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INHALT.ausgabe 28<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
Stephan Heublein, Chefredakteur<br />
Aller guten<br />
Dinge sind drei<br />
Dritter Streich - Drei Finger streckte Sebastian Vettel in die Luft.<br />
In einem spannenden Finale sicherte er sich seinen dritten<br />
WM-Titel in Folge - nach gerade einmal fünf vollen Jahren in <strong>der</strong><br />
Formel 1. Grund genug für das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nachzuforschen,<br />
wo das noch hinführen soll - was kann Vettel in den<br />
nächsten Jahren noch erreichen? Welche Rekorde kann er noch<br />
brechen? Das Ergebnis: Es gibt noch viel zu erreichen für ihn...<br />
Drei <strong>Champ</strong>ions - Die Zahl drei ist in diesem Monat sehr gefragt.<br />
Mit Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Sandro <strong>Cortese</strong> beleuchten<br />
wir gleich alle drei Motorradweltmeister <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Klassen. Dabei hat unsere Redakteurin Maria Pohlmann ein ganz<br />
beson<strong>der</strong>es Auge auf den ersten Moto3-<strong>Champ</strong>ion geworfen. Was<br />
macht diesen Sandro <strong>Cortese</strong> so gut? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
forschte im Umfeld des Deutschen und för<strong>der</strong>te einige spannende<br />
und bislang unbekannte Fakten zutage.<br />
Drei Zugaben - Ein <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> in Händen ist gut, aber<br />
lei<strong>der</strong> reichen 116 Seiten geballtes Racing nicht aus, um alle<br />
Fahrer, Teams und Ereignisse des <strong>Motorsport</strong>-Jahres 2012<br />
gebührend zu würdigen. Also dachten wir uns, warum legen wir<br />
nicht gleich noch drei Hefte obendrauf? Als kleines Geschenk gibt<br />
es unter www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com/goto/racemag/ gleich drei<br />
kostenlose E-<strong>Magazin</strong>e mit Rückblicken und Teamanalysen - eines<br />
für Formel 1, eines für MotoGP und Superbike sowie eines für<br />
DTM, WRC & Co. Gleich reinklicken!<br />
Formel 1<br />
vettel: Blick in die Zukunft 22<br />
statistik: Formel-1-Rekorde 26<br />
alonso: Der letzte Samurai 28<br />
interview: Peter Sauber 32<br />
hülkenberg: Explosionsgefahr 36<br />
saison 2012: Dar<strong>über</strong> sprach die F1-Welt 40<br />
button: Hamiltons schweres Erbe 46<br />
top-5: Der perfekte Fahrer 50<br />
history: Legendäre Teamchefs 54<br />
Automobil<br />
interview: Bruno Spengler 58<br />
rückblick: Indycar 2.0 62<br />
interview: André Lotterer 66<br />
technik: Audi R18 e-tron quattro 68<br />
wrc: Wie<strong>der</strong> im Leerlauf 70<br />
splitter: ADAC <strong>Motorsport</strong> 72<br />
Motorrad<br />
motogp: Jorge Lorenzo 76<br />
moto2: Marc Marquez 80<br />
moto3: Sandro <strong>Cortese</strong> 86<br />
interview: Graziano Rossi 88<br />
reglement: Rosarote Zukunft . 92<br />
top-5: Die dümmsten Regelän<strong>der</strong>ungen 96<br />
interview: Cal Crutchlow 100<br />
ducati: Die Ära nach Rossi 104<br />
kiefer racing: Ein Neubeginn 108<br />
wsbk: Eine Seifenoper namens Ducati 110<br />
Service<br />
Boxenstopp 4<br />
Kolumnen 14<br />
ZIELGERADE 112<br />
Impressum 114<br />
Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro, BMW, Red Bull<br />
2 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Pro VS.<br />
Gelingt Vettel <strong>der</strong> vierte Streich?<br />
Jubelt Sebastian Vettel<br />
auch in <strong>der</strong> Saison<br />
2013 <strong>über</strong> den<br />
WM-Titel?<br />
+++ PRO +++<br />
+++ CONTRA +++<br />
Fotos: adrivo/sutton, red bull<br />
Die Formel 1 ist ein unvorhersehbares Pflaster - das hat die Saison<br />
2012 mit sieben verschiedenen Siegern in den ersten sieben Rennen<br />
bewiesen. Um den Weltmeister 2013 zu erfahren, kann man entwe<strong>der</strong><br />
eine Hellseherin kontaktieren, mit einer Zeitmaschine zum Saisonfinale<br />
nach Brasilien reisen o<strong>der</strong> die Statistik <strong>der</strong> letzten Jahre zur Hilfe<br />
nehmen.<br />
Diese spricht eine deutliche Sprache pro Sebastian Vettel - jüngster<br />
Weltmeister, jüngster Doppelweltmeister, jüngster Dreifach-<strong>Champ</strong>ion.<br />
Manche mögen diese Rekorde nicht auf das Konto des Deutschen<br />
schreiben, son<strong>der</strong>n auf das Bankkonto von Red-Bull-Boss Dietrich<br />
Mateschitz o<strong>der</strong> auf das Zeichenbrett von Design-Genie Adrian Newey<br />
- und sie haben Recht. Zumindest zum Teil.<br />
Derartige Erfolge lassen sich nicht ohne die richtigen Leute um einen<br />
herum, das nötige Budget und das beste Auto einfahren. Und genau<br />
diese Zutaten sind mit ein Grund, weshalb Vettel auch in <strong>der</strong> neuen<br />
Formel-1-Saison wie<strong>der</strong> zu den Titelfavoriten zählt. Ein an<strong>der</strong>er ist<br />
das Reglement, das sich 2013 kaum verän<strong>der</strong>t.<br />
Hinzu kommen sein fahrerisches Talent, seine Fahrzeugbeherrschung,<br />
seine Rennintelligenz und seine mentale Stärke. Er lässt sich in keinen<br />
Psychokrieg manövrieren, verzichtet auf jegliche Tricks sowie auf die<br />
Schützenhilfe seines Teamkollegen Mark Webber. Er weiß eben um<br />
seine eigenen Stärken.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Aller guten Dinge sind drei - damit ist dann aber erst einmal Schluss.<br />
Auch die Erfolgsserie von Sebastian Vettel und Red Bull wird ein Ende<br />
finden. 2013 ist <strong>der</strong> perfekte Zeitpunkt dafür. Die Formel 1 folgt schon<br />
seit jeher Wellenbewegungen, irgendwann kommt stets <strong>der</strong> Einbruch.<br />
Nach drei Jahren als Fahrer- und Teamchampion haben die Stiere nun<br />
ausgedient.<br />
Gegen Ende eines Reglement-Zyklus rücken die Teams stets enger<br />
zusammen. Selbst ein Stardesigner wie Adrian Newey kann dann keine<br />
Geniestreiche mehr auf das Zeichenbrett zaubern. Stattdessen werden<br />
die Fortschritte immer kleiner und die Abstände schmelzen - und dann<br />
schlägt die Konkurrenz erbarmungslos zu.<br />
Mit McLaren, Ferrari, Lotus und vielleicht Mercedes sowie Überraschungsteams<br />
wie Sauber und Force India gibt es so viele starke Gegner<br />
mit schnellen Autos wie noch nie. Das gilt natürlich ebenso für Vettels<br />
Rivalen am Lenkrad. Lewis Hamilton mag 2013 mit dem Silberpfeil noch<br />
eine stumpfe Waffe im WM-Kampf haben (vielleicht <strong>über</strong>rascht er aber<br />
auch alle), doch Fernando Alonso, Jenson Button und Kimi Räikkönen<br />
sind mindestens auf einem Niveau mit dem Dreifach-<strong>Champ</strong>ion.<br />
Zudem ist auch Vettel nicht perfekt. Viele Rivalen und Experten werfen<br />
ihm vor, dass seine Leistungen nicht ganz so gut seien, wenn er kein<br />
<strong>über</strong>legenes Auto habe. <strong>So</strong> hatten er und Red Bull in <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte<br />
2012 durchaus zu kämpfen. <strong>So</strong>lche Schwächeperioden könnten<br />
Vettel im nächsten Jahr schnell den vierten Titel in Serie kosten.<br />
Text: Stephan Heublein<br />
4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Maria Pohlmann, falko schoklitsch<br />
Der achte Sieg und<br />
ein Todesfall<br />
Der Macau Motorrad Grand Prix 2012 bot<br />
in den Häuserschluchten <strong>der</strong> asiatischen<br />
Glücksspielstadt einen glorreichen Sieger<br />
und einen tragischen Todesfall. Der traurige<br />
Zwischenfall ereignete sich am Donnerstag<br />
im Qualifying, als Luis Filipe de <strong>So</strong>usa Carreira<br />
nach einem schweren Unfall seinen<br />
Verletzungen erlag. Im wegen Regen auf<br />
<strong>So</strong>nntag verschobenen Rennen konnte <strong>der</strong><br />
Brite Michael Rutter dann recht souverän<br />
seinen achten Macau-Erfolg einfahren.<br />
Macau ist eines <strong>der</strong><br />
gefährlichsten<br />
Motorradrennen<br />
Fotos: milagro, macau gp<br />
Bradls berühmte Vorgänger<br />
01<br />
02<br />
03 04<br />
01: Jorge Lorenzo<br />
Der Weltmeister <strong>der</strong><br />
Jahre 2010 und 2012<br />
erkämpfte sich in <strong>der</strong><br />
Saison 2008 die Krone<br />
des besten Neulings.<br />
Der Spanier holte einen<br />
Sieg und insgesamt<br />
sechs Podestplätze.<br />
02: Valentino Rossi<br />
Der wohl immer noch<br />
bekannteste Motorradrennfahrer<br />
<strong>der</strong> Welt<br />
belegte im Jahr 2000 bei<br />
seinem Einstieg in die<br />
500cc-Klasse gleich<br />
Platz zwei in <strong>der</strong><br />
Weltmeisterschaft.<br />
03: Dani Pedrosa<br />
Der Honda-Werksfahrer<br />
setzte sich 2006 im<br />
Kampf <strong>der</strong> Top-Neulinge<br />
gegen Casey Stoner<br />
durch. Der Australier fuhr<br />
allerdings eine<br />
Satelliten-Honda.<br />
04: Daijiro Kato<br />
Der 2003 viel zu früh<br />
verstorbene Japaner<br />
sicherte sich in seinem<br />
ersten MotoGP-Jahr<br />
2002 auf <strong>der</strong> unterlegenen<br />
Honda NSR 500<br />
Gesamtrang sieben und<br />
damit den Platz als<br />
bester Rookie.<br />
6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
5 Fragen<br />
an Andrea<br />
Dovizioso<br />
19 Mal MotoGP<br />
2013<br />
Die mutigen<br />
MotoGP-Stars<br />
und das<br />
Spaßmobil<br />
Andrea<br />
Dovizioso<br />
stellte sich<br />
unseren Fragen<br />
1. Wenn es einen Film <strong>über</strong> dich gäbe, wie<br />
würde <strong>der</strong> Titel lauten?<br />
Ich habe zwei Ideen: die erste ist ‚Never Give<br />
Up‘ und die an<strong>der</strong>e ist mehr <strong>über</strong> mich, also<br />
‚Wer ist Dovizioso in dieser Welt‘, ‚Wie wichtig<br />
bin ich‘. Ich denke, ich bin nicht wichtig, aber<br />
ich finde es interessant, wie ich sein und mich<br />
verhalten muss.<br />
2. Welcher Superheld wärst du gern?<br />
Diese Frage ist schwer, ich weiß es nicht.<br />
3. Wann hast du das letzte Mal richtig einen<br />
draufgemacht?<br />
Vor zwei Wochen.<br />
4. Was ist dein Lieblings-Anmachspruch?<br />
Ich würde wirklich gerne wissen, was ich<br />
sagen muss. Das Problem ist, dass alle Frauen<br />
verschieden sind, also will jede Frau etwas<br />
an<strong>der</strong>es hören. Es ist unmöglich, das zu<br />
wissen! Das ist wirklich mies und sehr schwer<br />
für uns Männer, denn jede Frau ist an<strong>der</strong>s.<br />
5. Welchen Star würdest du gern einmal<br />
treffen?<br />
Ich sehe mir gerne Filme an und mag deshalb<br />
ziemlich viele Schauspieler. Will Smith ist ein<br />
interessanter Mensch, um einmal herauszufinden,<br />
wie er wirklich ist und ich denke, er ist<br />
ziemlich intelligent. Girl? - Keine Ahnung...<br />
Julia Roberts, denn in jedem Film ist sie<br />
immer so intelligent und so wun<strong>der</strong>schön.<br />
Wenn man die Leute trifft, können sie besser<br />
o<strong>der</strong> schlechter sein, als man erwartet. Je<strong>der</strong><br />
kennt sie aus den Filmen, aber das ist nicht<br />
die Realität. Es ist wirklich interessant, wie die<br />
Leute so in echt sind.<br />
Stefan Bradl war <strong>der</strong> beste Neuling<br />
<strong>der</strong> abgelaufenen Saison 2012<br />
Der beste MotoGP-Neuling<br />
Stefan Bradl konnte seine starke Debütsaison in <strong>der</strong> MotoGP mit dem<br />
Titel des Rookie of the Year feiern. Der Deutsche kam bei je<strong>der</strong> seiner<br />
Zielankünfte in <strong>der</strong> Saison 2012 unter die Top-10, sein bestes Ergebnis<br />
war Platz vier in Mugello. »Als ich zum LCR Team kam, habe ich mir ein<br />
wenig <strong>So</strong>rgen gemacht, da alle so professionell waren«, sagte Bradl.<br />
»Mit <strong>der</strong> Zeit haben wir uns besser kennengelernt und jetzt kann ich<br />
sagen, dass das Team für mich wie eine zweite Familie ist.«<br />
Der MotoGP-Kalen<strong>der</strong> für die Saison 2013 sieht<br />
18 Grands Prix vor. Das Rennen in Deutschland ist<br />
für den 7. Juli auf dem Sachsenring vorgesehen.<br />
Neu hinzukommen soll <strong>der</strong> Lauf in Austin, Texas<br />
am 21. April. Obwohl in früheren Versionen des<br />
Kalen<strong>der</strong>s berücksichtigt, wurde ein geplantes<br />
Rennen in Argentinien gestrichen. Grund dafür<br />
waren Streitigkeiten zwischen <strong>der</strong> spanischen<br />
und argentinischen Regierung, da YPF, die Tochter<br />
des Erdölunternehmens Repsol in Argentinien,<br />
verstaatlicht wurde.<br />
7. April....................Katar*<br />
21. April..................Amerika<br />
5. Mai.....................Jerez<br />
19. Mai...................Frankreich<br />
2. Juni....................Mugello<br />
16. Juni..................Katalonien<br />
29. Juni..................Nie<strong>der</strong>lande***<br />
7. Juli......................Deutschland<br />
21. Juli....................Laguna Seca****<br />
18. August..............Indianapolis<br />
25. August..............Tsch. Republik<br />
1. September..........Großbritannien<br />
15. September........San Marino<br />
29. September........Aragon<br />
13. Oktober............Malaysia<br />
20. Oktober............Australien<br />
27. Oktober............Japan<br />
10. November.........Valencia<br />
* Nachtrennen / ** Noch zu bestätigen<br />
*** Samstagsrennen / **** Nur MotoGP
Die lange angestrebte Kooperation mit <strong>der</strong><br />
japanischen Super GT ist endlich unter<br />
Dach und Fach. Ab 2014 werden die Japaner<br />
das gleiche technische Reglement nutzen,<br />
Die Japaner<br />
dürfen bald in<br />
<strong>der</strong> DTM<br />
mitmischen<br />
so haben es ITR und GTA entschieden. <strong>So</strong><br />
soll es den Herstellern möglich gemacht<br />
werden, ihre Autos gleich in beiden Meisterschaften<br />
einsetzen zu können. Während<br />
Audi, BMW und Mercedes in Japan an<br />
den Start gehen könnten, würden sich<br />
hierzulande die Tore für Nissan, Honda<br />
o<strong>der</strong> Lexus öffnen.<br />
Fotos: wtcc, f3euro series, nascar, super gt, racepress<br />
DTM startet<br />
2013<br />
in Russland<br />
Der DTM-Rennkalen<strong>der</strong> für die kommende Saison<br />
beinhaltet gleich zwei erstaunliche Überraschungen.<br />
Das bisher so gelobte Show-Event in München wurde<br />
gestrichen, während man sich im August auf den Weg<br />
nach Russland machen will, um ein Rennen vor den<br />
Toren <strong>der</strong> Hauptstadt auszutragen. »Der Schritt nach<br />
Moskau ist für die DTM ein wichtiger Baustein, um<br />
neue Märkte zu erschließen«, so ITR-Chef Hans-Werner<br />
Aufrecht. Ansonsten bleibt, unter an<strong>der</strong>em mit Auftakt<br />
und Finale in Hockenheim, quasi <strong>alles</strong> beim alten.<br />
05.05.2013..........................Hockenheim<br />
19.05.2013..........................Brands Hatch<br />
02.06.2013..........................Red Bull Ring<br />
16.06.2013..........................Lausitzring<br />
07.07.2013..........................Norisring<br />
21.07.2013..........................Zandvoort<br />
04.08.2013..........................Moskau<br />
18.08.2013..........................Nürburgring<br />
01.09.2013..........................Oschersleben<br />
15.09.2013..........................Hockenheim<br />
8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: fabian schnei<strong>der</strong>, stephan vornbäumen<br />
Nach einer <strong>über</strong>legenen Saison war es keine Überraschung, dass einer <strong>der</strong><br />
drei Chevrolet-Piloten die WTCC-Krone gewinnen würde. Die Entscheidung<br />
fiel allerdings erst beim Finale auf dem spektakulären Stadtkurs von Macau.<br />
Trotz eines Sieges von Ex-Weltmeister Yvan Muller und eines Unfalls im<br />
ersten Rennen reichte es am Ende für den Briten. »Es wird eine Zeit lang<br />
dauern, bis ich realisiert haben werde, dass ich Weltmeister bin«, jubelte<br />
Huff nach seinem ersten Titel.<br />
Brad Keselowski<br />
feiert seinen<br />
ersten Titel in<br />
<strong>der</strong> NASCAR<br />
Rob Huff ist<br />
Tourenwagen-Weltmeister<br />
NASCAR Sensation<br />
Die Sensation ist geglückt: Brad<br />
Keselowski setzte sich beim<br />
Finale <strong>der</strong> NASCAR Serie gegen<br />
Jimmie Johnson durch und krönte<br />
sich zum <strong>Champ</strong>ion. Bereits vor<br />
zwei Jahren hatte Keselowski die<br />
Nationwide-Serie gewonnen.<br />
Beim Showdown in Homestead-<br />
Miami reichte Keselowski ein 15.<br />
Rang zum ersten Titelgewinn.<br />
Sein einziger Titelkonkurrent<br />
Johnson beendete das Rennen<br />
nach einem technischen Defekt<br />
in <strong>der</strong> Garage. Gleichzeitig war es<br />
<strong>der</strong> erste NASCAR-Titel für Roger<br />
Penske und sein Dodge-Team.<br />
Euro Serie wird zur<br />
Europameisterschaft<br />
Die Formel 3 Euro Serie soll noch bekannter werden und erhält vom Automobil-Weltverband<br />
das Prädikat FIA Formel-3-Europameisterschaft. Mit <strong>der</strong> sportlichen Durchführung<br />
wurde <strong>der</strong> Deutsche <strong>Motorsport</strong>bund beauftragt. Rennen sollen dabei nicht<br />
nur im Rahmen <strong>der</strong> DTM, son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> WTCC und <strong>der</strong> WEC ausgetragen werden.<br />
»Die Formel-3-Europameisterschaft bildet eine neue Gelegenheit, die Grundwerte <strong>der</strong><br />
FIA durch eine neue und aufregende Serie fortan auch mit einem größeren und jüngeren<br />
Publikum zu teilen«, freut sich FIA-Präsident Jean Todt.<br />
Schluss mit dem<br />
Formel-3-<br />
Serien-Durcheinan<strong>der</strong><br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9
BOXENSPION<br />
01<br />
Mark Sutton<br />
Life Through a Lens<br />
01: Old School<br />
Dieses Bild zeigt die Kontraste in Indien. Auf <strong>der</strong> einen Seite <strong>der</strong> wahrscheinlich<br />
älteste Traktor <strong>der</strong> Welt und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Red<br />
Bull Renault RB8. Der Traktor hat vielleicht noch fünf Euro Materialwert,<br />
<strong>der</strong> Formel-1-Bolide ist wohl um die fünf Millionen wert. Diese Kontraste<br />
erlebt man an <strong>der</strong> Strecke <strong>über</strong>all: Außerhalb leben Menschen in Armut,<br />
direkt daneben steht die Multi-Millionen-Dollar-Strecke. Was <strong>der</strong> Traktor<br />
in <strong>der</strong> Boxengasse zu suchen hatte? Ich glaube, sie wollten die Leitplanken<br />
reparieren und das war das einzige Fahrzeug mit Schweißwerkzeug.<br />
Vielleicht ist es ein Oldtimer, keine Ahnung, aber es ist definitiv ein<br />
wahnsinniger Kontrast mit dem Formel-1-Auto im Hintergrund.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, mercedes<br />
02<br />
02: Der Iceman ist zurück<br />
Ein lustiges Plakat, das ich ursprünglich gar nicht gesehen hatte. Angeblich<br />
interessiert sich in Korea niemand für <strong>Motorsport</strong>, aber es gibt<br />
einige Fans, die auch ihre Lieblinge unter den Fahrern haben. Jemand<br />
wies mich auf dieses Plakat hin und dann machte ich mich auf den Weg<br />
dorthin und fotografierte es durch den Zaun. Zum Glück passte mein<br />
70-200mm Objektiv durch den Zaun - das war eine lustige Aktion. Die<br />
Fans lieben Kimi. Er ist ein echter Charakter und gerne etwas ironisch.<br />
Es gab einige Banner wie dieses. Ich weiß nicht, woher sie sie hatten,<br />
aber so sind die Rennfans eben.<br />
03<br />
03: Cowboy-Style<br />
Wir wussten nicht, dass die Fahrer in Austin mit diesen Cowboy-Hüten<br />
auf das Podium kommen würden. Stattdessen rechneten wir mit den<br />
immer gleichen, langweiligen Pirelli-Kappen. Das war eine klasse PR-<br />
Idee von Pirelli. Ich glaube, sie haben es in den 80er Jahren schon mal<br />
gemacht. Lewis war ziemlich <strong>über</strong>rascht, als er seinen Hut aufsetzte,<br />
aber als er auf das Podium hinausging, zeigte er darauf - das war ein<br />
klasse Moment. Ich wusste nichts von den Hüten, aber ich erwartete,<br />
dass Lewis nach seinem Sieg irgendetwas auf dem Podium machen<br />
würde. Man kann die Emotionen richtig gehend fühlen und wie er auf<br />
den Hut zeigt, ist absolut perfekt. Mir ist aufgefallen, dass keiner <strong>der</strong><br />
Fahrer seinen Hut in die Menge geworfen hat - alle haben ihn behalten.<br />
Es war eine einmalige Aktion und ist sicher ein tolles Andenken.<br />
10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Manuel Sperl<br />
Goodbye,<br />
Schumi!<br />
Michael Schumacher trat in Brasilien zu<br />
seinem letzten Formel-1-Rennen an. Im<br />
Regenchaos von Interlagos ließ er noch<br />
einmal sein Talent aufblitzen und kämpfte<br />
sich vom 14. auf den 7. Platz nach vorne. »In<br />
gewisser Weise ist es bezeichnend, dass<br />
ich meine Karriere auf Platz sieben beendet<br />
habe, auf dem ich sie vor 308 Rennen beim<br />
Qualifying in Spa-Francorchamps 1991 auch<br />
begonnen habe - und das <strong>alles</strong> mit <strong>der</strong><br />
Startnummer sieben nach dem Gewinn von<br />
sieben WM-Titeln«, so Schumacher.<br />
Alain<br />
Prost<br />
Niki<br />
Lauda<br />
Jackie<br />
Stewart<br />
Nelson<br />
Piquet<br />
Der vierfache Weltmeister Alain<br />
Prost beendete seine Karriere 1993<br />
in Australien. Ayrton Senna feierte<br />
seinen letzten F1-Sieg vor Prost.<br />
Auf dem Siegerpodium umarmten<br />
sich die beiden Erzrivalen, bevor<br />
Senna den Franzosen bei Williams<br />
ersetzte.<br />
Niki Lauda beendete seine Karriere<br />
zum zweiten und letzten Mal 1985<br />
in Australien. Bitter: In Führung<br />
liegend fiel er mit einem Reifenschaden<br />
aus, Teamkollege Prost<br />
wurde Weltmeister.<br />
Jackie Stewart sollte 1973 in<br />
Watkins Glen sein 100. und letztes<br />
F1-Rennen fahren, doch nach dem<br />
tödlichen Trainingsunfall seines<br />
Teamkollegen Francois Cevert<br />
verzichtete Tyrrell auf den Start.<br />
Trotzdem sicherte sich Stewart<br />
seinen dritten WM-Titel.<br />
Nelson Piquets letztes Rennen<br />
1991 in Adelaide dauerte genau<br />
14 Runden, dann wurde <strong>der</strong> Australien<br />
Grand Prix wegen starker<br />
Regenfälle abgebrochen. Piquets<br />
204. Rennen war gleichzeitig das<br />
kürzeste aller Zeiten.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11
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das richtige Rennspielzubehör für den PC und die<br />
Playstation 3. Das Lenkrad sieht dem Original verblüffend<br />
ähnlich, ist komplett aus Metall gefertigt und<br />
mit Alcantara <strong>über</strong>zogen. An <strong>der</strong> Entwicklung des<br />
Lenkrads war BMW-Werksfahrer Dirk Adorf beteiligt.<br />
Insgesamt elf Knöpfe, LED-Anzeigen sowie zwei<br />
Schaltwippen sorgen für ein authentisches Race-<br />
Feeling. Wem das nicht reicht, <strong>der</strong> kann sich auch<br />
auf Vibrationen des Lenkrads und <strong>der</strong> Pedale freuen.<br />
Alles<br />
im<br />
Griff<br />
Most Wanted<br />
Wer lieber mit heißen Sportwagen <strong>über</strong> öffentliche Straßen rast, als mit Comic-<br />
Charakteren <strong>der</strong> F1-Piloten zu spielen, ist bei <strong>der</strong> neusten Auflage <strong>der</strong> legendären<br />
Reihe Need for Speed genau richtig. In »Most Wanted« liefert sich <strong>der</strong> Spieler<br />
spannende Verfolgungsjagden mit <strong>der</strong> Polizei, nutzt die offene Spielwelt zu seinem<br />
Vorteil und vergnügt sich mit den neuesten Schlitten von Porsche, Lamborghini,<br />
Ferrari & Co auf den virtuellen Straßen.<br />
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Geschichte - und jedes davon können Sie sich zuhause<br />
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noch einen ganz beson<strong>der</strong>en Wandschmuck bereit: Spektakuläre<br />
Kunstdrucke mo<strong>der</strong>ner und historischer Formel-<br />
1-Boliden und Fahrer - bereits auf einer hochwertigen<br />
Leinwand aufgezogen.<br />
Im Rausch <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />
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<strong>der</strong> vergangenen MotoGP-Jahre<br />
mit Stars wie Jorge Lorenzo,<br />
Casey Stoner, Sete Gibernau,<br />
Loris Capirossi und Valentino<br />
Rossi. Natürlich dürfen auch<br />
ausführliche Extras wie Hintergrundreportagen<br />
und Onboard-<br />
Aufnahmen nicht fehlen.<br />
Geschwindigkeit macht Spaß und wirkt berauschend. Daher ist es<br />
umso wichtiger, bei temporeichen Situationen einen intelligenten<br />
Begleiter am Handgelenk zu wissen. Ein Blick auf<br />
das Zifferblatt <strong>der</strong> neuen EQW-A1110DB, und<br />
da ist sie sofort wie<strong>der</strong>, die Ahnung vom<br />
Rausch <strong>der</strong> Geschwindigkeit. Der elegante<br />
EDIFICE Chronograph kümmert<br />
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Uhrzeit und wird mit <strong>So</strong>lartechnologie<br />
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Red Bull Racing und nutzt den<br />
<strong>Motorsport</strong> als Inspirationsquelle<br />
für das Design und technische<br />
Features.
Text: FALKO SCHOKLITSCH<br />
Die Nachfolger<br />
stehen parat<br />
Casey Stoner wird<br />
vermisst werden, aber wie lange? Zwei Rookies wollen die Lücke füllen.<br />
Fotos: milagro<br />
Es klang durchaus etwas hart und vielleicht auch ein wenig herzlos, als Carmelo<br />
Ezpeleta nach <strong>der</strong> Bekanntgabe von Casey Stoners Rücktritt rasch sagte, <strong>der</strong><br />
Verlust sei nicht so groß, die MotoGP werde auch nach ihm weitergehen. Mit<br />
Stoner ging schließlich nicht irgendwer, son<strong>der</strong>n einer <strong>der</strong> besten Fahrer <strong>der</strong> aktuellen<br />
Generation - und das noch dazu im zarten Alter von 27 Jahren. <strong>So</strong> sehr die Fahrkünste<br />
des Australiers auch vermisst werden, auf gewisse Weise hatte Ezpeleta aber durchaus<br />
recht. Die MotoGP wird weitergehen und die nächsten Superstars stehen bereits in<br />
den Startlöchern.<br />
Allen voran Marc Marquez, <strong>der</strong> gleich bei seinem ersten MotoGP-Test in Valencia<br />
<strong>über</strong>zeugen konnte. Er war noch nie auf <strong>der</strong> Maschine gesessen und musste wegen<br />
Schlechtwetters fast bis zum Ende des zweiten und letzten Testtages warten, bevor er<br />
aufsteigen durfte. Dann hielt er sich aber nicht mit langen Aufwärmrunden auf, son<strong>der</strong>n<br />
drehte trotz nach wie vor etwas feuchter Strecke am Gas. Am Ende des Tages war er<br />
auf rund 1,1 Sekunden an seinen Honda-Teamkollegen Dani Pedrosa herangekommen,<br />
<strong>der</strong> Bestzeit gefahren hatte. Gerade einmal 28 Runden hatte <strong>der</strong> 19-jährige Spanier<br />
gedreht, aber mit seiner Vorstellung hatte er auch die letzten Zweifler eines besseren<br />
belehrt - falls es nach seinem Sieg vom letzten Startplatz im Moto2-Rennen am <strong>So</strong>nntag<br />
davor <strong>über</strong>haupt noch welche gab.<br />
Mit Marquez und<br />
Iannone gibt es gleich<br />
zwei künftige Stars<br />
Marquez hatte sich auf dem Weg in die MotoGP schon viel Mist anhören müssen,<br />
immer wie<strong>der</strong> wurde ihm vorgeworfen, er würde bevorzugt behandelt und bekäme<br />
die besten Teile, zwischendurch hieß es sogar, sein Team hätte geschummelt und<br />
an <strong>der</strong> Elektronik herum gepfuscht. Die Schummel-Vorwürfe wurden schnell entkräftet<br />
und die vermeintliche Bevorzugung ereignete sich wohl größtenteils, als<br />
das Talent unter den Fahrern aufgeteilt wurde. Mit Marquez ist ein zukünftiger<br />
Weltmeister in die MotoGP gekommen, das scheint mittlerweile klar. Dass er auch<br />
schon so viele Nei<strong>der</strong> hat, ist nur ein weiteres Zeichen dafür, wie gut er wirklich<br />
ist.Doch Marquez ist nicht alleine in <strong>der</strong> Rookie-Klasse 2013. Enfant Terrible Andrea<br />
Iannone hinterließ bei seinem ersten offiziellen MotoGP-Test ebenfalls einen starken<br />
Eindruck. Auf <strong>der</strong> noch immer nicht sensationellen Ducati lag er rund 1,5 Sekunden<br />
hinter Pedrosa und lediglich neun Zehntelsekunden hinter Werks-Fahrer Nicky<br />
Hayden. Er hatte den Vorteil, seine Maschine vorher schon einmal gefahren zu<br />
haben, dennoch war seine Leistung einigen aufgefallen.<br />
Auffällig bei Marquez wie bei Iannone war, wie unbekümmert sie an die Sache herangingen.<br />
Für den Italiener dürfte es sogar ein Vorteil gewesen sein, dass er vor <strong>der</strong> Ducati<br />
von keiner an<strong>der</strong>en MotoGP-Maschine verdorben wurde, da er so ohne Vorurteile<br />
aufstieg und einfach so fuhr, wie es das Motorrad verlangte - und nicht so, wie er es<br />
von einem an<strong>der</strong>en MotoGP-Bike vielleicht erwartete. Für Marquez gilt <strong>der</strong>weil sowieso<br />
das, was auch schon bei Stoner <strong>der</strong> Fall war: er setzt sich einfach auf <strong>alles</strong>, was zwei<br />
Rä<strong>der</strong> hat und ist verdammt schnell damit.<br />
In <strong>der</strong> Gesamtansicht bedeutet das, zwei neue und spektakuläre Rookies sind bereit<br />
für ihren Einstieg, mit dem Briten Bradley Smith könnte noch ein dritter dazukommen.<br />
Beson<strong>der</strong>s von Marquez und Iannone ist zu erwarten, dass sie im kommenden Jahr<br />
für einiges an Aufsehen sorgen werden und wenn die Fans erst sehen, was sie wirklich<br />
auf dem Kasten haben, dürfte Ezpeletas Aussage eintreffen: Stoners Verlust ist nicht<br />
so groß. Es darf allerdings durchaus als Ironie erachtet werden, dass MotoGP-Vermarkter<br />
Dorna sich unbedingt internationaler Aufstellen will und die Stoner-Nachfolger dann<br />
ausgerechnet aus den alten Märkten Italien und Spanien kommen.<br />
16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 17
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Krieg<br />
<strong>der</strong> Dosen<br />
Das Red-Bull-Imperium regiert die F1. Doch die Konkurrenz pirscht sich nicht nur auf <strong>der</strong> Piste an.<br />
Mit Red Bull<br />
und Lotus gibt<br />
es 2013 zwei<br />
fahrende Dosen<br />
In den letzten drei Jahren verlieh Red Bull Sebastian Vettel<br />
wahrlich Flügel. Die Bilanz: Titelhattrick in <strong>der</strong> Fahrer- und<br />
Konstrukteurswertung. Alles begann mit einer Vision. Als vor<br />
acht Jahren Red-Bull-Oberhaupt Dietrich Mateschitz mit einem<br />
eigenen Formel-1-Rennstall an den Start ging, wurden er und seine<br />
Mannschaft noch belächelt. Was sollte auch eine Getränkedose<br />
gegen <strong>Motorsport</strong>kaliber à la Ferrari o<strong>der</strong> McLaren ausrichten? Die<br />
Antwort: einiges. Erst schnappte sich Red Bull Design-Genie Adrian<br />
Newey von McLaren und verpflichtete dann auch noch Shootingstar<br />
Sebastian Vettel. Newey zauberte innerhalb <strong>der</strong> ersten drei Jahre<br />
ein konkurrenzfähiges Auto aus dem Hut, mit dem Vettel Traditionsrennställe<br />
wie McLaren, Ferrari o<strong>der</strong> Mercedes alt aussehen ließ.<br />
Die einstige Party-Truppe mischte die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s<br />
ordentlich auf, damit waren <strong>der</strong> Marke Red Bull die Schlagzeilen<br />
sicher - ein Traum für jeden PR-Berater. Dieser Job wird 2013 ein<br />
Stückchen härter, denn Coca Cola hat es nach einem Jahrzehnt an<br />
Bauchlandungen satt, nur die Nummer zwei hinter dem österreichischen<br />
Platzhirsch auf dem Energy-Drink-Markt zu sein. Deshalb<br />
steigt <strong>der</strong> US-Hersteller mit seinem Energy-Getränk ‚Burn‘ in den<br />
Formel-1-Ring und for<strong>der</strong>t Red Bull zum Werbe-Duell. Und <strong>der</strong> Name<br />
ist Programm, das Ziel: zählbare Erfolge o<strong>der</strong> besser ausgedrückt<br />
‚Burn, Red Bull, Burn!‘ Schon mehrfach hatte Coca Cola versucht,<br />
gegen Red Bull zu triumphieren, doch <strong>der</strong> Hersteller <strong>der</strong> süßen<br />
Brause hatte einfach zu lange den Energy-Drink-Markt unterschätzt.<br />
Nun heißt es, Boden gutzumachen und welche Plattform wäre da<br />
besser geeignet als die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s? Immerhin<br />
ist die Formel 1 seit 2012 auch wie<strong>der</strong> in den USA mit einem Grand<br />
Prix am Start, 2014 sollen zusätzlich noch vor <strong>der</strong> legendären New<br />
Yorker Skyline die Motoren aufheulen. Schon länger wurde <strong>über</strong><br />
einen Einstieg von Coca Cola in die Formel 1 gemunkelt. Als Teams<br />
wurden allerdings McLaren und Mercedes ins Spiel gebracht, die<br />
angeblich mit ihrer langen Formel-1-Tradition punkten sollten. Am<br />
Ende entschied sich <strong>der</strong> Brausegetränk-Hersteller für Lotus. Tradition<br />
kann zwar nur <strong>der</strong> Name an sich vorzeigen, dennoch braucht<br />
sich <strong>der</strong> Rennstall nach <strong>der</strong> Saison 2012 vor Namen wie Mercedes<br />
o<strong>der</strong> McLaren nicht verstecken. Hätte das Team die Coca Cola-<br />
Scheinchen schon in <strong>der</strong> abgelaufenen Saison gehabt, wäre die<br />
WM vielleicht ganz an<strong>der</strong>s verlaufen. Doch das wird wohl kaum<br />
das Killerargument für den Sponsorendeal gewesen sein. Viel mehr<br />
könnte ein Iceman das Feuer bei Coca Cola entfacht haben. Kimi<br />
Räikkönen ist zwar bekannt dafür, keinen Bock auf PR-Arbeit zu<br />
haben, doch als Imageträger könnte Coca Cola keinen besseren<br />
finden. Auch wenn die Journalisten ihn nicht beson<strong>der</strong>s lieben, die<br />
jüngere Klientel von Coca Cola tut das umso mehr. Er gilt als echter<br />
Charakterkopf, nicht nur seine Funksprüche sind legendär, auch<br />
sein freches Werbevideo für eine Sportartikelfirma ist ein Youtube-<br />
Knüller - Entführung inklusive. Dass er mit einem konkurrenzfähigen<br />
Auto um Siege mitkämpfen kann, hat er 2012 bewiesen. Wenn Lotus<br />
es schafft, das Geld von Coca Cola in ein konkurrenzfähiges Auto<br />
und Erfolge umzuwandeln, dann muss sich Red Bull warm<br />
anziehen.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, milagro<br />
18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
+++ IM Vergleich +++ IM Vergleich +++ IM Vergleich+++<br />
<strong>Champ</strong>agner-Dusche <strong>So</strong> leicht lässt sich ein erfahrener Haudegen und ein echtes Superhirn wie Adrian Newey nicht<br />
nass machen! Der Red-Bull-Technikchef hatte nach all den Jahren wohl keine Lust mehr auf <strong>Champ</strong>agner in den Augen und schnappte sich auf dem<br />
Weg zur Siegerehrung die Schutzbrille eines Mechanikers. Am Ende warf er sie in die Menge - genau in die Hände von Helmut Marko! Noch Nachholbedarf<br />
gibt es diesbezüglich in <strong>der</strong> MotoGP: Die engen Kleidchen erinnern an die kompakte Aerodynamik von Neweys Formel-1-Autos, aber <strong>der</strong><br />
flexible Brillen-Trend hat sich hier noch nicht durchgesetzt. Ihren Spaß haben die Fahrer auf dem Podium trotzdem. Nur Kimi Räikkönen dürfte<br />
sich noch immer fragen, warum er seinen ersten Sieg nach dem Comeback ausgerechnet beim Großen Preis von Abu Dhabi holen musste, wo es auf<br />
dem Podium Rosenwasser statt <strong>Champ</strong>agner gibt...<br />
Fotos: adrivo/Sutton, dtm<br />
19 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
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20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: lotus f1 team<br />
phänomen<br />
räikkönen<br />
Kimi Räikkönen weiß,<br />
was er tut. Bei Romain<br />
Grosjean konnte man<br />
sich dessen in <strong>der</strong><br />
vergangenen Saison<br />
nicht immer sicher sein.<br />
Kimi Räikkönen ist an<strong>der</strong>s. Simulator? Braucht er nicht.<br />
Testfahrten? Wozu, wenn das Wetter woan<strong>der</strong>s viel<br />
schöner ist? Track Walk? Kimi weiß doch schon, wo er<br />
2001 ein offenes Tor gesehen hat. Vor seinem Comeback<br />
kündigten viele <strong>der</strong> so genannten Experten an,<br />
dass Kimi bereits nach wenigen Rennen im Mittelfeld<br />
die Lust verlieren würde. Pustekuchen. Lotus war von<br />
Anfang an konkurrenzfähig und <strong>der</strong> Iceman schnappte<br />
sich sogar den dritten Platz in <strong>der</strong> WM. <strong>So</strong> wird das<br />
also gemacht, Schumi und Mercedes. Statt Kimi zu<br />
kritisieren, war er plötzlich <strong>der</strong> große Held, <strong>der</strong> coole<br />
Funksprüche absetzte und selbst eine für an<strong>der</strong>e peinliche<br />
Irrfahrt in ein Highlight verwandelte. Kimi weiß<br />
eben wirklich, was er tut. - Stephan Heublein<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 21
Text: Stephan Heublein<br />
Blick in<br />
die Zukunft<br />
Weltmeister - zum Dritten. Sebastian Vettel eifert den GröSSten des<br />
Sports nach. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wagt einen Blick in die Zukunft:<br />
Wie geht es mit Vettel weiter? Was kann er noch gewinnen? Welche<br />
Rekorde brechen?<br />
»Nimm den Helm ab!« Die ersten Worte, die dem frisch gebackenen<br />
Dreifach-<strong>Champ</strong>ion zu Ohren kamen, waren so ganz<br />
und gar nicht feierlich. Kaum war Sebastian Vettel aus seinem<br />
stark in Mitleidenschaft gezogenen Auto ausgestiegen,<br />
umarmte ihn Michael Schumacher mit eben diesem Rat:<br />
»Für die Zuschauer und einen selbst sind die Emotionen sehr<br />
wichtig, es ist schade, wenn man den Titel feiert und je<strong>der</strong><br />
sieht nur den Helm. Das habe ich auch erst später verstanden.«<br />
Es war <strong>der</strong> letzte Akt eines Generationswechsels.<br />
Selbst Schumacher gab zu, dass er nun entspannt in den<br />
Ruhestand gehen und Vettel des Feld <strong>über</strong>lassen könne. Der<br />
Red-Bull-Star könnte in Zukunft sogar einen noch größeren<br />
Bekanntheitsgrad erreichen, als ihn <strong>der</strong> Rekordchampion in<br />
den vergangenen Jahren genoss. Die neue Generation an<br />
Kartfahrern wird Vettel nacheifern, so wie er einst Schumacher<br />
zum Vorbild hatte. Vettel selbst stehen für die Zukunft<br />
alle Wege offen, sogar jene, um sein Idol zu <strong>über</strong>treffen.<br />
22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
Szenario 1: Vettel erreicht Legendenstatus<br />
Michael Schumacher ist durch seine Erfolge quasi zu einem Synonym für die Formel<br />
1 in aller Welt geworden. Mit seiner frischen, unbekümmerten und witzigen Art spricht<br />
Sebastian Vettel sogar ein noch größeres Publikum an. Bei TV-Auftritten wie bei »Wetten<br />
dass...?« verzauberte er ein Millionenpublikum als Entertainer. Aber Vettel kann auch<br />
ernst und nachdenklich sein. Trotz seines jungen Alters ist er in den vergangenen<br />
Jahren zu einer charismatischen Persönlichkeit gereift, hat dabei aber nicht den Boden<br />
unter den Füßen verloren und weiß sehr wohl, die Glamourwelt des Formel-1-Paddocks<br />
von <strong>der</strong> realen zu unterscheiden - und weist etwa in Indien auch genau daraufhin.<br />
Nicht viele Rennfahrer schweifen nach einem Sieg auf <strong>der</strong> Pressekonferenz vom<br />
üblichen PR-Blabla zu einer Wertediskussion <strong>über</strong> das Land und die westliche Auffassung<br />
ab. Mit seinem Interesse für die Welt außerhalb <strong>der</strong> Formel 1 erinnert Vettel<br />
sogar ein wenig an Ayrton Senna, <strong>der</strong> sich vor allem in seiner Heimat Brasilien sozial<br />
stark engagierte und noch heute als Legende verehrt wird. Vettel könnte am Ende<br />
seiner Karriere einen ähnlichen Status erreichen.<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23
Szenario 2:<br />
Vettel bricht<br />
alle Rekorde<br />
Schneller als Senna, Stewart und Lauda. Auf <strong>der</strong> Rennstrecke traf Sebastian<br />
Vettel nie auf sie, seinen dritten Titel gewann er jedoch weit vor ihnen. Der<br />
jüngste dreifache <strong>Champ</strong>ion ist auch <strong>der</strong> jüngste GP-Sieger und auf bestem<br />
Wege, weitere Rekorde zu brechen, die zum Großteil von Michael Schumacher<br />
gehalten werden. »Er ist mit 25 Jahren drei Mal Weltmeister und Schumacher<br />
war damals bei weitem noch nicht so weit«, traut Alexan<strong>der</strong> Wurz<br />
dem Deutschen sogar mehr als sieben WM-Titel zu. Selbst Schumacher<br />
sieht bei Vettel alle Voraussetzungen, zukünftig alle Bestmarken an sich zu<br />
reißen. »Er ist talentiert, schnell, clever, hat im Moment das richtige Team<br />
an seiner Seite«, erklärt Schumacher, den es zumindest offiziell stolz machen<br />
würde, wenn sein Kumpel Vettel seine Rekorde <strong>über</strong>bieten würde. »Ich bin<br />
mir nicht sicher, ob sieben Titel genug sind, um Sebastian fernzuhalten«,<br />
bestätigt Kai Ebel im Gespräch mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Er hat noch<br />
alle Zeit <strong>der</strong> Welt, ihn zu <strong>über</strong>holen.« Tatsächlich fuhr Vettel 2012 erst seine<br />
fünfte volle Formel-1-Saison - mehr als die Hälfte davon beendete er als<br />
Weltmeister.<br />
Szenario 3:<br />
Vettel wechselt<br />
das Team<br />
Maranello ruft. Seit Monaten, eigentlich sogar schon<br />
Jahren, erklingen sirenenhaft Wechselgerüchte, die<br />
Vettel eine rote Zukunft bei Ferrari nachsagen. In den<br />
Geheimkellern in Maranello müssten sich die Vorverträge<br />
geradezu stapeln. In <strong>der</strong> Vergangenheit mag<br />
nichts an diesen Gerüchten dran gewesen sein, das<br />
bedeutet jedoch nicht, dass Vettel nach dem Gewinn<br />
weiterer Titel nicht doch irgendwann eine neue Aufgabe<br />
suchen und in Maranello fündig werden könnte.<br />
Immerhin gab er selbst schon oft genug zu, dass <strong>der</strong><br />
Mythos Ferrari auf jeden Formel-1-Fahrer eine gewisse<br />
Anziehungskraft ausübe - und Fernando Alonso wird<br />
auch nicht ewig bei den Roten fahren und die Alleinherrschaft<br />
für sich beanspruchen. Doch es gibt nicht<br />
nur Ferrari. Auch <strong>der</strong> Mythos <strong>der</strong> Silberpfeile kann in<br />
einem deutschen Fahrer Interesse wecken. Vettel<br />
pflegte schon immer ein gutes Verhältnis zu Mercedes<br />
und könnte die letzte Rettung sein, wenn auch Lewis<br />
Hamilton das Team in naher Zukunft nicht zu den<br />
ersehnten Triumphen führen kann. Nach all den Rekorden<br />
auch erster Silberpfeil-Weltmeister seit Juan<br />
Manuel Fangio zu werden, würde sicherlich gut in<br />
seinen Lebenslauf passen.<br />
24 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Szenario 4:<br />
Vettels Red Bull<br />
Lebenswerk<br />
Ferrari? Wer braucht schon Ferrari? Vettel kann sich mit Red Bull sein eigenes<br />
Lebenswerk erschaffen. Schumacher suchte einst eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
bei <strong>der</strong> Scu<strong>der</strong>ia und baute sich mit seiner roten Siegesserie ein Denkmal in<br />
Maranello. Vettel kann dies bei Red Bull gelingen - für dieses Kunststück muss<br />
er das Team nicht wechseln. Red Bull Racing besitzt noch nicht die jahrzehntelange<br />
Formel-1-Historie und den Status legendärer Marken wie Ferrari o<strong>der</strong><br />
McLaren, umso größer ist die Verlockung und auch die Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />
Vettel, im Laufe seiner Karriere Red Bull Racing zu einem eigenen Mythos à<br />
la Ferrari zu machen - o<strong>der</strong> wenigstens den Grundstein dafür zu legen. Die<br />
Voraussetzungen dafür sind glänzend: Die Technikabteilung ist exzellent<br />
besetzt, die Mannschaft steht voll hinter Vettel und so lange genügend Dosen<br />
verkauft werden, braucht das Team den Rotstift nicht zu fürchten. Mit weiteren<br />
Erfolgen auf <strong>der</strong> Strecke und seinem Auftreten daneben könnte Vettel sein<br />
Lebenswerk unsterblich machen. Alexan<strong>der</strong> Wurz glaubt schon jetzt, dass<br />
Vettel und Red Bull etwas ganz Beson<strong>der</strong>es vollbringen: »Wir können alle froh<br />
sein, Zeitzeugen von so großen Ereignissen zu sein.«<br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 25
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
Text: Manuel Sperl<br />
Formel 1Rekorde<br />
Meiste Siege<br />
Bis zu Michael Schumachers Rekordmarke<br />
(91) ist es noch ein langer Weg. Mit 26 Erfolgen<br />
ist Vettel aber <strong>der</strong> zweiterfolgreichste aktive<br />
F1-Pilot, nur vier Siege hinter Fernando Alonso,<br />
und liegt vor Größen wie Jim Clark, Niki Lauda<br />
und Juan Manuel Fangio.<br />
Meiste Pole Positions<br />
Vettel ist nicht umsonst <strong>der</strong> jüngste Pole-Mann <strong>der</strong> F1-Geschichte.<br />
Das Qualifying war in den vergangenen Jahren seine beson<strong>der</strong>e<br />
Stärke. Mit 36 Poles liegt er bereits auf Platz 3 hinter Schumacher<br />
(68) und Ayrton Senna (65).<br />
Meiste schnellste<br />
Rennrunden<br />
In dieser Disziplin wartet<br />
noch viel Arbeit auf Vettel.<br />
Mit sechs schnellsten Rennrunden<br />
holte er sich 2012<br />
zwar die meisten, doch insgesamt<br />
liegt er mit 15<br />
schnellsten Runden nur auf<br />
Rang 17. Michael Schumacher<br />
ist mit 77 unangefochtener<br />
Spitzenreiter. Kimi<br />
Räikkönen könnte mit vier<br />
weiteren schnellsten Runden<br />
mit Alain Prost auf Platz<br />
zwei gleichziehen.
