<br />
Modelle: Ford Capri I, 4-Zyl./6-Zyl.<br />
Baujahr: 1969–74<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 12.000/14.000 2: 7.400/8.700<br />
3: 4.800/5.600 4: 2.400/2.800 5: 700/800<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
Ford Capri I RS 2600<br />
Der RS ist nicht nur der schnellste und beliebteste<br />
Capri, sondern auch der teuerste.<br />
Modell: Ford Capri I RS 2600 Baujahr: 1971–74<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 40.000 2: 26.400<br />
3: 17.600 4: 8.800 5: 3.200<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic
FORD CAPRI I | 119<br />
Es ist die Seitenlinie mit stilisierten Lufteinlässen,<br />
die an den Mustang erinnert. Die ovale<br />
Fensterform hingegen ist typisch Capri.<br />
schwammig. Erfordern Richtungswechsel mehr<br />
Kraft als üblich, sind zumeist die Kreuzgelenke<br />
der Lenkzwischenwelle von Rost durchsetzt.<br />
Problemkinder Trommelbremsen<br />
Während die vorderen Scheibenbremsen lediglich<br />
dem normalen Verschleiß unterliegen und<br />
bei jahrelangen Betriebspausen nur zu den üblichen<br />
Standschäden wie festgehenden Kolben<br />
neigen, haben sich die hinteren Trommelbremsen<br />
als besonders problematisch erwiesen: Hier<br />
können sämtliche Einstellteile schon nach vergleichsweise<br />
kurzer Standzeit festgegammelt<br />
sein. Folglich lassen sich die Bremsbacken nicht<br />
mehr einstellen, und die Handbremse entfaltet<br />
ihre Wirkung nur noch einseitig bis gar nicht<br />
mehr.<br />
„Wenn beim Capri die rote Lampe vom Öldruck<br />
blinkt …“, wie Spötter in Abwandlung eines<br />
Rudi-Schuricke-Liedes singen, muss das<br />
nicht viel bedeuten. Möglicherweise ist nur der<br />
entsprechende Schalter defekt, oder ein Masseproblem<br />
ist die Ursache – genau wie bei funzeligen<br />
Leuchten oder lügenden Kontrollinstrumenten.<br />
Ruckelnde Scheibenwischer hingegen<br />
haben zumeist eine mechanische Ursache: Die<br />
Wischerböcke schlagen aus. Für ihren Austausch<br />
muss das Armaturenbrett demontiert<br />
werden.<br />
Und die Ersatzteile?<br />
Die Ersatzteilversorgung für den Ur-Capri ist 40<br />
Jahre nach Ende der Produktion eher mau:<br />
Blechteile wie vordere Kotflügel sind fast nur<br />
noch als Reproduktionen von eher fragwürdiger<br />
Passform auf dem Markt, und auch gute Türen<br />
werden knapp. Beim Interieur sieht es kaum<br />
besser aus, deshalb ist ein Exemplar mit guter<br />
Innenausstattung womöglich interessanter als<br />
eines mit intakter Technik, denn die ist – dem<br />
Ford-Konzernbaukasten sei dank – zumeist einfacher<br />
beschaffbar. Ausnahmen bilden hier spezielle<br />
Teile für den Capri RS 2600 mit der divenhaften<br />
Kugelfischer-Einspritzung sowie die wenigen<br />
Werk-Turbos.<br />
Michael Grote<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Ford Deutschland, Köln; Ford of Britain, Dagenham<br />
Modell Ford Capri 1300, 1500, 1700 2000, 2300, 2600 RS 2600<br />
Karosserie<br />
2-türiges Coupé, selbsttragend, viersitzig<br />
Motor 4-Zy.-V-Motor, Viertakt, OHV 6-Zyl.-V-Motor Viertakt, OHV 6-Zyl.-V-Motor Viertakt, OHV<br />
Hubraum (ccm) 1.305–1.699 1.998–2.550 2.637<br />
Leistung (PS) bei U/min 50–75 bei 4.800–500 85–125 bei 5.000–5.500 150 bei 5.800<br />
Getriebe<br />
4-Gang-Getriebe, Knüppelschaltung (optional: Borg-Warner Dreigang-Automatik)<br />
Antrieb Heck Heck Heck<br />
Fahrwerk vorne<br />
McPherson-Federbeinachse, Schraubenfedern<br />
Fahrwerk hinten<br />
Starrachse mit halbelliptischen Blattfedern<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln<br />
Spurweite v/h (mm) 1.346–1.353/1.320–1.327 1.346–1.353/1.320–1.327 1.346–1.353/1.320–1.327<br />
Radstand (mm) 2.559 2.559 2.559<br />
L x B x H (mm) 4.280 x 1.646 x 1.288 4.280 x 1.646 x 1.288 4.280 x 1.646 x 1.288<br />
Leergewicht (kg) 975–1.060 975–1.060 975–1.060<br />
Vmax (km/h) 133–152 157–190 202<br />
0–100 km/h (Sek.) 17–24 11–15 9<br />
Verbrauch (l/100 km) 10,5–12,5 12,5–15,5 17<br />
Bauzeit 1969–74 1969–74 1971–74<br />
Neupreis (DM) 6.993 (Basis-Capri) 8.600 (2000 GT) 15.850 (1971)<br />
Stückzahl 784.000 (gesamte Serie I)<br />
Der V4-Motor ist so kompakt, dass er hinter der Vorderachse Platz findet. Da freut sich<br />
doch der Schrauber!
