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Segel Journal America's Cup 2013 (Vorschau)

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HELGOLAND – HOMMAGE AN DIE RAUE NORDSEEINSEL<br />

SEGELJOURNAL<br />

SEGELJOURNAL.COM · MAI/JUNI 03/<strong>2013</strong> · 5,20 Euro<br />

Alles, was Segler bewegt<br />

Sail & the City<br />

SAN FRANCISCO<br />

Stolze 12er<br />

DIE KLASSE, DIE<br />

DEN CUP PRÄGTE<br />

Mode<br />

NEW ENGLAND<br />

MEETS CALIFORNIA<br />

Österreich: 5,80 Euro · Schweiz: SFR 9,80 · BeNeLux: 5,90 Euro · Italien/Spanien: 6,60 Euro<br />

America’s <strong>Cup</strong> <strong>2013</strong><br />

DIE TEAMS, DIE BOOTE, DIE RENNEN<br />

1 SEGEL E JOURNAL MAI/JUNI I 2012<br />

2<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

1


ROBBE & BERKING<br />

CLASSICS <strong>2013</strong><br />

2.– 4. August <strong>2013</strong><br />

Robbe & Berking und der Freundeskreis Klassische Yachten laden herzlich zu<br />

den Robbe & Berking Classics im Flensburger Stadthafen ein, dem fulminanten<br />

Auftakt einer ganzen Klassikerwoche.<br />

Es erwarten Sie ein tolles Programm, viele schöne Yachten und ein Abschlußfest,<br />

das gleichzeitig Eröffnungsveranstaltung der Robbe & Berking 6mR<br />

Weltmeisterschaft <strong>2013</strong> sein wird.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.regatta.robbeberking.de<br />

Yachtwerft | Robbe & Berking Classics<br />

Am Industriehafen 5 | D-24937 Flensburg<br />

www.classics.robbeberking.de<br />

Ganz Flensburg freut sich auf Sie!<br />

2 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


editorial<br />

Mythos <strong>Cup</strong><br />

Es geht um die älteste Sporttrophäe der Welt. Silbern, schnörkelig bis kitschig,<br />

unverschämt schwer und dementsprechend Raum einnehmend. Der America’s<br />

<strong>Cup</strong>, scherzhaft gerne als „auld mug“ bezeichnet. Seit über 150 Jahren übt dieses<br />

edle Stück englischer Juwelierskunst auf reiche Männer eine ungeheure Anziehungskraft<br />

aus. Der <strong>Cup</strong> will besessen werden. Und wer es als Herausforderer<br />

nicht im ersten Anlauf schafft, den Pott für sich zu gewinnen, kommt wieder.<br />

Nicht nur Sir Thomas Lipton, der ewige Herausforderer, war dem <strong>Cup</strong> verfallen.<br />

Auch für Larry Ellison war klar, dass er eines Tages Verteidiger sein will. Und noch<br />

bevor er den <strong>Cup</strong> endlich hatte, war der Platz für die Trophäe an Bord seiner<br />

Megayacht Rising Sun bereits ausgewählt.<br />

Mit dieser Ausgabe möchten wir Sie auf das Sportereignis der Seglerwelt im<br />

Sommer <strong>2013</strong> einstimmen: Der Kampf um den <strong>Cup</strong> geht in die entscheidende<br />

Phase, jetzt werden wir sehen, was auf zwei rasanten Rümpfen mit geheimnisvollen<br />

Foils geht (und was nicht).<br />

Schon immer war der <strong>Cup</strong> Gelegenheit für Designer und Konstrukteure, Entwicklungen<br />

zu testen und voranzutreiben. Dass alte <strong>Cup</strong>-Yachten alles andere als<br />

ausgediente Designexperimente sein müssen, erzählt Detlef Jens in seiner Geschichte<br />

über die 12er Klasse, die wie keine andere das <strong>Cup</strong>-Geschehen über<br />

Jahrzehnte prägte. Wer Retro-<strong>Cup</strong>-Feeling schnuppern möchte, kann die Königinnen<br />

der Meter-Klasse im Sommer im sportlichen Wettstreit auf der Flensburger<br />

Förde erleben.<br />

Hans-Harald Schack erklärt uns, wie der America’s <strong>Cup</strong> <strong>2013</strong> abläuft. Für alle, die<br />

irgendwo zwischen Valencia, Streitigkeiten um die Stiftungsurkunde und der<br />

spektakulären Kenterung des BMW Oracle-Teams vor der Golden Gate Bridge<br />

den roten Faden im <strong>Cup</strong>geschehen verloren haben.<br />

Als Kontrapunkt zu den Geschichten rund um die reichen Männer und ihre teuren<br />

Boote nehmen wir Sie mit auf die Reviere vor der Haustür. Kirsten Panzer-<br />

Gunkel macht Lust auf eine ausgiebige Tour auf der Schlei, Monika Kludas porträtiert<br />

die Varianta von der Alster und Claus Reissig war für uns auf der Nordseeinsel<br />

Helgoland.<br />

Wer wissen will, warum Knieper nur mit Blick auf<br />

die lange Anna so gut schmeckt: Hinfahren!<br />

Am besten über Pfingsten zur Nordseewoche.<br />

Viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe<br />

wünscht Ihnen<br />

Sandra-Valeska Bruhns<br />

Chefredakteurin


inhalt<br />

mai/juni <strong>2013</strong><br />

16 12-meter-rennyachten<br />

36 helgoland<br />

44 san francisco<br />

yachting 13 – 32<br />

travel 33 – 56<br />

Sports 57 – 78<br />

14 Highlights<br />

34 highlights<br />

58 highlights<br />

16 12er<br />

Die große <strong>Cup</strong>-Klasse, die nach den<br />

monströsen J-Class-Yachten kam<br />

22 varianta<br />

mit dem Kultschiff auf der Alster<br />

26 yachtcheck: Better Place<br />

Ziemlich sicher einer der besten<br />

Plätze für alle Wally-Fans<br />

31 yachting-guide<br />

36 helgoland<br />

Nicht nur zur Nordseewoche<br />

ein ganz besonderes Ziel<br />

44 sail & the city:<br />

san francisco<br />

Alle Infos für einen Trip zum <strong>Cup</strong><br />

48 panzer segelt...<br />

auf der schlei<br />

Wo schon Wikinger lebten,<br />

muss <strong>Segel</strong>n gut sein<br />

55 Travel-Guide<br />

60 america‘s cup<br />

Das große Spiel der<br />

reichen Männer<br />

70 hanse race<br />

Mit dem Smartphone<br />

durchs Ziel<br />

74 cilento cup<br />

Italiens verborgene Schönheit<br />

mit sportlichen Ansätzen<br />

Das ist er. Der <strong>America's</strong> <strong>Cup</strong>. Und jeder will ihn haben. Wir haben der begehrten Trophäe einen Schwerpunkt<br />

gegönnt und stellen einige Teile des Heftes ins Zeichen des <strong>Cup</strong>s. Auch unsere Mode- und Stilseiten für Segler.<br />

Dazu alles Wissenswerte rund um die <strong>Cup</strong>-Stadt San Francisco.<br />

4 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


88 mode ost- und westküste<br />

60 america‘s cup<br />

Beim 34. America’s <strong>Cup</strong> wird der Kampf um die<br />

Kanne im Tiefflug entschieden. Die Katamarane rasen mit über<br />

40 Knoten dahin, Flügel unter dem Rumpf heben das ganze Schiff aus dem Wasser.<br />

sailors 79 – 97<br />

standards<br />

80 highlights<br />

03 editorial<br />

Fotos: Ina Steinhusen, Claus Reissig, shutterstock.de/Manamana, Guilan Grenier, Gaastra<br />

82 ein mittagessen mit...<br />

Mike Slade – alles, nur nicht<br />

verbissen und doch auf der<br />

jagd nach Rekorden<br />

88 mode ost-/westküste<br />

Understatement trifft auf<br />

flippigen Surfer-Style<br />

90 jetzt kauf‘ich mir ein schiff<br />

Teil 2: Touchdown ins Wasser und<br />

ein Reality-Check<br />

96 Meer-Lektüre!<br />

Neue Bücher für Segler,<br />

gelesen von Stefan Schorr<br />

06 zoom<br />

10 magazin<br />

94 Gewinnspiel<br />

Exklusives SEGEL JOURNAL<br />

SLAM-Täschchen zu gewinnen<br />

95 impressum<br />

98 16 fragen an...<br />

Heide und Erich Wilts,<br />

eigner der Freydis<br />

mai/juni <strong>2013</strong><br />

Titelfoto: Nur Fliegen ist schöner! –<br />

ETNZ testet das neue Boot<br />

Copyright: Chris Cameron/America‘s <strong>Cup</strong><br />

segeljournal.com<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

5


zoom<br />

Zweirümpfer<br />

Das Artemis Racing Team im Nebel von Plymouth<br />

während der <strong>America's</strong> <strong>Cup</strong> World Series 2011. Ein<br />

Bild mit Geschichte. Damals hatten noch alle die<br />

gleichen Chancen, das Rennen um den <strong>Cup</strong> war<br />

offen. <strong>2013</strong>, im Jahr des <strong>Cup</strong>s, fliegt man auf Tragflügeln.<br />

Foils. An ihrem Einsatz und ihrer Wirkung<br />

entscheidet sich der <strong>Cup</strong>. Emirates Team New Zealand,<br />

Prada und Oracle Racing – alle sind schon<br />

geflogen. Nur das Artemis Racing Team ist mit dem<br />

72-FuSS-Katamaran noch nicht abgehoben, Designer<br />

Juan Kouyoumdjian meint gar, das sei nicht<br />

möglich. Nun ist die Sicht klar, der Nebel ist weg<br />

und wir wissen: es geht nur mit Tragflügeln. (Auch,<br />

wenn unsere Kinder vielleicht über diese Designentwicklung<br />

Tränen lachen werden.) Ist der Rückstand<br />

des schwedischen Teams Artemis noch aufzuholen,<br />

bis im Juli der Louis Vuitton <strong>Cup</strong><br />

startet? Heute schon geflogen?<br />

6 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong><br />

Foto: © Bild 1: Jürg Kaufmann/ AC World Series


mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

7


Einrümpfer<br />

Beim Rolex Swan <strong>Cup</strong> in der Karibik kann auf der Selene<br />

ganz lässig auch innerhalb des Seezauns auf der<br />

Kante gesessen werden. Mehr Trimm tut nicht Not,<br />

soll ja nicht in ernstzunehmenden Sport ausarten,<br />

die <strong>Segel</strong>ei in karibischer Wärme, oder? Die Gefahr, bei<br />

gemäSSigten Windbedingungen an Bord mehr als ein<br />

paar Spritzer abzubekommen, ist äuSSerst gering, bei<br />

80 FuSS SchiffsgröSSe ist der Weg vom Bug bis ins<br />

Cockpit weit. Was das Foto auch zeigt: Das Revier vor<br />

Virgin Gorda, der drittgröSSten der englischen<br />

Junferninseln, hat stellenweise Ähnlichkeiten mit<br />

dem anderen Swan <strong>Cup</strong> Revier vor Porto Cervo. Wind,<br />

Welle und ein paar tückische kleine Felsnasen machen<br />

die Regatta zu einer navigatorischen Herausforderung.<br />

Genug gute Gründe, um neben dem alle zwei<br />

Jahre vor Porto Cervo stattfindenden <strong>Cup</strong> nun auch<br />

ein karibisches Pendant zu etablieren. Die Partner sind<br />

die gleichen: Nautor Swan, der edle Yacht Club Costa<br />

Smeralda (der eine karibische Dependance betreibt)<br />

und Rolex als Titelsponsor.<br />

Regattanews.com<br />

8 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong><br />

Foto: © Carlo Borlenghi


zoom<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

9


magazin<br />

Reetdach<br />

gegen<br />

Reeperbahn<br />

SYLT<br />

Reetdach gegen Reeperbahn<br />

++ 12.03.<strong>2013</strong> ++<br />

Gesamtsumme<br />

der Spendenaktion<br />

0 €<br />

Wer spendet mehr: Sylt oder Hamburg?<br />

www.reetdach-gegen-reeperbahn.de<br />

0 €<br />

SYLT<br />

ZIEL:<br />

mind. 1.800.000 €<br />

0 €<br />

HAMBURG<br />

HAMBURG<br />

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) benötigt Hilfe<br />

beim Bau eines Seenotkreuzers. Deswegen wurde jetzt ein Wettbewerb gestartet:<br />

„Reetdach gegen Reeperbahn! Wer spendet mehr: Sylt oder Hamburg?“.<br />

Beteiligen können sich alle Einwohner und Liebhaber der nordfriesischen Insel<br />

und der Hansestadt. Der Wettbewerb läuft noch bis Jahresende. Dann wird der<br />

Spenden-Endstand entscheiden, ob das neue Schiff einen Namen mit Bezug zu<br />

Sylt oder zu Hamburg erhält. Mindestens 1,8 Millionen Euro wollen die Seenotretter,<br />

die sich nur durch freiwillige Zuwendungen finanzieren, sammeln. 180<br />

fest angestellte und rund 800 freiwillige Besatzungsmitglieder sind mit 60 Rettungseinheiten<br />

der DGzRS an Nord- und Ostseeküste einsatzbereit. Sie bestreiten<br />

jährlich mehr als 2.000 Einsätze und leisteten seit ihrer Gründung 1865 mehr<br />

als 80.000 Menschen Hilfe. Wer sich beteiligen möchte, besucht<br />

reetdach-gegen-reeperbahn.de<br />

Mit Shantys<br />

bIs zum Echo<br />

Santiano, Shooting-Stars der deutschen (Volks-)Musikszene,<br />

die es mit einem Mix aus bekannten Shantys und melodischen<br />

Seestücken in die deutschen Charts geschafft haben,<br />

haben nun auch noch einen Echo abgestaubt. In der Kategorie<br />

„Volkstümliche Musik“. Am besten ist die Kultband aus<br />

Flensburg, die den Spagat zwischen<br />

Fernsehauftritten bei Carmen Nebel<br />

und einem Live-Gig in Wacken<br />

schafft, übrigens live. Alle<br />

Tourtermine: universalmusic.de/santiano<br />

109,5 Zentimeter<br />

hoch, 17,7 Kilogramm<br />

schwer und<br />

mit einem Anteil<br />

von 92,2 Prozent<br />

Silber: das sind<br />

die beeindruckenden<br />

Maße der<br />

„auld mug“, des<br />

America’s <strong>Cup</strong>. Maße,<br />

die Jochen Schümann<br />

nach dem Sieg mit Alinghi<br />

2003 zu der Aussage<br />

bewogen: „Der<br />

ist so schwer, wie<br />

es ist, ihn zu<br />

gewinnen.“<br />

10 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


magazin<br />

Marketing<br />

im Zeichen des <strong>Cup</strong>s<br />

Fünfmal versuchte Sir Thomas Lipton, mit seinen Yachten Shamrock I bis<br />

V als Herausforderer den <strong>Cup</strong> zu gewinnen – jedes Mal vergeblich. Doch<br />

der extra für ihn geschaffene Pokal für den „besten aller Verlierer“ steigerte<br />

den Bekanntheitsgrad von Lipton Tee in den USA ungemein. Liptons<br />

Marketingfeldzug in die USA war erfolgreich: Noch heute ist der Tee<br />

seiner Marke der meist getrunkene in den USA. Er selbst<br />

formulierte seine Leidenschaft für den <strong>Cup</strong> kurz vor seinem<br />

Tod 1931 so: „Der <strong>Cup</strong> hat mich jung, ehrgeizig,<br />

heiter und hoffnungsfroh gehalten.“<br />

Ruder- und <strong>Segel</strong>regatten<br />

auf dem Schwäbischen Meer<br />

Über 1.000 internationale Teilnehmer werden in diesem Jahr vom<br />

23. bis 26. Mai zur Bodenseewoche in Konstanz erwartet. Hier mögen<br />

sich alle gerne: Segler, Ruderer und Wasserskiläufer. Sehleute<br />

können sich an der Mittelmole die schönen Yachten angucken<br />

und an Land über eine nostalgische Oldtimer-Automobilmeile<br />

flanieren. Dazu gibt es Hafenkonzerte und Wasserski-Shows.<br />

bodenseewoche.com<br />

Ritterschlag<br />

für Ben Ainslie<br />

Der Brite Ben Ainslie, mit fünf olympischen Medaillen der<br />

erfolgreichste Olympiasegler aller Zeiten, wurde von Prinzessin<br />

Anne im Buckingham Palace zum Ritter geschlagen. Sir<br />

Charles Benedict „Ben“ Ainslie, der sich gerne auch Big Ben<br />

oder King Ben nennt, zählt außerdem zu den 40 attraktivsten<br />

Junggesellen der Welt – meint jedenfalls das US-amerikanische<br />

Society-Blatt „Town & Country“, das ihn in eine Reihe mit<br />

Patrick Schwarzenegger, Conor Kennedy und Pierre Sarkozy<br />

stellt. In seinem Steckbrief erfährt die geneigte Leserin, dass er<br />

seinen Aston Martin liebt, oft im Yachtclub von Lymington abhängt<br />

und Rückenprobleme hat. Das gibt Abzüge bei seiner<br />

Tauglichkeit als Helfer im Haushalt. Ganz ungebunden ist der<br />

sexy Ritter übrigens nicht: An seine Seite gehört Marit Bouwmeester,<br />

Silbermedaillengewinnerin 2012 im Laser Radial.<br />

townandcountrymag.com<br />

Kultfregatte<br />

Fotos: Hersteller, bar, Sabine Plathen<br />

Die USS Constitution, die am 21. Oktober 1797 vom Stapel lief, gilt als das älteste<br />

noch im Dienst stehende <strong>Segel</strong>schiff der Welt. 500 Seeleute waren früher<br />

nötig, um die Yacht unter <strong>Segel</strong>n zu navigieren. Legendär ist ihr Sieg<br />

gegen die britische Fregatte HMS Guerriere 1812. Angeblich sollen die<br />

Kugeln der britischen Fregatte einfach so am Rumpf des US-Seglers<br />

abgeprallt sein. Das brachte dem Schiff seinen Spitznamen „Old Ironsides“<br />

ein. Heute liegt die Fregatte in Bostons Navy Yard im Stadtteil<br />

Charlestown auf der ehemaligen Werft. Rund 500.000 Besucher betreten<br />

jährlich die geschichtsträchtigen Planken. Dazu gibt es ein<br />

angeschlossenes Museum: ussconstitutionmuseum.org


magazin<br />

Mare Balticum<br />

aus der<br />

Vogelperspektive<br />

Einen neuen Blick auf das Heimatrevier Ostsee<br />

wirft der Film mit dem schlichten Titel „Die<br />

Ostsee von oben“, der ab Mai in die deutschen<br />

Kinos kommt. Filmemacher Silke Schranz und<br />

Christian Wüstenberg haben für diesen Film<br />

mit der angeblich besten Helikopterkamera<br />

der Welt akribisch die Ostsee von Flensburg<br />

bis Usedom gefilmt und bieten nun Bilder der<br />

dänischen Südsee, von brav in Reih und Glied<br />

stehenden Strandkörben und charakteristischen<br />

Küstenverläufen. Für alle, die schon das<br />

Epos „Die Nordsee von oben“ gemocht haben,<br />

ein echtes Muss! die-ostsee-von-oben.de<br />

Am 22. August 1851 startete<br />

die US-Yacht America<br />

gegen 14 britische Boote zu einer Regatta<br />

rund um die Isle of Wight – und gewann vor<br />

den Augen von Queen Victoria. Die, um Schadensbegrenzung<br />

für die britische Seefahrernation<br />

bemüht, fragte: „Und wer wurde<br />

Zweiter?“ Sie bekam die berühmte Antwort,<br />

die bis heute den America’s <strong>Cup</strong> in vier Worten<br />

charakterisiert: „There is no second.“<br />

Business Class<br />

für den <strong>Cup</strong><br />

Der Maori Benjamin Piri Nathan erlangte 1997 traurige<br />

Berühmtheit, als er in den Räumen des Royal New<br />

Zealand Yacht Squadron mit einem Vorschlaghammer<br />

auf den <strong>Cup</strong> eindrosch, um auf die Situation der neuseeländischen<br />

Ureinwohner aufmerksam zu machen.<br />

Der Randalierer wanderte ins Gefängnis, der <strong>Cup</strong> wurde<br />

auf einem eigenen Sitz in der Business Class nach London<br />

transportiert, um bei Juwelier Garrard wieder vom<br />

demolierten Totalschaden zum verschnörkelten Prachtstück<br />

hergerichtet zu werden.<br />

Mit seiner Freundin<br />

„Dümmste Landratte der Stadt“<br />

flog der Düsseldorfer<br />

Geschäftsmann Frank S. (Name natürlich geändert) mal eben nach Mallorca, um dort<br />

sehr spontan einen gebrauchten Katamaran für schlappe 480.000 Euro zu kaufen. Erst<br />

unterschrieb er den Kaufvertrag, dann ging er auf Probefahrt. Um festzustellen, dass<br />

er dieses Boot alleine nicht fahren kann. Er hat schlicht keine Ahnung vom <strong>Segel</strong>n.<br />

Und deshalb will er auch den Kaufpreis nicht zahlen und landete jetzt in Düsseldorf<br />

vor Gericht – als wahrscheinlich „dümmste Landratte der Stadt“, wie der Express berichtet.<br />

Das Boot steht wieder zum Verkauf. Der Richter will im April entscheiden.<br />

I am sailing, I am sailing<br />

Home again ’cross the sea<br />

I am sailing, stormy waters<br />

To be near you, to be free<br />

Wer kennt sie nicht, die bekannten Textzeilen aus dem Song von<br />

Rod Stewart? Mit diesem von Gavin Sutherland übernommenen Titel<br />

schaffte der Brite Stewart<br />

1975 seinen Durchbruch<br />

in Deutschland. 17 Wochen<br />

hielt er sich mit<br />

seiner sehnsuchtsvollen<br />

Ballade in den Charts!<br />

Und noch heute unterlegt<br />

jeder sein <strong>Segel</strong>video<br />

mit diesem Song,<br />

wenn ihm gerade nichts<br />

Passenderes einfällt.<br />

Fotos: Hersteller; shutterstock.com/Mariusz S. Jurgielewicz<br />

12 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


yachting<br />

Foto: Ina Steinhusen<br />

highlights neues auf dem Markt 14 – 15<br />

cup-yachten Nach den J-Class-Dinos kamen die 12er – begehrt bis heute 16 – 21<br />

kultschiff Mit einer Varianta auf der Alster 22 – 25<br />

better place Wallys Neue hat alles: Luxus, Leistung und Italo-Schick 26 – 30<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

13


yachtinghighlights<br />

Ab nach<br />

Neustadt<br />

Vom 24. bis 26. Mai ist wieder Zeit für die „habs“. Habs was? hanseboot<br />

ancora boat show im schleswig-holsteinischen Neustadt. SEGEL<br />

JOURNAL nennt zehn gute Gründe für eine Fahrt zur Lübecker Bucht:<br />

• Schiffe und Motorboote direkt auf der Ostsee Probe fahren<br />

• Deutschlands größte Boat Show am Wasser<br />

• Rund 140 Boote und Yachten vor Ort<br />

• Open-Air-Messe als Treffpunkt der Segler-Szene<br />

• Elegante Pagodenzelte schaffen eine fröhliche Messe-Atmosphäre<br />

• DGzRS-Schiff von Innen betrachten<br />

• Brandschutzübungen und Sicherheitsvorführungen live<br />

• Opti- und Motorbootkurse für Kinder<br />

• Freier Eintritt<br />

• Das SEGEL JOURNAL ist auch da<br />

hanseboot-ancora.de<br />

Logbook statt Logbuch<br />

Klingt wie ein lustiges Wortspiel, ist aber die konsequente digitale Weiterentwicklung des<br />

guten alten von Käpt’n und Wachführer ausgefüllten Logbuchs: das Logbook, jetzt als 2.5<br />

Version für Mac, Windows und iPad erhältlich. Vorlage war das klassische gedruckte Logbuch,<br />

die elektronische Version wurde um ein paar praktische, digitale Features erweitert.<br />

Logbook ermittelt automatisch für alle relevanten Daten Summen bzw. Durchschnittswerte<br />

– sowohl für jeden Tag, für ganze Törns und auch für das gesamte Logbuch, Druckfunktion<br />

inklusive. Zum Abschluss eines Törns kann so jedes Crewmitglied ein gedrucktes<br />

Exemplar als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Lizenzen für das Logbook werden<br />

ausschließlich über den Webshop von 2K Yachting (shop.2k-yachting.de/software)<br />

vertrieben. Der Preis für den Neukauf der PC- und iPad-Version des Programms beträgt<br />

59,99 €, eine Lizenz ausschließlich fürs iPad kostet 34,99 €. 2k-yachting.de<br />

14 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong><br />

Beilken-<strong>Segel</strong><br />

in Wedel und Warnemünde<br />

Beilken Sails, die <strong>Segel</strong>macher vor den Toren Bremens an der Unterweser in Lemwerder, erweitern<br />

ihr Händlernetz um Stützpunkte in Wedel und Warnemünde. Direkt am Eingang<br />

des Wedeler Yachthafen hat der ehemalige Beilken-Mitarbeiter und <strong>Segel</strong>machermeister<br />

Hauke Meyer seine <strong>Segel</strong>macherei „Elbesegel“ eröffnet. Von hier aus wird er neue<br />

Beilken-<strong>Segel</strong> anbieten und vor Ort <strong>Segel</strong> reparieren – auch wenn das Logo einer<br />

ganz anderen <strong>Segel</strong>macherei am Liek prangt. In der Hohen Düne in Warnemünde<br />

ist Yachtausrüster Adam Schwertfeger jetzt für den Verkauf der Bremer <strong>Segel</strong><br />

verantwortlich. beilken.de


EINHANDSEGELN<br />

Superleicht<br />

mit höchster Haltekraft<br />

Das ist cool, ein Anker, bei dessen Gewicht auch gestandene Seebären<br />

nicht in die Knie gehen und der trotzdem genau das kann,<br />

was er soll: halten. Nicht nur, aber vor allem für Rennyachten, auf<br />

denen jedes Gramm zählt, wurde jetzt der Manson Racer Anker<br />

entworfen. Der blaue Anker wird aus Spannaluminium komplett<br />

verschweißt und anodisiert hergestellt. Er ist in zehn Standardgrößen<br />

erhältlich für Yachten von drei bis 18 Meter Länge. Das absolute<br />

Leichtgewicht wiegt ein Kilogramm, wer eine richtig fette Yacht<br />

festmachen möchte, sollte den mit 16,2 Kilogramm nehmen.<br />

Manson kommt aus Neuseeland, wo raue Wetterbedingungen<br />

vorherrschen und das Ankergeschirr maximal beansprucht wird.<br />

In Neuseeland und Australien hat Manson einen fast 90%igen<br />

Marktanteil. Der Preis für den 3,6 Kilogramm Manson Racer (für<br />

Yachten knapp unter 40 Fuß) beträgt 287 €. sailtec.de<br />

Trans-Ocean-Preis-Gewinner Manfred Jabbusch weiß, dass<br />

er segeln kann. Deshalb sucht er die ganz besondere Herausforderung.<br />

Die Wahl der Route<br />

für die Überführung seiner Yacht<br />

fällt daher nicht etwa auf die<br />

bequemste, sondern auf die extremste.<br />

Sie führt ihn 2.000 Meilen<br />

durch die Roaring Forties-<br />

Breitengrade von Trinidad bis<br />

Australien durch das sturmgepeitschte<br />

Südpolarmeer – allein.<br />

Oft war es »<strong>Segel</strong>n am Limit«,<br />

zwangen ihn Stürme, Kälte und<br />

die brutale See an seine physischen<br />

und psychischen Grenzen.<br />

Sein Bericht schildert detailliert den Verlauf dieser gefährlichen<br />

Reise, ihre schönen, verzweifelten und emotionalen<br />

Höhepunkte.<br />

Preis € (D) 7,49 | eISBN 978-3-7822-1114-7<br />

Charmante<br />

kleine Salona<br />

Die Salona 33 ist das jüngste Modell der kroatischen Werft AD<br />

Boats Ltd. Der neue Performance Cruiser hat eine Pinnensteuerung,<br />

verschiedene Cockpitlayouts und ist in einer Cruiser- oder<br />

Racervariante erhältlich. Für unterschiedliche Reviere und Ansprüche<br />

werden vier verschiedene Kiele mit Tiefgängen von 1,50<br />

Meter bis 2,15 Meter angeboten. Im Inneren bieten zwei Kabinen<br />

bequem vier Seglern Platz. Die Salona-typischen Merkmale<br />

wie eng an den Kajütaufbau geführte Wanten – sie ermöglichen<br />

überlappende Genuas bis 140% – und der Edelstahlrahmen als<br />

tragendes Element wurden ebenso beibehalten wie die Bauzertifizierung<br />

durch den Germanischen Lloyd. Zur Einführung bietet<br />

der deutsche Salona-Vertragshändler Yachtkontor Christoph<br />

Elfenkämper eine umfangreich ausgestattete Cruising-Version<br />

für 118.886 € inkl. MwSt. und die Racing-Version mit weiterem<br />

Zubehör für 122.900 € inkl. MwSt. an. salona-yachts.de<br />

EXKLUSIV ALS E-BOOK<br />

ABENTEUER EINES SKIPPERS<br />

Auch wenn die Nord- und Ostsee allgemein nicht als schwierigste<br />

<strong>Segel</strong>reviere gelten, so birgen sie dennoch Gefahren<br />

und Risiken. Kurz entschlossen<br />

kaufen Volker Rühle und seine<br />

Frau nach Jahren der <strong>Segel</strong>abstinenz<br />

ihre Traumyacht und ahnen<br />

nicht, auf welche Abenteuer sie<br />

sich damit einlassen. Volker Rühle<br />

muss erkennen, dass ein Wiedereinstieg<br />

in den <strong>Segel</strong>sport eine<br />

unvorhersehbare Herausforderung<br />

darstellt. Übermut, falsche<br />

Einschätzungen, ein Moment der<br />

Unaufmerksamkeit und schon<br />

wird es brenzlig. Durchaus mit<br />

Humor und viel Selbstironie berichtet der Autor von seinen<br />

persönlichen Abenteuern, seinen Fehlern, aber auch den<br />

wunderschönen Momenten, die dieser Sport bietet.<br />

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mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal 15<br />

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yachting I Die Klasse mit Geschichte<br />

America’s <strong>Cup</strong><br />

Feeling auf<br />

Yachten mit<br />

Geschichte<br />

12-Meter-Rennyachten prägten<br />

über Jahrzehnte den America’s <strong>Cup</strong>.<br />

Nachdem die majestätischen J-Class-<br />

Yachten sogar für die superreichen<br />

Mitspieler im Kampf um die „auld mug“ zu<br />

teuer wurden, etablierten sich die schnellen<br />

12er, die noch heute viele Liebhaber finden.<br />

text Detlef Jens fotos Heinrich Hecht, Ina Steinhusen<br />

16 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Der Sieg der Australia II führte<br />

den <strong>America's</strong> <strong>Cup</strong> nach<br />

Australien und die US-amerikanischen<br />

Segler in eine tiefe<br />

Depression. Vor allem die Mitglieder<br />

des New York Yacht Club<br />

waren erschüttert. Keiner hatte<br />

die Clubräume je ohne den<br />

<strong>America's</strong> <strong>Cup</strong> gesehen<br />

Es ist ein irres Gefühl, wenn sich so ein<br />

12er auf die Backe legt<br />

Es war ein schwarzer Tag für Amerika, doch die Straßen<br />

und Piers am Hafen von Newport waren voller Menschen,<br />

darunter tausende australische Schlachtenbummler. Die<br />

Aussies lachten und feierten; der Hit „Down Under“ der australischen<br />

Gruppe Men at Work erschallte über den Hafen und die<br />

Australia II, fortan der berühmteste 12er überhaupt, wurde unter<br />

Jubel hereingeschleppt, während die Amerikaner mit steinernen<br />

Mienen zuschauten. Es war der 26. September 1983 und der australische<br />

12er hatte gerade Dennis Conner und seine Liberty geschlagen.<br />

Eine Sensation, nichts weniger. Die bekannteste Sporttrophäe<br />

der Welt musste aus ihrer Vitrine im New York Yacht Club<br />

entfernt werden und wanderte ans andere Ende der Welt, zum<br />

Royal Perth Yacht Club. Erstmals in der langen Geschichte des<br />

America’s <strong>Cup</strong>, nach 132 Jahren und 26 erfolgreichen Verteidigungen,<br />

hatte es ein Herausforderer geschafft, gegen die Amerikaner<br />

zu gewinnen. Eine Ära war zu Ende.<br />

Fotos: Heinrich Hecht<br />

Die majestätischen 12-Meter-Rennyachten, wie die 12er genau<br />

genommen heißen, gelten gemeinhin als Königsklasse unter den<br />

Rennyachten und diese Episode beantwortet die Frage, warum<br />

das so ist, schon zum Teil: Von 1958 bis 1987 wurden alle Rennen<br />

um den America’s <strong>Cup</strong> in 12ern ausgetragen. Einen weiteren Hinweis<br />

gibt der legendäre Satz von Ben Lexcen, dem Konstrukteur<br />

der Australia II, gerichtet an seine jungen Angestellten, von diesen<br />

nach dem Geheimnis für schnelle Yachten befragt: „Mach‘ sie<br />

Dennis Conner und die extra große Flasche Champus – erst verlor er den <strong>Cup</strong>,<br />

dann holte er ihn zurück.<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

17


yachting I Die Klasse mit Geschichte<br />

Das Resultat eines Streits, der sich an einer entfernten Toilettentür<br />

auf der amerikanischen Intrepid zwecks Gewichtsminimierung entzündete,<br />

war unglaublich: Die beleidigten Australier drohten mit<br />

dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und dem Rückzug<br />

ihrer Truppen aus Vietnam.<br />

1992 misslang der italienische Versuch, mit Il Moro di Venezia den <strong>Cup</strong> nach<br />