Höchste Siegquote<br />
An<strong>der</strong>e Zeiten, an<strong>der</strong>e Sitten. Doch Fangios 24 Siege in 51 Formel-1-Rennen<br />
(Siegquote: 47%) sind mehr als nur beeindruckend.<br />
Vettel kommt in seinen 101 Grand Prix bei 26 Siegen auf<br />
eine Quote von 25,7%. Schumachers Siegquote sank in seiner<br />
zweiten Karriere auf 29,5%.<br />
Sebastian Vettel ist auf <strong>der</strong> Jagd. Kaum ein Fahrer ist so heiSS<br />
darauf, die schnellste Rennrunde zu fahren wie er. Aber nicht nur in<br />
dieser Statistik hat <strong>der</strong> jüngste Dreifach-<strong>Champ</strong>ion <strong>der</strong> Geschichte<br />
noch viel Arbeit vor sich, um alle abzuhängen<br />
Jüngster <strong>Champ</strong>ion<br />
Vettel heimst einen Rekord nach dem an<strong>der</strong>en<br />
ein: Jüngster Weltmeister mit 23 Jahren und<br />
134 Tagen, jüngster Doppelweltmeister mit 24<br />
Jahren und 98 Tagen sowie jüngster Dreifach-<br />
<strong>Champ</strong>ion mit 25 Jahren und 145 Tagen. Bis zum<br />
ältesten Weltmeister ist es noch ein langer<br />
Weg: Fangio holte seinen letzten Titel 1957 im<br />
Alter von 46 Jahren und 41 Tagen.<br />
Meiste Titel in Folge<br />
Drei Mal in Folge gewann Sebastian Vettel den<br />
WM-Titel - das gelang bislang nur Fangio und<br />
Schumacher. Letzterer setzte aber noch einen<br />
drauf und holte von 2000 bis 2004 fünf Mal<br />
hintereinan<strong>der</strong> den WM-Pokal.<br />
Meiste GP-Starts<br />
Rubens Barrichello wird auf<br />
absehbare Zeit die klare Nummer<br />
1 unter den GP-Methusalems<br />
bleiben (322 Starts). Nach<br />
dem Rücktritt von Schumacher<br />
ist Button mit 228 GP-Starts<br />
<strong>der</strong> nächste aktive Fahrer. Vettel<br />
hat in Austin gerade mal die<br />
100er Marke geknackt.<br />
Meiste Führungsrunden<br />
Auch diese Statistik führt Schumacher (5111) an - weit vor Ayrton<br />
Senna (2987) und Alain Prost (2684). Vettel hat sich immerhin<br />
mit 1753 Führungsrunden auf Platz sieben gemausert. Als nächstes<br />
<strong>über</strong>holt er Jackie Stewart (1921) und Jim Clark (1943).<br />
Logischerweise bietet sich bei den Führungskilometern das gleiche<br />
Bild: Schumacher führt mit 24.144 km souverän. Vettel<br />
kommt auf 9.243 km.<br />
Schnellste WM-Entscheidung<br />
Vettel dominierte die Formel-1-Saison 2011 beinahe<br />
nach Belieben, doch Michael Schumacher machte mit<br />
<strong>der</strong> Konkurrenz im Jahr 2002 noch schnelleren Prozess.<br />
Nach elf von 17 Rennen, also 64,7% <strong>der</strong> gesamten<br />
Saison, krönte er sich zum <strong>Champ</strong>ion. Vettel<br />
wartete in seinem dominanten Jahr bis zum 15. von<br />
19 Rennen, bis er den Titel eintütete - er stand also<br />
nach 78,9% <strong>der</strong> Saison als <strong>Champ</strong>ion fest.<br />
Meiste Hattricks<br />
22 Mal fuhr Schumacher von <strong>der</strong> Pole zum Sieg und erzielte dabei<br />
die schnellste Rennrunde. Rekord. Vettel gelang dieses Kunststück<br />
erst fünf Mal.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27
Herz, Kampfgeist und den Unwillen, aufzugeben<br />
- Fernando Alonso verkörpert alle Qualitäten<br />
eines Samurais. Und wie ein japanischer Krieger<br />
wird er gestärkt aus <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage 2012 hervorgehen.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Fernando Alonso ist - wie je<strong>der</strong> gute<br />
Samurai - ein Meister <strong>der</strong><br />
psychologischen Kriegsführung<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 29
Schmeißt Alonso<br />
das Handtuch?<br />
Niemals! Ein<br />
echter Samurai<br />
gibt niemals auf.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
In <strong>der</strong> Weite des Meeres liegt ein gewisser Trost. Es gibt we<strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
noch Zukunft. Doch plötzlich wird Fernando Alonso wie<strong>der</strong> die<br />
Unerbittlichkeit <strong>der</strong> Realität bewusst. 25. November 2012, die Flagge ist<br />
gefallen, das Ziel Weltmeister mit Ferrari zu werden zum dritten Mal<br />
verfehlt. Die Chance, sich als jüngster Dreifach-<strong>Champ</strong>ion in den Annalen <strong>der</strong><br />
Formel-1-Geschichte zu verewigen, ist ebenfalls vertan. Im Moment <strong>der</strong> größten<br />
Enttäuschung, versucht Alonso Stärke zu beweisen. »Wenn du mit 100 Prozent<br />
dabei bist und etwas mit dem Herzen tust, musst du einfach stolz sein.« Im Inneren<br />
hat Alonso aber längst erkannt, dass man mit Stolz allein in <strong>der</strong> Formel 1 nicht<br />
weit kommt. Es braucht eine enorme Willenskraft und individuelle Stärke, um aus<br />
<strong>der</strong>artigen emotionalen U-Turns als noch größerer Rennfahrer hervorzugehen.<br />
Alonso sieht sich auf dem besten Wege, waren doch <strong>der</strong> Respekt und die Zuneigung,<br />
die ihm aus dem Paddock entgegengebracht wurden, noch nie größer gewesen als<br />
2012.<br />
Nur ein wil<strong>der</strong><br />
Franzose aus <strong>der</strong><br />
Schweiz hatte ein<br />
handfestes Mittel<br />
gegen den<br />
Samurai<br />
»Ein Samurai zögert nicht, kennt keine Erschöpfung und nicht die geringste Entmutigung<br />
bis er sein Ziel erreicht hat.« Für Alonso nicht nur irgendeine fernöstliche<br />
Floskel, son<strong>der</strong>n eine Lebenseinstellung, die er mit einem Samurai-Tattoo auf<br />
seinem Rücken untermauert. Der Samurai steht für Herz, Kampfgeist und den<br />
Unwillen, aufzugeben. Eigenschaften, die Alonso in <strong>der</strong> abgelaufenen Saison auszeichneten.<br />
Der Samurai ist ein Krieger, dem jedes Mittel Recht ist, um sein Ziel<br />
zu erreichen. Eine Einstellung, die Alonso teilt. Wenn es seinem Erfolg dient, opfert<br />
<strong>der</strong> Spanier auch mal seinen Teamkollegen. Wer erinnert sich nicht an den Singapur<br />
GP 2008, als Nelson Piquet Junior vom Team beauftragt wurde, absichtlich in die<br />
Mauer zu krachen, um Alonso den Sieg zu sichern? Alonso beteuerte stets, nichts<br />
davon gewusst zu haben, doch sein aktueller Teamkollege Felipe Massa sah das<br />
an<strong>der</strong>s. Der Brasilianer warf damals Alonso Mitwisserschaft vor, kurz darauf veranlasste<br />
ihn Ferrari seine Aussagen zu relativieren. »Meine Aussagen beruhten auf<br />
keinen Fakten.«<br />
Fakt ist, dass Fernando Alonso damals bei Renault wie heute bei Ferrari den Ton<br />
angibt. In Austin brach die Scu<strong>der</strong>ia absichtlich das Siegel am Getriebe von Massa,<br />
um eine Strafversetzung zu kassieren und Alonso eine Position nach vorne zu<br />
bringen. Damit startete er auf <strong>der</strong> sauberen Seite und nicht auf jener mit weniger<br />
Grip. »<strong>So</strong> manches Team hat schmutzige Tricks angewandt o<strong>der</strong> bestimmte Dinge<br />
getan, die nach unserer Ansicht <strong>über</strong> dem Limit waren. Aber ich wurde in dem<br />
Glauben erzogen, dass Ehrlichkeit am längsten währt«, kommentierte Sebastian<br />
Vettel Ferraris Aktion. <strong>So</strong> kritikwürdig <strong>der</strong> Trick von Ferrari auch war, so brachte<br />
er dennoch Erfolg - mit Platz drei hielt Alonso seine WM-Chance aufrecht. Und<br />
30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
an<strong>der</strong>s als Vettel konnte Alonso nach dem Rennen ohne schlechtes Gewissen<br />
in den Spiegel schauen, denn ein Samurai ordnet sich nun mal nicht den<br />
üblichen westlichen Prinzipien unter. Stattdessen nutzt er die Kunst <strong>der</strong> psychologischen<br />
Kriegsführung, um den Gegner mürbe zu machen. Eine Kunst,<br />
die Alonso nahezu weltmeisterlich beherrscht. »Wir sind nirgendwo die Besten,<br />
aber <strong>über</strong>all gut. Ich bin nicht <strong>der</strong> Stärkste in <strong>der</strong> Qualifikation, nicht <strong>der</strong> Beste<br />
auf Stadtkursen und nicht <strong>der</strong> Schnellste im Regen. Und im Trockenen sind<br />
wir chancenlos. Aber ich versuche immer, das Beste aus dem Auto zu holen«,<br />
gab Alonso zu Protokoll.<br />
Trotz <strong>der</strong> kolportierten Schwächen des F2012 führte <strong>der</strong> Spanier die Fahrerwertung<br />
zur Saisonmitte mit 44 Punkten Vorsprung an. Angesichts dieser<br />
außergewöhnlichen Leistung wurde Alonso von Ferrari, Formel-1-Experten<br />
und den Medien in den Himmel gelobt. »Er ist ein Phänomen, das von keiner<br />
Statistik erfasst werden kann«, titelte La Republica. Die österreichische Kronen<br />
Zeitung bezeichnete Alonso als den cleversten Fahrer im Feld. Und Sebastian<br />
Vettel? Er schäumte vor Wut, war er doch <strong>der</strong> Ansicht, dass <strong>der</strong> Ferrari gar<br />
nicht so schlecht war, wie es Alonso immer darstellte. Als Alonsos Vorsprung<br />
schmolz, stellte <strong>der</strong> Ferrari-Pilot sofort klar, dass er nicht dabei war, gegen Vettel<br />
zu verlieren, son<strong>der</strong>n gegen das Design-Genie Adrian Newey. »Wir kämpfen<br />
nicht gegen Vettel, son<strong>der</strong>n gegen Newey. Wenn wir alle das gleiche Auto hätten,<br />
würden wir in <strong>der</strong> WM vorne liegen«, erklärte <strong>der</strong> Spanier. Ein lobendes Wort<br />
zu Vettels Aufholjagd? Fehlanzeige! Lieber streute er einem an<strong>der</strong>en Gegner<br />
Rosen. »Lewis [Hamilton] ist <strong>der</strong> Einzige, <strong>der</strong> auch ohne das beste Auto die<br />
Fähigkeit besitzt, zu gewinnen. Die an<strong>der</strong>en gewinnen nur, wenn das Auto gut<br />
ist.« Zwischen den Zeilen hieß das nichts an<strong>der</strong>es, als dass er Vettel nicht für<br />
stark genug hielt, in einem mäßigen Auto Wun<strong>der</strong>dinge wie er selbst im Ferrari<br />
zu vollbringen - o<strong>der</strong> Alonso wollte zumindest Vettel und die Welt dies glauben<br />
lassen. Psychologische Kriegsführung eben.<br />
In <strong>der</strong> Schlussphase <strong>der</strong> Weltmeisterschaft verschärfte Alonso die Tonart<br />
noch einmal. Der Ferrari-Pilot ließ sich zusammen mit Felipe Massa mit<br />
einem gewaltigen Paintball-Gewehr in den Händen ablichten. Darunter die<br />
Message: »Bereit für die letzten beiden Rennen«. Via Twitter verbreitete sich<br />
das Foto wie ein Lauffeuer. Die Botschaft war jedem klar: Alonso wird vor<br />
nichts Halt machen, um die Führung zurückzuerobern. Würden Weltmeisterschaften<br />
im Kopf des Gegners und nicht auf <strong>der</strong> Strecke entschieden,<br />
dann hätte keiner gegen Alonso den Hauch einer Chance. Doch wie<strong>der</strong><br />
schlägt die Unerbittlichkeit <strong>der</strong> Realität zu: hätte, wäre und wenn existieren<br />
in <strong>der</strong> Formel 1 nicht. Fakt ist, dass Fernando Alonso den Titel nicht gewonnen<br />
hat. Große Gefühlsausbrüche erwartete man deswegen vom Spanier<br />
vergebens. Nur kurz schien er nach dem Saisonfinale den Tränen nahe zu<br />
sein. <strong>So</strong>fort schloss er die Augen, als wollte er verhin<strong>der</strong>n, dass jemand in<br />
ihn hineinsehen konnte - ein Samurai hätte es ihm wohl gleich getan. Gilt<br />
bei den japanischen Kriegern doch nach außen hin, ‚keine Schwäche zu<br />
zeigen‘. Und wie ein Samurai es täte, wird Alonso die Wut, die Trauer und<br />
den Frust <strong>über</strong> die verpasste Weltmeisterschaft in Leidenschaft umwandeln<br />
und aus <strong>der</strong> Enttäuschung Ehrgeiz für die bevorstehende Saison gewinnen.<br />
Via Twitter verkündete er kurz nach dem Saisonfinale, man habe mal wie<strong>der</strong><br />
deutlich mehr geleistet, als von Ferrari erwartet worden sei. Ein zwinkern<strong>der</strong><br />
Smiley folgte dem Satz. Wer die subtile Art des Spaniers kennt, weiß, dass es<br />
sich dabei um eine Kampfansage in Richtung Red Bull handelt, in <strong>der</strong> Art:<br />
»Ich versuche es nächstes Jahr wie<strong>der</strong>, 2013 greifen wir wie<strong>der</strong> an.« Und auch<br />
eine Spitze in Richtung des neuen, alten <strong>Champ</strong>ions konnte sich Alonso nicht<br />
verkneifen. »Wir haben vielleicht nicht die meisten Punkte geholt, aber Fans<br />
und Kollegen sind sich einig, wer dieses Jahr <strong>der</strong> Beste war.« In <strong>der</strong> Tat feierten<br />
die Tifosi ihren Helden Alonso und richteten ihren Zorn voll und ganz auf<br />
Ferrari. Die Teamführung reagierte prompt und entschuldigte sich bei Alonso.<br />
»Wir müssen 2013 vom Start weg ein Auto haben, das im höchsten Maß<br />
konkurrenzfähig ist«, for<strong>der</strong>te Präsident Luca di Montezomolo. Alonso wird<br />
dann auf jeden Fall zur Stelle sein, denn ein Samurai kennt nicht die geringste<br />
Entmutigung, bis er sein Ziel erreicht hat.<br />
Fernando Alonso<br />
quetschte den<br />
Ferrari in <strong>der</strong><br />
Saison 2012 bis<br />
aufs Letzte aus<br />
Alonsos Samurai-Weisheiten<br />
»Es gibt kein Zurück. Wir kämpfen lieber, als ehrenlos<br />
aufzugeben.«<br />
23. November - Vor dem WM-Finale<br />
»Ein Samurai zögert nicht, kennt keine Erschöpfung und<br />
nicht die geringste Entmutigung bis er sein Ziel erreicht hat.«<br />
4. November - Nach Platz 2 in Abu Dhabi<br />
»Wenn dein Schwert bricht, kämpfe mit den Händen. Wenn<br />
sie dir abgeschnitten werden, stoße den Feind mit den<br />
Schultern o<strong>der</strong> beiße ihn mit deinen Zähnen.«<br />
28. Oktober - Nach Platz 2 in Indien<br />
»Wenn <strong>der</strong> Feind glaubt, dass du <strong>über</strong> die Berge angreifst,<br />
komme <strong>über</strong> das Meer. Wenn er denkt, dass du <strong>über</strong> das<br />
Meer kommst, greife <strong>über</strong> die Berge an.«<br />
7. Oktober - Nach dem Ausfall in Japan<br />
»Nur ein Krieger kennt den Weg, um unbesiegbar zu werden.<br />
Sein Leben ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
sind nie gut o<strong>der</strong> böse, es sind einfach<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen.«<br />
26. September - Nach Platz 3 in Singapur<br />
»Ein Krieger spricht keine Worte, die einen schwachen Geist<br />
offenbaren. Die Stärke des Herzens findet sich selbst in<br />
kleinen Dingen.«<br />
24. August - Nach dem Ende <strong>der</strong> <strong>So</strong>mmerpause<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31
Höhen<br />
und<br />
Text: Karin Sturm<br />
Tiefen<br />
Teamchef, Talentför<strong>der</strong>er und Überlebenskünstler. Peter Sauber hat sich mit seinem<br />
kleinen Privatrennstall im Haifischbecken Formel 1 durchgesetzt. Jetzt <strong>über</strong>gibt<br />
er den Staffelstab an Monisha Kaltenborn. Im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt er<br />
auf eine bewegte Rennsportzeit zurück.<br />
Peter Sauber und<br />
das Mercedes<br />
Junior-Team<br />
Peter Sauber nimmt<br />
Felipe Massa auf<br />
den Arm<br />
32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: sauber<br />
1968: Peter Sauber<br />
im VW Käfer<br />
Sauber-Mercedes<br />
C9 führt den Start<br />
in Le Mans an<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33
Sagen wir es mal so: Es gibt Teams, die können es<br />
sich erlauben, Verluste zu machen, wenn man einen<br />
Hersteller o<strong>der</strong> einen Besitzer im Hintergrund hat,<br />
<strong>der</strong> die Verluste deckt. Und da gibt es halt einige,<br />
die das tun. Bei uns ist aber niemand da, <strong>der</strong> die<br />
Verluste deckt, deshalb können wir es uns auch<br />
nicht leisten, dauerhaft Verluste zu machen. Das<br />
kann man mal in einem Jahr machen, aber man<br />
muss es dann irgendwann wie<strong>der</strong> ausgleichen.<br />
Werden die Mittelfeld-Teams das auf die Dauer<br />
<strong>über</strong>haupt durchstehen können?<br />
Das wird nur die Zeit zeigen...<br />
Platz 4 in <strong>der</strong><br />
Konstrukteurs-WM<br />
für Sauber 2001<br />
Wo Höhen sind, sind auch Tiefen - Sie haben sicher<br />
auch einige Enttäuschungen erlebt?<br />
Sicher - das ist normal, das hat man in jedem<br />
Berufsleben. Und wenn man im Sport involviert<br />
ist, dann hat man vermutlich mehr Enttäuschungen,<br />
Peter Sauber<br />
<strong>über</strong>lässt das<br />
Tagesgeschäft<br />
Monisha<br />
Kaltenborn<br />
Peter Sauber fährt<br />
den Sauber C3<br />
MSM: Was ist Ihre schönste Erinnerung aus mehr<br />
als 40 Jahren <strong>Motorsport</strong>?<br />
PETER SAUBER: Sportlich gesehen ist das Schönste<br />
vermutlich immer noch <strong>der</strong> Doppelsieg beim<br />
24-Stunden-Rennen in Le Mans. Das steht auch<br />
<strong>über</strong> allem Erreichten in <strong>der</strong> Formel 1. Nur wenn<br />
man im Sportwagen-Geschäft drin ist, weiß man,<br />
auf welch hohem Niveau die Autos sind. Deshalb<br />
schätze ich das immer noch als den größten Erfolg<br />
ein.<br />
Würde ein Formel-1-Sieg daran etwas än<strong>der</strong>n,<br />
hätte es etwas geän<strong>der</strong>t, wenn Sergio Perez zum<br />
Beispiel in Malaysia gewonnen hätte?<br />
Nein, ich glaube nicht. Le Mans ist etwas Spezielles.<br />
Dass die Formel-1-Teams das etwas<br />
an<strong>der</strong>s sehen, ist klar. Das stört mich aber auch<br />
nicht.<br />
Halten Sie dann die Formel 1 im Moment generell<br />
für <strong>über</strong>bewertet?<br />
Das glaube ich nicht. Hier hat man schon die<br />
hellsten Köpfe in <strong>der</strong> Technik, die besten Fahrer<br />
und die größten Budgets.<br />
Ist Letzteres eher negativ?<br />
Wenn man die Entwicklung im Sport weltweit<br />
betrachtet, dann ist es offensichtlich wichtig, dass<br />
man viel Geld ausgibt. Ob das im Fußball ist, in <strong>der</strong><br />
NHL o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> NBA. Da kann man immer an<br />
<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Gehälter ablesen, wie wichtig die Serie<br />
und wie gut <strong>der</strong> Spieler ist. Und so lange das Geld<br />
diese Levels definiert, ist es halt wichtig. Lei<strong>der</strong>!<br />
Gibt es heute <strong>über</strong>haupt noch die Möglichkeit, in<br />
<strong>der</strong> Formel 1 Geld zu verdienen o<strong>der</strong> ist es ein<br />
reines Verlustgeschäft?<br />
als wenn man in irgendeinem 08/15 Job arbeitet.<br />
Denn <strong>der</strong> Sport besteht nun mal aus Höhen und<br />
Tiefen.<br />
Was war dann <strong>der</strong> Tiefpunkt?<br />
Am bittersten waren natürlich immer die schweren<br />
Unfälle. Vor allem <strong>der</strong> von Karl Wendlinger, dann<br />
auch <strong>der</strong> von Sergio Perez, auch wenn <strong>der</strong> dank <strong>der</strong><br />
sichereren Autos glimpflich verlief. Aber <strong>der</strong> Unfall<br />
von Karl war wirklich schlimm, <strong>der</strong> hat schon sehr<br />
gezehrt. Und dann auch <strong>der</strong> von Robert Kubica in<br />
Kanada, da war schon sehr viel Glück dabei, dass<br />
nicht mehr passiert ist. Und dann gibt es natürlich<br />
Enttäuschungen, die man in <strong>der</strong> Formel 1 permanent<br />
erlebt, menschliche und sportliche - das gehört<br />
einfach dazu.<br />
Wenn Sie zurückschauen, wie lässt sich Sergio<br />
34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Perez mit an<strong>der</strong>en Fahrern vergleichen, die Sie als<br />
ganz junge Piloten im Team gehabt haben? Mit<br />
Kimi Räikkönen o<strong>der</strong> Michael Schumacher zum<br />
Beispiel, auch wenn das in <strong>der</strong> Gruppe C war.<br />
Es ist grundsätzlich schwierig, Fahrer miteinan<strong>der</strong><br />
zu vergleichen. Natürlich könnte man sagen, <strong>der</strong><br />
eine hat seine Stärken hier, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e da, <strong>der</strong> eine<br />
hat dieses Naturell, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e jenes. Aber das würde<br />
ich nie machen, einen unserer jetzigen Fahrer mit<br />
einem an<strong>der</strong>en zu vergleichen.<br />
Wie sehen Sie seinen Wechsel zu McLaren - eher<br />
mit Stolz o<strong>der</strong> auch mit Enttäuschung, nachdem<br />
Sie ihm die Chance gegeben haben?<br />
Also die Chance hat ihm Telmex gegeben. Dieses<br />
ganze Zusammenspiel, Perez, Telmex und Sauber<br />
wird ja gern etwas falsch dargestellt. Auch im<br />
Zusammenhang mit Esteban Gutierrez übrigens.<br />
Telmex ist auf uns zugekommen, weil sie <strong>der</strong> Überzeugung<br />
waren, dass sie in ihrer Scu<strong>der</strong>ia Telmex<br />
einen Fahrer haben, <strong>der</strong> reif ist für die Formel 1.<br />
Wir haben diesen Fahrer gekannt, weil wir ihn in<br />
<strong>der</strong> GP2 beobachtet haben und wir haben gesagt,<br />
ja, wir glauben, das ist okay. <strong>So</strong> sind wir mit Telmex<br />
zusammen gekommen. Perez war nach zwei Jahren<br />
frei, es hat uns also niemand einen Fahrer weggenommen,<br />
we<strong>der</strong> McLaren noch sonst irgendjemand.<br />
Er war frei. Unsere Aufgabe war es aus <strong>der</strong><br />
Sicht von Telmex, und Telmex ist in dieser Sache<br />
unser Auftraggeber, diesen jungen Mann so schnell<br />
wie möglich so weit zu bringen, dass er für ein Top-<br />
Team in Frage kommt. Natürlich hat man da eher<br />
die Roten im Blickfeld gehabt, deshalb hat er auch<br />
in <strong>der</strong> Ferrari Academy einen Vertrag bekommen,<br />
was aus unserer Sicht keinen Sinn gemacht hat, denn<br />
da sind eigentlich Fahrer drin, die noch nicht in <strong>der</strong><br />
Formel 1 sind. Das war eine Geste gegen<strong>über</strong><br />
Telmex von Ferrari. Ferrari wollte ihn dann aber<br />
nicht, weil sie <strong>der</strong> Meinung waren, dass es zu früh<br />
ist, o<strong>der</strong> weil sie lieber mit Felipe weitermachen<br />
wollten o<strong>der</strong> wie auch immer. Das mit McLaren<br />
kam für mich schon <strong>über</strong>raschend. Es gab zwar<br />
Gerüchte, aber letztendlich war es für mich doch<br />
Fotos: sauber, adrivo/Sutton<br />
JJ Lehto beim<br />
Südafrika GP in<br />
Kyalami 1993<br />
»Dass Schumacher sehr schnell ist, hat man sehr<br />
bald gemerkt. in Le Mans ist er aber zum beispiel<br />
nicht nur die schnellsten Runden gefahren, son<strong>der</strong>n<br />
hat auch am wenigsten Benzin gebraucht.«<br />
<strong>über</strong>raschend. Aber es war ja für uns alle auch ein<br />
bisschen <strong>über</strong>raschend, dass Hamilton zu Mercedes<br />
geht. Und dann musste man bei McLaren natürlich<br />
etwas unternehmen.<br />
Sie sagen, die Situation mit Gutierrez würde auch<br />
immer falsch dargestellt - inwiefern?<br />
Mit Gutierrez liegt <strong>der</strong> Fall ganz an<strong>der</strong>s als bei<br />
Perez. Gutierrez ist bei uns seit vier Jahren unter<br />
Vertrag. Vor vier Jahren kannte ich den Namen<br />
Slim noch nicht und auch den Namen Telmex<br />
nicht. Dieser Kontakt hat also <strong>über</strong>haupt nichts<br />
mit Mexiko zu tun. Esteban hat damals das Weltfinale<br />
<strong>der</strong> Formel BMW gewonnen und normalerweise<br />
hat <strong>der</strong> Sieger dann von BMW, von Mario<br />
Theissen, einen Formel-1-Test als Geschenk<br />
bekommen. Obwohl BMW zu dem Zeitpunkt,<br />
Ende 2009, aber schon draußen war, hat Mario uns<br />
gebeten, ob wir nicht Esteban trotzdem diesen<br />
Testtag geben könnten. Wir haben das gemacht,<br />
aber wenn wir jemanden zu einem Test einladen<br />
und ihm das ermöglichen, dann halten wir<br />
anschließend auch ein bisschen die Hand drauf.<br />
Wir haben ihn natürlich weiter beobachtet und<br />
haben diesen Vertrag verlängert. Esteban wird, weil<br />
er Mexikaner ist, zwar von Telmex unterstützt, ich<br />
weiß nicht, in welchem Umfang, er war aber nie<br />
ein Fahrer <strong>der</strong> Scu<strong>der</strong>ia Telmex, hatte nie einen<br />
direkten Vertrag mit ihnen. Mit Esteban verbindet<br />
uns nur eine Beziehung, die auf seiner Performance<br />
basiert und nicht auf <strong>der</strong> Kasse von Telmex.<br />
Haben Sie es je bereut, dass Sebastian Vettel, <strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> BMW-Zeit ja kurz da war, Ihrem Team sozusagen<br />
entwischt ist?<br />
Ich weiß es nicht - aber eigentlich nicht, nein...<br />
Warum nicht, weil Sie ihm nicht das Umfeld hätten<br />
bieten können, das er für seinen Aufstieg ganz an<br />
die Spitze gebraucht hat?<br />
Das ist eine Entscheidung, die BMW hätte treffen<br />
müssen. Und BMW wäre ja in einer ganz an<strong>der</strong>en<br />
Position gewesen, ihm das zu bieten. Man kann das<br />
<strong>alles</strong> so gar nicht vergleichen.<br />
Michael Schumacher kam als ganz junger Fahrer<br />
zu Ihnen. Haben Sie damals schon geahnt, was aus<br />
ihm werden könnte?<br />
Als Schumacher im Winter 1989-90 zu uns kam,<br />
haben wir <strong>über</strong>haupt nicht an die Formel 1 gedacht,<br />
nicht einmal in Ansätzen. Dass Schumacher sehr<br />
schnell ist, hat man sehr schnell gemerkt, und auch<br />
dass da noch mehr war. Zum Beispiel in Le Mans,<br />
da ist er nicht nur die schnellsten Runden gefahren,<br />
son<strong>der</strong>n hat auch am wenigsten Benzin, am<br />
wenigsten Reifen, am wenigsten Bremsen gebraucht.<br />
Er war nicht nur ein sehr schneller, er war auch ein<br />
sehr guter Fahrer.<br />
Hätten Sie sich dann doch gewünscht, dass sie ihn<br />
mal für die Formel 1 kriegen, gerade am Anfang,<br />
wo das vielleicht noch möglich gewesen wäre?<br />
Sicher, das war ja auch die Idee, und zusammen mit<br />
Mercedes hätte das ja auch wahrscheinlich funktioniert<br />
damals. Aber allein ging das nicht.<br />
Wenn Sie noch einmal neu anfangen könnten -<br />
würden Sie dann <strong>alles</strong> wie<strong>der</strong> genauso machen?<br />
Man muss diese Frage ja grundsätzlich beantworten,<br />
man kann nicht sagen, ja, ich möchte neu anfangen,<br />
aber ich möchte aus den Fehlern lernen. Das funktioniert<br />
nicht. Und deshalb muss ich ganz klar sagen:<br />
Ja, ich würde <strong>alles</strong> wie<strong>der</strong> so machen.<br />
Was wollen Sie in Zukunft machen?<br />
Ich weiß noch nicht, wie viel sich wirklich än<strong>der</strong>t.<br />
Sicher, ich kann mir jetzt aussuchen, zu welchen<br />
Rennen ich kommen will. Es ist ja nicht so, dass ich<br />
aufhören wollte. Mir geht es eigentlich gut und ich<br />
mag auch noch. Aber wenn Sie ein Team haben, das<br />
diese Aufgabe erfüllen kann, dann müssen Sie dem<br />
Team auch die Möglichkeit geben, diesen Job zu<br />
machen. Das eine ist, eine Nachfolgeregelung zu<br />
finden, was sehr schwer ist, nicht nur in <strong>der</strong> Formel<br />
1. Wenn Sie die aber haben, und Sie lassen die dann<br />
verhungern, dann ist das sicherlich die falsche<br />
Lösung. Darum war es sehr wichtig, diesen Schritt<br />
zu machen. Aber die Firma gehört weiterhin mehrheitlich<br />
mir. Deshalb bin ich weiter in die wichtigen<br />
Entscheidungen eingebunden. Aber sicher nicht im<br />
Tagesgeschäft, we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Firma noch an den<br />
Rennstrecken.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35
Nico Hülkenberg<br />
beeindruckte mit<br />
starken Leistungen<br />
bei Force India<br />
36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Explosionsgefahr<br />
Text: Stephan Heublein<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Intelligent, bescheiden, zurückhaltend.<br />
Nico Hülkenberg scheint so gar<br />
nichts mit dem »unglaublichen Hulk«<br />
gemein zu haben. In seiner zweiten<br />
Formel-1-Saison bewies er dennoch<br />
seine Durchschlagskraft und empfahl<br />
sich für höhere Aufgaben - vielleicht<br />
sogar bei Ferrari. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
hörte sich im Paddock um.