120<br />
Pinnwand<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
REISE IN DIE VERGANGENHEIT<br />
Aus den Fotoalben<br />
unserer Leser<br />
1981<br />
BMW<br />
1802<br />
Bikini und BMW<br />
Patrick Prinz schickt uns einen<br />
Schnappschuss seiner Mutter. 1981<br />
machte die Familie mit ihrem BMW<br />
1802 Urlaub in Bibione, wo seine Mutter<br />
vor der peppigen Familienkutsche<br />
posierte.<br />
Gute Fernsicht!<br />
1966 fotografierte Arno Förster aus Worms seinen DKW<br />
1000 S an der damaligen Zonengrenze in Neustadt.<br />
„Mein kleiner Bruder Wilfried (10) beobachtete mit<br />
1966<br />
DKW<br />
1000 S<br />
dem Fernglas das Treiben an der Grenze, und<br />
mein Cousin Rainer flirtete mit meiner späteren<br />
Frau.“ Rechts seine Cousine Angelika.<br />
1978<br />
Chevrolet<br />
Camaro<br />
Diskofieber!<br />
1978 kaufte sich Walter Radauscher aus Dachau einen<br />
Camaro, Baujahr 1975: „Und zwar mit der obligatorischen<br />
Motorisierung von 5,7 Liter. Das war natürlich zur Diskozeit.<br />
Am liebsten wäre man damit mitten in die Disko gefahren.“
PINNWAND | 121<br />
1930<br />
Opel<br />
P4<br />
Kein „Frontfutter“!<br />
Josef Föhmers Vater Bernhard leistete sich um<br />
1930 herum sein erstes Auto, einen Opel P4. „Der<br />
P4 sollte im Krieg als ‚Frontfutter’ eingezogen werden, dann<br />
demontierte mein Vater ihn, und als die Wehrmacht zwecks<br />
Beschlagnahmung kam, war er nicht mehr fahrtauglich. Nach<br />
dem Krieg baute er den Opel wieder zusammen.“<br />
Besitzerstolz<br />
Auf ihrem Pfingstausflug<br />
1960 posiert Familie<br />
Dobler vor ihrem<br />
ersten Wagen, einem<br />
Ford 17M<br />
Deluxe mit Saxomat<br />
Drei-Gang, Baujahr<br />
1959, in Creme und<br />
Rot. Eingesandt<br />
1960<br />
Ford 17M<br />
Deluxe<br />
von Georg<br />
Dobler<br />
(ganz rechts<br />
im Bild) aus<br />
Halle.<br />
Stern der Familie<br />
Markus Hartmann aus Wetzlar schwärmt noch<br />
<strong>heute</strong> von der Heckflosse seines Vaters. Jedes Jahr<br />
1969<br />
Mercedes-<br />
Benz<br />
W110<br />
fuhr die Familie zum Campen nach Italien: „So ein starker Benz<br />
zog ja locker den Wohnwagen mit allem Gepäck.“<br />
Besonders stolz machte die Jugend<br />
das Putzen der Radkappen und Flossen.<br />
Franzose<br />
im Allgäu<br />
Diesen<br />
Schnappschuss<br />
1953<br />
Peugeot<br />
203<br />
schickte uns Axel Steinbrecher:<br />
Das Foto entstand im<br />
Juli 1953 und zeigt seine<br />
Mutter und ihre Freunde<br />
mit dem Peugeot 203 am<br />
Weißensee bei Füssen.<br />
1965<br />
Opel<br />
Rekord A<br />
Schick unterwegs<br />
„1965 habe ich mir einen ein Jahr alten<br />
Opel Rekord A, Baujahr 1964, mit 40.000 Kilometern<br />
gekauft“, schreibt Klaus Böttner, München.<br />
„Im Bild meine Mutter und meine Oma bei einem<br />
Tagesausflug nach Starnberg.“<br />
Machen Sie mit!<br />
Hier zeigt die <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Redaktion die besten Einsendungen für die Pinnwand.<br />
Haben Sie einen (historischen) Schnappschuss von Ihrem eigenen Old- oder Youngtimer?<br />
Dann senden Sie uns Ihre Motive an:<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, „Pinnwand“, Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
oder per E-Mail an: redaktion@autoclassic.de
122<br />
Medien<br />
BÜCHER, BRIEFE | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
FÜR SIE GELESEN<br />
Lorenzo Ardizio:<br />
Alfa Romeo Giulia.<br />
127 Seiten, ca.<br />
280 Abb., Format<br />
24,8 x 27,7 x<br />
1,5 cm, Hardcover<br />
mit Schutz -<br />
umschlag, Heel,<br />
24,99 Euro, ISBN<br />
978-3-86852-695-0<br />
Mit Ecken und Kanten<br />
Über die Sportwagen von Alfa Romeo<br />
gibt es ausreichend Literatur. Da<br />
hat das hier gerade noch gefehlt: ein<br />
Buch über die Geschichte der Giulia, die<br />
der Welt erklärte, was ein sportlicher Viertürer<br />
ist. Über den surrealen Reiz der Dame aus Arese<br />
wird indes <strong>heute</strong> noch gestritten – kein Wunder<br />
also, dass der Karosserieentwicklung hier besonders<br />
viele Seiten gewidmet sind. So spannt Autor Lorenzo<br />
Ardizio den Bogen weiter, über die Technik, die Produktion<br />
und die Vorstellung der einzelnen Modelle<br />
bis hin zu einer umfangreichen Kaufberatung. Illustriert<br />
ist seine unterhaltsame Geschichte durch viele<br />
Abbildungen unterschiedlichster Art, denen es leider<br />
manchmal an Schärfe mangelt.<br />
Fazit: War Giulia schrullig? Vielleicht – auf jeden<br />
Fall aber erklärungsbedürftig. Nach Lektüre<br />
dieses Buches bleiben jedenfalls kaum<br />
noch Fragen offen!<br />
4<br />
90 Years BMW Motorrad.<br />
ca. 300 Seiten,<br />
ca. 300 Farbund<br />
S/W-Fotos Format<br />
27 x 36 cm,<br />
Hardcover, teNeues,<br />
65 Euro, ISBN 978-<br />
3-8327-9714-0<br />
Bayern auf zwei Rädern<br />
Seit BMW 1923 die R 32 auf den Markt<br />
brachte, sind 90 Jahre vergangen.<br />
Dieses kleine Jubiläum würdigt der Hersteller<br />
mit einem prächtigen Band. Nach<br />
Dekaden geordnet, wird die Geschichte der<br />
BMW-Motorräder dokumentiert. Alle wesentlichen<br />
Aspekte werden berücksichtigt. Um die sachliche<br />
