26.02.2014 Aufrufe

GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 50 Jahre Rolling Stones (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Lynyrd Skynyrd • Garland Jeffreys • Joan Armatrading • Neil Taylor • Bobby Kimball • Blues Project • Squackett<br />

D: € 6,<strong>50</strong> • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 3/2012 • Juni/Juli • www.goodtimes-magazin.de<br />

Happy Birthday<br />

Procol Harum<br />

Mat<strong>the</strong>w Fisher – Alleingänge<br />

des Hammond-Meisters<br />

Dr. John<br />

Legende aus<br />

New Orleans<br />

David Bowie<br />

Der Mann, der<br />

an ZIGGY drehte<br />

Joe Walsh<br />

Neue Dynamik<br />

mit Jeff Lynne<br />

T. REX<br />

<strong>50</strong> JAHRE<br />

ROLLING<br />

STONES<br />

Joe Bonamassa • Paul Vincent • The Band From Rockall • Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding Company • Caro • Europe


INHALT<br />

Ausgabe 118 · Juni/Juli 2012<br />

10 <strong>Rolling</strong>-S<strong>to</strong>nes-Special<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> – <strong>50</strong> Fakten<br />

Ein halbes Jahrhundert: LIVE – LIVE – LIVE !<br />

Das Museum in Lüchow<br />

22 Dr. John<br />

Voodoo-Meister<br />

23 David Bowie/Ken Scott<br />

ZIGGY – ein legendärer Quickie<br />

24 T. Rex<br />

ELECTRIC WARRIOR – wie neu geboren<br />

26 Die Mitmacher<br />

Aus dem Schatten auf die Platten<br />

28 Mat<strong>the</strong>w Fisher (Procol Harum)<br />

Alleingänge des Hammond-Meisters<br />

66 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />

Hot'n'Nasty – Howlin Rain<br />

68 Blues Project<br />

Blues-Porträt No. 35<br />

69 Lynyrd Skynyrd<br />

Alte Meister, neue Songs<br />

69 Squackett<br />

Chris, Steve & die fantastische Amanda<br />

70 Geburtstage<br />

Roger McGuinn – Arthur Brown – Taj Mahal<br />

71 Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding Company (Sam Andrew)<br />

Live-Dokument mit Janis<br />

72 Neil Taylor<br />

Zurück auf Anfang<br />

72 Band From Rockall<br />

Brückenschlag mit Tradition<br />

74 Live<br />

Porsche <strong>Music</strong> Night – Randy Newman – Uriah Heep –<br />

Nazareth – Stranglers – Ro<strong>the</strong>r Blues-Tage – Cavern Beatles<br />

77 Paul Vincent<br />

Sprachstörung<br />

78 Omega – <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Space-Rock: Höhenflug im Westen<br />

82 Joe Walsh<br />

Neue Dynamik mit Jeff Lynne<br />

83 Joe Bonamassa<br />

Bis die Saiten qualmen ...<br />

84 Christian-Simon-Kolumne<br />

Mit El<strong>to</strong>n am Piano<br />

85 The Furious Swampriders<br />

Nun reiten sie wieder<br />

85 Europe<br />

Neustart mit John & Joey<br />

87 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Dry The River – Aidan<br />

88 Library <strong>Music</strong><br />

Perlen aus dem Leihhaus<br />

91 Caro<br />

Am Wendepunkt<br />

92 Es war einmal ...<br />

Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />

94 <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> Star-Club – die Feiern<br />

Beat-Spektakel für die Ewigkeit<br />

96 Joan Armatrading<br />

Jeder Song ist ein Dikta<strong>to</strong>r<br />

97 Garland Jeffreys<br />

Reggae, Dub, Rock<br />

101 Bobby Kimball<br />

Kreuzverhör<br />

102 Howie Casey (& The Seniors)<br />

Band-Archiv<br />

104 The Savages<br />

Spurensuche<br />

106 ... zuguterletzt<br />

Klaus Luley – Sound It Out – Ballroomshakers<br />

<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes, S. 10 T. Rex, S. 24<br />

Omega, S. 78<br />

RUBRIKEN<br />

4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

30 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

58 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

60 Buch-Vorstellungen<br />

62 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

64 Kleinanzeigen<br />

kult!<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

No.6<br />

65 Abo-Bestellschein<br />

86 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />

98 Konzertkalender<br />

102 His<strong>to</strong>ry<br />

105 Leserbriefe<br />

106 Impressum<br />

Schon wieder <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes?! Dies mögen manche Good-<br />

Times-Leser(innen) mit Blick auf das Cover dieser Ausgabe<br />

denken. Aber der einmalige Anlass verlangt geradezu danach,<br />

die Herren Jagger, Richards, Watts und Wood einmal<br />

mehr prominent zu präsentieren: Schließlich begehen sie<br />

den <strong>50</strong>. Geburtstag ihrer Band – und das sind schlappe drei<br />

Jahrzehnte mehr, als unser Magazin mit dem letzten Heft<br />

gefeiert hat! In diesen 20 <strong>GoodTimes</strong>-<strong>Jahre</strong>n hat – außer<br />

den S<strong>to</strong>nes-Konkurrenten Beatles – kein anderer Act so oft die Titelgeschichte<br />

es<br />

ic<br />

ht<br />

e<br />

geliefert, wenn dies ein entsprechender Anlass rechtfertigte. Und Ihre Reaktionen,<br />

liebe Leserinnen und Leser, haben dann jeweils diese redaktionelle Entscheidung für<br />

richtig befunden: Zieren die S<strong>to</strong>nes (oder Beatles) die Frontseite, greifen messbar<br />

mehr Interessenten zu.<br />

Die S<strong>to</strong>nes feiern ein halbes Jahrhundert – auch ein Beleg dafür, dass die Rock- und<br />

Popmusik in die <strong>Jahre</strong> gekommen ist. Aber: Wirklich gealtert ist sie dabei nicht!<br />

Runde Jubiläen häufen sich, was seinen Niederschlag in dieser Ausgabe gefunden<br />

hat: Das T.-Rex-Kultalbum ELECTRIC WARRIOR und auch David Bowies ZIGGY<br />

STARDUST wurden gerade in Form einer 40-<strong>Jahre</strong>-Deluxe-Edition neu aufgelegt –<br />

klar, für uns war da jeweils eine Geschichte Pflicht! Die runden Geburtstage (vorn<br />

mit einer „6" oder sogar „7") nehmen ebenfalls deutlich zu; leider auch die Todestage,<br />

was für unsere Rubrik „Es war einmal ..." eine zunehmend schärfere Auswahl<br />

erfordert. Ähnliches gilt für „Vers<strong>to</strong>rben", die wohl umfassendste Auflistung ihrer<br />

Art in deutschen Magazinen; auch hier liefern wir eine große Namensvielfalt, denn<br />

Sidemen oder Macher im Hintergrund waren für den Erfolg von Stars oft ebenso<br />

wichtig und sind darum allemal einen Kurznachruf wert.<br />

Nein, die Inhalte gehen uns nicht aus, ganz im Gegenteil. Und wir werden uns<br />

weiter bemühen, Ihren Erwartungen an <strong>GoodTimes</strong> so gut wie möglich gerecht zu<br />

werden; ganz egal, wer nun gerade das Cover ziert – ob die S<strong>to</strong>nes, die Beatles oder<br />

Jimmy Joe & The Johnnys aus dem Hinterwald!<br />

Bleiben Sie uns treu, empfehlen Sie uns weiter!<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteur-<br />

... JETZT erhältlich!<br />

NEU<br />

PS: Ab sofort ist <strong>GoodTimes</strong> auch als eMagazine für PC, Lap<strong>to</strong>p,<br />

iPad, iPhone und diverse weitere Lesegeräte erhältlich.<br />

Mehr Infos hierzu unter: www.pubbles.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3


News Aktuell News Aktuell<br />

Die Nachricht dürfte viele Classic-Rock-<br />

Fans frustrieren: Tourveranstalter Wizard<br />

Promotions hat die für Juni angesetzte Festival<strong>to</strong>ur<br />

„Rock The Nation 2012" ersatzlos<br />

abgeblasen. Also entgehen einem Bad<br />

Company (mit Paul Rodgers), Bachman<br />

& Turner und Blue Öyster Cult, die<br />

schon lange nicht mehr in Deutschland zu<br />

erleben waren, sowie Roger Chapman.<br />

Als Grund wurden „logistische Gründe" angegeben+++<br />

Im November wird Kult-Gitarrist Jeff<br />

Beck, der mit Buddy Guy im Februar im<br />

Weißen Haus bei US-Präsident Barack Obama<br />

gespielt hatte und seinen Auftritt Ende<br />

März bei der „Slacker Canadian <strong>Music</strong><br />

Week" wegen Studio-Aufnahmen abgesagt<br />

hatte, zu mehreren Shows nach Deutschland<br />

kommen+++<br />

Als DVD und Blu-ray gibt es am 28.5.<br />

"Yel low Submarine", den Kult-Kinofilm<br />

der Beatles. Das Zeichentrickwerk wurde<br />

digital restauriert, parallel gibt es eine CD<br />

mit der Filmmusik. Und auch RAM, das<br />

gemeinsame Album<br />

von Paul & Linda<br />

McCartney aus dem<br />

Jahr 1971 wird dann<br />

in den Plattenläden<br />

stehen bzw. via Internet<br />

downzuloaden n<br />

sein+++<br />

Mit einer Duo-Akustik<strong>to</strong>ur werden die<br />

beiden singenden Blues-Band-Mitglieder<br />

Dave Kelly (g) und Gary Fletcher (b)<br />

im Herbst durch Deutschland <strong>to</strong>uren+++<br />

Im Sommer wollen Deep Purple ihr neues<br />

Studiowerk einspielen, um dann im November<br />

mit der Vorgruppe Edguy in den deutschen<br />

Rockhallen einzuheizen+++<br />

Nur sieben Gigs wird Ex-Supertramp<br />

Roger Hodgson im Rahmen seiner<br />

„Break fast In America Tour" im Juni/Juli<br />

hier zu Lande spielen, doch im nächsten<br />

Jahr werde er wieder eine sehr viel<br />

ausgiebigere Deutschland-Tour spielen,<br />

kündigte der singende Gitarrist und Keyboarder<br />

an+++<br />

Graham Gouldman, 10cc-Mastermind<br />

und Hitlieferant par excellence für viele<br />

Kollegen, hat ein neues Solo-Album fertig.<br />

Noch ist unklar, wann es auf welchem Label<br />

erscheinen wird+++<br />

Der Titel stand bei Redaktionsschluss<br />

zwar noch nicht fest, doch das neue<br />

Aerosmith-Album soll nun endlich im Juli<br />

erscheinen. „Einige der Songs haben ein<br />

ähnliches Feeling wie unser frühes Material",<br />

sagte Gitarrist Joe Perry dem englischen<br />

Magazin „Classic Rock". „Außerdem haben<br />

wir einige Riffs benutzt, die wir seit <strong>Jahre</strong>n<br />

herumliegen haben, die aber irgendwie nie<br />

zu den jeweiligen Alben passten"+++<br />

Als Weltpremiere auf Vinyl hat Sireena Records<br />

die Veröffentlichung des Yes-Albums<br />

OPEN YOUR EYES von 1997 auf Doppel-LP<br />

angekündigt. Auf CD wird es in nächster<br />

Zeit JUST ONE NIGHT der Hamburger Bad<br />

News Reunion, MOTSCHKERN IS' GSUND<br />

des Wiener Liedermachers Arik Brauer, NEW<br />

VIEWS der Prog-Rocker Tribute, ZZEBRA<br />

der gleichnamigen Art-Rocker sowie HUN-<br />

DE WOLLT IHR EWIG LEBEN? von Family 5,<br />

der deutschen Punk/New-Wave- und Funkband<br />

um Peter Hein geben+++<br />

Im Juni 2006 gaben die Heavy-Rock-<br />

Veteranen Cactus („die amerikanischen<br />

Led Zeppelin") ihr Livecomeback und<br />

veröffentlichten die CD CACTUS V. Mitte<br />

Juli kommen sie für drei Shows nach<br />

Deutschland (15. München, 16. Nürnberg,<br />

17. Dortmund). Mit dabei sind die Originalmitglieder<br />

Carmine Appice (dr) Jim<br />

McCarty (g), den erkrankten Tim Bogert<br />

ersetzt Pete Bremy (b/voc), als Sänger<br />

amtiert Jimmy Kunes (Ex-Savoy Brown),<br />

Harp spielt Randy Pratt+++<br />

Ein von der britischen Band persönlich<br />

ediertes Boxset wird am 27. Juli erscheinen:<br />

Blur 21: THE BOX enthält alle sieben<br />

Studio-Alben plus fünfeinhalb Stunden unveröffentlichtes<br />

Material (65 bislang unbekannte<br />

Songs!) plus doppelt so viele Raritäten,<br />

drei DVDs und die „Collec<strong>to</strong>r's Edition"<br />

eines Buches mit raren/unveröffentlichten<br />

Fo<strong>to</strong>s sowie eine limitierte Vinylsingle von<br />

Seymour, der ersten gemeinsamen Band der<br />

Blur-Musiker+++<br />

Rock + Pop<br />

Memorabilia<br />

Wall Of Fame • P.O. Box 19<strong>50</strong> • 48580 Gronau<br />

Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />

Internet: www.wall-of-fame.de<br />

Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />

bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />

aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />

Anfragen bitte telefonisch.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Can – THE LOST TAPES ist eine 3-CD-Box<br />

betitelt, die die deutschen Rockpioniere gemeinsam<br />

mit Mute Records über ihr eigenes<br />

Spoon-Label veröffentlichen. Zusammengetragen<br />

hat das Ganze Keyboarder Irmin<br />

Schmidt mit Jono Podmore. Die Mastertapes<br />

mit mehr als 30 Stunden Musik waren<br />

entdeckt worden, als das legendäre Can-<br />

Studio in Weilerswist aufgelöst und leergeräumt<br />

wurde. Laut Schmidt handelt es sich<br />

dabei um unveröffentlichte Soundtracks<br />

und Stücke, die es nicht auf die jeweiligen<br />

Alben schafften+++<br />

Zum Record S<strong>to</strong>re Day haben PIL (Public<br />

Image Ltd.), die Band um den früheren Sex-<br />

Pis<strong>to</strong>ls-Sänger John Lydon/Johnny Rotten<br />

die 4-Song-EP „One Drop" veröffentlicht.<br />

Ende Mai folgt mit THIS IS PIL das erste<br />

neue Studio-Album der Gruppe seit 20 <strong>Jahre</strong>n.<br />

Aufgenommen wurde es in Steve Winwoods<br />

Studio in Cotswolds+++<br />

Zusätzlich zu der von Anfang an geplanten<br />

„Black-Sabbath-Ersatz-Show" in Dortmund<br />

wird es am 20. Juni ein Gastspiel von Ozzy<br />

Osbourne & Friends in Mannheim geben.<br />

Mit dabei sind neben dem Sänger auch Sabbath-Gründungsmitglied<br />

Geezer Butler und<br />

Ozzys langjähriger Gitarrist Zakk Wylde als<br />

Special Guest mit seiner Black Label Society+++<br />

Bei ihrer alljährlichen Convention in New<br />

York wird die Songwriters Hall Of Fame am<br />

14. Juni erstmals einen Pioneer Award verleihen.<br />

Als erster Songschmied-Pionier wird<br />

Woody Guthrie (1912–1967) posthum<br />

geehrt+++<br />

Das verspricht nach den Eindrücken ihrer<br />

ersten gemeinsamen Gigs ein interessantes<br />

Tochter/Sohn-Projekt zu werden: Cassie<br />

Taylor & Jack Moore. Während die<br />

Tochter von Trance-Blueser Otis Taylor<br />

auf der Bühne ausgesprochenes Charisma<br />

entwickelt, steht der Sohn von Gary<br />

Moore (spielt eine Les Paul seines Dads)<br />

schüchtern am Bühnenrand. Im Hamburger<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub, wo in der Zugabe<br />

Opener Will Wilde mit seiner Harp<br />

zu den beiden stieß, schob Taylor ihren<br />

Partner handfest nach vorn ins Scheinwerferlicht,<br />

an anderen Orten „musste" er in<br />

ihrem Schlepptau durchs Publikum marschieren.<br />

Im Frühherbst werden beide ihr<br />

erstes gemeinsames Album in Hamburg<br />

einspielen+++<br />

© Hypertension <strong>Music</strong><br />

Ende April war die kleine Sensation perfekt:<br />

Deutschlands (Jazz-)Vorzeigebasser Hellmut<br />

Hattler und Trompeter Joo Kraus haben<br />

sich nach zwölfjähriger Funkstille wie-<br />

der als Tab Two zusammengetan und fünf<br />

gemeinsame Konzerte absolviert. Weitere<br />

sieben Shows folgen bis August. Anlass war/<br />

ist die Veröffentlichung des Triple-Album<br />

TWO THUMBS UP von Tab Two. Außerdem<br />

feierte Hattler seinen 60. Geburtstag am<br />

12. April im Augsburger Club Roxy. Auf der<br />

Bühne standen dabei neben seinem aktuellen<br />

Projekt Hattler auch Kraan, Joo Kraus &<br />

Deep Dive Corp. sowie Siyou'n'Hell+++<br />

Henrik Freischlader & Gary Moore's<br />

Blues gastieren am Pfingstwochenende<br />

als Headliner beim traditionsreichen<br />

Grolsch Blues Festival in Schöppingen.<br />

Der führende deutsche Blues-<br />

Rocker bringt dabei mit Pete Rees (b),<br />

Vic Martin (keys, Bee Gees, Eurythmics)<br />

und Darrin Mooney (dr, Primal Scream)<br />

einstige Mitstreiter Moores mit, wenn er<br />

Vorlagen des 2011 vers<strong>to</strong>rbenen Nordiren<br />

anstimmt. Blues-Insidern längst geläufige<br />

Namen locken am 26./27.5. nach<br />

Schöppingen: Kenny Neal und Lucky Peterson<br />

(mit Tochter Tamara). Aber auch<br />

benachbarte Genres sind im westlichen<br />

Münsterland unter dem Mot<strong>to</strong> „Americana<br />

trifft Folk trifft Punk trifft Blues"<br />

vertreten. Dafür stehen Namen wie Delta<br />

Moon, Shane Dwight, Keith B. Brown,<br />

Cee Cee James, Mason Rack Band, The<br />

Hackensaw Boys, und die Ben Poole<br />

Band. Infos (auch in Sachen Camping)<br />

gibt's unter www.kulturring-schoeppingen.de+++<br />

Die Firma Paramount Pictures hat die Rechte<br />

an einem Film erworben, der auf Ideen<br />

von Ringo Starr und Dave Stewart<br />

(Eurythmics) basiert und den Titel „Hole<br />

In The Fence” tragen soll. Medienberichten<br />

zufolge ist es ein „Drama des Älterwerdens”<br />

und dreht sich um eine Gruppe von Kids, die<br />

eine Band gründen, um aus ihrer depressiv<br />

stimmenden, von Bergbauminen geprägten<br />

Kleinstadt zu entfliehen+++<br />

Das Bangen um Bee-Gees-Star Robin<br />

Gibb geht weiter, allerdings gibt es Hoffnungsschimmer<br />

am Horizont: Der 62-Jährige<br />

ist aus seinem wochenlangen Koma<br />

erwacht und soll wieder kommunizieren<br />

können. Nach einer Behandlung wegen<br />

Darm- und Magenproblemen Ende vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>s war Gibb, der laut seinem<br />

Arzt an Dickdarmkrebs in fortgeschrittenem<br />

Stadium leidet, wegen einer Lungenentzündung<br />

in ein Londoner Krankenhaus<br />

eingeliefert worden und ins Koma gefallen.<br />

Der Sänger habe geweint, als ihm Ehefrau<br />

Dwina und seine Kinder Roy Orbisons<br />

"Crying" vorspielten, berichteten britische<br />

Medien+++<br />

Bobby Vee hat Ende April auf seiner<br />

Website bekannt gegeben, dass er bereits<br />

vor einem Jahr mit der Diagnose konfron-<br />

Seite 4 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

Unsere Gewinner der Verlosung<br />

aus Heft 1/2012<br />

Stichwort "<br />

The Cavern Beatles"<br />

5x T-Shirt + Poster:<br />

– Toni Franc, Aschaffenburg<br />

– C.-H. Clausen, Trochtelfingen<br />

– Bernhard Müller, Aschaffenburg<br />

– Ot<strong>to</strong> Blunch, Cottbus<br />

– Jürgen Dünisch, Schalkalden<br />

Stichwort "<br />

Poster"<br />

5x Poster:<br />

– Michael Haak, Leipzig<br />

– Achim Streich, Hemer<br />

– Ines Kindler, Rellingen<br />

– Olaf Kalugin, Heilbronn<br />

– Friedhelm Gehlen, Duisburg<br />

Stichwort "<br />

DVD Paul Rogers"<br />

10x DVD:<br />

– D. Angermann, Dresden<br />

– Andreas Hadam, Hildesheim<br />

– Roland Titze, Kulmbach<br />

– Ralph Stange, Großpostwitz<br />

– Willi Löffler, Griesheim<br />

– Bärbel Hinrichsen, Kiel<br />

– Gaby Schönleben, Rohr<br />

– Barbara Hennig, Dreieich<br />

– Detlef Denzau, Hartha<br />

– Dieter Abendroth, Berlin<br />

Unsere Gewinner der Verlosung<br />

aus Heft 2/2012<br />

Stichwort "<br />

Mega Records"<br />

– Hans Könighausen, Jüchen<br />

– Helmut Mertz, Gunzgen (Schweiz)<br />

– Bernhard Zudrop, Gütersloh<br />

– Horst Sonnenschein, Melsungen<br />

– Margit & Harald Legler, Zanvoort<br />

(Niederlande)<br />

tiert worden sei, sich im Anfangsstadium<br />

einer Alzheimer-Erkrankung zu befinden.<br />

Doch nicht genug damit, seine Ehefrau<br />

Karen, mit der er seit 48 <strong>Jahre</strong>n verheiratet<br />

ist, wartet derweil dringend auf eine Spenderlunge<br />

für eine notwendige Transplantation.<br />

Um sich abzulenken, hat der 69-jährige<br />

Pop- und R&B-Sänger in den letzten<br />

Monaten an einer CD gearbeitet, für die er<br />

neue Songs geschrieben und auch einige<br />

seiner Lieblingslieder aufgenommen hat.<br />

Das Veröffentlichungsdatum steht noch<br />

ebenso wenig fest wie der Titel+++<br />

Neue Studio-Alben von Magnum (September,<br />

Deutschland-Tour ab 25.10.) und<br />

Fair Warning (November) hat das Hannoveraner<br />

Label SPV für den Herbst angekündigt.<br />

Vorher schon gibt es LIVING<br />

LIKE A RUNAWAY von Lita Ford und die<br />

Wiederveröffentlichung von Virgin Steeles<br />

LIFE AMONGST THE RUINS (beide<br />

15.6.)+++<br />

Beim renommierten South By Southwest<br />

Festival in Austin, Texas, ist die Filmdokumentation<br />

„Beware Of Mr. Baker” uraufgeführt<br />

worden. Das Werk handelt vom eigenwilligen<br />

(Cream-)Schlagzeuger Ginger<br />

Baker und wurde mit dem Preis der Grand<br />

Jury ausgezeichnet. Den Publikumspreis<br />

heimste die Paul-Simon-Doku „Under<br />

African Skies" ein+++<br />

Leider um zwei Tage zu spät, nach dem<br />

Abschluss der Redaktionsarbeit, kam BAL-<br />

LAST DER REPUBLIK, das neue Album der<br />

Toten Hosen – da es auch nicht vorab<br />

zum Reviewen zur Verfügung stand, folgt<br />

eine Besprechung in der nächsten Ausgabe.<br />

„Als Geschenk von uns an unsere Fans<br />

zu unserem 30. Geburtstag" bezeichnete<br />

Sänger Campino die CD DIE GEISTER, DIE<br />

WIR RIEFEN mit 15 Songs, die es nur als<br />

Sonderedition im Paket mit dem neuen<br />

Studiowerk gibt. Diverse Gedichte, Lieder<br />

und Manifeste haben sich die Hosen dafür<br />

unter den Nagel gerissen. Derweil war die<br />

Band, die am 10. April ihr Jubiläumskonzert<br />

im Bremer Schlachthof gab, wieder zu<br />

ihren Wohnzimmergigs unter dem Mot<strong>to</strong><br />

„Magical Mystery Tour" durch die ganze<br />

Republik unterwegs und gastierte unter<br />

anderem im Partykeller von Ex-Fußballnationalspieler<br />

Jens Jeremies (Bayern + 1860<br />

München, Dynamo Dresden). Und Campino<br />

war im Gästeblock zu sehen, als Fortuna<br />

Düsseldorf bei der SpVgg Greu<strong>the</strong>r<br />

Fürth um den Relegationsplatz in der<br />

zweiten Liga kämpfte+++<br />

Einen neuen Vertrag hat Sängerin Gladys<br />

Knight unterzeichnet, diesmal allerdings<br />

nicht für Plattenaufnahmen. Sie wird in der<br />

TV-Serie „The First Family" die Mutter eines<br />

fiktiven US-Präsidenten spielen+++<br />

Ihr eigenes Label hat die Dortmunder Band<br />

Axxis gegründet. Doch nicht nur ihr eigenes<br />

neues Album REDISCOVERED (Review<br />

S. 37) hat sie auf Phonotraxx Records<br />

veröffentlicht, sondern Anfang Mai auch<br />

Scheiben ihrer Kollegen Mercury Falling<br />

(INTO THE VOID, progressiver Power-Metal)<br />

und Dawn Of Destiny (PRAYING TO THE<br />

WORLD, viertes Studio-Album) darauf herausgebracht+++<br />

Die Broadcast <strong>Music</strong> International (BMI)<br />

hat sich für Carole King entschieden: Die<br />

Sängerin und Songschmiedin wird durch die<br />

BMI mit dem Icon Award For Songwriting<br />

2012 geehrt. Überreicht wird der Preis am<br />

15. Mai in Beverly Hills+++<br />

Wegen massiven Rückenproblemen musste<br />

Gregg Allman beim vorletzten Abend<br />

(25.3.) der traditionellen Konzertreihe der<br />

Allman Bro<strong>the</strong>rs Band die Bühne im New<br />

Yorker Beacon Theatre eine halbe Stunde<br />

vor dem Ende der Show verlassen. Er<br />

wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und<br />

verpass te auch den letzten Gig 2012. Der<br />

Start der Promotionaktivitäten zur Veröffentlichung<br />

seiner neuen Au<strong>to</strong>biografie „My<br />

Cross To Bear” wurde vom 1. auf den 8. Mai<br />

verschoben, da sich Allman zu einem Gesundheitscheck<br />

in die Mayo Clinic in Jacksonville,<br />

Florida, begab. Der singende Keyboarder<br />

hatte sich im vorletzten Jahr einer<br />

Lebertransplantation unterzogen+++<br />

Zum dritten Mal hat sich Neil Diamond<br />

getraut: Am 21.4. heiratete der 71-jährige<br />

Sänger und Songschmied seine Managerin<br />

Katie McNeil in Los Angeles. Für die<br />

42-Jährige ist es die erste Ehe+++<br />

Auch Alt-Rock'n'Roller Jerry Lee Lewis<br />

kriegt nicht genug vom Heiraten: Er gab<br />

zum siebten Mal sein Ja-Wort, diesmal in<br />

Natchez, Mississippi. Die neue Gattin des<br />

76-Jährigen heißt Judith Brown, ist 62 und<br />

war früher einmal mit seinem Cousin Rusty<br />

verheiratet. Übrigens war Lewis zwischendurch<br />

mal mit Rustys Schwester Myra in den<br />

Stand der (dritten) Ehe getreten+++<br />

Dok<strong>to</strong>rtitel für die Eagles: Das angesehene<br />

Berklee College Of <strong>Music</strong> in Bos<strong>to</strong>n hat bei<br />

seinem alljährlichen Schulfest diese Ehrenwürde<br />

an die kalifornischen (Country-)<br />

Rocker verliehen+++<br />

Motörhead erweitern ihre eigene Getränkekollektion<br />

um einen Wodka (oder Vödka,<br />

um bei der von der Band bevorzugten<br />

Schreibweise zu bleiben). Erst im vergangenen<br />

Jahr hatten Lemmy & Co. den Motörhead<br />

Shiraz erfolgreich auf dem Getränkemarkt<br />

eingeführt. Im „Motörhead Vödka"<br />

stecke der wahre Geist des Rock'n'Roll, erklärte<br />

die Band in einer Mitteilung. „Schenk'<br />

dir ein Glas Motörhead Vödka ein und drehe<br />

deine Anlage voll auf!", so der Appell der<br />

Gruppe. Und nebenbei verriet Lemmy noch<br />

sein Lieblings-Vödka-Rezept: „Vodka, Tomatensaft<br />

und Tabasco – das ist mein persönlicher<br />

Eye-Opener! Man hat dann am<br />

nächsten Tag zwar einen Kater, aber was<br />

soll's ..."+++<br />

Das Rock-Festival, das vom 1. bis 3. Juni<br />

am Pfingstwochenende parallel in Nürnberg<br />

( "<br />

Rock im Park", Zeppelinfeld)<br />

und in der Eifel ( "<br />

Rock am Ring")<br />

stattfindet, schlägt 2012 alle Rekorde.<br />

Bereits drei Monate vorher waren beide<br />

Events mit 160.000 verkauften Tickets<br />

ausverkauft. In Nürnberg (70.000) waren<br />

bei Redaktionsschluss noch einige wenige<br />

Restbestände an Tagestickets zu haben.<br />

Die Begeisterung der Fans liegt sowohl<br />

am Line-Up, das mit solch internationalen<br />

Größen wie Metallica, Soundgarden, Marilyn<br />

Manson, Motörhead, Gossip und deutschen<br />

Top-Acts wie Dick Brave und den<br />

Toten Hosen aufwartet, als auch an der<br />

perfekten Organisation mit Campingsite<br />

im Grünen, Gastronomie und Entertainment.<br />

Infos unter www.rock-im-park.com<br />

bzw. www.rock-am-ring.com+++<br />

© H. Ölschlegel<br />

/<br />

SAMSTAG 01. SEPTEMBER 2012<br />

HUBERT von GOISERN+STOPPOK<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 5


Aktuell News Aktuell<br />

Wann das nächste Album von Status Quo<br />

erscheint, ist derzeit noch offen, zumal<br />

die Band ja den ganzen Sommer hindurch<br />

Konzerte gibt. Klar ist nur, dass Francis Rossi,<br />

Rick Parfitt & Co. im November wieder<br />

durch Deutschland <strong>to</strong>uren. Derzeit sind sieben<br />

Shows gebucht, als Vorgruppe werden<br />

die Österreicher von Opus wohl mit ihrem<br />

Ohrwurm „Live Is Life" versuchen, die Quo-<br />

Fans in Stimmung zu bringen+++<br />

Jetzt steht es endlich fest: THAT'S WHY<br />

GOD MADE THE RADIO, das neue Album<br />

der Beach Boys zum <strong>50</strong>-jährigen Bestehen,<br />

erscheint am 5. Juni, zwischen<br />

dem 3. und 5. August geben Brian Wilson,<br />

Mike Love, Al Jardine, Bruce Johns<strong>to</strong>n und<br />

David Marks Konzerte in Deutschland. Bei<br />

Redaktionsschluss waren Interviews mit<br />

Mitgliedern der Pop-Veteranen in Aussicht<br />

gestellt, aber noch nicht bestätigt. Mehr in<br />

der nächsten Ausgabe+++<br />

Poison-Sänger Brett Michael hat sich für<br />

sein neues Solo-Album GET YOUR ROCK<br />

ON namhafte Gäste ins Studio geholt: Joe<br />

Perry (Aerosmith), Ace Frehley (Ex-Kiss),<br />

Gary Rossing<strong>to</strong>n und Ricky Medlocke (beide<br />

Lynyrd Skynyrd) spielten Gitarre, Michael<br />

Anthony (Chickenfoot, Ex-Van Halen) Bass,<br />

und Vinnie Paul trommelte+++<br />

Reichlich Hörfutter für die Liebhaber anspruchsvollen<br />

Gitarrenspiels kommt in<br />

den nächsten Wochen und Monaten in<br />

die Plattenläden: SHAPE SHIFTER heißt<br />

das neue, inzwischen 36. (!) Album von<br />

Santana mit 13 Songs, das der Bandleader<br />

den Indianern gewidmet hat. Mit von<br />

der Partie ist bei zwei Songs sein Sohn<br />

Salvador an den Keyboards. Rein instrumental<br />

hingegen präsentiert sich Slide-<br />

König Sonny Landreth auf ELEMENTAL<br />

JOURNEY. Als Gäste steuern Joe Satriani<br />

und Eric Johnson Gitarrentöne bei. Und<br />

dann wären da noch die Sechs-Saiten-Virtuosen<br />

Michael Landau und Robben Ford,<br />

die sich mit Gary Novak (dr) und Jimmy<br />

Haslip (b) zur Formation Renegade<br />

Creation zusammengetan und BULLET<br />

eingespielt haben+++<br />

Jeweils als Doppel-CD kommen die Neuauflagen<br />

von Twisted Sisters Konzertmitschnitten<br />

LIVE AT HAMMERSMITH und<br />

CLUB DAZE II über Armoury Records+++<br />

Chris Robinson scheint reichlich Songideen<br />

zu haben. Jedenfalls wird der frühere Sänger<br />

der Black Crowes 2012 gleich zwei<br />

Alben seiner neuen Truppe Chris Robinson<br />

Bro<strong>the</strong>rhood in kurzem Abstand<br />

veröffentlichen: Das Debüt BIG MOON<br />

RITUAL ist für Anfang Juni angekündigt,<br />

im September soll dann schon THE<br />

MAGIC DOOR folgen. Die Bro<strong>the</strong>rhood-<br />

Tour startete bereits vor dem Erscheinen<br />

der CD Anfang Mai in New Orleans. In der<br />

Bruderschaft aktiv sind neben dem Sänger<br />

Gitarrist Neal Casal (Ex-Ryan Adams),<br />

Keyboarder Adam MacDougall (Ex-Black<br />

Crowes), Drummer George Sluppick und<br />

Bassist Mark „Muddy" Dut<strong>to</strong>n (Ex-Burning<br />

Tree)+++<br />

Vier Songs, darunter ein französisch betitelter,<br />

wird die EP „Raise Your Fist In The<br />

Air" enthalten, die Metal-Queen Doro für<br />

Anfang August angekündigt hat. Erhältlich<br />

sein wird das Teil als CD wie auch auf Vinyl<br />

(und inzwischen natürlich digital)+++<br />

Bob Dylan ist der Musikvertreter unter<br />

den 13 Persönlichkeiten, die US-Präsident<br />

Barack Obama mit der Presidential Medal<br />

Of Freedom auszeichnen wird, dem höchsten<br />

Zivilorden, den die Vereinigten Staaten<br />

verleihen. In einer Pressemitteilung<br />

bezeichnete Obama Dylan als „einen der<br />

einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts".<br />

Die Orden werden noch in diesem<br />

Frühjahr im Weißen Haus an die Empfänger<br />

überreicht+++<br />

Erstmals findet vom 27. bis 29. Juli das<br />

Greenville <strong>Music</strong> Festival im brandenburgischen<br />

Paaren/Glienen 30 Kilometer<br />

westlich von Berlin statt. „Aufgeschlossenheit<br />

und Toleranz gegenüber neuen<br />

Entwicklungen gehören zu den prägenden<br />

Charaktereigenschaften des Festivals", versprechen<br />

die Veranstalter, ebenso die Beachtung<br />

ökologischer Aspekte. Als Headliner<br />

haben sie für die Premiere Iggy Pop & The<br />

S<strong>to</strong>oges, die Flaming Lips und The Roots<br />

verpflichtet. Weiter stehen auf der Besetzungsliste:<br />

Donots, Layla Zoe, Turbonegro,<br />

Wirtz, Kettcar, Selig, Dizzee Rascal, Noah &<br />

The Whale, Philipp Poisel. Zum Programm<br />

gehört auch ein Filmfestival. Infos unter<br />

www.greenvillefestival.com+++<br />

Gleich zwei Projekte haben die Wilson-<br />

Schwestern Nancy und Ann, ins Haus stehen:<br />

Mit ihrer Band Heart wollen sie im<br />

Ok<strong>to</strong>ber eine neue Studio-CD (FANATIC)<br />

und parallel dazu eine (schriftliche) Au<strong>to</strong>biografie<br />

veröffentlichen, doch vorher soll<br />

noch im Juni eine 4-CD-Box mit dem Titel<br />

STRANGE EUPHORIA erscheinen, eine Label<br />

übergreifende Retrospektive+++<br />

Der US-„<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>ne” hat seine 2003<br />

erstmals erstellte Liste der „<strong>50</strong>0 Greatest<br />

Albums" überarbeitet. Dabei gehören El<strong>to</strong>n<br />

Johns selbst betiteltes Debüt und die<br />

ebenfalls 1970 erschienene Beach-Boys-<br />

Stichwort: Tollwood<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern, Stichwort: Verlosung<br />

2xCD<br />

2x 2 Tickets<br />

Tollwood (Bap, Kim Wilde, Lou Reed)<br />

hier ist der Einsendeschluss am 18.06.<br />

5xCD<br />

10xCD<br />

2x T-Shirt<br />

2x Buch<br />

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />

Einsendeschluss ist der 20.07.2012!<br />

Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

LP SUNFLOWER sowie David Bowies<br />

Hitsammlung CHANGESONE (1976)<br />

zu den etwa 30 Longplayern, die<br />

aus der Bestenliste geflogen sind.<br />

Neuzugänge sind stattdessen Kayne<br />

West, Radiohead, Lil Wayne und<br />

Amy Winehouse. Zu der Erstellung<br />

der „<strong>50</strong>0 Greatest Albums", die in<br />

den USA in gebundener Form verkauft<br />

wird, hatten mehrere hundert<br />

Journalisten, Plattenfirmenverantwortliche<br />

und Musiker beigetragen.<br />

Die Liste war 2005 erstmals revidiert<br />

worden+++<br />

Zumindest für Nordrhein-Westfalen<br />

His<strong>to</strong>risches wird sich am 5. und 6.<br />

April 2013 in der His<strong>to</strong>rischen Stadthalle<br />

Wuppertal ereignen: Dann<br />

treten Procol Harum, das Sinfonieorchester<br />

Wuppertal und die<br />

Kan<strong>to</strong>rei Barmen-Gemarke (Dirigent:<br />

David Firma) zusammen auf. Tänzerisch<br />

begleitet werden die Band und<br />

das 140-köpfige Ensemble dabei<br />

von Jo Ann Endicott, Bénédicte Billiet,<br />

Alexandros Sarakasidis und Safet<br />

Mistele mit einem Ausschnitt aus<br />

„Kontakthof für Jugendliche"+++<br />

EM ROCKPARTY 2012 heißt eine<br />

Doppel-CD, mit der Warner ab dem<br />

18.5. auf Käufer unter den Fußballfans<br />

hofft. Die erste CD trägt den<br />

Untertitel „Wir rocken die Vorrunde",<br />

die zweite „Party bis zum Finale".<br />

Zu hören sind u.a. die Toten Hosen,<br />

Red Hot Chili Peppers, BossHoss,<br />

The Over<strong>to</strong>nes, Wheatus, Snoop<br />

Dog, Chumbawamba, Fatboy Slim,<br />

die Beatsteaks, Lenny Kravitz, Roger<br />

Cicero, Udo Lindenberg, Nickelbag,<br />

Coldplay, Billy Talent, Iggy Pop,<br />

Mando Diao, Hubert von Goisern und<br />

natürlich Gerry & The Pacemakers<br />

("You'll Never Walk Alone"), schwerpunktmäßig<br />

mit „siegessicheren internationalen<br />

Party-, Rock- und Fußballhits",<br />

wie Warner die Compilation<br />

mit 42 Songs anpreist+++<br />

Mit der Single "Starlight" (in elektrischer<br />

wie akustischer Version) haben<br />

sich die Schweizer Hard Rocker<br />

Gotthard am 20.4. mit ihrem neuen<br />

Sänger Nic Maeder zu Gehör gemeldet.<br />

Das dazu gehörige Mutteralbum<br />

FIREBIRTH kommt am 1. Juni heraus+++<br />

30-jähriges Jubiläum feiert das<br />

Finkenbach-Festival, das Guru<br />

Guru alljährlich ausrichten. Und<br />

die Liste der am 17. und 18.8.<br />

in Finkenbach auftretenden Acts<br />

kann sich wahrlich sehen lassen:<br />

Mit dabei sind neben den Gastgebern<br />

Jane, Epitaph, Man, Hattler,<br />

Rufus Zuphall, Bröselmaschine,<br />

die Ax Genrich Band, Vibravoid<br />

und Space Debris+++<br />

kult! No.6<br />

JETZT erhältlich!<br />

Beim Auftritt von Bruce Springsteen<br />

am ersten Wochenende des<br />

New Orleans Jazz Fest am 29. April<br />

kam Dr. John auf die Bühne und<br />

steuerte ein funky Piano bei, als der<br />

Boss das vielgecoverte "Something<br />

You Got" anstimmte, das Chris Kenner<br />

1961 in der Crescent City geschrieben<br />

hatte. Zuvor hatte Dr. John<br />

mit seiner zehnköpfigen Band Lower<br />

911 ein eigenes Set gespielt+++<br />

Während eines Radio-Interviews hat<br />

Gene Simmons kürzlich erzählt, dass<br />

Eddie Van Halen sich 1982 bei<br />

Kiss als Nachfolger von Ace Frehley<br />

ins Gespräch gebracht habe. „Er sagte<br />

damals, dass David Lee Roth ihn in<br />

den Wahnsinn treibe", so Simmons.<br />

Kiss hätten ihn schließlich abgelehnt,<br />

„weil er schlicht zu groß und bekannt<br />

war"+++<br />

Noch bis Juli ist Gitarrist Snowy<br />

White mit Roger Waters in Südund<br />

Nordamerika auf Tour unterwegs.<br />

Von Mexiko aus meldete sich<br />

White bei <strong>GoodTimes</strong> und berichtete,<br />

er wisse noch nicht genau, was<br />

er nach der Konzertreise machen<br />

werde. „Vielleicht beginne ich mit<br />

der Arbeit an einem neuen Album,<br />

habe aber noch keine Pläne für eigene<br />

Konzerte – auf jeden Fall kommt<br />

im September eine DVD von mir heraus"+++<br />

Der süafrikanische Songschreiber<br />

Guys Hobbs hat El<strong>to</strong>n John und<br />

Bernie Taupin verklagt. Sein Vorwurf:<br />

Die beiden hätten für Johns 1986er<br />

Hit "Nikita” den Text geklaut, den er<br />

1982 für sein Lied "Natasha" verfasst<br />

habe. Hobbs erklärte, er habe seine<br />

Lyrics 1984 an mehrere namhafte<br />

Musikverlage geschickt, darunter Big<br />

Pig <strong>Music</strong>, wo damals El<strong>to</strong>n John beheimatet<br />

war. 2001 habe er den Text<br />

von "Nikita" erstmals wahrgenommen<br />

und Übereinstimmungen bemerkt.<br />

Offen blieb, warum Hobbs erst jetzt<br />

aktiv wurde+++<br />

Die Singer/Songwriterin Shawn<br />

Colvin meldet sich nach längerer<br />

Funkstille am 22.6. mit dem Album<br />

AS FALL DOWN auch hier zu Lande<br />

wieder zu Gehör+++<br />

Trevor Rabin, einst Gitarrist bei Yes,<br />

kann seit vielen <strong>Jahre</strong>n auf eine erfolgreiche<br />

Solokarriere verweisen, auch im<br />

Bereich der Filmmusik („Armageddon",<br />

„National Treasure", „Get Smart"). Am<br />

29.6. legt er nun mit JACARANDA<br />

sein erstes Solo-Album seit 1989 vor,<br />

das er im<br />

Alleingang<br />

eingespielt<br />

hat. Nur<br />

fürs Schlagzeug<br />

holte<br />

er sich renommierte<br />

Kollegen<br />

dazu: Vinnie i Colaiuta, Lou Molino<br />

sowie Sohn Ryan. Allerdings war<br />

auch der eine oder andere (weibliche)<br />

Gast bei einzelnen Nummern dabei,<br />

als er den Mix aus Rock, Prog-Rock<br />

und Jazz produzierte: Tal Wilkenfeld<br />

(Jeff Beck, Herbie Hancock) am Bass<br />

sowie Sängerin Liz Constintine+++<br />

XENOPHONIE heißt das in diesen<br />

Tagen neu erscheinende Album der<br />

Fehlfarben. Die Band um Sänger<br />

Peter Hein sowie den Pyrola<strong>to</strong>r wurde<br />

wieder von Moses Schneider produziert,<br />

und zwar im renommierten<br />

Hansa-Studio in Berlin+++<br />

In den „Top <strong>50</strong> der Unterhaltungsmillionäre",<br />

die die englische Zeitung<br />

"Sunday Times” jedes Jahr neu<br />

erstellt, belegt Sir Paul McCartney<br />

Rang drei. Sein Vermögen ist<br />

demnach um 170 Millionen auf 665<br />

Millionen Pfund gewachsen. Vor ihm<br />

liegen der Plattenfirmenboss Clive<br />

Calder und Theaterproduzent Cameron<br />

Mackin<strong>to</strong>sh. Mick Jagger rangiert<br />

auf Platz 10 (190 Mio.)+++<br />

Der Filmzweig des Firmenimperiums<br />

des einstigen Virgin-Gründers<br />

Richard Branson hat die Filmrechte<br />

an Robert Greenfields Buch „Exile on<br />

Main Street: A Season In Hell” über<br />

die <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes erworben. Darin<br />

geht es vor allem um den wilden<br />

Sommer, den die Band 1972 in Südfrankreich<br />

verbrachte, als sie dort EXI-<br />

LE ON MAIN STREET aufnahm+++<br />

Die in den USA momentan ungemein<br />

angesagte Country-Popsängerin Taylor<br />

Swift führt derzeit Gespräche darüber,<br />

ob sie in der Verfilmung des Lebens von<br />

Joni Mitchell die kanadische Singer/<br />

Songwriterin verkörpern soll. Regie wird<br />

Katie Jacobs führen, die die US-TV-Serie<br />

„House” produziert hat+++<br />

Die Asia-Originalbesetzung (Geoff<br />

Downes, Steve Howe, Carl Palmer, John<br />

Wet<strong>to</strong>n) hat ein neues Studio-Album<br />

eingespielt. XXX erscheint am 2. Juli.<br />

Außerdem gibt es ihr 1982er Debüt noch<br />

in diesem Jahr als Collec<strong>to</strong>r's Edition+++<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7<br />

Alle Hefte bestellbar auf Seite 63 oder unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

Lesen, was Spaß macht!


Vers<strong>to</strong>rben<br />

Robert Sherman (*19.12.1925) komponierte<br />

(vielfach gemeinsam mit seinem<br />

Bruder Richard) die Musik für zahlreiche<br />

Disney-Zeichentrickfilme („Dschungelbuch",<br />

„Mary Poppins"). Aus der Feder des<br />

Brüderduos stammte auch ”You’re Sixteen”,<br />

das zum Chart-Topper für Johnny<br />

Burnette (1960) und Ringo Starr (1974)<br />

wurde. Starb am 5.3.<br />

Gene "<br />

Joe" Byrd (*21.5.1933) profilierte<br />

sich als Pianist und Bassist, begleitete Jimmy<br />

Wi<strong>the</strong>rspoon, Mose Allison und Coleman<br />

Hawkins, leitete sein eigenes Trio. Der<br />

Bruder von Jazz-Legende Charlie Byrd kam<br />

am 6.3. bei einem Au<strong>to</strong>unfall ums Leen.<br />

Jimmy Ellis (*15.11.1937) war 1972 singender<br />

Mitbegründer der Trammps, die<br />

ihren größten Hit (#11) 1978 mit "Disco<br />

Inferno” landeten und die Disco-Welle mit<br />

anschoben, starb am 8.3. in einem Pflegeheim.<br />

Buddy Bugs" Henderson<br />

"<br />

(*20.10.1943), eigenwilliger texanischer<br />

Blues-Rocker, veröffentlichte auf dem<br />

Bremer Label Taxim<br />

und war seit vielen<br />

<strong>Jahre</strong>n gern gesehener<br />

Livegast auf<br />

deutschen Bühnen.<br />

Hatte 1966 als Mitglied<br />

von Mouse &<br />

The Traps den US-<br />

Hit "A Public Execution" kreiert, der einer<br />

der Garagen-Rockklassiker schlechthin<br />

war. Erlag am 8.3. einem Leberkrebsleiden.<br />

Terry Teene (*Februar 1942 als Terry<br />

Knutson), sang (Rockabilly), spielte diverse<br />

Instrumente und schrieb mehr als 300<br />

Songs, gehörte Terry & The Pirates und<br />

The Fireballs an und arbeitete auch als<br />

Clown. Als er am 9.3. mit dem Fahrrad<br />

unterwegs war, rammte ihn ein Lkw mit<br />

tödlichen Folgen.<br />

Michael Hossack (*17.10.1946) trommelte<br />

ab 1971 bei den Doobie Bro<strong>the</strong>rs,<br />

war bei vielen Reunions dabei. Krebs raffte<br />

ihn am 12.3. dahin.<br />

Eddie King (*21.4.1938), singender<br />

Bluesgitarrist mit eigener Band (Kingsmen),<br />

begleitete auch Willie Dixon, Sonny<br />

Boy Williamson II und Koko Taylor, bis ihn<br />

am 13.3. der Prostatakrebs besiegte.<br />

Cedric Sharpley (31.12.1952) saß für<br />

Gary Numan und dessen Tubeway Army<br />

am Schlagzeug. Der gebürtige Südafrikaner<br />

erlag am 13.3. einem Herzinfarkt.<br />

Eric Lowen (*23.10.1951) arbeitete zunächst<br />

als Songwriting-Duo mit Dan Navarro<br />

für David Lee Roth, die Bangles, Four<br />

Tops, Temptations und Dave Edmunds. Ihr<br />

größter Erfolg war 1984 Pat Benatars Hit<br />

"We Belong”. Später wurden Lowen & Navarro<br />

auch selbst auf der Bühne und im<br />

Studio aktiv. Erhielt 2004 die Diagnose<br />

ALS, eine tödliche Muskelkrankheit, die ihn<br />

am 23.3. das Leben kostete.<br />

Vince Lovegrove (*19.3.1947) sang ab<br />

1966 in Australien gemeinsam mit einem<br />

gewissen Bon Scott bei The Valentines. Er<br />

machte den Reibeisensänger mit seinen<br />

späteren AC/DC-Kollegen bekannt, arbeitete<br />

selbst als Musikjournalist, Manager (AC/<br />

DC, Cold Chisel, Jimmy Barnes, The Divinyls).<br />

Starb am 24.3. bei einem Au<strong>to</strong>unfall.<br />

Nick Noble (*21.6.1926) war vor allem in<br />

den <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong>n als Populär-Sänger erfolgreich,<br />

auch in den 60ern mit Country, feierte<br />

1978 ein kurzes Comeback, veröffentlichte<br />

insgesamt 109 Singles. Starb am 24.3.<br />

Earl Scruggs (*6.1.1924) war eine Banjo-<br />

Legende, einer der profiliertesten Bluegrass-<br />

Künstler und prägte zahllose Generationen<br />

mit seinem Gitarren- und Banjospiel. Arbeitete<br />

schon in den 40er <strong>Jahre</strong>n mit Bill<br />

Monroe, später im Duo mit Lester Flatt (g).<br />

Ihr erfolgreichster Song war die Titelmelodie<br />

der TV-Serie „Beverly Hillbillies" (1963:<br />

#44). Scruggs starb am 28.3. in einem<br />

Krankenhaus in Nashville.<br />

Jerry "<br />

Boogie" McCain (*18.6.1930)<br />

schlug sich als Bluessänger und Harpspieler<br />

durchs Leben, war mit ”East Of The Sun"<br />

und "Wine-O-Wine" bis zu seinem Ableben<br />

am 28.3. mittelprächtig erfolgreich.<br />

Jimmy Little (*1.3.1937) unter schrieb als<br />

einer der ersten australischen Aborigines<br />

1956 einen Plattenvertrag, veröffentlichte<br />

als Singer/Songwriter über 30 Alben, bis<br />

gesundheitliche Probleme sein Erdendasein<br />

am 2.4. beendeten.<br />

Barney McKenna (*16.12.1939) griff für<br />

die Dubliners in die Banjo- und Mandolinensaiten<br />

und war bis zu seinem Ableben<br />

am 5.4. das letzte echte Gründungsmitglied<br />

und spielte auch mit den Pogues.<br />

Jim Marshall (*29.7.1923) fing einst als<br />

Schlagzeuger an, arbeitete dann als Drumlehrer<br />

(Mitch Mitchell und Mickey Waller<br />

nahmen Unterricht bei ihm). Betrieb ein Instrumentaliengeschäft<br />

(vor allem Gitarren).<br />

Zu Weltruhm gelangte er allerdings durch<br />

die von ihm entwickelten und nach ihm benannten<br />

Verstärkeranlagen. Legendär sind<br />

die so genannten Marshall-Türme, die viele<br />

Gitarristen von Jimi Hendrix und Jimmy<br />

Page über Pete Townshend, Ritchie Blackmore<br />

oder Michael Schenker bis zu Eddie<br />

Van Halen und Slash auf der Bühne stehen<br />

hatten. Verstarb am 5.4.<br />

Cynthia Dall (*12.3.1971) war als Singer/<br />

Songwriterin eher lo-fi-mäßig aktiv, unter<br />

anderem mit ihrem damaligen Freund Bill<br />

Callahan bei der kalifornischen Band Smog.<br />

Sie veröffentlichte Soloscheiben, war singend<br />

auf einem Remix des Notwist-Songs<br />

"Torture Day" zu hören, verdiente durch<br />

ihre Fo<strong>to</strong>grafie dazu und starb am 5.4. in<br />

Sacramen<strong>to</strong> während der Arbeit an neuen<br />

Demos.<br />

David Shriver (*5.7.1935) war gemeinsam<br />

mit Eddie Cochran Mitglied von The<br />

Kelly Four und später auf zahlreichen<br />

Cochran-Hits zu hören; er griff später live<br />

und im Studio auch für die Beatles und<br />

Trini Lopez in seine Basssaiten und begleitete<br />

viele Acts in der „Ed Sullivan Show".<br />

Ging am 9.4. für immer.<br />

Jim Niven, Keyboarder der zwischen 1976<br />

und 1981 führenden australischen New-<br />

Wave-Band The Sports (Hit: "Who Listens<br />

To The Radio", 1979), nachdem er zuvor bei<br />

der The Captain Matchbox Whoopee Band<br />

aktiv gewesen war; verlor am 9.4. den kurzen,<br />

aber heftigen Kampf gegen den Krebs.<br />

Ritchie Teeter (*16.3.1951) trommelte<br />

zunächst für die Punkcombo The Dicta<strong>to</strong>rs,<br />

Anfang der 80er <strong>Jahre</strong> auch für die Schwermetaller<br />

Twisted Sister (ist allerdings auf<br />

keiner Platte zu hören). Zog sich früh aus<br />

der Musikwelt zurück, Speiseröhrenkrebs<br />

stand am 10.4. in seinem Totenschein.<br />

Barbara Buchholz (*8.12.1959 in Duisburg)<br />

sang und spielte Flöte und Theremin<br />

(berührungslos gespieltes elektronisches<br />

Musikinstrument), unter anderem für<br />

Reichlich Weiblich. Erlag am 10.4. einem<br />

Krebsleiden.<br />

Andrew Love (*21.11.1941) führte gemeinsam<br />

mit Wayne Jackson die legendären<br />

Memphis Horns an, spielte selbst<br />

Saxofon und war so auf über <strong>50</strong>-Nummer-<br />

1-Hits zu hören, veredelte u.a. Elvis Presleys<br />

"Suspicious Minds", Neil Diamonds "Sweet<br />

Caroline", Al Greens "Let’s Stay Toge<strong>the</strong>r"<br />

oder Dusty Springfields "Son Of A Preacher<br />

Man". Im Februar 2012 wurden die<br />

Memphis Horns mit dem Grammy Lifetime<br />

Achievement Award ausgezeichnet. Seine<br />

2002 diagnostizierte Alzheimer-Erkrankung<br />

kostete Love am 12.4. das Leben.<br />

Chris Gambles (alias Slip) landete mit der<br />

englischen Band Audio Rush 2004 die Hits<br />

"She’s Got Them Looks” und "The Rules Of<br />

Freedom”. Bis zu seinem allzu frühen endgültigen<br />

Abschied am 16.4. wurde er nur<br />

49 <strong>Jahre</strong> alt.<br />

Richard Dick" Clark (*30.11.1929)<br />

"<br />

brachte als Radio- und TV-Pionier, vor allem<br />

aber vier Jahrzehnte lang als Gastgeber<br />

der US-Kult-Serie „American Bandstand"<br />

(von 1957 bis 1963 täglich, danach immer<br />

samstags) viele Rock'n'Roll-, Pop- und<br />

Rockkarrieren auf den Weg, kreierte 1972<br />

die damals einzigartige Show „Dick Clark’s<br />

New Year’s Rockin’ Eve" auf dem New Yorker<br />

Time Square wurde oft als „America’s<br />

Oldest Teenager" bezeichnet. 1959 wurde<br />

er in einem spektakulären Prozess vom<br />

Payola-Vorwurf (DJ-Bestechung durch<br />

Promoter und Plattenfirmen) freigesprochen.<br />

Unterhielt in Branson, Missouri, ein<br />

Livemusik-Theater, bis er am 18.4. einem<br />

Herzinfarkt erlag.<br />

Curtis Hillman (*24.2.1961), der Neffe<br />

von Chris Hillman, spielte Bass in Bands<br />

wie Mrs. Green und auch The Green Thing,<br />

ehe er sich mehr und mehr einen Namen<br />

als Web-Designer machte. Starb am 18.4.<br />

an Darmkrebs.<br />

Mark "<br />

Levon" Helm (*26.5.1940) schrieb<br />

als singender Schlagzeuger mit The Band<br />

(und an der Seite Bob Dylans) Rockgeschichte,<br />

vor allem auch mit dem Kult-Konzertfilm<br />

„The Last Waltz" (Regie: Martin<br />

Scorsese), prägte den Folk-Rock der Hippie-<br />

Ära, nachdem ihn Ronnie Hawkins zuvor<br />

zu seinen Hawks gelotst hatte. Er arbeitete<br />

mit Dr. John und Booker T., veröffentlichte<br />

Soloplatten und eine Au<strong>to</strong>biografie. In<br />

seinem e in einer e Scheune e in Woods<strong>to</strong>ck,<br />

New York, eingerichteteten<br />

Studio entstanden<br />

nicht<br />

nur viele Platten<br />

(auch Carl<br />

Carl<strong>to</strong>n arbeitete<br />

dort), sondern<br />

richtete<br />

dort bis kurz vor seinem krebsbedingten<br />

Ableben am 19.4. auch regelmäßig Konzerte<br />

und legendäre Jamsessions aus.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Paul La Raia<br />

Greg Ham (*27.9.1953) prägte mit seinem<br />

Saxofon (und Flöte sowie Keyboards)<br />

den Sound der australischen Men At Work<br />

und von deren größten Hits "Who Can<br />

It Be Now?" (1981) und "Down Under"<br />

(1983). Ham wurde am 19.4. <strong>to</strong>t in seinem<br />

Haus in Melbourne aufgefunden.<br />

Bert Weedon (*10.5.1920) wirkte mehr<br />

im Hintergrund, beeinflusste durch seine<br />

Gitarren-Lehrbücher („Play In A Day")<br />

aber zahllose britische Gitarristen, darunter<br />

auch Eric Clap<strong>to</strong>n, Brian May, Keith<br />

Richards, John Lennon, Paul McCartney,<br />

Jimmy Page oder Pete Townshend. Er<br />

spielte in der BBC Showband, begleitete<br />

Frank Sinatra, Nat King Cole, Judy Garland,<br />

Adam Faith, Billy Fury und Tommy<br />

Steele. Ging am 20.4. für immer.<br />

Chris Ethridge (*1947) bearbeitete seinen<br />

Bass für die International Subma rine<br />

Band und die Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs,<br />

schrieb einige Songs gemeinsam mit Gram<br />

Parsons, war auf Platten von Judy Collins,<br />

Leon Russell, Johnny Winter, Randy Newman,<br />

Ry Cooder, Linda Ronstadt, The Byrds<br />

oder Jackson Browne zu hören und spielte<br />

zuletzt in Willie Nelsons Tourband, bis er<br />

am 23.4. wegen eines Bauchspeicheldrüsenkrebsleidens<br />

das Zeitliche segnete.<br />

Charles "<br />

Skip" Pitts (*7.4.1947) spielte<br />

seine Gitarre für Albert King, Cyndi Lauper,<br />

Wilson Pickett, Sam & Dave, Rufus<br />

Thomas, Al Green, die Isley Bro<strong>the</strong>rs und<br />

Isaac Hayes ("Theme From Shaft") – legendär<br />

in Musikerkreisen war sein Wah-<br />

Wah-Einsatz; auch als Schauspieler aktiv<br />

(„Black Snake Moan"); veröffentlichte<br />

2011 ein letztes Album mit seiner eigenen<br />

Band Bo-Keys. Am 1.5. erlag er einem<br />

Krebsleiden.<br />

Lloyd Brevett (*1.8.1931) war 1964 als<br />

Kontrabass spielendes Gründungsmitglied<br />

der Ska- und Reggae-Pioniere The Skatalites,<br />

denen er 2004 den Rücken kehrte.<br />

Erlag am 1.5. den Folgen eines im März<br />

erlittenen Schlaganfalls.<br />

Adam Yauch (*5.8.1964) machte unter<br />

dem Künstlernamen MCA als gelernter<br />

Bassist und Ex-Punk mit den Beastie<br />

Boys den HipHop und Rap salonfähig – ihr<br />

LICENSED TO ILL 1986 war das erste Album<br />

des Genres in den Billboard-Charts.<br />

Nur wenige Wochen nach der Aufnahme<br />

der Beastie Boys in die Rock'n'Roll Hall Of<br />

Fame erlag er am 4.5. einem Krebsleiden<br />

(Ohrspeicheldrüse).<br />

Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


PRÄSENTIEREN<br />

beat beat beat<br />

The Last Cut<br />

Racey Christie The Manfreds<br />

The Searchers<br />

*Waldstraße 312, 63071 Offenbach<br />

Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 18.00 Uhr<br />

Ermäßigter Eintrittspreis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser 26,– E<br />

(einschl. Versandkosten). Abendkasse: 34,– E<br />

Die Stadthalle Offenbach ist seit Mitte der 60er <strong>Jahre</strong> Kultstätte lege<br />

ndärer Konzerte.<br />

Fast alle Aufzeichnungen der Fernsehsendung beat beat beat fanden dort statt.<br />

Nach den großen Erfolgen in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n fol gt am 6. Okt<br />

ober 2012 die 7. Auflage von beat beat beat.<br />

Alle Bands haben jede Menge Hits im Gepä ck und werden si cher für eine Superstimmung sorgen. In den Pausen können Sie<br />

über<br />

Großl<br />

einw<br />

nwand die interessante<br />

sten<br />

Ausschnit<br />

ittete von<br />

den<br />

beat be at beat-<br />

Se ndun<br />

ungen des HR Ferns<br />

ehen<br />

ens aus den<br />

Swinging Sixties sehen. Außerdem findet im Foyer der Stadthalle wieder ein Schallplattenmarkt statt, wo für Sie die<br />

Möglichk<br />

eit besteht, Ihre Plattensammlung<br />

mit interessanten Rari täten zu ergänzen. Am GoodTi<br />

Times-Stand werden Ihnen viele der<br />

Künstler<br />

für<br />

Au<strong>to</strong>grammwünsche zur Verfügung stehen.<br />

Sichern Sie sich schnell Ihre Tickets zum ermäßigten Preis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser<br />

von 26,– E (einschl. Versandkoste n). Best ellungen: Telefon 07042/<br />

2/37660-160, email: goodti<br />

time s@ nikma.de<br />

*<br />

Moderation Werner Reinke


THE ROLLING STONES<br />

<strong>50</strong> JAHRE – <strong>50</strong> FAKTEN<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

01.<br />

The Rollin' S<strong>to</strong>nes<br />

Male<br />

July 12/1962; Marquee Club<br />

London<br />

City Of Westminster<br />

Drew N. Hamold<br />

12th July 62<br />

Bis die ultimative Besetzung der <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes in den Startblöcken<br />

stand, gab's viel rein/raus. Neben den<br />

schon genannten Dick Taylor (b) und Tony Chapman<br />

(dr) mischten z.B. Carlo Little (dr) und Ricky<br />

Fenson (alias Brown; b) mit. Und auch der spätere<br />

Kinks-Schlagzeuger Mick Avory und<br />

der Gitarrist Geoff Bradford waren<br />

kurzzeitig mit an Bord – beide kamen<br />

allerdings über Proben mit dem harten Kern der Crew nicht<br />

hinaus. Als der Steinschlag zur Lawine wurde, waren beide bereits<br />

Geoff Bradford<br />

Mick Avory<br />

verabschiedet worden.<br />

Im Rahmen ihrer dritten USA-Tournee spielten die S<strong>to</strong>nes am 6.5.1965<br />

02.<br />

auch in Clearwater, Florida. Das Konzert wurde wegen massiver Tumulte<br />

abgebrochen, die Band rettete sich ins noble Jack Tar Harrison Hotel, wo<br />

man sich bis heute angeblich nicht an<br />

die langhaarigen Gäste erinnern kann.<br />

Ein Totalversagen der PR-Verantwortlichen,<br />

denn Keith Richards war in der<br />

Nacht zum 7.5. aufgewacht: „Ich hatte<br />

plötzlich dieses Riff im Kopf, schaltete<br />

meinen Cassettenrecorder ein und<br />

spielte es drauf." Der Gitarrist hatte<br />

mal eben "Satisfaction" in die Welt gesetzt,<br />

einen der berühmtesten Rocksongs der bisherigen i Geschichte ht und damals<br />

die Hymne aller Aufsässigen. Etwa <strong>50</strong>0 Versionen sind bis heute aufgenommen<br />

und offiziell veröffentlicht worden – von Otis Redding, Chris Farlowe, Mountain<br />

und anderen bis hin zum Ukulele Orchestra, Daniel Küblböck und Mick Swagger<br />

& The Sesame Street Cobble S<strong>to</strong>nes für die „Sesamstraße" ("I Can't Get No Cooperation";<br />

CD: BORN TO ADD).<br />

Am 7.7.1962 meldet das UK-Musikmagazin "<br />

Disc", dass ein geplanter Auftritt von Alexis Korner's<br />

Blues Incorporated im Londoner Marquee Club ausfällt. Ersatz an jenem 12.7.: "<br />

Mick Jagger and <strong>the</strong><br />

<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes" – jene Newcomer, die eigentlich (noch) Rollin' S<strong>to</strong>nes heißen. Vier Tage später kündigt<br />

die "<br />

Jazz News" eine falsche Besetzung für diesen Gig an, denn Drummer Mick Avory (später bei den<br />

Kinks) ist gar nicht dabei. Auf der Bühne stehen: Mick Jagger (voc), Keith Richards (g), Elmo Lewis<br />

(g; = Brian Jones), Dick Taylor (b; später bei den Pretty Things), Ian Stewart (p) und Tony Chapman<br />

(dr; Ex-Presidents). Korner spielt zeitgleich eine "<br />

Jazz Club"-<br />

Radio-Show – am Schlagzeug sitzt Charlie Watts. Der debütiert mit<br />

den S<strong>to</strong>nes live erst am 17.1.1963 im Marquee, nachdem Bassist Bill<br />

Wyman bereits am 15.12.1962 in der Sandover Hall/Richmond zur<br />

Band ges<strong>to</strong>ßen war (andere Quellen nennen den 14.12. im Ricky<br />

Tick Club von Windsor). Bis sich die Besetzung Jagger-Richards-<br />

Jones-Wyman-Watts(-Stewart) stabilisiert, kommt es noch zu mehreren<br />

kurzfristigen Wechseln. Feststeht: Als "<br />

Geburtstag" der <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes gilt bis heute der 12.7.1962. Was seitdem geschah, füllt inzwischen<br />

Hunderte von Büchern, Magazinen und Dateien. <strong>GoodTimes</strong> erinnert in einem bunten Mix an<br />

ausgesuchte Fakten und Kurioses, an Namen und Nachrichten, an Verblüffendes und Vergessenes – und<br />

damit zwangsläufig nicht mal an die Spitze des gern zitierten Eisbergs ...<br />

03.<br />

Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Sie hatten ihren Namen schon im Herbst 1957 eintragen und damit<br />

schützen lassen: Kenneth S<strong>to</strong>ne (*1932; g),<br />

Keith S<strong>to</strong>ne (*1928; g) und Bill S<strong>to</strong>ne (*1919; banjo)<br />

aus Bris<strong>to</strong>l waren demnach, völlig korrekt, The <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes. Als Mick & Co. dann 1965 voll im Saft standen,<br />

muckten die Brüder kurz auf und pochten auf<br />

ihr Firmenschild. Das Skiffle- und Western- Swingtrio<br />

sorgte damit vorübergehend für Presserummel, zu<br />

rechtlichen Schritten kam es jedoch nicht. Wie die spürbar wilderen Musikanten<br />

aus London die Sache regeln ließen, ist bis heute nicht durchgesickert. Der eher<br />

biedere Dreier jedenfalls machte als S<strong>to</strong>ne Bro<strong>the</strong>rs weiter.<br />

04.<br />

Mit den Alben THROUGH THE PAST, DARKLY (Achteckhülle), STICKY<br />

FINGERS (Reißverschluss) und SOME GIRLS („die-cut"/gestanzt) folgten<br />

noch weitere ungewöhnliche Cover-Varianten.<br />

Doch den Auftakt machte am 8.12.1967 THEIR<br />

SATANIC MAJESTIES REQUEST mit dem spektakulären<br />

3-D-Motiv („Wackelbild") nach einem Fo<strong>to</strong><br />

von Michael Cooper (1941–1973, Drogen<strong>to</strong>d) – er<br />

hatte u.a. auch den Umschlag für SGT. PEPPER der<br />

Beatles geliefert. Grundlage für den ungewöhnlichen<br />

LP-Titel war eine offizielle, amtliche Formulierung<br />

aus britischen Reisepässen. Dort hieß es „Her<br />

Britannic Majesty's Secretary of State requests and<br />

requires ...".<br />

Als der Abgang von Mick Taylor eingetütet war, ging Ende 1974 die<br />

05.<br />

Suche nach einem geeigneten Nachfolger los, wurde fast wöchentlich<br />

ein neuer Saitenrupfer durch die Schlagzeilen der Musikpresse getrieben. Aus<br />

heutiger Sicht eher lächerlich, dass Koryphäen wie Jeff Beck und Rory Gallagher


darunter waren, weil schließlich ein Teamplayer gesucht wurde,<br />

der – natürlich – Keith Richards nicht zu eng auf den Pelz rücken<br />

durfte. Bevor der offenbar pflegeleichte Wayne<br />

Ron Wood den Zuschlag erhielt, waren u.a.<br />

Perkins<br />

Peter Framp<strong>to</strong>n, Shuggie Otis, Wayne Perkins<br />

und Harvey Mandel mit in der spekta-<br />

Shuggie Otis<br />

kulären Verlosung um den prestigeträchtigen Job.<br />

Trauer bei den Fans, ein erster massiver<br />

06.<br />

Einschnitt in der S<strong>to</strong>nes-His<strong>to</strong>rie: Am<br />

3.7.1969 war Brian Jones – erst kurz zuvor gefeuert<br />

– unter bis heute nicht verbindlich geklärten Umständen<br />

im Swimming Pool seiner Cotchford Farm<br />

in Hartfield, Sussex, ertrunken. Bereits zwei Tage<br />

später spielte die Band ein Free Concert im Londoner<br />

Hyde Park vor über geschätzten<br />

2<strong>50</strong>.000 Menschen. Bei dieser<br />

Gelegenheit wurde<br />

der neue Gitarrist<br />

Mick Taylor<br />

(*17.1.1949 in<br />

Welwyn Garden<br />

City;<br />

Ex-John-<br />

Mick Taylor Mayall)<br />

vorgestellt,<br />

der dem Sound der Gruppe<br />

bis Ende 1974 auf sechs Alben neue,<br />

zusätzliche Qualitäten verlieh.<br />

Nicht nur böse Zungen<br />

07.<br />

erfanden eine Gesamtüberschrift<br />

für die musikalischen<br />

Solo-Aktivitäten<br />

einzelner S<strong>to</strong>nes-<br />

Urmitglieder:<br />

„Das Geld musste<br />

weg." Fest steht,<br />

dass Mick Jagger<br />

mit der Single<br />

"Memo From Turner"<br />

zwar einen<br />

Songriesen schuf,<br />

doch keines seiner<br />

eigenen Alben<br />

(SHE'S THE<br />

BOSS, PRIMITIVE COOL, WANDERING SPIRIT, GODDESS IN<br />

THE DOORWAY) erreichte das Format der Bandproduktionen.<br />

Für Keith Richards TALK IS CHEAP, MAIN<br />

OFFENDER, LIVE und Bill Wymans MON-<br />

KEY GRIP, STONE ALONE und BILL WYMAN<br />

gilt dasselbe (er überzeugt erst seit 1997<br />

mit seinen Rhythm Kings). Charlie Watts<br />

fuhr u.a. mit FROM ONE CHARLIE, WARM AND TENDER und<br />

LONG AGO & FAR AWAY separat auf der jazzigen Schiene e<br />

und versuchte erst gar nicht „steinig" zu wirken. Brian Jones<br />

(PRESENTS THE PIPES OF PAN AT JOUJOUKA) hatte sich<br />

ohnehin nur auf die Rolle eines Koordina<strong>to</strong>rs beschränkt.<br />

Dass es für einige der Alleingänge sogar Chartnotierungen –<br />

zwischen Platz 6 und 166 – gab, dürfte eher der Popularität<br />

der Personen geschuldet sein.<br />

Nach Altamont, so heißt es, hatten die<br />

08.<br />

einst freien, superkreativen, friedensbewegten<br />

Sixties ihre Unschuld verloren. Am<br />

6.12.1969 spielten die S<strong>to</strong>nes – nach dreimaliger<br />

Ortsverlegung – auf dem wenig geeigneten n<br />

Altamont Speedway nahe Livermore in Kalifornien.<br />

Ordner waren Hell's Angels, generell lag Aggression<br />

in der Luft. Mick Jagger stimmte gerade "Under My<br />

Thumb" an, da zog der 18-jährige Meredith Hunter<br />

vor der zu flachen Bühne eine Schusswaffe. Der Höllenengel<br />

Alan Passaro (21) reagierte, zog seinerseits<br />

ein Messer und erstach den unter Drogen stehenden en<br />

„Fan". Ein Gericht entschied 1971 für den Rocker:<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11<br />

Notwehr, Freispruch. Im Dokumentarfilm „Gimme Shelter" (1970) sind Grauen<br />

und Umstände sowie Reaktionen auf das Horrorkonzert festgehalten. Passaro<br />

wurde am 29.3.1985 <strong>to</strong>t aus einem Trinkwasserreservoir gefischt, er trug 10.000<br />

Dollar ungeklärter Herkunft bei sich. Fazit: einer der dunkelsten Momente in der<br />

Bandgeschichte.<br />

09.<br />

Rettung aus New York. Als die S<strong>to</strong>nes 1967 rundum um im Sumpf steckten,<br />

mit SATANIC ... eine widersprüchliche LP gezimmert<br />

hatten und der Abpfiff drohte, kam Jimmy Miller.<br />

Der Produzent (Jahrgang 1942) führte die Band zurück<br />

zur Form; Singles wie "Jumpin' Jack Flash" und "Honky<br />

Tonk Women" wurden Klassiker, die Albumreihe BEGGARS<br />

BANQUET, LET IT BLEED, STICKY FINGERS, EXILE ON<br />

MAIN ST und GOAT'S HEAD SOUP ist unübertroffen. Auch<br />

Family, die Spencer Davis Group, Spooky Tooth, Blind<br />

Faith, Traffic, Move, Steve Gibbons,<br />

Motörhead, Primal Scream und Sänger<br />

William Topley profitierten von<br />

seiner Richtlinienkompetenz. Am<br />

22.10.1994 starb „König Midas"<br />

aus Colorado (Drogen, Alkohol, Leberschaden)<br />

in seiner Heimatstadt<br />

Boulder.<br />

10.<br />

16 Mark + 10 Pfennig „Kulturab-<br />

gabe". Endlich<br />

hatten<br />

die staatlich<br />

geprüften<br />

„SPUs"<br />

(Schallplattenunterhalter = Discjockeys) legales Futter:<br />

anfangs mit ro(s)tbraunem Label, dann – als die Farbe<br />

zur Neige ging – in Hellblau.<br />

11.<br />

S<strong>to</strong>nes-Alben für den Verkauf<br />

gegen Devisen in<br />

Intershops gab es bereits seit 1975<br />

(MADE IN THE SHADE). Der Erstling<br />

auf dem DDR-eigenen Amiga-Label<br />

kam erst 1982 in die Läden: THE<br />

ROLLING STONES (855 885) reihte<br />

sich zwischen Kuddel & Hein (855<br />

884) und den Puhdys (855 886) ein<br />

– das Cover wurde von der (West-)<br />

NO. 2 übernommen, enthalten war<br />

eine Kopplung mit <strong>60s</strong>-Titeln. Preis:<br />

Mehr Masse war nie zuvor und danach bei<br />

einem Konzert der <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes: nach<br />

Veranstalter- und Polizeischätzungen schlappe 1,5<br />

Millionen begeisterte Zuschauer. Ort des Geschehens:<br />

der Copacabana<br />

Beach in Rio de Janeiro am 18.2.2006. 2006 An jenem Samstag<br />

spielte die Band einen bewährten 20-Titel-Mix aus<br />

Hits wie "Jumpin' Jack Flash", "Wild Horses", "Miss<br />

You", "Midnight Rambler" und neueren Tracks ("Rain<br />

Fall Down", "Rough Justice", "Oh No, Not You Again").<br />

12.<br />

Karel Gotts Deutsch-Fassung von "Paint It Black" ist Kult, generell erfreuen<br />

sich S<strong>to</strong>nes-Vorlagen großer Belieb<strong>the</strong>it:<br />

Wer in die vierstellige Menge an Cover-Versionen eintauchen<br />

möchte, tippt www.nzentgraf.de ein. Finnen ("Jo<br />

riittää"), Ex-Jugoslawen ("Uzmi ili ostavi"), Spanier ("Aqui<br />

en mi nube") usw. – alles da, mit zum Teil abenteuerlichem<br />

Gerumpel. Groß ist die Süd/Mittelamerika-Frak-tion,<br />

u.a. mit Mexikanern ("Pequena ayuda de mama"),<br />

Urus ("La neurastenia") und vor allem Los Loving Darks<br />

aus Bolivien ("Conneccion", "El Adivino", "Complicado"). Warum gibt es eigentlich<br />

keine Kopplung STONES AROUND THE GLOBE?<br />

13.<br />

<strong>50</strong> JAHRE – <strong>50</strong> FAKTEN<br />

Bierdeckel und Kaffeepötte, Popcorn-Eimer und Puzzles, Feuerzeuge<br />

und Klamotten satt: S<strong>to</strong>nes-Erinnerungsstücke unterschieden sich von


jeher kaum von denen anderer Top-Bands (und die dafür<br />

abzudrückenden Taler auch nicht). Nie im Handel war allerdings<br />

ein Gratisteil, das Discjockeys zum Abspielen der<br />

nicht eben überzeugenden Doppel-LP LOVE YOU LIVE<br />

animieren sollte – mit dem Signal, dass die Band auch<br />

1977 noch Biss hatte, gab es eine klappbare Kauleiste fürs<br />

Regal in der guten Stube.<br />

14.<br />

Nicht nur auf Vinyl, auch auf Zelluloid<br />

sind künstlerische Aktivitäten<br />

von S<strong>to</strong>nes-Mitgliedern verewigt. Mick Jagger<br />

wirkte (als Turner) in Nicolas<br />

Roegs „Performance" (1970)<br />

mit, spielte den Outlaw „Ned<br />

Kelly" (Regie: Tony Richardson;<br />

1970) und war in Geoff Murphys<br />

„Freejack" (1992) dabei. Sein Mitwirken i in Werner Her-<br />

zogs<br />

„Fitzcarraldo" musste 1982 aus terminlichen Gründen<br />

abgebrochen werden. Keith Richards<br />

gab – ungenannt – einen Soldaten in<br />

Volker Schlöndorffs „Michael Kohlhaas<br />

– Der Rebell" (1969) und war<br />

2007 an der Seite von Johnny Depp<br />

„Captain Teague" in „Fluch der Karibik<br />

– Am Ende der Welt" (Regie: Gore<br />

Verbinski). Brian Jones blieb zwar unsichtbar, lieferte aber<br />

bereits 1967 die Filmmusik für Volker Schlöndorffs „Mord<br />

und Totschlag". Hauptrolle: Anita Pallenberg.<br />

15.<br />

„Auf geht's, meine Drei-Akkord-Wunder!" So scheuchte Pianist Ian Stewart<br />

seine Mit-Steine stets auf die Bühne. „Abgang, du passt optisch<br />

nicht zur Band!" Fiktive Worte, mit denen der Ur-S<strong>to</strong>ne gefeuert wurde. „Stu",<br />

geboren am 18.7.1938 im schottischen Pittenweem, war gut genug fürs Spielen,<br />

doch seine zu grob geratenen Gesichtszüge<br />

kickten ihn raus. Immerhin<br />

durfte er noch Geräte tragen und<br />

bei Konzerten mitmachen – wie ein<br />

Aussätziger hinter einem Vorhang.<br />

Er bearbeitete die Tasten u.a. für Led<br />

Zeppelin, die Yardbirds, George Thorogood,<br />

die Downliners Sect, Stray<br />

Cats und Rocket 88. Zu seinen besten<br />

S<strong>to</strong>nes-Nummern gehörten "Around And Around", "Down The Road Apiece",<br />

"S<strong>to</strong>ned", "2120 South Michigan Avenue", "Flight <strong>50</strong>5". Über seinen Rauswurf<br />

hat er sich nie öffentlich beklagt, er hat ihn dennoch abgrundtief verletzt –<br />

„auch wenn er selbst und vor allem andere oft das Gegenteil behauptet haben",<br />

so seine Frau Cynthia. Am 12.12.1985 erlitt Stu im Wartezimmer seines Arztes<br />

in London einen Herzinfarkt und starb. Da waren Jammern und Geheule groß.<br />

16.<br />

Es bedeutete ein Wagnis, gelang und hatte einiges Gefolge. Trotz erheblicher<br />

Bedenken seitens der Decca-Verkaufsabteilung<br />

erschien am 17.4.1964 das LP-Debüt<br />

der S<strong>to</strong>nes in einem Cover ohne den Bandnamen, ohne<br />

Albumtitel – und das bei einem Erstling von noch wenig<br />

bekannten Newcomern!<br />

Der Mut<br />

wurde belohnt:<br />

Genau diese ungewöhnliche<br />

Strategie weckte zusätzliches<br />

Interesse, war Branchengespräch und fand<br />

Nachahmer (u.a. ROLLING STONES NO.2;<br />

Them/THE ANGRY YOUNG THEM). Die<br />

Deutschen trauten der Sache nicht und<br />

manipulierten sogar eine Werbung in der Zeitschrift „Leg auf". Für eine Wiederveröffentlichung<br />

von 1988 (London/ABKCO 820 047) setzten die Macher noch<br />

einen drauf – nun war auch noch das Label-Logo verschwunden ...<br />

17.<br />

Er hatte zu Beginn keine Ahnung, davon aber ganz viel – und avancierte<br />

blitzartig zu einem der wichtigsten Manager der gesamten Popgeschichte:<br />

Andrew Loog Oldham (*29.1.1944 in Padding<strong>to</strong>n). Der Ex-Barmann<br />

aus dem Flamingo Club bastelte den S<strong>to</strong>nes ihr Böse-Buben-Image, er feuerte<br />

Ian Stewart (weil ihm dessen Kinn nicht passte), schloss Jagger/Richards stundenlang<br />

in einer Küche ein, um sie zum Komponieren zu zwingen; er wollte gern<br />

Phil Spec<strong>to</strong>r sein, schrieb wirre Klappentexte und gründete das Immediate-Label.<br />

1967 traf ihn selbst der Stiefel: Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan, der<br />

Mohr durfte gehen.<br />

18.<br />

Hunderte S<strong>to</strong>nes-Bücher sind schon erschienen, darunter<br />

viele gute und sinnvolle – auch wenn sie schon<br />

etliche <strong>Jahre</strong> auf dem Umschlag haben und darum punktuell<br />

zwangsläufig überholt sind. Fakten, Fakten: Dieter Hoffmann<br />

legte 1991 mit „Das Weißbuch" den ultimativen<br />

Grundstein für Sammler, er ordnete<br />

auf 575 Seiten erstmals einen kaum<br />

noch überschaubaren Veröffentlichungsdschungel<br />

(New Media Records GmbH,<br />

Winsen). Felix Aeppli erweiterte 1996 das<br />

Spektrum mit dem hochklassigen „The<br />

Ultimate Guide 1962–1995" (607 Seiten;<br />

Record Information Services, Bromley):<br />

Platten, Sessions, Konzerte, Filme, Solowerke. Harmlos-char-mant<br />

hatte alles 1964 begonnen: Pete Goodmans „Our Own<br />

S<strong>to</strong>ry" (188 Seiten, Corgi Books, London), das erste S<strong>to</strong>nes-<br />

Buch überhaupt. Die Suche lohnt ...<br />

19.<br />

Wer auch immer die perfide Löschung veranlasste<br />

– es war doch eher<br />

peinlich und einfach unschön, was 2005<br />

rund um die (obendrein inhaltlich nicht sehr gelungene)<br />

Compilation RARITIES 1971–2003 geschah.<br />

Obwohl er auf diversen der 16 enthaltenen<br />

Tracks maßgeblich beteiligt war, wurde Bassist<br />

und Langzeitkumpel Bill Wyman – ausgestiegen<br />

1993 – vom Cover-Fo<strong>to</strong> der LP- und der CD-<br />

Ausgabe entfernt. Um dies zu korrigieren, zeigt<br />

<strong>GoodTimes</strong> das unverfälschte Originalmotiv.<br />

20.<br />

Es lief so gut: von "It's All Over Now" (7/1964) bis<br />

"Get Off Of My<br />

Cloud" (10/1965) nur Einser in den UK-Charts,<br />

fünf am Stück. Dann riss die Kette. Vor "Paint It Black"<br />

(5/1966 wieder ganz oben) kam der<br />

"19th Nervous Breakdown" – sehr<br />

lang, ebenfalls gut, ein unvergessliches<br />

Wyman-Bassgewummer am<br />

Schluss. Doch ausgerechnet ein Super-Softie<br />

kappte die Strecke, und ausgerechnet war's eine<br />

Beatles-Cover-Version, die den Lauf ruinierte: "Michelle",<br />

ein Samenzieher der soften Overlanders aus London, hatte erst "Keep On Running"<br />

(Spencer Davis Group) von Platz 1 geschossen und hielt die S<strong>to</strong>nes (#2) auf<br />

Distanz. Nicht übel für eine Eintagsfliege ...<br />

21.<br />

DTP 90013 lautet die Kennung für eine der obskursten deutschen Raritäten<br />

von Jagger ger&Co.: THE FANTASTIC ROLLING STONES. Eine<br />

MC von 1965 im Überformat<br />

120 x 77 x 12 mm<br />

– und mit veränderter<br />

Abspielgeschwindigkeit<br />

nur (!) verwendbar auf<br />

dem vier Kilo schweren<br />

Monster Grundig C 100<br />

(System: DC-International),<br />

das keine zwei <strong>Jahre</strong><br />

im Handel und ohne<br />

kompatiblen Nachfolger<br />

blieb. Die Kassette hatte<br />

ein weltweit einzigartiges<br />

Tracklisting, nie wurde<br />

woanders das Cover für<br />

irgendein Format (Single, EP, LP, CD) verwendet. Fast ein Wunder, dass Raubdrucker<br />

noch kein Album daraus strickten ...<br />

22.<br />

Who-Boss Pete Townshend war der Lauda<strong>to</strong>r, als die <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes (inklusive<br />

Ian Stewart, Brian Jones und Mick Taylor) 1989 – ein Jahr nach<br />

Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


23.<br />

Chuck Leavell wird fanseitig als S<strong>to</strong>nes-<br />

Keyboarder hingenommen, kaum mehr.<br />

Sein „Vorgänger" Ian McLagan hatte weitaus bessere<br />

Karten, und Band-Mitgründer Ian Stewart ist ohnehin<br />

über jeden Zweifel erhaben. Einer bleibt: die<br />

Koryphäe, der sympathische Alleskönner zwischen<br />

Pop, Blues, Boogie – Nicky<br />

Hopkins (*1944). Einer der<br />

besten, angesehensten und<br />

meistbeschäftigten Session-<br />

Tastenmänner der Rockgeschichte,<br />

hat der Londoner<br />

unverwechselbare Highlights<br />

hinterlassen. Für Jagger<br />

& Co. prägte er Alben wie<br />

THEIR SATANIC MAJESTIES<br />

REQUEST, LET IT BLEED,<br />

STICKY FINGERS, EXILE ON<br />

MAIN ST(REET), GOAT'S<br />

HEAD SOUP und drückte<br />

einzelnen Songs wie "We<br />

Love You", "She's A Rainbow",<br />

"Sympathy For The<br />

Devil" und vielen anderen<br />

seinen Stempel auf. Zeitlebens<br />

litt der Spindeldürre<br />

an einer Darmerkrankung,<br />

der er 1994 in Nashville erlag.<br />

„Wir stehen tief in Nicky<br />

Hopkins' Schuld" hatten<br />

die S<strong>to</strong>nes auf der Cover-<br />

Rückseite von BEGGARS<br />

BANQUET wissen lassen –<br />

damit war schon 1968 alles gesagt.<br />

24.<br />

Die Beatles traten auf, die Kinks, Who,<br />

Yardbirds, Animals, Spencer Davis Group<br />

und und und – nahezu die gesamte britische Sixties-Chefetage<br />

stand irgendwann mal leibhaftig auf<br />

den Bühnen vom Star-Club, dem „Beat-Club" oder<br />

bei „Beat! Beat! Beat!", um den Germanen einzuheizen.<br />

Nur bei Jagger & Co. hat es offenbar nie<br />

gepasst, es blieb bei Filmeinspielungen.<br />

25.<br />

den Beatles – in die Rock'n'Roll Hall Of Fame in<br />

Cleveland aufgenommen wurden. Weitere Preisträger<br />

damals: Dion, Otis Redding, Stevie Wonder sowie<br />

Phil Spec<strong>to</strong>r als „Non-Performer". Bill Wyman<br />

und Charlie Watts blieben der Zeremonie fern, Mick<br />

Jagger verpasste in seiner Dankesrede Ex-Manager<br />

Allen Klein einen verbalen Tritt in den Hintern.<br />

Ein Potpourri der Klöpse. Auch Mick & Co. haben schon mächtig in den<br />

Mülleimer gelangt, denn Tourstress – wodurch auch immer verursacht<br />

... – trifft halt jeden mal. Wozu das führen kann, belegt die CD-„Sonderpressung"<br />

13 NERVOUS BREAKDOWNS (ohne Label; 13/65:45). Nur die<br />

verkniffensten „Steinis" werden nicht schmunzeln können,<br />

wenn ihre Lieblinge live komplett neben der Spur arbeiten. Zu<br />

den Highlights (1972–1999; u.a. Köln, London, Amsterdam,<br />

Seattle, Madrid) gehört Jaggers „Starfucker"-Text, obwohl<br />

seine Freunde „It's Only Rock'n'Roll" spielen ...<br />

26.<br />

Rätselraten, auch nach 44 <strong>Jahre</strong>n: Bis heute tauchen in Booklets, auf<br />

Hüllen etc. hinter dem Song "Child Of The Moon" die mysteriösen<br />

Buchstaben „rmk" auf. Variante 1:<br />

Es sind die Initialen der Vornamen<br />

der Kinder von ABKCO-Boss und<br />

Rechtehalter Allen Klein – eher Unfug,<br />

denn die Ableger heißen Jade<br />

und Jody. Variante 2: auf ein Aufnahmepro<strong>to</strong>koll<br />

gekritzelter (seit<br />

März 1968 nie hinterfragter und immer wieder übernommener) Technikerhinweis<br />

für „remote mic kill", eine Abschaltfunktion für Mikrofongespräche während<br />

einer Aufnahme im Studio. Variante 3: Abkürzung für „remake"; als Erinnerung,<br />

um keine falsche Fassung des Songs zu verwenden, der auch als Frühversion<br />

von den 1967er Sessions (Juli und Ok<strong>to</strong>ber) zu THEIR SATANIC MAJESTIES<br />

REQUEST existiert.<br />

27.<br />

Keine S<strong>to</strong>nes-LP verkaufte sich<br />

in den USA besser als SOME<br />

GIRLS von 1978: Rund sieben Millionen n<br />

Exemplare wechselten den Besitzer. Der<br />

Clou – das „die-cut"-Cover (= gestanzt)<br />

im „sash window"-Verfahren (= Schiebefenster)<br />

– geriet jedoch zum werbewirksamen<br />

Rohrkrepierer.<br />

Hüllenkünstler Peter Corris<strong>to</strong>n<br />

hatte, offenbar ohne zu<br />

fragen, auf der Innenhülle<br />

Damenporträts verwendet.<br />

Die Ladies (bzw. ihre Rechtsnachfolger)<br />

Farrah Fawcett,<br />

Raquel Welch, Marilyn<br />

Monroe, Liza Minnelli für<br />

ihre Mutter Judy Garland,<br />

Lucille Ball klagten. Folge:<br />

Die Bilder mussten gelöscht<br />

und neue Innentaschen gefertigt<br />

werden. Nicht vor<br />

Gericht zogen u.a. Brigitte<br />

Bardot, Gina Lollobrigida,<br />

Liz Taylor und Joan Collins.<br />

28.<br />

New Orleans), ihre Gesangsleistung auf "Gimme Shelter"<br />

(LET IT BLEED, 1969) ist bis heute beispielhaft für den Job<br />

einer Sessionmusikerin. Lange <strong>Jahre</strong> präsentierte die Band<br />

den Song live ohne Backing, so dermaßen überragend war<br />

Clay<strong>to</strong>ns Vorlage. Erst die ebenso großartige Lisa Fischer<br />

(*16.9.1963 Brooklyn, New York) brachte Abhilfe. Als sie<br />

in den <strong>Rolling</strong> Tross geholt wurde, avancierte die Nummer<br />

permanent zu einem Bühnenereignis.<br />

29.<br />

Die S<strong>to</strong>nes und<br />

Mädchen, Frauen,<br />

Damen etc. – S<strong>to</strong>ff für ein<br />

Buch mit Katalogumfang.<br />

Rein musikalisch verdienen<br />

vor allem zwei eine Extraerwähnung:<br />

Merry Clay<strong>to</strong>n<br />

(*25.12.1948.1948 in Gert Town,<br />

Brian Jones hatte schon Ende 1963 die offiziell unveröffentlichten<br />

Songs "Sure I Do" und " I Want You To Know" gesungen, und Bill<br />

Wymans eher gesprochenes "In Ano<strong>the</strong>r Land" fand<br />

sogar Platz auf der streitbaren SATANIC ...-LP von<br />

1967. Am 18.2.1969 war es dann endlich soweit: In<br />

den Londoner Olympic Studios sang Keith Richards<br />

seinen ersten kompletten Song (nach einer einzelnen<br />

Strophe für "Salt Of The Earth" 1968) – ein Produkt<br />

der Not: Jaggers Part war versehentlich gelöscht<br />

worden, der Meister jedoch gerade in Australien. Richards sprang ein und lieferte<br />

einen Klassiker fürs Gesamtwerk: "You Got The Silver". Ein früherer Take mit<br />

Mick wurde nicht mehr gebraucht.<br />

30.<br />

<strong>50</strong> JAHRE – <strong>50</strong> FAKTEN<br />

Merry Clay<strong>to</strong>n<br />

Eine der kuriosesten deutschen S<strong>to</strong>nes-Veröf-fentlichungen<br />

war und ist die 6-Track-EP AL-<br />

BUM PLAY (Decca DCD 81<strong>50</strong>0) von 1968. Sie war eine e<br />

Gratisgabe, abzuspielen „auf 33", an <strong>Music</strong>boxenaufsteller.<br />

Pech nur, dass fast alle Geräte für Tempo 45 ausgelegt<br />

waren ... Die enthaltenen Titel "Paint It Black", "Time Is<br />

On My Side", "Have You Seen Your Mo<strong>the</strong>r...", "Mo<strong>the</strong>r's<br />

Little Helper" und "Under The Boardwalk" waren in der Laufzeit einfach gekappt<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 13


worden. Interessant dagegen ist "Ruby Tuesday": Hier hatte man aus der Mitte<br />

eine Strophe entfernt, das in sich geschlossene Endprodukt geht damit als kürzere<br />

Fassung des Hits durch. Bootlegger lieferten in den Neunzigern eine Nachpressung<br />

ab. Sie ist leicht zu identifizieren: Beim Mittelloch des Covers fehlt ein<br />

weißer Rundum-Rand, und das Label auf der Platte wurde leicht verändert. 2010<br />

wechselte ein Original bei Ebay für 705 Euro den Besitzer.<br />

31.<br />

Nach achtjähriger Pause veröffentlichten die S<strong>to</strong>nes 2005 wieder ein<br />

Studio-Album, A BIGGER BANG. Resultat: Platz 2 in den UK-Charts,<br />

Rang 3 in den USA und Position 1 in Deutschland (hier wie die Vorgänger VOO-<br />

DOO LOUNGE 1994 und BRIDGES TO BABYLON<br />

1997). Die begleitende, nicht enden wollende Tour<br />

(10.5.05, Toron<strong>to</strong>, bis 26.8.07, London) spülte für<br />

246 Konzerte 558,2 Millionen Dollar in die Kassen.<br />

Geplante Shows in Nürnberg, Leipzig und Frankfurt<br />

mussten 2006 abgesagt werden: Nach einem<br />

Leitersturz 1998<br />

war Keith diesmal angeblich von einer Palme<br />

geplumpst. Er selbst erinnert sich allerdings an<br />

einen Ausrutscher in einem Boot.<br />

32.<br />

Bevor Jagger/Richards zur wertigen<br />

Au<strong>to</strong>renangabe wurde, meldeten die<br />

S<strong>to</strong>nes frühe Eigenkompositionen unter den<br />

Namen Nanker/Phelge zum Urheberrecht an.<br />

Ein „nanker" war so viel wie eine Grimasse<br />

(per Zeigefinger die Augenränder<br />

runterziehen, gleichzeitig die Nase<br />

hochdrücken). „Phelge" hingegen<br />

J. Phelge blieb lange ungeklärt, obwohl real<br />

existent: it t James Phelge, später u.a. Fo<strong>to</strong>graf<br />

und Gitarrenhändler, lebte 1962/63 mit Jagger,<br />

Richards und Jones im selben Gammel-Apartment<br />

in Chelsea (102 Edith Grove). Seine offenherzigen<br />

Erinnerungen an die Frühzeit sind<br />

im lesenswerten Buch „Nankering With The<br />

S<strong>to</strong>nes" (A Cappella Books, 304 S., Chicago,<br />

1998) festgehalten.<br />

33.<br />

Es ist ein gesuchtes Objekt bei<br />

Sammlern, die alles haben müssen,<br />

was auch nur entfernt mit dem Namen <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes zu tun hat. Der erste Tonträger,<br />

der von gleichnamigen Interpreten erschien,<br />

war eine Schellackscheibe mit den Titeln<br />

"Down By The Old Rio<br />

Grande"/"Mountain<br />

Angel" (Vic<strong>to</strong>r V-<br />

34.<br />

40316-A), aufgenommen<br />

in den<br />

Hollywood Recording<br />

Studios<br />

am 15.9.1930. Die beiden <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes: Jimmie<br />

Adams (1888–1933) und Bud Jamison (1895–1944)<br />

– beide eigentlich Schauspieler – aus New Jersey bzw.<br />

Kalifornien.<br />

Die Katalognummer (ABKCO AB 2442) war 1972 schon erteilt, doch<br />

Rechtehalter Allen Klein kippte die von Ex-Manager Andrew Oldham<br />

gekoppelte Compilation NECROPHILIA. Grund:<br />

Sie enthielt zu wenige Tracks, an denen er verdienen<br />

konnte. Das auch optisch opulente Album<br />

(Grafik: Fabio Nicoli, Fo<strong>to</strong>s: Gered Mankowitz)<br />

ersetzte Klein durch den Langweiler MORE<br />

HOT ROCKS. Immerhin erschienen 1974 – nachdem<br />

auch Bill Wymans BLACK BOX abgelehnt<br />

worden war – METAMORPHOSIS mit neun der<br />

NECROPHILIA-Nummern. Erst Bootlegger erweckten<br />

das Urprodukt in Dreifach-Klappverpackung<br />

zum Leben, zu den 15 Titeln gesellten sich noch eine Alternativfassung ti von "Think" sowie "Let The Good Times Roll".<br />

Fo<strong>to</strong>: © Bildarchiv Hartmut Hennig<br />

35.<br />

Es war, so Texter Mick Jagger, „Zeit für eine<br />

Palastrevolution": Als 1968 der "Street Fighting<br />

Man" die LP BEGGARS BANQUET bereicherte, war ein weiterer<br />

Bandklassiker und Schlachtross für Konzerte geboren.<br />

In Deutschland kam die Single auf Platz 7, in den USA nach<br />

lokalen Verboten (Aufruf zum Aufruhr, klar) nur auf Rang<br />

48. Die Briten verzichteten zeitnah sogar auf eine 45er: Erst<br />

als die Band schon das Label gewechselt hatte, schob UK-<br />

Decca den Kämpfer 1971 nach (#21). Für ein sofort aus<br />

dem Verkehr gezogenes Ami-Cover (London 909) mit Prügel-Polizisten<br />

wurden 2008 bei Ebay 9001 Dollar gezahlt,<br />

für eine dänische Variante des Motivs (Decca F 22825) über<br />

600 Dollar. Nur auf Bootlegs existiert eine Frühversion des<br />

Songs mit verändertem Titel ("Did Everybody Pay Their<br />

Dues?"), auf der neben den S<strong>to</strong>nes Nicky Hopkins, Dave Mason und ddie Family-<br />

Mitglieder Roger Chapman, Rick Grech und Jim King zu hören sind.<br />

36.<br />

Nachdem Marianne Faithfull 1968<br />

mal wieder kurz vor dem Empfang<br />

der schwarzen Essensmarken gestanden hatte,<br />

schrieb sie den Text zum au<strong>to</strong>biografischen<br />

Song "Sister Morphine". Der landete<br />

– völlig<br />

unterschätzt<br />

– im Februar<br />

1969 lediglich<br />

auf der B-Seite<br />

ihrer Single<br />

"Something<br />

Better". Komponistenangabe:<br />

Jagger/<br />

Richards, die<br />

den superben<br />

Titel 1971 auf<br />

STICKY FIN-<br />

GERS selbst<br />

veröffentlichten. Seit „La Faithfull" einen langen<br />

Rechtsstreit gewonnen hat, floss rückwirkend<br />

Kohle, und die große Sängerin muss als<br />

Co-Au<strong>to</strong>rin bei allen Veröffentlichungen genannt<br />

werden.<br />

37.<br />

"Con le mie lacrime"<br />

("Mit<br />

meinen Tränen") ist der<br />

einzige offiziell veröffentlichte<br />

S<strong>to</strong>nes-Song in<br />

nicht-englischer Sprache.<br />

Die italienische Version<br />

von "As Tears Go By" erschien<br />

als A-Seite – gekoppelt<br />

mit "Heart Of<br />

S<strong>to</strong>ne" (Decca F 22270; zwei Cover) im April 1966 als 45er.<br />

Neben der Sprache wurde auch das instrumentale Backing<br />

gegenüber dem UK-Original vom Ok<strong>to</strong>ber 1965 verändert.<br />

Der italienische Text stammt von Danpa, ein Pseudonym für<br />

den bekannten Au<strong>to</strong>r Dante Panzuti (Auskunft von dessen Sohn Andrea Maria).<br />

Neben der offiziellen Singlefassung (2:44) existiert eine weitere, geringfügig<br />

veränderte Aufnahme (2:59).<br />

38.<br />

His<strong>to</strong>risches geschah am 27.10.1962. In den Curly Clay<strong>to</strong>n Sound Studios<br />

im Londoner Stadtteil Highbury fanden sich die Herren Mick Jagger<br />

(voc), Keith Richards (g), Brian Jones (g),<br />

Ian Stewart (p), Dick Taylor (b) und Tony<br />

Chapman (dr) ein. Im Line-Up noch nicht<br />

ganz gefestigt, hatten sie 14<br />

Wochen zuvor als Rollin'<br />

S<strong>to</strong>nes den musikalischen<br />

Betrieb aufgenommen<br />

Dick Taylor<br />

– Zeit für eine unkorrigierte (Live-im-Studio-)Aufnahmeses-sion, die erste in der Geschichte der Band. Die Songauswahl<br />

Fo<strong>to</strong>: © K. K.<br />

Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


fiel auf Jimmy Reeds "Close Toge<strong>the</strong>r", Willie Dixons "You Can't Judge A Book<br />

(By Looking At Its Cover)" und eine obskure Komposition des amerikanischen<br />

Bluessängers und -pianisten James Burke „St. Louis Jimmy" Oden (1903–1977),<br />

"Soon Forgotten" – sämtlich festgehalten auf einem Emidisc-Azetat, das schon<br />

vor rund 15 <strong>Jahre</strong>n für £ 6000 den Besitzer wechselte.<br />

39.<br />

Die S<strong>to</strong>nes in China – nach mehreren Anläufen seit 1980 erhielt die<br />

Band 2006 endlich grünes Licht dafür; geplante Shows im Rahmen<br />

der 40-Licks-Tour 2002/2003 waren wegen der grassierenden Sars-Seuche<br />

gestrichen worden. Am 6. April<br />

setzte sich von<br />

Nagoya (Japan)<br />

aus ein gigantischer<br />

Tross in<br />

Bewegung: mehr<br />

als 260 Tonnen Gepäck/Ausrüstung,<br />

verstaut in drei Jumbo-<br />

Jets. Zwei Tage später lernten<br />

8000 – mehr oder minder – ausgesuchte<br />

Zuschauer in Shanghai<br />

(„Grand Stage"; Vorprogramm:<br />

Bryant McNeil's Life On Earth)<br />

die Briten kennen, die in 105<br />

Minuten 18 Songs aus ihrer<br />

langen Karriere präsentierten.<br />

Weiterhin auf dem Index blieben<br />

"Brown Sugar", "Honky<br />

Tonk Women", "Let's Spend The<br />

Night Toge<strong>the</strong>r" und "Beast Of<br />

Burden", die das Kulturministerium<br />

wegen Sexismus verboten<br />

hatte (dass Konzert-Song Nr. 4,<br />

Fo<strong>to</strong>: © Bildarchiv Hartmut Hennig<br />

"Bitch", nicht von der Zensur betroffen war, unterstrich die geistige Schlich<strong>the</strong>it<br />

der gesamten Maßnahme).<br />

40.<br />

Krach ums Cover! 1968 hatte der Fo<strong>to</strong>graf Barry Feinstein (*1925) einen<br />

leckeren Lokus in einer Au<strong>to</strong>werkstatt in Hollywood<br />

abgelichtet – die Schmodderwand sollte, gesamtgestaltet<br />

vom Designer Tom Wilkes (1939–2009), die Hülle<br />

von BEGGARS BANQUET zieren. Fast klar: Saubermenschen<br />

bei Decca (UK) und London (USA) hielten verschreckt die<br />

Daumen nach unten: no Klo! Das Innenmotiv der Klapphülle<br />

– ein Bettlerbankett – war bereits vom Fo<strong>to</strong>grafen Michael<br />

Joseph in Sarum Chase, einer Nobelvilla in West Hampstead/London, d auf Film<br />

gebunkert.<br />

Nach monatelangem<br />

Streit gaben<br />

die S<strong>to</strong>nes<br />

nach: Es erschien<br />

eine<br />

nachempfundene, trübweiße Einladungskarte<br />

mit den Buchstaben<br />

R.S.V.P. (= répondez s'il vous plait<br />

= um Antwort wird gebeten).<br />

41.<br />

gefeiertsten<br />

Alben<br />

der Band (worüber man gewiss streiten kann: Hätte nicht<br />

eine Einzel-LP genügt?!). 1994 rutschte ein Reissue in<br />

<strong>50</strong> JAHRE – <strong>50</strong> FAKTEN<br />

Was für ein Charts-<br />

Comeback! 1972 hatte<br />

sich die Doppelscheibe EXILE ON<br />

MAIN ST(REET) im UK, in den<br />

USA und in Deutschland auf Rang<br />

1 der Hitlisten<br />

gesetzt<br />

– als<br />

eines der<br />

THE<br />

BAND<br />

FROM<br />

ROCKALL<br />

The Solo Project<br />

From Calum &<br />

Rory Macdonald<br />

OUT NOW<br />

Pho<strong>to</strong>graphy: Craig MacKay<br />

CD 88691 97887 2<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15<br />

Der perfekte Schulterschluss zwischen Nostalgie und<br />

Neuland. Das Album wird nicht nur Fans von RUNRIG<br />

und Pop-Nostalgiker begeistern.


