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Paul McCartney • Van Halen • Mitch Ryder • Peter Framp<strong>to</strong>n • Chris Thompson • Leonard Cohen • Abwärts<br />
D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 2/2012 • April/Mai • www.goodtimes-magazin.de<br />
Jubilaum<br />
Humble Pie<br />
Eat it – ein Album<br />
und andere Tragödien<br />
Rory Gallagher<br />
Knast-Krimi mit<br />
Frankie Miller<br />
Rockhaus<br />
Neue Lust: diesmal<br />
live im Studio<br />
C.C.S.<br />
Unschlagbar<br />
unmodern<br />
60Jahre<br />
50 Jahre<br />
Bob Seger<br />
Jethro Tull • Twiggy • Eddie Hin<strong>to</strong>n • Errorhead • Leslie Mandoki • Mike Cot<strong>to</strong>n • Jim Gaines • Curtis Stigers
INHALT<br />
Ausgabe 117 · April/Mai 2012<br />
10 20 Jahre <strong>GoodTimes</strong><br />
Sprachrohr für Fans & Künstler<br />
14 50 Jahre Star-Club<br />
Eine Legende wird 50<br />
24 <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />
Deutsches Gesamtkunstwerk<br />
28 Bob Seger<br />
Tour in Deutschland? Sag niemals nie ...<br />
72 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />
Graveyard – Gemma Ray<br />
74 Geburtstage<br />
Roger Chapman – Leon Russell – Alan Price<br />
75 Van Halen<br />
Mainstream Metal – perfekt!<br />
76 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />
Hedvig Mollestad Trio – Lana Del Rey<br />
Mo<strong>the</strong>rship – Fabian Anderhub<br />
78 Live<br />
Rock Meets Classic" – Latin Quarter – Blues-Festival in Japan<br />
"<br />
82 60 Jahre Sun Records<br />
Am Tag, als die Sonne kam<br />
84 Jim Gaines<br />
Kompetent und knallhart<br />
86 E.G. Kight<br />
Blues-Porträt No. 34<br />
87 Chris Thompson<br />
DVD-Schock – und ganz viel Neues<br />
88 Frankie Miller & Rory Gallagher<br />
Knast-Krimi mit Musik<br />
89 Peter Framp<strong>to</strong>n<br />
Nach 32 Jahren: verschollene Klampfe gefunden!<br />
90 Twiggy<br />
Schluss mit Kleiderbügel!<br />
91 Curtis Stigers<br />
Spannendes Niemandsland<br />
92 Christian Simons Kolumne<br />
J. Geils & der Späher<br />
93 Jethro Tull<br />
Thick As A Brick – x 3<br />
94 Rockhaus<br />
Neue Lust – live im Studio<br />
96 C.C.S.<br />
Unschlagbar unmodern<br />
98 Leonard Cohen<br />
Alte Ideen – neue Aspekte<br />
100 Eddie Hin<strong>to</strong>n<br />
Der weiße Otis Redding<br />
102 Paul McCartney<br />
Neue CD: Schuld war nur der Eyjafalla ...<br />
104 Abwärts<br />
Für immer unangepasst<br />
105 Errorhead<br />
Der freundliche Dikta<strong>to</strong>r<br />
106 Jerry Shirley (Humble Pie)<br />
Eat It und andere Tragödien<br />
108 Es war einmal ...<br />
Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />
113 Leslie Mandoki<br />
Kreuzverhör<br />
118 Mitch Ryder & The Detroit Wheels<br />
Band-Archiv<br />
120 Mike Cot<strong>to</strong>n (Sound)<br />
Spurensuche<br />
122 ... zuguterletzt<br />
Steve Hogarth – Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood – Beggar's Bride<br />
<strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong>, S. 24 20 Jahre , S. 10<br />
Bob Seger, S. 28<br />
RUBRIKEN<br />
4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />
30 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />
60 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />
66 Buch-Vorstellungen<br />
68 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />
70 Kleinanzeigen<br />
kult!<br />
Edi<strong>to</strong>rial<br />
No.6<br />
71 Abo-Bestellschein<br />
80 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />
110 Konzertkalender<br />
118 His<strong>to</strong>ry<br />
121 Charts/Leserbriefe<br />
122 Impressum<br />
Fabian Leibfried<br />
-Herausgeber/Chefredakteur-<br />
Kaum zu glauben, dass <strong>GoodTimes</strong> seinen 20. Geburtstag<br />
feiern und dabei auf eine große Kontinuität zurückblicken<br />
kann. Unser Magazin hat sich in diesen zwei Jahrzehnten<br />
in einer ganz individuellen Nische etabliert, hat sich im Bereich<br />
„<strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>" bei den Marktführern<br />
eingereiht und dabei stetig weiterentwickelt. Und das in<br />
Zeiten, in denen die Musikbranche große Veränderungen,<br />
auch Verwerfungen, erlebte und sich gravierend umstellen<br />
musste – man denke nur an all die Neuerungen bei den Tonträger-Formaten.<br />
orma<br />
ten<br />
Viele Beziehungen haben sich in dieser Zeit entwickelt; ein musikalisches Netzwerk<br />
ist entstanden, viele direkte Kontakte zu Künstlern, aber auch zu Labels, Konzertund<br />
Tourveranstaltern sowie Promotern wurden geknüpft, viel Vertrauen konnte<br />
aufgebaut und gefestigt werden – was einen Teil der <strong>GoodTimes</strong>-Erfolgsgeschichte<br />
ausmacht. Seinen Ausdruck findet dies auch in den Kommentaren, Grüßen und<br />
Wünschen, die auf den Seiten 11-13 nachzulesen sind.<br />
Die so genannte Leser-Blatt-Bindung ist wichtig, sie wird von <strong>GoodTimes</strong>-Machern<br />
und -Konsumenten per Telefon und in emails tagtäglich gelebt. So wurde<br />
gemeinsam um den zweiten Anlauf von „50 Jahre Pop" in Leipzig gebangt – einer<br />
Veranstaltung, der das Redaktionsteam (ebenso wie viele Brancheninsider, Künstler<br />
und Musikliebhaber) ein gutes Gelingen gewünscht hätte, die aber erneut an den<br />
finanziellen Gegebenheiten scheiterte. Aber wer weiß, vielleicht wird irgendwann<br />
ja doch noch eine ernstzunehmende TV-Sendung realisiert, die der Musik gerecht<br />
wird, für die <strong>GoodTimes</strong> steht. Und deren Bedeutung z.B. durch Jubiläumsveranstaltungen<br />
dokumentiert wird, wie sie Hamburg demnächst zum 50-Jährigen des<br />
Star-Clubs erlebt.<br />
Bis dieser Traum in Erfüllung geht, wird sich das <strong>GoodTimes</strong>-Team weiter bemühen,<br />
die Erinnerung an längst vergangene (Musik-)Zeiten und -Akteure wachzuhalten.<br />
Wir werden weiter darüber berichten, wie sie nachwirken und das Rockund<br />
Popgeschehen auch künftig prägen.<br />
Ihnen allen herzlichen Dank für Ihre Treue zu <strong>GoodTimes</strong>! Begleiten Sie uns weiter<br />
im nächsten Lebensjahrzehnt! Herzlichst, Ihr<br />
Jubilaum<br />
ab 20.4. erhältlich!<br />
NEU<br />
PS: Ab sofort ist <strong>GoodTimes</strong> auch als eMagazine für PC, Lap<strong>to</strong>p,<br />
iPad, iPhone und diverse weitere Lesegeräte erhältlich.<br />
Mehr Infos hierzu unter: www.pubbles.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3
News Aktuell News Aktuell<br />
Die Rolling S<strong>to</strong>nes haben angekündigt,<br />
das anstehende Jubiläum ihres 50-jährigen<br />
Bestehens mit einem neuen Fo<strong>to</strong>band zu<br />
feiern. „The Rolling S<strong>to</strong>nes: 50” ist nach<br />
Angaben ihres Verlags Hyperion eine illustrierte<br />
Au<strong>to</strong>biografie mit raren Fo<strong>to</strong>s und<br />
Kommentaren der Bandmitglieder. Bei Redaktionsschluss<br />
war noch unklar, ob Mick<br />
Jagger, Keith Richards & Co. das Jubiläum<br />
auch mit einer Tournee feiern werden+++<br />
Es kommt in Mode, dass Künstler ihre Plattenfirma<br />
verklagen, weil sie meinen, zu wenig<br />
Tantiemen für den Online-Verkauf ihrer<br />
Musik zu bekommen. Jetzt haben To<strong>to</strong><br />
Sony <strong>Music</strong> vor Gericht gezerrt. Es geht um<br />
einen Streitwert von immerhin 600.000 Dollar.<br />
Ähnliche juristische Schritte hatten davor<br />
auch schon Peter Framp<strong>to</strong>n, Kenny<br />
Rogers und The Knack eingeleitet+++<br />
Um in juristischen Gefilden zu bleiben:<br />
Don Henley von den Eagles hat erklärt,<br />
dass "American Wedding", ein Lied der<br />
britischen Band Odd Future, „illegal" von<br />
"Hotel California" abgekupfert sei. Die UK-<br />
Band habe den Song samt Melodie schlicht<br />
übernommen und nur einen neuen Text<br />
dazu gemacht, hieß es in einer Mitteilung<br />
der Eagles-Anwälte, die aber bis Redaktionsschluss<br />
noch keine rechtlichen Schritte<br />
eingeleitet hatten+++<br />
Nicht näher spezifiziert wurden die gesundheitlichen<br />
Gründe, deretwegen Meat Loaf<br />
am 29. Januar kurzfristig seinen Auftritt in<br />
einer britischen TV-Show absagte. Der Sänger<br />
soll zwar vor Ort gewesen sein, trat aber<br />
nicht vor die Kameras+++<br />
Ein kanadischer Zahnarzt hat 10.000 Dollar<br />
für eine Zahnkrone aus dem Munde von<br />
Elvis Presley hingeblättert. Derselbe Musikfan<br />
hatte bereits einen Zahn von John<br />
Lennon und Haarsträhnen von Marilyn<br />
Monroe ersteigert+++<br />
Mo<strong>to</strong>wn-Legende Smokey Robinson hat<br />
die Duke Elling<strong>to</strong>n School Of The Arts in<br />
Washing<strong>to</strong>n, D.C., besucht, mit deren Schülern<br />
diskutiert und sie ermutigt, auf seinen<br />
Spuren zu wandeln. Außerdem gab er in der<br />
US-Hauptstadt im Kennedy Arts Center ein<br />
Benefizkonzert, um die Arbeit der DES zu<br />
unterstützen+++<br />
Gladys Knight ist mit dabei, wenn ab 19.<br />
März die nächste Staffel der TV-Serie „Dancing<br />
With The Stars" des US-Senders ABC<br />
über die Bildschirme flimmert. Ebenfalls mit<br />
von der Partie sind der einstige Tennisstar<br />
Martina Navratilova, Footballspieler Donald<br />
Driver und Operndiva Ka<strong>the</strong>rine Jenkins+++<br />
Einer Herz-Bypass-Operation musste sich<br />
Foreigners Mick Jones in Miami Beach<br />
unterziehen. Er erhole sich derzeit von<br />
dem Eingriff, und es gehe ihm gut, sagte<br />
ein Sprecher der Band. Jones hatte wegen<br />
seines angegriffenen Gesundheitszustandes<br />
im vergangenen Jahr bei mehreren<br />
Shows gefehlt. Die nächsten Konzerte sind<br />
laut der Homepage der Band für August<br />
geplant+++<br />
Mick Jones (r.) und Foreigner-<br />
Sänger Kelly Hansen<br />
Gordon Lightfoot, Bob Seger, Jim<br />
Steinman, Country-Au<strong>to</strong>r Don Schlitz<br />
("The Gambler") und Harvey Schmidt &<br />
Tom Jones (sie schrieben das Broadway-<br />
<strong>Music</strong>al „The Fantastiks”) heißen die neuen<br />
Mitglieder der Songwriters Hall Of Fame.<br />
Die feierliche Aufnahmezeremonie ist für<br />
den 14. Juni in New York angesetzt+++<br />
Wegen einer Lebensmittelvergiftung musste<br />
El<strong>to</strong>n John zwei Shows im Caesar's Palace<br />
in Las Vegas absagen+++<br />
Die Sex Pis<strong>to</strong>ls haben einen Deal bei<br />
Universal <strong>Music</strong> Catalog UK unterschrieben.<br />
Noch in diesem Jahr will Universal NEVER<br />
MIND THE BOLLOCKS, das einzige Studio-<br />
Album der Punk-Ikonen, 35 Jahre nach seiner<br />
Veröffentlichung neu auflegen+++<br />
Rod Stewart und Stevie Nicks setzen<br />
ihre gemeinsame „Heart & Soul”-Tour, die<br />
2011 sehr erfolgreich gelaufen war, im Juli<br />
in den USA fort+++<br />
Auch in Deutschland gibt es interessante<br />
Konzerte zu besuchen: So macht die<br />
Classic-Rock-Festival-Tournee „Rock The<br />
Nation" mit ihren Tagesfestivals im Juni in<br />
Berlin (11.), Stuttgart (12.), Augsburg (14.),<br />
Trier (15.) und Mönchengladbach (16.)<br />
Station – und das mit einem vielversprechenden<br />
Programm: Mit dabei sind Bad<br />
Company feat. Paul Rodgers (erstmals<br />
seit den 70er Jahren mit Rodgers wieder<br />
Rock + Pop<br />
Memorabilia<br />
Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />
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Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />
in Deutschland!), Blue Öyster Cult und<br />
Roger Chapman+++<br />
Booker T. Jones, B.B. King, Jeff Beck<br />
und Mick Jagger waren unter den Akteuren,<br />
die im Rahmen des Black His<strong>to</strong>ry<br />
Month am 21. Februar ein Konzert im Weißen<br />
Haus gaben, das sechs Tage später auch<br />
im PBS-TV ausgestrahlt wurde+++<br />
Mike Nesmith hat via Facebook bekannt<br />
gegeben, dass er sich im Januar wegen seiner<br />
Erkrankung am Grauen Star einer Augenoperation<br />
unterzogen hat. „I can see<br />
clearly now", schrieb er in Anspielung auf<br />
den Titel des Johnny-Nash-Songs+++<br />
Die American Society Of Composers And<br />
Publishers (ASCAO) ehrt Carly Simon mit<br />
ihrem Founders Award For Pioneering Songwriters.<br />
Die Auszeichnung wird am 18. April<br />
im Rahmen des alljährlichen Treffens der<br />
Organisation in Los Angeles überreicht+++<br />
LIVING LIKE A RUNAWAY heißt das neue<br />
Studio-Album von Lita Ford, das via SPV<br />
am 25. Mai erscheinen wird+++<br />
Auf ihrem eigenen Label Rockingale Records<br />
hat Carole King ihre Alben SIMPLE<br />
THINGS (1977), WELCOME HOME (1978),<br />
TOUCH THE SKY (1979) und PEARLS:<br />
SOMGS OF GOFFIN & KING erstmals wiederveröffentlicht+++<br />
Auch Gregg Allman ist unter die Au<strong>to</strong>ren<br />
gegangen und hat seine Au<strong>to</strong>biografie verfasst.<br />
„My Cross To Bear” erscheint am 1.<br />
Mai in den USA. Allman gehe es gut, er habe<br />
sich von seiner schweren Erkrankung erholt,<br />
die ihn im letzten Jahr zum Abbruch seiner<br />
Deutschland-Tournee gezwungen hatte. „Er<br />
tritt aber kürzer", sagte sein Sohn Devon<br />
<strong>GoodTimes</strong>. Beim traditionellen Gastspiel<br />
im Beacon Theatre wollte der singende<br />
Keyboarder ebenso dabei sein, wie er auch<br />
den Grammy-Feierlichkeiten beiwohnte, in<br />
deren Verlauf die Allman Bro<strong>the</strong>rs mit einem<br />
Lifetime Achievement Grammy geehrt<br />
wurden+++<br />
Unter den diesjährigen Grammy-Preisträgern<br />
waren mit Tony Bennett (zwei<br />
Auszeichnungen), Booker T. Jones, Bruce<br />
Springsteen, Paul McCartney und Levon<br />
Helm auch mehrere Vertreter der älteren<br />
Musikergeneration. Springsteen, McCartney,<br />
Glen Campbell und die Beach Boys gehörten<br />
zu den Live-Perfomern während der Zeremonie+++<br />
Einen weiteren Meilenstein ihrer illustren<br />
Karriere haben die Düsseldorfer Elektro-<br />
Pioniere Kraftwerk angekündigt: Nach<br />
ihrem Münchner Gastspiel 2011 werden sie<br />
vom 10. bis 17. April im Museum Of Modern<br />
Art in New York mit einer einmaligen<br />
Konzertreihe auftreten. An acht aufeinanderfolgenden<br />
Abenden werden sie per Live-<br />
Performance und 3-D-Visualisierung jeweils<br />
einer ihrer Platten präsentieren. Die Alben<br />
folgen in chronologischer Reihenfolge: Den<br />
Auftakt macht AUTOBAHN (1974), dem<br />
RADIO-ACITIVITY (1975), TRANS EUROPE<br />
EXPRESS (1977), THE MAN-MACHINE<br />
(1978), COMPUTER WORLD (1981), TECH-<br />
NO POP (1986), THE MIX (1991) und TOUR<br />
DE FRANCE (2003) folgen. Bei jedem dieser<br />
Auftritte werden Kraftwerk der Ankündigung<br />
zufolge außerdem einige Originalwerke<br />
aus ihrem Katalog darbieten: Interpretationen<br />
mit zeitgeschichtlichen Bezügen,<br />
futuristische Visionen mit 3-D-Computeranimationen+++<br />
„Hallo Freunde!" Mit diesen unvergessenen<br />
Worten begrüßte Ilja Richter von<br />
1971–1982, 133 Folgen lang, ein Millionenpublikum<br />
in der ZDF „Disco". Nun lädt<br />
Ilja Richter zu einer<br />
Zeitreise ein:<br />
Zu erleben ist<br />
noch einmal das<br />
„Disco"-feeling<br />
der 70er und frühen<br />
80er Jahre –<br />
mit der „Disco"<br />
zum Lesen und<br />
Schmökern! Den Soundtrack dazu bietet<br />
eine ausfürlich kommmentierte CD im<br />
Buch mit den 20 besten Hits des Jahres.<br />
Sony <strong>Music</strong> (VÖ12 Teile/ 23.03.2012)+++<br />
In einem früheren Lagerhaus im Zentrum<br />
von Nashville wird ein Johnny Cash<br />
Museum eingerichtet. Entsprechende Pläne<br />
stellte Cash-Biograf William Miler Mitte<br />
Februar in der Country-Metropole vor.<br />
Bei der Grundsteinlegung eines weiteren<br />
Cash-Museums in Dyess, Arkansas – dort<br />
wuchs der 2003 Vers<strong>to</strong>rbene auf – am 26.<br />
Februar, dem 80. Geburtstag des Sängers,<br />
waren auch mehrere Angehörige dabei. Um<br />
bei Cash zu bleiben: Aus Anlass von dessen<br />
Geburtstag ist für den 20. April im Austin<br />
City Limits Live Venue eine Tribute-Show<br />
geplant. Angekündigt sind hierfür Kenny<br />
Chesney, Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Lucinda Williams,<br />
Ray LaMontagne und Jamey Johnson+++<br />
Die Vinyl-EP "Live In Los Angeles 1978”<br />
von The Knack bringt das US-Label Omnivore<br />
Recordings exklusiv anlässlich des<br />
Record S<strong>to</strong>re Day 2012 am 21. April heraus.<br />
Die Aufnahme des „au<strong>to</strong>risierten Bootlegs"<br />
stammt aus dem persönlichen Archiv des<br />
vers<strong>to</strong>rbenen Knack-Sängers Doug Fieger<br />
und wird in einer limitierten Auflage von<br />
1500 Exemplaren als 10"-Scheibe aufgelegt+++<br />
SHAPE SHIFTER wird das rein instrumental<br />
gehaltene neue Solo-Album von Carlos<br />
Santana heißen. Laut Ankündigung des<br />
Musikers erscheint es am 15. Mai, zwei Wochen<br />
nach dem Auftakt eines zweijährigen<br />
Residenz-Gastspiels im House Of Blues in<br />
Las Vegas. Laut offizieller Zählung handelt<br />
es sich dabei um das 36. Album des Woods<strong>to</strong>ck-Veteranen+++<br />
Der in den 60er und 70er Jahren überaus<br />
erfolgreiche (Kitsch-)Sänger Engelbert<br />
Humperdinck wird das UK im Mai in<br />
Baku beim Eurovision Song Contest vertreten,<br />
den die Briten letztmals vor 15 Jahren<br />
gewonnen haben. Der letzte Hit des<br />
75-Jährige liegt gut 40 Jahre zurück+++<br />
Die Einnahmen, die 2007 bei der Reunionshow<br />
von Led Zeppelin in der Londoner<br />
Seite 4 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News<br />
Unsere Gewinner der Verlosung<br />
aus Heft 6/2011<br />
Stichwort "<br />
Verlosung"<br />
Michael Jackson<br />
3x DVD:<br />
- Gabi Eichmeier, Remscheid<br />
- Michael Winkler, Stuttgart<br />
- Roland Tschunko, Neuler<br />
3x Blue-ray:<br />
- Elmar Ausserer, Bozen (Italien)<br />
- Klaus-Dieter Schulz, Zeu<strong>the</strong>n<br />
- Hans Baum, Waldsee<br />
O2 Arena zusammengekommen waren, leisteten<br />
einen wichtigen Beitrag zu der 26<br />
Millionen Pfund schweren Schenkung der<br />
Witwe von Atlantic-Gründer Ahmet Ertegun<br />
an die Universität von Oxford. Laut Mica<br />
Ertegun sollen aus der Donation Stipendien<br />
ausgereicht werden. Es ist die größte Schenkung<br />
in der bald 900-jährigen Geschichte<br />
der Universität+++<br />
Bereits Anfang 2011 hatte Heinz Rudolf<br />
Kunze sein 30-jähriges Bühnenjubiläum<br />
gefeiert und dazu das neue Studiowerk<br />
DIE GUNST DER STUNDE veröffentlicht.<br />
Per CD zieht er jetzt Bilanz, bringt mit<br />
ICH BIN aber keine übiche Werkschau<br />
heraus, sondern hat zwei neue Songs gemacht<br />
und daneben mit Unterstützung<br />
zahlreicher Kollegen ältere Nummern<br />
neu aufgenommen. Mit dabei waren sein<br />
langjähriger Weggefährte Heiner Lürig sowie<br />
Reinhard Mey, Achim Reichel, Tobias<br />
Künzel (Prinzen, Final Stap), Julia Neigel,<br />
Stefan Gwildis, Jan Plewka, Purple Schulz,<br />
Pe Werner, Hartmut Engler, Hermann van<br />
Veen und Joachim Witt+++<br />
Reinhard Mey und Heinz Rudolf Kunze<br />
Fo<strong>to</strong>: © Sony <strong>Music</strong><br />
Das war ja zu erwarten: Kurz nachdem<br />
Black Sabbath ihre Reunion (mit Tour<br />
und neuem Album) angekündigt hatten, gab<br />
es schon wieder Zoff. Die Folge: Drummer<br />
Bill Ward hat sich mit einem offenen Brief<br />
einmal mehr verabschiedet, weil er nach eigenen<br />
Angaben von seinen Kollegen keinen<br />
unterschriftsfähigen Vertrag vorgelegt bekommen<br />
habe, den er guten Gewissens hätte<br />
unterschreiben können. Ozzy Osbourne,<br />
Tony Iommi und Geezer Butler bedauerten<br />
dies öffentlich, erklärten aber ebenso eindeutig,<br />
dann eben ohne Ward weiterzumachen.<br />
„Die Tür ist aber immer offen für ihn",<br />
be<strong>to</strong>nten sie. Zu schaffen macht der Band<br />
derweil die Krebserkrankung Iommis. Um an<br />
den neuen Songs für das erste Studio-Album<br />
seit 33 Jahren weiterarbeiten zu können, ist<br />
die Gruppe von den USA ins UK übersiedelt<br />
und hat auch die Pläne für die geplante<br />
Welt<strong>to</strong>ur über den Haufen geworfen. Black<br />
Sabbath werden laut Sharon Osbourne, Ozzys<br />
Ehefrau und Managerin, im Sommer nur<br />
je einen Festivalgig in den USA (im August)<br />
und Europa (am 10.6., Download-Festival im<br />
UK) spielen. „Um die Fans und Veranstalter<br />
nicht enttäuschen zu müssen, wird Ozzy Osbourne<br />
einen Großteil der ursprünglich geplanten<br />
Black-Sabbath-Termine unter dem<br />
Tourmot<strong>to</strong> 'Ozzy & Friends' spielen", teilte<br />
derweil der deutsche Tourveranstalter Wizard<br />
Promo tions mit. Neben Geezer Butler wird<br />
auch Zakk Wylde mit von der Partie sein,<br />
zeitweise dazu auch Slash+++<br />
Es war in den letzten Jahren recht ruhig<br />
geworden um Garland Jeffreys, bis in<br />
den USA Ende 2011 sein neues Album<br />
THE KING OF IN BETWEEN erschien (Review<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012). Jetzt kommt<br />
das erste Studiowerk des New Yorkers<br />
auch in Deutschland offiziell heraus. Mehr<br />
darüber wird Jeffreys in der nächsten Ausgabe<br />
erzählen+++<br />
Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />
Nachdem Argent bereits 2011 wieder einige<br />
Gigs gespielt hatten, war die Band im<br />
Januar erneut zu einer kurzen einwöchigen<br />
Tour im UK unterwegs. Und das in Originalbesetzung<br />
mit Rod Argent (voc, keys),<br />
Russ Ballard (g, voc), Bob Henrit (dr) und<br />
Jim Rodford (b). Mehr dazu in der nächsten<br />
Ausgabe+++<br />
Einen eigenen Fehler hat die Rock'n'Roll<br />
Hall Of Fame Anfang Februar eingestanden<br />
und korrigiert: So wurden nachträglich<br />
sechs Gruppen aufgenommen, bei denen<br />
ursprünglich nur die Sänger in diesen Genuss<br />
gekommen waren. Betroffen sind Bill<br />
Haleys Comets, Buddy Hollys Crickets, Gene<br />
Vincents Blue Caps, Smokey Robinsons<br />
Miracles, Hank Ballards Midnighters und<br />
James Browns Famous Flames. Offiziell vollzogen<br />
wird der Akt am 14. April+++<br />
Während des Gedenkkonzerts zu Ehren von<br />
Hubert Sumlin im legendären New Yorker<br />
Apollo Theatre kam Keith Richards am<br />
24. Februar zu Eric Clap<strong>to</strong>n auf die Bühne.<br />
Gemeinsam jammten sie "Going Down<br />
Slow" aus der Feder von Howlin' Wolf, den<br />
Sumlin lange begleitet hatte. Aber auch<br />
Howlin' Wolfs "Little Red Rooster" stimmten<br />
sie gemeinsam an+++<br />
Die Stadt Bossier City im US-Bundesstaat<br />
Louisiana hat Pläne von Jimmy Buffett<br />
genehmigt, auf ihrem Terri<strong>to</strong>rium ein Margaritaville<br />
Resort Casino zu bauen. Es soll<br />
396 Hotelzimmer, ein Theater mit 900 Plätzen<br />
und 1300 Slotmaschinen im Spielbereich<br />
umfassen. Eröffnung will der Musiker<br />
im Juni 2013 feiern+++<br />
Seit 50 Jahren steht Barbra Streisand bei<br />
der Sony-Tochter Columbia Records unter<br />
Vertrag. Nun hat sie den Deal mit dem Label<br />
verlängert. Dort ist eine 12-DVD-Box in<br />
Arbeit, für die die Macher auch Zugriff auf<br />
Streisands persönliches Archiv mit „dienstlichen"<br />
und privaten Video-Aufnahmen<br />
haben+++<br />
Reg Presley, Leadsänger der Troggs, musste<br />
nicht nur im Dezember nach seinem<br />
Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert<br />
worden. Nun hat es ihn erneut erwischt:<br />
Ende Januar gab er selbst bekannt, dass bei<br />
ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden ist.<br />
Nun sei es Zeit, das Kapitel Troggs zu beenden<br />
und sich zurückzuziehen, sagte der<br />
70-Jährige+++<br />
Während seiner ersten US-Tour seit 1983<br />
hat das frühere Supertramp-Mitglied<br />
Roger Hodgson von Gesprächen mit Rick<br />
Davies über eine Reunion berichtet. „Es ist<br />
schwierig, etwas wieder zu erfinden, das die<br />
Leute sehen wollen, aber letztlich nicht echt<br />
wäre", machte Hodgson den Supertramp-<br />
Fans wenig Hoffnung auf eine Rückkehr zu<br />
seiner früheren Gruppe+++<br />
Überaus positiv überrascht waren die Ärzte,<br />
die Bee-Gees-Mitglied Robin Gibb Ende<br />
Februar nach seiner Krebsbehandlung in<br />
einer Londoner Klinik untersuchten und<br />
deutliche Fortschritte bei der Gesundung<br />
konstatieren konnten. Ende März gibt Gibb<br />
sein Klassikdebüt per Platte, wenn sein Album<br />
THE TITANIC REQUIEM erscheint, das<br />
er wohl schon vor seiner Erkrankung aufgenommen<br />
hatte+++<br />
RMN<br />
DAS INTERNETRADIO MIT MUSIK DER 60er, 70er UND 80er JAHRE.<br />
EINE KOOPERATION VON RMNRADIO UND GOODTIMES.<br />
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um die Uhr<br />
Der Empfang funktioniert problemlos.<br />
Erforderlich ist lediglich ein<br />
Internetanschluss.<br />
Nähere Infos hierzu unter:<br />
www.rmngoodtimes.de<br />
Wir lieben Oldies<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 5
Aktuell News Aktuell<br />
John Fogerty hat den Titelsong der neuen<br />
Show „The Finder" des TV-Kanals Fox<br />
geschrieben und auch selbst angestimmt.<br />
In der ersten Episode spielte er auch gleich<br />
noch mit und gab dabei "Fortunate Son"<br />
zum Besten+++<br />
Mittels einer App hält George Harrisons<br />
Familie die Erinnerung an den früheren<br />
Beatle wach. Sie kostet zehn Dollar und<br />
ist über die Harrison-Website erhältlich. Zu<br />
sehen ist Harrisons umfangreiche Gitarrensammlung<br />
– zu jedem Instrument gibt es<br />
Informationen über Modifikationen und<br />
Audio-Erläuterungen des 2001 vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Musikers. Harrison-Sohn Dani berichtete in<br />
diesem Zusammenhang über Gespräche<br />
mit Eric Clap<strong>to</strong>n, Pete Townshend, Angus<br />
Young und den Erben von Jimi Hendrix, um<br />
ähnliche Apps für sie einzurichten+++<br />
Robert Plant wird Ende Juli mit seinem<br />
neuen Projekt The Sensational Space Shifters<br />
beim diesjährigen Womad Festival im<br />
Wiltshire's Charl<strong>to</strong>n Park auftreten. Womad<br />
feiert dabei sein 30-jähriges Jubiläum+++<br />
Paul McCartney ist in diesem Jahr der<br />
Top-Act beim Concert For Teenage Cancer<br />
Trust am 28. März in der Londoner Royal Albert<br />
Hall. Vor ihm steht Roger Daltrey auf der<br />
Bühne. Der Who-Sänger hat für seine Show<br />
einige „very special guests” angekündigt+++<br />
Jimmy Destri & The Sound Grenade heißt<br />
die neue Band, die Destri, einst Keyboarder<br />
der Gründungsbesetzung von Blondie, am<br />
Start hat. Sie gab ihr Livedebüt am 25. Febuar<br />
in New York. Destri, 1998 Au<strong>to</strong>r von "Maria",<br />
also des letzten Nummer-1-Erfolgs von Blondie,<br />
hatte die Band 2004 verlassen+++<br />
Posthum gibt es ein neues Album des einstigen<br />
Ramones-Anführers Joey Ramone.<br />
Am 15. Mai erscheint YA KNOW?. Die Scheibe<br />
enthält 17 Demos, die Ramone für die<br />
Band sowie für ein Soloprojekt geschrieben<br />
hatte. Der Titel ist eine Anspielung auf seine<br />
liebste Redewendung „Ya Know?"+++<br />
Ein spezielles One-off-Konzert am 7. Juli<br />
beim Sonisphere Festival haben Queen<br />
angekündigt. Als Sänger wird dabei Adam<br />
Lambert, einst Teilnehmer am TV-Talentwettbewerb<br />
„American Idol", neben Brian<br />
May und Roger Taylor auf der Bühne stehen.<br />
Derartige Konzerte werden sie künftig öfter<br />
geben, teilten die Queen-Überlebenden mit.<br />
2012 werden es aber nur zwei sein: der im<br />
UK sowie einer in Moskau am 30. Juni+++<br />
Noch offen ist, wann Lynyrd Skynyrd ihr<br />
neues Studio-Album herausbringen werden.<br />
Fest steht hingegen, dass die Südstaaten-<br />
Rocker im Juni zu vier Konzerten nach<br />
Deutschland kommen werden. In neunköpfiger<br />
Besetzung werden sie in München (5.),<br />
Leipzig (6.), Berlin (7.) und Hamburg (10.)<br />
auf der Bühne stehen. Als Support sind The<br />
Brew mit unterwegs+++<br />
„Snarky, nasty and just f***ing cool”, so beschrieb<br />
Mötley-Crüe-Bassist Nikki Sixx via<br />
Twitter die neuen Songs, an denen die Band<br />
derzeit im Atrium-Studio von Drummer<br />
Tommy Lee tüftelt. Wann das erste Studiowerk<br />
von Mötley Crüe seit 2008 erscheint,<br />
steht noch in den Sternen+++<br />
Als Blu-ray, Doppel-DVD und Doppelalbum<br />
bringen Iron Maiden am 23. März ihr neues<br />
Live-Album EN VIVO heraus! Es wurde am<br />
10. April 2011 vor über 50.000 ekstatischen<br />
Fans im Estadio Nacional in Santiago/Chile<br />
während des „Round The World In 66<br />
Days"-Teils der „Final Frontier World Tour"<br />
festgehalten. Zu sehen ist dabei auch der gigantische<br />
neue Eddie, das Maskottchen der<br />
Heavy-Metal-Veteranen. „Er hätte eigent lich<br />
erst während der Europa-Shows dazus<strong>to</strong>ßen<br />
sollen, aber wir schafften es, ihn auf dem<br />
Seeweg in einem speziellen Container rechtzeitig<br />
für die letzten Termine nach Südamerika<br />
zu transportieren. So konnten wir ihn<br />
auch auf der DVD verewigen", sagte Bassist<br />
und Bandleader Steve Harris+++<br />
Ziemlich genau ein Jahr nach Erscheinen<br />
seines letzten Studiowerks THE PLAYFUL<br />
HEART kommt Gitarristenlegende Robin<br />
Trower nach Deutschland, um die Scheibe<br />
endlich auch live vorzustellen. Acht Gigs<br />
stehen nach dem Tournee-Auftakt in Hamburg<br />
(16.3.) auf dem Reiseplan des einstigen<br />
Procol-Harum-Gitarristen+++<br />
Mit einigen alten Bekannten wird Michael<br />
Schenker im April im Rahmen seiner<br />
„Temple Of Rock World Tour" in deutschen<br />
Landen unterwegs sein und vier Gigs spielen:<br />
Die Rhythmusabteilung besteht aus seinen<br />
einstigen Scorpions-Mitstreitern Herman<br />
Rarebell (dr) und Francis Buchholz (b),<br />
als Sänger ist Doogie White (Ex-Rainbow,<br />
Malmsteen) dabei. Inzwischen sind auch<br />
die Konzerte der Ende 2011 verschobenen<br />
„3 Guitar Heroes"-Tour Schenkers mit Leslie<br />
West und Uli Jon Roth gebucht, zumindest<br />
für die USA: Dort startet die gemeinsame<br />
Konzertreise der drei Gitarrenhelden am 6.<br />
Ok<strong>to</strong>ber+++<br />
Stichwort: CD<br />
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<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern<br />
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Herzberg-Festival (19.–22.7.)<br />
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Bringt bisher Un-Erhörtes zu Dir!<br />
Astra Kelly – Brad Brooks – Cheepness<br />
Chris Holiman – Christian & 2120’s<br />
Jay Ottaway – Ken Andree – Lisa Novak<br />
feat. Rich Hopkins – Little Green<br />
Loren Dircks – Mathias Schüller<br />
Mezcaleros – The Persuaders<br />
Rainer Ptacek (1951-1997)<br />
Red Blooms – Reverend Schulzz<br />
River Roses – Stefan Saffer<br />
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Von irgendetwas muss man leben, und als<br />
nicht unbedingt übermäßig gefragter Musiker<br />
mit illustrer Vergangenheit bietet sich<br />
eine klangliche Erinnerung an bessere Zeiten<br />
an. Mögen sich Alan Clark (keys) und<br />
Chris White (sax, voc) gesagt haben, als sie<br />
The Straits an den Start brachten. Die<br />
beiden früheren Dire-Straits-Mitglieder sind<br />
gemeinsam mit Drummer Steve Ferrone (Ex-<br />
Clap<strong>to</strong>n, Tom Petty), Mick Feat (b; Mark<br />
Knopfler, Dave Gilmour), Adam Phillips (g;<br />
Rod Stewart, Tina Turner) und Jamie Squire<br />
(keys) mit ihrer „Sound Of Dire Straits Tour"<br />
durch Europa unterwegs – in Deutschland<br />
ab Mitte März+++<br />
Namhafte Kollegen wie Billy Joel, Brian Wilson,<br />
B.B. King, Willie Nelson, Steve Miller, Jeff<br />
Lynne, Heart, Kiss und Alice Cooper werde<br />
Beiträge zu einem Tribute-Album liefern, das<br />
gerade in Arbeit und Paul McCartney gewidmet<br />
ist. Es soll noch 2012 erscheinen+++<br />
STALINGRAD wird das neue Album der<br />
deutschen Metal-Schmiede Accept heißen<br />
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CD+Schallplattenbörse in Amsterdam<br />
Stichwort: Mega Records<br />
Einsendeschluss ist hier der 31.3.2012!<br />
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Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News News<br />
und am 6. April erscheinen. Es ist der Nachfolger<br />
des überaus erfolgreichen Reunionalbums<br />
BLOOD THE NATIONS von 2010.<br />
Angekündigt ist „eine Dampfmaschine auf<br />
1000 Grad Celsius mit dem Drang nach<br />
vorn"+++<br />
Was bringt die „Pakistan Daily Times" dazu,<br />
über das Herrenklo des Lüchower Rolling-<br />
S<strong>to</strong>nes-Fan-Museum zu schreiben? Die<br />
„Los Angeles Times" berichtete ebenso wie<br />
NBC oder JJCMW aus China. Über 3000<br />
Zeitungen brachten die S<strong>to</strong>ry über die<br />
zornigen Wendländerinnen, die sich über<br />
vermeintlich sexistische Urinale erregten.<br />
Auslöser war ein Fo<strong>to</strong> in einer Tageszeitung,<br />
in Leserbriefen machten drei Frauen ihrem<br />
Ärger Luft. Besonders das Argument, dass<br />
eine Zunge in dem Pissoir fehlt, sorgte für<br />
Lacher: „Dann wäre es ja das S<strong>to</strong>nes-Logo",<br />
so Roda Armbruster. Ihr ironisch gemeinter<br />
Hinweis bezog sich auf die „implizite<br />
sexuelle Gewalt", die diese Urinale aussenden.<br />
Museumsdirek<strong>to</strong>r Ulli Schröder hält<br />
dagegen: Die Pissoirs in Mundform mit<br />
roten Lippen wurden als „geschlechtslose"<br />
Pop-Art-Objekte von der niederländischen<br />
Künstlerin Meike van Schijndel gestaltet.<br />
Höhepunkt des weltweiten „Aufruhrs"<br />
(„Miami Times"): Schröder wird in einem<br />
Filmchen der Klatschmagazins TMZ.com<br />
als Adolf Hitler verulkt, der mit rollendem<br />
„R” auf seine Pissoirs besteht: „They werrre<br />
damn expensive, and <strong>the</strong>y arrrre going <strong>to</strong><br />
stay! That's final!" Dass an den Toiletten<br />
auch noch ein 600 Quadratmeter großes,<br />
liebevoll geführtes Museum dranhängt,<br />
unterschlugen die meisten Berichte. Lakonischer<br />
Kommentar eines S<strong>to</strong>nes-Fans auf<br />
der Seite iown<strong>the</strong>world.com: „As beers go<br />
by" – dafür sind die Urinale ja schließlich<br />
gedacht+++<br />
Bislang nur im UK erschienen, wird GO<br />
YOUR OWN WAY: LIVE 1977 von Fleetwood<br />
Mac demnächst auch außerhalb des<br />
Vereinigten Königreichs erhältlich sein. Der<br />
13 Songs umfassende Konzertmitschnitt erscheint<br />
bei MVD Entertainment in der Reihe<br />
„Live On Air: The Lost Tapes"+++<br />
Auf Wunsch vieler Fans wird Meistergitarrist/Songschmied<br />
Paul Vincent sein<br />
jüngstes Solo-Album mit eigenen Songs,<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, in einer<br />
englischsprachigen Version veröffentlichen.<br />
„Vor allem junge Leute haben ein anderes<br />
Hörverhalten und wollen solche Songs lieber<br />
mit englischen statt deutschen Texten<br />
hören", begründete Vincent diese Entscheidung+++<br />
Drei Jahre nach ihrem erfolgreichen Debüt<br />
ENDLESS MELODY hat die deutschpersische<br />
Soulsängerin Kaye-Ree ihr<br />
zweites Album NEW AIR fertig. Damit die<br />
neue Platte auf den Markt gebracht werden<br />
kann, sucht die Künstlerin nun nach<br />
Geldgebern. Sie hat sich von ihrem alten<br />
Label gelöst und finanziert ab jetzt alles<br />
selbst. Bei Kickstarter.com ist ein Projekt<br />
angelegt, und jeder kann unterstützen.<br />
„Jeder Beitrag ist willkommen – es gibt<br />
für jede Beteiligung einen Gegenwert",<br />
verspricht die Sängerin+++<br />
zwischen Jazz, Gospel und Blues aufgehoben.<br />
Während ihrer Arista-Jahre nahm<br />
sie wunderschöne Balladen wie "United<br />
Toge<strong>the</strong>r" und "It Hurts Like Hell", aber<br />
auch funkige Titel wie "Jump To It" und<br />
"Get It Right". In den Jazz tauchte sie<br />
mit George Benson ("Love All The Hurt<br />
Away") ein, nahm mit El<strong>to</strong>n John, Annie<br />
Lennox, Dave Stewart oder George Michael<br />
auf ["Through The S<strong>to</strong>rm", "Sisters<br />
Are Doing It For Themselves", "I Knew<br />
You Were Waiting (For Me)"]. All diese<br />
Lieder sind nun auf KNEW YOU WERE<br />
WAITING (Untertitel: „The Best Of 1980–<br />
1998") wieder zu hören – das Album wird<br />
aus Anlass ihres 70. Geburtstages (25.3.)<br />
veröffentlicht+++<br />
THE VERY BEST OF NEIL DIAMOND<br />
– THE ORIGINAL STUDIO RECORDINGS<br />
gibt es seit 9. März via Columbia Records/<br />
Sony <strong>Music</strong>. Die Doppel-CD präsentiert<br />
einen Labelübergreifenden Überblick mit<br />
insgesamt 23 Hits und Klassikern des<br />
amerikanischen Ausnahme-Songwriters<br />
und deckt seine gesamte Schaffensphase<br />
ab, die Mitte der 1960er Jahre als angestellter<br />
Songau<strong>to</strong>r bei Bang Records begann,<br />
über die Zeit bei MCA (1968–1972)<br />
und sein herausragendes Album THE<br />
JAZZ SINGER (1980, Fünffach-Platin) bis<br />
zu seinem jüngsten Studio-Album HOME<br />
BEFORE DARK reicht. Das Booklet enthält<br />
Kommentare von Neil Diamond zu den<br />
einzelnen Songs+++<br />
Die „All Time Best – Reclam Musik Edition"<br />
wird in der nächsten Staffel CDs von Billy<br />
Joel, Meat Loaf, Peter Maffay und Jimi<br />
Hendrix bescheren+++<br />
NEW LOVE wird das am 27. April erscheinende<br />
Album von Siggi Schwarz<br />
heißen. Diesmal hat sich der Gitarrist<br />
und Bandleader aus dem Schwäbischen<br />
nicht den Kreationen anderer Künstler<br />
gewidmet, sondern nur eigene Songs<br />
aufgenommen. „Es geht in eine sehr<br />
melodiöse, teilweise fast soulig-poppige<br />
Richtung", verriet Schwarz vorab. Begleitet<br />
wurde er dabei von Geoff Whitehorn<br />
(g), Raoul Wal<strong>to</strong>n (b), Bodo Schopf (dr)<br />
und Romi Schickle (Hammond), als Sänger<br />
war Ralf Damrath mit im Studio+++<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
BOOTLEG VOL. IV – THE SOUL OF TRUTH<br />
von Johnny Cash erscheint am 30.<br />
März+++<br />
CHASING BUTTERFLIES hat Neil Taylor<br />
sein neues Album betitelt. Der Gitarrist,<br />
der seine Brötchen in der Band von Robbie<br />
Williams verdient, hat die Songs mit der<br />
Akustikgitarre aufgenommen. Gemeinsam<br />
mit seinem Gitarristenkollegen bei Williams,<br />
Gary Nuttall, stellte er die Scheibe sowie<br />
sein (elektrifiziertes) Solodebüt NO SELF<br />
CONTROL Ende Februar bei mehreren Gigs<br />
in Deutschland live vor+++<br />
LIVE AT CAROUSEL BALLROOM '68 ist ein<br />
Konzertmitschnitt betitelt, der eine bislang<br />
nicht auf Tonträger dokumentierte Show<br />
von Janis Joplin mit Big Bro<strong>the</strong>r & The<br />
Holding Company beschert. Außerdem<br />
werden kurz darauf die PEARL SESSIONS<br />
aufgefrischt wieder hörbar gemacht. Die<br />
„Carousel"-Aufnahmen stammen aus dem<br />
Privatarchiv von „Bear" Stanley, der damals<br />
den Ton mischte und auch das Mastering<br />
überwachte, ehe er vor einem Jahr<br />
bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.<br />
Gitarrist Sam Andrew wird in der nächsten<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe mehr über die damaligen<br />
Ereignisse berichte+++<br />
Mit der Black Country Communion scheint<br />
Glenn Hughes (Ex-Deep Purple, Trapeze,<br />
Black Sabbath) nicht ausgelastet. Der<br />
singende Bassist bringt jetzt die Doppel-CD/<br />
DVD LIVE IN WOLVERHAMPTON heraus.<br />
Und im April und Mai wird er in Reihen von<br />
Matt Sorum's Rock'n'Roll All Stars durch<br />
Süd- und Zentralamerika <strong>to</strong>uren. Mit dabei<br />
sind außerdem Gene Simmons (Kiss),<br />
Joe Elliott (Def Leppard), Sebastian Bach<br />
(Skid Row), Sorum, Duff McKagan und Gilby<br />
Clarke (alle Ex-Guns 'Roses), Ed Roland<br />
(Collective Soul) sowie die Gitarristen Billy<br />
Duffy (The Cult) und Steve Stevens (Billy<br />
Idol)+++<br />
Schon bevor Aretha Franklin im Jahr<br />
1980 bei Arista Records einen neuen<br />
Plattenvertrag unterschrieb, hatte sie<br />
den Rhythm & Blues und Pop neu definiert<br />
und in ihren Songs die Grenzen<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7
Vers<strong>to</strong>rben<br />
Cliff Portwood (*17.10.1937) war vor<br />
seiner Sangeskarriere Fußballprofi im UK,<br />
sammelte vor allem in seiner Wahlheimat<br />
Australien Goldene Schallplatten und arbeitete<br />
kurzzeitig mit Keith Moon. Eine<br />
Lungenkrankheit raffte ihn am 10.1. dahin.<br />
Edgar Kaiser Jr. (*5.7.1942) gab die<br />
Karriere als US-Soft-Rocksänger ("Threads<br />
Of My Life", "Over 50 Blues") zugunsten<br />
einer Laufbahn als Geschäftsmann auf.<br />
Sorgte für Schlagzeilen, als er 1981 das<br />
Footballteam Denver Broncos für 30 Millionen<br />
Dollar kaufte. Starb am 11.1.<br />
David Whitaker (*6.1.1931), englischer<br />
Orchesterarrangeur, der auch den Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes, Jimmy Page, Simply Red, Lee Hazlewood<br />
oder Marianne Faithfull auf die<br />
Sprünge half. Ging am 11.1. für immer.<br />
Phil Kraus (*1918) spielte Marina und<br />
Xylofon für Ben E. King ("Spanish Harlem",<br />
"Stand By Me"), Billie Holliday, Quincy<br />
Jones, Buddy Holly, Carole King und ist<br />
auf den Soundtracks von „Midnight Cowboy”<br />
und „The Godfa<strong>the</strong>r/Der Pate” zu hören.<br />
Starb am 13.1.<br />
Robbie France (*5.12.1959) saß u.a. für<br />
Diamond Head, UFO, Wishbone Ash, Skunk<br />
Anansie, Alphaville, Ellis Beggs & Howard<br />
an den Drums. Am 14.1. in die ewigen<br />
Jagdgründe abberufen.<br />
Terry Dolan (*5.8.1943) führte als Sänger und<br />
Gitarrist die Bay-Area-Veteranen Terry & The<br />
Pirates (mit Nicky Hopkins und John Cipollina)<br />
an. Eine Krankheit raffte ihn am 15.1. dahin.<br />
Jimmy Cas<strong>to</strong>r (*23.1.1947) begann in<br />
den 50ern als Doo-Wop-Sänger, ersetzte<br />
1957 Frankie Lymon bei den Teenagers,<br />
landete 1966 mit "Hey Leroy, Your Mama’s<br />
Callin’ You” seinen ersten Solohit. Mit dem<br />
Jimmy Cas<strong>to</strong>r Bunch ab 1972 mit Funk<br />
erfolgreich ["Troglodyte (Cave Man)” #6].<br />
Herzversagen stand am 16.1. beim „E-<br />
Man" im Totenschein.<br />
Johnny Otis (*28.12.1921 als Ioannis Veliotis)<br />
wurde oft als „Godfa<strong>the</strong>r Of Rhythm<br />
& Blues” bezeichnet, war erfolgreicher<br />
Bandleader, Produzent (Big Mama Thorn<strong>to</strong>ns<br />
"Hound Dog"),<br />
Songschmied, Arrangeur,<br />
Journalist,<br />
Talentscout (Etta<br />
James, Hank Ballard,<br />
Jackie Wilson) und<br />
Vibrafonist. Seine<br />
wichtigste Hinterlassenschaft<br />
nach dem 17.1.: 1 das vielfach<br />
gecoverte "Willie And The Hand Jive” (1958<br />
#9). Das Mitglied der Rock'n'Roll Hall Of<br />
Fame landete selbst zwischen 1948 und<br />
1969 satte 18 R&B-Hits!<br />
Kearney Bar<strong>to</strong>n (*1931), Produzent und<br />
Toningenieur aus Seattle, der mit Quincy<br />
Jones arbeitete und Ann Wilson, den Sonics,<br />
Wailers, Kingsmen, Frantics, Playboys<br />
und The Fleetwoods zu Hits verhalf. Verabschiedete<br />
sich am 17.1. in die Ewigkeit.<br />
Walter Gaines (*1936) gründete 1966<br />
die Mo<strong>to</strong>wn-Gesangstruppe The Originals<br />
("The Bells”) und sang als Bari<strong>to</strong>n Chor für<br />
Marvin Gaye, Stevie Wonder, die Supremes,<br />
Edwin Starr, David Ruffin. Er starb am 17.1.<br />
nach langer Krankheit.<br />
Wins<strong>to</strong>n Riley (*1946) war ein einflussreicher<br />
Reggae-Musiker (The Techniques),<br />
Produzent und Labelbesitzer. Arbeitete<br />
mit The Escorts, Johnny Osbourne, Gregory<br />
Isaacs, Cutty Ranks. Im November 2011<br />
wurde er in den Kopf geschossen, was ursächlich<br />
für seinen Tod am 19.1. war.<br />
Etta James (*25.1.1938) bewegte sich als<br />
Sängerin trittsicher im Jazz, Blues, Soul,<br />
Gospel wie Rock'n'Roll. Die auch Miss Peaches<br />
Genannte wurde als 14-Jährige von<br />
Johnny Otis entdeckt, landete über Modern<br />
Records 1960 bei Chess. Ihr gelangen<br />
in der Folge 28 Charterfolge ("At Last",<br />
"Tell Mama", "Pushover"), sie erhielt sechs<br />
Grammys, wurde 1993 in die Rock'n'Roll<br />
Hall Of Fame aufgenommen und verlor am<br />
20.1. ihren Kampf gegen Leukämie und<br />
Demenz.<br />
Larry Butler (*26.3.1942), nach Aktivitäten<br />
mit The Gentrys geachteter Nashville-<br />
Produzent, der an Hits für Dottie West,<br />
Waylon Jennings, John Denver, Kenny Rogers<br />
und Kim Carnes beteiligt war. Zuvor<br />
war er als Pianist auf Songs von Johnny<br />
Cash, Conway Twitty, Loretta Lynn, Tammy<br />
Wynette zu hören gewesen. Natürliche<br />
Todesursache attestierte der Coroner am<br />
20.1.<br />
Ronnie Smith (*12.4.1952) schuf als<br />
Trompeter (und Songschreiber) mit KC &<br />
The Sunshine Band die Blaupause für den<br />
bläsergetriebenen Miami Sound, mit dem<br />
später Gloria Estefan und die Miami Sound<br />
Machine abräumten. Nachdem ihn 2004<br />
ein Au<strong>to</strong> angefahren hatte, lag er im Koma,<br />
aus dem er bis zum 21.1. nicht mehr erwachte.<br />
Mark Reale (*7.6.1955) gründete als Gitarrist<br />
1975 die Heavy-Metalband Riot, später<br />
auch Narita. Morbus Crohn kostete ihn<br />
am 25.1. das Leben.<br />
Dick Kniss (24.4.1937), gelernter Jazzer,<br />
arbeitete als Bassist in den Bands von<br />
John Denver (auch Co-Au<strong>to</strong>r von dessen Hit<br />
"Sunshine On My Shoulders"), Peter, Paul<br />
& Mary und Herbie Hancock. Eine Lungenkrankheit<br />
kostete ihn am 25.1. das Leben.<br />
Clare Fischer (22.10.1928) profilierte sich<br />
als Jazzpianist, Komponist und Arrangeur –<br />
und fand in der Popwelt Anerkennung, als<br />
er ab 1985 für diverse Prince-Alben arrangierte,<br />
danach für Paul McCartney, Michael<br />
Jackson, Celine Dion und Robert Palmer.<br />
Ein Herzinfarkt endete am 26.1. tödlich.<br />
Roger Stafford (*6.1.1943), Sänger der<br />
kalifornischen Royale Monarchs ("Surfs<br />
Up"). Er überlebte am 27.1. ein Nierenversagen<br />
nicht.<br />
Tony Tecumseh (*27.10.1940) gründete<br />
als Sänger und Gitarrist Mitte der <strong>60s</strong> die<br />
einflussreiche wie kurzlebige Psychedelic<br />
Band Afterglow. Nach langer Krankheit verstarb<br />
er am 29.1.<br />
Mike Kelley (*27.10.1954) war als Kunststudent<br />
1973 Gründungsmitglied der Detroiter<br />
Underground Noise-Rockband Destroy<br />
All Monsters, die er nach drei Jahren<br />
wieder verließ. Er arbeitete als Perfomanceund<br />
Installationskünstler und kreierte 1992<br />
das Cover von Sonic Youths Album DIRTY.<br />
Nahm sich am 31.1. das Leben.<br />
Don Cornelius (*27.9.1936) verewigte<br />
sich als treibende Kraft der von 1961 bis<br />
2000 ausgestrahlten amerikanischen TV-<br />
Show „Soul Train". Seine Angehörigen fanden<br />
ihn am 1.2. <strong>to</strong>t auf mit einer offenbar<br />
selbst zugefügten Schusswunde.<br />
Phil Brown (*13.9.1953) traktierte ab<br />
Ende der 70er Jahre den Bass bei den britischen<br />
Power-Poppern The Records, die sich<br />
1982 wieder trennten. Brown arbeitete mit<br />
Kirsty MacColl, Mark Nevin und Jane Aire,<br />
gründete 1984 Hurt. 2001 wurde bei ihm<br />
eine degenerative Krankheit diagnostiziert,<br />
die ihn am 2.2. das Leben kostete.<br />
Al DeLory (*31.1.1930) kreierte 1970<br />
"Song From M*A*S*H" und war Co-Au<strong>to</strong>r<br />
von Larry Vernes Hit "Please Mr. Custer"<br />
(#1, 1960); arbeitete als Produzent/Arrangeur<br />
mit Glen Campbell, den Turtles, Beach<br />
Boys, Righteous Bro<strong>the</strong>rs und Tina Turner.<br />
Er starb am 5.2.<br />
Joseph Edward Moretti (*10.5.1938)<br />
war einer der meistbeschäftigten Sessiongitarristen<br />
der späten 50s und <strong>60s</strong>, u.a. für die<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes, Jeff Beck, Everly Bro<strong>the</strong>rs,<br />
Donovan, Paul McCartney, Troggs, El<strong>to</strong>n<br />
John, aber auch für Peter Alexander und<br />
Mireille Mathieu. Von ihm stammten die<br />
Gitarrentöne auf dem Evergreen "Shakin'<br />
All Over" von Johnny Kidd & The Pirates.<br />
Lungenkrebs beendete am 9.2. sein Leben.<br />
Whitney Hous<strong>to</strong>n (*9.8.1963), die Tochter<br />
von Cissy Hous<strong>to</strong>n und Dionne Warwicks<br />
Cousine, wurde nach einer frühen<br />
Modelkarriere<br />
und Gesangssessions<br />
für<br />
Chaka<br />
Khan,<br />
Jermaine<br />
Jackson<br />
und<br />
Lou Rawls ab<br />
Mitte der <strong>80s</strong><br />
die<br />
Stimme<br />
des Pop-R&B,<br />
als sie zahlrei-<br />
che Nummer-1-Hits landete und mit dem<br />
Film „Bodyguard" abräumte. Eine wilde Ehe<br />
mit Rap-Star Bobby Brown sorgte für Negativschlagzeilen,<br />
wie auch Substanzmissbrauch.<br />
2009 startete sie ein Comeback,<br />
2011er Konzerte floppten allerdings. Am<br />
11.2. wurde sie <strong>to</strong>t in ihrem Hotelzimmer in<br />
Los Angeles aufgefunden.<br />
Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />
Tonmi Lillman (*3.6.1973), vielgefragter<br />
finnischer Studiodrummer, der 2010 bei<br />
den ESC-Gewinnern Lordi einstieg, aber<br />
nicht mehr ihnen aufnahm, da er am 14.2.<br />
verstarb.<br />
Dory Previn (*22.10.1925), US-Singer/<br />
Songwriterin, die ab den späten 50er Jahren<br />
für Judy Garland, Frank Sinatra, Tony<br />
Bennett, Bobby Darin, Dionne Warwick<br />
schrieb und ein halbes Dutzend eigener<br />
Platten veröffentlichte. Sie ging am 14.2.<br />
für immer.<br />
Clive Shakespeare (*3.6.1949), im UK<br />
geborener australischer Gitarrist und Produzent,<br />
Mitbegründer von Sherbet, die<br />
auch in Deutschland mit "Howzat” erfolgreich<br />
waren. Prostatakrebs raffte ihn am<br />
15.2. dahin.<br />
Michael Davis (*5.6.1943) gehörte als<br />
Bassist den Punk-Vorvätern MC 5 ("Kick<br />
Out The Jams") an, desgleichen Destroy All<br />
Monsters. Er arbeitete als visueller Künstler,<br />
bis ihn ein Leberversagen am 17.2.<br />
umbrachte.<br />
Billy Strange (*29.9.1930), Sänger, Gitarrist,<br />
Arrangeur und Songschmied, Co-<br />
Au<strong>to</strong>r von Elvis Presleys "A Little Less<br />
Conversation” und Chubby Checkers "Limbo<br />
Rock". Auf seine Dienste griffen auch<br />
Willie Nelson, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Beach<br />
Boys, Nancy Sinatra, Wanda Jackson, Randy<br />
Newman und die Ventures zurück. Das<br />
Mitglied der Rockabilly Hall Of Fame ging<br />
am 22.2. für immer.<br />
Louisiana Red (*23.3.1932 als Iverson<br />
Minter) veröffentlichte nach seinem Debüt<br />
1949 bei Chess über 50 Alben, zuletzt<br />
2011. Der aus Alabama stammende Blueser,<br />
der 1983 mit dem WC Handy Award<br />
ausgezeichnet wurde, lebte seit vielen Jahren<br />
in Hannover, wo er nach kurzer, schwerer<br />
Krankheit am 25.2. verstarb.<br />
Davy Jones (*30.12.1945) hatte bereits<br />
als Kind in diversen en TV-Serien mitgespielt,<br />
ehe er unter 437<br />
Bewerbern 1965<br />
für die Monkees<br />
und die gleichnamige<br />
US-<br />
Sitcom gecastet<br />
wurde. Mit "I'm<br />
A Believer" gelang<br />
der Band<br />
ihr erster Welthit, t dem zahlreiche weitere<br />
folgten. Er war nach dem Gruppenende<br />
1970 bei diversen Reunions mit dabei,<br />
arbeitete als TV- und Theaterschauspieler,<br />
lief Marathon, veranstaltete Motivationsseminare,<br />
veröffentlichte zwei Au<strong>to</strong>biografien<br />
und auch mehrere Soloplatten, die<br />
letzte 2009 mit SHE. Jones erlag am 29.2.<br />
einem Herzinfarkt.<br />
Ronnie Montrose (*29.11.1947) hatte<br />
als Gitarrist mit Montrose (Leadsänger:<br />
Sammy Hagar) und Gamma eigene erfolgreiche<br />
Hard-Rock-Bands, spielte mit/für<br />
Van Morrison, Gary Wright, Edgar & Johnny<br />
Winter, die Neville Bro<strong>the</strong>rs. Verstarb am<br />
3.3. an Prostatakrebs.<br />
Lucio Dalla (*4.3.1943) profilierte sich<br />
seit den 60er Jahren als einer der wichtigsten<br />
Cantau<strong>to</strong>re und genoss wegen seiner<br />
kritischen wie poetischen Texte auch außerhalb<br />
Italiens großes Ansehen. Er schrieb<br />
zudem Filmmusiken und Drehbücher. Die<br />
für März gebuchten Deutschlandkonzerte<br />
mussten abgesagt werden, nachdem ihn<br />
am 1.3. ein Herzinfarkt nach einem Auftritt<br />
in Montreux dahinraffte.<br />
Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
BEAT-JACKETT<br />
im legendären ledernen BEAT-Jackett<br />
von ERDMANN-Lederbekleidung<br />
sind die BEATLES auf berühmten Fo<strong>to</strong>s<br />
ihrer Anfangszeit abgebildet.<br />
Wir haben es zum 50. JUBILÄUM<br />
der BEATLES in Hamburg<br />
wieder aufgelegt<br />
www.erdmann-lederbekleidung.com
Jubilaum<br />
Sprachrohr<br />
für Fans &Künstler<br />
Auf der Schreibmaschine getippt und per Hand<br />
ans Tageslicht befördert; das aktuelle Treiben altge-<br />
layoutet: So hatten Gründungsherausgeber Peter<br />
er<br />
dienter Akteure wird gewürdigt, ebenso das<br />
Seeger egerer und seine Frau Claudia im Herbst<br />
Schaffen der von ihnen inspirierten Nachfol-<br />
1991 91 die<br />
Nullnummer" von Good Times gebogenerationen.<br />
Und auch die Liste der Nach-<br />
" ren<br />
– dann meinte es ein Freund gut:<br />
rufe<br />
wächst (leider) stetig.<br />
Ohne Wissen der Verantwortlichen<br />
Der <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiterstab ist in<br />
klopfte er alles in seinen Computer,<br />
den letzten 20 Jahren unaufhaltsam<br />
gewachsen, bietet<br />
stalt, 1000 Exemplare wurden ge-<br />
dabei eine eher branchen-<br />
das Tes<strong>the</strong>ft ging in die Repro-Andruckt.<br />
Das Endergebnis war, dass<br />
unübliche Kontinuität. Die<br />
"<br />
durch das nochmalige Abtippen des Textes<br />
blieb auch nach dem Besitzerwechsel<br />
zu dem gegen-<br />
beim Layout die Proportionen nicht<br />
wärtigen Herausgeber und<br />
mehr stimmten", erinnerte sich Seeger<br />
Chefredakteur Fabian Leib-<br />
im Mai 2009, als die 100. <strong>GoodTimes</strong>-<br />
fried gewahrt – die Weitentwicklung<br />
Ausgabe erschien.<br />
des Heftes geschieht permanent, aber<br />
Viel hat sich geändert, seit im Früh-<br />
allmählich und oft kaum wahrnehmbar.<br />
massenweise Fehler entstanden waren und<br />
jahr 1992 die offizielle Ausgabe<br />
Dass diese Linie nicht ganz verkehrt<br />
Nummer 1 erschien: Ab Heft 10<br />
sein kann, beweisen die Reaktionen der<br />
war das Magazin auch an Kiosken<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Leser (die zu Recht dann<br />
erhältlich. Längst dominiert Farbe,<br />
nachdem anfangs auch die Ti-<br />
Auch die Künstler, über die das Ma-<br />
und wann freundlich Fehler monieren).<br />
telseite in Schwarz-Weiß gedruckt<br />
gazin berichtet sowie die sich stetig<br />
worden war. Die 800er-Erstauflage<br />
e<br />
wandelnde Musikindustrie melden sich zu<br />
hat sich längst vervielfacht, der<br />
Wort. Viele Macher, ob von den Nischen-<br />
Stellenwert des Magazins innerhalb<br />
der Musikbranche ebenfalls<br />
und Konzertveranstaltern, lesen selbst<br />
– sie zollt auch in Form von Anzei-<br />
auch gern das Heft. Wie wichtig <strong>GoodTimes</strong> s<br />
Labels, den Major Companies oder Tourgen<br />
Anerkennung, obwohl Good-<br />
in den letzten 20 Jahren geworden ist, dass s<br />
Times keine so große Streuung<br />
es durchaus einiges bewegen kann, unterstreichen<br />
auch viele Inserate von Künstlern<br />
hat wie vergleichbare Magazine;<br />
dafür trifft das Heft seine Zielgruppe<br />
punktgenau und präsentiert<br />
und ihre Produkte aufmerksam; und werden<br />
selbst: Sie machen über diesen Weg auf sich<br />
Informationen über die Musik aus den<br />
so<br />
von der <strong>GoodTimes</strong>-Leserschaft wahr-<br />
60ern bis 80ern – auch die abzudegenommen<br />
– dies bestätigen sie in vieckende<br />
Zeitspanne wurde um ein Jahr-<br />
len<br />
Rückmeldungen. Viele, die GoodTizehnt<br />
erweitert. Es wird an längst Ver-<br />
mes<br />
seit 1992 schätzen gelernt haben,<br />
gangenes erinnert, manches bis heute<br />
brachten dies auch zu Papier, wie im Folgenden<br />
nachzulesen ist verborgen Gebliebenes nachträglich<br />
...<br />
Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong><br />
<strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Privatarchiv Kravetz<br />
Was ich an <strong>GoodTimes</strong> genieße, ist die Verbindung zwischen<br />
den 60ern und 70ern und unserer heutigen Zeit.<br />
<strong>GoodTimes</strong> ist eines der wenigen Musikmagazine, wenn nicht<br />
das einzige, das den Spagat zwischen Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft erfolgreich geschafft<br />
hat und dabei stets modern und frisch<br />
bleibt. Seit nun fast zwei Jahrzehnten<br />
inspiriert ihr mich mit alter und neuer<br />
Musik, gebt mir Anregungen zum<br />
Plattenkauf und amüsiert mich mit<br />
guten Hintergrunds<strong>to</strong>ries und Interviews.<br />
Und <strong>GoodTimes</strong> ist der einzige<br />
Grund, der mich immer pünktlich am<br />
Erscheinungstermin im Bademantel<br />
zum Briefkasten treibt. Ich wünsche zum 20-jährigen Jubiläum<br />
alles Gute und hoffe, dass ich euch auch noch die nächsten<br />
20 Jahre lesen kann.<br />
Jean-Jacques Kravetz<br />
Ich habe <strong>GoodTimes</strong> oft gesehen, wenn ich mich in<br />
Deutschland aufhielt. Es ist angenehm, ein Magazin in<br />
Händen zu halten, das bis in eine der besten Epochen<br />
der Musik zurückblickt und die Künstler würdigt, die einen<br />
Gutteil der unvergesslichsten Musik geschaffen haben,<br />
die ich je gehört habe. Herzlichste Glückwünsche<br />
zum Jubiläum und ein eben solches Dankeschön dafür,<br />
dass ihr die Erinnerung an einige meiner Lieblingsmusik<br />
wachhaltet, ebenso an die<br />
Künstler, die dafür verantwortlich<br />
sind! Diesem Bemühen gilt meine<br />
ganz besondere Anerkennung,<br />
denn ihr scheint richtig fundiertes<br />
Wissen über Künstler zu haben, die<br />
auch schon in den 60er Jahren aktiv<br />
waren – aber auch über solche von<br />
heute. Es ist einfach wunderbar zu<br />
sehen, wer von damals heute noch<br />
dabei ist. Und ich höre manche neuere Band, die unverkennbar<br />
von Künstlern inspiriert ist, die vor langem angesagt<br />
waren – denn ihre Musik reflektiert vergleichbare e<br />
Bilder und Wurzeln. Eine dieser Band sind Work Of Art<br />
aus Skandinavien. Ich habe im Internet oft gelesen, sie<br />
seien die „neuen To<strong>to</strong>" – und ich werde demnächst eine e<br />
Soloplatte mit ihnen aufnehmen. Euch wünsche ich auf<br />
jeden Fall nur das Beste zum 20-jährigen Jubiläum –<br />
und ich bin sicher, die Jubiläumsausgabe wird wieder<br />
ein<br />
wahrer Schatz für eure Leser. Dabei zu sein, macht<br />
mich s<strong>to</strong>lz – und nochmals herzlichste Glückwünsche.<br />
Bobby Kimball<br />
Ich hatte das Glück, vor genau 50 Jahren Spencer Davis<br />
und die Winwood-Brüder zu treffen und näher<br />
kennen zu lernen. Wir spielten Gigs und machten<br />
auch unsere ersten Aufnahmen – bis hin zu "Keep<br />
On<br />
Running", mit dem wir es 1965 bis an die Spitze<br />
schafften. Trotz dieses Erfolgs und der sich<br />
anschließenden (noch größeren) Hits hatten<br />
wir keine Ahnung, wie lange dieser Ruhm<br />
anhalten würde. In den weiteren Jahren erlebten<br />
wir – wie die meisten anderen Musiker<br />
auch – Höhen und Tiefen. Nur einige wenige<br />
Glückliche sind während ihres aktiven Lebens<br />
immer ganz oben geblieben. Viele sind in der<br />
Obskurität verschwunden, obwohl sie sehr<br />
gut waren; einige sind ges<strong>to</strong>rben, darunter<br />
auch manche, weil sie zu viel Spaß hatten;<br />
andere, weil sie nicht damit klarkamen, nicht<br />
mehr im Scheinwerferlicht zu stehen. Da<br />
war diese grausame Disco-Ära in den 80er<br />
Jahren, als die Liveszene zu sterben schien<br />
und wir Pioniere aus den 60er Jahren in Ver-<br />
gessenheit en<br />
gerieten. Doch genau im richtigen igen<br />
Moment tauchte<br />
<strong>GoodTimes</strong> odTi<br />
auf und belebte bte das Interesse von Neuem – und<br />
am wichtigsten: Das Magazin zollte den Wurzeln und der<br />
Musik der Jugendrevolution Respekt! Ein kleines, aber mit<br />
viel Herzblut arbeitendes Team von Journalisten produzierte<br />
ein Magazin, das uns und unsere Bemühungen einer<br />
wachsenden Leserschaft präsentierte. Das hat 20 Jahre lang<br />
angehalten, bemerkenswert! Das Magazin hat inzwischen<br />
ein Deluxe-Erscheinungsbild und ist<br />
gefüllt mit faszinierenden News über<br />
die Aktivitäten alter und jüngerer<br />
Künstler. Ich wünschte, es könnte<br />
übersetzt und über die ganze Welt<br />
verteilt werden, denn ich sehe nichts<br />
Vergleichbares, was mit ähnlich viel Liebe<br />
für den Inhalt produziert wird. Wir<br />
werden im Lauf der vor uns liegenden<br />
Jahre alle feststellen, dass das Einzige,<br />
was in dieser komplizierten Welt zählt, Liebe und Respekt sind<br />
– für und vor jemandem oder etwas. Was mich persönlich<br />
angeht, so habe ich meine Familie und Drums. Das reicht<br />
mir für dieses Leben. Ich werde wohl keine weiteren 20<br />
Jahre hinkriegen, aber <strong>GoodTimes</strong> wird weiterleben und weitermachen<br />
und weiterleben und weitermachen ...<br />
Pete York<br />
DIE "<br />
GOOD TIMES"-TOP-FIVE<br />
1. "Good Times" von Fabian Leibfried<br />
2. "Good Times" von Eric Burdon<br />
3. "Good Times" von Willie Nelson<br />
4. "Good Times" von Ozzy Osbourne<br />
5. "Good Times" von den Easybeats<br />
Happy 20th! Hanns-Peter Bushoff &<br />
Wolfgang Eckart, Sony <strong>Music</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> ist jetzt seit 20 Jahren ein verlässlicher Garant<br />
und Chronist für „unsere" Musik. Akribisch genau berichtet t<br />
das Magazin über Rock, Folk, Pop, Jazz und andere musikalische<br />
Strömungen, die die Zeit überdauert haben und oft<br />
wiederentdeckt werden müssen – dank <strong>GoodTimes</strong>. Weiter so!<br />
medienAgentur (Sabine Beyer & Stefan Michel)<br />
<strong>GoodTimes</strong>. Erinnerungen. „Hey, are those guys still<br />
going?!” ... „Look who's on <strong>to</strong>ur next month!” … „Wow,<br />
a new album!” – das waren einige Sätze, die ich in all den<br />
Jahren benutzt habe, wenn ich eine neue <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Ausgabe las. Ich habe das Magazin Mitte der 90er Jahre<br />
kennen gelernt, nachdem Uli Twelker mich interviewt<br />
hatte. <strong>GoodTimes</strong> ist für uns Musiker, die schon ein bisschen<br />
länger dabei sind, zu einer Art Bibel geworden. Das<br />
Magazin hat uns darüber auf dem Laufenden gehalten, was<br />
in der Rock- und Bluesszene alles<br />
passiert, von der ich ein Teil bin. Und<br />
das war und ist nicht nur für mich<br />
wichtig, sondern auch für junge,<br />
ambitionierte Musiker. <strong>GoodTimes</strong> hat<br />
uns die Nachrichten gebracht, auch<br />
den Klatsch, ob positiv oder negativ.<br />
Dazu Artikel, die das aktuelle Musikgeschehen<br />
reflektieren – und hat<br />
uns auch über das Ableben manch<br />
<strong>to</strong>llen Musikers informiert. Die CD-Kritiken sind ehrlich und<br />
von Leuten geschrieben, die ein Gefühl für die Musik haben,<br />
über die sie schreiben – was in manchen der angesagten Publikationen<br />
nicht immer der Fall ist. <strong>GoodTimes</strong> braucht sich<br />
hinter den großen internationalen Musikmagazinen nicht zu<br />
verstecken und möge noch lange so weitermachen! Ich warte<br />
immer gespannt auf die neue Ausgabe und frage mich, über<br />
wen ich als nächstes etwas lesen werde, welche Künstler, welche<br />
Band diesmal gefeatured werden.<br />
John Law<strong>to</strong>n<br />
© Till Oellerking<br />
© NikMa Verlag<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 201<br />
2 <strong>Music</strong> Seite ■ <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />
<strong>80s</strong> ■<br />
11
Schon 20 Jahre <strong>GoodTimes</strong>? Unglaublich! Es kommt mir vor<br />
wie<br />
gestern, als ich mit <strong>GoodTimes</strong>-Gründer Peter Seeger in<br />
zahlreichen Telefonaten unsere gemeinsame Verehrung für die<br />
Kinks auslebte. Damals war <strong>GoodTimes</strong> ein Fanzine, das sich in<br />
erster Linie mit dem Beat der 60er Jahre beschäftigte. Beatles,<br />
S<strong>to</strong>nes – und immer wieder Kinks!<br />
Aber das Magazin wuchs von Jahr zu<br />
Jahr, wurde farbig, immer dicker und<br />
abwechselungsreicher. Die 70er und<br />
80er Jahre waren hinzugekommen,<br />
Themen ohne Ende. Die sich aufbauende<br />
Krise der Musikbranche spiegel-<br />
te sich in <strong>GoodTimes</strong> nicht wider, das<br />
Magazin verzeichnet bis heute ein respektables<br />
Anzeigenaufkommen. Gute<br />
Recherchen, interessante Themen, ein Team hervorragender<br />
Musikschreiber – <strong>GoodTimes</strong> ist aus der deutschen Medienlandschaft<br />
nicht mehr wegzudenken. Die Übergabe an<br />
den neuen Betreiber Fabian Leibfried bedeutete keinen<br />
Bruch, sondern vielmehr einen Aufbruch. Für mich ist<br />
<strong>GoodTimes</strong> ein unverzichtbarer Teil meiner Tätigkeit. Und<br />
jede Menge Kurzweil! Die Amis haben „Goldmine", die Engländer<br />
den „Record Collec<strong>to</strong>r", wir haben <strong>GoodTimes</strong>! Auf<br />
die nächsten 20 Jahre!<br />
Tom Redecker (Shack Media & Sireena Records)<br />
<strong>GoodTimes</strong> ist ein Magazin, das nostalgische Musikgeschichte<br />
und aktuelles Musikgeschehen mühelos zusammenbringt.<br />
Es füllt damit eine Nische im Informationsfundus<br />
über Musik bei gleichzeitig gesundem kommerziellem<br />
Anspruch. Das gelingt wenigen, denn<br />
dafür sind fachliches Wissen, Idealismus,<br />
geschichtlicher Überblick und<br />
das Gespür für musikalische Nachhaltigkeit<br />
erforderlich. Die Recherchen<br />
sind exzellent, das Informationsniveau<br />
hoch, der musikalische Anspruch<br />
wertebewusst und die Redakteure<br />
ausgesprochen kompetent.<br />
<strong>GoodTimes</strong> erlangt dadurch eine<br />
interessante Mischung aus Zeitlosigkeit und Aktualität.<br />
Dass diese Zeitschrift nun ihren 20. Geburtstag feiern kann,<br />
zeigt umso mehr, dass das Konzept aufgeht, denn es gibt<br />
genügend Leser, die sich für Au<strong>the</strong>ntizität und langfristiges<br />
Schaffen von Künstlern interessieren. Ich kann nur allen gratulieren,<br />
die diese Idee geboren und sich dem Ideal verschrieben<br />
haben, über gute Musik zu schreiben, die mehr als nur<br />
ein paar Jahre Bestand hatte.<br />
Julia Neigel<br />
© Universal, Christian Barz<br />
Es war so um 1994, als ich erstmals von <strong>GoodTimes</strong> Notiz<br />
nahm – ich sah das Heft im Kiosk des Fuldaer Bahnhofs<br />
und war überrascht, ein für mich neues Musikmagazin zu<br />
sehen. Der Zusatz „Die Musik der Sixties<br />
und Seventies" sprach mich dabei<br />
mehr an als der zunächst wenig<br />
aussagende Titel <strong>GoodTimes</strong>. Schon<br />
nach<br />
dem ersten Durchblättern war<br />
klar, dass diese Lektüre für mich<br />
„Pflicht" werden würde. Schnell<br />
wurde das Heft auch eine regelmäßige<br />
Plattform für Blue-Rose-<br />
Anzeigen – die Schnittmenge der<br />
Leser mit unseren Veröffentlichungen wurde von Jahr<br />
zu Jahr größer. Ich kenne kein anderes Musikmagazin,<br />
in dem die Inserate so sehr mit der Musik verbunden<br />
und tatsächlich auch beachtenswert sind. Die Entwicklung<br />
des Magazins in den 20 Jahren ist enorm, und ich<br />
kann mir nur wünschen, dass es genauso weitergeht. Herzlichen<br />
Glückwunsch für 20 informative Jahre <strong>GoodTimes</strong>!<br />
Edgar Heckmann (Blue Rose Records)<br />
Liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team, irgendwie ist es immer wie<br />
ein Festhalten an den „Guten Zeiten", wenn ich eine<br />
neue <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe im Briefkasten finde und<br />
die Frage geklärt werden muss – wer darf sie als erster<br />
lesen? Auch wenn ich viele Infos schon von früher<br />
kenne, ist es immer wieder spannend zu lesen, was<br />
ich zum Teil selbst miterleben durfte. Ich komme<br />
mir dann gemeinsam mit euch wie ein Ritter der<br />
berühmten Runde vor, der daran beteiligt ist, dass<br />
die „Guten Zeiten" nicht in Vergessenheit geraten.<br />
Nach 20 Jahren seid ihr ein nicht mehr verzichtbarer<br />
Teil der Rock- und Popgeschichte in Deutschland und<br />
ein<br />
Garant dafür, dass diese Zeiten nicht so schnell l<br />
vergessen werden. MiG-<strong>Music</strong> gibt es jetzt gerade erst<br />
seit zwei Jahren, aber euch sieht man eure 20 Jahre<br />
überhaupt noch nicht an. Weiter so – wir geben uns<br />
auf alle Fälle Mühe, noch das eine oder andere auszugraben,<br />
über das es sich zu berichten lohnt.<br />
Weiterhin viel Spaß bei eurer Arbeit wünscht<br />
das gesamte MiG-Team!<br />
Erst einmal herzlichen Dank für die Möglichkeit, Good-<br />
Times für exzellente Arbeit zu danken, die alle Mitarbeiter<br />
in den vergangenen Jahren geleistet haben – und<br />
die herzlichsten Glückwünsche zu eurem 20. Geburtstag!<br />
Die in die Tiefe gehenden Artikel über ikonenhafte<br />
Musiker, Bands und Songschmiede haben mit dazu beigetragen,<br />
die Popularität des Classic Rock und der verschiedenen<br />
Pop-Genres in den<br />
deutschsprachigen Ländern,<br />
also in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz, hochzuhalten.<br />
Ich bin sicher, dass viele<br />
jüngere Leser einen wahren<br />
Schatz musikalischer Perlen<br />
dank euch erst entdeckt haben<br />
–<br />
gäbe es <strong>GoodTimes</strong> nicht, hätten<br />
sie wohl nie davon gehört.<br />
Auch wenn meine Frau Deutsche ist und zwei meiner<br />
Söhne fließend deutsch sprechen, sind meine Kenntnisse<br />
dieser Sprache ziemlich limitiert; aber ich habe das<br />
große Glück, einen musikalischen Freund zu haben, der<br />
perfekt englisch spricht und regelmäßiger <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Mitarbeiter ist. Ich bin Uli Twelker extrem dankbar für<br />
all die Informationen und Übersetzungshilfen, die er<br />
mir bezüglich der guten Artikel und Plattenkritiken in<br />
<strong>GoodTimes</strong> zukommen lässt. Ich wünsche euch noch<br />
viele erfolgreiche Jahre! Keep on rockin'!<br />
Ray Dorset aka Mungo Jerry<br />
Meine tiefste Verbeugung (Louis-Qua<strong>to</strong>rze-Style) vor<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Begründer Peter Seeger, dem heutigen Herausgeber<br />
Fabian Leibfried und ihren Teams sowie all<br />
den Au<strong>to</strong>ren (auch wenn wir nicht immer einer Meinung<br />
waren/sind): Sie haben<br />
mit diesem Magazin eine einzigartige<br />
Bastion für die Musik<br />
vergangener Tage und Zeiten<br />
geschaffen und aufrechterhalten.<br />
Wo, außer im<br />
(manchmal unsäglichen)<br />
Netz, kann man wie beispielsweise<br />
in der letzten<br />
Ausgabe Erhellendes und<br />
Witziges lesen über „Indianer in der Rockmusik",<br />
Bernd Witthüser, Steve Ellis oder „Falsche Nasen"<br />
(danke, Bernd!). Auch wenn <strong>GoodTimes</strong> etwas<br />
Mohikanerisches anhaftet: Mögen die Letzten ihrer<br />
Art noch möglichst lange durch Prärie und Wälder des<br />
Rockgeschichtlichen Universums streifen!<br />
Gert Gliniorz (EMI)<br />
Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong><br />
<strong>the</strong> <strong>80s</strong>
<strong>GoodTimes</strong> ist für mich so etwas wie eine Pflichtlektüre,<br />
weil immer wieder interessante<br />
Details in den S<strong>to</strong>ries auftauchen,<br />
die auch mir ein neues Blickfeld eröffnen.<br />
Insbesondere der Reviewteil<br />
ist ein Highlight, ich habe selten<br />
eine so umfangreichen Sammlung<br />
an CD-Besprechungen gefunden.<br />
Hier finde ich CDs, die<br />
sonst einfach an mir vorbeigehen<br />
würden, da es fast kein anderes<br />
Magazin oder auch Portal mehr gibt, in denen man diese<br />
e<br />
Veröffentlichungen finden kann. Also: Auf gute weitere<br />
Jahre für die <strong>GoodTimes</strong>, auf dass es noch viele<br />
e<br />
Geschichten aus dieser Zeit geben wird und dass die<br />
Good Times für uns alle lebendig bleiben.<br />
Christian Thiel (Hypertension <strong>Music</strong>)<br />
Wow! 20 Jahre – reife Leistung. Bleibt vor allem<br />
eurer Linie treu und berichtet auch weiterhin<br />
ohne Scheuklappen. Es ist<br />
erfrischend zu sehen, dass<br />
– abseits der angeblich so<br />
wichtigen Trends – in einer<br />
Ausgabe Künstler wie Led<br />
Zeppelin, Steve Young<br />
und die Bay City Rollers<br />
unter einen Hut zu bringen<br />
sind. Von Abba bis<br />
Zappa sozusagen. Für<br />
mich genau der richtige Weg. Alles Gute für die<br />
nächsten 20!<br />
Dietmar Bunn (Senior Product Manager<br />
Warner <strong>Music</strong> Group)<br />
Musiker und Musikhörer<br />
Für<br />
mich als Musikhörer gibt es (neben einer weiteren<br />
Zeitschrift) auf dem deutschen Markt kei-<br />
ne<br />
Publikation, die mich als Fan anspruchsvoller<br />
Rock- und Bluesmusik derart gut informiert. In<br />
keinem anderen Medium erfahre ich, welche Veröffentlichungen<br />
auf CD, Vinyl oder DVD für mich<br />
interessant sein könnten. Auch wenn ich nach<br />
dem Lesen der Reviews das Produkt noch nicht<br />
selbst gehört habe, kann ich doch mit ziemlicher<br />
Sicherheit eingrenzen, was mich<br />
interessieren könnte und was nicht. Als<br />
professioneller Musiker schätze ich die<br />
fachliche Kompetenz der Au<strong>to</strong>ren sowie<br />
die stets hervorragend<br />
recherchierten Hintergrundinfos,<br />
die selbst<br />
mir altem Hasen noch<br />
das ein oder andere „Aha"<br />
entlocken können.<br />
Label<br />
Weil wir mit unseren<br />
musikalisch<br />
gesehen doch recht<br />
anspruchsvollen Produkten eine Klientel<br />
ansprechen wollen, die Musik fernab des<br />
Mainstream bevorzugt, ist <strong>GoodTimes</strong> ein<br />
nicht zu unterschätzender Partner im sonst<br />
so überlaufenen Zeitschriftenmarkt. Wenn es<br />
<strong>GoodTimes</strong> nicht schon gäbe, müsste man<br />
das Magazin genau so erfinden. An dieser Stelle möchten<br />
wir uns auch ganz herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit<br />
bedanken! Herzlichen Glückwunsch zum<br />
20-jährigen Jubiläum, liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team! Auf noch<br />
mindestens das Zehnfache der Zeit!<br />
Paul Vincent (und das gesamte Team von Luxus Musik)<br />
Ja, die „guten alten Zeiten" ... Und nein, früher war nicht<br />
alles besser! Nur anders. <strong>GoodTimes</strong> (zum Glück wurde das<br />
„old" weggelassen!) ist ein Spiegel dessen und zugleich ein<br />
Zeugnis lebendiger Musik- und Filmgeschichte.<br />
Sofern sie noch aktiv sind, all<br />
die Kolleginnen und Kollegen aus den<br />
1960er und 1970er Jahren, finde ich sie<br />
in dieser Zeitschrift wieder. Oft bin ich<br />
überrascht, was die Protagonisten der<br />
musikalischen Generation, in der ich<br />
großgeworden bin, an kreativem Output<br />
noch drauf haben. Von „Rock-<br />
Rente" keine Spur! Und so geht's mir<br />
ja<br />
auch. Ich habe mich sehr über die große S<strong>to</strong>ry zu meinem 65.<br />
Geburtstag im vergangenen Jahr gefreut, zumal <strong>GoodTimes</strong> mir<br />
den Platz für ein ausführliches Interview und zahlreiche Hintergrundinfos<br />
eingeräumt hat. Da ist ein bisschen Nostalgie im<br />
Spiel, aber immer auch der Blick nach vorn, der künstlerischen n<br />
Anspruch mit der Dokumentation eines Lebenswerks verbindet.<br />
Also: Glückwunsch zum Jubiläum und weiter so!<br />
Inga Rumpf<br />
Ich bin auf dem Flughafen zum <strong>GoodTimes</strong>-Leser geworden.<br />
Auf der Suche nach passender Reiselektüre fiel mir ein Magazin<br />
auf, in dem es um genau die Musik und das Lebensgefühl zu<br />
gehen schien, das ich gern mag: die 60er und 70er. Das Good-<br />
Times-Heft wanderte also ins Handgepäck.<br />
Und wie schön war es doch<br />
zu lesen: keine Verwünschungen erfolgreicher<br />
Künstler, kein unnötiges<br />
Niedermachen von Musik, die vielen<br />
Menschen gefällt, oder von Bands, die<br />
nur eine ganz kleine Gruppe von Leuten<br />
kennt. Das empfinde ich bis heute als<br />
ausgesprochen angenehm. Klar: Nicht<br />
jeder Artikel ist eine journalistische<br />
Meisterleis tung, aber das nehme ich gern in Kauf, wenn ich<br />
über die Musik ausreichend informiert werde. Da verzichte ich<br />
auch gern auf irgendwelche halboriginellen Spitzfindigkeiten<br />
von Möchteauchgernschlausein-Schreiberlingen. Ich habe mir<br />
also seit diesem Schlüsselerlebnis <strong>GoodTimes</strong> immer wieder gekauft,<br />
bis ich irgendwann mal ein eigenes Abonnement zum Geburtstag<br />
geschenkt bekommen habe. Also: Glückwunsch zum 20.<br />
Geburtstag, liebe <strong>GoodTimes</strong>! Vielleicht gibt's dich ja<br />
demnächst auch monatlich, das wäre ein schönes Geschenk<br />
an deine Leser.<br />
Tobias Künzel (Die Prinzen, Final Stap,<br />
Ruff As S<strong>to</strong>ne)<br />
© My Darling Clementine<br />
Es<br />
hat mir großen Spaß und Vergnügen bereitet, in den<br />
letzten Jahren mit <strong>GoodTimes</strong> in Verbindung gebracht<br />
worden zu sein. Es ist schlicht fantastisch, dass solch ein<br />
Magazin die Menschen informiert, und das mit einem retrospektiven<br />
Blick auf den Classic Rock. Beeindruckend unterstützt es die<br />
heutige Classic-Rockszene. Und hält auf<br />
dem Laufenden, was Live-Ereignisse, neu<br />
veröffentlichte Musik und Compilations<br />
angeht. Für mich war es eine Herausforderung,<br />
an der ers ten <strong>GoodTimes</strong>-Give-<br />
Away-CD mitzuarbeiten, die ich mit Siggi<br />
Schwarz aufgenommen habe – dabei hatte<br />
jeder Song „Good Times" im Titel. Ich<br />
denke, die CD klang <strong>to</strong>ll und war ein großartiger<br />
Bonus zum Magazin. Ich<br />
wurde dazu inspiriert, meinen eigenen „<strong>GoodTimes</strong>”-Song<br />
zu schreiben, ebenso einen eigenen Song für die Christmas-CD<br />
im vorletzten Jahr. Danke, Fabian! Dank auch an<br />
das <strong>GoodTimes</strong>-Team für all eure Unterstützung in den<br />
vergangenen Jahren und hoffentlich auch in Zukunft.<br />
Mit den besten Wünschen für künftigen Erfolg.<br />
Chris Thompson<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 201<br />
2 <strong>Music</strong> Seite ■ <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />
<strong>80s</strong> ■<br />
13
Eine Legende wird 50<br />
Es ist noch früh im Jahr, doch in Hamburg brennt jetzt schon<br />
der Baum: Star-Club-Jubiläum, und was für eins! Am 12.<br />
und 13. April rappelt's in den Fliegenden Bauten am Heiligengeistfeld.<br />
Ebenfalls am 13. geht es in der Großen Freiheit 36,<br />
einen Steinwurf vom ursprünglichen Club-Standort<br />
entfernt, ebenfalls zur Sache. Schwere Entscheidung<br />
für jeden Fan – bei insgesamt über 100 Mitwirkenden!<br />
Die Geschichte des Star-Club ist schon vielfach<br />
beschrieben worden. Gegründet<br />
von Manfred<br />
Weißleder<br />
und Horst Fascher<br />
1962. Schließung<br />
Silvester<br />
1969. Von Fascher<br />
1976 reanimiert. Und<br />
Paul McCartney (Beatles)<br />
Was sind deine ersten Gedanken an<br />
den Star-Club?<br />
Herbertstraße … du hast mich nach meinem<br />
ersten Gedanken gefragt, oder? Also Herbertstraße!<br />
Dort haben wir uns vergnügt.<br />
Wir sind die Straße entlanggegangen, an<br />
den Schaufenstern vorbei mit den Ladies<br />
dahinter. Wir sind die ganze Reihe entlang<br />
und hatten immer Bananen dabei. Die haben<br />
wir vor den Damen geschält. Denen hat das<br />
überhaupt nicht gefallen, sie waren ziemlich<br />
genervt von uns und mochten uns nicht be-<br />
Paul McCartney<br />
sonders. Aber wir waren halt Teenager und<br />
hatten unseren Spaß. Ich denke da noch manchmal dran … probiert es<br />
doch mal aus ... Ich empfehle das: Bananen!<br />
wieder untergegangen. Die fabelhaften Jahre<br />
wurden längst in einigen Büchern aufbereitet,<br />
besonders gut in Ulf Krügers zweisprachigem<br />
Werk "<br />
Der bekannteste Beat-Club der Welt"<br />
oder in der großformatigen, allerdings<br />
schon 1982 erschienenen Dokumentation<br />
von Dieter Beckmann<br />
und Klaus Martens.<br />
Was also noch neu erfinden?! Aus fünfter<br />
bis elfter Hand hinzugedichtet ( "<br />
Ich<br />
hab' mit Jimi 'ne Bratwurst gegessen",<br />
"<br />
Ringo hat mir auf den Fuß<br />
gepinkelt" etc.) wurde – und wird –<br />
schließlich schon genug. <strong>GoodTimes</strong><br />
hält sich darum lieber an Zeitzeugen.<br />
Oliver Schuh stellte Fragen, die Promis<br />
aus glorreicher Zeit haben geantwortet.<br />
Aber da gab es bestimmt noch viel mehr …<br />
Na klar! Also Hamburg war die erste deutsche Stadt,<br />
die wir besuchten – damals, als wir noch Kids waren.<br />
Hamburg war in unseren Gedanken immer<br />
ganz fest mit Liverpool verbunden. Unser Promoter<br />
hieß Alan Williams, und der wiederum kannte einen<br />
deutschen Promoter. Das war Bruno Koschmider,<br />
glaube ich. Und Alan sagte zu ihm: „Ich kann euch<br />
jede englische Band besorgen ... Millionen davon!"<br />
Die meisten englischen Bands kamen aus Liverpool,<br />
viel mehr als aus London, am Anfang zumindest.<br />
Ich weiß nicht, vielleicht waren die Liverpooler<br />
Bands billiger. Wir Kids kamen also rüber nach<br />
Hamburg. Wir waren ziemlich jung, und es war <strong>to</strong>ll<br />
und sehr aufregend für uns. Wir waren vorher noch<br />
nie von zu Hause weg gewesen. Und plötzlich standen<br />
wir auf der Reeperbahn, an der Großen Freiheit, im Indra und im Bambi-Kino.<br />
Mensch, wir übernachteten im Bambi-Kino, direkt neben den Toiletten! Das war<br />
nicht gerade edel, aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Wir spielten unseren<br />
Rock’n’Roll, egal ob im<br />
Indra, Kaiserkeller oder Star-<br />
Club. Für uns war es eben<br />
Hamburg! Und ich komme<br />
heute noch immer wieder<br />
gern dorthin. Es ist, als käme<br />
ich nach Liverpool oder New<br />
York. Hamburg ist<br />
eine sehr schöne<br />
Stadt für<br />
mich, und<br />
ich kenne<br />
sie relativ<br />
gut, habe natürlich viele Erinnerungen ... Wenn ich mit meiner Familie<br />
dort bin, dann sage ich: Dort<br />
ist der große Laden, wo wir unsere<br />
Gitarren gekauft haben, hier ist<br />
Steinway und dort die Alster, wo<br />
wir immer gerudert haben.<br />
Und war der Star-Club für<br />
euch etwas Besonderes?<br />
Es war der Rock'n'Roll-Club Nr.1<br />
– und denke daran, dass ich auch<br />
heute noch gern Club-Gigs spiele,<br />
die sich von den großen Tourneekonzerten<br />
unterscheiden. Wirklich<br />
so in kleinen Clubs – das ist<br />
dann so ähnlich wie zu unseren<br />
Anfängen. Mir macht das sehr<br />
viel Spaß! Also dann, goodbye,<br />
Hamburg – ich komme wieder!!!<br />
Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Horst Fascher<br />
(Mitbegründer, Geschäftsführer)<br />
Wie hat alles begonnen?<br />
Ich war Geschäftsführer vom Top-<br />
Ten-Club auf der Reeperbahn und<br />
hab' mich mit dem Inhaber Peter<br />
Eckhorn überworfen. Ich wollte mein<br />
Ding machen, konnte das dort aber<br />
Horst Fascher<br />
nicht so umsetzen. Ich habe dann im<br />
Lachenden Vagabund angefangen,<br />
und da kam immer so ein Typ rein, den ich überhaupt nicht kannte. Der hat<br />
jeden Morgen um sechs, halb sieben zwei Kaffee getrunken und mit so einem<br />
knusprigen Weißbrot rumgekrümelt, das er immer unterm Arm trug. Ich war drauf<br />
und dran, den raus zu schmeißen, weil ich immer die Krümel wegfegen musste,<br />
bis mir mein Bruder sagte, dass das Manfred Weißleder<br />
ist, der einige Läden auf St. Pauli besaß. Und da hab' ich<br />
natürlich gedacht: Mensch, dann ist das ja der richtige<br />
Mann für mich! Ich habe ihm mein Konzept vorgestellt,<br />
nämlich einen Rock'n'Roll-Club aufzuziehen, der anders<br />
war als alles, was es schon gab. Er meinte: „Das hört sich<br />
ja alles ganz gut an, aber wie lange brauchst du, um die<br />
Bands dafür zu finden? Ich selbst muss mich ja erst mal<br />
um Räumlichkeiten kümmern." Und ich: „drei Monate."<br />
Genauso lange, meinte er, würde er für den Umbau des<br />
Stern-Kinos brauchen, in dem wir gerade saßen. „Wann<br />
kannst du loslegen?“ fragte er. Ich: „Sofort! I’m ready!"<br />
Welche Gefühle hattest du bei deinem ersten<br />
Trip nach London und Liverpool, als du mit dem Keyboarder Roy<br />
Young die ersten Bands rekrutiert hast?<br />
Moment! Ich war als junger Hamburger Meister im Federgewichtsboxen vorher<br />
schon in London, zum Beispiel in der 2I’s Coffee Bar, da<br />
spielten damals Cliff Richard und die Shadows usw. Aber als<br />
erstes habe ich die Beatles gebucht – es ging in Hamburg das<br />
Gerücht um '<br />
Die Beatles kommen wieder und spielen natürlich<br />
wieder im Top Ten'; und da habe ich mir gedacht: Das<br />
ist der Einstieg! Ihr Manager Brian Epstein hat mir aber unmissverständlich<br />
klargemacht, dass er bei Peter Eckhorn im<br />
Wort steht, worauf ich – ich war ja ein Heißsporn! – gesagt<br />
habe: „Wenn die Beatles im Top Ten spielen, hauen wir an<br />
dem Abend den Laden in Stücke!" Und Epstein: „Okay, lass<br />
mich erst mit den Jungs reden." Das hab ich dann ebenfalls<br />
gemacht. Wir haben uns im Cavern Club getroffen und haben da einen gehoben.<br />
Und dann ging es doch ...<br />
Hattest du stets grünes Licht von Weißleder?<br />
Ich hatte was im Kopf und wusste, da ist Geld im Rücken. Manfred Weißleder<br />
hat mich ausgestattet und<br />
mir einen neuen Anzug für<br />
700 Mark machen lassen.<br />
Man sah ja nicht unbedingt<br />
danach aus, um englischen<br />
Geschäftsleuten gegenübersitzen<br />
zu können. Ich war gut<br />
präpariert, rüberzufahren und<br />
die Stars antanzen zu lassen,<br />
die ja noch gar keine waren.<br />
Horst Fascher mit Bill Haley<br />
Der ‚kleine’ Horst mit den noch nicht so großen Beatles<br />
Ich habe eine Audition gemacht, da kamen 17 Bands! Die Searchers, Swinging<br />
Blue Jeans, Gerry & The Pacemakers ... und alle, wie sie da waren.<br />
Gab es eigentlich Kriterien, nach denen ihr die Kellner ausgesucht<br />
habt? Die sollen ja teilweise ganz schön rabiat gewesen sein.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15<br />
Das waren sie auch, aber die muss-<br />
ten sich ja durchsetzen. Denn da gab<br />
es noch keine Türsteher, da strömte alles<br />
rein, was rein wollte, und schon hattest du den Krach<br />
im Laden. Und den konntest du dann auch nur dort klären, und<br />
es hieß dann nur noch: ordentlich ausknocken und raus damit.<br />
Ich habe ja auch acht Körperverletzungen begangen, blaues Auge,<br />
Kieferbruch und so weiter, und ich bin dafür auch in den Knast<br />
eingefahren. Aber trotzdem: Das war damals noch alles mit der<br />
Faust, heute ziehen die Leute das Messer oder schießen sich gegenseitig<br />
ein Loch in den Bauch.<br />
Welche Bands oder<br />
Musiker sind dir schon<br />
damals besonders ans<br />
Herz gewachsen?<br />
Gerry von den Pacemakers<br />
wurde ein Freund der Familie,<br />
mein jüngster Bruder<br />
flog sogar rüber und<br />
wurde über Weihnachten<br />
eingeladen. Auch<br />
die Beatles waren bei<br />
uns in der Wohnung,<br />
und mein Vater hat für die Jungs Ein<strong>to</strong>pf gekocht. So haben wir das Beste<br />
für sie gemacht und sie wiederum das Beste für unseren Laden. Da ist manche<br />
Freundschaft fürs Leben geschlossen worden.<br />
Mit wem gab es Probleme?<br />
Mit Chuck Berry (lacht), aber den haben<br />
wir gut ausgetrickst. Er hat mich<br />
vor der Veranstaltung ausgefragt, wie<br />
viele Leute da seien und was wir an<br />
Eintritt nehmen würden. Ich habe ihm das<br />
alles beantwortet, naiv wie ich war, und<br />
habe da auch noch übertrieben, um alles<br />
in ein besseres Licht zu rücken. Darauf er: „Dann will ich doppelte Gage!" Ich<br />
Ein verschwitzter Little Richard<br />
Unter Chubby<br />
Checkers Fittichen<br />
Mit Kumpel Paul McCartney<br />
hin zu Weißleder. Und wieder zurück<br />
im Backstage-Bereich habe<br />
ich Chuck gesagt: „Pass auf, wir<br />
machen jetzt hinten die Tür zu, ich<br />
gehe raus und kündige an, dass du<br />
nur für die doppelte Gage spielst<br />
oder gar nicht – und dann kannst<br />
du nur noch über die Bühne raus.<br />
Der Laden ist voll mit Zuhältern<br />
und kleinen Banditen, und genau<br />
da musst du dann durch. Die werden<br />
dich zerstückeln." Das hat ihn wohl mittelschwer beeindruckt, und er sagte,<br />
das sei doch nur ein Spaß gewesen. Dann ist er raus, hat sein Ding gemacht, aber<br />
mich später nie wieder auch nur mit dem Hintern angesehen!<br />
Gibt es eine Frage, die du gern mal gestellt bekommen hättest?<br />
Eine Frage? Ach, ich bin in den Knast<br />
gegangen, und damit war meine Geschäftsführer-Zeit<br />
beendet. Eigentlich<br />
wollte ich zur See fahren und die<br />
Welt kennen lernen, aber die habe ich<br />
ja im Star-Club gehabt. Das waren die<br />
besten und schönsten Jahre meines<br />
Lebens.<br />
[Horst Fascher, der Ex-Boxer, ist nach diversen<br />
Schicksalsschlägen immer wieder aufgestanden.<br />
Er fühlt sich heute wieder on <strong>to</strong>p und ver-<br />
Horst Fascher und Jerry Lee Lewis<br />
anstaltet am 13. April in der Großen Freiheit 36 in Hamburg seine 50 Jahre-Star-Club-Feier mit<br />
vielen Gästen, von denen einige hier zu Wort kommen.]
Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Kannst du dich an deinen ersten Auftritt im Star-Club erinnern?<br />
Absolut! Wir kamen 20 Minuten vor Mitternacht im Club an und haben uns<br />
erstmal an der Tür vorgestellt. Auf der Bühne standen gerade Cliff Bennett & The<br />
Rebel Rousers, makellos in jeder Hinsicht – die Klamotten, der Sound … Das hat<br />
uns schon mal umgehauen, was für eine Konkurrenz! Wir waren für den nächsten<br />
Tag gebucht, und um fünf vor zwölf kam Manfred Weißleder auf uns zu und<br />
sagte: „Dann macht euch mal fertig, Jungs." Und wir, völlig überrascht: „Wieso,<br />
wir sind doch erst morgen dran!" Darauf Weißleder: „Ja, aber gleich ist morgen."<br />
Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft standen wir auf der Bühne, und das Publikum<br />
liebte uns vom ersten Moment an. Und wir liebten<br />
das Publikum.<br />
Du warst mit den Dominoes schnell einer der<br />
Publikumsfavoriten. Was machte euren Erfolg<br />
aus?<br />
Der Club selbst, weil es kein normaler Club war. Du musst<br />
King Size Taylor<br />
bedenken: Sieben Tage die Woche waren fast immer dieselben<br />
Leute im Publikum, und wir hatten Zeit für sie.<br />
(King Size Taylor & The Dominoes; g, voc)<br />
Das war alles wie im Wohnzimmer: Du sitzt zwischen<br />
Du warst in Liverpool Schlachter. Wie<br />
den Auftritten mit den Leuten zusammen, trinkst was mit<br />
kommt man da als Musiker nach Ham-<br />
ihnen, quatscht und triffst dich sogar tagsüber mit ihnen.<br />
burg?<br />
King Size Taylor<br />
Eine ganz familiäre Atmosphäre.<br />
Ich bin Schlachterlehrling gewesen, auf dem Weg<br />
zum Meister. Ich war aber schon beeinflusst durch<br />
Wie war der<br />
meine Mutter, die Slidegitarre gespielt hat. An meinem 16. Geburtstag<br />
1955 hab ich in der Skiffleband The James Boys angefangen, mir Checker?<br />
Auftritt mit Twistkönig Chubby<br />
eine Gitarre gekauft und stieß mal auf dem Heimweg in einem Fish'n'Chips-Shop Im Club ist er von Sounds Inc. begleitet<br />
auf Bobby Thompson. Er fragte mich: „Du bist doch Gitarrist! Wie viele Akkorde worden, aber wir als Hausband haben ihn<br />
hast du drauf?" „Vier." Und er: vom Flughafen abgeholt. Unser Gig mit<br />
„Ich kenne drei. Wollen wir eine Chubby fand direkt auf der Rollbahn statt.<br />
Band aufmachen?" Das haben wir Wir waren immer wieder mal das Empfangskomitee.<br />
Ray Charles haben wir auch<br />
King Size Taylor heute<br />
dann auch getan. Dann tauchten<br />
die Dominoes auf. Die brauchten vom Flughafen abgeholt. 1964 waren wir Chuck Berrys Backing Band.<br />
einen Leadsänger, der auch passabel<br />
Gitarre spielen konnte, und Warum bist du nach 1965 nicht mehr im Star-Club aufgetreten?<br />
das traf auf mich zu. Mit dem Die Band fiel aus verschiedenen Gründen auseinander, und ich habe immer wieder<br />
Bassisten war ich nicht so ganz eine andere über den Kanal geholt; die einen waren klasse, andere mittelmäßig,<br />
einverstanden, also kehrte Bobby aber unterm Strich war ich nicht begeistert von der Richtung, in die die Musik sich<br />
zu uns zurück. Und dann kamen damals drehte. Mein Herz schlug für den Rock'n'Roll – und das tut es bis heute<br />
all diese Schiffe aus den USA nach –, aber viele der Bands, die kamen, hatten das Gesicht des Rock'n'Roll verändert,<br />
Liverpool, über die Besatzungen und das war nicht mehr meine Sache. Man hat mich dann dazu gebracht, ein paar<br />
erhielten wir Zugang zu amerikanischen<br />
Musikaufnahmen. Wir einfach nicht gehen. Bevor es zurück nach England ging, habe ich noch einen TV-<br />
Soulnummern einzuspielen. Die waren auch ganz okay, aber den Weg wollte ich<br />
wurden förmlich erschlagen von Auftritt mitgenommen, und eine Woche später stand ich wieder in der Schlachterei<br />
in Liverpool. Und ich bin ein großartiger Schlachter geworden!<br />
der Energie, die uns da überrollte.<br />
Rock’n’Roll! Da haben wir Skiffle<br />
erstmal beiseite gelassen. Die [King Size Taylor stand bis 2000 nicht mehr auf einer Bühne, er kam 2002 zum 40. Geburtstag des<br />
Beatles, Howie Casey und Rory Star-Club nach Hamburg zurück. Ein Jahr später heiratete er seine Freundin Marga, die er schon<br />
S<strong>to</strong>rm waren schon in Hamburg 1962 kennen gelernt hatte. Er lebt seit 2007 in der Hansestadt. Sein aktuelles Projekt heißt King<br />
gewesen, dann kam der Star-Club Size & Co. und vereint Star-Club-Größen von einst. Auch er wird neben vielen anderen Stars zum<br />
ins Rollen. Horst Fascher und Roy 50. Geburtstag aktiv.]<br />
Young reisten an, um nach weiteren Bands aus Liverpool zu suchen. Wir spielten<br />
gerade im Orrell Park Ballroom, und wir wussten, dass die beiden da waren, und<br />
legten uns richtig ins Zeug.<br />
Achim Reichel (Rattles; voc, g)<br />
Und dann gab es auch gleich<br />
das Angebot: „Wollt ihr ab Juli<br />
1962 stand ja noch ganz im Zeichen<br />
1962 im Star-Club auftreten?"<br />
der englischen Bands, bis Manfred<br />
Wir haben sofort eingewilligt.<br />
Weißleder einen Wettbewerb nur für<br />
Ich bin dann zu meinen Eltern,<br />
doch die waren natürlich<br />
veranstaltete. Ihr seid Neujahr 1963<br />
alles andere als angetan von<br />
erstmals im Star-Club aufgetreten und<br />
dem Gedanken: „Du bis wohl<br />
habt gleich diesen Bandwettbewerb ge-<br />
geisteskrank! Du hast gerade e<br />
wonnen. Welche Erinnerungen hast<br />
deine Lehre beendet, bist jetzt t<br />
du daran?<br />
junge deutsche Gruppen in der Region<br />
ausgebildeter Schlachter, und<br />
Es war uns nicht wirklich klar, aber wir waren<br />
nun das!" Immerhin haben sie<br />
nun mal die Geilsten. Das war ja damals noch<br />
mir einen Monat gegeben. Wir<br />
Urzeit in Deutschland, es gab keine Trennung<br />
sind also nach Hamburg, und was soll ich sagen: Es war Liebe auf den ersten Blick. zwischen Rockband und Wochenendkapelle. Achim Reichel<br />
Die Organisation war klasse, und nach dem einen Monat bot man uns drei weitere Und zu der Zeit war man mit der E-Gitarre ja<br />
an. Auch den Vertrag haben wir sofort unterschrieben."<br />
schon so was wie ein Marsmensch. Die anderen Bands fuhren mit Bussen ihre Fans<br />
aus umliegenden Regionen an, aber der Unterschied zwischen wochenendtauglichen<br />
Alleskönnern und einer echten Rockband hat’s gebracht.<br />
Ein paar Worte über Manfred Weißleder.<br />
Er war so etwas wie eine rheinische Frohnatur. Ein großer breitschultriger Kerl<br />
mit geschorenem Schädel und einem ganz speziellen Humor. Einmal sagte er zu<br />
uns: „Also, von eurer Musik verstehe ich nicht allzu viel, aber ihr solltet euch mal<br />
Operettenhits anhören." Und wir: „Wieso das denn?" „Na ja, das sind erfolgserprobte<br />
Harmoniestrukturen. Da braucht ihr nur eure Texte draufmachen, und<br />
dann weiß man schon, dass das Erfolg haben wird." Da haben wir uns schon
Manfred Weißleder und<br />
Screaming Lord Sutch<br />
in der Garderobe des<br />
Star-Clubs, 1963.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Günter Zint, K&K<br />
gedacht: Mein Gott, um was für Ecken<br />
kommt der denn?!<br />
Gab es damals viele Kontakte zu<br />
anderen Bands und Solisten?<br />
Die gab es. Ich halte heute noch eines<br />
der ersten Gitarren-Effektgerät (Hornby<br />
– Selecta<strong>to</strong>ne T.B.2 ) in Ehren, das mir<br />
mal Tony Iommi von Black Sabbath geschenkt<br />
hat. Donovan hat mir im Star-<br />
Club während unseres Sets eine gerissene<br />
Gitarrensaite ausgewechselt. Solche Beispiele<br />
gibt es viele, unter englischen Musikern<br />
besteht ein weniger verkrampftes<br />
Kollegengefühl, die können sich sogar<br />
füreinander freuen. Ich werde auch nie vergessen, wie Richie Havens vor dem Club<br />
mit einem Transvestiten rumschäkerte! Ich versuchte, ihm zu verstehen zu geben,<br />
dass das ein Kerl ist, aber das wollte er irgendwie gar nicht wissen. Da denkt man,<br />
da kommt einer aus Amerika, und der sollte ja eigentlich wissen was Sache ist –<br />
und dann wird der von einer Transe bezirzt und denkt. er ist im Himmel.<br />
Was war das Besondere an den<br />
Rattles im Star-Club?<br />
Wir waren talentierte Milchgesichter,<br />
die wilde Energie verströmten. Das<br />
mochten die Mädels aus den umliegenden<br />
Rotlicht-Bars besonders. Ansonsten<br />
war der Club ja eher für uns<br />
das Besondere: wie eine riesige Volkshochschule.<br />
Man hat den Bands auf<br />
die Finger geschaut und unheimlich<br />
viel gelernt.<br />
Als es mit dem Club zu Ende ging, warst du während der Konkursphase<br />
als Pächter mit Kuno Dreysse und Frank Dostal mittendrin.<br />
Natürlich war ich da <strong>to</strong>tal blauäugig, aber der Star-Club war halt unsere Wiege, unser<br />
Tor zur Welt. Und wenn du siehst, dass so ein Laden vor die Hunde geht, dann<br />
sagst du eben: „Jo, dann lass uns das mal machen." Und dann gerieten wir selbst<br />
in so einen Strudel, stellten zum Beispiel fest, dass die Barfrauen einen Mörder-<br />
Umsatz an ihren Theken machten, aber im Bon-Buch stand kaum was drin. Und<br />
dann merkten wir: Die kaufen den Whiskey im Supermarkt und bringen den in der<br />
Handtasche mit, schenken aus, kassieren, aber packen das Geld nicht in die Kasse.<br />
Das sind so kleine Dinge, wo du feststellst: Wir sind hier schließlich auf St. Pauli,<br />
das hättest<br />
du wissen<br />
müssen. Und<br />
dann die Behörden:<br />
Mal<br />
waren die<br />
Notausgänge<br />
nicht in<br />
Ordnung,<br />
dann waren<br />
die Klos kaputt<br />
– also<br />
irgendein<br />
Scheiß war<br />
da immer.<br />
Und dann wird so ein Schuppen einfach abgerissen. Da darf man dann auch von<br />
einem nicht intakten Kulturbewusstsein sprechen. Mit dem Star-Club-Ende ging<br />
auch meine zweite Band Wonderland in die Brüche. Beides zusammen hat einen<br />
dann mit leeren Taschen noch mal über Los geschickt. Das hätte ich als St. Paulianer<br />
besser wissen müssen, der Kiez ist extrahartes Pflaster für Gastwirte.<br />
[Interessant ist Reichels Kommentar zu Wonderland, die von James Last produziert wurden: "<br />
Der<br />
Mann ist mit vielen Talenten gesegnet, er kann sogar einem verwirrten Bienenschwarm den geordneten<br />
Flug beibringen. Für uns jedenfalls war es wohltuend, von einer allseits anerkannten<br />
musikalischen Au<strong>to</strong>rität angeleitet zu werden. Aus eigener Kraft wären wir über interne Kompetenzrangeleien<br />
wahrscheinlich nicht hinausgekommen. Dass das musikalische Klangbild unseres<br />
ersten Hits 'Moscow' absolut auf Höhe der Zeit war, unterstreicht die Qualität des Produzenten.<br />
Nicht auszudenken, wenn er für längere Zeit zu unserem George Martin geworden wäre."]<br />
Roy Dyke<br />
(Remo Four; dr)<br />
Ihr seid 1964<br />
erstmals im<br />
Star-Club aufgetreten.<br />
Wie<br />
ging es los?<br />
Wir erreichten<br />
Hamburg mitten<br />
in der Nacht und<br />
waren <strong>to</strong>tal kaputt<br />
Roy Dyke<br />
von der Reise. Mit<br />
vier Taxen sind wir<br />
vom Hauptbahnhof gekommen, weil mein Schlagzeug und das restliche Equipment<br />
so viel Platz brauchte. Bei der Ankunft sagte man uns, wir seien zu spät und deshalb<br />
erst in drei Stunden dran. Es war eine völlig normale Star-Club-Nacht, der Laden<br />
ganz gut besucht, und wir spielten zwei Sets, kaputt, wie wir waren, und mit den<br />
ersten paar Bieren intus. Aber die zweite Nacht<br />
war der Wahnsinn! Der Club brechend voll, alle<br />
Leute begeistert und überall ein „Wow, was für<br />
eine Band! Die müsst ihr sehen! Die sind anders!"<br />
Wir wurden praktisch über Nacht eine der populärsten<br />
Bands in Hamburg.<br />
Was war so besonders an euch?<br />
Es war wohl nicht nur das Entertainment, das<br />
wir boten bzw. das in erster Linie unser Sänger<br />
und Organist Tony Ash<strong>to</strong>n rüberbrachte. Wir<br />
waren einfach musikalisch gut und präsentierten somit mehrere Dinge: Ich war<br />
cool, Tony witzig, Colin war der nette<br />
Typ und zudem ein außerordentlich<br />
guter Gitarrist. Und wir brachten nicht<br />
die Nummern, die die anderen spielten.<br />
Da saßen während unseres Auftritts mal<br />
die Rattles, mal die German Bonds da –<br />
und alle kritzelten Akkorde und Notizen<br />
auf ihre Zettel. Bestimmt hat jede deutsche<br />
Band, die damals in Hamburg auftrat, irgendwann irgendwas gespielt, das die<br />
Remo Four im Programm hatten.<br />
Wie endete die Beziehung Star-Club/Remo Four?<br />
Wir spürten das schon 1967, bevor es endgültig passierte. Die Stimmung bei den<br />
Auftritten war vergleichsweise mau, die Abwanderung zu anderen Clubs hatte<br />
schon eingesetzt. Zwei Jahre später wurde der Laden dann ja auch geschlossen.<br />
[Roy Dyke lebt heute in Hamburg. Er hat in diversen lokalen Top-Bands wie zum Beispiel B-Sharp<br />
und Bauer, Garn & Dyke gespielt.]<br />
Franz Jarnach<br />
(Lee Curtis All Stars; keys)<br />
Was hielt eigentlich dein Vater,<br />
der Musikprofessor Philipp<br />
Jarnach, von deinem Werdegang?<br />
Wenig, und nicht nur er. Ich komme<br />
aus einer reinen Musikerfamilie. Meine<br />
Mutter war Konzertpianistin und hat<br />
uns alle mit vier Jahren rangekriegt, also<br />
sind mein Bruder und meine Schwester<br />
auch Musiker. Ich hab schon als Achtjähriger<br />
Beethoven-Klaviersonaten gespielt,<br />
aber wenn man das nicht ständig<br />
übt, dann verlernt man es irgendwann<br />
natürlich auch wieder.<br />
Franz Jarnach<br />
Du warst schon mit Mama Betty's Band aufgetreten und mit Little<br />
Gerhard in S<strong>to</strong>ckholm. Dann hast du im Star-Club die Remo<br />
Four gesehen. Was ist da passiert?<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 17
Ich hatte da schon was getrunken,<br />
sonst hätte ich mich das gar nicht<br />
getraut. Die Remo Four haben immer<br />
einen Titel von Oscar Brown<br />
Jr. gespielt, "But I Was Cool"; und<br />
da ist<br />
Tony Ash<strong>to</strong>n immer von<br />
der Orgel aufgestanden,<br />
hat sich einen Hut aufgesetzt<br />
und dann seine Show abgezogen.<br />
Und da bin ich auf die<br />
Bühne gesprungen, setzte mich<br />
an die Orgel und habe mitgespielt!<br />
Und das durfte ich eine<br />
Viertelstunde lang.<br />
Dann kam Lee Curtis auf dich<br />
zu?<br />
Der suchte gerade eine neue Band,<br />
und so bin ich sofort bei ihm eingestiegen.<br />
Er ist natürlich nicht selbst<br />
gekommen, sondern hat den Schlagzeuger<br />
geschickt, der mich dann gefragt hat. Ich hatte gar nicht daran<br />
gedacht, bei Lee zu spielen, aber – Mann, ich war im Star-Club! So<br />
bin ich da reingerutscht.<br />
Jobs für Lee Curtis und Tony<br />
Sheridan. War die Doppelbelastung<br />
auszuhalten?<br />
Bei Tony hab ich ja nie fest gespielt,<br />
aber ich bin mit allen möglichen Leuten<br />
aufgetreten. Nein, von Belastung<br />
kann man da nicht reden.<br />
Gibt es etwas, das dich im<br />
Nachhinein ärgert?<br />
Klar! !Durch meine Bundeswehrzeit ithbih hab ich Ray Charles verpasst, ich habe Jerry<br />
Lee Lewis verpasst, ich habe Brenda Lee und Chuck Berry verpasst, da habe ich nie<br />
frei bekommen. Immerhin: Wen ich nicht verpasst habe, waren Little Richard und<br />
Gene Vincent. Das war klasse!<br />
Gab es damals viele Kontakte zum Publikum? Hast du mit den<br />
Leuten auch am Tresen gesessen, so nach dem Mot<strong>to</strong> "<br />
zweites<br />
Wohnzimmer"?<br />
Nee, ich habe damals außerhalb in Bergedorf gewohnt und war dann vielleicht<br />
mal mit meinen Kumpels von dort zusammen, aber die meiste Zeit war ich allein.<br />
Ich wollte dann eigentlich meine Ruhe haben, ich wollte nur zuhören. Ich mag das<br />
nicht, wenn die Leute anfangen zu quatschen, nur wenn ihnen das eine Stück, das<br />
gerade läuft, nicht gefällt.<br />
[Franz Jarnach ist inzwischen einem Millionenpublikum bekannt – als grummeliger Feierabend-<br />
Trinker "<br />
Schildkröte" am Imbisstisch des TV-Klassikers "<br />
Dittsche" mit Olli '<br />
Bademantel' Dittrich.]<br />
Henner Hoier (The Rivets; g, voc)<br />
Ihr habt am 24. Juli 1964 am Star-Club-<br />
Wettbewerb teilgenommen. Wie war das?<br />
Es waren ja die Lords, die German Bonds,<br />
die Blizzards und andere dabei.<br />
Lord Ulli hat in seinem Buch geschrieben, dass die<br />
Lords eigentlich nur Angst vor meiner Stimme gehabt<br />
haben. Das ist natürlich ein Riesen-Kompliment. Wir<br />
haben uns im "Haus der offenen Tür" am Pferdemarkt<br />
vorbereitet, wir konnten ja nur fünf Lieder. Das<br />
waren "Only You", "Stupidity", "Sweet Little Sixteen",<br />
"Cara mia" und "Jezebel". Wir waren überrascht, haben<br />
uns aber riesig gefreut, als wir gewonnen hatten.<br />
Danach sind wir mit unseren fünf Liedern sozusagen<br />
als „Bravo"-Teenie-Popper mit den S<strong>to</strong>nes auf Tournee<br />
gegangen. Der Star-Club-Wettbewerb war der<br />
The Rivets<br />
Anfang unserer Karriere, und wir bekamen daraufhin einen Vertrag von Philips,<br />
damals einer der größten Plattenfirmen.<br />
Wie sind deine Erinnerungen an die Zeit danach?<br />
Wir waren dann eine der richtigen Star-Club-Bands, sind dreimal pro Woche aufgetreten:<br />
häufig am Anfang, um Mitternacht und noch mal um vier Uhr morgens.<br />
Anschließend ging es immer zu einem Chinesen, der auf St. Pauli irgendwo im ersten<br />
S<strong>to</strong>ck saß, und danach sind wir immer alle Mann hoch nach Timmendorf an die<br />
Ostsee gefahren.<br />
Da haben wir<br />
uns dann dort,<br />
wo heute das<br />
Maritim-Hotel<br />
steht, in den<br />
Sand gelegt und<br />
erstmal richtig<br />
ausgeschlafen –<br />
und dann war<br />
der Tag schön.<br />
Abends ging's<br />
wieder zurück,<br />
weil wir im Club<br />
arbeiten mussten.<br />
Hattet ihr viele Kontakte zu anderen Bands, oder gab man sich die<br />
Klinke in die Hand?<br />
Es gab viele Freundschaften. Natürlich zu den Bands, die da aufgetreten sind.<br />
Aber klasse waren natürlich auch die Kontakte, die wir in London zu den Who,<br />
mit denen wir im Marquee Club aufgetreten sind, den S<strong>to</strong>nes und Animals hatten.<br />
Brian Epstein wollte uns anheuern, doch unser Produzent Sigi Loch hat es nicht<br />
erlaubt, da wir in unserer damaligen Freude mit ihm einen weltweit gültigen Plattenvertrag<br />
abgeschlossen hatten. Das haben wir bereut ...<br />
Womit konnten die Rivets punkten?<br />
Wir waren jung, frisch und haben auf die Mädels gewirkt. Und das war damals alles<br />
ohne Kalkül. Wenn wir auftraten, sind manche tatsächlich in Ohnmacht gefallen!<br />
Es gibt ja einige alte Fo<strong>to</strong>s, auf denen man sieht, dass die Halle voll ist – nur<br />
mit Mädels. Ohne Quatsch: Wenn wir irgendwo rumliefen, musste man schon die<br />
Straßen sperren. Als wir in Hamburg zum Konzert mit den S<strong>to</strong>nes in die Ernst-<br />
Merck-Halle gefahren wurden, bekamen wir sogar eine Polizei-Eskorte!<br />
Gab es bei euch auch so eine Image-Aufteilung? Der Ruhige, der<br />
Niedliche, der Witzige, der Intellektuelle ...?<br />
Kann man so sagen. Kuno war auf jeden Fall der Lustige. Er sang immer "Wild<br />
Thing" – den Text dazu hat er jedesmal neu erfunden, und es endete immer mit<br />
„Ich bin der Gilb!" Das war aus dieser Waschmittel-Werbung für Gardinen, und<br />
ich habe eigentlich nie verstanden, warum da immer alle lachen mussten. Vielleicht<br />
war es sein Outfit, oder es lag an diesen Fellpuschen, die er immer angehabt<br />
hat. Jedenfalls war er bei den Rivets immer derjenige, der für die gute Stimmung<br />
gesorgt hat.<br />
Gab es neben Alkohol auch andere Drogen?<br />
Rotlichtmilieu?<br />
Ach, ohne Ende! Ich bin und war nie verheiratet, aber<br />
mehr möchte ich dazu trotzdem nicht sagen.<br />
Hast du noch Kontakte zu deinen Mitspielern?<br />
Nee, das ist echt merkwürdig. Zu gar keinem. Das hat sich<br />
wohl einfach so ergeben. Man dachte damals, wir bleiben<br />
ein Leben lang Kameraden, und dann kommt es doch<br />
anders. Ich glaube, das ist bei vielen Bands so, anders<br />
als vielleicht bei den Lords. Die sind ja immer gemeinsam<br />
überall hin. Ich war später zu Rattles-Zeiten auch viel mit<br />
Achim zusammen, aber irgendwann ist der eine dann auch<br />
dahin und der andere dorthin gegangen.<br />
[Henner Hoier hat diverse Solosingles veröffentlicht, darunter 1972<br />
den Hit "Beautiful Sunday" (D #31). Er lebt in Hamburg-Blankenese<br />
und arbeitet gerade an einem neuen musikalischen Konzept. Details<br />
dazu demnächst in <strong>GoodTimes</strong>.]<br />
Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Gibson Kemp (King Size Taylor, The Eyes; dr)<br />
King Size Taylor hat dich, als du gerade mal 17 warst, im Liverpooler<br />
Iron Door Club angeheuert und wurde so was wie dein<br />
rechtlicher Vormund.<br />
Manfred Weißleder musste um die 1000<br />
Pfund als Sicherheit hinterlegen, damit ich<br />
nach Hamburg konnte. Und er hat zugesagt,<br />
dass ich natürlich immer um 22 Uhr<br />
im Bett sein würde.<br />
Was blieb hängen vom Trip nach<br />
Hamburg?<br />
Es war wie in einem Traum! Ich hatte etwas<br />
Unterwäsche mit und meine Schuluniform<br />
an, bin das erste Mal geflogen, zum<br />
ersten Mal Taxi gefahren, habe dem Fahrer<br />
in Hamburg einen Zettel mit der Adresse<br />
gegeben und war gegen vier Uhr nachmittags<br />
vor dem Star-Club. Und um sechs Uhr<br />
war ich schon dran. Das war aber gar kein<br />
Problem, es war halt das „Old Liverpool<br />
Reper<strong>to</strong>ire", da war man wie ein Computer:<br />
Du drückst den richtigen Knopf, und<br />
los geht’s.<br />
Gibson Kemp mit seiner<br />
ersten Frau Astrid Kirchherr<br />
Du hast für Tony Sheridan und King Size Taylor gespielt?<br />
Tonys Schlagzeuger war plötzlich schlimm erkrankt, irgendwas mit den Nieren,<br />
glaube ich. Und weil ich der Haus-Drummer war, bin ich dann eben eingesprungen.<br />
Ich war echt sehr müde jeden Abend.<br />
Die vielen Auftritte im Star-Club haben einige Opfer gefordert. Du<br />
brauchtest Aufputschmittel und Schlaftabletten ...<br />
Nee, ich habe Drogen nur genommen, um mich wach zu halten. Captagon zum<br />
Wachbleiben und Schlafmittel, um pennen zu können. Und ich bin immer noch<br />
am Leben – manchmal glaube ich es selbst kaum. Klar, das war Schwerstarbeit! Du<br />
fingst jeden Nachmittag<br />
um zwei oder drei Uhr an<br />
und hörtest um fünf Uhr<br />
am nächsten Morgen auf.<br />
Und dann bist du mit<br />
den anderen an die<br />
Ostsee gefahren?<br />
Die Tante meiner ersten<br />
Frau Astrid hat im Möllner<br />
Raum ein Haus am See gehabt,<br />
da waren nur ein Bauer<br />
und eben dieses Haus,<br />
und da habe ich den <strong>to</strong>talen<br />
Entzug gemacht. Danach<br />
war ich richtig clean.<br />
Mit The Eyes bist du später auch im Star-Club aufgetreten.<br />
Wir waren 40 oder 50 Tage mit Carl Perkins, Chuck Berry, den Nashville Teens, den<br />
Animals, Swinging Blue Jeans und anderen auf Tour, und da kamen dann Unstimmigkeiten<br />
in der King-Size-Band auf. John Frankland und ich haben gesagt,<br />
dass wir keinen Bock mehr haben. Ich rief Manfred Weißleder an und habe ihn<br />
informiert, dass es jetzt The Eyes gibt, und ihn gefragt, ob er uns unter diesem<br />
Bandnamen für den Club buchen will. Lewis Collins war am Bass – den haben<br />
wir spielen lassen, weil sein Papa einen großen Bus hatte. Wir sind dann auch ein<br />
paar Monate im Star-Club aufgetreten, Lewis war nur ein paar Wochen dabei und<br />
wurde dann durch Klaus Voormann ersetzt. Daraus sind dann später Paddy, Klaus<br />
& Gibson entstanden, und wir sind nach England, wo uns Brian Epstein unter<br />
Vertrag nahm – einer seiner vielen Managementfehler … (lacht)<br />
Hast du noch Kontakt zu Klaus und den anderen?<br />
Ja, natürlich! Wann immer Klaus in Hamburg ist, kommt er in meinen Pub. Astrid<br />
(Kirchherr) war letztes Mal auch dabei und erst kürzlich wieder hier, um ein bisschen<br />
zu helfen. Ihr geht es gesundheitlich nicht mehr so gut, darum hat sie sich<br />
etwas zurückgezogen. Und mit John Frankland war ich vor kurzem in Bielefeld:<br />
Das war einer der besten Gigs,<br />
die ich je gespielt habe – zwei<br />
Stunden Rock'n'Roll ohne Setlist.<br />
Und mal ehrlich: Wo kann<br />
ich als 66-jähriger Schlagzeuger<br />
noch so auftreten?!<br />
[Gibson Kemp betreibt im Hamburger Mittelweg seinen English Pub<br />
Kemp’s, den "<br />
einzig wahren in der Stadt", wie er versichert. Und was ist darüber hinaus das<br />
Besondere an dem Laden? Antwort: "<br />
Ich!" Und sein Angebot gilt: "<br />
Freibier für alle einbeinigen<br />
Bassisten!"]<br />
Mary McGlory<br />
(Liverbirds; voc, b)<br />
Ihr wart eine der wenigen erfolgreichen<br />
weiblichen Merseybeat-Bands.<br />
Was hat euch von<br />
den anderen Girl-Bands unterschieden?<br />
Bis wir starteten, gab es nur Vocal-Girl-<br />
Groups, keine, die auch Instrumente<br />
spielten – meines Wissens weltweit.<br />
Und wir lieferten Songs ab, die bis dahin<br />
fast nur Männer gesungen hatten.<br />
Wir wollten den Jungs nicht gefallen,<br />
sondern es ihnen zeigen.<br />
Liverbirds<br />
Wurdet ihr in dieser Männerdomäne respektvoll behandelt?<br />
„Jede Wette: Das wird nie was" war der erste Kommentar eines Musikers, sein<br />
Name: John Lennon! Allerdings hat er uns damit nur noch mehr angepowert, und<br />
wahrscheinlich hatte er damit auch genau das beabsichtigt. Grundsätzlich wurden<br />
wir anständig behandelt, die wenigen Ausnahmen habe ich entweder überhört<br />
oder vergessen.<br />
Und im Star-Club?<br />
Da mussten wir nur um die Anerkennung<br />
der Groupies und Bar-Frauen<br />
kämpfen. Mit einigen bin ich bis heute<br />
befreundet.<br />
Wie lief der erste Auftritt dort?<br />
Wir hatten ewig auf die Arbeitserlaubnis<br />
für unsere damals erst 17-jährige Drummerin<br />
Sylvia warten müssen, waren aber<br />
schon lange im Club angekündigt worden.<br />
Als sich dann endlich zum ersten<br />
Mal dieser wundervolle Vorhang öffnete<br />
und vier Girls harten Rhythm & Blues in den randvollen Club ballerten, sind die<br />
Leute ausgerastet! Und als wir zum Schluss "Money" spielten, warfen die Leute<br />
Geld auf die Bühne, was für uns im Star-Club zu einem Ritual wurde.<br />
Wart ihr auch auf Preludin und andere Aufputschmittel angewiesen,<br />
um durchzuhalten?<br />
Ich konnte nach meiner ersten „Prellie" vier Tage lang<br />
nicht schlafen. Das war’s für mich. Die anderen Girls haben<br />
ab und zu mal eine halbe genommen, aber nicht um<br />
durchzustehen, sondern um durchzufeiern.<br />
Wie sah das Privatleben vor und nach den Auftritten<br />
aus? St. Pauli muss für euch ja anders<br />
rübergekommen sein als für die Herren ...<br />
Ich weiß jetzt gar nicht, was du meinst ... Ich hatte alles,<br />
was ich brauchte: ein gutes Hotel voller hübscher Jungs<br />
und Dauer-Party, ein sehr gutes chinesisches Restaurant und eine katholische Kirche<br />
zwei Häuser neben dem Star-Club.<br />
Wie denkst du über Manfred Weißleder?<br />
Er war ein genialer und mächtiger Mann, der uns lange Zeit beraten und – wie<br />
ich aber erst später gemerkt habe – auch beschützt hat. Leider hat er zu viel Zeit<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19
mit Kämpfen gegen Behörden und mit<br />
sonstigem Kleinkram vergeuden müssen<br />
und ist, angesichts seiner tausend Visionen<br />
und Ideen, viel zu früh ges<strong>to</strong>rben. Er hat immer<br />
wieder wahnsinnig viel Kraft und Geld in<br />
seine Leidenschaft Star-Club gesteckt und so eine<br />
der wichtigsten Bühnen des 20. Jahrhunderts geschaffen. Manfred<br />
Weißleders Name gehört zweifellos in die Rock'n'Roll Hall<br />
Of Fame.<br />
[Mary McGlory heißt seit vielen Jahren Mary Dostal und ist mit dem Ex-<br />
Faces-, Rattles- und Wonderland-Sänger Frank verheiratet.]<br />
Reinhard “Dicky” Tarrach (Rattles; dr)<br />
Du warst ursprünglich Inspek<strong>to</strong>ren-Anwärter bei der Landesversicherungsanstalt.<br />
Was haben deine Eltern gesagt, als du ihnen deine<br />
Pläne offenbart hast?<br />
Der Satz meiner Mutter war: „Reinhard,<br />
du gibst deine ganze schöne<br />
Pension auf!"<br />
Und als sich der Erfolg eingestellt<br />
hatte?<br />
Hat sie sich tierisch gefreut und war<br />
s<strong>to</strong>lz auf ihren Sohn.<br />
1963 bist du bei den Rattles<br />
eingestiegen. Welche Erinnerungen<br />
hast du an den ersten<br />
Star-Club-Auftritt?<br />
Ich war ja schon vorher immer wieder<br />
als Gast dort gewesen. Was es an <strong>to</strong>llen<br />
Musikern allein in Hamburg gegeben<br />
hat, hat man ja vorher gar nicht<br />
richtig erkennen können. Die ersten<br />
von außerhalb, die mich richtig vom<br />
Rattles<br />
Hocker gehauen haben, waren Joey<br />
Dee & The Starlighters. Ich habe zu<br />
Beginn mit den Strangers und bei Mama Betty’s Band gespielt, und die Rattles<br />
waren dann meine Wunschband. Ich hatte auch ordentlich Muffensausen, bevor<br />
wir zum ersten Mal ein komplettes Set im Club durchgespielt haben. Also, das war<br />
schon eine höchst anstrengende Geschichte.<br />
Dann kamen die ersten Schallplattenaufnahmen<br />
und die England-Tournee ...<br />
Das war alles schon vor meinem Eintritt ge plant<br />
gewesen. Der vorherige Schlagzeuger war da<br />
vom Kopf her nicht so ganz mit sich im Reinen,<br />
also sagte man mir: Job aufgeben, dann<br />
und dann gehen wir ins Studio, und danach ist<br />
die erste England-Tournee angesagt. Und das<br />
war schon sehr beeindruckend: die S<strong>to</strong>nes, Little<br />
Richard und die Everly Bro<strong>the</strong>rs als Support zu<br />
begleiten. Es war alles von Seiten der englischen Agentur mit dem Star-Club-Management<br />
abgesprochen, so nach dem Mot<strong>to</strong>: Passt mal auf, wir schicken euch die<br />
ganzen Größen nach Hamburg, also müsst ihr uns auch mal einen Gefallen tun und<br />
eure Jungs rüberkommen lassen, und die starten die Show dann für unsere Künstler.<br />
Das war alles<br />
gar nicht<br />
so einfach, mit<br />
Arbeitsgenehmigung<br />
und<br />
all dem Kram,<br />
aber das haben<br />
die gut hingekriegt.<br />
Wir sind<br />
mit diesen Stars<br />
durch England<br />
gezogen und<br />
supergut angekommen. Die Shows liefen immer nach identischem Strickmuster:<br />
Die S<strong>to</strong>nes haben z.B. im ersten Teil fünf Songs gespielt – sie hatten ja gerade erst<br />
ihre Debüt-Single "Come On" rausgebracht –, wir waren der Eröffnungs-Act der<br />
zweiten Hälfte und haben dann je nach Little Richards Gnaden mehr oder weniger<br />
gespielt. Wenn er gut drauf war, hat er auch schon mal überzogen. Später durften<br />
wir im Cavern Club auftreten und hatten immer wieder <strong>to</strong>lle Engagements in<br />
England.<br />
Gab es während der<br />
Star-Club-Jahre<br />
viele Kontakte zu<br />
anderen Bands und<br />
Künstlern?<br />
Wir waren ja die Hausband<br />
und haben da<br />
um die 600 Mal gespielt.<br />
Und wann im-<br />
Die aktuelle Rattles-Besetzung mit Dicky (2. v.l.)<br />
mer wir nicht in Deutschland oder auf der Insel unterwegs waren, haben wir<br />
da geprobt oder sind aufgetreten. Natürlich kriegst du da Kontakt zu all den<br />
Top-Musikern.<br />
Wie kamst du mit Manfred Weißleder klar?<br />
Sehr gut! Manche haben mir zwar gesagt, dass er so was war wie ein ... nee,<br />
Gangster kann man nicht gerade sagen, aber so in die Richtung. Er war für mich<br />
so etwas wie eine Vaterfigur, unser Manager, und er hat das gut gemacht. Was<br />
vielleicht hinter unserem Rücken abgelaufen ist mit den Schallplattenverträgen<br />
und Tantiemen, das weiß ich natürlich nicht, denn wir als junge Leute hatten<br />
davon doch gar keine Ahnung. Unregelmäßigkeiten gab es da sicher. Manchmal<br />
ist Manfred während einer Probe runtergekommen und hat gesagt: „Jungs, unterschreibt<br />
mal hier. Das sind eure Lizenzen fürs letzte halbe Jahr." Dann haben<br />
wir die Kohle in die Hand gekriegt und nie gefragt: „Ey, lass mal gucken!" Denn<br />
wir waren ja froh, dass da jemand so was für uns ausgehandelt hatte. Ich glaube,<br />
Manfred Weißleder war uns gegenüber immer so fair, dass er uns nicht richtig<br />
beschissen hat.<br />
[Dicky Tarrach ist noch immer bei den<br />
Rattles aktiv. Das neue Album LIVE RADIO-<br />
KONZERT ist vor kurzem erschienen.]<br />
Ulf Krüger<br />
(William Thorn<strong>to</strong>n & The Chicago<br />
Sect; voc, dr)<br />
Die Band ist nicht so bekannt<br />
geworden wie andere,<br />
aber immerhin habt ihr den<br />
zweiten Platz bei einem Star-<br />
Club-Wettbewerb belegt ...<br />
Das war für mich als Musiker schon<br />
so etwas wie ein Ritterschlag, weil es<br />
der bedeutendste Platz der Welt war,<br />
wo man spielen konnte, und das ist<br />
sicher vielen so gegangen. Dass es<br />
zu der Zeit den Berg schon wieder Ulf Krüger<br />
hinunterging, hat man als Ausübender<br />
gar nicht so gemerkt. Das war einfach der Star-Club, und jede Band, die<br />
da auf dem Programm stand, war <strong>to</strong>ll – alles war <strong>to</strong>ll.<br />
Weißt du noch, welche Songs ihr gegeben habt?<br />
Den üblichen Kram halt. Wir haben zwar nicht die Charts nachgespielt, aber<br />
auch nichts Eigenes. Wir hatten viele Memphis-Soul-Geschichten im Programm,<br />
also Otis Redding, Sam & Dave und so weiter. Das war damals gerade angesagt.<br />
Was löst der Begriff Star-Club heute noch bei dir aus?<br />
Damals ist der Club schon nicht mehr das Besondere gewesen, als das er uns<br />
noch erschien. Die Disko<strong>the</strong>ken fingen an, und ich kann mich erinnern, dass<br />
ich mit unserem Bassisten Uli Salm ins Grünspan schräg gegenüber gegangen<br />
bin. Wir waren richtig überrascht, dass da Leute nur auf dem Fußboden lagen,<br />
die sich nur Platten angehört haben. Das war für uns undenkbar. Wir dachten,<br />
in den Clubs müssen Bands spielen!<br />
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Und das Ende?<br />
Das habe ich gar nicht<br />
so genau mitgekriegt. Im Winter1969/70 hab ich Kunst<br />
studiert – wenn auch nur vorübergehend –, und dann<br />
hab ich die Leinemann-Band aufgemacht.<br />
[Ulf Krüger hat das bislang beste Buch über den Star-Club geschrieben.<br />
Er ist bis heute einer der verdienstvollsten Verwalter<br />
des Erbes des deutschen Musik-Tempels.]<br />
Ihr seid später im Star-Club gar nicht<br />
mehr aufgetreten?<br />
Na ja, es gab ja immer mehr diese Sensations-<br />
Gastspiele, Jimi Hendrix, Cream, Vanilla Fudge<br />
und so weiter. Vorher ist man in den Star-Club<br />
gegangen, weil man wusste, da ist immer was<br />
los, aber mittlerweile waren die Leute deutlich<br />
wählerischer. Und wenn wir dort gespielt haben,<br />
waren da auch manchmal nur noch recht<br />
wenig Leute.<br />
Frank Dostal (Faces, Rattles, Wonderland; voc)<br />
Wenn du drei Attribute vergeben sollst: Welche treffen auf den<br />
Star-Club in den Anfangsjahren zu?<br />
1. Eine neue und eigene Welt.<br />
2. Morgens um vier radikal anders.<br />
3. Das Tor zu paradiesischen Stunden.<br />
Und was fällt dir zum Ende<br />
des Clubs ein, als du Mitpächter<br />
gewesen bist?<br />
Schade, aber schön ...<br />
Den Bandwettbewerb 1966<br />
hast du mit den Faces gewonnen.<br />
Wart ihr selbst überrascht?<br />
Ohne die anderen Bands überhaupt<br />
gehört zu haben, hielten wir Faces<br />
uns natürlich für die <strong>to</strong>talen Bringer. Frank Dostal<br />
Ohne Selbstüberschätzung und selektive<br />
Wahrnehmung wirst du nix im Rock'n'Roll. Darum war ich null überrascht,<br />
dass das Publikum und dann die Jury das auch fanden. Es war eine beglückende,<br />
berauschende Nacht!<br />
Die Faces am 6. Februar 1966 im Star-Club.<br />
Überwog zum Schluss der S<strong>to</strong>lz, u.a. die Move, Nice, Love Affair<br />
nach Hamburg geholt zu haben, oder die finanzielle Sorge? Welchen<br />
Stellenwert hat dein Engagement für die letzten Monate des<br />
Clubs für dich heute?<br />
Vergiss nicht Vanilla Fudge, Yes, Groundhogs, Earth, also eigentlich Black Sabbath,<br />
Rory Gallagher, Man, Richie Havens, Hardin & York etc.! Und auch das endlose<br />
Warten auf die Pretty<br />
Things möchte ich nicht<br />
missen! Und das trotz eines<br />
restlos ausverkauften Clubs,<br />
bis wir einsahen, dass sie<br />
nicht kommen würden und<br />
wir den Leuten ihr Eintrittsgeld<br />
zurückgeben mussten.<br />
Drama, Baby! Keiner, nicht<br />
einer, hat sich beschwert.<br />
Die festen täglichen Kosten<br />
haben uns schließlich rasiert. Wenn wir den Club nur für One-Nighter-Attraktionen<br />
geöffnet hätten, würde es ihn wohl heute noch geben. Und das viele Geld,<br />
das ich bis dahin mit den Rattles und dann mit Wonderland verdient hatte, habe<br />
ich so wenigstens für grandiose Musik rausgehauen. Ich war pleite, aber glücklich.<br />
[Frank Dostal hat als Textdichter diverse Hits geschrieben und ist heute stellvertretender Vorsitzender<br />
der Urheberrechtsgesellschaft Gema. Er ist verheiratet mit Mary McGlory von den Liverbirds.]<br />
Michael „Kuno“ Dreysse (Rivets; voc, b)<br />
Wie war das 1964 beim Star-Club-Wettbewerb 'Die Hamburger<br />
Beatles'?<br />
Wir haben erst die norddeutsche Vorausscheidung<br />
gewonnen und sind dann in<br />
neuer Besetzung Dritte geworden. Eigentlich<br />
waren wir die Favoriten, haben<br />
auch keine anderen gesehen und hatten<br />
mit Henner Hoier einen richtig guten<br />
Sänger. Die Lords nahmen wir nicht für<br />
voll, die machten so eine Art Skiffle und<br />
waren auch musikalisch nicht gut. Und<br />
Ulli – Gott hab’ ihn selig –, Gesang war<br />
das nicht! Doch die haben abgeräumt,<br />
weil sie die richtige Show brachten.<br />
Weil ihr damals auch was genommen habt?<br />
Wir waren verdammt clean, haben vielleicht mal einen gesoffen, aber mit Drogen<br />
hatte keiner was am Hut. Das kam eigentlich mehr von den Engländern,<br />
wir stammten ja alle aus sauberen deutschen Verhältnissen. Ich z.B. aus dem<br />
wohlbehüteten Nienstedten, und als ich das mit den Drogen kapiert habe, da<br />
war ich eigentlich schon wieder zu alt dafür. Vielleicht habe ich mal eine Cap-<br />
Ihr wart lange Zeit die populärste<br />
so genannte Teenband.<br />
Michael "Kuno" Dreysse<br />
Was meinst du, warum?<br />
Wir hatten einen unheimlich guten Ruf<br />
auf der Bühne, wir hatten volle Häuser und kamen livemäßig riesig an – wir<br />
waren so Bonsche-Jungs (von 'Bonbon’, also lecker), eine richtige Teenband.<br />
Ich war 19 und machte immer die Show und die Gimmicks, und Henner sang<br />
einmalig. Ich glaube, auf der Bühne hatten sogar die Rattles vor uns Angst.<br />
Nur plattenmäßig haben wir komplett versagt, da haben wir es nie geschafft,<br />
irgendwas zu bringen.<br />
Und wie war das mit dem Gilb?<br />
Ha, woher weißt du das denn?!<br />
Von Henner.<br />
Ist ja 'n Ding. Na, ich habe da immer wieder eine andere Geschichte erzählt,<br />
bin immer leiser geworden, um Spannung aufzubauen, und habe dann plötzlich<br />
gebrüllt: „Aaahaaahaaahaahaaaa, ich bin der Gilb!" So wahnsinnig viel Werbung<br />
gab es damals ja noch nicht, aber das war halt ein sehr markanter Werbespruch,<br />
und da brach dann immer Gelächter aus. An die Geschichten kann ich mich im<br />
einzelnen aber heute auch nicht mehr erinnern.<br />
Und wie verhält es sich mit der Paul-McCartney-Gitarre, die ihr<br />
damals bekamt?<br />
Mittlerweile weiß ich, dass es Georges erste elektrische Gitarre war.<br />
Wie hast du den Wechsel von den Faces zu den Rattles erlebt?<br />
Plötzlich lief nur noch Hauptfilm, und ich war mittendrin.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 21
tagon eingeworfen, um während unserer Tourneen auf diesen<br />
unheimlich langen Strecken wach zu bleiben. Und während der<br />
Star-Club-Zeit höchstens mal einen Joint, aber da bin ich immer<br />
eingeschlafen.<br />
Du bist mit den Beatles um die Häuser gezogen.<br />
Gibt es spezielle Geschichten?<br />
Nein! Ich hab immer versucht, das aus meiner Bio zu streichen,<br />
aber es gelingt mir nicht. Ich<br />
habe sie auf der Bühne gesehen,<br />
saß auch mal mit John<br />
Lennon in der „Ritzenecke"<br />
im Club, aber mehr oder<br />
weniger zufällig. 1962 war<br />
ich 17, schüchtern, klein<br />
und bin mit dem Bus aus<br />
den Hamburger Elbvororten<br />
gekommen. Da war nix<br />
mit um die Häuser ziehen.<br />
Außerdem: Die Beatles waren<br />
mir damals gar nicht so<br />
wichtig. Ich fand die Searchers<br />
viel geiler.<br />
Hast du was von den Schlägereien<br />
mitgekriegt?<br />
Klar! Vor allem die Skandinavier! Für die war<br />
Hamburg immer erste Anlaufstation. Alkoholverbot in Schweden – also war das<br />
erste, was die machten, sich hier abzufüllen. Da waren die schon gefürchtet, und<br />
die Kellner haben sich dann auch mal zusammengetan.<br />
Warum bist du am Ende als Mit-Geschäftsführer des Clubs eingestiegen?<br />
Ach Gott, wenn ich damals geahnt hätte, wie wichtig das alles mal werden würde,<br />
hätte ich viel mehr gesammelt und aufgeschrieben. Ich wollte einfach im<br />
Star-Club bleiben, jeder Tag war ein neuer Tag, und wir haben gar nicht lange<br />
nachgedacht. Ich bin da reingeredet worden oder habe mich da selbst reingeredet<br />
– Tatsache ist: Frank, Achim und ich wollten den Club retten.<br />
Und wie hast du das<br />
Ende erlebt?<br />
Das war hart, das war ganz,<br />
ganz hart. Wir haben den<br />
ganzen Tag gearbeitet, und<br />
ich habe zum Schluss den Laden<br />
ja auch noch gefegt, weil<br />
wir die Putzfrauen nicht mehr<br />
bezahlen konnten. Wir haben<br />
alte Stühle verfeuert, damit<br />
wir es noch ein bisschen warm<br />
hatten. Der Ofen im Keller hat<br />
nicht gereicht. Das hat man<br />
nicht so gemerkt, weil der Laden<br />
immer voll gewesen war.<br />
Dann nahm die Besucherzahl<br />
ab und die Kälte zu.<br />
[Kuno Dreysses wöchentliche TV-<br />
Sendung "<br />
Kuno’s" (seit Mai 1995!) ist mittlerweile in nahezu jedem Winkel des Landes zu sehen,<br />
z.B. im Regionalfernsehen Harz, bei MDF1 Magdeburg, Hamburg 1, TV.Berlin und im Rhein-Neckar-<br />
Fernsehen.]<br />
hierzu noch eine Bildunterschrift ...<br />
Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
IMMERSION EDITION<br />
OUT NOW!<br />
INKLUSIVE:<br />
2XCD THE WALL (REMASTERED)<br />
2XCD „IS THERE ANYBODY OUT THERE?“ „THE WALL LIVE 1980 – 81“ (REMASTERED)<br />
2XCD „THE WALL: WORKS IN PROGRESS 1979 DEMOS“<br />
DVD INKL. DER DOKUMENTATION „BEHIND THE WALL“,<br />
INTERVIEW MIT GERALD SCARFE UND DEM „ANOTHER BRICK IN THE WALL“ VIDEOCLIP<br />
LIMITIERTE AUFLAGE MIT<br />
ART PRINTS, MEMORABILIAS, MERCHANDISE & BUCH<br />
EBENFALLS ERHÄLTLICH:<br />
2CD DISCOVERY EDITION / 3CD EXPERIENCE EDITION<br />
180 GRAMM DOPPEL-VINYL UND DOWNLOAD<br />
www.whypinkfloyd.com
Deutsches<br />
Gesamtkunstwerk<br />
© Pressefo<strong>to</strong>/Warner<br />
Er ist gelernter Kellner, Pionier der deutschsprachigen<br />
Rockmusik und sein eigenes Denkmal.<br />
Deutschlandlands berühmtester Hutträger<br />
glänzt als Filmemacher, Revuemacher, Talentförderer,<br />
Politaktivist. Er ist Träger unzähliger<br />
Preise, Maler, Briefmarkengestalter und Objekt<br />
von Ausstellungen, für den sogar ein eigenes<br />
Museums geplant ist. Hoteldauerbewohner, gern<br />
gesehener Talkshow-Gast und und und. Die Aktivitäten<br />
des ehemaligen Jazzdrummers <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />
sind ebenso unüberschaubar wie die<br />
Ehrentitel", die ihm in den letzten 40 Jahren<br />
"<br />
verliehen und verpasst wurden. Sein Wirken füllt<br />
zahlreiche Bücher (das neueste ist Panik pur "<br />
2 – 40 Jahre <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong>, 2007–2011 – Eine<br />
Bilanz", es erscheint im März). Und Deutschlands<br />
erster Rock-Superstar, längst ein Gesamtkunstwerk,<br />
schwimmt – nach langer Talfahrt –<br />
seit einigen Jahren wieder ganz obenauf. Sein<br />
2008er Comebackalbum STARK WIE ZWEI avancierte<br />
zum erfolgreichsten seiner Karriere, die<br />
gerade laufende Tournee Ich mach mein Ding"<br />
"<br />
zum 40-jährigen Jubiläum war schon lange vor<br />
dem Start am 10. März ausverkauft. Für Good-<br />
Times Anlass genug, sich des Phänomens <strong>Udo</strong><br />
<strong>Lindenberg</strong> anzunehmen, das sich selbst auch<br />
Lindi" nennt; nur Übelmeinende lästerten früher<br />
mal über den Blindenzwerg" ... Anspruch<br />
"<br />
"<br />
auf Vollständigkeit in der Betrachtung? Unmöglich.<br />
Die Größe und inzwischen erreichte Höhe<br />
des <strong>Lindenberg</strong>es" erlauben lediglich das Anreißen<br />
einiger Karriere-Facetten ohne chronolo-<br />
"<br />
gisch-minutiöse Genauigkeit.<br />
Es habe ihm Befriedigung bereitet, es mit dem<br />
Comeback den Spöttern noch einmal gezeigt<br />
zu haben. <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong>, gern unter Hut<br />
und hinter dicker Sonnenbrille verborgen,<br />
macht kein Hehl aus dem S<strong>to</strong>lz, es nach Höhenflügen<br />
und endlos erscheinender Erfolglosigkeit –<br />
trotz aller Veröffentlichungen und Tourneen in dieser<br />
Zeit – mit dem Comeback von 2008 allen noch<br />
mal gezeigt zu haben. „'Karikatur seiner selbst' und<br />
so haben einige geschrieben, obwohl mich viele von<br />
diesen Leuten gar nicht kennen. Und dann ging's<br />
wieder ab. Aber Genugtuung? Mhhh, eher Freude!<br />
Weil ich so auch beweise, dass Alter für Radikalität<br />
stehen kann und nicht für Durchhängen. Wie bei<br />
den alten Bluesern. Bei den Rockern sind wir ja die<br />
erste Generation, die den Beweis antritt, dass das<br />
geht. 'Die young, stay famous' muss nicht sein, es<br />
gibt Alternativen zu James Dean", sagte <strong>Lindenberg</strong><br />
dem „Rolling S<strong>to</strong>ne" im September 2011.<br />
Als <strong>Udo</strong> Gerhard <strong>Lindenberg</strong> kam er am 17. Mai<br />
1946 im westfälischen Gronau zur Welt, Mutter<br />
Hermine widmete er später eine CD. Als Elfjähriger<br />
bastelte er sein erstes Schlagzeug g aus Benzinfässern,<br />
schnitt die Stöcke nach eigener<br />
Aussage aus Bäumen und<br />
gründete 1969 seine erste<br />
Band Free Orbit (mit Peter<br />
Herbolzheimer, die LP FREE<br />
ORBIT wurde 2003 neu aufgelegt).<br />
Damals dachte er im<br />
Traum nicht, dass der Vorplatz<br />
vor dem Deutschen Rock- und<br />
Popmuseum in seiner Heimatstadt<br />
einmal seinen Namen tragen würde. Und auch<br />
nicht daran, dass Pläne für ein eigenes <strong>Lindenberg</strong>-<br />
Museum in seiner Wahlheimat Hamburg existieren.<br />
Der engen Welt in Gronau<br />
entfloh er immer wieder,<br />
trampte nach Luzern zu seinem<br />
damaligen Idol Hazy Osterwald (†<br />
2012), „um mir ein Au<strong>to</strong>gramm zu holen".<br />
Und da der Job als Kellnerlehrling und Liftboy<br />
in Düsseldorf ihn wenig befriedigte, setzte er<br />
früh den Wunsch in die Tat um, Berufsmusiker<br />
zu werden. Mit 16 trommelte<br />
er längere Zeit in Tripolis in<br />
einem Camp der US Airforce,<br />
wie er kürzlich der<br />
„Süddeutschen Zeitung"<br />
erzählte. Beat spielte er<br />
ebenfalls, mit The Mustangs.<br />
Seine Dienste als<br />
Studiomusiker (u.a. für<br />
Knut Kiesewetter, Michael<br />
Naura) waren aber<br />
auch in der Heimat gefragt.<br />
Sie ermög lichten<br />
ihm 1970 den Umzug<br />
nach München und damit<br />
die nächsten Karriereschritte.<br />
Doch der Durchbruch<br />
kam nicht über<br />
Nacht. Die Erfolge mit<br />
der Jazz-Rock-Combo<br />
Emergency hielten<br />
sich in überschaubaren<br />
Grenzen, bescherten<br />
ihm aber zumindest den<br />
Einstieg als Trommler bei<br />
Klaus Doldingers Gruppen<br />
Mo<strong>the</strong>rhood und Passport –<br />
mit dem Chef spielte er auch die Original-<br />
Titelmelodie für den „Ta<strong>to</strong>rt" ein.<br />
Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Erste Sologehversuche blieben wenig beachtet,<br />
z.B. seine englisch gesungene Debüt-LP LIN-<br />
DENBERG 1971 (auf der bereits der bis heute zum<br />
Panikorchester gehörende Steffi Stephan als Bassist<br />
dabei war). Im Jahr darauf verkaufte sich DAUMEN<br />
IM WIND gerade mal<br />
7000 Mal – die Idee zu<br />
Rock mit deutschen<br />
Texten war<br />
am<br />
Küchentisch<br />
seines späteren Panik-Gitarristen<br />
Paul<br />
Vincent und dessen<br />
Frau Monika in der<br />
Isarmetropole geboren worden (siehe Good-<br />
Times 6/2009). Immerhin: Die Single "Hoch im<br />
Norden" wurde in Norddeutschland zu einem<br />
Radiohit – und provozierte einige Jahre später Ernst<br />
Schultz zur musikalischen Replik "Tief im Süden".<br />
Also von dem Mann, der zuvor mit der Nürnberger<br />
Band Ihre Kinder (die als eine der ersten Bands Rock<br />
mit deutschen Texten präsentierte) <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />
den Weg geebnet hatte, wie dieser später<br />
auch offen einräumte. Und mit seinen<br />
schnoddrigen Kreationen kam er einfach<br />
besser an als die ernsthaft dichtenden Kollegen<br />
(auch Ton Steine Scherben) ...<br />
ALLES KLAR AUF DER<br />
ANDREA DORIA bescherte<br />
<strong>Lindenberg</strong><br />
und<br />
seinem inzwischen n<br />
gegründeten Panikorchester<br />
1973 den<br />
Durchbruch,<br />
auch wenn<br />
es während<br />
© Pressefo<strong>to</strong>/Warner<br />
des 24-wöchigen Chartaufenthalts<br />
nur zu Rang 23 reichte. Der<br />
Wortwitz – durchaus mit hintereisgründigen<br />
Inhalten zum Zeitgeist<br />
und politischen Geschehen – und<br />
die <strong>the</strong>atralischen Shows mit den<br />
Kunstfiguren wie Rudi Ratlos, Elli<br />
Pirelli oder<br />
Bodo Ballermann<br />
trafen<br />
den Nerv der<br />
Zeit und des<br />
Publikums,<br />
ebenso die<br />
Nachfolgewerke<br />
BALL<br />
POMPÖS (1974,<br />
#3), VOTAN WAHNWITZ (1975,<br />
#3) oder GALAXO GANG (1976,<br />
#4). SISTER KONG (1976, #8)<br />
schaffte es als letzte <strong>Lindenberg</strong>-<br />
LP vor der langen Pause nochmals<br />
in<br />
die Top<br />
10, ehe<br />
die Erfolgswelle<br />
ein<br />
wenig<br />
abflau-<br />
"<br />
te. Neue Hoffnung<br />
machten Anfang<br />
der 80er Jahre vorübergehend<br />
UDOPIA<br />
(1981, #5), KEULE<br />
(1982, #9), ODYSSEE<br />
(1983, #3) und GÖT-<br />
TERHÄMMERUNG<br />
(1984, #3): Sie verkauften<br />
sich wieder prächtig,<br />
doch dann waren die Zeiten der<br />
einstelligen Album-Chartränge<br />
für zweieinhalb Jahrzehnte<br />
vorbei.<br />
Was nicht für die<br />
Schlagzeilen galt, für<br />
die <strong>Lindenberg</strong> auch in<br />
der Folge immer gut war.<br />
Erinnert sei an den gefloppten<br />
Film „Panische<br />
Zeiten" (1980, mit<br />
Karl Dall und Eddie<br />
Constantine) oder<br />
die Single "Wozu<br />
sind Kriege da", die er 1981 mit dem<br />
damals zehnjährigen Pascal Kravetz<br />
aufnahm, dem Sohn seines langjährigen<br />
Panikorches<br />
ter-<br />
Keyboarders<br />
Jean-Jacques<br />
Kravetz.<br />
Oder 1983,<br />
als <strong>Udo</strong> seinem<br />
Wunsch nach einer Tournee<br />
durch die DDR mit seiner<br />
Adaption von Harry Warrens "Chattanooga Choo<br />
Choo", dem "Sonderzug nach Pankow", Ausdruck<br />
verlieh. Dieses bekräftigte er vier Jahre später, als er<br />
Panik & Co. in der Presse<br />
Panik ist gut, Panik bedeutet Unruhe, Spontansein. Als ich anfing<br />
mit der Musik, wollte ich vor allem das Establishment irritieren, die<br />
deutsche Schlager-Lobby war schon damals unheimlich stark, da<br />
musste man gegen an. Da wollte ich Panik verbreiten.<br />
(Hamburger Abendblatt, 17.12.2011)<br />
Ich hatte damals ein ambivalentes Verhältnis (zur Verleihung des<br />
Bundesverdienstkreuzes für die Verdienste um die deutsch-deutsche<br />
Verständigung), aber habe es dann jokemäßig mal angenommen<br />
und mir ans Revers geheftet. Ich habe es später auch mal<br />
einigen Freunden geliehen – und einem ist es dann auf dem Kiez<br />
leider in den Gully gefallen. (Spiegel, 21.10.2010)<br />
Dass ich in meinem Alter meine erfolgreichste Platte mache, das<br />
freut mich so! Wie ein Kindchen hüpf' ich manchmal und wach' mit<br />
einem Lächeln auf. Nach den Krisenjahren tut das gut.<br />
(Süddeutsche Zeitung, 10.2.2012)<br />
Durch den spielerischen Umgang mit dem Material, wie Bert Brecht<br />
immer gesagt hat, kann man eine Menge aus manchen alten Dingern<br />
machen. Einigen Songs kann man ein neues Kleidchen anziehen,<br />
so dass sie plötzlich zur schönsten Dame des Abends werden.<br />
Andere stehen allerdings eher mit einem Fragezeichen in der Ecke.<br />
Bei einigen alten Sachen hört man auch zu sehr meine damalige<br />
Hit-Absicht raus. (Rolling S<strong>to</strong>ne, September 2011)<br />
Wenn der Tod plötzlich kommt wie ein Blitzschlag, dann ist das<br />
gnädig von den Göttern. Schlimm ist ein Siechtum, das sich über<br />
Jahre hinzieht. Es ist für mich eine schlimme Vorstellung, nicht<br />
mehr auftreten zu können. Ich hoffe, dass mir das erspart bleibt.<br />
Deshalb lebe ich auch ziemlich gesund, inzwischen mache ich regelmäßig<br />
Sport – Schwimmen, jeden Tag. Eisenhart, so 20 bis 30<br />
Minuten. (Hamburger Abendblatt, 17.12.2011)<br />
Über mich gibt es einen ein Meter hohen Packen Stasi-Akten. Die<br />
fliegen alle bei mir rum. Ich habe nicht alles, aber einiges gelesen.<br />
Ein Wunderwerk an Abstrusitäten. Ich habe die Dinger kommentiert,<br />
bemalt und upgeblowt. Sie werden auch Teil des geplanten<br />
Museums sein. (Neue Westfälische, 5.1.2011)<br />
Die Nazimörder haben eine Blutspur durch unser Land gezogen.<br />
Sie sind, wie wir wissen, gut organisiert, haben Netzwerke aufgebaut.<br />
Dagegen muss man etwas tun, Zeichen setzen. Dazu gehört<br />
auch dieses große Ding jetzt in Jena. Um mit Brecht zu sprechen:<br />
Auch wenn es wie Asche im Munde liegt, man muss es immer wieder<br />
sagen, die Warnungen immer wieder aussprechen und immer<br />
wieder aufpassen ... Gemeinsam treten wir ein für Demokratie, gegen<br />
diese braune Grütze, gegen diesen braunen Sumpf ... Ich habe<br />
doch als Kind nach dem Krieg erlebt, dass keiner dabei gewesen<br />
sein wollte. Das große Schweigen darf nie wieder passieren.<br />
(Thüringer Allgemeine, 1.12.2011)<br />
Ich bin ja irgendwann Bundespräsident.<br />
(Hamburger Morgenpost, 28.2.2012)<br />
"<br />
dem amtierenden DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich<br />
Honecker bei dessen ersten Besuch im deutschen<br />
Westen eine Gitarre und Lederjacke (samt Aufdruck<br />
„Gitarren statt Knarren") überreichte. Allerdings dauerte<br />
es bis nach dem Mauerfall, dass er im Januar<br />
1990 die erhoffte Tournee durch Ostdeutschland<br />
spielen konnte. Immerhin: 1985 durfte er in Moskau<br />
auftreten, inklusive eines Duetts mit Alla Pugatschowa,<br />
deren Karriere er im Westen massiv zu fördern<br />
versuchte: Sie sangen gemeinsam "Wozu sind Kriege<br />
da". Vorangegangen war im Ok<strong>to</strong>ber 1983 immerhin<br />
ein Gig in Ost-Berlin, wo er – in einem Dokumentarfilm<br />
festgehalten – im Palast der Republik auf<br />
die Bühne durfte, allerdings vor handverlesenem,<br />
regimetreuem m<br />
Publikum.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 25
Ob ihm zur Rockmusik nichts mehr Neues einfiel<br />
oder ob er singend Kollegen Respekt zollen<br />
wollte – in der Folge verlegte sich <strong>Lindenberg</strong><br />
jedenfalls immer wieder auch auf andere Genres.<br />
Für HERMINE 1988 sang er Lieder von Friedrich<br />
Hollaender, Theo Mackeben,<br />
ver<strong>to</strong>nte Erich-Kästner-Texte<br />
– und brachte<br />
Marlene Dietrich dazu,<br />
noch einmal (und zum<br />
letzten Mal) auf Band zu<br />
singen. Vater <strong>Lindenberg</strong>,<br />
ein Installateur und Amateur-Entertainer,<br />
kam<br />
ebenfalls zu Plattenehren<br />
(GUSTAV,1991). BELCAN-<br />
TO (1997) nahm <strong>Udo</strong> mit<br />
dem Deutschen Filmorchester<br />
Babelsberg auf;<br />
ATLANTIC AFFAIRS, die<br />
Dokumentation der gleichnamigen<br />
Theater-<br />
Revue<br />
mit Ben<br />
Becker, Ot<strong>to</strong> Sander,<br />
Helge Schneider und<br />
den Prinzen, setzte<br />
eine musikalische<br />
Zeitreise um, die<br />
aber auf nicht allzu<br />
große Gegenliebe<br />
beim Publikum<br />
stieß.<br />
Schon in frühen<br />
Jahren<br />
hatte <strong>Lindenberg</strong><br />
immer<br />
wieder Gäste<br />
mit auf seine<br />
Konzertreisen<br />
genommen.<br />
Das wieder-<br />
holte er zum 30-jährigen<br />
Bühnenjubliäum, als er<br />
mit Nina Hagen, Eric Burdon<br />
und Peter Maffay unter<br />
dem selbstironischen<br />
Mot<strong>to</strong> „Aufmarsch der Giganten"<br />
unterwegs<br />
war und dies per<br />
DVD festhielt. Er<br />
veröffentlichte<br />
mehrere<br />
Bücher<br />
(u.a. eine erste Au<strong>to</strong>grafie),<br />
auch solche mit<br />
Zeichnungen. Denn zunehmend<br />
widmete sich der Dauergast<br />
im Hamburger Nobelhotel Atlantic<br />
seiner zweiten künstlerischen schen<br />
Neigung: der Malerei. Und eigenwil-enwillig<br />
kreativ, wie bis auf den heutigen<br />
Tag geblieben, ging er hier neben<br />
traditionellen auch neue Wege:<br />
<strong>Lindenberg</strong> entwickelte so<br />
genannte Likörelle, e,<br />
bei denen er seine<br />
Werke mit<br />
alkoholischen<br />
Getränken statt t<br />
Farbe malte.<br />
Außerdem<br />
ist er halt auch<br />
Geschäftsmann n<br />
(oder hat entsprechende<br />
Berater):<br />
Seit 2009 darf<br />
die Schwarzwälder r<br />
Brennerei Weisenbach<br />
offiziell diverse e<br />
Liköre als „Leckerelle"<br />
vermarkten –<br />
mit „Likörellen" als<br />
Etiketten auf den<br />
schlanken Flaschen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
<strong>Udo</strong> und sein Panikorchester 1984.<br />
Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Und bei aller Distanz<br />
zur Staatsmacht: Für das<br />
Bundesfinanzministerium<br />
gestaltete er 2010 Briefmarken.<br />
Der 45-Cent-<br />
Wert zeigt als Motiv<br />
seine Andrea Doria, die<br />
55-Cent-Marke den Son-<br />
derzug<br />
nach<br />
Pankow –<br />
und<br />
beide e<br />
Male<br />
verewigte er sich darauf auch gleich<br />
noch selbstironisch.<br />
Und dann war es so weit: 2008, das<br />
ebenso furiose wie überraschende<br />
Comeback. Ob er seinen Riecher für<br />
den<br />
Zeitgeist wiederentdeckt hatte, von<br />
Freunden oder Beratern entsprechend<br />
inspiriert worden war oder einfach Bock<br />
darauf hatte, ist letztlich egal. Für das Al-<br />
bum<br />
STARK WIE ZWEI arbeitete er nach<br />
siebenjähriger Studio-Abstinenz mit ange-<br />
sagten<br />
Künstlern n<br />
unterschiedlichs-<br />
ter<br />
Backgrounds<br />
zusammen, darunter<br />
Jan Delay,<br />
Helge<br />
Schneider,<br />
Till<br />
Brönner,<br />
Stefanie Kloß<br />
(Silbermond)<br />
sowie<br />
den alten<br />
Panikorchester-Mitstreitern Steffi Stephan,<br />
Bertram Engel, Carola Kretschmer und<br />
Jean-Jacques Kravetz. Ein Panoptikum<br />
verschiedenster Songs ertönte da – der<br />
eigenen His<strong>to</strong>rie verbunden, aber auch<br />
modern und neueren Trends gegenüber<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhu-
aufgeschlossen. Die Kritiker überschlugen sich, die<br />
„Bild"-Zeitung titelte: „Der Rockonaut hebt wieder<br />
ab". Und den Fans aller Generationen gefiel's: Mit<br />
ihren Plattenkäufen und Downloads bescherten sie<br />
<strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> das erste<br />
Nr.-1-Album seiner Karriere!<br />
Ihm folgte nicht viel<br />
später das zweite: MTV<br />
UNPLUGGED – LIVE, der<br />
CD/DVD-Mitschnitt<br />
seiner<br />
dreistündigen Show<br />
im Hotel Atlantic, das<br />
zur intimen Konzerthalle<br />
umfunktioniert<br />
wurde.<br />
Es ist bereits <strong>Lindenberg</strong>s achtes<br />
Live -Album, das neben zahllosen<br />
Kopplungen und zwei Dutzend<br />
Studio-LPs im Plattenregal von<br />
„Lindi"-Komplettisten steht.<br />
Es läuft also wieder richtig<br />
rund für den Altmeister. Er<br />
ist wieder für den Echo, den<br />
deutschen Grammy, nominiert,<br />
mit dem er 2008 bereits ausgezeichnet<br />
wurde. „<strong>Udo</strong>. Die Ausstellung" seines Lebenswerks<br />
mit 500 Exponaten im Hamburger Museum<br />
für Kunst und Gewerbe, die in zwei Monaten<br />
über 40.000 Besucher anlockte, ist um vier Wochen<br />
bis zum 9. April verlängert worden. Aktuell rockt<br />
er in ausverkauften Hallen durch Deutschland und<br />
hat die Erinnerungen an verkleinerte Konzertstätten<br />
mit einigen hundert Besuchern verdrängt. „Im Moment<br />
hab ich so viel am Hut, dass ich nicht mal alle<br />
Au<strong>to</strong>grammwünsche erfüllen kann", die ihm sonst<br />
besonders am Herzen<br />
lägen, sagt er. „Aber<br />
als <strong>Udo</strong>naut bin ich<br />
schleuderfest und<br />
habe den Meis terbrief<br />
auf Coolness!" Und<br />
all die Anspannung<br />
während der Proben<br />
für die imposante<br />
Show ist längst abgefallen<br />
von dem „ganz<br />
großen Naiven mit<br />
dem Herz am rechten<br />
Fleck", als den<br />
ihn kürzlich das<br />
Deutschland-Radio<br />
würdigte. Wohl<br />
auch eine Anspielung auf sein musikalisches Engagement<br />
gegen Neonazis: Das hatte er im vergangenen<br />
Jahr mit einem großen, ruckzuck auf die Beine<br />
gestellten Konzert in Jena wieder einmal demonstriert.<br />
Und dann wäre da ja auch noch die Verbundenheit<br />
mit den alten Mitstreitern: Er unterstützt<br />
neben seiner eigenen Stiftung auch immer wieder<br />
die Entrée-Stiftung seines Freundes Jean-Jacques<br />
Jean-Jacques Kravetz und <strong>Udo</strong><br />
live im Hamburger Stadtpark 2009.<br />
Kravetz und war 2009 bei dessen Benefizkonzert<br />
im Hamburger Stadtpark genauso dabei wie die<br />
Scorpions, Peter Maffay und Achim Reichel. Und er<br />
hat angekündigt, bei vergleichbaren Events wieder<br />
mitzumachen – „wenn die Zeit es zulässt". Doch<br />
Zeit ist im Moment das, was <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> leider<br />
am wenigsten hat. Und noch einmal O-Ton <strong>Udo</strong> mit<br />
Blick auf alte Weggefährten wie Maffay, Doldinger<br />
und Ot<strong>to</strong> Waalkes: „Grundsätzlich finde ich es interessanter,<br />
mit jungen Musikern Zeit zu verbringen.<br />
Jennifer Ros<strong>to</strong>ck, Frida Gold oder so." Was dabei in<br />
Zukunft wohl noch alles herauskommt ...<br />
Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser<br />
Gazpacho<br />
The March Of<br />
Ghosts<br />
Das neue Studio Album der<br />
gefeierten, norwegischen Post-<br />
Progressive Art-Rocker<br />
www.kscopemusic.com/gazpacho.<br />
AUF TOURNEE<br />
24.03.12 Dresden - Puschkin<br />
25.03.12 Cologne - Gloria Theater<br />
02.04.12 Aschaffenburg - Colossaal<br />
03.04.12 Berlin - C-Club<br />
Steve Hogarth &<br />
Richard Barbieri<br />
Not The Weapon<br />
But The Hand<br />
Das Debüt Album von Steve<br />
Hogarth (Marillion) & Richard<br />
Barbieri (Porcupine Tree, Japan).<br />
“...Meisterwerk... wunderbare<br />
und aufregende Reise... Musik in<br />
Vollendung...” Classic Rock 9/10<br />
www.kscopemusic.com/<br />
hogarthbarbieri<br />
Gavin Harrison &<br />
05Ric<br />
The Man Who Sold<br />
Himself<br />
Das neue Album des Projektes von<br />
Gavin Harrison von Porcupine Tree<br />
www.kscopemusic.com/<br />
gavinharrison<br />
Neue Alben im April: Ana<strong>the</strong>ma, North Atlantic Oscillation & Ulver<br />
Ulver<br />
The Norwegian<br />
National Opera<br />
(Blu-ray & DVD)<br />
2 Disc Set Blu-ray & DVD Ein<br />
faszinierender Konzertmitschnitt der<br />
Dark <strong>Music</strong> Legenden.<br />
Live in HD in Oslos National Opera!<br />
www.kscopemusic.com/ulver<br />
vimeo.com/kscopemusic twitter.com/kscopemusic
Bob Seger<br />
Tour in Deutschland?<br />
Sag niemals nie ...<br />
"Against The Wind", "Like A Rock", "Hollywood<br />
Nights", "Beautiful Loser" und "Still The Same" hört<br />
man heute noch gern, auch wenn diese Klassiker<br />
schon in den 70er und 80er Jahren entstanden.<br />
Ihr Schöpfer Bob Seger hat sich in Deutschland<br />
allerdings rar gemacht, seine beiden letzten<br />
Alben FACE THE PROMISE (2006) und<br />
EARLY SEGER VOL. 1 (2009) waren<br />
nur als Importe erhältlich. Das<br />
nächste Album wird wieder<br />
normal" in den Handel kommen,<br />
wie auch die willkom-<br />
"<br />
mene Überbrückung ULTI-<br />
MATE HITS: ROCK'N'ROLL<br />
NEVER FORGETS. Philipp<br />
Roser sprach mit dem<br />
66-jährigen Sänger, ehe<br />
Seger zum zweiten Teil<br />
einer US-Tour aufbrach.<br />
Bob, kannst du dich erinnern, wann du<br />
zuletzt in Deutschland warst?<br />
Das war wohl etwa 1980. Das ist ewig her, und<br />
mittlerweile bin ich zu alt für all die Flüge über<br />
den Atlantik und die Zeitverschiebung (lacht).<br />
Man soll zwar niemals nie sagen, aber ich fürchte,<br />
dass es nicht mehr klappen wird, bei euch aufzutreten.<br />
Dabei habe ich richtig gute Erinnerungen n<br />
an Deutschland: Ihr habt <strong>to</strong>lle Restaurants, in<br />
Frankfurt habe ich den ältesten Wein überhaupt<br />
getrunken: Er war von 1938, hatte den Krieg gut<br />
überstanden. Und München ist meine Lieblingsstadt – da<br />
kann man wunderbar spazierengehen und die Alpen sehen!<br />
Du arbeitest gerade an einem neuen Album ...<br />
Ich habe es etwa zur Hälfte fertig. Ich werde mich von Januar<br />
bis März nochmals hinsetzen und Songs schreiben, um eine<br />
möglichst große Auswahl zu haben, wenn wir anschließend<br />
ins Studio gehen und aufnehmen. Es soll dann im Herbst<br />
erscheinen.<br />
Jetzt gibt es erst mal die ULTIMATE HITS, und die beiden<br />
Live-Alben wurden schon wiederveröffentlicht.<br />
Ich war erst nicht begeistert, eine weitere "Greatest Hits"-Sammlung<br />
herauszubringen. Aber vor einiger Zeit habe ich mich mit<br />
meiner Plattenfirma über Downloads geeinigt, die wir jetzt erstmals<br />
auf meiner Website anbieten. Ich hatte ein etwas schlechtes<br />
Gewissen dabei, meine Plattenfirma, mit der ich seit 40 Jahren<br />
zusammenarbeite, dabei quasi von diesen Verkäufen auszuschließen.<br />
Also sagte ich: Ihr bekommt hochwertiges Material für<br />
die Wiederveröffentlichungen und die ULTIMATE HITS.<br />
Beschert die neue CD den Bob Seger, wie wir ihn seit<br />
über 40 Jahren kennen?<br />
Ich weiß noch nicht so recht, wohin mich das Songwriting<br />
führt. Es wird wohl eher ein bisschen ungewöhnlich. Ich<br />
denke, FACE THE PROMISE war ja auch schon nicht mehr<br />
unbedingt der typische Bob Seger. Es gibt diesen Spruch,<br />
dass die Geschichte eines Künstlers sein größter Feind ist. Da<br />
steckt durchaus ein Schuss Wahrheit drin – nicht, dass ich<br />
meine Vergangenheit nicht mag, aber ich will mich ja nicht<br />
wiederholen, sondern probiere lieber verschiedene Sachen<br />
aus. Was dabei herauskommt, kann ich noch nicht sagen.<br />
Schreibst du die Songs immer noch so wie früher?<br />
Ja und nein. Ich probiere gern mal was Neues<br />
aus, aber in der Regel halte ich es so, dass<br />
ich mit einer akustischen oder elektrischen Gitarre<br />
oder am Piano vor mich hinspiele und<br />
dazu irgendetwas singe – das mache ich 40<br />
Minuten lang, lege dann eine 20-minütige<br />
Pause ein, ehe ich es durchhöre und mir das<br />
rauspicke, was mich anspricht, das ich dann<br />
ausbauen kann. Ich schreibe viel, um eine<br />
möglichst große Auswahl zu haben, nehme<br />
manches auch schon fertig auf. Ich habe etwa 50 fertig eingespielte<br />
und abgemischte Songs in meinem Archiv. Aber die<br />
habe ich aus verschiedensten Gründen nicht verwendet, weil<br />
sie mir nicht gut genug erschienen, weil sie nicht passten<br />
oder sonst was.<br />
Was passiert damit?<br />
Manche gebe ich für Filmsoundtracks frei, andere bekommt<br />
die Plattenfirma. EARLY SEGER VOL. 1 enthält auch mehrere<br />
solcher Stücke …<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s EMI<br />
Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
VOL. 1 legt nahe, dass es eine Fortsetzung von EARLY<br />
SEGER geben wird.<br />
Das ist gut möglich, aber ich habe keine Ahnung, wann ich<br />
dazu komme. Jetzt steht erst einmal das neue Studio-Album<br />
im Fokus.<br />
Komponierst du die neuen Songs im Alleingang,<br />
oder auch mal mit Kollegen?<br />
Ich schrieb meine Songs bisher fast immer allein, aber das<br />
ändere ich dieses Mal vielleicht. Ich habe in den<br />
letzten Jahren einige wirklich gute Songschmiede<br />
kennen gelernt, deren Arbeit ich wirklich bewundere<br />
– und ich habe ja auch einen in meiner<br />
Band: Jim „Moose” Brown, von ihm ist “It's Five<br />
O´Clock Somewhere”, das 2003 auch Alan Jackson<br />
& Jimmy Buffett aufgenommen haben. Ich<br />
habe einige seiner Freunde getroffen, und vielleicht<br />
mache ich es diesmal wirklich anders und<br />
versuche, mit einigen Leuten zu kooperieren.<br />
Das passierte bislang nur ganz selten, etwa bei<br />
“Heartache Tonight” mit den Eagles, mit Glenn<br />
Frey und Don Henley (J.D. Sou<strong>the</strong>r war auch dabei,<br />
Anm. d. Au<strong>to</strong>rs).<br />
Wie kam es damals zur Kooperation?<br />
Ich bin mit Glenn groß geworden, war 19, als ich<br />
ihn kennen lernte, er war 16 – und er wurde mit<br />
seiner Band früher berühmt, als es bei mir der Fall<br />
war. Sie haben 1973 eingeschlagen, bei mir war es 1975. Ich<br />
habe mich damals riesig für ihn gefreut. Glenn hat mich Don<br />
vorgestellt, und sei<strong>the</strong>r sind wir gut befreundet – auch mit Joe<br />
Walsh.<br />
Was hat es mit der Zusammenarbeit mit Sheryl Crow<br />
und Kid Rock auf sich?<br />
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Song mit ihnen<br />
aufgenommen, „Hannah“, den ich über meine Tochter geschrieben<br />
habe. Ich war im März für Aufnahmen in Nashville,<br />
und genau an dem Abend, an dem meine Session anstand,<br />
spielt Rock in der Stadt. Ich schickte ihm eine SMS, er schrieb<br />
zurück und fragte, ob ich nicht zu seiner Show kommen wolle.<br />
Das ging nicht, aber ich antwortete, ob er nicht Lust habe,<br />
anschließend mit Sheryl bei mir im Studio vorbeizuschauen.<br />
Das haben sie auch getan und im Chor bei dem Stück gesungen<br />
– es klingt richtig <strong>to</strong>ll. Ich weiß aber noch nicht, ob es<br />
die Nummer aufs Album schafft, ob sie dafür gut genug ist.<br />
Vielleicht ist es auch zu persönlich für eine Platte, möglicherweise<br />
gebe ich es für einen Film frei.<br />
"Against The Wind" ist dein Signature-Song – ist er<br />
tatsächlich au<strong>to</strong>biografisch, wolltest du damals ein<br />
Lied übers Laufen schreiben?<br />
Richtig. Ich bin ja selbst lange gelaufen: In der Highschool bin<br />
ich Cross und über die Zwei-Meilen-Distanz gerannt – ich war<br />
richtig gut, lag nur knapp über elf Minuten. Ich habe das auch<br />
sehr lange gemacht, habe auf Tour jeden Tag vier, fünf Meilen<br />
gejoggt. Ich bin aber leider nie bei einem Marathon gestartet.<br />
Was treibst du heute sportlich?<br />
Hauptsächlich Segeln und Gewich<strong>the</strong>ben im Gym. Dazu<br />
spiele ich Golf – vor zwei Jahren hatte ich mal<br />
die Gelegenheit, eine Runde mit Tiger Woods zu<br />
spielen. Das war der Hammer! Ansonsten, wie<br />
gesagt, segle ich – wir haben hier in Michigan<br />
bekanntlich viele Seen. Ich besitze ein Segelund<br />
ein Mo<strong>to</strong>rboot, beide 40 Fuß lang. Wenn<br />
ich Lust habe, kann ich mit dem Boot über den<br />
See nach Chicago schippern.<br />
Und du sollst gern fliegen. Stimmt es, dass<br />
du direkt nach deinen Shows heimfliegst?<br />
Ja, ich habe einen kleinen Privatjet, komme eine<br />
Stunde vor dem Soundcheck an und fliege eine<br />
halbe Stunde nach dem Ende der Show zurück,<br />
weil ich einfach am liebsten bei meiner Familie<br />
bin. Wenn ich demnächst an der Westküste unterwegs<br />
bin, reisen wir allerdings wie alle anderen<br />
Bands im Nightliner, da wäre der Aufwand<br />
fürs Heimfliegen zu groß.<br />
Das ist eine Art Familienausflug, die meisten Mitglieder<br />
der Silver Bullet Band sind schon ewig dabei ...<br />
Ja, wir sind eine kleine Familie. Mein Bassist Chris Campbell<br />
spielt seit 1969 mit mir, Al<strong>to</strong> (Reed alias Tom Cartmell,<br />
sax) ist seit 1971 dabei und unser Keyboarder Craig Frost seit<br />
1980. Meine Chorsängerin Lora Creamer hat schon 1967 auf<br />
RAMBLIN' GAMBLIN' MAN gesungen, und Shaun Murphy<br />
gehört mit Unterbrechungen seit 1971 zu uns.<br />
In deiner langen Karriere gab es mehrfach lange<br />
Pausen – warum?<br />
Meine Mutter starb 1989, und ich habe einige Zeit gebraucht,<br />
bis ich das verdaut hatte. Wenn ich zurückblicke, ist es schon<br />
seltsam: 1968 hatte ich mit “Ramblin´ Gamblin´ Man” einen<br />
ersten kleinen Hit, kam in den Charts bis auf Platz 15, und<br />
drei Monate später starb mein Vater. Und als 1987 LIKE A<br />
ROCK erschien, erkrankte meine Mutter wenig später schwer.<br />
Dann kamen Anfang der 90er Jahre meine beiden Kinder zur<br />
Welt, und ich legte eine Pause ein, um sie aufwachsen zu<br />
sehen. Als sie aus dem Gröbsten raus waren, habe ich wieder<br />
angefangen zu <strong>to</strong>uren – bis heute, auch wenn ich inzwischen<br />
ein bisschen kürzertrete.<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 29
! REVIEWS<br />
HIGHLIGHTS<br />
CD<br />
BONNIE RAITT<br />
SLIPSTREAM<br />
Es ist kaum zu glauben, dass es schon<br />
wieder 41 Jahre her ist, dass Bonnie Raitt<br />
ihr selbst betiteltes Debütalbum veröffentlicht<br />
hat! Doch so eifrig und regelmäßig, wie<br />
sie zwischen 1971 und 1975 alljährlich eine<br />
neue LP herausbrachte, wurden in den Folgejahren<br />
die zeitlichen Abstände zwischen den<br />
Releases zunehmend<br />
größer. So ist ihr neues<br />
Werk SLIPSTREAM<br />
ihr gerade mal 16.<br />
Studioprodukt! Sieben<br />
Jahre sind seit dem<br />
Vorgänger SOULS<br />
ALIKE vergangen,<br />
nachdem es davor nur<br />
drei veröffentlichungsfreie<br />
Jahre gewesen<br />
waren.<br />
Doch den Branchenregeln<br />
des Musikbusiness<br />
hat sich die auch<br />
als Polit-Aktivistin<br />
profilierte Musikerin<br />
ohnehin nie unterworfen,<br />
sondern stets das gemacht, was sie für<br />
richtig hielt. Und dabei gab ihr der Erfolg<br />
Recht, ihre Haltung wurde vom Publikum<br />
ebenso respektiert wie die Qualität, die sie<br />
mit ihren Platten lieferte. Zumal nach ihrem<br />
grandiosen Comeback mit NICK OF TIME,<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
das sie 1989 auf Chartrang 1 in den USA katapultierte<br />
und mit fünfmal Platin nicht einmal<br />
ihre erfolgreichste Scheibe war (LUCK<br />
OF THE DRAW zwei Jahre später bekam<br />
siebenmal Platin!).<br />
Die Musik bekam die am 8. November 1949<br />
als Tochter des Broadway-Stars John Raitt<br />
und der Pianistin<br />
Marjorie Haydock<br />
Geborene quasi in<br />
den Genen mit, wobei<br />
es sie von Anfang an<br />
in eine andere Richtung<br />
als ihre Eltern<br />
zog: Blues, Rock und<br />
Roots-<strong>Music</strong> haben<br />
es der singenden Gitarristin<br />
von jeher angetan.<br />
Dabei legt sie<br />
keinen größeren Wert<br />
darauf, ihr Bankkon<strong>to</strong><br />
mit Tantiemen für eigene<br />
Songs zu füllen,<br />
sondern ist im Laufe<br />
der Jahre zunehmend<br />
dazu übergegangen, Geschmack und ein<br />
geschicktes Händchen bei der Auswahl der<br />
Fremdsongs zu beweisen, die sie sich in<br />
ihrer unnachahmlichen Art zueigen macht.<br />
Aus dem Fundus von Songschmieden so<br />
unterschiedlicher Provenienz wie Randall<br />
Bramblett, Bonnie Bramlett, Joseph Lee<br />
Henry, aber auch Bob Dylan (zweimal),<br />
Loudon Wainwright III., Gerry Rafferty<br />
oder Paul Brady hat sie sich diesmal bedient.<br />
Lediglich einmal wurde sie selbst aktiv,<br />
als sie gemeinsam mit Randall<br />
Bramblett den Text zu einer Musikvorlage<br />
von George Marinelli<br />
(“Down To You”) verfasste.<br />
Richtig funky groovend startet<br />
Bonnie Raitt mit “Used To Rule<br />
The World” in die neue CD, ehe<br />
es locker-flockig mit einem Reggae-Rhythmus<br />
weitergeht. Dabei<br />
versteht sie es, über dem unwiderstehlichen<br />
Rhythmus mit kurzen<br />
Gitarrensoundeffekten aufhorchen<br />
zu lassen – ärgerlich ist bei “Right<br />
Down The Line” nur das abrupte Fade-Out.<br />
Ob ihr da nichts Besseres einfiel? Schließlich<br />
kann sie das nicht auf einen Produzenten abwälzen,<br />
da sie diese Aufgabe diesmal selbst<br />
wahrnahm. Es folgt eine dominant akustisch<br />
angestimmte traditionelle Bluesnummer<br />
(“Million Miles”), an die sich der Balladenschleicher<br />
“You Can’t Fail Me Now” mit dezenten<br />
Country-Untertönen anschließt. Und<br />
so vielseitig, durchaus auch mal satt rockig,<br />
geht es weiter auf SLIPSTREAM. Der rote<br />
Faden ist dabei das faszinierende (Slide-)<br />
Gitarrenspiel der Amerikanerin, die damit<br />
immer wieder neue, teils auch verblüffende<br />
Atmosphären schafft und so verhindert,<br />
dass sich auch nur einen Moment lang Langeweile<br />
einstellt. Dazu singt die neunmalige<br />
Grammy-Preisträgerin, die bereits seit<br />
2000 Mitglied der<br />
Rock’n’Roll Hall Of<br />
Fame und seit 2010<br />
der Blues Hall Of<br />
Fame ist, ausdrucksstark<br />
und intensiv.<br />
Chapeau, Frau Raitt,<br />
wie Sie Ihren Vokalvortrag<br />
den jeweiligen<br />
Songerfordernissen<br />
angepasst<br />
haben!<br />
Nicht unterschlagen werden sollen auch die<br />
Gäste, die zwar nicht die Sahnehäubchen<br />
liefern, dafür sorgt Ms Raitt schließlich<br />
selbst, ebenso für eine enorme Geschlossenheit<br />
des Gesamtwerkes. Aber für einige<br />
hörenswerte Klangfarbentupfer sorgten Bill<br />
Frisell, Paul Brady, Maia Sharp, Al Anderson,<br />
Jeff Young, Johnny Lee Schell und Luis<br />
Cante durchaus.<br />
Mit einem Satz: Bonnie Raitt ist wieder ein<br />
starkes, wahrhaft abwechslungsreiches Album<br />
gelungen, dessen Songs stellenweise<br />
für Gänsehaut-Feeling sorgen.<br />
(Proper/Rough Trade, 12/57:56) pro<br />
DVD<br />
KLAUS VOORMANN<br />
ALL YOU NEED IS<br />
KLAUS<br />
BOX<br />
BYRDS<br />
THE COMPLETE COLUMBIA<br />
ALBUMS COLLECTION<br />
„Alle starrten gebannt auf mein Papier.<br />
Ich zitterte, ich dachte, sie mögen es nicht.<br />
Furchtbar! Und dann sagte Paul: ‚Was ist<br />
denn das? Das bin ich ja auf der Toilette!’<br />
Und George Martin: ‚Oh, das kannst<br />
du nicht machen, Klaus, das<br />
musst du rausnehmen.” So erzählt<br />
Klaus Voormann die Geschichte,<br />
wie er seinen Cover-<br />
Entwurf für das Beatles-Album<br />
REVOLVER zum ersten Mal<br />
in den EMI-Studios vorstellte.<br />
Die Toilette (so etwas konnte<br />
sich nur Zappa erlauben …)<br />
nahm er raus – und das anno<br />
1966 bahnbrechende Cover<br />
wurde eines der berühmtesten<br />
der Popgeschichte, für das der Grafiker<br />
aus Hamburg als erster Deutscher einen<br />
Grammy gewann. Der Dokumentarfilm<br />
„All You Need Is Klaus” von Regisseur<br />
und Skriptau<strong>to</strong>r Jörg Bundschuh berichtet<br />
nicht nur von den bekannten Episoden aus<br />
Voormanns Leben – wie er die Beatles in<br />
St. Pauli kennen lernte, wie er Bassist bei<br />
Manfred Mann und später bei den Soloprojekten<br />
von John, George und Ringo wurde.<br />
Nein, auch Unbekannteres aus seiner<br />
an Anekdoten und Skurrilitäten reichen<br />
Karriere kommt zur Sprache, etwa seine<br />
Zusammenarbeit mit der Sängerin Carly<br />
Simon oder seine Produzententätigkeit für<br />
die NDW-Combo Trio. Eine Stärke des<br />
Films ist die Offenheit und Nähe, in der<br />
sich Voormann und das Filmteam begegnen.<br />
Die Kamera begleitet den Bassisten<br />
und Grafiker zu den wichtigsten Stationen<br />
seines Lebens: zu seinem Elternhaus in<br />
Berlin, auf die Reeperbahn in<br />
Hamburg, nach London, New<br />
York und Los Angeles. Viele<br />
seiner Weggefährten werden<br />
interviewt, darunter Paul Mc-<br />
Cartney, Ringo Starr, Georges<br />
Witwe Olivia Harrison, Twiggy,<br />
Randy Newman, Van Dyke<br />
Parks, Jim Keltner sowie die<br />
Hamburger Fo<strong>to</strong>grafen Astrid<br />
Kirchherr und Jürgen Vollmer.<br />
Wie ein roter Faden ziehen<br />
sich dabei die Studiosessions durch den<br />
Film, an denen unter anderem Ringo, Jim<br />
Keltner und Van Dyke Parks beteiligt sind,<br />
mit denen er zusammen an seinem Album<br />
A SIDEMAN’S JOURNEY arbeitete, das<br />
anlässlich seines 70. Geburtstag herauskam<br />
(siehe S<strong>to</strong>ry im <strong>GoodTimes</strong> 4/2009). Entstanden<br />
ist ein einfühlsames Porträt eines<br />
Künstlers, der zwar nie direkt im Rampenlicht<br />
stand, der für die Popgeschichte<br />
aber mehr war als nur eine Randfigur. Millionenfrage:<br />
Wer schaut auf dem REVOL-<br />
VER-Cover aus George Harrisons Haaren?<br />
The artist himself: Klaus Voormann!<br />
(Good Movies/Indigo, 90 Min. + 70 Min.<br />
Bonus, Spr.: Dt. u. Engl.)<br />
frs<br />
Über ein Jahrzehnt ist es schon her, dass<br />
erste fabelhafte Byrds-Reissues die Fans der<br />
US-Legende aus Los Angeles begeisterten.<br />
Völlig legitim also, diese – schon damals<br />
erweiterten – Studioklassiker jetzt neu als<br />
CD-formatige, dicke Box zu starten – und<br />
wie! Aktuelle Preise (Stand: Januar) von unter<br />
40 Euro für 13 Discs (!) mit<br />
elf Alben in Pappschubern mit<br />
den Original-LP-Fronthüllen<br />
sind kaum zu <strong>to</strong>ppen! 125<br />
Tracks hatten die Vinyls von<br />
1965 –1972, die gigantische<br />
Aufs<strong>to</strong>ckung endet mit Titel<br />
Nr. 217!<br />
Sony <strong>Music</strong> tat gut daran, die<br />
Begleittexte aus den früheren<br />
Einzel-CDs – von Byrds-Koryphäe Johnny<br />
Rogan – jetzt gebündelt anzubieten: in einem<br />
40-seitigen Booklet mit Vorbildlichkeitsfak<strong>to</strong>r<br />
100 und kaum offenen Wünschen für<br />
Detailverliebte (Katalognummern, Aufnahmedaten<br />
etc.). Der Disc-Reigen beginnt mit<br />
MR. TAMBOURINE MAN, er endet mit<br />
FARTHER ALONG; PREFLYTE fällt – korrekt<br />
– als einst nicht originale LP hier weg, und<br />
BYRDS von 1973 gehörte nicht mehr zum<br />
Columbia-Auss<strong>to</strong>ß. Aus SWEETHEART OF<br />
THE RODEO und UNTITLED/UNISSUED<br />
wurden ob der vielen Zusatztracks Doppel-<br />
CDs. Zehn der elf LPs landeten in den US-<br />
Top-75 (außer FARTHER ALONG), alle 16<br />
Top-100-Singles sind vertreten.<br />
Bis inklusive 1968 hielten die Byrds ihre<br />
Popularität in Amerika auf Augenhöhe mit<br />
den Beatles, deren Melodieverständnis<br />
sie mit Bob Dylans Songstrukturen fusionierten.<br />
Mehr noch: Sie hissten die Folk-<br />
Rock-Fahne (“Turn! Turn! Turn!”), integrierten<br />
fugenlos Psychedelisches (“Eight<br />
Miles High”, “5D”) in ihren<br />
Sound, avancierten zu den<br />
kompetentesten Dylan-Interpreten<br />
(“My Back Pages”,<br />
“Chimes Of Freedom”) – und<br />
erfanden, nach dem Beitritt<br />
von Gram Parsons, den Country-Rock.<br />
Aus diesen Zutaten<br />
– und nicht zuletzt wegen<br />
exzellenter Songschreiberqualitäten<br />
– entwickelten sie eine eigene<br />
Hausmarke. Quasi unkopierbar dabei: ihre<br />
strahlenden Vokalharmonien im Verbund<br />
mit Roger McGuinns zwölfsaitiger Rickenbacker-Gitarre.<br />
All das ist hier auf Super-Klangniveau<br />
episch ausgebreitet und erinnert an elf große<br />
Musiker (fünf leben noch), die auch Bands<br />
wie CSN&Y, die Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs<br />
und McGuinns Solokarriere prägten. Selbst<br />
Nicht-Charts-Titel wie “I Knew I’d Want<br />
You”, “Wasn’t Born To Follow” (aus „Easy<br />
Rider”), “He Was A Friend Of Mine” (Kennedy-Mord)<br />
und etliche andere bleiben auf<br />
ewig im Bewusstsein.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 13 CDs)<br />
bm<br />
Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
TOP 10 – Punk- und New Wave-Songs<br />
1. New Order – Blue Monday (1983)<br />
2. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />
3. Ultravox – Vienna (1980)<br />
4. John Foxx – Metal Beat (1979)<br />
5. Adam & The Ants – Deutscher Girls (1978)<br />
6. Fischer-Z – So Long (1980)<br />
7. Martha & The Muffins – Echo Beach (1979)<br />
8. 999 – Homicide (1978)<br />
9. Human League – Being Boiled (1978)<br />
10. Flying Lizards – Money (1979)<br />
1. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />
2. The Sex Pis<strong>to</strong>ls – God Save The Queen (1977)<br />
3. Joy Division – Love Will Tear Us Apart (1980)<br />
4. Clash – Garageland (1977)<br />
5. Television – See No Evil (1977)<br />
6. Eddie & The Hot Rods – Do Anything You Wanna Do (1977)<br />
7. Squeeze – Annie Get Your Gun (1982)<br />
8. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />
9. Ian Dury & The Blockheads – Sweet Gene Vincent (1977)<br />
10. Lea<strong>the</strong>r Nun – Jesus Came Driving Along (1986)<br />
1. Wah! Heat – Better Scream (1980)<br />
2. Modern Lovers – Roadrunner (1976)<br />
3. Dead Or Alive – Number Eleven (1981)<br />
4. Doll By Doll – Hell Games (1979)<br />
5. Live Wire – Hit And Run Driver (1979)<br />
6. Modern Eon – Child’s Play (1981)<br />
7. Echo & The Bunnymen – Over The Wall (1981)<br />
8. Clash – Jimmy Jazz (1979)<br />
9. Patti Smith – Free Money (1975)<br />
10. Stranglers – Hanging Around (1977)<br />
1. Icicle Works – Love Is A Wonderful Colour (1983)<br />
2. Joe Jackson – Is She Really Going Out With Him (1978)<br />
3. Squeeze – Pulling Mussels (From The Shell) (1980)<br />
4. Jam – Going Underground (1980)<br />
5. Elvis Costello – (I Don’t Want To Go To) Chelsea (1978)<br />
6. New Order – Shellshock (1986)<br />
7. Duran Duran – New Religion (1982)<br />
8. Clash – London Calling (1979)<br />
9. XTC – Making Plans For Nigel (1979)<br />
10. Intaferon – Get Out Of London (1983)<br />
1. Devo – Mongoloid (1976)<br />
2. Under<strong>to</strong>nes – Teenage Kicks (1978)<br />
3. Suicide – Frankie Teardrop (1977)<br />
4. Saints – This Perfect Day (1977)<br />
5. Plasmatics – Sometimes I (1980)<br />
6. Headboys – Kickin’ The Kans (1978)<br />
7. M – Official Secrets (1980)<br />
8. 999 – Feeling Alright With The Crew (1978)<br />
9. Siouxie & The Banshees – Happy House (1980)<br />
10. Adam & The Ants – Beat My Guest (1978)<br />
1. Members – The Sounds Of The Suburbs (1979)<br />
2. Sisters Of Mercy – Marian (1985)<br />
3. Depeche Mode – New Life (1981)<br />
4. Clash – Guns Of Brix<strong>to</strong>n (1979)<br />
5. Anne Clark – Sleeper In Metropolis (1983)<br />
6. Human League – Being Boiled (1978)<br />
7. Fischer-Z – Room Service (1979)<br />
8. Blancmange – Don’t Tell Me (1983)<br />
9. Plastic Bertrand – Ça Plane Pour Moi (1977)<br />
10. Public Image Ltd. – This Is Not A Love Song (1983)<br />
Fabian Leibfried<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Tino Krauter<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
Ulrich Schwartz<br />
1. Clash – London Calling (1979)<br />
2. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy In The UK (1976)<br />
3. Iggy Pop – The Passenger (1977)<br />
4. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />
5. Beasty Boys – Fight For Your Right (1986)<br />
6. Damned – Eloise (1986)<br />
7. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />
8. Soft Cell – Tainted Love (1981)<br />
9. Stranglers – No More Heroes (1977)<br />
10. Dead Kennedys – Kill The Poor (1980)<br />
1. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />
2. Iggy Pop – The Passenger (1977)<br />
3. MC5 – Kick Out The Jams (1969)<br />
4. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy In The UK (1976)<br />
5. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />
6. Public Image Limited – This Is Not A Love Song (1983)<br />
7. Under<strong>to</strong>nes – Teenage Kicks (1978)<br />
8. Johnny Thunders – Dead Or Alive (1978)<br />
9. Stranglers – No More Heroes (1977)<br />
10. Captain Sensible – Wot (1983)<br />
1. Specials – Ghost Town (1981)<br />
2. Japan – Nightporter (1982)<br />
3. Joy Division – Love Will Tear Us Apart (1980)<br />
4. Clash – London Calling (1979)<br />
5. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />
6. Television – Marquee Moon (1977)<br />
7. Bauhaus – She’s In Parties (1983)<br />
8. Theatre Of Hate – Do You Believe In The Westworld? (1982)<br />
9. B-52’s – Planet Claire (1979)<br />
10. Jam – Going Underground (1980)<br />
1. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />
2. Ramones – Blitzkrieg Bop (1976)<br />
3. Jam – Going Undergroud (1980)<br />
4. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy In The UK (1976)<br />
5. Clash – London Calling (1979)<br />
6. MC5 – Kick Out The Jams (1969)<br />
7. S<strong>to</strong>oges – Fun House (1970)<br />
8. Clash – White Riot (1977)<br />
9. Sex Pis<strong>to</strong>ls – God Save The Queen (1977)<br />
10. Damned – Problem Child (1977)<br />
1. Specials – Ghost Town (1981)<br />
2. Jam – Beat Surrender (1982)<br />
3. Ramones – She’s A Sensation (1981)<br />
4. Police – Roxanne (1978)<br />
5. Blondie – The Tide Is High (1980)<br />
6. Style Council – You’re The Best Thing (1984)<br />
7. Graham Parker – Heat Treatment (1976)<br />
8. Ian Dury & The Blockheads – Hit Me With Your Rhythm Stick (1978)<br />
9. Clash – London’s Burning (1977)<br />
10. Count Bishops – Baby You’re Wrong (1977)<br />
1. Cure – Killing An Arab (1978)<br />
2. Cure – Boys Don’t Cry (1979)<br />
3. Cure – Let’s Go To Bed (1982)<br />
4. Cure – The Love Cats (1983)<br />
5. Joy Division – Love Will Tear Us Apart (1980)<br />
6. New Order – Blue Monday (1983)<br />
7. Visage – Fade To Grey (1980)<br />
8. Talking Heads – Burning Down The House (1983)<br />
9. Police – De Do Do Do De Da Da Da (1980)<br />
10. Soft Cell – Tainted Love (1981)<br />
Mitarbeiter<br />
Helmut Ölschlegel<br />
Philipp Roser<br />
Frank Schuster<br />
Alan Tepper<br />
Uli Twelker<br />
Christian Hentschel<br />
Gabi<br />
Delgado-Lopez<br />
(Deutsch-Amerikanische<br />
Freundschaft)<br />
1. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy For The UK (1976)<br />
2. Suicide – Frankie Teardrop (1977)<br />
3. Spizzenergi – Where Is Captain Kirk (1977)<br />
4. Cabaret Voltaire – Nag Nag Nag (1979)<br />
5. Pere Ubu – 30 Seconds Over Tokyo (1975)<br />
6. Devo – Are We Not Men? We Are Devo! (1978)<br />
7. Metal Urbain – Paris Maquis (1978)<br />
8. Sex Pis<strong>to</strong>ls – God Save The Queen (1977)<br />
9. Iggy Pop – Lust For Life (1977)<br />
10. Residents – Constantinople (1978)<br />
© Jens-Uwe Berndt<br />
Rodrigo<br />
González<br />
(Ärzte, Abwärts)<br />
1. Bad Brains – I Against I (1986)<br />
2. Tuxedomoon – No Tears (1978)<br />
3. Crass – Do They Owe Us A Living? (1977)<br />
4. Damned – Lively Arts (1980)<br />
5. Ruts – Staring At The Rude Boys (1980)<br />
6. Dead Kennedys – Drug Me (1980)<br />
7. Discharge – Hear Nothing, See Nothing, Say Nothing (1982)<br />
8. Killing Joke – Wardance (1980)<br />
9. Ramones – Havanna Affairs (1976)<br />
10. Stranglers – Toiler On The Sea (1978)<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 31
CD<br />
REVIEWS<br />
TINDERSTICKS<br />
THE SOMETHING RAIN<br />
Zufall oder abgesprochen? Während ihre Labelkollegen<br />
Lambchop ihr neues Album MR.<br />
M (siehe Spalte daneben) mit verschwenderischen<br />
Streicherarrangements aufpolieren,<br />
verzichten die Tindersticks, die dafür früher<br />
berüchtigt waren, diesmal fast gänzlich darauf.<br />
Stattdessen experimentiert die Band aus<br />
dem englischen Nottingham auf dem neuen<br />
Album THE SOMETHING RAIN mit einem<br />
geballten Einsatz von Saxofonen, was den<br />
Songs einmal mehr einen souligen Touch<br />
verleiht. THE SOMETHING RAIN ist kein<br />
schlechtes Album, und man kann weiterhin<br />
froh sein, dass die Tindersticks sich nach ihrem<br />
Split vor acht Jahren wieder zusammengetan<br />
haben. Doch im Vergleich zu früheren<br />
Werken, vor allem den ersten beiden Alben,<br />
fällt es doch ziemlich ab. Das liegt weniger<br />
an der Suche nach neuen, psychedelischeren<br />
Sounds (neben Saxofon dominieren E-Piano<br />
und E-Gitarre), sondern an einem diesmal nur<br />
mittelmäßigem Songwriting, was umso stärker<br />
dadurch ins Gewicht fällt, dass die Stücke<br />
oft zu lange ausgedehnt werden.<br />
(City Slang/Universal, 9/49:37) frs<br />
GARY GLITTER<br />
ALL THAT GLITTERS –<br />
THE BEST OF<br />
Im Grunde war Paul<br />
Francis Gadd als<br />
Kunstfigur Gary Glitter<br />
eine Rock’n’Roll-<br />
Karikatur,<br />
ein<br />
brustbehaarter Pseudo-Elvis,<br />
der stampfenden,<br />
rhythmusbe<strong>to</strong>nten t Minimalismus-<br />
Pop-Rock mit satten Chören und röhrendem<br />
Saxofon im Hintergrund machte. Doch mit<br />
seinem Glitter-Rock traf er nicht nur im<br />
UK (zwei Dutzend Chart-Platzierungen<br />
zwischen 1972 und 1995) einen Nerv und<br />
schwang sich zum Glam-Rock-King auf.<br />
Zwar hätte Chris Welch den späteren Kinderschänder<br />
in den Liner-Notes der Digipak-<br />
Neuauflage kritischer schildern können,<br />
doch die klanglich überarbeitetete Sammlung<br />
von Glitter-Hits erfreut das Herz des<br />
Alt-Glam-Rockfans: “Hello, Hello I’m Back<br />
Again”, “I’m The Leader Of The Gang”, “I<br />
Didn’t Know I Loved You”, “Do You Wanna<br />
Touch Me” und das unvermeidliche “Rock<br />
And Roll Part II” sind hier allesamt versammelt,<br />
dazu reichlich Songs aus der zweiten<br />
Reihe, die einem längst entfallen waren.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 22/73:07) pro<br />
MULL HISTORICAL<br />
SOCIETY<br />
CITY AWAKENINGS<br />
Nach zwei Alben [THE WATER (2008), IS-<br />
LAND (2009)] unter seinem eigenem Namen<br />
kehrt der britische Singer/Songwriter Colin<br />
McIntyre nun mit CITY AWAKENINGS<br />
wieder zu seinem Bandnamen Mull His<strong>to</strong>rical<br />
Society zurück. Vor gut zehn Jahren debütierte<br />
diese „Band” mit dem Album LOSS, wobei<br />
die Hinwendung zu Pop-orientierter Songware<br />
und deren vielschichtige Umsetzung besonders<br />
in Kritikerkreisen allerhöchste Beachtung<br />
fanden. Und man muss kein Prophet sein, um<br />
seinem neuen Werk ähnliche Beachtung vorauszusagen.<br />
Besonders in seiner britischen<br />
Heimat dürften die poppigen Liebeserklärungen<br />
eines Mull-Insulaners an Städte wie<br />
Glasgow, London oder New York bestens<br />
ankommen. Und wer den Texten nicht immer<br />
folgen kann, der darf sich eine Freude daraus<br />
machen zu erahnen, welche der drei Städte gerade<br />
besungen wird – auch musikalisch zeigt<br />
Colin McIntyre, wo er sich gerade befindet.<br />
(Xtra Mile Recordings/Soulfood,<br />
10/35:49) us<br />
LAMBCHOP<br />
MR. M<br />
Geht es noch besser?<br />
Lambchop, die Kritikerlieblinge<br />
aus Nashville,<br />
Tennessee, die<br />
ohnehin seit Jahren<br />
einen<br />
großen Wurf<br />
nach dem anderen veröffentlichen,<br />
legen mit ihrem Album Nummer<br />
elf, MR. M, so etwas wie ihr Opus Magnum<br />
hin. Das nach dem Maskottchen der Baseballmannschaft<br />
New York Mets („Mr. Met”) benannte<br />
und dem vers<strong>to</strong>rbenen Songschreiberfreund<br />
Vic Chesnutt (er beging Weihnachten<br />
2009 Selbstmord) gewidmete Album bietet elf<br />
zum Dahinschmelzen schöne Stücke, meist<br />
im langsamen Balladentempo gehalten. Das<br />
Songwriting war selten besser, die Bass-Stimme<br />
von Sänger Kurt Wagner selten schmachtender.<br />
Zu einem ganz besonderen Ereignis<br />
machen die Scheibe allerdings die brillanten,<br />
opulenten Streicherarrangements, welche die<br />
Songs so schillernd klingen lassen wie Lee<br />
Hazelwood oder die Tindersticks zu ihren besten<br />
Zeiten. Geht es noch besser? Mal schauen,<br />
was Album Nummer zwölf so bringt ...<br />
(City Slang/Universal, 11/56:03) frs<br />
TEAM ME<br />
TO THE TREETOPS<br />
Seit den goldenen a-ha-Tagen muss immer<br />
wieder mit gehaltvollem Pop aus Norwegen<br />
gerechnet werden. Neuester Streich ist<br />
das Debütalbum TO THE TREETOPS der<br />
Formation Team Me. Ihr „versehentlicher”<br />
Erfolg begann 2010, als Mastermind Marius<br />
Hagen ein Nebenprojekt startete, während er<br />
noch in zwei anderen Bands (Jaqueline und<br />
SiN) spielte. Zuerst erreichte Team Me das Finale<br />
eines Radiowettbewerbs für Bands ohne<br />
Plattenvertrag, dann folgten im Frühjahr 2011<br />
eine EP und im Ok<strong>to</strong>ber das vorliegende Album,<br />
das zunächst nur in Norwegen erschien<br />
und jetzt auch bei uns. Die euphorischen Reaktionen<br />
der norwegischen Presse reichten bis<br />
zur Behauptung, TO THE TREETOPS sei das<br />
beste Debütalbum aller Zeiten einer norwegischen<br />
Band. Na, ja, das dürften a-ha-Fans<br />
wohl anders sehen ... Egal, gut ist Team Mes<br />
Platte auf jeden Fall. Und eigenwillig. Der<br />
komplex arrangierte Pop hat natürlich etliche<br />
Vorläufer – im Stilmix tauchen Abba und Ray<br />
Conniff (!) sowie Phil Spec<strong>to</strong>rs Arrangementideen<br />
auf – aber kein direktes Vorbild. Die<br />
Musik entzieht sich weitgehend einer exakten<br />
verbalen Beschreibung. Sie will und sollte gehört<br />
werden.<br />
(Propeller/Soulfood, 10/52:49) hjg<br />
DIE AERONAUTEN<br />
TOO BIG TO FAIL<br />
Die Aeronauten aus dem schweizerischen<br />
Schaffhausen feiern dieses Jahr ihr 20-jähriges<br />
Bandbestehen. Auf CD Nummer eins<br />
ihres neuen Doppelalbums TOO BIG TO<br />
FAIL erklingt der gewohnt groovige, von<br />
souligen Bläsern und Hammondorgel getränkte,<br />
deutschsprachige Diskurs-Pop, wie<br />
sie ihn nach punkigen Anfängen in jüngerer<br />
Vergangenheit bevorzugen. Gäbe es nicht<br />
die zweite, rein instrumentale Scheibe,<br />
müsste man wohl von einem mittelmäßigen<br />
Aeronauten-Werk sprechen. Denn<br />
textlich und musikalisch kann CD Nummer<br />
eins nicht mit früheren Alben wie HIER<br />
(2006) mithalten – trotz gelungener Songs<br />
wie dem Schizo-Blues “Jackenmann”, dem<br />
zynischen “IQ 39” oder dem in Schwyzerdütsch<br />
gesungenen “Uswanderer”. Auf<br />
Scheibe Nummer zwei beschreiten die Aeronauten<br />
hingegen neue, experimentellere<br />
Wege und kreieren dabei dennoch mitreißende,<br />
schmissige Nummern, die sich zwischen<br />