Europa zu holen. America 3 siegte souverän mit 4:1<br />

schlank und lang und leicht und packe möglichst viel <strong>Segel</strong> drauf!“,<br />

hat er geantwortet und damit, gewissermaßen, auch den Kern der<br />

schnellen und eleganten Meteryachten beschrieben.<br />

Auch darum faszinieren sie noch heute. Die Eleganz, aber auch die<br />

schiere Power dieser knapp 20 Meter langen klassischen Yachten.<br />

Wilfried Beeck ist Eigner gleich mehrerer 12er und beschreibt es so:<br />

„Es ist ein irres Gefühl, wenn so ein 12er sich auf die Backe legt, wenn<br />

30 Tonnen durch die Welle gehen. Da steckt eine unglaubliche Kraft<br />

dahinter. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erleben!“<br />

Natürlich ist es auch die Historie, die schillernde Geschichte des<br />

America’s <strong>Cup</strong> und die vielen wunderbaren Anekdoten, die sich<br />

darum ranken. Die vielen großen und kleinen Streitereien um<br />

Regeln und Vermessung sind legendär, 1970 kam es zu einem Eklat.<br />

Zwischen 1906, dem Geburtsjahr der Klasse, und 1987, dem letzten<br />

America’s <strong>Cup</strong> für 12er, wurden weltweit rund 170 Yachten nach<br />

der 12-m-R-Formel gebaut (s. Kasten). Mehr als 100 davon segeln<br />

noch, ein weiterer 12er nach historischem Vorbild entsteht gerade<br />

bei der Werft Robbe & Berking Classics in Flensburg: Es ist der erste<br />

hölzerne Neubau eines 12ers seit mehr als einem halben Jahrhundert.<br />

Das Schiff soll in der Saison 2014 segeln, noch trägt es den<br />

nüchternen Projektnamen Anker 434. Es ist der letzte 12er, den der<br />

berühmte norwegische Konstrukteur Johan Anker (1871 bis 1940)<br />

entworfen hatte – gebaut wurde diese Yacht, bis jetzt, jedoch nicht;<br />

der Krieg und Johan Ankers krankheitsbedingter Tod kamen dem<br />

zuvor. Oliver Berking, Inhaber der Werft und ein ganz großer Fan von<br />

Meteryachten, besorgte sich die originalen Pläne, nach denen das<br />

Schiff nun für einen dänischen Segler gebaut wird.<br />

Der Höhenflug der Klasse begann im Jahre 1939. Die Weltwirtschaft<br />

war schon ein Jahrzehnt zuvor abgestürzt und hatte sich erst marginal<br />

erholt. Die Saurier der J-Class waren am Aussterben, selbst ein<br />

Millionär wie Harold S. Vanderbilt hatte den America’s <strong>Cup</strong> zuletzt<br />

nur noch widerstrebend in einem solchen Riesenschiff verteidigt.<br />

Nun entdeckten Konstrukteure und Eigner plötzlich den 12er als<br />

preiswerte Alternative zur gigantomanischen J-Class. Charles Nicholson<br />

entwarf den 12er Tomahawk (segelt heute im Mittelmeer) für Sir<br />

Thomas Sopwith, der mehrmals vergeblich versuchte, den <strong>Cup</strong> zu<br />

gewinnen. Und Olin Stephens zeichnete die Vim (heute in Italien)<br />

für Harold Vanderbilt. Dieses Schiff war gleich in mehrfacher Hinsicht<br />

revolutionär: Es hatte einen Aluminiummast, Trimmklappen am<br />

Ruder und den ersten „Coffee Grinder“ überhaupt.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg und seinen katastrophalen Folgen<br />

dauerte es noch zwei weitere Jahrzehnte, bis überhaupt wieder ein<br />

America’s <strong>Cup</strong> ausgetragen wurde. Doch die Regatta 1939 gab<br />

Die Meter-Formel<br />

Die Konstruktionsformel entstand 1906 in London. Damals<br />

traf sich ein internationales Komitee unter dem<br />

Vorsitz von König George V., um eine einheitliche, europaweite<br />

Regattaformel zu finden. Entwickelt hatte die<br />

Meter-Formel der Kopenhagener Apotheker und Hobbykonstrukteur<br />

Alfred Benzon. Allerdings sorgte die erste<br />

Version dafür, dass extrem schlanke und übertakelte<br />

Yachten entstanden. 1917 wurde sie geändert, um diese<br />

Tendenzen zu stoppen. Dazu wurden auch gewisse<br />

Grenzwerte festgelegt, darunter eine Mindest-Verdrängung,<br />

ein maximaler Tiefgang, Mindestkajüthöhen und<br />

Mindestbreiten für den Fußboden. So wollte man die<br />

Seetüchtigkeit und die Wohnlichkeit an Bord fördern. Vor<br />

allem die 6er, 8er und 12er erlangten international Bedeutung,<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg wurden noch die<br />

kleineren 5.5er als internationale Klasse eingeführt.<br />

Eventagentur für 12er<br />

Die Trivia GmbH, betrieben von Wilfried Beeck und Andreas<br />

Krause, vermietet klassische Rennyachten, insgesamt<br />

vier 12er und zwei 8er. Die beiden 12er Trivia und Evaine<br />

werden auch als Match-Race-Paar angeboten. Oft mieten<br />

Firmen die Yachten, um damit eigene Veranstaltungen<br />

durchzuführen; die Charterfirma bietet solche Events auch<br />

als organisierte Pakete an. Die professionelle Vercharterung<br />

begann 2007/08, nachdem Beeck öfter mit Gästen seiner<br />

eigenen Internetfirma an Bord seines 12ers unterwegs war.<br />

Die Chartersaison dauert von April bis Ende September,<br />

für Kieler Woche, Travemünder Woche, Schifffahrtsregatta<br />

und ähnliche Veranstaltungen gibt es Stammkunden.<br />

Beeck und Krause bieten zudem eigene Events im KYC<br />

Hotel in Kiel an. Parallel zu den Seminaren liegen die Yachten<br />

im „Millionärsbecken“ vis-à-vis dem Hotel, sodass die<br />

Teilnehmer anschließend ein paar Stunden segeln können.<br />

Foto: Heinrich Hecht<br />

18 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


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yachting I Die Klasse mit Geschichte<br />

quasi schon einen Vorgeschmack darauf und auf die abermalige<br />

Überlegenheit der Amerikaner: Vanderbilt nämlich verschiffte<br />

seine Vim nach England und segelte dort, ganz in der Tradition des<br />

Schoners America, mit dem ja alles begonnen hatte, die britische<br />

Konkurrenz in Grund und Boden. Von 27 gestarteten Rennen gewann<br />

Vanderbilt 21 mit sehr deutlichem Vorsprung. Bis 1958 blieb<br />

Vim der Standard, an dem sich alle anderen 12er, ob neuer oder<br />

älter, zu messen hatten. In den <strong>Cup</strong>-Ausscheidungen von 1958<br />

unterlag sie nur knapp der damals neuen, ebenfalls von Olin Stephens<br />

entworfenen Columbia (segelt heute in den USA) – nämlich<br />

um ganze 12 Sekunden in der letzten, entscheidenden Wettfahrt.<br />

Die Woche der Klassiker<br />

Anfang August treffen sich die Klassikerfans aus der ganzen<br />

Welt wieder einmal in Flensburg. Gemeinsam mit BMW,<br />

dem Freundeskreis Klassische Yachten, dem Flensburger<br />

<strong>Segel</strong>-Club und dem Wassersportclub Flensburg organisiert<br />

Robbe & Berking gleich drei Veranstaltungen. Diese sind die<br />

schon traditionellen Robbe & Berking Classics, das Wochenend-Festival<br />

für alle klassischen Yachten; der ebenfalls<br />

schon fast legendäre Robbe & Berking Sterling <strong>Cup</strong> der<br />

Meter-Yachten (in diesem Jahr für 12er, 6er und 5.5er) sowie,<br />

als krönender Abschluss, die Robbe & Berking Weltmeisterschaft<br />

der 6mR Yachten. Die Weltmeisterschaften der 12er<br />

fanden schon 2008 und dann noch einmal 2011 in Flensburg<br />

statt, ebenfalls organisiert von Robbe & Berking.<br />

12er auf der Ostsee erleben<br />

22. bis 30. Juni<br />

Match Racing im Rahmen der Kieler Woche<br />

19. bis 28. Juli<br />

Match Racing im Rahmen der Travemünder Woche<br />

Als Konstruktionsklasse, die seit 1906 bis heute aktiv ist, gibt es je<br />

nach Baujahr sehr unterschiedliche 12er. Daher sind sie in verschiedene<br />

Gruppen unterteilt, je nach der Epoche, aus der sie stammen:<br />

Von „Grand Prix“ – das sind die modernen 12er, entworfen und<br />

gebaut nach 1983 mit Flügelkielen wie eben die Australia II (obwohl<br />

schon 1982 gebaut, gehört sie doch noch dazu) – bis hin zur Gruppe<br />

„Antique“ mit den ersten, noch gaffelgetakelten 12ern wie Heti (ein<br />

ausführliches Porträt stand im SEGEL JOURNAL 02/<strong>2013</strong>) oder Cintra.<br />

Dann gibt es noch die Gruppen „Modern“ (1968 bis 1983), „Classic“<br />

und „Vintage“. So werden immer noch hart umkämpfte Regatten<br />

gesegelt, was in den letzten Jahren zu einer erstaunlichen Renaissance<br />

der Klasse geführt hat. Neue Boote werden kaum gebaut,<br />

doch das Interesse an geeigneten Objekten zur Restaurierung<br />

ist groß. Denn jeder 12er darf, wenn er denn den internationalen<br />

Klassenregeln entsprechen und ein „echter“ 12er sein soll, nur ein<br />

einziges Mal vorhanden sein. So sichern sich zuweilen auch Profis<br />

historische Wracks, um sie als Restaurierung anzubieten. Die Werft<br />

Robbe & Berking Classics hat da gleich zwei Prachtexemplare im Angebot:<br />

Jenetta ist ein Alfred Mylne-Entwurf aus dem Jahre 1939, gebaut<br />

damals für Sir William Burton, der auch die J-Class-Yacht Shamrock<br />

IV im America’s <strong>Cup</strong> 1920 für seinen Geschäftsfreund Sir Thomas<br />

Lipton steuerte. Der „Scout“ von Robbe & Berking fand das Wrack von<br />

Jenetta in einem kanadischen See. Versunken. Um sich das Schiff zu<br />

sichern, ließ Oliver Berking die Reste bergen und nach Deutschland<br />

transportieren. Seither wartet der originale Kiel der berühmten<br />

Yacht, umgeben von ein paar Planken, auf eine totale Restauration.<br />

Wesentlich mehr ist von der legendären Gretel erhalten, die 1962 für<br />

Australien um den America’s <strong>Cup</strong> segelte. Diese Yacht steht ebenfalls<br />

auf dem Hof der Flensburger Werft, Berking fand sie in Italien.<br />

Gretel segelte im <strong>Cup</strong> gegen die amerikanische Weatherly und war<br />

eigentlich das schnellere Schiff; die Amerikaner waren jedoch besser<br />

im Bootshandling und bei den Manövern und so konnten sie auch<br />

diese Herausforderung, wenn auch nur sehr knapp, abwehren.<br />

Natürlich ist man fast versucht zu sagen, dass die Werft Robbe & Berking<br />

Classics selbst durch die Restaurierung eines 12ers entstanden<br />

ist. Und zwar durch die der ebenso bekannten wie schnellen Sphinx,<br />

bei Abeking & Rasmussen als Clubschiff für den Norddeutschen<br />

Regattaverein gebaut und im April 1939 vom Stapel gelaufen. So<br />

segelte sie nur eine Saison, an deren Ende, am 1. September, der<br />

deutsche Überfall auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />

standen. Sphinx wurde aufgelegt und überstand den Krieg,<br />

doch dann lag auch die Welt der Segler am Boden. Nach der Kapitu-<br />

02. bis 04. August<br />

Robbe & Berking 12er Sterling <strong>Cup</strong>, Flensburg<br />

fsc.de/regatten/robbe-berking-mr-sterling-cup.html<br />

22. bis 25. August<br />

12er-Regatten im Rahmen der German Classics, Laboe<br />

german-classics.info<br />

20 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Die deutsche 12er Klasse wächst kontinuierlich, vor allem im Ostseeraum und auf der Flensburger Förde werden die majestätischen Yachten dafür genutzt,<br />

wofür sie gebaut wurden: Regatten zu segeln<br />

Jeder 12er darf, wenn er den internationalen<br />

Klassenregeln entsprechen und ein echter<br />

12er sein soll, nur ein einziges Mal<br />

vorhanden sein<br />

Fotos: Ina Steinhusen<br />

lation durften Deutsche nur Boote segeln, die kürzer als sechs Meter<br />

waren. So kam es auf Initiative des damaligen Vorsitzenden des<br />

NRV, dem Reeder Erich F. Laeisz, zu einem legendären Ringtausch.<br />

Laeisz verkaufte die Sphinx an zwei Clubmitglieder des NRV, Hans<br />

und Wolfgang Freudenberg, die nicht nur über chilenische Pässe verfügten,<br />

sondern auch Inhaber einer großen Hamburger Holzhandlung<br />

waren. Unter chilenischer Flagge durften sie die Yacht segeln;<br />

sie bezahlten sie mit einer Waggonladung Eiche, Lärche und Mahagoni.<br />

Dieses Holz reichte der NRV an Abeking & Rasmussen weiter,<br />

Henry Rasmussen lieferte im Gegenzug zwölf Hummelboote, fünf<br />

Piraten, zwei kleine Kielboote vom Typ Sonderling und acht Hansajollen<br />

an den Hamburger Club. Der wiederum verkaufte die Boote<br />

an seine Mitglieder und legte damit den Grundstock für den Neubau<br />

des im Krieg zerstörten Clubhauses.<br />

1958 wurde Sphinx an die Marineschule in Flensburg verkauft,<br />

die sie bis zum Jahre 2004 unter dem Namen Ostwind als Ausbildungsschiff<br />

einsetzte. In den 1960er- und 1970er-Jahren gewann<br />

die Marine mit ihr insgesamt neunmal das „Blaue Band der<br />

Flensburger Förde“ für die schnellste einheimische Yacht. 2005<br />

schließlich wurden die 12er der Marine ausgemustert und versteigert.<br />

Um zumindest einen der 12er für die Förde zu retten,<br />

gaben die drei Flensburger Segler Jochen Frank, Gorm Gondesen<br />

und Oliver Berking ein Gebot ab – und bekamen den Zuschlag. Erst<br />

nach dem Kauf stellte sich heraus, in welch bedauernswertem Zustand<br />

sich der 12er befand. Unter der Leitung von Kai Wohlenberg<br />

begann im Januar 2006 die komplette Restaurierung der Yacht in<br />

einer provisorischen Halle am Flensburger Hafen.<br />

Zwei Jahre später kam daraus ein perfekter 12er zum Vorschein, fast<br />

besser als neu. Die Laien wunderten sich, die Profis staunten: A&R-Chef<br />

Hans Schaedla selbst musste zugeben, dass seine mittlerweile längst<br />

auf sehr viel größere Yachten und Schiffe spezialisierte Werft diese<br />

Restaurierung so nicht hätte durchführen können. Also beschloss Unternehmer<br />

Berking, im „Hauptberuf“ Inhaber der traditionsreichen Silbermanufaktur<br />

Robbe & Berking, seine Bootsbauer zu halten und eine<br />

Werft zu gründen, die sich seither auf den Bau, die Restaurierung und<br />

Reparatur von ausschließlich hölzernen Yachten, bevorzugt Rennyachten<br />

der Meter-Klassen, spezialisiert hat. Und, so schließt sich der<br />

Kreis, der wichtigste Holzlieferant der Werft ist die Holzhandlung in<br />

Hamburg, die einst den Brüdern Freudenberg gehörte.<br />

Die ohnehin schon recht beachtliche 12er Flotte in Norddeutschland<br />

wird in diesem Sommer um ein weiteres Schiff reicher: Cintra, entworfen<br />

von William Fife und gebaut 1909 in Schottland. Der leidenschaftliche<br />

Segler und Internetpionier Wilfried Beeck aus Kiel, der<br />

das Schiff nach Deutschland holte, ist bereits Eigner der Trivia. Gemeinsam<br />

mit Andreas Krause verchartert er vier 12er von Kiel aus,<br />

gebucht werden die Yachten, oft als komplettes Event mit einem<br />

maßgeschneiderten Programm, vor allem von Firmen. Allerdings<br />

nur dann, wenn sie nicht gerade Regatten segeln, denn das ist Beeck<br />

und Krause fast noch lieber…<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

21


yachting I Varianta<br />

Die Varianta<br />

von der alster<br />

Aus einer Pfahlreihe am Hamburger <strong>Segel</strong>-Club schiebt sich<br />

ein 6,40 Meter langes GFK-Boot mit einem rundlichen,<br />

gestuften Kajütdach, das zwischen den schicken<br />

Regattajollen und eleganten Holzklassikern etwas<br />

anachronistisch wirkt<br />

text monika kludas fotos claus reissig<br />

22 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Kielschwert-<strong>Segel</strong>n wie mit einer<br />

unkenterbaren Jolle: Die Großschot<br />

wird über einen Fußblock im<br />

Cockpit bedient, die Rollfock dazu<br />

ist ideal, finden Berthold Metzger<br />

und Dorothé Köster (links). Die unkomplizierte<br />

Varianta wurde in 50<br />

Jahren zu einem wertbeständigen<br />

Liebhaberboot<br />

Am hohen Heckkorb, neben dem hufeisenförmigen Rettungsring,<br />

ist eine verzinkte Badeleiter hochgeklappt,<br />

die als Baumarkt-Schnäppchen durchgehen könnte. Die<br />

Halterung für den Elektro-Außenborder – auf der Alster nicht erlaubt<br />

– wurde quer über die Zierleiste am Spiegelheck montiert.<br />

Dazwischen ragt die mit soliden Sechskantbolzen am Ruder befestigte<br />

Holzpinne ins Cockpit, in dem Berthold Metzger entspannt<br />

mit Ausleger und Großschot manövriert. Auf dem Vorschiff sorgt<br />

Dorothé Köster für den Antrieb, um gegen den Wind aus der engen<br />

Hafeneinfahrt des HSC zu kommen. Mit dem Bootshaken zieht<br />

sie die motorlose Varianta routiniert von Pfahl zu Pfahl. Dann eine<br />

kleine Kurskorrektur mit der Pinne, ein Schrick in die Großschot und<br />

schon nimmt die kleine Yacht rasch Fahrt auf. Dorothé Köster legt<br />

die Vorschot um die Winsch auf dem Cockpitsüll und sichert sie in<br />

der Kammklemme. Zufrieden lehnen sich die beiden auf der Backskiste<br />

an die gepolsterte Rückenstütze. Vor einer Stunde haben sie<br />

die Bürotüren hinter sich geschlossen, die <strong>Segel</strong>taschen gegriffen<br />

und sind zum Liegeplatz gefahren. Feierabendsegeln! Mit der legendären<br />

Varianta vom Typ K4 haben sich die beiden einen Traum erfüllt.<br />

„Schön wie am Gardasee“ findet Metzger das Ambiente auf<br />

der Außenalster und freut sich an den zahlreichen <strong>Segel</strong>booten,<br />

die bei frischer Brise zwischen Uhlenhorst und Harvestehude<br />

kreuzen. Über den Bug peilt er den Steg am Café Alster Cliff an.<br />

Dort verbrachte der gebürtige Unterfranke, der 2005 nach Hamburg<br />

kam, häufig seine Mittagspausen, schlenderte den Uferweg<br />

entlang oder saß Kaffee trinkend in der Sonne. Zunächst nur interessiert,<br />

allmählich aber immer sehnsüchtiger beobachtete er<br />

das lebhafte Geschehen auf dem Wasser, bis er eines Tages überlegte:<br />

„Das könnte ich ja mal selber machen.“ Gesagt – getan.<br />

„Die aus Überzeugung getroffenen Entscheidungen müssen<br />

mit Beharrlichkeit verfolgt werden, ohne sich von Störungen beirren<br />

zu lassen“, lautet die berufliche Devise auf der Homepage<br />

des Wirtschaftsprüfers. In der <strong>Segel</strong>schule büffelte er für den<br />

Sportbootführerschein Binnen, ließ sich in die Geheimnisse von<br />

Wenden, Halsen und Person-über-Bord-Manövern einweihen, absolvierte<br />

2011 problemlos die Prüfung und wurde Mitglied im HSC.<br />

Im folgenden Winter lernte er bei einem Salsa-Tanzkurs Dorothé<br />

Köster kennen, Tochter eines Kapitäns und Reeders aus Haren an<br />

der Ems. Sie hatte als Jugendliche mit ihrem Bruder und Freunden<br />

auf Charteryachten die niederländischen Gewässer erkundet. Es bedurfte<br />

keiner großen Überredungskunst zum gemeinsamen <strong>Segel</strong>n<br />

auf gemieteten Jollen, denn sie ist ebenso begeistert von der Alster<br />

wie er. Zu zweit genossen sie im Frühjahr den Blick vom Wasser auf<br />

die schöne Hamburger Skyline mit den markanten Kirchtürmen.<br />

Schon nach kurzer Zeit waren beide der Meinung, dass diese Art<br />

<strong>Segel</strong>n nicht der Weisheit letzter Schluss sei, und entschlossen sich,<br />

ein trailerbares Kajütboot zu kaufen. Eine Eignergemeinschaft kam<br />

nicht infrage, denn sie suchten ein kleines Boot, das sich leicht handhaben<br />

ließ, auf dem sie mit Freunden bequem segeln und die<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

23


yachting I Varianta<br />

Die Varianta<br />

feiert 2014<br />

ihr 50-jähriges<br />

Jubiläum<br />

varianta K4<br />

Lüa<br />

6,40 m<br />

breite<br />

2,10 m<br />

tiefgang<br />

0,70/1,30 m<br />

segelfläche (am Wind) 16,78 m 2<br />

segelfläche (Vorwind) 33,5 m 2<br />

kojen 4<br />

gewicht<br />

650 kg<br />

konstruktion e. G. van de Stadt 1964<br />

werft dehler Bootsbau (bis 1982)<br />

klassenvereinigung<br />

varianta.org<br />

Einfache Ausrüstung an Deck (links) und der Charme der 1980er Jahre<br />

unter Deck: Versenkbarer Aschenbecher (unten) und viele Schränkchen<br />

gestalten die Kajüte (ganz unten)<br />

achtjährige Tochter Elena mit ihrer großen Schwester Carmen und<br />

ihrer Freundin spielen könnte. Da sie keine genaue Vorstellung davon<br />

hatten, welche Modelle sich für die Alster eigneten und worauf<br />

man bei der Anschaffung achten sollte, beriet sie ein befreundeter<br />

Clubkamerad aus dem HSC beim Durchforsten des Online-Marktes.<br />

An einem Wochenende im Mai wurden sie auf einer virtuellen<br />

Versteigerungsplattform fündig. Ein passendes Angebot stand<br />

kurz vor dem Auktionsende, Metzger wollte wie empfohlen zehn<br />

Sekunden vor Schluss einen deutlich höheren Preis eingeben, um<br />

auf jeden Fall den Zuschlag zu erhalten. Fatalerweise spielte die<br />

Technik Schicksalsgöttin und versagte im entscheidenden Augenblick<br />

ihren Dienst. Die Internetverbindung stürzte ab, sein Gebot<br />

landete im weltweiten Nirgendwo. Am Sonntag durchstöberte<br />

der Clubkollege eine Online-Börse, die direkte Kontakte zu Eignern<br />

vermittelte, und stieß auf die Varianta K4 mit Baujahr 1970. „Die ist<br />

so robust, wie du das zunächst brauchst“, meinte der <strong>Segel</strong>freund.<br />

Der befragte Eigner wollte sein Boot ohne Besichtigung möglichst<br />

schnell abgeben. Er hatte aber seine Rechnung ohne die Beharrlichkeit<br />

Metzgers gemacht, der gleich am Montag mit seinem<br />

<strong>Segel</strong>freund und einem Geldbündel in der Tasche vor der Tür des<br />

Verkäufers in Oldenburg stand. Die Yacht zeigte sich in gutem<br />

Zustand und war mit Pütt und Pann sowie Trailer ausgerüstet.<br />

Man wurde rasch handelseinig und die Varianta wechselte zu<br />

einem günstigen Preis vom Zwischenahner Meer zur Außenalster.<br />

Der Kielschwerter, den 1964 der niederländische Konstrukteur Enricus<br />

Gerardus van de Stadt aus der Randmeer-Jolle entworfen hatte<br />

und von dem bis 1982 bei Dehler im sauerländischen Freienohl fast<br />

4.000 Stück in drei Versionen gebaut wurden – K3, K4 und 65 –,<br />

hat auch heute noch eine große Fangemeinde. Von den rund 500<br />

Mitgliedern der Klassenvereinigung sind vier Fünftel Fahrtensegler,<br />

für die jährlich drei Preise ausgeschrieben werden. „Mit Variantas<br />

werden sogar Törns nach Schweden und vor der Küste Kroatiens<br />

gesegelt“, erzählt Horst Werner auf der boot Düsseldorf am Messestand<br />

des Vereins, der seit 40 Jahren besteht. „Dieser Bootstyp ist<br />

sehr solide. Osmose wurde bisher nicht bekannt, weil das GFK mit<br />

dem Harz hergestellt wurde, das damals auch die niederländische<br />

Marine verwendet hat“, sagt er. Die Varianta-Segler sind stolz auf<br />

ihre langlebigen Yachten und stehen in engem Kontakt untereinander,<br />

betreut von zwölf Flottenobleuten zwischen Schleswig-<br />

Holstein und Baden-Württemberg. Nordrhein-Westfalen und Berlin<br />

sind die Kernzonen der Regatta-Aktivitäten. Thomas Overkämping,<br />

stellvertretender Vorsitzender und Mitglied des technischen Ausschusses,<br />

segelt seit 24 Jahren das Kultboot. „2012 haben wir bei<br />

der Travemünder Woche als größte Kielbootklasse mit 35 Teilnehmern<br />

ein Ausrufezeichen gesetzt“, berichtet er euphorisch und<br />

schildert, wie die Mitglieder – ähnlich wie bei den Oldtimern der<br />

Straße – stets über neue Ideen für Rigg, Rumpf oder Requisiten<br />

fachsimpeln. Ihnen stehen ein dicker Ordner mit Techniktipps zur<br />

Verfügung und sogar die Original-Unterlagen der Dehler-Werft aus<br />

24 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


den 1960er Jahren. Was damals in der Verkaufsbroschüre angepriesen wurde, gilt auch<br />

heute noch: Die K4 hat ein selbstlenzendes Cockpit, ist unsinkbar und mit 40 Prozent Ballastanteil<br />

unkenterbar. Ihr Gewicht von 650 Kilogramm und nur 2,10 Meter Breite ermöglichen<br />

das Trailern mit einem Mittelklassewagen. Knapp 17 Quadratmeter <strong>Segel</strong>fläche<br />

an einem pflegeleichten Rigg bestätigen ihr Image als unkompliziertes Einsteigerboot.<br />

Ein typischer Beschlag der Varianta ist zum Beispiel eine Flügelmutter. Hat man das<br />

Großsegelfall durchgesetzt und belegt, kommt sie zum Einsatz. Mit dem Körpergewicht<br />

wird der Baum belastet, bis das Vorliek je nach Windstärke die gewünschte Spannung hat.<br />

Dann dreht man die Mutter fest auf den Mastrutscher, der den Baum in Position halten soll.<br />

Dieses schlichte Metallteil hat sich im Laufe eines halben Jahrhunderts nicht verändert. Es<br />

bestand einfach kein Bedarf an einer grundlegenden Innovation. Heute hat die sportliche<br />

kleine Yacht bei ihren Fans einen ähnlichen Liebhaberstatus erlangt wie der alte<br />

Brezel-Käfer aus der Wolfsburger Autoschmiede und feiert 2014 ihr 50-jähriges Jubiläum.<br />

Der klassische Charme der Ausrüstung zog auch Berthold Metzger und Dorothé Köster<br />

in seinen Bann. An den Kajütseiten der Schnecke gibt es eine mit Ziernähten versehene<br />

Kunststoffpolste-rung im Originalfarbton „Tobacco“, einen schlichten zweiflammigen<br />

Gaskocher unter einer Holzklappe, einen versenkbaren Aschenbecher, einen Zigarettenanzünder,<br />

und auch Liegematten für das Vordeck fehlen nicht. Die etwas plüschig<br />

wirkenden Vorhänge fielen allerdings der schönen Aussicht zum Opfer. Fender und Festmacher<br />

werden in der Kiste zwischen den Vorschiffskojen verstaut. Mit der überkompletten<br />

Ausrüstung zum <strong>Segel</strong>n konnte das frisch gebackene Eignerpaar nach dem<br />

Slippen auf der Alster sofort die Leinen loswerfen. „Ein Zukauf war nicht nötig“, freut sich<br />

Metzger. „Nur den Namen Schnecke muss ich noch am Heck anbringen, das ist Carmens<br />

Spitzname.“ Inzwischen hat Elena, die Achtjährige, den Erwachsenen schon viel abgeguckt<br />

und arbeitet an der Pinne wie ein Weltmeister: „Klar zur Wende!“, schallt ihr Lieblingskommando<br />

über Deck. „Keine Krokodile, keine Haie – Ree!“<br />

Bei der Jungfernfahrt sah das 6,40 Meter lange Boot aus „wie ein Affenfelsen“, beschreibt<br />

Metzger die ausgelassene Einweihungsfeier mit 13 Personen aus Familie und Firma. „Zum<br />

Ab- und Anlegen mussten sich immer zehn unter Deck quetschen, damit wir im Cockpit<br />

die Manöver fahren konnten.“ Für die neue Saison liebäugelt die Varianta-Crew bereits mit<br />

der Mittwochs-Regatta des HSC, „aber sehr entspannt, ohne Ambitionen auf die ersten<br />

50 Plätze“, lacht der Skipper. Einen ganz besonderen Stellenwert besitzt das solarbetriebene<br />

Bordradio mit mp3-Anschluss. Da kommen Berthold Metzger und Dorothé Köster<br />

ins Schwärmen. „Wenn wir zum Sonnenuntergang bei klassischer Musik so langsam dahinsegeln,<br />

das ist das Schönste überhaupt.“<br />

Das kleine Kajütboot lässt sich auf engem Raum problemlos von<br />

Hand bugsieren und bietet dabei ausreichend Platz an Deck<br />

Richtig segeln lernen<br />

beim DHH und<br />

seinen Yachtschulen<br />

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Seit<br />

mai/juni<br />

1925.<br />

<strong>2013</strong> <strong>Segel</strong><br />

Tel. 040<br />

journal<br />

/ 44 112542 50


yachting I better place<br />

26 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


yachtcheck<br />

really a<br />

better place?<br />

Yachten von Wally polarisieren. Das neue 50-Meter-<br />

Flaggschiff setzt nicht nur durch seine auffällige Farbgebung Akzente.<br />

Für das SEGEL JOURNAL war Marilyn Mower an Bord der Luxusyacht.<br />

fotos Gilles Martin-Raget, Toni Meneguzzo, Carlo Borlenghi<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