England immerhin bis auf Platz 74, doch der große Knall folgte 2010: UK #1,<br />

USA #2, Deutschland #3. Nach 38 <strong>Jahre</strong>n stand der Klassiker in Britannien wieder<br />

auf dem Platz an der Sonne – aufgepeppt mit zehn zum Teil nachbearbeiteten<br />

Bonus-Titeln aus dem Dunstkreis der EXILE-Entstehungsgeschichte.<br />

42.<br />

Kostümzeit für William Perks. Am 20.1.1957 rückte<br />

der spätere S<strong>to</strong>nes-Bassist Bill Wyman beim Militär in<br />

der Garnisonsstadt Carding<strong>to</strong>n ein: Luftwaffenbodenpersonal.<br />

Und schon am 19.7. begann (s)ein über einjähriges Auswärtsspiel<br />

in der Royal Air Force – Versetzung nach Oldenburg in<br />

Niedersachsen. Die Musikbox seines Stammlokals Zum grünen<br />

Wald versorgte den Zupfer in spe damals mit den neuesten<br />

amerikanischen Rock'n'Roll-Erzeugnissen. Er gründete eine<br />

Skiffle-Band, der kurzfristig auch der gleichaltrige Brian Cassar aus Liverpool<br />

angehörte – längst bekannter als Casey Jones.<br />

43.<br />

Deutsche S<strong>to</strong>nes-Raritäten in spe entstanden<br />

Ende 1969. In der zweiten September- bzw. ersten<br />

Dezemberwoche standen die Veröffentlichungen der<br />

Compilation THROUGH THE PAST, DARKLY und des neuen<br />

Albums LET IT BLEED auf dem Plan. Pech, dass die hiesige<br />

Teldec dabei vom englischen Decca-Haupthaus abhängig<br />

war: Von dort nämlich sollten das<br />

Achteck-Cover für die Kopplung und das Bonus-Poster für<br />

die Original-LP kommen. Nix war's – und das im anstehenden<br />

Weihnachtsgeschäft! Die deutsche Firmen<strong>to</strong>chter<br />

wollte nicht abschmieren und ließ innerhalb weniger Wochen<br />

zweimal eine optisch ärmliche Nothülle los (schneidig<br />

„Expresscover" genannt), inklusive Kärtchen zum späteren<br />

Umtausch gegen die fertigen Tüten. Beide Hilfstaschen sind heute dementsprechend<br />

gesucht.<br />

Brian Jones<br />

Perfekt frisierter blonder Mop-Kopp, schwarz-<br />

44. weißer Ringelpullover, Flower-Power-Klamotten:<br />

Neben seinem Talent und Können fiel S<strong>to</strong>nes-<br />

Gründer Brian Jones stets auch mit Äußerlichkeiten auf.<br />

Unvergessen bleibt dabei vor allem seine „Tränengitarre",<br />

eine weiße Vox, Modell Mark VI (die XII war zwölfsaitig),<br />

deren Pro<strong>to</strong>typ 1963 eigens für ihn von EKO hergestellt<br />

wurde. Das wegen seines außergewöhnlichen Designs<br />

preisgekrönte Instrument wurde später kurz offiziell<br />

nachgebaut, aber auch kopiert. Ein populärer, etwas jüngerer Nutzer: Tom Petty.<br />

45.<br />

So optisch präsent Brian auch war, so „zurückhaltend" blieb er in Bezug<br />

auf Copyrights – ein Songschreiber ist er nie gewesen.<br />

Nicht mal aufs Label einer Muster-Disc aus den Londoner<br />

Star Sound Studios von 1963 hat er's geschafft. Im Ok<strong>to</strong>ber<br />

des <strong>Jahre</strong>s nahmen die S<strong>to</strong>nes<br />

in den IBC-Studios, Portland<br />

Place, ein Reklame-Jingle für<br />

„Rice Krispies" von Kellogg's<br />

auf, "Wake Up In The Morning".<br />

Produzent: Jonathan Bolland, Toningenieur: Glyn<br />

Johns. Als Au<strong>to</strong>ren sind eingetragen: Jones/J.Walter<br />

Thompson. Letzteres steht dabei für Mitarbeiter der<br />

verantwortlichen tli gleichnamigen Werbeagentur, von der die Kampagne betreut<br />

wurde. Der 30-Sekunden-Schnipsel mit Jaggers Sprechgesang ist offiziell nie<br />

als Tonträger erschienen, er kursiert lediglich auf CD-Sonderpressungen wie z.B.<br />

MUSIK FÜR ALLE/REELIN' AND ROCKIN' mit der Nummer MFA-61.<br />

46.<br />

Es passiert eher selten, dass Künstler vom<br />

Kauf einer ihrer LPs abraten. So geschehen am<br />

20.3.1971, als mit der Überschrift „Finger weg!" Anzeigen<br />

in allen englischen Musikmagazinen erschienen. Die<br />

„Nachricht der <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes" warnte vor der in der Tat<br />

rundum nichtsnutzigen Kopplung STONE AGE mit Decca-<br />

Material (in einer ärmlich am 1968 verbotenen Klo-Cover<br />

orientierten Hülle), nachdem die Band ihr eigenes Label<br />

<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes Records gegründet hatte. Die Warnung half<br />

nichts: Der Songmischmasch kletterte bis auf Platz 4 der UK-Charts. Deutschland:<br />

Rang 30, USA: unveröffentlicht.<br />

47.<br />

Am 21.3.1976 hatte die französische Sängerin und<br />

Schauspielerin Claudine Longet (*1942 in Paris; fünf<br />

kleinere US-Hits 1966–1968) in Aspen, Colorado, ihren Lebensabschnittsgefährten<br />

Vladimir „Spider" Sabich erschossen. Das<br />

Gericht urteilte nach schlampigen Polizeiermittlungen: ein Versehen,<br />

ein Unfall, 30 Tage Haft. 1986 heiratete Longet ihren<br />

Verteidiger Ron Austin. Die S<strong>to</strong>nes spielten den Song "Claudine"<br />

(mit rollendem Super-Pianospiel von Ian Stewart) ein, der in zwei<br />

Bootlegversionen existiert. Eine offizielle Veröffentlichung des<br />

Jagger/Richards-Titels war 1980 für die LP EMOTIONAL RESCUE<br />

als Opener vorgesehen, wurde wegen juristischer Bedenken dann aber ges<strong>to</strong>ppt.<br />

t<br />

48.<br />

Als Bassist Bill Wyman 1993 nach rund 30 <strong>Jahre</strong>n die <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes<br />

verließ, hatte Drummer Charlie Watts das erste<br />

Sagen, wer neben ihm zukünftig den Rhythmus angeben<br />

würde. Seine Wahl fiel auf Darryl Jones (*11.12.1961<br />

in Chicago), Ex-Mitglied der Band von Miles Davis und<br />

behängt mit viel Session-Lametta seit Arbeiten u.a. mit<br />

Madonna, Sting, John Scofield, Cher, Steps Ahead, Peter<br />

Gabriel, Eric Clap<strong>to</strong>n. Jones ist – wie zuvor auch Mick<br />

Taylor – bis heute kein S<strong>to</strong>nes-Mitglied, sondern bezahlter<br />

Angestellter; Beteiligung an Tantiemen, Konzertkohle<br />

etc.: Fehlanzeige. Seit VOODOO LOUNGE (1994) zupft der<br />

Amerikaner auch auf CDs der Briten.<br />

49.<br />

Drei Dinge machten im April 2011 Verblüffendes fendes möglich: 1) die gemeinsame<br />

Wertschätzung des Pianisten<br />

Ian Stewart; 2) die jahrelange Hartnäckigkeit des<br />

„Stu"-Fans Ben Waters (p); 3) die Technik. Erstmals<br />

seit 1992 waren Mick Jagger, Keith Richards, Charlie<br />

Watts, Ron Wood und auch Bill Wyman an der Arbeit.<br />

Sie lieferten Parts für eine überaus gelungene Version<br />

des Bob-Dylan-Titels "Watching The River Flow",<br />

der auf der CD BOOGIE 4 STU – A TRIBUTE TO IAN<br />

STEWART (Eagle, EAGCD441) erschienen ist.<br />

<strong>50</strong>.<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes, ein Phänomen. Die Jubiläums<strong>to</strong>ur – wohl mit<br />

Bill Wyman (2013: 77) – ist aufs nächste Jahr verschoben, Richards (dann<br />

70) kränkelt momentan. Offizielle Begründung: g Den rockenden Geschäftsleuten fiel<br />

über Nacht ein, dass sich die<br />

Stammbesetzung erst im Januar<br />

1963 und nicht schon<br />

1962 gefunden hatte – klar,<br />

so was kann man nach<br />

einem halben Jahrhundert<br />

schon mal verwechseln, hat<br />

dann allerdings weltweit die<br />

Stirntipper auf seiner Seite.<br />

Vielleicht „stören" aber auch<br />

internationale Aufmerksamkeit<br />

abzwackende und<br />

prestigeträchtige Mega-Ereignisse<br />

wie die Fußball-EM<br />

und die Olympischen Spiele in London das Tourneeprojekt.<br />

Wie auch immer, was kommt noch? Kaffeesatzleserei. Sollten Jagger (2013: 70),<br />

Richards und/oder Watts (dann 72) mal aussteigen, wäre es wohl für immer<br />

vorbei. Der Vorrat an Unveröffentlichtem, an Demos und Verworfenem dürfte<br />

jedoch in jedem Fall immens sein (auch wenn die Band widerspricht). Nein, es hat<br />

sich – mit einiger Sicherheit – auch nach <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n noch längst nicht ausgerollt.<br />

R.I.P.<br />

Brian Jones (Gründer, Gitarrist) 1942–1969<br />

Ian Stewart (Gründer, Keyboarder) 1938–1985<br />

Nicky Hopkins (Keyboarder) 1944–1994<br />

Jimmy Miller (Produzent) 1942–1994<br />

Jack Nitzsche (Musiker, Produzent) 1937–2000<br />

Carlo Little (Schlagzeuger) 1938–2005<br />

Mike Leander (Arrangeur) 1941–1996<br />

Michael Cooper (Cover-Fo<strong>to</strong>graf ) 1941–1973<br />

Allen Klein (Manager, Label-Boss) 1931–2009<br />

Eric Eas<strong>to</strong>n (Co-Manager, Berater) 1928–1995<br />

Eric Eas<strong>to</strong>n<br />

Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


STONES-Special<br />

Ein halbes Jahrhundert:<br />

LIVE – LIVE – LIVE !<br />

Streng wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge ist eine deutliche<br />

Mehrheit der vor 1954 geborenen Rockfans der Ansicht, dass die <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes die beste Rockband aller Zeiten sind, mindestens aber –<br />

hinter den Beatles – die zweitbeste. Wie dem auch sei, zu den ganz<br />

großen Favoriten des Großteils der <strong>GoodTimes</strong>-Leserschaft dürften<br />

Mick Jagger und seine Gang auf jeden Fall gehören – egal, ob mit<br />

Studioprodukten oder live.<br />

In den <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n, in denen die S<strong>to</strong>nes ihre Stellung<br />

aufbauten und be<strong>to</strong>nierten, haben sie<br />

unzählige Konzerte gespielt, die auf regulären<br />

Live-Alben, als Konzertfilme und auf immer neuen<br />

„inoffiziellen" Tonträgern dokumentiert sind. Hier<br />

geht es fast ausschließlich um den rechtlich abgesegneten<br />

Output. Der zeigt, dass die Band trotz aller<br />

Klasse erstaunlich oft gegen ein ehernes Gesetz<br />

verstößt, nach welchem Popgruppen im Konzert<br />

schlechter sind als im Studio, während es bei Rockbands<br />

umgekehrt ist. Geniale Studio-Alben gibt es<br />

reichlich. Aber live hat Jagger nun mal nicht immer<br />

seinen besten Tag als Sänger. Oder es fehlt generell<br />

die Inspiration. Mal kommt der Verdacht auf, die<br />

Band spiele Songs, derer sie überdrüssig ist, absichtlich<br />

in nur mediokren Versionen. Mal ist einfach<br />

auch nur der Sound suboptimal. So überragende<br />

Livescheiben wie von Thin Lizzy, The Doors oder<br />

den Grateful Dead gibt es von den S<strong>to</strong>nes letztlich<br />

leider nicht – GET YER YA-YA'S OUT steht zumindest<br />

als Herausforderer gut im Saft, andere gehören<br />

immerhin in jede anständige Sammlung. Also: „Ladies<br />

and gentlemen, let's spend <strong>the</strong> night <strong>to</strong>ge<strong>the</strong>r<br />

with <strong>the</strong> <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes."<br />

Das erste Live-Album GOT LIVE IF YOU WANT IT!<br />

entstand am 1. und 7.10.1966 noch mit Brian<br />

Jones. Es ertönten ruppige, von Jones' Eleganz nur<br />

teilweise „eingefangene" Frühhits wie "Not Fade<br />

Away", "The Last Time" und "Get Off Of My Cloud"<br />

sowie Zartes wie "Lady Jane". Schon damals: "Satisfaction"<br />

– in magerer Version<br />

– als Shows<strong>to</strong>pper. Der heutigen<br />

Maßstäben kaum entsprechende<br />

Klang ist ziemlich<br />

basslastig und verdeckt auch<br />

nicht einige handwerkliche<br />

Fehler, aber die fan-kreischige<br />

Atmosphäre törnt bis heute mächtig an. Insgesamt<br />

mehr Dokument als musikalischer Genuss. Und ein<br />

Kuriosum: Kein Ton wurde, wie werbewirksam propagiert,<br />

in der Londoner Royal Albert Hall mitgeschnitten!<br />

Aufnahme-Orte waren die City Hall in<br />

Newcastle und die Cols<strong>to</strong>n Hall in Bris<strong>to</strong>l. (Anm. d.<br />

Au<strong>to</strong>rs: Eine Live-EP mit identischem Titel war bereits<br />

im Juni 1965 erschienen. Eingeleitet von „We<br />

want The S<strong>to</strong>nes!"-Gebrüll enthielt sie Songs der<br />

Frühjahrs-Tour durch England, aufgenommen im<br />

März. LP und EP haben inhaltlich nichts miteinander<br />

zu tun).<br />

GET YER YA-YA'S OUT! (1970) wurde mit dem Jungspund-Gitarristen<br />

Mick Taylor in New York und<br />

Baltimore<br />

aufgenommen.<br />

Das<br />

Reper<strong>to</strong>ire<br />

besteht neben Klassikern aus frischem Material der<br />

LPs BEGGARS BANQUET und<br />

LET IT BLEED und zeigt – auch<br />

klanglich<br />

zufriedenstellend<br />

– die immense Klasse dieser<br />

S<strong>to</strong>nes-Besetzung. Die Luxusausgabe<br />

(2009) enthält zwei<br />

Bonus-CDs, zum einen Zusatzsongs,<br />

zum anderen das Set<br />

von B.B. King und Ike & Tina<br />

Turner (Vorprogramm). Eine<br />

Bonus-DVD gibt es außerdem,<br />

die Luxusausgaben natürlich<br />

zum Luxuspreis. Die New Yorker<br />

Konzerte im November 1969<br />

waren übrigens nicht Grundlage für die berühmte<br />

Bootleg-Platte LIVE'R THAN YOU'LL EVER BE – die<br />

entstand bei zwei Shows am 9.11.1969 in Oakland<br />

und steht bei vielen Kennern höher im Kurs als das<br />

offizielle Produkt.<br />

Gemisch: GIMME SHELTER<br />

(1972) ist ein Mix aus sechs<br />

Hits von 1968/69 und sechs<br />

Übernahmen von GOT LIVE IF<br />

YOU WANT IT!, das 1966 im<br />

UK rätselhafterweise nicht veröffentlicht<br />

wurde. Der nur für<br />

Komplettisten interessante Zwitter<br />

erreichte dort dennoch #19.<br />

Erst 1977 erschien das Doppelalbum LOVE YOU<br />

LIVE. Die S<strong>to</strong>nes, jetzt mit Ron Wood, spielen<br />

Klassiker wie "Around And<br />

Around" und "Jumpin' Jack<br />

Flash", doch den Löwenanteil<br />

macht Seventies-Material<br />

aus. Einige Tracks, wie "Hot<br />

Stuff", "Crackin' Up" und "If<br />

You Can't Rock Me", sind Raritäten.<br />

Das Niveau schwankt, weil die Gruppe teils<br />

brillant, dann wieder holprig und verschleppt agiert<br />

und der Sound nicht immer optimal ist – die Stimmung<br />

freilich schon.<br />

Trotz allen Aufwandes, den die Klangfüchse um Bob<br />

Clearmountain trieben, ist das auf 1981er Aufnahmen<br />

in den USA basierende Album STILL LIFE (1982)<br />

keine Ruhmestat. Die durch Ian McLagan (keys) und<br />

den farbigen Saxofonisten<br />

Ernie Watts (wertvoller Hinweis<br />

Jaggers: „Mit Charlie<br />

weder verwandt noch verschwägert"<br />

...)<br />

verstärkten<br />

S<strong>to</strong>nes spielten sich relativ uninspiriert<br />

durchs alt-neu-gemischte<br />

Programm.<br />

Erst fast zehn <strong>Jahre</strong> später erschien FLASH-<br />

POINT (1991), mitgeschnitten<br />

auf der „Steel Wheels/Urban<br />

Jungle World Tour" 1989/90.<br />

Enthalten ist der inzwischen<br />

übliche Mix aus 25 S<strong>to</strong>nes-<br />

<strong>Jahre</strong>n, von "Little Red Rooster"<br />

und "Paint It Black" über<br />

"Fac<strong>to</strong>ry Girl" und "Brown Sugar" bis "Rock And A<br />

Hard Place" und "Start Me Up".<br />

Mitschnitte aus Tokio,<br />

Lissabon, Paris und dem<br />

berühmten Amsterdamer<br />

Club Paradiso präsentiert<br />

STRIPPED von 1995. Die<br />

Stammbesetzung Jagger/<br />

Richards/Wood/Watts wird im Wesentlichen nur<br />

ergänzt durch Darryl Jones (b) und Chuck Leavell<br />

(keys). Diese Crew bewährte sich prächtig. Es<br />

gelangen brillante Versionen der üblichen Klassiker,<br />

vom seltenen "The Spider And The Fly" und<br />

Dylans "Like A <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>ne", das prompt zur<br />

Single befördert wurde. Die Songs werden nicht<br />

mit Zusatzstimmen überladen und sind fast bläserfrei<br />

arrangiert; und wo Bläser doch Sinn machen<br />

("Slipping Away", "Sweet Virginia") sind sie<br />

dezent eingesetzt. Dazu gibt es viel gutes Klavier.<br />

NO SECURITY (1997) bietet die<br />

nunmehr endgültig und unwiderruflich<br />

zum Gigantismus<br />

verpflichteten, „erweiterten"<br />

S<strong>to</strong>nes „all around <strong>the</strong> world".<br />

Das Programm umfasst 35 <strong>Jahre</strong>,<br />

mit "Waiting On A Friend",<br />

"Sister Morphine" und "The Last Time" als Höhepunkten.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 17


LIVE LICKS (2004) ist ein Doppeldecker und zugleich<br />

„der endgültige Querschnitt durch die<br />

S<strong>to</strong>nes-Karriere". Entstanden<br />

bei diversen Gelegenheiten<br />

während der „Licks 2002/2003<br />

World Tour" in kleinen Clubs,<br />

normalen Hallen und Stadien,<br />

werden Hits, seltene Albumtracks<br />

und Cover-Versionen<br />

gemischt, ohne dass irgendein Zweifel an der Kompetenz<br />

der S<strong>to</strong>nes auftaucht, in allen Sätteln souverän<br />

zu sitzen.<br />

LET'S SPEND THE NIGHT TOGETHER (1982) ist<br />

ein optisch hochwertiger Konzertfilm des renom-<br />

SOME GIRLS – LIVE IN TEXAS '78 (2011) ist die zuletzt<br />

veröffentlichte Live-CD der S<strong>to</strong>nes und nur<br />

zusammen mit der gleichnamigen<br />

DVD erhältlich. Auch<br />

hier reicht die Zeitspanne von<br />

frühen Tagen ("Sweet Little<br />

Sixteen") über Klassiker<br />

("Jumpin' Jack Flash") bis<br />

zum damals aktuellen Material<br />

vom Studio-Album SOME<br />

GIRLS. "Miss You" kommt in<br />

schön langer, superber Version,<br />

und "Far Away Eyes"<br />

wird vom Cajun-Geiger Doug Kershaw angenehm<br />

gewürzt. Jagger singt konzentriert und großartig.<br />

Die Filmversion überzeugt zusätzlich mit präzisen<br />

Bildern, die vor allem zeigen, welch begnadeter Gitarrist<br />

Ronnie Wood ist. Fast alle <strong>to</strong>llen Soli kommen<br />

von ihm, während Keith Richards (zu oft) nur<br />

die kittenden Nebengeräusche abliefert. Auch ist<br />

deutlich Charlie Watts' Kunst zu sehen, mit scheinbar<br />

einfachen Mitteln maximale Antriebskräfte von<br />

der Leine zu lassen.<br />

Der Vollständigkeit halber sei auch der ROCK AND<br />

ROLL CIRCUS erwähnt. In den Sixties blieb die Sause<br />

aus den Londoner Intertel<br />

Studios vom 11.12.1968 mit<br />

vielen populären Gästen (u.a.<br />

Jethro Tull, The Who, Marianne<br />

Faithfull) im Archiv<br />

– erst 1996 wurde das aufgezeichnete<br />

Material veröffentlicht,<br />

zu dem die S<strong>to</strong>nes sechs Titel beisteuerten.<br />

Das offizielle Live-Werk der <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes wird aktuell<br />

ergänzt durch die Möglichkeit, legal Konzerte<br />

aus dem Internet herunter zu laden. Das Anklicken<br />

von www.s<strong>to</strong>nesarchive.com führt zu LIVE/BRUS-<br />

SELS/17.10.1973, also zu Aufnahmen, die zwar<br />

auch „nur" bläserverstärkten Hit-S<strong>to</strong>ff bieten, aber<br />

eben mit dem famosen Mick Taylor am Griffbrett<br />

(und Billy Pres<strong>to</strong>n an den Tasten). Zudem war dies<br />

ein bemerkenswert gutes Konzert. "You Can't Always<br />

Get What You Want" (10:55) und "Midnight<br />

Rambler" (12:41) sind Sternstunden, auch der Rest<br />

geht voll in Ordnung. Außerdem im Angebot: L.A.<br />

FRIDAY (LIVE 1975) und das Konzert im Hamp<strong>to</strong>n<br />

Coliseum, Virginia/USA am 18.12.1981. An Keiths<br />

38. Geburtstag spielte man satte 25 Songs, darunter<br />

auch ein paar seltene wie "Neighbours" und "Black<br />

Limousine". Weiteres ist in der Pipeline.<br />

Der Grund der neuen Zugriffsmöglichkeit liegt auf<br />

der Hand: Hartnäckigen Bootleggern, die möglichst<br />

jeden Live<strong>to</strong>n der Gemeinde zugänglich machen<br />

wollen, soll das Wasser abgegraben werden, und<br />

dies in besserer Tonqualität. Kann es hier „romantische<br />

Einwände" geben? Kaum. Die geschäftlich<br />

cleveren S<strong>to</strong>nes räumen ihr Archiv aus, bevor ihnen<br />

die Kundschaft wegstirbt – oder sie selbst ...<br />

Nicht schlecht beraten wären sie, wenn auf diesem<br />

Weg endlich auch ATLANTIC CITY '89 (1990) legalisiert<br />

würde. Das Konzert vom 19.12.1989 landete<br />

bekanntlich auf einem illegalen 3-CD-Set und dokumentiert<br />

ohne jeden Zweifel<br />

einen kreativen Höhepunkt in<br />

musikalischer und klanglicher<br />

Hinsicht – Gäste wie Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />

Axl Rose & Izzy Stradlin<br />

(Guns 'N' Roses) und vor allem<br />

der unvergleichliche John Lee<br />

Hooker steuern ihren kongenialen Anteil bei. Auch<br />

als DVD erhältlich.<br />

Auch schon in seligen VHS-Zeiten durfte man sich<br />

optisch & akustisch an den S<strong>to</strong>nes erfreuen. Umso<br />

mehr gilt das im DVD- (und Blue-ray-) Zeitalter.<br />

Hier eine Auswahl: Unverzichtbar ist natürlich THE<br />

STONES IN THE PARK, der<br />

Film über das Freikonzert<br />

am 5.7.1969 im Londoner<br />

Hyde Park. Es war der<br />

erste Auftritt des neuen<br />

Gitarristen Mick Taylor,<br />

der Brian Jones ersetzte.<br />

Jones war zwei Tage zuvor<br />

vers<strong>to</strong>rben, und so<br />

geriet der Auftritt vor einer<br />

halben Million Fans<br />

zum „Requiem For A<br />

S<strong>to</strong>ne". Mick Jagger las<br />

zunächst ein ergreifendes Gedicht von Percy Shelley<br />

vor – anschließend ackerte sich die hörbar nicht<br />

eingespielte Gruppe durch Tiefen ("I'm Yours, She's<br />

Mine", "Satisfaction") und Höhen ("I'm Free", "Love<br />

In Vain") bis zum fiebrigen Finale "Sympathy For The<br />

Devil", das von afrikanischen Perkussionisten angetrieben<br />

wurde. Aber auf die eigentliche musikalische<br />

Qualität kam es an diesem Tag ohnehin nicht an,<br />

sondern auf die einzigartig positive Stimmung eines<br />

Gemeinschaftserlebnisses: geschätzte bis zu <strong>50</strong>0.000<br />

friedliche Rockfans, die vor Ort die Vision einer besseren<br />

Zukunft für unsere Welt mit Leben erfüllten ...<br />

Das Gegenteil gilt für den Dokumentarfilm GIM-<br />

ME SHELTER (2009). Der Streifen der Cinémaverite-Pioniere<br />

David & Albert<br />

Maysles und Charlotte Zwerin<br />

schildert die letzten Tage der<br />

USA-Tournee 1969, die mit<br />

der unrühmlichen Katastrophe<br />

vom Altamont Speedway<br />

ihren tragischen Höhepunkt<br />

erreichte. Angesichts des von<br />

Hell's Angels ers<strong>to</strong>chenen<br />

Fans Meredith Hunter ist die<br />

Qualität der Musik Nebensache. Sehr gutes Booklet,<br />

was übrigens längst nicht für alle DVDs gilt.<br />

LIVE IN TORONTO (2010) enthält Mitschnitte von<br />

2003 in einem eigenartigen Sound, beginnt mit<br />

"Start Me Up" und endet mit<br />

"Jumpin' Jack Flash". Dazwischen<br />

läuft das Klassiker-Plus-X-Programm<br />

ohne größere Ausreißer<br />

nach oben und unten ab. Ausnahmen:<br />

"Tumbling Dice" wurde verwegen<br />

arrangiert. "Miss You" mit<br />

Justin Timberlake und "Sympathy<br />

For The Devil" kommen bemerkenswert<br />

gut rüber. Daumen nach unten für "Satisfaction"<br />

und "Jumpin' Jack Flash".<br />

STEEL WHEELS TOKYO 1990 (2008) entstand am<br />

26.2.1990 im Tokyo Dome,<br />

irritiert durch ein unscharfes s<br />

Bild, beginnt mit "Start Me<br />

Up" und endet mit "Jumpin'<br />

Jack Flash", ansonsten siehe<br />

LIVE IN TORONTO. Top-<br />

Leistung bei "Midnight Rambler",<br />

sehr schwach "Paint It<br />

Black". Zwei Stunden „mixed<br />

emotions", aber der Sound ist<br />

okay.<br />

Auch während der BRIDGES TO BABYLON-Tour '97-<br />

'98 wurde massiv mitgeschnitten. Hier erklingt "Satisfaction"<br />

in schwacher Version<br />

gleich zu Beginn und steht<br />

"Brown Sugar" am Schluss.<br />

Neben vielen S<strong>to</strong>nes-Standards<br />

ist mit "Flip The Switch", "I<br />

Wanna Hold You" und "Across<br />

The Bridge" auch Rares dabei.<br />

"Gimme Shelter" mit Lisa<br />

Fischer kommt gut, desgleichen<br />

eine laszive Fassung von "Miss You", wenn<br />

auch in Überlänge.<br />

Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

mierten Regisseurs Hal Ashby,<br />

der Streifen war damals nur<br />

kurz in den Kinos zu sehen.<br />

Nicht allzu überraschend, denn<br />

es werden zwar 25 Songs geboten,<br />

aber der Sound ist nicht<br />

der beste, und die gehetzt<br />

wirkende Band schludert sich<br />

durch die Songs.<br />

LADIES & GENTLEMEN – THE ROLLING STONES<br />

(2010) wird als legendärer Film propagiert, der Mitschnitte<br />

von der 1972er „Exile On Main Street"-<br />

Tour präsentiert und 1974<br />

kurz in ausgesuchten Kinos<br />

lief. Vier Nächte wurden in<br />

Texas mitgeschnitten; zu<br />

erleben sind zumeist recht<br />

ordentliche Versionen von<br />

Songs aus den <strong>Jahre</strong>n 1968<br />

bis 1972. Mick Taylor spielt<br />

konzentriert, inspiriert und<br />

oft brillant. Ein Klassemusiker<br />

ganz ohne Starallüren.<br />

SHINE A LIGHT, auch als Doppel-CD erhältlich, wurde<br />

2007 immerhin von Martin Scorsese gestaltet,<br />

einem der bedeutendsten Filmregisseure der Gegenwart.<br />

Er versteht es meisterhaft, die besondere Magie<br />

eines S<strong>to</strong>nes-Konzertes adäquat einzufangen.<br />

Über die erweiterte Besetzung der Band kann man<br />

geteilter Meinung sein; bei einigen Titeln wäre eine<br />

kleinere, exakt(er) auf den Punkt kommende Band<br />

sicher besser gewesen. Interessant sind in jedem<br />

Falle die Gäste: Christina<br />

Aguilera schlägt sich besser<br />

als befürchtet. White-<br />

Stripes-Kopf Jack White<br />

gibt sich ruppig, wie es<br />

seine Art ist. Der absolute<br />

Höhepunkt des Films ist<br />

der Auftritt von Buddy<br />

Guy. Der größte lebende<br />

Bluesmusiker/gitarrist,<br />

ganz in Leder gekleidet,<br />

spielt Keith & Ronnie<br />

lässig an die Wand.<br />

Richards bleibt nichts anderes übrig, er schaut wie<br />

ein interessierter Schuljunge dem Meister auf die<br />

Finger. Zum Schluss schenkt er Guy mit resignierendem<br />

Blick seine Gitarre. Ein Großer verbeugt<br />

sich vor einem noch Größeren. Unausgesprochener<br />

Kommentar: „Okay, Buddy, nur du bist würdig, dieses<br />

Instrument zu spielen."<br />

Zu LIVE AT THE MAX (2001)<br />

stand im GT-Heft 3/2001:<br />

„Eine Auswahl der Höhepunkte<br />

in London, Berlin<br />

und Turin der Steel Wheels'-<br />

'<br />

Tour 1989/90, die seinerzeit<br />

in der Presse als triumphale<br />

Wiederauferstehung … gefeiert<br />

wurde … wobei hier mit<br />

Max die Imax-Aufnahme-technik<br />

gemeint ist. Qualitativ<br />

hervorragend …"<br />

Und zum Viererpack FOUR FLICKS (2003) befand<br />

<strong>GoodTimes</strong> in Heft 1/2004: „Mit neun Stunden<br />

Laufzeit setzen sie ein weiteres Ausrufezeichen. Auf<br />

je einer DVD finden die S<strong>to</strong>nes-<br />

Maniacs ein Stadion-, ein Hallen-<br />

und ein Clubkonzert der<br />

Jubiläums<strong>to</strong>ur 2002/2003.<br />

Welcher der Auftritte nun am<br />

besten ist, darüber lässt sich<br />

streiten, aber natürlich verströmt<br />

das Pariser Clubkonzert<br />

mit seinem Back-To-The-Roots-Charme eine ganz<br />

eigene Atmosphäre …".<br />

THE BIGGEST BANG (2007) macht seinem Titel alle<br />

Ehre. Die 4-DVD-Edition mit Aufnahmen aus den<br />

USA, Brasilien, Japan, Argentinien und China beweist<br />

die Wel<strong>the</strong>rrschaft der<br />

S<strong>to</strong>nes auf der Bühne und<br />

hat viele grandiose und<br />

auch ein paar matte Leistungen<br />

quer durch 35 <strong>Jahre</strong><br />

im Angebot. Höhepunkte<br />

sind (mal wieder) "Gimme<br />

Shelter" mit Lisa Fischer in<br />

China und "Paint It Black"<br />

in Argentinien. Die Bonus-<br />

Duette mit Bonnie Raitt,<br />

Cui Jian, Dave Mat<strong>the</strong>ws<br />

und Eddie Vedder zeigen, dass selbst die beiden<br />

Letztgenannten neben Jagger zu kleineren Musikern<br />

schrumpfen.<br />

S<strong>to</strong>nes live – ein Fazit:<br />

Das jeweils mit einigen wechselnden Raritäten<br />

durchmischte, ansonsten aber weitgehend<br />

fest gezurrte Livereper<strong>to</strong>ire funktioniert<br />

seit Jahrzehnten praktisch<br />

weltweit perfekt. Das lässt zwingend<br />

die Vermutung zu, dass die<br />

am meisten bewährten Jagger/<br />

Richards-Kompositionen eigentlich<br />

zur Klassik des 21. Jahrhunderts<br />

und darüber hinaus zählen werden/<br />

sollten/müssten.<br />

Der sich seit den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />

permanent steigernde Aufwand<br />

beim „musikalischen Hilfspersonal"<br />

und bei Bühnenaufbau,<br />

Lichteffekten und Pyrotechnik hat<br />

aus der einst kantigen Blues-Rockband<br />

ein Multispektakel gemacht,<br />

das einen wegbläst, wenn das<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Konzert gut ist. Viel weiter weg vom Blues der frühen<br />

<strong>Jahre</strong> kann man eigentlich gar nicht sein. Dies<br />

ist durchaus auch bedauerlich, führt aber nicht<br />

dazu, dass sich die Masse der Fans von den S<strong>to</strong>nes<br />

abgewandt hat. Besucherrekorde und üppige Umsätze<br />

beim Merchandising sprechen eine eigene<br />

Sprache. Nicht zuletzt, weil die Musik noch immer<br />

diesen mit Worten nicht beschreibbaren Prickelfak<strong>to</strong>r<br />

hat.<br />

Keith Richards – man mag mich prügeln –<br />

kann einfach nicht singen. Mit ihm statt Mick<br />

Jagger am Mikro wären die S<strong>to</strong>nes nie (nie!) groß<br />

herausgekommen. Mit Jagger an der Gitarre wäre<br />

aber auch nichts ins Rollen geraten ...<br />

Mittlerweile (man achte auf die angegriffenen<br />

Finger) spielt Keith auch nicht mehr gnadenlos<br />

gut Gitarre. Oft reicht es nur für schöne Intros.<br />

Danach hält er sich an seiner Gitarre mehr fest, als<br />

dass er sie spielt.<br />

Mick Jagger hat auf den Bühnen dieser Welt<br />

so viele Kilometer rennend & singend zurückgelegt,<br />

dass eine Umrechnung in Marathonläufe<br />

eine lohnende Rechenaufgabe wäre.<br />

Charlie Watts ist der wahre Mo<strong>to</strong>r einer Band,<br />

deren Kopf zweifellos Mick Jagger ist und deren<br />

Herz noch immer Keith Richards. Beide haben<br />

aber unterschiedlich gute Tagesform. Charlie nicht:<br />

Egal was passiert, der unantastbare Fanliebling<br />

trommelt unerschütterlich. Das macht ihn zum<br />

coolsten aller coolen Freaks, die sich jemals <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>ne nennen durften.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19


<strong>Rolling</strong>-S<strong>to</strong>nes-Museum<br />

Von Björn Vogt<br />

Lebenstraum in Lüchow<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Björn Vogt<br />

Wenn die <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes die dienstälteste Rockband<br />

der Welt sind, ist Ulli Schröder ihr wohl dienstältester<br />

Fan. Seit 1965 sammelt er alles, was mit Mick,<br />

Keith, Ronnie, Charlie & Co. zu tun hat. In seinem<br />

Heimatstädtchen Lüchow kaufte er 2008 einen<br />

Supermarkt und investierte eine Menge Geld<br />

und Arbeit. Er tauschte Joghurt und Toastbrot gegen<br />

Schallplatten und Gitarren und errichtet das<br />

weltweit erste <strong>Rolling</strong>-S<strong>to</strong>nes-Museum – sogar mit<br />

Groupie-Zimmer"... Von den Rockstars und deren<br />

"<br />

Management geduldet (aber nicht au<strong>to</strong>risiert), soll<br />

das privat geführte Haus zur Pilgerstätte für Fans<br />

aus aller Welt werden.<br />

Ein Luxushotel in Dublin. Roter Teppich,<br />

Stretchlimos, Paparazzi. Anläßlich seines<br />

<strong>50</strong>. Geburtstags im Juni 1997 hatte <strong>Rolling</strong>-S<strong>to</strong>nes-Gitarrist<br />

Ron Wood gleich drei Etagen<br />

gemietet. Während der Party saß der Gastgeber<br />

irgendwann neben Ulli Schröder, einem Bankangestellten<br />

aus Lüchow (Niedersachsen). Der Bausparvertreter<br />

hatte in den Wochen zuvor die Aufmerksamkeit<br />

des Rock'n'Roll-Superstars geweckt.<br />

Und Ronnie ließ es sich nicht nehmen, den „verrückten<br />

deutschen Sammler" zu seiner Party einzufliegen.<br />

Schröder und Wood verstanden sich so gut,<br />

dass ihm der malende S<strong>to</strong>ne am frühen Morgen die<br />

alles entscheidende Frage stellte: „Willst du weiter<br />

als Bausparbanker dein Geld verdienen oder mit Sex,<br />

Drugs & Rock’n'Roll?" Schröder überlegte nicht lange.<br />

„Das mit den Drogen muss nicht sein, der Rest<br />

passt", grinste er, schlug ein – und gab seinen Job<br />

auf. Seitdem ist er offizieller Galerist von Ron Wood.<br />

Schröder: „Das war im Prinzip auch die Geburtsstunde<br />

des S<strong>to</strong>nes-Museums" – schon lange wollte<br />

er seiner faszinierenden Sammlung einen würdigen<br />

Rahmen geben, im beschaulichen Wendland. In<br />

Dublin entschied der Sammler, seiner Lieblingsband<br />

ein Museum zu errichten. 2012 war's geschafft.<br />

Das Bandmanagement sondierte im Vorfeld genau,<br />

was es mit diesem Paradiesvogel auf sich hat, der<br />

im S<strong>to</strong>nes-But<strong>to</strong>n-übersäten Frack und Leucht-<br />

Zylinder schon 169 S<strong>to</strong>nes-Konzerte besucht hat.<br />

Sie besuchten Schröder – und gaben grünes Licht.<br />

Seit seiner Jugend sammelt Schröder alles, was mit<br />

der Band zu tun hat. Geboren in einer Kleinstadt<br />

in der Lüneburger Heide, war er fasziniert von den<br />

wilden Rockern, dem Protest und Aufbruch, den<br />

sie verhießen. Ab 1965 investierte Schröder seinen<br />

Zeitungsträgerlohn in alles, was mit den S<strong>to</strong>nes zu<br />

tun hat. Über 3<strong>50</strong>0 verschiedene S<strong>to</strong>nes-Exponate<br />

besitzt er inzwischen: 2<strong>50</strong>0 LPs, Konzerttickets,<br />

But<strong>to</strong>ns, Poster, Banner, Aufsteller, Marionetten,<br />

Goldene Schallplatten, signierte Gitarren und Bildbände,<br />

großformatige Gemälde, 300 verschiedene<br />

T-Shirts, Flipper, Musikboxen, Fo<strong>to</strong>s, unzählige<br />

Zeitungsartikel, Tassen, Uhren – sogar Pyrotechnik<br />

und Konfetti, das am Ende von Konzerten auf das<br />

Publikum regnet.<br />

Die weltweit größte Dauerausstellung mit über 100<br />

Grafiken von Ron Wood zeigt Ulli Schröder im Lüchower S<strong>to</strong>nes-Museum.<br />

Schröder (62) ist ein Mann mit einer Mission, aber<br />

keineswegs verrückt. Vielmehr steckt er an mit sei-


nem Enthusiasmus. Vor dem Entschluss, sein Museum<br />

zu bauen, hatte ihm ein Sammler eine Million<br />

Dollar für seine Kollektion geboten – Schröder<br />

lehnte ab. Er nahm Kontakt zu Egon Struck auf,<br />

einem Gutachter des niedersächsischen Kultusministeriums.<br />

Der begründete auf 67 Seiten, wie ein<br />

derartiges Vorhaben Tourismus und Wirtschaft in<br />

der Kleinstadt beleben könnte. Das überzeugte den<br />

Stadtrat, Schröder mit 100.000 Euro zu unterstützen<br />

– beispiellos im chronisch armen Lüchow. In Leserbriefen<br />

empörten sich Gegner des Projektes. Aber<br />

Schröder setzte sich durch und arbeitete beharrlich<br />

weiter. Und kaufte 2008 einen leerstehenden Supermarkt<br />

im Herzen der Stadt.<br />

Nach jahrelanger Planung wurde das Gebäude 2010<br />

komplett entkernt und auf zwei Ebenen umgebaut.<br />

Schröder und fünf, sechs befreundete S<strong>to</strong>nes-Fans<br />

arbeiteten zwei <strong>Jahre</strong> ohne Bezahlung. Dann war es<br />

endlich soweit – statt Streichwurst und Hüttenkä-<br />

ihn leihweise zurück,<br />

wenn er noch mal<br />

mit den Jungs auf<br />

Tour geht", schmunzelt<br />

Schröder. Zwar<br />

mussten die S<strong>to</strong>nes<br />

im Jubiläumsjahr<br />

2012 ihre lange geplante<br />

Tour absagen,<br />

aber 2013 wollen<br />

sie es noch mal<br />

wissen. Falls doch<br />

nicht: Fans finden<br />

in Lüchow fast alles,<br />

was tröstet. Zum<br />

Beispiel die weltgrößte<br />

Sammlung an<br />

Ron-Wood-Arbeiten.<br />

1<strong>50</strong> Grafiken, darunter<br />

Lithografien<br />

EXILE ON MAIN STREET gilt heute als eines der besten Alben der <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes.<br />

Ulli Schröder zeigt einige besondere (auch goldene) Schallplatten in seinem Museum.<br />

se ein wildes Rock'n'Roll-Museum – im heimeligen<br />

Fachwerkgewand. Es gab gleich mehrere Eröffnungen,<br />

je nach Stand der Bauarbeiten. Die offizielle<br />

erfolgte am 27. April 2012. Kurz zuvor kam es zu<br />

einer unerwarteten Pressekampagne. Schröder war<br />

es trotz „angepisster"<br />

Frauen<br />

nur recht: Eine<br />

S<strong>to</strong>ry um vermeintlich<br />

sexistische<br />

Kussmund-Urinale<br />

auf dem Herrenklo<br />

des Museums<br />

lief um<br />

die ganze Welt.<br />

Schröder: „Zumindest<br />

unsere<br />

Toiletten kennt<br />

jetzt jeder."<br />

Exakt 169 S<strong>to</strong>nes-Konzerte hat Schröder bislang besucht;<br />

er besitzt eine Backstage-Berechtigung und<br />

hat die S<strong>to</strong>nes dort auch schon gesehen. Er wurde<br />

von Keith Richards schon mal angeblafft, er solle<br />

vom Snooker-Tisch verschwinden. Diesen Tisch hat<br />

Schröder längst in sein Museum integriert – mit<br />

Au<strong>to</strong>grammen der S<strong>to</strong>nes. Es ist das größte und<br />

schwerste Stück seiner Sammlung. „Keith bekommt<br />

und Mono-Prints, zeigt<br />

Schröder hier dauerhaft.<br />

Ein weiteres Prunkstück<br />

des Hauses ist der Muri-Zyklus. Den Schweizer Pop-<br />

Art-Künstler Roland Muri traf Schröder bei einem<br />

S<strong>to</strong>nes-Konzert. Und wer diesen Macher kennt, den<br />

wundert es nicht, das Beatles-Fan Muri ihm nach vielen<br />

Telefonaten schließlich<br />

die sieben S<strong>to</strong>nes (aktive,<br />

ehemalige, vers<strong>to</strong>rbene)<br />

großformatig<br />

in Öl malte – und<br />

Schröder die Meisterwerke<br />

anschließend<br />

überließ. Das Präsent<br />

im Wert von schlappen<br />

3<strong>50</strong>.000 Euro<br />

hängt als wunderbarer<br />

Blickfang im Entrée.<br />

Drei der Bilder wurden<br />

schon von den S<strong>to</strong>nes<br />

signiert. Mick, Keith<br />

und Ronnie fehlen<br />

noch.<br />

Das Museum ist atemberaubend gestaltet und vielfältig<br />

bestückt – auch wenn Schröder auf 600 Quadratmetern<br />

nur einen Bruchteil seiner Sammlung<br />

zeigen kann. Er hat sogar einen kleinen Irish Pub<br />

integriert, es gibt Guinness vom Fass. Und inzwischen<br />

melden sich immer mehr Sammler, die Ulli<br />

Schröder Seltenes schenken wollen, damit es der<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 21<br />

Nachwelt<br />

bleibt.<br />

erhalten<br />

Ein Lebenstraum<br />

ist verwirklicht.<br />

Und<br />

jetzt? Schröder<br />

hofft, dass ei-<br />

Obwohl er eigentlich keine S<strong>to</strong>nes-Memorabilia mehr signiert,<br />

machte er für Schröder eine Ausnahme: Ex-S<strong>to</strong>nes-Bassist Bill<br />

Wyman signierte das Gemälde von Roland Muri<br />

ner der leibhaftigen<br />

S<strong>to</strong>nes mal vorbeischaut.<br />

Für diesen Fall hat Schröder<br />

im VIP-Bereich im ersten<br />

S<strong>to</strong>ck ein „Groupie-Zimmer"<br />

einrichten lassen – mit Whirlpool<br />

und goldenen Wasserhähnen.


DR. JOHN Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Voodoo-Meister<br />

Fo<strong>to</strong><br />

o<br />

: © Warn<br />

er/M<br />

icha<br />

el Wilso<br />

n<br />

Es war 1957, als der 16-jährige Malcolm l Mac" John Rebennack<br />

"<br />

seine ersten Songs aufnahm und veröffentlichte. 55 <strong>Jahre</strong> später<br />

ist der Mann aus New Orleans, den die Branche nur als Dr. John<br />

kennt, immer noch musikalisch aktiv – und liefert mit LOCKED<br />

DOWN eines der brillantesten Alben seiner endlos anmutenden<br />

Karriere ab (s. Review Seite 30). Es ist eine der besten Arbeiten<br />

seit seiner Glanzzeit in den späten 1960ern und frühen 1970ern,<br />

in denen der selbst ernannte Außenseiter" (Eigenbeschreibung)<br />

"<br />

als Voodoo-Dok<strong>to</strong>r" gefeiert wurde.<br />

D<br />

"<br />

ass LOCKED DOWN ein Rebennack-Meilenstein<br />

geworden ist, liegt auch an der hochkarätigen<br />

Verstärkung, die der Mann aus Louisiana sich ins Studio<br />

geholt hat: Dan Auerbach, Mitglied der angesagten<br />

Black Keys, hat produziert, spielt Gitarre und ist Co-Au<strong>to</strong>r<br />

diverser Songs. Zwar hat sich am Sound des Herrn<br />

Dok<strong>to</strong>r durch diesen Neuzugang nichts Grundlegendes<br />

geändert: Wir befinden uns wie gewohnt im herrlichsumpfigen,<br />

undurchdringlichen Klangdschungel aus Jazz, z,<br />

Blues, Rock<br />

und<br />

vor allem Cajun, gepaart mit mysteriösen Voodoo-Elementen. Doch Auerbach ist<br />

es gelungen, den zehn aktuellen „Mac”-Kompositionen das Äußerste abzuringen.<br />

Es wuchert wild, mächtig und prächtig an allen Ecken und Enden dieser überbordenden<br />

Magie-Welt. „Es ist eine schizophrene Platte geworden, so, wie ich das<br />

bevorzuge”, schmunzelt Dr. John. „Ein Album für Menschen, die Samstagnacht bis<br />

zum Ladenschluss in muffigen Bars abhängen und am Sonntagmorgen trotzdem<br />

diszipliniert in die Kirche gehen.” Fragen an den Voodoo-Meister:<br />

Erinnern Sie sich daran, wann es zur Zusammenarbeit mit Dan<br />

Auerbach gekommen ist?<br />

Nein, das tue ich nicht, das will ich auch nicht. Denn so etwas ist unwichtig.<br />

Fakt ist, dass der Mann mit mir diese Platte aufgenommen hat. Ich glaube, das<br />

Ding ist ziemlich interessant geworden. Das zählt für mich! Ich denke nicht<br />

in herkömmlichen Zeitkategorien. Ich bin weit draußen von allem, das war ich<br />

schon immer. Ich schaue mir das Leben an, gelegentlich habe ich<br />

Ideen für neue Musik, die werden notiert. Und irgendwann kommen<br />

die Menschen, die mir dabei helfen, diese Ideen optimal umzusetzen,<br />

ganz von selbst zu mir.<br />

Sie sind jetzt 71, Auerbach ist fast 40 <strong>Jahre</strong> jünger. Wie darf<br />

man sich so eine ungewöhnliche Kooperation vorstellen?<br />

Ich habe eine riesengroße Familie, also Kinder und Enkel ohne Ende.<br />

Eines der Mädchen hat mir die Musik der Black Keys vorgespielt und davon<br />

geschwärmt. „Opa, mit denen musst du was machen”, meinte sie.<br />

Also habe ich Dan kontaktiert und erklärt: „Junge, wir sollten was zusammen<br />

unternehmen, einer meiner Enkeltöchter hat mir das geraten.”<br />

Tja,<br />

das<br />

fand er cool. Und da ich selbst ein cooler Typ bin, zumindest in<br />

seinen Augen, haben wir das hingekriegt.<br />

All diese Dinge sind kein großes Geheim-<br />

nis.<br />

Menschen wie Dan und ich gehören<br />

der Welt der Kunst an. Darin findet man<br />

sich<br />

eben irgendwann, wenn die Sache<br />

passt. Oder man findet sich nie.<br />

Wie war die Konstellation mit Auerbach?<br />

Dr. John<br />

grübelnd – in der kommerziellen<br />

Hochzeit Anfang der 70er.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Der Bursche hat ein absolutes Gehör,<br />

das bin ich nicht gewohnt von so jungen<br />

Leuten. Er hat mich in New Orleans<br />

besucht, wir haben Songs aufgenommen, die ich<br />

zum großen Teil schon vorbereitet hatte, alles war<br />

äußerst entspannt. Ich mag keinen Stress mehr im<br />

Leben, davon hatte ich früher genug. Ich will mit<br />

netten Menschen Alben aufnehmen, ich warte<br />

Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

auf den Tod, damit ich danach etwas Neues anfangen kann. Denn die Reinkarnation<br />

kommt auf jeden Fall – und ansonsten freue ich mich, wenn ich eine <strong>to</strong>lle<br />

Platte gemacht habe. Und ich hoffe, dass die sich ordentlich verkauft, damit ich<br />

ein paar meiner Steuerschulden begleichen kann.<br />

Man hat Sie stets gern als Voodoo-Meister bezeichnet, auch als äußerst<br />

spirituell orientierten Menschen. Ist das so?<br />

Kein Mensch weiß, was die nächste Minute bringt.<br />

Diese Tatsache bewirkt, dass man jegliche Freiheit<br />

besitzt, dass man jeglichen Gedanken fassen, ihn<br />

vielleicht sogar umsetzen kann – selbst wenn<br />

man Jesus als sein Vorbild und seinen Erlöser feiert<br />

und akzeptiert, dass er einem das gute Leben<br />

vorgibt. Ich selbst existiere längst außerhalb jeglichen<br />

normalen Empfindens. Denn die Welt ist<br />

wahnsinnig. Und meine relaxte Art, mit dem Dasein<br />

umzugehen, ist für mich die einzige Chance,<br />

dieser wahnsinnigen Welt zu entkommen.<br />

2007 wurden Sie in die Blues Hall Of<br />

Fame aufgenommen, letztes Jahr in die<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame. Was bedeutet<br />

Ihnen das?<br />

Über solche Geschichten mache ich mir keine<br />

Gedanken. Ich weiß, wann ich eine gute Platte<br />

gemacht habe. Und weiß auch, wenn ein Projekt<br />

schiefgelaufen ist. Das ist es des Öfteren, vor<br />

Fo<strong>to</strong>: © Warner/Alysse Gafkjen<br />

allem in den 1980ern und 1990ern. Irgendwie<br />

war damals die Luft bei mir raus. Wenn man Auszeichnungen<br />

für sein Lebenswerk kriegt, schämt<br />

man sich dafür, denn ich habe eine Menge Mist<br />

gemacht. Aber immerhin, ich bin wieder auf dem Damm und motiviert wie lange<br />

nicht mehr. Deshalb geht es weiter. Irgendwann werde ich dem Sensenmann begegnen,<br />

um ihm zu sagen: „Kumpel, nimm mich mit. Aber bring mich unbedingt<br />

in einen Kosmos, wo es Musik gibt." Ansonsten hat das für mich alles keinen<br />

Sinn.<br />

Dan Auerbach (l.) und der Dr. heizen<br />

im hauseigenen Studio kräftig ein.


David Bo<br />

owie / Ken Scott<br />

ZIGGY –<br />

ein legendärer<br />

Quickie<br />

Von Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © Brian Ward<br />

40-jähriges Veröffentlichungsjubiläum feiert in diesen<br />

Tagen THE RISE AND FALL OF ZIGGY STARDUST – eingespielt<br />

von David Bowie mit seinen Spiders From Mars, Mick<br />

Ronson (g), Mick "<br />

Woody" Woodmansy (dr) und Trevor Bolder<br />

(b). Es bescherte ihm nach ersten Erfolgen wie "Space<br />

Oddity" und HUNKY DORY den großen Durchbruch. Co-<br />

Produzent des "<br />

maßgeblichen Albums der 1970er <strong>Jahre</strong>"<br />

( "<br />

Melody Maker") war Ken Scott: Er hatte schon mit den<br />

Beatles gearbeitet und später für George Harrison, El<strong>to</strong>n<br />

John, Jeff Beck, das Mahavishnu Orchestra, Supertramp<br />

und die Dixie Dregs. Scott erinnerte sich für <strong>GoodTimes</strong><br />

an die Entstehung von ZIGGY STARDUST.<br />

Sein androgynes Auftreten<br />

sorgte für Furore: David Bowie<br />

Dein Terminkalender ist momentan<br />

randvoll ...<br />

Stimmt. Ich habe EMI für die Jubiläums edition beraten,<br />

empfahl ihnen Ray Staff für die Überarbeitung,<br />

der damals der Mastering-Engineer war. Außerdem<br />

habe ich an meinem Buch „Abbey Road To Ziggy<br />

Stardust” gearbeitet, das am 6. Juni erscheint. Leider<br />

wird es noch ein wenig dauern, bis es auch eine<br />

deutsche Ausgabe gibt. Ich erzähle darin über all die<br />

Leute, mit denen ich tätig war, wie die Aufnahmen<br />

jeweils liefen, seit ich mit 16 <strong>Jahre</strong>n in den Abbey<br />

Road Studios angefangen hatte.<br />

Dort hast du im Band-Archiv begonnen,<br />

dich dann hochgearbeitet. Vor einiger Zeit<br />

kam von dir eine digitale Klangbücherei für<br />

Schlagzeuger auf den Markt, EPIK DRUMS ...<br />

Ja, diese Art von Bücherei oder Archiv hat mich nie<br />

losgelassen! Ich habe auch für George Harrison kurz<br />

vor seinem Tod sein Tape-Archiv gesichtet und sortiert.<br />

Jetzt musst du wieder über ZIGGY STAR-<br />

DUST erzählen ...<br />

Was mir aber nichts ausmacht! Ich wünschte nur, ich<br />

könnte mich an mehr erinnern!<br />

Es war nicht deine erste Arbeit mit David Bowie,<br />

du warst als Toningenieur schon 1969 bei<br />

"Man Of Words" dabei ...<br />

Richtig, der Dienstplan der Tonkutscher im Trident<br />

Studio hatte mich dafür eingeteilt. Später, als Tony<br />

Visconti THE MAN WHO SOLD THE WORLD produzierte,<br />

war ich erneut als Engineer dabei. Ich erlebte<br />

David als netten Burschen, der ein gewisses Maß an<br />

Talent erkennen ließ, den ich aber nicht als kommenden<br />

Superstar sah. Einige Zeit später kam David<br />

wieder ins Studio,<br />

um<br />

einen Freund zu<br />

produzieren. Bei der<br />

Gelegenheit erzählte<br />

ich ihm, dass auch<br />

ich mich mehr aufs<br />

Produzieren verlegen<br />

wollte. Er meinte, er<br />

Fo<strong>to</strong>: © Promoteam Schmitt & Rauch<br />

Der Engländer<br />

Ken Scott lebt und arbeitet<br />

seit langem in Los Angeles.<br />

habe ein<br />

neues<br />

es<br />

Management und gerade einen Deal bei RCA<br />

unterschrieben<br />

– und fragte, ob ich nicht sein nächstes<br />

Album co-produzieren wolle.<br />

Wie liefen die Aufnahmen für HUNKY DORY<br />

und ZIGGY STARDUST?<br />

Von einem Teil der Songs hatte er grobe Demos, andere<br />

hat er während der Aufnahmen mit der Band<br />

erarbeitet. Und dabei wurde mir sein Potenzial klar, da<br />

nicht mehr Tony Visconti die alleinige Kontrolle ausübte,<br />

sondern David das Sagen hatte! Er ist kein Fan<br />

des Studios, langweilt sich schnell – darum wusste die<br />

Band, dass die Songs nach drei Takes im Kasten sein<br />

mussten! Alle arbeiteten unglaublich konzentriert,<br />

und in zwei Wochen war alles fertig. Mick Ronson<br />

spielte eine wichtige Rolle. Er war nicht nur ein <strong>to</strong>ller<br />

Gitarrist, er schrieb auch die Orchesterarrangements.<br />

Das Abmischen hat David mir dann überlassen – damals<br />

mussten die Künstler zwei Alben pro Jahr abliefern<br />

und <strong>to</strong>uren. Da war die Zeit des Mixens die<br />

einzige Gelegenheit zu einem kurzen Urlaub.<br />

"Starman" wurde erst nach den regulären<br />

Sessions aufgenommen?<br />

Ja, denn die Plattenfirma sah keine Single auf dem<br />

Album, also musste David nochmals ran, wir gingen<br />

erneut ins Studio. Dafür flog dann “Round And<br />

Round” aus dem Tracklisting.


Fo<strong>to</strong>: © Bubi Heilemann/Rockfo<strong>to</strong>.de<br />

ELECTRIC WARRIOR – wie neu geboren<br />

Natürlich lässt sich darüber streiten, wer den Glam-Rock – auch als Gegenbewegung<br />

zu Art- oder Progressive Rock, aber ebenso zum Psychedelic Rock – einst<br />

ins Rollen brachte. Gary Glitter, T. Rex, David Bowie, Slade oder Sweet?<br />

Bei Diskussionen von drei selbst ernannten Glam-Experten dürften wohl<br />

vier Meinungen herauskommen. Unbestritten ist allerdings, dass ELECTRIC<br />

WARRIOR zu den bahnbrechenden Alben des Genres gehört. Also die LP,<br />

die Marc Bolan mit seiner Band T. Rex im September 1971 veröffentlichte<br />

– und die jetzt in verschiedenen Formaten (Deluxe, Super<br />

Deluxe, Special Vinyl, digital) mit einiger Verspätung zum 40-jährigen<br />

Jubiläum neu aufgelegt worden ist.<br />

Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />

Zu erahnen waren Talent und Charisma des<br />

am 30.9.1947 in London geborenen Mark<br />

Feld (Bolans bürgerlicher Name) schon, als<br />

er mit seinem Kumpel Steve Peregrine Took ab April<br />

1968 als Tyrannosaurus Rex in den Abbey Road<br />

Studios aufnahm. Das bestätigt auch der legendäre<br />

Produzent Ken Scott, der damals als Toningenieur<br />

einige der frühen Bolan-Sessions betreute. Dass<br />

der spätere Superstar jedoch derart durch die Decke<br />

gehen würde, sei allerdings noch nicht abzusehen<br />

gewesen und habe ihn durchaus überrascht, räumte<br />

Scott knapp 45 <strong>Jahre</strong> später im <strong>GoodTimes</strong>-Interview<br />

ein. „Als ich mit ihnen arbeitete, spielten sie ja<br />

noch als akustisches Duo."<br />

Vier Alben hatten Tyrannosaurus Rex zwischen Juni<br />

1968 und März 1970 veröffentlicht, ehe Bolan die zweiköpfige<br />

Band (Mickey Finn hatte Took im Sommer 1969<br />

ersetzt) in T. Rex umbenannte und im Ok<strong>to</strong>ber 1970 die<br />

Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Debütsingle "Ride A White Swan" (UK #2) unter<br />

dem neuen Bandnamen präsentierte. Im Dezember<br />

folgte das von den Plattenkäufern bereits beachtete<br />

Album T. REX, das es immerhin auf Platz 13 der britischen<br />

Charts schaffte. Der Urknall folgte allerdings<br />

ein Vierteljahr später, als die frisch eingespielte und<br />

auf keiner LP platzierte Single "Hot Love" explodierte<br />

und an die Spitze der britischen Hitparade<br />

schoss, wo sie sich sechs Wochen lang hielt. Dies<br />

wiederholte "Get It On" wenige Monate später und<br />

kam in den USA auf Rang 10 (als "Bang A Gong",<br />

um Verwechslungen mit "Get It On" der Band Chase<br />

zu vermeiden). Es blieb der einzige Top-Ten-Erfolg<br />

von T. Rex in den USA, während "Jeepster" im November<br />

1971 im UK bis auf Rang 2 kletterte (und<br />

die Folge-LP THE SLIDER 1972 mit "Telegram Sam"<br />

und "Metal Guru" zwei weitere Chart-Topper lieferte).<br />

"Metal Guru" war die einzige deutsche #1<br />

für T. Rex, für die drei Singles aus dem ELECTRIC


WARRIORS-Dunstkreis war bei Hitparadenplatz 3<br />

Ende der Fahnenstange.<br />

Produzent Tony Visconti betreute die zum Quartett<br />

erweiterte Band bei den Aufnahmen, nachdem<br />

Bolan Schlagzeuger Bill Legend und Bassist Steve<br />

Currie zum Congas spielenden Finn dazugeholt und<br />

den Gruppenklang „ent-folkt", dafür aber „angerockt"<br />

hatte. Also der Mann, der fast zur gleichen<br />

Zeit mit David Bowie gearbeitet hatte. Visconti später:<br />

„Den Begriff Glam-Rock hat die Musikpresse<br />

erfunden, um zu beschreiben, was einige Musiker<br />

und Produzenten damals bereits kreiert hatten.<br />

Musikalisch war es eine verrückte Zeit, in der es<br />

plötzlich auch dazu gehörte, sich klamottenmäßig<br />

Knackiger, elektrifizierter Sound war jetzt angesagt,<br />

und Visconti half Bolan, seine Ideen umzusetzen.<br />

Dank des ersten Megahits stand ein entsprechendes<br />

Budget für die Arbeit in diversen Studios zur Verfügung.<br />

Die Truppe konnte es sich leisten, Streicher<br />

und Bläser zu integrieren: Ian MacDonald (sax), Burt<br />

Collins (Flügelhorn auf "Girl"), die Turtles Howard<br />

Kaylan und Mark Volman als Chorsänger sowie Rick<br />

Wakeman, der Tastentöne zu "Get It On" beisteuerte.<br />

Das wirkt wegen Bolans Gitarrenspiel anfangs<br />

fast wie eine Chuck-Berry-Nummer in Zeitlupe und<br />

groovt durchgängig unwiderstehlich, während der<br />

meist fast dikta<strong>to</strong>risch-dominante Frontmann dazu<br />

verführerisch singt (oder den nicht unbedingt auf<br />

eine gehaltvolle Aussage angelegten Text wispert).<br />

„Ich lebe meine Fantasie aus, ich bin der '<br />

Cosmic<br />

Dancer', der auf ELECTRIC WARRIOR seinen Weg<br />

aus dem Mutterleib bis zum Grab tanzt", sagte<br />

Bolan anlässlich der LP-Veröffentlichung in einem<br />

Interview dem englischen Musikmagazin „Record<br />

ausge efa<br />

fallen herzurich-<br />

rich<br />

ten und Make-Up zu tragen – das<br />

war für einige Künstler eine zusätzliche Form, sich<br />

auszudrücken. David Bowie und Marc Bolan waren<br />

diejenigen, die diese Musik zusammen mit dem<br />

Dresscode erfanden". Die Bezeichnung „Glitter" als<br />

Synonym für „Glam" soll daher stammen, dass Chelita<br />

Secunda (Frau des Band-Managers Tony Secunda)<br />

Bolan vor einem BBC-TV-Auftritt im Frühjahr<br />

1971 Glitzersternchen ins Gesicht streute. Was dann<br />

umgehend Kollegen wie Bowie, Sweet, Slade und<br />

auch Roxy <strong>Music</strong> übernahmen.<br />

Mirror". Und weiter: „Ich bin schon immer ein Zappelphilipp<br />

gewesen, und mir macht es nichts aus, in<br />

Sendungen wie Top Of The Pops' vor sechs Millionen<br />

Zuschauern herumzuhüpfen, weil das vielleicht<br />

'<br />

nicht cool ist!" Damit setzte er sich gegen Vorwürfe<br />

zur Wehr, die ihm aus Reihen der selbst ernannten<br />

seriösen Musikpresse Mangel an tiefschürfenden,<br />

weltverbesserischen Texten und musikalischem<br />

Tiefgang attestierten. „Ich nehme meine Musik sehr<br />

ernst, aber alles andere drum herum sehe ich eher<br />

locker. Ich habe mich 1970 entschlossen, visuell aus<br />

der Reihe tanzen und Science-fiction-Texte schreiben<br />

zu können, solange ich mir und der Musik gegenüber<br />

ehrlich bin und den Leuten damit Freude<br />

bereite. Ich bin einfach ein Rock'n'Roll-Poet, der ein<br />

wenig aus dem üblichen Rahmen fällt!"<br />

Bolan damals: „ELECTRIC WARRIOR mag vielen<br />

Leuten, en, vor allem Kritikern, an der Oberfläche allzu<br />

simpel vorkommen, aber ich habe alle möglichen<br />

kleinen Finessen eingebaut, in die man sich vertie-<br />

fen kann", sagte Bolan und nannte als Such- und<br />

Hörbeispiel ie<br />

„rückwärts gespielte Gitarren oder die<br />

Barockstreicher". reic<br />

Das Album entstand unter einem<br />

enormen Zeitdruck – in einer Zeit, als es üblich war,<br />

zwei LPs<br />

pro Jahr auf den Markt zu werfen und<br />

gleichzeitig itigig<br />

unablässig zu <strong>to</strong>uren. Darum wurde das<br />

Album auch<br />

nicht in einem Rutsch aufgenommen.<br />

1971 war die Band viel in den USA unterwegs,<br />

um dort Tritt zu fassen (was letztlich nicht<br />

klappte), und bei den Zwischens<strong>to</strong>pps<br />

in der Heimat eilten Bolan und seine<br />

Mitstreiter immer wieder ins Studio, um<br />

neue<br />

Ideen in Songs zu packen. „Bei allem<br />

Stress war es die entspannteste Platte, die ich<br />

bislang gemacht habe, denn ursprünglich wollte ich<br />

nur Rohfassungen festhalten, um unseren Sound<br />

zu entwickeln – und am Ende entschieden wir uns,<br />

diese Versionen beizubehalten, denn sie fühlten<br />

sich einfach gut an", blickte der Protagonist auf die<br />

Entstehung des Albums zurück.<br />

Tony Visconti produzierte nicht nur, sondern steuerte<br />

kreative Ideen bei und schrieb die Streicherarrangements,<br />

die Bolans Gitarre immer wieder<br />

förmlich umschmeicheln. Auch für die Jubiläumsedition<br />

wurde der Altmeister nochmals aktiv. Er hat<br />

die Originalfassung des Albums neu gemastert und<br />

so klanglich aufgepeppt. Quasi als Alternativversion<br />

zum Original bietet die zweite CD der Deluxe Edition<br />

bislang unveröffentlichte Demos und Outtakes;<br />

zuvor spricht Bolan ein Gedicht, das denselben Titel<br />

wie das Album trägt und ursprünglich Promotionzwecken<br />

diente, vor allem für den Einsatz im US-<br />

Radio. Dass kurz vor Abschluss der Arbeit am Reissue<br />

ein lange <strong>Jahre</strong> verschwundenes Instrumental<br />

aus den "Hot Love"-Sessions aufgetaucht ist, dürfte<br />

die Verantwortlichen nicht gestört haben ...<br />

Ebenso wenig, dass eine noch ungehörte T. Rex-<br />

Cover-Version von Carl Perkins' Rockabilly-Nummer<br />

"Honey Don't" zur Verfügung stand. Auch wenn es<br />

schwierig war, entsprechendes, bislang nicht verwendetes<br />

Material für die Bonus-DVD zu finden,<br />

hier ist es: Neben dem bereits erhältlichen Mitwirken<br />

von El<strong>to</strong>n John bei "Get It On" („Top Of The<br />

Pops" vom 20.12.1971) sind jetzt zwei unveröffentlichte<br />

Blue-Screen-Versionen von "Jeepster" und<br />

"Life's A Gas" vom Gastspiel im Bremer „Beat-Club"<br />

zu sehen. Womit die Hardcore-Bolan-Fans quasi<br />

unter Kaufzwang gesetzt sind, denn damit wird die<br />

„30th Anniversary Special Edition" (Universal) mit<br />

ihren acht „Work in progress"-Bonus-Tracks eindeutig<br />

übertroffen. Im Vergleich zur Wiederveröffentlichung<br />

auf dem Importlabel Megaphon (2003)<br />

fehlt allerdings das dort zu findende „Electric Warrior<br />

Interview" mit Bolan.<br />

„Marc Bolan war ein Genie und ein nationaler<br />

Schatz, der mehr Anerkennung verdient gehabt hätte.<br />

Man sollte ihm zumindest posthum einen Brit<br />

Award verleihen!" – meint nicht nur Tony Visconti.<br />

Und warum viele Punk-Wegbereiter – wie zum Beispiel<br />

die Ramones – T. Rex zu ihren Einflüssen zählen,<br />

wird beim erneuten Hören von ELECTRIC WAR-<br />

RIOR auch hörbar. Natürlich ist eine Nummer wie<br />

"Rip Off" für eine Punkaufnahme zu poliert, aber<br />

die bei Bolan eher ungewohnt aggressive Art und<br />

Weise zu singen, hat viele spätere Musikrebellen angesprochen.<br />

Wie auch sein oft unterschätztes Riffbe<strong>to</strong>ntes<br />

Gitarrenspiel.<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © Bubi Heilemann/Rockfo<strong>to</strong>.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 25


DIE MITMACHER<br />

Aus dem Schatten<br />

auf die Platten<br />

Von Rüdiger Bloemeke<br />

Für Jazzfans ist es seit den <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong>n<br />

selbstverständlich: Sie können auf Plattenhüllen<br />

nachlesen, wer etwa einem<br />

Louis Armstrong oder Ben Webster<br />

im Studio assistiert hat. In der<br />

Popmusik<br />

hingegen schien die<br />

Leistung der "<br />

Sidemen" dage-<br />

gen nicht viel wert zu sein:<br />

Bis in die 60er <strong>Jahre</strong> blieb ihnen<br />

die Erwähnung auf den Covers<br />

verwehrt. Es musste erst eine<br />

neue Generation von Stars ins<br />

Rampenlicht treten, die auch<br />

die <strong>to</strong>tgeschwiegenen Mitmusiker<br />

würdigte.<br />

Schallplattenaufnahmen<br />

sind<br />

immer ein Gemeinschaftswerk:<br />

Produzent, Arrangeur,<br />

Toningenieur, Techniker<br />

und natürlich viele Musiker<br />

stehen dem<br />

Hauptakteur zur<br />

Seite. „With Instrumental<br />

Accompaniment" konnte<br />

man bestenfalls erfahren, wenn man in<br />

den Rock’n’Roll-<strong>Jahre</strong>n wissen wollte,<br />

wem denn der Sound hinter Jerry Lee<br />

Lewis, Fats Domino oder Ricky Nelson<br />

zu verdanken war. Und was bei Elvis<br />

Presley vielversprechend auf den Labels<br />

der Sun-Singles mit dem Hinweis auf<br />

„Scotty (Moore) and Bill (Black)" anfing, blieb die<br />

Ausnahme. Schon 1956 war es auch damit vorbei:<br />

Presleys RCA-LPs nannten nur noch den King<br />

selbst und den Chor der Jordanaires. Gitarre, Bass,<br />

Klavier, Schlagzeug? Fehlanzeige. Die Spitzenmusiker,<br />

die eine revolutionäre Bewegung vorangetrieben<br />

hatten, waren den Plattenfirmen keine Erwähnung<br />

wert. Dagegen räumte RCA bei Presleys<br />

Filmplatten dem jeweiligen Cast – inklusive Regisseur,<br />

Drehbuchschreiber und Produzent – jede<br />

Menge Platz ein.<br />

Die Musiker blieben eine anonyme Manövriermasse,<br />

da halfen auch die US-Gewerkschaften<br />

nicht, die sonst unbedeutendste Kleinigkeiten<br />

in den Studios regelten. Für die Öffentlichkeit<br />

blieben damals die Session Men namenlos – seit<br />

2000 sind sie sogar als eigene Kategorie in die<br />

Rock’n’Roll Hall Of Fame eingezogen. Anonym<br />

blieben damals u.a. die Mitglieder der Wrecking<br />

Crew, zu der so renommierte Instrumentalisten wie<br />

Glen Campbell, Barney Kessel, James Bur<strong>to</strong>n, Steve<br />

Douglas, Jim Horn, Leon Russell,<br />

Dr.<br />

John, Larry Knechtel, Earl Palmer,<br />

Hal Blaine und Jack Nitzsche<br />

gehörten, genauso wie Booker T.<br />

&<br />

<strong>the</strong> M.G.’s. Die hochkarätige<br />

„Crew" operierte von Los Angeles<br />

aus und war später u.a. mitverantwortlich<br />

für Phil Spec<strong>to</strong>rs<br />

„Wall Of Sound". Die M.G.’s dagegen hatten ihre<br />

Basis im Stax Studio von Memphis, wo sie zum<br />

Beispiel Otis Redding zu Hits verhalfen. Auf Hüllen<br />

oder Labels des Soulsängers sucht man ihre Namen<br />

jedoch vergeblich.<br />

Auch Nashville verfügte mit dem A-<br />

Team über eine Gruppe eingespielter<br />

Spezialisten, die von Elvis bis<br />

zu Hank Snow jedem Solisten den gewünschten<br />

Background lieferten. Heute<br />

berühmte Namen dieses Teams: Hank Garland,<br />

Bob Moore, Buddy Harman,<br />

Floyd Cramer, Boots<br />

Randolph, Jerry Kennedy,<br />

Harold Bradley und Grady Martin.<br />

Es war schon ein Glücksfall,<br />

dass Garland und Bradley im<br />

Klappentext von Don Gibsons GIRLS,<br />

GUITARS, GIBSON erwähnt wurden.<br />

Die LP erschien 1961. Und in den 60er<br />

<strong>Jahre</strong>n deutete sich dann langsam ein<br />

Wandel an. Der ging allerdings nicht<br />

von den etablierten Stars aus, sondern<br />

kam von einer neuen Generation<br />

von Musikern, die sich erst<br />

noch in die vorderen Reihen vorarbeiten<br />

mussten.<br />

Gene Pitney und Phil Spec<strong>to</strong>r<br />

stellten für die <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes Berühm<strong>the</strong>iten dar, als die<br />

beiden Amerikaner von Manager/<br />

Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Produzent<br />

Andrew<br />

Loog Oldham zu den<br />

Aufnahmen der ers-<br />

ten<br />

S<strong>to</strong>nes-LP mit<br />

ins<br />

Studio gebracht<br />

wurden. S<strong>to</strong>lz verewigten<br />

sie die Gäste<br />

im<br />

Titel ”Now I’ve<br />

Got A Witness (Like<br />

Uncle Phil And Uncle<br />

Gene)" und nannten die beiden<br />

1964 auch noch auf ihrer LP THE<br />

ROLLING STONES: „Gene Pitney<br />

plays piano, and Phil Spec<strong>to</strong>r<br />

maracas on ’Little By Little’". Auf<br />

THE ROLLING STONES NO. 2<br />

gab es den Prominentenhinweis:<br />

„Jack Nitzsche plays piano on<br />

’Down Home Girl’ and Nitzschephone<br />

on ’Pain In My Heart’".<br />

1965 war auch Bob Dylan mit Studiomusikern ik angetreten,<br />

um HIGHWAY 61 REVISITED einzuspielen,<br />

und ließ deren Namen – von Michael Bloomfield<br />

über Al(an) Kooper<br />

bis zu Charley McCoy<br />

– neben den Songtiteln<br />

auflisten. Für die Assistenten<br />

brachen bessere<br />

Zeiten an.<br />

Popstars wie die<br />

Everly Bro<strong>the</strong>rs bekannten<br />

sich jetzt dazu,<br />

dass sie Hilfe von außen<br />

brauchten, um<br />

optimale Ergebnisse<br />

zu erzielen: Der Begleittext<br />

von BEAT<br />

& SOUL (1965) beschreibt<br />

die Session<br />

und nennt namentlich<br />

Jim Gordon und<br />

Billy Pres<strong>to</strong>n als Mitwirkende,<br />

ließ allerdings<br />

Glen Campbell, James Bur<strong>to</strong>n, Sonny Curtis,<br />

Larry Knechtel und Leon Russell unter den Tisch<br />

fallen. Und Barry McGuire holte im selben Jahr für<br />

sein Album EVE OF DESTRUCTION die Wrecking<br />

Crew aus dem Schatten der Anonymität<br />

auf die Platte: Hal Blaine, Larry<br />

Knechtel, P.F. Sloan, Tommy Tedesco,<br />

Steve Barri. Hal Blaine und Barney<br />

Kessel wurden vom Komponisten und<br />

Arrangeur Harold Battiste für LOOK<br />

AT US von Sonny & Cher verpflichtet<br />

– und auf dem Album verewigt.<br />

Für ihre LP IN CASE YOU’RE IN LOVE<br />

von 1967 bestellte der aus New Orleans<br />

stammende Battiste seinen Kollegen<br />

Mac Rebennack nach Los Angeles ein. Für Mac ein<br />

besonderer Glücksfall, denn als gebuchte Studiozeit<br />

übrigblieb, durfte er sie zur Aufnahme seiner<br />

ersten LP GRIS GRIS nutzen, die er als Dr. John<br />

veröffentlichte (ohne seine Mitmusiker zu nennen).<br />

Merkwürdig: Auch andere Sessionmusiker,<br />

die die Chance bekamen, sich selbst<br />

mit Platten zu profilieren, dachten nicht<br />

daran, den Kollegen gerecht zu werden.<br />

Auf LPs von Floyd Cramer oder Boots<br />

Randolph sucht man vergeblich<br />

deren Namen.<br />

Was jenseits des Atlantiks üblich war,<br />

geschah vergleichbar in Großbritannien.<br />

Auf der Beat-Insel hatte sich mit dem<br />

Aufkommen der neuen Musik eine kleine feine<br />

Gruppe von Virtuosen um den Gitarristen<br />

Big Jim Sullivan versammelt, die jederzeit für<br />

Aufnahmen im Studio abrufbar waren, wenn<br />

dilettierende Bandmitglieder den Ansprüchen<br />

der Plattenfirmen nicht genügten (und teure<br />

Studiozeit verplempert wurde). Sullivan<br />

hatte sich schon früh bei Marty Wilde,<br />

Adam Faith und Tommy Steele ele<br />

freige spielt und war als Alleskönner<br />

begehrt. Die berühmtesten<br />

Namen an seiner Seite: Jim-<br />

my<br />

Page (g), John McLaughlin<br />

(g), Alan Parker (g), Herbie<br />

Flowers (b), Bobby Graham (dr).<br />

Die<br />

Aufnahmesessions der Englän-<br />

der<br />

gingen in die Zigtausend. Mit<br />

Recht konnte Big Jim sagen: „Schließlich tun<br />

die Musiker hinter den Stars für deren Erfolg<br />

genauso viel wie die Stars selbst." 1966 gab<br />

es denn auch mal sichtbare Anerkennung für Big<br />

Jim Sullivan, Jimmy Page und Alan Parker: Sänger<br />

Crispian St. Peters ("You Were On My Mind") rückte<br />

die an FOLLOW ME mitwirkenden Studiomusiker<br />

ins rechte Licht. Und die Kinks widmeten im selben<br />

Jahr dem Pianisten Nicky Hopkins, auf den sie gern<br />

zurückgriffen, auf FACE TO FACE sogar den Song<br />

”Session Man". Eine Besonderheit<br />

bei den Beatles: Auf der Hülle ihrer<br />

Single ”Get Back" stellten sie Billy<br />

Pres<strong>to</strong>n groß heraus.<br />

In den USA wertete ab 1967<br />

auch die schwarze Musikgemeinde<br />

ihre Mitspieler auf. B.B.<br />

King zählte auf BLUES IS KING<br />

all seine Helfer auf. Percy Sledge<br />

wurde laut THE PERCY SLEDGE<br />

WAY von Spooner Oldham und Jimmy Johnson<br />

unterstützt. Seine Atlantic-Kollegin Aretha Franklin<br />

hatte im selben Jahr bei I<br />

NEVER LOVED A MAN THE<br />

WAY I LOVED YOU noch keinen<br />

Studiomusiker benannt.<br />

Auf ihrer zweiten LP ARETHA<br />

ARRIVES erfuhren die Fans<br />

dann, dass Asse wie Joe South,<br />

Jimmy Johnson, Spooner Oldham<br />

und King Curtis zu ihrer<br />

Unterstützung angereist wa-<br />

ren. King Curtis selbst bedankte<br />

sich 1969 bei Duane<br />

Allman für die Mitwirkung<br />

an INSTANT GROOVE. Und<br />

zum Ende des Jahrzehnts<br />

erfuhren auch zum ersten<br />

Mal die Fats-Domino-Fans,<br />

wer den rockigen Sound zu<br />

FATS IS BACK geliefert hatte.<br />

Zu den bekannten<br />

Mitgliedern der Wrecking<br />

Crew – Larry Knechtel, Hal Blaine und Earl Palmer<br />

(ein alter Bekannter aus New<br />

Orleans) – hatten sich jetzt<br />

King Curtis, Eric Gale und<br />

James Booker gesellt.<br />

Zu Beginn der 70er <strong>Jahre</strong><br />

begriff man auch in<br />

Nashville, dass das A-Team<br />

ein Recht auf Erwähnung<br />

hatte. War es den Labels<br />

bislang wichtiger gewesen,<br />

darauf hinzuweisen, welches Telefunken-Mikrofon<br />

man für welches Instrument verwendet hatte, verschaffte<br />

man jetzt bei<br />

Jerry Lee Lewis’ SHE<br />

EVEN WOKE ME UP<br />

den Studiomusikern<br />

(u. a. Jerry Kennedy,<br />

Bob Moore, Buddy<br />

Harman und Pig Robbins)<br />

Anerkennung.<br />

Der große Durchbruch<br />

setzte ein, als die Singer/Songwriter<br />

die<br />

große Bühne betraten.<br />

James Taylor machte<br />

1970 den Gitarristen<br />

Danny Kortchmar bekannt,<br />

und Carole King<br />

setzte 1971 auf Joni<br />

Mitchell, James Taylor,<br />

Russ Kunkel und<br />

Kortchmar als Unterstützung.<br />

Für viele der<br />

Akteure bedeutete das<br />

nicht nur Popularität<br />

und mehr Aufträge,<br />

sondern auch den Beginn<br />

einer Solokarriere.<br />

„Für uns Begleitmusiker<br />

begannen die goldenen<br />

Zeiten, als James Taylor<br />

und Carole King uns auf<br />

ihren LPs erwähnten",<br />

erzählte Kortchmar 2011 im US-Fernsehen. Ihm<br />

brachte es eine gute Zukunft als Plattenstar, Songwriter<br />

und Produzent.<br />

Crosby, Stills, Nash & Young, Joni Mitchell,<br />

Randy Newman, Bonnie Raitt, Gordon Lightfoot<br />

– sie alle standen Anfang der 70er für<br />

die längst überfällige Erkenntnis, dass sie<br />

ohne ihre Kollegen nie so weit gekommen<br />

wären. Aus Handlangern waren angesehene<br />

Künstler geworden. Die Musikindustrie<br />

hatte Jahrzehnte gebraucht, um dies<br />

als Selbstverständlichkeit zu etablieren.<br />

Das hielt nicht ewig: Mit MP3 und Streaming<br />

begann für die Sessionmusiker ein<br />

neues Schattendasein.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27


MATTHEW FISHER (Procol Harum)<br />

Der Dauerstreit ist inzwischen geklärt: Wem stehen Tantiemen am Orgel-<br />

Thema von "A Whiter Shade Of Pale" zu? Procol-Harum-Organist Mat<strong>the</strong>w<br />

Fisher gewann vor Gericht und gilt nun neben Gary Brooker als Mitau<strong>to</strong>r<br />

der Hymne. Schon davor galt Fishers Hammondkönnen als versiert: Wenn<br />

sein Nachfolger Chris Copping spielte, war weiterhin die Handschrift des<br />

Urmitgliedes hörbar. Seitdem gelangen Fisher bemerkenswerte Solo-Alben,<br />

die näher am Singer/Songwriter-Duktus eines Philip Goodhand-Tait<br />

oder Al Stewart liegen als am R&B-Drama eines Gary Brooker. Uli Twelker<br />

erwischte den Gelegenheitsmusiker, Produzenten und Programmierer im<br />

heimischen Croydon (Süd-London).<br />

Welche Verbindungen gibt es zur aktuellen Musikszene?<br />

Fisher: „Keine. Ich warte in Ruhe ab, was<br />

passiert, auch mit meinem Solo-Album A SALTY<br />

DOG RETURNS. Peter Purnell von Angel Air schlug<br />

mir eine Wiederveröffentlichung<br />

vor. Ich fragte ihn,<br />

ob überhaupt Interesse<br />

bestünde, was er bejahte.<br />

Das Album hat eine schräge<br />

Geschichte: Es erschien<br />

vor 20 <strong>Jahre</strong>n, und ich<br />

erhielt nie eine Reaktion<br />

– keine Ahnung, was<br />

verkauft wurde. Der Typ<br />

vom Label gab mir rund<br />

60 Pfund. Einen Deal hat-<br />

te<br />

ich schon seit <strong>Jahre</strong>n<br />

nicht mehr, ich spiele zum<br />

Spaß. Vor 25 <strong>Jahre</strong>n reifte<br />

meine Entscheidung, Musik<br />

nicht mehr für Geld zu<br />

betreiben. Wenn Leute es<br />

mögen, <strong>to</strong>ll, wenn nicht,<br />

ist das auch okay."<br />

Fisher weiter: „Ein großer<br />

Favorit war Graham Bond<br />

Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

– er kombinierte als erster die Hammond mit rotierenden Leslie-Boxen. Ich<br />

hatte zwar früh Klavierstunden und später ein halbes Jahr klassischen Orgelunterricht,<br />

doch die Hammond eignete ich mir durch Hören an – meist über<br />

Amis wie Jimmy Smith und Booker T. Es ist ganz witzig: Kurz nach Vollendung<br />

des Procol-Albums PRODIGAL STRANGER waren wir nach New York zu einer<br />

Stax-Gala zur Veröffentlichung ihrer CD-Box eingeladen. Sie hatten Booker<br />

T. mit Steve Cropper und Duck Dunn auf der Bühne. Ich dachte ,Der spielt ja<br />

wie ich'. Dann wurde mir klar: ,Nee, ich höre mich an wie er!' Bis ich Booker<br />

erlebte, war mir gar nicht klar, wie viel ich von ihm übernahm, meinem Stil einverleibte.<br />

Natürlich liebe ich Jimmy Smith, könnte aber nie so spielen. Booker<br />

T. hörte ich mir an und dachte ,Das kann ich auch'. Er ist großartig." Das ist<br />

Fisher ebenfalls, sonst hätte er kaum <strong>to</strong>lle Angebote bekommen: „Mike Ober,<br />

ein Amerikaner, interessierte sich für britischen Rock, z.B. die Downliners Sect,<br />

und lernte so auch die Inmates kennen. Er stand auf Zusammenarbeit mit anderen<br />

Bands." Ober brachte die Inmates mit Phil May<br />

und Dick Taylor zusammen. Resultat: THE PRETTY<br />

THINGS'N'MATES. Fisher: „Ich bekam einen Anruf,<br />

ob ich das machen könnte. Klar ging das – und wir<br />

waren nur einen Tag im Studio!"<br />

Procol Harum 1969 v.l.:<br />

Dave Knights, Gary Brooker,<br />

Keith Reid (sitzend), B.J. Wilson,<br />

Mat<strong>the</strong>w Fisher & Robin Trower<br />

Mat<strong>the</strong>w Fisher hatte Procol Harum 1969 nach dem<br />

dritten Album A SALTY DOG verlassen, für dessen Produktion<br />

er nie bezahlt wurde. Sofort war die Rede von<br />

einer Solo-LP, aber erst 1973 folgte JOURNEY'S END:<br />

„Vorher war ich noch nicht so weit. Ich unterschätzte<br />

die Probleme – etwa mit meinen Texten, mochte die<br />

von anderen aber auch nicht. Die Plattenfirma war<br />

unglücklich, da ließen wir es. Heute sind die Bänder<br />

wohl in keinem guten Zustand, und ich besitze gar<br />

kein Spulen-Bandgerät." Mittlerweile machte Fisher<br />

weiter Erfahrungen als Produzent, „da gab's einiges<br />

für Chrysalis, etwa Tir Na Nog und das Solowerk vom<br />

Ten-Years-After-Orgler Chick Churchill. Dann kam<br />

Robin Trower zu mir. Wir machten die ersten drei LPs.<br />

Ihm fiel wohl kein anderer Produzent ein. Viel Anteil<br />

an seinem Erfolg beanspruche ich nicht. Er ging durch<br />

eine unglaublich kreative Phase."


© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Fisher ist bewusst, dass viele Leute JOURNEY'S END<br />

mögen, aber: „Für mich ist es ein weißer Fleck. Es<br />

mögen gute Sachen drauf sein, aber ich höre sie<br />

nicht." Beatles-Toningenieur Geoff Emerick betreute<br />

das Album: „Mir gefiel diese Verbindung. Der Bruder<br />

unseres Drummers Geoff Swettenham (Ex-Grapefruit)<br />

arbeitete in den Air Studios und kannte ihn."<br />

Neben vielen äs<strong>the</strong>tisch schön klingenden Songs<br />

gibt es im Titelstück sowie in "Going For A Song"<br />

Hinweise auf die Kontroverse um "A Whiter Shade<br />

Of Pale". Fisher: „Einen Probelauf hatte ich hinter<br />

mir – bei Essex <strong>Music</strong> zeigte man mir die Notenausgabe:<br />

,<strong>Music</strong> by Gary Brooker'. Ich wunderte mich:<br />

,Mensch, die ersten acht Takte sind doch mein Orgelsolo!'.<br />

Zunächst sprach ich mit dem Texter Keith<br />

Reid. Der rief Minuten später Gary Brooker an, so<br />

war der geimpft: ,Vergiss es', so war danach stets<br />

seine Einstellung."<br />

Wie oft musste sich Fisher fragen lassen, warum er<br />

nicht schon 40 <strong>Jahre</strong> früher geklagt hatte? „Ich weiß<br />

nicht, ob ich damals Erfolg gehabt hätte. Der Grund,<br />

warum es diesmal klappte, ist das Conditional Fee<br />

Agreement, eine bedingte Honorarvereinbarung.<br />

In England kannst du keine Deals machen wie in<br />

den USA: ,Wir klagen und einigen uns fifty-fifty',<br />

das läuft hier nicht. Ich hätte auf Prozesskostenhilfe<br />

bauen müssen. Wenn sie<br />

die<br />

aus Spargründen streichen, verklagt dich die Gegenseite,<br />

und du hast keinen Anwalt mehr. Das kann ganz schnell mal den Bankrott<br />

bedeuten. Bei bedingter Honorarvereinbarung kann aber keine Seite aussteigen.<br />

So kam ich nicht nur bis zum Obersten Gerichtshof, sondern bis ins House Of<br />

Lords. In den 60ern wäre ich kaum so weit gelangt – und wenn, hätte ich das<br />

Geld nicht lange behalten: Ex-Manager, Ex-<br />

Ehefrauen ... Als ich diesmal klagte, hatte ich<br />

nichts zu verlieren, besaß weder ein Haus<br />

noch sonst was, so <strong>to</strong>ll kann ich mit Geld<br />

umgehen ... 40 <strong>Jahre</strong>? In den USA hätte ich<br />

keine 40 Minuten gebraucht, einen Anwalt<br />

zu<br />

finden, aber im UK läuft das nicht so."<br />

An Fishers vier Solo-Alben der 70er/80er<br />

<strong>Jahre</strong> hat der Zahn der Zeit wenig genagt,<br />

erfolgreich waren sie dennoch kaum:<br />

„Kommerziell bin ich nie gewesen. Leute,<br />

die meine LPs mögen, lieben sie, aber<br />

die sind dünn gesät. Als wir MATTHEW<br />

FISHER (1979) und STRANGE DAYS<br />

(1981) für Phonogram machten, hatten<br />

sie Leute wie David Essex unter Vertrag,<br />

ein <strong>to</strong>taler Kontrast zu mir. Vielleicht<br />

wäre ich bei Elektra besser aufgehoben<br />

gewesen. Egal, ich war nie auf Er-<br />

1967 im TV-Studio:<br />

Fisher Mitte, folg gepolt, wollte kein Star sein, sondern<br />

Songs schreiben. Mein Favorit ist<br />

Brooker rechts<br />

STRANGE DAYS, speziell 'She Makes Me Feel' und 'Can't S<strong>to</strong>p Loving You Now'.<br />

Mit deren Chorsängerinnen Clare Torry und Stephanie De Sykes traf ich mich<br />

vor zwei <strong>Jahre</strong>n anlässlich des Prozesses. Clare sang für Pink Floyd ('The Great<br />

Gig In The Sky'), und wir hatten denselben Anwalt. Steve Stroud (damals bei<br />

den Hollies) und Dave Nevin sangen die Beach-Boys-Harmonien bei 'Take Me<br />

For A Ride'. Chris White, der Co-Produzent, schleppte sie an. Das Album klingt<br />

für mich gar nicht so Synth-lastig, aber bei den<br />

Songs hörte ich einfach keine Hammond. Wenn<br />

ich heute spiele, ist sie wieder mein Lieblingsinstrument.<br />

Ich schreibe weiterhin einiges an<br />

Computerprogrammen, aber da ist es wie bei der<br />

Musik – es geschieht aus reinem Spaß. Wenn<br />

ich viel Geld verdienen wollte, könnte ich sicher<br />

einen Top-Job haben, aber mir fehlen Ambition<br />

und Aggressivität. Doch wenn ich wüsste, dass<br />

die Leute auf ein Solo-Album von mir warten,<br />

könnte ich meine Einstellung ändern."<br />

Fisher im Prozessdress 2006<br />

Paul & Linda<br />

McCartney<br />

Jetzt in neuer Soundqualität!<br />

RAM<br />

AB JETZT!<br />

Das Album von 1971 wurde in den Abbey Road Studios neu gemastert und zudem mit<br />

exklusivem, zum Teil unveröffentlichtem Material erweitert.<br />

RAM als 2012 Remaster ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich:<br />

Deluxe Edition<br />

CD 1: das originale Album neu gemastert<br />

CD 2: Rare Bonustracks<br />

Limitierte Super Deluxe Edition<br />

CD 1: das originale Album neu gemastert<br />

CD 2: Rare Bonustracks<br />

CD 3: das neu gemasterte Album in der Mono-Version<br />

CD 4: Thrilling<strong>to</strong>n, die 1977 erschienene instrumentale Version von RAM neu gemastert<br />

DVD: mit bisher unveröffentlichten und exklusiven Bildern, wie z. B. der brandneuen Doku<br />

„Ramming”, gesprochen von Paul, und den Originalvideos zu „Heart Of The Country” und „3 Legs”.<br />

Auch als limitierte 1-LP in der Mono-Version, Doppel-LP und Download<br />

www.universal-music.de<br />

AB JETZT!<br />

EARLY TAKES Volume 1 ist der ideale Begleiter zu Martin Scorseses großartiger<br />

Dokumentation über George Harrisons Leben - “Living in <strong>the</strong> Material World”.<br />

Auf dem Album sind eine ganze Reihe rarer Aufnahmen von George Harrison,<br />

z. B. ältere Versionen von “I’d Have You Anytime” und “Awaiting On You<br />

All”, sowie bisher unbekannte Demos von “Behind That Locked Door”,<br />

“All Things Must Pass”, “Run of <strong>the</strong> Mill” und “My Sweet Lord”. Außerdem<br />

noch Demos von “The Light That Has Lighted <strong>the</strong> World”, “Let It Be Me”,<br />

“Mama You’ve Been on My Mind” von Bob Dylan und eine frühe Aufnahme<br />

von “Woman Don’t You Cry For Me”.<br />

Erhältlich als CD, LP und Download<br />

www.universal-music.de


! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

DR. JOHN<br />

LOCKED DOWN<br />

Fo<strong>to</strong>: © Warner/Michael Wilson<br />

ge Mist gemacht”, sagt er im <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Interview auf Seite 22 dieser Ausgabe),<br />

hatte er sich zuletzt wieder ganz ordentlich<br />

aufgerappelt. So zählt etwa sein von<br />

der Hurrikan-Katastrophe in New Orleans<br />

geprägtes 2008er Werk THE CITY THAT<br />

CARE FORGOT zu seinen stärkeren, auch<br />

dank einiger Gäste wie Eric Clap<strong>to</strong>n oder<br />

Ani DiFranco. Kollaborationen haben Dr.<br />

Johns Musik ohnehin immer wieder erfrischend<br />

gutgetan – nicht erst auf LOCKED<br />

DOWN. So führte etwa die Zusammenarbeit<br />

mit der New-Orleans-Funk-Band The<br />

Meters und dem Arrangeur Allen Toussaint<br />

dazu, dass er 1973 mit IN THE RIGHT<br />

PLACE nach ein paar schwächeren Vor-<br />

Über Dr. Johns neues Album LOCKED<br />

DOWN geht regelrecht ein Regen an Lobeshymnen<br />

nieder. In der US-Ausgabe des<br />

„<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>ne” heißt es, es sei „sein bestes<br />

Album seit vier Jahrzehnten”. In der<br />

„Süddeutschen Zeitung” stand über den<br />

jüngsten Wurf des 71-Jährigen: „Ein Alterswerk,<br />

das fast besser ist als die größten<br />

Erfolge – wann hat es das eigentlich zuletzt<br />

gegeben?” Die meisten Kritiker rechnen<br />

die neue Qualität in erster<br />

Linie der Zusammenarbeit<br />

mit dem fast 40 <strong>Jahre</strong><br />

jüngeren Dan Auerbach<br />

zu, Gitarrist und Sänger<br />

der Blues-Rockband<br />

The Black Keys, der das<br />

Album produzierte, Ko-<br />

Au<strong>to</strong>r einiger Songs war<br />

und noch dazu in die Gitarrensaiten<br />

griff. Zugegeben:<br />

LOCKED DOWN ist<br />

im rund 30 LP-Werke umfassenden<br />

Katalog von Dr.<br />

John alias Malcolm John<br />

„Mac” Rebennack wirklich ein herausstechendes<br />

Album. Einiges muss jedoch relativiert<br />

werden: Erstens, sooo schlecht waren<br />

seine letzten Alben nun auch wieder nicht;<br />

nach Durchhängern, vor allem in den 80er<br />

und 90er <strong>Jahre</strong>n („da habe ich eine Mengängern<br />

wieder an sein Knallerdebüt GRIS<br />

GRIS anknüpfen konnte und er eines seiner<br />

bis heute groovigsten wie überzeugendsten<br />

Alben vorlegte. Das Zusammentreffen mit<br />

dem Jungspund Dan Auerbach unlängst<br />

sorgte aber nun zugegebenermaßen<br />

dafür, dass sich der alte Voodoo-Hohepriester<br />

auf LOCKED<br />

DOWN so ungehobelt rockend<br />

wie schon lange nicht mehr –<br />

und fast völlig jazzfrei – gibt. So<br />

greift er kein einziges Mal in die<br />

Tasten seines Klaviers, welches<br />

in den vergangenen Jahrzehnten<br />

doch zu einem seiner Markenzeichen<br />

geworden war. Produzent<br />

Auerbach hielt ihn dazu an,<br />

nur elektrisch verstärkte Keyboards wie<br />

die Farfisa-Orgel und das Fender-Rhodes-<br />

Piano anzurühren. Neben Auerbach gibt<br />

es noch einen zweiten Musiker, der dafür<br />

sorgte, dass die Songs so kraftvoll wie selten<br />

zuvor klingen: der Münchner Schlagzeuger<br />

Max Weissenfeldt. Schon gleich im<br />

Opener “Locked Down”, das Auerbach mit<br />

einem kurzen wie hinreißenden Slidegitarrensolo<br />

krönt, legt der deutsche Drummer<br />

einen Teppich vertrackter Powerbeats.<br />

Besonders sticht seine Könnerschaft aber<br />

mit dem gewaltig rumpelnden, gleichwohl<br />

akzentuierten Schlagzeugspiel in “Ice<br />

Age” hervor, das einen ziemlich kniffligen<br />

Afro-Beat zur Grundlage hat. Auch Songs<br />

wie “Revolution”, “Big Shot”, “Getaway”<br />

und “You Lie” kommen mit ungeheuer<br />

wuchtigen E-Gitarren und Drums daher.<br />

Gelegentlich fühlt<br />

man sich durch die<br />

bluesigen Rumpelsounds<br />

und die raue,<br />

röhrende Stimme<br />

an Captain Beefheart,<br />

mitunter an<br />

Tom Waits erinnert.<br />

In den verspukten,<br />

psychedelischen<br />

Songs “Eleggua”<br />

und “Kingdom Of<br />

Izzness” – von den zauberhaften Stimmen<br />

der McCray Sisters geschmückt – lässt Dr.<br />

John hingegen mal wieder den spinnerten<br />

Voodoo-Hohepriester aus “Night Tripper”-<br />

Zeiten raus (er ist praktizierender Anhänger<br />

des Voodoo, der seit 1970 vom Staat<br />

Louisiana offiziell als Kirche anerkannt<br />

ist). Eigentlich besitzt das Album mit dem<br />

souligen “My Children, My Angels”, das<br />

der Dok<strong>to</strong>r mit einem wunderschön gefühlvollen<br />

Fender-Rhodes-Solo würzt, nur eine<br />

einzige ruhige Nummer – eine kleine, feine<br />

Ode an seine Nachkommenschaft.<br />

(Nonesuch/Warner, 2012, 10/42:33) frs<br />

DVD<br />

JOE JACKSON<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

BOX<br />

UFO<br />

THE CHRYSALIS YEARS<br />

(1980–1986)<br />

„I’ve never seen so many drunken Germans<br />

in my life!” Er habe noch nie in seinem<br />

Leben so viele betrunkene Deutsche<br />

gesehen, sagt Joe Jackson. Spricht’s – und<br />

hebt demonstrativ, wie zum Toast, einen<br />

mit einer klaren Flüssigkeit<br />

gefüllten Plastikbecher in die<br />

Höhe. Dann schüttet er den Inhalt<br />

(Wasser?) in seine Kehle.<br />

Nein, Joe Jackson scheint noch<br />

nie das Münchner Ok<strong>to</strong>berfest<br />

besucht zu haben. Aber in den<br />

späten Stunden vom 16. zum<br />

17. April 1983 trat er in der vom<br />

WDR europaweit ausgestrahlten<br />

12. „Rockpalast”-Nacht in der<br />

mit <strong>to</strong>bendem Publikum gefüllten Essener<br />

Grugahalle auf, nach den Dexy’s Midnight<br />

Runners und vor King Sunny Ade. Jackson,<br />

der gerade sein Meisterwerk NIGHT AND<br />

DAY und den Single-Hit “Steppin’ Out”<br />

draußen hatte, war damals auf der Höhe<br />

seiner Kunst. Kaum etwas erinnerte noch an<br />

den schnittigen Pub-Rock seiner ersten drei<br />

Alben. Von seiner ursprünglichen Band war<br />

nur noch Bassist Graham Maby übrig; statt<br />

eines Gitarristen hatte er, um den Wave-Jazz<br />

und die Latino-Rhythmen von NIGHT AND<br />

DAY auch live auf die Bühne zu bringen,<br />

nun zwei Keyboarder und die superbe New<br />

Yorker Perkussionistin Sue Hadjopoulos<br />

mit dabei. Die ebenso komplexen wie mitreißenden<br />

Songs des Albums (u.a. “Ano<strong>the</strong>r<br />

World”, “Steppin’ Out”, “A Slow Song”)<br />

setzt er mit der gut eingespielten Band grandios<br />

um, die älteren Pub-Rock-Nummern<br />

in überraschend frischen Neuarrangements,<br />

“Is She Really Going Out With Him” etwa<br />

in einer schmissigen A-cappella-<br />

Version. Wer den Auftritt gut<br />

in Erinnerung hat, den wird es<br />

freuen, dass er nun endlich auf<br />

DVD (und CD) erhältlich ist –<br />

zusammen mit zwei weiteren<br />

„Rockpalast”-Shows: Nur zwei<br />

Monate vorher, im Februar 1983,<br />

zeichnete der WDR ihn in der<br />

Hamburger Markthalle auf. Bild<br />

und Ton sind zwar nicht ganz<br />

so brillant wie beim Essener Auftritt, dafür<br />

gibt es zusätzlich drei Stücke, die Jackson<br />

in der „Rocknacht” aus Zeitgründen nicht<br />

spielen konnte: die wunderschöne Pianoballade<br />

“Real Men”, das satirische Salsa-Stück<br />

“Cancer” und das wave-jazzige “Cosmopolitan”<br />

vom Soundrack-Album MIKE’S<br />

MURDER. Ein weiteres Bonbon ist die Aufzeichnung<br />

vom 14. März 1980 aus dem Kölner<br />

WDR-Studio: Vor sitzendem Publikum<br />

brennt die damals vierköpfige Band (noch<br />

dabei: Gitarrist Gary Sanford) ihr Feuerwerk<br />

an schnellen Pub-Rock- und Mod-Punk-<br />

Nummern ab, darunter “On Your Radio”,<br />

“Sunday Papers” und “I’m The Man”.<br />

(MiG/Intergroove, 2 DVDs: 95 Min.,<br />

171 Min.) frs<br />

E b ill t<br />

Teil 2 der UFO-Wiederveröffentlichungsreihe<br />

in Form einer 5-CD-Jewelbox umfasst<br />

– der Untertitel bringt’s zum Ausdruck – die<br />

<strong>Jahre</strong> 1980 bis 1986, also die Zeit nach dem<br />

Abschied des gitarristischen Aushängeschilds<br />

Michael Schenker, der weder zum ersten noch<br />

zum letzten Mal die UFO-<br />

Lenker Phil Moog (voc) und<br />

Pete Way (b) ihrem Schicksal<br />

überließ. Doch die beiden<br />

Briten ließen sich nicht beeindrucken,<br />

sondern holten Paul<br />

Chapman für das von George<br />

Martin (!) produzierte Werk<br />

NO PLACE TO RUN zurück,<br />

mit dem die Band auch ohne den blonden Gitarrengott<br />

mit straightem, Blues-getränktem<br />

Hard Rock in bekannter Manier überzeugen<br />

konnte. Ähnliches war 1981 THE WILD,<br />

THE WILLING AND THE INNOCENT zu<br />

attestieren, dem zwar Kracher vom Schlage<br />

“Doc<strong>to</strong>r Doc<strong>to</strong>r” ebenfalls fehlten, aber mit<br />

“Chains Chains” eine jahrelang live gepflegte<br />

Bühnenhymne bot. 1982 begann der Band<br />

mit MECHANIX aber so ganz allmählich die<br />

Puste auszugehen, sprich die Songideen zündeten<br />

nicht mehr ganz so mitreißend. Was in<br />

etwas gesteigertem Maße auch für MAKING<br />

CONTACT (mit Synth-Drums!) im Folgejahr<br />

galt, bei dem Way nicht mehr dabei war. Regelrecht<br />

in die Hard-Rock-Hose ging das allzu<br />

sehr in Richtung Kommerz/Verkaufserfolg<br />

schielende AOR-Opus MISDE MEANOR,<br />

das Mogg mit Paul Raymond (g, keys), Paul<br />

Gray (Ex-Damned, b), Jim Simpson (Ex-<br />

Magnum, dr) und den Nachwuchsgitarristen<br />

A<strong>to</strong>mik Tommy einspielte.<br />

Alle klanglich überarbeiteten Alben jener<br />

Phase kompakt in einer erschwinglichen<br />

Box zum Auffüllen der Lücken<br />

in der UFO-Sammlung<br />

ist das eine. Das andere ist<br />

für die beinharten Fans der<br />

Veteranenband das Bonus-<br />

Material. Und da ist einiges<br />

an Raritäten dazugepackt.<br />

Da gibt es zwar durchaus<br />

interessante, auf Silberling<br />

bislang nicht erhältliche Single-B-Seiten,<br />

Edits und Remixe. Die wahre Rarität hier<br />

ist allerdings ein BBC-Mitschnitt vom 4.<br />

Februar 1980. Der war im Gegensatz zu der<br />

ebenfalls enthaltenen „Heads<strong>to</strong>ne – Live At<br />

Hammer smith 1983”-Dokumentation bislang<br />

noch nicht auf CD veröffentlicht, teilweise<br />

sogar noch überhaupt nicht (offiziell)<br />

erhältlich. Das Booklet bietet ein 2012 mit<br />

Mogg geführtes Interview und eine (nur<br />

mit Lupe lesbare) Übernahme des UFO betreffenden<br />

Stammbaums aus dem ebenfalls<br />

längst legendären Buch „Family Trees” von<br />

Pete Frame. Insgesamt erneut eine richtig<br />

gelungene, mit Bedacht zusammengestellte<br />

Werkschau aus dem Hause EMI.<br />

(EMI, 2012, 19/77:54, 14/76:46,<br />

11/44:46, 17/68:03, 14/63:07) pro<br />

Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 10 – <strong>Rolling</strong>-S<strong>to</strong>nes-Songs<br />

1. Angie<br />

2. Wild Horses<br />

3. Sympathy For The Devil<br />

4. 2000 Light Years From Home<br />

5. Emotional Rescue<br />

6. She’s A Rainbow<br />

7. Lady Jane<br />

8. The Last Time<br />

9. Sister Morphine<br />

10. Miss You<br />

1. Salt Of The Earth<br />

2. You Can’t Always Get What You Want<br />

3. No Expectations<br />

4. Get Off Of My Cloud<br />

5. The Last Time<br />

6. Paint It Black<br />

7. Luxury<br />

8. Waiting On A Friend<br />

9. Out Of Time<br />

10. She Smiled Sweetly<br />

1. Gimme Shelter<br />

2. Winter<br />

3. You Got The Silver<br />

4. Who’s Been Sleeping Here<br />

5. Sweet Black Angel<br />

6. Who’s Driving Your Plane<br />

7. Sister Morphine<br />

8. Faraway Eyes<br />

9. Dead Flowers<br />

10. One Hit (To The Body)<br />

1. Gimme Shelter<br />

2. Sympathy For The Devil<br />

3. Jumpin’ Jack Flash<br />

4. Honky Tonk Women<br />

5. Under My Thumb<br />

6. Shattered<br />

7. Ruby Tuesday<br />

8. Let’s Spend The Night Toge<strong>the</strong>r<br />

9. As Tears Go By<br />

10. Out Of Time<br />

1. Gimme Shelter<br />

2. Wild Horses<br />

3. Dirty Work<br />

4. Get Off Of My Cloud<br />

5. Under My Thumb<br />

6. Emotional Rescue<br />

7. Yesterday’s Paper<br />

8. We Love You<br />

9. Anybody Seen My Baby?<br />

10. (I Can’t Get No) Satisfaction<br />

1. Wild Horses<br />

2. Angie<br />

3. You Can’t Always Get What You Want<br />

4. Sweet Black Angel<br />

5. Sister Morphine<br />

6. The Last Time<br />

7. She’s A Rainbow<br />

8. Time Is On My Side<br />

9. Out Of Time<br />

10. Dead Flowers<br />

1. Time Is On My Side<br />

2. The Last Time<br />

3. (I Can’t Get No) Satisfaction<br />

4. Lady Jane<br />

5. Ruby Thuesday<br />

6. She’s A Rainbow<br />

7. Street Fighting Man<br />

8. Brown Sugar<br />

9. Angie<br />

10. It’s Only Rock’n’Roll<br />

Fabian Leibfried<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Tino Krauter<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Ulrich Schwartz<br />

Helmut Ölschlegel<br />

1. Honky Tonk Women<br />

2. (I Can’t Get No) Satisfaction<br />

3. You Can’t Always Get What You Want<br />

4. Beast Of Burden<br />

5. It’s Only Rock’n’Roll<br />

6. Midnight Rambler<br />

7. Street Fighting Man<br />

8. Sympathy For The Devil<br />

9. She’s A Rainbow<br />

10. Get Off Of My Cloud<br />

1. Starfucker<br />

2. Honkey Tonk Women<br />

3. Dead Flowers<br />

4. Start Me Up<br />

5. Tumblin’ Dice<br />

6. Brown Sugar<br />

7. (I Can’t Get No) Satisfaction<br />

8. Let’s Spend The Night Toge<strong>the</strong>r<br />

9. Mo<strong>the</strong>r’s Little Helper<br />

10. Angie<br />

1. Sympathy For The Devil<br />

2. You Can’t Always Get What You Want<br />

3. Paint It Black<br />

4. Under My Thumb<br />

5. No Expectations<br />

6. (I Can’t Get No) Satisfaction<br />

7. Gimme Shelter<br />

8. 2000 Light Years From Home<br />

9. Sister Morphine<br />

10. Wild Horses<br />

1. 2000 Light Years From Home<br />

2. Sympathy For The Devil<br />

3. I’ Free<br />

4. Street Fighting Man<br />

5. You Can’t Always Get What You Want<br />

6. We Love You<br />

7. Gimme Shelter<br />

8. Under My Thumb<br />

9. The Last Time<br />

10. Midnight Rambler<br />

1. Gimme Shelter<br />

2. Monkey Man<br />

3. Jumpin’ Jack Flash<br />

4. Parachute Woman<br />

5. Salt Of The Earth<br />

6. She’s A Rainbow<br />

7. Honky Tonk Women<br />

8. Fingerprint File<br />

9. We Love You<br />

10. Undercover Of The Night<br />

1. We Love You<br />

2. Paint It Black<br />

3. Angie<br />

4. Mo<strong>the</strong>r’s Little Helper<br />

5. Ain’t Too Proud To Beg<br />

6. Harlem Shuffle<br />

7. Street Fighting Man<br />

8. Cocksucker Blues<br />

9. It’s Only Rock’n’Roll<br />

10. Let’s Spend The Night Toge<strong>the</strong>r<br />

1. Angie<br />

2. (I Can’t Get No) Satisfaction<br />

3. Lady Jane<br />

4. It’s Only Rock’n’Roll<br />

5. Sympathy For The Devil<br />

6. Ruby Tuesday<br />

7. Paint It Black<br />

8. It’s All Over Now<br />

9. She Was Hot<br />

10. Streets Of Love<br />

Mitarbeiter<br />

Martin Reichold<br />

Philipp Roser<br />

Frank Schuster<br />

Alan Tepper<br />

Uli Twelker<br />

Frank Küster<br />

Christian Hentschel<br />

© Patrick Icks<br />

Snowy White<br />

1. It’s All Over Now<br />

2. Angie<br />

3. (I Can’t Get No) Satisfaction<br />

4. Brown Sugar<br />

5. Get Off Of My Cloud<br />

6. Paint It Black<br />

7. Sympathy For The Devil<br />

8. Little Red Rooster<br />

9. Jumpin’ Jack Flash<br />

10. 19th Nervous Breakdown<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 31


CD<br />

REVIEWS<br />

AVERY MILE<br />

A PLACE CALLED HOME<br />

Nein, hört man die Musik dieses Albums,<br />

ahnt man keinesfalls, dass man hier fünf<br />

jungen Männern aus dem Raum Bremen<br />

lauscht, klingt es doch weit mehr nach<br />

Manchester, London oder gleich nach New<br />

York. Dabei darf man auch nicht den Fehler<br />

machen, Avery Mile vorschnell in die<br />

Brit-Pop-Schublade zu stecken, denn auch<br />

wenn die Einflüsse von Keane, Coldplay<br />

oder der Manic Street Preachers klar herauszuhören<br />

sind, ist es ihnen gelungen, A<br />

PLACE CALLED HOME ihren eigenen<br />

Stempel zu verpassen. Unterschiedliche<br />

Attribute stehen auf diesem Stempel, mal<br />

rückt hymnische Romantik im Vordergrund<br />

(“Blind Your Eyes”), manchmal<br />

sonnige Crowded-House-Rhythmen (“In<br />

The Waterfall”), manchmal gelingt ihnen,<br />

wie bei “Sail Away”, aus dem Nichts heraus<br />

eine versponnene Melodie, die einem<br />

einfach nicht mehr aus den Gehörgängen<br />

gehen will.<br />

(Fuego/Rough Trade, 2012, 10/34:44) us<br />

CALIGOLA<br />

BACK TO EARTH<br />

Scheinbar<br />

wurde<br />

den beiden Mando-<br />

Diao-Frontmännern<br />

Björn Dixgård und<br />

Gustaf Norén das<br />

musikalische Korsett<br />

ihrer Hauptband mit<br />

wachsendem Erfolg zu eng, mit BACK<br />

TO EARTH verschaffen sie sich nun Luft.<br />

Unterstützt von den schwedischen Hip-<br />

Hop-Produzenten Salla und Masse Salazar,<br />

realisieren sie mit Caligola nun ihren eigenen<br />

Traum von moderner No<strong>the</strong>rn Dance-<br />

<strong>Music</strong> – einen ersten Vorgeschmack davon<br />

gab es ja mit “Dance With Somebody”<br />

schon auf dem letzten Mando-Diao-Album<br />

zu hören. Dabei überrascht weniger die geballte<br />

Rock’n’Soul-Wucht, mit der sie ihre<br />

Songs auf den Dancefloor hämmern, nein,<br />

es sind vielmehr die kleinen Verspiel<strong>the</strong>iten<br />

am Rande, die man so nicht erwartet hätte.<br />

Sei es der düstere, Thriller-artige Beginn<br />

von “Capo”, die einsame Geige im Outro<br />

von “Hapokalypse” oder die beschwingte<br />

Leichtigkeit des Electro-Pop-Songs “Morning<br />

Light”, die Möglichkeiten, während<br />

dieser knappen Stunde erstklassige Details<br />

zu entdecken, sind schier unerschöpflich!<br />

(Vertigo/Universal, 2012,<br />

15/49:03) tk<br />

HEINZ RUDOLF KUNZE<br />

ICH BIN<br />

Es habe einiges an Überredungskunst gebraucht,<br />

erklärt Heinz Rudolf Kunze, bis<br />

er davon überzeugt war, einen „Zwischengrabstein”<br />

(wie er ein Best-Of-Album oder<br />

eine Werkschau nennt) zu veröffentlichen.<br />

Und etwas Besonderes wollte er seinen<br />

Fans dazu noch bieten, also wurden für<br />

die aktuellen Neuaufnahmen seiner Lieder<br />

zahlreiche Freunde und Kollegen ins Studio<br />

eingeladen. Mit dabei natürlich langjährige<br />

Weggefährten wie Hartmut Engler von<br />

Pur, Tobias Künzel von den Prinzen, Julia<br />

Neigel oder Purple Schulz, frische oder<br />

aufgefrischte Freundschaften wie die mit<br />

Achim Reichel, Heiner Lürig oder Joachim<br />

Witt, aber auch ein Duett mit Selig-Sänger<br />

Jan Plewka, den Heinz Rudolf Kunze zuvor<br />

noch nie persönlich getroffen hatte,<br />

findet seinen Platz auf ICH BIN. Und trotz<br />

der ziemlich werkgetreuen Neuversionen<br />

dieser Rückschau passt das Konzept dieses<br />

Albums, einmal durch die illustre und<br />

abwechslungsreiche Gästeliste und dann<br />

natürlich durch die unzerstörbaren Gassenhauer<br />

aus Kunzes Feder, von “Dein ist mein<br />

ganzes Herz” über “Mit Leib und Seele” bis<br />

zu “Finden Sie Mabel”.<br />

(Ariola/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/56:36) us<br />

SCOTT MATTHEWS<br />

WHAT THE NIGHT DELIVERS<br />

Scott<br />

Mat<strong>the</strong>ws,<br />

Jahrgang 1976, ist<br />

eines der gefeierten<br />

jungen Talente des<br />

britischen Folk-Pop.<br />

Auf dem Vorgängeralbum<br />

ELSWHERE<br />

(2009) war u.a. Robert Plant als Gastsänger<br />

zu hören; auch auf seinem neuen Werk<br />

WHAT THE NIGHT DELIVERS erhält<br />

er prominente Unterstützung: neben dem<br />

Cellisten Danny Keane vor allem von<br />

dem Bassisten Danny Thompson, der in<br />

den 60ern und 70ern Mitglied bei Alexis<br />

Korner’s Blues Incorporated und der Folk-<br />

Rockband Pentangle war und an Alben von<br />

Richard Thompson, Tim Buckley und Nick<br />

Drake mitwirkte. An den sensiblen, introvertierten<br />

Folk-Pop von Nick Drake und<br />

Tim Buckley muss man auch mitunter bei<br />

den zehn Songs auf WHAT THE NIGHT<br />

DELIVERS denken: impressionistisch hingetupft,<br />

zart und fragil, sehr atmosphärisch,<br />

zwischen Kammer-Jazz und Psychedelia-<br />

Folk changierend – zehn großartige Kleinode!<br />

(San Remo/Indigo, 2012, 10/<strong>50</strong>:57) frs<br />

MORTEN HARKET<br />

OUT OF MY HANDS<br />

Nach der endgültigen (?) Auflösung von<br />

a-ha macht Morten Harket das einzig Richtige.<br />

Er veröffentlicht das nächste a-ha-<br />

Album ganz einfach unter seinem eigenen<br />

Namen. Dabei ist OUT OF MY HANDS<br />

schon das vierte Solo-Album des Sängers,<br />

dessen charakteristische Stimme den Sound<br />

der norwegischen Band über <strong>Jahre</strong> hinweg<br />

prägte. Und da sich seine Solosongs fast<br />

identisch anhören wie die der letzten a-ha-<br />

Alben, dürften die meisten Fans seiner alten<br />

Band hocherfreut auf dieses Lebenszeichen<br />

reagieren. Dennoch bleibt selbst für eingefleischte<br />

Harket-Bewunderer ein kleiner<br />

Wermutstropfen: Mit Pal Waaktar-Savoy<br />

und Magne Furuholmen fehlen bei OUT<br />

OF MY HANDS die beiden Komponisten,<br />

die im Falle von a-ha für mehr musikalische<br />

Abwechslung sorgten. So aber nutzt sich<br />

dieses Album relativ schnell ab, klingen die<br />

Songs insgesamt gesehen zu ähnlich.<br />

(Island/Universal, 2012,<br />

7 Tracks, Promo-CD) us<br />

BENJAMIN SCHOOS<br />

CHINA MAN VS. CHINA GIRL<br />

Wenn Benjamin Schoos ruft, so hat man<br />

den Eindruck, kommen sie alle. Auf dem<br />

neuen Album des talentreichen Vertreters<br />

des neuen Chanson geben sich als<br />

Gastsänger das Mikro in die Hand: Chrissie<br />

Hynde (Pretenders), Laetitia Sadier<br />

(Stereo lab), Mark Gardener (Ride) sowie<br />

die Pariser 70er-<strong>Jahre</strong>-Ikone Marie France.<br />

Nicht nur in punc<strong>to</strong> Anziehungskraft auf<br />

Duettpartner(innen) gibt es eine Parallele<br />

zum großen Chansonier Serge Gainsbourg,<br />

auch musikalisch wandelt Schoos auf den<br />

Spuren des kettenrauchenden Enfant terrible.<br />

Inspiriert von einem Treffen mit<br />

Gainsbourgs früherem Orchesterarrangeur<br />

Jean Claude Vannier veredelt er die Songs<br />

auf CHINA MAN VS. CHINA GIRL mit<br />

vergleichbar opulenten Cinemascope-Arrangements<br />

aus Streichern, Bläsern, Orgel,<br />

Piano und Seventies-Syn<strong>the</strong>sizern. Seine<br />

Chansons sind zum Träumen schön – ob<br />

die Ballade “La Chinoise” oder das jazzige<br />

“Catch”, vor allem aber die fröhlich-poppig<br />

daherkommenden Duette “Je Ne Vois Que<br />

Vous” (Schoos mit Sadier) sowie “Un Garcon<br />

Qui Pleure” (Hynde mit France). Très<br />

formidable!<br />

(Freaksville/Indigo, 2012, 12/40:15) frs<br />

NEIL DIAMOND<br />

THE VERY BEST OF<br />

Best-Of-Anthologien<br />

von Neil Diamond<br />

gibt es zuhauf. Was<br />

also spricht für die<br />

neueste? In erster<br />

Linie, dass es sich<br />

erstmals um eine<br />

Label Lbl übergreifende Kompilation handelt.<br />

An früheren Zusammenstellungen war stets<br />

unbefriedigend, dass sie nicht Songs von<br />

allen drei Plattenfirmen, bei denen Diamond<br />

unter Vertrag war, enthielten oder<br />

dass versucht wurde, mit Live-Aufnahmen<br />

zu tricksen. Nun sind wirklich alle großen<br />

Hits (u.a. “Forever In Blue Jeans”, “I Am<br />

… I Said”, “Sweet Caroline”, “Song Sung<br />

Blue”) versammelt sowie die Originale<br />

von Songs, die durch andere Interpreten<br />

bekannt wurden: “I’m A Believer” (Monkees),<br />

“Red Red Wine” (UB 40), “Solitary<br />

Man” (Johnny Cash) und “Girl, You’ll<br />

Be A Woman Soon” (Urge Overkill). Ein<br />

weiterer Pluspunkt ist, dass auch ein paar<br />

unbekanntere Lieder, einige von Diamonds<br />

persönlichen Favoriten auf der Scheibe landeten,<br />

etwa das wunderbare, von Robbie<br />

Robertson produzierte “Beautiful Noise”<br />

oder das komplex-gospelige “Bro<strong>the</strong>r<br />

Love’s Traveling Salvation Show”. In den<br />

Liner-Notes gibt Diamond zu jedem der 23<br />

Songs persönliche Kurzkommentare ab.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2011,<br />

23/78:48) frs<br />

Pop<br />

MELANIE FIONA<br />

THE MF LIFE<br />

Melanie Fionas Debütalbum THE BRIDGE<br />

mit den Hits “Monday Morning” und dem<br />

genialen “Time Of The Season”-Remake<br />

“Give It To Me Right” war vielversprechend,<br />

doch zum Durchbruch in Deutschland<br />

reichte es leider nicht. Zweieinhalb<br />

<strong>Jahre</strong> ließ sie sich Zeit für die Produktion<br />

des neuen Albums THE MF LIFE. Aber<br />

auch diese verhältnismäßig lange Zeitspanne<br />

brachte nicht viel. Es gelang einfach<br />

nicht, für die gute Soulstimme auch<br />

gute Songs zu finden. Die Kompositionen<br />

sind ideenlos, der aufgesetzte Gesang (teilweise<br />

schwache Whitney-Hous<strong>to</strong>n-Nachahmungen)<br />

nervt, und zu allem Unheil<br />

kommt der Instrumentalteil vom Computer<br />

mit einer unangenehm scheppernden<br />

Drum-Machine. Auch balladeske Stücke<br />

wie “Gone And Never Coming Back” und<br />

“Bones” helfen nicht. Lediglich der Mini-<br />

Hit “4 AM” ragt etwas aus dem Einheitsbrei<br />

heraus. Sehr schade für eine Künstlerin,<br />

die beim SWR3-New-Pop-Festival in<br />

Baden-Baden 2009 derart überzeugte, dass<br />

man ihr einiges zutraute. Aber auch beste<br />

Performerqualitäten nützen nicht, wenn<br />

das Songmaterial unterirdisch ist. Schade.<br />

(SRC/Universal, 2012, 17/68:10) p<br />

NITS<br />

MALPENSA<br />

Auch wenn sie es<br />

nicht besonders feiern<br />

und eher als<br />

selbstverständlich<br />

ansehen, nicht jeder<br />

Band gelingt es, im<br />

Laufe ihrer Karriere<br />

so viele il Platten Pltt zu veröffentlichen – MAL-<br />

PENSA ist tatsächlich schon das 25. Album<br />

der Nits. Und erfreulicherweise beschränken<br />

sich Henk Hofstede, Robert Jan Stips und<br />

Rob Kloet keinesfalls darauf, ihre Ausnahmestellung<br />

im Pop-Business mit dem neuen<br />

Werk nur zu verwalten. Wie von Beginn an<br />

bleibt ihre Musik kompromisslos innovativ,<br />

lässt die Entdeckung neuer Horizonte zu,<br />

verarbeitet Einflüsse, die sie auf ihren langen<br />

Reisen aufgesogen haben. Dass sie es aktuell<br />

– trotz vermehrten Syn<strong>the</strong>sizer-Einsatzes –<br />

mit weniger Avantgarde als zuletzt angehen,<br />

dass sie größtenteils ruhig und getragen, fast<br />

schon altersweise melancholisch klingen,<br />

ist ein weiterer Beweis ihrer erfahrenen Gelassenheit.<br />

Thematisch geht es über Europa<br />

– ein Song widmet sich den Vorhängeschlössern<br />

der Verliebten der Kölner Hohenzollernbrücke<br />

– und New York bis zum Tahir-Platz<br />

in Kairo. Anspieltipp: ganz klar “Schwebebahn”,<br />

die auf Deutsch gesungene Hommage<br />

an Kraftwerk.<br />

(Global Satellite/Rough Trade, 2012,<br />

11/47:48) us<br />

JOHNNIE ALLAN<br />

LOUISIANA MAN<br />

Johnnie Allan, als John Allen Guillot 1938<br />

in Lousiana geboren und noch heute dort<br />

lebend, gehört – auch international – zu den<br />

bekanntesten Vertretern der Cajun-Musik.<br />

Zunächst spielte er traditionelle Cajun-<br />

Formen, aber als er 1956 Elvis Presley live<br />

erlebte, lief er zum Rock’n’Roll über, den<br />

er alsbald zum Sondergenre der Swamp-<br />

Pop-<strong>Music</strong> umformte. Das hatte den Vorteil,<br />

dass Allan unabhängig von wechselnden<br />

Moden „seine höchsteigene” Musik<br />

machen konnte, die – je nach Heraushebung<br />

einzelner Stilelemente – mal herzhaft-munter<br />

rock’n’rollig im Stil von Fats<br />

Domino, mal gediegen countryesk, mal<br />

tiefsüdlich bluesig klingt, innerhalb ihrer<br />

Möglichkeiten ein hohes Maß an Abwechslung<br />

bietet und aus guten Songvorlagen<br />

regelmäßig kleine Meisterwerke macht. So<br />

auch hier: LOUSIANA MAN, 1991 live in<br />

London aufgenommen, bringt Klassiker<br />

wie “Lonely Days, Lonely Nights”, “South<br />

To Louisiana”, “The Promised Land” und<br />

“Sweet Dreams”; dazu markante Tracks<br />

wie “Rubber Dolly”, “Sittin’And Thinkin’”<br />

oder “Opelousas Sostan”. Johnny Allan<br />

singt unverbraucht in Bestform, die Saxo-<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

fone röhren um die Wette, Geraint Watkins’<br />

Akkordeon gewinnt oft die Überhand über<br />

Gary Rickards Gitarre, und es herrscht<br />

permanent gute Laune. Dass einige balladeske<br />

Sequenzen sich der Schnulzengrenze<br />

nähern, ist nicht weiter schlimm, denn sie<br />

überschreiten sie nicht.<br />

(S<strong>to</strong>mper Time Records/Soulfood,<br />

1992, 18/56:44) hjg<br />

GEMMA RAY<br />

ISLAND FIRE<br />

Auch mit ihrem<br />

vierten Album IS-<br />

LAND FIRE wird<br />

die englische Songschreiberin,<br />

Sängerin<br />

und Gitarristin<br />

Gemma Ray weder<br />

die Charts erobern noch ein Massenpublikum<br />

ansprechen. Das will sie offenbar auch<br />

nicht. Aber ein überschaubares Club-Publikum<br />

kann sie mit ihren eigenwilligen Songs<br />

überzeugen. Düster, mystisch, manchmal<br />

schwer verdaulich, doch sorgfältig produziert,<br />

ideenreich und detailverliebt – das<br />

alles trifft auch auf die neuen Songs der in<br />

Berlin lebenden Engländerin zu. Immer am<br />

Sound der Fünfziger und Sechziger angelehnt:<br />

So blicken die Shangri-Las durchs<br />

Fenster zu Songs wie “Put Your Brain In<br />

Gear”, dem grandiosen “Runaway” sowie<br />

“Rescue Me”. Tatsächlich kommt ISLAND<br />

FIRE im Vergleich zu den Vorgängeralben<br />

noch eigenwilliger daher. Titel wie “Flood<br />

And A Fire” oder “Here Comes The Light”<br />

sind atmosphärisch, geheimnisvoll und<br />

eindringlich. Zwei ältere Songs der Sparks-<br />

Brüder Ron und Russell Mael (“How Do I<br />

Get To Carnegie Hall” von 2003 und “Eaten<br />

By The Monster Of Love” von 1982)<br />

hat sie mit diesen neu eingespielt und als<br />

Bonus angehängt (ebenso als Vinylsingle<br />

veröffentlicht). Kompliment an eine querköpfige<br />

und konsequente junge Künstlerin,<br />

die sich nicht von kommerziellen Zwängen<br />

verbiegen lässt! (Siehe auch <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Tipp, Ausgabe 2/2012).<br />