tanzbarem Ska-Jazz und Soundtrack-<br />
Collagen bewegen. Beim nächsten Mal eine<br />
Mischung aus beidem!<br />
(Rookie/Cargo, 12/42:12, 14/42:06) frs<br />
PAUL YOUNG<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Fünf Alben aus Paul<br />
Youngs erfolgreichsten<br />
Zeit versammelt<br />
diese Ausgabe der<br />
ORIGINAL ALBUM<br />
CLASSICS-Reihe.<br />
Mit mächtig Blue-<br />
Eyed-Soul in der Stimme stürmte der britische<br />
Sänger nach seiner Zeit bei den Q-Tips<br />
die Hitparaden – vornehmlich in Großbritannien<br />
und in Deutschland, jenseits des großen<br />
Teichs blieb er immer nur ein Geheimtipp.<br />
Gleich mit seinem 1983er Solodebüt NO<br />
PARLEZ preschte er in beiden genannten<br />
Ländern an die Spitze der Charts, angetrieben<br />
von dem Hit “Come Back And Stay” sowie<br />
seinen genialen Cover-Versionen “Love<br />
Will Tear Us Apart” (Joy Division), “Wherever<br />
I Lay My Hat (That’s My Home)”<br />
(Marvin Gaye) und “Love Of The Common<br />
People” (Four Preps). Ähnlich gut, aber<br />
nicht mehr ganz so erfolgreich dann THE<br />
SECRET OF ASSOCIATION aus dem Jahr<br />
1985 (GB: #1, D #6). Auch wenn die anderen<br />
drei enthaltenen Alben [BETWEEN TWO<br />
FIRES (1986), OTHER VOICES (1990),<br />
THE CROSSING (1993)] kommerziell nicht<br />
mehr an diese beiden Highlights anknüpfen<br />
konnten, zeigen sie Paul Young immer noch<br />
von seiner besten Seite, ergänzen diese Zusammenstellung<br />
mit klasse Musik zwischen<br />
Soul und Pop.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 5 CDs) tk<br />
LATIN QUARTER<br />
OCEAN HEAD<br />
In den 80er Jahren begeisterten Latin Quarter<br />
durch einige schöne LPs mit abwechslungsreichen<br />
Melodien und politisch motivierten<br />
Texten. Nach Auflösung der Band<br />
Ende der 90er Jahre versuchte Frontmann<br />
und Komponist Steve Skaith eine Solokarriere,<br />
die trotz der Veröffentlichung einiger<br />
CDs floppte. Überraschend hat er nun Latin<br />
Quarter mit den ehemaligen Originalmitgliedern<br />
Greg Harewood (b), Steve Jeffries<br />
(keys) und Yona Dunsford (voc) reformiert.<br />
Das neue Album enthält elf Titel, die überwiegend<br />
von Steve Skaith geschrieben wurden,<br />
zwei Songs komponierten Yona Dunsford<br />
und Greg Harewood. Für die Texte<br />
zeichnet (wie früher auch) Mike Jones<br />
verantwortlich. Musikalisch ist die Band<br />
etwas verhaltener, ruhiger geworden, glänzt<br />
Pop<br />
aber immer noch mit schönen, eingängigen<br />
Melodien. Beeindruckende Beispiele<br />
sind “Miss Teen USA”, “Unwind”, “Even<br />
Superman” und vor allem der Titelsong<br />
“Ocean Head”. Der Einsatz von Sängerin<br />
Yona Dunsford hat wohltuende Auswirkungen<br />
auf die Interpretationen: Zwei Titel<br />
singt sie alleine, bei fast allen anderen ist<br />
sie in Zusammenarbeit mit Steve Skaith beteiligt.<br />
Insgesamt ein schönes Spätwerk der<br />
englischen Band. Lediglich das Coverfo<strong>to</strong><br />
ist dürftig.<br />
(Westpark <strong>Music</strong>, 11/42:35)<br />
p<br />
NED DOHENY<br />
HARD CANDY + PRONE<br />
Der Kalifornier Ned<br />
Doheny<br />
(Baujahr<br />
1948) gehörte in den<br />
Seventies zum Kreis<br />
fähiger Komponisten,<br />
von denen Acts wie<br />
Dave Mason/Mama<br />
Cass, The Average White Band und Chaka<br />
Kahn profitierten. Er veröffentlichte aber<br />
auch eigene Alben, von denen Nr. 2 und 3,<br />
HARD CANDY und PRONE, hier auf einer<br />
CD vorliegen. Dohenys Musik ist eine gut<br />
anhörbare Mischung aus softem Westcoast-<br />
Rock, ohrwürmigem Pop, Funk- & Soul-<br />
Einflüssen und Pop-Jazzanleihen, alles in<br />
allem leichte, aber nicht zu leichtgewichtige<br />
Kost. Er singt mit weicher, aber durchaus<br />
markanter Stimme schöne Lieder wie “Get<br />
Up For Love”, “I’ve Got Your Number”,<br />
“Love Of Your Own”, “Valentine”, “To<br />
Prove My Love”, “Think Like A Lover”,<br />
“Thinking With My Heart” oder “Funky<br />
Love” ... ja, ja, die Liebe hatte es dem Sonnyboy<br />
sehr angetan. Die instrumentale Umrahmung<br />
lag in den bewährten Händen von<br />
Musikern wie David Foster, Vic<strong>to</strong>r Feldman,<br />
Steve Forman und Gary Mallaber plus<br />
Bläsereinsätze von Tom Scott, Jim Horn und<br />
Chuck Findley sowie der Tower-Of-Power-<br />
Horn-Section. Die sonnigen Doheny-Klänge<br />
sind sicher nichts für harte Jungs und ihre<br />
Väter, but ask your mo<strong>the</strong>r ...<br />
(Superbird/Cherry Red/Rough Trade<br />
18/72:21) hjg<br />
THE CRANBERRIES<br />
ROSES<br />
So richtig erfolgreich war keiner der Cranberries<br />
nach deren Auflösung, selbst die Solo-Alben<br />
von Sängerin Dolores O’Riordan<br />
konnten sich nicht so richtig durchsetzen.<br />
Aus Bandsicht also folgerichtig die aktuelle<br />
Reunion mit einem neuen Album in der<br />
Besetzung, in der sie 1989 von Limerick<br />
aus mit Hits wie “Zombie”, “Linger” oder<br />
“Ode To My Family” erfolgreich in die Welt<br />
zogen. Nur scheinen sie bei den Aufnahmen<br />
für ROSES vergessen zu haben, dass<br />
die 90er Jahre nun auch schon eine ganze<br />
Zeit zurückliegen und Musik dieser Art im<br />
Jahr 2012 – salopp gesagt – keinen Hund<br />
mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Oder<br />
aber sie haben die nostalgische Stimmung<br />
dieses Albums ganz bewusst so gewählt,<br />
um sicherzugehen, dass die gleichen (zahlreichen)<br />
Fans aus den 90ern wieder ihre<br />
Liebe zu den Cranberries entdecken. Doch<br />
dafür hätte es mehr komposi<strong>to</strong>rische Qualität<br />
gebraucht, so ist ROSES leider nur ein<br />
Abklatsch alter Zeiten.<br />
(Vertigo/Universal, 11/44:46) us<br />
Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
DAVID SYLVIAN<br />
A VICTIM OF STARS 1982– 2012<br />
Seit 30 Jahren ist<br />
der ehemalige Sänger<br />
der britischen<br />
New-Wave-Band<br />
Japan, David Sylvian,<br />
auf Solopfaden<br />
unterwegs.<br />
Die 2-CD-Anthologie Athl<br />
A VICTIM OF STARS<br />
1982–2012 kann diesen Weg nur ansatzweise<br />
dokumentieren, denn die meist komplexen,<br />
konzeptartigen Studio-Alben des Künstlers<br />
lassen sich kaum auf eine „Best of”-Compilation<br />
herunterbrechen. Neueinsteiger oder<br />
Liebhaber der eher Song- und Pop-orientierten<br />
Seite des Sängers mit der sonoren<br />
Stimme, die nicht unbedingt ein Interesse an<br />
dessen avantgardistischen, experimentellen<br />
Eskapaden haben, werden jedoch reichlich<br />
belohnt: Songs wie “Red Guitar”, “The Ink<br />
In The Well” oder “Wonderful World” vereinen<br />
auf mustergültige Weise Eingängigkeit<br />
und Komplexität. Doch auch Fans, die schon<br />
fleißig gesammelt haben, bietet die Doppel-<br />
CD einige wenige Schmankerl: Mit “Where<br />
Is Your Gravity” befindet sich ein bislang unveröffentlichtes<br />
Stück darauf, zudem gibt es<br />
ein paar nicht auf regulären Sylvian-Alben erschienene<br />
Raritäten, etwa die 1982 zusammen<br />
mit Ryuichi Sakamo<strong>to</strong> veröffentlichte Single<br />
“Bamboo Houses”, die Sylvian/Robert-Fripp-<br />
Kollaboration “Jean The Birdman” (1993)<br />
oder den Soundtrack-Beitrag “Forbidden Colours”<br />
aus dem Film „Merry Christmas, Mr.<br />
Lawrence” (1983).<br />
(EMI, 16/78:08, 15/75:52)<br />
frs<br />
PYROLATOR<br />
INLAND + AUSLANDAND<br />
Hinter Pyrola<strong>to</strong>r verbirgt sich der Musiker<br />
Kurt Dahlke, ehemaliges Mitglied der<br />
deutschen Post-Punk-Legenden Der Plan<br />
und DAF sowie bis heute Keyboarder bei<br />
den Fehlfarben. 1979 brachte er sein erstes<br />
Solo-Album INLAND unter seinem<br />
Künstlernamen heraus. Das Album in der<br />
grauen Hülle spiegelte die beklemmende<br />
Situation der BRD am Ende der 70er Jahre<br />
wider (Deutscher Herbst, industrieller Verfall).<br />
Die Syn<strong>the</strong>sizer-Instrumentals stehen<br />
zwar im weitesten Sinne in der Tradition<br />
von Tangerine Dream und Ash Ra Tempel,<br />
haben aber mit deren Konzept der „Kosmischen<br />
Kuriere” kaum etwas zu tun. Die<br />
Stücke sind eher „down <strong>to</strong> earth”, mono<strong>to</strong>n<br />
und abstrakt; statt Weltflucht fangen sie –<br />
z.B. mit Geräuscheinspielungen – die Wirklichkeit<br />
ein, Titel wie “It Always Rains In<br />
Wuppertal” sprechen für sich. Nach diesem<br />
kompromisslosen Werk gab sich Pyrola<strong>to</strong>r<br />
zwei Jahre später mit AUSLAND zugänglicher.<br />
Diesmal steckte das Album in einer<br />
bunten Hülle, musikalisch ist Dahlke anzuhören,<br />
dass er einige Zeit in den USA verbrachte<br />
und Kontakt mit Bands wie DNA<br />
hatte. Einige Stücke (“Elefantendisco”,<br />
“180°” u.a.) sind richtiggehend tanzbar.<br />
Statt reiner Synthie-Musik gibt es diesmal<br />
auch Gesang und weitere Instrumente, als<br />
Gastmusiker ist u.a. Frank Fenstermacher<br />
(Der Plan) dabei. Beide Reissues (CD und<br />
Vinyl) kommen mit dem Bonus-Material,<br />
das schon auf den vor zehn Jahren von Ata<br />
Tak herausgegebenen Wiederveröffentlichungen<br />
drauf war.<br />
(Bureau B/Indigo, 18/59:31 + 20/68:56) frs<br />
PET SHOP BOYS<br />
FORMAT<br />
Schon seit einiger<br />
Zeit wartet die<br />
Pet-Shop-Boys-<br />
Fangemeinde ungeduldig<br />
auf die Fortsetzung<br />
der ersten<br />
B-Seiten-Sammlung<br />
ALTERNATIVE<br />
aus dem Jahr 1995. Mit<br />
FORMAT geht es nun also weiter, auf<br />
zwei randvollen CDs sind (chronologisch<br />
sortiert) die B-Seiten und Bonus-Tracks<br />
aus der Zeit zwischen 1996 und 2009 zu<br />
hören. Neben zahlreichen Lieblingssongs<br />
von Neil Tennant und Chris Lowe (die sie<br />
mit schelmischer Vorliebe auf B-Seiten<br />
versteckten) liefert diese Rückschau nun<br />
auch endlich die paar Songs, die im Original<br />
nur in Großbritannien, und dort nur auf<br />
Maxi-Cassetten, veröffentlicht wurden.<br />
Natürlich nutzten die beiden die Veröffentlichung<br />
der vermeintlichen B-Ware auch<br />
für das eine oder andere Experiment. Für<br />
Klavierballaden, House und Techno sind<br />
die Pet Shop Boys den Insidern bekannt,<br />
doch Industrial, Geräusch-Collagen oder<br />
Pop<br />
eine weibliche Rapperin findet man auf<br />
ihren regulären Alben eher selten. Beide<br />
CDs sind in einer dicken Papp-Box untergebracht,<br />
im Booklet ein ausführliches Interview<br />
mit den beiden Protagonisten, die<br />
sich detailliert zu jedem Song äußern.<br />
(EMI, 18/77:43, 20/78:49)<br />
tk<br />
XAVIER NAIDOO<br />
DANKE FÜR’S ZUHÖREN<br />
„Liedersammlung<br />
1998 –2012”, so<br />
untertitelt<br />
Xavier<br />
Naidoo seine selbst<br />
zusammengestellte<br />
Best Of, mit der er<br />
– getreu dem Albumtitel<br />
DANKE FÜR’S<br />
ZUHÖREN – ausdrückt,<br />
was er gegenüber seinen Fans empfindet.<br />
Chronologisch reist man durch die<br />
Solokarriere des Mannheimers, beginnend<br />
mit “20.000 Meilen” von seinem 1998er<br />
Debüt NICHT VON DIESER WELT. Über<br />
den (nach eigenen Worten) überraschenden<br />
Charterfolg “Sie sieht mich nicht” aus dem<br />
Soundtrack von „Asterix & Obelix gegen<br />
Caesar” (im Original übrigens von Jean-<br />
Jaques Goldmann) folgt dann Hit auf Hit:<br />
“Dieser Weg”, “Zeilen aus Gold”, “Was wir<br />
alleine nicht schaffen”, “Alles kann besser<br />
werden”. Mit einem aktuellen Remix von<br />
“Ich kenne nichts (das so schön ist wie du)”<br />
und dem neuen Lied “Deutschland ist noch<br />
nicht verloren” enthält diese Zusammenstellung<br />
auch zwei bisher unveröffentlichte<br />
Tracks.<br />
(Naidoo Ecords/Tonpool, 17/77:32) tk<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33
CD<br />
REVIEWS<br />
RINGO STARR<br />
RINGO 2012<br />
Was erwartet man<br />
von einer neuen Platte<br />
Ringo Starrs? Sicher<br />
keine tiefschürfenden<br />
oder<br />
sinfonischen<br />
Songs. Vielmehr nicht<br />
übermäßig anspruchsvoll<br />
gestrickte musikalische Unterhaltung.<br />
Und genau die liefert der einstige Beatles-<br />
Drummer – Ringo, wie man ihn von jeher<br />
kennt (und schätzt). Meist mit einem Augenzwinkern<br />
angestimmt mit absoluten Top-Begleitern<br />
(Joe Walsh, Benmont Tench, Richard<br />
Page, Charlie Haden, Van Dyke Parks, Don<br />
Was, Kenny Wayne Shepherd, Dave Stewart,<br />
Edgar Winter). „Ich kann die Vergangenheit<br />
besuchen, wann ich will, lebe aber nicht in<br />
ihr”, sagt er selbst, um sich dann doch nostalgisch<br />
angehaucht bei “In Liverpool” an die<br />
eigene Kindheit zu erinnern, ehe es zurück<br />
in die Gegenwart geht. Eine elegant ansprechend<br />
gemachte Mischung aus Eigenem und<br />
Cover-Versionen (Buddy Holly, Johnny Cash)<br />
– mehr als solides Pop-Rock-Entertainment,<br />
mit nostalgisch kurzer Spielzeit.<br />
(Hip-O/Universal, 9/28:56)<br />
pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
PICCADILLY SUNSHINE – PART<br />
SIX – BRITISH POP PSYCH AND<br />
OTHER FLAVOURS 1967–1970<br />
Wie schön, dass es musikalisch bewanderte<br />
Spürnasen gibt, die mittels A-Quadrat (=<br />
Ahnung & Archiv) hartnäckig immer wieder<br />
nach Perlen suchen ... und auch welche<br />
finden! Kaum einen Song der neuen PICA-<br />
DILLY SUNSHINE-Lieferung hat man bisher<br />
vermisst – weil man von seiner Existenz<br />
schlicht keinen Schimmer hatte. Es sind auch<br />
ein paar bekannte(re) Namen unter den Interpreten:<br />
Simon Dupree & The Big Sound,<br />
Philamore Lincoln, Katch 22, The Merseys,<br />
aber der große Rest von Ross Hannaman über<br />
Little Bro<strong>the</strong>r Grant And Zapatta Schmidt bis<br />
zu Hayden Wood ist allenfalls Spezialisten<br />
bekannt. Der Qualität des Gebotenen tut dies<br />
keinen Abbruch. Das Spektrum reicht von<br />
druckvollem Pop-Rock (Still Life mit “What<br />
Did We Miss”) über Rein-Poppiges (The<br />
Chuckles mit “Painting The Day”, The High<br />
mit “Beg gar Man Dan” u.v.a.) bis zu lieblich<br />
angefolkten Klängen (Malcolm Rabbitt mit<br />
“Why Won’t The Sun Shine On Me”), und<br />
eine dezente Portion sanfter Psychedelia ist<br />
(fast) immer mit im Spiel. Diese Sammlung<br />
kann man reuelos in einem Zug durchhören<br />
und dabei leicht ins Träumen kommen. Dass<br />
unter dem damals Überhörten und dann Vergessenen<br />
derart viele Treffer sind, zeigt nur,<br />
wie hoch das Niveau im UK zu jener Zeit war.<br />
Das famose Booklet informiert über jeden<br />
Track und zeigt auch auf, welche bekannten<br />
Musiker bei anderen Bands erfolgreichere<br />
Tage gesehen haben. Part Seven der Reihe soll<br />
schon in der Pipeline sein. Her damit!!<br />
(Particles/Soulfood, 20/53:39) hjg<br />
MOEBIUS & RENZIE-<br />
HAUSEN<br />
ERSATZ + ERSATZ II<br />
Wie so oft gegen den Zeitgeist agierte Dieter<br />
Moebius in den Jahren 1990 und 1992, als er<br />
zusammen mit dem bildenden Künstler und<br />
Computerspezialisten Karl Renziehausen die<br />
Alben ERSATZ und ERSATZ II veröffentlichte.<br />
Ihre surrealistischen Minimal-Klangwelten<br />
hatten absolut nichts gemein mit der Musik,<br />
die man sonst so in den 90er Jahren zu hören<br />
bekam, selbst naheliegende Verweise zu Techno<br />
oder Ambient unterbanden die Beiden mit<br />
Klangzitaten aus Kinderliedern, irrwitzigen<br />
Ausflügen in die Welt der Zirkusmusik oder<br />
mit s<strong>to</strong>isch, scheinbar sinnlos vor sich hin pluckernden<br />
Soundscapes. Vielleicht ist es gerade<br />
diese unstete Rätselhaftigkeit, die diese beiden<br />
Alben aus heutiger Sicht so interessant macht,<br />
vielleicht ist gerade die Suche nach den Motiven<br />
der Künstler eine Aufgabe, die sich weit<br />
vom „normalen” Musikgenuss entfernt.<br />
(Bureau B/Indigo, 9/56:01 + 11/55:30) us<br />
TOM LIWA<br />
GOLDRAUSCH<br />
Es ist das Verhuschte,<br />
das flüchtig Hingeworfene,<br />
das GOLD-<br />
RAUSCH zu einer<br />
besonderen<br />
Platte<br />
macht. Denn wenn<br />
diese kargen Songs,<br />
die Tom Liwa mit seiner Ukulele (nur ab und<br />
an unterstützt von etwas Bass, Cello und Perkussion)<br />
mehr skizziert als arrangiert, sich ohne<br />
spürbaren musikalischem Druck fest in die<br />
Gehörgänge hineinfressen, dann muss schon<br />
etwas dran sein an diesen Liedern. Zwangsläufig<br />
rücken die Texte in den Mittelpunkt, und da<br />
ist der Begründer der Flowerpornoes natürlich<br />
in seinem Element. Keinem anderen Liedermacher<br />
würde man einen Song wie “Heideblume”<br />
verzeihen, niemand kann Glück und<br />
Leid so unaufdringlich verspielt, so nebensächlich<br />
ernst, so still strahlend schildern wie Tom<br />
Liwa. Gleichwohl verlangt dieses Album einen<br />
aufnahmebereiten Hörer, falls nicht, dürfte Liwas<br />
hintersinnige Poesie erfolglos abperlen.<br />
(Gim Records/Intergroove, 12/40:51) us<br />
BERYL MARSDEN<br />
CHANGES – THE STORY OF<br />
BERYL MARSDEN<br />
Beryl Marsden gehört zu den am meisten<br />
unterschätzten Sängerinnen des Merseybeat.<br />
Dabei sang sie bei den Undertakers, John<br />
Lennon, Martha & The Vandellas, Sandie<br />
Shaw und She Trinity mit Barbara Thompson.<br />
Mit Rod Stewarts Shotgun Express nahm sie<br />
zwei Singles auf. Ab 1963 trat sie 58 Mal im<br />
legendären Hamburger Star-Club auf. 1966<br />
stellte sie ihre Livequalitäten im deutschen<br />
Fernsehen in der Musik-Show „beat-beatbeat”<br />
unter Beweis. Trotzdem blieben ihr<br />
weitere Erfolge versagt. Fünf Singles von<br />
1963 bis 1966, in den darauf folgenden vier<br />
Jahrzehnten vier weitere Singles, die völlig<br />
untergingen, und einige Songs auf Compilationen<br />
– das war alles. Aber es waren fast<br />
durchweg gute Songs mit starker Stimme! Als<br />
64-Jährige darf Beryl Marsden sich jetzt über<br />
ihren ersten Longplayer freuen, der gleich alle<br />
Singles und einige Livestücke enthält. Dazu<br />
vier bisher unveröffentlichte Songs. Davon<br />
herausragend “Will You Love Me Tomorrow”<br />
von Carole King und “Shakin’” (beide 2007)<br />
sowie der wundervolle Bobby-Darin-Titel<br />
“I’ll Be There”, den sie 2011 aufgenommen<br />
hat. Eindrucksvoll und groovend auch ihr<br />
einziger Mini-Hit “I Know” von 1963, das<br />
nur als Liveversion exis tierende “Everybody<br />
Loves A Lover”, die 1966er Single “What’s<br />
She Got” und die ausgezeichnete Bacharach-<br />
Interpretation von “Baby It’s You”, die 2007<br />
ANDY COLLINS<br />
CLOSURE<br />
Als „Swansea’s answer <strong>to</strong> The Eagles” bezeichnete<br />
das britische „Classic Rock Magazine”<br />
die S<strong>to</strong>rys. Als sich die walisische<br />
Band im Sommer 2010 nach nur zwei Alben<br />
wieder auflöste, blieb Sänger, Bassist und<br />
Songwriter Andy Collins auf etlichen Songs<br />
sitzen, die eigentlich auf dem nächsten S<strong>to</strong>rysals<br />
Single-CD veröffentlicht wurde. Ein Highlight<br />
für Merseybeat-Freunde!<br />
(RPM/Cherry Red/Rough Trade,<br />
24/72:15) p<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
HOOKED ON NUMBER ONES –<br />
100 NON STOP HITS<br />
Mit vier langen<br />
Hit-Medleys sorgte<br />
dieses Album 1984<br />
für einen Überraschungserfolg<br />
in<br />
den britischen Albumcharts.<br />
Geoff<br />
Morrow (Ammo, Butterscotch) gelang<br />
es, für die Aufnahmen zu HOOKED ON<br />
NUMBER ONES Bands wie Mud, die Fortunes,<br />
Marmalade oder Gerry & The Pacemakers<br />
sowie Solostars wie Helen Shapiro,<br />
Lonnie Donnegan, Ray Dorset, Lynn Paul<br />
und Tony Burrows ins Studio zu holen. Jedes<br />
der Medleys bestand aus 25 Songs, Hits<br />
aus allen Zeiten, von “Up<strong>to</strong>wn Girl” über<br />
“Sailing” bis zu “Waterloo”, von “Sugar<br />
Baby Love” über “In The Summertime” bis<br />
zu “Relax”, von “Hey Jude” über “A Whiter<br />
Shade of Pale” bis zu “Karma Chameleon”.<br />
Aus heutiger Sicht also eine doppelte<br />
Zeitreise, einmal zurück in die Mitte der<br />
80er Jahre und dann mit den zitierten Songs<br />
einmal quer durch vier Dekaden britische<br />
Popgeschichte.<br />
(Angel Air/Fenn, 4/64:36)<br />
us<br />
AMMO<br />
CAN‘T SMILE WITHOUT YOU<br />
1966–1977<br />
Mal komponierten, musizierten und produzierten<br />
sie unter der Flagge Butterscotch,<br />
mal als Rescue No. 1 oder The<br />
Moonlighters, schließlich als Arnold,<br />
Martin & Morrow (Ammo), nachdem<br />
Crosby Stills & Nash Anwaltskanzleinamen<br />
salonfähig gemacht hatten. Stets<br />
lieferten Chris Arnold, David Martin und<br />
Geoff Morrow einfallsreichen Pop, laszivleicht<br />
mit Frauenchören und Violinen verziert,<br />
aber auf solider Studioband fußend<br />
und mit David Martin als Leadsänger.<br />
Easy Listening ist hier kein Schimpfwort.<br />
Wer Blue Mink, Marmalade oder Edison<br />
Lighthouse mag, kommt hier auf seine<br />
Kosten – hinter dem Bandnamen The Original<br />
Cast verbirgt sich übrigens Lighthouse-Leadsänger<br />
Tony Burrows. Auch<br />
Guys And Dolls, vom Trio zusammengestellt,<br />
waren in Wirklichkeit Mädels hinter<br />
Martins Stimme. Vom 1971er “Sweet Angeline”,<br />
dieser Fundgrube aus Singles und<br />
nie veröffentlichten Tapes in guter Qualität,<br />
nahm sogar Elvis Presley eine Version<br />
auf. Retro für Romantiker.<br />
(Angel Air/Fenn, 21/61:07, 19/60:29) utw<br />
PAUL McCARTNEY<br />
KISSES ON THE BOTTOM<br />
Unterstützt von der eher im Jazz beheimateten<br />
Diana Krall Band sowie (dem nicht immer<br />
sonderlich inspirierten) Eric Clap<strong>to</strong>n, Stevie<br />
Wonder, dem London Symphony Orchestra<br />
und vielen anderen, taucht Paul McCartney<br />
tief in die eigene Kindheit ein, als er dank seines<br />
Vaters daheim viel Jazz aus den 40er und<br />
50er Jahren hörte. Seine damaligen Lieblinge<br />
aus der Feder Harold Arlens, Irving Berlins<br />
oder Frank Loessers hat er nun erstaunlich<br />
Pop<br />
sensibel, stellenweise fast brüchig wie auch<br />
verletzlich singend, neu aufgenommen. Oft<br />
locker mit Orchester, aber auch konzentriertintim<br />
akustisch. Es sind nicht die üblichen<br />
verdächtigen Songs, sondern auch eher obskure<br />
– dazu passen sich die zwei selbst verfassten<br />
Stücke nahtlos ein. Dass dieses Projekt<br />
Sir Paul ein Herzensanliegen war, sagt er<br />
nicht nur im Interview des Booklets, sondern<br />
es wird auch durch die Performances deutlich.<br />
Nicht jedermanns Geschmack, aber ehrlich,<br />
manchmal geht’s direkt unter die Haut.<br />
(Concord/Universal, 14/49:17) pro<br />
GILBERT O’SULLIVAN<br />
THE VERY BEST OF<br />
Noch eine Werkschau<br />
des durchaus eigenwilligen<br />
65-jährigen<br />
Sängers und Pianisten,<br />
der sich seine Songs<br />
selbst schrieb – und<br />
vor allem in den 70er<br />
Jahren Jh abräumte. bä Man erinnere sich nur an<br />
die Hitparadenstürmer “Clair”, “Alone Again<br />
(Naturally)”, “Ooh Baby”, “Get Down” oder<br />
“Houdini”. Die weniger bekannten Songs dieser<br />
Compilation demonstrieren die stilistische<br />
Bandbreite des vielfach gecoverten Iren, seine<br />
Humor- und Augenzwinkeraffinität – und<br />
sein Gespür für unwiderstehliche Popmelodien.<br />
Dieser Karriere-Überblick (passender<br />
Untertitel: „A Singer And His Songs”) bildet<br />
den Auftakt einer Kampagne, mit der die<br />
UK-Spezialisten Salvo seinen Backkatalog<br />
wieder zugänglich machen. Er umfasst die<br />
Jahre 1970 bis 1995, ist der bislang wohl umfassendste<br />
und allein schon wegen der Klasse-<br />
Songs zu empfehlen.<br />
(Salvo/Soulfood, 22/76:35)<br />
pro<br />
EVA<br />
SKY WIDE OPEN<br />
Mit zwölf Eigenkompositionen veröffentlicht<br />
Eva, die Wahl-Hamburgerin aus New York,<br />
mit SKY WIDE OPEN bereits ihr drittes<br />
Album. Wie schon beim 2010er Vorgänger<br />
BITTERSWEET SESSIONS standen ihr<br />
dabei namhafte Kollegen aus ihrer alten Heimat<br />
New York zur Seite, Musiker wie Kevin<br />
Bents, Fontaine Burnett und Doug Yowell, die<br />
schon auf Produktionen von Marius Müller-<br />
Westernhagen, Suzanne Vega, Marla Glen,<br />
Donna Lewis oder Wyn<strong>to</strong>n Marsalis zu hören<br />
waren. Neu dabei ist Duettpartner Ari Hest,<br />
der noch dazu auf zwei weiteren Stücken den<br />
Backgroundgesang beisteuert. Liebevoll und<br />
genau beobachtend schildert Eva mit fragiler<br />
Stimme, wie sie die kleine und große Welt vor<br />
ihrer Haustür erlebt. Dass sich ihre Popmusik<br />
dabei mal nach Folk, mal nach Soul, mal nach<br />
zurückgenommenem Vocal-Jazz anhört, tut<br />
dem Album gut, schließlich sind es ja auch<br />
Stimmungen und Gefühle, die sie mit ihren<br />
Songs transportiert. Anspieltipp: das betörende<br />
“Midst”.<br />
(Honx <strong>Music</strong>/Alive, 12/47:12) tk<br />
Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
Album erscheinen sollten. Dass solch<br />
hochklassiges Material nicht unveröffentlicht<br />
bleiben darf, sahen jetzt auch<br />
die beiden früheren Band-Kameraden<br />
Rob Thompson und Alan Thomas ein,<br />
und gemeinsam mit ein paar Freunden<br />
nahmen sie dieses jetzt auf. Das Ergebnis<br />
heißt CLOSURE und klingt zu 100<br />
Prozent nach, ist natürlich keine Überraschung,<br />
den S<strong>to</strong>rys. Poppiger Midtempo-Folk-Rock,<br />
dessen wunderschöne<br />
Melodien nur noch von den traumhaften<br />
Gesangsharmonien von Andy Collins,<br />
Rob Thompson und Alan Thomas übertroffen<br />
werden.<br />
(Angel Air/Fenn, 10/42:21) us<br />
ROCOCO & CO.<br />
THE FIRESTORM & OTHER<br />
LOVE SONGS<br />
Rococo & Co.,<br />
eine als Progressive<br />
Rock<br />
eingestufte Südlondoner<br />
Band<br />
um den später<br />
bei der Climax<br />
Blues Band und Status t Quo Karriere machenden<br />
John „Rhino” Edwards, konnten<br />
während ihrer aktivsten Zeit in den<br />
70er Jahren keine Alben her ausbringen –<br />
vielleicht wegen der gerade 1973–1978<br />
deutlichen Nähe zu Mitbewerbern: Nicht<br />
nur “Baby J” und “Movie Star” klingen<br />
mit ihrem genauen Chorgesang und Rod<br />
Hallings Gitarrensound deutlich nach<br />
den frühen Queen, das über sechsminütige<br />
“Home<strong>to</strong>wn Girls: Down<strong>to</strong>wn<br />
Pearls” zwinkert klar den späten Beach<br />
Boys und 10cc zu. Aber für eine Band<br />
mit derart starken Refrains und instrumentaler<br />
Finesse ist immer Platz. Auch<br />
textlich haben Rococo & Co einiges zu<br />
bieten: “Follow That Car!” ist, wie der<br />
Titel vermuten lässt, eindeutiges, packendes<br />
Thriller-Material. Dass der Song<br />
auch als Phil-Spec<strong>to</strong>r-Tribute gemeint<br />
sein muss, machen sowohl der “Be-My-<br />
Baby”-Rhythmus als auch die fette Hallund-Echo-Orgie<br />
der Produktion deutlich.<br />
Keine langweilige Sekunde.<br />
(Angel Air/Fenn, 49:04) utw<br />
PETER HEPPNER<br />
MY HEART OF STONE<br />
Nach seinem erfolgreichen Solodebüt<br />
hat sich Wolfsheim-Sänger Peter<br />
Heppner lange Zeit gelassen für einen<br />
würdigen Nachfolger. Dominierten auf<br />
seinem 2008er Album SOLO noch Popverliebte<br />
Klänge, geht er mit seinen neuen<br />
Liedern auf MY HEART OF STONE<br />
ganz klar wieder einen Schritt zurück in<br />
die Zeiten, als er zusammen mit Markus<br />
Reinhardt Wolfsheim zu einem Erfolgsduo<br />
machte. (Hauptsächlich) englische<br />
Texte, hymnischer Elektro-Pop wie zu<br />
den besten 80er-Jahre-Zeiten, stimmlich<br />
spielt Heppner ja bekanntermaßen in<br />
seiner eigenen Liga. Doch damit dürfte<br />
auch klar sein, dass es bei diesem Album<br />
keinen Mittelweg gibt: Je nachdem, wie<br />
man zu schwermütigen Synthieklängen<br />
mit pa<strong>the</strong>tischem Gesang steht, wird<br />
man MY HEART OF STONE entweder<br />
lieben oder hassen.<br />
(Polydor/Universal, 11/35:40) tk<br />
THE LOVIN’ SPOONFUL<br />
ORIGINAL ALBUM<br />
CLASSICS<br />
Lovin’ Spoonful, das waren natürlich<br />
die Evergreens “Do You Believe In<br />
Magic”, “Daydream” und vor allem<br />
“Summer In The City”, also Gassenhauer<br />
zeitloser Güte. Zu finden auf ihren<br />
ersten beiden Alben DO YOU BE-<br />
LIEVE IN MAGIC (1965; 17/43:34)<br />
und DAYDREAM (1966; 17/46:45).<br />
Doch Sänger John Sebastian, Gitarrist<br />
Zal Yanovsky (ges<strong>to</strong>rben 2002) & Co.<br />
hatten weitaus mehr zu bieten als nur<br />
Pop-Ohrwürmer: Sie trugen das Erbe<br />
der Jug-Band-<strong>Music</strong> ebenso weiter, wie<br />
sie ihre Verwurzelung in der psychedelischen<br />
Hippie-Szene San Franciscos<br />
nicht leugneten und einer gewissen<br />
Rock- und -Country-Affinität Rechnung<br />
trugen. So bargen auch die Folgewerke<br />
HUMS OF THE LOVIN’ SPOONFUL<br />
(1967; 17/43:06) sowie EVERYTHING<br />
PLAYING (1967; 14/41:41) und RE-<br />
VELATION: REVOLUTION ‘69<br />
(1968; 13/39:51) zahlreiche damals<br />
weniger beachtete Songschätze. Die<br />
kompakte Wiederveröffentlichung samt<br />
Bonus-Tracks im Pappschuber hat zwei<br />
große Verdienste: Sie bietet einen Überblick<br />
über die unglaubliche Kreativität<br />
dieser klasse Band, allen voran Sebastians,<br />
und bringt die Chance, die Sammlung<br />
kostengünstig zu vervollständigen.<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>)<br />
pro<br />
KRISTOFFER AND THE<br />
HARBOUR HEADS<br />
LITTLE GOES A LONG WAY<br />
In Skandinavien<br />
gibt es<br />
immer wieder<br />
interessante<br />
Neuentdeckungen<br />
zu<br />
machen.<br />
Jüngst das Trio Kris<strong>to</strong>ffer (Ragnstam)<br />
& The Harbourheads. Lobeshmynen<br />
vom „schwedischen Beck” sind zwar<br />
(noch) ein wenig hochgegriffen, aber<br />
wie die drei Herren unterschwellige<br />
Melancholie mit lässigen Melodien vereinen,<br />
allerlei Inspirationsmomente aus<br />
den 60ern und 70ern einfließen lassen,<br />
hat schon Klasse. Ragnstam, der schon<br />
lange in der schwedischen Szene mitmischt,<br />
hat verschiedenste Einflüsse<br />
aufgesogen und daraus eine ganz eigene<br />
Form von Indie-Pop entwickelt.<br />
Der weist Folksprengsel auf, wird eindringlich<br />
und einprägsam vorgetragen,<br />
mit Akustikgitarren-Singer/Songwriter-<br />
Tupfern aufgelockert – hier ist echte<br />
Klasse zu attestieren, und man darf neugierig<br />
sein, was der Schweden-Dreier in<br />
Zukunft noch so alles anbringen wird.<br />
(Ferryhouse/Warner, 12/45:16) pro<br />
GILBERT O’SULLIVAN<br />
BACK TO FRONT<br />
Relativ schnell nach seinem völlig<br />
zu Recht gelobten Debüt HIMSELF<br />
brachte Gilbert O’Sullivan 1972 dieses<br />
Album heraus. Was einerseits eine gute<br />
Idee war, da er mit seinem verträumten<br />
Singer/Songwriter-Pop genau die richtige<br />
Musik zur richtigen Zeit vorlegte.<br />
Pop<br />
Andererseits war es natürlich schwierig,<br />
so kurz nacheinander genügend hochklassiges<br />
Songmaterial für einen gleich<br />
guten Nachfolger zu schreiben. Teilweise<br />
gelang es ihm, das hohe Niveau<br />
zu halten, Songs wie “Clair” und “Out<br />
Of The Question” waren klasse Stücke,<br />
die das Album (zumindest in seiner britischen<br />
Heimat) bis an die Spitze der<br />
LP-Charts beförderte. Doch insgesamt<br />
musste er BACK TO FRONT auch mit<br />
einigem Füllmaterial bestücken, so dass<br />
unter dem Strich gemischte Gefühle verbleiben<br />
– von Top bis Flop alles dabei!<br />
(Salvo/Soulfood,<br />
17/45:03) us<br />
KATIE MELUA<br />
SECRET SYMPHONY<br />
Immer<br />
breiter<br />
wird das musikalische<br />
Spektrum,<br />
das Katie<br />
Melua mit ihrer<br />
Musik abdeckt.<br />
Zusammen mit<br />
ihrem Etd Entdecker und langjährigem<br />
Weggefährten Mike Batt entstand mit<br />
SECRET SYMPHONY ein neues Album,<br />
das nicht nur mit den gewohnten,<br />
akustischen Gitarrenballaden verzaubert,<br />
sondern auch mit orchestral arrangierten<br />
Titeln aus Blues, Jazz und Pop.<br />
Gleich zu Beginn des Albums überrascht<br />
sie mit “Gold In Them Hills”, einer<br />
verspielt daherkommenden Version<br />
eines Songs von Ron Sexsmith, zeigt<br />
beim swingenden “Moonshine” von<br />
Travis-Frontmann Fran Healy ungewohntes<br />
Jazz-Feeling, veredelt mit dem<br />
verträumten “All Over The World” eine<br />
Vorlage von Fançoise Hardy. Natürlich<br />
hat ihr Mike Batt auch wieder ein paar<br />
Songs auf den Leib geschrieben, und<br />
mit dem wehmütigen “Forgetting All<br />
My Troubles” beweist auch Katie Melua<br />
ihre Songwriter-Fähigkeiten.<br />
(Dramatico/Rough Trade,<br />
11/37:40) us<br />
TORI AMOS<br />
SCREAMING IN SILENCE<br />
Ihre 1992er Tour bestritt Tori Amos<br />
solo am Piano, mit ihrem Debüt- und<br />
Durchbruchsalbum LITTLE EARTH-<br />
QUAKES im Gepäck. Den Auftritt am<br />
28. Ok<strong>to</strong>ber in Toron<strong>to</strong> zeichnete der<br />
Sender Hot Ticket Radio auf. Unter<br />
dem CD-Titel SCREAMING IN SI-<br />
LENCE veröffentlicht, ist nun nachzuhören,<br />
welch knisternde Atmosphäre<br />
und ruhige Intimität, im Wechsel mit<br />
überraschenden Power-Ausbrüchen, die<br />
damals 29-Jährige alleine mit Stimme<br />
und Klavier schaffen konnte. Amos-<br />
Klassiker wie “Crucify”, “Silent All<br />
These Years” und “Winter” sind zu<br />
hören sowie originelle Interpretationen<br />
von Led Zeppelins “Whole Lotta Love”<br />
und “Thank You” sowie eine Zeitlupen-Gänsehaut-Version<br />
von Nirvanas<br />
“Smells Like Teen Spirit”. Als Bonus<br />
gibt es fünf Titel aus zwei weiteren, im<br />
März 1993 ausgestrahlten Radio-Shows<br />
(Chicago, Toron<strong>to</strong>).<br />
(All Access/inakustik,<br />
17/78:25) frs<br />
PHIL<br />
COLLINS<br />
Blu-Ray 1051414E14<br />
2004<br />
Die Hauptshow dieser Blu-Ray vom 2004er Festival<br />
wurde in HD gefi lmt und präsentiert Collins mit den<br />
Hits seiner Sololaufbahn. Das Bonusmaterial bietet<br />
einen Montreux-Auftritt der Phil Collins Bigband aus<br />
dem Jahr 1996, es ist das erste Mal überhaupt, dass<br />
Material dieser Band erhältlich ist. Die Kombination<br />
seiner Klassiker in Verbindung mit dem seltenen<br />
Bigband-Material zeigt Collins riesige Bandbreite<br />
an musikalischen Genres und ist damit das perfekte<br />
Dokument der Verbundenheit zwischen Phil Collins und<br />
Montreux. Parallel auf Doppel DVD erhältlich<br />
Ab 23.03. im Handel erhältlich<br />
oder bei www.amazon.de/rockschuppen<br />
Follow us on facebook: www.facebook.com/Edel.Distribution<br />
2DVD: 1099394E11<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35
CD<br />
REVIEWS<br />
ANAIS MITCHELL<br />
YOUNG MAN IN AMERICA<br />
Anais Mitchell ist in Europa, aber auch in<br />
ihrer Heimat USA, noch ein Geheimtipp.<br />
Die 30-jährige Sängerin/Songschreiberin<br />
aus dem Bundesstaat Vermont erntete<br />
für ihr Konzeptalbum HADESTOWN<br />
(2010), auf dem als Gäste u.a. Ani Di-<br />
Franco und Bon-Iver-Frontmann Justin<br />
Vernon zu hören waren, großes Kritikerlob.<br />
Nun legt sie YOUNG MAN IN<br />
AMERICA vor, eine Kollektion ganz hervorragender,<br />
Folk-inspirierter Rocksongs.<br />
Stimmlich erinnert die Sängerin an Cyndi<br />
Lauper und Joanna Newsom, musikalisch<br />
an Vic<strong>to</strong>ria Williams und Ani DiFranco<br />
(die Mitchells vorangegangenen beiden<br />
Alben bei ihrem Label Righteous Babe<br />
unterbrachte). Es gibt zarte Balladen wie<br />
den Pianosong “Coming Down” oder das<br />
atmosphärische “Ships” sowie rockige<br />
Nummern wie den Titelsong oder das eingängige<br />
“Venus”. Neben typischen Rockinstrumenten<br />
sind Klangfarbtupfer von<br />
Banjo, Flöte, Klarinette oder Akkordeon<br />
zu hören. Dieses Album sollte Mitchell<br />
endgültig aus dem Status eines Geheimtipps<br />
herauskatapultieren!<br />
(Winterland/Soulfood, 11/45:30) frs<br />
HOT TUNA<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Sie begannen 1970<br />
als lässige Nebenband<br />
von Jefferson<br />
Airplane; ein freies<br />
Projekt, das von Gitarrist/Sänger<br />
Jorma<br />
Kaukonen und<br />
Bassist tJack Cassidy getragen wurde. Ihr<br />
LIVE-Auftakt (hier gibt’s die Ausgabe<br />
mit fünf Extra-Tracks) mit rein akustischem<br />
Blues gelang hervorragend. BUR-<br />
GERS – jetzt mit Papa John Creach (vio)<br />
und Sammy Piazza (dr) – läutete 1972 einen<br />
Übergang ein: Zwar weiterhin Country<br />
& Blues verbunden, geriet die Gangart<br />
allmählich vehementer (“Ode To Billy<br />
Jean”), die Songs wurden länger, Top-Instrumentals<br />
(“Water Song”, “Sunny Day<br />
Strut”) ergänzten das nach wie vor stimmige<br />
Reper<strong>to</strong>ire. THE PHOSPHORES-<br />
CENT RAT hielt 1973 diesen Kurs trotz<br />
zweier völlig überflüssiger Orchestrierungen.<br />
Mit AMERICA’S CHOICE und<br />
HOPPKORV, den LPs Nr. 5 & 7 für RCA,<br />
wurden Hot Tuna endgültig schwerer<br />
(“Funky #7”), gar (hard)rockiger – und<br />
damit stellenweise leider auch beliebiger<br />
und austauschbarer, obwohl Kaukonen<br />
mit “Watch The North Wind Rise” einer<br />
seiner schönsten Titel gelang. Was hier<br />
durchgängig für wenig Geld zu haben ist:<br />
ausnehmend gute Gitarrenarbeit mit und<br />
ohne Strom, dazu Jormas unverwechselbar<br />
nasale Stimme.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 15/69:37 + 9/37:44 +<br />
10/38:02 + 8/44:57 + 10/36:52) bm<br />
J.D. SOUTHER<br />
YOU‘RE ONLY LONELY<br />
John David Sou<strong>the</strong>r ist der Schöpfer von<br />
einigen der allerschönsten Soft-Rockballaden,<br />
die er freilich nicht immer selbst<br />
zu Hitehren führte. Das wird er angesichts<br />
des Erfolges, den beispielsweise die Eagles<br />
mit “New Kid In Town” einfuhren,<br />
vor allem auch finanziell verschmerzen<br />
können. Sein 1979er Werk YOU’RE<br />
ONLY LONELY enthält gleich sieben<br />
weitere Songs des Kids-Kalibers, darunter<br />
absolute Meisterwerke wie “If You<br />
Don’t Want My Love”, “White Rhythm<br />
And Blues” und den Titeltrack. Deutlich<br />
derber geht es bei “Til The Bars Burn<br />
Down”, “Trouble In Paradise” und “Fifteen<br />
Bucks” zu, während “The Moon Just<br />
Turned Blue” auch jede Countryplatte<br />
zieren könnte. Alles von Sou<strong>the</strong>r wahlweise<br />
sanft wiegend oder moderat rockig<br />
und vor allem cool swingend gesungen.<br />
Die dazu passenden Klänge voller Samt<br />
& Seide oder Nappaleder & Denim kommen<br />
von versierten Musikern wie Waddy<br />
Wachtel und Danny Kortchmar (beide g),<br />
Kenny Edwards (b), Don Grolnick (p),<br />
David Sanborn (sax) und Rick Marotta<br />
(dr) plus punktuell eingreifenden Eagles<br />
sowie illustren Gästen wie John Sebastian<br />
und Phil Everly.<br />
(Floating World/Soulfood, 9/35:40) hjg<br />
EDDIE PHILLIPS<br />
WOODSTOCK DAZE<br />
Welcher Rock- und<br />
Beat-Anhänger erinnert<br />
sich nicht gerne<br />
an die grandiosen<br />
Gitarrensoli<br />
des<br />
Creation-Gitarristen<br />
Eddie Phillips? Leider<br />
ist der komposi<strong>to</strong>rische Kopf von<br />
The Creation in den letzten Jahrzehnten<br />
nur selten in die Öffentlichkeit getreten.<br />
Aber drei CD-Spätwerke mit Creation<br />
(1993, 1996 und 2004) und das Solo-<br />
Album RIFFMASTER OF THE WES-<br />
TERN WORLD ließen mehrmals seine<br />
Klasse aufblitzen. Inzwischen ist Phillips<br />
69 Jahre alt, und keiner hätte mehr einen<br />
Ton von ihm erwartet, aber er belehrt<br />
eines Besseren. Im eigenen Studio spielte<br />
er acht neue Songs und drei Neuarrangements<br />
ein: zwei Titel aus der Mark-Four-<br />
Zeit von 1965/66 (“Work All Day” und<br />
“I’m Leaving”) sowie die Creation-Nummer<br />
“Biff Bang Pow”. Phillips legt gleich<br />
im Opener “Woods<strong>to</strong>ck Daze” unter Einsatz<br />
des Geigenbogens mächtig krachend<br />
los! Der Songwriter, der nie ein herausragender<br />
Sänger war, überlässt meist Simon<br />
Tourle die Vocal-Parts. Dieser übernahm<br />
nach dem Tod von Originalsänger<br />
Ken Pickett dessen Position bei Creation.<br />
Stampfende, tanzbare Melodien kommen<br />
mit “Dreamers Of Dreams” und “If I Ever<br />
S<strong>to</strong>p Moving”. Phillips zeigt auch Qualitäten<br />
mit akustischer Gitarre, besonders<br />
bei “Mr. X” und “Always And Forever”,<br />
wobei der Syn<strong>the</strong>sizer-Teppich im Hintergrund<br />
eher störend wirkt. Die Neubearbeitung<br />
von “I’m Leaving” ist dann<br />
aber einfach grandios mit treibenden Sologitarrenparts.<br />
Zum Schluss (“PsychArelic”)<br />
baut er Geigenbogentürme über<br />
seine Gitarrensaiten und lässt nochmal so<br />
richtig die Sau raus. Ein eindrucksvolles,<br />
schönes Spätwerk eines der großen (aber<br />
weitgehend unbeachteten) Gitarristen der<br />
60er Jahre. Die CD gibt es leider nur über<br />
die Internetseite der englische Plattenfirma:<br />
www.skyrocketrecords.co.uk/eddiephillips.<br />
(DOS Records, 11/45:07)<br />
p<br />
ROY WOOD<br />
MUSIC BOOK<br />
Der Brite Roy Wood<br />
muss nicht mehr<br />
ausführlich<br />
vorgestellt<br />
werden: Ab<br />
Mitte der Sixties hat<br />
er als Kopf von The<br />
Move,<br />
Ans<strong>to</strong>ßgeber<br />
für das Electric ti Light Orchestra, mit der<br />
Rock’n’Roll-Bigband Wizzard sowie unter<br />
eigenem Namen viele Kabinettstückchen<br />
geliefert, ohne die der UK-Rock um einiges<br />
ärmer wäre. Auf dem Höhepunkt seiner Kreativität,<br />
also von 1965 bis 1975, durfte Roy<br />
Wood sich dank einer Kette brillanter Pop-<br />
Rock-Klassiker auf Augenhöhe mit Lennon/<br />
McCartney oder Ray Davies fühlen. Der<br />
nun vorliegende Doppeldecker wurde von<br />
ihm selbst kompiliert und zeigt – allerdings<br />
zeitlich nicht geordnet – seinen Weg vom<br />
Beat-verankerten Ohrwurm-Rocker zum<br />
bizarr kostümierten Entertainer mit einem<br />
Faible für Chöre, Streicher und Bläser, die er<br />
gern für leicht bis hemmungslos überdrehte<br />
Bombastarrangements im Geiste Phil Spec<strong>to</strong>rs<br />
benutzte. Etliche, aber längst nicht alle<br />
Großtaten, vor allem aus der Wizzard-Zeit,<br />
werden hier geboten: “Ball Park Incident”,<br />
“See My Baby Jive”, “Angel Fingers”,<br />
“Dear Elaine” ... aber mit der Move-Zeit tut<br />
sich Wood eigenwillig schwer: Von “Fire<br />
Brigade” gibt es eine unveröffentlichte Version,<br />
und “Blackberry Way” verpasste er<br />
zusätzliche Streicher. “Flowers In The Rain”<br />
kommt in einer Pop-Fassung von Nancy Sinatra<br />
(!), “I Can Hear The Grass Grow” in<br />
der eher braven Version von Status Quo, und<br />
“Night Of Fear”, “Wild Tiger Woman” und<br />
“Curly” fielen ganz unter den Tisch, was im<br />
Übrigen auch für Wizzards “Rock And Roll<br />
Winter” gilt. Diese MUSIC BOX macht also<br />
stringentere Editionen des Wood-Werkes<br />
nicht überflüssig – sie wirkt eher wie der<br />
Probelauf für eine umfassende Box.<br />
(EMI UK, 18/67:48, 18/71:11) hjg<br />
Rock<br />
RORY GALLAGHER<br />
RORY GALLAGHER + DEUCE +<br />
LIVE! IN EUROPE + TATTOO +<br />
BLUEPRINT+ IRISH TOUR ‘74<br />
Wer noch immer keine Hand an diese ersten<br />
sechs Gallagher-Alben der Polydor-Jahre<br />
1971 bis 1974 gelegt hat – hier ist eine günstige<br />
Gelegenheit im Midprice-Segment. Sieben<br />
Bonus-Tracks gegenüber den LPs, das<br />
ist okay (man kriegt ja ohnehin nie genug),<br />
BLUEPRINT hat ein leicht verändertes<br />
Frontcover – dass jedoch “Persuasion” von<br />
DEUCE und “Just A Little Bit” von TAT-<br />
TOO entfernt wurden, ärgert doch. Egal, es<br />
geht vielmehr um die wohl stärks te Phase in<br />
der Karriere des unvergessenen Iren (1948–<br />
1995) mit sechs Alben am Stück ohne<br />
echtes Tief. Der brettharte Blues-Rocker<br />
der Sixties variierte nun, was sich schon mit<br />
etlichen Taste-Songs (frühe Akustikgitarre!)<br />
angedeutet hatte; und er begann zu swingen,<br />
fügte sparsamst selbst gespielte Sax-Parts<br />
ein, präsentierte gleich 1971 Vincent Crane<br />
(A<strong>to</strong>mic Rooster) als Tastengast. Jede dieser<br />
Arbeiten bietet unsterbliche Reper<strong>to</strong>ire-<br />
Highlights: “Laundromat” und “Sinner<br />
Boy”, “I’m Not Awake Yet” und “Crest Of<br />
A Wave”, “Tat<strong>to</strong>o’d Lady” und “A Million<br />
Miles Away”, “Walk On Hot Coals” und<br />
“Daughter Of The Everglades” – kein Schema<br />
F, alles abwechslungsreiche, stilbildende<br />
Eigenbauten. Beide Live-CDs sind bestechende<br />
Beispiele für die Umsetzung der<br />
Studio-Ideen und atmosphärisch mitreißend<br />
obendrein (“Going To My Home<strong>to</strong>wn”,<br />
“Pis<strong>to</strong>l Slapper Blues”, “Bullfrog Blues”)<br />
– auch dank der Unterstützung durch Gerry<br />
McAvoy (b), Lou Martin (p, org), Wilgar<br />
Campbell/Rod De’Ath (drums).<br />
(Capo/Sony <strong>Music</strong>, 12/55:12, 10/46:58,<br />
9/58:46, 10/51:00, 10/52:44, 10/79:53) bm<br />
TOUCH<br />
TOUCH<br />
Kaum zu glauben,<br />
dass der Touch-<br />
Anführer zuvor u.a.<br />
bei den Kingsmen<br />
(“Louie Louie”) an<br />
den Tasten den Ton<br />
angab: Hier jedoch<br />
tauchte Don Gallucci 1969 in eine gänzlich<br />
andere Welt ein, assistiert von Joey Newman<br />
(g), Bruce Hauser (b), John Barnardo<br />
(dr) und Jeff Hawks (voc). TOUCH ist noch<br />
immer eines der maßgeblichsten Alben des<br />
Psychedelic- und Progressive Rock – mit<br />
einer superextremen Bandbreite, vorzüglichen<br />
Songs und hochwertiger instrumentalen<br />
Umsetzung; kurz: ein Genre-Klassiker<br />
erster Güte, mal wild und ausgereizt verspielt,<br />
dann wieder fast meditativ. Integriert<br />
sind filigran Jazz, Klassik-Parts, auch die<br />
Vokalsätze kommen vielschichtig und genau.<br />
Fast 40 (!) Bonus-Minuten (u.a. die<br />
unveröffentlichte Single “We Finally Met<br />
Today” und eine lange Filmmusik) runden<br />
das Programm ab, das nicht nur längenmäßig<br />
kurz vor dem Platzen zu stehen scheint.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 12/79:30) bm<br />
ICON<br />
HEART OF THE RISING SUN<br />
Die x-te Reunion bzw. Zusammenarbeit von<br />
John Wet<strong>to</strong>n und Geoffrey Downes wurde<br />
2009 mit dem dritten Icon-Album – überraschenderweise<br />
ICON III betitelt – gefeiert.<br />
Zusammen mit Gitarrist Dave Kilminster<br />
und Drummer Pete Riley gingen die beiden<br />
im gleichen Jahr auf Support-Tour für dieses<br />
Album, die sie unter anderem auch nach<br />
Japan führte. Klasse Musik im Grenzgebiet<br />
zwischen Prog-Rock und Akustik-Pop gab es<br />
da zu hören, mit im Gepäck hatten sie nicht<br />
nur ihre neuen Songs, sondern auch zahlreiche<br />
Stücke aus allen möglichen Wet<strong>to</strong>n/<br />
Downes-Bands wie Asia, Yes, King Crimson<br />
oder UK. Mit einer raren Liveversion von<br />
“Video Killed The Radio Star” geht es sogar<br />
zurück in die Zeit, als Downes zusammen mit<br />
Trevor Horn als The Buggles die Charts <strong>to</strong>ppte.<br />
Starkes (und ausführliches!) Live-Album,<br />
das unweigerlich zu der Frage führt, wann die<br />
zwei endlich ICON IV vorlegen.<br />
(The S<strong>to</strong>re For <strong>Music</strong>/H’Art, 12/58:44,<br />
12/65:13) tk<br />
STEAMPACKET<br />
THE DEFINITE STEAMPACKET<br />
RECORDINGS<br />
Jahrzehntelang haben Vinyl- und CD-<br />
Schrottkopplungen ein Chaos angerichtet:<br />
Steampacket? Brian Auger solo? Julie Driscoll<br />
solo? Rod Stewart solo? Long John<br />
Baldry solo? Niemand blickte mehr durch.<br />
Hier wurde nun von Auger selbst ausgesucht,<br />
neu gemastert und mit Besetzungen verse-<br />
Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
hen. Zwar fehlen weiterhin einige Tracks<br />
(die es z.T. schon gab!), aber Fans der frühen<br />
Mod-„Supergroup” erhalten die neun echten<br />
Steampacket-Tracks, frühe Singles von Auger,<br />
Auger’s Trinity und Driscoll, Titel von<br />
DON’T SEND ME NO FLOWERS – und<br />
vor allem teils neue Mischungen, Demos und<br />
einiges Unbekannte wie u.a. “Funky Mama”,<br />
“Sidewinder”, “Wonderful One”, “Watch<br />
Your Step”. Der jazzige R&B – mit etlichen<br />
feurigen Instrumentals – aus den Mittsechzigern<br />
unterstreicht das immense Potenzial<br />
der vier Frontleute plus Vic Briggs (g), Ricky<br />
Brown (b), Mickey Waller (dr) und anderen.<br />
Kopplungstechnisch noch nicht das letzte<br />
Wort, aber ein Fortschritt.<br />
(Nasty Production/www.brianauger.com;<br />
15/49:12 + 13/45:19) bm<br />
BEGGAR’S BRIDE<br />
FROM THE WARDROBE OF MY<br />
SOUL<br />
Schon das letzte<br />
Beggar’s-Bride-<br />
Album ON A TRIP<br />
TO L.A. war mehr<br />
ein<br />
akustisches<br />
Roadmovie<br />
als<br />
ein<br />
„normales”<br />
Rockalbum, da schien es schwer, für den<br />
Nachfolger noch eine Schippe draufzulegen.<br />
Doch stete Qualität und hohe Leidenschaft<br />
zahlen sich langfristig aus, so konnte Bandchef<br />
Holggy Begg für die Umsetzung seines<br />
neuen Konzeptalbums (erzählt wird die Geschichte<br />
eines desillusionierten Rocksängers,<br />
der sich durch sein selbstgefälliges Verhalten<br />
immer mehr von seiner Umwelt entfernt und<br />
am Scheideweg zwischen Selbstzerstörung<br />
und neuer Sinnsuche steht) auf die Unterstützung<br />
namhafter Kollegen zählen: Don Airey<br />
an den Tasten, die Gitarristen Michael Voss<br />
und Fritz Schneider, dazu Gary Barden am<br />
Mikrofon sowie Molly Duncan am (klasse!)<br />
Saxofon. Unter dem Strich ist FROM THE<br />
WARDROBE OF MY SOUL ein Album geworden,<br />
das mit starken Songs, makellosem<br />
Klang und <strong>to</strong>llen Musikern beweist, dass der<br />
Genuss handgemachter Rockmusik immer<br />
noch ein überaus lohnender Zeitvertreib ist.<br />
(A-Minor Records/inakustik,<br />
23/63:28) us<br />
THE LITTLE BOY BLUES<br />
IN THE WOODLAND OF WEIR<br />
Bei The Little Boy Blues handelt es sich um<br />
eine vergessene Band aus Chicago, die von<br />
1965 bis 1971 mit großartiger Musik verschiedenen<br />
Zuschnitts leider keine große Karriere<br />
machte. Man startete, wie in den Midsixties<br />
üblich, als bluesige Garagenrockband und veröffentlichte<br />
auf dem lokalen Kleinlabel IRC einige<br />
Singles mit superben Versionen von “I’m<br />
Ready”, “I Can Only Give You Everything”<br />
und “Season Of The Witch” sowie properen<br />
Eigenwerken. Es langte aber nur zu regionaler<br />
Berühm<strong>the</strong>it. Immerhin konnte die Gruppe<br />
aber 1968 auf Fontana das grandiose Album<br />
IN THE WOODLAND OF WEIR veröffentlichen<br />
– mit gänzlich anderer Musik. Der<br />
in die Garage verschleppte Blues war einem<br />
fantasievollen Psycho-Kammer-Pop gewichen,<br />
die Fuzz-Gitarrenherrlichkeit farbigen<br />
Arrangements, die in ihrer Komplexität mit<br />
Gruppen wie The Left Banke oder The Critters<br />
glatt mithalten konnten. Die Höhepunkte des<br />
Albums sind “Ca<strong>the</strong>dral”, “I’m Hip To You”<br />
und die unvergesslichen 8:20 Minuten von<br />
“Dream Weaver/Seed Of Love”. Doch auch<br />
dieses Album bewegte nichts Entscheidendes.<br />
1971 folgte noch eine Single mit einer guten<br />
Cover-Version von “Ain’t Too Proud To Beg”<br />
(Temptations). Der gesamte Gruppen-Output<br />
ist auf der (übrigens zum zweiten Male) vorliegenden<br />
CD enthalten. Zugreifen!<br />
(Kismet/Import, 18/59:39)<br />
hjg<br />
FLYING COLORS<br />
FLYING COLORS<br />
Ein einfaches Konzept<br />
steckt hinter diesem<br />
Projekt: Virtuose<br />
Musiker<br />
machen<br />
neumodische<br />
Musik<br />
auf altmodische<br />
Weise. Mike Portnoy<br />
(dr, voc), gerade bei Dream Theater ausgestiegen,<br />
Neal Morse (keys, voc) von Spock’s<br />
Beard und Transatlantic, Alpha-Rev-Frontmann<br />
Casey McPerson (voc, g), Steve Morse<br />
(g), aktuell bei Deep Purple, sowie dessen<br />
Bandkollege aus Dixie-Dregs-Zeiten,<br />
Dave LaRue (b), fanden sich im Frühjahr<br />
2011 unter der Produktionsregie von Bill<br />
Evans für neun Tage zusammen, um zu komponieren<br />
und das Grundgerüst der Songs<br />
aufzunehmen. Den restlichen Feinschliff<br />
erhielt FLYING COLORS dann im Laufe<br />
des letzten Jahres, doch allzu viel musste gar<br />
nicht mehr getan werden, erinnert sich Dave<br />
Rock<br />
LaRue: „Wir arbeiteten so schnell, ständig<br />
flogen Ideen durch den Raum. Teile von<br />
Songs wurden arrangiert ... Ideen wurden<br />
in alle Richtungen ausprobiert. Allein hier<br />
nicht den Faden zu verlieren, war eine Herausforderung.”<br />
Dies haben die beteilig ten<br />
Musiker mit Bravour bestanden. Sie zeigen<br />
eindrucksvoll, dass es auch heutzutage noch<br />
möglich ist, innerhalb von wenigen Tagen<br />
ein großartiges Album aufzunehmen.<br />
(Mascot <strong>Music</strong>/Rough Trade, 11/59:41) us<br />
BOB SEGER<br />
ULTIMATE HITS<br />
Offene Türen dürfte diese Zusammenstellung<br />
bei zahlreichen Rockfans einrennen. Denn<br />
zum ersten Mal gibt es jetzt eine umfassende<br />
Rückschau auf die lange Karriere des kernigen<br />
US-Amerikaners aus Detroit. 26 Titel<br />
sind dabei – verteilt auf zwei CDs – zu hören,<br />
die Hit-Dichte enorm: “Old Time Rock And<br />
Roll”, “Mainstreet”, “Turn The Page”, “Like<br />
A Rock”, “Her Strut”, “Still The Same”,<br />
“Against The Wind”, “Shakedown” – der<br />
Albumtitel ULTIMATE HITS verspricht also<br />
nicht zu viel. Die bisher unveröffentlichte (und<br />
leider absolut nicht ins Gesamtbild passende)<br />
Interpretation des Weihnachtsklassikers “Little<br />
Drummer Boy” ist der vorweihnachtlichen<br />
Exklusiv-Vermarktung über die amerikanische<br />
Walmart-Kette geschuldet. Doch diese<br />
trübt den hervorragenden Gesamteindruck<br />
dieser Compilation nur kurzzeitig, am Ende<br />
behält der zeitlos hochwertige Rock’n’Roll<br />
von Bob Seger die Oberhand, ehrlich, knackig<br />
und voller emotionaler Power.<br />
(EMI, 13/55:54, 13/51:54)<br />
us<br />
DAS NEUE STUDIOALBUM<br />
DIE FORTSETZUNG DES<br />
KULT-KLASSIKERS „THICK AS A BRICK“<br />
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37<br />
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CD<br />
REVIEWS<br />
JONAS & THE<br />
MASSIVE ATTRACTION<br />
BIG SLICE<br />
Nach dem überraschenden<br />
Erfolg<br />
in ihrer kanadischen<br />
Heimat<br />
wird BIG SLICE<br />
nun auch in Europa<br />
veröffentlicht.<br />
Mit dem charismatischen h Leadsänger Jonas<br />
Tomalty, dem erfahrenen Gitarristen<br />
(und Bandleader) Corey Diabo sowie J.S.<br />
Baciu (b) und Martin Lavelle (dr) sind Jonas<br />
& The Massive Attraction eigentlich<br />
ein stinknormales Rockquartett, doch die<br />
unverkrampfte, sprich die lockere Art und<br />
Weise, wie sie ihre grundehrlichen Rocksongs<br />
darbieten, kam bei den kanadischen<br />
Fans bestens an. In kurzer Zeit stürmte ihr<br />
Album in die Top-10 der Rock-Charts und<br />
ließ sie 2011 zu den meistgespielten Bands<br />
im kanadischen Radio zählen. Mit Ausflügen<br />
in Richtung AOR, Roots-Rock und Nu<br />
Metal sorgen die Vier auch für genügend<br />
Abwechslung, so dass dem Durchbruch<br />
auch hierzulande nichts mehr im Wege stehen<br />
dürfte.<br />
(Big Slice Records/L’Hart,<br />
11/37:49) tk<br />
ROTZKOTZ<br />
MUCH FUNNY<br />
Simpel, rau, rotzig-derb, geradeaus abgehend<br />
klangen die 1976 gegründeten Rotzkotz<br />
aus Hannover, die zu den deutschen<br />
Punkcombos der ersten Generation gehörten.<br />
In England nahm die Band um Sänger<br />
Horst Illing im Frühjahr 1979 binnen<br />
zweier Tage ihr (englischsprachiges) Debüt<br />
auf. Im Rückblick und angesichts der klanglich<br />
bestens aufgearbeiteten Wiederveröffentlichung<br />
kann man nur konstatieren, dass<br />
sich die Truppe vor englischen oder amerikanischen<br />
Kollegen nicht zu verstecken<br />
brauchte – man höre sich nur “We’re The<br />
Rest”, “Pressure Mark” oder “Slicky Life”<br />
an. Doch nicht nur diese Highlights haben<br />
den Test der Zeit bestanden! Nette Zugaben<br />
sind jetzt (teils deutsch gesungene) drei<br />
Livenummern in besserer Bootlegqualität.<br />
Die Musik ist jedenfalls weitaus appetitlicher<br />
als der Gruppenname.<br />
(Sireena/Broken Silence,<br />
15/40:26) pro<br />
OLIVER DAWSON<br />
SAXON<br />
MOTORBIKER<br />
Ende der 70er Jahre waren Gitarrist Graham<br />
Oliver und Bassist Steve Dawson Gründungsmitglieder<br />
von Saxon, nach einem<br />
Streit mit Bandleader Biff Byford (samt<br />
Trennung) brachten sie zunächst 1994 Son<br />
Of A Bitch (so hieß der Saxon-Vorläufer)<br />
und dann 2000 ihre Version der alten Gruppe<br />
als Oliver Dawson Saxon an den Start.<br />
Nach mehreren Liveplatten und -DVDs legen<br />
sie nun mit Sänger John Ward (Ex-Shy)<br />
ihr erstes Studiowerk vor, das sich natürlich<br />
schwerpunktmäßig an der New Wave<br />
Of British Heavy Metal (“Whipping Boy”,<br />
“Mo<strong>to</strong>rbiker”) orientiert, aber auch moderner<br />
klingende Gitarrenbretter stemmt, und<br />
das durchgängig in zeitgemäßem Sound.<br />
Das Quintett hat richtig Punch, abgesehen<br />
von den vernachlässigbaren Texten sind<br />
die Songs gelungen. Und: Wie einst schon<br />
bei Saxon passt auch hier der Mix aus krachigen<br />
Riffs und flüssigen Melodien.<br />
(Angel Air/Fenn, 12/51:57)<br />
pro<br />
MR. BIG<br />
LIVE FROM THE LIVING ROOM<br />
Auf spezielle Einladung<br />
eines japanischen<br />
TV-Senders<br />
spielten Eric Martin,<br />
Paul Gilbert,<br />
Billy Sheehan and<br />
Pat Torpey (also die<br />
Mr. Big-Originalbesetzung) i i im Januar letzten<br />
Jahres ein Konzert vor kleinem Publikum.<br />
Dabei konzentrierten sie sich hauptsächlich<br />
auf Material ihres aktuellen Studio-Albums<br />
WHAT IF, das sie größtenteils mit akustischen<br />
Instrumenten (zusätzlich unterstützt von<br />
einem Streicherquintett) in Szene setzten, nur<br />
beim letzten Song (“Nobody Left To Blame”)<br />
packten Paul Gilbert und Billy Sheehan E-<br />
Gitarre und E-Bass aus. Natürlich enthielt ihr<br />
Set auch ihren kommerziell erfolgreichsten<br />
Song, “To Be With You”, der wie geschaffen<br />
für solch eine Aufführung ist. Wer die Hard-<br />
Rocker also einmal (fast) komplett akustisch<br />
erleben möchte, wer die Songs des neuen Albums<br />
in ungewohntem Klang genießen will,<br />
LIVE FROM THE LIVING ROOM bietet<br />
diese Chance.<br />
(Frontiers/Soulfood, 10/49:42) tk<br />
NINA HAGEN<br />
ORIGINAL ALBUM<br />
CLASSICS<br />
Seinem Name alle Ehre macht dieser Dreierpack,<br />
in dem drei „klassische” Nina-Hagen-<br />
Alben aus der Zeit von 1978 bis 1984 enthalten<br />
sind. Zusammen mit den Musikern,<br />
die später als Spliff zu Stars der Neuen Deutschen<br />
Welle wurden, lieferte sie mit NINA<br />
HAGEN BAND (11/42:03) ein schlichtweg<br />
sensationelles Debüt ab. Punk, New Wave<br />
und klassischer Rock, auf die Spitze getrieben<br />
durch ihren exaltierten Gesang sowie durch<br />
Texte, wie sie sich – zumindest Ende der<br />
70er – sonst niemand auf Deutsch zu singen<br />
traute. NUNSEXMONKROCK (10/40:20)<br />
klang dann 1982 (nach der Trennung von ihrer<br />
Band) komplett anders. Aufgenommen in<br />
New York (mit Chris Spedding an der Gitarre),<br />
bestand die eine Hälfte aus avantgardistischen<br />
Rocksongs, die andere aus rhythmusbe<strong>to</strong>nten<br />
Vokalimprovisationen – ohne Frage harte<br />
Kost. 1984 erschien dann mit FEARLESS<br />
(10/41:50) die englischsprachige Ausgabe des<br />
1983er Albums ANGSTLOS. Produziert von<br />
Giorgio Moroder, war es wesentlich zugänglicher<br />
als sein Vorgänger, interessant dabei<br />
vor allem, wie gut Nina Hagens ausgebildete<br />
Stimme zu Moroders typischem Synthie-Pop<br />
passt. Drei Alben, die unterschiedlicher kaum<br />
sein könnten und dabei eine Nina Hagen in<br />
Bestform zeigen.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 3 CDs) us<br />
SKYDIVE.NAKED<br />
OVERDRIVE<br />
Erfolgreich widerlegen Skydive.Naked mit<br />
ihrem neuen Album die oft bemühte These,<br />
dass es keine jungen deutschen Bands<br />
mit internationaler Ausrichtung gibt. Den<br />
Klang ihrer Musik beschreiben die Freiburger<br />
augenzwinkernd mit den Etiketten<br />
Pop-Grunge und Retro-Progressive, also<br />
Kombinationen aus Stilbezeichnungen die<br />
sich eigentlich widersprechen. Dennoch ist<br />
etwas Wahres dran an diesen An<strong>to</strong>nymen,<br />
gibt es auf OVERDRIVE genügend Beispiele<br />
für sonnige Popmusik, heftig riffenden<br />
Grunge, beseelte Retro-Anleihen<br />
sowie packende Progressive-Parts – wenn<br />
es sein muss, sogar alles in einem einzigen<br />
Song! Natürlich wird auf Englisch gerockt,<br />
und wer die Ohren spitzt, wird in den Texten<br />
clever eingebaute Zitate von David Bowie<br />
und Frank Zappa heraushören. Musikalisch<br />
geht es, Zitat Band, von Deep Purple<br />
über die Dead Kennedys bis zu Genesis.<br />
Oder so ähnlich.<br />
(Consul Discs/Fenn, 13/46:48) tk<br />
URIAH HEEP<br />
LOGICAL REVELATIONS<br />
Immer noch eine<br />
der aktivsten Bands<br />
aus den guten alten<br />
Hard-Rock-Zeiten<br />
sind Uriah Heep.<br />
Nicht nur, dass sie<br />
ihre Fans in letzter<br />
Zit Zeit mit zahlreichen ih starken Liveveröffentlichungen<br />
erfreut haben, nein, auch Mitte<br />
der 90er legten sie in der Besetzung Mick<br />
Box (g, voc), Lee Kerslake (dr), Trevor Bolder<br />
(b), Phil Lanzon (keys, voc) und Bernie<br />
Shaw (voc) mit SEA OF LIGHT und dem<br />
sträflich unterbewertetem SONIC ORIGA-<br />
NI zwei klasse Studioscheiben vor, bewiesen<br />
dazu noch mit SPELLBINDER LIVE<br />
(vom WDR 1994 in Köln mitgeschnitten)<br />
ihre Qualitäten auf der Bühne. Je fünf<br />
Songs aus diesen drei Alben wurden nun für<br />
LOGICAL REVELATIONS ausgewählt,<br />
natürlich hat man sich auf die stärksten Titel<br />
aus dieser Zeit konzentriert. Somit ein klasse<br />
Service für Fans, die die oben genannten<br />
Alben nicht in ihrer Sammlung haben.<br />
(The S<strong>to</strong>re For <strong>Music</strong>/H’Art,<br />
15/77:28) us<br />
THE KORDZ<br />
BEAUTY & THE EAST<br />
Die Globalisierung ist auch schon längst in<br />
der Rockmusik angekommen. Die Band aus<br />
dem Libanon ist seit Jahren aktiv und präsentiert<br />
einen ansprechenden Mix aus Orient<br />
und Okzident. Die melodischen Hard-Rocksongs<br />
mit oft hymnischen Hooklines gehen<br />
schön ins Ohr. Am interessantesten ist die<br />
Band, wenn sie das normale Rockinstrumentarium<br />
um exotische Instrumente und Tonskalen<br />
erweitert, eine E-Gitarre sich auch<br />
mal Duelle mit einem arabischen Blasinstrument<br />
liefert (“Don’t You Wait”). Die Gruppe<br />
beherrscht ihr Metier, sorgt mit brettharten<br />
Metallgitarren, perlenden Klavierläufen,<br />
geschmackvollen Keyboards bis zu orientalischen<br />
Streichern für Abwechslung. Als<br />
Gast konnte Drummer Jeff Burrows gewonnen<br />
werden, was aufgrund seiner Tea-Party-<br />
Vita durchaus passt. Antesten!<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 16/63:42)<br />
rg<br />
STEVE HOGARTH &<br />
RICHARD BARBIERI<br />
NOT THE WEAPON BUT THE<br />
HAND<br />
Die Zusammenarbeit dieser beiden Musiker<br />
fand ihren Anfang, als Porcupine Tree ein<br />
paar Shows zusammen mit Marillion spielten.<br />
Dabei bemerkten Marillion-Sänger Steve<br />
Rock<br />
Hogarth und Porcupine-Tree-Keyboarder<br />
Richard Barbieri, dass sie, was musikalische<br />
Vorlieben angeht, Brüder im Geiste sind. Also<br />
haben sie sich für NOT THE WEAPON BUT<br />
THE HAND nicht groß um Stile, Schubladen<br />
oder einengende Vorgaben gekümmert, ließen<br />
ihrer musikalischen Kreativität freien Lauf.<br />
Mal meint man, einen ruhigen Marillion- Song<br />
zu hören, mal entdeckt man typisch vertrackte<br />
Porcupine-Tree-Klänge, doch meis tens ist es<br />
schlicht und einfach wunderschön dahin fließender,<br />
unspektakulärer Prog-Rock, den die<br />
beiden da präsentieren. Für die instrumentale<br />
Umsetzung konnten sie auf alte Freunde wie<br />
Danny Thompson (b), Chris Maitland (dr),<br />
Arran Ahmun (g) sowie (für die Streicher-Arrangements)<br />
Ex-XTC-Gitarrist Dave Gregory<br />
zurückgreifen.<br />
(Kscope/edel, 8/46:43)<br />
us<br />
PRINCE PERRY<br />
LOVE AT THE END OF THE<br />
CENTURY<br />
Eigentlich ist Perry<br />
Glads<strong>to</strong>ne ein typischer<br />
Sideman,<br />
sprich,<br />
zahlreiche<br />
Bands der Two-<br />
Tone-Szene Toron<strong>to</strong>s<br />
vertrauten jahrelang<br />
seinen Gitarren- und Gesangskünsten. Doch<br />
bekanntlich ist es ja nie zu spät für einen neuen<br />
Anfang, und so hat er jetzt, zusammen mit<br />
einer Handvoll musikalischer Geistesverwandter,<br />
unter dem Namen Prince Perry seine<br />
eigene Band gegründet. Dabei bleiben sie<br />
auf LOVE AT THE END OF THE CENTU-<br />
RY fest im klassischen Ska verankert (allerdings<br />
mit stark britischer Schlagseite), frisch<br />
poppige Melodien treffen auf energiegeladene,<br />
bläserbefeuerte Reggae-Rhythmen,<br />
verrühren Madness, Joe Strummer, den frühen<br />
Elvis Costello und die guten alten Hotknives<br />
zu einen frisch brodelndem Gebräu,<br />
in dem sogar eine Police-Cover-Version von<br />
“Walking On The Moon” sowie das spanisch<br />
gesungene “Yo Te Vi” ihren Platz finden.<br />
(Rocking Records/Broken Silence,<br />
11/32:59) us<br />
JUDAS PRIEST<br />
ROCKA ROLLA + SAD WINGS<br />
OF DESTINY<br />
Die gefühlt 1000. Neuauflage von ROCK A<br />
ROLLA (zuletzt 2006 als Doppel-CD mit<br />
SAD WINGS OF DESTINY mit Video-<br />
Footage) – wer braucht die noch? Gut, der<br />
Sticker „Digitally Remastered” stimmt, es<br />
klingt besser, vor allem klarer und transparenter;<br />
Chris Welch hat die gewohnt soliden<br />
Liner-Notes verfasst. 1974 machten Judas<br />
Priest noch Blues-getränkten Hard Rock,<br />
Durchschnittsware bis auf ein paar Positiv-<br />
Ausreißer wie der Titelsong. Einige damals<br />
schon existente Kracher wie “Tyrant”, “The<br />
Ripper” oder “Genocide” blieben bei RO-<br />
CKA ROLLA außen vor, erschienen erst<br />
zwei Jahre später auf SAD WINGS, das<br />
einen enormen Schritt nach vorne und in<br />
Richtung der am Horizont aufziehenden<br />
New Wave Of British Heavy Metal bescherte.<br />
Für Metal-Neueinsteiger und Hardcore-Komplettisten<br />
wärmstens zu empfehlen,<br />
ansonsten muss jeder überlegen, ob er<br />
den Geldbeutel wirklich strapazieren will.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>,<br />
11/42:08 + 9/39:17) pro<br />
Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
ALIAS EYE<br />
IN-BETWEEN<br />
2001 veröffentlichte die Band um den charismatischen<br />
Sänger Philip Griffiths ihre<br />
erste vollwertige Platte, die mit ihrem gelungenen<br />
Mix aus Neo-Prog, der nie frickelig<br />
daherkommt, und wunderbaren Melodien<br />
hoch gelobt wurde. IN-BETWEEN<br />
ist erst die vierte CD in all den Jahren. Der<br />
Abgang des Keyboarders nach der dritten<br />
Scheibe hinterließ 2007 eine Lücke,<br />
die nicht sofort adäquat geschlossen werden<br />
konnte. Bereits auf der letzten Platte<br />
brachte der damals neue Gitarrist Matthias<br />
Wurm verstärkt Metal-Riffs ein, die Songs<br />
wurden gestrafft. Auch aktuell bewegen<br />
sich die Songs um die vier Minuten, was<br />
dazu führt, dass oft innerhalb eines Songs<br />
nicht die frühere stilistische Abwechslung<br />
herrscht. Dafür sind die einzelnen Songs<br />
sehr variabel angelegt: von dynamischen<br />
Rocknummern über funkig-groovend bis<br />
soften und melancholischen Titeln geht die<br />
musikalische Reise. Das Wiederhören mit<br />
Alias Eye macht Spaß. Der Neuaufnahme<br />
des Beggars-Opera-Klassikers “Time Machine”,<br />
die Griffiths im Duo mit seinem Vater<br />
und Sänger des Originals singt, hätte es<br />
da nicht bedurft. Anspieltipp: der lange und<br />
mehrgliedrige Opener “Arabesque”.<br />
(Quixote/Progrock Rec, 10/47:18) rg<br />
JAN AKKERMAN<br />
TALENT FOR SALE<br />
Gewiss Grund zur<br />
Freude bei Fans des<br />
holländischen Gitarristen<br />
– eine erste UK-<br />
CD-Ausgabe<br />
seines<br />
LP-Debüts von 1968<br />
(damals auf Imperial<br />
zu hb haben). „Auf Afdem Weg zur Form” wäre<br />
diese Arbeit zu überschreiben, die Akkerman<br />
mit Ron Bijtelaar (b) und Sydney Wachtel<br />
(dr) eingespielt hat. Spuren von Wes Montgomery<br />
und Django Reinhardt sind deutlich,<br />
neben jazzigen Strukturen hat es R&B und<br />
auch Blues. Gelungen: die Booker-T.-Adaptionen<br />
von, klar, “Green Onions” und “Slim<br />
Jenkin’s Place”, auch Steve Winwoods “On<br />
The Green Light” aus der Spencer-Davis-<br />
Ära bereichert diese Instrumentalsammlung.<br />
Kann man mit den Bläsern auf “What ‘d I<br />
Say” und “Comin’ Home Baby” noch gut<br />
leben, sind die Streicher auf “Moonbeam”,<br />
“Hineima<strong>to</strong>v” und “Ode To Billy Joe” weniger<br />
lustig. Sei’s drum: Akkermans feines,<br />
unangestrengtes Gitarrenspiel stimmt dann<br />
letztlich doch versöhnlich.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 11/36:04). bm<br />
LITTLE BOB<br />
WILD AND DEEP – BEST OF<br />
1989/2009<br />
Aus zehn Studio- und Live-Alben des Franzosen<br />
Rober<strong>to</strong> Piazza aka Little Bob destillierte<br />
Werkschau, die seine Stärken bestens<br />
be<strong>to</strong>nt und durchaus Appetit auf mehr macht.<br />
Piazza macht schon seit den frühen Siebzigern<br />
Musik und nannte seine Band bis 1988<br />
Little Bob S<strong>to</strong>ry, dann fiel „S<strong>to</strong>ry” weg. An<br />
der Musik änderte sich freilich nichts. Es<br />
wird durchgehend ein mit Garagen-Feeling<br />
und immenser, teilweise Punk-Rock-orientierter<br />
Power ausgestatteter Blues-Rock<br />
auf hohem technischen Niveau geboten,<br />
gekrönt von Piazzas kerniger Stimme. CD<br />
Rock<br />
1 der Sammlung trägt den Untertitel „Wild<br />
Kicks” und bringt eine Mischung aus starken<br />
Eigenbauten und clever ausgesuchten Cover-<br />
Versionen. Die Piazza-Nummern “Listen To<br />
The Drums”, “I Don’t Wanna Be Spied”<br />
und “The Scream Of The Ghost” pendeln<br />
zwischen kraftvoll verhalten und extra-wild.<br />
Sie sind den Übernahmen “All Or Nothing”<br />
(Small Faces), “The Witch Queen Of New<br />
Orleans” (Redbone), “Tango De La Rue”<br />
(Kenny Margolis) und “Masters Of War”<br />
(Bob Dylan) absolut ebenbürtig. CD 2 läuft<br />
unter „Wild And Deep” und ist weitgehend<br />
der Balladenkunst gewidmet. Hier haben<br />
Piazzas Werke “Never Cry About The Past”,<br />
“Lost Terri<strong>to</strong>ries”, “The Ball And The Rose”,<br />
“Lying In A Bed Of Roses” und “We All<br />
Have A Dream” das berühmte Weltniveau.<br />
Abrundungen kommen in Form der Cover-<br />
Versionen von “Turn The Page” (Bob Seger)<br />
und “Play With Fire” (S<strong>to</strong>nes) hinzu. Mit<br />
derartiger Klasse fällt man auch international<br />
auf – der finnische Kult-Regisseur Aki Kaurismäki<br />
angelte sich „Libero” für seinen Film<br />
„Le Havre”.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 16/74:00,<br />
16/71:10) hjg<br />
AMARAL<br />
HACIA LO SALVAJE<br />
Schon seit etlichen<br />
Jahren gehört dieses<br />
Duo zu den erfolgreichsten<br />
Rockbands<br />
Spaniens.<br />
Mit dem aktuellen<br />
Album HACIA LO<br />
SALVAJE sollte Amaral – bestehend aus Eva<br />
Amaral (voc, g), Juan Aguirre (g) sowie ein<br />
paar temporären Studio-Mitstreitern – jetzt<br />
auch der internationale Durchbruch gelingen.<br />
Warum? Weil die Mischung aus Heroes<br />
Del Silencio und Dover einfach zu gut ist,<br />
um sang- und klanglos unterzugehen. Klasse<br />
Akustikballaden, treibender Power-Pop und<br />
fetziger Heavy Metal werden da gekonnt<br />
miteinander verknüpft, die Kombination aus<br />
Amarals Rockröhre und Aguirres variablem<br />
Gitarrenspiel passt bestens zu den südländischen<br />
Emotionen, die sie in ihren Texten in<br />
Worte gefasst haben. Und auch wenn man des<br />
Spanischen nicht mächtig ist, spürt man die<br />
tiefe Leidenschaft der beiden für ihre Musik.<br />
(Boa/Galileo <strong>Music</strong>, 12/43:24) us<br />
TOM FULLER BAND<br />
ASK<br />
Die Tom Fuller Band kommt aus Chicago, hat<br />
aber mit Blues wenig am Hut. Vielmehr lässt<br />
ihre dritte Studio-CD britische Einflüsse, vor<br />
allem aus der Ecke Paul McCartney & Wings,<br />
erkennen: Leadsänger Fuller ist bekennender<br />
McCartney-Fan, die neuen Bandmitglieder<br />
Abe Laboriel Jr. (dr) und Brian Ray (g) spielten<br />
einst mit Sir Paul. Überaus radiotauglicher<br />
Power-Pop-Rock (auch mit Tom-Petty- oder<br />
Alice-Cooper-Spuren), ist auf ASK angesagt,<br />
der weist aber durchaus einige Kanten und<br />
Ecken auf und beschert gleich mehrere potenzielle<br />
Hits. Aus allerlei vertraut Klingendem<br />
braut die Gruppe aber mit eigener Note<br />
leichtfüßig Unterhaltsames mit beachtlicher<br />
Eingängigkeit, manchen Widerhaken für die<br />
Gehörgänge und zeitloser Güte. ASK kann<br />
man bedenkenlos empfehlen, nein, man kann<br />
dieses Album nur an Herz legen.<br />
(Red Cap/Rough Trade, 12/40:03) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39
CD<br />
REVIEWS<br />
BLIND GUARDIAN<br />
MEMORIES OF A TIME TO<br />
COME – BEST OF<br />
1984 startete dieses Quartett aus Krefeld<br />
unter dem Namen Lucifer’s Heritage, benannte<br />
sich 1987 in Blind Guardian um<br />
und ist sei<strong>the</strong>r aus der Metal-Szene nicht<br />
mehr wegzudenken. Schon früh zeigte es<br />
mit Hymnen wie “Majesty” und “Valhalla”<br />
sein Potenzial in Richtung Speed/Thrash-<br />
Metal, und nachdem ihm dann Mitte der<br />
90er Jahre diese Ausdrucksform zu einseitig<br />
wurde, betrat es mit orches tralen Elementen,<br />
keltischen Folk-Einflüssen oder<br />
dem Tolkien-Konzept-Album NIGHT-<br />
FALL IN MIDDLE EARTH stilistisches<br />
Neuland. Zu Beginn der 2000er Jahre erreichte<br />
seine Musik dann die nächste Ebene,<br />
A NIGHT AT THE OPERA bewies epische,<br />
im Metal-Bereich nur selten gehörte<br />
Opulenz. Neu abgemischt oder teilweise<br />
sogar mit neuen Orchester-Parts widmen<br />
sich zwei CDs der Rückschau auf die<br />
stärk sten Titel seines bisherigen Schaffens,<br />
der dritte Tonträger von MEMORIES OF<br />
A TIME TO COME präsentiert die Bonus-<br />
Tracks aus den 2007er Remaster-Alben<br />
sowie Raritäten wie Demos aus Lucifer’s-<br />
Heritage-Zeiten.<br />
(EMI, 8/52:05, 8/51:30, 15/72:59) us<br />
HI FI<br />
THE COMPLETE COLLECTION<br />
„The<br />
Seattle<br />
Years” ist diese<br />
Werkschau<br />
überschrieben,<br />
denn an<br />
der US-Westküste<br />
traf das ungewöhnliche<br />
Gespann zusammen<br />
und musizierte i gemeinsam: David<br />
Surkamp, zuvor (und seit einigen Jahren<br />
wieder) Mastermind von Pavlov’s Dog,<br />
und Iain Mat<strong>the</strong>ws von den UK-Folkern<br />
Fairport Convention. Zusammen brachten<br />
sie Hi Fi an den Start, wo sie sich sowohl<br />
den Leadgesang als auch die Gitarrenarbeit<br />
(mit Doug Rayborn von Pavlov’s Dog) teilten.<br />
Die nur kurz aktive Band veröffentlichte<br />
die EP “Demonstration Record” (1981)<br />
und die LP MOODS FOR MALLARDS<br />
(1982), die einzigen Hi-Fi-Tonträger, überwiegend<br />
mit Selbstgeschriebenem. Sie boten<br />
Intellentia-Pop-Rock mit angenehm zu<br />
konsumierenden 80ies-Songs, die immer<br />
noch gut ins Ohr gehen. Die 2006er COM-<br />
PLETE WORKS sind jetzt mit drei Cover-<br />
Versionen (u.a. “Summertime”, “Louie,<br />
Louie”) und einer DVD mit Interviews und<br />
Livemitschnitten gelungen ergänzt.<br />
(Rockville/Soulfood, 20/78:00) pro<br />
KLAUS SCHULZE<br />
RICHARD WAHNFRIED’S<br />
TONWELLE<br />
Das Pseudonym „Richard Wahnfried” nutzte<br />
Klaus Schulze in den späten 70er Jahren einerseits<br />
dazu, seine Verehrung für Richard<br />
Wagner auszudrücken, andererseits konnte<br />
er unter diesem Künstlernamen ungezwungen<br />
mit Kollegen unterschiedlichster Couleur<br />
zusammenarbeiten. Bei TONWELLE<br />
waren dies Gitarrist Manuel Göttsching<br />
(mit dem er 1970 Ash Ra Tempel gegründet<br />
hatte), Sänger Michael Garvens sowie<br />
der Santana-Drummer Michael Shrieve.<br />
Wie sonst nur selten hielt sich Klaus Schulze<br />
dabei im Hintergrund, was die beiden<br />
Stücke “Schwung” und “Druck” zu einer<br />
stimmungsvollen Gemeinschaftsarbeit werden<br />
ließ, die sich vor allem atmosphärisch<br />
von Schulzes gewohnten Klangflächen unterschied.<br />
Die Special 2CD-Edition liefert<br />
sowohl das (langsamere) Originalalbum als<br />
auch die (schnellere) 45 rpm-Version – also<br />
so wie es die Hörer der ersten LP-Auflage<br />
auf Grund eines Druckfehlers fälschlicherweise<br />
anhörten!<br />
(MiG/Intergroove, 2/35:34, 2/47:14) tk<br />
RPWL<br />
BEYOND MAN AND TIME<br />
Kontinuierlich<br />
weiterentwickelt<br />
hat sich<br />
das Freisinger Quintett<br />
RPWL über die<br />
letzten Jahre. Von<br />
Cover-Songs<br />
über<br />
einzelne, selbst komponierte<br />
Stücke bis zu Mini-Suiten ging sein<br />
Weg, der jetzt mit dem ersten Konzeptalbum<br />
einen neuen Meilenstein erreicht hat. BE-<br />
YOND MAN AND TIME will ein Plädoyer<br />
sein, das die Menschen zum eigenen Denken<br />
anregt, will – siehe Albumtitel – dazu anregen,<br />
die Welt „Jenseits von Mensch und<br />
Zeit” zu erforschen. Zu Wort kommen dabei<br />
Wesen aus einem philosophischen Weltenraum,<br />
der Wärter, der Blinde, der Wissenschaftler,<br />
der Hässliche, der Erschaffende,<br />
der Schatten, der Weise in der Wüste und<br />
der Fischer. Natürlich ist solch ein S<strong>to</strong>ff die<br />
Steilvorlage für eine höchst abwechslungsreiche<br />
Umsetzung, sorgen orientalische Perkussion,<br />
ausgedehnte Gitarren- und Syn<strong>the</strong>sizer-Ausflüge<br />
sowie bunte Farbtupfer aller<br />
Art (wie eine indische Sitar) für progressive<br />
Rockmusik der gehobenen Klasse.<br />
(Gentle Art Of <strong>Music</strong>/Soulfood,<br />
11/73:23) us<br />
SUNSTORM<br />
EMOTIONAL FIRE<br />
Reich an Höhepunkten ist die Karriere von<br />
Joe Lynn Turner. Von den frühen Fandango-Zeiten<br />
über erste Erfolge mit Rainbow<br />
bis zu Deep Purple und Yngwie Malmsteen<br />
ging der bisherige Weg. Auch solo kann der<br />
in New Jersey geborene Sänger auf beachtliche<br />
Erfolge zurückblicken. Und seit 2006<br />
arbeitet er mit den beiden Pink-Cream-<br />
69-Musikern Dennis Ward (b, g, voc) und<br />
Uwe Reitenauer (g) sowie mit Justin Dakey<br />
(keys) und Chris Schmidt (dr) zusammen.<br />
EMOTIONAL FIRE ist das dritte Album,<br />
das sie unter dem Bandnamen Suns<strong>to</strong>rm<br />
veröffentlichen, klassischer AOR steht dabei<br />
im Mittelpunkt. Turner und seinen Mitstreitern<br />
hört man an, wie viel Freude sie<br />
an dieser Musik haben, dass diese Musiker<br />
die Rockmusik nicht neu erfinden wollen,<br />
sondern sich und ihre Fans schlicht und<br />
einfach mit <strong>to</strong>llem Melodic Rock erfreuen<br />
möchten. Gelungen!<br />
(Frontiers/Soulfood, 11/44:05) tk<br />
GREAT LAKE SWIMMERS<br />
NEW WILD EVERYWHERE<br />
Es geht strikt voran bei den Kanadiern Great<br />
Lake Swimmers. Ihr fünftes Album konnten<br />
– und wollten – sie erstmals in einem richtigen<br />
Studio aufnehmen, nachdem sie zuvor<br />
stets an eher obskuren Aufnahmeorten gearbeitet<br />
hatten. Diesmal nun also das brandneu<br />
eingerichtete Revolution Recording<br />
Studio in Toron<strong>to</strong>; nur ein Song, “The Great<br />
Exhale”, entstand noch in einer verlassenen<br />
U-Bahn-Station. Er gehört zu den stärksten<br />
hier, reiht sich nahtlos ein in eine Phalanx<br />
geglückter Lieder, von denen “Think That<br />
You Might Be Wrong”, “New Wild Everywhere”,<br />
“Parkdale Blues” und die wundervolle<br />
Ballade “On The Water” die besten<br />
sind. Ganz stark und auch textlich überzeugend<br />
ist ferner “Ballad Of A Fisherman’s<br />
Wife”, eine Protest-Ode an die von der BP-<br />
Ölkatastrophe vor der Küste von Louisiana<br />
geschädigten Familien. Insgesamt zeigt sich,<br />
dass die Qualitäten der Gruppe, die mit ihrer<br />
Mischung aus Indie-Folk und Alternative<br />
Country bevorzugt in unaufgeregten Gefilden<br />
agiert, sogar noch zugenommen haben<br />
– dies ist ihr bislang gelungenstes Album.<br />
Mastermind Tony Dekker (voc) und seine<br />
teils neuen Mitstreiter Erik Arnesen (g, banjo),<br />
Miranda Mulholland (back-voc, fiddle),<br />
Brett Higgins (b) und Greg Millson (dr)<br />
zeigen erneut, wie man auch mit technisch<br />
begrenztem Aufwand nachhaltig eindrucksvolle<br />
Atmosphären kreieren kann. Derlei<br />
Qualitäten sprechen sich herum. Die Gruppe<br />
wurde inzwischen von Landsfrau Feist und<br />
auch Robert Plant persönlich ausgewählt, auf<br />
deren kommenden Tourneen als Support-Act<br />
zu spielen.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 13/53:45) hjg<br />
BYRDS<br />
PREFLYTE<br />
Bevor die Byrds bei<br />
Columbia unterzeichneten<br />
und 1965 mit<br />
MR. TAMBOURINE<br />
MAN zum Jungfernflug<br />
abhoben, hatten<br />
sie (noch unter ihrem<br />
ursprünglichen Namen The Jet Set) in den<br />
World Pacific Studios in Los Angeles ein<br />
paar Demos eingespielt – gewissermaßen<br />
als Vorflugkontrolle („preflight”). Beflügelt<br />
von den Erfolgen der Band, veröffentlichte<br />
das Label Toge<strong>the</strong>r 1969 ein paar der frühen<br />
Probe-Aufnahmen unter dem Albumtitel<br />
PREFLYTE. 2001 schließlich brachte die<br />
Firma Sundazed eine erweiterte 2-CD-Ausgabe<br />
heraus mit 40 statt wie bisher elf Titeln.<br />
Nun legt das Label Floating World noch eine<br />
Schippe drauf und präsentiert einen Doppel-<br />
Silberling mit 48 Tracks. Neu hinzugekommen<br />
sind acht bislang unveröffentlichte Aufnahmen<br />
von den Columbia-Demos, darunter<br />
eine weitere frühe Version von “Mr. Tambourine<br />
Man”, die sich der bekannten Hitsingle<br />
schon annähert, aber immer noch nicht ganz<br />
auf den unpassenden Marsch-Rhythmus der<br />
frühen Takes verzichtet, sowie eine schöne,<br />
schon fast CSN&Y-hafte Version von David<br />
Crosbys “Everybody’s Been Burned”, einem<br />
Song, der es erst auf das 1967er Byrds-<br />
Album YOUNGER THAN YESTERDAY<br />
schaffen sollte.<br />
(Floating World/Soulfood, 20/46:52,<br />
28/72:07) frs<br />
DUANE EDDY<br />
ROCKS<br />
Geradezu prädestiniert für die „Rocks”-Reihe<br />
aus dem Hause Bear Family ist der “König<br />
der Rock’n’Roll-Gitarristen”, Duane<br />
Eddy. Aktuell durch zahlreiche Ehrungen,<br />
seinen Glas<strong>to</strong>nbury-Auftritt sowie durch<br />
Rock<br />
sein im April erscheinendes, neues Album<br />
wieder in aller Munde, liefert ROCKS mit<br />
gut 30 Titeln eine hochklassige Rückschau<br />
auf die Jahre 1958 bis 1961, in denen Duane<br />
Eddy zu einem Qualitätsbegriff in Sachen<br />
Twang-Guitar wurde. Produziert von<br />
Lee Hazlewood, zusammen mit den besten<br />
Studiomusikern aus Phoenix wie Al Casey<br />
(g, b, p), Larry Knechtel (p), Steve Douglas<br />
(sax) und Jim Horn (sax) entstanden zeitlose<br />
Hits wie “Rebel Rouser”, “Because<br />
They’re Young”, “Bonnie Came Back”<br />
oder “Some Kinda Earthquake”. Das dicke<br />
Booklet enthält eine brandneue Würdigung<br />
Eddys durch den Top-Gitarristen Deke Dickerson,<br />
eine Discographie sowie viele nie<br />
zuvor gezeigte Fo<strong>to</strong>s.<br />
(Bear Family, 32/71:05)<br />
tk<br />
CHUCK BERRY<br />
IN THE 1950s<br />
Vom Barzahler-Barden<br />
wurden meist<br />
„nur” die unsterblichen<br />
Hits recycled,<br />
mit denen er zu heißer<br />
„Rock’n’Roll <strong>Music</strong>”<br />
das<br />
US-Teenager-<br />
Leben der 50er Jahre porträtierte. “Sweet<br />
Little Sixteen”, “Reelin’ And Rockin’”<br />
und all die anderen Jukebox-Favoriten sind<br />
hier vorhanden, aber mittels zweier Twofer<br />
mit Originalalben 1957–1960 gemixt<br />
mit reinem Blues, etwa “Wee Wee Hours”,<br />
Latin-Nummern wie dem von Santana gecoverten<br />
“Havana Moon” und “Hey Pedro”<br />
sowie entspannten Instrumentals à la “Deep<br />
Feeling” oder “In-Go”. CD3 nimmt dann<br />
nicht nur 1960 mit in die Fifties, sondern<br />
reicht bis 1972. Zu nicht auf Alben vertretenen<br />
Singles wie dem von Steve Gibbons<br />
geschätzten “Jaguar & The Thunderbird”<br />
und B-Seiten wie “Merry Christmas Baby”.<br />
Willkommen auch Beiträge des St.-Louis-<br />
Mannes zu anderen Bands wie 1954 bei Joe<br />
Alexander & The Cubans, als er sich noch<br />
Chuck Berryn nannte. Zwei dumpfe TV-<br />
Takes mit John Lennon. Yoko als Muppets-<br />
Huhn. Dazu diverse Interviews bis 1987.<br />
Keine Werkschau, jedoch ein ausführlicher,<br />
wohlfeiler Einblick.<br />
(Chrome Dreams/ inakustik, 24/67:50,<br />
24/57:50, 22/74:07) utw<br />
PAUL WELLER<br />
SONIK KICKS<br />
Paul Wellers Liebe zu den Sixties ist no<strong>to</strong>risch.<br />
Mit The Jam war er stark von<br />
Mod-Beat und mit Style Council von<br />
Mo<strong>to</strong>wn-Soul beeinflusst. Als Solokünstler<br />
ist der Sänger und Gitarrist nunmehr<br />
im Swinging London des Summer Of<br />
Love ’67 angelangt. Auf SONIK KICKS<br />
experimentiert er zusammen mit befreundeten<br />
Gastmusikern wie Noel Gallagher<br />
(Ex-Oasis) und Graham Coxon (Ex-Blur)<br />
mit psychedelischen Wah-Wah- und Ping-<br />
Pong-Effekten. Inmitten der rauen, flirrenden<br />
Psych-Rocknummern gibt es nur<br />
wenige Balladen; Fans von Wellers ruhiger<br />
Unplugged-Seite à la “Wild Wood” werden<br />
jedoch mit dem wunderschönen, von<br />
einem schillernden Streicherarrangement<br />
gekrönten “By The Waters”getröstet. Als<br />
weiterer Höhepunkt sticht das mit einem<br />
Reggae-Beat und allerlei Dub-Echos versehene<br />
“Study In Blue” heraus. Beim ers-<br />
Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
ten Eindruck eine eher zerfaserte,<br />
unentschlossene Song-Aneinanderreihung<br />
– doch mit jedem weiteren<br />
Hören wächst sie zu einem starken,<br />
geschlossenen Album zusammen.<br />
(Cooperative/Universal, 14/43:32) frs<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SMASH BOOM BANG!<br />
– THE SONGS AND PRO-<br />
DUCTIONS OF FELDMAN-<br />
GOLDSTEIN-GOTTEHRER<br />
Ein<br />
weiterer<br />
Meilenstein in<br />
der<br />
Komponisten-Serie<br />
von Ace Records.<br />
Diesmal<br />
sind Bob Feldman,<br />
Jerry Goldstein und Richard<br />
Gottehrer dran, in der Branche auch<br />
bekannt als New Yorker „trio of jewish<br />
musketeers”. Falls man ihnen<br />
unbedingt etwas vorwerfen will,<br />
dann, dass sie „keinen persönlichen<br />
Stil” hatten. In der Tat: Sie konnten<br />
als Komponisten und Produzenten<br />
(auch von Fremdmaterial) einfach alles<br />
und hatten eine diebische Freude<br />
daran, möglichst bis an die Grenzen<br />
des Machbaren zu gehen – eine Arbeitsweise,<br />
die auch bei guten Rechtsanwaltskanzleien<br />
zu finden ist. Der<br />
Musik hat das nie geschadet. Die hier<br />
kompilierten Beispiele aus den Jahren<br />
1962–1970 umfassen krachigen Rock<br />
(The McCoys mit einer 3:51-Langfassung<br />
von “Hang On Sloopy”, Ron<br />
Winters mit Chuck Berrys “Back In<br />
The USA”), hemmungslosen Pop<br />
(The Angels mit “My Boyfriend’s<br />
Back”), clevere Cover-Versionen<br />
(erneut The McCoys mit “Sorrow”,<br />
Debra Swisher mit dem Beach-Boys-<br />
Song “You’re So Good To Me”),<br />
handfesten Power-Pop (Dean Parrish<br />
mit “Tell Her”) und Bluesiges (Bobby<br />
Coms<strong>to</strong>ck mit “I’m A Man”) – und<br />
natürlich sind zig stilistische Varianten<br />
mit im Topf. Auch Dion und<br />
Chubby Checker begaben sich zeitweilig<br />
unter die Fittiche des Trios.<br />
Dies trat aber als The Strange loves<br />
auch selbst in Erscheinung und lieferte<br />
die herrlichen, durch die NUG-<br />
GETS-Sammlung geadelten Garagen-<br />
Rock-Klassiker “Night Time” und “I<br />
Want Candy” ab. Das 28-seitige <strong>to</strong>lle<br />
Booklet beantwortet jede denkbare<br />
Frage.<br />
(Ace/Soulfood, 26/67:05) hjg<br />
VAN HALEN<br />
A DIFFERENT KIND OF<br />
TRUTH<br />
Nach ihrer Wiedervereinigung haben<br />
Sänger David Lee Roth sowie die<br />
Van-Halen-Brüder Eddie (g) und Alex<br />
(dr) in ihrer alten Demokiste gewühlt,<br />
alte Ideen aufgemotzt und mit neuen<br />
Songentwürfen zusammengepackt.<br />
Kein Wunder, dass manches auf dem<br />
ersten gemeinsamen Album seit 28<br />
Jahren seltsam vertraut klingt. Auch<br />
wenn die Herren hörbar gereift sind<br />
und es nicht mehr ganz so innovativ<br />
tönt wie einst. Eddie spielt sich auf<br />
seiner Gitarre die Seele aus dem Leib,<br />
soliert ungehemmt mittels Pyrotechnik<br />
auf sechs Saiten, sein Sohn Wolfgang<br />
bearbeitet den Bass unaufgeregt,<br />
während Alex seine Batterie wie<br />
eh und je traktiert und Roth unverkennbar<br />
röhrt. Knackiger, kerniger,<br />
treibender, durchaus spannungs- und<br />
abwechslungsreicher (Poser-)Rock,<br />
wenn auch nicht mehr so originell.<br />
Man hätte ihn nicht vermisst; gut genießbar,<br />
wenn er schon mal da ist.<br />
(Universal, 13/50:14)<br />
pro<br />
JAY BRANNAN<br />
ROB ME BLIND<br />
Das neue Album<br />
des New<br />
Yorker Liedermachers<br />
Jay<br />
Brannan<br />
hat<br />
Top-Profi<br />
David<br />
Kahne (u.a.<br />
The Bangles und Paul McCartney)<br />
produziert, und das unterstreicht,<br />
dass Bran nans „Halb-Indie-Karriere”<br />
nun in den – ziemlich gehobenen!<br />
– Mainstream einmündet. ROB ME<br />
BLIND breitet Brannans besondere<br />
Stärken nachdrücklich aus: Ehrlichkeit<br />
und gedanklicher Scharfsinn bei<br />
den Texten und ein Händchen für<br />
sprühende Melodien. Die Platte handelt<br />
von Zuständen der Einsamkeit,<br />
Wut, Zurückweisung und Sehnsucht,<br />
wobei aber immer ein Hauch von<br />
Hoffnung durchschimmert. All diese<br />
Themen kleidet Brannan zumeist in<br />
beharrliche, aber sanft druckvolle,<br />
flotte Songs wie “Everywhere There’s<br />
Statues”, “Rob Me Blind” oder “State<br />
Of <strong>Music</strong>”. Deutlich softer geht es bei<br />
der kristallinen Spitzenballade “Greatest<br />
Hits” zu, und komposi<strong>to</strong>rischer<br />
Höhepunkt des Albums ist “La La<br />
La”, ein komplex arrangiertes Lied<br />
mit Zitaten aus den Bereichen von<br />
Biergarten-Blasmusik, Balkan-Geigenklängen<br />
und Soft Punk (!) sowie<br />
Barock-Touch. Liest sich wohl etwas<br />
wirr, klingt aber überzeugend! Womit<br />
auch klar wird: Völlig vom Singer/<br />
Songwriter-Mainstream wird sich Jay<br />
Brannan dann wohl doch nicht aufsaugen<br />
lassen ...<br />
(Nettwerk/Soulfood, 10/38:05) hjg<br />
MOUNT WASHINGTON<br />
MOUNT WASHINGTON<br />
Auf dem Weg von Tromsø nach<br />
Berlin, einhergehend mit einem Stilwechsel<br />
von schwelgerischem Americana<br />
zu urbanem Indie-Rock haben<br />
Rune Simonsen & Co. gleich noch ein<br />
„Mount” vor ihren bisherigen Bandnamen<br />
Washing<strong>to</strong>n gestellt. Dennoch<br />
können und wollen sie ihre Vergangenheit<br />
mit MOUNT WASHINGTON<br />
weder verleugnen noch vergessen<br />
machen, es wäre bei der bisherigen<br />
Qualität ihrer Musik ja auch gefrevelt.<br />
Grundpfeiler ihrer Musik sind immer<br />
noch Alternative Country, Folk und<br />
Rock, doch mit zirpenden Elektronik-<br />
Ausflügen, mit wesentlich mehr Be<strong>to</strong>nung<br />
auf Rhythmus, also mit klarer<br />
Fokussierung auf groovende Klänge,<br />
Rock<br />
erschaffen sie Musik eines neuen<br />
Genres: Club-Americana, der ausdrücklich<br />
dazu einlädt, die Tanzfläche<br />
zu stürmen. Und das so überzeugend,<br />
dass es nur eine Frage der Zeit sein<br />
dürfte, bis die nächsten Bands auf diesen<br />
Zug aufspringen.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 10/41:07) us<br />
HOT’N’NASTY<br />
BOOST<br />
Wer sich nach<br />
einer Übernummer<br />
von Humble<br />
Pie tauft,<br />
schreibt harten<br />
Blues-Rock<br />
auf die Flagge.<br />
Die Band um Sänger Patrick Pfau<br />
und Gitarrist Malte Triebsch (nun<br />
auch als Duo buchbar) hat auf ihrem<br />
vierten Album endlich ihren Mot<strong>to</strong>-<br />
Song “Hot’n’Nasty” gecovert, den<br />
sie live mit dem Pie-Gitarristen Clem<br />
Clempson abfeierten, ohne dass Pfau<br />
Steve Marriott kopierte. Alles Weitere<br />
entsprang eigener Imagination. Eine<br />
solidere Rhythmusrampe als Ulrich<br />
Bichmann (b) und Dominique Ehlert<br />
(dr) können sich die beiden kaum<br />
wünschen, nie besser als im Groove<br />
von “Unforeseen Emotion”. Pfau<br />
punktet mit Raspelorgan zwischen<br />
Omar dem Howler und den Van-Zant-<br />
Brüdern, Malte Triebsch scheint mit<br />
seinen Riff,- Slide- und Solo-Einsätzen<br />
überall im Mix zu sein, ohne<br />
je an Klarheit einzubüßen. So gelingen<br />
treibende Rocknummern (“Best<br />
Friends”), Cot<strong>to</strong>npicker-Unplugged-<br />
S<strong>to</strong>ries (“Surrounding Blues”) und<br />
emotionale Balladen (5). Ob Rhein-<br />
Ruhr oder Mississippi-Missouri, alles<br />
ist bei diesem Power-Blues kontrastreich<br />
im Fluss.<br />
(Bob Media/Soulfood, 55:05) utw<br />
SPOCK’S BEARD<br />
THE X TOUR LIVE<br />
Im Downey Civic Centre nahe Los<br />
Angeles ließen die Prog-Rocker<br />
Spock’s Beard im September 2010 die<br />
Bandmaschine mitlaufen, als sie sich<br />
inspiriert und spielfreudig aus<strong>to</strong>bten.<br />
Damals war noch nicht absehbar, dass<br />
es der Abschied von Sänger/Drummer<br />
Nick D’Virgilio auf Tonträger werden<br />
würde, was der Doppel-CD zusätzliches<br />
Gewicht beschert. Silberling 1<br />
dokumentiert die Livedarbietung des<br />
damals aktuellen Albums X in voller<br />
Länge, wobei die Band sich relativ<br />
eng an die Studiovorlagen hielt (plus<br />
Solo-Ergänzungen). Auf Scheibe 2<br />
serviert die Band ältere Kreationen<br />
– beginnend mit einem durchaus fesselnden<br />
Drum-Duell von D’Virgilio<br />
und Bühnenverstärkung Jimmy Keegan.<br />
Wobei sich die Frage stellt, ob<br />
man das auch auf Platte braucht und<br />
es nicht im Konzertsaal reicht. Ihrem<br />
Ruf als einer der aktuell besten, weil<br />
einfallsreichsten und vielseitigsten<br />
Prog-Rockacts werden Spock’s Beard<br />
voll gerecht.<br />
(Mascot/Rough Trade,<br />
7/75:35, 6/42:32) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41
CD<br />
REVIEWS<br />
CHEAP TRICK<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Als Bindeglied zwischen<br />
den Beatles<br />
und Nirvana hat<br />
ein<br />
Kritikerkollege<br />
Cheap Trick mal<br />
beschrieben – klingt<br />
zwar auf den ersten<br />
Blick etwas weit hergeholt, trifft es mit<br />
dem Einbau von Status Quo als Brücke<br />
durchaus. Belegt wird dies durch die fünf<br />
hier im Schuber zusammenfassten Alben<br />
aus den Jahren zwischen 1978 und 1990 –<br />
eine Auswahl aus zwölf in dieser Zeit veröffentlichten<br />
Scheiben. Dass die zu den<br />
stärksten Werken zählenden IN COLOR<br />
(1977) und HEAVEN TONIGHT (1978)<br />
fehlen, ist eher ärgerlich. Die Mischung<br />
aus knackigem Rock und eingängigen,<br />
fast poppigen Nummern setzt sich im<br />
Ohr fest. Und die Serie – beginnend mit<br />
AT BUDOKAN (LIVE) (1978; 10/42:23),<br />
über DREAM POLICE (1979; 13/64:54)<br />
und ONE ON ONE (1982; 11/34:36) bis<br />
LAP OF LUXURY (1988; 10/42:23) und<br />
BUSTED (1990; 11/46:51) – liefert einen<br />
schönen Querschnitt des durchaus eigenwilligen<br />
Schaffens des Vierers, voller<br />
Highlights, aber auch mit Füllern auf fast<br />
jedem Album.<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>)<br />
pro<br />
BROACH<br />
MY DARKEST HOUR<br />
Alle, aber auch alle Klischees des Heavy<br />
Metal erfüllen Broach, die, nein, nicht<br />
aus Los Angeles, Seattle oder New York,<br />
sondern aus dem bayerischen Chiemgau<br />
stammen. Vom düsteren Cover-Artwork<br />
über die Genre-typischen Texte bis zur stilechten<br />
Umsetzung bietet MY DARKEST<br />
HOUR alles, was ein gutes Rockalbum<br />
ausmacht: harte Gitarrenriffs, einen starker<br />
Shouter, kraftvoll nach vorne preschende<br />
Rhythmusarbeit, gekrönt mit hymnisch<br />
packenden Refrains. Natürlich gibt es auch<br />
die obliga<strong>to</strong>rische Akustikballade zu hören,<br />
und mit Phil Collins’ “In The Air To night”<br />
versuchen sich die fünf Mittzwanziger<br />
auch an einer gewagten Cover-Version. Mit<br />
ihren Wurzeln in Punk und Post-Grunge<br />
liegen sie insgesamt aber genau richtig, so<br />
wird MY DARKEST HOUR zu einer überzeugenden<br />
Hard-Rock-Scheibe.<br />
(Rockport/Rough Trade, 11/40:58) us<br />
STEVE GIBBONS BAND<br />
THERE & NOW, VOLUME ONE<br />
Nach 40 Jahren bis auf ein paar Who-<br />
Tourneen Ende der 1970er noch fast ein<br />
Geheimtipp, doch gut gelaunt und ungebrochen:<br />
Steve Gibbons aus Birmingham spielt<br />
Chuck besser als Berry (“You Can’t Catch<br />
Me”), bringt Dylan mit mehr Melodie und<br />
verständlicher Diktion (“Swee<strong>the</strong>art Like<br />
You”). Gibbons schreibt vor allem Songs<br />
voller Lokalkolorit, leisem Humor und<br />
Weisheiten der Straße: Teil 1 seiner Werkschau<br />
durchläuft alle Besetzungen, bringt<br />
das Beste und die Titelsongs der Studio-<br />
Alben ANY ROAD UP, ROLLIN’ ON und<br />
DOWN IN THE BUNKER, darunter die<br />
köstliche Teenage-Soap “Mary Ain’t Going<br />
Home”. Man hört viel Unverzichtbares aus<br />
späteren Platten wie STAINED GLASS,<br />
dabei den Calypso-Carneval “Limbo No<br />
More”, Live-Höhepunkte à la “Tupelo Mississippi<br />
Flash” oder “Speed Kills”. Dazu<br />
kommen Raritäten wie der Rockabilly<br />
“Dick Leaps In” und das wundervoll kontemplative<br />
“Strange World”. Teil 2 wird die<br />
Vorgänger The Uglys und Gibbons’ Dylan<br />
Project berücksichtigen. Die Compilation<br />
des Jahres in gutem Sound.<br />
(Road Goes On Forever,<br />
22/78:514, 20/77:14) utw<br />
CHUCK PROPHET<br />
TEMPLE BEAUTIFUL<br />
…und wieder liefert<br />
Chuck Prophet, einst<br />
treibende Kraft bei<br />
Green On Red, ein<br />
ganz fabelhaft zeitloses<br />
Album ab. Er<br />
schüttelt sofort ins<br />
Ohr gehende Songs nur so aus dem Ärmel<br />
und bedient sich dabei eines farbenfrohen,<br />
aber nicht ausufernden Spektrums. Flottpoppig<br />
kommen “Play That Song Again”<br />
und “Castro Halloween” daher. Eher<br />
hardrockig, aber melodisch ebenso stark<br />
geraten “Temple Beautiful” (mit dem famosen<br />
Co-Vokalisten Roy Loney, einst bei<br />
den Flamin’ Groovies) und “White Night,<br />
Big City”. Schnittfesten Country-Rock<br />
gibt es bei “I Felt Like Jesus” und “Who<br />
Shot John”, während bei “Little Girl, Little<br />