27


Nach achtern hin macht die Linie der Fenster<br />

einen Sprung eine Ebene tiefer. So ergibt sich<br />

optisch eine Stufe zum privaten Achterdeck des<br />

Eigners. Better Place ist für das Leben im Freien<br />

gemacht, das Sonnendeck und die Flybridge<br />

haben eine Fläche von 304 Quadratmetern.<br />

Ihre <strong>Segel</strong>leistungen sind beeindruckend.<br />

Während der Probefahrten machte sie bei<br />

14 Knoten Wind zwölf Knoten Fahrt<br />

Das besondere Detail<br />

Auf dem vorderen, 274<br />

Quadratmeter großen Teakdeck<br />

gibt es einen versenkten<br />

Spa-Pool. Winschen, Spills und<br />

Tender sind ebenfalls unter<br />

Luken verborgen.<br />

„Das Schiff ist eine Wally in jedem<br />

Punkt. Mit 250 Tonnen ist sie leicht,<br />

sie wiegt nur halb so viel wie andere<br />

50-Meter-Fahrten-Schiffe.“<br />

Wer Luca Bassani Antivari kennt, weiß, dass er die Welt etwas<br />

anders sieht als die meisten Leute im Yacht-Business.<br />

Seitdem er 1994 mit seinem von Luca Brenta gezeichneten<br />

Wallygator auf die Bühne stürmte, hinterlässt er den Eindruck, er<br />

glaube beständig, den Status quo des Yachtdesigns verändern zu<br />

müssen. Er hebt Grenzen auf und reißt die Yachtwelt mit sich voran.<br />

Als Segler von Kindesbeinen an, weiß er Motoryachten dennoch<br />

zu schätzen. Seine 36 Meter lange WallyPower stellte 2003 die Gesetze<br />

des Motoryacht-Designs auf den Kopf, und mit WallyTender<br />

und dem Wally Lunch Boat machte er in diesem Sinne weiter. Im<br />

vergangenen Sommer gelang Bassini ein Hattrick. Zuerst lieferte<br />

Wally mit der WallyCento das erste Schiff einer neuen Cruiser/Racer-<br />

Generation aus, danach folgte mit Kanga das erste Schiff aus Wallys<br />

neuer Verdränger-Linie. Und dann lief die erste große Fahrten-Wally<br />

vom Stapel, das neue 50,5-Meter-Flaggschiff Better Place.<br />

Erstaunlicherweise kommt der Eigner von Better Place nicht aus der<br />

Seglerszene. „Er ist ein Motor-Mann“, sagt Bassani, „einige unserer<br />

fortschrittlichsten Schiffe werden für Motoryacht-Eigner gebaut.“<br />

Und fortschrittlich ist dieses Schiff. Better Place ist Wallys erste dieselelektrische<br />

<strong>Segel</strong>yacht, unter Maschine angetrieben über eine herkömmliche<br />

Welle und einen Faltpropeller. Wenn alle drei Caterpillar<br />

C7-Generatoren arbeiten, schafft das Schiff mit seinem Siemens-<br />

Elektromotor 14,5 Knoten. Begnügt man sich mit einem Generator,<br />

sind immer noch 9,5 bis zehn Knoten drin.<br />

28 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


yachting I better place<br />

Better Place ist als Motorsegler konstruiert. „Wir haben das Motorsegler-Konzept<br />

von seinem Stumpfsinn befreit, der Rumpf ist ein echter<br />

Torpedo“, verdeutlicht Bassani. „Das Schiff ist eine Wally in jedem<br />

Punkt. Mit 250 Tonnen ist sie leicht, sie wiegt nur halb so viel wie<br />

andere Fahrtenyachten dieser Größe. Man muss nicht auf 20 Knoten<br />

Wind warten, um seinen Spaß zu haben, und bei 25 Knoten wieder<br />

einpacken.“<br />

Das, was Bassani unter Torpedo-Konzept versteht, wird beim ersten<br />

Blick auf das Polar-Diagramm deutlich, dass die Geschwindigkeiten<br />

unter verschiedenen Windstärken und -winkeln angibt. Better Place<br />

segelt am Wind mit 14 und raumschots mit 17 Knoten. Sie ist die<br />

erste Yacht dieser Größe, die auf Wunsch des Eigners komplett in<br />

Hightech-Komposit gebaut wurde.<br />

An Deck erinnert sie an die Wally-Yacht Esense, 2006 gebaut.<br />

Das 43,7-Meter-Schiff fiel vor allem durch sein hohes Freibord<br />

und die großen Fenster auf, die im achteren Bereich von<br />

Deckshöhe zur Ebene der Heck-Terrasse herabgesetzt waren.<br />

Dieser semi-private Bereich für den Eigner ist ein typisches<br />

Wally-Feature. Ebenfalls wie auf Esense zieht sich ein niedriges<br />

Schanzkleid ums Schiff, das mehr Schutz bietet als die üblichen<br />

Fußrelings und gleichzeitig eine gute Möglichkeit ist, Schoten<br />

und Festmacher zu führen. Aber das war’s dann auch mit den<br />

Gemeinsamkeiten.<br />

Better Place hat ein fast konservatives Deckshaus mit einem<br />

eigenen Ruderstand. Von 281 Quadratmetern Wohnraum im<br />

Innern genießt man durch bodentiefe Fenster einen Panoramablick<br />

und hat durch zahlreiche Türen Zugang zum Hauptdeck,<br />

zum Achterschiff und zu den Seitendecks. Die Flybridge mit<br />

Doppelsteuerstand und Dining Lounge ist ein Novum für eine<br />

Wally. Wie Esense und die 45 Meter große Saudade von 2008, die<br />

ebenfalls ein Deckshaus aber keine Flybridge hat, ist das Schiff<br />

von Bill Tripp konstruiert.<br />

„Wir haben mit dem Entwurf 2003 angefangen“, sagt Tripp. „Ursprünglich<br />

planten wir ein Aluminiumschiff, eine Art Esense mit<br />

Wally-Aufbau. Doch seit dem ersten Konzept hat sich die Idee rasant<br />

weiterentwickelt.“<br />

Unter Deck dominieren bei diesem Schiff Großzügigkeit und Komfort,<br />

Ähnlichkeiten mit den Wohnwelten großer Motoryachten sind<br />

nicht zufällig. Salon, Speisebereich und Steuerhaus bilden eine Einheit,<br />

und das Mobiliar kann für verschiedene Anforderungen passend<br />

konfiguriert werden. Im Salon können rund zwanzig Leute in einer<br />

Lounge entspannen, die sich über die volle Breite zum überdachten<br />

Achterdeck hin öffnet, wo noch weitere Gäste Platz finden. Der niedrige<br />

coffee table in der Mitte verwandelt sich in einen kleinen Esstisch<br />

für bis zu acht Personen. Oder er ergänzt den größeren Esstisch für<br />

zehn Personen. Auch der Essbereich ist multifunktional. Er kann auch<br />

als Lounge mit einem 6-Personen-Sofa dienen, auf dem die Gäste<br />

ohne lästiges Spritzwasser das <strong>Segel</strong>n erleben können.<br />

Bei Flaute oder wenn die Yacht im Hafen oder vor Anker liegt,<br />

ermöglicht die vordere, 140 Quadratmeter große Freifläche einen<br />

angenehmen Aufenthalt. Sie ist vom Essbereich im Deckshaus<br />

zugänglich und bietet zwanzig Personen Platz. Auf dem vorderen,<br />

insgesamt 274 Quadratmeter großen Teakdeck gibt es einen<br />

versenkten Spa-Pool. Winschen, Spills und Tender sind ebenfalls<br />

unter Luken verborgen. Bis auf den Steuerstand steht das gesamte<br />

Deck Eigner und Gästen zur Verfügung. Damit an Bord alles<br />

glatt läuft, während Eigner und Gäste entspannen, sorgt eine<br />

zehnköpfige Crew für den Betrieb der Yacht und das persönliche<br />

Wohl der Gäste.<br />

Auf das Sonnendeck und die Flybridge, zusammen 304 Quadratmeter<br />

groß, führen eine Treppe aus dem Essbereich und eine Außentreppe<br />

vom Achterdeck. Hinter dem Baumniederholer unter dem<br />

Rollgroß findet ein gemütliches Rundsofa seinen Platz mit Blick zum<br />

Steuermann.<br />

Styling allerorten: Duschkabine (links); Blick zur Eignersuite (Mitte): in den beleuchteten Nischen ist Platz für Kunst. Aufenthaltsraum für die Crew (rechts)<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

29


yachting I better place<br />

Better Place ist die<br />

erste Yacht dieser<br />

GröSSe, die komplett<br />

in Hightech-Komposit<br />

gebaut wurde<br />

Die großzügigen Gästekabinen liegen vor und hinter den Maschinenräumen und dem Kiel-Kasten<br />

Ein besonderes Merkmal von Better Place ist das Umwelt-Zertifikat<br />

RINA Green Star, sie wurde darüber hinaus auf der Monaco Boat<br />

Show 2012 als „umweltbewussteste” <strong>Segel</strong>yacht (Most Environmentally<br />

Conscious Sailing Yacht) ausgezeichnet. Ihr diesel-elektrischer<br />

Antrieb stellt die neueste Siemens-Technologie dar und ermöglicht<br />

es, hydraulische Systeme elektrisch zu betreiben, etwa das innere<br />

Rollvorsegel und die Schotspanner.<br />

Neben einem Rollreff im Großbaum und Magic Trim an der Großschot,<br />

verfügt Better Place über eine Selbstwende-Fock, eine geschlossene<br />

Fockwinsch und komplette Push-button-Technik für<br />

müheloses <strong>Segel</strong>n. Eine der beeindruckendsten Vorrichtungen ist<br />

das versteckte Stagsegel. Es rollt sich um ein spannungsfreies Vorstag<br />

und verschwindet in einem 8,5-Meter-Fach im Deck. Das ermöglicht<br />

problemlose Wenden mit der Genua oder Halsen mit dem<br />

asymmetrischen Reacher und hält das Vordeck frei, wenn das <strong>Segel</strong><br />

nicht gebraucht wird.<br />

„Als wir das Boot im Wasser hatten und erste Probefahrten machten,<br />

fragte der Eigner, ob er es übers Wochenende haben könnte, um<br />

nach Montenegro zu fahren”, erzählt Konstrukteur Tripp. „Wir waren<br />

zwar noch nicht ganz fertig, aber Luca meinte, er könne es ein paar<br />

Tage haben. Das Schiff kam aber erst nach ein paar Monaten zurück,<br />

nachdem der Eigner mit ihm vor Sizilien und Sardinien gekreuzt war.<br />

Er schien sein Boot gleich zu mögen.”<br />

better place<br />

Lüa<br />

50,5 m<br />

LWL<br />

44,8 m<br />

breite<br />

10,25 m<br />

tiefgang<br />

4,6 m<br />

verdrängung (leicht)<br />

230 t<br />

maschinen/generatoren 3 x Caterpillar C7,<br />

je 235 kW (315 PS); Antrieb diesel-elektrisch Siemens<br />

eigner und gäste 10-12<br />

crew 10<br />

bauweise<br />

Komposit<br />

klassifikation MCA LY2 unbeschränkt; RINA Green Star<br />

konstrukteur<br />

Tripp Design Naval Architecture<br />

design<br />

Wally/Luca Bassani<br />

Werft/Baujahr<br />

Wally/2012<br />

wally.com<br />

Die SJ-Meinung<br />

Hightech-Komposit-Bauweise kombiniert mit Wally-Stil und dem Luxus der Großzügigkeit.<br />

Wer schon immer mal beim <strong>Segel</strong>n im Pool relaxen wollte, hat mit dieser Yacht den<br />

richtigen Platz gefunden.<br />

30 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


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mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

31


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schriftlich, ansonsten gehen wir von einer Druckfreigabe aus.<br />

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32 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


travel<br />

Foto: Claus Reissig<br />

highlights Tipps satt, für mehr als einen TörN 34 – 35<br />

helgoland Eine Hommage an den Fels in der Nordsee 36 – 43<br />

Sail & the City San Francisco, die Stadt zum <strong>Cup</strong> 44 – 46<br />

panzer segelt... auf der schlei 48 – 54<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

33


travelhighlights<br />

Surfen<br />

beim <strong>Segel</strong>n<br />

<strong>Segel</strong>n ohne Handy und Internet war<br />

gestern. Ein nicht funktionierendes WLAN<br />

wird eigentlich nur noch auf hoher See<br />

akzeptiert. In Thailand ist „always online“<br />

bereits durch über 200.000 Hotspots im<br />

Land möglich. Wer auf den Spuren von<br />

James Bond die durch den Film “Der<br />

Mann mit dem goldenen Colt” weltberühmte<br />

Insel Khao Phing Kan erkunden<br />

möchte, wird nun auch bestens mit Hotspots<br />

versorgt. Um gratis ins thailändische<br />

Netz zu gehen, muss man lediglich<br />

seine Passnummer angeben, dann kann<br />

man alle zwei Stunden zwanzig Minuten<br />

kostenlos surfen.<br />

Standortwechsel<br />

mit Bond-Feeling<br />

Einen Umzug gab es für die Moorings-Yachten in der Türkei. Zur<br />

Saison wurde die Charterbasis von Göcek weiter die türkische<br />

Küste hinunter nach Fethiye verlegt. Die Marina des Yacht Classic<br />

Hotels ist nun das neue Zuhause der Charteryachten. Während<br />

der Dreharbeiten zu „Skyfall“ wohnte dort der amtierende James<br />

Bond persönlich. Daniel Craig und das Produktionsteam logierten<br />

dort, wo jetzt die Chartergäste ihre Yachten übernehmen. Und falls<br />

das Einchecken mal etwas länger dauert, lässt es sich in einem der<br />

beiden Swimmingpools oder dem Jacuzzi noch herrlich mit oder<br />

ohne Bond-Girl entspannen. moorings.de; yachtclassichotel.com<br />

Festtag für<br />

Fischers Fritze<br />

Seglers Lieblingsrevier vor der Haustür ist die Ostsee-Küste<br />

Schleswig-Holsteins. Dort wird am 4. Mai der Weltfischbrötchentag<br />

gefeiert. Wie bitte? So was gibt‘s, jawohl. Und dieser<br />

Ehrentag des fischigen Brötchens kommt gut an – samt der<br />

Programme rund um das Kultobjekt in den Küstenorten und<br />

Häfen. Mehr dazu unter weltfischbroetchentag.de. Und wer<br />

wissen will, ob <strong>Segel</strong>n vor dem Fischbrötchen-Genießen etwas<br />

für ihn ist, dem bietet die Yachtschule Glücksburg in der<br />

Flensburger Förde einen <strong>Segel</strong>-Schnupperkurs – als Beifang<br />

mit im Netz sind vier Übernachtungen und ein Wellness-Programm<br />

(ab 345 Euro). gluecksburg.de<br />

Fotos: Anbieter(3)/ostsee-schleswig-holstein.de; kieler-woche.de; ART;<br />

shutterstock.com(4)/FloridianWill/Sabine Schmidt/Georgi Djadjarov/ Agnieszka Guzowska, Bill McKelvie<br />

34 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


<strong>Segel</strong>törn mit Rad<br />

Wer nicht nur segeln, sondern sich auch an Land noch sportlich betätigen möchte,<br />

ist in dieser Saison bei Frosch Sportreisen gut aufgehoben. Die Gewässer um Rügen<br />

und Hiddensee, mit all ihren Buchten, den Halbinseln und der wunderschönen<br />

Küstenlandschaft bilden dabei die Kulisse für den sportlichen Sommertörn. Gesegelt<br />

wird auf dem über hundert Jahre alten, segelnden Küstenfrachter Jan Huygen, der<br />

auch als Packesel für die Fahrräder dient. Die <strong>Segel</strong>etappen sind so geplant, dass immer<br />

auch Zeit für zwei- bis dreistündige und an Hafentagen für ganztägige Radtouren bleibt.<br />

Eine Woche radelnd segeln kostet in der Doppelkabine knapp 740 Euro inkl. Vollverpflegung<br />

und geführten Radtouren. Frosch-sportreisen.de<br />

Amerikas Venedig<br />

Hotspots, Häfen,<br />

Hinterland<br />

Ein <strong>Segel</strong>törn vor Venedig: ein Traum! Ein <strong>Segel</strong>törn vor dem<br />

als „Venice of America“ bekannten Fort Lauderdale: ein amerikanischer<br />

Traum. Damit man zur Traumerfüllung nicht extra<br />

mit der eigenen Yacht anreisen muss, bietet Dream Yachting<br />

jetzt auch Charteryachten in Südflorida an. Spannende und<br />

legendäre <strong>Segel</strong>reviere wie South Beach, die Florida Keys<br />

und Key West, Miami, Biscayne Bay, Key Largo und Islamorada<br />

rücken so nun auch für den europäischen Chartersegler<br />

in greifbare Nähe. Die Charteryachten von Dream Yachting<br />

liegen – nomen est omen – in der „Fun In The Sun“-Marina in<br />

Fort Lauderdale und werden in Deutschland unter anderem<br />

von scansail.de angeboten.<br />

Trendziel und ein perfektes <strong>Segel</strong>-Revier<br />

ist Istrien, das mit rund tausend Küstenkilometern,<br />

mittelalterlichen Städtchen<br />

und Kulturschätzen, gutem Essen und<br />

einer spannenden Mischung von Luxus<br />

und Naturnähe punktet. Als Ferienplaner<br />

ist das „Istrien Magazin <strong>2013</strong>“ angelegt,<br />

die Broschüre stellt Highlights vor,<br />

Reportagen über Menschen und Orte,<br />

Adressen und Infos zu Restaurants,<br />

Weingütern, Hafenstädtchen und Marinas.<br />

Das Magazin ist gratis erhältlich<br />

unter istrienmagazin.at.<br />

Lounge mit<br />

Licht-show<br />

Zur Kieler Woche gibt es in diesem<br />

Jahr Themen-Törns auf Traditionsseglern:<br />

Bei der Jazz-Sail geht‘s mit Willem<br />

Montgomery Strank am Piano und<br />

Wolfgang Biesterfeldt am Saxophon<br />

auf dem Zweimastschoner Abel Tasman<br />

aufs Wasser. Wer sein Instrument<br />

mitbringt, ist zur Jamsession eingeladen<br />

(22./23. Juni, 19 Uhr). Moderne<br />

Club-Kultur bietet die abendliche<br />

Lounge-Sail mit elektronischen Sounds<br />

und Lichtshow auf dem Dreimast-<br />

Gaffelschoner Albert Johannes (24./25.<br />

Juni, 19 Uhr). Ab 39 Euro, Infos unter<br />

0431 / 679100 und kiel-sailing-city.de/<br />

schiffstouren.<br />

Zuwachs<br />

auf Mallorca<br />

Eine neue Charterbasis gibt es auf der<br />

Lieblingsinsel der deutschen Urlauber.<br />

Nur ein paar Meter von Palmas<br />

Altstadt entfernt eröffnet Sunsail am<br />

1. Juli in der Marina Balear einen<br />

Charterstützpunkt. Nicht nur für<br />

Törns rund um die Baleareninsel<br />

ist die Basis ein idealer Ausgangspunkt,<br />

sondern auch für einen<br />

Ausflug zur berühmten Kathedrale,<br />

den Einkaufsstraßen und<br />

in die verwinkelten Gassen und<br />

versteckten Restaurants der Inselhauptstadt.<br />

Sunsail-Yachten<br />

ab Palma gibt es unter anderem<br />

bei argos-yachtcharter.de.<br />

35


travel I helgoland<br />

Die Welt<br />

da draußen<br />

Helgoland liegt als einzige Felseninsel<br />

weit drauSSen in der Deutschen Bucht.<br />

Nicht nur die Menschen sind hier ein wenig<br />

anders als auf dem Festland, das ganze Leben<br />

scheint eine Spur langsamer zu laufen.<br />

text und fotos claus reissig<br />

36 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


helgoland<br />

deutschland<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

37


travel I helgoland<br />

Müde plätscherten die Wellen an den<br />

Rumpf der Old Salt, Plastikflaschen rieben<br />

sich tonlos an ihren Bordwänden,<br />

während das Stahlschiff träge an seinen<br />

Leinen zog. Mehrere Jahre lag sie<br />

im Südhafen der Insel, fast hätte man<br />

meinen können, die größte Gefahr<br />

wäre davon ausgegangen, dass sie irgendwann einmal einfach sinkt.<br />

Der holländische Zweimaster, der vor einigen Jahren herrenlos im<br />

Hafenbecken lag, war ein Schmugglerboot, wie man es auf einer Insel<br />

weit draußen im Meer hätte erwarten können.<br />

Sein Zielhafen war jedoch nicht Helgoland, hier wurden die Verbrecher<br />

lediglich dingfest gemacht. Die Fracht – Rauschgift im Wert von über<br />

20 Millionen Euro – hatten sie bereits vor der holländischen Küste abgeworfen.<br />

Für die Helgoländer, in deren Adern immer noch ein wenig<br />

das Blut der alten Seefahrer und Schmuggler zu pulsieren schien,<br />

ein kleiner Stich ins Herz. Denn auch an der Geschichte, dass der alte<br />

Seeräuber Klaus Störtebeker Helgoland regelmäßig angelaufen hat,<br />

wird schließlich immer wieder gezweifelt. Wer an einem Sommerabend<br />

durch das Unterland (also den Teil der Insel, der am Hafen liegt)<br />

streift, könnte dagegen die Geschichten fast glauben. Nicht jedoch<br />

wegen der Bebauung der Insel, die nach der kompletten Zerstörung<br />

durch die Engländer ausnahmslos aus den Fünfziger Jahren des vorigen<br />

Jahrhunderts stammt, sondern wegen dieses unnachahmlichen<br />

Gefühls der Freiheit, das von Helgoland ausgeht.<br />

Geradezu trotzig liegt es knapp 40 Seemeilen nordwestlich von<br />

Cuxhaven in der Deutschen Bucht, einem der gefährlichsten und<br />

stürmischsten Seegebiete der Welt. Wenn es mit über sieben Beaufort<br />

stürmt (was keine Seltenheit ist), brummt der dreieckige Fachwerkturm<br />

der Telekom auf dem Oberland, dass man es auf der<br />

ganzen Insel hört. Dann scheint die Gischt überall in der Luft zu<br />

liegen, während man mit seinem Schiff im Schutz der hohen Spundwände<br />

geschützt in einem der Hafenbecken liegt. Ein intensives<br />

Erlebnis, das einen wie auf einer Insel weit draußen im Ozean und<br />

nicht vor der deutschen Küste fühlen lässt. Und eines, das süchtig<br />

macht: Einige Unentwegte lassen ihre Yachten sogar im Winter<br />

im Wasser, nur um Silvester hier verbringen zu können. Wie eine<br />

Mahnung liegen die martialischen Schiffe der Küstenwache, das<br />

neue gewaltige Swath Helgoland des Zolls und natürlich das<br />

größte Schiff der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger<br />

in der Hafeneinfahrt.<br />

Aber während auf die Behördenschiffe vor der EU-Außengrenze<br />

reichlich Arbeit wartet, lebt die Hermann Marwede davon, dass trotz<br />

ihrer exponierten Position vor der Küste nur wenig passiert. „Fischkutter<br />

gibt es hier nur noch selten und auch Sportboote kommen<br />

nur wenige“, sagt Jörg Rabe, dessen Rang als Vormann dem eines<br />

Kapitäns entspricht. „Für eine <strong>Segel</strong>yacht mit Schwierigkeiten muss<br />

ich nicht extra rausfahren, das meiste kann das Tochterboot mit<br />

seinen 300 PS genauso gut.“ Wie alle an Bord des 46-Meter-Schiffes<br />

mit seinen fast 10.000 PS kommt auch der 51-Jährige nicht von der<br />

Insel. Der Kontakt an Land ist rar, schließlich will die Hermann Marwede<br />

permanent vorgewärmt auf Standby gehalten werden, damit<br />

sie innerhalb von zehn Minuten auslaufbereit wäre; alle 14 Tage<br />

wechselt die Mannschaft. Wie ein Damoklesschwert schwebt die<br />

Katastrophe der Adolf Bermpohl im Jahr 1967 über Rabes Einsatzort.<br />

Nach der erfolgreichen Rettung einiger Fischer von ihrem<br />

sinkenden Kutter waren der Kreuzer und das Tochterboot am<br />

nächsten Tag leer auf See gefunden worden. Von den Seeleuten<br />

fehlte jede Spur, die genauen Umstände wurden nie geklärt. Heute<br />

würden Hubschrauber solche Jobs übernehmen.<br />

Auch wenn solche Geschichten zur Insel gehören, wie die Tausende<br />

von Seevögeln auf ihren Brutplätzen am roten Felsen, schmückt sich<br />

Helgoland als Tourismusinsel lieber mit einigen Superlativen. Sie ist<br />

Deutschlands einzige Hochseeinsel (was sie genau genommen<br />

Blick vom Oberland auf den Südhafen der Insel, der zu besten Nordseewoche-Zeiten fast trockenen Fußes überquert werden kann<br />

38 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Das ist Helgoland: Hummerbuden, Börteboote,<br />

Nordseewasser & eine steife Brise<br />

Geradezu trotzig liegt die Insel knapp 40 Seemeilen<br />

vor Cuxhaven in der Deutschen Bucht<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

39


Foto: shutterstock.com/ Roland IJdema<br />

Schon mal beim Opti-<strong>Segel</strong>n einem Seehund tief in die schwarzen Knopfaugen<br />

geblickt? Helgoland und Kinder? Das passt perfekt. Die Insel ist autofrei<br />

Opti offshore<br />

© SOC/ Tellkamp<br />

Wer denkt, das Seerevier vor Helgoland sei nur etwas für die<br />

Großen, hat sich gewaltig geirrt. Zum elften Mal treffen sich<br />

vom 13. bis 17. Juli 125 Optikinder zur einzigen deutschen<br />

Opti-Hochseeregatta, dem Störtebeker Opti <strong>Cup</strong>, kurz SOC<br />

genannt. Hier müssen sich die Jugendlichen mit Reviereigenschaften<br />

auseinandersetzen, die vor allem für die Binnensegler<br />

neu sind: Strom und Tide. „Für mich ist der SOC<br />

pures Regattasegeln für Kinder vor der schönsten Insel<br />

Deutschlands, mit toller Stimmung, super Gemeinschaft und<br />

klasse Zusammenarbeit“, begründet Organisator Henning<br />

Tebbe seinen Enthusiasmus. Die Regatta ist ein weiterer Beweis<br />

dafür, zu was für guten Ideen und Projekten ein oder<br />

zwei Feierabendbier am Tresen der Clubhäuser führen können.<br />

Erst war es nur eine lustige Idee, mit vielen Optis auf<br />

die Insel überzusetzen. Doch dann wurde daraus eine ernstzunehmende<br />

Veranstaltung, organisiert vom Blankeneser<br />

<strong>Segel</strong> Club (BSC) und dem Wassersportclub Helgoland<br />

(WSCH). Für die Regatta ist in jedem Jahr eine beeindruckende<br />

Organisation nötig, vor allem der Transport der vielen<br />

Optis mit zwei gecharterten Kümos auf die autofreie Insel<br />

ist eine logistische Meisterleistung. Auf der Insel angekommen<br />

fühlen sich alle wohl. Segler und mitgereiste Familienmitglieder.<br />

Die kleine Insel, charmant in Ober- und Unterland<br />

aufgeteilt, lockt mit James-Krüss-Feeling und unbeschwerter<br />

Kindheit. Und die benachbarte Düne, zu der mit kleinen Booten<br />

übergesetzt wird, ist das perfekte Strandparadies, das nur<br />

mit den Seehunden geteilt werden muss. Die possierlichen<br />

Tierchen tummeln sich natürlich auch im Wasser und haben<br />

einem beim Störtebeker Opti <strong>Cup</strong> gekenterten Segler schon<br />

mal ganz tief in die Augen geschaut. Organisator Jan Tellkamp,<br />

der mit seinem schnellen RIB für die Sicherheit der<br />

Kinder sorgt, fasst seine Begeisterung für die Regatta zusammen:<br />

„Vor Helgoland wachsen die Kinder in ihren Booten. Erst<br />

fahren sie unsicher raus, dann kommt der Spaß. Ich erinnere<br />

mich an eine Wettfahrt bei 15 bis 17 Knoten Wind und einer<br />

1,5 Meter hohen Welle. Nach dem Ziel fiel ein Kind ab, setzte<br />

sich auf die Welle und raste mit einem lauten Jubel und strahlenden<br />

Augen im Vollflieger runter zum nächsten Start. Ich<br />

saß in meinem RIB im Wellental und konnte mir das Ganze<br />

von unten ansehen.“ opti-helgoland.de<br />

40 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


travel I helgoland<br />

Wo sind denn all die Segler hin? Feiern an Land. Mit Bier, Eiergrog und allem, was der Schiffsausrüster hergibt<br />

nicht ist, da sie auf dem Festlandsockel liegt), ist Deutschlands<br />

kleinstes Naturschutzgebiet (seit 1986), hat die größte Seehundkolonie<br />

(auf der gegenüberliegenden Düne) und ist zoll- und<br />

mehrwertsteuerfreie Zone (als Erbe davon, dass sie einmal zu<br />

England gehörte und gegen Sansibar eingetauscht wurde). Vor<br />

allem beherbergt sie aber dank des einmaligen felsigen Untergrunds<br />

Deutschlands einzige Hummerpopulation. Auch wenn<br />

die ohne Hilfe von Biologen kaum überlebensfähig wäre (siehe<br />

Kasten), nachdem sie bis Mitte des letzten Jahrhunderts von den<br />

Helgoländern gnadenlos ausgebeutet wurde.<br />

1.350 Menschen leben permanent auf dem roten Felsen, selbst Fahrräder<br />

gelten als Privileg, außer für Behörden sind sie auf der Insel<br />

verboten, genauso wie Autos. Einzige Ausnahme ist der Krankenwagen,<br />

ansonsten surren Elektrokarren mit den täglichen Waren durch<br />

Unter- und Oberland. Wer schnell vorankommen möchte, leiht sich<br />

einen Roller, eine Lücke in Helgolands Gesetzen, und zumindest die<br />

Kinder dürfen in der Nachsaison ihre Räder aus dem Keller holen.<br />

Hier ist es absolut ruhig, ohne Verkehrslärm fällt regelrecht eine Last<br />

von einem ab; die meisten nehmen sich die Zeit für einen kurzen<br />

Schnack. Dass man für diese Abgeschiedenheit der Typ sein muss,<br />

weiß ein Zugereister: „Selbst nach 30 Jahren ist man immer noch<br />

nicht ganz auf Helgoland zu Hause.“<br />

Dass die Helgoländer den Kontakt zu Außenstehenden meiden<br />

würden, will Klaus Köhn nicht bestätigen. In seinem „Freilichtmuseum“<br />

trägt er alles zusammen, was der Helgoländer Untergrund<br />

an Skurrilem hergibt. Neben einer Propellerwelle eines Fischkutters<br />

lagern hier alte Anker und der Propeller eines im Krieg abgestürzten<br />

Flugzeuges. „Viele Leute, die nicht von hier kommen, kriegen schnell<br />

einen Inselkoller“, sagt der Rentner, „für uns Helgoländer ist die Insel<br />

unser Zuhause, wir wollen nirgendwo anders wohnen.“ Und dieses<br />

Der Hummer vor Helgoland<br />

Bis in die 1930er Jahre lebten um Helgoland circa 1,2 Millionen<br />

Hummer, damals wurden jährlich bis zu 100.000 Stück<br />

gefangen. Seit den 1950er Jahren hat sich die Population nie<br />

wieder richtig erholt, heute liegt sie bei rund 20.000 Tieren.<br />

Seit neun Jahren setzt die Biologische Anstalt Helgoland<br />

in einer Aufstockungsaktion rund 10.000 Zuchttiere aus. Die<br />

natürliche Fortpflanzung ist bei dieser Menge jedoch immer<br />

noch stark vom Zufall abhängig. Die kritische Masse liegt bei<br />

geschätzten 250.000 Tieren, die innerhalb von fünf Jahren<br />

gezüchtet und ausgesetzt werden müssten. Dann wäre eventuell<br />

sogar eine lukrative Fischerei wieder möglich. Die Voraussetzungen<br />

dafür sind nicht schlecht, da die Hummer den<br />

Felssockel nicht verlassen können. Bisher scheitert das Projekt<br />

an den Kosten von einer bis 1,5 Millionen Euro.<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

41


Helgoland will entdeckt werden. Maritime Alltagsgegenstände werden zu Kunstobjekten, Treibholz zur Leinwand<br />