(Bronze Rat/Soulfood, 2012,<br />

14/48:30) p<br />

GEORGE HARRISON<br />

EARLY TAKES VOLUME 1<br />

Einmal die Songs<br />

von George Harrison<br />

hören, gespielt<br />

und gesungen (fast)<br />

nur von ihm alleine.<br />

Schöne Sache, nicht?<br />

Die Sammlung EAR-<br />

LY TAKES VOLUME 1 erfüllt diesen<br />

Wunsch. Darauf sind zehn bislang unveröffentlichte<br />

Demo-Aufnahmen zu hören, die<br />

der Ex-Beatle Anfang der 70er <strong>Jahre</strong> einspielte,<br />

meist nur alleine zur Akustikklampfe,<br />

die dann in breiteren Arrangements<br />

auf seinen frühen Solo-Alben von ALL<br />

THINGS MUST PASS (1970) bis THIRTY<br />

THREE & 1/3 (1976) landen sollten. So<br />

fallen zwar bei “My Sweet Lord” die „Hare-Krishna”-Chöre<br />

(verschmerzbar!) sowie<br />

das markante E-Gitarrenmotiv (schade …)<br />

weg, doch eine so intime Aufnahme des<br />

Songs hat man zuvor noch nie gehört. Ähnliches<br />

gilt für das bluesige “Woman Don’t<br />

You Cry For Me” oder das spirituelle “The<br />

Light That Has Lighted The World”, das für<br />

LIVING IN THE MATERIAL WORLD<br />

(1973) mit Klavier und Harmonium aufgepeppt<br />

wurde. Mit den Cover-Songs “Mama,<br />

You’ve Been On My Mind” (Dylan) und<br />

“Let It Be Me” (Bécaud) befinden sich zudem<br />

zwei Nummern auf EARLY TAKES,<br />

die es später auf keines der offiziellen Harrison-Alben<br />

schaffen sollten.<br />

(Universal, 2012, 10/30:35)<br />

frs<br />

MADELINE BELL &<br />

DAVID MARTIN<br />

TOGETHER AGAIN<br />

Wenn es schon heißt<br />

„von Acetates gezogen”,<br />

so vermutet<br />

man Restekratzen –<br />

bei einer Stimme und<br />

Persönlichkeit<br />

vom<br />

Kaliber einer Madeline<br />

Bell – solo, Blue Mink, Chorstimme für<br />

Pink Floyd und Humble Pie – besteht hier<br />

keine Gefahr. Ihr Partner bei den in Erinnerung<br />

gebrachten Single-A- und B-Seiten war<br />

David Martin vom AMMO-Hit-Team, das<br />

auch für Butterscotch und Rescue No. 1 arbeitete<br />

– gehobene Disco/Soul-Ware in teils<br />

ganz leicht angestaubtem Klangbild, doch<br />

ungeheuer eingängig und Gute-Laune-lastig:<br />

“Walking On Air” oder “Whatever The Time<br />

Of Day” summt man zu jeder Tageszeit sofort<br />

mit. Ergänzt werden die neun Funde von<br />

1982 durch weitere Duette Martins mit Stephanie<br />

de Sykes sowie mit Paul McCartneys<br />

Kusine Kate Robbins und schließlich Janie<br />

Marden: Martin & Marden sangen Cole Porters<br />

“Everytime We Say Goodbye” für Woolworths<br />

– womöglich hatten Mick Hucknalls<br />

Eltern die 1972er Kaufhaus-LP im Schrank<br />

für die Simply-Red-Version.<br />

(Angel Air/Fenn, 1982, 4/45:42) utw<br />

CAROLE KING<br />

THE LEGENDARY DEMOS<br />

Bevor Carole King zu Beginn der 70er <strong>Jahre</strong><br />

ihre Solokarriere startete, war sie eine<br />

begehrte Komponistin für andere Interpreten.<br />

Mit ihrem Ex-Gatten Gerry Goffin<br />

schrieb sie Top-Ten-Erfolge für die Everly<br />

Bro <strong>the</strong>rs (“Crying In The Rain”), Bobby<br />

Vee (“Take Good Care Of My Baby”),<br />

Aretha Franklin (“A Natural Woman”) und<br />

die Monkees (“Pleasant Valley Sunday”).<br />

Meist nahm sie ihre Kompositionen von<br />

ihr selbst gesungen und mit ausgearbeiteten<br />

Arrangements auf Tonband auf. Mit<br />

diesen Demoversionen wollte ihr Verlag<br />

Aldon <strong>Music</strong> die Songs anderen Künstlern<br />

schmackhaft machen. 13 dieser bislang unveröffentlichten<br />

Originale aus den <strong>Jahre</strong>n<br />

1961 bis 1970 präsentiert nun die CD THE<br />

LEGENDARY DEMOS, darunter sechs<br />

Stücke, die später auf ihrem Millionenseller<br />

TAPESTRY landeten (u.a. “You’ve Got A<br />

Friend”, “It’s Too Late”). David Browne<br />

(US-„<strong>Rolling</strong>-S<strong>to</strong>ne”), Au<strong>to</strong>r der Liner-<br />

Notes, sieht in den Aufnahmen ein bislang<br />

fehlendes Bindeglied in ihrer Karriere und<br />

vergleicht sie nicht zu Unrecht mit Dylans<br />

BASEMENT TAPES. Man kann die Songs<br />

als Kings „Debüt vor dem Debüt” hören<br />

oder sie mit den später von ihr oder anderen<br />

Interpreten veröffentlichten Versionen vergleichen.<br />

Wie auch immer: Einmal mehr ist<br />

man bass erstaunt, was für eine großartige<br />

Songwriterin sie doch ist!<br />

(Hear/Universal, 2012, 13/39:42) frs<br />

Pop<br />

WOLFGANG AMBROS<br />

190352<br />

Sein Geburtsdatum<br />

gibt den Titel des<br />

neuen Albums vor,<br />

zum ersten Mal seit<br />

2006 präsentiert<br />

Wolfgang Ambros<br />

wieder neue eigene<br />

Lieder. Wer ihn auf seiner Tour letztes Jahr<br />

live erlebt hat, weiß, dass er zwar einerseits<br />

mit diesem runden Geburtstag kokettiert,<br />

andererseits aber mit sich im Reinen zu sein<br />

scheint. So ist auch die gelassene Souveränität<br />

zu erklären, die man aus seinen neuen,<br />

sehr persönlichen Liedern heraushört. Das<br />

zart arrangierte Liebeslied “Sie”, die zwei<br />

akustischen Gitarren bei “Vier blaue Augen”<br />

(die herzliche Hommage an seine Zwillinge),<br />

Carl Kayes wunderschönes Spiel auf der Pedalsteel,<br />

die einfühlsamen Streicher bei “Die<br />

Wolkn” – durchgehend hält die Wahl der<br />

Stilmittel Schritt mit der Klasse der Kompositionen.<br />

Den beiden jungen Musikern Markus<br />

Gartner und Roland Vogl die Produktion<br />

in die Hände zu geben, war eine hervorragende<br />

Wahl, so gut wie auf 190352 hat man<br />

Wolfgang Ambros schon lange nicht mehr<br />

erlebt. Gratulation!<br />

(Ariola/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/58:09) us<br />

SIMONE WHITE<br />

SILVER SILVER<br />

Die US-Sängerin Simone White ist noch ein<br />

Geheimtipp. Fans von Singer/Songwriter-<br />

Musik sollten sich die Musikerin aus Los<br />

Angeles einmal anhören, die den Vergleich<br />

mit anderen großen Künstlerinnen des Genres,<br />

etwa Suzanne Vega oder Ani DiFranco,<br />

nicht zu scheuen braucht. Mit SILVER<br />

SILVER legt die aus einer Künstlerfamilie<br />

stammende 42-Jährige ihr viertes Album<br />

vor. Darauf dominieren ruhige, verträumtversponnene<br />

Songs, die mal einen folkigen,<br />

von Fingerpicking-Akustikgitarren und<br />

harmonischen Chorgesängen, mal einen<br />

von dezenten Elektronikexperimenten getragenen<br />

Grund<strong>to</strong>n haben. Höhepunkt ist<br />

der im Duett mit Andrew Bird gesungene<br />

und von dessen vibrierendem Geigenspiel<br />

geprägte, über sieben Minuten lange Titelsong,<br />

der sich von einem balladenhaften<br />

Anfang über einen instrumentalen Zwischenpart<br />

hin zu einer Bombast-Rocknummer<br />

entwickelt.<br />

(Honest Jon’s/Indigo, 2012, 13/40:34) frs<br />

RUFUS WAINWRIGHT<br />

OUT OF THE GAME<br />

Für OUT OF THE GAME hat sich Rufus<br />

Wainwright mit (dem Produzenten und<br />

Arrangeur) Mark Ronson einen Könner an<br />

Bord geholt, der das neue Album zu einem<br />

bisherigen Karrierehöhepunkt werden lässt.<br />

Denn was Ronson aus den ungeschliffenen<br />

Songdiamanten Wainwrights herausholt, ist<br />

einsame Klasse. Zu den Musikern, die für<br />

die Aufnahmen der zwölf Songs engagiert<br />

wurden, gehören die Dap-Kings, mit denen<br />

Ronson BACK TO BLACK von Amy<br />

Wine house den passenden Sound verpasste,<br />

Nels Cline von Wilco, Nick Zinner von den<br />

Yeah Yeah Yeahs, Sean Lennon sowie Rufus’<br />

Schwester Martha. Gemeinsam gelingt<br />

ihnen das poppigste und bunteste Rufus-<br />

Wainwright-Album aller Zeiten, das ebenso<br />

mit schwelgerischer Opulenz punktet wie<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33


CD<br />

REVIEWS<br />

mit hochklassigen Abstechern zu Gospel,<br />

Dream-Pop oder Westcoast. Anspieltipp:<br />

jeder Song des Albums!<br />

Stern-Combo-Meißen-Sänger nach wie vor<br />

sehr eingängige Songs, doch in seinen Texten<br />

zeigt er sich radikaler denn je, zieht mit<br />

(Decca/Universal, 2012, 12/<strong>50</strong>:29) us Ungereim<strong>the</strong>iten ins Gericht, hinterfragt<br />

den oft missbrauchten Begriff Freiheit. Das<br />

ULTRAVOX<br />

BRILLIANT<br />

wird nicht jedem gefallen, muss es aber<br />

auch nicht. Falkenbergs neues Werk kann<br />

Obgleich schon 1974<br />

gegründet, waren es<br />

die <strong>Jahre</strong> 1980 bis<br />

man lieben oder hassen, nur egal kann es<br />

einem nicht sein.<br />

(Mollwerk/Buschfunk, 2012,<br />

1986, in denen die<br />

britische Band Ultravox<br />

ihre größten<br />

12/43:13)<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

che<br />

Erfolge feierte. Ende<br />

der 70er verließ ßder erste Sänger John Foxx<br />

die Band, mit Nachfolger Midge Ure kamen<br />

ein Stilwechsel von experimentellem<br />

Glam-Rock zu Synthie-Pop und die Hits.<br />

“Vienna”, “Hymn” und “Dancing With<br />

Tears In My Eyes” begeisterten die New-<br />

Wave- und New-Romantic-Fans, Top-Ten-<br />

Platzierungen in aller Welt waren der verdiente<br />

ONE HIT WONDER VOLUME 13<br />

Eigentlich hatte Bayern-3-Modera<strong>to</strong>r<br />

Ulli Wenger nach<br />

der zwölften Ausgabe<br />

seiner ONE HIT<br />

WONDER-Reihe<br />

deren Ende verkündet.<br />

dt Doch monatelanges, tl hartnäckiges<br />

Lohn. 1988, nach Veröffentlichung<br />

des letzten Albums, lösten sie sich auf, bis<br />

dann 2008 eine Reunion-Tour die Hoffnung<br />

auf ein neues Ultravox-Album nährte. Ende<br />

Mai wird es erscheinen, BRILLIANT soll<br />

es heißen. Für die Musik darauf sollte man<br />

sich Zeit nehmen, zunächst erscheinen die<br />

neuen Stücke etwas sperrig und zieren sich,<br />

ihre Reize freizugeben. Doch nach etwas<br />

Eingewöhnungszeit packen einen diese<br />

Songs dann wieder, zeigt die Originalbesetzung<br />

aus den 80er <strong>Jahre</strong>n, dass dieses<br />

Comeback sowohl gut überlegt als auch<br />

hervorragend umgesetzt ist.<br />

(EMI, 2012, 12/53:41)<br />

us<br />

RAUSCHENBERGER<br />

ALLES FLIESST<br />

Aus Hannover kommen nicht nur Heavy<br />

Rocker, vielmehr wird in der niedersächsischen<br />

Landeshauptstadt auch deutschsprachiger<br />

Pop gemacht. Beispielsweise vom<br />

Quartett um den singenden Namensgeber<br />

Daniel Rauschenberger. Inhaltlich drückt<br />

Rauschenberger Alltagsbeobachtungen und<br />

-überlegungen zahlreicher Menschen aus,<br />

fasst große und kleine Gefühle in Worte,<br />

ebenso den Wunsch vieler nach Sicherheit.<br />

Die Erdung der Band und ihrer überaus gefälligen<br />

Songs dokumentiert quasi stellvertretend<br />

“Hannover, nicht Hollywood”. Man<br />

summt bei vielen Liedern unwillkürlich<br />

mit, allerdings hätten hier und da ein paar<br />

Ecken und Kanten nicht geschadet, ebenso<br />

ein Tick mehr stilistischer Abwechslungsreichtum.<br />

So ist es ordentlicher Pop, offeriert<br />

von einer Band, die Lebensgefühle gekonnt<br />

mit einem melancholischen Unter<strong>to</strong>n<br />

in Töne und Worte fasst.<br />

(Veryus/edel, 2012, 12/48:<strong>50</strong>) pro<br />

FALKENBERG<br />

FREIHEIT<br />

Spätestens seit seinem 2006er Album<br />

SCHWIMMEN IM REGEN dürfte auch<br />

dem letztem Zweifler aufgefallen sein,<br />

dass aus dem einstigen (und einzigen<br />

wirklichen) Popstar der DDR-80-<strong>Jahre</strong> ein<br />

ernstzunehmender Singer/Songwriter geworden<br />

ist. Ein Weg, den Falkenberg auch<br />

auf seiner neuen CD konsequent weiterverfolgt.<br />

Und weil er dabei nicht auf Airplay<br />

und Chartserfolge schielt, wirkt Falkenbergs<br />

Songuniversum au<strong>the</strong>ntisch und ungekünstelt.<br />

Zwar komponiert der ehemalige<br />

Nachfragen der Bayern-3-Hörer sowie<br />

die Erkenntnis, dass auf zwölf Doppel-<br />

CDs zwar jede Menge One-Hit-Wonder<br />

passen, aber immer noch Unmengen<br />

dieser Songs zu entdecken sind, führten<br />

jetzt zu VOLUME 13. Dabei gibt es ein<br />

Wiederhören mit “Body Next To Body”,<br />

dem 1987 erschienenen Duett von Falco<br />

mit der frisch gekürten Dschungelkönigin<br />

Brigitte Nielsen, oder dem Überraschungshit<br />

von Dolls United, “Eine Insel<br />

mit zwei Bergen”. Erfreulich auch, dass<br />

es noch zahlreiche „alte” Eintagsfliegen<br />

gibt, die Wenger bisher noch nicht auf einer<br />

seiner CDs hatte, so “Popcorn” von<br />

Hot Butter, “Rose Garden” von Lynn<br />

Anderson oder “Fire” von Arthur Brown.<br />

Wie gewohnt höchst lesenswert sind auch<br />

die Booklet-Kommentare zu jedem Song<br />

– da kann auch ein gestandener Musikfan<br />

noch etwas dazulernen!<br />

(Ganser & Hanke/Tonpool, 2012,<br />

18/68:52, 18/69:43) us<br />

DAVID BOWIE<br />

ZIGGY STARDUST<br />

(40TH ANNIVERSARY EDITION)<br />

Dass David Bowie seinen Song “Ziggy<br />

Stardust” auf den nur anderthalb <strong>Jahre</strong><br />

zuvor vers<strong>to</strong>rbenen Jimi Hendrix gemünzt<br />

hat, ist nur eine Interpretationsmöglichkeit.<br />

Hinweise darauf gibt es zwar genügend<br />

(Ziggy spielt dem Songtext zufolge<br />

die Gitarre linkshändig und kommt frühzeitig<br />

zu Tode). Doch genauso gut gibt es<br />

Andeutungen auf Gene Vincent und Vince<br />

Taylor. Unzweifelhaft aber ist, dass Bowies<br />

1972 veröffentlichtes Album THE<br />

RISE AND FALL OF ZIGGY STARDUST<br />

AND THE SPIDERS FROM MARS eines<br />

der großen Meisterwerke der Rockgeschichte<br />

ist. Der versierte Toningenieur<br />

Ray Staff hat sich nun an ein erneutes<br />

Remastering des Klassikers gemacht,<br />

das neben dem Titelstück mit Songs wie<br />

“Starman”, “Rock’n’Roll Suicide” und<br />

“Suffragette City” glänzt. Der Sound des<br />

5.1-Mix ist kristallklar und gegenüber<br />

früheren Remasterings verbessert. So<br />

klingen etwa die in den Hintergrund gemischten<br />

Flageolett-Töne von Mick Ronsons<br />

Gitarre in “Soul Love” ganz präsent<br />

im Raum; bei Mick Woodmanseys Drum-<br />

Intro zu “Five Years” hat man das Gefühl,<br />

man höre die Fußmaschine der Bassdrum<br />

FRANZ GROTHE +<br />

GERHARD HEINZ<br />

DEUTSCHE FILMKOMPONISTEN<br />

FOLGE 7+9<br />

Zur Zeit ihrer Entstehung war Filmmusik<br />

auf dem deutschen Plattenmarkt Mangelware.<br />

Bis auf wenige Ausnahmen versprach<br />

sich die Plattenindustrie keinen kommerziellen<br />

Erfolg von dieser Musik, folglich wurde<br />

sie nur sporadisch veröffentlicht. Bear<br />

Family hat sich dieses Themas angenommen<br />

und eine Serie mit Musik deutscher<br />

Filmkomponisten herausgebracht, die jetzt,<br />

mit den Folgen 7 und 9, komplett vorliegen.<br />

Franz Gro<strong>the</strong> war der König der heiteren<br />

Filmmusik, zahlreiche Heinz-Rühmann-<br />

Filme, aber auch seine Schlager aus „Ich<br />

denke oft an Piroschka”, „Das Wirtshaus im<br />

Spessart” oder „Wir Wunderkinder” sind<br />

unvergessen. Wesentlich produktiver (aber<br />

lange nicht so bekannt) war Gerhard Heinz,<br />

dessen Kompositionen in den 60er und 70er<br />

<strong>Jahre</strong>n sowohl bei zahlreichen Komödien<br />

als auch bei so gut wie allen Sexfilmen eingesetzt<br />

wurden. Das machte ihn zu einem<br />

Grenzgänger zwischen populärem Schlager<br />

und Hintergrund-Jazz, er durfte seine Fäklappern.<br />

Einziger Kritikpunkt: Nur die<br />

teurere High-Resolution-Audio-DVD-<br />

Ausgabe kommt mit Bonus-Tracks.<br />

(EMI, 1972, 11/38:37)<br />

frs<br />

LAIL ARAD<br />

SOMEONE NEW<br />

SOMEONE NEW, also jemand Neues,<br />

das ist Lail Arad aus London. Alles andere<br />

als neu dagegen ist die Musik, die sie auf<br />

diesem Album präsentiert. So frisch süffigen<br />

Pop hat man vor Urzeiten von Carole<br />

King gehört, so natürlich ungekünstelten<br />

Folk allenfalls von Joni Mitchell,<br />

das klingt durchgehend schwer nach 60er,<br />

höchstens 70er <strong>Jahre</strong>n. Einen großen Teil<br />

dieser Retro-Stimmung erzeugt sie mit ihrer<br />

wandelbaren Stimme, mit der sie die<br />

unterschiedlichen Emotionen ausdrückt,<br />

ganz egal, ob es groovig-rockend zugeht<br />

oder laidback-folkig. Für den Rest sorgen<br />

dann die abwechslungsreichen Arrangements,<br />

besonders deutlich wird das beim<br />

heimlichen Hit des Albums “Everyone Is<br />

Moving To Berlin”, einem Stück, das wie<br />

ein alter Folk-Blues dahershuffelt, um<br />

sich nach und nach fast bis zur Ekstase<br />

zu steigern.<br />

(Minor <strong>Music</strong>/inakustik, 2012,<br />

12/40:46) us<br />

LIONEL RICHIE<br />

TUSKEGEE<br />

Crossover im wahrsten<br />

Sinne des Wortes<br />

ist Lionel Richie mit<br />

seinem neuen Album<br />

unterwegs. Den<br />

Soul in der Stimme<br />

kann ihm keiner absprechen,<br />

die musikalische Umsetzung ist<br />

nichts anderes als Popmusik, die Gäste<br />

hat er sich aus der US-Country-Szene dazugeholt.<br />

Der Albumtitel TUSKEGEE ist<br />

zugleich der Name der Stadt in Alabama,<br />

in der Lionel Richie aufgewachsen ist. Neben<br />

Soul und R&B war dort Country ein<br />

prägender Einfluss, der nun dafür sorgt,<br />

dass er sich auf eine Reise zurück zu seinen<br />

Wurzeln begibt. Dabei brauchen seine<br />

alten Fans aber keine Angst davor zu haben,<br />

dass der Country-Einschlag zu stark<br />

wird, hier und da eine Pedalsteel oder<br />

eine akustische Gitarre mehr – und schon<br />

klingen “Say You, Say Me”, “Hello”, “All<br />

Night Long” oder “Dancing On The Ceiling”<br />

einen Tick frischer, einen Tick moderner<br />

als die Originale. Neben Nashville-<br />

Größen wie Willie Nelson, Shania Twain<br />

und Kenny Rogers hat Lionel Richie auch<br />

zwei deutschsprachige Partnerinnen ins<br />

Studio geladen: Cassandra Steen und Stefanie<br />

Heinzmann.<br />

(Mercury/Universal, 2012, 14/63:21) us<br />

NORAH JONES<br />

... LITTLE BROKEN HEARTS<br />

Irgendwie scheint sie alles zu können, Vocaljazz<br />

wie auf ihrem Debüt, Country mit<br />

den Little Willies, Soul mit Ray Charles,<br />

selbst als Schauspielerin erhielt Norah<br />

Jones für ihre Rolle in „My Blueberry<br />

Nights” hervorragende Kritiken. Jetzt hat<br />

sie sich mit ihrem neuen Album den Pop<br />

vorgenommen. Und anscheinend überlässt<br />

sie nichts dem Zufall, hat sowohl als Songwriting-Partner<br />

als auch als Produzenten<br />

Pop<br />

keinen Geringeren als Brian Bur<strong>to</strong>n (aka<br />

Danger Mouse) ausgewählt. Zusammen<br />

bringen die beiden ... LITTLE BROKEN<br />

HEARTS mit ungemein viel Seele zum<br />

Klingen, spendieren den Songs einen erdigen<br />

Klang, oft leicht soulig angehaucht,<br />

zeitgemäß, auch ein bisschen Retro klingend<br />

– auf alle Fälle passen Jones’ Stimme,<br />

die starken Songs und die exquisite Umsetzung<br />

ideal zusammen.<br />

(Blue Note/EMI, 2012,<br />

12/45:03) us<br />

ABBA<br />

THE VISITORS – DELUXE<br />

EDITION<br />

Am Ende der 70er<br />

<strong>Jahre</strong> waren Abba<br />

die erfolgreichste<br />

Band der Welt. So<br />

viele Platten verkauft<br />

wie die Beatles,<br />

Hits in nahezu<br />

jedem jd Land dder Wlt Welt von Australien über<br />

Uruguay bis Taiwan, gerüchteweise hatten<br />

sie mehr Geld auf dem Kon<strong>to</strong> als die schwedische<br />

Monarchie. Doch im März 1981,<br />

mit dem Beginn der Aufnahmen für THE<br />

VISITORS (dem achten Studio-Album in<br />

acht <strong>Jahre</strong>n) begannen die Auflösungserscheinungen:<br />

Kurz zuvor waren Benny und<br />

Anni-Frid geschieden worden, wie zwei<br />

<strong>Jahre</strong> zuvor Björn und Agnetha. Aus der gut<br />

geölten Produktionsmaschine waren vier<br />

einsame Individualisten geworden – man<br />

betrachte nur das Cover von THE VISI-<br />

TORS. Doch wie bei einem letzten Aufbäumen<br />

im Todeskampf brachte dieses Album<br />

noch einmal brillante Popmusik hervor, auf<br />

der Deluxe Edition mit insgesamt sieben<br />

Bonus-Tracks, darunter “From A Twinkling<br />

Star To A Passing Angel”, ein bisher unveröffentlichtes<br />

Demo-Medley aus dem sonst<br />

so hermetisch verschlossenen Abba-Archiv.<br />

Eine knapp einstündige DVD liefert dazu<br />

noch seltenes, teilweise bisher unveröffentlichtes<br />

Filmmaterial.<br />

(Polar <strong>Music</strong>/Universal, 1981, 16/74:02,<br />

DVD 53 Min.)<br />

us<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

higkeiten bei so unterschiedlichen Filmen<br />

wie „Auf der Alm, da gibt’s koa<br />

Sünd’”, „Lolita am Scheideweg” oder<br />

„Jeder stirbt für sich allein” beweisen.<br />

(Bear Family, 2012, 29/79:33 +<br />

31/78:22) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

HISTORY OF ROCK TIMES<br />

1947/48<br />

Die auf zehn CDs konzipierte<br />

„His<strong>to</strong>ry”-Serie geht mit den <strong>Jahre</strong>n<br />

1947/48 in die zweite Runde. Unverändert<br />

verantwortet Rundfunklegende<br />

Frank Laufenberg die Titelauswahl, sowie<br />

das umfangreiche und lesenswerte<br />

Booklet. Zounds holt aus den betagten<br />

Titeln das klanglich Optimale heraus<br />

und transportiert sie ins CD-Zeitalter.<br />

Sage und schreibe 27 (!) Songpretiosen<br />

aus Swing-Jazz, Blues und Rhythm<br />

& Blues erinnern an Legenden wie<br />

Count Basie, Louis Jordan, Memphis<br />

Slim, Lonnie Johnson, Nat King Cole<br />

sowie Bill Moore, der mit dem hier<br />

vertretenen Song “We’re Gonna Rock,<br />

We Gonna Roll” die aufkommende<br />

Rock’n’Roll-Ära mit einläutete. Ein<br />

kurzweiliges Album, welches eindrucksvoll<br />

an eine längst vergangene<br />

Epoche erinnert.<br />

(Zounds, 2012, 27/77:24) rg<br />

BEE GEES<br />

MYTHOLOGY<br />

Barry, Mau rice,<br />

Robin und Andy<br />

Gibb – vier Brüder,<br />

die <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />

lang die Popmusik<br />

geprägt<br />

haben. Die drei<br />

Erstgenannten<br />

als Bee Gees und<br />

Ad Andy im Zuge einer äußerst erfolgreichen<br />

Solokarriere. Auf vier CDs versammelt<br />

MYTHOLOGY noch einmal<br />

die Höhepunkte einer der kreativsten<br />

Familien der Musikbranche. Die hochwertig<br />

ausgestattete Hochformat-Box<br />

enthält sämtliche Hits der Bee Gees<br />

und ihres Bruders Andy, wobei jedem<br />

der Vier eine eigene CD gewidmet ist.<br />

Zusätzlich zur Musik präsentiert diese<br />

Werkschau eine große Sammlung<br />

von privaten Familienfo<strong>to</strong>s, die größtenteils<br />

nie zuvor öffentlich zu sehen<br />

waren sowie Beiträge von Künstlern<br />

und Wegbegleitern wie George Martin,<br />

Brian Wilson, El<strong>to</strong>n John, Graham<br />

Nash und dem langjährigen Manager<br />

der Band, Robert Stigwood. Interessant<br />

für Sammler sind frühe Singles<br />

wie “Spicks And Specks” aus dem<br />

Jahr 1966, rare B-Seiten wie “Country<br />

Woman” oder mit “Angel Of Mercy”<br />

und “The Bridge” zwei bisher unveröffentlichte<br />

Kompositionen von Maurice.<br />

Oder auch Andys Duett mit Olivia<br />

New<strong>to</strong>n-John “I Can’t Help It”, Songs<br />

aus seinem letzten Album AFTER<br />

DARK aus dem Jahr 1980, eine Rarität<br />

natürlich “Arrow Through The Heart”,<br />

das Lied, das Andy kurz vor seinem<br />

Tod aufnahm und für ein geplantes<br />

Comebackalbum vorgesehen war.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 4 CDs) tk<br />

ROXETTE<br />

TRAVELLING<br />

Knapp ein Jahr<br />

nach<br />

ihrem<br />

erfolgreichen<br />

Comeback<br />

erscheint<br />

mit<br />

TRAVEL-<br />

LING<br />

schon<br />

das nächste Album der schwedischen<br />

Power-Popband Roxette.<br />

Die Idee hinter diesen Aufnahmen<br />

war, den Hörern ein Gefühl dafür<br />

zu geben, wie es ist, dauernd unterwegs<br />

zu sein, sich ständig auf neue<br />

Orte, Menschen und Situationen einstellen<br />

zu müssen. Rund um dieses<br />

Thema haben Per Gessle und Marie<br />

Fredriksson einige neue Lieder geschrieben,<br />

ein paar Klassiker neu<br />

aufgelegt sowie die eine oder andere<br />

Perle, die bislang aus diversen<br />

Gründen noch nicht ans Licht der<br />

Öffentlichkeit gelangte, zusammengestellt.<br />

Und am Ende gibt es auch<br />

ein Wiederhören mit “It Must Have<br />

Been Love”, dem Song, der aktuell<br />

seinen 25. Geburtstag feiert. Die<br />

TRAVELLING-Version basiert auf<br />

Live-Aufnahmen, die 2009 im Rahmen<br />

der „The Night Of The Proms”-<br />

Tour mit einem kompletten Sinfonieorchester<br />

im Rücken entstanden<br />

sind. Majestätisch!<br />

(Roxette/EMI, 2012, 15/54:46) us<br />

TALK TALK<br />

THE PARTY’S OVER + IT’S<br />

MY LIFE + THE COLOUR OF<br />

SPRING + SPIRIT OF EDEN<br />

Keiner konnte ahnen, wie sich diese<br />

Band entwickeln würde, als 1982<br />

mit der Synthie-Pop-Fingerübung<br />

THE PARTY’S OVER (9/36:53) das<br />

Debüt von Talk Talk erschien. Umso<br />

mehr war man dann zwei <strong>Jahre</strong> später<br />

sprachlos angesichts der Wucht, mit<br />

der IT’S MY LIFE (9/43:07) seine<br />

instrumentalen Ausschweifungen<br />

über dem Hörer ausschüttete – “Dum<br />

Dum Girl”, “Such A Shame”, “Renée”,<br />

“Tomorrow Started”, diese<br />

Songs klingen heute noch wie Musik<br />

von einem anderen Stern. Zusammen<br />

mit dem Co-Komponisten Tim Friese-Green<br />

zündete Mark Hollis dann<br />

für das 1986 veröffentlichte THE<br />

COLOUR OF SPRING (8/45:45) die<br />

nächste Etappe der außerirdischen<br />

Reise. Himmlische Choräle, verhallte<br />

Stimmen, aber auch instrumentales<br />

Chaos, ein Album, das nur<br />

schwer zu verstehen war und schon<br />

andeutete, was noch kommen sollte.<br />

Denn wenn man bis jetzt von Musik<br />

von einem anderen Stern gesprochen<br />

hat, so markierte SPIRIT OF EDEN<br />

(6/41:26) 1988 den Aufbruch in<br />

eine andere Galaxie. Mit entrückten<br />

Kompositionen, von Holzbläsern in<br />

Szene gesetzt, wurde dieses Album<br />

trotz höchsten Kritikerlob zum kommerziellen<br />

Selbstmord. Im originalen<br />

Outfit, mit wunderschön schlichten<br />

Booklets, die alleine den Songtexten<br />

vorbehalten sind, wurde auf jegliches<br />

störende Bonus-Beiwerk verzichtet,<br />

Pop<br />

nur beim Klang wurde der 80er-<strong>Jahre</strong>-Staub<br />

behutsam entfernt. Zusätzlich<br />

erscheinen die beiden letztgenannten<br />

Alben jetzt auch wieder als<br />

Vinyl inklusive einer Audio-Only-<br />

DVD, die „A High Resolution Audio<br />

Transfer Of The Original Audio<br />

Masters” bietet sowie jeweils eine<br />

(allerdings etwas verloren wirkende)<br />

B-Seite.<br />

(EMI, 4 CDs)<br />

us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DIE BESTEN AUS<br />

SÜDWESTEN<br />

60-jähriges<br />

Bestehen feiert<br />

das<br />

Bundesland<br />

Baden-<br />

Würt temberg,<br />

und<br />

gemeinsam<br />

mit der<br />

SWR Bigband haben sich musikalische<br />

Akteure aus dem nach dem<br />

Krieg zwangsvereinten Ländle ins<br />

Studio begegeben, um das Jubiläum<br />

zu feiern. Natürlich darf Xavier<br />

Naidoo ebenso wenig fehlen wie Pe<br />

Werner, Edo Zanki, Fools Garden<br />

oder Hartmut Engler von Pur. Aber<br />

auch Dieter Thomas Kuhn, Laith<br />

Al-Deen, Max Mutzke, Rolf Stahlhofen,<br />

Gregor Meyle, Pat Apple<strong>to</strong>n<br />

und Sandie Wollasch sind dabei und<br />

machen somit klar, wo sie herkommen.<br />

Die Namen zeigen zugleich,<br />

dass die Stilpalette von Schlager<br />

über (deutschsprachigen) Pop und<br />

HipHop bis zu Swing/Jazz reicht,<br />

Vergangenheit und Gegenwart vereint.<br />

Und es hat seinen Reiz, Hits wie<br />

“Ich lieb dich” oder “Bilder von dir”<br />

mal orchestriert zu hören. Highlight<br />

ist allerdings eine Allstar-Aufnahme<br />

von “Strosseboah” des vor neun <strong>Jahre</strong>n<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Wolle Kriwanek,<br />

dessen Stimme posthum eingebaut<br />

wurde.<br />

(edel, 2012, 16/63:36) pro<br />

TINA TANDLER<br />

SUMMER DAYS<br />

Die Berliner Saxofonistin ist die berühmteste<br />

Instrumentalistin im Osten<br />

Deutschlands. Sie gehörte in den<br />

Achtzigern zur Kultband Kerschowski<br />

und spielte gleichzeitig (sowie zehn<br />

<strong>Jahre</strong> länger) im Kinderprojekt Rumpelstil.<br />

Seit etwa einer Dekade wandelt<br />

sie auf Solopfaden bzw. agiert mit<br />

eigener Band. Pop und Rock leugnet<br />

sie musikalisch bis heute nicht, doch<br />

sie bündelt ihre frühen Wurzeln mit<br />

Elementen aus Jazz und Weltmusik.<br />

Das Ergebnis ist kein angestrengtes<br />

Kunstwerk für Puristen. Vielmehr entstehen<br />

Soundlandschaften, die leicht<br />

konsumierbar sind, ohne an Tiefgang<br />

und Anspruch einzubüßen. Das gilt<br />

vor allem für ihr neues Album SUM-<br />

MER DAYS, das gemeinsam mit dem<br />

Pianisten Chris<strong>to</strong>ph Reuter und dem<br />

Perkussionisten Thomas Rüdiger<br />

entstand. Im letzten Stück “Noch einmal”<br />

beweist Tandler, dass sie auch<br />

singen kann.<br />

(Tari Taro <strong>Music</strong>, 2012, 11/57:31) che<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35<br />

SIMPLY RED<br />

Live At Montreux 2003<br />

DVD: 1097914E11 · Blu-ray: 1051534E14<br />

2003<br />

Dieses Konzert wurde am 15. Juli 2003 im<br />

Rahmen ihrer Tournee zum Multi-Platin-Album<br />

„Home” aufgezeichnet. Es umfasst diverse<br />

Stücke der Scheibe inklusive dreier Hitsingles<br />

sowie die größten Hits und beliebtesten Songs<br />

früherer Alben wie etwa „Stars”, „The Right<br />

Thing”, „Something Got Me Started”, „Holding<br />

Back The Years”, „You Make Me Feel Brand<br />

New”, „Money’s Too Tight To Mention”, „Sunrise”,<br />

„For Your Babies” oder „If You Don’t Know Me<br />

By Now”. Eine glänzende und typisch feurige<br />

Simply-Red-Show mit der exzellenten Stimme<br />

von Mick Hucknall und einer Band in Hochform.<br />

Das Bonusmaterial umfasst sieben Nummern<br />

des 2010er Montreux-Konzerts.<br />

Ab sofort überall im Handel erhältlich oder bei<br />

www.amazon.de/rockschuppen<br />

follow us on facebook: www.facebook.com/Edel.Distribution


CD<br />

REVIEWS<br />

COLOSSEUM II<br />

STRANGE NEW FLESH<br />

1976 veröffentlichte<br />

Bronze Records mit<br />

STRANGE<br />

NEW<br />

FLESH das Debüt<br />

von Colosseum II.<br />

Gegründet<br />

wurde<br />

diese Band 1975 von<br />

Schlagzeuger Shl John Hiseman, der mit Gitarrist<br />

Gary Moore, Keyboarder Don Airey,<br />

Bassist Neil Murray und Sänger Mike<br />

Starrs Musiker um sich versammelte, die<br />

später dann als Hard Rocker ihrer größten<br />

Erfolge feiern sollten – bei Colosseum II<br />

war davon noch wenig zu hören, progressiver<br />

Fusion-Rock wurde geboten. Die<br />

tadellos remasterte 2012er Wiederveröffentlichung<br />

liefert zusätzliche zehn Tracks<br />

aus den Studiosessions der <strong>Jahre</strong> 1975 und<br />

1976. Dabei erkennt man ziemlich schnell,<br />

dass die ersten Demos noch wesentlich<br />

kompromissloser in Richtung Jazz-Rock<br />

klangen, dass man die Stücke für die finale<br />

Veröffentlichung erst noch „entschärfen”<br />

musste. Interessante Sache, aus heutiger<br />

Sicht diesen Vergleich anzustellen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1976,<br />

9/67:17, 7/42:07) us<br />

LITTLE RICHARD<br />

HERE‘S LITTLE RICHARD<br />

Im März 1957 debütierte Richard Penniman<br />

mit HERE’S LITTLE RICHARD – eingespielt<br />

hatte er die Songs für die LP zwischen<br />

dem September 1955 und Ok<strong>to</strong>ber 1956. Darauf<br />

enthalten waren schon seine Evergreens<br />

“Tutti Frutti”, “Ready Teddy”, “Long Tall<br />

Sally” und “Jenny Jenny”. Purer, ungeschliffener<br />

Rock’n’Roll war angesagt, indem er<br />

dem Vorbild Fats Dominos am Piano folgte<br />

und dieses sehr viel wilder und aggressiver<br />

fortführte. Die Neuauflage klingt beachtlich<br />

und ist mit zwei Bonus-Tracks (Demos von<br />

“Baby” und “All Night Long”) sowie einem<br />

Interview mit Art Rupe, dem Gründer von<br />

Specialty Records, angereichert, wo die LP<br />

einst erschien. Zusätzlich bietet die Enhanced<br />

CD Screen-Testvideos von “Tutti Frutti”<br />

und “Long Tall Sally”. Damit kann man vergnügt<br />

in längst vergangen geglaubte Zeiten<br />

eintauchen.<br />

(Concord/Universal, 1957, 14/44:45) pro<br />

SAXON<br />

HEAVY METAL THUNDER LIVE –<br />

EAGLES OVER WACKEN<br />

Auch 36 <strong>Jahre</strong> nach der Gründung stehen<br />

Saxon noch voll im Saft, und das trotz der<br />

Tatsache, dass mit Biff Byford (voc) und<br />

Paul Quinn (g) nur noch zwei Urmitglieder<br />

dabei sind. Live versteht es die Band, immer<br />

noch viel Begeisterung zu entfachen,<br />

Hallen und Festivalgelände zum Kochen zu<br />

bringen. Dabei kann sie sich auf reichlich<br />

Mitgröhlhymnen und Abgehnummern stützen,<br />

die förmlich zum Headbangen zwingen.<br />

Stammen doch einige der wichtigsten<br />

NWOBHM-Songs aus dem Saxon-Fundus.<br />

Auf zwei CDs ist nun eine mitreißende Show<br />

vom 14. April 2011 in Glasgow während der<br />

„Call To Arms World Tour” mit zahlreichen<br />

dieser Klassiker und starkem Neumaterial<br />

dokumentiert, die beiliegende DVD demonstriert<br />

die Verbundenheit Saxons mit dem<br />

Wacken-Festival: 30 Songs, festgehalten bei<br />

den Auftritten 2004, 2007 und 2009, die zusammengeschnitten<br />

wurden, so dass es keine<br />

Dopplungen gibt. Nicht nur Saxon-Fans ist<br />

der Erwerb nahezulegen.<br />

(UDR/EMI, 2012, 9/56:04, 15/65:01) pro<br />

WRINKLE NECK MULES<br />

APPRENTICE TO GHOSTS<br />

Auch wenn immer noch Reste aus Bluegrass<br />

oder Alt.Country zu hören sind, haben<br />

sich die Wrinkle Neck Mules für APPREN-<br />

TICE TO GHOSTS mit Riesenschritten in<br />

Richtung Roots-Rock aufgemacht. Weniger<br />

Heuschober, mehr Tankstelle – weniger<br />

Appalachen, mehr Highway. Klar, dass bei<br />

einem solchen Sound schnell Vergleiche<br />

mit den arrivierten Roots-Rockcombos<br />

aufkommen, doch man darf den Fans von<br />

Bands wie Crazy Horse, der Bottle Rockets<br />

oder der Drive-By Truckers, den Freunden<br />

von Petty, Springsteen oder Mellencamp<br />

erfreut zurufen, dass sich ein Reinhören in<br />

das neue Album der Wrinkle Neck Mules<br />

auf alle Fälle lohnen dürfte, ach was, Pflicht<br />

ist! Klasse Album für alle Freunde der<br />

Country-Rock-Richtung, bei der zwar die<br />

E-Gitarre das Sagen hat, aber trotzdem weder<br />

auf Pedalsteel noch auf Banjo-Picking<br />

noch auf mehrstimmigen Chorgesang verzichtet<br />

wird.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 12/53:10) us<br />

TRAVERS & APPICE<br />

BOOM BOOM AT THE HOUSE<br />

OF BLUES<br />

Wuchtige Drums,<br />

funkiger<br />

Bass,<br />

rauer Gesang und<br />

eine Heavy-Blues-<br />

Rockgitarre – das<br />

sind die Ingredienzien<br />

des Powertrios<br />

ti mit itPtT Pat Travers, Carmine Appice und<br />

TM Stevens. Im September 2004 spielten<br />

die Drei ein energiegeladenes Liveset mit<br />

Songs wie “Livin’ Alone” (aus Appices<br />

Zeit im Trio mit Jeff Beck und Tim Bogert),<br />

“Boom Boom” oder Willie Dixons “Evil”.<br />

Diese Songs fanden sich auch auf der nach<br />

der Tour eingespielten Studio-CD BAZOO-<br />

KA. Die jetzt veröffentlichten Livesongs<br />

klingen noch etwas rauer und muskulöser<br />

als die ohnehin kräftig rockende Studioscheibe<br />

– und natürlich gibt es ausgiebige<br />

Soli aller drei Musiker. Auch Rod Stewarts<br />

Disco-Hit “Do Ya Think I’m Sexy”, bei<br />

dem Appice Co-Au<strong>to</strong>r war, gibt das Trio<br />

mächtigen Rock-Zunder. Zusätzlich liegt<br />

eine DVD des Konzerts bei.<br />

(<strong>Music</strong> Avenue/Soulfood,<br />

2012, 12/78:41) rg<br />

OSCAR & THE MAJESTICS<br />

NO CHANCE BABY!<br />

Zusammenfassung des Singles-Werkes<br />

einer Sixties-US-Garagen-Rockband aus<br />

Gary, Indiana, die unter Führung des singenden<br />

Leadgitarristen Oscar Hamod über<br />

regionalen Ruhm nie hinauskam. Was sie<br />

natürlich nicht daran hinderte, mit dem<br />

garagentypischen Enthusiasmus heftig zu<br />

beaten. Und zwar mit so individueller Note,<br />

dass ihr Rock noch heute Sammlerherzen<br />

etwas höherschlagen lässt. Denn neben zwei<br />

ordentlichen, aber keineswegs einmaligen<br />

Cover-Versionen von “I Can’t Explain”<br />

(The Who) und “House Of The Rising Sun”<br />

gibt es hier fast nur gruppeneigenes Material,<br />

das Hamods Sinn für explosive Ohrwürmer<br />

und auch gebändigte Töne trefflich<br />

beweist. Es sind richtige feine Kracher wie<br />

“Got To Have Your Lovin’”, “Why-O Or<br />

Jungle Beat”, “Come On Willie” oder “My<br />

Girl Is Waiting” zu finden. Die Gruppe<br />

stand, anders als viele Kollegen, den Beatles<br />

nicht nah. Favoriten waren unüberhörbar<br />

The Who und die frühen Kinks, deren<br />

rhythm&bluesige Kantigkeit deutliche Spuren<br />

im ruppigen Floor-Shakers-Sound der<br />

Majestics hinterlassen hat.<br />

(Sundazed/Bear Family, 2011,<br />

14/33:53) hjg<br />

PETER SCHLEICHER<br />

HART AUF HART / DURCH DIE<br />

WAND<br />

S<strong>to</strong>nes mal anders.<br />

Wolfgang<br />

Ambros<br />

(WIE<br />

IM<br />

SCHLAF)<br />

und<br />

Wolfgang<br />

Niedecken<br />

(LE-<br />

OPARDEFELL)<br />

haben es appetitlich mit Dylan-Kompositionen<br />

vorgemacht, um nur zwei Beispiele<br />

zu nennen – Mundartversionen der Songs<br />

großer Könner. Der Wiener Peter Schleicher<br />

(*1945) zieht auf vergleichbarem Niveau<br />

nach. 18 Sixties-Titel und drei aus den 70ern<br />

hatte der Sänger und Keyboarder schon 1978<br />

und 1982 für zwei inzwischen sehr gesuchte<br />

LPs (WEA/Polydor) umgearbeitet; sie sind<br />

endlich ungekürzt, und sogar als „2 on 1”,<br />

erhältlich: beides offizielle CD-Premieren!<br />

Abgedruckte Texte erleichtern das Verständnis<br />

– etwa für “Da Köch”/”Street Fighting<br />

Man”, “So haas”/”Hot Stuff”, “Jetzt halt I,<br />

Alte”/”Tell Me”, “Die Beisl Hur”/”Honky<br />

Tonk Women”. Schleicher bleibt mit seinen<br />

Cover-Fassungen bei den Originalen – <strong>to</strong>p:<br />

“Der Tod vor der Tür”/”Gimme Shelter”,<br />

“Das Salz von der Erd”/”Salt Of The Earth”<br />

–, gestattet sich aber auch Verfremdungen:<br />

So endet z.B. “Roll mi net”/”Play With Fire”<br />

als verblüffende Funknummer. Gut, dass der<br />

Chef und seine namhaften österreichischen<br />

Begleitmusiker gar nicht erst „S<strong>to</strong>nes versuchen”,<br />

sondern ihre eigene Spielart der<br />

Lieder anbieten.<br />

(Bear Family, 1978 + 1982, 21/73:06) bm<br />

Rock<br />

TYLER RAMSEY<br />

THE VALLEY WIND<br />

Americana der feinsinnigen Art. Der<br />

enorm talentierte US Sänger und Multi-<br />

Instrumentalist (Hauptfach: Gitarre) Tyler<br />

Ramsey aus dem beschaulichen Asheville<br />

in North Carolina punktet auch als Komponist<br />

im Bereich der eher ruhigen Gitarrenmusik,<br />

sowohl bei der Indie-Gruppe<br />

Band Of Horses als auch als Solist. Sein<br />

aktuelles Werk THE VALLEY WIND ist<br />

eine kleine Meisterleistung. Elegisch verträumte<br />

Soft-Rocksongs wie “1000 Black<br />

Birds”, “The Nightbird”, “The Valley<br />

Wind” und “Angel Band” werden sinnvoll<br />

ergänzt durch noch fragilere Lieder<br />

wie “When It’s Done” und “All Night”,<br />

die fast schon Dream-Pop sind. Aus dem<br />

Rahmen fällt lediglich “Stay Gone”, wo<br />

Ramsey kontrolliert offensiv rockt. Er<br />

singt ähnlich wie Neil Young, doch insgesamt<br />

weniger weinerlich, und sein delikates<br />

Gitarrenspiel lässt keine Wünsche<br />

offen. Daneben bedient er auch noch weitere<br />

Saiteninstrumente, Keyboards und<br />

eine Drum-Machine. Unterstützt wird er<br />

bei einem Titel vom Band-Of-Horses-<br />

Kollegen Bill Reynolds am Bass und bei<br />

fast allen anderen Tracks vom Gitarristen<br />

und Drummer Seth Kauffman von der<br />

ebenfalls aus North Carolina stammenden<br />

Band Choosy Beggars. So gesehen<br />

ist THE VALLEY WIND eigentlich das<br />

Duo-Album zweier großer Talente.<br />

(Fat Possum/Epitaph, 2011, 9/35:16) hjg<br />

THE AUDIENCE<br />

HEARTS<br />

The<br />

Audience<br />

sind eine der aufregendsten<br />

deutschen<br />

Independent-Rockbands<br />

der<br />

vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>. Nach den<br />

zwei iin relativ lti schneller Folge veröffentlichten<br />

Alben CELLULOID (2007) und<br />

DANCERS AND ARCHITECTS (2008)<br />

legten die Franken erst einmal eine längere<br />

Pause ein. Das Atemholen hat, scheint’s,<br />

dafür gesorgt, dass das Quintett nun umso<br />

gewaltiger und kräftiger zurückkehrt.<br />

Die Arrangements auf dem neuen Album<br />

HEARTS sind um einiges ausgefeilter; der<br />

von einer schweren Hammondorgel dominierte<br />

Sound, der entfernt an The Charlatans<br />

(UK) und Deep Purple zu “Hush”-<br />

Zeiten erinnert, ist noch psychedelischer<br />

geworden, lässt in den Arrangements viel<br />

Raum für Pausen, Schwebeklänge und unerwartete<br />

Richtungswechsel. Und dennoch<br />

sind die Songs zupackend, teils funky,<br />

entwickeln einen ordentlichen Drive, was<br />

vor allem an Michael Arnolds knackigem<br />

Bassspiel liegt. Der Opener “We Belong To<br />

Boys” und – die einzige Ballade – “Looming”<br />

sind gar richtiggehend Ohrwürmer,<br />

die man gerne zur besten Sendezeit im Radio<br />

hören würde!<br />

(Hazelwood/Rough Trade, 2012,<br />

12/49:08) frs<br />

MATTHEW FISHER<br />

A SALTY DOG RETURNS<br />

Diese besinnlich sinnfreien Alleineinspielungen<br />

des einstigen Procol-Harum-<br />

Organisten waren schon bei der Erstveröffentlichung<br />

1994 teilweise hasserfüllt<br />

abgekanzelt worden. Was hatte Fisher<br />

verbrochen? Wie seinerzeit Beatle Paul<br />

nach seinem Japan-Knasttrauma bei Mc-<br />

CARTNEY II hatte der Croydoner Studiobesitzer<br />

ohne Release-Absicht freie<br />

Zeiten für launige Basteleien an Synthies,<br />

Drum-Machines, aber auch Gitarre und<br />

Orgel benutzt, um “A Tribute To Hank”<br />

loszuwerden, ein paar Pilcher-lastige<br />

Soundtracks zu simulieren und Tschaikowskys<br />

Nussknacker-Suite klassisch<br />

und rockig gegenüberzustellen, wobei<br />

“Nut Rocker” neben dreckiger Schlagzeug-Programmierung<br />

heiße Hammondpassagen<br />

bekam. Dabei passierten eben<br />

auch “Popcorn”-nahe Entgleisungen wie<br />

“The Downliners Sect Manifes<strong>to</strong>”, die<br />

mit der Garagenband nichts zu tun haben.<br />

Procol-nah fiel dagegen die gelungene<br />

“Chorale Prelude” von Bach als einer von<br />

drei Bonus-Tracks aus. Anschaffung nicht<br />

zwingend.<br />

(Angel Air/Fenn, 1994, 16/44:15) utw<br />

Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

AXXIS<br />

REDISCOVER(ED)<br />

Humor und Mut beweisen<br />

Axxis mit<br />

ihrem neuen Album.<br />

Die nordrheinwestfälische<br />

Heavy-<br />

Metal-Band hat sich<br />

zahlreiche<br />

Songs<br />

zum Covern ausgesucht, die man eigentlich<br />

gar nicht covern kann. Denn ganz egal wie<br />

man Klassiker wie “Ma Baker” von Boney<br />

M, Jethro Tulls “Locomotive Breath”, Kraftwerks<br />

“Roboter” oder “I Was Made For<br />

Loving You” von Kiss neu interpretiert, die<br />

Cover-Version kann eigentlich nur verlieren.<br />

Aber letzten Endes scherten sie sich nicht<br />

um solche Überlegungen, wählten aus, was<br />

sie in den 80er <strong>Jahre</strong>n alles beeinflusst hatte<br />

oder was damals im Radio rauf und runter<br />

gespielt wurde. Ohne falsche Ehrfurcht und<br />

ohne Angst davor, sich zu blamieren, rocken<br />

sie mit hörbarem Spaß an der Sache los, ganz<br />

gleich ob mit Police (“Message In A Bottle”),<br />

Yes (“Owner Of A Lonely Heart”) oder den<br />

Bee Gees (“Stayin’ Alive”) – nur einmal sei<br />

die Skip-Taste empfohlen: bei Celine Dions<br />

“My Heart Will Go On”.<br />

(Phonotraxx Publishing/Soulfood, 2012,<br />

13/54:53) us<br />

JOE WALSH<br />

ANALOG MAN<br />

Joe Walsh ist ein altmodischer Typ, wie er<br />

mit dem Titelsong seiner neuen CD offen<br />

bekennt. So ist auch die Spieldauer von<br />

knapp 37 Minuten an die Länge der guten,<br />

alten LP angelehnt. Die Platte überzeugt,<br />

ist spannend, weil sehr vielfältig: Mal erinnert<br />

Walsh an die Eagles (“Lucky That<br />

Way” mit reichlich Akustikgitarre), dann<br />

kommt er auf “Band Played On” mit Sitar-<br />

und orientalischen Anklängen, die<br />

er clever in einem grooven Rockrahmen<br />

verpackt. Mit “Family” offeriert er eine<br />

zeitweise Piano-dominierte Ballade, und<br />

“One Day At A Time” ist nicht nur im Intro<br />

unüberhörbar vom einstigen ELO-Macher<br />

Jeff Lynne geprägt, der produzierte – eine<br />

Radio-taugliche Nummer. “Funk <strong>50</strong>” ist<br />

Ausdruck seines Funk-Verständnisses mit<br />

Gitarrenexperimenten. Das Gitarrenlick<br />

zu Beginn des instrumentalen Rauswerfers<br />

“India” klingt AC/DC-inspiriert, ehe<br />

Walsh mit einer Ambient-Stimmung experimentiert.<br />

(Fantasy/Universal, 2012, 10/36:38) pro<br />

DR. FEELGOOD<br />

ALL THROUGH THE CITY<br />

Erfasst ist die Hoch-Zeit der Südlondoner Pub-<br />

Rockband von 1974–1977 mit Lee Brilleaux<br />

(voc), Wilko Johnson (g), John Sparks (b)<br />

und John Martin (dr). Enthalten sind auf CD<br />

1 und 2 die Tracks der ersten vier Original-LPs<br />

DOWN BY THE JETTY, MALPRACTICE,<br />

STUPIDITY (live) und SNEAKIN’ SUSPI-<br />

CION. Als Top-Showman Lee und Derwisch/<br />

Könner Wilko mit JETTY (mono!) an den<br />

Start gingen, griff das vermeintlich angestaubte<br />

R&B-Konzept chartmäßig im Punk-<br />

Gewusel noch nicht. Über Nacht kippte die<br />

Lage, wie die LP-Folgenotierungen #17, #1<br />

und #10 unterstreichen. Aus 23 Songüberhängen<br />

von Singles, Maxis, EPs, Outtakes setzt<br />

sich CD 3 zusammen; alle 70 Titel des Dreiers<br />

stehen für einen unpolierten, polternden Gute-<br />

Laune-Rumms, aus dem Johnsons teils irrwitziges<br />

Stakka<strong>to</strong>-Kombispiel (Lead & Rhythmus<br />

aus einer Hand) nach Vorbild eines Mick<br />

Green (Pirates) hervorsticht. Als Blutfinger<br />

Wilko sich dann 1977/78 verabschiedete, blieben<br />

Dr. Feelgood zwar putzmunter, aber oft<br />

weniger originell. Die vorliegende, gelungene<br />

Bündelung des Frühwerks macht 100-prozentig<br />

Sinn, die DVD zeigt die Gutfühler 1975 bei<br />

der überzeugenden, schweißtreibenden Arbeit.<br />

(EMI, 1974–1977, 24/79:11, 23/73:27,<br />

23/72:41; + DVD, 71:41) bm<br />

WILLY DeVILLE<br />

IN NEW ORLEANS<br />

Neu ist nur das sehr<br />

gute Booklet, keine<br />

unveröffentlichten<br />

Kostbarkeiten<br />

aus<br />

dem DeVille-Archiv.<br />

Dies sind sämtlich<br />

Titel von seinen Originalalben<br />

lb VICTORY MIXTURE (noch gut<br />

zu kriegen) und BIG EASY FANTASY (etwas<br />

schwieriger) von 1990 bzw. 1995. Das<br />

singende Gesamtkunstwerk war nach EMI-,<br />

Polydor- und WEA-Zeit vertragslos und zurück<br />

in Louisiana – fünf der sechs hier integrierten<br />

Livetitel stammen allerdings aus Paris<br />

und New York. DeVille griff mit superben<br />

Musikern wie Chris Spedding sowie New-Orleans-Größen<br />

(u.a. Allen Toussaint, Dr. John,<br />

Eddie Bo, Leo Nocentelli, Freddie Koella)<br />

in den <strong>to</strong>llen Songfundus seiner Umgebung:<br />

beseelt-brodelnder Rhythm & Blues aus den<br />

<strong>50</strong>s und <strong>60s</strong> wurde ausgesucht und umgesetzt,<br />

ohne die traditionellen Elemente zu vernachlässigen.<br />

Klasse Musik, doch für bereits gut<br />

versorgte Fans nichts Frisches dabei.<br />

(Big Beat/Soulfood, 1990 + 1995,<br />

17/62:01) bm<br />

COUNTING CROWS<br />

UNDERWATER SUNSHINE<br />

Eine Lanze brechen für die zahllosen genialen<br />

Songs, die jeden Tag geschrieben,<br />

gesungen und leider so gut wie alle überhört<br />

werden, das möchte Adam Duritz mit<br />

diesem Album. Für die Cover-Sammlung<br />

UNDERWATER SUNSHINE, die in Anlehnung<br />

an ein Fairport-Convention-Album<br />

den programmatischen Untertitel OR<br />

WHAT WE DID ON OUR SUMMER VA-<br />

CATION trägt, hat er die Counting Crows<br />

mit seinen alten Kumpels Shawn Dealey<br />

und Brian Deck verstärkt. Die Songs, die<br />

sie den Hörern vorstellen, scheinen dabei<br />

keinem festen Muster zu gehorchen, stammen<br />

von Ikonen wie Bob Dylan und Gram<br />

Parsons, von Indie-Helden wie Travis und<br />

Teenage Fanclub, von aktuellen Newcomern<br />

wie den Dawnes und Kasey Anderson<br />

oder von Prä-Counting-Crows-Bands<br />

wie Sordid Humor und Tender Mercies.<br />

Rau und mit erdigem Livefeeling gelingt<br />

ihnen ihr Vorhaben, zeigen sie, wie gut<br />

die Songs der Kollegen in den Counting-<br />

Crows-Versionen sind – und schon hat man<br />

wieder ein paar mehr geniale Songs für sich<br />

entdeckt ...<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2012, 15/61:30) us<br />

THE MARS VOLTA<br />

NOCTOURNIQUET<br />

Hatte die Band um Omar Rodriguez-Lopez<br />

und Cedrix Bixler-Zavala auf dem Vorgängeralbum<br />

das Tempo herausgenommen, so<br />

Rock<br />

wird auf der neuen Scheibe wieder etwas<br />

zugelegt. Die aktuelle CD klingt nach BED-<br />

LAM IN GOLIATH meets OCTAHED-<br />

RON. Viele der Melodien haben durchaus<br />

Ohrwurmqualität, doch umrahmen Mars<br />

Volta diese feinen Hooks mit wilden Gitarrenbergen,<br />

komplexen Drum-Mustern, und<br />

die Elektronik ist in Form von Noise-Elementen<br />

und markanten Riffs allgegenwärtig.<br />

Die Band entwickelt sich kontinuierlich<br />

weiter, so dass auch die aktuelle Scheibe<br />

sehr beeindruckt: Wer zuhören kann wird<br />

mit fordernder, abwechslungsreicher, doch<br />

immer brillanter Musik belohnt!<br />

(Warner, 2012, 13/64:37)<br />

rg<br />

DIO<br />

HOLY DIVER + THE LAST IN<br />

LINE + SACRED HEART<br />

Es dauerte nicht ihtlan-<br />

ge, bis Ronnie James<br />

Dio nach seinem Abschied<br />

von Rainbow<br />

bzw. Black Sabbath<br />

1983 seine eigene<br />

Combo und mit<br />

HOLY DIVER ein Hammerdebüt am Start<br />

hatte. Gemeinsam mit dem jungen Gitarristen<br />

Vivian Campbell, Jimmy Bain (b) und<br />

Vinnie Appice (dr) sowie Claude Schnell<br />

an den Keyboards schrieb und nahm der<br />

stimmgewaltige Sänger mitreißende Songs<br />

auf: Melodramatischer, stets melodischer<br />

Hard Rock mit Metal-Spurenelementen war<br />

angesagt, mit dem Highlight “Rainbow In<br />

The Dark”. In einer Deluxe Edition (samt<br />

Bonus-CD mit starken Live-Aufnahmen,<br />

u.a. 1983 in der King Biscuit Flower Hour)<br />

wird ein Meilenstein der Heavy-Rock-His<strong>to</strong>rie<br />

wieder lebendig. Desgleichen wird<br />

der ähnlich starke 84er Nachfolger THE<br />

LAST IN LINE luxuriös neu aufgelegt<br />

(Bonus: Live-B-Seiten, Mitschnitt vom<br />

Pinkpop Festival 1984) mit den Klassikern<br />

“We Rock” und “I Speed At Night”. Rhythmisch<br />

groovend, mit Powerhouse-Gesang<br />

und einem inspiriert aufspielenden Campbell.<br />

SACRED HEART konnte 1986 das<br />

Niveau nicht halten, war einen Schuss zu<br />

kommerziell, AOR-orientert, enthielt aber<br />

mit “Rock’n’Roll Children” und “Hungry<br />

For Heaven” wieder zwei herausragende<br />

Nummern, jetzt ebenfalls mit superbem<br />

Bonus-Material ergänzt. Alles in allem ein<br />

hervorragendes Reissue-Paket eines zu früh<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Ausnahmekönners.<br />

(Universal, 1983 + 1984 + 1986, 9/41:17,<br />

9/45:51 + 9/41:21, 12/70:03 + 9/38:34,<br />

10/53:20) pro<br />

DEEEXPUS<br />

KING OF NUMBER 33<br />

KING OF NUMBER 33 ist nach vierjähriger<br />

Studio-Abstinenz das zweite<br />

Album der Prog-Rocker DeeExpus und<br />

beschert in Gestalt von Keyboarder/Pianist<br />

Mark Kelly (im Hauptjob Mitglied<br />

bei Marillion) die wichtigste Änderung.<br />

Nichtsdes<strong>to</strong>trotz spielen die Stimme von<br />

Tony Wright und die Gitarre von Andy<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37


REVIEWS<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Rock<br />

Ditchfield weiter tragende Rollen. Eingängiger,<br />

melodiöser Prog-Rock dominiert<br />

mitsamt Anleihen aus Pop und Hard<br />

Rock/verhaltenem Metal (Gitarren!).<br />

Alles ist um das 27-minütige Titelstück<br />

herum aufgebaut, die Stimmungen der<br />

einzelnen Songs wechseln – so kann<br />

man das Album auch Musikliebhabern<br />

empfehlen, die (Neo-)Prog-Rock nicht<br />

unbedingt in der Favoritenrubrik führen,<br />

zumal es nicht oft allzu vertrackt zur Sache<br />

geht. Übrigens: „Number 33” spielt<br />

auf eine Buslinie in London an, die in die<br />

S<strong>to</strong>ry eingebaut ist.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 10/53:18) pro<br />

DEEP PURPLE<br />

TOTAL ABANDON –<br />

AUSTRALIA ‘99<br />

Nach der 1998er<br />

Veröffentlichung<br />

ihres<br />

Albums<br />

ABANDON<br />

zog<br />

es Ian Gillan, Jon<br />

Lord, Roger Glover,<br />

Steve Morse und Ian<br />

Paice Pi im Zuge ihrer „A Band On World<br />

Tour” einmal rund um die Welt. Neben ihren<br />

aktuellen 90er-<strong>Jahre</strong>-Songs hatten sie<br />

natürlich auch zahlreiche ihrer alten Hits<br />

mit im Gepäck. Gerade diese Mischung<br />

aus bewährten Krachern wie “Smoke On<br />

The Water”, “Strange Kind Of Woman”,<br />

“Fireball”, “Black Night” und “Highway<br />

Star” mit frischer Ware wie “Bloodsucker”,<br />

“Almost Human” und “Ted The<br />

Mechanic” macht den Reiz dieses im australischen<br />

Melbourne mitgeschnittenen<br />

Konzertes aus. Dazu zeigt es mit Steve<br />

Morse einen Gitarristen, dem es während<br />

dieser Tour gelang, aus dem übermächtigen<br />

Schatten Ritchie Blackmores<br />

herauszutreten und der Deep Purple zu<br />

einem neuen, bis heute bestehenden Gitarren-Sound<br />

verhalf.<br />

(Eagle Records/edel, 2012,<br />

12/73:56) tk<br />

PETER GABRIEL<br />

LIVE BLOOD<br />

Im März letzten <strong>Jahre</strong>s wurde dieses Konzert<br />

im Londoner Hammersmith Apollo<br />

aufgezeichnet. Zusammen mit seinem<br />

46-köpfigen New-Blood-Orchestra präsentierte<br />

Peter Gabriel dabei Songs aus<br />

seinen letzten beiden Alben, die einmal<br />

mit Cover-Versionen (SCRATCH MY<br />

BACK) und einmal mit eigenen Songs<br />

(NEW BLOOD) in klassischen Arrangements<br />

bestückt waren. Auch live gibt<br />

es zahlreiche Stücke, denen der Slogan<br />

“ no guitars, no drum kit” so richtig gut<br />

tut, so das beklemmende Eröffnungsstück<br />

des Konzertes “Intruder”, das verträumte<br />

“Don’t Give Up” oder das bewegende<br />

“Mercy Street”. Andere Titel, wie “Biko”,<br />

“Solsbury Hill” oder der Paul-Simon-<br />

Song “The Boy In The Bubble” klingen<br />

beim ersten Hören noch ungewohnt und<br />

man braucht einige Zeit, um sich an die<br />

neuartigen Arrangements zu gewöhnen.<br />

So oder so eine packende Entdeckungsreise<br />

und aller Voraussicht nach ein Album,<br />

an dem man auf Grund seiner Vielschichtigkeit<br />

noch lange seine Freude<br />

haben wird.<br />

(Eagle/edel, 2012, 11/62:31, 11/78:54) us<br />

PROCLAIMERS<br />

LIKE COMEDY<br />

“Letter To America” und “I’m Gonna Be (<strong>50</strong>0<br />

Miles)”, die (außerhalb ihrer britischen Heimat)<br />

wohl bekanntesten Hits, führen etwas<br />

in die Irre, was die stilistischen Vorlieben der<br />

Gebrüder Reid angeht. Nicht für Folk, nicht<br />

für Country, sondern für uramerikanischen<br />

Rock’n’Roll schlagen die Herzen der Proclaimers,<br />

für Musik, wie man sie zu Zeiten<br />

von Buddy Holly oder Jerry Lee Lewis zu hören<br />

bekam. So besticht auch ihr neues Album<br />

LIKE COMEDY mit der gewohnt einzigartigen<br />

Mischung aus britischer Songwriting-<br />

Kunst und schwungvollem Rock’n’Roll,<br />

haben die beiden es wieder geschafft Songs<br />

zu schreiben, die zwar neu sind, sich aber<br />

irgendwie wie gute alte Bekannte aus längst<br />

vergangenen Zeiten anhören.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2012, 12/36:08) us<br />

BILL NELSON<br />

THE PRACTICE OF EVERYDAY<br />

LIFE<br />

Labelchef, Bandboss, Au<strong>to</strong>r, Komponist, bildender<br />

Künstler, Bühnenwerker etc. etc. – und<br />

natürlich Gitarrist: Der Engländer Bill Nelson<br />

(63) ist ein Vielkönner, der – gemessen an<br />

seinen noch immer abgehenden Arbeitslawinen<br />

– seit 40 <strong>Jahre</strong>n nur selten geschlafen<br />

haben kann. Auf acht prallvollen CDs mit 168<br />

Tracks breitet Nelson selbst sein Schaffen für<br />

ein Dutzend Plattenfirmen aus, ein mächtiges<br />

Projekt mit superber Umsetzung: Start mit<br />

NOR THERN DREAM (1971), Ende mit<br />

FABLES AND DREAMSONGS (2010). Präsentiert<br />

wird ein schlichter Singer/Songwriter,<br />

der umgehend die Spur wechselte (prog-rockig<br />

Angejazztes mit Be Bop Deluxe und Red<br />

Noise), sich bereits 1981 nur noch auf einem<br />

stilistisches Privatgleis bewegte und als Solist<br />

allen Gruppen- sowie Industriezwängen abschwor,<br />

deren Verantwortliche für den Tüftler<br />

nie ein Etikett fanden. Kaum in Schubladen<br />

zu zwängen, lieferte Nelson exklusive Ambient<br />

Sounds, Experimentelles, Film-, TV- und<br />

Videomusiken, instrumental Klangmalendes<br />

für eine Szene hinter dem 08/15-Heerscharen<br />

– darum nicht immer leicht verdaulich, aber<br />

auch nie mit platten Abgedreh<strong>the</strong>iten. Für<br />

den sortierenden Gewaltmarsch durch sein<br />

Gesamtwerk mit knapp 60 (!) Alben hat der<br />

Rätselhafte auch tief gegraben und Unveröffentlichtes,<br />

nur noch schwer oder gar nicht<br />

mehr Erhältliches (Mini-LPs, Maxi-Singles,<br />

Library <strong>Music</strong>) ans Licht geholt. So präsentiert<br />

die gesamte CD 8 rare BBC-Sessions<br />

von 1981 und 1983 mit John Peel und Kid<br />

Jensen. Die Box (mit großartig begleitenden<br />

Drucksachen!) eröffnet einen hochkreativen<br />

Künstlerkosmos, der – ist man erst mal eingetaucht<br />

– eine völlig singuläre Atmosphäre<br />

entfacht. Diese hat Nelson schon vor <strong>Jahre</strong>n in<br />

Songtitel gemeißelt: “<strong>Music</strong> In Dreamland”,<br />

“The Real Adventure”, “Search And Listen”<br />

und “Do You Dream In Colour?”.<br />

(Esoteric/Rough Trade; 1971–2010;<br />

168/585:29) bm<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

MICHIGAN MIXTURE<br />

VOLUMES 1+2<br />

Wo immer sich<br />

eine Version von “I<br />

Can Only Give You<br />

Everything” finden<br />

lässt, kann ein geiler<br />

Garagen-Rock-Sampler<br />

nicht weit weg<br />

sein. Die hier zum Doppeldecker zusammengefassten<br />

MICHIGAN MIXTURES<br />

wenden sich an NUGGETS-Fans und<br />

warten ausschließlich mit Interpreten auf,<br />

die obskur, hyper obskur, ultra obskur oder<br />

mega obskur sind ... und die dennoch bei<br />

ihren mit Herzblut eingespielten knüppelharten<br />

Rockern, psychedelischen Übungen<br />

und herrlich lärmgetränkten Exkursionen<br />

fast immer mit fabelhaften (Detail-)Ideen<br />

gesegnet waren. Keine Frage, hier gibt es<br />

tatsächlich auch mal zuvor nie gehörte Gitarrensoli<br />

oder waghalsige Arrangementabenteuer.<br />

Absolute Kracher wie “Just<br />

Like An Aborigine” (The Up), “You Come<br />

On Like A Train” (Dick Rabbit), “Hello”<br />

(Popcorn Blizzard), “I’m Coming Back”<br />

(Cambridge), “As Long As I’m Around”<br />

(B.C. & The Cavemen), “Lives For No<br />

One” (Bottle Company) und “Lonely Lisa”<br />

(nochmals Cambridge) sind dabei nur die<br />

Spitze des selbst komponierten Eisberges.<br />

Sie verblassen keinen Schimmer neben den<br />

einzigen beiden Cover-Versionen, eher im<br />

Gegenteil: The Soul Benders bringen eine<br />

ordentliche, aber nicht weltbewegende<br />

Version des “House Of The Rising Sun”,<br />

während The Rainy Days beim erwähnten<br />

“I Can Only Give You Everything” ihre<br />

Sache etwas besser machen. Weiterer Pluspunkt<br />

sind die liebevoll recherchierten Anmerkungen<br />

zu jedem Song.<br />

(Particles/Soulfood, 2012,<br />

15/48:45,16/43:51) hjg<br />

FRANZ K.<br />

UNSTERBLICH<br />

2009 gab es das Comeback, im März dieses<br />

<strong>Jahre</strong>s erschien mit UNSTERBLICH<br />

bereits das dritte Album sei<strong>the</strong>r. Dabei darf<br />

man den Albumtitel wohl wörtlich nehmen,<br />

denn irgendwie scheint der zeitlose<br />

Rock mit deutschen Texten, den Franz K.<br />

mit leichten Schwankungen im Härtegrad<br />

seit über 40 <strong>Jahre</strong> im Angebot haben, wirklich<br />

unzerstörbar zu sein. UNSTERBLICH<br />

tendiert dabei mehr in die Grundrichtung<br />

„weich”, liefert neben fetzigem Power-<br />

Rock auch poppige Songs und ruhige<br />

Rockballaden. Das Besondere an der aktuellen<br />

Single-Auskopplung “Auf dem Weg<br />

nach Hause” ist, dass der komplette Erlös<br />

aus den Downloads an die Stiftung Solidarfonds<br />

NRW geht. Da sich die Stiftung<br />

vorrangig um die Förderung von Schulen<br />

kümmert und da Stefan Josefus, Schlagzeuger,<br />

Texter und Produzent der Band,<br />

früher selbst einmal Lehrer werden wollte,<br />

haben Franz K. dieser Unterstützung sofort<br />

zugestimmt.<br />

(Fastball <strong>Music</strong>/Sony <strong>Music</strong>,<br />

2012, 14/49:49) us<br />

AXEL RUDI PELL<br />

CIRCLE OF THE OATH<br />

Bereits das 14. Album einer mittlerweile<br />

langen Karriere legt Ruhrpott-Gitarrenheld<br />

Axel Rudi Pell mit CIRCLE OF<br />

THE OATH vor und bleibt der bislang<br />

verfolgten Linie damit absolut treu: Er<br />

stimmt Hard/Melodic Rock an, wobei<br />

Sänger Johnny Gioeli ebenso für die<br />

Melodiekomponente sorgt wie der Meister<br />

selbst mit seinem Gitarrenspiel. Pell<br />

und seine Mitstreiter variieren zwischen<br />

episch/hymnischen Passagen, stürmischkraftvollen<br />

Breitwand-Phasen und gefühlvollen<br />

balladesken Momenten. Dazu<br />

überrascht er zwischendurch doch tatsächlich<br />

mit dem einen oder anderen (keltischen<br />

oder countryesken) Einsprengsel.<br />

Vielfältig, gekonntes Handwerk, sicher<br />

ein Muss für Genre-Fans – bei ARP weiß<br />

man, was man bekommt, und erwartet neben<br />

grundsolidem, durchaus inspiriertem<br />

Handwerk auf gediegenen Alben auch<br />

nicht unbedingt großartige Innovationen.<br />

(SPV, 2012, 10/59:25)<br />

pro<br />

JETHRO TULL’S<br />

IAN ANDERSON<br />

THICK AS A BRICK 2<br />

Zum<br />

40-jährigen<br />

Jubiläum<br />

von<br />

Jethro Tulls Prog-<br />

Rock-Meisterwerk<br />

veröffentlicht<br />

Ian<br />

Anderson Teil 2. Eingespielt<br />

wurde die<br />

CD allerdings nicht mit seiner Stammband,<br />

was zu Verärgerung führte. Martin Barre ist<br />

daher mit eigener Band und Tull-Reper<strong>to</strong>ire<br />

auf Tour. Florian Opahle, seit <strong>Jahre</strong>n Andersons<br />

Partner bei dessen Solo-Aktivitäten,<br />

spielt eine adäquate Gitarre, wenn auch die<br />

eigene Note fehlt. Der 70er-<strong>Jahre</strong>-Klangcharakter<br />

wird durch den Einsatz von Hammondorgel,<br />

Akkordeon, Glockenspiel oder<br />

viel akustischer Gitarre beibehalten, zeitgemäß<br />

wurden die Songlängen und Soli gestrafft.<br />

Die Faszination des Originals wird<br />

dabei nicht ganz erreicht, die Prog-Anteile<br />

sind reduziert. Anderson führt das Konzept<br />

aber raffiniert weiter: Was wäre aus dem<br />

Schüler Gerald Bos<strong>to</strong>ck, dem vermeintlichen<br />

Textlieferanten, geworden? Er bietet<br />

hier verschiedenste Varianten an, vom Banker<br />

über Prediger bis Penner. Andersons<br />

charismatische Stimme, seit <strong>Jahre</strong>n angegriffen,<br />

kann hier überzeugen, sein Flötenspiel<br />

ist seit langem gereift. Zwar wird<br />

das berühmte Thema kurz angedeutet, Anderson<br />

komponierte jedoch eigenständige<br />

neue Songs im Geiste der glorreichen Vergangenheit.<br />

Tull-Fans können bedenkenlos<br />

zugreifen und sich auf die anstehende Tour<br />

mit Part 1 und 2 freuen!<br />

(EMI, 2012, 17/53:45)<br />

rg<br />

WAYNE FONTANA AND THE<br />

MINDBENDERS<br />

ERIC RICK WAYNE BOB PLUS<br />

Zum Zeitpunkt, da dieses Album 1966 erschien,<br />

waren Wayne Fontana und seine<br />

Mindbenders bereits auf getrennten Pfaden<br />

unterwegs. Kurz zuvor war der Leadsänger<br />

mitten in einem Konzert unvermittelt auf Gitarrist<br />

Eric Stewart (später 10cc) zugegangen,<br />

hatte ihm das Mikro in die Hand gedrückt und<br />

gesagt: „Hier, nimm hin, ich bin raus aus der<br />

Nummer.” Insofern bekommt der hier vertretene<br />

Song “It’s Just A Little Bit Too Late” eine<br />

schon fast prophetische Bedeutung, zumal<br />

die danach zum Trio geschrumpfte Band im<br />

Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Januar mit “A Groovy Kind Of Love” gepunktet<br />

hatte. Klarer Fall von unglücklicher<br />

Veröffentlichungspolitik. Egal! Die Welt hat<br />

sicher schon bessere Versionen von “Memphis,<br />

Tennessee” gehört, gleichwohl gehen<br />

die hier vertretenen Songs wie “Like I Did”<br />

oder “Please Stay” heute immer noch unter<br />

die Haut – sicher auch deshalb, weil der Harmoniegesang<br />

stimmte. Etwas unglücklich,<br />

dass es aus rechtlichen Gründen noch nicht<br />

zur Veröffentlichung des Vorgängers THE<br />

GAME OF LOVE gekommen ist, eigentlich<br />

sollten beide Alben gleichzeitig veröffentlicht<br />

werden. Erfreuliche neun Bonus-Tracks veredeln<br />

diese CD, darunter das unverwüstliche<br />

“Um, Um, Um, Um, Um, Um”.<br />

(Bear Family, 1966, 21/52:02) os<br />

NEIL YOUNG & CRAZY<br />

HORSE<br />

AMERICANA<br />

Kennt man sich in<br />

der Geschichte der<br />

amerikanischen<br />

Folkmusik aus und<br />

liest die Trackliste<br />

des neuen<br />

Albums von Neil<br />

Young, ahnt man Böses. “This Land Is<br />

Your Land”, “Oh Susanna”, “Tom Dula”<br />

(ja, Tom Dooley!), “Wayfaring Stranger”:<br />

Was hat er sich dabei nur gedacht? Doch<br />

für das erste Album seit fast zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

(wieder mal) mit Crazy Horse als Begleitband<br />

schert sich Young einen Teufel drum,<br />

was man so von ihm erwartet – also business<br />

as usual, denn um so etwas hat er sich<br />

bekanntlich ja noch nie gekümmert. Und<br />

so zeigt AMERICANA, wie höchst unterschiedlich<br />

man solche, bestens bekannte<br />

Songs anrichten kann. Was trotz der rockigen<br />

Arrangements auffällt, ist ein dauernder<br />

(hoher) Chorgesang, an den man<br />

sich erst einmal gewöhnen muss. Würde<br />

man teilweise die elektrische Gitarren<br />

durch akustische ersetzen, könnte man<br />

glatt eine vielköpfige Familie am Lagerfeuer<br />

singen hören. Fazit: unerwartet und<br />

gewöhnungsbedürftig.<br />

(Reprise/Warner, 2012, 11/56:<strong>50</strong>) us<br />

BRYAN ADAMS<br />

CUTS LIKE A KNIFE<br />

Klar, Platten von Bryan Adams speziell<br />

aus den 90ern (zum Beispiel WAKING UP<br />

THE NEIGHBOURS) waren unglaublich<br />

erfolgreich, doch oft zu konstruiert und<br />

auf Charterfolg getrimmt. In den 80ern<br />

sah das noch anders aus, denn obwohl sein<br />

melodiöser Mainstream-Rock zu keiner<br />

Phase als experimentell bezeichnet werden<br />

kann, hatte die Band einfach mehr Power<br />

und Druck, wie die gegenüber dem Original<br />

von 1983 klanglich stark verbesserte<br />

Gold-Disc belegt. Rock-Hymnen wie “The<br />

Only One”, melodischer Mainstream “This<br />

Time”, die Traumballade “Straight From<br />

The Heart” oder der bekannte Titeltrack<br />

stehen sicherlich für kommerzielle Musik,<br />

können aber durch die fantastisch zusammenspielende<br />

Band den Hörer mitreißen.<br />

Die Audio-Fidelity-Ausgabe erscheint in<br />

einer limitierten und nummerierten Auflage,<br />

die mit Sicherheit schnell ausverkauft<br />

sein wird.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1983,<br />

10/36:53) at<br />

STEVIE WONDER<br />

INNERVISIONS<br />

Während<br />

TAL-<br />

KING<br />

BOOK<br />

Stevie<br />

Wonder<br />

in kommerzieller<br />

Hinsicht<br />

Erfolge<br />

einbrachte,<br />

stand<br />

INNERVISIONS<br />

für eine künstlerische Weiterentwicklung,<br />

bei der der Musiker befreit und jenseits<br />

wirtschaftlicher Überlegungen komponierte.<br />

Während er bei “Higher Ground” seinen<br />

beseelten Gesang mit einfachen, aber packenden<br />

Rockrhythmen fusioniert, steht<br />

“Jesus Children Of America” für Religionskritik,<br />

“He’s Misstra Know-It-All” für<br />

entspannte jazzig-soulige Klänge und das<br />

populäre “Living For The City” für das<br />

Aufbegehren der Schwarzen, die trotz aller<br />

Gleichberechtigungsbemühungen immer<br />

noch im Dreck lebten. Ein intensives Album,<br />

das eine der vielen Seiten des Musikers zeigt<br />

und durch das sehr warme und kompakte<br />

Mastering überzeugt (24-KT-Gold-Disc,<br />

nummerierte, limitierte Ausgabe).<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1973,<br />

9/44:18 ) at<br />

THE SUNPILOTS<br />

KING OF THE SUGARCOATED<br />

TONGUES<br />

The Sunpilots nennt sich dieses junge Quartett,<br />

dessen Frontmann Raj Siva-Rajah zwar<br />

in Australien geboren wurde, aber sein Gesangstalent<br />

von seiner aus Sri Lanka stammenden<br />

Mutter erbte. In Sydney traf er auf<br />

Gitarrist Bob Spencer, dessen Leidenschaft<br />

70er-<strong>Jahre</strong>-Prog-Rock ist. Und schon bei der<br />

allerersten Session spürten die beiden Musiker<br />

eine musikalische Verbundenheit, die<br />

sie sofort in gemeinsamen Songs umsetzten.<br />

Verstärkt um ein zupackendes Rhythmusduo<br />

aus Bass und Schlagzeug, wundert es dann<br />

wenig, wenn KING OF THE SUGARCOA-<br />

TED TONGUES wie eine frisch angerührte<br />

Mischung aus Led Zeppelin, Muse und Incubus<br />

daherkommt.<br />

(Honeytrap/Rough Trade,<br />

2012, 8/48:25) us<br />

LEE RANALDO<br />

BETWEEN THE TIMES AND THE<br />

TIDES<br />

Was auf den ersten Blick wie ein etwas angeberisch-pompöser<br />

Albumtitel daherkommt,<br />

erweist sich am Ende als Versprechen, das<br />

aufs Prächtigste eingelöst wird. Lee Ranaldo,<br />

bestens bekannt als kreative Gitarrenkraft bei<br />

Sonic Youth, legt hier ein Solo-Album sehr<br />

gehobener Klasse vor. Sonic Youths Avantgarde-Anspruch<br />

wird zwar deutlich zurückgeschraubt,<br />

aber nicht der bedingungslose<br />

Wille, packende Musik für den offenohrigen<br />

und mitdenkenden Teil der Bevölkerung<br />

zu machen. Unterstützt von einer ganzen<br />

Horde „gebändigter Avantgardisten” startet<br />

Ranaldo mit “Waiting On A Dream”, wobei<br />

er sich beim S<strong>to</strong>nes-Hit “Paint It Black”<br />

bedient, und endet mit “Tomorrow Never<br />

Comes”, bei dem die Beatles (“Tomorrow<br />

Never Knows”) ins Spiel kommen. Dazwischen<br />

wälzt sich ein kaum Einwände provozierender<br />

mächtiger Psychedelic-Rockstrom<br />

– einschließlich ballasdesker Töne –, der je<br />

nach Lage & Gelände auch Erinnerungen an<br />

Velvet Underground, The Byrds, Neil Young,<br />

Rock<br />

Tom Verlaine, vor allem R.E.M. und – wer<br />

wollte Ranaldo das verdenken – Sonic Youth<br />

aufkommen lässt. Die ganze Platte ist weitgehend<br />

im gleichen, etwas dröhnigen, aber eben<br />

hochdifferenzierten Sound gehalten, dem<br />

deutlich anzuhören ist, welches Vergnügen es<br />

Ranaldo gemacht haben muss, die ihm innewohnenden<br />

Variationsmöglichkeiten lustvoll<br />

auszuschöpfen. Zur vollen Entfaltung seiner<br />

Klasse benötigt das Album zwei bis vier<br />

Durchläufe – aber die lohnen sich!<br />

(Matador/Indigo, 2012, 10/47:40) hjg<br />

ELVIS PRESLEY<br />

THE COMPLETE ’68<br />

COMEBACK SPECIAL<br />

Neben ALOHA FROM HAWAII VIA SA-<br />

TELLITE zählt THE COMPLETE ’68<br />

COMEBACK SPECIAL zu den wichtigsten<br />

Livemomenten des King, da sich Elvis hier<br />

wieder neu erfand und nach der langen Durststrecke<br />

in alter Frische präsentierte – trotz<br />

aktueller musikalischer Strömungen, die ihn<br />

eigentlich wie ein Relikt aus früheren Tagen<br />

hätten erscheinen lassen müssen. Mit Bob<br />

Finder, Bones Howe und Billy Goldberg,<br />

Letzterer war für die Arrangements zuständig,<br />

fanden sich kompetente Partner, mit der<br />

die kurz vor Weihnachten ausgestrahlte Show<br />

zu einem Riesenerfolg wurde. Die 4-CD-Edition<br />

erscheint in einer Hardcover-Box, inklusive<br />

eines 32-seitigen Booklets, in dem die<br />

Hintergründe dargestellt werden, und enthält<br />

das Originalalbum von damals, die beiden<br />

„Sit-Down-Shows” und die zwei „Stand-Up-<br />

Shows” sowie 21 Aufnahmen von den Proben.<br />

Unter anderem “Tiger Man”, das unvergessene<br />

“Heartbreak Hotel”, der “Jailhouse<br />

Rock”, “Love Me Tender” und klasse Medleys<br />

werden vom King und seiner kompetenten<br />

Band intensiv, aber trotzdem mit einer<br />

traumhafter Leichtigkeit dargeboten. Musik,<br />

die auch heute noch den Zuhörer packt.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2011, 12/58:03, 26/76:02,<br />

27/76:74, 21/49:20) fl<br />

DIO<br />

HOLY DIVER<br />

Mit Rainbow und Black Sabbath spielte Ronnie<br />

James Dio Heavy-Klassiker ein. Als der<br />

Mann mit der großen Stimme bei zuletzt genannter<br />

Band ausgestiegen war, wollte er die<br />

künstlerische Leitung komplett übernehmen<br />

und stellte sich ein entsprechendes Team zusammen,<br />

das ihn dabei optimal unterstützte.<br />

Mit HOLY DIVER gab’s sofort einen Klassiker,<br />

der mit Begeisterung vom Publikum<br />

angenommen wurden, denn Texte, abwechslungsreiche<br />

Metrik, die atmosphärischen<br />

Stücke und auch die Genre-übliche Ballade<br />

(“Don’t Talk To Strangers”) vereinten Tradition<br />

und Zukunft. Schneller und druckvoller<br />

Heavy (“Stand Up And Shout”), ein<br />

rollender Midtempo-Rocker (“Holy Diver”)<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39


CD<br />

REVIEWS<br />

und die Achtziger-Hymne “Rainbow In The<br />

Dark” sind exzellente Beispiele dafür. Das<br />

Remastering der 24-KT-Gold-Disc (limitiert,<br />

nummeriert) hat den unangenehmen Klang<br />

der Dekade reduziert und hebt die Band als<br />

Einheit hervor, was insgesamt zu einem ausdrucksstärkeren<br />

Klangbild führt. Gelungen!<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1983, 9/41:29) at<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

21 VERSIONS MR.<br />

TAMBOURINE MAN<br />

In der hübschen Reihe<br />

ONE SONG EDI-<br />

TION hat man sich<br />

nun “Mr. Tambourine<br />

Man” vorgenommen.<br />

Der<br />

hyperbekannte<br />

Folk-Rockklassiker<br />

gehört zu den unzerstörbarsten Songs der<br />

letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> – und überlebt auch hier einige<br />

deftige Attacken, so die Punkversion von<br />

Alison Tate, die Funkfassung von Ted Sturges<br />

& Con Funk Shun, den derben Blues-Rock<br />

von Leslie West & Mountain, die intensivkunstrockige<br />

Aktion von Patti Lupone und<br />

die etwas zu schlichte, hemdsärmelige Instrumentalfassung<br />

von Duane Eddy. Im Mittelpunkt<br />

stehen allerdings folk-rockige Einspielungen,<br />

darunter zwei von Bob Dylan (Demo<br />

mit Klavier, live mit den Byrds) und gleich<br />

fünf von den Byrds bzw. deren Musikern<br />

Roger McGuinn, Chris Hillman und Gene<br />

Clark (der bei diesem internen Vergleich Sieger<br />

wird). Auch Arlo Guthrie, Julie Felix &<br />

Melanie Safka sowie The New Journeyman<br />

(mit dem späteren Papa John Phillips) verlassen<br />

das Folk-Rockgenre nicht und liegen<br />

damit richtig. Denn sie überzeugen mehr als<br />

Johnny Rivers und The 4 Seasons mit ihren<br />

„allgemein pop-rockigen” Fassungen. Der<br />

wirklich absolute Höhepunkt ist allerdings<br />

den schwarzen A-capella-Virtuosen The<br />

Persuasions vorbehalten. Das Vergnügen<br />

mit diesem interessanten und zugleich lehrreichen<br />

Sampler wäre übrigens noch größer,<br />

wenn die discographischen Angaben nicht<br />

fast völlig fehlen würden.<br />

(Hörwerk Classic/Buschfunk, 2012,<br />

21/77:58) hjg<br />

BIG BROTHER & THE<br />

HOLDING COMPANY FEAT.<br />

JANIS JOPLIN<br />

LIVE AT THE CAROUSEL<br />

BALLROOM 1968<br />

Es gibt wirklich noch Unveröffentlichtes aus<br />

dem Hause Joplin. Der Mitschnitt des Auftritts<br />

von Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding Company<br />

Featuring Janis Joplin (und noch nicht<br />

umgekehrt) am 23. Juni 1968 im Carousel<br />

Ballroom in San Francisco war lange im<br />

persönlichen Archiv des am 13.3.2011 vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Owsley „Bear” Stanley verstaubt,<br />

der damals einer der gefragtesten Livemixer<br />

in der Stadt war und auch beim BBHC-Gig<br />

am Pult saß und eine Bandmaschine mitlaufen<br />

ließ. Natürlich spielte die Band um Joplin ihre<br />

bis dahin veröffentlichten Songs, aber eben<br />

auch ein paar obskure, später nicht mehr angestimmte<br />

Nummern wie “It’s A Deal”, “Call<br />

On Me” oder das im Jahr zuvor nur als Single<br />

erschienene “Coo Coo”. Die Band brauchte<br />

ein wenig, um in Fahrt zu kommen, aber<br />

wer sie nie live gesehen hat, kann erahnen,<br />

welche improvisationsfreudige Psychedelic-<br />

Rock-Blues-Power damals freigesetzt wurde.<br />

Natürlich ist die Soundqualität nicht <strong>to</strong>p, aber<br />

für Alter und Umstände doch beachtlich. Einige<br />

wahre Perlen von Joplin & Co. sind hier<br />

zu hören. Wie unterschiedlich die Interpretationen<br />

ausfielen, demonstriert der vom Vorabend<br />

stammende Bonus-Track “Call On Me”.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/71:01) pro<br />

LITTLE FEAT<br />

AMERICAN CUTIE<br />

„Ebbets Field, Denver, Colorado, 19th July<br />

1973” lautet der Untertitel – vier <strong>Jahre</strong> vor<br />

dem großen „Rockpalast”-Eurovisions-Event<br />

also. Weniger Ruhm, kleiner Club statt Grugahalle,<br />

aber auch weniger Coke: Ein schlanker,<br />

schwelgender Lowell George leitete (damals<br />

noch) seine Americana-Asse nach Small-<br />

Talk-„Babble” in den Howlin’ Wolf zugedachten<br />

“A Apolitical Blues”. Organist Bill<br />

Payne trug neben George am meisten Material<br />

bei, “Cat Fever” von SAILIN’ SHOES<br />

oder, mit Rhythmusgitarrist Paul Barrere,<br />

“Walkin’ All Night” vom damals aktuellen<br />

DIXIE CHICKEN. Richie Hayward legte wie<br />

immer unnachahmliche Funkgrooves, unterstützt<br />

von Sam Clay<strong>to</strong>ns Perkussionarsenal.<br />

Little Feat spielten damals zwei Shows, übertragen<br />

vom FM-Sender KCUV: Zu hören ist<br />

hier der gesamte späte Gig, dazu kommen drei<br />

unverzichtbare Lowell-George-Songs, die nur<br />

beim früheren der ansonsten identischen Sets<br />

gespielt wurden: “Willin’”, “Cold Cold Cold”<br />

und “Fat Man In The Bath Tub”. Erstklassige<br />

Konzertware im Schuber.<br />

(Leftfield Media/inakustik 1973/2012,<br />

14/73:48) utw<br />

EMERSON, LAKE &<br />

PALMER<br />

FROM THE BEGINNING<br />

Emerson, Lake & Palmer gehören zu den<br />

Heroen des Progressive Rock, denn sie<br />

erschufen mit ihrem Werk musikalisch<br />

hochwertige, aber immer noch organische<br />

Sounds. Diese Edelbox, die zum einem<br />

Sonderpreis angeboten wird und von Mark<br />

Powell, dem führenden Reissue-Experten<br />

Großbritanniens, zusammengestellt wurde,<br />

dokumentiert von der Frühphase (hier<br />

sind auch jeweils ein Track von The Nice<br />

und A<strong>to</strong>mic Rooster zu hören) über Platten<br />

wie BRAIN SALAD SURGERY oder die<br />

beiden WORKS-Scheiben bis hin zu raren<br />

Songs aus den Neunzigern alle bedeutenden<br />

Titel des Trios. Neben seltenen Fassungen<br />

berücksichtigte man hier auch das<br />

komplette Konzert vom Mar-Y-Sol-Festival,<br />

das klanglich nicht die hohe Qualität<br />

der Box bietet, allerdings als Zeitdokument<br />

sicherlich Sinn macht. Das 58-seitige<br />

Booklet beeindruckt besonders, denn<br />

neben zahlreichen Fo<strong>to</strong>s und Coverabbildungen<br />

finden sich lange Kommentare der<br />

Musiker zu allen Karriere-Abschnitten.<br />

Ein unschlagbares Preis/Leistungsverhältnis!<br />

Empfehlung!<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 8/70:36, 14/77:34,<br />

7/77: 56, 15/68:38, 7/79:09) at<br />

THE FIRES<br />

NEWSCHOOL REVIVAL<br />

Natürlich handelt es sich bei The Fires um<br />

einen Hype. Die drei Typen sind zwar gerade<br />

mal 15 bis 18 <strong>Jahre</strong> alt, haben aber<br />

bereits eine Reputation wie gestandene Rocker.<br />

Das Schweizer Jungspund-Trio hausiert<br />

mit Support-Aufgaben für Jerry Lee<br />

Lewis, Brian Setzer oder Shakin’ Stevens,<br />

auch das Merchandising-Angebot erinnert<br />

eher an Chartstürmer denn an Neulinge.<br />

Hört man allerdings NEWSCHOOL RE-<br />

VIVAL, das dritte Album übrigens schon,<br />

ist es nicht mehr unmöglich, dass The Fires<br />

mehr werden als nur eine Fußnote im unüberschaubaren<br />

Rockzirkus. Die Buben haben<br />

den Rock’n’Roll der <strong>50</strong>er mit Löffeln<br />

gefressen. “Shut Up”, “Rock’n’Roll Star”<br />

oder “Love At First Sight” sind Nostalgie<br />

pur. Dazu passt das konsequente Retro-<br />

Outfit, das die drei wie ihre Vorbilder von<br />

einst aussehen lässt. Und die waren damals<br />

ja auch nicht viel älter als The Fires heute.<br />

Natürlich kommt die Band nicht ganz daran<br />

vorbei, auch ein bisschen Boygroup zu<br />

sein, weshalb “Man Magnet” oder “Cause I<br />

Love You” arg weichgespült klingen. Aber<br />

darüber kann man durchaus hinwegsehen.<br />

(Blue Martin/K-tel, 2012, 12/41:31) jub<br />

KEIMZEIT<br />

KOLUMBUS<br />

Willkommen<br />

zu<br />

Hause! Die brandenburgische<br />

Band<br />

kehrt von einer<br />

langen Reise zurück.<br />

Ende der<br />

Neunziger verließ<br />

sie den sicheren Singer/Songwriter-Blues-<br />

Folk-Pop-Hafen und heuerte den Hamburger<br />

Produzenten Franz Plasa an, der mit<br />

den Musikern um Sänger, Komponist und<br />

Texter Norbert Leisegang an den Ufern des<br />

Gitarrenrock härterer Gangart – gepaart<br />

mit elektronischen Einsprengseln – entlang<br />

schipperte. Zumindest die Fans der ersten<br />

Stunde wurden reichlich verschreckt. Das<br />

neue Album KOLUMBUS, übrigens das<br />

zehnte Studio-Album in 30 <strong>Jahre</strong>n Keimzeit,<br />

ist ein Versöhnungsangebot. Natürlich<br />

klingt die Band jetzt nicht wie auf den frühen<br />

Alben, aber sie besinnt sich auf die Stärken<br />

der Anfangsjahre. Wenn man so will, sind<br />

Keimzeit die Väter von Sängern wie Clueso<br />

oder Philipp Poisel. Oder besser die großen<br />

Brüder, denn Keimzeit sind modern genug,<br />

um weiterhin mithalten zu können.<br />

(Comic Helden/edel Kultur, 2012,<br />

12/38:12) che<br />

BEDLAM<br />

IN COMMAND 1973<br />

Gitarrist Dave Ball von Procol Harum, sein<br />

Bass-Bruder Denny von Long John Baldry<br />

und Cozy Powell von Jeff Beck hatten vorher<br />

mal als Big Bertha gearbeitet. Sie nahmen<br />

1973 nur ein Studio-Album auf und <strong>to</strong>urten<br />

mit Black Sabbath – Powell wird jedoch aufgefallen<br />

sein, dass Sänger Frank Aiello (The<br />

Truth) kaum die Qualitäten Bob Tenchs aus<br />

Rock<br />

Becks Truppe besaß. Durch Cozy Powells<br />

Hit “Dance With The Devil” war ohnehin<br />

1974 Schluss. Das Instrumental wird diesem<br />

Livemitschnitt in einer Bedlam-Version aus<br />

der US-TV-Serie „Midnight Special” hinzu<br />

gefügt. Der Gig lässt das Temperament und<br />

die Riff-Freudigkeit der Band erahnen, zeigt<br />

auch Powell hinter seinem Riesen-Drumkit<br />

in üblicher Hochform. Manches klingt –<br />

ohne freche Zitate – zeppelinesk; mit “Putting<br />

On The Flesh” liegt die Band verdammt<br />

nah an ihren damaligen Headlinern Sabbath,<br />

ohne deren Hypnose- und Doom-Qualitäten<br />

erreichen zu können. Für Hard-Rock-Veteranen<br />

dennoch ein lohnendes Zeitdokument.<br />

(Angel Air/Fenn, 2012, 10/55:05) utw<br />

THE CULT<br />

CHOISE OF WEAPON<br />

“Honey From A<br />

Knife” ist ein Ope ner<br />

nach Maß. So will der<br />

Fan Billy Duffy (g)<br />

und Ian Astbury (voc)<br />

hören: treibende Riffs,<br />

zwingender<br />

Refrain,<br />

coole Shouts, eine sich ins Hirn bohrende Melodie.<br />

The Cult können, wenn sie wollen. Das<br />

neue Album CHOISE OF WEAPON geht mit<br />

viel Energie in den Durchlauf und erinnert am<br />

Start an die Heavy-Metal-Scheiben SONIC<br />

TEMPLE (1989) oder CEREMONY (1991).<br />

“Elemental Light” hält den Level, offenbart<br />

aber, dass Ian Astbury stimmlich längst nicht<br />

mehr so sicher agiert wie noch vor <strong>Jahre</strong>n.<br />

“The Wolf” verweist auf die Gothic-Zeiten<br />

von LOVE (1985), was den Verdacht aufkommen<br />

lässt, dass die Band nach der eher<br />

schwachen Allerwelts-CD BORN INTO<br />

THIS (2007) noch einmal die Stilmittel aus<br />

den verschiedenen Erfolgsphasen aufkochen<br />

möchte. Spätestens bei “Lucifer” wird diese<br />

Vermutung zur Gewissheit, denn dieser Song<br />

hätte auch gut auf das Alternative-Album<br />

THE CULT von 1994 gepasst. Prinzipiell ist<br />

diese Vorgehensweise keine schlechte. Vor<br />

allem, wenn das Material stimmt. Und das tut<br />

es bei genannten Stücken unbedingt. Allerdings<br />

findet sich auf CHOISE OF WEAPON<br />

auch Durchschnittliches, was bei The Cult<br />

aber immer noch von äußerst hohem Niveau<br />

ist, weshalb man sich das neunte Studio-Album<br />

in der nunmehr 30-jährigen Geschichte<br />

der Band mit viel Genuss reinziehen kann.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2012,<br />

10/41:43) jub<br />

THE PRIMITIVES<br />

ECHOES & RHYMES<br />

Wer ruft da „Die britischen Indie-Blondie”?!<br />

Jedenfalls ist der muntere Haufen um die<br />

australische Sängerin Tracy Tracy zurück,<br />

und auch Paul „PJ” Court greift wieder in die<br />

Saiten. Die Idee, ein Album lang nur obs kure<br />

Girl-Groups der 60er <strong>Jahre</strong> zu covern, ist so<br />

spannend wie spaßig. Wer erinnert sich schon<br />

noch an Reparata & The Delrons? Hier wird<br />

(leider) nicht “Captain Of Your Ship” adrenalisiert,<br />

sondern “Panic”. “Move It On Over” von<br />

LeGrand Melon hat Chartpotenzial. Das Primitives-Quartett<br />

eskaliert Jackie De Shannons<br />

“Till You Say You’ll Be Mine” zu ungeheurer<br />

Power, ohne dessen Ohrwurmqualitäten zu<br />

verdecken. “The Witch” ist nicht das Rattles-<br />

Ding, sondern psychedelisch Angereichertes<br />

vom deutschen Schlager-Trash-Duo Adam &<br />

Eve. Shocking Blue kommen mit “Time Slips<br />

Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Away” zu Ehren, Dana Gillespie mit<br />

“Where Will You Be” von ihren FOO-<br />

LISH SEASONS. Als Favorit könnte<br />

sich Sandy Poseys “Single Girl” erweisen,<br />

einziger Hit dieser Sammlung.<br />

(No O<strong>the</strong>r, 2012, 14/35:53) utw<br />

OMEGA<br />

GREATEST<br />

PERFORMANCES<br />

Wie feiert man ein <strong>50</strong>. Jubiläum? Man<br />

kann es vom Alterssitz aus mit dem<br />

Fernglas beobachten, wie es die S<strong>to</strong>nes<br />

gerade tun. Es gibt aber auch die Möglichkeit,<br />

noch einmal ordentlich auf<br />

den Putz zu hauen, um zu zeigen, dass<br />

man noch gut im Saft steht. Omega,<br />

Ungarns Top-Act in Sachen Rockmusik,<br />

haben sich für die zweite Variante<br />

entschieden und tun gut daran. Pünktlich<br />

zu ihrer Rhapsody-Tour durch<br />

ihre Heimat und Deutschland ist eine<br />

Doppel-CD erschienen, die unter dem<br />

Titel GREATEST PERFORMANCES<br />

bedeutende Livedokumente der <strong>Jahre</strong><br />

zwischen 1990 und 2000 vereint. Das<br />

ist insofern eine hübsche Angelegenheit,<br />

als dass Omega auf der Bühne<br />

während ihrer gesamten Karriere Maßgebliches<br />

leisteten. Egal, welche Phase<br />

die Band durchlebte – Beat, Heavy<br />

Rock, Space-Rock oder Electronic –,<br />

live gab es immer die volle Packung,<br />

sowohl akustisch als auch visuell.<br />

In den berücksichtigten zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

setzte das Quartett mit gigantischen<br />

Stadionkonzerten noch eins drauf.<br />

Nun ist auf der Doppel-CD logischerweise<br />

nicht viel zu sehen, wie sich das<br />

Quartett allerdings durch sämtliche<br />

Perioden ihres Schaffen spielt, ist beeindruckend.<br />

(Megamultimedia Kft./edel, 2012,<br />

14/59:42, 12/58:31) jub<br />

ACCEPT<br />

STALINGRAD<br />

D i e s e s<br />

Comeback<br />

hätte<br />

den<br />

Teu<strong>to</strong>nen-<br />

Metallern<br />

von<br />

Accept<br />

vor<br />

zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n Jh kaum einer zugetraut, ehe sie<br />

BLOOD OF THE NATIONS vorlegten.<br />

Ebenso wenig, dass sie mit<br />

STALINGRAD noch eins würden<br />

draufsetzen können. Nochmals muss<br />

man den beiden Masterminds Wolf<br />

Hoffmann (g) und Peter Baltes (b)<br />

zur Verpflichtung von Sänger Mark<br />

Tornillo gratulieren, der manche nur<br />

knapp überdurchschnittliche Nummer<br />

mit seiner flexiblen Röhre herausreißt.<br />

Was allerdings nicht oft nötig ist, denn<br />

die meisten der mit Double-Bassdrum<br />

befeuerten Songs gehen ab wie Luzy.<br />

Beinharte Riffs werden in Verbindung<br />

mit beachtlichen Melodien dargeboten,<br />

dazu kommen neben Tornillos expressiver<br />

Stimme eingängige Chöre, die die<br />

Refrains tragen. Da klingt nichts routiniert<br />

ausgelutscht, sondern knackig<br />

und frisch, ohne echte Schwachstellen.<br />

(Nuclear Blast/Warner, 2012,<br />

10/51:41) pro<br />

HUMBLE PIE<br />

ON TO VICTORY/GO FOR<br />

THE THROAT + LIVE 1981<br />

Clem Clempson<br />

entschied<br />

sich<br />

1979 für Jack<br />

Bruce,<br />

Greg<br />

Ridley für die<br />

Gattin zu Hause.<br />

Die Ur-Humble-<br />

Pie-Piloten Pil Steve Marriott und Jerry<br />

Shirley holten sich mit Jeff Becks Ex-<br />

Sänger Bobby Tench und Bassist Anthony<br />

Jones zwei starke Afro-Boys und<br />

landeten mit “Fool For A Pretty Face”<br />

gleich einen Single-Erfolg, die folgende<br />

LP ON TO VICTORY enthielt<br />

Rockzunder (“Infatuation”), Funk im<br />

genialen Marriott-Tench-Duett “Savin’<br />

It”, die Soulballade “My Lover’s Prayer”<br />

und der Neville-Bro<strong>the</strong>rs-Oldie<br />

“Over You”. GO FOR THE THROAT<br />

war 1981 noch stärker: “Tin Soldier”-<br />

Remake, das emotional geladene John-<br />

Lennon-Tribute “Teenage Anxiety”,<br />

mehr Soul und elektrisierende Rocknummern,<br />

die SMOKIN’ alle Ehre<br />

gemacht hätten, ganz besonders “Keep<br />

It On An Island” und der Titeltrack.<br />

Leider fiel eine zugehörige Tournee<br />

Marriotts blutendem Magengeschwür<br />

zum Opfer, Album und Band gingen<br />

unter. Die Fans bekommen aber mit<br />

31 <strong>Jahre</strong>n Verspätung ein starkes Club-<br />

Live-Album – siehe auch unter Vinyl!<br />

(Deadline <strong>Music</strong>/H’Art,<br />

1980/1981/2012, 19/73:49,<br />

8/47:23) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

JOHN CALE CONFLICT &<br />

CATALYSIS – PRODUC-<br />

TIONS & ARRANGEMENTS<br />

1966–2006<br />

Sein alter Weggefährte bei Velvet Underground<br />

und Hass-Freund Lou Reed<br />

hält John Cale für einen „Beethoven unserer<br />

Tage”, weil er ein immenses musikalisches<br />

Wissen hat und „als Waliser<br />

natürlich ein bisschen verrückt ist”. Das<br />

kommt der Wahrheit zumindest sehr<br />

nahe, wofür der vorliegende Sampler 20<br />

Beweise liefert. Enthalten sind Kostproben<br />

von Cales Produktionskünsten für<br />

berühmte Interpreten wie The S<strong>to</strong>oges,<br />

Nico, Patti Smith, Jonathan Richman,<br />

Squeeze, The Happy Mondays, Alejandro<br />

Escovedo und Siouxsie & The<br />

Banshees, aber auch Arbeiten für weit<br />

weniger geläufige Interpreten wie Harry<br />

Toledo, Ventila<strong>to</strong>r, The Necessaires,<br />

Goya Dress oder die Mediaeval Baebes.<br />

Der Meister selbst ist mit Velvet Underground<br />

sowie dem Duo Eno/Cale vertreten.<br />

Ausgebreitet wird ein irres Stilspektrum<br />

von Garagen- & Punk-Rock<br />

über relativ normal klingenden zügigen<br />

Power-Pop bis zu allen möglichen<br />

Spielarten des avantgardistischen Pop-<br />

Rocks zwischen kristallener Zerbrechlichkeit<br />

und Opulenz. Selbst an Disco-<br />

<strong>Music</strong> wagte Cale sich mit Erfolg heran,<br />

und einiges ist auch im stilistischen<br />

Niemandsland zu Hause. Alle Beispiele<br />

sind akribisch ausgewählt worden, was<br />

zu einem hoch spannenden Sampler<br />

führt, der einem Genie huldigt, dessen<br />

Rock<br />

musikalischer Intelligenzquotient jenseits<br />

der 140 liegen muss …<br />

(Big Beat/Soulfood, 2012,<br />

20/77:14) hjg<br />

DAVE BALL<br />

DON‘T FORGET YOUR<br />

ALLIGATOR<br />

Die Nachfolge Robin Trowers bei Procol<br />

Harum anzutreten, das war schon<br />

was Anfang der 70er <strong>Jahre</strong>: Nur dass<br />

Ball kurz nach dem Live-Album LIVE,<br />

THE CONCERT WITH THE ED-<br />

MONTON SYMPHONY ORCHES-<br />

TRA schon wieder draußen war; bei<br />

GRAND HOTEL haute es irgendwie<br />

nicht hin. Vier Jahrzehnte später liegt<br />

nun ein Studio-Album vor, das in jahrelanger<br />

Kleinarbeit auf drei Kontinenten<br />

zwischen Darmstadt und Sydney entstand<br />

– eine liebevolle Hommage an<br />

verschiedene Facetten der 60er <strong>Jahre</strong>:<br />

Mal frönt Ball alten Swingtraditionen<br />

zwischen der New Vaudeville Band und<br />

den „Sunny Afternoon”-Kinks, etwa bei<br />

“Old Aunties And Uncles”, dann gibt es<br />

leicht angestaubten Rockabilly in “Geriatric<br />

Slumbers” – wobei die Songtitel<br />

mit Recht humorvolle Texte erwarten<br />

lassen. Straighte Rocknummern wie der<br />

Opener “Code Blue” oder “Who Really<br />

Cares” mit Mike Brosnans Cello zeigen<br />

aber auch, warum Ball für Procol einst<br />

der Richtige war: Gitarrenarbeit meisterhaft,<br />

Gesang zumindest emotional<br />

glaubwürdig und engagiert. Ein Gemischtwarenpaket,<br />

das Spaß macht.<br />

(Angel Air/Fenn, 2012, 14/41:12 ) utw<br />

LOVING THE SUN<br />

THE PATH OF LOVE<br />

Fast anderthalb<br />

<strong>Jahre</strong> nach dem<br />

letzten<br />

Album<br />

BEHIND THE<br />

RAINBOW zeigen<br />

Loving The<br />

Sun auch mit<br />

ihrem neuen Werk, dass seelenvolle<br />

Rockmusik nicht nur in den amerikanischen<br />

Metropolen gedeiht, sondern<br />

auch im westfälischen Müns ter. Mit<br />

klasse Frauenstimmen – neben der<br />

letztjährigen Entdeckung Alev Cetinyilmaz<br />

sind auch die langjährigen<br />

Vokalistinnen Christina Pollmann und<br />

Andrea Heukamp sowie Juliane Büker<br />

und Mary Craven mit dabei – hat<br />

Mastermind Joe Weninghoff den Pop-<br />

Anteil von THE PATH OF LOVE um<br />

einiges erhöht, ohne dass dafür die progressive<br />

Grundstimmung der Musik<br />

verlorenging. Sphärisch, rockig und<br />

mit einer ganz eigenen Note entstand<br />

so ein gefühlvoll tranciges Album zum<br />

Relaxen, Zuhören und Träumen.<br />

(Tribal S<strong>to</strong>mp/Cargo, 2011,<br />

11/67:12) tk<br />

SINWELL<br />

II + TRUE SENSE<br />

Das wohl bekannteste Mitglied des seit<br />

2000 rollenden fränkischen Rockvierers<br />

ist Tommy Resch, der schon für Talon<br />

und Sinner trommelte. Neben ihm<br />

aktiv sind Sänger Joschi Hensel, Gitarrist<br />

Benno Baum und Bassist Dierk von<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41


CD<br />

REVIEWS<br />

Tesmar. Auf ihrem sinnfällig II benannten<br />

Zweitling (Untertitel: „One And One – All<br />

For One”) stimmt die Band durchaus variantenreichen,<br />

harten Melodic Rock an, dem<br />

sie allerhand Metal-Härte einverleibt hat, der<br />

stellenweise auch als Power-Metal durchgeht.<br />

Über weite Strecken ist die Truppe flott<br />

und gehörgängig unterwegs, hat aber auch<br />

ein paar unglückliche sperrige Momente eingebaut.<br />

Insgesamt jedoch recht solide. Und<br />

vom neuen Label 7Hard wird zu II gleich<br />

auch noch mal das 2007er Debüt TRUE<br />

SENSE mitgeliefert, das ebenfalls schon neben<br />

dem Genre-Mainstream herschwamm.<br />

(7Hard/New <strong>Music</strong>, 2012 + 2007,<br />

11/45:43 + 12/52:11) pro<br />

JANIS JOPLIN<br />

THE PEARL SESSIONS<br />

Die<br />

Aufnahmen<br />

an ihrem meistverkauften<br />

Album hatte<br />

Ausnahmeröhre<br />

Janis Joplin noch<br />

kurz vor ihrem Tod<br />

abgeschlossen, erschienen<br />

ist itPEARL mit dem Dauerbrenner<br />

“Mercedes Benz” sowie Kris Kris<strong>to</strong>ffersons<br />

“Me And Bobby McGee” und weiteren<br />

Klassikern (“Move Over”, “Buried Alive<br />

In The Blues”) knapp fünf Monate nach<br />

ihrem Ableben am 4.10.1970. Noch heute<br />

begeistern die Intensität ihrer Stimme,<br />

aber auch das Gitarrenspiel Sam Andrews<br />

und James Gurleys. Und die von Originalproduzent<br />

Paul Rothschild betreuten THE<br />

PEARL SESSIONS verdienen die Bezeichnung<br />

Deluxe: Erstmals gibt es die Singles<br />

im Originalmono auf CD. Und der randvoll<br />

gepackte zweite Silberling beschert größtenteils<br />

unveröffentlichte Outtakes, Alternativversionen<br />

(instrumental wie a-capella) en<br />

masse, wozu ein sattes 24-Seiten-Booklet<br />

kommt. Klasse gemacht!<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 1971, 16/58:34,<br />