Chronologie aufzulockern, findet man zahlreiche<br />
Kurzbiografien der Menschen, die besonders prägend<br />
waren. Vor allem die historischen Aufnahmen<br />
machen den Charme aus; doch je weiter der Leser in<br />
der Zeit voranblättert, desto promotionartiger wird<br />
die Fotografie.<br />
Fazit: Dieses Buch ist das bisher umfangreichs -<br />
te über die Motorräder mit dem weiß-blauen<br />
Propelleremblem. Doch fast kein Mensch<br />
braucht ein Buch in Deutsch und Englisch. Zudem<br />
sind Typografie und Illustration zu sehr<br />
am Corporate Design von BMW orientiert.<br />
3<br />
Dieter Günther:<br />
Saab – Der Weg einer<br />
Kultmarke. 170<br />
Seiten, 190 Abb.,<br />
Format 27,5 x 29,5<br />
x 2 cm, Hardcover<br />
mit Schutzumschlag,<br />
Delius<br />
Klasing, 39,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-7688-<br />
3600-5<br />
Spezielles aus Schweden<br />
Deutschsprachige Bücher über Saab<br />
sind rar. Schweden-Kenner Dieter<br />
Günther erzählt in dieser Markenmonografie,<br />
wie der Flugzeugbauer aus Trollhättan<br />
aufs Auto kam. Die Kapitel über die<br />
Typen 92 bis 96 wirken ausführlicher als der Rest –<br />
was ein durchaus subjektiver Eindruck sein kann.<br />
Das Layout wirkt formal gelungen wie ein Billy-Regal;<br />
inhaltlich mangelt es aber an Bildern: Ein bisschen<br />
mehr Technik hätte gutgetan, das Kapitel über<br />
Volvo wäre hingegen verzichtbar gewesen. Technische<br />
Daten fehlen auch, dafür gibt es im Anhang Produktionszahlen<br />
und ein Glossar der Saab-Begriffe<br />
von „ABS+3“ bis „Trionic Motormanagement“.<br />
Fazit: Sieht elegant aus und liest sich richtig gut,<br />
diese Saab-Geschichte. Und macht Lust auf<br />
mehr, denn zum angekündigten Standardwerk<br />
fehlen hier einige Zutaten.<br />
3<br />
Erik Eckermann<br />
(Hg.): Auto und Karosserie.<br />
Geschichte,<br />
Fertigung, Design.<br />
848 Seiten,<br />
1235 Abb., Format<br />
17,5 x 24,5 x 4,5<br />
cm, Hardcover,<br />
Springer Vieweg,<br />
99,99 Euro, ISBN<br />
978-3-658-01193-2<br />
Schwergewicht mit Zuladung<br />
Theoretisch könnte man dieses Buch<br />
einfach durchlesen – ein wenig Ausdauer<br />
vorausgesetzt, bei knapp 850 Seiten.<br />
Praktisch wäre das natürlich Unsinn.<br />
Schließlich handelt es sich um das erste<br />
Fach buch, das sich in aller Konsequenz mit dem wohl<br />
wichtigsten (weil sichtbarsten) Teil des Autos auseinandersetzt:<br />
der Karosserie. Es scheint keinen Aspekt<br />
zu geben, den die Autoren nicht beleuchten: den<br />
„prähistorischen und antiken Wagenbau“ genauso<br />
wie die Design- und Konstruktionsgeschichte zunächst<br />
der Kutsche, dann des Autos, die Werkstoffe,<br />
Karosseriebaubetriebe etc. – zum Glück gibt’s einen<br />
vorbildlichen Anhang, der den Inhalt erschließen hilft.<br />
Fazit: Ein Buch, das in jede ernsthafte Automobilbibliothek<br />
gehört – selbst wer lange blättert,<br />
entdeckt hier immer noch etwas Neues. Der<br />
Preis geht angesichts dessen völlig in Ordnung.<br />
5<br />
Die einzelnen Gänge bedeuten: 5 = Perfekt. 4 = Absolut empfehlenswert. 3 = Ganz gut. 2 = Mäßig. 1 = Nicht empfehlenswert.<br />
Amerikaner aus<br />
dem Schwabenland<br />
Neuerscheinung!<br />
Sie waren geradlinig, elegant und dank der markanten Heckflosse unverwechselbar.<br />
Darüber hinaus zeichneten sich die Mercedes-Benz Baureihen W 110,<br />
111 und 112 durch neue Maßstäbe in Sachen Fahrzeugsicherheit aus. Alles weitere<br />
Wissenswerte über die von 1959 bis 1968 gefertigten Wagen der Mittel- und Oberklasse<br />
veranschaulicht Christof Vieweg in diesem reich bebilderten Band. Der Autor<br />
ist Insider, er arbeitete 15 Jahre bei Mercedes-Benz und zeigt bisher unveröffentlichte<br />
Fotos aus dem Daimler-Konzernarchiv. Ein weiteres Highlight sind seltene<br />
handschriftliche Skizzen von Béla Barényi!<br />
Christof Vieweg: Mercedes Heckflosse.<br />
W 110/111/112 – Typengeschichte<br />
und Technik.<br />
144 Seiten, ca. 180 Abb., Format<br />
19,3 x 26,1 cm, Hardcover,<br />
GeraMond, 26,99 Euro,<br />
ISBN: 978-3-86245-719-9
Nummer 45 | 5/13 | September/Oktober | 8. Jahrgang<br />
Post<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/13<br />
Panorama – Fußgänger ade!<br />
Gleich zu Beginn bin ich an dem Artikel<br />
„Fußgänger ade! – Geschlechtsneutrale<br />
StVO“ hängen geblieben. Dass eine derartige<br />
Änderung geplant war bzw. erfolgt ist, ist mir<br />
leider bisher entgangen. Die Intention bei der<br />
Erstellung des bisherigen Textes der StVO war<br />
sicher nicht gezielt frauenfeindlich, dies wird<br />
jedoch mittlerweile in alle offiziellen Texte hineininterpretiert,<br />
meines Erachtens aus purem<br />
Aktionismus. Der sicherlich deutlich ausbaufähigen<br />
Gleichberechtigung der Frau ist dies<br />
nicht zuträglich, der tägliche Umgang miteinander<br />
wird durch derartige Schwachsinnsmaßnahmen<br />
sogar verkrampfter. Wenn ich<br />
dann lesen muss, was die „stellvertretende grüne<br />
Ratsfraktionsvorsitzende für Hannover“ Ingrid<br />
Wagemann verlangt, so halte ich dies für eine<br />
bewusst falsche Interpretation aus reiner<br />
Profilierungssucht. Wann wählt man derartige<br />
Neurotiker endlich ab, damit wir zukünftig von<br />