»Nico ist ein toller<br />
Typ: eloquent,<br />
zurückhaltend und<br />
bescheiden. Er ist<br />
immer schnell, immer<br />
gut und immer<br />
unsichtbar. Er ist<br />
nicht <strong>der</strong> extrovertierte<br />
Typ, <strong>der</strong> jodelt<br />
und schreit, son<strong>der</strong>n<br />
behält immer einen<br />
klaren Kopf.«<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Wer in <strong>der</strong> Formel 1 fahren möchte,<br />
muss früh aufstehen. Das war eine<br />
<strong>der</strong> ersten Lektionen, die Nico Hülkenberg<br />
in <strong>der</strong> Königsklasse lernte. Entspannt<br />
saß er im Flieger in Richtung Jerez de la Frontera.<br />
Die morgendliche Abflugzeit und selbst, dass das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> neben ihm Platz nahm,<br />
störten ihn nicht. Schließlich ging es an jenem<br />
frühen Montagmorgen im Dezember 2007 nicht<br />
nur ins sonnige Südspanien, son<strong>der</strong>n allen voran<br />
in Richtung seines ersten Formel-1-Tests mit<br />
Williams. Schon damals galt Hülkenberg als eine<br />
<strong>der</strong> größten deutschen Nachwuchshoffnungen.<br />
Sein Manager war kein Geringerer als Willi<br />
Weber. Der strahlende, aber auch belastende<br />
Name Michael Schumacher war allgegenwärtig.<br />
»Im Fernsehen sehen die F1-Autos ziemlich groß<br />
aus, aber in Wirklichkeit sind sie sehr klein«,<br />
fasste Hülkenberg für das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
seine ersten Eindrücke zusammen. »Für so ein<br />
kleines Auto steckt sehr viel Energie und Power<br />
drin - das kann man gar nicht beschreiben, das<br />
muss man selbst fühlen.«<br />
Fünf Jahre später ist Hülkenberg mit <strong>der</strong> Power<br />
<strong>der</strong> putzigen, kleinen Rennautos bestens vertraut.<br />
In seiner zweiten Saison als Stammfahrer wusste<br />
er ein ums an<strong>der</strong>e Mal zu <strong>über</strong>zeugen und ließ<br />
mit einem fünften Platz in Valencia, einem<br />
vierten Rang in Belgien, Platz sechs in Korea<br />
sowie Führungsrunden in Brasilien aufhorchen.<br />
Danach setzten die Gerüchteköche »Hulk« sogar<br />
schon auf ein springendes Pferd - als Nachfolger<br />
von Felipe Massa sollte er Ferrari verstärken. Eine<br />
Rolle, die ihm bereits in <strong>der</strong> Anfangsphase seiner<br />
Karriere als Weber-Schützling und Schumacher-<br />
Nachfolger angedichtet wurde. »Ich halte extrem<br />
viel davon, wie sich Nico in <strong>der</strong> zweiten Saisonhälfte<br />
geschlagen hat«, verrät Christian Danner<br />
dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Für mich hat er<br />
absolut das Zeug dazu, für ein Top-Team zu<br />
fahren.« Hülkenbergs ehemaliger Williams-<br />
Teamkollege Alexan<strong>der</strong> Wurz stimmt Danner<br />
grundsätzlich zu. Vom Talent her sieht <strong>der</strong> Österreicher<br />
kein Problem. »Aber es kommt immer<br />
darauf an, wie sich die Fahrer mental mit <strong>der</strong><br />
Aufgabe weiterentwickeln«, mahnt Wurz. Für<br />
Hülkenberg war 2012 <strong>der</strong> zweite Anlauf in <strong>der</strong><br />
Formel 1. In seiner ersten Formel-1-Saison bei<br />
Williams hatte er wenig Zeit, sich mit <strong>der</strong> Aufgabe<br />
zu entwickeln. »Er wurde ins zu kalte Wasser<br />
geworfen«, glaubt Wurz. Dennoch hat Hülkenberg<br />
in seiner Debütsaison und seinem Jahr<br />
als Freitagsfahrer bei Force India einige Lektionen<br />
gelernt, die er jetzt besser umzusetzen weiß.<br />
»Der Neustart seiner Karriere war mental recht<br />
gut für ihn, um zu wissen, was hier abgeht«, so<br />
Wurz. »Ich sehe keinen Grund, warum er keine<br />
Möglichkeiten haben sollte, bis ganz oben durchzustarten.«<br />
Ob das dann bei Ferrari sein wird,<br />
wagt Marc Surer zu bezweifeln. Er erinnert daran,<br />
dass nur wenige sieglose Fahrer nach Maranello<br />
wechselten. Ferrari sei vielmehr die letzte Station<br />
einer Rennfahrerkarriere. »Für Hülkenberg ist<br />
es noch ein bisschen weit weg«, glaubt Surer.<br />
Aber Ferrari ist - entgegen dem Glauben <strong>der</strong><br />
Tifosi - nicht <strong>alles</strong>. Mit Hans-Joachim Stuck traut<br />
ein weiterer ehemaliger Formel-1-Pilot Hülkenberg<br />
den Sprung zu einem Spitzenteam zu, egal<br />
ob Ferrari, Red Bull o<strong>der</strong> McLaren. Für den<br />
Moment sind sich die Experten einig, dass <strong>der</strong><br />
Deutsche bei Sauber gut aufgehoben ist. »Das ist<br />
eine gute weitere Station in seiner Karriere, vor<br />
allem weil er da nicht gleich mit einem Fahrer<br />
wie Fernando Alonso kämpfen muss«, bestätigt<br />
Stuck. Von manchen Seiten innerhalb des Formel-1-Paddocks<br />
wurde Hülkenbergs Wechsel<br />
von Force India zu Sauber trotzdem etwas argwöhnisch<br />
beäugt. Immerhin sah es für viele mehr<br />
wie ein Schritt zur Seite als nach vorne aus. Sauber<br />
beendete die Saison in <strong>der</strong> Konstrukteurswertung<br />
zwar einen Platz vor Force India auf<br />
Gesamtrang sechs, aber großartig bessere<br />
Erfolgsaussichten suggeriert die aktuelle Situation<br />
nicht. Für Danner ist das Entscheidende an<br />
Hülkenbergs Wechsel wie sich seine Karriere<br />
nach Sauber weiterentwickelt. Die Schlüsselfrage<br />
ist, ob Sauber ein besseres Sprungbrett zu einem<br />
Spitzenteam ist als Force India? »<strong>So</strong> gesehen<br />
macht es für mich schon eher Sinn«, sagt Danner.<br />
»Nicht weil ich mir nicht vorstellen kann, dass<br />
man auch von Force India zu McLaren o<strong>der</strong> Ferrari<br />
wechseln könnte, aber bei Sauber gab es in<br />
<strong>der</strong> Historie immer wie<strong>der</strong> Fahrer, die nach oben<br />
weggekauft wurden.« Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em<br />
so illustre Namen wie Kimi Räikkönen,<br />
Felipe Massa und nun auch Sergio Perez. »<strong>So</strong><br />
gesehen ist das erwiesenermaßen ein besseres<br />
Sprungbrett nach oben.«<br />
Für Stuck kommt noch ein weiterer entscheiden<strong>der</strong><br />
Punkt hinzu: Bei Sauber erhält er die<br />
notwendige Zeit, um weiter zu reifen, ohne dem<br />
Erwartungsdruck eines Weltmeisterteams ausgesetzt<br />
zu sein. »Ferrari ist ja nicht immer ein<br />
Traumteam, die Scu<strong>der</strong>ia übt einen wahnsinnigen<br />
Druck auf die Fahrer aus«, betont Stuck.<br />
»Man muss immer vorne fahren. Du hast die<br />
italienische Pressemafia, was natürlich im positiven<br />
Sinne gemeint ist, die immer vor dir, hinter<br />
dir, neben dir o<strong>der</strong> auch manchmal im Weg steht.<br />
Ferrari ist wirklich ein heißer Sitzplatz, gut, dass<br />
er Sauber vorher noch mitnimmt.« Die Voraussetzungen<br />
in Hinwil sieht Stuck als ausgezeichnet<br />
an. Das Team werde von Monisha Kaltenborn<br />
sehr gut geführt, die technischen Anlagen sind<br />
38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Von Sauber soll <strong>der</strong><br />
Aufstieg zu einem<br />
Spitzenteam<br />
gelingen<br />
Die Experten sehen<br />
in Nico Hülkenberg<br />
jede Menge<br />
Potenzial<br />
Nico Hülkenberg<br />
ist gefragt: Auch<br />
auf dem Radar <strong>der</strong><br />
Topteams<br />
mo<strong>der</strong>n und Hülkenberg sei jung genug, um<br />
noch zwei Jahre lang bei Sauber zu lernen, um<br />
dann voll ausgebildet zu einem Topteam zu<br />
wechseln. Im Gegenzug dazu sind die Besitz- und<br />
Finanzverhältnisse bei Force India immer wie<strong>der</strong><br />
Gegenstand wil<strong>der</strong> Spekulationen. »Dazu hat<br />
Sauber ein sehr gutes Auto, aus dem die Fahrer<br />
in diesem Jahr nicht immer das Maximum<br />
herausgeholt haben«, erinnert Surer. »Ich glaube,<br />
dass Hülkenberg dazu in <strong>der</strong> Lage ist, das Team<br />
nach vorne zu bringen.« Zudem könne er sich<br />
als Deutscher schnell integrieren. »Da kann man<br />
nur sagen: Auf geht‘s!«, sagt Stuck. »Daumen<br />
drücken, dass er im nächsten Jahr regelmäßig<br />
vorne mitfährt.«<br />
Die Anlagen dazu hat Hülkenberg in den<br />
Augen <strong>der</strong> Experten auf alle Fälle. »Er ist<br />
unglaublich konzentriert; hat unglaubliche<br />
Fähigkeiten, im Cockpit <strong>alles</strong> zu machen und <strong>alles</strong><br />
mitzubekommen«, analysiert Danner. »Er ist nie<br />
<strong>über</strong>rascht.« Auch Surer lobt diese Rennintelligenz,<br />
die Hülkenberg im richtigen Moment exakt<br />
in die Tat umsetzen kann. Aber auch abseits <strong>der</strong><br />
Strecke weiß Hülkenberg mit seiner smarten Art<br />
zu <strong>über</strong>zeugen. »In <strong>der</strong> heutigen Formel 1 ist es<br />
ganz wichtig, dass man mit Datenausdrucken<br />
nicht nur Papiere vor sich liegen hat, son<strong>der</strong>n das<br />
man auch lernt, daraus etwas zu machen«, erklärt<br />
<strong>der</strong> Schweizer. Das kann Hülkenberg ebenso gut<br />
umsetzen wie er im Cockpit clever jede sich bietende<br />
Situation ausnutzt. »Er kann sich im Zweikampf<br />
strategisch positionieren«, beschreibt Danner.<br />
»Seine ganzen Überholmanöver in dieser<br />
Saison waren super.« In Korea <strong>über</strong>holte Hülkenberg<br />
mit Lewis Hamilton und Romain Grosjean<br />
sogar zwei Fahrer auf einen Schlag. »Er setzt all<br />
seine Fähigkeiten trotz des ganzen Rennstresses<br />
im richtigen Moment ein. Er hat es einfach drauf«,<br />
lobt Danner. »Ich habe ihm das auch persönlich<br />
gesagt. Er ist einer von den Fahrern, die wirklich<br />
hart dran sind. Er fährt nicht nur herum und<br />
schaut einmal wie es geht.« Dabei bleibt Hülkenberg<br />
stets analytisch und verfällt nicht in positive<br />
wie negative Gefühlsausbrüche. <strong>So</strong> analysiert er<br />
einen Unfall ganz sachlich, ohne Anschuldigungen.<br />
»Nico ist ein toller Typ: eloquent, zurückhaltend<br />
und bescheiden«, beschreibt Stuck. »Er<br />
ist immer schnell, immer gut und immer unsichtbar.<br />
Er ist nicht <strong>der</strong> extrovertierte Typ, <strong>der</strong> jodelt<br />
und schreit, wenn er Punkte macht, son<strong>der</strong>n<br />
behält immer einen klaren Kopf.« Perfekt ist aber<br />
bekanntlich niemand. »Als Person muss er noch<br />
explodieren, damit man auf ihn aufmerksam<br />
wird«, fügt Stuck hinzu. Spätestens wenn <strong>der</strong><br />
grüne Muskelprotz aus ihm herausbricht, ist<br />
»Hulk« wohl auch bereit für die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
in einem Topteam.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39
Dar<strong>über</strong><br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
sprach die<br />
F1-Welt 2012<br />
Fernando Alonso und Sebastian Vettel beherrschten den Titelkampf,<br />
aber nicht alle Schlagzeilen gehörten in dieser Saison ihnen. Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt zurück: Boxenfeuer, Reifenroulette und<br />
Pistenrambos - diese zehn Top-Themen bewegten die F1-Welt 2012.<br />
40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/sutton<br />
Adrian Newey<br />
Zwei Jahre Rallye waren genug. 2012 kehrte Kimi Räikkönen auf die Bühne <strong>der</strong><br />
Formel 1 zurück und strafte alle Kritiker Lügen, die nach seinem unrühmlichen<br />
Abschied bei Ferrari 2009 nicht an ein erfolgreiches Comeback des Finnen<br />
glaubten. Mit seinem Sieg in Abu Dhabi, sechs Podestplätzen und Platz drei in <strong>der</strong><br />
Gesamtwertung legte Räikkönen ein Bil<strong>der</strong>buch-Comeback hin. »Ich habe am<br />
Anfang des Jahres gesagt, dass ich nicht glaube, dass Kimi es hinbekommt.<br />
Deswegen muss ich mich echt an <strong>der</strong> eigenen Nase packen und zugeben: ich<br />
hatte Unrecht«, räumt Christian Danner im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ein. »Kimi ist aus<br />
dem Stand wie<strong>der</strong> voll dabei, seine Leistung ist einfach super.« Autos ohne<br />
Tankstopps, DRS, Pirelli-Reifen - Räikkönen kam mit allen mo<strong>der</strong>nen Gegebenheiten<br />
perfekt zurecht. »Er macht sich <strong>über</strong> die Reifen keine Gedanken, fragt auch<br />
nicht groß nach. Er macht einfach instinktiv<br />
<strong>alles</strong> richtig«, lobt Paul Hembery. Mit<br />
seinem unglaublichen Talent, seinem<br />
Fahrgefühl und seinem Speed schaffte<br />
<strong>der</strong> Finne das, was viele an<strong>der</strong>e sich<br />
nach einem Comeback mühsam<br />
wie<strong>der</strong> erarbeiten mussten. Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> zieht vor <strong>der</strong><br />
Leistung des Iceman den Hut.<br />
Kimi Räikkönen<br />
lehrte seine<br />
Kritiker das<br />
Fürchten<br />
Nicht nur<br />
Fernando Alonso<br />
sah in Adrian<br />
Newey einen<br />
Erfolgsfaktor<br />
Comeback<br />
King:<br />
Kimi<br />
Räikkönen<br />
Sebastian Vettel ist <strong>der</strong> jüngste Dreifach-Weltmeister in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
Formel 1. Doch diesen Erfolg schreiben seine Kritiker hauptsächlich Adrian<br />
Newey zu. Das Design-Genie sorgte 2012 für allerhand Gesprächsstoff - im<br />
positiven als auch im negativen Sinne. Als <strong>der</strong> RB8 in <strong>der</strong> ersten Saisonhälfte<br />
vor allem bei <strong>der</strong> Höchstgeschwindigkeit hinter den direkten Konkurrenten<br />
hinterherfuhr und die Dominanz <strong>der</strong> letzten Jahre wie weggeblasen schien,<br />
wurde Newey an den Pranger gestellt. Ihm wurde vorgeworfen, bei <strong>der</strong><br />
Konstruktion des Autos zu sehr am Limit gearbeitet zu haben. Doch <strong>der</strong><br />
mediale Gegenwind sollte bald drehen: <strong>So</strong> galt Newey dann auch als Initiator<br />
für die fulminante Aufholjagd in <strong>der</strong> zweiten Saisonhälfte. Für Fernando Alonso<br />
stand fest, dass <strong>der</strong> geistige Vater von Kinky Kylie, Luscious Liz, Randy Mandy,<br />
Kate und Kate‘s Dirty Sister die eigentliche Triebfe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Red-Bull-Erfolge ist.<br />
»Wenn wir alle mit ähnlichen Autos fahren würden, denke ich, dass wir in <strong>der</strong><br />
Meisterschaft führen würden, aber wir kämpfen gegen Neweys Rennwagen«,<br />
klagte Alonso. Trotz <strong>der</strong> endlosen Diskussionen um seine Person hielt sich<br />
Newey bescheiden im Hintergrund. Es ist nicht die Art des Briten, große Töne<br />
zu spucken, er arbeitet lieber verdeckt am nächsten Weltmeister-Auto.
McLaren-Formschwankungen<br />
Wenn 24 Fahrer auf eine Kurve zurasen, dann bleiben Kollisionen nie gänzlich<br />
aus. In <strong>der</strong> Startphase galt die Formel 1 seit jeher als Verdrängungswettbewerb<br />
- und würde es für den besten »Verdränger« Punkte geben, dann hätte<br />
Romain Grosjean - o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ‚Verrückte aus Kurve eins‘ wie ihn Mark Webber<br />
nennt - 2012 die Weltmeisterschaft souverän gewonnen. Unerfahrenheit und<br />
Profilierungsdrang ergaben bei Jungspunden wie Grosjean o<strong>der</strong> den südamerikanischen<br />
Kampfhähnen Pastor Maldonado und Sergio Pérez eine unheilvolle<br />
Mischung. Jenson Button sprach nach einer folgenschweren Begegnung<br />
mit Kamui Kobayashi von einem Armutszeugnis für die Formel 1: »Ein paar<br />
von uns scheinen nicht begriffen zu haben, dass ein Rennen länger geht als<br />
zwei Kurven.« Auch Nico Rosberg verging das Lachen: »Das macht so keinen<br />
Spaß. Einige gehen einfach zu viel Risiko, das muss sich än<strong>der</strong>n. Eine<br />
Handvoll Fahrer ist zu extrem.« Wachgerüttelt wurde diese Handvoll Fahrer<br />
durch die Rennsperre von Grosjean, nachdem dieser in Spa-Francorchamps<br />
eine Massenkarambolage ausgelöst hatte. Das letzte Mal wurde die »Höchststrafe«<br />
zuvor 1994 für Mika Häkkinen ausgesprochen<br />
Gefährliche Pistenrambos<br />
McLaren begann<br />
ungewohnt stark,<br />
ließ dann aber für<br />
einige Zeit ebenso<br />
stark nach<br />
McLaren gab <strong>der</strong> Konkurrenz 2012 Rätsel auf. In den ersten Rennen<br />
schien das Team unschlagbar zu sein, doch die Performance <strong>der</strong> Chrompfeile<br />
schwankte stark. Der Speed des MP4-27 unterlag sowohl innerhalb<br />
<strong>der</strong> Rennwochenenden vom Training <strong>über</strong> das Qualifying bis zum Grand<br />
Prix als auch im Laufe <strong>der</strong> Saison von Wochenende zu Wochenende<br />
unterschiedlich starken Schwankungen. Mal superschnell, mal chancenlos.<br />
Die Fahrer konnten sich darauf keinen Reim machen. »Unser Auto ist<br />
aerodynamisch stark und auch mechanisch ist es nicht so schlecht, aber<br />
manchmal scheint es nicht zu passen - und damit meine ich die vier<br />
Dinger, die den Kurs berühren«, schob Jenson Button den Schwarzen<br />
Peter in Richtung Reifen. Als klar wurde, dass diese Berg- und Talfahrt<br />
McLaren abermals den WM-Titel kosten würde, regnete es harsche Kritik<br />
von <strong>der</strong> Insel. Allen voran Teamchef Martin Whitmarsh musste sich<br />
anhören, er sei zu weich und lasse den nötigen Ehrgeiz vermissen. »Ich<br />
verschwende keine Zeit damit, nachzudenken, was in den Medien<br />
geschrieben wird«, gab sich Whitmarsh äußerlich stark. Allerdings hatte er<br />
auch keine Zeit, dar<strong>über</strong> nachzudenken, versuchte er doch mit allen<br />
Mitteln, Lewis Hamilton zu halten. Für McLaren ein ebenso aussichtloser<br />
Kampf wie das Titelrennen.<br />
Romain Grosjean<br />
räumte in<br />
Spa-Francorchamps<br />
massiv auf<br />
42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/sutton<br />
Diskussionen<br />
um Bahrain<br />
»Die Medien wollen eine gute Geschichte und wenn es keine gibt, dann erfinden<br />
sie eine«, erklärte Bernie Ecclestone. Trotz täglicher Berichte <strong>über</strong> Anschläge und<br />
Tote sah <strong>der</strong> F1-Zampano keinen Anlass, den Großen Preis von Bahrain zum<br />
zweiten Mal in Folge abzusagen. In <strong>der</strong> Tat war rund um die Rennstrecke in<br />
Manama »Business as usual« angesagt. Die Verantwortlichen versuchten, das<br />
Leben <strong>der</strong> Teams, Journalisten und F1-Gäste so angenehm wie möglich zu<br />
gestalten. Doch je weiter man sich <strong>der</strong> Rennstrecke entfernte, desto näher kam<br />
man <strong>der</strong> Realität. Auf <strong>der</strong> Rückfahrt zum Hotel landete ein Teambus von Force<br />
India inmitten einer Demonstration. Menschen rollten brennende Reifen auf die<br />
Autobahn und warfen mit Molotowcocktails um sich. Ein Brandsatz detonierte<br />
nicht unweit des Busses. Nur mittels Tränengas konnte die Polizei die Situation<br />
unter Kontrolle bringen. Ecclestone betont zwar stets, dass die F1 sich nicht in<br />
politische Dinge einmischt, dennoch sahen viele die Austragung des Rennens als<br />
ein Statement an. »Es kann als politisches Signal erachtet werden, wenn du das<br />
Rennen fährst, und es kann als politisches Signal erachtet werden, wenn du nicht<br />
fährst«, brachte es Christian Horner auf den Punkt.<br />
Pastor Maldonado<br />
gelang <strong>der</strong> erste<br />
Williams-Sieg seit<br />
Brasilien 2004<br />
Williams-Sensationssieg<br />
Acht Jahre musste Williams warten - beim Großen Preis von Spanien war<br />
die Sensation dann perfekt. Die Pole Position holte sich Pastor Maldonado<br />
durch eine Strafversetzung von Hamilton, doch den Sieg hatte er sich nach<br />
einem souveränen Kampf gegen Fernando Alonso verdient. Über den ersten<br />
Sieg eines Venezolaners in <strong>der</strong> Formel 1 sowie den ersten Triumph für<br />
Williams seit Brasilien 2004 freute sich vor allem Frank Williams. »Junge,<br />
Junge - wir haben diesen Sieg gebraucht, wie man sich vielleicht vorstellen<br />
kann. Die Mannschaft ist natürlich total aus dem Häuschen. Als Englän<strong>der</strong><br />
kann ich sagen: Wir werden da nicht emotional«, sagte Sir Frank im Scherz.<br />
Sein Humor sollte ihm schnell vergehen, denn Freud und Leid gingen für<br />
Williams in Spanien Hand in Hand. Wenige Stunden nach <strong>der</strong> Siegesfeier<br />
entbrannte plötzlich ein Feuer in <strong>der</strong> Williams-Box, bei dem neun Personen<br />
verletzt wurden. Auslöser war ein Kurzschluss in <strong>der</strong> Tankpumpe. »Das war<br />
ein Weckruf und unterstreicht noch einmal deutlich, wie viele Gefahren es<br />
gibt, wenn Benzin, Benzindämpfe und Elektrik zusammenspielen. Wir<br />
müssen wachsam bleiben«, betonte Christian Horner.<br />
Die Scheichs<br />
bemühten sich<br />
vor<strong>der</strong>gründig um<br />
ein positives Bild<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 43
Horrorcrash<br />
von Maria de Villota<br />
Plötzlich war die Gefahr wie<strong>der</strong> präsent, die Gewissheit da: Die Formel 1<br />
bleibt ein lebensgefährliches Unternehmen. Das zeigte <strong>der</strong> Unfall von Maria<br />
de Villota am 3. Juli auf dem Flughafengelände in Duxford. Die Marussia-<br />
Testfahrerin krachte am Ende ihrer Installationsrunde unkontrolliert in die<br />
La<strong>der</strong>ampe eines Teamlasters und zog sich schwerste Kopf- und Gesichtsverletzungen<br />
zu. Trotz Notoperation verlor de Villota ihr rechtes Auge sowie<br />
ihren Geruchs- und Geschmackssinn. »Ich werde noch lange Zeit Schmerzen<br />
haben«, verriet de Villota. Bei aller Betroffenheit mehrten sich auch<br />
kritische Stimmen, Marussia habe seine mediale Präsenz verstärken wollen,<br />
die Spanierin sei aber noch nicht reif für einen F1-Test gewesen. Letzteres<br />
wurde durch eine Untersuchung seitens<br />
Marussia untermauert, die einen<br />
technischen Defekt als Unfallursache<br />
ausschloss. Nichtsdestotrotz<br />
sieht de Villota ihre Karriere als<br />
Rennfahrerin nicht als beendet<br />
an. Ob sie allerdings eine<br />
Rennlizenz erhält, steht in den<br />
Sternen.<br />
Schicksals-Schlag<br />
für Marussia-<br />
Testerin Maria de<br />
Villota<br />
Kein Sieg, mehr<br />
Frust als Lust:<br />
Michael Schumacher<br />
hatte sich sein<br />
Comeback an<strong>der</strong>s<br />
vorgestellt<br />
Schumachers<br />
unwürdiges Karriereende<br />
Maria de Villota<br />
möchte trotz ihres<br />
Unfalls in ein<br />
Renncockpit<br />
zurückkehren<br />
»Ich habe beschlossen, meine Formel-1-Karriere zum Saisonende zu beenden,<br />
im Bewusstsein, noch immer mit den Besten <strong>der</strong> Welt mithalten zu können. Das<br />
macht mich stolz, und auch deshalb habe ich mein Comeback nie bereut.« Am<br />
4. Oktober gab Michael Schumacher zum zweiten und letzten Mal seinen<br />
Rücktritt bekannt. Der generelle Tenor zu seinem Comeback fiel allerdings eines<br />
Rekordweltmeisters unwürdig aus - abgeschlagen, chancenlos, teilweise im<br />
direkten Zweikampf mit dem hinteren Mittelfeld. Unbestritten ließen die<br />
Schwächen des Mercedes kaum eine bessere Leistung in den drei Jahren zu,<br />
dennoch sind Ex-Weltmeister wie Nigel Mansell, Jody Scheckter und Jackie<br />
Stewart <strong>über</strong>zeugt, dass Schumachers Legendenstatus durch das erfolglose<br />
Comeback angekratzt wurde. Selbst Schumacher gingen nach seinem<br />
vorletzten F1-Rennen in Austin die Worte aus: »Das Rennen kann ich fast nur in<br />
ironische Worte kleiden. Da gibt es nichts, was wir schön reden könnten und<br />
wollten.« Mit lediglich einem Podestplatz in Valencia in <strong>der</strong> Saison 2012 endete<br />
die zweite Karriere des Michael Schumacher. Kein Vergleich zu seinem ersten<br />
F1-Abschnitt, in dem er 91 Rennen und 7 Titel gewann.<br />
44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Reifenchaos<br />
Back in USA<br />
Fotos: adrivo/sutton<br />
Die Formel 1 und die USA verbindet eine komplizierte Beziehung. Nach einer<br />
desaströsen Vorstellung 2007 in Indianapolis dauerte es fünf Jahre, ehe die<br />
F1-Motoren auf amerikanischen Boden wie<strong>der</strong> aufheulten. Mit 117.429 Zuschauern,<br />
die das Rennen am <strong>So</strong>nntag in Austin verfolgten, war die USA-Rückkehr ein<br />
voller Erfolg. »Ich habe schon mehrfach gesagt, dass die F1-Fanszene in Amerika<br />
unterschätzt wird. Wir brauchten bislang einfach nur eine Strecke, auf <strong>der</strong> wir ein<br />
Rennen vernünftig austragen können. Die haben wir nun endlich«, freute sich<br />
Mario Andretti. Dem Freudentaumel schloss sich Bernie Ecclestone an: »Das<br />
Rennen war fantastisch. Es ist großartig, wenn <strong>alles</strong> so klappt wie geplant.« Der<br />
Circuit of the Americas ist bereits die zehnte Station <strong>der</strong> Formel 1 in den Vereinigten<br />
Staaten. »Wir haben sehr viel Aufwand betrieben, in den USA eine richtig<br />
coole Fahrerstrecke, eine Berg- und Tal-Bahn zu bauen«, erklärt Alexan<strong>der</strong> Wurz.<br />
Und das ist gelungen - 20 Kurven zählt <strong>der</strong> 5,516 Kilometer lange Kurs, neunmal<br />
geht‘s rechts herum, elfmal links. Als Markenzeichen gilt <strong>der</strong> Anstieg zur Kurve<br />
eins, dem höchsten Punkt <strong>der</strong> Strecke. Nun soll es auch mit <strong>der</strong> Formel 1 in den<br />
Staaten weiter aufwärts gehen.<br />
Die Reifen sorgten<br />
für spannende<br />
Rennen und<br />
<strong>über</strong>raschende<br />
Ergebnisse<br />
Die Formel 1<br />
konnte beim<br />
US-Comeback in<br />
Austin<br />
<strong>über</strong>zeugen<br />
Button, Alonso, Rosberg, Vettel, Webber, Maldonado und Hamilton - sieben<br />
verschiedene Sieger in den ersten sieben Rennen. Für die einen war <strong>der</strong><br />
Saisonauftakt 2012 das Zeugnis einer großen Ausgeglichenheit des Feldes, für<br />
an<strong>der</strong>e einfach <strong>der</strong> Gipfel <strong>der</strong> Unvorhersehbarkeit. Beim Auslöser waren sich<br />
alle schnell einig: Es lag an den Reifen. Michael Schumacher galt als<br />
schärfster Kritiker <strong>der</strong> Pirelli-Reifen. »Teilweise fahren wir mit 60 o<strong>der</strong> 70<br />
Prozent durch die Kurven. <strong>So</strong>bald du ein bisschen schneller fährst, fliegen die<br />
Reifen von <strong>der</strong> Felge«, kritisierte er und stellte die Frage in den Raum, ob die<br />
Reifen eine so entscheidende Rolle spielen sollten. »O<strong>der</strong> sollten sie etwas<br />
länger halten, damit wir ein normales Renntempo an den Tag legen können<br />
und nicht herumfahren wie ein Safety-Car.« Selbst Reifenflüsterer Jenson<br />
Button gab zu, manchmal aus den Reifen nicht schlau zu werden. Pirelli<br />
konterte mit dem Argument, dass nicht alle Teams Probleme mit den Reifen<br />
hätten. »Sie haben einfach ihre Hausaufgaben gemacht«, stellte Paul Hembery<br />
klar. Der Saisonverlauf gab dem Reifenhersteller Recht. Die F1-Saison wurde<br />
zu keiner Achterbahn o<strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>tüte wie Kritiker prophezeiten, nach einer<br />
gewissen Zeit setzten sich die besten Fahrer und Teams durch und die Fans<br />
durften sich <strong>über</strong> actionreiche und spannende Rennen freuen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45
Fotos: mclaren
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Drei Jahre nach all den Zweifeln, ob er Lewis Hamilton gewachsen ist, ist McLaren<br />
nun Jenson Buttons Team. Sein Schicksal ist es jetzt, McLaren wie<strong>der</strong> zu dem<br />
Erfolgsteam zu machen, das es einst war. Ist er dem gewachsen? Das <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> ermittelt.<br />
ls er die schwarz-weiß karierte Flagge sah, fiel die<br />
Anspannung wie ein Stein von ihm. Er riss die Arme<br />
in die Höhe, ballte die rechte Hand zu einer Faust und<br />
führte mit seinem Boliden auf<br />
<strong>der</strong> Start-Ziel-Geraden ein kleines Tänzchen auf.<br />
Auf beiden Seiten des Funks war Jubel zu hören,<br />
doch keiner jubelte lauter als Jenson Button. Mit<br />
seiner Siegesfahrt in Spa-Francorchamps bewies<br />
<strong>der</strong> Brite einmal mehr seine fahrerischen Qualitäten.<br />
Ab 2013 sind auch seine Lea<strong>der</strong>-Qualitäten<br />
gefragt. Nach drei Jahren und 58 gemeinsamen<br />
Rennen ist die McLaren-Fahrerpaarung Jenson<br />
Button und Lewis Hamilton Geschichte. »Es ist<br />
ein Neustart. Für das Team ist es die erste Saison<br />
seit 2006, in <strong>der</strong> es nicht mit Lewis an den Start<br />
geht«, erklärt Button.<br />
Das Schicksal, das Ron Dennis einst für Lewis<br />
Hamilton vorgesehen hatte, ist nun das von Jenson<br />
Button geworden. Es ist an ihm, McLaren wie<strong>der</strong> zu dem Erfolgsteam zu<br />
machen, das es einst war, dem langen Warten auf den Fahrer- (seit 2008) und<br />
Konstrukteurstitel (seit 1998) ein Ende zu setzen. Viele Experten sind <strong>über</strong>zeugt,<br />
dass er das Zeug zum Teamlea<strong>der</strong> hat. »Button gehört zu den sechs<br />
besten Fahrern, die es in <strong>der</strong> Formel 1 gibt und ist ein echter Lea<strong>der</strong>. Ich bin<br />
<strong>über</strong>zeugt, dass er es schafft, die Führungsrolle bei McLaren zu <strong>über</strong>nehmen«,<br />
sagt Hans-Joachim Stuck dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Alexan<strong>der</strong> Wurz sieht<br />
auf Button in den kommenden Monaten keine<br />
großen Probleme zukommen, denn für ihn hat er<br />
längst die Lea<strong>der</strong>-Rolle bei McLaren eingenommen.<br />
»Am Anfang schwamm er gegen den Strom,<br />
weil es Lewis‘ Zuhause war, aber in den letzten zwei<br />
Jahren hat er das Team hinter sich gebracht und<br />
sich zum Teamlea<strong>der</strong> gemausert.«<br />
Gerade in Zeiten, in denen <strong>der</strong> Erfolg auf sich warten<br />
lässt, wachsen manche Fahrer <strong>über</strong> sich hinaus<br />
und werden zu echten Führungspersönlichkeiten.<br />
Sie halten das Team zusammen, motivieren und<br />
pushen die einzelnen Mitglie<strong>der</strong> nach dem Motto<br />
‚zusammen gewinnen, zusammen verlieren‘. Dieses<br />
Mantra hat Button schon vor vielen Jahren verinnerlicht.<br />
»Das Herz und die Seele <strong>der</strong> Mannschaft<br />
steckt in meinem Auto. Wenn ich einen Grand Prix gewinne, dann gewinne<br />
ich ihn mit meinem Team. Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam<br />
- so muss es sein«, stellt er klar. An<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e Piloten sagt er solche<br />
Sätze nicht nur, weil sie PR-technisch gut klingen, son<strong>der</strong>n weil er sie →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47
Große Chance:<br />
Button ist <strong>der</strong><br />
Titelanwärter<br />
bei McLaren<br />
wirklich so meint. »Man muss stets man selbst sein.<br />
Die Leute im Team merken sofort, was Fake und was<br />
Echt ist«, weiß <strong>der</strong> Brite. Immerhin sitzt er Stunden<br />
um Stunden mit seinen Ingenieuren zusammen, brütet<br />
<strong>über</strong> Ideen und baut mehr als nur Arbeitsbeziehungen<br />
auf. »Es ist wichtig, dass man sich blind versteht. Meine<br />
Leute wissen genau, wenn ich einen schlechten Tag<br />
habe und wie sie dann mit mir umgehen müssen - und<br />
umgekehrt«, erzählt Button.<br />
Geheime Telemetriedaten via Twitter zu verbreiten<br />
o<strong>der</strong> sich auf seinem Helm als »Hard as a Motherfucker«<br />
zu outen, ist nicht <strong>der</strong> Stil des Briten. »Lewis<br />
ist jemand, <strong>der</strong> manchmal die Leute verärgert, was<br />
zu Streitereien führt. Button ist das nicht. Er ist<br />
intelligent, ruhig und arbeitet konsequent«, sagt<br />
Marc Surer. Konsequent gilt es auch das Auto weiterzuentwickeln,<br />
um die Formschwankungen des<br />
letzten Jahres abzustellen und 2013 <strong>über</strong> die Saison<br />
hinweg konkurrenzfähig zu sein. »Jenson wird sich<br />
bei den Wintertests und am Anfang <strong>der</strong> Saison<br />
selbst in gewisse Höhen pushen müssen«, betont<br />
Wurz gegen<strong>über</strong> dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Wie<br />
man ein Auto weiterentwickelt, hat Button in seinen<br />
13 Jahren in <strong>der</strong> Formel 1 gelernt. Schon bei BAR,<br />
Honda und Brawn GP hatte er diesen Job inne,<br />
somit weiß er genau, was von ihm verlangt wird.<br />
»Als Fahrer kann man zwar nicht sagen, welche<br />
Aero-Teile auf das Auto gehören - das ist die Arbeit<br />
<strong>der</strong> Genies im Windkanal und <strong>der</strong> Ingenieure - aber<br />
man kann sagen, wie sich das Auto anzufühlen hat«,<br />
betont Button. »Ich kann dem Team sehr viel Input<br />
geben, aber ich bin kein Designer.« Mit dem richtigen<br />
Material will er zeigen, dass er Hamilton in<br />
nichts nachsteht, auch nicht im Qualifying.<br />
<strong>So</strong> möchte<br />
Jessica ihren<br />
Jenson auch<br />
2013 oft sehen<br />
Das Zeittraining war das Herrscherfeld des Briten.<br />
Wenn es um den reinen Speed geht, war Hamilton<br />
stets <strong>der</strong> bessere McLaren-Pilot. Das weiß Button.<br />
»Ich habe Lewis nicht so oft geschlagen wie ich das<br />
gerne getan hätte. Aber ich wusste stets, dass ich am<br />
<strong>So</strong>nntag ein gutes Rennen zeigen kann.« <strong>So</strong> geschehen<br />
auch beim Saisonfinale in Brasilien. Hamilton<br />
stand zwar auf <strong>der</strong> Pole Position, doch <strong>der</strong> Sieg ging<br />
an Button - wie für ihn typisch bei schwierigen<br />
Mischbedingungen. Bei <strong>der</strong> Premiere in Austin mauserte<br />
er sich intelligent und mit <strong>der</strong> nötigen Aggressivität<br />
mit neun echten Positionswechseln zum Überholkönig.<br />
Applaus gab es seitens <strong>der</strong> Experten und<br />
Teamchef Martin Whitmarsh: »Eine große Leistung<br />
von Jenson.« Nichtsdestotrotz sind kritische Stimmen<br />
geblieben, die befürchten, dass McLaren mit<br />
Hamilton einen echten Racer verloren hat und damit<br />
auch künftige Siege und WM-Titel. »Als Haudegen<br />
und Racer wird Hamilton McLaren fehlen. Lewis<br />
gibt immer <strong>alles</strong> und macht auch manchmal Unmögliches<br />