20:75:19) pro<br />

SAXON<br />

THE CARRERE YEARS<br />

1979–1984<br />

Musikalischer Geschichtsunterricht in Sachen<br />

New Wave Of British Heavy Metal<br />

auf vier CDs: Die Werkschau der frühen Saxon-<strong>Jahre</strong><br />

macht deutlich, warum die Band<br />

um Sänger Biff Byford in vorderster Front<br />

dieser damals neuen Stilrichtung spielte<br />

und neben Iron Maiden und Judas Priest<br />

zu deren Bannerträgern gehört: Wie kaum<br />

eine andere Truppe dieser Metal-Spielart<br />

vereinten Saxon schon ab dem selbst betitelten<br />

Debüt (1979) eingängige Melodien<br />

mit knackigen Gitarrenriffs und bockelharter<br />

Rhythmusarbeit. Und ab WHEELS<br />

OF STEEL (1980) boten Bifford, die Gitarristen<br />

Graham Oliver und Paul Quinn,<br />

Bassist Steve Dawson und Pete Gill (dr,<br />

ab 1982 Nigel Glockler) Evergreens wie<br />

den Titelsong oder “747 (Strangers In The<br />

Night)”, beim Nachfolger STRONG ARM<br />

OF THE LAW (1980) waren es ebenfalls<br />

das Titelstück, dazu “Heavy Metal Thunder”<br />

und “Dallas 1 PM”. Auf DENIM AND<br />

LEATHER (1981) glänzten “Princess Of<br />

The Night” und “The Bands Played On”,<br />

das erste Live-Opus THE EAG LE HAS<br />

LANDED (1982) demonstrierte die Livestärke<br />

und Begeisterungsfähigkeit der<br />

Band. POWER & THE GLORY (1983) und<br />

im Jahr darauf CRUSADER hielten das Niveau<br />

nicht mehr ganz, waren bei aller kommerzielleren<br />

Ausrichtung aber immer noch<br />

überdurchschnittlich. Beim 4-CD-Box-Re-<br />

Relase überzeugen das Booklet (Interviews<br />

mit Bifford, Oliver und Dawson zu jeder<br />

Scheibe), das Remastering und die Ergänzung<br />

um Bonus-Tracks (live, B-Seiten);<br />

etwas unglücklich: die Stückelung von PO-<br />

WER ... über zwei Silberlinge.<br />

(EMI, 2012, 19/76:56, 18/79:56,<br />

15:69:59, 16/66:47) pro<br />

SIGGI SCHWARZ<br />

NEW LOVE SONGS<br />

Wer die Aktivitäten des schwäbischen Gitarristen<br />

Siggi Schwarz in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

verfolgt hat, dürfte von seiner neuen<br />

CD überrascht sein: Musikalisch geht es<br />

diesmal nicht um Blues (oder Genre-Verwandtes),<br />

vielmehr bewegt er sich schwerpunktmäßig<br />

in Rock-Pop-Gefilden. Hatte er<br />

in der Vergangenheit vor allem mit Cover-<br />

Projekten überzeugt, so demonstriert er<br />

diesmal seine Fähigkeiten als Songschmied,<br />

und die sind beachtlich! Er hat für die Aufnahmen<br />

der durch die Bank eingängigen<br />

Nummern seinen Kumpel Geoff Whitehorn<br />

ins Studio geholt, präsentiert mit Ralf Damrath<br />

eine Vokalistenentdeckung und agiert<br />

gewohnt songdienlich auf seiner Gitarre. In<br />

den Texten dreht sich viel um Beziehungen<br />

– der Titel NEW LOVE SONGS passt wie<br />

die Faust aufs Auge, taucht das Wörtchen<br />

Liebe doch in vielen Songtiteln auf. Fazit:<br />

Schwarz steht auch eigenen Songwriterbeinen<br />

sehr fest und solide.<br />

(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

14/56:44) pro<br />

SUPERCHARGE<br />

GET UP AND DANCE – ZOUNDS<br />

BEST<br />

Albie Donnellys Supercharge<br />

gehörten<br />

seit vielen <strong>Jahre</strong>n zu<br />

den heißesten Live-<br />

Acts. Auf der Bühne<br />

läuft die Band stets<br />

zu großer Form auf,<br />

was in dieser Intensität leider nie ganz in<br />

Studio-Aufnahmen eingefangen werden<br />

konnte. Was natürlich nicht heißt, dass die<br />

seit 1974 veröffentlichten Platten schlecht<br />

wären. Ende der 70er <strong>Jahre</strong> war die Band<br />

bei Virgin unter Vertrag und wurde dort<br />

vom ebenfalls aufstrebenden Mutt Lange<br />

produziert, der auch selbst diverse Kompositionen<br />

beisteuerte. Verheißungsvoll<br />

startete man mit dem Song “Get Up And<br />

Dance”, der 1977 in Langes Heimat Australien<br />

bis auf Platz 3 der Charts kletterte.<br />

Diese größeren Charterfolge konnten nicht<br />

mehr wiederholt werden. Teilweise wurde<br />

der mitreißende Rhythm & Blues-Sound,<br />

angereichert mit Swing, Soul und rockigen<br />

Blueselementen, später zu stark kommerziell<br />

geglättet, als man sich an den seinerzeit<br />

angesagten Disco-Sound anhängen wollte.<br />

Donnelly erkannte diese Irrwege und besann<br />

sich auf die Livestärken seiner Band.<br />

So <strong>to</strong>urt Supercharge, heute mit deutschen<br />

Musikern und dem formidablen Gitarristen<br />

Roy Herring<strong>to</strong>n im Line-Up, immer noch<br />

regelmäßig durch die Lande. Die randvolle<br />

CD, von Donnelly selbst zusammengestellt,<br />

und das umfangreiche Booklet lassen<br />

einen in die Bandgeschichte eintauchen.<br />

(Zounds, 2012, 19/78:43)<br />

rg<br />

ALL-STAR TRIBUTE TO<br />

LED ZEPPELIN<br />

NO QUARTER<br />

Cover-Versionen von<br />

Songs<br />

großartiger<br />

Bands sind eine heikle<br />

Geschichte, geraten<br />

sie doch ziemlich<br />

schnell in die Gefahr,<br />

mit den Originalen<br />

verglichen zu werden, und da fällt der<br />

Vergleich meist zu Ungunsten der Neuaufnahmen<br />

aus. Das Ganze als ein Tribut an<br />

seine Idole zu deklarieren, ist eine ganz andere<br />

Nummer, denn dann geht es weniger<br />

darum, irgendjemanden zu übertrumpfen,<br />

dann verbeugt man sich sozusagen vor<br />

seinen Vorbildern. Mit diesem Ansatz geht<br />

auch die All-Star-Truppe mit dem Album<br />

NO QUARTER an die Arbeit. Steve Morse,<br />

Joe Lynn Turner, Steve Luka<strong>the</strong>r, Dweezil<br />

Zappa, Walter Trout, Pat Travers, Kelly<br />

Hansen, Rick Derringer, Brian Robertson<br />

und Jack Russell heißen die bekanntesten<br />

Musiker dieses Projektes, die Led Zeppelin<br />

mit Songs wie “Good Times, Bad Times”,<br />

“Dazed And Confused”, “Whole Lotta<br />

Love” und natürlich “Stairway To Heaven”<br />

die (Blues-Rock-)Ehre erweisen.<br />

(Mausoleum Records/H’Art, 2012,<br />

18/76:10) us<br />

77 BOMBAY STREET<br />

UP IN THE SKY<br />

77 Bombay Street ist keine Combo aus<br />

Indien, sondern besteht aus vier Brüdern<br />

namens Buchli aus dem Schweizer Kan<strong>to</strong>n<br />

Graubünden, die sich nach einer Straße im<br />

australischen Adelaide benannt haben, wo<br />

sie einige <strong>Jahre</strong> lebten. Herzerfrischend<br />

unbefangen und unaufgesetzt legt die seit<br />

2007 aktive Combo auf ihrem Debütalbum<br />

los, demonstriert viel Gefühl für Melodien<br />

und bewegt sich dabei im Grenzgebiet zwischen<br />

Country(-Pop) und locker-flockigem<br />

Folk-Rock. Ein kleines, wohl auf Unerfahrenheit<br />

beruhendes Manko deutet sich<br />

an, ist aber beim nächsten Mal abstellbar:<br />

Die Songs sind auf Dauer zu ähnlich, die<br />

Schreib/Arrangementformel sollte öfter<br />

mal wechseln. Ansonsten ist das Potenzial,<br />

das in diesem selbst schreibenden<br />

Brüderverband steckt, unüberhörbar und<br />

verspricht für die Zukunft noch einiges<br />

Hörvergnügen.<br />

(Embassy Of <strong>Music</strong>, 2012, 12/44:40) pro<br />

ANATHEMA<br />

WEATHER SYSTEMS<br />

Die Ursprünge von Ana<strong>the</strong>ma liegen im<br />

Doom- oder Gothic-Metal, zwei Stile, die<br />

nichts mehr mit der Musik von WEATHER<br />

SYSTEMS zu tun haben. Auch der progressive<br />

Touch, den Porcupine-Tree-Chef<br />

und Produzent Steven Wilson ihrem 2010er<br />

Album WE’RE HERE BECAUSE WE’RE<br />

HERE verpasst hatte (und der ihnen unwahrscheinlich<br />

gut zu Gesicht stand!), ist<br />

beim aktuellen Werk kaum noch zu hören.<br />

Vielmehr scheinen Ana<strong>the</strong>ma nun eine<br />

ganz eigene Ausdrucksart gefunden zu<br />

haben, die den üblichen Stilgrenzen nicht<br />

gehorcht. Sie spielen mit Gegensätzen wie<br />

Rock<br />

Licht und Schatten, Geburt und Tod, Liebe<br />

und Angst. Leadgitarrist und Songschreiber<br />

Daniel Cavanagh ist sich sicher, dass das<br />

Album die Erwartungen übertreffen wird:<br />

„Die Musik wurde geschrieben, um den<br />

Hörer tief zu bewegen, ihn zu erheben und<br />

zu den kältesten Tiefen der Seele zu bringen”.<br />

Let’s go!<br />

(Kscope/edel, 2012, 9/55:<strong>50</strong>) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BURG HERZBERG FESTIVAL –<br />

AT THE FESTIVAL<br />

Eine Reise von Space-Rock zu handfestem<br />

Rock’n’Roll kann man mit der aktuellen<br />

Live-Zusammenstellung des Burg-Herzberg-Festivals<br />

unternehmen. Fast alle Konzertmitschnitte<br />

stammen aus dem letzten<br />

Jahr, vereinzelt geht es zurück bis 2005.<br />

Mit den sphärischen Klängen von Eloy<br />

wird die Reise eröffnet, Hidria Spacefolk,<br />

die Songs von Weltraum und Der Tiefe<br />

Raum bleiben stilistisch eng beieinander.<br />

Mit einem wild trommelnden “Who Do<br />

You Love” lässt dann die Freak City Band<br />

den Fokus in Richtung Blues-Rock wandern,<br />

die Hamburg Blues Band (mit Chris<br />

Farlowe und Mike Harrison) hält, was ihr<br />

Name verspricht, bevor Ti<strong>to</strong> & Tarantula<br />

ein berauschendes “After Dark” darbieten.<br />

Nach einem kurzen Vibravoid-Zwischenspiel<br />

ist es den Strassenjungs vorbehalten,<br />

mit “Spießer” und “Immer weiter gehen”<br />

diese Live-Rückschau (und zugleich natürlich<br />

Appetitmacher auf das diesjährige<br />

Festival!) zu beenden.<br />

(Herzberg Verlag/Rough Trade, 2012,<br />

10/62:15) us<br />

WARREN HAYNES BAND<br />

LIVE AT THE MODDY THEATRE<br />

Das ist zweieinhalbstündige<br />

Vollbedienung,<br />

die Warren<br />

Haynes<br />

(Allman<br />

Bro<strong>the</strong>rs,<br />

Gov’t<br />

Mule) auf LIVE AT<br />

THE MOODY THE-<br />

ATER(in Austin, Texas) bietet: zwei CDs<br />

+ DVD, mit Jam- und Südstaaten-Rock<br />

samt R&B- und Reggae-Elementen vom<br />

Feinsten. Haynes spielte sein letztes Album<br />

MAN IN MOTION fast komplett, dazu<br />

Cover-Versionen von Hendrix, Steely Dan<br />

(13 Minuten “Pretzel Logic”!), Booker T.<br />

und Sam Cooke. Die Glanzlichter neben<br />

Haynes’ Gitarre setzte Ron Holloway (+<br />

Grooveline Horns) auf seinem Saxofon – es<br />

sind weniger die ja recht inspirierten Soli,<br />

sondern vielmehr das Zusammenspiel von<br />

Gitarre, Gebläse und Hammond, die sich<br />

teilweise regelrecht hochschaukeln. Mit<br />

dabei war neben der festen Band des musikalischen<br />

Workaholics übrigens auch Ian<br />

McLagan. Und: Der Unterschied zwischen<br />

Bühne und Studio wird wieder mal drastisch<br />

vor Augen (genauer: Ohren) geführt.<br />

(Provogue/Rough Trade, 2012, 9/79:25,<br />

10/78:47) pro<br />

IT BITES<br />

MAP OF THE PAST<br />

Die Anfang der 80er <strong>Jahre</strong> gestartete englische<br />

Neo-Prog-Band veröffentlicht ihr<br />

fünftes Studio-Album. Zwischen 1986<br />

und 1989 erschienen drei Alben, erst nach<br />

langer Pause legte die Band 2008 dann<br />

Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

mit dem neuen Gitarristen/Sänger John<br />

Mitchell nach, den Keyboarder John Beck<br />

bei der gemeinsamen Arbeit in der Band<br />

Kino schätzen gelernt hatte. Die aktuelle<br />

Platte bietet einen ansprechenden Mix<br />

aus AOR und Prog-Zutaten, mit flächigen<br />

Keys, rockigen Gitarrensoli und soliden<br />

Drums. Die Songs gehen gut ins Ohr, es<br />

fehlen allerdings die Überraschungsmomente<br />

– hier wäre bei etwas weniger Sicherheitsdenken<br />

mehr möglich gewesen.<br />

(Inside Out/EMI, 2012, 11/52:40) rg<br />

CACTUS<br />

DO NOT KICK AGAINST THE<br />

PRICKS<br />

Eigentlich wollten<br />

Carmine<br />

Appice<br />

(dr) und Tim<br />

Bogert (b), die<br />

Rhythmussektion<br />

von Vanilla Fudge,<br />

1969 ihre neue<br />

Band mit dem Gitarristen i t Jeff Beck und<br />

dem Sänger Rod Stewart vervollständigen.<br />

Doch nachdem Beck durch seinen schweren<br />

Au<strong>to</strong>unfall ein Jahr lang außer Gefecht<br />

war und Rod Stewart seinem Kumpel<br />

Ronnie Wood zu den Faces folgte, wurden<br />

Jim McCarty (g) und Rusty Day (voc,<br />

har) verpflichtet. Drei Alben lang spielten<br />

sie in dieser Besetzung harten, Boogie-getriebenen<br />

Blues-Rock, bevor dann Anfang<br />

der 70er nach Besetzungswechseln und<br />

einer kurz bestehenden New Cactus Band<br />

das Ende der Band erreicht war. Wie aus<br />

dem Nichts tauchten Cactus dann 2006 fast<br />

wieder in Originalbesetzung auf, Savoy-<br />

Brown-Sänger Jimmy Kunes übernahm<br />

den Job am Mikrofon. Die Doppel-CD<br />

DO NOT KICK AGAINST THE PRICKS<br />

zeigt die Blues-Rocker so, wie sie am besten<br />

sind, live bei einem Konzert im New<br />

Yorker B.B. King’s Club mitgeschnitten.<br />

Natürlich spielen sie ihre erfolgreichsten<br />

Songs wie “Parchman Farm”, “Evil” oder<br />

“One Way Or Ano<strong>the</strong>r”, verzichten aber<br />

auch nicht auf neues Material ihres 2006er<br />

Albums CACTUS V.<br />

(Rokarola Records/H’Art, 2012, 7/53:39,<br />

5/40:20) tk<br />

NEIL TAYLOR<br />

CHASING BUTTERFLIES<br />

Nur wenige Monate nach seinem Solodebüt<br />

hat Neil Taylor ein zweites Werk am<br />

Start. Einige Songs des Erstlings tauchen<br />

darauf erneut auf – und überraschen angenehm.<br />

Der langjährige Gitarrist an der<br />

Seite von Robbie Williams (und bei Tears<br />

For Fears Aktive) hat sie neu arrangiert<br />

und mit der Akustikgitarre nochmals in<br />

überaus ansprechender Form eingespielt.<br />

Nicht solo, sondern meist mit kleiner<br />

Band im Rücken – und dabei demonstriert<br />

er, dass man auch mit der Akustikklampfe<br />

satt rocken kann, dazu nicht immer<br />

elektrisch auftrumpfen muss. Abwechslungsreich<br />

zeigt Taylor allerlei stilistische<br />

Facetten: Er kann’s rockig, folkig, poppig<br />

(öfter Beatles-inspiriert), aber auch mit<br />

Latin-Einschlag, dezent bluesig. Am beeindruckendsten<br />

aber ist Taylors filigrane,<br />

inspirierte und in den Dienst der Songs<br />

gestellte Gitarrenarbeit.<br />

(Hypertension/Soulfood, 2012,<br />

11/43:30) pro<br />

GREAT WHITE<br />

ELATION<br />

Zu den Originalmitgliedern Mark Kendall<br />

(g), Michael Lardie (g, keys) und Audie<br />

Desbrow (dr) haben sich für ELATION<br />

Sänger Terry Ilous und Bassist Scott Snyder<br />

dazugesellt, gemeinsam vollzogen sie<br />

die x-te Häutung von Great White. Drummer<br />

Desbrow wollte sogar soweit gehen,<br />

das Album „Tabula Rasa” zu nennen, der<br />

Rest meinte dann ELATION (dt: Hochstimmung,<br />

Euphorie) passe besser. Woher<br />

genau diese Hochstimmung kommt, kann<br />

Mark Kendall auch nicht exakt erklären,<br />

kann sich aber nicht daran erinnern, dass<br />

die Studio-Arbeit jemals so aufregend und<br />

fruchtbar gewesen wäre. Die Bandsicht auf<br />

ein neues Werk ist ja immer das eine, die<br />

Meinung des Publikums das andere. Hier<br />

erst beweist sich die Klasse eines Albums,<br />

und da darf man der Band Recht geben,<br />

so gut war schon lange kein neues Great-<br />

White-Album mehr.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 12/59:17) tk<br />

EPITAPH<br />

DANGER MAN<br />

Nach einigen Verwerfungen<br />

rauften<br />

sich Cliff Jackson (g,<br />

voc), Klaus Walz (g,<br />

voc), Bernd Kolbe<br />

(b, voc) und Norbert<br />

Lehmann (dr,<br />

voc) Anfang der 80er <strong>Jahre</strong> zusammen,<br />

um wieder gemeinsam als Epitaph aufzutreten.<br />

Ein kleines Label namens Rockport<br />

Records gab ihnen einen Plattenvertrag,<br />

was für eine Nicht-NDW-Band in den damaligen<br />

Zeiten, als Nena, Extrabreit & Co<br />

die Verkaufs charts regierten, alles andere<br />

als eine Selbstverständlichkeit war. Natürlich<br />

versuchte die Plattenfirma, auf die Produktion<br />

Einfluss zu nehmen, was ihr auch<br />

gelang, so wurden für DANGER MAN alle<br />

Krautrock-Überbleibsel eliminiert, gab es<br />

stattdessen handfesten Rock in US-Manier<br />

zu hören. Zwei höchst unterschiedliche<br />

Bonus-Tracks sind neu dazugekommen,<br />

mit “Good Times” (The Easybeats) aus dem<br />

Jahr 1983 die einzige Cover-Version, die<br />

Epitaph je aufgenommen haben, mit “Ain’t<br />

No Liar” ein Livemitschnitt aus dem November<br />

2011.<br />

(MiG/Intergroove, 1982, 10/42:19) tk<br />

Rock<br />

JACK WHITE<br />

BLUNDERBUSS<br />

Seinen speziellen Humor beweist Jack<br />

White gleich zu Beginn seines neuen Albums:<br />

“Missing Pieces” eröffnet mit ein<br />

paar Sekunden (Ge)Orgel, bevor dann<br />

Jack Whites charakteristisches Gitarrenspiel<br />

die Führung übernimmt. Diese kleine<br />

Anekdote ist charakteristisch für BLUN-<br />

DERBUSS, nach der Auflösung der White<br />

Stripes, nach seinen letzten Alben mit den<br />

Raconteurs oder Dead Wea<strong>the</strong>r (bei denen<br />

er im Bandgefüge agieren musste) wurde<br />

es wieder höchste Zeit für ein Solowerk.<br />

Dabei hat er das Heft des Handelns fest<br />

in die eigenen Hände genommen, hat alle<br />

Songs selbst verfasst und die komplette<br />

Musik alleine aufgenommen. Und hat es<br />

dennoch (oder gerade deshalb?) geschafft,<br />

über den Tellerrand hinauszuschauen,<br />

manchmal wird es gar sanft oder experimentell,<br />

lässt er ein Banjo für Country-<br />

Feeling sorgen, reichen Piano und seine<br />

(allerdings verfremdete) Stimme für eine<br />

Ballade. Hmmh, sollte die Orgel zu Beginn<br />

also dann doch ernstgemeint sein?<br />

Man wird sehen ...<br />

(Beggars Group/Indigo, 2012,<br />

13/42:32) us<br />

JOEY RAMONE<br />

... YA KNOW?<br />

Egal, wie man zu den<br />

Ramone(s)-Resteverwertungen<br />

steht,<br />

ob man es Leichenfledderei<br />

nennt oder<br />

der Plattenfirma vorwirft,<br />

mit dem Erbe<br />

des Punk-Heldens Hld nur Kohle machen zu<br />

wollen – letztendlich geht es doch „nur”<br />

um Musik. Also darum, ob man die Songs<br />

hören möchte, an denen Joey die letzten<br />

<strong>Jahre</strong> vor seinem Tod im Jahr 2001 gearbeitet<br />

hat. Dabei sind die Instrumentalspuren<br />

neu eingespielt worden, ein wahres Who<br />

is who der Rockszene wurde dabei ausgewählt:<br />

Joan Jett, Little Steven Van Zandt,<br />

Cheap Tricks Bun E. Carlos, Dennis Diken<br />

von den Smi<strong>the</strong>reens, Lanny Kaye (der Gitarrist<br />

der Patti Smith Group), Punkveteran<br />

Holly Beth Vincent sowie der ehemalige<br />

Schlagzeuger der Ramones, Richie Ramone.<br />

Die stilistische Vielfalt von ... YA<br />

KNOW? ist auf alle Fälle überraschend:<br />

geradliniger Rock’n’Roll, verspielt flotter<br />

Power-Pop oder eine bittersüße Akustikballade<br />

– Joey Ramone zeigt noch einmal<br />

seine ganze Bandbreite.<br />

(Mutated <strong>Music</strong>/BMG, 2012, 15/52:11) us<br />

JIMI HENDRIX EXPE-<br />

RIENCE + MEAT LOAF<br />

+ BILLY JOEL + PETER<br />

MAFFAY<br />

ALL TIME BEST – RECLAM<br />

MUSIK EDITION<br />

Mit diesen vier Neuveröffentlichungen ist die<br />

Gesamtzahl der ALL TIME BEST-CDs im<br />

charakteristischen, gelben Reclam-Outfit auf<br />

16 angewachsen. Warum die Zusammenstellung<br />

der Jimi Hendrix Experience (12/38:41)<br />

als einzige SMASH HITS heißt, muss man<br />

nicht verstehen, dafür gibt es an der Songauswahl<br />

von “Purple Haze” über “Hey Joe”<br />

bis zu “Foxey Lady” nichts auszusetzen. Bei<br />

den Hits von Meat Loaf (10/56:38) schon, da<br />

fehlen nämlich die späten Erfolge, und zwar<br />

die, die Marvin Lee Aday (wie der „Fleischklops”<br />

mit bürgerlichen Namen heißt) für<br />

seine neue Plattenfirma aufgenommen hat.<br />

Daher geht es einmal quer durch die Jim-<br />

Steinman-Phase, von “Bat Out Of Hell”<br />

bis zu “Paradise By The Dashboard Light”.<br />

Auch bei Peter Maffays ALL TIME BEST<br />

(15/66:51) gibt es eine nicht ganz unwichtige<br />

Besonderheit zu beachten, stammen die<br />

Neueinspielungen seiner (bis dahin) größten<br />

Hits aus dem Jahr 2001, entspricht das Album<br />

eins zu eins der damals veröffentlichten<br />

CD HEUTE VOR DREISSIG JAHREN.<br />

Nichts auszusetzen gibt es bei der Rückschau<br />

auf die Karriere von Billy Joel. Hits aus allen<br />

Zeiten, beginnend mit “Tell Her About It”<br />

über “We Didn’t Start The Fire” bis zu “Just<br />

The Way You Are”. “She’s Got A Way” ist<br />

als Liveversion dabei.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 4 CDs) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

COLLECTORS EDITION<br />

DAS LEGENDÄRE KONZERT AUS DER<br />

GRUGAHALLE 1978 + 2004 BURG SATZVEY<br />

JOE JACKSON IN BESTFORM!<br />

1983 GRUGAHALLE ESSEN + 1980 KÖLN + 1983 HAMBURG<br />

JENSEITS VON TAG UND TRAUM!<br />

1979 GRUGAHALLE ESSEN + 2004 BURG SATZVEY<br />

DIE PUNK-IKONE JOHN LYDON IN DER ZECHE BOCHUM!<br />

INCL. ‘SEX PITOLS’-KLASSIKER “ANARCHY IN THE U.K.”<br />

SOUTHERN ROCK VOM FEINSTEN! IN TYPISCHEM LINE-UP: 2 DRUMS,<br />

2 GUITARS, BASS, KEYBOARDS UND CHARLIE’S FIDDLE<br />

EIN WEITERES JUWEL IN DER LANGEN ROCKPALAST GESCHICHTE.<br />

INCL. ‘MOTT THE HOOPLE’S “ALL THE YOUNG DUDES”,<br />

“ONCE BITTEN TWICE SHY” UND “SLAUGHTER ON 10TH AVENUE”<br />

ALLE KONZERTE AUCH ALS DVD/DOPPEL-DVD ERHÄLTLICH!<br />

MEHR INFOS - WWW.MIG-MUSIC.DE<br />

ÜBERALL IM HANDEL ODER DIREKT BESTELLEN:<br />

WWW.MIG-MUSIC-SHOP.COM


CD<br />

REVIEWS<br />

EUROPE<br />

BAG OF BONES<br />

Hoppla, da warten Joey Tempest (voc), John<br />

Norum (g) & Co. doch tatsächlich mit einer<br />

angenehmen Überraschung auf: BAG OF<br />

BONES, das zweites Europe-Studiowerk<br />

seit der Reunion in der Eighties-Besetzung,<br />

ist eben nicht vom erwarteten, klischeebehafteten<br />

Mainstream à la “Final Countdown”<br />

geprägt, sondern liefert kraftvollen, einfallsreichen<br />

Hard Rock mit reichlich Esprit. Die<br />

Band rockt ganz im Geiste der 70er <strong>Jahre</strong>,<br />

tönt zugleich aber auch nicht altmodisch,<br />

sondern geradezu zeitlos. Orchestrale Töne<br />

verschönern allenfalls mal den Hintergrund,<br />

Ähnliches gilt für die Bombastarrangements.<br />

Sogar ein paar Bluesspritzer sind aus<br />

Norums einfallsreichem Spiel herauszuhören<br />

(ob ihn das Gastspiel Joe Bonamassas<br />

inspirierte?), und Tempest ist als Sänger unüberhörbar<br />

gereift – diese Scheibe macht ganz<br />

einfach Spaß!<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 11/41:01) pro<br />

TOMMY BOLIN & FRIENDS<br />

GREAT GYPSY SOUL<br />

Unter anderem mit<br />

Jeff Porcaro hatte der<br />

kurzzeitige<br />

Deep-<br />

Purple-Gitarrist<br />

Tommy Bolin (auch<br />

James Gang) einige<br />

Multitracks<br />

eingespielt,<br />

ilt die allerdings durch seinen frühen<br />

Tod 1976 unvollendet blieben, darunter<br />

Outtakes der Sessions für sein Solowerk<br />

TEASER (1975). Unter Regie von Warren<br />

Haynes und Produzent Greg Hamp<strong>to</strong>n haben<br />

nun Kollegen wie Steve Luka<strong>the</strong>r, Joe<br />

Bonamassa & Glenn Hughes, Peter Framp<strong>to</strong>n,<br />

Derek Trucks, Steve Morse, Brad<br />

Whitford, Nels Cline oder Sonny Landreth<br />

zusätzliche Parts aufgenommen und die<br />

Songs vollendet, um Bolin so zu ehren. Das<br />

Resultat ist überaus abwechslungsreich,<br />

reicht von (funky) Rock bis zu Jazzigem,<br />

von deftigem Riffing bis zu gefühlvollem<br />

Slide (Trucks, Landreth) – und stets ist Bolin<br />

zu hören (sowohl gitarristisch als auch<br />

singend). Anspieltipps: “Smooth Fandango”<br />

(Trucks), “Savannah Woman” (John<br />

Scofield), “Teaser” (Haynes) und ”Lotus”<br />

(Bonamassa/Hughes & Cline). Erinnerungswürdig<br />

und hörenswert.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 11/57:43) pro<br />

TRIXTER<br />

NEW AUDIO MACHINE<br />

Klassisch, die Geschichte diese Quartetts<br />

aus New Jersey. Zu Beginn der 90er <strong>Jahre</strong><br />

startete seine Karriere recht vielversprechend,<br />

die ersten beiden Alben verkauften<br />

sich prima, die Fans hofften auf mehr.<br />

Doch irgendwie ging dann nichts mehr vorwärts,<br />

der Erfolg blieb aus, man löste sich<br />

auf. Doch vor einiger Zeit fanden sich die<br />

Vier wieder zusammen und entwickelten<br />

neue Lust auf harte Rockmusik. Zunächst<br />

erprobten sie ihre neuen Songs live vor<br />

Publikum, holten sich für das Songwriting<br />

externe Unterstützung von Glen Burtnik<br />

(Styx), Snake Sabo und Rachel Bolan (Skid<br />

Row). So wurde NEW AUDIO MACHINE<br />

zu einem klasse Comebackalbum, punktet<br />

mit knackigem Heavy Metal, wird damit<br />

nicht nur die alten Fans überzeugen.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 12/47:03) us<br />

THE HELP<br />

... IS ON THE WAY<br />

Ein schönes Wortspiel<br />

aus Bandname<br />

und CD-Titel, da<br />

fragt man sich doch,<br />

wie die Hilfe aussieht,<br />

die da auf dem<br />

Weg ist. Denn wer<br />

einmal reingehört ht hat in diese Musik, wird<br />

sich erstaunt fragen, wer dafür verantwortlich<br />

ist. Den Job am Mikrofon hat Dacia<br />

Bridges inne, deren Tina-Turner-Stimme<br />

schon Aufnahmen von Motörheads Lemmy<br />

Kilmister oder von Mousse T. veredelt<br />

hat. Am Bass steht mit Doug Wimbish einer<br />

der profiliertesten Basser der Welt, er<br />

war eines der Originalmitglieder der legendären<br />

Sugarhill Gang, ist immer noch<br />

bei Living Colour aktiv, hat seine instrumentale<br />

Klasse schon auf Produktionen<br />

der <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes, Depeche Mode, Carly<br />

Simon, Miles Davis oder Madonna bewiesen.<br />

Noch nicht ganz so berühmt ist der<br />

junge Mann hinter der Schießbude, doch<br />

Flo Dauner hat schon in vielfältiger Weise<br />

sein besonderes Talent als Schlagzeuger<br />

gezeigt, nicht nur bei den Fantastischen<br />

Vier oder mit De-Phazz, sondern auch zusammen<br />

mit dem DJ-Superstar Paul van<br />

Dyk, mit dem er Festivals wie das Coachella<br />

bestreitet. Last but not least Gitarrist<br />

Alex Scholpp, der nicht nur bei den Farmer<br />

Boys und bei Tieflader spielte, sondern<br />

sowohl im Studio als auch auf der Bühne<br />

den finnischen Superstar Tarja Turunen<br />

(Ex-Nightwish) begleitet. Zusammen spielen<br />

die Vier richtig fette Rockmusik mit<br />

pulsierendem Bass, einer angriffslustigen<br />

Gitarre, Powervocals und einem Schlagzeug,<br />

das von jazzig filigran bis ungestüm<br />

vorwärtsstürmend alle Möglichkeiten ausschöpft.<br />

Oh ja, diese Hilfe kommt genau<br />

zur rechten Zeit!<br />

(Ratzer Records/Cargo, 2012, 9/41:23) us<br />

TREMBLING BELLS &<br />

BONNIE “<br />

PRINCE” BILLY<br />

THE MARBLE DOWNS<br />

Kein Wunder, dass Leute wie Paul Weller<br />

(Ex-Jam) und Joe Boyd (Produzent von<br />

Nick Drake und den frühen Pink Floyd)<br />

begeistert sind: Die Trembling Bells sind<br />

eine schottische Freak-Folk-Rockcombo,<br />

ganz im Geiste der Incredible String Band<br />

und von Fairport Convention. Auch der<br />

US-amerikanische Sänger/Songschreiber<br />

Will Oldham alias Bonnie „Prince” Billy<br />

fand Gefallen an den zwischen Psychedelia,<br />

barocker Kammermusik und Mittelalter<br />

oszillierenden Klängen der Formation um<br />

die Sängerin Lavinia Blackwall. So sehr,<br />

dass er nun auf dem vierten Studio-Album<br />

der Band mit dem Quartett kollaboriert.<br />

Schweres Georgel, zarte Glockenspiel-<br />

Tupfer, eine treibende Westcoast-Gitarre,<br />

geisterhafter Theremin-Spuk – all das fügt<br />

sich vortrefflich zusammen auf dem grandiosen<br />

THE MARBLE DOWNS. Höhepunkte<br />

sind das psychedelisch rockende<br />

“Riding” sowie das von Blackwall und Oldham<br />

wunderschön a-cappella vorgetragene<br />

Traditional “My Husband’s Got No Courage<br />

In Him”. Zum krönenden Abschluss<br />

gibt es mit “Lord Bless All” eine festliche,<br />

Lamen<strong>to</strong>-hafte Robin-Gibb-Adaption.<br />

(Honest Jon’s/Indigo, 2012, 10/48:27) frs<br />

TOKYO<br />

SAN<br />

Zwar fehlte ein Hit wie ”Tokyo” vom Debüt,<br />

doch die Frankfurter Formation Tokyo<br />

wusste auch 1983 auf ihrem dritten und<br />

letzten Album mit ansprechenden Songs<br />

im typischen 80er-<strong>Jahre</strong>-Stil, sprich AOR/<br />

Mainstream-lastig, zu überzeugen. Robbie<br />

Musenbichler, Klaus Luley (beide voc/g),<br />

Ken Taylor (voc/b), Lothar Krell (keys)<br />

und Fritz Matzka (dr) galten als die „deutschen<br />

To<strong>to</strong>”, erlagen bei den Aufnahmen<br />

für SAN der Versuchung, einige Songs<br />

(“Caroline”, “Don’t Run Away”) ein wenig<br />

zu formelhaft anzulegen – was aber<br />

wieder durch griffige Nummern wie “Need<br />

Ano<strong>the</strong>r Love”, “Jealousy”, “Too High”<br />

wettgemacht wird. Auch diesmal gibt’s<br />

zum Reissue interessante Bonus-Tracks:<br />

vier Demos, die auch gut auf auf die LP<br />

gepasst hätten, sowie eine heavier angelegte<br />

Neufassung von “Too High” durch<br />

Musenbichler.<br />

(Yesterrock/Alive, 1983, 16/57:42) pro<br />

WIG WAM<br />

WALL STREET<br />

Druckvoll und abwechslungsreich<br />

melden sich die<br />

norwegischen Glam-<br />

Könige von Wig<br />

Wam mit einem<br />

neuen Album auf<br />

der Hard-Rockbühne zurück. Dabei beginnt<br />

WALL STREET so ruhig wie selten,<br />

der eröffnende Titeltrack zieht nach<br />

Streicher-Intro zwar etwas die Zügel an,<br />

liefert ein paar Poser-Solos, dass man meinen<br />

könnte, Europe-Gitarrist John Norum<br />

habe auf einen Besuch im Studio vorbeigeschaut.<br />

Harte Riffbretter machen aus<br />

“OMG (Wish I Had A Gun)” knallharten<br />

Heavy Metal, bevor dann mit “Vic<strong>to</strong>ry Is<br />

Sweet” melodieverliebter Glam-Rock mit<br />

Chorgesang folgt. Und so geht es weiter,<br />

kein Song ähnelt hier dem anderen, die<br />

Ideenvielfalt ist enorm. Da die Norweger<br />

diese Tour de Force auch noch hochklassig<br />

umgesetzt haben, darf man dieses Album<br />

allen Heavy-Metal-Freunden wärmstens<br />

ans Herz legen.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 11/41:53) us<br />

TYKETTO<br />

DIG IN DEEP<br />

Nein, sie als Hard-Rockveteranen zu bezeichnen<br />

wird ihnen nicht gefallen, aber<br />

wenn eine Band 1987 gegründet wurde,<br />

in den 90er <strong>Jahre</strong>n ihre erfolgreichste Zeit<br />

hatte und jetzt mit DIG IN DEEP wieder<br />

ein neues Album vorlegt, darf man Tyket<strong>to</strong><br />

schon mit diesen Ausdruck – im positiven<br />

Sinne – ehren. Im Original-Line-Up,<br />

also mit Danny Vaughn (voc), Brooke St.<br />

James (g), Jimi Kennedy (b) und Michael<br />

Arbeeny (dr) ist DIG IN DEEP aufgenommen<br />

worden, auch für die Songs war die<br />

Band selbst verantwortlich. Dass sie bei<br />

ein paar Stücken das Tempo ein bisschen<br />

herausnehmen tut dem Album gut, sorgt<br />

es doch für etwas Abwechslung, lässt<br />

ihren Hard-Rock dann auch in Richtung<br />

AOR tendieren, so dass auch Fans dieser<br />

Musikrichtung mal ein Reinhören empfohlen<br />

sei.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 11/45:00) tk<br />

Rock<br />

THE ELECTRIC FAMILY<br />

ICE CREAM PHOENIX –<br />

RESURRECTION<br />

Das 2003er orangene Originalcover ist bei<br />

der 2012er Neuauflage ,erblaut’, das alte<br />

Booklet erweitert worden, drei Bonus-<br />

Tracks (zweimal live, ein Alternativversion<br />

des Pink-Floyd-Covers “Careful With That<br />

Axe, Eugene”) sind hinzugekommen. Die<br />

Rede ist von ICE CREAM PHOENIX, dem<br />

Album des von Tom „The Perc” Redecker<br />

angeführten losen Verbundes deutscher<br />

Musiker aus dem Dunstkreis von Agitation<br />

Free, Witt, Ulla Meinecke, Ärzte, Pankow,<br />

Grobschnitt, Passport. Die zelebrierten/verschmolzen<br />

Krautrock, Psychedelia, Folk,<br />

Alt.Country zu einem ganz eigenen, atmosphärischen,<br />

manchmal fast mystischen<br />

neuen Ganzen, meist elektrisch (auch elektronisch),<br />

aber auch akustisch instrumentiert.<br />

Musik für Kopf und Bauch gleichermaßen,<br />

nicht immer ganz ernst gemeint, aber ernsthaft<br />

gemacht. Dieses Wiederhören beschert<br />

(nicht immer leicht verdaulichen) Spaß!<br />

(Sireena/Broken Silence, 2003,<br />

11/69:47) pro<br />

JIM CAPALDI<br />

OH HOW WE DANCED + WHALE<br />

MEAT AGAIN<br />

In Traffic-Pausen 1972 und 1974 legte<br />

Drummer Jim Capaldi selbst Hand und Kehle<br />

an, und der Interessent wird von Rockgrößen<br />

geradezu überschwemmt: neben den<br />

US-Muscle-Shoals-Assen Hawkins, Hood<br />

und Beckett sind Paul Kossoff, Mike Kellie,<br />

Ric Grech, Jim Gordon, Trevor Bur<strong>to</strong>n und<br />

die Traffic-Kollegen Winwood, Mason und<br />

Wood involviert. Sie alle spielen, klar, routiniert<br />

erstklassig. Capaldis Songs enthalten<br />

– mal rockig, mal slow – auch beste Momente<br />

(“Big Thirst”, “Don’t Be A Hero”,<br />

“Yellow Sun”, “Summer Is Fading”), meist<br />

im Gebremsten. Hier ist jedoch gleichermaßen<br />

eher Belangloses unterwegs – nicht<br />

schlecht, aber zügig wieder vergessen.<br />

Dass der Meister auch mal kernig wie John<br />

Lennon klingt (“Whale Meat Again”, “My<br />

Bro<strong>the</strong>r”), macht diese beiden ersten Solo-<br />

Alben des Schlagzeugers aber auch nicht zu<br />

unvergesslichen Hör-Juwelen.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1972 + 1974,<br />

9/40:51 + 8/46:58) bm<br />

RED JASPER<br />

STING OF THE TAIL<br />

Folk-Prog-Rock hatte sich das 1987 gegründete<br />

Quintett Red Jasper musikalisch aufs<br />

Banner geschrieben, als es 1990 dieses Album<br />

einspielte. Dazu stimmte Sänger Davey<br />

Dodds links-getränkte Texte an, mit denen<br />

er auf die Politiker (Maggie Thatcher!) wie<br />

auch den Klerus eindrosch – getragen von<br />

oft treibender, griffiger Instrumentalbegleitung,<br />

bei der mal ein Sax (Pat D’Arcy, auch<br />

Bass) oder die Gitarren von Robin Harrison<br />

und Tony Heath die Führungsrolle übernahmen.<br />

Elemente aus Blues, Jazz und Boogie<br />

fanden ebenfalls Berücksichtigung in dem<br />

eigenwilligen Gesamtklang, der dazu wahr-<br />

Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

haft abwechslungsreich arrangiert war (samt<br />

Tin Whistle, Mandolinen) und heute noch<br />

quicklebendig wirkt. Eine <strong>to</strong>lle Wiederentdeckung<br />

aus dem Hause Angel Air, die dazu<br />

mit drei Bonus-Tracks und einem informativen<br />

Booklet angereichert wurde.<br />

(Angel Air/Fenn, 1990, 12/55:12) pro<br />

SWEET<br />

NEW YORK CONNECTION<br />

Live<br />

begeistern<br />

Andy Scott und<br />

seine drei Mitstreiter<br />

seit <strong>Jahre</strong>n<br />

die (immer<br />

noch) zahlreichen<br />

Sweet-Fans. Und<br />

bld bald werden sie neben “Ballroom Blitz”,<br />

“Love Is Like Oxygene” oder “Blockbuster”<br />

noch andere, teilweise genauso bekannte<br />

Hits anderer Bands auf der Bühne<br />

präsentieren – und zwar dann, wenn sie<br />

ihr neues Album vorstellen. NEW YORK<br />

CONNECTION heißt es, und es war ursprünglich<br />

so konzipiert, dass darauf<br />

Songs gecovert werden sollten, die einen<br />

Bezug zu New York haben. Doch die Aufnahmen<br />

der ersten Stücke waren so fruchtbar,<br />

dass es immer weitere Ideen gab, dass<br />

die Auswahl immer breiter wurde. “New<br />

York Groove”, geschrieben von Russ<br />

Ballard, zum Hit gemacht von Hello, führt<br />

die Trackliste an, dazu Bruce Springsteens<br />

Leihgabe an Patti Smith, “Because The<br />

Night”, “Blitzkrieg Bop” der Ramones,<br />

“Join Toge<strong>the</strong>r” von The Who, “Shapes Of<br />

Things” der Yardbirds oder “Sweet Jane”<br />

der legendären Velvet Underground. Alle<br />

gespielt als druckvolle Glam-Rockversionen,<br />

denen man einerseits den puren Spaß<br />

an der Sache anhört – die aber andererseits<br />

auch zeigen, dass Sweet noch immer sehr<br />

gut wissen wie man rockt!<br />

(The Sweet/H’Art, 2012, 11/54:46) us<br />

NOVALIS<br />

FLOSSENENGEL<br />

FLOSSENENGEL stand 1979 als Metapher<br />

für Wale und diente den deutschen<br />

Prog-Rockern Novalis in Zeiten grünen<br />

Erwachens und wachsenden Umweltbewusstseins<br />

als Inspirationsquelle für ein<br />

Konzeptalbum, das über weite Strecken<br />

lyrisch, symphonisch, aus heutiger Sicht<br />

stellenweise auch naiv tönt (bei deutschen<br />

Texten versteht man jedes Wort). Zwischendurch<br />

wurde kurzzeitig immer wieder kräftig<br />

gerockt, die AOR-Grenzen öfter kräftig<br />

gestreift, und doch verstand es die Band,<br />

durch eigenwillige Arrangements und Instrumentierungsmomente<br />

aufhorchen zu<br />

lassen, am Mainstream vorbeizuschrammen.<br />

Dabei tat es den Stücken gut, dass<br />

die zuvor manchmal ausufernden Soundkaskaden<br />

songfreundlicher gestrafft waren.<br />

Dank Klangnachbesserung immer noch gut<br />

hörbar – und die Botschaft pro Natur hat ja<br />

nichts von ihrer Bedeutung verloren.<br />

(MiG, 1979, 10/45:15)<br />

pro<br />

SQUACKETT<br />

A LIFE WITHIN A DAY<br />

Wenn sich zwei Große des Prog-Genres<br />

zusammentun, ist nicht gesagt, dass dabei<br />

Großes herauskommt. Doch Gitarrist<br />

Steve Hackett, einst bei Genesis, und<br />

Yes-Bassist Chris Squire ist es gelungen,<br />

diesem Ziel mit A LIFE WITHIN A DAY<br />

nahezukommen. Es gibt allerlei radiofreundliche<br />

Nummern, und natürlich brillieren<br />

die zwei Protagonisten instrumental,<br />

aber sie haben auch spannende, variantenreiche<br />

und anspruchsvolle Songs komponiert/aufgenommen.<br />

Man lausche nur mal<br />

“The Summer Backwards”, wenn Hackett<br />

zur Akustikgitarre greift und die mit symphonischen<br />

Synthie-Wänden verschmilzt,<br />

wenn die beiden beeindruckende Gesangsharmonien<br />

anstimmen. Bei “Can’t S<strong>to</strong>p<br />

The Rain” wird Squires Yes-Hintergrund<br />

hörbar, und der ”Perfect Love Song” ist<br />

Prog-Rock pur! Überraschend sind auch<br />

die Gesangsleis tungen, speziell bei den<br />

Harmoniechören.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

9/46:20) pro<br />

UDO LINDENBERG<br />

ORIGINAL ALBUM SERIES<br />

VOL. 2<br />

Udo<br />

Lindenberg<br />

ist wieder obenauf,<br />

erfolgreicher<br />

denn<br />

je. Da lag es nahe,<br />

seine alten Alben<br />

für jüngere Käufer<br />

wieder<br />

zugänglich<br />

zu machen, und das für vergleichsweise<br />

wenig Geld. VOL. 2 der ORIGINAL AL-<br />

BUM SERIES dokumentiert die 1976er<br />

„Best Of”-LP PANIK UDO (12/37:14);<br />

PANISCHE NÄCHTE (1977, 9/35:37,<br />

mit Gastspiel von Ted Herold) fiel eher<br />

durchwachsen aus, LINDENBERGS<br />

ROCK REVUE (11/41:45) ein Jahr<br />

später bescherte seine eingedeutschten<br />

Versionen von Rock- und Rock’n’Roll-<br />

Klassikern und ging mit „ganz okay”<br />

durch. Die DRÖHNLAND SYMPHONIE<br />

(1978, 10/39:06) war ambitioniert, stieß<br />

aber bei Kritikern und Käufern, #15) auf<br />

nicht gerade riesige Gegenliebe. Was auch<br />

für DER DETEKTIV – ROCK REVUE<br />

2 (1979, 13/44:23), wiederum mit vielen<br />

eingedeutschen Cover-Versionen galt, die<br />

schließlich Geschmacksache sind. Aber<br />

es lohnt durchaus, in die eigene Jugend<br />

zurückzutauchen, mit Distanz das damalige<br />

Urteil zu überprüfen – in diesem<br />

umfassenden Fünfer-Paket stößt man auf<br />

diverse, einst übersehene Udo-Perlen.<br />

(Warner, 2012)<br />

pro<br />

TED NUGENT<br />

SWEDEN ROCKS +<br />

MOTORCITY MAYHEM<br />

Bei seinen politischen Ansichten und<br />

Jäger-Philosophien kann man wahrlich<br />

unterschiedlicher Ansicht sein, aber in<br />

Sachen Rock’n’Roll macht ihm so schnell<br />

keiner was vor. Auch wenn er längst<br />

schwerhörig ist, dreht er live immer noch<br />

höllisch auf. So beispielsweise 2006 beim<br />

„Sweden Rocks”-Festival, als er seine<br />

Gitarrenfeuerwerke zündete und Klassiker<br />

aus seinem Riesenreper<strong>to</strong>ire zündete,<br />

schwerpunktmäßig solche aus den 70ern<br />

und 80ern. Hinweis am Rande: Die 2008<br />

erschienene DVD, der die jetzt neu aufgelegte,<br />

unveränderte CD schon beigelegen<br />

war, ent hielt zwei Songs mehr. Am 4. Juli<br />

2008, natürlich am US-Nationalfeiertag,<br />

spielte der „Mo<strong>to</strong>city Madman” das 6000.<br />

Konzert seiner Karriere in Detroit, passend<br />

MOTORCITY MAYHEM betitelt. Es gibt<br />

sechs Überschneidungen zur Schweden-<br />

Scheibe. Der gravierendste Unterschied:<br />

Beim Jubiläum kam Ex-Mitglied Derek<br />

St. Holmes für mehrere Songs auf die<br />

Bühne, und es gab mehr Cover-Versionen<br />

(“Bo Diddley”, “Soul Man”, “Baby Please<br />

Don’t Go”, “Jenny Takes A Ride”). Beide<br />

Scheiben liefern den typischen Nugent-<br />

Wahnsinn, energiegeladenen Hard Rock<br />

und Gitarren(sound)orgien.<br />

(Armoury/edel, 2008 + 2012,<br />

13/68:31 + 14/72:46) pro<br />

DIE ÄRZTE<br />

AUCH<br />

Bela B. Felsenheimer,<br />

Farin Urlaub<br />

und Rod Rodriguez<br />

stellen die Frage<br />

in Liedform selbst:<br />

“Ist das noch Punk-<br />

Rock?” Die Antwort<br />

lautet: ja. Auch im 30. Jahr seines Bestehens<br />

hat es das Berliner Trio noch faustdick<br />

hinter den Ohren, tönt eingängig,<br />

morbide, rockig, punkig, hintergründig,<br />

plakativ, schlager-poppig, schräg, absurd,<br />

liebenswert – wie man den flotten Dreier<br />

eben kennt. Natürlich eckt er mit vorlauten<br />

Textzeilen an, aber darum hat sich<br />

das deutsche Musikphänomen, das schon<br />

fürs renommierte Goe<strong>the</strong>-Institut unterwegs<br />

war, noch nie geschert. Punk-Rock?<br />

Naja, es rockt zwar zwischendurch satt,<br />

aber mit der rotzigen Melodieverlieb<strong>the</strong>it<br />

trifft es Punk-Pop vielleicht noch besser.<br />

Spaß macht es auf jeden Fall, sich AUCH<br />

zu Gemüte zu führen, und wenn „Bild”<br />

und „FAZ” gleichermaßen loben, kann<br />

man ja nicht verkehrt liegen.<br />

(Hot Action/Universal, 2012,<br />

16/52:20) pro<br />

PAUL VINCENT<br />

ELECTRIC HIPPIE MUSIC<br />

Wären da nicht die Stimme und die unverkennbare<br />

Gitarre, könnte man glatt<br />

meinen, man würde einer Various-Artists-Compilation<br />

lauschen. So unterschiedlich<br />

fallen die Songs aus, die Paul<br />

Vincent für ELECTRIC HIPPIE MUSIC<br />

eingespielt hat. So breit wie einst die<br />

Hippie-musikalische Palette war, so viel<br />

Stilterrain deckt Vincent auf seiner neuen<br />

CD ab, auf der er (wieder) englisch<br />

singt. Manche Songs sind fast schon<br />

Pop, machen hörbar, dass ihn die Beatles<br />

stark beeindruckten (bis hin zum George<br />

Harrisons Sitarspiel); andere bewegen<br />

sich in Richtung Blues (UK-Spielart),<br />

den er ebenfalls verinnerlicht hat; Prog-<br />

Rock-Remiszenzen sind zu finden – und<br />

er kann satt, melodisch und straight abrocken.<br />

Vincent trauert der vergangenen<br />

guten, alten Zeit höchstens mit Augenzwinkern<br />

nach – die Texte sind es wert,<br />

genauer hinzuhören. Und wem das eine<br />

oder andere Lied vertraut vorkommt:<br />

Der Veteran hat manche seiner deutschsprachigen<br />

Nummern überarbeitet, und<br />

das tat ihnen allesamt gut: Sie sind noch<br />

kompakter, gehen meist unwiderstehlich<br />

ins Ohr, und es ist nahezu unmöglich,<br />

spezielle Anspieltipps zu empfehlen.<br />

(Luxus Musik/Bell, 2012,<br />

12/48:49) pro<br />

Rock<br />

KEVIN AYERS<br />

THE HARVEST YEARS<br />

1969–1974<br />

Für schräge Vögel<br />

und<br />

Außenseiter<br />

ist in der heutigen<br />

Musikwelt<br />

kaum<br />

noch Platz, und<br />

auch in den Aufbruchszeiten<br />

hatten<br />

sie es einst schwer. Das galt/gilt für Syd<br />

Barrett ebenso wie für Kevin Ayers, der<br />

in der Canterbury-Szene mit Soft Machine<br />

angefangen hatte und sich Ende<br />

der 60er <strong>Jahre</strong> selbstständig machte. Sein<br />

Debüt JOY OF A TOY (1969, 15/67:27,<br />

teilweise mit Soft Machine) bescherte<br />

Songs in Kinderliedermanier, englischen<br />

Hippie-Rock, jazzige Momente, pendelte<br />

zwischen gehörgängig und verquer,<br />

Grundtenor: melancholisch. Ähnliches<br />

galt für SHOOTING AT THE MOON<br />

(1970, 17/77:01, mit Mike Oldfield) und<br />

auch WHATEVERSHEBRINGSWE-<br />

SING (1972, 16/67:32), beide ebenfalls<br />

mit Canterbury-Jazz-Rockeinschlag. BA-<br />

NAAMOUR (1973, 15/57:34) entsprang<br />

Ayers’ Theaterprojekt „Banana Follies”<br />

und war sein zugänglichstes Werk, offenbar<br />

mit kommerziellen Ambitionen. THE<br />

CONFESSIONS OF DR. DREAM AND<br />

OTHER STORIES (1974, 18/65:29) war<br />

Ayers’ erste Scheibe für Chrysalis, wurde<br />

von Rupert Hine produziert und einer<br />

neuen Mannschaft eingespielt, bot zum<br />

Teil Ayers-typische schräge, aber zugängige<br />

Popnummern, teils jazz-rockige Exkursionen<br />

in Gestalt einer titelgebenden<br />

Suite. Alle Alben sind wie die Neuauflagen<br />

im letzten Jahrzehnt mit reichlich<br />

Bonus-Tracks angereichert, allerdings<br />

gibt es für Ayers-Kenner nichts Neues.<br />

Und das Booklet ist ohne Liner-Notes<br />

eher sparsam gehalten. Aber man erhält<br />

den frühen Ayers kompakt zu einem annehmbaren<br />

Preis.<br />

(EMI, 2012)<br />

pro<br />

FAITHFUL BREATH<br />

ROCK LIONS / HARD BREATH<br />

Bereits 1967 starteten die Ruhrpottrocker<br />

Faithful Breath in Witten, doch es<br />

dauerte knapp sechs <strong>Jahre</strong>, bis sie auch<br />

auf LP zu erleben waren. Nach psychedelischen-progressiven,<br />

ja fast symphonischen<br />

Anfängen erarbeiteten sie sich in<br />

den 80er <strong>Jahre</strong>n nach einer größeren Umbesetzung<br />

den Ruf einer soliden, überaus<br />

bodenständigen Hard-Rocktruppe. Und<br />

so dominierten auf ROCK LIONS 1981<br />

deutlich Riff-orientiertere Songs, eingespielt<br />

vom Trio Heinz Mikus (voc, g),<br />

Horst Stabenow (b) und Uwe Ot<strong>to</strong> (dr)<br />

– die Rockkeulen wurden ausgepackt,<br />

Wikingerhelme aufgesetzt, und auf der<br />

Bühne ging die Post ab! Noch eine Portion<br />

härter fiel zwei <strong>Jahre</strong> später HARD<br />

BREATH ab, als Jürgen Düsterloh Platz<br />

an der Schießbude genommen hatte.<br />

Geradeaus abgehender, nicht unbedingt<br />

innovativer, dafür zupackend straighter<br />

Hard Rock war angesagt, gestützt auf<br />

starke Songs – jetzt von vom Reissue-<br />

Spezialisten Sireena erstmals auf CD<br />

präsentiert.<br />

(Sireena/Broken Silence, 1981/1983,<br />

20/76:10) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45


LP<br />

REVIEWS<br />

BLOOD, SWEAT & TEARS<br />

3<br />

Mit ihrem dritten<br />

Longplayer aus dem<br />

Jahr 1970 konnten<br />

Blood, Sweat &<br />

Tears ihren Ruf als<br />

innovative<br />

Band<br />

untermauern,<br />

die<br />

mühelos Jazz, Soul, Blues und Gospel zu<br />

einem modernen Sound verknüpfte und<br />

dabei besonders im Bereich der Bläser<br />

erstklassige Arrangements ablieferte, die<br />

sicherlich an die Qualität von Chicago<br />

oder Chase heranreichten. Neben dem<br />

besonders in Deutschland populärem “Hi-<br />

De-Ho” überzeugen der harte Soul-Jazz<br />

von “Lucretia’s Reprise”, die Traffic-Cover-Version<br />

“40.000 Headmen” und das<br />

mittelalterlich anmutende “The Battle”.<br />

Klasse Album, das gegenüber den Vorgängern<br />

nur leicht abfällt. Wie üblich bei<br />

Speakers Corner wurde audiophil gemastert,<br />

auf 180g-Vinyl gepresst und das<br />

Cover so weit wie möglich dem Original<br />

nachempfunden. Puristen mag in diesem<br />

Fall das Logo des Lizenzgebers auf dem<br />

Klappcover stören, doch das ist glücklicherweise<br />

ein Einzelfall.<br />

(Speakers Corner, 1970, 11 Tracks) at<br />

JETHRO TULL<br />

AQUALUNG<br />

(40TH ANNIVERSARY EDITION)<br />

Liebe EMI, bitte veröffentlicht dieses<br />

Meisterwerk s o f o r t auch außerhalb der<br />

sündhaft teuren Anniversary Edition. Denn<br />

Analog-Fans können auf die zwei CDs, die<br />

DVD und die Blu-ray auch verzichten. Das<br />

sehr sorgfältig gepresste 180-Gramm-Vinyl<br />

aber müssen sie haben. Wer seine abgenudelte<br />

alte Chrysalis-Pressung zum Vergleich<br />

aus dem Regal lupft, wird sein blaues Wunder<br />

erleben. Die neuen Stereomixes, die<br />

Porcupine-Tree-Mastermind Steven Wilson<br />

mit Segen von His Tullness Ian Anderson da<br />

aus den alten Multitracks zauberte, klingen<br />

wirklich mal merklich besser als der in Ehren<br />

verrauschte Oldtimer. Nicht audiophil, aber<br />

im Stereopanorama, in der Frequenzbalance<br />

und der Dynamik aufs Angenehmste geliftet.<br />

Normalerweise sind solche neuzeitlichen<br />

Überarbeitungen des Teufels, hier bei Tulls<br />

1971er religionskritischen Rocker gelangen<br />

sie göttlich.<br />

(EMI, 1971, 11 Tracks)<br />

lbr<br />

HUMBLE PIE<br />

CALIFORNIA ‘81<br />

Die dritte Inkarnation<br />

von Humble Pie wird<br />

oft als schwaches Sequel<br />

abgetan – dabei<br />

hatte Steve Marriott<br />

mit<br />

Vokal/Axt-Partner<br />

Bobby Tench,<br />

Originaldrummer Shirley und Bassist Sooty<br />

Jones eine starke Truppe am Start, als<br />

Clubact und Festivalattraktion beliebt, als<br />

Supportband gefürchtet. Im Sommer sollte<br />

im Londoner Rainbow Theatre ein Nachfolger<br />

für ROCKIN’ THE FILLMORE<br />

entstehen – indes erkrankte Marriott, das<br />

Atco-Label strich die Schecks. Dass aus<br />

dem Reseda Country Club in L.A. doch<br />

noch ein Dokument Pie IIIs vom 17. Mai<br />

1981 auftaucht, ist willkommen. Bei engagierter<br />

Performance setzen Marriott & Co<br />

ganz auf Publikumsrenner: “I Don’t Need<br />

No Doc<strong>to</strong>r” und “30 Days In A Hole” als<br />

(schnell gespielte) Klassiker, brennendes<br />

“Infatuation” und der Top-40-Hit “Fool<br />

For A Pretty Face” von ON TO VICTORY,<br />

die Small-Faces-Hymne “Tin Soldier” mit<br />

unerhörtem Finale. Inspiriert gecovert werden<br />

als harte Pie-Pakete “Tulsa Time” und<br />

“Route 66”. “Be Bop A Lula” vom gleichen<br />

Gig wird unterschlagen, bei nur 2:21.<br />

(Cleopatra Records/ H’Art 1981/2012,<br />

7 Tracks) utw<br />

VAN MORRISON<br />

BROWN EYED GIRL<br />

Diese schön aufgemachte,<br />

aber nur<br />

mäßig ausgestattete<br />

Doppel-LP ist nicht<br />

zu verwechseln mit<br />

vielen Bootlegs, der<br />

3-CD-Box oder Billigst-Samplern<br />

l unter gleichem Namen. Sie<br />

entspricht mit ihren 18 Songs inhaltlich der<br />

2011 bei Audiophile Legends erschienenen<br />

CD mit Material, das Van The Man ab 1967<br />

für Bert Berns Bäng-Label einspielte. Darunter<br />

der hier in zwei Fassungen zu hörende,<br />

zum Hit gewordenen Titelsong, der<br />

sich ursprünglich auf BLOWIN’YOUR<br />

MIND fand und ursprünglich “Brown<br />

Skinned Girl” heißen sollte. Dessen hohe<br />

Klasse halten die übrigen Songs mühelos,<br />

da steckt noch jede Menge Soul drin. Und<br />

für ihr Alter klingen sie richtig knackig und<br />

saftig, zumal auch die DMM-Pressung hervorragend<br />

gelang.<br />

(Vinyl Passion/Cargo, 2012,<br />

2 LPs, 18 Tracks) lbr<br />

NEKTAR<br />

DOWN TO EARTH<br />

Die Zirkuswelt steht<br />

im<br />

Mittelpunkt<br />

dieses<br />

Konzeptalbums<br />

von Nektar<br />

aus dem Jahr 1974.<br />

Auf dem Frontcover<br />

zeigen sich Roye<br />

Albrigh<strong>to</strong>n, Taff Freeman, Ron Howden,<br />

Mo Moore und Mick Brockett in Clownskostümen,<br />

in der Mitte der aufklappbaren<br />

LP sieht man sie dann mit einem bunten<br />

Artisten-Ensemble (aufgenommen bei<br />

einem Besuch im Winterquartier des Cirkus<br />

Krone) in der Manege. Ungewohnt<br />

flott legen sie mit “Astral Man” los, Hawkwind-Kollege<br />

Bob Calvert sorgt mit seinen<br />

eingeflochtenen Ansagen für au<strong>the</strong>ntische<br />

Zirkusatmosphäre, progressive Rocksongs<br />

(“Fidgety Queen”, “Oh Willy”) wechseln<br />

sich ab mit ruhigeren Stücken (“Early Morning<br />

Clown”, “Little Boy”), ein erster groovig<br />

krachender Höhepunkt ist “That’s Life”,<br />

die Topnummer “Show Me The Way” beendet<br />

die Vorstellung glanzvoll. Neben der<br />

<strong>to</strong>llen Verpackung (inkl. Tour-Poster) glänzt<br />

die 180g-Wiederveröffentlichung auch mit<br />

starkem Klang, der der 80er-<strong>Jahre</strong> CD-Version<br />

himmelweit überlegen ist.<br />

(Sireena/Broken Silence, 1974,<br />

9 Tracks) us<br />

PINK FLOYD<br />

THE WALL<br />

Is <strong>the</strong>re anybody out <strong>the</strong>re? Na, so ein paar<br />

Millionen Exemplare des wohl erfolgreichsten<br />

Doppelalbums der Rockgeschichte gingen<br />

seit 1979 raus in die cruel world, die<br />

ihnen wohl auch heftig durch Dauerdudeln<br />

zusetzte. Da kommt es gerade recht, dass<br />

EMI auch die Analogausgabe für den großen<br />

Pink-Floyd-Kehraus extrem sauber neu<br />

presste und mit einem Poster (druckt die<br />

Texte der Innersleeves ein zweites Mal ab)<br />

sowie einem Voucher für einen 320-Kilobit-<br />

Download ausstattete. Der 2011 remasterte<br />

Sound ist immer noch exzellent, wenngleich<br />

der berühmte Hubschrauber minimal<br />

gezähmt donnert und manche Stimmen etwas<br />

zurückwichen. Das klaustrophobisches<br />

Meisterwerk von Roger Waters – und ein<br />

bisschen David Gilmour – kann auf jeden<br />

Fall so in allen Ehren nochmals „Outside<br />

The Wall” in der analogen Welt reüssieren.<br />

(EMI, 1979, 2 LPs 26 Tracks) lbr<br />

BRUCE SPRINGSTEEN<br />

WRECKING BALL<br />

Prima, wenn die Firmen<br />

ihre aktuellen<br />

Releases auch als LP<br />

oder Doppel-LP veröffentlichen.<br />

Noch<br />

besser, wenn sie wie<br />

bei Lamchops MR. M<br />

oder eben Bruce Springsteens 2012er Opus<br />

ohne nennenswerten Aufpreis die CD dem<br />

großen Tonträger einfach beilegen. Am besten<br />

– jedenfalls aus Analogo-Sicht –, wenn<br />

dann auch noch die schwarze Scheibe die<br />

silberne klanglich glatt abhängt. Nun ging<br />

auch die Tontechnik quasi mit der Abrissbirne<br />

über die Dynamik der Aufnahmen wie der<br />

„Wrecking Ball” von Amerikas Wirtschaftspolitik<br />

durch die Innenstädte und Seelenlandschaften<br />

seiner Bürger. Doch während<br />

so die CD die so eigenartig zwischen Folk,<br />

Americana und Haudraufrock changierende<br />

Musik recht undifferenziert zermalmt,<br />

lassen die beiden großzügig gepressten<br />

180-Gramm-Vinylscheiben doch noch das<br />

eine oder andere Detail raus. Ist der Boss<br />

etwa LP-Fan?<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 2 LPs +<br />

CD 11 Tracks)<br />

lbr<br />

U2<br />

ACHTUNG BABY<br />

(20TH ANNIVERSARY EDITION)<br />

Da lacht das Sammlerherz, auch wenn<br />

es wohl die düsterste Scheibe im U2-<br />

Vinyl<br />

Katalog ist, die hier zu analogen Geburtstagsehren<br />

kommt. Den herben Gewichtsverlust<br />

im Portemonnaie macht die<br />

fett ausgestattete Edition wett: Zu den<br />

auf zwei schwarze Scheiben verteilten<br />

großartigen Songs des Originals kommen<br />

zwei Maxis in blauem Vinyl mit fantasievoll<br />

benamsten Mixes und Remixes<br />

sowie ein 16-seitiges Booklet mit künstlerisch<br />

wertvollen Fo<strong>to</strong>s. An Press- und<br />

Überspielqualität gibt es gar nichts auszusetzen,<br />

der Sound steht in vollem Saft.<br />

Und Düsternis hin und her: 1991 konnten<br />

die Iren mit Balladen wie “One” und erst<br />

recht “Love Is Blindness” noch Herzen<br />

zerreißen oder mit Knallern wie “Even<br />

Better Than The Real Thing” und “The<br />

Fly” Rockerblut in Wallung bringen. So<br />

macht Wiederhören Freude.<br />

(Island/Universal, 1991, 2 LPs, 12 Tracks;<br />

2 Maxis, 7 Tracks) lbr<br />

KENNY BURRELL<br />

GUITAR FORMS<br />

Das Album des Gitarristen<br />

Kenny Burrell<br />

aus dem Jahr<br />

1965 wurde von Gil<br />

Evans<br />

arrangiert,<br />

der den Latin-Jazz<br />

kunstvoll vor dem<br />

Hintergrund einer Bigband und bei drei<br />

Songs einer kleineren Besetzung in Szene<br />

setzte. Der erste Track “Downstairs”<br />

überzeugt nicht als Opener des Albums,<br />

denn Burrells Gitarrenläufe wirken zu<br />

zaghaft und zurückhaltend. Doch das lange,<br />

an Joe Pass erinnernde “Lotus” steht<br />

für hohe Gitarrenkunst, klangliche Dimensionen<br />

und ein ausgeklügeltes Spiel<br />

mit der Dynamik. Neben einem eher<br />

traditionell gehaltenen, aber trotzdem<br />

atemberaubenden “Green sleeves” kann<br />

“Breadless”, flüssiger Latin, als Referenz<br />

betrachtet werden. GUITAR FORMS ist<br />

ein Album, das neben Burells Gitarrenkünsten<br />

die Kunst des Tonsatzes be<strong>to</strong>nt,<br />

aber nicht bei allen Titeln die gleiche<br />

Qualität vermittelt.<br />

(Speakers Corner, 1965, 9 Tracks) at<br />

WES MONTGOMERY<br />

SO MUCH GUITAR!<br />

Immer wieder erstaunlich,<br />

welch<br />

ungeheuren<br />

Schatz<br />

makelloser,<br />

zwingend-swingender<br />

Jazzaufnahmen und<br />

doch auch lässiger<br />

Einspielungen i Wes Montgomery zum<br />

Zeitpunkt seines allzu frühen Herz<strong>to</strong>des<br />

1968 aufgenommen hatte. Dass spätere<br />

Hit-Interpretationen mit Bigband oder<br />

Streichergewand die Kritikerkeule „gefällig”<br />

bekamen, sollte auch seinem „Erben”<br />

George Benson widerfahren. Diese<br />

Takes von 1961 entstanden für Riverside<br />

noch vor seiner Verve-Zeit – der filigrane<br />

Fingersatz gleitet über eigene Melodien<br />

wie “Somethin’ Like Bags” und edle<br />

Swing-Ware des American Songbook:<br />

Duke Elling<strong>to</strong>ns “Cot<strong>to</strong>n Tail” oder Neal<br />

Heftis “Repetition” super-elegant, besonders<br />

dank Montgomerys Vis-à-vis Hank<br />

Jones am Piano, Ron Carters Basslinien<br />

und der Conga-Capriolen von Ray Barret-<br />

Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

<strong>to</strong>, die Drummer Lex Humphries ergänzen.<br />

Der Bonus-Track, Thelonious Monks<br />

“Round Midnight”, wurde mit Wes’ Brüdern<br />

Buddy (p) und Monk (b) live eingespielt.<br />

(Waxtime Records/inakustik, 1961,<br />

9 Tracks) utw<br />

ELLA FITZGERALD<br />

ELLA FITZGERALD SINGS THE<br />

JOHNNY MERCER SONGBOOK<br />

Ella<br />

Fitzgerald<br />

und ihre Band<br />

haben im Ok<strong>to</strong>ber<br />

1964 13 Tracks<br />

in Los Angeles<br />

eingespielt,<br />

die<br />

vom Ass Nelson<br />

Riddle angemessen arrangiert wurden und<br />

in der langen Tradition ihrer „Songbooks”<br />

stehen. Johnny Mercer, der Gründer von<br />

Capi<strong>to</strong>l Records, konnte sich nicht nur<br />

als Geschäftsmann seine Lorbeeren verdienen,<br />

sondern auch als Komponist und<br />

Texter von über 1000 Stücken, mit denen<br />

er spannende Facetten der damaligen Populärmusik<br />

kreierte. Fitzgerald, die hier<br />

ganz klar im Vordergrund steht, bringt<br />

lässigen Swing (“Too Marvelous For<br />

Words”), eine intensive Jazzballade mit<br />

Gänsehautgarantie (“Laura”) und schnellen<br />

Swing (“Something’s Gotta Give”)<br />

mit ihrer unnachahmlichen Stimme und<br />

sehr viel Gefühl. Ein grandioses Zeitdokument.<br />

(Speakers Corner, 1965,<br />

13 Tracks) at<br />

THE GREATER GOOD<br />

THE GREATER GOOD<br />

Das Singer/Songwriter-Trio<br />

Eugen Ruffolo,<br />

Dennis Kolen<br />

und Shane Alexander<br />

verfügt über drei<br />

wunderbare<br />

Stimmen,<br />

hervorragende<br />

eigene Songs und guten Geschmack beim<br />

einzigen Cover unter den zehn Tracks: Neil<br />

Youngs “Tell Me Why”. Die Anklänge an<br />

Youngs ehemalige Kumpane Crosby, Stills<br />

& Nash sind ganz offenbar gewollt. Ohne<br />

Drums, aber mit viel Herzschlag, ganz selten<br />

mal mit elektrischer Gitarre, aber nicht<br />

überzahm akus tisch kann das Trio Americana-Freunde<br />

regelrecht verzaubern. Zumal<br />

Günter Pauler in seinem S<strong>to</strong>ckfisch-Studio<br />

mal wieder einen Traumklang produzierte.<br />

(S<strong>to</strong>ckfisch/inakustik, 2012,<br />

10 Tracks) lbr<br />

JOHNNY CASH<br />

UNSEEN CASH<br />

Im Jahr 1955<br />

schickte Sun-Records-Chef<br />

Sam<br />

Phillips Johnny<br />

Cash zu William<br />

Speer, einem benachbarten<br />

Fo<strong>to</strong>grafen.<br />

Nur der Himmel weiß warum kaum<br />

eines der Portraits, bei denen Speer dem<br />

jungen Musiker mittels (damals) neuartiger<br />

Hollywood-Lichttechnik einen dramatischen<br />

Touch verpasste, verwendet wurde –<br />

die meisten verschwanden unveröffentlicht<br />

in den Archiven. Bis jetzt die Spezialisten<br />

von Bear Family auf diese Schätze stießen<br />

und sie in einem 16-seitigen Buch veröffentlichen,<br />

zusammen mit einer einseitigen<br />

LP mit seltenen Live-Aufnahmen aus dieser<br />

Zeit. Auf der Rückseite der Schallplatte<br />

befindet sich ein eingraviertes Portrait von<br />

Johnny Cash. Eine Nummer kleiner gibt es<br />

die Bilder auch, UNSEEN CASH erscheint<br />

ebenso als Digipak-CD (12/25:20) mit<br />

28-seitigem Booklet.<br />

(Bear Family, 2012, 12 Tracks) us<br />

BLACK SPIRIT<br />

BLACK SPIRIT<br />

Nach den vielbeachteten<br />

Vinyl-Veröffentlichungen<br />

von<br />

Franz K. (SENSE-<br />

MANN), Cardeilhac<br />

(das selbst betitelte<br />

Album), Fantasyy<br />

Fac<strong>to</strong>ryy (diverse LPs) und des McChurch<br />

Soundroom (DELUSION), die in Kürze<br />

wieder aufgelegt wird, hat das rührige<br />

Ohrwaschl-Label aus München nun eine<br />

Obskurität auf den Markt gebracht, die einen<br />

interessanten Teil der deutschen Musikgeschichte<br />

erhellt. Das Album erschien<br />

erstmalig 1978 und versammelt Aufnahmen<br />

von italienischen Gastarbeitern (die bei<br />

Volkswagen arbeiteten), die in den <strong>Jahre</strong>n<br />

1969–1978 entstanden. Während das harte,<br />

von Gitarren geprägte “Crazy Times” noch<br />

im progressiven Blues und Boogie wurzelt,<br />

klingt “Punk Rock’n’Roller” deutlich mo-<br />

Vinyl<br />

derner und wird von melodiösen Keyboardlinien<br />

geschmückt. “Nicolino” ist hingegen<br />

zünftiger Hard Rock, leidet aber auch wie die<br />

meisten Songs ein wenig am dünnen Gesang.<br />

Der letzte Track “Old Times” bezieht sich<br />

wieder auf die Blueseinflüsse und die leicht<br />

progressive Ausrichtung. Ein spannendes Album,<br />

das mittlerweile als Original für hohe<br />

dreistellige Eurobeträge gehandelt wird.<br />

(Ohrwaschl Records, 1978, 5 Tracks) fl<br />

DONOVAN<br />

HURDY GURDY MAN<br />

Den psychedelisch<br />

verhallten Titelsong<br />

ließ Hippie-Idol Donovan<br />

1968 nach<br />

eigener Aussage<br />

von Jimmy Page<br />

mit dem <strong>to</strong>llen Gitarrensolo<br />

veredeln. Da mag der Wunsch<br />

Vater des Gedankens sein, unter Anleitung<br />

und in der Erinnerung vom späteren Led-<br />

Zeppelin-Bassisten John Paul Jones spielte<br />

Alan Parker die elektrifizierte Sechssaitige.<br />

Wie auch immer, es folgte ein musikalisch<br />

höchst abwechslungsreiches Album. Mal<br />

folkig-flockig, mal indisch angeweht – der<br />

Schotte war schließlich kurz zuvor mit den<br />

Beatles in Indien gewesen – mal Vaudeville,<br />

mal Karibik-Feeling, purer Pop wie im Hit<br />

“Jennifer Juniper’”. Das Reissue von <strong>Music</strong><br />

On Vinyl überzeugt mit einem manierlichen<br />

Sound und einer Pressqualität (180g), die<br />

alte Billigausgaben der 70er abhängt.<br />

(Epic/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1968,<br />

13 Tracks) lbr<br />

Für Pop-Rock r ...<br />

2CD: 0207693CTT<br />

OMEGA<br />

Greatest<br />

Performances<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> OMEGA!<br />

Das Best-Of und<br />

Live-Doppelalbum:<br />

26 Titel/Zusammenschnitte<br />

der 1990er<br />

und 2000er Konzerte<br />

im ausverkauften<br />

ex-Nep-Stadion,<br />

Budapest.<br />

ON TOUR 2012:<br />

17. 08. Berlin,<br />

Zitadelle<br />

DIE<br />

ZÖLLNER<br />

Uferlos<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47<br />

CD: 0207761CTT<br />

25 <strong>Jahre</strong> Die Zöllner!<br />

Das neue Album<br />

»Uferlos« lässt einen<br />

mächtigen Strom<br />

fließen aus Soul,<br />

Funk und ergeifenden<br />

Balladen.<br />

Mit Stücken feat.Regy<br />

Clasen, Edo Zanki uvm.<br />

ON TOUR 2012:<br />

31. 05. Berlin<br />

02. 06. Leipzig<br />

15. 06. Berlin<br />

07. 07. Dessau<br />

28. 07. Zinnowitz<br />

05. 08. Berlin<br />

08. 09. Perleberg<br />

Weitere Termine unter www.die-zoellner.de<br />

www.edel.com


CD<br />

REVIEWS<br />

CLIMAX BLUES BAND<br />

SHINE ON + REAL TO REEL +<br />

FLYING THE FLAG + LUCKY<br />

FOR SOME + SAMPLE AND<br />

HOLD<br />

Climax waren von<br />

1968 bis 1971 eine<br />

reine Bluesband –<br />

in den Folgejahren<br />

seit RICH MAN<br />

entwickelten<br />

sie<br />

einen ausgeklügelten<br />

Soft-Funk-Stil, kStil der sie näher an die Bee<br />

Gees als an John Mayall brachte und sie<br />

erfolgreich Amerika bereisen ließ. Endlich<br />

liegen die vier Alben 1978–1981 plus der<br />

Re-Release von SAMPLE AND HOLD<br />

vor: SHINE ON entstand 1977 in George<br />

Martins Londoner Air Studios. “Makin’<br />

Love” (auch als Single-Edit) konnte aber<br />

den US-Top-5-Erfolg von “Couldn’t Get<br />

It Right” nicht wiederholen (#91), dafür<br />

entschädigt das grandiose “Watcha Feel”<br />

mit wunderbaren Vokal- und Guitar-Sax-<br />

Tandems der Doppelspitze Peter Haycock<br />

und Colin Cooper. Die Aufnahmen zu<br />

REAL TO REEL genoss die Band 1979<br />

in der Tropen-Romantik der karibischen<br />

Montserrat-Studios: Vor allem das knackige<br />

“Money In Your Pocket” und chorfreudige<br />

Midtempo-Grooves wie “Summer<br />

Rain” und “Children Of The Nightime”<br />

betören. Bassist Derek Holt, schon auf<br />

dem Vorgänger als dritter Leadsänger<br />

beeindruckend, liefert das romantische<br />

Finale “Crazy World”. Holt konnte Climax<br />

1980 mit “I Love You” auf #12 der<br />

Billboard-Liste hieven, das dem bisher<br />

glattesten, aber ideengespickten FLYING<br />

THE FLAG mit Niagara-Tsunami-Cover<br />

entsprang. Das Synth-lastige “Dance The<br />

Night Away” huldigte den Gibb Bro<strong>the</strong>rs<br />

pur (statt der Band sangen die Cockererfahrenen<br />

Water-Sisters), aber “Horizontalized”<br />

bewies, dass die Band nach<br />

wie vor Hartes abliefern konnte. LUCKY<br />

FOR SOME kam trotz Riesenbudget zum<br />

ersten Mal seit zehn <strong>Jahre</strong>n nicht unter die<br />

US-Top-200, enthielt aber 1-A-Material<br />

im abrockenden “Cuttin’ Up Rough”, Derek<br />

Holts Schmuse-Follow-Up “Darlin’”<br />

(wieder als Single-Bonus) und mit Cooper/Haycocks<br />

prächtigem Drama “Last<br />

Chance Saloon”. SAMPLE AND HOLD<br />

erschien 1983 auf Virgin – ohne Holt und<br />

Drummer John Cuffley (ersetzt durch<br />

Dave Markee und Henry Spinetti von der<br />

frisch geschassten Clap<strong>to</strong>n-Band), doch<br />

mit Qualitätskontrolle: “The End Of The<br />

Seven Seas” war eine der besten Balladen<br />

der Band, die tropische Rumba “Listen To<br />

The Night” (hier mit B-Seite “Church”)<br />

hätte dank Coopers Bassorgan einschlagen<br />

müssen. Referenzklang, attraktive Digipaks<br />

und ausführliche, in Layout und Dokumentation<br />

vorbildliche Booklets runden<br />

eine unverzichtbare Fünfer-Serie ab.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 1978 + 1979 +<br />

1980 + 1981 + 1983, 9/40:44 + 8/34:39 +<br />

10/34:35 + 10/43:26 + 11/45:40) utw<br />

BOB MARLEY &<br />

THE WAILERS<br />

MARLEY – THE ORIGINAL<br />

SOUNDTRACK<br />

Seit Mitte Mai läuft<br />

in den Kinos Kevin<br />

McDonalds Musik-<br />

Doku „Marley”, in<br />

der selten gezeigtes<br />

Archivmaterial und<br />

neue Interviews mit<br />

Weggefährten des 1981 ges<strong>to</strong>rbenen Reggaesängers<br />

zu sehen sind. Ob das gleichnamige<br />

Soundtrack-Album ebenso neue<br />

Facetten des Künstlers bringt, hängt von<br />

der eigenen Marley-Sammlung ab: Wer<br />

bislang bloß eine „Best Of”-Anthologie<br />

besitzt, bekommt mit der Doppel-CD<br />

neben großen Hits wie “No Woman No<br />

Cry” und “I Shot The Sheriff” (beide vom<br />

1975er Album LIVE!) oder “Could You<br />

Be Loved” eine Reihe unbekanntere Songs<br />

mitgeliefert – etwa frühe Ska-Nummern<br />

wie “Judge Not” und “Simmer Down” sowie<br />

meisterhafte Songs wie “Small Axe”<br />

und “Concrete Jungle”. Dem Marley-Aficionado<br />

indes bietet die Sammlung wenig<br />

Neues; es gibt zwar ein paar Raritäten, darunter<br />

Remixe, Live-Aufnahmen und das<br />

CATCH-A-FIRE-Outtake “High Tide Or<br />

Low Tide”. Sie wurden allerdings schon<br />

auf diversen Alben veröffentlicht. Dafür<br />

hat es der einzige bislang unveröffentlichte<br />

Track gewaltig in sich: die neunminütige<br />

Liveversion von “Jammin’” vom 1978er<br />

„One Love Peace Concert” auf Jamaika.<br />

Selten hat man Marley mit solchen Soulman-Qualitäten<br />

singen gehört. Auch his<strong>to</strong>risch<br />

war die Performance bemerkenswert:<br />

Auf der Bühne legte er die Hände der beiden<br />

verfeindeten Politiker Michael Manley<br />

und Edward Seaga ineinander – eine Geste<br />

der Friedens in dem von Konflikten zerrütteten<br />

Land.<br />

(Island/Universal, 2012, 12/41:08,<br />

12/61:44) frs<br />

JAN HIRTE’S BLUE RIBBON<br />

SINGING THE BLUES<br />

Bestens aufgelegt präsentierten sich Blue<br />

Ribbon im Ok<strong>to</strong>ber 2011 live im Berliner<br />

Yorckschlösschen. Die sechsköpfige<br />

Band um Gitarrist/Sänger Jan Hirte featuren<br />

in acht Songs die Sängerin Nayeli,<br />

die mit ihrer kräftigen und ausdrucksstarken<br />

Stimme mitzureißen vermag. Dagegen<br />

wirken die drei Gesangseinlagen<br />

des Chefs dann doch etwas bieder. Umso<br />

mehr überzeugt die Band. Schon der instrumentale<br />

Opener “Boom Bello” bringt<br />

den Club zum Kochen. Die Bandkompositionen<br />

können neben Songs von John<br />

Lennon (“Jealous Guy”), Guitar Watson<br />

oder Willie Dixon durchaus bestehen.<br />

Eine herrliche Stunde zwischen Blues,<br />

Soul und R&B – hoffentlich geht die<br />

Band mit Nayeli bald wieder auf Tour!<br />

(S<strong>to</strong>MoRec/inakustik, 2012,<br />

14/64:41) rg<br />

REBECCA FERGUSON<br />

HEAVEN<br />

Das Leben schreibt ja bekanntlich die verrücktesten<br />

Geschichten, eine davon dürfte<br />

die von Rebecca Ferguson sein. Mit 17<br />

das erste Mal schwanger, abermals mit 19,<br />

ohne Geld und Hoffnung bewarb sich die<br />

zweifache Mutter bei der britischen Ausgabe<br />

der Talentshow „The X-Fac<strong>to</strong>r”. Bis<br />

zu ihrem ersten Auftritt war das scheue<br />

Mädchen nur eine unter vielen, doch als<br />

sie dann ihren Mund öffnete und den Sam-<br />

Cooke-Klassiker “A Change Is Gonna<br />

Come” so ungekünstelt wie eindrucksvoll<br />

darbot, hatte sie Publikum und Jury innerhalb<br />

von Sekunden erobert. Dass sie<br />

am Ende nur auf dem zweiten Platz dieses<br />

Wettbewerbes landete, könnte ein Glück<br />

gewesen sein, hatte sie so doch genügend<br />

Zeit, ohne großen Rummel um ihre Person<br />

an den Songs von HEAVEN zu arbeiten.<br />

Sie schrieb kleine Souldiamanten, die sie<br />

mit ihrer bemerkenswerten Stimme umso<br />

funkelnder glänzen lässt.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 10/35:44) us<br />

WALTER TROUT<br />

BLUES FOR THE MODERN<br />

DAZE<br />

Einen dicken Pluspunkt<br />

sammelt<br />

Blues-Rockveteran<br />

Walter Trout schon<br />

mal durch seine<br />

Texte: Er liefert<br />

nicht die üblichen<br />

Klischees, sondern macht sich Gedanken<br />

über Umweltschutz, die Web2.0-Gesellschaft,<br />

seine (US-)Regierung, die Macht<br />

des Geldes (der Banken) und den Umgang<br />

der Menschen miteinander. Und musikalisch<br />

ist er nicht nur bei seinen Soli über<br />

jeden Zweifel erhaben. Er liefert Blues-<br />

Rock, der sich gleichermaßen der Tradition<br />

verbunden fühlt, wie er zeitgemäß<br />

daherkommt, meist kraftvoll Energie verströmt,<br />

aber auch balladesk Ruhe verbreitet;<br />

er stimmt ihn zwischendurch akustisch<br />

an, würzt ihn mal mit einer Harp, mal mit<br />

Slidepassagen. Das Wichtigste aber: Trout<br />

stützt sich auf gehaltvolle Songs – in der<br />

Hinsicht hat sich der Ex-Mayall-Sideman<br />

und Canned-Heat-Gitarrist nochmals erstaunlich<br />

gesteigert.<br />

(Provogue/Rough Trade, 2012,<br />

15/78:00) pro<br />

MEENA<br />

FEEL ME<br />

Meena Cryle wurde nicht am Mississippi<br />

geboren, sondern in einem österreichischen<br />

Dorf an der Salzach. Das hört man<br />

ihrer Musik allerdings nie und nimmer<br />

an. Denn Meena hat den Blues so gründlich<br />

inhaliert, dass sie lässig in der Lage<br />

ist, ihn in zig Varianten auszuformen. Die<br />

sauguten Eigenkompositionen “Stay Away<br />

From My Baby” und “Lord Have Mercy”<br />

kommen geradezu klassisch daher.<br />

Bei “If You Had A Diamond” schleichen<br />

sich Latin-Töne ein, und Desmond Childs<br />

Discohit “I Was Made For Loving You”<br />

erhält ein pfiffig-halbjazziges Bläserarrangement.<br />

Wundervoll ist die Ballade “My<br />

Empty Bed” gelungen, während Meena “If<br />

I Meet You One More Time” dem Andenken<br />

ihres <strong>to</strong>ten Bruders widmet und damit<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

den Gefühlsnerv voll trifft. Am allerstärksten<br />

ist sie aber bei Blues-rockig brodelnden<br />

Songs wie “Movin’ On”, “Beg Like A<br />

Sinner” und “Come To Mama”. Insgesamt<br />

haben Meena und ihr fabelhafter Gitarrist<br />

Chris Fillmore zehn der zwölf Lieder<br />

selbst komponiert, wodurch das Eigenprofil<br />

des Albums enorm geschärft wurde. Den<br />

letzten Schliff erhielt es durch die ausgesprochen<br />

fähigen Begleitmusiker Marlene<br />

Lachers<strong>to</strong>rfer, Roger Inniss (beide Bass),<br />

Jamie Little (Schlagzeug) und Markus Marageter<br />

(Orgel & Piano). Konzerte dieser<br />

Truppe müssen einfach die Hölle sein ...<br />

(Ruf/inakustik, 2012, 12/52:21) hjg<br />

ANDRE WILLIAMS<br />

HOODS AND SHADES<br />

Er schrieb Soulklassiker<br />

wie “Shake A<br />

Tail Fea<strong>the</strong>r” (The<br />

Five Du-Tones, Ike<br />

& Tina Turner, Blues<br />

Bro<strong>the</strong>rs etc.), komponierte<br />

für Stevie<br />

Wonder, George Clin<strong>to</strong>n u.a., doch dann<br />

rutschte er mit Ike Turner ab in den Drogensumpf.<br />

Seit den 90ern jedoch bringt Andre<br />

Willams unter eigenem Namen einigermaßen<br />

erfolgreiche Alben raus, auf denen er<br />

mit sonorem Sprechgesang und atmosphärisch<br />

dichten Lyrics glänzt. Für sein jüngstes<br />

Album HOODS AND SHADES konnte<br />

der nunmehr 75-Jährige, der mittlerweile<br />

eine brüchig-tiefe Bass-Stimme besitzt wie<br />

der späte Johnny Cash, eine ausgezeichnete<br />

Begleitband um sich scharen, darunter<br />

an der Gitarre die Mo<strong>to</strong>wn-Legende Dennis<br />

Coffey (der ziemlich loslegt!) und als<br />

Bassist Don Was. Herausgekommen sind<br />

neun schnörkellos produzierte, meist auf<br />

einem Akustik-Blues-Fundament basierende,<br />

gleichwohl funkige Songs. Das Ding<br />

groovt!<br />

(Bloodshot/Indigo, 2012, 9/37:22) frs<br />

ARETHA FRANKLIN<br />

KNEW YOU WERE WAITING –<br />

THE BEST OF 1980–1998<br />

1980 unterschrieb die damals 38-jährige<br />

Aretha Franklin einen Vertrag mit Arista,<br />

was sich für beide Seiten lohnen sollte. Die<br />

Queen Of Soul, die damals bereits auf eine<br />

Vielzahl von Hits zurückblicken konnte,<br />

landete zahlreiche weitere Erfolge. Seinerzeit<br />

angesagte Produzenten wie Narada Michael<br />

Walden oder Lu<strong>the</strong>r Vandross peppten<br />

ihren Sound zeitgemäß auf, verpassten<br />

ihrem Soul&R&B poppige wie Hook- und<br />

Synthie-lastige angesagte Klangkleider. Die<br />

BEST OF zum 70. Geburtstag Franklins<br />

bietet jetzt eine Werkschau ihrer Arista-<br />

<strong>Jahre</strong>, inklusive zahlreicher Duette mit den<br />

Eurythmics, Whitney Hous<strong>to</strong>n, El<strong>to</strong>n John,<br />

George Michael, George Benson, aber auch<br />

Keith Richards. Kompakt, vielseitig, unterhaltsam<br />

– schließlich bürgt allein der Name<br />

der unnachahmlich singenden Protagonistin<br />

für Topqualität.<br />

(Arista/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 16/68:18) pro<br />

MACY GRAY<br />

COVERED<br />

Im Geiste von Nina Simone hat sich Macy<br />

Gray an ein Cover-Album gewagt, und<br />

ebenso wie ihr Vorbild kümmerte sie sich<br />

nicht darum, was andere zu ihrer Auswahl<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

und zu ihrer Interpretation sagen. Vielmehr<br />

legt sie zusammen mit Produzent<br />

Hal Willner (Lou Reed, Metallica) großen<br />

Wert darauf, die Songs mit einer eigenen<br />

Note zu würzen. Gleich zu Beginn<br />

verwandelt sie “Here Comes The Rain<br />

Again” von den Eurythmics in eine düster<br />

klingende Apokalypse, wird Radioheads<br />

“Creep” zur Fuzz-Hymne und “Smoke Two<br />

Joints” (im Original 1983 von den Toyes,<br />

gecovert 1992 von Sublime) zum ausgelassenen<br />

Two-Step. Zeigt dann auf Metallicas<br />

“Nothing Else Matters”, wie viel Soul in<br />

diesem Song steckt, und beweist mit der<br />

Auswahl von “Sail”, dem fast noch aktuellen<br />

Underground-Dance-Hit von Awolnation,<br />

erlesenen Geschmack. Klasse Sache<br />

und Pflicht für Sammler von außergewöhnlichen<br />

Cover-Versionen.<br />

(429 Records/Universal, 2012,<br />

16/44:36) us<br />

THE FUNKEES<br />

DANCING TIME<br />

Die nigerianische<br />

Band The Funkees<br />

hätten mit ihrem<br />

Afro-Rock ähnliche<br />

internationale Erfolge<br />

feiern können<br />

wie Osibisa. Doch<br />

Querelen führten dazu, dass sich die<br />

Combo 1977 auflöste – gerade als sie den<br />

Sprung nach London geschafft und dort<br />

zwei Alben veröffentlicht hatte. Das Quintett<br />

um den versierten Gitarristen Harry<br />

Mosco Agada hatte schon in Nigeria mit<br />

seinem funkigen, ausgereiften Sound zahlreiche<br />

Bewunderer, und die Funkees galten<br />

als eine der besten Bands des Landes. Die<br />

Anthologie DANCING TIME versammelt<br />

nun 18 ihrer zwischen 1973 und 1977 in<br />

Afrika und England aufgenommenen<br />

Stücke. Den von Drums, Perkussion, und<br />

Hammondorgel vorangetriebenen und von<br />

brillanten Gitarrenläufen gekrönten Songs<br />

ist anzumerken, dass die Musiker ihre<br />

Ohren in der internationalen Musikszene<br />

hatten und dass ihnen Künstler wie Sly<br />

S<strong>to</strong>ne und Santana nicht unbekannt waren.<br />

The Funkees spielten großartigen Afro-<br />

Beat (“Ole”), Funk (“Dance With Me”),<br />

Psychedelic Rock (“Acid Rock”) – und<br />

eine grandiose Cover-Version von “Breakthrough”<br />

der UK-Prog-Rocker A<strong>to</strong>mic<br />

Rooster. It’s dancing time!<br />

(Soundway/Indigo, 2012, 18/79:23) frs<br />

CAROLINA CHOCOLATE<br />

DROPS<br />

LEAVING EDEN<br />

Ohne auf der Hype-Tastatur zu klimpern<br />

machen die Carolina Chocolate Drops auch<br />

auf ihrem sechsten Album grandiose Musik,<br />

die sich sogar gut verkauft. Ihr 2010er<br />

Album GENUINE NEGRO JIG erreichte<br />

die Topposition der Billboard Bluegrass<br />

Charts und heimste einen Grammy fürs<br />

beste traditionelle Folkalbum ein. Auch<br />

LEAVING EDEN schaffte bereits die Chartspitze,<br />

und der Grammy könnte auch wieder<br />

fällig werden! Die Gründungsmusiker<br />

Rhiannon Giddens und Dom Flemons, beide<br />

Vokalisten und Multi-Instrumentalisten,<br />

ergänzten die Crew um die Cellistin Leyla<br />

McCalla aus New Orleans, den Gitarrenund<br />

Banjozupfer Hubby Jenkins aus Brooklyn<br />

und den Perkussionisten Adam Matta.<br />

Das muntere Quintett spielt erneut eine vollkommen<br />

frisch und unverbraucht klingende<br />

Old- Time-<strong>Music</strong> der 20er und 30er <strong>Jahre</strong><br />

des vorigen Jahrhunderts, Jug-Band-<strong>Music</strong>,<br />

ländliche Klänge auf Blues- und Folkbasis,<br />

die ihre Wurzeln bei den afro-amerikanischen<br />

String-Bands haben. Das Reper<strong>to</strong>ire<br />

besteht zur einen Hälfte aus von der Band<br />

pfiffig neuarrangierten Traditionals und einer<br />

Eigenkomposition sowie zur anderen aus im<br />

gleichen Stil gehaltenen Kompositionen von<br />

Cousin Emmy, J.E. Mainer, Laurelyn Dossett,<br />

Etta Baker, Hannes Coetzee, George<br />

Roarke, Lew Pollack und Hazel Dickens<br />

– Namen, die allenfalls Spezialisten etwas<br />

sagen dürften. Man erlebt also mal wieder,<br />

dass es abseits ausgetrampelter Pfade noch<br />

verdammt viel <strong>to</strong>lle Musikerlebnisse gibt,<br />

Songs wie “Ruby, Are You Mad At Your<br />

Man”, “Country Girl” und “I Truly Understand<br />

That You Love Ano<strong>the</strong>r Man” ...<br />

(Nonesuch/Warner, 2012, 15/45:11) hjg<br />

DAVE ARCARI<br />

NOBODY’S FOOL<br />

Langeweile?<br />

Kommt bei Dave<br />

Arcari nicht auf.<br />

Der Schotte, der<br />

auf den Spuren<br />

von Seasick Steve,<br />

Björn Berge oder<br />

Ledfoot wandelt, heizt mit seiner (akustischen)<br />

Resona<strong>to</strong>rgitarre mit Metallgehäuse<br />

kräftig und spannungsvoll ein. Er bedient<br />

sich dabei der Fingerpickingtechnik wie<br />

der des Slappings, traktiert die Saiten – und<br />

das stets songtauglich. Ob er in (Delta-)<br />

Blues-, Rockabilly-, Punk- oder Country-,<br />

Bluegrass-, Bayou- und Folkgefilden seiner<br />

Heimat wildert, er ist den einzelnen Genres<br />

nie eindeutig zuordenbar, sondern vermengt<br />

sie auf seiner vierten Platte. Zwischendurch<br />

greift er auch mal zum Banjo, lässt sich von<br />

einer Geige oder gelegentlich auch Bass/<br />

Schlagzeug begleiten und bereichert das<br />

musikalische Spektrum auf rau-charmante,<br />

zugleich beseelte Weise – und das ungemein<br />

intensiv. Den Mann kann man nur weiterempfehlen.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2012, 13/40:54) pro<br />

24 PESOS<br />

WHEN THE SHIP GOES DOWN<br />

In der Bluesszene ihrer Heimat Großbritannien<br />

werden die 24 Pesos als das nächste<br />

große Ding gefeiert. Nach mehr oder<br />

weniger langer Zusammenarbeit mit Geno<br />

Washing<strong>to</strong>n und Beverly Knight haben Sänger/Gitarrist/Harpist<br />

Julian Burdock und<br />

Bassist Silas Maitland sich Hammondorgler<br />

Moz Gamble und Drummer Mike Connolly<br />

dazugeholt. Das Quartett gibt kräftig Gas,<br />

wenn es Einflüsse wie Sly S<strong>to</strong>ne, Tom Waits,<br />

Howlin’ Wolf, Freddie King oder Captain<br />

Beefheart (aber auch The Meters oder <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes) unter einen Hut bringt, zu einer<br />

funky, riffigen Blues-Rockmelange im weitesten<br />

Sinne vereint und so ein ureigenes,<br />

vor Energie schier überbordendes Klangbild<br />

entwickelt hat. Mit dieser Mischung muss<br />

bei den 24 Pesos live die Post höllisch abgehen<br />

– die CD macht jedenfalls neugierig auf<br />

ihre Umsetzung auf der Bühne.<br />

(Ourgate/Cadiz/Soulfood, 2012,<br />

11/49:51) pro<br />

THE EXPERIMENTAL<br />

TROPIC BLUES BAND<br />

LIQUID LOVE<br />

Jon Spencer hat mit seiner Blues Explosion<br />

bekanntlich wahre Blutbäder im Blues<br />

angerichtet, aber keines aus Mordlust,<br />

sondern aus dem Bestreben heraus, aus<br />

Trümmern neue Schmuckstücke zu kreieren.<br />

Er war also der exakt richtige Mann,<br />

dem die ähnlich radikal denkende belgische<br />

Experimental Tropic Blues Band bei einem<br />

Auftritt in den USA in die Hände fiel. Das<br />

Trio aus Lüttich, bestehend aus den Multi-<br />

Instrumentalisten Dirty Coq und Boogie<br />

Snake sowie Schlagzeuger Devil D’Inferio<br />

– wahrlich passende Namen haben diese<br />

Leute sich gegeben… –, ließ sein drittes Album<br />

von Spencer ohne Rücksicht auf Perfektion<br />

produzieren, und der Maestro sowie<br />

einige weitere Krachmacher durften auch<br />

gleich noch ergänzende Töne beisteuern.<br />

LIQUID LOVE bringt rasante Songs, die<br />

immer (noch) den Blues inhaliert haben, ihn<br />

aber in kühnster Form, mitunter als säurehaltigen<br />

Sprühnebel, wieder ausatmen. Die<br />

Musik ist rasiermesserscharf, magisch,<br />

hypnotisch, übersteuert und unberechenbar.<br />

Ihr Fan Michael Schuh verwendete in seiner<br />

Internet-Rezension die sehr zutreffende<br />

Formulierung „... wie eine Horde sexuell erregter<br />

Büffel ...” für sie. Dieser Mix aus im<br />

Kern oft sogar lieblich-verbindlichen Melodien<br />

und hemmungslosen Lärmattacken<br />

lässt den (daran nicht gewöhnten) Hörer<br />

atemlos zurück. Aber nach ein paar Sekunden<br />

Ruhe drückt man die Repeat-Taste.<br />

(Excelsior/Cargo, 2012, 12/34:40) hjg<br />

OLI BROWN<br />

HERE I AM<br />

Erstaunliche Reife<br />

für seine 22 <strong>Jahre</strong><br />

ist dem britischen<br />

Blues-Rocker Oli<br />

Brown angesichts<br />

seines dritten Albums<br />

zu attestieren. Er hat<br />

sich als Songwriter entwickelt, variiert geschickt<br />

zwischen Abgehnummern (“Start It<br />

Again”, “Remedy”, “You Can Only Blame<br />

Yourself”, “Here I Am”), Soul- und Slow-<br />

Blues-Beeinflusstem (“I Love You More<br />

Than You’ll Ever Know”, aus der Feder Al<br />

Koopers, bekannt durch Donny Hathaway),<br />

dezent Jazz-Gefärbtem (“Thinking About<br />

Her”), Stevie-Ray-Vaughan-Inspiriertem<br />

und dreckig funky Daherkommendem<br />

(“Like A Fea<strong>the</strong>r” von Nikka Costa/Mark<br />

Ronson). Dazu Paul Jones’ Harp-Gastspiel<br />

auf “Solid Ground” und das Swamp-rockig<br />

stampfende “Mr. Wilson”, alles mit feinfühligem<br />

Gitarrenspiel und viel Bluesfeeling<br />

angestimmt und als homogenes Paket – Oli<br />

Brown überzeugt in jeder Hinsicht.<br />

(Ruf/inakustik, 2012, 12/51:31) pro<br />

STONE RAIDERS<br />

TRUTH TO POWER<br />

Hinter den S<strong>to</strong>ne Raiders verbergen sich<br />

drei ausgezeichnete Musiker, die für Jazz,<br />

Funk- und Blues-Freunde wahrscheinlich<br />

keine Unbekannten sind. Für Stimme und<br />

Gitarre ist Jean-Paul Bourelly zuständig,<br />

der schon mit Miles Davis, Robin Trower,<br />

Rod Stewart, Jack Bruce oder Pee<br />

Wee Ellis zusammenarbeitete. Mit Darryl<br />

Jones ist der langjährige Bassist der Miles<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

Davis’ Band dabei, der schon bei Studio-<br />

Aufnahmen für Sting, Peter Gabriel und<br />

Herbie Hancock eingesetzt wurde und live<br />

seinen Bass für die <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes zupfte.<br />

Die Trommelstöcke sind bei Will Calhoun<br />

von Living Colour in besten Händen. Klar,<br />

dass der Blues-Rock von TRUTH TO PO-<br />

WER bei solchen Referenzen keine eindimensionale<br />

Geschichte ist. Versatzstücke<br />

aus Funk, Rock und vor allem Jazz sorgen<br />

für Abwechslung, lassen die knappe Stunde<br />

wie im Flug vorübergehen.<br />

(Yellow Bird/Soulfood, 2012, 15/52:<strong>50</strong>) us<br />

SLOW JOE & THE GINGER<br />

ACCIDENT<br />

SUNNY SIDE UP<br />

Lieber spät als nie<br />

– mag sich der aus<br />

dem indischen Goa<br />

stammende Straßenmusiker<br />

Joseph Rocha<br />

alias Slow Joe<br />

mit seinen 68 <strong>Jahre</strong>n<br />

gesagt haben, als ihn der französische Musiker<br />

Cedric de la Chapelle unter seine Fittiche<br />

nahm und mit der Band Ginger Accident<br />

ins Studio verfrachtete. Das Ergebnis<br />

ist ein ganz eigenwilliges Blueswerk, das<br />

mal an den alten Talking Blues erinnert,<br />

Soul-Inspiration erkennen lässt, indisches<br />

Instrumentarium (Flöte) ebenso vorsichtig<br />

integriert wie eine Doors-Orgel (sorgt für<br />

psychedelische Momente) oder eine Surf-<br />

Gitarre, zu der es rockig abgeht. Irgendwie<br />

Bollywood ohne Kitsch, urwüchsig, überaus<br />

eigenständig, faszinierend facettenreich<br />

– so kann man originell auf der puren<br />

Retro-Welle schwimmen, und Langeweile<br />

stellt sich überhaupt nicht ein, ganz im Gegenteil.<br />

(Neance/EMI, 2012, 14/43:39) pro<br />

NICO WAYNE TOUSSAINT<br />

LONELY NUMBER<br />

Leicht trügerisch ist der Titel der neuen<br />

CD von Nico Wayne Toussaint, des französischen<br />

Bluesers mit Wohnsitz Florida,<br />

denn einsam ist er keineswegs. Konnte der<br />

singende Harpspieler im Studio doch viele,<br />

namhafte Gäste begrüßen: Guy Davis, Rod<br />

Piazza, Mike Welch, David Maxwell, JP<br />

Soars, Mr. Boogie Woogie oder aus deutschen<br />

Landen den Saxofonisten Tommy<br />

Schneller. Herausgekommen sind bei<br />

diesen Kooperationen groovende Songs,<br />

die quasi auf eine Reise von Chicago ins<br />

Mississippi-Delta, weiter in die Sümpfe<br />

Louisianas und nach New Orleans, nach<br />

Memphis, aber auch an die US-Westküste<br />

mitnehmen. Auf der wird es dank des Abwechslungsreichtums<br />

(es geht bis hin zu<br />

Swing) nicht langweilig, zumal die Mischung<br />

aus Eigenem und intelligent Gecovertem<br />

(Muddy Waters, R.J. Mischo, David<br />

Shelley, Hugo Blanco) ebenfalls überzeugt.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2012, 16/61:49) pro<br />

PEEWEE BLUESGANG<br />

BOUDOIR DE LUXE<br />

Kaum zu glauben, aber die PeeWee Bluesgang<br />

wurde bereits 1977 gegründet und<br />

meldete sich nach einer zeitweiligen Pause<br />

2010 zurück. Von der Originalbesetzung<br />

sind heute noch Sänger Richard Hagel<br />

und Gitarrist Thomas Hesse dabei, und die<br />

Frischzellenkur durch die Neuzgänge hat<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49


CD<br />

REVIEWS<br />

hörbar gut getan. Denn die Veteranengang<br />

weitet das oft enge Bluesspektrum stilistisch<br />

immer wieder: Sie klingt schon mal<br />

ob der entspannten (Gitarren-)Stimmung<br />

fast nach den Dire Straits/Mark Knopfler,<br />

versprüht Latin-Flair oder experimentiert<br />

jazzig und lässt sich auch mal von Gastsängerin<br />

Ina Deutschmann unterstützen. Wobei<br />

allerdings der Blues(-Rock) insgesamt<br />

keineswegs zu kurz kommt! Das bislang<br />

abwechslungsreichste Album in der langen<br />

His<strong>to</strong>rie des Sextetts, das auch viele Zuhörer<br />

außerhalb des Bluesgenres verdient hat.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2012,<br />

10/46:21) pro<br />

LARRY GARNER<br />

BLUES FOR SALE<br />

Nein, Blues im Ausverkauf oder Billigangebot<br />

stellt Larry Garner mit seinem<br />

mittlerweile zehnten Album nicht ins<br />

Klangschaufenster. Mit Ausnahme von<br />

“Rebound”, das er mit dem französischen<br />

Kollegen Leadfoot Rivet verfasste, stammen<br />

alle Songs aus eigener Feder. Aufgenommen<br />

hat er in seiner Heimatstadt Ba<strong>to</strong>n<br />

Rouge, Louisiana, wobei sich Swamp-<br />

Feeling nur unterschwellig einstellt. Doch<br />

für Abwechslung sorgt er, indem er auch<br />

mal Reggae-Rhythmik andeutet, mit seiner<br />

Gitarre stets neue Stimmungen kreiert,<br />

die Keyboards (Nelson Blanchard) oder<br />

das Saxofon (Mr. Mystery Man) Farbtupfer<br />

setzen lässt, einfühlsam balladiert und<br />

dann wieder kraftvoll nach vorne geht. Und<br />

inhaltlich hat er mit seinen Beobachtungen<br />

der Welt mehr als nur „My baby woke up<br />

this morning” zu bieten. Mit seinem modernen,<br />

vielseitigen Blues verkauft Garner sich<br />

nicht unter Wert.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2012, 11/58:14) pro<br />

JOHN MAYALL<br />

BIG MAN BLUES<br />

Das Line-Up mit<br />

James Quill Smith<br />

(g), Kevin Mc-<br />

Cormick (b), Soko<br />

Richardson<br />

(dr),<br />

Christiaan Mostert<br />

(fl, sax) und Maggie<br />

Parker (voc)hatte John Mayall Ende der<br />

70er <strong>Jahre</strong> durch Hunderte von Konzerten<br />

zu fast blindem Verständnis geführt. Kein<br />

Wunder, dass der Blues-Rock von BIG<br />

MAN BLUES (im Original allerdings unter<br />

dem Titel ROAD SHOW BLUES veröffentlicht!)<br />

wie aus einem Guss klingt, weiß<br />

doch jeder der Beteiligten zu jeder Sekunde,<br />

was zu tun ist. Zwei Tracks, Jimmy Reeds<br />

“Baby, What You Want Me To Do” und Mayalls<br />

selbst verfasstes “Mexico City”, wurden<br />

live im Golden Bear Club im kalifornischen<br />

Hunting<strong>to</strong>n Beach mitgeschnitten,<br />

zeigen eindrucksvoll, wie gut John Mayall<br />

& Co. damals auf der Bühne waren.<br />

(Blues Boulevard/H’Art, 1980, 9/38:31) us<br />

ROB TOGNONI<br />

ENERGY RED<br />

Der tasmanische Springteufel <strong>to</strong>bt wieder<br />

durch die Blueswelt, und das mit dem<br />

Energie-Anzeiger meist im roten Bereich,<br />

kurz vor dem Überdrehen: AUF ENERGY<br />

RED demonstriert der seit 30 <strong>Jahre</strong>n durch<br />

die ganze Welt <strong>to</strong>urende Australier Rob Tognoni<br />

einmal mehr seine gitarristische Explosivität<br />

– doch er hat nicht nur beinharte<br />

Riffs im Reper<strong>to</strong>ire, sondern kann die Saiten<br />

auch durchaus feinfühlig streicheln. Insgesamt<br />

dominiert allerdings beherzter, Boogiegeschwängerter<br />

Blues-Rock. Wobei Tognoni<br />

wieder selbst ansprechende Songs schrieb<br />

und bei der Wahl seiner vier Cover-Versionen<br />

Geschmack zeigt: Bedient hat er sich<br />

bei Neil Finn, Matt Taylor, Toy Caldwell und<br />

den S<strong>to</strong>nes (gelungen: “As Tears Go By” mit<br />

Akustikklampfe). Stark ist auch seine Quasi-<br />

Punknummer “I Wanna Play (An Iggy Pop<br />

Record Today)”!<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2012, 13/54:18) pro<br />

ZZ TOP<br />

LIVE IN GERMANY 1980<br />

Endlich ist man nicht<br />

mehr nur an die DVD<br />

gefesselt,<br />

sondern<br />

kann den legendären<br />

„Rockpalast”-Auftritt<br />

von ZZ Top auch im<br />

Au<strong>to</strong> einlegen! Ein<br />

Jahr Jh nach hder Veröffentlichung der CD im<br />

UK und in den USA ist das Teil nun auch<br />

hier zu Lande verfügbar. Das Gastspiel in<br />

der Grugahalle zu Essen bescherte dem<br />

Bärte-Trio aus Texas den Durchbruch in der<br />

Alten Welt – kein Wunder, wenn man miterleben<br />

konnte, wie Billy Gibbons (g, voc),<br />

Dusty Hill (b, voc) und Frank Beard damals<br />

mit ihrem Blues-Rock texanischer Prägung<br />

und Hammernummern wie “Thank You”,<br />

“Jesus Just Left Chicago”, “Beer Drinkers<br />

& Hell Raisers”, “Waitin’ For The Bus”, “La<br />

Grange”, “Cheap Sunglasses” oder “Tush”<br />

abräumten – also mit den Krachern vor der<br />

Synthie-schwangeren Phase. Derb, erdig,<br />

rau, ohne große Show-Gimmicks – so, wie<br />

man die little ol’ band <strong>from</strong> Texas eben lieben<br />

lernte!<br />

(Eagle/edel, 2012, 16/56:59) pro<br />

BARGEL & HEUSER<br />

MEN IN BLUES<br />

Die beiden Kölner Gitarristen kannten sich<br />

flüchtig, hatten sich aber weiter nicht wahrgenommen,<br />

ehe bei der Begegnung in einer<br />

TV-Sendung die Idee entstand, etwas<br />

zusammen zu machen. Sei<strong>the</strong>r haben der<br />

Bluesveteran Richard Bargel und der einstige<br />

Bap-Gitarrist Klaus „Major” Heuser<br />

viele gemeinsame Shows gespielt und legen<br />

nach einer Liveplatte nun mit dem programmatisch<br />

überschriebenen MEN IN BLUES<br />

ihr erstes Studio-Album vor. Meist fließen<br />

die Songs entspannt dahin, entstehen J.J.-<br />

Cale-verwandte Stimmungen, und immer<br />

wieder schreckt Heusers Rockgitarre aus der<br />

Beschaulichkeit auf. Eine der Stärken des<br />

Duos mit Band im Rücken: das Zusammenwirken<br />

von Bargels Dobro und des Majors<br />

elektrischer Gitarre. Die beiden ergänzen<br />

sich ebenso gut wie ihr Mix aus Roots-Rock,<br />

Blues und Country. Höchst vergnüglich,<br />

auch auf Vinyl erhältlich!<br />

(TRC/Alive, 2012, 10:52:37) pro<br />

ROYAL SOUTHERN<br />

BROTHERHOOD<br />

ROYAL SOUTHERN<br />

BROTHERHOOD<br />

Das Royal trifft es durchaus, entstammen<br />

mit Cyril Neville (voc, perc) und Devon<br />

Allman (g) doch zwei Mitglieder dieser<br />

prominent besetzten neuen Combo königlichen<br />

Familien der Südstaatenmusik.<br />

Dazu haben sie mit Mike Zi<strong>to</strong> einen gestandenen<br />

Szeneveteranen mit ins Boot<br />

geholt und sich von einem ausgefuchsten<br />

Altmeister produzieren lassen: Jim<br />

Gaines. Namen allein bürgen zwar noch<br />

lange nicht für Qualität, doch wenn sich<br />

derart versierte und ambitionierte Akteure<br />

zusammentun, eben doch. Und so ist das<br />

gleichnamige Debüt der Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />

Bro<strong>the</strong>rhood wirklich ein kleines Meisterwerk,<br />

in dem Blues, Sou<strong>the</strong>rn- und Blues-<br />

Rock mit viel New-Orleans-Feeling und<br />

Texas-Flair angereichert sind, sogar mal<br />

Reggae-Anflüge aufblitzen und das Ganze<br />

von Assen wie Charlie Woo<strong>to</strong>n (b) und<br />

Yonrico Scott (dr) angetrieben wird. Das<br />

will man live erleben!<br />

(Ruf/inakustik, 2012, 12/51:59) pro<br />

B.B. KING<br />

LIVE AT THE ROYAL ALBERT<br />

HALL 2011<br />

Das Setting am 28.<br />

Juni 2011 passte<br />

einfach:<br />

Blueskönig<br />

B.B. King in der<br />

Royal Albert Hall zu<br />

London, die natürlich<br />

ausverkauft war.<br />

Auch hdie Gäste, die der mittlerweile 86-Jährige<br />

eingeladen hatte, haben blaues Bluesblut<br />

in ihren Adern pulsieren. Und mittlerweile<br />

ist der letzte große Überlebende des<br />

Genres aus naheliegenden Gründen auf<br />

solche Gäste angewiesen, um einen vollen<br />

Konzertabend bestreiten zu können: Derek<br />

Trucks & Susan Tedeschi, Slash, Ronnie<br />

Wood, Mick Hucknall demonstrieren, was<br />

aus Kings Songs noch alles an Facetten<br />

herauszuholen ist, selbst aus dem Gassenhauer<br />

“When The Saints Go Marchin’ In”.<br />

Der Altmeister ist allgegenwärtig, gibt den<br />

Modera<strong>to</strong>r, greift selbst in die Saiten und<br />

singt auch noch (brüchig) – zu beobachten<br />

auch auf der beigefügten DVD mit Interviews<br />

aller Beteiligten. Ein höchst unterhaltsamer<br />

wie entspannter Bluesabend für<br />

Alt und Jung!<br />

(Shout Fac<strong>to</strong>ry/Universal, 2012,<br />

10/72:24) pro<br />

DELTA MOON<br />

BLACK CAT OIL<br />

Roots-Rock vom Feinsten mit einer kräftigen<br />

Prise Blueswürze gibt es auch auf<br />

BLACK CAT OIL von Delta Moon. Der<br />

ist geprägt von der Doppel-Slidegitarrenbesetzung<br />

mit dem Tandem Tom Gray &<br />

Mark Johnson. Das weckt mal sentimentale,<br />

fast sehnsüchtige Gefühle (“Neon<br />

Jesus”), attackiert vorwärts stampfend den<br />

Bauch, entwickelt auch bei mittlerem Tempo<br />

unwiderstehliche Mitwipp-Wirkung<br />

(“Jukin’”), hat durch die superbe Sechs-<br />

Saitenarbeit stets eine filigrane Note und<br />

wird zugleich von einer wuchtigen Rhythmusabteilung<br />

vorwärtsgetrieben. Niemand<br />

vermengt Mississippi-Delta-Blues so eigen,<br />

erdig, groovend und ungekünstelt mit<br />

Sou<strong>the</strong>rn Rock und Appalachen-Roots-<br />

Rock wie Delta Moon. Zumal es der Band<br />

diesmal gelungen ist, mehr von der Bühnenpräsenz,<br />

die sie auszeichnet, auch im<br />

Studio einzufangen. Das Ganze hat süchtig<br />

machende Wirkung.<br />

(Pepper Caker/Zyx, 2012, 11/44:25) pro<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