Foto: stockmaritime.com/Nordseewoche<br />

Pfingsten auf Helgoland:<br />

Nordseewoche!<br />

Rund 1.500 Segler werden wieder zur traditionellen Regatta<br />

rund um die felsige Insel erwartet. Am Pfingstwochenende<br />

kommen sie in Scharen über die Nordsee, oft mit den Zubringerregatten<br />

aus Cux-, Wilhelms- oder auch Bremerhaven.<br />

Vom 17. bis 20. Mai kann man garantiert trockenen<br />

Fußes das Hafenbecken überqueren, so dicht liegen die<br />

Schiffe im Päckchen zusammen. Nordseewoche, das heißt<br />

sportliches <strong>Segel</strong>n bei Witterungsbedingungen, die alles<br />

zwischen Long John und T-Shirt möglich machen, wärmender<br />

Eiergrog oder kühles Pils, komplett ausgebuchte Hotels<br />

und Restaurants und viele rote, kultige Mount Gay-Käppis<br />

auf Seglerköpfen. Aber nicht nur mit allen Salzwassern gewaschene<br />

Offshore-Segler haben vor Helgoland ihren Spaß:<br />

Neben den ORC-Regatten gibt es den Family-Cruiser-<strong>Cup</strong>,<br />

Regatta-Atmosphäre ohne Messbrief, Spinnaker und Stress.<br />

Auf keinen Fall verpassen: die boot Regattaparty mit<br />

Live-Musik in der Nordseehalle.<br />

Ein Highlight der diesjährigen Nordseewoche ist die am<br />

Pfingstmontag beginnende Edinburgh Regatta. Die Langstreckenregatta<br />

von Helgoland nach Edinburgh, über die<br />

raue Nordsee, wechselt sich jährlich mit dem Pantaenius<br />

Rund Skagen Rennen ab und ist eine der anspruchsvollsten<br />

deutschen Hochsee-Langstrecken-Regatten.<br />

nordseewoche.org<br />

Zuhause ist nicht eben groß. Gerade einmal einen Quadratkilometer<br />

umfasst die Insel (0,7 Quadratkilometer noch einmal die<br />

danebenliegende Düne), über die Hälfte ist unbebaut. Im Sommer<br />

gibt es eine tägliche Schiffsverbindung zum Festland, im<br />

Winter ist Helgoland an drei Wochentagen unerreichbar, bei<br />

schlechtem Wetter können es mehr werden.<br />

Wenige Fischer gibt es noch auf der Insel, die eines der fotogenen<br />

Börteboote betreiben, mit denen auch die Tagestouristen von ihren<br />

Bäderschiffen an Land gebracht werden. Damit versorgen sie die Inselrestaurants<br />

mit Hummer und den so genannten Kniepern, den<br />

Scheren der allgegenwärtigen Krabben. Die Tiere werden noch auf<br />

dem Wasser getötet, anschließend werden ihnen die Scheren abgedreht,<br />

die Körper kommen zurück in die Nordsee. Eine rabiate, aber<br />

traditionelle Praxis, 50 Kilogramm Knieper pro Tag gelten als guter<br />

Fang, fünf bis sechs Euro zahlen die Restaurants pro Kilogramm.<br />

Viel verdienen lässt sich daran nicht. Allein die Fangkörbe haben<br />

einen Wert von 20.000 Euro. „Dazu kommen die Köderfische“, sagt<br />

ein Fischer. Die muss man unterdessen kistenweise aus Cuxhaven<br />

kommen lassen. „In der Bucht gibt es ja keinen Fisch mehr“, sagt der<br />

Fischer und meint die gesamte Deutsche Bucht.<br />

Eine Aussage, die Professor Heinz Franke so nicht stehen lassen<br />

will, auch wenn er bestätigt, dass die klassischen Fischarten auf<br />

dem Rückzug sind. „Solange die Robben gedeihen, gibt es auch<br />

noch genug Fisch“, sagt der Biologe von der Biologischen Anstalt<br />

Helgoland pragmatisch, „aber die Arten ändern sich: Kabeljau und<br />

Seespinne gehen, dagegen wandern Streifenbarben, der Wolfsbarsch<br />

oder Sardellen zu.“ Ein Grund dafür ist die hier deutlich<br />

spürbare Erwärmung des Meeres. Um zwei Grad haben sich die<br />

Temperaturen in der Deutschen Bucht in den letzten 20 Jahren<br />

erhöht. „Damit gehört dieser Bereich zu den am stärksten betroffenen<br />

Gebieten nach den Polen“, so Franke.<br />

Was unerschütterlich bleibt, ist der rote Felsen in der Nordsee.<br />

Die Börteboote und die bunten Hummerbuden, die erst seit<br />

einigen Jahren auch an Nicht-Fischer verkauft werden dürfen,<br />

sind unverwechselbare Fotomotive von Helgoland, neben der<br />

langen Anna und den brütenden Basstölpeln und Trottellummen.<br />

Für den Segler ein kleines Paradies vor der Haustür, das<br />

sich jedoch erst in seiner vollen Pracht zeigt, wenn die Tagestouristen<br />

schon wieder auf dem Weg nach Hause sind. Und Old<br />

Salt? Der Seelenverkäufer wurde an eine Eignergemeinschaft<br />

verkauft, die das Schiff wieder flott machen will.<br />

42 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


travel I helgoland<br />

Deutschlands bekanntester<br />

Helgoländer<br />

Er ist weit mehr als ein berühmter Kinderbuchautor: James<br />

Krüss, geboren am 31. Mai 1926 auf Helgoland, bringt uns<br />

vor allem mit seinen Erzählungen von den Hummerklippen<br />

das Leben in den 1950er Jahren auf der Nordseeinsel näher.<br />

Und auch die Geschichten, die Boy von seinem Urgroßvater<br />

in der alten Hummerbude erfährt, verzaubern Generationen<br />

von Lesern. 2007 eröffnete das James-Krüss-Museum direkt<br />

beim Museum Helgoland. Hingehen!<br />

Karibik Trophy: Das ist die einmalige Kombination aus sportlichem <strong>Segel</strong>n, karibisch-sanfter Landschaft und einer einzigartigen Unterwasserwelt. Schildkröten,<br />

Hummer (lecker!) oder Fischschwärme begleiten die Segler auf ihrem Törn entlang der Inseln<br />

helgoland<br />

liegeplätze Yachten bis 10,50 Meter Länge liegen im Nordosthafen<br />

an Steganlagen, pro Meter Länge beträgt die Gebühr 1,50<br />

Euro. Im Südhafen liegt man in Päckchen, Preis für ein Elf-Meter-<br />

Schiff circa neun Euro/Nacht. Wichtig: Für das Auslaufen rechtzeitig<br />

mit den Nachbarn abstimmen.<br />

Essen und Trinken Eine Legende ist mittlerweile die Bunte Kuh<br />

in einem der Fischerhäuser im Unterland. Hier treffen sich sowohl<br />

die Segler als auch die Fischer und Börtebootfahrer. Besonders zu<br />

empfehlen das frische, gebackene Fischfilet.<br />

Hafenstraße 1013, 27498 Helgoland, Tel: 04725 / 811 343<br />

Im Oberland sind die Mocca-Stuben ein guter Anlaufpunkt. Zwar<br />

wurden sie in ihrer 100-jährigen Geschichte mehrfach zerstört und<br />

wieder auf- und umgebaut, bieten aber wohl am längsten einen<br />

Platz für einen Sundowner, wenn auch ohne Blick aufs Wasser, denn<br />

die Sonne geht auf der unbewohnten Seite der Insel unter.<br />

Hingstgars 447, 27498 Helgoland, Telefon: 04725 / 12 5<br />

Original Helgoländer Eiergrog<br />

Eiergrog ist Kult auf Helgoland und wird mit<br />

einem Strohhalm getrunken. Achtung: Die Wirkung<br />

tritt häufig erst nach einer halben Stunde<br />

ein! Über die sind sich die Wirte auf Helgoland<br />

im Klaren, je nach Bar ist entweder der fünfte<br />

oder der sechste Eiergrog kostenlos.<br />

Rezept: Pro Person ein Eigelb mit einem Esslöffel<br />

Zucker in einem vorgewärmten, bauchigen<br />

Glas schaumig rühren, mit 4 cl Weinbrand<br />

(Arrak) und 4 cl braunem Rum verrühren<br />

und mit heißem Wasser aufgießen.<br />

Knieper Die Spezialität auf der Insel sind die so genannten Knieper<br />

(Kneifer), also die Scheren der Krabben, die auf dem felsigen Grund<br />

um Helgoland leben. Die Fischer fangen die Krabben in Körben, töten<br />

die Tiere noch vor Ort und verkaufen die Scheren kiloweise an die<br />

Restaurants. Eine Portion Knieper (ein Kilogramm/Person) kostet<br />

knapp 20 Euro.<br />

Einkaufen und Tanken Helgoland ist zoll- und steuerfreie Zone.<br />

Darum sind Tabak, Alkohol und Kraftstoff besonders günstig (Diesel<br />

1,14 Euro/l) und können für den Eigenbedarf zollfrei in die EU eingeführt<br />

werden. Die Tankstelle im Gemeindehafen wird von dem Schiffsausrüster<br />

Rickmers betrieben, Öffnungszeiten ab April 8-18 Uhr.<br />

Hafenstraße 1105; 27498 Helgoland; rickmers-online.de<br />

Größere Mengen Alkohol, Tabak und Diesel müssen von Helgoland<br />

kommend auf dem Festland eingeführt werden. Auskunft über die<br />

erlaubten Mengen gibt der Zoll direkt gegenüber am Hafen. SJ-Tipp:<br />

Südamerikanisches Rindfleisch ist auf Helgoland besonders günstig<br />

und passt eingeschweißt und tiefgekühlt in jeden Bord-Kühlschrank.<br />

helgoland.de<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

43


travel I sail & the city<br />

SAN FRANCISCO<br />

Kurs auf<br />

San Francisco<br />

10 gute Gründe für einen Besuch<br />

der <strong>Cup</strong>-Stadt<br />

Text Andrea Willen Fotos San Francisco Travel, shutterstock<br />

44 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Spritz<br />

Lackierung<br />

Osmose<br />

Strahlen<br />

Die <strong>Cup</strong>-Stadt <strong>2013</strong> ist gut gewählt: San Francisco<br />

ist eine der schönsten Städte der Welt, mit einem<br />

herausfordernden <strong>Segel</strong>revier vor der Tür. Larry Ellison,<br />

Gründer des Oracle Team USA, hält es für den idealen<br />

Schauplatz für den America‘s <strong>Cup</strong>. Gut 150.000 Zuschauer<br />

waren schon bei den AC World Series im letzten Jahr dabei.<br />

Die Plätze auf den Zuschauertribünen waren täglich<br />

ausverkauft, auf den rund 450 Begleitschiffen verfolgten<br />

Fans das Geschehen auf dem Wasser. In diesem Jahr werden<br />

noch mehr Zuschauer, noch mehr Veranstaltungen und vor<br />

allem während der Finalrennen noch mehr Spannung<br />

erwartet. Die Kulisse ist grandios und die Stadt am Pazifik<br />

ohnehin eine Reise wert.<br />

1 Im Zentrum des Geschehens sein<br />

Der 34. America‘s <strong>Cup</strong> in San Francisco wird in diesem Jahr in zwei Phasen ausgetragen: Zuerst<br />

startet der Louis Vuitton <strong>Cup</strong> (4.Juli-1.Sept. <strong>2013</strong>), dann das America‘s <strong>Cup</strong> Finale (7.-22.Sept.<br />

<strong>2013</strong>). Erstmals findet der neue Red Bull Youth America’s <strong>Cup</strong> statt – die Rennen starten im August<br />

und September in der San Francisco Bay. Dass die Regatten auch für die Zuschauer ein<br />

Erlebnis werden, dafür ist gesorgt: Alle Wettfahrten kann man vom Ufer aus beobachten – vor<br />

der grandiosen Skyline von San Francisco mit Golden Gate Bridge und Alcatraz.<br />

Fotos: shutterstock.com/ Katariina Järvinen, Palette7<br />

2 <strong>Cup</strong>-Geschichte kennenlernen<br />

Top-Sponsor Louis Vuitton hat am Pier 27-29 eine Ausstellung zur Historie des <strong>Cup</strong>s inszeniert.<br />

Als älteste Sporttrophäe der Welt ist „die Kanne“ ein veritabler Mythos und die vielen Geschichten<br />

um die „auld mug“ bieten Stoff für eine sehenswerte Schau. Der erste Wettkampf fand<br />

1851 statt und mehr als 160 Jahre später ist der America’s <strong>Cup</strong> immer auch ein Wettbewerb der<br />

besseren Technik, vom Design über die Materialien über Kommunikation bis hin zu moderner<br />

Hightech wie Sonnenbrillen mit Info-Display.<br />

3 Auf einem America‘s <strong>Cup</strong>per segeln<br />

Der America‘s <strong>Cup</strong> Challenger USA 76 segelt in der Bucht von San Francisco, und ein Törn in diesem<br />

Revier ist einfach ein Erlebnis. Die Stadt von der Wasserseite zu erleben, ein bisschen America‘s <strong>Cup</strong>-<br />

Fieber spüren, das kann man mit der erfahrenen Crew auch dann wagen, wenn man sich das <strong>Segel</strong>n<br />

auf einer Charteryacht in diesem Revier nicht zutraut. Die Yacht ist 85 Fuß groß und für bis zu 20 Personen<br />

ausgelegt. Sie war als Oracle Racing Challenger beim America’s <strong>Cup</strong> 2003 am Start. Törns von<br />

rund zweieinhalb Stunden starten am Pier 39, Embarcadero. acsailingsf.com<br />

www.yachtlackierung.de<br />

Tel: 04103 - 91 720<br />

Unsere Standorte:<br />

Hamburg / Elbe<br />

Neustadt / Lübecker Bucht<br />

Kappeln / Schlei<br />

Greifswald / Mecklenburg


travel I sail & the city<br />

7 Übernachten mit Charme<br />

Wer kennt nicht den Eagles-Klassiker „Hotel California“ – doch<br />

auch wenn es nicht besungen wurde – wir empfehlen zum <strong>Cup</strong><br />

ein Haus, das die maritime Historie von San Francisco thematisiert:<br />

Das Argonauten-Hotel Maritime National Parc präsentiert<br />

sich mit Ziegelwänden und Holz, mit einem Mix aus Industriegeschichte,<br />

gekonnt eingesetztem Plüsch und unvergleichlichem<br />

Flair. Nahe Fisherman’s Wharf, 495 Jefferson St. argonauthotel.com<br />

4 <strong>Cup</strong>-Atmosphäre<br />

schnuppern<br />

Vor und nach den Rennen bietet das America’s <strong>Cup</strong> Village<br />

eine Erlebniswelt mit vielen Events. Während des Louis Vuitton<br />

<strong>Cup</strong>s und des America‘s <strong>Cup</strong> Finales befindet sich das Dorf<br />

am Pier 27 am Embarcadero. Es wird übrigens in Zukunft weitergenutzt<br />

als neues Kreuzfahrt-Terminal. Nach den Regatten<br />

werden hier Tausende von Kreuzfahrt-Passagieren ankommen<br />

und abreisen. Aktuelles zum Geschehen im Dorf gibt es unter<br />

americascup.com<br />

5 Schnell viel sehen<br />

Es gibt zahlreiche Fahrrad-Verleiher und geführte Bike-Touren. Ideal,<br />

um die Stadt zu erleben, ist eine Kombination aus Bike, Boot und<br />

Bus: Man radelt lässig über die Golden Gate Bridge nach Sausalito,<br />

die Rückfahrt mit der Fähre bietet die Chance, an der legendären<br />

Gefängnis-Insel Alcatraz vorbeizufahren und die Stadt von der<br />

Wasserseite aus zu erleben. Alternativ kann man auch mit dem<br />

Open Top Sightseeing-Bus eine Rundtour zu den Highlights von<br />

San Francisco und der Bay Area machen. Infos im Besucherzentrum<br />

an der Ecke Mason/Jefferson und unter bigbustours.com.<br />

Gratis sind die Spaziergänge mit den Guides von „Discover Walks“,<br />

die einem die Stadt zeigen, als würde man einen guten Freund in<br />

San Francisco besuchen – individuell und persönlich. Ein „Tip“, ein<br />

freiwilliges Trinkgeld, wird schon erwartet: discoverwalks.com<br />

6 Meer entdecken<br />

Das Exploratorium, San Franciscos Museum für Wissenschaft, Kunst<br />

und Kreativität, ist eine brandneue Attraktion an den Piers 15 und<br />

17, unmittelbar an San Franciscos historischem Nordufer, an den<br />

Straßen Embarcadero und Green Street. Hier erfährt man auch viel<br />

über die Ozeane, denn zu den Highlights des neuen Museums<br />

gehört neben den 150 Spezial-Ausstellungen auch ein Meeres-<br />

Observatorium. Weitere Informationen unter exploratorium.edu<br />

8 Kalifornisch genieSSen<br />

Die California Cuisine genießt Weltruf bei Gourmets, die Dichte<br />

der Fine Dining-Lokale in San Francisco ist beeindruckend. Doch<br />

auch ohne Edel-Menü lohnt sich das Probieren – Gaumenfreuden<br />

gibt’s beim „Off the Grid Market“ im Marina District, wo wunderbares<br />

Street Food eine Stippvisite mehr als rechtfertigt. Großartig<br />

ist der Markt im historischen Ferry Building, berühmt für Seafood,<br />

kalifornischen Kaviar und feine Süßigkeiten. Vor dem Gebäude<br />

lockt Dienstag, Donnerstag und Samstag ein echter Bauernmarkt<br />

(ferrybuildingmarketplace.com). Eine lokale Spezialität ist „Crab<br />

Louie“ mit Krebsfleisch und Eiern. Perfekt serviert wird es zum<br />

Beispiel im Tadich Grill, dem ältesten Restaurant der Stadt (tadichgrill.com).<br />

Weinliebhaber sollten die Gelegenheit nutzen, nicht<br />

nur die bekannten Tropfen aus dem Napa und Sonoma Valley zu<br />

probieren, sondern auch mal Bio-Weine aus Mendocino, einen<br />

Chardonnay aus Monterey oder einen Spätburgunder aus dem<br />

südkalifornischen Santa Barbara zu verkosten. Rustikaler ist das Bier<br />

der Stadt – traditionell und berühmt ist das „Anchor Steam“, nicht<br />

weniger gut ist ein „21st Amendment Brewery“-Bier, im Trend ist<br />

gerade das „Hop Crisis Imperial“… Mehr und Aktuelles gibt’s unter<br />

sanfrancisco.travel/dine<br />

9 Ferien machen<br />

mit <strong>Cup</strong>-Feeling<br />

Sunsail hat in San Francisco eine Charter-Basis eröffnet im Sausalito<br />

Yacht Harbour, dem Tor zu einem der schönsten <strong>Segel</strong>reviere in den<br />

Vereinigten Staaten. So kann man auf America‘s <strong>Cup</strong>-Kurs segeln<br />

– die Golden Gate Bridge ist mit der Yacht nur eine halbe Stunde<br />

entfernt, und schon von der Basis sieht man die Brücke und die<br />

City. Sunsail bietet in der San Francisco Bay Yachtcharter, Regatten,<br />

<strong>Segel</strong>schule und auch Firmen-Events an. Die Flotte aus Sunsail First<br />

40-Yachten ist ganzjährig stationiert und für <strong>Segel</strong>ferien kann man<br />

Kabinen- oder Vollcharter buchen. sunsail.com<br />

10 Mit Web & App<br />

dem <strong>Cup</strong> folgen<br />

Alles zum <strong>Cup</strong>-Geschehen gibt’s unter americascup.com im Internet.<br />

Der Tourismus-Verband von San Francisco und die Region bieten<br />

jede Menge Informationen und ein virtuelles Besucherzentrum auf<br />

der Website sanfrancisco.travel – ein wirkliches Büro finden Touristen<br />

im Hallidie Plaza, 900 Market Street – und wer wissen will, was<br />

in der Stadt los ist, der kann auf Facebook verfolgen, was die mehr<br />

als 500.000 Facebook-Freunde posten (facebook.com/onlyinsf). Und<br />

auch bei Twitter gibt’s ständig Neues unter twitter.com/onlyinsf.<br />

46 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


travel I panzer segelt... auf der schlei<br />

schlei<br />

DÄNEMARK<br />

Flensburg<br />

Schleswig<br />

SCHLEI<br />

Kappeln<br />

OSTSEE<br />

Kiel<br />

Neumünster<br />

Lübeck<br />

Der Fjord<br />

der Wikinger<br />

Wem es an manchen Tagen drauSSen auf der Ostsee zu<br />

stürmisch ist, den zieht der Wasserweg hinein ins Land.<br />

Wer Ecken und Kanten, Tiefen und Breiten bevorzugt, der wählt den Fjord,<br />

und wer dabei noch kulinarische Freuden, ob Torte oder Fisch, zum<br />

Törnziel hat, auch der, der wählt die Schlei.<br />

Text Kirsten Panzer-Gunkel<br />

fotos Kirsten Panzer-Gunkel, shutterstock.com<br />

Kappeln, das Tor zur Schlei. Nostalgiker trauern noch immer der Drehbrücke nach,<br />

die inzwischen durch eine moderne Klappbrücke ersetzt wurde<br />

48 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Wikingerstadt Haithabu: In den<br />

Sommermonaten sind die rekonstruierten<br />

Wikingerhäuser für Besucher geöffnet<br />

Fotos: shutterstock.com/ Ralf Neumann, bluecrayola<br />

Schon die Wikinger haben dies<br />

längliche Revier, das sich von<br />

der Ostsee aus tief ins Land hinein-<br />

Vor etwa 1.250 Jahren haben sie dort gesiedelt, wo sich heute<br />

die Wassersportler tummeln. Doch nicht allein die Landschaft<br />

und der Schutz vor Wind und Wellen hat sie hierhergezogen,<br />

vielmehr waren sie so schlau und haben entdeckt, dass man von<br />

dort aus auch schnell zur Nordsee hinüber kommt. Erst einmal<br />

16 Kilometer über Land bis an die Treene und auf dieser weiter<br />

hinein in die Eider und schließlich ab in die Nordsee, für Nordmänner<br />

wie Wickie, Halvar, Tjure oder Faxe ein schneller Weg<br />

von einer See auf die andere. Damals zumindest. Heute wählt,<br />

wer auf die andere Seite des nördlichsten Bundeslandes gelangen<br />

möchte, den Weg über den Nord-Ostsee-Kanal oder geht<br />

ganz außen herum. Also lieber in der Ostsee bleiben, beziehungsweise<br />

die deutsche Fjordlandschaft genießen.<br />

Nicht allein die Wikinger und mit ihnen Haithabu, einst bedeutendster<br />

Handelsplatz, jetzt eindrucksvoll museal auferstandene<br />

Wikingersiedlung, ein wirkliches Highlight der Region, machen<br />

das Flair des einzigen Fjords Deutschlands aus. Vielmehr beeindruckt<br />

er durch seine Abwechslung, seine Unterschiedlichkeit<br />

auf dem Wasser und an Land: Fischerdörfer, Herrenhäuser,<br />

Schilfgürtel und Steilküste, moderne Brücke, alte Fähre, Heringszaun<br />

und Rapsfelder. Immer wieder neu, immer wieder anders<br />

präsentiert sich der 23 Seemeilen lange Meereseinschnitt hinter<br />

jeder Biegung und das inzwischen schon seit der letzten Eiszeit.<br />

Viel Geschichte, für so ein idyllisches Land-<strong>Segel</strong>revier.<br />

Doch erst einmal segeln. In Schleswig starten. Schloss Gottorf<br />

strahlt quer über das „Kleine Gehege“, das untere Ende der<br />

Schlei (allein schon die Namen locken aufs Wasser). Davor die<br />

Möweninsel, um die sich ebenfalls Geschichten ranken. Hier<br />

windet, geschätzt<br />

hatte einst der Möwenkönig das Sagen und die Macht über die<br />

als Delikatesse bekannten Eier. Rechts dann das bleistiftspitze<br />

Dach des Doms. Erkennungsmerkmale am unteren Ende der<br />

Schlei, genauso wie der kleine Wolkenkratzer, der achteckige<br />

Wiking-Turm, optisch nicht gerade gelungen, doch von drinnen<br />

hat man die perfekte Aussicht auf Schlei und Yachthafen direkt<br />

zu Füßen des Wohnturms.<br />

Aufs „Gehege“ folgt die „Breite“, ebenfalls erst einmal die „Kleine“.<br />

Fahrwassertonnen auf der südlichen Seite weisen den Weg.<br />

Doch er soll noch schmaler werden, der Fjord. Weiter in Richtung<br />

Ostsee, in Richtung Ausgang also, kommt die Stexwiger<br />

Enge. Hier hat schon so manch ein Segler trotz Vorsicht und<br />

genauer Beobachtung den Grund berührt. Also langsam herantasten,<br />

lieber mal die <strong>Segel</strong> aus der Hand fahren als allzu komfortabel<br />

die Schoten zu belegen. Das könnte ins Auge gehen.<br />

Mit ein bisschen Achtsamkeit schafft man die Enge, schließlich<br />

wird das Fahrwasser regelmäßig ausgebaggert – man tut hier<br />

was für seine Segler. Grundbeobachtung, Nervenkitzel, Spannung<br />

machen sich breit, auch das gehört zum sonst so beschaulichen<br />

<strong>Segel</strong>revier. Wenn es dann doch mal schabt, ist’s<br />

meist nicht tragisch. „Für jeden, der auf der Schlei segelt, ist<br />

Grundberührung nichts Schlimmes. Meistens rutscht man nur<br />

in den Schlick – einfach umlegen und weitersegeln. Höchstens<br />

einer von vielleicht fünfzig trifft hier mal ‘nen Stein“, beruhigt Bo<br />

Teichmann, der J-Boats-Mann bei der Kappeler Mittelmann’s<br />

Werft. Eindeutig ein Vorteil – doch auch ein bisschen Spannung<br />

so dicht am fast schon greifbaren Ufer tut mal wieder gut.<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

49


travel I panzer segelt... auf der schlei<br />

Schleswig. Der Name kommt aus dem Dänischen<br />

und bedeutet: Bucht der Schlei. Muss man mehr sagen?<br />

Das leuchtende Gelb des blühenden Raps<br />

sorgt für ein Stimmungshoch<br />

Angst vor zu flachem Wasser muss man also nicht haben, hier<br />

an der Schlei. Ausprobieren ist eher angesagt, sich herantasten,<br />

unter <strong>Segel</strong>n Verstecken spielen in all den Nooren, Buchten<br />

und Winkeln des Ostseefjords, ankern hinterm Schilf, bleiben,<br />

die Ruhe genießen. Und solange der Raps blüht, das kräftige<br />

Gelb der wogenden Felder in sich aufsaugen – ein guter Vorrat<br />

gegen den Herbstblues, denn das Gelb setzt sich fest im Kopf.<br />

Ein Bild, das selbst noch im Winter für ein Stimmungshoch sorgt<br />

und die schier endlose Dunkelheit zu überstehen hilft.<br />

Oder weiter zur Liebesinsel. Nicht nur Fiete Föh, der Meister<br />

aller Fischräucherer – „Sage Kappeln nie Adieu ohne einen Aal<br />

von Föh“ –, gerät bei ihr ins Schwärmen. Fast jeder hier rund<br />

um die Schlei hat seine eigene Erinnerung an Kieholm, wie<br />

das Inselchen offiziell heißt, aber faktisch nie genannt wird,<br />

zumindest nicht von den Einheimischen. In der Enge zwischen<br />

Missunder und Gunnebyer Noor liegt sie und diente<br />

früher als gemeinsames Ziel, wenn die Burschen zu Pfingsten<br />

die Mädels vom Schleswiger Holm dorthin entführt haben.<br />

„Mit einem fuhrst du hin, mit dem anderen kamst du zurück“,<br />

erzählt man noch heute im Restaurant „Schleimöwe“ auf dem<br />

Schleswiger Holm. Fiete Föh hat sie in jungen Jahren mit dem<br />

Brett von Schleswig aus „ersurft“, „doch auch mit dem Boot<br />

50 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Autorin Kirsten Panzer-Gunkel<br />

war für das SEGEL JOURNAL<br />

als Seglerin auf der Schlei<br />

Fotos: shutterstock.com/ Ralf Gosch, Volker Rauch<br />

sind wir dorthin gesegelt“, erinnert er sich noch gemeinsam<br />

mit seiner Gattin. Im Moment wird drum gekämpft, dass es<br />

die kleine Insel noch lange gibt. Wind- und Wellen graben an<br />

ihrer Küstenlinie, die unbedingt des Schutzes bedarf. Man sollte<br />

sie erhalten, nicht nur für die segelnden Urlauber sondern<br />

auch als Gedächtnisstütze für all die Freundschaften, die hier<br />

begonnen haben.<br />

Doch genug der Romantik, auch wenn das Revier mit all<br />

seinen Geschichten dazu nun wirklich verleitet, ob die alte<br />

Mühle Amanda in Kappeln, die heute als Standesamt fungiert<br />

und somit sicher für den ein oder anderen ein lohnendes<br />

und einmaliges Törnziel ist, oder die Giftbude in Schleimünde<br />

am Ausgang der Schlei oder die Kappeler Jungs, die sich einst<br />

an die Maasholmer Mädels herangemacht haben. Sie fuhren<br />

extra mit ihren Booten zum Tanz über die Schlei, doch kamen<br />

sie dort dem auserwählten Mädel zu nah, gab’s Prügel.<br />

„Man konnte immer gut erkennen, wer woher kam. Die<br />

Maasholmer waren doch alle rothaarig“, erfährt man im Museumsladen<br />

vom Gottorfer Schloss. Heute ist es diesbezüglich<br />

in Maasholm ruhiger geworden. Im Hafen allerdings nicht allzu<br />

sehr, zählt er doch zu einem der Highlights für Segler und<br />

zieht mit den umliegenden schilfumrandeten Buchten, den<br />

hölzernen Stegen und kleinen Gassen und natürlich auch mit<br />

der berühmten Currywurst, die es gleich im Fischereihafen<br />

nebenan bei Udo gibt, in den Sommermonaten Ostsee- wie<br />

Schleisegler gleichermaßen an. Es soll übrigens die beste Currywurst<br />

sein, nicht nur von Maasholm oder Kappeln auch von<br />

ganz Schwansen und Angeln, den beiden Landstrichen, die<br />

der Fjord auf Abstand hält.<br />

Schleswiger Stadthafen,<br />

die Perle an der Schlei<br />

... zentrumsnah, Gastronomie in direkter Nähe, Top-Service und Ausstattung<br />

SCHLESWIGER STADTHAFEN<br />

Am Hafen 5 · 24837 Schleswig · Tel. 04621 801-450 (Hafenmeister)<br />

hafen@schleswiger-stadtwerke.de<br />

148 Liegeplätze<br />

Gemeinsam was bewegen. www.schleswiger-stadtwerke.de


travel I panzer segelt... auf der schlei<br />

Fiete Föh, der Meister aller Fischräucherer<br />

schlei<br />

10 fragen – 10 Antworten<br />

Warum? Wenn man schon einen Fjord im eigenen Land hat, sollte<br />

man unbedingt auch einmal auf ihm segeln. Abwechslung bietet<br />

er als <strong>Segel</strong>revier, gepaart mit idyllischer Landschaft, Ruhe und kulinarischen<br />