möglich - das kann Button nicht«, behauptet<br />
Surer.<br />
Button sei nur in einem speziellen Arbeitsfenster<br />
unschlagbar. »Jenson ist ein Fahrer, <strong>der</strong> ein relativ<br />
schmales Arbeitsfenster hat. Wenn er da drin ist, ist<br />
48 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Button ist nicht<br />
nur auf <strong>der</strong><br />
Strecke schnell<br />
unterwegs<br />
er Weltklasse. Wenn er da rausfällt, ist er gehandicapt.<br />
Das ist sein Problem. Er muss das Fenster so<br />
haben, wie er es braucht. Wenn <strong>alles</strong> stimmt, dann<br />
muss man sich warm anziehen«, meint Danner. Den<br />
Beweis lieferte Button 2009, als er die ersten sieben<br />
Rennen <strong>der</strong> Saison gewann, aber auch 2011 als er<br />
einen aggressiveren, aber auch fehleranfälligeren<br />
Hamilton in den Schatten stellte. Martin Brundle<br />
ist <strong>über</strong>zeugt, dass es für Button nicht bei seinem<br />
einen WM-Titel mit Brawn GP bleiben wird. »Jenson<br />
muss nur seine Leistungen noch konstanter<br />
abrufen.« Der Meinung ist auch Hans-Joachim<br />
Stuck. »Von den besten zehn Fahrern im Feld kann<br />
je<strong>der</strong> Weltmeister werden, wenn er im richtigen<br />
Auto sitzt. Man darf nie vergessen, dass das Sportgerät,<br />
in dem die Burschen sitzen, einen prozentual<br />
sehr hohen Anteil an dem Puzzle, ein Rennen zu<br />
gewinnen, hat. Deshalb sind die Top-Piloten für<br />
mich alle Titelkandidaten, wenn das Material passt<br />
- also auch Button.«<br />
Button <strong>über</strong>zeugt Experten und Fahrerkollegen<br />
zudem mit seiner Erfahrung, seinem sanften, Reifen<br />
schonenden Fahrstil und seiner Ruhe. »Seine Erfahrung<br />
macht ihn stark, aber auch die Tatsache, dass<br />
er schwer aus <strong>der</strong> Ruhe zu bringen ist«, erzählt Sebastian<br />
Vettel. Hinzu kommt, dass Button als einer<br />
<strong>der</strong> fittesten Piloten im Fahrerfeld gilt. Ein Triathlon<br />
<strong>über</strong> die olympische Distanz von 1,5 Kilometer<br />
Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer<br />
Laufen in unter zwei Stunden stellt für ihn<br />
kein Problem dar. Button geht eben in allen<br />
Bereichen seines Lebens akribisch vor. Ob er damit<br />
McLarens Neustart in eine erfolgreiche Zukunft<br />
führen kann, wird sich zeigen. Fest steht nur, dass<br />
Button an seinen Erfolgen bzw. Misserfolgen in den<br />
nächsten Jahren gemessen wird. Gelingt es ihm,<br />
McLaren in die richtige Richtung zu führen, dann<br />
kann er als geschichtsträchtiger Fahrer in die<br />
McLaren-Historie eingehen wie einst Ayrton Senna,<br />
Alain Prost und Mika Häkkinen.<br />
»Als Haudegen und Racer wird Hamilton McLaren fehlen.<br />
Lewis gibt immer <strong>alles</strong> und macht auch manchmal<br />
Unmögliches möglich - das kann Button nicht.«<br />
Button gilt als<br />
Reifenflüsterer<br />
par excellence<br />
Button gibt nun<br />
endgültig den<br />
Ton bei<br />
McLaren an<br />
Buttons pluspunkte<br />
Teamrückhalt: »Ich glaube nicht, dass Hamilton Teamlea<strong>der</strong><br />
war. Dass Jenson bei McLaren klar kommt, das<br />
wissen wir schon.« (Christian Danner)<br />
Weiterentwicklung: »Jenson ist sowieso <strong>der</strong> bessere<br />
Arbeiter als Lewis Hamilton. Lewis wird dem Team bei<br />
<strong>der</strong> Entwicklung sicherlich nicht fehlen.« (Marc Surer)<br />
Buttons herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
Sergio Perez: »Jetzt wird Jenson gefragt sein. Er wird<br />
sich am Anfang selbst in gewisse Höhen pushen müssen.«<br />
(Alexan<strong>der</strong> Wurz)<br />
Fehlende Konstanz: »Button ist ein Fahrer, <strong>der</strong> ein<br />
relativ schmales Arbeitsfenster hat. Wenn er da rausfällt,<br />
ist er gehandicapt.« (Christian Danner)<br />
Jenson Button<br />
sieht McLaren<br />
2013 als sein<br />
Team an<br />
Fotos: mclaren, adrivo/sutton<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Der perfekte<br />
Fahrer<br />
Bastelstunde im <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Vollgastier, Reifenflüsterer,<br />
Professor: Wir haben die Qualitäten <strong>der</strong> Besten <strong>der</strong> Besten unter die<br />
Lupe genommen und basteln uns den perfekten Rennfahrer.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Wer ist <strong>der</strong> Beste <strong>der</strong> Besten? Unzählige Vergleiche und Analysen wurden schon angestellt,<br />
doch wirklich vergleichen ließen sich die Fahrer aus so vielen Jahrzehnten nie. Im aktuellen<br />
Fahrerfeld gilt Fernando Alonso als <strong>der</strong> kompletteste Fahrer. Für viele ist Michael Schumacher<br />
mit seinen sieben WM-Titeln die unangefochtene Nummer 1, während an<strong>der</strong>e Ayrton Senna<br />
als den Besten <strong>der</strong> Besten ansehen. Mit seinem dritten WM-Titel gehört auch Sebastian<br />
Vettel in diese Riege. Den Speed, das Durchsetzungsvermögen und die körperliche Fitness<br />
haben alle Vier gemein. Diese Eigenschaften allein machen aber noch keinen perfekten<br />
Fahrer aus - wie beim Auto zählt das Gesamtpaket. Dazu braucht es auch...<br />
50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
1. Rennintelligenz<br />
Die erste Anfor<strong>der</strong>ung an einen perfekten Fahrer ist schnell gefunden: Intelligenz.<br />
Schnell Autofahren können sie alle, aber <strong>der</strong> Schnellste muss nicht immer <strong>der</strong> Beste<br />
sein. Den entscheidenden Unterschied macht die Rennintelligenz eines Fahrers aus.<br />
Er muss ein Rennen vom Cockpit aus lesen können, wissen, wann er angreifen muss<br />
und wann er es sein lassen sollte. »Um erfolgreich zu sein, braucht es diese Rennintelligenz«,<br />
bestätigt Marc Surer. Im Rennen gilt es, taktische Cleverness zu beweisen.<br />
Statt von 55 Runden lang das Maximum aus den Reifen herauszuquetschen, ist es<br />
intelligenter, die Reifen und an<strong>der</strong>e Verschleißteile <strong>über</strong> das Rennen hinweg perfekt<br />
einzuteilen. »Professor« Alain Prost und Fernando Alonso gehören ganz klar in die<br />
Kategorie »intelligente Rennfahrer«. Letzterer sammelte dank dieser Qualität 2012<br />
fleißig WM-Punkte trotz schwächerem Boliden. Doch mit Intelligenz allein kann sich<br />
kein Fahrer in den Geschichtsbüchern des <strong>Motorsport</strong>s verewigen...<br />
2. Stärke im<br />
Zweikampf und im Regen<br />
Auch wer ein Rennen aus dem Cockpit lesen kann, ist nicht<br />
davor gefeit, irgendwann den Gegner auf <strong>der</strong> Strecke <strong>über</strong>holen<br />
zu müssen. Kein Zweiter erfüllt die Anfor<strong>der</strong>ung »Zweikampfstärke«<br />
besser als Lewis Hamilton. Kein an<strong>der</strong>er Fahrer<br />
<strong>über</strong>holt so oft wie er, kein weiterer so erfolgreich wie er.<br />
»Lewis ist <strong>der</strong> beste Fahrer <strong>der</strong> Welt. Er ist unglaublich schnell<br />
und macht keine Kompromisse«, sagt Niki Lauda. Dank dieser<br />
Qualität führte <strong>der</strong> Brite die Diskussionen <strong>über</strong> eine langweilige<br />
Formel 1 ohne Überholmanöver schon vor <strong>der</strong> Einführung von<br />
DRS ad absurdum. Der perfekte Fahrer weiß um den Entertainment-Faktor<br />
<strong>der</strong> Formel 1 und zeigt daher atemberauende<br />
Überholmanöver, von denen es hieß, dass sie unmöglich sind.<br />
Aussichtslose Situationen wie ein Start von hinten bei einem<br />
chaotischen Regenrennen ohne Sicht, dafür mit Aquaplaning-<br />
Gefahr schrecken ihn nicht ab, son<strong>der</strong>n motivieren ihn nur<br />
noch mehr zu Höchstleistungen. Eine Eigenschaft, die Ayrton<br />
Senna in Donington 1993 zeigte, als er seine Gegner auf<br />
regennasser Fahrbahn wie Fahrschüler aussehen ließ. Wer<br />
aber auf schmierigem Untergrund nicht ins Kiesbett rutschen<br />
will, <strong>der</strong> braucht auch...<br />
51 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51
3. Konzentrationsfähigkeit<br />
Der perfekte Fahrer ist also intelligent, verfügt aber auch <strong>über</strong> »Eier«,<br />
um gegen seine Gegner im Trockenen als auch im Nassen zu glänzen.<br />
Fehlt noch eine Konzentrationsfähigkeit, die ihresgleichen sucht. Gibt es<br />
nicht? Gibt es doch! Die besten Beispiele heißen Ayrton Senna und Sebastian<br />
Vettel. »Ich glaube, dass ist einfach eine Fähigkeit, die man hat<br />
o<strong>der</strong> nicht«, erklärt Gerhard Berger. Der perfekte Fahrer treibt die Konkurrenz,<br />
dank <strong>der</strong> Fähigkeit seine Leistung im Qualifying bzw. Rennen<br />
auf den Punkt abzurufen, an den Rand <strong>der</strong> Verzweiflung. Als Sahnehäubchen<br />
könnte auch <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Rekord herausspringen wie bei<br />
Vettel, <strong>der</strong> 2011 die meisten Pole Positions (15 in 18 Rennen) in einer<br />
Saison holte o<strong>der</strong> Senna, <strong>der</strong> mit 65 Poles die Bestenliste anführt. »Kein<br />
an<strong>der</strong>er konnte auf einer einzigen Runde so viel aus dem Auto herausholen<br />
wie er. Auf Strecken wie Spa o<strong>der</strong> Monza, wo Alain Prost die<br />
Standards setzte, nahm er diesem eine Sekunde ab«, erinnert sich <strong>der</strong><br />
ehemalige McLaren-Teammanager Jo Ramirez.<br />
52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
4. Coolness<br />
»Mentale Stärke ist, wenn <strong>der</strong> Kopf weiß, was er will, egal woher <strong>der</strong><br />
Wind pfeift«, erklärt Alexan<strong>der</strong> Wurz. Nur, wer <strong>über</strong> diese Qualität verfügt<br />
- abgesehen von Intelligenz, Zweikampfstärke und Konzentrationsfähigkeit<br />
- schafft es zum Heldenstatus. Den perfekten Fahrer darf <strong>der</strong> ganze<br />
»Bullshit«, <strong>der</strong> rund um seine Person passiert, nicht interessieren. Er<br />
konzentriert sich nur auf eine Sache: Rennfahren und Rennen gewinnen.<br />
Auch jede Ablenkung seitens des Renningenieurs ist nicht erlaubt, denn<br />
<strong>der</strong> perfekte Fahrer sollte wissen, was er tut, wenn er in einem 700 PS<br />
starken Boliden sitzt. Wer dann noch <strong>über</strong> eine ganz schöne Portion an<br />
Coolness verfügt, wie etwa Kimi Räikkönen, <strong>der</strong> braucht auch nicht stundenlang<br />
im Simulator zu hocken. Zwei, drei Runden auf <strong>der</strong> Rennstrecke<br />
reichen ihm völlig aus, um ein Gefühl für den Kurs und das Auto zu<br />
entwickeln. Ein cooler Fahrer kann sich auch mit einem Eis abkühlen,<br />
wenn es ihm während einer Rennunterbrechung zu heiß im Cockpit wird.<br />
Die Kritik und <strong>der</strong> Druck, den so eine Situation auslöst, prallt an ihm ab.<br />
In <strong>der</strong> heutigen Medienwelt eine immens wichtige Stärke.<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
5. Führungsqualitäten<br />
Die Meinung an<strong>der</strong>er muss dem perfekten Piloten egal sein, doch nicht die Meinung<br />
seiner Mannschaft. Nach außen ist die Formel 1 ein Ein-Mann-Sport, doch je<strong>der</strong><br />
starke Fahrer hat ein starkes Team hinter sich. Nur wenige haben das Glück, in<br />
ein starkes Team zu kommen, die meisten müssen die Mannschaft erst aufbauen<br />
und an die Spitze führen. Das bedarf harter Arbeit sowie harter Worte, wie den<br />
Vergleich einer heiligen Halle in Maranello mit <strong>der</strong> Werkstatt eines Go-Kart-Kumpels.<br />
Der perfekte Fahrer muss die Fähigkeit besitzen, die Ingenieure unter Druck zu<br />
setzen, damit diese <strong>über</strong> sich selbst hinaus wachsen. Nächtliche Telefonanrufe,<br />
um eine Idee mitzuteilen, sind da keine Ausnahme. Michael Schumacher besaß<br />
diese Fähigkeit. »Schumacher war die treibende Kraft bei Ferrari. Er hat hart dafür<br />
gearbeitet, um Ferrari an die Spitze zu bringen«, sagte Jack Brabham. Nur gepaart<br />
mit diesen Führungsqualitäten kann die Gleichung aufgehen: Rennintelligenz +<br />
Zweikampfstärke + Konzentrationsfähigkeit + Coolness = erfolgreiche<br />
Formel-1-Karriere.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53
ken<br />
tyrrell<br />
Frank<br />
Williams<br />
Text: Fre<strong>der</strong>ik Hackbarth<br />
Zeitlose Machthaber<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
54 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
colin<br />
chapman<br />
Flavio<br />
briatore<br />
Sie stehen an <strong>der</strong> Spitze, tragen die Verantwortung und müssen schnell Entscheidungen treffen:<br />
Die Teamchefs sind das Herzstück eines jeden Rennstalls. Elf Männer und seit Monisha Kaltenborns<br />
Führungs<strong>über</strong>nahme bei Sauber erstmals auch eine Frau standen dem Jahrgang 2012 vor.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt auf ihre legendären Vorgänger.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55
Fotos: adrivo/Sutton<br />
das Rennen gewann. Ein Jahr später flog <strong>der</strong> als<br />
‚Crashgate‘ bekannte Schwindel auf und Briatore<br />
wurde aus <strong>der</strong> Formel 1 verbannt.<br />
Nigel Mansell mit<br />
Sir Frank Williams<br />
Erster Test:<br />
Ken Tyrrell<br />
präsentiert stolz<br />
den sechsrädrigen<br />
P34<br />
Colin Chapman<br />
<strong>über</strong>wacht den<br />
Lotus 87<br />
Was definiert einen mo<strong>der</strong>nen<br />
Teamchef im <strong>Motorsport</strong>? Ausgeprägte<br />
Führungsqualitäten<br />
muss er haben, schnell Entscheidungen<br />
treffen können und letzten Endes die<br />
Konsequenzen für das Handeln aller Mitarbeiter<br />
im Team tragen - in <strong>der</strong> Vollgasbranche wohl<br />
mit <strong>der</strong> stressigste Job von allen. Und doch ist<br />
jenes Privileg nur wenigen Auserwählten vorbehalten,<br />
die den Traumberuf an <strong>der</strong> Spitze<br />
eines so spannenden Projekts ausüben dürfen,<br />
wie dem eines Formel-1-Teams. Doch auch für<br />
die Machthaber in <strong>der</strong> F1 gilt: Der Grat zwischen<br />
Ruhm und Ehre, Versagen und Tragödie<br />
ist schmal - Beispiel gefällig? Flavio Briatore.<br />
Fast zwei Jahrzehnte lang galt <strong>der</strong> Italiener als<br />
eine <strong>der</strong> schillerndsten Figuren im Fahrerlager.<br />
Mit Michael Schumacher bei Benetton und später<br />
Fernando Alonso bei Renault feierte er Doppelweltmeisterschaften,<br />
dem großen Erfolg<br />
folgte als För<strong>der</strong>er zweier Rennlegenden zu Lebzeiten<br />
das große Geld und gesellschaftlich <strong>der</strong><br />
Aufstieg in die High <strong>So</strong>ciety. Von schönen<br />
Frauen umgeben sah man den heute 62-Jährigen<br />
auf Yachten und Partys, doch sobald irgendwo<br />
ein Motor aufheulte, war <strong>der</strong> ehemalige Versicherungsagent<br />
wie<strong>der</strong> voll in seinem Element,<br />
gab vom Kommandostand aus die entscheidenden<br />
Befehle - manchmal auch die falschen,<br />
wie sich 2008 in Singapur zeigte. Ein ausgeklügeltes<br />
Possenspiel hatte sich Briatore mit seinen<br />
Strategen ausgedacht. Während <strong>der</strong> eine Pilot<br />
des Teams, Nelsinho Piquet absichtlich einen<br />
Unfall verursachte, wurde die Renntaktik des<br />
an<strong>der</strong>en, Fernando Alonso, so angepasst, dass<br />
dieser anschließend vom durch den Crash auf<br />
die Strecke gerufenen Safety Car profitierte und<br />
Dass Schlitzohrigkeit ein zwingend notwendiger<br />
Charakterzug für die Führungsfiguren <strong>der</strong><br />
Königsklasse ist, war da längst bekannt. Zwielichtige<br />
Unternehmergrößen, die ihr im Überfluss<br />
vorhandenes Spielgeld, mit zumeist wenig<br />
Erfolg, auf <strong>der</strong> internationalen <strong>Motorsport</strong>bühne<br />
ausgaben, gab es in <strong>der</strong> Geschichte<br />
zuhauf. <strong>So</strong> zahlreich wie <strong>der</strong>lei Teams spätestens<br />
in den Siebzigerjahren aus dem Boden schossen,<br />
genauso schnell waren sie im Normalfall auch<br />
wie<strong>der</strong> Vergangenheit. Zu wahrer Größe reichte<br />
es eigentlich nur für einen an<strong>der</strong>en Schlag<br />
Teamchef, für den <strong>der</strong> Technikpioniere.<br />
Untrennbar mit diesem Prototypen eines Taktgebers<br />
verknüpft ist Colin Chapman. Als Erfin<strong>der</strong><br />
im klassischen Sinne bereicherte er in seiner<br />
dreißigjährigen Schaffensperiode den Automobilrennsport<br />
um so manche bahnbrechende<br />
Innovation. Der Lotus 25 als erster Rennwagen<br />
mit einem Vollmonocoque bescherte Jim Clark<br />
1963 seinen ersten WM-Titel. Vier Jahre später<br />
im Lotus 49 hatte <strong>der</strong> Motor erstmals eine mittragende<br />
Funktion, 1970 führte Chapman die<br />
Keilform ein und acht Jahre später revolutionierte<br />
<strong>der</strong> Englän<strong>der</strong> mit dem Lotus 79 den<br />
aerodynamischen Nutzen des Unterbodens und<br />
<strong>der</strong> Flügel am Boliden, <strong>der</strong> sich nahezu am<br />
Asphalt festkrallte. Dass das atemlose Leben<br />
eines Teamchefs eben jenes sehr stressig machte,<br />
bezahlte Chapman mit seinem eigenen - 1982<br />
starb <strong>der</strong> geniale Entwickler im Alter von nur<br />
54 Jahren an einem Herzinfarkt, nicht jedoch<br />
ohne seinem Lotus-Team mit seiner Idee eines
aktiven Fahrwerks noch ein wertvolles Vermächtnis<br />
zu hinterlassen.<br />
Flavio<br />
Briatore sieht<br />
mit Michael<br />
Schumacher die<br />
Daten an<br />
Zu den großen Namen zählte zu jener Zeit<br />
längst auch das Williams-Team, benannt nach<br />
Grün<strong>der</strong> und Eigner Frank Williams, <strong>der</strong> mit<br />
70 Jahren selbst heute noch im aktiven Dienst<br />
ist. Eine Leistung, die ob <strong>der</strong> außergewöhnlichen<br />
Umstände und harten Schicksalsschläge,<br />
die ‚Sir Frank‘ in seinem Leben erlitt, umso<br />
beeindrucken<strong>der</strong> wirkt. Am Anfang seiner beispiellosen<br />
Karriere griff <strong>der</strong> Mann aus <strong>So</strong>uth<br />
Shields selbst gerne ins Lenkrad. Schnell<br />
erkannte er jedoch, dass er am Rande <strong>der</strong> Rennstrecke<br />
eine weit bessere Figur abgab als auf ihr.<br />
Getrieben von seinem großartigen Geschäftssinn<br />
gründete er 1966 Frank Williams Racing<br />
Cars, um anschließend in <strong>der</strong> Formel 3 und<br />
Formel 2 anzutreten. Mit einem gekauften<br />
Brabham-Chassis setzte er mit Piers Courage<br />
1969 erstmals auch ein Auto in <strong>der</strong> Formel 1<br />
ein. Es folgte eine Wartezeit von sieben langen<br />
Jahren voller Misserfolg und finanzieller Probleme,<br />
die so weit gingen, dass Williams seine<br />
geschäftlichen Telefongespräche von einer Telefonzelle<br />
aus führen musste, weil seine Leitung<br />
wegen nicht bezahlter Rechnungen abgeklemmt<br />
wurde. Zur Saison 1977 formierte sich das Team<br />
dann aber neu und gemeinsam mit Patrick Head<br />
realisierte Williams in den Folgejahren den Aufstieg<br />
zum eigenständigen Konstrukteur. Die<br />
harte Arbeit trug schnell Früchte - 1979 gelang<br />
mit Clay Regazzoni beim Heimspiel in Silverstone<br />
<strong>der</strong> erste Sieg, 1980 fuhr man mit Alan<br />
Jones die erste Weltmeisterschaft ein. In den<br />
folgenden zwei Jahrzehnten reifte die Marke<br />
zum erfolgreichsten Formel-1-Team seiner Epoche.<br />
Neun Konstrukteurs-, sieben Fahrertitel<br />
und 114 Rennsiege fuhr die Truppe aus Grove<br />
bis heute ein und ist damit das erfolgreichste<br />
Privatteam <strong>der</strong> Historie - zudem ist es seit März<br />
2011 an <strong>der</strong> Frankfurter Börse notiert.<br />
Dass Williams neben <strong>der</strong> sportlichen<br />
Erfolgsgeschichte ein denkbar<br />
schweres Schicksal aufgebürdet<br />
bekam, ist eine ganz an<strong>der</strong>e<br />
Geschichte. Am 7. März 1986 kam <strong>der</strong> Teamgrün<strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> Rückreise von Testfahrten im<br />
südfranzösischen Le Castellet mit seinem Mietwagen<br />
von <strong>der</strong> Straße ab, <strong>über</strong>schlug sich mehrmals<br />
und war fortan querschnittsgelähmt. Das<br />
schwere Los, seitdem an den Rollstuhl gefesselt<br />
zu sein, trug er jedoch stets mit Fassung - das<br />
Wort Aufgeben war im Wortschatz des passionierten<br />
<strong>Motorsport</strong>liebhabers nie existent:<br />
Sicher mit ein Grund für die unnachahmlichen<br />
Triumphe seiner Truppe. Dass langfristige<br />
Nachhaltigkeit trotz großer Erfolge aber keinesfalls<br />
gewährleistet ist, demonstrierte das Beispiel<br />
eines an<strong>der</strong>en britischen Teamgrün<strong>der</strong>s - auch<br />
Ken Tyrrell stieg mit seinem gleichnamigen<br />
Team zu höchsten Ehren auf, jedoch gute zehn<br />
Jahre früher als Williams, als sich <strong>der</strong> Erfolg<br />
finanziell noch nicht so lohnte. Ende <strong>der</strong> Sechzigerjahre<br />
gelang Tyrrell nach Engagements in<br />
nie<strong>der</strong>en Rennserien <strong>der</strong> Aufstieg in die Formel<br />
1 - in den ersten beiden Jahren setzte <strong>der</strong> Brite<br />
gemeinsam mit Chassislieferant Matra Kundenautos<br />
ein, wobei das Privatteam schnell erfolgreicher<br />
war als die parallel bestehende Werkstruppe.<br />
Bereits im zweiten Jahr gelang mit<br />
Starfahrer Jackie Stewart völlig <strong>über</strong>raschend<br />
<strong>der</strong> Titelgewinn. Mittlerweile als Werksteam am<br />
Start kamen 1971 und 1973 noch zwei weitere<br />
<strong>Champ</strong>ionate für die nahezu unschlagbare<br />
Kombination hinzu.<br />
Nachdem Stewart für das Ende seines dritten<br />
Titeljahres jedoch seinen Rücktritt verkündet<br />
hatte und beim Saisonfinale im amerikanischen<br />
Watkins Glen mit François Cevert <strong>der</strong> Mann<br />
tödlich verunglückte, <strong>der</strong> die glorreiche Zukunft<br />
des Teams bilden sollte, geriet <strong>der</strong> schwer gebeutelte<br />
Rennstall ins Hintertreffen. Erst Mitte <strong>der</strong><br />
Siebzigerjahre sorgten Tyrrells Mannen mit<br />
einer technischen Neuerung wie<strong>der</strong> für hochgezogene<br />
Augenbrauen. In den Jahren 1976 und<br />
1977 hatten die Tyrrells sechs Rä<strong>der</strong> - trotz des<br />
vermeintlich großen Potenzials <strong>der</strong> Erfindung,<br />
gestand <strong>der</strong> enttäuschte Teameigner letztendlich<br />
ein: »Wir steckten <strong>alles</strong> in den sechsrädrigen<br />
P34, denn er war ein bestechendes technisches<br />
Experiment - lei<strong>der</strong> aber eben doch ein Irrweg,<br />
<strong>der</strong> uns mehr als nur diese beiden Jahre zurückwarf.«<br />
Davon erholte sich sein Team nie wie<strong>der</strong>.<br />
Immerhin als Talentför<strong>der</strong>er konnte sich Tyrell<br />
anschließend noch einen Namen machen,<br />
brachte mit Patrick Depailler, Didier Pironi,<br />
Michele Alboreto, Stefan Bellof und Jean Alesi<br />
den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en verheißungsvollen<br />
Piloten ins Oberhaus. Wenige Jahre vor seinem<br />
Tod verkaufte <strong>der</strong> große und dadurch autoritär<br />
wirkende Brite mit den markant langen<br />
Gesichtszügen seinen Rennstall an British American<br />
Racing. Über Umwege ist das Team heutzutage<br />
genau genommen das Mercedes-Werks-<br />
Team unter Fe<strong>der</strong>führung von Ross Brawn, <strong>der</strong><br />
sich mit <strong>der</strong> Honda-Konkursmasse 2009 als<br />
wohl größter Überraschungsweltmeister selbst<br />
einen Eintrag in den Gesichtsbüchern sicherte<br />
und seinen Platz in <strong>der</strong> Ruhmeshalle <strong>der</strong> legendärsten<br />
F1-Teamchefs somit auch als noch<br />
aktiver sportlicher Leiter sicher hat.<br />
Colin Chapman<br />
und Nigel Mansell<br />
Ozzy Ozbourne<br />
fand Flavio cool<br />
Dass Schlitzohrigkeit ein zwingend<br />
notwendiger Charakterzug<br />
für f1-Führungsfiguren ist,<br />
war längst bekannt. Zwielichtige<br />
gröSSen, die ihr im Überfluss<br />
vorhandenes Spielgeld,<br />
mit zumeist wenig Erfolg, auf<br />
<strong>der</strong> <strong>Motorsport</strong>bühne ausgaben,<br />
gab es in <strong>der</strong> Geschichte<br />
zuhauf. Zu wahrer GröSSe<br />
reichte es eigentlich nur für<br />
einen an<strong>der</strong>en Schlag Teamchef,<br />
für den <strong>der</strong> Technikpioniere.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57
58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: citroen<br />
groSSe<br />
fuSSstapfen<br />
Nur (Hubschrauber)<br />
fliegen ist schöner:<br />
Mikko Hirvonen lehrte<br />
seinem Citroen bei <strong>der</strong><br />
Rallye Sardinien das<br />
Fliegen.<br />
Nach neun Titeln sagt eine Legende Goodbye. Sebastien<br />
Loeb zieht sich aus <strong>der</strong> WRC zurück und hinterlässt<br />
ein großes Loch bei Citroen. Nun ist es an Mikko<br />
Hirvonen und Dani <strong>So</strong>rdo, die entstandene Lücke bestmöglich<br />
zu füllen. Leicht wird das aber nicht, denn<br />
Hirvonen holte bisher zwar 14 Siege, blieb aber immer<br />
<strong>der</strong> »ewige Zweite«. <strong>So</strong>rdo hingegen feierte bei Citroen<br />
keinen einzigen Triumph, während Loeb gleichzeitig<br />
fünf Titel holte. Aber nichts ist unmöglich, wenn beide<br />
ihren eigenen Weg finden und nicht versuchen, Loebs<br />
Erfolge zu kopieren. Denn schon Wilhelm Busch<br />
wusste: »Wer in den Fußstapfen eines an<strong>der</strong>en wandelt,<br />
hinterlässt keine eigenen Spuren.« - Marion Rott<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59
60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Fotos: racepress, bmw
Vom Jäger<br />
zum Gejagten<br />
Text: Robert Seiwert<br />
Bruno Spengler gelang die Sensation: Mit DTM-Rückkehrer BMW<br />
feierte er auf Anhieb den Titelgewinn. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
unterhielt sich mit dem <strong>Champ</strong>ion <strong>über</strong> seine Gründe für den<br />
Wechsel, Vorwürfe <strong>der</strong> Konkurrenz und seine neue Rolle.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61
MSM: Wenn ich vor <strong>der</strong> Saison mit dir<br />
gewettet hätte, dass du im ersten Jahr mit<br />
BMW auf Anhieb die Meisterschaft<br />
gewinnst, hättest du dich darauf<br />
eingelassen?<br />
BRUNO SPENGLER: Ich würde nie auf den<br />
Verlauf einer Saison wetten, denn es kommt<br />
immer an<strong>der</strong>s, als man denkt. Bei solchen<br />
Dingen bin ich vorsichtig, aber ich hätte niemals<br />
gedacht, in meiner ersten Saison mit<br />
BMW den Titel zu holen. Das Ziel lautete,<br />
das Auto so schnell wie möglich zu entwickeln<br />
und vielleicht einen Sieg und ein paar<br />
Podiumsplätze einzufahren - dass es dann so<br />
gut für uns lief, war natürlich sensationell.<br />
Eine Hammer-Saison!<br />
Was ging dir beim Finale in Hockenheim in<br />
den letzten Rennrunden durch den Kopf, als<br />
Gary Paffett immer näher kam?<br />
Die letzten Runden waren sehr speziell für<br />
mich, aber auch <strong>der</strong> Start: Das war wohl mein<br />
bester Beginn in <strong>der</strong> gesamten Saison. Gary<br />
fuhr im letzten Stint während <strong>der</strong> Gelbphase<br />
recht aggressiv und ging in Kurve eins häufig<br />
sehr weit nach außen - in diesem Bereich<br />
machte er fast eine halbe Sekunde gut und<br />
kam immer näher. Auf dem restlichen Teil<br />
<strong>der</strong> Strecke war er jedoch nicht schneller und<br />
ich wusste, dass er mich eigentlich nicht<br />
mehr abfangen konnte. Deshalb konzentrierte<br />
ich mich darauf, keine Fehler zu<br />
machen und blickte nur nach vorn. Das war<br />
Gänsehaut pur und eine geile Atmosphäre,<br />
vor so vielen Zuschauern durchs Motodrom<br />
zu fahren.<br />
Konntest du das Rennen zwischenzeitlich<br />
kontrollieren o<strong>der</strong> musstest du permanent<br />
Vollgas geben?<br />
In <strong>der</strong> DTM besteht gar nicht die Möglichkeit,<br />
kontrolliert an <strong>der</strong> Spitze zu fahren. Du<br />
musst permanent <strong>alles</strong> geben, denn das Feld<br />
liegt unheimlich eng zusammen. Du kannst<br />
die Pace nicht einfach rausnehmen, son<strong>der</strong>n<br />
musst konstant deine Runden fahren und<br />
bloß keine Fehler machen.<br />
Du bist häufig nur knapp am Titelgewinn<br />
vorbeigeschrammt. Ist <strong>der</strong> Meisterschaftserfolg<br />
in gewisser Weise eine Genugtuung<br />
nach dem Motto: ‚Schaut her, ich kann es<br />
doch‘?<br />
Ich muss niemandem etwas beweisen. In fünf<br />
Jahren kämpfte ich viermal um die Meisterschaft<br />
und damit habe ich gezeigt, absolut<br />
siegfähig zu sein. Kleine Details und etwas<br />
Glück entscheiden am Ende <strong>über</strong> den Titelgewinn.<br />
Wenn ich an die vergangenen Saisons<br />
denke, ärgere ich mich nicht, dass es<br />
damals nicht geklappt hat. Da hatte ich nicht<br />
selten Pech und technische Probleme, doch<br />
dieses Mal lief es einfach für mich.<br />
Dabei hattest du einen turbulenten Saisonbeginn:<br />
Zwei Ausfälle, ein zweiter Platz und<br />
ein Sieg in den ersten vier Rennen, während<br />
Gary Paffett in <strong>der</strong> Meisterschaft weg zog.<br />
Hast du dir danach <strong>über</strong>haupt noch Chancen<br />
auf den Titel ausgerechnet?<br />
Als Gary die Wertung zur Saisonhälfte mit<br />
37 Punkten Vorsprung anführte, dachte ich<br />
mir schon, dass es für mich ein bisschen<br />
schwierig mit dem Titelgewinn werden<br />
könnte. Nach den beiden Nullrunden in<br />
Hockenheim und am Red Bull Ring war die<br />
Meisterschaft natürlich kein Thema. Aber ich<br />
habe auch in den letzten Jahren nie zu früh<br />
daran gedacht und wollte erst einmal abwarten,<br />
was in <strong>der</strong> zweiten Saisonhälfte passiert<br />
- in <strong>der</strong> DTM können sich die Dinge immer<br />
schnell verän<strong>der</strong>n. Ich gewann dann drei <strong>der</strong><br />
letzten fünf Rennen und dank des neuen<br />
Punktesystems sind Siege noch wertvoller<br />
im Vergleich zu früher.<br />
Hast du nach dem Finale am Hockenheimring<br />
noch einmal mit deinen langjährigen<br />
Weggefährten Gary Paffett und Norbert<br />
Haug gesprochen?<br />
Norbert Haug ist ein Sportsmann und er hat<br />
mir zum Titel gratuliert. Vielleicht hat er sich<br />
ja auch ein wenig für mich gefreut. Natürlich<br />
war die Situation für ihn schwierig, er ist ein<br />
echter Racer und wollte die Meisterschaft mit<br />
Mercedes gewinnen. Gary war nach dem<br />
Finale ziemlich enttäuscht, was ich verstehen<br />
kann: Er führte die Gesamtwertung die ganze<br />
Saison lang an und verlor sie erst im letzten<br />
Rennen. Auch er hätte den Titel zweifellos<br />
verdient gehabt.<br />
Hast du dir vor dem Finale in Hockenheim<br />
bei deinem Teamkollegen und Titelvorgänger<br />
Martin Tomczyk Tipps geholt?<br />
Nein, dar<strong>über</strong> haben wir uns nicht unterhalten.<br />
Er wünschte mir vor dem Rennen viel<br />
Glück und hoffte, dass ich den Titel hole.<br />
Auch vor unserer gemeinsamen Zeit bei<br />
B M W hatten w i r n i e Probleme<br />
miteinan<strong>der</strong>.<br />
Welche Rolle gefällt dir besser: die des<br />
Gejagten o<strong>der</strong> die des Jägers?<br />
Ich habe mit beiden Rollen absolut kein Problem.<br />
Ich bin stolz, nächstes Jahr die Nummer<br />
eins auf dem Auto zu haben, aber meine<br />
Herangehensweise än<strong>der</strong>t sich nicht. Ich<br />
werde mein Bestes geben und versuche, so<br />
viele Siege wie möglich zu erzielen. Es läuft<br />
Das BMW-Wun<strong>der</strong>:<br />
Titel-Triple im<br />
ersten Jahr<br />
BMW lieferte in <strong>der</strong><br />
Comebacksaison<br />
saubere Arbeit ab<br />
Bruno Spengler<br />
stach Gary Paffett<br />
im Titelduell aus<br />
62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: racepress<br />
jetzt nicht einfacher für uns, nur, weil ich als<br />
Meister ins neue Jahr starte.<br />
Brauchtest du nach all den verpassten<br />
Titelchancen mit Mercedes einen neuen<br />
Impuls? War das ein Grund für den Wechsel<br />
zu BMW?<br />
Nein, das war <strong>über</strong>haupt nicht <strong>der</strong> Grund.<br />
Ich hatte einfach große Lust, eine neue<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung zu suchen. Es war für mich<br />
unheimlich interessant, mit BMW ein Auto<br />
von Null auf zu entwickeln, mich mit den<br />
Ingenieuren auszutauschen und meine<br />
Erfahrung einzubringen. Diese Möglichkeit<br />
hat man nicht so oft in seiner Karriere und<br />
deshalb habe ich mich für den Wechsel entschieden.<br />
An die Meisterschaft habe ich<br />
zunächst gar nicht gedacht.<br />
Ein Vorwurf <strong>der</strong> Konkurrenz: BMW hatte<br />
mehr Zeit, das Auto zu entwickeln und<br />
durfte zudem einen komplett neuen Motor<br />
aufbauen. War das euer entscheiden<strong>der</strong><br />
Vorteil?<br />
Das sehe ich an<strong>der</strong>s. Ein DTM-Auto ist<br />
immer noch ein DTM-Auto. Der Bolide, den<br />
ich in diesem Jahr fuhr, unterscheidet sich<br />
nicht großartig von den Autos, in denen ich<br />
in den vergangenen Saisons unterwegs war.<br />
Mercedes und Audi besitzen einen großen<br />
Erfahrungsvorsprung im Vergleich zu BMW:<br />
Es geht um die grundlegenden Dinge, wie<br />
Setup-Einstellungen, Boxenstopps und das<br />
Verhalten bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen.<br />
Ich denke nicht, dass wir einen<br />
Vorteil hatten - wenn <strong>über</strong>haupt, waren wir<br />
zu Beginn <strong>der</strong> Saison benachteiligt. Zum<br />
Motor: Mercedes und Audi kennen ihre<br />
Aggregate seit vielen Jahren, während wir<br />
<strong>über</strong>haupt keine Vorkenntnisse besaßen.<br />
Die DTM-Autos dürfen für die kommende<br />
Saison nicht verän<strong>der</strong>t werden. Ist das automatisch<br />
ein Vorteil für BMW?<br />
Ich denke nicht, dass das ein großer Vorteil<br />