BLUES POWER BAND<br />

DARK ROOM<br />

Die Blues Power Band wird ihrem Namen<br />

auf DARK ROOM durchaus gerecht: Wie<br />

die sechs Musiker, allen voran Sänger Hervé<br />

„Bannish” Joachim sowie die beiden Gitarristen<br />

Pascal Guegan und Régis „Papygratteux”<br />

Lavisse, ihre Blues-Rocknummern<br />

herauswuchten, besitzt enorme Dynamik.<br />

Sie machen klar, dass sie auch viel Psychedelia<br />

und 70ies-Rock gelauscht haben, dass<br />

ihnen selbst Metal nicht fremd ist; andererseits<br />

können sie aber auch bestehen, wenn<br />

sie einen Song wie “Who Holds The Key?”<br />

weitgehend mit Stimme und Akustikgitarren<br />

bestreiten. Das Wichtigste bei aller Rock-<br />

Be<strong>to</strong>nung bleibt aber der Blues als Basis<br />

und verbindendes Element – auch wenn das<br />

Sextett seine Grenzen immer wieder überschreitet,<br />

dabei exzellente handwerkliche<br />

Fähigkeiten offenbart, desgleichen, warum<br />

es als die explosivste Truppe ihrer Art in<br />

Frankreich gilt.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2012, 12/53:05) pro<br />

BLUES BLEND<br />

ONE MORE TURN<br />

Dazu gehört auch<br />

Mut:<br />

Orientalisch<br />

Anmutendes<br />

wie<br />

der “Felafel Blues”<br />

wird bei Genre-Puristen<br />

nicht nur auf<br />

Gegenliebe<br />

s<strong>to</strong>ßen.<br />

Ähnliches h gilt für die Cover-Version von<br />

Bluegrass-König Bill Monroe, “Jerusalem<br />

Ridge”. Eigener und Hörerlangeweile beugt<br />

die Frankfurter Band Blues Blend ebenso<br />

vor, wie sie in 15 <strong>Jahre</strong>n Bandgeschichte<br />

eine Neigung entwickelte, ihre Fans zu überraschen.<br />

ONE MORE TURN ist ihr fünftes<br />

Album, und darauf schlägt das Quintett immer<br />

wieder neue wie originelle Haken zwischen<br />

traditionellem Chicago-Blues, R&B,<br />

Boogie, Soul und Roots-Rock. Beeindruckend,<br />

wie Reinhard Bassenge (voc, g), Henning<br />

Eichler (harp), André Huthmann (keys),<br />

Thomas Frömming (dr) und Jörn Bösel (b)<br />

auf ONE MORE TURN Spielfreude, handwerkliches<br />

Können, musikalische Intelligenz<br />

und Songwriterkreativität gelungen paaren!<br />

(Pepper Cake/Zyx, 2012, 13/<strong>50</strong>:08) pro<br />

LIGHTNIN’ GUY<br />

PLAYS HOUND DOG TAYLOR<br />

Hound Dog Taylor (1915 –1975) hinterließ<br />

der Nachwelt zahlreiche Bluessongs<br />

(“Let’s Get Funky”, “Sadie”, “Take Five”)<br />

und beeinflusste zudem viele Gitarristen<br />

mit seinem energetischen Bottleneckspiel.<br />

Ein musikalisches Denkmal setzte ihm nun<br />

der Belgier Guy Verlinde alias Lightnin’<br />

Guy (*1976) im August 2011 im Borderline-Club<br />

in Driest in seinem Heimatland,<br />

indem er durchgehend Taylor-Vorlagen<br />

anstimmte. Das Besondere neben den<br />

energiegeladenen Performances: Lightnin’<br />

Guy verzichtete wie sein Vorbild auf einen<br />

Bassisten, ließ sich nur von Erik Heirman<br />

(dr) und Bart Mulders an der Rhythmusgitarre<br />

begleiten. Er frischte auf den Spuren<br />

George Thorogoods Hound Dog Taylors<br />

Vorlagen auf, gab ihnen bei aller Werktreue<br />

eine eigene emotionale Slidenote<br />

(und baute auch zwei Vorlagen des Seelenverwandten<br />

Elmore James ein).<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2012, 11/49:02) pro<br />

Seite <strong>50</strong> ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

RAMSEY LEWIS<br />

MOTHER NATURE’S SON<br />

Die Fab Four & Jazz wurden zur Genüge<br />

vermählt, besonders im Laufe des neuen<br />

Jahrtausends. Dass ein ausgewiesener Äs<strong>the</strong>t<br />

des Genres sich fernab von Count Basies<br />

Bigband-Herrlichkeit nicht den Swing- und<br />

Latin-kompatiblen Perlen Lennons und Mc-<br />

Cartneys widmen würde, sondern ausgerechnet<br />

dem oft genug sperrigen Material auf<br />

dem weißen Doppelalbum THE BEATLES,<br />

nötigt erst Kopfschütteln ab (anfangs auch<br />

bei Lewis selbst!). Danach folgen Staunen<br />

und Respekt: Mo<strong>the</strong>r Nature’s Son” frappiert<br />

als von Charles Stepney opulent orchestrierter<br />

Swing-Waltz, auf dem Ramsey Lewis bereits<br />

seine ganze Palette an Pianobrillanz einsetzen<br />

kann. “Back In The USSR” wird völlig<br />

Rock’n’Roll-frei als “Shaft”-artiger Black<br />

Funk zelebriert, Fender Rhodes und sparsame<br />

Moog-Einlagen Stepneys vermählen sich mit<br />

den typischen Isaac-Hayes-Strings und agiler<br />

Rhythmussektion. Was mit “Sexie Sadie”,<br />

“Cry Baby Cry” oder “Rocky Racoon” passiert<br />

– try baby try!<br />

(Cadet/ Universal Japan, 1969,<br />

10/40:19) utw<br />

LOS MITICOS DEL RITMO<br />

LOS MITICOS DEL RITMO<br />

Queens “Ano<strong>the</strong>r One<br />

Bites The Dust” auf<br />

dem Akkordeon gespielt,<br />

von einer Perkussionsektion<br />

mit<br />

tanzbaren<br />

Cumbia-<br />

Beats befeuert – geht<br />

das? ?Ja, und wie! !Los Miticos Del Ritmo beweisen<br />

es. „Die My<strong>the</strong>n des Rhythmus” sind<br />

ein britisch-kolumbianisches Bandprojekt<br />

um den Engländer Will „Quantic” Holland,<br />

der seit 2007 an der Karibikküste lebt und<br />

zuletzt mit der Anthologie THE ORIGINAL<br />

SOUND OF CUMBIA 1948–79 (Good-<br />

Times 1/2012) für Aufsehen sorgte, für die<br />

er fünf <strong>Jahre</strong> lang recherchierte. Auf dem Album<br />

LOS MITICOS DEL RITMO versucht<br />

er mit seiner siebenköpfigen Band ebenfalls,<br />

die klassische Cumbia, die in Kolumbien<br />

etwas aus der Mode gekommen ist, wiederzubeleben.<br />

Aufgenommen wurden die Instrumentals<br />

in seinem eigenen Studio in Cali<br />

in typischer Besetzung (Akkordeon, Bass,<br />

Perkussion), ohne viel Schnickschnack. Als<br />

weiteres überraschendes Cover ist Michael<br />

Jacksons “Don’t S<strong>to</strong>p ‘Til You Get Enough”<br />

im Programm.<br />

(Soundway/Indigo, 2012, 11/31:35) frs<br />

ROCKET JUICE &<br />

THE MOON<br />

ROCKET JUICE & THE MOON<br />

Rocket Juice & The Moon kann man als eine<br />

Art Supergroup bezeichnen. Im Zentrum<br />

stehen zwei der derzeit Besten ihres Faches,<br />

Bassist Flea (Red Hot Chili Peppers) und<br />

Drummer Tony Allen (ehemals Mitglied bei<br />

Fela Kutis Band Africa 70); und Sänger ist<br />

Damon Albarn (Blur, Gorillaz). Die drei bekamen<br />

die Idee zu ihrem Afro-Funk-Projekt<br />

bei einem gemeinsamen Flug nach Nigeria.<br />

Nicht von ungefähr ähnelt das psychedelische<br />

Space-Comic-Coverbild ihres selbst<br />

betitelten Debütalbums ROCKET JUICE &<br />

THE MOON denjenigen der frühen Funkadelic-Platten,<br />

denn darauf ist eine der wohl<br />

derzeit freakigsten und groovigsten Musiken<br />

auf dem Planeten zu hören. Allen/Flea legen<br />

ein grundsolides Fundament, über dem spacige<br />

Keyboardklänge und die Bläsersounds<br />

des Hypnotic Brass Ensembles flirren. Albarn<br />

hält sich als Sänger zurück und überlässt das<br />

Feld zwei der derzeit schönsten Stimmen im<br />

Universum: der Soulsängerin Erykah Badu<br />

und der Afrikanerin Fa<strong>to</strong>umata Diawara. Ein<br />

Feuerwerk an aufregenden Grooves!<br />

(Honest Jon’s/Indigo, 2012, 18/52:43) frs<br />

SERGIO MENDOZA Y LA<br />

ORKESTRA<br />

SERGIO MENDOZA Y LA<br />

ORKESTRA<br />

Bisher war Sergio<br />

Mendoza als Tourmusiker<br />

mit Devotchka<br />

und Calexico unterwegs<br />

– bis er sich<br />

dazu entschloss, eine<br />

Mamboband zu gründen.<br />

Wobei „Band” d”der Sache nicht so richtig<br />

gerecht wird, 15 Mann sind eher ein kleines<br />

Orchester, und so war mit Sergio Mendoza<br />

Y La Orkestra schnell ein passender Name<br />

für die Combo gefunden. Etwas schwerer<br />

tut man sich dagegen mit der stilistischen<br />

Einordnung. Die Musiker selbst verstehen<br />

sich als lateinamerikanische Bigband mit<br />

Punk-Attitüde, denn ganz egal, ob sie auf<br />

ihrem selbst betitelten Debüt einen (allesamt<br />

von Mendoza komponierten) Mambo,<br />

Salsa, Cumbia oder einen Western spielen,<br />

man darf weder eine klassische Herangehensweise<br />

noch eine stilgetreue Umsetzung<br />

erwarten. Mit ungezügelter Spiellaune wird<br />

da drauflos musiziert, so dass den Worten<br />

von Giant-Sand-Chef Howe Gelb nichts<br />

mehr hinzugefügt werden muss: „Es macht<br />

einfach Spaß, sie spielen zu sehen. Sie sind<br />

die wahrscheinlich glücklichste Band des<br />

Planeten – und genau so klingen sie auch.”<br />

(Le Pop Musik/Groove Attack, 2012,<br />

11/38:23) us<br />

JAZZKANTINE<br />

JAZZKANTINE SPIELT<br />

VOLKSLIEDER<br />

Die Jazzkantine ist zurück. Und das mit<br />

einem tiefen Griff in die Schatzkiste deutschen<br />

Liedguts. Ohne Ehrfurcht und ohne<br />

stilistische Scheuklappen, dafür offen und<br />

frech interpretiert diese lockere Ansammlung<br />

hervorragender Musiker politische Lieder<br />

wie “Die Gedanken sind frei”, Liebeslieder<br />

wie “Wenn ich ein Vöglein wär”, Wanderlieder<br />

wie “Im Frühtau zu Berge”, Kinderlieder<br />

wie den “Bi-Ba-Butzemann” oder<br />

Schiller & Beethovens “Ode an die Freude”.<br />

Und wie von ihnen gewohnt, haben sie sich<br />

für diesen Streifzug illustre Gäste ins Studio<br />

geholt, so sorgen der schwedische Posaunist<br />

Nils Landgren, die vielseitige Sängerin Pat<br />

Apple<strong>to</strong>n, Fury-In-The-Slaughterhouse-<br />

Stimme Kai Wingenfelder oder der Sänger<br />

der Crossover-Band Such A Surge, Michel<br />

Begeame, für hochklassige Abwechslung bei<br />

diesem bunten Liederreigen. Coole Sache!<br />

(Polydor/Universal, 2012, 15/55:44) us<br />

BEN ZABO<br />

BEN ZABO<br />

„Seine Musik gleicht einer Reihe von Feuerwerkskörpern,<br />

die von der Tanzfläche einer<br />

Mitternachtsparty aufsteigen”, schreibt Walkabouts-Mastermind<br />

Chris Eckman in den<br />

Liner-Notes. Tatsächlich geht die Musik des<br />

malinesischen Sängers und Gitarristen Ben<br />

Zabo enorm in die Beine. Die zwischen sechs<br />

und acht Minuten langen Stücke auf seinem<br />

unbetitelten Debütalbum sind wunderbar ausgelassene<br />

Feiern westafrikanischer Grooves,<br />

gepaart mit den eruptiven Leadgitarren-Licks<br />

aus den Händen des grandios aufspielenden<br />

Saboua Dieudonne Koïta. Einerseits steht der<br />

Sound ganz in der Nachfolge des durch Malis<br />

großen Saitenzauberer Ali Farka Touré bekannt<br />

gewordenen Sahara-Blues, andererseits<br />

in der etwas verschüttet gegangenen Afro-<br />

Funk-Tradition des Landes. Entdecker des<br />

33-jährigen Talents ist Peter Weber, Inhaber<br />

des deutschen Labels Glitterhouse; er stieß<br />

auf Ben Zabo in einem Studio in Bamako.<br />

Nach der Band Tamikrest lanciert er nun mit<br />

seiner eigentlich auf Americana spezialisierten<br />

Plattenfirma einen weiteren großartigen<br />

Act aus Westafrika.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2012, 7/45:31) frs<br />

PASCAL (VON WROBLEWSKI)<br />

SEVENTIES SONGBOOK<br />

Bezaubernde<br />

Rückschau<br />

auf<br />

große<br />

Momente<br />

der Rockgeschichte.<br />

Jazz-Vokalistin<br />

Pascal von Wroblewski<br />

gibt sich<br />

auf SEVENTIES SONGBOOK unendlich<br />

entspannt und macht aus “Smoke On The<br />

Water” (Deep Purple), “Go Your Own Way”<br />

(Fleetwood Mac) oder “Black Dog” (Led<br />

Zeppelin) chillige Abhängnummern. “Lucky<br />

Man” (ELP) und “I’m Not In Love” (Ten<br />

CC) könnten der Sängerin, die ihr Organ<br />

wie ein gut gestimmtes Instrument bedient,<br />

auf den Leib geschrieben sein. Logisch, dass<br />

sie “Move Over” (Janis Joplin) mit links<br />

stemmt. Scheiben dieser Art gehören zwar<br />

mittlerweile zur alltäglichen Starbucks-Beschallung,<br />

SEVENTIES SONGBOOK ist in<br />

dieser Flut aber ganz klar eine der guten.<br />

(Dune Fish/SPV, 2012, 10/53:49) jub<br />

GEORGIE FAME<br />

A PORTRAIT OF CHET<br />

In den 1980er <strong>Jahre</strong>n arbeitete Georgie<br />

Fame neben seinen Blue Flames und Big-<br />

Band-Projekten als Vokaldozent am Konserva<strong>to</strong>rium<br />

von Utrecht – hier entstand die<br />

Idee, dem Reper<strong>to</strong>ire des US-Trompeters in<br />

kleiner, feiner Besetzung mit dem Ellen-Helmus-Quintet<br />

zu frönen. Ein netter Zug von<br />

Sonet, das Album nach dem frühen Tod der<br />

begabten Flötistin wieder aufzulegen: U.a.<br />

mit Frits Landesbergen am Vibraphon liefert<br />

die Combo eine kongeniale Begleitung für<br />

Fame. Der Clou: Hier wird nicht nur einfühlsam<br />

der cool-klare Gesangsmodus Bakers<br />

nachempfunden, sondern seine Trompetensoli<br />

werden mit Texten versehen – teils bereits<br />

in den Sixties von Fames Men<strong>to</strong>r Mike<br />

O’Neill verfasst, später von Fame kongenial<br />

ergänzt. Einige Nummern wie Rogers &<br />

Harts “Do It The Hard Way” oder “It Could<br />

Happen To You” hatte der Brite bereits 1967<br />

auf THE TWO FACES OF FAME interpretiert,<br />

22 <strong>Jahre</strong> später zeigt der Vergleich die<br />

Vollendung, ebenso wie in George Gershwins<br />

“But Not For Me” oder seiner eigenen<br />

Hommage an Baker: “Lament For Chet”.<br />

(Four Leaf Records/Sonet, 1989,<br />

11/45:07) utw<br />

Jazz & World <strong>Music</strong><br />

ESBJÖRN SVENSSON TRIO<br />

301<br />

Im Januar 2007<br />

befand sich das<br />

das Esbjörn Svensson<br />

Trio auf Tour<br />

durch Asien und<br />

entschloss<br />

sich<br />

kurzfristig dazu,<br />

während einiger ii Ruhetage ht das berühmte<br />

301-Studio in Sydney anzumieten. Um zwei<br />

Tage am Stück ohne Druck zu jammen, neue<br />

Stücke zu entwickeln, dem Tourstress ein<br />

Schnippchen schlagen. Einen Teil dieser Aufnahmen<br />

haben sie nach dem tragischen Tod<br />

Esbjörn Svenssons 2008 posthum veröffentlicht:<br />

LEUCOCYTE gilt sowohl bei Fans als<br />

auch bei Kritikern als eines der besten e.s.t.-<br />

Werke. Nun stellt 301 weitere sieben Stücke<br />

aus dieser Zweitages-Session vor, präsentiert<br />

ungemein inspirierte Musik, die das schwedische<br />

Trio auf der Höhe seiner Kunst zeigt.<br />

Stücke, die teilweise so spannungsgeladen<br />

wie noch nie klingen, die aber wenige Augenblicke<br />

später schon wieder in einem abgründigen<br />

Piano-Mikrokosmos versinken – Jazz<br />

der Extraklasse.<br />

(ACT/edel, 2012, 7/61:06)<br />

us<br />

CAETANO VELOSO &<br />

DAVID BYRNE<br />

LIVE AT CARNEGIE HALL<br />

Die Liebe von David Byrne zur Weltmusik<br />

im Allgemeinen und zu brasilianischen Klängen<br />

im Besonderen ist hinlänglich bekannt.<br />

Bei seinen Besuchen dort hat er sich mit Caetano<br />

Veloso angefreundet. Acht <strong>Jahre</strong> hat es<br />

gedauert, bis ihr gemeinsamer Auftritt in der<br />

New Yorker Carnegie Hall am 17. April 2004<br />

nun auch auf Platte nachzuerleben ist. Dabei<br />

stand Veloso zunächst solo auf der Bühne,<br />

stimmte eigene Erfolge wie “Você é Linda”<br />

entspannt und doch eindringlich an, ehe<br />

Byrne seinen Platz übernahm und – die Fans<br />

seiner Ex-Band Talking Heads werden’s ihm<br />

danken – auch alte Klassiker wie “Road To<br />

Nowhere” in<strong>to</strong>nierte. Dazu Bossa Nova,<br />

Samba und Tropicana, präsentiert mit intimsparsamer<br />

Akustikbegleitung – da macht sich<br />

kontemplative Stimmung breit, gerade auch<br />

bei den gemeinsam angestimmten Songs wie<br />

“(Nothing But) Flowers” oder “Heaven”.<br />

(Nonesuch/Warner, 2012, 18/70:33) pro<br />

JOAN ARMATRADING<br />

STARLIGHT<br />

Joan Armatrading hat ihren Masterplan einer<br />

Trilogie zur Erforschung diverser Genres<br />

plangemäß (siehe Interview S. 96) in<br />

überzeugender Manier abgeschlossen: Nach<br />

dem Blues und Rock hat sie sich des Jazz<br />

angenommen. Sie hat für STARLIGHT<br />

sämtliche Instrumente selbst gespielt und<br />

überrascht dabei: Immer wieder lässt die<br />

gelernte Gitarristin ihr Hauptinstrument in<br />

den Hintergrund treten und rückt dafür das<br />

Piano in den Vordergrund – oder beschränkt<br />

sich wie in “The Way I Think Of You” auf<br />

die Tasten und den Bass. Die Stücke sind allesamt<br />

sehr melodisch ausgefallen, überzeugen<br />

bei aller Instrumentalvirtuosität durch<br />

kompakten Songcharakter und eingängige<br />

Kompositionen – Ms Armatrading atmet<br />

mit diesem Album den Jazz aus allen Poren,<br />

lässt es dabei stets grooven und swingen.<br />

(Hypertension/Soulfood, 2012,<br />

10/39:57) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51


CD<br />

REVIEWS<br />

JOHNNY CASH<br />

THE SOUL OF TRUTH –<br />

BOOTLEG VOL. IV<br />

Bekannt wurde er<br />

als der „Mann in<br />

Schwarz”, der über<br />

Schießereien und<br />

Schlägereien sang.<br />

Doch zeitlebens interpretierte<br />

Johnny<br />

Cash immer wieder Spirituals und Gospels.<br />

„Diese Musik bildete für meinen Vater<br />

ein spirituelles Fundament, sie ließ ihn<br />

zum Glauben finden”, schreibt sein Sohn<br />

John Carter-Cash in den Liner-Notes zu<br />

THE SOUL OF TRUTH. Die Doppel-CD<br />

– Folge vier der Columbia-Bootleg-Serie –<br />

präsentiert im Wesentlichen zwei rare, vergriffene<br />

Alben: A BELIEVER SINGS THE<br />

TRUTH (1979 eingespielt, 1982 erschienen)<br />

und GOSPEL SINGER (1983), beide<br />

beim Gospel-Label Priority veröffentlicht.<br />

Allerdings kamen die Aufnahmen nie in ihrer<br />

Gesam<strong>the</strong>it auf den Markt; somit gibt es<br />

jetzt fünf bislang unveröffentlichte Songs<br />

dazu. Eine besondere Kostbarkeit sind jedoch<br />

die ersten zwölf Lieder auf CD 2: Sie<br />

wurden 1975 für ein bis heute unbetiteltes<br />

und unveröffentlichtes Album eingespielt.<br />

Lediglich zwei der Songs waren bislang auf<br />

Kompilationen erhältlich, die anderen zehn<br />

erblicken nun zum ersten Mal das Licht der<br />

Öffentlichkeit. Berühmte Gospels sucht<br />

man vergeblich –, abgesehen vielleicht von<br />

“This Train Is Bound For Glory” – vielmehr<br />

interpretiert Cash unbekanntere spirituelle<br />

Songs, rund ein Drittel sind gar Eigenkompositionen.<br />

Der Mann in Schwarz – mal mit<br />

reingewaschener Seele.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 25/67:22,<br />

26/73:14) frs<br />

MARY BLACK<br />

STORIES FROM THE STEEPLES<br />

Nach sechsjähriger Pause erschien Ende<br />

April endlich wieder ein neues Lebenszeichen<br />

von Mary Black. Schon lange ist<br />

ihre Musik kein Irish Folk im klassischen<br />

Sinne mehr, und so tendiert auch STORIES<br />

FROM THE STEEPLES in Richtung Singer/Songwriter-Pop.<br />

Mit Imelda May, dem<br />

neuen Star am irischen Rockabilly-Himmel,<br />

swingt Mary Black ein ausgelassenes<br />

“Mountains To The Sea”, bewegend das<br />

Duett mit Irish-Folk-Legende Finbar Furey.<br />

Gleich drei der neuen Stücke wurden von<br />

Danny O’Reilly geschrieben, einem jungen<br />

irischen Songwriter, dessen Lieder dem<br />

Album einen frischen Touch geben. Nichts<br />

von seiner Aktualität verloren hat Eric Bogles<br />

Antikriegssong “All The Fine Young<br />

Men”, das von Ry Cavanaugh geschriebene<br />

“Lighthouse Light” singt Mary Black<br />

zusammen mit einer der ganz Großen der<br />

amerikanischen Folkszene, mit Janis Ian.<br />

(Blix Street Records/Rough Trade,<br />

2012, 12/49:39) us<br />

JUSTIN TOWNES EARLE<br />

NOTHING’S GONNA CHANGE<br />

THE WAY YOU FEEL ABOUT<br />

ME NOW<br />

Wie der Vater, so der Sohn, meint man<br />

zunächst, wenn man die ersten Takte<br />

von Justin Townes Earles neuem Album<br />

NOTHING’S GONNA CHANGE THE<br />

WAY YOU FEEL ABOUT ME NOW hört.<br />

Nicht nur, dass der Spross von Steve Earle<br />

im Opener “Am I That Lonely Tonight?”<br />

fast mit gleicher Stimme und im gleichen<br />

Stil wie sein Vater zu hören ist, noch dazu<br />

singt er als Reminiszenz: „Hear my fa<strong>the</strong>r<br />

on <strong>the</strong> radio ...” Anschließend merkt man<br />

aber dann doch den (Alters-)Unterschied:<br />

Songs wie “Look The O<strong>the</strong>r Way” oder das<br />

zauberhafte “Maria” zeigen mit ihrer fast<br />

schon Lloyd-Cole-haften Leichtigkeit, dass<br />

Justin Townes tiefer im New Alternative<br />

Country, ja auch im Pop, steckt. Auch mit<br />

der R&B-Nummer “Baby’s Got A Bad Idea”<br />

oder dem angejazzten “Down On The Lower<br />

East Side” beweist er, dass er sich auf seinem<br />

nunmehr fünften Album durchaus vom<br />

väterlichen Erbe zu befreien weiß. Wer dann<br />

noch so eine so zeitlos schöne Ballade wie<br />

“Won’t Be The Last Time” schreiben kann,<br />

dem steht die Zukunft offen!<br />

(Bloodshot/Indigo, 2012, 10/30:29) frs<br />

CHIP TAYLOR & THE NEW<br />

UKRAINIANS<br />

F**K ALL THE PERFECT PEOPLE<br />

Chip Taylor hat in<br />

den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

einige großartige<br />

Alben<br />

veröffentlicht.<br />

Sein Fleiß und<br />

Schaffensdrang<br />

in<br />

Ehren, aber er mutet<br />

ttsich ihdoch etwas zu viel zu. Beim Hören<br />

seiner neuen CD kommt stellenweise<br />

Langeweile auf. So sind die meisten Songs<br />

recht behäbig, etwas eintönig und haben<br />

selten Höhepunkte. Positiv aus dem Rahmen<br />

fallen das melodiöse “New Things”,<br />

“The Baby” (1971 für die Hollies mit Sänger<br />

Mikael Rick fors geschrieben) und das<br />

flotte “Phones In Dead”. Der Songwriter<br />

hatte die Idee zu diesem Album vor zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n während einer Schweden-Tour, für<br />

die er von einer schwedischen Band begleitet<br />

wurde – die heutigen New Ukrainians.<br />

Am 22. Juli 2011 ereignete sich das unvorstellbare<br />

Massaker auf der Insel Utöya,<br />

dem über 70 Menschen zum Opfer fielen.<br />

Taylor, der wenige Tage zuvor eine Norwegen-Tour<br />

begonnen hatte, schrieb den Song<br />

„This Darkest Day” zur Erinnerung an diesen<br />

tragischen Tag und fügt ihn als Bonus-<br />

Track bei. Selbstverständlich auch dabei:<br />

der langjährige Weggefährte und Gitarrist<br />

John Platania.<br />

(Train Wreck Records/inakustik,<br />

2012, 16/70:02) p<br />

LINDISFARNE<br />

MAGIC IN THE AIR + BACK AND<br />

FOURTH<br />

Nach zahlreichen Besetzungswechseln und<br />

enttäuschenden Tourneen lösten sich Lindisfarne<br />

1975 auf. Dieser Tiefpunkt sorgte<br />

ein Jahr später dafür, dass sich die Originalmitglieder<br />

Alan Hull, Ray Jackson, Simon<br />

Cowe, Rod Clements und Ray Laidlaw auf<br />

ihre erfolgreiche Zeit als Band besannen<br />

und für ein Reunion-Konzert zusammenkamen.<br />

Der Erfolg beim Publikum gab<br />

ihnen weiteren Auftrieb, so dass sie 1978<br />

mit MAGIC IN THE AIR ein im Dezember<br />

1977 mitgeschnittenes Konzert aus der<br />

Newcastle City Hall veröffentlichten. Kurz<br />

darauf kam mit BACK AND FOURTH<br />

sogar ein neues Studio-Album heraus, das<br />

zwar beim Publikum ganz gut ankam (UK<br />

#22), bei der Kritik aber auf geteiltes Echo<br />

stieß. “Run For Home” wurde einhellig<br />

als der bis dahin beste Alan-Hull-Song<br />

bezeichnet, insgesamt jedoch fehlte vielen<br />

der experimentelle Ansatz, der diese Band<br />

Anfang der 70er zum Trendsetter gemacht<br />

hatte, vielen war ihr Folk-Rock zu brav und<br />

zu bieder geraten.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1978,<br />

19/79:<strong>50</strong> + 13/45:55) us<br />

THE CHIEFTAINS<br />

VOICE OF AGES<br />

Von wegen „dienstälteste<br />

Band”! Nicht<br />

nur die <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes feiern 2012<br />

ihr <strong>50</strong>-jähriges Bestehen,<br />

auch die<br />

Chieftains sind seit<br />

1962 ununterbrochen dabei. Im Jubiläumsjahr<br />

legen die Irish-Folk-Heroen mit<br />

VOICE OF AGES nun ein ganz besonderes<br />

Album vor, das man getrost als gelungenen<br />

Verjüngungsversuch werten kann. Ging das<br />

Sextett aus Dublin schon häufiger überraschende<br />

Kollaborationen ein, um die<br />

Grenzen irischer Folklore zu sprengen (sie<br />

musizierten zusammen mit Country- und<br />

Rockkünstlern – darunter die S<strong>to</strong>nes – oder<br />

auch mit spanischen und lateinamerikanischen<br />

Musikern), so docken sie diesmal<br />

bei der um eine Generation jüngeren Indie-<br />

Folk/Americana-Gemeinde an. Zu hören<br />

sind die Veteranen gemeinsam u.a. mit Bon<br />

Iver, den Pis<strong>to</strong>l Annies und Low An<strong>the</strong>m.<br />

Zu den Höhepunkten zählen das Dylan-<br />

Cover “When The Ship Comes In” mit den<br />

Decemberists sowie eine herzergreifende<br />

Interpretation des Traditionals “My Lagan<br />

Love” (von den Simple Minds als “Belfast<br />

Child” kopiert) mit der jungen irischen<br />

Sängerin Lisa Hannigan. Ein Album, das<br />

Spaß macht!<br />

(Hear <strong>Music</strong>/Universal, 2012, 15/64:06) frs<br />

SUZY BOGGUSS<br />

AMERICAN FOLK SONGBOOK<br />

Die von Rod Stewart in mehreren Folgen<br />

realisierte Idee der Aufbereitung der allgemeinen<br />

und souligen American Songbooks<br />

folgt nun auch eine folkige Variante. Rod ist<br />

zu danken für eine sehr sinnvoll losgetretene<br />

Lawine. Die im Folk- und Country-Bereich<br />

bei der Sängerin Suzy Bogguss (Baujahr<br />

1956) in ausgesprochen passenden Händen<br />

liegt, denn die vielfach ausgezeichnete<br />

Country-Diseuse hat mit rund zwei Dutzend<br />

Alben längst bewiesen, dass sie zu den Besten<br />

ihres Faches gehört. Sie verfügt über<br />

eine klare, nicht zu liebliche, naturbelassene<br />

Stimme, mit der sie die von ihr höchstselbst<br />

arrangierten Genreklassiker wie “Shady<br />

Grove”, “Shenandoah”, “Red River Valley”,<br />

“Wayfaring Stranger”, “Banks Of The<br />

Ohio”, “Rock Island Line” oder “Swing Low<br />

Sweet Chariot” mit frischem Blut versorgt.<br />

Und auch bei den (hier zu Lande) etwas weniger<br />

bekannten Liedern schleichen sich keine<br />

Qualitätsabstriche ein. Routine im besten<br />

Sinne klingt da schon an, aber nie schlägt<br />

Lässigkeit in Nachlässigkeit um. Genauso<br />

beseelt bei der Sache sind die zahlreichen<br />

Begleitmusiker, die mit diversen Saiteninstrumenten<br />

– hier wird immer gezupft und<br />

niemals gerupft! –, Akkordeon, Fiddle und<br />

Mundharmonika für ebenso luftig-fragile<br />

Country & Folk<br />

wie nuanciert ausdrucksvolle Instrumentalumrahmungen<br />

sorgen. Dieses AMERICAN<br />

FOLK SONGBOOK macht gewaltigen Appetit<br />

auf Fortsetzungen!<br />

(Loyal Dutchess Records/Bertus, 2011,<br />

17/61:31) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SIXTIES TRANSITION<br />

Der<br />

verdienstvolle<br />

Amerikaner<br />

Jim<br />

Dickson ist der Produzent<br />

dieses enorm<br />

interessanten Samplers.<br />

Er verdeutlicht<br />

den<br />

folk-rockigen<br />

Stand der USA in der Mitte der Sixties. Die<br />

reine Folklehre hatte unter dem Ansturm<br />

der Briten und der aufkommenden Lust<br />

an neuen Namen und frischen Ideen einen<br />

schweren Stand – die explosive Mischung<br />

aus Beatles & Dylan kam rasend in Fahrt.<br />

Natürlich mit den Byrds an der Spitze, die<br />

hier mit vier „Pre-Flyte-Aufnahmen” vertreten<br />

sind, darunter auch “Mr. Tambourine<br />

Man”. Alsbald-Byrd David Crosby steuert<br />

solo Cover-Versionen von Liedern aus der<br />

Feder von Hoyt Ax<strong>to</strong>n und Ray Charles<br />

(!) bei. Sein Kollege Chris Hillman in<strong>to</strong>niert<br />

mit The Hillmen zwei Dylan-Songs<br />

im Blue grass-Stil, und auch die Gosdin<br />

Bro<strong>the</strong>rs und Hamil<strong>to</strong>n Camp (mit The<br />

Byrds als Begleitband) bedienen sich bei<br />

Dylan. Hillman und Byrds-Drummer Michael<br />

Clarke sind zudem auch als Helfer<br />

der Dillards zu hören. Außerdem im Angebot:<br />

Dian & The Greenbriar Boys mit einer<br />

guten Version von Hoyt Ax<strong>to</strong>ns “He Was<br />

A Friend Of Mine” und Dino Valenti mit<br />

seinem Klassiker “Get Toge<strong>the</strong>r”, der wesentlich<br />

sperriger ertönt als die erfolgreiche<br />

Version der Youngbloods. Nicht ganz so bedeutsam<br />

sind die Beiträge von Bud Shank<br />

(mit Crosby an der Gitarre) und Leon Russell.<br />

Insgesamt eine großartige Scheibe für<br />

Fans, die auch an musikhis<strong>to</strong>rischen Zusammenhängen<br />

interessiert sind!<br />

(Retroworld/Soulfood, 2012, 20/53:03) hjg<br />

LOUDON WAINWRIGHT III<br />

OLDER THAN MY OLD MAN<br />

NOW<br />

Mehrere Generationen von Musikern aus<br />

dem Wainwright-Clan unterstützen Familienoberhaupt<br />

Loudon Wainwright III auf<br />

seinem neuen Album. Duette mit den Kindern<br />

Rufus, Martha, Lexie Kelly und Lucy,<br />

natürlich ist auch Ex-Lebensabschnittsgefährtin<br />

Suzy Roche mit dabei, dazu noch<br />

alles andere als alltägliche Gäste wie<br />

John Scofield, Ramblin’ Jack Elliott oder<br />

Chris Smi<strong>the</strong>r. OLDER THAN MY OLD<br />

MAN NOW heißen sowohl der Titel des<br />

Albums als auch der bewegende Song,<br />

in dem Loudon das Verhältnis zu seinem<br />

(im 63. Lebensjahr vers<strong>to</strong>rbenen) Vater<br />

<strong>the</strong>matisiert, mit dem 1975 geschriebenen<br />

Stück “Over The Hill” erinnert er an Kate<br />

McGarrigle, seine Ex-Frau und Mutter von<br />

Rufus und Martha. Eine außergewöhnliche<br />

Geschichte dürfte auch das Duett mit Barry<br />

Humphries (aka Dame Edna Everage)<br />

sein, dessen Text (“I Remember Sex”)<br />

beweist, dass bei Folkmusik nicht immer<br />

die ernsten Themen im Vordergrund stehen<br />

müssen.<br />

(Proper/Rough Trade, 2012, 15/54:19) us<br />

Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD REVIEWS Country & Folk<br />

MATHIAS SCHÜLLER &<br />

BAND<br />

TATA<br />

Dass guter Americana keinesfalls nur aus<br />

Amerika kommen muss, dass zum Beispiel<br />

auch in Skandinavien eine Vielzahl hervorragender<br />

Bands in dieser Stilrichtung<br />

zu Hause ist, dürfte bekannt sein. Relativ<br />

neu auf der Americana-Landkarte ist aber<br />

der Niederrhein, von dort kommt Mathias<br />

Schüller mit seiner Band. Mit elf live eingespielten<br />

Songs liefert TATA den profunden<br />

Beweis dafür, dass auch Musik aus deutschen<br />

Landen (und in deutscher Sprache)<br />

grooven, knarzen und countryhaft rocken<br />

kann. Gleich der Opener “Feuerland” powert<br />

gehörig los, “Barcelona” tänzelt im<br />

Walzertakt daher, “Who Do You Love?”<br />

orientiert sich an amerikanischem Heartland-Rock<br />

im Stile Tom Pettys. Auch Soul<br />

(“Das Einzige was bleibt”) und Blues (“Am<br />

Ende der Welt”) werden locker eingebaut,<br />

runden ein klasse Album gekonnt ab.<br />

(Cactusrock-Records, 2012, 11/58:31) us<br />

MAIRI MORRISON &<br />

ALASDAIR ROBERTS<br />

URSTAN<br />

URSTAN ist die<br />

äußerst<br />

interessante<br />

Zusammenarbeit<br />

zweier<br />

Künstler, die von<br />

der<br />

Papierform<br />

her<br />

eigentlich<br />

gar nicht zusammenpassen. Die Sängerin<br />

Mairi Morrison stammt aus Bragar, einem<br />

der westlichsten Orte Schottlands und<br />

gleichzeitig eine der letzten Bastionen der<br />

langsam aussterbenden gälischen Sprache<br />

und Kultur. Alasdair Roberts ist ein eher<br />

urban geprägter Folksänger aus Glasgow,<br />

der bisher weder an die Inseleinsamkeit<br />

gewöhnt war, noch die gälische Sprache<br />

beherrschte. Trotzdem gelingt den beiden<br />

eine außergewöhnlich intensive Zusammenarbeit,<br />

bei der zwar die meisten Stücke<br />

traditionellen Ursprungs sind, die wenig<br />

neueren oder selbst geschriebenen aber<br />

nicht aus dem Rahmen fallen. Auch musikalisch<br />

geht URSTAN ein gutes Stück über<br />

das hinaus, was man von „gewöhnlichen”<br />

Folkalben so gewohnt ist, vielleicht auch<br />

das eine Folge vom befruchtenden Zusammentreffen<br />

zweier Welten.<br />

(Drag City/Rough Trade, 2012,<br />

12/49:00) us<br />

KYLE CAREY<br />

MONONGAH<br />

Ein bezauberndes Debüt ist der jungen<br />

Amerikanerin Kyle Carey mit MONON-<br />

GAH gelungen. Aufgewachsen in Alaska,<br />

verdiente sie sich als Fiddle-Spielerin<br />

in der kanadischen Folkszene von Cape<br />

Bre<strong>to</strong>n erste Anerkennung, verbrachte<br />

danach einige Zeit auf den schottischen<br />

Inseln Skye und Lewis, um dort die Feinheiten<br />

des gälischen Gesangs zu erlernen.<br />

Wie talentiert und erfolgreich sie dabei<br />

ist, zeigen nicht nur die klasse Songs, die<br />

sie für ihr Debüt geschrieben hat, sondern<br />

auch die kollegiale Unterstützung, die sie<br />

bei den Aufnahmen erhielt. Ein gälisches<br />

Duett mit Aoife Clancy, Donogh Hennessy<br />

an der Gitarre, Trevor Hutchinson<br />

am Bass, Viola und Fiddle spielten Rosie<br />

MacKenzie (The Cottars) und Brendan<br />

O’Sullivan (Gràda), und Pauline Scanlon<br />

sorgt für die wunderschönen Harmony-<br />

Vocals.<br />

(www.kyleannecarey.com, 2012,<br />

11/45:04) us<br />

SHEB WOOLEY<br />

WHITE LIGHTNIN’<br />

Neben Gary Cooper<br />

spielte er<br />

in „Zwölf Uhr<br />

mittags”,<br />

neben<br />

James Dean in<br />

„Giganten”, neben<br />

Clint Eastwood in<br />

der TV-Serie „Rawhide”. Doch nicht nur<br />

als Schauspieler zeigte der Cousin von<br />

Roger Miller sein Können, für die langjährige<br />

Fernsehshow „Hee-Haw” schrieb<br />

er die Titelmelodie: Sheb Wooley. Eigentlich<br />

war er ja Countrysänger, doch seine<br />

größten Erfolge gelangen ihm beim Pop-<br />

Publikum. Auf WHITE LIGHTNIN’ präsentiert<br />

Bear Family jetzt in seiner “Gonna<br />

Shake This Shack Tonight”-Reihe die<br />

schnellen, stampfenden Songs, die Sheb<br />

Wooley in den 40er und <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong>n aufgenommen<br />

hat. Fetziger Country-Boogie,<br />

wie gemacht für die Jukeboxen der Prä-<br />

Rock’n’Roll-Ära des amerikanischen<br />

Wes tens. Und 1962 war Wooley dann endlich<br />

auch in den Country-Charts erfolgreich,<br />

das wilde “That’s My Pa” landete<br />

dort endlich auf dem ersten Platz. Mit gewohnt<br />

ausführlicher Biografie (Todd Everett)<br />

und Discographie (Richard Weize) im<br />

Booklet.<br />

Bear Family, 2012, 30/73:30) us<br />

COWBOY JUNKIES<br />

THE WILDERNESS: THE<br />

NOMAD SERIES VOLUME 4<br />

Über den Zeitraum von gut 18 Monaten<br />

haben die Cowboy Junkies ihre „Nomad<br />

Series” veröffentlicht. THE WILDER-<br />

NESS, der Titel der vierten Ausgabe,<br />

bezieht sich aber nicht auf musikalische<br />

Ausgelassenheit (die es im Laufe der Serie<br />

durchaus zu hören gab!), sondern auf<br />

die Texte, die sich mit Zerbrechlichkeit,<br />

Sinnleere, Einsamkeit, Verzweiflung und<br />

Verlust beschäftigen, aber auch deren<br />

positive Gegensätze nicht außer Acht<br />

lassen. Kurz gesagt hat sich Songwriter<br />

Michael Timmins also den unlenkbaren<br />

Balance-Akt des Lebens vorgenommen.<br />

Musikalisch gesehen klingen die Songs<br />

bis auf ein, zwei Ausnahmen so zurückgenommen<br />

wie schon lange auf keinem<br />

Cowboy-Junkies-Album mehr, wenngleich<br />

die Intensität ihrer legendären<br />

TRINITY SESSION weiterhin unerreicht<br />

bleibt – aber definitiv ist THE WILDER-<br />

NESS wieder mal ein Werk, dass in seiner<br />

Stimmung an solche Großtaten anknüpft.<br />

(Proper/Rough Trade, 2012, 10/42:39) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

WAYLON – THE MUSIC INSIDE<br />

– A COLLABORATION DEDICA-<br />

TED TO WAYLON JENNINGS<br />

VOLUME II<br />

Zweiter Teil der Tribute-Serie für Waylon<br />

Jennings (Teil 1 siehe GT 3/2011). Erneut<br />

machen sich Berühm<strong>the</strong>iten sowie nicht<br />

ganz so Prominente über Jennings’ Lieder<br />

her. Ganz so stark wie bei Volume 1 fällt<br />

die Ernte diesmal nicht aus, aber Jack Ingram<br />

hat den Klassiker “Bob Wills Is Still<br />

The King” im Qualitätsgriff, und Pat Green<br />

(“Rainy Day Woman”) und Josh Thompson<br />

(“Love Of The Common Peop le”) machen<br />

gleichfalls rein gar nichts verkehrt. Die<br />

drei „big names” schneiden unterschiedlich<br />

ab: Hank Williams Jr. (“Waymore’s<br />

Blues”) und Jessi Colter (“Mama”) liefern<br />

ordentliche Ware, aber Jewels Fassung<br />

von “Dreaming My Dreams With You”<br />

schwächelt aufgrund magerer gesanglicher<br />

Leistung und ist eindeutig der schwächste<br />

Track auf einem insgesamt guten Album.<br />

(Average Joes/Bertus, 2012, 11/39:54) hjg<br />

JAMES TAYLOR<br />

MUD SLIDE SLIM AND THE<br />

BLUE HORIZON<br />

Mit seinem Album<br />

aus dem<br />

Jahr 1971 konnte<br />

der Mann, der<br />

auf dem Beatles-Label<br />

Apple<br />

debütierte,<br />

seine<br />

hohen h Standard d hlt halten und sogar mit dem<br />

gefühlvollen und intensiven “You’ve Got<br />

A Friend” einen Evergreen landen. Der<br />

Mix aus Americana (“Riding On A Railroad”),<br />

positiv ausstrahlender Singer/<br />

Songwriter-Ware (“Mud Slide Slim”) und<br />

zärtlichen Balladen (zum Beispiel “Long<br />

Ago And Far Away”) wird von seinem<br />

dezenten, aber dennoch sehr ausgefeiltem<br />

Fingerpicking und den Vocals bestimmt,<br />

die den Hörer verzaubern. Wunderschön<br />

entspannte Musik und gleichzeitig ein<br />

potentes Heilmittel gegen Stress jeglicher<br />

Art! Die aktuelle Ausgabe erscheint in einer<br />

limitierten, nummerierten Edition als<br />

24-KT-Gold-Disc und wurde angenehm<br />

remastert, so dass der natürliche und<br />

warme Raumklang erhalten bleibt.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1971,<br />

13/37:29) at<br />

BORN 53<br />

THIEVING IN THE ALLEY<br />

An guten Tagen klingt Bob Dylans Stimme<br />

annähernd so wie die von Anders<br />

Lindh, was lag da für die die schwedische<br />

Americana-Band Born 53 näher, als ein<br />

Album mit Songs des großen Meisters<br />

aufzunehmen. Dabei gelingt ihnen ein<br />

interessanter musikalischer Streifzug<br />

durch das Werk Dylans, beginnend in den<br />

frühen 60ern bis hinein in die 90er <strong>Jahre</strong>.<br />

Neben bekannten Stücken (“Sad Eyed<br />

Lady Of The Lowlands”, “If You See Her<br />

Say Hello”) taucht mit “All Over You”<br />

auch ein Stück auf, das bisher nur auf<br />

den Official-Bootleg-Series zu hören war,<br />

“Legionnaire’s Disease” und “Tragedy Of<br />

The Trade” sind beides gar bisher unveröffentlichte<br />

Dylan-Songs. Mittels klasse<br />

Arrangements zwischen Folk und Roots-<br />

Rock, oft noch veredelt durch weibliche<br />

Background-Unterstützung sowie mit einer<br />

Prise Country, entwickelt sich THIE-<br />

VING IN THE ALLEY so keinesfalls zur<br />

drögen Kopie, entfaltet vielmehr ein Eigenleben,<br />

das es zu einem richtig guten<br />

Album werden lässt.<br />

(Big Note Production/Hemifran, 2012,<br />

12/51:55) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53<br />

DER SOUNDTRACK ZUR<br />

ATEMBERAUBENDEN,<br />

DEFINITIVEN BOB<br />

MARLEY DOKUMEN-<br />

TATION VON KEVIN<br />

MACDONALD<br />

Inkl. bisher<br />

unveröffentlichter und<br />

rarer Aufnahmen<br />

AB JETZT ALS<br />

DOPPEL-CD, 3-LP-SET<br />

& DOWNLOAD!<br />

WWW.BOBMARLEY.COM<br />

WWW.UNIVERSAL-MUSIC.DE<br />

MARLEY –<br />

Ab jetzt im Kino!


CD REVIEWS Country & Folk<br />

VOLKMANN<br />

DREH MICH UM<br />

Obwohl in ihrer<br />

musikalischen Ausrichtung<br />

vor allem<br />

dem limitierten Liedermacher-Bereich<br />

zuzuordnen, beeindruckten<br />

die zwei<br />

Amiga-Alben Alb der Pension Volkmann in den<br />

80ern nicht nur Anhänger der leisen Töne.<br />

Die Musikalität war außergewöhnlich, die<br />

Texte von Silly-Lyriker Werner Karma inhaltsschwer.<br />

DREH MICH UM setzt dort<br />

an, wo DIE GEFÜHLE und VOLLPEN-<br />

SION einst endeten. Peter Butschke (voc,<br />

g) ist immer noch ein beeindruckender<br />

Charismatiker. Dass die zweite Hälfte des<br />

Duos fehlt – Gitarrist Reinhard Buchholz<br />

verstarb 2007 –, ist zwar schmerzlich, die<br />

neue Band, nur noch Volkmann genannt,<br />

funktioniert jedoch bestens. Und da Karma<br />

wieder fast alle Texte schrieb, bekommt<br />

DREH MICH UM einen unwiderstehlichen<br />

Zauber.<br />

(Dune Fish/SPV, 2012, 14/45:83) jub<br />

NATE HALL<br />

A GREAT RIVER<br />

Die Echos von Songwritern wie Bob Dylan,<br />

Neil Young, Tom Petty, Bruce Springsteen<br />

und Townes van Zandt verfolgen<br />

Nate Hall schon lange, der große Fluss<br />

des Lebens kennt keinen Einhalt und<br />

gibt der intimen Aufnahmesession, die<br />

an einem einzigen Abend in einem Studio<br />

in Tennessee stattfand, den Namen: A<br />

GREAT RIVER. Karg instrumentiert Nate<br />

Hall seine Songs, pendelt zwischen gespenstischem<br />

Country-Blues, verhalltem<br />

Folk und purer Singer/Songwriter-Ware<br />

hin und her, wobei ihm durch den konsequenten<br />

Verzicht auf überladene Arrangements<br />

eine geheimnisvolle Intensität<br />

gelingt. Einen Vergleich zu ziehen, einen<br />

Anhaltspunkt zu nennen, fällt schwer,<br />

aber man stelle sich Neil Youngs Soundtrack<br />

DEAD MAN mit Gesang vor und<br />

erhält so zumindest ansatzweise ein Gefühl<br />

für die Musik von Nate Hall.<br />

(Neurot Recordings/Cargo, 2012,<br />

10/36:13) us<br />

STACKRIDGE<br />

PRESERVED – BEST OF<br />

VOLUME TWO<br />

Stackridge<br />

haben<br />

zwischen 1970 und<br />

1977 viele Musiker-<br />

Persönlichkeiten<br />

hervorgebracht:<br />

Keyboarder<br />

Dave<br />

Lawson tauchte bei<br />

Greenslade ld wieder id auf, Drummer Peter<br />

van Hooke bei Mike & The Mechanics.<br />

James Warren und Andy Davis jedoch,<br />

zwischenzeitlich mit The Korgis im Rampenlicht,<br />

sind seit 1996 wieder am Start<br />

und graben hier tief in den Archiven: Einer<br />

ihrer aufregendsten Funde war “Something<br />

About The Beatles”, das auch die Korgis<br />

seinerzeit aufnahmen. Man kann nicht viel<br />

englischer klingen als auf dem auch im<br />

Liveset unverzichtbaren “Teatime” vom<br />

zweiten Album FRIENDLINESS. Beim<br />

Instrumental “God Speed Through The<br />

Plough” von THE MAN IN THE BOWLER<br />

HAT fragt sich die Band in den amüsanten<br />

Kommentaren, warum die Filmindustrie nie<br />

zuschlug. Das melancholisch-sinfonische<br />

“C’est La Vie” gab es bisher nur als Single-<br />

B-Seite. Es unterstreicht den Schatztruhen-<br />

Charakter dieser Kopplung, von deren<br />

Kostproben aus man ideal eine Stackridge-<br />

Sammlung aufbauen kann.<br />

(Angel Air/Fenn, 2012, 13/<strong>50</strong>:39) utw<br />

SONS OF BILL<br />

SIRENS<br />

Für<br />

SIRENS<br />

suchten die Wilson-Brüder<br />

James,<br />

Sam und Abe ihr<br />

Glück nicht in<br />

der Ferne, nur ein<br />

paar Meilen sind<br />

sie von ihrem Wohnort aus in Richtung<br />

Osten gefahren. Dort, in der Nachbarstadt<br />

Richmond, nahmen sie im Studio von<br />

Cracker-Chef David Lowery (der das Album<br />

auch produzierte) ihre neuen Songs<br />

auf. Ob es nun am erfahrenen Produzenten<br />

liegt oder an den gereiften Songwriting-Fähigkeiten<br />

der Sons Of Bill oder<br />

schlicht und einfach am blinden Verständnis<br />

unter Brüdern: SIRENS ist ein klasse<br />

Album geworden. Dream-Pop im Stile<br />

der BoDeans, handfester Springsteen-<br />

Rock, Midtempo-Songs à la R.E.M., ein<br />

ruppiger The-Clash-Gedächtnis-Rocker,<br />

die obliga<strong>to</strong>rische Gänsehautballade<br />

– breit und hochklassig das gebotene<br />

Spektrum, da dürfte der Blutdruck aller<br />

Americana-Fans schnell in die Höhe steigen.<br />

Natürlich ließen sich David Lowery<br />

und Cracker-Kollege Johnny Hickman die<br />

Chance nicht nehmen, auf einem Stück<br />

mitzuspielen, auf dem rockigen “Life In<br />

Shambles” sind die beiden zu hören.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 11/51:26) us<br />

BILLY BRAGG & WILCO<br />

MERMAID AVENUE –<br />

THE COMPLETE SESSIONS<br />

Als Woody Guthries Tochter Nora vor<br />

15 <strong>Jahre</strong>n Billy Bragg fragte, ob er nicht<br />

die Musik zu bisher unver<strong>to</strong>nten Texten<br />

ihres Vaters schreiben wolle, holte der<br />

sich Wilco als Partner hinzu. Herauskamen<br />

zwei warmherzige, wundervoll harmonische<br />

Americana-Alben, die einmal<br />

mehr zeigten, welch begnadeter Lyriker<br />

Woody Guthrie war – auch, oder gerade<br />

abseits seiner gesellschaftskritischen Arbeiterlieder.<br />

Zusammen mit diesen beiden<br />

Alben (MERMAID AVENUE I + II)<br />

erscheint nun eine dritte CD voller Songs<br />

aus diesen Sessions. Wie auf den ersten<br />

beiden Ausgaben wurden auch hier Guthries<br />

Texte mit Musik von Billy Bragg<br />

und Wilco versehen, reicht das musikalische<br />

Spektrum von spartanischem Folk-<br />

Blues bis zu Gitarren-lastigem Roots-<br />

Rock. Im dicken Booklet die Geschichte<br />

der Aufnahmen und – besonders wichtig!<br />

– alle Guthrie-Songtexte. Außerdem<br />

gehört der 1999 gedrehte Film „Man In<br />

The Sand” zur hochwertigen Ausstattung<br />

dieser Box.<br />

(Nonesuch/Warner, 1998, 15/49:42, 2000,<br />

15/49:56, 2012, 17/61:03) us<br />

Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

LUKA BLOOM<br />

THIS NEW MORNING<br />

Auf Tour in Europa<br />

und Australien<br />

hat Kevin Barry<br />

Moore, der seit<br />

1987 als Luka<br />

Bloom aktiv ist,<br />

die neuen Songs<br />

geschrieben. ib Und er lud diesmal viele Gäste<br />

aus seiner irischen Heimat wie auch den USA<br />

ein, mit ihm zu singen und auf (akustischen)<br />

Instrumenten zu musizieren, was allein schon<br />

für Klangvielfalt sorgt. Die wird durch ein<br />

16-köpfiges Streicherensemble (fünf Songs)<br />

noch ergänzt. Erneut hat der Mann aus dem<br />

Land der Dichter tieferschürfende Texte<br />

geschrieben (über das Leben nach einem<br />

Selbstmordversuch, den Tsunami in Japan<br />

und seine a<strong>to</strong>maren Folgen, Würde & Rückgrat).<br />

Meist spielt Bloom ruhige, eher folkige<br />

Singer/Songwriter-Nummern, aber er kann<br />

auch beschwingter, wie er mit “No Big Deal”<br />

demonstriert. Typisch Bloom, einfach stark.<br />

(Skip/Soulfood, 2012, 13/46:51) pro<br />

BAND OF HEATHENS<br />

THE DOUBLE DOWN – LIVE IN<br />

DENVER VOL. 1+2<br />

Langsam, sicher und unaufhaltsam hat sich<br />

diese Band zu einem der besten Vertreter der<br />

Sparte Americana/Roots-Rock entwickelt.<br />

Gab (und gibt!) es ihre ersten Livekonzerte<br />

noch kostenlos zum Download auf der Blue-<br />

Rose-Homepage, so wurde nun ihr Auftritt<br />

im Ok<strong>to</strong>ber 2011 beim Double Down Weekend<br />

in Denver dazu genutzt, zwei klasse<br />

Livepakete zu schnüren. An zwei Abenden<br />

hintereinander spielte die Band Of Hea<strong>the</strong>ns<br />

zwei größtenteils unterschiedliche Sets, bei<br />

denen es ihr gelang, ihre Studiosongs so zu<br />

verändern, dass selbst gestandene Fans immer<br />

wieder neue Facetten entdecken können.<br />

Und wäre der Hörgenuss nicht genug,<br />

wurden beide Abende auch mitgefilmt, so<br />

dass die THE DOUBLE DOWN-Digipaks<br />

jeweils eine zusätzliche DVD enthalten:<br />

Vol. 1 kommt mit zwei Bonus-Tracks, Vol.<br />

2 mit zusätzlichem „Behind The Scenes”-<br />

Videomaterial.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 11/71:22 +<br />

13/70:20) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CRIME & PUNISHMENT<br />

Mord, Schuld und Sühne sind seit jeher gerne<br />

gewählte Sujets in Blues, Country und Folk.<br />

Der Musikjournalist und Platten-Compiler<br />

Kris Needs hat für die 2-CD-Anthologie<br />

CRIME & PUNISHMENT insgesamt <strong>50</strong><br />

Songs zum Thema aus den 20er bis <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong>n<br />

zusammengestellt. Wie die vergleichbare<br />

Sammlung MURDER (siehe <strong>GoodTimes</strong><br />

2/2010) ist auch sie eine wahre Fundgrube<br />

für Fans des frühen Blues und US-Folk<br />

mit einem Faible für die Schattenseiten der<br />

menschlichen Seele. Zu hören sind u.a. Johnny<br />

Cash (“Don’t Take Your Guns To Town”),<br />

John Lee Hooker (“I’m Gonna Kill That Woman”),<br />

die Everly Bro<strong>the</strong>rs (“Down In The<br />

Willow Garden”), Leadbelly (“John Hardy”),<br />

The Crickets (“I Fought The Law”), The New<br />

Lost City Ramblers (“Tom Dooley”), Odetta<br />

(“The Gallows Pole”) sowie Woody Guthrie<br />

(“Slip Knot”).<br />

(Fantastic Voyage/Rough Trade, 2012,<br />

25/79:07, 25/70:31) frs


CD<br />

REVIEWS<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DIE TRIBUTE VON PANEM –<br />

SONGS FROM DISTRICT 12<br />

AND BEYOND<br />

T Bone Burnett ist für die Musik des aktuellen<br />

Kinofilms „Die Tribute von Panem”<br />

verantwortlich, und wie von ihm gewohnt<br />

hat er die exklusiv für den Film entstandenen<br />

Songs von zahlreichen, derzeit angesagten<br />

Bands und Künstlern einspielen lassen.<br />

“Safe & Sound” von Taylor Swift feat. The<br />

Civil Wars stürmt gerade die amerikanischen<br />

Billboard-Charts, für weitere typische Burnett-Americana-Highlights<br />

sorgen Arcade<br />

Fire, Maroon 5, The Decemberists, The Carolina<br />

Chocolate Drops, Glen Hasard (The<br />

Frames), The Low An<strong>the</strong>m sowie die britische<br />

Newcomerin Birdy. Top-Album!<br />

(Universal, 2012, 16/58:19)<br />

us<br />

SILBERMOND<br />

HIMMEL AUF<br />

Wenn eine Band ankündigt, für ihr neues Album<br />

„den Willen zur Veränderung” zu spüren,<br />

und „Lust auf Neues, Aussicht auf Abenteuer”<br />

in den Vordergrund zu stellen, ist normalerweise<br />

Vorsicht geboten. Doch wenn sich das<br />

Ergebnis dann so anhört wie HIMMEL AUF,<br />

dann dürfen die Fans erleichtert aufatmen.<br />

Trotz modernerer Beats, trotz des einen oder<br />

anderen Elektro-Loops: Silbermond bleiben<br />

Silbermond, liefern auch auf ihrem vierten<br />

Album packende Musik zwischen Power-Pop<br />

und herzzerreißenden Balladen.<br />

(Back2Back Records/Sony <strong>Music</strong>,<br />

2012, 14/55:03) tk<br />

TANGERINE DREAM<br />

LIVE MILES<br />

In der Besetzung Froese/Franke/Haslinger<br />

entstanden die beiden<br />

Konzertmitschnitte<br />

von LIVE MILES;<br />

1986 traten Tangerine<br />

Dream im amerikanischen<br />

Albuquerque auf, 1987 in Berlin. Von<br />

beiden Konzerten gibt es jeweils eine knapp<br />

halbstündige, in sich geschlossene Komposition<br />

zu hören. Nicht auf besondere Effekte<br />

angewiesen zu sein, war damals das Live-<br />

Markenzeichen der Elektronik-Pioniere – sie<br />

begeisterten das Publikum mit einfacher, ruhig<br />

vor sich hinfließender Instrumentalmusik.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1988,<br />

2/57:07) us<br />

STEFANIE HEINZMANN<br />

STEFANIE HEINZMANN<br />

Abseits des DSDS- oder „The Voice Of<br />

Germany”-Wahnsinns zeigt Stefanie Heinzmann,<br />

dass sie auch vier <strong>Jahre</strong> nach ihrem<br />

Sieg bei Stefan Raabs Castingshow noch<br />

weiß, wie gute Musik klingen muss. Ausgestattet<br />

mit klasse Songmaterial, eingespielt<br />

von Top-Musikern, brilliert die Schweizerin<br />

auf STEFANIE HEINZMANN einmal<br />

mehr mit ihrer Stimme, liefert abwechslungsreiche<br />

und hochklassige Songs zwischen<br />

Dream-Pop, Soul und R&B.<br />

(Universal, 2012, 13/41:55)<br />

tk<br />

BONNIE GUITAR<br />

INTIMATE SESSION<br />

Diese bisher unveröffentlichten Aufnahmen<br />

aus dem Jahr 1959 zeigen die Country-Größe<br />

Bonnie Guitar von einer gänzlich<br />

ungewohnten Seite. Sinnlich und gefühlvoll<br />

interpretiert sie mit schmeichelnder<br />

Stimme Hits von den Ink Spots (“Maybe”)<br />

bis zu Sanford Clark (“The Fool”), singt in<br />

lässigem Lounge-Stil Material von jungen<br />

Komponisten wie Hal David, Jeff Barry und<br />

Harlan Howard. Wunderschön und gleichzeitig<br />

rätselhaft, warum diese Aufnahmen<br />

nicht schon früher ans Licht kamen.<br />

(Bear Family, 2012, 14/31:54) us<br />

LISA NOVAK<br />

CAN’T GO BACK<br />

Sonst sorgt Lisa<br />

Novak für die<br />

Background-Vocals<br />

der Rich-Hopkins-Alben,<br />

für<br />

CAN’T GO BACK<br />

haben die beiden<br />

die Rollen getauscht. Mit staubtrockenem<br />

Texas-Country-Rock und einer klasse Backingband<br />

im Rücken beweist sie eindrucksvoll,<br />

dass sie auch auf eigenen Beinen stehen<br />

kann. Fünf der neuen Songs hat Lisa Novak<br />

selbst geschrieben, die restlichen zwei stammen<br />

aus der Feder von Rich Hopkins.<br />

(Cactusrock-Records, 2012, 7/29:19) us<br />

THE ROYAL PHILHARMO-<br />

NIC ORCHESTRA<br />

THE TITANIC REQUIEM –<br />

COMPOSED BY ROBIN GIBB &<br />

RJ GIBB<br />

THE TITANIC REQUIEM ist das erste<br />

musikalische Projekt, das den ehemaligen<br />

Bee-Gees-Sänger Robin Gibb zusammen<br />

mit seinem Sohn Robin John als Komponisten<br />

eines klassischen Werkes zeigt. Eingespielt<br />

vom Londoner Royal Philharmonic<br />

Orchestra, gesungen von den Voices Of<br />

Peace Singers – als Solisten sind der Tenor<br />

Mario Frangoulis, die erst 14-jährige Isabel<br />

Suckling sowie Robin Gibb selbst zu hören<br />

–, erzählt die „Totenmesse” die Geschichte<br />

der Titanic. Vom triumphalen Bau über den<br />

hoffnungsvollen Beginn der Jungfernfahrt<br />

bis zum dramatischen Ende.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 15/61:48) us<br />

IVY QUAINOO<br />

IVY<br />

19 <strong>Jahre</strong> alt, dunkelhäutig, hübsch und <strong>to</strong>lle<br />

Soulstimme: klar, das ist die Siegerin der<br />

TV-Casting-Show „The Voice Of Germany”.<br />

Da musste ganz schnell ein Album<br />

fertiggestellt werden. Und es gelang sogar,<br />

gute Songs und eine gute Produktion<br />

hinzubekommen. Abwechslungsreich mit<br />

Pop, Soul und Rock bietet IVY alles, um<br />

in den Charts erfolgreich zu sein. In diesem<br />

schnelllebigen Musikgeschäft muss man<br />

die Tatsache, dass der Instrumentalteil von<br />

Maschinen kommt, wohl akzeptieren. Ansonsten:<br />

prima!<br />

(Universal, 2012, 14/46:40)<br />

p<br />

SUNRISE AVENUE<br />

OUT OF STYLE – LIVE EDITION<br />

Mit diesem CD/DVD-Digipak kann man<br />

eine der erfolgreichsten Popbands der letzten<br />

<strong>Jahre</strong> so erleben, wie sie sich ihren Fans<br />

auf der letzten, durchweg ausverkauften<br />

Europa-Tournee präsentiert hat. Auch wenn<br />

der Schwerpunkt der Setlist auf Songs ihres<br />

letzten Albums liegt, verzichtet die LIVE<br />

EDITION von OUT OF STYLE natürlich<br />

nicht auf die großen Radiohits wie “Hollywood<br />

Hills” oder “Fairytale Gone Bad”.<br />

(Capi<strong>to</strong>l/EMI, 2012, 13/66:58,<br />

DVD 67 Min.)<br />

tk<br />

THE RASMUS<br />

THE RASMUS<br />

Mit THE RASMUS meldet sich nach rund<br />

vierjähriger Pause einer der erfolgreichsten<br />

Rockexporte aus Finnland zurück. Ob sich<br />

die lange Auszeit gelohnt hat, ob die neu<br />

getankte Kraft ausreicht, um die alten Fans<br />

wieder zu aktivieren, wird sich sowohl mit<br />

diesem Album als auch mit der darauf folgenden<br />

Tour zeigen. Musikalisch sind sie<br />

etwas ruhiger geworden, haben die Rockkomponenten<br />

gegen nordischen Power-Pop<br />

ausgetauscht.<br />

(Universal, 2012, 10/41:27)<br />

tk<br />

UNHEILIG<br />

LICHTER DER STADT<br />

Nach der Reise über die sieben Weltmeere<br />

hat sich der Graf für sein neues Album an<br />

Land begeben. LICHTER DER STADT<br />

heißt es und bietet nichts anderes als von<br />

ihm erwartet: Gefühlvolle Songs zwischen<br />

schwelgerischer Romantik und Rammstein-Härte<br />

mit clever eingebauten Versatzstücken<br />

aus Gothic, Schlager und Klassik<br />

werden mit 100-prozentiger Sicherheit für<br />

die Fortführung seiner Erfolgsgeschichte<br />

sorgen. Top-Songs: die Single “So wie du<br />

warst” sowie die beiden Duette mit Andreas<br />

Bourani und Xavier Naidoo.<br />

(Vertigo Berlin/Universal, 2012,<br />

16/64:00) us<br />

JEFF AUG<br />

WEDDING SONG<br />

Der US-Amerikaner,<br />

bekannt als Gitarrist<br />

von Anne Clark, präsentiert<br />

auf seinem<br />

fünften Album instrumentale<br />

Solostücke<br />

auf der akustischen<br />

Gitarre. In manchen Songs setzt er dazu ergänzend<br />

eine sphärische E-Gitarre ein. Aug<br />

verfügt über eine virtuose Fingerstyle-Technik.<br />

Die Titel gelangen abwechslungsreich,<br />

mischen Einflüsse aus Folk und Klassik mit<br />

einer Prise Jazz und Pop, und sind durchaus<br />

auch für Nicht-Gitarristen hörenswert.<br />

(Brains<strong>to</strong>rm <strong>Music</strong>, 2012, 15/42:37) rg<br />

DR. WILL<br />

DIRT<br />

Rumpelrhythmen, Bluesgitarren, Reibeisenstimme:<br />

Der Münchner Dr. Will (Ex-Medicine<br />

Men) steht ganz in der Tradition des<br />

großen Dok<strong>to</strong>rs aus New Orleans: Dr. John.<br />

DIRT, Nachfolgewerk von SPEAK OF THE<br />

DEVIL, ist ein wahnwitziges Bluesalbum,<br />

das an vielen Stellen ausgetretene Pfade –<br />

und das Zwölftaktschema sowieso – verlässt.<br />

Willy DeVille und Captain Beefheart hätten<br />

ihre Freude daran gehabt.<br />

(Pepper Cake/Zyx, 2012, 13/<strong>50</strong>:40) frs<br />

ROB<br />

MAKE IT FAST, MAKE IT SLOW<br />

Das Album MAKE IT FAST, MAKE IT<br />

SLOW (1977) ist eine lange vergriffene Perle<br />

des ghanesischen Afro-Funkers Rob. Der<br />

Titeltrack, der über die Rare-Groove-Anthologie<br />

GHANA SOUNDZ viele Freunde<br />

Kurzvorstellungen<br />

gefunden hat, ist mit seinen Stöhnlauten eine<br />

unverhohlene Beischlafnummer. Für Fans<br />

von Fela Kuti und James Brown.<br />

(Soundway/Indigo, 1977, 8/33:51) frs<br />

THE KILKENNYS<br />

MEET THE KILKENNYS – LIVE<br />

Wer denkt denn bei Kilkenny gleich an<br />

Bier? Schließlich gibt es doch da noch das<br />

22.000-Seelen-Städtchen gleichen Namens<br />

im Herzen Irlands. Von dort kommen die<br />

Kilkennys, vier junge Männer, die mit ihren<br />

eher fröhlichen (bierseligen?) Liedern in<br />

der Tradition von Irish-Folkbands wie den<br />

Clancy Bro<strong>the</strong>rs und Dubliners stehen.<br />

Sláinte!<br />

(Pinorrekk/edel, 2012, 17/59:18) frs<br />

NAAM<br />

THE BALLAD OF THE<br />

STARCHILD<br />

Das New Yorker<br />

Quartett Naam wird<br />

als „spaciger, garagen-bluesiger<br />

Kraut-<br />

Psych” angepriesen.<br />

Auch wenn diese Bezeichnung<br />

ziemlich<br />

abgedreht klingt, sie trifft zu. Zum Sound<br />

der Band gehören dröhnende Gitarrenriffs<br />

à la The S<strong>to</strong>oges, space-rockige Ausflüge<br />

à la Hawkwind und Klang-Experimente à<br />

la Can. Höhepunkt auf THE BALLAD OF<br />

THE STARCHILD ist der über zehn Minuten<br />

lange Titeltrack.<br />

(Tee Pee/Ada Global, 2012, 5/26:39) frs<br />

TIM MCMILLAM<br />

ANGEL<br />

Weiche Gitarrenklänge, vielstimmiger Gesang,<br />

dazu Ukulele, Flöte und Streicher – der<br />

in Deutschland lebende Singer/Songwriter<br />

Tim McMillam entzieht sich auch auf AN-<br />

GEL einer eindimensionalen musikalischen<br />

Einordnung. Die Grundstimmung kommt<br />

aus dem Folk, die instrumentale Fingerfertigkeit<br />

passt eher zu Jazz, die Songstrukturen<br />

reichen von klassisch bis Prog-rockig, die<br />

rätselhaften Texte lassen Raum für Interpretation<br />

– Musik, die ihre Klasse vor allem<br />

beim konzentrierten Zuhören entfaltet.<br />

(T3 Records/Galileo <strong>Music</strong><br />

Communication, 2012, 14/42:02) tk<br />

WISE GUYS<br />

ZWEI WELTEN<br />

Mit Album Nummer elf ändern die Wise<br />

Guys zunächst nichts an ihrem erfolgreichen<br />

Rezept: klasse rhythmusunterstützter A-<br />

Capella-Gesang mit deutschen Texten, die<br />

einerseits humorvoll sind, andererseits zum<br />

Nachdenken anregen. Der zweite Teil enthält<br />

die gleichen Titel, jedoch voll instrumentiert,<br />

von Top-Musikern eingespielt und von den<br />

Wise Guys eingesungen. So kann jeder selbst<br />

entscheiden, welche dieser ZWEI WELTEN<br />

ihm mehr zusagt.<br />

(Polydor/Universal, 2012, 10/34:16) tk<br />

ANGELIQUE KIDJO<br />

SPIRIT RISING<br />

Nach elf Studio-Alben legt die Grande<br />

Dame der westafrikanischen Musik, Angelique<br />

Kidjo, nun mit SPIRIT RISING<br />

ihre erste Liveplatte vor. Nachdem an ihren<br />

letzten Werken Gaststars wie Peter<br />

Gabriel, Carlos Santana oder Joss S<strong>to</strong>ne<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55


CD<br />

REVIEWS<br />

beteiligt waren, begrüßt sie diesmal u.a.<br />

Branford Marsalis, Josh Groban und Ezra<br />

Koenig (Vampire Weekend). Neben eigenen<br />

Stücken interpretiert sie Cover-Songs<br />

wie “Gimme Shelter” von den S<strong>to</strong>nes und<br />

Marleys “Redemption Song”. Wem ihre<br />

jüngsten Alben studiotechnisch zu aufgepeppt<br />

waren, entdeckt hier wieder die etwas<br />

ungeschminktere Sängerin.<br />

(Wrasse/Harmonia Mundi, 2012,<br />

REDHAIR MOUNTAIN<br />

DEVILS<br />

SIMPLY FRIENDSHIP<br />

Pünktlich zum 20. Geburtstag der Band aus<br />

dem Siegerland haben die Redhair Mountain<br />

Devils mit SIMPLY FRIENDSHIP ein<br />

neues Album am Start. Erstmals im Studio<br />

dabei Sängerin Lorena Heide, deren Stimme<br />

die musikalischen Kreise gehörig erweitert:<br />

Carly Simons “You’re So Vain” leicht angerockt,<br />

16/65:23) frs<br />

ein gelassen bluesiges “Black Velvet”,<br />

“Nutbush City Limits” im Geiste von Ike &<br />

BRAD BROOKS<br />

Tina, Razorlights’ “Wire To Wire” als akustischer<br />

HARMONY OF PASSING LIGHT<br />

Mit Brad Brooks aus Power-Pop-Song – Rockmusik, wie sie<br />

Spaß macht!<br />

dem sonnigen Tucson,<br />

Arizona, erweitert das<br />

junge deutsche Americana-Label<br />

(www.rmdevils.de, 2012, 12/53:11)<br />

DAF<br />

us<br />

Cactus-<br />

EIN PRODUKT DER DEUTSCH-<br />

rock-Records<br />

seine AMERIKANISCHEN FREUND-<br />

(von Haus aus schon SCHAFT<br />

nicht ihtschmale) l)Bandbreite. Orches traler, fast<br />

schwelgerischer Dream-Pop, der aber immer<br />

Wer DAF noch<br />

als NDW-Combo<br />

wieder durch handfeste Country- und Folk-<br />

mit<br />

eingängigen<br />

Widerhaken auf den Boden der Tatsachen<br />

zurückgeholt wird, damit wird HARMONY<br />

OF PASSING LIGHT sowohl Pop- als auch<br />

Roots-Rockfans begeistern.<br />

Elektro-Popsongs<br />

wie “Der Mussolini”<br />

in Erinnerung<br />

hat, wird<br />

(Cactusrock-records, 2012, 11/48:20) us<br />

überrascht sein, wenn er deren Debütalbum<br />

SKY ARCHITECTS<br />

THE PROMISE OF TOMORROW<br />

Wenn sich ningelnde Gothic-Klampfen der<br />

80er mit Soundungetümen aus den 70ern<br />

paaren, entsteht Doom Pop. So wird zumindest<br />

das bezeichnet, was die Sky Architects<br />

auf THE PROMISE OF TOMORROW<br />

abliefern. Die vier Dänen schrammen nur<br />

knapp an der Schublade Prog-Rockband<br />

vorbei, sind im Wechsel zwischen melancholischen<br />

Verspiel<strong>the</strong>iten und <strong>to</strong>senden,<br />

metallischen Lärmattacken aber immer<br />

äußerst dynamisch. Wer vom Kampf des<br />

Alltags runterkommen will, kann hier sein<br />

Mütchen kühlen und ruhig ein bisschen<br />

traurig werden.<br />

(VME/Soulfood, 2012, 10/49:22) jub<br />

EAST 17<br />

DARK LIGHT<br />

Zwischen 1992 und 1997 stürmten East 17,<br />

die „britische Antwort auf die New Kids On<br />

The Block”, die Hitparaden und verkauften<br />

weltweit die gigantische Summe von rund 20<br />

Millionen Tonträgern. Als Trio kehren Tony<br />

Mortimer, John Hendy und Terry Coldwell<br />

jetzt mit DARK LIGHT ins Rampenlicht<br />

zurück, zeigen sich als gewiefte Kenner des<br />

Metiers, klingen gleichzeitig rockiger, gelassener<br />

und ausgereifter als je zuvor.<br />

(F.O.D. Records/H’Art, 2012, 10/35:38) tk<br />

GRAND DUCHY<br />

LET THE PEOPLE SPEEK<br />

Grand Duchy, das sind Pixies-Mastermind<br />

Frank Black und seine Ehefrau Viola Clark,<br />

die unter diesem Namen für jeden Ton und<br />

jedes Wort ihrer Werke selbst verantwortlich<br />

sind. War ihr 2009er Debüt PETITS<br />

FOURS schon eine wilde Sache, haben sie<br />

für LET THE PEOPLE SPEEK den musikalischen<br />

Wahnsinn bis zur Perfektion<br />

getrieben. Von schrill bis s<strong>to</strong>isch, von überdreht<br />

bis avantgardistisch, von Gitarrentrocken<br />

bis Syn<strong>the</strong>sizer-bunt geht es auf der<br />

Rock’n’Roll-Skala auf und ab.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2012, 15/66:11) us<br />

EIN PRODUKT DER DEUTSCH-AMERI-<br />

KANISCHEN FREUNDSCHAFT einlegt.<br />

Darauf sind 22 unbetitelte, lärmige Instrumentalnummern<br />

zu hören, für deren Sound<br />

man später den Ausdruck Noise-Rock prägte.<br />

Ähnlich schwer zugänglich wie Lou Reeds<br />

Krach-Orgie METAL MACHINE MUSIC<br />

und nur etwas für absolute Hardcore-Fans<br />

von DAF bzw. Industrial- oder Noise-Rock.<br />

(Bureau B/Indigo, 1979, 22/30:12) frs<br />

YARGOS<br />

MAGICAL KARMA<br />

Nur wenige Wochen nach Abschluss der<br />

Aufnahmen für dieses Album ist Yargos-<br />

Sänger Andrew McDermott (Ex-Treshold)<br />

im August 2011 vers<strong>to</strong>rben. So war es sicherlich<br />

keine ganz einfache Geschichte für den<br />

Rest der Band, MAGICAL KARMA jetzt zu<br />

veröffentlichen. Seit ihrem 2005er Debüt hat<br />

die Band um Gitarrist und Keyboarder Wieland<br />

Hofmeister ihren Hard Rock kontinuierlich<br />

weiterentwickelt, besonders gelungen<br />

die beiden progressiven Longtracks “Call<br />

Home” und “The Wolves Howled (And You<br />

Pray)”.<br />

(M2music/H’Art, 2012, 12/79:53) us<br />

REFUGEES<br />

THREE<br />

Schon das Debüt der Refugees war eine feine<br />

Sache, so starteten Cindy Bullens, Deborah<br />

Holland und Wendy Waldman die Aufnahmen<br />

für ihr neues Album mit gehörig Rückenwind.<br />

Drei erfahrene Songwriterinnen<br />

sorgen einzeln oder gemeinsam für die<br />

Musik, mit “Green Rocky Road” bauen sie<br />

geschickt ein Traditional ein, unverwechselbar<br />

auch ihr dreistimmiger Gesang sowie die<br />

größtenteils akustische Instrumentierung aus<br />

Gitarren, Dobro und Mandoline.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 11/42:19) us<br />

ALABAMA SHAKES<br />

BOYS & GIRLS<br />

Angepriesen als eine Mischung aus Kings<br />

Of Leon und Janis Joplin wird die Messlatte<br />

für das Debüt der Alabama Shakes ganz<br />

schön hochgelegt. Nach dem ersten Hören<br />

von BOYS & GIRLS legt sich die Euphorie<br />

dann aber wieder, realisiert man erfreut,<br />

dass hier nichts Außergewöhnliches, sondern<br />

schlicht und einfach gute Musik zwischen<br />

Soul, R&B und Blues-Rock geboten<br />

ist – und dass die Fangemeinde, angeführt<br />

von Kollegen wie Adele und Bon Iver, stetig<br />

anwachsen wird.<br />

(Beggars Group/Indigo, 2012, 11/36:33) tk<br />

BARBRA STREISAND<br />

A WOMAN IN LOVE –<br />

THE GREATEST HITS<br />

Natürlich lässt sich<br />

Barbra<br />

Streisands<br />

Karriere nicht auf<br />

eine CD komprimieren,<br />

doch beginnend<br />

mit “The Way We<br />

Were” aus dem Jahr<br />

1974 über die 80er-<strong>Jahre</strong>-Hits “Send In<br />

The Clowns” und “Woman In Love” bis<br />

zu “In The Wee Small Hours Of The Morning”<br />

aus dem Jahr 2009 verschafft A WO-<br />

MAN IN LOVE einen guten Überblick.<br />

Für Sammler besonders interessant die<br />

vier Duette mit Barry Gibb, Celine Dion,<br />

Donna Summer und Neil Diamond.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 18/74:17) us<br />

THE DANDY WARHOLS<br />

THIS MACHINE<br />

Mit einem Konzeptalbum melden sich die<br />

Dandy Warhols zurück. Im Kosmos des<br />

Science-Fiction-Au<strong>to</strong>rs Richard Morgan<br />

spielen die kurzen Episoden, die sich um<br />

vier Outlaws drehen, die plötzlich und unauffindbar<br />

verschwunden sind. Auch musikalisch<br />

dreht THIS MACHINE gewaltig<br />

auf, liefert von Glam-Rock mit Falsettgesang<br />

über Space-Rock à la Hawkwind bis<br />

zu Power-Brit-Pop ein breites (und wildes)<br />

Spektrum.<br />

(Naive/Indigo, 2012, 11/43:16) us<br />

AL ANDALUZ PROJECT:<br />

ABUAB AL ANDALUS<br />

LIVE IN MÜNCHEN 2011<br />

Dieses World-<strong>Music</strong>-Projekt, bei dem<br />

die im mittelalterlichen Spanien entstandene<br />

sephardische Musik im Mittelpunkt<br />

steht, bezieht seine Klasse aus der Vielfalt<br />

der Beteiligten. Drei Sängerinnen<br />

aus Spanien, Deutschland und Marokko<br />

entführen das Publikum mit Hilfe von<br />

virtuosen Musikern aus der ganzen Welt<br />

(an Instrumenten wie Drehleier, Saz, Tar,<br />

Quanum oder Lavta) zurück in eine längst<br />

vergangene Zeit, in eine Kultur, die bei<br />

uns noch so gut wie unbekannt ist. Auch<br />

visuell ein Augenschmaus, was die beiliegende<br />

DVD des Münchner Konzerts<br />

beweist.<br />

(Galileo <strong>Music</strong> Communication, 2012,<br />

15/78:58) us<br />

BLANK & JONES<br />

SO80S BILLY IDOL + SO80S<br />

CULTURE CLUB<br />

Die nächsten beiden Musiker, die Blank &<br />

Jones für ihre SO80S-Reihe in den Mittelpunkt<br />

einer eigenen CD stellen, sind<br />

Billy Idol und Boy George. Wie immer<br />

machte sich das Kölner DJ-Duo auf die<br />

Suche nach seltenen Extended-Mix-Versionen<br />

von 80er-<strong>Jahre</strong>-Krachern wie “Rebel<br />

Kurzvorstellungen<br />

Yell”, “Sweet Sixteen” oder “Flesh For<br />

Fantasy”, verpassten den Culture-Club-<br />

Hits “Time” sowie “Do You Really Want<br />

To Hurt Me” mit einem eigenen Mix einen<br />

frischen Anstrich.<br />

(EMM/EMI, 2012, 13/78:01 + 13/77:10) tk<br />

KATE CAMPBELL<br />

1000 POUND MACHINE<br />

“Boarding now, going South” singt Kate<br />

Campbell auf ihrem neuen Album, gibt<br />

die Richtung an, in die sie musikalisch<br />

unterwegs ist. Mit groovigem Soul, viel<br />

Piano und einem erdigen Sound geht die<br />

Reise von Nashville über Memphis nach<br />

New Orleans. Ein Ausflug, der ihr hörbar<br />

gut tut, der Freiräume gibt, die konsequent<br />

genutzt werden. So positioniert sie 1000<br />

POUND MACHINE so ziemlich in der<br />

Mitte zwischen Folk, Country, Soul und<br />

Blues, was es zu einem der abwechslungsreichsten<br />

ihrer Alben werden lässt.<br />

(Large River/Cargo, 2012, 11/39:45) us<br />

MICK FITZGERALD<br />

STILL LIVE<br />

Bis auf das Traditional “Black Is The Colour”<br />

hat der irische Schauspieler, Buchau<strong>to</strong>r<br />

und Songwriter Mick Fitzgerald alle<br />

Songs von STILL LIVE selbst verfasst.<br />

Gewohnt ruhig – manchmal lakonisch,<br />

manchmal tief emotional – erzählen seine<br />

musikalischen Kurzgeschichten von den<br />

irischen Gastarbeitern in England, vom<br />

Ende der Schulzeit oder vom (au<strong>to</strong>biografischen?)<br />

“Last Of The Iron Arsed Pub<br />

Balladeers”.<br />

(Claddagh, 2012, 10/34:53)<br />

us<br />

THE GERMAN BLUES<br />

PROJECT<br />

THROUGH THE STRORM<br />

Hinter dem German<br />

Blues Project<br />

stehen mit<br />

dem<br />

Powertrio<br />

Richie Arndt &<br />

The<br />

Bluenatics<br />

sowie dem Piano/<br />

Mundharmonika-Duo Georg Schroeter<br />

und Marc Breitfelder zwei in Blueskreisen<br />

bestens bekannte Acts. Wie gut sich diese<br />

Musiker ergänzen, wie jeder von ihnen<br />

seine individuelle Klasse einbringt, das<br />

zeigt vor allem die ungewöhnliche, achtminütige<br />

Adaption des Traditionals “Amazing<br />

Grace”. Daneben gibt es aber auch<br />

straighten Blues-Rock oder stimmungsvolle<br />

Stücke, bei denen Richie Arndt nur<br />

von einer Hammondorgel und einer akustischen<br />

Gitarre begleitet wird.<br />

(Fuego/Rough Trade, 2012, 10/52:21) tk<br />

TOM KELL<br />

THIS DESERT CITY<br />

Seit gut 30 <strong>Jahre</strong>n lebt Tom Kell in Los<br />

Angeles, THIS DESERT CITY ist seine<br />

Liebeserklärung an diese Stadt. Auch<br />

musikalisch passt er sich der Gegend an,<br />

Westcoast mit einer feinen Folk-Note<br />

gibt es zu hören. Zwei Cover-Versionen<br />

lockern seine eigenen Songs etwas auf,<br />

“Baby’s In Black” von Lennon/McCartney<br />

sowie eine der schönsten Interpretationen<br />

von “Don’t Let Me Be Misunders<strong>to</strong>od”.<br />

Erwähnenswert auch die<br />

hochklassige Studiocrew mit Greg Leisz,<br />

Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Don Heffing<strong>to</strong>n, Bob Glaub und<br />

Kenny Edwards.<br />

(17 Degrees/Import, 2012,<br />

10/39:17) us<br />

TOM T. HALL<br />

A GIFT FROM TOM T. HALL<br />

Country-Stars<br />

wie<br />

Johnny<br />

Cash,<br />

Loretta<br />

Lynn, Waylon<br />

Jennings<br />

und<br />

George<br />

Jones<br />

haben<br />

seine<br />

Lieder aufgenommen, auf A GIFT<br />

FROM ... konzentriert sich Tom T. Hall<br />

auf Songs, die er zusammen mit seiner<br />

Frau Dixie geschrieben hat. Dabei gelingen<br />

ihm starke Versionen dieser Titel,<br />

je älter er wird, des<strong>to</strong> interessanter<br />

klingt die Stimme. Cracks wie Glen<br />

Duncan an der Fiddle, der Ende März<br />

vers<strong>to</strong>rbene Earl Scruggs am Banjo oder<br />

Randy Kohrs an der Resona<strong>to</strong>r-Gitarre<br />

sorgen für lässiges Bluegrass-Feeling.<br />

(Blue Circle Records/Drumfire,<br />

2011, 12/43:19) us<br />

DAVID BEDFORD<br />

STAR’S END<br />

Digital remasterte Wiederveröffentlichung<br />

dieses bahnbrechenden Werkes<br />

von David Bedford, das 1974 sein Debüt<br />

für Virgin Records war. Das avantgardistische<br />

Klassikwerk wurde vom<br />

Royal Philharmonic Orchestra eingespielt,<br />

Mike Oldfield spielte Gitarre und<br />

Bass, Chris Cutler (von der britischen<br />

Jazz-Rockgruppe Henry Cow) Perkussion.<br />

Äußerst lesenswert auch der (englische)<br />

Booklet-Text von Sid Smith,<br />

der die Geschichte dieses Albums und<br />

seiner Protagonisten erzählt.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1974, 2/46:49) us<br />

DECAMERON<br />

SAY HELLO TO THE BAND<br />

Endlich erfährt auch diese Sternstunde<br />

der britischen Folkmusik ihre<br />

wohl- und längst verdiente Soundauffrischung.<br />

1973, als Dave Bell und<br />

John Coppin zusammen mit den frisch<br />

dazu gekommenen Al Fenn und Geoff<br />

March SAY HELLO TO THE BAND<br />

auf dem Vertigo-Label veröffentlichten,<br />

war es noch ein (kommerzielles) Wagnis,<br />

Folk mit progressiven Einflüssen<br />

anzureichern. Der Erfolg und dieses<br />

Album geben ihnen heute noch Recht.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1973, 10/42:25) us<br />

DECEMBERISTS<br />

WE ALL RAISE OUR VOICES<br />

TO THE AIR – LIVE 4.11–8.11<br />

Für alle, die sich bisher fragten, wie<br />

sich wohl der ä<strong>the</strong>rische Americana-<br />

Sound der Decemberists auf der Bühne<br />

anhören würde, dürfte dieser Live-<br />

Doppelpack eine Überraschung sein.<br />

Größtenteils akustisch klampfen, singen<br />

und schunkeln sich Band und Publikum<br />

durch die Songs die man zwar<br />

kennt, aber definitiv nicht in diesen<br />

Versionen. So macht ein Live-Album<br />

Spaß, das ist Musik, die von Herzen<br />

kommt. Wer hätte das bei dieser sonst<br />

so kühl wirkenden Band erwartet?<br />

(Beggars Group/Indigo, 2012,<br />

10/61:33, 10/59:27) us<br />

DEVIN<br />

ROMANCING<br />

Energiegeladen, rotzfrech und mit einer<br />

frischen Punk-Attitüde zeigt ein<br />

junger Mann namens Devin, dass es<br />

auch ohne medial gehypte Castingshows<br />

geht. Die wild romantischen<br />

Songs seines Debüts ROMAN CING<br />

hat der New Yorker selbst geschrieben,<br />

bei der Garagen-rockigen Umsetzung<br />

– ungefähr in der Mitte zwischen<br />

Iggy Pop und den New York<br />

Dolls – stand ihm mit Szene-Produzent<br />

Chris Zane ein erfahrener Mann<br />

zur Seite.<br />

(No Evil/Alive, 2012, 12/40:59) tk<br />

EROC<br />

WOLKENREISE II<br />

Fünf Versionen<br />

von<br />

“Wolkenreise”,<br />

zu unterschiedlichen<br />

Zeiten<br />

aufgenommen,<br />

prägen<br />

das neue<br />

Album von Joachim Ehrig, besser bekannt<br />

als Eroc. In bestechendem Klang<br />

geht es einmal quer durch das langjährige<br />

Reper<strong>to</strong>ire des Grobschnitt-<br />

Soundtüftlers, liefert WOLKENREISE<br />

II mit seinen schönsten Instrumentalstücken<br />

die idealen Vorlagen zum<br />

Träumen, Hinhören und Genießen.<br />

(Brain/Universal, 2012, 20/79:10) tk<br />

FEEDBACK<br />

NO LIES<br />

Natürlich ist „der rockende Abt”<br />

Notker Wolf, der schon zusammen<br />

mit Deep Purple für “Smoke On The<br />

Water” auf der Bühne stand, das Aushängeschild<br />

dieser Band. Doch musikalisch<br />

spielt die Konfession dann<br />

keine Rolle mehr, Feedback zeigen<br />

auf ihrem Zweitling NO LIES, wie<br />

gute Rockmusik klingt: Klassisch<br />

(“Rock’n’Roll Is King”), einfühlsam<br />

(“Perfect Girl”) oder wie purer<br />

Heavy Metal (“Rock The Border”).<br />

Starke Platte!<br />

(Transformer/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

12/<strong>50</strong>:28) us<br />

HUNGRYTOWN<br />

ANY FORGOTTEN THING<br />

Als Retro-Folk bezeichnet das Duo<br />

Hungry<strong>to</strong>wn, bestehend aus Rebecca<br />

Hall und Ken Anderson, seinen Stil.<br />

Was sie damit ausdrücken wollen, ist<br />

die konservative Herangehensweise<br />

an die Musik, da genügen den beiden<br />

traumhaft harmonisierenden Stimmen<br />

eine gezupfte Gitarre, etwas Piano und<br />

vorsichtige Verzierungen mit Glockenspiel,<br />

Mundharmonika oder Akkordeon.<br />

Auch ihr Songwriting bleibt diesem<br />

Stil treu, bei diesem Retro-Folk konzentriert<br />

sich alles auf die Musik – und<br />

die ist wunderschön!<br />

(Listen Here! Records/Import, 2012,<br />

12/37:03) tk<br />

Kurzvorstellungen<br />

JOE FLETCHER & THE<br />

WRONG REASONS<br />

WHITE LIGHTER<br />

Eine der schönsten Americana-Veröffentlichungen<br />

der letzten Zeit hat<br />

aktuell noch keinen deutschen Vertrieb<br />

gefunden – was nahelegt, dass da<br />

entweder nicht genau hingehört wird<br />

oder Qualität keine Rolle spielt. Egal,<br />

WHITE LIGHTER von Joe Fletcher &<br />

The Wrong Reasons wird seinen Weg<br />

gehen, so lakonisch trockene Songs,<br />

so voller Herzblut und Wüstenstaub<br />

umgesetzt, wer diese Scheibe einmal<br />

gehört hat wird begeistert sein!<br />

(Wrong Reason Records/Import,<br />

2012, 12/42:18) us<br />

MEECO<br />

BEAUTY OF THE NIGHT<br />

Für BEAUTY OF THE NIGHT hat der<br />

in Paris lebende Pianist und Produzent<br />

Meeco (bürgerlich Michael Christian<br />

Meier, geboren 1967 in Berlin) mit Romero<br />

Lubambo, Zé Manuel und Jaques<br />

Morelenbaum wichtige Vertreter der<br />

brasilianischen Jazzszene nach New<br />

York eingeladen, wo sie auf die dort<br />

lebenden, erfahrenen Musiker Buster<br />

Williams, Hubert Laws oder Eddie<br />

Henderson trafen. Zusammen entwickelten<br />

sie einen urbanen Latin-Sound,<br />

spielten alle Songs live ein. Die zweite<br />

CD ist Remixen sowie alternativen Versionen<br />

vorbehalten. Sehr interessant!<br />

(Connec<strong>to</strong>r Records/inakustik,<br />

2012, 8/48:22, 11/60:34) us<br />

WEST OF EDEN<br />

SAFE CROSSING<br />

Ein Konzeptalbum<br />

über<br />

Schiffswracks<br />

hört sich zugegebenermaßen<br />

nicht<br />

besonders<br />

einladend ld d an, doch was die schwedische<br />

Folkband West Of Eden daraus<br />

macht ist aller Ehren wert. Klasse<br />

Songs, die sich zwar wie Traditionals<br />

anhören, aber alle selbst verfasst sind,<br />

starker, wechselnder Leadgesang, exquisite<br />

musikalische Umsetzung in<br />

einem wunderbaren Klang – dicke<br />

Empfehlung für alle Folkfreunde.<br />

(West Of <strong>Music</strong>/Import, 2012,<br />

13/<strong>50</strong>:24) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

RADIO BEIRUT – SOUNDS<br />

FROM THE 21ST CENTURY<br />

„Beirut is back on <strong>the</strong> map”, diese<br />

Schlagzeile aus der „Financial Times”<br />

gibt das Mot<strong>to</strong> der jungen Musikszene<br />

der libanesischen Hauptstadt vor. Da es<br />

in Beirut aber keine Label-, Vertriebsund<br />

Marketingstrukturen gibt, spielen<br />

die privaten Radiosender Beiruts die<br />

Hauptrolle in dieser Szene. Wie Pilze<br />

schießen alternative Bands, die arabische<br />

Melodieführungen mit Jazz, Rock oder<br />

Elektrobeats verbinden, aus dem Boden<br />

– die wichtigsten versammelt RADIO<br />

BEIRUT, das somit zum Botschafter<br />

21.<br />

präsentiert das<br />

Blues<br />

Festival<br />

Schöppingen<br />

Münsterland<br />

Lucky & Tamara Peterson<br />

& Band<br />

(USA)<br />

Henrik Freischlader &<br />

Gary Moore´s Blues Line Up<br />

(D/GB)<br />

Kenny Neal Band<br />

(USA)<br />

Keith B. Brown Trio<br />

(USA-F)<br />

Shane Dwight & Band<br />

(USA)<br />

Delta Moon<br />

(USA)<br />

The Hackensaw Boys<br />

(USA)<br />

Cee Cee James Band<br />

(USA)<br />

Ben Poole Band<br />

(GB)<br />

The Mason Rack Band<br />

(USA)<br />

and more...<br />

Sa 26. und So 27. Mai 2012<br />

dieser faszinierenden Klänge wird.<br />

(Galileo, 2012, 18/57:43) us<br />

Das 2-Tagesticket (begrenztes Kontingent) wird im Vorverkauf<br />

nur 49,- € (inkl. Vvk-Gebühr) kosten. Es kann nur<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57<br />

über die Homepage „www.kulturring-schoeppingen.de“<br />

gebucht werden.


* Fordern Sie noch heute Ihr kostenloses<br />

Original-Probeexemplar an unter:<br />

Oldie-Markt · Gellertstraße 5 · D-90409 Nürnberg<br />

oder per eMail unter: info@plattensammeln.de<br />

Gratis<br />

Probeheft*<br />

anfordern!<br />

In jedem Heft über 5.000 Platten<br />

Größter Auktionsteil weltweit<br />

S<strong>to</strong>ries mit den ausführlichsten<br />

Diskografien weltweit<br />

Jedes Heft mit 60 Plattenkritiken<br />

Die Termine der monatlichen<br />

Schallplattenbörsen<br />

His<strong>to</strong>rischer Teil in der Heftmitte<br />

DVD<br />

REVIEWS<br />

MOTHER’S FINEST<br />

LIVE AT ROCKPLAST<br />

Den Gründern dieser<br />

Band – dem<br />

Ehepaar<br />

Joyce<br />

„Baby Jean” Kennedy<br />

und Glen „Doc”<br />

Murdoch – ging es<br />

bei Mo<strong>the</strong>r’s Finest<br />

darum, schwarzen<br />

Funk und weißen<br />

Rock’n’Roll zu verbinden.<br />

Heute kein Problem mehr, in den<br />

70er <strong>Jahre</strong>n war es in den USA um einiges<br />

komplizierter so zu agieren, daher nutzte<br />

die Band jede Chance, auch außerhalb der<br />

Staaten aufzutreten. Als Mo<strong>the</strong>r’s Finest<br />

am 4. März 1978 die zweite „Rockpalast”-<br />

Nacht in der Essener Grugahalle eröffneten,<br />

waren sie eine unbekannte Größe,<br />

danach hatten sie Kultstatus! Die ungestüme<br />

Performance von Titeln wie “Baby<br />

Love”, “I’m Gonna Give You All The<br />

Love” und “Mickey’s Monkey” überwältigte<br />

das nichtsahnende Publikum. Ganz<br />

anders natürlich die Voraussetzungen für<br />

das zweite Konzert dieser DVD: 2003<br />

waren Mo<strong>the</strong>r’s Finest – fast im Original-<br />

Line-Up! – wieder zu Gast beim „Rockpalast”,<br />

auf Burg Satzvey ging es natürlich<br />

nicht mehr ganz so wild zu wie 1978, dafür<br />

spielten sie aber neben ihren Klassikern<br />

auch zahlreiche neue Songs.<br />

(MiG/Intergroove, 2012, 159 Min.) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

WILLIAM S. BURROUGHS –<br />

A MAN WITHIN<br />

Im Mittelteil von<br />

Yony Leysers Dokumentarfilm<br />

„William<br />

S. Burroghs<br />

– A Man Within”<br />

sieht man quasi<br />

wie in einem Fo<strong>to</strong>-<br />

Album, wie Rockstars<br />

den Au<strong>to</strong>ren<br />

hofiert haben: Auf<br />

Bildern steht tht er neben u.a. Mick Jagger,<br />

Kurt Cobain, Bono und Sting. Burroughs<br />

(1914 –1997), mit Allen Ginsberg und Jack<br />

Kerouac bekanntester Vertreter der „Beat<br />

Generation”, ist ohne Zweifel eine Ikone der<br />

Pop-Kultur: Sein Konterfei reiht sich ein ins<br />

Gruppenfo<strong>to</strong> auf dem SGT. PEPPER’S-Cover;<br />

zahlreiche Rockbands benannten sich<br />

nach seinen Werken, u.a. Steely Dan und<br />

Soft Machine. In Leysers gut recherchierter<br />

und handwerklich hervorragender Doku<br />

kommen zahlreiche Weggefährten und<br />

Freunde Burroughs‘ zu Wort – neben Au<strong>to</strong>ren<br />

und Regisseuren auch Musiker wie Iggy<br />

Pop, Patti Smith, Laurie Anderson, Sonic<br />

Youth und Jello Biafra (Dead Kennedys).<br />

Im Gegensatz zu dem eher von den Hippies<br />

bewunderten Ginsberg stand der Ex-Junkie<br />

Burroughs aufgrund seines Nonkonformismus<br />

und Zynismus in der Punk-Bewegung<br />

hoch im Kurs. „A Man Within” ist aber bei<br />

weitem mehr als das Abfeiern eines Kultau<strong>to</strong>rs;<br />

der Film macht auch um unbequeme<br />

Wahrheiten keinen Bogen, etwa den tödlichen<br />

Unfall, bei dem seine Ehefrau ums<br />

Leben kam: Burroughs erschoss sie volltrunken<br />

bei einem „Wilhelm-Tell-Spiel”.<br />

(GoodMovies/Indigo, 2012, 87 Min. +<br />

78 Min. Extras) frs<br />

TEN YEARS AFTER<br />

LIVE PERFORMANCE 1975<br />

1975, also in dem<br />

Jahr, in dem diese<br />

grobkörnigen<br />

Schwarz/Weiß-<br />

Aufnahmen<br />

entstanden,<br />

löste sich<br />

die britische Blues-<br />

Rockband Ten Years<br />

After auf. Seit ihrer<br />

Gründung Ende der<br />

60er <strong>Jahre</strong> erspielte ilt sie sich einen hervorragenden<br />

Liveruf, der sich vor allem<br />

auf die Qualitäten von Sänger und Gitarrist<br />

Alvin Lee stützte. Auch dass ihr “I’m<br />

Going Home” sowohl auf dem Soundtrack<br />

des Woods<strong>to</strong>ck-Festivals als auch<br />

im gleichnamigen Film auftauchte, befeuerte<br />

diesen legendären Status. Wer die<br />

Woods<strong>to</strong>ck-Aufnahmen kennt, weiß was<br />

ihn auf LIVE PERFORMANCE 1975 erwartet:<br />

Wenn Ten Years After eine Bühne<br />

betreten gibt es harten, schnellen Blues-<br />

Rock zu hören, auf elegante Feinheiten<br />

wird generös verzichtet. Unerklärlich, ja<br />

fast schon ärgerlich dagegen, warum auf<br />

dem Coverbild der DVD mit Joe Gooch<br />

der Nachfolger von Alvin Lee abgebildet<br />

ist, unglaublich!<br />

(XXL Media/Bellaphon, 2012, 87 Min.) tk<br />

THE B-52S<br />

WITH THE WILD CROWD!<br />

„Live In A<strong>the</strong>ns,<br />

Georgia” heißt der<br />

Untertitel dieses Mitschnitts<br />

des B-52s-<br />

Konzerts 34 <strong>Jahre</strong><br />

nach dem Bühnendebüt<br />

in ihrer Heimatstadt<br />

in Ton und<br />

Bild, der auf CD<br />

bereits einige Zeit<br />

vorliegt (<strong>GoodTimes</strong> 6/2011). Festgehalten<br />

ist auf der DVD die komplette Show (= drei<br />

Songs mehr) der Truppe, die sich bis heute<br />

als Partyband versteht – und eine solche Feier<br />

zelebrierte sie mit ihren Fans im Februar<br />

2011. Die Damen im eher schrillen Outfit,<br />

kräftig geschminkt, die Herren in gediegeneren<br />

Klamotten, Hit folgt auf Hit – und<br />

das besondere Verdienst der Georgianer wird<br />

einmal mehr deutlich: Sie verstanden es, Art,<br />

Pop und Punk new wavig zu vereinen und<br />

mit traumhaft harmonischen Gesangslinien<br />

zu garnieren. Als Bonus der ersten DVD<br />

der Band ist ein halbstündiges Interview zu<br />

sehen, nachdem sie auf der Bühne ebenso<br />

ausgeflippt waren wie ihre vielen Fans davor.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 131 Min.) pro<br />

CHRIS NORMAN<br />

TIME TRAVELLER TOUR LIVE IN<br />

CONCERT GERMANY 2011<br />

Für seine „Time-<br />

Traveller-Tour”<br />

hat<br />

Chris Norman ein<br />

knapp zweistündiges<br />

Set<br />

zusammengestellt,<br />

nimmt sein Publikum<br />

mit auf eine<br />

Reise quer durch<br />

sein<br />

Gesamtwerk.<br />

Klar dominieren da<br />

die alten Smokie-Songs, S verbindet man Hits<br />

wie “Needles and Pins”, “If You Think You<br />

Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

DVD – Blu-ray<br />

Know How To Love Me”, “Living Next<br />

Door To Alice”, “Oh Carol” oder “Don’t<br />

Play Your Rock & Roll To Me” immer noch<br />

mit Normans rau-romatischer Stimme. Außerdem<br />

haben seine zwischenzeitlich 14<br />

Solo-Alben den einen oder anderen Hit erbracht,<br />

dazu beweist er seine Klasse mit Cover-Versionen<br />

von “Get It On”, “The Boxer”,<br />

“I Can’t Dance” oder “Sweet Caroline”. Gerade<br />

diese Mischung aus Alt und Neu, aus<br />

wehmütigen Erinnerungen und neuen Eindrücken<br />

lässt diesen Konzertmitschnitt zu<br />

einem kurzweiligen Genuss werden.<br />

(Chris Norman Enterprises/Intergroove,<br />

2012, 118 Min.) tk<br />

JOE BONAMASSA<br />

BEACON THEATRE – LIVE FROM<br />

NEW YORK<br />

Natürlich begeistert<br />

der hyperaktive Joe<br />

Bonamassa<br />

durch<br />

Gitarrenspiel<br />

und<br />

Songs, aber ganz<br />

ehrlich: Den Reiz<br />

dieses Konzertmitschnitts<br />

aus dem<br />

New Yorker Beacon<br />

Theatre (4./5.<br />

November 2011) machen die Gäste aus:<br />

also Duettpartnerin Beth Hart, mit der er<br />

ja eine ganze CD aufgenommen hat und<br />

die zweimal zum Zuge kommt, sowie die<br />

Herren John Hiatt und Paul Rodgers (beide<br />

ebenfalls zweimal). An der Soundgüte gibt<br />

es ebenso wenig auszusetzen wie an der<br />

der Bilder – je größer der Bildschirm und<br />

kräftiger die Boxen, des<strong>to</strong> genussreicher<br />

wird der Konsum dieser Show. Dazu kommen<br />

eine Bonus-DVD mit drei Extratracks,<br />

einem Kurzfilm und einer Bildergalerie<br />

sowie ein außergewöhnlich reichhaltiges,<br />

satt bebildertes Booklet mit Liner-Notes<br />

des Künstlers. Und auch das Set überzeugt,<br />

weil Bonamassa eher selten Gespieltes und<br />

originelle neue Cover-Versionen bot.<br />

(Provogue/Rough Trade, 2012,<br />

152 Min.) pro<br />

GRATEFUL DEAD<br />

DAWN OF THE DEAD<br />

Grateful Dead waren<br />

zweifelsohne<br />

die zentrale Band<br />

der San-Francisco-<br />

Szene Ende der 60er<br />

<strong>Jahre</strong>. Die Hippie-<br />

Formation um den<br />

Gitarristen Jerry<br />

Garcia war jedoch<br />

so eng mit dem Rest<br />

der bunten Flower-Power-Welt verwoben,<br />

dass sie ohne andere Westcoast-Combos<br />

wie Jefferson Airplane, Big Bro<strong>the</strong>r & The<br />

Holding Company und die Charlatans kaum<br />

denkbar ist. Die Filmdoku „Dawn Of The<br />

Dead: The Grateful Dead And The Rise Of<br />

The San Francisco Underground” ist denn<br />

auch mehr als die Biografie einer einzigen<br />

Band. Sie setzt Garcia & Co. in den Kontext<br />

der damaligen gesellschaftlichen und musikalischen<br />

Umbrüche und lässt in vielen Interviews<br />

neueren Datums Bandmitglieder,<br />

Weggefährten und Rockkritiker zu Wort<br />

kommen, darunter den ehemaligen Dead-<br />

Manager Rock Scully, Dead-Keyboarder<br />

Tom Constanten, Charlatans-Sänger/Gitar-


DVD<br />

REVIEWS<br />

rist Mike Wilhelm und Big-Bro<strong>the</strong>r-Gitarrist<br />

Peter Albin (der in Prä-Dead-Zeiten mit<br />

Garcia in einer Combo spielte). Musik gibt<br />

es in der über zweistündigen Doku, die die<br />

frühen <strong>Jahre</strong> 1965 bis 1970 abhandelt, eher<br />

wenig zu hören, dafür aber viele O-Töne<br />

und S<strong>to</strong>rys von Zeitzeugen. Der 1995 vers<strong>to</strong>rbene<br />

Garcia wird per Archiv-Interviews<br />

„hinzugeschaltet”. Insgesamt erhält man<br />

einen gründlichen, tiefen Einblick in eine<br />

bewegte Zeit. Vorausgesetzt man beherrscht<br />

die englische Sprache, denn die DVD<br />

kommt ohne Untertitelung.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 2012,<br />

138 Min.) frs<br />

THE JEFF HEALEY BAND<br />

LIVE IN BELGIUM<br />

Als Jeff Healey nach<br />

der Veröffentlichung<br />

seines dritten Albums<br />

FEEL THIS<br />

1993 <strong>to</strong>urte, hatte er<br />

erstmals einen Keyboarder<br />

(Washing<strong>to</strong>n<br />

Savage) und zwei<br />

Chorsängerinnen<br />

(Mischke<br />

Butler,<br />

Toucu) mit auf der Bühne stehen, was für<br />

eine erfreuliche Anreicherung seines Sounds<br />

sorgte. Im Juli gastierte der blinde Kanadier<br />

beim Peer Blues Festival im belgischen Peer<br />

und stimmte dabei die für ihn typische Mischung<br />

aus überwiegend eigenen Songs und<br />

einigen Fremdvorlagen (“While My Guitar<br />

Gently Weeps”/George Harrison, “Roadhouse<br />

Blues”/Doors; “Angel Eyes”/John<br />

Hiatt, bei dem Healey zur Akustikgitarre<br />

griff!) an, brillierte mit seinem gefühlvollen<br />

Gitarrenspiel – und das Ganze explodierte<br />

förmlich, als er mit “Baby’s Lookin’ Hot”<br />

loslegte. Eine gelungene Erinnerung, zumal<br />

mit der DVD auch eine identische CD-Fassung<br />

mitgeliefert wird.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 82 Min.) pro<br />

HANNES WADER &<br />

KONSTANTIN WECKER<br />

WADER WECKER VATER LAND<br />

Beide zählen sie<br />

zu den bekanntesten<br />

deutschen Liedermachern,<br />

doch<br />

Hannes Wader und<br />

Konstantin Wecker<br />

können unterschiedlicher<br />

kaum sein:<br />

hier der kühle, reservierte,<br />

Gitarre<br />

zupfende Norddeutsche, der am liebsten<br />

alleine auf der Bühne steht; dort der lebensfrohe,<br />

extrovertierte, Klavier spielende<br />

Bayer, der volltönende Begleitarrangements<br />

liebt. Und dennoch gehen die<br />

beiden befreundeten Sänger seit zwölf<br />

<strong>Jahre</strong>n gemeinsam auf Tournee. Während<br />

ihrer 2010er Konzertreise begleitete sie<br />

der Regisseur Rudi Gaul mit seinem Team<br />

und drehte den Film „Wader Wecker Vater<br />

Land”. Die Musikdokumentation, die 2011<br />

den Publikumspreis beim Filmfest München<br />

erhielt, ist ein kleines Meisterwerk<br />

des Genres. Sie steckt voller intensiver<br />

Momente; am Ende hat man das Gefühl, in<br />

den alten Barden zwei gute Freunde gefunden<br />

zu haben. Zahlreiche Interviews, Bühnen-<br />

und Tour-Impressionen sowie Archivaufnahmen<br />

nehmen mit auf eine zwischen<br />

Heiterkeit und Melancholie schwankende<br />

Reise durch zwei bewegende, künstlerisch<br />

wie politisch nicht immer gerade verlaufenen<br />

Lebensgeschichten. Extras: u.a.<br />

nicht verwendete Szenen.<br />

(Zorro/Indigo, 2012, 90 Min. +<br />

22 Min. Extras) frs<br />

RINGO STARR &<br />

THE ROUNDHEADS<br />

LIVE<br />

Naja, den Clown gibt<br />

Ringo Starr heute<br />

noch gern und hampelt<br />

entsprechend<br />

über die Bühne,<br />

streckt seine Finger<br />

begeistert wie einst<br />

Churchill V-mäßig<br />

in die Luft. So auch<br />

im altehrwürdigen<br />

Genesee Theatre in Waukegan, Illinois, wo<br />

er 2005 im „Soundstage”-Rahmen auftrat.<br />

Angaben zu Zeitpunkt und Mitmusikern<br />

(Leadgitarre: Steve Dudas, Drums: Greg<br />

Bissonette) fehlen bei der kärglichst ausgestatteten<br />

DVD ebenso wie Bonus-Material,<br />

so dass es bei 56 Minuten Musik bleibt.<br />

Natürlich stimmte der singende Drummer<br />

reichlich (und die seit <strong>Jahre</strong>n meist gleichen)<br />

Beatles-Songs an (“Yellow Subma rine”,<br />

“Oc<strong>to</strong>pus’s Garden”, “I Wanna Be Your<br />

Man”, “Don’t Pass Me By”, “With A Little<br />

Help From My Friends”), dazu seine Solo-<br />

Erfolge von “Pho<strong>to</strong>graph” und “Back Of<br />

Boogaloo” über “Act Naturally”, “It Don’t<br />

Come Easy” bis zu “Choose Love” oder<br />

“Memphis In Your Mind” – alles kommt unterhaltsam,<br />

ohne große Inspirationsansprüche.<br />

Es war schlicht eine Fun-Night, wie es<br />

die Amerikaner nennen, zu der auch Colin<br />

Hay beitrug, der als Gast mit den Roundheads<br />

seinen Men-At-Work-Hit “Who Can<br />

It Be Now” anstimmte, bei dem Saxer James<br />

Perkins am stärksten beeindruckte.<br />

(Image/Universal, 2012, 56 Min.) pro<br />

THIN LIZZY<br />

LIVE AT THE NATIONAL<br />

STADIUM DUBLIN<br />

Während der „Fighting<br />

Tour” gastierten<br />

Thin Lizzy am 10.<br />

Dezember 1975 in der<br />

Besetzung mit Phil<br />

Lynott (voc, b), Scott<br />

Gorham (g), Brian<br />

Robertson (g) und<br />

Brian Downey (dr) in<br />

Dublin im National<br />

Stadium, einer 2000 Zuschauer fassenden Ex-<br />

Boxarena in der irischen Hauptstadt. Viele<br />

der Performances ähneln bereits erhältlichen,<br />

doch auch ein paar eher selten gespielte Nummern<br />

sind im einstündigen Programm dabei<br />

(“It’s Only Money”, “Wild One”), das gut ein<br />

halbes Jahr später in zwei Hälften gestückelt<br />

im irischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.<br />

Sound und Bild der DVD sind okay, angesichts<br />

des Alters vertretbar. Den speziellen<br />

Reiz dieser DVD machen zwei Bonus-Teile<br />

aus. Da wäre zum einen die gelungene, fast<br />

einstündige Doku „Renegade: The Philip Lynott<br />

S<strong>to</strong>ry” (Interviews, im Zentrum steht die<br />

Roadcrew; verschieden lange Songschnipsel).<br />

Zum anderen die Doku „The Sun Goes<br />

DVD – Blu-ray<br />

Down: Farewell Irish Tour”, die acht <strong>Jahre</strong><br />

später stattfand – beides erstmals auf DVD erhältlich<br />

und sehenswert (und mit hilfreichen<br />

deutschen Untertiteln). Und schließlich gibt’s<br />

noch zwei in TV-Shows live gespielte Songs,<br />

ausgesprochene Raritäten.<br />

(Universal, 2012, 145 Min.) pro<br />

IRON MAIDEN<br />

EN VIVO<br />

Die Reihe an DVD-<br />

Veröffentlichungen<br />

der britischen Metal-<br />

Veteranen ist mittlerweile<br />

fast unüberschaubar,<br />

doch sie<br />

haben eines gemeinsam:<br />

Bislang war kein<br />

Negativausreißer dabei.<br />

Was auch für EN<br />

VIVO gilt, den Mitschnitt aus der chilenischen<br />

Hauptstadt Santiago. Dort traten die immer<br />

noch vor Energie strotzenden Bruce Dickinson,<br />

Steve Harris & Co. am 10. April 2011 im Rahmen<br />

ihrer „Final Frontier Tour” auf, die 98 Gastspiele<br />

in 36 Ländern vor über zwei Millionen<br />

Fans umfasste. Die Gigan<strong>to</strong>manie von Maiden-<br />

Shows erreichte einen neuen Höhepunkt, ohne<br />

zu überdrehen – und den Filmemachern ist es<br />

gelungen, die Atmosphäre des Abends exzellent<br />

einzufangen, auch mit Hilfe des Splitscreenverfahrens,<br />

mit vielen, aber nicht zu hektischen<br />

Schnitten. Musikalisch gibt es bei den britischen<br />

Über-Profis eh kaum etwas auszusetzen, und<br />

das Set unterschied sich durch die Berücksichtigung<br />

genügend neuer Songs so von früheren,<br />

dass Maiden-Fans um einen Erwerb nicht herumkommen.<br />

Zumal die Bonus-DVD mit der<br />

Dokumentation „Behind The Beast” interessante<br />

Einblicke hinter die Tourneekulissen (und<br />

in die Boeing, mit der Dickinson die gesamte<br />

Truppe pilotierte) gewährt.<br />

(EMI, 2012, 222 Min.)<br />

pro<br />

SIMPLY RED<br />

LIVE AT MONTREUX 2003<br />

Natürlich<br />

waren<br />

Simply Red, einer<br />

der erfolgreichsten<br />

Soul-Exporte Großbritanniens,<br />

nicht<br />

nur einmal beim<br />

prestigeträchtigen<br />

Montreux Jazz Festival<br />

zu Gast. Im<br />

Jahr 2003 machten<br />

sie in der Schweiz Station, um ihr Platinveredeltes<br />

Album HOME vorzustellen.<br />

Neben zahlreichen Stücken aus diesem<br />

Werk hatten sie aber auch die Songs mit<br />

im Gepäck, mit denen sie im Laufe ihrer<br />

langen Karriere ihre größten Erfolge<br />

feierten. Ein bestens aufgelegter Mick<br />

Hucknall sang sich langsam, aber sicher<br />

in Stimmung, brachte klasse Liveversionen<br />

von “Come To My Aid”, “Something<br />

Got Me Started”, “Holding Back<br />

The Years” und “Money’s Too Tight To<br />

Mention”. Als Bonus-Dreingabe enthält<br />

die mit glasklaren Bildern und makellosem<br />

Ton beeindruckende DVD dann<br />

noch sieben Titel von ihrem 2010er Montreux-Besuch,<br />

die sie sieben <strong>Jahre</strong> zuvor<br />

nicht im Programm hatten, herausragend<br />

die traumhafte Livefassung von “If You<br />

Don’t Know Me By Now”.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 124 Min.) tk<br />