Boy”der Bläser-R&B zu seinem Recht<br />
kommt und bei “Museum Of Broken Heart”<br />
und “Emperor Nor<strong>to</strong>n In The Last Year Of<br />
His Life (1880)” balladeske Töne für etwas<br />
ruhigere Momente sorgen. Ein solcher Stilmix<br />
erinnert partiell immer wieder an große<br />
Vorbilder und Inspirationen, mal an Alex<br />
Chil<strong>to</strong>n oder Tom Petty, mal an Nick Lowe<br />
oder Paul Westerberg. Aber dass es Chuck<br />
Prophet souverän gelingt, aus alledem eine<br />
Musik zu destillieren, die genügend entfernt<br />
von jedem Epigonentum mit einer<br />
höchst erfreulichen Eigenständigkeit aufwartet,<br />
das ist das eigentliche Kunststück,<br />
das nicht jedem gelingt ...<br />
(Yep Roc/Cargo, 12/42:46)<br />
hjg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ROBERT PLANT’S<br />
JUKEBOX<br />
Auch wenn man Robert Plant gedanklich<br />
wohl für alle Zeiten mit einer der größten<br />
Rockbands aller Zeiten verbinden wird –<br />
es gab (und gibt) für ihn schon immer ein<br />
musikalisches Leben vor, neben und nach<br />
Led Zeppelin. Die Einflüsse, die seine<br />
künstlerische Entwicklung prägten, gibt es<br />
nun auf ROBERT PLANT’S JUKEBOX<br />
zu hören. Blues von Sonny Boy Williamson,<br />
Leadbelly und Blind Willie Johnson,<br />
Folk von Bert Jansch, Pete Seeger und<br />
Tim Buckley, dazu Rock’n’Roll von Elvis<br />
Presley, Reggae von Bob Marley, Doo<br />
Wop von Phil Phillips oder Soul von James<br />
Brown. Wie in der Jukebox-Serie von<br />
Chrome Dreams üblich, werden all diese<br />
Titel im Extra-Booklet (in Englisch) detailliert<br />
vorgestellt und die Verbindung zu<br />
Robert Plant hergestellt. Unter dem Strich<br />
entsteht so ein facettenreiches Bild eines<br />
Musikers, dem es gelungen ist, über alle<br />
Karriere-Meilensteine hinweg seine breit<br />
aufgestellte Liebe zu Musik (nahezu) aller<br />
Art zu beweisen.<br />
(Chrome Dreams/inakustik, 26/79:37) us<br />
GAZPACHO<br />
MARCH OF GHOSTS<br />
Dass Prog-Rock auch ohne 20-minütige<br />
Longtracks klasse Musik sein kann, beweisen<br />
die Norweger Gazpacho mit ihrem<br />
neuen Album. MARCH OF GHOSTS ist<br />
dennoch so etwas wie ein Konzeptalbum,<br />
wenn es in zehn Episoden erzählt, welch<br />
skurrile Typen in einer Nacht die Wege<br />
des Erzählers kreuzen. Umgesetzt wurden<br />
diese kurzen Geschichten so eingängig und<br />
melodiös, dass man es zunächst kaum glauben<br />
kann, dass da eine Band am Werk ist,<br />
die sonst für vertrackte Rhythmuswechsel<br />
und für kompromissloses Herangehen an<br />
progressive Rockmusik steht. Streicher,<br />
Akkordeon, Posaunen und allerhand akustisches<br />
Instrumentarium sorgen für Folkatmosphäre,<br />
erzeugen mit dem einfühlsamen<br />
Gesang von Jan-Henrik Ohme eine<br />
Stimmung, die man so bei dieser Band bisher<br />
noch nicht erleben durfte. Definitiv eine<br />
positive Weiterentwicklung, ohne Frage ein<br />
starkes Album!<br />
(Kscope/edel, 10/48:13)<br />
us<br />
KARTHAGO<br />
LOVE IS A CAKE<br />
Nach dem Ende der<br />
Ur-Formation<br />
von<br />
Karthago<br />
versuchte<br />
sich Joey Albrecht<br />
Mitte der 70er zunächst<br />
mal alleine<br />
an neuen Songideen<br />
für ein Konzeptalbum zum Thema Liebe.<br />
T.M. Fabian sorgte für selbstkritisch ironische<br />
Texte, wie man mit Liebe im Allgemeinen<br />
und speziell mit den vielen Frauen,<br />
die man als Rockmusiker zwangsläufig<br />
kennen lernt, umgeht. Musikalisch folgte<br />
Joey Albrecht damals vor allem Stevie<br />
Wonder, dessen Album SONGS IN THE<br />
KEY OF LIFE ihn nachhaltig beeindruckt<br />
hatte. Für die Aufnahmen (in Conny Planks<br />
Neunkirchener Studio) fand er in Santiago-<br />
Musiker Chico de los Reyes am Piano und<br />
Tour-Schlagzeuger Ringo Funk zwei ideale<br />
Mitstreiter. Nach erfolgversprechendem<br />
Start der Promo-Tour schien es das Album<br />
sogar zu einer US-Veröffentlichung (inkl.<br />
Tour) zu schaffen, doch nach (den leider<br />
üblichen) Schwierigkeiten mit Promotern,<br />
Management und Plattenfirma endete dieser<br />
Karriereabschnitt im Chaos, versickerte das<br />
Album im Nirgendwo. Umso interessanter<br />
ist es, LOVE IS A CAKE heute mit diesem<br />
Hintergrundwissen zu hören, und man darf<br />
sich zu Recht fragen, wo es ohne diese unglücklichen<br />
Fügungen gelandet wäre.<br />
(MiG/Intergroove, 11/42:37) us<br />
GREGG ROLIE<br />
GRINGO<br />
Der singende Keyboarder Gregg Rolie war<br />
Gründungsmitglied von Santana (1966)<br />
und Journey (1973). Als das Mitglied der<br />
Rock’n’Roll Hall Of Fame sich in den 80er<br />
Jahren an seinen ersten Solowerken versuchte,<br />
orientierte er sich in Richtung AOR,<br />
so auch 1987 auf seinem zweiten Album,<br />
das seinen Spitznamen aus Santana-Zeiten<br />
als Titel trug. Wer die früheren Neuauflagen<br />
durch Wounded Bird und Point (als<br />
HANDS OF TIME) verpasst hat und eingängigen,<br />
aber durchaus gehaltvollen und<br />
keineswegs kantenlosen US-Mainstream-<br />
Rock<br />
Rock schätzt, sollte jetzt zugreifen, nicht<br />
zuletzt, weil Carlos Santana und Neal<br />
Schon beeindruckende Soli beisteuerten<br />
und erstklassige Studiocracks Rolie unterstützten.<br />
Denn Rolie in<strong>to</strong>nierte damals<br />
überzeugende Songs, und die neuen Liner-<br />
Notes liefern reichlich Informationen.<br />
(AOR Heaven/Soulfood, 9/41:33) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
HULTSFREED HAYRIDE – 10<br />
YEARS OF WILD SAVAGE<br />
ROCK’N’ROLL<br />
Dieses Jahr feiert<br />
Schwedens<br />
kultigstes<br />
Rockabilly-<br />
Festival sein zehnjähriges<br />
Jubiläum.<br />
Das deutsche Label<br />
Bear Family (einer<br />
der Sponsoren des Festivals) nutzt diesen<br />
runden Geburtstag nun dazu, 21 der heißesten<br />
Rockabilly-Bands, die im Laufe der<br />
Jahre bei diesem Treffen auf der Bühne zu<br />
sehen waren, mit einem klasse Sampler vorzustellen.<br />
Hauptsächlich aus Schweden, aber<br />
auch aus Großbritannien, Holland oder den<br />
USA stammen die wilden Rock’n’Roller, die<br />
Botschafter Deutschlands sind Spo-Dee-O-<br />
Dee mit “Hey Little Baby Doll”. Bear-Family-typisch<br />
ist nicht nur die liebevolle und<br />
hochwertige Verpackung der CD sondern<br />
auch das dicke Booklet. Neben den Bandund<br />
Songinfos gibt Festival-Promoter Nisse<br />
Johansson einen kurzen Überblick über das<br />
Hultsfreed Hayride, das in diesem Jahr übrigens<br />
am 29. und 30. Juni stattfindet.<br />
(Bear Family, 21/55:48)<br />
us<br />
BULLFROG<br />
SECOND WIND<br />
Bullfrog waren ab Mitte der 70er Jahre eine<br />
der wenigen deutschen Bands, die auch im<br />
Ausland auf positive Resonanzen stießen.<br />
Einer der Gründe: Mit Gerd Hoch (Suizid<br />
1995) hatte die Gruppe einen Sänger mit<br />
rau-markantem Organ, das hohen Wiedererkennungswert<br />
besaß. Dazu spielte sie<br />
eingängigen Hard Rock, der dank der US-<br />
Einflüsse sehr melodisch ausfiel (Sebastian<br />
Leitners Gitarre und Harald Kalteneckers<br />
Keyboards), zugleich reichlich Druck besaß,<br />
andererseits sehr abwechslungsreich<br />
angelegt war, sich nicht nur auf gängige<br />
Genre-Klischees stützte. Man höre sich auf<br />
SECOND WIND von 1980 nur mal “Step<br />
On The Gas” oder “Be Yourself” an! Als<br />
Bonus bietet die Neuauflage fünf Demos<br />
für eine geplante vierte LP, entstanden im<br />
Übungsraum als Gedankenstütze. Im Nachhinein<br />
schade, dass sie nie realisiert wurde,<br />
da sich die Band 1982 auflöste.<br />
(Sireena/Broken Silence, 14/57:44) pro<br />
VIOLETTE SOUNDS<br />
FEELIN’ INSIDE<br />
Über die letzten zwei Jahre hinweg hat der<br />
Schlagzeuger Karl Henneberg zusammen<br />
mit Uwe Böttcher (b, violine), Matthias Vogel<br />
(g), Gero Körner (keys) und Hilde Akkam<br />
(voc) an den Stücken für dieses Album<br />
getüftelt. Das Ergebnis dieser Arbeit ist<br />
nicht ganz einfach einzuordnen – und genau<br />
darin liegt letztendlich auch die Stärke dieser<br />
CD. Auf FEELIN’ INSIDE vermengen<br />
Violette Sounds ganz unterschiedliche Stilrichtungen<br />
miteinander: Melodiöser Pop,<br />
Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
Trance-artige Soundflächen oder die betörenden<br />
Klänge einer Violine wechseln sich<br />
ab mit progressivem Rock, der, was Aufbau<br />
und Entwicklung betrifft, tief in den 70er<br />
Jahren beheimatet ist. Gerade diese Stimmungswechsel<br />
sind es, die diesem Werk<br />
zu erfrischender Abwechslung verhelfen,<br />
die es einem erlaubt, die unterschiedlichen<br />
Songs bei jedem neuen Hördurchgang aus<br />
einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen.<br />
(www.violettesounds.de, 18/57:06) tk<br />
THE MOVE<br />
LIVE AT THE FILLMORE 1969<br />
In der Mark-III-<br />
Besetzung, also mit<br />
Carl Wayne, Roy<br />
Wood, Bev Bevan<br />
und Neuzugang Rick<br />
Price, brachen The<br />
Move 1969 vom beschaulichen<br />
h Birmingham i auf zu einer (insgesamt<br />
enttäuschenden) Amerika-Tour, bei<br />
der sie auch im legendären Fillmore West<br />
in San Francisco Halt machten. Dass dieses<br />
Konzert jetzt veröffentlicht wird, ist durchaus<br />
überraschend, ging man doch bisher<br />
davon aus, dass es aus dieser Zeit kein (offizielles)<br />
Livematerial von The Move gäbe.<br />
Überraschend auch, was man da zu hören<br />
bekommt, denn Rockmusik mit stark psychedelischem<br />
Einschlag (inklusive Schlagzeugsolo,<br />
indisch angehauchter Gitarren-<br />
Exkursionen oder einer zehnminütigen<br />
Version von “I Can Hear The Grass Grow”)<br />
ist alles andere als das, was man sonst so<br />
von den Briten gewohnt war und später mit<br />
Hits wie “Blackberry Way” geboten bekam.<br />
Auch die Cover-Versionen sind alles andere<br />
als alltäglich, neben Tom Pax<strong>to</strong>ns “Last<br />
Thing On My Mind” gibt es mit “Open My<br />
Eyes” und “Under The Ice” zwei Songs der<br />
US-Underground-Band Nazz zu hören. So<br />
ist LIVE AT THE FILMORE 1969 nicht<br />
nur ein rares Dokument aus der Karriere<br />
von The Move, sondern beweist auch, dass<br />
sie zu dieser Zeit und in dieser Besetzung –<br />
zumindest auf der Bühne – eine der besten<br />
britischen Bands waren.<br />
(Right Records/H’Art, 5/39:16,<br />
9/75:59) us<br />
THE PLIMSOULS<br />
BEACH TOWN CONFIDENTIAL:<br />
LIVE 1983<br />
Das zweite Live-<br />
Album der lebhaften<br />
Garagen-Rocker<br />
folgte auf LIVE<br />
BEG, BORROW &<br />
STEAL von 1981.<br />
Nach dem Whiskeya-Go-Go<br />
G trat t man nun im Golden Bear<br />
des kalifornischen Hunting<strong>to</strong>n Beach auf.<br />
Nichts gegen Mitgröl-freundliche Eigengewächse<br />
wie “Zero Hour” oder “Shaky<br />
City”, aber am wirkungsvollsten kommen<br />
die geschmackvoll ausgesuchten Adaptionen<br />
rüber, allen voran “Making Time”<br />
von den britischen Brüdern im Geiste,<br />
The Creation. Eingängig gebraten, gelingt<br />
ihnen auch “The Price Of Love”<br />
von den Everly Bro<strong>the</strong>rs, deren einmalige<br />
Vokalarbeit hier von The Williams<br />
Bro<strong>the</strong>rs nachgeahmt wird. Mit “Jumpin’<br />
In The Night” von den Flamin’ Groovies<br />
befinden sich “Die Turnschuhe” um Peter<br />
Case in hörbar passender Gesellschaft.<br />
Ohrwurmverdächtig auch über Wochen<br />
hinweg braust die Moby-Grape-Veredelung<br />
“Fall On You” voller Inbrunst und<br />
Adrenalin. Leider ist in der sechsseitigen<br />
Klapppappe kein Platz für Komponisten-<br />
Credits.<br />
(Alive Naturalsound/Cargo, 17/51:54) utw<br />
MOTORPSYCHO<br />
THE DEATH DEFYING UNICORN<br />
All diejenigen, die<br />
meinen, das Konzept<br />
„Rockband<br />
trifft<br />
Orches ter”<br />
habe sich längst<br />
überholt,<br />
sollten<br />
einmal<br />
Mo<strong>to</strong>rpsychos<br />
jüngstes – vorweg: gewaltiges<br />
und großartiges – Werk THE DEATH<br />
DEFYING UNICORN anhören. Das von<br />
dem norwegischen Trio zusammen mit<br />
dem Keyboarder Ståle S<strong>to</strong>rløkken sowie<br />
einem Streicher- und einem Bläserensemble<br />
eingespielte Doppelalbum steht ganz in<br />
der Tradition von sinfonischen Prog-Rock-<br />
Suiten wie Deep Purples “April” oder Pink<br />
Floyds “A<strong>to</strong>m Heart Mo<strong>the</strong>r”, lässt diese<br />
70er-Jahre-Erzeugnisse aber zugleich weit<br />
hinter sich. Die Gitarrenarbeit der Alternative-Rocker<br />
ist ungleich härter, und die<br />
größtenteils von S<strong>to</strong>rløkken komponierten<br />
Orchesterpassagen brechen die Songs des<br />
Konzeptalbums, das Motive der Odyssee<br />
Rock<br />
aufgreift, regelrecht auf; sie sind weniger<br />
von einem barocken Eklektizismus als vielmehr<br />
von einer jazzigen bis zappaesken<br />
Experimentierfreude durchwirkt – statt Jon<br />
Lord eher John Zorn. Große Grunge-Jazz-<br />
Avantgarde-Rockoper!<br />
(Stickman/Soulfood, 6/41:23, 7/42:30) frs<br />
SOFT HILLS<br />
THE BIRD IS COMING DOWN<br />
TO EARTH<br />
Das<br />
Debütalbum<br />
eines Quartetts aus<br />
Seattle, das derart<br />
abgeklärt klingt, dass<br />
man eigentlich kaum<br />
an einen Erstling<br />
glauben mag. Garrett<br />
Hobba, Brittan Bitt Drake, Randall Skrasek<br />
und Brett Massa stellen sich als sanftmütige,<br />
verträumte Zeitgenossen vor, die aber<br />
– wenn der Song es verlangt – auch herzhafter<br />
zupacken können. Das ist hier exakt<br />
dreimal der Fall: “River Boat” überzeugt<br />
durch überaus durchdachte Arrangementideen;<br />
“Tidal Waves” kommt druckvoll rockig<br />
und weist Coldplay-Einflüsse aus; und<br />
“Chosen One” ist schlicht Pop-Rock in Perfektion.<br />
Die übrigen sieben Tracks bieten,<br />
worauf der Name der Band schon hindeutet:<br />
sanfte Gitarren- und Tastentöne zwischen<br />
Wohlfühl-Folk-Rock und Ambient-<br />
Stimmungen, die von lieblichen Hügeln im<br />
Sonnenschein und gemütlich rauschenden<br />
herbstlichen Wäldern tagträumen lassen.<br />
Dazu passt der herrlich mehrstimmige, sehr<br />
harmonische und dezent verhallte Gesang.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43
CD<br />
REVIEWS<br />
Die vom umsichtigen Produzenten Matt<br />
Brown (u.a. Lucinda Williams) in Szene<br />
gesetzte Musik der Soft Hills schwebt<br />
förmlich dahin. Sie ist lyrisch, filigran,<br />
feingeschliffen, schaumig und wattiert,<br />
mitunter auch etwas verschroben, aber kein<br />
akustisches Opiat. Und noch etwas ist sie<br />
garantiert nicht: langweilig.<br />
(Tapete/Indigo, 10/38:44)<br />
hjg<br />
PINK FLOYD<br />
THE WALL – IMMERSION BOX<br />
Egal, welche Meinung man zur künstlerischen<br />
Entwicklung von Pink Floyd<br />
hat, ob man THE DARK SIDE OF THE<br />
MOON, WISH YOU WERE HERE oder<br />
vielleicht sogar das Syd-Barrett-Frühwerk<br />
THE PIPER AT THE GATES OF DAWN<br />
für die Krone der Floyd-Schöpfung hält<br />
– in Sachen Gigantismus werden alle von<br />
THE WALL in den Schatten gestellt. Ja,<br />
man darf sogar so weit gehen zu behaupten,<br />
dass beim kommerziellen Erfolg dieses<br />
Gesamtkunstwerkes Fak<strong>to</strong>ren im Spiel<br />
waren, die den musikalischen Gehalt weit<br />
übertrafen. Was im Umkehrschluss natürlich<br />
nicht heißt, dass die (vornehmlich von<br />
Roger Waters komponierte) Musik schwach<br />
wäre, oder dass die clever und stimmig aufgebaute<br />
Geschichte dieses Konzeptalbums<br />
nicht fesseln würde. Nein, so ist es natürlich<br />
nicht, aber unter dem Strich, über die komplette<br />
Länge der Doppel-LP, wird schlicht<br />
und einfach zu selten auf allerhöchstem<br />
Niveau musiziert. Dennoch ist und bleibt<br />
THE WALL in seiner Gesam<strong>the</strong>it natürlich<br />
ein herausragendes Werk, sieht man<br />
(einfach mal wieder den Selbstversuch<br />
wagen!) beim Hören des Albums immer<br />
wieder das unvergleichliche Artwork der<br />
Original-LP vor Augen, kommen einem<br />
unwillkürlich die gigantischen Bilder der<br />
unterschiedlichen Live-Inszenierungen in<br />
den Sinn. Mehr als genug Hörmaterial liefert<br />
das aktuell erschienene THE WALL<br />
IMMERSION BOXSET. Die CDs Nr. 1<br />
und 2 liefern das von James Guthrie frisch<br />
remasterte Originalalbum, Tonträger Nr. 3<br />
und 4 präsentieren dann THE WALL in der<br />
Liveversion, wie es das Publikum in den<br />
Jahren 1980/81 zu hören bekam. An THE<br />
WALL-Fetischisten richten sich dann die<br />
CDs Nr. 5 und 6. Darauf gibt es zunächst<br />
einmal eine knappe Viertelstunde lang Ausschnitte<br />
aus den Originaldemos von Roger<br />
Waters zu hören, wie er sie im Sommer<br />
1978 seinen Kollegen David Gilmour, Nick<br />
Mason und Rick Wright vorstellte. Gemeinsam<br />
wurden diese Skizzen dann über<br />
die nächsten zwei Jahre weiterentwickelt,<br />
wurden die Songs, je nachdem wann sie<br />
wo auf dem Album auftauchen sollten, umarrangiert,<br />
zusammengefasst oder bis zur<br />
nächsten Session zurückgestellt. Mit dabei<br />
auch David Gilmours Demos, aus denen<br />
dann die Songs “Comfortably Numb” und<br />
“Run Like Hell” entstanden. Keine leichte<br />
Aufgabe, diesem kreativen Prozess über die<br />
Länge von zwei CDs zu folgen, doch ideal<br />
für alle Musikfreunde, die sich nicht nur für<br />
das fertige Endprodukt interessieren. Die<br />
DVD liefert bewegte Bilder aus dem Jahr<br />
1980, das THE WALL-Promovideo sowie<br />
eine ausführliche Hintergrund-Dokumentation<br />
über die Entstehung des Albums. Das<br />
IMMERSION BOXSET enthält dazu noch<br />
zahlreiches Fanmaterial wie ein S<strong>to</strong>rm-<br />
Thorgerson-Booklet im LP-Format, unterschiedliche<br />
Kunstdrucke, ein riesiges Poster<br />
mit allen Texten, Nachdrucke von Tour-Tickets<br />
und einem Backstage-Pass sowie drei<br />
Murmeln im Backstein-Look.<br />
(EMI, 6 CDs & DVD)<br />
us<br />
BRUCE SPRINGSTEEN<br />
WRECKING BALL<br />
Wer Springsteens<br />
Seeger-Sessions liebt<br />
oder seinen Gastauftritt<br />
beim letzten Album<br />
der Dropkick Murphys,<br />
der wird mit WRE-<br />
CKING BALL voll<br />
auf seine Kosten kommen. Kein Heartland-<br />
Rock’n’Roll, (bis auf den letzten Song) kein<br />
Clarence-Clemons-Saxofon, keine E-Street<br />
Band. Dafür Fiddle, Marching Drums und<br />
irische Bagpipes, dafür der Vic<strong>to</strong>rian Gospel<br />
Choir, ein Spielmannszug mit Pauken und<br />
Flöten, und das alles mit Texten, wie man sie<br />
seit THE GHOST OF TOM JOAD nicht mehr<br />
so bitter und anklagend gehört hat. Schon der<br />
Opener “We Take Care Of Our Own” ist ein<br />
wütender Abgesang, der es einem schwer<br />
macht zu entscheiden, ob da Hoffnung oder<br />
verzweifelte Depression aus den Worten des<br />
Erzählers spricht. “Jack Of All Trades” ist<br />
eine klasse, Springsteen-typische Ballade, bei<br />
der er trotz aller Ungemach zu Zuversicht anstiftet<br />
– wenngleich getragen von den Bläsern<br />
einer Friedhofskapelle. Und wenn dann im<br />
letzten Song des Albums, dem programmatischen<br />
“We Are Alive”, das letzte Saxofonsolo<br />
von Clarence Clemons zu hören ist, darf<br />
sich auch der E-Street-Fan eine Träne aus dem<br />
Augenwinkel wischen.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 11/51:52) us<br />
ORANGE PEEL<br />
ORANGE PEEL<br />
Die erste Band des späteren Passport- und Atlantis-Drummers<br />
Curt Cress, der damals erst<br />
17 war, spielte im Vorprogramm von Deep<br />
Purple – Ähnlichkeiten zu deren Mark-I-Besetzung<br />
mit Rod Evans waren durchaus vorhanden,<br />
wie das einzige Album der Hanauer<br />
unter Beweis stellt. Gitarrist Harald Heinz<br />
„Leslie” Link und Organist Ralph Wil<strong>the</strong>iß<br />
prägten progressiven Blues-Rock, mal knackig<br />
wie in “Faces That I Used To Know”,<br />
mal ausschweifend wie bei der einzigen<br />
Fremdnummer “Tobacco Road”, indem Sänger<br />
H. Peter Bischof die Rhythmustruppe aus<br />
Cress und Bassist Heini Mohn prägnant perkussiv<br />
stützt. Bei zwei Tracks musste Bischof<br />
von Michael Winzkowski ersetzt werden,<br />
nicht jedoch beim epischen 18-Minüter “You<br />
Can’t Change Them All”. Die LP besticht<br />
auch durch das unvergessliche Psychedelic-<br />
Cover der ebenfalls in Hanau ansässigen Malerlegende<br />
Helmut Wenske.<br />
(Malesch Records/Long Hair <strong>Music</strong>,<br />
7 Tracks) utw<br />
SIMPLE MINDS<br />
X5<br />
Dass die Simple<br />
Minds schon vor ihren<br />
Hits wie “Don’t<br />
You (Forget About<br />
Me)”, “Alive And<br />
Kicking” oder “Belfast<br />
Child” zu den<br />
einflussreichsten i ht Post-Punk-Bands Großbritanniens<br />
gehörten, ist heutzutage beinahe<br />
vergessen. Dagegen stemmt sich jetzt<br />
diese schmucke Box namens X5, die auf<br />
sechs CDs die ersten fünf Simple-Minds-<br />
Alben zum Inhalt hat. Mit – in chronologischer<br />
Reihenfolge – LIFE IN A DAY,<br />
REAL TO REAL CACOPHONY, EMPI-<br />
RES AND DANCE, SONS AND FASCI-<br />
NATION/SISTER FEELINGS CALL und<br />
NEW GOLD DREAM (81–82–83–84)<br />
verfolgt man den Werdegang der Schotten<br />
von 1979 bis 1982. Stark Punk-beeinflusst<br />
legten sie los, versuchten sich dann aber<br />
ohne großen Erfolg an experimentellen<br />
Tönen, bevor sie Anfang der 80er mit<br />
rauem New Wave in Kanada und Australien<br />
erste internationale Erfolge verbuchen<br />
konnten. Als sie dann noch die spröde<br />
Rauheit ihrer Songs gegen hymnische Euphorie<br />
eintauschten, klappte es auch in Europa<br />
mit den Chart-Platzierungen, wurden<br />
sie zur einer wichtigen Inspirationsquelle<br />
für zahlreiche junge Bands wie Depeche<br />
Mode, Human League oder Spandau Ballet.<br />
Klasse Service: Jeder CD wurden noch<br />
Bonus-Tracks hinzugefügt, alle B-Seiten<br />
und Maxi-Versionen sowie die eine oder<br />
andere Live-Aufnahme.<br />
(Virgin/EMI, 5 CDs)<br />
tk<br />
EVERLAST<br />
SONGS OF THE UNGRATED<br />
LIVING<br />
Mit WHITEY FORD SINGS THE BLUES<br />
schlug Erik Francis Schrody, seit seiner<br />
Zeit bei House Of Pain besser als Everlast<br />
bekannt, Ende der 90er Jahre wie ein brennender<br />
Komet in die Welt der Rockmusik<br />
ein. Rap mit Country, Folk und Blues zu<br />
verbinden war damals eine ultraheiße Geschichte,<br />
“Put Your Lights On”, die mit<br />
einem Grammy ausgezeichnete, alles andere<br />
als alltägliche Kollaboration mit Santana,<br />
tat ihr Übriges dazu. Nach weltweiten Hits<br />
wie “What It’s Like” und “Ends” wurde es<br />
die letzten Jahre merklich ruhiger um ihn.<br />
Ende Februar erschien nun mit SONGS<br />
OF THE UNGRATED LIVING ein neues<br />
Lebenszeichen des New Yorker Musikers,<br />
ein Album, auf dem er einerseits bewährtes<br />
musikalisches Terrain beackert, andererseits<br />
aber in seinen Texten beweist, dass er sehr<br />
wohl weiß, in welch turbulenten Zeiten seine<br />
Hörerschaft heutzutage lebt.<br />
(Long Branch Records/SPV, 18/60:46) us<br />
ICE BLUE ORCHESTRA<br />
BETWEEN DESTINATIONS<br />
Auf seinem zweiten Longplayer fusioniert<br />
das Trio bestehend aus Reiner Winters<br />
(keys), H.H. Babe (b, Glockenspiel)<br />
und Holger Röder (dr, perc), Progressives<br />
im Stil der Siebziger mit modernen Klängen,<br />
wobei trotz aller Komplexität auf einen<br />
leichten Zugang geachtet wird. Grooviger<br />
Pop-Progressive mit einem leichten<br />
Hauch Saga (“Summer Overture”), eine<br />
Rock<br />
Nummer, die mit elektronischen Loops<br />
aufgemotzt wird (“Des Kaisers schicke<br />
Kleidung”), und besonders das sechsteilige<br />
“Between Destinations”, eine hochinteressante<br />
Komposition, die den Hörer<br />
auf eine musikalische Entdeckungsreise<br />
mitnimmt, belegen das außerordentliche<br />
Niveau musikalischen Könnens. Ein<br />
gelungenes Album, das für einen neuen<br />
progressiven Sound steht. Allerdings<br />
hätten auch einige Gitarreneinsätze nicht<br />
geschadet.<br />
(Larks Tongues Media/Ohrwaschl<br />
Records, 13/62:29)<br />
at<br />
STEVE THORNE<br />
CRIMES & REASONS<br />
Gewohnt<br />
hochklassig<br />
erzählt<br />
Steve Thorne auf<br />
CRIMES & REA-<br />
SONS seine intelligenten<br />
Kurzgeschichten.<br />
Pro Song<br />
zeigt das Booklet eine Fo<strong>to</strong>grafie, die<br />
einem zunächst nur wenig sagt. Doch hört<br />
man dann die Musik dazu, folgt man beim<br />
Hören den abgedruckten Worten, dann<br />
erkennt man die gelungene Verbindung<br />
von Bild, Text und Musik. Diese ist zwar<br />
immer noch progressive Rockmusik, doch<br />
hat Thorne die typischen Prog-Fak<strong>to</strong>ren<br />
im Vergleich zu seinen vorigen Alben gehörig<br />
reduziert. Wunderschön melodisch,<br />
ohne pa<strong>the</strong>tisch zu sein, gefühlvoll, ohne<br />
einzulullen, eingängig, ohne belanglos<br />
zu wirken – Steve Thorne balanciert auf<br />
einem schmalen Grat. Doch wie er da<br />
balanciert, das ist so gekonnt, dass man<br />
ihm dazu nur gratulieren kann, genauso<br />
wie zur Auswahl seiner Studio-Crew,<br />
bestehend aus Tony Levin (b), Martin<br />
Orford (fl), Gary Chandler (g) und Nick<br />
D’Virgilio (dr). Starkes Album!<br />
(GEP/SPV, 10/54:16)<br />
us<br />
LADYSMITH BLACK<br />
MAMBAZO<br />
AND FRIENDS<br />
Dass diese südafrikanischen Chorknaben<br />
der Sonderklasse auf ewig in einem<br />
Atemzug mit Paul Simons GRACELAND<br />
genannt werden, ist eher Segen als Fluch:<br />
Immerhin positionierte der kleine New<br />
Yorker den Namen und die Alben dieser<br />
Band dauerhaft auf der Weltkarte. „Collaborations<br />
With Some Of The World’s<br />
Finest Artists” ist der Untertitel dieses<br />
Doppels, und illustrer könnte die All-Star-<br />
Riege kaum sein. „Diamonds Are The<br />
Soles Of Her Shoes” wird neben Simon<br />
auch mit Melissa Ethridge & Joe McBride<br />
ausgeführt, “People Get Ready” berührt<br />
dank der unvergessenen Phoebe Snow.<br />
Zu den vielen Highlights zwischen Afrika<br />
und Weltmusik zählen “Dlondlobala<br />
Njalo” im Soul-Drummers-Mix, “Jabulani<br />
(Rejoice)” unter Mitwirkung des English<br />
Chamber Orchestra und ein ehrfürchtiges<br />
“Amazing Grace/Nearer My God To Thee”<br />
mit Emmylou Harris. Auch an “Chain<br />
Gang” samt Lou Rawls kommt niemand<br />
vorbei – bei aller Prominenz bleiben die<br />
goldenen Kehlen um Joseph Shabalala<br />
aber die wahren Hauptdarsteller.<br />
(Gallo Records/inakustik, 15/ 60:42,<br />
15/72:20) utw<br />
Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
M.T. WIZZARD<br />
AB=SURD<br />
Seit 1969 gibt es die Band M.T. Wizzard<br />
schon, sie spielt nach eigenen Worten<br />
„ohne Anpassung an gängige Trends und<br />
vorübergehende Modeerscheinungen eigenständige<br />
und vielseitige Elektro-Musik”.<br />
Auf Deutsch gesagt: Krautrock. Edgar<br />
Türk (voc, g, b,) und André Peiter (dr,<br />
perc) bilden aktuell die Stammbesetzung,<br />
für AB=SURD wurden sie von Freunden<br />
und Kollegen an Flöte, Keyboards, Didgeridoo<br />
und Saxofon unterstützt. Dass sie<br />
ihre Kunst nicht nur im sterilen Studio beherrschen,<br />
beweisen sechs der zehn Titel<br />
dieser CD, die live in Clubs oder bei Festivals<br />
mitgeschnitten wurden. Wenn der<br />
Begriff zeitlose Musik auch oft in inflationärer<br />
Weise gebraucht wird, so ist er hier<br />
so passend wie selten, denn das was M.T.<br />
Wizzard hier vorlegen, ist tatsächlich weit<br />
weit außerhalb jedes Zeitrasters.<br />
(www.fuenfundvierzig.com, 10/66:27) us<br />
JERRY LEE LEWIS<br />
DEFINITIVE RETROSPECTIVE –<br />
A WHOLE LOTTA ...<br />
In einem hochformatigen,<br />
doppelt aufklappbaren<br />
Digipak<br />
sind diese vier CDs<br />
sowie ein dickes<br />
Booklet verpackt, die<br />
sich der (bisherigen)<br />
Karriere von Jerry<br />
Lee Lewis widmen.<br />
Über fünf f Stunden Musik gibt es darauf<br />
zu hören, mehr als 100 Titel aus einer<br />
immer noch andauernden Karriere, mit<br />
MEAN OLD MAN ist die letzte reguläre<br />
Albumveröffentlichung ja gerade mal zwei<br />
Jahre her. Aus den 50er Jahren, aus den<br />
legendären Sun-Studios in Memphis stammen<br />
die ersten Aufnahmen des „Killers”,<br />
wie man ihn nicht wegen seines harschen<br />
und brachialen Rock’n’Roll-Stiles, sondern<br />
wegen einer seiner Angewohnheiten<br />
nannte. Vergaß er als junger Bursche den<br />
Namen eines Kumpels, nannte er ihn nicht<br />
“Buddy” oder “Dude” sondern “Killer” –<br />
so gelangte er zu diesem Spitznamen. Ersten<br />
Erfolgen (“Great Balls Of Fire”) und<br />
Kollaborationen mit Cracks wie Johnny<br />
Cash, Carl Perkins und Elvis Presley (The<br />
Million Dollar Quartet) folgte nach dem<br />
Bekanntwerden der Heirat mit seiner erst<br />
13-jährigen Cousine ein jäher Karriere-<br />
Absturz. Doch langsam, und vor allem<br />
mit Countrymusik, arbeitete Jerry Lee Lewis<br />
sich wieder nach oben, <strong>to</strong>urte wieder<br />
mit Kollegen wie Chuck Berry und Little<br />
Richard, war 1985 Mitglied des Elvis-Tributes<br />
Class Of ‘55 zusammen mit Johnny<br />
Cash, Carl Perkins und Roy Orbison. Alles<br />
bestens, und nicht nur mit den allseits bekannten<br />
Songs dokumentiert, das 72-seitige<br />
Hochformat-Booklet liefert massenhaft<br />
S<strong>to</strong>rys, Fo<strong>to</strong>s und Songinfos, so ist<br />
auch der Titel DEFINITIVE RETRO-<br />
SPECTIVE keinesfalls zu hoch gegriffen.<br />
(Union Square <strong>Music</strong>/Soulfood, 4 CDs) us<br />
GARY BOYLE<br />
THE DANCER + ELECTRIC<br />
GLIDE<br />
Schon bei Brian Auger (etwas unterdrückt)<br />
und danach bei Iso<strong>to</strong>pe deutete sich die<br />
Rock<br />
Klasse des inzwischen 70-jährigen gebürtigen<br />
Inders an. Mit diesen ersten beiden<br />
Solo-LPs von 1977/78 – damals auf Gull<br />
– stieg der Gitarrist endgültig in die erste<br />
Liga auf. Wahrhaft meisterlich, was Boyle<br />
präsentiert: verzahnten, aber sich stets frei<br />
entfaltenden Jazz-Rock, mal als gepfefferten<br />
S<strong>to</strong>p-and-go-Funk-Mix, dann wieder<br />
still und filigran; ein Ohrenschmaus sind<br />
seine Exkursionen auf der Akustischen,<br />
u.a. nur im Duett mit Kenny Shaw (“Morning<br />
Fa<strong>the</strong>r Joy”, “Brat No. 2”). An der<br />
Seite des Virtuosen stehen u.a. Hochkaräter<br />
wie Gary Moore (g), die rhythmische<br />
Schwerarbeit verrichtenden Drummer<br />
Simon Phillips und Jeff Seopardie, Phil<br />
Chen (b; Ex-Jeff Beck) und an den Tasten<br />
Rod Argent. Für Instrumentalfans sind<br />
dies zwei unbedingte Leckerbissen in sehr<br />
gutem Klang.<br />
(Esoteric/Rough Trade,<br />
37:38 + 36:25) bm<br />
JENNY BONEJA & THE<br />
BALL ROOMSHAKERS<br />
WE‘VE GOT A FEELING<br />
Jenny Boneja und<br />
ihre<br />
Ballroomshakers<br />
nehmen mit auf<br />
eine<br />
musikalische<br />
Zeitreise in die Prä-<br />
Rock’n’Roll-Ära<br />
der 40er und 50er<br />
Jh Jahre, wobei bisie auch den R&R-Schwung<br />
aufgreifen: Sie swingen in bewundernswert<br />
befeuerter, lockerer und zugleich<br />
engagierter Art und Weise und erwecken<br />
R&B-Songs von Ruth Brown, Etta James,<br />
Jimmy McCracklin, Willie Dixon und vielen<br />
anderen derer Zeitgenossen zu neuem<br />
Leben. Live dürften ihre Versionen geradezu<br />
auf die Tanzfläche zwingen, und<br />
via CD verbreiten sie einfach gute Laune.<br />
Erstklassige Musiker mit viel Gefühl<br />
und handwerklichem Können treiben<br />
ihre kraftvoll wie einfühlsam agierende<br />
Sängerin zu immer wieder neuen Höchstleistungen.<br />
So vergnüglich die Platte ist<br />
– diese fünf Herrschaften muss man im<br />
Konzert erleben, wenn sie einen Saal richtig<br />
zum Kochen bringen!<br />
(7Us/New <strong>Music</strong>,16/47:09)<br />
pro<br />
JOY DIVISION<br />
+ – SINGLES 1978–80<br />
Erstklassige Fan-Ware: Auf zehn Maxi-<br />
Single-CDs sind jetzt in einer dicken<br />
Papp-Box die Non-Album-Veröffentlichungen<br />
von Joy Division der Jahre 1978<br />
bis 1980 zusammengestellt. Im Original<br />
erschienen diese Stücke auf unterschiedlichen<br />
Labels und in den unterschiedlichsten<br />
Formaten: 12”- und 7”-Vinyl,<br />
33 und 45 rpm. Zehn dieser Songs gab<br />
es bereits 1988 auf der LP SUBSTANCE,<br />
sieben weitere wurden dann der gleichnamigen<br />
CD-Veröffentlichung hinzugefügt.<br />
Das Statement dieser 10-CD-Box,<br />
dieses verschenkten Speicherplatzes, ist<br />
klar: Diese Songs sind keine Extrakte aus<br />
einem Album, diese Songs sind singuläre<br />
Ereignisse. Stehen für sich alleine, wollen<br />
so und nicht anders wahrgenommen<br />
werden, sind Zeugen aus einer noch gar<br />
nicht so weit entfernten Zeit – die einem<br />
dennoch schon ewig lange her erscheint.<br />
(Rhino/Warner, 10 CDs)<br />
us<br />
WWW.MIG-MUSIC.DE - WWW.MIG-MUSIC-SHOP.COM<br />
JOE JACKSON<br />
Ab 30. März überall im Handel!<br />
ALLE DREI ROCKPALAST-KONZERTE VON<br />
‘JOE JACKSON’ AUF ZWEI PRALL<br />
GEFÜLLTEN DVDS. DER HÖHEPUNKT:<br />
DIE ROCKNACHT 1983 MIT DEN HITS<br />
“STEPPIN’ OUT”, “SUNDAY PAPERS”,<br />
“IS SHE REALLY GOING OUT WITH HIM”,<br />
“LOOK SHARP!”<br />
U.V.M. IN EXZELLENTER TONQUALITÄT<br />
(ZUSÄTZLICH IM 5.1-MIX!).<br />
AUCH ALS DOPPEL-CD UND<br />
DOWNLOAD ERHÄLTLICH.<br />
PUBLIC IMAGE<br />
LIMITED<br />
DAS LEGENDÄRE ROCKPALAST-KONZERT<br />
DER EINZIG WAHREN POST-PUNK-BAND!<br />
MIT DEM HIT: “(THIS IS NOT A) LOVE<br />
SONG” UND EINER RAREN VERSION DES<br />
SEX PISTOLS-KLASSIKERS<br />
“ANARCHY IN THE U.K.”<br />
AUCH ALS CD UND DOWNLOAD<br />
ERHÄLTLICH<br />
LIVE AT ROCKPALAST - ALSO AVAILABLE:<br />
JOHNNY WINTER - ESSEN 1979<br />
DVD, 2CD AND DOWNLOAD<br />
ROY BUCHANAN - HAMBURG 1985<br />
DVD, CD UND DOWNLOAD<br />
ROACHFORD - KÖLN 1991 UND BONN 2005<br />
DVD, 2CD UND DOWNLOAD<br />
JOHN CALE - ESSEN 1984 UND BOCHUM 1983<br />
2DVD, 2CD, 2LP UND DOWNLOAD<br />
UFO - DORTMUND 1980<br />
DVD, CD UND DOWNLOAD<br />
MICHAEL SCHENKER GROUP - HAMBURG 1981<br />
DVD, CD UND DOWNLOAD<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45<br />
TERRY AND THE PIRATES - HAMBURG 1982<br />
DVD, CD UND DOWNLOAD<br />
IAN HUNTER BAND<br />
DIE ÜBERRASCHUNG DER<br />
6. ROCKNACHT IM APRIL 1980!<br />
EIN ZEITLOSES DOKUMENT MIT<br />
KONGENIALER BAND, INCL. DES<br />
“MOTT THE HOOPLE”-KLASSIKERS<br />
“ALL THE YOUNG DUDES”.<br />
AUCH ALS CD UND DOWNLOAD<br />
ERHÄLTLICH.<br />
HERMAN BROOD &<br />
HIS WILD ROMANCE<br />
DIE HOLLÄNDISCHE<br />
ROCK-IKONE IN BESTFORM!<br />
ZWEI ROCKPALAST-KONZERTE<br />
VON 1978 UND 1990!<br />
AUCH ALS DOPPEL-CD UND<br />
DOWNLOAD ERHÄLTLICH.<br />
STEVE GIBBONS BAND - BERLIN 1981<br />
DVD, CD UND DOWNLOAD<br />
MILLER ANDERSON BAND - BONN 2010<br />
DVD, CD UND DOWNLOAD<br />
EPITAPH - KÖLN 1977, KÖLN 1979, BONN 2004<br />
2DVD, 2CD AND DOWNLOAD<br />
JACKIE LEVEN /W MICHAEL COSGRAVE - BONN 2004<br />
DVD UND DOWNLOAD<br />
ROGER MCGUINN’S THUNDERBYRD - ESSEN 1977<br />
DVD UND DOWNLOAD<br />
WEATHER REPORT - OFFENBACH 1978<br />
DVD, 2CD UND DOWNLOAD<br />
WEATHER REPORT - KÖLN 1983<br />
DVD, 2CD UND DOWNLOAD<br />
Vertrieb:<br />
Vertrieb ‘Wea<strong>the</strong>r Report‘: INDIGO
CD<br />
REVIEWS<br />
MYTHOS<br />
QUASAR<br />
1969 gründete Stephan Kaske (Keyboards,<br />
Gitarre, Querflöte, Gesang) Mythos<br />
als Trio und seit hat 1972 über 30<br />
Alben veröffentlicht. Dabei nahm die<br />
Gründungsbesetzung bis 1975 nur zwei<br />
Alben auf, ehe Kaske danach unter dem<br />
Namen Mythos in wechselnden Besetzungen<br />
weitermachte. Ursprünglich beeinflusst<br />
von Pink Floyd, Hawkwind oder<br />
Tangerine Dream, war 1980 bei QUA-<br />
SAR auch eine Orientierung an Kraftwerk<br />
spürbar, ebenso an klar strukturierten<br />
Prog-Rockacts. Kaske arbeitete reichlich<br />
mit Syn<strong>the</strong>sizer, Vocoder, erzeugte eher<br />
düster-nachdenkliche Stimmungen und<br />
vermengte letztlich Elektronik mit Krautrock<br />
sowie Inspiration, die er aus New<br />
Wave und New Romantic aus dem UK<br />
bezog. Die Neuauflage ist auch Genre-<br />
Fremden durchaus zu empfehlen, desgleichen<br />
Kaskes Liner-Notes und der aus Radio-Jingles<br />
und Filmmusiken kombinierte<br />
Zehn-Minuten-Bonus-Track<br />
(Sireena/Broken Silence, 12/44:32) pro<br />
OSSSY<br />
SERUM<br />
Keine Ahnung, woraus<br />
das Serum besteht,<br />
das Oswald<br />
„Osssy”<br />
Pfeiffer<br />
da im Studio seinen<br />
Mitmusikern<br />
verabreicht hat, um<br />
mit SERUM<br />
endlich sein erstes eigenes<br />
Werk aufzunehmen. Auf alle Fälle sind<br />
darin zahlreiche Rock-Unterarten enthalten,<br />
kleine Partikel von Melodic Rock,<br />
kräftige Prisen Blues und Heavy Metal,<br />
Spuren von Prog-Rock und Pop. Klar<br />
kommt ihm bei dieser rockigen Vielfalt<br />
die Erfahrung aus seiner Produzententätigkeit<br />
zugute, als er Ende der 80er Jahre<br />
mit Künstlern wie Peter Gabriel, Accept,<br />
To<strong>to</strong>, Fury In The Slaughterhouse oder<br />
Laith Al Deen zusammenarbeitete. Ein<br />
weiterer Qualitäts-Baustein ist natürlich<br />
auch die lange Zeit, die der Wahl-<br />
Hannoveraner hatte, um diese Musik zu<br />
schreiben, seit fast 20 Jahren sammeln<br />
sich bei ihm die Ideen an, da war diese<br />
ausgezeichnete Ausbeute ja fast schon zu<br />
erwarten.<br />
(MiG/Intergroove, 15/66:53) tk<br />
TERRY RILEY<br />
IN C + A RAINBOW IN<br />
CURVED AIR<br />
Der amerikanische Pianist Terry Riley<br />
war Ende der 60er Jahre der ideale Musiker<br />
für alle, denen selbst die abgefahrensten<br />
Elektronikspielereien noch zu<br />
„normal” waren. Wenn selbst extreme<br />
Klangkünstler wie Philip Glass und Steve<br />
Reich Rileys Arbeit als Inspirationsquelle<br />
nennen, kann man seinen Einfluss auf die<br />
Entwicklung der elektronischen oder Ambient-Musik<br />
zumindest erahnen. IN C war<br />
1968 reine Pattern-Musik, wie man seine<br />
Kompositionstechnik nannte, bei der sich<br />
die gleichen rhythmischen Melodiefolgen<br />
scheinbar unendlich oft nacheinander<br />
wiederholten, aber bei jedem Durchlauf<br />
minimal verändert wurden. Ein Jahr später,<br />
bei A RAINBOW IN CURVED AIR,<br />
Rock<br />
wurde diese Technik lange nicht mehr<br />
so konsequent angewandt, gelangten<br />
auch Elemente aus Rock und Jazz mit in<br />
die Kompositionen, was diese Platte für<br />
„normale” Ohren wesentlich erträglicher<br />
machte. Ohne Zweifel sind beide Alben<br />
unverzichtbare Basiswerke für Fans elektronischer<br />
Musik.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1/42:25 +<br />
2/40:29) us<br />
GRATEFUL DEAD<br />
NEW YEAR’S EVE 1987<br />
Über Jahre hinweg<br />
traten Grateful Dead<br />
regelmäßig am Silvesterabend<br />
im Oakland<br />
Coliseum auf.<br />
Unter Fans gilt ihr<br />
Gig am 31. Dezember<br />
1987 – von TV und Radio übertragen<br />
– als einer der besten. Die nun veröffentlichte<br />
Doppel-CD NEW YEAR’S EVE<br />
1987 umfasst zwar nicht das komplette,<br />
gut dreistündige Konzert, u.a. fehlen<br />
Dylans “When I Paint My Masterpiece”<br />
und vom dritten und letzten Set zusammen<br />
mit den Neville Bro<strong>the</strong>rs und Ramblin’<br />
Jack Eliott gibt es nur das abschließende,<br />
grandiose “Knockin’ On Heaven’s Door”.<br />
Doch in guter Klangqualität sind Dead-<br />
Klassiker wie „Uncle Johns’s Band” und<br />
„The <strong>Music</strong> Never S<strong>to</strong>pped” sowie eine<br />
fabelhafte Session über die Bluesnummer<br />
„Little Red Rooster” zu hören. Als Bonus<br />
gibt es – in schwankender Soundgüte –<br />
neun Tracks aus TV-Auftritten der Jahre<br />
1978 –1991.<br />
(Leftfield/inakustik, 10/74:18,<br />
13/66:34) frs<br />
KRAVETZ & FRIENDS<br />
LUST AUF LISZT – LIVE AUF<br />
DER WARTBURG<br />
Angesichts des Backgrounds des Keyboarders<br />
Jean-Jacques Kravetz wundert es<br />
nicht, wie eklektisch sein Benefizkonzert<br />
auf der Wartburg im September 2011 ausgefallen<br />
ist. Schließlich studierte er einst in<br />
seiner Geburtsstadt Paris Piano und Saxofon,<br />
ehe er sich auf den Rock verlegte. Und<br />
so beginnt der Konzertmitschnitt klassisch:<br />
Kravetz improvisiert per Hommage<br />
an Franz Liszt, Camille Taver, Stipendiat<br />
von Kravetz’ Entrée-Stiftung, spielte<br />
,Lisz tiges’. Unterstützt von seinen Söhnen<br />
Pascal (keys, g, voc) und Julien (dr) sowie<br />
Steffi Stephan bot Kravetz Freunden<br />
das Backing für rockige Gastspiele: Caro<br />
stimmte inbrünstige “Let It Rain” an, Carl<br />
Carl<strong>to</strong>n griff in seinen Songdogs-Fundus,<br />
Peter Freudenthaler und Volker Hinkel<br />
stimmten neben “Lemon Tree” auch “Life”<br />
an. Pascal K. beeindruckte mit Frumpys<br />
“When The Gypsy Was Born”. Und gemeinsam<br />
demonstrierte die Musikerschar,<br />
dass man Gassenhauern wie “Radar Love”<br />
oder “Bad Case Of Loving You” noch neue<br />
Facetten abgewinnen kann! Neben DVD-<br />
Bonus-Material (lag zur Besprechung noch<br />
nicht vor) gibt es noch “Über sieben Brücken”,<br />
das Kravetz mit Peter Maffay am<br />
Vorabend in einer beeindruckenden Akustikfassung<br />
zum Besten gegeben hatte. Bei<br />
diesem unglaublich abwechslungsreichen<br />
Abend wäre man gerne dabei gewesen!<br />
(Sony <strong>Music</strong>)<br />
pro<br />
CD<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE FAME STUDIOS STORY<br />
1961–1973<br />
Sweet soul music<br />
... made in Muscle<br />
Shoals, Alabama,<br />
in den Studios<br />
des Genies Rick<br />
Hall. Der Mann<br />
hatte das richtige<br />
Ohr für einen speziellen Sound, in welchem<br />
gefühlsechte Bluesballaden, funky stampfende<br />
Rhythmen und geschickt eingeflochtene<br />
Country-Anleihen zu locker groovendem<br />
Soul verschmolzen, der zugleich zielsicher<br />
zupackend und entspannt klang. Halls visionäre<br />
Klänge lockten ganze Heerscharen von<br />
erfolgshungrigen schwarzen Stimmen an: Otis<br />
Redding, Aretha Franklin, Wilson Pickett,<br />
Arthur Alexander, Lou Rawls, Etta James,<br />
Arthur Conley, Irma Thomas, Candi Sta<strong>to</strong>n ...<br />
und ein paar Weiße waren auch dabei: Tommy<br />
Roe, Bobby Gentry, The Osmonds (!), Dan<br />
Penn ... Sie alle profilierten sich mit vokalen<br />
Topleistungen und profitierten dabei vom<br />
schwarz-erdigen Instrumentalsound, den Musiker<br />
wie Duane Allman, Roger Hawkins, David<br />
Hood und Spooner Oldham auf Hunderten<br />
von Platten perfektionierten, ohne in laue Routine<br />
abzugleiten. So virtuos der Klangteppich<br />
auch gewebt war, nie avancierte er zur Hauptsache,<br />
nie erdrückte er den brillanten Gesang.<br />
Dass dieser bis heute als Inbegriff schwarzer<br />
Popmusik empfundene Soul in wesentlichen<br />
Teilen das Werk weißer (!) Studiomusiker<br />
(!!) war, verblüfft durchaus, zeigt in Wahrheit<br />
aber, dass beste Musik gern auch farbenblind<br />
ist! Die mit einem 84-seitigen Buch im<br />
CD-Format liebevoll-grandios aufgemachte<br />
Sammlung vereint 75 Diamanten, Perlen &<br />
Trüffel. Superhits stehen neben gänzlich Unbekanntem,<br />
doch qualitative Unebenheiten<br />
sind nicht zu orten. Dieser Dreier ist auch eine<br />
mehrstündige Studie zur Frage der „<strong>the</strong> thin<br />
line between hit & flop ...”<br />
(Ace/Soulfood, 25/61:21,<br />
25/67:39, 25/77:56) hjg<br />
Blues – R&B – Soul – Funk<br />
THE BLUES PROJECT<br />
PROJECTIONS<br />
Als limitierte Mono-Edition kommt das<br />
1966er Spitzenwerk der jüdischen New Yorker<br />
Blueser erneut zu CD-Ehren. Al Kooper<br />
(keys, g, voc), Danny Kalb (g, voc), Steve<br />
Katz (g, harm, voc), Andy Kulberg (b, flute)<br />
und Roy Blumenfeld (dr) teilten den Enthusiasmus<br />
vieler Ostküstenintellektueller für<br />
schwarze Musik, nahmen die Sache beim<br />
eigenen Musizieren aber noch ernster als<br />
viele andere. Einerseits strebten sie völlige<br />
Au<strong>the</strong>ntizität an, andererseits brachten sie<br />
aber auch jazzige Innovationen ins Spiel.<br />
Das Album enthält deshalb saugute Eigenwerke<br />
von Kooper & Katz, darunter die Urversionen<br />
von “Steve’s Song” und “Wake<br />
Me, Shake Me” sowie das geniale Instrumental<br />
“Flute Thing” – größter Moment im<br />
Musikerleben des Andy Kulberg. Auch die<br />
Cover-Versionen sind feinste Ware: Chuck<br />
Berrys “You Can’t Catch Me” und Jimmy<br />
Reeds “Caress Me Baby” überzeugen noch<br />
heute. All das aber wird noch übertroffen<br />
von den 11:25 Minuten von Muddy Waters’<br />
“Two Trains Running”. Wie die „weißen<br />
Nigger” (O-Ton des Schriftstellers Norman<br />
Mailer, und das ist hier bewundernd<br />
gemeint!) die Spannung aufbauen und spielend<br />
durchhalten, ist einfach grandios. Eine<br />
der unglaublichsten Leistungen, die eine<br />
weiße Bluesband jemals zuwege brachte!<br />
(Sundazed/Bear Family, 9/49:54) hjg<br />
SCHWARZKAFFEE<br />
IN THE MACHINE<br />
Bei James Brown oder Al Green denkt<br />
man natürlich sofort an Funk und Soul,<br />
die Commitments zeigten Anfang der 90er,<br />
dass diese Musik auch in Irlands Metropole<br />
Dublin ein Zuhause hat, doch Leipzig<br />
war bisher eher ein weißer Fleck auf der<br />
Soul/Funk-Landkarte. Doch mit IN THE<br />
MACHINE beweist eine elfköpfige Band<br />
aus der sächsischen Stadt, dass diese Musik<br />
dort sehr wohl eine Heimat hat. Dabei<br />
können die Mitglieder von Schwarzkaffee<br />
auf einschlägige Jazzerfahrung verweisen,<br />
Johannes Moritz (sax) lernte bei Peter Herbolzheimer,<br />
Stephan Krause (tb) bei Benny<br />
Powell in New York, Hendrik Herchenbach<br />
(b) war mit Gunter Hampel auf Tour, Sängerin<br />
Maike Lindemann erhielt den Deutschen<br />
Rock- und Pop-Preis 2010 als beste<br />
R&B-Sängerin. Jetzt haben diese Talente<br />
ihre Fähigkeiten gebündelt und zusammengelegt,<br />
haben ihr eigenes, heiß brodelndes<br />
Funk-Destillat zusammenbebraut, bei dem<br />
die Grenzen zwischen Funk, Soul, HipHop,<br />
Latin, Jazz und World <strong>Music</strong> wild durcheinander<br />
gewürfelt werden.<br />
(Transport <strong>Music</strong>/Broken Silence,<br />
12/56:29) us<br />
RUTHIE FOSTER<br />
LET IT BURN<br />
Oh ja, auf LET<br />
IT BURN lässt es<br />
Ruthie Foster gewaltig<br />
brennen! Und das<br />
nicht nur, wenn es<br />
um Blues-Rock geht,<br />
nein, auch packender<br />
Soul, Gospel und dFolk-Rock gehören dabei<br />
zu ihrem Reper<strong>to</strong>ire. Gesegnet mit einer<br />
göttlichen Stimme, hat sie sich auf ihrem<br />
neuen Album voll auf den Gesang konzentriert,<br />
überlässt die instrumentale Arbeit<br />
Cracks wie George Porter (b), Dave Easley<br />
(g), Russell Batiste (dr) und James Rivers<br />
(sax) – und wem wird schon die Ehre zuteil,<br />
dass die Backgrond-Vocals von den<br />
Blind Boys Of Alabama gesungen werden?<br />
Auch die Auswahl der Songs ist clever,<br />
neben drei Eigenkompositionen wählte<br />
Ruthie Foster Songs von Pete Seeger (“If<br />
I Had A Hammer”), David Crosby (“Long<br />
Time Gone”), Robbie Robertson (“It Makes<br />
No Difference”), Adele (“Set Fire To The<br />
Rain”), June Carter (“Ring Of Fire”), Los<br />
Lobos (“This Time”) und John Martyn<br />
(“Don’t Want To Know”) aus.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 14/58:06) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
WHAT’S THE WORD +<br />
BUSTIN‘ OUT<br />
Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre<br />
war die Zeit, da der Soul politischer<br />
und zugleich funkiger wurde. Angefacht<br />
von der schwarzen Bürgerrechtsbewegung<br />
scheuten sich Künstler wie Curtis<br />
Mayfield oder Lee Dorsey nicht länger,<br />
in Songs wie “We The People Who Are<br />
Darker Than Blue” oder “Who’s Gonna<br />
Help A Bro <strong>the</strong>r Get Fur<strong>the</strong>r” Themen wie<br />
Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
die Armut in den Ghet<strong>to</strong>s anzusprechen.<br />
Die hervorragende Anthologie<br />
WHAT’S THE WORD – SOCIAL-<br />
LY CONSCIOUS SOUL MUSIC<br />
versammelt die genannten und weitere<br />
soulige Politbotschaften, wie es<br />
die Sampler STAND UP AND BE<br />
COUNTED oder BLACK & PROUD<br />
vorgemacht hatten. Auf WHAT’S<br />
THE WORD kann man jede Menge<br />
Entdeckungen machen: Wer kennt<br />
schon Larry Darnells “Son Of A<br />
Son Of A Slave” oder “I’m A Sign<br />
Of Changing Times” von Chairmen<br />
Of The Board? Im Gegensatz dazu<br />
legt BUSTIN’ OUT – GHETTO<br />
GROOVES FROM DUSTY CEL-<br />
LARS das Gewicht stärker auf die<br />
musikalischen Änderungen der Dekade;<br />
Black Power und eine stärkere<br />
Rückbesinnung auf Afrika brachten<br />
funkigere Grooves. Dies dokumentiert<br />
diese gleichfalls großartige<br />
Anthologie mit Stücken wie “The<br />
Dapp” von African <strong>Music</strong> Machine,<br />
“Funky Woman” von George Clin<strong>to</strong>ns<br />
Parliament oder auch Bobby<br />
Womacks “Across The 110th Street”.<br />
(Harmless/Soulfood,<br />
16/71:01 23/71:08) frs<br />
THE LIJADU SISTERS<br />
AFRO-BEAT SOUL SISTERS<br />
Dass Soul und<br />
Funk afrikanische<br />
Wurzeln<br />
haben,<br />
gehört zum Allgemeinwissen.<br />
Weniger bekannt<br />
ist jedoch der<br />
Rückkopplungseffekt: k Die schwarze<br />
US-Musik fand freilich auch auf dem<br />
dunklen Kontinent ihren Widerhall.<br />
In den 70er Jahren brachten die Lijadu<br />
Sisters aus Nigeria eine Reihe<br />
von souligen, funkigen Alben heraus,<br />
an denen eine Aretha Franklin oder<br />
ein James Brown ihre wahre Freude<br />
gehabt hätten. Die beiden eineiigen<br />
Zwillingsschwestern Taiwo und Kehinde<br />
Lijadu, die sich zu Beginn des<br />
Jahrzehnts dem Ex-Cream-Schlagzeuger<br />
Ginger Baker und seinem<br />
kurzlebigen afrikanischen Bandprojekt<br />
Salt angeschlossen hatten,<br />
veröffentlichten zwischen 1976 und<br />
1979 unter dem Namen The Lijadu<br />
Sisters vier Alben auf dem vor allem<br />
durch Fela Kuti bekannt gewordenen<br />
nigerianischen Label Afrodisia. Die<br />
Anthologie AFRO-BEAT SOUL SIS-<br />
TERS versammelt daraus nun die<br />
besten Stücke, darunter die Perlen<br />
“Danger” und “Life’s Gone Down<br />
Low”, mit denen jeder Rare-Groove-<br />
DJ die Tanzfläche füllen kann, so unwiderstehlich<br />
sind die Stimmen, der<br />
Rhythmus und der von pluckernder<br />
Hammond-Orgel und fuzzigen E-<br />
Gitarren befeuerte Sound.<br />
(Soul Jazz/Indigo, 13/63:29) frs<br />
JEFF CASCARO<br />
THE OTHER MAN<br />
2006 war Jeff Cascaro mit SOUL OF<br />
A SINGER noch etwas zu früh dran<br />
für das aktuelle Soul-Revival, da<br />
Blues – R&B – Soul – Funk<br />
dürfte es THE OTHER MAN jetzt<br />
um einiges leichter haben, die (neu<br />
hinzugekommenen) Soulfans zu begeistern.<br />
Dabei ist der Musiker aus<br />
dem Ruhrpott bekennender Überzeugungstäter,<br />
seit frühester Jugend<br />
singt und musiziert er auf höchstem<br />
Niveau, die Professur für Jazzgesang<br />
in Weimar sowie die Zusammenarbeit<br />
mit Größen wie den Fanta Vier,<br />
Klaus Doldinger und Götz Alsmann<br />
sprechen für sich. Für sein neues Album<br />
hat sich Cascaro hauptsächlich<br />
auf Soul konzentriert, Blues und Jazz<br />
klingen zwar noch durch, werden aber<br />
eher als ergänzende Stilmittel eingesetzt.<br />
Mit transparentem, fein differenziertem<br />
Klang liefert auch Produzent<br />
Ulf Kleiner einen <strong>to</strong>llen Job ab,<br />
lässt punktgenau das erklingen, was<br />
dem Song guttut. Anspieltipp: der<br />
Südstaaten-Groove “Beale Street” mit<br />
einem Posaunensolo, wie man es normalerweise<br />
nur in Memphis zu hören<br />
bekommt.<br />
(Herzog Records/edel, 12/51:35) us<br />
DANI WILDE<br />
JUICE ME UP<br />
Die junge Britin,<br />
die den<br />
Fleetwood-<br />
Mac-Bluesregisseur<br />
Mike<br />
Vernon aus<br />
dem Ruhestand<br />
lockte, legt bereits ihr drittes Album<br />
vor – wieder eine Steigerung, das Programm<br />
betört auf der ganzen Linie:<br />
Würde sie mit “Mississippi Kisses”<br />
ein Set beginnen, hätte sie sofort alle<br />
an der Rampe, nassgeschwitzt: Ein<br />
Boogie der swingenden, stechenden<br />
Sorte – Bruder Will bläst die scharfe<br />
Harp, Wilde selbst liefert nicht nur<br />
Stimme und Axt 1A, sondern gesellt<br />
sich auch noch mit Genevieve Sylva<br />
und Graham Dee ums Mikro für<br />
den Call-and-Response-Chor – eine<br />
Übung, die auch dem Soulstück “All<br />
I Need” gut steht. Für Vielseitigkeit<br />
zwischen frech und flehend, von Etta<br />
James bis Temptations (alles eigene<br />
Songs) sorgt die ausgesuchte Crew:<br />
Pete Wingfield (Albert Lee, Hollies)<br />
wieder am Piano, Steve-Gibbons-<br />
Bassist Roger Innes brennt mit Drummer<br />
Jamie Little. Referenz-Stück:<br />
Der Polit-Funk “The Burning Truth”<br />
über die jüngsten britischen Riots im<br />
Königreich. Dani Wilde gibt keine<br />
schlauen Lösungen, weiß aber, dass<br />
Marx sowas prophezeihte – James<br />
Brown wäre s<strong>to</strong>lz auf sie.<br />
(Ruf, 13/51:56)<br />
utw<br />
CHUCK PERKINS<br />
A LOVESONG FOR NOLA<br />
Ein Booklet mit 26 Seiten – und darin<br />
fast nur Lyrics! Chuck Perkins<br />
hat der Welt fürwahr viel mitzuteilen.<br />
Der Spoken-Word-Poet aus New Orleans,<br />
der mit seinen Sprechgesängen<br />
über Soul-, Jazz- und Funk-Grooves<br />
in der Tradition von Künstlern wie<br />
Gil Scott-Heron und The Last Poets<br />
steht, ist eine spannende Neuentdeckung<br />
des Münchner Trikont-Labels.<br />
Seine messerscharfe Straßenlyrik<br />
dreht sich um Liebe, Gewalt, Armut,<br />
Drogen, Hurrikan-Fluten, Sklaverei<br />
und schwarze Herkunft. Perkins lässt<br />
sich dabei von der Woge der über<br />
hundertjährigen Musiktradition seiner<br />
Heimatstadt am Mississippi-Delta<br />
tragen. In der Musik seiner versierten<br />
Begleitband – mit Trompeter Troy<br />
Sawyer, Professor-Longhair-Perkussionist<br />
Uganda Roberts und Wyn<strong>to</strong>n<br />
Marsalis’ jüngerem Bruder Jason an<br />
den Drums – kreuzen sich Jazz- und<br />
Bluesmärsche, Mardi-Gras- und<br />
Voodoo-Gesänge sowie erstklassiger<br />
Second-Line-Funk. “We gonna twowaypocyway!”<br />
(Trikont/Indigo, 17/71:03) frs<br />
PAUL KELLY<br />
HOT RUNNIN’ SOUL –<br />
THE SINGLES 1965–71<br />
Der südstaatliche<br />
Soulman<br />
Paul Kelly<br />
(*19.6.1940)<br />
ist – zumindest<br />
bei uns – nicht<br />
in der ersten<br />
Bekann<strong>the</strong>itsgradreihe zu finden.<br />
Bei Fans des Nor<strong>the</strong>rn Soul sieht<br />
das berechtigterweise gewiss schon<br />
anders aus. Die hier versammelten<br />
Singles für die Labels Lloyd, Dial,<br />
Philips und Happy Tiger sind Eigenkompositionen<br />
oder stammen aus<br />
den Werkstätten von Clarence Reid/<br />
Willie Clarke und Joe Tex. Sie zeigen<br />
Kelly als kraftvollen Sänger, der zwar<br />
durchaus viele Zwischentöne kennt,<br />
aber unnötigerweise leider auch<br />
dazu neigt, seine einmal gefundene<br />
Midtempo-Formel fast allen Songs<br />
angedeihen zu lassen. Etwas härter<br />
ausgedrückt: Die Tracks 1 bis 16 klingen<br />
wie Fließbandware, wenngleich<br />
auf beachtlichem Niveau. Die letzten<br />
sieben Titel aber haben es in sich!<br />
“Stealing In The Name Of The Lord”<br />
geht ebenso tief unter die Haut wie die<br />
Klasse-Balladen “The Day After Forever”,<br />
“Sailing” (nicht Rod Stewarts<br />
Hit) und “Hangin’ On In Here”. Und<br />
mit “Soul Flow” ist gar ein Meisterwerk<br />
der Psychedelic Soul <strong>Music</strong> dabei.<br />
Der gigantische Einfluss, den The<br />
Temptations 1971 hatten, hat auch<br />
Paul Kelly gehörig beeinflusst.<br />
(Kent/Soulfood, 24/64:53) hjg<br />
THE LAST POETS<br />
THE LAST POETS + THIS IS<br />
MADNESS<br />
Die Last Poets aus Harlem/New York<br />
gelten zusammen mit Gil Scott-Heron<br />
und den Watts Prophets als die Urväter<br />
von Hip-Hop. Ihre ersten beiden<br />
Alben THE LAST POETS (1970)<br />
und THIS IS MADNESS (1971)<br />
liefern Sprechgesänge, die den stakka<strong>to</strong>haften<br />
Reden von Black-Power-<br />
Aktivisten wie Malcom X und Bobby<br />
Seale ähneln, an denen sie sich auch<br />
inhaltlich orientieren – rhythmisch<br />
vielleicht noch nicht ganz so komplex<br />
wie moderner Rap. Begleitet wird<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47
CD<br />
REVIEWS<br />
ihre Spoken-Word-Poetry mit Titeln wie<br />
“White Man’s Got A God Complex” und<br />
“When The Revolution Comes” nur von<br />
Congas, Bongos und anderer Perkussion –<br />
back <strong>to</strong> Africa. Trotz rudimentärer Musik<br />
und radikaler Texte waren die Last Poets in<br />
ihren Anfangstagen erstaunlich erfolgreich;<br />
das Debüt kam auf Platz 29 der US-Charts,<br />
und das Stück “Wake Up, Niggers” schaffte<br />
es auf den Soundtrack zum Mick-Jagger-<br />
Film „Performance”. Die Wiederveröffentlichung<br />
der beiden ersten Alben als Twofer<br />
kommt mit drei Bonus-Tracks aus dem<br />
Solowerk von Poets-Mitglied Lightnin’<br />
Rod (Jalal Mansur Nuriddin), darunter als<br />
Highlight das gesuchte “Doriella Du Fontaine”<br />
(8:47), das bei einer Jamsession mit<br />
Buddy Miles und einem sehr funky aufspielenden<br />
Jimi Hendrix entstand.<br />
(Charly/Soulfood 13/31:03, 18/48:29) frs<br />
JOHNNY OTIS<br />
ON WITH THE SHOW – THE<br />
JOHNNY OTIS STORY<br />
VOLUME 2 – 1957–1974<br />
Teil 2 der großen<br />
Johnny-Otis-Werkschau<br />
(Teil 1 siehe<br />
GT 6/2011): Abgedeckt<br />
werden die<br />
Jahre 1957–1974,<br />
in denen Otis seinen<br />
musikalischen Grundüberzeugungen zwar<br />
treu blieb, seine Musik aber behutsam den<br />
Zeitläufen anpasste. Der optimistisch zupackende<br />
und immens swingende Rhythm &<br />
Blues blieb erhalten (“Good Golly”, “Crazy<br />
Country Hop”), aber mehr als einmal bewegt<br />
er sich in Bo Diddleys Regionen (“Mumblin’<br />
Mosie”, “The New Bo Diddley”, “Hand Jive<br />
More Time”). Mit “The Signifyin’ Monkey”<br />
geht es 1968 Richtung Talking Blues (bekanntlich<br />
ein Vorläufer des Rap), und “The<br />
Watts Breakaway” von 1969 fiel robust soulig<br />
aus. Da konnte Johnny Otis nicht mehr<br />
alles selbst singen; neue Stimmen mussten<br />
her. Er fand sie mit den Chanteusen Marci<br />
Lee und Betty Brown, dem ausdrucksstarken<br />
Delmar Evans und nicht zuletzt seinem hoch<br />
begabten Sohn Shuggie Otis. Der liefert, unterstützt<br />
vom Geiger Don „Sugarcane” Harris<br />
schöne Kostproben seines Könnens mit “I<br />
Got The Walking Blues” und “Cuttin’ Up”<br />
ab. Es gibt hier also erneut jede Menge hochkarätiger<br />
Seelen-Musik ... und Ace-Mann<br />
Tony Rounce bemerkt in seinen gewohnt<br />
superben Liner-Notes, eigentlich sei es unmöglich,<br />
vier Jahrzehnte Otis auf zwei CDs<br />
zu pressen. Er hofft, genügend Hörer mögen<br />
richtig Appetit bekommen haben ... that’s<br />
right, man.<br />
(Ace/Soulfood, 24/61:33)<br />
hjg<br />
BILLY BOY ARNOLD WITH<br />
T.S. MCPHEE & THE<br />
GROUNDHOGS<br />
BLUE AND LONESOME<br />
Der Sänger/Harpspieler Billy Boy Arnold<br />
ist kein zugereistes Mitglied der Chicago-<br />
Bluesgemeinde, sondern kam am 16.9.1935<br />
in der Windy City zur Welt. In den 70er<br />
Jahren hielt sich der zeitweilige Busfahrer<br />
mangels Musikjobs viel in Europa auf,<br />
vorzugsweise im UK, wo er 1977 mit Tony<br />
McPhee und dessen Groundhogs zwei<br />
Tage ins Studio ging. Das Resultat wurde<br />
mehrfach auf den Markt geworfen, mal als<br />
DIRTY MOTHER (1977/1980; 2007 auf<br />
CD), mal mit dem Titel CHECKIN’ OUT<br />
(1979). Jetzt gibt es die Aufnahmen erneut,<br />
in (wohl überarbeiteter) erstaunlicher<br />
Klanggüte, wobei die drei Zusatztracks<br />
im Vergleich zur Originalveröffentlichung<br />
ebenfalls den Londoner Sessions entstammen<br />
und auf den meisten Reissues erhältlich<br />
waren. Zu hören gibt es überwiegend<br />
energischen Blues-Rock britischer Spielart,<br />
den Arnold geschmackvoll veredelt.<br />
(Blues Avenue/Soulfood, 15/59:57) pro<br />
EDDIE HOLLAND<br />
IT MOVES ME – THE COMPLETE<br />
RECORDINGS 1958–1964<br />
Als ein Drittel des<br />
Mo<strong>to</strong>wn-Superkomponistentrios<br />
Holland-Dozier-Holland<br />
ist Edward „Eddie”<br />
Holland völlig zu<br />
Recht weltbekannt;<br />
schließlich stammen unsterbliche Klassiker<br />
wie “S<strong>to</strong>p In The Name Of Love”, “Reach<br />
Out I’ll Be There” und “Beauty Is Only<br />
Skin Deep” mit aus seiner Feder. Weitaus<br />
unbekannter ist sein Werk als Interpret,<br />
dessen frühe Phase hier auf einem Doppeldecker<br />
compiliert wurde. Holland erweist<br />
sich als talentierter, anständig singender<br />
Vokalist des Rhythm & Blues und Soul,<br />
aber er ist nicht besser als Hunderte anderer<br />
Schwarzer, ein gutes Stück entfernt von<br />
Giganten der Jahre 1958 bis 1964 wie Sam<br />
Cooke, Ben E. King oder Jackie Wilson.<br />
Hollands Soul, mal flott, mal schmachtend<br />
vorgetragen, ist okay und manchmal besser<br />
(“Will You Love Me”, “Baby Shake”, “I<br />
Couldn’t Cry If I Wanted To”, “So Great Is<br />
My Love”, “Loneliness Made My Realize<br />
It’s You That I Need”, “Happy Go Lucky”),<br />
aber nicht weltbewegend einmalig. Bis<br />
1962/63 lag das sicher auch daran, dass er<br />
noch keine eigenen Lieder sang, sondern<br />
zumeist Songs von Mo<strong>to</strong>wn-Boss Berry<br />
Gordy. Dann kam die komposi<strong>to</strong>rische Zusammenarbeit<br />
zunächst mit seinem Bruder<br />
Brian und alsbald mit Lamont Dozier in<br />
Gang, und nach Ablauf der Probezeit hagelte<br />
es ab 1963 zunehmend Erfolge. Ein ganz<br />
großer Wurf glückte 1964 mit “Take Me<br />
In Your Arms (Rock Me A Little While”),<br />
das Kim Wes<strong>to</strong>n, The Isley Bro<strong>the</strong>rs und<br />
Jermaine Jackson erfolgreich übernahmen<br />
– hier in Eddies eigener Version enthalten.<br />
Eine insgesamt interessante Werkschau<br />
und für Soulfans und Sammler eine schöne<br />
Fundgrube.<br />
(Ace/Soulfood, 30/78:16, 26/66:06) hjg<br />
EAMONN MCCORMACK<br />
HEAL MY FAITH<br />
Die gute alte Tradition, eine Gruppe nur zu<br />
dritt ins Rennen zu schicken, erweist sich<br />
auch hier als nachteilsfreie Veranstaltung.<br />
Der irische Powergitarrist Eamonn Mc-<br />
Cormack (voc, g, harp), Marc Inti (b) und<br />
Josef Kirschgen (dr) müssen – und können!<br />
– sich <strong>to</strong>tal aufeinander verlassen. Sie<br />
realisierten ihr neues Album ohne verwässerndes<br />
Dreinreden, was der Geschlossenheit<br />
der Musik gut tut, aber nicht stilistische<br />
Eintönigkeit bedeutet. Im Gegenteil, man<br />
sprüht nur so vor Einfällen. Grundlage<br />
bleibt der rockige Blues in all seiner Pracht,<br />
aber es gibt auch Flirts mit Funk und Hard-<br />
Rock sowie sanfte Sequenzen. Und, was<br />
das Wichtigste ist, nahezu alle Songs (fast<br />
durchweg aus McCormacks Werkstatt)<br />
warten mit fesselnden Detail ideen auf:<br />
Gleich der Eröffner “Heal My Faith” glänzt<br />
mit einem irren Gitarrensolo. Bei “I’ll Tell<br />
You Why” überrascht das <strong>to</strong>lle Vokalarrangement.<br />
“Self Pity In New York City” ist<br />
eine Ballade mit eingestreuten Eruptionen<br />
von Gitarre und Bass und “Shine Your<br />
Light” eine mit langem bluesrockigem<br />
Explosionsfinale. Von den beiden übrigen<br />
Balladen ist die vielschichtige Version von<br />
Phil Lynotts “A Night In The Life Of An<br />
Old Blues Singer” noch etwas besser als<br />
McCormacks “My Saving Angel”. Und<br />
auch mit Rory Gallaghers “Shadow Play”<br />
kommt das Trio prima zurecht. Kapitän<br />
McCormack navigiert sein Blues-Schiff<br />
umsichtig an jeder Klippe vorbei. Und er<br />
vermittelt den Eindruck, weitaus genug Potenz<br />
für eine lange Karriere zu haben!<br />
(inakustik, 12/57:01)<br />
hjg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LISTEN WHITEY! – THE SOUNDS<br />
OF BLACK POWER 1967–1974<br />
LISTEN WHITEY<br />
ist sozusagen der<br />
Soundtrack zu Pat<br />
Thomas’ eben erschienenem<br />
Buch<br />
mit demselben Titel.<br />
Natürlich war es<br />
von Anfang an ein ziemlich aussichtsloses<br />
Unterfangen, aus Tausenden von Tondokumenten<br />
die richtigen zu finden, um eine<br />
CD (bzw. Doppel-LP) damit zu bestücken.<br />
Nichtsdes<strong>to</strong>trotz ist es Pat Thomas gelungen,<br />
nach jahrelangem Archivstöbern einen<br />
gelungenen Streifzug durch Soul, Jazz,<br />
Rock und Wortbeiträgen aus der Black-Power-Ära<br />
zusammenzustellen. Bob Dylan<br />
erzählt im Stile eines Bänkelsängers die<br />
Geschichte von George Jackson, ermordet<br />
von Gefängniswärtern in San Quentin;<br />
John und Yoko prangern die 1972er Inhaftierung<br />
von Angela Davis an; Gil Scott-<br />
Heron sorgt mit “Winter In America” –<br />
solo am Piano – für Gänsehaut. Zahlreiche<br />
O-Töne von Friedensaktivisten wie Elaine<br />
Brown (“Until We’re Free”) oder S<strong>to</strong>kely<br />
Carmichael (“Free Huey”) ergänzen die<br />
musikalischen Beiträge, helfen dabei, die<br />
vielschichtige Black-Power-Bewegung<br />
aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrzunehmen.<br />
(Light In The Attic/Cargo, 16/76:27) tk<br />
Blues – R&B – Soul – Funk<br />
BETTYE LAVETTE<br />
NEARER TO YOU<br />
Selten musste eine Künstlerin über 30 Jahre<br />
auf die verdiente Anerkennung warten. Erst<br />
im Jahr 2000, durch die Veröffentlichung<br />
der CD LET ME DOWN EASY – LIVE<br />
IN CONCERT durch eine niederländische<br />
Plattenfirma, erregte die Sängerin, die bereits<br />
seit den Sechzigern regelmäßig Singles<br />
und LPs herausbrachte, größere Aufmerksamkeit.<br />
Seitdem <strong>to</strong>urt sie regelmäßig<br />
und hat eine Reihe weiterer hochkarätiger<br />
Soul/R&B-CDs veröffentlicht. Die vorliegende<br />
Charly-Records-Compilation bringt<br />
16 Aufnahmen aus den späten 60ern und<br />
frühen 70ern. Durchweg ausgezeichnetes<br />
Songmaterial mit grandioser Soulstimme.<br />
Allerdings sind alle Songs bereits auf anderen<br />
Samplern der letzten Jahre zu finden.<br />
Aber wer die Sängerin kennen lernen<br />
möchte, ist mit diesem Album bestens bedient.<br />
Höchst empfehlenswert!<br />
(Charly/Soulfood, 16/46:36)<br />
p<br />
PHILIP SAYCE<br />
STEAMROLLER<br />
Der Albumtitel trifft<br />
es wie die Faust aufs<br />
Auge: Philip Sayce<br />
kommt mit seiner<br />
neuen CD stellenweise<br />
tatsächlich<br />
wie eine Dampfwalze<br />
daher. Seinen Blues würzt der einstige<br />
Sideman von Jeff Healey und Melissa<br />
E<strong>the</strong>ridge auf seiner Gitarre mit reichlich<br />
70er-Jahre-Rock, er lässt es satt verzerrt<br />
scheppern. Aber auch Prince und Lenny<br />
Kravitz grüßen gelegentlich funky, hier<br />
und da sind Pop-Anleihen herauszuhören<br />
– und das alles kraftvoll, fast unaufhaltsam<br />
niederrollend. Damit hat es der in Wales<br />
geborene und in Kanada aufgewachsene<br />
Wahl-Kalifornier geschafft, sich vom allzu<br />
vorhersehbaren Blues-Rock vieler Kollegen<br />
abzusetzen. Anspieltipps: das Instrumental<br />
“Aberystwyth”, das persönlich<br />
gehaltene “Marigold” sowie die Wuchtnummer<br />
“Black Train” und das melodische<br />
“Holding On”.<br />
(Provogue/Rough Trade, 10/35:28) pro<br />
THE NORMAN BEAKER<br />
BAND<br />
INTO THE BLUES + THE OLDER<br />
I GET, THE BETTER I WAS<br />
Der Bluesgitarrist aus Manchesters Bronx<br />
Longsight stand hinter Graham Bond, B.B.<br />
King, Alexis Korner, Jack Bruce und immer<br />
wieder Chris Farlowe – schön, dass eigene<br />
Alben aus langer Karriere bei JSP vorliegen.<br />
INTO THE BLUES war 1989 teils<br />
auf MODERN DAYS, LONELY NIGHTS<br />
– Titelsong der selbst verfassten LP ist ein<br />
biografisch wirkender 12-Bar-Blues, bei<br />
dem sich der gefühlvoll singende Gitarrist<br />
Beaker mit Saxer Lenni Zaksen Solopartien<br />
zuspielt. “Cross Me Off Your List” punktet<br />
als schneller Soul mit Helen Watson als<br />
Vokalstütze, “Ain’t The Truth Bad Enough”<br />
rechnet mit der Regenbogenpresse ab. THE<br />
OLDER I GET … entstand acht Jahre später:<br />
Dave Baldwin (keys) und John Price<br />
(b) sind bis heute dabei. Vielfalt zwischen<br />
Trad Blues, Boogie & Soul wurde beibehalten,<br />
“Too Much Too Soon” macht der<br />
Average White Band mit Funk Konkurrenz,<br />
“Heading For The Ghet<strong>to</strong>” beklagt soziale<br />
Missstände. Im Chor singen Celebrity-Vocal-Coach<br />
Sheila Gott und Alexis Beaker.<br />
Solide schließt die NBB jene Lücke, die<br />
ausbleibende Studioarbeiten der Climax<br />
Blues Band hinterließen.<br />
(JSP, 15/64:35, 47:58)<br />
utw<br />
ERIC BIBB<br />
DEEPER IN THE WELL<br />
Seinem Ruf als einer der profundesten<br />
Roots- und Bluesmusiker wird Eric Bibb<br />
mit DEEPER IN THE WELL wieder vollauf<br />
gerecht. Dafür tauchte der 61-Jährige<br />
diesmal tief ins Swamp-Feeling Louisianas<br />
ein. Gemeinsam mit einigen heimischen<br />
Assen wie dem Dobro-Virtuosen<br />
Jerry Douglas, Multi-Instrumentalist Dirk<br />
Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
Powell, Cedric Watson (g), Danny Devillier<br />
(dr), Grant Dermody (harp), Michael<br />
Jerome Browne (Banjo, Mandoline) und<br />
Michel Pepin (g) brilliert er nicht nur auf<br />
seiner Akustikgitarre, sondern zaubert auch<br />
geradezu betörende und unter die Haut<br />
gehende Songs hin, in denen er mittels Eigenkompositionen<br />
und einiger Traditionals<br />
mit seiner unnachahmlichen Kreuzung aus<br />
Blues und Folk voller Sou<strong>the</strong>rn Flair unwiderstehlich<br />
in den Bann zieht. Und wie er<br />
Bob Dylans “The Times They Are A Changin’”<br />
neu interpretiert, hat einfach Klasse.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 13/50:51)<br />
pro<br />
THE FLOORETTES<br />
POCKET FULL OF SOUL<br />
Nein, das sind keine<br />
erst kürzlich in den<br />
Archiven von Tamla<br />
Mo<strong>to</strong>wn<br />
entdeckten<br />
Perlen! Dies ist vielmehr<br />
die überaus<br />
beachtliche<br />
Platte<br />
eines weiblichen Trios aus – Berlin! Julia<br />
Riese, Amelie Hinrichsen und Katharina<br />
Dommisch haben, teils unter Mithilfe des<br />
Tastenmannes Bernhard Spitzer, alle zwölf<br />
Songs selbst komponiert und erweisen sich<br />
dabei als extrem versierte Soulladies mit perfektem<br />
Faible für unwiderstehliche Tanzkost<br />
à la Mo<strong>to</strong>wn und auch ergänzenden Nor<strong>the</strong>rn<br />
Soul-Errungenschaften. Hochwertige<br />
Stampfer gelingen ihnen ebenso gut wie<br />
an-sentimentalisierte (Halb-)Balladen. Begleitet<br />
werden die drei vorzüglichen Sängerinnen<br />
von einer stramm aufspielenden<br />
achtköpfigen Band, wobei die vier Bläser<br />
die wichtigsten Akzente setzen. POCKET<br />
FULL OF SOUL wird dem Titel mehr als<br />
gerecht. Einen derart sorgfältigen „Nachbau”<br />
der goldenen Mo<strong>to</strong>wn-Jahre, der aber<br />
bei aller Detailtreue nicht in billiger Kopierei<br />
versinkt, weil eine eigene Handschrift immer<br />
erkennbar bleibt, hat es in Deutschland wohl<br />
noch nie gegeben. Und es ist auch klar: Die<br />
Floorettes haben mit diesem <strong>to</strong>llen Album<br />
ihr Pulver garantiert noch nicht verschossen!<br />
(Waterfall/Broken Silence, 12/36:54) hjg<br />
WENDY RENE<br />
AFTER LAUGHTER COMES<br />
TEARS: COMPLETE STAX &<br />
VOLT SINGLES + RARITIES<br />
1964–65<br />
Wie nur wenige Songs verkörpern das prägnante<br />
“After Laughter Comes Tears” sowie<br />
das überschäumende “Bar-B-Q” den ganz<br />
frühen Stax-Sound – heute noch genauso faszinierend<br />
wie vor fast 50 Jahren. Zum ersten<br />
Mal widmet sich nun eine komplette Anthologie<br />
der Stax-Legende, die als Mary Frieson<br />
im Memphis, Tennessee, geboren wurde und<br />
von keinem Geringeren als Otis Redding bei<br />
der Unterschrift unter den Plattenvertrag in<br />
Wendy Rene umgetauft wurde. Nur zwei kurze<br />
Jahre reichten ihr aus (bevor sie sich ihrem<br />
jungem Familieglück zuliebe aus dem Showbusiness<br />
zurückzog), um genügend hochklassiges<br />
Material zu hinterlassen, um aus<br />
AFTER LAUGHTER COMES ... eine Ansammlung<br />
mitreißender Soulperlen werden<br />
zu lassen. Neben allen Stax- und Volt-Singles<br />
gibt es auch noch zahlreiche Raritäten zu hören,<br />
wie die bisher unveröffentlichten Titel,<br />
die Wendy mit ihrer ursprünglichen Band,<br />
den Draples, 1964/65 aufgenommen hatte.<br />
Klasse auch das voluminöse Booklet mit S<strong>to</strong>ry,<br />
raren Fo<strong>to</strong>s und allen Songdaten.<br />
(Light In The Attic/Cargo Records,<br />
22/63:00) us<br />
JEFF HEALEY<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
1988 ging sein Stern<br />
am Blues-Rock-<br />
Himmel auf: Wie aus<br />
dem Nichts nahm<br />
Jeff Healey, der blinde<br />
Gitarrist aus Kanada,<br />
mit SEE THE<br />
LIGHT (12/48:53) die Blues-Rockwelt für<br />
sich ein. Ziemlich erdig und rau stimmte<br />
Healey damals mit seinen Powertrio einen<br />
Mix aus Eigenem und originell Gecovertem<br />
an. HELL TO PAY (11/50:17) fiel 1990 ein<br />
wenig massenkompatibler aus, was nicht nur<br />
an den Gästen George Harrison, Jeff Lynne,<br />
Mark Knopfler und Bobby Whitlock lag –<br />
nichtsdes<strong>to</strong>trotz ein gelungener Zweitling,<br />
der streckenweise satt donnerte. FEEL THIS<br />
(14/68:06) weitere zwei Jahre später bescherte<br />
einen gereiften, ruhiger gewordenen,<br />
aber immer noch dynamischen Gitarristen<br />
der Extraklasse – der jedoch unüberhörbar<br />
schon nach neuen Ufern suchte. Wer die<br />
Anfänge des 2008 mit nur 41 Jahren vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Musikers noch nicht im Regal stehen<br />
hat, bekommt sie hier kompakt im Schuber<br />
und preiswert geliefert.<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>)<br />
pro<br />
HEINI ALTBART<br />
BLUES MASTERS<br />
Der Wiener Schlagzeuger Heini Altbart<br />
hat mit Gott und der Welt gespielt und ist<br />
Mitglied von Mungo Jerry; und er gilt als<br />
Europas lebenslustigster Leichenbestatter<br />
(das Unternehmen übernahm er vom Vater).<br />
Für seine neue CD scharte er Kollegen<br />
wie Oscar Klein, Bill Ramsey, Steve<br />
Hooks, Hubert Tubbs (Tower Of Power),<br />
Gus Backus, Max Greger Jr. oder Tony<br />
Bulluck um sich, um Standards aus Blues,<br />
Rock, Jazz und Pop auf ganz eigene, sehr<br />
beschwingt groovende Weise neu zu interpretieren:<br />
B.B. King, T-Bone Walker,<br />
Willie Dixon, Little Mil<strong>to</strong>n, Hendrix,<br />
S<strong>to</strong>nes, Billy Pres<strong>to</strong>n, Goffin/King und<br />
Leiber/S<strong>to</strong>ller lieferten die Songs, dazu<br />
komponierte Altbart zweimal – und bietet<br />
eine richtig ansprechende Mixtur mit eigener<br />
Handschrift, die selbst abgegriffenen<br />
Evergreens wie “Hound Dog” oder “Little<br />
Roos ter” neue Facetten abgewinnt.<br />
(7Jazz/H’Art, 16/72:35)<br />
pro<br />
FABIAN ANDERHUB<br />
IT’S A BLUES THING<br />
Durchaus bewusst hat der gebürtige<br />
Schweizer und als Teenager in Kanada<br />
aufgewachsene Blues-Rocker Fabian Anderhub<br />
für sein zweites Album fast nur<br />
Fremdvorlagen aufgenommen. Die Ausnahme:<br />
“Bombshell” stammt aus eigener<br />
Feder und zeigt, dass er auch als Songschmied<br />
eine beachtenswerte Kapazität<br />
ist. „Alles andere sind Songs, die ich in<br />
den letzten Jahren live gespielt habe und<br />
mal dokumentieren wollte”, sagt Anderhub<br />
selbst. Auf IT’S A BLUES THING<br />
offenbart er sich als dynamischer wie einfühlsamer<br />
Gitarrist, ordentlicher Sänger<br />
– und als Teamplayer, der schon mal eine<br />
B3-Hammondorgel zur Klangabrundung<br />
nach vorne schiebt, dazu dem Funk ebenso<br />
wie dem Boogie(-Rock) zugeneigt ist und<br />
auch Tiefgang besitzt. Zu Gehör bringt er<br />
Buddy Guy, John Lee Hooker, John Mayer,<br />
Chester Burnett. Und: In der Flut vergleichbarer<br />
Acts deutet er unüberhörbar<br />
schon eine eigene Handschrift an.<br />
(Rock The Earth/Rough Trade,<br />
10/40:40) pro<br />
THE BLUES BAND<br />
BEST OF<br />
Die Blues Band hat<br />
mit ihrem Backkatalog<br />
2011 bei Reper<strong>to</strong>ire<br />
Records angedockt.<br />
Klar, dass da<br />
schnell eine BEST<br />
OF folgen würde,<br />
um neben der neuen Scheibe FEW SHORT<br />
LINES auch auf die älteren Platten hinzuweisen.<br />
Zwar gibt es von dem UK-Quintett<br />
bereits mehrere Werkschauen, doch zugreifen<br />
lohnt sich: nicht nur weil der Sticker<br />
„Digitally Remastered” seine volle Berechtigung<br />
hat, sondern auch weil Chris Welch<br />
gehaltvolle Liner-Notes verfasst hat und<br />
beide Silberlinge randvoll gepackt sind.<br />
Und: Es wurde Label übergreifend gearbeitet,<br />
auch die bei Hypertension und Pepper<br />
Cake erschienenen CDs fanden Eingang.<br />
Und: Paul Jones (voc, harp), Dave Kelly<br />
(g, voc), Tom McGuinness (g, voc), Gary<br />
Fletcher (b, voc), Rob Townsend (dr) und<br />
Gründungsdrummer Hughie Flint deck(t)en<br />
wirklich alle Bluesspielarten ab – und das<br />
meist in bestechender Weise. Der Beweis<br />
dafür liegt hier vor.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 20/77:28,<br />
21/75:48) pro<br />
LEDFOOT<br />
GOTHIC BLUES VOLUME 1<br />
Der Albumtitel beschreibt die Töne, die der<br />
seit Jahren in Norwegen lebende US-Musiker<br />
Tim Scott McDonnell alias Ledfoot kreiert,<br />
sehr treffend: Dreckiger, düsterer Blues<br />
ist angesagt, erzeugt allein mit seiner alles<br />
andere als seidigen Stimme und den zwölf<br />
Saiten seiner Akustikgitarre. Rostig, staubig<br />
wie nach einem Wüstentrip treibt er mal in<br />
halsbrecherischem Tempo voran, dann arbeitet<br />
er geschickt mit Pausen zwischen den<br />
einzelnen Noten und schafft so ganz eigene<br />
Stimmungen. Mal furchterregend, dann wieder<br />
einfühlsam schmeichelnd, mal versetzt<br />
mit Rockkomponenten, dann wieder mit denzenter<br />
Country-Note – Ledfoot versteht es<br />
wirklich, den uralten Blues in ganz neuer und<br />
eigener Manier zu präsentieren. Spannend!<br />
Das Charisma, das man dem 53-Jährigen live<br />
nachsagt, ist auch auf CD zu spüren.<br />
(Hypertension/Soulfood, 13/54:52) pro<br />
DANNY BRYANT’S<br />
REDEYEBAND<br />
NIGHT LIFE – LIFE IN HOLLAND<br />
Ursprünglich wollte der britische Blues-<br />
Rocker Danny Bryant nur seine erste<br />
DVD produzieren, weshalb das Reper<strong>to</strong>ire<br />
seines Gigs am 17. September 2011<br />
im niederländischen Rosmalen aus einem<br />
Streifzug durch seine sechs bisherigen<br />
Studio-Alben bestand. Trotzdem gibt<br />
es nun auf der CD-Version mit “Always<br />
With Me” nur eine Überschneidung mit<br />
Blues – R&B – Soul – Funk<br />
LIVE (2007). Der Vergleich beider Alben<br />
ist interessant, weil er verdeutlicht, dass<br />
Powertrio-Leader Bryant sich beachtlich<br />
entwickelt und eine gelungene Mischung<br />
aus Rock und Blues gefunden hat, dynamisch<br />
geschickt zwischen Balladen<br />
(“Love Of Angels”), Akustischem (“One<br />
Look”) und Krachern variiert – und mit<br />
origineller Songwahl beim Covern punktet<br />
(John Hiatts “Master Of Disaster”,<br />
Dylans “Knockin’ On Heaven’s Door”,<br />
Buddy Guys “My Baby’s A Superstar”).<br />
Dieses konzertante Nachtleben ist bedenkenlos<br />
zu empfehlen.<br />
(Jazzhaus/inakustik, 9/68:24, DVD:<br />
12 Tracks, Interview; 110 Min.) pro<br />
SCHWARZBRENNER<br />
HEYMKEHR<br />
Bekannte und unbekannte<br />
Songs<br />
aus 16 Jahren<br />
verteilt auf zwei<br />
CDs, so ehren<br />
Schwarzbrenner<br />
ihren<br />
„Texter”<br />
Georg Heym anlässlich li seines hundertsten<br />
Todesjahres. Eingeordnet haben sie die<br />
Stücke – auf langgehegten Wunsch zahlreicher<br />
Fans – in zwei Kategorien, einmal<br />
in Blues & Blues-Rock und einmal in Rocksongs<br />
und Balladen. Zu entdecken gibt es<br />
auf HEYMKEHR wie immer viel, seien es<br />
die angesprochenen Texte von Georg Heym<br />
(1887–1912), seien es mit “Bremen”, “Niederrhein”<br />
und “Rhein-Ruhr” drei bandbiografische<br />
Heimatsongs, oder gar die neuen<br />
Titel “Westwärts” und “Blau des Himmels”,<br />
für die sie eigene Lyrik mit Heym-Gedichten<br />
kombiniert haben – immerhin ein Zeitsprung<br />
von vielen Jahren! Musikalisch<br />
bleiben sich Schwarzbrenner treu, brauchen<br />
weder neumodische Experimente noch<br />
fremde Hilfe wenn es um die Kompositionen<br />
geht. Wer auf handgemachte Musik<br />
mit deutschen Texten steht, dem braucht<br />
man diese Band wohl nicht mehr ans Herz<br />
zu legen, der weiß, was ihn hier erwartet.<br />
(www.schwarzbrenner.de, 14/64:42,<br />
14/61:25) us<br />
STAN WEBB’S CHICKEN<br />
SHACK<br />
STAN’S BLUES<br />
Einer Berg- und Talfahrt gleicht die Karriere<br />
von Chicken-Shack-Boss Stan Webb<br />
seit den 60er Jahren. Mitte des letzten<br />
Jahrzehnts hatte er mal wieder zu einem<br />
bescheidenen Aufschwung angesetzt, als er<br />
im Sommer 2004 im südenglischen Lyme<br />
Regis gastierte und den Clubgig mitschnitt.<br />
Gary Davis (g), Jim Rudge (b) und Mick<br />
Jones (dr) begleiteten den singenden und<br />
Gitarre spielenden Webb, als er sein quicklebendiges,<br />
spritziges und spielfreudig abfeiertes<br />
Set anstimmte, in dem er natürlich<br />
seinen Klassiker “I’d Ra<strong>the</strong>r Go Blind”,<br />
den “Doc<strong>to</strong>r Brown”, die “Chicken Shack<br />
Opera” und den “Stan’s Blues” brachte,<br />
aber auch reichlich Klassiker (“Spoonful”,<br />
“The Thrill Has Gone”, “So Tell Me”, “Reconsider<br />
Baby”) einstreute. Aufgepasst: Als<br />
DVD gab’s das Teil schon mal vor einigen<br />
Jahren mit dem Titel I’D RATHER GO<br />
BLIND (samt CD!)<br />
(Blues Boulevard/Soulfood,<br />
11/80:11) pro<br />
Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Der Online-<br />
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<strong>GoodTimes</strong>-<br />
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Peter Framp<strong>to</strong>n<br />
Framp<strong>to</strong>n Comes Alive<br />
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<strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />
MTV Unplugged –<br />
Live aus dem Hotel Atlantic<br />
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E. G. Kight<br />
It’s Hot In Here<br />
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Paul McCartney<br />
Kisses On The Bot<strong>to</strong>m<br />
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Leonard Cohen<br />
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Van Halen<br />
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LP<br />
REVIEWS<br />
CHET BAKER<br />
CHET BAKER SINGS<br />
Jazzsänger sind oft<br />
kreativ:<br />
phrasieren,<br />
modulieren, scatten.<br />
Baker blieb cool,<br />
ganz cool. Wenn<br />
er sang (Puristen<br />
wollten ihn ohnehin<br />
nur als Trompeter), dann völlig schnörkellos.<br />
Es haute alle um. Wie konnte er mit<br />
immerhin 24 (noch) so verdammt jung<br />
und traurig wirken – dabei mit scheinbar<br />
einfachen Mitteln so verboten swingen?!<br />
1953/1954 entstanden in zwei L.A.-Sessions<br />
die acht Einspielungen zur 25-cm-LP<br />
CHET BAKER SINGS, auf der B-Seite<br />
komplett mit Hoagy Carmichaels “I Get<br />
Along Without You Very Well” und George<br />
Gershwins “But Not For Me”. Die Scheibe<br />
schlug dermaßen ein, dass das 12”-Reissue<br />
1956 weitere Tracks lieferte, darunter den<br />
Klassiker “My Buddy”: wieder mit Russ<br />
Freeman am Piano und diversen Bassisten<br />
und Drummern, unter ihnen Carson Smith<br />
und Shelly Manne: Die 180-Gramm-Pressung<br />
transportiert die ganze Wärme und<br />
Brillanz – sie sollte auch auf Feten weitere<br />
Hörer von der Unerlässlichkeit dieses Mediums<br />
überzeugen.<br />
(Pan-Am Records/inakustik,<br />
14 Tracks) utw<br />
LEONARD COHEN<br />
I’M YOUR MAN<br />
Warum<br />
manche<br />
Cohen-Jünger<br />
auch<br />
diese 1988er Scheibe<br />
des kanadischen<br />
Songwriter-Monuments<br />
zu seinen zeitlosen<br />
Meis terwerken<br />
zählen, bleibt fragwürdig. Mit reichlich<br />
Computerklängen frönte Cohen zeittypischen<br />
Sünden, und selbst die mit „echten”<br />
Musikern eingespielten Songs hängen<br />
an einigen Stellen musikalisch durch. Textlich<br />
ist der Literat Cohen freilich über alle<br />
Zweifel (und über die meis ten Liedbastler<br />
sowieso) meilenweit erhaben – und schönen<br />
Melodien können auch syn<strong>the</strong>tische<br />
Sounds wenig anhaben. Die mehr Rezitations-<br />
denn Gesangsstimme, öfter im Background<br />
von Jennifer Warnes zauberhaft dekoriert,<br />
klang auf dem CBS-Original noch<br />
präsenter und feiner nuanciert als bei diesem<br />
enger gepressten Reissue. Ein „Muss”<br />
mit klitzekleinen Fragezeichen.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 8 Tracks) lbr<br />
ANCIENT GREASE<br />
WOMEN & CHILDREN FIRST<br />
Prima Sache, wenn<br />
sich ein Label Gedanken<br />
macht,<br />
welche LP-Wiederveröffentlichung<br />
Sinn macht. Eines<br />
der rarsten Alben<br />
der 70er it ist nach über 40 Jahren nun wieder<br />
auf Vinyl erhältlich, edle 180 Gramm<br />
schwer und (erstmals) als Klappcover gestaltet:<br />
WOMEN & CHILDREN FIRST<br />
ist der Titel dieses kultigen Teils, Ancient<br />
Grease der Name der Band aus Wales. Aus<br />
den Resten von Strawberry Dust und Eyes<br />
Of Blues formte der spätere Man-Musiker<br />
John Wea<strong>the</strong>rs im Frühling 1970 Ancient<br />
Grea se, war dort aber nie Bandmitglied.<br />
Graham Mortimer (voc), Graham Williams<br />
(g) – beide später bekannt durch die Waliser<br />
Band Racing Cars -, dazu Jack Bass<br />
(b) und Dick Ferndale (dr), sie sorgten im<br />
Studio für die Umsetzung von Wea<strong>the</strong>rs’<br />
Songs. Rustikaler Blues-Rock, teilweise<br />
in Richtung Hard Rock, teilweise in Richtung<br />
Progressive gehend, liefert genau das<br />
Material, dessentwegen Sammler bis vor<br />
kurzem noch Wahnsinnspreise für diese<br />
alte Schallplatte bezahlt haben.<br />
(Sireena/Broken Silence, 10 Tracks) us<br />
BOB DYLAN<br />
GOOD AS I BEEN TO YOU<br />
Auf seinem 28. Studio-Album<br />
leistete<br />
sich His Bobness bereits<br />
1992 einen Trip<br />
„back <strong>to</strong> <strong>the</strong> roots”.<br />
13 Songs, kein einziger<br />
aus seiner begnadeten<br />
dt Fd Feder, btd bot der Barde oft mehr<br />
krächzend und näselnd als singend dar, sich<br />
selber ausschließlich an Gitarre und Harmonika<br />
begleitend. Das gelingt bei einigen<br />
Folksongs und Traditionals wirklich ergreifend<br />
und überzeugend, aber was Dylan hier<br />
aus dem Gold von “Hard Times” macht,<br />
ist schlicht und einfach Scheiße. Und ein<br />
“Tomorrow Night” adelte King Elvis um<br />
Weltklassen besser. Dafür geriet die Nachpressung<br />
der von Steve Marcussen brillant<br />
gemasterten Scheibe sehr, sehr ordentlich.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 13 Tracks) lbr<br />
BETH GIBBONS<br />
OUT OF SEASON<br />
Von der introvertierten<br />
Chanteuse<br />
darf man viel erwarten,<br />
nur keine gutgelaunte<br />
Lachplatte.<br />
Und dennoch verzückte<br />
die (ehemalige?)<br />
Hälfte des genial-tranigen Bris<strong>to</strong>l-<br />
Duos Portishead auch auf ihrer 2002er<br />
Soloscheibe mit einer enorm ausdrucksstarken,<br />
wandlungsfähigen Stimme. Mal<br />
maliziös-marchenhaft wie Margo Timmins<br />
von den Cowboy Junkies, mal brüchigdekadent<br />
wie Marianne Faithful, mal abgrundtief<br />
traurig wie Blues-Göttin Billie<br />
Holiday oder – leider – ganz verfremdet<br />
wie in “Rustin Man” macht sie jeden Song<br />
zum Ereignis. Auch Runterzieh-Musik<br />
kann sich zu großer Kunst aufbauen. Die<br />
eigentliche Sensation des sehr guten LP-<br />
Reissue: Auf dem Beilage-Blatt sieht man<br />
die strikt alle Public Relation meidende<br />
Greta Garbo des Depressions-Pop zweimal<br />
(!) lachen (!!).<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 10 Tracks) lbr<br />
ANTHONY’S ATTIC<br />
HOON<br />
Verteilt auf drei LP-<br />
Seiten (die vierte<br />
Seite soll bei Doppelalben<br />
ja immer<br />
ein Schattendasein<br />
fristen, sagt die<br />
Band …) haben<br />
Anthony’s Attic aus Hamburg mit HOON<br />
ein buntes Sammelsurium an klasse Musik<br />
zusammengebastelt. Tom Fenn (voc, g,<br />
keys), Mirja Brandenburg (voc, g, keys),<br />
Leif Jorgensen (b) und Dirk Schumacher<br />
(dr) haben zahlreiche Einflüsse aus den<br />
70er und 80er Jahren aufgesogen, diese<br />
miteinander verwoben und so Indie-Rock<br />
im eigentlichen Wortsinne erschaffen,<br />
nämlich Musik, die sich weder an Stilgrenzen<br />
noch an kommerziell vorgefertigten<br />
Einteilungen orientiert: überdrehter<br />
Pop im Stile der Talking Heads, Harmonien<br />
à la Go-Betweens, Hintersinniges wie<br />
bei XTC, psychedelische Rückschritte in<br />
die 60er Jahre nicht zu vergessen. Wer auf<br />
so vielen Hochzeiten tanzt, setzt sich natürlich<br />
dem Vorwurf der Beliebigkeit aus,<br />
doch Hauptsongschreiber Fenn und seine<br />
Band machen diese Vielfalt zum Konzept,<br />
so dass man ständig Neues (und vor allem<br />
Unerwartetes!) hört.<br />
(Chocofilet/Timezone, 16 Tracks) us<br />
ALAN PARSONS PROJECT<br />
TURN OF A FRIENDLY CARD +<br />
EYE IN THE SKY<br />
Die Re-Analogisierung i des APP-Katalogs<br />
schreitet voran, mit TURN ... (1980) und<br />
EYE ... (1982) sind die Reissue-Spezialisten<br />
<strong>Music</strong> On Vinyl in den Eighties angelangt.<br />
Musikalisch entwickelte sich das<br />
Projekt von Alan Parsons und Eric Wolfson<br />
seinerzeit freilich kaum weiter – die beiden<br />
komponierten die ewig gleichen Grunds<strong>to</strong>ffe<br />
mit leicht wechselnden Zutaten zum<br />
immer wieder erkennbaren Soft-Rock-Menü.<br />
Dabei kamen aber immer noch so wohlbekömmliche<br />
Teile wie die schöne Melodie<br />
von “Turn Of A Friendly Card” oder<br />
die letzte grosse Parsons/Wolfson-Ballade<br />
“Old And Wise” auf EYE ... heraus. Überraschungen<br />
bietet dagegen die Klangfront:<br />
Während die wie von MOV gewohnt auf<br />
180-Gramm-Vinyl veröffentlichte TURN<br />
... gegenüber den enger gepressten 80er-<br />
Originalen wohl dank digitalem Remaster<br />
als Quelle spürbar an Druck gewinnt, wirkt<br />
das Reissue von EYE IN THE SKY übermotiviert<br />
getunt.<br />
(<strong>Music</strong> on Vinyl/Cargo; 6/10 Tracks) lbr<br />
JULIE LONDON<br />
LONDON BY NIGHT<br />
Außer als laszives<br />
Rollenmodell<br />
für<br />
die aktuelle Ikone<br />
Lana del Ray wird<br />
Julie London (1926–<br />
2000) wohl ewig mit<br />
ihrer Hymne “Cry<br />
Me A River” in Erinnerung bleiben. Ganz<br />
Hollywood-gerecht war sie schon zehn<br />
Jahre im Filmgeschäft, als sie 1954 mit der<br />
Musik begann, und nahm bis 1969 über<br />
30 LPs auf – LONDON BY NIGHT war<br />
ihre achte. Londons Ehemann und Hauskomponist<br />
Bobby Troup (“Route 66”) sah<br />
das Songdutzend als ein durchgängig an<br />
der Bar erzähltes Konzept album, für das<br />
er seiner erotisch hauchenden Diseuse mit<br />
dem verliebten Opener “Well, Sir” und dem<br />
Vinyl<br />
Eigenheiten entschuldigenden “That’s The<br />
Way I Am” Nummern auf den erotischen<br />
Klangkörper schrieb und diese mit dramatischen<br />
Einkäufen verband; auch dabei “My<br />
Man’s Gone Now” von den Gershwins oder<br />
Rodgers & Harts “Nobody’s Heart”. Seine<br />
Dramaturgie, verliebtes Glück/Liebeskummer/Happy<br />
End, erschließt sich auch 53<br />
Jahre nach dem Ersterscheinen jener Platte<br />
auf dieser 180-Gramm-Pressung sehr eindrucksvoll.<br />
(Pan-Am Records/inakustik,<br />
12 Tracks) utw<br />
ELECTRIC LIGHT<br />
ORCHESTRA<br />
ELDORADO<br />
Anno 1974 zählte<br />
das Electric Light<br />
Orches tra noch drei<br />
Streicher fest zur<br />
Band, und Mastermind<br />
Jeff Lynne<br />
stand noch vor dem<br />
Scheideweg Shid zwischen Ambition und glattgeschliffenem<br />
Pomp-Pop späterer Jahre.<br />
Der Komponist und unüberhörbare Beatles-Fan<br />
Lynn schrieb für ELDORADO<br />
einige grandiose Nummern wie das sich<br />
gewaltig steigernde “Mister Kingdom”, der<br />
Produzent Lynn kleidete das alles schon<br />
in seinen Markenzeichen-Sound: dicht,<br />
vielschichtig, orchestral. Nur der Sänger<br />
Lynn war und wird kein Lennon und kein<br />
McCartney – und obwohl er sich im Titelsong-Finale<br />
sogar als Knödeltenor geriert,<br />
bleibt der Gesang das einzige, freilich nicht<br />
überzubewertende Manko dieser exzellent<br />
nachgepressten Platte.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 10 Tracks) lbr<br />
LILY<br />
V.C.U. (WE SEE YOU)<br />
Treibende Rhythmen,<br />
gekonnte<br />
Gitarrengefechte,<br />
expressiver<br />
Gesang,<br />
verziert<br />
durch Tenor- und<br />
Sopran-Saxofon – ein<br />
Progressiv-Sound, der<br />
zur Jh Jahreswende 1972/1973 aufhorchen ließ<br />
und für den der Bandname Monsun absolut<br />
passend gewählt war, da musste man Manfred<br />
Schmid (g) und Wilfried Kirchmeier<br />
(b, voc) Recht geben. Sie hatten bereits bei<br />
The Mods zusammen musiziert. Aufnahmen<br />
bei Dieter Dierks in Köln liefen, hier<br />
hörbar, geschliffen ab, samt routinierter<br />
Rhythmuswechsel und Schlagzeugsolo von<br />
Manfred Schlagmüller (kann man passender<br />
heißen?) bei “I’m Lying On My Belly” sowie<br />
Jazz-Rock in Finale “Eyes Look From<br />
The Mount Of Flash” mit idealem Interplay<br />
von Schmid und Klaus Lehmann. Aber dann<br />
bestand die Bellaphon auf Glam-Schminke<br />
und den Teenie-Namen Lilly, und man sieht<br />
der Frankfurter Band das Entsetzen auf dem<br />
Cover an.<br />
(Malesch Records/Long Hair <strong>Music</strong>,<br />
6 Tracks) utw<br />
STEVE EARLE<br />
GUITAR TOWN<br />
Klasse Songs, die denen von Springsteen,<br />
Petty oder Mellencamp in keinster Weise<br />
nachstehen, Steve Earle gelang 1986 mit<br />
GUITAR TOWN ein höchst erfolgreiches<br />
Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
The Who<br />
My Generation<br />
Talking Heads<br />
Once in a Lifetime<br />
The Stranglers<br />
Peaches<br />
Sam Cooke<br />
You Send Me<br />
Pavement<br />
Cut Your Hair<br />
Franz Ferdinand<br />
Take Me Out<br />
The Knife<br />
Heartbeats<br />
David Bowie<br />
Life on Mars<br />
Metallica<br />
One<br />
MGMT<br />
Time <strong>to</strong> Pretend<br />
The Cure<br />
Boys Don’t Cry<br />
Motörhead<br />
Ace of Spades<br />
Blondie<br />
Heart of Glass<br />
The Four Tops<br />
Reach Out (I’ll Be There)<br />
Air<br />
Kelly Watch <strong>the</strong> Stars<br />
The Human League<br />
Being Boiled<br />
Jerry Lee Lewis<br />
Great Balls of Fire<br />
Jimi Hendrix<br />
Voodoo Child (Slight Return)<br />
The Police<br />
Roxanne<br />
Kraftwerk<br />
Trans-Europe Express<br />
Massive Attack<br />
Unfinished Sympathy<br />
Lou Reed<br />
Walk on <strong>the</strong> Wild Side<br />
Nina Simone<br />
Ain’t Got No; I Got Life<br />
Gary Numan<br />
Cars<br />
Culture Club<br />
Do You Really Want <strong>to</strong> Hurt Me<br />
Nirvana<br />
Smells Like Teen Spirit<br />
Depeche Mode<br />
Everything Counts<br />
The Clash<br />
London Calling<br />
El<strong>to</strong>n John<br />
Rocket Man<br />
Elvis Presley<br />
Suspicious Minds<br />
Johnny Cash<br />
I Walk <strong>the</strong> Line<br />
Madonna<br />
In<strong>to</strong> <strong>the</strong> Groove<br />
Björk<br />
Army of Me<br />
Prince & The Revolution<br />
Purple Rain<br />
Iron Maiden<br />
The Trooper<br />
Bob Dylan<br />
Subterranean Homesick Blues<br />
Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
God Save <strong>the</strong> Queen<br />
Amy Winehouse<br />
Love Is a Losing Game<br />
Salt-N-Pepa<br />
Push It<br />
The Specials<br />
Ghost Town<br />
The Beach Boys<br />
God Only Knows<br />
Beck<br />
Loser<br />
LP<br />
REVIEWS<br />
Debüt, das es bis an die Spitze der<br />
amerikanische Country-Charts schaffte.<br />
Den einzigen Kritikpunkt, den man<br />
freilich nur aus heutiger Sicht so sieht,<br />
gibt es für die sterile Produktion der<br />
Platte. Mitte der 80er war „digital” das<br />
Heilswort hochklassiger Aufnahmetechnik,<br />
selbst Nashville setzte damals<br />
High-Tech-Geräte wie den legendären<br />
Mitsubishi X-800 ein: klinisch reiner<br />
Sound ohne störendes Analog-<br />
Rauschen und -Knistern sollte der<br />
Lohn sein. Höchst interessant ist da<br />
natürlich der Gegensatz zwischen der<br />
Aufnahmetechnik und dem Abspielmedium,<br />
spannend die Frage, wie viel<br />
analoge Wärme die audiophile 180g-<br />
Pressung zurückgewinnen kann ...<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo Records,<br />
11 Tracks) us<br />
CARL PERKINS, JERRY<br />
LEE LEWIS, ROY ORBI-<br />
SON, JOHNNY CASH<br />
CLASS OF ’55<br />
An<br />
den<br />
Rock’n’Roll<br />
der 50er zu<br />
erinnern,<br />
die<br />
guten<br />
alten<br />
Tage eines legendären<br />
Studios<br />
wieder aufleben zu lassen und<br />
dabei einen vers<strong>to</strong>rbenen Freund wie<br />
Elvis Presley zu ehren, das waren<br />
die Gründe, warum Carl Perkins,<br />
Jerry Lee Lewis, Roy Orbison und<br />
Johnny Cash im September 1985 für<br />
ein paar Aufnahmen die Räume der<br />
Sun Studios in der Union Avenue<br />
706 in Memphis, Tennessee, betraten.<br />
Neue, extra für diesen Anlass<br />
geschriebene Songs sind zu hören,<br />
aber auch Klassiker wie “Sixteen<br />
Candles” von Lu<strong>the</strong>r Dixon, Waylon<br />
Jennings’ “Waymore’s Blues”<br />
oder “Keep My Mo<strong>to</strong>r Running”<br />
von Randy Bachman. In Partylaune<br />
dann der Rausschmeißer “Big Train<br />
(From Memphis)”, bei dem neben<br />
den vier Hauptdarstellern noch ein<br />
Backingchor aus John Fogerty, June<br />
Carter Cash, Dave Edmunds, Rick<br />
Nelson und Sam Phillips himself zu<br />
hören ist.<br />
(<strong>Music</strong> Ob Vinyl/Cargo, 10 Tracks) us<br />
JOHN COLTRANE AND<br />
JOHNNY HARTMAN<br />
JOHN COLTRANE AND<br />
JOHNNY HARTMAN<br />
Ungewohnt<br />
sanft und melodisch<br />
verhalf<br />
Saxofonist<br />
John<br />
Coltrane<br />
dem<br />
Sänger<br />
Johnny<br />
Hartman<br />
zu einem Comeback. Am 7. März<br />
1963 nahmen die beiden zusammen<br />
mit McCoy Tyner am Klavier, Bassist<br />
Jimmy Garrison und Schlagzeuger<br />
Elvin Jones ein Album auf, das heute<br />
als Jazzklassiker gilt und dessen<br />
Interpretationen von “Lush Of Life”<br />
und “They Say It’s Wonderful” immer<br />