für uns sein wird. Alle drei Hersteller hatten<br />
in diesem Jahr sehr starke Gesamtpakete.<br />
Unser M3 war sensationell, aber es gibt noch<br />
ein paar Dinge am Setup und dem Fahrwerk,<br />
die wir verbessern können. Ich bin sicher,<br />
dass Mercedes und Audi <strong>über</strong> den Winter<br />
ebenfalls hart arbeiten werden. Sie werden<br />
es uns kommende Saison sicherlich nicht<br />
einfach machen, ich erwarte einen harten<br />
Kampf. Es steht nirgendwo geschrieben, dass<br />
wir 2013 genauso stark sein werden wie in<br />
<strong>der</strong> abgelaufenen Saison.<br />
In dieser Saison gab es mehr und zum Teil<br />
sehr harte Duelle auf <strong>der</strong> Strecke als in den<br />
»ich hätte niemals<br />
gedacht, in meiner<br />
ersten Saison mit<br />
BMW den Titel zu holen.<br />
Das Ziel lautete,<br />
das Auto so schnell<br />
wie möglich zu entwickeln<br />
und vielleicht<br />
einen Sieg und ein<br />
paar Podiumsplätze<br />
einzufahren - dass es<br />
dann so gut lief, war<br />
sensationell. Eine<br />
Hammer-Saison!«<br />
vergangenen Jahren. Wie bewertest du das<br />
aus Fahrersicht?<br />
Das Feld lag in diesem Jahr aus zwei Gründen<br />
enger zusammen: Es kamen vier zusätzliche<br />
Autos hinzu und alle Boliden waren auf<br />
dem gleichen Stand, weil die Vorjahreswagen<br />
abgeschafft wurden. Alle hatten die gleichen<br />
Chancen und deshalb knallte es öfter mal.<br />
Außerdem gab es ein paar grenzwertige Aktionen<br />
von Neulingen, aber das gehört dazu.<br />
Unfälle passieren eben.<br />
Ein Novum in diesem Winter: Zahlreiche<br />
Fahrer werden mit einem Wechsel zu einem<br />
an<strong>der</strong>en Hersteller in Verbindung gebracht<br />
- so etwas gab es früher nicht. Wie bewertest<br />
du diese Entwicklung?<br />
Für die Serie und die Fans ist das sehr gut.<br />
<strong>So</strong> bleibt es auch <strong>über</strong> den Winter absolut<br />
spannend. Die DTM ist die mit Abstand<br />
beste Tourenwagenserie <strong>der</strong> Welt und da<br />
gehört es einfach dazu, dass Fahrerwechsel<br />
ein Thema sind. In <strong>der</strong> Formel 1 wird auch<br />
viel <strong>über</strong> die Cockpits spekuliert.<br />
In <strong>der</strong> neuen Saison gastiert die DTM zum<br />
ersten Mal in Russland. Insgesamt gibt es<br />
dann wie<strong>der</strong> zehn Rennen. Wie siehst du den<br />
Rennkalen<strong>der</strong>?<br />
Ich finde das sehr gut, es sollte sogar noch<br />
mehr Rennen pro Saison geben. Als Rennfahrer<br />
willst du so viel wie möglich fahren<br />
und deshalb begrüße ich diese Entscheidung.<br />
Ich freue mich schon riesig auf das Rennen<br />
in Moskau. Ich war noch nie zuvor in Russland<br />
und das wird für alle eine spannende<br />
Erfahrung.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 63
Fotos: gt1 wm<br />
Rubens<br />
Barrichello fand<br />
sich gut in den<br />
USA ein<br />
Ryan Hunter-<br />
Reay sicherte<br />
sich den Titel<br />
Fotos: indycar<br />
64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
IndyCar 2.0<br />
Text: Fre<strong>der</strong>ik Hackbarth<br />
Dem groSSen Technologietransfer im Winter folgte 2012 eine bis zur letzten Runde spannende<br />
IndyCar-Saison - getreu dem Motto: Chassis, Motor - <strong>alles</strong> neu. Nur eines blieb<br />
beim Alten: Will Power verlor wie<strong>der</strong> einmal auf <strong>der</strong> Zielgeraden.<br />
Am Ende war es eine kurze IndyCar-Saison, die bereits am<br />
15. September und nach nur 15 Rennen ihr Ende fand - und<br />
doch war dieses so viel besser als das des Vorjahres. Rückblende:<br />
Beim Saisonfinale 2011 in Las Vegas verunglückte<br />
Ex-<strong>Champ</strong>ion Dan Wheldon tödlich. Die Tragödie riss die<br />
ganze Serie in ein tiefes Loch, schnell wurde allumfassende<br />
Kritik laut, genauso wie <strong>der</strong> Ruf nach unausweichlichen Verän<strong>der</strong>ungen zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Sicherheit. Dieser notwendige Schritt erfolgte im Winter<br />
2012: Planmäßig wurde das neue Dallara-Chassis an die Teams ausgegeben,<br />
das zu Ehren Wheldons die Bezeichnung DW12 trägt. Der erste große Schnitt<br />
im technischen Bereich <strong>der</strong> Serie nach fast zehn Jahren wurde zudem durch<br />
die Einführung neuer Motoren komplettiert. Mit Chevrolet, Honda und Lotus<br />
machten sich drei Hersteller an den Einsatz <strong>der</strong> neuen 2,2 Liter V6-Turboaggregate.<br />
Vor dem Saisonstart Ende März fanden schließlich ausgiebige Testfahrten<br />
statt, bei denen die Piloten recht schnell die gravierenden Umstellungen<br />
zu spüren bekamen und sich nicht wenige mit dem Handling des<br />
Boliden unzufrieden zeigten.<br />
Als die Saison in St. Petersburg endlich losging, waren <strong>der</strong>lei Probleme zwar<br />
bei weitem noch nicht ausgemerzt, da sich alle Piloten und Teams jedoch vor<br />
die gleichen Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt sahen, tat dieser Umstand einem guten<br />
Wettbewerb keinen Abbruch. Auch personell war zum Saisonstart für Abwechslung<br />
gesorgt. Mit Formel-1-Rekordstarter Rubens Barrichello erhielt die Serie<br />
einen prominenten Neuzugang. An <strong>der</strong> Seite seines Freundes Tony Kanaan<br />
griff <strong>der</strong> ehemalige Ferrari-Star für KV Racing ins Lenkrad und beendete sein<br />
Debüt auf dem 17. Platz. »Ich habe das Gefühl, dass die Strategie hier eine<br />
viel größere Rolle spielt, als sie das für mich in <strong>der</strong> Formel 1 getan hat«,<br />
erkannte <strong>der</strong> Brasilianer früh die Unterschiede zu seinem vorhergegangenen<br />
Engagement. Das Abenteuer IndyCar bereitete dem Routinier, <strong>der</strong> sich urplötzlich<br />
in <strong>der</strong> ungewohnten Rolle des Rookies wie<strong>der</strong>fand, letzten Endes aber<br />
doch eine Menge Freude. Beson<strong>der</strong>s beeindruckt zeigte sich Barrichello von<br />
seinen ersten Erfahrungen im Oval. »Wirklich verdammt schnell und sehr,<br />
sehr an<strong>der</strong>s als <strong>alles</strong>, was ich bisher jemals ausprobiert habe. <strong>So</strong> nah wie<br />
hier, waren die Mauern noch nie«, sagte <strong>der</strong> 40-Jährige breit grinsend. Mit<br />
dem Geschehen an <strong>der</strong> Spitze hatte <strong>der</strong> letztendlich Gesamtzwölfte selbstredend<br />
wenig zu tun - dort waren es trotz aller Neuerungen die alten<br />
Bekannten, die für Spannung sorgten.<br />
hingegen weit weniger gut. Erst beim Saisonhighlight in Indianapolis gelang<br />
Titelverteidiger Dario Franchitti ein wenig Rehabilitation - er gewann den<br />
Klassiker nach einem harten Zweikampf mit Takuma Sato in <strong>der</strong> Schlussrunde<br />
zum dritten Mal nach 2007 und 2010. Währenddessen kam es im Hinterfeld<br />
zu ganz an<strong>der</strong>en Problemen, konnte mit Lotus einer <strong>der</strong> drei Motorenlieferanten<br />
doch so gar keine Qualität generieren. Von den lahmenden Triebwerken<br />
ausgebremst, trennte sich ein Team nach dem an<strong>der</strong>en vom Unternehmen<br />
und wechselte teils unter Klage zur Konkurrenz - lediglich Simona de Silvestros<br />
HVM-Truppe hielt bis zuletzt an den schwächelnden Aggregaten fest<br />
und bezahlte das mit Platzierungen am Ende des Feldes.<br />
Während mit Simon Pagenaud als bestem Rookie des Jahres und Chevrolet<br />
als Herstellermeister die übrigen Ehrungen vergleichsweise früh vergeben<br />
waren, spitzte sich <strong>der</strong> Titelkampf ganz vorne auf ein Duell zwischen Power<br />
und Ryan Hunter-Reay zu. Letzterer gewann in den <strong>So</strong>mmermonaten gleich<br />
drei Rennen hintereinan<strong>der</strong> und <strong>über</strong>nahm zwischenzeitlich die Tabellenführung<br />
- ins große Finale in Fontana ging aber wie<strong>der</strong> einmal Power als Führen<strong>der</strong>,<br />
zeigte nach zwei Vizetiteln in den Vorjahren jedoch erneut Nerven.<br />
Ausgerechnet im Zweikampf mit seinem schärfsten Rivalen rutschte <strong>der</strong><br />
Australier nach 54 Runden in die Mauer - obwohl er das Rennen nach Reparaturarbeiten<br />
seiner Penske-Crew kurzzeitig fortsetzte, hatte er dem vierten<br />
Platz Hunter-Reays nichts mehr entgegenzusetzen. Dieser reichte dem<br />
31-Jährigen aus Dallas in seiner sechsten IndyCar-Saison zum Titel mit<br />
Andretti Autosport - mit denkbar knappen drei Punkten Vorsprung.<br />
Die ersten vier Saisonrennen gingen <strong>alles</strong>amt an die Penske-Truppe um Will<br />
Power und Hélio Castroneves. Beim großen Rivalen Ganassi lief es zu Beginn<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 65
André Lotterer<br />
gewann in diesem<br />
Jahr zum zweiten<br />
Mal die legendären<br />
24 Stunden<br />
von Le Mans<br />
sowie die Fahrer-<br />
WM in <strong>der</strong> WEC. Im<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
spricht er<br />
<strong>über</strong> den Reiz des<br />
Klassikers an <strong>der</strong><br />
Sarthe, gefährliche<br />
Amateure<br />
und das Leben im<br />
Schatten von Sebastian<br />
Vettel.<br />
MSM: Welcher Erfolg ist dir persönlich wichtiger:<br />
Dein zweiter Sieg in Le Mans o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Gewinn des Fahrertitels in <strong>der</strong> WEC?<br />
ANDRE LOTTERER: Die 24 Stunden von Le<br />
Mans sind das Highlight des Jahres und daran<br />
wird sich auch in Zukunft nichts än<strong>der</strong>n. Deshalb<br />
hat <strong>der</strong> Erfolg an <strong>der</strong> Sarthe einen höheren<br />
Stellenwert für mich als <strong>der</strong> Gesamtsieg in <strong>der</strong><br />
Langstrecken-Weltmeisterschaft. Aber: Früher<br />
verlief die Saison eher enttäuschend, wenn du<br />
als Fahrer in Le Mans nicht gut abgeschnitten<br />
hast. Dank <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> WM<br />
hast du jetzt trotzdem die Chance, Erfolge zu<br />
feiern - wir haben in dieser Saison beides<br />
gewonnen, das war sensationell.<br />
Was macht für dich den beson<strong>der</strong>en Reiz an<br />
den 24 Stunden von Le Mans aus?<br />
Le Mans ist eine ganz beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Auf den langen Geraden erreichen die<br />
Autos Spitzengeschwindigkeiten von mehr als<br />
300 km/h, nirgendwo an<strong>der</strong>s spürt man den<br />
Speed so sehr wie in Le Mans. Wenn du im<br />
Auto sitzt, bist du in deiner eigenen Welt, <strong>alles</strong><br />
an<strong>der</strong>e verschwimmt vor deinen Augen. In Le<br />
Mans fährt man nicht nur gegen an<strong>der</strong>e<br />
Piloten, son<strong>der</strong>n auch gegen sich selbst. Das<br />
macht den großen Reiz an einem so langen<br />
Rennen aus.<br />
Wie hast du die Zwischenzeit verbracht, in<br />
<strong>der</strong> deine Teamkollegen im Auto saßen?<br />
Wenn ich weiß, dass ich nachts nicht im Auto<br />
sitze, versuche ich zu schlafen, um möglichst<br />
fit zu sein, wenn ich den Wagen <strong>über</strong>nehme.<br />
Knifflig wird es, wenn man selbst in <strong>der</strong> Nacht<br />
gefahren ist: Der Körper ist danach voller<br />
Adrenalin und es ist schwierig, einschlafen zu<br />
können. Wenn man anfängt, müde zu werden,<br />
wird es oft schon wie<strong>der</strong> Zeit für den nächsten<br />
eigenen Einsatz. Man muss sich in gewisser<br />
Weise dazu zwingen, etwas zu schlafen.<br />
Toyota kam in <strong>der</strong> zweiten Saisonhälfte ins<br />
Rollen und bot Audi Paroli. Sind die Japaner<br />
ein würdiger Nachfolger für Peugeot?<br />
Es hat mich nicht <strong>über</strong>rascht, dass Toyota eine<br />
starke Leistung gezeigt und das Auto schnell<br />
entwickelt hat. Interessant sind die unterschiedlichen<br />
Antriebskonzepte. Toyota nutzt<br />
Kampf gegen<br />
66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
einen Benzinmotor mit Hybridantrieb auf <strong>der</strong><br />
Hinterachse - das hat Vor- und Nachteile. Auf<br />
den schnelleren Strecken, wie Le Mans, sind<br />
wir mit unserem Audi R18 e-tron quattro stärker.<br />
In Sao Paulo o<strong>der</strong> Shanghai profitiert<br />
Toyota vor allem wegen <strong>der</strong> engen Kurven. Die<br />
Leistung richtet sich sehr stark nach den verschiedenen<br />
Streckenlayouts.<br />
Neben euch Profis gehen auch unerfahrene<br />
Amateure an den Start. Ist das gefährlich?<br />
Man lernt sehr schnell, dass es unter Umständen<br />
gefährlich werden kann, wenn man auf<br />
einen Amateur trifft. Ich versuche jedes Mal,<br />
die <strong>über</strong>rundeten Autos möglichst sicher zu<br />
<strong>über</strong>holen und gehe immer davon aus, dass sie<br />
mich nicht im Rückspiegel sehen. Auf diese<br />
Art vermeidet man Schwierigkeiten am besten.<br />
Aber das gehört zum Sport dazu, damit musst<br />
du umgehen können.<br />
Du bist zweifacher Le-Mans-Sieger und WEC-<br />
Weltmeister, trotzdem spricht man in Deutschland<br />
nur <strong>über</strong> Sebastian Vettel und die Formel<br />
1. Ärgert dich das ein wenig?<br />
Ich habe mich medial eigentlich nie in den<br />
Vor<strong>der</strong>grund gestellt, weil mir <strong>der</strong> Sport das<br />
Wichtigste ist. In Deutschland hat man den<br />
japanischen Rennsport, in dem ich seit vielen<br />
Jahren aktiv bin, nicht auf dem Schirm. Dank<br />
meiner Erfolge auf <strong>der</strong> Langstrecke bin ich<br />
medial mehr in den Fokus gerückt und die<br />
Anerkennung tut gut, aber die Formel 1 hat in<br />
Deutschland den mit Abstand höchsten Stellenwert<br />
in <strong>der</strong> Berichterstattung.<br />
Warum bist du nach Japan gegangen?<br />
Japan bot mir die beste Möglichkeit, meinen<br />
professionellen Status zu behalten. Aus sportlicher<br />
Sicht war Japan sehr reizvoll für mich,<br />
denn damals wollte ich lieber Formel- als Tourenwagen<br />
fahren.<br />
Unterscheidet sich die Mentalität <strong>der</strong> japanischen<br />
Rennfahrer im Vergleich zu Europa?<br />
Ich würde sagen, dass untereinan<strong>der</strong> mehr<br />
Respekt herrscht. Viele Piloten fahren seit sehr<br />
vielen Jahren gegeneinan<strong>der</strong>, da respektiert<br />
man sich mehr. Die Japaner fahren auch<br />
aggressiv, aber das ist sehr sauberer Sport.<br />
Fotos: audi<br />
sich selbst<br />
Text: Robert Seiwert<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67
Audi R18 e-tron quattro<br />
Le Mans Dominator<br />
510 PS, V6-Turbodiesel und Hybrid als Extra-Kick: Andre Lotterer erklärt den Audi R18<br />
e-tron quattro mit dem audi einen Doppelsieg bei den 24h von Le Mans feierte.<br />
Text: Robert Seiwert<br />
68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Hybridantrieb: »Der Hybridantrieb ist eine tolle<br />
Sache, weil uns mehr Leistung zur Verfügung steht<br />
- je schneller, desto besser. Während <strong>der</strong> Rennen<br />
muss man sehr effizient mit diesem System arbeiten:<br />
Wenn es die Streckenbedingungen zulassen, kann<br />
man den Hybridantrieb aggressiv auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse<br />
nutzen. An<strong>der</strong>erseits besteht auch die Möglichkeit,<br />
den Zusatzboost weicher und damit <strong>über</strong> eine längere<br />
Distanz einzusetzen.«<br />
<strong>So</strong>und: »Als ich erstmals vom offenen Formelauto<br />
ins geschlossene Cockpit gewechselt bin, wurde mir<br />
richtig bewusst, wie wichtig <strong>der</strong> <strong>So</strong>und beim Rennfahren<br />
ist. Der Motorenklang hilft dabei, die richtigen<br />
Bremspunkte zu finden und möglichst konstant zu<br />
fahren. Ein etwas leiserer Motor im LMP hat aber auch<br />
Vorteile: Wenn du drei Stunden am Stück fährst, hilft<br />
die Ruhe auf mentaler Ebene. Der R18 klingt wie ein<br />
Düsenjet, gepaart mit leichtem Dieselsound - das ist<br />
etwas Beson<strong>der</strong>es.«<br />
Aerodynamik: »In Le Mans fahren wir mit einem<br />
speziellen Paket, das weniger Downforce liefert, da<br />
dort <strong>der</strong> Topspeed immens wichtig ist. Auf den restlichen<br />
Strecken kommt ein an<strong>der</strong>es Package mit<br />
höherer Traktion zum Einsatz. Damit macht das<br />
Fahren auch sehr viel Spaß, denn je schneller du in<br />
den engen Kurven bist, desto mehr wirst du für deine<br />
Mühe belohnt.«<br />
Aero-Finne: »Die Finne hinter dem Cockpit ist laut<br />
Reglement vorgeschrieben. Ihr Zweck: Sie soll einen<br />
Überschlag verhin<strong>der</strong>n, wenn sich das Auto einmal<br />
quer stellt. Ein LMP ist sehr leicht und hat eine Fläche<br />
von mehr als zehn qm, wenn zu viel Luft unter<br />
den Unterboden strömt, könnte er theoretisch wie<br />
ein Blatt Papier durch die Luft wirbeln. Die Finne<br />
verhin<strong>der</strong>t das.«<br />
Cockpit: »Für mich ist das Cockpit perfekt, es passt<br />
wie ein Handschuh. Audi hat mich in einem 3D-Modell<br />
vermessen und einiges an mich angepasst, weil ich<br />
größer bin als meine Teamkollegen Marcel Fässler<br />
und Benoit Treluyer. Es ist schon ein wenig verrückt,<br />
in solch ein optisch kleines Cockpit einzusteigen, aber<br />
trotzdem ausreichend Platz zu haben. Es ist quasi<br />
mein mobiles Büro.«<br />
Technik-Feature: »Der Audi R18 verfügt <strong>über</strong> einen<br />
digitalen statt des üblichen Innenspiegels, weil das<br />
Auto keine Heckscheibe hat. Die Kamera ist in einem<br />
kleinen Gehäuse am Heck des Autos angebracht,<br />
welches bei Bedarf sogar beheizt werden kann. Das<br />
ist ein ziemlich cooles Technikfeature, das nur die<br />
wenigsten Rennwagen besitzen.«<br />
Beleuchtung: »Ich bin sehr froh, dass Audi die tollen<br />
LED-Lichter entwickelt hat. Wenn du in Le Mans<br />
nachts mit <strong>über</strong> 300 km/h unterwegs bist, kannst du<br />
nie zu wenig Sicht haben. Wenn du im Dunkeln fährst,<br />
fühlt sich das Fahren viel schneller an als bei Tageslicht.<br />
Außerdem sieht das Auto bei Nacht dank <strong>der</strong><br />
LEDs noch cooler aus.«<br />
Vergleich: »Der größte Unterschied zum Formel-<br />
1-Auto ist klar: Wir haben ein Dach <strong>über</strong> dem Kopf.<br />
Der R18 wiegt wegen des Reglements 900 kg, ein<br />
F1-Bolide wesentlich weniger - das hat großen Einfluss<br />
bei Richtungswechseln. Ansonsten sind die<br />
Unterschiede trotz verschiedener Philosophien nicht<br />
so groß. Wir haben ebenfalls Carbonbremsen sowie<br />
Schaltwippen am Lenkrad. Ich glaube nicht, dass<br />
ein Formel-1-Auto in Le Mans schneller wäre als<br />
ein LMP.«<br />
Fotos: audi<br />
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Fotos: adrivo/sutton<br />
70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Marion Rott<br />
Die letzten Jahre in<br />
<strong>der</strong> Rallye-Weltmeisterschaft<br />
waren<br />
schwierig, doch mit<br />
dem Einstieg neuer<br />
Hersteller sollte<br />
wie<strong>der</strong> an die rosigen<br />
Zeiten angeknüpft<br />
werden. Der<br />
Ausstieg von Ford<br />
lässt die Seifenblase<br />
aber platzen.<br />
Die Rallye-Weltmeisterschaft ruft bei den meisten<br />
Menschen in Deutschland ein großes Fragezeichen<br />
in den Köpfen hervor. Oftmals folgt<br />
die Assoziation mit <strong>der</strong> Rallye Dakar o<strong>der</strong><br />
wenige, eher reifere Semester erinnern sich noch<br />
an die glorreichen Zeiten von Walter Röhrl.<br />
Dieses Phänomen gilt aber auch für an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>,<br />
so beklagte sich Sebastien Loeb unlängst,<br />
dass in seinem Heimatland Frankreich kaum ein<br />
Mensch Notiz von seinen Leistungen nehmen<br />
würde.<br />
Tatsächlich ist <strong>der</strong> einst so beliebte Sport in den<br />
letzten Jahren immer mehr in ein Schattendasein<br />
geraten. Die Hersteller kehrten <strong>der</strong> Serie den<br />
Rücken, so verließen zwischen 2003 und 2005<br />
Hyundai, Mitsubishi, Peugeot und Skoda die<br />
WRC. Zwischendurch stieg Suzuki kurz ein, nur<br />
wenig später aber wie<strong>der</strong> aus - und nahm Subaru<br />
gleich mit. Am Ende blieben mit Ford und<br />
Citroen noch die beiden erfolgreichsten Hersteller<br />
zurück. Namhafte Piloten standen auf einmal<br />
ohne Cockpit da und selbst Weltmeister wie Petter<br />
<strong>So</strong>lberg mussten ein Privatteam gründen, um<br />
<strong>über</strong>haupt weiterfahren zu können.<br />
Mit <strong>der</strong> Rallye Sardinien sollte 2011 <strong>der</strong> große<br />
Schritt nach vorne gelingen. Mini fuhr zum<br />
ersten Mal mit und schon ein Jahr später war <strong>der</strong><br />
Werksstatus anvisiert und die Teilnahme an allen<br />
Saisonevents programmiert. Bevor die BMW-<br />
Tochter zusammen mit Prodrive auch nur einen<br />
Kilometer fahren konnte, das nächste Feuerwerk:<br />
Volkswagen gab seinen werksseitigen Einstieg in<br />
die WRC ab 2013 bekannt.<br />
Die Rallye-Welt schien rosarot - aber nicht lange.<br />
Noch während <strong>der</strong> Saison machte Mini immer<br />
mehr Abstriche, eine ganze WM-Saison sei wohl<br />
doch zu früh, zu kostenintensiv, nicht rentabel,<br />
hieß es. Es kam, wie es kommen musste: Mini<br />
wird das werksseitige Engagement nach 2012<br />
wie<strong>der</strong> beenden. Nun muss Partner Prodrive<br />
alleine die Eisen aus dem Feuer holen.<br />
Eine schmerzhafte Entwicklung für den erhofften,<br />
großen Vierkampf, aber da waren ja immer<br />
noch die drei Gladiatoren Citroen, Volkswagen<br />
und Ford - dachte man. Nun die Kehrtwende,<br />
denn Ende Oktober machte auch Ford einen<br />
Rückzieher. War im vergangenen Jahr mit Hängen<br />
und Würgen noch ein neues Zwei-Jahres-<br />
Engagement ausgehandelt worden, erklärte <strong>der</strong><br />
Konzern nun nicht einmal zwölf Monate später<br />
den werksseitigen Ausstieg. Die Europäische<br />
Wirtschaftskrise, <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Verkaufszahlen<br />
und die Finanzierung <strong>der</strong> Mitarbeitergehälter<br />
würden einen weiteren Einsatz in gleicher<br />
Form nicht zulassen.<br />
Und da waren‘s nur noch zwei. Zwar wird<br />
M-Sport weiterhin mit dem Fiesta RS WRC starten<br />
und die Marke in <strong>der</strong> WRC somit erhalten,<br />
die Frage nach <strong>der</strong> Konkurrenzfähigkeit muss<br />
aber mit einem sehr großen Fragezeichen versehen<br />
werden. Ein Blick auf diesjährige Ford-<br />
Privatfahrer wie Mads Östberg macht deutlich:<br />
Es gab immer wie<strong>der</strong> ein kurzes Aufbäumen,<br />
ein kleines Ausrufezeichen, aber <strong>der</strong> große Wurf<br />
war unter normalen Bedingungen nicht möglich.<br />
Neben <strong>der</strong> werksseitigen Unterstützung<br />
laufen M-Sport nun auch die guten Piloten<br />
davon. Jari-Matti Latvala, das aufstrebende<br />
Talent <strong>der</strong> Mannschaft, suchte nach dem werksseitigen<br />
Ausstieg alsbald sein Heil in <strong>der</strong> Flucht<br />
und heuerte bei VW an - <strong>der</strong> Rettung in <strong>der</strong><br />
Not? VW hat viel Geld investiert und sich für<br />
die WRC sogar aus <strong>der</strong> Rallye Dakar zurückgezogen.<br />
Allerdings ist das Engagement zunächst<br />
bis 2015 befristet. <strong>So</strong>llte sich <strong>der</strong> Erfolg nicht<br />
einstellen, können die Wolfsburger die Reißleine<br />
ziehen. Was passiert aber, wenn sich mangels<br />
Konkurrenz <strong>der</strong> Erfolg zwar einstellt, die<br />
Weltöffentlichkeit aber keine Notiz davon<br />
nimmt? Auch Volkswagen fährt - ähnlich wie<br />
alle an<strong>der</strong>en Hersteller - nicht zum Spaß an <strong>der</strong><br />
Freude mit. Die Ziele lauten <strong>über</strong>all gleich: Die<br />
Generierung eines positiven Images, die Steigerung<br />
<strong>der</strong> Medienpräsenz und <strong>der</strong><br />
Absatzzahlen.<br />
Die WRC wollte mit Vollgas durchstarten, doch<br />
anscheinend erwischte sie beim Hochschalten<br />
nur den Leerlauf. Wenn VW nicht ab dem<br />
ersten Moment um Siege kämpft und Ford <strong>der</strong><br />
fehlenden Werksunterstützung Tribut zollen<br />
muss, wird Citroen 2013 erneut Alleinunterhalter<br />
an <strong>der</strong> Spitze sein. Doch selbst die Franzosen<br />
kämpfen mit schlechten Zahlen und zogen<br />
einen Ausstieg in Betracht. Nun gilt es für alle<br />
Beteiligten, schnell zu handeln und die WRC<br />
sowohl für das Fernsehen als auch für neue<br />
Hersteller wie<strong>der</strong> interessanter zu gestalten.<br />
Also schalten - aber bitte nicht in den<br />
Rückwärtsgang.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71
Lucas Auer<br />
<strong>über</strong>zeugte in<br />
seiner<br />
Debütsaison in<br />
<strong>der</strong> Formel 3<br />
Fotos: adAC, ats formel-3-cup<br />
Talent - Lucas Auer<br />
Formel 1 im Blut<br />
Text: Robert Seiwert<br />
Lucas Auer ist <strong>der</strong> Neffe des ehemaligen Formel-1-Stars Gerhard Berger. Der 18-Jährige schlug einen<br />
ungewöhnlichen Karriereweg ein und ist auf dem besten Weg nach oben. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> stellt<br />
den jungen Österreicher vor.<br />
Die Anfänge<br />
»Wie üblich begann meine Rennsportkarriere<br />
im Kart. Im Alter von sechs Jahren betrieb ich<br />
den Sport immer professioneller, 2011 stieg ich<br />
in den Formelsport auf. Hier schlug ich jedoch<br />
nicht den gängigen Weg ein, stattdessen fuhr ich<br />
in <strong>der</strong> JK Asia Racing Series. Das war eine tolle<br />
Erfahrung, weil ich in Asien mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
auf mich allein gestellt war - das hat mir geholfen,<br />
schnell erwachsen zu werden. Nach einem<br />
Ausflug in die neuseeländische Toyota Racing<br />
Series landete ich zu Beginn dieses Jahres im<br />
Formel-3-Cup.«<br />
Die Erfolge<br />
»Meine bislang größten Erfolge waren <strong>der</strong><br />
Gesamtsieg in <strong>der</strong> JK Asia Racing Series, die ich<br />
2011 als Rookie gewinnen konnte, sowie meine<br />
erste Saison im F3-Cup. Mit Van Amersfoort<br />
Racing wurde ich nach zwei Siegen und neun<br />
Podiumsplatzierungen auf Anhieb Vize-<strong>Champ</strong>ion<br />
und bester Rookie <strong>der</strong> Serie - ein tolles<br />
Gefühl. In den Jahren 2006 und 2007 gewann<br />
ich außerdem die deutsche DMV Kartmeisterschaft,<br />
2010 wurde ich Gesamtzweiter in <strong>der</strong><br />
deutschen Junioren-Kartmeisterschaft.«<br />
Das Ziel<br />
»Hat nicht je<strong>der</strong> Nachwuchspilot das gleiche<br />
Ziel? Natürlich will ich in die Formel 1, aber <strong>der</strong><br />
Weg dorthin ist lang und schwierig. Deshalb<br />
gehe ich diese Herausfor<strong>der</strong>ung Schritt für<br />
Schritt an. Nach meinem Vize-Titel im F3-Cup<br />
würde ich gerne innerhalb <strong>der</strong> Formel 3 aufsteigen.<br />
Mein Onkel Gerhard Berger unterstützt<br />
mich mit guten Tipps. Gerhard verfügt als ehemaliger<br />
F1-Pilot <strong>über</strong> so viel Erfahrung in diesem<br />
Geschäft und davon kann ich nur profitieren.<br />
Natürlich kann sein Name ein Türöffner<br />
sein, aber ich versuche, meinen eigenen Weg im<br />
<strong>Motorsport</strong> zu gehen.«<br />
Die Ausbildung<br />
»Nach neun Jahren in <strong>der</strong> Schule wollte ich<br />
lieber arbeiten gehen, als weiter die Schulbank<br />
zu drücken. Unter <strong>der</strong> Woche bin ich im Transportunternehmen<br />
meiner Mutter beschäftigt.<br />
Ich finde es wichtig, eine Alternative zu haben,<br />
denn die <strong>Motorsport</strong>welt ist schnelllebig und<br />
man weiß nie, was passieren kann. <strong>So</strong>llte es mit<br />
einer Karriere im Rennsport jedoch nicht klappen,<br />
geht für mich eine kleine Welt unter. Ich<br />
liebe das Racing und das Drumherum und<br />
möchte eigentlich nichts an<strong>der</strong>es mehr<br />
machen.«<br />
Die Hobbys<br />
»Der <strong>Motorsport</strong> nimmt sehr viel Zeit in<br />
Anspruch, da bleibt kaum Raum für Hobbys.<br />
Mit Freunden treffe ich mich gerne zum Fußball<br />
spielen und als Österreicher ist Ski fahren natürlich<br />
Pflicht. Baseball spiele ich auch gelegentlich<br />
in meiner Freizeit, aber nur zum Zeitvertreib.<br />
Entwe<strong>der</strong> machst du etwas zu 100 Prozent o<strong>der</strong><br />
einfach nur aus Spaß - man will ja immer <strong>der</strong><br />
Beste sein.«<br />
72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Historischer<br />
Erfolg<br />
Große Ehre für Ken Roczen, Marcus Schiffer und Max<br />
Nagl: Das Motocross-Trio »Team Deutschland«<br />
gewann die Wahl zum ADAC <strong>Motorsport</strong>ler des Jahres.<br />
Historisch: Nagl, Roczen und Schiffer triumphierten<br />
im September erstmals in <strong>der</strong> 66-jährigen Geschichte<br />
beim Motocross of Nations, <strong>der</strong> offiziellen Motocross-<br />
Mannschaftsweltmeisterschaft. »Wir stehen jetzt in<br />
einer Reihe mit ganz großen Fahrern wie Schumacher,<br />
Vettel, Röhrl o<strong>der</strong> Loeb, um nur einige zu nennen«,<br />
war Nagl begeistert. Das erfolgreiche Trio setzte sich<br />
bei <strong>der</strong> Jury-Wahl knapp gegen DTM-<strong>Champ</strong>ion Bruno<br />
Spengler durch.<br />
ADAC MX Masters 2013<br />
27.-28.04. Fürstlich Drehna<br />
11.-12.05. Reutlingen<br />
22.-23.06. Aichwald<br />
20.-21.07. Tensfeld<br />
10.-11.08. Ried (A)<br />
31.8.-01.09. Gaildorf<br />
14.-15.09. Jauer<br />
21.-22.09. Holzgerlingen<br />
Vorläufiger<br />
Rennkalen<strong>der</strong> 2013<br />
26.-28.04. Oschersleben<br />
10.-12.05. Spa-Francorchamps (B)<br />
07.-09.06. Sachsenring<br />
19.-21.07. Nürburgring*<br />
09.-11.08. Red Bull Ring (A)<br />
30.08.-01.09. Lausitzring<br />
13.-15.09. Slovakiaring (SK)<br />
27.-29.09. Hockenheim<br />
* vorbehaltlich finaler Bestätigung<br />
Auf nach Spa!<br />
Das ADAC GT Masters geht auch in <strong>der</strong> Saison 2013 mit acht<br />
Veranstaltungen und 16 Rennen in Deutschland und dem benachbarten<br />
Ausland an den Start. Zwei Rennstrecken feiern nächstes<br />
Jahr Premiere: Erstmals gastiert die Serie auf <strong>der</strong> belgischen<br />
Formel-1-Strecke von Spa-Francorchamps. Vor dem Saisonfinale<br />
in Hockenheim debütiert das ADAC GT Masters zudem auf dem<br />
Slovakiaring.<br />
Kirchhöfers<br />
Sahnehäubchen<br />
ADAC Junior<br />
<strong>Motorsport</strong>ler des<br />
Jahres: Marvin<br />
Kirchhöfer<br />
Neun Siege, 16 Podiums und sieben Pole Positions - Marvin<br />
Kirchhöfer war in <strong>der</strong> ADAC Formel Masters Saison 2012<br />
nicht zu stoppen und krönte sich zum neuen Meister <strong>der</strong><br />
Nachwuchsserie. Beeindruckend: Kirchhöfer gewann fünf<br />
<strong>der</strong> letzten sechs Saisonrennen. Als Sahnehäubchen auf einer<br />
starken Saison wurde Kirchhöfer zum ADAC Junior-<strong>Motorsport</strong>ler<br />
des Jahres gewählt. »Ich bin sehr <strong>über</strong>rascht <strong>über</strong><br />
die Auszeichnung, damit hätte ich niemals gerechnet«, freute<br />
sich <strong>der</strong> 18-Jährige, <strong>der</strong> nächste Saison wohl in den ATS<br />
Formel-3-Cup aufsteigt.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 73
74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: milagro<br />
talent ist<br />
nicht <strong>alles</strong><br />
Das Ende <strong>der</strong><br />
Weltmeister-Saison von<br />
Jorge Lorenzo war<br />
beinahe so spektakulär<br />
wie seine Punktejagd<br />
davor<br />
Talentiert, verdammt schnell, aggressiv und von allen<br />
bewun<strong>der</strong>t: Marc Marquez ist <strong>der</strong> neue spanische Star<br />
<strong>der</strong> Königsklasse und zeigt schon früh, dass er dank<br />
seines Tempos mit den ganz Großen mithalten kann.<br />
Das konnte Jorge Lorenzo bei seinem Einstieg in die<br />
MotoGP auch. Doch <strong>der</strong> <strong>über</strong>trieb es im ersten Jahr,<br />
stürzte oft, verletzte sich ernsthaft und spielte sogar<br />
mit dem Gedanken, den Helm an den Nagel zu hängen.<br />
Da die beiden Spanier von vielen Beobachtern verglichen<br />
werden, wäre Marquez wohl gut beraten, nicht<br />
zu stürmisch heranzugehen und in seinem Lehrjahr<br />
auch zu lernen anstatt nach den Sternen zu greifen<br />
- Talent ist nicht immer <strong>alles</strong>. - Maria Pohlmann<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75
Jorge Lorenzo<br />
hat seine<br />
Yamaha voll im<br />
Griff<br />
Das Warten,<br />
bevor die Action<br />
ihren Lauf<br />
nimmt<br />
Jorge Lorenzo<br />
kann Siege<br />
ausgiebig<br />
genießen<br />
<strong>Champ</strong>ion of<br />
the World<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Im Sattel bringt<br />
Jorge Lorenzo<br />
vollen Einsatz<br />
76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Unter dem Helm<br />
ist man ganz<br />
auf sich gestellt<br />
Hätte er einen<br />
Wunsch, wäre<br />
es mehr<br />
Motor-Power<br />
Jorge Lorenzo gewann 2012 seinen zweiten MotoGP-Titel.<br />
Aber was macht den Mallorquiner zum Weltmeister? Hat<br />
er verdient gewonnen? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hörte sich<br />
bei seinen Konkurrenten um.<br />
Er hat sich den<br />
Respekt seiner<br />
Gegner<br />
erarbeitet<br />
Fotos: milagro<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 77
Fotos: milagro<br />
Hinter dem <strong>Champ</strong>ion steht ein erfahrenes Team<br />
»We are the champions - my friends and we‘ll<br />
keep on fighting - till the end - We are the champions,<br />
we are the champions. No time for losers<br />
‚cause we are the champions - of the world!«<br />
An seinen Gesangsfähigkeiten könnte<br />
Jorge Lorenzo noch etwas feilen, an<br />
einer an<strong>der</strong>en seiner Begabungen gibt<br />
es allerdings kaum noch Verbesserungspotential:<br />
dem Motorradfahren. Der Mallorquiner<br />
ist zum zweiten Mal <strong>der</strong> beste Motorradfahrer<br />