Hypertension 1/4 hoch<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 59


Books For You<br />

The Kinks – Die S<strong>to</strong>ry<br />

Jethro Tull Over Germany<br />

Von Nick Hasted<br />

2012, Bosworth Musikverlag<br />

ISBN 978-3-86543-698-6<br />

327 Seiten<br />

22,<strong>50</strong> €<br />

S<br />

eitdem in den<br />

achtziger <strong>Jahre</strong>n<br />

gleich drei interessante<br />

Kinks-<br />

Biografien<br />

(von<br />

Johnny<br />

Rogan,<br />

John Mendelsohn<br />

und Jon Savage)<br />

erschienen waren,<br />

ist die Band, die<br />

immerhin mit den<br />

Beatles,<br />

<strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes und Who zu den Meilensteinen des<br />

britischen Beat-Booms gehört, von Rock-<br />

Au<strong>to</strong>ren sträflich vernachlässigt worden.<br />

Einzig die Au<strong>to</strong>biografien der Davies-Brüder<br />

in den 90er <strong>Jahre</strong>n bildeten die subjektiven<br />

Erlebnisse und Emotionen im Kinks-Lager<br />

ab. Drohen die schwierigen Kinks, die sich<br />

während ihrer Karriere oft genug selber im<br />

Weg standen, in Vergessenheit zu geraten?<br />

Mit Nick Hasteds „The Kinks – Die S<strong>to</strong>ry” ist<br />

endlich wieder ein aktuelles, sehr gut recherchiertes<br />

Buch über die Band im Handel. Und<br />

das Beste ist, dass es jetzt auch in deutscher<br />

Übersetzung erschienen ist. Neben recht<br />

aktuellen Interviews des Au<strong>to</strong>rs mit den Ur-<br />

Kinks Ray und Dave Davies, Drummer Mick<br />

Avory sowie dem Bruder des vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Bassisten Pete Quaife und anderen wichtigen<br />

Begleitern, wurden auch viele bisher<br />

unveröffentlichte Quellen aus Fremdinterviews<br />

für „Die S<strong>to</strong>ry” verwendet. So dürften<br />

sogar Kennern der Kinks-Geschichte<br />

hier noch neue Einsichten, wie etwa über<br />

Pete Quaifes problematische Beziehung zu<br />

den Davies-Brüdern, vermittelt bekommen.<br />

Hasted verbindet die turbulente, von vielen<br />

Höhen und Tiefen geprägte Bandgeschichte,<br />

Analysen zu den musikalischen Meilensteinen<br />

und Errungenschaften („Waterloo<br />

Sunset” und das Album THE VILLAGE<br />

GREEN PRESERVATION SOCIETY) wie auch<br />

die komplizierten Psychen der Protagonisten<br />

zu einer fesselnden Geschichte. Zwar konnte<br />

auch hier Vieles nur angeschnitten werden,<br />

doch sogar die von allen frühen Kinks-<br />

Biografen kaum beachtete oder gering geschätzte<br />

Konzeptalben-Phase und das mit<br />

Hard-Rock-Alben eingeläutete kommerzielle<br />

Comeback in den USA werden hier zum ersten<br />

Mal gut ausgeleuchtet. Die Beschreibung<br />

im Bucheinband übertreibt dieses Mal nicht:<br />

In der Tat ist Nick Hasteds Kinks-S<strong>to</strong>ry „ein<br />

faszinierend geschriebener Überblick über 30<br />

<strong>Jahre</strong> kreatives Chaos”.<br />

csw<br />

Von Wolfgang und Kevin Thomas<br />

2011, Verlag Siegener Rock-Museum<br />

ISBN 978-3-00037-254-4<br />

258 Seiten<br />

39,00 €<br />

D<br />

er Name<br />

Wolfgang<br />

Thomas<br />

dürfte vielen<br />

Musikfans<br />

ein Begriff<br />

sein, denn<br />

der Au<strong>to</strong>r hat<br />

in den Neunzigern<br />

mit<br />

„The <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes Over<br />

Germany” ein hochgelobtes<br />

Standardwerk<br />

verfasst. Offensichtlich hat Thomas seine<br />

Musikbegeisterung und seine journalistischen<br />

Fähigkeiten seinem Sohn Kevin vererbt,<br />

der hier als Co-Au<strong>to</strong>r in Erscheinung<br />

tritt. Es hätte wohl kaum einen besseren<br />

Veröffentlichungstermin als jetzt geben<br />

können, tummeln sich doch Ian Anderson<br />

und seine Mannen mit THICK AS A<br />

BRICK 2 wieder in allen Gehörgängen. Die<br />

musikalische Qualität des Albums spiegelt<br />

sich in dem großformatigen Buch, gedruckt<br />

auf hochwertigem Papier, wider,<br />

dessen Untertitel „Fo<strong>to</strong>s und Geschichten<br />

aus über vier Jahrzehnten” Programm ist.<br />

Nach einer Einleitung, durch die Thomas<br />

die Leser auf das Buch einstimmt, beginnt<br />

seine Reise beim Tull-Auftritt 1970 in der<br />

Frankfurter Jahrhunderthalle und endet<br />

bei einem Auftritt 2012 und einer Besprechung<br />

des eben genannten Albums. Auf<br />

den Zwischenstationen dokumentieren die<br />

Au<strong>to</strong>ren alle erdenklichen Aspekte und den<br />

großen Einfluss, den der Flötenderwisch in<br />

Deutschland hinterlassen hat. Interviews<br />

mit Zeitzeugen, viele Abbildungen von seltenen<br />

Plattencovern, Eintrittskarten, Memorabilia,<br />

Zeitungsausschnitten und klasse<br />

Interviews mit Anderson selbst zeichnen ein<br />

atmosphärisches Bild, das durch Gespräche<br />

mit Musikern, die durch Jethro Tull inspiriert<br />

wurden, ergänzt wird. Wichtige Komponenten,<br />

die die Gesamtkomposition des<br />

Prachtbandes zusätzlich verstärken, sind<br />

das geschickte Layout und – die traumhaften<br />

Fo<strong>to</strong>s von Anderson und seinen<br />

Musikern, da hier alle musikalischen Phasen<br />

Tulls optisch verdeutlicht werden. Von der<br />

ganz wilden Zeit in den Siebzigern über die<br />

etwas kühle Periode von UNDER WRAPS bis<br />

zu den galanten Nullern bieten die Au<strong>to</strong>ren<br />

den Fans eine wahre Augenweide. Mit Abstand<br />

eines der schönsten Musikbücher aus<br />

Deutschland in den letzten <strong>Jahre</strong>n. fl<br />

Vom Mississippi zum Mainstream:<br />

Robert Johnson und die Erfindung des Blues<br />

Von Elijah Wald<br />

2012, Rogner & Bernhard bei<br />

Zweitausendeins, Berlin<br />

ISBN 978-3-80771-079-2<br />

432 Seiten, zahlr. Abb.<br />

Hardcover mit Schutzumschlag<br />

19,95 €<br />

D<br />

er Schatten<br />

der Sechssaitigen<br />

zeigt<br />

Teufelshörner,<br />

vom<br />

Korpus<br />

ringelt<br />

sich<br />

ein<br />

Teufelsschwanz.<br />

Da<br />

wird wohl doch<br />

wieder die alte<br />

„Crossroads”-<br />

Kiste<br />

ausgepackt,<br />

nach der<br />

Robert Johnson um Mitternacht an einem<br />

Kreuzweg in den Sümpfen seine Seele an<br />

Satan verkauft haben soll, um ein begnadeter<br />

Bluesgitarrist zu werden; ein Pakt,<br />

der schließlich zu seinem frühen Tod mit<br />

27 <strong>Jahre</strong>n geführt haben soll. Okay, zumindest<br />

das Cover-Bild (zugegeben: gelungen<br />

und eher als ironisches Augenzwinkern zu<br />

verstehen) tut es. Denn Elijah Wald, Au<strong>to</strong>r<br />

des Buchs „Vom Mississippi zum Mainstream:<br />

Robert Johnson und die Erfindung<br />

des Blues” räumt in seinem sehr kenntnisreichen<br />

und klugen Text mit so einigen My<strong>the</strong>n<br />

und Legenden des frühen Delta-Blues<br />

auf. „Über den Blues im Allgemeinen und<br />

Robert Johnson im Besonderen ist wahrscheinlich<br />

mehr romantischer Unsinn geschrieben<br />

worden als über irgendeine andere<br />

Musikrichtung oder irgendeinen anderen<br />

Musiker des 20. Jahrhunderts”, schreibt er<br />

gleich zu Beginn des ersten Kapitels. Sein<br />

Buch (Originaltitel: „Escaping The Delta”)<br />

ist sehr viel mehr als eine Biografie Johnsons.<br />

Im Fokus steht der Gitarrist nur im<br />

zweiten Teil, in dem es unter anderem<br />

Lebenserinnerungen und Song-für-Song-<br />

Informationen gibt. Im ersten Teil hingegen<br />

erfährt man Hintergründe und Details über<br />

die Welt und das Leben am Mississippi-Delta<br />

in den ersten Jahrzehnten des vergangenen<br />

Jahrhunderts, dem Umfeld, in dem der<br />

Blues geboren wurde. Dort schreibt Wald,<br />

der in den USA als Musiker und Dozent für<br />

Musikgeschichte tätig ist, über Juke Joints,<br />

Blues Queens und Straßensänger und vieles<br />

mehr. Nach beinahe 400 lesenswerten Seiten<br />

kommt er dann schließlich in einem<br />

Extra-Kapitel auch auf „Die Sache mit dem<br />

Teufel” zu sprechen. Ergebnis: Sie lässt sich<br />

wohl auf Gerüchte, Missverständnisse und<br />

Legendenwebereien zurückführen. Eines<br />

der besten Bücher über den Blues auf dem<br />

deutschsprachigen Markt!<br />

frs<br />

Don Kirshner – The Man With The Golden Ear<br />

How He Changed The Face Of Rock And Roll<br />

Von Rich Podolsky,<br />

Vorwort von Tony Orlando<br />

2012, Hal Leonard Corporation<br />

ISBN 978-1-45841-670-4<br />

282 Seiten, Englisch<br />

19,99 €<br />

E<br />

s hilft beim<br />

Schreiben,<br />

wenn sich zwischen<br />

Au<strong>to</strong>r<br />

und Subjekt<br />

Gemeinsames<br />

ergibt. Der Vater<br />

von Rich<br />

Podolsky (nicht<br />

verwandt mit<br />

Lukas) war<br />

Platten-Einkäufer,<br />

Young<br />

Rich spürte die Hits auf – genau die Spezialität<br />

des New Yorkers Gilbert „Don” Kirshner<br />

(1934–2011), der das Etikett des Buchtitels<br />

einst vom „Time Magazine” bekam. Dem<br />

langjährigen Freund Bobby Darins wurde<br />

früh klar, dass Teenage-Hits nicht nur von<br />

der Jugend gesungen, sondern auch komponiert/geschrieben<br />

werden mussten. Sein<br />

Weg zum ersten unabhängigen Produzenten<br />

des Pop-Business wird gut recherchiert<br />

beschrieben: Neil Sedakas “Stairway<br />

To Heaven” schlug ebenso für seinen Ver-<br />

lag Aldon <strong>Music</strong> ein wie “Will You Still Love<br />

Me Tomorrow” von Carole King und ihrem<br />

Mann Gerry Goffin für die Shirelles, Liste<br />

und S<strong>to</strong>ries sind unendlich! Dass die Produzenten<br />

unabhängig wurden, hieß für die<br />

Künstler gar nichts: Kirshner erfand 1965<br />

das Monkees-Konzept und castete Nesmith,<br />

Tork, Jones & Dolenz, überredete Neil Diamond,<br />

ihnen sein “I’m A Believer” zu überlassen.<br />

Andererseits knechtete er die Produzenten<br />

verschleißenden US-TV-Beatles,<br />

aber auch (1. LP-Regisseur Snuff Garrett:<br />

„Diese Kids waren Arschlöcher”). Er verbot<br />

ihnen das Spielen auf eigenen Platten und<br />

warf Singles und LPs ohne Absprache auf<br />

den Millionenmarkt. Resultat: Micky Dolenz<br />

goss Kirshner mal Coke & Ice über den Kopf!<br />

Podolsky beschreibt all dies schonungslos –<br />

auch die Tatsache, dass die Archies-Sänger<br />

Toni Wine und Ron Dante für “Sugar Sugar”<br />

keinen Cent Tantiemen sahen – liefert<br />

aber ebenso satte Beweise für das Scoutund<br />

Geschäftstalent des Gründers von Don<br />

Kirshner’s Rock Concert, in dem von 1972-<br />

1981 Alice Cooper, die Allman Bro<strong>the</strong>rs, die<br />

<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes und andere Giganten auftraten.<br />

Kooperationen mit Lou Adler, Barry<br />

Mann & Cynthia Weil (die “We Got To Get<br />

Out Of This Place” von den Animals verfassten)<br />

und Freundschaften, etwa zu Paul<br />

Shaffer, der Kirshner so herrlich persiflieren<br />

konnte, ergänzen die S<strong>to</strong>ry.<br />

utw<br />

Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Clap<strong>to</strong>n – Die Biographie in Bildern, Dokumenten<br />

und Memorabilia<br />

Von Chris Welch<br />

2012, Edition Olms, Zürich<br />

ISBN 978-3-28301-208-3<br />

252 Seiten<br />

39,95 €<br />

Clap<strong>to</strong>n is God” beteuert<br />

das Graffiti an<br />

„<br />

einer Backsteinmauer zu<br />

Beginn dieses Buches,<br />

und in diesem Sinne ist<br />

Chris Welch mit „Clap<strong>to</strong>n”<br />

ein wahrhaft göttliches<br />

Buch gelungen.<br />

Denn anders als bei einer<br />

herkömmlichen Biografie<br />

wird der Text hier nicht<br />

durch wenige, eingestreute<br />

Bilder unterstützt,<br />

nein, der chronologische ogische Lebenslauf,<br />

eine Unmenge an Fo<strong>to</strong>grafien sowie<br />

die unterschiedlichsten Abbildungen von<br />

Eintrittskarten, LP- und Single-Covers,<br />

Instrumenten, Konzertplakaten und Zei-<br />

Von Jürgen Teipel<br />

2012, Suhrkamp Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-51846-318-5<br />

455 Seiten,<br />

Broschur,<br />

zahlreiche Abb.<br />

16,99 €<br />

Als vor elf <strong>Jahre</strong>n Jürgen<br />

Teipels Interviewcollage<br />

„Verschwende deine<br />

Jugend” erschien, weckte<br />

sie das Interesse am frühen<br />

(west-)deutschen Punk<br />

und New Wave der <strong>Jahre</strong><br />

1976–1983 neu. Das<br />

überraschend erfolgreiche<br />

Buch, das – ähnlich wie<br />

sein US-Vorbild „Please<br />

Kill Me” – damalige Protagonisten<br />

in einer Art „oral<br />

his<strong>to</strong>ry” selber zu Wort<br />

kommen lässt, läutete ein Revival ein,<br />

in dessen Zuge sich Bands wie die Fehl-<br />

Von diversen Au<strong>to</strong>ren<br />

2012, Hannibal<br />

ISBN 978-3-85445-373-4<br />

384 Seiten<br />

39,99 €<br />

Pearl Jam waren die<br />

Grunge-Band, mit der<br />

sich der „normale” Rockhörer<br />

noch am ehesten<br />

anfreunden konnte, denn<br />

sie schmiedeten einen<br />

harten Sound, der an die<br />

Siebziger erinnerte und<br />

von charmanten Melodien<br />

garniert wurde. Das<br />

großformatige Buch mit<br />

sehr vielen, oft seltenen<br />

und stimmungsvollen Fo<strong>to</strong>s, präsentiert<br />

t<br />

die Laufbahn der Musiker um Eddie<br />

Vedder. Besonders interessant ist hier die<br />

Vorgehensweise der Musikjournalisten<br />

tungsausschnitten ergänzen sich zu einem<br />

bunten und kurzweiligen Trip durch das<br />

Leben des Ausnahmegitarristen. Von den<br />

ersten Bandversuchen mit Casey Jones &<br />

The Engineers, über die<br />

Yardbirds, die Blues Breakers,<br />

Cream, Blind Faith,<br />

Delaney & Bonnie und<br />

Derek & The Dominos bis<br />

zu seinen Solo-<strong>Jahre</strong>n<br />

wird die künstlerische<br />

Entwicklung von Eric<br />

Clap<strong>to</strong>n ausführlichst<br />

dargestellt. Gerade die<br />

Kombination aus detaillierter<br />

Information mit<br />

breiter visueller Pracht<br />

sorgt unter dem Strich<br />

dafür, dass dieser dicke Wälzer alles andere<br />

als langatmig ist, dass man sowohl<br />

konzentriert darin lesen kann, er aber<br />

auch nur so, zum Spaß, zum Durchblättern<br />

einlädt.<br />

us<br />

Verschwende deine Jugend:<br />

Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave<br />

Pearl Jam: Twenty<br />

farben, DAF oder Abwärts reformierten.<br />

Nun kommt das Buch in einer erweiterten<br />

Neuausgabe auf den Markt – mit<br />

rund 80 Seiten mehr an Interviewmaterial,<br />

das Teipel zuvor aus Platzgründen<br />

herausgelassen hatte, sowie<br />

einem neuen Vorwort und<br />

einer reichhaltigeren Bebilderung.<br />

Unverändert blieb<br />

sein Aufbau: Der Bogen<br />

reicht von den mittleren<br />

70ern, als sich aus Protest<br />

gegen verknöcherte Strukturen<br />

und gegen ein immer<br />

noch grassierendes Hippietum<br />

eine neue Jugendkultur<br />

nach dem Vorbild der<br />

USA und des UK herausbildete,<br />

bis zum Beginn der<br />

80er <strong>Jahre</strong>, als die Neue<br />

Deutsche Welle die Ideen<br />

aus dem Underground absorbierte – und<br />

kommerzialisierte.<br />

frs<br />

Jonathan Cohen und Mark Wilkerson, da<br />

sie neben einem grundlegenden Text die<br />

einzelnen Musiker zu Worte kommen lassen,<br />

wie auch bekannte<br />

Zeitzeugen. Die chronologisch<br />

gegliederte Bio<br />

präsentiert den Zeitraum<br />

von 1990-2010, schildert<br />

die einzelnen Alben und<br />

liefert atmosphärische<br />

Eindrücke von den zahlreichen<br />

Konzerten der<br />

Band. Wunderbar layoutet,<br />

zeichnet sich das<br />

Buch noch durch ein<br />

weiteres Qualitätsmerkmal<br />

aus, denn gegenüber<br />

vielen anderen Publikationen wurde der<br />

Text hier straff und kompakt verfasst, sodass<br />

sich keine überflüssigen Worthülsen<br />

finden. Gelungen!<br />

fl<br />

Mick Jagger – Rebell und Rockstar<br />

Von Marc Spitz<br />

2012, edel Germany GmbH<br />

ISBN 978-3-84190-122-4<br />

328 Seiten<br />

24,95 €<br />

F<br />

ragt man zehn Leute<br />

nach Mick Jagger, bekommt<br />

man zehn verschiedene<br />

Meinungen über ihn<br />

zu hören: genialer Rockstar,<br />

verrückter Egomane, Sexsymbol,<br />

verhinderter Schau-<br />

spieler – diese Liste könnte man schier endlos<br />

fortführen. Der amerikanische Journalist<br />

(„New York Times”, „<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>ne”, „Vanity<br />

Fair”) und Au<strong>to</strong>r Marc Spitz versucht nun,<br />

mit „Rebell Und Rockstar” zu erklären, wo-<br />

In den Straßen von Los Angeles<br />

Von Ry Cooder<br />

2012, Edition Tiamat, Berlin<br />

ISBN 978-3-89320-164-8<br />

286 Seiten<br />

18,00 €<br />

in Mann, der Informa-<br />

für ein Branchenbuch<br />

sammelt, macht<br />

sich mehrerer Verbrechen<br />

verdächtig. Ein Musiker<br />

wird in einem Kino Zeuge<br />

eines Mordes an einem<br />

Kritiker. Ein ehemaliger<br />

Rockn’n’Roller schlägt sich<br />

Etionen<br />

als Gebrauchtwagenhändler durch und wird<br />

in krumme Geschäfte verwickelt. Das sind<br />

nur drei der acht Krimi-S<strong>to</strong>rys, die Ry Cooder<br />

Rock Vinyl – Die 700 legendären<br />

Plattencover<br />

Von Dominique Dupuis<br />

2012, Heel Verlag<br />

ISBN 978-3-86852-581-6<br />

263 Seiten<br />

24,95 €<br />

Ace Freley –<br />

Keine Kompromisse<br />

Mit Joe Layden,<br />

John Ostrosky<br />

2012, I. P. Verlag<br />

ISBN 978-3-93162-470-5<br />

256 Seiten<br />

21,90 €<br />

her dieses Phänomen kommt. Detailliert porträtiert<br />

er Mick Jagger, der wie kein anderer<br />

Künstler die grundlegenden Veränderungen<br />

der Gesellschaft durch die Popkultur seit den<br />

60er <strong>Jahre</strong>n mitgeprägt hat und bis heute<br />

verkörpert. Klar sind seine zahlreichen Affären<br />

und Partnerschaften, u.a. mit Marianne<br />

Faithful, Jerry Hall, Carla Bruni und Angelina<br />

Jolie, ein Thema, ausführlich widmet sich<br />

die Biografie seiner komplexen Beziehung zu<br />

<strong>Rolling</strong>-S<strong>to</strong>nes-Kollege Keith Richards, wird<br />

aber auch das Verhältnis zu Kollegen und<br />

Freunden wie John Lennon, David Bowie,<br />

Bryan Ferry oder Carly Simon beleuchtet. Ein<br />

kurzweiliges Portrait, das dem Phänomen<br />

Mick Jagger ebenso unterhaltsam wie erhellend<br />

auf die Spur kommt.<br />

us<br />

in seinem Erzählband „In den Straßen von<br />

Los Angeles” versammelt. Der Slidegitarrist<br />

macht in seinem ersten Versuch als Schriftsteller<br />

eine ähnlich gute Figur wie zuletzt<br />

Country-Sänger Steve Earle. Seine lakonisch<br />

geschriebenen Geschichten, die unbequeme<br />

Themen wie Rassismus und Ausbeutung<br />

nicht ausklammern, sind alle im Los Angeles<br />

der 40er und <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong> angesiedelt – zu<br />

Hoch-Zeiten des urbanen Blues und frühen<br />

Rock’n’Roll, die Cooder (als Au<strong>to</strong>r wie<br />

als Musiker beflissener Pop-His<strong>to</strong>riker) in<br />

fast jede Geschichte einbaut. In einer S<strong>to</strong>ry<br />

taucht gar John Lee Hooker höchstpersönlich<br />

auf und bestellt in einer Kneipe, in<br />

Anspielung auf einen Song, „einen Scotch,<br />

einen Bourbon und ein Bier”. frs<br />

Weitere interessante Buchveröffentlichungen:<br />

Pink Floyd –<br />

In eigenen Worten<br />

Von Bernd Gürtler (Hg.)<br />

2012, Palmyra Verlag<br />

ISBN 978-3-93037-885-2<br />

230 Seiten<br />

17,90 €<br />

Luftgitarre –<br />

und wie man (sie) richtig rockt<br />

Von Bruno MacDonald<br />

2012, Moewig<br />

ISBN 978-3-86803-512-4<br />

80 Seiten<br />

9,95 €<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61


Heft 10 1994 Heft 11 1994 Heft 14 1994 Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />

Heft 5 1997 Heft 6 1997 Heft 2 1999 Heft 3 1999 Heft 4 1999 Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />

Heft 5 2000 Heft 6 2000 Heft 1 2001 Heft 2 2001 Heft 3 2001 Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />

Heft 3 2002 Heft 4 2002 Heft 5 2002 Heft 6 2002 Heft 1 2003 Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />

Heft 1 2004 Heft 2 2004 Heft 3 2004 Heft 4 2004 Heft 5 2004 Heft 6 2004 Heft 1 2005 Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />

Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006 Heft 5 2006 Heft 6 2006 Heft 1 2007<br />

Heft 2 2007<br />

Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008 Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />

Heft 6 2008<br />

Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010 Heft 3 2010<br />

Heft 4 2010<br />

Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />

Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Heft 2 2012


SHOP SHOP SHOP SHOP<br />

Die <strong>GoodTimes</strong>-CD-Edition Große Stars – kleine Preise – alle 12 CDs zusammen nur<br />

❏<br />

80,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

❏<br />

6,<strong>50</strong> €<br />

Nr. 1<br />

❏<br />

6,<strong>50</strong> €<br />

❏<br />

6,<strong>50</strong> €<br />

Nr. 2 Nr. 3<br />

❏<br />

8,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

Original Nachdruck<br />

der Null-Nummer<br />

(0/1991)<br />

❏<br />

8,00 €<br />

weitere interessante<br />

Artikel finden Sie<br />

im Internet<br />

❏<br />

10,00 €<br />

❏<br />

15,00 €<br />

❏<br />

8,00 €<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Cap<br />

mit gesticktem Logo,<br />

individuell größenverstellbar<br />

durch Metallclip-Verschluss.<br />

Farbe: Schwarz<br />

Abb. Rückseite<br />

<strong>GoodTimes</strong>-T-Shirt<br />

20,00 €<br />

❏ Schwarz<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

S M L XL<br />

XXL XXXL<br />

❏<br />

8,00 €<br />

20,00 €<br />

❏ Weiß<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

S M L XL<br />

XXL XXXL<br />

Abb. Vorderseite<br />

❏<br />

8,00 €<br />

Beatles gegen<br />

<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes<br />

Buch, deutsch<br />

192 Seiten<br />

❏<br />

6,<strong>50</strong> €<br />

Nr. 4<br />

❏<br />

39,99 €<br />

Ihr Bestellschein für zurückliegende <strong>GoodTimes</strong> - Hefte<br />

❏<br />

6,<strong>50</strong> €<br />

<strong>GoodTimes</strong> kult!<br />

❏ ❏<br />

je 12,80 €<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

Die gewünschte(n) Heftnummer(n) bitte so 1/98 X ankreuzen: Nicht aufgeführte Nummern sind ausverkauft!<br />

10/94 11/94 14/94 4/95 5/95 1/96 2/96 3/96 4/96 6/96 5/97 6/97 2/99 3/99 4/99 5/99 6/99 2/00 3/00 4/00 5/00<br />

6/00 1/01 2/01 3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04<br />

❏<br />

Nr. 5<br />

6,<strong>50</strong> €<br />

Nr. 6<br />

Sammelordner<br />

mit Stabmechanismus bieten Platz für je 12 Ausgaben<br />

(bzw. bis zu 20 für ältere <strong>GoodTimes</strong>-Hefte). Lieferung erfolgt<br />

inkl. Jahrgangsaufklebern mit vielen möglichen Variationen.<br />

LP/CD 2012<br />

Preiskatalog<br />

• über 137.000<br />

Sammlerpreise<br />

Single 2012<br />

Preiskatalog<br />

• über 97.<strong>50</strong>0<br />

Sammlerpreise<br />

3/04 4/04 5/04 6/04 1/05 2/05 3/05 4/05 5/05 6/05 1/06 2/06 3/06 4/06 5/06 6/06 1/07 2/07<br />

6/07<br />

Bitte Paketnummer ankreuzen:<br />

Außer den folgenden Paketvorschlägen können Sie jede andere beliebige Stückzahl bestellen.<br />

Paket 1 = 90 Hefte = 199,00 € ❏<br />

(= pro Heft 2,21 €)<br />

Paket 2 = 25 Hefte = 100,00 € ❏<br />

(= pro Heft 4,00 €)<br />

Oben ausgewählte(s) Artikel/Paket geht/gehen Ihnen unmittelbar nach Zahlungseingang zu.<br />

Ich bezahle auf folgende Weise:<br />

bar beigefügt ❏<br />

per Bankeinzug (nur Inland! Daten bitte unten eintragen) ❏<br />

per Verrechnungs-Scheck (beiliegend) ❏ per Vorabüberweisung (Kon<strong>to</strong>daten siehe Impressum) ❏<br />

Bank: ___________________________________________________________________________________________<br />

BLZ:<br />

1/08<br />

Paket 3 = 10 Hefte = <strong>50</strong>,00 € ❏<br />

(= pro Heft 5,00 €)<br />

Paket 4 = 5 Hefte = 26,<strong>50</strong> € ❏<br />

(= pro Heft 5,30 €)<br />

____________________________________________________ Kon<strong>to</strong>-Nr.: _____________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________________________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _____________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: _________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: _____________________ email: ________________________________<br />

Zuzüglich Versandkosten: Inland: 2,– € · Ausland: 3,<strong>50</strong> € · versandkostenfrei ab 20,– € Warenwert<br />

3/07 4/07 5/07<br />

2/08 3/08 4/08 5/08 6/08 1/09 2/09 3/09 4/09 5/09 6/09 1/10 2/10 3/10 4/10 5/10 6/10 1/11 2/11<br />

3/11 4/11 5/11 6/11 1/12 2/12<br />

Bis 4 Hefte je Heft =<br />

5,90 € ❏<br />

Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660-188 oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren und senden an:<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz – oder bestellen Sie einfach im Internet unter: www.goodtimes-magazin.de<br />

❏<br />

29,80 €<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

34,80 €<br />

CD je<br />

15,90 €<br />

NEU<br />

❏<br />

29,80 €<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

Rock&Pop<br />

Single-Cover-<br />

Archiv<br />

auf 2 DVDs


Kleinanzeigen<br />

VERKAUFE<br />

Ihre Schallplatten + Tapes sind Ihnen mehr<br />

wert als die selbige auf CD? Dann sind Sie<br />

bei mir richtig. Ich digitalisiere Ihre Wünsche<br />

1:1 mit Cover soweit möglich. Ingo Czermin,<br />

Schönbacher Str. 52, 91088 Bubenreuth,<br />

09131-278 45 oder 0176-201 917 84<br />

Verkaufe ca. 6000 LPs und 15.000 Singles<br />

1960 bis 1990, engl. + dt. + intern. +<br />

Schellack, einzeln oder paketweise. Anfragen<br />

mit RP unter Nennung des Interpret/Gebiet an:<br />

Giuseppe Rubulotta, Obere Holzstr. 32, 42653<br />

Solingen oder email: giuseppe@rubulotta.de<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Hefte zu verkaufen gegen<br />

Höchstgebot: 1992–1999, die kompletten<br />

ersten 8 <strong>Jahre</strong>! 2000–2007 weitere<br />

(17) Einzelhefte. Alle Hefte gelesen, aber<br />

in gutem/sehr gutem Zustand. Liste unter:<br />

caroussalambra@gmx.de. Kontakt: Harald<br />

Krebs, Tel. 0170-848 0959 (AB)<br />

LPs, CDs, Singles, Boxen, Musikliteratur,<br />

Merchandising, Au<strong>to</strong>gramme, alte<br />

Musikzeitschriften, Promomaterial und<br />

Poster. Vieles, was den Sammler begeistert.<br />

Auch Raritäten. Kostenlose Liste von P.<br />

Seeger per email: gtimes@t-online.de<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

Moody Blues: Vier verschiedene limitierte,<br />

zertifizierte Lithografien und Ähnliches<br />

in verschiedenen Größen, gerahmt mit<br />

Au<strong>to</strong>grammen + div. Einzelteilen. Details auf<br />

Anfrage: Tel.: 02173-395 434 Werner Tisch,<br />

40764 Langenfeld, Blumenstr. 122<br />

Udo Lindenberg: Zwei verschiedene,<br />

limitierte "<br />

Likörelle", Details auf Anfrage:<br />

Tel.: 02173-395 434 Werner Tisch, 40764<br />

Langenfeld, Blumenstr. 122<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Hefte; 0/1992–6/2011 komplett<br />

für 190,– € / 83 Eclipsed-Hefte komplett mit<br />

CD v. 2001–2011 für 1<strong>50</strong>,– €. Karl Judas,<br />

Bergstr. 5, 94259 Kirchberg; Tel.: 09927-<br />

1561; 17–18 Uhr<br />

Cactus Rock Records<br />

Bringt bisher Un-Erhörtes zu Dir!<br />

Die echte Alternative zum Mainstream!<br />

www.cactusrock-records.com<br />

Wolly's Schallplatten-CD-Börsen 2012:<br />

20.05. (So.) Duisburg, Rheinhausenhalle<br />

10.06. (So.) Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

19.08. (So.) Köln, Tanzbrunnen (11–19 Uhr)<br />

02.09. (So.) Trier, Europahalle<br />

16.09. (So.) Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

30.09. (So.) Duisburg, Rheinhausenhalle<br />

06.10. (Sa.) Mannheim, Rosengarten<br />

21.10. (So.) Marburg, Stadthalle<br />

27.10. (Sa.) Karlsruhe, Badnerlandhalle<br />

28.10. (So.) Langen, Stadthalle<br />

11.11. (So.) Aschaffenburg, f.a.n. Arena<br />

30.12. (So.) Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

Alle Termine mit Film-/DVD-Bereich.<br />

Zeiten: So. 11–16 Uhr, Sa. 10–16 Uhr<br />

Info: W.W. Korte, Tel.: 06101-128 662<br />

Fax: 06101-128 663, email: wwkorte@<strong>to</strong>nline.de,<br />

Internet: www.wollys.de<br />

Ihr Kleinanzeigentext für<br />

<strong>GoodTimes</strong> Nr. 4/2012 muss bis zum<br />

29.06.2012 der Redaktion vorliegen!<br />

Einige unserer CD-Angebote :<br />

Brainbox – Parts + Bonus 15 €<br />

Dr. Feelgood – 3CD+DVD All Through 29 €<br />

East Of Eden – Ano<strong>the</strong>r Eden 15 €<br />

Emerson, L&P – 5CD Box From The B. 25 €<br />

Golden Earring – Tits & Ass 17 €<br />

Kinks – 3CD Kollekted Digi 17 €<br />

Lake – DoCD Live On The Run 25 €<br />

Livin’Blues – Blue Breeze + Bo. 15 €<br />

Lucifers Friend – Good Time &<br />

Sneak Me 15 €<br />

Lucifers Friend – Mean Machine + Bon. 15 €<br />

Nektar – DoCD A Tab & Remember je 16 €<br />

Nektar – DoCD Complete Live NY 19 €<br />

Nite City – Same & Golden Days 15 €<br />

Omega – Elö Omega + Bonus 15 €<br />

Omega – Hall Of Floaters + Bonus 5 €<br />

Omega – Same/III + Bonus je 15 €<br />

Omega – 200 Years After + Bonus 15 €<br />

Pretty Things – Electric Banana Sess. 15 €<br />

Queen – OST Highlander 20 €<br />

Satin Whale – Whalecome Live 25 €<br />

UFO – 5CDBox Chrysalis Y. II 22 €<br />

Wishbone Ash – Live In Japan 15 €<br />

Wishbone Ash – Live Dates II 15 €<br />

Two Wolf Records, Mühlenstr. 22 B, 29221<br />

Celle, Tel. 05141-540 645 abends, email:<br />

wpokall@aol.com<br />

Verkaufe: heißgeliebte 70er-<strong>Jahre</strong>-Sammlung:<br />

Sweet, David Bowie, Neil Young:<br />

Berichte, LPs, CDs, Poster, Tourshirts,<br />

Bücher, Singles, DVDs und viele LPs und<br />

Songtexte, Disco-Videos. Joachim Dunger,<br />

Grambühlstr. 51b, 97080 Würzburg, Tel.:<br />

0931-4977 9695 oder 0162-884 2366<br />

Songs inspiriert von American Roots und den<br />

besten englischen Bands der 60er: Sänger,<br />

Gitarrist, Songwriter Gerrit Brockmann.<br />

Songs u. Videos: einfach googeln! Contact,<br />

booking: hofstuffcds@kabelmail.de<br />

www.hotstuffcds.de<br />

… bei uns finden Sie zum günstigen Preis<br />

CDs, LPs, Raritäten, Importe, ltd. Editions<br />

und spec. Editions der Bereiche Rock, Blues,<br />

R&B, Soul, Folk, Hard & Heavy, jeweils mit<br />

den enthaltenen Songs.<br />

Bravo: 6 St. <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong> zus. 35,– €<br />

Bravo: Paket 1: 25 St. 1981–84 zus. 30,– €<br />

Bravo: Paket 2: 26 St. 80er <strong>Jahre</strong> zus. 35,– €<br />

Bravo: Paket 3: 12 St. 80er+2x 90er zus.15,– €<br />

Bravo: Paket 4: 16 St. 1968–1979 zus. 65,– €<br />

Bravo: Paket 5: 29 St. 1974 zus. 65,– €<br />

Bravo: Paket 6: 25 St. 1962–1965 zus. 65,– €<br />

Bild-Zeitung: ca. 35 St. (Reste) 1965 15,– €<br />

Bunte Ill. m. Beatles 46/1965 15,– €<br />

Der Spiegel: Inhaltsverz. 20 St. 54–74 30,– €<br />

Film Revue: ca. 49 St. <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong> <strong>50</strong>,– €<br />

Eyeful: US Magazin 12/19<strong>50</strong> 8,– €<br />

Jazz Podium. ca. <strong>50</strong> St. 1968–73 zus. 60,– €<br />

Kontraste: gebunden 1961–1985 zus. 25,– €<br />

Lesezirkelmappen: 8 St. 1955/56 zus. 25,– €<br />

Libelle: ca. <strong>50</strong> St. 1952–53 zus. 35,– €<br />

Moderne Frau: 5 St. 1966 9,– €<br />

Musik Information: ca. 16 St. 1963–69 1<strong>50</strong>,– €<br />

Pardon: ca. 63 St. 1964–75 zus. 25,– €<br />

Rasselbande: ca. 90 St. 1953–57 zus. <strong>50</strong>,– €<br />

Revue: gebunden 18–43/1955 45,– €<br />

Rocky: 16 St. 1977–79 zus. 30,– €<br />

Simplicissimus: 39 St. 1954/56 zus. <strong>50</strong>,– €<br />

Top/Hallo: 11/69 8,– €<br />

Der Stern: 20 St. 1954–55 zus. 30,– €<br />

Stern: 17/64 mit Beatles 20,– €<br />

Stern: 16/68 mit Beatles 15,– €<br />

Buch: 1<strong>50</strong>0 Schallplatten 1979–1989 25,– €<br />

Beatles: 2 Super 8 Filme I + II 100,– €<br />

Details auf Anfrage, P/V n. Absprache<br />

Telefon 02173-395 434 Werner Tisch,<br />

Blumenstr. 22, 40764 Langenfeld<br />

VHS-Musikauflösung: Originale und Kopien<br />

von A-Z, Rock, Oldies, Hard'n'Heavy,<br />

Konzertaufnahmen teilweise DVD-Qualität<br />

(Premiere) für alle, die DVD nicht das<br />

Maß aller Dinge darstellt! Liste gegen 2,–<br />

€ Rückpor<strong>to</strong> anfordern! Johann Weiss,<br />

Hornbergweg 5, 73655 Plüderhausen, Tel.:<br />

07181-884 9120<br />

Verkaufe Bravo-Hefte von 1965–1970 sowie<br />

Musikparade und OK. Reinhard Haucke,<br />

Goe<strong>the</strong>straße 16, 04600 Altenburg, Tel./Fax:<br />

03447- <strong>50</strong>6 154<br />

SUCHE/TAUSCHE<br />

Johnny Cash – suche/tausche – rolf03de@<br />

yahoo.de<br />

Suche Single-Schallplatten von 1953 –1976<br />

mit Cover. Deutsche Schlager, Beat,<br />

Rock'n'Roll, nur deutsche Pressungen (PC &<br />

FLC). Außerdem Polydor-Sternchen-Singles<br />

mit FLC, Bildhülle und Polydor-Cover. Kaufe<br />

auch ganze Sammlungen. Elmar de Groot,<br />

04936-6174 oder email: grenzmann1@gmx.de<br />

Suche ital. CD-Reihe Red Ronnie presenta<br />

'Quel favolosi anni 60, Label Nuova Decibel<br />

1993 bzw. 1998, insbes. die <strong>Jahre</strong> 1964–1967<br />

gg. Zahlung oder Tausch. Angebote bitte an<br />

Herbert Dappen, Pforzheimer Str. 22, 78048<br />

VS-Villingen.<br />

Suche Single-Schallplatten Rock'n'Roll,<br />

Beat und Deutsche Schlager von 1955–<br />

1970 mit Cover. Johann Giesenberg, 04931-<br />

7900 oder Oldiefreak@single-collec<strong>to</strong>r.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> – eMagazine – <strong>GoodTimes</strong><br />

Ab sofort ist <strong>GoodTimes</strong> auch<br />

als eMagazine für PC, Lap<strong>to</strong>p,<br />

iPad, iPhone und diverse weitere<br />

Lesegeräte erhältlich.<br />

Mehr Infos hierzu unter:<br />

www.pubbles.de/special-interesthobby-kunst-sport-familie/goodtimes<br />

<strong>GoodTimes</strong> – eMagazine – <strong>GoodTimes</strong><br />

Fuxdeifeswuid aus München suchen Sänger.<br />

Du solltest aus der Gegend kommen, der bay.<br />

Sprache mächtig sein und Spaß am Rocken<br />

haben. Mehr unter www.fuxdeifeswuid.de<br />

Suche folgende CD: Jericho von The Band<br />

(auch Occasion). Hans Ulrich Marfurt,<br />

Brunnmatt 5, CH-2552 Orpund/BE, email:<br />

hulrich.marfurt@bluewin.ch<br />

Die Redaktion weist dar auf hin,<br />

dass das An bieten von nicht<br />

au<strong>to</strong>risierten Auf nahmen oder<br />

Ton aufnahmen, die ge gen eine<br />

Gesetzesvorschrift ver s<strong>to</strong>ßen,<br />

untersagt ist. Alle recht lichen<br />

Konsequenzen lie gen al lein im<br />

Ver antwortungsbereich des<br />

jeweiligen In seren ten!<br />

Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660-188 oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren<br />

und senden an: NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Klein-Anzeigen-Bestellung<br />

Ich möchte bitte folgende Kleinanzeige in der <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe Nr.:................ veröffentlichen:<br />

Für die Berechnung des Anzeigenpreises beachten Sie bitte die nebenstehenden Hinweise!<br />

Mein Inserat soll erscheinen in der Rubrik:<br />

❏ Verkaufe oder sonst. gewerbl. Anzeige<br />

❏ Suche/Tausche<br />

(Bitte Bestellschein ausschneiden, fo<strong>to</strong>kopieren oder<br />

Ihren Anzeigentext auf ein separates Blatt schreiben.)<br />

Der Betrag für das Kleininserat (pro Zeile E1,10<br />

für »Gewerbliche und Verkaufsanzeigen«, bzw.<br />

E0,55 für »Suche/Tau sche«) ist in Briefmarken/<br />

in bar beigefügt. Im Anzeigentext müssen<br />

zumindest Name und Vorname und eine<br />

email-Adresse (oder die komplette Adresse)<br />

angegeben werden. Eine Telefonnummer<br />

alleine genügt nicht. Bei der Berechnung der<br />

Zeilen zählt Ihre Anschrift mit! Die Kleinanzeige<br />

kann nur bei sofortiger Zahlung veröffentlicht<br />

werden. Rech nungsversand nur bei Anzeigen<br />

ab einem Bestellwert von E15.<br />

Ich zahle auf folgende Weise:<br />

❏ Briefmarken ❏ bar beigefügt (E)<br />

(Nur diese Zahlungsmöglichkeiten. Briefmarken nur mit Euro-Wert)<br />

❏ vorab gefaxt, Bezahlung folgt per Brief!<br />

Datum: ............................................<br />

Unterschrift: ....................................<br />

Vor- und Nachname: ............................................................................................Straße: ......................................................................................................<br />

PLZ/Ort: ...............................................................................................................Telefon/Fax/email: .....................................................................................<br />

Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Abo Bestellschein<br />

Ihre Abo-Vorteile auf einen Blick :<br />

+ kostenlose Lieferung<br />

+ Zustellung früher als im Einzelhandel<br />

+ sicher verpackt – in Folie eingeschweißt<br />

+ preiswerter als beim Einzelkauf<br />

+ jährlich exklusiver <strong>GoodTimes</strong>-Kalender gratis<br />

+ regelmäßige Sonderaktionen nur für Abonnenten<br />

+ hochwertige Abo-Prämie<br />

Ja, ich möchte ein <strong>GoodTimes</strong>-Abo<br />

(Diese Bestellung können Sie innerhalb von 14 Tagen widerrufen)<br />

die nächsten 9 <strong>GoodTimes</strong>-Hefte (4/2012 bis 6/2013)<br />

statt 58,<strong>50</strong> € für nur 54,00 € (Europa 60,00 €/Overseas 75,00 €)<br />

Sichern Sie sich eine attraktive Prämie!<br />

Single Preiskatalog 2011 5 zurückliegende Hefte<br />

nach Wahl<br />

bitte Heft-Nr. angeben:<br />

(alle vorrätigen Hefte siehe Seite 62)<br />

Abo Bestellschein<br />

Einmalig nur für<br />

Neu-Abonnenten!<br />

Die oben ausgewählte Prämie geht Ihnen unmittelbar nach Zahlungseingang zu.<br />

Ich bezahle auf folgende Weise:<br />

bar beigefügt per V-Scheck (beiliegend) per Vorabüberweisung (Kon<strong>to</strong>daten siehe Impressum)<br />

per Bankeinzug (nur Inland) Das Abo verlängert sich nach Ablauf der oben vereinbarten Laufzeit um 1 Jahr, kann aber jederzeit zu diesem<br />

Zeitpunkt sowie laufend danach gekündigt werden.<br />

Bank: ___________________________________________________________________________________________________________<br />

BLZ:<br />

________________________ Kon<strong>to</strong>-Nr.: ___________________________________________________________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________ Geb.Jahr * :______________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: ______________________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: ___________________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: ____________________ email: _________________________________________<br />

* Angabe freiwillig<br />

Bestellschein einfach faxen an: 07042/37660-188<br />

oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren und senden an:<br />

NikMa Verlag · Fabian Leibfried · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

oder bestellen Sie einfach im Internet unter: www.goodtimes-magazin.de<br />

Geschenk-<br />

Gutschein<br />

über Ausgaben<br />

für:<br />

von:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

Ich benötige<br />

einen Geschenk-<br />

Gutschein.


TIPP<br />

HOT'N'NASTY<br />

Ruhrpott-Bluesrock<br />

Heavy sind sie nicht, Baumwollfeldretroselig<br />

auch nicht, obwohl sie es<br />

eckig und einfühlsam können. Kantig und<br />

klar scheint die Devise dieses quirligen<br />

Quartetts aus dem Ruhrgebiet zu sein, das<br />

sich vor 20 <strong>Jahre</strong>n von der Schnittstelle<br />

zwischen ungehemmt und ungestöpselt<br />

aufgemacht hat. Mot<strong>to</strong>: wenn schon<br />

Schubladen, dann mehrere. Malte Triebsch<br />

steht für eine Gitarrenarbeit, bei der man<br />

schon in den Booklets von ROCK'N'ROLL<br />

WORLD (2003) und ELECTRIFIED<br />

(2005) vergeblich nach der Liste von<br />

Gastgitarristen schaute. Triebsch verbindet<br />

Versatzstücke von Hendrix über die drei<br />

ein wahrer Hochgenuss. Packt<br />

Triebsch seine Slide aus, wie<br />

bei "Going Nowhere" oder<br />

Kings Albert, B.B. und Freddie sowie den Vaughan-Brüdern zur eigenen<br />

für "Turn Around", steht ihm<br />

Patrick Pfau an der<br />

Marke.<br />

Akustischen zur<br />

Wer den Gitarrenläufen Ton<br />

für Ton auf den Toms folgt<br />

Seite: ein kraftvollsensibler<br />

Vokalist,<br />

wie Dominique Ehlert auf<br />

der für seine<br />

"Damned To Ride" vom brand-<br />

Stimmbandbreite<br />

neuen, druckvoll-„vielsaitigen"<br />

abwechselnd mit<br />

Album BOOST (GT 2/2012),<br />

muss der richtige Drummer für<br />

Hot'n'Nasty sein: "Gaga" verziert vertrackt,<br />

büßt dabei nie den Groove ein.<br />

Seine beherzt-besonnene Snare-Arbeit<br />

und filigranen Synkopierungen, etwa in<br />

"Unforseen Emotion" (auf BOOST), sind<br />

Sou<strong>the</strong>rn Comfort<br />

und Ahornsirup zu gurgeln<br />

scheint und seinen au<strong>the</strong>ntischen Schliff<br />

in Indiana erhielt.<br />

Hot'n'Nasty entwickeln ihr Reper<strong>to</strong>ire<br />

selbst. Auch BOOST beeindruckt wieder<br />

mit 13 eingängigen Songs aus eigener<br />

Jamsession-Genese, ohne Einzel-<br />

Credits. Eine Ausnahme wurde für<br />

den Song ihres Bandnamens gemacht:<br />

"Hot'n'Nasty" vom Humble-Pie-Album<br />

SMOKIN' wird im besten Sinne vereinnahmt,<br />

mit neu arrangiertem Backing-<br />

Chor und einem Leadgesang von Pfau,<br />

der sich weise vom Steve-Marriott-<br />

Duktus fernhält – er punktet stattdessen<br />

mit eigener Interpretation, wovon sich<br />

auch Clem Clempson bei einer Livesession<br />

im Frühjahr 2011 überzeugen konnte.<br />

Dass Triebsch & Pfau neuerdings auch<br />

als Duo anzuheuern sind, erinnert an<br />

die frühen Akustik- und Elektrikserien<br />

ihrer Namensgeber Humble Pie. Triebsch:<br />

ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

„Die Idee war, Veranstaltern, denen die<br />

Band zu teuer oder zu laut ist, eine<br />

günstige und '<br />

leise' Alternative zu bieten."<br />

Laut sind die fanatischen Vier, aber<br />

nicht brachial, sondern präzise, doch sie<br />

mögen es eben auch mal rauchzart: „Was<br />

eher als Versuchsmodell startete, hat sich<br />

gut etabliert. Dabei steht die komplette<br />

Band stets im Vordergrund. Drummer und<br />

Bassist haben mit dem Duo kein Problem,<br />

da sie in diversen Bands spielen."<br />

Apropos Bassist: Ulrich Bichmann, der<br />

für die grandios grundierenden Läufe auf<br />

BOOST und Hunderte von Gigs in wirklich<br />

jedem Club der Republik verantwortlich<br />

war, verließ die Band Anfang 2012 „aus<br />

persönlichen Gründen". Malte Triebsch:<br />

„Schnellen Ersatz fanden wir im jungen<br />

Jacob Müller. Er studiert mit unserem<br />

Drummer Dominique Musik in Leipzig<br />

und ist ein Tier am Bass – definitiv<br />

die beste Rhythmus-Sektion, die ich mir<br />

für Hot'n'Nasty vorstellen kann! Die beiden<br />

sind so gut aufeinander eingespielt<br />

und arbeiten so druckvoll, dass die Band<br />

noch mehr Drive bekommt." Was sie u.a.<br />

schon im Vorprogramm von Größen wie<br />

Wishbone Ash, Dr. Feelgood und Stan<br />

Webb bewiesen haben.<br />

Uli Twelker<br />

HOWLIN RAIN<br />

Aus Alt mach Neu<br />

Welche Wucht, Leidenschaft und<br />

Spielfreude! Gleich mit den ersten<br />

Sekunden ihres aktuellen, fünften Albums<br />

THE RUSSIAN WILDS zeigt das Quintett<br />

Howlin Rain aus San Francisco,<br />

dass es mit sämtlichen Rock-,<br />

Soul- und Westcoast-Wassern<br />

gewaschen ist: Der Hörer fällt<br />

sofort in einen satten, mächtigen<br />

Soundkosmos. „Wir sind<br />

zwar alle erst zwischen Mitte<br />

und Ende 20”, erklärt Howlin-<br />

Rain-Frontmann, -Gitarrist und<br />

-Alleintexter Ethan Miller, „doch<br />

Inspiration für unsere Songs<br />

bekommen wir in erster Linie<br />

von der Musik aus den späten<br />

60ern und frühen 70ern. Das Zeug<br />

ist einfach wesentlich gehaltvoller als<br />

der meiste moderne Mist. Unter diesem<br />

Aspekt sind wir gerne retrospektiv und in<br />

der Grundeinstellung in der Woods<strong>to</strong>ck-<br />

Generation zu Hause.”<br />

Genau dort ist der Sound des Quintetts<br />

verankert, ohne dass es sich in fadem<br />

Epigonentum oder Anachronismus suhlen<br />

würde. Von Beginn an deutlich:<br />

Assoziationen zu Free, Led Zeppelin, den<br />

Allman Bro<strong>the</strong>rs, aber auch zu jüngeren<br />

Zeitgenossen wie Wolfmo<strong>the</strong>r, Queens Of<br />

The S<strong>to</strong>ne Age oder Lenny Kravitz. Und<br />

die Balladen erinnern in ihrer Luftigkeit<br />

und Harmonieseligkeit an Formationen<br />

wie Crosby, Stills & Nash, die Doobie<br />

Bro<strong>the</strong>rs oder Eagles.<br />

Dennoch: Howlin-Rain-Songs stehen in<br />

erster Linie für sich selbst. Dachte sich<br />

wohl auch Produzent und American-<br />

Recordings-Labelbesitzer Rick Rubin, der<br />

die „jungen Wilden”, wie er sie nennt,<br />

unter Vertrag<br />

genommen und<br />

THE RUSSIAN<br />

WILDS abgemischt<br />

hat. „Mit diesem<br />

Mann zu arbeiten,<br />

ist nicht einfach,<br />

er lebt zu<br />

1<strong>50</strong> Prozent für<br />

die Kunst, holt<br />

das Äußerste aus<br />

jedem Künstler<br />

heraus”, schildert<br />

Miller die Zusammenarbeit mit der lebenden<br />

Legende Rubin. „Gelegentlich war<br />

die Kooperation etwas<br />

zäh”, fügt er hinzu,<br />

„aber ich glaube, dass<br />

sämtliche Beteiligten mit<br />

dem Endergebnis völlig<br />

zufrieden sind.”<br />

Es dauerte beinahe drei<br />

<strong>Jahre</strong>, bis THE RUSSIAN<br />

WILDS fertig war. Miller:<br />

„Bitte nicht fragen, was<br />

wir in dieser endlosen<br />

Zeit gemacht haben,<br />

im Nachhinein kommt<br />

mir das selbst wie eine<br />

Ewigkeit vor. Außer einigen<br />

Gigs haben wir nichts getan, als die<br />

neuen Lieder zu Ende zu bringen. Und<br />

wir verdrückten<br />

sehr viel<br />

Fast Food, weil<br />

wir uns kein<br />

besseres Essen<br />

leisten konnten.<br />

Doch so ist<br />

die Band wie<br />

Granit zusammengewachsen.”<br />

Gegründet<br />

wurde die Formation<br />

2004, in<br />

rascher Abfolge<br />

erschienen vier<br />

Platten, jede<br />

traf mehr auf<br />

den Punkt als der jeweilige Vorgänger.<br />

„Auch in dieser Beziehung stehen wir<br />

ganz in der Tradition von Gruppen aus<br />

den 60ern und 70ern”, ist Miller über-<br />

zeugt: „Wir nehmen uns das Recht auf<br />

permanente Weiterentwicklung, weil wir<br />

Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit<br />

der aktuellen Musikszene ablehnen.” Die<br />

Tiefgründigkeit, mit der Howlin Rain<br />

an ihre Arbeit herangehen, ist auch<br />

Alleinschreiber Ethans Texten anzumerken:<br />

„Ich lese viel, beobachte gern meine<br />

Umwelt und grüble unentwegt”, sagt<br />

der Au<strong>to</strong>r. „All diese Eindrücke kommen<br />

zusammen, wenn ich mich in Klausur<br />

begebe und Verse schmiede. Zudem<br />

bin ich ein skurriler Zeitgenosse. Darum<br />

haben meine Texte, selbst wenn es darin<br />

um Verlust, Leid und Erlösung geht, stets<br />

auch einen humorvollen Aspekt. Ich mag<br />

am Abgrund stehen – aber ich falle nicht<br />

runter."<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Der Online-<br />

Service für<br />

<strong>GoodTimes</strong>-<br />

Leser<br />

800.000 Musik-CDs<br />

23.000 Vinylscheiben<br />

40.000 Film- und<br />

Musik-DVDs<br />

2,6 Millionen Bücher<br />

Paul Vincent<br />

My Beatles Songbook<br />

CD 148 97 11<br />

Joan Armatrading<br />

Starlight<br />

CD 231 75 28<br />

Omega (Ungarn)<br />

Greatest Performances<br />

2 CDs 232 80 83<br />

Garland Jeffreys<br />

The King Of In Between<br />

CD 232 65 12<br />

The Blues Project<br />

Projections (Limited Edition)<br />

CD 984 28 37<br />

Der Online-Service zur<br />

neuen <strong>GoodTimes</strong>:<br />

<br />

<br />

Small Faces<br />

From The Beginning<br />

(Deluxe Edition)<br />

2 CDs 199 99 29<br />

Dr. John<br />

Locked Down<br />

CD 230 02 08<br />

T. Rex<br />

Electric Warrior (40th<br />

Anniversary Deluxe Edition)<br />

2 CDs 247 22 03<br />

<br />

<br />

www.jpc.de/goodtimes<br />

Musik Filme Bücher<br />

www.jpc.de<br />

jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH · Lübecker Straße 9 · 49124 Georgsmarienhütte · Geschäftsführer: Gerhard Georg Ortmann<br />

Amtsgericht Osnabrück HRB 110327


Blues-Porträt No. 35<br />

BLUES<br />

PROJECT<br />

Stehaufmänner<br />

& Wegbereiter<br />

USA, frühe 60er <strong>Jahre</strong>. Nach Rock'n'Roll, Twist, Surf<br />

begann es im Land zu bluesen. Kein leichtes Unterfangen<br />

für Bandmusiker, vor allem nicht für die mit<br />

hellerem Teint: Denn über Jahrzehnte hatten schließlich<br />

schwarze Väter und Vorväter – häufig als Solisten<br />

ohne feste Begleitung – das Fundament gelegt, die<br />

Richtung vorgegeben, unzählige Klassiker komponiert<br />

und ein ganzes, unsterbliches Genre überhaupt<br />

erst salonfähig gemacht.<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Ganz allmählich krochen erste weiße Bands ans amerikanische<br />

Tageslicht, viele Protagonisten hatten, selbst<br />

noch ungebunden, zumindest von den Altmeistern gelernt<br />

und abgeschaut. In Chicago rüstete der Harmonikameister Paul<br />

Butterfield auf, am selben Ort wurde die Siegel-Schwall-Band<br />

aktiv, und in Los Angeles nahm das Produkt Canned Heat vorsichtig<br />

Gestalt an. In New York war es ein wegbereitender Solist,<br />

der sich immerhin auf zwei (BIG CITY BLUES und SO MANY<br />

ROADS, 1964/65) seiner ersten sechs LPs mit Assistenten umgab:<br />

der Gitarrist und Sänger John Hammond Jr. Im Big Apple" war<br />

"<br />

also Kapazität frei, und zwar genügend.<br />

Und fast niemand musste sich den Stempel zugereist" "<br />

abholen, als 1964 das Blues Project auf die Schiene gesetzt<br />

wurde. Der Folk-Blues-Rocker Danny Kalb (geb. 19.9.1942;<br />

g), Steve Katz (geb. 9.5.1945; g, harp) und Roy Blumenfeld<br />

(geb. 11.5.1944; dr) kamen aus New York City, Andy Kulberg<br />

(geb. 30.4.1944; b, fl) aus Buffalo im selben Bundesstaat.<br />

Lediglich Sänger Tommy Flanders, mit Talent und Allüren gesegnet,<br />

wuchs in Bos<strong>to</strong>n auf. Während einer frühen Probesession<br />

fürs Columbia-Label (Ablehnung) wurde auch Pianist Al<br />

Kooper (geb. 5.2.1944 in Brooklyn) festes Mitglied der Band.<br />

Im April 1965 lief ein erster Gig, noch als Free Speech Hoot.<br />

Verve Records veröffentlichten das Singledebüt; ein Folk-Rocker<br />

erschien als A-Seite, während der "Back Door Man" nur ein B" erhielt.<br />

Dank Al Kooper wuchs die Bandbreite des Blues Project, das "<br />

sich mit Jazz, Folk, R&B und Gospel gegen Eindimensionalität<br />

wehrte. Kalb & Co. wurden bekannter, neben John Lee Hooker,<br />

Bukka White und Eric Andersen für ein Blues Bag Weekend" ge-<br />

"<br />

bucht und traten erstmals im Café Au Go Go auf; hier entstand<br />

auch die<br />

erste LP.<br />

Nur noch<br />

auf vier<br />

Tracks war<br />

Flanders<br />

dabei, der<br />

im Januar<br />

1966 mit viel Trara und<br />

noch mehr Kopfrosinen verschwand.<br />

Die Gesangsparts<br />

Live – mit Al Kooper (Tasten, 2.v.r.) wurden aufgeteilt.<br />

Sogar die Frisco-Cops s<strong>to</strong>ppten für das Blues Project.<br />

Der Ruf der Band verbesserte sich ständig, überregionale<br />

Auftritte auch an der Westküste (Fillmore, Avalon Ballroom)<br />

halfen immens. Das Live-Album lief bestens, doch<br />

dann wurde Kalb schwer depressiv, Kooper erwischte es<br />

physisch. Mit dem Psycho-Pop-Track "No Time Like The<br />

Right Time" gelang dem Blues Project seine einzige Chartsingle,<br />

Platz 96 ... Ein Auftritt beim Monterey-Festival (mit<br />

John McDuffy für Kooper) und Konzerte mit Chuck<br />

Berry und Muddy Waters brachten Lob, aber keinen<br />

Fortschritt. PROJECTIONS, die Top-LP Nr. 2, blieb<br />

ohne Nachhaltigkeit, ein Patchwork-Mitschnitt (LIVE<br />

AT<br />

TOWN HALL, fast alles woanders aufgenommen)<br />

wurde veröffentlicht. Im Juli 1967, Danny Kalb war<br />

durch Drogen auf Wrackniveau abgestürzt, kam das<br />

Aus. Bläser-Fan Kooper und Steve Katz gingen, sie<br />

formierten Blood, Sweat & Tears.<br />

Kulberg und Blumenfeld holten Ersatzleute. Das unattraktive<br />

PLANNED OBSOLENCE erschien als Blues-Project-<br />

Album, war aber von Seatrain eingespielt worden. 1971,<br />

Überraschung: Die Originalbesetzung (außer Flanders, der<br />

1969 mit der Solo-LP THE MOONSTONE als Singer/Songwriter<br />

gescheitert war) nahm LAZARUS, produziert von Shel<br />

Talmy, für Capi<strong>to</strong>l auf – Resonanz blieb jedoch aus, genau<br />

wie für BLUES PROJECT von 1972, u.a. mit Kalb, Blumenfeld,<br />

David Cohen (Country Joe & The Fish) und<br />

dem extra aus Europa eingeflogenen Tommy Flanders.<br />

Doch der alte Zauber des vielschichtigen Blues Tommy Flanders<br />

mit Schlenkern war verflogen, zwischen angesagtem<br />

Project-Sänger<br />

Prog-, Hard- und Glitter-Rock wirkten die Könner von einst fast wie ein<br />

Fremdkörper. Und Bandgründer Kalb lag erneut am Boden.<br />

Um so erstaunlicher, dass<br />

den New Yorker Stehaufmännern<br />

bereits 1973 eine taufrische<br />

REUNION IN CENTRAL<br />

PARK gelang. Danach allerdings<br />

ließen sie's gut sein; nur noch sporadisch<br />

fanden sich die Mitglieder er<br />

zu<br />

Einzelauftritten zusammen.<br />

Flanders tauchte ab, Andy Kulberg<br />

ist am 29.1.2002 vers<strong>to</strong>rben. Kalb<br />

und Kooper rauften sich längst<br />

wieder zusammen. Für Herbst<br />

2011 war eine neue, LP-Produktion der<br />

Streithähne von einst ( Bläser oder keine")<br />

angekündigt. Doch auf die wartet<br />

"<br />

man noch ...<br />

Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Am 20. Ok<strong>to</strong>ber 1977 stürzte nahe Gilsburg,<br />

Mississippi, das Flugzeug ab, mit dem Lynyrd<br />

Skynyrd <strong>to</strong>urten – Sänger Ronnie Van Zant,<br />

Gitarrist Steve Gaines und Chorsängerin Cassie<br />

Gaines kamen ums Leben. Die Band reformierte<br />

sich 1987 mit Ronnies Bruder Johnny<br />

als neuem Sänger. Mit ihm und Gitarrist Gary<br />

Rossing<strong>to</strong>n als letztem Gründungsmitglied d<br />

kommen die Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Urväter Anfang<br />

Juni zu vier Konzerten nach Deutschland.<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser sprach<br />

vorab mit Van Zant.<br />

Alte Meister, neue Songs<br />

Ihr kommt nach Deutschland ohne neue Platte ...<br />

Wir stecken mitten in den Aufnahmen, doch ich fürchte, dass wir nicht<br />

rechtzeitig fertig werden, bevor wir nach Europa aufbrechen. Wir arbeiten<br />

mit Bob Marlette und spielen in der guten,<br />

alten Manier ein: live im Studio, möglichst wenige<br />

Overdubs – es geht ein wenig in die Richtung<br />

von "Still Unbroken” von unserem letzten Album<br />

GOD & GUNS. Allerdings wollen wir uns nicht so<br />

in Studiospielereien verlieren wie beim letzten Mal.<br />

Wie weit seid ihr?<br />

Gary, Ricky Medlocke und ich haben nach der Veröffentlichung von<br />

GODS & GUNS angefangen zu schreiben, teilweise mit Audley Freed von<br />

den Black Crowes. Pünktlich am 1. Januar haben wir mit den Aufnahmen<br />

begonnen, inzwischen sind etwa zehn Songs im Kasten. Wir wollen<br />

noch einmal so viele einspielen, um dann die besten davon zu nehmen.<br />

Was können die Fans jetzt live erwarten, auch neue Songs?<br />

Ich bin sicher, dass wir einige testen werden. Ansonsten wird es angesichts<br />

der Fülle von Skynyrd-Alben nicht ganz einfach, eine Setlist<br />

zusammenzustellen. Wir könnten einen ganzen Tag nons<strong>to</strong>p spielen!<br />

Aber natürlich gibt es keine Show ohne "Sweet Home Alabama“ und<br />

"Free Bird” – das spielten wir nach der Reunion anfangs als Finale<br />

nur instrumental. Aber vor einigen <strong>Jahre</strong>n kam Gary vor einer Show in<br />

Sacramen<strong>to</strong> zu mir und sagte, er würde es nicht mehr spielen, wenn<br />

ich nicht singe – Ronnie habe es ja zu diesem Zweck geschrieben und<br />

würde wollen, dass ich es singe.<br />

Als ihr wieder angefangen habt, wart ihr bei einer deutschen<br />

Plattenfirma ...<br />

Stimmt, das war bei Rainer Hänsel, in der Nähe von Nürnberg. Wir haben<br />

ihn dort besucht, und ich habe einen Tag lang seinen Pferdestall<br />

ausgemistet! Wir alle lieben Deutschland, für mich ist es mein Lieblingsland,<br />

ehrlich!<br />

SQUACKETT<br />

Yes-Bassist Chris Squire und Genesis-Gitarrist Steve Hackett treffen<br />

sich und produzieren zusammen das Album A LIFE WITHIN A DAY<br />

– der Traum schlechthin für alle Prog-Fans? Klar,<br />

denn wenn zwei Elitemusiker so bekannter Siebziger-Bands<br />

miteinander werkeln, kann sich der<br />

Hörer auf ein spannendes Resultat freuen. Warum<br />

beide allerdings mehr als fünf <strong>Jahre</strong> dafür benötigten,<br />

ist ein Rätsel, das Alan Tepper im Gespräch mit<br />

dem enthusiastischen Hackett auflöst.<br />

Wie kamt ihr auf die Idee für dieses Projekt?<br />

Das war 2007. Chris lebte damals noch in Chelsea, London, also nicht weit von<br />

mir entfernt. Er lud mich ein, einige Gitarrenparts für sein Weihnachtsalbum<br />

CHRIS SQUIRE’S SWISS CHOIR einzuspielen. Bei den Aufnahmen erinnerten<br />

wir uns an mein Projekt GTR mit Steve Howe und nahmen uns vor, ein Album<br />

zu verwirklichen; eines, bei dem wir als gleichberechtigte Musiker agieren, also<br />

quasi die Welt von Genesis und Yes verschmelzen. Wir machten uns sofort an<br />

die Arbeit, doch die wurde ständig unterbrochen.<br />

Zu viele Nebenjobs?<br />

Neben den beiden Solo-Alben OUT OF THE TUNNEL’S MOUTH und BEYOND THE<br />

SHROUDED HORIZON, auf denen auch Chris spielt, waren es vornehmlich juristische<br />

Schwierigkeiten, mit denen ich mich abplagen musste. Es ging um die rechtliche<br />

Lage einiger meiner Alben. Solche belastenden Komplikationen<br />

können sich oft monatelang und manchmal<br />

sogar über <strong>Jahre</strong> hinziehen. Allerdings hatte das auch<br />

einen Vorteil: Chris und ich konnten intensiver an<br />

den Stücken feilen, und wir konnten sie reifen<br />

lassen. Dadurch entstand ein bunter Stilmix<br />

von Progressiverock über Singer/Songwriter<br />

bis hin zu härteren Nummern.<br />

Chris, Steve & die fantastische Amanda<br />

Brachten sich auch die anderen Musiker ein?<br />

Natürlich, wobei sie aber eher darauf achteten, uns lediglich zu unterstützen.<br />

Jeremy Stacey spielte Drums, Roger King übernahm die Tastenarbeit, und die<br />

fantastische Amanda Lehmann unterstützte mich beim Gesang bei zwei Titeln.<br />

Ach ja, und beim ersten Track waren noch Christine Townsend an der Geige und<br />

Viola, Richard Stewart am Cello und Dick Driver am Kontrabass dabei.<br />

A LIFE WITHIN A DAY erscheint in verschiedenen Ausgaben ...<br />

Ja, neben einer CD-Ausgabe auch als Vinyl und Musik-DVD 5.1. Ich freue mich<br />

besonders auf die DVD, denn durch den 5.1-Mix kann man viele Feinheiten<br />

wahrnehmen. Jedes Format hat seine Vor- und Nachteile. Die Schallplatte klingt<br />

insgesamt organischer.<br />

Wird es eine Tour geben?<br />

Das lässt sich jetzt noch nicht sagen, denn Chris lebt inzwischen mit seiner Frau<br />

in Phoenix, Arizona, was regelmäßige Proben erschwert. Ich hoffe aber sehr, dass<br />

es klappt. Falls nicht, würde das meine Arbeit an den Genesis-Songs beschleunigen.<br />

Ich habe mir vorgenommen, alte Stücke der Band neu arrangiert zu veröffentlichen<br />

und außerdem Ideen, abgelehnte Titel oder auch nur Melodielinien<br />

von damals neu auferstehen zu lassen. Seit wir 2010 in die Rock’n’Roll Hall Of<br />

Fame aufgenommen wurden, habe ich mich intensiver mit den Kompositionen<br />

auseinandergesetzt und ihren Reiz aufs Neue erkannt.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Maurizio & Angela Vicedomini


Fo<strong>to</strong>: © Patrick Icks/Fengler<br />

Roger McGuinn (70)<br />

Folk-Rock-Pionier<br />

Arthur Brown (70)<br />

Höllenfeuer<br />

Taj Mahal (70)<br />

Frische(s) für den Blues<br />

Anfangs waren es die Bonsai-Sonnenbrille und<br />

die zwölfsaitige, elektrische Rickenbacker-Gitar-<br />

re als optisch-akustische Markenzeichen. Längst ist<br />

der<br />

ganze Mann Legende: James Roger McGuinn,<br />

geboren am 13.7.1942 in Chicago, Illinois. In den<br />

Frühsechzigern bewegte er sich als Banjospieler<br />

und Sänger in Folkzirkeln, jobbte in New York für<br />

Bobby Darin, als Studiomusiker u.a. in Los Angeles<br />

und versuchte sich als Songschreiber. Nach<br />

der britischen Beat(les)-Invasion ließ McGuinn<br />

die Verbindung nicht mehr los: ein Gemisch aus<br />

Folk und dem neuen Sound aus der Alten Welt,<br />

das war's! Mit den Gleichgesinnten Gene Clark,<br />

David Crosby, Chris Hillman und Michael Clarke<br />

formierte er im Sommer 1964 das Nonplusultra des<br />

Folk-Rock-Genres, The Byrds. Die fünf Mop-Köpfe<br />

avancierten schnell zu einer internationalen Attraktion:<br />

mit fabelhaften Harmoniegesängen, einem<br />

unverwechselbaren Gitarrensound und bald auch als<br />

Nie war er ein Kandidat für die Charts – und doch<br />

genießt er den Status eines qualifizierten Wegbereiters:<br />

Taj Mahal, geboren am 17.5.1942 als Hen-<br />

ry Saint Clair Fredericks in Harlem, New York. Gesang,<br />

Gitarre, Harmonika und Banjo brachte er sich<br />

selbst bei, Klavier- und Klarinettenstunden ergänzten<br />

das Spektrum. Der Blues erwischte ihn<br />

schon in den <strong>50</strong>s, und nach einem Ortswechsel<br />

formierte er 1964 u.a. mit Ry Cooder The Rising<br />

Sons im kalifornischen Santa Monica. Ihre einzige<br />

LP für Columbia blieb zunächst im Archiv,<br />

wurde erst 29 <strong>Jahre</strong> später als CD offiziell veröffentlicht.<br />

1968 begann Mahal seine Solokarriere,<br />

drei Alben erschienen innerhalb von knapp 20 Monaten,<br />

neun weitere folgten bis 1977. Sukzessive<br />

begann der Vielkönner, seine oft verblüffenden<br />

Bluesinterpretationen zu vermischen – mit karibischen<br />

Elementen, Jazz, lebensfrohem Calypso, originärer<br />

afrikanischer Folklore, Zydeco: Weltmusik,<br />

führende Umsetzer von Bob-Dylan-Kompositionen.<br />

Bis 1973 landete die Band 16 US-Hits, veröffentlichte<br />

über ein Dutzend Alben, auf denen sich auch Psychedelisches,<br />

Country- und Bluegrass-Titel fanden. Bis<br />

heute unvergessen ist auch "Wasn't Born To Follow",<br />

ihr Beitrag zum Kultfilm „Easy Rider". McGuinn veröffentlichte<br />

anschließend engagierte Solo-Alben, war<br />

aktives Mitglied von Dylans „<strong>Rolling</strong> Thunder Revue"<br />

und formierte mit Clark und Hillman ein Trio. Nach<br />

gedrosselten Aktivitäten kehrte der Byrds-Meister<br />

1991 mit dem ausgezeichneten Album BACK FROM<br />

RIO ins Rampenlicht zurück und blieb bis in die Gegenwart<br />

im Studio und auf Bühnen aktiv. 1995 begann<br />

er ("Folk Den"), über seine Internetseite Folksongs<br />

aller Couleur einzuspielen und auf diesem Weg<br />

zu verbreiten – sein Beitrag, um ein Genre am Leben<br />

zu erhalten. Schon vor 21 <strong>Jahre</strong>n wurde der Künstler<br />

(mit den Byrds) in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen.<br />

bm<br />

Lange vor Kiss, Alice Cooper und anderen internationalen<br />

Bemalungs- und Theatralikspezialisten<br />

haben zwei Briten den Boden für wilden Bühnenzirkus<br />

gelegt: Screaming Lord Sutch und Arthur<br />

Wil<strong>to</strong>n Brown. Geboren am 24.6.1942 in Whitby<br />

(Yorkshire), brach er Studien an den Unis von London<br />

und Reading ab, um sich als Musiker zu etablieren.<br />

Brown sang zunächst in Bands wie Blues<br />

& Brown, The Southwest Sound und versuchte<br />

sich dann kurz mit Ska und Soul bei The Ramon<br />

Sound, aus denen The Foundations wurden. Bevor<br />

sie zu Hit-Ehren kamen, hatte der Frontmann<br />

schon abgemustert, um 1967 ein eigenes Projekt<br />

auf die Beine zu stellen: The Crazy World Of Arthur<br />

Brown, mit Vincent Crane (org, p), Nick Greenwood<br />

(b) und Drachen Theaker (dr), der später durch Carl<br />

Palmer ersetzt wurde. Die Debütsingle "Devil's Grip"<br />

fiel<br />

durch – doch Arthur fiel auf: Optischer Fixpunkt<br />

war<br />

sein brandgefährlicher Feuerhelm, der so manchen<br />

Veranstalter zur Verzweiflung brachte. Mit der<br />

zweiten 45er, "Fire", gelang ein Sixties-Klassiker (UK<br />

#1), eingeleitet vom mächtigen Ruf „I am <strong>the</strong> god of<br />

hellfire ...!" Browns wilder Act – der an Screaming Jay<br />

Hawkins erinnerte – nutzte sich jedoch schnell ab,<br />

und als Crane (A<strong>to</strong>mic Roos ter) und Palmer (A<strong>to</strong>mic<br />

Rooster, ELP) gingen, gründete Brown die Siebziger-<br />

Band Kingdom Come. Nach drei nur mäßig erfolgreichen<br />

Progressive-Alben wurde auch dieses Kapitel<br />

geschlossen. In Austin, Texas, ließ er sich in den <strong>80s</strong><br />

zum Therapeuten ausbilden. Als Sänger mischte er<br />

später u.a. bei Alan Parsons, Klaus Schulze (Tangerine<br />

Dream) und den Krupps mit und veröffentlichte weiter<br />

Platten, die aber kaum Resonanz erfuhren – wie<br />

z.B. TANTRIC LOVER mit einer akustischen Formation.<br />

Er war außerdem Gast bei vielen Hawkwind-Konzerten<br />

und gehörte Anfang 2012 zu einem Package-<br />

Ensemble u.a. mit Chris Farlowe, Clem Clempson und<br />

der Hamburg Blues Band.<br />

bm<br />

bevor der Terminus existierte. Nach der Veröffentlichung<br />

zweier Filmsoundtracks siedelte Mahal nach<br />

Hawaii über, um neue Einflüsse für sein Werk zu tanken.<br />

Seine Ausnahmestellung war zwar längst international<br />

anerkannt – Plattenfirmen taten sich jedoch<br />

weiterhin schwer, die wenig kommerziellen Einspielungen<br />

zu vermarkten. Daran änderten auch neun<br />

Grammy-Nominierungen nichts, immerhin zweimal<br />

erhielt er die Auszeichnung: 1997 für SENOR BLUES<br />

und 2000 für SHOUTIN' IN KEY. Knapp drei Dutzend<br />

Originalalben (Studio und live) stehen bislang für den<br />

unangepassten Notenforscher zu Buche. Mahal beklagt<br />

noch heute, dass seine Musik nur von einer<br />

schwarzen Minderheit konsumiert wird, sein Publikum<br />

war von Beginn an aber hauptsächlich weiß.<br />

Sein Bemühen, dem Blues Frische einzuimpfen, ihm<br />

traditionelle Trauer und Verzweiflung auszutreiben,<br />

hält noch immer an. Er muss sich zumindest nicht<br />

vorwerfen, es nicht versucht zu haben. bm<br />

Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding Company (Sam Andrew)<br />

Live-Dokument<br />

mit<br />

Janis<br />

Von Philipp Roser<br />

Sam<br />

Andrew stand<br />

1967 beim Monterey<br />

Pop Festival auf der Bühne<br />

und leistete als Gitarrist seinen<br />

Beitrag, dass Janis Joplin<br />

sich schnell zu einer der größten<br />

Rockstimmen entwickelte. Er<br />

hat aber auch Thomas Mann auf<br />

Deutsch gelesen. Sam liebt Albrecht<br />

Dürer, malt selbst jeden Tag – und ist<br />

immer noch mit Big Bro<strong>the</strong>r & The<br />

Holding Company unterwegs, gastiert<br />

demnächst auch in Deutsch-<br />

v.l.: James Gurley, Janis Joplin, Sam<br />

Janis Joplin in Reihen ihrer Mitstreiter<br />

land (siehe Tourkalender). Anlässlich<br />

des Erscheinens des bislang<br />

Andrew, (sitzend) Dave Getz, Peter Albin<br />

unveröffentlichten Konzertmitschnitts itt LIVE AT<br />

Platte, zum Artwork – ich muss aber sagen, dass<br />

THE CAROUSEL BALLROOM (San Francisco)<br />

blickte der inzwischen 70-jäh-<br />

zu schlecht, sieht nicht aus wie Janis.<br />

ich das Bild auf dem Cover nicht mag. Es ist einfach<br />

rige Andrew für <strong>GoodTimes</strong> Ist es als Big Bro<strong>the</strong>r nicht schwierig? Die Band wird<br />

zurück.<br />

auf Janis Joplin reduziert, obwohl ihr zuvor<br />

und danach auch unter diesem Namen<br />

Du sprichst gut deutsch – wo hast du<br />

gespielt habt ...<br />

es gelernt?<br />

Stimmt schon, wir spielten mit ihr, sie<br />

Ich spreche es zwar, aber wohl nicht gut<br />

war Teil der Band, aber wir werden oft<br />

genug, um dieses Interview bestreiten<br />

übergangen. Doch so ist es nun mal, das<br />

zu können. Als ich 18 oder 19 <strong>Jahre</strong><br />

alt war, habe ich längere Zeit einen<br />

redet auch niemand über seinen Texter<br />

kann man nicht ändern – bei El<strong>to</strong>n John<br />

Freund besucht, der bei der US Army in<br />

Bernie Taupin. Das ist ganz natürlich.<br />

der Nähe von Kassel stationiert war, in Eschwege. Ich<br />

Big Bro<strong>the</strong>r ist immer noch aktiv, aber ihr werdet ja<br />

wünschte, ich könnte es besser sprechen, aber lesen auch nicht jünger?!<br />

kann ich alles.<br />

Kann man so sagen, doch es wechselt ja – in einem<br />

Du bist als Musiker bekannt, malst Sam Andrew<br />

Jahr spielen wir ziemlich viel, dann<br />

aber auch und hattest ein Spoken-<br />

wieder fast gar nicht.<br />

Word-Quartet namens Theatre Of<br />

Ihr hattet unterschiedliche Sängerinnen<br />

– wer wird in Deutschland am<br />

Light – dein Interesse an Kunst<br />

scheint umfassend ...<br />

Mikrofon stehen?<br />

Ja. Ich male ständig, jeden Tag – und<br />

Mary Bridget Davies. Als wir 2006<br />

es war großartig in Nürnberg, wo ich<br />

beim „Burg Herzberg Festival" spielten<br />

und HOLD ME aufnahmen, sang<br />

Albrecht Dürers Haus besichtigte.<br />

Im Moment hält dich aber vor allem<br />

Sophia Ramos. Wir haben etwa zehn<br />

CAROUSEL ... auf Trab.<br />

Sängerinnen, die sehr gut sind und<br />

Richtig. Wir werden ja im Juni für ein<br />

je nach Verfügbarkeit mit dabei sind.<br />

paar Konzerte zu euch kommen –<br />

2008 erschienen die LOST TAPES<br />

ich glaube, wir haben in den letzten<br />

von 1966/67 ...<br />

<strong>Jahre</strong>n nirgends so oft gespielt wie<br />

Damals spielten wir in einem kleinen<br />

in Deutschland. Ich war in die Ver-<br />

Club namens The Matrix, und der<br />

öffentli-<br />

chung des Albums nicht<br />

gab uns später die<br />

Bänder, wir veröffentlichten sie auf<br />

involviert, was den Sound unserem Label, ehe Sony <strong>Music</strong> die gesamte Kontrolle<br />

Soundmann dort schnitt alles mit. Er<br />

angeht – das hat Ows-<br />

übernahm.<br />

ley Stanley (†2011) in Bei all den Ausgrabungen geht es auch um Geld – bekommt<br />

ihr was davon?<br />

die Show im Juni 1968 Ja, das ist kein Problem, das läuft. Es ist zwar nicht<br />

im Carousel Ballroom die Welt, aber ein bisschen was kriegen wir schon.<br />

als Soundmischer auch Derzeit prüfen wir die Bücher bei Sony <strong>Music</strong>, und<br />

New York besorgt, der<br />

aufgenommen hatte. Ich ich bin auf das Ergebnis gespannt. Aber ich will mich<br />

gebe jetzt Interviews zur nicht beklagen.<br />

© Sam Andrew<br />

Immer wieder hat Sam Andrew Janis Joplin & BBHC gemalt –<br />

und hat dieses Bild <strong>GoodTimes</strong> zur Verfügung gestellt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

MICK<br />

JAGGER<br />

SEXSYMBOL<br />

REVOLUZZER<br />

GESCHÄFTSMANN<br />

Jetzt die Biografie:<br />

MARC SPITZ<br />

MICK JAGGER<br />

REBELL UND ROCKSTAR<br />

304 Seiten | € 24,95 (D) / € 25,70 (A)<br />

isbn 978-3-8419-0122-4<br />

www.edel.com


Neil Taylor<br />

Zurück auf Anfang<br />

Langjähriger Sideman bei Robbie Williams, Mitglied von Tears<br />

For Fears, Neon, Violent Blue, jahrzehntelang Studio- und Tournee-Jobs<br />

für Rod Stewart, Tina Turner, die Pretenders, Van Morrison,<br />

Holly Johnson, Morrissey, Peter Gabriel. Der Arbeitsnachweis<br />

des UK-Gitarristen Neil Taylor ist ellenlang. Umso kürzer r<br />

ist seine Liste mit Soloscheiben. Ende 2011 debütierte er mit NO<br />

SELF CONTROL, nur ein halbes Jahr später schiebt der 51-Jährige<br />

CHASING BUTTERFLIES nach.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Lange kam nichts von dir solo, jetzt ist<br />

schon der zweite Streich fertig ...<br />

Lustig, oder? Im Ernst: Das Erste dauerte auch darum<br />

so lange, weil ich 10, 15 <strong>Jahre</strong> nicht mehr gesungen<br />

hatte und auf der Suche nach meiner Stimme<br />

war. Außerdem musste ich mir über die Richtung<br />

klar werden, in die ich gehen wollte. Um NO SELF<br />

CONTROL zu promoten, war ich dann Ende 2011 als<br />

Opener für Midge Ure in Deutschland unterwegs.<br />

Die Leute wollten hinterher wissen, ob die Platte<br />

ähnlich klinge wie mein Liveset. Das hatte ich aus<br />

logistischen und finanziellen Gründen akustisch gespielt.<br />

Als ich sagte, dass die CD elektrisch mit Band<br />

sei, griffen manche zu, andere stellten die Platte<br />

am Merchandisingtisch zurück. Das brachte mich<br />

auf die Idee, auch Akustikversionen meiner Songs<br />

zu machen.<br />

Auf CHASING BUTTERFLIES gibt<br />

es einige Nummern von NO SELF<br />

CONTROL – was noch?<br />

Ein paar ältere, unveröffentlichte Titel – gute Songs,<br />

die ich aber einfach vergessen hatte. Wir haben die<br />

meisten Lieder in meiner Küche mit dem Lap<strong>to</strong>p<br />

aufgenommen, bei einigen ist im Hintergrund das<br />

leise Vibrieren des Kühlschranks zu hören (lacht).<br />

CHASING BUTTERFLIES war als<br />

Akustikalbum angekündigt, bietet aber<br />

mehr als nur einen Sänger, der die<br />

Klampfe traktiert ...<br />

Ich habe es früher gehasst, Akustikgitarre zu spielen.<br />

Erst als ich durch die Umstände gezwungen war,<br />

sie zu benutzen, habe ich meinen Spaß daran entdeckt.<br />

Ich wollte nicht ein typisches Akustikalbum<br />

machen, sondern habe immer wieder mit einem<br />

Bassisten und Perkussionisten gearbeitet. Außerdem<br />

wollte ich zeigen, welche Power und Möglichkeiten<br />

die Akustische bietet.<br />

Ist es eine enorme Umstellung, nach<br />

den Stadiongigs mit Robbie Williams<br />

jetzt in die Clubs zurückzukehren?<br />

Kann man sagen (lacht). Trotz all meiner bisherigen<br />

Aktivitäten bin ich ein neuer Künstler, der ganz von<br />

vorn anfängt – aber es macht Spaß!<br />

Philipp Roser<br />

Brückenschlag mit Tradition<br />

Seit 1973 sind die Brüder Calum (voc, perc) und Rory Macdonald (g, b, voc) mit ihrer Folk-<br />

Rockband Runrig unterwegs, „oft auch in Deutschland, wo wir längst unsere zweite Heimat<br />

haben“. Doch weil ihre Hauptgruppe eine eineinhalbjährige Schaffenspause einlegte, bevor<br />

die Vorbereitungen für das 40-jährige Jubiläum beginnen, riefen die Brüder The Band From<br />

Rockall ins Leben. Das gleichnamige Album ist bereits veröffentlicht.<br />

Calum, was hat es mit The Band From quasi von der Nostalgie aus mal Neuland erforschen,<br />

Rockall auf sich?<br />

und das hat unglaublich Spaß gemacht.<br />

Es ist ein Abenteuer für uns, ein Projekt, das Rory Ein Song wie "Luaidh" wäre perfekt für<br />

und ich schon seit ewigen Zeiten verwirklichen die Everly Bro<strong>the</strong>rs gewesen!<br />

wollten. Wir kamen aber nie dazu, weil uns Runrig<br />

Genau das wollten wir ja auch – den Twang- und<br />

auf Trab hielt. Doch die Pause hat uns jetzt die Surfgitarrensound und diese Gesangsharmonien mit<br />

Möglichkeit gegeben.<br />

unserem Background verbinden. Wir haben neue<br />

Was verbirgt sich hinter dem Bandnamen<br />

Songs geschrieben, sind aber auch alte Demotapes<br />

und Albumtitel?<br />

durchgegangen – von Songs, die wir längst verges-<br />

Manche sagen, Rockall sei eine Insel, ich würde es sen hatten. Auch das hat uns inspiriert.<br />

eher als riesigen Felsen bezeichnen. Der liegt im Wie habt ihr das Ganze dann umgesetzt?<br />

Atlantik, 300 Meilen westlich von Schottland, 2<strong>50</strong><br />

Meilen westlich der Hebriden, wo wir aufwuchsen, Wir luden viele Freunde ein, darunter den Pedalsteel-Gitarristen<br />

fast auf halbem Weg nach Amerika. Und er erschien<br />

B.J. Cole, und wir haben mit<br />

uns als eindrucksvolles Symbol dafür, was wir musikalisch<br />

ihnen in unserem Heimstudio und in Dänemark<br />

vorhatten.<br />

aufgenommen; alles möglichst live und auf alten<br />

Inwiefern?<br />

Instrumenten.<br />

Wir wollten eine Brücke schlagen zwischen Schottland<br />

Stört dich die Bezeichnung Retrorock<br />

und Amerika, zwischen der Zeit unserer Jugend für diese Musik?<br />

und heute. Wir sind ja mit traditioneller gälischer Nein, irgendwo trifft es ja zu. Aber wie schon gesagt,<br />

Musik aufgewachsen, bis der Rock'n'Roll aus den<br />

es ist ein Brückenschlag – und natürlich auch<br />

USA herüberschwappte. Er wurde zu unser Hauptinspirationsquelle<br />

eine Rückkehr zu unseren Wurzeln. Darum haben<br />

neben Folk und dem Liverpooler wir auch vier Songs in gälischer Sprache gesungen.<br />

Mersey-Beat. Das alles wollten wir verschmelzen,<br />

Philipp Roser<br />

Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Rock & Blues im Stil der Sixties und Seventies<br />

Paul Vincents neue CD Electric Hippie <strong>Music</strong> jetzt vorbestellen bei:<br />

http://shop.luxusmusik.de<br />

Logos, Produkt- und Markennamen sind Eigentum ihrer respektiven Inhaber. Amazon, das Amazon-Logo und Amazon.de sind eingetragene Marken<br />

von Amazon Europe Holding Technologies SCS und Tochtergesellschaften.


Live in Concert<br />

Porsche <strong>Music</strong> Night<br />

Pop & Disco<br />

Volle Partymucke" nennt SWR-Modera<strong>to</strong>rin Stefanie<br />

„ Anhalt, was die ehemalige Porsche Oldie Night bereits<br />

2011 zur Porsche <strong>Music</strong> Night werden ließ. Waren<br />

es zuvor Leckerbissen aus den Swinging Sixties wie Roy<br />

Wood (The Move), Flo & Eddie (The Turtles) und Peter<br />

Noone (Herman's Hermits), die aus den USA eingeflogen<br />

wurden, um das Programm vom Oldie-Allerlei abzuheben,<br />

so handelt es sich jetzt vorwiegend um Disco-Pop, garniert<br />

mit dem einen oder anderen Altstar.<br />

In diesem Jahr waren dies der 70-jährige Chubby Checker<br />

(<strong>to</strong>pfit!) und die jung gehaltene Bonnie Tyler (60), Rocklady<br />

mit Reibeisenstimme. Sie kokettierte selbstironisch und<br />

führte ihren Ehemann Robert für ein Küsschen auf der<br />

Bühne vor. Ihr Hitprogramm führte von "Lost In France"<br />

über die Jim-Steinman-Hymne "Total Eclipse Of The Heart"<br />

bis zu "It’s A Heartache" und "Holding Out For A Hero". Zur<br />

Aktualisierung des Reper<strong>to</strong>ires der walisischen Sängerin mit<br />

dem bürgerlichen Namen Gaynor Hopkins wurde auch mal<br />

eine Nummer von Bryan Adams als durchaus akzeptable<br />

Cover-Version eingestreut.<br />

Twist-Kaiser Chubby Checker hüpfte wie einem Jungbrunnen<br />

entstiegen über die Bühne und bewies, dass auch<br />

die stetige Wiederholung des ehemaligen Modetanzes<br />

unter dem Mot<strong>to</strong> "Let's Twist Again" immer<br />

noch ankommt und frisch halten kann. 1987<br />

mit den Fat Boys neu aufgegossen und 1995<br />

schon mal in Stuttgart präsentiert, sorgte der<br />

Twist kurz vor Mitternacht erneut für ausgelassene<br />

Tanzstimmung. Die hinter der Bühne<br />

anwesende Suzi Quatro beschrieb die Verrenkungen<br />

trefflich mit den Worten: „den Hintern<br />

mit einem Handtuch trocknen und gleichzeitig<br />

eine Zigarette austreten." Immerhin hatte<br />

der ehemalige Geflügelverkäufer und heutige<br />

Schokoriegelhändler Ernest Evans alias Chubby<br />

Checker zuletzt 2008 mit "Knock Down The<br />

Walls" noch mal einen Hit, der bis an die Spit-<br />

Randy Newman<br />

Meister der Reduktion<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle, 23. & 24. März 2012<br />

Bonnie Tyler<br />

ze der Charts kletterte<br />

und auch während der<br />

<strong>Music</strong> Night zu hören<br />

war. Ansonsten<br />

konzentrierte sich das<br />

Programm der beiden<br />

Altstars 2012 auf ein<br />

Spektrum zwischen<br />

Synthie-, Latin- und<br />

Karibik-Pop.<br />

Martin Fry gründe-<br />

te 1990 in Sheffield<br />

die britische<br />

Chubby Checker<br />

Band ABC.<br />

Ihr erster großer Hit "The Look Of Love" aus dem<br />

Debütalbum THE LEXICON OF LOVE elektrisierte<br />

auch das Publikum in Stuttgart. Als sich das Quintett<br />

1992 auflöste, machte Fry mit neuen Musikern<br />

weiter. Die 1987 veröffentlichte Single "When Smokey<br />

Sings" – eine Hommage an die Soul-Legende<br />

Smokey Robinson – brachte es damals weltweit an<br />

die Spitze der internationalen Charts und sorgte auch<br />

in der Schleyer-Halle für den richtigen Tanzgroove.<br />

Davor konnten die „spanischen" Hannoveraner Marquess<br />

mit ihrem Sommerhit vom letzten Jahr "Vayamos<br />

Compañeros" überzeugen. "El Temperamen<strong>to</strong>"<br />

durfte man durchaus wörtlich nehmen, und Frontmann<br />

Sacha Pierro, der u.a. die Titelmelodie der Telenovela<br />

„Schmetterlinge im Bauch" schrieb, zeigte Einsatz mit<br />

Stimme und Hüftschwung.<br />

Als Opener fungierten die „karibischen" Pioniere des<br />

deutschen Schlagers um Oliver Bendt mit seiner Goombay<br />

Dance Band. Ihr "Sun Of Jamaica" ist zum Evergreen<br />

guter Laune geworden, der auf Sommerpartys Dauer-Kult<br />

ist. Mit einem Streifzug durch ihre 30TH ANNIVERSARY<br />

COLLECTION gelang ihnen die Funktion als Anheizer gut.<br />

Goombay Dance Band<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

Martin Fry<br />

Nürnberg, Meistersingerhalle, 19. März 2012<br />

Eine Stimme, ein Instrument. Mehr braucht Randy Newman nicht, um seine<br />

Lebensreflexionen dem Publikum nahezubringen, so auch diesmal in einer nur<br />

halbgefüllten Halle. Allerdings wird der Intellektuelle der Popmusik kein Meister-<br />

Singer mehr, er war's auch in Nürnberg nicht. Dennoch: Sein Spektrum ist breiter<br />

als das mono<strong>to</strong>ne Krächzen eines Bob Dylan oder das heisere Knurren von Tom<br />

Waits. Wie diese verfügt der Geschichtenerzähler und Songschreiber allerdings über<br />

das Charisma und die Aura eines ganz großen Singer-/Songwriters, dessen Werke<br />

von vielen Stars von Ry Cooder über The Eagles bis Nina Simone gecovert wurden.<br />

"You Can Leave Your Hat On", von Joe Cocker weltberühmt gemacht, reduzierte<br />

Newman am Steinway-Konzertflügel bis auf das Gerippe seiner Substanz. Sein<br />

etwas nuschelnd-näselnder Gesangsstil unterstrich dabei das locker-frivole Flair<br />

des Songs (Kim Basingers Strip im Film „9 ½ Wochen"!) mit dem perkussiven Pianomotiv,<br />

das sich durch das Stück zog. Schlagzeug? Überflüssig!<br />

1943 in Los Angeles geboren, wuchs Newman in New Orleans auf, der Heimatstadt<br />

seiner Mutter – dies ist musikalisch nachhaltig hörbar. Seine einzigartige<br />

Mischung aus Ragtime, Blues, Pop, Swing und Filmmusik, für die er zahlreiche<br />

Grammy Awards und sogar zwei Oscars erhielt („Die Monster AG", „Toy S<strong>to</strong>ry 3")<br />

sorgte – bei allem Purismus des Solokünstlers – für Abwechslung. Sein trockener<br />

Humor zeigte sich im Banker-Evergreen "It's Money That I Love", seine Leidenschaft<br />

im klagenden "I Miss You" und<br />

beißender Sarkasmus im sozialkritischen<br />

"Short People". In zwei Minuten<br />

und 48 Sekunden (so die Ansage)<br />

blätterte er in "The Great Nations Of<br />

Europe" die Geschichte Europas auf.<br />

Sehr still wurde es im Saal bei ernsten,<br />

existenziellen Themen wie "In Germany<br />

Before The War" oder "Guilty".<br />

Die Animation des Publikums zum<br />

Mitsingen des Refrains "He's Dead" als Saalecho ließ seinen Song über einen gealterten<br />

Rockstar, „I'm Dead, But I Don't Know It", noch grotesker erscheinen.<br />

Auch wenn Randy Newman (68) schon etwas vom Alter gezeichnet schien, wirkte<br />

der Auftritt in der Meistersingerhalle in seiner gekonnten Schlich<strong>the</strong>it überzeugend<br />

und au<strong>the</strong>ntisch. Sein Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame wird so schnell<br />

nicht verblassen. "Feels Like Home" aus HARPS & ANGELS (2008) gab es als Nachschlag.<br />

Und der große Künstler verabschiedete sich, schon etwas wehmütig, mit „I<br />

Think It's Gona Rain Today".<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Live in Concert<br />

Uriah Heep / Nazareth<br />

Karos vom Rock gespielt<br />

Ein Paket mit Uriah Heep und Nazareth suggeriert Nostalgie-Trips. Erst recht,<br />

wenn das Ganze mit „Rock Legends" überschrieben ist. Und schon drängten<br />

sich jene Leute vor der Bühne im Ros<strong>to</strong>cker IGA-Park, die vor allem "Dream<br />

On" und "Love Hurts" (Nazareth) oder "Lady In Black" und "Free Me" (Uriah<br />

Heep) hören wollten. Aber mit Oldie-Party-Geschunkel haben die Heavy-Rock-<br />

Urgesteine nichts am Hut. Das bewiesen nicht zuletzt die jeweils aktuellen LP-<br />

Produktionen aus dem letzten Jahr. Und so blieben viele Wünsche der 1<strong>50</strong>0,<br />

vornehmlich in Jack-Wolfskin-Joppen gehüllten Rockfans unerfüllt.<br />

Dan McCafferty ist die Inkarnation<br />

der Reibeisenstimme.<br />

Dort, wo er vor 30<br />

<strong>Jahre</strong>n krächzte, kreischt<br />

er heute manchmal. Allerdings<br />

nicht verzweifelt.<br />

Der Schotte macht sein<br />

Organ zum Stilmittel, das<br />

im Verbund mit dem aus<br />

Jimmy Murrisons Gitarre<br />

krachenden, zu Tönen<br />

gewordenen Strom den<br />

Härtegrad einiger Songs<br />

um ein Vielfaches anhebt.<br />

"Hair Of The Dog" zum<br />

Beispiel, eigentlich als Höhepunkt<br />

des regulären Sets<br />

gedacht und Vehikel für<br />

McCafferty, mit dem Publikum<br />

einen Wechselgesang<br />

auf "Son Of A Bitch" zu versuchen. Die Ros<strong>to</strong>cker wussten damit allerdings<br />

kaum etwas anzufangen, was den Nazareth-Shouter sichtlich amüsierte. Und<br />

so erledigte der Vierer seinen Auftritt souverän. Die Balladen kamen, der<br />

Blues-Teil machte der Band einen Riesenspaß, und das Publikum hoffte auf<br />

Uriah Heep.<br />

Die sind derzeit auf einem Höhenflug. Mit dem<br />

ultrafetten Album INTO THE WILD in der Hinterhand<br />

versprühen sie das Selbstbewusstsein eines<br />

Stadion-Acts. Dabei spielten sie in Ros<strong>to</strong>ck mal<br />

ganz nebenbei Nazareth die Karos vom Schottenrock.<br />

Mick Box (g), Bernie Shaw (voc), Trevor Bolder<br />

(b), Phil Lanzon (keys) und Russell Gilbrook<br />

(dr) sind Old-School-Hard-Rock wie er im Buche<br />

steht. Voller<br />

Energie ("Overload",<br />

WAKE THE<br />

SLEEPER) heizten<br />

sie in das Set,<br />

gaben ein paar<br />

Ros<strong>to</strong>ck, IGA-Park, 21. April 2012<br />

Dan McCafferty<br />

Erinnerungsschübe<br />

mit "Traveller In Time" von DEMONS AND<br />

WIZARDS und "Sunrise" von THE MAGICIAN'S<br />

BIRTHDAY, um mit "I'm Ready" vom aktuellen<br />

Album musikalisch noch eins draufzusetzen.<br />

"Nail On The Head" oder der Titelsong, "In<strong>to</strong><br />

The Wild", erwiesen sich als ebensolche Glanzstücke,<br />

was dem Heep-Fan das Herz aufgehen<br />

ließ, vielen im IGA-Park allerdings Ratlosigkeit<br />

ins Gesicht schrieb. Selbst mit dem göttlich<br />

präsentierten "Come Away Melinda" und dem<br />

Kracher "Too Scared To Run" vom sträflich unterbewerteten<br />

Album ABOMINOG wussten die<br />

meisten Anwesenden nichts anzufangen. Aber<br />

Heep wären ignorante Fan-Preller, böten sie den Leuten nicht das obliga<strong>to</strong>rische<br />

"Gypsy" und – wenn auch in modifizierter Form – "Lady In Black".<br />

Über die Lokalmatadoren Delta, die den ersten Teil der Show bestritten, hüllen<br />

wir aus Rücksicht auf die Musiker den Mantel des Schweigens.<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Jens-Uwe Berndt<br />

The Stranglers<br />

PunkWavePop – frisch wie damals<br />

Die Stranglers passten zu nichts und niemandem. Für die Punks waren<br />

sie zu intellektuell, der Mainstream fand sie zu sperrig, und im New-<br />

Wave-Karussell waren sie plötzlich zu poppig. Und doch erlangte die Band,<br />

die von 1977 bis 1992 satte 34 Hits verbuchte, einen derartigen Kult-Status,<br />

dass sie aktuell noch immer auf Tour gehen kann und die Klubs füllt. Etwa<br />

den Berliner C-Club am 21.<br />

April. Zwar hatte man von<br />

Zeit zu Zeit den Eindruck,<br />

auf einem Klassentreffen<br />

in Berlin lebender Engländer<br />

zu sein, doch die<br />

deutschen Fans – zwischen<br />

17 und 70 – stellten trotzdem<br />

die Mehrheit. Und die<br />

kam vor allem bei "Golden<br />

Brown" und "Always The<br />

Sun" in Schwung, wenngleich<br />

"Hey! (Rise Of The<br />

Robots)" oder "Giants"<br />

weitaus mehr rockten. Und<br />

allein, um mal wieder einzigartige<br />

Songs reanimiert<br />

zu bekommen, die beim<br />

Berlin, C-Club, 21. April 2012<br />

hektischen Vorbeieilen der Zeit am Wegesrand liegenblieben, gebührt den<br />

Stranglers Dank für diesen Deutschland-Abstecher. Denn wer hatte denn<br />

schon noch "Walk On By" auf dem Schirm oder womöglich "Peaches"?<br />

Die Briten wirkten äußerst cool. Altersmilde schimmerte durch, wirkte sich al-<br />

lerdings nicht auf diese typische Art der Stranglers aus, auch den schrägsten<br />

Ton mit einer dreisten Selbstverständlichkeit<br />

zu zelebrieren. Im Zugabeteil präsentierte das<br />

Quartett mit "Nice 'N' Sleazy" und "Tank"<br />

zwei der stärksten Titel aus ihrem Reper<strong>to</strong>ire –<br />

und die gehören ohne Übertreibung mit zum<br />

Besten, was der 70er-<strong>Jahre</strong>-Punk im Angebot<br />

hatte. Auch das wie speziell für die Stranglers<br />

geschriebene "All Day And All Of The Night"<br />

von den Kinks fehlte am Ende nicht. Ein klasse<br />

Abend, große Erinnerungen, wundervolle<br />

Musik.<br />

Das Vorprogramm bestritt der britische Songschmied<br />

Mike Marlin. Diese Zusammenstellung<br />

passte ("Hit The But<strong>to</strong>n" beispielsweise<br />

belegt das), der Musiker bereitete dem Publikum<br />

Kurzweil. Und was kann ein Support<br />

mehr erreichen?!<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Detlef Wolff<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 75


Live in Concert<br />

21. Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />

Mitreißende Gitarristen<br />

Blond, gut aussehend und Mitte 30 – so haben die Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />

„ begonnen, und so haben sie auch aufgehört." Schrieb ein lokaler<br />

Kritiker überaus lobend über die beiden Akteure, die die 21. Auflage<br />

der Konzertreihe in der mittelfränkischen Stadt nahe Nürnberg einrahmten:<br />

Dana Fuchs und Philip Sayce. Die US-Sängerin (36) beeindruckte<br />

zum Auftakt mit ihrer markant-unverkennbaren Röhre, reichlich<br />

Ausstrahlung und mit einer eindringlich vorgetragenen Mischung<br />

aus Blues, Rock, Soul und Funk. Der einstige E<strong>the</strong>ridge/Healey-<br />

Sideman Sayce (35, geboren in Wales) zündete ein imposantes<br />

Blues-Rock-Feuerwerk und lieferte so einen würdigen Abschluss<br />

des zehntägigen Festivals: Er begann im Stile eines Heavy-Metal-Gitarristen,<br />

schlug zwischendurch ruhigere (Blues-)Töne zum<br />

Durchatmen an, ehe er sich wieder in langen Soli aus<strong>to</strong>bte.<br />

Das anspruchsvollste Set lieferte aber ein (noch) eher Unbekannter:<br />

Kein anderer Künstler lieferte eine derart abwechslungsreiche<br />

Show wie der Engländer Paul Rose. Ihm gelang es virtuos,<br />

zwei Stunden lang mit der Dynamik von schnell-langsam, lautleise<br />

zu spielen: Dies galt für die Auswahl der eigenen und fremden<br />

Songs ("Black Magic Woman", "Hey Joe", "Tequila", "Hey<br />

Jude", "Eleanor Rigby") und auch für sein Gitarrenspiel – schlug<br />

er im Stil des jungen Peter Green leisere Töne an, war es im Saal<br />

mucksmäuschenstill, ehe wieder bluesig-rockig hingelangt wurde.<br />

Einmal mehr waren es die Gitarristen, die in Roth mitrissen: Eric<br />

Sardinas heizte auf seiner (akustischen) Resona<strong>to</strong>r ein und brachte<br />

das Publikum zum Kochen. Mit ihrem Mix aus fast archaischbluesiger<br />

Dobro und elektrischer Rockgitarre setzten die Kölner<br />

Richard Bargel & Klaus „Major" Heuser (Ex-Bap) mit ganz eigener<br />

Note ein weiteres Glanzlicht und erinnerten stimmungsmäßig<br />

manchmal ein wenig an J.J. Cale. Der frühere John-Mayall-<br />

Begleiter Walter Trout prügelte in gekonnter Manier durch ein<br />

fast zweistündiges Blues-Rock-Programm. Ebenfalls überaus unterhaltsam<br />

und facettenreich präsentierten sich der Italiener Rudy Rotta<br />

sowie die Hamburg Bluesband (Gitarre: Clem Clempson) mit ihrem Gastsänger<br />

Chris Farlowe. Einen Kontrapunkt setzten zwei Mundharmonika-<br />

Asse: Der junge Brite Will Wilde brillierte auf seinem Instrument ebenso<br />

wie sein deutsches Harp-Pendant Chris Kramer; der Dortmunder untermauerte<br />

– begleitet von einer vorzüglichen dreiköpfigen Band – seinen<br />

Dana Fuchs<br />

Eric<br />

Sardinas<br />

Philip<br />

Sayce<br />

Paul Rose<br />

Chris<br />

Kramer<br />

Roth, 24. März bis 1. April 2012<br />

Walter<br />

Trout<br />

guten Ruf als Blues-Entertainer und Geschichtenerzähler<br />

(auf Deutsch!).<br />

Fast ein wenig traurig stimmte es jedoch,<br />

dass zwei Stars auf die geringste<br />

Resonanz stießen, die in diesem Jahr die<br />

Jazz- und Funknote beisteuerten: musikalisch<br />

ohne Beanstandungen, allerdings<br />

mit dem schwächsten<br />

Funkenflug in Richtung<br />

Publikum – dies war<br />

dem britischen Gitarristen<br />

Matt Schofield<br />

und Saxofon-Altmeister<br />

Pee Wee Ellis zu attes-<br />

Chris Farlowe<br />

Clem<br />

Clempson<br />

tieren. Dagegen<br />

zog beim längst<br />

zur Ro<strong>the</strong>r Tradition<br />

gewordenen<br />

Blues-Brunch Big<br />

Daddy Wilson, der<br />

Meister der sanften Töne, die Zuhörer mit<br />

seinem Akustiktrio in den Bann: Viele vergaßen<br />

glatt<br />

Big Daddy<br />

Wilson<br />

das Essen ...<br />

Roth 2012: künstlerisch wertvoll, an der Kasse<br />

allerdings nicht ganz so goutiert, wie es<br />

das Programm verdient gehabt hätte. Wobei<br />

die kurzfristige Absage der erkrankten Headlinerin<br />

Nina Hagen sich in der Abrechnung<br />

ebenso negativ niederschlug wie auf die<br />

Laune der Ost-Blues-Rocker Mr. Speiche's<br />

Monokel Blues Band: Sie wurden so um den Auftritt als Opener vor<br />

großem Publikum gebracht. Da konnte der Clubgig tags darauf nur<br />

wenig entschädigen.<br />

Text: Philipp Roser, Fo<strong>to</strong>s: Roland Fengler<br />

Cavern Beatles<br />

Wehmütige Reise ins Gestern<br />

Wie mit einer Zeitmaschine versetzten die Cavern Beatles das Publikum in der<br />

Stadthalle in Vaihingen/Enz zurück in die 60er <strong>Jahre</strong>. Und warum dieses Quartett<br />

aus Liverpool (woher auch sonst?) als weltweit beste Beatles-Coverband gilt, war<br />

schon bei den ersten Stücken hörbar. Ein fetziges "Please Please Me" eröffnete<br />

die Reise, <strong>to</strong>ller mehrstimmiger Gesang bei "I Want To Hold Your Hand"; beim<br />

rockigen "Roll Over Beethoven" bewiesen die vier Musiker auch instrumental ihre<br />

Klasse, verdienten Sonderbeifall gab es für das von „Ringo" gesungene "Act Naturally".<br />

Au<strong>the</strong>ntisches Outfit, originale Verstärker und Instrumente, ebenso Anzüge,<br />

Frisuren, Gestik, Bühnenbild – besser kann man so eine Show nicht auf die<br />

Bühne bringen. „Ringos" lässiger Schlagzeugbeat, „Johns" tänzelnde Beinarbeit,<br />

die elegante Zurückhaltung von „George" – was so locker<br />

aussieht, ist mit Sicherheit das Ergebnis langen, intensiven<br />

Videostudiums. Und dass „Paul" an diesem Abend<br />

kein Linkshänder war, lag einzig daran, dass Chris O'Neill<br />

kurzfristig ausfiel, wobei sein (rechtshändiger) Ersatz<br />

weder musikalische noch stimmliche Schwächen erkennen<br />

ließ. Gelungen auch der Kostüm- und Stilwechsel,<br />

den die Vier vornahmen: Mit einem krachenden "Back<br />

In The USSR" wurde die psychedelische Phase eingeläu-<br />

Vaihingen/Enz, Stadthalle, 15. März 2012<br />

tet, "Lucy In<br />

The Sky With<br />

Diamonds",<br />

"Lady Madonna"<br />

und<br />

"The Ballad<br />

Of John<br />

And Yoko"<br />

folgten. Und<br />

obwohl die Beatles viele Titel nie live gespielt haben, meint man die Songs an<br />

diesem Abend doch genau so zu hören, wie sie die echten<br />

John, Paul, George & Ringo wohl präsentiert hätten.<br />

Nach kurzen Solo-Ausflügen und zwei <strong>to</strong>llen Zugaben<br />

– unter anderem wurde mit dem Publikum ein<br />

vielstimmiges "Hey Jude" zelebriert – war dann viel zu<br />

schnell Schluss mit dem Zeitmaschinen-Trip. Und beim<br />

Hinausgehen wurde dann so manche wehmütige Träne<br />

ver drückt – ach, war das schööööön!<br />

Text: Ulrich Schwartz, Fo<strong>to</strong>s: <strong>GoodTimes</strong>/Andrea Zagmester<br />

Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


PAUL VINCENT<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Thomas Hillenbrand<br />

mal sogar<br />

weglassen,<br />

weil es die<br />

Verständlichkeit<br />

von Text<br />

und Gesang<br />

stört.<br />

Singt man auch anders?<br />

Völlig anders! Man hat wahrscheinlich eine Art Bewusstseinsschere<br />

im Kopf. Wenn man deutsch singt,<br />

versucht man, auf Artikulation zu achten, darf Silben<br />

und Endungen nicht verschlucken. Im Englischen ist<br />

das scheißegal! Der singende Musiker in mir freut<br />

sich, wenn er diese Art von Musik in englischer Sprache<br />

singen kann. Das ist wie in der Klassik, wenn die<br />

Leute italienisch singen dürfen, bei Rossini, Verdi,<br />

Pucchini – das ist eine so <strong>to</strong>lle lautmalerische Sprache!<br />

Ich bin auch freier im Gesang, englisch traue<br />

ich mich Sachen zu singen, die ich im<br />

Deutschen nicht wagen würde.<br />

Bei deutschen Texten befasst<br />

man sich genauer mit den Inhalten.<br />

Bei englischen nimmt man<br />

gar nicht so wahr, dass sie oft<br />

ähnlich banal sind ...<br />

Der Text muss sich phonetisch harmonisch<br />

in die Musik einfügen. Die normalen"<br />

Hörer wollen ein Hochgefühl<br />

durch die Musik. Die putzen, kochen, sitzen im Büro<br />

"<br />

oder Au<strong>to</strong> – da soll die Musik nicht stören, sondern<br />

einfach gute Gefühle erzeugen.<br />

Die CD präsentiert alle Facetten des Musikers<br />

Paul Vincent: Blues, Rock, bis hin<br />

zum Pop – und du hast dich als Gitarrist<br />

mal wieder ausge<strong>to</strong>bt ...<br />

Ja, das war nötig! Diese Selbstkasteiung oder Zurücknahme<br />

ist ein Erbe meiner Zeit als Studiomusiker, das<br />

ich jetzt hoffentlich endgültig abgelegt habe. Die<br />

Leute, die auf solche Musik stehen, wollen<br />

auch mal ausufernde Soli! Das<br />

merke ich bei unseren Gigs,<br />

die Fans stehen drauf, wenn<br />

man mal ein richtig langes<br />

Gitarrensolo spielt und die<br />

Emotionen fliegen.<br />

Der Gita<br />

tarr<br />

rris<br />

ist,<br />

Sän<br />

änge<br />

ger und Song<br />

ngsc<br />

schr<br />

hrei<br />

eibe<br />

ber Paul<br />

Vinc<br />

ncen<br />

ent (Exx-Li<br />

Lind<br />

nden<br />

enbe<br />

berg<br />

rg,<br />

Kriw<br />

iwan<br />

anek<br />

ek,<br />

Miss<br />

ssus<br />

Beas<br />

astly<br />

ly, Fred<br />

eddi<br />

die Merc<br />

rcur<br />

ury;<br />

heu<br />

eute<br />

Vin<br />

ince<br />

cent<br />

Roc<br />

ocks<br />

ks)<br />

ist seit<br />

vie<br />

ier Jahr<br />

hrze<br />

zehn<br />

hnte<br />

ten<br />

ein<br />

Wand<br />

nder<br />

erer<br />

zwi<br />

wi-<br />

sche<br />

hen den Rock<br />

ckwe<br />

welt<br />

lten<br />

en, zwis<br />

isch<br />

chen<br />

eng<br />

ngli<br />

lisc<br />

sch-<br />

und<br />

deut<br />

utsc<br />

schs<br />

hspr<br />

prac<br />

achi<br />

hige<br />

gen Tite<br />

teln<br />

ln. Nach<br />

HER<br />

ERZL<br />

ZLIC<br />

ICHE<br />

HEN<br />

GLÜC<br />

ÜCKW<br />

KWUN<br />

UNSC<br />

SCH lieg<br />

egt jetz<br />

tzt mit ELEC<br />

ECTR<br />

TRIC<br />

HIP<br />

IP-<br />

PIE MUSI<br />

SIC ei<br />

n engl<br />

glis<br />

isch<br />

ges<br />

esun<br />

unge<br />

gene<br />

nes Albu<br />

bum vor.<br />

Good<br />

odTi<br />

Time<br />

mess-Mi<br />

Mita<br />

tarb<br />

rbei<br />

ter Philip<br />

ipp Rose<br />

ser spra<br />

rach<br />

mit<br />

Vinc<br />

ncen<br />

ent über<br />

die<br />

Bed<br />

edeu<br />

eutu<br />

tung<br />

von<br />

Tex<br />

exte<br />

ten.<br />

Warum singst du wieder in englischer<br />

Sprache?<br />

Ich habe festgestellt, dass diese Art von Musik, dieser<br />

Rock-Blues englisch-amerikanischer Prägung, den<br />

ich aus dem Bauch heraus mache, sich auf Deutsch<br />

für das deutsche Publikum nicht transportieren lässt.<br />

Meine Theorie dazu: Die Fans, die das hören wollen,<br />

sind meist über 40, mit den Originalen aus Amerika<br />

und England aufgewachsen und haben ein Hörmuster<br />

im Ohr. Die jungen Menschen, die auf deutsche<br />

Texte wie von Xavier Naidoo, Wir Sind Helden, Juli<br />

oder Silbermond stehen, sind eine völlig andere Generation<br />

– und es ist eine völlig andere Musik.<br />

Also unterschiedliche Hörgewohnheiten<br />

der Generationen?<br />

Unbedingt! Wenn der Text in Deutsch ist, tendiert<br />

fast jeder Deutsche dazu, beim Hören die Musik wie<br />

ein Förderband für den Text zu sehen, und der Text<br />

hat ein großes Übergewicht. Ich will aber, dass die<br />

Musik wenigstens <strong>50</strong> Prozent Anteil in der Wahrnehmung<br />

hat.<br />

Wirkt sich das auf die Produktion<br />

aus, etwa darauf, wie<br />

abgemischt wird?<br />

Ja. Wir haben ja neben den englischen<br />

auch etliche deutsche Stücke<br />

im Liveprogramm. Bei den deutschen<br />

kamen die Leute immer zu unserem<br />

Mischer Uli Eisner und sagten, ,Wir<br />

wollen den Gesang und den Text besser<br />

verstehen'. Bei englischsprachigen n Stücken ist<br />

das nie passiert – da konsumiert man das mehr als<br />

Gesamtes. Uli sagt, er konnte die Musik gar nicht so<br />

leise und den Gesang so laut fahren, weil die Gewichtung<br />

dann plötzlich nicht mehr stimmt. Bei den<br />

Platten ist es ähnlich. Also wenn man auf Deutsch<br />

singt, muss man bei dieser Art von Musik die Gitarre<br />

oder Hammondorgel runterregeln,<br />

manch-<br />

17.05.12 Stuttgart, Liederhalle<br />

18.05.12 CH-Zürich, Volkshaus<br />

19.05.12 Augsburg, Schwabenhalle<br />

20.05.12 Berlin, Tempodrom<br />

22.05.12 Mainz, Phönixhalle<br />

23.05.12 Hamm, Alfred-Fischer-Halle<br />

25.05.12 Aurich, Sparkassen-Arena<br />

26.05.12 Siegen, KulturPur Festival<br />

27.05.12 Mannheim, Rosengarten<br />

28.05.12 Nürnberg, Meistersingerhalle<br />

29.05.12 Dresden, Kulturpalast<br />

Neue Festival-Termine:<br />

05.07.12 A-Kufstein, Burg Kufstein<br />

06.07.12 A-Clam, Burg Klam<br />

20.07.12 Breitenbach am Herzberg,<br />

Burg Herzberg Festival<br />

21.07.12 Calw, Kloster Hirsau,<br />

Calwer Klostersommer<br />

16.08.12 Bruchsal, Schlossgarten<br />

ROCK THE SUMMER TOUR 2012<br />

MOTHERS<br />

FINEST<br />

25.05.12 Isernhagen, Blues Garage · 27.05.12 Siegen, Kultur Pur<br />

29.05.12 Ch-Pratteln, Z7 · 31.05.12 Lorsch, Rex Musik<strong>the</strong>ater<br />

01.06.12 Worpswede, <strong>Music</strong> Hall · 07.06.12 Rüdesheim, Magic Bike Week<br />

08.06.12 Dornstadt, Woods<strong>to</strong>ck Open Air · 09.06.12 A-Spielberg, Roter Saal<br />

13.07.12 Ritterhude, Open Air<br />

15.07.12 Mainz, Zitadelle SWR1 Open Air<br />

19.07.12 Rosenheim, Sommerfestival<br />

ROGER HODGSON<br />

The Legendary Voice of Supertramp & Band<br />

„<br />

The Logical Song<br />

Give A Little Bit<br />

Take The Long Way Home<br />

School<br />

Fool’Overture<br />

It’s Raining Again<br />

Dreamer<br />

Breakfast In America<br />

“<br />

ROGER HODGSON – SOLO<br />

13.09.12 Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

05.08.12 Schwäbisch Gmünd, Uni Park 17.08.12 Mosbach, Grosser Elzpark<br />

14.08.12 Leipzig, Parkbühne 18.08.12 Coburg, Schlossplatz<br />

16.08.12 Altusried, Freilichtbühne 19.08.12 Köln, Tanzbrunnen<br />

”20/20”– Tour im Herbst 2012:<br />

Alle Termine unter www.dmc-music.de<br />

”20/20”– FESTIVAL-TERMINE:<br />

07.07.12 Loreley · 18.08.12 Bad Essen<br />

24.08.12 F – Larzac · 25.08.12 NL – Pinkpop Classic<br />

Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Space Rock: Höhenflug im Westen<br />

<strong>50</strong> Millionen lio verkaufte e Schall-<br />

l<br />

platten, Tourneen durch beinahe<br />

sämtliche Staaten Europas und ein<br />

Hit, von dem mindestens <strong>50</strong> Cover-<br />

Versionen existieren – Omega sind<br />

Ungarns Rockexport Nummer eins.<br />

Und sie sind eine der ältesten noch<br />

aktiven Rockbands der Welt.<br />

W ir wurden zwei<br />

Monate vor den <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes gegründet", sagt Omega-Sänger<br />

János Kóbor fast beiläu-<br />

„<br />

fig. Ob es stimmt, ist nicht mehr nachvollziehbar,<br />

obwohl das erste Konzert unter dem Bandnamen<br />

am 23. September 1962 in die Annalen der Rockmusik<br />

einging. Zumindest passt diese Aussage<br />

gut dazu, was Kóbor gern nachschiebt: „Ich bin<br />

auch zwei Monate älter als Mick Jagger." Das allerdings<br />

hält jeder Überprüfung stand, denn Kóbor<br />

kam am 17. Mai 1943 in Budapest zur Welt,<br />

Jagger am 26. Juli in Dartford.<br />

Der attraktive Blondschopf aus Ungarn war von<br />

Kind auf sportlich und hatte spätestens auf dem<br />

Gymnasium klare Vorstellungen von seiner Zukunft:<br />

Architekt wollte er werden. Und vielleicht<br />

irgendwann Weltmeister im 110-Meter-Hürdenlauf.<br />

Aber weil nun mal die Mädchen drauf<br />

standen und es irgendwie groovy war, klimperte<br />

er Songs von Johnny & The Hurricanes bei der<br />

Gruppe Zyklon. Die wurde Anfang 1962 – hier<br />

macht der Sänger die Bandgründung fest – zu<br />

einer Wurzelhälfte von Omega. Die andere be-<br />

stand aus Mitgliedern einer weiteren Pennälercombo,<br />

die sich Propheta nannte.<br />

Der Name Omega wuchs auf dem Mist eines<br />

Clubveranstalters, der den bunt zusammengewürfelten<br />

Haufen auf einem Schulfest gesehen<br />

hatte und ihn für einen Tanzabend<br />

buchte. Da die jungen Leute aus purer Lust<br />

am Musizieren gemeinsame Sache machten,<br />

gab's noch kein Firmenschild – und der windige<br />

Clubchef kritzelte statt „Band ohne Namen"<br />

einfach „Omega" aufs Konzertplakat.<br />

„Als wir zu unserem Auftritt kamen, waren<br />

wir ein bisschen enttäuscht", erinnert sich<br />

János Kóbor. „Da waren wir also wieder aus<br />

dem Programm geflogen und irgendsoeine<br />

Gruppe Omega sollte spielen. Bis der Veranstalter<br />

meinte: Das seid ihr." Den Namen fanden<br />

sie blöd. Aber wozu sich den Kopf zerbrechen?<br />

Nach dem Abi hatten ohnehin alle was<br />

anderes vor. Als die Band auch während der<br />

Zeit auf der Uni hielt, blieb es dann bei Omega.<br />

Warum auch nicht? Noch bis zum Diplom,<br />

und dann wäre sowieso Schluss.<br />

Seite 78 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Mit Mária Wittek (voc, bis 1966), András Kovacsics<br />

(g), István Varsányi (b), László Harmath (b,<br />

sax), Jozsef Laux (dr), János Kóbor (voc) und<br />

Lászlo Benkö (tr, fl, voc) hatte sich ab 1963 eine<br />

Formation herausgebildet, die internationale Hits<br />

spielte und auf ersten Single-Veröffentlichungen<br />

unter anderem ihre Helden, die <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes,<br />

mit "Paint It Black" (1967) coverte. „Mit den<br />

Beatles konnte ich überhaupt nichts anfangen",<br />

erzählt János Kóbor. „'She Loves You' war die<br />

erste Single, die ich von ihnen hörte. Das klang<br />

für mich wie eine fröhliche Vokalgruppe." Elektrisiert<br />

wurde der Frontmann erstmals von Jagger/Richards'<br />

"Tell Me" 1964. Später kamen zu<br />

seinen Favoriten The Who, die Kinks und Pretty<br />

Things hinzu. Bei Kóbor musste es krachen, was<br />

der Omega-Debüt-LP bedingt anzuhören war –<br />

sie erschien nur in England. Unter dem verklausulierten<br />

Titel OMEGA RED STAR FROM HUNGA-<br />

RY veröffentlichte Decca 1968 ein Sammelsurium<br />

früher Bandsongs, die in Englisch<br />

aufgenommen worden<br />

waren und schwer nach den<br />

Vorbildern aus Liverpool und<br />

London klangen. „Englisch<br />

war halt die Sprache der Rockmusik",<br />

gibt Kóbor seinen<br />

Standpunkt von damals wieder, er „und Ungarisch<br />

war viel zu schwer zu singen. Die Sprache hat<br />

sehr lange Wörter, die nur mit Mühe in die Melodien<br />

typisch englischer Beatsongs zu quetschen<br />

waren."<br />

Omega zählten 1968 neben Metro und vor allem<br />

Illes bereits zu den Top-Bands in Ungarn. Während<br />

die Budapester Illes-Kollegen vornehmlich<br />

auf nationalen Schlagerfestivals die Preise abräumten,<br />

entwickelten sich Omega mehr und<br />

mehr zu einer Rockband mit handfestem Material,<br />

das die Fans bei Konzerten außer Rand<br />

und Band geraten ließ. „Meist waren es schreiende<br />

Mädchen zwischen 15 und 18 <strong>Jahre</strong>n",<br />

schmunzelt der heute 69-jährige Sänger, wenn<br />

er an die Aufbruchzeit denkt. In der Slowakei,<br />

in Rumänien und in Jugoslawien, wo die ersten<br />

Auslands<strong>to</strong>urneen bestritten wurden, war's nicht<br />

anders. Der erste Englandtrip im Frühjahr 1968<br />

geriet zum Schnupperkurs. Omega – jetzt neben<br />

Kóbor, Laux und Benkö mit Gabor Presser<br />

(keys), Tamás Mihály (b) und György Molnár (g)<br />

in neuer Besetzung – zogen durch die Clubs,<br />

besuchten Konzerte, spielten RED STAR ein<br />

und absolvierten ein paar kleine Gigs. Gastspiel<br />

Nummer zwei im Herbst 1968 wurde über mehrere<br />

Wochen zu einer echten Tour. 30 Städte<br />

in ganz Großbritannien wurden beackert. Im<br />

Vorprogramm von Omega: The Nice mit Keith<br />

Emerson. „Gabor Presser ärgerte sich schwarz,<br />

als er sah, mit welchem Talent dieser junge englische<br />

Organist ausgestattet war", weiß Kóbor<br />

noch.<br />

Ungarn zog im selben Jahr nach, und Quali<strong>to</strong>n<br />

veröffentlichte TROMBITÁS FRÉDI ÉS A RETTE-<br />

NETES EMBEREK. Allerdings<br />

befanden sich Omega längst<br />

auf einem neuen Weg. Der<br />

Sänger, dem das Goldhaar<br />

damals bereits tief in die<br />

Stirn hing, wusste nach dem<br />

England-Abstecher, dass die<br />

Band nur eine Chance haben<br />

würde, wenn sie sich komplett<br />

von ihren Vorbildern<br />

löste. „Es gab nur ein Entweder-Oder",<br />

sagt er. „Ohne<br />

eigenen Stil wären wir auf<br />

der Strecke geblieben." Und<br />

so wurde 10.000 LÉPÉS im Jahr 1969<br />

zu jenem<br />

Meilenstein, der Omega künstlerisch einen<br />

Befreiungsschlag verschaffte.<br />

Songs wie "Petróleum Lámpa"<br />

setzten zwar immer noch auf<br />

Pop-Fröhlichkeit, der Titelsong<br />

– mit den die Gehörgänge geradezu<br />

zerreißenden Gitarreneskapaden<br />

und einem verzweifelt<br />

schreienden Gabor Presser<br />

am Mikro – gab allerdings die<br />

Marschrichtung vor. Omega<br />

waren bereit, die<br />

Welt zu erobern.<br />

Und eine erneute<br />

England-Tournee<br />

stand im Kalender.<br />

„Der Plan<br />

der Kulturoberen<br />

sah allerdings vor,<br />

dass jetzt mal Illes<br />

dran seien, nach<br />

Großbritannien<br />

zu reisen. Und so<br />

wurden wir wieder<br />

gestrichen." Eine<br />

folgenschwere Entscheidung.<br />

Denn obwohl das Album<br />

in Ungarn zur Nummer eins und<br />

Omega zur konkurrenzlosen Spitzen-Band<br />

avancierten, begann es im<br />

Gefüge des Sextetts zu kriseln. „Wir<br />

hatten uns von der England-Tour eine Menge<br />

versprochen", schildert Kóbor die damalige<br />

Situation. „Vor allem Gabor Presser war unzufrieden.<br />

Für ihn traten wir nach der abgesagten<br />

England-Tour auf der Stelle. Ihm schwebte außerdem<br />

ein Stil vor, der sich am US-Markt orientierte,<br />

mehr Funk und Soul. Ich war ganz den<br />

britischen Hard Rockern erlegen. Deep Purple<br />

waren meine Band der Stunde."<br />

Selbst der Riesenerfolg beim japanischen World<br />

Popular Song Festival 1970 mit der Ballade "Gyöngyhajú<br />

Lány" ("Girl With Pearls In Her Hair"),<br />

die sich bereits auf 10.000 LÉPÉS befunden hatte<br />

und in Ungarn vor allem weiblichen Fans weiche<br />

Knie bescherte, hielt die Band nicht zusammen.<br />

In Tokyo räumten Omega unter anderem den<br />

Kritiker- und Publikumspreis ab, blieben beim<br />

Hauptpreis „mangels einer international ausge-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 79


ichteten Plattenfirma" (Kóbor) aber unberücksichtigt.<br />

Darum sei in Statistiken als Festivalsieger<br />

auch immer das israelische Duo Hedva &<br />

David zu finden. Von deren "I Dream Of Naomi"<br />

spricht heute allerdings kein Mensch mehr. Anders<br />

das traumwandlerisch dargebotene "Gyöngyhajú<br />

Lány", das nur im ungarischen Original<br />

zur vollen Blüte gedeiht. Trotz dieses Umstands<br />

wurde der Song weltweit über <strong>50</strong> Mal gecovert.<br />

In<br />

ebenso vielen Sprachen.<br />

Die in Deutschland wohl<br />

bekanntesten<br />

en Versionen<br />

dürften "Schreib es mir<br />

in den Sand" (1971) von<br />

Frank Schöbel (hart am<br />

Original) und "White<br />

Dove" (1995)<br />

von<br />

den<br />

Scorpions o (Grundmelodie<br />

fand Verwendung)<br />

sein.<br />

ÉJSZAKAI<br />

AI<br />

ORS-<br />

ZÁGÚT<br />

wurde<br />

1970<br />

ein<br />

vor<br />

allem lem<br />

in<br />

der Rezepti-<br />

on der<br />

Rockhis<strong>to</strong>riker<br />

iker<br />

wenig<br />

beachtetes<br />

eteses<br />

Zwischenwerk,<br />

werk<br />

das mit "Oh,<br />

Barbarella"<br />

a la"<br />

ei-<br />

nen<br />

passablen<br />

able<br />

Ohrwurm<br />

abwarf.<br />

Ein Jahr<br />

später kam<br />

es<br />

schließlich<br />

ic h<br />

zum Bruch.<br />

Und der<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

fiel heftig aus. Gabor Presser verließ die Band<br />

und nahm Schlagzeuger Jozsef Laux mit, der<br />

wiederum hatte seine Freundin und damalige<br />

Omega-Texterin Anna Adamis im Schlepptau.<br />

ptau<br />

„In jenem Moment dachte ich<br />

daran, es vielleicht doch lieber<br />

wieder als Architekt zu versuchen",<br />

gibt Janos Kóbor zu.<br />

In Ferenc Debreceni fand sich<br />

dann<br />

doch recht schnell ein<br />

neuer Drummer, der Omega<br />

nicht nur<br />

eine neue Energiezufuhr verschaffte,<br />

sondern n in seiner Art zu spielen den Sänger in<br />

seinem em Faible für aufkommenden Heavy Metal<br />

bestärkte. e Im Wege stand jedoch einmal mehr<br />

der staatliche Kulturapparat. Während Gabor<br />

Presser s r bereits unmittelbar nach der Trennung<br />

von Omega mit seiner neuen Band Locomotiv<br />

GT per<br />

LP<br />

debütierte und selbst im Westen Begeisterungsstürme<br />

entfachte, wollte die natio-<br />

nale<br />

Plattenindustrie vom einstigen Flaggschiff<br />

nichts mehr wissen. Ohne Presser? Da konn-<br />

te doch nichts gehen. Der hatte "Gyöngyhajú<br />

Lány" komponiert. Also wurde einer neuen LP-<br />

Produktion eine Absage erteilt. Offizielle Begründung:<br />

ng Papier ist knapp, es können keine<br />

Cover hergestellt werden. „Daran durfte es nicht<br />

scheitern", ern war laut Kóbor damals die einhellige<br />

Meinung der Band. „Also suchten wir nach<br />

einem Material, das es in Ungarn im Überfluss<br />

gab.<br />

Und<br />

da wir weltweit zu den führenden<br />

Aluminiumproduzenten iu<br />

zählten, ließen wir Alu-<br />

Hüllen herstellen."<br />

Die griffigen Hard-Rock-Nummern waren zügig<br />

heruntergezimmert erg und als Konzert deklariert<br />

worden. Damit stand die staatliche Plattenfirma<br />

Pepita mit dem Rücken zur Wand. Eine<br />

Veröffentlichung ent von ÉLÖ konnte kaum noch<br />

abgelehnt werden. „In diesem Moment hat<br />

uns die DDR geholfen", sagt Janos Kóbor, der<br />

große Stücke auf die Fans in Ostdeutschland<br />

hält. „Wir hatten gerade unser erstes Konzert in<br />

der Berliner Kongresshalle absolviert. Es war ein<br />

Triumph.<br />

Also bestellte die DDR von ÉLÖ auf<br />

einen Schlag <strong>50</strong>.000 Stück." Punktlandung! In<br />

kürzester Zeit gab es in Ungarn für 200.000 verkaufte<br />

Einheiten Doppelgold. Trotz der hohen<br />

Verkaufszahlen geriet die ungarische Ausgabe<br />

von ÉLÖ<br />

bei Omega-Fans und Vinylfreaks zum<br />

beliebten ebte<br />

Sammlerstück, denn von der LP gibt<br />

es<br />

mindestens sechs verschiedene Varianten.<br />

Dies hängt mit der Farbgestaltung<br />

tung<br />

des Aufdrucks zusammen.<br />

„Der sollte rot sein",<br />

versichert rt Kóbor. „Nach den<br />

ersten en<br />

<strong>50</strong>.000 Hüllen ging der<br />

beauftragten Firma aber die<br />

Farbe aus. Also nahm sie Blau.<br />

Irgendwann reichte die auch<br />

nicht mehr, es folgte Grün.<br />

Und schließlich musste noch<br />

auf Orange ausgewichen werden."<br />

Für eine weitere DDR-<br />

Bestellung ellun<br />

ließ Pepita – mittlerweile<br />

vom Selbstläufer<br />

ÉLÖ restlos überzeugt – eine Ausgabe<br />

mit deutschsprachigem Label herstellen.<br />

Und irgendwann gab's dann auch wieder<br />

Papier, darum erhielt die LP doch noch eine<br />

klassische sisc<br />

sc<br />

Papphülle. Damit aber nicht genug. In<br />

verschiedenen Ostblockstaaten existieren weitere<br />

eigenständige ÉLÖ-Ausgaben. So erschien<br />

1973 die LP bei Supraphon (CSSR) mit Kóbor in<br />

vier unterschiedlichen Bühnenposen auf einem<br />

Schwarzweiß-Cover.<br />

Das Omega-Jahr schlechthin wurde 1973. In<br />

der Heimat markierte OMEGA 5 einen echten<br />

Heavy-Rock-Hammer; für den Westen wurde<br />

ein Deal mit Bellaphon eingetütet, der auf dem<br />

Unterlabel Bacillus sofort in der englischsprachigen<br />

LP OMEGA und einem Single-Doppelschlag<br />

resultierte: Es wurde versucht, die Charts<br />

mit "Gyöngyhajú Lány" auf Deutsch als "Perlen<br />

im Haar" und mit dem englischen „Girl With<br />

Pearls In Her Hair" zu knacken. Noch blieb das<br />

Rockpublikum im Westen zurückhaltend. Janos<br />

Kóbor sah aber die nahe Zukunft seiner Band<br />

jenseits des Eisernen Vorhangs. Amerika hingegen<br />

hatte er abgeschrieben. Und das nicht nur,<br />

weil er wegen kapitaler Flugangst seit 1971 keine<br />

Maschine mehr bestieg. „Für die USA waren<br />

wir schon zu spät dran", meint er.<br />

Der Durchbruch auf dem internationalen Markt<br />

kam nämlich nicht mit den komplexen und zu<br />

progressiven Ausflügen neigenden Hard-Rock-<br />

Alben [200 YEARS AFTER THE LAST WAR<br />

(1974), OMEGA III (1974), THE HALL OF FLOA-<br />

TERS IN THE SKY (1975)], sondern 1977 mit<br />

TIME ROBBER. „Als ich THE DARK SIDE OF THE<br />

MOON von Pink Floyd gehört<br />

hatte, wusste ich, warum ich<br />

mit unserem Material nie voll<br />

zufrieden gewesen bin", erinnert<br />

sich der Sänger. „Natürlich<br />

wären wir nie auf die Idee e<br />

gekommen, Floyd kopieren<br />

zu wollen. Durch unsere Art,<br />

Heavy Metal im Space-Rock<br />

aufgehen zu lassen, konnten<br />

wir aber eine Nische besetzen,<br />

die bisher niemand auszufüllen<br />

vermochte." Während<br />

sich die ersten vier West-LPs<br />

von Omega bestenfalls auf<br />

60.000 verkaufte Einheiten<br />

pro Titel hochgearbeitet hatten,<br />

griffen bei TIME ROBBER<br />

in wenigen Wochen 2<strong>50</strong>.000<br />

Fans zu. „Wir hatten mit dem<br />

Album sehr schnell Gold",<br />

sagt Janos Kóbor. „Bis heute<br />

sind von der LP zwei Millionen<br />

Stück verkauft worden."<br />

Dass die Nachfolger SKYRO-<br />

VER (1978) und GAMMA-<br />

POLIS (1979) in Westeuropa<br />

über 100.000 verkaufte Exemplare<br />

nicht mehr hinauskamen, verstimmt<br />

den Frontmann noch heute. Vor allem, weil er<br />

beide Werke für besser hält als TIME<br />

ROBBER:<br />

BER:<br />

„Sie waren intensiver ausgearbeitet,<br />

hatten die reiferen und<br />

komplexeren Songs." In der<br />

Heimat goutierte man das.<br />

Dort waren die landessprachigen<br />

Pendants der Space-<br />

Rock-Monumente entweder<br />

kurz nach oder zeitgleich mit<br />

den Bellaphon-Veröffentlichungen<br />

erschienen – und<br />

klingen besser. Das mag tat-<br />

Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


sächlich an der passgenauen Zusammenfügung<br />

von Musik und Text liegen, hat seine Ursache<br />

aber durchaus auch in Feinheiten des Sounds,<br />

der auf den Pepita-Produkten direkter wirkt. In<br />

Ungarn wurde GAMMAPOLIS Omegas größter<br />

Erfolg. Bis heute hat sich das Meisterwerk dort<br />

600.000 Mal verkauft.<br />

„Vielleicht hätte sich im Westen unsere Karriere<br />

anders entwickelt, wenn wir dort geblieben wären",<br />

sinniert Janos Kóbor. „Nach TIME ROBBER<br />

hatten wir die Chance dazu. Der Schritt, ein Dissident<br />

zu werden, war für jeden von uns allerdings<br />

ein sehr großer. Was wäre aus unseren Familien<br />

geworden? Die hätten wir – so glaubten<br />

wir zumindest – nie wieder gesehen, denn eine<br />

Rückkehr nach Ungarn wäre ausgeschlossen gewesen."<br />

Die eingeschränkten Möglichkeiten, um<br />

weltweit Fuß zu fassen, belasteten die Band.<br />

Mit den politischen Zuständen im Land hatten<br />

Kóbor und Kollegen allerdings weniger Schwierigkeiten.<br />

„Wir haben den Sozialismus nicht kritisiert,<br />

ihn aber auch nicht akzeptiert", sagt der<br />

Sänger. „Die staatlichen Organe ließen uns in<br />

Ruhe. Sie waren überzeugt: Die kommen sowieso<br />

wieder zurück. Und wenn nicht – auch gut.<br />

Haben wir halt ein Problem weniger."<br />

Einen letzten Versuch, im Westen noch einmal<br />

durchzustarten, unternahmen Omega mit<br />

dem Labelwechsel zu WEA; dort erschien 1981<br />

WORKING. Die Songs waren jetzt wieder kürzer,<br />

verrieten einen Seitenblick zur New Wave.<br />

Breite Keyboardwände wurden gegen spitze<br />

Synthieklänge eingetauscht. Aber<br />

wie<br />

so viele<br />

e<br />

Rock-Dinos der 70er mussten<br />

sich auch Omega den neuen<br />

Trend-Kapellen geschlagen<br />

geben. Punk, Wave, NDW beherrschten<br />

die Hitlisten.<br />

Die futuristischen 80er-Werke<br />

OMEGA XI (1982), A FÖLD ÁR-<br />

NYÉKOS OLDALÀN (1986) und BABYLON BYLON (1987)<br />

blieben auf den Ostblock beschränkt. Elektronik<br />

übernahm die Herrschaft, Omega waren jetzt<br />

vor allem „Space", kaum noch „Rock". Und<br />

im Glauben an den allmählichen Niedergang<br />

der großen Bands der 70er dachten schließlich<br />

auch Omega ans Aufhören.<br />

„Immerhin waren wir schon<br />

25 <strong>Jahre</strong> zusammen", meint<br />

Kóbor, dem ein Vierteljahrhundert<br />

aus damaliger Sicht<br />

gigantisch erschien.<br />

Ausgerechnet die politische<br />

Wende, die durch die sozialistischen<br />

Länder raste wie<br />

ein Wirbelsturm, verlieh der<br />

Band neue Impulse. Die 90er<br />

brachten riesige Open Airs vor<br />

jeweils 70.000 Fans im Budapester<br />

Népstadion (mehrfach<br />

auf CD dokumentiert),<br />

Auslandsgastspiele und ab<br />

2005 schließlich eine Rückkehr<br />

auf die Bühnen Deutschlands,<br />

vornehmlich im Osten.<br />

Die Fans, die ihre Lieblinge e<br />

letztmalig 1986 hatten erleben dürfen, nahmen<br />

die Ungarn mit offenen Armen auf, was Kóbor<br />

& Co. zu weiteren Gigs in die Bundesrepublik<br />

zog. Die mit Omega einst und jetzt verbandelten<br />

Plattenfirmen forcierten Wiederaufbereitungen<br />

des Backkatalogs. Viel Livematerial, die alten<br />

LPs auf CD oder Best-Of-Kopplungen natürlich.<br />

Interessant ist unter diesem Wust an Material<br />

auf jeden Fall die Überarbeitung der Aluminium-Platte<br />

ÉLÖ unter dem Titel 200 ÉVVEL AZ<br />

UTOLSÓ HÁBORÚ UTÁN (1998); sie wurde mit<br />

Songs angereichert, denen die ungarische Zensur<br />

ein Dasein auf Vinyl damals versagt hatte. Aber<br />

auch Neues schmiedete das Quartett. TRANS<br />

AND DANCE erschien 1995, gefolgt von EGY<br />

ÉLETRE SZÓL (1998) und EGI JEL (2006). 06). Dass<br />

das jüngste Werk OMEGA<br />

RHAPSODY (2010) nur noch<br />

drei Musiker der Stammformation<br />

listet, ist einfacher erklärt<br />

als akzeptiert. „Nach fast<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n sind sich fünf Musiker<br />

nicht mehr so einig wie<br />

am Anfang", sagt Janos Kóbor.<br />

„Darum werden auch bei<br />

den Jubiläumskonzerten zwei<br />

Mann fehlen." Gemeint sind<br />

Gitarrist György „Elephant"<br />

Molnár und Bassist Tamás<br />

„Misi" Mihály, der sich zurückgezogen<br />

hat, um ausschließlich<br />

als Komponist tätig<br />

zu sein. „Elephant" lehne<br />

aus Prinzip ab, Omega-Songs<br />

mit einem Sinfonie-Orchester<br />

zu interpretieren. „Er will<br />

heute keine Musik machen,<br />

gegen die er sein Leben lang<br />

gekämpft hat", sagt Kóbor<br />

– und begründet damit zugleich<br />

den Mythos des ewigen<br />

Rockers, der sich selbst in reiferen<br />

<strong>Jahre</strong>n noch klassischen<br />

Klängen verweigert.<br />

Das <strong>50</strong>. Bandjubiläum begehen<br />

Omega mit ihrer „Rhapsody<br />

Tour". Im März und<br />

April standen zehn Shows<br />

in Ungarn an. Drei Konzerte<br />

erlebten Fans gerade in Dresden,<br />

Suhl und Leipzig. Das Event besteht aus<br />

drei Teilen. Den Anfang macht das Akademische<br />

Orchester der Martin Lu<strong>the</strong>r Universität Halle-<br />

Wittenberg, nach 30 Minuten kommen Omega<br />

hinzu, die mit dem sinfonischen Klangkörper<br />

große Werke aus dem eigenen Schaffen präsentieren.<br />

Im letzten Drittel gibt es dann n Omega<br />

pur. Nach derzeitigen<br />

Plänen wird<br />

der letzte Auftritt<br />

in diesem Jahr hier<br />

zu Lande am 17.<br />

August in Berlin<br />

stattfinden. Ginge<br />

es nach Kóbor, würde<br />

sich noch ein<br />

Jahrhundertereignis<br />

anschließen. „Wir würden gern mit den <strong>Rolling</strong><br />

S<strong>to</strong>nes am Brandenburger Tor spielen", sagt<br />

der Sänger. Und ergänzt: „Unsere Bühne wäre<br />

auf der Ostseite, die S<strong>to</strong>nes würden Richtung<br />

Westen spielen. Gespräche dazu laufen mit dem<br />

englischen S<strong>to</strong>nes-Management bereits. Und<br />

man begegnet der Idee dort sehr aufgeschlossen."<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Live At Rockpalast<br />

CD: 1014822EAG<br />

Die legendäre Rockpalast<br />

Show aus der Grugahalle<br />

in Essen nun endlich<br />

auch auf CD erhältlich!<br />

CD: 1014772EAG<br />

Total Abandon Live<br />

Aufgezeichnet wurde<br />

»Total Abandon – Australia ’99«<br />

auf Deep Purples 1999er<br />

»A Band On World Tour«, die<br />

im Anschluss an die<br />

Veröffentlichung des Albums<br />

»Abandon« vom<br />

Jahr zuvor folgte.<br />

AB SOFORT ÜBERALL IM HANDEL<br />

erhältlich oder bei<br />

www.amazon.de/rockschuppen<br />

follow us on facebook: www.facebook.com/Edel.Distribution


Joe Walsh<br />

Neue Dynamik mit Jeff Lynne<br />

„<br />

Fo<strong>to</strong>: © Andrew Macpherson<br />

Ich habe viel zu sagen – diese Songs kommen aus dem Herzen! Inzwischen<br />

habe ich auch genug Selbstvertrauen, das mir lange fehlte und das wohlbehütet<br />

in mir verborgen war" – die Begründung für eine lange Solopause.<br />

„<br />

„Inzwischen fühle ich mich als komplette Person und als kompletter Musiker",<br />

ergänzt er und lässt durchblicken, dass dies auch mit einer seit einigen <strong>Jahre</strong>n<br />

sehr stabilen persönlichen Situation zu tun hat. Er ist nach mehreren teuren<br />

Scheidungen und dem tragischen Tod seiner Tochter Emma Kristen († 1974) seit<br />

vier <strong>Jahre</strong>n mit Marjorie verheiratet – sie ist die Schwester von Barbara Bach,<br />

der Ehefrau von Ringo Starr. Dies hat die ohnehin schon lange <strong>Jahre</strong> währende<br />

Freundschaft mit dem Ex-Beatles-Drummer noch vertieft – und sein Schwager<br />

ist als Gast auf ANALOG MAN mit von der Partie.<br />

Die meisten Songs hat Walsh komponiert, vier Titel hat er mit dem renommierten<br />

Country-Au<strong>to</strong>r Tommy Lee James geschrieben. „Meine Freundin Barbara Orbison<br />

hat ein Treffen zwischen uns arrangiert. Ich erinnere mich noch an ihre Worte: Du '<br />

musst etwas mit diesem Kerl zusammen schreiben!' Tommy hatte großartige Ideen,<br />

und ich bin Barbara wahnsinnig dankbar. Sie ist kürzlich vers<strong>to</strong>rben und fehlt uns<br />

allen sehr", schiebt sich kurz eine eher düstere Wolke ins ansonsten frohgestimmte<br />

Bild, das Walsh und seine Umgebung mit der Veröffentlichung der Platte bieten.<br />

Ende November feiert Joe Walsh seinen 65. Geburtstag.<br />

Doch an eine Pensionierung ist bei dem<br />

singenden Multi-Instrumentalisten – neben seiner<br />

geliebten Gitarre spielt er auch Keyboards,<br />

Bass, Mundharmonika, Oboe, Klarinette und<br />

Dudelsack – noch lange nicht zu denken, ganz<br />

im Gegenteil. Bevor er mit den Eagles, denen er<br />

als Nachfolger von Bernie Leadon schon 36 (!)<br />

<strong>Jahre</strong> angehört und ihnen härter rockende Töne<br />

beibrachte, wieder auf Tour geht, widmet sich<br />

Walsh erst mal der lange vernachlässigten Solokarriere.<br />

Sein programmatisch ANALOG MAN<br />

betiteltes Album ist das<br />

erste seit 20 <strong>Jahre</strong>n,<br />

eingespielt im Alleingang<br />

mit teils prominenter<br />

Unterstützung.<br />

Ausdruck von Walshs innerer Ausgeglichenheit<br />

ist beispielsweise e<br />

"Lucky That Way" (mit Ringo am<br />

Schlagzeug), das er selbst auch als<br />

Fortschreibung seines Klassikers<br />

"Life's Been Good" einordnet. „Es<br />

war die erste Idee, die Tommy Lee e mitbrachte. Er sagte: Ich dachte, '<br />

das hier könnte für dich funktionieren!' Dann sang er den Refrain,<br />

und plötzlich hatte ich so ein Gefühl, wie <strong>to</strong>ll mein Leben eigentlich<br />

ist! Darum habe ich mich sofort in den Refrain verliebt. Ich schrieb<br />

die Strophen basierend auf persönlichen Erlebnissen. Es war nicht<br />

als Fortsetzung von 'Life's Been Good' gedacht, aber man könnte<br />

es so sehen – einer der Menschen, die mein Leben jeden Tag besser<br />

machen, ist mein Bruder Ringo."<br />

Walsh ließ ANALOG MAN von Jeff Lynne produzieren, der sich nach<br />

seiner Zeit als ELO-Boss gerade in Musikerkreisen einen wohlklingenden<br />

Namen erarbeitet hat und nun beim Eagles-Aushängeschild<br />

auch eigene Ideen einbrachte, wie Walsh am Beispiel "Spanish Dancer"<br />

verdeutlicht. „Das ist eine Hommage an den Klassiker 'Beautiful<br />

Spanish Dancer' aus den alten Cowboy- und Westernfilmen. Der<br />

komplette Mittelteil des Liedes ist eigentlich ein anderer Titel, an dem<br />

ich arbeitete. Jeff Lynne sagte: Das ist kein Song, das ist ein Mittelteil,<br />

und er kommt genau hierhin!' Und er habe da so eine Idee ...<br />

'<br />

Als ich am nächsten Tag zurückkam, war der komplette Rhythmusteil<br />

fertig, er war <strong>to</strong>tal funky! Jeff spielte Bass und Schlagzeug, ich fügte<br />

die Gitarre hinzu."<br />

Als roter Faden eines inhaltlich streckenweise sehr nachdenklichen<br />

Albums zieht sich das Thema Familie und Beziehungen durch die<br />

Songs – ebenso die Reflektion der Welt, in der die Menschen im Allgemeinen<br />

und Walsh im Besonderen leben. Auf den Punkt bringt es für den 64-Jährigen<br />

"Family": „Nach einer 40 <strong>Jahre</strong> dauernden Suche – und kurz bevor ich aufgeben<br />

wollte – fand ich die Frau, mit der ich zusammengehöre. Wenn das passiert,<br />

ändert sich deine Welt von Grund auf, und man fühlt sich endlich komplett. Es<br />

ist, als wäre die eigene fehlende Hälfte endlich aufgetaucht. Mit ihr kam eine<br />

ganze Familie in mein Leben – das ist eine Dynamik, die ich vorher nicht gekannt<br />

hatte. Man muss erst lernen, Teil von etwas zu sein. Darum geht es in dem Song,<br />

dem die wundervollen Stimmen von Graham Nash und David Crosby die Krone<br />

aufsetzen."<br />

Und zum Titelsong meint Walsh kurz: „Das digitale Zeitalter? Ich weiß nicht, was<br />

ich davon halten soll. Die digitale Welt ist doch nur eine Computer-generierte<br />

Illusion! Wir verbringen dort immer mehr Zeit, während unser Körper auf einem<br />

Stuhl sitzt und darauf wartet, dass unser Geist zurückkehrt!" Er steht lieber auf<br />

der Bühne, taucht auch immer wieder überraschend bei Kollegen auf und mischt<br />

live mit. So am 12. Februar, als er mit Paul McCartney, Bruce Springsteen und<br />

Dave Grohl zum Finale der Grammy-Verleihungsshow in Los Angeles aufspielte.<br />

Philipp Roser<br />

Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Bis die Saiten qualmen ...<br />

Dass dieser Mann geradezu hyperaktiv ist, wurde in diesem Magazin schon<br />

mehrfach beschrieben. Und Joe Bonamassa ist auch weiterhin nicht zu bremsen:<br />

Gerade hat er für seine Homepage per Video ein<br />

Tribut an den vers<strong>to</strong>rbenen Levon Helm von The Band hingezaubert,<br />

trat mit Billy Gibbons und Dusty Hill (ZZ Top) bei der<br />

Grammy-Verleihung auf, steuerte für das neue Europe- Album<br />

und die Tommy-Bolin-Tribute-CD GREAT GYPSY SOUL<br />

Gitarrenparts bei; fast nebenbei spielte „Bona" eine Show im<br />

New Yorker Beacon Theatre und bereitete sie für eine DVD auf.<br />

Außerdem sammelten sich so viele Ideen an, dass er problemlos<br />

sein jährliches Studio-Album aufnehmen konnte. Dabei fließen<br />

die Kreativströme derart intensiv, dass keine Schwächen auszumachen sind.<br />

DRIVING TOWARDS THE DAYLIGHT hat der 35-Jährige seine neue CD betitelt. Er<br />

bezeichnet sie als Bekenntnis zu seinen Wurzeln, und die sind<br />

sehr viel stärker im Blues-Rock britischer Spielart zu finden<br />

als in der Spielweise seiner Landsleute. „Ich bin ein britischer<br />

Typ, mich haben Stars wie Paul Kossoff, Eric Clap<strong>to</strong>n oder<br />

Jeff Beck in jungen <strong>Jahre</strong>n schwer beeindruckt", sagt Bonamassa.<br />

Und er stöbert gern ganz tief in den Archiven, wenn<br />

er für seine Alben vier, fünf Cover-Versionen sucht. Diesmal<br />

mit dabei (neben Bill Wi<strong>the</strong>rs, Tom Waits und Robert Johnson): UK-Gitarrist Bernie<br />

Marsden, der einst mithalf, Whitesnake in die Spur zu bringen.<br />

Aber natürlich geht der aktuell weltweit angesagteste Blues-Rocker auch mit offenen<br />

Ohren durch seine Heimat, hat die Blues-His<strong>to</strong>rie aufmerksam studiert. So zollt<br />

er diesmal auf ganz spezielle Weise Howlin' Wolf Respekt: Im Intro der Übernahme<br />

von dessen "Who's Been Talking" kommt der 1976 vers<strong>to</strong>rbene Altmeister selbst zu<br />

Wort. Bonamassa: „Im Intro habe ich ein altes Sample von ihm eingebaut, in dem er<br />

seinen Bandkollegen das spezielle Feeling des Songs erklärt." Neben diesem „Special<br />

Guest" sind auch wieder renommierte Rocker dabei: Mit Jimmy Barnes (Cold Chisel)<br />

hat er "Too Much Ain't Enough Love" geschrieben und aufgenommen; Pat Thrall<br />

griff ebenso wie Aerosmiths Brad Whitford (und dessen Sohn Harrison) sowie Blondie<br />

Chaplin in die Gitarrensaiten.<br />

Und kaum ist das neue Album erschienen, geht's bei Bonamassa schon wieder<br />

rund, bis die Saiten qualmen: Im Juni/Juli kommt er für sieben Akustikshows nach<br />

Europa (leider einziges Deutschland-Gastspiel: Mainz, 7.7.). Natürlich wird dabei<br />

die nächste DVD mitgeschnitten ...<br />

Philipp Roser<br />

THE<br />

CHIEFTAINS<br />

DAS NEUE ALBUM<br />

Dieses Jahr feiert die von<br />

Paddy Moloney angeführte Gruppe<br />

ihr <strong>50</strong>-Goldenes Jubiläum!<br />

Der amerikanische <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>ne bejubelte<br />

“Voice Of Ages” als ein “Killeralbum”.<br />

#17 der US Bildboardcharts und<br />

damit ihr erstes Top 20 Album.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Arnie Goodman<br />

Feat.<br />

Bon Iver<br />

Imelda May<br />

The Decemberists<br />

The Low An<strong>the</strong>m<br />

The Civil Wars<br />

The Secret Sisters<br />

Paolo Nutini<br />

.... und viele mehr


Kolumne Christian Simon – Folge 3 –<br />

Mit El<strong>to</strong>n<br />

am Piano<br />

Als die ZDF-Sendung „Rockpop" startete, war<br />

es nicht üblich, Rockstars aus Amerika und<br />

England in ein deutsches Fernsehstudio zu holen.<br />

Meist schickten die Plattenfirmen nur Filme oder<br />

Videoclips. Der „Beat-Club" und später der „Musikladen"<br />

aus Bremen waren rühmliche Ausnahmen.<br />

Aber „Rockpop" hatte auch für die Großen der Szene<br />

schnell eine gewisse Anziehungskraft; es sprach<br />

sich herum, dass es da in Deutschland am Samstagabend<br />

eine Show gab, in der man sogar live spielen<br />

konnte und die ein Forum für internationale<br />

Popmusik bot. Einer der ersten, die dies erkannten,<br />

war El<strong>to</strong>n John.<br />

Im November 1978 erschien er zur Aufzeichnung<br />

in München, schon im Vorfeld war die Aufregung<br />

immens. Plattenfirmenbosse, Management<br />

und Fernsehleute diskutierten schon Tage vorher,<br />

wie man El<strong>to</strong>n wohl am besten präsentieren könne.<br />

Fest stand: Er singt zwei Songs live –, "Return To<br />

Paradise" und "Part Time Love". Ich machte den<br />

Vorschlag, ein Interview mit ihm am Klavier zu<br />

führen. „Nach dem ersten Song setze ich mich neben<br />

ihn ans Klavier und plaudere ein paar Minuten<br />

mit ihm", so war meine Vorstellung. Der Manager<br />

und die Plattenfirmenleute schlugen die Hände<br />

über dem Kopf<br />

zusammen, „Unmöglich!", hieß es, „Du darfst auf<br />

keinen Fall zu nah an ihn ran! Zwei bis drei Meter<br />

Abstand, nur eine normale Moderation und kein<br />

Gespräch!" Na gut, wenn’s so<br />

sein soll ...<br />

Dann kam der große Tag,<br />

eine Limousine fuhr vor, und<br />

der damals wohl bunteste e<br />

Paradiesvogel der Rockszene<br />

betrat die heiligen Hallen des<br />

ZDF in Unterföhring. Nervöse<br />

Lakaien tanzten um ihn<br />

herum: El<strong>to</strong>n hier, El<strong>to</strong>n da.<br />

Alles gut so, oder sollen wir's<br />

anders machen? Ich stand<br />

etwas abseits im Studio und<br />

betrachtete das Geschehen<br />

mit einer Mischung aus Respekt<br />

und Verwunderung<br />

über all das Getue. El<strong>to</strong>n selbst war gelassen.<br />

Er wollte gleich eine Probe und fragte: „Wie werde<br />

ich angesagt?" Man rief mich zu ihm, stellte mich<br />

vor und wollte, dass ich ihm meinen Text vorlese. In<br />

solch einem Moment muss man sich als Modera<strong>to</strong>r<br />

entscheiden. Entweder man macht, was andere wollen,<br />

oder man vertritt seine eigenen Vorstellungen.<br />

Und genau das tat ich. Ich nahm meinen ganzen<br />

Mut<br />

zusammen und sagte: „El<strong>to</strong>n,<br />

ich habe zwar einen Text, aber eigentlich<br />

wollte ich gern ein Interview<br />

mit dir am Klavier führen, was aber<br />

wohl unerwünscht ist." „Warum unerwünscht?!",<br />

fragte er in die Runde.<br />

„Die Idee ist gut und nicht so langweilig<br />

wie das sonstige Bla Bla Bla!<br />

So machen wir's!"<br />

Und, logo, plötzlich fanden<br />

alle die Idee „sensationell", und<br />

man hätte auch vorher schon in<br />

diese Richtung gedacht. Auch an<br />

solche Reaktionen gewisser Verantwortlicher<br />

muss man sich im<br />

ich gesagt haben … ja, ja … manchmal<br />

hat man die Nase voll von diesem ganzen Rummel.<br />

Und dann sitzt man zu Hause und langweilt sich.<br />

Dann will man wieder raus auf die Bühne und zu<br />

den Fans. So what!"<br />

Nach der Sendung lud er mich und ein paar<br />

Freunde zum Essen ein. Mit dabei war auch der<br />

Konzertimpresario Fritz Rau. An diesem Abend erfuhr<br />

ich, dass El<strong>to</strong>n eine Solo<strong>to</strong>urnee mit dem berühmten<br />

Perkussionisten Ray Cooper plante. „Nur<br />

wir zwei auf der Bühne", verriet El<strong>to</strong>n, „ich am Klavier<br />

und Ray an der Perkussion. Das wird <strong>to</strong>ll!" Und<br />

das wurde es auch – einige Monate später besuchte<br />

ich das Konzert und war <strong>to</strong>tal begeistert. Ray Cooper,<br />

der schon mit den Beatles und Eric Clap<strong>to</strong>n gespielt<br />

hat, war neben El<strong>to</strong>n John ebenfalls ein Star<br />

auf der Bühne. Schon allein wie er jeden Tamburinschlag<br />

zelebriert, ist ein Konzertticket wert. Als ich<br />

2009 ein Konzert mit Peter Maffay in Baden-Baden<br />

promotete, war Ray wieder da. Maffay hatte ihn in<br />

seine Band geholt, und wir trafen uns beim Soundcheck.<br />

Ich war sehr überrascht und erfreut, dass er<br />

Unterhaltungsgeschäft<br />

gewöhnen.<br />

sich noch an mich erinnern konnte. „Natürlich, wir<br />

Das Interview lief dann sehr<br />

gut, und am Ende fragte ich El<strong>to</strong>n:<br />

„Genau vor einem Jahr, im<br />

November 1977, hast du in London<br />

dein angeblich letztes Konzert gegeben. Du wolltest<br />

nicht mehr auf die Bühne, und heute spricht man<br />

von einer neuen Tour …?" El<strong>to</strong>n lächelte mich an<br />

waren doch nach dem Konzert bayerisch essen mit<br />

viel Maß Bier …" Richtig, das war so! Auch El<strong>to</strong>n<br />

traf ich bei einem Open-Air-Konzert 2007 wieder.<br />

Es hatte sich nichts verändert: Alle um ihn herum<br />

machten auf ungeheuerlich wichtig und unnahbar,<br />

El<strong>to</strong>n selbst war wieder so gelassen und nett wie<br />

damals in München.<br />

und antwortete: „Was soll<br />

El<strong>to</strong>n John und Christian Simon bei "<br />

Rockpop" 1978<br />

Fo<strong>to</strong>: © Christian Simon Productions<br />

Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


The Furious Swampriders<br />

Von Philipp ipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Sireena Records<br />

1990 startete Tom "<br />

The Perc" Redecker<br />

die Compilation-Reihe THE FURIOUS<br />

SWAMPRIDERS, auf der er Songs aus der<br />

Indie-Szene vereinte. Jetzt ist Teil 4 der<br />

Serie erschienen, NEW RIDES. Warum Acts<br />

wie Wovenhand, Debbie Harry (mit Nick<br />

Cave und Jeffrey Lee Pierce), 16 Horsepower,<br />

Velve<strong>to</strong>ne, M. Walking On The Water,<br />

die Walkabouts, Raymen, Lydia Lunch &<br />

Dave Alvin, Johnny Dowd und viele andere<br />

dabei sind, erläuterte er im<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Interview.<br />

Was war der Ansatz für diese<br />

Compilation-Serie? Hat er<br />

sich inzwischen verändert?<br />

Die Grundidee war ein Perc-<br />

Solo-Album, das mir 1990<br />

Lothar Gärtner zugestanden hatte, te mein<br />

damaliger al<br />

Labelchef bei Strange Ways und späterer Partner bei<br />

Sireena. Er ließ mir freie Hand bei der Produktion. Mir<br />

schwebte ein Album in der Art von David Crosbys IF<br />

I COULD ONLY REMEMBER MY NAME vor, zu dem<br />

er viele befreundete Musiker einlud. Als ich meine<br />

Wunschliste zusammengestellt hatte, war mir klar,<br />

dass die Sache zu aufwändig würde. Also änderten<br />

wir das Konzept: Nun sollten unsere Gäste Titel aufnehmen<br />

oder zur Verfügung stellen, alle mit einer<br />

vergleichbaren Stimmung: düster, staubig, kantig,<br />

gern auch schräg, ungewöhnlich – eben anders. Unter<br />

anderem formierten sich nur für unser Album Musiker<br />

aus verschiedenen Bands der deutschen Indie-Szene<br />

zu neuen Projekten.<br />

Warum hat es zwölf <strong>Jahre</strong> gedauert, bis die Swampriders<br />

wieder reiten?<br />

Diese lange Pause war nicht geplant. Eine Fortsetzung<br />

lag immer mal wieder auf dem Tisch, aber Lothars<br />

Tod 2005 rückte die ganze Sache zunächst in<br />

The Perc<br />

The Raymen steuerten "When Death's Black Train ..." bei.<br />

den Hintergrund. Erst 2008, mit dem Einstieg von<br />

Bernd Paulat bei Sireena, kehrte etwas Ruhe ein. Ich<br />

fand erneut die Gelassenheit und den Spaß daran,<br />

dieses Projekt anzugehen.<br />

Spielte dabei deine heimliche Liebe zur Countrymusik<br />

eine Rolle?<br />

Laut Neil Young ist das ja die<br />

Musik, zu der man am besten<br />

Geschichten erzählen kann. Da<br />

hat er sicherlich Recht, aber für<br />

THE FURIOUS SWAMPRIDERS ist<br />

das kein Mitmach-Kriterium. Bei<br />

den bisher 76 Titeln unserer Serie<br />

findet man die unterschiedlichsten<br />

Spielarten der Popmusik: Folk, Singer/Songwriter,<br />

Rockabilly, Punk, Rock'n'Roll, 'Rol<br />

l Minimal<br />

Beat, Krautrock, Elektronik und auch Country.<br />

Welche Resonanz gab es auf die ers ten drei Ausgaben?<br />

Sie war immer gut, was natürlich auch, aber nicht<br />

nur am Bekann<strong>the</strong>itsgrad der beteiligten Musiker lag.<br />

Beim ersten Teil dominierten noch deutsche Independent-Acts<br />

wie Element Of Crime, M. Walking On The<br />

Water, Rumble On The Beach oder The Strangemen.<br />

Beim zweiten Teil THE RETURN OF THE FURIOUS<br />

SWAMPRIDERS von 1993 war das Spektrum bereits<br />

Auch die Walkabouts ließen sich nicht zweimal bitten mitzumachen.<br />

internationaler ionale<br />

geworden en – u.a. durch Beiträge von<br />

Floyd Westerman, The Coal Porters, Walkabouts, Gun<br />

Club und Magnapop. Dieser Tradition sind wir bis<br />

heute treu geblieben.<br />

Nach welchen Kriterien hast du diesmal die Beiträge<br />

ausgewählt?<br />

Wie immer: ungewöhnlich sollten sie sein,<br />

überraschend. Underground-Queen Lydia<br />

Lunch mit dem Gitarrenhelden Dave Alvin,<br />

das ist doch ein Kracher! Oder M. Walking<br />

On The Water, die Depeche Mode covern. Das<br />

sind nur zwei Beispiele, die zeigen, was THE<br />

FURIOUS SWAMPRIDERS ausmacht.<br />

Die Mischung besteht aus erhältlichen und<br />

noch nicht veröffentlichten Songs ...<br />

Unveröffentlichte Titel sind natürlich die Sahne auf<br />

der Torte, aber auch bereits erschienene Songs sind<br />

kein Problem, solange sie ins Konzept passen.<br />

Gibt es extra für diesen Sampler entstandene Aufnahmen?<br />

Oh ja, M. Walking oder Velve<strong>to</strong>ne, die mit dem Bläsersatz<br />

der Fat Honks einen Titel einspielten. Auch<br />

mein Beitrag als The Perc war bisher nicht zu haben.<br />

Homepage: www.<strong>the</strong>furiousswampriders.de<br />

Von Philipp Roser<br />

Acht <strong>Jahre</strong> ist es schon wieder her, dass die schwedische Band Europe sich<br />

nach dem 1992er Split reformiert hat. Drei Studio- und zwei Live-Alben en hat<br />

sie<br />

sei<strong>the</strong>r veröffentlicht und damit die Phase der Erfolglo-<br />

o-<br />

sigkeit zum Ende der ersten Aktivitätsrunde ab 1982<br />

überwunden. BAG OF BONES heißt die neue CD der<br />

Truppe um Sänger Joey Tempest und Gitarrist John<br />

Norum – ein Neustart, wie es der Frontmann im Good-<br />

Times-Interview erklärt.<br />

Joey, BAG OF BONES hat die typischen Europe-Trademarks:<br />

gefällige Melodien, fette Chorusse, ist aber dennoch<br />

deutlich härter als frühere Europe-Scheiben ...<br />

Ja, meiner Meinung nach ist es das Hardcore-Classic-<br />

Rock-Album, das wir schon seit Ewigkeiten machen<br />

wollten. Jetzt waren wir mit all den Erfahrungen, die wir<br />

gesammelt hatten, dazu imstande. Es hat Power-Riffs,<br />

satte Chorusse und einen warmen 70er-<strong>Jahre</strong>-Sound.<br />

Auch ein Verdienst eures Produzenten Kevin Shirley?<br />

Ja, er macht großartige Sounds! Wir luden ihn nach<br />

S<strong>to</strong>ckholm ein, damit er sich zunächst das Studio anschaut.<br />

Es ist ein altes Studio mit einem großen Aufnahmeraum,<br />

voller Gerätschaften aus den 60er und<br />

70er <strong>Jahre</strong>n. Und Kevin hat unsere Arbeitsweise verändert:<br />

Jeder Song wurde erst komplett beendet, ehe<br />

es an den nächsten ging. So waren alle vom ersten bis<br />

zum letzten Tag dabei, jeder hat Ideen eingebracht.<br />

Wie habt ihr mit der Arbeit begonnen? Gab es schon<br />

Ideen, oder ging alles bei Null los?<br />

Wir hatten schon auf der letzten Tour mit dem Schreiben<br />

begonnen. “Doghouse” war der erste Song und<br />

gab die Richtung vor. Uns fehlte nur noch ein Produzent,<br />

und da wir zu der Zeit<br />

viel Joe Bonamassa hörten,<br />

kamen wir auf Kevin. Bis er zusagte, hatten wir noch<br />

einige Songs in unserem Übungsraum in S<strong>to</strong>ckholm<br />

komponiert. Ein paar Ideen entwickelte ich auch in<br />

London, wo ich lebe, und schickte sie den Jungs.<br />

Wir wollten ein geradeaus abgehendes Classic-Rock-<br />

Album machen – und ein bisschen mehr Blues einfließen<br />

lassen. Es war das erste Mal, dass wir in der Lage<br />

waren, uns musikalisch so auszudrücken – von daher<br />

ist es ein Neuanfang für Europe!


TATZES STREIFZÜGE Mai 2012<br />

Normalerweise neige ich nicht dazu, alle Produkte<br />

eines Labels zu erwerben, was ohnehin<br />

wohl nur bei kleinen Indie-Firmen Sinn<br />

macht, weil nur hier der Vollständigkeitsanspruch<br />

nicht schon von vornherein sinnlos ist. Eine Ausnahme<br />

machte ich in den <strong>Jahre</strong>n 1978 bis 1981, als<br />

die Platten des Labels Object <strong>Music</strong> aus Manchester<br />

Objekt meiner Begierde waren. Die britische New<br />

Wave rollte über den Ozean der Rockwelt<br />

und hinterließ bei jedem Treffen auf den<br />

Strand eine Markierung, veränderte pausenlos<br />

ein wenig das Erscheinungsbild des<br />

Rock. Nach der Beat-Explosion 1963–1965<br />

und der progressiven Anything-Goes-Phase e<br />

der zweiten Sixties-Hälfte waren die Punk-<br />

& New-Wave-<strong>Jahre</strong> die dritte – und bislang<br />

letzte – Zeit, in der Britanniens Musik die<br />

Welt regierte; ansonsten hatten und haben<br />

stets die Amerikaner die Nase vorn. Der entscheidende<br />

Unterschied zu den anderen beiden genannten<br />

Hoch-Zeiten bestand bei Punk & New Wave<br />

darin, dass ich – von Anfang an den Überblick wahrend<br />

– dabei sein konnte und wenigstens für die<br />

wichtigen Platten genügend Geld hatte. Und dass<br />

es in Berlin mit Peter Leuwardens Sun Records und<br />

Burkhardt Seilers Zensor zwei Plattenläden gab, die<br />

regelmäßig jede Woche neue heiße Scheiben mit<br />

fesselnder aufregender, nie zuvor gehörter Musik<br />

anboten. Was ich damals s<strong>to</strong>lz nach Hause schleppte,<br />

gehört großteils noch heute – oft in Vinylform<br />

– zu meiner Lieblingsmusik; sehr vieles davon ist nie<br />

auf CD erschienen.<br />

Das galt jahrelang auch für die Platten auf Object.<br />

Das Label wurde vom Musiker Steve Solamar<br />

(bürgerlich Steve Scrivener) 1978 im Bestreben gegründet,<br />

auch den außergewöhnlichsten Außenseiterbands<br />

eine Plattform zu bieten. Der Begriff Avantgarde<br />

ist hier richtig ernstzunehmen und gleichzeitig<br />

Adelsprädikat. Anders als viele andere avantgardistisch<br />

geprägte britische Indie-Labels wie New Hormones<br />

oder Fac<strong>to</strong>ry bevorzugte Solamar aber nicht die Single,<br />

sondern die LP als vorherrschendes Format (was<br />

mir persönlich sehr entgegenkam). Auf<br />

Object erschienen deshalb nur zwölf<br />

Singles bzw. EPs, aber 15 LPs und eine<br />

Doppel-LP; alle 16 Langwerke landeten<br />

in meiner Sammlung.<br />

Kurze Kommentare:<br />

OBJ 001 Spherical Objects – PAST<br />

AND PARCEL: Debüt von Steve<br />

Solamars eigener Gruppe. Nervös<br />

rumpelnder Garagen-Rock mit Bluesausläufern,<br />

Punkhaltung und Kunstanspruch. Und Solamar<br />

singt wie niemand sonst. Partielle Parallelen zu den<br />

Talking Heads sind garantiert kein Zufall.<br />

OBJ 002 V.A. – INDISCREET MUSIC – DUBIOUS<br />

COLLABORATIONS: schwer zu hörende Musique<br />

Concrete; großteils nur fragmentarische Experimente<br />

und Skizzen. Nur wichtig für Komplettisten.<br />

OBJ 003 V.A. – A MANCHESTER COLLECTION:<br />

Bands des Manchester <strong>Music</strong>ians Collective stellen<br />

sich mit stets interessanten Beiträgen vor, darunter<br />

viele, die keine eigene LP zustande brachten, wie<br />

Fast Cars, Picture Chords und Slight Seconds.<br />

OBJ 004 Spherical Objects – ELIPTICAL OPTI-<br />

MISM: deutlich konventioneller als der Vorgänger,<br />

aber längst kein Mainstream. Dafür sorgen schon<br />

viele verzwickte Details, kuriose Melodiewendungen<br />

und eine insgesamt sperrige Grundstimmung.<br />

Doch Songs wie "Comedians" hätten von<br />

mir aus auch Hits werden sollen.<br />

OBJ 005 Grow Up – THE BEST<br />

THING: avantgarde-Pop mit Bläsern.<br />

Anklänge an XTC und Captain<br />

Beefheart, teils also richtig<br />

schräg, wobei sich Mastermind<br />

John Bisset-Smith als kleines Genie<br />

erweist.<br />

OBJ 006 V.A. – OBJECTIVITY –<br />

THE OBJECT SINGLES ALBUM: Ausgezeichneter<br />

Sammeleimer mit Singles von Steve<br />

Miro, den Spherical Objects, Alternomen Unlimited<br />

(Duo aus Steve Solamar und Steve Miro), The Warriors<br />

und Grow Up.<br />

OBJ 007 V.A. – WAITING ROOM: Die<br />

Slight Seconds, Mediaters und Picture<br />

Chords teilen sich ein Album.<br />

Letztere liefern mit dem 13-Minüter<br />

"A Cause Des Voisins" ein irres Meisterwerk<br />

ab.<br />

OBJ 008 Steve Miro And The Eyes<br />

– RUDE INTRUSIONS: Geradezu typisch für<br />

Manchester; neugewellte Töne ganz eigener Art.<br />

Miro hielt mühelos die Balance zwischen Spät-<br />

Punk und unangepassten Weiterentwicklungen.<br />

Und machte Pop mit kräftigstem Zubiss,<br />

der auch Platz für angeschrägte Saxofonklänge<br />

hatte.<br />

OBJ 009/010 Noyes Bro<strong>the</strong>rs – THE<br />

SHEEP FROM GOATS: Größtenteils<br />

schwierige Musik von Solamar & Miro:<br />

spacig, abgedreht, mystisch, bizarr, repetitiv,<br />

experimentell. Patchworkartige<br />

Einflüsse von<br />

elektronischem Krautrock, Tim Buck-<br />

ley (!) und Sun Ra. Unterm Strich weit<br />

unkonventioneller als die Musik der<br />

Stammgruppen Spherical Objects und<br />

The Eyes.<br />

OBJ 011 The Passage – PINDROP: Meditationen<br />

über Sex & Drugs, gekleidet<br />

in teils genialen Synth-Pop-Rock. Auch die etwas<br />

schwächeren Tracks liegen noch klar überm Durchschnitt.<br />

Elektronische Ausgabe von The Fall mit<br />

Parallelen zu A Certain Ratio und Joy Division.<br />

Mastermind Dick Witts darf sich den Genius-But<strong>to</strong>n<br />

ruhig ans Jackett heften!<br />

OBJ 012 Spherical Objects – FURTHER ELLIPSES:<br />

Drittes Langwerk und erneut spannendes Album<br />

der Solamar-Truppe. Manches klingt jetzt wohldosiert<br />

polierter, und streckenweise gehen die Kompositionen<br />

etwas in Richtung Mini-Oper ("The Final<br />

Part"). Auch kommen Gospeleinflüsse ins Spiel.<br />

OBJ 013 Tirez Tirez – ETUDES: Keine Briten, sondern<br />

Amerikaner aus<br />

Missouri, die unter Führung<br />

von Mikel Rouse<br />

ihre eigene Version von<br />

New Wave spielten, stark<br />

beeinflusst von Vorstellungen<br />

des Minimalismus. Verkauften im UK respektable<br />

2000 Stück.<br />

OBJ 014 V.A. – DO THE MARU: 12"-EP mit Tracks<br />

von Steve Solamar, Roger Blackburn, 41 Degrees<br />

und den Noyes Bro<strong>the</strong>rs. Alles hörenswerter S<strong>to</strong>ff.<br />

OBJ 015 Steve Miro And The Eyes – SECOND SEN-<br />

TENCE: Die ziemlich bruchlose Fortsetzung des<br />

Erstlings. Insgesamt ist Miro wohl der am leichtesten<br />

zugängliche Object-Musiker.<br />

OBJ 016 Spherical Objects – NO MAN'S LAND: Finales<br />

Album der Gruppe, die zu mehr archetypischem<br />

Rock zurückkehrte. Bis zuletzt galt bei ihr aber: nirgends<br />

richtig einzuordnende Mischung<br />

aus herrlich schrulliger Post-New-Wave<br />

und mutiertem Folk plus einer Prise von<br />

„irgendwas Bluesigem".<br />

Alle Alben, leider mit Ausnahme der<br />

V.A.-Sampler und Tirez Tirez, sind beim<br />

Label LTM auf CD erschienen und mit<br />

feinen Booklets (äußerst ausführliche<br />

Liner-Notes!) liebevoll aufbereitet. Wer<br />

aber erstmal schnuppern will, mache dies<br />

anhand des Samplers AUTEUR LABELS – OBJECT<br />

MUSIC 1978–1981 (LTM CD 2527).<br />

Anzumerken ist noch, dass Steve<br />

Solamar sich 1981 nach der Auflösung<br />

der Spherical Objects und<br />

dem Ende des Object-Labels einer<br />

Geschlechtsumwandlung unterzog<br />

und heute außerhalb des Musikbusiness<br />

ruhig lebt, aber im schriftstellerischen<br />

Bereich rege tätig ist.<br />

Auch von den übrigen Object-<br />

Musikern hörte man nicht mehr<br />

allzu viel. Einige setzten aber bei<br />

anderen Labels ihre Karriere fort. Am weitesten<br />

kamen The Passage mit immerhin drei guten bis<br />

sehr guten Alben bis 1983: FOR ALL AND ONE,<br />

DEGENERATES und ENFLAME. Besonders empfehlenswert<br />

ist der Sampler SEEDY (1997). Steve Miro<br />

glänzte 1984 noch mit TRILEMNIA (zusammen<br />

mit SECOND SENTENCE auf einer LTM-CD). The<br />

Grow brachten noch das gleichfalls starke Album<br />

WITHOUT WINGS auf Up Records (1981) heraus;<br />

zu finden als Bonus auf der LTM-CD THE BEST<br />

THING. Tirez Tirez veröffentlichten noch die hörenswerte<br />

STORY OF THE YEAR (1983) sowie SO-<br />

CIAL RESPONSIBILTY (1984) – leider nie gehört<br />

– und 1988 die minder inspirierte Platte AGAINST<br />

ALL FLAGS. Rouse machte mit seiner weiteren<br />

Gruppe Mikel Rouse Broken Consort noch bis 1993<br />

weiter und veröffentlichte vier Alben, die ich ebenfalls<br />

nicht kenne.<br />

Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DRY THE RIVER<br />

New<br />

comer<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Folk-Rocker mit Pathos<br />

Folk-Rock ist nicht <strong>to</strong>t, er riecht nur ein bisschen komisch. Das könnte man, angelehnt<br />

an Frank Zappa, über all die Bands mit vollbärtigen, Holzfällerhemden<br />

tragenden, jungen Männern sagen, die in letzter Zeit in den USA und im UK aus<br />

dem Boden sprießen: Fleet Foxes, Bon Iver, Mumford & Sons, Low An<strong>the</strong>m –<br />

und jetzt Dry The River? Ein Fünkchen Wahrheit steckt zwar schon in der Rede<br />

von der „neuen Folk-Rock-Welle". Doch genauer betrachtet,<br />

unterscheiden sich die genannten Bands voneinander,<br />

sogar teils erheblich. Zwar hört man auch bei Dry The River<br />

elegische Chorgesänge und gezupfte Akustikgitarren.<br />

Doch das britische Quintett ist offen gegenüber anderen<br />

Stilen, etwa Prog-Rock oder Pop-Pathos à la Coldplay. 2009<br />

gründeten Peter Liddle (voc, g), Jon Warren (dr) und Will<br />

Harvey (viol, keys) ihre Band. Die drei Musiker, die gemeinsam in East London<br />

wohnten, können unterschiedlicher kaum sein: Liddle ist eine Leseratte und Fan<br />

von Songschreibern wie Leonard Cohen; Warren bringt eine Punk-Vergangenheit<br />

und Harvey eine klassische Geigerausbildung mit. Bald stießen noch Matt Taylor<br />

(g) und Scott Miller (b) hinzu. Nach drei EPs veröffentlichen Dry The River nun<br />

mit SHALLOW BED (RCA/Sony <strong>Music</strong>) ihr Debütalbum. Herausragend darauf sind<br />

"No Rest" (ein Song, der sich nach verhaltenem Anfang in pa<strong>the</strong>tische Höhen aufschwingt),<br />

das prog-rockige "Lion’s Den" sowie die von Harveys wunderschönem<br />

Violinenspiel und Liddles zartem Gesang getragene Ballade "Bible Belt". frs<br />

Aidan<br />

Die große Reise<br />

Das klingt rekordverdächtig: An seinem Debüt-Studio-Album hat der irische<br />

Sänger und Multi-Instrumentalist Aidan fast zehn <strong>Jahre</strong> gearbeitet. Denn<br />

er war eher mit Reisen beschäftigt, schlug sich mit verschiedenen Jobs durch<br />

– Tauchlehrer, Landwirt, Tontechniker – und nahm nur bei Gelegenheit Songs<br />

auf. Auf der Cover-Rückseite von LE GRAND DISCOURS (Hazelwood/Rough<br />

Trade) kann man die Stationen seines langen Europa-Trips<br />

verfolgen. Das Tracklisting ist wie ein Interrail-Ticket gestaltet,<br />

auf dem mit Kugelschreiber die einzelnen Songtitel<br />

mit jeweiligem Aufnahmedatum und -ort (Dublin, Brüssel,<br />

Hamburg, Galizien etc.) eingetragen sind. Vielleicht ist der<br />

langsame Entstehungsprozess auch der Grund dafür, warum<br />

GRAND DISCOURS für ein Debüt äußerst ausgereift<br />

klingt. Bei aller Reife haftet den Songs dennoch etwas Flüchtiges an; sie gleichen<br />

Einträgen in ein Reisetagebuch, sie wirken wie Momentaufnahmen, die<br />

Gedanken und Gefühle am jeweiligen Zwischens<strong>to</strong>pp widerspiegeln. Aidan spielt<br />

nachdenklichen und introvertierten Folk, nicht frei von bluesigen und rockigen<br />

Ausbrüchen – etwa in dem wütenden "Someone Elses Problem". Seine fragilen,<br />

mit vielen Klangfarben (Piano, Cello, Geige, Klarinette, Sax, Perkussion etc.)<br />

versehenen Lieder lassen Parallelen zu Nick Drake und John Martyn erkennen.<br />

Zehn <strong>Jahre</strong> hat es gedauert, seine Haare sind dabei grauer geworden: Aidan –<br />

der reife Newcomer.<br />

frs<br />

© Jens Oellermann<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 87


Library <strong>Music</strong><br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Perlen aus dem Leihhaus<br />

Sie standen nie in den Charts. Sie waren auch kein Thema für die Musikpresse.<br />

Sie wurden nicht massiv beworben. Kurz: Sie existierten eigentlich gar nicht.<br />

Es geht um eine Spezies von Platten (meist nur LPs), die nicht mal in Läden<br />

zum Verkauf standen. Kein Wunder, dass Sammler sich nach vielen Exemplaren<br />

längst wundsuchen und im Erfolgsfall Wassersuppe löffeln müssen: Viele dieser<br />

Tonträger, sehr häufi g von der Crème der Studiokönner eingespielt, treiben<br />

Sparkonten auf Tiefstände. Bleibt nur noch die nicht ganz unwichtige Frage:<br />

Wovon, bitte, ist hier eigentlich die Rede?!<br />

Wenn Songs bzw. Töne aus „Musikbiblio<strong>the</strong>ken"<br />

und nicht von herkömmlichen<br />

Plattenfirmen kommen, geht es<br />

um „library music". Es handelt sich um Instrumentales,<br />

das für bestimmte Zwecke kostengünstig<br />

an Nutzer „vermietet" wird; kein Komponist,<br />

kein Interpret muss seine Erlaubnis geben, die<br />

Rechte sind vorab geklärt, nichts stand bzw. steht<br />

zum freien Verkauf auf Tonträgern in Läden.<br />

Hersteller fertigen abrufbereite Scheiben in nur<br />

kleinen Auflagen, um bei mangelnder Nachfrage<br />

nicht für die (Müll-)Halde produziert zu haben.<br />

Hauptabnehmer: Radiosender (Kennungs-Jingles,<br />

Überbrücker), Film- und Fernsehproduzenten,<br />

die werbende Industrie. Sie alle müssen nicht für<br />

teure, erst noch zu erstellende Auftragsarbeiten<br />

löhnen, sondern können sich konkret aus einem<br />

vorliegendem Fundus bedienen.<br />

ANBIETER (Auswahl)<br />

Vorreiter war schon 1927 die Londoner Firma<br />

De Wolfe <strong>Music</strong>. Sie stellte, noch auf Schellackplatten<br />

und Nitratstreifen, Musik für Stummfilme<br />

zur Verfügung. Ab 1962 wurde auf Vinyl,<br />

ab 1985 auf CD angeboten, heute erfolgt der<br />

Transfer vom Familienunternehmen zum Kunden<br />

digital. Zur Auswahl stehen rund 80.000<br />

Titel. Die KPM <strong>Music</strong> Group (nach einer Fusion<br />

der Musikverlage Keith Prowse und Peter Maurice)<br />

nahm 1959 an der Themse die Arbeit auf.<br />

Ihre inzwischen legendäre „1000er-Serie" startete<br />

1966. Die Biblio<strong>the</strong>k mit rund 30.000 Titeln<br />

gehört heute zur EMI. Ein KPM-Ableger mit<br />

Sitz in London war zwischen 1970 und ca. 1987<br />

Themes International <strong>Music</strong> mit knapp 60 eigenständigen<br />

LP-Veröffentlichungen für innere<br />

Zirkel. Der Komponist, Produzent und Arrangeur<br />

Syd Dale (1924–1994) gründete 1970 Amphonic<br />

<strong>Music</strong> Ltd.; die Library existiert noch immer,<br />

genau wie Bru<strong>to</strong>n <strong>Music</strong>, gegründet 1977 von<br />

Robin Phillips. Zwischenzeitlicher Besitzer war<br />

von 1982 bis 1985 Michael Jackson. Schon 1967<br />

gründete John Gale (alias Cliff Johns) seine Firma<br />

Studio G in Farthings<strong>to</strong>ne, die rund 20 <strong>Jahre</strong><br />

Leihmusik produzierte; zwei <strong>Jahre</strong> später baute<br />

Dennis Berry die Peer International Library Ltd.<br />

in London auf. Prominente deutsche Anbieter:<br />

Golden Ring (Label von Ring Musik, Frankfurt/<br />

Main) lieferte ab 1964 Material. Rund 20.000 Titel<br />

befinden sich im Bestand von Selected Sound,<br />

das am 9.9.1967 die Arbeit aufnahm und aktuell<br />

unter dem EMI-Dach zu Hause ist.<br />

INHALTE<br />

Nahezu alles. Stilistisch: Beat, Rock, Soul, Funk,<br />

Pop, Psychedelia, Folk, Reggae, später auch<br />

Avantgarde und Elektronisches. Und: Easy Listening<br />

bis zum Abwinken. Die Macher stellten sich<br />

vor, was gebraucht und/oder angefragt werden<br />

könnte – so entstanden von Beginn an „Mot<strong>to</strong>"-<br />

bzw. „Themen-LPs" mit einem immensen Spektrum.<br />

Es wurden mögliche Stimmungen bedient,<br />

erdachte Situationen, Atmosphärisches aller Couleur<br />

– von trashig bis traurig, Gute-Laune-Gesäusel,<br />

stahlharte Dancenummern; Volkslieder, Berieselungen<br />

für Fahrstühle und Kaufhäuser, sogar<br />

Wetterbeschreibungen, die Liste ist unendlich.<br />

Eine willkürliche LP-Titelauswahl aus Tausenden:<br />

THE BEAT GROUP, GENTLE SOUNDS, SURFER'S<br />

PARADISE, BALKAN BEATS, THE SPY SET, HIGH<br />

SPEED JAZZ, CLASSIC TV THEMES, FLUTONIUM<br />

(!), HOT ICE, TRAVEL EUROPE, SACRED MUSIC,<br />

THE SOUND OF POP, THE ROCK MACHINE und<br />

so weiter – kaum etwas, das nicht abgedeckt<br />

wurde.<br />

DIE WARE<br />

Um von jeglichem Personal abzulenken (das<br />

oft nicht mal auf der Rückseite gewürdigt war),<br />

erschienen vor allem in den <strong>60s</strong> und 70s Platten<br />

in optisch staubtrockenen n Hüllen<br />

– es ging<br />

ausschließlich ums Gespielte,<br />

nicht ums Gezeigte, Stars<br />

oder Namen. Schrift ja, dazu<br />

bestenfalls kleine, aber preiswerte<br />

grafische Elemente –<br />

das war's, denn kein Kunde in<br />

Verkaufsstellen musste über<br />

diesen Weg geködert werden.<br />

Das schlichte attraktive Grün<br />

der KPM-Veröffentlichungen<br />

ist auch ohne Verzierungen<br />

inzwischen Kult mit höchstem<br />

Wiedererkennungswert.<br />

Nur in seltene(re)n Fällen<br />

verschickten Firmen LPs mit<br />

herkömmlicher Optik, oberste<br />

Maxime blieb der reine<br />

Verwendungszweck. Und<br />

der ist noch immer dann<br />

und wann (und abgesehen<br />

vom <strong>the</strong>matischen Inhalt)<br />

gewöhnungsbedürftig:<br />

Es gibt Alben, die mit 40<br />

Tracks vollges<strong>to</strong>pft scheinen,<br />

aber nur über eine normale<br />

Lauflänge verfügen. Grund:<br />

Statt Songs werden Schnipsel<br />

zwischen 20 Sekunden n<br />

und 1:30 Minuten angeboten<br />

– Geräusche, Unterfütterung<br />

von Minis zenen,<br />

klingende Schlaglichter,<br />

Tonsplitter. Aber: Es findet<br />

sich im gewaltigen Fundus us<br />

auch massenhaft „normal"<br />

Ausgespieltes, das die Suche<br />

mehr als lohnt. Fans von Cover-Versionen<br />

haben dabei<br />

allerdings extrem schlechte<br />

Karten: Library-Alben sind<br />

das völlige Gegenteil der<br />

meist ramschigen Kaufhaus-<br />

Billig-LPs mit nachgespielten Hits aus fremder<br />

Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Ideenküche (siehe S<strong>to</strong>ry in GT 6/2010). Um die<br />

Kosten für Interessenten gering zu halten, wurde<br />

von jeher auf Eigenkompositionen gesetzt (d.h.<br />

keine Abgaben an die Musikverlage fremder Urheber).<br />

Gefragt waren folglich exzellente Musiker,<br />

Orchesterchefs und Produzenten, die obendrein<br />

ihre selbst erdachten Kreationen umsetzen konnten<br />

– was auch in der überwältigenden Mehrzahl<br />

der Fall war.<br />

DIE MACHER<br />

Was macht viele Library-Platten für Fans<br />

so interessant? Es ist ihre außergewöhnliche<br />

handwerkliche<br />

Qualität. Wurden<br />

bei vielen herkömmlichen<br />

Aufnahmen<br />

von Bands aus den<br />

<strong>60s</strong>/70s oft schon<br />

mal minderbegabte<br />

Freunde, Kumpel &<br />

Co. aus alter Verbundenheit<br />

mit<br />

durchgeschleppt und/oder<br />

Herbie Flowers mittelmäßige Solokünstler<br />

zwecks Genießbarkeit technisch aufpoliert,<br />

galt hier: Derartige Musiker-Darsteller wären<br />

bei Library-Aufnahmen nicht mal bis<br />

auf den Parkplatz gekommen, geschweige<br />

in die Studios selbst.<br />

Speziell die Aufnahmen der hier schon<br />

genannten Firmen sind mit Hochkarätern<br />

durchsetzte Sammelbecken von Erstliga-<br />

Spielern, -Komponisten, -Arrangeuren und<br />

Orchesterchefs. Herausragend dabei: etliche<br />

KPM-Aufnahmen – und damit zugleich die<br />

der damit verbandelten Themes International<br />

<strong>Music</strong><br />

(TIM). Zu<br />

finden sind<br />

u.a. der Gitarrist<br />

Alan Parker,<br />

Bassist Herbie<br />

Flowers und<br />

Drummer Barry<br />

Morgan (alle von<br />

Blue Mink; Parker/Morgan<br />

gehörten<br />

außerdem<br />

zu den TIM-Gründern). Mann der 1000 Orgelnummern<br />

– und als Library Legend gefeiert –<br />

Barry Morgan<br />

Alan Hawkshaw war und ist Alan<br />

Hawkshaw (Ex-<br />

Emile Ford &<br />

The Checkmates);<br />

ebenfalls an den<br />

Tasten: Mike Vickers<br />

(Manfred<br />

Mann). Weitere<br />

Asse: Brian Bennett<br />

(Shadows;<br />

dr), die Bassisten<br />

Mo Foster (Affinity),<br />

Les Hurdle<br />

(Bullet) und<br />

Dave Richmond<br />

(früheste Manfred<br />

Mann), Dougie Wright (dr; John Barry Seven),<br />

auch Ron Aspery (sax; Back Door), Clem<br />

Clempson (g; Colosseum) sowie die Keyboarder<br />

Guy Fletcher (Dire Straits), Francis Monkman<br />

(Curved Air) und Kenny Salmon waren – neben<br />

vielen anderen – als Solisten bzw. Schreiber dabei.<br />

Gefragte Arrangeure, Bandleader: u.a. Keith<br />

Mansfield, Alan Moorhouse, Alan Tew, John Cameron.<br />

Starke Scheiben sind u.a. SOUL ORGAN<br />

SHOWCASE (1968), THE BIG BEAT (1969), AFRO<br />

Der klassische, animierte Kinofilm von 1968<br />

Bild für Bild in High Definition restauriert!<br />

Klarer, strahlender und so farbenfroh wie nie zuvor!<br />

5.1 DTS Surround Sound, Stereo und original Mono Sound<br />

Bonus Material enthält die Mod Odyssey Dokumentation sowie den original Kinotrailer von 1968<br />

Inklusive umfangreichem Booklet, Sammelaufkleber und Reproduktionen einzelner Zelluloidfolien<br />

Ab 01. Juni als Blu-ray, DVD & Download!<br />

„Beatles“ is a trademark of Apple Corps Ltd.<br />

„Yellow Submarine“ and [<strong>the</strong> yellow submarine logo image ] are trademarks of Subafilms Ltd.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89<br />

WWW.EMIMUSIC.DE/THEBEATLES


Mike Vickers<br />

ROCK (1971),<br />

THE GUITAR<br />

FAMILY, VOL.<br />

1 & 2 (1973),<br />

THE ROCK<br />

MACHINE<br />

(1973). Nicht<br />

minder empfehlenswert<br />

ist<br />

eine separat im freien Verkauf erschienene LP der<br />

Band The Mohawks mit Alan<br />

Parker, Alan Hawkshaw, Brian<br />

Ron Aspery<br />

Bennett und Keith Mansfield:<br />

THE CHAMP, Pama Records<br />

PMLP 5 (1967; Top-Original<br />

ca. 200 Euro aufwärts).<br />

Zu den populärsten Veröffentlichungen<br />

auf De Wolfe zählen<br />

die fünf Alben der Band Electric<br />

Banana zwischen 1967 und 1978 – dahinter<br />

Clem Clempson<br />

verbargen<br />

sich die Pretty<br />

Things zwecks<br />

Aufbesserung<br />

der Finanzen.<br />

Für Amphoric<br />

stehen (neben<br />

einigen der hier<br />

schon Genannten)<br />

u.a. Namen wie die Sessionasse Vic Flick und<br />

Colin Green zu Buche, außerdem Komponisten<br />

wie Tony Hatch und Les<br />

Reed. Eine Leihhaus-<br />

Perle auf Studio G ist die<br />

LP THE BEAT GROUP<br />

von 1970 mit einer obskuren<br />

Crew um den Firmengründer<br />

John Gale<br />

(hier als Cliff Johns). Gefragt<br />

und teuer auf Peer<br />

Alan Parker<br />

Int.: BIG HAMMER von The Bigroup (PIL 9009;<br />

1971). Bekannte Namen<br />

auf Golden Ring<br />

sind die Gitarristen<br />

Jürgen Franke (alias:<br />

Frank And The Top<br />

Ten) und Siegfried<br />

Schwab, Bandleader<br />

Ralph Marco (=<br />

Brian Bennett<br />

Werner Drexler), Jazzdrummer Klaus Weiss und<br />

Filmkomponist Peter Thomas. Für Selected Sound<br />

stehen u.a. Claude Larson<br />

(= Klaus Netzle), Mike Moore<br />

(= Wolfgang Mürmann, Gitarrist<br />

der Ex-Star-Club-Band<br />

The Rangers), der Wiener Jazzpianist<br />

Roland Kovacs, Gitarrist<br />

Hans Haider. – Weitere<br />

interessante Library-Labels:<br />

Intersound, Studio One, Brull,<br />

Telemusic, Happy, Bosworth,<br />

Europhone, Berry.<br />

John Gale<br />

DIE NUTZUNG<br />

Wo sind viele Töne geblieben? Was alles über die<br />

Jahrzehnte bereits auf Vorrat eingespielt wurde,<br />

ist nicht messbar. Denn was niemand ausgeliehen<br />

bzw. abgerufen hat, blieb/bleibt – von der Öffentlichkeit<br />

ungehört – in den Library-Archiven.<br />

Anderes ging in Verwendung bei den eingangs<br />

genannten Adressaten. Doch kaum ein Kinogänger,<br />

Radiohörer, TV-Zuschauer oder Reklamekonsument<br />

wird jemals erfahren, wer da<br />

aus welchen Quellen in seine Gehörgänge<br />

geriet. Zehntausendfach dürften Library-<br />

Produkte im<br />

Monty Python<br />

Umlauf (gewesen)<br />

sein.<br />

Bekannte<br />

Verwender<br />

mit Haupt<strong>the</strong>men<br />

oder<br />

ergänzend: Erfolgs-TV-Serien<br />

und -Reihen wie „Coronation<br />

Street", „Spitting Image", „Van der Valk", „Benny<br />

Hill Show", „Crimewatch",<br />

„Spitting Image", „Monty<br />

Python", „Spider-Man",<br />

„The Simpsons", „Doc<strong>to</strong>r<br />

Who" und Filme („Pink<br />

Pan<strong>the</strong>r", „Oc<strong>to</strong>pussy",<br />

„Death Wish", „Emmanuelle"),<br />

dazu Trailer für<br />

Sport-, News- und Dokusendungen.<br />

PERLEN PICKEN<br />

Wegen der <strong>the</strong>matischen Vorgaben sind Hunderte<br />

der Library-<strong>Music</strong>-Platten<br />

eher kein Grund zur Suche.<br />

Aber: Es verbergen<br />

sich zugleich Dutzende<br />

großartige Perlen in den<br />

Programmen, eingespielt<br />

von absoluten Könnern in<br />

hervorragendem Sound.<br />

Wilde Hammondknaller<br />

mit Blech und ohne, superbe<br />

Funkfeuerwerke,<br />

exzellente Gitarrenmusiken<br />

und durchaus auch<br />

vorzüglich atmosphärische<br />

Stimmungsbilder.<br />

Wegen des großen<br />

Angebots –<br />

bei gleichzeitig<br />

schwieriger Beschaffung<br />

– helfen<br />

umfangreiche<br />

Internetdateien<br />

wie www.rateyourmusic.com<br />

und www.dis-<br />

cogs.com (Labelnamen eingeben),<br />

um sich einen ersten<br />

Überblick zu verschaffen,<br />

bevor die Suche beginnt.<br />

Über Preise aus Auktionen,<br />

bei echten Highlights meist<br />

im dreistelligen Euro-Bereich,<br />

gibt www.popsike.<br />

com Auskunft.<br />

Für Funkfans hat das deutsche<br />

Label Showup Records<br />

vorsortiert und präsentiert<br />

auf bislang drei CDs der<br />

Reihe DRAMATIC THEMES<br />

Höhepunkte u.a. aus dem<br />

Themes-International-Pro-gramm.<br />

Die wegweisenden n<br />

Greensleeve-LPs aus KPMs<br />

1000er-Serie sind bis heute<br />

nicht 1:1 auf CDs erhältlich<br />

(Compilations: auf Vocalion/UK),<br />

allerdings können<br />

über 20 davon inzwischen<br />

per Download (u.a.<br />

Amazon) besorgt werden<br />

– sogar mit dem Vorteil,<br />

sich einzelne ne „Song"-Perlen<br />

n<br />

picken zu<br />

können,<br />

Nichtgefallendes<br />

zu ignorieren<br />

und auf<br />

diese Weise e<br />

ausfallfreie e<br />

Privat-CDs<br />

zu koppeln.<br />

Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Caro<br />

Fo<strong>to</strong>: © Thilo Müller<br />

Am Wendepunkt<br />

Im Hamburger Onkel Pö startete Josée Caro Tollenaar ihre Karriere<br />

als Sängerin, veröffentlichte mit der JCT Band 1977 ein erstes Album<br />

und wurde im Jahr darauf mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet.<br />

Sie nahm mehrere Soloscheiben auf, war ab den 90er<br />

<strong>Jahre</strong>n aber nur noch gelegentlich live zu erleben, ehe sie sich 2005<br />

mit ETERNITY zurückmeldete. Jetzt veröffentlicht die 54-jährige<br />

Sängerin mit TURNING POINT wieder mal ein eigenes Album.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Was hat sich seit ETERNITY getan?<br />

Als meine Mutter vor vier <strong>Jahre</strong>n in unserem Haus starb, brauchte ich lange, um<br />

damit klarzukommen. Sie hatte seit ihrer Kindheit eine schwere Form von Polio,<br />

und ich wuchs mit ihrer Behinderung auf. Während ich sie pflegte, war ich glücklich:<br />

Ich wurde gebraucht, unsere Beziehung wurde noch enger. Heute spreche ich<br />

darüber, da ich weiß, dass viele Menschen meiner Generation vor der Entscheidung<br />

stehen, den Vater oder die Mutter zu Hause zu pflegen oder in ein betreutes Woh-<br />

nen zu geben.<br />

en.<br />

Hat der Albumtitel auch eine programmatische<br />

Bedeutung?<br />

Er fiel mir in Italien ein. Ich sah aufs Meer, hörte<br />

meine fertigen Mixe an und dachte: Dies ist ein Wendepunkt!<br />

Unsere Tochter ist erwachsen, unser Sohn<br />

im Stimmbruch, ich im Aufbruch, mit einem neuen<br />

Album im Gepäck.<br />

Musikalisch gehst du neue Wege – was hat<br />

dich in die jazzigere Richtung gezogen?<br />

So neu<br />

ist<br />

der<br />

Weg<br />

gar<br />

nicht, wenn man "The Kind Of Woman You Prefer"<br />

auf ETERNITY hört, der schon jazzige Tendenzen zeigte. Die Attitüde war nur<br />

eine andere, bedingt durch die damalige Besetzung. Als ich Manusch Weiss mit<br />

seinem Cousin Enzo (beide Gitarre) zum ersten Mal hörte, stand für mich fest,<br />

dass wir es gemeinsam versuchen sollten. Auch Reiner Winterschladen (Trompete)<br />

hatte enormen Einfluss.<br />

Warum der veränderte Name Caro Josée?<br />

Es gibt allein auf Facebook 125.000 Caros. Mein Vater legte mir mit Josée einen<br />

so schönen Namen in die Wiege – nun will ich ihn auch tragen, vor allem um<br />

Verwechslungen vorzubeugen.<br />

"The Lawyer's Wife" klingt au<strong>to</strong>biografisch – eine musikalische<br />

Liebeserklärung an deinen Mann?<br />

Ich habe einen wunderbaren Mann! Allerdings hat er einen anstrengenden Beruf,<br />

und der alltägliche Wahnsinn macht vor kaum einer Beziehung halt. Dieser Song<br />

steht für viele Ehen und Beziehungen. Die Zuwendung ist für mich der Schlüssel<br />

zu einer guten Partnerschaft. Wenn die verlorengeht, kleine Berührungen nicht<br />

mehr stattfinden, wird die Seele krank!<br />

Philipp Roser


Es war einmal ...<br />

Von Philipp Roser<br />

Geburtstage<br />

20.5. Jill Jackson war eine Hälfte des texanischen<br />

Pop-Duos Paul & Paula, das 1963<br />

den Millionenseller und #1-Hit "Hey Paula"<br />

landete. War später solo aktiv und feiert ihren<br />

70. in Kalifornien.<br />

22.5. Calvin Simon gehörte Ende der <strong>50</strong>er<br />

<strong>Jahre</strong> The Parliaments an – aus der von<br />

George Clin<strong>to</strong>n geführten Doo-Wop-Truppe<br />

gingen die P-Funker von Parliament und<br />

Funkadelic hervor. Nach einer Schaffenspause<br />

meldete er sich als 2004 Gospelsänger<br />

zurück und ist mit 70 noch singend im<br />

Dienste des Herrn unterwegs.<br />

24.5. Derek Quinn aus Manchester spielte<br />

als Gründungsmitglied ab 1963 bei Freddie<br />

& The Dreamers Gitarre und Mundharmonika,<br />

nachdem er zuvor mit Graham Nash<br />

und Allan Clarke bei den Four<strong>to</strong>nes aktiv<br />

gewesen war. Wechselte später in auf die<br />

Business-Seite und geht es mit 70 etwas<br />

ruhiger an.<br />

26.5. Ray Ennis gründete einst als singender<br />

Gitarrist die Swinging Blue Jeans,<br />

mit denen der nun 70-Jährige bis 2010<br />

aktiv war.<br />

2.6. Jimmy Jones aus Birmingham, Alabama<br />

sang bei den Doo-Woppern The Berliners<br />

und The Savoys, ab 1959 solo aktiv<br />

und gleich mit den Millionensellern "Handy<br />

Man" und "Good Timin'" erfolgreich, desgleichen<br />

als Songschmied. Ist mit 75 noch<br />

live zu erleben.<br />

6.6. Larry "<br />

The Mole" Taylor spielte<br />

1958 als Bassist mit P.J. Proby bei den<br />

Moon Dogs, begleitete Jerry Lee Lewis,<br />

Chuck Berry und die Monkees, war 1967<br />

Mitbegründer von Canned Heat, mit denen<br />

er bis 1999 aktiv war (zwischendurch Gastspiel<br />

bei John Mayall's Bluesbreakers), als<br />

70-Jähriger mit den Hollywood Blue Flames<br />

aktiv.<br />

6.6. Howard "<br />

Howie" Kane (bürgerlich:<br />

Kirschenbaum) war ab 1959 mit Jay & The<br />

Americans aktiv, mit denen er seit der Reunion<br />

2006 wieder zu erleben ist und nun<br />

seinen 70. feiern kann (andere Quellen nennen<br />

als Geburtsjahr 1944).<br />

8.6. Chuck Negron entschied sich gegen<br />

eine Baketball-Profikarriere, war 1968<br />

als Sänger Gründungsmitglied von Three<br />

Dog Night (18 Top-20-Hits; Au<strong>to</strong>biografie<br />

„Three Dog Nightmare" 1999), veröffentlichte<br />

diverse Soloscheiben und ist auch<br />

nach seinem 70. noch mit der Negron Band<br />

unterwegs.<br />

12.6. Len Barry (Leonard Borisoff) war zwischen<br />

1958 und 1982 als Blue-eyed-Soulsänger<br />

erfolgreich. Zuletzt machte der nun<br />

70-Jährige als (Buch-)Au<strong>to</strong>r von sich reden.<br />

17.6. Norman Kohlke trommelte<br />

bei den Swinging Blues<br />

Jeans und feiert jetzt seinen 70.<br />

18.6. Paul McCartney, singender<br />

Bassist, Beatles-Mitbegründer,<br />

anerkannter Solokünstler<br />

mit Ambitionen auch<br />

im Klassik-Terrain – und nach seinem 70.<br />

wieder auf Tour.<br />

18.6. Richard Perry profilierte sich als<br />

einer der erfolgreichsten US-Produzenten<br />

(Captain Beefheart, Fats Domino, Tiny Tim,<br />

Carly Simon, Diana Ross, Tina Turner, Leo<br />

Sayer, Ringo Starr). Mit 70 noch im Studio<br />

anzutreffen.<br />

20.6. Brian Wilson war als kreativer Kopf<br />

der Beach Boys einer größten Komponisten<br />

des letzten Jahrhunderts, jahrzehntelang<br />

durch Drogenkonsum aus der Bahn geworfen,<br />

trotz mentaler Beeinträchtigungen seit<br />

Ende 1994 wieder aktiv und jetzt mit 70 bei<br />

der Beach-Boys-Reunion zum <strong>50</strong>-Jährigen<br />

dabei.<br />

22.6. Chris Blackwell wurde 2001 in die<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen,<br />

weil er früh den Reggae förderte, vor allem<br />

aber weil der nun 75-Jährige 1961 mit Island<br />

Records die erfolgreichste<br />

Indie-Plattenfirma der Musikgeschichte<br />

gründete (und 1977 die<br />

Compass Point Studios auf den<br />

Bahamas baute).<br />

27.6. Bruce Johns<strong>to</strong>ns erster<br />

Ch ris<br />

Beach-Boys-Beitrag war nach<br />

Bl<br />

ack<br />

well<br />

diversen Soloveröffentlichungen<br />

1965 Chorgesang zu "California Girls"; er<br />

stieg 1978 wieder aus, ist jetzt mit 70 bei der<br />

Reunion dabei; das von ihm verfasste "I Write<br />

The Songs" wurde über 200 Mal gecovert. (Es<br />

kursiert auch das Geburtsjahr 1944).<br />

6.7. Gene Chandler (= Eugene Dixon), bekannt<br />

als „The Duke", amerikanischer R&B-<br />

Sänger, nahm 1961 mit The Dukays "Duke<br />

Of Earl" (US #1) auf, arbeitete für Chess und<br />

Brunswick, veröffentlichte solo bis 1986, ehe<br />

er sich aufs Komponieren und Produzieren<br />

verlegte, was er mit 75 noch tut.<br />

12.7. Stephen Bladd war 1967 Originaldrummer<br />

der J. Geils Band; hat sich inzwischen<br />

mit 70 aus dem Musikgeschäft zurückgezogen,<br />

mischt bei Reunions noch mit.<br />

Mit 65 <strong>Jahre</strong>n haben das offizielle le Rentenalter nalt<br />

er erreicht:<br />

eich<br />

19.5. Jerry Hyman, blies von 1968 bis 1972<br />

die Posaune bei Blood Sweat & Tears Posaune,<br />

ehe er als Chiropraktiker tätig wurde.<br />

19.5. Paul Brady, Ex-Johns<strong>to</strong>ns, Ex-<br />

Planxty, irischer Singer/Songwriter und<br />

Multi-Instrumentalist, bediente neben eigenen<br />

Scheiben zahlreiche Kollegen, zuletzt<br />

Bonnie Raitt.<br />

21.5. Bill Champlin stieß nach Aktivitäten<br />

mit Sons Of Champlin und als Studiomusiker<br />

zu Chicago (1984–2008), heute solo<br />

unterwegs.<br />

23.5. Bill Hunt war als Keyboarder und Hornbläser<br />

bei Move, ELO und Wizzard, arbeitete<br />

später für/mit Black Sabbath und Slade.<br />

24.5. Albert Bouchard (dr, voc, g) war<br />

Gründungsmitglied von Blue Öyster Cult,<br />

stieg 1981 aus, produzierte eigene und fremde<br />

Platten und war/ist mit Underbelly, Blue<br />

Coupe und den Classic Rock All Stars aktiv.<br />

25.5. Mitchell Margo war 14, als er mit<br />

den Tokens 1961 "The Lion Sleeps Tonight"<br />

aufnahm. Heute noch als Keyboarder und<br />

Drummer mit der Band unterwegs.<br />

27.5. Marty Kristian, als Martin Vanags in<br />

Leipzig geborener australischer Sänger, war<br />

mit den New Seekers in den 70ern erfolgreich<br />

und bis 2002 aktiv, arbeitete auch als<br />

Schauspieler.<br />

27.5. Peter Knight spielte seine Geige bei<br />

Steeleye Span und für die Wombles sowie<br />

zahlreiche weitere Acts.<br />

28.5. Leland Sklar ist bis heute einer der<br />

gefragtesten US-Sessionbassisten und auf<br />

Hunderten von Alben zu hören, Mitglied<br />

von The Section.<br />

31.5. William "<br />

Junior" Campbell war<br />

Gründungsmitglied (g, voc) von Marmalade,<br />

für die er bis 1971 auch mehrere Hits<br />

verfasste. Der Schotte veröffentlichte auch<br />

solo und arbeitet bis heute als Filmmusikkomponist<br />

und Arrangeur<br />

1.6. Ron Wood startete seine Karriere bei<br />

The Birds, spielte in der Jeff Beck Group,<br />

bei The Creation und den Faces, ehe ihn<br />

1975 die <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes als Mick-Taylor-<br />

Nachfolger verpflichteten.<br />

9.6. Mick Box hält als Gitarre<br />

spielendes Gründungsmitglied<br />

Uriah Heep seit 1969 am Laufen.<br />

9.6. Julie Driscoll, verheiratete<br />

Tippetts, lieh ihre Stimme<br />

Brian Auger & The Trinity, verlegte<br />

sich später auf experimentelleren Gesang,<br />

arbeitet(e) mit Ehemann Keith und vielen<br />

anderen.<br />

11.6. Richard Palmer James gründete<br />

als Gitarrist/Texter 1969 Supertramp<br />

mit, die er 1970 verließ; schrieb Lyrics für<br />

King Crimson, lebt seit 1976 in München,<br />

brachte Munich an den Start.<br />

14.6. Barry Mel<strong>to</strong>n lieferte mit seinem<br />

Spitznamen The Fish den Namenszusatz<br />

(und die Leadgitarre) für Country Joe,<br />

gründete in den 80ern The Dinosaurs,<br />

arbeitete als Rechtsanwalt und tritt noch<br />

gelegentlich auf, veröffentlichte 2011 JA-<br />

MASUTRA.<br />

15.6. Demis Roussos, griechischstämmiger,<br />

in Ägypten geborener Sänger, startete<br />

1968 mit Vangelis Aphrodite's Child,<br />

landete hier zu Lande in den 70ern mit<br />

deutsch gesungenen Liedern Hits. Startete<br />

2009 ein Comeback als Demis.<br />

17.6. Gregg Rolie war als Keyboarder<br />

Gründungmitglied von Santana (1966)<br />

und Journey (1973), hat mehrere Solo-Alben<br />

herausgebracht und <strong>to</strong>urt im Sommer<br />

mit seinen 70 <strong>Jahre</strong>n mit Ringo Starr's All<br />

Starr Band.<br />

© Philipp Roser<br />

22.6. Howard Kaylan (=<br />

Howard Kaplan) bezeichnet<br />

sich auf seiner Homepage als<br />

Performer, Erzähler und Au<strong>to</strong>r,<br />

sorgte einst als eine Hälfte der<br />

Turtles sowie von Flo & Eddie<br />

(jeweils mit Mark Volman) für<br />

Mic<br />

ick kB<br />

Box<br />

Furore, sang für Frank Zappa,<br />

T. Rex, John Lennon, Roger McGuinn,<br />

Blondie, Alice Cooper, Steely Dan.<br />

29.6. Carlo Santana spielte Gitarre und<br />

sang in der UK-Popcombo Paper Lace und<br />

ist seit langem solo aktiv.<br />

7.7. Rob Townsend trommelte für Family,<br />

The Manfreds, Medicine Head, Bill Wyman<br />

und ist seit 1979 mit der Blues Band<br />

unterwegs.<br />

7.7. David "<br />

Scar" Hodo singt seit der<br />

Bandgründung 1977 als „der Bauarbeiter"<br />

in Reihen der Discotruppe Village<br />

Peope.<br />

10.7. Arlo Guthrie, Sohn von Folklegende<br />

Woody G., betätigt sich ebenfalls als Sänger,<br />

Songschreiber, ist bis heute aktiv und<br />

politisch engagiert.<br />

11.7. Jeff Hanna singt und trommelt<br />

mittlerweile seit 46 <strong>Jahre</strong>n für die Nitty<br />

Gritty Dirt Band.<br />

12.7. Wilko Johnson (= John Wilkinson)<br />

profilierte sich in den 70ies als superber<br />

Telecaster-Gitarrist bei Dr. Feelgood, gründete<br />

1977 die Solid Senders, stieg 1980 bei<br />

Ian Durys Blockheads ein und ist seit 1981<br />

auf eigene Faust unterwegs.<br />

15.7. Peter Banks spielte Gitarre für The<br />

Syn (mit Chris Squire), ehe er 1968 zur Urbesetzung<br />

von Yes gehörte; war bei Blodwyn<br />

Pig, Empire, arbeitet heute solo, mit<br />

Flash und als Studiomusiker.<br />

17.7. Wolfgang Flür war 1973–1987 mit<br />

Kraftwerk aktiv; seit 2003 <strong>to</strong>urt er mit seinem<br />

multimedialen Yamo Spektakel durch<br />

die Lande.<br />

17.7. Bernie Leadons Karrierestationen<br />

als singender Gitarrist hießen Mudcrutch,<br />

Dillard & Clark, Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs,<br />

Eagles (bis 1975), Nitty Gritty Dirt Band.<br />

Gefragter Studiogast.<br />

19.7. Brian May prägte mit dem unverkennbaren<br />

Klang seiner selbst gebauten<br />

Gitarre den Gesamtsound von Queen maßgeblich<br />

und will mit Roger Taylor bald<br />

wieder auf die Bühne.<br />

Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Horst Lippmann (70) begann als Jazzmusiker<br />

(dr), arbeitete als Konzertveranstalter,<br />

Hörfunkau<strong>to</strong>r und TV-Regisseur;<br />

gründete 1953 das Deutsche Jazzfestival<br />

Frankfurt, betrieb mit Fritz Rau die Konzertagentur<br />

Lippmann & Rau, veranstaltete<br />

die legendären American Folk Blues<br />

Festivals, deren Mitschnitte die beiden auf<br />

ihrem Label L&R veröffentlichten. Starb<br />

am 18.5.1997.<br />

Manuel Fernandez (23) sorgte 1966 für<br />

den Orgelsound auf "Black Is Black", dem<br />

einzigen Hit der deutsch-spanischen Band<br />

Los Bravos, nahm sich am 20.5.1967 das<br />

Leben.<br />

William Powell (35) sang bei den O'Jays,<br />

bis ihn Krebs am 26.5.1977 verstummen<br />

ließ.<br />

Jeff Buckley (30) – der Sohn von Singer/Songwriter<br />

Tim Buckley veröffentlichte<br />

mit GRACE 1994 ein einziges Studio-<br />

Album auf, arbeitete mit vielen Kollegen<br />

zusammen, ehe er am 29.5.1997 beim<br />

Schwimmen in einem Fluß ertrank.<br />

Ollie Halsall (43) spielte Gitarre<br />

bei Jon Hisemans Tempest,<br />

Kevin Ayers, Timebox,<br />

Pat<strong>to</strong>, Boxer und The Rutles,<br />

ehe er am 29.5.1992 für immer<br />

abtrat.<br />

Gary Driscoll (41) startete<br />

G<br />

seine Karriere als Drummer<br />

1967 bei The Electric Elves, später Elf, die<br />

dann von Ritchie Blackmore zu Rainbow<br />

gemacht wurden. Später trommelte er bei<br />

Dakota und Starcastle, ehe er Anfang Juni<br />

1987 in Ithaca, New York, ermordet aufgefunden<br />

wurde – die Umstände sind bis<br />

heute ungeklärt.<br />

Russel Rusty Day" Davidson (36)<br />

"<br />

war Sänger der Amboy Dukes (mit Ted<br />

Gar<br />

Nugent) und von Cactus, führte seine<br />

Midnighters und arbeitete an einem<br />

Solo-Album, als er bei einem Kokaingeschäft<br />

am 3.6.1982 erschossen wurde.<br />

Ronnie Lane (51), Bassist der (Small)<br />

Faces und Solokünstler musste wegen<br />

seiner Erkrankung an Multipler Sklerose<br />

am 4.6.1997 viel zu früh abtreten.<br />

Dee Dee Ramone (51, bürgerlich Douglas<br />

Glen Colvin) war als Bassist Gründungsmitglied<br />

der Ramones, auch als Schriftsteller<br />

und Maler bis zum 5.6.2002 aktiv.<br />

Sleepy John Estes (73), einflussreicher<br />

Blues- und Folkmusiker, verstarb am<br />

5.6.1977.<br />

Yogi Hor<strong>to</strong>n (33) trommelte für Martha<br />

& The Muffins, Aretha Franklin, Diana<br />

Ross, Lu<strong>the</strong>r Vandross, bis er am 8.6.1987<br />

sich das Leben nahm.<br />

Addi "<br />

Micki" Harris (42) erlitt nach einem<br />

Auftritt der Shirelles in Atlanta am<br />

10.6.1982 einen tödlichen Herzinfarkt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Clyde McPhatter (39) war<br />

1953 Mitbegründer der Drifters,<br />

bis zu seinem Ableben<br />

am 13.6.1972 auch solo aktiv.<br />

Richard Bell (61), kanadischer<br />

Keyboarder in Diensten<br />

von Ronnie Hawkins, Ja-<br />

yD<br />

riscol<br />

l<br />

nis Joplin, The Band, Bruce<br />

Cockburn, Bob Dylan, Bonnie Raitt, Joe<br />

Walsh, verlor am 15.6.2007 seinen langen<br />

Kampf gegen ein multiples Myelom.<br />

John Wolters (52) trommelte für Dr.<br />

Hook & The Medicine Show, starb am<br />

16.6.1997<br />

James Honeyman-Scott (25) spielte<br />

Gitarre bei den Pretenders, bis er am<br />

Gedenktage<br />

Triviales<br />

16.6.1982 eine Drogenüberdosis nicht<br />

verkraftete.<br />

Hank Medress (68) sang bei den Tokens,<br />

produzierte viele Hits von Tony Orlando<br />

& Dawn und arbeitete mit Rick Springfield.<br />

Der Lungenkrebs besiegte ihn am<br />

18.6.2007.<br />

Bobby Helms (63) startete seine Country/<br />

Rockabilly-Karriere mit "Fraulein" (1957 US<br />

#1), starb am 19.6.1997.<br />

Lawrence Pay<strong>to</strong>n (59), produzierte für<br />

Mo<strong>to</strong>wn, gehörte über 40<br />

<strong>Jahre</strong> den Four Tops an. Leberkrebs<br />

stand am 20.6.1997<br />

in seinem Totenschein.<br />

Boudleaux Bryant (67) bildete<br />

mit Gattin Felice eines<br />

der erfolgreichsten Songwri-<br />

Law<br />

ren<br />

ce<br />

ting-Paare, das die Everly<br />

Bro<strong>the</strong>rs, Chet Atkins, Tony Bennett, Buddy<br />

Holly, Roy Orbison oder Ray Price mit Hits<br />

versorgte. Er verstummte am 25.6.1987 für<br />

immer.<br />

Lou Reizner (43) produzierte die ersten<br />

Soloscheiben Rod Stewarts, Rick Wakeman,<br />

Big Jim Sullivan sowie die Orchesterfassung<br />

von TOMMY; nahm Van der Graaf<br />

Genera<strong>to</strong>r für Mercury unter Vertrag, besorgte<br />

David Bowie seinen US-Deal. Verlor<br />

den Kampf gegen den Darmkrebs am<br />

16.6.1977.<br />

John Entwistle (57, Spitznamen: The<br />

Ox, Thunderfingers) erlangte als Bassist<br />

von The Who Kultstatus, mischte bei Ringo<br />

Starrs All Starrs mit und war solo aktiv, bis<br />

ihn am 27.6. ein Kokain-bedingter Herzinfarkt<br />

kurz vor der ersten 2002er Who-Show<br />

in Las Vegas das Leben kostete.<br />

Peter Panka (59) saß 37 <strong>Jahre</strong> bei Jane<br />

am Schlagzeug, sang und führte „seinen"<br />

Ableger der Band aus Hannover, bis ihn<br />

am 28.6.2007 der Lungenkrebs dahinraffte.<br />

Snakefinger (= Philip Charles Lithman,<br />

38), war ein Multi-Instrumentalist, der<br />

vor allem als Gitarrist/Geiger mit den Residents<br />

sowie Chilli Willi und seiner eigenen<br />

Band Vestal Virgins berühmt wurde.<br />

Erlitt am 1.7.1987 auf Tour in Linz einen<br />

tödlichen Herzinfarkt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Johnny Copeland (60) erntete ab den<br />

80er <strong>Jahre</strong>n die Erfolge einer langen<br />

Karriere als Blueser. Herzversagen<br />

und das vergebliche<br />

Warten auf ein Spenderorgan<br />

kosteten ihn am<br />

3.7.1997 das Leben, hinterließ<br />

der Musikwelt Tochter<br />

Shemekia.<br />

ce Pay<strong>to</strong>n<br />

Mississippi Fred McDowell<br />

(68) war einer der einflussreichsten<br />

Delta-Blueser, prägte mit seinem Bottleneck-<br />

und früh elektrifizierten Gitarrenspiel<br />

Generationen von Gitarristen.<br />

Krebs raubte ihm am 3.7.1972 das Leben.<br />

John Hammond Sr. war ab 1931 erster<br />

US-Korrespondent des „Melody Maker”,<br />

machte selbst Musik, produzierte und<br />

entdeckte zahlreiche Größen wie Leonard<br />

Cohen, Bruce Springsteen oder Stevie<br />

Ray Vaughan. Überlebte am 10.7.1987<br />

einen Schlaganfall nicht.<br />

Jerry Fuller (73) schrieb Hits für Ricky<br />

Nelson, Gary Puckett & The Union Gap,<br />

Tom Jones, Reba McEntire, selbst als<br />

Sänger erfolgreich – bis zum 13.7.2002.<br />

Kelly Johnson (49) war singende Gitarristin<br />

der britischen All-Girl-Metalband<br />

Girlschool. Ein Knochentumor beendete<br />

am 15.7.2007 ihr Erdendasein.<br />

Nach 26 <strong>Jahre</strong>n lässt Johnny Carson<br />

am 21.5.1992 seine letzte TV-Show bei<br />

NBC über die US-Bildschirme flimmern.<br />

Einziger Gast zum Ende ist Bette Midler.<br />

In der „Tonight Show" absolviert<br />

Florence Ballard am 22.5.1967 ihren<br />

letzten Auftritt mit den Supremes.<br />

Für „MTV Unplugged" treten Fleetwood<br />

Mac nach zehnjähriger Trennung am<br />

22.5.1997 wieder im klassischen 70er-<br />

<strong>Jahre</strong>-Line-Up auf – und beschließen, erneut<br />

gemeinsam zu <strong>to</strong>uren.<br />

Die Stadtverwaltung von San Francisco<br />

verbietet am 23.5.1977 den Einsatz elektrischer<br />

Instrumente bei Freiluftkonzerten<br />

– Jefferson Starship müssen daraufhin<br />

ihr geplantes Free Concert im Golden Gate<br />

Park absagen und besingen dies in "We<br />

Built The City" (Text: Bernie Taupin).<br />

Pink Floyd starten am 1.6.1972 in den<br />

Abbey Road Studios mit den Aufnahmen<br />

für DARK SIDE OF THE MOON.<br />

Island Records veröffentlicht mit Owen<br />

Grays "Twist Baby" am 2.6.1962 seine erste<br />

Single.<br />

Graceland, das langjährige Heim von Elvis<br />

Presley in Memphis, öffnet am 3.6.1982<br />

seine Tore für das Publikum.<br />

Die Beatles beginnen am 6.6.1962 mit<br />

ihren ersten Demo-Aufnahmen für EMI in<br />

den Abbey Road Studios.<br />

John Hammond Sr. nimmt den von<br />

ihm entdeckten Bruce Springsteen am<br />

9.6.1972 für Columbia unter Vertrag.<br />

Der britische "<br />

New <strong>Music</strong>al Express"<br />

veröffentlicht in seiner Ausgabe vom<br />

8.6.1962 erstmals LP-Charts.<br />

In Reihen der Band The Konrads gibt ein<br />

gewisser David Bowie am 16.6.1962 im<br />

Bromley Technical in Kent<br />

sein Bühnendebüt.<br />

Die Beatles bringen am<br />

18.6.1967 ihr Apple-Label offiziell<br />

an den Start.<br />

Am 26.6.1977 tritt Elvis<br />

Presley in der Market<br />

K<br />

Square Arena in Indianapolis auf – Teile<br />

seines letzten Konzerts sind auf THE LAST<br />

FAREWELL zu hören.<br />

Mit seinem TV-Debüt in der „Steve Allen<br />

Show", in der er am 28.6.1957 "Whole<br />

Lotta Shakin' Going' On" zum Besten<br />

gibt, avanciert Jerry Lee Lewis über<br />

Nacht zum Superstar.<br />

Bob Dylan nimmt "Blowin' In The<br />

Wind" am 9.7.1962 während einer Nachmittagssession<br />

in den Columbia<br />

Recording Studios in New<br />

York auf.<br />

© Philipp Roser<br />

Ken<br />

ny Rogers<br />

es<br />

Kenny Rogers verlässt am<br />

10.7.1967 die Folkgruppe<br />

New Christy Minstrels und<br />

startet umgehend The First<br />

Edition.<br />

Smokey Robinson absolviert am<br />

16.7.1972 seine letzte Show mit den Miracles<br />

in Washing<strong>to</strong>n, D.C., und stellt dabei<br />

gleich seinen Nachfolger Billy Griffin<br />

auf der Bühne vor.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 93


<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Von Uli Twelker<br />

die Feiern<br />

Beat-Spektakel für die Ewigkeit<br />

Beginn um 18 Uhr, das ist ja wie Kindergeburtstag!", krähte eine Musikergat-<br />