solch einer Idiotie verschont bleiben?<br />
Markus Bornefeld, Grevenbroich,<br />
per E-Mail<br />
Die Gleichberechtigung der Frau ist ein<br />
wichtiges Thema, aber die „Flaniermeile“<br />
hilft sicher keiner Frau! Derartige Maßnahmen<br />
sind einfach nur lächerlich! Anscheinend haben<br />
wir keine anderen gesellschaftlichen Probleme<br />
und noch dazu viel zu viel Geld, um solchen<br />
Unsinn zu finanzieren!<br />
E. Mancini, per Fax<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/13<br />
Auf die Busse, fertig, los!<br />
Leider klingt der kleine Bericht in der Rubrik<br />
Rückspiegel so, als würde es Kässbohrer<br />
gar nicht mehr geben. Das ist so nicht richtig.<br />
Aus den Fahrzeugwerken wurden verschiedene<br />
Bereiche ausgegliedert, und Kässbohrer stellt<br />
weiterhin Autotransporter her.<br />
Corinna Halwa, per E-Mail<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: Sie haben recht, man kann den<br />
letzten Satz leider missverstehen. 1995 lösten sich<br />
die Karl Käss bohrer Fahrzeugwerke auf, doch die<br />
österreichische Kässbohrer Transport Technik<br />
GmbH baut noch <strong>heute</strong> Fahrzeuge. Mehr Infos<br />
gibt es unter www.kaessbohrer.at.<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/13<br />
Altbau am Haken<br />
Im Heft 3/2013 ist Ihnen ein kleiner Fehler<br />
unterlaufen. Auf Seite 111 zeigen Sie rechts<br />
oben einen vermeintlichen Wohnwagen Mos -<br />
tard Yvonne mit Citroën Visa. Es handelt sich<br />
Briefe an die Redaktion<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Fax: (089) 13 06 99-700, E-Mail: briefe@autoclassic.de<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
jedoch um den kleinen Bruder der Yvonne namens<br />
Benjamin, Baujahr 1965 (395 kg zul. Gesamtgewicht).<br />
Erkennbar am braunen Streifen.<br />
Der Mostard Yvonne hat einen blauen Streifen<br />
und ist etwas größer (zul. Gesamtgewicht:<br />
650 kg). Hermann Schikora, per E-Mail<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/13<br />
Nippons rasantes Debüt<br />
Als ehemaliger Honda-S800-Fahrer (1975–<br />
76) habe ich mich sehr über den schönen<br />
Bericht gefreut. Ich besitze noch einige S800-<br />
Modelle in den Maßstäben 1:87 bis 1:10, darunter<br />
restaurierte Dinky-Toys-Modelle, die<br />
<strong>heute</strong> im Original fast unbezahlbar sind. Den<br />
von Ihnen gezeigten S800 hat es in dieser Farbe<br />
nie im Original gegeben, aber sie steht ihm sehr<br />
gut, deshalb habe ich eines meiner Modelle in<br />
diesem Farbton lackieren lassen.<br />
Helmut Plaue, per E-Mail<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/13<br />
Au revoir, tristesse!<br />
Schön, dass dem R4 in der letzten Zeit etwas<br />
mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird; was<br />
vor allem an seinem runden Geburtstag liegen<br />
wird. Informativer und gut geschriebener Bericht,<br />
der Spaß macht, mal selber so etwas in<br />
die Tat umzusetzen. In den Fakten sind Ihnen<br />
Fehler unterlaufen. Der GTL bekam als Erster<br />
den grauen Plastikgrill, der zuvor schon in<br />
Schwarz bei allen ab Modelljahr 1974 verbaut<br />
wurde. Erst ab 1983 war der Plastikgrill bei allen<br />
Modellen grau.<br />
Dirk Rackwitz, per E-Mail<br />
Vielen Dank für den Bericht über den Renault<br />
4 im „Gordini-Kleid“. Ich erinnere<br />
mich immer gerne an den R4, da ich selbst einen<br />
zu Studienzeiten gefahren bin. Von meinem<br />
ganzen „Fuhrpark“, den ich bisher hatte,<br />
ist er der Wagen, der am wenigsten Probleme<br />
gemacht hat. Schön war es mit ihm! Leider war<br />
er nach einem Totalschaden nicht mehr zu retten.<br />
Dr. Alfons Schnur, per E-Mail<br />
Internet: www.autoclassic.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-720, Fax: +49 (0) 89.13 06 99-700<br />
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Redaktion<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus (verantwortlicher Redakteur),<br />
Michael Krische (Redaktionsleitung), Alexandra Wurl<br />
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Grafische Konzeption<br />
Werner Bauer<br />
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Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
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Vertrieb Zeitschriften<br />
Dr. Regine Hahn<br />
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MZV, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
SCHIFFClassic<br />
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(bei Einzelversand zzgl. Versandkosten); Jahresabopreis<br />
(6 Hefte): EUR 22,68 inkl. MwSt. und Versandkosten; für<br />
Mitglieder des DEUVET Bundesverband für Clubs klassischer<br />
Fahrzeuge e. V. gilt ein Verbandspreis von EUR 17,64 pro Jahr<br />
(6 Ausgaben). Bestellungen direkt an DEUVET.<br />
Ausland: EUR 22,68 inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
ISSN: 1867-9838<br />
Erscheinen und Bezug: <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint sechsmal<br />
jährlich. Sie erhalten <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in<br />
Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an<br />