Genüssen. Und Wind gibt es auch zur Genüge.<br />

Wann? Gesegelt wird auf der Schlei beinahe immer oder doch,<br />

sobald die Temperaturen wieder erträglich sind. Der Charterbetrieb<br />

läuft von Anfang Mai bis Mitte Oktober. Die Rapsblüte im Mai ist<br />

auch vom Wasser aus ein absolutes Highlight.<br />

wer? Vom sportlichen bis zum Kaffee-Segler, die Schlei ist für jeden<br />

was. Doch Achtung, sie zählt nicht zu den Binnengewässern – hier<br />

gilt die Seeschifffahrtsstraßenordnung.<br />

Wo chartern?<br />

Schleswig: Renz Yachting – Callisenstr. 27, 24837 Schleswig,<br />

Tel.: 04621 / 35877; renzyachting.de. Charterflotte: Variantas,<br />

Etap- und Dehler-Yachten. Der besondere Chartertipp: One-Way-<br />

Törns von Schleswig durch die Schlei und weiter über die Ostsee<br />

nach Eckernförde.<br />

Arnis: Schlei Daysailing Charter, Strandweg 124, 24399<br />

Arnis, Tel: 04642 / 920153; day-sailingcharter.de. Charterflotte:<br />

J/Boats J/22<br />

Maasholm: Ostsee-<strong>Segel</strong>schule Hornich – Hauptstraße<br />

19, 24404 Maasholm, Tel.: 04642 / 6771; ostsee-segelschule.de.<br />

Charterflotte: Invicta 26 – und wer das <strong>Segel</strong>n erst lernen möchte,<br />

ist hier auch an der richtigen Adresse.<br />

wo bleiben? Entlang der Schlei kann man zwischen zahlreichen<br />

Häfen und Steganlagen auswählen, eine Übersicht gibt es beim<br />

jeweiligen Vercharterer oder auf der Seekarte Schlei 1und 2 von den<br />

Nautischen Veröffentlichungen. Mit Foto und Beschreibung findet<br />

man alle Häfen außerdem auf: sejlerens.com.<br />

worauf achten? Nicht zu nah ans Schilf fahren und die vom<br />

Wind unabhängige Strömung beachten – gut zu erkennen ist<br />

diese an den Fahrwassertonnen und den Pollern im Hafenbereich.<br />

Noch etwas: An den Brücken in Kappeln und Lindaunis<br />

muss auf die Öffnung gewartet werden, in Missunde auf die<br />

kleine Fähre.<br />

Wo schlafen? Gut Oehe vor Maasholm. Ferienhäuser direkt<br />

an der Ostsee – gut-oehe.de.<br />

Bed & Breakfast am Dom, mitten in der Altstadt von Schleswig.<br />

Liebe- und vor allem stilvoll eingerichtete Zimmer. Für eine<br />

Nacht in diesem Haus lohnt es sich, noch einen Verlängerungstag<br />

an Land einzuplanen – bb-schleswig.de.<br />

Koseler Hof, fast zweihundert Jahre alter Gasthof mit gutem<br />

Restaurant und gemütlichen Zimmern – koselerhof.de.<br />

Im denkmalgeschützten Getreidespeicher in Kappeln direkt<br />

an der Schlei – teilweise mit Schleiblick direkt aus der Badewanne<br />

– pierspeicher.de.<br />

Was tun an land?<br />

Schleswig: Schloss Gottorf mit Barockgarten und Globushaus<br />

sowie dem Wikingermuseum Haithabu:<br />

schloss-gottorf.de. In Haithabu wird vom 11. bis 14. Juli wieder<br />

der Sommermarkt veranstaltet – Handwerk und Handel wie vor<br />

1.000 Jahren.<br />

Der Holm – alte Fischersiedlung zwischen Altstadt und Schlei.<br />

Noch heute existiert dort die sogenannte Holmer Beliebung,<br />

eine Art Totengilde, die während des 30-jährigen Krieges gegründet<br />

wurde. Bezeichnend der kleine Friedhof im Mittelpunkt<br />

des Holms.<br />

St. Petri Dom – mit dem berühmten Brüggemann-Altar.<br />

Stadtmuseum Schleswig: Ab dem 20. Juni kommt die<br />

Münchner Ausstellung „Nude Visions – 150 Jahre Körperbilder<br />

in der Fotografie“ ins Museum (bis 29.09.<strong>2013</strong>) – absolut<br />

sehenswert.<br />

Kappeln: Holländermühle Amanda, mit rund 30 Metern<br />

die höchste Mühle Schleswig-Holsteins. Als die Mühle 1888 fertiggestellt<br />

wurde, hatte der Erbauer Peter Thomsen auch gleich<br />

einen Namen für sie bereit: Amanda, denn so hieß auch seine<br />

Ehefrau.<br />

Heringszäune, das Wahrzeichen der Region – Über 600 Jahre<br />

ist der Heringszaun von Kappeln alt und wird heute wieder<br />

zu den Heringstagen genutzt. Da die Stadt Kappeln kein Geld<br />

für den Abriss des Zaunes hatte, blieb er als einziger Heringszaun<br />

zumindest ganz Europas erhalten. Gut zu sehen ist der Zaun, bei<br />

dem durch ein Geflecht die Heringe in die Reusen geleitet werden,<br />

nicht nur vom Wasser, sondern vor allem von der Kappeler<br />

Klappbrücke aus.<br />

52 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Foto: shutterstock.com/Wilm Ihlenfeld<br />

Kleines Dorf mit großer Geschichte: Im Mittelalter<br />

war es ausschließlich Fischern aus Holm gestattet,<br />

zwischen Arnis und Schleswig zu fischen<br />

St. Nikolai Kirche – mit der großen geschnitzten Christophorus-Statue im Eingang. Gemeinsam<br />

mit den Heringen bildet der heilige Christophorus übrigens das Wappen von Kappeln.<br />

Hexenbäume – kurz hinter Kappeln neben der Straße nach Süderbrarup stehen beim<br />

Gut Roest auf der rechten Seite fünf Bäume auf einem Feld. Fährt man vorbei, ändert sich<br />

je nach Blickwinkel die Anzahl der Bäume. Der Sage nach wird jeweils ein Gebäude des<br />

Gutes abbrennen, sobald einer der Bäume gefällt werden wird. Ursprünglich waren es<br />

sechs Bäume, einer wurde vom Blitz getroffen. Im Jahr danach brannte die große Scheune<br />

auf Gut Roest.<br />

„Bad“ Arnis – die kleinste Stadt Deutschlands, beschaulich und sehenswert. Wer Arnis besucht,<br />

sollte sich auch unbedingt die Kirche ansehen. Eindrucksvoll sind die vier Votivschiffe.<br />

Lindaunis – die denkmalgeschützte einspurige Klappbrücke dient Autos, Bahn, Radfahrern<br />

und Fußgängern zur Schleiquerung im Wechselverkehr.<br />

wo essen? Speicher No.5, Kappeln – direkt am Hafen. Seit 15 Jahren vor Ort und seit<br />

dem ersten Tag bis heute absolut empfehlenswert. Wer bei seinem ersten Schleitörn noch<br />

keinen Tisch bekommt, muss wiederkommen. Unbedingt reservieren: 04642 / 5451 –<br />

speicher5.de.<br />

Pierspeicher, direkt am Kappeler Hafen mit Blick auf Schlei und Klappbrücke. Maritimes<br />

Flair kombiniert mit hervorragender Küche. Die Spitze eines America’s <strong>Cup</strong>-<strong>Segel</strong>s an der<br />

Wand sorgt beim Segler für zusätzliches Wohlbefinden. Außerdem ein Frühstücksangebot,<br />

bei dem man lieber aufs Brötchenschmieren an Bord verzichten sollte, pier-speicher.de.<br />

Schlie-Krog im kleinen Sieseby, ebenfalls hervorragende Küche und vor allem ein eigener<br />

Anleger vor dem Restaurant, besser geht’s kaum. Auch hier sollte man reservieren:<br />

04352/2531 – schliekrog.de. In diesem Jahr wird 30-jähriges Jubiläum gefeiert!<br />

Café Krog in Ulsnis, Kaffee und feinste Torten, da bleibt es bestimmt nicht nur bei einem<br />

Stück: cafe-krog.de.<br />

Odins historisches Gasthaus Haddeby – auf alle Fälle das nordische Mundbrot und<br />

die hausgemachte Pasta probieren und am besten noch ein Frühstück einplanen: gasthaushaddeby.de.<br />

Auch die Gastronomie im Wikingermuseum wurde aufgewertet, hier führt jetzt<br />

auch Oliver Firla von Odins Gasthaus Regie. Nordische Snacks und hausgemachte Kuchen<br />

mit Blick aufs Haddebyer Noor – empfehlenswert, nicht nur wegen der einmaligen Lage:<br />

haithabu-cafe.de<br />

<strong>2013</strong><br />

<strong>Segel</strong>urlaub<br />

in Schleswig<br />

und Kappeln<br />

Schleswig<br />

TourismusService<br />

am Ostseefjord Schlei<br />

Buchungen & Informationen:<br />

Plessenstraße 7 (nahe des Doms)<br />

24837 Schleswig (SL)<br />

Tel. 04621 - 850056<br />

Schleswiger Straße 1 (Mühle)<br />

24376 Kappeln<br />

Tel. 04642 - 4027<br />

www.ostseefjordschlei.de<br />

info@ostseefjordschlei.de<br />

Täglich von 9 - 20 Uhr telefonisch<br />

oder per Mail für Sie erreichbar<br />

Stadtführungen und<br />

vieles mehr...<br />

Stadtführungen: Mai - September<br />

in Schleswig z.B. „Fischersiedlung<br />

Holm und St. Johannis Kloster“<br />

sonntags 11.00 - 12.30 Uhr<br />

Treffpunkt: Holm-Museum<br />

in Kappeln z.B. „Abendbummel<br />

mit Mühlengeist“<br />

donnerstags 18.00 - 19.30 Uhr<br />

Treffpunkt: Mühle Amanda<br />

Veranstaltungen in<br />

der Schleiregion<br />

09.-12.05. Kappelner Heringstage<br />

12.05. Gottorfer Landmarkt<br />

26.-28.07. Wikingertage<br />

26.-30.07. Brarupmarkt<br />

18.08. Pur Open Air<br />

23.+24.08. Baltic Open Air<br />

Kappeln<br />

was mitbringen? Räucherfisch von Fiete Föh in Kappeln und Schokolade aus<br />

der Schokoladenküche in Kappeln.<br />

Infos und weitere Tipps<br />

Ostseefjord Schlei GmbH, Schleswig, ostseefjordschlei.de<br />

schleswiger stadtwerke, Schleswig, schleswiger-stadtwerke.de/de/stadthafen<br />

Immer aktuelle Urlaubsnews vom<br />

„Ostseefjord Schlei“ unter:


travel I panzer segelt... auf der schlei<br />

Wer Idylle liebt, findet bei einem Törn auf der<br />

Schlei alles, was Schleswig-Holstein zu bieten hat<br />

Wer lieber Fisch mag, zieht nach Kappeln, nimmt Kurs auf die<br />

schmalen Schornsteine direkt bei den über 600 Jahre alten und als<br />

einzige Europas noch betriebenen Heringszäunen, die schon allein<br />

als Grund für einen Schleibesuch genügen sollten.<br />

Drei dünne Türme strecken sich dort an Land in Richtung Himmel,<br />

jeweils mit einem weithin sichtbaren Buchstaben darauf – A A L, da<br />

weiß man gleich, was unten drunter in den insgesamt neun alten<br />

Räucheröfen hängt. Der Aal von Föh ein Muss, doch auch Sprotte,<br />

Hering, Makrele und Co bringt er genau auf den Punkt, wenn er nicht<br />

gerade mit seinem H-Boot selbst die Schlei erkundet und dabei vielleicht<br />

noch einmal Kurs auf die Insel von damals nimmt.<br />

Maasholm<br />

Hier sind die Spezialisten,<br />

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wenn es um Ihre Yacht geht:<br />

Schlei<br />

2 1 Peter Pauls, Bootsmotoren<br />

3 2 Yacht- & Bootswerft Stapelfeldt<br />

9 8<br />

5 4<br />

7 6<br />

3 Henningsen & Steckmest<br />

Kappeln 4 Ancker Yachting<br />

10 5 Yachtbau Janssen & Renkhoff<br />

6 Kiesow GmbH, Bootsmotoren<br />

1211<br />

13 7 Yachtdesign v.Ahlen<br />

8 Becker <strong>Segel</strong><br />

9 Hydraulikwerkstatt Nord<br />

10 Vogt Motoren-Service<br />

11 Mittelmann’s Werft<br />

12 Wrede Yachtlackierung<br />

14<br />

13 Tischlerei Mau<br />

Grödersby 14 CO-<strong>Segel</strong><br />

15 15 M&P Yachtwerft Paulsen<br />

Arnis 16 16 Matthias Paulsen, Yachtwerft<br />

schleiboot.de<br />

Becker <strong>Segel</strong>, Elvstrøm Sailpoint Kappeln<br />

Mehlbydiek 42, 24376 Kappeln<br />

T: 04642-92 54 00, F: 92 54 025<br />

E: info@b-segeln.de<br />

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54 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Fotos: www.shutterstock.com/<br />

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55


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56 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sports<br />

Foto: AC Image Bank<br />

highlights Wissen, was in der Szene los ist 58 – 59<br />

america‘s cup Mit zwei Rümpfen und Foils um die Trophäe 60 – 67<br />

gentleman‘s race Wie viel Wettfahrtleitung braucht ein Rennen? 70 – 73<br />

cilento cup Eine gute Regatta erträgt wenig Wind 74 – 78<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

57


sportshighlights<br />

Lange läuft!<br />

Vor zwanzig Jahren gewann sie noch den Admiral’s <strong>Cup</strong>, heute<br />

weiß kaum einer mehr von der einst prestigeträchtigen Wettfahrtserie.<br />

Doch die Container schwimmt noch, nur heißt der Ex-<strong>Cup</strong>per<br />

jetzt MYC-ONE und liegt vor Mallorca. Am Heck prangt das Signet<br />

des im letzten Jahr neu gegründeten Mediterranean Yacht Club<br />

e.V. (MYC). Als eine der allerersten Yachten überhaupt wurde die<br />

Container 1991 bei Knierim aus Karbon gebaut. <strong>Segel</strong>enthusiast<br />

Udo Schütz aus Selters hatte sie in Auftrag gegeben. Sven Hadler,<br />

stellvertretender MYC-Vorsitzender und selbst Crewmitglied beim<br />

Admiral’s <strong>Cup</strong>-Gewinn 1993, bezeichnet den Ex-<strong>Cup</strong>per sogar als<br />

„seglerisches Kulturgut“ und meint: „Wir glauben nicht, dass es eine<br />

zweite Yacht in Hightech-Bauweise aus dieser Epoche in einem so<br />

hervorragenden Zustand gibt.“ Schoten, Blöcke und Zubehör an<br />

Bord sind immer noch von 1993 und versprechen nostalgischen<br />

Charme, Außenhaut und Deck wurden im Jahr 2000 „refittet“. Sieben<br />

Segler, die wie Sven Hadler überwiegend auf Mallorca leben<br />

und arbeiten, gründeten letztes Jahr den MYC, inzwischen sind<br />

rund 60 weitere Mitglieder aus ganz Europa dazugekommen.<br />

mediterraneanyachtclub.com<br />

<strong>Segel</strong>n mit<br />

Nostalgie-Faktor<br />

Training im<br />

Windkanal<br />

Das Audi Sailing Team Germany trainiert nun auch im Windkanal<br />

des Automobilherstellers: Wo sonst Autos ihre Windschnittigkeit<br />

unter Beweis stellen müssen, durften zwei Crews der <strong>Segel</strong>-Nationalmannschaft<br />

im Sturm aus der 2,6 Megawatt starken Turbine<br />

bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern<br />

trainieren. Der 470er Olympionike Patrick Follmann war mit Julian<br />

Stückl dabei, dazu kamen Tina Lutz und Susann Beucke im<br />

49er. Ziel der Aktion: Körperhaltung von Steuermann und Vorschoter<br />

perfektionieren und die optimale Kleidungsvariante für<br />

bevorstehende Wettbewerbe finden. sailing-team-germany.de<br />

In Gstaad<br />

kann man beides…<br />

Ski fahren und segeln. Zu seinem 15. Geburtstag ließ sich der Yacht Club von<br />

Gstaad etwas Besonderes einfallen: Erst wurde in den Alpen ein ambitioniertes<br />

Skirennen ausgetragen, danach ging es zum packenden Match-Race mit<br />

ferngesteuerten Karbonrennern im Schwimmbad von Gstaad, wo mächtige<br />

Windmaschinen für eine anständige Brise sorgten. Der einst von einer Gruppe<br />

von Enthusiasten gegründete Club gehört inzwischen zu den elitäreren europäischen<br />

<strong>Segel</strong>vereinen und hat rund 400 Mitglieder. gstaadyachtclub.com<br />

„Eine erfolgreiche Führungsfigur muss als Vorbild wie ein Leuchtturm sein:<br />

stark, weithin sichtbar und zuverlässig. Faulheit, Feigheit, Eitelkeit oder Dünkel<br />

können fatale Konsequenzen haben.“<br />

Tim Kröger in seinem Buch „Ich bin wir – das Crewkonzept“, Delius Klasing <strong>2013</strong><br />

58 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Ziel<br />

St. Petersburg<br />

Start<br />

Flensburg<br />

Yachtrennen<br />

entlang der Gaspipeline<br />

Nachdem im letzten Jahr nur Yachten der Swan 60-Klasse (und davon gibt es einfach<br />

nicht sehr viele) am Nord Stream Race teilnehmen durften, hat sich der St. Petersburg<br />

Yacht Club (SPBYC) nun mit dem Norddeutschen Regatta Verein (NRV) einen renommierten Partner<br />

für die Neuauflage der Regatta an Bord geholt. Diesmal soll das rund 800 Meilen lange Rennen ohne Zwischenstopp<br />

von Flensburg in die ehemalige Zarenstadt führen, ausgeschrieben für die Swan 60s und Yachten mit ORC-Vermessung. Eine Match<br />

Race-Veranstaltung der Swan 60s wird am Donnerstag, den 12. September auf der Flensburger Förde die Regatta entlang der Gaspipeline durch<br />

die Ostsee eröffnen. Dabei haben die Veranstalter den Sprint gen Osten geschickt mit der Flensburger Fördewoche verknüpft: Die Wettfahrt<br />

um das blau-gelbe Band wird in der ORC-Klasse als Inshore-Regatta gewertet. Der erste Start des eigentlichen Rennens ist am Sonntag, den 15.<br />

September für die ORC Division B. Am darauf folgenden Montag startet die ORC Division A, gefolgt von den 60-Fuß-Schwänen. SEGEL JOURNAL-<br />

Prognose: Egal wie groß das Schiff ist, Mitte September kann es auf der Ostsee schon ganz schön schattig werden. nord-stream-race.com<br />

Deutsches Team im Finale<br />

des Red Bull Youth America’s <strong>Cup</strong><br />

Das deutsche Team, bestehend aus Mitgliedern des Sailing Team Germany (STG) und des Norddeutschen<br />

Regatta Vereins (NRV), konnte sich zusammen mit den Teams aus Neuseeland, der<br />

Schweiz, Australien und Portugal für das Finale des Youngster <strong>Cup</strong>s qualifizieren. Ein grandioser<br />

Erfolg für Skipper Philipp „Buhli“ Buhl, der sich außerdem noch über die Auszeichnung „Segler<br />

des Jahres 2012“ freuen darf. Und das, obwohl er sich 2012 nicht für olympische Weihen qualifizieren<br />

konnte, dafür aber mit seinem Laser zur Spitze der Weltrangliste gehört.<br />

americascup.com/events/red-bull-youth-americas-cup<br />

Termine<br />

von MAI bis JUNI<br />

16.-24. Mai, Capri<br />

Rolex Capri Sailing Week / Volcano Race<br />

Frühlingserwachen der<br />

mediterranen Bigboatszene<br />

internationalmaxiassociation.com<br />

Fotos: Heinrich Hecht, Anbieter<br />

<strong>Segel</strong>-Nationalmannschaft<br />

vollständig<br />

Die Olympiaanwärter für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro Tobias Schadewaldt und<br />

Hannes Baumann im 49er sowie Roland und Nahid Gäbler im Katamaran-Mixed haben beim Audi<br />

Sailing Team Germany (ASTG) unterschrieben. Das Team um Geschäftsführer Oliver Schwall hat<br />

sich für 2016 viel vorgenommen: Mit einem veränderten Konzept soll die Spitzenförderung im<br />

Hochleistungssegelsport verstärkt werden, damit 2016 in Rio de Janeiro endlich die angekündigten<br />

Medaillen auch gewonnen werden. Was letztes Jahr in London nicht klappte, wollen Tobi<br />

und Hannes 2016 erreichen – wieder im 49er. Ehepaar Gäbler, die im Tornado Weltspitze sind, will<br />

vor Rio seine Titelsammlung komplettieren. „Dieses neue Projekt ist für uns der logische Schritt<br />

und eine fantastische Herausforderung. Im Tornado haben wir von Weltmeisterschaft bis Deutsche<br />

Meisterschaft alles gewonnen. Jetzt wollen wir eine Olympiamedaille“, erklärt der 48-jährige<br />

Steuermann Roland Gäbler sein Ziel zusammen mit seiner Frau Nahid für die kommenden Jahre.<br />

sailing-team-germany.de<br />

18.-20. Mai, Kiel<br />

Young Europeans Sailing – Pfingstbusch<br />

Die große Leistungsschau<br />

der Youngster – alle anderen sind<br />

auf Helgoland zur Nordseewoche<br />

kyc.de<br />

29. Mai bis 2. Juni, Antibes<br />

Les Voiles d‘Antibes<br />

Schön, schöner, Antibes<br />

und klassische Yachten<br />

voilesdantibes.com<br />

16.-22. Juni, St. Tropez<br />

Rolex Giraglia <strong>Cup</strong><br />

Der Klassiker von St. Tropez nach Italien<br />

giragliarolexcup.com<br />

22.-30. Juni, Kiel<br />

Kieler Woche<br />

Die weltgrößte Regatta spricht für sich<br />

kieler-woche.de<br />

26. bis 30. Juni <strong>2013</strong><br />

Vele d’Epoca a Napoli<br />

<strong>Segel</strong>nde Schönheiten in Bella Italia<br />

leveledepoca.it<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal 59


sports I 34. America’s <strong>Cup</strong><br />

Beide Rümpfe fliegen!<br />

Beim Training auf der San Francisco<br />

Bay rast Oracles neuer AC 72 auf<br />

seinen Foils dahin. Schwedens<br />

Artemis im Hintergrund kam anfangs<br />

übers „Skimmen“ nicht hinaus<br />

60 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Angriff<br />

der flugboote<br />

Wer wird gegen Larry<br />

Ellisons „Team Oracle USA“<br />

zum Kampf um die älteste<br />

Sporttrophäe der Welt<br />

antreten? Der Louis Vuitton <strong>Cup</strong><br />

dürfte Segler und Material noch<br />

härter beanspruchen als der<br />

eigentliche America’s <strong>Cup</strong>.<br />

Text hans-harald schack<br />

fotos Gilles Martin-raget, AC Image Bank<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

61


sports I 34. America’s <strong>Cup</strong><br />

Das Revier könnte einer<br />

der Vorteile für die<br />

Amerikaner sein.<br />

Denn sie haben bereits<br />

ein Schiff für die<br />

Windbedingungen im<br />

September gebaut.<br />

Der <strong>America's</strong> <strong>Cup</strong> auf der Pier am Nordufer von<br />

San Francisco (oben). Die Regattastrecke liegt<br />

zwischen der Gefängnisinsel Alcatraz und der<br />

Stadt. Das Wahrzeichen der Stadt, die Golden<br />

Gate Bridge, liegt westlich davon. Hier herrschen<br />

noch schwierigere Trainingsbedingungen<br />

62 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, beginnt<br />

vor San Francisco der Louis Vuitton <strong>Cup</strong>, die<br />

Herausforderer-Rennen vor dem eigentlichen America’s<br />

<strong>Cup</strong>. Die erste Wettfahrt, noch ohne Bedeutung für den<br />

Verlauf des <strong>Cup</strong>s, wird tags darauf gestartet. Der Auftakt ist ein<br />

Fleetrace, bei dem sich die Kontrahenten, einschließlich des<br />

<strong>Cup</strong>-Verteidigers, beschnuppern und gegenseitig beeindrucken<br />

können. Wer wird die Muskeln spielen lassen, wer mit seinen<br />

wahren Stärken hinterm Berg halten?<br />

Der Louis Vuitton <strong>Cup</strong> dürfte ebenso spannend werden wie der<br />

America’s <strong>Cup</strong> selbst. Vielleicht noch spannender, wenn nämlich<br />

die Leistungsunterschiede zwischen den Bewerbern knapp<br />

sein sollten. Vor dreißig Jahren hatte der französische Gepäckproduzent<br />

begonnen, die Ausscheidungsrennen zu sponsern,<br />

gleich beim ersten Mal, 1983 vor Newport, endete die Serie<br />

mit dem Sieg von Australia II. Sie sollte den Amerikanern kurz<br />

darauf den <strong>Cup</strong> entreißen, nach 132 Jahren. Der Zwölfer vom<br />

Zeichenbrett Ben Lexcens – die Risse wurden noch mit der<br />

Hand gezeichnet und der Werft als „Blaupause“ geliefert – hatte<br />

einen geheimnisvollen Flügelkiel.<br />

Im Jahr <strong>2013</strong> gibt es keine Blaupausen mehr, die Yachten sind<br />

Katamarane und rasen mit über 40 Knoten dahin, und Flügel<br />

unterm Rumpf heben das ganze Schiff aus dem Wasser. Beim<br />

34. America’s <strong>Cup</strong> wird der Kampf um die Kanne im Tiefflug<br />

entschieden. Die Tragflächen heißen auf Englisch „foils“, sie haben<br />

auch unter deutschen Seglern das Verb „foilen“ populär<br />

gemacht. Dass gekrümmte Schwerter einen großen Katamaran<br />

anheben können („skimming“), war spätestens seit dem letzten<br />

America’s <strong>Cup</strong> bekannt, dass geknickte Boards ihn aber komplett<br />

aus dem Wasser heben können, und dass sich das Flugboot<br />

auch stabil segeln lässt, war für manche Beobachter ein<br />

Schock. Team New Zealand machte das im Herbst vor Auckland<br />

vor, und bei den anderen Teams brach konstruktive Panik aus.<br />

Auch Team Luna Rossa „foilte“, als sei’s die natürlichste Sache der<br />

Welt, und die Spione vom Team Oracle brauchten ein schnelleres<br />

Motorboot, um den Sizilianern folgen zu können.<br />

Die Foils hatten zuvor als Irrweg gegolten, denn nach dem AC-<br />

Reglement dürfen Unterwasserflächen in sich nicht verstellbar<br />

sein. Artemis-Skipper Terry Hutchinson hielt Foils für untrimmbar<br />

und damit „nicht praxistauglich“. Die Neuseeländer wurden jedoch<br />

dabei beobachtet, dass sie die kompletten Foils ständig mit einem<br />

enormen Kraftaufwand trimmten. Die Schweden machten teamintern<br />

einen Neustart. Hutchinson wurde durch den 49er-Gold-<br />

Olympioniken Nathan Outteridge abgelöst, der vom Franzosen<br />

Loïck Peyron auf große Kats umgeschult wird. Die Schweden waren<br />

die Ersten, die (auf einem Trimaran) den großen Flügelmast auf See<br />

ausprobiert hatten – da galten sie als Favoriten. Jetzt waren sie die<br />

Letzten, die auf Foils umstiegen – im Frühjahr <strong>2013</strong> hatten sie definitiv<br />

das langsamste Schiff. Team-Chef Paul Cayard grimmig: „Es<br />

steht noch lange nicht fest, wer die Asse hat.“<br />

Die Schweden waren auch sauer, weil sie sich überrumpelt fühlten.<br />

Nach ihrer Interpretation waren die Foils aufgrund ihres<br />

relativ großen Volumens in den Regeln verboten (Anhänge dürfen<br />

nicht mehr als zehn Prozent der Gesamtverdrängung ausmachen),<br />

aber in der Protestverhandlung änderte das Komitee<br />

einfach die Regel. Es sei nicht Sinn der Volumenbegrenzung<br />

gewesen, das Foilen zu verhindern.<br />

Die termine<br />

4. Juli Eröffnung<br />

5. Juli Fleetrace Herausforderer und Verteidiger<br />

7. Juli-4. August Louis Vuitton <strong>Cup</strong> Rennen<br />

(jeder gegen jeden, „Round Robins”)<br />

6.-14. August Louis Vuitton <strong>Cup</strong> Match Races<br />

17.-30. August Louis Vuitton <strong>Cup</strong> Finals (Best of 13),<br />

zwei Rennen pro Tag – wer als Erster sieben<br />

rennen gewonnen hat, ist Herausforderer<br />

Die internen Ausscheidungen von Team Oracle laufen parallel zum LV <strong>Cup</strong>.<br />

1.-4. September Red Bull Youth America’s <strong>Cup</strong><br />

7.-21. September America’s <strong>Cup</strong> Finals Zwei Rennen pro Tag.<br />

Best of 17 – wer als Erster neun Wettfahrten<br />

gewonnen hat, ist <strong>Cup</strong>-Sieger<br />

Tagesgenauer Regatta-Kalender unter cupinfo.com<br />

(Stichpunkt „Schedule“)<br />

Wo kann man’s sehen?<br />

Im deutschen Fernsehen liegt der <strong>Cup</strong> noch weit hinter dem Horizont.<br />

Die ARD plant keine Übertragung, wird aber „eventuell“ in der Sportschau<br />

berichten. Eurosport will Rennen des Louis Vuitton und des America’s<br />

<strong>Cup</strong> übertragen, kann zurzeit aber noch keine Termine nennen (später<br />

unter: eurosport.de, Stichwort „<strong>Segel</strong>n“).<br />

Auf YouTube gibt es einen eigenen America’s <strong>Cup</strong> Channel:<br />

youtube.com/user/Americas<strong>Cup</strong><br />

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mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

63


sports I 34. America’s <strong>Cup</strong><br />

Pro Team dürfen nur zwei große Kats gebaut werden, damit sich<br />

das Wettrüsten in Grenzen hält. Team Luna Rossa (Prada) wird<br />

nur mit einem großen Kat ins Rennen gehen, und der ist ein<br />

Schwesterschiff des ersten neuseeländischen AC 72. Das klingt<br />

zunächst nach einem Nachteil. Da die Neuseeländer ihren Prototyp<br />

aber im Juli 2012 ins Wasser brachten und die Italiener<br />

ihr Schiff drei Monate später, enthielt Prada alle technischen<br />

Verbesserungen, die die Neuseeländer bei ihren ersten Ausflügen<br />

– wörtlich zu nehmen – erarbeitet hatten. (Die Fortschritte<br />

der Italiener wiederum kamen den Neuseeländern bei ihrem<br />

zweiten Schiff zugute.) Den Italienern unter Max Sirena traut<br />

vor dem Startschuss zum Louis Vuitton <strong>Cup</strong> keiner den Sieg im<br />

kleinen Herausfordererfeld zu. Sie stiegen mit Verspätung in den<br />

Wettbewerb ein, nachdem der erste Herausforderer (Challenger<br />

of Record), Vincenzo Onoratos Team Mascalzone Latino, einen<br />

ebenso überraschenden wie peinlichen Rückzieher gemacht<br />

hat. Der Betreiber der Moby-Line-Fähren vom italienischen Festland<br />

auf die Inseln hatte schlicht Finanzierungsprobleme. Jetzt<br />

fungiert Team Artemis als Anführer der Herausforderergruppe.<br />

Larry Ellison (oben) im Zenit seiner gesellschaftlichen Laufbahn. Der<br />

schrullige Multi-Milliardär hat sich – laut „Business Week“ – vom rücksichtslosen<br />

Rebellen zum disziplinierten Kämpfer gewandelt. Mit Jimmy<br />

Spithill (unten links) und Russell Coutts (unten, Mitte) holte er im Februar<br />

2010 den <strong>Cup</strong> wieder nach Amerika<br />

Bevor der Startschuss zum ersten Rennen des Louis Vuitton<br />

<strong>Cup</strong>s fällt, sind alle Prognosen Spekulation. Die Gerüchte-Küche<br />

brodelt umso heftiger, je weniger Gewissheiten es gibt. Das<br />

war bisher bei jedem <strong>Cup</strong> so. Alle Teams verändern Dinge, alle<br />

lernen hinzu. Und alle halten ihre wahren Lernfortschritte geheim,<br />

so gut es geht. Schwedens Team-Chef Paul Cayard: „Wir<br />

machen technische Fortschritte, über die ich natürlich nicht<br />

reden kann.“ Neuseelands Team-Chef Grant Dalton: „Wir haben<br />

beim <strong>Segel</strong>n Dinge rausgekriegt, die deutlich mehr bringen als<br />

technische Veränderungen am Boot.“ Skipper Jimmy Spithill,<br />

Australier, aber bei dem US-Team unter Vertrag, deutet seine<br />

katastrophale Kenterung mit dem AC 72, bei der das Flügelrigg<br />

zerbrach, in einen Gewinn um: „Wir haben gelernt und nehmen<br />

unser Testprogramm jetzt auf einem höheren Level wieder auf.“<br />

Im Herbst galt Emirates Team New Zealand noch als der klare<br />

Favorit. Grant Daltons kommerzielles <strong>Segel</strong>-Unternehmen<br />

Der AC 72, mit dem die Ausscheidungsrennen der Herausforderer<br />

und der America’s <strong>Cup</strong> gesegelt werden,<br />

wird von den Teams entwickelt. Allerdings bietet Verteidiger<br />

Oracle Bewerbern mit knappem Budget einen<br />

fertigen Bauplan an – „und sicher nicht den schlechtesten“,<br />

vermutet Energy-Teamchef Bruno Peyron. Die<br />

Franzosen hatten erwogen, das Angebot der Amerikaner<br />

für den Einstieg in den „großen“ <strong>Cup</strong> zu testen.<br />

AC-72-Höchstmaße<br />

Lüa<br />

22 m<br />

Breite<br />

14 m<br />

Mast<br />

40 m<br />

Tiefgang<br />

4,4 m<br />

Gewicht<br />

5,9 t<br />

Mastfläche 260 qm<br />

Fock<br />

80 qm<br />

Gennaker 320 qm<br />

Crew 11<br />

64 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Kein Fall für den Yachtclub. Zum Maststellen<br />

und Ins-Wasser-setzen der<br />

Boote ist ein extra Kran nötig. Jedes<br />

Team hat eigene Hallen und Gelände<br />

Die Foils von „Oracle Team USA“<br />

erinnern an Orca-Flossen. Die tragenden<br />

Strukturen mittschiffs<br />

stecken hinter einer Verkleidung<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