noch unerreicht sind. Dabei war<br />
Hartmann zunächst skeptisch, ließ<br />
sich aber von Produzent Bob Thiele<br />
dazu überreden, Coltranes Auftritte im<br />
Birdland Jazz Club zu besuchen. Ohne<br />
Proben, ohne feste Arrangements, lediglich<br />
mit ein paar Song-Vorschlägen<br />
im Gepäck kamen sie ins Studio, wo<br />
sie die sechs Nummern gleich im ersten<br />
Take einspielten. Die Stimmung,<br />
die sie so erzeugen, ist einmalig, von<br />
einem Auflegen der Platte vor Mitternacht<br />
ist dringend abzuraten.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />
6 Tracks) us<br />
BOB MARLEY &<br />
THE WAILERS<br />
NATTY DREAD<br />
Ohne<br />
Wenn<br />
und<br />
Aber:<br />
Das ist Bob<br />
Marleys beste<br />
Scheibe,<br />
die<br />
„Muss-Man-<br />
Haben”-Reggae-Platte<br />
schlechthin. hthi Egal, wie viel<br />
Ganja da 1974 das Studio verrauchte<br />
– die Band geht äußerst diszipliniert<br />
und dennoch mit unvergleichlichem<br />
Groove zur sanft wiegenden Sache,<br />
der Backgroundchor der I-Thees (mit<br />
Marley-Gattin Rita) trällert engelsgleich.<br />
Der dazu wie ein junger Gott<br />
singende Bandboss wurde trotz nicht<br />
allzu vieler Songschreiber-Credits<br />
mit diesem Meisterwerk völlig zu<br />
Recht zum Superstar, erstmals als<br />
Bob Marley & The Wailers auf dem<br />
Cover firmierend. Vor über zehn<br />
Jahren gab es mal eine vor Dynamik<br />
und Basskraft strotzende „Definitive<br />
Edition” der LP bei Speakers Corner.<br />
MOV ging bei seinem Reissue (leider<br />
ohne Textblatt) wohl auf das im<br />
Ganzen softer, bei den Stimmen dagegen<br />
leicht angeschärfte CD-Remaster<br />
von Universal zurück. Dennoch<br />
dicke Empfehlung!<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lbr<br />
BYRDS<br />
THE NOTORIOUS BYRDS<br />
BROTHERS<br />
Die Byrds<br />
sind wahrlich<br />
für viele Stile<br />
bekannt. Und<br />
ohne Zweifel ist<br />
THE NOTORI-<br />
OUS BYRDS<br />
BROTHERS eines der Alben, bei denen<br />
man alle diese Stile auf einmal zu<br />
hören bekommt. Folk-Rock, Country,<br />
Psychedelic Rock, Electronica, ja sogar<br />
Jazz wird dieser Platte nachgesagt.<br />
1967 begannen sie die Aufnahmen für<br />
ihren fünften Longplayer, mit David<br />
Crosby und Michael Clarke verloren<br />
sie bei Halbzeit zwei Mitglieder, daraufhin<br />
kehrte Gene Clark zur Band<br />
zurück, um diese drei Wochen später<br />
wieder zu verlassen – gerüchteweise<br />
war er in dieser Zeit für die Backing-<br />
Vocals zweier Songs verantwortlich.<br />
Sicherlich trugen diese Vorkommnisse<br />
erheblich zur stilistischen Zerrissenheit<br />
des Albums bei, ohne Frage war<br />
Vinyl<br />
dies der Nährboden für die wohl experimentellsten<br />
Klänge der Byrds – und<br />
dennoch, oder gerade deswegen, gehört<br />
diese knappe halbe Stunde immer<br />
noch zu ihren Sternstunden.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 11 Tracks) us<br />
LAURA VANE &<br />
THE VIPERTONES<br />
SUGAR FIX<br />
Wow. Das geht<br />
ja mal richtig<br />
ab. Großartige<br />
Sängerin, geiles<br />
Gebläse, coole<br />
Rhythmsection<br />
– diese LP<br />
funkt und groovt und fetzt von Anfang<br />
bis Ende. Von wegen nach knalligem<br />
Einstieg “Capsize” nur noch Langeweiler<br />
– leider nur allzu oft erlebt.<br />
Nein, die mit perfekten Backgroundvocals<br />
verschärfte Laura und ihre<br />
englisch-niederländischen Viper<strong>to</strong>nes<br />
bewahren Biss bis zum Schluss, den<br />
die einzige (!) Ballade “Letting Me<br />
Love You” grandios setzt. Dazwischen<br />
aber blitzt ein Highlight nach dem anderen,<br />
für “Wicked Man” oder „In Or<br />
Out” möchte man die ganze Horde von<br />
hochgelobten Eintags- und Einsong-<br />
Sternchen wegfegen. Miss Vane klingt<br />
dabei gar nicht gewollt „schwarz”,<br />
macht nie auf röhrende Hirschkuh,<br />
sondern brilliert einfach nur bärenstark.<br />
Und das alles in knackig-dynamischen<br />
Sound, in dem man minimale<br />
Oberflächengeräusche der Pressung<br />
bestgelaunt überhört. Wow.<br />
(Unique/Groove Attack,<br />
13 Tracks) lbr<br />
MARVIN GAYE<br />
HERE, MY DEAR<br />
1978 veröffentlichte<br />
Marvin<br />
Gaye bei<br />
Tamla Records<br />
das Doppelalbum<br />
HERE,<br />
MY<br />
DEAR.<br />
Die 2012er Wiederveröffentlichung,<br />
edle 180g schwer und im hochwertig<br />
gestalteten Klappcover, wird der<br />
Bedeutung dieses Werkes mehr als<br />
gerecht. Obwohl, zum Zeitpunkt seiner<br />
Erstveröffentlichung reagierten<br />
sowohl Publikum als auch Kritik verstört<br />
auf die musikalische Verarbeitung<br />
von Gayes privaten Problemen.<br />
Zahlreiche Stücke (inkl. des Titels<br />
des Albums) <strong>the</strong>matisieren seine kurz<br />
zuvor erfolgte, nicht ganz einfache<br />
Scheidung von Anna Gordy; finanzielle<br />
Probleme, hervorgerufen durch<br />
seinen exorbitanten Lebensstil mit<br />
einer Unmenge an Luxuskarossen,<br />
zahlreichen pompösen Wohnhäusern<br />
und einem ständig steigenden Kokainbedarf<br />
sorgten für zusätzlichen<br />
Ärger. Doch wie so oft zeigte sich<br />
die wahre Klasse dieser Musik erst<br />
im Laufe der Jahre, zählt HERE, MY<br />
DEAR heute zu den Meilensteinen in<br />
Marvin Gayes Karriere.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 2 LPs,<br />
14 Tracks) tk<br />
published by EDITION OLMS<br />
1001 ALBEN<br />
MUSIK, DIE SIE HÖREN SOLLTEN,<br />
BEVOR DAS LEBEN<br />
VORBEI IST<br />
AUSGEWÄHLT UND VORGESTELLT<br />
VON 90 INTERNATIONALEN REZENSENTEN<br />
VORWORT VON<br />
MICHAEL LYDON<br />
GRÜNDUNGSHERAUSGEBER<br />
DER ZEITSCHRIFT<br />
ROLLING STONE<br />
HERAUSGEGEBEN VON<br />
ROBERT DIMERY<br />
1001 SONGS<br />
DIE SIE HÖREN SOLLTEN, BEVOR DAS LEBEN VORBEI IST<br />
VORWORT VON<br />
TONY VISCONTI<br />
HERAUSGEBER<br />
ROBERT DIMERY<br />
Deutsche<br />
Ausgabe!<br />
NUR<br />
€ 39,95<br />
Chris Welch<br />
ERIC CLAPTON<br />
Die Biographie in Bildern, Dokumenten und Memorabilia<br />
Übersetzung a.d. Englischen von Stefanie Kuballa.<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53 Über 5.000 Musikbücher vorrätig.<br />
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960 S. mit über 800 farbigen Illustr. Format 16 x 21 cm.<br />
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CD<br />
REVIEWS<br />
EMBRYO<br />
BAD HEADS AND BAD CATS<br />
Mit ihrem achten<br />
Album BAD<br />
HEADS<br />
AND<br />
BAD<br />
CATS<br />
(1976) tauchten<br />
Embryo tiefer als<br />
zuvor in den Jazz<br />
ein. Die Band um Christian it Burchard war<br />
inzwischen zu einem Septett angewachsen<br />
– mit einem so außergewöhnlich guten<br />
Musiker wie dem Saxofonisten Charlie<br />
Mariano. Es war das erste Embryo-Album,<br />
das nicht bei einer größeren Plattenfirma erschien:<br />
Kurz zuvor hatten die Münchner zusammen<br />
mit den Gruppen Ton Steine Scherben,<br />
Sparifankal und Missus Beastly das<br />
unabhängige Label April (später Schneeball)<br />
gegründet. Burchard und Co. erhofften<br />
sich dadurch mehr Freiheiten, die sie auf<br />
BAD HEADS dann auch auskosteten. Im<br />
Vergleich zum stark von US-Funk inspirierten<br />
Vorgänger SURFIN’ geht die Musik<br />
stärker in Richtung experimentellen Jazz-<br />
Rock. Gleichwohl sind die Stücke niemals<br />
schwer zugänglich: Den Akkordverbindungen<br />
haftet meist etwas Sonniges an, die<br />
Soli gipfeln in spacigen Ausbrüchen, der<br />
Opener “Layed Back” ist sogar sehr funkig,<br />
und das Afro-Beat-inspirierte “Nina<br />
Kupenda” sowie das Titelstück würzt die<br />
Sängerin Maria Archer mit ihrer souligen<br />
Stimme. Nicht von ungefähr hält Burchard<br />
das Album für eines der besten im rund 40<br />
LPs umfassenden Oeuvre seiner seit 1970<br />
aktiven Combo. Die CD-Wiederveröffentlichung<br />
von Garden Of Delights beinhaltet<br />
als Bonus-Tracks das 17-minütigen Studio-<br />
Outtake “MHuman Contact” sowie das live<br />
beim Umsonst & Draußen-Festival 1975 in<br />
Vlotho aufgenommene “Sidetrack”.<br />
(Garden Of Delights, 9/63:52) frs<br />
ELBTONAL PERCUSSION<br />
PLAYS STEWART COPELAND<br />
Was wären The<br />
Police ohne ihren<br />
Schlagzeuger<br />
Stewart<br />
Copeland gewesen?<br />
Selbst wer den<br />
80er-Reggae-Pop<br />
des Trios nicht mag,<br />
muss bei bigenauem Hinhören anerkennen,<br />
dass dort ein Meister seines Faches trommelte.<br />
Das Hamburger Quartett Elb<strong>to</strong>nal<br />
Percussion schätzt nicht nur die Arbeit<br />
Copelands bei Police, sondern auch seine<br />
späteren Solo-Ausflüge in die Welt des<br />
Soundtracks und der Weltmusik. Die Combo,<br />
die sich zu einem der gefragtesten Percussion-Ensembles<br />
entwickelt hat, arbeitete<br />
bereits mit Copeland zusammen. Nun widmen<br />
die Vier ihm ein komplettes Album.<br />
Ihre Interpretationen der Police-Nummern<br />
“Contact” und “The O<strong>the</strong>r Way Of S<strong>to</strong>pping”<br />
sowie von Solowerken wie “Dance<br />
Ants” und “Gong Rock” sind atemberaubend<br />
– sie glänzen durch Einfallsreichtum<br />
und Vielfältigkeit. Auf diversen Trommeln,<br />
Marimbas und Xylofonen (zum Einsatz<br />
kommen rund 150 verschiedene Percussioninstrumente)<br />
sowie unter dezenter<br />
Nutzung von Elektronik erwecken die vier<br />
Schlagwerker das Copeland’sche Oeuvre zu<br />
neuem Leben. Rhythmisierend!<br />
(Dude/Indigo, 16/64:21)<br />
frs<br />
RED BARAAT<br />
CHAAL BABY<br />
Die<br />
Besucher<br />
des<br />
diesjährigen<br />
Burg-Herzberg-<br />
Festivals können<br />
sich schon einmal<br />
auf etwas gefasst<br />
machen:<br />
Selbst<br />
wenn die meisten noch nie einen einzigen<br />
Ton von Red Baraat gehört haben sollten,<br />
wird sie die Combo garantiert zum Tanzen<br />
bringen. Denn die Musik der acht- bis<br />
neunköpfigen, multikulturellen Blaskapelle<br />
aus Brooklyn, New York, ist unwiderstehlich<br />
rhythmisch: Drei Perkussionisten<br />
zünden ein prasselndes Trommelfeuerwerk,<br />
ein Sousafonist legt funkige Basslinien,<br />
und darüber brilliert der kompakte<br />
Bläsersatz mit punktgenauen Unisono-<br />
Läufen und feurigen Solo-Ausbrüchen.<br />
Dem Blaskapellen-Boom der vergangenen<br />
Jahre (Fanfare Ciocarlia, La Brass Banda<br />
etc.) fügen Red Baraat mehr als nur eine<br />
neue Note hinzu: Stärker als die genannten<br />
Brass-Bands wurzeln sie – vergleichbar<br />
der Dirty Dozen Brass Band aus New<br />
Orleans – im Jazz, vor allem aber in der<br />
ausgelassen-partylaunigen nordindischen<br />
Hochzeitskapellen-Tradition (Baraat ist<br />
Hindi für Hochzeitsumzug). Curry-scharfes<br />
Turbo-Humpa-Humpa-Tätärä!<br />
(Jaro Medien, 11/55:33)<br />
frs<br />
ZITA SWOON GROUP<br />
WAIT FOR ME<br />
Die Zita Swoon<br />
Group ist – laut Zita<br />
Swoon – das neueste<br />
Bandprojekt von Stef<br />
Kamil Carlens, dem<br />
ehemaligen Mitglied<br />
der belgischen Independent-Rockband<br />
tR dDeus. Auf einer Reise<br />
durch Burkina Faso begegnete der Sänger/<br />
Gitarrist der Sängerin Awa Démé und dem<br />
Perkussionisten Mamadou Diabaté Kibié,<br />
die ihn in die dortige Griot-Kultur (Griots<br />
sind die Barden Westafrikas) einführten.<br />
Das mit weiteren Gastmusikern eingespielte<br />
Album WAIT FOR ME ist nun das Ergebnis<br />
dieses Zusammentreffens der Kulturen.<br />
Ausgefeilte Singer/Songwriter-Kunst<br />
trifft auf westafrikanischen Wüstenblues;<br />
eine eher entspannte, unaufgeregte Musikbegegnung,<br />
die gleichwohl jede Menge<br />
schillernder Tracks generiert.<br />
(Crammed Discs/Indigo, 12/59:22) frs<br />
SPYRO GYRA<br />
A FOREIGN AFFAIR<br />
Das Gründer-Tandem aus Saxer Jay Beckenstein<br />
und Pianist Tom Schumann<br />
führte die Fusion-Könner aus Buffalo, New<br />
York State, schon durch zwei Dutzend Alben<br />
– wieder mal sprüht dies vor Einfällen<br />
und Spielwitz. Gitarrist Julio Fernandez ist<br />
auch schon im dritten Jahrzehnt dabei und<br />
spielt, neben feiner Rhythmusarbeit, durchdachte<br />
Soli voll untergründig lodernden<br />
Esprits. Im Latino-Genre fühlen sich die<br />
Fünf nach wie vor wohl: Fernandez glänzt<br />
bei den „Chileno Boys” mit klarem Gesang,<br />
den der relativ neue Drummer Bonny<br />
Bonaparte stützt; er schrieb den Genießer-<br />
Calypso “Sweet Ole Thing”. Beckensteins<br />
Sax schmeichelt sich in die Melodien ein,<br />
ist dabei über Easy Listening erhaben.<br />
“Khuda” gewinnt durch Arijit Singhs Vokalkünste.<br />
Keb’ Mo’ veredelt verträumt<br />
Danny O’Keefes “Last Call”, bevor Bassist<br />
Scott Ambush mit Tosin Aribisala (Perkussion)<br />
in “Dancing On Table Mountain” ein<br />
feuriges Finale liefert.<br />
(inak/inakustik, 11/60:54)<br />
utw<br />
AMSTERDAM KLEZMER<br />
BAND<br />
MOKUM<br />
Ein pumpender Kontrabass,<br />
hüpfende<br />
Akkordeontupfer,<br />
treibende Läufe mit<br />
Posaune,<br />
Trompete<br />
und Klarinette: Mit<br />
diesem Konzept hat<br />
sich ihdie Amsterdam Klezmer Band in jüngerer<br />
Zeit als eine der erfolgreichsten Formationen<br />
auf dem Gebiet der Klezmer- und<br />
Balkanmusik etabliert. Ihr voriges Album<br />
KATLA erhielt den Preis der Deutschen<br />
Schallplattenkritik; und “Son”, ein Stück<br />
vom Nachfolger MOKUM, läuft im Soundtrack<br />
der Film-Adaption von Wladimir Kaminers<br />
Bestseller „Russendisko”, die Ende<br />
März in die deutschen Kinos kommt. Mit<br />
ihrem Live-Album MOKUM (jiddischer<br />
Spitzname für Amsterdam) feiert die Combo<br />
ihr 15-jähriges Bestehen und bleibt<br />
ihrem Konzept der virtuosen, wodkalaunigen<br />
Partymusik treu. Gezondheid – und<br />
nastrov je!<br />
(Essay/Indigo, 16/69:57)<br />
frs<br />
BILLY COBHAM BAND<br />
LIVE IN LEVERKUSEN<br />
Auch mit bald 70<br />
Jahren im Kreuz versteht<br />
es Drum-Altmeister<br />
Billy Cobham<br />
immer noch,<br />
mit seinen Grooves<br />
auf der Bühne zu beeindrucken.<br />
id Die einstige Rhythmustriebsfeder<br />
des Mahavishnu Orchestra, auch als<br />
Miles-Davis-Sideman geradezu legendär,<br />
legt immer noch viel Dynamik an den Tag<br />
– beeindruckend demonstrierte er dies mit<br />
seiner sechsköpfigen Band beim Leverkusener<br />
Jazzfestival am 11. November 2010,<br />
als er ausschließlich mit Eigenkompositionen<br />
aufwartete, darunter Klassiker wie<br />
“Red Baron” “oder “Stratus” (jeweils mit<br />
Karibikflair). Die Mixtur aus Jazz, Latin<br />
und Fusion-Rock macht ihm immer noch<br />
keiner nach, auch nicht den Einsatz seiner<br />
Doublebass-Drum. Präzise und zugleich beseelt,<br />
spielfreudig, mit reichlich Interaktion<br />
aller Beteiligten – Cobham & Mitstreiter<br />
sind hier wahrlich in Bestform zu erleben.<br />
(BHM/Zyx, 9/77:57)<br />
pro<br />
CURTIS STIGERS<br />
LET‘S GO OUT TONIGHT<br />
Dieses luftige und doch so tiefschürfende<br />
Album könnte auch „Songs From A Room”<br />
heißen, wenn der Titel nicht durch Leonard<br />
Cohen besetzt wäre. Man hört dieser Produktion<br />
einfach an, dass nicht die Drums in<br />
L.A. und die Gitarre in Albuquerque draufkamen.<br />
Alles atmet die Charakteristik eines<br />
Raumes. Der singende Saxofonist und Ex-<br />
Popper Curtis Stigers hat die Regie diesmal<br />
wohlweislich in die Hände von Larry Klein<br />
Jazz & World <strong>Music</strong><br />
gelegt (Joni Mitchell, Madeleine Peroux).<br />
Mit seinem bewährten Hammond-Guru<br />
Larry Goldings und dem Drum/Perkussion-<br />
Zauberer Jay Bellerose gelingen Interpretationen<br />
von Stigers-Favoriten, sensibel<br />
„unterspielt” und bei aller Beiläufigkeit<br />
intensiv: Dylans “Things Have Changed”<br />
so klar wie abgeklärt, die stille Verzweiflung<br />
in Neil Finns Seitensprung-Saga “In<strong>to</strong><br />
Temptation” geradezu ansteckend greifbar.<br />
“This Bitter Earth” kennen einige von Dinah<br />
Washing<strong>to</strong>n: Stigers siedelte es eher<br />
countyesk an, und doch schafft er eine zarte<br />
Verbindung zu jenem American Songbook,<br />
ohne das er diesmal blendend auskommt.<br />
(Concord/Universal, 10/45:10) utw<br />
CHICK COREA & GARY<br />
BURTON<br />
HOT HOUSE<br />
Vor fast 40 Jahren,<br />
bei einem Jazzfestival<br />
im Rahmen der<br />
Olympischen Spiele<br />
in München, traten<br />
der Pianist Chick<br />
Corea und der Vibrafonist<br />
it Gary Bur<strong>to</strong>n als Solisten auf.<br />
Spontan spielten sie dabei eine gemeinsame<br />
Zugabe, deren Klasse den deutschen<br />
Produzenten Manfred Eicher so begeisterte,<br />
dass er die beiden zu einem gemeinsamen<br />
Album überredete. Der Erfolg von<br />
CRYSTAL SILENCE – so der Titel dieses<br />
Albums – und das blinde Verständnis füreinander<br />
sorgten im Laufe der Jahre für<br />
etliche gemeinsame, höchst erfolgreiche<br />
Veröffentlichungen. Für ihr neues Album,<br />
HOT HOUSE, haben sie sich zehn Songs<br />
ihrer Lieblingskomponisten ausgesucht,<br />
dabei aber darauf geachtet, dass diese<br />
Songs eher zu den unbekannten Stücken<br />
aus deren Oeuvre gehören. Auf Paul Mc-<br />
Cartneys “Eleanor Rigby” trifft dies natürlich<br />
kaum zu, doch Dave Brubecks<br />
“Strange Meadow Lark”, “Light Blue”<br />
von Thelonious Monk oder “Chega De<br />
Saudade” von Carlos Jobim sind tatsächlich<br />
Stücke, deren Bekann<strong>the</strong>it eher gering<br />
ist. Umso spannender dann, was Chick Corea<br />
und Gary Bur<strong>to</strong>n aus diesen Vorlagen<br />
herauszaubern.<br />
(Concord/Universal, 10/74:59) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BEACH CLASSICS PRESENTED<br />
BY JOSÉ PADILLA<br />
Kaum werden die Tage längerer, erscheint<br />
schon eine vorzügliche Compilation, die<br />
sich den leichten und verführerischen<br />
Ethno-Jazzklängen widmet, wobei Samba,<br />
Bossa Nova, Partido Al<strong>to</strong>, aber auch eher<br />
klassischer Swing im Vordergrund stehen.<br />
Doch auch Balladen finden sich unter den<br />
insgesamt 22 Tracks. Chet Baker singt mit<br />
hauchzarter Stimme “I’ve Never Been In<br />
Love Before”, Big John Pat<strong>to</strong>n gibt sich<br />
bei “The Shadow Of Your Smile” sehr<br />
entspannt, während die Stimmung durch<br />
moderne Fusion (Donald Byrd), rasanten<br />
Bossa (Donald Byrd) und Samba (Dexter<br />
Gordon) angeheizt wird. Zwar erinnert das<br />
Cover mit der am Strand stehenden Bikini-<br />
Mieze zuerst an eine Billig-Compilation<br />
mit rechtefreiem Uralt-Jazz, doch hier wird<br />
mit jedem Song Qualität geboten. Klasse!<br />
(Blue Note/EMI, 10/55:50, 12/63:25) at<br />
Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
LOREENA MCKENNITT<br />
TROUBADOURS ON THE RHINE<br />
Loreena McKennitt<br />
ist eine der derzeit<br />
erfolgreichsten Interpreten<br />
des keltischen<br />
Folk. Die kanadische<br />
Sängerin und Harfenistin,<br />
Nachfahrin<br />
irischer und schottischer Auswanderer,<br />
hat mehr als 14 Millionen Alben verkauft;<br />
wenn sie in diesem März und April durch<br />
Deutschland <strong>to</strong>urt, gastiert sie nicht in<br />
kleinen Pubs, sondern in großen Sälen wie<br />
der Frankfurter Alten Oper. Nach ihrem<br />
Erfolgs album THE WIND THAT SHAKES<br />
THE BARLEY (2010, D #28) veröffentlicht<br />
sie nun das Live-Album TROUBA-<br />
DOURS ON THE RHINE – ein vom SWR1<br />
in Mainz aufgezeichnetes Studiokonzert.<br />
Kein reines Unplugged-Album, doch im<br />
Vergleich zu ihren Studiowerken erklingen<br />
die in kleiner Triobesetzung mit Caroline<br />
Lavelle (Cello) und Brian Hughes (Gitarre)<br />
eingespielten Songs weniger aufgepeppt<br />
und intimer, wenngleich der Gitarrensyn<strong>the</strong>sizer<br />
mitunter wabernde Akkordteppiche<br />
legt. McKennitt interpretiert beliebte Songs<br />
aus ihrem Reper<strong>to</strong>ire wie das von ihr ver<strong>to</strong>nte<br />
Alfred-Tennyson-Gedicht “The Lady<br />
Of Shalott” oder die Traditionals “Bonny<br />
Portmore” und “The Bonny Swans” sowie<br />
– besonders eindringlich und schön – den<br />
irischen Rebellensong “The Wind That<br />
Shakes The Barley”.<br />
(Quinlan Road/edel, 9/44:30) frs<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THIS ONE‘S FOR HIM:<br />
A TRIBUTE TO GUY CLARK<br />
Die Ausgangslage ist hier ja eindeutig: Mit<br />
Ausnahme des <strong>to</strong>ten Townes Van Zandt<br />
ist Guy Clark der bedeutendste texanische<br />
(Country-)Liedermacher der letzten 40 Jahre.<br />
Seit seinem epochalen Debüt OLD NO. 1<br />
(1975) hat er rund anderthalb Dutzend Alben<br />
veröffentlicht, von denen keines belanglos<br />
ist. Allerhöchste Tribut-Zeit also. Der vorliegende<br />
Doppeldecker vereint 30 Arbeiten von<br />
durchweg erstklassigen Kolleg(inn)en: Lyle<br />
Lovett, Ron Sexsmith, Rosanne Cash, Willie<br />
Nelson, Kevin Welch, Ramblin’ Jack Elliott,<br />
Joe Ely, Emmylou Harris, Steve Earle,<br />
Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Jerry Jeff Walker, Suzy<br />
Boguss und andere mehr. Sie alle singen<br />
mit Hingabe und Präzision Guy Clarks berühmte<br />
„s<strong>to</strong>ry songs”, die von interessanten,<br />
packenden, zu Herzen gehenden Ereignissen<br />
berichten. Wobei es einerlei ist, ob diese au<strong>to</strong>biografisch<br />
oder klug erdacht sind. Clarks<br />
Lieder befassen sich mit den “Broken Hearted<br />
People”, “Better Days”, “Hemingway’s<br />
Whiskey”, mit dem “Instant Coffee Blues”,<br />
dem “L.A. Freeway” und den “Desperadoes<br />
Waiting For A Train”. Der Grund<strong>to</strong>n der<br />
Originale ist meist leicht elegisch und milde<br />
melancholisch, eher nachdenklich als forsch.<br />
Ihn zu verändern – ohne zu verwässern –,<br />
wäre eine derart schwierige Übung, dass sie<br />
hier bewusst unterbleibt. Eine Neudeutung<br />
des Clark-Werkes findet nicht statt, doch<br />
nichts wird dadurch schlechter oder gar überflüssig.<br />
Die beiden CDs kann man in einem<br />
Zug durchhören, ohne dass Ermüdung oder<br />
Überdruss drohen.<br />
(Icehouse <strong>Music</strong>/Import, 15/62:12,<br />
15/62:14) hjg<br />
TONY COX<br />
MY AFRICAN HEART<br />
Im heimischen Südafrika ist der weiße<br />
Gitarrist und Komponist Tony Cox ein<br />
gefeierter Star der Weltmusik; bereits<br />
mehrfach war er South-African-<strong>Music</strong>-<br />
Award-Gewinner. Sein neues Album, das<br />
er mit zahlreichen schwarzen und weißen<br />
Kollegen rein instrumental einspielte,<br />
zeigt, weshalb er geachtet und geehrt wird.<br />
MY AFRICAN HEART bringt eine schöne<br />
Mischung aus Jazz, Blues, klassischen<br />
Reminiszenzen an afrikanischen Musikstile,<br />
wobei rhythmische Feuerwerke,<br />
hypnotische Bläser, gemächlich pochende<br />
Perkussion und entspanntes Fingerstyle-<br />
Gitarrenspiel zu einer Einheit finden. In<br />
den besten Momenten erinnert das an Paul<br />
Simons GRACELAND, bei den nicht ganz<br />
so geglückten Tracks wird immer noch anständig<br />
unterhaltende Musik für Cocktailbegleitete<br />
Feierabende auf der spätsommerlichen<br />
Terrasse geboten.<br />
(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade,<br />
12/55:03) hjg<br />
JAY FARRAR, WILL JOHN-<br />
SON, ANDERS PARKER &<br />
YIM YAMES<br />
NEW MULTITUDES<br />
Woody<br />
Guthries<br />
Tochter Nora sorgte<br />
für die Initialzündung<br />
zu diesem Album, als<br />
sie die vier Songwriter<br />
Jay Farrar (Son<br />
Volt, Uncle Tupelo),<br />
Will Johnson (South San Gabriel, Cen<strong>to</strong>-<br />
Matic), Anders Parker (Gob Iron, Varnaline)<br />
und Yim Yames (My Morning Jacket)<br />
dazu einlud, in die Tiefen der Guth rie-<br />
Archive abzutauchen. Beim Durchstöbern<br />
alter Notizbücher und Aufzeichnungen von<br />
Folk-Legende Woody Guthrie stießen sie in<br />
jahrelanger Arbeit (der erste Besuch fand<br />
2005 statt) auf eine Fülle an Texten, halbfertigen<br />
S<strong>to</strong>rys oder wild durcheinander<br />
gewürfelte Ideensammlungen. Für NEW<br />
MULTITUDES haben die vier (eigentlich<br />
als nicht ganz einfache Individuen bekannten)<br />
Musiker nun zusammen die Melodien<br />
für die Guthrie-Texte komponiert.<br />
Einfach, ruhig und unspektakulär rückt ihr<br />
Americana somit Geschichten in den Vordergrund,<br />
die zwar aus einer anderen Zeit<br />
stammen, bis heute aber nichts von ihrer<br />
Relevanz verloren haben.<br />
(Rounder/Universal, 12/49:25) us<br />
Country & Folk<br />
JEFFREY FOUCAULT<br />
COLD SATELLITE<br />
Für COLD SATELLITE hat der Singer/<br />
Songwriter aus Whitewater, Wisconsin,<br />
erstmals alle Songs eines kompletten Albums<br />
zusammen mit einer Schriftstellerin<br />
erschaffen: Jeffrey Foucault sorgte für<br />
die Musik, Lisa Olstein war für die Texte<br />
verantwortlich. Gleich zu Beginn, mit<br />
“Deserter’s Information Center”, zerstreuen<br />
die beiden mit grandiosen Wechselspielen<br />
zwischen Ballade und Rocksong jeglichen<br />
Zweifel am Sinn einer solchen Kooperation<br />
– selten einen besseren Opener gehört.<br />
So ähnlich geht es dann weiter, interessant<br />
vor allem, auf welch breites musikalisches<br />
Spektrum der Foucaultische Klangkosmos<br />
zwischenzeitlich angewachsen ist. Balladeske,<br />
einfühlsame Töne, dunkel drohende,<br />
verzerrte E-Gitarrenausbrüche, elegischer<br />
Alternative Country, erdiger Roots-Rock –<br />
umgesetzt von einer kleinen, aber gewohnt<br />
feinen Studiobesatzung. Ein Top-Americana-Album.<br />
(CRS/inakustik, 12/51:35)<br />
us<br />
MARTIN SIMPSON<br />
PURPOSE + GRACE<br />
Die lange Karriere<br />
des Briten<br />
Martin<br />
Simpson<br />
(*5.5.1953)<br />
umfasst so unterschiedliche<br />
(Ses sion-)Stationen<br />
wie Steeleye Span, June Tabor, Hot<br />
Vultures, David Hidalgo (Los Lobos) und<br />
Jools Holland. Und immer wieder hat er<br />
seit 1976 auch Alben unter eigenem Namen<br />
veröffentlicht, unter denen PURPOSE +<br />
GRACE Nr. 18 ist. In den UK-Charts landete<br />
er damit auf Platz 106 – nicht wenig<br />
für eine Platte, die zu größten Teilen aus<br />
(ur)alten Traditionals und Kompositionen<br />
aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts<br />
besteht: “Bro<strong>the</strong>r Can You Spare A<br />
Dime”, “Little Liza Jane”, “In The Pines”,<br />
“Bold General Wolfe”, “Lakes Of Ponchartrain”,<br />
“Bad Girl’s Lament” ... Aus neuerer<br />
Zeit stammen hingegen Richard Thompsons<br />
“Strange Affair”, Bruce Springsteens<br />
“Bro<strong>the</strong>rs Under The Bridge” und Simpsons<br />
Eigenwerk “Banjo Bill”. Diese überaus<br />
sorgfältige Songauswahl hat Simpson<br />
mit beseeltem Gesang, exquisitem Gitarren-<br />
und Banjozupfen und der uneigennützigen<br />
Hilfe von gleich gepolten Freunden<br />
wie Richard Thompson, Dick Gaughan, B.J.<br />
Cole, June Tabor und Jon Boden realisiert.<br />
Entstanden ist ein Album zum intensiven Zuhören,<br />
wobei sich der Genuss noch deutlich<br />
steigert, wenn man Simpsons außergewöhnlich<br />
erhellende Erläuterungen zu jedem Song<br />
in den Liner-Notes parallel mitliest.<br />
(Topic/Rough Trade, 13/57:38) hjg<br />
THE HILLMEN<br />
THE HILLMEN<br />
Erneut werden die für Byrds-Fans unentbehrlichen<br />
Bluegrass-Aufnahmen vorgelegt,<br />
die Chris Hillman 1963/64 mit Vern<br />
Gosdin (g, lead-voc), dessen Bruder Rex (b,<br />
tenor-voc) sowie Don Parmley (banjo, bari<strong>to</strong>ne-voc)<br />
unter der Regie von Jim Dickson<br />
einspielte. Der damals 19-jährige Hillman<br />
spielte noch nicht Bass, sondern Mandoline,<br />
taucht als Komponist nur bei “Blue<br />
Grass Chopper” auf und sang nur einen<br />
Song, den allerdings besten hier, Dylans<br />
“When The Ship Comes In”. Doch auch die<br />
übrigen Lieder sind mit ihrer Mischung aus<br />
Gosdin-Kompositionen sowie Songs von<br />
Woody Guthrie, Pete Seeger, Bob Dylan,<br />
Maybelle Carter und Bill Monroe feinste<br />
Ware. Sie wurden von dem jungen Quartett<br />
in adäquater Qualität, nämlich temporeich<br />
und temperamentvoll realisiert, wobei auf<br />
den Plätzen zwei und drei “Roll On Muddy<br />
Water” und “Ranger’s Command” zu<br />
finden sind. Es ist schon erstaunlich, mit<br />
welcher Selbstverständlichkeit Chris Hillman<br />
den Sprung vom munteren Bluegrass-<br />
Mandolinenzupfer zum meist s<strong>to</strong>isch spielenden<br />
Byrds-Bassisten schaffte. Solche<br />
Wandlungsfähigkeit ist ein sicheres Kenn-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55
CD REVIEWS Country & Folk<br />
zeichen von Spitzenmusikern! Die hier vorliegende<br />
Kollektion gab es schon mal 1995<br />
auf Sugar Hill; leider wurde der damalige<br />
18. Song, “Fair And Tender Ladies”, diesmal<br />
weggelassen. Dafür gibt es diesmal ein<br />
klar besseres Booklet.<br />
(Floating World/Soulfood, 17/44:42) hjg<br />
STEELEYE SPAN<br />
NOW WE ARE SIX AGAIN<br />
Steeleye Span gehörten<br />
zu den stilbildenden<br />
Bands<br />
der britischen Folk-<br />
Rockszene<br />
und<br />
lieferten 1974 mit<br />
NOW WE ARE<br />
SIX einen Genre-Meilenstein, frisch um<br />
einen Schlagzeuger verstärkt, produziert<br />
von Jethro Tulls Ian Anderson und geadelt<br />
durch ein Saxfonsolo David Bowies. Splits<br />
und Reunions folgten, 37 Jahre später taten<br />
sich die Gründungsmitglieder Maddy Prior<br />
(voc), Rick Kemp (b, voc) und Peter Knight<br />
(v, keys) wieder zusammen und stimmten<br />
mit Neumitgliedern das damalige Album<br />
während ihrer 2011er Frühjahrs<strong>to</strong>ur erstmals<br />
in voller Länge live an. Dabei lehnten<br />
sie sich eng an die Vorlagen an, demonstrierten<br />
auf handwerklich hohem Niveau<br />
die zeitlose Güte der Songs – ein perfekter<br />
Einstieg, um die traditionsreiche Formation<br />
kennen zu lernen. Zumal eine zweite<br />
CD mit Favoriten und weniger bekannten<br />
Songs aus dem reichhaltigem Fundus gibt.<br />
(Park Records/Broken Silence,<br />
10/42:39, 11/51:17) pro<br />
LUKE ROBERTS<br />
THE IRON GATES AT THROOP<br />
AND NEWPORT<br />
Eine schrammelige Westerngitarre und<br />
dann diese brüchige, nahegehende Stimme,<br />
die mit entwaffnender Offenheit vom ersten<br />
Satz an („I don’t want you anymore”)<br />
gefangennimmt: Luke Roberts’ zweites<br />
Album bedeutet gegenüber dem Debüt BIG<br />
BELLS AND DIME SONGS einen gewaltigen<br />
Fortschritt. Auf THE IRON GATES<br />
AT THROOP AND NEWPORT sind die<br />
Songs des jungen Sänger/Songschreibers<br />
und Gitarristen aus Brooklyn um einiges<br />
abwechslungsreicher arrangiert. Aufgenommen<br />
wurde das Album in Nash ville,<br />
wo auch schon Neil Young seinen Klassiker<br />
HARVEST einspielte. Und in der Tat<br />
fühlt man sich bei den country-folkigen, reduziert<br />
instrumentierten Songs (Akustikgitarre,<br />
Fiddle, Mandoline, wenig Drums und<br />
E-Gitarre) an Youngs rootsigere Werke erinnert.<br />
Doch eigentlich braucht es den Vergleich<br />
mit dem kanadischen Songwriter-<br />
Giganten gar nicht, denn mit THE IRON<br />
GATES ... emanzipiert sich Roberts und<br />
macht deutlich, dass auch ihm ein goldene<br />
Zukunft gehören könnte.<br />
(Thrill Jockey/Rough Trade, 9/40:41) frs<br />
NANCI GRIFFITH<br />
INTERSECTION<br />
Natürlich hat sich Nanci Griffith nach 20<br />
Alben und über 200 selbst komponierten<br />
Stücken einen eigenen Stil erarbeitet, dem<br />
sie auch auf INTERSECTION treu bleibt.<br />
Souverän klingende Songs zwischen Folk<br />
und Country, die sich weder am glatten<br />
Nashville-Sound noch an den wesentlich<br />
raueren Klängen des Alternative Country<br />
anbiedern, sondern sich irgendwo in der<br />
Mitte ansiedeln – wie immer unterstützt<br />
von einer hochklassigen Studiocrew. Einige<br />
neue Titel gibt es zu hören, bekannte<br />
Lieder wie “Just Ano<strong>the</strong>r Morning Here”<br />
und “Bad Seed” erhielten einen frischen<br />
Anstrich , dazu noch geschickt gewählte<br />
Cover-Versionen von Blaze Foley (“If I<br />
Could Only Fly”), Loretta Lynn (“High On<br />
A Mountain Top”) und Ron Davies (“Waiting<br />
On A Dark Eyed Gal”). Und auch wenn<br />
dieses Album ohne viele Überraschungen<br />
daherkommt, sind diese immer noch zahlreicher<br />
als die Enttäuschungen.<br />
(Proper/Rough Trade, 12/36:48) tk<br />
DUANE EDDY<br />
TWANGIN’ FROM PHOENIX TO<br />
L.A. – THE JAMIE YEARS<br />
Die<br />
erfolgreichen<br />
Instrumental-Beatbands<br />
der 50er Jahre,<br />
von Johnny & The<br />
Hurricanes über die<br />
Ventures bis zu den<br />
Shadows, hätte es<br />
ohne einen genialen Musiker, der ihnen<br />
den Weg ebnete, nicht gegeben: Duane<br />
Eddy. Gerade mal 20 Jahre alt, wurde das<br />
ruhige und schüchterne Talent von Produzent<br />
Lester Sill als Sessionmusiker für<br />
Lee Hazlewood verpflichtet, wo er im<br />
Schlepptau von Phoenix’ Gitarrenlegende<br />
Al Casey für den richtigen Twang sorgen<br />
sollte. Mittels allerlei (und tagelangem)<br />
Herumexperimentierens – so jagten sie<br />
Eddys Gretsch-Töne durch einen völlig<br />
übersteuerten Bass-Verstärker und nutzten<br />
einen leeren Getreidesilo als Echomaschine<br />
– entstand endlich der Gitarrensound,<br />
der die empfindlichen Ohren der Herren<br />
Sill und Hazlewood zufriedenstellte. So<br />
widmete Hazlewood den ersten Hit dieser<br />
Zusammenarbeit, “Movin’ & Groovin’”,<br />
„<strong>to</strong> Duane Eddy and his twangy guitar”.<br />
Mit einer 5-CD-Box im LP-Format blickt<br />
Bear Family Records gewohnt ausführlich<br />
zurück auf diese Zeit, liefert alle Stücke,<br />
die der Gitarrist seinerzeit für das Jamie-<br />
Label einspielte. Mit dabei bei den 148<br />
Titeln natürlich alle Hits aus dieser Zeit,<br />
darunter “Rebel Rouser”, “Peter Gunn”,<br />
“Cannonball”, “Forty Miles Of Bad Road”,<br />
“Shazam!” und “Because They’re Young”.<br />
Mit dabei aber auch die erste Aufnahme<br />
von Jimmy (Delbridge) und Duane, frühe<br />
(teilweise obskure) Versionen späterer Hits<br />
(“Ramrod”, “Caravan”) sowie rare Nummern<br />
anderer (Gesangs-)Künstler, die ihre<br />
Songs mit Eddys charakteristischer Twang-<br />
Gitarre würzten. Vorbildlich auch das voluminöse,<br />
84-seitige Hardcover-Begleitbuch<br />
mit einer kompletten Discographie sowie<br />
ausführlichen Features (u.a. vom Musikhis<strong>to</strong>riker<br />
John P. Dixon aus Phoenix), wunderschön<br />
garniert mit einer Unzahl an seltenen,<br />
oft bisher unveröffentlichten Fo<strong>to</strong>s.<br />
Ein besonderes Lob muss man auch Bob<br />
Jones, dem Produzenten dieser Wiederveröffentlichungen<br />
aussprechen: Sowohl die<br />
(wenigen) Mono-Aufnahmen als auch die<br />
(vielen bisher unveröffentlichten) Stereo-<br />
Abmischungen erklingen in einer Tonqualität,<br />
wie man sie bei Musik aus dieser Zeit<br />
nur höchst selten erlebt.<br />
(Bear Family, 5 CDs)<br />
us<br />
JUDY COLLINS<br />
BOHEMIAN<br />
Das pompöse Barock-Cover und der Titel<br />
BOHEMIAN geben die musikalische Richtung<br />
vor, in die Judy Collins mit ihrem neuen<br />
Album unterwegs ist. In “Morocco” erzeugt<br />
sie mit Gastsängerin Ollabelle wunderschön<br />
mystische Stimmungen, gefühlvoll erhaben<br />
das Jaques-Brel-Chanson “The Desperate<br />
Ones”, schlicht traumhaft “Cactus Tree”, das<br />
Duett mit Shawn Colvin. Lässt bei Eigenkompositionen<br />
(& Texten) wie der Aufarbeitung<br />
des Todes ihrer Mutter (“In The Twilight”) sowie<br />
ihres Sohnes Clark (“Wings Of Angels”)<br />
tief in ihr Innerstes blicken, zeigt mit dem<br />
Woody-Guthrie-Song “Pastures Of Plenty”<br />
sowie dem Traditional “All The Pretty Horses”<br />
ihr zeitloses Folk-Können – zusammen<br />
mit einer Begleitband, die mit Musikern wie<br />
Russ Walden (keys), Larry Campbell (g) und<br />
Tony Levin (b) exquisit besetzt ist.<br />
(Wildflower Records/Warner,<br />
11/43:56) us<br />
WADE RAY<br />
IDAHO RED<br />
Obwohl der 1998<br />
vers<strong>to</strong>rbene Wade<br />
Ray beim breiten<br />
Publikum nie die<br />
Bekann<strong>the</strong>it<br />
von<br />
Kollegen wie Bob<br />
Wills oder Spade<br />
Cooley erreichte – in Musikerkreisen genoss<br />
das langjährige Mitglied von Willie Nelsons<br />
Begleitband höchste Anerkennung. Grund<br />
dafür war die enorme Wandlungsfähigkeit,<br />
mit der der Sänger und Fiddlespieler nicht nur<br />
in allen Country-Stilen zu Hause war, sondern<br />
auch als Performer von Rock-, Pop- und<br />
Jazzsongs glänzen konnte. Fast alle der auf<br />
IDAHO RED versammelten Titel sind CD-<br />
Premieren, besonders rar natürlich die zwei<br />
Aufnahmen, die er (nach seiner RCA-Zeit)<br />
für Fabor Records machte. Klasse auch die<br />
Western-Swing-Stücke, bei denen Ray von<br />
Musikern wie Chet Atkins, Jimmy Bryant und<br />
Owen Bradley unterstützt wurde, die zusammen<br />
mit Pianist Billy Liebert entstandene Trucker-Hymne<br />
“Idaho Red” sowie die Songs, bei<br />
denen Noel Boggs an der Steelguitar zu hören<br />
ist. Rich Kienzle ist für den ausführlichen<br />
Booklet-Text verantwortlich, Bear-Family-<br />
Chef Richard Weize und Russ Wapensky für<br />
die gewohnt detaillierte Discographie.<br />
(Bear Family, 30/74:04)<br />
us<br />
DOWNTOWN RAMBLERS<br />
ON THE OTHER SIDE OF THE<br />
CITY<br />
2005 starteten Emelie Junsten (voc), Pär<br />
Öjerot (g, voc), Oskar Reuter (g, man, voc),<br />
Martin Blomberg (ban, voc) und Karl Annerhult<br />
(b) aus Göteborg als Cover-Band.<br />
Spielten Bluegrass à la Alison Krauss’ Union<br />
Station so au<strong>the</strong>ntisch gut, dass man sie<br />
bald darauf als Skandinavien-Botschafter<br />
zu zahlreichen Festivals in die Bluegrass-<br />
Hochburgen Holland und USA einlud. Ihrem<br />
2008er Debüt DOWNTOWN RAMBLERS<br />
lassen sie jetzt mit ON THE OTHER SIDE<br />
OF THE CITY ein Album voller selbst geschriebener<br />
Songs folgen. Luftig und filigran<br />
kommt ihre jung erfrischende Bluegrass-<br />
Variante daher, lebt weniger von ausgefeilten<br />
Gesangsharmonien als von virtuosen Einzeldarbietungen<br />
an Banjo, Pedalsteel, Fiddle<br />
Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
oder Mandoline. Wie hoch das Ansehen der<br />
Down<strong>to</strong>wn Ramblers zwischenzeitlich ist,<br />
zeigt der Name des Gastsängers auf “Be My<br />
Baby Still”: Kein Geringerer als Nashville-<br />
Ass Tim O’Brien gibt sich da die Ehre.<br />
(Dtr <strong>Music</strong> Production/Import,<br />
11/36:05) us<br />
TOM GILLAM<br />
RUSTIC BEAUTY<br />
Mit RUSTIC BEAU-<br />
TY kehrt Tom Gillam<br />
wieder zurück in die<br />
Jahre, als er sich seine<br />
Meriten als klasse<br />
Gitarren-Sideman<br />
noch nicht erspielt<br />
hatte. htt Denn die meisten it Roots-Rock-Fans<br />
werden ihn hauptsächlich als Interpret von<br />
krachenden Rocksongs kennen oder als den<br />
hervorragenden Slidegitarristen aus Joseph<br />
Parsons’ Tourband. Nach seiner im letzten<br />
Jahr selbst zusammengestellten Karriererückschau<br />
BETTER THAN THE REST hat<br />
Gillam nun wieder die Musik für sich entdeckt,<br />
mit der er in den 70er Jahren seine ersten<br />
musikalischen Gehversuche unternahm.<br />
Entspannter Westcoast-Country, oft nur getragen<br />
von einer akustischen Gitarre, Bass<br />
und sanfter Orgeluntermalung, nur selten<br />
wird das Tempo angezogen, ab und zu gibt es<br />
noch E-Gitarre, Pedalsteel, Fiddle oder eine<br />
Trompete zu hören. Neben eigenen Songs<br />
zeigt Gillam seine Klasse auch bei ausgewählten<br />
Cover-Versionen von Terri Hendrix,<br />
Richie Furay und Stephen Stills.<br />
(Blue Rose/Soulfood,<br />
12/42:44) us<br />
MICHAEL FITZ<br />
WENN I SCHAUG ...<br />
... so heißt die neue Doppel-CD von Michael<br />
Fitz. Verteilt über das letzte Jahr hat<br />
er so viele Ideen zu Songs entwickelt, dass<br />
ein Tonträger gar nicht mehr ausreichte. Hat<br />
Gemütszustände, Stimmungen und Befindlichkeiten<br />
in manchmal wunderbare, manchmal<br />
anstrengende, manchmal entwaffnend<br />
ehrliche Worte gefasst. Hat dazu Musik geschrieben,<br />
die sich nur schwer in Kategorien<br />
einteilen lässt, die genauso lieblich klingen<br />
kann, wie sie im nächsten Lied wütend <strong>to</strong>bt,<br />
die ein enormes emotionales Spektrum abdeckt.<br />
Auch die Stimme von Michael Fitz<br />
passt sich diesen Berg- und Talfahrten an,<br />
liefert von Krächzen über Grummeln und<br />
Raunen bis zu herzerweichendem Schmalz<br />
alle nur denkbaren Facetten. Höchst gelungen<br />
auch die instrumentale Umsetzung der<br />
Lieder, von den einsamen Klängen einer<br />
Akustikgitarre bis zur orchestralen Vollbedienung<br />
wurde jedem Musikstück das passende<br />
Gewand auf den Leib arrangiert.<br />
(Wolke Musik/Cargo, 11/44:37,<br />
10/46:44) us<br />
CARUS THOMPSON<br />
COVER SONGS<br />
Der australische Singer/Songwriter wurde<br />
zum gern gesehenen Gast auf deutschen und<br />
britischen Bühnen – so verwundert es nicht,<br />
dass er eine kleine Party in den Solinger<br />
Tube Temple Studios für diese Platte ausrichtete:<br />
Hommage an Vorbilder „down under”<br />
– allen voran der Geschichtenerzähler<br />
Paul Kelly, unvergessen mit seinen Messengers<br />
– mit dessen zartem, melancholischen
CD<br />
“Nukkayama” eröffnet wird – und Neil<br />
Murray und seiner Warumpi Band (nicht der<br />
Whitesnake-Bassist): “My Island Home” beschwört<br />
statt des Outbacks die Meeresnähe.<br />
Für Thompson sind diese Songs Traditionals,<br />
so interpretiert er sie auch. Die Triffids und<br />
Cold Chisel sind hier bekannt, so werden<br />
Thompsons feine Versionen von David Mc-<br />
Combs “Wide Open Road” und Don Walkers<br />
“KheSanh” neugierig machen. Frecher Tipp:<br />
“Please Don’t Ask Me To Smile” vom „australischen<br />
Keith Richards”, Tim Rogers.<br />
(Valve Records/New <strong>Music</strong><br />
Distribution, 13/65:59)<br />
utw<br />
RED SIMPSON<br />
HELLO, I’M RED SIMPSON<br />
Am bekanntesten<br />
durch seinen 1972er<br />
Hit “I’m A Truck”,<br />
machte sich Red<br />
Simp son vor allem<br />
durch seine Asphalthymnen<br />
einen<br />
Namen in der Welt der Countrymusik. Es<br />
war vor allem er, der mit seinen Songs das<br />
romantische Bild des Straßencowboys unter<br />
die Leute brachte. Geboren im kalifornischen<br />
Bakersfield, wurde Simpson ziemlich<br />
schnell zu einer Hauptfigur der dortigen<br />
Honky-Tonk-Szene mit Musikern wie Merle<br />
Haggard, Buck Owens, Tommy Collins und<br />
Wynn Stewart. Gemeinsam kreierten sie den<br />
legendären Bakersfield-Sound, bei dem Simpson<br />
erstens durch sein variables Spiel an zahlreichen<br />
Instrumenten und zweitens durch sein<br />
außergewöhnliches Talent als Songschreiber<br />
im Mittelpunkt stand. Alleine Buck Owens<br />
und Merle Haggard spielten zusammengenommen<br />
mehr als 40 seiner Kompositionen<br />
ein, darunter erfolgreiche Top-10-Hits wie<br />
“Kansas City Song”, “Sam’s Place”, “Gonna<br />
Have Love” und “You Don’t Have Very Far<br />
To Go”. Beginnend mit den ersten Aufnahmen<br />
für das lokale Label Tally Records über<br />
sämtliche Titel seiner sieben LPs für Capi<strong>to</strong>l<br />
bis zu den Stücken, die er gegen Ende seiner<br />
Karriere für unterschiedliche Plattenfirmen<br />
einspielte, enthält die 5-CD-Box HELLO, I’M<br />
RED SIMPSON somit alle Songs, die er von<br />
1957 bis 1984 aufnahm. Musik, die seit Jahrzehnten<br />
nicht mehr erhältlich ist, Dutzende<br />
von Songs, die erstmals auf CD erscheinen,<br />
18 bisher unveröffentlichte Demo-Aufnahmen<br />
sowie zahlreiche Simpson-Fassungen<br />
von Buck-Owens- und Merle-Haggard-Songs<br />
zeigen die his<strong>to</strong>rische Dimension dieser Box,<br />
die weit über eine herkömmliche Anthologie<br />
hinausgeht. Ein großformatiges Hardcoverbuch<br />
mit einer detaillierten und ausgezeichnet<br />
bebilderten Biografie von Scott B. Bomar sowie<br />
die Bear-Family-obliga<strong>to</strong>rische Discographie<br />
lassen auch in Sachen Begleitdokumentation<br />
keinerlei Wünsche offen, sorgen für das<br />
passende Zusatzmaterial für Red Simpsons<br />
Musik, die schon Gefahr lief, so langsam in<br />
Vergessenheit zu geraten.<br />
(Bear Family, 5 CDs)<br />
us<br />
LEEROY STAGGER<br />
RADIANT LAND<br />
Mit dem Trio ESP (Eas<strong>to</strong>n, Stagger, Phillips)<br />
tauchte Leeroy Stagger vor ein paar<br />
Jahren mit Lagerfeuer-Romantik und Backporch-Feeling<br />
erstmals auf der Americana-<br />
Landkarte auf. Mit regelmäßigen (Solo-)<br />
Veröffentlichungen hat er sich sei<strong>the</strong>r einen<br />
Country & Folk<br />
hervorragenden Ruf bei Roots-Rock-Fans erspielt,<br />
wird wahlweise mit John Mellencamp,<br />
Ryan Adams oder Steve Earle verglichen.<br />
Was ihn aber nicht davon abhält, mit RADI-<br />
ANT LAND ein Album zu veröffentlichen,<br />
auf dem der Kanadier – trotz der prominenten<br />
Vergleiche – sein eigenes Ding durchzieht,<br />
auf dem er in gut bewährter Weise Alternative<br />
Country, Heartland-Rock, Singer/Songwriter-Folk<br />
und Gitarren-Pop mitein ander<br />
verbindet. Aufgenommen in nur zwei Tagen,<br />
an denen Stagger mit seiner Tourband in<br />
Nash ville pausierte, hört man den Songs diese<br />
unverkrampfte Herangehensweise an. Anspieltipps:<br />
der lässige Gitarrenkracher “Dirty<br />
Windshields” sowie das karg akustische Liebeslied<br />
“For The Love Of You”.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 10/38:53) us<br />
MICHAEL CHAPMAN<br />
RAINMAKER<br />
RAINMAKER, das<br />
Debüt des britischen<br />
Folkgitarristen<br />
Michael<br />
Chapman,<br />
erschien 1969 auf<br />
dem<br />
progressiven<br />
Harvest-Label.<br />
Gleich zu Beginn gibt es mit “It Didn’t<br />
Work Out” einen der bekanntesten Titel,<br />
bei dem noch dazu eine Handvoll der legendärsten<br />
Musiker aus dieser Ära zu hören<br />
sind. Gitarrist Clem Clempson, damals<br />
bei der Prog-Band Bakerloo, kurz darauf<br />
bei Colosseum und dann bei Humble Pie,<br />
Schlagzeuger Aynsley Dunbar, dessen<br />
Trommelkunst schon von John Mayall,<br />
Eric Burdon, Frank Zappa oder Lou Reed<br />
in Anspruch genommen wurde, sowie der<br />
Locomotive-Keyboarder Norman Haines;<br />
im Laufe des Albums stießen noch die in<br />
Folkkreisen bestens bekannten Bassisten<br />
Danny Thompson und Rick Kemp dazu.<br />
Musikalisch wechselten sich akustische<br />
Gitarrenstücke mit psychedelischen Rocksongs<br />
ab. Das remasterte Album klingt<br />
klarer, aber auch etwas höhenlastiger als<br />
die seit längerem vergriffene 1997er CD-<br />
Version, drei der sechs Bonus-Tracks waren<br />
bisher unveröffentlicht.<br />
(Light In The Attic/Cargo, 17/69:28) us<br />
RED BLOOMS<br />
NO PLACE LIKE HOME<br />
Nicht nur aus den Weiten des amerikanischen<br />
Westens kommen die bisher relativ<br />
unbekannten Künstler, die ihre Heimat<br />
beim kleinen, dafür aber um so feineren<br />
Americana-Label Cactus Rock Records<br />
fanden. Die Red Blooms kommen aus<br />
Leipzig und spielen eine frisch lebendige<br />
Mischung aus Bluegrass, (Irish) Folk und<br />
Singer/Songwriter-Pop. Im Mittelpunkt dabei<br />
die charismatische Frontfrau Anna Reiland,<br />
ihr zur Seite stehen mit Alex Wurlitzer<br />
(g), Silas (b) und Maria Hofmüller (dr)<br />
sowie Ambrosius an der Fiddle klasse Musiker,<br />
die die Songs genau mit der richtigen<br />
Dosis Virtuosität zu spielen wissen. Im Gegensatz<br />
zu vielen ähnlichen Bands können<br />
es sich die Red Blooms locker leisten, auf<br />
Cover-Versionen oder Traditionals zu verzichten,<br />
ihre Songs klingen so gut und so<br />
au<strong>the</strong>ntisch, dass man ihnen auch in dieser<br />
Hinsicht nur gratulieren kann.<br />
(www.cactusrock-records.com,<br />
10/53:41) us<br />
<br />
A SOLITARY<br />
MAN Tour 2012<br />
special guest:<br />
Andy Tyler<br />
PRÄSENTIERT VON KBK GMBH<br />
<br />
22.03. Berlin 28.03. Frankfurt<br />
23.03. Hamburg 29.03. Hannover<br />
24.03. Leipzig 30.03. München<br />
27.03. Köln 3 1.03. Freiburg<br />
05.06.12 München<br />
06.06.12 Leipzig<br />
07.06.12 Berlin<br />
10.06.12 Hamburg<br />
1 5.1 1. Köln<br />
1 6.1 1. Bremen<br />
1 7.1 1. Hannover<br />
20.11. Kiel<br />
22.1 1. Frankfurt<br />
23.11. Oberhausen<br />
www.jonathanjeremiah.com<br />
15.03.12 München 22.03.12 Hannover<br />
16.03.12 Stuttgart 23.03.12 Nürnberg<br />
17.03.12 Dresden 25.03.12 Bielefeld<br />
18.03.12 Leipzig 26.03.12 Hamburg<br />
20.03.12 Berlin 27.03.12 Köln<br />
21.03.12 Frankfurt<br />
24.11. Hamburg<br />
26.11. Leipzig<br />
27.11. Berlin<br />
29.11. Augsburg<br />
30.11. München<br />
01.12. Stuttgart<br />
Women of <strong>the</strong> World<br />
Festival Frankfurt/Main<br />
18. bis 25. März 2012<br />
<br />
+ special guests<br />
18.05. Leipzig *<br />
19.05. Bad Segeberg **<br />
17.08. Bochum ***<br />
18.08. Kamenz<br />
08.11.Gießen<br />
09.11.Regensburg<br />
Deutschland-Tournee zum<br />
50-jährigen Bandbestehen:<br />
Beach Boys spielen mit ihrem<br />
Hitkomponisten Brian Wilson<br />
drei Exklusiv-Shows im<br />
August 2012<br />
03.08.12 Berlin<br />
04.08.12 Stuttgart<br />
05.08.12 Mönchengladbach<br />
14.08. Wismar<br />
15.08. Celle<br />
17.08. Gotha<br />
18.08. Merkers<br />
21.08. Hanau<br />
22.08. Fulda<br />
24.08. Mainz<br />
25.08. Mosbach<br />
27.08. Klaffenbach<br />
Tour 2012<br />
10.11.Frankfurt<br />
11.11.Stuttgart<br />
14.11. Berlin<br />
16.11.Köln<br />
17.11.Aurich<br />
* mit The Baseballs / ** mit Torfrock<br />
*** mit Klimmstein<br />
29.08. Bamberg<br />
01.09. Landshut<br />
03.09. Potsdam<br />
04.09. Neubrandenburg<br />
06.09. Magdeburg<br />
07.09. Iserlohn ausverkauft<br />
10.09. Hameln<br />
11.09. Lingen<br />
13.09. Dortmund<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite<br />
<br />
57
CD<br />
REVIEWS<br />
BLACK BLITZ<br />
BORN TO ROCK<br />
Sowohl der Bandname als auch der Albumtitel<br />
weisen die Richtung, und spätestens<br />
nach den ersten Tönen von BORN TO<br />
ROCK dürfte klar sein, wer Pate stand für<br />
die Musik von Black Blitz: AC/DC heißen<br />
die Vorbilder des Münchner Trios, wobei<br />
sich die drei jungen Musiker eher an den<br />
letzten Alben der Australier orientieren.<br />
Also kaum Boogie- oder Bluesanleihen,<br />
dafür heftige Riff-Gewitter und Power-<br />
Heavy-Metal der alten Schule.<br />
(Art Connect Records/<br />
www.blackblitz.de, 11/34:57) us<br />
DION<br />
TANK FULL OF BLUES<br />
“Dion gets <strong>the</strong> Blues” – schon 2006 bewies<br />
Dion (DiMucci) mit BRONX IN BLUE<br />
seine tiefe Liebe zum Blues. Auch 2012,<br />
mit TANK FULL OF BLUES, geht es für<br />
den erfolgreichen Musiker nicht zurück<br />
zu 50er/60er Hits wie “The Wanderer”,<br />
“Runaround Sue” oder “Ruby Baby”. Dafür<br />
zeigt er mit elf Eigenkompositionen,<br />
dass die Helden seiner Jugend Muddy Waters,<br />
Robert Johnson oder John Lee Hooker<br />
heißen, dass Musik dieser Art seine ganze<br />
Leidenschaft gilt.<br />
(Blue Horizon/Soulfood, 11/44:35) us<br />
LONELY DRIFTER KAREN<br />
POLES<br />
Nach dem von akustischen<br />
Instrumenten<br />
geprägten Vorgänger<br />
FALL OF SPRING<br />
lässt das Bandprojekt<br />
Lonely Drifer<br />
Karen um die österreichische<br />
h Sängerin/Gitarristin Tanja Frinta<br />
und den spanischen Keyboarder/Arrangeur<br />
Marc Melià Sobrevias nun mit POLES ein<br />
Album folgen, das klanglich mitunter an<br />
den Synthie-Pop der 80er Jahre erinnert –<br />
aufgrund seiner Tiefe und Melancholie freilich<br />
mehr an die frühen Nits als an Bronski<br />
Beat. Vom Songwriting her sind Stücke wie<br />
“Eyes Of A Wolf” und “Three Colors Red”<br />
von allererster Güte.<br />
(Crammed/Indigo, 13/49:34) frs<br />
GAVIN HARRISON & Ø5RIC<br />
THE MAN WHO SOLD HIMSELF<br />
Zusammen mit dem Bassisten Ø5ric legt<br />
Schlagzeuger Gavin Harrison mit THE<br />
MAN WHO SOLD HIMSELF ein ziemlich<br />
sperriges Werk vor. Von schwelgerischem<br />
Schönklang wie bei seiner Hauptband<br />
Porcupine Tree keine Spur, rhythmisch<br />
vertrackt, jazzig verspielt und mit allerlei<br />
undefinierbaren Soundscapes erfinden die<br />
beiden eine Musikrichtung, die man „Experimetal<br />
Electrical Prog” nennen könnte,<br />
bei der man keine Sekunde unaufmerksam<br />
sein darf, sonst hat man den Anschluss verloren<br />
...<br />
(KScope/edel, 10/41:54)<br />
us<br />
JACK BLADES<br />
ROCK’N’ROLL RIDE<br />
Nach Night Ranger, den Damn Yankees<br />
(zusammen mit Ted Nugent und Tommy<br />
Shaw) und einigen Kooperationsprojekten<br />
veröffentlichte Jack Blades 2004 sein erstes<br />
Solo-Album. Sei<strong>the</strong>r war (neben zahlreichen<br />
Studio-Arbeiten u.a. für Mötley<br />
Crüe, Ringo Starr und Aerosmith) genügend<br />
Zeit, neues Material zu sammeln. Getreu<br />
dem Titel ROCK’N’ROLL RIDE gibt<br />
Blades gleich von Beginn an Vollgas, liefert<br />
Power-Heavy-Metal im Rock’n’Roll-Stil<br />
ab, erst ab Mitte des Album lässt er es dann<br />
auch einmal ruhiger angehen.<br />
(Frontiers/Soulfood, 11/47:44) us<br />
JEFF SCOTT SOTO<br />
DAMAGE CONTROL<br />
Gewohnt<br />
heavy<br />
kommt die<br />
Jeff-Scott-So<strong>to</strong>-<br />
Variante des Melodic-Rock<br />
auf DA-<br />
MAGE CONTROL<br />
daher.<br />
Jahrelange<br />
Efh Erfahrung mit Bands wie Journey oder<br />
Talisman, dazu Shouter-Jobs für Yngwie<br />
Malmsteen, Axel Rudi Pell oder Fergie<br />
Frederiksen, ein Mann wie Jeff Scott So<strong>to</strong><br />
weiß inzwischen, wie gute Rockmusik klingen<br />
muss. Auch bei der musikalischen Umsetzung<br />
hat er alles richtig gemacht, Joel<br />
Hoekstra (Night Ranger), Jamie Borger<br />
(Talisman, Treat), Casey Grillo (Kamelot)<br />
und Dave Meniketti (Y&T) sorgen für den<br />
passenden Hintergrund.<br />
(Frontiers/Soulfood, 13/49:21) tk<br />
KEVIN BATCHELOR<br />
KEVIN BATCHELOR’S GRAND<br />
CONCOURSE<br />
Für sein Solodebüt konnte Kevin Batchelor,<br />
der aktuelle Trompeter der legendären<br />
Skatalites, auf zahlreiche musikalische<br />
Weggefährten zählen und so eine einzigartige<br />
Ska-Allstar-Truppe zusammenstellen.<br />
Jonny Meyers, Gideon Blumenthal, Don<br />
Jeselsohn, Eddie Ocampo und Tony Orbach<br />
heißt die Stammbesatzung, dazu noch<br />
punktuell Joyson Nugent und Vic<strong>to</strong>r Axelrod.<br />
Lässige Laidback-Musik zwischen<br />
Reggae, Ska, Soul und Funk.<br />
(Rocking Records/Broken Silence,<br />
13/45:36) us<br />
GUILDENSTERN<br />
GUILDENSTERN<br />
Eine Ausgrabung: Die 1976 im hessischen<br />
Rüsselsheim gegründete Progressive-<br />
Rockband Guildenstern hatte Zeit ihres<br />
Bestehens keine einzige offizielle Plattenveröffentlichung.<br />
In der Rückschau fast<br />
verwunderlich, denn der keyboardlastige<br />
Rock nach Art der frühen Genesis oder<br />
Eloy hat durchaus seinen Charme. Auf<br />
GUILDENSTERN sind klanglich halbwegs<br />
zufriedenstellende Aufnahmen aus<br />
dem Übungsraum sowie drei Livestücke<br />
aus ihrer Rockoper „Life’s A Stage” zu<br />
hören.<br />
(Garden Of Delights, 11/59:06) frs<br />
MICATONE<br />
WISH I WAS HERE<br />
Die letzten Jahre brachten Lisa Bassenge<br />
& Co. ihre Musik als Nylon unters Volk,<br />
jetzt, nach sieben Jahren, steht wieder mal<br />
Mica<strong>to</strong>ne auf dem Cover von WISH I WAS<br />
HERE. Clever eingesetzte Zitate aus Soul,<br />
Surf, Beat und Blues lassen ihre Popmusik<br />
abwechslungsreich und frisch klingen, prominente<br />
Mitstreiter wie Stuart A. Staples<br />
(Tindersticks), Martin Wenk (Calexico)<br />
und Earl Harvin (Air) sorgen für exquisiten<br />
musikalischen Background.<br />
(Sonar Kollektiv/Alive, 11/47:21) tk<br />
MICHAEL THOMPSON<br />
BAND<br />
FUTURE PAST<br />
Schon seit Ende der 70er Jahre lebt und<br />
arbeitet der gebürtige New Yorker Michael<br />
Thompson in Los Angeles, einer der Hochburgen,<br />
wenn es um Melodic Rock geht.<br />
Nach der 2007er Wiederveröffentlichung<br />
seines AOR-Klassikers HOW LONG aus<br />
dem Jahr 1988 präsentiert er seinen Fans<br />
nun auf FUTURE PAST neues Material.<br />
Abgeklärt, virtuos und mit Sänger Larry<br />
King in Höchstform sorgt die Michael<br />
Thompson Band für einen würdigen Nachfolger.<br />
Kompliment, lange kein so gutes<br />
neues AOR-Album mehr gehört!<br />
(Frontiers/Soulfood, 11/52:58) us<br />
ROBERT SCHROEDER<br />
D.MO VOL.3<br />
Schon die dritte Zusammenstellung<br />
von<br />
Stücken aus Robert<br />
Schoeders<br />
Aachener<br />
Studio-Archiv.<br />
Die<br />
zwischen 1981 und<br />
1991 aufgenommenen<br />
Instrumentalstücke t tü passten entweder konzeptionell<br />
nicht zu den damaligen Veröffentlichungen,<br />
oder, Zitat Schroeder, ihre Klasse<br />
wurde schlicht übersehen. Ruhig vor sich hin<br />
fließende Syn<strong>the</strong>sizermelodien sorgen für<br />
nostalgische Erinnerungen an Zeiten, in denen<br />
Bands wie Tangerine Dream, Cluster oder<br />
Harmonia ihre größten Erfolge feierten.<br />
(Spheric <strong>Music</strong>/H’Art, 10/63:58) us<br />
SONIC STATION<br />
SONIC STATION<br />
Für dieses Projekt haben sich der schwedische<br />
Musiker, Komponist und Produzent<br />
Alexander Kronbrink und die Pianistin und<br />
Sängerin Marika Willstedt stark von amerikanischem<br />
Westcoast-AOR der 80er inspirieren<br />
lassen. Bands wie To<strong>to</strong>, Journey und<br />
Mr. Mister standen Pate für die elf Songs, bei<br />
denen entweder Marika Willstedt selbst oder<br />
auch Sänger wie Magnus Bäcklund, Kris<strong>to</strong>ffer<br />
Fogelmark oder Tove Lo vor dem Mikro<br />
standen. Toll gemacht, für Freunde der oben<br />
genannten Bands absolut empfehlenswert.<br />
(Frontiers/Soulfood, 11/47:59) us<br />
SONS OF MIDNIGHT<br />
SONS OF MIDNIGHT<br />
SONS OF MIDNIGHT, dieses vielversprechende<br />
Debüt, erschien Anfang März fast<br />
noch etwas zu früh. Ein paar Monate später,<br />
und die Single-Auskopplung “The Fire” der<br />
Newcomer um Frontmann Conrad Sewell<br />
aus dem australischen Brisbane wären ein<br />
heißer Kandidat für den ersten Sommerhit<br />
des Jahres. Doch da der Rest des Albums<br />
kaum dagegen abfällt gibt es noch genügend<br />
weitere Rock-Pop-Kracher, die diesen Thron<br />
erklimmen können – warten wir’s ab!<br />
(Vertigo/Universal, 14/57:14) us<br />
Kurzvorstellungen<br />
STEFAN GWILDIS<br />
FREI HÄNDIG<br />
Man hört FREI HÄNDIG die coole Souveränität<br />
an, mit der sich Stefan Gwildis<br />
seit seinen letzten Alben – verdientermaßen<br />
– voll auf die hochklassige Umsetzung<br />
seiner Musik konzentrieren kann.<br />
Seine fast ausnahmslos selbst komponierten<br />
Lieder leben von klasse Details,<br />
seien es Blue-Eyed-Soul-Streicher, eine<br />
New-Orleans-Jiveband-Tuba oder groovendes<br />
Mo<strong>to</strong>wn-Gebläse – alles exquisit<br />
umgesetzt von einer tight aufspielenden<br />
Band. Stark!<br />
(105music/Sony <strong>Music</strong>, 13/69:51) us<br />
THE SLACKERS<br />
THE RADIO<br />
Nein, eigentlich hätte<br />
es die alteingesessene<br />
New Yorker<br />
Ska-Band<br />
wirklich<br />
nicht nötig, ein Album<br />
voller Cover-<br />
Versionen aufzunehmen.<br />
Doch nach eigenem Bekunden hat es<br />
die Slackers gereizt, ungeliebte (vornehmlich<br />
80er) Vorlagen wie Madonnas “Like<br />
A Virgin”, “Attitude” von den Misfits oder<br />
gar El<strong>to</strong>n Johns “I’m Still Standing” so<br />
lange zu traktieren, bis daraus typische<br />
Ska-Songs wurden. THE RADIO: Verrückte<br />
Idee – genial umgesetzt.<br />
(Moanin’/Alive, 11/36:29)<br />
us<br />
GÖTZ STEEGER<br />
USER<br />
„Ihr seid alle meine Freunde / Ich blog‘<br />
euch zu mit jedem Scheiß‘ / In unserer<br />
wel<strong>to</strong>ffenen Gemeinde / Gibt jeder alles<br />
von sich preis.” Textprobe aus dem Titelsong<br />
von Götz Steegers Album USER, der<br />
den Web-Wahnsinn auf Facebook satirisch<br />
aufspießt. Steeger, früher Mitglied bei<br />
Rotes Haus und zeitweilig Kollaborateur<br />
von Franz Josef und Kai Degenhardt, ist<br />
ein verdammt guter Texter und Komponist.<br />
Seine Songs bewegen sich zwischen<br />
Hamburger-Schule-Pop und Art-Rock.<br />
Ihm wäre ein ähnlich großer Erfolg wie<br />
Funny van Dannen und Götz Widmann zu<br />
gönnen.<br />
(Plattenbau, 15/64:36)<br />
frs<br />
THERAPY?<br />
A BRIEF CRACK OF LIGHT<br />
Auch das 13. Album der irischen Hardcore-<br />
Rocker wird weder Radio-Airplay erhalten<br />
noch neue Fans akquirieren. Dafür werden<br />
alle, die heute noch ab und zu Alben wie<br />
TROUBLEGUM oder SUICIDE PACT<br />
– YOU FIRST aus dem Plattenschrank<br />
holen, hellauf begeistert sein. Verstörend,<br />
kompromisslos und seltsam blechern klingend,<br />
ist A BRIEF CRACK OF LIGHT<br />
pure Liebhaber-Ware, fehlt nur der “Fans<br />
Only!”-Sticker auf dem Cover.<br />
(Blast Records/H’Art, 10/41:17) us<br />
UNDERWORLD<br />
A COLLECTION<br />
Neben der frisch überarbeiteten Dreifach-<br />
CD 1992–2002 ANTHOLOGY kann man<br />
sich nun das Schaffen der britischen Club-<br />
Heroen auch in komprimierter Form zulegen.<br />
A COLLECTION konzentriert sich auf<br />
die Highlights aus dem Hause Underworld,<br />
von “Born Slippy” aus dem „Trainspotting”-<br />
Soundtrack über die Zusammenarbeit mit<br />
Brian Eno (“Beebop Hurry”) bis zum live<br />
aufgeführten Dancefloor-Hammer “Cowgirl”.<br />
(Cooking Vinyl/Indigo, 16/69:16) tk<br />
Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
LIS ER STILLE<br />
NOUS<br />
Das dänische Quartett um Sänger/Keyboarder<br />
Martin Byrialsen verfeinert auf<br />
dem vierten Album ihr Amalgam aus mäanderndem<br />
Post-Rock und spährisch-hymnischen<br />
Art-Rock-Elementen weiter. Die<br />
Reise geht von Radiohead über Muse bis<br />
Pink Floyd, Crippled Black Phoenix lassen<br />
grüßen. Donnernde Gitarrenwände stehen<br />
neben melancholischen Klavierpassagen –<br />
ein spannendes Album.<br />
(VME/Soulfood, 7/45:29)<br />
rg<br />
BIRDY<br />
BIRDY<br />
Als<br />
Zwölfjährige<br />
gewann<br />
Jasmine<br />
van den Bogaerde<br />
2008 den britischen<br />
Talentwettbewerb<br />
„Open Mic UK”,<br />
jetzt, mit 15 Jahren,<br />
legt sie unter dem Künstlernamen Birdy ihr<br />
selbst betiteltes Debüt vor. Spartanisch, oft<br />
spröde, aber dennoch tiefschürfend überrascht<br />
sie mit unkonventionellen Remakes<br />
von starken Songs, die im Original von<br />
den Fleet Foxes, Bon Iver, The Naked And<br />
Famous, James Taylor oder Phoenix stammen.<br />
Klasse!<br />
(Warner, 11/44:08)<br />
us<br />
BOWERBIRDS<br />
THE CLEARING<br />
Die Bowerbirds sind ein amerikanisches<br />
Folk-Rocktrio aus North Carolina. Mit<br />
THE CLEARING erscheint nun ihr bereits<br />
zweites Werk auf dem Independent-Label<br />
Dead Oceans. Und ähnlich wie bei ihren<br />
wesentlich bekannteren Labelkollegen<br />
von Akron/Family kippen die Bowerbirds-<br />
Songs in Sekundenbruchteilen von lieblichem<br />
Folk in Richtung Noise, weiß man<br />
nie, was einen an der nächsten Ecke erwartet.<br />
Spannende Sache!<br />
(Dead Oceans/Cargo, 11/45:54) us<br />
HAWKWIND<br />
IT IS THE BUSINESS OF THE<br />
FUTURE TO BE DANGEROUS<br />
IT IS THE BUSINESS ... aus dem Jahr<br />
1993 ist immer noch eine der ungewöhnlichsten<br />
Hawkwind-Scheiben aller Zeiten,<br />
und das will bei dieser Band schon etwas<br />
heißen: kaum Gesang, dafür Trance-artige,<br />
ineinanderfließende Klangflächen in syn<strong>the</strong>tischem<br />
Sound – das Trio Dave Brock,<br />
Alan Davey und Richard Chadwick bewies<br />
seine Klasse auch auf ungewohntem Terrain.<br />
Als Bonus ist die “Gimme Shelter”-<br />
Singleversion mit Samantha Fox dabei,<br />
eine zweite CD liefert alternative Versionen<br />
sowie die 93er EP “Decide Your<br />
Future”. Unbedingt am Stück hören, Skip-<br />
Taste ist tabu!<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 13/69:25,<br />
8/60:17) us<br />
TOM FREUND<br />
THE EDGE OF VENICE<br />
Neues, knackig kurzes Solowerk des früheren<br />
Silos-Frontmann, bei dem er nur noch<br />
selten an den kraftvollen Roots-Rock seiner<br />
früheren Band erinnert. Vielmehr zeigt er<br />
eindrucksvoll, dass er es auch ruhiger, melancholischer<br />
und halbakustisch kann. Tom<br />
Petty, Jakob Dylan und Jackson Browne<br />
lassen grüssen, wobei sich Freund sowohl<br />
klanglich als auch komposi<strong>to</strong>risch auf Augenhöhe<br />
befindet – Kompliment!<br />
(CRS/inakustik, 9/33:37)<br />
us<br />
PRETTY MAIDS<br />
IT COMES ALIVE<br />
Stilvoll und ausführlich<br />
feiern die dänischen<br />
Hard Rocker<br />
ihr 30-jähriges Bandjubiläum.<br />
Genau so,<br />
wie sie von ihren Fans<br />
weltweit geliebt werden,<br />
kann man sie auf fIT COMES ALIVE in<br />
einem fast zweistündigen Konzert erleben,<br />
und wem der reine Hörgenuss nicht ausreicht,<br />
kann sich den Auftritt der dänischen<br />
Heavy-Metal-Könige auch auf einer DVD<br />
ansehen, die zusätzlich noch mit Backstage-<br />
Material sowie Interviews aufwartet.<br />
(Frontiers/Soulfood, 12/73:01, 8/43:26 +<br />
DVD 120 Min.)<br />
tk<br />
A LIQUID LANDSCAPE<br />
NIGHTINGALE EXPRESS<br />
Ohne Hektik, aber auf musikalisch hohem<br />
Niveau entwickelt diese Band aus den Niederlanden<br />
ihren progressiven Rock, der nur<br />
ganz selten nach angestaubten 70ern klingt<br />
– vielmehr ist es den vier Musikern gelungen,<br />
mit NIGHTINGALE EXPRESS ein<br />
modern und frisch klingendes Konzeptwerk<br />
abzuliefern, das, nach eigenen Worten, den<br />
„Hauch von Hoffnung” zum Thema hat,<br />
den man im “Dämmerlicht zwischen Verzweiflung<br />
und Aufgabe” spüren kann.<br />
(Glassville Records/Alive,<br />
11/52:09) tk<br />
AWKWARD I<br />
EVERYTHING ON WHEELS<br />
Im Vergleich zu den ausarrangierten Songs<br />
auf EVERYTHING ON WHEELS waren<br />
diejenigen ihres letztjährigen Debüts allenfalls<br />
Skizzen. Natürlich klingt die Band<br />
um Djurre De Haan damit auch nicht mehr<br />
so spartanisch, lange nicht mehr so naiv.<br />
So eine Weiterentwicklung muss man<br />
sich erarbeiten, so werden immer wieder<br />
Streicher, etwas Perkussion und allerhand<br />
akustisches Instrumentarium wunderschön<br />
eingebunden – <strong>to</strong>lles Zweitwerk!<br />
(Haldern Pop/Cargo, 11/33:56) us<br />
SHEARWATER<br />
ANIMAL JOY<br />
Obwohl für ANIMAL JOY ein Teil der<br />
typischen Shearwater-Grandezza gegen<br />
getragenen Indie-Rock eingetauscht wurde,<br />
klingt die Musik von Ex-Okkervil-<br />
River-Mastermind Jonathan Meiburg (jetzt<br />
verstärkt mit Bassist Kimberly Burke und<br />
Schlagzeuger Thor Harris) immer noch<br />
erhaben und bombastisch. Langsam mäandern<br />
die Songgebilde vor sich hin, versinken,<br />
wenn es sein muss, auch mal in kakofonischem<br />
Underground, rocken in einer<br />
komplett abgehobenen Liga.<br />
(Sub Pop/Cargo, 11/43:13)<br />
us<br />
ANNIS BRANDNER<br />
GLASS PEOPLE IN THE WOODS<br />
Musik zwischen Folk und Country, das gibt<br />
es auf GLASS PEOPLE IN THE WOODS,<br />
dem aktuellen Album der schwedischen<br />
Singer/Songwriterin Annis Brandner, zu<br />
hören. Dabei folgt sie mal den Spuren von<br />
Emmylou Harris, mal denen von Lucinda<br />
Williams, mal denen von Alison Krauss,<br />
lässt gerade so viel Instrumentierung zu,<br />
wie den zerbrechlichen Songs zugemutet<br />
werden kann, erzeugt so eine enorme emotionale<br />
Tiefe. Klasse Album!<br />
(Lonely Road Records/Border,<br />
10/37:28) us<br />
GEOFF FARINA<br />
WISHES OF THE DEAD<br />
Zwischen Geoff Farina und den beiden nachnamensgleichen<br />
Greenwich-Village-Folklegenden<br />
Richard und Mimi Farina bestehen<br />
zwar keine verwandtschaftlichen Beziehungen.<br />
Doch auf seinem jüngsten Solo-Album<br />
WISHES OF THE DEAD wandelt der<br />
ehemalige Sänger der US-Post-Punk-Band<br />
Karate auf den Spuren des Fingerpicking-<br />
Folk-Stils der 60er/70er-Jahre. Gute Songs,<br />
sonore Stimme, pur und unplugged.<br />
(Damnably/Indigo, 10/34:24) frs<br />
BLANK & JONES<br />
SO90S [SONINETIES]<br />
Nach ihren erfolgreichen Rückblicken in die<br />
80er Jahre sind die<br />
Kölner Produzenten<br />
Piet Blank und Jaspa<br />
Jones mit SO90S<br />
[SONINETIES]<br />
in<br />
den 90ern angekommen.<br />
Wie gewohnt<br />
präsentiert t die erste CD einen DJ-Mix mit<br />
Songs aus dieser Zeit, die beiden anderen<br />
Tonträger liefern dann die verwendeten<br />
Songs entweder im Original oder in den (oft<br />
schon lange vergriffenen) Maxi-, Extendedoder<br />
Radio-Edit-Versionen. Klasse Wiederhören<br />
mit P.M. Dawn, Enigma, Duran Duran<br />
oder Kosheen.<br />
(Soundcolours/Soulfood, 19/76:49,<br />
18/87:43, 17/88:29) tk<br />
THE FLOOR IS MADE OF<br />
LAVA<br />
HOWL AT THE MOON<br />
In ihrer Heimat Dänemark ist diese junge<br />
Band der heißeste Newcomer der Rockszene.<br />
Mit nur drei Songs schon einen Plattenvertrag<br />
in der Tasche, Konzerte für AC/<br />
DC oder Oasis zu eröffnen, eine Einladung<br />
zum Roskilde-Festival – nicht schlecht! Ihr<br />
Debüt HOWL AT THE MOON klingt stark<br />
nach U2 der 90er Jahre, ist dabei aber tanzbar<br />
wie die Musik von Mando Diao und<br />
erinnert in seiner Rastlosigkeit auch gerne<br />
mal an lang vergangene Großtaten von Primal<br />
Scream.<br />
(Ferryhouse/Warner, 11/47:21) tk<br />
KRIS POHLMANN BAND<br />
ONE FOR SORROW<br />
Aus Düsseldorf kommt dieses junge<br />
Trio, bei dem Sänger und Gitarrist Kris<br />
Pohlmann zusammen mit Bassist Warren<br />
Richardson und Schlagzeuger Elmar<br />
S<strong>to</strong>lley für frischen Wind in der deutschen<br />
Blues-Rockszene sorgt. Starke Songs, auf<br />
den Punkt umgesetzt und ab und zu mit<br />
etwas Tastenarbeit an Hammondorgel oder<br />
Fender Rhodes garniert, so einfach kann<br />
guter und abwechslungsreicher Blues-Rock<br />
sein.<br />
(Rock Werk Records, 11/58:28) tk<br />
Kurzvorstellungen<br />
WILFRED<br />
WILFRED<br />
Aus Norwegen stammt dieses, bisher in unseren<br />
Breitengraden noch völlig unbekannte<br />
Trio. Das mit dem „unbekannt sein” dürfte<br />
sich für Wilfred mit etwas Glück kurzfristig<br />
ändern, denn für hymnisch getragenen Gitarrenrock<br />
im Stile von Built To Spill, Fischer<br />
Z oder Crazy Horse gibt es immer ein interessiertes<br />
Publikum. Besonders dann, wenn<br />
die Songs so gut gelungen sind wie auf WIL-<br />
FRED, besonders dann, wenn eine Band mit<br />
so zeitlos lässigen Indie-Rock begeistert.<br />
(Ozella/Galileo <strong>Music</strong>, 11/45:00) us<br />
JOY KILLS SORROW<br />
THIS UNKNOWN SCIENCE<br />
Diese String-Band<br />
aus Bos<strong>to</strong>n lässt<br />
sich nur ungern<br />
auf einen Stil festnageln.<br />
Mit einer<br />
Mischung aus modernem<br />
Bluegrass,<br />
Appalachen-Folk lk und Indie-Rock in jazzigen<br />
Arrangements geht das Quintett aus<br />
drei Jungs und zwei Mädels seinen ganz eigenen<br />
Weg, schert sich weder um al<strong>the</strong>rgebrachte<br />
Traditionen noch um den aktuellen<br />
Zeitgeist. Gut so, denn Musik dieser Art<br />
kann es gar nicht genug geben, besonders<br />
dann, wenn sie so virtuos hochklassig dargeboten<br />
wird wie von Joy Kills Sorrow auf<br />
THIS UNKNOWN SCIENCE.<br />
(Signature Records/inakustik,<br />
11/41:56) us<br />
DAVE BROCK<br />
MEMOS AND DEMOS<br />
2001 veröffentlichte Dave Brock mit ME-<br />
MOS AND DEMOS Musik, die er über<br />
Jahre hinweg in seinem Heimstudio im britischen<br />
Devon aufgenommen hatte. Ähnlich<br />
wie bei den Hawkwind-Alben aus dieser<br />
Zeit stellte Brock die Gitarre meistens in die<br />
Ecke, erzeugte seine flächigen, oft aber auch<br />
Rhythmus-be<strong>to</strong>nten Stücke mit massivem<br />
Syn<strong>the</strong>sizer-Einsatz. Wem dieser Stil gefällt,<br />
kommt an diesem Album wohl nicht vorbei,<br />
besonders da mit “Love In Space” und “Distant<br />
Islands” auch zwei Brock-Versionen von<br />
Hawkwind-Tracks dabei sind.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 16/70:46) us<br />
RACHAEL YAMAGATA<br />
CHESAPEAKE<br />
Mit CHESAPEAKE entfernt sich die amerikanische<br />
Singer/Songwriterin Rachael<br />
Yamagata ein gutes Stück von den Folklastigen<br />
Tönen, die ihre beiden ersten Alben<br />
bestimmt haben und in US-TV-Serien<br />
wie „How I Met Your Mo<strong>the</strong>r” oder „Greys<br />
Ana<strong>to</strong>my” zu hören waren. Bunter instrumentiert,<br />
mit viel (selbst gespieltem) Piano<br />
und in wunderschön warmem Sound reiht sie<br />
sich ein in den melodischen Pop von Kolleginnen<br />
wie Aimee Mann, Sheryl Crowl oder<br />
Carly Simon.<br />
(Frankenfish Records/Soulfood,<br />
10/44:01) us<br />
THE POPES<br />
NEW CHURCH<br />
Mit einem neuen Line-Up versucht Paul<br />
McGuiness die ehemalige Pogues-Nachfolgeband<br />
von Shane MacGowan zu neuem<br />
Erfolg zu führen. Doch ohne den früheren<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 59
CD<br />
Frontmann und ohne den 2006 vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Tom McManamon hilft auch der stilistische<br />
Schwenk von Folk-Punk in Richtung handfesten<br />
Pub-Rock nicht viel – leider fehlen<br />
den 2012er Popes die richtigen Songs, um<br />
nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.<br />
(Shake The Tree/Alive, 14/53:26) us<br />
BODENSKI<br />
AUTO!<br />
Mit Michael Boden<br />
hat sich jetzt einer<br />
der<br />
Subway-To-<br />
Sally-Frontmänner<br />
unter seinem Künstlernamen<br />
Bodenski<br />
einen lang gehegten<br />
Wunsch erfüllt und mit AUTO! sein erstes<br />
Solo-Album veröffentlicht. Dabei fährt er<br />
den Rock-Fak<strong>to</strong>r seiner Hauptband gehörig<br />
herunter, siedelt seine Lieder eher im folkigen<br />
Singer/Songwriter-Bereich an – bei<br />
den Texten stellt man keinen Unterschied<br />
fest, hier wie dort geht es mittelalterlich zu.<br />
Und mit “Wo wilde Rosen blühen” legt er<br />
eine deutsche Fassung des Cave/Minogue-<br />
Hits “Where The Wild Roses Grow” vor, den<br />
er zusammen mit seiner Frau Jeano singt.<br />
(Subway To Sally/Universal, 11/39:23) us<br />
FREE BEARS<br />
CANYONS & GOODBYES<br />
Zwischen Rheinland und Ruhrgebiet sind<br />
die Free Bears zu Hause, musikalisch hat<br />
sich das Quartett zwischen Country, Folk<br />
und Rockabilly angesiedelt. Dabei gelingen<br />
ihm pure Country-Balladen (“Shores Of<br />
The Rhine”) genauso gut wie geradlinige<br />
Rock’n’Roll-Nummern (“Blame It On The<br />
Boogie”), 70er Jahre Country-Rock (“The<br />
Lone Trail”) oder irisch angehauchter Folk-<br />
Rock (“Say What You Mean”).<br />
(7<strong>Music</strong>/Cargo, 10/40:51)<br />
us<br />
IAMDYNAMITE<br />
SUPERMEGAFANTASTIC<br />
Lediglich mit Schlagzeug und Gitarre bewaffnet,<br />
packen die beiden New Yorker<br />
Musiker Chris Martin und Chris Phillips<br />
tanzbare Heavy-Riffs und explosive Power-<br />
Drums zusammen in ihre Songs. Erzeugen<br />
so heftigen Indie-Rock ohne Verschnaufpause,<br />
bei dem sich Green Day und die<br />
White Stripes zu einer Rocksession auf<br />
dem Dancefloor treffen. Klasse produziert<br />
wurde das Ganze von Matt Noveskey, dem<br />
Bassisten der US-Band Blue Oc<strong>to</strong>ber.<br />
(Kanoon Records/Sony <strong>Music</strong>,<br />
10/33:02) us<br />
KLAUS SCHULZE FEAT.<br />
STEVE JOLLIFE<br />
RICHARD WAHNFRIED’S<br />
MIDITATION<br />
Bei diesem Projekt arbeitete Klaus Schulze<br />
Mitte der 80er Jahre mit Steve Jollife zusammen,<br />
der zuvor schon bei so unterschiedlichen<br />
Bands wie Tangerine Dream oder<br />
Steamhammer zu hören war. Auf RICHARD<br />
WAHNFRIED’S MIDITATION ist Jollife<br />
als Flötist zu hören, eine Ergänzung, die<br />
Schulzes Musik eine sonst eher selten zu hörende<br />
Leichtigkeit verleiht. Nachdem dieses<br />
1986er Album jahrelang vergriffen war, ist<br />
es nun remastert und mit neuem Artwork als<br />
Digipak wieder erhältlich.<br />
(MiG/Intergroove, 2/55:01)<br />
tk<br />
Kurzvorstellungen<br />
SIMONE FELICE<br />
SIMONE FELICE<br />
Auf dem Weg von den Felice Bro<strong>the</strong>rs<br />
über The Duke & The King ist Simone<br />
Felice nun bei seinem ersten, selbst betitelten<br />
Solo-Album angekommen. Unspektakulär<br />
und zurückgenommen, spartanisch<br />
instrumentiert, klagt, fleht und<br />
heult er seine Worte ins Mikrofon. Erzählt<br />
lakonische Geschichten, bei denen<br />
es trotz aller Düsternis um Hoffnung,<br />
Glauben und Liebe geht. Keine alltägliche<br />
Musik, eher etwas für den frühen<br />
Morgen, wenn die Sonne sich anschickt<br />
aufzugehen.<br />
(V2/Soulfood, 10/41:05)<br />
us<br />
I SEE HAWKS IN L.A.<br />
NEW KIND OF LONELY<br />
Auch das neueste<br />
Werk der immer<br />
besser<br />
werdenden<br />
Country-Rock/<br />
Cosmic-Americana-<br />
Band von der kalifornischen<br />
Westküste<br />
kann bedenkenlos empfohlen werden.<br />
Klasse, selbst geschriebene Songs, die<br />
immer wieder an gute alte Country-Rock-<br />
Zeiten erinnern und trotzdem weit davon<br />
entfernt sind, nur Kaltes wieder frisch<br />
aufzuwärmen. Einfach <strong>to</strong>lle Musik, und<br />
wer einen Song mit dem Titel “I Fell In<br />
Love With The Grateful Dead” schreibt,<br />
der kann doch nur gut sein, oder?<br />
(Western Seeds Records/Import,<br />
13/54:45) us<br />
THE RED INSPECTORS<br />
ARE WE THE RED INSPECTORS?<br />
ARE WE?<br />
Die gute alte Hammondoorgel ist nicht<br />
<strong>to</strong>tzukriegen. Nachdem in den letzten<br />
Jahren das James Taylor Quartet die<br />
Plucker-Maschine erfolgreich von den<br />
Sixties/Seventies in die moderne Acid-<br />
Jazz-Dancefloor-Zeit überführt hatte, gibt<br />
es nun die von vier Brit-Poppern gebildeten<br />
Red Inspec<strong>to</strong>rs. An der Orgel sitzt<br />
Blue<strong>to</strong>nes-Keyboarder Alex Richards,<br />
den Bass spielt Andy Lewis, Mitglied von<br />
Paul Wellers Band. Instrumentalstücke,<br />
die sich zwischen Krimi-Soundtrack,<br />
Elektro-Funk und Cocktail-Bossa bewegen.<br />
(Acid Jazz/Broken Silence, 12/33:43) frs<br />
UNISONIC<br />
UNISONIC<br />
Auch wenn die<br />
meisten<br />
Rockfans<br />
mit dem Bandnamen<br />
Unisonic wohl<br />
(noch) nicht allzu<br />
viel<br />
anzufangen<br />
wissen, die Mitglieder<br />
Michael Kiske (voc), Kai Hansen (g),<br />
Mandy Meyer (g), Dennis Ward (b) und<br />
Kosta Zafiriou (dr) werden für Melodic-<br />
Rock-Fans allesamt keine Unbekannten<br />
sein. Und, wenn wundert’s, speist sich<br />
der Sound von UNISONIC dann auch<br />
aus den alten oder aktuellen Bands dieser<br />
Musiker, klingt also wie ein Mix aus<br />
Helloween, Gamma Ray, Asia und Pink<br />
Cream 69.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 10/45:43)<br />
tk<br />
DVD<br />
REVIEWS<br />
IAN DURY<br />
SEX & DRUGS & ROCK & ROLL<br />
So schlecht kann es<br />
um diese Welt nicht<br />
bestellt sein, wenn<br />
nicht nur Show-Größen<br />
wie Johnny Cash<br />
und Ray Charles<br />
mit Biopics geehrt<br />
werden.<br />
Zumindest<br />
in England, wo Ian<br />
Dury Kultstatus genießt,<br />
ist man das Wagnis eingegangen, dem<br />
wilden Pub- und Punk-Rocker, der mit Songs<br />
wie “Sex & Drugs & Rock & Roll” und “Hit<br />
Me With Your Rhythm Stick” bekannt wurde,<br />
ein filmisches Denkmal zu setzen. Für die<br />
Rolle des unter einer Gehbehinderung aufgrund<br />
einer Kinderlähmung leidenden Sängers<br />
konnte man Andy Serkis gewinnen, den<br />
die Cineasten-Welt zwar schon als brillanten<br />
Mimen kennt, doch bislang meist hinter Masken<br />
versteckt – nämlich als Gollum in „Herr<br />
der Ringe” oder als King Kong im 2005er<br />
Remake. Für seine schauspielerische Leistung<br />
in dem 2010 in den Kinos gelaufenen<br />
Streifen „Sex & Drugs & Rock & Roll” hat er<br />
zu Recht gute Kritiken und einige Auszeichnungen<br />
eingeheimst. Der unter der Regie von<br />
Matt Whitecross („Road To Guantanamo”)<br />
entstandene Film bürstet das in den letzten<br />
Jahren arg schematisch gewordene Genre<br />
Biopic à la Hollywood ordentlich gegen den<br />
Strich. „Sex & Drugs & Rock & Roll” kommt<br />
im Gegensatz zu etwa „Walk The Line” um<br />
einiges ungestümer und ungehobelter daher<br />
– passend zu Ian Durys wildem way of life.<br />
DVD und Blu-ray enthalten 43 Minuten Bonus-Material,<br />
u.a. Interviews und Trailer.<br />
(Universum, 153 Min., Dt./Engl.) frs<br />
HERMAN BROOD & HIS<br />
WILD ROMANCE<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
1978+1990<br />
Eines der (letzten?)<br />
Enfant Terribles der<br />
Rockmusik,<br />
live<br />
festgehalten einmal<br />
am Anfang und einmal<br />
gegen Ende seiner<br />
Karriere. 1978<br />
trat Herman Brood<br />
mit seiner Band<br />
Wild Romance in<br />
der proppenvollen Dortmunder Westfalenhalle<br />
auf, zwölf Jahre später waren die<br />
Reihen in der Kölner Live <strong>Music</strong> Hall wesentlich<br />
lichter. Beim 1978er Auftritt gab<br />
Brood noch die Rampensau, voller irrer<br />
Energie riss er die Band und das Publikum<br />
mit. 1990 war er nur noch ein Hauch<br />
seiner selbst, was ihn aber nicht daran<br />
hinderte zu beweisen, wie viel eine gute<br />
Show mit Emotionen zu tun hat. Trotz<br />
augenfälliger Schwächen spürt man, mit<br />
welchem Energielevel Brood seinen Auftritt<br />
bestreitet, trotz allem liefert er eine<br />
Vorstellung ab, die zu Herzen geht. Aber<br />
im Nachhinein meint man hier schon die<br />
alles zerstörende Tragik seiner letzten<br />
Lebensjahre zu spüren, die im Juli 2001,<br />
also weitere elf Jahre später, in einem<br />
selbstmörderischen Sprung vom Dach des<br />
Amsterdamer Hil<strong>to</strong>n Hotels gipfelte. Rest<br />
In Peace!<br />
(MiG/Intergroove, 120 Min.) tk<br />
DVD – Blu-ray<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE MAKING OF ...<br />
Hautnah im Studio dabei dbi<br />
zu sein, wenn<br />
die Lieblingsband ihr neues Album aufnimmt,<br />
den kreativen Weg der Musik vom<br />
Demo zur Endversion zu verfolgen oder<br />
bei den Proben für die nächste Tour vorab<br />
schon mal mit ein paar Auserwählten im<br />
Zuschauerraum zu stehen – solche Highlights<br />
zu erleben, ist nur den allerwenigsten<br />
Musikfans je vergönnt. Kein Wunder,<br />
werden solche Blicke hinter die Kulissen<br />
des Rockbusiness seit Jahren als Bonus-<br />
Material auf Live-DVDs angeboten, erfreuen<br />
sich Dokumentationen über die Art<br />
und Weise, wie wegweisende Alben entstanden<br />
sind, enormer Belieb<strong>the</strong>it. Eagle<br />
Vision veröffentlicht nun eine Serie von<br />
zehn einzeln erhältlichen MAKING OF-<br />
DVDs, lässt Bandmitglieder, Gastmusiker,<br />
Produzenten, Freunde, Kollegen und Fans<br />
zu Wort kommen, zeigt neben der Studio-<br />
Arbeit auch noch Konzertmitschnitte, Radioshows<br />
oder Liveproben aus der Entstehungszeit<br />
der jeweiligen Alben. Geradezu<br />
gemacht für diese Serie ist natürlich THE<br />
DARK SIDE OF THE MOON von Pink<br />
Floyd, ein Album, dem seine Ausnahmestellung<br />
in jeder kreativen Phase anzumerken<br />
ist – besonders wenn man hört,<br />
wie unterschiedlich die Herren Gilmour,<br />
Waters, Mason und Wright die Sachverhalte<br />
in den Einzel-Interviews schildern.<br />
Nicht weniger interessant dürften die Prozesse<br />
sein, die Kurt Cobain mit Nirvana<br />
zu einem stilprägenden Werk wie NE-<br />
VERMIND führten. Oder wie RUMOURS<br />
trotz der unterschiedlichsten Liebes- und<br />
Trennungsverhältnisse zwischen den<br />
Fleetwood-Mac-Bandmitgliedern zur<br />
kommerziell erfolgreichsten LP ihrer<br />
Bandgeschichte wurde, oder wie U2 aus<br />
dem Nichts ein Monument wie JOSHUA<br />
TREE erschufen. Nicht zu vergessen All-<br />
Time-Band-Klassiker wie Deep Purples<br />
MACHINE HEAD, WHO’S NEXT von<br />
The Who, ACE OF SPADES von Motörhead<br />
oder Iron Maidens THE NUMBER<br />
OF THE BEAST. Vervollständigt wird diese<br />
interessante Reihe von Meat Loaf mit<br />
BAT OUT OF HELL, APOSTROPHE(‘)<br />
OVER-NITE SENSATION von Frank<br />
Zappa, Creams DISRAELI GEARS, AN-<br />
THEM TO BEAUTY von Grateful Dead<br />
sowie den MAKING OFs der beiden Alben<br />
METALLICA und THE DOORS.<br />
(Eagle Vision/edel, 10 DVDs) us<br />
Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DVD<br />
REVIEWS<br />
PUBLIC IMAGE LIMITED<br />
LIVE AT ROCKPALAST 1983<br />
Ein Schock für<br />
die treuen Anhänger<br />
des Punk, eine<br />
logische<br />
Weiterentwicklung<br />
von<br />
anarchischer Drei-<br />
Akkorde-Musik zu<br />
einem<br />
eigenwilligen,<br />
höchst unkonventionellen<br />
Sound,<br />
das war die Entscheidung von John Lydon,<br />
die Sex Pis<strong>to</strong>ls zu verlassen, um mit Public<br />
Image Limited eine eigene Band zu gründen.<br />
1983, als dieses „Rockpalast”-Konzert<br />
in der Zeche Bochum aufgenommen wurde,<br />
hatte Lydon nach drei radikalen Post-<br />
Punkalben gerade die erste Bandbesetzung<br />
(bis auf Drummer Martin Atkins) in die<br />
Wüste geschickt, so dass er die Tour mit<br />
Studiomusikern bestritt. Neben den größten<br />
Erfolgen von den ersten drei PIL-Alben wie<br />
“Chant” oder “Under The House” erfreuten<br />
sie das deutsche Publikum auch mit einer<br />
selten gespielten Version des Sex-Pis<strong>to</strong>ls-<br />
Klassikers “Anarchy In The UK” sowie<br />
mit “(This Is Not A) Love Song”, dem Titel<br />
von der bevorstehenden 1984er LP THIS<br />
IS WHAT YOU WANT ... THIS IS WHAT<br />
YOU GET, der kurze Zeit später zum größten<br />
Hit von Public Image Limited werden<br />
sollte.<br />
(MiG/Intergroove, 72 Min.)<br />
us<br />
TRIO<br />
... UND DANN KANNST DU<br />
MICH VON VORNE SEHEN<br />
Eine zusammengewürfelte<br />
Combo aus<br />
drei ostfriesischen<br />
Musikern, wie sie<br />
unterschiedlich<br />
kaum sein konnten,<br />
Musik<br />
zwischen<br />
NDW-Dadaismus,<br />
coolem Punk und<br />
Keyboard-Schlager-Seligkeit,<br />
Slikit<br />
das waren Trio. Und auch<br />
wenn ihre Hitparaden-Regentschaft nur<br />
allzu kurz währte, liefert ihre „Karriere”<br />
dennoch genug Material, um zwei DVDs<br />
damit zu füllen. Der WDR übertrug im Februar<br />
1982 in seiner „Rockpalast”-Reihe<br />
ein Trio-Konzert aus der Hamburger Markthalle.<br />
Zeit- und Szene-typisch das Publikum<br />
aus frühen Punks und jungen Wavern,<br />
Sänger Stefan Remmler mit rasiertem Kopf,<br />
Second-Hand-Jackett und selbst gedrehter<br />
Kippe, Gert „Kralle” Krawinkel s<strong>to</strong>isch<br />
Kaugummi kauend an der irren Gitarre und<br />
Schlagzeuger Peter Behrens in klassischer<br />
Montur: Haar<strong>to</strong>lle und Hosenträger. Mit<br />
Lee Dorseys “Ya Ya” beginnen sie ihr Set,<br />
einmal geht es quer durch die erste LP, auf<br />
der zu diesem Zeitpunkt der Hit “Da da da,<br />
ich lieb dich nicht du liebst mich nicht aha<br />
aha” noch gar nicht dabei war. Erst in der<br />
zweiten Auflage wurde er auf Grund des<br />
immensen (und unerwarteten) Erfolges<br />
dazugepackt. Mehr Geschichten dieser Art<br />
gibt es auf der zweiten DVD, auf der Produzent<br />
Klaus Voormann, Yello-Frontmann<br />
Dieter Meier oder der Phnogram-Manager<br />
Louis Spillmann ein Stück deutscher Popgeschichte<br />
Revue passieren lassen.<br />
(Universal, 2 DVDs)<br />
us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BEAT BEAT BEAT – CLASSICS<br />
VOL. 1<br />
„beat beat beat”,<br />
von Mitte der 60er<br />
an wurde diese Serie<br />
des Hessischen<br />
Rundfunks<br />
(oft<br />
in der Offenbacher<br />
Stadthalle)<br />
aufgezeichnet.<br />
Besucher des heutigen<br />
Festivals mit<br />
gleichem lih<br />
Namen werden die Schwarz/<br />
Weiß-Aufnahmen – wenn nicht aus eigener<br />
Erinnerung – teilweise schon in den<br />
Umbaupausen auf der Videoleinwand<br />
gesehen haben, alle anderen können sich<br />
diese his<strong>to</strong>rischen Aufnahmen jetzt als<br />
DVD zulegen. Volume 1 dieser raren TV-<br />
Serie zeigt Roger Glover und Ian Gillan<br />
in der Vor-Deep-Purple-Zeit mit ihrer<br />
Band Episode Six mit zwei Titeln, drei<br />
Songs, darunter “Tobacco Road”, gibt es<br />
von Eric Burdon And The New Animals,<br />
vier Stücke sind von den Small Faces mit<br />
dem unvergessenen Steve Marriott dabei.<br />
Ebenso vier Songs lang sind die enthaltenen<br />
Auftritte der Spencer Davis Group<br />
(“Keep On Running”) sowie der Yardbirds<br />
(“I’m A Man”), bei denen damals<br />
ein junger Gitarrist namens Jimmy Page<br />
für Furore sorgte. Keine Frage, für Fans<br />
der Sixties ist diese Serie wohl unverzichtbar<br />
...<br />
(Masterpieces/Intergroove, 51 Min.) tk<br />
FALCO<br />
SUPERSTAR & ROCKIDOL<br />
Auf dieser „Ultimativen<br />
DVD-<br />
Edition”, so der<br />
Untertitel<br />
dieser<br />
voluminösen Box,<br />
bekommt man alle,<br />
auch noch so schillernde<br />
Facetten des<br />
österreichischen<br />
Superstars zu sehen.<br />
Sechs DVDs, die es teilweise vorher<br />
schon einzeln gab, liefern ausgiebig Material<br />
für diese Rückblicke. Mit HOCH WIE<br />
NIE zeichneten 1998 die renommierten<br />
Filmemacher Rudi Dolezal und Hannes<br />
Rossacher das Leben des Rockidols nach,<br />
zeigen alle Stationen seiner Karriere, vom<br />
märchenhaften Aufstieg des charismatischen<br />
Sängers bis zu seinem tragischen<br />
Tod durch einen Au<strong>to</strong>unfall in der Dominikanischen<br />
Republik. Auf EVERYTHING<br />
RELOADED gibt es alle Falco-Videoclips<br />
zu sehen, von “Rock Me Amadeus” über<br />
“Der Kommissar” bis zu “Verdammt wir<br />
leben noch”. Mit FALCO SYMPHONIC<br />
und DONAUINSEL LIVE sind auch zwei<br />
Mitschnitte von Konzerten dabei, jedes<br />
auf seine ganz eigene Weise eine einmalige<br />
Performance. 2010 wurde FALCO<br />
DER POET erstmals veröffentlicht, alles<br />
andere als eine alltägliche Dokumentation,<br />
bei der es nicht nur um die Musik Falcos<br />
geht, sondern auch um die ihm ganz<br />
eigene Poesie, wie er sie in seinen Texten<br />
in einer Mischung aus Deutsch, Englisch<br />
und Wienerisch darbot. Mit FALCO 3 –<br />
EINE SPURENSUCHE geht es dann in<br />
die Tiefe, werden Hintergründe und Aus-<br />
DVD – Blu-ray<br />
wirkungen des Erfolges analysiert, wozu<br />
auch die Schattenseiten mit seinen Exzessen<br />
und Skandalen gehören.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 6 DVDs)<br />
tk<br />
THE DOORS<br />
MR. MOJO RISIN’: THE STORY<br />
OF L.A. WOMAN<br />
Das Wichtigste<br />
vornweg: Wegen<br />
des auf<br />
dem Cover angepriesenen,<br />
bisher<br />
unveröffentlichten<br />
Songs<br />
“She<br />
Smells<br />
So<br />
Nice”<br />
muss<br />
man sich diese Blu-ray nicht zulegen, er<br />
klingt zwar nicht schlecht, reißt einen aber<br />
auch nicht vom Hocker. Da sind die Interviews<br />
mit Ray Manzarek, Robby Krieger<br />
und John Densmore wesentlich interessanter<br />
– wenn auch nicht immer mit mehr<br />
Substanz gesegnet. Besonders Krieger<br />
scheint sich kaum noch an die Tage erinnern<br />
zu können, in denen sie zusammen<br />
mit Jim Morrison ihr letztes Album aufnahmen.<br />
Höchst unterschiedlich die Bewertungen<br />
von Densmore und Manzarek,<br />
für den einen war L.A. WOMAN eine<br />
simple Blues-Platte, für den anderen einer<br />
der magischsten Momente der Musikgeschichte.<br />
Im Wissen, was kurz darauf geschah,<br />
meint man in manchen Situationen,<br />
schon Vorboten der bald darauf folgenden,<br />
tragischen Ereignisse zu erkennen, kann<br />
man Morrisons Verzweiflung in den leeren<br />
Augen sehen. Umso erstaunlicher dann<br />
wieder die Leidenschaft, mit der er seinen<br />
Job am Mikrofon durchzog – als hätte er<br />
gespürt, dass dies seine letzten Aufnahmen<br />
sein würden.<br />
(Eagle Vision/edel, 103 Min.) tk<br />
STYX<br />
THE GRAND ILLUSION +<br />
PIECES OF EIGHT LIVE<br />
Natürlich ist es<br />
– ähnlich wie<br />
einst bei der<br />
Unplugged-<br />
Welle – Mode<br />
geworden, Alben<br />
komplett<br />
live zu spielen<br />
und dann per<br />
Tonträger<br />
zu<br />
verkaufen. Wenn das Perfektionisten wie<br />
die US-Band Styx tun und gleich zwei<br />
Werke dergestalt aufführen, bekommt man<br />
allerdings auch den entsprechenden Gegenwert<br />
für sein Geld. Mit THE GRAND<br />
ILLUSION (1977) und PIECES OF<br />
EIGHT (1978) servieren Styx einen gelungenen<br />
Mix aus AOR und Prog-Rock. Sie<br />
erstarrten im his<strong>to</strong>rischen Orpheum Theater<br />
in Memphis nicht in Routine, sondern<br />
waren spielfreudig bei der Sache, auch<br />
wenn sie beim Bühnengehabe manchmal<br />
(typisch amerikanisch) ein wenig übertrieben.<br />
Wen Letzteres stört, kann sich an<br />
die Doppel-CD halten. Doch die DVD<br />
überzeugt auch im Bonus-Teil, wo mal alle<br />
hinter den Kulissen Tätigen und ihr Job<br />
ausführlich vorgestellt werden.<br />
(Eagle Vision/edel, 131 Min.) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65
Books For You<br />
ARETHA FRANKLIN – QUEEN OF SOUL<br />
My Song – Die Au<strong>to</strong>biographie<br />
Von Mark Bego<br />
2012, edel Germany, Hamburg<br />
ISBN 978-3-84190-121-7<br />
360 Seiten, Hardcover mit<br />
Schutzumschlag, Fo<strong>to</strong>strecke<br />
19,95 €<br />
ast unglaub-<br />
In der<br />
Schwemme an<br />
Biografien gab<br />
es im deutschsprachigen<br />
Raum bislang<br />
noch keine einzige<br />
über Aretha<br />
Franklin. Selbst<br />
die Au<strong>to</strong>biogra-<br />
Flich:<br />
fie<br />
„Aretha: From These Roots”, wurde<br />
nicht ins Deutsche übertragen. Dabei<br />
gilt die Sängerin als „Königin des Soul”,<br />
hat eine der besten Stimmen, verkaufte<br />
Millionen von Platten, feierte mehrere<br />
Hitparaden-Erfolge und gewann insgesamt<br />
20 Grammys. Doch pünktlich<br />
zu ihrem 70. Geburtstag am 25. März<br />
erscheint nun endlich eine übersetzte,<br />
aktualisierte und erweiterte Neuausgabe<br />
von Mark Begos ursprünglich 1989 veröffentlichtem<br />
Buch „Aretha Franklin –<br />
Queen Of Soul”. Bego, der für US-Magazine<br />
wie „People” und „Cosmopolitan”<br />
schreibt und Biografien über Elvis Presley,<br />
El<strong>to</strong>n John, Billy Joel und Michael<br />
Jackson verfasst hat, macht im Vorwort<br />
deutlich, dass ihm Aretha Franklin eine<br />
ganz besondere Herzensangelegenheit<br />
war. Sein Buch ist brillant geschrieben<br />
und solide recherchiert; als Quellen<br />
dienten ihm Gespräche mit der gegenüber<br />
Journalisten und Biografen äußerst<br />
scheuen Sängerin sowie Interviews mit<br />
zahlreichen ihrer künstlerischen und<br />
persönlichen Wegbegleiter. Es geht<br />
Bego in erster Linie um die Einzigartigkeit<br />
von Franklins Musik; Klatsch und<br />
Tratsch gibt es verhältnismäßig wenig,<br />
ihr Privatleben fließt nur dann ein, wenn<br />
es Relevanz für das musikalische Werk<br />
besitzt – etwa der ewige Blues mit den<br />
Männern. Das Buch erzählt von Arethas<br />
Kindheit im Hause eines Predigers und<br />
einer Sängerin, von ihren ersten Schritten<br />
als Gospel- und Jazzinterpretin,<br />
ihrem Erfolgskurs als Soulsängerin in<br />
den 60er und frühen 70er Jahren, ihren<br />
Rückschlägen und schließlich ihrem<br />
Comeback in den 80ern. Entstanden<br />
ist ein dichtes Porträt einer Ausnahmekünstlerin<br />
der vergangenen fünf Jahrzehnte.<br />
Abgerundet wird das Buch durch<br />
eine Bildstrecke und eine umfangreiche<br />
Discografie im Anhang.<br />
frs<br />
Von Harry Belafonte<br />
2012, Kiepenheuer & Witsch, Köln<br />
ISBN 978-3-46204-408-9<br />
630 Seiten, gebunden,<br />
32-seitiger farb. Fo<strong>to</strong>teil<br />
24,99 €<br />
enn man<br />
Walleine<br />
den<br />
Bildteil der Au<strong>to</strong>biografie<br />
„My<br />
Song” durchblättert,<br />
erkennt man,<br />
dass Harry Belafonte<br />
stets viel<br />
mehr war als bloß<br />
ein Sänger und<br />
Schauspieler. Als<br />
Bürgerrechtsak-<br />
tivist und später als Unicef-Botschafter<br />
war er fast immer dabei, wenn in den vergangenen<br />
sechs Jahrzehnten Geschichte<br />
geschrieben wurde: Man sieht ihn auf<br />
Fo<strong>to</strong>s zusammen mit unter anderem<br />
Martin Lu<strong>the</strong>r King, John F. Kennedy,<br />
Nelson Mandela und Bill Clin<strong>to</strong>n sowie<br />
bei einer Kundgebung mit Textilarbeitern<br />
oder bei Hilfsaktionen in Äthiopien und<br />
Ruanda. Wie wichtig dem am 1. März vor<br />
85 Jahren in New York als Sohn jamaikanischer<br />
Einwanderer geborenen Sänger<br />
stets auch sein politisches Engagement<br />
war, zeigt auch, dass er in seiner über<br />
600 Seiten (!) langen Lebensgeschichte<br />
nur ein einziges Mal von der Chronologie<br />
abweicht: Erst vom zweiten Kapitel<br />
an erzählt Belafonte von seiner Geburt<br />
und seiner schwierigen Kindheit in ärmlichen<br />
Verhältnissen auf Jamaika und in<br />
Harlem; als erstes Kapitel vorangestellt<br />
hat er einen Bericht von einer abenteuerlichen<br />
Reise im Jahr 1964 in den von<br />
Rassenunruhen geprägten US-Südstaat<br />
Mississippi – eine Art Initiationserlebnis<br />
für den Bürgerrechtler. Bela fonte hat<br />
viel Spannendes zu erzählen. In seinem<br />
Buch „My Song” tut er das (mit Hilfe von<br />
Co-Au<strong>to</strong>r Michael Schayerson) in äußerst<br />
intensiven Szenen und mit einer farbigen<br />
Sprache, so dass man das Gefühl<br />
hat, eher einen Roman als eine Au<strong>to</strong>biografie<br />
zu lesen. Unterhaltsames kommt<br />
freilich auch nicht zu kurz, Belafonte war<br />
schließlich stets auch Entertainer. So liest<br />
man zum Beispiel darüber, wie er als junger<br />
Mann zusammen mit Marlon Brando,<br />
Walter Matthau und Tony Curtis die<br />
Schauspielklasse des deutschen Exilanten<br />
Erwin Pisca<strong>to</strong>r besuchte. Und natürlich<br />
auch darüber, wie er auf Jamaika den<br />
Calypso entdeckte und ihn später in New<br />
York weltberühmt machte. Ein Jahrhundertmann,<br />
ein Jahrhundertbuch! frs<br />
Von Edison bis Elvis – Wie die Popmusik erfunden wurde<br />
Von Ernst Hofacker<br />
2012, Reclam Verlag, Stuttgart<br />
ISBN 978-3-15010-838-3<br />
448 Seiten, S/W-Abb., Broschur<br />
24,95 €<br />
ie Ent-<br />
und der unge-<br />
Dwicklung<br />
heure<br />
Erfolg<br />
der populären<br />
Musik im 20.<br />
Jahrhundert<br />
waren<br />
stets<br />
von<br />
technischen<br />
Erneuerungen<br />
und<br />
findigen<br />
Geschäftsleuten<br />
begleitet. Das begann<br />
nicht erst mit der Rock’n’Roll-Explosion<br />
in den 1950er Jahren, sondern bereits<br />