"<br />

tin. Hamburgs Bluesveranstaltungspapst Uwe Mamminga gab Entwarnung:<br />

Ihr könnt rumlaufen, Bier holen, Platten kaufen, rare Gitarren ersteigern, al-<br />

"<br />

les locker!" Für zwei Abende machten er und King Size Taylor die Fliegenden n<br />

Bauten, das Zirkuszelt am Hamburger Dom, zum Star-Club 2012. Ted Taylor<br />

bannte die Beatles dort einst auf Band. Die originalen heiligen Hallen hat der<br />

Feuerteufel längst gefressen, jetzt erinnert die Große Freiheit 36 ans ehemalige e<br />

Stern-Kino, in dem die Zeit der Dorfmusik" (alter Plakattext) 1962 beendet<br />

"<br />

wurde. Horst Fascher, früher Geschäftsführer des Clubs, konterte Mammingas<br />

Spektakel zusätzlich mit einem Kontrastprogramm.<br />

Los ging's in den „Bauten" mit einer<br />

launigen Laudatio auf Club und Ära<br />

von Brian Parrish, Ex-Sänger der<br />

Londoners. Volldampf mit den Creapers,<br />

die mit irrer Au<strong>the</strong>ntizität frühe Beatles<br />

darstellten. In Leder, mit spitzen Star-Club-<br />

Stiefeln und amtlichen Retro-Äxten knallte es<br />

durch die Chuck-Berry- und Little-Richard-<br />

Liebe der Fab Four. Kuno Dreysse, Ex-Rivets,<br />

DJ mit soliden Rock-Dokus in Funk und TV,<br />

moderierte die Macher<br />

Mamminga/Taylor 83 <strong>Jahre</strong>!<br />

Ricky Barnes (sax)<br />

an. Knackig: King Size<br />

Taylor & Band – eine<br />

All-Star-Truppe mit<br />

dem 83-jährigen Ricky<br />

Barnes am Saxofon.<br />

Dazu die immer<br />

noch süße Beryl Marsden<br />

aus Liverpool, und<br />

wie so oft agil, sympathisch,<br />

mit Stimme<br />

und Akrobatik fesselnd<br />

Karl Terry: "Whole Lotta<br />

Shakin' Gon' On"!<br />

Cliff Bennett, eine der<br />

besten Soulstimmen<br />

Englands, trumpfte mit<br />

Killer-Besetzung auf:<br />

Rebel Rouser Sid Phillips<br />

am Sax neben Howie Casey (Seniors, Wings).<br />

Clem Clempson von Colosseum an der Semi-<br />

Acoustic-Gibson, Hamburg-Bluesband-Kollege<br />

Adrian Askew am Piano, Uwe Lost von<br />

Truck S<strong>to</strong>p am Bass und Roy Dyke (Remo<br />

Four) an den Drums. Mit 72 gut bei Stimme,<br />

legte Cliff sagenhaft vor: Das Publikum<br />

goutierte eine Show von Delbert McClin<strong>to</strong>ns<br />

"Why Me?" bis zu "Got To Get You In<strong>to</strong> My Life"<br />

– besser konnte es an diesem Abend nicht werden.<br />

Die Nashville Teens schlugen zur Star-Club-Ära mit<br />

"Tobacco Road" ein, blieben dies auch jetzt nicht<br />

schuldig. Frontmann Ray Phillips, blondiert und<br />

muskelgestählt, führte seine Band so Adrenalin-geladen<br />

vor, dass man wieder weiß, warum die Jungs<br />

im Star-Club Jerry Lee Lewis begleiteten. Kompetent<br />

lieferten sie einen Star-Club-Act, der nie dort war –<br />

The Who. Sie Se zelebrierten eeb "Substitute", doch warum<br />

nicht ihre schon damals<br />

auf Vinyl gebannte Version<br />

von "All Along The Watch<strong>to</strong>wer"?<br />

Mike Harrison<br />

Cliff Bennett (links) und Co.<br />

steht für zwei Legenden<br />

der Reeperbahn.<br />

Seine V.I.P.s brachten<br />

"I Wanna Be Free"<br />

in die Hamburger<br />

Clubszene und in<br />

die<br />

französischen<br />

Hitlisten.<br />

Spooky<br />

Tooth waren dank<br />

seiner Raspelstimme<br />

die erste Progressiv-<br />

Sensation nach Beat<br />

& Soul. Spookys<br />

"Wrong Time" croont<br />

der kleine Carlisler<br />

zurückhaltend, für "Fool<br />

ol<br />

In Love" von Frankie Miller fängt er Feuer,<br />

"Better By You, Better Than Me" von SPOOKY<br />

TWO wird voll abgefeiert, mit Steigerung am<br />

zweiten Abend.<br />

„Wie viele Ur-Lords sind noch dabei?", fragte<br />

ein Ur-Fan, als die Beat-Adeligen in Rüschen<br />

und dunklem Zwirn die Bühne betraten. „Nur<br />

Leo!" ist als Antwort etwas gemein, denn ne-<br />

The Creapers<br />

Fo<strong>to</strong>: © Uli Twelker<br />

The Lords<br />

Beryl Marsden mit King Size<br />

Fo<strong>to</strong>: © Günter Zint<br />

Fo<strong>to</strong>: © Günter Zint<br />

Fo<strong>to</strong>: © Günter Zint<br />

Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


The Nashville Teens<br />

Fo<strong>to</strong>: © Uli Twelker<br />

Abends: Der Wahlschweizer<br />

Für viele war<br />

mit attrak-<br />

Tony Sheridan<br />

tiver Tochter (Bass, die Ikone des<br />

Co-Gesang) powerte, festlichen Treibens<br />

als sei er ihr Bruder zwischen Bauten<br />

und nicht der Daddy.<br />

und Freiheit. Der<br />

The Quarrymen<br />

waren John Lennons<br />

Truppe vor den Beatles:<br />

Beatles-Katalysa<strong>to</strong>r <strong>to</strong>r<br />

enttäuschte nicht, begleitet<br />

wie einst von der<br />

Die Altrocker aus Star-Combo mit Ricky<br />

Liverpool<br />

ga-<br />

ben sich kraftreduziert.<br />

Mike Pender's Searchers<br />

Die<br />

Stimmung<br />

im<br />

Saal schwächelte leicht, ein gehöriges Stück<br />

Arbeit für Lee Curtis: Der mit Mörderstimme<br />

und gegeltem Haupthaar Gesegnete – sechs<br />

<strong>Jahre</strong> regelmäßige Star-Club-Mucke auf dem<br />

Rücken – „hat Bandscheibe", geht aber mit<br />

Klassikern in die Offensive; an den Tasten unterstützt<br />

ihn Franz Jarnach – bekannt als Imbiss-Sitzer<br />

„Schildkröte" aus „Dittsche" im TV.<br />

Pete Best kam mit zweiten Drummer und agiler<br />

Lee Curtis<br />

Fo<strong>to</strong>: © Rock The Earth<br />

The Rattles<br />

Fo<strong>to</strong>: © Garrelt Danker<br />

Fo<strong>to</strong>: © Günter Zint<br />

Mike Harrison<br />

Fo<strong>to</strong>: © Garrelt Danker<br />

Fo<strong>to</strong>: © Garrelt Danker<br />

ben Gründer Lietz steht Lord Bernd Zamulo seit 47<br />

(!) <strong>Jahre</strong>n in der "Gloryland"-Combo, Jupp Bauer<br />

36 <strong>Jahre</strong>. Mit allen Hits und viel R&B wurde abgeräumt,<br />

"Que Sera" mit Formel-1-Speed, der Gitarrensound<br />

von Leo und Jupp näher an den Kinks<br />

anno 1982 als am Star-Club.<br />

Freitag, der 13. April kam im Doppelpack – man<br />

stürmte in die Große Freiheit, wo TV-Dino Carlo von Band: Beatles-Klassiker und Cover-Versionen wie<br />

Tiedemann launige Moderation garantierte. Zwischen<br />

Kaiserkeller und Saal-Stars non-s<strong>to</strong>p: Mike die lebensverändernde Entscheidung der Beatles<br />

"Kansas City" hatten Biss. Die Enttäuschung über<br />

Pender brannte mit jungen Searchers samt Sohn vor Ewigkeiten sah man Best nicht mehr an, seine<br />

am Drumset ein Feuerwerk ab – "Needles & Pins", Zurückhaltung glich die Band aus. Ausgesprochen<br />

"Sweets For My Sweet", "Don't Throw Your Love frisch, obwohl im fortgeschrittenen Alter: die Liverpooler<br />

Undertakers mit Ur-Mitglied Jackie Lomax<br />

my & The Rackets gehörten zu den Kraftwerken des<br />

legten kompakt vor, was in Jahrzehnten reifte.<br />

Away": Energie und bestechender Satzgesang! Jim-<br />

Jimmy & The Rackets Tag 2 in den Bauten: Neben<br />

Mike Harrison und Merseyside-<br />

Legende Karl Terry bewiesen die<br />

Rattles mit Bewährtem wie "Mashed<br />

Pota<strong>to</strong>es", "Come On And<br />

Sing", Evergreens à la "Hippy<br />

Hippy Shake" und einem aktuellen<br />

"Hotter Than Hell", dass sie<br />

beim Kopfnicken (Headbanging)<br />

als deutsche Status Quo durchgehen<br />

könnten. Chris Farlowe:<br />

Stimm-Akrobatiker aus London-<br />

Isling<strong>to</strong>n, hat Fans nicht erst mit<br />

dem Über-Hit "Out Of Time" auf<br />

Tischen und Stühlen – er glänzte<br />

mit "Hello Josephine" vom alten<br />

Fats sowie "Handbags & Gladrags",<br />

das ihm Mike d'Abo auf den kolossalen<br />

Leib schrieb. Farlowes Moderation<br />

ist zum Ablachen, er fühlt sich<br />

mit der Bennett-Truppe vom Donnerstag<br />

sauwohl. Die R&B-Haudegen<br />

John Law & The Tremors sind weltweit<br />

die am längsten in identischer<br />

Besetzung spielende Combo – ein<br />

Beleg, dass man nach <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

kein Moos angesetzt haben muss.<br />

The Quarrymen<br />

Fo<strong>to</strong>: © Garrelt Danker<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95<br />

Tony Sheridan und Roy Young<br />

Barnes (Sax), und der "Euro-Little-Richard"-<br />

Legende Roy Young (Piano & Vocals), Colin<br />

Melander (The Jets, Bass) und Originaldrummer<br />

Jimmy Doyle. Kracher wie "Skinny Minnie"<br />

sowie diverse R&B-Klassiker waren gern<br />

genommene Selbstläufer, mit denen der abgeklärt-kehlig<br />

in<strong>to</strong>nierende Sänger und Gitarrist<br />

glänzen konnte. Sein hochgelobtes Spiel<br />

durfte man an diesem Abend noch immer inspiriert<br />

und ideenreich nennen. Im Biergarten<br />

gab es angeregte Gespräche zwischen Musikern,<br />

Medienvolk und Fans eines überzeugenden<br />

Ereignisses – in dieser Großartigkeit<br />

und Großzügigkeit wird es einmalig bleiben.<br />

Wer noch zweifelte, dass eine derartige Zeitreise<br />

perfekte Illusion sein konnte, schaute über<br />

den Rand seiner Currywurst-Pappe und damit<br />

mitten in die unveränderte Attraktivität von<br />

„Beat-Club"-Girl Uschi Nerke! Im September<br />

erscheint das Ereignis als DVD-Sammlung –<br />

für ganz treue Fans in einer Deluxe-Gesamt-<br />

Ausgabe zum Schwelgen!<br />

Fo<strong>to</strong>: © Günter Zint


Jeder Song ist<br />

ein Dikta<strong>to</strong>r<br />

Von Philipp Roser<br />

In irgendwelche Schubladen hat<br />

sich die englische Musikerin Joan<br />

Armatrading während ihrer mittlerweile<br />

40-jährigen Karriere noch nie pressen lassen. Die<br />

in vielen Genres sattelfeste Singer/Songwriterin hat auf<br />

ihren Platten stets das gemacht, was ihr vorschwebte, ohne<br />

sich dabei um Trends oder Plattenfi rmenwünsche zu kümmern.<br />

Etwa bei ihrem neuen Album STARLIGHT, auf dem sie sich dem Jazz<br />

widmet.<br />

Wieder mal eine andere musikalische Richtung als bei<br />

INTO THE BLUES 2007 und THIS CHARMING LIFE, das<br />

2010 deutlich rockiger ausgefallen war ...<br />

Ja, das hatte ich seit langem so geplant. Das war es, was ich machen<br />

wollte, wohin es mich gefühlsmäßig gezogen hat.<br />

Kann man die drei Alben als Trilogie sehen?<br />

Ja! Als ich 2003 LOVERS SPEAK aufnahm, habe ich im Studio alles selbst gemacht<br />

und nur einen Drummer eingesetzt. Danach beschloss ich, dass ich diese drei<br />

Alben machen wollte: je eines mit Blues, Rock und Jazz. Das habe ich in die Tat<br />

umgesetzt.<br />

Gibt es Pläne für ein viertes zu einem speziellen Genre?<br />

Ich weiß nicht, was ich als Nächstes machen werde (lacht). Ich kann nur sagen,<br />

dass ich diesen Dreier machen wollte. Was vielleicht als Nächstes kommt, da lasse<br />

ich mich selbst gern überraschen.<br />

Wann begann die Planung für das aktuelle Album? Gab es dafür schon<br />

Ideen oder Songs während der Arbeit an den Vorgängern?<br />

Nein, ich habe mich immer auf das jeweilige Projekt konzentriert.<br />

Die neuen Songs entstanden im vergangenen Jahr, nachdem<br />

ich die „This Charming Life Tour” abgeschlossen hatte. Und<br />

dann habe ich sie im Alleingang eingespielt – ich spiele diesmal<br />

auch das Schlagzeug selbst, es war niemand sonst involviert.<br />

Es sind ein paar Überraschungen auf der Platte: "The<br />

Way I Think Of You" etwa, mit dominierendem Piano.<br />

Nicht alltäglich bei einer Gitarristin ...<br />

Wer meine Platten kennt, dürfte eigentlich nicht unbedingt überrascht<br />

sein, denn das mache ich schon lange. Ich spielte schon<br />

1972 auf meinem Album WHATEVER'S FOR US viel Piano! Bei<br />

THIS CHARMING LIFE und INTO THE BLUES habe ich auch ein bisschen in die<br />

Tasten gegriffen. Jeder Song selbst bestimmt ja wie ein Dikta<strong>to</strong>r, wie man ihn<br />

zu machen hat – und in diesem Fall verlangte er eben nur nach Piano und Bass.<br />

Wie hast du die Songs geschrieben?<br />

Wie immer: Manchmal begann ich mit dem Text, dann wieder mit der Musik, mit<br />

einer Melodie, aber auch mal mit beidem gleichzeitig. Ich habe kein festes Strickmuster,<br />

muss mich nicht hinsetzen und krampfhaft versuchen, etwas zu schreiben.<br />

Mir hilft es oft, wenn ich mich bewege und mein Hirn dabei arbeiten lasse ...<br />

Sind dir auch wieder beim Putzen Ideen gekommen?<br />

Ja (lacht)! Ich bin ein sehr ordentlicher Typ, bei mir muss alles sauber sein und<br />

Hat sich im Vergleich mit den jungen<br />

<strong>Jahre</strong>n gut gehalten: Joan Armatrading<br />

alles an seinem Platz stehen – und beim Aufräumen<br />

und Putzen habe ich oft <strong>to</strong>lle Einfälle.<br />

Ich weiß nicht, was und wo es passieren wird, zu<br />

welcher Tageszeit, an welchem Ort – man muss nicht unbedingt am Piano oder<br />

mit einer Gitarre da sitzen (lacht).<br />

Viele der neuen Songs singst du in der ersten Person, erzählst aus der<br />

Ich-Perspektive ...<br />

So schreibe ich am liebsten, eigentlich schon immer. Wobei das nicht au<strong>to</strong>matisch<br />

bedeutet, dass der Song auch von mir handelt.<br />

Vieles dreht sich inhaltlich wieder um Beziehungen, um Liebe – " dein<br />

Thema"?<br />

Ja, das ist es (lacht)! Mich interessieren Beziehungen und Emotionen,<br />

die Menschen durchleben, wie ihre Verbindungen untereinander aussehen,<br />

ob sie glücklich sind, ob und wie sie kommunizieren – in “Tell<br />

Me” auf STARLIGHT geht es um Freundschaft, und das treibt mich<br />

einfach um. Denn ich denke, dass Freundschaften für unser Leben<br />

sehr wichtig sind.<br />

Wie kam es zu " Single Life"?<br />

Es hat mich gereizt (lacht)! Mich interessieren die verschiedenen Aspekte<br />

unterschiedlicher Lebensformen – manche Menschen reden<br />

über das<br />

Dasein als Single, andere übers Verheiratetsein, wieder andere über die<br />

Unterschiede dieser beiden Formen. Ich fand es einfach spannend – genau wie die<br />

Beobachtung, dass man sich eigentlich oft das wünscht, was der jeweils andere<br />

hat und man selbst nicht (lacht).<br />

Du lässt kaum was über dein Privatleben raus ...<br />

Stimmt, und das wird auch so bleiben (lacht)! Man erzählt ja seinen Freunden<br />

auch nicht alles über sich und sein Leben, macht Unterschiede, wem man welche<br />

Aspekte offenlegt. Warum also sollte ich es den Medien gegenüber anders machen?<br />

Außerdem ist es mir sehr wichtig, einen Rückzugsraum zu haben, um abschalten<br />

zu können, um mal andere Dinge zu tun; Dinge, die mich interessieren,<br />

aber niemanden sonst was angehen.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Garland Jeffreys<br />

Reggae, Dub, Rock<br />

Mit “Matador“ räumte der New Yorker Garland Jeffreys 1980<br />

weltweit ab (Deutschland #2), auch “Hail Hail Rock'n'Roll“<br />

(1992) war international ein Hit. Dann blieb es lange ruhig um den<br />

Mann, der zwischen seinen Alben schon immer große Pausen einlegte.<br />

2011 meldete sich der inzwischen 68-Jährige mit THE KING<br />

OF IN BETWEEN nach 14 <strong>Jahre</strong>n wieder zurück – mit knapp<br />

einem Jahr Verspätung erscheint die rundum gelungene Scheibe<br />

auch hier. Grund genug für <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser,<br />

sich von Jeffreys die Hintergründe erklären zu lassen.<br />

Gilt einmal mehr: Was lange braucht, wird endlich gut ...?<br />

Ich bin ein sehr langsamer Songwriter (lacht). Natürlich wird mir diese Frage oft<br />

gestellt, aber es gibt keine dramatische Antwort darauf. Es hat vor allem damit zu<br />

tun, dass ich seit knapp 16 <strong>Jahre</strong>n Vater bin – meine Frau und ich wussten, dass<br />

unsere Tochter wohl unser einziges Kind sein wird, darum wollte ich sie hautnah<br />

aufwachsen sehen. Ich habe Kinderlieder mit ihr gesungen, sie in den Kindergarten<br />

und zur Schule gebracht und war der glücklichste Mensch! Mit ständigen Auftritten<br />

– wie ich es jetzt wieder praktiziere – hätte ich all das nicht gekonnt. Inzwischen<br />

singt sie selbst und tritt auch schon auf. Natürlich hieß es immer wieder, ich<br />

hätte für sie meine Karriere re ruiniert, aber das sehe ich nicht so!<br />

Hat der Erfolg von "Matador" und anderer Hits geholfen,<br />

dir das leisten zu können?<br />

Natürlich – vor allem “Matador” war ja ein riesiger Treffer,<br />

und ich werde den Menschen in Deutschland und Europa<br />

ewig dankbar dafür sein, dass sie uns dabei geholfen und<br />

durch die Tantiemen ein ordentliches Leben ermöglicht<br />

haben! Jetzt arbeite ich schon am nächsten Album, diesmal<br />

wird es nicht so lange dauern! Larry Campbell wird<br />

wohl auch wieder er als<br />

Produzent und Mitmusiker dabei sein.<br />

THE KING OF IN BETWEEN bringt viele musikalische Stile sehr homogen zusammen,<br />

die Texte sind persönlich und auch politisch ...<br />

Ich meine, dass sie sogar ein bisschen poetischer ausgefallen sind, auch wenn ich<br />

immer noch rüberbringen will, was mich generell umtreibt. Musikalisch möchte ich<br />

die Hörer auf eine Reise mitnehmen und dafür die unterschiedlichsten Stile zusammenfügen,<br />

die mich interessieren – so, wie ich es schon immer gemacht habe:<br />

Reggae, Dub, Rock. Wie ich es in "Love Is Not A Cliché” auch singe: „I like my Folk,<br />

I like my Jazz, I like my R&B, I love my Rock'n'Roll with a dash of Soul and funky,<br />

I like a message in my song” – das bringt alles auf den Punkt!<br />

Du bist bekennender New Yorker und bringst das zum Beispiel in "Streetwise"<br />

zum Ausdruck – der Text ist sehr persönlich, beschreibt zudem das<br />

Leben in New York ...<br />

Ja, persönlich ist der Song insofern, als ich darüber singe, wie mein Vater mir<br />

Informationen und Lebensweisheiten vermittelt hat. Er brachte mir früh bei, auf<br />

mich aufzupassen, auf der Straße immer hellwach zu sein, was um mich herum<br />

passiert: „You gotta be streetwise, kid, you gotta watch yourself out <strong>the</strong>re.” Ähnlich<br />

habe ich es mit meiner Tochter gehalten: Ich gab ihr gewisse Freiheiten, aber auch<br />

bestimmte Verhaltensregeln an die Hand, damit ihr auf den Straßen von New York<br />

nichts Schlimmes widerfährt. Larry Campbell hat alle Streichinstrumente gespielt,<br />

die dem Song ein 70er-<strong>Jahre</strong>-Feeling und diesen Philly-Sound geben.


Konzertkalender<br />

ALAN PARSONS LIVE<br />

PROJECT<br />

www.mfpconcerts.com<br />

19.07. München, Circus Krone<br />

20.07. Essen, Colosseum<br />

IAN ANDERSON'S<br />

JETHRO TULL<br />

www.dmc-music.de<br />

18.05. CH-Zürich, Volkshaus<br />

19.05. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

20.05. Berlin, Tempodrom<br />

22.05. Mainz, Phönixhalle<br />

23.05. Hamm,<br />

Alfred-Fischer-Halle<br />

25.05. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

26.05. Siegen, KulturPur<br />

Festival<br />

27.05. Mannheim, Rosengarten<br />

28.05. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

29.05. Dresden, Kulturpalast<br />

05.07. A-Kufstein, Schloss<br />

06.07. A-Clam, Burg Clam<br />

20.07. Breitenbach, Festival<br />

21.07. Calw, Kloster Hirsau<br />

16.08. Bruchsal, Schlossgarten<br />

BIRTH CONTROL<br />

www.birth-control.de<br />

15.07. Salzgitter, Altstadtfest<br />

15.09. Bocholt, Alte Molkerei<br />

präsentiert:<br />

02.11. Dorsten,<br />

Treffpunkt Altstadt<br />

03.11. Uslar, Kulturbahnhof<br />

DANNY BYRANT'S<br />

REDEYEBAND<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

18.05 CH-Gams, S-Event<br />

19.05. CH-Dietikon,<br />

Sounddock 14<br />

20.05. CH-Pratteln, Galery<br />

CACTUS<br />

www.mfpConcerts.com<br />

16.07. Nürnberg, Hirsch<br />

17.07. Dortmund, Piano<br />

HAMBURG BLUES BAND &<br />

FRIENDS<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

26.05. Mützingen, Alte Ziegelei<br />

09.06. Dornstadt, Woods<strong>to</strong>ck<br />

14.07. Spremberg,<br />

Hotel zur Post<br />

22.07. Breitenbach,<br />

Herzberg Festival<br />

28.07. Bad Fallingbostel,<br />

Little Mississippi Bar<br />

THE HIGH KINGS<br />

www.deag.de<br />

01.09. Dresden,<br />

Theater Wechselbad<br />

02.09. Berlin, Passionskirche<br />

03.09. Mannheim, Alte Seilerei<br />

05.09. Hamburg, Fabrik<br />

06.09. Bielefeld, Forum<br />

07.09. Düsseldorf,<br />

Savoy Theater<br />

LEO KOTTKE<br />

www.assconcerts.com<br />

03.11. Mainz, Frankfurter Hof<br />

04.11. Stuttgart, Theaterhaus<br />

06.11. Hamburg. Fabrik<br />

07.11. Köln, Kulturkirche<br />

08.11. Berlin, Passionskirche<br />

LYNYRD SKYNYRD<br />

www.kb-k.de<br />

05.06. München, Zenith<br />

06.06. Leipzig, Parkbühne<br />

07.06. Berlin, Zitadelle<br />

10.06. Hamburg, Stadtpark<br />

12.06. CH-Winterthur,<br />

Eulachhalle<br />

MAGNUM<br />

www.spv.de<br />

27.05. Gelsenkirchen, Festival<br />

04.08. CH-Sursee, Festival<br />

25.10. Berlin C-Club<br />

26.10. Hamburg, Fabrik<br />

27.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

28.10. Köln, Kantine<br />

30.10. Ingolstadt, Eventhalle<br />

am Westpark<br />

31.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />

03.11. Bremen, Tivoli<br />

05.11. Nürnberg, Hirsch<br />

06.11. Augsburg, Spectrum<br />

07.11. München, Ampere<br />

09.11. Burglengenfeld, VAZ<br />

10.11. Memmingen,<br />

Kaminwerk<br />

MAINHATTAN DIESEL<br />

www.mainhattandiesel.de<br />

31.05. Offenbach, Rathaus<br />

JOHN MAYALL<br />

www.assconcerts.com<br />

14.11. Nürnberg, Hirsch<br />

15.11. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

16.11. Oldenburg, Kulturetage<br />

17.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

18.11. Bochum, Zeche<br />

19.11. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

20.11. Freiburg, Jazzhaus<br />

21.11. München, Muffathalle<br />

22.11. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

23.11. Erfurt, HsD<br />

Gewerkschaftshaus<br />

24.11. Affalter, Zur Linde<br />

25.11. Berlin, C-Club<br />

26.11. Köln, Die Kantine<br />

DON McLEAN<br />

www.lb-events.de<br />

08.11 Düsseldorf, Tonhalle<br />

PROCOL HARUM &<br />

Das Sinfonieorchester<br />

Wuppertal<br />

www.cts.de<br />

05.+06.04.2013 Wuppertal,<br />

Stadthalle<br />

SIGGI SCHWARZ<br />

www.siggi-schwarz.de<br />

19.05. Heidenheim,<br />

Schloss Hellenstein<br />

07.06. Dischingen, Open Air<br />

23.06. Brenzpark, Open Air<br />

07.07. Tuttlingen, Open Air<br />

20.07. Ellwangen, Open Air<br />

27.07. Hüttlingen, Burg<br />

Open Air<br />

05.08. Schwäbisch Gmünd,<br />

Unipark<br />

17.08. Mosbach, Elzpark<br />

14.09. Langenau, Nau-Rock<br />

15.09. Nagold, Bluesnight<br />

21.09. Herbrechtingen, Kloster<br />

STATUS QUO<br />

www.kb-k.de<br />

18.05. Leipzig, Arena<br />

19.05. Bad Segeberg,<br />

Freilichtbühne<br />

23.06. Heidenheim Open Air<br />

17.08. Bochum,<br />

Zeltfestival Ruhr<br />

18.08. Kamenz,<br />

Hutbergbühne<br />

09.11. Regensburg,<br />

Donau-Arena<br />

10.11. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

11.11. Stuttgart, Porsche-Arena<br />

13.11. Gießen, Hessenhalle<br />

14.11. Berlin, Tempodrom<br />

16.11. Köln, Palladium<br />

17.11. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

FESTIVALS<br />

Grolsch Blues Festival<br />

www.kulturring-schoeppingen.de<br />

26.+27.05. Schöppingen,<br />

Festival<br />

u.a. Henrik Freischlader &<br />

Gary Moore's Blues Line<br />

Up, Monte Montgomery,<br />

Lucky Peterson, Delta Moon<br />

Rock im Park / Rock am Ring<br />

www.mlk.com<br />

01.–03.06. Nürnberg,<br />

Zeppelinfeld<br />

01.–03.06. Eifel, Nürburgring<br />

u.a. Motörhead, Die Toten<br />

Hosen, Metallica, Linkin Park<br />

Lovely Day's Festival<br />

www.wiesen-festivals.at<br />

07.07. A-Wiesen,<br />

Ottakringer Arena<br />

u.a. Gov't Mule, Iron Butterfly,<br />

Jethro Tull's Ian Anderson,<br />

Lou Reed & Band, Ray<br />

Manzarek & Robbie Krieger,<br />

Stan Webbs Chicken Shack<br />

Acro Bräu Classic Rock<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

07.07. Moos, Festgelände<br />

u.a. Barclay James Harvest,<br />

Wolfgang Ambros<br />

Rheinbach Classics<br />

www.noisenow.de<br />

13.07. Rheinbach,<br />

Himmeroder Wall<br />

mit BAP<br />

Schloss Open Air<br />

www.siggi-schwarz.de<br />

20.07. Ellwangen, Schloss<br />

Ten Years After, Siggi<br />

Schwarz & Friends<br />

Burg Herzberg Festival<br />

www.burgherzberg-festival.de<br />

19.–22.07. Burg Herzberg<br />

u.a. Wishbone Ash, Tubes,<br />

Caravan, Hamburg Blues<br />

Band, Inga Rumpf<br />

MUSICALS<br />

THE WHO'S THOMMY<br />

www.<strong>to</strong>mmy-<strong>to</strong>ur.com<br />

18.05. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi<br />

Electric-Stadion<br />

19.–21.05. Berlin,<br />

Admiralspalast<br />

22.05. Dresden,<br />

Kulturpalast<br />

24.05. Halle,<br />

Georg-Friedrich-<br />

Händel-Halle<br />

25.05. Erfurt, Alte Oper<br />

26.05. Bremen, <strong>Music</strong>al<br />

27.05. Hamburg, CCH2<br />

Pyras Classic Rock Night<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

21.07. Pyras b. Nürnberg,<br />

Brauereigasthof<br />

u.a. Eric Burdon, Suzi<br />

Quatro, Tubes, Ramrods<br />

Rock Of Ages<br />

www.rock-of-ages.de<br />

27.+28.07. Seebronn,<br />

Open Air<br />

u.a. Alice Cooper, Europe,<br />

Bob Geldof, Fish,<br />

Fischer-Z, Tubes<br />

Rock La Roca<br />

www.noisenow.de<br />

28.07. Loreley,<br />

Freilichtbühne<br />

u.a. New Model Army,<br />

Phillip Boa<br />

Lieder am See<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

18.08. Strandbad Enderndorf,<br />

Brombachsee<br />

u.a. Barclay James Harvest,<br />

Chris Norman<br />

Ost-Rock<br />

www.semmel.de<br />

08.09. Berlin, Wuhlheide<br />

28.09. Erfurt, Messe<br />

26.10. Leipzig, Arena<br />

01.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

02.11. Cottbus, Stadthalle<br />

09.11. Zwickau, Stadthalle<br />

10.11. Magdeburg,<br />

Getec-Arena<br />

15.11. Dresden, Messe<br />

16.11. Frankfurt/O.,<br />

Messehalle<br />

17.11. Chemnitz, Arena<br />

mit Puhdys, Karat,<br />

Rockhaus, Pankow<br />

-Festival<br />

beat beat beat<br />

www.offenbach.de/kultur<br />

06.10. Offenbach,<br />

Stadthalle<br />

Searchers, Manfreds,<br />

Christie, Real Thing<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Die Veröffentlichung der Konzerttermine erfolgt<br />

ohne Gewähr. Durch die zweimonatliche Erscheinungsweise<br />

von <strong>GoodTimes</strong> muss ein Teil der Termine<br />

zwei bis drei Monate im Voraus erfasst werden.<br />

Änderungen des Veranstaltungsortes, des<br />

Datums oder Konzertausfälle sind daher möglich.<br />

Wir empfehlen Ihnen, vor einer Anreise den Termin<br />

auf der entsprechenden Internet-Seite nochmals<br />

zu überprüfen. Veranstaltungsmeldungen ohne Internet-Seitenangaben<br />

und ohne genauen Veranstaltungsort<br />

werden nicht veröffentlicht.<br />

Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Konzertkalender<br />

ALPHAVILLE<br />

www.assconcerts.com<br />

14.07. Blankenburg, Open Air<br />

10.08. Königs Wusterhausen,<br />

Open Air<br />

18.08. Waltershausen,<br />

Freizeitzentrum<br />

JOAN ARMATRADING<br />

www.hypertension-music.de<br />

02.06. Burglengenfeld,<br />

Pfarrheim<br />

03.06. Dortmund, Open Air<br />

04.06. Wolfhagen, Kulturzelt<br />

16.06. Bad König,<br />

Freilichtbühne<br />

20.07. Würselen,<br />

Burg Wilhelmstein<br />

21.07. Jena, Kulturarena<br />

29.08. Gütersloh, Festival<br />

01.09. Göttingen, Open Air<br />

DIE ÄRZTE<br />

www.bademeister.com<br />

22.05. Bremen, Arena<br />

23.05. Kiel, Sparkassen-Arena<br />

25.+26.05. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

27.05. Chemnitz, Arena<br />

30.05. München, Olympiahalle<br />

01.– 03.06. Berlin, Wuhlheide<br />

06.+07.06. Leipzig, Arena<br />

08.06. Mannheim, SAP Arena<br />

11.06. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

13.06. Graz, Stadthalle<br />

15.+16.06. A-Wien, Stadthalle<br />

17.06. Interlaken, Festival<br />

19.06. Nürnberg,<br />

Arena Nürnberger Vers.<br />

22.–24.06. Scheeßel, Festival<br />

22.–24.06. Neuhausen,<br />

Festival<br />

27.06. Köln, Lanxess Arena<br />

29.+30.06. Frankfurt, Festhalle<br />

03.+04.07.Hannover,<br />

TUI Arena<br />

06.+07.07. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

08.07. Erfurt, Messehalle<br />

10.–12.08. Dresden, Elbufer<br />

17.–19.08. Berlin, Waldbühne<br />

JOAN BAEZ<br />

www.modernewelt.de<br />

31.05. Fulda, Esperan<strong>to</strong>halle<br />

02.06. Köln, Philharmonie<br />

03.06. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

05.06. Salem, Schloss<br />

07.06. Dresden, Junge Garde<br />

08.06. Benediktbeuern, Kloster<br />

10.06. Stuttgart, Freilichtbühne<br />

11.06. München, Philharmonie<br />

12.07. Nürnberg, Park des BR<br />

13.07. Mannheim, CCM<br />

BAP<br />

www.semmel.de<br />

19.05. Karlsruhe, Europahalle<br />

20.05. Saarbrücken, E-Werk<br />

22.05. Erfurt, Thüringenhalle<br />

23.05. Berlin, Columbiahalle<br />

15.06. Paderborn, Capi<strong>to</strong>l<br />

16.06. Recklinghausen,<br />

Ruhrfestspiele<br />

14.07. Heilbronn, Festival<br />

17.07. München, Tollwood<br />

23.08. Minden,<br />

Kultursommerbühne<br />

25.08. Bielstein, Brauerei<br />

26.08 Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

01.09. St. Goarshausen,<br />

Loreley<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

18.05. Bad Säckingen,<br />

Gloria Theater<br />

19.05. Dexheim,<br />

Kultur auf dem Hof<br />

07.07. Moos,<br />

Classic Rock Night<br />

10.08. Stadtallendorf, Festival<br />

11.08. Schwetzingen, Festival<br />

18.08. Spalt, Strandbad<br />

PHIL BATES<br />

<strong>Music</strong> Of ELO<br />

www.sounds-promotion.de<br />

19.05. Berlin, Kulturlustgarten<br />

25.05. Burg Hohenzollern<br />

02.06. Stendal, Festival<br />

29.06. Wismar,<br />

Georgenkirche<br />

30.06. Demmin, Waldbühne<br />

20.07. Neuleiningen,<br />

Burgsommer<br />

21.07. Berlin, Tegler Hafenfest<br />

17.08. Berchtesgaden,<br />

Kurpark<br />

18.08. Waltershausen,<br />

Freizeitzentrum<br />

01.09. Ehmkendorf, Gutshaus<br />

BEACH BOYS<br />

www.kb-k.de<br />

03.08. Berlin, o2 Arena<br />

04.08. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

05.08. Mönchengladbach,<br />

Hockeypark<br />

BLACK LABEL SOCIETY<br />

www. wizardpromotions.de<br />

03.06. Hamburg, Docks<br />

07.06. Leipzig, Werk 2<br />

08.06. Osnabrück, Hyde Park<br />

19.06. Saarbrücken, Garage<br />

BLACKMORE'S NIGHT<br />

www.deag.de<br />

07.07. Neu-Isenburg,<br />

Hugenottenhalle<br />

08.07. Bonn, Beethovenhalle<br />

13.07. Essen, Philharmonie<br />

16.07. Heidelberg, Stadthalle<br />

03.08. Berlin, Admiralspalast<br />

BLOOD, SWEAT & TEARS<br />

www.dmc-music.de<br />

22.07. Mainz, Zitadelle<br />

ERIC BURDON<br />

www.dmc-music.de<br />

18.07. Leipzig, Parkbühne<br />

20.07. Kassel, Kulturzelt<br />

21.07. Pyras, Brauereigutshof<br />

ROGER CHAPMAN &<br />

THE SHORTLIST<br />

www.dmc-music.de<br />

11.06. Berlin, Zitadelle<br />

12.06. Stuttgart,<br />

Porsche Arena<br />

14.06. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

15.06. Bamberg,<br />

Stechert-Arena<br />

16.06. Mönchengladbach,<br />

Hockeypark<br />

19.08. Nordhausen,<br />

Landesgartenschau<br />

CITY<br />

www.city-internet.de<br />

18.05. Zaberkuk, Am See<br />

19.05. Großenhain,<br />

Flugplatz<br />

02.06. Schwarzenberg,<br />

Waldbühne<br />

08.06. Berlin, Trabrennbahn<br />

Karlshorst<br />

17.06. Plauen, Park<strong>the</strong>ater<br />

22.06. Wolfen, Hafenfest<br />

06.07. Nürtingen, Stadthalle<br />

07.07. Kaiserslautern,<br />

Fruchthalle<br />

28.07. Roßbach, Hasse-See<br />

03.08. Thale, Harzer<br />

Berg<strong>the</strong>ater<br />

01.09. Malchow, Festplatz<br />

LEONARD COHEN<br />

www.leonardcohen.com<br />

05.09. Berlin, Waldbühne<br />

06.09. Mönchengladbach,<br />

Hockeypark<br />

CHI COLTRANE<br />

www.dmc-music.de<br />

19.10. Baden Baden, Kurhaus<br />

ELVIS COSTELLO<br />

www.deag.de<br />

03.06. Hamburg, CCH 1<br />

04.06. CH-Zürich,<br />

Kongreßhaus<br />

CRANBERRIES<br />

www.cranberries.com<br />

25.06. Berlin, ZItadelle<br />

CURVED AIR<br />

www.crushconcerts.com<br />

18.05. Nürnberg, Hirsch<br />

19.05. Wetzlar, Franzis<br />

CHRIS DE BURGH<br />

www.kb-k.de<br />

14.08. Wismar, Georgenkirche<br />

15.08. Celle, Celler Union<br />

17.08. Gotha, Kulturhaus<br />

18.08. Merkers,<br />

Erlebnisbergwerk<br />

21.08. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

22.08. Fulda, Schlosshof<br />

24.08. Mainz, Schloss<br />

25.08. Mosbach, Burggraben<br />

27.08. Klaffenbach,<br />

Wasserschloss<br />

29.08. Bamberg, Konzerthalle<br />

01.09. Landshut,<br />

Burg Trausnitz<br />

03.09. Potsdam, Nikolaisaal<br />

04.09. Neubrandenburg,<br />

Marienkirche<br />

06.09. Magdeburg,<br />

Elbauenpark<br />

07.09. Iserlohn, Park<strong>the</strong>ater<br />

10.09. Hameln,<br />

Rattenfänger-Halle<br />

11.09. Lingen, Theater<br />

13.09. Dortmund, Konzerthaus<br />

DEEP PURPLE<br />

www.kb-k.de<br />

15.11. Köln, Lanxess-Arena<br />

16.11. Bremen, Halle 7<br />

17.11. Hannover, AWD-Hall<br />

20.11. Kiel, Sparkassen-Arena<br />

22.11. Frankfurt, Festhalle<br />

23.11. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

24.11. Hamburg, o2-World<br />

26.11. Leipzig, Arena<br />

27.11. Berlin, o2-World<br />

29.11. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

30.11. München, Olympiahalle<br />

01.12 Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

BOB DYLAN<br />

www.mlk.com<br />

02.07. Berlin,<br />

Zitadelle Spandau<br />

03.07. Dresden, Freilichtbühne<br />

04.07. Bonn,<br />

Kunstrasen Gronau<br />

06.07. Bad Mergen<strong>the</strong>im,<br />

Schlosshof<br />

EAV<br />

www.helloconcerts.de<br />

07.06. Augsburg, Festival<br />

23.06. Rosenheim, Zeltfest<br />

29.06. Nagold, Open Air<br />

30.06. Tännesberg, Open Air<br />

23.07. Gröbenzell, Zeltfestival<br />

28.07. Scheyern, Open Air<br />

21.09. CH-Wetzikon,<br />

Badmin<strong>to</strong>nhalle<br />

22.09. CH-Pratteln, Z7<br />

23.09. CH-Bern, Kursaal<br />

01.11. Cottbus, Stadthalle<br />

02.11. Berlin, Tempodrom<br />

03.11. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

04.11. Magdeburg, Stadthalle<br />

09.11. Roth, Mehrzweckhalle<br />

10.11. Germering, Stadthalle<br />

11.11. Ulm, CCU<br />

ELOY<br />

www.prknet.de<br />

20.06. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

24.09. Hamburg, Markthalle<br />

25.09. Berlin, Postbahnhof<br />

27.09. München, Theaterfabrik<br />

28.09. Pratteln, Z7<br />

29.09. Mainz, Frankfurter Hof<br />

30.09. Stuttgart, Longhorn<br />

01.10. Köln, E-Werk<br />

EPITAPH<br />

www.epitaph-band.de<br />

15.07. Salzgitter, Festival<br />

17.08. Finkenbach, Festival<br />

ERRORHEAD<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

18.05. Schorndorf, Manufaktur<br />

MARIANNE FAITHFULL<br />

www.modernewelt.de<br />

13.07. Berlin, Rathaus<br />

14.07. Leipzig, Gewandhaus<br />

16.07. Hamburg, Fabrik<br />

THE FLYING EYES<br />

www.tripintime.de<br />

23.05. Frankfurt, Ponyhof<br />

24.05. Bielefeld, AJZ<br />

25.05. Berlin,<br />

Bassy Cowboy Club<br />

26.05. Ahaus, Logo<br />

27.05. Beverungen, Orange<br />

Blossom Special<br />

28.05. Würzburg, Cairo<br />

29.05. CH-St. Gallen,<br />

Rümpeltum<br />

31.05. Konstanz, Kulturladen<br />

01.06. Erfurt, Museumskeller<br />

02.06. Aschaffenburg,<br />

Unsagbar<br />

03.06. Leipzig, Hinzundkunz<br />

FOOLS GARDEN<br />

www.foolsgarden.de<br />

27.05. Stuttgart, Schlossplatz<br />

02.07. München, Open Air<br />

08.07. Baden Baden,<br />

Sommernächte<br />

23.07. Lauchheim,<br />

Schloss Kapfenburg<br />

10.08. Rottweil, Festival<br />

11.08 A-Wien, Donauinsel<br />

02.10. Brakel, Stadthalle<br />

G3 – Satriani, Vai, Morse<br />

www.shooter.de<br />

21.07. Offenbach, Stadthalle<br />

23.07. München, Tonhalle<br />

24.07. Hamburg, Stadtpark<br />

BOB GELDOF<br />

www.assconcerts.com<br />

16.06. Kiel, Rathausbühne<br />

27.07. Seebronn, Festival<br />

08.09. A-St. Veit, Burgkultur<br />

22.10. Mannheim,<br />

Alte Feuerwache<br />

23.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

24.10. CH-Murten,<br />

Hotel Murten<br />

26.10. Rosenheim, Ballhaus<br />

27.10. Bochum, Zeche<br />

GOTTHARD<br />

www.bot<strong>to</strong>mrow.com<br />

31.10. Filderstadt, Filharmonie<br />

02.11. Berlin, Huxleys<br />

03.11. Bochum,<br />

Ruhrcongress<br />

04.11. Hamburg, Docks<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 99<br />

09.11. Langen,<br />

Neue Stadthalle<br />

10.11. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

16.11. Bamberg,<br />

Stechert Arena<br />

17.11. München, Zenith<br />

20.11. A-Wien, Gasometer<br />

HERBERT GRÖNEMEYER<br />

www.herbert-groenemeyertickets.de<br />

19.05. Uelzen, Almased Arena<br />

22.05. Bochum, Stadion<br />

23.05. Bremen, ÖVB-Arena<br />

25.05. Mannheim, SAP Arena<br />

26.05. Iffezheim, Rennplatz<br />

29.05. Mönchengladbach,<br />

Hockeypark<br />

31.05. Berlin, Waldbühne<br />

04.06. Balingen,<br />

Messegelände<br />

05.06. Nürnberg,<br />

Arena Nürnberger Vers.<br />

GUNS N’ ROSES<br />

www.wizardpromotions.de<br />

08.06. Mönchengladbach,<br />

Hockeypark<br />

27.06. CH-Basel,<br />

St. Jakobshalle<br />

GURU GURU<br />

www.guru-guru.com<br />

08.06. Kaiserslautern, Festival<br />

07.07. Worms, Festival<br />

15.07. Salzgitter, Open Air<br />

17.+18.08. Finkenbach,<br />

Festival<br />

HAINDLING<br />

www.helloconcerts.de<br />

28.05. Kronach, Open Air<br />

02.06. Neukirchen, Zeltfest<br />

03.06. Bamberg, Open Air<br />

26.06. Immenstadt,<br />

Viehmarktplatz<br />

30.06. Fürth/Odw., Open Air<br />

08.07. Augsburg,<br />

Freilichtbühne<br />

09.07. München, Tollwood<br />

13.07. Gaffenberg, Festival<br />

14.07. Rosenheim, Open Air<br />

15.07. Bad Griesbach,<br />

Open Air<br />

20.07. Hohenkammer,<br />

Open Air<br />

21.07. Bodenmais, Open Air<br />

22.07. Landshut, Open Air<br />

24.07. Gröbenzell,<br />

Festwoche<br />

25.07. Starnberg, Seebühne<br />

19.10. Aschaffenburg,<br />

Stadthalle<br />

20.10 Stuttgart, Liederhalle<br />

21.10. Heidelberg, Stadthalle<br />

24.10. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

26.10. A-Salzburg,<br />

Sporthalle<br />

27.10 Kempten, Big Box<br />

29.10. Ulm, CCU<br />

02.11. Regensburg,<br />

Donauarena<br />

03.11. Hof, Freiheitshalle<br />

HELMUT HATTLER<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

18.08. Finkenbach, Festival<br />

12.10. Idstein, Scheuer<br />

13.10. Stuttgart, Merlin<br />

17.10. Halle, Objekt 5<br />

18.10. Altenburg, Jazz Club<br />

19.10. Dresden, Neue Tonne<br />

25.10. Leverkusen, Scala<br />

26.10. Minden, BÜZ<br />

27.10. Bocholt,<br />

Alte Molkerei<br />

24.11. Korntal, Stadthalle<br />

08.12. Rodgau,<br />

Bühne der GBS<br />

HELTER SKELTER<br />

www.helter-skelter-live.de<br />

18.05. Oberholzheim,<br />

Festzelt<br />

26.05. Ehingen, Festzelt<br />

06.06. Augsburg, Spectrum<br />

08.06. Giengen,<br />

Walter-Schmid-Halle<br />

07.07. Frankfurt, Open-Air<br />

13.07. Krugzell, Festzelt<br />

20.07. Neustädtlein,<br />

Tanzmetropole<br />

21.07. Friedrichshafen,<br />

Au<strong>to</strong>fähre MF<br />

28.07. Immenstadt,<br />

Klostergarten<br />

ROGER HODGSON<br />

www.dmc-music.de<br />

06.06. Köln, Tanzbrunnen<br />

02.07. Dresden,<br />

Junge Garde<br />

03.07. Hamburg, Stadtpark<br />

11.07. Tuttlingen,<br />

Honberg Sommer<br />

13.07. Ritterhude, Open Air<br />

15.07. Mainz, Zitadelle<br />

19.07. Rosenheim,<br />

Landesgartenschau<br />

13.09. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

BILLY IDOL<br />

www.mlk.com<br />

04.07. München, Tollwood<br />

08.07. Stuttgart,<br />

Porsche-Arena<br />

10.07. Hamburg, Stadtpark<br />

11.07. Berlin, Zitadelle<br />

CHRIS ISAAK<br />

www.wizardpromotions.de<br />

15.10. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

JIMI JAMISON<br />

www.cmm-online.de<br />

25.05. Berlin, Quasimodo<br />

26.05. München,<br />

Garage De Luxe<br />

02.06. Hamburg, Ballroom<br />

08.06. Dresden, Tante Ju<br />

14.06. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

AL JARREAU<br />

www.aljarreau.com<br />

05.07. Nürnberg,<br />

Serenadenhof<br />

13.07. Mannheim, Luisenpark<br />

GARLAND JEFFREYS<br />

www.india-media.de<br />

29.05. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

30.05. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

31.05. Köln, Kulturkirche<br />

ELTON JOHN<br />

www.prknet.de<br />

01.06. Wetzlar, Hessentag<br />

29.06. Ludwigslust,<br />

Schlosspark<br />

03.07. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

14.07. Würzburg,<br />

Residenzplatz<br />

20.07. Ulm, Münsterplatz<br />

KARAT<br />

www.karat-band.de<br />

19.05. Bad Doberan,<br />

Open Air<br />

02.06. Dresden,<br />

Altmarktplatz<br />

03.06. Coswig, Stadtfest<br />

17.06. Barleben, Festplatz<br />

30.06. Berlin, Wuhlheide<br />

01.07. Grimmen, Open Air<br />

06.07. Wittenberg, FLB<br />

18.08. Neuenhagen, Arche<br />

24.08. Weißenfels, Schlosshof<br />

01.09. S<strong>to</strong>rkow, Burghof


Konzertkalender<br />

B.B. KING<br />

www.shooter.de<br />

07.07. Frankfurt, Festhalle<br />

LENNY KRAVITZ<br />

www.mlk.com<br />

08.06. Wetzlar,<br />

Hessentagsarena<br />

20.06. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

LORDS<br />

www.<strong>the</strong>lords.de<br />

02.06. Oberhausen, Festival<br />

09.06. Königs Wusterhausen,<br />

Funkerberg<br />

23.06. Cottbus,<br />

Puschkinpark<br />

20.07. Cloppenburg,<br />

Museumsdorf<br />

03.08. Darmstadt, Festival<br />

04.08. Schneeberg, Festival<br />

10.08. Kaunitz,<br />

Ostwestfalenhalle<br />

11.08. Borna, Open Air<br />

17.08. Rheine, Ems<strong>to</strong>rplatz<br />

18.08. Waltershausen,<br />

Gleisdreieck<br />

01.09. Landsberg,<br />

Felsenbühne<br />

08.09. Pößneck, Stadtfest<br />

06.10. Meuselbach, Festzelt<br />

27.10. Leer, Ostfriesenhalle<br />

WOLF MAAHN & BAND<br />

www.wolfmaahn.de<br />

26.05. Kassel, Stadtfest<br />

16.06. Bad Salzungen,<br />

Open Air<br />

06.07. Eschweiler, Festival<br />

14.07. Detmold,<br />

Rock am Herrmann<br />

07.10. Tel<strong>to</strong>w, Stadtfest<br />

MADNESS<br />

www.jazzopen.com<br />

05.07. Stuttgart, Festival<br />

MADONNA<br />

www.madonna.com<br />

28.+30.06. Berlin, o2 World<br />

PETER MAFFAY<br />

www.deag.de<br />

18.05. Bad Segeberg,<br />

Freilichtbühne<br />

19.05. Oberhof,<br />

Sprungschanze<br />

25.05. Dinkelsbühl,<br />

Schwedenwiese<br />

MANFRED MANN'S<br />

EARTHBAND<br />

www.dmc-music.de<br />

18.05. CH-Pratteln, Z7<br />

19.05. Arnsberg, Open Air<br />

25.07. CH-Cevio, Open Air<br />

05.08. Norderney, Open Air<br />

10.08. Stadtallendorf,<br />

Herrenwaldstadion<br />

11.08. Schwetzingen,<br />

Schlossgarten<br />

MELANIE<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

17.06. Darmstadt,<br />

Jagdhofkeller<br />

20.06. Soest, Schlachthof<br />

23.06. Berlin, Biesdorfer<br />

Parkbühne<br />

24.06. Neuruppin, Kulturkirche<br />

26.06. Halle, Objekt 5<br />

30.06. Erfurt, Theater<br />

06.+07.07. Bad Staffelstein,<br />

Kloster Banz<br />

MIKE & THE MECHANICS<br />

www.lbevents.de<br />

07.07. Honberg, Festivalzelt<br />

08.07. Dortmund,<br />

Signa Iduna Park<br />

10.07. Berlin, Tempodrom<br />

12.07. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

14.07. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

STEVE MILLER BAND<br />

www.tmeweb.com<br />

29.10. Frankfurt, Alte Oper<br />

30.10. Bad Dürrheim,<br />

Rathausplatz<br />

31.10. Berlin, Tempodrom<br />

ALANIS MORISSETTE<br />

www.mlk.com<br />

10.07. Berlin, Zitadelle<br />

MOTHER'S FINEST<br />

www.dmc-music.de<br />

25.05. Hannover, Bluesgarage<br />

27.05. Siegen, Kultur Pur<br />

29.05. CH-Pratteln, Z7<br />

31.05. Lorsch,<br />

Rex Musik<strong>the</strong>ater<br />

01.06. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

07.06. Rüdesheim, Bike Week<br />

08.06. Dornstadt, Open Air<br />

09.06. A-Spielberg, Roter Saal<br />

MÖTLEY CRÜE / SLASH<br />

www.wizardpromotions.de<br />

11.06. Mönchengladbach,<br />

Hockeypark<br />

12.06. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

20.06. Bamberg,<br />

Stechert-Arena<br />

MARIUS MÜLLER-WESTERN-<br />

HAGEN<br />

www.prknet.de<br />

11.09. Leipzig, Arena<br />

14.09. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

15.09. Köln, Lanxess Arena<br />

18.09. Mannheim, SAP-Arena<br />

21.09. Hannover, TUI-Arena<br />

23.09. Berlin, o2 World<br />

25.09. Hamburg, o2 World<br />

NAZARETH<br />

www.dmc-music.de<br />

18.05. Burglengenfeld,<br />

VZ Pfarrheim<br />

NICKELBACK<br />

www.mlk.com<br />

19.09. Hamburg, o2 World<br />

21.09. Köln, Lanxess Arena<br />

22.09. Frankfurt, Festhalle<br />

25.09. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

26.09. München,<br />

Olympiahalle<br />

OMEGA<br />

www.omega.hu<br />

17.08. Berlin, Zitadelle<br />

OZZY OSBOURNE & FRIENDS<br />

www.wizardpromotions.de<br />

04.06. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

20.06. Mannheim, SAP Arena<br />

TOM PETTY<br />

www.mlk.com<br />

10.06. Hamburg, o2 World<br />

25.06. Köln, Lanxess Arena<br />

30.06. Mannheim, SAP Arena<br />

THE POGUES<br />

www.modernewelt.de<br />

07.08. Köln, Tanzbrunnen<br />

08.08. Hamburg, Stadtpark<br />

09.08. Berlin, Zitadelle<br />

DIE PRINZEN<br />

www.dieprinzen.de<br />

02.06. Coswig, Open Air<br />

08.06. Leipzig, Marktplatz<br />

10.06. Wedel, Open Air<br />

30.06. Cortendorf,<br />

Firma Sagasser<br />

07.07. Lauffen, Stadthalle<br />

13.07. Senftenberg,<br />

Amphi<strong>the</strong>ater<br />

14.07. Ziesar, Burg<br />

PUHDYS<br />

www.puhdys.com<br />

19.05. Friesack,<br />

Freilichtbühne<br />

26.05. Kamenz,<br />

Hutbergbühne<br />

02.06. Sa<strong>to</strong>w, Open Air<br />

08.06. Klosterbuch, Open Air<br />

16.06. Bitterfeld-Wolfen,<br />

Freilichtbühne<br />

17.06. Luckenwalde,<br />

Marktplatz<br />

30.06. Weißenfels, Marktplatz<br />

14.07. Landsberg,<br />

Freilichtbühne<br />

21.07. Lychen, Festwiese<br />

28.07. Klaffenbach,<br />

Wasserschloss<br />

04.08. Eberswalde,<br />

Freilichtbühne<br />

11.08. Rudolstadt,<br />

Schloss Heidecksburg<br />

18.08. Rehna, Reitplatz<br />

25.08. Nordhausen,<br />

Petersbergplatz<br />

LOU REED<br />

www.noisenow.de<br />

29.06. Bonn,<br />

Kunstrasen Gronau<br />

01.07. München, Tollwood<br />

LIONEL RICHIE<br />

www.semmel.de<br />

08.10. Frankfurt, Festhalle<br />

09.10. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

22.10. Leipzig, Arena<br />

23.10. München, Olympiahalle<br />

24.11. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

26.10. Berlin, o2 World<br />

01.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

03.12. Hamburg, o2 World<br />

06.12. Köln, Lanxess Arena<br />

ROACHFORD<br />

www.india-media.de<br />

12.10. CH-Frauenfeld,<br />

Eisenwerk<br />

13.10. CH-Pontresina,<br />

Voices on Top<br />

23.10. Münster,<br />

Hot Jazz Club<br />

24.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

26.10. Baienfurt, Hof<strong>the</strong>ater<br />

27.10. Winterbach, Stadthalle<br />

29.10. Duisburg, Gramatikoff<br />

30.10. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />

01.11. Wilhelmshaven,<br />

Pumpwerk<br />

02.11. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

03.11. Bordesholm, Savoy<br />

06.11. Leverkusen, Scala<br />

07.11. Siegburg, Kubana<br />

INGA RUMPF<br />

www.ingarumpf.de<br />

27.05. Ratzeburg,<br />

City Open Air<br />

10.06. Hamburg,<br />

St. Michaelis<br />

16.06. Kiel, Krusenkoppel<br />

30.06. Torgau, Open Air<br />

21.07. Köpenick,<br />

Jazz-Festival<br />

RUNRIG<br />

www.india-media.de<br />

28.08. Hamburg, Stadtpark<br />

29.08. Bochum,<br />

Zeltfestival Ruhr ZFR<br />

30.08. Köln, Tanzbrunnen<br />

31.08. Stuttgart, Freilichtbühne<br />

01.09. Mainz, Zitadelle<br />

28.11. Hannover, AWD Hall<br />

29.11. Berlin, Tempodrom<br />

30.11. Leipzig,<br />

Haus Auensee<br />

01.12. Karlsruhe,<br />

Europahalle<br />

SAGA<br />

www.dmc-music.de<br />

07.07. St. Goarshausen,<br />

Loreley<br />

18.08. Bad Essen, Open Air<br />

22.08. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

17.10. Nürnberg, Hirsch<br />

18.10. Ebersbach,<br />

Konzerthaus<br />

19.10. Burglengenfeld,<br />

Stadthalle<br />

20.10. Berlin, Postbahnhof<br />

21.10. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

23.10. Köln, E-Werk<br />

25.10. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

26.10. Trier, Europahalle<br />

27.10. Gießen,<br />

Kongresshalle<br />

28.10. Hamburg, Fabrik<br />

08.11. Bochum, Zeche<br />

09.11. Karlsruhe,<br />

Festhalle Durlach<br />

11.11. Augsburg, Spectrum<br />

13.11. Stuttgart, LKA<br />

15.11. Ingolstadt, Eventhalle<br />

16.11. CH-Pratteln, Z7<br />

17.11. München, Muffathalle<br />

MICHAEL SCHENKER<br />

www.assconcerts.com<br />

22.05. A-Wien, Szene<br />

SCORPIONS<br />

www.semmel.de<br />

13.10. München,<br />

Olympiahalle<br />

15.12 Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

SILLY<br />

www.silly.de<br />

26.05. Suhl,<br />

Congress Centrum<br />

02.06. Zeitz, Schlosspark<br />

Moritzburg<br />

27.07. Wittenberg, Open Air<br />

28.07. Hötensleben,<br />

Grenzdenkmal<br />

18.08. Bochum,<br />

Zeltfestival Ruhr<br />

PATTI SMITH<br />

www.noisenow.de<br />

10.07. Bonn,<br />

Kunstrasen Gronau<br />

SPACE DEBRIS<br />

www.spacedebrisprojekt.de<br />

19.05. Siegen, Festival<br />

18.08. Finkenbach, Festival<br />

SPIDER MURPHY GANG<br />

www.helloconcerts.de<br />

19.05. Ei<strong>to</strong>rf, Open Air<br />

25.05. Ochsenfurt, Zelt<br />

01.06. A-Kematen, Zelt<br />

08.06. Langerringen, Zelt<br />

15.06. Dexheim, Open Air<br />

16.06. Bräuningshof, Zelt<br />

30.06. Schwabach, Open Air<br />

06.07. Großberghofen, Zelt<br />

12.07. Nesselwang, Zelt<br />

13.07. Föching-Fellach, Zelt<br />

16.07. Schönach, Zelt<br />

20.07. Lorsch, Open Air<br />

21.07. München,<br />

Olympia-Stadion<br />

28.07. CH-Fahrwangen,<br />

Open Air<br />

11.08. A-Fürstenfeld, Open Air<br />

13.08. Peitz, Open Air<br />

Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

18.08. Datteln, Open Air<br />

24.08. Neckarelz, Open Air<br />

01.09. Markranstadt, Open Air<br />

28.09. Allendorf,<br />

Kongress-Zentrum<br />

BRUCE SPRINGSTEEN<br />

www.mlk.com<br />

25.05. Frankfurt,<br />

Commerzbank-Arena<br />

27.05. Köln,<br />

RheinEnergieStadion<br />

30.05. Berlin, Olympiastadion<br />

09.07. CH-Zürich,<br />

Letzigrund-Stadion<br />

12.07. A-Wien,<br />

Ernst-Happel-Stadion<br />

CURTIS STIGERS<br />

www.jazzecho.de<br />

18.05. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

19.09. Mainz, Frankfurter Hof<br />

21.05. Hannover, Jazzclub<br />

22.05. Berlin, Postbahnhof<br />

23.05. Kiel, Kulturforum<br />

25.05. Hamburg,<br />

Elbjazz Festival<br />

26.05. Bremen, Schlachthof<br />

27.05. Krefeld, Kulturfabrik<br />

28.05. Dortmund, Domicil<br />

SWEET / SLADE*<br />

www.dmc-music.de<br />

07.07. Bad Berleburg,<br />

Rock im Bruch<br />

28.07 Bad Krozingen,<br />

Open Air*<br />

19.10. Wiesbaden,<br />

Christian-Bücher-Halle<br />

26.10. Roding, Stadthalle<br />

27.10. Essenbach, Eskara<br />

TAB TWO<br />

www.tabtwo.eu<br />

23.05. Ulm, Ulmer Zelt<br />

25.05. Düsseldorf,<br />

Henkelsaal<br />

28.07. Bad Dürkheim,<br />

Klosterruine Limburg<br />

04.08. Blaubeuren,<br />

Am Blau<strong>to</strong>pf<br />

09.08. Isny, Theaterfestival<br />

25.08. Würselen,<br />

Burg Wilhelmstein<br />

NEIL TAYLOR<br />

www.hypertension-music.de<br />

23.05. Meschede, Tröte<br />

24.05. Duisburg, Oase<br />

25.05. Duisburg, Baba Su<br />

29.05. Leverkusen, Topas<br />

30.05. Wyk auf Föhr,<br />

Erdbeerparadies<br />

TEN YEARS AFTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

15.06. CH-Gams, Open Air<br />

08.07. CH-Intelaken, Casino<br />

20.07. Ellwangen, Open Air<br />

01.09. CH-Thusis, Festival<br />

10.11. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

17.11. A-Wörgl, Komma<br />

22.11. Dudenhofen, Festhalle<br />

23.11. Pforzheim,<br />

Kulturhaus Osterfeld<br />

24.11. Ingolstadt,<br />

Kulturhalle Westpark<br />

DIE TOTEN HOSEN<br />

www.die<strong>to</strong>tenhosen.de<br />

26.05. Frankfurt-O.,<br />

Messehalle<br />

28.05. A-Innsbruck, Dogana<br />

01.– 03.06. Nürnberg,<br />

Rock im Park<br />

TOTO<br />

www.wizardpromotions.de<br />

05.08. Schwäbisch Gmünd,<br />

UniPark<br />

14.08. Leipzig, Parkbühne<br />

16.08. Altusried, Open Air<br />

17.08. Mosbach,<br />

Großer Elzpark<br />

18.08. Coburg, Schlossplatz<br />

19.08. Köln, Tanzbrunnen<br />

UFO<br />

www.crushconcerts.com<br />

18.05. Lübeck, Sounds<br />

MIDGE URE<br />

www.hypertension-music.de<br />

18.06. Kiel, Kieler Woche<br />

19.06. Köln, Kulturkirche<br />

20.06. Dortmund, Strobels<br />

URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

07.07. Bad Berleburg,<br />

Rock im Bruch<br />

SUZANNE VEGA<br />

www.prknet.de<br />

05.06. Berlin, Heimathafen<br />

06.06. Hamburg, Knust<br />

07.06. Oldenburg, Kulturtage<br />

08.06. Köln, Kulturkirche<br />

VINCENT ROCKS<br />

www.vincentrocks.de<br />

19.05. Bielefeld,<br />

Leineweber-Markt<br />

20.05. Brakel, Stadtfest<br />

15.–17.06. Schloss Marihn,<br />

Festival<br />

21.07. Affalterbach, 7Eichen<br />

18.08. Datteln, Kanalfestival<br />

29.08. Baden Baden,<br />

Open Air<br />

06.10. München, Interim<br />

19.10. Ansbach,<br />

Kammerspiele<br />

10.11. Filderstadt, FilHarmonie<br />

23.11. Besigheim, Alte Kelter<br />

KIM WILDE<br />

www.<strong>to</strong>llwood.de<br />

18.06. Kiel, Kieler Woche<br />

05.07. München, Tollwood<br />

21.07. Salzgitter,<br />

Schloss Salder<br />

DIONNE WARWICK<br />

www.contrapromotion.com<br />

22.05. Berlin, Admiralspalast<br />

JOHNNY WINTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

01.11. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

02.11. Neuruppin, Kulturhaus<br />

03.11. Erfurt,<br />

Gewerkschaftshaus<br />

05.11. Bonn, Harmonie<br />

08.11. Losheim, Eisbahnhalle<br />

09.11. Lahnstein, Stadthalle<br />

11.11. Pforzheim,<br />

Kulturhaus Osterfeld<br />

12.11. Gelsenkirchen,<br />

Musik<strong>the</strong>ater im Revier<br />

MARTIN TURNER'S<br />

WISHBONE ASH<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

10.08. Stadtallendorf, Festival<br />

11.08. Schwetzingen, Festival<br />

DIE ZÖLLNER<br />

www.die-zoellner.de<br />

31.05. Berlin,<br />

Steglitzer Festwoche<br />

02.06. Leipzig, Stadtfest<br />

15.06. Berlin, Postbahnhof<br />

07.07. Dessau, Festival<br />

28.07. Zinnowitz, Festival<br />

06.09. Berlin,<br />

Café Größenwahn<br />

07.09. Ros<strong>to</strong>ck, Bogart's<br />

08.09. Perleberg, Festival<br />

14.09. Potsdam, Lindenpark<br />

28.09. Leipzig, Anker


© Frontiers/Pressefo<strong>to</strong><br />

DIE ANDEREN …<br />

Bester Sänger? Der 1979 vers<strong>to</strong>rbene Donny<br />

Hathaway<br />

Beste Sängerin? Aretha Franklin oder Etta James<br />

Beste Band? Beatles<br />

Beste(r) Songschreiber(in)? Carole King oder<br />

Paul McCartney<br />

Unterschätzteste(r) Band/Solist? Die kennt<br />

wohl niemand, war aber großartig: Thread. Sie nahmen<br />

vor etwa zehn <strong>Jahre</strong>n die gleichnamige CD auf,<br />

bekamen aber keinen Deal.<br />

Überschätzteste(r) Band/Solist? Ich stehe<br />

zwar nicht auf Punk oder Rap, aber nachdem so viele<br />

Leute diese Stile mögen, kann ich keinen Act aus<br />

diesen Genres als überschätzt bezeichnen.<br />

Beste Single? "Africa" von To<strong>to</strong><br />

Bestes Album? EXTENSION OF A MAN von<br />

Donny Hathaway<br />

Bester Song? "All In Love Is Fair" von Stevie<br />

Wonder<br />

Deine Allstar-Band? Ich würde gern mit Bernard<br />

Purdy (dr), Tommy Denander (g), Leland Sklar (b),<br />

Vince DiCola (keys) und Lenny Castro (perc) arbeiten.<br />

... UND ICH<br />

Welche Cover-Version möchtest du mal<br />

aufnehmen? "I Know It's You" von Donny Hathaway<br />

Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />

"Yesterday" von den Beatles<br />

Wer sollte einen Song über dich schreiben?<br />

Schauriger Gedanke, aber wenn schon, dann Stevie<br />

Wonder.<br />

Wie sollte der Song heißen? "Happiness Is My<br />

Life"<br />

Was war das Highlight deiner Karriere?<br />

Viele, aber wenn ich eines herauspicken müsste:<br />

1983 die meisten Grammys mit einer einzelnen Gruppe<br />

gewonnen zu haben.<br />

Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Lebe dein Leben nicht in<br />

der Vergangenheit, gib dein Bestes, um aus jeder<br />

guten wie schlechten Erfahrung dazu zu lernen.<br />

EINIGE W0RTE ZU ...<br />

Far Corporation/Frank Farian: Frank ist ein<br />

fantastischer Produzent, auch wenn er durch dieses<br />

Milli-Vanilli-Desaster musste. Wir sind noch gut befreundet,<br />

ich habe großen Respekt vor ihm.<br />

Diana Ross: Mein erster großer Job als Chorsänger.<br />

David Paich und ich sangen 1977 auf BABY IT'S ME.<br />

The Levee Band: Als ich sie zum ersten Mal<br />

hörte, fragte ich, wie viel es kosten würde, bei ihnen<br />

mitmachen zu dürfen. Sonny Landreth spielte eine<br />

KREUZVERHÖR<br />

Von Philipp p Roser<br />

Bobby Kimball<br />

Viel Lob für<br />

Donny Hathaway<br />

Bobby Kimball, Rocksänger mit deutschen Vorfahren,<br />

wurde als Frontmann von To<strong>to</strong> berühmt. Er wuchs in<br />

Louisiana auf, sang bei Far Corporation, nahm zuletzt<br />

eine CD mit Jimi Jamison auf und arbeitet derzeit an<br />

drei Soloscheiben ...<br />

Zeit lang bei uns, einer der besten Slidegitarristen<br />

überhaupt. Als dann ein Freund anrief, ob ich bei<br />

einer neuen Band mit drei Mitgliedern meiner damaligen<br />

Lieblingsgruppe Three Dog Night mitmachen<br />

wolle, konnte ich nicht widerstehen und verließ die<br />

Levee Band, um bei S.S. Fools einzusteigen.<br />

Keyboards: Ich hatte mit vier <strong>Jahre</strong>n begonnen, Klavier<br />

zu spielen, und fing auch früh an, Songs zu schreiben.<br />

Heute kann man mit Hilfe von Samples praktisch<br />

jedes Instrument mit den Keyboards spielen.<br />

Singers Corner: Ich dachte, es sei notwendig,<br />

Sängern eine Plattform auf meiner Website bieten<br />

zu müssen, damit sie gehört werden können. Als ich<br />

anfing zu singen, gab es ja noch kein Internet, und<br />

es war schwierig, vom Publikum und Plattenfirmen<br />

wahrgenommen zu werden.<br />

PLEASE, ANSWER<br />

THE S0NG …<br />

Why Do Fools Fall In Love?<br />

(FRANKIE LYMON, 1963) Manche Menschen verlieben<br />

sich aus den falschen Gründen. Wenn ich<br />

jemanden kennen lerne, mit dem ich zusammensein<br />

möchte und der schön ist, will ich, dass er intelligent<br />

ist. Lerne ich jemanden kennen, mit dem ich zusammensein<br />

möchte und der intelligent ist, will ich, dass<br />

er schön ist!<br />

Where Have All The Good Times Gone?<br />

(KINKS, 1965) Jeder hat gewisse Dinge aus bestimmten<br />

Lebensabschnitten, die ihm besonders wichtig sind<br />

– die betrachtet man als The Good Times". Und jede<br />

"<br />

Generation erfindet für sich The Good Times" neu.<br />

"<br />

What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />

Für mich ist das in der Regel der Tag, um zu entspannen<br />

und mich selbst zu verjüngen, weil ich an<br />

den Werktagen meist hart arbeite. Außerdem kann<br />

ich einiges erledigen, was während der Woche liegengeblieben<br />

ist.<br />

Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />

Wenn man noch in der Lage und Stimmung ist, sich<br />

rocken" zu lassen, sollte man jemanden wählen,<br />

"<br />

den man wirklich liebt. Das kann wichtig sein für die<br />

eigene mentale und physische Gesundheit.<br />

Why Believe In You? (TEXAS, 1991) Wenn man<br />

jemanden wirklich versteht, ist es leicht, an ihn oder<br />

sie glauben. Man sollte einen Menschen genau<br />

studieren, bevor man sich dafür entscheidet, an ihn<br />

zu glauben. Finde jemanden, der dich etwas lehren<br />

kann und zu einem besseren Menschen macht – dann<br />

versuche, an ihn zu glauben.<br />

+ guest:<br />

Samstag, 4. August 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

Brian Wilson Mike Love<br />

Al Jardine Bruce Johns<strong>to</strong>n David Marks<br />

Freitag, 31. August 2012, 19 Uhr<br />

Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg<br />

Samstag, 1. Dezember 2012, 20 Uhr<br />

Karlsruhe, Europahalle<br />

The Rewired Tour 2012<br />

Sonntag, 30. September 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, LKA Longhorn<br />

Sonntag, 4. November 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Theaterhaus<br />

Sonntag, 11. November 2012, 19 Uhr<br />

Stuttgart, Porsche-Arena<br />

Tour 2012<br />

Samstag, 1. Dezember 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

+ guest:<br />

Karten für 27.3.<br />

behalten Gültigkeit<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />

Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05


BAND-ARCHIV<br />

HISTORY Howie Casey (& The Seniors)<br />

Power-Hupe vom Mersey<br />

The Seniors (v.l.): Derry Wilkie (= Derek Davis, voc; †), Howie Casey (sax), Frank Wibberly (dr; †),<br />

Frank Bowen (b), Freddie Starr (= Frederick Fowell; voc), Brian Griffiths (g)<br />

Als Ende der Fünfziger am Mersey<br />

River zaghaft der Beat angemischt<br />

wurde, war Howard „Howie"<br />

Casey (geboren am 12.7.1937 in<br />

Liverpool) schon dabei. 1955 bis 1958<br />

hatte der Sohn eines Radiomechanikers<br />

tutend in The King's Regiment Military<br />

Band kostümiert verbracht. Das Dienstende<br />

kam gerade noch rechtzeitig, um<br />

sich bei einer ganz anders gearteten<br />

Truppe anzumelden,<br />

die zuvor schon als Hy-<br />

Tones (nach dem örtlichen<br />

Stadtteil Huy<strong>to</strong>n)<br />

existiert hatte: Derry &<br />

The Seniors.<br />

Sänger und Frontmann<br />

Derek Davis (= Derry Wilkie;<br />

1941–2002) und seine<br />

Combo fielen als erste<br />

Liverpooler Band Ende<br />

Juli 1960 in Hamburg ein,<br />

wo seit Juni bereits The Jets aus London<br />

als UK-Pioniere spielten (die Beatles<br />

folgten am 16. August). Howie Casey<br />

sorgte mit seinem mächtigen Gehupe für<br />

den schroff-blechernen Druck, der den<br />

rock'n'rolligen Radau der Seniors beim<br />

Publikum so beliebt machte. Hamburg-<br />

Urgestein Bruno Koschmider<br />

hatte den richtigen Riecher gehabt,<br />

als er die Crew im 2I's Club<br />

in Soho sah und sie für die norddeutsche<br />

Rotlichtmeile verpflichtete.<br />

Ihr Reper<strong>to</strong>ire mit "Good<br />

Golly Miss Molly", "Ain't That A<br />

Shame", "Long Tall Sally" & Co.<br />

sorgte bis Ok<strong>to</strong>ber für Funkenflug auf St.<br />

Pauli im Kaiserkeller.<br />

Visaprobleme beendeten den Aufenthalt<br />

an der Elbe, die Seniors<br />

mussten heimwärts ziehen.<br />

Im Liverpooler Top Ten ging's<br />

nur kurz weiter, weil der Laden<br />

abgefackelt wurde: Ausrüstung<br />

hinüber, zwei Bandmitglieder<br />

hatten genug. Die<br />

neue Besetzung stand mit<br />

Wilkie, Casey, dem neuen zweiten Sänger<br />

Freddie Fowell, Brian<br />

Griffiths (g), Frank Bowen<br />

(b) und Drummer Frank<br />

Wibberl(e)y – von Kennern<br />

e<br />

noch heute e<br />

als die solistisch<br />

beste e<br />

Formation<br />

vom Mersey<br />

bezeichnet,<br />

nicht zuletzt t<br />

wegen Howies gnadenlosem<br />

Horn. Folge: Die Band hieß ab<br />

sofort Howie Casey & The Seniors. Dies<br />

alles registrierte auch ein A&R-Mann<br />

des englischen Fontana-Labels.<br />

Und so geschah es, dass HC<br />

ein weiteres Mal bei einer Premiere<br />

dabei war: Die Seniors<br />

avancierten<br />

zur<br />

ersten Liverpool-<br />

Band, die eine<br />

LP<br />

aufnehmen<br />

durfte. An einem einzigen<br />

Nachmittag im Spä<strong>the</strong>rbst<br />

1961 schrubbten sie das<br />

komplette Album live im<br />

Studio auf die Spule, das im Januar<br />

1962 als TWIST AT THE TOP (Fontana<br />

STFL 592/TFL 5180; Reissue<br />

1965 auf Wing)<br />

als Stereo- und<br />

Mono-Ausgabe<br />

erschien.<br />

Erfolg:<br />

null,<br />

heute<br />

im<br />

Original ein<br />

gesuchtes,<br />

teures Sammler stück.<br />

Die Seniors flogen<br />

noch im Sommer auseinander:<br />

aus Freddie<br />

Fowell wurde Freddie<br />

Starr, Top-<br />

Gitarrist<br />

Griffiths<br />

ging zu den<br />

Big Three.<br />

Howie Casey landete wieder<br />

in Hamburg und verstärkte<br />

King Size Taylor & The Dominos<br />

(u.a. "Stupidity"), was ihm landesweite<br />

Auftritte, wachsende Popularität und<br />

einen immer besser werdenden Ruf<br />

einbrachte. Nach deren<br />

Auflösung und erneuter<br />

Rückkehr an den Mersey<br />

nahm der Sax-Mann mit<br />

The Pawns einen weiteren<br />

Anlauf, wurde Mitglied<br />

bei The Krew. Casey, inzwischen<br />

mit der Sängerin<br />

Barry St. John (Elizabeth Thompson aus<br />

Glasgow) verheiratet, lebte dann u.a. in<br />

Frankreich, der Schweiz und Italien.<br />

In die Sessionarbeit stieg er um 1970<br />

ein. Caseys Name stand schnell in sämtlichen<br />

Notizbüchern. Er gehörte – im<br />

Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Howie Casey:<br />

Könner an der Kanne<br />

Seine Initialen passen, sie<br />

könnten auch der Zusatz<br />

eines Professorentitels sein:<br />

"<br />

hc" – honoris causa. Denn<br />

ein "<br />

Ehrenhalber" hat sich<br />

auch einer der populärsten<br />

Saxofonisten der Rockgeschichte<br />

längst verdient.<br />

Howie Casey gehört zu den<br />

Grundsteinlegern, der danach<br />

über mehrere Jahrzehnte<br />

diversen Topstars<br />

den Marsch geblasen hat.<br />

Studio und live – zu den Helfern von<br />

Paul McCartneys Wings (mehrere Alben),<br />

er spielte auf Platten<br />

und Bühnen u.a.<br />

für T. Rex, Mott t<br />

The Hoople, Paice<br />

Ash<strong>to</strong>n Lord, für<br />

die Hollies, Kevin<br />

Ayers, Elkie<br />

Brooks, Mi-<br />

ckey Jupp, Duster Bennett, Mary<br />

Hopkin, John Entwistle, Marmalade,<br />

Denny Laine, ABC und<br />

viele, viele andere.<br />

Der ausgezeichnete<br />

Ruf wird in der<br />

Familie Casey noch<br />

untermauert: Seit<br />

1979 lebt der Sax-<br />

Star mit seiner zweiten<br />

Ehefrau Sheila<br />

(*1946) in Bournemouth.<br />

Sie war eine<br />

der McKinlays/McKinlay<br />

Sisters (viele Singles; Les<br />

Humphries Singers) und<br />

war als Backgroundsängerin<br />

u.a. für die Beatles<br />

und <strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>nes aktiv.<br />

Mit Howie formierte<br />

sie schon vor rund 30 <strong>Jahre</strong>n The Slobs<br />

– eine Band, die je nach Lust und Laune<br />

noch immer mit einem Programm aus<br />

R&B, Soul und Rock'n'Roll auftritt.<br />

Das musikalisch überzeugende Gesamtwerk<br />

der Pioniere Howie Casey & The<br />

Seniors (Original-LP plus Singletracks<br />

plus Unveröffentlichtes, fast durchweg<br />

als Stereo-Ausgabe) gibt es auf der CD<br />

TWIST AT THE<br />

TOP PLUS... von<br />

Bear<br />

Family:<br />

zwar noch nicht<br />

ganz<br />

„beatig",<br />

aber qualitativ in<br />

der Tat besser als<br />

so manches, das<br />

sich kurz darauf sogar in den Hitlisten<br />

tummeln durfte. Da waren die Seniors<br />

aber leider schon Geschichte.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja


Höhepunkt des Country-Rock<br />

Geplant war ursprünglich ein Album von Steven Stills. Am Ende stand ein<br />

äs<strong>the</strong>tisch und kommerziell außergewöhnliches Bandprodukt: MANASSAS, das<br />

herausragende Debüt der gleichnamigen Country-Rockband aus den Siebzigern.<br />

Eigentlich war Stills 1972 in Miami ins Studio gegangen, um seine dritte<br />

Soloplatte aufzunehmen; als<br />

Mitstreiter eingeladen waren<br />

bereits Chris Hillman, Al Perkins<br />

und Byron Berline, sämtlich<br />

erfahrene Country(-Rock)-<br />

Asse. Zu diesem Trio stießen<br />

noch die Sessionmusiker Dallas<br />

Taylor, Fuzzy Samuels, Paul<br />

Harris und Joe Lala – damit<br />

war ein ungemein vielseitiges<br />

Kollektiv komplett, das jeden<br />

Stil zwischen Country und Latin<br />

beherrschte. Stills blieb der<br />

Lenker, der die Sessions finanzierte<br />

und zudem den größten<br />

Teil der Songs komponierte. Er<br />

teilte das Doppelalbum lb in vier Sektionen ein: "The Raven" stand für Rock und<br />

Latin, "The Wilderness" größtenteils für akustischen Country- und Bluegrass-<br />

Mai 2002: Erinnerung an "<br />

James Pavarotti"<br />

Als 1998 wie aus dem<br />

Nichts ein Solo-Album mit<br />

dem Titel STUMBLEDOWN<br />

ROMANCER (Chrysalis) erschien,<br />

hatten die enthaltenen<br />

Aufnahmen bereits fast 20<br />

<strong>Jahre</strong> auf dem Buckel. Und als<br />

Mitte Mai 2002 die Nachricht<br />

des Todes von James „Jim"<br />

Dewar über die Ticker lief, war<br />

auch er seit <strong>Jahre</strong>n scheinbar<br />

vergessen. Kaum jemand<br />

wusste, dass der Bassist und<br />

Sänger bereits Ende der 80er<br />

<strong>Jahre</strong> schwer erkrankt war, einen<br />

Schlaganfall erlitten hatte<br />

HISTORY<br />

MANASSAS • MANASSAS • 2 LP, 18, 71:58; 1972<br />

Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />

Country Joe McDonald: War War War (One Way OW30995); 1995<br />

ROCK-CLASSICS<br />

sound mit herrlichen Harmonien, "Consider" kehrte zurück zu Crosby, Stills,<br />

Nash & Young, und "Rock'n'Roll Is Here To Stay" war Rock pur. Für diese<br />

Bereiche fand Stills die perfekten Lieder, und das<br />

Oktett erarbeitete kongeniale Arrangements.<br />

Vom ersten Akkord des Openers "Song Of<br />

Love" bis zum letzten Ton der bluesrockigen<br />

vierten Seite bietet das Doppelalbum<br />

packende, melodische und<br />

abwechslungsreiche Rockmusik,<br />

wie sie Stills selbst in seiner gesamten<br />

Karriere auf diesem Niveau<br />

nie mehr gelang. Mit dieser Veröffentlichung<br />

deckte er das gesamte<br />

Spektrum ab, aus dem sich der<br />

Country-Rock speiste; und er lieferte<br />

dafür Songkreationen, die zum Besten<br />

gehören, was in diesem Stilsegment ver-<br />

fügbar ist. Anschließend <strong>to</strong>urten Manassas<br />

um die Welt und gingen für die zweite LP DOWN<br />

THE ROAD ins Studio. Das war's dann, leider. Die gesamte Unternehmung kam<br />

ins Straucheln, zurück blieb immerhin ein Meilenstein, der unverrückbar in der<br />

Rock-His<strong>to</strong>ry steht.<br />

mr<br />

DATENBANK<br />

und seitdem in einer Einrichtung betreut werden musste. Der Mann aus Glasgow<br />

(*12.10.1942) begann seine Karriere bei den Gleneagles, spielte mit Lulu<br />

& The Luvvers eine EP und eine LP ein. 1967 gehörte er zu den Blues-Rockern<br />

Power, die von ihrem Entdecker (Led-Zeppelin-Manager Peter Grant) in S<strong>to</strong>ne<br />

The Crows unbenannt wurden. Nach zwei LPs verließ Dewar die Band um Maggie<br />

Bell, das hoffnungsvolle 1971er Projekt Jude (Dewar, Frankie Miller, Robin<br />

Trower, Clive Bunker) blieb leider ein Traum ohne Aufnahmen. Dann jedoch, an<br />

der Seite von Gitarrist Trower, lief der Schotte auf neun Alben zur gesanglichen<br />

Hochform auf: „The Pavarotti Of Rock'n'Roll" und „The Lost Voice Of Rock"<br />

sind nur zwei von vielen Bezeichnungen, die Dewars unnachahmlich kräftiger,<br />

dennoch einfühlsamer und dabei niemals gekünstelter In<strong>to</strong>nation zuteil wurden.<br />

Seine Solo-Aufnahmen von 1998 – mit Mat<strong>the</strong>w Fisher, Mo Foster und<br />

gleich fünf ehemaligen Van-Morrison-Begleitern (Hayes, Van Hooke, Platania,<br />

Shaar, Allair) – sind die bislang letzten Erinnerungen an einen der „stillen Großen"<br />

der Rock-His<strong>to</strong>rie. Vor zehn <strong>Jahre</strong>n, am 16. Mai 2002, ist Jimmy Dewar im<br />

Dykebar Hospital in Paisley (Glasgow) im Schlaf vers<strong>to</strong>rben.<br />

bm<br />

RAR & TEUER<br />

Nach fast 30 <strong>Jahre</strong>n CD kommt's immer öfter vor: Aus den Katalogen<br />

gestrichene Discs bleiben ohne Neuauflage verschwunden. Zum Beispiel die<br />

ver<strong>to</strong>nten Weltkrieg-I-Gedichte, die Joe Mc-<br />

Donald 1971 in New York für das Vanguard-<br />

Label als LP einspielte (VSD 79315). Es gab<br />

schon mehrere Reissue-Schübe mit (Country-Joe-)Material<br />

dieses Labels, doch immer<br />

fehlte WAR WAR WAR. Der engagiert-aufmüpfige<br />

Amerikaner hatte, rechtlich abgesichert,<br />

die Texte dem Buch „Rhymes Of A Red<br />

Cross Man" entnommen. Au<strong>to</strong>r: Robert William<br />

Service (1874–1958). Der Engländer aus<br />

Pres<strong>to</strong>n versuchte sich ab 1895 als Farmer in<br />

Kanada, arbeitete dann als Banker und war Gesuchte Original-LP<br />

1912 Militärkorrespondent. Im Ersten Weltkrieg steuerte er als Sanitäter einen<br />

Ambulanzwagen. Seine grauenvollen Erlebnisse setzte Service in Gedichte um.<br />

Daraus machte McDonald – Gesang, Akustikgitarre, Mundharmonika – neun<br />

bewegende Songs, u.a. "The March Of The Dead", "The Munition Maker",<br />

"War Widow" und, als Höhepunkte, "The Man From Athabaska" und "Jean<br />

Desprez". Seit das One-Way-Label die Arbeit<br />

einstellte, ist die CD-Version von 1995 ausverkauft,<br />

für die inzwischen bis zu 100 Dollar<br />

verlangt werden. Die Auswertungsrechte/<br />

UK für Vanguard-Material hält Ace Records,<br />

die McDonalds QUIET DAYS IN CLICHY und<br />

INCREDIBLE! LIVE! auf CDs umhoben – vor<br />

knapp 15 <strong>Jahre</strong>n! Seitdem: Funkstille. McDonald<br />

auf Anfrage zum Au<strong>to</strong>r: „Vanguard hat<br />

entschieden, die LP an niemanden weltweit<br />

zu lizenzieren. Weil aber so viele Leute immer<br />

wieder danach fragen, habe ich sie neu eingespielt. Gruß, Joe." Erhältlich nur<br />

als Download, beispielsweise bei Amazon und iTunes.<br />

bm<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 103


SPURENSUCHE<br />

HISTORY<br />

The Savages<br />

Reif für die Insel<br />

Howie Rego Paul Muggle<strong>to</strong>n Jimmy O'Connor Robert Zuill<br />

Sie waren nur eine Fußnote der Rock-His<strong>to</strong>ry – aber gerade das hat ihnen einen Status eingebracht, der schon Jahrzehnte überdauert.<br />

Ihr einziges Album und drei daraus entnommene Singles verendeten im Nirgendwo. Nein, gemeint sind nicht die englischen<br />

Savages, die – hochkarätig besetzt – Screaming Lord Sutch durch die Frühsechziger begleiteten. Und auch mit den vielfältigen<br />

Musikszenen auf dem amerikanischen Festland oder Australien hatte dieses Quartett keine Berührung ...<br />

Die gekappten Sommerbeinkleider<br />

sind geschmacklich zumindest<br />

strittig, und der Ruf des nominell<br />

ebenfalls verwandten Dreiecks<br />

hat in etwa den eines Löffelverbiegers<br />

und „Nessie" aus dem Loch: Spinnkram.<br />

Das Stichwort lautet Bermuda!<br />

Vier Musiker haben es vor 45 <strong>Jahre</strong>n<br />

geschafft, den Namen des britischen<br />

Überseegebiets im Nordatlantik – rund<br />

1000 km vor der Küste von North Carolina<br />

– auf die Rock-Landkarte zu hieven:<br />

The Savages waren 1965 reif für<br />

die Insel(gruppe) und nahmen in der<br />

Hauptstadt Hamil<strong>to</strong>n<br />

den Betrieb auf.<br />

Bereits aktiv waren<br />

The Weads ("Don't<br />

Call My Name"; US-<br />

Touris/Studenten)<br />

und The Gents ("If<br />

You Don't Come<br />

Back", Bermuda-<br />

Eigengewächse).<br />

Was sich seit rund<br />

drei <strong>Jahre</strong>n in Liverpool,<br />

London und kurz darauf in<br />

Ami-Garagen tat, war auch bis auf die<br />

exotischen 1<strong>50</strong> Korallen-Eilande vorgedrungen.<br />

Hier stand und fiel alles<br />

mit einem Mann: Eddy DeMello, ein<br />

geschäftstüchtiger Hyperaktiver portugiesischer<br />

Abstammung. Er managte<br />

Bands, arbeitete als ihr Produzent, war<br />

Veranstalter, besaß den einzigen Plattenladen<br />

(<strong>Music</strong> Box) und führte sein<br />

eigenes Label, Duane Records; keine<br />

Frage, dass auch seine Verbindungen<br />

zum Inselsender ZBM und Chef-DJ<br />

Bryan Lodge die besten waren – eine<br />

lückenlose Vermarktungskette<br />

wie aus dem<br />

Bilderbuch.<br />

The Savages standen,<br />

lange vor der Wortschöpfung,<br />

für „Multikulti".<br />

Die Bandgründer<br />

Paul Muggle<strong>to</strong>n (voc,<br />

g; *1948) und James<br />

„Jimmy" O'Connor (voc,<br />

g; 1946) stammten aus<br />

England<br />

bzw. Australien. Zwei<br />

Bermudians<br />

ergänzten<br />

die Besetzung, Robert<br />

„Bobby" Zuill (b; 1947)<br />

und der Schlagzeuger<br />

Howard Rego (19<strong>50</strong>).<br />

Ihre ersten Gehversuche<br />

liefen im <strong>to</strong>uristischen<br />

Mittelpunkt von Hamil<strong>to</strong>n,<br />

dem Princess Hotel<br />

und kleineren Clubs der<br />

Inseln. DMll DeMello sah, hörte und griff<br />

zu. Gleich eine ganze LP sollte es sein,<br />

mit der er „die Wilden" populär machen<br />

wollte. Vor rund 1<strong>50</strong> Urlaubern<br />

und heimischem Jungvolk lief am 6.<br />

Februar 1966 im Princess eine Vierspurmaschine:<br />

perfekte Studiotechnik<br />

– Fehlanzeige.<br />

Und es geschah Überraschendes: Bedienten<br />

sich UK-Bands jener Zeit<br />

gern bei US-Vorreitern und klauten<br />

viele amerikanische Frühpunkmucker<br />

wiederum bei den Briten, legten<br />

The Savages selbst Hand an. Nur drei<br />

Cover-Versionen<br />

rutschten in ihr<br />

veröffentlichtes<br />

Gesamtwerk: der<br />

<strong>to</strong>tale Missgriff<br />

"On Broadway"<br />

(Drifters), "We<br />

Gotta Get Out Of<br />

This Place" (Animals)<br />

und – was<br />

sonst st ...<br />

–<br />

ein<br />

Song der isländischen<br />

n<br />

Band Thor's Hammer,<br />

"Ertu Med", als "He's<br />

A Man". Alles andere:<br />

Eigenbau – der kapitale<br />

Brecher "The World<br />

Ain't Round, It's Square",<br />

die Garagenschleicher<br />

"Quiet Town" und "I Believe",<br />

die Studio-Einspielungen ngen<br />

"Roses Are Red, My Love"<br />

und "No No No": alles<br />

Ware, die bei besseren<br />

überregionalen Möglichkeiten<br />

das Zeug zu<br />

größerer Bekann<strong>the</strong>it<br />

gehabt hätten.<br />

Die Savages absolvierten<br />

zwar Stippvisiten auf das<br />

US-Festland, was jedoch nicht<br />

genügte. Nach einem „heftigen Zwischenfall"<br />

in Harlem, New York, ging<br />

die Band Knall auf Fall auseinander.<br />

Muggle<strong>to</strong>n und O'Connor spielten<br />

mit Glen Mello (b; The Gents) und<br />

Andy Newmark (dr) 1969 BERMUDA<br />

JAM auf DynoVoice ein; Muggle<strong>to</strong>n<br />

tauchte <strong>Jahre</strong> später bei den Londoner<br />

Pub-Rockern Omaha Sheriff wieder<br />

auf und lebt seit den Achtzigern mit<br />

der Sängerin Judie Tzuke zusammen<br />

(zwei Kinder).<br />

LIVE 'N WILD (Duane ELP 1047), das<br />

gelungen-charmante Album der Sa-<br />

vages, gilt als eine kleine „Blaue<br />

Mauritius Of Garagen-Rock"<br />

– für ein kriminell seltenes<br />

Original werden mehrere<br />

hundert Euro fällig;<br />

selbst fragwürdige<br />

Vinyl-Nachpressungen<br />

von 1984 sind inzwischen<br />

Raritäten, und eine<br />

legale CD-Ausgabe gab es<br />

nie. Einziger Trost: Die Songs<br />

der Band<br />

sind über Internet abrufbar.<br />

Auch wenn in Person<br />

der<br />

Sängerin Hea<strong>the</strong>r Nova<br />

(*1967) eine weitere dort<br />

geborene<br />

Künstlerin<br />

den Namen Bermuda<br />

populärer gemacht haben<br />

dürfte: Wegbereiter<br />

war eine kleine, obskure<br />

Nobody-Band. Sie könnte<br />

jedem<br />

Mittsechziger-Fan gefallen<br />

– und sorgt bei Hardcore-LP-<br />

fll<br />

Sammlern für feuchte Finger.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Leserbriefe<br />

Hallo <strong>GoodTimes</strong>,<br />

wer wüsste besser als ihr, dass Platten- und CD-Sammeln recht teuer sein<br />

kann. In Heft Nr. 5/2011 habt ihr auf 60 <strong>Jahre</strong> Musikfestival San Remo aufmerksam<br />

gemacht!<br />

Von den bekannteren Hollies- oder Yardbirds- über Los Bravos-, Renegades-<br />

bis hin zu unbekannteren Bachelors-, Chad & Jeremy- oder Mungo-Jerry-Aufnahmen<br />

gab es für mich reichlich Neuland zu entdecken – mit<br />

dem Ergebnis: Meine italienische Phase" über Bachelors, Casuals, 1919<br />

"<br />

Fruitgum Co., Tommy James usw. hat mich inzwischen mehr als 2000,– €<br />

gekostet ... Ende open!<br />

Grüße, Hermann Ramroth<br />

20 <strong>Jahre</strong> gibt es euch jetzt schon, wirklich unglaublich!<br />

Ihr habt euch wirklich von einem besseren Fanzine zu einer richtig professionellen<br />

Musikzeitschrift gemausert, was aber nicht heißen soll, dass nicht<br />

von Anfang an alles bestens recherchiert war und es Spaß gemacht hat,<br />

<strong>GoodTimes</strong> zu lesen. Und so soll es möglichst auch bleiben. Lieber alle<br />

zwei Monate erscheinen, dafür bitte keine Qualitätsabstriche machen!<br />

Ich würde befürchten, dass es eben diese Abstriche gäbe, würdet Ihr jeden<br />

Monat erscheinen, wie manch einer fordert. Mir wäre das, ehrlich gesagt,<br />

auch zu viel, da ich gerne noch Bücher etc. lese.<br />

Viele Grüße sendet euch Thomas Poser<br />

Hallo,<br />

zu dem Beitrag über die multicoloured Singles möchte ich etwas ergänzen.<br />

Es gibt zumindest noch zwei weitere Singles, die zu diesen Erscheinungen<br />

gehören:<br />

The Love Affair – A Day Without Love / I'm Happy – CBS 3674<br />

Mountain – Long Red / Blood Of <strong>the</strong> Sun – Bell/CBS 531.<br />

Teilweise sind die Singles auch in unterschiedlichen Farbschattierungen<br />

aufgelegt worden und teils sogar in lila (Santana – Jingo) – so wie einige<br />

andere aus dem CBS-Katalog (Johnny Winter – Johnny B. Goode, Spirit –<br />

Animal Zoo sogar in Lila und Rot).<br />

Natürlich gab es vorher und erst recht nachher noch viel mehr bunte Singles.<br />

Aber irgendwie gehören diese paar "<br />

Unis" zu der multicoloured Serie<br />

dazu.<br />

"Piece Of My Heart" ist als Big Bro<strong>the</strong>r erschienen und nicht als Janis Joplin.<br />

Und bei Al Kooper ist "I Stand Alone" nur die Rückseite von "Western Union<br />

Man", so wie Electric Flags "Sunny" die Rückseite von "Soul Searchin'" ist.<br />

Gruß, Georgios Theodorakopoulos, Hamburg<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

als Leser und Abonnent der ersten Stunde nur eine kurze Wortmeldung.<br />

Dass ich <strong>GoodTimes</strong> heute immer noch lese (im Gegensatz zu anderen Musikzeitschriften,<br />

die ich vor 20 <strong>Jahre</strong>n auch abonniert hatte), hat sehr viel<br />

mit Inhalt und Information zur Musik meiner Jugendzeit zu tun (ich bin 63).<br />

Außerdem gibt es bei euch auch jede Menge an Informationen zu guter<br />

aktueller Musik.<br />

Um so glücklicher war ich, dass nun endlich einer meiner Heroen – Bob<br />

Seger – etwas umfangreichere Erwähnung fand. Interessanterweise wurde<br />

er zeitgleich auch vom "<br />

<strong>Rolling</strong> S<strong>to</strong>ne" und "<br />

Classic Rock" mit mehrseitigen<br />

Artikeln bedacht.<br />

Als fleißiger Konzertgänger ist es allerdings sehr schade, dass wir ihn in<br />

Europa nicht mehr sehen werden und zu einem Konzert wohl in die Staaten<br />

fliegen müssten. Dazu kommt, dass es von seinen Konzerten keine qualitativ<br />

hochwertigen Videomitschnitte gibt; was ich habe, habe ich mir aus dem<br />

Internet zusammengesucht, eben mit entsprechenden Qualitätsmängeln.<br />

Wenn man bedenkt, dass manche schwachbrüstigen Bands und Sänger<br />

mit eigenen Konzertmitschnitten im DVD-Angebot erhältlich sind bzw. eine<br />

Box mit Werkschauen oder Bands<strong>to</strong>ries der nächsten folgt, ist das eigentlich<br />

nicht zu verstehen.<br />

Ansonsten noch dickes Lob für die Informationsdichte und -vielfalt, besonders<br />

gefallen mir auch die CD-Besprechungen, die ohne die elitären Bewertungen<br />

in Form von Sternen oder Punkten auskommen. Ob ein Rezensent die<br />

CD, die DVD, das Konzert oder das Buch gut oder schlecht findet, ist für mich<br />

belanglos, ich möchte nur kompetent informiert werden, dass diese Sachen<br />

erschienen sind und was man erwarten kann. Vielleicht als Beispiel dazu gerade<br />

die Rezension zu Bob Segers "Ultimate Hits". Mich stört "Little Drummer<br />

Boy" überhaupt nicht, ich vermisse allerdings z.B. "Understanding" und "If'<br />

I Were A Carpenter", Platz wäre noch gewesen. Deshalb – eine eigene Meinung<br />

bilden und z.B. Kaufentscheidung treffen – das sollte man schon selbst.<br />

In diesem Sinne – macht weiter so und alles Gute zum 20. !!!!!<br />

Viele Grüße "<br />

Ecki" Heckert, Menteroda<br />

DAS BRANDNEUE ALBUM<br />

VON JOE WALSH!<br />

JOE WALSH – MITGLIED DER EAGLES, GRAMMY -<br />

PREISTRÄGER UND ROCK `N ROLL LEGENDE – JOE<br />

WALSH KEHRT MIT ANALOG MAN, SEINEM ERSTEN<br />

SOLO-ALBUM SEIT 20 JAHREN, IN TOPFORM ZURÜCK!<br />

A<br />

Das Album entstand in<br />

den vergangenen zehn<br />

<strong>Jahre</strong>n und basiert auf<br />

persönlichen Erfahrungen,<br />

die jedem einzelnen Track<br />

Leben einhauchen.<br />

„Ich hab einfach wirklich<br />

das Gefühl, dass jetzt alles<br />

zusammenpasst. Endlich<br />

fühle ich mich als Mensch<br />

und Musiker vollständig“,<br />

merkt Walsh dazu an.<br />

Erhältlich als CD, 180gr Vinyl und Download<br />

www.universal-music.de<br />

GLENN FREY<br />

After Hours<br />

Das Eagles Gründungs -<br />

mitglied schlägt auf seinem<br />

aktuellen Soloalbum<br />

eine neue Richtung ein!<br />

Entstanden aus seiner<br />

Begeisterung für die Songs<br />

von Künstlern wie Tony Bennett, Nat King Cole und Dinah<br />

Washing<strong>to</strong>n, vereint „After Hours“ 14 zeitlose Songs aus den<br />

40ern, mit Stücken seiner Zeit genossen und musikalischen<br />

Wegbegleiter, sowie amerikanischen Klassikern.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 105<br />

Erhältlich als CD, LP und Download<br />

www.universal-music.de


© Pressefo<strong>to</strong><br />

... zuguterletzt Impressum<br />

KLAUS LULEY SOUND IT OUT BALLROOMSHAKERS<br />

Zurück im<br />

Melodic Rock<br />

Klaus Luley galt in den 80er <strong>Jahre</strong>n als<br />

eine der besten Rockstimmen in Deutschland.<br />

Er nahm als Sänger/Gitarrist je drei<br />

Alben mit Tokyo und Craaft auf, die einige<br />

<strong>Jahre</strong> lang auch international für Furore<br />

sorgten. Dann wurde es still um den ausdrucksstarken<br />

Frontmann, der sich jetzt<br />

mit seinem ersten Solo-Album TODAY'S<br />

TOMORROW wie aus dem Nichts zurückmeldet.<br />

Die Alben von Tokyo und Craaft wurden<br />

gerade wiederveröffentlicht – nun<br />

kommst du auch noch solo ...<br />

Irgendwie war alles Fügung. g Im Ok<strong>to</strong>ber<br />

entschied ich mich,<br />

wieder abzunehmen,<br />

und begann<br />

außerdem, neue<br />

Songs zu schreiben.<br />

Ich bin schon<br />

wieder dabei, habe<br />

bereits sechs, sieben<br />

Stücke für die nächste Produktion<br />

fertig. Vor anderthalb <strong>Jahre</strong>n kam Michael<br />

Voss, der seine Band Mad Max und<br />

viele andere produziert hat, auf mich zu<br />

– der hat mich kräftig wachgerüttelt! Wir<br />

nahmen im Januar bei ihm auf. Ich bin<br />

musikalisch in den 80er <strong>Jahre</strong>n hängengeblieben,<br />

kann nichts anderes als melodischen<br />

Rock – ich habe mal versucht,<br />

was in Richtung Rammstein zu machen,<br />

aber das kann ich nicht.<br />

Was hast du zuletzt getrieben? Es gab mal<br />

eine Klaus Luley Band, ein Klaus Luley<br />

Project ...<br />

Das waren Versuche, wieder Tritt zu fassen.<br />

Es gab damals einige Intrigen im<br />

Business gegen mich, so dass ich kein<br />

Bein mehr auf den Boden bekam. Ich<br />

ging durch eine Menge üble Beziehungen<br />

mit Frauen, wurde arbeitslos, musste<br />

mich beim Amt melden. Ich war ziemlich<br />

unten, bis ich mir irgendwann sagte:<br />

Klaus, mach was mit Musik, das liegt dir<br />

am Herzen! Ich fing vor sechs <strong>Jahre</strong>n an,<br />

Gitarrenunterricht zu geben, und habe<br />

immer weiter Songs komponiert.<br />

Bei Craaft warst du in erster Linie Sänger<br />

– auf der neuen CD spielst du alle Gitarren<br />

selbst.<br />

Ich habe gern gesungen, aber meine Gitarre<br />

war bei Craaft immer ein bisschen in<br />

die Seitenstraße gestellt. Jetzt wollte ich<br />

mal zeigen, was ich auch da so alles drauf<br />

habe.<br />

pro<br />

Doku-Movie:<br />

Plattenladen<br />

Im entindustrialisierten, ziemlich abgewrackten<br />

Teil des englischen Nordostens<br />

liegt die kleine Stadt S<strong>to</strong>ck<strong>to</strong>n-on-Tees.<br />

Dort betreibt Tom Butchart mit seinen Helfern<br />

David und Kelly auf 115qm den letzten<br />

unabhängigen Plattenladen der gesamten<br />

Region: Sound It Out Records mit <strong>50</strong>.000<br />

neuen und gebrauchten Vinylplatten und<br />

CDs; dazu natürlich Tapes, Poster und<br />

Memorabilia. Hin und wieder finden auch<br />

kleine Konzerte statt. Es herrscht eine ganz<br />

spezielle Atmosphäre im sympathisch vollges<strong>to</strong>pften<br />

Shop – mit wundervollen, im<br />

besten Sinne schrulligen Stammkunden: Sie<br />

kämen nie auf die Idee, ihre Platten beim<br />

Kettenriesen HMV zu kaufen. Dennoch ist<br />

der Laden durch Zeitenwandel und Internet<br />

in seiner Existenz bedroht.<br />

Die aus der Gegend stammende Regisseurin<br />

Jeanie Finlay, früher selbst Kundin, hat ein<br />

hinreißendes, zwischen Humor und Schwermut<br />

pendelndes Porträt der Menschen in<br />

diesem Refugium gedreht. Da ist der (fast)<br />

allwissende Tom, der seine sämtlichen Schätze<br />

kennt und die übrigen beschaffen kann;<br />

ein hochnäsiges Mot<strong>to</strong> à la „If we don't have<br />

it, you don't need it“ ist ihm fremd. Da ist<br />

Shane, der in einem Vinylsarg aus seinen<br />

eingeschmolzenen Platten begraben werden<br />

möchte. Da sind Sam und Gareth, zwei<br />

unzertrennliche junge Metal-Fans: Bei ihnen<br />

geht die Liebe zur Musik so weit, dass<br />

sie Gareth sogar vor dem Suizid bewahrte.<br />

Da sind die DJs Big Dave, Dick, Franky und<br />

John-Boy, die jeden anderen Job annähmen,<br />

wenn's denn einen gäbe. Für sie ist die Musik<br />

der Rettungsanker vor dem Absturz in die<br />

Straßenkriminalität. Und da sind noch die<br />

Rentner, die endlich Meat Loaf oder die Dire<br />

Straits für fünf Pfund kennen lernen wollen<br />

oder einen Song suchen, den sie gerade im<br />

Pub nebenan gehört haben. Auch erfährt<br />

man, wie schön es ist, bei 400 Konzerten von<br />

Status Quo gewesen zu sein.<br />

All dies hat Jeanie Finlay mit viel Detailliebe<br />

und ohne jeden Anflug von Voyeurismus<br />

oder Bloßstellung der Protagonisten<br />

in präzise Bilder gefasst, die von einem<br />

aufregenden Soundtrack begleitet werden.<br />

Indie-Größen wie Saint Saviour, Russell<br />

And The Wolves, Idiot Savant und Das<br />

Wanderlust – aber auch die etablierten<br />

Status Quo – geben ihr Bestes in einem<br />

74-minütigen Kultfilm über einen Kultladen<br />

(Kinostart: 10.5.).<br />

hjg<br />

Jenny singt,<br />

Fans rasten aus<br />

Dem Swing, Jump, Jive und Rhythm &<br />

Blues aus den 40er und <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong>n haben<br />

sich Jenny Boneja & The Ballroomshakers<br />

verschrieben. Mit ihrem Album WE'VE GOT<br />

A FEELING, das sich auch im Internet gut<br />

verkauft, sind sie im gesamten Bundesgebiet<br />

live sehr gefragt. Die vierköpfigen<br />

Ballroomshakers (Jochen Schmidt/dr, Peter<br />

Pelzner/g, Harry Hirschmann/Kontrabass<br />

und Stefan Scholz/sax) sind bereits seit<br />

zwölf <strong>Jahre</strong>n unterwegs, die Deutsch-<br />

Amerikanerin Jenny Boneja singt seit zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n mit ihnen.<br />

Wie kommt man darauf, so eine Musik zu<br />

machen?<br />

Jochen Schmidt: Stefan steht auf Rhythm<br />

& Blues und hatte die Idee, eine Band für<br />

ein Swing-, Rhythm-<br />

&-Blues-Programm<br />

zu gründen. Das<br />

lief als Boom & The<br />

Ballroomshakers, mit<br />

denen wir auch zwei<br />

Platten machten.<br />

Dann lernte ich Jenny zufällig bei einem<br />

Aushilfsjob kennen, und irgendwie ist sie<br />

mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen:<br />

Ich dachte mir damals schon, sie würde<br />

super zu uns passen. Als wir unser zehnjähriges<br />

Jubiläum feierten, lud ich sie ein,<br />

ein paar Nummern mitzusingen – und der<br />

Rest ist Geschichte.<br />

Jenny Boneja: Seitdem sind wir ein Paar<br />

(Gelächter)!<br />

Schmidt: Oder zweieinhalb Paar. Wir haben<br />

mit Jenny ein komplett neues Programm<br />

erstellt, das auf sie zugeschnitten ist. Musikalisch<br />

hat sich wenig geändert, es ist<br />

vielleicht ein bisschen mehr R&B.<br />

Jenny, du hast eine klassische Gesangsausbildung<br />

...<br />

Boneja: Genau, aber dann haben mich die<br />

alten Elvis-Filme beeindruckt, wie die Mädels<br />

ihre Haare stylten, die Kleidung und<br />

Musik. Ich habe mich darin verliebt, dachte<br />

mir, das ist genau mein Ding, das möchte<br />

ich gern auch in der Musik mehr ausleben.<br />

Ich gründete 2008 meine erste Band,<br />

spielte viel Rockabilly. Dann lernte ich Jochen<br />

kennen, und so konnte ich das noch<br />

richtig vertiefen – ich lebe das wirklich!<br />

Eure Mischung scheint anzukommen ...<br />

Schmidt: Stimmt, die Leute rasten <strong>to</strong>tal aus,<br />

fangen an zu tanzen, reißen uns manchmal<br />

fast die Klamotten vom Leib! Darum sind<br />

wir auf Anzüge umgestiegen (lacht)! pro<br />

Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 20. Juli 2012.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Anschrift:<br />

NikMa Verlag<br />

Fabian Leibfried<br />

Eberdinger Straße 37<br />

71665 Vaihingen/Enz<br />

Tel.: 07042/37660-160<br />

Fax: 07042/37660-188<br />

email: goodtimes@nikma.de<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

Herausgeber und Chefredakteur:<br />

Fabian Leibfried (fl)<br />

Mitarbeiter: Jens-Uwe Berndt (jub), Rüdiger<br />

Bloemeke (rb), Lothar Brandt (lbr), Paul Breitbach,<br />

Mathias Buck, Heinz Dietz, Michael<br />

Fuchs-Gamböck, Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r (hjg),<br />

Ralf Gün<strong>the</strong>r (rg), Hartmut Hennig (hhe, Fo<strong>to</strong>s),<br />

Christian Hentschel (che), Tino Krauter (tk),<br />

Frank Küster (fk), Willi Kuper (wk, Fo<strong>to</strong>s),<br />

Andrea Leibfried (al, Fo<strong>to</strong>s), Bernd Ma<strong>the</strong>ja (bm),<br />

Helmut Ölschlegel (ös, Fo<strong>to</strong>s), Martin Reichold<br />

(mr), Michele Robustino (mro, Fo<strong>to</strong>s), Markus<br />

Roosen, Philipp Roser (pro), Ulrich Schwartz (us),<br />

Frank Schuster (frs), Oliver Schuh (os), Elmar<br />

Schürmann, Peter Seeger (p), Claudia Seeger-<br />

Wedeleit (csw), Alan Tepper (at), Uli Twelker<br />

(utw), Thomas Wachter<br />

Kaufmännische Leitung:<br />

Andrea Leibfried (Abonnements, Shop)<br />

Grafische Gestaltung:<br />

Kathleen Müller, grafi k@nikma.de<br />

Andrea Zagmester, kult@nikma.de<br />

England-Korrespondentin: Brigitte Jeffs (bj)<br />

Amerika-Korrespondent: Eric Drolette (ed)<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Petra Czerny, anzeigen@nikma.de<br />

Tel.: 07042/37660-165<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH,<br />

Postfach 1211, 53334 Meckenheim,<br />

Tel.: 02225/88 01-0<br />

Druckerei: Dierichs Druck + Media GmbH &<br />

Co. KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Abonnement:<br />

Für 6 Ausgaben im Kalenderjahr<br />

Inland: € 36,00<br />

Europa: € 40,00<br />

Overseas: € <strong>50</strong>,00 (Alle Preise inkl. 7% MwSt.)<br />

Copypreis:<br />

Einzelheft: € 6,<strong>50</strong> (Preis inkl. 7% MwSt.)<br />

Anzeigen:<br />

Für gewerbliche Anzeigen bitte<br />

Preisliste Nr. 16 (inkl. Mediadaten) anfordern.<br />

Kleinanzeigen:<br />

Zeilenpreise für Gewerbliche und Verkaufsanzeigen<br />

€ 1,10; Zeilenpreise für Privatanzeigen<br />

(Kauf & Tausch) € 0,55 (jeweils inkl.<br />

19% MwSt.) Für Kleinanzeigenbestellungen<br />

beachten Sie bitte die Hinweise auf dem<br />

Bestellschein im Heft.<br />

Anzeigenbuchungsschluss:<br />

Heft Nr. 4/2012 = 29.06.2012<br />

Heft Nr. 5/2012 = 31.08.2012<br />

Heft Nr. 6/2012 = 26.10.2012<br />

Kon<strong>to</strong>verbindung:<br />

NikMa Verlag<br />

Kreissparkasse Ludwigsburg<br />

Kon<strong>to</strong>: 108 294<br />

BLZ: 604 <strong>50</strong>0 <strong>50</strong><br />

IBAN: DE38 6045 00<strong>50</strong> 0000 1082 94<br />

BIC: SOLADES1LBG<br />

Titelfo<strong>to</strong>:<br />

T. Rex: © Bubi Heilemann/Rockfo<strong>to</strong>.de<br />

Der Verlag hat sich bemüht, alle Rechteinhaber<br />

der abgedruckten Fo<strong>to</strong>s zu erreichen. Leider ist<br />

dies nicht in allen Fällen gelungen. Ggf. möchten<br />

bisher unbekannte Urheber ihre Ansprüche geltend<br />

machen.<br />

<strong>GoodTimes</strong> ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei<br />

gebleichtem Papier gedruckt!<br />

Weiterverwendung aller in <strong>GoodTimes</strong> erschienenen<br />

Artikel, Interviews, Discographien, Fo<strong>to</strong>s,<br />

Rezensionen etc. nur mit der Zustimmung des<br />

Herausgebers gestattet. Gerichtsstand: Stuttgart<br />

Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!