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enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
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124<br />
Events<br />
RÜCKBLICK UND VORSCHAU 2013 <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
> RÜCKBLICK: ADAC EIFELRENNEN, 14.–16. JUNI 2013<br />
Die Suche nach der<br />
Ideallinie<br />
<strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong><br />
WAR DABEI!<br />
Auch die Vorkriegsboliden nehmen<br />
die Nordschleife unter die Räder,<br />
allerdings ohne Zeitvorgaben.<br />
Das vom ADAC und dem DAMC 05 organisierte Eifelrennen um den Jan-Wellem-Pokal lockte<br />
wieder Tausende Zuschauer und viele Rennsportaktive an den Traditionskurs in der Eifel.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> war mit einem Porsche 944, pilotiert vom Germeringer Pascal Kapp, dabei.<br />
Das Wochenende war voller Highlights: Am<br />
Freitag eine Stunde freies Nordschleifen-<br />
Kreiseln, am Samstag zwei Gleichmäßigkeitsprüfungen<br />
mit je fünf Runden auf der Nordschleife<br />
und zum Ausklang am Sonntag noch ein<br />
weiteres Stündchen Nordschleifen-Experience.<br />
Pascal Kapps früher Porsche 944er stand mit<br />
normaler Bereifung, einem Cup-Bügel und, bis<br />
auf etwas Kriegsbemalung, komplett original am<br />
Start. Vorher musste die komplette Papierabnahme<br />
erledigt, der Transponder nebst Geräuschmesser<br />
und die Startnummern montiert werden,<br />
um die technische Abnahme zu passieren. Die<br />
Herren schauen sich das vorgestellte Fahrzeug<br />
wirklich gründlich an: Hier geht Sicherheit vor,<br />
und das ist gut so! Jürgen Cüpper und seine Crew<br />
vom ADAC Nordrhein meisterten die Abnahme<br />
professionell und stets gut gelaunt, es ist doch<br />
was dran an den rheinischen Frohnaturen!<br />
Übrigens: Wer noch nie am Ring war: unbedingt<br />
NICHT hinfahren! Der Bundesbeauftragte<br />
für Suchtprävention warnt: Fahren auf der<br />
Nordschleife kann süchtig machen!<br />
Perfektes Nordschleifenwetter<br />
Die Nordschleife ist und bleibt eines der letzten<br />
echten Abenteuer für Rennsportfreunde. Es gibt<br />
keine andere Rennstrecke dieser Länge und<br />
schon gar keine mit diesen wechselnden Anforderungen<br />
an Mensch und Maschine … bei dem<br />
perfektem Wetter in diesem Jahr ein Heidenspaß!<br />
Die Teilnehmer fuhren alle äußerst fair<br />
und rücksichtsvoll. Jeder versuchte sich an der<br />
Ideallinie, nur um festzustellen, dass dies bei fast<br />
21 Kilometer Streckenlänge pro Runde gar nicht<br />
so einfach ist. Hier hilft nur eines: Streckenkenntnis!<br />
Und die bekommt man wie? Richtig,<br />
viel fahren auf dem Ring!<br />
Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt – so<br />
konnten neben 300 SL auch Ferrari 400i, Lancia<br />
Aurelia, DKWs, Alfas, Porsches und beinahe die<br />
gesamte englische Inselproduktion bewundert<br />
werden. Auch die in den letzten Jahren vermehrt<br />
auftauchenden Rudel gut „herangefütterter“<br />
Porsche 928 waren optisch und akustisch<br />
äußerst beeindruckend.<br />
Für jeden Geschmack ist etwas dabei<br />
Das parallel dazu stattfindende Markenclubtreffen<br />
sorgte für Kurzweil während der Fahrpausen,<br />
und das für jeden Besucher zugängliche<br />
Fahrerlager ist wirklich toll.<br />
Fazit: Leider wirklich gut! Fürs nächste Mal<br />
wird aber in der Computersimulation noch die<br />
Ideallinie geübt und ein Stoßgebet zum Himmel<br />
geschickt, dass zum einen der Ring weiterhin<br />
nutzbar bleibt und zum anderen das Wetter<br />
auch im kommenden Jahr mitspielt!<br />
Pascal Kapp<br />
Der Porsche 944<br />
von <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
wartet auf den<br />
Start zur Gleich -<br />
mäßigkeitsprüfung.<br />
Kleine Rennwagen<br />
sind praktisch,<br />
weil Platz<br />
auf dem Hänger<br />
bleibt für die mobile<br />
Werkstatt!<br />
Fotos: DAMC 05, ADAC, Pascal Kapp
RÜCKBLICK 2013 | 125<br />
> RÜCKBLICK: 26.KITZBÜHELER<br />
ALPENRALLYE, 5.–8. JUNI 2013<br />
Kurvenhatz am<br />
Wilden Kaiser<br />
Normalerweise lassen sich die Planer der Alpenrallye<br />
nicht so schnell ins Bockshorn jagen, doch<br />
was zu viel ist, ist zu viel. Und so fielen bei der<br />
diesjährigen Traditionsveranstaltung zahlreiche<br />
Etappen dem Hochwasser zum Opfer.<br />
Die über 200 Teilnehmer genossen auch die attraktiven<br />
Ausweichrouten über die bergigen Straßen der<br />
Kitzbüheler Alpen bis ins bayerische Land. Über 500<br />
Kilometer konnten so ein Audi Sport quattro, gesteuert<br />
von Mike Rockenfeller, und ein von Rallyelegende<br />
Armin Schwarz pilotierter Audi quattro im Original-<br />
Rallyetrim von 1987 zeigen, was in ihnen steckt.<br />
Doch auch Vorkriegswagen, wie ein Wanderer W 25 K<br />
oder der Invicta LC 135 von 1928 der Oldtimerlegende<br />
Heidi Hetzer erfreuten Teilnehmer und Zuschauer.<br />
Wundervoller Samba<br />
vor wundervoller Kulisse:<br />
So machen die<br />
Alpen doppelt Spaß!<br />
Autowandern als Volkssportart<br />
Dass es auch bodenständiger geht, bewies Hauptsponsor<br />
Volkswagen mit einem Großaufgebot an Boxern,<br />
darunter einem 69er Karmann Ghia Typ 34 mit<br />