<strong>der</strong> Welt und hatte nach dem Gewinn<br />
<strong>der</strong> MotoGP-Weltmeisterschaft auf Phillip Island<br />
allen Grund, gemeinsam mit seinem Teammanager<br />
freudige Gesänge anzustimmen. Wilco<br />
Zeelenberg ist <strong>über</strong>zeugt: »Natürlich ist er sehr<br />
talentiert, aber am Ende sind sie alle recht talentiert.<br />
Er war einfach konstanter als die an<strong>der</strong>en<br />
und das ist leicht zu sagen, aber es ist sehr schwer<br />
umzusetzen.«<br />
Beson<strong>der</strong>s schwer ist es aus Sicht des Teammanagers,<br />
unter allen Umständen - also egal ob<br />
Regen, wechselhafte Verhältnisse o<strong>der</strong> <strong>So</strong>nne -<br />
und auf je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 18 Rennstrecken im GP-Kalen<strong>der</strong><br />
nicht nur schnell zu sein, son<strong>der</strong>n sich auch<br />
konstant unter den Top-2 wie<strong>der</strong>zufinden.<br />
Lorenzo verließ 2012 kaum einen GP-Austragungsort<br />
ohne auf dem Podest zu stehen. Lediglich<br />
in Assen und Valencia sah er die schwarzweiß-karierte<br />
Flagge nicht. »Das machte ihn am<br />
Ende zum <strong>Champ</strong>ion. Er war nicht immer <strong>der</strong><br />
Schnellste, aber <strong>der</strong> Konstanteste. Er holte zehn<br />
zweite Plätze und sechs Siege und das brachte<br />
ihm den Titel schon vor dem letzten Rennwochenende«,<br />
resümiert Zeelenberg, <strong>der</strong> mit<br />
»Man braucht einfach<br />
diese Welt-<br />
meister-Mentali-<br />
tät. Jorge Lorenzo<br />
hat diese Weltmeister-Mentalität,<br />
was mehr o<strong>der</strong><br />
weniger bedeutet,<br />
dass man niemals<br />
aufgibt und bis<br />
zum bitteren Ende<br />
kämpft.«<br />
geschwellter Brust auf das zweite Titeljahr seines<br />
Schützlings zurückblickt.<br />
Lorenzo hatte aber durchaus nicht immer Grund<br />
zum Jubeln und musste sich beson<strong>der</strong>s gegen die<br />
<strong>über</strong>legenen Konkurrenten aus dem Hause<br />
Honda durchbeißen. Während ihm Casey Stoner<br />
das Leben noch in <strong>der</strong> ersten Saisonhälfte schwer<br />
machte, war es Dani Pedrosa, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> zweiten<br />
Hälfte die Führung im Kampf um Siege <strong>über</strong>nahm.<br />
Nicht selten musste sich <strong>der</strong> Yamaha-Pilot<br />
mit dem zweiten Platz abfinden. »Er fuhr eine<br />
sehr gute Saison. Er war immer auf dem Podest,<br />
also immer auf Platz eins o<strong>der</strong> zwei. Das ist sehr<br />
schwer zu schaffen. Um Weltmeister zu werden,<br />
braucht man Glück, aber er war auch konstant<br />
schnell, egal unter welchen Bedingungen - ob<br />
nass o<strong>der</strong> trocken. Er fuhr eine sehr gute Saison«,<br />
lobte Pedrosa seinen Landsmann, dem er sich<br />
nur um 18 Punkte geschlagen geben musste.<br />
Lorenzo musste lange bangen und bemerkte, dass<br />
<strong>der</strong> Honda-Fahrer seine stärkste MotoGP-Saison<br />
fuhr. »Er hat sieben Rennen gewonnen und für<br />
uns war es schwer, die Angriffe abzuwehren, aber<br />
wir haben es mit Intelligenz und ohne in den<br />
entscheidenden Momenten Fehler zu machen<br />
geschafft«, blickt <strong>der</strong> 25-Jährige stolz zurück.<br />
Stoner hatte nach seiner Verletzung keine Chance<br />
mehr, in den Titelkampf einzugreifen und<br />
bewun<strong>der</strong>te die Konstanz Lorenzos. »Er ist<br />
immer vorne, er ist immer beständig. Er war so<br />
extrem konstant, abgesehen von seinen Ausfällen<br />
in Assen und Valencia war er immer Erster o<strong>der</strong><br />
Zweiter im Rennen.« Der Australier ist sich<br />
sicher, dass sein Sturz in Indianapolis definitiv<br />
dabei geholfen hat, seine Rivalen den zweiten<br />
Titel einzubringen, da dieser etwas beruhigter<br />
sein konnte, als einer seiner stärksten Konkurrenten<br />
im Aus war. »Aber er ist auch so eine fantastische<br />
Saison gefahren und ihn zu schlagen,<br />
wäre so o<strong>der</strong> so sehr schwierig geworden. Das<br />
zeigt allen, dass es nicht nur am reinen Speed<br />
liegt. Dani und ich waren dieses Jahr des Öfteren<br />
schneller als er, aber er hat sich eben auch ab und<br />
zu mit dem zweiten Platz abgefunden, wenn sein<br />
78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Die perfekte Einheit aus Fahrer und Motorrad<br />
Tempo nicht ausgereicht hat. Am Ende war es<br />
also nur diese Konstanz.« Andrea Dovizioso beobachtete<br />
den Kampf <strong>der</strong> Top-3 in diesem Jahr<br />
eher von weiter hinten. »Casey und Dani haben<br />
wirklich gut gekämpft und waren so unglaublich<br />
schnell auf einem guten Bike, aber Lorenzo war<br />
noch etwas kämpferischer als die beiden«,<br />
schil<strong>der</strong>t er. Lorenzo sei schlichtweg <strong>der</strong> Beste<br />
gewesen, meinte <strong>der</strong> Italiener, <strong>der</strong> nicht nur zu<br />
seinem Markenkollegen hält, weil er 2012 selbst<br />
auf <strong>der</strong> Satelliten-Yamaha saß, son<strong>der</strong>n auch<br />
seine Fahrweise bewun<strong>der</strong>t. »Es ist gut, dass<br />
Lorenzo gewonnen hat, sicherlich hätte ich auch<br />
Dani die Chance auf den Titel gegönnt, aber<br />
Lorenzo war einfach schneller.« Cal Crutchlow<br />
pilotierte ebenso die M1 und weiß, was Lorenzo<br />
zum <strong>Champ</strong>ion machte: »Seine Konstanz und<br />
sein Tempo. Er ist einfach <strong>der</strong> Beste in <strong>der</strong> Welt.<br />
Wenn man so konstant ist wie er und in jedem<br />
Rennen Erster o<strong>der</strong> Zweiter wird, verdient man<br />
es einfach Weltmeister zu sein.«<br />
Anerkennung bekommt <strong>der</strong> Spanier<br />
auch von einem ehemaligen <strong>Champ</strong>ion:<br />
»Lorenzo ist wirklich stark«,<br />
sagt Nicky Hayden. »Schon in diesem<br />
Winter nach dem Test in Malaysia, als wir<br />
nach Jerez zum Testen kamen, habe ich mich<br />
mit Filippo [Preziosi] unterhalten und es ging<br />
immer nur darum ‚Casey ist da stark, Casey ist<br />
dort stark‘ und ich habe ihm gesagt, dass er<br />
Lorenzo nicht vergessen soll und dass ich auf<br />
ihn tippen würde, wenn ich einen WM-Tipp<br />
abgeben müsste«, so Hayden weiter, <strong>der</strong> wohl<br />
besser beraten wäre, sein Vermögen in Sportwetten<br />
zu investieren, anstatt sich weiter mit<br />
<strong>der</strong> Desmosedici herumzuärgern. Für den<br />
Amerikaner stand Lorenzo also schon vor Saisonbeginn<br />
ganz oben auf <strong>der</strong> Favoritenliste<br />
und das beson<strong>der</strong>s durch seinen Fleiß. »Er<br />
arbeitet an den Wochenenden, bei den Tests<br />
und <strong>über</strong>haupt immer extrem hart. Er ist am<br />
Freitag im ersten Training immer <strong>der</strong> Erste auf<br />
<strong>der</strong> Strecke und gleich schnell. Selbst beim Test<br />
in Malaysia, als es am Nachmittag heiß war,<br />
saßen die meisten Leute einfach in ihrer Box<br />
herum, aber er ist einen Long-Run gefahren.<br />
Einige an<strong>der</strong>e Fahrer hatten auch dar<strong>über</strong><br />
nachgedacht, Long-Runs zu fahren, aber er war<br />
<strong>der</strong> Einzige, <strong>der</strong> eine komplette Rennsimulation<br />
zurückgelegt hat. Es war klar, dass er<br />
schon vor Saisonstart bereit ist.«<br />
Bereit war Lorenzo auch beim Rennen in Assen,<br />
bei dem ihm Alvaro Bautista allerdings nach<br />
einem unglücklichen Anbremsmanöver schon<br />
in <strong>der</strong> ersten Runde um alle Siegchancen brachte.<br />
Nach Aufregung und Strafe legte sich <strong>der</strong> spanische<br />
Ärger und am Saisonende bemerkte auch<br />
Bautista: »Er war das ganze Jahr <strong>über</strong> sehr konstant.<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Saison holte er gute Ergebnisse<br />
und am Ende hat er nur versucht, den<br />
Punktevorsprung vor Pedrosa zu halten. Ich<br />
denke, dass die Verletzung von Casey ein wichtiger<br />
Moment in <strong>der</strong> Saison war, denn Casey hatte<br />
ihm viel Druck gemacht. Nachdem er gestürzt<br />
ist und verletzt war, konnte Lorenzo ruhiger sein,<br />
denn <strong>der</strong> Vorsprung auf Dani war viel größer als<br />
<strong>der</strong> auf Casey. Insgesamt konnte er in <strong>der</strong> ersten<br />
Saisonhälfte viele Punkte holen und in <strong>der</strong> zweiten<br />
Hälfte dann einfach den Vorsprung<br />
halten.«<br />
<strong>So</strong>gar in <strong>der</strong> kurzen <strong>So</strong>mmerpause trainierte<br />
Lorenzo im Texas Tornado Bootcamp fleißig<br />
weiter. Colin Edwards sah noch etwas<br />
Bestimmtes im späteren Weltmeister: »Er war<br />
<strong>der</strong> Schnellste, das ganze Jahr <strong>über</strong>. Ich weiß<br />
nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Man<br />
braucht einfach diese Weltmeister-Mentalität.<br />
Manchmal findet man die und bei Lorenzo habe<br />
ich das schon im Boot-Camp gesehen, er<br />
kämpfte wie ein Löwe und konnte am Ende eine<br />
anständige Runde fahren. Er hat diese Weltmeister-Mentalität,<br />
was mehr o<strong>der</strong> weniger heißt,<br />
dass man niemals aufgibt und bis zum bitteren<br />
Ende kämpft.« Auch Edwards selbst musste auf<br />
<strong>der</strong> CRT-Maschine in dieser Saison hart kämpfen,<br />
Erfolge ließen aber auf sich warten. Danilo<br />
Petrucci konnte sich im ersten Claiming Rule<br />
Jahr stetig verbessern und blickte des Öfteren<br />
an die Tabellenspitze. »Jorge ist einer meiner<br />
Lieblingsfahrer, er ist so professionell. Er denkt<br />
an jedes Detail. Er ist auch mein Freund und<br />
ich freue mich sehr, dass er die Meisterschaft<br />
gewinnen konnte.«<br />
Das ganze MotoGP-Fahrerfeld ist sich einig:<br />
Lorenzo war nicht immer <strong>der</strong> Schnellste, aber<br />
schlichtweg <strong>der</strong> Beste und ist verdienter Weltmeister.<br />
Der Mallorquiner bewies 2012, dass es<br />
nicht nur den reinen Speed braucht, um die heiß<br />
begehrte WM-Trophäe mit nach Hause zu nehmen:<br />
Ein Weltmeister zeichnet sich beson<strong>der</strong>s<br />
durch harte Arbeit, Geduld, Konstanz und<br />
Kampfeswillen aus. Doch auch ein kleines<br />
Quäntchen Glück muss dabei sein, damit <strong>der</strong><br />
<strong>Champ</strong>ion of the World am Ende Queen-Hits<br />
trällern kann.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79
Der beste<br />
Fahrer <strong>der</strong> Welt<br />
125ccm-Weltmeister, Moto2-Weltmeister und schon stehen<br />
erste MotoGP Tests an. Marc Marquez wird von vielen<br />
kritisiert, doch niemand kann dem jungen Spanier sein<br />
auSSergewöhnliches Talent absprechen.<br />
Text: Maria Pohlmann
Fotos: milagro<br />
Marc Marquez<br />
durfte den<br />
Moto2-Titel<br />
feiern<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81
trauen aufbauen, aber das macht er einfach nicht«,<br />
bewun<strong>der</strong>t Cal Crutchlow den Moto2-<strong>Champ</strong>, <strong>der</strong><br />
schon zum Auftakt in Katar seinen ersten Sieg 2012<br />
feiern durfte. Auch in Estoril, Assen, auf dem Sachsenring,<br />
in Indianapolis, Brünn, Misano, Motegi<br />
und Valencia erklang die spanische Nationalhymne<br />
für Marquez. Platz drei auf Philipp Island sollte ihm<br />
zum Titelgewinn reichen. »Ich versuche, einfach<br />
nur konzentriert zu sein, das ist <strong>alles</strong>«, verrät er dem<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sein durchaus erfolgreiches<br />
Geheimnis. Doch Konzentration ist nicht <strong>alles</strong>:<br />
Schon in <strong>der</strong> 125ccm-Klasse erkämpfte Marquez<br />
seinen ersten WM-Titel mit ausgerenkter Schulter<br />
und auch seine triumphale Moto2-Saison begann<br />
mit gesundheitlichen Problemen nach seinem heftigen<br />
Sturz in Malaysia 2011. Doch <strong>der</strong> 19-Jährige<br />
bekam die Kurve, darf sich nun MotoGP-Rookie<br />
nennen und Casey Stoner im Repsol Honda Team<br />
nachfolgen. »Mein Traum war es immer, in <strong>der</strong><br />
MotoGP zu fahren und mich zu den besten Fahrern<br />
<strong>der</strong> Geschichte zu gesellen. Es ist ein Privileg, in<br />
meinem ersten Jahr gleich beim besten Team in <strong>der</strong><br />
MotoGP zu sein«, freut er sich.<br />
urückhaltend steht er in <strong>der</strong> Repsol<br />
Z<br />
Honda Box; eine Hand auf seinem<br />
neuen Arbeitsgerät. Hun<strong>der</strong>te<br />
Fotografen und Journalisten drängen<br />
sich um ihn herum und wollen<br />
unbedingt ein erstes Bild, ein erstes<br />
Statement von Dani Pedrosas<br />
neuem Teamkollegen, obwohl dieser an seinem<br />
ersten MotoGP-Testtag in Valencia nicht einmal<br />
die Möglichkeit hatte, auch nur eine Runde auf <strong>der</strong><br />
RC213V zu drehen. »Ich bin so gespannt darauf,<br />
das Bike zu probieren, aber bei diesem Wetter ist<br />
es wohl besser, wenn ich nicht rausfahre und versuche,<br />
ruhig zu bleiben. Wir haben noch viele Tage<br />
vor uns«, erklärt Marc Marquez, dem genau das<br />
Gleiche schon bei seinem allerersten Moto2-Test<br />
passiert war. Auch damals musste er einen weiteren<br />
Tag abwarten, um sein Bike zum ersten Mal zu<br />
probieren. Wie <strong>der</strong> Spanier in <strong>der</strong> mittleren Kategorie<br />
bewies, tat diese Verzögerung seinem Erfolg<br />
keinen Abbruch, denn erst zwei Tage vor seinem<br />
ersten Auftritt als offizieller Honda-Werksfahrer<br />
nahm er die Goldmedaille <strong>der</strong> Moto2-Klasse bei<br />
<strong>der</strong> FIM Gala in Valencia entgegen.<br />
Marquez machte sich in seiner siegreichen zweiten<br />
Moto2-Saison einige Feinde, zog dank seiner spektakulären<br />
Fahrweise und seines Talents aber gleichzeitig<br />
eine Menge Bewun<strong>der</strong>er an. Mit seinem<br />
aggressiven Überholmanöver gegen Tom Lüthi in<br />
Katar, dem umstrittenen Ausscheiden von Pol<br />
Espargaro in Barcelona, seinem harten Abdrängen<br />
von Mika Kallio im Motegi-Training und dem von<br />
ihm verursachten Sturz Simone Corsis am Freitag<br />
in Valencia sammelte Marquez bereits mehrere<br />
Verwarnungen, Strafen und Kritik. Dabei wirkt <strong>der</strong><br />
Spanier oft eher zurückhaltend. <strong>So</strong>bald er auf <strong>der</strong><br />
Strecke ist, fährt er allerdings die Krallen aus.<br />
Obwohl sich einige Fahrer, Teammitglie<strong>der</strong> und<br />
Zuschauer wohl sogar noch größere Strafen für den<br />
jungen Wilden gewünscht hätten, bewies <strong>der</strong> Suter-<br />
Pilot beim Japan Grand Prix, warum gerade er den<br />
Moto2-Titel trotzdem verdient hat. Nach einem<br />
Schaltfehler am Start arbeitete sich Marquez sukzessive<br />
durch das komplette Fahrerfeld, gewann das<br />
Rennen und hinterließ seine Kritiker damit fast<br />
sprachlos. Die wenigen Gegner, die in Motegi noch<br />
nicht <strong>über</strong>zeugt waren, verstummten spätestens in<br />
Valencia. Beim Saisonfinale gelang Marquez das<br />
gleiche Kunststück nach einer Strafversetzung auf<br />
die letzte Startposition unter schwierigsten<br />
Wetterbedingungen.<br />
»er ist im Moment vermutlich<br />
DER beste Fahrer<br />
<strong>der</strong> Welt. Ich glaube<br />
nicht, dass er 2013 gegen<br />
Lorenzo und Pedrosa um<br />
den Titel mitkämpfen<br />
kann, aber er wird hin<br />
und wie<strong>der</strong> vorne sein. es<br />
ist, als würde mir das<br />
bekannt vorkommen«<br />
»Alle regen sich dar<strong>über</strong> auf, dass er Leute rauskegelt,<br />
sich und an<strong>der</strong>e verletzt, aber ihn stört das<br />
einfach gar nicht. In <strong>der</strong> nächsten Kurve ist das<br />
wie<strong>der</strong> vergessen. Allein wenn man bedenkt, wie<br />
oft er in letzter Zeit in <strong>der</strong> Qualifikation fast gestürzt<br />
ist und in <strong>der</strong> Runde darauf seine schnellste Zeit<br />
fuhr. Je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e würde erst einmal etwas langsamer<br />
fahren und Runde für Runde wie<strong>der</strong> Ver-<br />
Marquez weiß<br />
auch, wie man<br />
Siege und Titel<br />
richtig feiert<br />
Nach seiner erfolgreichen Moto2-Siegfahrt in<br />
Valencia stand für Marquez direkt <strong>der</strong> erste Test auf<br />
<strong>der</strong> neuen Maschine an. Stoner gab ihm nur den<br />
Tipp, auf seinem Bike Spaß zu haben und den hatte<br />
<strong>der</strong> Spanier nach einem ersten vergeudeten Testtag<br />
dann am Mittwoch. »Am Anfang war es ziemlich<br />
schwierig, aber auch sehr schön, die Power des<br />
Motorrads zu spüren. Wir hatten die ganze Zeit<br />
extrem viel Wheelie, was vielleicht das Schwierigste<br />
war. Schritt für Schritt habe ich viel ausprobiert.<br />
Jedes Mal, wenn ich rausfuhr, wurde ich schneller<br />
und bekam mehr Vertrauen zum Bike. Der Start<br />
war gut. Die Elektronik ist ganz an<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong><br />
Moto2, auch die Bremsen, die Power, die Reifen<br />
und viele an<strong>der</strong>e Dinge werden Zeit brauchen.«<br />
Dazu sei auch <strong>der</strong> erste Kontakt mit seinem neuen<br />
Team gut gewesen. Marquez konnte einige treue<br />
Gefährten wie Emilio Alzamora mitbringen und<br />
bemerkte bei den Honda-Jungs sofort <strong>der</strong>en Knowhow<br />
mit dem Bike und die langjährige Erfahrung<br />
in <strong>der</strong> Königsklasse.<br />
Doch auch Andrea Dovizioso glaubt, dass <strong>der</strong> Rookie<br />
etwas Zeit brauchen wird, um sich an <strong>alles</strong> zu<br />
gewöhnen. »Ich bin fünf Runden hinter ihm hergefahren,<br />
um zu sehen, wie er fährt. Sicherlich hat<br />
er nach dem Wechsel zum ersten Mal auf dem Bike<br />
noch immer den Moto2-Fahrstil. Er fährt die Kurven<br />
also recht weit, aber die Rundenzeit war gut<br />
und ich denke, dass er die Zeit haben wird, um das<br />
82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Marquez gilt für<br />
viele Fahrer<br />
und Experten<br />
als heiße Aktie<br />
zu verstehen.« Für Marquez sei <strong>der</strong> größte Unterschied<br />
zur Moto2-Maschine sein Gefühl zum Vor<strong>der</strong>rad<br />
gewesen, das speziell auf <strong>der</strong> Start-Ziel-<br />
Geraden in Valencia regelmäßig abhob. Trotzdem<br />
nahm er sich nicht allzu viel Zeit und pushte weiter.<br />
Schon beim zweiten Test in Malaysia schraubte <strong>der</strong><br />
Fahrer aus Cervera seine Rundenzeit bis auf 2:01.56<br />
Minuten herunter, womit er nur eine Sekunde hinter<br />
<strong>der</strong> Pole-Position-Zeit <strong>der</strong> vergangenen Saison<br />
lag. Nicky Hayden scherzt: »Ich finde, dass Marquez<br />
definitiv noch ein weiteres Jahr in <strong>der</strong> Moto2<br />
gebraucht hätte. Ich weiß nicht genau, was die an<strong>der</strong>en<br />
Fahrer <strong>über</strong> ihn gesagt haben, aber ich dachte<br />
mir nur: Bleib doch bitte mindestens noch ein Jahr<br />
in <strong>der</strong> Moto2.« Dabei hatte <strong>der</strong> Amerikaner seinen<br />
neuen Konkurrenten noch nicht einmal auf <strong>der</strong><br />
Strecke gesehen, son<strong>der</strong>n nur auf die Rundenzeiten<br />
geschaut. »Und die waren echt schnell. Man findet<br />
sicherlich nicht einen Typen im Fahrerlager, <strong>der</strong><br />
sagt, dass er hier und dort Probleme haben und<br />
nicht schnell sein wird. Es ist klar, dass er schnell<br />
sein wird. Das ist nur eine Frage <strong>der</strong> Zeit und es<br />
wurde auch deutlich, dass er genauso aggressiv ist<br />
wie immer. Das fiel mir beson<strong>der</strong>s im ersten Sektor<br />
auf, wo noch die meisten Pfützen waren und es<br />
deshalb nur davon abhing, wie viel man riskieren<br />
will. Es wurde deutlich, dass er sehr eifrig und entschlossen<br />
ist. Es wird interessant für die Klasse und<br />
den Sport. Alle werden sich dafür interessieren, wie<br />
er abschneidet. Viele Leute mögen seinen Fahrstil,<br />
es gibt also keinen Zweifel daran, dass es spannend<br />
wird«, prognostiziert Hayden.<br />
Fotos: milagro<br />
Marquez schürt<br />
die Erwartungen<br />
<strong>der</strong><br />
MotoGP-Welt<br />
Marquez wird<br />
im ersten Jahr<br />
auch Lehrgeld<br />
bezahlen<br />
»Ich denke, er ist im Moment vermutlich DER beste<br />
Fahrer <strong>der</strong> Welt. Ich glaube nicht, dass er nächstes<br />
Jahr gegen Lorenzo und Pedrosa um den Titel mitkämpfen<br />
kann, aber er wird hin und wie<strong>der</strong> vorne<br />
sein. Ich habe das Gefühl, als würde mir das<br />
bekannt vorkommen«, spielt Crutchlow auf Marco<br />
Simoncelli an. »Er ist etwas Beson<strong>der</strong>es, daran gibt<br />
es keinen Zweifel. Was seinen Speed angeht, erinnert<br />
er mich sehr an Lorenzo, aber etwas an<strong>der</strong>s.<br />
Er ist schnell. Ich habe noch nie gesehen, dass einer<br />
mit einem GP-Bike auf <strong>der</strong> Geraden fast einen<br />
Highsi<strong>der</strong> hat und in <strong>der</strong> nächsten Runde genauso<br />
fährt. Ich denke, wir werden tolle Dinge von ihm<br />
sehen. Er ist schon besiegbar, je<strong>der</strong> ist besiegbar.<br />
Wenn er aber einmal an die Spitze kommt, wird er<br />
auch dort bleiben.«<br />
Viele sind sich sicher, dass Marquez auch in <strong>der</strong><br />
Königsklasse wie eine Bombe einschlagen wird,<br />
doch zahlte er auch in an<strong>der</strong>en Kategorien ein<br />
hohes Lehrgeld für seinen unbeschreiblichen<br />
Speed. Allerdings ist schon nach zwei Tests sicher:<br />
Marc Marquez ist verdammt schnell und steht<br />
nicht nur in <strong>der</strong> Repsol Honda Box herum. Er<br />
brennt eine schnelle Runde nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en in<br />
den Asphalt, fühlt sich auf <strong>der</strong> RC213V immer<br />
besser und steigert sich rasant - Runde für Runde,<br />
Run für Run und Tag für Tag.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83
Fotos: milagro<br />
84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Was macht Sandro<br />
<strong>Cortese</strong> zum Weltmeister?<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> hat sich in <strong>der</strong><br />
Red Bull Ajo <strong>Motorsport</strong><br />
Box umgehört<br />
und das ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Geheimnis von Teamchef,<br />
Ingenieur und Teamkollegen<br />
erfahren.<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Mit Gelassenheit<br />
zur Traumsaison<br />
17Rennen, 15 Podestplätze, darunter fünf<br />
Siege, und die Ehrenrunde ging auch nach<br />
Saisonende noch weiter. Sandro <strong>Cortese</strong> eilte Freude<br />
strahlend von einem Empfang zum nächsten - als Weltmeister.<br />
»Es war eine wun<strong>der</strong>bare Saison für mich.<br />
Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass ich eine so<br />
gute Saison haben würde, hätte ich es nicht geglaubt.<br />
Es ist wie ein Traum. Ich genieße jede Minute«, sagt<br />
<strong>Cortese</strong> nach dem letzten Rennen seiner Erfolgssaison.<br />
Endlich hatte er es zum ersehnten WM-Titel geschafft.<br />
Dabei war das Abschlussrennen eher Nebensache,<br />
schließlich durfte sich <strong>der</strong> 22-Jährige schon zur drittletzten<br />
Runde in Malaysia als Weltmeister betiteln und<br />
Gratulationen entgegennehmen. »Das war ein unbeschreibliches<br />
Gefühl, wenn einem jemand wie Vale,<br />
Max Biaggi o<strong>der</strong> Loris Capirossi zum Titel gratuliert.<br />
Das sind Legenden des <strong>Motorsport</strong>s - das macht einen<br />
natürlich extrem stolz«, erklärt er.<br />
Das erste Jahr in <strong>der</strong> neu geschaffenen Moto3-Klasse<br />
stellte für <strong>Cortese</strong> nicht nur einen Neuanfang beim Red<br />
Bull Ajo <strong>Motorsport</strong> Team dar, son<strong>der</strong>n direkt den<br />
Durchbruch. Teamchef Aki Ajo hatte sich den Berkheimer<br />
nach einem Jahr im Racing Team Germany zu<br />
Beginn <strong>der</strong> Saison zurück ins Team geholt. Das Verhältnis<br />
zwischen Fahrer und Teamchefs sei nie schlecht<br />
gewesen, betont Ajo. »Ich hatte allerdings nicht die<br />
Chance, ihm 2011 ein Paket zu bieten«, erklärt er. →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85
Die Eltern waren<br />
mächtig stolz<br />
auf Sandro<br />
<strong>Cortese</strong><br />
»Ich denke, dass wir beide in dem Jahr, in dem wir<br />
nicht zusammengearbeitet haben, weitergewachsen<br />
sind und somit fiel es uns leicht, in diesem Jahr<br />
durchzustarten. Es fühlt sich noch wärmer und<br />
enger an als 2009 und 2010«, beschreibt er. Mit<br />
geschwellter Brust blickt <strong>der</strong> Teamchef auf die Saison<br />
zurück und ist stolz auf seine Crew. »Es gibt<br />
viele Teams, in denen es sich anfühlt, als hätte man<br />
zwei Parteien in einem Team, aber wir versuchen<br />
immer, wie eine große Familie zu sein und dar<strong>über</strong><br />
bin ich wirklich glücklich.«<br />
Teil <strong>der</strong> Familie ist auch Chefingenieur<br />
Patrick Unger, <strong>der</strong> erst seit diesem Jahr<br />
intensiv mit <strong>Cortese</strong> zusammenarbeitet,<br />
ihn aber bereits eine Weile kennt. »Wir sind schon<br />
gemeinsam in <strong>der</strong> IDM gefahren und ich habe ihn<br />
verfolgt, als er in die Weltmeisterschaft gekommen<br />
ist. Mittlerweile ist er lange dabei und hat beson<strong>der</strong>s<br />
am Anfang auch etwas Zeit gebraucht, die ganzen<br />
Strecken kennenzulernen, außerdem ist er verschiedene<br />
Motorrä<strong>der</strong> gefahren.« Im letzten Jahr habe<br />
sich <strong>der</strong> Deutsche aber zur Perfektion entwickelt.<br />
»Er hat die ersten Rennen gewonnen, wodurch es<br />
ihm leichter gefallen ist, auf dem Motorrad die Ruhe<br />
zu bewahren und sich das Rennen besser einzuteilen.<br />
Das ist ihm schon im letzten Jahr gelungen,<br />
allerdings hatte er in <strong>der</strong> letzten Saison stark begonnen,<br />
im <strong>So</strong>mmer etwas nachgelassen und zum Ende<br />
erst wie<strong>der</strong> richtig Gas gegeben. Das konnte er in<br />
diesem Jahr abstellen. Bis auf zwei Rennen war er<br />
an jedem Wochenende auf dem Podest, was ihm<br />
letztlich so früh den WM-Titel gesichert hat.«<br />
Ajo sieht es ähnlich und bemerkt, dass sich sein<br />
Schützling gegen<strong>über</strong> den Vorjahren extrem stei-<br />
Der WM-Erfolg<br />
wurde auf <strong>der</strong><br />
Strecke gefeiert<br />
gern konnte. »Momentan ist es wirklich seine<br />
Erfahrung und dass er clever genug ist, diese Erfahrung<br />
zu nutzen. 2009 und 2010 hatte ich das Gefühl,<br />
dass diese Erfahrung noch ein bisschen fehlte und<br />
vielleicht hatte er sich selbst bei allem zu viel Druck<br />
gemacht.« Wenn es im Zeittraining bei <strong>Cortese</strong> gut<br />
lief, machte er sich damals im Rennen oft zu viel<br />
Druck und das führte zu Fehlern. »Jetzt hat er sich<br />
aber wirklich verän<strong>der</strong>t. Ich habe schon zu Beginn<br />
<strong>der</strong> Saison bemerkt, dass er viel ruhiger ist und ich<br />
denke auch, dass es ein bisschen mit <strong>der</strong> Verbindung<br />
<strong>der</strong> Nationalitäten zusammenhing: die finnische,<br />
deutsche und italienische Mentalität scheinen<br />
wirklich gut zusammenzupassen«, lobt Ajo<br />
seinen Weltmeister.<br />
Seine gesamte Crew hat beobachtet, wie <strong>Cortese</strong><br />
sich gesteigert hat. Unger ist <strong>über</strong>zeugt, dass <strong>der</strong><br />
KTM-Pilot beson<strong>der</strong>s mental besser heranging. »Er<br />
<strong>Cortese</strong> und sein<br />
Team passten gut<br />
zusammen<br />
ist sehr ruhig geworden und denkt viel nach. Er ist<br />
extrem zielstrebig, auch abseits <strong>der</strong> Rennstrecke.«<br />
Damit spielt <strong>der</strong> Ingenieur auch auf das intensive<br />
Winterprogramm seines Fahrers an. Die gute Vorbereitung<br />
brachte <strong>Cortese</strong> in diesem Jahr den<br />
gewünschten Erfolg. »Dass er schnell fahren kann,<br />
haben wir schon früher gesehen, aber das auch<br />
wirklich auf den Punkt zu bringen und diese Leistung<br />
bei jedem Rennen abrufen zu können zeichnete<br />
ihn in dieser Saison aus. Er war bei jedem Test,<br />
in jedem Training und in jedem Qualifying vorne<br />
und gut dabei, konnte aber auch entscheiden, wann<br />
er einmal unter schlechten Bedingungen nicht zu<br />
hart pushen sollte. Das war sehr schlau und<br />
<strong>über</strong>legt.«<br />
Arthur Sissis konnte sich im Laufe des Jahres viel<br />
von seinem erfahrenen Teamkollegen abschauen<br />
und freut sich für <strong>Cortese</strong> und die ganze Truppe:<br />
»Für das ganze Team war die Saison echt gut, denn<br />
86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
sie haben die WM gewonnen.« Was <strong>Cortese</strong>s<br />
Geheimnis zum Erfolg ist, weiß <strong>der</strong> Australier allerdings<br />
nicht. »Keine Ahnung, er ist einfach verdammt<br />
gut.« Der Weltmeister selbst meint es hingegen<br />
genau sagen zu können: Seine konstant guten<br />
Ergebnisse brachten ihm den Titel. »Ich glaube, das<br />
hat je<strong>der</strong> gesehen.« Teamchef Ajo hat noch viel<br />
mehr gesehen und meint, dass acht WM-Jahre ihre<br />
Spuren bei <strong>Cortese</strong> hinterlassen haben. »Er punktet<br />
mit Erfahrung, er hat in diesen acht Jahren in <strong>der</strong><br />
Weltmeisterschaft wirklich viel gelernt. Er ist ein<br />
guter Mensch und sammelt gute Menschen um<br />
sich, denn er versteht wirklich in jedem Bereich,<br />
wie es funktioniert: mit den Medien, mit dem Team,<br />
seiner Familie, mit allen Partnern kann er wun<strong>der</strong>bar<br />
umgehen.« Und genau diese Personen, die <strong>der</strong><br />
Er war bei jedem Test,<br />
in jedem Training und<br />
in jedem Qualifying<br />
vorne, konnte aber<br />
auch entscheiden,<br />
wann er einmal unter<br />
schlechten Bedingungen<br />
nicht zu<br />
hart pushen sollte<br />
Moto3-Weltmeister um sich sammelte, sind es, die<br />
ihm auch in schwierigen Situationen wie beim Rennen<br />
in Japan zur Seite stehen. »Je<strong>der</strong> Mechaniker,<br />
jede Person hier im Team ist mit Leib und Seele<br />
dabei und voller Euphorie. Alle fiebern mit und<br />
wollen so gut wie möglich abschneiden. Da gehört<br />
es einfach dazu, dass man auch einmal <strong>über</strong>schwänglich<br />
reagiert. Am Ende muss man so etwas<br />
in wenigen Zehntelsekunden entschieden und je<strong>der</strong><br />
will schließlich gewinnen«, rechtfertigt Unger.<br />
Aber auch Ajo weiß, dass niemand perfekt ist -<br />
selbst Weltmeister <strong>Cortese</strong> nicht. Dennoch hat<br />
<strong>Cortese</strong> seinem Teamchef in diesem Jahr viel<br />
Freude bereitet. Der Finne wünscht sich, dass sein<br />
Pilot auch weiterhin die Ruhe bewahrt und hart<br />
arbeitet. Schließlich steht für <strong>Cortese</strong> ab <strong>der</strong> nächsten<br />
Saison ein neues Abenteuer an: Nach acht<br />
Lernjahren in <strong>der</strong> kleinen Kategorie, die von<br />
Höhen und Tiefen geprägt waren, steigt er in die<br />
Moto2 auf und kann es selbst kaum erwarten:<br />
»Jetzt geht es mit <strong>der</strong> Moto2 auf ein neues Level,<br />
ich bin so gespannt darauf.« In <strong>der</strong> Moto3 könne<br />
sich <strong>der</strong> <strong>Champ</strong> laut seinem Chefingenieur so o<strong>der</strong><br />
so kaum noch steigern. »Es gibt sehr wenige<br />
Bereiche, in denen er sich noch verbessern muss.<br />
Ich würde mir wünschen, dass er im nächsten Jahr<br />
mit dem neuen Motorrad langsam anfängt und<br />
nach und nach immer besser zurechtkommt und<br />
wirklich Geduld hat, das Motorrad und seinen<br />
Fahrstil weiterzuentwickeln. Ich hoffe, dass er<br />
nicht versucht, bei den ersten Tests auf Biegen und<br />
Brechen Bestzeiten zu fahren und dann stürzt«,<br />
erklärt Unger, <strong>der</strong> auch <strong>über</strong>zeugt ist, dass <strong>der</strong><br />
zukünftige Moto2-Pilot dank seinem Fahrstil gut<br />
abschneiden kann. »Man könnte ihn mit Johann<br />
Zarco vergleichen, Sandro hat einen ähnlichen<br />
Fahrstil. Johann war schon in den ersten Moto2-<br />
Rennen stark und Sandro würde ich ähnlich einschätzen.«<br />
Ajo ist ebenso <strong>über</strong>zeugt, dass <strong>Cortese</strong><br />
als Weltmeister und Profi-Fahrer beste Chancen<br />
hat, gut in <strong>der</strong> neuen Kategorie zurechtzukommen.<br />
Ajo ist sich genau wie Unger sicher, dass <strong>der</strong><br />
Moto3-Weltmeister nichts <strong>über</strong>stürzen sollte. »Ich<br />
denke schon, dass er seine Zeit brauchen wird, um<br />
ein gutes Gefühl zu bekommen. Beson<strong>der</strong>s er<br />
selbst muss es verstehen, ruhig zu bleiben und sich<br />
selbst diese Zeit zu geben.«<br />
Maverick Vinales<br />
war ein sehr harter<br />
Gegner<br />
Fotos: milagro, red bull content pool<br />
Berkheim feierte mit<br />
<strong>Cortese</strong> eine<br />
Riesenparty<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87
Graziano und Valentino<br />
Rossi lieben den<br />
Motorradsport und<br />
leben ihn so intensiv<br />
wie möglich<br />
Alternative:<br />
Fotos: milagro<br />
Musiker<br />
88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Text: Maria Pohlmann
Valentino Rossi wird an den Rennstrecken oft von seinem<br />
Vater Graziano begleitet, <strong>der</strong> selbst eine bemerkenswerte<br />
Geschichte zu erzählen hat. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
traf sich mit Graziano Rossi.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 89
Der Haarschnitt war<br />
an<strong>der</strong>s, die Zeiten<br />
ebenfalls. Motorrad<br />
fuhr die Familie Rossi<br />
aber schon<br />
Drei Siege, sieben Podestplätze und eine Pole Position:<br />
Graziano Rossi muss sich nicht mit den Lorbeeren<br />
seines <strong>So</strong>hnes schmücken, son<strong>der</strong>n kann selbst auf<br />