Jahrzehnte früher. Der Musikjournalist<br />
Ernst Hofacker begibt sich in seinem<br />
450-seitigen Mammutwerk „Von Edison<br />
bis Elvis – Wie die Popmusik erfunden<br />
wurde” zurück in die Frühzeit der Popmusik.<br />
Er legt dar, wie Thomas Edisons<br />
Erfindung der Tonaufzeichnung und die<br />
spätere Entwicklung von Grammofon<br />
und Radio es ermöglichten, dass Musik<br />
zu einem Massenphänomen wurde. Er<br />
schildert, wie sich erst dadurch von 1900<br />
an populäre Musikstile wie Ragtime, Operette,<br />
Jazz, Blues, Swing und Country<br />
verbreiten und Künstler wie Enrico Caruso,<br />
Louis Armstrong, Lale Andersen oder<br />
Jimmie Rodgers zu großen Stars werden<br />
konnten. Er erzählt, wie die Gitarre elektrisch<br />
wurde, sich die Aufnahmemöglichkeiten<br />
in den Studios verbesserten und<br />
damit das nächste Kapitel eingeläutet<br />
wurde: der Rock’n’Roll. Und hier, womit<br />
viele Bücher über Popmusik erst beginnen,<br />
endet Hofackers Buch auch schon<br />
(fast). Hey – keep on rockin‘? Kein Beinbruch<br />
– denn nämlich genau das ist es,<br />
was „Von Edison bis Elvis” so spannend<br />
macht: Es erzählt nicht zum zigsten Male<br />
die sattsam bekannte Rockhis<strong>to</strong>rie nach,<br />
sondern rückt die Vorgeschichte des<br />
Ganzen in den Fokus, dasjenige, was Elvis,<br />
Beatles & Co. erst möglich machte.<br />
Beim Lesen bekommt man schnell Lust,<br />
selbst zum Pop-Archäologen zu werden<br />
und sich einmal – oder wieder – all die alten<br />
Scheiben anzuhören, ob Scott Joplins<br />
“Maple Leaf Rag” oder Jimmie Rodgers<br />
“Blue Yodel” usw. Ein wunderbares Buch!<br />
Einziges Manko: Wünschenswert wären<br />
eine bessere Quellenangabe und mehr Literaturhinweise<br />
am Ende des Buches gewesen;<br />
damit man erstens wüsste, woher<br />
die ganzen Infos stammen, und zweitens,<br />
um dort sofort weiterzulesen ... frs<br />
Stevie Ray Vaughan: Day By Day, Night After Night –<br />
His Final Years, 1983–1990<br />
Von Craig Hopkins<br />
2012, Backbeat Books<br />
ISBN 978-1-61774-022-0<br />
340 Seiten (engl.)<br />
ca. 25,00 €<br />
iele Au-<br />
von Musikerbiografien<br />
liefern eine<br />
ordentliche<br />
Leistung ab,<br />
einige sind<br />
hingegen<br />
von ihrer<br />
Arbeit besessen.<br />
Neben<br />
Johnny Ro-<br />
V<strong>to</strong>ren<br />
gan, der mit der Neuauflage seiner Byrds-<br />
Bio „Requiem For The Timeless: Volume<br />
1” die magische Marke von über 1200<br />
Seiten knackte, zählt Hopkins auch zur<br />
Gattung manischer Schreiberlinge. Und<br />
dass er sich noch den texanischen Blues-<br />
Rock-Meister Stevie Ray Vaughan vorgeknöpft<br />
hat, wird viele treue Fans freuen.<br />
Mit dem neuen Werk knüpft Hopkins an<br />
den Band „Stevie Ray Vaughan: His Early<br />
Years, 1954–1982” an, in dem er seine<br />
Fachkenntnis und die Fähigkeit, auch die<br />
kleinsten Details zu recherchieren, unter<br />
Beweis stellte. Nach einem knappen Vor-<br />
wort von ZZ-Top-Rauschebart Billy Gibbons<br />
listet Hopkins – so weit es möglich<br />
war – jeden Tag im Leben des Gitarristen<br />
auf, der mit seinen erdigen Sounds die<br />
Achtziger ein wenig erträglicher machte<br />
und vielen Synthie-Geschädigten Hoffnung<br />
auf bessere Zeiten gab. Studiosessions,<br />
Konzerte (manchmal sogar mit<br />
der Auflistung der gespielten Songs),<br />
Video-Aufzeichnungen und Veröffentlichungstermine<br />
der einzelnen Alben werden<br />
mit einer kaum überschaubaren Anzahl<br />
seltener Fo<strong>to</strong>s illustriert, die Fans und<br />
die Familie des Musikers zur Verfügung<br />
stellten. Darüber hinaus sind Aufnahmen<br />
von Tourplakaten, Memorabilia, seiner<br />
Gitarren und Verstärker oder anderer Gitarristen<br />
zu bestaunen, die sich alle mit<br />
SRV ablichten ließen. Der Buchtitel vermittelt<br />
den Eindruck, dass der Band mit<br />
seinem viel zu frühen Tod enden würden,<br />
doch Hopkins dokumentiert auch die Zeit<br />
nach 1990 und listet Notationen in Gitarrenmagazinen,<br />
posthume Veröffentlichungen<br />
und zum Beispiel DVDs auf. Da<br />
der Hardcover-Band zudem auf erstklassigem<br />
Papier gedruckt wurde, kann man<br />
ihn einfach nur empfehlen! Das Buch ist<br />
auch Lesern mit durchschnittlichen Englischkenntnissen<br />
zu empfehlen, da sich<br />
der Au<strong>to</strong>r präzise und nicht geschwollen<br />
ausdrückt.<br />
fl<br />
Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Abba – Die wahre Geschichte – Licht und Schatten<br />
Led Zeppelin FAQ<br />
Von Carl Magnus Palm<br />
2011, Bosworth Edition<br />
ISBN 978-3-86543-679-5<br />
656 Seiten, Paperback<br />
19,95 €<br />
P<br />
alms Abba-Bibel (GT<br />
2/2003), revidiert<br />
und ergänzt durch Solo-<br />
Aktivitäten: Agnetas MY<br />
COLORING BOOK, Fridas<br />
Koop mit Jon Lord,<br />
<strong>Music</strong>al „Mamma Mia”.<br />
Ein Mammutwerk, ein-<br />
drucksvoll inder Vorgeschichte, in der sich<br />
vier Individuen aus eigenen Karrieren finden<br />
(Benny Andersson war mit seinen Hep Stars<br />
erfolgreich, Agneta hatte eigene Alben auf<br />
dem Markt etc.), und voller Einblicke in die<br />
heiße Gruppendekade 1972–1982. Das Bild<br />
der autark in den S<strong>to</strong>ckholmer Polar-Studios<br />
werkelnden Komponisten Björn Ulvaeus (der<br />
früher auch Andersson hieß) und Benny Andersson<br />
lässt sich nicht halten: 1979 auf den<br />
Bahamas, um jenseits von (Schw)Eden Inspiration<br />
zu finden, führte sie in die Criteria Studios<br />
in Miami, wo sich die Crème zwischen<br />
Clap<strong>to</strong>n und Bee Gees traf. In der Hexenküche<br />
von „Night Fever” entstand Abbas Disco-<br />
Abräumer „Voulez Vous”, nachvollziehbar.<br />
Erschütternd die tragische Figur ihres exzellent-exzentrischen<br />
Managers Stig Anderson,<br />
analog zum Beatles-Agenten Brian Epstein,<br />
der Ulvaeus’ Hootenanny Singers fast ins<br />
NBC-TV „Hullaballoo” lotste. utw<br />
Von George Case<br />
2011, Backbeat Books/Hal Leonard<br />
ISBN 978-1-61713-025-0<br />
370 Seiten, Paperback (engl.)<br />
16,99 €<br />
icht noch eine Bio-<br />
sondern ein Ngrafie,<br />
klug zusammengestellter,<br />
informativer<br />
Lexikon-<br />
Schmöker, den man immer<br />
wieder zur Hand<br />
nimmt: Er zeichnet nochmals<br />
genüsslich nach, von<br />
welchen US-Blues-Veteranen Page, Plant,<br />
Jones & Bonham ihre Inspirationen haben,<br />
würdigt aber auch die Innovationen eines<br />
Jimmy Page und betrachtet, welche Musi-<br />
ker ihrerseits etwas von Zeppelin „borgten”.<br />
George Case bespricht beste, schauderhafteste,<br />
übersehene Songs, schaut in die<br />
Studio-Arbeit, porträtiert „Stairway To<br />
Heaven”, verfolgt die Band in Literatur und<br />
Film, widmet sich dem Okkulten. Zu „<strong>Music</strong><br />
Trivia” gehört Bonhams quietschendes<br />
Bassdrum-Pedal bei „Since I’ve Been<br />
Loving You”. Stärken und Schwächen der<br />
Mitglieder werden beleuchtet, auch Groupies<br />
(Page schwang die Peitsche bei Miss<br />
Cinderella, Lori Mattix war erst 14) und ihr<br />
wilder Lebensstil kommen nicht zu kurz:<br />
Ein Hotelpage, der meinte „Fernseher aus<br />
dem Fenster werfen, das möcht’ ich auch<br />
mal”, bekam von Manager Grant 500 Dollar:<br />
„Hier, wir geben dir einen aus!” utw<br />
If You Like The Beatles<br />
Over 200 Bands, Films, Records<br />
Von Bruce Pollock<br />
2011, Backbeat Books/Hal Leonard<br />
ISBN 978-1-61713-018-2<br />
215 Seiten, Paperback (engl.)<br />
11,10 €<br />
ass die Beatles im-<br />
wichtige Mu-<br />
Dmens<br />
sik- und Kultur-Pioniere<br />
des 20. Jahrhunderts sind,<br />
kommt in Pollocks Betrachtungen<br />
nie zu kurz,<br />
ebenso wenig der kaum<br />
zu unterschätzende Anteil<br />
ihres Produzenten, Arran-<br />
geurs und Ideen-Kanalisierers George Martin.<br />
Das eigentlich Reizvolle aber am Ansatz des<br />
Au<strong>to</strong>rs ist die Rolle der vier lange Unzertrenn-<br />
lichen, Lennon-McCartney-Harrison-Starr als<br />
ein riesiger, unendlich vielschichtiger Filter.<br />
Eingesogen wurden Rock’n’Roller von Holly<br />
bis Berry, Dylan-Folk, Mo<strong>to</strong>wn-Soul und<br />
„Brill Building Pop” wie die Songs von Gerry<br />
Goffin und Carol King. Dazu kam McCartneys<br />
Liebe zu Peggy Lee, Lennon mochte<br />
Bing Crosby! Die Band ihrerseits brachte neue<br />
Quasi-Beatles hervor: die Zombies und Badfinger<br />
zu Hause, Byrds, Love, Beau Brummels<br />
und Monkees in Amerika. In punk<strong>to</strong> Psychedelia<br />
waren die Beatles zu gleichen Teilen<br />
Schwamm und Schamanen. Man kann nur<br />
staunen über unzählige Verbindungen bis<br />
„Here Today”: Klar schulden auch Coldplay,<br />
Arctic Monkeys oder Arcade Fire den Beatles<br />
so einiges.<br />
utw<br />
The Doors FAQ<br />
Von Rich Weidman<br />
2011, Backbeat Books/Hal Leonard<br />
ISBN 978-1-61713-017-5<br />
291 Seiten, Paperback (engl.)<br />
15,99 €<br />
an möchte mit dem<br />
MDoors-Thema<br />
zu<br />
„Wer wird Millionär?”,<br />
ohne die dicken Biografien<br />
herauszuholen? In diesem<br />
Referenzband sind entscheidende<br />
musikalische<br />
sowie abwegig skurrile<br />
Fakten übersichtlich sortiert und kurzweilig<br />
beschrieben: Doors-Angelpunkte in Los<br />
Angeles, Soundgeheimnisse, die Sonderstellung<br />
von THE SOFT PARADE, warum Paul<br />
Rothschild die L.A.WOMAN-Sessions verließ,<br />
Nr-1-Singles. Erinnert wird an Doors-Songs<br />
in Filmen, Jim Morrissons Alkoholismus im<br />
Studio, seine Grabstätte, es gibt eine Würdigung<br />
der zwei Alben ohne ihn. Dazu kommen<br />
Musiker, die durch die Doors beeinflusst<br />
wurden, und Songs, bei denen die Band andere<br />
Quellen benutzte. Aufschlussreich auch<br />
die Betrachtung des politischen Reper<strong>to</strong>ires.<br />
Beleuchtet werden schließlich eher ungewöhnliche<br />
Aspekte wie Bands, welche die<br />
Bühne mit den Doors teilten: Manzarek &<br />
Co. waren Canned-Heat-Fans, und Vorgruppe<br />
für die gospeligen Chambers Bro<strong>the</strong>rs, die<br />
später Doors-Support wurden. Fazit: Man<br />
plant immer zehn Minuten für „FAQ” ein,<br />
verbringt dann Stunden damit. utw<br />
Cash – Die Au<strong>to</strong>biografie<br />
Jukebox<br />
Von Johnny Cash (mit Patrick Carr)<br />
2012, Edel Books, Hamburg<br />
ISBN 978-3-84190-143-9<br />
336 Seiten, Hardcover,<br />
Schutzumschlag, zahlr. Abb.<br />
29,95 €<br />
er „Man in Black”<br />
Din eigenen Worten:<br />
„Cash”, die Au<strong>to</strong>biografie<br />
der großen<br />
Countrymusik-Legende<br />
Johnny Cash, erlebt eine<br />
Neuauflage. Die Lebensbeichte,<br />
welche die<br />
Grundlage für den Oscar-prämierten<br />
Kinofilm „Walk The Line”<br />
war, erschien auf Deutsch erstmals 1999.<br />
Cash schrieb sie 1997, sechs Jahre vor<br />
seinem Tod. In plauderhaftem Erzähl<strong>to</strong>n<br />
(man hat fast das Gefühl, Cashs Stimme einen<br />
langen Talking-Blues sprechen zu hören<br />
…) berichtet das Buch über die Höhen<br />
und Tiefen seiner Karriere – und er war ja<br />
wirklich ganz oben und ganz unten. Pluspunkt<br />
ist die kaum zu übertreffende Nähe<br />
zur Person des Sängers. Cash selbst sagte<br />
einmal über seine Au<strong>to</strong>biografie: „Dieses<br />
Buch ist meine eigene Geschichte – was<br />
ich fühle, was ich liebe, was geschah, so<br />
wie ich es erinnere.” Nicht ganz einfach<br />
an der Lektüre ist die schlaglichtartige,<br />
sprunghafte, nicht immer chronologische<br />
Erzählweise. Sprunghaft? – Ein Lebensritt<br />
durch Himmel und Hölle!<br />
frs<br />
Von Charles Berberian<br />
2012, Reprodukt, Berlin<br />
ISBN 978-3-94109-992-0<br />
115 Seiten, Broschur,<br />
durchgehend farbig<br />
18,00 €<br />
in denkwürdiger Som-<br />
mit John Lennon in<br />
Paris, eine verrückte Zeitreise<br />
zurück ins Jahr 1972<br />
oder irrwitzige Betrachtungen<br />
über das Schuhwerk<br />
von Rockstars: Das sind nur<br />
Emer<br />
drei der S<strong>to</strong>rys in<br />
Charles Berberians Comicsammlung<br />
„Jukebox”. Berberian, der mit<br />
der Comic-Serie „Monsieur Jean” bekannt<br />
wurde, gibt sich in den insgesamt 13 mit<br />
überbordender Fantasie gezeichneten Strips<br />
voll und ganz seiner Liebe zur Musik hin.<br />
Fakten und Fiktion, Zukunft und Vergangenheit<br />
werden dabei herrlich durcheinandergewirbelt,<br />
und man ist plötzlich dabei,<br />
wie David „Ziggy Stardust” Bowie Besuch<br />
aus einer anderen Zeit erhält, wie El<strong>to</strong>n<br />
John sich für Iggy Pop zum Affen macht<br />
oder wie Charlie Watts im Jahr 1985 Mick<br />
Jagger einen ordentlichen Kinnhaken verpasst<br />
und sich nicht zuletzt deshalb die<br />
S<strong>to</strong>nes wieder zusammenraufen. Besonders<br />
komisch ist jedoch die Galerie erfundener<br />
Bands, die es niemals gegeben hat: darunter<br />
etwa die Über Nannies & The Pinball Razors<br />
Choir mit ihrem „Death Urban Metal für die<br />
ganze Familie” …<br />
frs<br />
Weitere interessante Buchveröffentlichungen:<br />
Top Beat Singles 9<br />
Labelography – Volume 2<br />
Neil Young – A Life In Pictures<br />
80 Seiten farbige Abbildungen<br />
Neu: 40 S. Singles, 40 S. EPs<br />
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www.beat-band-books.de<br />
Von Jan Pettersson<br />
Singles, EPs & LPs 1966–1980<br />
2012, Premium Publishing<br />
ISBN 978-9-18913-672-4<br />
322 Seiten (engl.)<br />
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www.premiumpublishing.com<br />
Von Robert Scott<br />
2011, edel, Hamburg<br />
ISBN 978-3-84190-105-7<br />
175 Seiten (engl.)<br />
12,95 €<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 67
Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996<br />
Heft 5 1997 Heft 6 1997 Heft 3 1999 Heft 4 1999<br />
Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />
Heft 5 2000 Heft 6 2000 Heft 1 2001 Heft 2 2001 Heft 3 2001<br />
Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />
Heft 3 2002 Heft 4 2002 Heft 5 2002 Heft 6 2002 Heft 1 2003<br />
Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />
Heft 1 2004 Heft 2 2004 Heft 3 2004 Heft 4 2004 Heft 5 2004<br />
Heft 6 2004 Heft 1 2005 Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />
Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006<br />
Heft 4 2006 Heft 5 2006 Heft 6 2006 Heft 1 2007<br />
Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008<br />
Heft 2 2008 Heft 3 2008 Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />
Heft 6 2008 Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009<br />
Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010 Heft 3 2010<br />
Heft 4 2010 Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011<br />
Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />
Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04 3/04 4/04 5/04 6/04 1/05<br />
2/05 3/05 4/05 5/05 6/05 1/06 2/06 3/06 4/06 5/06 6/06 1/07<br />
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Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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TIPP<br />
GRAVEYARD<br />
Graveyard sind eine neue Band, die<br />
jedoch ganz Vergangenheit ist. Mit<br />
ihrem Sound öffnen sie die Tür in jenes<br />
Jahrzehnt, das als das wohl schillerndste<br />
und produktivste in die Annalen der<br />
Rockhis<strong>to</strong>rie einging. Wären die Schweden<br />
nicht nachweislich ein musikalisches<br />
Phänomen der Neuzeit, müsste man sie<br />
zwischen 1969 und 1975 einsortieren.<br />
Nicht selten wird so genannten Retro-<br />
Bands ein Sound nachgesagt, der sich von<br />
dem ihrer Vorbilder in nichts unterscheidet.<br />
„Wenn du im Konzert die Augen schließt,<br />
hast du das Gefühl, 40 Jahre zurückversetzt<br />
zu werden", heißt es da bei manchen<br />
Protagonisten. Graveyard sind anders. Die<br />
2007 in Göteborg gegründete<br />
Gruppe macht es ihren Fans<br />
leicht. Der Zeitsprung funktioniert<br />
bei Graveyard ganz ohne<br />
Promille, Trip oder Träumerei.<br />
Betreten Joakim Nilsson (voc, g),<br />
Rikard Edlund (b), Axel Sjöberg<br />
(dr) und Jonatan Ramm (g) die<br />
Bühne, ist der Schalter au<strong>to</strong>matisch<br />
umgelegt. Der Vierer verströmt<br />
eine Au<strong>the</strong>ntizität, dass man fürchtet, der<br />
eigene Verstand spiele einem einen Streich.<br />
In welchen Vintage-Läden kaufen die ihre<br />
Klamotten? Und welcher Old-<br />
School-Friseur verpasst denen<br />
ihre Matten? Und wo – verdammt<br />
noch mal – haben<br />
die dieses Gefühl für<br />
den harten Blues-<br />
Rock aus einer<br />
ihnen völlig unbekannten<br />
Epoche<br />
her? Ganz einfach:<br />
Die Musiker be<strong>to</strong>-<br />
n<br />
n<br />
nen immer wieder, überhaupt<br />
nicht Retro zu sein. Ihre Musik<br />
sei neu, Getöse aus der Gegenwart, aus<br />
dem Hier und Jetzt. Dass sich da ein paar<br />
alte Zausel an ihre Jugend erinnert fühlen,<br />
ist ein willkommener Nebeneffekt.<br />
Graveyard schlagen viele<br />
Brücken. Led Zeppelin,<br />
Black Sabbath, Grand Funk<br />
Railroad, Humble Pie – die<br />
Liste ist beliebig verlängerbar.<br />
Sänger Joakim klingt<br />
obendrein wie der dem<br />
Grab entstiegene Steve<br />
Marriott, der sich wieder<br />
aufs Wesentliche beschränkt und souliges<br />
Rumeiern aus dem Gesang verbannt<br />
hat. Das CD-Debüt GRAVEYARD (2007)<br />
begründete sofort einen Mythos, den die<br />
Musiker zu pflegen wissen. Das Cover<br />
zeigt eine ans Abendmahl erinnernde<br />
Szene und wurde von einem Freund der<br />
ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />
Old-School-Getöse aus der Gegenwart<br />
v.l.: Axel Sjöberg (dr), Joakim Nilsson (voc, g),<br />
und Rikard Edlund (bg)<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Band gezeichnet, der sich wenig<br />
später das Leben nahm. Die<br />
Songs tragen musikalische und<br />
inhaltliche Schwere in sich. "Evil<br />
Ways", "Satan’s Finest" oder<br />
"Right Is Wrong" sprechen für<br />
sich. Der Nachfolger HISINGEN<br />
BLUES (2011) perfektioniert,<br />
was GRAVEYARD anschob.<br />
Und Sachen wie "Uncomfortably Numb"<br />
und "Ungreatful Are The Dead" (er)klären<br />
schon in der Titelzeile unmissverständlich,<br />
auf welche Rockepoche man sich da eingelassen<br />
hat.<br />
HISINGEN BLUES ging durch die Decke<br />
– darum veröffentlichte das Graveyard-<br />
Label Nuclear Blast im Windschatten des<br />
Erfolgsalbums den Erstling gleich noch<br />
mal. Auch live präsentieren sich die<br />
Schweden in Bestform. Davon zeugte<br />
nicht nur ein vielumjubelter Auftritt beim<br />
Burg Herzberg Festival, sondern auch die<br />
Tour im vergangenen Jahr mit Motörhead.<br />
Im Januar 2012 ging es durch die USA,<br />
seit Februar wird an einem neuen Album<br />
gewerkelt, und der März sieht das Quartett<br />
auf zahlreichen Bühnen Europas. Da geht<br />
noch einiges ...<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
GEMMA RAY<br />
Inselfeuer mit den Sparks<br />
Noch genießt die englische Singer/-<br />
Songwriterin Gemma Ray den Ruf<br />
eines Geheimtipps, doch die umtriebige<br />
Musikerin ist dabei, sich in aller Welt<br />
einen wohlklingenden Namen zu erspielen.<br />
Sie ist ständig unterwegs und erweckt<br />
dabei den Eindruck einer<br />
rastlosen Seele. „Dabei<br />
bin ich eigentlich eher ein<br />
häuslicher Typ, gehe nicht<br />
viel oder besonders gern<br />
aus", erzählt sie. „Aber<br />
es hat sich in den letzten<br />
Jahren einfach so ergeben,<br />
dass ich kein festes<br />
Zuhause mehr hatte, weil<br />
ich dauernd wegen der<br />
Musik unterwegs war." Bis<br />
ein Bekannter fragte, ob sie<br />
nicht jemanden wisse, um<br />
in seine Einliegerwohnung<br />
einzuziehen. Seitdem ist<br />
Gemma Ray Berlinerin. „Ich<br />
fühle mich in Berlin ausgesprochen<br />
wohl und finde<br />
es bedauerlich, ja ärgerlich,<br />
dass ich so wenig Zeit dort<br />
verbringen kann."<br />
Doch es kommt eben oft<br />
anders als geplant in der Karriere der<br />
in Essex aufgewachsenen Musikerin mit<br />
der ganz eigenen Klangäs<strong>the</strong>tik und<br />
Neigung zur Melodramatik. Ein Großteil<br />
ihres neuen Albums ISLAND FIRE entstand<br />
in Australien. „Dort war ich gerade,<br />
als in Island der Vulkan ausbrach und<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
der Flugverkehr weltweit für einige Zeit<br />
eingestellt wurde. Ich hatte schon einige<br />
Songs im Kopf fertig und nahm sie im<br />
Studio meines australischen Verlegers auf.<br />
Später bin ich für weitere Aufnahmen<br />
noch mal hingereist."<br />
Schon auf ihren früheren Platten hatte<br />
Gemma Ray vereinzelt mit Streichern<br />
gearbeitet, „und jetzt wollte ich es bei ein<br />
paar Stücken mit großer Orchestrierung<br />
als Kontrast zu den eher intim gehaltenen<br />
Liedern probieren", erzählt sie. Eine<br />
weitere neue Erfahrung bescherte ihr<br />
das Mixen der neuen Songs: „Das hat<br />
Michael Szumouski in Australien gemacht,<br />
während ich in Berlin saß und seine<br />
Arbeit via Internet zeitgleich<br />
verfolgte, so dass<br />
wir uns immer wieder<br />
besprechen konnten."<br />
Mit ISLAND FIRE bleibt<br />
sich die Britin treu,<br />
bei jedem Album neue<br />
Wege zu gehen und zu<br />
experimentieren. Wobei<br />
sie eher beiläufig verrät,<br />
dass die nächste Scheibe bereits<br />
fertig ist, am Jahresende erscheinen<br />
soll, DOWN BABY DOWN heißen<br />
wird und Inspiration durch<br />
Filmmusikschaffende wie John<br />
Barry oder Kryzs<strong>to</strong>f Komeda aufgreift.<br />
Nachdem sie mit dem Gemma<br />
Ray Ritual Mitte des letzten<br />
Jahrzehnts vier Platten gemacht<br />
hatte, startete sie nach einer längeren<br />
Krankheitsphase ihre<br />
Solokarriere 2008 mit THE<br />
LEADER, das Kritiker als<br />
Soundtrack zu einem „Film<br />
noir" würdigten. Es folgte<br />
LIGHTS OUT ZOLTAR!,<br />
das 2009 in ihrer Heimat<br />
mit einen Independent<br />
<strong>Music</strong> Award For The<br />
Best Eclectic Album ausgezeichnet<br />
wurde. Und nach IT'S A<br />
SHAME voller Cover-Versionen nun<br />
eben ISLAND FIRE, es schlägt die<br />
Brücke zum Vorgänger mit zwei Songs,<br />
die mit den Sparks entstanden. Die<br />
exzentrischen Brüder Russel<br />
und Ron Mael verehrt Gemma<br />
Ray, „vor allem ihre bombastischen<br />
Arrangements und Non-<br />
Konformität", wie sie erklärt.<br />
„Ich traf sie in Los Angeles,<br />
wir tranken einen Kaffee und<br />
unterhielten uns. Wir blieben<br />
in Kontakt, und irgendwann<br />
nahm ich<br />
den Gesang für 'How<br />
Do I Get To Carnegie<br />
Hall?' auf und schickte<br />
es ihnen. Ich war<br />
selbst sehr gespannt,<br />
was sie daraus<br />
machen würden –<br />
und war dann angenehm<br />
überrascht von<br />
dem Aufwand, den<br />
sie betrieben, und von der Intensität<br />
ihrer Musik. Dann coverte ich ihr<br />
'Eaten By The Monster Of<br />
Love', schickte ihnen meine<br />
Version, die sie dann bearbeiteten<br />
– sie haben praktisch<br />
meine Cover-Version<br />
gecovert", erzählt die Wahl-<br />
Berlinerin nicht ohne S<strong>to</strong>lz.<br />
„Das zweite Stück war<br />
wirklich so etwas wie eine<br />
Kooperation, beim ersten<br />
war ih ich praktisch nur die Sängerin."<br />
Philipp Roser<br />
Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Climax Blues Band<br />
Shine On<br />
REP 5202<br />
Digipak<br />
Climax Blues Band<br />
Real To Reel<br />
REP 5212<br />
Digipak<br />
Climax Blues Band<br />
Flying The Flag<br />
REP 5211<br />
Digipak<br />
Climax Blues Band<br />
Lucky For Some<br />
REP 5209<br />
Digipak<br />
Official Blues Band<br />
Bootleg Album<br />
REPUK 1147<br />
Ready<br />
REPUK 1143<br />
Climax Blues Band<br />
Sample And Hold<br />
REP 5203<br />
Digipak<br />
The Blues Band<br />
The Best Of<br />
The Blues Band<br />
REPUK 1150<br />
2CD slip case<br />
The Blues Band<br />
Few Short Lines<br />
REPUK 1149<br />
Digipak<br />
Itchy Feet<br />
REPUK 1148<br />
The<br />
Blues Band<br />
Coming<br />
Soon
Roger Chapman (70)<br />
Komplex & explosiv<br />
Leon Russell (70)<br />
Weiße Eminenz<br />
Alan Price (70)<br />
Stiller Dauerbrenner<br />
Love" und „Hate" auf den Fingerknöcheln,<br />
„ manisches Gebärden am Mikro, ein singuläres<br />
Power-Gurgeln als Gesang, das mühelos Tapeten von<br />
den Wänden holte. Das Vokal-Unikum aus Leicester<br />
(dort geboren am 8.4.1942) wird gern auf – mehr<br />
als prägnante – Äußerlichkeiten reduziert, die seinen<br />
Ruf zementierten. Was leicht vergessen wird<br />
bzw. unerwähnt bleibt: Im Team mit Gitarrist<br />
Charlie Whitney hat „Chappo" auch als Komponist<br />
und Texter Bemerkenswertes abgeliefert, was<br />
bereits bei Family mit der Debütsingle "Scene<br />
Through The Eye Of A Lens" (Liberty) begann.<br />
Chapman besorgte große Teile aller sieben LPs<br />
der Band – sämtlich in den UK-Top 35! – und<br />
glänzte mit bzw. auf Einzeltracks, Singles und Hits<br />
wie "No Mules Fool", "Observations From A Hill",<br />
"Strange Band", "In My Own Time", "The Weaver's<br />
Answer" und vielen anderen – durchweg Songs<br />
mit meist ungewöhnlichen Strukturen. Nach dem<br />
Er ist, vergleichbar in etwa mit Dr. John, die<br />
„Graue Eminenz Of Rock" – allerdings mit längst<br />
schlohweißem Langhaar. Geboren am 2.4.1942 in<br />
Law<strong>to</strong>n als Claude Russell Bridges, hat der Pianist<br />
mit allem gearbeitet, was Rang und Namen hat:<br />
Beatles, Rolling S<strong>to</strong>nes, Bob Dylan, Byrds, Clap<strong>to</strong>n,<br />
Beach Boys, Frank Sinatra, Jerry Lee Lewis<br />
und so weiter. In seiner ersten Amateurband,<br />
The Starlighters, stand bereits 1956 ein Jüngling<br />
namens J.J. Cale, und der große James Bur<strong>to</strong>n<br />
verpasste ihm Gitarrenstunden. Russell gehörte<br />
zum illustren Musikerkreis von Producer-Legende<br />
Phil Spec<strong>to</strong>r und anschließend zur „Wrecking<br />
Crew", den gefragtesten Studio-Assen von Los<br />
Angeles während der Sixties. Mit seiner Komposition<br />
"Delta Lady", 1969 populär gemacht von Joe<br />
Cocker, rückte der Vielkönner aus Oklahoma noch<br />
mehr ins internationale Blickfeld. Im selben Jahr<br />
gründete er mit dem Produzenten Denny Cordell das<br />
Trad./arr. Price": Dieser Hinweis auf (Co-)Au<strong>to</strong>renschaft<br />
steht seit fast 50 Jahren hinter einer der<br />
unvergesslichsten Sixties-Hymnen, "The House Of<br />
„<br />
The<br />
Rising Sun" von den Animals aus Newcastle. Auf<br />
ihren Keyboarder Alan Price (geboren am 19.4.1942<br />
in<br />
Fatfield/Durham) ist dies eingetragen, seinem<br />
Arrangement und Spiel haben seitdem Millionen<br />
gelauscht, er und Eric Burdons Gesang prägten<br />
den Stil der Band. Schon 1965 stellte sich der<br />
Organist – stets in Konkurrenz zum Sänger – mit<br />
dem Alan Price Set auf eigene Füße, dem nach<br />
einer Flop-Single ("Any Day Now") sofort weitere<br />
Hits gelangen: "I Put A Spell On You", "Hi Lili, Hi<br />
Lo", "Simon Smith And The Amazing Dancing<br />
Bear", "The House That Jack Built", "Shame" und<br />
"Don't S<strong>to</strong>p The Carnival" – die Alben THE PRICE<br />
TO<br />
PLAY und A PRICE ON HIS HEAD (Tipp: die CD-<br />
Ausgaben auf Reper<strong>to</strong>ire Records mit 23 Bonus-Ti-<br />
teln<br />
von 1996!) belegen die Klasse des eher stillen,<br />
Family-Ende im Ok<strong>to</strong>ber 1973 gelang die kreative,<br />
ebenso komplexe Fortführung nur bedingt: Auch die<br />
engagierten Streetwalkers (Chapman/Whitney mit<br />
neuen Assistenten) bekamen Probleme, als die britische<br />
Szenerie sich Mitte der Siebziger nachhaltig<br />
veränderte. 1977 war dieses Kapitel abgeschlossen.<br />
Chapman, der Solist, griff ab 1979 neu an: mit der<br />
Beteiligung an einem Mike-Batt-Projekt (Song: "Run<br />
Like The Wind") und einer Reihe von Alben mit The<br />
Shortlist, die ihm vor allem auf dem deutschen Markt<br />
ein neues Fundament bescherten. Mit "Shadow On<br />
The Wall" (Duett mit Mike Oldfield) kam er 1983 auf<br />
Platz 3 der hiesigen Charts, einer R&B/Rock'n'Roll-<br />
Parallelgruppe stand er 1982/83 vor, The Riffburglars.<br />
1986 beteiligte sich Chapman als Gast bei den Box Of<br />
Frogs. Seitdem blieb er ständig aktiv, Schwerpunkt:<br />
europäisches Festland. Unvergessen ist sein nicht enden<br />
wollender, hochexplosiver „Rockpalast"-Auftritt<br />
in Essen im Ok<strong>to</strong>ber 1981.<br />
bm<br />
Shelter-Label (u.a. J.J. Cale, Tom Petty, Freddie King,<br />
Grease Band), 1971 war er beim Concert For Bangladesh<br />
dabei, und seine Solo-Aufnahmen nahmen<br />
Fahrt auf. Bis 2010 erschienen über 40 Alben, die bis<br />
1981 permanent in den US-Hitlisten standen – nur<br />
ein Frühwerk, RHAPSODIES FOR YOUNG LOVERS<br />
mit dem Midnight String Quartet von 1966, war aus<br />
der Rolle gefallen. Russells Vielseitigkeit ist Legende:<br />
Rock, Blues, Country, Folk, Rhythm & Blues, Gospel,<br />
stets knallhart angeschlagen, drückte er seinen persönlichen<br />
Stempel auf – vorübergehend auch unter<br />
dem Aliasnamen Hank Wilson, mit seinen Shelter<br />
People oder mit der Band New Grass Revival. Für ein<br />
spektakuläres Chart-Comeback (in den 90ern hatte<br />
er es ruhiger angehen lassen) sorgte THE UNION,<br />
eine von T Bone Burnett produzierte CD mit El<strong>to</strong>n<br />
John (USA #3) – und am 14.3.2011 geschah längst<br />
Überfälliges: Der Allesmacher wurde in die Rock'n'<br />
Roll Hall Of Fame aufgenommen.<br />
bm<br />
unspektakulär auftretenden Vertreters seiner Tasten<br />
drückenden Zunft. 1971 spielte er mit dem Kollegen<br />
Georgie Fame TOGETHER ein, die Single "Rosetta"<br />
wurde ein Hit. Price trat in TV-Shows auf, wirkte an<br />
Filmmusiken mit, schauspielerte und streute dann<br />
und wann Charterfolge wie den "Jarrow Song"<br />
(1974), "Just For You" (1978) und "Baby Of Mine"<br />
(1979) ein. Bereits 1977 hatte er mit dem niederländischen<br />
Pianisten Rob Hoeke (1939–1999) für TWO<br />
OF A KIND fusioniert. Wann immer sich die Animals<br />
zu Reunions trafen, mischte Price mit, bis ins neue<br />
Jahrtausend ließ er etliche Alben folgen. Seine Electric<br />
Blues Company lieferte zwei LPs ab, die ohne<br />
große Resonanz blieben, COVERS von 1994 und<br />
(stark!) A GIGSTER'S LIFE FOR ME (1996) – eine<br />
feste Quintettbesetzung ohne Bläser, u.a. mit Zoot<br />
Money (org, p) und dem singenden Bassist/Gitarrist<br />
Bobby Tench. 2002 spielte Price für Appaloosa Records<br />
BASED ON A TRUE STORY ein. bm<br />
Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
VAN HALEN<br />
Kaum ein Kid, das in den 1980ern nicht<br />
"Why Can’t This Be Love" mitgesungen hätte.<br />
Und spielte nicht die halbe Welt zu "Jump"<br />
verzückt Luftgitarre?! Eddie Van Halen ist<br />
sich bis heute der Funktion seiner Truppe<br />
bewusst, die bislang 90 Millionen Tonträger<br />
verkauft hat: "<br />
Wir wollten", bekennt er, "<br />
nie<br />
etwas anderes vermitteln als: Habt Spaß,<br />
fahrt schnelle Au<strong>to</strong>s und macht soviel Sex<br />
wie möglich. Das Leben ist zu kurz, um auf all<br />
das im Übermaß zu verzichten." Und doch: Die<br />
Truppe nur als Fun-rock-Kapelle abzulegen,<br />
ist um einiges zu kurz gegriffen.<br />
Mainstream Metal – perfekt!<br />
Immerhin wurde gen über die Saiten seiner Gitarre, das Schlagzeug<br />
in den letzten Jahren vor allem Eddie, wie David<br />
Bandleader Eddie von Bruder Alex spuckt wie gehabt Monster-Beats<br />
ts Lee Roth inzwischen 57 Jahre alt. Zunächst wurde<br />
dem einstigen Kettenraucher ein Drittel seiner<br />
im renommierten aus. Auch der einzige Neuzugang des Vierers, der<br />
US-Musikermagazin<br />
gerade mal 20-jährige Bassist Wolfgang Van Halen Zunge wegen Krebs' amputiert. Danach erhielt er<br />
„Guitar<br />
Player” (Eddies Sohn), erledigt einen prima Job. Unterm ein künstliches Hüftgelenk. Im Frühjahr 2007 wies<br />
mehrfach als „bester<br />
Gitarrist i des Jahres” ausgezeichnet – Lohn für seine<br />
innovative Technik des so genannten Tapping.<br />
Strich: perfekter Mainstream, für den Bandboss ein<br />
Kompliment. „Alles, was den Leuten Spaß bringt<br />
und sich gut verkauft, hat seine Berechtigung”,<br />
sich der schwere Trinker selbst in eine Alkoholentzugsklinik<br />
ein. Kaum entlassen, wurde er von<br />
seiner Ehefrau, der US-Schauspielerin Valerie Bertinelli<br />
(mit Eddie seit<br />
Wie kein anderer prägte Saitenzauberer Van Halen kommentiert Eddie<br />
v.l.: David Lee Roth und Eddie Van Halen<br />
diesen Stil des Antupfens der Saiten auf dem Griffbrett<br />
Van Halen. „Nenn das<br />
April 1981 verheira-<br />
mit Schlaghand. Jetzt gibt es A DIFFERENT ruhig eine kapitalitet<br />
und Mutter von<br />
KIND OF TRUTH, das erste Van-Halen-Werk seit<br />
1998. Und noch eine mittelgroße Sensation: Es ist<br />
das erste Album von Van Halen mit Sänger David<br />
Lee Roth seit 28 Jahren, also seit Veröffentlichung<br />
des Megasellers 1984. Zwischen 1985 und 1996<br />
stische Devise – ich<br />
habe kein Problem damit,<br />
Kapitalist zu sein,<br />
solange ich viel Geld<br />
mit Arbeit verdiene, die<br />
Sohn Wolfgang), im<br />
Dezember 2007 geschieden.<br />
Doch all<br />
das hielt den zähen<br />
Stehaufmann nicht<br />
(und nochmals 2004/05 bei Live-Auftritten) gab ich liebe und in der Öffentlichkeit<br />
davon ab, weiter<br />
Sammy Hagar die Rampensau, für ein Album plus<br />
Konzerte von 1997 bis 1999 erledigte diesen Job<br />
der frühere Extreme-Sänger Gary Cherone. Doch<br />
im Grunde war stets<br />
Roth der einzig wahre<br />
aufrichtig<br />
vertreten kann.” Die<br />
Ideen für die meisten<br />
fest an die Zukunft<br />
seines „Babys” Van<br />
Halen zu glauben.<br />
Im Spä<strong>the</strong>rbst 2006<br />
gab er bekannt, dass<br />
Van-Halen-Shouter.<br />
Filius Wolfgang den<br />
Nicht nur wegen seines<br />
schrillen Organs, sondern<br />
vor allem wegen seiner<br />
bisherigen Bassisten<br />
Michael Anthony ersetzen<br />
würde. Kurz<br />
Ausstrahlung irgendwo<br />
Songs brüteten Eddie danach kursierten die ersten Gerüchte, dass David<br />
zwischen Lebemann,<br />
und David schon in den Lee Roth wieder anmustern würde. Im August 2007<br />
Klein-Zuhälter, Gigolo<br />
Jahren 1975 bis 1977 war es soweit, auf einer Pressekonferenz wurde eine<br />
und Dandy. Van Halen<br />
gelingt es auf A DIFFE-<br />
RENT KIND OF TRUTH,<br />
aus, „also in unserer energetischen<br />
Anfangszeit”,<br />
wie Roth anmerkt. Der<br />
Comeback-Tournee angekündigt, die am 27. September<br />
startete und am 24. April des folgenden<br />
Jahres endete. Am 20. Januar 2011 kam die News,<br />
sich ihrer alten Werte zu<br />
aktuelle Arbeitsprozess dass sich die Band im Studio befindet und an einem<br />
besinnen und einen gelungenen<br />
Mix aus eingängigen,<br />
begann damit, dass Produzent<br />
John Shanks (Bon<br />
neuen Album werkelt – das nun vorliegt. Friede,<br />
Freude, Eierkuchen also bei Van Halen anno 2012?<br />
melodiösen<br />
Jovi, Keith Urban) mit Wenn es nach David Lee Roth geht, auf jeden Fall:<br />
Stücken sowie heftigen,<br />
teils schräg arrangierten Nummern zu kredenzen.<br />
Dazu gesellt sich ein David Lee Roth in prächtiger<br />
stimmlicher Verfassung. Rein musikalisch dürfte<br />
die Rechnung aufgehen, dass Van Halen mit A<br />
DIFFERENT KIND OF TRUTH weiterhin ein Millionen-Dollar-Unternehmen<br />
bleiben – wie gewohnt<br />
kracht und rockt es bombastisch auf den 13 Songs<br />
des Albums. Eddies nach wie vor flinke Finger flie-<br />
Eddie das Band-interne<br />
Archiv durchforstete, um die größten Schätze der<br />
Vergangenheit zu bergen und daraus neue Titel zu<br />
basteln. Danach liefen Sessions mit beiden Brüdern,<br />
schließlich stieß Wolfgang dazu, zuguterletzt<br />
wurde Roth rekrutiert. Seitdem ist alles wieder<br />
im Lot bei den Kaliforniern, die früher gern als<br />
„personifizierte Seifenoper” mit Höhen und Tiefen<br />
bezeichnet wurden. Tiefen durchstehen musste<br />
„Wir trennten uns, weil wir uns gegenseitig der Lügen<br />
und des Diebstahls und ganz viel anderem Mist<br />
bezichtigten”, erklärt der Sänger. „Und ganz ehrlich:<br />
All diese Dinge entsprachen der Realität. Aber das<br />
ist vorbei, denn ich möchte mich an diesen Teil der<br />
Vergangenheit nicht mehr erinnern. Ich denke, Eddie<br />
und Alex geht es nicht anders. Zumindest hoffe<br />
ich das.”<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
© CMS Source, Robert Yeager<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 75<br />
© CMS Source, Robert Yeager
HEDVIG MOLLESTAD TRIO<br />
Gitarren-<br />
Gewitter<br />
Der heimliche Hit sind schon jetzt die griesgrämig-pikierten Gesichter der Jazz-<br />
Rock-Traditionalisten: Da erdreistet sich doch wahrhaftig eine (auch noch<br />
akademisch ausgebildete!) Gitarristin aus „ihrem Genre", ein Brachialgewitter über<br />
die gern mal elitären Ohren zu bringen ... Verrat! Nein, ,p prima, Hedvig Mollestad!<br />
Aus Alesund kommt die Norwegerin (30), spielt in einem<br />
halben Dutzend weiterer Bands wie dem Trondheim<br />
Jazzorkester, VOM, dem Thomassen Trio. Und nun das!<br />
In Teilen fast rabiater Hard Rock (?) mit unterfüttertintegrierten<br />
Blues- und Jazzelementen, mit ständigen<br />
Windungen, Wendungen, S<strong>to</strong>ps und Tempowechseln.<br />
Ellen Brekken (26) federt die Dröhnung per wühlendem<br />
Doublebass (!) ab, Drummer Ivar Loe Björnstad (29)<br />
hält auf diesem Schleuderkurs die Spur – beide spendieren sogar kurze Soli in<br />
"Sidetracked" bzw. "No Encore". Und Hedvig? Die klingt z.B. in "For The Air", als<br />
habe sich Jimi mit beiden Händen zwischen Brett und Saiten verheddert, während<br />
ständig jemand am Volumeregler fummelt. Kein Blech, keine Tasten, kein Gesang,<br />
nur dieser „hotte" Dreier – und die ganze Chose live im Studio. Vorhersage: drei,<br />
vier geschickt ausgesuchte Euro-Vorprogramme (Vorsicht, lieber Hauptact!), und<br />
die Lady hat's gepackt. SHOOT! heißt die Debüt-CD des Trios mit neun Titeln, und<br />
man mag ob des Gebotenen kaum an einen Erstling glauben. Hedvig Mollestad ist<br />
eine echte Kandidatin für die Champions League.<br />
bm<br />
MOTHERSHIP<br />
New<br />
comer<br />
LANA DEL REY<br />
Superstar oder<br />
Superhype?<br />
Auch große Talente können froh sein, wenn ihre Plattenfirma fest an ihr Können<br />
glaubt und im goldrichtigen Moment eine geballte Hype-Macht aktiviert. Bei<br />
Lana Del Rey (bürgerlich Lizzy Grant) funktioniert das Rezept seit über einem halben<br />
Jahr. Ausgangspunkt ist eine nett aussehende Mittzwanzigerin, die sich als „Lolita,<br />
die sich im Ghet<strong>to</strong> verlaufen hat" fühlt und auf Fo<strong>to</strong>s wahlweise als Hausfrau der<br />
Fifties-US-Suburbs oder mondän gestylte Gangsterbraut präsentiert.<br />
Und richtig <strong>to</strong>ll singen kann sie auch noch! Das steht<br />
fest, seit ihre Single "Video Games" samt begleitendem Video<br />
in aller Ohren und Augen ist. Auf der Basis dieser Optik und<br />
weniger Minuten Musik ergatterte Lana Del Rey bereits größere<br />
Berichte in Printmedien und gehörige Präsenz im Fernsehen<br />
(und im Internet sowieso). Das Gefühl, Zeuge der Geburt eines<br />
Superstars zu werden, baut sich wie von selbst auf – aber täuscht es vielleicht? Ende<br />
Januar des Jahres erschien ihr Debütalbum BORN TO DIE, das perfekten Pop für ein<br />
breites Publikum bietet, sofern es das aktuelle Lebensgefühl des urbanen Teils der<br />
westlichen Menschheit teilt. Eine weitere weiß gewaschene R&B-Sängerin will Miss<br />
Del Rey nicht sein, sondern lieber die „Gangsta Nancy Sinatra". Ihre besten Titel wie<br />
"Video Games" oder "Million Dollar Man" sind dramatisch inszenierte Torch-Songs<br />
mit Anleihen bei Fifties-Ikone Julie London – allerdings mit aktuellen Vorstellungen<br />
von Klangschönheit einschließlich HipHop-Errungenschaften produziert. Mit langfristigen<br />
Reaktionen zwischen Jubel und Achselzucken ist zu rechnen. hjg<br />
Fabian Anderhub<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Nachwuchs aus Croydon<br />
Wer Mo<strong>the</strong>rship hört, denkt an Led Zeppelins Greatest. Das nutzen viele:<br />
eine deutsche Led-Zep-Tribute-Band, eine in Portugal, die Mo<strong>the</strong>rship<br />
Band in Japan und The Mo<strong>the</strong>rship in Seattle, die Grunge spielen. Mo<strong>the</strong>rship<br />
in Brisbane zielen mit Psychedelic Funk auf die Parliament-LP MOTHERSHIP<br />
CONNECTION. Durchsetzen wird sich Mo<strong>the</strong>rship aus London-Croydon nicht<br />
nur wegen zweier Promi-Dads und weil in der Jury ihrer Croydon Brit School,<br />
Brian May sowie Beatles-Produzent Sir George Martin, sitzen. Die verliehen<br />
2011 Mo<strong>the</strong>rships Ben Lochrie, 18 Jahre alt, Sohn des Bad-Company-Bassisten<br />
Jaz Lochrie, den Titel „Young Rock Guitarist Of The Year". „Obercool,<br />
Mr. Martin zu treffen", sagt Lochrie, der schon mit 13 in Bands spielte und<br />
öfter Laurie Wisefield im <strong>Music</strong>al „Mamma Mia" vertritt. „Mo<strong>the</strong>rship spielen<br />
intelligenten Hard-Rock im Fahrwasser von Deep Purple & Led Zeppelin", erklärt<br />
Leadsänger Jack Stiles (21), dessen Vater Ray den Bass bei Mud ("Tiger<br />
Feet") zupfte und seit über 25 Jahren den Hollies dient. Stiles Junior ist am<br />
Dutzend Songs für ihr Albumdebüt beteiligt – genau wie Drummer Charlie<br />
Skeggs, der Ian Paice und John Bonham zu seinen Vorbildern zählt. Er legte<br />
ebenso sein Diplom an der Croydon Brit-Akademie ab, wie Bassist Freddie<br />
Draper: Sein „Fenderbird" ist „dreckiger als eine Sozialwohnungsküche!" Väter<br />
hin oder her, von der Band wird man noch hören bzw. lesen, nicht nur auf<br />
www.mo<strong>the</strong>rshipofficial.com.<br />
utw<br />
Grüezi, Bluesrock!<br />
Auf einem Bauernhof in der Schweiz großgeworden, als 14-Jähriger mit der sechsköpfigen<br />
Familie nach Kanada emigriert; inzwischen wieder in die alte Heimat<br />
zurückgekehrt und auf dem Sprung, Blues-Rock-Europa zu erobern: So lässt sich die<br />
Biografie des 30-jährigen Fabian Anderhub kurz beschreiben. Gerade war er als Opener<br />
mit Wishbone Ash auf großer Europa<strong>to</strong>ur, um sein zweites Album IT'S A BLUES THING<br />
vorzustellen. „Das Feedback der Veranstalter war so positiv, dass<br />
ich wohl im Herbst zu einer eigenen Tour wieder nach Deutschland<br />
kommen werde", zieht Anderhub Bilanz. Auf der Highschool<br />
in Montreal war der Schweizer in einer Musikklasse – Bandproben<br />
waren da Unterrichtsfach. „Wie die meisten Kids spielte ich Rock<br />
und Heavy Metal, doch dann brachte mich ein Lehrer auf den Jazz,<br />
dem ich mich einige Jahre widmete, ehe ich durch den kanadischen Gitarristen Steve<br />
Hill den Blues für mich entdeckte." Auch von einer rund zweijährigen Pause nach einer<br />
Schulteroperation ließ er sich nicht bremsen, „auch wenn ich wieder vor vorn anfangen<br />
musste". 2007 kehrte Anderhub in die Schweiz zurück: „Geplant war nur ein einjähriger<br />
Aufenthalt, aber daraus sind jetzt über vier Jahre geworden." Der Grund leuchtet<br />
ein: „Ich habe einen Job als Geschäftsführer eines Gastronomiebetriebs, kann mir die<br />
Arbeit einteilen und viel spielen. So verdiene ich das Geld, um jedes Jahr einige Male zu<br />
Konzerten nach Kanada zu fliegen – was umgekehrt finanziell nicht machbar wäre."<br />
Und so will er mit Blues-Rock die Welt von Europa aus erobern.<br />
pro<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Live in Concert<br />
"<br />
Rock Meets Classic"<br />
Rock-Klassiker symphonisch inszeniert<br />
Das Konzept von „Rock Meets Classic" als kleiner Bruder der „Night Of The<br />
Proms" scheint aufzugehen – fast überall volle Häuser und ein begeistertes<br />
Publikum, auch in Würzburg. Das „Original"-Konzept von „Rock Meets Classic",<br />
das nun endlich verdiente Erfolge einfährt, lässt die ausgezeichnet besetzte Matt<br />
Sinner Backline Band gleichberechtigt zu den Stars des Abends vor dem Orchester<br />
spielen. Sie muss sich keineswegs hinter dem ebenfalls mitreißenden Bohemian<br />
Orchestra Prague unter der Leitung von Bernard Fabuljan verstecken! Auch<br />
der Chor konnte sich mit fünf ausgezeichneten Vokalisten, die zudem solistisch<br />
in Erscheinung treten durften, mehrfach in Szene setzen, allen voran Sasha beim<br />
Opener "Jump". Auf einen großen Chor mit viel Pomp und Gassenhauer-Klassik<br />
wurde verzichtet. Die Verbindung von Klassik und Rock ist eng, dies kommt beim<br />
Publikum an. Die Solostars des langen Konzertabends waren Gesangskönner wie<br />
Jimi Jamison (Survivor), Robin Beck, Chris Thompson (Manfred Mann’s Earth<br />
Band) und Ian Gillan (Deep Purple) sowie<br />
To<strong>to</strong>-Meistergitarrist Steve Luka<strong>the</strong>r,<br />
der außerdem ans Mikro trat.<br />
"Burning Heart" eröffnete den Reigen<br />
der klassisch inszenierten Megahits, er<br />
endete gegen Mitternacht mit " Smoke<br />
On The Water", in<strong>to</strong>niert von einer einmaligen<br />
Allstar-Band. Da jeder Solist<br />
nur die Highlights seiner persönlichen<br />
Rock-His<strong>to</strong>ry zum Besten gab, kam bei<br />
über 25 Nummern nie Langeweile auf.<br />
Herausragend "Eye Of The Tiger" mit<br />
psychedelischem Orchesterintro. Nach Jimi Jamison kam Robin Beck, natürlich<br />
mit Werbe-Einlage: „Wasser schmeckt scheiße, I like Coca-Cola!" Die Flasche<br />
erhielt ein Fan in der ersten Reihe "For The Very First Time". Chris Thompson<br />
präsentierte anschließend "The Voice", er hat John Farnhams Hit mitkomponiert.<br />
Kurz vor der Pause brachte der Shouter, der sich schon länger endgültig<br />
Latin Quarter<br />
Comeback gelungen!<br />
Würzburg, S. Oliver Arena, 20. Januar 2012<br />
von Manfred Mann getrennt hat,<br />
mit dem Klassiker "Mighty Quinn”<br />
den Saal zum Kochen. "Child's<br />
An<strong>the</strong>m" leitete nach dem Break<br />
eine Reihe von To<strong>to</strong>-Klassikern von<br />
"Rosanna" bis "Hold The Line" ein.<br />
Steve Luka<strong>the</strong>r glänzte mit Gitarre<br />
und Gesang, einer der Höhepunkte<br />
dabei: George Harrisons "While My<br />
Guitar Gently Weeps".<br />
Bei allem Können der Protagonisten<br />
ist allerdings festzuhalten, dass sich sämtliche in die Jahre gekommenen<br />
Rockstars in hohen Stimmlagen etwas schwertaten. Insbesondere Ian<br />
Gillan quälte sich in die oberen Melodiebögen,<br />
die oftmals nach unten<br />
korrigiert werden mussten. Der wegen<br />
eines Unfalls mit Gipsfuß über die<br />
Bühne humpelnde, sichtlich gealterte<br />
„Highway Star" verkörperte nur noch<br />
andeutungsweise den Mega-Rocker –<br />
mit einem Posing, das einem in Ehren<br />
ergrauten, inzwischen kurzhaarigen<br />
66-jährigen Alt-Star angemessen ist.<br />
Mit "Hush" aus der Deep-Purple-<br />
Frühzeit (damals noch ohne ihn)<br />
weckte Gillan nochmals nostalgische Gefühle beim reiferen Publikum.<br />
Für das unvermeidliche "Smoke On The Water" gaben sich alle Stars des Abends<br />
– garniert mit viel Pyrotechnik – wechselseitig das Mikro in die Hand. Fazit: Eine<br />
neue Marke des Classic Rock hat sich etabliert – „Rock Meets Classic".<br />
Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />
Neustadt an der Weinstraße, Konfetti-<strong>Music</strong>-Club, 25. Februar 2012<br />
Latin Quarter 2012 v. l.:<br />
Steve Jeffries, Steve Skaith,<br />
Greg Harewood und Yona Dunsford<br />
Seite 78 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Steve Luka<strong>the</strong>r (To<strong>to</strong>) und Ian Gillen<br />
(Deep Purple) im Duett.<br />
Im Juli 1985 erschien mit MODERN TIMES der erste Longplayer<br />
der englischen Formation Latin Quarter. Speziell in Deutschland<br />
war das Album derart erfolgreich, dass die Band schnell ein größeres<br />
Publikum auch live ansprach. Hallen mit 1000 bis 1500 Besuchern<br />
konnte die Gruppe leicht füllen. Sozialkritische Texte, gekleidet in<br />
ideenreiche Melodien im Pop- und Reggae-Gewand bestimmten das<br />
Reper<strong>to</strong>ire. Mitte der 90er Jahre war die Herrlichkeit dann wieder<br />
verblasst. Komponist und Sänger Steve Skaith gründete seine eigene<br />
Band, mit der er zwar einige CDs veröffentlichte, doch der Erfolg<br />
blieb aus. Die anderen Mitglieder traten nicht mehr in Erscheinung.<br />
Die Reunion von Latin Quarter brachte im Februar mit OCEAN HEAD<br />
(s. Kritik in diesem Heft) ein brandneues Album mit anschließender<br />
Tour. Zwar sind nicht mehr alle Originalmitglieder dabei (Soulstimme<br />
Carol Douet und Sologitarrist Richard Wright fehlen), doch mit Sänger<br />
Steve Skaith, Keyboarder Steve Jeffries, Bassist Greg Harewood<br />
und Sängerin Yona Dunsford standen vier Ur-LQs auf deutschen Bühnen.<br />
Die Clubszene ist inzwischen der Aktionsbereich der leider fast<br />
vergessenen Band. Aber zur Überraschung war der kleine Kneipenclub<br />
in Neustadt ausverkauft. Die Band dankte dies mit einem bezaubernden und<br />
hochwertigen 100-Minuten-Set. Neun Songs aus OCEAN HEAD wurden ansprechend<br />
präsentiert, darunter der herausragende Titelsong, der an die großen<br />
Songwriterqualitäten von Steve Skaith in den 80ern anknüpft. Gleichfalls<br />
begeisterte ein schöner Querschnitt aus der erfolgreichen 80er/90er-Jahre-<br />
Phase das kundige Publikum. Geschickt wurden Songs ausgewählt, die auch<br />
früher schon von Steve Skaith und Yona Dunsford gesungen wurden. "New<br />
Millionaires", "Radio Africa", "Modern Times", "Pyramid Label", "Blameless"<br />
und die Ballade "Cora" bleiben zeitlose Juwelen. Steve Skaith und Yona<br />
Dunsford singen auch nach 27 Jahren noch so, als wäre die Zeit stehengeblieben;<br />
ihre musikalischen Begleiter Harewood und Jeffries sorgen auch<br />
ohne Schlagzeuger für die rhythmische Dichte, die der Musik ihre prickelnde<br />
Atmosphäre gibt.<br />
In dieser Verfassung sind Latin Quarter ein Live-Leckerbissen, der hoffentlich<br />
wieder öfter hier zu erleben sein wird.<br />
Text: Peter Seeger, Fo<strong>to</strong>: Helmut Ölschlegel
Live in Concert<br />
Blue Alley & E.G. Kight (Yokohama Blues Festival)<br />
Kampai Me Love!<br />
Wie kommen eine deutsche Club-Band und eine Südstaaten-Bluessängerin zu<br />
Konzerten in Japan? Heimlicher Radio-Hit auf Okinawa? Es war Bill Werlin,<br />
Boss von Keen Shoes in Yokohama und Besitzer aller E.G.-Kight-Platten, der<br />
für das Epizentrum der Tsunami/Erdbeben/A<strong>to</strong>mkatastrophe um Fukushima, den<br />
Charity-Stein ins Rollen brachte: Vier Bands in vier Sälen von Yokohama bringen<br />
Blues unters Volk. Sie erhalten gleichzeitig die Botschaft am Leben, dass Flüchtlinge<br />
jener Problemregion noch lange nicht im Warmen und Trocknen sind.<br />
Taylor Guitars und Keen Shoes, eine Marke für ökologisch-modebewusste Teens,<br />
sorgten für das nötige Sponsoring, im Einvernehmen mit Teddy Hung Tao Lee,<br />
einem der schillerndsten, zutiefst menschenfreundlichen Einwohner Yokohamas.<br />
Wir Musiker von Blue Alley wohnten mit unserer US-Co-Sängerin EG Kight in<br />
Lees Rose Hotel: im Herzen von China<strong>to</strong>wn, das zu den größten derartigen Enklaven<br />
der Welt zählt und seit vielen Generationen hinweg diese wunderschöne<br />
Hafenstadt prägt.<br />
Teddy Lee erhielt seine Ausbildung an der Internationalen Schule von Yokohama,<br />
gegründet 1924. Sie wird von den Kindern vieler amerikanischer, britischer, auch<br />
deutscher, koreanischer und chinesischer Geschäftsleute besucht. Wir, das heißt<br />
Norbert Fuhrmann, die Sängerinnen EG Kight und Katja Spier, Bassist Lorenz Büker-Haber,<br />
Stefan Braun an Piano und Saxofon sowie Uli Twelker am Schlagzeug,<br />
gaben dort ein Blues-Seminar – mit vokaler und instrumentaler Kooperation der<br />
Jugendlichen, sehr spannend! Unsere harmonisch-rhythmische Anleitung musste<br />
Helm ab zum Blues: Seminar in der Yokohama International School<br />
Yokohama/Japan, 5. Februar 2012<br />
sind Amerikaner,<br />
die seit Jahrzehnten<br />
im Großraum Tokio<br />
leben und dort familiäre<br />
Bindungen<br />
eingingen.<br />
Es ist überhaupt erstaunlich,<br />
wie viele<br />
amerikanische und<br />
europäische Profimusiker<br />
in Japan leben:<br />
kein Wunder, es<br />
gibt ja zwangsläufig<br />
mehr Jobs. Tokio<br />
hat 34 Millionen<br />
Einwohner, Yokohama<br />
knapp sechs. Die<br />
22 Riesenstädte, die<br />
die Megametropole<br />
Tokio ausmachen<br />
und „unsere" schöne<br />
Hafenstadt gehen<br />
ineinander über. So<br />
haben Künstler und<br />
Fans Tausende von<br />
Live-Clubs quasi in der Nähe. Die meisten Musiker fahren nicht im Transporter,<br />
sondern per U-Bahn zu ihren Gigs: Klampfe auf dem Rücken, der Verstärker wird<br />
auf einen Trolley geschnallt. Es gibt auch Mini-PAs, die man bequem hinter sich<br />
herziehen kann. Die Drummer kommen entweder mit einer Cachon-Mini-Drum-<br />
Box, oder es gibt die passende Ausrüstung vor Ort – wobei ganz viele Clubs, wie<br />
der sagenhafte Tap Room in Yokohama, längst eigene PAs haben. Wir mussten aus<br />
Deutschland und Georgia nichts einfliegen, konnten einfach im Netz anklicken:<br />
Die Verleih-Firma lieferte prompt. Kurioses am Rande: Jede U-Bahn-Station hat<br />
hier eine eigene Melodie! Wer als Musiker nach vier Zugaben und fünf Yokohama-<br />
Schwarzbieren während der Fahrt einpennt, schreckt bei „seiner" Melodie sofort<br />
hoch und steigt aus: "They are playing my song, Ma!" Und: Für zarte Sängerinnen,<br />
die womöglich schnell auskühlen, gibt es in der U-Bahn beheizte Sitze ...!<br />
mit EGs Südstaaten-Anekdoten aus erster Hand mithalten. Die Helme an der Wand<br />
des Musikraumes gaben nicht nur die Tonleiter wieder, sie sind vor allem für stets<br />
drohende Erdbeben gedacht. Wir erlebten zwei ganz leichte, die aber keine Schäden<br />
anrichteten.<br />
Unsere Konzerte wurden begeistert aufgenommen: EG Kights Nummern aus Alben<br />
wie dem aktuellen LIP SERVICE oder TROUBLE sind uns vertraut, sie spielte unser<br />
Reper<strong>to</strong>ire von HANDMADE locker mit. Zu den Mitstreitern gehörte „der japanische<br />
Stevie Ray Vaughan", Sparky Guitarslinger, optisch wie mit Gitarrentechnik und<br />
Stimme her überzeugend<br />
Session: Kight, Fuhrmann & Gardner<br />
an sein großes Vorbild aus<br />
Texas erinnernd. Er bestritt<br />
das Vorprogramm für uns<br />
und war willkommener<br />
Jamsession-Partner. Diese<br />
Funktion füllten auch<br />
„Rambling" Steve Gardner<br />
und Sam Bennett auf das<br />
Allerbeste. Klingt alles eher<br />
nach Alabama als nach<br />
Yokohama. Treffer: Beide<br />
Bluesmusiker, so stellte<br />
sich bei einem Plausch zu<br />
bestem Yokohama Real Ale<br />
an der Bar schnell heraus,<br />
Im Tanner Audi<strong>to</strong>rium v.l.: Lorenz, Katja, Uli, EG, Norbert<br />
Wir haben beim „Yokohama Charity Blues Festival" mit den vier anderen Bands<br />
satte 26.000 Dollar für die Fukushima-Flüchtlinge eingespielt, dabei gleichzeitig<br />
<strong>to</strong>lle Erlebnisse gehabt und liebe Menschen kennen gelernt. Es wurde viel<br />
gelacht, unzählige neue Eindrücke wurden gesammelt. Dokument unserer Mini-Tour<br />
ist das Album BLUE ALLEY & E.G. KIGHT LIVE IN JAPAN. Zum Schluss<br />
stießen wir auf dem Narita Airport mit heißem Saki an: „Prost" – „Kampai".<br />
„Die Beatles schrieben ein Lied über Japan", dozierte ausgenzwinkernd Pianist<br />
Stefan: „Kampai Me Love ...!"<br />
Text und Fo<strong>to</strong>s: Uli Twelker<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 79
TATZES STREIFZÜGE März 2012<br />
Neulich wurde ich, wie schon öfter in den letzten<br />
30 Jahren, auf einer Party gefragt, wie groß<br />
eigentlich meine eigene Plattensammlung sei –<br />
und wie groß die berühmte, nach allen Seiten hin<br />
unangreifbare, „vertretbare" Kollektion eigentlich<br />
sein müsse. Puh, es gibt leichtere Fragen!<br />
Einfach ist die Antwort bezüglich der eigenen<br />
Schätze: Mit gewissen Schwankungen komme ich<br />
derzeit mit knapp 7000 Tonträgern (CDs, LPs, Boxen<br />
und Singles) „spielend leicht" aus. Etwas über<br />
80 Prozent davon entfallen auf die Bereiche Rock,<br />
Pop, Blues, Country, Folk, Reggae und Artverwandtes,<br />
also auf populäre Musik im erweiterten<br />
Sinne; der Rest ist dem Jazz vorbehalten, der bei<br />
mir – und meiner Frau! – anstelle von Klassik,<br />
mit der wir wenig bis nichts anfangen können,<br />
den Bereich der „ernsten Musik" abdeckt. Die besagten<br />
Schwankungen beruhen im Wesentlichen<br />
auf – sich oft einschleichenden – Geschmacksänderungen.<br />
Diverse Platten, an denen vor 30 oder<br />
40 Jahren mein Herz hing, sind Opfer des – möglichst<br />
regelmäßig durchzuführenden! – nicht bestandenen<br />
„test of time" geworden. Es gibt dann<br />
zwei Möglichkeiten: A) Totalentsorgung Richtung<br />
Second-Hand-Dealer. B) Konzentration auf das<br />
Wesentliche, indem ich eine „Best Of"-CD erwerbe<br />
oder, wenn das nicht möglich ist, die besten Tracks<br />
vorhandener Alben auf einem selbst gebrannten<br />
Sampler versammle und die dann überflüssigen<br />
Originale zum Dealer trage. Aktuelles Beispiel<br />
für Letztgenanntes: Vom Blues-Rocker Rick Vi<strong>to</strong><br />
reicht mir neuerdings auch der Sammeleimer LU-<br />
CKY IN LOVE, weil Mr. Vi<strong>to</strong> einst gehegte Erwartungen<br />
nicht so ganz erfüllen konnte.<br />
Aber eine Sammlung von 7000 oder mehr<br />
Tonträgern ist sicher nicht Standard. Ich kenne<br />
befreundete Journalisten, deren Arsenal sich<br />
durchaus der 30.000er-Grenze nähert,<br />
Vinylsingles nicht mal mitgerechnet.<br />
Ein nicht geringer Teil<br />
solcher Sammlungen ist natürlich<br />
Folge des Gedankens, dass<br />
man dies & das & jenes irgendwann<br />
noch mal beruflich nutzen<br />
könnte. Andererseits habe ich aber<br />
vor ein paar Jahren gelesen, statistisch<br />
verfüge jeder Einwohner unseres<br />
Landes im Durchschnitt über<br />
eine Plattensammlung von 34 (!!)!)<br />
Stück ...<br />
Wo ist nun also der Umfang der besagten<br />
„objektiv vertretbaren" Sammlung zu verorten?<br />
Hierzu habe ich eine eigene Theorie:<br />
Das Musikgeschehen, über das <strong>GoodTimes</strong><br />
berichtet, umfasst etwa den Zeitraum 1956<br />
bis 2011, also rund 55 Jahre oder 2860 Wochen.<br />
Durchschnittlich dürfte in jeder Woche<br />
für jeden Rockpopbluescountryfolk-Fan ein<br />
– zunächst oder auf Dauer – essenzielles Album<br />
erschienen sein, macht also rund 2860.<br />
Wobei die Jahre 1964 bis 1971, 1977 bis 1982<br />
und einige herausragende Jahre danach (zuletzt<br />
2010!) deutlich überdurchschnittliche Erfolgsjahre<br />
waren, andere hingegen eher mager ausfielen.<br />
Teilweise ist das eine Frage des individuellen Geschmacksprofils,<br />
was sich aber im Laufe der Zeit<br />
ausgleicht. Eine freundliche Aufrundung auf<br />
3000 Alben kann also nicht verkehrt sein. Allerdings<br />
gilt dieser Grenzwert logischerweise nur für<br />
„reifere" Sammler, nicht für „Nachrücker" oder<br />
gar Jungspunde, die zwangsläufig bei zweistelligen<br />
Zahlen anfangen. Hier greift eine andere<br />
meiner zahlenmäßigen Einschätzungen: Im Sinne<br />
eines ausreichend vertieften Kennenlernens sind<br />
pro Woche nur rund drei Alben gut verkraftbar,<br />
also zirka 150 pro Jahr. 3000 sammeln sich also in<br />
20 Jahren an, wobei der finanzielle Aspekt hierbei<br />
ausnahmsweise mal völlig außer acht gelassen<br />
werden sollte.<br />
Somit kann ich auch nur mein höchst persönliches<br />
Fazit ziehen, ganz im Sinne Loriots: „Ein<br />
erfülltes Leben als Rockpopetc.-Fan ist sicher<br />
auch mit einer Sammlung von deutlich weniger<br />
als 3000 Alben möglich – aber sinnlos" ... Fasse<br />
ich diese Gedanken ernsthaft zusammen, weiß<br />
ich: Nach Ende meines Lebens als Schreiberling<br />
werde auch ich nur noch Fan sein und womöglich<br />
vor der Aufgabe stehen, meine Sammlung<br />
von XXL-Tausend auf XL-Tausend<br />
runterzufahren. Ist das nun eine Verheißung<br />
oder doch eine Drohung? Time<br />
will tell ..., aber es wird eine Zeit des<br />
Zögerns und der Bauchschmerzen sein.<br />
*<br />
Abteilung „Original & Fälschung":<br />
Allgemein bekannt ist das Album BLUES-<br />
BREAKERS – JOHN MAYALL WITH ERIC<br />
CLAPTON (Decca) von 1966. Markant<br />
an dieser Platte ist nicht nur der ausgezeichnete<br />
Blues der Herren Mayall, Clap<strong>to</strong>n, John McVie<br />
und Hughie Flint, sondern auch das Cover: Es<br />
zeigt die Protagonisten lässig vor einer dreckigen<br />
Mauer sitzend, wobei Clap<strong>to</strong>n in einem Comic<br />
namens „Beano" liest.<br />
Ein ähnliches Motiv ziert auch<br />
Slades frühes Album COZ I LUV<br />
YOU. Aber die dortige Nachahmung<br />
ist rein gar nichts gegen<br />
die Aufmachung der CD DOWN-<br />
LIFT THE UP-TRODDEN (Infectious<br />
32 CD) der britischen<br />
Gruppe Cable von 1996. Nicht<br />
nur die Vorderseite des Booklets<br />
wiederholt bis ins Detail die<br />
Mayall-Clap<strong>to</strong>n-Vorlage<br />
(bis hin zur abermaligen<br />
Verwendung einer allerdings<br />
anderen Ausgabe<br />
des<br />
„Beano"-Heftes),<br />
auch die übrige Aufmachung<br />
ist ganz im<br />
Stil des Decca-Labels<br />
der Sechziger gehalten.<br />
Doch spielen die Herren<br />
Matt Bagguley, Darius<br />
Hinks, Peter Darring<strong>to</strong>n<br />
und Neil Cooper beileibe ib nicht die gleiche Musik<br />
wie Mayall & Clap<strong>to</strong>n; sie entpuppen sich als<br />
forsche Punk-Rocker mit deftigem Garagenfeeling<br />
und einer nur noch knapp durchscheinenden<br />
Blues-Grundierung – doch das machen sie erfrischend<br />
und von keinem Selbstzweifel befallen.<br />
Das Album ist unterm Strich okay, doch die ganze<br />
Aufmachung bleibt ein<br />
Schabernack – zwar<br />
nicht zu verdammen,<br />
zur Nachahmung aber<br />
auch nur begrenzt<br />
tauglich.<br />
*<br />
Stichwort: The Mamas & The Papas. Die interne<br />
Verteilung war hier eigentlich ganz einfach:<br />
Mama Michelle Phillips als heißer Blickfang und<br />
feuchter Traum, aber stimmlich in der zweiten<br />
Reihe; Mama Cass Elliot als „gemütliche Dicke"<br />
ohne Sex-Appeal, dafür vokal in der ersten Liga;<br />
Papa John Phillips als Mastermind und Hauptkomponist<br />
(zeitweilig) auf Augenhöhe mit Lennon/McCartney<br />
oder Jagger/Richards und nach<br />
Auflösung der Band Ende 1968 zunächst noch<br />
halbwegs gefeierter Star.<br />
Was aber ist eigentlich mit<br />
dem „unbekannten zweiten<br />
Papa", dem Kanadier Den-<br />
ny Doherty (1940–2007)?<br />
Die in ihn verliebte Michelle<br />
Phillips und natürlich seine<br />
Plattenfirma hielten ihn allen<br />
Ernstes für „one of <strong>the</strong><br />
finest and most memorab-<br />
le voices of <strong>the</strong> sixties",<br />
ja sogar für den „psychedelischen<br />
Frank Sinatra".<br />
Derlei ist aber eher Bürde als Stütze, weil<br />
Doherty diese Rolle allenfalls ansatzweise mit Le-<br />
ben erfüllen konnte. Der beste<br />
Beweis ist eines<br />
seiner nur zwei<br />
Solo-Alben<br />
(von<br />
1974), das kurioserweise<br />
unter den Titeln<br />
WAITING FOR<br />
A SONG (CD 2006:<br />
Cherry Red ACMEM-<br />
60CD) und DENNY<br />
DOHERTY BY HIM-<br />
SELF (CD 2008: Phillysound<br />
TPS 112) mit<br />
völlig unterschiedlichen Booklets erhältlich ist.<br />
Es enthält eine in der Tat richtig gute Version<br />
des Klassikers "You've Lost That Lovin' Feelin'",<br />
dem Hit der Righteous Bro<strong>the</strong>rs. Doch ansonsten<br />
gibt es nur netten Pop-Rock aus den Federn von<br />
Doherty, Hall & Oates, Larry Weiss, der Addrisi<br />
Bro<strong>the</strong>rs und einigen weniger profilierten Au<strong>to</strong>ren.<br />
Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass die<br />
Mamas Cass & Michelle fleißig mitsangen und<br />
die Crème kalifornischer Studiomusiker wie Larry<br />
Carl<strong>to</strong>n (g), Joe Osborne (b), Hal Blaine (dr) und<br />
David Paich (keys) eingespannt wurde.<br />
Klar, diese Doherty-Scheibe ist auch aus retrospektiver<br />
Sicht immer noch reuelos anhörbar,<br />
wenn die Erwartungen nicht zu üppig sind, aber<br />
„psychedelischer Sinatra"?<br />
Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Die Klassiker der Musikgeschichte,<br />
grandios dokumentiert!<br />
0000329ERD<br />
0000436ERD 0000073ERD 0000437ERD<br />
0000625ERD<br />
0000564ERD<br />
0000259ERD<br />
0000229ERD<br />
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60 JAHRE SUN RECORDS<br />
Erst dirigierte er die Schulband, später mit Noten die Welt.<br />
Samuel Cornelius Sam Phillips gehört – aus heutiger Sicht –<br />
zu den wichtigsten Wegweisern der Popularmusik überhaupt.<br />
Seine Visionen, Gründungen und personellen Entdeckungen<br />
setzten Maßstäbe. Als er drei Buchstaben für ein Studio und<br />
ein Schallplattenlabel ins Handelsregister eintragen ließ, ging<br />
die Sonne auf: Sun.<br />
Am Tag, als die Sonne kam<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Und niemand sollte jemals den Namen<br />
war angekommen. Aus der immensen Vielfalt<br />
John Gale Parker vergessen: Phillips'<br />
der Aufnahmen zwischen rockigem R&B, Blues,<br />
Mitschüler entwarf das attraktive, unverwechselbare<br />
Label für die Schall-<br />
neuartiges Gemisch, das den Rockabilly-Stempel<br />
Country, Hillbilly und Bluegrass entstand ein<br />
platten, die alles veränderten. Bis dahin war es<br />
ein weiter, wirtschaftlich beschwerlicher Weg.<br />
Geboren am 5.1.1923 in Florence, Alabama,<br />
als jüngstes von acht Kindern, nahm Phillips<br />
während einer Reise nach Memphis mit einem<br />
Schnupperkurs in der dortigen Beale Street, dem<br />
musikalischen Epizentrum der Stadt, Witterung<br />
auf. Er war nachhaltig fasziniert.<br />
Der 17-Jährige begann seine Karriere als DJ und<br />
Toningenieur bei den Radiosendern WLAY (ab<br />
1942) und WREC (1946), und zwei Tage vor seinem<br />
27. Geburtstag eröffnete er in 706 Union<br />
Avenue sein eigenes Studio, den Memphis Recording<br />
Service. Alles, was tönte, wanderte dort aufs Band:<br />
Er nahm Hobbymusikanten auf (zwei Songs für vier<br />
Dollar), schnitt Hochzeits- und Beerdigungsfeierlichkeiten<br />
mit. Und als die Namen seiner Kundschaft<br />
Promotion: Judd Phillips, Sams Bruder und später<br />
langjähriger Manager von Jerry Lee Lewis. Der Start<br />
der neuen Marke ging gleich mal nach<br />
hinten los. Die erste Single "Blues In<br />
My Condition"/"Sellin' My Whiskey"<br />
(Sun 174) von Little Walter<br />
erhielt. Und der wahre Rock'n'Roll war nur noch<br />
einen Hüftschwung entfernt.<br />
Am 5.7.1954 – nach Privataufnahmen zuvor<br />
– absolvierte Elvis Aaron Presley aus Mississippi<br />
dann seine erste kommerzielle Session<br />
bei Sam Phillips. Und nur 14 Tage später klackte<br />
Sun 209 aus der Pressmaschine, "That's All Right<br />
(Mama)"/"Blue Moon Of Kentucky", Auftakt für<br />
eine beispiellose Geschichte und die erste von<br />
fünf Singles des Lkw-Fahrers für das Memphis-<br />
Label.<br />
Sun zog jetzt Künstler an wie das Licht die<br />
Motten. Aus Arkansas erschien Johnny Cash, sein<br />
Singledebüt "Hey, Porter"/"Cry, Cry, Cry" (Sun 221;<br />
Juni<br />
1955) erreichte Platz 14 der Country-Hitlis-<br />
ten.<br />
Acht Wochen darauf: Sun 224 ("Let The<br />
Jukebox Keep On Playing") zierte erstmals<br />
der Name Carl Perkins aus Tennessee,<br />
(harp) & Jack Kelly (voc) blieb<br />
er musste auf eine Chartnotierung aber<br />
im Archiv – vorab bemusterte<br />
noch warten. Mehr Glück hatte der Texaner<br />
Sender hatten die Platte abgelehnt,<br />
Roy Orbison mit seinem Sun-<br />
womit ein Flop pro-<br />
Erstling "Ooby Dooby" (242): Im Juni<br />
grammiert war.<br />
1956 schaffte er es sofort in die Billboard-Pop-Charts<br />
An Material mangelte es<br />
(#59). Und als im De-<br />
aber nicht, umgehend wurde<br />
zember des<br />
Sun 175 nachgeschoben: "Drivin'<br />
in'<br />
Jahres<br />
Jerry<br />
Slow"/"Flat Tire" vom 16-jährigen Sa-<br />
Lee e<br />
Lewis aus<br />
xofonisten Johnny London eröffnete im April 1952 Louisiana mit "Crazy<br />
einen Reigen von knapp 230 Singles (bei nur zwölf Arms" (259, noch kein<br />
Legende bei der Arbeit: Sam Phillips<br />
veröffentlichten LPs). Bereits<br />
Hit) seinen<br />
hochkarätiger wurden – James Cot<strong>to</strong>n, B.B. King,<br />
Sun 181 brachte den<br />
Einstand ab-<br />
Bobby Bland, Howlin' Wolf, Rufus Thomas u.a. –, ersten Hit – und Ärger satt.<br />
lieferte, waren<br />
verditschte er deren Produkte an Plattenlabels wie Rufus Thomas' "Bear Cat",<br />
die „Großen<br />
Modern und Chess, die sich bald als gute, zu-<br />
ein Antwort-Song auf<br />
Fünf" in Sam<br />
friedene Abnehmer erwiesen. Darunter für<br />
das, was als erste Rock'n'Roll-Einspielung<br />
Big Mama Thorn<strong>to</strong>ns<br />
Nr.-1-Volltreffer<br />
Phillips'<br />
Familie<br />
Sunkom-<br />
der Geschichte gehandelt wird, "Rocket<br />
88" von Jackie Brens<strong>to</strong>n und dessen Delta<br />
"Hound<br />
Dog" (Peacock<br />
plett – zumindest<br />
auf dem<br />
Cats (Bandleader: ein Mann namens<br />
Records),<br />
lan-<br />
Papier und im<br />
Ike Turner).<br />
dete in den Sam Phillips mit Elvis Presley Bandarchiv.<br />
Schnell realisierte Phillips den Einnah-<br />
R&B-Charts auf Rang 3. Wegen zu gro ßer Der Grund: Trotz<br />
meverlust durch Zwischenhandel bzw. Wei-<br />
Ähnlichkeit zum Original musste Phillips guter Auftragslage<br />
tergabe, ein eigenes Label musste her. Am Sun-Single Nr. 1 20.000 Dollar an die Konkurrenz nachzahlen.<br />
für das Studio hielten<br />
27.3.1952 war es soweit: Die ehemaligen Räumlichkeiten<br />
sich die Plattenver-<br />
eines Heizungsmonteurs beherbergten neben Eine Vielzahl unbekannter Interpreten sorgte käufe vieler Nobodys<br />
dem Studio nun auch Sun Records. Zuständig für für Daueraktivität im Studio und beim Label, Sun in Grenzen, etliche<br />
Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Johnny Cash<br />
kamen über regionale<br />
Popularität kaum hinaus.<br />
Darum hatte Phillips<br />
schon im November<br />
seinen Vertrag mit<br />
Elvis Presley verkauft<br />
1968 ganze 19 –, an Interpreten<br />
wie Dane Stinit, The Jesters<br />
und Gorgeous Bill erinnern sich<br />
heute bestenfalls noch Spezialisten.<br />
Die letzte 45er, "Back In<br />
My Arms Again" (Sun 407) von<br />
– für 35.000 Dollar<br />
an RCA; im Rückblick<br />
ein schlechter Witz,<br />
Load Of Mischief, kam im Januar<br />
1968 in die Läden.<br />
Sam Phillips zog die Notbremse.<br />
damals jedoch eine Notwendigkeit und obendrein<br />
Er verkaufte am<br />
eine Menge Geld für einen Aufsteiger ohne Garantie.<br />
Teile der Ablöse wanderten<br />
in die Promotion von Carl Perkins'<br />
1.7.1969 den Sun-Katalog an<br />
den ehemaligen Mercury-Produ-<br />
-<br />
zenten Shelby Single<strong>to</strong>n (1931-<br />
1-<br />
"Blue Suede Shoes", das<br />
1956 (wie Jerry Lee Lewis'<br />
"Great Balls Of Fire" 1957) mit<br />
einem Platz 2 die höchste Sun-<br />
2009), als Preis ist die Rede von<br />
einer Million Dollar. Der neue<br />
Besitzer machte das Sun-Vermächtnis<br />
vielfach zugänglich,<br />
Notierung in den US-Charts<br />
in Deutschland kümmert sich<br />
erreichte.<br />
Carl Perkins<br />
Bear Family um eine penible Aus-<br />
Am 4.12.1956 kam es bei Sun zum legendären<br />
Mitschnitt des Million Dollar Quartet: Perkins nahm<br />
auf, mit Lewis am Klavier; Elvis kam zufällig vorbei,<br />
woraufhin auch noch Johnny<br />
Cash<br />
einbestellt wurde.<br />
Das Resultat – nur bedingt<br />
wertung und Memorabilien vom Plektrum bis zum<br />
Kaffeepott.<br />
Der Gründer des Labels<br />
wurde 1986 als erster<br />
„Non-Performer" in<br />
die Rock'n'Roll Hall<br />
Handelsklasse<br />
Of Fame aufwertung<br />
A<br />
– ist dennoch<br />
genommen,<br />
ein musikhis<strong>to</strong>risches<br />
Sam Phillips<br />
Do-<br />
ist außerdem Mitglied der Blues Hall Of<br />
kument der<br />
Fame (1998) und der Country <strong>Music</strong> Hall<br />
besonderen Art. Im<br />
Of Fame (2001). Das von ihm ab 1950<br />
Ok<strong>to</strong>ber 1957 startete<br />
genutzte Gebäude in 706 Union Avenue<br />
Sun (nach Flip Records von<br />
1955) mit Philips International<br />
ein zweites Sublabel, auf dem 71<br />
Singles und acht LPs erschienen, u.a.<br />
von Bill Justis, Charlie Rich und Carl<br />
wurde 1987 restauriert und ist wieder in<br />
Betrieb – für Aufnahmen<br />
und als Erinnerungsstätte<br />
tte an<br />
einen der bedeu-<br />
Mann. Schwere personelle Verluste<br />
tendsten Macher<br />
Roy Orbison<br />
musste Sam Phillips 1958 hinnehmen:<br />
aus den Kinschrieb<br />
Im Februar musterte Carl Perkins ab, er unter-<br />
bei Columbia, im Sommer folgte ihm Johnny<br />
dertagen des Rock'n'Roll. Der<br />
Labelchef, Produzent, Song-<br />
Cash dorthin, Roy Orbison versuchte sich bei<br />
schreiber, Sound-<br />
RCA und kurz darauf bei Monument. Künstlerischer<br />
Nachschub vergleichbaren Kalibers<br />
blieb aus, ein rettender Hit wie Bill Justis'<br />
Instrumental-Klassiker "Raunchy" kam da<br />
tüftler und DJ starb<br />
am 30.7.2003 im St.<br />
Francis Hospital von<br />
Memphis, Tennessee.<br />
gerade recht.<br />
Sein Erbe ist<br />
Im Februar 1960 eröffnete Phillips ein<br />
mächtig. Neben<br />
zweites Studio in 639 Madison Avenue, jetzt J. L. Lewis schon genannten<br />
auch mit der Möglichkeit für Stereoeinspielungen.<br />
Dennoch geriet SUN ins Trudeln. Twist, Surf und der<br />
aus Europa importierte Beat-Boom machten Label<br />
und Studios zu schaffen.<br />
Auch den Girl Group Sound<br />
der frühen Sechziger konnte<br />
Phillips nicht kontern: Zwar<br />
nahmen sporadisch Frauen<br />
Songs sind u.a. Klassiker wie<br />
"Whole Lotta Shakin' Goin'<br />
On", "High School Confidential"<br />
(Jerry<br />
Lee Lewis), "I Walk The Line"<br />
und "Folsom Prison Blues"<br />
(Johnny Cash), Carl Perkins'<br />
für ihn auf, dennoch blieben<br />
"Matchbox", der "Ubangi<br />
Künstlerinnen wie Maggie<br />
Sue Wimberley, die Miller<br />
Sis ters, Shirley Sisk und<br />
Sherry Crane eher Fußnoten<br />
– einzig Barbara Pittman ("I<br />
Need A Man") konnte gesteigerte<br />
Popularität für sich reklamieren.<br />
Rockabilly behielt zwar weiterhin<br />
seine Fangemeinde, Zählbares<br />
aber wurde kaum noch erwirtschaftet.<br />
1963 verabschiedete sich in Person von Jerry<br />
ry<br />
Lee Lewis der letzte Topstar der Firma. Nur noch<br />
sporadisch erschienen Sun-Singles, von 1964 bis<br />
S<strong>to</strong>mp" (Warren Smith), "Red<br />
Hot" von Billy Lee Riley sowie<br />
"Just Walkin' In The Rain" von<br />
der Knacki-Band The Prisonaires<br />
im Home Of Rock'n'Roll<br />
entstanden.<br />
Nur einen Tag nach Phillips' Tod erhielt<br />
das Haus den offiziellen Status eines<br />
„National His<strong>to</strong>ric Landmark" (nationales<br />
geschichtliches Wahrzeichen). Und das<br />
Sun-Label zählt noch heute zu den sammelwürdigsten<br />
Marken seit jenem April-Tag vor<br />
nunmehr nmehr 60 Jahren – dem Tag, als die Sonne kam.<br />
Mit ihrem legendären<br />
Gitarristen und Bandleader Carlos Santana<br />
an der Spitze veröffentlichte die Gruppe von<br />
den 1970ern bis heute unzählige Alben und<br />
Hitsingles. 2011 präsentierten sie ein atemberaubendes<br />
Konzert in Montreux mit ihren<br />
größten Erfolgen, Klassikern und brillanten<br />
Cover-Versionen wie „Black Magic Woman”,<br />
„Oye Como Va”, „Maria, Maria”, „Jingo”, „No<br />
One To Depend On”, „Evil Ways”, „Smooth”,<br />
„Soul Sacrifice”, „Samba Pa Ti” oder „In<strong>to</strong> The<br />
Night” und spannten einen rassigen Bogen<br />
von ihrem Debütalbum bis zur aktuellen<br />
Veröffentlichung „Guitar Heaven”. Dieses ist<br />
das ultimative Santana Live-Konzert, das<br />
niemand verpassen sollte. Als Bonusmaterial<br />
gibt es ein Interview mit der Band und Einblicke<br />
hinter die Kulissen.<br />
SANTANA GREATEST HITS<br />
Live At Montreux 2011<br />
DVD: 1099194E11 · Blu-ray: 1051304E14<br />
2011<br />
Ab sofort überall im Handel erhältlich oder<br />
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Kompetent und<br />
knallhart<br />
Von Philipp Roser<br />
Steve Miller, Van Morrison, Santana, John Lee Hooker, Stevie Ray<br />
Vaughan, Buddy Guy, Herbie Hancock, Huey Lewis & The News,<br />
Journey, Bruce Hornsby, Steve Cropper, Albert Collins, Walter<br />
Trout: nur die bekanntesten Namen auf der endlosen Arbeitsliste<br />
einer Produzentenlegende – Jim Gaines aus Memphis.<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Archiv Jim Gaines<br />
Jim, ich erreiche dich am frühen Morgen<br />
...<br />
Es geht, es ist neun Uhr, ich habe eine Tasse Kaffee vor mir stehen. Ich bin seit<br />
eineinhalb Stunden wach, stehe in der Regel früh auf und drehe mit meinem kleinen<br />
Hund um 7.30 Uhr eine Runde.<br />
Du bist gut beschäftigt, mit wem arbeitest du im Augenblick?<br />
Ich habe mit Albert Cummings aufgenommen, und derzeit ist es ein<br />
neues Projekt, die Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood mit Leuten aus den<br />
Allman- und Neville-Clans.<br />
Du bist schon ewig im Geschäft – zunächst als Toningenieur ...<br />
Angefangen habe ich 1961 fürs Radio, dann sieben, acht Jahre Commercials,<br />
ehe ich mich 1968 auf die Produktion von Platten verlegte.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Nach meinem regulären Job arbeitete ich in der Nacht bei Stax Records.<br />
Als Steve Cropper sein eigenes Studio Trans Maximus eröffnete, holte<br />
er mich als Chief-Engineer. Nach etwa anderthalb Jahren bearbeitete<br />
mich ein Typ namens Wally Heider, nach San Francisco zu kommen,<br />
wo er seine Heider's Studios betrieb. Irgendwann war das Angebot so<br />
gut, dass ich nicht länger widerstehen konnte, und so zog ich 1970 für<br />
die nächsten 20 Jahre nach Kalifornien. Eine der ersten Platten, an denen ich arbeitete,<br />
war "Overall Junction", die B-Seite von Albert Kings "Laundromat Blues",<br />
die ich abgemischt habe. Ein anderer meiner ersten Jobs war der des Tonkutschers<br />
für Van Morrison, und meinen ersten Charterfolg feierte ich mit Poco.<br />
Dann ging es zurück nach<br />
Memphis?<br />
Ich zog 1989 zurück, weil es<br />
meinem Vater gesundheitlich<br />
nicht gut ging. Außerdem<br />
nahmen wir Stevie Ray Vaughans<br />
Album IN STEP zum<br />
größten Teil in Memphis auf.<br />
Wann blieb bei all der Arbeit<br />
Zeit für deinen Vater?<br />
Naja, zwischen den diversen<br />
Projekten waren manchmal<br />
ein paar Wochen frei. Aber kurz nach meiner Rückkehr<br />
war ich auch drei Wochen in Belgien, in Paris,<br />
in Deutschland – doch wenn ich mal frei hatte, verbrachte<br />
ich viel Zeit mit meinem Dad. Es gab allerdings<br />
Zeiten, da saß ich an zehn Alben pro Jahr, als<br />
Produzent, Toningenieur oder Mixer.<br />
Was lief in Deutschland?<br />
Ich war ziemlich oft dort, u.a. in Ost-Berlin – ich war<br />
gerade in Paris, als die Mauer fiel, und arbeitete dort<br />
mit einer französischen Gruppe. Joanna Connor<br />
habe ich live im Franz Club in Berlin für Ruf Records<br />
aufgenommen, war mit der Hamburg Blues Band<br />
tätig. Außerdem bin ich viel mit Santana unterwegs gewesen. Carlos und ich<br />
arbeiten seit über 20 Jahren zusammen, und immer wenn eine Liveproduktion<br />
ansteht, auch Radio oder TV, holt er mich – mit ihm war ich oft in Deutschland,<br />
auch bei „Rock am Ring".<br />
Bist du eine Art Hausproduzent für Ruf Records?<br />
Nicht unbedingt, auch wenn wir viel zusammenarbeiten. Ich habe alle Sachen mit<br />
Lu<strong>the</strong>r Allison für Ruf gefahren, bis er starb, später auch mit seinem Sohn Bernard.<br />
Du bist sehr gern für Gitarristen aktiv ...<br />
Stimmt, ich bin als „guitar-guy" bekannt. Ich habe diese Leidenschaft<br />
für das Instrument, obwohl ich einst der schlechteste Gitarrist<br />
der Welt war (lacht). Ich denke, ich habe ein Händchen für Sounds<br />
und die emotionalen Aspekte des Gitarrenspiels, kann einiges aus den<br />
Leuten herauskitzeln – aber auch aus Sängern. Viele Künstler werden<br />
davon erzählen, wie fast schon gnadenlos ich bei den Aufnahmen<br />
war (lacht). Aber ich komme nun mal aus Memphis, dort haben wir<br />
großartige Grooves und Soul! Und ich gebe mich halt nicht immer<br />
gleich mit dem zufrieden, was mir die Künstler liefern.<br />
Wie war die Arbeit mit Steve Miller?<br />
Ich lebte damals einige Monate in Seattle, ehe ich nach San Francisco<br />
zog. Wir kannten uns, hatten aber nie miteinander zu tun,<br />
weil er damals bei Capi<strong>to</strong>l Records war. Er nahm in den CBS Studios<br />
Jim Gaines & Devon Allman auf, während ich in Seattle an einer Spinners-Platte arbeitete. Steve<br />
rief mich an, ob ich ihm nicht beim Abmischen<br />
in L.A. helfen könne. Er sagte:<br />
„Ich bin hier am Mischen, und immer<br />
wieder führen sie Besuchergruppen<br />
durchs Studio – ich drehe bald durch!"<br />
Steve kam dann nach Seattle, wir erledigten<br />
noch ein paar Overdubs und<br />
mischten die Songs – das Resultat war<br />
FLY LIKE AN EAGLE. Wir arbeiteten<br />
dann auch bei BOOK OF DREAMS zusammen,<br />
ich besorgte außerdem den<br />
Jim Gaines & Stevie Ray<br />
Livemix bei seinen Konzerten.<br />
Und wie ging es mit Stevie Ray Vaughan?<br />
Er war sehr nervös, weil er erstmals mit einem Fremden arbeiten sollte, der nicht<br />
seiner Texas-Connection angehörte, und das auch noch außerhalb von Texas! Stevie<br />
sagte hinterher, ich sei der Erste gewesen, der es gewagt habe, ihm zu sagen:<br />
Jim Gaines & Steve Miller<br />
„Spiel es noch mal, das war nicht gut genug!" Aber<br />
es lief gut, wir verstanden uns. Es war auffällig, dass<br />
viele Kritiker über die Platte schrieben, dass der Fortschritt<br />
bei seinen Gesangsleistungen enorm sei!<br />
Hast du Produktionen abgebrochen, weil es mit dem<br />
Künstler nicht funktionierte?<br />
Klar, aber erwarte jetzt nicht, dass ich Namen nenne<br />
(lacht)! Ich habe etliche Künstler nach Hause geschickt<br />
– auch einen aus Chicago, dessen erste Frage<br />
gewesen war, wo denn die Drogenhändler seien. Und<br />
ich habe Leute weggeschickt, weil sie unvorbereitet<br />
waren – das Studio ist nun mal kein Ort, um zu proben!<br />
Dafür ist alles zu Jim Gaines mit den Mitgliedern der Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood<br />
teuer.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ruf Records<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ruf Records<br />
Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 20 2 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> mt<br />
<strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />
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Blues-Porträt No. 34<br />
E.G. Kight<br />
The Georgia<br />
Songbird<br />
Von Uli Twelker<br />
Man kennt das von Elvis Aaron Presley aus Tupelo, Mississippi.<br />
Wächst jemand in den Südstaaten der USA auf,<br />
so besteht – bei gebührendem Talent – die Chance, dass<br />
die Liebe zur Musik in der Kirche gehegt und vertieft<br />
wird. So auch bei E.G. Kight (*17.01.1957) aus East Dub lin,<br />
Georgia. Ich singe Gospel bei Gottesdiensten, seit ich<br />
"<br />
denken kann", erinnert sie sich bei langen Tournee-<br />
Fahrten, und als ich sieben Jahre alt war, bekam ich außerdem<br />
Gitarrenunterricht von meinem lieben Großvater.<br />
"<br />
Seit ich 14 bin, verdiene ich mit Musik mein Geld!"<br />
Ob der Opa auch schon „E.G." gesagt hat? „Itchy"<br />
lacht ihre herzliche, zum Glück bluesig dreckige Lache:<br />
„Nein, natürlich nicht, denn ich heiße eigentlich Eugenia<br />
Gail Kight. Nur dass ich auf den ersten Namen nicht so<br />
wild war und mich nur Gail Kight nannte, als ich<br />
mich für eine Karriere als Countrysängerin entschied.<br />
Allerdings steckte die Welt bereits<br />
voller Gails – allen voran Chrystal Gayle,<br />
aber auch Linda Gail Lewis, mit der ich ebenso gearbeitet<br />
habe wie mit ihrem Dad Jerry Lee. EG können sich die Leute jedoch<br />
auch nicht merken. Einmal rief jemand an und meinte ,Ist<br />
Egg Knight da?'. Ich sagte ,Nein, aber warte einen Moment,<br />
dann kommen Bacon & Grits!'"<br />
Zu E.G. Kights musikalischen Erweckungserlebnissen gehören<br />
definitiv die Konzerte des Gospelbruders Elvis Presley:<br />
„Ich habe ihn 1972, 1974 und 1976 live erlebt. Das erste Mal<br />
war das eine richtige Offenbarung – und alle Freunde, die ich<br />
damals bei mir hatte, bestätigten das ebenso wie viele Musiker.<br />
Elvis umgab eine Aura, die ich nie wieder bei irgendjemandem<br />
erlebt habe. Allerdings spürten wir 1976, dass etwas nicht in<br />
Ordnung war mit ihm. Nicht nur, dass ihm bei<br />
'America The Beautiful' die Tränen kamen –<br />
mir auch! –, irgendwie war er nicht mehr fokussiert."<br />
Lag Presleys früher Sun-Records-Sound sehr nahe<br />
an Country, so entschied sich Gail ganz bewusst für<br />
dieses Genre und verbuchte durchaus Erfolge wie ein<br />
1989er Feature beim TV-Sender Telenews Network<br />
und seinem Programm „Nashville Now". Nach Elvis<br />
kam schnell eine zweite Erweckung: Koko Taylor!<br />
E.G. Kight war zwar durch ihre Nähe zu Macon,<br />
Georgia, quasi im Vorgarten der Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />
aufgewachsen, aber davon dennoch unberührt<br />
– „auch wenn ich längst mit Gregg Allman<br />
zusammen auf der Bühne stand". Es bedurfte<br />
erst eines Konzerts der schwarzen<br />
Bluesschwester Koko, um einen radikalen<br />
Stilwechsel herbeizuführen.<br />
Trat kürzlich mit B.B. King auf: E.G. Kight mit ihrer Taylor-Gitarre<br />
„Ich habe Koko dermaßen verehrt, dass ich gleich mehrere Songs über sie<br />
schrieb; und ich bin so s<strong>to</strong>lz, dass ich mit ihr arbeiten durfte – Koko werde ich<br />
nie vergessen." Kight nahm ihre Komposition "A Woman Can Tell" mit Taylor<br />
auf, widmete ihr "Koko's Song" auf ihrer aktuellen CD<br />
LIP SERVICE, die es auf Platz 1 in den US-Blues-<br />
Roots-Charts schaffte. In ihrem Song "The<br />
Queen" vom Album TROUBLE (2000)<br />
schildert die „The Georgia Songbird"<br />
genannte Sängerin und Gitarristin ihren<br />
Wandel: „Ich wurde mit Country<br />
groß, weil das meine Mama spielte …<br />
aber dann erzählte mir jemand was<br />
über die Königin des Blues!"<br />
Als Teamplayer – sie liebt<br />
ihre beiden US-Bands (Sou<strong>the</strong>rn<br />
& East Coast) und ihre deutsche e<br />
Formation Blue Alley – schrieb<br />
Kight den Song mit Gitarrist<br />
Richard Fleming. Sie trat mit dem<br />
Bloomsburg Symphony Orchestra<br />
auf, ist s<strong>to</strong>lz auf prominente Mitspieler<br />
wie Greg Piccolo (Roomful Of<br />
Blues) und Chuck Leavell (Allman Bro<strong>the</strong>rs, Rolling S<strong>to</strong>nes). Andererseits<br />
ist sie auch eine glänzende Solo-Entertainerin, wie sie bei unzähligen<br />
Unplugged-Shows sowie auf ihrer Soloplatte EG NAKED beweist: Nicht nur hier<br />
traut sie sich an Americana ("S<strong>to</strong>rmy Wea<strong>the</strong>r") und Soul ("Son Of A Preacher<br />
Man"). Sie adelt den Blues in einer herzbrechenden Version von "At Last", berühmt<br />
durch die von E.G. betrauerte Etta James. Sie führt den Blues zurück zum<br />
Jazz in Louis Armstrongs "What A Wonderful World". Dass moderner Blues auch<br />
Funk bedeutet, beweist Kight mit "I'm In It To Win It" von LIP SERVICE.<br />
E.G. Kight hat immer auch ein Herz für andere: „Meiner besten Freundin<br />
Ann Rabson, Pianistin bei Saffire – The Uppity Blues Women, geht es momentan<br />
gesundheitlich sehr schlecht, sie kämpft. Ich bete für sie und denke an die<br />
goldenen Zeiten, als ich 2001 gleich drei Songs für deren Album AIN'T GONNA<br />
HUSH beisteuern durfte." Die goldenen Zeiten für E.G. Kight, die 2004 in gleich<br />
drei Kategorien für den W.C. Handy Award nominiert wurde, müssen noch lange<br />
nicht vorbei sein. Im Februar 2012 brach sie mit Blue Alley zu sieben Konzerten<br />
als Missionarin des Blues nach Japan auf (siehe auch Live-Bericht Seite 79).<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
vonleuchtenberg.de<br />
DVD-Schock<br />
– und ganz<br />
viel Neues<br />
Vor kurzem war Chris Thompson mit Rock<br />
"<br />
Meets Classic" und den Kollegen Ian Gillan,<br />
Steve Luka<strong>the</strong>r und Jimi Jamison ( es hat sehr<br />
"<br />
viel Spaß mit ihnen gemacht und war <strong>to</strong>ll, mit<br />
Orchester zu arbeiten") durch Deutschland unterwegs.<br />
Was dabei half, den Frust über das gescheiterte<br />
DVD-Projekt zu überwinden, wie der<br />
Sänger im <strong>GoodTimes</strong>-Gespräch erzählte.<br />
Von Philipp Roser<br />
Chris, ich erwische dich im Studio – was liegt an?<br />
Ich arbeite mit Bertram Engel an einem Song für die Fußball-Europameisterschaft,<br />
kann aber noch nicht mehr dazu<br />
verraten.<br />
Du bist in nächster Zeit gut beschäftigt: Konzerte sind angekündigt,<br />
mit der S.A.S. Band in Berlin, dann eine eigene<br />
Tour in Skandinavien ...<br />
Stimmt!<br />
Also ist nichts dran an den Gerüchten, dass du Europa den<br />
Rücken kehren willst?<br />
Wie bitte?! Das höre ich zum ersten Mal! Danke für den<br />
Hinweis, das muss ich auf meiner Website gleich zurechtrücken.<br />
Da ist absolut nichts dran!<br />
Es war wohl ein Riesenschock, dass die Aschaffenburger<br />
Aufnahmen für die geplante DVD unbrauchbar waren?<br />
Das ist die Untertreibung des Jahres (lacht)! Es hat mich<br />
umgehauen! Es gab Probleme mit den digitalen Maschinen,<br />
auch mit falsch installierter Software. Eineinhalb Minuten<br />
digitaler Informationen haben<br />
auf dem zweieinhalbstündigen<br />
Speicherplatz alles<br />
durcheinandergewirbelt. So<br />
konnten wir nur sieben Songs<br />
verwenden – leider nicht die<br />
letzten sieben, was ein wenig<br />
tröstlicher gewesen wäre.<br />
Auch die geplante Datensicherung<br />
hat nicht funktioniert!<br />
Es war ein fantastisches<br />
Konzert, schade drum!<br />
Wie kam es dann zum Paket<br />
mit dem Mitschnitt des<br />
Berliner Radiokonzerts auf<br />
Doppel-CD plus DVD mit den<br />
Aschaffenburger Resten"<br />
"<br />
samt Fan-Cam?<br />
Das war eine Idee meines<br />
Managers Joe Cassella. Er<br />
schlug vor, die sieben Songs<br />
:© NikM<br />
aV Ve<br />
rlag<br />
Fo<strong>to</strong> ©<br />
zu nehmen, dazu den Film, den uns ein Fan vom Konzert in<br />
Dexheim schickte, den wir ansonsten sicher nicht in dieser<br />
Form verwendet hätten. Und wir haben alle Zuschauer in<br />
Aschaffenburg namentlich aufgelistet – wir hatten sie gebeten,<br />
ihre Namen an der Kasse zu hinterlassen. Das Ganze<br />
hat mich viel Geld gekostet, aber irgendwann werde ich sicher<br />
einen neuen DVD-Anlauf unternehmen.<br />
Noch in diesem Jahr?<br />
Nein, sicher nicht. Es kommt nur etwas, das mit Rock aber<br />
nichts zu tun hat und Ende 2012 erscheinen wird. Ich kann<br />
aber noch nichts darüber erzählen. Außerdem schreibe ich<br />
mit einem Kumpel an Songs für ein neues Chris-Thompson-<br />
Rockalbum, das nächstes Jahr veröffentlicht werden soll.<br />
Was macht dein REDISCOVERY-Projekt?<br />
Der Titel hat sich geändert, auch das Konzept habe ich umgeworfen.<br />
Es wird ein Rockmusical ganz eigener Art – in<br />
ein paar Tagen habe ich eine Sechs-Minuten-DVD fertig,<br />
um Geld für die Finanzierung aufzutreiben. Ich werde drei<br />
Konzerte geben mit meiner Band, einem<br />
Maori-Chor und Trommlern sowie einem<br />
Erzähler, die wir aus Neuseeland einfliegen<br />
lassen. Das wird gefilmt, und wenn wir damit<br />
auf Tour gehen, werden sie und viele<br />
andere Parts auf Leinwänden eingespielt –<br />
es wird quasi ein neuartiges multimediales<br />
Rockmusical. Aber jetzt müssen wir erst<br />
mal Finanziers finden! Es ist fast schon ein<br />
Lebenswerk, an dem ich jetzt bereits sieben,<br />
acht Jahre arbeite, eine sich ständig<br />
verändernde Sache. Dadurch wird es aber<br />
immer besser, davon bin ich überzeugt!<br />
Ursprünglich wolltest du es in deiner Heimat<br />
Neuseeland realisieren ...<br />
Das ist richtig, aber wenn ich Geldgeber in<br />
Europa, vor allem in Deutschland, auftreiben<br />
will, sollte das Ganze auch hier passieren.<br />
Und ob wir dorthin fliegen oder die<br />
Maoris hierher einfliegen lassen, macht keinen<br />
großen Unterschied.<br />
Auf der Bühne immer<br />
noch unschlagbar:<br />
Chris Thompson<br />
©Pr<br />
Presse<br />
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Frankie Miller & Rory Gallagher<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Frankie Miller<br />
Rory Gallagher<br />
Knast-Krimi mit Musik<br />
Dass Frankie Miller und Rory Gallagher mal live kooperierten, ist bekannt<br />
und sogar in Bild und Ton festgehalten – Maifestspiele" am 6.5.1979, Rhein-<br />
"<br />
Main-Halle Wiesbaden. Doch eine offizielle, veröffentlichte Zusammenarbeit<br />
im Studio? Interessenten müssen für eine Bestätigung schon mächtig graben.<br />
Jimmy Boyle<br />
Webseiten der beiden Künstler halten sich bedeckt,<br />
wenn es um dieses Thema geht, und<br />
auch in Discographien des schottischen<br />
und des irischen Rockstars fällt dies gern unter den<br />
Tisch – warum eigentlich, das weiß wohl niemand so<br />
genau. Um der Sache auf die Schliche zu kommen,<br />
ist ein Blick auf die reale britische Kriminalgeschichte<br />
des Jahres 1967 erforderlich.<br />
In den „Gorbals", dem berüchtigten Slum-District von<br />
Glasgow, wuchsen u.a. die Musiker Alex Harvey und<br />
die Shulman-Brüder Phil und Derek (Gentle Giant)<br />
auf – genau wie der perverse Kinderschänder und<br />
-mörder Ian Brady ("The Moors Murder"). Und hier<br />
wurde am 9.5.1944 auch Jimmy Boyle geboren, der<br />
zum „gewalttätigsten Mann Schottlands" avancierte;<br />
ein brutaler Bandenkrimineller, den es schließlich<br />
1967 erwischte: lebenslänglich Knast wegen Mordes<br />
an einem Rivalen. Boyle saß u.a.<br />
im gefürchteten Nairn Prison ein,<br />
jahrelang in Einzelhaft. Und er erfuhr<br />
hinter Gittern eine<br />
Läuterung – nachdem<br />
er immer wieder wegen<br />
seiner eigenen Exzesse<br />
vom Personal misshandelt<br />
worden war.<br />
Der Killer wurde zum<br />
Schriftsteller und international angesehenen<br />
Bildhauer. Entlassung 1982.<br />
Schon 1975 (kaum jemand wusste um<br />
eine unmittelbare Verbindung) hatte<br />
Frankie Miller seinen Song "The Rock"<br />
veröffentlicht und ihn den „Nöten von<br />
Gefangenen" gewidmet. Nicht nur weil<br />
die Aufnahme in den His-Master's-<br />
Wheels-Studios von San Francisco in der Nähe des<br />
Alcatraz-Knasts stattfand – Boyle, der Killer, war<br />
auch sein Cousin; und nur die Musik habe ihn, den<br />
Sänger, vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt.<br />
Denn Millers frühe Jahre im Glasgower Stadtteil<br />
Bridge<strong>to</strong>n waren ebenfalls nicht unbedingt<br />
Live-Power: Frankie & Rory<br />
IN LOVE – ohne eigene feste Band. Er, der hochgelobte<br />
Sänger und gefragte Komponist, erhielt das<br />
Angebot für einen Titelsong. Benötigt wurden ferner<br />
die üblichen Szenenunterlegungen. Rory Gallagher<br />
setzte, nach sechs Quartett-Jahren, ab Mai 1978<br />
wieder auf eine Triobesetzung mit Gerry McAvoy (b)<br />
Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
und dem neuen Drummer Ted<br />
McKenna. Eingerückt wurde,<br />
quasi auf neutralem Boden<br />
zwischen Schottland und Irland,<br />
1979 in die O.T.S. Sound<br />
Studios in Wembley, London.<br />
sozial unauffällig<br />
Exakte Daten<br />
verlaufen.<br />
fehlen selbst<br />
Boyle hatte 1977 seine<br />
auf allen<br />
Biografie „A Sense<br />
detaillierten<br />
Of Freedom" ge-<br />
Home- und<br />
schrieben (Hardcover:<br />
Fanpages der<br />
Canongate Books, Partner für Crime beiden 70s-<br />
Taschenbuch: Pan<br />
Spitzenkräfte,<br />
Macmillan). Der<br />
nur „rorysfriends" hat's überhaupt<br />
S<strong>to</strong>ff wurde vom Drehbuchau<strong>to</strong>r<br />
Peter McDougall (*1947) umgearbeitet<br />
und 1979 vom Regisseur<br />
John Mackenzie (1928–2011) ver-<br />
registriert. Auch auf den Fronthüllen<br />
des Videos sowie der deutschen<br />
und englischen DVDs gibt es keine<br />
verkaufsfördernden Hinweise auf die<br />
filmt. Produktionsfirma: George<br />
Beteiligung der beiden Rock-Hochkaräter.<br />
Harrisons Hand Made Films, beauftragt<br />
vom schottischen Fernsehen.<br />
Die optische Bearbeitung, zunächst<br />
Was fehlte, war die Musik zu dem<br />
für ein Kaufvideo auf Thorn<br />
von Gewalt durchsetzten „Zuchthaus-Krimi". Ki i"<br />
Zu jener Zeit stand Frankie Miller terminlich zwischen<br />
seinen LPs DOUBLE TROUBLE und FALLING<br />
EMI, erfolgte nach der Erstausstrahlung<br />
von „A Sense Of Freedom"<br />
(17.2.1981, Scottish TV).<br />
Längst ist der bestens rezensierte,<br />
85-minütige Film mit der nahezu<br />
<strong>to</strong>tgeschwiegenen Miller/<br />
Gallagher-Musik auch als DVD „Lebenslänglich<br />
– ein Alptraum hinter Gittern. Die wahre<br />
Geschichte des Jimmy Boyle" verfügbar, er wurde<br />
noch Anfang 2012 von der Zweitausendeins-Kette<br />
für 3,99 Euro verschleudert.<br />
Gallagher hat die behutsam eingesetzten, unbetitelten<br />
Musikparts komponiert – nicht opulent, aber<br />
atmosphärisch stimmig. Schon das Intro, ein Slide-<br />
Blues, ist Rory pur; auch die weiteren Kurzpassagen<br />
– akustisch und teilelektrisch – setzt er passgenau.<br />
Millers Titelsong "A Sense Of Freedom" steht bekannten<br />
Frankie-Highlights wie (in etwa) "Drunken<br />
Nights In The City" und "The Rose" um nichts nach:<br />
aus gewohntem Krächzhals und zusätzlich angereichert<br />
mit Gallaghers jetzt zupackender, prägnanter<br />
E-Gitarre – eine Nummer, die jedem der vielen offiziellen<br />
Miller-Reissues gut zu Gesicht gestanden hätte.<br />
Seit nunmehr 33 Jahren ...