Schiebedach und Automatik, sowie einem Apal Buggy<br />
von 1973, dessen Insassen vermutlich außerordentlich<br />
glücklich über das stabile Sommerwetter<br />
waren. Darüber hinaus bestimmten unzählige private<br />
Porsche verschiedener Baujahre das Bild. Doch egal,<br />
ob 50 oder 180 PS, auf Geschwindigkeit kam es bei<br />
dieser Alpenrallye nicht an, sondern auf den Genuss<br />
an der traumhaften Landschaft, dem Geschick bei<br />
den Sonderprüfungen und die Freude am Fahren.<br />
Trotz der Exklusivität der Veranstaltung werden<br />
auch Fahrer <strong>günstig</strong>erer Oldies in Kitzbühel keineswegs<br />
schief angesehen. Wer dann noch mit Stars wie<br />
dem Schauspieler Erol Sander oder mit Hans Joachim<br />
Stuck bei den Sonderprüfungen ins Plaudern<br />
gerät, bekommt schnell Lust, auch im nächsten Jahr<br />
wieder an den Start zu rollen. Dann aber bitte wieder<br />
mit der legendären Großglocknerrunde, die in den<br />
Vorjahren einer der absoluten Höhepunkte war.<br />
Info: Kitzbühel Promotion GmbH, Tel.: (0043) 5556<br />
72 901, www.alpenrallye.at Sven Jürisch<br />
Foto: Volkswagen Classic<br />
Foto: Jörn Müller-Neuhaus<br />
> ALTMÜHLTAL <strong>CLASSIC</strong>SPRINT, 14.–16. JUNI 2013<br />
Freunde, wollt ihr ewig<br />
fahren?<br />
400 Kilometer, 20 Wertungsprüfungen<br />
sowie<br />
vier Burgen und Schlösser<br />
warteten auf gut 80<br />
Teilnehmer, die Freitagnachmittag<br />
zur ersten<br />
Etappe des ClassicSprint<br />
die Motoren starteten.<br />
Das älteste Fahrzeug war<br />
ein Bentley LeMans,<br />
Baujahr 1929, das<br />
jüngste ein Ferrari von<br />
Der Zanussi Vendrame aus dem Jahr 1947<br />
wird von dem winzigen Vierzylinder des<br />
Fiat Topolino angetrieben.<br />
1990. Highlights im Feld waren der Ferrari Mondial TR500 von 1955, mehrere<br />
Abarth sowie absolute Raritäten wie etwa ein Zanussi Vendrame Biposto, ein<br />
Cisitalia 202 und ein seltener Porsche 904. Traditionell geht es beim ClassicSprint<br />
mehr um die Freude am Fahren als das Gewinnen. Am Samstag ging<br />
es in zwei Etappen über kleine und kleinste Straßen von Nürnberg nach Pappenheim,<br />
wo auf der Burg die legendäre Drivers Party stattfand. Der Sonntag begann<br />
wie jedes Jahr mit dem LeMans-Start in Pappenheim und führte durch das romantische<br />
Altmühltal zurück nach Nürnberg zum Ziel beim Hauptsponsor, der VR<br />
Bank Nürnberg. Ach so: Den Gesamtsieg holte das Dachauer Team Susi und<br />
Hans Böck auf Bentley LeMans.<br />
Info: Squadra Frankonia, Uwe Wießmath, Tel.: (0179) 546 25 94,<br />
www.classicsprint.de<br />
Jörn Müller-Neuhaus<br />
> 333 MINUTEN-RALLYE, GERMERING, 9. JUNI 2013<br />
Klassikerevent<br />
für alle Sinne<br />
Das klingt nach „schnell erledigt“: 333 Minuten. Und tatsächlich<br />
ging die Zeit für die Teilnehmer der Eintagesveranstaltung vom<br />
Pascal Kapp Rallyeteam schnell vorüber. Man musste schließlich<br />
nicht nur gute 200 Kilometer dem Roadbook folgen, sondern auch diverse<br />
Aufgaben erfüllen: Bilder suchen, auf Zeit fahren, Fragen beantworten<br />
– Fahrer und<br />
Beifahrer hatten gut<br />
zu tun, und dennoch<br />
blieb genug Zeit, die<br />
wunderbaren Straßen<br />
und die Landschaft<br />
zwischen<br />
Germering und<br />
Fürstenfeldbruck zu<br />
genießen. Über 120<br />
Teams standen am<br />
Start und genossen<br />
die gute Organisation,<br />
das erst am Nachmittag feuchter werdende Wetter und die Abschlussveranstaltung<br />
mit leckerem Buffet und vielen Pokalen.<br />
Die nächste „Mitfahrgelegenheit“ bietet der passionierte Rallye-Organisator<br />
am 13.10.2013 bei der vierten 10-Seen-Classic-Rallye.<br />
Veranstalter: Pascal Kapp Rallye Team, Tel.: (089) 842 084,<br />
www.pascal-kapp.de<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Foto: Pascal Kapp Rallye Team
126 | RÜCKBLICK 2013<br />
<strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong><br />
WAR DABEI!<br />
Auf den einsamen<br />
Sträßchen der Hallertau<br />
fühlte sich der Wankel<br />
Spider sichtlich wohl.<br />
> RÜCKBLICK: 8. DONAU <strong>CLASSIC</strong>, 20.–22. JUNI 2013<br />
Klassisch durch das Hopfenland<br />
Fotos: Audi Tradition, Jörn Müller-Neuhaus<br />
Beim Zieleinlauf am Samstagnachmittag nahmen manche Teilnehmer<br />
gerne auch begeisterte „Anhalter“ mit.<br />
Auch die Blues Brothers waren dabei: Der Dodge Monaco vom<br />
Team Hofmühl sorgte überall für Aufsehen.<br />
Eines der Highlights im jährlichen Rallyekalender<br />
Süddeutschlands ist die Donau<br />
Classic, eine automobile Zeitreise im Herzen<br />
Bayerns, die immer mehr Teilnehmer anzieht.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> war mit einem perfekt<br />
vorbereiteten NSU Wankel Spider am Start, der<br />
von Audi Tradition zur Verfügung gestellt wurde.<br />
2013 waren über 200 Fahrzeuge aus sieben<br />
Nationen gemeldet, die auf insgesamt 600 Rallyekilometern<br />
das Altmühltal, die Hallertau und<br />
das Donaumoos kennenlernten – bei vielen<br />
Ortsdurchfahrten begrüßt von enthusiastisch<br />
winkenden Zuschauern: Die Donau Classic ist<br />
eindeutig ein Publikumsmagnet. Start der ersten<br />
Etappe am Donnerstagmittag war der Westpark<br />