sechs interessante Jahre in <strong>der</strong> Motorrad-WM zurückblicken. Der<br />
Italiener erlebte 1979 sein erfolgreichstes Jahr in <strong>der</strong> 250ccm-<br />
Klasse, durfte in Jugoslawien seinen ersten Sieg feiern und wurde<br />
Gesamtdritter auf einer Morbidelli. Parallel fuhr Rossi in <strong>der</strong><br />
500ccm-Kategorie mit. Er blieb aber schon immer bescheiden<br />
und meinte einst: »Wenn ich meine Karriere beschreiben müsste,<br />
wären die wohl treffendsten Worte: ‚kurz und unglücklich‘.«<br />
Nur die Wenigsten wissen, dass Graziano Rossi im Februar 1980<br />
- also im Winter vor seiner ersten kompletten 500ccm-Saison -<br />
einen schweren Unfall auf einer öffentlichen Straße hatte, bei dem<br />
er sich ernsthaft verletzte und viel Zeit brauchte, um sich davon<br />
zu erholen. »Daher hatte ich keine wirkliche Chance auf Rennsiege<br />
1980.« Dennoch sicherte sich Rossi Senior den fünften Gesamtrang<br />
- hinter Kenny Roberts, Randy Mamola, Marco Lucchinelli<br />
und Franco Uncini. 1982 erlebte Graziano Rossi einen weiteren<br />
schlimmen Unfall bei den 200 Meilen von Imola, nach dem er<br />
sich komplett aus dem aktiven Rennsport zurückziehen musste.<br />
»Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern, aber dank Claudio<br />
Costa bin ich noch am Leben. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte<br />
ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht <strong>über</strong>lebt. Ich persönlich<br />
glaube, dass die Arbeit von Claudio die wichtigste in <strong>der</strong> gesamten<br />
Meisterschaft ist, da alle Karrieren <strong>der</strong> Teilnehmer zu einem gewissen<br />
Punkt an ihm hängen.«<br />
Heute spielt die eigene Karriere für den 58-Jährigen kaum noch<br />
eine Rolle, schließlich steht jetzt sein <strong>So</strong>hn Valentino Rossi im<br />
Rampenlicht. Schon früh nahm Graziano Rossi seinen <strong>So</strong>hn mit<br />
zur Rennstrecke und entfachte das Feuer des neunfachen Weltmeisters,<br />
das auch nach zwei enttäuschenden Jahren bei Ducati<br />
noch lange nicht erloschen ist. Rossis berühmte Startnummer<br />
46 ist ein Erbstück seines Vaters. Heute sind die »46« und <strong>der</strong><br />
»Doktor« auch außerhalb <strong>der</strong> Motorradwelt wohlbekannt. Der<br />
Grund dafür ist neben Rossis sportlichen Erfolgen vor allem sein<br />
extrovertiertes Verhalten mit Stunt-Einlagen, Verkleidungen und<br />
speziellen Helm- sowie Motorrad-Designs. Mit Beginn <strong>der</strong> Saison<br />
2013 stürzt sich Familie Rossi abermals in ein neues Abenteuer,<br />
das bereits am ersten Testtag nach dem Grand Prix in Valencia<br />
seinen Anfang nahm. Während sich <strong>der</strong> Rückkehrer auf seine erste<br />
Comeback-Ausfahrt auf <strong>der</strong> M1 vorbereitete, machte es sich Papa<br />
Rossi in <strong>der</strong> Yamaha Hospitality bequem, um mit dem <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> auf zwei Karrieren zurückzublicken.<br />
MSM: Was sind deine besten Erinnerungen an deine<br />
Rennkarriere?<br />
GRAZIANO ROSSI: Meine? Das erste Mal, als Valentino mit <strong>der</strong><br />
125er gefahren ist, daran kann ich mich gut erinnern. Ich erinnere<br />
mich vorrangig an seine Rennkarriere und denke selten an meine<br />
eigene zurück. Ich erinnere mich an gar nichts. [lacht] Nein, ich<br />
habe 1979 drei Rennen auf <strong>der</strong> 250ccm-Maschine gewonnen und<br />
sicherlich war <strong>der</strong> erste Sieg in Rijeka, Jugoslawien eine meiner<br />
liebsten Rennmomente, woran ich gerne zurückdenke.<br />
Wäre Valentino möglicherweise heute gar kein Rennfahrer,<br />
Fotos: milagro<br />
Die bekannte 46 fuhr<br />
auch schon bei<br />
Graziano Rossi mit<br />
90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
»Es sind viele Dinge passiert, die ich viel besser hätte<br />
machen können. Ich hätte zum Beispiel viel mehr Rennen<br />
gewinnen können. Es ist immer besser, <strong>alles</strong> an <strong>der</strong><br />
Spitze zu kontrollieren.«<br />
Oh, da gibt es viele Dinge. Es sind viele Dinge passiert, die ich viel besser<br />
hätte machen können. Ich hätte zum Beispiel viel mehr Rennen gewinnen<br />
können. Es ist immer besser, <strong>alles</strong> an <strong>der</strong> Spitze zu kontrollieren.<br />
Valentino Rossi fährt<br />
wie<strong>der</strong> Yamaha, das<br />
mag <strong>der</strong> Papa<br />
Was ist deine lustigste Erinnerung an Valentinos Kindheit?<br />
Es gab viele Momente. Als er noch klein war und zur Schule ging, haben wir<br />
ständig lustige Sachen erlebt. Seine Schule war immer ziemlich weit weg von<br />
unserem Zuhause und wenn es regnete, kam er mit seinem Scooter immer<br />
zufälligerweise nicht pünktlich in <strong>der</strong> Schule an. Deshalb haben wir zusammen<br />
einen Ape gekauft, also dieses Fahrzeug von Piaggio mit drei Rä<strong>der</strong>n.<br />
Das war wirklich eine witzige Aktion, aber da gab es noch viel mehr.<br />
Ihr seid eine echte Rennfamilie. Denkst du, dass sich diese Tradition fortsetzen<br />
könnte?<br />
Sicherlich, denn Valentino hat jetzt eine sehr schöne Freundin und in den<br />
letzten beiden Jahren habe ich schon öfter gehört, dass Valentino dar<strong>über</strong><br />
geredet hat, Kin<strong>der</strong> zu haben, also eine Familie zu gründen. Warum auch<br />
nicht? Ich denke also schon, dass das gut möglich ist.<br />
Wie würde dein Leben ohne die Erfindung von Motorrä<strong>der</strong>n aussehen?<br />
Ich liebe Musik. Vielleicht wäre ich dann heute Musiker. Gitarre spielen war<br />
meine große Leidenschaft, aber meine Finger sind so breit, deshalb war es<br />
immer sehr schwierig, die richtigen Saiten zu treffen. [lacht]<br />
wenn du einen an<strong>der</strong>en Job gehabt hättest?<br />
Das weiß ich nicht. Ich war schon wichtig für Valentino, ich habe ihm die<br />
Motorrä<strong>der</strong> nahe gebracht. Wahrscheinlich wäre Valentino aber auch mit einem<br />
an<strong>der</strong>en Vater Rennfahrer geworden, denn er hat eine große Leidenschaft fürs<br />
Motorradfahren und daher ist es nicht so wichtig, was ihm sein Vater beibringen<br />
kann. Er hätte es auch <strong>alles</strong> so gelernt und wäre auch ohne mich ein großer<br />
<strong>Champ</strong>ion geworden.<br />
Bist du bei jedem Rennen bei ihm?<br />
Nein, nicht <strong>über</strong>all. Ich fliege nicht zu den Überseerennen, ich bin nur in Europa<br />
dabei. Ich bin jetzt einfach nur sehr glücklich, denn er ist zurück bei Yamaha.<br />
Dieser Wechsel zurück zu Yamaha war sehr schön und sehr wichtig. Er ist sehr<br />
gespannt und hoch motiviert. Uns steht mit Yamaha also ein wun<strong>der</strong>barer Neuanfang<br />
bevor.<br />
Gibst du ihm noch immer Ratschläge?<br />
[lacht] Ich kann dir sagen, dass er elf Jahre alt war, als ich das letzte Mal versucht<br />
habe, ihm einen Ratschlag zu geben. Damals ist er mit dem Mini-Bike gefahren<br />
und ich sagte ihm, dass er auf dem linken Teil <strong>der</strong> Strecke starten soll und nicht<br />
auf dem rechten. Er sah mich nur an und meinte: »Mach dir keine <strong>So</strong>rgen, mach<br />
dir keine <strong>So</strong>rgen.« Seitdem habe ich ihm also nichts mehr beibringen können<br />
und damals war er erst elf.<br />
Was denkst du <strong>über</strong> seinen Wechsel zurück zu Yamaha? Hättest du es genauso<br />
gemacht?<br />
Das ist das Beste, was er machen konnte, die absolut beste Entscheidung, die er<br />
treffen konnte.<br />
Würdest du irgendetwas in deinem Leben an<strong>der</strong>s machen, wenn du es noch<br />
mal leben könntest?<br />
Hast du jemals insgeheim gedacht ‚Verdammt, hätte er nur einen richtigen<br />
Beruf gelernt‘?<br />
Valentinos Job war es schon immer, Rennen zu fahren. Ich denke, er wird<br />
noch drei, vier o<strong>der</strong> fünf Jahre weiter Motorrad fahren und dann die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Rä<strong>der</strong> verdoppeln. Ich vermute also, er wird danach Autorennen fahren<br />
und dann bestimmt in Italien in Rente gehen. Dabei aber noch lange keine<br />
Ruhe haben, son<strong>der</strong>n sicherlich an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n beibringen, wie sie gute<br />
Rennfahrer werden. Vielleicht fängt er aber auch endlich an, Gitarre zu spielen<br />
wie Eric Clapton.<br />
Du hast dir also nie gewünscht, dass er vielleicht von klein auf lieber Gitarre<br />
spielt, anstatt Motorrad zu fahren?<br />
Ich habe versucht, ihm das Gitarre spielen beizubringen als er noch sehr klein<br />
war. Da war er glaube ich acht o<strong>der</strong> zehn Jahre alt. Damals habe ich ihm zum<br />
Gitarrenunterricht zu einem Menschen in unserem Ort geschickt. Er ist sogar<br />
drei o<strong>der</strong> vier Monate hingegangen, hat dann aber einfach aufgehört. Es war<br />
einfach nicht seine Leidenschaft, aber er kann ein bisschen was spielen. Wohl<br />
nicht ganz so gut wie Eric Clapton, aber ein paar grundsätzliche Dinge hat<br />
er drauf.<br />
Valentino ist einer <strong>der</strong> erfolgreichsten Motorradfahrer <strong>der</strong> Welt und Vorbild<br />
für viele Nachwuchsfahrer. Was bedeutet das für dich?<br />
Das ist fantastisch! Es ist aber auch eine sehr große Verantwortung, denn er<br />
muss <strong>der</strong> jungen Generation <strong>alles</strong> Gute und Wichtige beibringen und das<br />
allein mit seinem Handeln, denn viele schauen sich ab, was er macht und<br />
sagt.<br />
Was ist dein größter Traum?<br />
Momentan wünsche ich mir einfach, dass Valentino in <strong>der</strong> nächsten<br />
Saison auf <strong>der</strong> Yamaha wie<strong>der</strong> richtig schnell ist. Das würde mir schon<br />
reichen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 91
Alle wollen an<br />
<strong>der</strong> Zukunft mit<br />
gestalten<br />
Fotos: milagro<br />
92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Rosarote<br />
Zukunft?<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Die Weltwirtschaftskrise und das Verbot von Tabakwerbung machten <strong>der</strong><br />
MotoGP in den letzten Jahren schwer zu schaffen. Dorna, Hersteller und IRTA<br />
suchen nach Abhilfe und planen tiefgreifende Än<strong>der</strong>ungen für 2014.<br />
Ich messe den Erfolg nicht an meinen Siegen, son<strong>der</strong>n daran, ob ich<br />
jedes Jahr besser werde.« Tiger Woods gibt das Prinzip vor - die<br />
Weltmeisterschaft macht es nach: Das ständige Streben nach Verbesserung.<br />
Wie <strong>über</strong>all auf <strong>der</strong> Welt dreht sich auch in <strong>der</strong> MotoGP<br />
fast <strong>alles</strong> nur ums liebe Geld. Ständiges Ziel von Dorna-Chef Carmelo<br />
Ezpeleta und Co. ist es, die Kosten für die Teams zu senken, aber gleichzeitig<br />
die Show zu verbessern. Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Claiming Rule Teams zu<br />
Beginn <strong>der</strong> Saison ist ein erster Schritt getan. Für Fausto Gresini ein eindeutiger<br />
Zugewinn: »Für das nächste Jahr bekomme ich wie<strong>der</strong> ein CRT-<br />
Bike und ich habe dank <strong>der</strong> CRT-Regelung die Möglichkeit, mit zwei<br />
Motorrä<strong>der</strong>n an den Start zu gehen. Sicherlich sind die CRT-Bikes noch<br />
nicht optimal, das wird sich in Zukunft aber <strong>alles</strong> verbessern. Die zweite<br />
Saison wird ein wichtiges Jahr und sicherlich haben wir noch zwei verschiedene<br />
Meisterschaften innerhalb <strong>der</strong> MotoGP. Jetzt ist es wichtig, die<br />
Regeln zu verbessern, <strong>alles</strong> deutlicher zu machen. Ich denke, dass die<br />
MotoGP an sich eine hart umkämpfte Meisterschaft ist. Die großen Hersteller<br />
haben viel mehr Power und <strong>alles</strong> ist bei ihnen besser. Für mich ist<br />
es hingegen wichtig, um den besten CRT-Platz zu kämpfen.«<br />
Der Gresini Honda Teamchef steht nicht alleine da. Tech 3 Boss Herve<br />
Poncharal empfand die CRTs als eine gute Idee, allerdings sei noch nicht<br />
<strong>alles</strong> perfekt. Der Franzose wünscht sich einheitliche Regeln für alle. »Ohne<br />
CRT wäre die Saison aber viel schlechter gelaufen, also können wir sagen,<br />
dass es gut war. Aspar, Avintia, Speed Master, Forward Racing und Ioda<br />
Racing konnten Rennen fahren und diese Teams bringen natürlich auch<br />
Sponsoren in die Meisterschaft. Es hilft also auch <strong>der</strong> Serie, es hilft dem<br />
Sport und es hilft auch, neue Ideen zu bekommen. Wir haben mit ihnen<br />
gelernt. Ich denke, es war eine gute Idee. Vielleicht bleibt es nicht für immer<br />
so, aber es hilft beim Übergang.« Auch Lucio Cecchinello fand, dass das<br />
erste CRT-Jahr ein voller Erfolg war. »Denn wir hatten mehr Motorrä<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Startaufstellung und sie haben dazu eine extra Meisterschaft gebildet«,<br />
begründet er. »Sie haben einen beson<strong>der</strong>en Wert eingebracht. Es ist gut,<br />
was die Dorna gemacht hat, wir müssen jetzt aber direkt an den zweiten<br />
Schritt denken. Der zweite Schritt ist die CR-Teams konkurrenzfähiger zu<br />
machen und ich würde sie von nun an auch nicht mehr CR-Teams nennen.<br />
Ich wünsche mir, dass die CRTs schon bald zu Prototypen werden und<br />
mehr Unterstützung von den Werken erhalten.«<br />
Genau diese neue Phase plante die Grand Prix Kommission ausgiebig in<br />
Valencia. »Wir haben an den Regeln gearbeitet, es war nicht leicht, aber<br />
ich bin ziemlich glücklich mit dem En<strong>der</strong>gebnis. Die Regeln sind gut für<br />
alle. Ich glaube, wir werden damit in eine Situation kommen, in <strong>der</strong> alle<br />
dichter beieinan<strong>der</strong> liegen: Die Werksteams und die privaten Teams«, erklärt<br />
Poncharal, <strong>der</strong> die IRTA repräsentiert. Dazu schil<strong>der</strong>t er, dass es dank <strong>der</strong><br />
neuen Vorschriften in Zukunft keine CR-Teams mehr geben wird. »Die<br />
Idee ist, dass Yamaha bis zu acht Bikes haben kann, also vier Bikes wie jetzt:<br />
Zwei Werksmotorrä<strong>der</strong> und zwei im Tech 3 Team, dazu könnten vier Pakete<br />
mit Yamaha M1 Motor wie unseres geleast werden. Sie müssten aber ihr<br />
eigenes Chassis bauen. Honda will fünf Bikes verkaufen, die extrem konkurrenzfähig<br />
sein können. Wenn sie also fünf Motorrä<strong>der</strong> verkaufen und<br />
dazu noch die vier haben, die wir jetzt schon haben, sind wir schon bei<br />
neun und insgesamt bei 17. Ducati wird bei vier Motorrä<strong>der</strong>n bleiben,<br />
Suzuki wird sicherlich zurückkommen. Wenn das <strong>der</strong> Fall sein sollte - <strong>der</strong><br />
sehr wahrscheinlich ist - dann könnten wir einen Grid mit 23 Fahrern<br />
voller Nicht-CRT-Bikes haben und das ist <strong>der</strong> erste Punkt.«<br />
Des Weiteren wurde nach einem Protest von Honda beschlossen, keine<br />
Einheitselektronik einzuführen. <strong>So</strong> müssen die Werksbikes ab 2014 lediglich<br />
eine einheitliche ECU-Hardware nutzen. Alle an<strong>der</strong>en müssen sich mit<br />
Magneti Marelli Hard- und <strong>So</strong>ftware abfinden, dürfen aber das Spritlimit →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93
von 24 Litern beibehalten, während die Werke<br />
mit 20 Litern im Rennen auskommen müssen.<br />
»Ich denke, es wird sehr interessant zu verfolgen,<br />
denn 24 Liter könnten vielleicht ein Vorteil sein.<br />
Wir alle wissen, wie wichtig <strong>der</strong> Spritverbrauch<br />
ist. Die Werke müssen die Kraft also reduzieren,<br />
damit sie mit 20 Litern auskommen, während<br />
die an<strong>der</strong>en viel freier sind. Sicherlich werden<br />
die Werksbikes eine an<strong>der</strong>e <strong>So</strong>ftware haben, die<br />
möglicherweise etwas geschickter ist, die an<strong>der</strong>en<br />
werden eine etwas weniger raffinierte <strong>So</strong>ftware<br />
haben, dafür aber mehr Kraftstoff. Ich glaube,<br />
dass es recht interessant wird und das wird sehr<br />
gut für die Show, für die Fans und die Medien.<br />
Denn manchmal kann man ein Privatmotorrad<br />
haben, das ein Werksbike schlägt. Es kommt<br />
natürlich auch noch auf das Niveau des Fahrers<br />
an. Sicherlich sitzen die besten Fahrer auf Werksbikes,<br />
das beeinflusst schon das Ergebnis«,<br />
schätzt Poncharal ein. Das sei allerdings nur <strong>der</strong><br />
technische Teil. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite habe sich<br />
auch je<strong>der</strong> Hersteller gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Meisterschaft<br />
verpflichtet, die Kosten zu reduzieren und die<br />
Preise für Motoren und Bikes ab 2014 mit <strong>der</strong><br />
Dorna abzusprechen. Cecchinello erinnert: »Wir<br />
dürfen nie vergessen, dass wir eine sportliche<br />
Unterhaltungsplattform sind und als solche müssen<br />
wir die bestmögliche Show liefern.« Die<br />
Lücke zwischen Werks-, Satelliten- und CR-<br />
Teams sei in den letzten Jahren zu groß geworden.<br />
Die Regelän<strong>der</strong>ungen für 2014 sind laut dem<br />
Italiener also <strong>der</strong> nächste Schritt, um den WM-<br />
Zirkus attraktiver zu machen, die Lücke zu verkleinern<br />
und Technologien anzugleichen, um<br />
mehr Spektakel, und Überholmanöver zu<br />
bieten.<br />
Doch die Show ist noch längst nicht<br />
<strong>alles</strong>. Zuletzt waren ebenso die extrem<br />
gesunkenen Gehälter <strong>der</strong> Fahrer im<br />
Gespräch und auch die GP Kommission<br />
hatte das Thema auf dem Tisch. »Es ist deutlich,<br />
dass es eine Zeit gab - als die Tabakindustrie<br />
noch da war, Sponsoren leicht zu finden waren<br />
und es ein größeres Budget gab - in <strong>der</strong> es <strong>über</strong>all<br />
eine riesige Inflation gab. Die Werke haben<br />
immer mehr Bikes zu einem verrückten Preis<br />
verliehen, die Gehälter <strong>der</strong> Fahrer wuchsen auf<br />
ein wahnsinniges Niveau an, sogar die Mechaniker<br />
haben unheimlich viel Geld bekommen, was<br />
absolut realitätsfremd war. Als die Tabakkonzerne<br />
nicht mehr involviert waren, begann die<br />
Krise«, erklärt Poncharal, <strong>der</strong> beobachtete, dass<br />
die Hersteller immer weniger Motorrä<strong>der</strong> verkauften<br />
und <strong>der</strong> Profit damit sank. »Also mussten<br />
wir Entscheidungen treffen. Wir reden zwar oft<br />
<strong>über</strong> das Technische, denn <strong>der</strong> Preis für ein<br />
Motorrad ist enorm wichtig. Ein Team hat aber<br />
hauptsächlich drei große Ausgabenbereiche: Man<br />
hat die Kosten für das Bike, die Kosten für den<br />
Fahrer - die ab und an absolut wahnsinnig waren<br />
- und die Kosten für den Rest, also Angestellte,<br />
94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Reisen, sagen wir Logistik«, fuhr <strong>der</strong> Tech 3<br />
Teamchef fort. Bis vor vier o<strong>der</strong> fünf Jahren habe<br />
man einen Fahrer für die MotoGP unter 1,5 Millionen<br />
Euro gar nicht ansprechen brauchen. »Das<br />
war unmöglich, selbst bei Leuten, die auf einem<br />
wirklich niedrigen Niveau waren. <strong>So</strong>bald man<br />
dann einen Fahrer wollte, <strong>der</strong> in den Top-5 o<strong>der</strong><br />
6 waren, ging es um zwei o<strong>der</strong> drei Millionen.<br />
Woher soll man das Geld nehmen? Wenn man<br />
genügend Geld zusammenbekommt, würde es<br />
mich auch nicht stören, das zu bezahlen.<br />
Unglücklicherweise ging es auf ein verrücktes<br />
Level, das zu hoch war und jetzt haben wir eine<br />
Situation, die ich auch nicht unterstütze, in <strong>der</strong><br />
einige Fahrer wirklich schlecht bezahlt werden.«<br />
Poncharal teilt Ezpeletas Meinung, dass ein Minimalgehalt<br />
vorgeschrieben werden sollte. Auf eine<br />
Höhe will er sich aber nicht festlegen.<br />
Cecchinello kennt sowohl die Seite des Teambesitzers<br />
als auch die <strong>der</strong> Fahrer. »Das ist schwierig<br />
zu sagen. Als Teambesitzer hat man momentan<br />
Probleme, weil <strong>der</strong> Sponsorenmarkt so gut wie<br />
zusammengebrochen ist. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
setzt ein Fahrer aber sein Leben aufs Spiel und<br />
strengt sich enorm an, um stark zu sein. Er setzt<br />
sich selbst vielen Risiken aus und ich glaube, dass<br />
das bezahlt werden sollte. Sie sind wirklich sehr<br />
beson<strong>der</strong>e Menschen. Ich mag es nicht, wenn ein<br />
Fahrer ohne Gehalt, also für umsonst fahren muss,<br />
aber es gefällt mir auch nicht, dass ein Fahrer<br />
zehnmal mehr verdient als ein an<strong>der</strong>er. Es wäre<br />
also schön, eine Balance zu finden«, wünscht sich<br />
<strong>der</strong> LCR-Boss. Auch Gresini findet es schwierig.<br />
»Klar ist es wichtig, dass die Fahrer anständiges<br />
Geld verdienen, das hängt aber von <strong>der</strong> ökonomischen<br />
Situation und dem Potential <strong>der</strong> Teams<br />
ab. Vor sechs Jahren zum Beispiel haben die<br />
Piloten unheimlich viel Geld bekommen und<br />
heutzutage ist das einfach nicht mehr möglich.<br />
Die Situation hat sich komplett geän<strong>der</strong>t und das<br />
ist die Realität. Sicherlich würde ich meinen<br />
Piloten gerne mehr Geld geben, wenn ich es hätte.«<br />
Poncharal erinnert sich: »Wir haben einem<br />
MotoGP-Fahrer nie weniger als 300.000 Euro<br />
gezahlt, dazu kommen ihre eigenen Sponsorenverträge.<br />
Ich denke, das ist fair, das ist mein Minimum.«<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite verstehe er aber<br />
beson<strong>der</strong>s die Teammanager in <strong>der</strong> Moto2 und <strong>der</strong><br />
Moto3, die wirklich Probleme hätten, finanzielle<br />
Mittel aufzutreiben. »Wenn dann ein Fahrer kommt<br />
und sagt, dass er etwas Geld hat, wenn man ihn<br />
fahren lässt, dann muss ich das manchmal tun o<strong>der</strong><br />
ich kann mit meinem Team abziehen. Es ist nicht<br />
immer leicht, jemanden zu verurteilen. In einer<br />
idealen Welt sollten viele Dinge rosarot sein, aber<br />
das Leben ist nicht ideal, die Welt ist nicht ideal und<br />
manchmal muss man eine Lösung finden, um zu<br />
<strong>über</strong>leben. Momentan haben wir eine Periode, in<br />
<strong>der</strong> viele Leute Probleme haben und einfach nur<br />
versuchen zu <strong>über</strong>leben.«<br />
Herve<br />
Poncharal<br />
kennt den Weg<br />
Fotos: milagro
»Wir dürfen nie vergessen, dass wir eine sportliche<br />
Unterhaltungsplattform sind und als<br />
solche müssen wir eine Show liefern.«<br />
Das Feld muss<br />
voll und stark<br />
sein<br />
Neue Hersteller<br />
wären<br />
willkommen<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95
Die dümmsten Text: Falko Schoklitsch<br />
Regelän<strong>der</strong>ungen<br />
Die Motorradwelt steckt voller Überraschungen - gerade auf den Seiten <strong>der</strong> Regelbücher.<br />
Aber nicht jede Regelän<strong>der</strong>ung sorgt für Jubelstürme. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
erinnert an die fünf dümmsten Ideen <strong>der</strong> Regelhüter.<br />
Den Kopf schütteln, bis er so richtig wehtut.<br />
Manchmal scheint einem kein an<strong>der</strong>er Ausweg<br />
zu bleiben. Dabei muss es nicht immer <strong>der</strong><br />
eigene Kopf sein, <strong>der</strong> ein paar heftige Vibrationen<br />
vertragen könnte, denn wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong><br />
stellt sich die Frage: was haben die sich dabei<br />
gedacht? Wie in allen Bereichen des Lebens<br />
kommt das auch in <strong>der</strong> Motorrad-Weltmeisterschaft<br />
vor, wo die vermeintlich klügsten Köpfe<br />
Ideen ausbrüten wollen, um damit für die<br />
Zukunft nur das Beste zu erreichen. Mehr als<br />
einmal ging aber <strong>der</strong> Schuss nach hinten los,<br />
Grund genug, um bei den Regelän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
vergangenen Jahre nach dem größten Rohrkrepierer-Potential<br />
zu suchen.<br />
5. Das Ende <strong>der</strong> Zweitakter<br />
Je<strong>der</strong> versteht, gerade in <strong>der</strong> hochtechnischen Welt des <strong>Motorsport</strong>s muss man<br />
mit <strong>der</strong> Zeit gehen. Zweitakt-Motorrä<strong>der</strong> waren gestern, Viertakter sind heute.<br />
Dennoch lief vielen ein kalter Schauer <strong>über</strong> den Rücken, als mit <strong>der</strong> Bekanntgabe<br />
<strong>der</strong> Moto3-Weltmeisterschaft das Ende <strong>der</strong> Zweitakt-Ära besiegelt war. Der spezielle<br />
<strong>So</strong>und des Motors und <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Geruch <strong>der</strong> Abgase hatten einfach<br />
etwas für sich. Die eigentliche Idiotie an <strong>der</strong> ganzen Sache ist aber, dass sowohl<br />
Fahrer als auch Techniker vielerorts meinen, die Zweitakter waren einfach die<br />
besseren Rennmaschinen. Dank <strong>der</strong> giftigen Drehmomentkurve waren die Piloten<br />
noch wirklich gefor<strong>der</strong>t, dank <strong>der</strong> Einfachheit des Motors konnten versierte Ingenieure<br />
wirklich noch selbst Hand anlegen. Nicht umsonst hat Casey Stoner vor<br />
seinem Abschied aus <strong>der</strong> MotoGP gesagt, er würde wohl nur dann zurückkommen,<br />
wenn wie<strong>der</strong> mit den alten 500cc-Zweitaktern gefahren wird.<br />
Fotos: milagro<br />
96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
4. Einheitsreifen<br />
Sparen, sparen, sparen ist seit Jahren das Motto in <strong>der</strong> MotoGP. Überall ist das Geld knapp und<br />
am besten sollte je<strong>der</strong> gratis arbeiten. Da <strong>der</strong> Reifenkrieg zwischen Michelin und Bridgestone<br />
sehr viel Geld verschlang, orientierten sich die Verantwortlichen einfach an den Vorbil<strong>der</strong>n Formel<br />
1 und Superbike-WM. Dort gab es seit Jahren nur einen Reifenhersteller, es funktionierte, also<br />
musste das auch in <strong>der</strong> MotoGP klappen. Gesagt, getan. Das Problem war nur, Bridgestone sah<br />
keinen großen Drang zur Weiterentwicklung mehr, nachdem <strong>der</strong> Deal für die exklusive Belieferung<br />
<strong>der</strong> Zweirad-Königsklasse im Sack war. Die Fahrer beklagen jedes Jahr, dass die Maschinen<br />
zwar schneller, aber die Reifen langsamer geworden sind, es war sogar <strong>der</strong> Begriff Witz für die<br />
Gummisohlen zu hören. Das hat dazu geführt, dass mittlerweile die Hoffnung besteht, <strong>der</strong><br />
Reifenkrieg kommt zurück. Also eine Regel, die zum Wunsch nach Krieg geführt hat...<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97
3. Die 800er<br />
Hatten die Fahrer die 500cc-Maschinen geliebt, so konnten sie mit den 990ern<br />
zur Anfangszeit <strong>der</strong> MotoGP durchaus auch etwas anfangen. Die Elektronik war<br />
zwar bereits auf dem Vormarsch, aber noch nicht so ausgeprägt, die Maschinen<br />
hatten jede Menge Kraft, das Fahren machte Spaß. Die Regelhüter waren aber<br />
irgendwann <strong>der</strong> Meinung, die Motorrä<strong>der</strong> würden zu schnell und damit zu gefährlich.<br />
Also sollte sich etwas än<strong>der</strong>n. Weniger Hubraum war für die Entschei<strong>der</strong><br />
gleichbedeutend mit weniger Speed. Ende 2006 durften daher die 990er das<br />
Zeitliche segnen, um durch 800cc-Maschinen ersetzt zu werden. Der Einfluss <strong>der</strong><br />
Elektronik stieg damit stark an, doch das wirklich Dumme war, den Verlust <strong>der</strong><br />
Geschwindigkeit auf <strong>der</strong> Geraden machten die Piloten in <strong>der</strong> Kurve wett und die<br />
Kurvengeschwindigkeiten stiegen stark an. Wo passieren jetzt noch einmal die<br />
meisten Stürze? Da hatte wohl jemand nicht ganz bis zum Ende gedacht.<br />
Fotos: milagro<br />
2. CRTs<br />
Eine schrumpfende Anzahl an Teilnehmern ist für jede<br />
Rennserie ein großer Grund zur <strong>So</strong>rge. Wenn es danach<br />
aussieht, dass man als bekannteste Motorrad-Weltmeisterschaft<br />
<strong>der</strong> Welt nur mehr zwölf Starter vorweisen kann, dann<br />
bedeutet das bereits höchste Alarmstufe. <strong>So</strong> sah die Situation<br />
vor <strong>der</strong> Saison 2012 in <strong>der</strong> MotoGP aus. Der Alternativplan<br />
dafür war aber bereits beschlossen. Motorrä<strong>der</strong> mit seriennahen<br />
Motoren und Protoypen-Chassis sollten in so genannten<br />
Claiming Rule Teams (CRTs) die Reihen auffüllen. Das<br />
klingt als Idee prinzipiell brauchbar, konnten so doch für<br />
relativ geringe Kosten gleich zehn weitere Fahrer in <strong>der</strong><br />
Königsklasse begrüßt werden. Der Pferdefuß war allerdings,<br />
dass die neuen Maschinen einerseits hoffnungslos unterlegen<br />
waren und es an<strong>der</strong>erseits eines eigenen Reglements<br />
bedurfte, um die Meisterschaft in <strong>der</strong> Meisterschaft halbwegs<br />
gut aussehen zu lassen. Wie unklug die CRT-Idee<br />
wirklich war, zeigten Aussagen von den Moto2-Teamchefs<br />
Daniel Epp und Michael Bartholemy, die dem <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> sagten, sie würden ihre Fahrer nie mit einem CRT<br />
aufsteigen lassen. Da Honda seine RC213V ab 2014 in abgespeckter<br />
Version an Kunden verkaufen und Yamaha Motoren<br />
sowie Elektronik leasen will, dürfte das CRT-Experiment auch<br />
bald wie<strong>der</strong> zu Ende sein.<br />
98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
1. Die Rookie-Regel<br />
Wie dumm eine Regel sein kann, zeigt sich erst dann, wenn jene, die sie zunächst<br />
beschlossen haben, bei ihrer Abschaffung argumentieren, dass sie eigentlich<br />
ein Fehler ist. <strong>So</strong> geschehen mit <strong>der</strong> Rookie-Regel, die für die Saison 2008<br />
eingeführt worden war. Sie verbot es, dass MotoGP-Neueinsteiger direkt in ein<br />
Werksteam kommen dürfen, sie mussten zunächst bei einem Satellitenteam<br />
fahren. Das Argument bei <strong>der</strong> Einführung war, die kleinen Teams sollen davon<br />
profitieren, dass sie zukünftige Spitzenfahrer zumindest ein Jahr bei sich haben<br />
können. Das Argument bei <strong>der</strong> Abschaffung war, die kleinen Teams könnten<br />
darunter leiden, wenn sie zukünftige Spitzenfahrer ein Jahr bei sich haben.<br />
Mittlerweile kommen die Spitzenpiloten aus den unteren Klassen durchaus mit<br />
ihren eigenen Sponsoren und ihren eigenen Crews in die MotoGP. Das bedeutet,<br />
kommen sie in ein Satelliten-Team, müssen vorhandene Mitarbeiter gehen und<br />
sobald die Fahrer ins Werksteam weiterziehen, klafft eine Lücke. Sponsorenkonflikte<br />
sind ohnehin programmiert, aber auf ihre eigenen Geldgeber können<br />
die kleinen Teams nicht einfach verzichten. Immerhin haben selbst die Verantwortlichen<br />
gemerkt, dass so etwas ziemlich dumm ist.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99
Fotos: milagro<br />
Cal Crutchlow ist <strong>der</strong><br />
stärkste MotoGP-Brite<br />
seit langem
Text: Maria Pohlmann<br />
Der Mann<br />
ohne Fehler<br />
Cal Crutchlow konnte sich in seinem zweiten<br />
GP-Jahr stark verbessern, schaffte es sogar<br />
aufs Podium und am Ende auf Platz sieben.<br />
Dem Glück jagt <strong>der</strong> Brite allerdings noch<br />
hinterher.<br />
MSM: Wie würdest du deine Saison<br />
zusammenfassen?<br />
CAL CRUTCHLOW: Manchmal schwierig,<br />
aber viel besser als voriges Jahr. Beson<strong>der</strong>s<br />
wenn man die Punkte bedenkt, da habe ich<br />
in dieser Saison drei Mal so viele wie vorige<br />
Saison gesammelt, was sehr viel besser ist.<br />
Du hast auch während <strong>der</strong> Saison etwas<br />
zugelegt…<br />
Eigentlich finde ich fast, dass ich zu Jahresbeginn<br />
besser war. Ich stand ein paar Mal<br />
auf dem Podium. Ich glaube, dass ich am<br />
Jahresbeginn stärker war als am Ende <strong>der</strong><br />
Saison, denn die Lücke zu den Werksfahrern<br />
ist zum Ende hin immer größer geworden.<br />
Das liegt aber an <strong>der</strong> Maschine. Ich bin<br />
trotzdem glücklich mit den Fortschritten,<br />
die wir im Laufe des Jahres erzielen<br />
konnten.<br />
Was war dein persönlicher Höhepunkt<br />
2012?<br />
Ich würde vielleicht das Podium in Australien<br />
nehmen. Dort ging es mir wirklich<br />
schlecht und ich bin ein gutes Rennen<br />
gefahren. Ich konnte die Lücke zu meinen<br />
Verfolgern aufrechterhalten und in einigen<br />
Runden sogar dichter auf Lorenzo auffahren,<br />
also denke ich, dass wir dort ein echt<br />
gutes Rennen gefahren sind.<br />
Du hast sehr frustriert gewirkt, als Andrea<br />
Dovizioso den Platz bei Ducati bekam…<br />
Ja, also ich war nicht sauer auf Andrea, son<strong>der</strong>n<br />
die Situation ärgerte mich. Ich hatte<br />
ihnen [Ducati] gesagt, dass ich für sie fahren<br />
würde und sie sagten, dass sie mich nehmen<br />
wollten. Aber am Ende haben sie mich nicht<br />
genommen. Wir hatten also schon eine<br />
mündliche Einigung und ich sagte Herve<br />
[Poncharal], dass ich weggehen werde und<br />
dann kam ich zu ihm zurück und musste<br />
ihm sagen, dass ich doch gerne bleiben<br />
würde. Das ist schwierig und war sicherlich<br />
nicht die beste Situation, aber hoffentlich<br />
werde ich eines Tages trotzdem für sie<br />
fahren.<br />
Wie gut o<strong>der</strong> schlecht ist es jetzt für dich,<br />
doch im Tech-3-Team zu bleiben?<br />
Offensichtlich wäre ich natürlich gerne in<br />
einem Werksteam gefahren, aber das Team<br />
hier ist großartig. Man muss sich nur die<br />
Typen anschauen. Ich wäre gerne für<br />
Yamaha gefahren, aber im Werksteam ging<br />
das nicht und daher ist das die nächstbeste<br />
Variante. Sie waren sehr loyal zu mir und<br />
ich auch zu ihnen, aber jetzt freue ich mich<br />
darauf, noch ein Jahr mit ihnen zu arbeiten<br />
und mal sehen, was danach passiert.<br />