65


Die Kenterung ihres ersten AC 72 bei<br />

böigem Wind über 25 Knoten war ein<br />

schwarzer Tag für „Oracle Team USA“.<br />

Ein Mann wurde unter dem Schiff rausgeholt<br />

- lebend. Spithill: „Ich sprach mit<br />

den anderen Teamchefs und Steuerleuten<br />

darüber, bevor ich Larry angerufen<br />

habe. Er hat sehr gelassen reagiert.“ Das<br />

Rigg war hinüber – die Amerikaner<br />

legten einen fulminanten Neustart hin<br />

Was von Oracles Technologievorsprung<br />

übrig ist, wird man erst im<br />

September wissen<br />

hatte als Erstes seinen großen Kat im Wasser. Skipper Dean<br />

Barker brachte das Schiff nach Belieben zum Foilen. Die Kiwis<br />

hatten mit dem italienischen Team Luna Rossa (Prada) einen<br />

Trainingspartner, mit dem sie legal kooperieren und Entwicklungsergebnisse<br />

teilen durften. Vor allem konnten sie ihre Testergebnisse<br />

in Prada umsetzen. Ihre Testzeit auf dem Wasser – für<br />

jedes Team auf 30 <strong>Segel</strong>tage begrenzt – verdoppelte sich dadurch<br />

fast. Alle Beobachter waren sich einig: Die Neuseeländer<br />

waren mit Vorsprung ins Rennen gegangen, sie nutzten ihre Zeit<br />

am besten, und sie hatten einen praktisch baugleichen Sparringspartner,<br />

mit dem sie ausprobieren konnten, ob eine bestimmte<br />

Veränderung am Boot messbare Vorteile bringt oder nicht.<br />

Das Foilen, so Team-Chef Dalton, bringt glatte sieben Knoten<br />

auf raumen Kursen, am Wind jedoch geht der Kraftaufwand fürs<br />

Anheben des Bootes zu sehr auf Kosten der Geschwindigkeit.<br />

Als Russell Coutts nach dem <strong>Cup</strong> 2010 die Regeln fürs nächste<br />

Mal verkündet hatte, war die Ablehnung zunächst groß gewesen.<br />

Zu teuer, zu kompliziert, die Boote überzüchtete, kaum zu<br />

beherrschende Rennmaschinen. Die Deutschen sahen keine<br />

Chance, ohne Groß-Sponsor die technische Herausforderung logistisch<br />

zu stemmen. Jetzt sind sie immerhin im Youth America’s<br />

<strong>Cup</strong> dabei, der parallel zum „großen“ <strong>Cup</strong> mit AC-45-Katamaranen<br />

ausgetragen wird (SEGEL-JOURNAL 2/<strong>2013</strong>), und studieren das<br />

Wing-<strong>Segel</strong>n und das Revier in der San Francisco Bay. Und das hat<br />

es in sich. Youth-AC-Skipper Philipp Buhl (Sonthofen): „Die Bay ist<br />

anspruchsvoll und vielseitig. Hinter der Stadt ist der Wind meist<br />

leicht, vor der Stadt kräftig. Vom Pazifik weht die kalte Seebrise<br />

durch die Golden Gate Bridge in die Bucht. Dazu machen die ungewöhnlich<br />

starken Wasserströmungen das <strong>Segel</strong>n in der Bucht<br />

so anspruchsvoll. Mit einer Jolle sind sie kaum zu bewältigen. Und<br />

für die großen AC-72-Katamarane ist die Bucht sogar fast zu klein.“<br />

Zumindest die Rennstrecke zwischen der Gefängnisinsel Alcatraz<br />

und dem Nordufer der Stadt. Die Bahnschenkel sind in fünf bis<br />

zehn Minuten abgesegelt.<br />

Das Revier könnte einer der Vorteile für die Amerikaner sein.<br />

Denn sie haben bereits ein Schiff für die Windbedingungen im<br />

September gebaut, wenn es weniger stark bläst als im Juli und<br />

August. Die Herausforderer müssen ihre Schiffe für starke Thermik<br />

und kräftige, böige Winde optimieren, damit sie‘s überhaupt<br />

an den Start für den America’s <strong>Cup</strong> schaffen. Als die Amerikaner<br />

ihren neuen Kat aufs Wasser brachten, kommentierte die<br />

englische Fachzeitschrift „Seahorse“ die schlanken Vorschiffe:<br />

„Mutig.“ Denn schlanke Linien erhöhen die Gefahr des Unterschneidens,<br />

und damit haben die Amerikaner bei Böen über<br />

25 Knoten schlechte Erfahrungen gemacht. Schlanke Rümpfe<br />

stoppen in ruppiger See allerdings auch nicht so leicht ab. Statt<br />

Vorschiffe bauchiger zu machen, verlängern Konstrukteure sie<br />

lieber – was bei einem AC-Kat allerdings nicht geht, der bereits<br />

die Maximallänge hat. Solange es kräftig bläst, müssen die<br />

Amerikaner also verhalten segeln. Was sie wirklich können und<br />

ob von ihrem Technologievorsprung vom <strong>Cup</strong> 2010 noch etwas<br />

übrig ist, wird man erst im September wissen.<br />

Das gesamte America‘s-<strong>Cup</strong>-Programm besteht aus drei Teilen,<br />

die viel besser zusammenpassen, als das vorher jemand zu hoffen<br />

wagte. Die World Series mit den AC 45 hat Teams in der <strong>Cup</strong>-<br />

Welt mitspielen lassen, die diesmal noch nicht um den <strong>Cup</strong> mitsegeln<br />

können, aber ernste Aspiranten sind – darunter Briten,<br />

Franzosen, Koreaner. Der Red Bull Youth America’s <strong>Cup</strong> führt die<br />

nächste Generation an die Profi-Welt heran. Das Highlight ist<br />

natürlich der America’s <strong>Cup</strong>, der mit den rasenden Hightech-<br />

Kats und satellitengestützter Schiedsrichtertechnik, bei der die<br />

Position der Yachten zentimetergenau bestimmt wird, spannende<br />

Wettkämpfe verspricht.<br />

66 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sports I 34. America’s <strong>Cup</strong><br />

Sie kämpfen um den <strong>Cup</strong><br />

© Carlo Borlenghi/Americ‘ s <strong>Cup</strong> © Chris Cameron/Americ‘ s <strong>Cup</strong> © Sander van der Bor/Americ‘ s <strong>Cup</strong><br />

© Guilain Grenier/Americ‘ s <strong>Cup</strong><br />

Der Verteidiger<br />

Oracle Team USA<br />

Golden Gate Yacht Club, San Francisco<br />

Eigner: Larry Ellison<br />

Gewann den 33. America’s <strong>Cup</strong> vor Valencia 2010 mit dem 68 Meter hohen<br />

Starrflügel-Tri USA 17. Ellisons Vermögen wird auf 40 Milliarden Dollar beziffert.<br />

Deshalb führte er fairerweise Trainingszeit- und Baulimits ein. Die<br />

Konkurrenz soll eine Chance haben. Ellison wird am 18. August 70 Jahre<br />

alt. Skipper Jimmy Spithill steuerte schon 2010 (unter dem Kommando<br />

von Russell Coutts).<br />

Zwei AC-45-Kats, zwei AC 72<br />

oracle-team-usa.americascup.com<br />

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Artemis Racing<br />

(Challenger of Record)<br />

Kungliga Svenska <strong>Segel</strong> Sällskapet, Stockholm<br />

Teamchef: Paul Cayard<br />

Cayard hat den französischen Multihull-Experten Loïck Peyron ins Team<br />

geholt und Terry Hutchinson entlassen. Die Schweden sind Neulinge im<br />

<strong>Cup</strong>, haben aber <strong>Cup</strong>-Veteranen und Olympia-Talente im Team. Sie trainieren<br />

vor San Francisco; mit dem zweiten AC 72 wollen sie auf Foils ihren<br />

technischen Rückstand aufholen.<br />

Zwei AC-45-Cats, zwei AC 72<br />

artemis-racing.americascup.com<br />

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Emirates Team New Zealand<br />

Royal New Zealand Yacht Squadron, Westhaven<br />

Teamchef: Grant Dalton<br />

ETNZ gewann mit Skipper Russell Coutts den <strong>America's</strong> <strong>Cup</strong> 1995. Coutts<br />

verteidigte den <strong>Cup</strong> 2000 und nahm ihn, als Skipper von Alinghi,<br />

den Neuseeländern 2003 auch wieder ab. Verlierer Dean Barker steht heute<br />

wieder am Ruder. Für ihn und ganz Neuseeland eine Frage der Ehre.<br />

Zwei AC-45-Cats, zwei AC 72<br />

emirates-team-new-zealand.americascup.com<br />

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Team Luna Rossa<br />

Circolo della Vela Sicilia, Palermo<br />

Eigner: Patrizio Bertelli<br />

Die America’s-<strong>Cup</strong>-begeisterten Italiener unterlagen 2007 den Neuseeländern<br />

im Louis Vuitton <strong>Cup</strong>, jetzt bilden sie ein Trainingsgespann. Der Prada-<br />

Chef entschied sich spät, in den <strong>Cup</strong> einzusteigen, sein Team hat Details<br />

des ETNZ-Schwesterschiffs entwickelt. Der silberne Italo-Kat ist zumindest<br />

optisch eine Augenweide, die America’s-<strong>Cup</strong>-Sneaker mit dem markanten<br />

weiß-roten Prada-Emblem sind schick.<br />

lunarossachallenge.com<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

67


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sports I hanse race<br />

Virtuelles Race unter<br />

echten <strong>Segel</strong>n<br />

Soll man sich den SpaSS am Regattasegeln durch<br />

materielle Zwänge vermiesen lassen? Braucht es eine<br />

Wettfahrtleitung und ein aufwändiges Landprogramm?<br />

Das Hanse Race geht neue Wege, die Bürokratie<br />

bleibt zwölf Tage an Land, Software ersetzt das Regattabüro.<br />

SEGEL JOURNAL sprach mit Initiator Volker Andreae, dem<br />

Vorsitzenden der German Offshore Owners Association.<br />

interview sandra-valeska bruhns fotos Corinna Kulp<br />

Das signalrote Flaggschiff Haspa Hamburg des Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS) nahm 2012 am Hanse Race teil<br />

(links). Die Macher der Regatta: Wettfahrtleiter Carl-Friedrich Schott „Schotti“ und Volker Andreae<br />

70 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Das Hanse Race 2012 war eine Regatta ohne Wettfahrtleitung.<br />

Wie kam es zu dieser Entwicklung?<br />

Im vergangenen Jahr wurde nach langer Zeit wieder ein Baltic<br />

Sprint <strong>Cup</strong> ausgeschrieben, zu dem auch 14 Yachten gemeldet<br />

sowie die Hotels und Logistik gebucht hatten. Im Mai 2012<br />

musste der <strong>Cup</strong> aber aus finanziellen Gründen abgesagt werden,<br />

die Sponsoren waren ausgeblieben. Für die 14 gemeldeten<br />

Yachten ein Schock, da Sommerplanung und alle Buchungen<br />

plötzlich obsolet waren. Als German Offshore Owners Association<br />

arbeiteten wir bereits an der Regatta-Organisations-Software<br />

Sailbook, die wir nun kurzerhand zum Einsatz brachten. So<br />

erreichten wir eine radikale Einsparung der Organisationskosten,<br />

keine Vorabreisen zu den Etappenzielen, keine Wettfahrtleitung<br />

auf dem Wasser. Der bisherige Veranstalter war unter der Bedingung<br />

einer Namensänderung einverstanden, das Hanse Race<br />

ging an den Start und wurde ein Erfolg.<br />

Wie muss man sich die Arbeit der virtuellen Wettfahrtleitung<br />

vorstellen?<br />

Zunächst einmal das Prinzip: Eine Regatta besteht aus drei Teilen,<br />

dem Start, dem Absegeln eines vorgegebenen Kurses und dem<br />

Zieleinlauf. Start und Ziel sind fast immer in Landnähe, also ist<br />

ein Handy-Empfang möglich. Auf jeder Yacht gibt es meist mehr<br />

Smartphones, mit denen man Fotos machen kann, als Segler. Unsere<br />

Wettfahrtleitung besteht nun aus Seglern an Bord der teilnehmenden<br />

Schiffe, die mit ihren Handys von den verschiedenen<br />

Bahnmarken und dem Ziel Fotos machen und an unseren Sailbook-Server<br />

senden. Der entscheidende Punkt: Das Handy muss<br />

eine eingeschaltete GPS-Funktion haben. Dann wird nicht nur die<br />

Position des Fotos, sondern auch die genaue Uhrzeit in dem Foto<br />

gespeichert. Und beides werten wir mit der Software aus, erstellen<br />

pro Yacht auf einer Seekarte einen Track mit den Fotos. Jeder<br />

sieht online noch während der Regatta also genau, wann und wo<br />

ein Foto geschossen wurde und zu welcher Zeit.<br />

Duell der Ausbildungsyachten: Haspa Hamburg gegen Bank von Bremen (oben).<br />

Entspannte Wettfahrtleitung auf dem Wasser: „Schotti“ im Einsatz (unten)<br />

Dieses Jahr geht es mit dem gleichen Konzept im Juli<br />

wieder nach Schweden. Wie ist sichergestellt, dass<br />

keiner der Teilnehmer mogelt oder unabsichtlich<br />

falsche Koordinaten meldet?<br />

In der Tat hat eine Yacht im letzten Jahr vor Visby per Zoom versucht,<br />

das als Zielmarke angegebene Hafenfeuer etwas früher zu erreichen,<br />

doch die Vorgabe war ganz klar: Peilung querab, auf dem Track war<br />

die „schräge“ Fotoposition problemlos zu erkennen, die Zielzeit<br />

wurde korrigiert. Also: Schummeln ist kaum möglich, die Koordinaten<br />

stecken im Foto, die GPS-Zeit ist zudem sehr genau.<br />

Wird das Race von den Teilnehmern als echte Regatta<br />

wahrgenommen oder eher – salopp gesprochen – als<br />

Geschwaderfahrt mit Bestenermittlung?<br />

Wir sprechen bewusst von einer Regatta-Reise, um neue Zielgruppen<br />

anzusprechen. In diesem Jahr wird der Hamburger<br />

Betriebssportverband mit vier Charteryachten teilnehmen, das<br />

freut uns sehr. Wir erreichen diese Öffnung auch, indem wir eine<br />

reine Cruiser-Klasse ohne Wertung vorsehen, die – wenn möglich<br />

– verkürzte Kurse zu den Etappenpunkten segelt, um alle Yachten<br />

zeitnah beieinander im Ziel zu haben.<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

71


sports I hanse race<br />

hanse race <strong>2013</strong> – die route<br />

30.6 Kiel<br />

02.7 Warnemünde-Hohe Düne 70 sm<br />

Bornholm/Hafenseite 180 sm<br />

05.7 Ystad 95 sm<br />

07.7 Karlskrona 80 sm<br />

08.7 Kalmar 57 sm<br />

Öland/Hafenseite 140 sm<br />

10.7 Visby hoch & runter 92 sm<br />

11.7 Nyköping 76 sm<br />

12.7 Nyköping Preisverleihung<br />

In der Regatta-Gruppe gibt es aber keine Unterschiede zu bisher<br />

üblichen Wettfahrten, hier wird von den Crews alles gegeben.<br />

Der Ansporn ist groß, da auch sehr bekannte Schiffe wie die<br />

HASPA Hamburg teilnehmen. Aber: Unter dem Leitgedanken des<br />

Gentlemen Race gibt es keine Jury und keine gerichtsähnliche<br />

Protestverhandlung. Wenn sich eine Yacht ungerecht behandelt<br />

fühlt, kann sie die Organisatoren und Protestgegner zu einem<br />

Bier einladen und das solange, bis eine einvernehmliche Lösung<br />

gefunden wird. Klappt wunderbar!<br />

Wie viel Manpower braucht dieses Regattaformat<br />

dennoch, um erfolgreich zu sein?<br />

Unser Wettfahrt-Team besteht neben mir aus drei Leuten: Wir haben<br />

einen offiziellen Wettfahrtleiter, der die formalen Themen wie<br />

Genehmigungen, <strong>Segel</strong>anweisung und die Unterstützung durch<br />

lokale Clubs organisiert. Wir haben jemanden, der sich um Social<br />

Events und Liegeplatz-Anmeldungen im Vorfeld per E-Mail oder<br />

Telefon kümmert. Und wir haben einen Systemadministrator, der<br />

über die eingehenden Daten wacht. Mit vier Leuten kann man<br />

eine Seewettfahrt mit 25 Teilnehmern nur organisieren, wenn<br />

jede Yacht 100 Prozent eigenverantwortlich handelt und wenn<br />

als Mindestausrüstung eine UKW-Sprechfunkanlage in Hörbereitschaft<br />

an Bord ist.<br />

Idyllisches Visby: Das Hanse Race bietet zwischen den einzelnen Etappen<br />

auf See Gelegenheit, den Ostseeraum zu erkunden<br />

Unser Prinzip ist: Jeder zahlt seine Kosten selbst, dafür gibt es<br />

kein oder nur ein minimales Meldegeld. So haben wir im letzten<br />

Jahr aus meinem Büro Hamburg per Google Maps in Karlskrona<br />

das nette Restaurant Lisas Sjökrog gefunden. Direkt am<br />

Nachbarsteg, man muss nur genug in die Karte zoomen, um<br />

die Telefon-Nummer zu finden. Ob wir sie denn am 21. Juli<br />

mit 80 Seglern überfallen dürften, jeder zahlt aber selbst?<br />

Kein Problem – es wurde ein vergnügter Abend, so wie die<br />

anderen Abende auch.<br />

Ist so eine Do-it-yourself-Regatta denn auch sicher?<br />

Wir geben an die Seenot-Leitstelle Bremen nicht nur die Etappen<br />

und deren Zeitplan, sondern auch einen speziellen Emergency-<br />

Onlinezugang für unsere Software Sailbook. Im Notfall können<br />

Rettungskräfte online sofort die letzte Foto-Position einer Yacht<br />

oder aufgrund der vorhandenen Meldedaten die vollständige<br />

Crewliste mit Alter, Unverträglichkeiten, Blutgruppen und Anschriften<br />

einsehen sowie die Notfallkontaktdaten. Über Funkberatung<br />

können Ärzte sogar den Inhalt der Bordapotheke mit den<br />

Verfallsdaten der Medikamente einsehen, sofern diese von den<br />

Skippern entsprechend gepflegt werden. Und zusätzlich identifizieren<br />

Rettungskräfte über die Datenbank ein Schiff über die<br />

<strong>Segel</strong>-Nummer, das Foto oder die MMSI-Nummer und erhalten<br />

für eine Bergung die technischen Daten wie Länge, Gewicht und<br />

Breite, ein erheblicher Zeit- und Sicherheitsgewinn.<br />

Von wann bis wann findet das Hanse Race <strong>2013</strong> statt?<br />

Sind auch Teilbereiche der Regattastrecke für die<br />

Teilnahme möglich?<br />

Der Start des Hanse Race ist in Kiel am 30. Juni, dem letzten<br />

Tag der Kieler Woche. Die erste Etappe führt nach Warnemünde,<br />

von dort geht es über Bornholm nach Schweden, zunächst<br />

Ystad. Auch hier ist eine große Flexibilität für die Teilnehmer<br />

72 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Gemütliches Beisammensein der Crews in Klaipeda: Nicht alles ist perfekt durchorganisiert, dafür bleibt Raum für Spontanität und ein Bier<br />

in der nettesten Bar des Ortes<br />

vorhanden, man muss nicht alle Etappen melden. Für den<br />

großen hanseboot-Gesamtpreis werden pro Yacht nur die<br />

Ergebnisse der besten beiden Einzelrennen gewertet, zusätzlich<br />

gibt es zahlreiche Sonderpreise der Partner-Clubs. Bei sehr<br />

schlechten Wetterverhältnissen ist es problemlos möglich, Etappen<br />

umzuplanen. Wir werden niemanden bei acht Windstärken<br />

auf eine Kreuz schicken.<br />

Welche Yachten können teilnehmen?<br />

Für das Hanse Race ist die Seetüchtigkeit ein ausschlaggebendes<br />

Kriterium, die Geschwindigkeit weniger. Langsame Schiffe segeln<br />

einen kürzeren Kurs. Wir haben schon zwei Meldungen von sehr<br />

großen Yachten (ca. 80 Fuß) und viele Schiffe sind zwischen 38<br />

und 52 Fuß lang, aber wir würden auch eine 10-Meter-Yacht<br />

akzeptieren, wenn sie vernünftig ausgerüstet ist. Charteryachten<br />

sind in der Cruiser-Klasse ebenfalls dabei. Für die Wertung nutzen<br />

wir wieder die Möglichkeiten moderner Software: Alle gängigen<br />

Messbriefe wie ORC, IRC oder Dansk Handicap einschließlich<br />

Yardstick werden angenommen, solange mindestens zwei<br />

Schiffe in diese Wertung wollen. Mit einer besonderen Formel<br />

werden innerhalb einer Wertung Punkte für jede Yacht errechnet<br />

in Abhängigkeit von der Platzierung und der Anzahl der Starter in<br />

dieser Klasse. So kann ein Gesamtsieger über alle Klassen für den<br />

hanseboot-Gesamtpreis ermittelt werden.<br />

Und wie sieht die Zukunft aus?<br />

In England experimentiert man schon mit virtuellen Tonnen, wir<br />

werden wie im letzten Jahr wieder mit dem schwedischen Sailonline.org<br />

eine gemeinsame Etappe starten, in der wir die Fotos<br />

und Positionen der echten Schiffe gegen die virtuellen Spieler<br />

antreten lassen. Auf der Etappe Visby-Klaipėda waren 2012 über<br />

270 virtuelle Boote (nach ORC vermessen) dabei, ein großer Spaß.<br />

Wir verstehen das Hanse Race als einen Vorreiter für weniger<br />

Stress, weniger Kosten und mehr Spaß. Mehr Flexibilität und<br />

mehr Sicherheit beim Regattasegeln, alles zusammen angesichts<br />

sinkender Teilnehmerzahlen und fehlender Sponsoren auf üblichen<br />

Bahnen ein notwendiger und zukunftsfähiger Kurs.<br />

Regattaorganisator Volker Andreae polarisiert seit Jahren die deutsche Regattaszene.<br />

Sein Ziel ist es, die geltenden Wettfahrtbedingungen beständig zu verbessern – sei es durch Innovationen<br />

im Yachtbau, bei der elektronischen Organisation und Verwaltung von Kampagnen und<br />

Regatten oder der Durchsetzung einer vermeintlich besseren Vermessungsformel. Der glühende<br />

IRC-Anhänger gehört seit 40 Jahren zu den Alsterpiraten und segelt von Kindheit an. Nach Jollenjahren<br />

im 470er und 505er folgten Yachten unter dem Traditionsnamen Inschallah: 3/4 Tonner, 1<br />

Tonner, ILC 40 und aktuell eine Class40 in Lissabon, mit der er an der Atlantic Rally for Cruisers<br />

(ARC) teilnehmen möchte.<br />

2007 gründete er die German Offshore Owners Association und initiierte den German Offshore<br />

Award im Hamburger Rathaus für die beste deutsche Regattayacht des Jahres.<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

73


Küste,<br />

Küche&<br />

Kultur<br />

<strong>Segel</strong>n in Kampanien<br />

74 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sports I cilento cup<br />

An der süditalienischen Küste des Cilento, einem der<br />

letzten Geheimtipps im Mittelmeerraum, wird <strong>Segel</strong>n zum<br />

wahren Back-to-the-Roots-Törn. Hier, rund 100 Kilometer südlich<br />

von Neapel, darf Italien noch italienisch sein, ohne hochgezüchtete<br />

Marinas, ohne in Reih und Glied aufgestellte Sonnenschirme und vor allem<br />

ohne horrende Hafengebühren fürs Schickimicki-Klientel.<br />

text und fotos Kirsten Panzer-Gunkel<br />

Bei all dem „ohne“, dem Ausbleiben, das erst den wahren<br />

Luxus ausmacht, ist <strong>Segel</strong>n im Cilento aber auch<br />

ein Erlebnis mit ganz viel „mit“! Mit Natur im Überfluss,<br />

Freundlichkeit und Ursprünglichkeit, in der noch ein Hauch der<br />

Anfangszeit des Italien-Tourismus zu spüren ist. Mit sauberem<br />

Wasser, kleinen Häfen, einfachen Trattorias, Spaghetterias und<br />

Osterias, mit Restaurants vom Feinsten und dazu einer Küche<br />

mit ganz viel Mozzarella di bufala und feinstem sonnengereiften<br />

Gemüse. Eine Küche, deren Zutaten sich selbst Kate Middleton<br />

frisch nach Haus ins triste England fliegen lässt.<br />

Vielleicht geht solch eine wider die Gesetze des Slow Food<br />

gemachte Bestellung nicht unbedingt konform mit dem<br />

Naturgedanken rund um den beeindruckenden Nationalpark,<br />

der seit 1998 ein UNESCO-Welterbe ist und seit 2010 zum Weltnetzwerk<br />

der Geoparks gehört – aber ein royaler Ritterschlag ist<br />

der königliche Einkauf allemal.<br />

Zur Küche kommt dann hier noch die Kultur, nicht umsonst haben<br />

sich im Südteil des italienischen Stiefels einst sowohl Römer<br />

als auch Griechen getummelt. Massige dorische Tempelsäulen<br />

sorgen für romantische Grundstimmung. Auch auf dem Wasser,<br />

spätestens wenn man sich der Geschichtsträchtigkeit der Region<br />

bewusst wird. Da fragt man sich bald, warum der Süden oft so<br />

verpönt ist, bei all dem kulturellen Reichtum und auch der Gastfreundschaft,<br />

der man im Cilento noch überall begegnet. Man<br />

ist willkommen, einerlei ob man über Land oder von der Wasserseite<br />

aus anreist, auch wenn unsere Stegnachbarn im Yachthafen<br />

von Salerno bei ihrer Ankunft noch leise Zweifel daran hegten.<br />

Vorübergehende Baustelle statt Urlaubsambiente. Die Kreuzfahrer<br />

brauchen mehr Platz und in diesem Zuge soll in Salerno auch<br />

gleich noch eine neue Marina entstehen. Damit sich die Wassersportler<br />

hier an der Grenze zum Cilento nicht vor den schwimmenden<br />

Großhotels verstecken müssen und sich den Kreuzfahrtgästen<br />

neben Dom und Altstadt auch noch ein eindrucksvoller<br />

Anblick auf der Wasserseite bietet.<br />

„Ursprünglich soll es aber auch dann noch bleiben“, blickt Evaristo<br />

in die Zukunft. Er hat den in Salerno startenden Cilento <strong>Cup</strong>, den<br />

wir hier segeln wollen, vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Durch<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

75


Ganz in Weiß – Empfangskomitee in Palinuro<br />

(oben). Der Hafenkapitän und sein Gefolge<br />

begrüßen die <strong>Cup</strong>-Teilnehmer. Gemeinsame<br />

<strong>Segel</strong>pause – Päckchenliegen in der Baia Infreschi<br />

(links). Das kühle Meerwasser sorgt<br />

hier für eine angenehme Erfrischung<br />

Entdeckungstour für Segler<br />

ihn soll die Region bekannter werden. „Die meisten wissen ja gar<br />

nicht, wie es hier aussieht. Die legen gleich ab nach Capri oder<br />

Richtung Liparische Inseln. Tolle Ziele, klar, aber die ahnen noch<br />

nicht einmal, was ihnen hier entgeht!“, sagt er und wuselt gleich<br />

schon wieder zwischen den Yachten herum, erklärt den Weg zum<br />

Supermarkt, in den nicht mehr als eine Crew zur gleichen Zeit hineinpasst,<br />

bespricht das Programm und lädt zum morgendlichen<br />

Empfang mit Buffet und Ansprache ein.<br />

Sie liegt ihm am Herzen, die Gegend und vor allem ihre maritime<br />

Seite. Verständlich, selbst dann, wenn der Wind vollkommen apathisch<br />

vor sich hin haucht. Wir fassen uns in Geduld, beäugen die<br />

Mitkonkurrenten. Elf Yachten insgesamt gegen die wir beim Cilento<br />

<strong>Cup</strong> antreten werden. Mehr aus Spaß, weniger um wahre<br />

Regattaambitionen auszuleben. Es wäre auch zu schade, hier nur<br />

so herumzuhetzen – up-wind, down-wind oder nur von A nach<br />

B. Lieber auch die Region genießen. Und ankern zum Beispiel. Da<br />

sind wir uns schnell einig, ein Spruch über Funk, in dem jetzt erst<br />

mal von dem Gegeneinandersegeln Abstand genommen und die<br />

Badebucht empfohlen wird. Schließlich geht es beim <strong>Cup</strong> nicht<br />

nur ums Regattasegeln, der Cilento an sich ist vielmehr das Ziel.<br />

Seine unterschiedlichen Charakteristika werden in jedem Hafen<br />

präsentiert und unterwegs in stillen Buchten unter hohen Felsen<br />

oder waldigem Hang kann sich jeder selbst ein Bild machen von<br />

der eindrucksvoll üppigen Natur; und von einer Region, die gerade<br />

erst aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.<br />

Zu unserem Glück, denn so treffen wir unterwegs zwar auf einige<br />

Sonntagsausflügler, die die Buchten italienisch geräuschvoll zum<br />

Leben erwecken, doch meist bleibt es ruhig und beschaulich.<br />

Badespaß mit Fischanschluss, während der Vino Bianco auf Eis<br />

liegt und nach der äußerlichen Abkühlung gleich auch noch für<br />

die innere sorgen wird. Man prostet sich zu, von Yacht zu Yacht,<br />

von Bayern nach Österreich, vom Rhein nach Russland, während<br />

geschmeidige Italiener stolz am Vorstag posen. Wettsegeln tritt in<br />

den Hintergrund.<br />

Dolce Vita am Stiefel – italienisches Lebensgefühl, mediterranes<br />

Ambiente, so wie es der Segler liebt, der Blick vom Wasser aus<br />

aufs Land. Kurs Süd ist deshalb auch unbedingt die Steuerbordseite<br />

als Sitzposition zu empfehlen, selbst wenn man bei stärkeren<br />

südöstlichen Winden dann kurz vor der Wasserkante<br />

hocken sollte. Der Ausblick lohnt sich: erst die Ebene des Sele,<br />

dann die grünschattierten Berge, die sich drei-, vierreihig tief ins<br />

Landesinnere ziehen und sich an der Küste dicht bewachsen ins<br />

Tyrrhenische Meer ergießen. Dazu die Felsen, die steil herabfallen<br />

und Türme, Fenster und Grotten bilden. Letztere gibt es vor allem<br />

rund ums Capo Palinuro. Sie zählen zu den Highlights der Region<br />

und warten mit den verschiedensten Formen und Farben auf. Mal<br />

dringt Tageslicht durch einen Unterwassertunnel ins Innere und<br />

lässt das Wasser fast schon unnatürlich blau leuchten, mal sorgt<br />

eisenhaltiges Gestein für blutrote Färbung oder Kalkstein für ein<br />

Bad in Silber. Wer will da noch nach Capri segeln?<br />

76 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sports I cilento cup<br />