Ingolstadt, dort fand auch die erste von 20<br />
Wertungsprüfungen statt, die im Laufe der drei<br />
Rallyetage neben diversen Durchfahrtskontrollen<br />
auf die Teilnehmer warteten. Die Abendveranstaltung<br />
im Audi Sportpark bot viel Gelegenheiten,<br />
Benzingespräche zu führen und andere<br />
Teilnehmer kennenzulernen.<br />
Am zweiten Tag warteten 250 Kilometer Strecke<br />
durch die „bayerische Toskana“ auf die Teilnehmer,<br />
gewürzt mit Sonderprüfungen und<br />
dem mittäglichen Zwischenstopp in der Bischofsstadt<br />
Eichstätt. Ab 17.00 Uhr erreichten<br />
die ersten Teilnehmer unter großem Publikumsandrang<br />
das Ziel auf dem Audi-Forum, das vom<br />
Hauptsponsor Audi komplett für die Klassiker<br />
reserviert war.<br />
Finale in der Hallertau<br />
Am Samstag standen erneut gut 250 Rallyekilometer<br />
durchs Hopfenland der Hallertau auf<br />
dem Programm. Das Roadbook führte durch<br />
malerische Orte und eine romantische Landschaft.<br />
Der Wankel Spider fühlte sich sichtlich<br />
wohl auf den zumeist kleinen und einsamen<br />
Straßen, das Fahrverhalten erwies sich trotz<br />
Heckmotor als erstaunlich gut. Mehrfach wurde<br />
das <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Team von anderen Teilnehmern<br />
angesprochen, ob sie die Straßen hier<br />
kennen würden, weil der Spider so flott unterwegs<br />
sei. Dabei machte es einfach Spaß, die 50<br />
munteren Wankel-PS fliegen zu lassen!<br />
Den Gesamtsieg der dreitägigen Genusstour<br />
rund um die Audi-Stadt erkämpften Norbert<br />
Henglein und Günther Röthel auf Porsche 911<br />
RSR mit insgesamt nur 505 Strafpunkten, Platz<br />
zwei ging an Burkhard Müller und Fabian Mohr<br />
auf Mercedes 250 SL, und den dritten Platz belegten<br />
Schorsch Münch und Stefan Schwerdt<br />
auf einem Porsche 356 Coupé.<br />
Veranstalter: Donau Classic Veranstaltungs-<br />
GmbH, Tel.: (0841) 885 99 40, www.donau-classic.de
VORSCHAU 2013 | 127<br />
> VORSCHAU: 7. RHEIN-AHR-EIFEL-KLASSIK, 17.–18. AUGUST 2013<br />
Vorkriegsfahrzeuge unter sich<br />
Am 17. August 2013 fällt zum siebten Mal der Startschuss<br />
für die Teilnehmer. Wie schon in den vergangenen<br />
Jahren dient das historische Gut Waldau bei<br />
Rheinbach erneut als Start- und Zielpunkt dieser Vorkriegsveranstaltung<br />
der besonderen Art. Die touristische<br />
Ausfahrt für Vorkriegssportwagen bis Baujahr<br />
1939 führt die Teilnehmer an zwei Tagen auf insgesamt<br />
gut 350 Kilometern entlang des Rheins, durch<br />
die romantischen Weinberge des Ahrtals und hinauf in<br />
die schroffen, schönen Landschaften der Eifel. Auf die<br />
Teilnehmer und die Zuschauer an der Strecke wartet<br />
ein erlebnisreiches Wochenende von Oldtimerfreunden<br />
für Oldtimerfreunde, das neben traumhaften<br />
Landstraßen auch kulinarisch dem Motto der Veranstaltung<br />
treu bleibt: „Fahren und genießen“.<br />
Veranstalter: Rhein-Ahr-Eifel-Klassik e. V.,<br />
Wilfried Krings, Tel. 0171 417 00 15,<br />
www.rhein-ahr-eifel-klassik.de. Nenngeld:<br />
490 Euro für ein Fahrzeug mit zwei Personen.<br />
Frühzündung, Spätzündung, Hand-Benzinpumpe,<br />
unsynchronisierte Getriebe: Fahrer<br />
von Vorkriegssportwagen müssen die<br />
Technik ihrer Raritäten im Griff haben!<br />
Foto: Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
> VORSCHAU: EDELWEISS BERGPREIS, ROSSFELD BERCHTESGABEN, 27.–29. SEPTEMBER 2013<br />
Rennen fahren und Gutes tun<br />
Von 1958 bis 1973 war<br />
die Roßfeld-Höhenstraße<br />
bei Berchtesgaden<br />
der Austragungsort<br />
packender Bergrennen für<br />
Fahrzeuge aller Klassen, die<br />
auch für die Europa-Bergmeisterschaft<br />
gewertet wurden.<br />
Joachim Althammer,<br />
vielen schon durch seine Benefiz-Rallye<br />
EdelweißClassic<br />
bekannt, möchte mit dem<br />
Edelweiß Bergpreis an diese<br />
Tradition anknüpfen und ab<br />
2013 immer am letzten September-Wochenende<br />
die faszinierenden<br />
Sport-, Touren-, Renn- und Formelwagen<br />
dieser Zeit versammeln. Auch die Besucher<br />
sollen im Stil der Zeit gekleidet erscheinen.<br />
Sie werden mit historischen Omnibussen<br />
zu den Zuschauerstationen<br />
an der Strecke und in die<br />
Fahrerlager gefahren und können<br />
so in die 60er-Jahre mit ihren publikumsnahen<br />
und begeisternden<br />
Motorsportveranstaltungen<br />
eintauchen.<br />
Die Benefizveranstaltung wird<br />
unterstützt von Rennsportle -<br />
genden wie Jochen Mass, Walter<br />
Röhrl und anderen, die<br />
am Bergpreis mit historischen<br />
Rennwagen teilnehmen werden.<br />
Info: EdelweißClassic Stiftungs<br />
GmbH, Tel.: (08654) 589 29 36, Eintrittskarten:<br />
ab 15 Euro, Wochenendkarte (Fr.–So.) 25 Euro,<br />
www.rossfeldrennen.de<br />
Hier erklimmt Josef Kühnel beim Bergpreis<br />
1958 den Berg auf seinem Renn-Goggo.<br />
Foto: Heimatmuseum Berchtesgaden<br />
> VORSCHAU: VETERAMA MANNHEIM, 12.–13. OKTOBER 2013<br />
Schrauberparadies für Oldiefreunde<br />
Auf 260.0009 Quadratmetern Freigelände und<br />
15.000 Quadratmetern Hallenfläche bieten über<br />
4.000 Aussteller Teile und ganze Fahrzeuge an. Der<br />
Veranstalter spricht von etwa 500 Automobilen und<br />