PETER FRAMPTON<br />
Nach 32 Jahren: verschollene<br />
Klampfe gefunden!<br />
Von Uli Twelker<br />
Wenn es etwas gibt, das<br />
jeden en Musiker rührt, ist es der Verlust eines geliebten In-<br />
bestruments.<br />
Diebstahl, Gepäckumleitung,<br />
Unfall, Feuer – so ein Verlust schmerzt ewig. Besonders<br />
innig erscheint das Verhältnis vieler Gitarristen<br />
zu ihrem Werkzeug. Dabei geht es nie um Geld:<br />
Clap<strong>to</strong>n, Beck, Page & Co. könnten sich jedes Modell<br />
leisten oder anfertigen lassen. Es sind die Erinnerungen<br />
und oft auch spezielle technische Veränderungen<br />
– ganz abgesehen von der Patina.<br />
Peter Framp<strong>to</strong>n spielte seine geliebte schwarze Gibson<br />
Les Paul (1954) zuerst auf der Humble-Pie-LP<br />
ROCK ON und dann auf zwei nachhaltigen Live-<br />
Alben: PERFORMANCE – ROCKIN' THE FILLMORE<br />
und FRAMPTON COMES ALIVE. 3. November 1980<br />
– der Gitarrist <strong>to</strong>urte gerade im Windschatten seiner<br />
Comeback-Platte WHERE I SHOULD BE, die immerhin<br />
den Top-15-Hit "I Can't Stand It No More" abgeworfen<br />
hatte. Dann sollte ein Frachtflugzeug die<br />
Anlage der Framp<strong>to</strong>n-Band von Venezuela nach Panama<br />
bringen – es blieb beim Vorsatz: Crash! Dabei<br />
ging, so wurde vermutet, alles verloren, einschließlich<br />
seiner geliebten Les Paul!<br />
Zehn Jahre zuvor hatte Framp<strong>to</strong>n das schöne Instrument<br />
bekommen: Humble Pie spielten im Fillmore<br />
West in San Francisco – eine junge, hungrige<br />
Band, die gerade die Pleite des Immediate-Labels<br />
verkraften musste, mit A&M Records verhandelte<br />
und live um ihr Überleben spielte. Peter Framp<strong>to</strong>n<br />
hatte sich die schwarze Les Paul vom jungen Musiker<br />
Mark Mariana für den Abend geliehen. Während<br />
des Auftritts fand er Gefallen an dieser Elektrischen<br />
und wollte sie Mariana abkaufen. Zu Framp<strong>to</strong>ns<br />
Überraschung erwiderte der: „Nee, verkaufen wollte<br />
ich sie eigentlich nicht – es soll ein Geschenk sein!"<br />
Ein überaus glücklicher Framp<strong>to</strong>n hielt die Gitarre<br />
dann lange in Ehren: Er spielte sie auf Sessions für<br />
George Harrisons ALL THINGS MUST PASS, für den<br />
Who-Bassisten John Entwistle und auch für Harry<br />
Nilsson. Dann kam der Crash ... Zwei ausgewiesene<br />
Framp<strong>to</strong>n-Fans aber wollten sich damit nicht zufriedengeben.<br />
Sie erhielten Kenntnis von dem schmerzlichen<br />
Verlust und begannen zu recherchieren: der<br />
eine von den Niederlanden aus, der andere auf der<br />
Karibik-Insel Curaçao. Ein lokaler Musiker hatte<br />
die schwarze Gibson aus dem Wrack gerettet,<br />
spielte sie ewig, brachte sie schließlich 2010 zu<br />
dem Zöllner und Hobbygitarristen Donald Valentina.<br />
Mit Hilfe des Vorsitzenden des Tourist<br />
Boards Curaçaos, Ghatim Kabbara, gelang es<br />
ihm tatsächlich, die Gitarre aufzuspüren und<br />
seinem jetzigen Besitzer abzukaufen. Dank der<br />
Expertise einiger Spezialisten des in Nashville<br />
ansässigen Gibson Cus<strong>to</strong>m Shop – und natürlich<br />
Framp<strong>to</strong>ns Kennerblick – stand fest: Es<br />
handelt sich tatsächlich um die gesuchte Gibson<br />
Les Paul, Baujahr 1954!<br />
Framp<strong>to</strong>n kann sein Glück kaum fassen: „Ich<br />
stehe sozusagen noch unter Schock! Dass die<br />
Gitarre überhaupt noch existiert, ist schon unglaublich<br />
– aber dass sie nun auch noch an<br />
mich zurück gegeben wird … Aber so froh<br />
und erleichtert ich auch darüber bin, so wenig<br />
werde ich jemals die Menschen vergessen, die<br />
bei dem Flugzeugunglück ums Leben kamen.<br />
Und ich bin so dankbar für all die Anstrengungen,<br />
die zu der Rückgabe geführt haben.<br />
Ich werde das gute Stück jetzt sofort für zwei<br />
Millionen Dollar versichern und sie nie wieder<br />
aus den Augen lassen! Es war immer meine<br />
absolute Nummer 1, und auf dieser Position<br />
Schwarze Gibsons mochte Framp<strong>to</strong>n schon immer<br />
- diese hier wurde extra für ihn gebaut.<br />
wird sie nun auch wieder landen. Ein paar kleinere<br />
Reparaturen an der Elektronik und den Pick-Ups,<br />
dann kann ich endlich wieder loslegen: Die Kratzer<br />
bleiben! Doch erst mal kann ich es kaum abwarten,<br />
Mark Mariana anzurufen!"<br />
The Bluesville Sessions<br />
WBA-1201<br />
Mitschnitt des Konzerts in den Sirius/XM<br />
Radio Station Studios in Washing<strong>to</strong>n DC.<br />
Mississippi Mile Tour -<br />
Nur 2 Konzerte in Deutschland:<br />
16.04. 2012 Berlin Heimathafen Neukölln<br />
18.04. 2012 Mainz Frankfurter Hof<br />
musik@in-akustik.de<br />
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www.in-akustik.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89
TWIGGY<br />
Schlu<br />
Kleiderbü<br />
Keine Frage – Twiggy ist die weibliche Ikone der Popkultur. Wird ein Beitragge<br />
über die Sixties im Fernsehen ausgestrahlt oder erscheint etwas darüber in<br />
Zeitschriften, taucht immer ein Fo<strong>to</strong> des spindeldürren Models auf. Doch die Beschreibung<br />
Model" ist viel zu kurz gegriffen: Nach ihrer ersten Karriere als Glamour-Girl machte sich<br />
"<br />
Twiggy (geboren als Lesley Hornby am 19.9.1949 in London) auch einen Namen als Sängerin,<br />
Bühnen- und Filmschauspielerin sowie als Buchau<strong>to</strong>rin. Sie hat aktuell das Album RO-<br />
MANTICALLY YOURS auf dem Markt – mit ausgewählten Pop- und Easy-Listening-Songs.<br />
Alan Tepper sprach mit einer quirligen und lebensfrohen Frau, die mit ihrer<br />
guten Laune selbst den letzten Miesmuffel anstecken kann.<br />
Dein aktuelles Solo-Album, das erste nach über zehn Jahren, klingt<br />
sehr warm und entspannt ...<br />
Während meiner Karriere habe ich viele Stücke aufgenommen, mag aber besonders<br />
den Klang der Sechziger, mit dem ich groß geworden bin. Ich unterhielt mich mit<br />
meinem Produzenten James McMillan über das Material. Er schlug vor, so viel<br />
wie möglich live aufzunehmen, um einen lebendigen Sound zu garantieren. Die<br />
Angel Studios im Londoner Stadtteil Isling<strong>to</strong>n waren die ideale Wahl. Bis auf ganz<br />
wenige programmierte Streicherparts nahmen wir alles ohne Netz und doppelten<br />
Boden auf. Stücke von George Gershwin, Janis<br />
Ian und Chip Taylor würden anders nie ihren<br />
Reiz entfalten. Besonders s<strong>to</strong>lz bin ich auf die<br />
Cover-Version von "Waterloo Sunset" der Kinks,<br />
das ich schon in den Sechzigern ständig hörte.<br />
Du singst mit Richard Marx und deiner<br />
Tochter Carly Lawson Duette ...<br />
Ich habe Richard vor zwei Jahren über den australischen<br />
Schauspieler Hugh Jackman auf einer<br />
Party kennen gelernt. Ich war schon immer ein<br />
großer Fan seiner Musik. Bei der Zusammenstellung<br />
der Songs für das Album traute ich mich<br />
erst nicht, ihn zu fragen, ob er mitmachen<br />
möchte. Richard ist ja nicht nur ein <strong>to</strong>ller<br />
Sänger, sondern hat "Right Here Waiting"<br />
auch geschrieben. Aber er sagte sofort ort zu.<br />
Mit Carly wollte ich schon sehr lange<br />
eine Nummer singen. Sie arbeitet als<br />
Modedesignerin für Stella McCart-<br />
Der Twiggy-Effect wirkt!<br />
ney, spielt in ihrer Freizeit aber viel<br />
Gitarre und singt. Jetzt war endlich der richtige Zeitpunkt gekommen.<br />
Ich schnappte mir Carly und zerrte sie ins Studio. Wir entschieden uns für<br />
Neil Youngs "Only Love Can Break Your Heart". Ach ja, Bryan Adams ließ sich<br />
auch noch blicken und spielte ein Gitarrensolo auf einem Track.<br />
Auf deinem zweiten Album PLEASE GET MY NAME RIGHT waren<br />
hochkarätige Musiker von Clover dabei, Huey Lewis, Alex Call<br />
und John McFee ...<br />
Der Erfolg meines Debüts TWIGGY öffnete mir viele Türen. Meine Plattenfirma<br />
machte den Vorschlag, das nächste Album mit einer Band statt mit Sessionmusikern<br />
aufzunehmen, um einen kompakteren Sound aufs Tape zu bringen. Die<br />
Jungs von Clover erhielten aber keine Arbeitserlaubnis in Großbritannien, nien, also<br />
mussten wir nach Amsterdam ausweichen. Wir hatten viel Spaß, besonders<br />
Huey Lewis war ein richtiger Charmeur! Apropos Spaß: Ein Jahr zuvor hatte<br />
ich einen Auftritt in der „Muppet Show", wo ich "In My Life" von den<br />
Beatles sang.<br />
Du kamst sogar zu Deep-Purple-Ehren ...<br />
Ja, Roger Glover lud mich 1975 zur Aufführung seines Konzeptalbums<br />
THE BUTTERFLY BALL AND THE GRASSHOPPER’S FEAST ein,<br />
Fo<strong>to</strong>: © Brian Aris<br />
das in der Royal Albert Hall mitgeschnitten wurde. Das<br />
war für mich eine sehr aufregende Erfahrung, da auch der großartige Schauspieler<br />
Vincent Price mitmachte. Die Leute meinen immer, dass man als Model gegen<br />
Lampenfieber immun ist, aber das stimmt nicht!<br />
Wie empfindest du heute deine alten Fo<strong>to</strong>s, die ja ständig irgendwo<br />
auftauchen?<br />
Manchmal als unwirklich. Mein Gott, die Sechziger – das ist schon so lange her.<br />
Werde ich heute zu den Swinging Sixties gefragt, kann ich nur antworten, dass wir<br />
das damals anders wahrgenommen haben. Ich war wegen der Model-Jobs ständig<br />
auf Achse und wurde von bekannten Fo<strong>to</strong>grafen wie Cecil Bea<strong>to</strong>n oder Annie<br />
Leibovitz abgelichtet, habe also viel gearbeitet. Natürlich war es eine wunderbare<br />
Zeit, in der sich besonders für Frauen viele Möglichkeiten boten, doch als eine Art<br />
Kulturrevolution habe ich das nicht erlebt.<br />
Aber heute symbolisierst du diese Zeit ...<br />
Ja, ja, fast immer, wenn ein Buch über das Jahrzehnt erscheint, sind entweder<br />
die Beatles, die S<strong>to</strong>nes oder ich zu sehen. Ist schon lustig. War ich<br />
wirklich so wichtig? Ich weiß es nicht. Aber offensichtlich denken die Leute<br />
das.<br />
Für mich bedeuteten die Siebziger viel mehr, weil ich da meine eigene<br />
Karriere startete. Ich hatte keine Lust mehr, für andere Leute als lebender<br />
Kleiderbügel durch die Gegend zu rennen.<br />
Nach dem Twiggy-Syndrom, einer umgangssprachlichen Bezeichnung<br />
für die Krankheit Magersucht, gibt es neuerdings den<br />
Twiggy-Effect ...<br />
Ich fand das mit dem Twiggy-Syndrom immer sehr belastend. So viele<br />
Mädchen fingen an zu hungern, um mir ähnlich zu sein, doch ich musste<br />
nie eine Diät machen. Ich habe von Natur aus so einen S<strong>to</strong>ffwechsel. Ich<br />
kann Schokolade ohne Ende verdrücken und nehme nicht zu. Wir haben das<br />
schon in den Sechzigern über das Management permanent erklären lassen.<br />
Ja, und mit dem Twiggy-Effect wird das Phänomen beschrieben,<br />
das<br />
sich auch noch Frauen im gesetzteren Alter schick kleiden.<br />
Um<br />
das zu beweisen, modele ich manchmal noch. Wenn ich<br />
an<br />
meine Mutter denke – bei ihr war mit 35 Schluss mit Mode<br />
...<br />
Heute hat sich das glücklicherweise geändert.<br />
Und die Zukunft ...<br />
Ich arbeite an vielen Projekten. Neben meinem Engagement gegen<br />
Brustkrebs und den Model-Jobs habe ich eine Modelinie mit dem<br />
Namen „Twiggy London" kreiert. Außerdem bringe ich<br />
ein eigenes<br />
Parfüm<br />
auf den Markt. Und wenn jetzt noch einige Konzerte mit<br />
dem Material des neuen Albums stattfinden würden<br />
–<br />
ja, das wäre schon <strong>to</strong>ll.<br />
Sixties-Ikone mit Langzeitwirkung<br />
Fo<strong>to</strong>: © Brian Aris<br />
Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■<br />
<strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Fo<strong>to</strong>: © Andy Lawless<br />
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Sou<br />
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Stigers: „LET'S GO OUT TONIGHT ist das erste<br />
Album seit Jahren, das ich nicht selbst produziert<br />
habe. Larry Klein leistete astreine Arbeit,<br />
schuf wahre Klanglandschaften zum Schwelgen."<br />
Jay Bellerose gelingen frappierende Rhythmikfundamente,<br />
bekam er freie Fahrt? Stigers: „Ich bin<br />
zwar ein Kontrollfreak, doch ich habe mich bemüht,<br />
Larry das machen zu lassen, was er in sich hörte<br />
– ich wollte ja eine Larry-Klein-Platte. Jay und er<br />
arbeiten fast in einem Geheimcode. Während meine<br />
Jazzplatten live im Studio entstanden sind, gibt es<br />
hier Overdubs – meist Jays Perkussion: Er ist viel<br />
mehr als ein Drummer, zutiefst musikalisch. Wir<br />
verdanken ihm einen erheblichen<br />
Teil der Atmosphäre.<br />
Dazu gehören irre Effekte<br />
an<br />
den Becken – ein wahrer<br />
Studiengang. Ein Tier!"<br />
Wie sieht es mit Vorbildern<br />
aus? „Der erste Saxofonist,<br />
von dem ich hörte",<br />
erklärt der Amerikaner, „war<br />
Paul Desmond, Altsaxer im<br />
Dave Brubeck Quartett. Am Tenor<br />
waren es Grover Washing<strong>to</strong>n und<br />
Michael Brecker. Wenn ich mehr nach Grover klinge,<br />
dann, weil er ein Rhythm & Blueser ist. Ich orientiere<br />
mich an Ray Charles' ,Fat head' Newman, einem fantastischen<br />
Jazzbläser, der alles durch R&B destillierte,<br />
und dem Vibra<strong>to</strong> von Ben Webster. Ein Sonny Rollins<br />
bin ich zwar nicht, aber ich habe<br />
schon meinen eigenen Sound."<br />
Stigers mit Mähne als junger<br />
Popinterpret 1991<br />
Gibt es auch weibliche Idole?<br />
„Ich wurde von Männern<br />
und Frauen beeinflusst, liebe<br />
Gladys Knight und Aretha Franklin,<br />
sogar Popsängerinnen wie<br />
Karen Carpenter. Klar trenne ich<br />
es /CMS Sou<br />
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Fo<strong>to</strong> : © Andy<br />
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Spannendes<br />
Niemandsland<br />
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er mit dem Saxofon kennt<br />
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Von Uli Twelker<br />
männlich und weiblich, doch ich<br />
schließe nichts aus. Mavis Staples<br />
ist eine meiner weltweiten Favoritinnen:<br />
'You Are Not Alone' ist<br />
von ihrer neuen CD. Jeff Tweedy von Wilco produzierte<br />
sie und schrieb den Song. Perfekt, brillant,<br />
dabei für mich am härtesten, was die Distanz zum<br />
Original anging."<br />
Wie kam er bei "In<strong>to</strong> Temptation" vom Crowded-<br />
House-Sound weg? Stigers: „Larry lenkte uns Musiker<br />
mit ,Ich will weniger' – sparsam spielen, die Musik ihren<br />
Job machen lassen. Die Perfektion des Crowded-<br />
House-Originals machte mir Sorgen, aber irgendwie<br />
werkelten wir einen Curtis-Stigers-Song draus. Ich<br />
erinnere mich, wo ich ihn zum ersten Mal hörte: im<br />
Au<strong>to</strong> auf dem Weg nach Connecticut. 'This Bitter<br />
Earth' – wer ist besser als Dinah Washing<strong>to</strong>n?! Die<br />
Nummer brachte Larry an, ich kannte den Song, wäre<br />
aber nicht auf ein Covern gekommen. Nicht wirklich<br />
ein Standard – die wollte er nicht –, sondern von einer<br />
Standard-Expertin gesungen. Wir nahmen es aus ihrer<br />
Sphäre raus und siedelten es eher bei Patsy Cline oder<br />
Jim Reeves an, diesem merkwürdigen Niemandsland<br />
zwischen Jazz, Pop, Folk, Blues und Country. Wer<br />
weiß schon, was dies für eine Platte ist?"<br />
Stigers' Statement, die Scheibe klänge wie selbst<br />
komponiert, ist vielleicht am besten mit "Everyone<br />
Loves Lovers" belegt: „Ich wünschte, das hätte ich<br />
geschrieben! David Poe, ein exzellenter Singer und<br />
Songwriter, ist ein Freund von mir, der mit Larry Klein<br />
für andere schreibt. Als er von diesem Projekt hörte,<br />
meinte er: ,Wow, einen Song habe ich in Gedanken an<br />
Curtis geschrieben!' Er hatte mich vor zwei Jahren im<br />
Blue Note gesehen und sich davon inspirieren lassen.<br />
Der Song ist so simpel und hat<br />
doch Tiefe: Gerade glaubst du,<br />
die Liebesgeschichte durchschaut<br />
zu haben, stößt er dich<br />
vor den Kopf. Seit mehr als<br />
zehn Jahren habe ich nicht<br />
mehr an Singles gedacht, aber<br />
dies wäre eine."<br />
ZOUNDS-Chef Wolfgang Feld<br />
mit aktuellen CD-Tipps.<br />
Keep On<br />
ROCKING<br />
Brandan Keeley<br />
BEST »Heart &<br />
Soul« Song For?<br />
· Wishing · Bel fast<br />
Child · Heart And<br />
Soul · You Sleep<br />
With Angels ·<br />
David's Song ·<br />
Lady In The<br />
Painting · Always<br />
Be Lonely · Take<br />
The Chains Away<br />
· Does He Really<br />
Love You · I Can’t<br />
Believe It · Still In<br />
Love With You ·<br />
What About Peace · The Great Song · Of Indifference (live) ·<br />
Smoite ar on uisc · (Smoke On The Water) · Wir geben niemals<br />
auf („Wir für Winnenden“ feat. Brendan Keeley) You<br />
Sleep With Angels (Demoversion) · Gloria (Tullamore<br />
Gospel Choir). Spielzeit: 79:59.<br />
Mit CD-Text. CD Best.Nr. 27000 20170 D 22,49<br />
Für CD-Abonnenten nur D 19,12<br />
79:59<br />
THE HISTORY OF<br />
ROCKTIMES<br />
»Vol. 2«. Die<br />
Oldie Serie von<br />
Frank Laufen berg.<br />
Mit ausführlichen<br />
Liner notes.<br />
Wynonie Harris -<br />
Good Rockin’<br />
Tonight · Amos<br />
Milburn -Chicken-<br />
Shack Boogie ·<br />
Louis Jordan - Ain’t<br />
No body Here But<br />
Us Chickens ·<br />
Sav annah Chur chill - I Want To Be Loved · Julia Lee - King<br />
Size Papa · Lonnie Johnson - Tomorrow Night · Pee Wee Hunt<br />
- Twelfth Street Rag · Louis Jordan - Texas And Pacific ·<br />
Sonny Thompson - Long Gone · Mem phis Slim - Messin’<br />
Around · Tex Williams - Smoke! Smoke! Smoke! · Red Miller<br />
Trio - Bewildered · Roy Brown Trio - Long About Midnight ·<br />
Pee Wee Cray<strong>to</strong>n - Blues After Hours · Bill Moore - We’ re<br />
Gonna Rock, We’re Gonna Roll · Francis Craig - Near You · Nat<br />
»King« Cole, u.v.a. Spielzeit: 77:00. Mit CD-Text.<br />
CD Best.Nr. 27000 45002 D 19,95<br />
Für CD-Abonnenten nur D 16,96<br />
Neue<br />
Ausgabe<br />
Vol. 2<br />
AUDIO’S<br />
AUDIO PHILE<br />
Vol. 25: Live &<br />
Unplugged,<br />
SWR1 Kopf hörer-<br />
Live. Schon<br />
schön, S<strong>to</strong>ppok<br />
plus Worthy ·<br />
Private Emotion –<br />
Heim liche Sehn -<br />
sucht, The<br />
Hooters · 50 Ways<br />
To Leave Your<br />
Lover, Joana<br />
Zimmer · Some -<br />
thing's Gotten<br />
Hold Of My Heart, Marshall & Alexander · Herz blut, Doro ·<br />
Thieves In The Temple, Peter Götzmann’s JazzHop<br />
Rhythm · All The Popsongs In The World, Martin Gallop ·<br />
You've Got A Friend In Me, Charlie A’Court ... dann tanzt<br />
die Omma mit George Clooney! , Henni Nachtsheim · Lass<br />
ma' ruhig den Hut auf, Stefan Gwildis · Durch die Nacht,<br />
Sebastian Krum biegel und die feinen Herren, u.v.a.<br />
Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text.<br />
Gold-CD Best.Nr. 27000 00103 D 35,95<br />
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gt0212
Kolumne Christian Simon<br />
– Folge 2 –<br />
Fo<strong>to</strong>: © Christian Simon Productions<br />
Er war nicht nur der Entdecker der Rolling S<strong>to</strong>nes,<br />
viele Musiker und Bands verdanken ihm den<br />
Start ins Musikgeschäft und ihre weitere Karriere<br />
– Alexis Korner (1928–1984). Ich traf ihn erstmals<br />
im ersten „Rockpop"-Jahr 1978. Er war mit seiner<br />
damaligen Band im Münchner ZDF-Studio und<br />
performte zwei Songs. Wir verstanden uns auf Anhieb.<br />
Er war ausgesprochen bescheiden,<br />
sehr umgänglich und auffallend<br />
höflich – ein richtiger<br />
Gentleman. Ich war noch ein<br />
TV-Neuling, und er half mir<br />
mit seiner Art über Unsicherheiten<br />
und Lampenfieber<br />
hinweg. Aber es blieb nicht<br />
das einzige Treffen. Zwei<br />
Jahre später, wieder bei einer<br />
„Rockpop"-Aufzeichnung,<br />
ging ich aus meiner Garderobe<br />
ins halbdunkle Studio<br />
zur Probe. In den noch fast<br />
leeren Publikumsrängen saßen<br />
einige ZDF-Mitarbeiter<br />
und warteten auf das „Go"<br />
des Regisseurs. Unter ihnen<br />
entdeckte ich einen älteren<br />
Herren – er kam mir bekannt<br />
vor, aber das konnte eigentlich<br />
nicht sein. Alexis Korner<br />
war für die Sendung gar<br />
nicht vorgesehen, also was<br />
wollte er hier? Ich ging auf<br />
ihn zu und traute meinen<br />
Augen nicht: „Da staunst du, was? Ja, ich hbin’s!",<br />
lachte er mich an. Es war tatsächlich Alexis Korner!<br />
„Ich habe ein paar freie Tage und treffe ein<br />
paar Jungs, die du in der Sendung hast." Wir hatten<br />
die J. Geils Band, Van Halen, Styx und Roxy <strong>Music</strong><br />
in der Show. Abends saßen wir dann noch zusammen.<br />
Alexis erzählte <strong>to</strong>lle S<strong>to</strong>ries aus dem „Swinging<br />
London" der 60er Jahre – und als wir auf die<br />
S<strong>to</strong>nes zu sprechen kamen, meinte er: „Die <strong>to</strong>uren<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Rockpop" mit Alexis Korner (2.v.l.) und Christian Simon 1978<br />
"<br />
wieder und werden 1982 in Deutschland spielen.<br />
Soweit ich gehört habe, sollen die J. Geils Band und<br />
ein deutscher Musiker im Vorprogramm auftreten."<br />
War Alexis von den S<strong>to</strong>nes geschickt worden, um<br />
die J. Geils Band zu checken? Und wer sollte der<br />
deutsche Musiker sein? Heute wissen wir, wer es<br />
war – Peter Maffay.<br />
Und nun ein Sprung ins Jahr 1982. Ich<br />
hatte eine Radioshow beim<br />
Alexis Korner<br />
WDR und war von Fritz<br />
Rau und Peter Maffay zum<br />
Kölner Stadionkonzert der<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes eingeladen<br />
worden. Mit einer schwarzen<br />
Limousine fuhren wir vom<br />
Hotel, in dem alle Künstler<br />
und die Crews untergebracht<br />
waren, ins Stadion. Es war<br />
gewaltig. Hinter der Bühne<br />
traf ich die S<strong>to</strong>nes, sah die<br />
J. Geils Band wieder, trank<br />
noch ein Glas mit Peter<br />
und seiner Band. Und dann<br />
nahm die Katastrophe ihren<br />
Lauf. Nach der J. Geils<br />
Band betrat Peter die Bühne,<br />
und was dann geschah, ist<br />
hinreichend bekannt. Trotz<br />
der Tomaten und Eier, mit<br />
denen er und seine Band<br />
beworfen wurden, spielte er<br />
eisern seinen Gig zu Ende<br />
und ging „durch die Hölle".<br />
Im Backstage-Bereich bekamen nicht alle mit,<br />
was vorn geschah. Peter tat mir unendlich leid!<br />
Ich ärgerte mich über das Publikum und konnte<br />
danach das Konzert der S<strong>to</strong>nes nicht mehr richtig<br />
genießen. Nach "Satisfaction" fuhr ich sofort<br />
zurück ins Hotel. Wie würde Peter Maffay drauf<br />
sein? Ich klopfte an seine Hoteltür, er öffnete sofort:<br />
„Komm rein ... was meinst du?" Ich weiß<br />
nicht mehr, was ich geantwortet habe, aber dieses<br />
mulmige Gefühl in der Magengegend spüre ich<br />
noch heute. Es war eine beklemmende Enge in diesem<br />
dunklen Hotelzimmer. Peter wollte noch mit<br />
seiner Band oben bleiben, ich ging nach etwa einer<br />
Stunde hinunter an die Hotelbar. An der Rezeption<br />
standen Mick Jagger und Keith Richards. Sie warteten<br />
mit ihren Bodyguards auf ihren Fahrer und<br />
entschwanden wenig später ins Kölner Nachtleben.<br />
Die Hotelbar war nicht übermäßig gut besucht. Bill<br />
Wyman kam mir entgegen und verabschiedete sich<br />
mit einen „Good Night" wohin auch immer.<br />
Ich schaute mich um und entdeckte, allein in einer<br />
Ecke am Tresen sitzend, Charlie Watts. Was für<br />
eine Chance! Ich stellte mich vor, sagte ihm kurz,<br />
was ich so mache, und bat ihn um ein Au<strong>to</strong>gramm.<br />
„Möchtest du ein Glas Wein?" fragte er mich. Und<br />
ob ich wollte! Daraus wurde eine unvergessliche<br />
Stunde. Wir sprachen über das Konzert, und Charlie<br />
fragte: „Was haben die Deutschen gegen ihre<br />
Künstler?" Er meinte die Reaktion des Publikums<br />
auf den Auftritt von Peter Maffay – eine Antwort<br />
darauf konnte ich ihm nicht geben. Dann erzählte<br />
ich ihm von meinem Treffen mit Alexis Korner. Er<br />
war begeistert: „Brian Jones, Mick und ich haben oft<br />
mit ihm gespielt – genau wie Eric Burdon und Eric<br />
Clap<strong>to</strong>n. Wir alle kommen doch aus seinem Stall!"<br />
Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
JETHRO TULL<br />
Von Philipp Roser<br />
THICK<br />
AS A<br />
BRICK<br />
x 3<br />
JAN TUBE präsentiert<br />
Ian Anderson referierte Anfang September 2011 im <strong>GoodTimes</strong>-Interview über<br />
die Wiederveröffentlichung von AQUALUNG. Er berichtete, dass Steven Wilson<br />
(Porcupine Tree) dabei war, Remixe für die Neuauflage von THICK<br />
AS A BRICK zum 40-jährigen Veröffentlichungsjubiläum zu erstellen –<br />
doch mit keinem Ton verriet er, bereits am Fortsetzungsalbum für die<br />
LP von 1972 zu arbeiten.<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Ian, warum hast du das Projekt verschwiegen?<br />
Über ungelegte Eier sollte man bekanntlich nicht reden. Ich<br />
habe es jetzt durchgezogen, denn wenn ich es mir erst für<br />
2015 vorgenommen hätte, wäre wohl nichts daraus geworden.<br />
Ich werde dieses Jahr 65, habe jetzt noch die Energie<br />
und den Enthusiasmus, um es zu machen. Wer weiß, ob ich<br />
in vier Jahren nicht sage, „heute will oder kann ich nicht<br />
aufstehen und das Bett verlassen".<br />
Du ziehst den Release von THICK AS A BRICK 2 groß<br />
auf und hast neben der üblichen Promotion mit www.<br />
stcleve.com eine eigene Website e eingerichtet ...<br />
Ich bringe Elemente von gestern und heute ein,<br />
denn seit 1972 hat sich vieles verändert. Ich habe<br />
die Zeitung des Originalcovers genommen und in die<br />
Gegenwart übertragen – und da läuft eben vieles im<br />
Internet. Die Zeitung von damals ist heute eine<br />
Online-Community samt Newsletter. ter. Ich wollte<br />
Kontinuität, indem ich an der Hauptperson<br />
Gerald Bos<strong>to</strong>ck als Referenz anknüpfe, aber<br />
keine reine Nostalgie – und die Realität sieht<br />
heute eben so aus. Ähnliches gilt auch für<br />
die Show: Es werden zusätzlich Leute auf<br />
der Bühne sein, um zu tanzen und zu er-<br />
zählen.<br />
Du wirst beide THICK AS A BRICK-<br />
Alben in voller Länge spielen?<br />
Ja, in zwei Blöcken mit einer Pause dazwischen.<br />
Die Tour beschert eine neue e Erfahrung<br />
– sie läuft ohne deinen langjährigen<br />
Mitstreiter Martin Barre ...<br />
Ja, aber das war in den letzten Jahren<br />
schon öfter der Fall, wenn ich als Ian derson unterwegs war. Natürlich benutze<br />
ich auch den Namen Jethro Tull, weil viele<br />
Leute einfach nicht wissen, wer Ian Anderson<br />
ist – darum Jethro Tull's Ian Anderson. Aber<br />
ich will mit den Leuten auf der Bühne stehen,<br />
die das neue Album auch aufgenommen haben,<br />
An-<br />
die eingespielt sind. Würde<br />
ich eine „Greatest Hits"-<br />
Tour spielen mit "Aqualung"<br />
und "Locomotive<br />
Breath", möchte ich Martin an meiner Seite haben<br />
...<br />
Das heißt, du wirst die Klassiker nicht spielen?<br />
Mit Sicherheit nicht! Wenn die Leute beide Alben gehört<br />
haben, werden sie die Halle fluchtartig verlassen (lacht). Ich<br />
gehe<br />
davon aus, dass viele diese Songs schon so oft live<br />
erlebt haben, dass ich sie auch nicht als Zugabe bringen<br />
muss. Sie würden<br />
einfach nicht in den Kontext passen.<br />
Auf TAAB 2 lotest du aus, was aus dem Protago-<br />
nisten Gerald<br />
Bos<strong>to</strong>ck hätte werden können – dafür<br />
bist du in<br />
deine eigene Jugend eingetaucht ...<br />
Ja, aber das macht nur 10 bis 20 Prozent aus.<br />
Der Rest ist Vorstellungskraft und Fantasie.<br />
Das Album klingt wie deine Stellungnah-<br />
me zum Zustand der Welt, etwa der Song<br />
"Banker Bets, Banker Wins" ...<br />
Durchaus. Als ich den Song über die Finanzkrise<br />
schrieb, dachte ich, er würde bei<br />
seiner Veröffentlichung überholt sein, aber<br />
die Realität hat mich widerlegt. In den letzten<br />
40 Jahren hat sich so viel verändert: Unserer Wirt-<br />
schaft fehlt es an Moral, Verantwortungsgefühl,<br />
stattdessen dominiert Gier. Das gefährdet unsere<br />
Demokratien, auch wegen der Steuerungerech-<br />
tigkeit:<br />
Einige wenige werden immer reicher und<br />
zahlen<br />
immer weniger Steuern, die Menschen<br />
mit mittleren Einkommen müssen immer mehr<br />
abdrücken, und es gibt immer mehr Arme. Da-<br />
rauf<br />
will ich mit der neuen Platte auch hinweisen,<br />
den einen oder anderen Denkans<strong>to</strong>ß liefern – vor<br />
allem lem für jüngere Menschen, damit sie sich Gedan-<br />
ken über die<br />
Entwicklung in den nächsten 40 Jahren<br />
machen.<br />
Die neue CD kommt jetzt heraus – wann<br />
gibt es die Jubiläumsedition dazu?<br />
Nach derzeitigem Stand wohl im September.<br />
1982/2012: DAS ROCKPALAST-JUBILÄUM<br />
SAMSTAG 01. SEPTEMBER 2012<br />
HUBERT von GOISERN+STOPPOK
Neue Lust –<br />
live im Studio<br />
Die Ursprünge von Rockhaus reichen zurück bis 1978,<br />
die Band veröffentlichte 1983 ihr Debüt BONBONS<br />
UND SCHOKOLADE. Dann etablierte sich die Band hinter<br />
damals angesagten DDR-Größen wie den Puhdys,<br />
Lift oder Karat schnell als der Act, der mit am dichtesten<br />
am Lebensgefühl der Jugend dran war. Mit<br />
I.L.D. durfte die Truppe 1988 auch in den Westen, sie<br />
veröffentlichte nach dem Mauerfall noch zwei Alben,<br />
ehe sie sich 1998 aufl öste. 2009 reformierte sich<br />
die Band zum 30-Jährigen mit Mike Kilian (voc, g),<br />
Reinhard „Reini" Petereit (p, g), Michael „HeinzAngel"<br />
Haberstroh (dr), Carsten „Beathoven" Mohren (keys)<br />
und Reinhardt Repke (b). Nach dem im selben Jahr<br />
entstandenen Studio-Album POSITIV sind Rockhaus<br />
mit TREIBSTOFF nun wieder da. <strong>GoodTimes</strong> befragte<br />
Frontmann Mike Kilian.<br />
Spielt das Ost-West-<br />
Thema eigentlich immer<br />
noch eine Rolle?<br />
Von uns aus natürlich nicht, aber in<br />
Zeitungen kommt es immer wieder<br />
mal vor – da steht manchmal noch<br />
in Klammern „Band aus der ehemaligen<br />
DDR". Das hat man selbst<br />
bei City gesehen, die den Sprung<br />
ja ganz gut geschafft haben. Bei<br />
Anna Loos sagt keiner was, doch<br />
bei den Jungs von Silly steht meistens<br />
„ehemals" dabei. Irgendwie<br />
könnte da nach 20 Jahren allmählich<br />
mal der Deckel drüber.<br />
Die Gigs eurer Tour<br />
finden aber alle im<br />
Osten statt ...<br />
Mike Kilian<br />
Genau. Wir könnten aber genauso<br />
einen Gig in Hamburg spielen, denn es sind<br />
ja auch viele ausgewandert. Und darunter sind<br />
sicherlich ein paar, die sich für die Musik interessieren.<br />
Das würde sich für uns finanziell aber<br />
nicht lohnen, auch nicht für den Veranstalter. Hier<br />
im Osten sind wir zum Glück bekannt, da wissen<br />
wir und der Veranstalter, dass der Laden voll wird.<br />
Wenn wir es wie Silly mal schaffen würden, im<br />
Radio gespielt zu werden, würde sich das Blatt von<br />
heute auf morgen wenden, aber jetzt gehen wir<br />
auf Nummer sicher.<br />
Welche Intention steckt hinter<br />
dem Albumtitel TREIBSTOFF?<br />
Es hat uns getrieben, ein Album zu machen. Es ist<br />
dann wie immer hektisch, da prallen Emotionen<br />
aufeinander. Wir hatten das erste Mal wieder einen<br />
Produzenten, was wir sehr gut fanden. Als Musiker<br />
schwimmst du im eigenen Saft, willst deine<br />
Gitarre oder dein Schlagzeug vorn hören – und<br />
ein Produzent sieht das ja aus einer ganz anderen<br />
Richtung. Es war für uns auch TREIBSTOFF, dass<br />
wir mit Rainer Oleak jemanden hatten, bei dem<br />
wir uns fallen<br />
lassen konnten.<br />
Er brachte nicht<br />
nur bei den<br />
Sounds <strong>to</strong>lle Ideen ein – er machte uns auch Mut,<br />
Texte zu schreiben, die nicht so larifari waren. Er<br />
sagte, Jungs, Ihr seid nicht mehr 17 oder 27, sondern<br />
ihr könnt aus dem ganzen Leben schöpfen!'<br />
'<br />
Als roter Faden ziehen sich die<br />
Themen Miteinander, wie lebe ich<br />
mein Leben, die<br />
Sinnfrage durch<br />
die Songs ...<br />
Ja, denn wir müssen alle<br />
miteinander klarkommen.<br />
Manchmal macht man<br />
sich das Leben gegenseitig<br />
schwer, gerade hier in<br />
Deutschland. Ein paar Sachen<br />
sind natürlich auch<br />
dabei, die sich um die<br />
Zukunft drehen. Wir haben<br />
Kinder – was hinterlassen<br />
wir ihnen?<br />
Wir hoffen, dass<br />
wir es nicht zu<br />
plakativ gemacht<br />
haben, denn ich<br />
finde es immer<br />
blöd, wenn man mit dem Zeigefinger<br />
kommt. Wir wollten einfach Gedanken<br />
rauslassen, die uns gerade umtreiben.<br />
Beathoven<br />
„HeinzAngel"<br />
Ihr seid auch neben<br />
Rockhaus gut<br />
beschäftigt ...<br />
Ja, und alles hat zum Glück mit Musik zu tun. Wir<br />
hatten uns zehn Jahre getrennt, weil irgendwie die<br />
Luft raus war, wie oft in einer alten Ehe. Jeder ist<br />
Reinhard Petereit<br />
Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
seine eigenen Wege e gegangen. Ich habe bei einem<br />
<strong>Music</strong>al mitgemacht, mit Orchester gesungen,<br />
Soloplatten eingespielt. Max hat seinen Club der<br />
<strong>to</strong>ten Dichter, mit dem er ziemlich erfolgreich ist.<br />
Dann kam vor ein paar Jahren das Angebot von<br />
den Prinzen, die uns bei einer Tour unbedingt als<br />
Anheizer haben wollten. Daraus entstand die Lust,<br />
wieder was zu machen. So kam es zu POSITIV, das<br />
auch recht erfolgreich war.<br />
Reinhardt Repke<br />
Ihr spielt heute<br />
rockigen<br />
Pop oder Popangehauchten<br />
Rock – wie<br />
entstehen die<br />
Songs?<br />
Meistens ist zuerst die<br />
Musik da. Wir schicken<br />
die Songs hin<br />
und her, es wird eine<br />
erste Vorauswahl getroffen,<br />
was gefällt<br />
und was nicht. Dann<br />
fange ich an, Texte<br />
zu schreiben. Und anschließend<br />
erarbeitet man<br />
sich die Songs praktisch<br />
im Studio – wir haben<br />
auch live im Studio aufgenommen,<br />
nur den Gesang<br />
und ein paar andere Overdubs<br />
nachträglich draufgesetzt.<br />
Du bist auch<br />
akustisch mit Christian Sorge<br />
aktiv, mit dem du bei Final Stap<br />
und der S<strong>to</strong>nes-Cover-Band<br />
Starfucker spielst – ist das<br />
Kontrastprogramm?<br />
Ja, durchaus. Starfucker machen wir schon<br />
über zwölf Jahre und sind ziemlich erfolgreich<br />
in ganz Deutschland (lacht). Dann kommt natürlich<br />
irgendwann die Frage: '<br />
Will ich mein<br />
ganzes Leben lang eine Cover-Band machen?'<br />
Ich habe drei Soloplatten veröffentlicht, bin<br />
mit meiner eigenen Band ge<strong>to</strong>urt, aber irgendwann<br />
stand die Akustikidee im Raum.<br />
Die ist natürlich nicht neu, aber als Musiker<br />
reizt es halt, deine Songs ganz nackt nur mit zwei<br />
Akustikgitarren zu spielen, ganz intim.<br />
Philipp Roser<br />
© Promofo<strong>to</strong>s
PRÄSENTIEREN<br />
beat beat beat<br />
The Last Cut<br />
Racey Christie The Searchers The Manfreds<br />
*Waldstraße 312, 63071 Offenbach<br />
Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 18.00 Uhr<br />
Ermäßigter Eintrittspreis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser 26,– E<br />
(einschl. Versandkosten). Abendkasse: 34,– E<br />
Die Stadthalle Offenbach ist seit Mitte der 60er Jahre Kultstätte lege<br />
ndärer Konzerte.<br />
Fast alle Aufzeichnungen der Fernsehsendung beat beat beat fanden dort statt.<br />
Nach den großen Erfolgen in den vergangenen Jahren fol gt am 6. Okt<br />
ober 2012 die 7. Auflage von beat beat beat.<br />
Alle Bands haben jede Menge Hits im Gepä ck und werden si cher für eine Superstimmung sorgen. In den Pausen können Sie<br />
über<br />
Großl<br />
einw<br />
nwand die interessante<br />
sten<br />
Ausschnit<br />
ittete von<br />
den<br />
beat be at beat-<br />
Se ndun<br />
ungen des HR Ferns<br />
ehen<br />
ens aus den<br />
Swinging Sixties sehen. Außerdem findet im Foyer der Stadthalle wieder ein Schallplattenmarkt statt, wo für Sie die<br />
Möglichk<br />
eit besteht, Ihre Plattensammlung<br />
mit interessanten Rari täten zu ergänzen. An unserem Info-Sta nd werden Ihnen vi ele<br />
der Künstler<br />
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von 26,– E (einschl. Versandkoste n). Best ellungen: Telefon 07042/<br />
2/37660-160, email: goodti<br />
time s@ nikma.de<br />
*<br />
Moderation Werner Reinke
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Chef: Alexis Korner (1928–1984)<br />
rei Jahre, drei Alben, eine Band. Nicht<br />
ungewöhnlich. Und dennoch lief die<br />
ganze Chose völlig anders als gedacht.<br />
Noch heute sorgt für Stirntippen, was<br />
Steinreich-Produzent Mickie Most und der Arrangeur<br />
John Cameron 1969 da ausheckten – und allen<br />
Ernstes umsetzten: eine Bigband formieren (1970<br />
so out wie sonstwas); Chef: Alexis Korner (im UK<br />
zwar legendär, aber erfolglos); Sänger: bloß kein<br />
bekannter Brite oder Ami; ein Fuder Musiker: die<br />
besten Londoner Sessioncracks (sauteuer), knapp<br />
ein Dutzend von ihnen schon in den 1920er bzw.<br />
1930er Jahren<br />
geboren; Bandname:<br />
Collective<br />
Consciousness<br />
Society (holpriger<br />
ging's nicht,<br />
Merkfak<strong>to</strong>r null).<br />
Sollten da womöglich<br />
steuerliche<br />
Verluste<br />
gemacht werden<br />
...? Denn diese<br />
Schnapsidee<br />
MUSSTE<br />
doch<br />
in die Hose gehen<br />
und obendrein<br />
immense<br />
Kosten verursachen. Fehlte eigentlich nur noch Miss<br />
Marple als s(w)ingendes Go-Go-Girl.<br />
Progressive Rock mit Blues-Boom-Ausläufern dominierte<br />
in jenen Tagen. Keine Chance jedoch dafür<br />
bei Magier und Labelchef Most (seit 1969: RAK),<br />
der sich mit Korner und Cameron in Frankreich<br />
zu Vorbesprechungen traf. Es herrschte Einigkeit:<br />
„Blech satt", aber auf keinen Fall in<br />
schmeichelndem Glenn-Miller-Sound,<br />
stattdessen prägnantes, knackhartes<br />
Riffing, das in die Ohren fahren sollte<br />
– und das Ganze gern praktiziert an<br />
zu zerlegenden Cover-Versionen. Korner<br />
schlug als Sänger den Dänen Peter<br />
Thorup vor, mit dem er bei New Church<br />
gearbeitet hatte. Als nicht-tutende Instrumentalisten<br />
wurde das überragende<br />
A-plus-Team von Blue Mink ("Melting<br />
Pot") angeheuert, jeder<br />
für sich ein Prädikats-Player:<br />
Alan<br />
Parker (g), Herbie<br />
Flowers (b), Roger Coulam (org)<br />
sowie Barry Morgan (dr), kurz –<br />
das alle stilistischen Varianten<br />
beherrschende Nonplusultra der<br />
Londoner Sessionszene, mit blindem<br />
Verständnis untereinander.<br />
Auch fürs Gebläse durfte es vom<br />
Feinsten und Teuersten sein, u.a.<br />
Harry Beckett, Henry Low<strong>the</strong>r<br />
(tp), Danny Moss, Ronnie Ross<br />
(sax), Don Lusher (tb), Harold<br />
McNair, Ray Warleigh (fl), sämtlich<br />
Jazzer mit superbem Renommee.<br />
Und da alle Edel-Herrschaften<br />
auch weiterhin parallel ihren<br />
lukrativen Studioverpflichtungen<br />
nachgehen mussten, standen<br />
Vertretungen vergleichbaren Kalibers<br />
in Hinterhand: Über 20 (!)<br />
Asse gehörten schließlich dem erweiterten<br />
Kader an – wer gerade<br />
konnte, der kam und durfte.<br />
Most und Cameron gestatteten<br />
die ganz lange Leine, getreu dem<br />
Mot<strong>to</strong>: Hau rein, Kapelle! Die Über-Profis erschienen<br />
zur Schicht, suchten sich ihre Titel selbst aus<br />
und spielten sie mal eben ein. Egal, ob als Funken<br />
schlagende Gewitter oder als feingliedrige Gefühlsvariationen<br />
– alles live ohne Publikum, nachträgliche<br />
Korrekturen waren<br />
die Ausnahme. Und, LP-Hasser<br />
Most blieb sich treu, es begann<br />
mit einer Single: BigBand-<br />
HeavyRockBluesFunkFusion,<br />
Prima aus Dänemark:<br />
Peter Thorup (l.) mit Alexis Korner<br />
nur wer sollte das als 45er kaufen?!<br />
Doch es kam, wie es kommen<br />
musste: Ein rausgewuchtetes "Whole Lotta<br />
Love" – fast durchgehend instrumental – landete<br />
umgehend auf Platz 13 der UK-Charts, nichts war's<br />
mit (eventuell) angedachten Verlusten ...<br />
Der Spaß, Folge ungezwungener Arbeitsbedingungen,<br />
ließ sich nicht aufhalten: kein monatelanges<br />
Gefummel und Getüftel, stattdessen rein ins Studio,<br />
rauf aufs Band, Abgang zu den Kaltgetränken. Und:<br />
Material „satt"! Wegen des Hits und um nicht fürs<br />
Archiv arbeiten zu lassen, schickte Mickie Most –<br />
dann doch wieder ganz Geschäftsmann – ein Album<br />
ins Rennen: Die LP enthielt mit "Satisfaction",<br />
Jethro Tulls "Living In The Past", mit "Wade In The<br />
Water" und John Lee Hookers <strong>60s</strong>-Schlachtross<br />
"Boom Boom" weitere von John Cameron intelligent<br />
umarrangierte Cover-Versionen. Doch Most schien<br />
gleich dreifach im Recht: a)<br />
keine Chartnotierung für die<br />
LP, b) schon die nächste Single<br />
(nicht auf dem Album) traf<br />
wieder: "Walking" – von Chris<br />
Spedding und Sharks-Sänger<br />
Snips – kam sogar auf Rang 7<br />
Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
ein. Und c), sie wurde von<br />
Korners "Tap Turns On<br />
The Water" (wieder eine<br />
reine 17-cm-Produktion)<br />
im September 1971 mit<br />
Platz 5 sogar noch übertroffen!<br />
Im folgenden Februar<br />
gelang mit "Bro<strong>the</strong>r" (UK<br />
#25) ein weiterer Hit, als<br />
Appetitmacher für CCS II,<br />
Alan Parker (g)<br />
das im April ebenfalls<br />
in die Charts<br />
Bass-Genie: Herbie Flowers<br />
ging (UK #23) – u.a. mit Led Zeppelins<br />
(rhythmisch vertracktem)<br />
"Black Dog" und einem furiosen<br />
Rock'n'Roll-<br />
M e d l e y<br />
( C h u c k<br />
Berry/Little<br />
Richard).<br />
Doch es wurde<br />
zunehmend<br />
schwieriger,<br />
die mit<br />
Studio-Jobs<br />
massiv<br />
beschäftigten<br />
Musiker zu<br />
versammeln.<br />
Noch zwei 45er (das Bergarbeiter-<br />
Traditional "Sixteen Tons" und<br />
"The Band Played The Boogie"/<br />
Barry Morgan (dr; 1944–2007)<br />
Dewey Redman; UK #36) sowie die LP THE BEST BAND IN THE LAND – u.a. mit<br />
Umarbeitungen von "Lola", "Shakin' All Over" und "Sunshine Of Your Love") –<br />
erschienen bis Sommer 1973. Dann ging nichts mehr in punc<strong>to</strong> Koordinierung.<br />
Als Mickie Most im April 1974 eine letzte Non-album-Single nachschob ("Hurricane<br />
Coming"/"Dragster"), waren CCS bereits seit Monaten Geschichte.<br />
Nur zweimal (1971/72) war es logistisch möglich gewesen, das XXL-Ensemble<br />
live vor Publikum zu präsentieren: Im Ronnie Scott's Club platzten Bühne (und<br />
Trommelfelle), als CCS einen Benefiz-Gig für ihren vers<strong>to</strong>rbenen Flötisten Harold<br />
McNair spielten; und ihr Konzert vom 9.12.1971 in der Londoner Royal<br />
Albert Hall gilt als eines der denkwürdigsten in den heiligen Wänden. Kein Ton<br />
dieser Shows ist je veröffentlicht worden – ein ebensolcher Jammer wie die<br />
(rechtliche?) Blockade der nie entstaubten „Live im Studio"-Aufnahmen von<br />
1972 für die BBC.<br />
McNair (1971), Korner (1984), Ross (1991), Lusher (2006), Barry Morgan und<br />
Peter Thorup (beide 2007), Moss (2008) und Beckett (2010) vom Stammpersonal<br />
sind <strong>to</strong>t, Mickie Most (2003) ebenfalls. Parker, Flowers und Coulam haben seitdem<br />
als Crew unzählige Sessions gespielt (u.a. Blue Mink, Ugly Custard, Rumplestiltskin,<br />
Hungry Wolf, Tim Rose, Congregation), Flowers' unverwechselbarer<br />
Blubber-Bass veredelte u.a. Lou Reeds "Walk On The Wild Side", Bowies "Space<br />
Oddity" und TOMORROW TODAY von Hardin & York; sie sind noch heute als Jazzer<br />
sporadisch aktiv. Und die Musik der sieben CCS-Singles und drei -Alben mit<br />
all ihrer Power, Verve, geballtem Können und damals vermeintlich unmoderner<br />
Umsetzung lebt weiter – vielleicht frischer und zeitgemäßer denn je.
LEONARD COHEN<br />
Alte Ideen –<br />
neue Aspekte<br />
Von Chris<strong>to</strong>f Graf<br />
Eins gleich vorweg: Das neue Studio-Album von Leonard Cohen – das erste seit acht<br />
Jahren – ist sein Meisterstück; eines für all jene, die anspruchsvolle Rockpoesie, kultivierten<br />
Sprechgesang und langsame Rhythmen zu schätzen wissen. Und wäre Leonard<br />
Cohen Bob Dylan, wäre OLD IDEAS wohl am besten mit TIME OUT OF MIND<br />
zu vergleichen. Aber der Kanadier ist "<br />
nur" Leonard Cohen, und darum steht die<br />
CD auch "<br />
nur" in der Tradition von TEN NEW SONGS (2001) und DEAR HEATHER<br />
(2004) – allerdings auf noch höherem Niveau und mit Hymnen im Stil von "Hallelujah"<br />
(hier: "Come Healing") und "First We Take Manhattan" (hier: "Different<br />
Sides" oder "Show Me The Place"). Das Zehn-Song-Album beginnt mit dem wie<br />
ein Selbstgespräch anmutenden "Going Home", wenn Cohen im Sprechgesang<br />
erzählt: "<br />
He's a sportsman and a shepard / He's a lazy bastard living in a suit."<br />
Auf die Frage, wer der "<br />
faule Bastard" aus dem Song ist, zeigt er beim ersten Pressegespräch<br />
für das Album in Paris auf sich selbst und spielt wohl auch auf seine<br />
langsame Arbeitsweise an: "<br />
Ich nage wie ein alter Hund an einem alten Knochen,<br />
bis ein Song fertig ist. Ich bin niemand, dem die Lieder aus der Hand fließen. Ich<br />
gehe nicht an ein musikalisches Buffet und bediene mich. Es ist harte Arbeit",<br />
sagt der Mann, der einst das Songschreiben mit dem<br />
Abbau von Rohdiamanten in einer tiefliegenden Mine<br />
verglich – und Bob Dylan darum beneidete, als der<br />
ihm gestand, Songs auf den Rückbänken von Taxis<br />
innerhalb von 15 Minuten geschrieben zu haben.<br />
Acht Jahre dauerte es, bis der einst fast ein Jahrzehnt<br />
in einem buddhistischen Zen-Kloster lebende<br />
Rockpoesie-Mönch neues Material unter seine<br />
Anhängerschaft brachte. Entstanden ist ein weiteres<br />
Vermächtnis von einem der letzten großen Singer/<br />
Songwriter neben Bob Dylan. So ganz neu ist nicht<br />
alles: "Lullaby" und "The Darkness"<br />
kennt man als Liveversionen<br />
von der Welt<strong>to</strong>urnee 2008–2010<br />
durch 247 ausverkaufte Arenen<br />
und Stadien auf vier Kontinenten.<br />
"The Darkness" ist dabei einer von<br />
drei Bluessongs ("Lullaby" ein anderer),<br />
und damit aus einem musikalischen<br />
Genre, das Cohen bisher<br />
nahezu unberührt beließ: „Ich<br />
habe den Blues immer geliebt,<br />
insbesondere seine musikalische<br />
Konstruktion. Aber irgendwie hatte<br />
ich früher immer das Gefühl, dass<br />
ich nicht das Recht hatte, diese Art von Musik zu<br />
spielen. Doch in den letzten Jahren fühlte ich mich<br />
plötzlich freier und spürte die Erlaubnis, Bluessongs<br />
zu schreiben."<br />
Ein Glück, dass er zu dieser Erkenntnis kam! Cohen<br />
und der Blues könnten ein völlig neues Kapitel<br />
seines Gesamtwerks werden. „Ich ruhe in mir selbst.<br />
Als ich die Welt<strong>to</strong>urnee im Dezember 2010 beendete,<br />
kam ich mir nicht vor, als könnte ich jetzt aufhören,<br />
also ging ich nach Hause und arbeitete an meinen<br />
,alten Ideen'", erzählt Cohen im Gespräch. Auch wenn<br />
Fo<strong>to</strong>: © H. Henning<br />
Leonard Cohen<br />
live 2010 auf<br />
seiner Welt<strong>to</strong>urnee<br />
in Stuttgart.<br />
die Inhalte seiner Songs sich<br />
nach wie vor mit Themen<br />
wie Liebe, Leiden, Religion und Tod beschäftigen,<br />
lassen sie doch neue Aspekte erkennen.<br />
Nicht mehr alles ist so<br />
Cohen 1972<br />
dunkel und mörderisch wie vor<br />
rund 20 Jahren. „Ich lerne ständig<br />
dazu", sagt Cohen. „Man ist nie<br />
wirklich frei von einer gewissen<br />
Dummheit. Ich habe mal gelesen,<br />
dass man mit<br />
zunehmendem<br />
Alter<br />
immer<br />
mehr<br />
Gehirnzellen<br />
verliert.<br />
Vielleicht ist das<br />
der Weg, weise<br />
zu werden, indem<br />
man sich von<br />
den überflüssigen Zellen trennt.<br />
In diesem Sinn lerne ich ständig<br />
dazu." In "Come Healing" zum<br />
Beispiel geht es um die Erkenntnis,<br />
sich befreien zu müsssen. Cohen<br />
weiß nicht, wovon oder von wem,<br />
aber ohne Befreiung geht es nicht.<br />
Vielleicht ist es das, was viele seiner<br />
Songs und Texte ausmacht: Es<br />
ist nicht das Konkrete, sondern das<br />
Leonard Cohen 2012 bei der<br />
Pressekonferenz in Paris.<br />
Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Fo<strong>to</strong>: © Prof. Dr. Chris<strong>to</strong>f Graf<br />
Bildreiche,<br />
das das subjektive Interpretieren<br />
angenehm und<br />
nachvollziehbar macht.<br />
Das Neue an den alten<br />
Ideen ist die Herange-<br />
hensweise: Egal, ob bei etwas unauffälligeren Sprechgesängen<br />
wie zum Beispiel "Amen" oder bei spanisch<br />
anmutendem Flamenco ("Crazy To Love You"): Cohen<br />
wirkt in seinem Songwriting perfekt, die Songs<br />
sind ausgefeilt, nie überarrangiert, eher akzentuiert<br />
und spartanisch angenehm. Mit dabei sind seine Engelsstimmen<br />
von der Welt<strong>to</strong>urnee: The Webb Sisters<br />
und natürlich Sharon Robinson.<br />
Und auch Jennifer Warnes, seine<br />
einstige Wegbegleiterin in den<br />
70ern/80ern ist wieder zu hören.<br />
Nie war es schöner, Leiden zu<br />
lauschen, als bei Leonard Cohen.<br />
Im Zen-Kloster nannten sie ihn<br />
„Jikan", der Stille. Nie war Stille<br />
lauter als auf diesem grandiosen<br />
Album, das eher „Neue Aspekte"<br />
statt „Alte Ideen" heißen sollte.<br />
Auch wenn er beteuert, dass er<br />
nur ein fauler Bastard in einem<br />
Anzug ist – dieser Anzug passt,<br />
lässt ihn gut aussehen. Und der<br />
„Tower Of Song", den er einst erbaute,<br />
wirkt einmal mehr als ein<br />
wunderschönes Schloss.<br />
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" Der weiße<br />
Otis Redding"<br />
So charakterisierte ihn der legendäre Atlantic-Produzent<br />
Jerry Wexler, und wohl jeder, der diese Stimme auch<br />
nur einmal gehört hat, unterschreibt – mit offenem<br />
Mund. Eddie Hin<strong>to</strong>n aus Florida steht auf der imaginären Liste<br />
tragischer Musikerschicksale mit in der Spitzengruppe:<br />
(von Kennern und Könnern) gelobt ohne Ende, abgestürzt wie<br />
kaum ein anderer. Ein Trost immerhin, dass so viel Gutes<br />
erhalten geblieben ist, auch wenn es noch immer zur Entdeckung<br />
vor sich hinschlummert.<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
(b), Paul Hornsby<br />
(p, org) und Johnny<br />
Gitarrist mit pechschwarzer Stimme – Eddie Hin<strong>to</strong>n<br />
Sandlin (dr) zu<br />
einer späten Besetzung<br />
Und DAS soll DER gesungen haben?! Blödes<br />
Schubladen/Imagedenken. Doch es fällt tatsächlich<br />
nicht leicht, au<strong>to</strong>matisch an eine Verbindung<br />
zwischen dem leicht pummelig-grobschlächtigen<br />
Antlitz von Edward Craig<br />
von The Minutes: Ihnen bekam die<br />
komplizierte Umbenennung in The 5 Me n-<br />
its kaum – Musik auf dem Label R And H<br />
Records (nach Rick Hall, Besitzer der Fame<br />
Studios/Muscle<br />
Eddie" Hin<strong>to</strong>n und diesen<br />
dunkelschwarzen,<br />
nicht über die<br />
Shoals)<br />
kam<br />
"<br />
inbrünstig geröhrten<br />
Landesgrenzen<br />
Soul-Demonstrationen zu<br />
hinaus.<br />
glauben – eine Verbindung,<br />
die auch nicht sofort<br />
Als die Men-<br />
an die Öffentlichkeit<br />
its und The<br />
geriet: Denn dieses Vokaljuwel<br />
Allman<br />
Joys<br />
hielt zu Beginn sei-<br />
aus Florida zu<br />
ner Musikerkarriere ganz<br />
Hourglass<br />
fusionierten,<br />
einfach den Mund.<br />
stieg<br />
Eddie<br />
Hin<strong>to</strong>n<br />
Geboren am 15.6.1944<br />
aus, lehnte bald<br />
in Jacksonville, wuchs<br />
darauf ein Angebot<br />
Hin<strong>to</strong>n nach Scheidung<br />
der Allman<br />
der Eltern in Tuscaloosa,<br />
Bro<strong>the</strong>rs<br />
Band<br />
Alabama, auf. Er spielte<br />
Gitarre und Drums – sein<br />
ab und verdingte<br />
sich als Sessionmusiker<br />
Jugendidol war Ricky<br />
in Muscle Shoals.<br />
Nelson. Nach lokalen<br />
Hier spielte er sich in die<br />
Aufwärmübungen mit<br />
1966: Eddie (l.) mit The Minutes<br />
ultimative Spitzenklasse<br />
The Spooks ab 1961 stieg<br />
der Junior 1966 erstmals in eine Band ein, die<br />
über reines Hobbygeschrammel hinaus auch ans<br />
Geldverdienen dachte. Hin<strong>to</strong>n schmiss die Uni in<br />
Huntsville und gehörte neben Mabron McKinney<br />
der Studiojobber: im<br />
Team mit Assen wie Jimmy Johnson, Pete Carr<br />
(g), David Hood (b), Roger Hawkins (dr), Barry<br />
Beckett, Donnie Fritts (keys) und Produzenten/<br />
Schreibern wie Dan Penn/Spooner Oldham/Rick<br />
Hall. Oder Hin<strong>to</strong>n wurde als<br />
Solist gebucht: u.a. für Aretha<br />
Franklin, Cher und Laura Nyro,<br />
für Wilson Pickett, Percy<br />
Sledge, Don<br />
Covay, Joe<br />
Tex, Arthur<br />
Alexander, für<br />
Elvis Presley,<br />
Ry<br />
Cooder, Don<br />
Nix, Boz Scaggs,<br />
die Liste ist<br />
lang, das Beste<br />
vom Besten.<br />
Gefragt, nie<br />
belohnt: Eddie<br />
Während vieler Soulsessions<br />
(Atlantic-Producer Jerry Wexler<br />
schwor auf den Gitarristen Hin<strong>to</strong>n)<br />
kam es eher zufällig zum Outing".<br />
Als Eddie, der Mietgitarrist,<br />
dann und wann eher beiläufig<br />
mitsang, trauten Anwesende ihren<br />
Ohren nicht: Was da aus dem<br />
Hals des blonden Bleichgesichts<br />
kam, tangierte<br />
e<br />
" die<br />
Kopfschüttelmarke<br />
– pechschwarz,<br />
au<strong>the</strong>ntisch,<br />
umwerfend. Dass der<br />
Mann schon die halbe<br />
Black-Innung sowie<br />
Dusty Springfield<br />
Mr. Hin<strong>to</strong>n, leicht "<br />
außer Form"<br />
Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
("Breakfast In Bed"), die Box Tops<br />
("Choo-Choo Train"), Tony Joe<br />
White ("Three Hundred Pounds Of<br />
Hongry") und andere mit eigenen<br />
Songs versorgte, war bekannt – und<br />
nun auch noch das!<br />
Zehn Jahre nach seinem Muscle-<br />
Shoals-Eintritt (das COLEMAN-HINTON<br />
PROJECT mit dem Gitarristen Jim Coleman<br />
von 1971 blieb unveröffentlicht)<br />
war es soweit, Hin<strong>to</strong>ns Solodebüt konnte<br />
1978 erscheinen: VERY EXTREMELY<br />
DANGEROUS, ein Soul-Bonbon auf Capricorn<br />
Records, wenn – ja, wenn das<br />
Renommierlabel nicht kurz darauf den<br />
Abgang gemacht hätte. Kein Mensch<br />
erinnerte sich mehr an das quasi<br />
unbeworben abgesoffene Album.<br />
Hin<strong>to</strong>n, angefressen, nahm Neues<br />
auf, das in den frühen Achtzigern<br />
aber niemanden interessierte. In<br />
Macon, Georgia, formierte der Anund<br />
Abgeschmierte die Band Rockin'<br />
Horses – nichts. Absturz brutal.<br />
Der allseits Verschmähte lebte<br />
völlig versifft in der Gosse; wo die evielen<br />
Songtantiemen geblieben waren, kann man<br />
sich nur vorstellen – Beschiss und/oder Betäubung<br />
...<br />
Der Musiker und Uni-Kumpel John D.<br />
Wyker (Ex-Sailcat) zog Hin<strong>to</strong>n, von Ehefrau<br />
Sandra 1982 geschieden, im Sommer<br />
1984 aus dem Dreck: "<br />
Es war furchtbar.<br />
Er<br />
stank, und in seinem<br />
langen Haarfilz nisteten<br />
schon Fruchtfliegen."<br />
Mit Wykers Hilfe kam<br />
1986 LETTERS FROM<br />
MISSISSIPPI (Rounder)<br />
auf den Markt, das die<br />
Initialen EH im<br />
Gedächtnis<br />
reanimierte –<br />
mit Eddie in<br />
bester Form.<br />
Anfang der 90er<br />
zog er nach Birmingham,<br />
Alabama,<br />
zu seiner<br />
Mutter Deanie. e.<br />
Das Bullseye-Label zeigte Interesse<br />
und veröffentlichte<br />
1991 und 1993 die CD-Alben<br />
CRY AND MOAN und VERY<br />
BLUE HIGHWAY: Hin<strong>to</strong>n hat-<br />
te nach wie vor nichts von<br />
seiner<br />
Soul-Blues-Attitüde<br />
eingebüßt, dennoch blieben<br />
die Scheiben – wie alles<br />
zuvor – nicht leicht<br />
vermittelbar.<br />
Und:<br />
Die Horrorjahre auf<br />
der Straße hatten<br />
Hin<strong>to</strong>ns<br />
Konstitution<br />
angegriffen.<br />
Während eines Besuchs<br />
bei seiner<br />
Mutter erlitt Eddie<br />
Hin<strong>to</strong>n am<br />
28.7.1995<br />
einen Herzinfarkt<br />
und<br />
starb.<br />
Posthum<br />
erschien<br />
1999 HARD<br />
LUCK GUY, kompiliert<br />
aus erstklassigen ssige<br />
Überbleibseln aus vergangenen Sessions.<br />
Sie sind genauso noch erhältlich wie alle<br />
anderen veröffentlichten Alben, das UK-<br />
Label Zane Records konserviert damit die<br />
Erinnerung an Eddie Hin<strong>to</strong>n. Die Firma<br />
hat 2004/05 mit DEAR Y'ALL, PLAYIN'<br />
AROUND und BEAUTIFUL DREAM<br />
auf drei Einzeldiscs (u.a. mit Muscle-Shoals-Assen)<br />
außerdem weitere<br />
56 Archivschätze aus dem Fundus<br />
des gescheiterten Klassemusikers<br />
gehoben; Raven Records fertigte<br />
2005 die Compilation A MIGHTY<br />
FIELD OF VISION mit Songs von<br />
1969–1993. Mehr noch: 2007<br />
spielte der Ex-Wet-Willie-Frontmann<br />
Jimmy Hall die exzellente<br />
Hin<strong>to</strong>n-Tribute-CD BUILD YOUR<br />
OWN FIRE ein (Zoho); und sogar<br />
Nachgewachsene wie die Drive-By<br />
Truckers und Greg Dulli (Ex-Afghan<br />
Wigs) wiesen schon auf den Souler<br />
aus dem Süden hin: 2009 veröffentlichten<br />
sie Singles (Shake It Records)<br />
nur mit seinen Kompositionen.<br />
Ab 17. Februar 2012 erhältlich<br />
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Neue CD:<br />
Schuld war nur<br />
der Eyjafalla ...<br />
Rod Stewart hat's gleich mehrfach h getan, Bob<br />
Dylan ebenfalls mit seiner 2009er Weihnachtsplatte<br />
– und jetzt Paul McCartney. Der Ex-Beatle<br />
hat sich für sein aktuelles Album KISSES ON THE<br />
BOTTOM im "<br />
Great American Songbook" bedient<br />
und Vorlagen aus dem Jazz- und Vaudeville-Katalog<br />
der 40er und 50er Jahre in unverkennbarer<br />
Manier neu interpretiert.<br />
Von Philipp Roser<br />
Jedes neue Album von Paul McCartney<br />
ist ein Ereignis als solches, die tungshaltung ist stets groß: Was hat er,<br />
der schon unzählige Klassiker kre-<br />
iert hat, sich diesmal für KISSES ON THE<br />
Erwar-<br />
BOTTOM ausgedacht? Welche unvergesslichen<br />
Melodien werden dabei sein?<br />
Dass sein Ideenfundus noch immer immens<br />
ist, hat „Macca" mehr als einmal<br />
bewiesen – als Folge seiner Arbeitsweise,<br />
die er u.a. schon im Mai 1989<br />
dem Au<strong>to</strong>r in Köln so beschrieb:<br />
„Ich liebe es, Musik zu machen!<br />
Immer wieder, wenn ich mehrere<br />
Monate lang nichts geschrieben habe,<br />
fühle ich das Bedürfnis, das zu tun ... Es<br />
macht mir einfach Spaß. Also schreibe<br />
ich ein paar Songs, und dann gehe ich<br />
ins Studio, und plötzlich habe ich ein<br />
Album. Das gehört offenbar einfach<br />
zu meinem Leben." So Paul McCartney<br />
damals, und diese Feststellung<br />
würde er gewiss auch heute noch<br />
unterschreiben. Und dann n das: Der<br />
Kreativquell ohne Grenzen n hat für<br />
KISSES ON THE BOTTOM lediglich<br />
zwei Eigenkompositionen<br />
beigesteuert und sich ansonsten<br />
aus vorliegenden Schätzen anderer<br />
Songschreiber bedient! ent!<br />
Januar 2012: In Suite der<br />
eines Londoner Nobelhotels<br />
drängt sich ein halbes zend Journalisten, um von<br />
McCartney Neues über<br />
Dut-<br />
seine aktuelle CD zu<br />
erfahren. Der bald<br />
70-Jährige schwelgt<br />
zunächst mal in Erinnerungen<br />
an seine Kindheit und Jugend.<br />
Seine Eltern hörten Jazz, Vater<br />
Jim spielte Klavier und Trom-<br />
pete (wie der Filius auch ein<br />
Jahr lang), führte in jun-<br />
gen Jahren seine ei-<br />
gene Band – und weigerte sich,<br />
dem Junior etwas beizubringen, weil<br />
er sich selbst nur für einen Ama-<br />
teur hielt. Paul: „Der Höhepunkt<br />
der Hauskonzerte war traditionell<br />
die Neujahrsparty der McCartneys ...<br />
alle Frauen saßen um Dad herum,<br />
schlürften Rum mit schwarzem Jo-<br />
hannisbeersaft, und spätestens nach<br />
einer halben Stunde sangen alle mit", er-<br />
zählte der Ex-Beatle jüngst der „Zeit".<br />
S<strong>to</strong>lz ist der Sänger und Multi-In-<br />
strumentalist bis heute darauf, sich al-<br />
les selbst beigebracht zu haben. Drei<br />
Versuche, Musikunterricht zu nehmen,<br />
scheiterten: erstmals als Kind bei einer al-<br />
ten Klavierlehrerin, dann mit 16 bei einem<br />
jüngeren Lehrer, der aber traditionell un-<br />
terrichtete. Schließlich mit 21, als er schon<br />
mit den Beatles losgelegt hatte, unter An-<br />
leitung an der renommierten Londoner Guil-<br />
dhall School Of <strong>Music</strong> – wieder funktionierte<br />
es nicht. Was ihn Jahrzehnte später aber nicht<br />
davon abhielt, sich neben Pop<br />
und Rock auch<br />
mehrfach als Komponist eher klassischer Musik<br />
zu versuchen (u.a. ECCE COR<br />
MEUM, 2006).<br />
Und um Jungmusikern selbst erlebte Probleme<br />
zu ersparen, brachte er 1996 das Liverpool In-<br />
stitute For Performing Arts als Ausbildungs-<br />
stätte für den Nachwuchs in seiner Heimatstadt<br />
auf den Weg.<br />
Und wie kam es nun zu<br />
einem Projekt wie KISSES ON<br />
THE BOTTOM? Initialzündung<br />
dafür war indirekt der Vulkan<br />
Eyjafalla auf Island. Als die von<br />
ihm<br />
ausges<strong>to</strong>ßene Aschewolke<br />
2010 weltweit den Flugverkehr<br />
lahmlegte, war Sir Paul gerade in<br />
New York; er musste seinen Aufenthalt unfreiwillig<br />
verlängern und saß im Carlyle Hotel fest. Die Wartezeit<br />
verkürzte er sich mehrfach durch Besuche in<br />
der Bemelmans Bar, der Jazz-Lounge des Carlyle.<br />
Dort lauschte er dem Trio des Pianisten und Sängers<br />
Los<strong>to</strong>n Harris – und stieg nach Angaben des<br />
Harris-Gitarristen Ron Affif sogar einmal mit ein, als<br />
die drei Ray Nobles Standard "The Very Thought Of<br />
You" von 1934 anstimmten. Dabei, so verrät Mc-<br />
Cartney jetzt, habe sich bereits in seinem Hinterkopf<br />
die Idee für das neue Album eingenistet, bis es<br />
knapp zwei Jahre später Gestalt annahm. Ironie des<br />
Schicksals: Vor nunmehr bald 50 Jahren war er es,<br />
der mit den Beatles die altgedienten Komponisten<br />
außer Diensten stellte, als die Fab Four aus Liverpool<br />
die Musikwelt in Aufruhr versetzten.<br />
Der Spaß an der Musik treibt Paul McCartney immer<br />
noch ins Studio und auf die Bühne, auch wenn<br />
er längst das Rentenalter überschritten hat. Getragen<br />
von einer Top-Band, deren Mitglieder geradezu von<br />
ihm schwärmen. „Er ist ein großartiger, großzügiger<br />
Chef und Mensch, sehr freundlich und umgänglich –<br />
wir sind schon eine große Familie", schwärmte sein<br />
langjähriger Gitarrist Rusty Anderson erst Ende letzten<br />
Jahres im <strong>GoodTimes</strong>-Interview. Auch 2012 ist<br />
McCartney wieder live unterwegs, mehrere Europa-<br />
Konzerte sind für März gebucht. Wann der nächste<br />
Auftritt in Deutschland folgt, war zum Zeitpunkt<br />
des Redaktionsschlusses allerdings noch offen.<br />
(CD-Besprechung: siehe Seite 34)<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Universal <strong>Music</strong><br />
Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
12.05.2012 Ralswiek | Naturbühne<br />
18.05.2012 Bad Segeberg | Freilichtbühne<br />
19.05.2012 Oberhof | DKB Ski-Arena
Für immer<br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
unangepasst<br />
Deutsch-Punk der ersten Stunde, stilprägend, außergewöhnlich.<br />
Und doch: Der große Erfolg – wie zum Beispiel der von den Toten<br />
Hosen oder den Ärzten – blieb der Hamburger Band Abwärts immer<br />
versagt. Grund dafür dürfte weniger die musikalische Reise<br />
zwischen Dark Wave, Punk und Heavy Metal gewesen sein. Schwerer<br />
wog Frank Ziegerts Nonkonformismus. Erwartungshaltungen erfüllte<br />
der Gitarrist, Sänger und Kopf der Band nie.<br />
Das aktuelle Album EUROPA SAFE spricht da<br />
einmal mehr Bände. Der Titelsong befasst sich<br />
mit der Zuwanderung in die westeuropäischen Wohlstandsstaaten.<br />
Eigentlich ein gefundenes Fressen für<br />
eine Punkband, um ein unmissverständliches Statement<br />
vom Stapel zu lassen. Nicht so Abwärts. Bei<br />
denen weiß man wieder einmal<br />
nicht, wie „Die Grenzen sichern<br />
von Europa" gemeint ist. „Es<br />
ist das Haupt<strong>the</strong>ma der Neuzeit",<br />
benennt Frank Ziegert den<br />
Grund, weshalb er das Stück – mit<br />
völlig veränderter Melodie und<br />
modifiziertem Text – nach 1994<br />
jetzt noch einmal aufgenommen<br />
hat. „Am schlimmsten ist der Exodus<br />
aus Nordafrika. Die Staaten dort waren schon<br />
immer der Arsch der Welt. Ganz Westeuropa bekommt<br />
das zu spüren." Paris und London seien tickende Zeitbomben,<br />
bis es in Berlin knallt, halte er nur noch für<br />
eine Frage der Zeit. Sämtliche Abschottungsversuche<br />
liefen ins Leere, meint Ziegert. „Wir müssen diese Länder<br />
auf eigene ökonomische Füße stellen, statt durch<br />
Globalisierungsmechanismen dort eine Verelendung<br />
zu produzieren. Aber vermutlich ist es für eine Umkehr<br />
der Entwicklung eh schon zu spät."<br />
Ein schwergewichtiges Thema. Und es passt zu<br />
Abwärts, dass sich zum Titelsong mal eben drei freche<br />
Fußballhymnen gesellen. „Ich wollte dazu eigentlich<br />
ein Konzeptalbum machen", erzählt Komponist und<br />
Texter Ziegert. „In Kneipen werden dermaßen viele<br />
Fußball-Phrasen gedroschen – ich hätte zu dem Thema<br />
zehn Texte schreiben können." Wie das aktuelle<br />
Album aussehen sollte, lag aber einmal mehr auch<br />
Abwärts neu (v.l.): Rodrigo González,<br />
Dog Kessler,Frank Ziegert,Stevie Rocket<br />
in der Hand von Ärzte-Bassist Rod Gonzáles, der seit<br />
ungefähr 2004 zur Band gehört. „Es war anfangs<br />
ziemlich witzig, bei Konzerten plötzlich junge Teenie-Mädchen<br />
in der ersten Reihe stehen zu haben",<br />
erinnert sich Frank Ziegert. „Aber das hat sich gegeben,<br />
denn der Gonzáles-Effekt war schnell<br />
abgenutzt. Erst recht, da Abwärts etwas ganz<br />
anderes sind als die Ärzte."<br />
Los ging es mit Abwärts 1979. Damals<br />
gehörte noch der nur wenig später zu den<br />
Einstürzenden Neubauten abwandernde FM<br />
Einheit dazu. Die EP "Computerstaat" (1980)<br />
setzte sich ein Jahr in den Indie-Charts fest,<br />
das Album AMOKOMA (1981) öffnete die Türen<br />
zu einem Deal mit<br />
Phonogram. Der erste<br />
Bruch nach dem Major-Album<br />
DER WES TEN IST EINSAM<br />
(1982) war unvermeidlich. Abwärts<br />
waren eine große Nummer,<br />
spielten im Vorprogramm<br />
von The Cure und hatten bei<br />
Headliner-Gigs als Support die<br />
Toten Hosen im Schlepptau.<br />
Trotzdem ging es 1984 nicht<br />
mehr weiter. „Wir rannten vor<br />
allem musikalisch auseinander",<br />
sagt Ziegert. Inklusive Egos und Drogen.<br />
Eine neue Mannschaft entstand 1987, ihr gehörte<br />
zwischenzeitlich auch wieder FM Einheit an.<br />
Von 1990 bis 1995 stand Jochen Hansen am Bass,<br />
der erst vor wenigen Wochen an Krebs verstarb. AB-<br />
WÄRTS (1988) markierte ein ruppiges Comeback,<br />
wogegen ICH SEH DIE SCHIFFE DEN FLUSS HERUN-<br />
TERFAHREN (1990) ein bedrohliches Dark-<br />
Wave-Monstrum wurde. "Grab dich selber<br />
ein" – gerade auf EUROPA SAFE wiederveröffentlicht<br />
–, "Aufruhr" und "Um in das Meer<br />
zu gehen" stehen für musikalische Vielfalt,<br />
textlich aber vor allem für bitterbösen Zynismus.<br />
Kommerziell konnten Abwärts nicht viel<br />
reißen, waren aber medial von Interesse. Nicht<br />
zuletzt, weil der „Playboy" unter Androhung<br />
einer Strafe von damals 250.000 Mark der<br />
Band die Verwendung des Totenkopf-Bunnys<br />
als Band-Logo untersagte. Ergebnis war die<br />
Entwicklung des Splatter-Hasen auf COMIC-<br />
Abwärts am Anfang:<br />
Was kostet die Welt?<br />
Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
KRIEG (1991). Es begann ein wildes Label-Hopping.<br />
Von Virgin ging es zu Sony, danach erschien bei<br />
der EMI das vom Metallica-Produzenten Flemming<br />
Rasmussen betreute HERZLICH WILLKOMMEN IM<br />
IRRENHAUS (1993), das nicht nur mit schwermetallischen<br />
Klängen hervorstach, sondern mit "Hoffentlich<br />
ist es Be<strong>to</strong>n" einen der erschütterndsten<br />
deutschsprachigen Selbstmordsongs enthält. HURRA<br />
(1994) zog mit "Zonenzombie" erneut zwiespältige<br />
Reaktionen nach sich. Während das Label den<br />
Song als Single nicht zuließ, weil es einen Boykott<br />
der Radio sender fürchtete, konnten gerade Ostdeutsche<br />
über die bissige Abrechnung mit einem Teil ihrer<br />
Landsleute durchaus schmunzeln. Nachdem V8<br />
(1995) als 08/15-Punk-Platte<br />
etwas gedankenlos gewirkt<br />
hatte, trennten sich Abwärts<br />
abermals. „Es war ein wortloses<br />
Auseinandergehen", erinnert<br />
sich Frank Ziegert. „Vielleicht<br />
gingen wir uns auf die Eier."<br />
Das Feuer jedenfalls sei raus<br />
gewesen.<br />
Mittlerweile gibt es die drit-<br />
te<br />
Inkarnation von Abwärts.<br />
Frank Ziegert ist wie immer mit<br />
dabei, der schon erwähnte Rod<br />
Gonzáles sowie Björn Werra (b) und Martin Kessler<br />
(dr). Studio-Alben gab es bereits drei: NUPROP (2004),<br />
ROM (2007) und jetzt EUROPA SAFE. „Ich stehe wieder<br />
an einer Schwelle, an der ich nicht weiß, warum<br />
wir weitermachen sollten", sagt Ziegert. Das aktuelle<br />
Album hält er für sehr gut, es habe Power. Aber: „Es<br />
bewegt sich nichts." Kommerziell erfolgreich werde<br />
man heute als Band kaum noch. Da seien weniger<br />
die alten Haudegen zu bewundern, die immer noch<br />
durchhielten wie Abwärts. „Wir werden von vielen gecovert,<br />
häufig als Einfluss genannt. Das verleiht uns<br />
eine Art von Wichtigkeit." Hochachtung habe er eher<br />
vor den jungen Musikern. „Die haben doch alle überhaupt<br />
keine Chance", sagt er. „Sie stehen in Konkurrenz<br />
zu Millionen anderen. Die alten Mechanismen<br />
der Musikindustrie sind nicht mehr existent."<br />
Vielleicht ist Ziegert auch deshalb unter die Au<strong>to</strong>ren<br />
gegangen. Derzeit sucht er einen Verlag für seinen<br />
ersten Roman, der die Geschichte zweier Freunde<br />
von den ersten Anti-AKW-Demos bis heute erzählt.<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Von Philipp Roser<br />
Der freundliche Dikta<strong>to</strong>r<br />
Geboren Gb in Prag am 9.8.1967, 981967 über<br />
Österreich nach Frankfurt emigriert, Studium<br />
am renommierten G.I.T. (Gitarrenabteilung<br />
des <strong>Music</strong>ians Institute in<br />
Los Angeles), nach der Rückkehr nach<br />
Deutschland Studio-Jobs für Nena, Snap<br />
und viele andere. Nach dem Ambient-<br />
Techno-Projekt Earth Nation ab 1995 das<br />
eigene Bandprojekt Errorhead, mit dem<br />
er nun das Album ORGANIC PILLOW<br />
vorlegt – der Gitarrist Marcus Deml blickt<br />
auf eine bewegte Vergangenheit zurück.<br />
Wann habt ihr angefangen, an ORGANIC<br />
PILL zu arbeiten?<br />
Ich habe die Songs in einem Zeitraum von<br />
einem Jahr geschrieben. Als ich etwa 20 zusammen<br />
hatte, habe ich sehr detailverliebte<br />
Demos an die Mitmusiker verschickt, also an<br />
Frank Itt (b), Zacky Tsoukas (dr) und Andrew<br />
Gräser (voc). Wir probten zwei Tage und<br />
nahmen dann zwölf Tage auf. Es ging darum,<br />
ein Old-School-Vibe im positiven<br />
Sinne einzufangen, sprich:<br />
Vier Leute stehen schwitzend mit<br />
Kopfhörern da, und wenn alle<br />
doof grinsen, war der Take richtig.<br />
Es war die erste Studioproduktion in<br />
dieser Besetzung?<br />
Richtig. Andrew Gräser war 2008<br />
auf MODERN HIPPIE noch nicht<br />
dabei, aber auf der Live-CD und Live-DVD danach.<br />
Woher kam Andrew?<br />
Frank und Zacky kannten ihn seit Kindestagen. Es<br />
ist natürlich immer sehr schwierig, wenn der Sänger<br />
nicht der Chef der Band ist. Da muss man ein bisschen<br />
auf die Chemie aufpassen.<br />
Der Bandname und die bisherigen Albumtitel lassen<br />
vermuten, dass du Wortspiele liebst – ORGANIC<br />
PILL ist ja ein Widerspruch in sich ...<br />
Natürlich ist es ein Widerspruch, das ist mein verquerer<br />
Humor und vielschichtig zu sehen. Es kann<br />
natürlich die nicht-rezeptpflichtige Pille sein, die<br />
Musikpille, die man sich reinzieht und garantiert<br />
nicht gesundheitsschädigend ist. Heutzutage ist<br />
ja alles Bio ... Aber es umschreibt auch den organischen<br />
Prozess der Aufnahmen.<br />
Der Begriff Blues taucht im Zusammenhang mit dir öfter<br />
auf, aber das Album ist alles andere als eine Bluesplatte,<br />
bietet stilistisch eine breite Palette ...<br />
Ich spiele leidenschaftlich gern<br />
traditionellen Blues im Stevie-Ray-Vaughan-Stil,<br />
bin<br />
ein großer Jeff-Healeyund<br />
B.B.-King-Fan – der<br />
Blues ist die Muttermilch der<br />
Pop- und Jazzmusik. Das war<br />
das Erste, was ich gespielt<br />
habe, schon<br />
mit zwölf<br />
machte ich<br />
Marcus Demls<br />
große Liebe: die<br />
Gitarre<br />
Errorhead 2012: Athanasios "<br />
Zacky" Tsoukas (dr),<br />
Marcus Deml (g), Frank Itt (b) und Andrew Gräser (voc)<br />
meine ersten Blueserfahrungen. Ich hat-<br />
te<br />
auch ein ganz klares Bluessstück, eine<br />
Art Texas-Shuffle, für die Platte. Das fand<br />
aber außer mir niemand gut (lacht)! Und<br />
obwohl man mir als Produzent und allei-<br />
nigem Songschreiber eine Art freundliche Diktatur<br />
bei Errorhead nachsagt, habe ich mich den anderen<br />
gefügt und es weggelassen.<br />
Wie schwierig ist es, Titel für Instrumentals auf den Alben<br />
zu fi nden?<br />
Ich ver<strong>to</strong>ne Ereignisse, habe irgendeinen Film im<br />
Kopf oder etwa tatsächlich erlebt. Die Idee zu "Irish<br />
Kids" kam mir, als ich eine TV-Dokumentation sah.<br />
"Alice Has Left The Building" ist ein Auf-Wiedersehen-Liedchen<br />
für meine vers<strong>to</strong>rbene Cousine.<br />
Wie bist du ans G.I.T. gekommen?<br />
Durch eine einfache Bewerbung. Ich war schon mit<br />
15, 16 davon überzeugt, dass ich Berufsgitarrist werde.<br />
Es gab einen Deal mit meinen Eltern, dass ich<br />
noch Abitur machen musste. Die sind beide Akademiker<br />
und sorgten sich um ihren Sohn, dass der so einen<br />
komischen Lebensweg einschlagen wollte. Ich stellte<br />
sie vor die Wahl, an jeder Steckdose zu spielen, in<br />
jedem Jugendzentrum, in jeder Kneipe. Aber es gebe<br />
da auch so eine Universität, an der man Popularmusik<br />
studieren könnte – „und hier<br />
ist der Prospekt"! So habe<br />
ich das eingefädelt.<br />
Du musstest 1993 aus L.A.<br />
zurück, weil Du keine Green Card<br />
bekommen hast?<br />
Das Green-Card-Spielchen ging ein paar Jahre,<br />
doch am Ende fehlte mir das nötige Kleingeld<br />
für den Anwalt, so dass die ganze Sache nicht<br />
klappte. Aber ich fand dann gleich einen guten<br />
Einstieg in Deutschland, und seitdem läuft es recht<br />
ordentlich.<br />
18.03.12 Denzlingen, Kulturhaus<br />
24.03.12 Leipzig, Haus Auensee<br />
26.03.12 Hamburg, Fabrik<br />
30.03.12 Roth, Bluestage<br />
01.04.12 Bochum, Zeche<br />
03.04.12 Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
19.04.12 Münster, Jovel <strong>Music</strong> Hall<br />
20.04.12 Hamburg, Fabrik<br />
21.04.12 Ros<strong>to</strong>ck, Open Air<br />
23.04.12 Chemnitz, Stadthalle<br />
24.04.12 Dresden, Alter Schlachthof<br />
26.04.12 Neu-Isenburg, Hugenottenhalle<br />
27.04.12 Bamberg, Stechert Arena<br />
28.04.12 Winterbach, Salierhalle<br />
30.04.12 Schopfheim, Stadthalle<br />
09.03.12 Morbach, Baldenauhalle<br />
10.03.12 Lohmar, Jabachhalle<br />
15.03.12 Biberach, Stadthalle<br />
16.03.12 Heilbronn, Harmonie<br />
17.03.12 Solingen, Festhalle Ohligs<br />
30.03.12 Hamm, Kurhaus<br />
31.03.12 Paderborn, Paderhalle<br />
27.04.12 Rosenheim, Ballhaus<br />
28.04.12 Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />
29.04.12 Denzlingen, Kultur- & Bürgerhaus KuB<br />
Alan Clarke, Phil Palmer<br />
and Chris White <strong>from</strong><br />
Dire Straits<br />
perform <strong>the</strong> band’s<br />
greatest hits<br />
13.03.12 Stuttgart, LKA Longhorn<br />
17.03.12 München, Muffathalle<br />
NINA<br />
HAGEN<br />
Volksbeat<br />
Tour 2012<br />
11.04.12 Siegen, Siegerlandhalle<br />
13.04.12 Osnabrück, Rosenhof<br />
15.04.12 Mainz, Frankfurter Hof<br />
17.04.12 Detmold, Stadthalle<br />
19.04.12 Karlsruhe, Tollhaus<br />
21.04.12 München, Muffathalle<br />
03.05.12 Koblenz, Sporthalle Oberwert<br />
04.05.12 Zweibrücken, Westpfalzhalle<br />
05.05.12 Dormagen, Sportcenter<br />
07.05.12 CH-Zürich, Theater a. Spirgarten<br />
08.05.12 A-Kufstein, Stadtsaal<br />
10.05.12 A-Wien, Gasometer<br />
11.05.12 Freising, Luitpoldhalle<br />
12.05.12 A-Feldkirchen, Stadthalle<br />
17.05.12 Stuttgart, Liederhalle<br />
18.05.12 CH-Zürich, Volkshaus<br />
19.05.12 Augsburg, Schwabenhalle<br />
20.05.12 Berlin, Tempodrom<br />
22.05.12 Mainz, Phönixhalle<br />
23.05.12 Hamm, Alfred-Fischer-Halle<br />
25.05.12 Aurich, Sparkassen-Arena<br />
26.05.12 Siegen, KulturPur Festival<br />
27.05.12 Mannheim, Rosengarten<br />
28.05.12 Nürnberg, Meistersingerhalle<br />
29.05.12 Dresden, Kulturpalast<br />
05.08.12 Schwäbisch Gmünd, Uni Park<br />
14.08.12 Leipzig, Parkbühne<br />
16.08.12 Altusried, Freilichtbühne<br />
17.08.12 Mosbach, Grosser Elzpark<br />
18.08.12 Coburg, Schlossplatz<br />
19.08.12 Köln, Tanzbrunnen<br />
Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de
JERRY SHIRLEY (HUMBLE PIE)<br />
Humble-Pie<br />
ie-B<br />
-Bas<br />
assi<br />
sist<br />
st Greg Ridley starb 2003 an Krebs – und<br />
mit<br />
ihm endgültig<br />
diese Band, die auf dem Led-Zeppelin-Olymp<br />
hätte landen können, wenn<br />
Drugs & Business<br />
besser sortiert worden wären. Genau dies ist das Thema<br />
von Drummer Jerry Shirley. Als 16-jähriger Drummer 1969 bei Humble Pie<br />
eingestiegenen (und nach<br />
2002 in der Debbie Bonham Band) d), hat er die Stö<br />
-<br />
cke inzwischen<br />
gegenen einen<br />
Lap<strong>to</strong>p ge<br />
tauscht – für seine S<strong>to</strong>ry Best Seat<br />
"<br />
In The House" (s. GT 1/2012)<br />
.<br />
Als <strong>GoodTimes</strong> zuletzt mit dem<br />
Humble-Pie-Schlagzeuger sprach,<br />
gab es noch aktiven Service: Die Band<br />
<strong>to</strong>urte 2002 mit Shirley und Greg Ridley,<br />
Bob Tench (g) sowie Dave Colwell, einem<br />
Leih-Pie, der auch als Bad-Company-<br />
Mietmucker eine ausgezeichnete Figur<br />
machte. Highlights aus dem Live-Hit ROCKIN'<br />
THE FILLMORE wurden dabei ebenso abgefeiert<br />
wie Goldstücke aus dem damals aktuellen<br />
BACK ON TRACK, das jedoch bei aller Qualität<br />
ohne Steve Marriott chancenlos blieb.<br />
Ein dramatisches Kapitel in Shirleys literarischem<br />
Erstling (der Folgeband samt Humble<br />
Pie II und seiner Band Fastway mit Eddie Clarke<br />
ist fertig) dreht sich um das ambitionierte Album EAT<br />
IT. Es entstand Ende 1972, als Doppel-LP mit vier<br />
kontrastreichen Seiten: eigene Rocksongs, inspirierte<br />
Soulcover, Akustiknummern und Live-Highlights.<br />
Shirley, Marriott, Clem Clempson, Ridley und<br />
ihre<br />
Chordamen The Blackberries –<br />
teils aus Ike & Tina Turners Ikettes<br />
rekrutiert – hatten hart in ihrem<br />
kleinen Beehive Cottage Studio<br />
daran gebastelt. Und erlebten<br />
ein Sounddebakel. Shirley graust<br />
es noch immer: „Bis heute verstehe<br />
ich nicht, warum weder Management<br />
noch unser Label A&M<br />
sagten ,Halt, so geht das nicht',<br />
um neu aufzunehmen, zu re-mixen,<br />
was auch immer! Im Studio<br />
klang es brillant, aber wie ich im<br />
Buch schildere, litt der Sound: Die<br />
Anpressung war ein Desaster, sehr<br />
basslastig, Steves Mariotts Stimme<br />
schlecht zu hören. Gleichzeitig war<br />
schon die ganze Maschinerie angelaufen,<br />
Promotion und Tourneen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />
Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Humble Pie 1970 v.l.: Steve Marriott, Jerry Shirley, Greg Ridley, Peter Framp<strong>to</strong>n<br />
"Say No More": Shirley, Clempson, Marriott und<br />
Ridley vor der Abschieds<strong>to</strong>ur 1975<br />
Von Uli Twelker<br />
Alles hätte man sechs Wochen<br />
zurückstellen sollen,<br />
aber der grüne Knopf war<br />
schon gedrückt."<br />
Shirley weiter: „Hätten<br />
wir uns bloß ein Beispiel<br />
an ROCKIN'<br />
THE<br />
FILLMORE<br />
genommen! Als unser<br />
Manager Dee Anthony<br />
den Originalmix davon<br />
hörte, riss er das Ruder<br />
rum: ,Hier wird nicht eure<br />
Arbeit ruiniert!' Er hol-<br />
te Eddie Kramer, der die<br />
Livetapes aufgenommen hatte. Dem oder<br />
Glyn Johns hätten wir EAT IT geben sollen.<br />
Doch wir erlaubten Steve, den Mix zu erledigen<br />
– zu einer Zeit, in der er weder mental noch physisch<br />
dazu<br />
fähig war. Er hätte te eine Auszeit gebraucht,<br />
mit seiner Frau – abseits vom Kokain.<br />
Wir alle hätten nach einer Pause nochmal neu<br />
urteilen sollen, nachdem wir alles immer wieder<br />
in Steves winzigem Studio hören mussten,<br />
für das wir ein Vermögen ausgaben. Wir hatten<br />
einfach nicht darauf geachtet, einen soundneutralen<br />
Raum einzurichten, heute ist das<br />
Standard! So lernten wir eine grausame Lektion.<br />
Dies hätte eine fantastische Platte werden<br />
können, aber als sie die Radiosender erreichte,<br />
war es zu spät. Der Sound war<br />
ein grässlicher Schock!" Inzwischen haben<br />
japanische CD-Soundtüftler längst<br />
Fantastisches aus dem Werk rausgeholt.<br />
Shirley beschreibt auch die Zeit danach:<br />
„Als diese Bombe geplatzt war, fiel<br />
Steves Privatleben regelrecht auseinander,<br />
seine Ehe<br />
zerbrach. Er bekam nie seine Auszeit.<br />
Bei THUNDERBOX kriegten wir 1974 einen deutlich<br />
verbesserten Sound hin, spielten großartig, aber<br />
bei<br />
der Plattenfirma und auch im Management<br />
herrschte die Meinung vor, wir wären vom Kurs<br />
abgekommen. Hast du das Vertrauen der Business-<br />
Seite verloren, holst du es kaum mehr zurück. Ich<br />
schildere all dies im Buch."<br />
Nach STREET RATS und einer US-Abschieds<strong>to</strong>ur<br />
bastelten Manager Anthony und Marriott an<br />
dessen Solodeal. Shirley hatte bereits vorher seinen<br />
Abschied erklärt – desillusioniert durch die<br />
Unberechenbarkeit der Pie-Rampensau Marriott<br />
(dessen Talente er in „Best Seat In The House"<br />
immer wieder ausgiebig lobend beschreibt). Die<br />
Tour hatte der Drummer aber noch durchgezogen.<br />
Im Ok<strong>to</strong>ber 1975, als Marriott seine All-Stars<br />
präsentierte, war Shirley dann das einzige Pie-<br />
Mitglied, das nicht mit auf der Bühne stand: „Ich<br />
war bereits in Amerika, um meine neue Band<br />
Natural Gas zusammenzustellen", mit Joey Molland<br />
von Badfinger und Colosseums Mark Clarke.<br />
Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de
Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />
Endstation in Harmonie: Jerry<br />
Shirley (r.) mit Humble Pie '75<br />
„Weder er<br />
ich<br />
noch<br />
sonst irgendwer ahnte, dass Steve Humble<br />
Pie ohne mich nutzen würde, um seine LP MAR-<br />
RIOTT zu promoten. Er glaubte immer daran, alte<br />
Kumpels zu halten. Er hatte Unsummen in das Album<br />
mit einer US- und einer englischen Seite gesteckt –<br />
seine ersten Mixe waren rundweg abgelehnt worden.<br />
So schien es billig, mit Gitarrist Clem Clempson und<br />
Greg Ridley am Bass weiterzumachen, die schließlich<br />
auch Jobs brauchten. Clempsons Freund Damon<br />
Butcher spielte Keyboards. Ich sah die Band 1976 in<br />
Connecticut, als<br />
wir das NATU-<br />
RAL GAS-Album<br />
aufnahmen, wir<br />
arbeiteten parallel."<br />
Zu<br />
Joey Molland hat Shirley<br />
noch<br />
Kontakt. „Ungefähr vor<br />
einem Jahr besuchte er mich<br />
hier<br />
in Cornwall, wo ich jetzt<br />
lebe. Mein Onkel Ernest und<br />
meine Tante Marjorie, für mich<br />
eine<br />
Art Ersatzeltern, wurden<br />
pflegebedürftig – inzwischen<br />
leben sie nicht mehr. Nach<br />
dem<br />
Tod von Greg Ridley, der<br />
mich sehr mitnahm, zog ich<br />
dorthin, kümmerte mich<br />
um sie und absolvierte eine<br />
Tischler-Ausbildung.<br />
Dies<br />
ließ sich aber schnell nicht<br />
mehr mit der Debbie Bonham Band<br />
in<br />
London vereinbaren, und ich<br />
sagte es Debbie. Nachdem ich bei<br />
der Tischlerei ei als<br />
letzter Angeheuerte der Erste war,<br />
der flog, fand ich eine alte Schreibmaschine. Das war<br />
die perfekte Chance: Die<br />
Arbeitsagentur zahlt dir<br />
ein Grundgehalt für eine<br />
Geschäftsidee, und meine<br />
war das Buch. In nur<br />
sechs Monaten entwickelte<br />
ich mich von Papier<br />
und Stift zum ers ten<br />
Lap<strong>to</strong>p. Dabei hilft mir<br />
ein fantastisches Team:<br />
Drummer, die ins Verlagswesen<br />
gingen."<br />
Zunächst aber wurde<br />
Shirley bedeutet,<br />
ohne Ghostwriter hät-<br />
Fo<strong>to</strong> © J. Hellier/Wapping Wharf Magazine<br />
Humble Pie vor ihrem Trailer im<br />
Londoner Hyde Park, Sommer 1971.<br />
te er keine Chance.<br />
„Dann brachte<br />
mich der Redakteur<br />
der Zeitschrift ,Modern<br />
Drummer', Bill<br />
Amendola, in Verbindung<br />
mit Brad<br />
Smith; er ist der<br />
Bruder vom Schlagzeuger<br />
der Red Hot<br />
Chili Peppers, Chad<br />
Smith." Shirleys<br />
Buch wurde redigiert<br />
vom Au<strong>to</strong>r<br />
und Musiker Tim Cohan, dessen Bruder<br />
Tom ebenfalls Trommler ist. „So steht eine komplette<br />
Drum-Bruderschaft hinter mir!" Bestand die<br />
denn nicht darauf, die Stöcke wieder in die Hand zu<br />
nehmen? Shirley: „Da fragst du was! Vor der Buch-<br />
Werbe<strong>to</strong>ur hatte ich vier Jahre lang nicht gespielt. Bei<br />
Vom Drummer zum Au<strong>to</strong>ren: Shirley bei<br />
der Small Faces Convention, London 2011<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
einem Workshop mit Carmine Appice<br />
von Vanilla Fudge kam ich ganz schön<br />
ins Schwitzen und sagte ihm ,Handle<br />
me with care!' Carmine verriet nach der<br />
Drum-Battle dem Publikum meine Auszeit,<br />
was aber als Kompliment gemeint<br />
war. Jetzt habe ich wieder Blut geleckt,<br />
in den Groove reinzukommen. Wenn<br />
ich hier in Cornwall das Trommeln und<br />
das Schreiben verbinden könnte, wäre<br />
das herrlich! Ich würde gern Swing und<br />
Blues mit einer Bläsersektion machen –<br />
mein Traum: hinter meinem Schlagzeug<br />
sitzen und für jemanden wie<br />
Georgie Fame spielen."<br />
AZ 1/2 quer
Es war einmal ...<br />
Von Philipp Roser<br />
Geburtstage<br />
16.3. Jerry Jeff Walker tingelte als<br />
Straßenmusiker, gründete Circus Maximus,<br />
verewigte sich 1968 mit "Mr. Bojangles",<br />
brachte 2009 sein letztes Album MOON<br />
CHILD heraus und ist mit 70 immer noch<br />
unterwegs.<br />
25.3. Aretha Franklin veröffentlichte ihr<br />
erstes (Gospel-)Album 1956, ersang sich<br />
mit "Respect" 1967 Ikonenstatus, spielte<br />
in „Blues Bro<strong>the</strong>rs" mit,<br />
wurde 1987 als erste Frau in<br />
die Rock'n'Roll Hall Of Fame<br />
aufgenommen; die Queen<br />
Of Rhythm & Blues holte<br />
sich bislang 20 Grammys ab<br />
und ist auch mit 70 nicht zu<br />
bremsen.<br />
29.3. Eden Kane schaffte<br />
All<br />
an Cla<br />
ark<br />
rke<br />
es 1961 mit seinem Singledebüt "Well I<br />
Ask You" zur #1 im UK. Bis 1964 gelangen<br />
© goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />
17.3. Ian Gomm (Brinsley Schwarz)<br />
22.3. Harry Vanda (Easybeats, Flash &<br />
The Pan)<br />
ihm weitere vier Top-20-Erfolge. Tourt<br />
mit 70 immer noch.<br />
30.3. Graeme Edge war 1964 Mitbegründer<br />
der Moody Blues, bei denen er auch<br />
mit inzwischen 70 noch trommelt. Auch als<br />
Songschreiber und mit eigenen Alben aktiv.<br />
1.4. Phil Margo wurde gemeinsam mit seinem<br />
Bruder Mitch als The Tokens und ihrem<br />
Hit "The Lion Sleeps Tonight" (1961<br />
US #1) bekannt, produzierte alle Hits<br />
von Tony Orlando & Dawn, mit 70<br />
noch mit den Tokens unterwegs.<br />
3.4. Billy Joe Royal landete in den<br />
späten 60er Jahren mehrere Hits in<br />
den USA und singt auch mit 70 immer<br />
noch öffentlich.<br />
5.4. Allan Clarke gründete 1962 mit seinem<br />
Schulfreund Graham Nash die Hollies,<br />
Mit 65 Jahren haben das offizielle le Rentenalter nalt<br />
er erreicht:<br />
eich<br />
29.3. Bobby Kimball (To<strong>to</strong>, Far Corporation,<br />
Kimball Jamison), arbeitet an diversen<br />
Soloprojekten<br />
1.4. Robin Scott (alias M, Hit: "Pop Muzik”)<br />
zog sich 2000 in den Ruhestand zurück, gut<br />
zwölf Jahre vor seinem 70.<br />
7.4. Charlie Thomas – das<br />
Gründungsmitglied <strong>to</strong>urt<br />
auch mit 75 noch mit seiner<br />
Formation der Drifters.<br />
24.4. Barbra Streisand<br />
hat bis zu ihrem 70. über<br />
140 Millionen Platten verkauft<br />
und in vielen Filmen<br />
mitgespielt, unter anderem<br />
Billy<br />
ly Swa<br />
n<br />
in „A Star Is Born", für den sie auch Musik<br />
beisteuerte.<br />
26.4. Bobby Rydell stand schon mit zehn<br />
auf der Bühne, ist mit 70 immer noch als<br />
Entertainer unterwegs und singt seine Hits<br />
"Wild One" (1960) und "Forget Him" (1963).<br />
9.5. Tommy Roe landete mit "Sheila"<br />
15.4. Mike Chapman (Hitmaschine/Produzent)<br />
16.4. Lee Kerslake (Uriah<br />
Heep, Ozzy Osbourne, Living<br />
Loud)<br />
(1962) und "Dizzy" (1969) seine größten<br />
Hits, die er auch mit 70 noch live präsentiert.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
12.5. Billy Swan räumte 1974 mit<br />
"I Can Help" ab; er hatte zudem<br />
1969 Tony Joe Whites ”Polk Salad<br />
Annie” produziert; gefragter Produzent,<br />
der mit 70 gelegentlich immer<br />
noch als Studiomusiker arbeitet.<br />
15.5. Trini Lopez wurde berühmt<br />
durch "If I Had A Hammer" (1963<br />
in 25 Ländern #1), versuchte sich als Schauspieler,<br />
entwarf ein Gitarrenmodell für Gibson,<br />
veröffentlichte 2011 INTO THE FUTURE<br />
und ist jetzt 75.<br />
17.5. Taj Mahal ist einer der vielseitigsten<br />
US-Bluesmusiker, der sich stilistisch nie einengen<br />
ließ, 1966 mit Ry Cooder die Rising<br />
Songs gründete und mit 70 immer noch regelmäßig<br />
<strong>to</strong>urt.<br />
24.4. Ann Kelley (Hues Corporation)<br />
© NikMa Verlag<br />
29.4. Tommy James (Shondells)<br />
3.5. John Richardson (Rubettes)<br />
22.3. Patrick Olive (Hot Chocolate)<br />
25.3. El<strong>to</strong>n John<br />
25.3. Jack Hall (Charlie Daniels Band,<br />
Wet Willie)<br />
26.3. John Rowles ("If I Had Time” #3<br />
im UK 1968)<br />
28.3. John Blunt (trommelte für die<br />
Searchers)<br />
Jermaine Stewart, 39-jähriger US-Popsänger<br />
(US-Top-5-Hit "We Don't Have To<br />
Take Our Clo<strong>the</strong>s Off” 1986, zwei deutsche<br />
Top-10-Erfolge 1988<br />
mit "Get Lucky” und ”Don't<br />
Talk Dirty To Me"), erlag seinen<br />
Erkrankungen an Leberkrebs<br />
und Aids am 17.3.1997.<br />
Randy Rhoads, begnadeter<br />
Gitarrist zunächst bei Quiet<br />
Riot, dann Ozzy Osbourne;<br />