Das überlegte sich auch die legendäre Chartercrew, von der man<br />

sich immer noch in den pittoresken Häfen erzählt. Kaum angekommen<br />

und von Acciaroli aus gestartet hat sie ihre lang geplante<br />

Route gen Liparische Inseln über Bord geworfen und ist<br />

geblieben. Die 70 Kilometer lange Küste war dann ihr <strong>Segel</strong>revier,<br />

alle sechs Seemeilen ein Hafen, besser geht es nicht. Sie haben<br />

die Ursprünglichkeit, Schönheit und Unberührtheit genossen<br />

statt zu wuseligen Inseln aufzubrechen. „Ob da aber unbedingt<br />

die Grotten und Buchten auschlaggebend waren, weiß ich nicht<br />

so recht“, erzählt Evaristo, „vielleicht waren es auch unsere Preise.<br />

Vom Bierpreis haben sie jedenfalls bei der Rückgabe ganz schön<br />

geschwärmt. Nirgendwo sonst hätten sie bisher so günstiges Bier<br />

getrunken.“ Was auch immer der Grund gewesen sein mag, ich<br />

präferiere den Wein und somit auch die Weinprobe, die als eines<br />

der Highlights am Strand von Ogliastro organisiert wird. Auch ein<br />

Teil der <strong>Cup</strong>-Idee.<br />

bessere Winde und vor allem ist es sonst nicht so heiß“, stöhnt<br />

Paula, die bei Starsail immer den Überblick behält, wischt sich die<br />

Stirn trocken, lächelt und erzählt von den geplanten Stationen.<br />

Die erste Etappe führt die Küste hinunter nach Acciaroli, ein<br />

Blick an Land: Irgendwo dort liegt Paestum. Über Jahrhunderte<br />

wurden die riesigen Tempel als markante Landmarken<br />

in den Seekarten verzeichnet. Wir sind zu weit draußen, um sie<br />

zu sehen, doch wer dort war, fühlt noch die jahrtausendealten<br />

Kulturen. Am Niedergang liegen ein Paar Turnschuhe – Nikes,<br />

wie zur Erinnerung an den Landausflug drapiert. Gestern habe<br />

ich gelernt, was dieser geschwungene Bogen auf den Turnschuhen<br />

bedeutet. Ich hab‘ ihn im Original gesehen – eine<br />

Die Region soll vorgestellt, publik gemacht werden – segelnd,<br />

vom Wasser aus – Platz genug gibt es noch. Für Wanderer ist der<br />

Nationalpark bereits ein Ziel, doch für Segler gehört die Küste<br />

noch eher zu den weißen Flecken auf der Seekarte. Sie folgen<br />

bisher dem Ruf des schicken und teuren Amalfi, peilen Capri und<br />

Co an, gehen nach Sardinien, in den Toskanischen Archipel, nach<br />

Malta oder an die Riviera.<br />

Das Wettsegeln tritt bei uns schnell in den Hintergrund. Zeitweise<br />

mutet die <strong>Cup</strong>-Equipe wie eine Gruppe entspannter Flottillensegler<br />

an, vielleicht auch weil diesmal zu lange der Scipione Africano<br />

blies, der heiße Wind, der das Land von Zeit zu Zeit schwitzen<br />

lässt. Das Wetter- und Windsystem hat er diesmal außerplanmäßig<br />

durcheinandergewirbelt. „Sonst haben wir selbst im Hochsommer<br />

Plausch vorm Haus: Nicolina Cariello verlegt ihre Strickstunden auf die Via S. Nocola in Bosco, so lässt es sich leichter mit den Nachbarn plaudern (o.).<br />

Etappenziel Scario - Blick auf Hafen und Kirche<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

77


sports I cilento cup<br />

Beeindruckend – der Ceres-Tempel bzw. das Athenaion in Paestum, dem griechischen Poseidonia. 500 Jahre vor Christus erbaut, zählt er mit seinem hohen<br />

Giebel zu den bemerkenswertesten Tempeln aus der damaligen Zeit. Wer hierher kommt, weiß auf einmal, wofür das Lernen in der Schule gut war.<br />

Den Cilento <strong>Cup</strong> gibt es im Sommer seit drei Jahren,<br />

organisiert wird er von der italienischen Charterfirma Starsail.<br />

Buchbar sind der <strong>Cup</strong> sowie Bareboat-Yachten unter<br />

anderem über die Charteragentur Master Yachting,<br />

master-yachting.de. Beim <strong>Cup</strong> steht nicht die Regatta im<br />

Vordergrund, sondern die Region. Hafengebühren, kleine<br />

Buffets in den Häfen, Weinproben etc. sind im Charterpreis<br />

inbegriffen. In diesem Jahr findet der <strong>Cup</strong> vom 22. bis zum<br />

29. Juni statt. Start- und Zielhafen ist Salerno.<br />

Anreise: Zielflughafen ist Neapel, der anschließende<br />

Transfer nach Salerno kann von der Charteragentur organisiert<br />

werden. Wer mehr Zeit mitbringt und noch etwas<br />

vom Land sehen möchte, nimmt einen Mietwagen. Air<br />

Dolomiti fliegt außerdem samstags direkt von München<br />

aus den neuen Flughafen von Salerno an (Aeroporto di<br />

Salerno – Costa d’Amalfi, QSR).<br />

Der Tipp zum Büffel: In der Caseificio und Yogurteria<br />

gibt es ihn ganz frisch, den berühmten Mozzarella di bufala.<br />

Doch nicht nur der Käse, auch Büffel-Joghurt und Eis<br />

sind absolut empfehlenswert.<br />

Wer Paestum mit Theater und Musik zwischen den Tempeln<br />

erleben möchte, schaut am besten auf die Seite<br />

infopaestum.it<br />

Ein Ausflug ins Landesinnere mit Einblick in die<br />

wahre Kost des Cilento lässt sich von Acciaroli aus organisieren.<br />

Etwa sechs Kilometer weiter im Landesinneren liegt<br />

in Casal Velino die Azienda Agricola i Moresani, beste landestypische<br />

Küche mit ganz viel Flair, Seele baumeln inklusive<br />

– Transfer wird organisiert (Tel. +39 / 974 / 90 20 86)<br />

imoresani.com<br />

metallene Strigilis, ein sichelförmiger Haken, den die Athleten in der Antike<br />

zur Reinigung ihres Körpers verwendet haben. Als Grabbeigabe findet<br />

man die Schweiß- und Schmutzschaber im Museum von Paestum.<br />

Ob allerdings Carolyn Davidson lukanische Gräber kannte, als sie vor 42<br />

Jahren als Grafikstudentin das weltberühmte Logo entwarf, ist fraglich.<br />

Auch das ist der Cilento. Hier wird die Geschichte Europas fühlbar. Doch<br />

nicht nur in der Antike haben sich hier Mediziner, Priester und Philosophen<br />

getummelt, auch später noch zog Kampanien viele kunstbegabte Köpfe<br />

an. Ob Goethe, Seume oder Hemingway. Letzteren verschlug es einst nach<br />

Acciaroli, wo er von seiner Geschichte selbst eingeholt wurde: Er traf auf<br />

seinen „alten Mann am Meer“, nachdem er sein Buch schon längst beendet<br />

hatte.<br />

Oder Bosco, ein altes Dorf oben in den Bergen. Unsere Yachten warten im<br />

Hafen von Scario. Auch das ist der Cilento <strong>Cup</strong>, Landausflüge, die man sonst<br />

als Chartersegler vielleicht nicht machen würde. Und, es lohnt sich! Dort<br />

oben lebte und arbeitete der antifaschistische, spanische Künstler José García<br />

Ortega, ein Schüler und Freund Picassos. Museum und Wohnhaus locken die<br />

Besucher hier hinauf. Doch nicht nur die Kunst ist sehenswert, auch der Ort<br />

mit seinen kleinen Gassen, Kirche und Kapelle und seinen Bewohnern selbst.<br />

So wie Nicolina Cariello, die im Schatten der Häusermauern sitzt, ihre alten<br />

Strickwaren aufribbelt und von ihrer Familie erzählt. Die Kinder sind längst<br />

in den Norden gezogen und „ach, die Enkel, die haben ja auch nicht mehr<br />

so viel Zeit, hier herunterzukommen“ und so freut sie sich, auch einmal mit<br />

Fremden plaudern zu können. Steht mühsam auf und zeigt ihr Heim, die<br />

Küche direkt in der Stadtmauer, zwei Kochplatten, Tisch, Plastikdecke und<br />

zwei Stühle. Weiter oben in der Mauer liegt der Rest der Wohnung.<br />

„Auch das ist der Cilento“, geht es mir durch den Kopf, während wir später<br />

wieder die Leinen losmachen, es doch mal wieder mit dem Wettsegeln<br />

probieren und uns schon auf den nächsten Badestopp freuen. Kühles Wasser<br />

zum warmen Wind, Infreschi heißen Bucht und Kap – wieder ein Name<br />

voller Bedeutung: Kaltwasserzuflüsse sorgen hier fürs kühle Bad. So hat<br />

auch der Süden ein Stück des kühleren Nordens in sich, aber er ist dabei<br />

natürlich und offen geblieben. Solche Ecken gab es früher viele im Mittelmeerraum,<br />

und ich bin froh, wieder eine solche gefunden zu haben.<br />

78 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sailors<br />

Foto: GANT HOME<br />

Highlights sachen, die wir haben wollen! 80 – 81<br />

ein mittagessen mit... Mike Slade, Eigner der Rennyacht Leopard 3 82 – 87<br />

mode Konservative US-Ostküste trifft auf flippige Westküste 88 – 89<br />

schiffskauf Teil 2: Realitätsüberprüfung 90 – 92<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

79


sailorshighlights<br />

Einsacker<br />

Gaastra hat sich für den Sommer für den<br />

klassischen Seesack eine Tricolore-Variante<br />

ausgedacht, die perfekt zu dem französischen<br />

„Tour de Belle-Ile“-<strong>Segel</strong>-Event passt,<br />

aber natürlich auch überall nützlich ist, wo<br />

man Badesachen oder <strong>Segel</strong>klamotten verstauen<br />

möchte. Das „Belle-Ile“-Signet ziert die<br />

Canvas-Tasche, die mit einer kräftigen Kordel<br />

geschlossen wird und an einem fest vernähten,<br />

blauen Schulterriemen getragen werden<br />

kann. Rund 100 Euro, gaastra.eu<br />

Scharfzeichner<br />

Gutes Sehen ist beim <strong>Segel</strong>n extrem wichtig – vor allem wenn die gleißende<br />

Sommer-Sonne vom Wasser reflektiert wird. Dank besonderer Form und Ausrüstung<br />

sieht man mit der neuen Bollé Marine-Brille blendfrei und entspannt.<br />

Für sicheren Halt verfügt die Bollé King über Bügelenden und Nasenauflagen mit<br />

Thermogrip-Beschichtung und wird mit schwimmfähigem Brillenband geliefert. Die<br />

Polykarbonat-Gläser sind 20 Mal stoßfester und dreimal leichter als Glas. Die polarisierenden<br />

Gläser besitzen eine wasser- und ölabweisende Schicht auf der Außenseite für immer klare, kontrastreiche Sicht –<br />

und sie schützen auch vor seitlichem Blendlicht. In Matt Black mit Polarized Inland Gold-Gläsern circa 120 Euro. frisch.de<br />

Naturfreundin<br />

Die Natur zu bewahren – das ist erklärtes Ziel bei Timberland, wo man konsequent mit Bio-Produkten<br />

fertigt und sich auch sonst für Nachhaltigkeit und ökologisch sinnvolles Produzieren einsetzt. Leuchtend<br />

royalblau ist die lässige Freizeit-Weste, die zu 55% aus Bio-Baumwolle besteht und zu 45% aus Elasthan. So<br />

bleibt sie formbeständig auch nach vielen Wäschen, dank des Stretch-Anteils ist sie außerdem bequem<br />

und macht jede Bewegung an Bord mit. Etwa 120 Euro, timberland.com<br />

80 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Bademeister<br />

Der Sprung ins Wasser gehört beim<br />

Sommer-<strong>Segel</strong>n dazu. Doch die Kombination<br />

von UV-Strahlung und Wasser<br />

ist für die Haut gefährlich. Jetzt hat Piz<br />

Buin ein Sonnenschutzspray entwickelt,<br />

das auf nasser wie trockener Haut seine<br />

Wirkung entfaltet. Man sieht es nicht,<br />

man spürt es nicht. Das transparente<br />

Spray wird einfach aufgesprüht – selbst<br />

auf die feuchte Haut. Es verläuft nicht<br />

mit dem Wasser auf der Haut, sondern<br />

verdrängt es und zieht schnell ein –<br />

ohne zu tropfen oder einen weißen oder<br />

fettigen Film zu hinterlassen. Das Spray ist praktisch<br />

für alle, die gern baden und sich an Bord sonnen<br />

wollen. Das Piz Buin Wet Skin Transparent Sun Spray<br />

kostet 18 (SPF 15) bzw. 19 Euro (SPF 30)/150 ml.<br />

Wettkämpfer<br />

Beim sportlichen <strong>Segel</strong>n sind feste, Halt gebende Schuhe<br />

unverzichtbar. Musto präsentiert mit dem „Evolution<br />

Deck“-Modell einen neuen <strong>Segel</strong>schuh für Anspruchsvolle.<br />

Er trotzt Farbtrends mit einem klassischen Schwarz,<br />

das ihn zeitlos und universell kombinierbar macht. Seine<br />

Qualitäten liegen im extrem schnell trocknenden Obermaterial<br />

und in der Sohle aus natürlichem vulkanisierten<br />

Gummi. Sie weist das typische Musto-Schnittmuster auf<br />

– so rutscht man nicht und findet auch auf nassem<br />

Untergrund stets ultra-sicheren Stand. 119<br />

Euro, über frisch.de<br />

Klassiker<br />

Sie ist sportlich, edel und gut – die neue Regattauhr von Panerai. Freunde klassischer Segler kennen<br />

das Haus als Titel-Sponsor einer schon legendären Regattaserie im Mittelmeer, der Classic Yacht<br />

Challenge, die im Juni in Antibes beginnt. Naheliegend, dass Panerai auch eine Regattauhr anbietet.<br />

Die Luminor 1950 Regatta 3 Days Chrono Flyback Titanio ist die erste der Serie, die mit einem<br />

von Panerai selbst entwickelten Automatik-Uhrwerk ausgestattet ist. Sie hat eine Regatta-Countdown-Funktion<br />

und eine Knoten-Skala zur Berechnung der Geschwindigkeit des Schiffs. Die Uhr<br />

mit Titan-Gehäuse kostet 13.900 Euro – für Sammler ein interessantes Objekt. panerai.it<br />

Alleskönner<br />

Windschutz<br />

Fotos: Hersteller; www.shutterstock.com/everything possible<br />

Die Travel App Box ist ein praktischer Touroder<br />

Törnbegleiter, der für ganz kleines Geld<br />

(1,79 Euro im App Store) ganz viel Reiseinformation<br />

in Sekundenschnelle bereithält: 15<br />

verschiedene Tools versorgen User mit Infos<br />

zu Flug und Flughafen, sie lotsen zu wichtigen<br />

Telefonnummern und Adressen im Ausland,<br />

geben Orientierung dank Währungsrechner<br />

und helfen mit Tipps zu Verhaltensregeln und<br />

Gepflogenheiten im Reiseland. Damit ist man<br />

unterwegs für fast jede Lebenslage bestens<br />

präpariert.<br />

Wem der frische Seewind um den Kopf fegt, der<br />

möchte auch an kühlen Sommertagen Ohren und<br />

Nacken schützen und warm halten. Nur – ein Schal<br />

oder Tuch, das passt nicht an Bord. Die<br />

rundgeschneiderten, patenten und sportlichen<br />

BUFF-Rollschals dagegen streift<br />

man über den Kopf und sie fliegen<br />

niemals weg. Sie lassen sich unterschiedlich<br />

stylen, wie ein Rollkragen<br />

oder wie ein Stirnband tragen. Die<br />

neue BUFF Urban-Kollektion verbindet<br />

die bewährte Funktion mit<br />

modischer Lässigkeit. Der tiefblaue<br />

Halsschmeichler ist aus 30% Seide<br />

und 70% Baumwolle und kostet<br />

ca. 45 Euro. buff.eu<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

81


82 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong><br />

Beim <strong>Segel</strong>n kann<br />

ich neben Profis und<br />

Olympiasiegern am<br />

Start sein, und ich kann<br />

gewinnen. Es gibt nicht<br />

viele Sportarten, die<br />

einem das bieten.


sailors I mike slade<br />

Ein Mittagessen mit...<br />

Mike Slade<br />

Mit seiner Leopard 3 ist der Engländer Mike<br />

Slade weltweit unterwegs. Nicht einfach so,<br />

sondern um Rekorde zu brechen. Dennoch wirkt<br />

dieser Mann nicht verbissen und überehrgeizig,<br />

sondern wirkt ganz entspannt und gelassen.<br />

Text Mark Chisnell<br />

fotos ian roman, Beken of Cowes<br />

Als Mike Slade zum Lunch bei Browns in London-Mayfair eintrifft, unterhält<br />

er sich gerade. Im ersten Moment denke ich, er hat einen Gast<br />

zum Interview mitgebracht. Aber es ist nur ein Zufall, dass Slade zur<br />

gleichen Zeit das Lokal betritt wie der Mann in Nadelstreifen, mit dem er jetzt<br />

Worte wechselt. Beim Öffnen der Tür hat Slade mal eben seine Fähigkeit unter Beweis<br />

gestellt, ungezwungen mit Menschen umzugehen. Er ist ein Kontaktgenie.<br />

Das ist ein nützliches Talent im Geschäft mit der Immobilienentwicklung, dem Slade<br />

sein eigenes Geld und sein Ansehen verdankt. Die Büros von Helical Bar liegen um die<br />

Ecke, und er ist dort seit den 1980er Jahren Geschäftsführer. Seitdem gab es einige<br />

Booms und Crashs im Vermögensmarkt, die an Slade keine erkennbaren Spuren hinterlassen<br />

haben. Wir bestellen beide eine gute englische Mahlzeit, Fish and Chips.<br />

Slade wurde 1946 in Port Isaac geboren, einem schönen<br />

Fischerstädtchen an der Nordküste von Cornwall. Die<br />

Familie zog in den 1950er Jahren nach London, verbrachte<br />

aber die Ferien immer in Cornwall, wo Mike<br />

segeln lernte. „Das ließ sich kaum vermeiden“, sagt er,<br />

„wer nicht Wasserski fuhr oder surfte, sprang in ein Dingi<br />

und fuhr raus.“<br />

In der Familie konnte ursprünglich niemand segeln, aber<br />

sie nahmen Unterricht. Slade erinnert sich an ein Erlebnis<br />

mit seinem Vater in einem kleinen Klinkerboot. „Ich<br />

muss etwa sechs oder sieben gewesen sein. Sie hatten<br />

uns zwar das <strong>Segel</strong>n beigebracht, aber nicht, wie man<br />

vom Strand aus startet. Mein Vater bekam das Ruder<br />

nicht runter, und ich nicht das Schwert. Mein Vater hielt<br />

sich an dem einzigen Tampen fest, an dem er nicht hätte<br />

ziehen sollen – der Großschot. Unter den Augen des<br />

ganzen Hafens rammten wir jedes verdammte Boot, das<br />

an einer Mooring lag. Danach hinderte ich meinen Vater<br />

daran, nochmal an Bord zu kommen, und bin allein<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

83


Slades erste echte <strong>Segel</strong>yacht war die Ocean 80 Ocean Leopard, fertiggestellt 1988.<br />

Eigentlich für die Charter gekauft, brachte das Schiff ihn der Regattasegelei nahe.<br />

Der nächste Schritt war 1993 Longobarda (rechts), eine Regatta-Charteryacht<br />

Ein Reporter fragte,<br />

ob ich der Eigner von<br />

Longobarda sei und<br />

ob ich wüsste, dass<br />

sie angegriffen wird<br />

gesegelt.“ Er fuhr meistens gegen sechs oder sieben Uhr morgens<br />

raus und blieb ein paar Stunden draußen. „Ich habe das<br />

geliebt, wirklich geliebt.“<br />

Mit neun bekam er sein erstes Boot, ein GP14-Dinghy, und<br />

schloss sich der Regattaszene an, die sich jedes Jahr für die Dauer<br />

von acht Wochen in der Camel-Mündung etablierte. Das fand<br />

ein jähes Ende, als er bei einem Autounfall schwere Verletzungen<br />

am Rücken erlitt, die Operationen erforderten. Er erholte sich<br />

zwar völlig, aber fünfzehn Jahre lang konnte er weder segeln,<br />

noch Cricket, Rugby oder Golf spielen. Er war in der Schulzeit ein<br />

guter Golfer mit einstelligen Handicaps. Der Autounfall setzte all<br />

dem ein Ende. „Ich hatte Verwachsungen am Rückgrat und alles<br />

Mögliche“, erinnert er sich. Er gründete in dieser Zeit seine<br />

Familie. „Ich konnte nicht viel anderes tun“, sagt er philosophisch.<br />

Er war Mitte dreißig, als er zum <strong>Segel</strong>n zurückfand. Seine Eltern<br />

waren an die englische Südküste umgezogen. So kam er nach<br />

Lymington. In den späten 1970ern segelte er mit einigen Freunden<br />

eine Etchells. Sie machten einige Jahre lang bei der Solent-<br />

Serie mit, bis ihn 1986 jemand auf den Gedanken brachte, eine<br />

Ocean 60 für die Cowes Week zu chartern. Er genoss nicht nur<br />

die Wettfahrten, er entdeckte auch, dass Yacht-Charter ein profitables<br />

Geschäft sein kann. Mit dem Geld, das er bei Helical Bar<br />

schon verdient hatte, wollte er selbst einen Versuch wagen.<br />

84 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sailors I mike slade<br />

Es dauerte nicht lange und er ließ sich zum Kauf einer Ocean 80<br />

überreden, die er Ocean Leopard nannte. Das war ein gewaltiger<br />

Sprung für einen Mann, der vorher nur Dingis besessen hatte.<br />

„Es war vor allem ein Charterboot“, sagt Slade, „und dieses Prinzip<br />

musste man nur durchhalten. Ich habe ein Geschäft betrieben.“<br />

Anfangs hatte er Agenten wie Camper & Nicholsons und<br />

konzentrierte sich aufs Urlaubs-Chartergeschäft, hauptsächlich<br />

in der Karibik und in der Türkei.<br />

Das ging so drei Jahre. Ocean Leopard war 1991 gerade von<br />

ihrem Karibik-Dienst zurückgekehrt und wurde vor dem Roundthe-Island-Race<br />

(um die Isle of Wight) generalüberholt. Da sah<br />

einer der besten Segler Englands, Chris Law, das Boot auf der<br />

Werft und erkannte sein Potenzial. Er rief Slade an und sagte<br />

ihm, dass Ocean Leopard in einem Rennen mit ordentlich Wind<br />

sehr gut abschneiden könnte. Slade lud ihn ein, beim Steuern<br />

zu helfen, und so begann eine lange, für beide Seiten ergiebige<br />

Partnerschaft.<br />

Es war Slades erste Regatta mit dem Boot. Sie stürmten um die<br />

Insel, brachen den zwölf Jahre bestehenden Rekord von Mistress<br />

Quickly und waren der Star der Regattaberichte in den Sonntagszeitungen.<br />

Slade war hingerissen. „Mich hat seit diesem Tag das<br />

Regattafieber gepackt, wir haben durch das Medienecho auch<br />

viele neue Charterkunden gewonnen.“<br />

Slades Ocean 80-Charteryacht war ab jetzt ein gefragtes Regattaschiff.<br />

Sie ging nach Saint-Tropez und Antigua und nahm sogar<br />

am Round Britain teil, aber Slade erkannte, dass sie dafür eigentlich<br />

nicht gebaut war: „Wenn man Regatten segeln will, braucht man<br />

ein Regattaboot.“ 1993 machte er einen Ausflug nach Antibes.<br />

„Da standen ausgediente IOR-Maxis auf dem Trocknen, darunter<br />

Matador, Emeraude, aber auch diese<br />

Longobarda… Dazu Container voller<br />

Ausrüstung, und keiner wollte das haben.“<br />

Slade kaufte Longobarda um sein<br />

Portfolio um Regattacharter und Tages-<br />

Firmencharter zu erweitern. Beides betrieb<br />

er von Lymington aus mit Ocean<br />

Leopard und Longobarda. Der IOR-Maxi<br />

segelte über den Atlantik, um am Onion<br />

Patch vor Bermuda und an der Jubiläumsregatta<br />

des New York Yacht Club<br />

teilzunehmen. Slade fuhr das Schiff mit<br />

einem Truck quer durch die USA, mit<br />

drei Harley Davidsons als Begleitfahrzeugen,<br />

und startete dann beim Sydney-<br />

Hobart-Race.<br />

Die Reise um die Welt war ein großes<br />

Abenteuer. Auf dem Heimweg wurde<br />

Slades Allrounder Leopard of London. Das 28-Meter-Schiff, Baujahr 2000, hatte ein gefährliches und an Abenteuern reiches Dasein<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

85


Leopard 3 lief vierzehn Stunden<br />

vor nackten Spieren, in dieser Zeit rannte sie sich<br />

zweimal fest und legte sich auf die Seite<br />

Neuigkeiten, die kein Eigner gern hört. Leopard of London steckte<br />

in einem Atlantiksturm. Die Yacht war schwer beschädigt, und<br />

die Crew bereitete sich darauf vor, auf einen russischen Tanker<br />

umzusteigen. Sherlock bekam alle sicher von Bord, schloss die<br />

Schotten und hinterließ das Schiff so, dass es möglichst lange<br />

oben bleiben würde.<br />

Zehn Tage später wurde es eingeschleppt und auf einen Frachter<br />

gestellt. Der geriet während der Überfahrt in einen Sturm, die<br />

Yacht wurde aus ihrem Lagerbock gehoben und ging über<br />

Bord. Sie wurde erneut geborgen, diesmal mit zwei Löchern im<br />

Rumpf, die groß genug waren, dass einer durchsteigen konnte.<br />

Sie wurde repariert und blieb bis 2005 in Slades Händen.<br />

Im Jahr 2007 stellt Leopard 3 mit 44 Stunden 18 Minuten einen neuen Fastnet-Rekord auf<br />

das Schiff am Horn von Afrika von somalischen Piraten angegriffen.<br />

„Ich saß zu Hause“, erzählt Slade, „ich werde das nie vergessen.<br />

Ein Reporter rief mich morgens um acht an und fragte,<br />

ob ich der Eigner von Longobarda sei und ob ich wüsste, dass<br />

sie angegriffen wird? Ich versuchte, den Skipper Neil Batt zu erreichen,<br />

ohne Erfolg. Gott sei Dank rief der Reporter eine Stunde<br />

später wieder an, um mir zu sagen, dass Schiff und Crew gerettet<br />

sind.“ Neil Batt war es gelungen, die Piraten hinzuhalten, bis eine<br />

kanadische Fregatte eintraf.<br />

Longobarda kam heil in England an, und 1996 brach Slade seinen<br />

eigenen Round-the-Island-Rekord. Er betrieb beide Boote<br />

als Tandem, Ocean Leopard für Termin-Charter, Longobarda für<br />

Regatta-Charter, und beide kamen für die Firmen-Ausflüge<br />

zum Einsatz. Als die IMS-Vermessungsformel das Zeitalter der<br />

IOR-Yachten ablöste und neue Boote auf den Markt kamen, sah<br />

Longobarda plötzlich älter aus, als sie war.<br />

Ende der 1990er Jahre rationalisierte Slade sein <strong>Segel</strong>geschäft.<br />

Er verkaufte beide Schiffe und ersetzte sie durch eines, einen<br />

spektakulären Neubau. „Es sollte beim Fastnet vorn segeln und<br />

sowohl in der Termin- als auch in der Regatta-Charter einsetzbar<br />

sein“, erklärt Slade. Leopard of London wurde von Reichel/<br />

Pugh gezeichnet und kam 2000 ins Wasser. Sie war 28 Meter<br />

lang und hatte Wasserballast, ein kompromissloser Zweckbau.<br />

Chris Sherlock hatte inzwischen den Job des Skippers übernommen,<br />

und eines Tages rief er Mike Slade im Skiurlaub an. Er hatte<br />

Ihr Nachfolger wurde 2007 ein 30-Meter-Supermaxi von Farr<br />

Design. Leopard 3 war, mit Slades Worten, als „geilstes Schiff der<br />

Welt“ konzipiert. „Sie sollte das Chartersegeln und die Regattacharter<br />

in eine neue Dimension führen. Mit anderen Worten:<br />

Erstmal Rekorde brechen und sich einen Namen machen,<br />

und sich dann als siegfähiges Regattaschiff behaupten.“ Slade<br />

musste das Kunststück schaffen, ein echtes Rennschiff zu bauen,<br />

das aber nach den britischen Sicherheitsrichtlinien als kommerzielles<br />

Charterschiff zugelassen würde.<br />

Während das Boot gebaut wurde, sank der Volvo-Racer Moviestar<br />

im Atlantik, und plötzlich wies Farr Design die Werft McConaghy<br />

an, zusätzlich zweieinhalb Tonnen Karbon in der Struktur<br />

zu verbauen. „Die Frage ist, wie kombiniert man Racing und<br />

Charter“, sagt Slade, „das Boot wird dadurch schwerer, und der<br />

Konstrukteur hat den Job, den Nachteil irgendwie wieder wett<br />

zu machen. So konstruierten wir einen Am-Wind-Renner.“<br />

Er räumt ein, dass Leichtwind-Bedingungen und Vorwind-Rennen<br />

die Schwäche von Leopard 3 waren, hält es aber für richtig,<br />

sie zum Preis zusätzlichen Gewichts verstärkt zu haben. Sie<br />

wurde ebenso hart geprüft wie ihre Vorgängerin – ebenfalls in<br />

einem Atlantik-Sturm. Sherlock und seine Crew liefen vierzehn<br />

Stunden vor nackten Spieren, in dieser Zeit rannte sich das Schiff<br />

zweimal fest und legte sich auf die Seite. Es überstand den Test<br />

unbeschädigt.<br />

Slade hatte vorgehabt, dem Schiff eine vollständige Inneneinrichtung<br />

zu geben und es, wie zuvor Leopard of London,<br />

in Zeitcharter, Tagescharter und Regattacharter laufen zu lassen.<br />

Aber die globale Rezession hatte die Situation verändert.<br />

„Seit 2007 ist der Zeitcharter-Markt praktisch tot“, sagt er. „Wir<br />

statteten sie tatsächlich wie Leopard of London aus, nur eben<br />

fünf Jahre später als geplant. In der Zwischenzeit haben wir<br />

ihr einen Namen verschafft, und das war eine sehr aufregende<br />

Sache.“<br />

86 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sailorsI mike slade<br />

Leopard 3 sammelte rund um die Welt erste Plätze und Rekorde.<br />

Slade hält wieder den Rekord Round-the-Island (wie<br />

mit seinen drei Booten davor) und noch etliche andere. Kommerziell<br />

läuft’s auch. „Die ICAP-Gruppe sponsert das Schiff,<br />

und wir sind im Sommer komplett ausgebucht, Tag für Tag.<br />

Wettfahrten und Regatta-Charter waren der beste Weg, das<br />

Schiff Geld verdienen zu lassen, solange der Zeitcharter-Markt<br />

in der Karibik und im Mittelmeer für diese Art von Booten am<br />

Boden liegt.“ Jetzt aber, mit der hart erarbeiteten Reputation<br />

– sehr schnelles Schiff, großartiges <strong>Segel</strong>n – und einem kompletten<br />

Refit, sind sechs Wochen Charter in der Karibik gebucht.<br />

„Mehr als acht Wochen waren es auch in den guten alten<br />

Tagen nie“, erinnert sich Slade.<br />

In Zukunft will Slade Winter-Regatten in der Karibik und Firmen-<br />

Charter im britischen Sommer segeln. „Was echte Hochsee-<br />

Regatten angeht, habe ich das Handtuch geworfen”, seufzt er.<br />

„Beim ersten Mal segelte ich mit Leopard of London Transatlantik,<br />

da war ich vier Tage schwer seekrank. Wir mussten uns Spritzen<br />

in den Hintern geben, so sehr waren wir dehydriert.”<br />

Ohne Zweifel ist Slade ein untypischer Superyacht-Eigner. Er gibt<br />

gern zu, dass er es sich nicht leisten könnte, wenn er nicht ein<br />

Geschäft daraus machte. Er hat es auf diese Weise aber geschafft,<br />

für mehr als ein Jahrzehnt am Ruder einiger der schnellsten und<br />

coolsten <strong>Segel</strong>yachten der Welt zu stehen, und er macht weiter.<br />

„Meine Motivation ist einfach”, sagt er. „In meinem Alter kann ich<br />

nicht mehr wettbewerbsfähig Tennis spielen. Ich könnte Marathon<br />

laufen oder sowas, aber nicht in der Spitze. Und ich hab<br />

geschäftlich viel zu tun. Beim <strong>Segel</strong>n kann ich neben Profis und<br />