4.000 Motorrädern und erwartet über 45.000 Besucher.<br />
Damit ist die Veterama eine der größten Oldtimer-Teilebörsen<br />
Deutschlands und ein Pflichttermin<br />
für jeden Schrauber und Flohmarktliebhaber.<br />
Info: Veterama Mannheim, Tel.: (06203)<br />
135 07, www.veterama.de, Öffnungszeiten: Freitag<br />
12–20 Uhr, Samstag, Sonntag ab 8.30 Uhr, Tages -<br />
karte 12 Euro, Wochenendkarte 18 Euro.<br />
Wer bei der Veterama die wirklichen<br />
Schnäppchen finden möchte, muss früh<br />
kommen, der Besucherandrang ist enorm.<br />
Foto: Veterama GmbH
128<br />
Rückspiegel<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
BERLIN IN DEN 60ER-JAHREN<br />
Foto: Historische Sammlung der Deutschen Bahn AG<br />
Frostiges am<br />
Alexanderplatz<br />
Im Jahr 1965 ist es mal wieder eiskalt in Berlin.<br />
Nicht nur, weil es gerade geschneit hat.<br />
Seit vier Jahren steht die Mauer, der Osten<br />
ist auf Konfrontationskurs, und die Bundesrepublik<br />
spricht noch immer undiplomatisch von<br />
„Sowjetischer Besatzungszone“ und der „sogenannten<br />
DDR“.<br />
Wirtschaftlich macht die schon längst ihr eigenes<br />
Ding und baut ganz passable Autos: Der<br />
Wartburg 311, hier als Standard-Limousine und<br />
seltener Kombiwagen, kann sich noch immer sehen<br />
lassen – obwohl sein Dreizylinder-Zweitaktmotor<br />
und die 50er-Jahre-Form allmählich in die<br />
Jahre kommen. Was die volkseigene Automobilindustrie<br />
nicht selbst herstellt, importiert sie aus<br />
sozialistischen Bruderstaaten. Wie zum Beispiel<br />
den Ikarus-Bus aus Ungarn, oder den schwarzen<br />
Tatra 603 aus der Tschechoslowakei, wo luftgekühlte<br />
V8-Motoren im Heck längst nicht mehr<br />
exotisch sind, sondern ein Gattungsmerkmal des<br />
Fuhrparks der Regierenden. Auch in der DDR<br />
bleibt der Tatra hochrangigen Apparatschiks vorbehalten,<br />
das Volk fährt Trabant.<br />
Oder S-Bahn. Vorbei am 1932 erbauten Alexanderhaus,<br />
das sich unauffällig in die kantige<br />
DDR-Architektur am Alexanderplatz einfügt.<br />
Nächste Station: der Bahnhof Jannowitzbrücke,<br />
wo die U-Bahn-Station zugemauert und verwaist<br />
ist. Denn für die nächsten 24 Jahre führt der Weg<br />
aus dem Osten nur noch nach Osten.
BERLIN IN DEN 60ER-JAHREN | 129<br />
Foto: Sven Jürisch
130<br />
<strong>Vorschau</strong><br />
IN NÄCHSTEN HEFT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/13<br />
TITELSTORY<br />
Luxus für 15.000 €: Mercedes W108, Citroën DS, Tatra 603-2<br />
Wie viel Luxus kann man für 15.000 Euro erwarten?<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> bittet drei Vertreter der<br />
Luxusklasse der 60er- bis 70er-Jahre zum Vergleich,<br />
die in gutem, aber nicht perfektem Zustand<br />
maximal 15.000 Euro kosten. Wer gewinnt<br />
den Vergleich: der seriöse und solide Mercedes-<br />
Benz W108, der plüschige und komfortable Citroën<br />
DS oder der avantgardistische Ostblockriese<br />
mit seinem luftgekühlten V8-Heckmotor?<br />
Fotos: Jörn Müller-Neuhaus, M. Rejha/CommonsMedia, Mick/CommonsMedia, Toyota, Peugeot, Renault<br />
Volkswagen Golf Serie I und Serie II<br />
Der Meilenstein<br />
Kaufberatungen<br />
Renault 5, 1972–84<br />
Morgan + 8, 1968 –2004<br />
Lieber Leser,<br />
Sie haben Freunde,<br />
die sich ebenso für<br />
Oldtimer begeistern<br />
wie Sie? Dann empfehlen Sie uns<br />
doch weiter! Ich freue mich über<br />
jeden neuen Leser.<br />
Ihr Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
1974 hing das Überleben der Marke VW<br />
am Erfolg des Käfer-Nachfolgers Golf. Er<br />
etablierte das <strong>heute</strong> so selbstverständliche<br />
Konzept mit Frontantrieb und Heckklappe<br />
im Markt. Und egal, ob 50 PS in<br />
der Basisversion oder 110 PS im Topmodell<br />
GTI: Der Golf traf einen Nerv.<br />
Modelle der ersten beiden Generationen<br />
sind <strong>heute</strong> rare Sammlerstücke. <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> widmet diesem Meilenstein der<br />
Automobilgeschichte ein großes Porträt.<br />
Mit der Präsentation des Renault 5 im Jahr 1972 begann<br />
bei Renault die automobile Moderne. Der kompakte<br />
und <strong>preiswert</strong>e R 5 war auf Anhieb ein Erfolg,<br />
Nur wenige Exemplare des rostfreudigen Kleinflitzers<br />
haben überlebt. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigte die Schwachpunkte<br />
und die Stärken des charmanten Franzosen.<br />
1968 quetschte die britische Sportwagenmanufaktur<br />
Morgan den 3,5-Liter-V8 von Rover unter die schlanke<br />
Haube ihres schon damals altertümlichen Roads -<br />
ters. Der „Plus 8“ wurde umgehend zur Legende. Wir<br />
haben recherchiert, worauf Liebhaber des knorrigen<br />
Briten achten müssen, damit aus dem Roadstertraum<br />
kein Werkstattalbtraum wird.<br />
AUSSERDEM Youngtimer: Audi 200/V8 (C2/C3) |<br />
Rarität: Mercedes-Benz 170 H | Leserauto: Opel<br />
Kadett B Limousine | Restaurierung: DKW F 7 |<br />
Museum: Museum Autovision, Altlußheim |<br />
Workshop: Wechseln von Spurstangenköpfen |<br />
Know-how: Stoffverdeck erneuern | Ratgeber:<br />
Oldtimer-Hobbywerkstatt einrichten, Teil 1 |<br />
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