Was hältst du von Bradley Smith als deinem<br />
Teamkollegen im nächsten Jahr? Was<br />
ist von ihm zu erwarten? Wirst du ihm<br />
helfen?<br />
Natürlich werde ich ihm helfen, aber ich<br />
denke, er wird es im ersten Jahr schwer<br />
haben. Vielleicht hat er ein genauso hartes<br />
Rookie-Jahr wie ich und dann ein bes-<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 101
seres zweites Jahr. Ich freue mich auf jeden Fall darauf,<br />
ihm zu helfen.<br />
Eure Bikes scheinen die einzigen Nicht-Werks-<br />
Maschinen zu sein, die an <strong>der</strong> Spitze mithalten können.<br />
Warum ist das so?<br />
Ja, aber das liegt an den Fahrern. Stefan Bradl und<br />
Alvaro Bautista haben bessere Maschinen als wir. Ich<br />
glaube aber, dass wir ein gutes Team, eine gute Basis<br />
haben und 2012 auch zwei gute Fahrer, denn auch<br />
Andrea ist sehr stark. Es ist ein gutes Gefühl, rauszufahren<br />
und mit den Jungs vorne mitzuhalten.<br />
Würdest du die Satelliten-Honda gerne einmal<br />
testen?<br />
Klar, ich würde sie gerne mal ausprobieren, aber<br />
unglücklicherweise habe ich da diesen Vertrag mit<br />
Yamaha und würde demnach zuerst lieber die Werks-<br />
Yamaha testen, wenn ich die Wahl hätte.<br />
Welches Bike würdest du allgemein gerne fahren,<br />
wenn du freie Wahl hättest?<br />
Oh, da muss ich vorsichtig sein. Ich muss also sagen,<br />
zunächst natürlich die Werks-Yamaha, dann die<br />
Honda und dann die Ducati. Ob das jetzt wirklich<br />
eine wahre Aussage ist, muss je<strong>der</strong> selbst<br />
entscheiden.<br />
Du hast gemeinsam mit Andrea Dovizioso in dieser<br />
Saison ein echt starkes Team gebildet. Wie gut ist es,<br />
als Teamkollegen auf dem gleichen Niveau zu sein<br />
und gegeneinan<strong>der</strong> zu kämpfen?<br />
Ich denke, wir haben großartige Unterhaltung geboten,<br />
aber auch für das Team und unsere Sponsoren<br />
ist es wichtig, dass wir ein gutes Jahr hatten. Ich habe<br />
das Gefühl, dass ich einen größeren Schritt nach<br />
vorne gemacht habe als Andrea. Er war voriges Jahr<br />
Dritter in <strong>der</strong> Meisterschaft, er ist also ein starker<br />
Fahrer. Ich denke, es ist für alle wichtig: für Yamaha,<br />
für Monster, für das Team - es war eine gute Saison.<br />
Was denkst du <strong>über</strong> die geplanten Regelän<strong>der</strong>ungen<br />
wie die Standard-Elektronik für 2014?<br />
Die Dorna und Carmelo [Ezpeleta] geben meiner<br />
Meinung nach ihr Bestes, um die Weltmeisterschaft<br />
stärker und fairer zu machen. Ich glaube, dass die<br />
Entscheidungen, die sie treffen, die Besten sind. Wir<br />
werden natürlich tun, was die Meisterschaft verlangt<br />
und hoffen, dass es die richtige Entscheidung ist, aber<br />
ich habe keine Zweifel, dass es richtig ist.<br />
Was würdest du tun, wenn es deine Aufgabe wäre,<br />
die Rennen spannen<strong>der</strong> zu gestalten und die Kosten<br />
gleichzeitig zu senken?<br />
Das ist schwierig, denn die Hersteller entscheiden<br />
viel. Es ist nicht immer unbedingt Carmelo, <strong>der</strong> alle<br />
Entscheidungen trifft. Denn wenn die Hersteller<br />
sagen, sie können dies o<strong>der</strong> das nicht zu diesem Preis<br />
bauen, dann wird es schwer. Aber ich glaube, dass die<br />
Hersteller und Carmelo ihr Bestes geben, um einen<br />
Kompromiss zu finden. Ich würde einfach mehr Bikes<br />
in die Startaufstellung bringen. Für die Hersteller ist<br />
es aber nicht so leicht, die Maschinen zu bauen.<br />
Kannst du dir vorstellen, ein CRT-Bike zu fahren?<br />
Wenn wir es alle müssten, dann schon, aber wenn es<br />
so läuft wie momentan, dann würde ich es lieber nicht<br />
fahren wollen.<br />
Was wird sich für dich im nächsten Jahr<br />
verän<strong>der</strong>n?<br />
Ich weiß es nicht, ich denke aber, dass es für mich in<br />
diesem Team etwas schwieriger wird, denn ich werde<br />
etwas die Führungsrolle <strong>über</strong>nehmen müssen. Ich<br />
habe aber auch ein großes Ziel: Wenn ich es schaffe,<br />
dicht an Valentino Rossi auf <strong>der</strong> Werksmaschine<br />
heranzukommen, wäre ich sehr froh.<br />
Was wird <strong>der</strong> größte Nachteil im Vergleich zu den<br />
Werks-Yamahas sein?<br />
Wir werden nicht die gleiche Ausstattung und vielleicht<br />
sogar ein schlechteres Gesamtpaket haben als<br />
dieses Jahr. Warum das so ist, kann ich dir aber nicht<br />
sagen. [lacht]<br />
Was machst du im Winter?<br />
Ich fliege nach Amerika. Lucy und ich leben im Winter<br />
immer in Amerika, denn dort ist es warm. In<br />
England, auf <strong>der</strong> Isle of Man, ist es viel zu kalt.<br />
Würdest du gerne einmal auf <strong>der</strong> Isle of Man bei <strong>der</strong><br />
TT mitfahren?<br />
Ja, aber ich habe es noch nie gemacht. Ich würde es<br />
gerne, die Begeisterung dafür ist sehr groß. Wir leben<br />
dort und sehen es jede Woche, das ist großartig. Ich<br />
glaube aber nicht, dass ich das darf. Die Deutschen<br />
lieben die TT, das ist unglaublich. Die meisten Fans,<br />
die r<strong>über</strong>kommen, sind aus Deutschland. Auf den<br />
Schil<strong>der</strong>n steht sogar <strong>alles</strong> auf Englisch und Deutsch.<br />
Da steht dann immer so etwas wie ‚links fahren‘, denn<br />
die Deutschen fahren immer auf <strong>der</strong> rechten<br />
Straßenseite.<br />
Was war <strong>der</strong> größte Fehler, den du je begangen hast?<br />
Ich mache keine Fehler. [lacht] Es war vielleicht falsch,<br />
nicht schon früher in die GP zu kommen. Ich hatte<br />
schon vor meinem Einstieg hier die Möglichkeit,<br />
Grand Prix zu fahren, aber ich bin nicht gekommen.<br />
Das hätte ich vielleicht machen sollen. Zu diesem<br />
Zeitpunkt dachte ich, es wäre die falsche Entscheidung,<br />
schon zu wechseln, aber im Nachhinein denke<br />
ich, dass es wohl eher falsch war, noch nicht zu<br />
kommen.<br />
Was motiviert dich jeden Tag?<br />
Gewinnen! Ansonsten habe ich keinen bestimmten<br />
Motivationsfaktor, das brauche ich nicht. Wenn ich<br />
gewinnen will, ist das Motivation genug für mich.<br />
Was erwartest du für 2013?<br />
Der Traum vom<br />
Werksteam ist nicht in<br />
Erfüllung gegangen<br />
102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: milagro<br />
Die Dorna und Carmelo geben meiner Meinung nach ihr Bestes,<br />
um die Weltmeisterschaft stärker und fairer zu machen. Ich<br />
glaube, dass die Entscheidungen, die sie treffen, die Besten sind.<br />
Ich erwarte, dass es schwer wird, aber es gibt meiner Meinung nach<br />
keinen Grund, warum wir nicht um das Podest kämpfen sollten.<br />
Ich bin <strong>über</strong>zeugt, dass wir es im nächsten Jahr öfter aufs Treppchen<br />
schaffen können, und natürlich ist es mein Ziel, bester Satelliten-<br />
Fahrer zu werden. Es wird auf jeden Fall schwer mit Marc Marquez<br />
und auch Stefan Bradl wird einen weiteren Schritt nach vorne<br />
machen, genauso wie Alvaro [Bautista]. Wir müssen also auf<br />
Yamaha hoffen, dass sie uns eine gute Maschine hinstellen.<br />
Denkst du, dass auch Siege drin sind?<br />
Ich glaube, dass man viel Glück braucht, um in <strong>der</strong> MotoGP ein<br />
Rennen auf einer Kunden-Maschine zu gewinnen, aber ich werde<br />
das Glück ergreifen, wenn es kommt. Schon seit vielen Jahren<br />
hat kein Satelliten-Fahrer mehr gewonnen, also bin ich hoffentlich<br />
<strong>der</strong> Erste, dem das wie<strong>der</strong> gelingt. Ich würde gerne mit einem<br />
Sieg in <strong>der</strong> Viertakt-Ära in die Geschichtsbücher eingehen. Sete<br />
[Gibernau] konnte einige Rennen gewinnen, aber er saß auf<br />
einer Werksmaschine. Wir sind ein komplettes Satellitenteam,<br />
also können wir das - wenn die Bedingungen stimmen - vielleicht<br />
erreichen.<br />
Wenn er<br />
aufsteigt, bringt<br />
Cal Crutchlow<br />
vollen Einsatz<br />
Seine<br />
Satelliten-<br />
Yamaha hat ihn<br />
bis aufs Podest<br />
getragen
Fotos: milagro<br />
Die<br />
Ara<br />
Auf dem Brickyard wird die schwarzweiß-karierte<br />
Flagge geschwenkt, erst<br />
57 Sekunden hinter dem Sieger <strong>über</strong>quert<br />
Valentino Rossi die Ziellinie. Der Grand<br />
Prix in Indianapolis endet für Ducati in einem<br />
weiteren Desaster. In <strong>der</strong> Anfangsphase muss sich<br />
<strong>der</strong> Italiener sogar gegen die CRT-Piloten wehren.<br />
Exakt 16 Jahre zuvor ging Rossis Stern mit<br />
seinem ersten Sieg in Brünn auf. Ist <strong>der</strong> Tiefpunkt<br />
nun erreicht? Rossi nickt: »Abgesehen von<br />
meinem Sieg im ersten Ducati-Jahr war ich nie<br />
schnell. Es gab viele Probleme.«<br />
Ärger, Frust und kein Licht am Ende des Tunnels<br />
- Rossi entschied sich schon früh in dieser Saison,<br />
die Traum-Ehe mit Ducati aufzulösen und einen<br />
an<strong>der</strong>en Weg einzuschlagen. Dabei steht es um<br />
das Werk in Bologna für das kommende Jahr gar<br />
nicht mal so übel. Mit Audi als neuem Besitzer<br />
und Schirmherr können die Italiener 2013<br />
anscheinend aus den Vollen schöpfen. »Bei<br />
Ducati än<strong>der</strong>t sich jetzt viel. Ducati ist Teil einer<br />
großen Gruppe und das nicht nur mit ökonomischen<br />
Ressourcen, son<strong>der</strong>n einem unglaublichem<br />
Niveau an Technologie«, sagte Technik-<br />
Ass Filippo Preziosi <strong>über</strong>zeugt bei den<br />
November-Testfahrten in Valencia. »Wir warten<br />
auf ein paar Teile, die wir bestellt haben und von<br />
denen wir schon Jahre lang träumten. Jetzt haben<br />
wir die Möglichkeit, diese Teile zu bekommen.<br />
Sicherlich wird es bei Ducati Corse in Zukunft<br />
eine Umstrukturierung geben, damit wir mit<br />
mehr Leuten vom Management bis zur Technik<br />
stärker aufgestellt sind. Das Top-Management<br />
will unbedingt, dass Ducati wie<strong>der</strong> gewinnt.<br />
Wenn man die Ressourcen und den Willen →<br />
nach<br />
Rossi<br />
Text: Maria pohlmann<br />
Valentino Rossi geht, die Probleme mit<br />
<strong>der</strong> Desmosedici bleiben. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> fand heraus, was sich bei Ducati<br />
mit <strong>der</strong> starken Unterstützung von Audi<br />
für 2013 <strong>alles</strong> än<strong>der</strong>n soll<br />
104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Nach dem gescheiterten<br />
Experiment mit Star Valentino<br />
Rossi blickt Ducati in Richtung<br />
Zukunft
hat, dann hat man zwei große Hilfen, um das<br />
Ergebnis zu erreichen.«<br />
Preziosi war seinen Posten nur eine Woche später<br />
los. Dennoch gibt es keinen Grund zur <strong>So</strong>rge bei<br />
den Tifosi, denn <strong>der</strong> erfahrene Italiener bleibt<br />
Ducati als Direktor für Forschung und Entwicklung<br />
erhalten und wird dem neuen Generaldirektor<br />
von Ducati Corse, Bernhard Gobmeier,<br />
beratend zur Seite stehen. Einer <strong>der</strong> Wenigen,<br />
<strong>der</strong> einen guten Rat abgeben könnte, ist Casey<br />
Stoner, denn er war <strong>der</strong> Einzige, <strong>der</strong> das rote Biest<br />
jemals wirklich beherrschte und die WM-Trophäe<br />
ins italienische Haus holte. Schon beim<br />
Auftaktrennen in Katar 2007 hängte <strong>der</strong> Australier<br />
alle Verfolger ab, fuhr den Sieg ein und ließ<br />
damit alle Kritiker verstummen - er dominierte<br />
nach Lust und Laune. Nachdem er auch Rossi<br />
auf <strong>der</strong> Yamaha hinter sich gelassen hatte, konnte<br />
Stoner auf dem Weg zum ersten Titel bei Ducati<br />
nichts mehr stoppen. Genau auf diese Spur wollen<br />
Preziosi und Co. zurück. »Wir arbeiten uns<br />
schon jetzt durch jedes einzelne Detail, um in<br />
jedem einzelnen Teilbereich stark zu sein. Wir<br />
brauchen natürlich mehr finanzielle Mittel, die<br />
wir jetzt haben, und wir haben auch die Möglichkeit,<br />
mit unseren Kollegen in <strong>der</strong> Gruppe<br />
<strong>über</strong> Elektronik- o<strong>der</strong> Motoren-Material zu sprechen,<br />
um Synergien zu erzeugen«, so Preziosi.<br />
»Wir haben mehr Leute im Management bei<br />
Ducati Corse. Ich denke, wenn Ducati weiterhin<br />
an jeden kleinen Aspekt denkt, dann gibt es keinen<br />
Grund, warum wir nicht schon bald in <strong>der</strong><br />
Lage sein sollten, wie<strong>der</strong> zu gewinnen.« Optimistische<br />
Aussichten und das bei einer fast komplett<br />
neuen Fahrerbesetzung.<br />
Nicky Hayden bleibt Ducati als einziger Pilot<br />
treu. An Rossis Stelle tritt sein Landsmann<br />
Andrea Dovizioso. Hector Barbera musste<br />
Andrea Iannone und Ben Spies im Pramac Team<br />
Platz machen. Beide sollen Werksmaterial erhalten.<br />
Dazu bekommt Testfahrer Franco Battaini<br />
mit Michele Pirro eine Unterstützung. Neue<br />
Struktur - neues Glück? Zumindest Hayden,<br />
Dovizioso, Iannone und Pirro hinterließen beim<br />
Test in Valencia einen guten Eindruck. »Ich bin<br />
sehr glücklich, beson<strong>der</strong>s <strong>über</strong> Dovi. Er ist seine<br />
Bestzeit nach neun Runden gefahren, als <strong>der</strong><br />
Reifen schon ziemlich abgenutzt war. Das ist sehr<br />
gut. Nicky hat nur einen kleinen Abstand zur<br />
Spitze. Wir haben einen neuen Rahmen getestet,<br />
den er mag. Ich bin sehr glücklich, wie unsere<br />
Fahrer arbeiten. Beson<strong>der</strong>s die beiden Jungs bei<br />
Pramac haben sehr hart und in die richtige Richtung<br />
gearbeitet. Ich bin also sehr optimistisch für<br />
die Zukunft«, schätzte Preziosi ein. Dabei war<br />
Spies gar nicht mit von <strong>der</strong> Partie. Der Amerikaner<br />
kurierte eine Verletzung aus, während Pirro<br />
in Spanien direkt die Chance auf eine Testfahrt<br />
»Ich hatte ein bisschen Angst, dass <strong>der</strong> Motor extrem aggressiv<br />
ist, aber er war besser, als ich erwartet hatte.<br />
Nach dem ersten Run war ich ziemlich glücklich.«<br />
Filippo Preziosi wird in Zukunft nicht mehr<br />
die Geschicke <strong>der</strong> Rennabteilung von Ducati<br />
leiten<br />
106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
in Pramac-Kleidung bekam und für Preziosi nun<br />
als eine <strong>der</strong> neuen Schlüsselpersonen gilt. »Er ist<br />
eines <strong>der</strong> Details, von denen ich sprach. Michele<br />
wird auch in Zukunft mit Franco als Entwicklungsfahrer<br />
tätig sein. Wir investieren viel ins<br />
Testen und sicherlich ist es gut, einen Fahrer zu<br />
haben, <strong>der</strong> sich auf die Fahrbarkeit konzentriert<br />
und einen, <strong>der</strong> auf die Leistung schaut. Das gibt<br />
uns die Möglichkeit, den Fahrern in <strong>der</strong> Meisterschaft<br />
ausgewähltes Material zu liefern. Wir können<br />
also mehrere Rahmen bauen, den aussuchen,<br />
<strong>der</strong> besser ist und ihn den Rennfahrern liefern.«<br />
Einen neuen Rahmen hat die Desmosedici<br />
auch dringend nötig. Während Rossi das<br />
neue Teil schon zur Saisonmitte probieren<br />
durfte, bekam es Hayden erst in Valencia. »Ich<br />
habe mich beim Einlenken besser gefühlt. Ich<br />
denke, wir haben das damit ein bisschen verbessert.<br />
Ich habe mehr Grip gefühlt, wir müssen aber<br />
die Daten noch checken. In einigen <strong>der</strong> schnelleren<br />
Kurven hatten wir ein bisschen Untersteuern,<br />
aber hier ohne die Unebenheiten, konnten<br />
wir die Schräglage richtig mitnehmen, den Grip<br />
am Vor<strong>der</strong>rad beibehalten und das Bike richtig<br />
einlenken. In einigen Bereichen konnte ich damit<br />
wirklich schneller fahren«, zog Hayden ein positives<br />
Fazit. Preziosi erklärte, dass <strong>der</strong> neue Rahmen<br />
einen an<strong>der</strong>en Steifheitsgrad habe. »Wir<br />
wollen das Einlenken verbessern und es scheint,<br />
als hätten wir das mit diesem Rahmen geschafft.«<br />
Damit wäre wohl einer von vielen Teilbereichen<br />
bereits bearbeitet, was aber we<strong>der</strong> Hayden noch<br />
Dovizioso, Iannone o<strong>der</strong> Spies auf die Siegerspur<br />
zurückbringen dürfte.<br />
Denn gerade das Untersteuern war ein langjähriges<br />
Hauptproblem aller Ducati-Piloten. Hayden<br />
ist dennoch guter Dinge: »Je<strong>der</strong> wird die Front<br />
bis zu einem gewissen Grad pushen, vor allem<br />
da wir jetzt mit <strong>der</strong> ganzen Elektronik so viel<br />
Grip am Heck haben. Bin ich <strong>über</strong>zeugt, dass wir<br />
es <strong>über</strong> Nacht lösen? Nein. Aber ich bin <strong>über</strong>zeugt,<br />
wir können es lösen und es gibt keinen<br />
Grund, warum wir das nicht können sollten.«<br />
Ducati gibt sich dabei größte Mühe, denn es wird<br />
in verschiedenen Schritten gearbeitet. »Wir<br />
haben drei verschiedene Rahmen, was die<br />
Dimension angeht. Für jeden Rahmen gibt es<br />
verschiedene Optionen bei <strong>der</strong> Steifheit. Wir<br />
haben zwei verschieden lange Schwingen und<br />
dabei zwei bis drei verschiedene Optionen <strong>der</strong><br />
Steifheit. Wir können also bei jedem Teil das<br />
Beste wählen, um das schnellste Motorrad zu<br />
haben. Was auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber noch viel<br />
wichtiger ist: Wir müssen verstehen, in welche<br />
Richtung wir bei den nächsten Schritten gehen.<br />
Also wenn das Ergebnis, das Nicky in Valencia<br />
mit dem Rahmen erzielt hat, in Jerez bestätigt<br />
wird, wissen wir, dass wir die Steifheit in eine<br />
Richtung lenken müssen. Dann können wir einen<br />
weiteren Schritt gehen und in Sepang checken,<br />
ob es einen neuerlichen Leistungsschritt geben<br />
kann«, erklärt Preziosi.<br />
Dovizioso hatte noch eine weitere <strong>So</strong>rge vor dem<br />
Wechsel: »Ich hatte ein bisschen Angst, dass <strong>der</strong><br />
Motor extrem aggressiv ist, aber er war besser, als<br />
ich erwartet hatte. Nach dem ersten Run war ich<br />
glücklich. Die Rundenzeit ist wirklich gut, wir<br />
waren schneller als am Wochenende. Das Gefühl<br />
mit meiner Crew war gut.« Erleichterung bei den<br />
Italienern: Der erste Eindruck Doviziosos war<br />
definitiv positiv und auch Iannone strahlte. »Am<br />
Nachmittag habe ich die Jungs in meinem Team<br />
<strong>über</strong>zeugt, auf Slicks rauszufahren und die Zeiten<br />
sanken noch mehr. Das bedeutet, dass ich die Reifen<br />
ordentlich aufwärmen und richtig pushen<br />
kann: Beides Zeichen meines guten Gefühls auf<br />
dem Bike. Ich freue mich auch <strong>über</strong> mein Team,<br />
die Jungs hören mir bereitwillig zu und <strong>über</strong>denken<br />
meine Vorschläge. Mehr kann ich mir kaum<br />
wünschen.«<br />
Rossi gab selbst zu, dass er in zwei Jahren bei<br />
Ducati we<strong>der</strong> einen Schritt nach vorne gemacht,<br />
noch Stoner verstanden habe, <strong>der</strong> die Desmosedici<br />
bisher als Einziger beherrschen konnte. Mit den<br />
Investitionen von Audi und <strong>der</strong> Anstrengung im<br />
Werk ist für die Ducatisti allerdings noch lange<br />
nichts verloren. Hayden weiß: »Es ist nicht so einfach,<br />
die magische Formel für <strong>alles</strong> zu finden, aber<br />
Ducati hat ein paar gute Ideen und ich hoffe in<br />
jedem Fall, dass wir es schaffen.«<br />
Andrea Dovizoso war bei<br />
seinem Ducati-Einstand<br />
ziemlich zufrieden<br />
Andrea Iannone kommt<br />
ohne MotoGP-Erfahrung.<br />
Vielleicht ein Vorteil<br />
Fotos: milagro<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107
einText: Maria pohlmann<br />
Neubeginn<br />
Das Kiefer Racing Team will wie<strong>der</strong> ganz vorne landen - in <strong>der</strong> Moto2 war das in <strong>der</strong> zurückliegenden<br />
Saison nahezu unmöglich. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> schaut sich die Pläne<br />
des entthronten Weltmeisterteams für 2013 genauer an.<br />
Fotos: milagro, kiefer racing<br />
108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
D<br />
er Morgen danach. Ein Moto2-Bike<br />
mit <strong>der</strong> Aufschrift »Kiefer Racing«<br />
scheint am Montag nach dem Saisonfinale<br />
in Valencia in <strong>der</strong> falschen Box zu erwachen.<br />
Tags zuvor saß darauf noch Mike di Meglio,<br />
jetzt steht es in <strong>der</strong> Box des Avintia Blusens<br />
Teams für Toni Elias bereit. Kiefer Racing hat die<br />
Maschine nach einer glücklosen Saison verkauft<br />
und konzentriert sich auf ein an<strong>der</strong>es Projekt:<br />
Moto3. »Die Saison hatten wir uns natürlich<br />
etwas an<strong>der</strong>s vorgestellt, als sie am Ende gelaufen<br />
ist«, gibt Teammanager Stefan Kiefer zu. »Wir<br />
dachten, dass wir mit Max [Neukirchner] einen<br />
erfahrenen Rennfahrer bekommen - was er auch<br />
zweifellos ist - aber lei<strong>der</strong> haben Max und Kiefer<br />
nicht zusammengepasst. Wir waren nicht in <strong>der</strong><br />
Lage, erfolgreiche Motorradrennen zu fahren<br />
und deshalb haben wir unsere Saison in beidseitigem<br />
Einverständnis frühzeitig beendet.« Als<br />
Ersatz sprang di Meglio ein, <strong>der</strong> immerhin einige<br />
Punkte einfahren konnte. »Insgesamt war es eine<br />
schlechte Saison, aber wir sind ganz froh, dass<br />
sie noch so ausgegangen ist«, sagt <strong>der</strong> Teammanager<br />
dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />
Stefan Kiefer und seiner Crew ist es egal, ob sie<br />
in <strong>der</strong> Moto2 o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Moto3 starten. »Entscheidend<br />
war für uns, in den nächsten Jahren wie<strong>der</strong><br />
Erfolg zu haben und mit unseren finanziellen<br />
Mitteln wäre das in <strong>der</strong> Moto2 einfach nicht<br />
möglich gewesen.« Dafür hätte das Team Fahrer<br />
verpflichten müssen, die sechsstellige Summen<br />
for<strong>der</strong>n und das gibt das Sparschwein nicht her.<br />
<strong>So</strong>mit wäre Kiefer wie<strong>der</strong>um auf Fahrer angewiesen<br />
gewesen, die Geld mitbringen. »Dann<br />
wären wir aber erneut nur auf dem 25. Platz<br />
herumgefahren«, so Kiefer. »Das ist definitiv<br />
nicht unsere Intention und deshalb haben wir<br />
gesagt, wir gehen den Schritt zurück in die<br />
Moto3, suchen uns zwei junge deutsche Fahrer<br />
und versuchen, in den nächsten zwei bis drei<br />
Jahren wie<strong>der</strong> erfolgreich zu sein - ähnlich wie<br />
wir das schon mit Stefan Bradl gemacht haben«,<br />
erklärt Kiefer den Plan.<br />
Max Neukirchner<br />
kam 2012 gar<br />
nicht zurecht<br />
Mike di Meglio<br />
half in den<br />
letzten Rennen<br />
aus<br />
Die Moto2 hat<br />
Kiefer vorerst ad<br />
acta gelegt<br />
»Stefan und Jochen Kiefer<br />
wissen einfach, wie man<br />
einen deutschen Fahrer aufbaut,<br />
ihn weiter för<strong>der</strong>t und<br />
ihm die Chance gibt.«<br />
Schon in den letzten Jahren arbeitete die deutsche<br />
Crew mit Kalex zusammen, die Wahl, ab 2013<br />
mit einer Kalex-KTM anzutreten, fiel deshalb<br />
nicht allzu schwer. Die erste Ausfahrt steht für<br />
die Neuzugänge Florian Alt und Toni Finsterbusch<br />
für Anfang Februar an. »Ich bin sehr<br />
gespannt und muss jetzt noch drei Monate warten,<br />
was schon sehr lange ist«, sagt Alt. »Aber<br />
wenn man dann wie<strong>der</strong> aufs Motorrad steigt, ist<br />
man richtig motiviert.« Die Werks-KTM hat er<br />
bereits getestet. Im Kiefer Team fühlt er sich<br />
schon jetzt wohl. »Es ist ein sehr gutes Team und<br />
ich denke, dass wir gut zusammenarbeiten werden<br />
und wenn ich ab Saisonmitte dauerhaft in<br />
die Punkte fahren könnte, wäre das super.« Seinen<br />
Teamkollegen Finsterbusch kennt er bereits<br />
seit einigen Jahren. »Toni und ich verstehen uns<br />
gut«, betont Alt. »Er ist ein guter und auch starker<br />
Teamkollege. Ich gehe also davon aus, dass wir<br />
viele gute Kämpfe haben werden.«<br />
In <strong>der</strong> vergangenen Saison kämpfte Finsterbusch<br />
vor allem mit sich sowie seinen wechselnden<br />
Teams und Motorrä<strong>der</strong>n. Bei Kiefer Racing rechnet<br />
er jetzt mit geregelten Strukturen, um so viel<br />
wie möglich zu lernen und alsbald gemeinsam<br />
mit seinem Teamkollegen regelmäßig Punkte<br />
einzufahren. Für seine Karriere hält er das Kiefer<br />
Team für die beste Lösung: »Stefan Bradl wurde<br />
hier aufgebaut, wurde Weltmeister und fährt jetzt<br />
MotoGP. Stefan [Kiefer] und Jochen [Kiefer]<br />
wissen meiner Meinung nach einfach, wie man<br />
einen deutschen Fahrer aufbaut, ihn weiter för<strong>der</strong>t<br />
und ihm die Chance gibt. Ich hoffe natürlich,<br />
dass es bei mir genauso klappt wie bei Bradl«,<br />
sagt er grinsend. Schon im ersten Moto3-Jahr<br />
konnte Finsterbusch trotz einigen Problemen<br />
dazulernen. »Wenn ich einen Einklang zwischen<br />
meinen Stärken und Schwächen finde, wird es<br />
gut laufen. Auch die Kalex sollte mir ein bisschen<br />
entgegenkommen, weil sie größer ist. Ich bin<br />
guter Dinge.« Mit Alt als altem und neuem Teamkollegen<br />
ist <strong>der</strong> ehemalige IDM-Fahrer ebenso<br />
zufrieden. »Wir schätzen uns gegenseitig, fahren<br />
eigentlich auf dem gleichen Niveau und wir werden<br />
uns sicherlich gut ergänzen. Mein Ziel ist es,<br />
regelmäßig in die Punkte zu fahren. Ich will ein<br />
gutes Jahr schaffen und dann sehen wir<br />
weiter.«<br />
Teammanager Stefan Kiefer will sich auf keine<br />
Wunschplatzierungen seiner beiden neuen Fahrer<br />
festlegen. »In <strong>der</strong> Moto3-Klasse fahren <strong>über</strong><br />
30 Piloten, die sehr gut sind. Für uns ist entscheidend,<br />
dass wir mit den Jungs Schritte nach vorne<br />
machen. Wenn wir im hinteren Mittelfeld beginnen,<br />
ist das für uns <strong>über</strong>haupt kein Problem. Am<br />
Ende <strong>der</strong> Saison sollten wir dann in <strong>der</strong> Lage sein,<br />
in die Punkte zu fahren.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109
Text: Falko Schoklitsch<br />
Potentieller Verrat, eine Trennung, eine neue Ehe, vielleicht auch irgendwann<br />
Amnesie. Die Geschichte rund um Ducati, Althea und Alstare gleicht einer Seifenoper.<br />
W<br />
enn sich Ducati eines sicher nicht vorwerfen lassen muss, dann dass<br />
es Dinge allzu leise abhandelt. Valentino Rossis Verpflichtung, sein<br />
Scheitern und sein Abgang gehören wohl zu den am besten dokumentierten<br />
Ausrutschern <strong>der</strong> <strong>Motorsport</strong>-Geschichte, doch nicht nur in <strong>der</strong><br />
MotoGP sorgt <strong>der</strong> Hersteller für jede Menge Wellen. An<strong>der</strong>norts waren sie<br />
sogar so hoch, dass sich wohl je<strong>der</strong> interessierte Seifenopern-Freund mit reichlich<br />
Verpflegung hingesetzt und zugesehen hätte. Die Protagonisten: Ducati,<br />
Audi, das Althea Team von Genesio Bevilacqua und das Alstare Team von<br />
Francis Batta. Das En<strong>der</strong>gebnis ist relativ einfach zu erklären. Ducati arbeitet<br />
in Zukunft in <strong>der</strong> Superbike-WM mit Alstare, als Fahrer werden Carlos Checa<br />
und Ayrton Badovini die neue Panigale pilotieren. Berücksichtigt man aber,<br />
dass die vergangenen Jahre Althea für den Ducati-Einsatz zuständig war, muss<br />
in <strong>der</strong> Zwischenzeit doch etwas passiert sein.<br />
Natürlich war einiges passiert. Ausgangspunkt war ein etwas nervöser Bevilacqua,<br />
<strong>der</strong> schon früh Nägel mit Köpfen machen wollte. Er hatte seine Sponsoren<br />
in Position gebracht, doch von Ducati kam nichts zurück. Dort ging<br />
gerade <strong>der</strong> Verkauf des Herstellers an Audi <strong>über</strong> die Bühne, bis <strong>der</strong> bestätigt<br />
war, musste <strong>alles</strong> an<strong>der</strong>e warten. Bevilaqua wurde ungeduldig<br />
und schließlich stellte ihn die Offerte von Ducati<br />
nicht zufrieden. »Wir waren bereit, all unsere Ressourcen<br />
zu investieren und unsere Sponsoren für das neue Panigale<br />
Projekt zu bestätigen und da versteht sich von selbst,<br />
dass wir bei Ducati vom gleichen Engagement ausgingen«,<br />
sagte er.<br />
110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»Ich habe schon lange<br />
eine gute Beziehung<br />
zu Ernesto Marinelli<br />
und wir sehen die Dinge<br />
gleich. Es wird für uns<br />
sicher kein Problem<br />
sein, Entscheidungen zu<br />
treffen.«<br />
Sein Ärger war enorm, nach seiner Meinung hatte er<br />
<strong>alles</strong> unternommen, um auch in Zukunft erfolgreich mit<br />
dem italienischen Hersteller arbeiten zu können. »Seit<br />
Beginn unserer Geschichte in <strong>der</strong> Superbike hatten wir<br />
ein erfolgreiches Projekt und wir wollten auf diesem Wege weitermachen. Ohne<br />
die Bedingungen dafür, sind wir nicht interessiert, das fortzuführen. Der Hauptgrund<br />
für die Meinungsverschiedenheit liegt offensichtlich auf ökonomischer<br />
Seite und das hat uns stutzig gemacht. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Fakt, dass eine Firma wie<br />
Ducati, zuletzt von einem Giganten wie Audi <strong>über</strong>nommen, kein Interesse hat,<br />
in ein neues Produkt zu investieren. In ein Projekt, dass dazu führen würde,<br />
den Erfolg <strong>der</strong> Vergangenheit mit den daraus resultierenden Vorteilen zu wie<strong>der</strong>holen,<br />
die sich bei den Verkäufen äußern würden.«<br />
Abtritt Bevilacqua, Auftritt Batta. Der Belgier hatte sich Ende 2011 zurückgezogen,<br />
als Suzuki nicht mehr in <strong>der</strong> Superbike-WM mitmischen wollte. Eigentlich<br />
hatte er eine Zeit die Nase voll, war aber drauf und dran, sich mit MV<br />
Agusta zusammenzuschließen, doch als sich die Chance mit Ducati auftat,<br />
<strong>über</strong>legte er nicht lange. Batta schlug zu und ist damit auf einmal wie<strong>der</strong> mitten<br />
im Geschäft. »Ich arbeitete bereits mit MV Agusta, dann kam aber die Aussicht,<br />
mit Ducati zu kooperieren und das durfte ich mir nicht entgehen lassen. Alles<br />
ging schnell, wir haben es aber geschafft, das komplette Projekt auf die Beine<br />
zu stellen«, berichtete er.<br />
Die Aufteilung <strong>der</strong> Rollen erfolgt in Zukunft relativ klassisch. Alstare kümmert<br />
sich um die Führung des Teams und beschäftigt zwei Ingenieure sowie den<br />
Rest <strong>der</strong> notwendigen Crew. Für die Telemetrie und die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Maschine ist Ducati zuständig. Die wichtigsten Entscheidungsträger werden<br />
Batta und Ducati Superbike-Manager Ernesto Marinelli sein. »Ich habe schon<br />
lange eine gute Beziehung zu Ernesto Marinelli und wir sehen die Dinge gleich.<br />
Es wird sicher kein Problem sein, Entscheidungen zu treffen«, sagte Batta.<br />
Marinelli ergänzte: »Wir werden mit Carlos und <strong>der</strong> Panigale den Sieg angehen.<br />
Nicht mit Althea zu verlängern, hält uns nicht von unserem Ziel ab. In unserer<br />
Geschichte haben wir Strukturen, Form und Thema schon des Öfteren geän<strong>der</strong>t<br />
und hatten trotzdem immer gute Ergebnisse.«<br />
Zukunftsängste hat Batta nach dem Kapitel mit dem<br />
Suzuki-Ausstieg nicht, denn für ihn bietet Ducati eine<br />
ganz an<strong>der</strong>e Firmenkultur als ein japanisches Unternehmen.<br />
»Sie haben Bewun<strong>der</strong>er und ein Image, außerdem<br />
sind sie sehr bekannt. Jetzt haben sie auch starke Technologie<br />
und wenn man das mit <strong>der</strong> Stärke von Audi<br />
zusammennimmt, dann kann man sie als eine <strong>der</strong> stärksten<br />
Motorradmarken ansehen.« Das Budget von<br />
Alstare hatte Batta schnell beisammen, da er sich sofort<br />
mit einem Sponsor einig werden konnte.<br />
Blieb noch das letzte Drama und bei dem spielte <strong>der</strong> Seifenopern-König des<br />
diesjährigen Superbike-Fahrer-Karussells mit, Sylvain Guintoli. Der Franzose<br />
war bereits mit Crescent Suzuki einig gewesen, sagte dann aber für den ersten<br />
Wintertest ab, weil er noch ein an<strong>der</strong>es Vertragsangebot mit Aprilia prüfen<br />
wollte. Daraufhin wurde sein Suzuki-Vertrag für nichtig erklärt. Laut Batta<br />
hatte Guintoli auch mit Alstare eine Vereinbarung, wollte aber ebenfalls lieber<br />
auf Aprilia warten. »Der Vorvertrag lief aus und wir riefen Ayrton an, <strong>der</strong> von<br />
<strong>der</strong> Möglichkeit begeistert war.« Es deutet also <strong>alles</strong> auf ein Happy End in <strong>der</strong><br />
Seifenoper hin, für Batta tut es das ohnehin. »Mit meiner Geschichte und einer<br />
Marke wie Ducati, können wir nur den Sieg anpeilen.«<br />
Fotos: wsbk
Eine sehr<br />
erfolgreiche Ehe ist<br />
zu Ende gegangen<br />
Carlos Checa wird<br />
Ducati weiter die<br />
Treue halten<br />
Der WM-Erfolg 2011<br />
war <strong>der</strong> gemeinsame<br />
Glanzpunkt<br />
2013 kommen<br />
an<strong>der</strong>e Farben und<br />
eine an<strong>der</strong>e Ducati<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111
Cow-Girl und Stoff-Elch beim<br />
ADAC Truck-Grand-Prix<br />
Bruno Spengler: Vom ewigen Zweiten<br />
zum Überraschungsmeister<br />
Fingerlehre: Sebastian Vettel zeigt<br />
Bernie Ecclestone wie es geht...<br />
Ein großer Pokal für Indycar<br />
<strong>Champ</strong>ion Ryan Hunter-Reay<br />
Davide Valsecchi tritt als GP2-<br />
<strong>Champ</strong> in große Fußstapfen<br />
Das Zweirad-Weltmeister-Trio:<br />
Marquez, Lorenzo, <strong>Cortese</strong>
SuperSeb Loeb tritt mit seinem<br />
neunten Titel ab<br />
Audi krönte sich zu den<br />
Langstreckenkönigen<br />
champions<br />
2012<br />
Brad Keselowski schnappte sich<br />
den NASCAR-Pott<br />
Auch Max Biaggi sagte mit dem<br />
WM-Titel leise Servus<br />
Rob Huff ist<br />
Tourenwagenweltmeister<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113
auf in die<br />
neue saison:<br />
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