Olympiasiegern am Start sein, und ich kann gewinnen. Es gibt<br />

nicht viele Sportarten, die einem das bieten.”<br />

Dieses Jahr will er sogar seine Familie für einen vierzehntägigen<br />

Urlaub an Bord holen. Er hat inzwischen vier Enkel und<br />

eine kleine Wayfarer-Jolle in Cornwall, die er immer noch in den<br />

Morgenstunden segelt. Er spielt Tennis und ist fünf Marathons<br />

Slade steht seit mehr als einem<br />

Jahrzehnt am Ruder der schnellsten<br />

und coolsten <strong>Segel</strong>yachten der Welt.<br />

Und er macht weiter.<br />

gelaufen, seine Frau hat fünf Stuten und züchtet Pferde. Im Frühling<br />

will er eine Radtour vom Norden bis nach Land’s End im<br />

äußersten Südwesten unternehmen. Und er ist stolz darauf, der<br />

LandAid seit zehn Jahren vorzustehen. Die gemeinnützige Stiftung<br />

der Vermögensverwalter unterstützt junge, benachteiligte<br />

Menschen darin, ihre Möglichkeiten zu entfalten. “Wir wollen<br />

auch zeigen, dass wir Vermögensmenschen nicht ganz so<br />

schlimm sind, wie manche Leute denken”, sagt Slade mit seinem<br />

typischen Lachen.<br />

Dann fällt ihm ein, dass er wieder ins Büro und sich ums Geschäft<br />

kümmern muss. Ich bleibe zurück und frage mich, wie ihn jemand<br />

für etwas anderes als einen der Guten halten könnte.<br />

Auch Slades berühmte Leopard 3 (links und oben links) überlebte einen schweren Sturm. Sie gewann unzählige Preise und ist jetzt ein<br />

komfortabel ausgestattetes und begehrtes Charterschiff<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

87


sailors I mode ost-/westküste<br />

East & West<br />

Zwei Küsten - zwei Stile<br />

West<br />

Er ist frisch – der Pazifik vor der kalifornischen Küste – und belebt, wo die<br />

Sommersonne kräftig wärmt. Wenn sich die <strong>Segel</strong>welt vor San Francisco<br />

zum <strong>America's</strong> <strong>Cup</strong> einfindet, mixt sich kesser Californian Beach-Style unter die Bord-Outfits.<br />

Timberland setzt auf Naturmaterialien und<br />

Nachhaltigkeit: günes Credo hinter der blauen<br />

Bio-Baumwoll-Bermuda. Sie ist angenehm zu<br />

tragen und robust, etwa 70 Euro. timberland.com<br />

Sebago hat seine schon legendären „Docksides”“ jetzt<br />

sommerlich aufgefrischt. Der türkisfarbene Bootsschuh<br />

mit orangefarbener Rohlederschnürung und<br />

rutschfester Sohle für besten Grip ist als Herren- und<br />

Damenmodell erhältlich. Etwa 135 Euro, sebago.de<br />

Wo Wind weht, braucht der Nacken Schutz. Perfekt<br />

dafür sind die leichten Tücher von Passigatti.<br />

In Türkis perfekt zum Westcoast-Style. Ca. 28 Euro.<br />

passigiatti.com<br />

Gaastra kleidet <strong>Segel</strong>-Girls im Sommer feminin<br />

ein – trendig mit Print-Motiv ist der Rock, der<br />

nicht nur weibliche Crew-Mitglieder entzückt.<br />

ca. 80 Euro, gaastra.eu<br />

Bikinis, die Wellen schlagen, hat Princesse Tam Tam<br />

für den Sommer im Programm. Der trägerlose Bandeau-Zweiteiler<br />

wirkt so frisch wie der Pazifische<br />

Ozean. Etwa 105 Euro, princesseteamtam.fr<br />

Die LA-Kappe von New Era ist aus Tyvek, einem<br />

atmungsaktiven Fleece, und ein stylischer Begleiter<br />

am Beach. Rund 40 Euro, neweracap.com<br />

Eine Hommage an den sportlichen South Bay-Style hat Gaastra mit der neuen Kollektion gestaltet, die dem<br />

<strong>Segel</strong>paradies am Pazifik gewidmet ist. Zum Look gehört alles, von den Shorts bis zur Tasche. gaastra.eu<br />

Text/Konzept: Andrea Willen, Fotos: Hersteller; Illustration: shutterstock.de/ danielfela<br />

88 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Die klassische Ray-Ban macht, was der Name verrät<br />

– sie blendet UV-Strahlen aus und sorgt für klares,<br />

kontrastreiches Sehen. Für den Sommer gibt es sie<br />

in lichtem Ozeanblau. Etwa 115 Euro. rayban.com<br />

Tommy Hilfiger setzt auf Streifen – dabei variiert er<br />

das Muster modisch, das früher Matrosen vorbehalten<br />

war: Wer einen Ankerplatz sucht, kann mit<br />

dem lässigen Shirt Signale setzen. Rund 50 Euro,<br />

tommyhilfiger.com<br />

Das junge, fröhliche Sommerkleid mit washed-out<br />

Streifen und schwingendem Rockteil im Retro-Look<br />

macht Sommerlaune. Für Landgang und Hafenkneipe.<br />

Etwa 60 Euro, timezone.de<br />

East<br />

Ob man im Sommer vor<br />

Rhode Island oder Nantucket<br />

segelt, im lässigen Stil der amerikanischen<br />

Ostküste fühlt man sich hier am<br />

wohlsten: Klare Farben, kräftige Streifen<br />

und atlantische Frische sind angesagt<br />

Die rote Timezone-Pant ist lässiger Denim-<br />

Begleiter zum sommerlichen Ostküsten-Outfit<br />

– ca. 75 Euro. timezone.de<br />

Bootsschuhmacher Sebago kommt von der<br />

Ostküste, der Nantucket Classic aus Vollnarbenleder<br />

und bewährter Gummisohle mit Lamellenprofil<br />

ist farblich abgestimmt auf die klassische<br />

<strong>Segel</strong>mode mit Neu-England-Feeling.<br />

Rund 100 Euro. sebago.com<br />

Girls gehen in diesem Sommer im Einteiler baden,<br />

am liebsten im klassischen rot-weiß-blau Streifen.<br />

Der „Hampton Bays“ Bandeau-Badeanzug kostet ca.<br />

90 Euro. tommyhilfiger.com<br />

Gant Home hat den Gen-Code der Ostküste umgesetzt<br />

in einer Kollektion aus Kissen, Decken und Handtüchern<br />

in klassischen Varianten der Stars & Stripes.<br />

gant.com<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

89


Teil 2: Jetzt kauf ‘ich mir ein Schiff<br />

Realitätsüberprüfung<br />

Nach einigen Wochen der Reparatur kommen die ersten<br />

Probefahrten mit dem neuen Katamaran. Das lässt Raum für<br />

neue Überraschungen – denn gekauft hatte Claus Reissig das Schiff an<br />

Land stehend auf einer Werft im karibischen Grenada. fotos claus reissig<br />

90 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


sailors I schiffskauf<br />

Die Kaufkriterien für den Katamaran waren im Dezember<br />

schnell umrissen: Bezahlbar, nett anzusehen, gut ausgerüstet<br />

und aus privater Hand. Das Schiff hatte unter<br />

anderem zuletzt einen deutschen Voreigner. In etlichen Artikeln<br />

und Büchern habe ich immer wieder darauf hingewiesen, ein<br />

Schiff nicht ohne Probefahrt zu kaufen – jetzt habe ich es selber<br />

gemacht. In dem festen Glauben, dass meine Fachkenntnis mir<br />

schon weiterhelfen wird. Um es gleich vorweg zu sagen: Sie hat<br />

es auch. Zumindest zum Teil.<br />

Als Regattasegler bin ich es nicht gewohnt, Material unnötig<br />

zu schonen. Schließlich will man ja schnell sein. Übertragen auf<br />

die Probefahrten heißt das: Volle <strong>Segel</strong> und voller Speed. Denn<br />

was jetzt hier an der Kreuz nicht kaputt geht, wird es auch später<br />

nicht tun. Das gilt auch für die Maschinen. Auch sie sollen ausgiebig<br />

unter Last laufen, schließlich wurden alle Filter ersetzt, die<br />

Pumpen überholt und auf einer Seite eine neue Zylinderkopfdichtung<br />

eingebaut. Da bin ich komplett anderer Meinung als<br />

viele Fahrtensegler, mit denen ich gesprochen habe und die mit<br />

maximal 2.000 Umdrehungen durch die Gegend fahren – aus<br />

Angst davor, dass die Maschine eventuell irgendwann einmal ihren<br />

Geist aufgibt. Wenn man aber nur 20 PS benutzt, fährt man eine<br />

große und schwere Maschine mit 70 PS im Grunde nur spazieren.<br />

In der Lagoon 37 sind zwei Yanmar-Diesel mit je 16 PS verbaut<br />

und nachdem die Rollgenua gerissen und kein Ersatz an Bord ist,<br />

heißt es 15 Stunden gegen den Passat und die Atlantikwelle nach<br />

St. Lucia anzudampfen. Dass die Motoren zu klein sein könnten<br />

(wie ich beim Kauf noch dachte), stellt sich dabei als unbegründete<br />

Sorge heraus. Das gereffte Groß und beide Maschinen auf<br />

Dreiviertel-Gas genügen für eine Marschfahrt von gut sechs<br />

Knoten – nicht schlecht. Vor allem hinsichtlich des geringen<br />

Verbrauchs. Ebenfalls angenehm im Verbrauch ist der Autohelm-<br />

ST50-Autopilot mit Raymarine-Motoreinheit: Obwohl die Hauptbatteriebank<br />

nicht geladen wird (ich habe ein Massekabel vergessen),<br />

genügen 440 Amperestunden und die Solarzellen zum<br />

Laden zumindest für eine theoretische Laufzeit von nahezu einer<br />

Woche. Ein Windgenerator ist und kommt nicht an Bord, ich halte<br />

sie für uneffektiv und auf das fortwährende Gepfeife an den Ankerplätzen<br />

kann ich gern verzichten. Einen kräftigen Inverter für<br />

die vielen Ladegeräte an Bord finde ich hingegen notwendig.<br />

Man kommt nicht umhin, sich einmal über die ganze Technik<br />

Gedanken zu machen, die man hier durch die Gegend schaukelt.<br />

Für einen Nichttechniker, der nicht alles hätte selbst machen können,<br />

wäre das Schiff dadurch definitiv zu teuer geworden; zumindest<br />

dann, wenn man es so wie ich auf einen vernünftigen<br />

Stand bringen möchte. Vieles verstehe ich gerade einmal selber,<br />

jedoch mit einer Ausbildung als Maschinenschlosser, je einem<br />

Studium in Schiffs- und Anlagenbetriebstechnik und in Produktionstechnik<br />

sowie 24 Jahren als Technikredakteur mit den dazu<br />

gehörenden Kontakten... So bleibt es ein permanentes Beobachten<br />

und Nachbessern.<br />

Ein Blick auf die Fahrtenschiffe, die mich so umgeben, bestätigt<br />

dies übrigens: Die Yachten sind häufig zu groß, zumeist overequipped<br />

und die Eigner an Bord zu wenig ausgebildet, um völlig<br />

Sie schwimmt: Carpe Diem vor Anker in der Karibik (linke Seite).<br />

Letzte Aktion an Land: der verkeimte Diesel muss raus (oben). Stapellauf:<br />

nach drei Jahren an Land kommt das Schiff zurück ins Wasser (unten)<br />

sicher damit segeln zu können. Das klingt hart, ist aber so, mein<br />

Schiff ist das beste Beispiel dafür. Bei all den Reparaturen, die hier<br />

in der Vergangenheit unzureichend oder falsch ausgeführt wurden,<br />

ist es fast ein Wunder, dass nie etwas passiert ist.<br />

Gäbe es einen TÜV für Schiffe, wäre die Durchfallquote wohl immens.<br />

Und Carpe Diem (der Name stammt noch vom Voreigner)<br />

hätte dazu gehört. Beispiele dafür gibt es viele an Bord, angefangen<br />

bei einer angeblich gewarteten Fallwinsch, bei der ein<br />

Teil vergessen wurde, über falsch verkabelte Batterien, drei (von<br />

vier) defekten Bilgepumpen, die erwähnte kaputte Zylinderkopfdichtung<br />

bis hin zu einem rissigen Gasschlauch und einem völlig<br />

verdreckten Vergaser vom Außenborder. Am Rande seien defekte<br />

Genuarutscher, ein nicht funktionierendes Radar und zwei nicht<br />

laufende Standheizungen erwähnt.<br />

Wer soll und kann sich um all das kümmern? Schließlich hat der<br />

(heutzutage) kleine Kat nicht einmal Elektrowinschen, Generator<br />

oder Watermaker an Bord, wie es auf vielen anderen Schiffen<br />

Standard ist. Wie ich unterdessen von anderen Eignern weiß, verbringen<br />

die teilweise Wochen in einer Bucht, um komplexe<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

91


sailors I schiffskauf<br />

Bewährt: das kräftige Rigg mit Rollgenua und durchgelattetem Groß (links);<br />

nicht ganz ideal ist die Position für den Steuermann (oben);<br />

Katamaran-Kernkompetenz: das große Cockpit (unten)<br />

technische Probleme zu lösen. Eine Nachbaryacht lag beispielsweise<br />

mit einer nicht funktionierenden Ankerwinde fest, die sich<br />

schließlich in einer guten Stunde perfekt reparieren ließ. Und<br />

während ich das schreibe, wird gerade ein Beiboot mit 25-PS-<br />

Außenborder hereingeschleppt, das mit seinem Besitzer defekt<br />

mit dem Passat Richtung Mexiko trieb. Rudern kann man so ein<br />

Boot kaum noch.<br />

Eine Lösung für lange Reisen sind aufwändige Fahrtenschiffe von<br />

darauf spezialisierten Werften (wie Oyster oder Hallberg-Rassy),<br />

die bestes Material verbauen und einen weltweiten After-Sales-<br />

Service garantieren. Oder ein kleineres Schiff. Es gibt eine alte<br />

Regel, die heißt: Die kleinsten Schiffe machen die größten Reisen.<br />

Wohl auch, weil die wenige Technik einfach in Stand zu halten<br />

ist, wie unter anderem <strong>Segel</strong> <strong>Journal</strong>-Autor Wolfgang Weber<br />

weiß. Er ist die vergangenen zwölf Jahre immerhin zwei Mal ohne<br />

große Probleme mit seiner 38 Fuß langen Gib’Sea um die Welt<br />

gesegelt. Eigentlich ein schöner Gedanke, denn das ist doch<br />

irgendwie der Geist des Fahrtensegelns.<br />

Aber wie segelt meine Lagoon nun eigentlich? Die Voraussetzungen<br />

für den ersten Törn waren unangenehm, der Wind hatte auf<br />

Nord-Nordost gedreht, mir stand eine volle Kreuz bevor. Nicht die<br />

Spezialität eines Katamarans. Mit recht guten <strong>Segel</strong>n geht er rund<br />

35 Grad an den Wind, dazu kommen noch einmal gut 20 Grad<br />

Abdrift. Also ein Wendewinkel von reichlich 110 Grad. Damit kann<br />

man leben, vor allem angesichts eines Speeds von fast sieben<br />

Knoten. Zum Vergleich: eine Yacht mit tiefem, effektivem Kiel hat<br />

90, eine Doppelkiel-Aluminiumyacht, die ich gerade traf, 140 Grad<br />

Wendewinkel. Die Erklärung bei jeder Art Schiff mit Stummelkielen,<br />

wie sie die Lagoon 37 hat, ist einfach. Es fehlt ein hydrodynamisch<br />

wirksamer Flügel unter Wasser. Oder, weniger effektiv wie<br />

beim Langkieler, schlicht ganz viel Fläche.<br />

Mangels Kielgewicht, also einer trägen Masse, kommt an der<br />

Kreuz eine recht schnelle Nickbewegung dazu, dafür beträgt die<br />

Krängung jedoch gerade einmal fünf bis zehn Grad. Das Nicken<br />

ist ungewohnt, aber ich empfinde es im Vergleich zu einem Einrümpfer<br />

mit andauernder Lage am Wind oder Rollbewegungen<br />

vor dem Wind immer noch als angenehmer. Von dem Plus an<br />

Lebensraum und dem am Anker ebenfalls durch Abwesenheit<br />

glänzenden Rollen schon bei leichtem Schwell einmal ganz zu<br />

schweigen. Da hat mir der Katamaran nicht zu viel versprochen.<br />

Was nerven kann, ist das Schlagen der Wellen unter das Brückendeck,<br />

was aber meistens beim gegen die Wellen Anfahren unter<br />

Maschine vorkommt; dann jedoch häufig.<br />

Die nächsten zwei Wochen ruht die Arbeit und Carpe Diem und<br />

ich machen erstmal Urlaub, dafür ist das Schiff schließlich da. Das<br />

wird mich wohl auch mit dem etwas harten Test- und Reparaturprogramm<br />

der vergangenen Zeit versöhnen. Einen Vorteil hatte<br />

die Bastelei jedoch: Wir gehen mit der Gewissheit segeln, dass die<br />

meisten Probleme, die man hätte erwarten können, bis jetzt bereits<br />

aufgetreten sind.<br />

In der nächsten Ausgabe lesen Sie, wie Claus Reissig seine erste Urlaubstour<br />

an Bord der Carpe Diem erlebte. Und ob der Katamaran<br />

seinem Namen alle Ehre macht.<br />

92 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


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die kleine Reiseapotheke finden darin ebenso gut Platz.<br />

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herausfinden und an die SEGEL JOURNAL-Redaktion schicken.<br />

Anschrift: Quarto Media GmbH, SEGEL JOURNAL, Gurlittstraße 28,<br />

20099 Hamburg oder per Mail an info@segeljournal.com.<br />

Einsendeschluss ist der 16.06.<strong>2013</strong>.<br />

Das Lösungswort aus dem letzten Heft lautet: Mittwochsregatta. Die Gewinner unseres Kreuzworträtsels werden schriftlich benachrichtigt.<br />

Zeichen<br />

für<br />

Amperestunde<br />

Abk. für<br />

Intercityzug<br />

gegorener<br />

Traubensaft<br />

Assistent,<br />

Gürtel<br />

zum<br />

Beistand Kimono<br />

6<br />

Tonsilbe<br />

küste<br />

13<br />

Bootsschuh<br />

gefragt,<br />

begehrt,<br />

angesagt<br />

(engl.)<br />

Schiffsschaden<br />

dt. Spitzname<br />

für<br />

wennschon,<br />

den AC<br />

wenngleich<br />

Stil,<br />

Eleganz<br />

franz.:<br />

Baby,<br />

Säugling<br />

lat.:<br />

Sei gegrüßt!<br />

Schiffstyp<br />

beim<br />

America’s<br />

<strong>Cup</strong><br />

feierliches<br />

Gedicht<br />

94 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong><br />

Name<br />

der AC-<br />

Stiftungsurkunde<br />

11<br />

2 10<br />

Kfz-Z.<br />

Erlangen-<br />

Höch-<br />

14<br />

(franz.)<br />

(Mz.)<br />

stadt<br />

5<br />

engl.<br />

Verteidiger<br />

des<br />

AC <strong>Cup</strong>s<br />

rhythm.<br />

betonter<br />

Jazz<br />

(Kzw.)<br />

Hühnerprodukt<br />

französisch:<br />

und<br />

Abk. für<br />

Kundendienst<br />

stehendes<br />

Binnengewässer<br />

7<br />

Bereiche eine Zahl<br />

Abk. für<br />

Eurocityzug<br />

Einheitenzeichen<br />

für Liter<br />

Brücke in Sammlung<br />

von<br />

San Francisco<br />

(... Schriftstücken<br />

Bridge)<br />

berühmte<br />

J-Class<br />

Yacht<br />

Astrologe<br />

Wallensteins<br />

Schiffsname<br />

von<br />

Thomas<br />

Lipton<br />

italienisch:<br />

Meer<br />

1 3<br />

<strong>Segel</strong>revier<br />

US-Ost-<br />

Geliebte<br />

des Zeus<br />

Titelverteidiger<br />

AC<br />

(Larry)<br />

12<br />

chem.<br />

Zeichen<br />

für<br />

Thallium<br />

Abk.: Europäischer<br />

Wirtschaftsraum<br />

italienische<br />

Abk. für<br />

Alabama<br />

(USA)<br />

dt. Mittelgebirgfreund,<br />

Busen-<br />

(Schwäbische<br />

...)<br />

Vertrauter<br />

regel-,<br />

normwidrig<br />

Großmutter<br />

4<br />

Brühe,<br />

Abgekochtes<br />

Tiergarten<br />

(Kzw.)<br />

Großstadt<br />

in<br />

Kolumbien<br />

Kfz-<br />

Zeichen<br />

Kiel<br />

Lösungswort: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

Fremdwortteil:<br />

neu<br />

(griech.)<br />

8<br />

engl.<br />

Komponist<br />

(Edward)<br />

9<br />

Foto: www.shutterstock.com/aragani12345s


Chefredakteurin<br />

Berater der Chefredaktion<br />

Ständige Mitarbeiter<br />

Art Direktion<br />

Grafik<br />

Chefin vom Dienst<br />

REDAKTION<br />

Sandra-Valeska Bruhns, bruhns@segeljournal.com<br />

Claus Reissig, reissig@segeljournal.com<br />

Joachim Beck, Monika Kludas, Alke-Marit Fingerhut,<br />

Prof. Dr. Stefan Henke, Detlef Jens, Kirsten Panzer-Gunkel,<br />

Hans-Harald Schack, Stefan Schorr, Wolfgang Weber, Andrea Willen<br />

Bianca Stüben<br />

Antje Krüger, Natalja Pindakova<br />

Anett Hillers, hillers@segeljournal.com<br />

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Martina John, Martina Julius-Warning, Yorck Hentz<br />

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bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit Erlaubnis von Quarto Media GmbH. Gerichtsstand Hamburg.<br />

Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildsendungen.<br />

Zuschriften können ohne ausdrücklichen Vorbehalt im Wortlaut<br />

oder Auszug veröffentlicht werden.<br />

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Die nächste Ausgabe<br />

von<br />

erscheint am 19. juni <strong>2013</strong><br />

SEGEL JouRNAL<br />

mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

95


sailors I lektüre<br />

Meer Lektüre!<br />

GELESEN VON STEFAN SCHORR<br />

Carlo Borlenghi / Gianni Gini<br />

NAVIGATION DURCH DIE JAHRHUNDERTE<br />

Carlo Borlenghi aus der ersten Garde internationaler Yachtfotografen erhielt vom Museo degli<br />

Strumenti per la Navigazione in Bellagio am Comer See den Auftrag, dessen Sammlung nautischer<br />

Navigationsgeräte des 17. und 18. Jahrhunderts zu fotografieren. Borlenghi zeigt diese auf rotem<br />

Samt gebettet in den vier Kapiteln Geografische Breite, Geografische Länge, Logbücher und Seekarten.<br />

Elf Geräte vom Astrolabium über Doppelwinkeltransporteur, Hypsometer und Graphometer stellt<br />

Gianni Gini (wer das ist, erfahren wir leider nicht) etwas genauer vor, angereichert mit Anekdoten zur<br />

Beschaffung einzelner Exemplare und flankiert von vier fiktiven Geschichten zum Leben auf See.<br />

Interessierte erhalten einen gut fotografierten Katalog der Museumsbestände. Der für diesen Preis<br />

zu erwartende umfangreiche Überblick über Navigationsgeräte der vergangenen Jahrhunderte ist<br />

das Buch (ohne Glossar, Literatur- oder Quellenverzeichnis) aber nicht.<br />

Delius Klasing, 68 Euro<br />

Foto: shutterstock.com/ Triff<br />

Tobias Friedrich<br />

DAS ANDROMEDA FEUER<br />

Die Geschichte des einzigen Entwurfes des großen Max Oertz, der je bei Abeking & Rasmussen gebaut<br />

wurde! Als Oliver Bahr sich in die ausgebrannte Kreuzeryacht Andromeda (1923) verliebt und sie kauft, steht<br />

er vor der Verpflichtung, diese Yacht zu erhalten. Es folgen rund 800 Sanierungstage bis zum erneuten Stapellauf<br />

und die Recherche zur Geschichte des Schiffs und seiner bis dato fünf Eigner. Dem <strong>Journal</strong>ist Tobias<br />

Friedrich ist ein Buch gelungen, das ab der ersten Seite fesselt und die Begeisterung für Andromeda vermittelt.<br />

Denn die Andromeda wurde von jedem erfahrenen Seemann sofort als das erkannt, was sie war (und ist): ein<br />

Prachtstück. Ein späteres Erscheinen des Buches hätte noch Zeit gelassen für eine weitere Kontrolle durch das<br />

Lektorat und noch mehr Recherche (zur jüngeren Vergangenheit). Außerdem für Fotos des bis Ende <strong>2013</strong> (so<br />

der Plan) auch unter Deck fertig sanierten Schiffs zur Aufwertung der bisher eher mäßigen Bildauswahl. Noch<br />

ein ansprechenderes Titelbild dazu und das Buch hätte die Bestnote verdient. Radtke & Bahr, 29,80 Euro<br />

Barbara Piotrowski<br />

SCHIFFSBEGEGNUNGEN AN DER UNTERWESER<br />

Die gebürtige Rheinländerin Barbara Piotrowski nahm sich ein Jahr lang Zeit, in die Geschichte von<br />

zwölf Schiffen auf der Unterweser einzutauchen. Herausgekommen sind kurzweilige Episoden, denen<br />

jeweils ein paar Fotos und die wichtigsten Schiffsdaten vorangestellt sind. Piotrowski hat so unterschiedliche<br />

Schiffe wie den Dreimast-Gaffelschoner Großherzogin Elisabeth, das Dielenboot Hanni oder das 1880<br />

gebaute ehemalige Dampffährschiff MS Friedrich besucht und sich einfühlsam dem jeweiligen Schiff und<br />

den Menschen darauf genähert. Insgesamt ein gelungener, abwechslungsreicher Blick auf zwölf interessante<br />

Schiffe. Das eher einfallslose Layout und die schwachen Fotos lassen sich sicher noch verbessern<br />

und einige fachliche Fehler beseitigen. In der zweiten Auflage gibt es dann sicher noch mehr Schiffe von<br />

der Unterweser vorzustellen. Isensee, 12,80 Euro<br />

96 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


Joachim Ringelnatz<br />

SCHÖNE NIXEN<br />

KNICKSEN<br />

„Ich will mit euch plaudern, die ich mir denke. Mit<br />

euch, die ihr die See liebt und etwas über das Leben und den<br />

Charakter der Seefahrer erfahren möchtet.“ Der mare-Verlag<br />

schenkt See-Liebhabern alle Gesänge des Seefahrers Kuttel<br />

Daddeldu und die anderen Meeresgedichte von Joachim<br />

Ringelnatz in einem Buch – eingerahmt durch die Erinnerungen<br />

„Matrosen“ (ihre Lieder, ihre Sprache, ihre Löhnung, ihre<br />

Gutmütigkeit, ...) und die<br />

Liebeserklärung von Alfred<br />

Polgar an Joachim<br />

Ringelnatz. Also „segeln“<br />

wir Leser im Rumba-Takt<br />

mit, „dass die Balken krachen“,<br />

und freuen uns<br />

darüber, dass ein Bücherschapp<br />

gar nicht<br />

groß genug sein kann,<br />

solange solche (gewohnt<br />

hochwertig<br />

zwischen Buchdeckel<br />

gebrachte) Schätze<br />

veröffentlicht werden.<br />

mare, 20 Euro<br />

Cees de Reus<br />

UM DIE WELT MIT<br />

EINEM LÄCHELN<br />

Ein vielversprechender Buchtitel<br />

und ein angenehm lockerer<br />

Schreibstil. Aber trotz der mit sieben<br />

Jahren umfangreichen Zeit für<br />

die klassische Barfußroute scheint<br />

die Weltumsegelung auf der Borracho<br />

der pure Stress gewesen zu<br />

sein: gerissener Keilriemen, unfreiwilliges<br />

Trockenfallen, Austausch<br />

des kaputten Motors auf Curaçao,<br />

Kollision mit einem Felsen, Ausfall des GPS, Leine im Propeller,<br />

Bedrohung durch Piraten... Dazu wird sehr, sehr häufig erwähnt,<br />

welche Situationen auf See alle lebensgefährlich werden können.<br />

Wenn der Text dann noch einige Fehler enthält, der Schutzumschlag<br />

grausig ist und<br />

(bis aufs Autorenporträt)<br />

Fotos fehlen, wird es eben<br />

doch nur ein Weltumsegler-Bericht<br />

von vielen. Stel-<br />

in die Kajüte<br />

in die Koje<br />

lenweise interessant, aber<br />

in den Seesack<br />

kein anhaltendes Lächeln<br />

in die Backskiste<br />

beim Lesen erzeugend.<br />

in die Bilge<br />

Delius Klasing, 19,90 Euro<br />

Bei uns geht Ihre Spende<br />

garantiert nicht unter.<br />

www.seenotretter.de<br />

Danke.


was bewegt...<br />

16 Fragen an...<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Seit wann segeln<br />

Sie zusammen?<br />

Heide und Erich Wilts<br />

Seit dem Tag vor 43 Jahren, als wir uns auf<br />

Norderney kennengelernt haben, als Erich mit<br />

seinem Finn vorbei segelte.<br />

Was war Ihr erstes eigenes<br />

Boot?<br />

Ein Finn.<br />

Mit ihrer Freydis segelt das Ehepaar seit Jahrzehnten in die<br />

entlegensten Reviere der Welt. Nach dem dramatischen Verlust ihrer<br />

letzten Yacht, der Freyids II, die ein Opfer des Erdbebens vor der<br />

japanischen Küste und der atomaren Strahlung des zerstörten<br />

Kernkraftwerks Fukushima wurde, sind sie seit 2012 mit der neuen<br />

Freydis unterwegs. Ihre Reisen und ihr Wissen um die nahezu<br />

unberührten Naturschätze an den Küsten teilen sie gerne mit Gästen<br />

an Bord, die für einzelne Etappen mitfahren können.<br />

Welches Boot wollten Sie<br />

immer mal segeln?<br />

Wir träumten schon immer von so einem Boot,<br />

wie wir es jetzt haben.<br />

Wie ist der Name Ihres Bootes?<br />

Freydis, nach der Tochter von Erich dem Roten.<br />

Sie war Skipperin auf der fünften Expedition der<br />

Wikinger in die Neue Welt vor rund 1.000<br />

Jahren.<br />

Ihr liebstes <strong>Segel</strong>revier?<br />

Das ostfriesische Wattenmeer bei Ebbe und<br />

die Arktis und Antarktis, aber nicht bei Sturm.<br />

Wie viele Tage im Jahr verbringen<br />

Sie auf dem Wasser?<br />

Zwischen vier und acht Monaten.<br />

Ihr Lieblingshafen?<br />

Egal wo und in welchem Land, immer da, wo<br />

wir freundlich aufgenommen werden.<br />

Ihre liebste Hafenbar?<br />

Die Hafenbars in Australien, da trifft man die<br />

urigsten Typen.<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Der beste Drink zum Sonnenuntergang?<br />

Für Erich einen Gin Tonic, für Heide einen Saft.<br />

Mit wem würden Sie gerne<br />

einmal segeln?<br />

Erich mit Marilyn Monroe, Heide mit James<br />

Cook.<br />

Welche Eigenschaften<br />

schätzen Sie an Seglern am<br />

meisten?<br />

Humor und Verantwortungsgefühl.<br />

Drei Dinge, die immer an Bord<br />

sein sollten?<br />

Eine funktionierende Toilette, eine Herdflamme<br />

und ausreichend Verpflegung.<br />

Was ist an Bord völlig<br />

überflüssig?<br />

Titel.<br />

Gibt es einen Segler, der Sie<br />

beeindruckt hat?<br />

Am meisten James Cook, der im Pazifischen<br />

Ozean zahlreiche Inseln entdeckte und<br />

kartographierte.<br />

Das beste <strong>Segel</strong>buch?<br />

Am meisten inspiriert haben uns „Gefangen im<br />

Eis“ von Tristan Jones und „Ice Bird“ von David<br />

H. Lewis.<br />

<strong>Segel</strong>n ist…<br />

…für uns eine Leidenschaft, die manchmal<br />

leider Leiden schafft.<br />

98 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>


mai/juni <strong>2013</strong> <strong>Segel</strong> journal<br />

99


100 <strong>Segel</strong> journal mai/juni <strong>2013</strong>

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