er kam während einer US-<br />
Tournee beim Absturz eines<br />
Jer<br />
mai<br />
ne<br />
Kleinflugzeugs (streifte den<br />
Tourbus) am 19.3.1982 mit nur 25 Jahren<br />
ums Leben.<br />
Lu<strong>the</strong>r Ingram war als R&B-Sänger und<br />
Songschmied erfolgreich. Er selbst schaffte<br />
es mit "(If Loving You Is Wrong) I Don't<br />
Want To Be Right" 1972 bis auf #3, und er<br />
war Co-Au<strong>to</strong>r des Hits "Respect Yourself"<br />
2.4. Emmylou Harris<br />
6.4. Tony Connor (Hot Chocolate)<br />
7.4. Florian Schneider (Kraftwerk)<br />
7.4. Pat(ricia) Bennett (The Chiffons)<br />
8.4. Steve Howe (Yes, Asia)<br />
10.4. Bunny Wailer (gründete mit Stiefbruder<br />
Bob Marley und Peter Tosh The Wailers)<br />
10.4. Karl Russell (Hues Corporation)<br />
der Staple Singers. Dem zeitweiligen Mitbewohner<br />
von Jimi Hendrix in New York<br />
wurde am 19.3.2007 ein halbes Jahr vor<br />
seinem 70. Geburtstag ein<br />
Herzversagen zum tödlichen<br />
Verhängnis.<br />
ne Stewa<br />
war<br />
t<br />
© Philipp Roser<br />
Joe Schermie war von 1960<br />
bis 1973 bei Three Dog Night<br />
für den Bass zuständig, spielte<br />
danach mit Bobby Kimball bei<br />
S.S. Fools, für Chuck Negron.<br />
Wurde bis zum 25.3.2002 nur<br />
56 Jahre alt.<br />
Randy Castillo spielte seinen Bass bei<br />
Lita Ford, Ozzy Osbourne, Mötley Crüe,<br />
bis er am 26.3.2002 mit 51 einem Krebsleiden<br />
erlag.<br />
Nigel Pres<strong>to</strong>n trommelte bei den UK-<br />
Rockern The Cult (nebenbei auch für den<br />
Gun Club und Theatre Of Hate) – bis zum<br />
19.4. Mark Volman (Turtles,<br />
Flo & Eddie, Mo<strong>the</strong>rs Of<br />
Invention)<br />
21.4. Alan Warner (The<br />
Foundations, Flashback)<br />
21.4. Iggy Pop (The S<strong>to</strong>oges)<br />
Gedenktage<br />
21.4. John Weider (Johnny Kidd & The<br />
Pirates, Animals, Family, Stud)<br />
24.4. Glen Cornick (Jethro Tull, Wild<br />
Turkey)<br />
1.4.1992, als er 32-jährig eine Drogenüberdosis<br />
nicht überlebte.<br />
Buddy Rich, als Drummer Vorbild für<br />
viele Generationen nicht nur von Jazzschlagzeugern;<br />
Bandleader, bis er 69-jährig<br />
am 2.4.1987 nach einer Operation einem<br />
Herzinfarkt erlag.<br />
Frank Tovey, auch bekannt als Fad Gadget,<br />
einflussreicher britischer Avantgarde-<br />
und Elektronikmusiker, oft auch als<br />
Wegbereiter der New Wave bezeichnet,<br />
überlebte am 3.4.2002 mit nur 45 Jahren<br />
einen Herzinfarkt nicht.<br />
Mark St. John (bürgerlich Mark Nor<strong>to</strong>n),<br />
bei Kiss als Gitarrist 1984 kurzzeitiger<br />
Nachfolger von Vinnie Vincent und<br />
Ace Frehley und auf dem Album ANIMA-<br />
LIZE zu hören, später bei White Tiger,<br />
erlag mit 51 am 5.4.2007 einer Hirnblutung.<br />
Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Mike eC<br />
Chap<br />
apman<br />
a<br />
9.5. Steffi Stephan (gerade<br />
mit <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> auf Tour)<br />
10.5. Vic Elmes (The Epics,<br />
Christie, Acid Gallery)<br />
11.5. Butch Trucks (Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />
Band)<br />
13.5. Overend Watts (Mott The Hoople,<br />
British Lions, Paper Bags)<br />
14.5. Al Ciner (American Breed, Rufus,<br />
Three Dog Night)<br />
Lauro Nyro, einflussreiche US-Singer/-<br />
Songwriterin starb wenige Wochen nach<br />
Erscheinen des Albums STONED SOUL<br />
PICNIC – THE BEST OF 49-jährig am<br />
8.4.1997 an Krebs.<br />
Stu Sutcliffe stieg im Mai 1961 als<br />
Bassist bei den Beatles noch vor deren<br />
Durchbruch aus und blieb in Hamburg<br />
bei seiner Freundin Astrid Kirchherr, um<br />
Malerei zu studieren. Erlag als 21-Jähriger<br />
am 10.4.1962 einer Hirnblutung.<br />
Carl<strong>to</strong>n Barrett, Schlagzeuger bei<br />
Bob Marley & The Wailers, wurde am<br />
17.4.1987 erschossen in seinem Haus in<br />
Kings<strong>to</strong>n, Jamaika, aufgefunden.<br />
Dalida, in Kairo geborene französische<br />
Sängerin und Schauspielerin, war in<br />
Deutschland erfolgreich mit ”Am Tag, als<br />
der Regen kam” (1959). Sammelte international<br />
55 Goldene und Platinplatten
sowie eine Diamantene Platte. Schluckte<br />
mit 54 am 3.5.1987 eine Überdosis<br />
Schlaftabletten.<br />
Les Harvey, Gitarrist von S<strong>to</strong>ne The<br />
Crows und jüngerer Bruder von Alex Harvey,<br />
starb am 3.5.1972 an einem Stroms<strong>to</strong>ß,<br />
weil bei einem Gig in Swansea sein<br />
Mikro nicht geerdet war. Der Verlobte<br />
von Maggie Bell wurde nur 27.<br />
Paul Butterfield, Harpspieler und<br />
Bandleader, der den Blues Anfang der<br />
60er Jahre auch bei der weißen Jugend<br />
salonfähig machte und mit seiner Band<br />
Bob Dylan bei dessen legendären<br />
ersten elektrischen<br />
Auftritt beim Newport Folk<br />
Festival 1965 begleitete;<br />
bezahlte am 4.5.1987 mit<br />
seinem Leben für exzessiven<br />
Drogen- und Alkoholmissbrauch.<br />
Otis Blackwell lieferte<br />
reichlich Musik: "Fever",<br />
Pau<br />
aulB<br />
utt<br />
erfi<br />
eld<br />
"Great Balls Of Fire" oder<br />
"Daddy Rolling S<strong>to</strong>ne" waren die wohl<br />
Triviales<br />
bekanntesten von den insgesamt 384 von<br />
ihm geschriebenen Songs.<br />
Aber der R&B-Spezialist veröffentlichte<br />
auch selbst, bis<br />
er am 6.5.2002 im Alter von<br />
70 Jahren verstarb.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Neil Bogart war als Neil<br />
Scott als Sänger aktiv, arbeitete<br />
bei Buddah Records,<br />
ehe er 1973 Casablanca Records<br />
gründete, wo Kiss, T.<br />
Rex, vor allem aber Disco-<br />
Acts veröffentlichten. Krebs stand am<br />
8.5.1982 im Totenschein des damals gerade<br />
mal 39-Jährigen.<br />
Sharon Sheeley, US-Songschreiberin,<br />
versorgte Brenda Lee, Irma Thomas, die<br />
Searchers, Barry Ryan und viele andere<br />
mit Songs. Ihre größten Erfolge waren<br />
"Somethin' Else" (für ihren Verlobten Eddie<br />
Cochran verfasst) und "Poor Little Fool",<br />
mit dem Ricky Nelson auf #1 landete. Ein<br />
Schlaganfall beendete Sheeleys Erdendasein<br />
am 17.5.2002 nach 62 Jahren, nachdem<br />
sie den Au<strong>to</strong>unfall überlebt hatte, bei dem<br />
Cochran 1960 ums Leben gekommen war.<br />
Elvis Presley erwirbt am 17.3.1957<br />
das Graceland-Anwesen in Memphis für<br />
102.500 Dollar.<br />
The Clash veröffentlichen ihre Debütsingle<br />
"White Riot" am 18.3.1977 und<br />
erreichen im UK #38.<br />
In New York feiert der Konzertfilm „Concert<br />
For Bangladesh", der das von George<br />
Harrison initiierte Benefiz-Spektakel dokumentierte,<br />
am 23.3.1977 Premiere.<br />
Satte 16 Millionen Dollar ist es Virgin<br />
Records wert, dass Michael-Schwester<br />
Janet Jackson am<br />
23.3.1992 einen Plattenvertrag<br />
bei der Firma<br />
unterschreibt.<br />
Mit "Heart Of Gold"<br />
gelingt Neil Young<br />
am 18.3.1972 der<br />
Sprung an die Spitze<br />
der US-Hitparade, wo<br />
er sich drei Wochen<br />
lang hält – es bleibt<br />
sein einziger Top-<br />
20-Erfolg als Solokünstler<br />
in den Vereinigten<br />
Staaten.<br />
Elvis<br />
Pre<br />
sley<br />
Am 25.3.1967 geben The Who und<br />
Cream im New Yorker RKO 58th Street<br />
Theatre ihr US-Konzertdebüt.<br />
Der frühere (Small-) Faces-Bassist Ronnie<br />
Lane wird am 27.3.1982 in London<br />
in ein Krankenhaus eingeliefert, um gegen<br />
seine Erkrankung an Multipler Sklerose<br />
behandelt zu werden, der er 1997<br />
schließlich erlag.<br />
Mit der Nummer 175 erscheint am<br />
27.3.1952 mit "Driving Slow/Flat Tire"<br />
von Johnny London die erste Veröffentlichung<br />
aus dem Hause Sun Records.<br />
Die Saxofonnummer findet aber<br />
wenig Gegenliebe. Die ursprünglich als<br />
erste Veröffentlichung geplante Nummer<br />
"Blues In My Condition" von Walter<br />
Hor<strong>to</strong>n & Jack Kelly war schon vor dem<br />
Erscheinen wieder zurückgezogen worden,<br />
da die an Radiostationen versandten<br />
Testpressungen der Nummer 174 keinerlei<br />
positives Feedback hervorriefen.<br />
Die his<strong>to</strong>rische Fo<strong>to</strong>session für das SGT.<br />
PEPPER'S-Cover der Beatles findet am<br />
30.3.1967 in den Chelsea Manor Studios<br />
statt. Das Design stammt von Peter Blake,<br />
auf den Auslöser drückt Michael Cooper.<br />
Die Besetzungsliste der 24 Shows umfassenden<br />
UK-Tour liest sich so kurios, wie<br />
das Aufsehen erregende Ereignis beim<br />
Auftaktkonzert im Finsbury Park As<strong>to</strong>ria<br />
his<strong>to</strong>risch war: Gemeinsam unterwegs<br />
waren die Walker Bro<strong>the</strong>rs, Engelbert<br />
Humperdinck, Cat Stevens – und Jimi<br />
Hendrix. Der entflammte am 31.3.1967<br />
erstmals auf der Bühne seine Gitarre.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Bei ihrem Besuch eines<br />
Konzerts von Alexis Korner<br />
im Ealing Jazz Club<br />
treffen Mick Jagger<br />
und Keith Richards<br />
am 7.4.1962 erstmals<br />
ihren späteren Rolling-<br />
S<strong>to</strong>nes-Kollegen Brian<br />
Jones, der sich zu dem<br />
Zeitpunkt Elmo Lewis<br />
nennt.<br />
Nancy und Frank<br />
Sinatra <strong>to</strong>ppen die UK-<br />
Charts am 13.4.1967 mit<br />
"Something Stupid" – die einzige Single<br />
von Vater und Tochter, die es in Großbritannien<br />
so weit brachte.<br />
Am 20.4.1957 erobert Elvis Presley mit<br />
"All Shook Up" die Spitze der US-Charts<br />
– mit mehr als zwei Millionen verkauften<br />
Exemplaren ist es die erfolgreichste Single<br />
des Jahres in den Vereinigten Staaten.<br />
In den Abbey Road Studios schließen die<br />
Beatles am 21. April 1967 die Arbeit an<br />
SGT. PEPPER'S endgültig ab.<br />
Am 30.4.1977 stellen Led Zeppelin einen<br />
neuen Weltrekord auf, was die Besucherzahl<br />
bei einem Rockkonzert angeht:<br />
76.229 Menschen kommen zu ihrem Auftritt<br />
im Pontiac Silverdome in Michigan.<br />
Davor hatten die vorherigen „Weltrekordler"<br />
The Who an gleicher Stätte 75.962<br />
Tickets abgesetzt.<br />
Elvis Presley (32) heiratet unter riesigem<br />
Medieninteresse am 1.5.1957 in Las<br />
Vegas die 21-jährige Pricilla Beaulieu. Die<br />
Gebühren für die Trauung lagen bei 15<br />
Dollar, die Hochzeit selbst kostete für damalige<br />
Verhältnisse satte 3500 Dollar.<br />
Reginald Dwight ändert seinen Namen<br />
am 7.5.1972 in El<strong>to</strong>n Hercules John.<br />
Die Bee Gees geben 11.5.1967 ihr „Top<br />
Of The Pops"-Debüt mit "New York Mining<br />
Disaster 1941".<br />
Die Patti Smith Group, die Dead Boys,<br />
David Johansen, Blondie, Suicide und<br />
Richard Hell & The Voidoids treten bei<br />
einem „Punk Benefit" im New Yorker<br />
CBGB's auf.<br />
Paul McCartney lernt die amerikanische<br />
Fo<strong>to</strong>grafin Linda Eastman, seine<br />
spätere Ehefrau, am 15.5.1967 bei einem<br />
Konzert von Georgie Fame im Londoner<br />
Bag O'Nails Club kennen.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 109
Konzertkalender<br />
ALAN PARSONS LIVE<br />
PROJECT<br />
www.mfpconcerts.com<br />
19.07. München, Circus Krone<br />
20.07. Essen, Colosseum<br />
IAN ANDERSON'S<br />
JETHRO TULL<br />
www.dmc-music.de<br />
17.05. Stuttgart, Liederhalle<br />
18.05. CH-Zürich, Volkshaus<br />
19.05. Augsburg,<br />
Schwabenhalle<br />
20.05. Berlin, Tempodrom<br />
22.05. Mainz, Phönixhalle<br />
23.05. Hamm,<br />
Alfred-Fischer-Halle<br />
25.05. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
26.05. Siegen,<br />
KulturPur Festival<br />
27.05. Mannheim,<br />
Rosengarten<br />
28.05. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
29.05. Dresden, Kulturpalast<br />
BIRTH CONTROL<br />
www.birth-control.de<br />
17.03. Stemwede-Wehdem,<br />
Life House<br />
14.04. Hamm, Kulturwerkstatt<br />
28.04. Siegburg, Kubana<br />
präsentiert:<br />
DANNY BYRANT'S<br />
REDEYEBAND<br />
www.jazzhausrecords.com<br />
11.04. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
13.04. Berlin, Quasimodo<br />
14.04. Torgau, Kulturbastion<br />
16.04. A-Wien, Reigen<br />
18.04. München,<br />
Garage DeLuxe<br />
19.04. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />
20.04. Unna, Lindenbrauerei<br />
21.04. Übach-Palenberg,<br />
Outbaix<br />
18.05 CH-Gams, S-Event<br />
19.05. CH-Dietikon,<br />
Sounddock 14<br />
20.05. CH-Pratteln, Galery<br />
THE CAVERN BEATLES<br />
www.paulis.de<br />
16.03. Rottenburg, Festhalle<br />
17.03. Sigmaringen, Stadthalle<br />
18.03. Memmingen, Stadthalle<br />
19.03. Heidenheim,<br />
Konzerthaus<br />
20.03. Bayreuth, Das Zentrum<br />
22.03. Apolda, Stadthalle<br />
23.03. Dresden, Ballhaus<br />
24.03. Meißen, Theater<br />
25.03. Leipzig, Werk 2<br />
27.03. Wittenberg, KTC<br />
28.03. Waren, Bürgersaal<br />
29.03. Stendal,<br />
Theater der Altmark<br />
30.03. Helmstedt,<br />
Brunnen<strong>the</strong>ater<br />
31.03. Salzgitter Bad,<br />
Gymnasium<br />
27.04. Lahnstein, Stadthalle<br />
HAMBURG BLUES BAND &<br />
FRIENDS<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
23.03. Paderborn, Berufs -<br />
kolleg Schloss Neuhaus<br />
24.03. Übach-Palenberg,<br />
Outbaix<br />
31.03. Roth, Bluestage<br />
19.04. Bad Hamm, Kurhaus<br />
20.04. Offenbach,<br />
KJK Sandgasse<br />
21.04. Ahrensburg, Parkhotel<br />
27.04. A-Spielberg,<br />
Kulturzentrum<br />
28.04. A-Greifenburg,<br />
Kulturfenster<br />
29.04. A-Wien, Reigen<br />
11.05. Farsleben, Weber's Hof<br />
12.05. Torgau, Kulturbastion<br />
26.05. Mützingen,<br />
Alte Ziegelei<br />
09.06. Dornstadt, Woods<strong>to</strong>ck<br />
14.07. Spremberg,<br />
Hotel zur Post<br />
22.07. Breitenbach,<br />
Herzberg Festival<br />
28.07. Bad Fallingbostel, Little<br />
Mississippi Bar<br />
LYNYRD SKYNYRD<br />
www.kb-k.de<br />
05.06. München, Zenith<br />
06.06. Leipzig, Parkbühne<br />
07.06. Berlin, Zitadelle<br />
10.06. Hamburg, Stadtpark<br />
MAINHATTAN DIESEL<br />
www.mainhattandiesel.de<br />
22.04. Offenbach,<br />
TCR Rosenhöhe<br />
31.05. Offenbach, Rathaus<br />
NITS<br />
www.kb-k.com<br />
29.03. Karlsruhe, Tollhaus<br />
25.04. A-Innsbruck, Treibhaus<br />
26.04. A-Wien,<br />
Theater Akzent<br />
27.04. A-Graz, Orpheum<br />
06.05. Frankfurt, Brotfabrik<br />
07.05. München, Ampere<br />
09.05. Hamburg, Fabrik<br />
10.05. Köln, Kulturkirche<br />
11.05. Osnabrück,<br />
Lagerhalle<br />
12.05. Berlin, C-Club<br />
PRETTY THINGS<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
30.04. Kirchheim, Club Bastion<br />
01.05. Aarburg, Moonwalker<br />
03.05. Frankfurt, Nachtleben<br />
SAVOY BROWN /<br />
PRETTY THINGS*<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
26.04. CH-Pratteln, Gallery<br />
27.04. CH-Aarburg,<br />
Moonwalker<br />
28.04. A-Wien, Reigen<br />
01.05. Hamburg, Fabrik<br />
02.05. Ingolstadt, Eventhalle<br />
Westpark*<br />
03.05. Dortmund, Piano<br />
04.05. Wuppertal, Live Club<br />
Barmen*<br />
05.05. Wendelstein, Festival<br />
06.05. Berlin, C-Club*<br />
SIGGI SCHWARZ<br />
www.siggi-schwarz.de<br />
16.03. Ellwangen,<br />
Schlosschenke<br />
31.03. Offenburg, Reithalle<br />
27.04. Nagold,<br />
Landesgartenschau<br />
30.04. München,<br />
Garage Deluxe<br />
19.05. Heidenheim,<br />
Schloss Hellenstein<br />
20.07. Ellwangen, Open Air<br />
STATUS QUO<br />
www.kb-k.de<br />
18.05. Leipzig, Arena<br />
19.05. Bad Segeberg,<br />
Freilichtbühne<br />
17.08. Bochum,<br />
Zeltfestival Ruhr<br />
18.08. Kamenz, Hutbergbühne<br />
09.11. Regensburg,<br />
Donau-Arena<br />
10.11. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
11.11. Stuttgart, Porsche-Arena<br />
13.11. Gießen, Hessenhalle<br />
14.11. Berlin, Tempodrom<br />
16.11. Köln, Palladium<br />
17.11. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
STRANGLERS<br />
www.stranglers.net<br />
19.04. A-Wien, Szene<br />
21.04. Berlin, C-Club<br />
23.04. Hamburg, Fabrik<br />
24.04. Köln, Luxor<br />
VARGAS – APPICE –<br />
SHORTINO<br />
www.mfpconcerts.com<br />
16.03. Frankfurt, Nachtleben<br />
17.03. Dresden, Tante Ju<br />
PETE YORK BLUES PROJECT<br />
www.german-concerts.de<br />
22.04. Kiel, Räucherei<br />
23.04. Berlin, C-Club<br />
24.04. Nürnberg, Hirsch<br />
25.04. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
26.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
MUSICALS<br />
ALL YOU NEED IS LOVE<br />
www.cofo.de<br />
16.03. A-Salzburg,<br />
Congress<br />
18.03. A-Innsbruck,<br />
Congress Saal Tirol<br />
21.03. Hannover,<br />
Theater am Aegi<br />
22.03. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
24.03. Aurich, Stadthalle<br />
25.03. Hamburg, CCH 2<br />
01.04. Aachen, Eurogress<br />
02.04. Ulm, CCU<br />
03.04. Regensburg, Audimax<br />
10.04. CH-Genf,<br />
Théatre du Leman<br />
12.–15.04. München,<br />
Theater Fröttmaning<br />
THE WHO'S TOMMY<br />
www.<strong>to</strong>mmy-<strong>to</strong>ur.com<br />
18.–29.04. München,<br />
Deutsches Theater<br />
30.04.+01.05. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
03.05. Aschaffenburg,<br />
Stadthalle<br />
04.05. Wolfsburg, Theater<br />
06.05. Balingen, Stadthalle<br />
07.05. Freiburg, Konzerthaus<br />
09.+10.05. A-Wien, Stadthalle<br />
12.05. Stuttgart, Liederhalle<br />
13.05. Ravensburg,<br />
Oberschwabenhalle<br />
18.05. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric Halle<br />
FESTIVALS<br />
Porsche <strong>Music</strong> Night<br />
www.porsche-music-night.de<br />
23.+24.03. Stuttgart,<br />
Schleyerhalle<br />
u.a. mit Chubby Checker,<br />
Bonnie Tyler, ABC<br />
21. Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />
www.bluestage.de<br />
24.03.– 01.04., Roth<br />
u.a. mit Nina Hagen,<br />
Hamburg Blues Band,<br />
Dana Fuchs, Will Wilde,<br />
Philip Sayce, Paul Rose<br />
Lovely Day's Festival<br />
www.wiesen-festivals.at<br />
07.07. A-Wiesen,<br />
Ottakringer Arena<br />
u.a. mit Gov't Mule,<br />
Iron Butterfly, Jethro Tull's<br />
Ian Anderson, Lou Reed &<br />
Band, Ray Manzarek &<br />
Robbie Krieger, Stan<br />
Webb's Chicken Shack<br />
Acro Bräu Classic Rock<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
07.07. Arcobräu Festgelände<br />
Moos b. Plattling<br />
u.a. mit Barclay James<br />
Harvest, Wolfgang Ambros<br />
Rheinbach Classics<br />
www.noisenow.de<br />
13.07. Rheinbach,<br />
Himmeroder Wall<br />
mit BAP<br />
Schloss Open Air<br />
www.siggi-schwarz.de<br />
20.07. Ellwangen, Schloss<br />
mit Ten Years After, Siggi<br />
Schwarz & Friends<br />
Burg Herzberg Festival<br />
www.burgherzberg-festival.de<br />
19.– 22.07. Burg Herzberg<br />
u.a. mit Wishbone Ash,Tubes,<br />
Caravan, Herzberg Blues<br />
Allstars feat. Hamburg Blues<br />
Band, Inga Rumpf, Clem<br />
Clempson, Arthur Brown<br />
Rock Of Ages<br />
www.rock-of-ages.de<br />
27.+28.07. Seebronn, Open Air<br />
u.a. mit Alice Cooper, Fish,<br />
Europe, Bob Geldof, Axel<br />
Rudi Pell, Fischer-Z, Tubes,<br />
Rock la Roca<br />
www.noisenow.de<br />
28.07. Loreley, Freilichtbühne<br />
u.a. mit New Model Army<br />
-Festival<br />
beat beat beat<br />
www.offenbach.de/kultur<br />
06.10. Offenbach, Stadthalle<br />
mit Searchers, Manfreds,<br />
Christie, Racey<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Die Veröffentlichung der Konzerttermine<br />
erfolgt ohne Gewähr. Durch<br />
die zweimonatliche Erscheinungsweise<br />
von Good-Times muss ein<br />
Teil der Termine zwei bis drei Monate<br />
im Voraus erfasst werden. Änderungen<br />
des Veranstaltungsortes,<br />
des Datums oder Konzert ausfälle<br />
sind daher möglich. Wir empfehlen<br />
Ihnen, vor einer Anreise den Termin<br />
auf der entsprechenden Internet-<br />
Seite nochmals zu überprüfen. Veranstaltungsmeldungen<br />
ohne Internet-Seitenangaben<br />
und ohne<br />
genauen Veranstaltungsort werden<br />
nicht veröffentlicht.<br />
Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Konzertkalender<br />
ACCEPT<br />
www.netmusiczone.de<br />
11.04. Stuttgart, Philharmonie<br />
13.04. Straubing, Messehalle<br />
14.04. Geiselwind, Event Center<br />
15.04. CH-Pratteln, Z7<br />
17.04. Oberhausen,<br />
Turbinenhalle<br />
18.04. Hamburg,<br />
Große Freiheit<br />
19.04. Berlin, Huxleys<br />
BRYAN ADAMS<br />
www.mlk.com<br />
21.03. Köln, Lanxess Arena<br />
24.03. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />
Versicherung<br />
28.03. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
29.03. Mannheim, SAP Arena<br />
30.03. München, Olympiahalle<br />
ALPHAVILLE<br />
www.assconcerts.com<br />
30.04. Hettenrodt, Hexenrock<br />
ÄRZTE<br />
www.bademeister.com<br />
16.05. Zwickau, Stadthalle<br />
17.05. Frankfurt/Oder,<br />
Messehalle 1<br />
22.05. Bremen, Arena<br />
23.05. Kiel, Sparkassen-Arena<br />
25.+26.05. Oberhausen,<br />
KöPi Arena<br />
27.05. Chemnitz, Arena<br />
30.05. München, Olympiahalle<br />
01.– 03.06. Berlin, Wuhlheide<br />
06.+07.06. Leipzig, Arena<br />
08.06. Mannheim, SAP Arena<br />
11.06. CH-Zürich,<br />
Hallenstadion<br />
13.06. Graz, Stadthalle<br />
15.+16.06. A-Wien, Stadthalle<br />
17.06. Interlaken, Festival<br />
19.06. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />
Versicherung<br />
22.–24.06. Scheeßel, Festival<br />
22.–24.06. Neuhausen, Festival<br />
27.06. Köln, Lanxess Arena<br />
29.+30.06. Frankfurt, Festhalle<br />
03.+04.07. Hannover,<br />
TUI Arena<br />
06.+07.07. Stuttgart,<br />
Schleyerhalle<br />
08.07. Erfurt, Messehalle<br />
10.-12.08. Dresden,<br />
Filmnächte am Elbufer<br />
17.–19.08. Berlin, Waldbühne<br />
AGITATION FREE<br />
www.agitationfree.com<br />
20.03. Berlin, Postbahnhof<br />
MILLER ANDERSON<br />
www.milleranderson.co.uk<br />
16.03. Bremen, Meisenfrei<br />
17.03. Osnabrück, Festival<br />
31.03. Braunschweig,<br />
Barnaby's<br />
28.04. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
11.05. Offenbach, Kulturfabrik<br />
12.05. Hannover, Bluesgarage<br />
21.05. Weinheim, Muddy's<br />
25.05. Mannheim,<br />
Hauptbahnhof<br />
AUSTRALIAN PINK FLOYD<br />
SHOW<br />
www.fkpscorpio.com<br />
18.04. Köln, Arena<br />
19.04. Bielefeld, Stadthalle<br />
20.04. Oberhausen, KöPi Arena<br />
21.04. Trier, Arena<br />
22.04. Hannover, AWD-Hall<br />
24.04. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
25.04. Ludwigsburg, Arena<br />
26.04. Regensburg,<br />
Donau-Arena<br />
27.04. Ravensburg,<br />
Oberschwabenhalle<br />
JOAN BAEZ<br />
www.modernewelt.de<br />
31.05. Fulda, Esperan<strong>to</strong>halle<br />
02.06. Köln, Philharmonie<br />
03.06. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
05.06. Salem, Schloss<br />
07.06. Dresden, Junge Garde<br />
08.06. Benediktbeuern,<br />
Kloster<br />
10.06. Stuttgart, Freilichtbühne<br />
11.06. München, Philharmonie<br />
BAP<br />
www.semmel.de<br />
03.+04.05. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong> Hall<br />
06.+07.05. Köln, Palladium<br />
09.05. Uelzen, Jabelmannhalle<br />
10.05. Beverungen, Stadthalle<br />
12.05. Gerolstein,<br />
Lokschuppen<br />
13.05. Mönchengladbach,<br />
Kunstwerk<br />
15.05. Münster, Jovel<br />
16.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
19.05. Karlsruhe, Europahalle<br />
20.05. Saarbrücken, E-Werk<br />
22.05. Erfurt, Thüringenhalle<br />
23.05. Berlin, Columbiahalle<br />
BARCLAY JAMES HARVEST<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
16.03. Heilbronn, Harmonie<br />
17.03. Fulda, Orangerie<br />
16.05. CH-Naters,<br />
Zentrum Missione<br />
17.05. CH-Herisau, Casino<br />
18.05. Bad Säckingen,<br />
Gloria Theater<br />
19.05. Dexheim, Kultur auf<br />
dem Hof<br />
07.07. Moos, Festival<br />
13.07. Rheinbach, Festival<br />
PHIL BATES / mit SWEET &<br />
SLADE*<br />
<strong>Music</strong> of ELO<br />
www.sounds-promotion.de<br />
25.02. CH-Winterthur,<br />
Garden Club<br />
31.03. Gera, KKZ<br />
06.05. Augsburg, Konzert- u.<br />
Kongresszentrum*<br />
12.05. Wülknitz,<br />
Kulturscheune<br />
19.05. Berlin, Internationaler<br />
Kulturlustgarten<br />
25.05. Burg Hohenzollern<br />
02.06. Stendal, Festival<br />
29.06. Wismar, St. Georgen<br />
Kirche<br />
30.06. Demmin, Waldbühne<br />
20.07. Neuleiningen,<br />
Burgsommer<br />
21.07. Berlin, Tegler Hafenfest<br />
17.08. Berchtesgaden, Kurpark<br />
18.08. Waltershausen, Freizeitzentrum<br />
Gleisdreieck<br />
01.09. Ehmkendorf, Gutshaus<br />
BEACH BOYS<br />
www.kb-k.de<br />
03.08. Berlin, o2 Arena<br />
04.08. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
05.08. Mönchengladbach,<br />
HockeyPark<br />
BLACK SABBATH<br />
www.wizardpromotions.de<br />
04.06. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
26.06. A-Wien, Stadthalle<br />
ERIC BURDON<br />
www.dmc-music.de<br />
18.07. Leipzig, Parkbühne<br />
20.07. Kassel, Kulturzelt<br />
TONY CAREY<br />
www.<strong>to</strong>nycarey.com<br />
12.05. Freiberg, Festival<br />
ROGER CHAPMAN &<br />
THE SHORTLIST<br />
www.dmc-music.de<br />
12.05. Bayreuth, Maisels<br />
Weißbierfest<br />
CITY<br />
www.city-internet.de<br />
23.03. Berlin, Tempodrom<br />
24.03. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
25.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r Varieté<br />
30.03. Magdeburg, Stadthalle<br />
31.03. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
03.04. Chemnitz, Stadthalle<br />
07.04. Grimma, GGI<br />
Muldentalhalle<br />
CLANNAD<br />
www.lbevents.de<br />
28.03. Frankfurt,<br />
Heilig-Geist-Kirche<br />
29.03. Düsseldorf,<br />
Savoy Theater<br />
30.03. Leipzig, Haus Auensee<br />
31.03. Berlin, Apostel<br />
Paulus Kirche<br />
ALEX CONTI & PAUL BOTTER<br />
www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />
16.03. Husum, Theodor<br />
Schäfer Werk<br />
22.03. Hamburg,<br />
Hafenbahnhof<br />
23.03. Ahrensburg, Bierstein<br />
24.03. Dollern, Kultur Diele<br />
25.03. Trittau, Alter Bahnhof<br />
26.03. Hamburg, Cot<strong>to</strong>n Club<br />
31.03. Uelzen, Esterholzer<br />
Schleuse<br />
11.04. Wyk, Erdbeerparadies<br />
13.04. Rendsburg,<br />
Bullentempel<br />
14.04. Lüneburg,<br />
Cafe Klatsch<br />
20.04. Göttingen, Nörgelbuff<br />
21.04. Itzehoe, Lauschbar<br />
27.04. Visselhövede,<br />
Heimathaus<br />
30.04. Perleberg,<br />
Nacht der Clubs<br />
05.05. Flensburg, Roxy<br />
ELVIS COSTELLO<br />
www.deag.de<br />
03.06. Hamburg, CCH 1<br />
04.06. CH-Zürich,<br />
Kongreßhaus<br />
CRANBERRIES<br />
www.cranberries.com<br />
25.06. Berlin, Zitadelle<br />
CURVED AIR<br />
www.crushconcerts.com<br />
17.05. Metzingen, Hirsch<br />
18.05. Nürnberg, Hirsch<br />
19.05. Wetzlar, Franzis<br />
DISCO mit Ilja Richter<br />
www.deag.de<br />
28.04. Merkers, Bergwerk<br />
29.04. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
30.04. Berlin, Tempodrom<br />
02.05. Stuttgart, Liederhalle<br />
03.05. München,<br />
Circus Krone<br />
04.05. Siegen,<br />
Siegerlandhalle<br />
05.05. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi<br />
Electric Halle<br />
07.05. Hamburg, CCH 1<br />
09.05. Heilbronn, Harmonie<br />
DR. FEELGOOD<br />
www.drfeelgood.org<br />
11.04. Glems, ZB<br />
13.04. CH-Aarburg,<br />
Moonwalker<br />
14.04. CH-Flasch,<br />
Mehrzweckhalle<br />
EAV<br />
www.helloconcerts.de<br />
05.05. Neckarwes<strong>the</strong>im,<br />
Kulturama<br />
07.06. Augsburg, Festival<br />
23.06. Rosenheim, Zeltfest<br />
29.06. Nagold, Open Air<br />
30.06. Tännesberg,<br />
Open Air Festival<br />
23.07. Gröbenzell, Zeltfestival<br />
28.07. Scheyern, Open Air<br />
ELOY<br />
www.prknet.de<br />
24.03. Berlin, Postbahnhof<br />
25.03. Hamburg, Markthalle<br />
26.03. Köln, Gloria<br />
27.03. Stuttgart, Longhorn<br />
28.03. CH-Pratteln, Z7<br />
29.03. München, Muffathalle<br />
30.03. Mainz, Frankfurter Hof<br />
EPITAPH<br />
epitaph-band.de<br />
30.03. Wetter,<br />
Earth <strong>Music</strong> Hall<br />
31.03. Unna, Lindenbrauerei<br />
28.04. Lorsch,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
30.04. Glems, Hirsch<br />
12.05 Siegburg, Kubana<br />
ERRORHEAD<br />
www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />
16.03. Detmold, Kaiserkeller<br />
17.03. Unna, Lindenbrauerei<br />
20.03. CH- Pratteln, Galery<br />
21.03. Augsburg, Spectrum<br />
22.03. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
23.03. Bergheim,<br />
Medio.Rhein.Erft<br />
30.03. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
31.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
12.04. Lorsch,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
18.05. Schorndorf,<br />
Manufaktur<br />
FOCUS<br />
www.focus<strong>the</strong>band.com<br />
18.05. Hannover,<br />
Bluesgarage<br />
FOOLS GARDEN<br />
www.foolsgarden.de<br />
31.03. CH-Cham,<br />
Kultur im Kreuz<br />
04.04. Bad Vilbel,<br />
Theater Alte Mühle<br />
26.04. Bürstadt, Stadthalle<br />
28.04. Maulbronn,<br />
<strong>Music</strong>park Live<br />
04.05. Mariaberg, Kloster<br />
02.07. München, Open Air<br />
PETER GABRIEL<br />
www.karsten-jahnke.de<br />
02.05. München,<br />
Olympiahalle<br />
03.05. Oberhausen,<br />
KöPi Arena<br />
09.05. Berlin, o2 World<br />
11.05. Stuttgart,<br />
Schleyerhalle<br />
BOB GELDOF<br />
www.assconcerts.com<br />
16.06. Kiel, Rathausbühne<br />
27.07. Seebronn, Festival<br />
GRAVEYARD<br />
www.mlk.com<br />
16.03. Hamburg, Knust<br />
17.03. Berlin, Postbahnhof<br />
18.03. Köln, Underground<br />
GROBSCHNITT<br />
www.grobschnitt-band.de<br />
03.+15.+16.+23.06. Hagen,<br />
Stadthalle<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 111<br />
HERBERT GRÖNEMEYER<br />
www.herbert-groenemeyertickets.de<br />
19.05. Uelzen, Almased Arena<br />
22.05. Bochum, Stadion<br />
23.05. Bremen, ÖVB-Arena<br />
25.05. Mannheim, SAP Arena<br />
26.05. Iffezheim, Rennplatz<br />
29.05. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
31.05. Berlin, Waldbühne<br />
04.06. Balingen, Messegelände<br />
im Gehren<br />
05.06. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />
Versicherung<br />
GUNS N’ ROSES<br />
www.wizardpromotions.de<br />
08.06. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
GURU GURU<br />
www.guru-guru.com<br />
13.04. Schöneiche,<br />
Kulturgießerei<br />
14.04. Schwerin, Speicher<br />
20.04. Wetzlar, Franzis<br />
21.04. Heilbronn,<br />
Jazzclub Cave 61<br />
11.05. Darmstadt, Bessunger<br />
Knabenschule<br />
12.05. Sindelfi ngen, Pavillon<br />
17.+18.08. Finkenbach, Festival<br />
NINA HAGEN<br />
www.dmc-music.de<br />
18.03. Denzlingen, Kulturhaus<br />
23.03. Dresden, Kulturpalast<br />
24.03. Leipzig, Haus Auensee<br />
26.03. Hamburg, Fabrik<br />
28.03. Ulm, Roxy<br />
30.03. Roth, Bluestage<br />
01.04. Bochum, Zeche<br />
03.04. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
11.04. Siegen, Siegerlandhalle<br />
13.04. Osnabrück, Rosenhof<br />
15.04. Mainz, Frankfurter Hof<br />
17.04. Detmold, Stadthalle<br />
19.04. Karlsruhe,<br />
Tollhausfestival<br />
21.04. München, Muffathalle<br />
RANDY HANSEN & BAND<br />
www.jazzhausrecords.com<br />
26.04. Göttingen, Musa<br />
27.04. Plauen, Malzhaus<br />
28.04. Solingen, Cobra<br />
29.04. Dortmund, Piano<br />
30.04. Münster, Hot Jazzclub<br />
02.05. CH-Pratteln, Galery<br />
03.05. Lorsch,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
04.05. Vaihingen/Enz,<br />
Stadthalle<br />
05.05. Lebach, Stadthalle<br />
MORTEN HARKET<br />
www.mlk.com<br />
29.04. Hamburg, CCH 1<br />
30.04. München, Kesselhaus<br />
03.05. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
04.05. Düsseldorf, Mitsubishi<br />
Electric Halle<br />
06.05. Berlin, Tempodrom<br />
HELTER SKELTER<br />
www.helter-skelter-live.de<br />
17.03. Rosenheim, Ballhaus<br />
14.04. Erding, Stadthalle<br />
30.04. München, TonHalle<br />
05.05. Nürnberg, Kleine<br />
Meistersingerhalle<br />
12.05. Neumarkt,<br />
Kleine Jurahalle<br />
06.06. Augsburg, Spectrum<br />
28.07. Immenstadt,<br />
Klostergarten<br />
ROGER HODGSON<br />
www.dmc-music.de<br />
13.07. Ritterhude, Open Air<br />
15.07. Mainz, Zitadelle<br />
19.07. Rosenheim,<br />
Landesgartenschau<br />
06.06. Köln, Tanzbrunnen<br />
13.09. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />
HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
17.03. CH- Zug, Chollerhalle<br />
18.03. Heidelberg,<br />
Kongresszentrum<br />
20.03. Kirchheim, Club Bastion<br />
24.03. Hamm, Kulturwerkstatt<br />
PETER PANKA'S JANE /<br />
ULI JON ROTH*<br />
www.jane-music.com<br />
16.03. Twist, Heimathaus<br />
17.03. Twistringen,<br />
Alte Ziegelei<br />
23.03. Haltern, Trigon<br />
24.03. Geseke,<br />
Schulzentrum Mitte*<br />
14.04. Lorsch,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
15.04. Bruchsal, Rockfabrik<br />
21.04. Siegburg, Kubana<br />
JAYHAWKS<br />
www.mlk.com<br />
16.03. Köln, Kantine<br />
17.03. Berlin, Lido<br />
18.03. Hamburg, Grünspan<br />
ELTON JOHN<br />
www.prknet.de<br />
01.06. Wetzlar, Hessentag<br />
29.06. Ludwigslust,<br />
Schlosspark<br />
03.07. Oberhausen, KöPi Arena<br />
14.07. Würzburg,<br />
Residenzplatz<br />
20.07. Ulm, Münsterplatz<br />
JUDAS PRIEST / THIN LIZZY<br />
www.wizardpromotions.de<br />
27.04. Hamburg, Sporthalle<br />
28.04. Leipzig, Arerna<br />
30.04. Münster,<br />
Halle Münsterland<br />
01.05. Düsseldorf, Mitsubishi<br />
Electric Halle<br />
03.05. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
04.05. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />
Versicherung<br />
05.05. A-Linz, Arena<br />
KARAT<br />
www.karat-band.de<br />
31.03. Altenburg, Kultur-Landgasthof<br />
Kosma<br />
13.04. Erfurt, DasdieBrettl<br />
19.04. Thale, Kulturhaus<br />
20.04. Nordhausen, Theater<br />
21.04. Heilbad Heiligenstadt,<br />
Eichsfelder Kulturhaus<br />
22.04. Gotha, Kulturhaus<br />
28.04. Niedernhausen,<br />
Rhein-Main-Theater<br />
29.04. Gießen, Hessenhalle 4<br />
03.06. Coswig, Stadtfest<br />
17.06. Barleben, Festplatz<br />
06.07. Wittenberg, FLB<br />
18.08. Neuenhagen, Arche<br />
24.08. Weißenfels, Schlosshof<br />
DAVID KNOPFLER<br />
www.sounds-promotion.de<br />
12.04. A-St. Pölten,<br />
Cinema Paradiso<br />
13.04. A-Spielberg,<br />
Kultur im Zentrum<br />
18.04. A-Völs, Seidemann<br />
19.04. A-Salzburg, Oval<br />
20.04. A-Feldkirchen, Amthof<br />
21.04. A-Oslip, Cselley Mühle<br />
KRAAN<br />
www.hellmut-hattler.de<br />
12.04. Ulm, Roxy<br />
13.04. Leutkirch, Bocksaal
Konzertkalender<br />
LENNY KRAVITZ<br />
www.mlk.com<br />
08.06. Wetzlar,<br />
Hessentagsarena<br />
20.06. Ravensburg,<br />
Oberschwabenhalle<br />
SEBASTIAN KRUMBIEGEL<br />
www.sebastian-krumbiegel.de<br />
16.03. Plauen, Malzhaus<br />
17.03. Wittenberg,<br />
Phönix Theater<br />
22.03. Hamburg, Stage Club<br />
23.03. Magdeburg,<br />
Feuerwache<br />
24.03. Arnstadt, Theater<br />
30.03. Pirna, Tom Pauls<br />
Theater<br />
31.03. Dessau,<br />
Anhaltisches Theater<br />
04.04. Leipzig, Horns Erben<br />
26.04. Neusäß, Stadthalle<br />
04.05. Hoyerswerda,<br />
Kulturfabrik<br />
UDO LINDENBERG<br />
www.rt-konzerte.de<br />
17.03. Oberhausen,<br />
Köpiarena<br />
19.03. Berlin, o2 World<br />
21.03. Hannover, TUI Arena<br />
24.03. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
26.03. Leipzig, Arena<br />
27.03. Erfurt, Messehalle<br />
30.03. Köln, Lanxess Arena<br />
LORDS<br />
www.<strong>the</strong>lords.de<br />
30.03. Halle, Hotel Maritim<br />
31.03. Alsfeld, Hessenhalle<br />
12.04. Hamburg,<br />
Fliegende Bauten<br />
13.04. Erfurt, Thüringenhalle<br />
28.04. Gummersbach, Festzelt<br />
30.04. Teningen,<br />
Ludwig-Jahn-Halle<br />
02.06. Oberhausen, WDR 4<br />
Oldiemarathon<br />
09.06. Königs Wusterhausen,<br />
Funkerberg<br />
MADONNA<br />
www.madonna.com<br />
28.+30.06. Berlin, o2 World<br />
PETER MAFFAY<br />
www.deag.de<br />
12.05. Rügen,<br />
Natürbühne Raiswiek<br />
18.05. Bad Segeberg,<br />
Freilichtbühne<br />
19.05. Oberhof,<br />
Sprungschanze<br />
MANIC STREET PREACHERS<br />
www.mlk.com<br />
16.04. Hamburg, Markthalle<br />
22.04. Köln, E-Werk<br />
24.04. Berlin, Huxleys<br />
Neue Welt<br />
27.04. München, Theaterfabrik<br />
MANFRED MANN'S<br />
EARTHBAND<br />
www.dmc-music.de<br />
16.03. Heilbronn, Harmonie<br />
17.03. Solingen,<br />
Festhalle Ohligs<br />
30.03. Hamm, Kurhaus<br />
31.03. Paderborn, Paderhalle<br />
27.04. Rosenheim, Ballhaus<br />
28.04. Karlsruhe,<br />
Festhalle Durlach<br />
29.04. Denzlingen,<br />
Kultur & Bürgerhaus<br />
PAUL McCARTNEY<br />
www.deag.de<br />
26.03. CH-Zürich,<br />
Hallenstadion<br />
LOREENA McKENNITT<br />
www.mlk.com<br />
17.03. CH-Zürich,<br />
Kongresshaus<br />
18.03. CH-Genf,<br />
Théatre du Léman<br />
20.03. Baden-Baden,<br />
Festpielhaus<br />
21.03. Hannover, Kuppelsaal<br />
22.03. Frankfurt, Alte Oper<br />
23.03. Düsseldorf, Mitsubishi<br />
Electric Halle<br />
29.03. Münster,<br />
Halle Münsterland<br />
31.03. Berlin, Tempodrom<br />
01.04. Erfurt, Messehalle<br />
02.04. Hamburg, CCH1<br />
03.04. Leipzig, Arena<br />
11.04. Stuttgart, Liederhalle<br />
12.04. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
14.04. München,<br />
Philharmonie<br />
15.04. A-Wien, Stadthalle<br />
MELANIE<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
17.06. Darmstadt,<br />
Jagdhofkeller<br />
20.06. Soest, Schlachthof<br />
24.06. Neuruppin, Kulturkirche<br />
30.06. Erfurt, Theater<br />
DIRK MICHAELIS<br />
www.dirk-michaelis.de<br />
22.03. Leipzig, Theater-<br />
Fabrik-Sachsen<br />
23.03. Magdeburg, Theater<br />
Grüne Zitadelle<br />
25.03. Berlin, Postbahnhof<br />
MIKE & THE MECHANICS<br />
www.lbevents.de<br />
07.07. Honberg, Festivalzelt<br />
08.07. Dortmund,<br />
Signal Iduna Park<br />
10.07. Berlin, Tempodrom<br />
12.07. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
14.07. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
ALANIS MORISSETTE<br />
www.mlk.com<br />
10.07. Berlin, Zitadelle<br />
MOTHER JANE<br />
www.mo<strong>the</strong>r-jane.de<br />
17.03. Bad Oeynhausen,<br />
Black Sabbath Rock<br />
Musik Club<br />
05.05. Loop, Landhaus<br />
MOTHERS FINEST<br />
www.dmc-music.de<br />
27.05. Siegen, Kultur Pur<br />
29.05. CH-Pratteln, Z7<br />
31.05. Lorsch,<br />
Rex Musik<strong>the</strong>ater<br />
01.06. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
07.06. Rüdesheim, Bike Week<br />
08.06. Dornstadt, Open Air<br />
09.06. A-Spielberg, Roter Saal<br />
MÖTLEY CRÜE / SLASH<br />
www.wizardpromotions.de<br />
11.06. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner<br />
Hockeypark<br />
12.06. Berlin,<br />
Max-Schmeling-Halle<br />
20.06. Bamberg,<br />
Stechert Arena<br />
NAZARETH<br />
www.dmc-music.de<br />
01.05. CH-Solothurn, Kofmehl<br />
14.05. Augsburg, Spectrum<br />
15.05. A-Judenburg, Festsaal<br />
16.05. Bad Aibling, Kurhaus<br />
18.05. Burglengenfeld,<br />
Veranstaltungszentrum<br />
Pfarrheim<br />
NAZARETH / URIAH HEEP<br />
www.dmc-music.de<br />
19.04. Münster, Jovel <strong>Music</strong> Hall<br />
20.04. Hamburg, Fabrik<br />
21.04. Ros<strong>to</strong>ck,<br />
Parkbühne IGA Park<br />
23.04. Chemnitz, Stadthalle<br />
24.04. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
26.04. Neu-Isenburg,<br />
Hugenottenhalle<br />
27.04. Bamberg,<br />
Stechert Arena<br />
28.04. Winterbach, Salierhalle<br />
30.04. Schopfheim, Stadthalle<br />
03.05. Koblenz, Sporthalle<br />
Oberwerth<br />
04.05. Zweibrücken,<br />
Westpfalzhalle<br />
05.05. Dormagen, Sportcenter<br />
07.05. CH-Zürich, Theater<br />
am Spirgarten<br />
08.05. A-Kufstein, Stadtsaal<br />
10.05. A-Wien, Gasometer<br />
11.05. Freising, Luitpoldhalle<br />
12.05. A-Feldkirchen,<br />
Stadthalle<br />
NENA<br />
www.nena.de<br />
16.04. Neu-Ulm,<br />
Ratiopharm Arena<br />
18.04. Landshut,<br />
Sparkassen Arena<br />
19.04. CH-Zürich,<br />
Kongresshaus<br />
20.04. Bamberg,<br />
Stechert Arena<br />
22.04. Berlin, Tempodrom<br />
23.04. Frankfurt, Alte Oper<br />
24.04. Freiburg, Rothaus Arena<br />
26.04. Braunschweig,<br />
Stadthalle<br />
27.04. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric Halle<br />
29.04. Chemnitz, Stadthalle<br />
RANDY NEWMAN<br />
www.modernewelt.de<br />
18.03. Bochum,<br />
Jahrhunderthalle<br />
19.03. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
OMEGA<br />
www.omega.hu<br />
10.05. Leipzig, Gewandhaus<br />
11.05. Suhl,<br />
Congress-Centrum<br />
12.05. Dresden, Kulturpalast<br />
17.08. Berlin, Zitadelle<br />
IAN PAICE & PURPENDICULAR<br />
www.colos-saal.de<br />
23.03. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
AXEL RUDI PELL<br />
www.continental-concerts.de<br />
20.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
24.04. Langen,<br />
Neue Stadthalle<br />
25.04. Saarbrücken, Garage<br />
27.04. Nürnberg, Hirsch<br />
28.04. Kaufbeuren, All-Karthalle<br />
29.04. CH-Pratteln, Z7<br />
01.05. Erfurt, HsD<br />
02.05. Berlin, Columbia Club<br />
04.– 06.05. Bochum, Zeche<br />
TOM PETTY<br />
www.mlk.com<br />
10.06. Hamburg, o2 World<br />
25.06. Köln, Lanxess Arena<br />
30.06. Mannheim, SAP Arena<br />
DIE PRINZEN<br />
www.dieprinzen.de<br />
07.07. Lauffen, Stadthalle<br />
13.07. Senftenberg,<br />
Amphi<strong>the</strong>ater<br />
14.07. Ziesar, Burg<br />
CHUCK PROPHET<br />
www.assconcerts.com<br />
19.04. Berlin, Quasimodo<br />
21.04. Halle, Objekt 5<br />
24.04. Köln, Blue Shell<br />
PUHDYS<br />
www.puhdys.com<br />
17.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
24.03. Büddenstedt,<br />
Rathausgaststätte<br />
31.03. Zittau, Westparkcenter<br />
02.05. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />
19.05. Friesack, Freilichtbühne<br />
26.05. Kamenz, Hutbergbühne<br />
LOU REED<br />
www.loureed.com<br />
20.06. Berlin, Zitadelle<br />
23.06. Mainz, Zollhafen<br />
29.06. Bonn, Kunst!Rasen<br />
Gronau<br />
30.06. Dresden, Filmnächte<br />
am Elbufer<br />
01.07. München, Tollwood<br />
MAGGIE REILLY<br />
www.sounds-promotion.de<br />
16.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
02.06. Stendal, Festival<br />
INGA RUMPF<br />
www.ingarumpf.de<br />
17.03. Bad Salzufl en,<br />
Bahnhof<br />
24.03. Oldenburg, Kulturetage<br />
26.03. Hamburg,<br />
Fliegende Bauten<br />
27.05. Ratzeburg,<br />
City Open Air<br />
10.06. Hamburg, St. Michaelis<br />
16.06. Kiel, Krusenkoppel<br />
30.06. Torgau, Open Air<br />
21.07. Köpenick, Jazz-Festival<br />
MITCH RYDER<br />
www.mitchryder.net<br />
17.03. Lößnitz,<br />
Gasthof zur Linde<br />
SAXON<br />
www.saxon747.com<br />
28.04. Dortmund,<br />
Rock in den Ruinen<br />
02.08. Wacken, Open Air<br />
03.08. Geiselwind, Bike &<br />
<strong>Music</strong> Weekend<br />
PHILIP SAYCE<br />
www.assconcerts.de<br />
22.03. Hannover, Bluesgarage<br />
23.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
24.03. Bochum, Zeche<br />
26.03. Berlin, Crystal Club<br />
27.03. Köln, Yard Club<br />
28.03. Hamburg, MarX<br />
30.03. Winterbach,<br />
Lehenbachhalle<br />
31.03. CH-Aarburg,<br />
Moonwalker<br />
01.04. Roth, Bluestage<br />
03.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
04.04. München,<br />
Backstage Club<br />
05.04. A-Velden, Bluesiana<br />
MICHAEL SCHENKER<br />
www.assconcerts.com<br />
25.04. Krefeld, Kulturfabrik<br />
26.04. Hamburg, Markthalle<br />
28.04. Erfurt,<br />
Gewerkschaftshaus<br />
29.04. Augsburg, Spectrum<br />
15.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
16.05. Berlin, C-Club<br />
22.05. A-Wien, Szene<br />
SCHWARZBRENNER<br />
www.schwarzbrenner.de<br />
31.03. Bremen,<br />
Meisenfrei Blues Club<br />
SCORPIONS<br />
www.semmel.de<br />
12.05. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
13.05. Frankfurt, Festhalle<br />
13.10. München, Olympiahalle<br />
PATTI SMITH<br />
www.noisenow.de<br />
10.07. Bonn, Kunst!Rasen<br />
Gronau<br />
SPIDER MURPHY GANG<br />
www.helloconcerts.de<br />
04.05. Höchstädt, Zelt<br />
05.05. CH-Winterthur,<br />
Gardenclub<br />
16.05. Weilheim, Festhalle<br />
19.05. Ei<strong>to</strong>rf, Open Air<br />
25.05. Ochsenfurt, Zelt<br />
01.06. A-Kematen, Zelt<br />
08.06. Langerringen, Zelt<br />
15.06. Dexheim, Open Air<br />
16.06. Bräuningshof, Zelt<br />
30.06. Schwabach<br />
06.07. Großberghofen, Zelt<br />
12.07. Nesselwang, Zelt<br />
13.07. Föching-Fellach, Zelt<br />
16.07. Schönach, Zelt<br />
20.07. Lorsch, Open Air<br />
21.07. München,<br />
Olympiastadion<br />
BRUCE SPRINGSTEEN<br />
www.mlk.com<br />
25.05. Frankfurt,<br />
Commerzbank-Arena<br />
27.05. Köln, RheinEnergie-<br />
Stadion<br />
30.05. Berlin, Olympiastadion<br />
12.07. A-Wien,<br />
Ernst Happel Stadion<br />
CURTIS STIGERS<br />
www.jazzecho.de<br />
18.05. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
19.09. Mainz, Frankfurter Hof<br />
21.05. Hannover, Jazzclub<br />
22.05. Berlin, Postbahnhof<br />
23.05. Kiel, Kulturforum<br />
25.05. Hamburg, Festival<br />
26.05. Bremen, Schlachthof<br />
27.05. Krefeld, Kulturfabrik<br />
28.05. Dortmund, Domicil<br />
THE STRAITS<br />
www.dmc-music.de<br />
17.03. München, Muffathalle<br />
STRANGLERS<br />
www.mlk.com<br />
21.04. Berlin, C-Club<br />
23.04. Hamburg, Fabrik<br />
24.04. Köln, Luxor<br />
SWEET<br />
www.dmc-music.de<br />
07.07. Bad Berleburg,<br />
Rock im Bruch<br />
JAMES TAYLOR<br />
www.mlk.com<br />
27.04. Berlin, Tempodrom<br />
28.04. Hamburg, Laeiszhalle<br />
09.05. Frankfurt, Alte Oper<br />
12.05. München, Philharmonie<br />
TEN YEARS AFTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
31.03. Memmingen, Kaminwerk<br />
04.05. Neckarwes<strong>the</strong>im,<br />
Reblandhalle<br />
09.05. Osnabrück, Lagerhalle<br />
10.05. Halle, Objekt 5<br />
11.05. Werdau, Stadthalle<br />
12.05. Kellinghusen,<br />
Ulmenhofschule<br />
16.06. CH, Gams, Open Air<br />
TINDERSTICKS<br />
www.karsten-jahnke.de<br />
17.03. Heidelberg, Stadthalle<br />
18.03. München, Muffathalle<br />
DIE TOTEN HOSEN<br />
www.die<strong>to</strong>tenhosen.de<br />
10.04. Bremen, Schlachthof<br />
26.05. Frankfurt, Messehalle<br />
28.05. A-Innsbruck, Dogana<br />
01.–03.06. Nürnberg, Festival<br />
TOTO<br />
www.wizardpromotions.de<br />
14.08. Leipzig, Parkbühne<br />
16.08. Altusried, Open Air<br />
17.08. Mosbach,<br />
Großer Elzpark<br />
18.08. Coburg, Schlossplatz<br />
19.08. Köln, Tanzbrunnen<br />
WALTER TROUT<br />
www.jazzhausrecords.com<br />
19.03. Wetzlar, Francis<br />
20.03. Rutesheim,<br />
Uhlenspiegel<br />
21.03. Bochum, Zeche<br />
22.03. Bremen, Meisenfrei<br />
23.03. Seidenroth,<br />
Eulenspiegel<br />
24.03. Hannover, Bluesgarage<br />
27.03. A-Wien, Reigen<br />
28.03. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
29.03. Köln, Kulturkirche<br />
30.03. Erfurt,<br />
Gewerkschaftshaus<br />
31.03. Roth, Bluestage<br />
ROBIN TROWER<br />
www.trowerpower.com<br />
16.03. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
17.03. Offenbach,<br />
KJK Sandgasse<br />
18.03. Nürnberg, Hirsch<br />
19.03. Augsburg, Spectrum<br />
21.03. Salzgitter, Kulturscheune<br />
22.03. Twist, Heimathaus<br />
23.03. Koblenz, Café Hahn<br />
24.03. Freudenburg, Ducsaal<br />
25.03. Bonn, Harmonie<br />
UFO<br />
www.crushconcerts.com<br />
27.04. Glauchau,<br />
Alte Spinnerei<br />
28.04. Malchim, Mecklen -<br />
burger Mo<strong>to</strong>rradtreffen<br />
02.05. Metzingen, Festkeller<br />
03.05. Siegburg, Kubana<br />
04.05. Hannover, Bluesgarage<br />
05.05. Bochum, Matrix<br />
08.05. Bremen, Meisenfrei<br />
10.05. Detmold, Stadthalle<br />
11.05. Ingolstadt, Eventhalle<br />
Westpark<br />
URIAH HEEP<br />
www.dmc-music.de<br />
29.04. CH-Solothurn,<br />
Kulturfabrik Kofmehl<br />
02.05. Greiz, Stadthalle<br />
07.07. Bad Berleburg,<br />
Rock im Bruch<br />
SUZANNE VEGA<br />
www.prknet.de<br />
05.06. Berlin, Heimathafen<br />
06.06. Hamburg, Knust<br />
07.06. Oldenburg, Kulturtage<br />
08.06. Köln, Kulturkirche<br />
VINCENT ROCKS<br />
www.vincentrocks.de<br />
16.03. Haigerloch, Schloss<br />
17.03. Ingersheim, Kath. Kirche<br />
14.04. Metzingen, Hirsch<br />
28.04. Mering, Mehrzweckhalle<br />
16.05. Neustadt, Kulturweinfest<br />
JOHNNY WINTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
16.03. Konstanz, Kulturladen<br />
17.03. CH-Zug, Chollerhalle<br />
18.03. Heidelberg,<br />
Kongresszentrum<br />
Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong><br />
DIE ANDEREN …<br />
Bester Sänger? Chris Thompson (Manfred<br />
Mann’s Earth Band)<br />
Beste Sängerin? Chaka Khan<br />
Beste Band? Beatles<br />
Beste(r) Songschreiber(in)? Sting<br />
Beste Single? "Strawberry Fields Forever"<br />
(Beatles)<br />
Bestes Album? SGT. PEPPER'S LONELY<br />
HEARTS CLUB BAND (Beatles)<br />
Bester Song? "Bourbon Street" (Sting)<br />
Deine Allstar-Band? Unsere Mandoki Soulmates<br />
aus dem "<br />
50 Jahre Rock Konzert" und dem o2-World-<br />
Konzert: Ian Anderson (fl, voc), Bobby Kimball (voc),<br />
Chris Thompson (voc), Peter Maffay (g, voc), Jack<br />
Bruce (b, voc), Greg Lake (ac-g, voc), Steve Luka<strong>the</strong>r<br />
(g, voc), Al Di Meola (ac-g), Peter Framp<strong>to</strong>n (g, voc),<br />
John Helliwell (sax), Bill Evans (sax), Randy Brecker (tr,<br />
Flügelhorn), Till Brönner (tr) und ich (dr, voc)<br />
... UND ICH<br />
Welche Cover-Version möchtest du mal<br />
aufnehmen? "Desperado" von den Eagles.<br />
Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />
"In The Air Tonight" von Phil Collins.<br />
Wer sollte einen Song über dich schreiben,<br />
und wie sollte der heißen? Ian Anderson – und<br />
er hat ihn schon geschrieben: "Mandoki Blues".<br />
Was war das Highlight deiner Karriere? Das<br />
Release-Konzert zum letzten Studio-Album AQUA-<br />
RELLE in der o2-World in Berlin.<br />
Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Lebe deinen Traum und träume<br />
nicht dein Leben. Und: Never take a no for a no.<br />
EINIGE W0RTE ZU ...<br />
Ungarn/Budapest: Budapest ist eine wunderbare<br />
Stadt, inspirierend, wild, sinnlich, leidenschaftlich<br />
und voller Musik.<br />
Familie: Ist das Wichtigste; als Vater den Kindern<br />
Wurzeln und Flügel zu verleihen. Ich glaube, das<br />
ist die wichtigste Aufgabe im Leben: die Kinder zu<br />
schützen, bis sie ihre eigenen Methoden entwickeln<br />
können, um ihren Weg zu finden und ihn glücklich<br />
zu gehen. Ihnen zu helfen, Wurzeln zu schlagen, und<br />
ihnen gleichzeitig die weite Welt zu zeigen. Familie ist<br />
Inspiration, ein Nest, gelebtes Leben.<br />
Politiker: Es ist ein großes Privileg, im Freundeskreis<br />
einige der wichtigsten Gestalter zu haben und mit<br />
ihnen über das Leben und die Welt sinnieren zu dürfen.<br />
Soulmates: Eine musikalische Wertegemeinschaft.<br />
Ich bin meinem Schicksal sehr dankbar, dass ich das<br />
Vertrauen von solch herausragenden Musikern und<br />
KREUZVERHÖR<br />
Von Philipp Roser<br />
Leslie Mandoki<br />
Ein Träumer<br />
vor dem Herrn<br />
Geboren wurde Leslie Mandoki (59) in Budapest; er floh nach<br />
dem Studium am dortigen Musikkonserva<strong>to</strong>rium 1975 aus dem<br />
Ostblock, baute sich in Deutschland eine Karriere als Studiomusiker<br />
und Produzent mit heute weltweiter Reputation auf.<br />
Mit Freunden betreibt er die Gruppe Soulmates, arbeitet mit<br />
großen Konzernen zusammen – und kann seiner Vergangenheit<br />
bei der Poptruppe Dschinghis Khan doch nie ganz entkommen.<br />
Künstlern genieße. Dieses Privileg ist gleichwohl eine<br />
tiefe und ehrenvolle Verpflichtung.<br />
Ian Anderson: Ein Multitalent und ein Multitasking-<br />
Genius; ein tief emotionaler und intellektueller Mensch;<br />
ihn als Freund zu haben, ist ein unfassbarer Gewinn.<br />
Phil Collins: Ein emotioneller Künstler, eine tiefe<br />
Seele, Weltklasse-Drummer, ein sehr sensibler und<br />
herausragender Musiker.<br />
Plattenfirmen: Inzwischen hat sich die Recording-<br />
Industrie dorthin zurückentwickelt, wo sie eigentlich<br />
hergekommen ist. Dass die Au<strong>to</strong>nomie der Musik und<br />
der Musiker selbst das Sagen haben. Es fühlt sich<br />
für mich heute alles wesentlich musikzentrischer und<br />
gesünder an als vor zehn Jahren.<br />
Imagefilme/Werbung: Mit Musik Markenwelten<br />
zu emotionalisieren, ist eine wunderbare Aufgabe und<br />
erlaubt viele schräge, gute, anspruchsvolle musikalische<br />
Lösungen.<br />
Der Geschäftsmann Mandoki: Ein Versager.<br />
Mir geht es immer nur um Musik, nie um Business. Ich<br />
bin ein typischer Musiker. Ein Träumer vor dem Herrn.<br />
Dschinghis Khan: Ein wunderbares Reservoir<br />
an wilden Anekdoten. Inzwischen ist es doch auf das<br />
zusammengeschrumpft, was es ist: ein Teil meiner<br />
Biografie. Wenn ich heute mit Till Brönner, David Garrett,<br />
Ian Anderson, Al Di Meola, Steve Luka<strong>the</strong>r, Randy<br />
Brecker, Peter Maffay oder <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> spiele<br />
oder mit VW-Konzern-Kommunikations-Chef Stephan<br />
Grühsem neue musikalische Ideen "<br />
ausbrüte", dann<br />
will mich keiner mehr auf Dschinghis Khan reduzieren.<br />
PLEASE, ANSWER<br />
THE S0NG …<br />
Why Do Fools Fall In Love?<br />
(FRANKIE LYMON, 1963) Weil wahre Liebe natürlich<br />
den Verstand raubt. Aber ich kann am besten mit<br />
einem eigenen Songtitel vom Soulmates-Album 2002<br />
antworten: "A Dreamer's Not A Fool."<br />
Where Have All The Good Times Gone?<br />
(KINKS, 1965) Auch hier kann ich am besten mit einer<br />
eigenen Songzeile antworten, aus dem Song "More<br />
Life To Live" vom letzten Studio-Album AQUARELLE:<br />
We're aging, but not getting old."<br />
"<br />
What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />
Auf dem Soulmates-Album von 2002 findet man<br />
auch hierzu einen passenden Songtitel: "Daydream".<br />
Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />
Na, ich hoffe, dass diese Frage sich nicht jeden Tag<br />
neu stellt.<br />
Why Believe In You? (TEXAS, 1991) Weil ich bin,<br />
wer ich bin.<br />
Dienstag, 27. März 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, LKA Longhorn<br />
Mittwoch, 11. April 2012, 20 Uhr<br />
Filderstadt, FILharmonie<br />
+ guest: HELL<br />
Mittwoch, 25. April 2012, 20 Uhr<br />
Ludwigsburg, Arena<br />
„PINK FLOYD SHOW –<br />
Coverband so gut wie das Original.“<br />
Die Welt<br />
THE AUSTRALIAN<br />
PINK FLOYD SHOW<br />
A Legendary Rock Opera<br />
by Pete Townshend<br />
and Des McAnuff<br />
Neuinszenierung<br />
von Ryan McBryde<br />
mit Londoner Cast<br />
World Tour<br />
Montag, 7. Mai 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Theaterhaus<br />
An evening with<br />
Freitag, 11. Mai 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
Samstag, 12. Mai 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />
Samstag, 4. August 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
<br />
Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />
Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />
<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05
kult!<br />
60er · 70er · 80er<br />
Nr. 1<br />
Nr. 2
Nr. 3<br />
Nr. 4
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kult!<br />
Ein Sonderheft von:<br />
Magazin für die Musik der 60er, 70er & 80er Jahre<br />
Zu bestellen im Shop/Seite 69 oder unter: www.goodtimes-magazin.de
BAND-ARCHIV<br />
HISTORY Mitch Ryder & The Detroit Wheels<br />
ie einstige Au<strong>to</strong>-Hochburg<br />
Detroit (Chrysler, Ford, General<br />
Mo<strong>to</strong>rs) verlor mit dem<br />
Niedergang dieses Industriezweiges<br />
allein in den letzten zehn ren über 200.000 Einwohner. ner.<br />
Jah-<br />
Geblieben ist der Ruf der<br />
Stadt als Geburtsstätte e<br />
wichtiger musikalischer<br />
Elemente: Hier gründete e<br />
Barry Gordy seine weltberühmten<br />
Soul-Labels Tamla a<br />
(1960), Mo<strong>to</strong>wn (1962) und<br />
Gordy (1962), hier – und in Ann<br />
Arbor, der Hauptstadt Lansing und<br />
Grand Rapids – hatten seit den frühen<br />
Sixties Rockinterpreten wie Bob Seger,<br />
die S<strong>to</strong>oges, Frost, Ted Nugents Amboy<br />
Dukes, Grand Funk (Railroad), die MC5,<br />
Suzi Quatro und andere ihre Basislager.<br />
William Levise (*26.2.1945) sang mit<br />
Tempest und den Peps. Zwei Singles auf<br />
Carrie und Hyland rasselten 1962/1964<br />
durch, doch eine Crew namens Billy<br />
Lee & The Rivieras war entstanden: Ryder<br />
bellte aggressiv, ihn unterstützten<br />
James McCarty (g), Joe Kubert (g; ab<br />
1966 Mark Manko), Earl Elliott (b; ab<br />
1966 James McCallister) und John Badanjek<br />
(dr). Ihr verschwitzter, hoch<strong>to</strong>uriger<br />
Soul'n'Roll-Radau zog wahre Massen<br />
an, sie waren – noch ohne Vertrag<br />
– in Detroit nicht selten Headliner<br />
für einige Mo<strong>to</strong>wn-Größen. Bob<br />
Crewe, Produzent der Four Seasons,<br />
horchte auf, griff zu und<br />
taufte neu: The Detroit Wheels,<br />
das<br />
hatte mehr Zug und<br />
vermied möglichen Ärger<br />
mit den surfenden<br />
Rivieras ("California<br />
Sun") aus Indiana.<br />
Crewe (*1931),<br />
ohnehin ein Hyperaktiver<br />
– Sänger,<br />
Tänzer, Schauspieler, Komponist,<br />
Produzent, Manager<br />
–, gründete 1965 auch<br />
noch seine eigenen Labels<br />
New Voice und DynoVoice<br />
und machte Ryder & Co.<br />
zum Hauptact; anders formuliert:<br />
Er lenkte und forderte,<br />
er pushte und triezte. Zwei<br />
Jahre lang, zwei lange Jahre.<br />
Für die Power-Combo „erfand"<br />
er, Volltreffer, die Koppelsongs:<br />
Mini-Medleys, die in weniger<br />
als drei Minuten noch Temposteigerungen<br />
vorgaukelten.<br />
"Devil With The Blue Dress<br />
On"/"Good Golly Miss Molly",<br />
"Too Many Fish In The<br />
Sea"/"Three Little Fishes",<br />
"Personality"/"Chantilly<br />
Lace" und so weiter – wilde Feger,<br />
von der Band ekstatisch umgesetzt,<br />
mit Ryder als Mischung aus gesanglich<br />
mitreißender Heulboje, Nebelhorn und<br />
Krawalltüte. Keine andere US-Formation<br />
verstand sich damals besser auf die<br />
Funken sprühende Fusion von R&B<br />
und Rock'n'Roll.<br />
Vier LPs und ein Dutzend Singles<br />
peitschte Crewe in kurzer Zeit mit<br />
Mitch Ryder & The Detroit Wheels<br />
durch, sieben der 45er und alle Alben<br />
kamen in die US-Charts. Doch schon<br />
Ende 1966 begann der Drahtzieher<br />
Ungutes: Er erkannte, dass sein Band-<br />
v. l.: Joe Kubert, James McCallister,<br />
Mitch Ryder, John Badanjek, James McCarty<br />
eels Häuptling – der mächtigen Stimme<br />
wegen – auch mit gefühlvollerem<br />
Material bestens umgehen<br />
konnte, und köderte Ryder mit<br />
einer lukrativeren (Frage: für<br />
durch: DETROIT (Paramount; US #176),<br />
ein bretthartes Rockalbum u.a. mit Gitarrist<br />
Dick Wagner und Spitzenversionen<br />
von "Gimme Shelter", Lou Reeds<br />
"Rock And Roll" und "I Found A Love"<br />
wen?) Solokarriere. Er (Wilson Pickett). Ryder war erledigt, verschuldet,<br />
zwängte den Kraftprotz<br />
in Glitzeranzüge, siebte<br />
neues Material und karrte<br />
desillusioniert. Er verschwand<br />
aus Detroit und arbeitete über fünf Jahre<br />
in Denver am Fabrik-Fließband. Was<br />
Streicher ins Studio: Las<br />
Vegas, wir kommen!<br />
Doch das Vorhaben ging<br />
nach hinten los. Zwar<br />
konnten noch immerhin<br />
drei Singles in die Hitlisten<br />
gedrückt werden,<br />
doch das Wheels-lose<br />
Debüt WHAT NOW MY<br />
LOVE? verendete jenseits<br />
der Top-200-Marke – dem<br />
röhrenden Rocker mochte<br />
man Titel wie "You Are My<br />
Sunshine", "If You Go Away"<br />
und "Let It Be Me" einfach<br />
nicht abkaufen.<br />
Crewe registrierte den kommerziellen<br />
Reinfall, und Ryder<br />
selbst saß mit der Rückzahlung<br />
von Vorschüssen im<br />
Schlamm. Mit einem Kniff<br />
wollte sein Befehlshaber kostengünstig<br />
retten, was längst im Eimer war: 1968/69<br />
erschienen MITCH RYDER SINGS THE<br />
danach geschah,<br />
h<br />
ist eine andere<br />
Geschichte.<br />
HITS und ALL THE HEAVY HITS – Altware<br />
„Masse statt<br />
wurde mit Streichern zugekleistert. Klasse" passt als<br />
Dies alles hatte die Fans längst noch stinkiger<br />
Überschrift zur<br />
gemacht – so sehr, dass sie ein aus-<br />
gezeichnetes Folge-Album für Dot (ohne<br />
Crewe) ignorierten: Auf THE DETROIT<br />
MEMPHIS EXPERIMENT von 1969<br />
zeigte sich Ryder – exzellent begleitet<br />
von Booker T. & The MG's – schmalzfrei<br />
und in Bestform. Vergeblich.<br />
Etliche Monate hielt der Sänger durch,<br />
doch auch ein weiteres Glanzstück fiel<br />
Behandlung des<br />
reichlich vorhandenen Materials von<br />
Mitch Ryder & The Detroit Wheels. Nur<br />
die Doppel-CD DETROIT BREAKOUT<br />
(Westside WESD 202) mit 50 Tracks wurde<br />
dem großartigen Auss<strong>to</strong>ß halbwegs<br />
gerecht – sie ist seit Jahren vergriffen,<br />
das Label kaputt.<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Seite 118 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Popmusik auf Top-Niveau<br />
Harry Nilsson hat seinen Platz in der Popgeschichte als Exzentriker. Die<br />
meisten kennen ihn als Saufkumpan von John Lennon – aus der Zeit, als dieser<br />
getrennt von Yoko Ono war, oder als Sänger von "Without You". Dass er aber<br />
vor allem ein genialer Songschreiber<br />
und ausgezeichneter Sänger<br />
war, wird oft vergessen – weil er<br />
teilweise Produktionen ablieferte,<br />
die über das Maß des Normalen<br />
weit hinausgingen. Ob sein Album<br />
mit Swingklassikern, sein<br />
<strong>Music</strong>al POINT oder seine LP mit<br />
Randy-Newman-Kompositionen:<br />
Alle diese Arbeiten stehen in<br />
seinem Gesamtwerk neben einer<br />
so genialen Platte wie NILSSON<br />
SCHMILSSON. Sie kam im Februar<br />
1972 auf den Markt und wurde<br />
dank des weltweiten Hits mit<br />
der Badfinger-Nummer "Without<br />
You" seine kommerziell erfolgreichste Veröffentlichung. Die Scheibe beginnt nt<br />
mit einer seiner besten eigenen Kompositionen, "Gotta Get Up": Sie dokumentiert<br />
den Tagesauftakt eines Langschläfers. Es folgt mit "Driving Along"<br />
BOB DYLAN: Album-Debüt<br />
HISTORY<br />
NILSSON • NILSSON SCHMILSSON • 10/35:32; 1972<br />
ROCK-CLASSICS<br />
ein weiterer maßgeschneiderter Popsong, wie "Early In The Morning" mit<br />
dem typischen Nilsson-Touch: Seine unnachahmliche Stimme, das passende<br />
Arrangement und die Melodieführung. Das gilt deckungsgleich für den wunderbaren<br />
"Moonbeam Song", g, der die Atmosphäre der vom Mondlicht beschienenen<br />
Erde kongenial einfängt, bevor<br />
"Down" die Seite rockig abschließt.<br />
"Without You" eröffnet die zweite<br />
Seite ebenso wunderbar, danach folgt<br />
die Nilsson-Komposition "Coconut",<br />
ehe "Let The Good Times Roll" und<br />
"Jump In<strong>to</strong> The Fire" seine Rock'n'-<br />
Roll-Vergangenheit zelebrieren. "I'll<br />
Never Leave You" kehrt zum Sound<br />
der ersten Seite zurück.<br />
An den Aufnahmen wirkten u.a.<br />
Musiker wie Nicky Hopkins, Klaus<br />
Voormann, Lowell George, Ringo<br />
Starr und George Harrison mit, sie<br />
machten diese LP zu einer der besten<br />
ihres Faches. Doch es ist vor<br />
allem Harry Nilsson selbst, der hier eine Sternstunde als Songschreiber, Sänger<br />
und Musiker präsentiert(e).<br />
mr<br />
DATENBANK<br />
„Jedes ‚p' ploppte bei ihm, jedes ‚s' zischte, und er drehte sich immer wieder<br />
vom Mikro weg." So erinnerte sich Produzenten-Legende John H. Hammond<br />
(1910–1987) später an die ersten Aufnahmen mit einem der größten<br />
Künstler der jüngeren „Pop"-Geschichte – Robert Allen Zimmerman<br />
alias Bob Dylan (*1940). Der aufstrebende Folksänger, gerade<br />
mal 21, hatte für die Kollegin Carolyn Hester im September<br />
1961 Harmonika gespielt, als Hammond ihn hörte und ihm umgehend<br />
einen Plattenvertrag bei Columbia (CBS) anbot. Am<br />
19.3.1962 erschien BOB DYLAN (mit spiegelverkehrtem Covermotiv),<br />
die Sessions waren am 20. und 22. November des Vorjahres<br />
gelaufen – drei Nachmittagssitzungen in den New Yorker Columbia<br />
Studios reichten aus, als feste Kosten werden noch heute exakt<br />
402 Dollar angegeben. Dylan brachte an den beiden Herbsttagen<br />
insgesamt 17 Titel – zwölf wurden genommen – auf die Bänder, darunter die<br />
beiden Eigenkompositionen "Song To Woody" (Guthrie) und "Talkin' New<br />
York", eine Vorlage für so viele „Erzähl-Blues-Nummern", die der junge Mann<br />
Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />
Diverse: Multicoloured 45s (CBS)<br />
Die bunte Offensive kam aus den USA. Der Underground, bis dahin eher<br />
als Begriff aus dem Verkehrswesen von Großstädten bekannt, machte<br />
sich auch überirdisch breit: Die amerikanische CBS fuhr eine mächtige<br />
Werbekampagne, um Künstler zu promoten,<br />
die in Europa bis dahin kaum für Aufhorchen<br />
gesorgt hatten. Eine optische Sensation<br />
war 1969 THAT'S UNDERGOUND<br />
– eine Various-Artists-Kopplung auf Vinyl<br />
in schillernden Farben (POP REVOLU-<br />
TION und '70s UNDERGROUND folgten). Die<br />
transatlantische Attacke hatte Erfolg, und was<br />
folgte, waren sogar Single-Auskopplungen und<br />
separate Neustarts: brettharte 45er erschienen, das<br />
Vinylda<br />
dabei oft so scharfkantig, dass die Papierhüllen von<br />
jetzt auf gleich hdurchs<strong>to</strong>ßen waren. Dennoch blieben die 7"-Veröffentlichungen<br />
weniger im Bewusstsein als die Alben. Dass es insgesamt 20 (!) verschiedene<br />
aus Minnesota folgen lassen würde. Dylan arrangierte außerdem vier Traditionals<br />
neu ("Man Of Constant Sorrow", "In My Time Of Dyin'", "Gospel Plow"<br />
und "Pretty Peggy-O") und coverte Blues-Titel von Blind Lemon Jefferson,<br />
Bukka White, Jesse Fuller sowie Curtis<br />
Jones. Ganze 5000 Exemplare wurden<br />
im ersten Jahr verkauft, die Billboard-<br />
Charts lagen noch weit entfernt. Erst<br />
1965, „Dylan" war inzwischen eine<br />
Marke geworden, kletterte das Debütalbum<br />
nachträglich in den UK-Charts<br />
bis auf Platz 13. Vier Wochen nach<br />
Erscheinen des Erstlings, der ohne jede<br />
Begleitung durch andere (Studio-)Musiker<br />
aufgenommen wurde, begann der Weltstar in<br />
spe in New York mit dem Einspielen der zweiten LP<br />
THE FREEWHEELIN' BOB DYLAN.<br />
bm<br />
RAR & TEUER<br />
Vielfarb-Singles gab, mag man heute kaum noch glauben. Gun<br />
mit "Race With The Devil", Santanas "Jingo", die Chambers<br />
Bro<strong>the</strong>rs mit "Time Has Come Today", Janis Joplins "Piece<br />
Of My Heart" – okay, aber das war's dann meist auch schon.<br />
Heute sind diese psychedelischen Teller durch die Bank selten<br />
geworden. Was es zu suchen gilt: Electric Flag ("Killing<br />
Floor", "Sunny"), Blood, Sweat & Tears ("And When I Die",<br />
"Spinning Wheel", "You've Made Me So Very Happy"), die<br />
Chambers Bro<strong>the</strong>rs ("I Can't Turn You Loose", "Are You Ready"),<br />
Gun ("Drives You Mad"), Spirit ("I Got A Line On You"), Moby Grape<br />
("Trucking Man"), Al Kooper (solo und mit Bloomfield/Stills; "I Stand Alone",<br />
"The Weight", "Season Of The Witch"). Zu den echten Raritäten gehört "Feelin'<br />
Good" von Raven aus Buffalo; und auch die Zombies – neben Gun die einzigen<br />
Briten im Angebot – waren mit "Time Of The Season" und "Imagine The Swan"<br />
dabei. Die Singles erschienen zwischen März 1968 und Ok<strong>to</strong>ber 1969, dann war<br />
die Farbschlacht vorbei.<br />
bm<br />
© Privatarchiv Bob Dylan<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 119
SPURENSUCHE<br />
Mike Cot<strong>to</strong>n<br />
HISTORY<br />
Mike Cot<strong>to</strong>n (Sound)<br />
Teurer Unbekannter<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Über ein Dutzend Sixties-Singles im UK, zwei EPs und nicht zuletzt<br />
ein Album mit extrem hohem Sammelwert – trotzdem hielt<br />
sich die Bekann<strong>the</strong>it von Mike Cot<strong>to</strong>n und seinen Begleitern stets<br />
in engen Grenzen, woran auch ein kleinerer Hit nichts änderte. Wer<br />
war der Mann, dessen Qualitäten gern auch von Kolleg(inn)en auf<br />
ihren Veröffentlichungen genutzt wurde – wo ist er geblieben?<br />
Manchmal, so dümmlich es<br />
klingt, liegt's ganz einfach<br />
am Instrument. Gitarristen<br />
erging's meist besser, von<br />
Sängern in der ersten Bühnenreihe<br />
ganz zu schweigen. Mike Cot<strong>to</strong>n aber<br />
war (und ist) Trompeter – nicht<br />
unbedingt das Werkzeug, mit<br />
dem sich Popularität mühelos<br />
einsammeln lässt. Seine<br />
gesamte Truppe war eher auf<br />
Blechernes ausgerichtet, was<br />
die ganze Angelegenheit nicht<br />
eben leichter machte. Und<br />
wenn dann noch eine Frühphase<br />
hinzukommt, die vor Beat, Pop<br />
und dem gesamten Gewimmel lag, ist<br />
zumindest der erzielte Vinylauss<strong>to</strong>ß<br />
sogar noch verblüffend groß.<br />
Es begann Anfang der Sechziger. In<br />
England regierten Crooner, Instrumentalbands,<br />
verspätete<br />
Rock'n'Roller, Skiffle und<br />
– Jazz. Michael Edward<br />
Cot<strong>to</strong>n (geb. am 12.8.1939<br />
in Tottenham/London) kam<br />
als Trompeter, Flügelhornist<br />
und Harmonikaspieler ins<br />
Geschäft. Aus der ehemaligen<br />
Pete Ridge Band wurden 1961<br />
The Mike Cot<strong>to</strong>n Jazzmen, die bis<br />
1962 für UK-Columbia traditionellen<br />
Dixie auf fünf Singles und zwei EPs<br />
unterbrachten – "Swing That Hammer"<br />
landete im Juni 1963 auf Platz<br />
36 der britischen Charts, was den guten<br />
Ruf der siebenköpfigen Combo<br />
untermauerte: Funk- und TV-Präsenz<br />
ohne Ende, über 300 Auftritte im Jahr.<br />
Der Chef erkannte jedoch rechtzeitig,<br />
dass der Wind<br />
sich drehte –<br />
Jazz geriet ins<br />
Hintertreffen.<br />
Er änderte den<br />
Namen<br />
seiner<br />
Crew in Mike<br />
Cot<strong>to</strong>n<br />
Band<br />
und kurz darauf nochmals in Mike<br />
Cot<strong>to</strong>n Sound. Nach den neuen Singles<br />
"Midnight Flyer", "I Don't<br />
Wanna Know" und "Round<br />
And Round" erschien das<br />
einzige (Mono-)Album, THE<br />
MIKE COTTON SOUND: fortschrittlicher,<br />
für die Beat-,<br />
R&B-<br />
und<br />
Rockfraktion<br />
aber offenbar<br />
nicht zeitgemäß<br />
genug<br />
–<br />
trotz gelungener<br />
Cover-Versionen<br />
u.a. von<br />
"Love Potion No. 9",<br />
"Pills", "Night Train" und "Watermelon<br />
Man"; die Verkäufe blieben hinter den<br />
Erwartungen zurück.<br />
Columbia reagierte auf<br />
die schlechten Zahlen<br />
und erneuerte den Vertrag<br />
nicht.<br />
Mike Cot<strong>to</strong>n<br />
variierte<br />
den Kurs ein<br />
weiteres Mal.<br />
Inzwischen war Souliges<br />
angesagt, was unbedingt<br />
gute Sänger erforderte.<br />
Aus dem großen Reservoir in Europa<br />
verbliebener amerikanischer GIs mit<br />
starkem Hals pickte sich der Könner einen<br />
Mann aus Cleveland, Ohio: Bruce<br />
McPherson, der unter einem Alias sogar<br />
im neuen Bandnamen auftauchte,<br />
Lucas & The Mike Cot<strong>to</strong>n Sound. Vier<br />
Singles auf drei Labels (Polydor, PYE,<br />
2 x MGM) stehen heute für die vielleicht<br />
stärkste Phase der Formation,<br />
eingeläutet<br />
vom "Harlem<br />
Shuffle" im<br />
August 1966.<br />
Backing-<br />
Jobs u.a. für<br />
durchreisende<br />
Cracks wie<br />
Gene Pitney,<br />
Stevie Wonder, die Four Tops und Solomon<br />
Burke füllten die Arbeitsbücher.<br />
Dennoch: Cot<strong>to</strong>n & Co. kamen nicht<br />
mehr richtig in die Puschen. Das Niveau<br />
blieb zwar unverändert ndert<br />
gut, ständig wechselnde<br />
Trends und<br />
Moden (Psychedelia,<br />
Flower Power,<br />
Blues-Boom)<br />
koppelten die<br />
Gruppe aber permanent<br />
ab. Populäre Mu-<br />
siker hatten über die Jahre die<br />
Band durchlaufen, z.B. Dave<br />
Rowberry (Animals), Jim Rodford<br />
(Kinks), Eric Leese (Terry<br />
Reid). 1969 erledigte „der<br />
Sound" noch einen Begleitjob<br />
für die POSTCARD-LP von Mary<br />
Hopkin, dann war Schluss. Unter der<br />
neuen Gruppenbezeichnung Satisfaction<br />
erschien 1970 ein gleichnamiges<br />
Album für Decca mit zeitgemäßerer<br />
Wenig bekannt, viel Qualität: The Mike Cot<strong>to</strong>n Sound<br />
Ausrichtung, das aber wenig Beachtung<br />
fand. In den 70ern verpflichtete<br />
Ray Davies Mike Cot<strong>to</strong>n als Assistenten<br />
auf MUSWELL L<br />
HILLBILLIES,<br />
EVERYBODY'S<br />
IN SHOW-BIZ<br />
und MISFITS.<br />
Der Trompeter<br />
arbeitete<br />
anschließend<br />
als gefragter<br />
Sessionmusiker vornehmlich im Jazzbereich.<br />
Er gehörte zu den 100 Club<br />
All Stars, schloss sich der Paramount<br />
Jazz Band von Acker Bilk an und<br />
spielte auf Platten von Ray<br />
Chappell und John Slaughter.<br />
Mit der Great British<br />
Jazz Band nahm er im illustren<br />
Kollegenkreis von<br />
1994 bis 1996 die Alben<br />
A BRITISH JAZZ ODYSSEY,<br />
JUBILEE! und SWING THAT<br />
MUSIC! auf. 2003 war Cot<strong>to</strong>n<br />
dabei, als Andy Cooper's Euro Top 8<br />
die CD 'TAIN'T WHAT YOU DO (TIM<br />
AG 221517-215) aufnahm.<br />
Sixties-Fans müssen für ein Original<br />
der 1964er-LP des Mike Cot<strong>to</strong>n Sound<br />
mit Preisen – je nach Zustand – zwischen<br />
200 und 500 Euro rechnen. Auf<br />
CD tauchten 2004 die kompletten 26<br />
Studiosongs der Band ab 1963 plus<br />
zwei Live-Aufnahmen von 1965 auf<br />
(Rock-In-Beat-Records RB 029; 2004).<br />
Seite 120 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
SINGLES<br />
VOR 45 JAHREN<br />
22. März 1967<br />
Engelbert Humperdinck<br />
Release Me<br />
Beatles<br />
Penny Lane<br />
Petula Clark<br />
This Is My Song<br />
Hollies<br />
On A Carousel<br />
Herman’s Hermits<br />
There’s A Kind Of Hush<br />
Tremeloes<br />
Here Comes My Baby<br />
Seekers<br />
Georgy Girl<br />
Tom Jones<br />
Detroit City<br />
Whistling Jack Smith<br />
I Was Kaiser Bill’s Batman<br />
Royal Guardsmen<br />
Snoopy Vs. The Red Baron<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 45 JAHREN<br />
22. März 1967<br />
Monkees<br />
The Monkees<br />
Soundtrack<br />
The Sound Of <strong>Music</strong><br />
Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Between The But<strong>to</strong>ns<br />
Beach Boys<br />
Best Of The Beach Boys<br />
Walker Bro<strong>the</strong>rs<br />
Images<br />
Geno Washing<strong>to</strong>n<br />
Hand-Clappin’ – Foot S<strong>to</strong>mpin’<br />
Four Tops<br />
Four Tops Live<br />
Troggs<br />
Trogglodynamite<br />
Seekers<br />
Come The Day<br />
Herb Alpert & The Tijuana Brass<br />
Going Places<br />
SINGLES<br />
VOR 40 JAHREN<br />
22. März 1972<br />
Nilsson<br />
Without You<br />
New Seekers<br />
Beg, Steal Or Borrow<br />
Don McLean<br />
American Pie<br />
Gilbert O’Sullivan<br />
Alone Again (Naturally)<br />
Lindisfarne<br />
Meet Me On The Corner<br />
Paul Simon<br />
Mo<strong>the</strong>r And Child Reunion<br />
Michael Jackson<br />
Got To Be There<br />
Chicory Tip<br />
Son Of My Fa<strong>the</strong>r<br />
Argent<br />
Hold Your Head Up<br />
Donnie Elbert<br />
I Can’t Help Myself<br />
GB-CHARTS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 40 JAHREN<br />
22. März 1972<br />
Paul Simon<br />
Paul Simon<br />
Neil Young<br />
Harvest<br />
Nilsson<br />
Schmilsson<br />
Gilbert O’ Sullivan<br />
Himself<br />
Neil Reed<br />
Neil Reed<br />
Cat Stevens<br />
Teaser And The Firecat<br />
Simon & Garfunkel<br />
Bridge Over Troubled Water<br />
Jethro Tull<br />
Thick As A Brick<br />
Lindisfarne<br />
Fog On The Tyne<br />
T. Rex<br />
Electric Warrior<br />
SINGLES<br />
VOR 35 JAHREN<br />
22. März 1977<br />
Manhattan Transfer<br />
Chanson D’Amour<br />
Heatwave<br />
Boogie Nights<br />
Abba<br />
Knowing Me Knowing You<br />
Mary MacGregor<br />
Torn Between Two Lovers<br />
Leo Sayer<br />
When I Need You<br />
David Bowie<br />
Sound And Vision<br />
Mr. Big<br />
Romeo<br />
Showaddywaddy<br />
When<br />
Bryan Ferry<br />
This Is Tomorrow<br />
Rubettes<br />
Baby I Know<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 35 JAHREN<br />
22. März 1977<br />
Shadows<br />
20 Golden Greats<br />
Leo Sayer<br />
Endless Flight<br />
Various Artists<br />
20 Great Heartbreakers<br />
Pink Floyd<br />
Animals<br />
Abba<br />
Arrival<br />
Various Artists<br />
Evita<br />
Status Quo<br />
Status Quo Live<br />
Bryan Ferry<br />
In Your Mind<br />
Fleetwood Mac<br />
Rumours<br />
David Bowie<br />
Low<br />
Leserbriefe<br />
Gerne... können Sie uns schreiben, ein Fax schicken oder eine email senden:<br />
NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />
Sehr geehrte Reaktion,<br />
ich (54 J.) möchte mich nur mal bedanken. Als Kinks-Fan hatte ich vor Jahren<br />
gehört, dass es tatsächlich mal einen Ersatzspieler für Ray Davies gab.<br />
Ich konnte das aber gar nicht glauben, aber jetzt sehe ich bei euch den<br />
Mann, den noch nie jemand gezeigt hat, sogar im Bild. Einfach super! Ich<br />
habe mich auch gefreut, dass ihr solche unterschätzten Könner wie Steve<br />
Ellis von Love Affair und Steve Young im Heft habt. Macht bitte weiter so,<br />
denn sonst kümmert sich doch niemand mehr um diese guten Musiker, mit<br />
denen eine ganze Generation groß geworden ist.<br />
Freundliche Grüße, Andy Albers, Großhansdorf<br />
Hallo GT-Team,<br />
falls es einen weiteren Teil zum Thema "<br />
Ersatzspieler" in einem der nächsten<br />
Hefte geben sollte, hier ein paar Vorschläge. Kinks: Bevor John Dal<strong>to</strong>n<br />
1969 offiziell bei den Kinks einstieg, spielte er schon einmal 1966 für<br />
fünf Monate als Ersatz für Pete Quaife. Beach Boys: In der Anfangsphase<br />
1962/63 spielte David Marks einige Monate für Al Jardine (beendete das<br />
College). Mamas & The Papas: Jill Gibson sang 1966 drei Monate für Michelle<br />
Phillips, da John Phillips sauer war wegen einer Affäre mit Denny<br />
Doherty. Buffalo Springfield: David Crosby und Doug Hastings ersetzten<br />
Neil Young beim Monterey Festival, da dieser wieder mal grantig war. Who:<br />
Scot Halpin, ein Hobbymusiker aus dem Publikum, ersetzte Keith Moon<br />
im November 1973 für einige Songs bei einem Konzert in San Francisco,<br />
da Moon einen Kreislaufzusammenbruch erlitt. Interessant auch die chaotische<br />
Endphase der Byrds 1972/73 nach dem Rauswurf von Gene Parsons<br />
mit ständig wechselnden Drummern innerhalb weniger Monate (John Guerin,<br />
Jim Moon, Dennis Dragon, Joe Lala).<br />
Details zu den einzelnen Fällen erspare ich mir, Herr Ma<strong>the</strong>ja kennt sich ja<br />
mit so was bestens aus.<br />
Mit freundlichen Grüßen, Gerhard Veit<br />
Liebe Menschen von <strong>GoodTimes</strong>,<br />
seit kurzem bin ich bei euch im Abo dabei, nachdem mir in den letzten Jahren<br />
mein Zeitschriftenhändler eurer Magazin immer zurückgelegt hat. So bin<br />
ich sicher, keine Ausgabe zu verpassen. Erstmal auch von mir ein großes<br />
Lob für eure Arbeit. Ich bin Jahrgang 1957, also genau eure Zielgruppe. Seit<br />
1972 lese ich "<br />
Sounds" und "<br />
Musikexpress"/ "<br />
Rolling S<strong>to</strong>ne". Vom "<br />
Musikexpress"<br />
habe ich noch viele Ausgaben Anfang der Siebziger, die ich wie<br />
meinen Augapfel hüte. Ihr macht das Klasse. Eurer Magazin ist auch für die<br />
Augen immer etwas Schönes mit den <strong>to</strong>llen Bildern, die teilweise so noch<br />
nicht zu sehen waren. Auch Backgroundberichte zu Darlene Love oder Judie<br />
Driscoll, die häufig vergessen sind, fand ich <strong>to</strong>ll. Eure kult!-Ausgaben<br />
habe ich auch. Vor allen Dingen finde ich bei den CD-Besprechungen viele<br />
Dinge, die so im "<br />
Rolling S<strong>to</strong>ne" natürlich nicht mehr auftauchen. So, nachdem<br />
ich den Honig<strong>to</strong>pf ausgeleert habe, hier noch zwei Wünsche: Ich bin<br />
ein großer Fan von Dave Edmunds und habe eigentlich alles von ihm. Habt<br />
ihr noch einen Tipp, ob er in den letzten Jahren noch was Neues gemacht<br />
hat? Mein letztes ist PLUGGED IN und die Rockpile-Live-CD von 2011.<br />
Wichtiger wäre mir allerdings ein langer Artikel über ihn und sein Wirken. Es<br />
ist mir vielleicht entgangen, aber ich habe in den letzten Jahren nichts über<br />
ihn gefunden.<br />
In welcher eurer Ausgaben war ein schöner Artikel über Dave und kann ich<br />
die nachbestellen bzw. macht ihr in der Zukunft mal was über ihn? Außerdem<br />
suche ich noch längere Artikel über die kanadischen Guess Who. Eine<br />
Anregung hätte ich auch noch: Könnt Ihr evtl. mal was Umfangreiches zu<br />
zeitgeschichtlichen Phänomenen in der Musik machen? Ich versuche mich<br />
mal in einer Beschreibung: z.B. die Jahre 1967–1972, sicherlich geht das<br />
auch in Richtung eurer kult!-Ausgaben, was änderte in diesem Zeitraum die<br />
Musik, Woods<strong>to</strong>ck, längere Stücke ganze LP-Seite – dies bedient ihr schon,<br />
aber hierzu erweiternd vielleicht die Politik In- und Ausland, sprich Willy<br />
Brandt, und welche Literatur bewegte damals die Jugend, welche Grundströmungen<br />
gab es. So jetzt aber genug. Toll wäre es, wenn ihr Zeit finden<br />
würdet mir meine Dave Edmunds- und Guess Who-Fragen zu beantworten.<br />
Es kommt auf einen Tag nicht an, vielleicht habt ihr mal Zeit dafür.<br />
Jetzt noch ganz herzliche Grüße von dem <strong>GoodTimes</strong>-Fan<br />
Dieter Böhme, Get<strong>to</strong>rf<br />
Lieber Herr Böhme, lieber Dieter,<br />
vielen Dank für die netten Worte. Das tut immer wieder gut.<br />
Hier die gewünschten Infos zu Dave Edmunds bzw. Guess Who:<br />
Dave Edmunds: S<strong>to</strong>ry mit Discographie in <strong>GoodTimes</strong> 1/2005 und Kurzporträt<br />
zum 60. Geburtstag (3/2004)<br />
Guess Who: S<strong>to</strong>ry mit Discographie (2/2000)<br />
Die Hefte sind alle noch erhältlich und im Shop bestellbar.<br />
Auf unserer Homepage www.goodtimes-magazin.de ist auf der linken<br />
Seite ein Link zu unserem <strong>GoodTimes</strong>-Index. Dort lässt sich nachschauen,<br />
wann wir was über wen berichtet haben.<br />
Weiterhin viel Spaß mit <strong>GoodTimes</strong> wünscht das <strong>GoodTimes</strong>-Team<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 121
... zuguterletzt Impressum<br />
STEVE HOGARTH<br />
Neues Album<br />
per e-Mail<br />
Richard Barbieri (links)<br />
und Steve Hogarth<br />
NOT THE WEAPON BUT THE HAND haben<br />
Marillion-Sänger Steve Hogarth und Keyboarder<br />
Richard Barbieri (Porcupine Tree,<br />
Japan) ihre erste gemeinsame CD betitelt,<br />
nachdem sie sich auf diversen Tourneen<br />
ihrer Bands näher kennen gelernt hatten.<br />
Hogarth klärte über die Entstehung des<br />
Ambient-Prog-Albums auf.<br />
Marillion halten dich gut auf Trab – wann<br />
blieb Zeit für dieses Album?<br />
Es war wirklich ein Kampf. Marillion hatten<br />
beschlossen, im August letzten Jahres<br />
eine Urlaubspause einzulegen.<br />
Zu dem Zeitpunkt<br />
war ich viel mit<br />
meinem Au<strong>to</strong> durch<br />
die Gegend gekurvt,<br />
denn dabei habe ich<br />
mir immer die Instrumentalmusikstücke<br />
angehört, die Richard<br />
Barbieri mir zuschickte. Ich glaube, ich<br />
bin 18 Monate lang rumgefahren! Richard<br />
hatte mich 2009 gefragt, ob wir nicht mal<br />
was zusammen machen könnten. Aber wir<br />
waren beide zu sehr beschäftigt. Jedenfalls<br />
habe ich mich im August hingesetzt,<br />
obwohl ich mir sagte, dass ich besser die<br />
Finger davon lassen sollte.<br />
Warum das?<br />
Seine Musik war so schön, dass ich das<br />
Gefühl hatte, ich würde sie nur ruinieren.<br />
Und dann hast du dir doch einen Tritt gegeben?<br />
Ja, ich besorgte mir ein Mikrofon und ein<br />
Logic-Programm für meinen Lap<strong>to</strong>p, um<br />
ungestört arbeiten zu können. Ich schrieb<br />
alle Texte in diesem Monat, sang sie auf<br />
Richards Files, die er mir geschickt hatte,<br />
dazu auch noch die Backing Vocals – dafür<br />
habe ich so lange gebraucht, wie es bei<br />
Marillion dauert, bis der HiHat-Sound eingestellt<br />
ist. Ich schickte sie ihm mit bangen<br />
Erwartungen zurück. Aber Richard war davon<br />
genauso angetan wie ich von seiner<br />
Musik. Bis November haben wir dann per<br />
e-Mail Files hin- und hergeschickt und an<br />
letzten Feinheiten gefeilt<br />
Das Album ist also entstanden, ohne dass<br />
ihr zusammen im Studio wart?<br />
Im Grunde ja. Richard kam einige Male zu<br />
mir nach Hause, aber es lief alles über die<br />
Computer und e-Mails. Wir mussten nur<br />
darauf achten, es in bestmöglicher Qualität<br />
festzuhalten, dass alles absolut synchron<br />
lief. Richard hat dann abgemischt, während<br />
ich mit Marillion auf Tour war. Zwischendurch<br />
mailte er mir seine Mixe zu, um meine<br />
Zustimmung einzuholen. pro<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
ROYAL SOUTHERN<br />
BROTHERHOOD<br />
Allmans/Nevilles:<br />
Bruderschaft<br />
RSB mit Jim Gains und Thomas Ruf<br />
Mike Zi<strong>to</strong>, Devon Allman (Honeytribe,<br />
Gregg Allmans Sohn) und Cyril Neville<br />
(The Meters, Neville Bro<strong>the</strong>rs) können auf<br />
respektable eigene Karrieren verweisen.<br />
Jetzt haben sie sich zur Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />
Bro<strong>the</strong>rhood zusammengetan und spielen<br />
auf ihrem selbst betitelten Albumdebüt<br />
eine Mischung aus Sou<strong>the</strong>rn- und<br />
Blues-Rock mit reichlich New-Orleans-<br />
Feeling.<br />
Wie kam's zu eurer Zusammenarbeit?<br />
Mike Zi<strong>to</strong>: Devon und ich kennen uns<br />
schon ewig, sind in St. Louis aufgewachsen,<br />
wo wir auch im selben Gitarrenladen<br />
gearbeitet haben. Vor einiger Zeit sagte<br />
ich zu meinem Manager Rueben Williams,<br />
der auch Cyril und Devon betreut, es sei<br />
für mich unerklärlich, dass die Allman und<br />
Neville Bro<strong>the</strong>rs als führende Südstaaten-<br />
Bands nie zusammengearbeitet haben. Er<br />
meinte nur: gute Idee, was ich zunächst<br />
gar nicht verstand. Aber dann brachte er<br />
uns drei zusammen, um mal zu versuchen,<br />
Songs zu schreiben.<br />
Devon Allman: Das Ganze hat sich sehr<br />
natürlich entwickelt. Erst trafen wir uns<br />
testweise zum Songwriting, was gut klappte.<br />
Dann jammten wir, wobei die Chemie<br />
stimmte. Erst dann haben wir uns entschlossen,<br />
gemeinsame Sache und eine<br />
Platte zu machen. Die ersten Gigs sind richtig<br />
gut gelaufen, darum <strong>to</strong>uren wir ab März<br />
für einige Monate durch die USA.<br />
Produziert hat die Legende Jim Gaines ...<br />
Zi<strong>to</strong>: Wenn es um ur-amerikanische Musik<br />
geht, ist er genau der Richtige! Außerdem<br />
versteht er sich grandios darauf, Gitarristen<br />
und Sänger zu produzieren. Er hat wirklich<br />
einiges aus uns herausgekitzelt.<br />
Ihr seid bei Ruf Records, einem deutschen<br />
Label, vor Anker gegangen ...<br />
Zi<strong>to</strong>: Ich bin seit Jahren in Kontakt mit<br />
Thomas Ruf, habe mehrere seiner Künstler<br />
produziert. Er griff sofort zu, als ich<br />
ihm von der Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood<br />
erzählte. Mein nächstes Solo-Album wird<br />
auch bei Ruf erscheinen. Und wenn alles<br />
klappt, werden wir im Juli für ein paar Konzerte<br />
nach Deutschland kommen – bei dem<br />
halben Dutzend Shows, die ich bei euch<br />
schon gespielt habe, hat es mir sehr gut<br />
gefallen.<br />
pro<br />
BEGGAR'S BRIDE<br />
Musik aus der<br />
Seelengarderobe<br />
Holger Holggy" Begg stammt vom Niederrhein,<br />
hat in Berlin studiert und arbeitet<br />
"<br />
heute an der Uni St. Gallen (Biblio<strong>the</strong>ksinformatik).<br />
Den Nebenjob als Fußballtrainer<br />
(Junioren-Kan<strong>to</strong>nalauswahl) hat der Mann,<br />
der seit Jahren einen Schweizer Pass besitzt,<br />
an den Nagel gehängt – auch um<br />
mehr Zeit für sein Musikprojekt Beggar's<br />
Bride zu haben. FROM THE WARDROBE OF<br />
MY SOUL ist sein viertes Album.<br />
Holggy, wie bringst du Job und Musik unter<br />
einen Hut?<br />
Irgendwie muss man sein Geld verdienen,<br />
als Musiker in der Schweiz kannst du das<br />
vergessen. Ich bin von der Arbeit her so flexibel,<br />
dass ich eine Freistellung bekomme,<br />
wenn Musikprojekte anstehen.<br />
Bei dir spielen stets renommierte Leute,<br />
z.B. Michael Voss (Mad Max, Michael<br />
Schenker), Don Airey, Gary Barden, Mark<br />
Shulman ...<br />
Vossi kenne ich schon<br />
länger. Ich habe mal<br />
einen amerikanischen<br />
Musiker gemanagt,<br />
Oni Logan, den Sänger<br />
von Lynch Mob. Dabei habe ich diese<br />
Leute kennen gelernt. So bin ich irgendwie<br />
reingerutscht. Musik hatte ich vorher schon<br />
gemacht, Deutsch-Folk, Rock, Punk.<br />
Beggar's Bride wird als Bandprojekt bezeichnet,<br />
ist aber dein Baby?<br />
Genau! Der Anspruch ist international, es<br />
wird englisch gesungen. Das war das Grundkonzept.<br />
Es ist kein Hard Rock oder noch<br />
härter, es geht eher in Richtung Heartlandoder<br />
New-Jersey-Sound à la Springsteen.<br />
Kann man die neue CD als Konzeptalbum<br />
bezeichnen?<br />
Ja. Das Thema ist nicht neu, es geht um<br />
einen Rockstar, der neben der Spur ist,<br />
mit den üblichen Problemen. Irgendwie<br />
kriegt er aber den Dreh, allerdings nicht<br />
mit einem Hollywood-Finale. Das Ende ist<br />
positiv, aber eigentlich offengelassen.<br />
Was bedeuten die Übergänge zwischen<br />
den Songs?<br />
Sie sollen Spannungsbögen schaffen, in<br />
die Titel reinführen oder die Übergänge<br />
gestalten, und Atmosphären schaffen.<br />
Der andere Ansatz war, dass wir zwischen<br />
den eigentlichen Aufnahmen im Studio<br />
ja viel rumspielen, Riffs probieren. Die<br />
wollte ich auch mal dokumentieren, und<br />
so haben wir die Sachen bearbeitet und<br />
eingebaut.<br />
pro<br />
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Seite 122 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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Das Team von Fenn <strong>Music</strong> gratuliert!<br />
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JOHNNY KIDD &<br />
THE PIRATES<br />
Shakin' All Over<br />
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Vol. 2 - Kon Tiki<br />
25 Tracks – Jewel Case<br />
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FANTASTIC & RARITIES 50’S<br />
& 60’S INSTR. GUITARS Vol 5<br />
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CLIFF RICHARD &<br />
THE SHADOWS<br />
Early Rock'n'Roll Songs Vol. 6<br />
24 Tracks – Jewel Case<br />
930929<br />
FANTASTIC & RARITIES 50’S<br />
& 60’S INSTR. GUITARS Vol 6<br />
Spotnicks/ Stingrays/ Link Wray/<br />
Duane Eddy u.a.<br />
24 Tracks – Jewel Case<br />
930931<br />
JOHNNY HALLYDAY<br />
L’Epopee Rock 'n' Roll Vol. 2<br />
24 Tracks – Paper Sleeve<br />
930932<br />
JOHNNY HALLYDAY<br />
L'Epopee Twist Vol. 3<br />
24 Tracks – Paper Sleeve<br />
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ELVIS PRESLEY<br />
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24 Tracks – Paper Sleeve<br />
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VINCE TAYLOR &<br />
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